Transkription

Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten [Theil 3]
[Inhaltsverzeichnis]
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SCHAU-PLATZ deß Allgemeinen Hauß-Hasten das ist Kurtze / iedoch klare Unterweisung und Anleitung von dem Haußhalter / Feld-Acker-Wein-Blumen- und Garten-Baw. Wie dan̅ auch Wild-Weydwerk / Vogelfang / Fischereyen / Schäffereyen und Viehezucht / samt einem Koch-Candier- und Distillier-Buch. Dritter Theil. Worinnen zu ersehen / Wie die Feld- und Blumen-Garten sollen abgetheilet / und nach dem Gestirn und Mond / dem Liecht nach / zu rechter Zeit gesäet / gepflantzet / gepfropffet / mit Versetzung der Zwibeln und Gewächsen / auch wie die Gärten und Wiesen für dem schädlichen Ungeziefer / insonderheit vor den Maulwürffen / sollen proeservirt werden. Für alle / so wol hohe als nidrige Stands-Personen / insonderheit Hauß-Vätter / Apothecker und Laboranten / Ackerleut / Gärtner / Viehehändler / Jäger / Fischer / Bogler / und alle / so ihre Geschäfften und Nahrung damit suchen / sehr nutzlich zu gebrauchen / auffgesetzet durch Joannem Jacobum Agricolam aus Bayern. Nördlingen / gedruckt bey Friderich Schultes Buchtruckern / Anno M DC LXXVII.
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Das Erste Buch vom Haushalten.
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Das Erste Capitel. Von dem Haushalten oder Haushalter. EIn Haushalter muß ein Gottsförchtiger / weiser / verständiger / erfahrner und wolgeübter Mann seyn / der immer Gott vor Augen habe / und fleissig bette / und es müssen Ihm alle Umständ und Gelegenheit deß Orts / in welchem Er ist und wohnt / wohl bekandt seyn. Er muß sein Weib / Kinder und Gesind / mit Ernst und Bescheidenheit wissen zu regieren / und einem jeden täglich seinen Theil zuordnen / was er im Hause / Hof / Felde / Wiesen / Garten / Weinberge / oder sonst / in der Nahrung und Arbeit thun soll. Er muß auch der Natur und Eigenschafft eines andern Orths / den Er unter seiner Macht und Gewalt hat / gar eigentlich kennen und wissen / was er für Nutzen von einem jeden Garten / Wiesen / Acker / Weinberg / Holtzung / Fischerey / Schäfferey / Jagden / und dergleichen / haben kan. Item wie Er einen Ort zurichten und bawen soll / was er trägt oder nicht trägt / dann ein Land trägt nicht allerley / ein jeder Acker / Grund und Boden / hat seine sonderliche Eygenschafft / die muß ein Haushalter allesamt wissen. Auff andere Einwohner diß Orts muß Er fleissig achtung geben / da Er ist / und fleissig nachfolgen / wie sie von Alters hero in ihren Landgütern gebawet / denen muß Er auch / da ers nicht verbessern kan / nachfolgen / als die lange Zeit im Land gewohnt / und dasselbige Land vor [2] Ihm gebawet haben. Er muß in Summa auf die gantze Nahrung und alle Winckel sehen / auff den Abend der letzte im Beth / Morgens aber der erste herauß seyn / und aller Orthen das Land offt und fleissig besichtigen / daß man mit seinen Landgütern fleissig und recht umgehe. Es soll sich auch ein Haushalter nicht schämen / alle Tag Morgens und Abends in alle Ställ herumb zu gehen / und besehen wie sein Vieh / absonderlich die Roß / stehen / und gewartet werden. Er soll auch zu Zeiten deß Nachts auffstehen / und sich im Hof umbsehen / und hören / ob etwa möcht ein Vieh schreyen / ein Dieb einbrechen / ein Feüer aufgehen / wie dann bißweilen das Gesinde mit dem Feüer unvorsichtig umbgehet. Es soll auch ein Haushalter ein Manneshertz im Leib haben / und sich nicht das Weib / den Knecht / die Magd / zwingen oder regieren lassen / daß Er ihnen folgen wolte / wann Er ein Ding besser verstunde / dann Sie; doch kompt es zu Zeiten / daß ein Fraw / Knecht oder Magd einen guten Rath im Haus oder Feld-Baw mittheilen können / darinn dann ein Haushalter zu Zeiten billich folgen soll / und also / so ein Weib etwas gutes redt / soll Er Ihr folgen / dann ein Aug nicht alles sieht; Auch soll ein Haushalter sittsam seyn gegen seinem Gesind / und nicht schnurrisch und murrisch wie ein brüllender Löw: es seye dann daß die hohe Noth erforderte / daß Er sich gegen seinem Weib / Kindern und Gesinde ernstlich stellen muß / daß Er sie beim gehorsam erhalte. Er soll fleissig / getrew / und fromm Gesinde haben / solche zur Forcht Gottes / zum Gebet / Zucht und Erbarkeit fleissig anhalten / Schelten / Fluchen und Schwören / und alle Leichtfertigkeit verbieten / seine grösseste Mühe und Arbeit soll Er auf die Kinder legen / daß die in rechter wahrer Gottesforcht / zu guten Künsten und Tugenden aufferzogen / und fein Ehrlich behalten werden; dann wann die Gottsförchtig erzogen / so segnet Gott das gantze Haus um ihret willen / und gibt Glück zu aller Nahrung; Dahero dann man wohl und recht saget / daß die Kinder nicht mit uns / sondern vilmehr wir mit den Kindern essen. Es [3] soll auch ein Haushalter sein Weib schützen und handhaben / und sich mit ihr nicht vil Zancken und Hadern / dieselbe übel halten / schmähen / lästern und schlagen / dann wann solches das Gesind sihet / so verachtets hernacher die Haushalterin / auch hat das Weib hinführo kein gehorsam vom Gesinde / dardurch hernacher einem Haushalter groß Unheil und mercklicher Schaden in seiner Nahrung entstehen kan; Er muß sich auch mit dem Gesinde nicht zu gemein machen / vil weniger mit ihnen schertzen oder spielen / dann hierdurch kan einer leichtlich sein Ehr und Authorität verlieren / daß sie hernach wenig auf die Herrschafft sehen oder achten. Es soll auch ein Haushalter dem Gesinde sein Nothdurfft in Essen und Trincken geben / darbey auch nicht müssig gehen lassen / dann einem Knecht gehören drey Ding / Arbeit / Straff / Essen und Trincken / man soll auch dem Gesinde kein Wein zu trincken geben. Es soll auch ein Haushalter nicht verthunisch seyn / noch sein Gelt an unnöthige Hoffart legen / so wohl für sich als Weib und Kindern / als sonderlich an Sammet und Seiden / so in einem Jahr zerrissen und verschlissen ist / das Gelt auf solche weis anwenden / ist ein grosse Thorheit. Es soll auch ein Haushalter allezeit baar Gelt im Kasten ligen haben / daß Er alles / was Er in seiner Haushaltung zu rechter Zeit kan einkauffen / als Getrayd / Holtz / Saltz / Schmaltz / sc. dann solche Sachen steigen und fallen deß Jahrs offt. Er solle auch fleissig achtung haben auf alle Dächer seiner Gebäw / daß ihm nirgend einregene / dann der Regen kan in einem Jahr einem Baw grossen Schaden thun / umb den Ofen und wo man Feüer hat / soll alles wol mit Maurwerck versehen seyn / daß das Feüer ihm kein Schaden thun kan. Deß Nachts soll der Ofen zugemacht werden / dem Gesinde soll er streng seyn / daß sie vorsichtig mit dem Feüer und Liechtern / und mit den Leuchten umbgehen / in den Ställen so wol / als im gantzen Haushalten.
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Das II. Capitel. Von der Haushalterin oder Hauswirthin. EIine Haushalterin oder Hauswirthin soll so wol als ihr Haushalter allen Fleiß in allen Sachen anwenden / soll Fromm und Gottsförchtig seyn / ihren Mann lieben / Zucht und Erbarkeit sich befleissen / den Kindern und Hausgesinde mit gutem Exempel vorgehen; Ihren grösten Fleiß soll sie auf die Kinder wenden / daß die in Gottesforcht / Ehr und Redlichkeit / Tugend / Kunst / und Geschickligkeit aufferziehen / sie solle dem Gesinde nichts vertrauen / sondern das Ihrige in guter Verwahrung und verschlossen halten / und die Schlüssel immer an ihrer Seiten tragen / sonderlich wann sie nicht zu Hause ist / damit ihr von dem bösen untreuen Gesinde / dessen iezo die Welt voll ist / nichts entwendet und veruntrauet werde. Man soll dem Gesinde durchauß keine Schlüssel vertrauen / weder zum Korn-Boden / zur Speiß-Cammer / noch zum Keller / Küsten oder Kästen. Ist etwas zu holen / oder herauß zu geben / so gehe der Haußhalter oder Haußwirthin selber / und gebe herauß was von nöthen ist / man muß auch seinen eigenen Kindern nichts trauen / denn die werden offt von dem Gesinde so verfuhret / daß sie an die Untreu gewehnen / und ihnen solche hernach ihr Lebentag anhangt. Drum soll ein rechtschaffener Haußhalter und Haußwirthin gute Spürhunde seyn / und alle Tag oder zeitlich in allen Winckeln einmahl herum suchen / sonderlich in der Knechte und Mägde Kammern und Bethstroh / und andern Orten / da man selten pflegt hinzukommen / oder da man am wenigsten hin dencket / als in den Scheuren oder Hewböden / da wird man offt verborgene Sachen finden / als Rocken / Haber / Gersten / Erbes / Eyer / Käß / dürr Fleisch / Brod / Obst / Butter sc. Man soll ihnen auch zu Zeiten / wann sie nicht beyhanden seyn / ihre Laden besuchen / darzu man sich dann eigene Dietrich machen lassen soll / die man ohn das selbsten offt bedarff / wann etwan ein Schlüssel ver [5] lohren oder verlegt ist / allein man muß sie wor dem Gesinde nicht ligen lassen / sondern verwahret und verschlossen halten. Es haben aber doch zu Zeiten das Gesinde in andern Häusern ihre Heler / denen sie alles zu tragen und zu bewahren geben / solche Leut sind nicht besser als solche Steler / solche Diebe seind ärger zu straffen als andere. Das geraucherte Fleisch / es hab Namen wie es wolle / so man pflegt im Hause zu haben / soll man wohl verwahren und zeitlich nach zehlen / damit solches nicht vertragen werde. So bald die Haußwirthin Morgens aufstehet / soll sie in den Ställen herumb gehen / und alle Winckel sehen / ob das Viehe ihre rechte Wartung und Nahrung bekomme / oder ob sonsten was zu schaffen sey. Es soll aber solches nicht allein Morgens geschehen / sondern zum öfftern; So soll dem Gesinde so wohl als dem Viehe zu rechter Zeit sein Essen und Trincken gegeben: und der verdiente Liedlohn ehrlich und wohl entrichtet und erlegt werden / ehe mehr dann weniger / als man mit ihnen einig worden. Eine Herrschafft soll ein Gesinde nicht loben in seiner Gegenwart / sonsten verderbt mans bald / es wird stoltz / und thut hernach kein gut mehr / wollen anfangen im Hauß zu herrschen und regiren / gehorsamen endlich den Herren / Franen / noch Kindern mehr; Auch soll eine Haußhalterin nicht stoltz und hoffärtig seyn / und viel auf Pracht und Kleidungen wenden / dann ein Haußhalter hierdurch sehr leichtlich kan geschwächt und verderbt werden. Es soll auch eine Haußwirthin nicht allezeit das Fenster am Hals haben / nicht vil Spatzieren gehen / mit allen Leuten besprechen / auch nicht alle Däntze und Comoedien besuchen / dann solches einem Weib wenig nutzen bringt / sondern vielmehr zur Leichtfertigkeit Anlaß gibt / ihrem Haußwirth soll sie in allen billigen Dingen gehorsamen / auch in Glück und Unglück wissen zu schicken / im Unglück nicht verzagen / in Glück auch nicht hoffärtig werden / und deß Hochmuths übernehmen.
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Das III. Capitel. Von denen Kindern. DIe Kinder sollen ihren Eltern und Zuchtmeistern unterthänig und gehorsam seyn / so sie was unrechts sehen / den Eltern offenbahren / und aller Orten fleissig mit helffen zusehen; mit dem Gesinde sollen sie nicht zuhalten / auch nicht mit ihnen zancken und hadern / kein Uneinigkeit zwischen den Eltern und Gesinde anstifften / dann wan̅ Uneinigkeit zwischen dem Gesinde ist / so bringt es dem Herren in seiner Nahrung mehr Schaden dann Nutzen / weil eines dem andern zu trotz etwas thut oder lasst / daß es in der Arbeit nicht befördern oder lassen solte / es sollen auch die Kinder den Eltern nichts abzwacken und dem Gesinde heimlich zustöcken / sollen sich auch mit dem Gesinde nicht zu gemein machen / damit sie nicht mit bösen Sitten bemackelt werden / die sie darnach ihr Lebenlang nicht können abwaschen. Man soll auch die Kinder nicht zum Müssiggang / viel weniger zum Fressen und Sauffen / Spielen / und unordentlichem Wesen ziehen / sondern vielmehr zur Nüchterkeit / Sparsamkeit / Auffrichtigkeit und Redlikeit / daß sich das Gesinde in Abwesenheit der Eltern schewen muß / nichts heimlich soll man für dem Gesinde reden / dann eine Dienstmagd sagts der andern / biß die Statt voll ist / was es gewesen ist. Es sollen auch die Kinder um Gesundheit und Geschickligkeit willen / alle Exercitia üben / als Fechten / Tantzen / Schiessen / Jagen / Fischen / Vogelfangen / und andere Sachen mehr lernen / Kochen / Einkaussen / Rechnen / Schreiben / Sprachen / in Summa in allem Handel und Wandel sich fleissig üben. Das IV. Capitel. Von den Knechten und Mägden. EIn Haußhalter kan ohne Gesinde als Knecht und Mägde nicht hausen / wie viel einer derselben haben muß / wird ein jedweder [7] nach seiner Haußhaltung befinden. Wo ein grosse Haußhaltung ist / da muß man ein Haußhalter haben / auch wohl gar einen Amtmann / der auf die andere Knecht und Gesinde sehe / und dieselbe regiere; deßgleichen eine Viehe-Mutter / die auf die Mägde und alles Viehe achtung gebe / daß dasselbige recht besorget wird. Es sollen die Knechte und Mägde fromm und gottesförchtig / nüchtern / treu und fleissig seyn / der Knecht die Pferd / Ochsen / und Schaafe / die Mägde den Rühen / Schweinen / Hüner und Gänß sc. treülich warten / nicht allein zu Tage / sondern auch zu Nacht; Sie sollen auch fleissig auf Aecker / Wisen / und Garten achtung geben / daß solche zu rechter Zeit gezäunet / gedackt / gemist / geackert / geeget / gesäet werden. Die Knechte / die den Pferdten / Ochsen und Schaafen nicht gern zu essen geben / sondern schlagen sie gerne umb die Köpff / überladen / und übertreiben sie / sagt er gebe ihnen genug / verkaufft heimlich den Haber / Strohe / Käse und Brodt sc. gehet gern Spazieren / Spielen und zum Bier / den treibe der Haußhalter bald zur Thür hinauß / dann er kan ihme grossen Schaden zufügen; das Pferdfleisch ist ein theures Fleisch / und man sihet es den Rossen bald an / wann sie böse untreue Knecht haben / so viel Knechte einer im Hause hat / so viel Diebe hat einer / drum soll ein Haußhalter nichts offen stehen lassen / und seinem Gesinde trauen / wie fromm und treü sichs auch erzeiget. Er suche zeitlich nach im Futter / Hew / in Ställen und Bethen / da wird Er manchmal finden / grosse Töpffe Wein / Bier / Käß / Butter / geräuchert Fleisch / Aepffel / Birn / Nuß / und dergleichen / daß ihme sein Gesinde dieblich entwendt / und darnach verspielen und verpartieren in andere Häuser / oder ihren Eltern / Freünden / oder andern losen Leuten / die sie heimlich abhalten / zuschleppen. Man soll auch den Knechten nicht gestatten daß sie viel in andere Häuser umbher terminiren / und deß Abends langsam nach Hause kommen; So ist auch nicht gut / daß ihre Freünde oder Cammeraten offt zu ihm in die Ställ kommen / dann also hindert einer den andern an der Arbeit / und wird dem Haußhalter sein Arbeit nach [8] Nothdurfft nicht versorget / man muß ihnen nicht gestatten / daß sie viel mit den Mägden in den Winckeln stehen / und reden oder scherzen / dann es trägt sich offt zu / daß / wann man das Gesinde am nöthigsten braucht / man zuvor muß zu Gevattern betten oder Hochzeit machen. Es soll auch ein Haushalter so mit dem Gesind umbgehen / daß sie nicht zu viel Lohn vorauß nehmen / dann sie dardurch dem Herrn gern den Stul für die Thür setzen / und / so man sie zum nöthigsten braucht / gehen sie darvon / oder springen ins Feld / wanns ihnen geliebt / Und ist gewiß / das Gesinde / das so offt sein Lohn fordert / dienet selten auß. Das V. Capitel. Von der Viehe-Mutter. EIne Viehemutter ist in einer grossen Haushaltung sehr nöthig / dann die Fraw nicht allzeit aller Orten Obsicht haben kan / wegen der Kinder und anderer Haußarbeiten / eine Viehemutter soll fleissiges Aufsehen haben auf die Mägde und alles Viehe / auf alle Mägde und Hirten / daß das Viehe im Felde mit waiden / und im Hause mit Futter rechtschaffen versehen werden / auch soll sie die Milch-Speise unter ihren Händen haben / Butter und Käse machen / Hüner / Gäuse / Endten / und dergleichen Federviehe / ansetzen / und häuffig zeugen / fleissig warten und aufziehen / die Ayer zusammen suchen / und der Frawen zu verwahren bringen. Es sollen aber solche Weiber fein saubere Leut seyn / die sich in allen Sachen sauber und rein halten / weilen sie mit Butter / Käse / und Molcken umbgehen / damit die Herrschafft und Kinder kein grausen ob ihr tragen / sollen auch verständige erbare Weiber hierzu seyn / die guten Lust zu solcher Arbeit und zum Viehe haben / und bey den Knechten und Mägden / und anderm Gesinde / auch ein Ansehen und Forcht haben / und ihr gerne in aller Arbeit folgen / muß täglich in allen Ställen umher gehen / sonderlich wann das Viehe zu Hause kompt / daß es sich nicht verfange / und ihre rechte Wartung überkomme / damit es nicht [9] Hunger leide und abnehme / soll auch das Viehe Morgens und Abends fleissig gehlen / daß nichts abgehe / und verlohren werde. An einem solchen Weibe ist viel gelegen / soll derohalben was besser gehalten werden als ander Gesind / damit sie mit ihrer Handarbeit und Aufsehung desto williger und fleissiger sey. Das VI. Capitel. Vom Beschluß. WIll also für dißmal das Haushalten beschliessen / und von den andern Personen / so zur Haushaltung auch dienlich / in seinem Ort darvon schreiben / als da seind / Weinmeister / Köch / Gärtner / Mayer und Forwercksleut / Fischer / Vogelsteller Jäger / sc. und alsdann dem Leser Ursach geben / weiter nachzudencken und zulesen. Es kan auch ein Haußhalter für sich selbsten noch ferner Notieren / dann man findet noch überall köstliche gute Kunststücklein / und die Welt wird immer klüger / dahero soll ein Haußhalter geneigt seyn noch immer zu lernen / daß Er in der Nahrung auch je länger je mehr und mehr wachse und zunehme.

Das Ander Buch.
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Von allerley gemeinen Haus-Arbeiten und Sachen / so in der Haushaltung täglich vorfallen. Das I. Capitel. NUn haben wir im Ersten Buch von den Personen erzehlet / welche man täglich in der Haußhaltung zu gebrauchen / wie und welcher gestalt solche angestellt werden sollen / jetzo wollen wir fortfahren mit den andern Personen / welche auch sehr nothwendig in einer Haußhaltung [10] zu gebrauchen / als da seind die Köch / Becken / Bierbräuen / Müller sc. wie solches auf das beste anzustellen. Wir wollen hier nicht lange discuriren / wer im Hause kochen solle / es kan zu Zeiten ein Mannsbild besser kochen als die Weibsbilder / sonderlich die sich darauf begeben / doch eignet diß Ampt / dem gemeinen Brauch nach / der Haußwirthin / welche es dann selber / oder durch ihre Köchin / bestellen mag. Aber doch soll die Haußhalterin fleissige Obsicht haben / daß alles fein sauber / so wohl für den Herrn / als Kinder und Gesinde / zugerichtet werde. Nun will ich die Haußhalterin und Köchin zum Koch-Buch weisen / wie in demselbigen Theil / Ars Magirica genandt / genugsamer Unterricht seyn wird / Es hat zwar ein jedes Land ein besondere Art zu kochen und Essen zuzurichten / wie ich dann nur bey unserer guten teutschen Art verblieben / und jedem sein Land-art zuschreibe. Man muß aber hier auch mercken / daß Kochen ein grosse Kunst / und zum kochen mancherley Sachen gehören / wer sie recht üben will dan̅ da müssen seyn mancherley Suppen / Gebraten / gekochtes Fleisch / mancherley Müsser / gebackene Sachen / allerley Würtz / Oele / Butter / Saltz und Schmaltz / allerley Wildbret / Gevögel / Eyer / Zugemüsse / Fische / Obst / Käse / Fleisch / Pasteten / Torten / Marcipan sc. und andere Sachen mehr; Zu einer jeden Speise rechte und bequeme Gefäß / das Feüer wohl wissen zu regieren / daß ein Essen nicht anbrenne / rauchicht / oder stinckend werde / einem jeden sein rechte Gebühr geben / mit zusetzen / abkühlen / abwürtzen / aufsieden / und andere Sachen mehr. Es sollen auch die jenige / so sich deß Kochens unterfangen wollen / fleissig achtung haben auf die Gefässe / Wasser / daß keine Fliegen oder Spinne drinnenlige / oder am Feüer hine in falle. Das II. Capitel. Vom Backen in den Haußhaltungen. DAs Backen ist so wohl ein Handwerck als das Kochen / und eine sonderliche Kunst beym Brodbacken / wir wollen aber nur [11] bey dem gemeinen Backen verbleiben / wie es in gemeinen Haußhaltungen durch die Mägde versehen wird / so soll aber die Haußwirthin allezeit wohl besehen das Mehl und Wasser / daß nichts unreins darinnen lige / so soll auch der jenige / so den Teig kneten wird / wohl achtung haben / wann ihm etwan ein Haar / Band / Zwirnfaden / sc. an der Hand kleben blieb / welches er dann leichtlich fühlen kan / daß er dasselbige heranß nehme. Wann man ein Mehl von stund an backet / wanns auß der Mühlen kompt / und noch warm ist / so bekom̅stu sicherlich ein schwartz und ungeschmacks Brodt. Wer gut Mehl zum Backen haben will / der soll im Februario und Mertzen / weils noch kalt ist / so viel Mehl vor sein Hauß mahlen lassen / daß er sich das gantze Jahr mit Mehl behelffe. Sonsten wann man es in der Wärme mahlen läst / und hinderhalten will / so wirds in der wärme Muckenzert / ehe man aber das Getrayde mahlet / soll mans zuvor durch die Fege lauffen lassen / daß der Staub herauß komme / und dem Mehl nicht schaden kan. Man soll das Getrayde die Wochen durch zum wenigsten drey oder viermahl umrühren lassen / sonderlich im Mayen-Monat den Anfang zu machen / sonsten macht es der Staub ungeschmackhafftig. Der Getrayd lang will ligen lassen / der lasse es alsobald im Anfang durch die Fege lauffen / daß der Staub herauß komme / so hat er sich desto weniger zu besorgen. Man pflegt auch im Christmonat viel Hitzen nach einander thun im Backen / und legen das Brod hin zu verwahren. Das Brod / so um dise Zeit gebacken wird / schimmlet nicht / und kan mans verhalten biß nach Pfingsten hinauß. Es werffen viel ein Handvoll Saltz in Taig / wenn sie knetten wollen / sonderlich um den Monat Augusti / da das Brodt schim̅len thut. Es werffen auch zum Theil ein Handvoll Kimmel und Coriander / der macht das Brod wolschmäckend / und stärckt das Haupt.
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Wie man das Mehl erhalten soll. Welcher lange Zeit Mehl erhalten will / soll im abnehmen deß Monats mahlen / und halt sich in keinem Ort besser als in Kasten oder Faß / und muß hart in einander geschlagen werden. Das III. Capitel. Vom Bier-brawen. ZUm Bierbräuen muß man das allerbeste Getreyd nehmen / das wol reiff ist worden / das auf gutem Land gewachsen / und voll dicke Körner hat / das wohl außgedorret / und keine fremde Feuchtigkeiten bey sich hat / und im warmen Wetter eingesam̅let ist. Das beste Wasser zum Bier ist Brunnenwasser / fliessend Wasser / Regenwasser / und zu Zeiten auch das Wasser / so auß den Seen wird geschöpfft / sonderlich wanns fein sauber und rein ist / und zum trincken taugt. Der Hopffen soll fein kleibend seyn / und ein guten starcken Geruch haben / der recht gelegen und recht verwahret ist / daß nicht Lufft oder Regen zu ihm kommen / dann ein solcher Hopffen bringt gut Bier / verhindert alle Fäulung im Leibe / und treibet die Bilosische Feuchtigkeiten auß. Dieser muß auch recht und lange genug im Bierbrauen gesotten werden / und stehet hierinn die gantze Kunst deß Bierbrauens / da muß man sehen und fleissig mercken / wie lang ein jeder Hopffen das sieden leiden und außstehen kan / daß er nicht zu rohe bleibe / und nicht auch mit übrigem sieden sein natürliche Krafft verliehre. Es muß aber die rechte Kunst deß Bierbrauens an einem jeden Ort erlernet werden / da es gebrawet wird / dann ein jedwederes Land hat sein absonderliche Wissenschafft / wann man die Gerste in die Böden schüttet / und begeust / so muß sie nur 3. Tag im Wasser ligen / aber Jährige Gersten / die vorm Jahr gewachsen ist / muß 4. Tage im Wasser stehen / der Haber nur eine Nacht / das Korn nur ein Tag und Nacht / darnach wächst auch ein jedes nach seiner Natur / drumb ist das Bierbrawen ein grosse Kunst / [13] und muß durch die Erfahrung an einem jeden Ort gelernet werden. Wer will haben / daß ihme ein Bier lange soll ligen bleiben / muß ihm desto mehr Hopffen geben. Wan̅ die Gerste gar zu theuer ist / so nehme ein halbe Wispel Rokken / und brawe Bier darauß / allein das Korn muß nur ein Tag und Nacht im Wasser ligen / wie vor gemeldt / darnach thue es herauß / so wächst es hübsch auß / dörre ein jedes insonderheit / den Rocken sonderlich / und wanns außgewachsen ist / so thue es beydes zusammen / und laß es mit einander mahlen. Aber doch wird solch Bier im Som̅er auch gar leichtlich sauer / tauret nicht so lang als das mit lauter Gersten gebrawet ist. Im Winter gehet es wohl hin. Wann man brawen will / so muß es nicht zu kalt noch zu warm seyn / sondern man muß achtung auf die Lufft geben / wann es zu kalt ist / so gefrieret die Gersten in den Böden / und wächst nicht wohl / wann es zu warm ist / so schlägt der Sommer in die Faß / und wird das Bier gern saur; Nach Philippi Jacobi soll man auf hören zu brawen / und umb Laurentij und Bartholomoei wieder anfangen. Bier mit Kräutern / wie es zu machen sey? KRäuter-Bier ist ein bewährte Artzney in einer Haußhaltung / und gleichsam einer kleinen Haus-Apotheck zu vergleichen / wie ich dann solche kürtzlich beschreiben will / dann obwol die gemeine Bier dem Menschen eine Nahrung geben / so seind doch die zugerichte Bier mehrentheils Artzneyen / damit ihme ein Mensch offtmahlen nechst Gott von grossen gefährlichen Kranck: und Leibs-Schwachheiten selber helffen kan. Es werden solche Bier unterschiedlich gemacht / theils auß Blumenblättern / Wurtzlen / Kräutern und Samen / Grüne Materialien seind nicht dienlich dazu / dann sie verderben das Bier sehr leichtlich durch ihre Feuchtigkeiten; Etliche legen nur die Materialien in das gebrawte Bier / und lassen sie damit gehen / etliche hencken nur die abgetrucknete Wurtzlen / Kräuter oder Blätter in die [14] Faß / in solchem fall muß ein jeder seiner Landsart Gebrauch lernen / dann so manches Land / so manche Sitten. Wermut-Bier. Wermut-Bier nüchtern getruncken / ist eine sonderliche Artzney / dann es stärckt den Magen / macht Lust zu essen / treibt die Bilem durch den Urin ab / vertreibt die verstopffung der Leber und Miltz / tödtet die Würme mit seiner Bitterkeit / hindert die Fäule / befördert die Menses, dienet den Wassersüchtigen und Febricanten / sonderlich denen die Febres beginnen abzunehmen / Item die nicht wohl schlaffen können / und die da sehr dursten / Ist auch gut für die Gelbsucht und Hauptwehe / stärcket das Gesicht / und hat noch viel andere effectus mehr. Salbeyen-Bier. Diß Bier stärcket den Magen und Haupt / und alle Glieder / die viel Spann: oder Sennadern haben / nimbt das Zittern in den Kniescheiben / und andern Gliedern weg / ist gesund der Brust / den Nieren und Blasen / treibt die Urin / vertreibt den flüssigen Leib / stärcket die wacklende Zähne / und machet / daß sie fest stehen / fördert die Menses. Rosmarin-Bier. Ist über die massen ein köstlich / schön / schmackhafftig und kräfftig Bier / daß die vornehmste Glieder deß Leibs / als das Hertz / Gehirn / und die Geister stärcket und erquicket / ist ein durchdringend Bier / so alle verstopffungen im Leibe wegnimbt / Lust zum essen macht / die Menses befördert / thut den Cardiacis und Melancholicis viel guts / und ist schier einem guten Wein zu vergleichen. Lavendel-Bier. Wird nur auß den Blumen gemacht / stärckt das Haupt / das Mark im Ruckgrad / und die Nerven / die davon entspringen / ist sehr köstlich wider den Schlag / schweren Gebrechen / Gicht und Lähme sc.
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Melissen-Bier. Diß Bier stärckt das Hertz / und die lebendige Geister / machet auß den traurigen melancholischen Leuten fröliche Leut / und ist den Frauen, sehr gesund und nutzlich zu trincken. Kirsch-Bier. Ist ein nutzlich Bier im Sommer / für den warmen Magen ist es lieblich und angenehm / hat ein schöne Farb und lieblichen Geschmack / es müssen die Kern mit sampt den Kirschen gequetscht: und also ins Bier gethan werden / befördert den Harn / und ist ein durchtringendes Bier. Hirschzungen-Bier. Diß ist sehr dienlich denen / die da Mangel haben an dem Miltz / dienet den Melancholicis, auch können sich die jenige / so das Quartan-Fieber haben / dieses Bier bedienen. Wer nun weiter Lust hat zu solchem Medicinalischen Bier / der befrage sich bey den Medicis, dann es werden noch vielerley deren Bier gefunden / die da von Kräutern / Blumen / Wurtzlen / und Saamen / gemacht werden. Alantwurtzel-Bier. Laß dir zurichten ein sonderlich Fäßkein / so du darzu haben wilt / zerschneide die Alantwurtz in klein Scheiblein / dörre sie wohl auß / daß keine Feuchtigkeit mehr drinn ist / hänge sie alle an einen Faden / in das Fäßlein eben zum Spund hinein / biß das Bier die Krafft an sich zieht / dienet dem Haupt / der Brust / und den Nervis / benimbt die verstopffung der Leber / und den Stein der Nieren / befördert den Weibern ihre Zeit / kanst auch etliche Handvoll Wachholder-Beer zerstossen und hinein thun / dienet ferner wider die Kranckheiten der Nieren und Blasen.
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Das IV. Capitel. Welche Bier am besten tauren. DIese Bier tauren am besten / die guten und vielen Hopffen haben / der wohl gesotten hat / nicht zu viel / nicht zu wenig / dann maß in allen Dingen ist nutzlich / wann man ein Bier in gutes Faß thut / wanns gute Lufft und gute Keller hat / die fein tieff und kühle seyn. Die Bier / so in gebichten Fässern ligen / tauren allezeit länger / als die in schlechten Fässern ligen / allein daß sie leichtlich in den Kopff steigen / denen Leuten / die ein hitzig schwach Haupt haben / böse Bier kommen auß böser untüchtiger Materien / Gersten / Weitzen / Habern / Rocken / oder Hopffen / sonderlich wann auch böse Brawer dazu kommen / und die Materien mit ihren bösen Handgrissen / Unachtsamkeit / Faulheit / und andern Dingen / verwarlosen und verderben lassen / den Mosch anbrennen / den Rauch hinein schlagen / oder waschen die Faß nicht recht auß / oder lassens oben offen / daß die beste Krafft weg rauchet / und das geringste unkräfftige im Faßbleibt. Das V. Capitel. Von etlichen Gebrechen deß Biers. VOm neuen Maltz fällt kein sonderlich gut und gesund Bier / sondern jung / trüb und dicke / und fangt solch Bier an in der Ernd biß Galli / dann es hat sich noch nicht gereiniget / und hat noch viel wafferige Materi in sich / welche sich nicht ehender verlieren / biß es ein weil ligt und älter wird / so wärmets auch nicht so wohl als alt Bier / und verursachet Podagrische Kranckheiten / drum ist allzeit alt Bier besser / wärmer / durchdringender und gesunder / denn junges. Wird dir im Sommer / sonderlich im Julio und Augusto / ein Bier saur / so nimm ein new gelegt Ey / und stich zu ringst herum her kleine Löchlein mit Radeln hinein / lege Lorbeer darzu / ein wenig Hopffen / und Gerstenkörner / thue es mit einander in ein Säcklein / und lege es [17] hinein / oder hänge es nur oben zum Spundloch hinein / so wirds nicht sauer / weil du ein Tropffen hast / es sey Gersten- oder Waltzen-Bier; Oder hänge ein neugelegt Ey und Nußlaub von einem welschen Nußbaum / oben zum Spund hinein in das Faß. Wiltu aber diesem Unrath in der Zeit vorkommen / so nimb Kihn / und schneid Spänlein davon / etwan einer Spannen lang / und eines Fingers breit / und wirff sie auf das Bier / weil es noch gantz warm ist / das benimt ihm die Sommer-Seiverung gantz und gar / daß es zu verwundern ist. Wann auch ein Bier auf dem Boden solte sauer werden / oder sonsten im Faß / so werffe ein Handvoll oder zwo Saltz / und eine Handvoll der zwo Aschen hinein / und giesse eine Kanne zwo oder drey Wasser darzu / rühre es untereinander / und verspunde es wohl / sonst lieff alles herauß / und laß also versauffen. Nimm ein guten raiffen Haber / sampt dem Stroh / und schneid Büschlein / und hängs hinein / so stosst das Bier wieder auf ein neues auf / als wenns jung Bier wäre. Wenn ein Bier will saur werden / so nimb Aschen von Beyfuß gemacht / zum Aimer eine Handvoll buchene Aschen / gieß Bier dran und misch es durcheinander / daß es wird wie ein Müßlein. Dieser Mixtur geuß darnach etwan anderthalbe Kanne / Quart oder Maß / in ein gantz Fuder Bier / und rühr es mit einem Besem wohl um / laß es darnach ruhen / so wird es sehr lustig zu trincken / und frisch seyn. Das VI. Capitel. Daß ein Bier allzeit gut bleibe / weil man davon trincket / und nicht schal wird. NImb vor ein Pfennig oder 3. Lorbeer / schäle die eusserste Haut davon / hänge sie in einem leinen Tüchlein ins Faß / oder wann du ein Faß wilt aufthun / so thu nur Saltz in ein Tuch / leg es über den Spund / und spund es zu / oder vermach es mit einem frischen [18] Leim also über dem Saltz / so bleibt es gut / weil ein Tropffen darinnen ist. Oder hänge Centauream und Bertram hinein / dise zwey Kräuter bewahren nechst Gott das Bier vor Sauer / und allen bösen Zufällen. Wenn ein Bier nicht aufstossen will. Es wollen zu Zeiten etliche Bier nicht wohl aufstossen / wann sie in die Faß gebracht seyn / aber das ist nichts desto ärger / dann es gibt hernach gute und starcke Bier / die lange Zeit außdauren; wiltu es aber aufstossen haben / so nimb rein gemahlen Maltz / thue es in ein Schale / geuß Bier drein / rührs durcheinander / und geuß es also ins Faß / so stössts bald auf. Oder nimb Hefen / und thu Rocken-Mehl drein / mach ein Küchlein als ein Tauben-Ey groß / legs in die Bratröhre / laß fein hart werden / wirffs in ein Faß / so arbeitet die Hefen bald / und treibets über sich / oder hänge nur gemahlen Maltz in einem Tüchlein hinein. Einem Bier einen guten Geschmack zu mathen wie Wein. Nimb ein Faß / da erst Wein ist auß geschenckt worden / und laß von stund an Bier darein füllen / so bekompts ein Weingeschmack / und wird schön lauter und lieblich zu trincken. Wann ein Bier nach dem Faß stincket. Man muß die Faß nicht gar zu nahe an die Mauren legen in den Kellern / dann das Bier und der Wein bekompt gar leicht ein Geschmack davon. Binde etliche Weitzenkörner bey fünff und dreyssig / hänge sie in einem Bindel ins Faß / so wirds wohl schmecken / oder nimm Reinfahr / ist ein Kraut / Wachholder-Beer / Heiligen Geists Wurtzel / rothe Benedicten-Wurtzel ana / und 4. frische Eyer / hängs alles mit einander ins Bier-Faß. Es soll sich derohalben ein Haußhalter oder Wirth fleissig auf gute saubere Faß besleissen / damit ein guter [19] Trunck nicht so leichtlich durch ein schlechtes stinckendes Faß verderbt werde / welches dann nur ein Faulheit bey dem Wirth ist / daß sie die Faß nicht rein und sauber halten. Wann ein Bier durch das Führen trübe worden ist. Nimb eine Handvoll gebrandtes Saltzes / wirffs ins Wasser / und geuß desselben Wassers ein Quartier oder zwey ins Faß / und laß über Nacht ruhen / so wirds darnach fein lauter und lustig zu trincken seyn. Man kans auch an einem Wein thun / ehe man ihn anzäpfft / oder wirff nur eine Handvoll reinen Sand drein. Daß ein Faß Bier / wann es schon zu acht Aimer wäre / frisch und eines Geschmacks bleibe / so lang man dran trincke / oder außzapffe. Nimb Benedicten-Wurtzel / wasche sie fein sauber und rein / lege sie ins Faß / und richte das Faß auf / so wirds nicht sauer / sondern bleibt gut biß auf die Neige. Wer ein Bier will schön lieblich und klar machen. Nimb Hefen von dem Bier / das Er bereiten will / und wenig Saltz / und rühre es wohl unter einander / und laß das Bier auß dem Fasse drauff / und rühre es wohl durch einander / und lasse es ruhen / darnach fülle er das Faß damit voll / (dann es muß im eingiessen ein wenig leer seyn /) daß mans umrühren kan. Wie man ein Bier / das grob / sauer und hart ist / gut und lieblich machen soll. Nimb Weitzen / zerstosse und vermenge ihn mit Hefen von demselben Faß / hänge den zerstossenen Weitzen mitten in das Faß / so wirds hübsch süß / oder nimb Hopffen und 3. Eyer zu einem Fuder / klopffs in einander mit gutem Bier / und geuß es in das Faß / wird gut zu trinkken / wenns gieret.
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Das VII. Capitel. Vom Schaum und Hefen deß Biers / und vom Brandtewein. DAs Bier wird durch den Schaum zu Zeiten geurtheilet / dann / wann ein Bier lang gescht / so hält man es für ein gut Bier / Es seind aber im Bier zweyerley Schaum / einer kompt / wann das Bier erst gebrawen ist / und sehr gieret oder schaumet fein dinne krause / und schwimmet eben auf dem Bier / und wann das Bier abgegieret hat / wird es dicke / und senckt sich hinab auf den Grund. Der andere kompt vom ritteln und giessen / vergehet und verschwindet endlich. Gersten-Bier hat viel Schaum / aber gar dinn / die Weitzer aber wenig und dicker. Die Hefen ist ein schwer dick und irrdisch Ding / so sich unden auf den Grund deß Faß nidersetzt / ist von Natur warm und trucken / und aufblehend / wie man denn sihet an dem Bier / so sie aufftossend machet / und an den Teigen / so sie gehend machen. Darauß pflegt man einen Brandt wein in sein Haußhaltung zu machen / und der Rest / so überbleibt / ist sehr dienlich für das Viehe / sonderlich aber den Schweinen / dann sie davon mächtig däuen und aufwachsen und zunehmen. Derentwegen viel Leut gefunden / so sich sonderlich von dem Brandtwe in brennen und Schwein mästen ernehren. Wie man von Weitzen / Korn und Maltz guten Brandtwein brennen kan. Man muß sich vor allen Dingen schaffen einen Kessel von ungefähr 5. Aimer haltend / darinn must du das Wasser heiß machen / doch daß es nicht siede / darnach nemme ein halben Scheffel Maltz / und thue es in eine Kufen / und giesse heiß Wasser dran / rühre es wohl untereinander / wie man sonsten im brawen das Malß pflegt zu rühren / nachmals nemme das Schrot / vom Rocken oder Weitzen auch ein halben Scheffel / rühre es auch wie das Malß / daß es nicht kluterich bleibe / doch daß [21] man das heisse Wasser ungefähr auf zwey Eymer im Kessel einsieden lasse / und alsdann zum andern mahl eingegossen / und damit das Faß fest zudecken / und 3. Stund stehen lassen / nachgehend muß man stellen mit Bermen oder Hefen: du must es aber zuvor abkühlen mit einem Zuber Wasser oder mehr / biß es zum stellen dienet / eben auf die weis als man Bier stellet / darnach muß man wiederum rühren / und was klossig ist / mit der Händ entzwey drucken / darnach mit frischem bremen gestellet / und laß es also zugedeckt ein Tag 2. oder 3. stehen / biß sichs widerum sencket. Wann man das jenige will weg brennen / so eingebracht ist / muß es widerum durch einander gerührt werden / damit es nicht zu dick bleibe / alsdann kanst du die Blase einfüllen / biß ungefähr einer halben Spanne an deß Helms Hals / und so das Feüer unter die Blasen gemacht / und fangt an heiß zu werden / das jenig so ist eingefüllt / muß es mit einer Schüppen immer aufgerührt werden / und absonderlich auf dem Boden / daß nicht anbrenne / so lang / biß man es will zuschmieren. Diß ist die Proba / wann die Schüppe / damit man umrühret / unden so heiß ist / daß man die Hand nicht dran halten kan / ist es Zeit den Helm aufzusetzen und zuzuschmieren / Nach diesem / so der Helm will heiß werden / so muß man den Ofen voller Holtz stecken / und mit Bakkenstein und Leim fest zuschmieren / auf daß es nicht dick lauffe. Und weilder Ofen zwey Rauchlöcher hat / und zu dick lauffen wolt / muß mann die Rauchlöcher mit Backenstein zulegen / und wohl mit der Asche drumb her streuen; so es aber will mehlich lauffen / muß man mit den Rauchlöchern aufflüfften / biß es wie ein Strohalm lauffe / welches dann auf 6. oder 7. Stund zu lauffen pflegt / man muß auch fleissig auf das Geschirr achtung geben daß es nicht überlauffe. Was nun übrig verbleibt in der Blase / ist sehr gute Nahrung für die Schwein / solche damit zu mästen / wann man nur ein wenig Kleyen drunter mengt; also hat man im Brandtwein brennen doppelten Gwinn / nemlich daß man Brandtenwein bekompt / und dabey die Schwein mäste.
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Jetzund mustu den Brandtwein auch läutern / wann jetzt die Blasen außgeloffen seyn / muß man die Blase und Helm / sampt den Röhren / aufs fleissigst säubern und reinigen / so lang / biß das Wasser hell durch alle Röhren laufft. Wann nun die Blase und Helm / sampt beeden Röhren / wohl und sauber gereiniget seyn / so thu das Phlegma oder Wasser widerum in die Blase / und thue darein ein halben Metze̅ Saltz / Bibenel ein Stengel oder 4 / Wermut ein Stengel oder 3 / auch wohl Lorbeer oder Wachholderbeeren / darnach alsobald zugedeckt mit dem Helm / und zngeschmieret / und wann der Helm will heiß werden biß an die Röhren / muß man mit Holtz und Steinen gefasst seyn den Ofen zu zuschmieren / so bald es anhebt zu tropffen / und so es zu starck lauffen will / muß man die Rauchlöcher auch zulegen / biß es auch wie ein Strohalm laufft / so laufft es in 6. oder 7. Stund ab. So bald er geläutert ist / so giesst man das übrig bald hinweg / sonsten thut es die Blasen sehr verfressen. Ebenmässig wird auch auß Wein-Hefen der Vrandtwein gebrennet / welcher der beste ist / und man muß auch zuletzt wohl achtung geben auf den Weinstein / so sich zu Boden setzt / daß man ihn herauß thue und abwasche / darnach verkauffe ihn wenn du witt. Deßgleichen kan man auß saurem Wein / so man nicht trincken mag / oder zum Essig auch wenig tauglich / Brandtenwein brennen / daß es ihme zu nutz komme. Es kan sich auch ein jedweder allerley Brandtwein und aquas vitae in sein Hauß machen / wie oben gemeldt vom Bier / als da seyn mit Gewürtz und Kräutern / Erdbeer / Steinbruch / Petersilienwurtzel / Wegetritt / u̅d dergleichen / mit gutem Gewürtz hinein gehängt / daß seine Krafft anziehe / und also Medicinalisch werde / so dann sehr dienlich zu allen Gebrechen / wie schon gemeldt im Ersten Buch.
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Das VIII. Capitel. Vom guten Essig. ESsig wird auf zweyerley weis gemacht / Erstlich wird er von sich selbsten / zum andern durch Kunst gemacht. Bier-Essig ist auch ein guter Essig / und hat man in den Bier Landen mehrentheils Bier-Essig / als in den See-Stätten / Bayerland / Schwabenland / und dergleichen mehr. Es soll ein Haußhalter sich auf gute Essig befleissen / nicht allein in seiner Haußhaltung / sondern auch / daß Er solchen zu verkauffen habe / dann es ist auch ein zimlicher Gewinn darbey. Man macht ihn aber also / wann es gekochter Essig werden soll. Man nimbt Bier / und seuds / lässts darnach kalt werden / und wirfft Sauerteig hinein / und geröste Erbsen / die etwas verbrand seyn / so hat man in kurtzer Zeit guten Essig. Nimb Gersten oder Erbsen in einer Pfannen geröst / biß sie schier braun oder schwartz wollen werden / thue sie in Wein oder Bier / so hast du in etlichen Tagen ein guten Essig; etliche nem̅en von einer Mutter vom andern Essig / und thun ihn in ein Geschirr mit Wein / so gibts auch ein Essig. Item / nimb Wein / thue den in ein Krug oder Fäßlein / und dann nimb Erbes und Bonen / und röste sie in einer Pfannen / daß sie doch hart bleiben / thue sie alsdann in den Krug oder Fäßlein / darinnen der Wein ist / es muß aber das Faß oder der Krug nicht voll seyn / vermache das Loch wohl daß kein Dunst herauß komme / und laß ein Tag oder 10. stehen / so hastu alsdann ein guten Essig. Nimb Eysen oder Stahl / mach ihn glüend / und lösche ihn einmahl 6. oder 7. im Wein ab / so wirds ein guter Essig. Rimb Wein / sied ihn in einem kupffern oder messinnen Geschirr / schäume ihn wohl ab / ehe er sich setzet / so bekommest du auch ein guten Essig.
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So du ein guten Essig hast / und brauchst kein davon / dan̅ verdirbt er gern; so du ihn aber erhalten wilst / daß er nicht verderbe / so siede ihn in einem Topff ab / alsdann bleibt er allezeit gut. Man pflegt auch allerhand Essig zu machen von allerley Kräuter / Wurtzlen / Blumen sc. als da seind Rosen-Essig / Hollunder / Lavendel / Erdbeern / Himbern / Poleyen sc. und dergleichen mehr. Solche Essig müssen so gemacht werden: Wiltu ein guten Rosen-Essig haben / so nimb ein Glas mit Essig / dörre die Rosen in der Sonnen wohl auß / thue sie alsdann in den Essig / lasse sie ein Wochen oder 4. drinnen / biß der Essig die Krafft von den Rosen zu sich gezogen / dann thue die Rosen wieder herauß / so hastu einen guten Essig / und also mit anderm Essig auch. Solche Kräuter und Wurtzel-Essig dienen trefflich in den Haus-Apothecken / dann sie zu vil Sachen nutzlich seyn. Er macht lust zum Essen / stärckt den Magen / vertreibt die Feuchtigkeiten deß Magens / eröffnet deß Miltzes und der Leber verstopffung / dienet wider das Gifft / stillet den Fluß deß Leibs und Geblüts / säubert und reiniget frische Wunden / läßt sie nicht geschwellen / treibet alle Geschwulst zurücke. Sonsten kan man auch allerley Farben drauß machen / dann er ein sonderliche Correspondentz mit den Metallen hat / als Bleytveiß / Grünspan. Die Hefen vom Essig ist gut für gifftige Hundsbiß / als doller Hund / Schlangen / und anderer gifftiger Thiere. Ist also hiermit genug gesagt vom Essig.
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Das Dritte Buch.
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Vini Cultura genandt. Das I. Capitel. ???Shat Gott selbsten befohten / Jesa. 19. v. 21. bauet Euch Weinberge / und esset die Frucht davon. Er muß aber mit sonderbarem Fleiß gebanet werden / und gehören hierzu fromme / Gottsförchtige und emsige Arbeiter / die Gott auch fleissig um den Segen Gottes bitten / und anruffen. So du nun deine Weinberge wilt bawen lassen / so musiu fleissig auff deine Weinberg und auf deine Arbeiter sehen; dann die Arbeiter offt untreue Leute seyn / und können einen / der nicht fleissig auf sie achtung hat / schändlich hinder das Licht führen. So muß Er sich auch keine Unkosten nicht tauren lassen auf alle Arbeit / als müsten / decken / dingen / hacken / und was darzuerforderlich ist / es bringe darnach der Weinberg etwas oder nichts / dann es offt geschicht / daß Er nichts in 1. 3. 6. wohl mehr Jahren bringt / dann ein Weinberg vil muß außstehen / an Winterfrost / Mayenfrost / Donner / Hagel / Winde / Regen / und viel andern mehr muß man derohalben dem Weinberge an der Arbeit nichts abbrechen lassen / dann es kommen fruchtbahre Iahr / welche alles wieder ein bringen. Es soll auch ein Haußhalter einen guten Verstand haben auf die Weinberge / wann und wie solche sollen gebauet und erhalten werden / und um welche Zeit jede Arbeit zu thun ist / auch den Arbeitern sagen kan / was sie recht oder unrecht thun / daß also ein Weinberg an der Arbeit keinen Mangel leide / dann die Arbeiter nemmen das Gelt und fragen nicht / wie sie ihren Bawherrn mit der Arbeit versorget habe. Man muß den Arbeitern ihren Lohn fleissig dar [26] reichen / doch daß man einem nicht zu viel vorauß gebe / sonsten thun sie hernacher wenig gut in der Arbeit / und eilen davon / essey darnach recht oder unnutzlich. Das II. Capitel. Wie die Arbeit in dem Weinberg ordentlich für die Hand zu nehmen. ESsoll ein Haußhalter Jährlich um Michaeli seine Arbeiter auf und annehmen / auch beurlauben / doch daß sie ihre Dienste leisten biß der Wein im Faß ist; So bald nun die Weinlese geschehen / soll er die Weinpfäle alsobald lassen außziehen / ordentlich ???egen / und den Winter über auch fleissig achtung haben / daß keine verbrandt oder vertragen werden / und so davon was abgehet / bey Zeiten darzu schaffen. So bald nun das auß ziehen der Pfäl vorbey / und das Holtz an den Weinreben reiff / solle man alsobald ansangen zu sencken / damit solches so viel müglich bey Zeiten / und vor dem ersten Frost / geschehen mag / im Fall was hinderstellig bleibet / soll es im Mayen / oder wann deß Wetters halben dazu bequem ist / verrichtet werden. In dem sencken soll man in acht nehmen / daß ein Stock vom andern 3. Schuh komme / und die Senckgruben sollen 5. viertel einer Elen seyn / Es sollen auch die fein grade in der Ordnung / so viel müglich Zeilen weis geschehen. Wann das Holtz reiff ist im Lentzen / wie auch im Herbst / so kan man sencken / es muß aber an einem schönen warmen Tag geschehen / und ist die Herbstsenckung am besten / dann das Holtz reiffet noch immer biß Martini / dann wann das Holtz nicht reiff ist / so laß das sencken nur unterwegen / drum soll ein Weinhalter wolachtung geben im Herbst vor allen Dingen / ob das Holtz wohl reiff oder nicht / dann man kan nicht alle Iahr sencken / drum muß Er wohl achtung haben / wann warme Herbst seyn. Die Senckung geschicht also / mach eine Senckgrube / darnach die Rebenstöcke Reben haben / so du sencken wilst / [27] daß man sie zertheilen kan / und es müssen die Gruben etwas tieffer als ein Knie seyn / ungefähr einer halben Elen oder 3. viertel einer Elen / wann diese Gruben von einem Knecht oder Taglöhner gemacht / alsdann beschneidet der Weinhalter die Reben allenthalhen an der Seiten / und die Fäslein / die unten am Stock seyn / oder vom Stocke herunter in die Erden hangen / welches auch wohl im anfang deß Lentzen geschehen kan / oder soll / wann man die Stöcke beschneidet oder räumet / drauff dann ein Weinhalter fleissig sehen soll / daß solches allezeit im räumen mit geschehe / dann etliche hierinn sehr nachlässig seyn / und seind zu faul sich zu bucken / und dem Stock sein Recht zu thun. Es ist aber viel dran gelegen / dann dise Fäslein dem Stock seine Krafft benehmen. Darnach zieh er die Wurtzel deß Weinstocks unten ein wenig besser herauß / und lege sie allgemach un̅ fein vorsichtiglich unten auf die Erde / und sehesich wohl für / daß Er keine Reben zerbreche / und bringe ein jede Rebe zu seiner Ecke / daß sie am Ende fein unten aufflige / darnach scharre er Erd oder Sand / wie sie neben dem Stock ist / auf die Wurtzel / mit ten in der Gruben / und auf die Reben in den Ecken / und tritt es fein ein / daß es also ligen bleibt / schneide die Reben oben am Ende ab / und stöcke kurtze Stecklein darneben / daß man es wiederum finden kan / und also mit andern fortgefahren. Es gehöret vil Wist zu dem sencken / drum scharre die Gruben nit gantz zu / dann man muß in eine jede Gruben eine Butte voller Mist tragen / es schadet zwar nichts / wan̅ die Senckgruben schon über Winter offen bleiben / wann es sonderlich viel schneyet / wann die Sencken nur ein wenig mit Sand oder Erd beschütt seyn / so erfrieret es nicht / dann der Schnee fällt drauff / und wärmet es auch / doch ist es viel gewisser / wann der Mist im Herbst drauf kompt / daß der Koth über und über mit Mist bedeckt ist / und mit wenig Erd oder Sand drüber.
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Das III. Capitel. Von Düngung der Weinberge. ???Ie beste Düngung der Weinberge ist / so vor Winters Zeit geschehen kan / dann der Mist erwärmet den Stock über Winterszeit / werden auch die Stöck desto kräfftiger und fruchtbarer / ist auch sehr viel an einem Weinberge gelegen / daß er wohl gedüngt werde. Was man im Sommer dunget / kan ohne Schaden nicht wohl hergehen / dann in dem zuscharren kan man leichtlich die Aeugelein abschlagen / ist auch die allerbequemste Zeit zu düngen / wanns regnet / so kompt der Mist fein naß in die Erd / und ist sein fruchtbar davon / welches ein dürrer Mist nicht thut. Es ist allerley Mist den Meinbergen dienlich / er komme her wo er wolle / sonderlich aber der Schaaffmist / Ochsen / Kühemist / seind am fruchbarsten / wan̅ man den Pferdsmist auf die Gassen breitet / daß das Viehe drüber gehet / und Gassenmist drunter kom̅t / etwa in 14. Tag oder 3. Wochen widerum zusammen gemacht / ist auch sehr guter Mist / und können Stöck nicht leichtlich im Winter davon erfrieren / trägt guten und lieblichen Wein davon. Es müssen aber die Weinberge nicht gedungen werden wie die Aecker oder Miesen / sondern man muß den Mist an die Weinstöcke von ferne schütten / damit nicht allein der Stock / sondern auch die Wurtzel deß Stocks geniesse. Das IV. Capitel. Von Bäumen so man in die Meinberge zu setzen pflegt. ???An pflegt zu Zeiten die Weinberge mit Bäumen zu besetzen und zu zieren / so seind aber alle Bäume nicht dienlich dazu / dann der Weinstock nicht alle Bäume leiden kan / als da seind [29] die Nußbäume / Haselstauden / Lorbeerbäume / auch Kohl und Rettich / dann sie durch ihre grosse Blätter die Sonne den Weinstöcken benehmen / aber Mandelbaum / Pfirsing / Aepffel / Biren / Quitten und Kirschen-Bäume / so kleine Blätter haben / solche kan man unter den Weinstöcken wohl leiden / aber sie müssen fein weit von einander stehen / daß die Sonne wohl darzwischen hinein kan / und solche Bäume bringen im Sommer nicht allein einen Lust / sondern auch einen Nutzen / dann man kan den gantzen Som̅er über Früchte davon geniessen in seiner Haußhaltung / bringt der Weinstock keinen Wein / so bringt doch der Baum Früchte / durch Gottes Segen. Man kan auch die Weinstöcke auff die Bäume hinauf ziehen / wie ich solches in Italia gesehen / solche haben Lufft genug / und werden die Trauben von der Sonnen wohl gekocht / und überkommen vil Weins davon. Das V. Capitel. Von dem Decken deß Weinholtzes. DEm Weinstock kan viel böses begegnen vom Frost / Kälte / und Glateys / dahero an vilen Orten der Brauch ist / das Weinholtz über Winter zudecken / als im Francken- und Würtenbergerland / Böhmen / Oesterreich und Schweitzerland. Ich hab es auch gesehen am Rheinstrom / daß man es nicht decket. Es thue jetzund ein jeder was er will / ich für mein Theil halte viel vom zudecken. Es soll sich aber ein jeder befleissen / daß er an einem schönen hessen Wetter / wan̅ die Sonne scheinet / und fein trucken ist / zu decken pflegt / auf daß die Weinstöcke fein trucken unter die Erden kommen / vor oder umb Martini / dann so man decket / wanns naß ist / so verfaulen die Weinreben und die Augen gerne / man muß es auch nicht zuvor beschneiden / ehe man decket / sonsten verdirbt leichtlich gedeckt Holtz / wanns im Lentzen vor dem Frost sicher bleibt / bringts vil Wein / allein um Walburgi haben sie die gröste Gefahr; das Holtz / so aber nicht ge [30] deckt wird / erfrieret nicht so leicht um Walburgi. Es thue aber ein jeder nach seinem belieben / so bedarff er keinem die Schuld geben. Wann du jetzt im Frühling wiederum wilst auf decken / so befleisse dich ebenmässig schönes Wetters / und ist die beste Zeit um Annunciationis Mariae, alsdann erfrieret kein Holtz leichtlich mehr / doch muß es im Mayen noch ein grosse Gefahr außstehen. Es soll auch ein Weinhalter zu Winterszeit / wann es schön Wetter ist / fleissig in die Weinberge gehen / und zuschauen / daß ihme die Pfäle nicht vertragen werden / auch unter der Zeit die Pfäle wieder spitzen lassen / und keine hinwerffen / biß er nur noch ein Schuh lang ist. Das VI. Capitel. Von Schneidung in den Weinbergen. WAnn der Safft in das Holtz getretten / so soll man gleich umb die Fastenzeit anfangen zu schneiden / wann es wenig warm ist. Es müssen auch die jenige fleissig achtung geben im schneiden / daß sie die junge Augen nicht mit hinweg schneiden / sonsten würden sie nicht viel Wein tragen / und müssen auf das wenigst eine oder zwo dicke Reben stehen lassen zu Bogen / und dann auch 3. Knoten darzu / und alsdann zu gelegener Zeit gebogen und gebunden. Man soll auch in der Höhe zu erst anfangen / dann im Grund gefrieren sie viel ehender / als in der Höhe / der Weinhalter soll auch fleissig achtung geben / daß die Reben recht geschnitten werden / sonderlich wo sie oben her verfroren / unten desto mehr stehen lassen / das verfrorne aber hinweg schneiden. Es pflegen auch die Wein-Arbeiter das beste Holtz hinweg zu schneiden / um zu verkauffen / drauff soll man fleissig achtung geben / dann solch abgeschnitten Holtz der Weinhalter selbsten genugsam braucht / seine Weinberge damit außzubessern / wo etwan Lucken oder verfrorne Stöck seyn / solche einzubiessen / also kan man in dem Räumen zugleich auch mit fortfahren.
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Das VII. Capitel. Vom Pfropffen / Stäbeln und Hefften. DIe Weinstöcke können eben wohl gepfropfft werden wie die Bäume / besihe davon im Garten-Buch von dem pfropffen. Wein-Pfäle sollen oben und unten gespitzt werden / so können sich die Staren und Vögel nicht viel drauff setzen / so den Weinbeeren grossen Schaden zufügen / und muß das Holtz alle Jahr bepfälet werden / und sollen die Pfäle zu rechter Zeit mit einem Vorrath geschafft werden / und sollen keine Pfäle vertragen werden auß den Weinbergen / wie zu Zeiten pflegt zu geschehen / daß sie solche entzwey brechen und nach Hauß tragen zum verbrennen / dahero soll der Weinhalter fleissig achtung geben / daß ihme nichts vertragen werde. Das Heften soll auch gleich drauf geschehen / und so solches geschehen / alsdann soll man die Erde im Hacken über die Stöcke wiederum zuziehen / und man muß sehr vorsichtig damit umgehen / daß man die Augen nicht abstosse / so gar leicht geschehen kan. Darumb soll man nicht so lang warten mit dem Heften / dann wann der Wind gehet / und seind die Augen bereit herauß / so schlagen sie hin und wieder / und schlagen die Augen leichtlich an den Pfälen ab. Man solle zu der Zeit auch die Leut nicht viel in den Weinbergen hin und her gehen lassen / dann zu derselben Zeit ist das Holtz und die Augen noch zu zart / und werden leichtlich dardurch abgestossen. Das VIII. Capitel. Von dem ersten / zweyten / und dritten Hacken. AUff das Hacken soll ein Weinhalter fleissigachtung geben / daß die Arbeiter mit der Hacken tieff einhauen / gleichwie die Weinhaue in der Länge ist / und solches Hacken zum ersten soll den Ersten May geschehen seyn. Die Zweyte Hackung soll verrichtet [32] werden kurtz zuvor / ehe der Weinstock anfangt zu blühen / dann wann der Weinstock blühet / ists nicht gut hacken / sonsten stosset man die Blüth herunder. Es wollen zwar etliche auf lindes Wetter warten / dann um diese Zeit ist der Boden zimlich hart von dem Wind / aber es blühet in theil Orten ungleich / und versäumet sich dadurch lang / und da muß man das newgewachsene Holtz fleissig auf binden / daß nicht auf der Erden verderbe / und dadurch die Arbeiter hindere. Die dritte Hackung muß zwischen Jacobi und Laurentij geschehen / und alsbald das übrige Laub von den Weinstöcken abhauen / und auf die Pfäle stecken und dörren / dardurch kan man über Winter viel Hew erspahren / und solches den Ziegen und Schaafen verfütern. Um dieselbe Zeit kompt das Hacken zimlich schwer an / dann das Erdreich sehr hart und hißig ist. Hier muß der Weinhalter widerum auf die Häkker fleissig achtung geben / daß sie nicht obenhin arbeiten / und nur halber hacken. Das IX Capitel. Von der Reiffung und Hütung deß Weins. UM Laurentij ist es Zeit / die Weinhüter zu bestellen / dann da fangen die Trauben an reiff zu werden / und so man um die Zeit reiffe Trauben oder Beeren in den Weinbergen findt / so ist es ein gut anzeigen zu einem guten und zeitlichen Herst / darum / was dir dann der liebe Gott bescheret / laß dir auch wol hüten / daß dir nicht von Dieben / so wohl deß Nachts / als auch deß Tags / gestolen wird / auch von den Staaren / und andern schädlichen Vögeln / vertragen wird. Man muß auch auff die Hüter selsten gute achtung haben / daß sie nicht viel vertragen / und anderstwo auff dem Markt verkauffen lassen / oder sich hin und wider mit anderer Lent Gut gute Freund suchen und machen wollen.
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Das X. Capitel. Vom Wein lesen und pressen. WAnn die Wein-Trauben reiff und zeitig seyn / soll man gutes Wetter in acht nehmen solche abzulesen / man soll den Wein-Lesern Frühe / Mittags und Abends genug zu essen und zu trincken geben / sonsten essen sie nur desto mehr Wein-Trauben / und trincken desto mehrer Most / sie sollen auch die Wein-Trauben rein und wohl ablesen / die Beeren so auf die Erden fallen oder gefallen seynd / fleissig aufheben / man soll auch allezeit Leut hinder ihnen nachschicken die fleissig aufmercken daß nichts hangen bleibt / es ist viel besser viel Ableser zu haben als wenig / so kompt man bald davon / aber man muß auf die Leser achtung geben / so Diebsäcke unter den Röcken haben / damit sie viel Trauben hinweg tragen / es sollen die Leser die Stroheband aufmachen / auf daß sie desto besser zu den Wein-Trauben kommen können / man soll auch die Arbeiter alsbald und fleissig außzahlen / dann ein Arbeiter ist seines Lohns werth. Zum Keltern oder Pressen gehören starcke Leut / und geschicht diese Arbeit theils unterm Lesen / an solcher Arbeit muß man fleissig Tag und Nacht schaffen / darzu gehören Liechter und Laternen / man soll auch alsdann in Bereitschafft haben allerley Wurtzeln und Kräuter / so man Kräuter-Wein machen wolt / wie hernach folgt / es sollen auch alle Faß auf das säuberst außgebrühet und außgebußt seyn mit frischem Wasser / und was neü Faß seyn / darinn noch kein Wein gewesen ist / sollen eine Zeit mit Wasser erfüllt da gelegen seyn / deßgleichen soll die Presse oder Kelter auch zuvor wohl verwahret und gereiniget seyn / und mit Wasser eine Zeit beschitten lassen / auf daß das Holtz nicht so viel Most oder Wein in sich ziehe. Es gibt viel die die Wein-Trauben mit den Füssen zertretten / andere mit Kolben zerstossen / auch so einer ein guten herrlichen Trunck behalten will / so laß Er die Beeren gantz allein pressen / und laß die Ribs davon biß zu letzten / so bekom̅stu ein süssen [34] herrlichen Wein / wer auch einen alten ungeschmackten verdorbenen Wein hat / der schütte ihn mit über die Wein-Trauben / und laß ihn mit Keltern / so wird er wiederum gut und gerecht / und erfrischt sich wiederum auf. Das XI. Capitel. Von allerley zugerichtem Most und Kräuter-Wein. SO du ein Most lang süß erhalten wilst / welchen dann das Frauenzimmer gerne trinckt / auch andere Wein mit süß machen kanst / so seig ihn hinab so bald er von der Kelter kompt / daß nur die Hefen davon kompt / und gib ihm einen Einschlag / wie man den in den Apothecken zuricht / spund ihn zu / laß in 8. Tag also zugespundt ligen / und seig ihn wieder ab / und mache das Faß wieder sauber mit heiffem Brühewasser / gib ihm alsdann wieder ein Einschlag / etwas weniger als zuvor / darnach das Fäßlein ist / und seig ihn darnach / drauf spund ihn wieder fest zu / laß ihn 14. Tag oder 3. Wochen ligen zugespundt / so mustudreymal verfahren / und allemal fest zugespundt / daß er keine Lufft bekompt / so bleibt er lieblich und süß / kanst vielerley Wein damit gut und süß machen. Diß muß ein Weinhalter für allen Gingen wohl in acht nehmen / so es ein gut Jahr gibt / daß er solche Wein wohl in acht nehme / dann es kommen viel mehr böse Jahr als gute / auf daß man die böse Jahr kan mit den guten außstehen / derohalben soll man die guten Wein auf die schlechte zuruck halten / alsdann kan man was dran gewinne / und um doppelt Gelt verkauffen.
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Das XII. Capitel. Von Alant-Wein. KRäuter-Wein soll ein Haußhalter in seinem Hauß haben / dan̅ sie nutzen als eine kleine Hauß-Apotheck / kan auch bißweilen gute Freund mit gewinnen / gleich wie es nun mit dem Kräuter-Bier gehandlet worden / also ist es nun auch mit dem Kräuter-Wein / so will ich doch etliche beschreiben; Du must ein Most / nehmen der noch etwas süß ist / den Alant mustu zu subtilen Schnitzlein schneiden / und in einen doppelten Faden anhängen / solche langsam in der Lufft getruckenet / darnach nehme Most so bald er auß der Pressen kompt / so viel du wilt / thue ihn in ein Kessel / aber der Kessel muß nicht zuvoll seyn / damit er nicht überlauffe / thue alsdann den Alant in den Kessel / und laß ihn mit sieden / aber nicht zusehr / schäume aber wohl ab bey 2. oder 3. Stund / darnach du ihn lang erhalten wilst / also hastu ein Alant-Wein. Das XIII Capitel. Von Wermut-Wein. DIeser ist alle Tag anzustellen / wanns dir beliebig / mach ein gutes Büschlein Wermuth der fein dürr ist / und häng ihn in das Fäßlein Wein / wann er 8. Tag gelegen / so ist er gut zu trincken / ist er zu bitter / so geuß mehr Wein zu / also kanstu mit allen andern Wurtzeln und Kräuter-Wein verfahren / als Salbeyen / Beyfuß / Roßmarin / Wachholder / Cardobenedicten / Hollunder / Attich-Wein sc. und dergleichen mehr / wie du in der Haus-Artzney weiter finden wirst. Das XIV. Capitel. Von Kirschen- oder Weichsel-Wein. DAß dir zubereiten ein Fäßlein mit einer vierecketen Spund / darein thue einen Wein / und hänge ein Säcklein von sauberm leinen Tuch hinein / so du mit 4. Nägel must anhefften / darnach [36] so zeuch den Kirschen die Stiel ab / thue die Kern herauß / zerstosse die Kern in einem steinern oder eysern Mörsel / also verfahre darnach mit den Kirschen / thue sie alsdann in das Faß / thue darzu überzogenen Reiß mit Zucker / Zimmetrinden / so wird er süß und lieblich / ist ein gesunder und nutzlicher Tranck im Sommer. Das XV. Capitel. Von allerley Kräuter-Wein insgemein. WEr ein Liebhaber der Kräuter-Wein ist / der sam̅ele die Kräuter zu rechter Zeit / nemlich von Maria Him̅elfahrt biß Maria Geburt ist die beste Zeit / diese Kräuter soll man nicht in der Sonnen trucknen / sondern in einem Zimmer nach und nach / und soll sie sauber halten für dem Staub / biß du sie brauchen wilst / so kanstu wie gemeldt Kräuter-Wein machen wann du wilt / oder laß dir in der Apothecken durch Distillirung die Krafft und Tugend davon abziehen / also kanstu eine Maß mit etlichen Tropffen machen / wann du wilt / und was du für einen wilt. Wiltu aber süsse Kräuter-Wein haben / so verfahre mit dem Most wie im XII. Capitel gemeldt / und laß ihn sieden / wormit ich für dißmal mit dem Wein beschliesse / doch will ich noch etliche Wein-Künste beschreiben / wie folgt. Das XVI. Capitel. Von etlichen Künsten deß Weins / daß ein Wein schmäcke wie Muscateller. NImm Hollunder-Blüt / so bald sie die Blüt aufthut / breche sie ab von dem Stiel / dörre sie in der Lufft / und verwahre sie biß in Herbst / alsdann thue sie in ein weiß Säcklein / hänge es in ein Zäßlein Most / laß es mit gihren / thue das Säckein zu Zeiten zur [37] Spund herauß / und trucke den Safft wohl auß / biß es außgihret hat / so hastu ein Muscateller-Wein. Nimm 8. Loth Hollunderblüt / 1. Loth Zimmetrinden / kochs unter einander im rothen Most / so hastu ein rothen Muscateller-Wein. Einen Malvasier-Wein zu machen. Nimm in der Apothecken / Ingber / Näglein / Muscatenblumen / Galganwurtzel / jedes ana. 1. Quintlein / zerstoß es grob / thue es in ein höltzern Geschirr / geuß Brandenwein dran / verwahre das Geschirr daß nichts herauß komme / laß ein Tag und Nacht also stehen / darnach thue es in ein leinen Säcklein / und häng es ins Faß etwan 3. oder 4. Tag / darnach thue es wieder herauß / so wird der Wein schmäcken wie Malvasier. Wein schön hell und wohlschmäckend zu machen. Nimm Wein in eine Pfanne / thue Galgant drunter / koche oder roste es wohl unter einander / darnach thue ihn in ein andern Wein / so unlauter ist / alsdann wird derselbe wieder wohl und gut schmäckend. So ein Wein nach dem Geschirr schmäcket. Nimm Weinstein zerstosse ihn wohl / werff ihn in das Faß da der Wein darnach schmäckt / benimt ihm denselben. Wilstu ein Wein außschencken / und haben daß er bey seiner Farbe und Geschmack bleibe / so nimm ein Theil Weidaschen in ein Säcklein / hänge es in das Faß / so bleibt ihm die Farbe und Geschmack.
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Das Vierdte Buch.
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Georgica genandt. Vom Acker-Baw und Gäewerck / als Weitzen / Rocken / Gersten / Habern / Erbsen / Lein / Hanff / Linsen / Ruben sc. auch wie man das Getrayd vorm Ungezifer lang erhalten soll. Das I. Capitel. Von dem Ackern. ES wird ohn Zweiffel ein jeder nach seiner Landes-Gewonheit wissen einen Acker wohl zuzurichten / allein daß ein Acker nur wol gearbeitet / und zugerichtet werde. In vielen Orten braucht man viel Viehe zu einem Pflug / an andern Orten / nur 2. Haubt oder ein Pferd / darnach das Feld ist. Erstlich thut man die Brachfart / 14. Tag oder 3. Wochen vor Johanni / da muß aber man wol achtung haben auf das Gesinde / daß der Pflug wohl eingehe / und nicht oben hin geackert wird / wie zu Zeiten von faulem untreuem Gesinde zu geschehen pflegt / dann um diese Zeit das Land ohne das gantz außgetrucknet / durch die Winde und Sonne / dann wann es im ersten fehlet / so kan man im andern ackern auch nicht wohl fortkommen / wann man den Acker im alten Monat sturtzet / so faulet es gern / aber der Acker muß zuvor gedünget seyn / wann er vor 2. oder 3. Jahr nicht ist gedünget worden / darnach thut man die Windfahr / alsdann ackert man was tieffer. Man soll fleissig achtung geben / daß man sein Arbeit zu rechter Zeit thue und nicht zuruck bleibe / und zu langsam seyn in seiner Arbeit / um Bartholom oei ist die 3. Saatfahr biß aus Michaelis / alsdann ackert man noch tieffer / wann man
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Mist auf die Aecker führet / wann es zum andern mahl geackert ist / so bringt es guten reinen Rocken. In eine Brache kan man zu erst Rocken sehen / daß andere Jahr kan man sie düngen / alsdann mit Gersten besäen / das dritte Jahr Rocken / alsdann laßt mans gerne Brache ligen / und dann wieder misten. Das II. Capitel. Vom Säen und dessen Saamen. BUter Saamen bringt gute Früchten / dahero ein jeder der säen will / soll sich auf gut rein und schön Getrayd befleissen / das nicht dumpfficht / oder reucht / der Saame der nur ein Jahr alt ist der ist der beste / je älter der Saamen ist / je schlechter er zum säen ist / der schwereste Saamen ist allezeit der beste. Es muß auch ein Ackermann wohl achtung geben auf das säen / und nicht allezeit die Hand zu voll nehmen und dicke säen; im Sommer muß man die Hand nicht voll nehmen / sondern dinne säen / und allezeit das Mittel halten; Gersten muß man zimlich dicke säen und alles zu rechter Zeit säen; Frühe säen ist besser dann Spat säen; man soll allzeit im newen oder zunehmenden Monat alles säen; die Aecker so nicht wohl gedungt seyn / müssen zu erst gesäet werden / darnach die andern. Zu Herbstzeiten muß man dick säen und die Hand voll nehmen / dann den Winter durch erfreuert viel in der Erden / und ist gemeiniglich die beste Zeit 14. Tag vor Michaeli / 8. Tag nach Michaelis so muß der Rocken / Weitzen / und Winter-Gersten schon gesäet seyn / dann es muß zum wenigsten noch aufgehen eines halben Fingers lang ehe es gefrieret / sonsten erstickt es in der Erden. Man muß so bald säen / als geackert ist / weil der Acker noch frisch ist / darnach eget mans / die gute wohlgedungte Aecker aber / die man über Winter säen will / muß man nicht gar zu zeitlich säen / auf daß sich [40] die Saat nicht überwächst / sonst bekom̅ts viel Strohe und wenig Körner / ist also im Sommer zum besten säen und egen / wann es fein stäubt hinder den Egen. In den sandigten Aeckern thut der Wind zu Zeiten schaden / wan̅ er Sand mit dem Rocken hinweg wehet / soll man sie derohalben ehender säen / und mit einem Hauffen Schafe über den besäeten Acker hertreiben / die tretten den Saamen in den Acker hinein. Das III. Capitel. Was man im Ackern beobachten soll. EIn Acker der unrein und böß ist / muß man wohl arbeiten / nemlich 2. 3. oder wohl 4. mahl / so aber ein Acker mürb und rein ist / so bedarff er über 2. oder 3. mahl nicht / gearbeitet zu werden. Es sollen auch die geringe Aecker 8. Tag vor Pfingsten oder 8. Tage nacher gebracht werden / was aber zur Winter-Saat gehörig / muß im Junio gesturtzt und mit Mist untergebracht werden / und zwischen Jacobi und Laurentij zur Saat gepfluget / was aber gute Aecker seyn sollen um Johanni gebracht werden. Was aber zu dem Sommer-Getrayde soll gedunget werden / muß um Michaeli gesturtzt seyn / und um Faßnacht gerürt / und um Ostern zur Saat gepflugt seyn. Das heist man nun gebrachet / wann ein Feld ein Jahr Brach gelegen / und wiederum zur Saat geäckert ist / dann alle Felder die man läßt Brach ligen / sollen gemeiniglich das Jahr zuvor Haber getragen haben. Die Aecker soll man im guten Zeichen zurichten / als im Widder / Stier / Zwilling / Waag / Scorpion und Schützen / in denen Zeichen seynd sie auch gut zu düngen / die ungebaute Felder aber soll man zurichten wann der Mond ist im Widder / Krebs / Waag und Steinbock / fürnemlich wann der Mond im abnehmen ist.
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Das IV. Capitel. Was ein Ackermann oder Haußhalter wissen oder können soll. ES ist sehr viel dran gelegen / daß ein Haußhalter auch ein guter Astrologus wäre / damit er fleissig achtung gebe auf die Planeten und Sternen / darauß die gute und böse Aspectus erkennen / sonderlich soll er gute achtung geben auf den Monden / dann er hat unter allen Planeten die meiste Würckung in der Erden. In allen Calendern findet man der Sonnen und Monden Lauff / und die Aspect der Planeten / daß also auch einer zimlich verstehen kan / wann er sich nur ein wenig durch einen verständigen Mann unterweisen läßt: Wann einer sonderlich gute gelegene Zeit zum säen haben will / so muß er nach dem Monden sehen / dann wan̅ der nur im Widder / Krebs / Jungfrawen / Waag oder Steinbock in keinem bösen Aspect ist / so mag er von allerley Früchten säen. Man muß auch wohl in acht nehmen / so einer ein feucht Land besäen will / oder hat feuchten Saamen / das ist / so feuchter Natur ist / so mustu säen wann der Mond im abnehmen ist / und dagegen / wanns truckener Saamen oder Land / im zunehmen deß Monds säen. In der Waage und Zwilling ist gut allerley zu säen / ist aber der Mond im Widder / so ist gut Gersten säen / im Stier gut Korn / im Krebs gut Korn / Weißen und Dünckel säen. Im Schützen soll man nichts säen / im Scorpion ist gut allerley Frücht zu säen / als Korn / Weitzen / Gersten / Erbes / Lein und Haber / und folgt gern ein gute Ernde. Den Grün-Donnerstag und Viti ist gut Lein säen / die beste Zeit Haber zu säen ist / wann das Birckenlaub anfangt herauß zu sprossen / auch den Faßnacht-Dienstag Korn gesäet / gibt reichliche Ernd / auch Korn in deß Monds falle gesäet / gibt sich reichlich.
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Das V. Capitel. Eine Bauren-Regel von der Christnacht / nach welcher das Säewerck zu richten ist. WAnn sich die Christnacht gantz und gar schön höll und klar erzeigt / so folgt ein fruchtbares ???-Jahr / so man zu rechter Zeit säet. Erzeigt sich der Christ-Abend dunckel biß zur Mitternacht / so ists ein anzeigen / daß die Saat nicht wohl gerath / ist sie aber hell und klar / so wird die frühe Saat wohl gerathen. Ist aber die gantze Christnacht dunckel / so bedeut es ein sehr unfruchtbares und nasses Jahr. Es kommen auch in der Christnacht Winde / drauf muß der Akkersman̅ auch fleissig achtung geben / und ist im Säen auch allezeit der Mittags-Wind der beste / wan̅ nur die Vormitternacht in der Christnacht hell gewesen / alsdann säume dich in der Säzeit nicht wann du gut Zeichen hast / ob es schon ein Tag oder zween ehender ist / diß gibt kein mangel / daß nur dein Saame zu rechter Zeit in die Erden kompt. Also verfahre auch / wann die Nachmitternacht in der Christnacht ist hell gewesen / mit dem spat säen / dann wanns die Zeit bringt / so ist die mittel Saat die beste / wann die Christnacht um die rechte Mitternacht hell und klar ist / und die Vormitternacht zuvor finster gewesen / und darnach die Nachmitternacht auch finster ist / so ist die mittle Saat-Zeit die beste / als zum Exempel / wann es von 10. Uhr biß 1. Uhr nach Mitternacht hell und klar wäre. Auf den Tag soll man auch gute achtung geben / wann der erste Schnee fält auf die Aecker oder Feldmarck / dann so du auf den Tag etwas säest / und auf den Wind in der Christnacht achtung gibst / im Namen IEsu Christi säest / es sey Korn / Weitzen / oder Getrayd / was es immer wolle / insonderheit den Flax / so wird dir ob GOtt will dein Acker kein Unkraut / noch Distel oder Ungezifer tragen / deßgleichen kanstu auch mit dem Hanff und Gersten thun.
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Das VI. Capitel. Von dem Einerndten. WAnn der Mond im abnehmen ist / so ist am allerbesten einernden und schneiden / auch Flax zu reiffen / es soll aber ein jeder Haushalter gute achtung geben aufs reiffen / um welche Zeit ein Getrayd recht reiff ist / und fein voll Korn ist / damit es im Einernden nicht außfalle / auch nicht zu unreiff / damit es füglich kan außgedroschen werden.

Das Fünffte Buch.
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Hippotrophia genandt. Darinnen von der Viehzucht / Pferden / Ochsen / Kühe / Schaf / Ziegen / Schweine / ???. wie dann auch von Feder-Viehe / Gänsen / Enten / Hüner / Tauben / Bienen / wie dieselbe aufzuerziehen / und man denselben abwarten soll. Das I. Capitel. Von der Pferd-Zucht. ES werden die Pferd gemeiniglich nach der Land-Art unterschieden / dahero mancherley Art von Pferden gefunden werden. Es sind zäume Pferdt / wilde Pferdt / und Wasser-Pferd / so die Menschen fressen / und muß man die gute erkennen an der Land-Art / und so du dir Pferd einhandlen wilt / so hüte dich für alten Pferdten / dann alles das alte Vie [44] he / es sein Pferdt / Ochsen / Kühe / Schaf oder was es wolle / soll man von sich schieben / und allezeit nach jung Viehe trachten / und zu solchen jungen Pferdten gehöret auch getrewes Gesinde / die recht mit umbgehen / und keines überladen / damit ihm kein Schaden zu kom̅e. Wiltu nun ein Pferdt kauffen / so besihe seine äusserliche Gestalt zu ersten / und laß dir es etliche mahl hin und her reuten / daß du sehen kanst / ob es in den Schenckeln richtig und nicht Lahm sey / laß es einmahl im Trab gehen / dann ein Paß / ein harten und sanfften Trab / ein Zelt / und dann mahl oder etliche geschwinde lauffen / auff daß man seine Kunst sehe was es gelernet habe. Besihe es / obs tauerhafftig / kenchend oder sonst untüchtig / besiehe die Huffen / die Zunge / ob sie löcherig oder rein sey / messe die Höhe an dem fordern Theil / ob es gleiche Höhe mit deinen andern habe / im gehen gebe achtung ob es überschlägt / ob es mit dem hindern Fuß in den fordern Trab tritt. Daran muß man alls seine absonderliche Kennzeichen haben / ob sie gut und rechtfertig seyn. Auff die fette Pferdt ist nicht allezeit zu sehen / dann auf die Roßmärckte pflegt man die Pferdt etliche Monat zuvor wol außzumesten / daß sie fein leibig und muthig werden / so sie nachgehend die folge nicht haben / so verderben solche Pferdt. So man ein Pferdt erkennen will / ob es gerne zunehme oder feist werde / so greiffe dem Pferdt in den Schlund oder Gurgel / da findestu zwo Häut übereinander / ist nun die undere sehr dinne / so wirds nicht gern feiste / aber sie seind sehr arbeitsam / hat es aber viel Haar auf dem Kopff und fein hart seyn / so werden sie gerne feist. Es soll auch ein Pferdt schöne gute Huffe haben / die vornen nicht erhöhet seyn / sondern fein gleich seyn / daß sie desto steiffer drauff gehen können / hat ein Pferdt viel Haar / und ist kurtz unter den Augen / so last sichs nicht gerne halten. So es aber spitzige Bein zwischen den Ohren unter der Haut hat / so lauffen sie gerne / so ein Pferdt lange flache hangende Ohren hat / so ist es träge / deßgleichen auch so es tieffe Augen hat / ist es faul.
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So aber ein Pferdt grosse Augen / grosse Naßlöcher / und spitzige Ohren hat / das seind gewisse Zeichen der Kühnheit / die einen dicken langen Hals haben / lauffen bald. Welche Pferdt viel Haar an den Beinen / und grosse Zotten über den Füssen / seind arbeitsam / aber zum lauffen ungeschickt / wann ein Pferdt fest stehet / und wohl wiederholt / wann man es am Beinschwantz zeucht / so ists gut / so ein Roß den hindern Fuß fürsetzet / und nicht hart drauff tritt / so ist es abgetrieben und nicht viel werth. Hat ein Pferdt tieffe Augen / grosse Wangen / einen kurtzen Hals / so ligts hart im Zaum. Ein gut Pferdt soll die Tugenden haben / als nemlich drey von einem Wolffe / 3. von einem Fuchsen / drey von einem Weibe. Nemlich deß Wolffs Augen / fressen und erhöhung deß Haubts / deß Fuchs kurtze Ohren / la???gen Schwantz / gelinden tritt / eines Weibs breite Brust / Hoffart und Haar / auch das gern aufsitzen läst. Man soll auch die Pferdt im Alter zu erkennen wissen / als nemlich wann ein Pferdt im 3. Jahr ist / so stoßt es die 4. mittel Zähne / 2. oben und 2. unten / verlieret die faule Zähne / und bekompt andere Zähne. Kompt es in das 4. Jahr / so stosset es die andere 4. Zähne unten und oben biß auf die 4. Eck-Zähne. Wann es ins 5. Jahr gehet / so stösset es die 4. Eck-Zähne / und bekompt an die statt auf jedere Seiten ein holen Eck-Zahn / und die Haken / und den holen Eck-Zahn behält es biß es 6. Jahr alt wird. Wann es 7. Jahr alt wird / so sind die Hacken noch scharff / wann es nicht sonderlich viel ist gezäümet worden / und die Eck-Zähne seind so hohl / daß man kan ein gantz Wicken Korn drein legen. So es in das 8. Jahr gehet / so ist ihm der Kern noch so hohl / daß man ein halb Wicken Korn drein legen kan. Wann es ins 9. Jahr gehet / so seind die Eck-Zähne gantz eben / doch daß man die Wurtzel vom Kern noch erkennen kan.
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Mann es ins 10. oder 11. Jahr gehet / so ist es nicht mehr zu erkennen / und ist der Kern in beeden Zähnen hinweg. Um Michaeli ist die beste Zeit Pferdt zu kauffen / dann um selbige Zeit verkaufft jeder gern Pferde / auf daß er sie nicht darff außwintern. Das II. Capitel. Von der Pferd-Zucht. SO einer die gute Gelegenheit der Weyde oder Hüte hat / ist es das beste / daß einer selber eine Stute halte / und ihme selbsten gute Roß nach seinem gefallen aufziehe / so darff er sich nicht beförchten / daß Er im Roßtauschen überfortheilet werde / so halte dir etliche schöne Wilden / davon du dir Falchen ziehen kanst / und so wohl eigenen Nutzen mit schaffen kan / als auch zu verkauffen / verschaffe dir einen guten Hengst / der guter Art ist / demselben thu wol warten / auf daß er fein starck / wacker / munter und schön werde / halte dabey 2. oder 3. Wilde / wann etwan ein Roß abgienge den Mangel mit jungen Roß ersetzen kan / dann ein Haußhalter muß immer jung Viehe beym alten mit aufziehen / wann ein Hengst 3. oder 4. Jahr alt ist / so kan man schon sie zum Rossen gebrauchen / wer gute Wilden haben will / muß sie nicht viel ziehen lassen / sonderlich wann sie tragig seyn / die gute Wilden / die alle Jahr einmal Jungen / seynd gut / die aber ein oder 2. Jahr überschreiten / seynd nicht viel Nutz / dann sie seynd nicht viel gut zur Zucht / nach 14. oder 15. Jahren bringen sie nicht viel gute Füllen mehr. Die jungen Füllen laßt man gemeiniglich saugen / biß auf Michaeli / drey oder 4. Tag hernacher / oder wann sie etwas spat geworffen seyn / biß nach Martini / darnach muß man sie alleine in ein Stallstellen / etwan 14. Tage biß sie der Mutter vergessen / alsdann seynd sie sehr ungedultig / dann gibt man ihnen ein wenig Schrot oder Haber / unter den Hexel / und gar gut Hew / und so man ihnen wol abwartet / so werden fein junge Roß darauß / aber lauter Haber muß man ihnen nicht geben.
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Arme Bauren geben ihnen nur Hew und Strohe / wie den Wilden / und jagen sie mit auf die Weyde / aber sie werden nicht fein groß und starck / so sie 3. Jahr alt seyn / fangt man sie schon an anzuspannen / und laßt sie ziehen / und in 4. 5. 6. Jahren siehet man was auß ihnen werden will. Wann ein Fülle / wann sie gebohren / fein schöne lange Bein hat / so wirds ein hoches / leibliches und starckes Pferdt / dann lange Schienbein seynd ein gutes anzeigen an einem Jungen Roß. Es pflegen auch etlich den jungen Füllen Erbes-Strohe zu essen geben / so gewehnen sie solche bald zum Erbes-Strohe / sonsten bekommen sie hernacher böse Bäuch davon / wann sie nicht zuvor dran gewehnt seynd. Das III. Capitel. Von Schneidung und Fütterung der jungen Pferdt. DIe junge Hengst / die man zur Zucht nicht haben will / und die man gerne auf der Meyde unter andern Pferdte gehen lassen will / solche soll man im 4. oder 5 Jahr schneiden lassen / dann es besser ist wann sie noch jung seyn / wann sie geschnitten seynd / so leiden sie grosse Schmertzen / alsdann muß man sie 14. Tage gar still stehen lassen / biß sie Heil werden / und ihnen wohl warten / daß sie ihres Schadens vergessen / und ist der Schnitt im Lentzen und Herbst am besten. Es sey ein Pferdt so gering als es wolle / so soll es seine gute Wartung haben / derohalben ein unterschied der Pferdt. Roß / so zum reuten gebraucht werden / oder Zug-Pferdt / oder Acker-Pferdt / hat ein jedes sein Ordnung / wie man es füttern soll. Morgens frühe um 6. Uhr gibt man ihnen ein Futter / es wäre dann / daß man sie anderer Ursachen halben ehe füttern wolle. Wie man den Zug-Pferdten thun muß / dann denen muß man in Mitternacht Hew in die Räfen legen / daß sie allezeit zu Essen haben / sonderlich [48] wann die Nächte lang seyn / als im Winter / und alsdann in fünff Uhr wohl füttern mit Haber / man pflegt ihnen wohl auch Gersten zu geben / zuvor im Wasser ein wenig verquellen / macht ihnen gut subtil Geblüt. Wie viel man ihnen aber einschütten soll / muß ein jeder erachten / nach dem ein Pferdt groß oder klein ist / darnach muß man ihnen auch einschütten / etwan einen Metzen Haber / oder den vierdten Theil vom Viertel / welche Pferdt nicht viel gebraucht werden / kan man Hexel drunter schütten. Man darff ihnen frühe kein Hew fürlegen / sondern um 9. Uhr mag man ihnen ein Büschlein geben / und wann sie das gessen / so mag man sie träncken / drauff wieder ein Büschlein / folgends auf Mittag um 12. Uhr gibt man ihnen wieder ein Futter / wie deß Morgens / um 2. oder 3. Uhr gibt man ihnen wieder ein Bündlein Hew / und darauff getränckt / Abends ehe man ihnen wieder ein Futter gibt / versucht man zuvor obs wiederum trincken will / darnach gibt man ihnen ein Futter / und etwas mehr / als du ihm Morgens oder Mittags geben hast / darnach gib ihm Hew / daß sichs übernacht behelffen kan / allein das ist zu verstehen von Pferdten die still stehen. Man hält auch viel davon / wann man stinckende Böck bey den Pferdten stehen hat / von deren Geruch sollen sie wohl zu nehmen / ist auch ein gut Recept für viele Kranckheiten / allein kein Weibsbild / so ihr Monat-Zeit hat / soll den Pferdten zu nahe gehen. Schwein-Ställe sollen auch nicht nahe bey den Pferdt-Ställen seyn / dann sie können ihren Gestanck und ihr geruntzelen nicht leiden / noch vertragen / werden gern kranck davon / deßgleichen auch ander Viehe / als Gäns / und Hüner / im Sommer stehen die Pferdt gern allein und sauber / und im Winter fein warm / und wann die Roß in den Ställen das Angesicht gegen Morgen kehren / sollen sie wohl davon gedeyen
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Das IV. Capitel. Von deß Fuhr- oder Ackerknechts Ampt. EIn Mutsamer und bescheydener Furknecht / der die Pferdte lieb hat / überpoltert und schlägt seine Gäule nicht / sondern er gewöhnt und richt sie also ab / daß sie auff sein Geisel-knöllen / Geschrey und Stim̅ mehr / dann auff groß schlagen und grawsam poltern / geben. Er überladet sie auch mit keiner grösserer und schwärer Arbeit / dann daß sie es erleiden und erziehen mögen. Er haltet und strigelt sie sauber alle Morgen / und bißweilen / wann es die noth erfordert / auch zu Mittag im Sommer. Träncket sie zu rechter Stund / und wann sie schon etlicher massen außgernhet und erschnoben haben: hält ihnen die Füß und Schenckel sauber / wäschet sie zum offtermal im Sommer mit frischem Brunnenwasser / Wein / oder Weintrufen / oder aber wann sie den Fuß vertretten haben mit Bruntzwasser. Schlägt ihnen zu Nachts mit Kühmist ein / wascht ihnen das Maul zu Nachts mit Weinessig und Saltz auß / wann sie sich erhitzigt oder überfressen haben. Würfft ihnen kein Häw für / gibt ihnen kein Futer zu essen / macht ihnen kein new Stro unter / er habe es dann vorhin alles wol außgeschüttelt / gesäubert / und fleissig geschwungen. Mag nicht leiden daß sie ohne Hufeysen gehen / oder daß man ihnen vernägle. Er hat gut Sorg zu seinem Roß- und Wagengeschirr / Sätteln / Kummat / Zäumen / und anderem Rüstgezeuge / damit sie nicht reissen oder brechen / sondern alles gantz und gut bleibe. Es muß aber doch auch ein solcher Knecht darneben mit Netz / grobem Faden und Drat / wissen umbzugehen / zu nähen und zu wercken: Seine eygene Sättel wissen zu bessern / zu flicken / und mit Haar außzufüllen. In Summa / er soll das Sattelwerck können / und mit allerhand Eysenwerck oder Schmidwerck wissen umbzugehen / und solches zu treiben. Soll der halben seine Bulgen oder Roßtaschen / mit allerhand Zeug / das Roßgeschirr und die Sättel darmit zu flicken / und [50] die Roß-Eysen auffzuschlagen / und auffzunaglen / nach dem besten staffieren und versehen. Neben dem / so muß er auch gute wissenschafft haben / was die Ursach seye / wann etwan die Pferd hincken / und an ihren Füssen prästhafftig seyn worden / Beyneben auch gute sorg haben / wann seinen Gäulen die Huff wachsen / und so sie den Husten haben / sie fleissig zugedeckt halten. Wann aber die Roß im Schnee / Regen / und rauhem kühlem Wetter erkalten und erfrieren / so soll er ihnen Foenum graecum zu essen geben / oder Aeniß unter ihr Futter mischen lassen. Die Pferde welche alt seyn / verwechslen / und ein anders / welches er vermeinet dem andern anmüthig zu seyn / an sein Platz stellen. Den Stall soll er im Sommer alle Tag reinigen / deß Nachts aber ihr Streü von frischem Stroh machen. Wann seine Roß nicht zunehmen / sondern mager werden / so soll er Bonen kochen / unter den Habern mischen / und sie darmit füttern. Oder er soll Hirs / Heydelpfench / Reiß kochen / mit Bonenmehl vermischen / ein wenig Saltz darzu thun / und sie darmit mästen. Ein Fuhrknecht soll allwegen sein Schlaffbeth im Stall bey seinen Gäulen haben / damit sie entweder nicht kranck werden / oder sich in den Halfftern verwicklen / einander nicht schlagen / beissen / oder sich sonst in andere Wege verletzen. Das Liecht soll er im Stall fleissig verwahren / und an kein sorglichs Ort setzen oder stellen. Allerhand Roßgeschirr soll er alle Abend sauber und ordenlich an sein Ort hencken oder legen / damit wann man Morgens früh wiederum einspan̅en und auffs Feld fahren will / er eins nach dem andern gantz und unverrissen möge finden / und also an seiner Arbeit keines wegs gesaumet werde. Die Maulthier und die Stuten soll er nicht allein in ein sondern Stall einsperren oder stellen / sonder auch in einen sondern Wagen spannen / und in sonderm eignen Zug arbeiten lassen. Die presthaffte oder krancke Pferd / und welche nicht entweders [51] laß und müde / oder den Schenckel verrenckt oder vertretten / oder aber getruckt seyn worden / soll er allwegen von andern gesunden Gäulen absondern und stellen lassen. Hat aber ein Pferdt irgend ein heimlichen Tück und Untugend hinder ihm / die soll er ihm für allen Dingen abgewöhnen. Dann wan̅ ein Gaul entweder schew und forchtsam / stützig / oder sich nicht will zum Vortel begeben und auffsitzen lassen / oder etliche sondere Ort schewet / soll er ihm ein kleinen Stein an die Ohren hencken lassen / und wo solches nicht helffen will / ihm die Augen blenden / oder mit einer brennenden Fackel oder Strowisch hinder ihm her wischen / und den Hindern damit stopffen. Wann ein Pferdt zu muthig ist / und ohn unterlaß viel schreyen will / so soll er ihm ein löcherigen Stein ans Ohr binden. Welches sich aber pfleget in die Höhe auffzulähnen / dem soll er mit seiner Gerten / um den Kopff zwischen die Ohren und die fordere Füß schmitzen. Legt es sich dan̅ gern nider / so rucke ihm den Zaum / und schlag dapffer drauff. So es stutzet / und nicht fort will gehn / so nehme er ein langen lederinnen Zigel / bind ihm das Geschröt darmit / zeucht ihm durch die fordere Füß / gibs dem in die Hand der darauff sitzt: Wann dann das Pferdt zuruck schnellt und nicht fort will gehn / so zieh er ihn mit dem Zigel bey den Hoden / also geht er fort / und prellt nicht mehr zuruck. Ist es dann ein verschnitten Pferdt / so soll er mit einem brennenden Stekken hinder ihn wischen / und auff die hindere Huffte dapffer schlagen: oder schmitze es mit der Gerten zwischen die Ohren. Laßt es sich aber nicht gern beschlagen / oder daß es muthwillig will seyn im Stall / so lege er ihm ein rundes Steinlin in das eine / oder in die beyde Ohren / saß sie in die Händ / und trucks ihm hart zu. Also wird es still und sanfftmüthig wie ein Lämmlin. Einem Fuhrknecht oder einem Stallknecht gebührt sich auch der Stuten zu warten / und gut achtung auff sie zugeben / damit ihnen kein leyd geschehe. Drum soll er sie zu gelegener Zeit auff die Weyde oder [52] ins Gras / in weite und mosige Matten und Wisen führen oder jagen. Dieweil aber mosige Gründ ihnen den Horn am Hufft erweichen / und das Gesicht blöd machen / darnach auch vil Wasser in Füssen darvon bekommen / achte ich das stets feuchtend Gebürg / und welches nicht höltzicht ist / sey das beste / die Stuten darauff zu weyden. Das kleine und weiche Gras ist allweg besser für die Stuten / dann das lange und harte Gras. Die Stuten soll er nicht eher dann um den halben Merzen besteigen lassen: damit beydes der Wurff und die Geburt um solche Zeit beschehe / da sie die jungen Füllen am besten mögen ernehren / als wann das Feld anfahet zu grünen / und das junge Gras ist gewachsen / auch zeitig und kräfftig worden / dann die Stuten werffen ihre Füllen am Ende deß zwölfften Monats. Daß aber die Stute im Brunst ist / und einen Hengst begehrt / soll er auß weisser feuchte / welche zun Burtgliedern herauß gehet / erkennen: die Merr bläet sich auff / und wird viel grösser dann vorhin / wird Hitziger / und ißt weniger dann sie vorhin gepfleget. Auff die benante Zeit soll er den Bescheller-Hengst nur zwir zulassen / nemlich deß Morgens und deß Abends / ehe man die Stut träncken laßt / und doch nicht länger dann zehen Tag lang / als dann wann sie den Hengst nicht mehr zulassen will / soll er sie von einander scheyden / und den Schell-Hengst von jhr hinweg thun / damit er die Empfängnuß / mit seinem brünstigen toben und steigen nicht verhindere. Der Scheller-Hengst / welcher minder dann drey Jahr alt ist / tauget zu keinem beschellen: mag aber darzu gebraucht werden / wann er schon zwantzig Jahr alt ist. Die Stut oder Mutter-Pferdin seind zwar im andern Jahr fruchtbar / damit wann sie dreyjährig seyn / so können sie ihre junge Füllen desto besser ernehren. Im zehenden Jahr ist die Stut kein nutz mehr / dann welche Hengst von einem alten Mutter-Pferd / oder Stuten geworffen werden / die seind gemeinlich schwär und faul. Ein vollkom̅ener Bescheller-Hengst mag zwantzig Stuten gnug thun. Zu der Zeit so man ihn zu dem Thun brauchen will / soll er mit [53] guter Wart versehen seyn / wann aber die Zeit nahe ist / nichts anders dann mit Gersten / Wicken / Erven / speisen und füttern. Dann je mehr ein Schell-Hengst freudiger und brünstiger zum Steigen ist / so viel mehr wird sein Samen vollkommener / und die Frucht stärker empfangen. Wann der Hengst nicht will / oder nicht vermöglich ist zusteigen / so soll der Stallknecht der Stuten die Burd-Glider / mit reinem und neuem Schwam wischen / und dem Hengst die Nasen damit bestreichen. So aber die Stut den Hengst nicht will annehmen / so soll er einen Meerzwibel zerstossen / und die Natur der Mutter damit bestreichen / davon wird sie brünstig. So man begehrt ein Füllen von dieser oder jener Farbe zuhaben / so soll man eine Decke von gleicher Farbe dem Mutter-Pferd zur Zeit der Brunst aufflegen. Die Stut / von welcher man will gute Zucht von Füllin haben / soll unter zwey und über zehen Jahr nicht seyn / dan̅ weil die Mutterpferd kälter Natur und Complexion dann die Hengst seyn / werden sie auch desto ehe schwach und blöd. Sie soll darnach auch eines schönen Leibs und wolgestalt seyn: ein schönes ansehen haben / weit um den Bauch und Seiten seyn: sie muß wohl gehalten werden: doch also / damit sie ein wenig mager bleibe / und den empfangenen Samen desto besser behalten möge. Muß nicht abgearbeit / sondern frisch und starck seyn. Die Gestud soll nicht mehr dann einmahl in zweyen Jahren beschellt werden / damit sie ihr junges Füllin desto baß ernehren möge. Wann das Mutter-Pferd trägt / so soll mans wohl halten und speisen / keines Wegs lassen arbeiten / lauffen noch rennen: so muß sie auch keine Frost noch Kälte leiden / sondern wan̅ es entweders schneyet oder regnet / kalt und frostig ist / so soll man sie im warmen Stall so lang einsperren / und einhalten / biß daß die junge Frucht im Leib vollkommen und groß werde. Wann die Stut füllen oder unzeitig gebären will / so soll man ihr gestossen Engelsüß mit warmem Wasser vermischt / durch ein Hörnlin [54] einschütten lassen. Wann sie dann ein lebendiges Füllin geworffen hat / soll man dasselbige gar nicht angreiffen / dan̅ wie zart und lind man dasselbige anrühret / es ihm sehr bald weh thut: Letzlich wann sie gebohren hat / so soll man ihr mit laulecht Wasser / Saltz und Mehl mit einander vermischt / alle Morgen und Abend drey Tag lang zu Hilff kommen: darnach gut und frisch Hew / allerley Kern die Fülle geben: sie sauber und in guter Streü behalten / damit sie also desto baß ruhen möge. Solches halten und speisen machet den Leib und die Glider dem Füllen groß und starck. Das junge Füllin soll man nach der Geburt zu seiner Mutter in einen warmen und weiten Stall legen / und dermassen verwahren lassen / damit es nicht erkalte / oder daß es die Stut in einem engen und kleinen Stall nicht beschädige. So es aber grösser und stärcker ist worden / mag es wol seiner Mutter in guter Weyde nachfolgen / damit die Stut nicht unlustig werde / wann ihr junges Füllin im Stall bleibe. Dann gemeinglich gehaben sie sich gar übel / werden auch zum offtermal kranck / wann sie ihre Füllen eine kleine Zeit nicht sehen und bey sich haben / so lieb haben sie ihre Jungen. Wann ein Füllen achtzehen Mond alt wird / so soll mans anfahen von seiner Mutter zu scheiden / und zu den andern Füllen einsperren / darnach zämen / eine Halffter ihm anlegen / und ein Zaum an die Bare binden / damit es desselben für und für gewohne / und das rauschen oder getümmel nicht schewe. Wann es nun dreyjährig ist / so soll man es alsdann recht zäumen / und zu welcher Arbeit man will / anziehen und gewöhnen. Die jungen Füllen / wie auch die andern alte Pferdt und Schel-Hengst / soll man für gute Art und guter Complexion schätzen und halten / welche von grossem und starckem Gebein oder Rippen / und wol gesetzt seyn / einen kleinen und ringfügigen dürren Kopff haben / daß an ihnen nichts anders dann Haut und Bein scheinen. So sollen sie auch kleine spitzige und auffgerichte Ohren / schwartze / grosse / reine Augen: [55] offene und auffgeworffene Nasen. Item eine dinne und magere Käw haben: Item einen zimlichen langen Hals / dick gegen der Brust / zumitten gebogen / dünn gegen Haupt / einen kurtzen / breiten satten Rucken: Eine lange dicke Möm / auff die rechte Seite henckend / eine breyte runde und vollkommene Brust / lange breite Schultern / runde Seiten / einen zwyfachen Rucken / einen kurtzen Leib: kleine gleiche Hoden oder Geschröt: breyte und flache Lenden: einen langen Schwantz / von dickem und krospelm Haar / gerade und hohe starcke Schenckel: runde kleine Knie / und mit einwerts gebogen: ein runden Arß / breyte starcke Teich / das Horn am Huffschwartz / hart / hoch / krauß / rund / hohl / und gegen dem Kniebug erhaben / mit einem kleinen Krönlin oder Würblin darüber. Item sie sollen muthig und frölich / ringfährig / still und unpresthafftig seyn. Solche Art der Pferdt ist willig und arbeitsam. Welche Pferde Kestenbraun oder Rothfarb / oder Fuchsfarb / oder geapffelt seyn / dieselbige seyn allwegen lebhafft / frech und freudig. Und damit ich Summaweis von der schöne und güte der Pferdt sage: Ein guter Hengst soll dise Art haben / zum ersten / Rindsaugen und Geleich: eines Maulthiers Stärcke und Füß / eines Esels Huff und Tiech / eines Wolffs Schlund und Halß: Fuchsenschwantz und Ohren: eines Weibs Brust und Haar: eines Löwen kühne und freche: beweglich Gesicht als eine Schlang / einen Katzentritt oder Gange: schnell als ein Has. Es soll aber auch ein jeder Fuhrknecht das Alter der Pferdt lernen erkennen / damit er also ein jedes Pferdt seiner Stärcke nach wisse zu beladen. Das Alter aber der Gäule pfleget man an Füssen / an Hüfften / insonderheit aber an den Zähnen zuerkennen. So ein Pferd dritthalb Jahr alt wird / so verwirfft es zum ersten die fordern mitlere Zähn / zween oben / und zween unten. Wann sie aber beginnen zukommen ins vierdt Jahr / so werffen sie die jenigen / welche man Hundszähn nennet / aber sie wachsen wiederum auß. Ehe sie das sechste Jahr erreichen / so werffen sie abermal andere / genannt die Malzähn / im [56] sechsten Jahr kommen die erste außgefallene Zähn wieder. Im sibenden seyn sie wieder alle gewachsen und erfüllet. Von der Zeit an mag man nicht weiters wissen wie alt das Roß seye / dann daß man eine ungewöhnliche Schwärtze im zwölfften Jahr an den Zähnen sihet. Je älter aber ein Pferdt wird / je länger ihm die Zähn auch wachsen / außgenommen etliche / welche sich von wegen deß täglichen Biß abstossen / wann sie von Tag zu Tag alten. Im sibenzehenden Jahr pflegen den Pferdten gemeiniglich die Schläffe einzufallen / und Gruben zubekommen / die Augbrawen fahen an zu grawen / traurig und melancholisch an der Stirn zusehen / sie werffen den Halß nider / seyn faul am gantzen Leib / die Augen erstarren: das Haar wird ihnen graw / sonderlich wan̅ sie Kestenbraun / Schwartzferb oder anderer Farb seyn / welche etwas dunckel ist. Die Weissen werden Appelgraw und etwas dunckel / bekommen vil Runtzlen in den obern Lefftzen: und solche Zahl der Runtzlen / soll die Zahl der Jahren anzeigen. So ihnen auch ihr Haut ergriffen / von dem Fleisch gezogen wird / und nicht bald wieder an ihr Statt oder Platz fährt: das Wiederspiel geschicht an den jungen Gäulen. Das V. Capitel. Von Roß-Artzney in gemein. ES steht weiters einem Stallknecht zu / daß er gut Sorg habe / damit seine Pferdt gesund und unpresthafft bleiben: So er dann sihet / daß seine Gäul gesund seyn / und doch gleichwol abkommen und mager werden / soll er ihnen für ihr Futter und Haber geröst Korn zu essen geben / oder gestossen Gersten / zweymal / so viel fürschütten / sie alle Tag über den gantzen Leid reiben lassen / dann das stäte reiben und anrühren ist ihnen viel besser / dann vil Speiß und Futter. Wann ein Pferdt nicht wol stallen kan (welches er dann mag an den geschwollen Hoden erkennen /) so soll er in einer Maß Weins gestossen Knobloch / das weiß von zehen Eyern klopffen / und ihm solche
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Brüh zu trincken geben. Oder er mag die Brüh vom rothen Köl nehmen / mit weissem Wein mischen / und dem Gaul einschütten: doch mit mitler weil ihnen kein Habern noch Gersten zu essen geben / sonder allein / da es die Gelegenheit gibt / grün Gras fürwerffen lassen. Man möchte wol auch auß Honig und Saltz / mit einander vermischt / ein Collyrium machen / und in die Gäng / dardurch der Pruntz gehet / einspritzen lassen: oder man nehme eine Wantzen oder Wentel / oder aber eine lebendige Mucken / oder eine lebendige Lauß / oder ein stücklin Weyrauchs / und stosse es dem Pferdt in das Gemächt: oder man nehme Oele / mische es mit Wein / und lege es den Gäulen um die Blas / oder um die Lenden. Dise Artzeney ist auch gut / wann der hitzig und scharffe Pruntz von Pferdten das Gemächt auffgefressen und verwundt hat / oder wann sie die Harnwinde überkommen haben. Das grewlich Kopffwehe und Hirnwüten der Pferdten wirb geheilt / so man ihnen Epfig / Kleyen / gehackte Lattichblätter / frisch Gerstenstroh durch einander mengt / und dem Pferdte zum offtermal zu essen gibt. Laß ihm Blut an den Schläffen / oder am Haubt / oder an beyden zumal. Solch Kranckheit wird gemeinlich erkannt / an dem stäts trieffenden Wasser auß den Ohren / und daß sie dieselben lassen lappen / darnach auch den Halß oder den Kopff hencken lassen. 1. Krätze oder Schäbigkeit. 2. Bresten auff dem hindern Gewelb / so etliche den wilden Zittracht deuten. 3. Bresten auff dem Flanc / so übel geletzt worden. 4. Pfaulmon / welches etliche das Fratt verstehen / Frantzösisch Du paumon. 5. Geschwöllter oder verwundter Rucken. 6. Der Nagel oder Dorn / oder Schwill / sonst von etlichen genannt das Horn oder Aug. 7. Garret oder Leytung / so andere für Beulen haben verstanden. 8. Halßwee. 9. Strängwillon. 10. Aiures, so etliche die Friffel verteutschen. 11. Nagel im Aug. 12. Uberzogen Augenstern / oder Augenflecken. 13. Kopffschwindel oder Tobsucht. 14. Rotzigkeit oder Mürwig. 15. Erkaltung deß Kopffs. [58] 16. Der fliegend Wurm. 17. Lampast / oder Wehethum im Maul / daß ein Pferdt nicht essen kan. 18. Die Pfalatine / so etlichen den zerstochenen Stul haben verteuscht. 19. Wundung oder letzung der Zungen. 20. Zungenwehe. 21. Unrath unter dem Mund gehimmel oder Rachen / welchs etliche für Dürrwartzen vermercken. 22. Brustwehe. 23. Uberbein auff dem Pater noster deß Knies. 24. Hart geschwellung in der Fug oder krümme deß Fusses / oder Hinckendwehe / auff Frantzösisch Courbes. 25. Die Glufen oder Spindel. 26. Die Galen / und Beulen. 27. Das Frantzösisch Des Meulles teutscht man ungleich / laßt man jeden Augenschein hie richten / wie ers nennen wöll. 28. Riccioli. 29. Iauard. 30. Ein gattung von Vernagelung. 31. Fourmella, Eyterung. 32. Halffter verwickelung. 33. Wandhuff. 34. Vernagelung. 35. Andere Fußkranckheit. 36. Wann sich das Horn läßt und so loß wird. 37. Das schaumend wüst Horn. 38. Fig. 39. De la sete ou selule legen sie auß Satthusig. 40. Guarto. 41. Schörpentin. 42. Ubel geletzt. 43. Grappen verstehen etliche für Knopwartzen. 44. Louppe. 45. Geschwulst der Hoden. 46. Bolta de grassel, welchs etlich wöllen seyn / Anwapung deß Geschröts. 47. Wann das Fundament flüssig geht. 48. Hinderst Fusses Kürbsen oder Courbes. 49. Fistel. 50. Der Krebs. 51. Auffreissung / Creuasses, ander legens auß für Wartzenschwulst. 52. Iauard. 53. Creuasses nach der läng. 54. Zwerche auffreissende Gewächs / Creuasses trauersieres. 55. Espreuians, legen sie auß / Wassergall. 56. Außwendige Grappen. 57. Courbes, Elenbugig. 58. Uberbein auf dem Pater noster der Fußbiegen. 59. Mangel am einschlag deß Schwanzes. 60. Schöbigkeit und außfallen deß Schweiffs. Demnach bey den alten Teutschen Bereutern / berühmten Roß-Aertzten / und erfahrnen Huffschmiden vor längest ein solch gemahlt / und mit seinen Kranckheiten bezeichnet / [59] und benannt Pferdt jederzeit umgangen / welches auch noch heutigs Tags den Reuterey-beliebenden und verständigen / auch besonder die benennungen der Mängel und Kranckheiten der Roß / dem gemeinen Landmann / bekannt ist und bleibet. Als hat man nicht unterlassen wöllen / demnach doch diß gantz Werck dem Teutschen Leser zum besten zusammen getragen worden / auch hierinn ihme verständig zu erscheinen / und folgende alte Meinung von der Roß Zustand und Gebrechen zugleich mit wöllen einbringen und durchgehn lassen. Mag man nun beyde gegen einander halten / sich desto besser haben darein zu richten / Seytenmal doch ohn diß von eigentlichen Benen̅ungen jedes mangels oder prestens / unter den jenigen / so darvon geschrieben / nicht kleine Mißhellung befunden wird. Pferds-Figur mit seinen Kranckheiten. 1. Für die Frost im Maul. 2. Für die Dürrwartzen. 3. Die Ader zu lassen unter der Zungen. 4. Offne Zung oder Faul. 5. Außbeissend Wurm. 6. Den Stul zstochen. 7. Die Gelsucht. 8. Die Erkältung. 9. Rutzigkeit oder Mürbig. 10. Die Ader zu lassen zum Gesicht. 11. Die Mauß oder Maußbrat. 12. Ader zu lassen zu dem Gesicht. 13. Fell der Augen. 14. Andere Wehe der Augen. 15. Der Augstall. 16. Coller oder würffig. 17. Otragaloma oder geschwollen Schlund. 18. Feiffel unterm Halß zu nehmen. 19. Halß-Adern zu lassen zum Leib. 20. Küh-Ader zu Lung und Leber. 21. Speckhälsig. 22. Wilder Zittracht. 23. Schebigkeit deß Schwantz. 24. Wann der Schwantz außfält. 25. Faul deß Schwantz. 26. Ge [60] schwulst unterm Sattel. 27. Das Cronbrechen oder Fratt. 28. Wendung der Nieren. 29. Außbügt. 30. Offner Kam. 31. Verruckung der Spanader. 32. Der Schwam. 33. Ellenbügig. 34. Durchgangende Floßgallen. 35. Die Rappen. 36. Geschwer eines Roß. 37. Spatt oder Spargonia. 38. Fluß der Ader. 39. Die Wassergallen. 40. Geschwulst der Wartzen 41. Räudig Fissel. 42. Die Strupffen. 43. Die Maugen. 44. Die Fisselader. 45. Die Stertelader. 46. Ein Fistula. 47. Beinbrüchiger Brauch. 48. Die Schranckader. 49. Außbeissender Wurm. 50. Außkeglet. 51. Die Fisselader. 52. Die inner Viertelader. 53. Der Krebs. 54. Offnes Breiß. 55. Leflig. 56. Wendung deß Bügs. 57. Schwendung. 58. Wendung deß Flachs. 59. Uberbein 60. Anreichung 61. Die forder Fisselader. 62. Der Gerenschwind. 63. Satthüfftig. 64. Kerbölt. 65. Rechtigkeit. 66. Solen abzuziehen. 67. Hornklufft. 68. Eingezogne Wand. 69. Wandhüff auff dem Preißlat. 70. Anwapung deß Geschröts. 71. Vergiffter Biß. 72. Die Sporader. 73. Wannhüfftig. 74. Die forder Schranckader 75. Hart vernagelt. 76. Wann das Otter außbricht. 77. Die forder inner Viertelader. 78. Die Bügader. 79. Die forder ausser Viertelader. So ein Pferdt erkaltet ist / so gib ihm warm Schweinenblut mit Wein zu trincken / es wird bald gesund. Oder siede Mastix / Rauten in Honig / oder nimm ein wenig deß gemeinen Oels mit Pfeffer / und gibs ihm zu essen / oder schütte es ihm ein. Wann aber ein Uberzug oder Nagel in den Augen / das Fell genannt ist / so soltu es mit einer spitzen kleinen Nadel / von Helffenbein gemacht / fassen und auffheben / und mit einem Scheerlin abschneiden. Oder man nehme Grünspan / Arsenick / stoß es zu kleinem Pulver / und blaß das in die Augen. Wider die Flecken in den Augen / wird diß nachfolgende Mittel für das höchste geprisen. Man nehme Gundelrebsafft oder Eppichblätter in einem Mörsel / in Wasser oder gutem Wein zerstossen / mach [61] ein Augenwasser darauß / schmier deß Abends und Morgens etliche Tage nach einander die fleckechten Augen damit. Oder man nehme Fischbein / daß die Goldschmid brauchen / stoß es zu kleinem Pulver / und blase es durch ein kleines Rörlin dem Pferdt in das Auge. Oder thu ihm gantz weissen Senff in die Augen / und laß ihm den Samen darinn / biß der Fleck sich läutert / und das Aug gesund wird. Oder man nehme Armenisch Saltz / Myrrhen / Saffer und os Sepie auß der Apotheck / mach ein Pulver darauß und brauchs. Das geschlagen Aug heilt / so man frische Brosamen in frischem Wasser netzt / und Pflasterweiß auff das Auge überlegt. Oder man nehme gebäet Brod / netze es in weissem Wein / und schlags über das Aug / hilfft es nicht / so laß ihm die Haupt-Ader. Die schwürige Augen der Pferdt / heilen etliche mit Weyrauch / Amelmehl und deß besten Honigs mit einander vermischt. Oder man nehme gestossen Weyrauch und Mastix / klops mit Eyerweiß / schlags dem Roß über die Stirne: das thu so lang / biß die Augen auffhören zu nassen oder zu rinnen / und wann du das wilt abnehmen / mustu warm Wasser und Oley nehmen / und das Pflaster damit einweichen / und also hinweg nehmen. Die Wund mähler in Augen heylet man mit nüchterm Speichel und Saltz / durch einander vermischt / und das Auge damit geriben: Oder man nehme Fischbein / welches die Goldschmid brauchen / stosse es zu kleinem Pulver / misch zulassen Saltz darunter oder gestossen Pestenach-Saamen. Das Augenwehe der Pferdte heylet man also / man nehme Wegerich-Safft / geläuterten Honig / misch es unter einander. Die Pferdte bekom̅en den Feifel oder den Fisel / wann sie bald nach schwerer Arbeit / oder aber zu starck getruncken haben. Solcher Presten ist den Heydrusen oder Kröpffen nicht fast ungleich: seyn vilen Menschen und auch dem Vieh gemein / kommen nirgends anders her / dann von grossem und kaltem Wasser trincken.
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Wann der Schlund den Gaul erhitzigt und erbrennt ist: in dem verleurt das Pferdt seinen Lust zum essen und seine Ruhe. Die Ohren und Geschröt werden ihm kalt. Solchem Ubel soll man gleich raht thun / und die Feifel auff nach folgende weise stechen lassen. Rehme das rechte Ohr und ziechs herab an den Halß / daß er erwindt beim Wangen / reiß ihm die Haut auff am Halß / und öffne also die harte fleischechte Geschwulst mit einer Fluten oder Lantzleten auff / und thu die ernannte Körnlin (der Feifel genannt) herauß / man nehme darnach ein zartes leinins Lümplin / duncks in Eyerklar / stoß ihm in den Schaden hinein / und schlags auch über den Presten aufferwerts. Dekke das Pferdt mit guter warmen Decken zu / führs um / auff und ab / so lang biß ihm die Ohren wiederum erwärmen. Mach ihm ein Brüh auß Wasser / Saltz und Mehl / durch einander vermischt / gibs dem Pferdt zu trincken / wann es vorhin ein Wüschlin gut kräfftiges Hew gessen hat / und laß es drey Tage nach einander im Stall außruhen / und darinnen essen und trincken. Oder man mache etliche warme Bäyungen von sonderlichen Kräutern gemacht / den Schweiß damit zu reiben / darnach im Gerstenmehl / sechs Loth Hertz / lasse es in gutem starcken Schillroten Wein kochen / und mit einander sieden / mach ein Pflaster darauß / und schlags über den Presten. So es zeitig und zu Eyter ist worden / so schlags mit einer Fluten oder Lantzleten auff: truck das Eyter herauß / stosse darnach saubere Meyßlin / im Wasser / Oel und Saltz genetzt / in den Presten. Dise Kranckheit will bald geheylet seyn / darum soltu nicht lang verziehen. Dann wann der Feifel höher steiget / alsdann soltu keiner Heilung mehr hoffen. Wann die Pferdt die stränge Squinantiam genannt / und die Geschwulst der Zungen über kommen / so soll man ihnen die Zung / und das Maul / und den Schlund mit warmem Wasser bäen / darnach mit Rindsgall schmieren oder salben lassen. So viel aber die Brüh belangt / soll man zwey Pfund Oeltrusen / ein maß alten Weins / neun gute und frische Feigen / neun köpffele Lauchs nehmen / dieses alles mit [63] einander vermischen und einbeitzen / darnach eine gute weil sieden lassen. Letztlich / wann es fast gesotten ist / klein gestossen Salpeter dar zu thun / die Brüh abseigen / und alsdann erst dem Pferdte ein gut theil alle Tag zweymal / deß Morgens und auff den Abend davon durch ein Trächter einschütten. Sein Essen und Speiß soll nichts anders seyn / dann Gerste oder grüne und frische Wicken / oder aber Gerstenmehl / Salpeter unter vermischt. Wiltu ihm Blut lassen / so soll es am Gummen geschehen. Mandelgeschwär die unter dem Halß wachsen / entspringen von erkaltem Gehürn / für solchen Presten soll man den Halß innwendig am Morgen stechen lassen / darnach den Kopff mit einem leinen Tuch einhüllen / und den Schlund mit frischem Butter reiben lassen. Der Frosch im Maul verhindert / daß ein Roß nicht essen mag / dann ihm die Zung geschwollen. Welchs das hätte / dem soll man Erbsen zu essen geben: dann wann sie solche Speise zerbeissen / so legt sich die Geschwulst nider: so aber der Presten widerum kompt / so soll mans mit einem spitzigen und heissen Eysen auffziehen / darnach mit einem scharffen Scheerlin / fein subtil auß dem Grund abschneiden. Die harten Beulen / welche am Leibe der Pferdte werden gefunden / Lupia genannt / zu heylen. Man soll zum ersten das Haar abscheeren / darnach den Schaden mit einer Flüten oder Lantzleten auffreissen lassen / und mit salben von Eibisch gemacht / schmieren lassen. Die Mucken vom Geschwär zu vertreiben: Man nehme Pech / Oel oder sonst andere Feißtigkeit vermischt / und zulaß es mit einander / das ander kanstu mit Erfenmehl heylen. Die jungen Füllen bekommen zu Zeiten das Zahnwehe / wann sie anfahen Zähn zu machen. Für solches Wehe soll man die beste Kreiden nehmen / und in scharffem Wein-Essig beitzen / und also den Kifel außwendig reiben lassen. Die Hertzschlechten Roß / mögen nicht wohl athmen / stutzen bißweilen. Man kan sie auch weder mit schlagen noch streichen / stechen [64] noch picken / oder anderm von der statt bringen. Athmen sehr und erseufftzen eins auff das ander: sie müssen gehust haben / wann sie schon essen. Diese Kranckheit ist fast unheilbar / doch weil sie noch new oder im anfang ist / und vom staubichten Wind / oder von unsauberm Futter herkompt / dieselbige mag man auff nachfolgende weise heylen und curiren. Man soll dem Pferdt die Flachsadern lassen / und das Geblüt mit Wein-Essig oder Baum-Oele vermischen / und die gantze Brust / und den Rucken darmit bestreichen. Wann man solches gethan hat / so soll man Lauge mit Oele vermischt nehmen / und folgende andere fünff Tage in die Naßlöcher giessen lassen: darnach klein gestossen Senff / Schweffel / Paradißkorn / eines so viel als deß andern nehmen / zu Pulver stossen / in Honigwasser sieden / und die Brüh dem Pferd einschütten. Oder mach es wie einen dicken Brey oder Muß / und gebe einer welschen Nuß groß alle Morgen mit grobem schillrotem Wein ein: Oder man nehme Näglin / Imber / Kümmich / Fenchelsaamen / Galget / eins so viel als deß andern / stosse es zu kleinem Pulver / thue ein theil Eyer / und ein wenig Saffran dazu / mach ein Brüh darauß / und schütte es dem Gaul mit Wein ein. Ehe aber solches geschicht / soltu dem Pferdt einen halben Tag darvor / und ein halben darnach / kein Essen noch Futter geben. Führs darnach sittsam ab und auff / damit es die Artzeney nicht wiederum von sich schütte: schlitz ihm die Naßlöcher auff / damit er den Athem desto besser an sich ziehe / und wiederum desto leichter außathme. Gib ihm offt viel Weintraber zu essen / und süssen Wein zu trincken. Ein andere viel herrlichere Artzney / man nehme Dan̅enschwamm / Agaricum genannt / Bockshorn / oder Foenum graecum, beitze es in rothschillenden Wein / und schütte es dem Gaul ein. Oder nehme Blut von einem jungen Hündlin / welches noch nit zehen Tag alt ist / und gibs dem Pferdte zu verschlucken. Oder man nehme Entzianwurtze / wilden Cucumer / alte und bittere Nuß / stosse es mit einander in Honigwasser / und schütt es dem krancken Gaul ein.
|| [65]
Die Pferdt bekommen den Husten mancherley Ursach halben. Wann aber der Husten von wegen der Lungen und umligendes / oder aber andern innerlichen Edlen und fürnehmen Glidern anfähet: so soll es kein bessere und köstlichere Artzeney seyn / dann daß man dem Gaul die Naßlöcher auffschlitze / wo es aber nicht besser werden wolt / so soll man dem Gaul diese nachfolgende Brüh einschütten lassen. Man nehme Foenum graecum, Leinsaamen / eines jeden ein Hand voll / Gummi Dragacanthi, Olibani, Myrrhen / eines jeden eine Untzen schwer / stoß es zu kleinem Pulver / und beutels durch / laß eine gantze Nacht im Wasser stehen / und drinnen beitzen / auff den Morgen schütt es dem Gaul ein halbe Maß voll ein / solches thu eine Zeit lang nach einander. Doch magstu bißweilen ein Becherlin voll Rosen-Oel drein schütten / und biß zur endlichen Heylung gebrauchen. Etliche beitzen fünff gantze Eyer in scharpffem und starckem Wein-Essig ein gantze Nacht über / deß Morgens wan̅ sie sehen daß die Eyerschelet erweicht ist worden / geben sie es dem Gaul zum überfluß zu verschlucken. Man soll dem Gaul keine Ader schlagen lassen: Allein daß man ihm Dragant Gum̅i / mit süssem Oele vermischt / ohne unterlaß eingebe. Das Pferdfieber wird geheylet / so man ihme die Ader / bey der mittel Teich / vier Finger vom Hindern schlagen laßt: Wann sie aber nicht kan funden werden / so soll man die am Halß öffnen: Sihestu daß man ihm mag eine Brüh einschütten / so soltu eine Hand voll Burtzel nehmen / und den Safft darauß pressen / das Dragant Gummi und deß besten Weyrauchs darinn zu lassen / ein wenig Rosen darzu thun / und also dem Roß mit Honigwasser einschütten lassen. Das Fieber der Pferdt wird unter andern Zeichen an dem erkandt / wan̅ ihnen der Harn widerstehet / und ihnen die Ohren erkalten. Wider die Krafftlossigkeit oder Hertzgespann der Pferdte: Man soll das Pferdt warm halten / und ihm diese Brüh einschütten lassen: Man nehme zwo Untzen Myrrhen / vier Untzen Dragantgummi / drey [66] Quintlin Saffran / klein gestossen Edelklee / einer Untzen schwer / ein Pfund Burgelkraut / Weyrauch so viel sich gebührt: Solches mit einander vermischt / und zu kleinem Pulver gestossen: behalts. Wann es die Noth erfordert / nim̅ zween Löffel voll / und thu es in ein maß Wassers / darinn man zween Löffel voll Honigs / und zwey Becherlin voll Rosen-Oel geschütt hat / von diser Vermischung mag man so lang gebrauchen / biß daß das Pferd gesund wird. Solche Brüh mag man auch den Pferdten gebrauchen / welche verfangen seyn. Wann ein Roß zu sehr erhitzigt ist: Man nehme drey Untzen Oel / ein halbe Maß Weins / im Som̅er aber nicht mehr als zwo Untzen Oel / und so vil Weins wie jetz gesagt ist / misch es mit einander / und laß es dem Pferdte durch einen Trächter einschütten. Wann die Pferdt das Grimmen im Leib haben / so soll man wilde Rauten oder sonst gemeine Rautensaamen nehmen / und wol gestossen mit Wein vermischen / und also die Brüh dem Pferdt warm einschütten. Zu disen Stucken magstu Kümmich und Fenchelsaamen in gleicher schwere zusetzen / an sonderm beschlossnem Ort behalten / und dem Roß einschütten: doch soltu dich vorhin drauff setzen / und ein gute weil hin und her / an bergechten Oertern und keinen flachen Feldern umreiten: Wann du widerum heim kompst / so es kalt und frostig ist / soltu das Roß mit einer guten warmen Decke zudecken / und um die Lenden mit Oel reiben lassen. Wann ein Pferd schwerlich und mit Roth stallet / das ist / den Kaltseich bekommen hat / man nehme fünff oder neun gantzer Spanischen Mucken / verwickle sie in ein zartes dünnes Lümplin / und lege es dem Pferdt auff die Teich / und sihe daß es lange Zeit ihm auffbleibe / solches treibt den Harn. Man soll aber insonderheit gute Sorg haben / daß man solch Pulver dem Pferdt nicht eingebe / weder Elistier / noch Trancksweiß. Man möchte auch Kreß / Maurkraut / und ein köpffle von eim Lauch nehmen / und dem Pferdte die Schröte damit reiben lassen.
|| [ID00073]
|| [ID00074]
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Wider die Rotzigkeit der Pferdte; man nehme Operment und Schwefel / werffs auff glüende Kolen / laß das Pferdt den Rauch in die Naßlöcher empfahen / dieses zertheilet die erfrorne Feuchtigkeit im Gehürn / und macht sie desto mehr hernider fliessen. Wider den fliessenden Wurm / du solt dem Pferdte an Schläffen Blut lassen / und mit glüenden Cauterien zimlich tieff den Presten an der Gurgel brennen lassen / gebührliche Meissel in geöffneten Schaden stossen / grob Werck in Eyerklar genetzt darüber schlagen / und drey Tage lang nicht auß dem Stall führen. Wider die Feigwartzen / schneide den Huff also / daß es ein gut spacium sey / zwischen dem Huff und Feigwartzen / stoß ein Schwäm̅lin drein / verbinds hart / damit das übrig biß auff das lebend außgefressen werde. Für das Gewächs Lupia genannt / du solt den Schaden öffnen / wann du sihest daß es eytern will: Mach darnach ein Pflaster auß Gänßkat / Wein / Saltz vnd Essig mit einander / schlags dem Pferdt über. Du solt aber fleissig warnehmen / daß kein Unrath im Schaden übrig bleibe.

Das Sechste Buch.
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Vom Viehhoff / Rinderstall / und Rindviehzucht / und dessen Warter. Das I. Capitel. WIr haben zwar oben die Kühzucht deß Meyersfraw übergeben / und darbey angezeigt / daß die Rinder und Ochsen gleicher gestalt müssen aufferzogen und gehalten werden: Aber doch / dieweil man in etlichen Landen und Meyerhöfen grosse [68] Viehzucht hat / welche man nicht allein zur Arbeit / sondern auch zum verkauffen auffzuziehen pfleget / will sich derwegen gebühren / und die tägliche Noth erfordert es / daß man ein sonder und eigene Person für das Vieh bestelle und auffnehme / der ihr auff das best / als möglich / pflegen und warten möge. Dann die Rind und Ochsen wöllen eben so wol gute Wartung haben / als immermehr die Roß und Pferd. Allein daß sie weder mit Futter oder täglicher Wartung oder Handreichung / noch mit allerhand Gezeug- und Geschirr / so theur und beschwärlich sind zu halten / um deß willen aber daß man mit Ochsen die Felder auch ackert / oder sie in Wagen einspannet / ist es vonnöthen / daß man einen sondern Mann habe / der ihr auch zu warten und zu pflegen wisse. Dargegen muß man auch widerum zween Ochsen für ein Roß halten / dann drey der besten und stärcksten Barbonischen Ochsen / schaffen nicht so viel / als ein gutes und starckes Pferdt. Auch gebraucht man der Ochsen zu keiner Arbeit / die grosse Noth erfordere es dann insonderheit / als in den Orten / da entweders gar keine Gelegenheit nicht ist / Vieh und Pferdte zu halten: Oder da man erst die Pferdte muß von weitem holen und kauffen. Man fragt in den Landen / als in Flandern / und sonst / da die schönsten Viehzucht und Weyde seyn / nicht sonders nach den Ochsen / sondern wo sie können oder mögen zu Pferdten kommen / nehmen sie dieselben viel lieber / dann die Rind und Ochsen. Also behelffen sich die Avernier / die auß der Provintz und Languedock viel lieber mit ihren Maulthieren / dann mit den Kühen und Ochsen: dann sie befinden sie nicht so gut / noch so arbeitsam als ihre Maulesel. Der Ochsenzug oder der Ochsen arbeit / ist in den feißten und tieffen Feldern trefflich gut und nutz / dann man viel tieffer mit Ochsen akkern / egen und das Feld erbrechen kan. Solches sihet man in Italien / wo man grosse langseitige Ochsen hat. Item in Gasconien / in Borbonien / Poitiers / Angiers und Meine. Die Alten haben keine andere Thier mehr im ziehen oder im ackern gebrauchet / als die Ochsen / dann es ist nicht allein ein trefflich arbeitsam Thier / und sehr bequem darzu / [69] sondern es laßt sich auch einen gantzen Tag / ohne sonder ander Futter / an seiner Weyde benügen. Darnach so seyn sie auch sehr nutzlich in der Haußhaltung. Dann so sie ein Glid verruckt / oder sonst presthafftig seyn worden / oder aber altershalb nicht mehr zur Arbeit tügen / kan man sie alsdann einstellen / mästen und verkauffen / oder aber ins Hauß schlachten / und das Fleisch einsaltzen. Solche Nutzbarkeit kan man mit nichten auß anderem Vieh haben. Den Rinds-Stall soll man von Stein bawen / mit Sand oder Kiß pflastern / und abhellig richten / auf daß kein faule Nässe oder Feuchtigkeit darinn bestande. Soll auch gegen Mittag sehen / damit er etwas truckener seye / und den Frostwinden desto weniger unterworffen. In der weite soll er neun Schuch haben / und nicht höher seyn / dann das ein Ochs auffrecht darinn stehen möge / und der Kühwarter eben Platz habe / um sie herum zu gehen / sie zu besuchen / und zu fütteren: auch deßhalben / daß wo sichs begebe / daß ein Ochs den andern stiesse / gleichwol der schwächste Raum und Weite hätte / dem Stärcksten zu weichen. Die Barenleytern sollen so hoch seyn / daß es die Ochsen eben erreichen mögen. Deß Kühhirten Ampt ist / dem Vieh fein freundlich zuzusprechen / ihm gütlich zu thun und zu warten / sie zeitlich und wol zu füttern / ihnen gute Streu zu machen / sie Abends mit eim wüsch Stroh / ehe sie sich legen / zu reiben / Morgens sie zu strigeln / und sauber zu butzen / ihnen den Schwantz offt mit warmem Wasser zu wäschen / und den Rind-Stall rein und sauber zu halten / daß keine Säu noch Hüner drein kommen / weil Federwerck der Rinder todt ist / und der krancken und pfinnigen Säukaht die Pestilentz gebieret. Auch soll er den Ochsen allwegen gut frisch Stroh geben. Im Sommer aber grün Gras oder jung Rebenlaub und Zweiglin. Im Winter aber Stupfflen und Hew deß Morgens / und gehackt Stroh deß Abends zu essen fürschütten. Ein Ochsentreiber soll allwegen wissen / wie er seine Ochsen / nach [70] dem sie hart oder wenig gearbeitet haben / müsse füttern: auch nicht mehr dann es sich gebühret / seinen Ochsen fürschütten. Die Rinder soll er weder außtreiben noch arbeiten lassen / wann es gar heiß oder gar zu kalt / oder aber feucht und Regenwetter eingefallen ist. Auch soll er sie nicht gleich träncken / wann sie heimkommen und gearbeitet haben / sondern wann sie erhitziget sind / ihnen so bald sie heim kommen / Wein in die Käl schütten / und sie nicht ehe anbinden / sie haben sich dann vorhin genugsam verschnaufet und erholet. Das Futter soll er auch zum offtermahl erfrischen und erneuern / auch nicht gestatten / daß sie dasselbige verwüsten oder zertretten. Darum soll man das Estrich im Stall alle Jahr durchsehen: und im Fall etwas mangelt / verbesseren: so mag alsdann kein schädlich Thier / oder gifftig Ungezifer zum Vieh gewohnen und einschleichen. Die Ochsen soll man nicht zu nahe bey einander stellen / damit sie einander nicht stossen. Zweymal im Sommer und einmal im Winter / wann sie ohn das still und müssig stehen und nichts arbeiten / soll man sie mit frischem / klarem / sauberm Wasser träncken. Dann / wie oben gedacht / so beliebet den Ochsen hell und klar Wasser / gleich wie dem Pferdt trübes. In Heyligen und Feyertagen / wann man ohn das müssig ist / und nicht arbeiten darff / mag er ihnen die Hörner und die Gleich an den Schenkkeln schmieren / oder ein gebratene Zwibel überlegen / und mit einem Lumpen verbinden. So offt die Ochsen vom Feld zu Haus kommen / soll ihnen der Ochsentreiber allweg die Füsse fleissig besichtigen / begreiffen und beschauen / ob sie nicht etwan gestochen: oder nicht zu sehr geschwitzt / oder das Joch sie gedruckt / und ihnen die Haut auffgeriben haben. Item ob sie nicht zu sehr mit dem Treibeisen / oder sonst von Mucken / Hornaussen und Bremsen gestochen seyen worden. Dann solche und dergleichen kleine geringe Schäden soll man keins wegs verachten / sonder sie zeitlich mit gewohnlicher Artzney widerum heylen.
|| [71]
Ein verschnittener Ochs ist allweg besser zu füttern und zuhalten / Item zur arbeit anzuziehen und zu verkauffen / dann sonst ein schlechter unverschnittener Stier / dessen Fleisch sehr zäh und hart / darzu übel fortzubringen ist. Unter zwey hundert Kalben / soll man nicht über zwey Stierlin behalten / sondern den andern allen lassen verschneiden / so bald sie ungefährlich zwey Jährig seyn worden: dann nach gemeldter Zeit ists ihnen nicht gut zu verheylen. Solches muß aber allwegen im Herbst / und wann der Mon alt ist / geschehen: Aesch und Bleyweiß mit einander vermischt / in die Wunde legen / nach drey Tagen aber weich geschmeltzt oder zerlassen Hartz mit der gemeldten Aeschen vermischen und drüber schlagen. Auch denselbigen Tag / an welchen man die jungen Stierlin verschneiden soll / sie kein Tropffen Wassers trinkken lassen / darzu gar wenig füttern. Die weis und gestallt den Ochsen zu verschneiden ist diese. Man nemme das Stierlin und legs auf den Rucken / darnach ergreiff mit zweyen gleichen geradenen hültzenen stecken / gleich wie mit einer Zangen die Hoden / trucke sie zusammen / und spalt ihnen den Hodensack / schneid die Hödlin also auß / daß man das ende oder das stückle daran lasse / welchs an die Sennadern angehenckt ist / dann also wird das Stierlin desto weniger bluten: Auch benimt man ihm nicht so gar die Mannschafft / sonder sicht noch allwegen einem Stierlin gleich. Wann ihr wolt Jochochsen kauffen / so solt ihr sie in der nähe herum / nicht weit von ewer Meyerey zu wegen bringen: dann die fremden mögen nicht so wol und so bald der einheimischen Lufft gewohnen / als sonsten die frembden Pferd thun. Mustu sie aber in der frembden kauffen / so sihe daß du solche bekompst / die in Wutnussen und unfruchtbaren rauhen Landen seyn geworffen worden / dann solche Ochsen mögen allerley Lufft / sie seyen heiß oder kalt / rauch oder subtil leiden. Man nehme darnach auch einen solchen / der ungefehr dreyjährig ist / dann die Rind seynd nicht eher zur arbeit und zum ziehen zu gewöhnen.
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Wann du einen Zugochsen kaufft hast / so übertreibe ihn nicht bald das erste Jahr: Du solt in aber für allen dingen ihn sehr hitziger Zeit mit gutem Häw und nicht grünem Graß füttern: Dann also werden sie desto stärcker zur arbeit / förchten weniger die Hitz / bleiben desto länger frisch und gesund / und kosten desto weniger zu halten. Dann je weniger das Vieh auf Wiesen und Matten kompt / je mehr man Häw und Winterfutter machen kan: darzu vil besser / dann wann sie es vorhin versudelt und vertretten hätten. Wie starck ein jedes Rind seye / daß mag man am auffgesperrten Maulerkennen: Dann zehen Monden im ersten Jahr stossen sie ihre fordere Zähn ab: darnach in andern sechs Monaten / die nächsten darbey. Am ende deß dritten Jahrs stossen sie alle mit einander: wann sie dann im Stillstand seyn / so seyn auch alle ihre Zähne gleich weiß und lang. Wann sie aber begünnen zu alten / so werden ihnen dann alle Zähn kurtz und ungleich und schwartz. Die Ochsen welche man zur arbeit soll gebrauchen / dieselbigen sollen weder zu feißt noch zu mager seyn. Welcher Ochs langsam und hübschlich ißt / derselb bleibet allwegen in einer stärcke. Ein guter Ochs soll ein mittelmässige grösse haben. Er soll auch geschlacht und zugsam / hurtig und frisch zum anzihen seyn / so er angemahnet und angeschrien wird / und nicht erst wann er angestochen wird: und nicht desto weniger auch geschwind und lenckig vom Stich seiner Art und Natur nach. Item wolgesetzt / kurtz / breyt / vierschrötig / starck / und auff allen vieren gerad / erhöchter Muselen oder Sennadern / grosser / schöner / behengter und harechtiger Ohren / breyter und kräußlechter Stirne / schwartzer / grosser / weiter Angen / schöner / starcker / mittelmässiger / schwartzer Hörner / eines grossen stumpffechten Mauls / schwarzer Lefftzen / kurtzens schäckechtens Kopffs / breyter Brust und Schultern / grosses weites abhangenden Bauchs / und Schlauchs an dem Halß / langes Schwantzes zu underst mit krausem Haar gefotzet / langes vollkom̅enes Ruckens / wol gerippet / breit um die Nieren / starcker [73] fleischechter Schenckel / kurtzer und breiter Klawen / kurtzes spiegelechts dickes glattes und weiches Haars / die schwartzen und rotfärbigen sein die besten / nach disem die braune / darnach die scheckechte oder sprencklechte / die weissen seyn die ärgsten: die grawen und die goldgelben seyn die mittelmässigsten. Nemmet demnach die vierjährigen / biß an die achtjährigen / dann in solchen Jahren seyn sie am stärcksten und am besten. Solche jetztgemeldte Ochsen kanstu gantze zehen Jahr lang zur Arbeit gebrauchen / darnach aber erst einsperren / mästen und verkauffen. Ein Ochs lebet gemeinlich vierzehen oder sechszehen Jahr lang. Die unfruchtbaren verschnittene Küh magstu auch allweg zum ziehen gebrauchen / und sie neben den andern Ochsen einspannen. Wann du ein solch Rind oder einen Ochsen / der schon in einem Wagen oder Karren gezogen / oder sonst zur Arbeit gewohnt und abgericht ist / gekaufft hast / so soll ihn der Ochsenknecht allwegen / es sey im ziehen und fahren / oder sonst anderer Arbeit / mit guter Bescheidenheit fornen anstellen und führen / gut acht geben auff seinen gang / den er bey dem / der ihn euch verkaufft / gewohnt hat / damit man also ihn in derselben Gewohnheit behalte / und desto besser ziehe. Wolt ihr dann ihn zum andern Vieh lassen und anführen / so soll ewer Ochsenknecht sich so viel nicht beschwären / und sehen was sein Art / oder (wan̅ ichs dörffte sagen) sein Complexion und Eigenschafft seye / als ob er faul und träg / ob er sich gern zu viel legt / ob er hurtig oder wild und unsinnig / ob er mit den Füssen geschwind seye / gern hindersich nach einem schlage / mit den Hörnern gern stosse / oder aber hartschlägig / forchtsam / stützig ist / das Wasser scheue. Dann solche alle böse Stuck muß man ihm entweders vorhin abgewöhnen / ehe man ihn zum Joch gewöhnet / oder aber gar zu frieden lassen / darum soltu mercken / wo du solches dich anmassen und unterstehen woltest / daß es zu früh seye im dritten / und zu spat nach dem fünfften Jahr. Gute Wartung und freundliches Zusprechen gewöhnt die Ochsen [74] ehe zur Arbeit dann grosses poldern und schlagen. Es ist auch kein besser Ding / dann daß man thue wie die Jägermeister / die einen jungen Hund gemeinlich mit einem alten Jaghund zusammen kupplen / daß also du auch einen jungen und erst angehenden Zugochsen / zu einem alten und gebrauchten / doch gleichwol gleicher höhe und grösse / Ochsen spannest / (dann das soll allweg das fürnehmste seyn / daß sie gleicher Grösse / Stärcke / und Art seyen) damit also der schon abgericht ist / den andern ungeübten anbringe / und im ziehen oder arbeiten gewöhne. Wann aber ein Ochs / der sonst schön und ansichtig / und ewers bedunckens tüglich zur arbeit und zum ziehen ist / sich schwerlich wolt lassen anführen / so sollet ihr ihn in ein groß Joch einspannen / und neben einem andern gleichen Paar / welchs leichtfertig und wohl zeucht oder arbeitet / stellen: In dreyen Tagen gewohnt er also deß ziehens / oder sonst anderer arbeit. Wiltu aber einen Ochsen besonder zahm und geschlacht machen / so soltu ihm zum offtermahl das Joch auff den Hals / oder die Joch und Zugriemen auff die Hörner legen / damit er also derselben allgemach gewohne. Darnach innerhalb etlicher Tage an eine starcke Säul oder Pfal anbinden / ihm nichts zu essen geben / sonder also ein zeitlang ungessen bleiben lassen / ist er grimmig und zornig / so wird er wol zahm und gedultig. Wann ihm dann sein wüten und toben vergangen / so gehe hin / schmeichle ihm mit den Händen / greiffe ihm auch zwischen die Waden / und betaste ihn hin und her / damit er also der Leut gewohne. Thu ihm das Joch auff / und laß ihn ein Acker oder zween auff ungebautem Feld also auff und abtretten: oder spanne ihn bißweilen ein / und laß ihn ein gute weil im leeren Karck ziehen: Spanne ihn letzlich in einen geladenen Wagen / und versuche wie starck er sey / damit er also deß Geschreyes / der Reden / und der Gerte gewohne. Wann du ein jungen Ochsen kaufft hast / und sein Art und Eigenschafft gar nicht weißt / so mustu ihn einspannen / und sehen ob er stätig / forchtsam / wild ist / auch ob er sich gern legt: wo er dann solche böse [75] Stuck an sich hat / mustu ihm weder mit poldern oder schlagen / noch mit der Stichruten / solche seine böse Tück abgewöhnen. Dann etliche werden davon nur noch viel stutziger / grimmiger und toller: etliche leidens und duldens hinwiderum gern. Derhalben bind ihm solches Falls alle viere / und laß ihn ein Tag oder etliche wol hungerig werden. Dann obgemeldte Tück und Geylheit kommen nirgends anders her / dann daß sie zu sehr feißt seyn. So hat es auch ein sondere weise / wie man die Rind halten und füttern soll / dann nicht wenig daran gelegen / so wohl der Gesundheit als der Arbeit halben / daß man die Rind und Ochsen weder zu feißt noch zu mager halte. Dann ein überauß sehr feißt Thier / wann es zu der Arbeit erhitziget / mag kein Gefährlichkeit deß Tods entfliehen / und solches von wegen der überigen zerschmeltzten Feißte / die sich nachmahls über den gantzen Leib ergeußt. Und so das Thier solchs Zufalls halben nicht hinfallt und stirbt / so ist es doch hinfort kein nutz / und mag schwerlich getawen. Kein Rind noch Ochsen soll man im Winter / wan̅ sie ohn das müssig stehen / und nicht viel arbeiten / mit überigem Futter überschütten. Allerley Gemüß / als Wicken / Erbsen und Bonenstroh oder Stupfflen essen die Ochsen gern. So pflegt man auch die Rinder gemeinlich mit gesottener Gerst / und grob gestossenen Bonen feißt zu machen und zu mästen. Hew gibt man ihnen sehr gern / und wiewol nicht so viel als den Pferdten / jedoch so viel sie mögen auffsressen / insonderheit wan̅ sie hart arbeiten. Im Land Limosin / und sonst andern Orten / wo man viel grosse Rettich hat / pfleget man die Ochsen mit solcher Rubenspeiß zu füttern und zu mästen. Aber sie werden nicht dar von starck / geben auch kein fett und feißt Fleisch. Junge Rebzweiglin ist der Rinder bestes essen / und man gibt ihnen gern einen guten Pusch zum Nacht-Futter daran zu mumpffen. Die Rinder essen sonst auch junge Rebzweiglin oder Aestlin von [76] Rustholtz / Item die Weintrusen am liebsten: Auch ist ihnen geschnitten Weitzen oder Rockenstroh trefflich gut. Die Sprewer pflegt man ihnen bißweilen unter ihr essen zu mischen: Aber solche Speise blähet sie viel mehr / dan̅ daß es sie solt starck machen. Der Aecker aber macht die Ochsen schöbicht. Gesotten Kölkraut mit Kleyen vermischt / machet dem Rind ein schönen grossen Bauch / nehren gleichwol etwas leichter: Solchs thun die Gerstenspreuer mit Kleyen vermischt. Man kan auch den Rindern Weingrappen / von welchen man schon den Leurtranck gemacht hat / unter ihr Futter mengen. Doch soll man sie vorhin abwäschen / und widerum trucknen lassen. Es ist aber allwegen besser / daß man ihnen gemeldte Weingrappen also für sich selbst ungewaschen gebe / dann also haben sie daran zu trincken und auch zu essen / macht sie schön und gestallt / mutig und starck. Die Rinder macht kein Ding feißter als der Herbstgrummat. Das II. Capitel. Von der Ochsen oder Rinder Zustand oder Presten. EIn Ochs ist weniger kranck dann ein Pferdt: Die Alten damit sie ihren allgemeinen Kranckheiten fürkommen möchten / haben stäts ihre Rinder all vier Zeit im Jahr / zu Ende drey Tag nach einander purgirt. Etliche mit Feigbonen und Cypreßkörnlin / eines so viel als deß andern zustossen / und in anderthalb Maß Wasser gesotten / die gantze Nacht in der Lufft gebeitzet / und also dem Rind eingegeben. Etliche haben ander Ding und Artzney / nach Gelegenheit der Kranckheit / und eines jedes Lands-Art genommen / und dem Rind eingegeben. Mancherhand Kranckheiten Gebresten u̅d Zustände deß Rind viehes haben wir müglichsten Fleiß allhie beschrieben / so wol auch eine Figur hieher setzen wöllen / darauß der Leser einer jeder Kranckheit Ursprung zuersehen.
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1. Hornbruch oder Hornserung. 2. Nachlaß deß Horns. 3. Halsschwulst / oder der auff geloffen Hals. 4. Getruckter Grad / oder gequetschter Hals. 5. Munde oder geschundene Oberhalsdicke. 6. Verhärteter oder verdörrter Halsgrad. 7. Auff geloffener oder geschwollener Obhals. 8. Die Haut auff der Seiten eingehüfft und gehafft. 9. Bauchwehe. 10. Verderbt oder versehrt Eingeweyd. 11. Bauchfluß oder Durchlauffen. 12. Verstopffung deß Bauchs. 13. Auffgelößte Hufft / oder der gelößt Schock. 14. Gebrochen Bein oder Beinbruch. 15. Geschwollener oder auff geloffener Fuß. 16. Verhärtung deß Fusses. 17. Verrenckung deß Fusses. 18. Gequetschter und zertruckter Fuß. 19. Schölung oder Abgang und Entweichung der Kloten oder Horn. 20. Spaltung deß Kloten / oder zerrissenes und auffgesprungenes Hornklaw. 21. Entfallen und versuncken Horn. 22. Blutstallen. 23. Kaht oder Wust stallen und pissen. 24. Schwulst der Uberscheid. 25. Unvermögen zu stallen und zu pissen / oder Harmstellung. 26. Relssender Stein in der Ruten. 27. Stein in der Blasen. 28. Geschwollene Rut. 29. Gelößte Schulterspall oder Ledigung deß Vorbugs. 30. Versigen Blut. 31. Die schwinende und würgende Kröte oder Engwilckung im Hals. 32. Die Strengbillen. 33. Auffgeloffener Trüssel / oder geschwöllung der Leptzen. 34. Geschwollen Maul. 35. Verwundte Zung. 36. Unlust zum essen / oder Atzverleidigung. 37. Wülckicht oder trüb Augen / oder Augennibelung. 38. Geschwollen Aug. 39. Das weiß ob dem Auge. 40. Knobloch auff dem Aug. 41. Rinnend Aug. 42. Augenflecken oder überzogen Aug. 43. Kopffwehe oder Umgängung. 44. Schmertzen oder Wehethum deß Kopffs. Wann ein Ochs nichts ißt / und sein Futter überbleiben laßt / solches gibt gleich eine gewisse Anzeigung / daß er kranck und Siech seye. Wann die Rinder nicht lustig seyn zum essen / und entweder überfüttert / oder aber zu hitzig und zu geyl gessen haben / so soll man ihnen die Zung und den Gaumen mit gutem Saltz und scharffen Essig starck und wol reiben lassen.
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Wann die Ochsen dürr / schottecht und lampecht daher tretten und gehen / so soll man ihnen gestossen Wicken unter ihr Trinckwasser untermischen. Damit die Rinder nicht so bald müd und laß werden / soltu Terpentin nehmen / in Oel zerlassen / und ihre Hörner damit bestreichen: du must aber sorg haben / daß man ihnen das Maul und die Naßlöcher darmit nicht reibe: dann das Oel vertreibt ihnen das Gesicht. Wider das unwillen der Rinder: Man bereibe ihnen das Maul mit gestossenem Knobloch oder Lauch / und laß es sie darnach verschlukken / oder man schüts ihnen in einer Maß Wein ein / sonderlich wann sie das Grimmen bekommen. Solches kan man aber auß dem erkennen / daß sie zum offtermal erseufftzen / und nicht an einem Ort still stehen / jetz legen sie sich / bald stehen sie widerum auff. Etliche thun Nuß-Oel darzu / etliche schütten ihnen Zwibeln in frischem Wein gesotten ein. Etliche aber nehmen Myrrhen und Lorbeerbonen zusammen / beitzens in Wein / und schüttens dem Rind also ein / lassen ihnen auch das Fleisch um die Klawen stupffen / daß es blute. Das Wehe oder die Kranckheit / welche die Frantzosen die Rindshammer und Marteau nennen / mag man auß dem erkennen / wann die Rinder über den gantzen Leib schaudert / seyn nicht so mutig und frölich wie vorhin / gesehen nicht wol / hencken den Hals immer zu / das Maul hengt ihnen voller Speichels / sie gehen schläfferig und faul daher / der gantze Ruckgrad erstarrt ihnen / achten keiner Speise: Dise Kranckheit kan man im Anfang heylen: aber wann sie eingewurtzelt und überhand genommen hat / als dann ist alle Artzeney vergebens. Man nehme Meerzwibel oder wilde Zwibeln / zu kleinen Stücklin geschnitten / drey Untzen schwer / gestossen Melonenwurtzel eben so viel / drey Hand voll Saltz / vermisch es mit einander / und beitz es in anderthalb Maß guten starcken Weins / und gebe dem Thier alle Tag davon zu trincken. Der Durchlauff greifft bißweilen die Rinder so hart an / daß auch das Geblüt hernach zu fliessen pfleget / und das Thier sehr matt und [79] schwach darvon wird. In solchen Presten soltu sie vier oder fünff Tag lang nicht träncken lassen: nehme darnach Traubenkörnlin / beiße sie in schillrotem Wein / oder nehme ein Gallapffel / alten Käß / in grobem dicken Wein zerlassen / gibs dem krancken Vieh ein. Das äusserste und letzte Mittel ist / daß man sie mitten auff die Stirn brenne oder ätze. Wider deß Bauchs Verhartung / nehme zwo Untzen zerstossen Aloes / schütt es dem Thier in Laugemwasser ein. Wann man will ein Rind feißt machen und mästen / oder aber zur Arbeit auffziehen / so soll man ihm das Maul allein acht Tag mit seim eignen Pruntzwasser wäschen. Es zeucht ihnen viel Schleims herauß: dann solcher Schleim macht die Rinder unlustig zum essen. So gemeldter Schleim dem Rind einen Fluß erweckt / wirstu es leichtlich an den trieffenden Augen / und an den hangenden Ohren erkennen. Für solchen Presten soltu ihm die Zunge mit Thimian / der mit Wein zertriben ist / oder mit gestossenem Saltz und Knobloch reiben: darnach mit Wein abwäschen. Etliche nehmen ein Hand voll Lorbeerblätter / stossens mit Granatäpffelschölet / und reiben damit den Schleim ab. Oder etliche nehmen Myrrhen / zerlassens in Wein / und schüttens dem krancken Thier zur Nasen ein. Die Ochsen pruntzen Blut auß grosser Erhitzung oder Erkältung / auch wann sie Unkraut im Sommer / und insonderheit das Kraut / darauff noch Milthau gestanden / gessen haben. Wider solchen Presten und Siechtag ist keine Artzney besser / dann daß man den Ochsen / weder Wasser noch ander Ding lasse trincken. Darnach sechs Loth gestossener Hanffhörner / und ein Untze Tyriac / mache in ein Maß weissen Weins sieden: und darnach die Brüh davon dem Ochsen einschütte. Wann die Rinder einen Fluß bekommen / oder ihnen die Augen geschweren / so soltu ihnen die Ader unter der Zungen öffnen / oder wolgeleuterten Safft von Lauch / oder von Rauten / oder Epffich / oder Säubonen einschütten. Wider die Flecken in Augen / nehme Armoniac-Saltz / beitz ihn im [80] Honig / und mach ein Augenwasser darauß: oder man nehme Pech / und zerlasse das in Oel / salbe das Aug darmit um und um: Auff daß also die Mucken von wegen deß Honigs nit so leicht sich darauff setzen. Wann die Rinder unter der Zungen geyl Fleisch bekommen / so man das Bärtlin nennet / so soltu ihnen dasselbig hinweg schneiden / darnach den Schaden mit Saltz und Knobloch zusammen gestossen / reiben lassen / und also das Maul mit Honig abwäschen. In dem soltu auch den Wurm auß dem Schaden mit einem Zänglin fein subtil auffheben und hinweg nehmen. Kein bessere Artzney ist allerley in̅erliche Unsauberkeit der krancken Thieren zu benehmen / als daß man ihnen die Oeltrusen zum offtermal eingebe und einschütte. Das Fieber pflegt die Rinder / wan̅ sie in hitzigem Wetter zu schwer gearbeitet haben / mit Schwermütigkeit deß Kopffs / Geschwulst der Augen / überauß grosser Hitz anzukommen. Diser Kranckheit soll man also helffen. Man soll ihnen die Stirnadern / oder aber die nahe bey den Ohren ist / lassen öffnen / ihnen allerley külende Speise geben / als Lattich und dergleichen Kräuter mehr. Man wasche sie mit weissem Wein / und gebe ihnen kalt Wasser zu trincken. Wann der Gumen den Rindern geschwüllt / so bekom̅en sie auch Unlust zum essen / athmen offt. Für solchen Presten soltu ihnen die Ader am Gumen springen: und nach solchem Aderlassen / ihnen kein ander Futter / dann allein geschwölleten oder im Wasser gebeitzten und zerstossenen Knobloch mit guten linden Blättern / oder aber sonst anderm grünem Gras / oder weichem und zartem Hew / also lang geben / biß daß es widerum anfange besser mit ihnen zu werden. Dem Rind den Husten zu vertreiben / pfleget man ihnen die Brüh von gesottenem Isop im Trincken einzugeben. Oder man nehme Lauch oder Zwiblen / zerstoß und vermisch sie mit schönem weissen Mehl. Etliche nehmen Beyfuß / kochens / und geben die Brühe dar von den Rindern zu trincken. Wann die Rinder ein Egle oder den Blutsäuger im Wasser ge [81] truncken haben / und er sich ihnen im Hals angehenckt hat / so soltu dem Rind warm Oele ins Maul schütten lassen / so fallt er widerum hinab. Wann er aber auch in Magen kommen ist / so schütte ihnen guten scharpffem Wein-Essig in den Leib. So sie von den Schlangen / Scorpion / oder einem wütenden Hund gebissen wären / so soltu ihnen den Schaden mit Scorpions-Oel / oder mit Seiff in Wein-Essig zertrieben / reiben / darnach mit grossen Klettenkraut-Brühe oder altem Saltzwasser fein sauber außwäschen. Wann die Hornaussen oder Brämen das Rind gestochen haben / nehme man Bleyweiß mit Wasser zertrieben / und bestreiche den Stich darmit. Diß falls soll man auch Lorbonen zerstossen / in Wasser sieden / und das Ort / da man die Ochsen weyden soll / besprengen / so fliehen die Hornaussen davon: oder man wäsche sie mit gemeldter Brüh / und da sie widerum gestochen seyn / so bestreiche sie mit deß Rindes eigenem Speichel. Wann ein Ochs / Kuh oder ein Pferdt / das vergiffte Thier / welches sich im Gras zu halten pflegt / und von den Latinern Bupressa genannt wird / so einem Roßkäfer gleich sihet / auff der Weyde gefressen hat: pflegen sie dermassen auff zubläen und zugeschwöllen / daß sie darvon zerspringen / und endlichen sterben müssen. Solches haben wir das vergangen 1572. Jahr an vielen selbs erfahren. Derhalben wan̅ der Ochsenknecht vermerckt / daß ein Rind / oder ein Kuh / solch vergifft Ungezifer gessen hat / soll er geschwind Kühmilch / oder gedörrte Feigen / oder Dattlen in Wein sieden / und die Brüh dem Vieh einschütten / und ein scharpffe Clistier zugleich auch mit einstossen. So ein Rind grindig wird / so nehme gestossen Knobloch / Saturey / Schwefel / und Wein-Essig / Galläpffel in Katzenmüntzsafft / oder in Andornsafft / und mit Ruß zertrieben / und bereibe den Schaden. Die Rindsgeschwere soll man mit Papellen / in weissem Wein zerstossen / abwäschen und säubern.
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Wann ein Rind ein hitzigs Apostem bekom̅t / und es davon hinckt / so soll man Gerstenmehl / Lilienwurtzel / Meerzwibeln nehmen / und auff den Schaden überlegen / die Geschwulst zeitigen / darnach abreissen / und mit eigenem warmen Rindsharn abwäschen und reinigen / saubere Meyßlen nehmen / dieselbige mit zerlassenem Pech bestreichen / in den Schaden stossen / und ein Pflaster von Geyß- oder Rindsunschlit gemacht / darüber schlagen. Wann die Augen dem Rind geschwollen / so soll man den Augen Artzeney von Weitzenmehl mit Honigwasser vermischt machen / und darüber schlagen. Wider die Flecken in Augen / man nehme Armenisch Saltz und Honig / und mache ein Salb darauß. Für die schwürige stäts trieffende Augen. Man nehme die Brüh von Weitzenmehl / und mach ein Pflaster darauß / schlags auff die Augen: Wilder Magsamen / das gantz Kraut mit Honig zerstossen / ist auch ein gute Artzney zum gemeldten Presten. Wider das Darmwehe / welches die Rinder zum offtermal sehr plaget / man nehme drey Hand voll Kölsamen / und ein Hand voll Amelmehl / zerstoß es klein mit einander / besprengs mit Wasser / mach ein Pflaster darauß / und legs auff den Schmertzen. Ein andere viel trefflichere Artzney / man nehme drey Hand voll Cypreßblätterlin / mach es wie obgesagt / und thue viel Wein-Essig darzu / und zerlasse es mit einander. Fürs Nierenwehe / man soll die ober Ader hinden am Ruckgrad / oder die ander Ader / welche man Matricis venam heißt / und ihr Läger in der Weiche / nicht weit von dem Nieren hat / öffnen lassen. Man träncke das Vieh mit Safft / von Lauch außgepreßt / und mit warmem Wasser / oder aber mit seinem eigenen Pruntzwasser vermischt. So ein Rind räudig wird / soll man die Krätze mit Rindsharn / darinnen alter Butter zerlassen ist / waschen und reiben. Oder man nehme Hartz im Wein zerlassen / und schmiere das Thier darmit. Wan̅ die Rinder Läuß bekom̅en / so soll man wilde Oelbaumsblätter nehmen / [83] mit klein gestossenem Saltz kochen / die Rinder damit bereiben / und die Blätterlin an der Zungen hinweg reissen. Wann die Lungensucht prästig seyn / so pflegt man ihnen den Safft von Lauch in weissem süssem Wein zu mischen / und also in den Hals zu schütten / darnach ein stuck Wurtzel von Haselnuß zu nehmen / und in die Ohren zu stossen. Wider das Käuchen / oder schwer Athmen der Rinder / pflegt man das Ohr / oder die grosse Haut an der Kälen mit Christwurtz / oder mit schwartzer Nießwurtz durchzustechen. Wann ein Rind die Schultern verruckt hat / so soll ihnen Blut gelassen werden am hindern Schenckel / gleich auff der Seit gegen über. Seyn sie aber beyde zugleich verruckt / so muß man ihm auch an beiden Schenckeln die Ader schlagen. So ihnen der Hals verletzt ist / soll ihnen Blut von dem Ohr gelassen werden: So aber in der mitten der Presten ist / soll man an beiden Ohren die Ader öffnen: und das Marck von Rindsbeinen / sampt Bocksunschlit / eines so viel als deß andern nehmen / in Baum-Oel und weichen Pech zerlassen / und Pflasterweiß auff den Presten legen. Ist ihm aber die Haut an das Bein gewachsen / so muß mans mit Wein allein / oder mit Oele vermischt / wäschen. Wann ein Rind hincket / und ihm die Füß erfrohren seyn / so soll man ihm den Fuß mit seinem alten warmen Harn waschen und bähen. Hinckt es dann von wegen deß Geblüts / welchs sich in die Kniebüg am hindern Fuß versam̅let hat / alsdann soll man dasselbig zertheilen / hart reiben / und mit einem Laßeysen auffpicken. Wo solches Mittel nicht will helffen / und sich das Geblüt schon gesetzt hat / so soll man ihm die Klawen biß auffs lebendig Fleisch schlitzen oder auffschneiden / damit also das gesamlet geronnen Blut herauß fliesse / und alsdann den Kniebug mit einem lederinnen Säcklin verbinden / damit das Wasser dem Rind keinen Schaden zufüge / weil es noch in der Heylung ist. Wann ein Rind hinckt / darum daß es ihm die Nerven oder Flachsadern vertret [84] ten oder verletzt hat / soll man ihm die Schenckel mit Saltz und Oel waschen lassen. So ihm aber das Knie geschwollen ist / so soll man dasselbig mit scharpffem heissem Wein-Essig / oder mit gesottenem Hirß / und Leinsaamenbrüh waschen. In allen jetzgemeldten Fällen / ist von nöthen / daß man den Schaden brenne / frische Butter in Wasser und Wein-Essig wasche / und über den Schaden lege / oder damit schmiere. Letstlichen auch gesaltzen Butter und Geyßschmaltz nehme / die beyde mit einander vermische / ein Sälblin darauß mache. So es aber hinkkend ist / darum daß es in ein Dorn getretten / oder aber sich an Stein und Stöck gestossen hat / so soll man ihm den Fuß mit warmem Harn waschen / alt Schmaltz in Oel und weichem Pech zerlassen / und also darüber schlagen. Es ist kein Ding besser / wann ein Rind hinckt / dann daß man ihm bald / als es beschädiget wird / die Schenckel mit frischem Wasser wasche / und mit altem Schmaltz den Schaden schmiere. So ihnen ihr Horn entweders gespalten oder geschifert ist / soll man ihnen daselbs zuvor mit Wein-Essig / Saltz und Oel mit einander vermischt / bäen / darnach alt Schmaltz in newem Pech oder Hartz zerlassen / und darüber schlagen. Oder man mag ihm die Fessel / oder die Geleich unten am Fuß damit fünff oder sechs Tage einander nach schmieren / solchs erweicht und ermiltert den Horn / und nimmt die Schrunden hinweg. Die Büffel / oder die wilden Ochsen / seind allweg besser zum Wagen ziehen / dann im Pflug zu wercken / allein darum daß sie selten ohne Tücke seyn. In Italien und Welschland / in der gantzen Gegend / da die Statt Pisa genannt / liget / und man am meisten Büffel findet / pflegt man mit denselbigen zu fahren / und in Zug / zwentzig oder dreyssig auff einmahl mit einander einzuspannen. Die grosse runde gemachte Büffelskäß / seind für sich selbs eines bösen Geschmacks / wann man sie aber schnittweis in einer Pfannen röstet / so seind sie eines guten und köstlichen Geschmacks.
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Der wilden Ochsen / welche man in der Provintz und in Langendock Boeufsbraues nennt / seind zu keinem Ding besser und nutzlicher / dieweil sie so gar wild und rasend seynd / dann daß man sie schlachte / und das Fleisch in der Metzig und auff den Fleischbäncken verkauffe. Solche wilde Ochsen halten sich gemeinlich am Ende deß Meers / da sonst keine Thier noch Menschen wohnen. Die andern Stier aber / die man sonst auff den Dörffern halt / und bey dem andern Vieh und Menschen sich halten / seind auch zu keiner Arbeit anzuführen / dann sie seind zu wild und ungeheur / mögen sich auch nicht leichtlich mit einem verschnittenen Ochsen betragen. Auch seind die jenigen / welche von verschnittenen Kühen kommen / nicht sonders Nutz. Die Stier soll man am sondern Ort einsperren / und für die Kühe behalten und mästen: und sie ungefähr im Meyen / Brach- und Hewmonat zusam̅en lassen. Ein eintziger Stier ist genug für sechs Kühe. Die Rinder / welche man zum Kauff aufziehen und mästen will / soll man nicht mehr dann etlich mahl in acht Tagen / im schönen und hellen Wetter / auch zu guter und gelegener Zeit außlassen: ihnen auch bißweilen geringe Bürden / zu ihrer Bewegung auffladen. Kein ander Futter / dann Gerst / Hew / Stupfflen / und zu Zeiten frische Rebenzweiglin / und ander Ding mehr / welches sie gern essen / soll man geben und ihnen fürwerffen. Einen Ochsen welcher am Morgen gezogen und gearbeitet hat / soll man zu Abends außruhen lassen. Ein Meyer wann er vermerckt / daß ein Zugochs nicht mehr ziehen oder arbeiten kan / soll er denselben eine zeitlang nichts lassen schaffen oder arbeiten / sonder ein zeitlang einsperren und mästen / und ihn folgends gar abthun und schlachten / und stucksweiß einsaltzen zur jährlichen Nothdurfft und Speise in die Haußhaltung. Auch das Marck und die Gall fleissig auff heben / und zur Noth behalten. Dann die Rindermarck zertheilt und erweicht alle harte Geschwär und Beulen. Die Rindsgall aber ist noch besser / die vom Stier / heylet gäntzlich die [86] Afftergeschwär mit Lauchsafft vermischt / und in die Ohren eingetröpfflet / stillet auch das Ohrensausen und pfeiffen. Den Kindsnabel darmit bestrichen und geriben / tödtet die Würm im Leibe: Mit Honig vermischt / und den Hals darmit angestrichen / heylet das böß Halsgeschwär Angina genannt. Mit Mangoltsafft vermischt / und in die Naßlöcher gethan / verhindert den Zugang der fallenden Sucht. Schön gelbe Farb auffs Leder und Kupffer zu machen / ist kein besser Ding über die Rindsgalle. Wann man die Saat mit Rindsgalle besprengt / so mögen die Mäuß dem Saamen keinen Schaden thun. Man findet zuweilen in der Rindsgall einen gelben Stein / so groß als ein Hüner Ey. Solchen Stein zu kleinem Pulver zerstossen / und in einer Brüh eingegeben / ist ein treffliche gute Artzeney wider den Stein und die Gilde. Offtermals daran gerochen / und die Nasenlöcher darmit berührt / macht scharpff Gesicht / und verhindert die Flüß auff die Augen zufallen. Die Ackersleut haben guten Nutz vom Küh und Rindermist. Er heylet der Immen biß / zertheilt allerley Geschwulst der Beulen / stillt das Hüfftwehe: Kühmist mit Wein-Essig vermischt / heylet sehr die Kröpff. Das III. Capitel. Von Kühen und Kälbern. ERstlich vom Zugvieh zu reden / was dann die Küh und Kälberzucht belanget / da soll die Haußhalterin fleissig darob und daran seyn / daß die Mägd offt zu dem Stall sehen. Dann nichts bekompt dem Vieh also wol / und erhalt es frisch und gesund / als wann man die Ställ sauber haltet und außmistet. Sie sollen auch die Küh mit eim hart zusammen gewundenem und rauhem Strohwüsch über den Rucken / nach der länge / deßgleichen über den Hals und Kopff / aber nicht weiters / sauber und reinlich jedes [87] mahl abstreichen und wischen / wann sie vom Feld oder von der Weyd kommen. Auch Morgens / wann sie gemolcken haben / gar eigentlich die Gruben und Löcher auff dem Stallboden außfüllen / dahin sich deß Viehs Pruntz oder Seich pflegt zusetzen: auch den Boden etwas mit frischem Sand und Grieß überseyen und beschütten / auff daß das Futter rein behalten werde. Man soll die Küh nicht ehe zum Stier lassen / sie seyen dann dreyer Jahr alt / und nicht länger als biß auff das zwölffte Jahr: Dann lasset ihr sie ehe darzu daß sie tragen / kön̅en sie nicht zu ihrer rechten Stärcke und Grösse aufwachsen / und bringen da zu gar unvollkom̅ene und halb mißburtige / magere und schwache Kälblin / deßgleichen wann ihr sie weiter / dann nach zwölff Jahren lasset kälbern / so werden die Kälber gar unkräfftig / heßlich und ungestallt. Auch solt ihr sie zu den Stieren treiben im gantzen Meyen / Brach- und Hewmonat / wann die Kräuter in ihrer besten Krafft und Safft sind / und frisch jung Gras herfür bricht. So sind auch ohn das um dieselbe Zeit die Küh am hefftigsten Rinderig oder brünstig / daß sie ohn anleytung dem Stier nachgehen. Jhre Brunst oder Rinderung erken̅t man / wann ihnen die Klawen oder der Huff geschwollen oder auffgeloffen ist / wann sie ohn unterlaß prüllen / und offt auff den Stier steigen. Die Beköm̅lichkeit oder den Nutz betreffend / den man gehaben mag / wann die Küh zu gedachter Zeit füllig werden / ist solchs diser / daß sie über zehen Monat (dann diß ist ihr gewohnliche Tragzeit) eben kälbern / wann eben das new junge Gras herfür stichet) welchs ihnen dann ihre Milch bessert und vernewert / davon dann die Jungen wol gesäugt / genehrt / gestärckt und aufferzogen werden. Zuschaffen / daß die Küh nach dem besteigen deß Stiers bald empfangen / muß man sie ihm gar mager fürstellen / dann die magern sind deß Saamens viel fähiger. Hinwider aber soll der Besteiger oder Sprung-Stier feißt / wolgesetzt / glatt / und wacker seyn / und der all [88] bereit zween Monat zuvor wol mit Gersten und Wick außgemästet seye: Auch soll man viel eher die Stier erwehlen / welche länger dann hoch sind / rother Haar / breyter Schulterblatt oder dicken Schenckel / vierschrötiges / rundes Leibs / breyter wolbesetzter Brust / kurtzem Kopff / breyter Stirne / wild von Gestalt und Wesen / scheutzlichen Grinds und Ansehens / schwartzer Augen / kurtzer Hörner / langes zottechten Schwantzes. Wann aber die Kuh den Stier nicht will zulassen / oder daß der Stier nicht steigen wolt / so soll man sie auf nachfolgende Weise geyl und lustig machen / man soll gebrenten Hirtzenschwantz nehmen / zu Pulver stossen / und dem lauffenden Vieh für die Nasen halten. Dißfals mag man auch andere Ding gebrauchen / aber darvon wöllen im Capitul von den Pferdten ist schon beschrieben worden. Begehrt ihr dann zu wissen / ob eine Kuhe gerindert hab / und gewiß trage / so lasset in dem Melcken ein Tröpfflin Milch von dem Finger in ein Schüssel mit Wasser fallen / bleibet dan̅ das Tröpfflin gantz / so trägt die Kuhe: zerfehret es aber und ferbet das Wasser / so trägt sie nicht. Ist eigentlich gewiß. Man soll darnach auch fleissig zusehen lassen / daß die Kuhe / in dem sie mit dem Kalbe gehet / weder weite und tieffe Graben springe / noch wider die Hecken und Stauden anlauffe / und sich stosse / oder aber im Leib steche / und anderer Wege beschädige. Ehe dann aber eine Kuh kälbert / soll man dieselbige allwegen vorhin ein zeitlang mit gutem Futter / oder Weinträber / in sonderm Stall oder im Hof füttern / und gar nicht melcken lassen: dann ihr Milch ist zur selben Zeit kein nutz / wird bald klötzlecht und steinhart. Man soll auch keine Kuh nach dem sie gekalbet / melcken / Butter oder Käß auß solcher Milch zu machen / das Junge seye dann vorhin zween Monat alt / alsdann mag die Kuh widerum in die Weyde getrieben werden. Dem jungen Kalb soll man nicht ehe / dann auff den Abend / wann die Kuh heimkommen ist / und vorhin ihr frisch Futter gessen hat / dar [89] nach deß Morgens früh / wann die Mutter widerum ins Feld soll / zusaugen geben. Im Sommer soll man die Küh nicht mehr dann zwey mahl / und im Winter drey mahl trincken lassen: Es muß aber auß keinem fliessenden / sonder entweders auß lawem Wasser / wie das Regenwasser ist / oder auß den Lachen / oder sonst guten Schöpffbronnen / und welches ein gute weil vorhin gestanden ist / beschehen: dann das Bronnwasser mag sonst / wegen der Kälte / den Kühen bald schaden. Die Kühe schlagen kein Trinckwasser auß / wann es nur gut und gesund / dar zu klar und lauter ist. Dann wie sonst die Pferdt das trübe Wasser gern trincken / also haben die Kühe das lauter Trinckwasser am liebsten. Darum ist es auch der besten Zeichen eins an einem Pferdt / wann es sein Trinckwasser / so offt es trincken soll / vorhin zu trüben pfleget. Die junge Kälber belangend / soll man dieselbe allweg / so bald sie geworffen / in gut frisch Strohlegen / und bey der Kuh fünff oder sechs Tag lang bleiben lassen: damit sie es vorhin wol geleckt und gesäubert habe. Dann also bleibt das Kalb warm / und ist keins sonderns Schadens zu förchten. Nach außgang solcher jetzgemeldter Tage / soltu das Kalb von der Mutter nehmen / in ein sondern Stall einsperren / gut Stroh unterstreuen / und zum offtermahl erfrischen lassen. Allemahl wann es saugen begehrt / zur Kuh tragen / und widerumb von ihr nehmen / und in sein sondern Stall einsperren. So offt du sihest / daß das Kalb entweders nicht saugen will / oder wann es schon zu saugen begehrt / daß es an den Dütten nur riechet / aber nicht so kräfftig ist / daß es die Milch herauß ziehen oder erzutzelen mag / soltu ihm das Maul lassen auffsperren / die Zunge auffheben / und sehen ob nicht die Parpen / wie man es nennet / darunter stecken / welches weisselechte Fleisch klötzlin sind / dem Pfifftzen nicht fast ungleich: dieselbige soll man alsdann mit kleinen scharpffen Kanffzänglin fassen / und hinnehmen / und ohne einige versehrung oder schelung der Zungen / [90] schneiden lassen. Darnach das Maul entweder mit lauterem klarem rothschiller Wein / oder mit eim wenig Saltzwasser / darinn Knobloch zerstossen worden / außwäschen. Sonst möcht ohn diß Mittel gemeldter Schaden das Kalb am saugen verhindern / schwächen und endlich umbringen. Den Kälbern wachsen auch Läuß / darum soll eine Meyerin dieselben ihnen fleissig lassen ablesen / dann sonst können sie für solchem Ungezifer schwerlich fort gedäwen / und schwächern und matten sie gar ab. Solches geschicht auch wann sie räudig und schöbicht werden: Die Räude erkennt man / wann man ihnen über den Rucken fährt / und fühlet die Haut hart / rontzlecht und schüpecht / das Haar fallt ihnen auß / und bleibt gar dünn auff der Haut. Solchen Presten zu heylen / soltu das Thier mit Butter allenthalben über den Leib schmieren lassen. Dieweil es aber allwegen besser ist / den künfftigen Kranckheiten zu begegnen / dann die Gegenwertige zu heylen: Also möchte auch wol eine fleissige Meyerin solche Kranckheit leichtlich fürkommen / wann sie die junge Kälber alle Tag zweymal wird lassen mit frischem Strohwisch reiben / und nicht gestatten / daß sie in ihrem eignen Pruntz oder Mist verderben / sondern den Stall sauber laßt halten und außmisten / und mit anderm frischem Stroh unterstreuen. Damit ich aber zu meiner vorigen Kühzucht komme: Es soll auch nun mehr gemeldte Meyerin weiters anordnen und anstellen / daß man allwegen die Küh zu gewisser Zeit / alle Morgen und alle Abend / wann sie zum Theil auß geruhet haben / melcke. Item daß man die Milch / so bald sie sich gesetzt / und gestanden ist / fleissig abnehme / Butter darauß mache und stosse / das kleinste nicht lasse umkommen / die Käß mit Gewicht oder sonst anderm Ding beschwäre / und also die überige Feuchtigkeit abseigen lasse. Für allen Dingen aber soll sie auch gute Sorg zu allerhand Milchgeschirren / als Milchhäfen und Töpffe / Milchtröge / Seygtücher / Käß und Butterformen haben / dieselben rein und sauber halten / nicht ge [91] statten daß ihre Mägde / so sie ihre Weibliche Zeit haben / mit Milchwerck / Käß oder Butter umgehen / oder dieselben mit dem wenigsten berühren. Den jungen Kälbern soll man allweg am Morgen / ehe sie auff die Weyd gehen / so sie auff zwey Jahr kommen seynd / verschneiden / dann sie wachsen gern groß / wann man ihnen zu der Zeit / weil sie noch wachsen / verschneiden laßt / sintemal ihr Leib mehr Safft und auffenthaltende Feuchtigkeit alsdann bekommet. Die Stierlin und verschnittene Kälber / soll man um deß grossen Schmertzens willen / die erste Tage / mit klein geschnittenem Stroh und Kleyen durch einander gemischt / so lang / biß sie deß gemeinen Futters wieder gewohnen / füttern lassen. Den Kälbern soll man weder in grosser rauher Kälte / noch in hefftiger Hitz im Sommer / noch im abnehmenden Liecht verschneiden. Im dritten Jahr mag man die junge Stierlin einem Ochsentreiber geben / und sie zum ziehen oder zu führen anziehen lassen. Deßgleichen mag es auch mit den unfruchtbaren und neunjährigen Kühen geschehen / dann in solchem Alter kan man sie noch zum einspannen gebrauchen. Es soll aber auch eine Meyerin zum Uberfluß eine gute und fruchtbare Kuh wissen zu erkennen / und sonderlich die jenigen für gut schätzen und halten / welche die nachfolgende Zeichen an sich haben. Nemlich mittelmässiger Grösse seyn / eine feine Länge haben / nicht über vier oder fünff Jahr alt seyn / deßgleichen soll sie schwartzer Farb seyn / mit weissen oder schwartzen Flecken hin und her untersprengt / abhengende Schlich an dem Halse / grossen weiten Bauch / hohe breite Stirn / weite schwartze Augen / schöne glatte schwartze Hörner / harichte Ohren / zusammengefallene Küfel / groß breit Maul / weit offene Naß / schwartze eingefallene Lefftzen / hart und dicke Haar auff der Haut / kleine und kurtze Schenckel / dicke Hüfften / einen langen dicken Hals / langen [92] Schwantz biß auff die Knochen / kurtze und gleiche Klawen / breyte und vollkommene Brust / und grosse dicke Dütten sampt langen Wartzen. Von Küh und Kälber-Kranckheiten und Presten / ist schon in dem Capitul von den Ochsen gehandelt worden. Das IV. Capitel. Von der Mulck oder Bereitung der Milch / Räß und Butter oder Ancken. EIn fleissige und gute Haushalterin soll allweg dahin dencken und trachten / wie sie nicht allein ihr Kind und Gesind möge ernehren und erhalten / sondern auch ihre Sachen dermassen anstellen / damit sie neben Gewinn deß täglichen Pfennings / auch ihre eigene Töchter und Mägde mit sonderm Fleiß dahin halte / daß sie mit Kühmilch also rathsam umgehen / daß man auch einen guten Vorrath von Käß und Butter möge machen. Was aber die Milch anlangt / ist nicht von nöthen / daß sie das jenige / welchs man von der Kuh / welche erst newlichen gekälbert / gesammelt und gemolcken hat / behalte / und Käß oder Butter darauß mache / dann das ist kein nutz / darzu zu essen gantz ungesund. Daher kompts / daß die Kindbetterin ihre erste Milch den kleinen erstgebornen Kindlin gar nicht geben. Wann man die Küh gemolcken hat / soll man die Milch allweg / an ein sonder lawes Ort stellen / damit sie sich desto länger halte / und also desto eher gestehen möge. Dann die Wärme behaltet die Milch lang gut / macht sie auch desto eher gerinnen / gleich wie im Gegentheil die Kälte sie sawr machet. Derenthalben nicht böß wäre / daß man die gemelckte Milch / welche man drey oder mehr Tag / frisch und gut halten will / allwegen vorhin liesse auffsieden und auffwallen. Indeß aber weil sie am Feuer / muß sie stäts umgerührt / und dan̅ aufgehebt und behalten werden. Gute und ungefälschte Milch / soll man auß disen Gemercken erkennen: Als daß sie schön weiß ist / wol und lieblich riechet / süß und [93] schmackhafft / darzu zimlich dick ist / nit bald zerfleußt / sondern eine gute weil rund stehe̅ bleibt / wan̅ man ein Tröpfflin auf den Nagel fallen laßt. Man soll keine Milch / sonderlich im Sommer / Herbst und Frühling / über einen Tag lassen stehen (dan̅ die Hitz oder mittelmässig Zeit verderbt die Milch gern) sondern so bald als möglich Milchraum / Käßlin / Butter / und andere gemeine Käß und Molcken darauß machen lassen / oder aber zu anderm nutz / nach dem es die Gelegenheit der Zeit oder die Noth möchte geben / gebrauchen. Doch möchte man im Winter / wann die Küh wenig Milch geben / dieweil sie zu solcher Zeit völlig / und zu überflüssig blutig seyn / und so ohn das die Milch / von wegen der Frost / nicht so leicht verderbt / sondern bald gestehet / in zwo oder drey Mälcket zusammen sparen. Dieselbige Zeit pflegt man allwege wenig Butter zu machen / dan̅ die meiste Milch wird zum Käß machen gebraucht und genommen. So bald man die Küh gemolcken hat / und die Milch erkaltet und gestanden ist / soll man allwege den Milchraum abnehmen / und frische weiche Milchraumkäßlin darauß machen. Solche Käßlin werden im Sommer zum Kauff gemacht / und an statt deß Obs auffgesetzt. Die Italiener thun deß schönesten Zuckers und Rosenwassers darunter. Auß der andern und dickern Klotzmilch machet man sonst andere gemeine Käß / welche man zu Paris Ionchées heißt. Die in Rormandy sieden gemeinlich ihre Milch mit Zwibeln und Knoblauch / lassen sie in ihren Geschirren zur täglichen Nothdurfft bleiben / und heissen das die Saurmilch. Die Molck mag man für die Hund und Säue behalten / oder in der theuren Zeit sieden lassen / und also dem Gesind / an statt ihres täglichen Trancks geben. So man will gute Butter haben / so soltu allwegen die beste und dickste Milch darzu behalten / und kein Milchraum darvon abnehmen. Auß 10. Pfund Milch / wirstu über dritthalb Pf. Butter nit mache̅. Wann man Butter machen will / soltu die Milch eine gute weil stossen lassen / insonderheit im Sommer / wann es heiß und warm ist / und sich nicht bald zu Butter ergeben will.
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Die Butter / welche man zu Kauff halten will / soll gesaltzen in jrrdine Geschirr gesammelt und behalten werden. Die gelbe Butter ist allwegen gut / die weisse etwas ringer: die Meybutter die allerbeste. Das Käßmachen belangend / wiltu gute Käß haben / und ein zeitlang gut behalten / so solt du die dickste und fetteste frische Milch / sampt dem Milchraum / oder aber die schlechte Milch / wie sie von der Kuhe gemolcken ist / nehmen / und in sondern Geschirren lippern lassen. Man lipt oder rennt die Milch mit Lambs / oder Geyß / oder Hasenlippe mit Wegdistelblüt / mit Cardobenedictensamen / mit Feigenbäumsafft / mit Artischauchblätter / mit Imber / mit den innern Häutlin von den Hünermägen / oder mit Hecht-Rogen / davon werden in der Fasten die kleinen Käßlin in Franckreich gemacht / Chardonnette genannt. Den Milchhafen soll man allwegen lawlecht oder warmlecht halten / doch nicht nahe zum Fewr / oder auch nicht weit davon setzen lassen. So bald die Milch gestanden ist / soll man sie in die Käßformen schütten / und die Molck vorhin abseigen lassen. Dann es ist viel besser daß man den Molcken von der andern Milch abziecht. Die Mägde / so offt sie mit dem Käß umgehen / sollen sie säuberlich und munter halten: und sehen daß sie noch lang zu ihrer Monatlichen Zeit haben. Die in Avergne / da man das mehrertheil guter Käß in Franckreich macht / wann sie ihre Käß machen wöllen / pflegen sie feine reine und junge zarte Kinder / ungefährlich / von vierzehen Jahren / und die nicht unflätig oder krätzig / sondern feine subtile saubere Händ haben / zum Käß machen / zu nehmen. Dann sie halten gewißlich darfür / das Unlust und allerley Unsauberkeit der Hände Ursach seyen / daß die Käßmilch desto langsamer gestehe / und voll Augen werde. Wann man will die Käß trucken / fest und langwirig behalten / so soll man den Molcken von der Milch sauber abseigen lassen / darnach die [95] Käß auff einem sondern geflochtenen Getter oder Hurde einander nach legen / und also in ein kühl und dunckel Ort setzen / oder an ein hochlufftig Ort auffhencken / darzu keine Sonn kom̅e / darnach mit gestossenem Saltz bezettelen lassen. Die Käß / welche deß Alters halben hart oder bitter werden / soll man in Sand eingraben / oder in Gerstenmehl / oder Kirchen behalten / oder aber mit Schlangenkraut bedecken lassen: Solches erhalt sie auch für den Käßmaden / daß sie nicht wurmmessig werden. Wann es sich aber begebe / daß sie Madenfrässig würden / soll man das Geschmeiß abnehmen / und sie mit Lin-Oel bestreichen / oder dem Marck darvon / welches sie gar wol erfrischen wird: Oder mag man sie in ein grossen Hauffen Linkern legen / welches sie zur Zeit der Hitz wird frisch / und in der Kälte warm halten. Den Käß soll man für gut halten / welcher feißt und schwär ist / laßt sich gleich schneiden / ist ein wenig gelb und süß am Geschmack / eines lieblichen und holdseligen Geruchs. Item der nicht faul noch voller Maden ist. Welcher von lauter Kühmilch gemacht / und kein Schafsmilch dar zu kom̅en ist. Dann solche macht den Käß etwas unschmackhafft und weiß. Doch so man ein wenig Saffran dar zu thut / wie es bey denen in Poictiers geschicht / so wird er auch gelber. Das V. Capitel. Von der Schweinstieg / Schweinzucht und dessen Säuhirten. URter aller anderer Viehzucht / ist keins so frässig / unflätig / u̅d schädlich als eine Sau. Ein Schwein wird um ihres zarten und guten Fleisches willen insonderheit groß geacht und gehalten / vorab wann sie erst von der Milch kommet / oder noch jung ist. Darnach auch von wegen deß gesaltzenen Fleisches / Speck / der Haut und Börst.
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Daß aber die Schwein so frässig sind / bezeuget solches die grosse wilde Sau / welche der König Franciscus zu seiner Zeit gefällt hat. Dann wie man sie entweidet / seind in ihrem Magen bey sechs Vierling Weintrauben gefunden worden. Daß es aber ein unflätig unsauber Thier seye / das ist auß dem grossen Gestanck / dem Kathsudlen / dem Waltzen in wüsten Lachen / und das sie unflätig und scheutzlich Ding fressen / wol abzunehmen. Daß sie aber neben dem / daß sie frässig / auch schädliche Thier seyen / beweisen uns solches die grosse Gruben unten an den Mauren / und das wüste wülen / unter grossen Bäumen / in Wisen und in besäyeten Feldern. Derhalben bedarff es wol daselbst / da man willens ist eine nutzbare Meyerey anzurichten / wie dann wir solche gedencken allhier anzustellen / eines sondern Menschen / der allein mit den Säuen umgehe / auff sie acht habe / ins Feld täglichen treibe / ihnen ihr essen zu rechter Zeit / und wie sichs gebührt / gebe: auch die Jungen / welche die Mor nicht mehr säuget / deßgleichen die andern / so noch säugen / sampt der Morin / wisse in ein sondern Stall einzusperren: die Eber den jungen Heintzlin / welche man abgewöhnet hat: die Krancken aber und Blöden / in ein sonders Stälchen ein zuschliessen. Das frisch Stroh / und insonderheit wann mans zum offtermal verändert / macht die Schwein eben so wol tawen und feißt / als sonst ihr bestes essen. Den Säutrog soll man alle Tag säubern und außfegen: und dieweil die Zeit ungleich / soll sich ein jeder mit gutem Acker / Holtzäpflen / und wilden Biren / oder sonst faulem Obs bey der Zeit versehen / und desselbigen ein guten Vorrath haben: kan er dann solchs nicht haben / so soll er die Schwein mit geschwölter Gerst / Habern / Kleyen / Oel und Ruben ätzen und mästen. Die Meyerin soll auch alle Tag etwas sonders für die Säu im Vorrath haben / und ihnen dasselb / wann sie vom Feld kommen / warm fürschütten. Solches mag seyn / entweders die dünne lawe Milch / oder Käßmolcken unter die Kleyen gemischt: dan̅ solcher Atz und warme Brüh / macht die Säu nicht allein hin und her umschweiffen / und [97] bald in die Meyerey vom Feld lauffen: sondern es erweicht ihnen auch die andere Speise / welche sie den gantzen Tag über haben gessen: Ruhen auch desto baß die gantze Nacht / und werden desto weniger kranck und siech. Ein Sauhirt soll aber für allen Dingen sehen / daß er das Sauessen nicht zu kalt / noch zu heiß / und weder zu naß noch zu trocken fürschütte / damit sie also den Durchlauff desto weniger bekom̅en. Das Estrich im Säustall soll mit dickem / groben Küsel gepflastert seyn / und alle Monat mit anderm und frischem Küsel / oder mit gutem Sand ernewert werden / damit es der Schwein-Harn verzehre und an sich ziehe. Dann die Schwein / wiewol sie wüst und kottecht seyn / nehmen sie doch in einem truckenem und sauberm / dann sonst in einem feuchten Ort mehr und baß zu. Damit aber die Säu von böser Lufft / welche sie mit ihrem wüsten Gestanck machen / wann sie eingesperrt seyn / und ihrer viel bey einander im Stall stecken / nicht etwann verunreiniget oder sonst kranck und siech werden / soll man verwegen das Thor am Säustall / gegen hellem Liecht / von guten und starcken Brettern machen lassen / damit also die böse Lüfft herauß kommen: dagegen aber die gute und gesunde drein gehen möge. Solch jetzt gemeldt Thor / soll man auch biß auff den ebenen: Boden anhencken / damit die Säu dieselbige nicht so leicht auß den Thürangeln heben mögen: dieweil diese Besti nicht leiden mag / daß mans viel einsperre. Es scharret und arbeit auch so lang an einem Ding / biß daß es letstlich mag herauß kommen. Die Schwein / welche man mästen will / soll man keins wegs außlassen / auch ihnen kein sonders außsehen und Liecht geben / dann alle in durch die Thür / durch welche man eingehet / ihnen ihr essen zu reichen. Die Mastschwein bedörffen nicht so genawe Haltung noch Sorg / als sonst die gemeine Säu / alle daß man sie sauber und rein halte / guten Aß mache / so lang biß sie den Speck haben überkommen. Dann nachmals essen sie selten ihr essen auff / bleiben allweg auff einem Platz ligen / [98] als köndten sie sich nicht bewegen / und hätten das fülen gantz und gar verlohren. Um solcher feißte und dicke willen / kompt es offtermals darzu / daß ihnen die Mäuß auff den Rucken nisten / und ihre Jungen auff ihnen machen / und daß sie es gleichwol nicht empfinden. Sie werden auch zum offtermal so feißt / daß man gesehen hat / daß ein Sau anderthalb Schuch dick Speck überkommen hat. Man halte nicht mehr dann zehen Eber zu hundert Morin / und also hinfort. Den überigen / sie seyen Morin oder Eber / soltu allen sampt verheilen / wann sie ein Jahr / oder sechs Monat auffs wenigst / alt seyn worden. Doch ist den Säuen allweg besser außzuschneiden / wann sie anfahen hitzig zu werden / und begehren zu steigen. Man lasse keiner Morin über achtzehen junge Färcken zu / die andere soll man allwegen verkauffen / wann sie acht oder zehen Tag alt seyn / und den überigen / wann sie jährig seyn / verschneiden / und sie in die Herde oder in den Ecker schlagen. Behaltet allwegen die jenigen / welche einen kurtzen breiten Kopff / erhabenen / oder erhöchten Rüssel oder Schnorren / der weit herfür gehet / auch breyte und feißte Brust / breiten Rucken / kurtze Füsse / und dicke Uberschenckel haben: Deßgleichen welche kurtzseitig / dick und vierschrötig / mit schwartzen oder weissen Flecken untersprengt / und über den gantzen Rucken burstig sind. Also auch was unverschnittene Morin sollen bleiben / da soll man auff die mit abgehenckten Bäuchen / mit grossen Dütten / breiter Arsbacken / lange Seiten / acht haben. Deßgleichen diese / welche durchauß weißfärbig / kleinkopffig / und kurzen Schenckeln seyn / behalten / die andern aber einsperren und mästen. Lasset die Morin nicht eh ramlen / sie seyen dann ein Jahr / der Eber aber drey oder vier alt / dann nach fünff Jahren soll man ihnen verschneiden und sie mästen. Die beste Zeit / daß man die Schwein zum Eber lasse / daß sie werffen / oder aber daß man sie mäste / ist das erste Viertheil biß zu dem Vollmond: Sonst vor und darnach im abneh [99] men deß Monds / ist solches nicht gut. Man soll es auch vom Hornung anfahen / und es biß in den halben Mertzen erstrecken: damit also die jungen Färcklin / im Brachmonat / Hewmonat und Augstmonat anfahen starck zu werden / und in dem September vollkom̅lich auffwachsen. Die jungen Schweinlin seind im Winter schwärlich auffzubringen / bleiben auch nicht so natürlich wie die andern / dann die Säu seind ohne das von Natur sehr frostig. Um solcher Ursach willen pflegt man in vielen Orten / da man doch Stein / Kalck / Sand und deß Gips genug hat / die Schweinställ mit Leimstroh zu verkleiden und zu verwerffen. Die Eber soll man von den Morin absöndern / wann sie empfangen haben / dann sie stossen und beissen die Säu / machen also daß die Morin verwerffen. Die Schwein seynd sehr frässig / und mögen keinen Hunger leiden / insonderheit aber die Morin: dann sie haben zum offtermal / wann sie hungerig seyn worden / ihre eigene Jungen / oder sonst andere Färcklin / ja zum offtermal auch kleine Kindlin in der Wiegen / welches gar ein abschewlich Ding ist / gefressen. Darum soll man den Säutrog niemals lassen leer stehen. Wiltu deine Säu feißt mästen / so soltu ihnen vorhin verschneiden lassen. Nun pfleget man aber den Säuen entweders im abnehmenden und alten Mond: oder aber im newen und zunehmenden Liecht: deßgleichen im Frühling oder Herbst / wann noch die Zeit weder zu kalt / noch zu heiß ist / zu verschneiden. Das Schweinenfleisch wird allweg besser / wann man den Säuen in der Jugend verheylen hat lassen / aber sie wachsen darneben nicht all zu groß. So man ihnen aber verheylet / wann sie nun etwas groß und alt seyn worden / alsdann wachsen sie zwar grösser / aber sie bekommen nicht so wol schmackhafft Fleisch. Darum wäre es gut / daß solches geschehen möchte / wann sie sechs Monat auffs wenigst / und ein Jahr auf das längst alt seyn worden.
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Die Schwein und Morin seyn vilen Kranckheiten unterworffen / werden auch auß nachfolgenden Anzeigungen gemeinlich erkandt. Wann ein Eber kranck wird / so hencket er die Ohren / ist fauler und träger dann vorhin / oder hat keinen Lust zum essen: Damit man aber solches desto gewisser erkennen möge / sonderlich wann jetzgemeldter Zeichen keins vorhanden ist: so ropffe man ihm zum Widerborst auff dem Rucken ein Hand voll Bürsten auß. So dann die Borsten unten an der Wurtzel weiß und sauber seyn / so ist die Sau gesund und frisch / sind sie aber blutig / oder sonst gefärbet und beflecket / so ist die Sau auch ungesund und kranck. Die Säu werden gern pfinnig / und sein sonderlich auff die Malzey darum geneiget / daß sie zu viel frässig seyn / und wüst und unflätig fressen: darum pfleget man in allen wolbestellten Stätten ihre Zungen zuvor besichtigen / und sie hinder den Ohren zu beschawen: eh man sie offentlich in der Mätzig / oder sonst auff den Marcktplätzen feyl hat. Und ich glaub / daß unsere Vor-Eltern / um dieser einiger Ursach willen / das Schweinenfleisch nicht sonders viel geachtet / und gemeidet haben. Solcher jetzgedachter Kranckheit ist sehr schwerlich für zukommen und sie zu heylen / noch mag ihr etlicher massen geholffen werden / so man alle Tag den Säustall feget und säubert: sie nicht einsperret: sondern hin und her im Feld umgehen laßt / sie offt im Meer oder Saltzwasser badet: auch ihnen gestossene Lorbeeren unter ihr essen mischet / und Weintrusen / Kleyen und Saurteig durch einander vermischt ihnen zu essen gibet. Es seyn fürnemlich drey Zeichen / darbey man die pfinnige Säu mag erkennen: Zum ersten an sondern schwartzen Bläterlin auff der Zungen: Zum andern daß sie nicht mögen auff die hindersten Füsse tretten: Zum dritten / wann die außgeropffte Bursten blutig sehen an dem End / mit dem sie in der Haut stecken. Dieweil aber die Schwein von wegen ihrer Unsauberkeit / zum off [101] termal zwischen Fleisch und Fell auch andere Mängel haben / sie seyen so gesund wie sie wöllen / so ist es allzeit besser / daß man ihnen / wann sie gestochen und gemetzigt seyn worden / mit brennendem Stroh / die Borsten brenne / und sie nicht im siedenden Wasser / wie man pflegt / brühe. Dann das Feur zeucht alle Unsauberkeit zwischen Fell und Fleisch viel besser auß / dann das siedende Wasser. Die Miltzsucht und die Pestilentz ist auch ein gantze gefährliche Kranckheit der Säu: dann solche Kranckheit greifft gern unsaubere / wüste Leib an / und die so unordenliches Leben führen. Wann eine Sau unlustig wird zum essen / die soll man in einem finstern Ort einsperren / ihr Tag und Nacht kein essen geben. Also wird sich dann allerley überige Feuchtigkeit verzehren / und das Thier bekompt wideruni Lust zum essen. So die Säu das Fieber bekom̅en / so soll man ihnen die Adern unter dem Schwantz schlagen lassen. Wann sie aber flüssig oder eine Geschwulst im Hals oder in der Gurgel bekommen / so lasse man ihnen allwegen die Ader unter der Zungen öffnen. Die Schwein pflegen auch groß zu geschwöllen und auffzulauffen / so offt sie sich mit faulem Obs überschütten / oder / wann es wol gerahten ist / sich überfressen. In solchem Fall soll man ihnen ein gut Theil ungesaltzener Capren / unter die Kleyen und Wasser mischen. Oder ihnen rothen oder sonst andern Köl / oder Tamariscen zu essen geben. Für die Krätze / und das Geschwellen das Halszäpflins / nehme man gestossen Saltz mit Rockenmehl / und reibe sie damit. Wann die Sau Bilsamkraut / welches die Alten Saubonen heissen / gessen haben / so soll man ihnen die Brüh von Esels Cocomber / laulecht zu trincken geben / darvon erbrechen sie sich und genesen. Den Säuen soll man in Hundstagen und anderer heisser Zeit offt zu trincken geben: sie nicht einsperren / sonder offt außlassen / und sich ihres gefallens im Koth oder Lachen waltzen und sudlen lassen / dann / der Durst macht ohn das die Säu mager und dürr.
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Uber diß / daß ein ernster Haußhalter auß Schweinenfleisch / welches er in Stück zerhawen und eingesaltzen / sein Gesind täglichen speiset und erhaltet: so sam̅let er noch beyneben so vil Schmaltz und Feißtigkeit / daß er seine Wägen und Karren damit kan schmieren und putzen. Zu dem so mag es auch zu viel und mancherley Presten und Kranckheiten gebraucht werden: Dann Schweinenschmaltz ist trefflich gut allerley Apostemen damit zu vertreiben. Auch so heylet man darmit die Gepresten an den Versen / Perniones genannt / wann sie von grosser Kält herkommen / so man Galläpffel und gebrandt Gerstenmehl zu Pulver stoßt / mit Schweinenschmaltz vermischt / und also auff den Schaden überlegt. Also haben wir noch anzuzeigen / wie man das Schweinenfleisch soll und müsse einsaltzen. Alle die jenige unvernünfftige Thier / welche man essen will / vorab die Säu / soll man im newen oder zunehmendem Liecht metzigen und schlachten. Dann welche man im abnehmenden Liecht abthut / dasselbige Fleisch / je langsamer das eingesaltzen wird / je frühere und längere Zeit muß es haben / eh dann es recht kochen und sieden kan. Darum nehmen die Würste / oder die Därm / oder andere dergleichen Gefüll allwegen eins guten viertheils abe / wann sie gesotten seyn worden. Um solcher Ursach willen kaufft ein rechtschaffener Haußhalter kein Vieh / er wisse dann für gewiß / daß es im zunehmenden Mond sey geworffen oder gebohren worden. Dann was nicht zu solcher Zeit gebohren ist / das wachset jederzeit langsamer / auch wiget das Fleisch darvon allwegen weniger / wanns geschlachtet wird. Man soll die Sau allwegen im zunehmenden Mond schlagen lassen / und ihnen den gantzen Tag vorhin keinen Tropffen zu trincken geben / damit das Fleisch desto trockener bleibe: dann so mans trincken laßt / so bleibt die Saltzbrüh von solchem Fleisch nur desto wasseriger. Das Fleisch wird auch allwegen besser / so man der Saue einen halben Tag / ehe man sie mätziget / kein essen gibt. Wann du dann die Sau also ungessen und ungetruncken geschlacht [103] hat / so thust im recht / so du das meiste Gebein hinweg thust: dann also behaltstu das Saltzwasser desto länger / besser und unverdorben. Nimm darnach das Fleisch / zerhawe es zu stucken / legs in Saltzbütten / oder Saltztonne: doch solcher gestalt / daß du eine Schicht Fleisch vorhin allwegen mit gutem grobem Saltz bestreyest / ehe du die andere darauff legst. Wann aber das Faß fast voll will werden / so füll das überig leere Obertheil mit Saltz zu / und beschwäre es mit Gewichten. Etlich pflegen die Stuck und das Saltz mit einander in ein Tuch oder in ein Sack zu stecken / darnach hin und her in dem Tischtuch zu wältzen / und umzuverwerffen / damit das Fleisch allenthalben das Saltz annehme / legens darnach erst in ein Saltzgeschirr / und saltzen eine jede Schicht insonderheit. In etlichen Landen pflegt man gar nicht die Sau zu stücken zu hauen / wann man das Schweinenfleisch will einsaltzen / sondern sie theilen den Speck von einander / saltzen die zwey theil mit Saltz / fahren darnach mit einem Walstein darüber / und machen das Saltz also durchtringen. Solches geschicht aber nicht gleich auff einmal / noch in einem Tage / sondern drey oder viermal: und den dritten oder vierdten Tag über / hencken sie es darnach erst auff die Biene. Solch eingesaltzen Fleisch ist allwegen fest / und eines guten Geschmacks / und so mans lang behalt / wird es auch gelb. Derhalben wann man will herrlichen guten Speck haben / so ist es allwegen besser / daß mans auff dise / dann andere weise einsaltze.
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Das Siebende Buch.
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Von der Schäferey oder vom Schaaf-Pferrich oder Schaafhirten. Das 1. Capitel. SO man die junge Viehzucht / welche man ohn das / entweders von dem übereintzigen / welches ohn das ein Haußvatter von allerley Futter und außgereutertem Ding sam̅let und auffhebet / oder aber sonst anderm / so nicht sonders kost / sondern allein will gesam̅let und fleissig auffgehebt seyn / aufferziehen und erhalten kan / für den besten Nutz in einer Meyerey schätzet und achtet: so mag ich wol mit Warheit sagen / daß kein bessere noch grössere Nutzbarkeit einer Baurenhaußhaltung / dann eben das woltragende Vieh und die Schäfereyen mag bringen. Dann ob es schon sonderer guter Sorg und Wartung bedarff / damit es entweders von der Kälte und Frost nicht erfrühre / verunreiniget / unsauber und grindecht werde / den Blutgang und andere anfallende Siechtungen bekomme / und also eines das ander verwüste / oder auff dem Feld und Weyde beschädige: So hat man doch wiederum herrlichen Nutz / und vielfaltige grosse Ergötzlichkeit dargegen. Dann daß ich deß Schafsmist geschweige / welcher dann der allerbeste ist / von wegen seiner grossen Menge / Krafft / und der Erfrischung / die es dem Erdrich gibet / so befinden sich noch viel andere unzahliche Nutzbarkeiten. Dann zum ersten wird auß der Schafswolle viel schönes und köstliches Tuches / Untersuters / Beltzwercks / Paret und andere Ding mehr: Auß den Schafsfellen vil Fellwercks / Leder / Pergament zubereit und gemacht. Auß Schafsmilch gut und fürtreffliche Käß: wie dann solches an den Käsen / welche in der Statt Beaune
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gemacht werden / wol zu sehen. So halt man auch das Schaf-Fleisch für sich selbs für sehr gut und gesund / und ist nicht möglich / daß man desselben künne müd und verdrüßlich werden. Man möchte auch zwar sagen / daß wann das Schaf-Fleisch nicht so gemein wäre / so würde kein Wildbrett so köstlich und angenehm seyn / als eben das Hammel-Fleisch. Ein sonder fürtrefflich Ding sehe ich auch an den Schafen / welches alles das vorig / darvon jetzt ist geredt worden / übertrifft / und einem Baursmann wol zu mercken ist: nemlich daß kein Schäflin so gering seye / daß man nicht möchte zu gutem Nutz bringen / und ohn einigen Schaden ohn werden. Dann es finden sich allezeit viel mehr Käuffer / dann Schaf / die man verkauffen will. Darum auch nicht von nöthen / daß sich ein Baursmann bekümmere und sorge / die Schuld werde sich eine weil verlängern / und eine gute Zeit bleiben anstehen. Dann zum ersten kan man den Schafsmist alle Stunde zu nutz machen / die geschorne Wolle verhandlen / das Schaf-fell samt dem Fleisch / so bald es gemetzigt ist / verkauffen / die Schafkäß entweders selbs im Hause verbrauchen / oder zu Marckt führen / und feyl haben. Will man aber die Schaf nicht so einig hingeben und vertheilen / sonder gantz und in einer Sum̅a Herdsweiß verhandlen / so findet man allwegen gnug Kauffleut / die sie einem im Hause abkauffen: Also auch wann man nicht so lang warten kan / daß die Läm̅lin groß werden und erwachsen / sondern auß Noth dieselbigen verkauffen und zu Gelt machen muß / finden sich abermals Kauffleut genug / die ihm solche seine junge Lämmlin mit baarem Gelt bezahlen. Solcher jetzt erzehlter Ursach halben soll es niemands wundern noch frembd nemmen / wie es doch komme / daß wir einen Haußvatter mit solchem ernst vermahnen / daß er sich / für allem anderm Vieh / der Schäferey soll befleissen / und mit ernst annemmen / auch beyneben gute Sorg dazu haben.
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Fürs erst soll er den Schafstall gegen der Mittags-Sonne / an einem hohen Ort in seinem Hof setzen und bawen. Dann an solcher Stellen stehen die Schafe nicht zu feucht / und bekommen desto bessere / gesundere und frischere Lufft. Er soll aber auch zimlich lang und breit seyn / damit die Schaf einander nicht trucken oder sonst beschädigen. Die Kripffen soll man um und um nidrig machen / und mit Laitern versehen. Den Schafstall mit einer Bünen von Brettern gemacht / vom Dach entscheiden / auf daß die Schaaf desto wärmer im Winter bleiben / und kein Schnee auf sie durch die Dachziegel falle / und also von wegen der Kälte erfrieren. Der Schafhirt soll ein sittsamer gütiger Mensch seyn / die Schäflein lieben / ringfertig / hurtig und unverdrossen seyn / eine gute helle Stimm haben / arbeitsam / friedlich und fromm seyn / von Natur mit auffrechten stücken umbgehen / und zu erbarn Sachen lust tragen. Aber solcher Schafhirten finden sich gar wenig / insonderheit aber bey den Stätten. Dann gemeinglich seyn dieselbigen / von wegen deß langwirigen und schädlichen Müssiggangs und ihrer Faulheit / muthwillig / schalckhafftig und voller Büberey: Daher sehen wir auß ihrem bösen und unordenlichen Leben nichts anders / dann allerley Schelmen- und Bubenwerck / Rauberey / Mord / und Diebstall täglichen entstahn. Da doch im Gegentheil die Alten und Egyptische Schäfer nichts anders gethan / dann daß sie deß Himmels Lauff / die Artzney / die Music / und andere herrliche Künste erfunden und gemehret haben: und wann ichs dörfft sagen / seyn sie die Ersten gewesen / welche die Kunst zu kriegen / und Königreich zu regieren / an Tag gebracht / und andere gelehret haben. Dann wie sie vor Zeiten eine gute lange Zeit unter dem freyen Himmel gelebt und gewohnet / haben sie deß Himmels Lauff / wann sie ohn das müssig gewesen / und nichts anders zu thun gehabt / auffgemerckt / und allein damit umgangen / der Zeit und deß Gewitters Gestalt und tägliche Wandlungen war genommen / und also auß langwiriger Erfahrung glückhaffte und unglückhaffte / böse und gute Zeit ge [107] merckt: Also daß endlich die Schafhirten bey den Alten feine geschickte und gelehrte Leut seyn worden / wie dann solches die Hieroglyphica genugsam bezeugen / und darthun. Darum wird hoch und insonderheit erfordert / daß man nach einem guten und frommen Schafhirten trachte. Wann ein guter Haußwirth will schöne Herde Schaf haben / so soll er allwegen unbeschorne Lämmer kauffen / und die nicht graue / oder von mancherley Farben gesprengte Wollen haben. Welche Schaf über drey Jahr alt seyn / dieselben soll man nicht kauffen / sondern als unfruchtbare halten. Die zweyjährige soll man kauffen: Item welche schönen grossen Leib / einen langen Hals / lange dicke und zarte Wollen / ein grossen Wollechten Bauch / gut Gesicht und Augen / lange Schenckel und lange Schwäntze haben. Diese Wider soll man für die besten achten / welche einen hohen langen Leib haben / grossen wollechten Bauch / einen langen dicken Schwantz / dicke Woll / schöne breite Stirn / schwartze Augen / grosse Hoden / einen breiten Rucken / grosse wollechte Ohren / einerley Farbe am gantzen Leib / und schön Gehörn: doch seyn die kleine artlich gekrümmte Hörner vil besser / dann die lange starcke und spitzige Hörner. Ein guter Wider soll keine schwartze / sondern gantz weisse Zunge haben / darmit sie gantze weisse Lämmer machen mögen. Dann wann die Wider gantz schwartze / oder gantz schwartz geflechte Zungen haben / so ursachend sie schwartze / oder schwartz und grau gesprengte Lämmer / bleiben derohalben unwerth / und seyn nicht sonders nutz. Die Wider / welche schöne grosse Hörner haben / wiewol sie von Natur / dieweil sie gewapnet / streitig und brünstig sind / und viel unraths machen / Jedoch seyn sie allwegen besser / dann die ohne Hörner: dann solche seyn gemeinglich nicht so kriegisch / und seyn etwas kälter / dann die andern. Wann die Böck oder Wider wöllen zu brunstig und zu mutwillig seyn / so pflegen ihnen die Hirten gemeinlich ein Täfelin mit scharpffen [108] Nägeln benägelt auf die Stirn zu binden oder zu hencken / damit wann sie stossen wollen / sie sich selbs in die Stirn stechen / und also auffhören zu stossen. Etliche bohren ihnen Löcher durch die Hörner / nahe bey den Ohren / so stossen sie auch nicht. Das Esterich am Boden soll im Schaafstall / gleich wie im Säwstall zu rings um mit Steinen also gepflästert seyn / damit der Boden gegen dem Hofgraben oder Mistkasten unter sich gehäldet seye / und der Harn also nicht stehen bleibe / sondern fort fliessen möge. Der Stall muß allwegen gegen Mittag gesetzt werden. Dann obwol dieses Thierlin mit Wollen bedecket ist / mag es doch kein Frost im Winter / noch grosse Wärme im Sommer leiden. Darumb soll man die Schafsställ lang / nidrig / zimlich weit und breit machen. Die Kripffen im Schaffstall sollen anderthalb Schuh hoch von der Erd mit geradenen starcken Stecken also verzäunt stehe̅ / daß die Schaf nicht in die Kripffen springe̅ / und ihr Futter vertretten oder verwüsten. Der Schafhirt solle die Leyter oder die Hurden sauber halten / und also anbinden / daß sie nicht leichtlich umfallen / oder die Wider zum Weiblin kommen / oder die jungen Kitzlin zu den Presthafftigen und Krancken durchschlupffen. Er soll auch keine Schäflin vor zweyen / oder nach fünff Jahren rammlen lassen. Dann so bald ein Schaf über das sibend Jahr kommen ist / so ist es zu gebären kein nutz / sonder es bleibet unfruchtbar. Wann ein Schaf für zweyen Jahren junge Läm̅lin trägt und gebürt / die seind gemeinlich blöd und nicht starck; Also auch wann sie eher gebürt / so soll man dieselbe junge Lämmlin verkauffen. Die rechte Zeit und Alter / in welcher man die Wider zu den Schafen brauchen soll / ist von dem andern Jahr an / biß auff das achte. Ein Wider mag fünffzig Schafen gnug thun. Die beste und bequemste Zeit / daß man den Wider zu den Schafen lasse / ist ungefähr um die Winterische Sonnenwendung im Wintermon. Dann also kan das Schaf ihre Jungen / welche sie fünff Mo [109] nat lang trägt / im Früling werffen und gebären. Dann zur selben Zeit fahet das junge Gras herfür zu wachsen und zu grünen / darauff sich alsdann das Schaf wol kan begrasen / voll Milchs heim kommen / ihr junges Lämmlein allwegen voll füllen / und nach Nothdurfft lassen saugen / daß es nachmals um Ostern mag zu verkauffen zeitig werden. Die Schaf soll man die gantze Zeit über / weil sie mit Widern ram̅len / mit Saltzwasser träncken / dann also empfahen sie leichtlich / behalten die Natur desto besser / und der Wider wird desto brünstiger davon. Nach dem sie aber empfangen haben / sollen sie nicht mehr vom gemeldten Saltzwasser trincken: dann sie möchten sonst die Frucht verwerffen / und unzeitig gebären. Wann ein Meyer will / daß ihme seine Schaf viel Männlin und Wider werffen sollen / so soll er nach Aristotelis gutem Rath und Meinung / auff hell und trucken Wetter gut acht nemmen / und wann der Nordwind gehet / dem Wind entgegen seine Schaf weyden / darnach auch zu solcher Zeit auff ietztgemeldte weise seine Schafe mit dem Wider lassen ram̅len. Will er dann vielfältige Weiblin zeugen / so muß er sie gegen Mittagwind sich wenden / und mit einander also geylen lassen. Wann das Schaf werffen will / und es in der Geburt sehr schwerlich arbeitet / so soll man sehen ob es von nöthen ist / daß man ihm helffe / und die Geburt von der Mutter / wann es überzwerchs ligt / und nicht fort mag kommen / mit Gewalt herauß ziehe. Dann dises Thierlin arbeitet eben so wol als die Weiber / wann sie gebären sollen. Vnd dieweil es ein unvernünfftiges Thier ist / hat es viel mehr Noth / daß es die Frucht von sich bringe. Wann sie das junge Lämmlin geworffen und gebohren hat / so soll mans nehmen und auffrichten / der Mutter an die Brust anlegen / auff daß es alsbald zum ersten an seiner eigenen Mutter zu saugen gewohne. Es muß aber nicht geschehen / man habe dann vorhin die erste Milch außgezogen oder außgemolcken / dann sonst möchte solche erste böse Milch den Jungen schaden.
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Die ersten zwen Tag nach der Geburt soll man das Junge samt seiner Mutter einsperren / damit es nicht allein bey ihr warm bleibe / sondern auch seine Mutter lerne erkennen. Indessen aber soll man das alte Schaf mit bestem Hew und Kleyen fütern / und ein wenig Saltz darunter mischen: den Stall zuhalten / und in vier Tagen nicht in die Lufft lassen: mit laulechtem Wasser / darunter Hirsenmeel und Saltz gemischt wird / träncken / und die erste Milch / weil sie kein nutz ist / außmelcken lassen. Wann das junge Lämmlein anfahet sein eigen Mutter zu erkennen / alsdann mag man das alte Schaf in die andere Herde schlagen / und auff die Weyde außlassen: das Junge aber in warmen dunckeln Ort / so lange biß daß es anfahet zu schertzen und zu geylen / innbehalten / alle Morgen / ehe das alte Schaf auff die Weyde gehet / und Abends / wann es widerum vom Feld kommen ist / außlassen / und an seiner Mutter saugen lassen. So es aber älter und stärcker worden / alsdann mag man dem jungen Läm̅lein auch in seinem Stall das beste und kleinste Hew oder Kleyen zu essen fürsetzen / damit es sich also / weil die Mutter auff der Weyde ist / übe / und im Stall nicht müssig stehe. Ein bescheidener und vernünfftiger Schäfer soll keine andere Lämmlin / dann allein die Stärcksten und Grösten behalten / oder welche am besten bey Leibe unter ihnen sind / auch Frost und Kälte mögen erleiden / zur Zucht behalten: Die andere aber / welche blöd und gering seyn / in die Stätte an den Marckt verschicken und verkauffen. Darnach auch ein gut Theil überenßig behalten / damit man etwan / wo die andern kranck würden / und stürben / an statt derselbigen möchte auffziehen / und die Zahl erfüllen. Nachmals soll er auch sehen / daß seine Heerde allwegen von ungeradener Zahl seye / dann die Alten haben allezeit solche ungleiche Zahl in vilen Dingen für ein solch glückselig Ding / doch mitlenden Göttlichen Gedeyens / geachtet / daß es eine sondere verborgene wunderbarliche Natürliche Krafft und Mürckung haben solte / welche zu einem [111] guten Ende sich gemeinlich pflegt zu erstrecken. Solcher Ursach halben hält man für gewiß / daß die Heerde / welche von ungleicher Zahl bestellt und gehalten wird / allwegen viel gesunder und langwiriger bleibe / dann die andere / welche von gleicher Zahl bestehet. Ein solcher bescheidener Schafhirt soll auch seinen Schafen nicht eher verschneiden lassen / sie seyen dann fünff Monat alt worden. Solches mag nun nach obgeschribener weise / und wie man den jungen Kälbern zu verheilen pfleget / beschehen. Die Schafe soll man im Winter mit dem allerbesten Futter / das man in den Scheuren haben mag / füttern lassen: darnach das überig / welches sie gelassen / und nicht auffgessen haben / mit einem Rechen zusammen rechen / behalten / und es den Kühen oder den Rossen unterstreüen. Wann es aber an solchem Futer wolte manglen / so kan man sie mit Rustbaum-Blätter / oder Eschern Laub / welches man / solcher Ursach halben / zu gelegener Zeit einsam̅len / speisen / oder ihnen Herbstgramet zu essen geben. Geißklee ist den Schafen trefflich gut / wann mans möchte in unsern kalten Landen haben und bekommen. Die Geissen haben auch dises Kräutlin sehr lieb / dann sie werden Milchreich davon. Wicken seyn auch ihre Speise / und wann man kein ander Ding mag haben oder bekommen / alsdann seyn ihnen auch allerley Körn oder Gemüß und Stroh gut zu essen. Im Winter und im Frühling soll der Schäfer seine Schäflin / dieselbige Zeit / in welcher man sie ohne das pflegt außzutreiben / eingesperrt behalten / und nicht ehe außtreiben / die Sonne hätte dann vorhin den Morgentau verzehret / und die erfrohrene Weyde erweicht: Dann gemeinlich pflegen die Schaf dieselbige Zeit von den erfrohrenen Kräutern die Flüß und den Durchlauff zubekommen. In Sommer / mag er sie auff die Weyde außtreiben / so bald der Tag angebrochen / die Sonn auffgangen / und der Tau noch auff dem Gras ligt. Zu [112] Mittag aber / wann die Sonn zu heiß sticht / soll er ein Thal und guten Schatten / oder grosse und alte dicke Eyche / oder ein schattechten Forst suchen / und seine Heerde darein treiben. Dieweil aber diß Thierlin blöd und schwach im Haupt / und ihm die Sonne sehr schädlich zu seyn pfleget: darum soll ein jeder Schafshirt wol mercken / daß er in Hundstagen / wann es sehr heiß ist / um den Mittag gegen dem Untergang der Sonnen / und Nachmittag gegen Auffgang der Sonnen seine Heerde treibe / vnd seine Schäflein weyde: dann es ist den Schafen gar schädlich / wann sie ihre Köpff auff der Weyde gegen der Sonnen kehren / und sich wenden / und zumal / wann der Hundsstern anfahet zu erscheinen. Im Winter und im Früling / wann es naß und feucht ist / soll man die Schaf über einmal / und im Sommer über zweymal nicht träncken / und nemlich solches vier Stunde nach der Sonnen Auffgang / und deß Abends / wann die Hitz nachgelassen und auffgehöret hat. Die Schäffer sollen mit ihrer Heerde und den Schäflin gantz sanftmütig umgehen / und solches will sich zwar nicht allein den Schäfern / sondern allen andern Hirten / die mit Vieh umbgehen / gebühren. Dan̅ sie sollen sich gegen ihrer Heerde nicht so fast / als Meister oder Herren / sondern als ihre Wegweiser und Führer erzeigen. Wann aber die Schafe entweders sollen fortgehen / oder zuruck umkehren / und nicht in ein gefährlich Ort lauffen / oder daß er sie zu sich ruffen will / so soll der Schäfer entweders sie anschreyen und anpfeiffen / oder aber sie mit seinem Schäfersstab betrohen: oder mit seinem Schäferhund zusammen jagen / und nicht / wie etliche pflegen / mit Steinen oder Stecken werffen. Er soll auch bey seiner Heerde aneinander bleiben / nicht davon weichen / noch schlaffen / oder stets sitzen. An zweyerley sondere Geschrey soll er seine Schäflein gewöhnen / das erste soll hell und lieblich seyn / welches die Schafe fort und weiters zu gehen anvermahne: das ander soll sie zuruck zu kehren anweisen: damit / so bald die Schäflin solche zwey unterschiedene Geschrey hören / [113] sie wissen und verstehen mögen / was man durch solche Geschrey meine und befehle. Wann die Heerde still stehet / so soll er der Schäfer bey seiner Heerd auffrecht bleiben stehen / und gleich als eine Schildwacht bey seinem Vieh halten. Er soll darnach auch die Blöden und Langsamen / oder aber welche mit jungen Läm̅lin gehen / wann sie der andern Herde nicht gleich folgen / nicht hinderstellig lassen / noch von den andern Schafen abgesöndert lassen: Auff die andern aber / welche leichtfertig sind / und schon gelämmert haben / wan̅ sie hin und her lauffen / gute acht und sorge tragen / damit sie entweders von den Dieben und bösen Buben nicht gestolen / oder aber von Räubigen Thieren über fallen / und unterdeß / dieweil er anders schafft / zerrissen werden. Darnach so soll er auch seine Heerde zu Zeiten entweders mit einem lieblichen Gesang / oder mit schnellen der Gaisel / oder Sackpfeifflin / erlustigen und erfrewen. Dann die Schaf weyden sich bey solchem Gesang viel lustiger / lauffen nicht hin und her von einander / und gehorchen ihrem Schäfer desto williger. Die Schafe soll man nirgends auderst weyden lassen / dann in gebawten Forchen und Feldern / Graßreichen Hügeln und Berglin / grossen Heyden / druckenen und dürren Wisen oder Matten. Dargegen aber in keinen pfitzigen und mosechten Oertern / noch Forsten / Dorn-Hecken oder Stauden / Nessel und Disteln / dann solche Oerter machen die schöbicht / und verderben ihnen die Woll. Gleichwol ist kein Feld noch andere Weyd so gut nicht / ab welcher solch Vieh mit der Zeit nicht einen Unlust gewinne: wann man solchem nicht vorkommet / nemlich Saltz unter ihr Futer mischet / oder mit Saltzwasser oder Oeltrusen feuchtiget und besprenget / dann solches macht ihnen lust und begierd zum essen. Im Sommer soll sich der Schäfer mitten in ein Brachacker mit seiner Heerde lägern / und in die Pferrich / gleich als in einem Stall / verschantzen / auff allen vier Ecken die Schaf mit guten Hunden / gleichwie [114] mit einer Schiltwacht / verwahren und versehen. Sich selbs mitten unter der gantzen Heerde / in seinem kleinen Hüttlein von Reiß gemacht halten / das Läger zum offtermal verändern / und sein Hüttlein mit sich hin und her herumb führen. Den Schafstall soll man nicht mehr als einmal im Jahr / bald nach dem Augstmonat / oder im Hewmonat / außmisten lassen: Im Herbst und im Winter kein mal: dann Mist und Koth gibt den Schafen sehr gute Wärme. Wann man den Schafstall außmist / so soll man alsbald den Mist auff die allerdürreste Aecker auffführen / und also auff dem Feld biß in den Weinmonat bleiben und verriechen lassen. Alsdann erst auff dem Acker umzettlen / mit Märgel vermischen / und das gantze Feld damit bemisten. Doch soll man die Aecker nicht so offt mergeln / als bemisten: derwegen ist solcher sein unterscheid wol zu mercken und stets zu halten / den Schafsmist nicht auff einerley Ort allwegen / sondern nur in fünff Jahren einmal zu führen. Es ist gut / daß man den Schafstall / wann er außgemistet ist / allwegen mit Weiberhaar / Hirtzhorn / oder mit Geißklawen beräuchern lassen / dann solches vertreibt die Schlangen und ander Ungezifer oder Würm / welche die Schaf zum offtermal sehr übel beschädigen. Man soll die Schaf in warmen und gegen Mittag gelegenen Landen nicht ehe scheren lassen / dann im ersten Hundsstern deß Frülings: In den kalten Orten aber / allein umb das End deß Hewmonats / und sonst keinmahl im Som̅er noch im Winter. Und so man die Schaf scheren will / soll es nicht sehr frü geschehen / sondern allererst von acht Uhren biß zum Mittag / in hellem schönem Wetter / wann es gantz still von Winden / und im abnehmenden Liecht ist. Die geschorene Schaf soll man mit Oel und Wein unter einander gemischet / mit Händen schmieren / und sie also widerum ermuntern: und so man sie im scheren verletzt und verwundet hat / soll man zerlassen Wachs oder weich Pech und Unschlitt darzu thun / und die Wunden damit schmieren. Solches [115] heylet ihnen die Wunden / erhält sie vor dem Grind und bösen Geschwären / bringt der Woll keinen Schaden / sonder macht sie vil waicher / linder und desto länger. Damit man aber die Schaf in guter Gesundheit erhalten möge / so soll man ihnen / so bald sie Jungen geworffen haben / und biß daß sie widerumb anfahen zu ram̅len / Lorbonen mit Saltz zu essen geben: davon werden sie faißt / bleiben gesund / und geben vil Milch. Wann sie aber Junge tragen / so höre man auf solches ihnen zu geben / damit sie nicht verwerffen / und unzeitig gebären. Die Schaf werden grindig / husten gern / bluten offt / welches dann der ärgste zufall des Haupts / gleich wie auch die Pestilentz. Die letzten drey Kranckheiten seyn unheylbar / sehr schädlich und erblich. Dann so bald ein Schaf solche Kranckheiten bekompt / müssen die andern auch alsbald darvon kranck werden und sterben. So offt gemeldte Kranckheiten unter die Schaf kommen und regieren / so muß man die Lufft und ihren eygnen Schafstall verändern / dieselbigen reinigen und außmisten / mit gutem und newem Stroh erfrischen / und die Strew zimlich dick und hoch machen / den Stall mit Thimian / Roßmarin / Wegholder / Poley / Majeran / Basilien / Fraue̅kraut / und andern wollschmackenden Kräutern etliche Tag nach einander beräuchen lassen. Den andern Schafen eilends und alsbald Saltz und ein Vierling Schwefels unter einander vermischt zu essen geben / solchs pur girt und erhält die Gesunden für solcher anfallende̅ Kranckheit frisch und gesund. Diese ietzgemelte Kranckheit komt die Schafe an / wann sie böse und ungesunde Kräuter gessen / oder faul und stillstehend Wasser getrunkken / oder in solchen Oertern geweydet seyn worden / welche das groß Gewässer überloffen und sehr gefeuchtet und genetzt hat. Wann dann solche Gelegenheiten vorhanden / fehlet gar selten / daß sie nicht auff das wenigste innerhalb viertzig Tagen in solche Kranckheit fallen. Damit man solchem Unraht fürkomme / soll der Schäfer all [116] wegen seiner Heerde fürgehen / und nicht gestatten / daß die Schaf an solche schädliche Ort stellen und lauffen. Wann die Schaf räudig seyn / so soll man deß Schwefels und Galgan eines so viel als deß andern nehmen / zerstossen und mit weissem Rasis / Kampffer und Wachs vermischen / ein Sälblin darauß machen / darnach das räudig Schaf drey Abend nach einander damit schmieren / und widerum mit guter scharffer Lauge / oder mit Meerwasser / oder sonst gemeinem Saltzwasser abwäschen. Dise Artzney ist auch wider die Läußsucht der Schaf trefflich gut. Wider den langwirigen Husten der Schaf / man soll süß Mandel-Oel mit Wein vermischt nehmen / und den Schafen alle Morgen lauelecht einschütten / darnach frisches Stroh unterstreuen / und Roßhube zu essen geben. Dann dise Kranckheit pflegt gemeinlich die Schaf im Frühling anzukommen. Geschicht es dann zu einer andern Zeit / so mag man ihnen auch ein wenig Foeni graecum, oder Bockhornkraut mit Kümmich zerstossen / unter Rocken oder die Roß-Treseney mengen und ihnen eingeben. Das Kraut / welches man Weggras nennt / ist den Schafen sehr schädlich: dann wann sie darvon essen / so geschwällen sie / spritzen gar dünne und stinckende Feuchtigkeit herauß. Dißfalls soll man ihnen das Blut unter dem Schwantz am Affter lassen. Es wäre auch nicht böß / so man ihnen die Ader an den Lefftzen öffnete. Für den kurtzen Athem der Schaf / soll man ihnen die Naßlöcher / gleich den Pferdten / auffschlitzen / oder man schneide ihnen ein Ohr nach dem andern ab. So sie das Fieber haben / so sprenge man ihnen die Ader an Knoden / oder zwischen den zweyen Hornen an Füssen: oder man laß ihnen das Blut auß den Ohren / und gebe ihnen wenig zu trincken. Die beste und fürnemste Artzeney / dise und andere Kranckheiten mehr zu heylen / ist dise / man nehme einen Magen vom Wider / siede ihn in Wein und Wasser / und gebs den Schafen zu trincken.
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Die Schafe werden eben so wohl als die Pferdt rotzig. Solchs kom̅t aber allein von der Lungen. Diser Kranckheit mag weder durch das Blutlassen / noch einiges Getranck abgeholffen werden. Die beste Artzney aber ist / daß man das Thier nehme / wann die Kranckheit zween Tag gewähret hat / und es ersticke. Dann die andern Schaf / so wol als die Wider / seind auff das jenig / was die Presthafften in dem Baaren lassen / also verleckert / daß sie es gleich aufffressen / und also darvon kranck werden. Etliche Vieh-Aertzt wöllen / daß man ein lebendige Krott in den Weinreben fahe / in ein leinin Säcklin verbinde / und das krancke Schaf solcher gantzer neun Tag lang am Hals lasse tragen. Die andern wöllen / daß man die Pferdt / so sie solche Kranckheit bekommen / ins Gras schlage / die Schaf aber auff ein sondere Weyd treibe. Etliche wöllen / daß man Knobloch und spitzige Salbey mit einander stosse / ein Tranck mit gutem scharpffem Essig davon mache / und den Rossen / Schafen / und anderm kranckem Vieh einschütte. Etliche nehmen ein Löffel voll gebranten Wein und guten Tyriacks / mischens durcheinander / und schütten es dem Vieh ein. Kein Ding mag dißfalls helffen / allein daß sie Lungensichtig / Husten und Schwindsichtig sterben. Kein besser Mittel wider solchen jetzgemeldten Presten ist / dann die Schindgrube. Wider den Nagel / welcher Siechtage die Läm̅er sehr übel plaget / man nehme Allaun / Schwefel und Wein-Essig mit einander vermischt / oder man nehme ein unzeitigen Granatenapffel / ehe er den Kern bekommet / zerstossen mit Allaun und Wein-Essig. Oder man nehme gebrante Galläpffel / stoß es zu Pulver / und zertreibs in grobem Wein / und legs darauff. Sanct Anthonis Feur ist auch den Schafen gar übel zu heylen / dann kein Artzeney noch Eysenwerck mag sochen Presten heylen. Auch kan man nichts anders dar für thun / dann daß man mit Geyßmilch das presthafft Glid bäye: doch ist allwegen besser / daß man als gleich auß [118] der Heerde hinweg thue diß Schaf / welches die Kranckheit zum allerersten bekommet. Verruckung der Sinne / oder die Taubsucht bekommen die Schaf in den heissen Hundstagen: Sie gehaben sich sehr übel / wenden sich herum / strauchlen und fallen stäts / springen ohn einige Ursach: Die Stirn brennt an ihnen wie das Feur / wann man sie angreifft. In solcher Kranckheit muß man ihnen mit einem spitzigen Hörnlin / die Ader auff der Nasen gleich in der mitten auffs tieffest / als möglich / auffschlitzen. Insolchem fallt das arme Thier geschwind in ein Ohnmacht / kompt doch widerum gleich zu sich selbs / entweders zum guten oder aber zum bösen: Doch geschicht es allermeist und ehe zum argen. Etliche Schafhirten haben ein anders versucht / und haben ihnen die Ader an den Schläfflin geöffnet / und vil Bluts außgelassen. Dises Mittel hat ihnen bißweilen geholffen / und guten Nutz geschaffet / wie dann das jenig auch / welches sie für den Husten und Flüsse den Schafen / auß gutem Mithridat in Brandtenwein bereitet / eingegeben haben. Man hat nicht weniger Mittel für die unvernünfftigen Thier / dann für die Menschen wider die Pestilentz. Glaubs auch gäntzlich daß die Schaf eben so wol / als die Säu um deß heßlichen Gestancks deß Schafsmist willen / der Pestilentz gar gefahr seyn. Damit man aber solchem Siechtag für kommen möge / ist für gut geachtet worden / daß man die Schäfereyen oder den Schafstall mit oberzehlten wolriechenden Kräutern / als Poley / wildem Balsam / Rauten und Wegholdern zum offtermal beräuchen lasse / auch unter ihr Speiß und Futter den gemeinen Klee / an statt deß rechten / welcher im Gebürg wachst / Cytasus genannt / menge / und viel zu essen gebe. Wolgemut und wilder Balsam ist nicht allein für dise Kranckheit / sonder für den Schafshusten trefflich gut. So sie von wegen erweichung deß Horns / dieweil sie villeicht ein lange Zeit / in ihrem eigenen Mist gestanden / hincken / oder nicht wol [119] gehen mögen / so soltu ihnen den Horn an der Spitze / der am meisten verdirbt / abschneiden / und ungelöschten Kalck darüber schlagen mit einem Lumpen ein Tag lang verbinden: darnach den andern Tag Spangrün darüber schlagen / und immerdar umwechslen / so lang biß der Horn wider um starck und hart ist worden. Wann ein Schaf das blutsaugend Thierlin verschluckt hat / soll man ihm Essig warm einschütten / oder Oel eingiessen. So sie außwendig zum Leib Geschwär haben / so soll man ihnen dieselbigen öffnen / und rein Saltz mit weichem Pech auff die Wunden schlagen. Wann ein Schaf mit Jungen geht / und eine schwartze Zung hat / so ist es ein Anzeigung / daß es schwartze Lämmlin werffen wird: ist ihm die Zung weiß / so trägts gewißlich weisse Lämmlin. Wo sie aber mit mancherley Farben gefärbt ist / so wirfft sie gesprencklete Lämmlin. Die Wölff mögen den Schafen kein schaden thun / so man dem ersten / welcher voran soll gehen / wilden Knoblauch an Hals henckt. Den jungen Läm̅lin soll man auch rathen und helffen lassen / wann sie entweders das Fieber / oder sonst andere Kranckheit bekommen: Auch wann sie kranck sind / von ihren Müttern absöndern / und ihnen / wann sie das Fieber haben / ihre Muttermilch zu trincken geben / mit so vil Regenwasser vermengt. Die Schaf werden zum offtermal am Knye räudicht und schäbicht / wann sie das Gras essen / darauff der Tawe noch ligt. Für solche Kranckheit soll man Isop / gestossen Saltz / eins so viel als deß andern nehmen / und ihnen das Maul / die Zung / den Kifel damit reiben: darnach mit Wein-Essig sauber abwäschen / und den Presten mit weichem Pech und Schweinenschmaltz mit einander vermischt / schmieren. Man hüte sich Ham̅elsfüß zu essen / so man das Würmlin / welches sie zwischen dem Spalt unten am Horn tragen / vorhin nicht weg gethan hat. Dann so man solche jetzt gemeldte Würmlin verschluckt und ißt / macht es den Personen einen unwillen / würgen und groß Magenweh.
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Allhie will ich auch die Mayersfraw lehren / wie nutzlich sie der Schaf mag / allerhand Kranckheiten damit zu heylen / gebrauchen. Der jungen Läm̅lin Lippe getruncken / ist gut wider allerley Gifft. Schafgehenck oder die Lungen auff das Haupt frisch und warm auffgelegt / ist ein sondere Artzney für das taub Hauptweh / Phrenesis genandt / oder für den grossen Schmertzen deß Haupts / darfür man nicht schlaffen kan. Truckene Schafslung zu Pulver gestossen und auffgelegt / heylet den Presten unden auf den Fersen. Schaf-Fell frisch außgezogen / und also warm auff die zerschlagene / gestossene und zerknirtschste Glider / oder auff die / so mit Ruthen hart gestrichen seyn / gelegt / ist die allerköstlichste Artzney / welche alsbald hilfft: das Schaf muß aber von keinem Wolff gebissen seyn worden. Die Schafwollen stillet den Schmertzen / und legt die Geschwulst deß Gliedes / da sie überlegt wird / allein sie muß von keinem Wolff berührt oder gebissen seyn worden / dann solche Wollen mehret desto mehr den Schmertzen / dann daß sie ihn stillen solt. Ein Liecht vom pur und lautern Schaft- oder Wider-Unschlit gemacht / zun Kleidern oder Leinen Tüchern in den Trog gelegt / bewahret sie für Mäuß und Ratten. Das II. Capitel. Vom Geyßhirten und Wartung deß Geyßviehs. ESseyn viel Länder in Europa / sonderlich aber an etlichen Orten deß Franckreichs / die sonst keinen andern oder grössern Viehzucht haben / dann von Geyssen und Böcken / davon sam̅len sie ihre Milch / (welche viel besser und gesunder dann die Schafsmilch ist) und was darauß gemacht wird / Machen viel Geyß und Bock [121] fell. Item Geyßhaar / darauß die Türcken ihren Schamlot weben und machen. Verkauffen die jungen Zieglin / und machen gut Fleisch darauß / welches mancher guter und köstlicher Speise kan und mag vergleichet werden. Dann zur selben Zeit paaren sich ohn das die Vögel / die grosse Thier lauffen in der Brunst / davon in kurtzem Junge auffkommen / welcher Fleisch doch nicht dem jungen Ziglin Fleisch / welches zu derselbigen Zeit gemätzigt und geschlacht wird / keines wegs mag verglichen / noch so gut geachtet werden. Solches bezeuget uns die spitzfündige Practick der Jahrkuchner: dann dieselbe Zeit / weil ohn daß das Hammelfleisch hart und zeh / darzu unschmackhafft ist / pflegen sie gemeinlich an einem Hammelsquallen / so subtil einen Kitzlinswadel anzusetzen / dasselbig auff das spitzfindigste zu verkleistern / und endlich diß zähe Ham̅elfleisch / für gut / mürb / und zart Ziglinfleisch zu verkauffen. Die Geyß und Böck seynd mit geringem Unkosten außzuhalten und zu ernehren. Sie essen allerley Kräuter und Dornen in Försten / Hecken und Stauden / ja in gifftigen Orten und Stellen: sie nagen allerley Holtz und fruchtbare Bäumen / lecken alle Mauren und feuchte salpeterische Felsen: darum sihet man wenig Geyssen hungers sterben: Sie essen auch vil härtere und stärckere Weyde dann die Schaf / steigen gern bergechte und hohe Oerter / und wo die Sonn am hitzigsten scheinet. Sie arbeiten und brauchen sich sehr / seynd einer starcken und frischen Art und Natur: Daher kompts daß die Alten haben gern vil Geyssen gezogen: wie man dannoch heutiges Tags solche gern allenthalben in Gebürgen ziehet. Die in Frankreich pflegen ihnen eygne Ställ auff zubawen / ein Hüter / eben so wol als den Schafen zuhalten / und die Böcke / gleich wie die Wider / von den Geyssen abzusöndern und zu stellen. Der Geyßstall soll allweg mit Steinen gepflästert werden / wo er ohn das von Natur und für sich selbs nicht steinecht ist / dann man streiet den Geyssen kein Spreuer / noch sonder Stroh unter. Dieweil wir aber zu weit dem Languedock / Avernien und Savoi [122] schen Gebürge abligen / und bey ihnen die Geyssen treffenlich wol und hoch / viler Gelegenheit und Landshalben gehalten werden / so wöllen wir derhalben von der Geyßzucht desto kürtzlicher reden / dieselbige auff das einfaltigst beschreiben / und den andern woltragenden Thieren vergleichen: dann diese beyde Thier mögen wol einander unter einem Dach in einem Stall leiden / gleiche Speise essen / gleicher gestalt gezogen / und in einer Heerde geführt werden. Ein fleissiger und embsiger Geyßhirt soll allweg seinen Geyßstall rein und sauber halten / keinen Mist noch andere böse Feuchtigkeit im Stall dulden / dann solches ist der Geyssen Art und Natur gantz entgegen. Seiner Person aber halben / soll er behend und geschickt / lustig und embsig / rauh / fleissig / gedultig / frech und keck seyn / kein Berg noch Thal / Felß noch Stein / sie seyen so hoch und rauch als sie wöllen / Hecken noch Stauden / Wüsten noch Einöden zu steigen oder zu gehen / förchten noch schewen / seine Heerde auch nicht / wie die Schäfer zu thun pflegen / nachfolgen / sondern fornen auff die Spitzen sich stellen / und den Geyssen vorgehen. Ein guter Geyßhirt soll über fünfftzig Geyssen in seine Gewahrsamkeit nicht annem̅en / dann sie seyn zu närrisch und zu frech / bleiben nicht wie die Schafe bey einander / sondern sie versträwen sich / lauffen weit von einander. Solchs thun die Schafe nicht / sondern halten und bleiben beysammen / geben ihrem Schafhirt nicht so viel zu schaffen. Die Geyssen sollen in keinem frostigen Ort geweydet werden / dan̅ sie mögen die kälte nicht erleiden. Die Geyssen soll man eben so wol / als die Schaf im Herbstmonat vor dem Christmonat lassen steigen und ram̅len / damit sie bald gegen dem Frühling / wann die Bäume außschlagen / und das Laub anfahet herauß zu stechen / ihre junge Kitzlin werffen mögen. So die Geyssen vil Milch sollen geben / mag man ihnen Fünff-Fingerkraut zu essen verschaffen: oder man soll ihnen Diptenwurtzel an den Bauch binden / oder weyden lassen / wo solche Kräuter vil wachsen.
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Die Geyssen soll man für gut halten / welche jährig / und nicht über fünff Jahr alt seyn / starck / groß / wolbesetzt / hoch und leicht seyn / vil Haars und grossen Uter haben / unten am Schwantz und Schufften breit und vollkom̅en seyn. Die rothfärbige und die schwartzen seynd besser dann die weissen. Dann wiewol man sagt / daß die weissen Milchreich seyen: so seynd doch die rothfärbigen und die schwartzen vil wackerer und schöner. Es ist auch vil besser daß eine Geyß ungehörnt dann gehörnt seye. Dann welche keine Hörner haben / dieselbigen gebähren nicht so bald unzeitig / und vergleichen sich vil eher mit den Schafen / dann die andern / welche Hörner haben. Die Böck werden hoch und für die besten gehalten / welche über fünff Jahr nicht alt seyn: dann gemeiniglich pflegen sie ohne das für sich selbs / von wegen ihrer überiger Hitz zu alten. Item welche einen schönen grossen Leib / grosse dicke Schenckel / vollkommenen / faißten und kurtzen Halß / schöne / grosse / behenckte Ohren / einen kleinen Kopff / schwartz / dick / lang und zottende Haar und keine Hörner haben. Dan̅ welche Böck groß gehörnt seyn / und unden am Kifel zwen haarechte zuttele haben / dieselbige seynd allwegen muthwillig und schädlich. Die beste und fürnembste Nutzbarkeit / so ein Meyersmann von der Geyssen mag haben / ist erstlich Geyßmist / darnach das Geyßfleisch / welches jedermann so hoch und groß achtet / auch das Fell / darauß die Händschuch / Sämisch / Cordouan oder Marrockin / deßgleichen auch die Oelsäck gemacht werden / darinn das Baum-Oel hin und her verführt würd. Auß Bockfell macht man das herrlich Cordouanisch und Marrouinisch Leder zu Kollern / Schuhen / und anderm. Das Bock-Unschlitt gebrauchen die Artzt / und befindens trefflich wol in der rothen Ruhr. Auß der jungen Zigen Fellichen macht man artliche linde und zarte Händschuch / gute starcke Gürtel / Seckel und Nestel. Auß Milch macht man Geyßkäß / gleichförmig denen die man auß Kühmilch zu machen pfleget: doch pfleget man sie auch dünn und spitzig zu for [124] mieren / und solches seynd die herrliche kleinen Geyßkäßlin / welche vor langen Zeiten zu Nimes / wie Plinius schreibet / gemacht seyn worden / und man jetziger Zeit auch zu Beau oder Baus in der Provintz / noch zu machen pfleget. Die Manier und weise Oelhäut zu machen / darin̅ man das Baum-Oel auß der Provintz und Langendock pfleget zu führen / belangend: da soll man vorhin dem todten Bock den Kopff / darnach die Füß biß an das ander Gleych oder Gelenck abhawen / darnach die gantze Haut abstreiffen / und also umbwenden / damit das Haar außwerts komme / zwey oder dreymal einsaltzen / zu dem auch das gantze Fell mit Saltz wol reiben / folgends bereiten / und in ein Gefeß oder Oelsack wie bräuchlich stossen. Man soll aber den Sack allezeit voll und auffgeblasen in der höhe auffhencken / darmit er kein Erderich berühre / und also von den Maden und Würmen nicht gefressen werde. Die Meyerin darff nicht vil Sorgen / wie sie auß Geyßmilch Butter mache und sam̅le / dann sie hat nicht so vil überentzig faißte / daß man möchte vil Butter darauß machen / es were dann gar wenig / und darzu mit grosser Mühe und Arbeit / bleibet weiß / hart / und schmackt nach Unschlitt: darumb pflegt man auch in Langendock / und in der Provintz / da man so köstliche Käß hat / keinen Butter zu machen. Die Geyßprästen und Kranckheiten belangend / werden sie am meiste vom kalten Weh in diesen Landen geplaget / und wann sie dasselbig eine Zeit lang nicht haben / so sterben sie plötzlich dahin. Uber die andere Kranckheiten / welche die Geyssen den Schäflin gleichförmig haben / finden sich andere drey Prästen / mit welchen die Geyß insonderheit geplaget wird / das ist die Wassersucht / die Blähung oder Geschwulst nach der Geburt / und die Dörre. Die Wassersucht pflegen die Geyssen gemeinlich von vil Wassertrincken zu bekommen / in solcher Kranckheit soll man sie unter den Schultern auffschneiden / die Feuchtigkeit außlassen / und die Wunden mit weichem Pech Widerum zuheylen. Wann die Mutter nach [125] der Geburt ihrer Geyssen geschwöllet / so soll man ihr einen guten Trunck starcken Weins zum Halse einschütten und verschlucken lassen. Sie bekommen die Dörre in grosser heisser Zeit / darvon werden ihnen die Uter so hart / als ein harter Klotz. In solchem Presten soll man ihnen die Dütten mit dicker Milch schmieren lassen. Die andere Kranckheiten mag man mit gleicher Artzeney heylen lassen / welche für die krancke Schaf obgeschrieben worden. Welche Meyerin will ihr Gesind gesund behalten / dieselbe soll kein Geyßfleisch ihnen zu essen geben / es sey dann grosse Theurung oder grosser Mangel vorhanden / dann Geyßfleisch macht oder verursacht die fallend Sucht / oder Sant Johans-Kranckheit genant. Die Alten haben auch solchen grossen abschew ab dem Geyßfleisch gehabt / daß sie desselben weder gedencken / noch essen haben wöllen. So mans aber überein / entweders auß Roth / als bey vilen Baursleuten geschicht / welche gantze Heerden Geyssen halten / und das Geyßfleisch einsaltzen müssen: Oder aber um grosses Geitzes willen muß essen / so soll man dasselbig allwegen in grossen offenen Häfen kochen / vil Wassers darauff schütten / und mit Specerey / als Negelin und andern Würtzen / und nicht ehe darvon essen / das Fleisch seye dann vorhin erkaltet. Auß Geyssen und Böcken kan man auch zum offtermal eine gute Nutzbarkeit haben / Gesundheit darmit zu erhalten. Dann Geyßmilch ist eine treffliche gute Artzney für hart geschwollen Miltz / doch soll die Geyß vorhin ein Zeitlang mit Eppichlaub geätzt und gespeißt werden. Der rothe Safft / welcher von gebratener Geyßleber herauß trifft / ist zu dem blöden Gesicht trefflich gut. Bocks oder Geyßblut geröst / stellet den Bauchfluß. Bocksblut gedörret und eingenommen / ist eine treffliche Artzney wider den Stein. Bockshorn gebrennt und gepulvert / macht schwartze Zähn weiß und sauber. Bockshorn auff glüende Kolen gelegt / und ein Rauch darvon gemacht / vertreibt die Schlangen.
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Geyßkath Pflasterweiß auffgelegt / zertheilet die harten Knollen oder Beulen hinder den Ohren / die Geschwär / das Hauptweh und andere Geschwulst. Das III. Capitel. Von Hofwarts-Hunden und Bauren-Rieden. EIn Schäfer / dem wir in disem unserm Bauren-Regiment / oder Meyerey die Geyßzucht befohlen haben / soll auch mit Hunden umgehen / und ihr pflegen. Dann die tägliche Nothdurfft erfordert / daß man zum ersten gute Spürhund / den Wölffen nach zujagen / und sie zu fahen habe. Mit den Bracken und Barbeten kan man allerhand Gewild / so villeicht im Feld auffstößt / zum Wasser eilet und entschwimmen will / nachjagen und nachsetzen. Mit den grossen starcken Rieden / kan man die gantze Hofstatt verwahren und verhüten. Solcher Rieden aber soll man allwegen auff das wenigste einen oder zween halten und auffziehen / sie deß Tags einsperren / und im Hof / nahe am Tohr auff der lincken Seiten / wann man hinein gehen will / anlegen / damit sie mit ihrem bellen die Einwohner anmahnen / so jemands fremdes in Hof auß und eingehen will / darnach auch die bösen Buben und Diebe erschröcken. Deß Nachts soll man sie ablassen / und unter die jenigen / welche vom Feld kommen seyn / gehen lassen / damit sie also im Hof umlauffen / und das gantze Haus verwahren / den Dieben und fremden wilden Thieren / welche deß Nachts dem Raub nachstellen und einbrechen wollen / wehren / und dieselbigen verjagen mögen. Derhalben soll der Schäfer gute Sorge zu Hunden haben / ihr fleissig warten und pflegen / sie sauber halten / ihnen außfegen / sie zämen / und zu gebührlichen Dingen bändig machen und abrichten / ihre Halsband fleissig auffheben / sie in hitzigen Hundstagen baden / damit sie villeicht nicht wütend werden. Item sie in weiche und sanffte Hundsnest von Spreuern gemacht / wann sie sich abgearbeitet haben / legen / zu [127] weilen nichts zu essen geben / sonder außhungern / damit sie also auffs Wild desto begieriger und geschwinder werden / sie auch gewehnen auff der Büchs oder Armbrustschütz / still zuwarten / deß fleissiger / wo das geschossen Geflügel zu finden / auffzumercken. Will derhalben / daß ein jeder Hausvatter / dreyerley Geschlecht Hund stäts habe in seinem Haus. Eins so man die Wachthund oder die Wächter nennet / diese sollen den Hof verwahren / damit er vor Dieben oder andern aufsetzigen Leuten verhütet werde. Dann ein ander Geschlecht ist / welche man die Hirten-Hund nennet / die widerstehen allem Gewalt und Schaden / so zugleich von bösen Leuten und auch wilden Thieren beschehen möchten. Die dritte Art seyn die Jaghund / die seynd zu keiner Arbeit als dem Jagen / nutz / und wann sie neben den andern sollen umgehen / hindern sie dieselbige viel mehr / und machen sie faul und unlustig. Allhie wollen wir allein auff dißmal von den ersten zweyen / als von Haußhunden und dem grossen Schäfer-Riede handlen und reden. Die Hund / welche den Meyerhof verhüten / sollen mächtigs und vierschröthigs Leibs / ehe kurtz dann zu lang seyn / ein solchen grossen und dicken Kopff haben / der vil grösser scheine / dann sonst sein gantzer Leib / deßgleichen einen grossen weiten Rachen oder Schlund / grosse Waffel / kurtzen dicken Halß / grosse gehenckte zottechte Ohren / schwarze und liechte feürige Augen / breite und zottechte Brust / breite und starcke Vorderläuff / dicke zottechte Füsse / einen kurtzen und dicken Schwantz / dann solches ist ein Zeichen grosser und mächtiger stärcke / wie entgegen (ein langer und raner oder dünner Schwantz / geschwinder Schnelligkeit) grossen Tappen und krumme Nägel / ein helle und starcke Stimm / und ein mittelmässigs scheutzlichs bellen haben / dann lieblich Hundsgeschrey liebkoset den Dieben und Räubern: über auß scheutzlichs aber schreckt die Einheimischen und das Haußgesind. Fur allen Dingen aber sollen sie gewarsam und munter seyn / nicht hin und her umbschweiffen / sondern still und heimlich seyn / nicht zu schnell noch [128] zu gäh: darneben gantz schwartz seyn / damit sie also den Dieben im Tag desto erschröcklicher und scheutzlicher scheinen / deß Nachts aber von ihnen nicht gesehen werden. Der Schafhund soll nicht so dick und schwär seyn als der Haußhund / aber doch gleiche stärcke haben / muthig und schnell seyn: dann er muß nicht allein kämpffen und streiten / sondern auch lauffen / und dem Wolff nachjagen / ihm den Raub / welchen er entragen wolt / widerumb abjagen / und auß dem Rachen reissen. Darumb ist es allwegen vil besser / daß ein solcher Schafhund lang von Leib / dann kurtz oder vierschrötig seye: Dieweil alle langleibige Thier vil läuffiger und schneller sind / dann welche kurtz und vierschrötigs Leibs seynd. Solcher Schafhund soll auch an der Farb gantz weiß seyn / darmit ihne der Schafhirt ohne Müh und Arbeit von dem Wolff deß Nachts / und gegen Morgen / wann es noch dunckel und finster ist / möge erkennen. Der Schafhund wird für gut geacht / wan̅ er mit andern Glidern dem Haushund gleich sihet. Solchen beyden Hunden pflegt man einerley Speiß / als schwartz Brod / Gersten / Kleyen mit Milchmolcken vermischt / schmutzige Suppen und gekochte Bonen geben. Der Schafhirt soll keine Hunde / es seyen Weiblin oder Männlin läuffig werden oder belegen lassen / sie seyen / dann vorhin jährig worden / und auch nicht über zehen Jahr brunstläuffig seyn lassen. Den ersten Wurff soll man allwegen der Hündin oder Breckin hinweg thun / dann weil sie noch zu jung und das erste mal wirfft / mag sie ihre junge Hündlein nicht so wol nehren. Solches macht daß sie von solcher schlechten Wartung und Nahrung weder zunem̅en noch wachsen / bleiben allwegen blöd / und werden gern wütend und rasend. Sechs Monden nach der Geburt / soll man die jungen Hündlin nirgend außlassen / sie seyen dann starck genug / es sey dann daß sie mit der Hündin kurtzweilen und spielen wöllen: Dann sie springen gern tieffe Gräben / Hecken und Stauden / und reissen leichtlich im Leib.
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Die jungen Hündin soll man von keiner fremden Milch säugen noch trincken lassen / wann aber die Hündin keine Milch hat / soll man die Jungen mit Geyßmilch / biß in den vierdten Monat trincken lassen. Den jungen Hunden soll man keinen langen Namen geben / damit sie desto eher verstehen / wann sie bey ihrem Namen gerufft werden: Nicht weniger dann zwo Silben soll ein Hundsnamen haben? Im viertzigsten Tage soll man der jungen Hündlin Wädel schölen / und Nervader / welche durch die Gleych am Ruckgraden / der Länge nach / biß an den Wadel geht / mit Gewalt außreissen / also wächst ihnen der Wadel nicht wider / und werden sie auch nicht rasend noch wütend. Der Schafhirt soll ihm auch die Hund durch solche nachfolgende Artzney und Mittel gewöhnen nach zufolgen: Er soll ihnen entweders gekochte Frösch / oder welches noch gewisser ist / gestossen Saltz zu essen geben. Oder er nehme ein Stuck Brods / stosse es ein weil unter die Achslen / und halte es so lang / daß es feucht vom Schweiß werde / gebs darnach dem Hund zu essen. Oder man nehme das Gebürtlin vom andern Hund / verbinds in ein Tüchlin / und lasse den Hund daran riechen. Damit ein wütender Hund / er seye so rasend als er wölle / dem Schäfer keinen Schaden thue und ihn anfalle / soll er ein Aug von einem schwartzen lebendigen Hund in seine Hand nehmen / und darinnen behalten. Oder welches noch gewisser ist / soll er ein Wolffsange / oder Wolffshertz / oder die Zung von einer Wölfin / in die Hand nemmen. Der Schäfer soll auch die Hunde gewöhnen / daß sie mit einander sich ergeylen / erspringen / erlauffen und sich beissen / doch muß er sorg haben / daß einer den andern nicht überwältige / und sie also forchtsam und verzagt werden. Er soll die Hund von keinem selbs gestorbenen Schaf essen lassen / auff daß sie nicht gewohnen andere Schaf unterwegen anzufallen. Dann so die Hund einmal rohes Fleisch versuchen / sind sie nachmals nicht so leichtlich wieder davon zu entwöhnen.
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Er soll sie auch / weil sie noch jung und klein seind / bändig machen / oder gewöhnen zu holen / und ein Ding zu bringen: damit sie es aber desto eher gewohnen / soll er ihnen zum ersten ein stuck Brots zimlich weit fürwerffen. Wann die Hund kranck werden / so soll er ihnen bald rath schaffen und sie heylen lassen. Die Hund seyn insonderheit auff dreyerley Kranckheit geneigt / als nemlich wüten / stranglen und Hufftweh. Die Hund pflegen zu wüten und zu rasen in der grösten Hitz im Sommer / und schärpffster grimmiger Kält im Winter. Solchem Siechtagen vorzukommen / soll der Hirt / wann es gar heiß / oder grimmen kalt ist / den Hunden zum offtermal gut frisch und kühl Bronnenwasser zu trincken geben: damit sie sich also erkühlen / und das hitzig Geblüt erfrischen. Oder / welches vil gewißer ist / Er soll ihnen / weil sie noch jung seyn / und man ihnen den Schwantz verhawen lasst / die Nerv-Ader / welche durch die Glaich die Länge am Ruckgrad biß an den Wadel gehet / außrupffen. Oder man nemme ihnen unter der Zungen ein Aederlin / welches einem runden oder flachen Würmlein gleich sihet. Solchen Presten aber zu heylen / soll man ihnen / nach dem sie gebissen worden / Mangolsafft mit Holdermarck einschütten. Oder aber die Stirn mit glüendem brennenden Eysen brennen: oder sie in laulecht Wasser tauchen / und eine gute weil darinn behalten. Das stranglen und den Tropff pflegt man den Hunden gleicher weise wie den Schafen zu heylen: gemeinglich aber pflegt man ihnen ein Glas voll warmes Oels einzuschütten / und die Ader an den obern Schenckeln zu schlagen. Wider das Ohrgeschwär pflegt man ihnen die Ohren mit gestossen bittern Mandeln zu schmieren und zu reibe̅. Die Hundsflöh vertreibet man mit Meerwasser / oder anderm gesaltzene̅ Wasser / auch mit Oeltrusen / so man den Hund damit schmieret. Die andere Kranckheiten der Hund mag man gleicher gestalt / wie der Schaf Presten / heylen und abhelffen.
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Das Achte Buch.
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Vom Haußgeflügel / und erstlich von Hünern und deren Eyern. Das I. Capitel. DIe Hünerzucht / welches nicht das geringste / sondern fast das fürnemste Amt der Haushalterin seyn soll / belangend: Soll deß Haushalters Weib fleissig zu sehen / damit das Hünerhaus alle Tag auch sauber und lustig gehalten werden. Derwegen so bald die Hüner drauß gangen / soll man den Hünermist außraumen / und denselben auf ein sonder örtlin zu Mistung der Wisen schütten lassen. Die Hüner-Nester soll man auch zum offtermäl mit frischem Sprewer bezetteln / und den Mist oben von den Setzstangen oder Leytern all Wochen einmal abkratzen lassen. Das Hünerhauß bey Untergang der Sonnen allweg zu machen / und wann die Sonn auffgehet / widerum auffmachen. Der Hüner Trinckgeschirr soll man alle Tag zweymal im Winter / und dreymal im Sommer außschwencken und außwäschen / mit frischem sauberm Wasser wieder füllen / und den Hünern fürstellen / damit sie also den Pfipffs nicht bekommen / dann eben bald werden sie vom unsaubern Trinckwasser / als von keinem trincken / pfipffecht. Man soll darnach auch hin und her frische Sprewer auf den Mist / und nahe an die Scheuren / oder da sie am meisten pflegen zu grablen / und an etliche Oerter / Sand / Feget / oder Aesche schütten lassen / damit sie sich darinnen wülen und butzen mögen. Darnach soltu auch fleissig warnehmen / daß man keine Wein oder Obstraber an das Ort schütte / da die Hüner am meisten gewohnet haben / Dann solches verhindert das Eyer legen überauß sehr.
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Das Hünerhauß soll man allenthalben also mit Brettern versehen / daß es weder innerhalb / noch ausserhalb einige Spalten oder Löcher habe: dardurch entweders die Katzen / oder die Füchse / Wiseln / oder andere schädliche Thier möchten einschlieffen / die Hüner beschädigen / auch der Geyer und die Nacht Eule die jungen Hünlin fressen / dann solche räuberische Vögel pflegen gemeinlich in die Hünerhäuser zu brechen / und die jungen Hünlin zu erwürgen. Damit man aber auch kein Hun verliere / soll man den Hünern / wan̅ sie über die Mauren / oder über die Tächer anfahen zu fliegen / die grosse Flugfedern außropffen / den Garten versperren / und nicht lassen drein kommen / dann sonst würden sie es gewohnen / und wenig Eyer legen. Dieweil es aber auch nicht allwegen gut ist / daß man die Hanen und die Capaunen beschrote / oder ihnen die Federn außropffe / so soll man die Mauren oder Zäune hin und her mit Dornwellen bestecken und versehen. Das Hünerhauß soll man allweg nahe an der Meyerey dem Winterischen Auffgang der Sonnen entgegen / neben dem Bachofen / oder nahe an der Kuchen bawen lassen / damit sie den Rauch empfangen mügen / dann solches ist den Hünern trefflich gut / und machet sie desto mehr Eyer legen. Die Lufftfensterlin sollen gegen Auffgang der Sonnen gemacht werden / dardurch die jungen Hüner mögen ihren freyen Auß- und Eingang zu dem Hof und ins Hünerhauß / alle Morgen / alle Nacht / frühe oder spat / haben. Jetztgemeldte Fenster aber muß man alle Nacht zumachen / damit die Hüner von bösen schädlichen Thieren kein Schaden empfangen. Ausserhalb im Hof sollen ihr kleine Leyterlin machen / und an das Hünerhauß stellen / darauff die Hüner biß zu den Fensterlin steigen / und sich deß Nachts im Hünerhauß behalten mögen. Das Hünerhauß muß inwendig und außwendig also versehen / verstrichen / und mit Leymen oder Kalck versehen und verworffen seyn / da [133] mit die Katze / der Wisel / die Schlange / die Nattern / und sonst ander Ungeziefer nicht zun Hünern steigen möge. Mitten im Hof / nahe am Hünerhauß / möchte man auch etliche Bäume setzen und auffpflantzen / oder Rebgeheld machen lassen. Damit also die alten Hüner ein Schatten im Sommer / und die junge Hünlin ein Widerwehr gegen dem Geyer / der Nachteule / und andern fressigen Thieren / darunter haben mögen. Den Hünern ist auch nicht gut / daß sie auff dem Getäffel oder Esterich sitzen / dann der Kath henget und klebet ihnen leichtlich an / werden davon gern Lahm / oder Glidsüchtig. Solcher Ursach halben soll man ungefehrlich eines Schuchs hoch von der Erden / und zwen Schuch weit von einander / nicht ronde / sondern viereckecht Setzstänglin (dan̅ also sitzen die Hüner vil sicherer) ins Hünerhauß der länge nach auffschlagen lassen. Ihr sollen auch einen eigenen Misthauffen dem Hünerhauß gleich entgegen / doch an einem besondern Ort / den Hünern zu gut auff nachfolgende weise / schütten lassen. Ihr sollet zu forderst eine Grube machen lassen / darnach vil Erdrich und Feget drein schüttet / mit Ochsen oder sonst anderm Blut begossen / und ein gut theil Habern oben darauff zetteln / darnach das Erdrich mit eysern Hacken oder einer Gabel durch einander umbrühren. Davon gebären in kurtzer Zeit vil Würme / also daß die Hüner eine gute weil daran zu essen werden haben. Das jung wachsend Graß aber macht Würm so faißt / daß die Hüner desto lustiger das Gewürm aufffressen. So offt es aber will an gemeldten Würmen manglen / müssen ihr allweg ander Blut auff den Misthauffen schütten / und andern Habern / wie jetzt vermeldet darauff seyen. Etliche pflegen / wann sie wöllen gute faißte Kappen oder zartes Capaunenfleisch haben / in ihren Höfen zu gelegener Zeit Maulbeer-Bäum zu pflantzen / darvon werden die Kappen / und das ander Geflügel / so es die Maulbeeren isset / sehr faißt und trefflich schmackhafftig.
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Zu zwölff Hennen soll man nicht mehr dann einen guten Hanen halten: Sonst haben die Alten allwegen einen Hanen zu fünff Henne gesetzt. Solcher Han aber muß weder weiß noch graw / sondern entweders rothgelb / oder braun / oder schwartz seyn / einen wolgesetzten Leib haben / ein schön / rothe und zugekerffte Kreiden oder Kamm / ein langen aufgerichten Hals / schöne grosse Flugfedern / ein kurtzen / krummen / dicken Schnabel / feine schwartze / rothe / gelbe oder grawe Augen / rothe Wangen / lange goldgelbe Federn am Hals / darzu starcke / schuppichte / und nicht lange Schenckel / starke und spitzige Sporen / ein aufrechten dicken und krummen Schwantz / der sich über den Kopff lustig krümme. Die kästenfarbe oder rothe Hüner / item welche schwartze Geflügel haben / wo sie anderst nicht gar schwartz / seyn allwegen besser dann die andern. Dann ein weiß oder graw Hun ist kein nutz / seyn auch gar übel auffzubringen / legen nicht vil Eyer / haben nicht sonder schmackhafftig Fleisch. Eine gute Henn soll allweg mittelmässig seyn / einen grossen Kopff haben / einen starcken und rothen Kamm / einen starcken vierschrötigen Leib / einen langen Hals / und breite vollkommene Brust. Ein kleine Henn legt vielmehr Eyer / dann andere grosse Hüner / es mag aber nicht sonders brüten. Die grosse Hüner taugen nicht zum Eyer legen: diß falls seyn die Mittelmässige vil besser / wann sie grosse Flügel / und dick von Federn über den gantzen Leib seyn. Welche Hennen fünff Klawen oder Sporen haben / wie ein Han / die seind allwegen wild / brechen und fressen die Eyer / brüten nicht gern. Also auch welche Hennen gewohnt seyn Traubenbeer / oder Wein zu essen / dieselbigen legen auch nicht gern Eyer. Damit man aber ihnen solches abgewöhnen möge / soll man ihnen wilde Träublein zu essen geben / dann solches macht ihnen einen herben und scharpffen Hals / als hetten sie saur Obs gessen. Die zu gar feißte oder die bauchflüssige Hennen legen solche Eyer / die kein nutz seyn: Und welche Hennen zu [135] jung sind / dieselben wissen nicht zu brüten / noch die Hünlein zu führen. Darumb soll man aller Hüner mit grossen Sporen / und welche wie Hanen kräen / gachsen oder scharren / allein auf nachfolgende weise warten. Remlich ihnen vorhin die grosse Flugfedern außropffen / ihnen vil Hirß oder Teyg zu kleinen stücklin geschnitten / oder zerstossen Eicheln / oder Kleyen mit Brüh vermischt / Reißhülsen / Heydelhülsen / Habern / Butzweitzen oder Brosam mit Wasser und Gerstenmehl zu essen geben / und an einem stillen Ort versperren. Man soll ihnen auch den Kopff / die Oberschenckel und Hindern beropffen / dann also wird man können feißte Hüner das gantze Jahr über haben: doch hat ihr Fleisch nicht so natürlichen Geschmack / wie die andere Hüner / welche man umlauffen und sich selbs mästen laßt. Diß geschicht aber zu einer Zeit mehr dann zu der andern im Jahr. Im Jenner und im Hornung bekommen die Hüner ihre natürliche feißte / dann in denselben zween Monaten / ist das Hünerfleisch nicht geringer dann der Capaunen. Wann die Hüner zu feißt seyn / so nehme man gestossene Kreyden / thu sie unter ihr trincken / und mische gestossen Ziegel unter ihr essen: So sie aber den Durchbruch bekommen haben / so nimm das weiß von einem gebratenen Ey / zustoß und misch unter gleich so vil geröste Meertreubel / gibs den Hünern unter ihr andere Speise zu essen. Welche Hennen aber toll und unsinnig seyn / und ihre Eyer zerbrechen / oder fressen pflegen / denen soll man also thun. Man nehme ein Ey / thu das Ey herauß und thu feuchten Gips an statt desselben hinein zu dem Dotter / und wann es dann hart ist / thu es ins Nest / oder man nehme ein Ey von Gips oder Kreyden gemacht / und legs ins Nest. Man lasse auch nicht mehr als ein Ey im Nest bleiben / wann die Henn gelegt hat. Wann ein junges Hun den Pfipffs bekommen hat / so nehme sein eigen Federn / und stosse sie dem Hun durch die Nasen. Die junge Hüner seynd am allerbesten Eyer zu legen / und widerum die Alten dieselben außzubrüten.
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Die Meyer bey uns / gehen etwas gröbers mit solchen Hünern um / dann sie ropffen ihnen die Federn am Bauch auß / werffen darnach das Hun in das Wasser / wöllen also das Hun dar mit erkühlen / und ihre überige Hitze löschen. Oder setzens unter eine Wasserbütte / und lassen sie vier Tag nacheinander also außfasten. Wann du eine Gluckhenne nicht mehr wilt lassen brüten / so soltu sie / so bald sie außgebrütet hat / oder zween Tag darnach / zum Hanen gehen lassen / dann also wird sie ihrer jungen Hünlin vergessen / und widerum anfahen Eyer zu legen. Darfür aber soltu einen guten feißten Kappen nehmen / ihm die Brust berauffen / mit brennenden Nesseln reiben / und alsdann ihm die junge Hünlin / an statt der Kluckhennen zu führen geben. Das II. Capitel. Von der Hüner Zufällen und Gebresten. DIe Hüner pflegen gemeinlich / wann sie alt werden / böse Augen: item den Pfipffsen und Catharr / zu bekommen. Solches geschicht aber von wegen der Kälte / oder von kalten gefrornen trincken / Oder wann sie aussen deß Nachts versperret seyn worden / und auff den Bäumen bleiben sitzen: oder daß sie im Regen unter dem freyen Himmel bleiben. Ein Hun pflegt auch gemeinlich den Durchlauff zu bekommen / wann man ihr Essen zu dünn oder zu feucht eingemacht hat: oder daß sie etwan laxirende oder treibende Kräuter gessen haben / oder daß man zu Nacht das Hünerhauß offen hat gelassen. Den Pfipfftzen haben sie gern an der Zungen / wann sie nicht zu trincken eine weil gehabt haben: oder aber daß sie trüb / wüst und unsauber Wasser gelippert haben. Die Läuß und Maden seynd ihnen auch / wann sie brütlen / gar nicht seltzam: wann sie nicht platz haben / da sie sich möchten im Staub oder Sand waltzen / und sich also ersaubern: Oder daß man das Hü [137] nerhaus lange Zeit nicht außgemist und außgefegt hat. Darnach so werden sie auch zum offtermal von bösen gifftigen Thieren / die sich auff dem Misthauffen / oder unter den alten Mauren pflegen auffzuenthalten / als vom Scorpion / Schlangen / Spinnen / und anderm Ungezifer mehr / gebissen. Für die trieffende und hitzbrennende Augen der Hüner / man soll ihnen die Augen mit Bürtzelsafft oder mit Frawenmilch außwendig bestreichen. Den Augen die Flecken oder das Fell zu vertreiben / man nehme Ammoniacsaltz / Kümmich und Honig / eines jeden so viel als deß andern / zerstoß es mit einander und schmier sie darmit. Oder man ziehe ihnen die Flecken fein subtil mit spitziger Nadel hinweg. Wider den Fluß / man nehme eine Feder / und stecks ihnen durch die Nasenlöcher / mach ihnen das Trinckwasser / oder die Füß warm / sonderlich den jungen Hünlin / auch muß man die Jungen zum offtermal in ein weichs und warms Lümplin oder in Federn einwicklen / und also in einem Hafenscherben in warmen Ofen / oder sonst nahe bey das Fewer setzen. Wann aber der Fluß sich entweders auff die Augen oder auff den Schnabel gesetzt hat / so soll man das Apostem auffschneiden / das Eyter säubern / und gestossen Saltz darein thun. Den Hünern den Banchfluß zu heylen / man nehme Gerstenmehl in Wein genetzt / Wachs / vermischt es mit gesottenen Granaten oder Quittenbrühe / durch einander / und macht kleine kügelin drauß. Den verstopfften Leib / sonderlich der jungen Hüner / soll man mit einem hälmle öffnen / ihnen vornen am Kropff / um die Schenckel und ihnen zu / die Federn außropffen / damit sie den Koth nicht lang bey ihnen behalten / und also der natürliche gang verstopffet werde. Den Jungen Hünlin soltu dißfalls guten abgeschaumten Honig unter ihr Trinck-Wasser mischen lassen. Wann die Hennen den Pfiffs haben / so soltu ihnen den Schnabel mit Oel / darinn man Knobloch vorhin hat weichen lassen / reiben: und jhnen Speichelkraut oder Läußkraut unter ihr essen geben. Die [138] jungen Hünlin aber soltu unter ein Sib setzen / und sie mit Dosten / Poley / Hysop und Leinsamen beräuchern. Man pflegt sie auch bey den Köpffen zunemmen / ihnen den Schnabel auffzusperren / daß sie den Rauch dardurch empfangen mögen. Oder man sperre den Schnabel auff / zeuch die Zung fein sanfft herauß / und begreiffe das weiß auff der Zungen / streiffe und ziehe es ab / wäsche darnach das Wündlein mit dem Speichel / oder mit gutem Wein-Essig / oder bereib sie mit gestossenem Knobloch. Die Katzen rühren kein Hun an / so man ihnen wilde Rauten unter die Flügel bindet. Der Hüner Läuß zu vertreiben / man wäsche sie mit gesottener Kühmilch und Läußsamen brühe / oder man wäsche sie ab mit Wasser darinnen Feigbonen gesotten haben. Gifftiger Thier biß zu heylen / man wäsche den Schaden mit Scorpions-Oel / und leg ihnen ein guten Metridat auff den Schaden / thut darnach guten Tyriackers in ihr Trinckwasser / und laß sie also darvon trincken. Daß kein schädlich Thier ins Hünerhauß bey Nächtlicher weil einkrieche / und die Hüner oder die Eyer fresse. Die Alten wöllen / daß man Rautenzweiglin oder Büschlin an die Thür am Hünerhauß hencke / und alle Winckel im Hünerhauß inwendig darmit bestreüe / darnach auch ein kleines Büschlin unter die Flügel dem Hun bünde: Oder man salbe die Fenster im Hünerhauß entweders mit Katzen oder mit Fuchsengalle. Damit die Füchs kein Hun fressen / man nemme gesotten Fuchs-Fleisch / hack es zu kleinen stücklin / und mische es unter ihr Essen / man saget / daß das Fuchsfleisch ein geschmack nach sich soll lassen: Darum förchtet sich der ander Fuchs / und kommet nicht leichtlich dahin / da er solches Fuchs-Fleisch schmecket.
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Das III. Capitel. Von den Eyern. DIe Hüner fahen an Eyer zulegen ungefährlich im Hornung und im Mertzen / etliche bald im Ersten Jahr. Wann sie dann anfahen zu legen / so soll man ihnen dieselbigen gantze Zeit genug zu essen geben / und sie bißweilen mit Habern oder Foenigraeco etzen / darmit sie desto eher erhitzigen. Wiltu daß die Hennen grosse Eyer legen (dann welche zu feißt seyn / die legen gemeinlich kleine) so nemme Kreyden / und mische sie unter ihre Speiß / oder man nemme zerstossen Ziegel / und vermisch es mit Wein und Wasser / gebs den Hünern zu essen: Oder man beräuche sie mit Schwefel in der Nacht / dann also bleiben sie auch gesund. Die Hüner machen vil Eyer / so man junge gehackte Nesseln unter die Kleyen vermischet / und ihnen zu essen gibt. Die Hennen hören auff Eyer zulegen / ungefährlich den 13. deß Wintermonats / gleich zu der Zeit / wann die Kälte widerum anfahet. Wiltu aber auß fürwitz der schönsten Eyer etliche den Winter durch frisch und gut behalten / so soltu geröst Brod ins Wasser legen / und erweichen lassen / darnach zu Morgens früh dem Hun nüchderling zu essen geben. Nachmals aber allein zu Mittag und deß Abends ein wenig Habern oder Gersten oder Weitzen / damit sie erhitzen / oder Hanffsamen fürwerffen lassen / dann solches macht die Hüner auch in der gröste Kälte vil Eyer legen / wie dann solches auß täglicher Erfahrung leichtlich ist zu sehen. Oder du magst sie mit Erdwürmen ätzen / dann darvon legen sie auch viel Eyer. Man soll kein Hun / nach dem es das erstmal anfähet Eyer zu legen / brüten lassen. Und wann ein Hun dreyjährig ist / alsdann ist es erst gut zu essen. Welche Hüner auch nicht Eyer legen wöllen / dieselbigen soll man tödten und essen. Welches Hun viel Eyer legt / dem soll man das Nest offt vernewern / die Eyer mit einem son [140] dern Gemerck zeichnen / und also dieselbigen dem Hun selbs / da es möglich ist / außzubrüten unterlegen. Wann man eine Gluckhänne Eyer zubrütlen gesetzt hat / so soll man die darüber zwingen / einschliessen / und nicht herauß lassen / es wäre dann schön Wetter vorhanden. Unterdessen aber soll man aleichwol gute Sorg haben / das keine Adler oder Geyer den Eyern Schaden thun. Eine junge Hänne soll nicht eher brütlen / sie habe dann vorhin drey oder vier Jahr Eyer gelegt. Wann die Hännen brütlen sollen / muß man ihnen gute reine Sprewer unterstreüen / und ein stuck Eisens oder Lorbeerblätter / von wegen deß Donnersunterlegen / und Knoblauch oder grün Gras unterstreüen. Man sagt daß solche Krauter das Hun auch für dem Pfipffis und sonst anderm Schaden bewahren. Die Eyer soll man der Bruthänne im zunemmenden Mon / das ist von dem andern Tag / biß in den vierzehenden unterlegen. Oder wie der Columella in seinem Buch vom Feldbawen schreibet / vom zehenden biß zu dem fünffzehenden Tag / damit die jungen Hünlin / umb den newen Monden mögen zeitlich außschlieffen. Dann in ein und zwentzig Tagen werden die jungen Piplin gemeinlich außgebrütet. Das Brutnest soll man unten am Boden also machen / damit das Hun kein Ey / im auß und einsteigen / nicht vertrette oder zubreche. Etliche / ehe sie die Brut -eyer unterlegen / pflegen die Sprewer mit Schwefel zuberäuchen / meynen also darmit unzeitiger Frucht fürzukommen. Auch soll man gute schöne und frische Eyer der Bruthenne / oder da es möglich / ihre eygene unterlegen. Doch soll man hierbey mercken / daß man die jenigen Eyer nemme / welche vor dem sibenden Tag deß Hornungs biß an den zwey und zwantzigste̅ Tag deß Herbstmonats gelegt seyn worge̅. Die andern / welche vor oder nach solcher Zeit gelegt seyn / werden so wenig nutz / als die / welche das Hun zum allererstmal gelegt hat / dann es kompt keine zeitige Frucht von solchen gelegten Eyern. Auch soll die Zahl der Brut-eyer allweg ungerad seyn / und im Jenner nicht [141] mehr dann fünffzehen / im Mertzen neunzehen / im Aprilen ein und zwenzig / und den besten Hännen nicht mehr dann drey und zwenzig Eyer unterlegen. Von dem andern Tag Weinmonats / mag kein Hun mehr Junge außbrüten / es wäre dan̅ im warmen Ofen / wie zu Malta und bey mehrtheils Beauceroneren gemeinlich geschicht: dann im Winter seynd die jungen Hünlin gar böß auffzubringen. Ihre viel achten der jungen Hünlin nicht sonders / welche im Brachmonat seynd außgebrüt worden: dann sie haltens gäntzlich darfür / daß entweders solche Hünlin nicht kräfftig seyn / oder aber gar nicht groß wachsen. Wann einer will fremder Art Eyer / als der Gänß / der Pfawen / der Indianischen Hännen oder Antvögel / einer zamen Hännen / außzubrüten unterlegen / derselbe muß die fremde siben oder neun Tag eher dann der Gluckhänne eigene Eyer / wie obgesagt / unterlegen. Die Phasanen - Eyer mag man zugleich mit den einheimischen Eyern unterlegen: dann sie brütlen sie eben so balo auß / als der zamen Hännen Eyer. Item wiltu daß ein Henn eytel junge Hännen außbrute / so soltu ihm also thun / Du must die aller rundesten und platzechten Eyer der Gluckhennen unterlegen / dann spitzige und lange Eyer machen eytel Männlin. Etliche haben sondere Ceremonien / mit dem unterlegen / dann sie nemmen nicht ie ein Ey nach dem andern / und legens also ins Nest: sondern sie nemmen eine höltzine zimliche breite Schüssel / thun die Eyer ordenlich darein / lassens darnach fe??? gemach selbs in das Nest lauffen. Man soll auch gute sorg und achtung haben / daß kein Han oder sonst ein Hun ins Brütelnest komme / und sich darein setze. Der Gluckhenne solt du ihr Essen und Trincken nahe beym Nest allwegen stellen lassen / damit sie nicht zuviel auß̅stehen dörsse / dann so bald sie einmal gewohnet auß dem Nest zu steigen / und abweg zu geben / kan man sie nachmals sehr schwerlich über ihren Eyeren behalten.
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Wann aber die Gluckhänne / so solchs pflegen / von Natur gut und geschlacht ist / so darff es dessen gar nicht. Welche Hännen hinlässig seynd / über den Eyern zu hucken / und die Jungen also zugleich außzuschlieffen / den muß man bißweilen / wann sie auß dem Prustnest gangen / die Bruteyer fein sanfftiglich umkehren lassen. Etliche Weiber sind zum offtermal also ungedultig / daß sie nicht außwarten mögen biß die jungen Hünlin von ihnen selbs außschlieffen oder außgeheckt werden / sondern gehen gleich innerhalb vier Tagen / nach dem sie das Hun gesetzt haben / hin / und nehmen die Eyer eins nach dem andern auß dem Nest / besehe sie an der Sonnen glantz / und wo sie nicht etwas Aderechts und gleichsam blutfarbigs sehen umfahren / thun sie dieselben Eyer hinweg / und legen so vil andere frische Eyer dargegen an die statt. Deßgleichen wann sie mercken / daß nach ein und zwantzig Tagen die Eyer noch gleichwol lauter und klar bleiben / thun sie die Bruthänn gleichfalls auch hinweg. Aber welche geschlechte gute Bruthännen sind / kommen schwerlich in ihr Nest widerum / wann sie sehen daß man ihnen einmal die Eyer berührt hat. Es sihet auch keine Baursfrau gern / daß man vil mit den Bruk - Eyern umbgehet / und dieselben betaste oder anrühre: Darumb solte man allweg die Eyer vorhin / ehe man sie dem Hun unterlegt / an der Sonnen glantz zwischen beyden Händen / fleissig besehen / ob sie gut oder böß seyn. Etliche Weiber wann sie zweiflen ob die Eyer zum außbrütlen gut seyn / oder wann, sie besorgen die Jungen Hünlin werden nicht von der harten Eyerschale mögen außschlieffen / heben sie die untergelegten Eyer ungefähr den achtzehenden Tag auff / thun sie in ein Rundes Plätlin / schütten warm Wasser darüber / und baden also darinnen / welches dann oben empor schwim̅t / und nicht zu boden sinckt / das werffen sie hinweg / und legen andere an statt desselbigen unter. Aber solcher Ceremonien bedarff es gar nicht / dann dardurch macht man die Bruthänne nur unruhig.
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Wann man die jungen Hünlin hört in. Egypten / und sie sich nicht mögen für sich selbs auß der harten Eyerschälet außhecken / alsdann mag man ihnen wol helffen / und die Eyerschal auffbrechen: Doch soll ein jede gute Bruthänne solche arbeit für sich selbs thun. Auch pflegt gemeinlich die Glückhänne / so bald sie ihre Jungen hört schreyen / einem nach dem Angesicht zu springen / wann man will zu nah herzu gehn. Die junge Keuken oder Piplin / welche auß geschloffen seyn / soll man alsbald unter ein Sib versperren / und mit Roßmarin sanfftiglich beräuchen lassen / damit sie nicht den Pfipffs so leichtlich bekommen. Ihnen den jungen Pipen auch die Ersten zwen Tage / nach dem sie außgeschloffen seyn / kein Essen geben / sonder einer andern Gluckhänne / welche ohne daß wenig mühe führet / auch nicht zu wild oder boßhffstig ist / sonder ihre Hünlin gern warm behalt / so lange zu geben / biß daß die andern außschlieffen mögen. Oder welches vil besser ist / mag man sie einem Kappen geben / so bald sie außgeschloffen seyn / dann also werden sie desto besser ernehrt / und für der Nachteule / oder andern frässigen und wilden Vögeln erhalten. Man soll aber einen frischen / gesunden und starcken Kappen darzu nemmen / ihm die Federn unten am Bauch beropffen / mit guten brennenden und frischen Nesseln besengen / darnach Brod und Wein durch einander vermischen / zu essen geben / und also truncken machen / unter ein Reißkorb samt den jungen Piplin so lange einsperren / biß daß er sie lieb gewinne / dann nachmals / wann er frey gelassen / zeucht er die Jungen auff / führet sie / und bekompt sie vil lieber / dann sonst ihr eigene Gluckhänne und Mutter. Wiewol gemeinlich die natürliche Brutmutter ihre Jungen Hünlin sorgfältiger pfleget / und sie gantz warm und fürsichtiglich ohn verletzung haltet. Nach Außgang der zweyen Tagen / mag man hart Brod und weichen Käß nemmen / mit einander zureiben / und den jungen Hünlin zu essen fürstellen. Oder man nemme Gerstenmehl / samt Kressensamen / mit Wasser und Wein eingemacht / gesotten und klein zuhackt / Eschlauchsblätter darunter [144] vermischt / zusammen gestossen / und also den jungen Hünlein zu essen gegeben. Solche Speise macht / daß sie den Pfipffis nicht so leichtlichen bekommen / die andere Zeit mag man sie unter ein Reißkorb fünffzehen Tag lang / samt der Gluckhennen / halten und einsperren: Nach den fünffzehen Tagen aber sie darnach mit der Hennen hin und her lassen umbgehen / und mit gleicher Speiß ätzen. Wann man aber mehr dann eine Gluckhenne hat / die auch ohne das dieselbige Zeit ihre Hünlein gebrütlet haben / so mag man die jungen Hünlein dem ältesten Hun / und welches am besten gewohnt hat / die junge Kücklin zuführen. Oder man kan sie einem Kappen geben / und also die letzte Gluckhenne widerumb zum Hanen lassen. Uber fünff und zwentzig oder dreissig Hünlin soll man keiner Gluckhennen vertrawen: dann was darüber ist / kan sie schwerlich erhalten und ernehren. Auch soll man sehen / damit die Gluckhänne nicht zu wild oder zu geyl seye / und also die jungen Hünlin zutrette / oder umbringe / sondern daß sie dieselbigen gern führe / und unter ihren Füttichen warm halte. Item daß sie nicht zu vil scharre / hin und her auffliege / und also ihre Jungen verlasse. Keine Gluckhennen soll man vor viertzig Tagen in die Gärten gewehnen. Damit aber auch die Schlangen mit ihren gifftigen Athmen die jungen Hünlein nicht anblasen / (dann solches ist ihnen ein g???fftiger Tod) soll man ihnen offtermals den Reißkorb / darunter sie sitzen / mit Hirtzenhorn / oder mit Galbano / oder mit Frawenhaar beräuchen / dann aller solcher Rauch vertreibt die Schlangen. Junge Hüner ohne das außbrütlen von der Hitze der Hennen zu bekommen / ist eytel vergebene fürwitz / dann ob wol solches mag und kan geschehen / so ist es doch eine ungewisse / darzu nicht die rechte und gute weise / junge Hüner dardurch zu überkommen. Man setzt die Eyer mit der Spitze über sich gekehrt / eins nach dem andern in Hünerkott / thut sie nachmals in einen zimlichen warmen Ofen / und bedeckt sie un [145] ten und oben mit kleinen Säcklin von zarten waichen Hünerfedern gemacht / wendet sie darnach zu etlich malen umb / Im achtzehenden badet man sie / und im ein und zweynzigsten hilfft man den jungen Hünlein die Schalen durchboren. Man kans auch auf andere nachfolgende weis also machen: Am selbigen Tag / wann man will die die Gluckhänne über Eyer setzen / im fall du nicht wollst so wol die Tage als Eyer mercken / und doch gleichwol wissen / wie lange du die Eyer untergelegt hast / soltu gleich so vil anderer Eyer nemmen / als du der Gluckhännen unter gelegt hast / und sie auf ein Säcklin mit klein gereutertem Hünerkath außgefüllt / in reinen weichen Federn / gleich als in ein Vogelnest / mit der Spitz über sich gekehrt / setzen / darnach mit andern Federn und Säcklin / von gemeldtem Kott gemacht / also zudecken / daß kein Ey das ander anrühre. Laß sie nachmals also bleiben. Nach drey oder vier Tagen soltu alsdann die Eyer alle Tag einmal sanfftiglich / daß sie nicht brechen / umbwenden. Darnach wann die Hüner anfallen nach zwantzig Tagen die Eyer durchboren / must du ihnen dasselbig helffen / und die jungen Piplen einer andern Hennen / welche ohne das wenig Hünlein hat / zuführen. Aber wie es mit allen diesen Künsten beschaffen / so gehet doch die Natur in allen Dingen vor. Man kan sonst wol zu wegen bringen / daß die Hüner / so wol den Winter / als den Sommer durch / Eyer legen / wann man ihnen Kleyen mit gedörrten Nesselblättern und Samen vermenget / zu essen gibt. Die Mayerin / wann sie die Eyer zu verkauffen gedenckt / soll sie dieselbigen auch wissen zum Vorrath lang frisch zu behalten; so lehren nun die Alten / daß man sie im Winter warm und bedeckt in Sprewer und gehackt Stro / und im Sommer frisch in die Kleyen legen soll. Aber ich halt (doch auff anderer Verbesserung) das Widerspil / Dann die Sprewer ist frischer / und die Kleyen warm und hitzig: zu dem so b???chen die Eyer auch allwegen eher / wann man sie Som̅erszeit in Kleyen behalten thut.
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Welche Eyer man mit rein gestossenem Saltz bestäubt und zudeckt / oder aber mit Saltzwasser besprenget / dieselben bleiben gar klar / und bleiben nicht so gantz voll und grob / welches sie sonst unwerth machet / und bekommen ein bösen heßlichen Geschmack. Ein guter Keller ist Sommer und Winter für die Eyer zuhalten auch trefflich gut. Die junge Hünlein soll man kappen / so bald ihr die Gluckhenne nicht sonders vielmehr achtet / oder wann sie dem Hun nicht mehr nachschreyen / fahen an zu krayen / und den andern Hünern nachzugehen / oder mit ihnen zu geylen. Dann wan̅ sie zweyjährig oder drüber sind / so ist es mit dem verschneiden zu lang gebeitet. Man soll auch allwegen ein solches Hänlein zu kappen nemmen / welches starck und schön ist / und gleichwol nicht so schön mit Federn behengt / wie sonst ein anderer guter Han. Man soll auch nicht eher junge Hänlin kappen lassen / man habe dann vorhin die allerkämpffigsten / und die muthigsten / für die Hüner davon abgesondert und außgelesen / alsdann mag man den übrigen Rest verschneiden / sie einsperren und mästen lassen. Etlich pflegen den Kappen (wie es denen im Ländlin Mans und Britannien gemein ist) die Augen / wie sonst andern Vögeln / außzustechen / und machen ihnen eine Mästung von halb gesottener Frucht / eingemachten Kleyen und klein zerschnittenem Teyg / darvon werden sie gleich in vierzig Tagen sehr feißt. Allhier will ich etlicher guter stuck von Hännen / Jungen Hünlin und Eyer / nicht vergessen / sondern etliche Artzneyen / die man von ietztgemeldten Dingen zu brauchen pflegt / und allerley Kranckheit damit heylt / beschreiben und erzehlen. Die Bruthänne macht Junge Hünlin von allerley Farben / so man ihr allerhand gefärbte Eyer untergelegt hat. Und welche Henne von einem Täuber oder einem Feldhun oder Phasan bestigen wird / dieselbige brütelt holdselige Piplin von lustigen Farben. In Sum̅a / wann ihr wöllet Hüner / Tauben / Phasanen / oder sonst ander Geflügel von allerhand Farben haben / so sollet ihr die Vögelkäfig / oder sonst ihre [147] Vogelhütten und Hünerhäuser hin und her unten und oben / mit allerhand Farben / die euch schön beduncken / decken / beziehen und umbhenken lassen. Wann man will / daß die Hennen grosse Eyer sollen legen / soll man gebrannten Ziegel zerstossen / ihn netzen / und unter die Kleyen mischen / zu kleinen stücklin zertheilen / und also den Hennen zu essen geben. Oder man nemme Ziegelstein / zustoß ihn zu kleinem Pulver / misch ihn darnach unter Gerstenkleyen / gebs also den Hünern zu essen. Etliche nemmen genetzt Rubrique oder Rötelstein / und mischen ihn unter ihr Essen. Wann man vier / oder auff das meiste sieben Tage lang / ein Ey in gutem scharpffem Weinessig einbeitzet / so wird die Eyerschölet so zähe darvon / daß mans mag durch das kleineste guldin Ringlin so gantz durchziehen / oder aber in ein sehr enges Glas einbringen. Wann man sie aber widerum in frisch Wasser eine gute weil netzet / so werden die Eyer widerum eben so hart / als sie vorhin gewesen sind. Die Eyer / welche man ein weil im gebrennten Wein gebeitzt hat / verwesen und verzehren sich leicht. Wiltu aber / daß die Eyer nicht leichtlich sollen brechen / so stelle sie auffrecht mit der Spitzen übersich / dann also brechen sie nicht / wann du schon die grösten läßt darauff legest. Ein Ey das ist so hart / daß es nicht möglich ist / wann mans der länge nach zwischen zweyen Händen oben an den zweyen Spitzen faßt / und auff das hefftigst unverwendt truckt / daß mans möge zutrucken und brechen. Es ist auch von Alters her erfahren worden / daß alle die Eyer / welche im Augstmonat / im newen Liecht / oder im Wintermonat / im letzten Viertheil oder im abnehmen deß Monds. Oder welche auff den Newen Jahrstag / oder Auffahrtstag Christi gelegt seyn / lange Zeit frisch und gut bleiben / und nicht leichtlich verderben. Dessen mag kein ander Ursach geben werden / dann daß entweders eines wegs die Eyerschale von grosser Kälte erhartet und dick wird / oder aber daß die [148] grans???me Hitz / die überflüssige Feuchtigkeit / welche leichtlich verderbet / verzehret und gantz und gar außtrocknet. Der Stein / welchen man im Kappaunenkopff einer Bonen groß zu finden pflegt / macht die Männer zu Ehlichen Wercken sehr lustig und begirig / macht sie auch den Weibern sehr angenehm. Etliche haltens für gewiß / daß man ohne zuthuung deß Feürs Eyer braten möge / wan man sie eine gute weil / und ohn unterlaß an der schlingen umbdrähet. Will einer auff die Eyerschalen dermassen schreiben / daß mans innwendig im Ey sehen möge / der schreib auff die Eyerschal mit Dinten auß Galläpffel / Alaun und Weinessig gemacht / und lasse es darnach an der Sonnen trocknen: und lege es darauff erst in scharpff Saltzwasser / siede es demnach / und schäle es: so sind man alsdann die Schrifft im Ey geschrieben stehen. Ein Ey das schwinget sich in die Lufft / ohn einigen sondern behülff / so du ein Ey lärest oder auß???immest / es mit Mayenthau zufüllest / und in die Mittag-Sonne stellst. Ein Ey mit einem Faden umgewickelt / oder umgebunden / und ins heiß Feür gelegt / macht den Faden nicht brennen. Ein lebendiges Hun mitten entzwey geschnitten / also frisch und warm auff der Schlangen Biß gelegt / das zeucht das Gifft auß. Oder man berupff eim lebendigen Hun den Purtzel / und legs also mit dem Pürtzel auff den Schaden / es hat gleiche Wirckung. Darauß folget / daß ein Hun von Natur dem Gifft widerstehet / und ist auch leichtlich abzunemmen / dieweil die Hüner allerhand gifftige Thier / als Krotten / Nattern / Schlangen / und sonst allerley Schlangen-Art ohne einigen Schaden essen. Das innerliche Häutlin im Hun oder Cappen getrucknet / und zu kleinem Pulver gestossen und eingeben / ist eine sondere Artzney wieder den Durchbruch und den Stein. Die Brü darinnen ein Hun oder ein alter Han gesotten hat / ge [149] truncken / öffnet die Verstopffung deß Leibs: wird vil kräfftiger / wann man das Hun mit Bingelkraut / Engelsüß / oder wilden Saffrankörnlin und dergleichen Kräutern gefüllet hat. Diese Brüe ist auch für andere Kranckheit trefflich gut. Insonderheit wann man das Hun mit solchen Kräutern füllet / welche derselben Kranckheit widerstehen. Hoden von den Kappen / welche man mit Milchspeiß geätzt hat / nehren und erquicken die blöde und außgemergelte Personen / die sich nach langwiriger Kranckheit anfahen wider zu erholen. Hennenschmär in Rosenwasser gewaschen / heylen die schronden an Läfftzen und Händen / welche vom kalten Lufft und grossem Frost entspringen. Der Kappen oder Hünergall / mit Augentrostwasser vermischt / und in die fleckechte Augen geropfft / heylet dieselben. Hünerkath gedörret / zu kleinem Pulver gestossen / mit Honig oder Leinöl angemacht / und auff ein kahl Glid gelegt / macht das Haar widerum wachsen. Ein hart gesotten Ey mit gutem Weinessig gessen / heylet den Durchbruch / insonderheit wann man gepulvert Hirtzhorn darunter gemischt hat. Der Dotter und das klar von einem Ey in Wegerich-Safft oder distilirtem Wegerich-Wasser zerklopfft / und Pflasterweis auff den Brand gelegt / heylet denselbigen. Eyerklar mit Weyrauch-Pulver / Mastix und Galläpffeln geklopfft / und auff die Stirn gelegt / stellt das Naßbluten. Das gelb vom Ey verschluckt / stellt den Husten / und andere Flüß / die auff die Lunge und auff die Brust fallen. Das gelbe von eim Ey / welches im vollen Mond gelegt ist / benimt allerley Flecken im Angesicht. Das Häutlin von Eyerschalen zu kleinem Pulver gestossen / und mit Eyerklar vermischt / heylet die ritzigen oder geschrundene Lefftzen.
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Eyerschalen zu Aeschen gebrennt und Pulverweiß in Wein getruncken / stillet das Blut außwerffen / säubert die häßliche Zähne / stärket und machet das Zahnfleisch wachsen. Eyerklar vermischt mit ungelöschtem Kalck / gestossenen Eyerschalen / und eim alten wolgebrandten Dachziegel / zu kleinem Pulver zerstossen / und Bethonien darzu gethon / daß macht ein sonder trefflich gut Mittel / gebrochene Gläser zu verstreichen / und widerumb gantz zu machen. Ein Ey auff Holtz oder Kleidung gegossen / macht daß es nicht brennen kan. Das IV. Capitel. Von den Gänsen. EIn Meyerhoff / der nicht sonders Wasser umb sich hat / mag keine Gänse wol ziehen: Oder aber man muß einen sondern Graben / und ein Weyerlin darzu graben lassen: Dann die Gänse und die Antvögel seyn gewöhnlich gerne im Wasser / begehren zu baden / und sich zu waschen / zu netzen / und darinn zu schwimmen und zu tauchen / kommen auch gar selten vom Wasser. Eine Ganß ist ein nutzlicher / und auch sehr schädlicher Vogel. Nutzlich seynd sie in der Haußhaltung / dann sie bedörffen keiner sonderer Sorge / wie man sie auffziehen und erhalten solle: Dann es mag leicht seyn / das die Gänß speiset und sättiget. Sie seynd darneben manchmal auch vil gewarsamer in einem Hauß / dann sonst mancher guter Hund. Die Gänß zeigen mit ihrem stäten Geschrey und Geschnader den künfftigen Winter an. Legen Eyer / und brütlen junge Gänßlin. Sie geben gute und weiche Federn / zweymal im Jahr / die pflegt man nachmals in köstlichen Betten / und zu guten Schreibfedern zu brauchen / und die Pol??? oder Schoßpfeil mit zu befedern. Die Gänß sind darumb schädlich / daß sie eines eigenen Hüters oder Gänßhirtens bedörffen: Dann wo sie allein seyn / da verderben [151] sie die junge Impflin / oder Pflantzen / benagen allerhand Gartenkräuter / die junge Weinstöck / oder das junge Holtz in den Reben. Den Früchten thun die Gänß sehr einen grossen Schaden / sonderlich wann sie in Halmen schiessen: dann sie dieselbigen nicht allein abnagen und befressen / sondern auch mit ihrem schädlichen Kott beschmeissen und verderben. Solchen unraht erfähret man sonderlich in den Landen / da sich die wilden Gänß (dann sie verreysen eben so wol als die Kränche) hauffenweis versam̅len / sonderlich aber in Holland / Hennegau / Artois, und sonsten. Daselbst sihet man gemeinlich / daß sie fast auff eine halbe Tagreys weit die Früchte abfressen / verwülen / und verderben. Die zahme Gänß thun eben so wol grossen Schaden / wann man ihnen nicht wehren lasst / als sonst die wilden: dann sie rauffen nicht allein die junge Frücht / sampt der Wurtzel auß der Erden / sondern sie verderben auch das Erdrich mit ihrem Kott / also / daß es nachmals eine lange Zeit nichts tragen / noch etwas darauff wachsen kan. Die weisse und die graue Gänß und Gänßrecht seynd allwegen die besten / die getheilte aber / oder die gesprengte einer mittelmässigen art. Eine Ganß leget dreymal Eyer im Jahr / wann man sie nicht laßt brütlen. Welches auch vil nutzer ist / dann daß man sie brütlen lasse: Dann die Hüner pflegen die junge Gänßlin besser zu nehren und weyden / und mit grössern hauffen zu führen / dann die Gäns selbst: Und etliche Gäns legen offt jedesmal biß in die zwölff Eyer / oder zu Zeiten mehr. Etliche legen zum erstenmal fünff Eyer / darnach vier / zum letzten nur drey. Solches geschicht aber von dem ersten Tag deß Merzens biß zu dem letzten deß Brachmonats. Diser Vogel vergißt auch der Stelle nicht / da er das erste mal seine Eyer gelegt hat. Auch da man will / setzt er sich widerumb an dasselbig Ort / und legt Eyer / und brütelts auch daselbs auß. Es ist nicht rathsam / daß man die Gäns anderswo / dann in ihrem eigenen Stall lasse Eyer legen. Darum soll man sie eingeschlossen und eingesperrt halten / so offt sie legen wöllen.
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Wann man die gelegte Gäns-Eyer nicht laßt auffheben / so bleiben die Gäns so lang darauff sitzen / biß daß sie dieselben gar außbrüten: Wann man aber allwegen die Eyer abnimbt / so legen sie biß in hundert oder zweyhundert Eyer / und zum offtermal / wie etliche fürgeben / so lange / biß daß sie letztlich vom ligen zerspringen. Ein Gans brütelt kein andere und frembde Eyer / dann allein die ihre. Man soll auch sehen / daß man einer ieden Ganß das mehrertheil ihre eigene / und insonderheit die gezeichnete Eyer unterlege. Die Gäns brüten gemeinlich nicht weniger auff einmal / dann siben oder neun / darnach auch nicht mehr dann fünffzehen Eyer / mussen aber auch in ungleicher Zahl untergelegt werden. Wann die Gäns brütlen sollen / so möchte man Nesselwurtz ins N???st legen / dann also mögen die junge Gänslin / wann sie außgeschloffen seyn / kein Ding beschädigen. Etliche Gäns die brütlen gemeinlich / wann schön und warm Wetter ist / Neun und zwantzig Tag zum längsten. In dem sie aber brütlen / soll man ihnen ein gut theil geschwölter Gersten und vil Wassers fürstellen / damit sie also nicht zu vil dörffen auffstehen / sondern stets über ihren Eyern bleiben. Die Gäns haben ihre Gänslin also lieb / daß auch sie vil lieber hungers sterben / dann daß sie ihre Eyer verlassen sollen. Was weiters allhier von Gänsen zu mercken ist / daß mag man auß vorigem Capitel von der Hünerzucht auch hieher gebrauchen. Die jungen Gänslin soll man zehen Tag lang mit ihrer Mutter einhalten / und gleich die ersten Tage / wann sie außgeschloffen seyn / ihnen Gerstenmehl in Honig eingeweicht / mit Wasser und Kleyen vermischt / bißweilen auch jungen Lattich / darnach Hirsen / und ungeweichten Weitzen / zu essen fürstellen. Nach zehen Tagen / mag man sie gewehnen auff die Weyd / und wann sie vorhin gnug gessen haben / außtreiben: Dann ein Gans ist so ein frässiger Vogel / daß sie mit grosser Macht / wann sie recht hungert / die Kräuter und starcke N???st von den [153] Bäumen abnaget / und also ihnen selbs den Hals zum offtermal abreisset. Man soll gut acht haben / daß die Gäns / wann sie aussen im Feld seyn / von keinen Nesseln oder Disteln essen / daheim aber nicht von Wölffen / Füchsen / Katzen / oder Wiseln beschädiget / oder aber gar gefressen werden. Wann ein Gans vier Monat alt ist / so ist sie erst zum besten zu mästen / darum soll man die allerhübscheste / und gröste nemmen / in ein Finster und dunckel Ort einschliessen / und so die noch jung seyn / gantzer dreissig Tage lang / die Alten aber zwen Monat lang / eingeschlossen halten / dreymal im Tage Gersten / und in Wasser geschwölten Weizen / Mehl mit Honig und Wasser gemischt / zu essen geben. Dann die Gerst macht das Gansfleisch schön weiß / der Weitzen aber macht sie feißt / und vollkommenes Leibs. Etliche nemmen grüne oder dürre Feigen / schneiden sie ab zu stucken / weichens mit Saurteig ein / und stellens ihnen also für. Etliche berauffen ihnen die Federn am Bauch und am Kopff / ziehen ihnen die grossen Fättichfedern / und stechen ihnen die Augen auß. Die andere gemeine Gäns pflegt man gemeinlich mit allerley geschwölten Leguminibus oder Zugemüß zu ätzen. Jhr vll geben ihnen nichts anders / dann gute faißte Kleyen / Lattich / Wegweiß / und Brun̅kreß zur Nahrung / damit sie lustig zum essen machen. Man gibt den Gänsen nit mehr dann dreymal im Tag zu essen / als deß Morgens / zu Mittag / und auff den Abend. Die andere Zeit seynd sie den gantzen Tag auff der Weyde. Man pflegt gemeinlich die Gänse durch einen Buben zu verhüten / damit sie nicht in die Früchte fliegen / dieselben verwüsten und verderben. Die Gänse sollen keine Nesseln / Bilsamkraut / Schirling / oder Ziegerkraut fressen / dann solches macht sie schlaffend tod. Die Alten haben nicht mehr dann einen Gansert zu dreyen Gänsen gehalten / Jetzunder aber pflegt man zu sechs Gänsen nur einen [154] Ganser zu nem̅en. Im Mertzen und im Herbst raufft man den Gänsen die Pflaumfedern / und die andern grosse Schreibfedern auß. Sonst sind der todten Gänsfedern eben so wenig nutz / als der todten Schafe ihre Wolle. Uber dreissig Gäns soll keiner in einer Zucht halten: die Alten nemmen nicht mehr dann zwantzig / dann die grossen und alten Gäns beissen / ropffen und beschädigen gemeinlich die Jungen. Derhalben soll man sie mit Schrancken entscheiden / und gleich wie die Hämmel und Schaf von einander absöndern und versperren. Man soll auch den Gänsen zum offtermal frische und saubere Sprewer lassen unterstreüen / dann der Gänßstall / muß allwegen trucken und sauber gehalten seyn / damit kein Ungeziefer darinn nisten und sich erhalten mögen. So vil der Gäns Kranckheit belanget / dieweil sie auch mit gleichen Siechtagen / als die Hennen / beladen seyn / und dieselben pflegen zu bekommen / wird man derhalben auch ihnen die oben fürgeschribene Mittel mögen gebrauchen. Soll derhalben niemands / dieselben an gemeldten ihren Orten nach zu suchen / sichbeschwären. Gänsschmaltz wird insonderheit hoch gelobt. Dann dasselbig mit Zwibelsafft vermischt / und in die Ohren etliche tröpflin darvon eingeflößt / das lindert den Schmertzen / und ziehet Wasser herauß. Getrucknete Ganszungen zu Pulver gestossen und eingenommen / das treibt den verstandenen Harn. Wann die Weiber gleich nach ihrer reinigung Gänshädlin essen / bekommen sie nicht allein grossen lust und begirde zu ehlichen Wercken / sonder es macht sie auch sehr fruchtbar. Das V. Capitel. Von alten und jungen Enten / oder Antrechten / wilden Antvögeln / Tauchentlin / Seevögelin / Schwanen / oder Elbschen / Kränchen / Storcken / und andern Wasservögeln.
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IM Weyer / oder im Teichlin / welchen wir oben mitten in dem Hof zu machen befohlen haben / mag man Enten und dergleichen Wasservögel halten und auffziehen. Doch soll man nahe darbey auch ein sonders Wetterdächlin / machen lassen / darunter solch Geflügel deß Nachts bleiben und sich halten möge. Sonst bedarff es keines eigenen Unkostens / noch sonderer Wartung / dises Geflüges halben / Allein daß man fleissig zusehe / daß sie entweders von den Katzen oder Wißlen / Falcken / Geyern und Schlangen (dann diß Ungeziefer ist den Enten fast auffsetzig) nicht geschädigt oder gefressen werden. Ihr Essen / als allerhand Körnlin / Hülsen / Frucht / Sprewer / soll man ihnen ins Wasser werffen / und wo sie hin und her in nächstbeyligende Gewässer gehen wöllen / soll man ihnen keines wegs wehren. Es ist nicht von nöthen / daß man die Enten sonderlich verhütet / dann sie gehen nicht sonders gerne in die Gärten. Sie machen ihnen selbs ihr Räst / darinnen sie Eyer legen / und ihre Jungen außbrütlen. Die fürnemste Sorge / die man bey den Enten haben muß / ist allein dise / daß man sonderlich die wilde Antvögel zum Weyer und ihrer gewohnlichen Pfitze / wider zukommen gewöhne. Darnach daß man ihre Eyer an dem Staden samle / und einer zamen Hennen / darmit sie zam werden / außzubrütlen unterlege. Dann die Jungen so darvon kommen und also erzogen seyn / werden allezeit viel besser dann die andern. Wann man die wilden Enten fahen / und heimlich oder zahm machen will / so soll man Weintrusen / oder Höffen / oder schwartzen Wein nehmen / und an das Ort schütten lassen / da man sie vorhin gemeinlich mit Traubenkörner / Saurteig und Mehl vermischt / geätzt hat / wann sie dann truncken seyn / so soll man sie fahen. Oder man nehme ein gut theil Bilsenwurtzel und Samen / werff sie beyde in ein Becken voll Wassers / laß es Tag und Nacht darinn weichen / thu darnach Weitzen darzu / und laß sie mit einander so lang kochen und sieden / biß sie geschwöllen: Schütte darnach solchen Brey [156] an gemeldtem Ort / dann kommen die wilden Enten / fressen darvon / türmlen und fallen plötzlich nider. Dessen Vogel pflegt man wie sonst die Gäns zu mästen und feißt zu machen / das ist / sie werden mit gleicher Speiß geätzt. Aber doch soll man ihnen auch frisch Eingeweyd zu essen geben / und dieweil sie sich nicht mausen / ist es allweg besser / daß man sie lasse frey umlauffen / dann daß sie eingeschlossen und eingesperrt wären. Der gröste Nutz / so man von Enten haben mag / seind die Federn / und ihr wolschmackend Fleisch / die Federn sind viel weicher / besser und gesunder darauff zu schlaffen / dann die Gänßfedern. Die Enten machen vil Eyer / seyn aber nicht so gut noch gesund wie Hüner-Eyer / man mag Fladen und Küchlin / und allerhand geröst oder f???icast und sonst ander geköcherts und Schleckbissen darauß machen. Oder man kan sie auch einer Kluckhennen unterlegen / und außbrütlen lassen. Wann diser Vogel sich mit dem Schnabel offt viel butzet / ist es eine Anzeigung / daß ein Regenwetter vorhanden. Der Antvögel Blut gedörrt / und mit Wein getruncken / soll wider alle Gifft gut seyn. Ein lebendiger Antvogel auff den Leib so warm gelegt / soll trefflichen das Leibweh stillen. Man sagt auch / daß so offt sie solche Kranckheit heylen / sie selbst auch davon kranck werden / das reissen im Leib bekommen und sterben. Mur-Enten / junge wilde Enten / Wasserhüner / seyn nicht leicht zu zähmen. Man fahet sie aber viel eher / dann sonst die wilden Antvögel. Solches ist auch zu verstehen von den andern Vöglen / den Schnepfen oder Schnephünern / Wasserhünlin oder Pfulschnippen / so im Wasser und auff Erdrich leben / darvon sie dann bey den Alten / Vögel zwyfaches Lebens genennt. DIe Schwanen sind nicht allenthalben zu finden / halten sich gemeinlich an etlichen sondern feuchten wasserechten Orten / Einöden / und grossen Wüsten / als um Thurs und Saumeur in Franckreich / um Valentz in Flandern / daher dann solche Statt soll [157] das Schwanenthal genannt seyn worden. Ein Schwan ist leichtlich zahm zu machen / und in die Gräber oder Weyer zu bringen / aber sie fressen die Fisch in den Teichen auff / sie pflegen gemeinlich in die jungen Früchte Hauffenweiß zu fliegen / und dieselbigen eben so arg als die wilde Gäns / oder sonst andere wilde Vögel zu verderben. In einem grossen Weyer soll man über zwey paar Schwanen nicht halten. In einem kleinen Graben ist gnug an einem. Man soll ihnen ein sonders Dächlin / oder ein kleinen bedeckten Schopff / unter dem freyen Himmel machen / und dasselbig offt und dick saubern: dann sie machen vil unraths. Wann es ihnen aber an der Weyd manglen wolt / so mag man ihnen geweicht Brod / oder das Eingeweid von Fischen fürwerffen. Die Schwanen sind frässig und kosten vil zu halten / machen ihnen ihr Rester selbst. Brütlen nicht mehr dann drey Junge auß / und daß nur einmal im Jahr. Ist auch ein schöner lustiger Vogel. Es ist noch ein andere gestalt der Schwanen / die haben starcke Füsse / krumme Klawen wie andere Raubvögel / damit faßt und ergreifft er den Raub. Ein solcher Schwan ward einsmals in einem Weyer der Aptey Iuilly, nahe bey Damptmartin, im Jahr 1554. gesehen und geschossen. Dise Art der Schwanen nehrt sich allein im Wasser von seinem Raub. Er wird kaum zahm gemachet / ist auch kein gemeiner Schwan. DIe Kränch sind den Schwanen nicht ungleich / bleiben nicht durchs Jahr / sondern fliegen alle Jahr auß warmen hitzigen Landen / in kalte fröstige Ort / sie ziehen im Herbstmonat / und kommen wider / wann man fast geseyet hat: und wiewol sie gern am Gewässe??? wohnen / essen sie doch vil lieber das am Land / dann was im Wasser wächst. Die Kränche essen allerley Korn / wie sonst die wilde Gäns. Diser Vogel bedarff keins sondern Wesens / dann zu dem daß sie nicht allweg bleiben / sondern darvon zu gewisser Zeit ziehen / legen sie ein gantz Jahr nicht über zwey Eyer.
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Die Kränch zu ziehen / bringt kein sondern Nutz / sonder allein Lust und Ergötzlichkeit. So offt sich die Kränch stillschweigend in die Lufft hinauff schwingen / das soll schön Wetter bebeuten. Wann sie aber auff der Erd bleiben und ruhen / so ist man deß Regens gewärtig. WAnn ein Meyerey in einem sumpffechten und faulen Boden ligt / da gemeinlich vil Schlangen oder Natern und dergleichen Ungeziefer vil ist / da soll man oben auffs Haus ein son dere Rüstung auffrichten / oder aber einen sondern ästigen hohen Baum halten / und die Storcken darauff gewehnen / dann also fressen sie das Ungeziefer auff / Speisen ihre Junge darmit / und kompt der Meyerhof desselben abe. Die Störck seyn nicht so leichtlich an ein Ort zu gewehnen. Auch bleiben sie nicht übers gantz Jahr an einem Ort / sondern ziehen auch gegen Winter in andere Länder darvon. Man findet etliche Störcke / wann sie ihr alt Nest gantz und auffrecht finden / und wann man ihre Jungen mit friden gelassen hat / daß sie widerum alle Jahr darauff nisten / wann sie auß fremden und fernern Landen herauß kommen. Sie machen ihre Nest auf hohen Türnen / da niemand mag zu kommen / dann sie wissen wol / daß sie an solchem Ort am sichersten bleiben. Es ist nicht von nöthen / daß man sich um der Storckennest / ihre Speiß oder Nahrung / oder um ihr Eyer legen viel bekümmere: dann ein Storck ist ein solcher Vogel / der sich elbst ohne eines andern Hülff wohl ernehren und versorgen mag. Das VI. Capitel. Von Phasanen oder Phasant und Waldhennen. DIe Phasanen / welche Columella Numidianische Hüner nennet / zu halten / ist sonst nichts anders / dann ein grosser überiger Fürwitz: Wer aber solches vermag / der hats einen nutz / und ein Lust dabey: Diser Vogel muß eine sondere Person haben / die sonst nichts thue / dann mit ihm stäts umbgehe. Sie kosten und gestehn [159] viel zu halten / müssen ein sonder Gerüst in der Höh und empor gegen dem Hof aufgerichtet haben. Auch muß man ihr Eßtröglin empor gegen der Sonnen / und einem jeden seyn eigens fürstellen. Das Phasanenhauß soll nicht mehr dann ein eintzige Thür haben / damit mans desto füglicher möge säubern und außfegen / und ihr essen dardurch geben. So soll es auch gegen dem vorderliecht gericht / und mit guten starcken dicken Latten oder Brettern oben zu wol gedeckt seyn. Die Phasanen und Waldhüner sind sehr schwär zu zähmen / wann man sie nicht Jung / und so sie eines Jahrs alt seyn / gefangen hat. Dann die alten Phasanen legen und brütlen sehr ungern / und die Jungen muß man fleissig halten / biß daß sie erzogen / und der ungewohnten Ungleich formigkeit ihres Landes Lufft / da sie gefangen seyn / gewohnen. Zu zweyen Weiblin muß man ein Männlin haben: Das Weiblin legt nicht mehr dann einmal im gantzen Jahre / fahet an im Mertzen / und legt nicht über zwantzig Eyer / eins nach dem andern / darnach brütels sie alle auff einmal auß. Man kan auch zu fünffzehen Phasanen-Eyern etliche fremde Eyer unterlegen. Die Phasanen brütlen ihre Junge in dreissig Tagen auß: Man soll die Phasanen über den Eyern solcher Gestalt sitzen und halten lassen / wie sonst andere gemeine Hüner / alleine daß man sie nicht ausserhalb ihren Häußlin lasse brütlen. Die erste Tag soll man die jungen Phasanen mit gesottenem erkalten Gerstenmehl ätzen / darnach aber mag man ihnen Weitzenmehl fürstellen und zu essen geben. Bißweilen auch Häuschrecken und Aumeysen Eyer unter ihr Essen mengen / und frisch trincken ihnen zum offtermal fürstellen. Die Alten haben vorzeiten die Phasanen für grosse und prächtige Pancketen gemäst und feißt gehalten / die ersten Tage mit Honigwasser und gutem starcken Wein geträncket / dardurch solten sie ihrer natürlicher und gewohnlicher stellen vergessen: die nechste folgende Tag haben sie ihnen nichts anders dann Gerstenmehl mit Wasser gemischt / [160] oder im Wasser geschwölte Bonen / gerölte Gersten / gantzen Hirs / Steckruben / oder gesottenen geschwölten Leinsamen unter das Gerstenmehl gemischt / zu essen fürgestellt. Wann sie aber purgiren / und die Galle von ihnen haben treiben wöllen / pflegt sie ihnen fünff Tage lang Griechisch Hew / Foenum graecum genannt zu essen geben / und sie also sechtzig Tag lang in diser Veränderung gehalten. Dise Manier Phasanen zu halten wissen die Reichen Jahrkuchen zu Paris trefflich wol. Damit man sie aber desto feißter mache / will Columella daß man ihnen vollauff zu fressen gebe / auff daß sie zu Bancketen gemästet seyen: dann wenig wilder Vögel oder Waldhennen pflegen in ihrer einverfangenen Dienstbarkeit Eyer zu legen. Das VII. Capitel. Von Pfawen. DEr Pfaw hat die schönsten Federn unter allen Vögeln / darum ist er auch so stoltz und hochmütig / überhebt sich solcher seiner Federn: hat aber scheutzliche und heßlichere Füsse / Ist sonst ein schöner Vogel von gestalt / und gut zu essen: Halt gute Wacht im Hause / dann wann er jemands fremds ersihet eingehen / thut er nichts dann schreyen / und also die im Hause wonen / mit seinem stäten Geschrey zu warnen. Die Pfawen sind theur zu halten und zu speisen / seyn frässig / darzu schädlich im Hause / dann sie verderben und verwüsten alle Gärten / wo keine Matten oder Wisen nach am Hause sind. Sie brechen das Getäch / und was sonst hoch am Haus ist. Das Pfawenmännlin / dieweil es so unkeusch ist / bricht der Pfäwin die Eyer / daß sie nicht brütlen darff / und er unter deß sich desto mehr mit ihr erlustigen möge. Das Männlin lebt eine lange Zeit / und fast biß ins zwentzigst oder biß ins fünff und zwentzigst Jahr: das Weiblin etwas weniger. Die beyde Geschlecht sind gar schwerlich auffzubringen und auffzuziehen. So bald sie aber die Pfawen verlassen / alsdann dürffen sie keiner sonderer [161] Wartung / es wäre dann / wann sie die Frücht im Felde verderben: Sie haben gern warme und wol temperirte Lüfst. Daher kom̅ts / daß man die Pfawen an etlichen Orten deß Franckreichs muß mit grosser Müh und Sorge auff ziehen. Auch hat man in Frankreich an keinem Ort mehr Pfawen / dann gegen Lisi eux in Normandien / von dan̅en bringt man sie gen Paris zu stattlichen Pancketen / und köstlichen Gastereyen. Man mästet sie mit Biren und Aepffeltraber. Die Alten haben vor Zeiten Wörder oder kleine Insulen für die Pfawen am Ende des Gartens gemacht / und darbey zwo kleine Hütten / die eine für den Hüter / und die ander für die Pfawen selbst. In Italien pflegt man noch heutigs Tags in den Seestätten die Pfawen in kleinen und beiligenden Inßlen zu halten / und also vor den Füchsen zu bewaren. Solches haben auch die Uralten eben solcher Ursach halben gethan. Aber wir fragen solchem Pracht nicht vil nach / und begehren keinen so grossen Stand allhier zu führen / Sondern wir machen unsern Pfawen Ställ all auff das Obertheil deß Hünerhauses / und setze sie wo es am höchsten ist / Dann sie begehren ohne das ihre hohe Wohnungen und freye Lufft zu haben. Sitzen gemeinlich auff hohen grossen Bäumen. Machen ihnen selbs bißweilen eigne Nester auff der Erden / darinn sie sich deß Tages halten. Den Pfawenstall muß man eben so wol sauber und rein hatten / als das Hünerhauß: dann sie bekom̅en fast gleiche Kranckheit und Siechtage wie die gemeine Hennen / wöllen auch durch gleiche Artzneyen geheylet seyn. Den Pfawen / welche Eyer legen / soll man das Ort / an welchem sie sich am meisten halten / mit dücken Sprewren oder grünem Graß bestrewen / dann sie legen ihre Eyer nicht sitzling / sondern das mehrertheil ständling / Darum lassen sie die Eyer im Schlaff fallen / und brechen sie. Die Pfawen werden erst am dritten Jahr fruchtbar / vor der Zeit sind sie entweders gar kein nutz / oder aber nicht am fruchtbarsten. Dreymal im Jahr legen sie Eyer / wann sie aber brütlen / so legt [162] sie nur einmal / die andere übrige Zeit bringt sie mit brütlen und Jungen führen zu. Sie fahen an zu legen im Hornung / und machen fünff Eyer / eines nach dem andern / das ander mal vier oder drey / das drittmal drey oder zwey. Wann die Pfawen nicht voglen mögen / so muß man ihnen solche Speise geben / die sie hitzig macht / als Bonen / die man in heisser Aesch hat rösten lassen. Der Pfaw begehrt zu steigen / wann er sich vil spieglet / und sich gantz und gar mit seinen Spiegelfedern überdeckt / oder wie man sagt / ein Rad machet. Wann das Weiblin brütlen will / so verbirgt es sich für dem Männlin auff ein sonders und heimlichs Ort: das Männlin aber sucht dasselbig / dieweil es sehr unkeusch ist / wann ers dann findt / schlägt und zerbricht er die Eyer. Wann man die Pfawen / in dem sie brütlen / mit schönem weissen Tuch zudeckt / so machen sie eytel schöne weisse / und keine spiegellechte Jungen / so man aber gespiegelte Jungen begehrt / so soll man sie in ein sonder Orth einsperren / und dasselbig mit schönen gemahlten weissen Tüchern oder Bildern beziehen. Im dreissigsten Tage / wann nun die Jungen sind außgeschloffen / und die Mutter dieweil sie gebrütelt hat / eben solcher gestalt / wie oben von Hennen gesagt / gehalten worden / soll man die jungen Pfawen sampt ihrer Mutter nehmen / und in ein sonder Ort / dahin das Männlin nicht kommen kan / setzen / und so lang eingesperrt halten (dann die Alten hassen die Jungen gar übel) biß daß die Jungen einen Strauß am Kopff bekommen. In dem sie aber verborgen und eingesperrt seyn / muß man sie warm halten / dann sie werden leichtlich kranck / und sterben bald. Die erste Tag gibt man den Jungen nichts anders zu essen / dann Gerstenmehl mit Wein / gleich wie ein gute dicke Supp eingerührt. Damit aber solch ihr essen desto dicker werde / soll man guten Weitzen / außgetruckten Käß (dann die schlechte und lautere Milch schadet ihnen sehr) darunter mischen. Wann die jungen Pfawen kranck / oder sonst blöd seyn / soll man den Hewschrecken die Füß abreissen / Kornmilbe [163] Spinnen / Mucken nemmen / und zu essen fürwerffen. Auch stellen sie selbs von Natur allerley Würmen nach / fressens alle auff / wo sie die bekommen. Wann die sechs Monat alt seyn / soll man sie mit den alten Pfawen essen / und allenthalben umgehen lassen. Vor kaltem Lufft und Regenwetter soll man allwegen die jungen Pfawen wol bewahren / dann sie hencken die Flügel bald / und maudern sich / sonderlich aber in den Landen / wo sie am schwerlichsten auffzubringen sind / und welche nicht im Brachmonat außgebrütelt seyn: dann so bald sie der Herbstmonat / in dem sie noch jung seyn / betrifft / mögen sie die Kälte nicht erleiden und alt werden. Wiltu daß die Pfawen dreymal in einem Jahr legen sollen / soltu ihre Eyer einem schönen grossen und alten zamen Hun / im zunehmenden Mond / unterlegen / darnach das Hun weg thun / und den Pfawen drauff setzen / ihn die Eyer lassen vollends außbrütlen / oder außschleiffen. Du must aber / wie obgesagt ist / von der auß ziehung der Hüner der zamen Bruthennen / die erste Tag fünff Pfawen und neun Hüner-Eyer unterlegen: darnach aber am zehenden Tag solche Hüner-Eyer hinweg nehmen / und andere an statt derselben ins Nest legen / dann also schlieffen sie am dreissigsten Tage mit den Pfawen-Eyern auß. Das kan man an andern Hünern zu gleicher Zeit thun: dieweil aber Pfawen-Eyer so groß seyn / daß sie die Kluckhenne nicht leichtlich kan untersich umwenden / muß solches derwegen von jemands anders geschehen / wann das Hun auß dem Nest kommen ist. Man soll aber auch die Eyer mit schwartzer Tinte am obertheil zeichnen / damit man sehen oder spüren kan / ob sie auch die Henn selbs angerührt und umgewendet hat / dann sonst würde es. alles umsonst geschehen. Wann die Jungen außgeschloffen seyn / so soll man die jungen Hünlin einem Hun / und die Pfawen einem andern geben / daß die beyde Hüner nicht zusammen kommen / dann sonst verlaßt das Hun ihre junge Hünlin / wann sie sicht / saß die andere schönere und grössere Jungen hat. Der Pfaw wird sehr kranck / wann er Eyer legt / darum muß man [164] ihn mit Honig / Weitzen / Habern / und gerösten Bonen erhitzigen. In Hundstagen / wann sie gemeinlich sehr hitzig seyn / soll man sie ohn frisch Wasser nimmer lassen. Einem jeden Pfawen soll man fünff Weiblin halten / dann so bald die Pfäwin Eyer legt / und sie das Männlin nicht zulassen will / thut er ihr allweg einen grossen schaden / und bricht die Brut-Eyer. Pfawen fleisch ist sehr Melancholischer und gantz undawlicher Nahrung / soll es dann milt und mürb zu essen seyn / so soll man den Pfawen im Sommer einen Tag / und im Winter vier Tag vorhin / ehe mans essen soll / abthun und würgen / und etwas schweres an die Füsse hencken lassen / oder man soll den Pfawen selbs an ein Feigenbaumholtz hencken: dann man sagt / daß solches Holtz das zähe Pfawenfleisch milt machen soll. Gebraten Pfawenfleisch / das kan man einen gantzen Monat lang gut behalten / also / daß es weder den Geschmack noch den Geruch verleuret. Pfawenmist ist eine treffliche Artzney / wider allerley Siechtag der Augen / wann mans kan über kommen. Aber die Pfawen sind den Menschen so untrew und hässig / daß sie auch ihr eygen Mist selbs fressen / damit es dem Menschen nicht zu gut komme. Das VIII. Capitel. Von dem Indianischen Hun. WElcher Mensch das Indianische Hun / oder den Indianischen Pfawen (man nenne es nun wie man wolle) in Franckreich gebracht hat / derselbig hat uns mehr zu unserm fressen und wolleben / damit wollen hoffieren und willfahren / dann sonst andern guten Nutz dadurch schaffen. Dann er ist nichts anders / dann ein rechter unfülliger Haberkasten / eine grosse und tieffe Freßgruben / da man allerley Speise hauffenweis muß einschütten. Kein lustiger Ding an dem Vogel / dann das heßliche geschrey und wildes toben und scharren: In den Jungen aber ist nichts anders / dan̅ [165] ein ewiges pipen und schreien: Indianisch Hünerfleisch ist zart / aber doch unschmackhafft / und schwer zu verdawen. Darum soll man es wol saltzen / und mit Speck und guter Specrerey spicken. Das Pfauenflleisch ist allweg viel lieblicher zu essen / dann diser Vogel. Diser frembde Vogel bedarff sonst keiner eygener noch sonst anderer Nahrung und Speiß / dann allein die jenige / welche man ohne das den gemeinen einheimische̅ Hennen pflegt zu brauchen. In der freyen Lufft zu wohnen / Würme und Unkraut essen / das ist seine Art und Eygenschafft: Auchmüssen solche frembde Hüner mehr gessen haben / dann unsere Einheimischen. Ein Mayersmann mag wol sagen / daß ihne / so viel die Kost belangt / eben so leicht ankomme / etliche Maulthier am Baren zu ziehen / als in seim Hof etlicher solcher Kalccutischer Hennen zu nehren. Ihre Kost aber ist dargegen auch etwas geringer / dann sonst der Pfauen Nahrung / auch begehren sie keiner hohen Lufft / als eben die Pfawen. In den Gärten thun die Welschen Hüner einen grossen Schaden / und verderben alle Ding darinn / machen vil Mist und Unraths: darumb muß man ihnen alle Augenblick und Stunde nachfolgen und säubern. Sie legen und brütlen wie sonst der Pfawe. Ihre Eyer mag man auch einer zahmen Hennen auß zubrütlen unterlegen / und die Jungen so lang führen lassen / biß die Alten auffhören Eyer zu legen / haben auch gleiche Kranckheit mit den Pfawen: derohalben ohn vonnöthen / allhie etwas weitläuffigers darvon zu schreiben. Eine Mayersfraw schaffet keinen sondern grossen Nutz mit Indianischen Hennen-Eyern / und die jenige / welche ihrer Gesundheit gern pflegen / gebrauchen solche Eyer zu keiner Speise: Dann die Artzten geben für / daß gemeldtes Huns Eyer den Nierenstein machen sollen / auch zum offtermahl gute Ursach zu der Maltzey geben.
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Das IX. Capitel. Von Turtel- und Holtztauben / Rep: oder Feldhünern / Wachteln und Kramets vögeln. DAs Vogelhauß / darinn man solche jetzgemeldte Vögel / vielmehr zur Lust / dann daß man junge Vögel von ihnen ziehen wolte / zu ziehen und zu halten pfleget / soll man allweg / wie das Phasanenhauß / an eim hellen Ort an eine Mauren setzen / einem Vogelköfig gleich / und dasselbige durchauß mit gestricktem Netz oder Drotfaden überziehen: Inwendig aber mit Sitzstangen versehen / und Aeste von Lorbeerbaum und Wachholder hin und wider in die Winckel stellen / und ob sie villeicht Eyer legen und brütlen wolten / die Wände mit Nesten behencken. Eins Manns hoch soll es seyn / und viel Sitzstangen von einer Mauren zu der andern überzwerchs gelegt haben: das unterst Erdstrich muß man allwegen mit frischem Stroh bestrewen / und dasselbig zum offtermal erneweren: Das Hauß fein sauber gegen dem Liecht außfegen und säubern lassen. Auff der einen Seiten gegen dem Liecht / soll man ein sonder Brett der Länge nach auffchlagen lassen / und ihr Essen und Trinckgeschirr darauff stellen / dieselbigen alle täglichen Tag außsäubern / mit frischem Trinckwasser widerum füllen und ihnen fürsetzen. Alle jetztgemeldte Vögel ziehen alle Jahr davon / und bleiben nicht so leichtlich / halten sich gern im warmen Lufft / und wann es kalt will seyn / ziehen sie hauffenweiß mit einander übers Meer in andere warme Länder. Sie seyn nicht leichtlich / wie unsere andere Vögel / zu zähmen und heimlich zu machen. Man acht ihr um keiner Ursach halben mehr / dann daß ein zarter Vogel ist / den man zu allerley Pancketen und Gastereyen gebrauchen kan.
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Unter allen dreyen jetzt gemeldten Vögeln / ist keiner so leichtlich zam und so bald zu ermästen / als die Turteltauben: Man soll sie aber / wann sie nun groß seyn und fliegen können mit Wein träncken und fahen / dann also vergessen sie ihres freyen Willens: dann es ist ein zorniger Vogel / und der sich übel gehebt / wann er gefangen wird. Auch so legen sie nicht vil Eyer / wann man sie eingesperrt hat. Man kan sie nicht im Winter feißt machen: haben also dises falls gar andere Art / dann die Kramatsvögel. Man machet sie mit Wicken / Gersten und andern Körnlin sehr feißt / allein daß man ihnen rein und frisch Wasser zum offtermal fürstellen muß / darinnen sie sich baden und abwäschen mögen: Sie essen Hirsen und Heydel trefflich gern. Für fünff und zwentzig solcher Vögel muß man einen halben Sester gemahlets Samens haben: Neben dem Badwasser / oder sonst in ein sonders Winckelin muß man ihnen auch Kis fürschütten. Wann sich die Turteltauben maudern / die Flügel hencken / und in ihrem Nest bleiben sitzen / so soll man sie allwegen fahen und besehen / ob sie den Pfiffis haben / ihnen alsdann denselbigen abziehen und weg nehmen lassen. Wann sie aber die Füsse mit ihrem eygenen Mist behenckt und verwickelt haben / oder daß sie Würm und Läuß bekommen / muß man ihnen helffen / wie sonst den andern gemeinen Hünern. Turteltaubenblut auß dem rechten Fettich genommen / heylet das geronnen Blut / und den Epssen in Augen. Turteltaubenmist / benimt die Flecken in den Augen. Auff solche gemeldte Weiß / möcht man auch die wilde Tauben halten und mästen / aber sie sind viel frässiger und gar übel zu zämen: Sie essen im Winter gern Weinmüsser / und werden feißt davon / das thun auch die Turteltauben: Man soll ihnen aber auch Kisenstein fürschütten. DIe grawen Wachteln sind viel leichter zu zämen dann die gesprengten. Sie haben nicht so zart Fleisch / wie die andern / [168] und würd doch nicht viel ärger dann der Phasanen Fleisch / wann man ihnen zu essen gibt / und ihr fleissig gewartet hat. Man muß die Wachtelen eben so wol behalten / und ihnen gleichsam essen geben / wie sonst den Phasanen / außgenommen daß man ihnen bißweilen guten Waißen oder grün Graß muß fürstellen. Die Wachtelmännlin seind gar hitzig und unkeusch: darum legen die Weiblin allweg so vil Eyer. Die Männlin kämpffen mit einander umbs Weiblein / lassen nicht ab / biß eins das ander überwunden hat / welches dann den Streit gewinnet / dasselbige schreyet das ander an / und muß ihm auch nachfolgen / wie sonst das Weiblin pflegen dem Männlin nachzulauffen. Die Weiblin sind so fruchtbar / daß sie allein von des Män̅lins stimm sein flug oder sein Athem empfahen. Sie essen den Hirsen und Heydel am liebsten. Welche Weiber viel Wachtel-eyer essen / dieselben werden sehr fruchtbar / und bekommen viel Milch. Die Wachtelgall macht scharpff Gesicht: in gleicher vile Honigs vermischet / heylet die zerstossene Augen / solches thut auch das Wachtel-blut. Eine Wachtel ist fehr ein wilder Vogel / darum pflegt man ihnen gemeinlich nicht so vil Liechts zu geben / wie den andern Vögeln. Auch so pflogt man die Wachtelköfig mit gestrickten Netzen oder mit Leder zu überziehen / damit sie sich nicht so hart stossen / wann sie hin und her umbflattern. Man stellt einem ieden sein Essen und sein Trinckgeschirr für / auf ein besonders örtlin. Sie essen grünen Waitzen gern / doch ist der Hanfftsaat ihr bestes essen. In andern Ländern da sie wohnen / ohne bey uns nicht / pflegen sie sich gemeinlich bei der Nießwurtz zu weyden. Darum sagt Didymus, Ihr Fleisch sey laxierend / und es mache den Stulgang: Bringet gern den Schwindel und das Haubtweh: darum soll man sie allwegen mit Hirsen oder Myrthillen sieden / oder wann man sich übel befindet / darvon trincken. Man möchte wol auch Wachtlen gleicher gestalt solch Ding zu essen geben.
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DIe Kramatsvögel seind frembde und nicht unsers Lands Vögel / sie können auch nicht so leichtlich unserer Lufft gewonen / darum ist vergebens / daß man sie wolt fahen und mästen. Dieser Vogel ist gern an solchen Orten / da vil Oelbäum wachsen / dann sie essen gern die Olmen / werden am meisten feißt / wann die Olmer zeitig seyn / sie thun den Oelbäumen grossen Schaden: dann sie fliegen und fallen hauffenweis darauff / fressen sich nicht allein satt daran / sondern sie führen auch ein gut Theil mit dem Schnabel / und zwischen den Sporen / wie etwann die Kriegsleut zu thun pflegen / mit sich hinweg. Diese Vögel findt und zeucht man in den Gebürgen / aber doch insonderheit in dem Winter: dann in mittelmässigen kalten Orten werden sie feißt und vollkommen. Vor Zeiten ist dieser Vogel bey den Alten in so grossen Würden gewesen / daß man auch ein eintzigen Kramatsvogel um zehen solidos hat kauffen müssen: Solches thun noch die Italianer und Spanier / und bey uns in unserm Franckreich die Leoneser / und die in der Provintz und Avernen. Doch ist dieser nicht so groß bey uns allhier / als jenseits deß Gebürgs. Die Kramatsvögel seynd viel grimmiger / dann sonst alle andere Vögel. Sie sterben bald wann sie gefangen seyn worden / um daß sie ihr eigen Lufft nicht haben / oder daß man sie zu den alten zamen Kramatsvögeln gesetzt hat. Man muß ihnen allweg ihr essen auff ein schönes und sauberes Brettlin / doch weit von ihren Sitzstangen / fürschütten lassen. Sie essen gedörrte zerschnittene Feigen / mit Mehl vermischt: doch kan man auch bißweilen ihr Speiß abwechslen / und ihnen Myrtillen / Lentiscum oder Eppich / oder wilden Oelbaums-Körnlin drunter mischen / und doch allweg ihr Speißtröglin oder Geschirr voll Hirsen füllen / dann solches ist ihr natürliche eigene Speise: Item auch allwege schön lauter und pur frisch Wasser / gleich wie sonst den obgemelten Vögeln darstellen. Ein Kramatsvogel mit Myrtenbeer gefüllet und gebraten / ist ein treffliche Artzney wider die rothe Ruhr / und die Harnwinde.
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Das Neunte Buch.
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Vom Taub-Hauß und seinen Schlag-Tauben. Das I. Capitel. DEr Taubenzug ist fast so nutzlich zu schätzen als das Hünerhalten / insonderheit wann man die Jungen neben den andern Alten wolte verkauffen: dann sie machen alle Jahr vil Jungen. Man findt auch solche Mayerhöf / da man zweyhundert oder dreyhundert paar Tauben auff einmal in Jarkuchen mag verkauffen. Sie bedörffen keiner sondern Arbeit noch Sorge: allein daß sie viel kosten zu halten / und den Feldern grossen Schaden thun. Darum laßt man an vilen Orten keinen grossen Taubenthurn zu / dann allein etlichen / die grosse Fruchtfelder oder Acker haben. Wöllen derhalben unser Taubhauß nach Gelegenheit unserer Mayerey im Unterhof / davon obgemeldt und angezeigt ist worden / einer Windmühlen oder Steinmetzerthor gleich / eines gute Flugs oder zween vom Wasser weit setzen und bawen / damit die alte Tauben / das jenige / welches sie gessen in ihrem Leib vorhin erwarmen / ehe sie es den Jungen zuschlucken geben. Die Tauben / wann sie brütlen / pflegen / wie auch die Atzlen und Sperlingen oder Spatzen / also umzuwechslen / daß wann das eine hinweg fleucht / daß das ander über den Eyern im Nest sitzen bleibet. Das thun sie aber so lang / biß daß die Jungen außschlupffen. Das Taubhauß soll nicht allenthalben gegen der Sonnen Auffgang offen stehen / sonder das Mittagliecht zum Theil haben / beyneben auch ein sonders Blindfensterlin auff jetzt gemeldter Seiten bekommen / dardurch man den jungen Tauben möge im Winter lufft geben.
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Solchs ietzt gemeldte Fensterlin aber soll man allwegen gegen dem Schewrthor stellen und richten lassen / und auff derselben Seiten deß Thors ein Wasserstein auff ein steinerne Säul setzen / darauß die Tauben trincken können. Es muß aber in viel unterschidene Trinckgeschirr außgehawen seyn / damit wann die Tauben die überblibene außgedroschene Kerne auff geklaubet haben / sie auch das Wasser nahe haben können / darauß sie trincken / und sich baden und butzen mögen. Das Taubenhauß soll man allenthalben glat tünchen / mit gutem Grund und Fundament versehen / und überall wol bedecken: den Boden mit gutem Estrich verwahren und schlagen lassen / darmit es von dem Taubenmist nicht so bald auffreisse oder außgefressen werde. Die inwendigen Wände soll man glatt verstreichen / zum offternmal durch besichtigen / und die Rißlöcher verstopffen und vermachen / darmit die Ratten und Mäuse nicht drein schlieffen. Welches dann gemeinlich an solchen Orten pfleget zu geschehen / wo man die Taubhäuser nicht mit gutem Gips vertünchen hat lassen. Ausserhalb soll mans gleicher gestalt auch versehen / und nur wol allenthalben versorgen / dann eine rauhe / oder mit Kalck und Sand verworffene Wand ist kein nutz: Dieweil allerley Thier und Ungezifere / als Wi???eln / Marder / Katzen / drauff kriechen / und als auff einer Leyter hinauff ins Taubhauß einschleichen mögen. Um solcher gefahr willen / pflegen etliche aussen um das Taubhauß zwey Absetzlin oder Gesimmes / oder steinerne Umgänge / von kleinen Quadersteinen zu machen / und das eine mitten an das Taubenhaus / das ander aber gleich unter das Fenster zu richten / damit die Tauben dardurch auß und eingehen / sich erstrecken und ergehen mögen. Die Fenster aber / dardurch die Tauben insonderheit auß oder ein fliegen / sollen allwegen höher und auch weiter seyn / dann die andern Blindfensterlin; so müssen sie auch ausserhalb mit gutem Blech verschlagen / und in die Maur eingesetzt oder eingefügt seyn. Item mit [172] einem fallenden Taubenschlag von starcken Brettern versehen / und also gemacht werden / damit mans alle Morgen und Abend auff: und zuziehen / und also die Nacht-Eule den Tauben kein Schaden zufügen könne. Irrdine Nestkästlin mit Stro außgefüllt / oder außgeflochten / seyn den Tauben allwegen bequemer / dann die auß Gips gemacht seyn / ob sie schon bald brechen / Würme und Läuß bekommen / und also die Tauben zum offtermal davon verderben und umbkommen. Darumb wilt du sie gut haben / must du dieselbigen inwendig und außwendig dick mit Kalck verstreichen oder tünchen lassen. Sie müssen aber weit und breit seyn / daß sich eine Taub ohn verletzung der Federn darinn rühlich umbwenden möge. Darnach auch so tieff / daß sie mögen den Hals frey darinnen außstrecken / dann der eins mangelt / so laßt die Taube das Nest / ja zum offtermal auch das Taubhauß selbs. Es wäre auch nicht böß / damit solches nunmehr gemeldte Ungeziefer und schädliche Thier den Tauben desto weniger Schaden mögen / daß man mitten ins Taubhauß einen Kopff von einem tobten Wolffoben auffhencken liesse: dann solches vertreibt alle schädliche Thier mit seinem Geruch und heßlichen Gestalt hinweg. Oder man kan etliche Rautenzweiglin in die Fenster oder Eingäng auffhencken. Oben auff die Spitz aber soll man ein gemachtes Täublin auffsetzen / damit man die weggeflogene Tauben wider herzu locke / und ins Taubhauß bringe. Darnach auch umb das Taubhauß vil Häfen für die Spatzen / samt Dornenwellen hin und wider an die Wände henkken / und also fleissig versehen / damit der schlimme Vogel der Huhu ins Taubhauß nicht niste oder gewohne / und also die jungen Tauben wild und unruhig mache. Wann ihr wöllen ewer Taubhauß mit Tauben besetzen / so müssen ihr für allen Dingen den gantzen begriff desselbigen vorhin wol ansehen und betrachten: Dann nach dem das Taubhauß groß / oder klein /
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oder mittelmässig ist / nach dem muß man die Zahl der Tauben auch darein setzen. Zwantzig paar Tauben sind genug für drey hundert Kästlin / und so in eim Taubhauß fünff tausend Tauben-Kästlin gemacht seyn / so ist es nicht genug an einer solchen Anzahl. Sie haben auch einander nicht so lieb / wann ihren so wenig in einem Taubhauß sind / sondern werden traurig und sterben darvon. Wann ihr wöllen ewer Taubhauß besetzen / sollen ihr junge Tauben samt ihrer Mutter und dem Käuter auß ihren Taubhäusern / die noch nicht flick sind / nemmen / in ein Käfig setzen / und sie einem fleissigen Taubenknecht befehlen / der sie mit Wicken und Wasser zweymal in einem Tag so lang ätze / biß sie selbst anfangen zu essen und zu trinkken. Dann also vergessen sie ihrer vorigen Speise / und der alten Tauben / gewohnen deß nechsten Taubhauses / da man sie hinsetzt. Solches thut kein alte Taube: dann wann sie sehen in ein new Taubhauß gesetzt / und nur einmal außgelassen wird / und Lufft empfahet / fleugt sie widerumb an ihr alt Ort / ob es schon sehr weit und ferr davon ist. Die Aeschenfarben oder die grawen / und die braunen / oder die schwartzen Tauben seynd die aller besten und fruchtbarsten. Die mit faßlechten oder behenckten Füssen / und die mit dem Kampff / seyn die verwehnsten und heimlichsten. Die Scheckechten und die mit den Kappen sein gleicher Art. Die Goldgelbe umb den Hals seyn / rothe Augen und rothe Füsse haben / seyn die wackersten und fruchtbarsten. Die weissen Tauben seyn zwar gut auffzubringen und auffzuziehen / aber ihnen seynd die Geyer und andere räuberische Vögel sehr gefähr. Die gelben und rothen seynd die unfruchtbarsten. Wann du witt die Tauben zam machen / so gebe ihnen bißweilen Honig / bißweilen Wicken oder Kümmich zu essen / dann solches alles macht die Tauben bleiben und nicht hinweg fliegen. Oder gebe ihnen das auß gereuterte vom Weißen.
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Fünffzehen Tage soltu sie anfangs innhalten / und nicht lassen sußfliegen. In dem aber ein Garn für die Fenster spannen / damit sie gleichwol lufft und liecht haben / und nicht davon fliegen können. Nach fünffzehen Tagen soltu das Garn hinweg thun / und sie gegen Abend im Regenwetter / wann es dunckel und neblecht ist / außlassen / dann also fliegen sie nicht weit / und schweiffen nicht lang umb / sonder kommen gleich wider. Man thue was man wölle / so mercken sie doch gleich ihre Stelle / fehlen desselbigen nicht / und weichen schwärlich davon / sondern kommen stäts wider. Und so du rothen Ofenleymen / klein gestossen Küm̅el / Honig und Saltzdrüe mit einander vermischt / ein klotzen wie Brodt darauß machst / und im Ofen bachen lassest / darnach für die Fenster legst / daß die davon essen / so bleiben sie kein mahl aussen / sonder kommen wider. Sie seyn also sehr auff solche Speise begirig / daß sie auch mit dem Geschmack und Geruch / den sie darvon behalten / auch noch andere und fremde mit sich heimführen / und keinsmals darvon fliegen. Die Tauben kanstu auch machen bleiben / daß sie nicht darvon fliegen / sondern allweg zu Hauß wider kommen / so du ihnen Linsen im Honig erweichest / oder in süssem gesottenem Wein gekocht zu essen gibst. Oder man nemme dürre Feigen / mit eim wenig Honigs / knette sie unter dürr gesotten Gerstenmehl / und gebe es den Tauben zu essen. Etliche sagen daß die Tauben nicht weg fliegen / wann man ein Fledermaußkopff oben auff das Taubhauß außhencket. Oder ein Zweig von wilden Reben abschneide: oder daß man die Thür / die Fenster und alle Eck im Taubhauß mit Balsam-Oel bestreicht. Damit sie aber andere fremde Tauben mit sich bringen / soltu den deinen vorhin / ehe sie außfliegen / die Flügel mit Balsam-Oel bestreitchen / oder du magst Schaafsmaul oder Agni castus Saamen nemmen / in Wein waichen lassen / darnach Wicken mit solchem Wein besprengen / und den Tauben fürschütten und zu essen geben / wann sie [175] allbereit außfliegen wöllen / Dann so bald sie die Frembden den Geruch empfinden / so kommen sie alle mit den heimischen in das Tauben-Hauß. Du solt auch das Taubhauß zum offtermal mit Weckholder / Rosmarin / oder bißweilen mit gutem Weyrauch beräuchen lassen / dann solcher Geruch behalt die Tauben / und haben das Taubhauß davon lieb. Wann man aber vermerckt / daß die Tauben wöllen anfahen zulegen / so muß man sie etwas öffters außlassen / und ihnen alle Morgen und Abends etliche Körnlin nicht weit von der Scheuren / da keine Misthäuffen sind / fürwerffen / ihre Trinckgeschirr / und darauß sie sich baden / offt reinigen. Also bringen sie nicht allein vil fremder Tauben mit sich dann sonst: sondern euere zwantzig paar machen auch zweymal oder dreymal so vil Jungen innerhalb viertzig Tagen. Die allgemeinen Tauben brütlen dreymal / die besten aber viermal im Jahr. Es bedarff keiner sonderer Wartung bey den Tauben / dann daß man das Taubhauß rein und sauber behalte. Darum soll der Taubenknecht / auff das wenigst einmal in einer Wochen / deß Morgens früh / wann die Tauben auß und ins Feld geflogen seynd: (dann die Tauben halten sich gemeinlich um den Mittag im Taubhauß / so er dann zur selbigen Zeit ins Taubhauß wolte / würde er nicht allein die Jungen / sondern auch die Alten unruhig und wild machen /) ins Taubhauß steigen ihnen mit gewohnter Stimme zusprechen / darmit sie also seiner gewohnen / und ihn lernen kennen. Die Trinck-Geschirr soll er außleeren / und mit frischem Wasser widerum füllen / den Mist abkratzen und außfegen / die Todten außwerffen / die Nester oder Nestkästlin außraumen / damit sie nicht Läuse und Würme überkommen / welches dann im Sommer am meisten geschicht / die Jungen widerum in ihr Nest setzen / [176] so sie außgefallen seynd / soll er an ein sonder Ort abs öndern / sie mästen / und entweder zu braten geben / oder verkauffen. Die jungen Tauben kosten etwas mehr im Winter zu halten / wann sie entweders von wegen grosses Frostes / oder Schnees / oder daß die Früchte grünen / und deßhalben kein essen in Feldern finden. Aber es ist nur ungefährlich um zwen Monat zu thun / daß man sie mit obgemeldter Speiß / oder mit Weinträbern oder Körnlin außhalte. Zu derselben Zeit machen die Tauben Jungen / welche man Mertzen-Tauben zu nennen pfleget. Solche junge Tauben sind besser / feißter / dann sonst die andern das gantz Jahr über. Taubenmist soll man fleissig behalten / und nicht unter den Kühmist oder Roßmist werffen lassen / dann er eben so gut ist als Schafsmist; Taubenmist hitzigt / und macht die dürre Matten und Wisen / darzu Spargen-Ländlein sehr feißt. Es erquicket die erfrorne alte Bäume widerum.
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Koch-Buch.
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Der Sorgfältige Haußhalter HAelt nicht für undiensam dem vorigen Tractat / worinn wohl etwas weniges mit erwehnet / wie ein und das andere in der Küche zu gebrauchen / nachfolgenden Küchen-Anhang anzufügen / wie allerhand Speisen zu kochen / zu braten / wie mit dem schlachten umzugehen / Torten / Pasteten und Confecturen zu bereiten; Allerhand Wasser zu brennen / Oehle und Kräuter-Weine zu machen. Und daneben / was das Kochen betrifft / alle Köche und Köchinnen zu erinnern / sich bey Bereitung der Suppe und Brühen / aller starcken und süssen Französischen Weine zu enthalten / massen solche / wann sie aufs Feuer kommen / alsbald bitter werden / und die Brühen verderben / falls sie aber ja Weine dar zu nehmen wollen / sich deßfals deß Rheinischen oder saur und rothen Französischen Weins zu bedienen. Jedoch hält er vor besser an statt aller Weine / Wasser / Essig / Limonien oder Safft von unreiffen Trauben darzu zu gebrauchen / massen die Speisen davon weit kräfftiger / säurlicher und schmackhaffter fallen werden.
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Weilen auch das Wort Stoven öffters beym Kochen gedacht wird / will er den jenigen / so solches unbekandt / bedeuten: daß Stoven gleich so viel seye / als die Speisen auf einem Feuer-Becken oder Kohl-Pfannen zurecht zu machen. Rohen Salat von grünen Kräutern / Garten- und Feld-Früchten zu bereiten. AEhmet im ersten Frühling Garten- oder Wasser-Kresse / Wasser-Bunge (Becabunga) hernach schließ-gemein- oder krausen La???ich / Rapuntzel / Feld-Salat / auch die Sprossen von der wilden und Garten Cichorien, Endi vien / rothen oder weissen Cappus-Kohl / Gurkken oder Cucumern / in Summa das jenige / was man zur Hand hat / und die Zeit vom Iahre gibt; Wann eines von diesen fein sauber gewaschen / wirds als denn mit Baum-Oel Essig und Saltz gegessen; Etliche mengen andere Kräuter dazwischen / als Garten-Kresse / Katzen-Nept, Burzel (portulaca) Pimpinelle, Dragon / Trauben-Kraut / (botrijz) weil solche hitzig und trucken / insonderheit um deß ledigen Schorbocks willen / Löffel-Kraut und Einblat / (Cochlearia sylvestris) auch bestreuet man / doch mehr zum Zierat / die zugerichtetr Salate wohl mit Buglossen- Borragen- Rosen- und Gold-Blumen. Solchen Salat isset man auch wohl mit Eseig und Butter / nach eines jeden Belieden / insonderheit die jenigen / so das Baum-Oel nichl vertragen können. Seleri. Neh met Seleri, macht ihn sauber / und schneidet ihn von unten biß oben in die Län je durch / werfft ihn als dann in fall W???sser / so wird er krauß auflauffen; Alsdenn gebraucht ihn mit Oel / Pfeffer und Saltz. Etliche giessen Essig oder feischen Limonien-Safft darüber.
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Artischocken. Nehmet Artischocken / thut die Blätter davon / macht den Stul rein / schneidet ihn in stücken / giesset darüber Esoig mit Pfeffer / Saltz / Zucker und Ole. Radieß oder Rettich. Diese werden gewaschen / die unreine Haut mit einem Messer abgtschabt / und allein mit Saltz gessen. Gekochte Salate zu praepariren. Nehmet zu förderst Anfangs Frühlings die Sprossen von braunem Kohl / die Kröpffe / oder Köpffe vom Schließ-La???ige / Cichorien oder Beth-Wurtzeln / weiß und roth / die Stengeln von Portulac, gestossenen Lattich / Beihen / sc. Nachdem sie gekocht / und da es nöthig / geschelet seyn; Auch wohl junge grüne Türckische Bohnen gar gekocht / oder Hollunder / Lauch / Zwiebeln / auch ebenmässig rothen und weissen Cappus-Kohl / so klein geschnitten oder gescherbet / wann nun darüber ein Soth gegangen / nehmet eine Sorte / die euch davon gefällt / und ihr haben könt / bereitet sie mit Baumöhl / Essig / Saltz / Pfeffer / thut auch nach belieben Zucker und Corinthen dazu. Grüne Erbsen zu bereiten. Nehmet grüne Erbsen / was Art die seyn / beschnei???et sie an den Seiten / und thut sie in einen platten erdnen Topff mit ein wenig Wasser / lasset sie kochen / und schüttet sie offtmals um / und wann sie fast gar seyn / thut etwas Butter / und ein wenig klein gehackte Petersilien hinzu / und lasset sie vollends gar kochen. Von Sommer-Rüben. Nehmet Rüben / schneidet sie in lange dünne Scheiben / thut sie in einen platten erdnen Topff / und nöthiges Wasser dazu / wann sie nun genug gekocht / so thut Butter / und / nach belieben / etwas Pfeffers hinzu / und last sie also kurtz abkochen.
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Von Türckischen Bohnen. Nehmet klein geschnirtene Türckische Bohnen / kochet sie mürbe / lasset sie über den Durchschlag drucken ablauffen / denn thut ein wenig gescherbte Petersilien / Salß und etwas Rindfleisch Brühe dazu / Muscaten-Blüt schadet auch nicht dabey / und last sie denn trucken abkochen: Andert lassen von der ersten Brühe etwas dabey / thun Butter / Saltz und Muscaten Blumen hinzu / und gleichfals kurtz abkochen. Allerhand grün Kraut und Müsingen zu bereiten. Nehmet schön Brunnenwasser / etwas altgebacken weiß Brod / hänge??? es übers Feuer / und scherbt unterdessen das grüne Kraut / als Kerffel / Bethe / Ochlen-Zung / Borrage / die jungen Blätter von schwartzen Iohannis-Beeren / und Golo-Blumen-Blätter / auch Lauch / Katzen-Nept / (Nepta) ein wenig Spinat und Saurampffer / wenn nun das Wasser und weiß Brod eine zeitlang gekocht / so / daß das Brod zergangen / thut was ihr von gemelten Kr???utern habt mit Butter und Salß hinzu / und last es gas kochen. Auf ein andere Art. Nehmet Spinat oder Schließ-Lattich / Andivien / Bethe / Sauerampffer / Sprossen von Kohl / Portulac &c. Lines von diesem wohl würbt gekocht / wird mit Butter / Muscaten-Blumen / auch Muscaten-Nüssen und Saltz auf dem Feur-Becken geftovet. Kerffel-Suppen zu machen. Verleset und hackei den Kerffel gantz klein / kochet ihn mit süsser Milch gar / schlaget alsdenn zwey oder drey Eyer durcheinander / thut ein Stück Butter hinzu / schneidet hernacher Weiß-Brod in eine Schüssel / und giesset diese Kerffel-Brühe darüber. Eine Suppe von Iohannis-Beeren zu machen. Nehmet zeitige rothe Iohannis-Beeren / pflücket sie von den Stengeln / und kochet sie mit Wein und Wasser / wie auch etwas Butter und Zucker / so viel nöthig / hiß sie gar feyn / schneidet nachgehends Weiß-Brod in eine [5] Schüssel / und giesset die Suppe darüber; Nach belieben könnet ihr etwas gestossen Caneel oder Zimmet darüber streuen. Blumen- und Sapholschen Kohl zukochen. Nehmet Blumen oder Sapholschen Kohl / reinigt selben / und focht ihn gar / thut dazu Ham̅el oder andere Fleisch-Brühe / wie auch Pfeffer / Muscaten-Nüsse / Saltz und gute Butter / auch wohl ein hart gekochten und zerriebenen Eyer-Dotter / und last es durchsteden. Saphoischen Kohl nach Spanischer Manier zu bereiten. Uber Saphoischen Kohl / nach dem selbiger mürbe gekocht / klein geschnitten / und in eine Schüssel gelegt ist / wird so fort Ham̅el-Brühe mit was Pfeffer durchgesotten / gegossen / dann serner Oelund Saltz daran gethan / ist auch kein übel essen. Spargen zu praepariren. Spargen werden nur schlecht und nicht gar zu mürbe gekocht / alsdann mit Oel / Eseig und Pfeffer / oder auch mit geschmoltzenem Butter / und geriebenen Muscaten-Nüssen übergossen. Verschiedene Manieren Artischocken zu stoven / wann sie gar gekocht sind. Nehmet Essig / Wasser / Butter / gestossen Pfeffer / Muscaten-Nüsse / ein wenig gestossen Zwieback und Zucker / last dieses zusammen durchkochen / und giesset es dazüber. Ein andere Manier. Nachdem die Artischocken gar gekocht seyn / legt sie in einen platten erdnen Topff / thut etwas Fleischbrühe und Rheinischen Wein hinzu / wie auch Pfeffer / Muscaten-Blumen und Nüsse / und ein wenig gestossenen Zwieback / etwas Saltz und Butter / last sie damit durchkochen. Noch ein andere Manier. Man siedet die Artischocken auch wohl durch mit gebachenen Weiß [6] brod-Krumen / so in rothem Wein geweicht und klein gerieben sind / nim̅t darzu ein wenig Essig / auch wohl etwas Zucker / Muscaten-Nüsse / Pfeffer und Butter. So isset man sie auch wohl / wenn sie gar gekocht seyn / mit einer Suppe von Butter / Essig / Pfeffer und Saltz: Oder mit Baum-Oel / Essig / Pfeffer und Saltz / als einen Salat. Allerley Fleisch bequemlich zu bereiten. Schaf-Fleisch zu kochen. WAnn das Schaf- oder ander Fleisch genug geschaumet und wohl gekocht ist / so thut hinzu Palsternacken / und nach belieben etwas gehacktes grünes Kraut / wie auch Pfeffer und Saltz / so viel nöthig / last diß so lange duchkochen / biß das Fleisch vollends gar ist / schneidet etwas weiß Brod in eine Schüssel / und schüttet Fleisch und Brühe darüber. Ein Viertel vom Kalb mit Grün-Kraut zu kochen. Wenn das Fleisch genug gesaltzen und gar ist / läst man so viel Brühe dabey als nöthig / und thut hinzu gescherbten Kerffel / Bethe / Saurampffer / oder andere beliebige Krduter und Butter / und lassets miteinauder durchsieden. Geräuchert Fleisch mit Eyern zu bereiten. Wenn ihr das Fleisch so viel als müglich klein geschnitten / thut es in eine Pfanne mit etwas Butter / so bald dieselbe geschmoltzen / nem̅et alsdenn durchgeschlagene Eyer / so viel euch beliebt darzu / rührts wohl durcheinander / und so ihr wollet / könnet ihr auch ein wenig gestossen Camin und Pfeffer darzu thun. Auf Spanische Manier obiges zu bereiten. Nehmet Schaf- oder Kalbfleisch / hauet es in kleine Stücke / als Glieder von Fingern / schaumt es wohl und kocht es gantz mürbe / thut denn Butter [7] und gehackee Petersilien dabey / und last es damit einmal überkochen / richtet es denn an / und nem̅ei zwey oder drey Eperdotter / schlagt die mit Limonien-Safft durch / und giest es hinzu. Ein Huhn mit grünem Kraut zu kochen. Nem̅t ein fettes Huhn / und ein Stuck Fleisch nach gefallen / lasst es mit ein wenig Saltz halb gar kochen / schüttet es alsdenn in eine Stove-Pfannen / und thut ferner ein oder mehr Stücke Sausiesen oder Klöser / (von derer Zubereitung wird unten bey der Schlacht-Zeit gedacht werden) hinzu / wie auch eine gute Handvoll Endivien / Lattich / Sauerampffer und Seleri, auch wohl Aspargen / und vergesset den Butter nicht. Ein Huhn mit Saurampffer zu kochen. Wenn das Huhn fast gar ist / thut hinzu wohlgewaschenen Sauerampfer / etwas gantze Muscaten-Blumen und gantzen Pfeffet / wie auch eine frische / oder in Mangel derer eine gesaltzene in Scheiben geschnittene Limonie oder Citrone / laßt es denn zusam̅en / wenn ihr etwas Butter und Wein-Esolg hinzu gethan / vollends gar kochen / wann ihr wolt / könnet ihr einige Saustesen / oder auch wohl Klöser / (wie diese zu machen / wird bald gelehret werden) dabey thun. Ein Huhn mit Reiß zu kochen. Nachdem das Huhn halb gar gekocht ist / thut hinzu Reiß / so viel euch beliebet / ein wenig Muscatenblütt und Pfeffer / last es damit weiter kochen / biß es fast gar ist / dann thut einige Limonien-Schnitte und etwas Butter hinzu. Ein Huhn mit Blumen-Kohl und andern Kräutern / wie auch mit andern unterschiedlichen Fleisch zugleich zu kochen. Nem̅et ein Hun / kochet es fast gar / denn Blumen-Kohl / Artischocken / Tauben / Andivien / Schafs- oder Kalbes-Füsse / Seleri, alles absonderlich meist gar gekocht / thut diese Stücke denn zusammen in einen Topff / thut ferner hinzu kleine Klöser / Sausiesen / Muscaten-Blumen und Nüsse / [8] Pfeffer und ein zim̅lich Theil Butter / und kochet es so vollends gar / wann es angerichtet ist / thut darüber etwas Safft / oder Stücke Limonien / den Rand der Schlüssel bestreuet mit gestossenem Zwieback. Ein jung Huhn auf eine andere Manier zu stoven. Nem̅t ein jung Huhn / etliche ziehen ihm das Fell ab / waschet und sauberts / und hauet es in kleine Stücken als einen halben Finger groß / thut es in einen biß zur Helffte mit Wasser gefüllten Topff / schäumets wohl ab / thut ein wenig Saltz und gantzen Pfeffer dazu / kochets denn vollends gar / giesset die Brühe mehrentheils davon / und verwahrt sie / thut daran viel Butter und gescherbte Petersilien / gestossen Muscaten-blumen und Nüsse / und last es so zusammen durchsieden / und rührt es öffters um / nem̅et den Limonien-Safft / vier / fünff oder sechs Eyer-Dotter klein geschlasen / auch etwas von der Suppe / so ihr zuvor abgegossen habet / rühret es durcheinander / und giest es zusammen auf das Huhn / und last es so stets umgerührt durchkochen / richtet es alsdenn an / und bestreuet den Rand der Schüssel mit gehackter Petersilien; Dieses wird eine Poelet fricassé genannt. Ein Huhn mit Pom̅erantzen-Schalen zu kochen. Nemmet ein Huhn / bratet es am Spieß bey nahe gar / ziehets ab / nemmet klein geschnittene Pom̅erantzen-Schalen / kocht sie in Wasser mürbe / eine halbe Kanne Rheinischen Wein / schüttet die Pom̅erantzen-Schalen darein / und macht sie mit Zucker süß / last es zusammen kochen / biß es genug ist / richtet es an / und bestreuet es mit gestossenem Cantel. Ein harsje von Limonien zu breiten. Nemmt gehackt Kalb-Fleisch / thut darein Muscaten-Nüsse / Pfeffer und Saltz / als auch die Schalen von einer frischen Limonie klein geschnitten / thut zu jedem Pfund Fleisch ein Eyer-Dotter / ein gestossenen Zwieback / rührt es alles durcheinander / macht darauß einen grossen Ball en oder Kloß / oder die Form eines Hertzens / kochet es im Wasser gar / nemmt das Feiste davon / und thut dabey Limonien-Safft / Butter / und die Schalen einer eingemachten Limonien / die erst im Wasser auff gesotten seyn / last es [9] alsden̅ zusam̅en noch eins auffkochen / wenn ihrs anrichtet / giest eine Brühe von Wein-Essig / und Eyer-Dotter bereitet darüber. Hüner und Tauben mit Speck zu kochen. Nemmt grünen edel Majoran / Thymian / klein gehackten Speek / Pfeffer / Ingber / gestossene Nägelein / füllet damit das Hun / und bespeckt es wohl / und kocht es mit Wasser und Butter gar / vergeßt noch dabey deß Gewürtzes nicht / gießt zuletzt ein wenig Rheinischen Wein oder Wein-Essig dabey / last es damit noch eins auffsteden. Tauben zu füllen. Nem̅t Petersilien / und scherbet sie klein / rühret ein Ey dazwischen / wie auch etwas Butter / Ingber / Zucker und Corinthen. Junge Hüner / Calkunen oder Enten artig zu kochen. Wenn dieselben außgeweydet und rein gewaschen seyn / füllet sie mit Petersilie / und kocht sie schlechts mit Saltz und Wasser gar / nem̅t als denn eine erdne Pfanne / thut etwas Wein-Essig / Saltz und Butter hinein / wenn diese eben zergangen / nem̅t die Petersilien aus dem Huhne / hacke sie klein / thut sie zu vorbemelter Suppe / und rührt es wohl durcheinander / schüttet es denn zusammen in eine Schüssel / und das Huhn / Ente / oder was es ist / hinzu. Junge Tauben in einer oder anderthalben Stunde zu bereiten. Schneidet den Tauben den Halß ab / legt sie in kalt Wasser / nach einer guten halben Stunde brühet die Federn mit heissem Wasser ab / nem̅t sie aus / schneidet sie in Stücken / kocht sie mit Wasser gar / gießt das Wasser davon / und schmoret sie in Butter / im anrichten gießt darüber eine Brühe von Butter / gehackter Petersilien / Eyer-Dotter / Wein-Eseig / Muscaten-Blüte und Nüssen / bereitet. Auf solche Weise kan man Hünet / Kalkunen / Kappaunen / Caninchen und Fasanen / auch andert dergleichen funge Sorten zubereiten.
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Ein Viertel vom Schafe mit einer guten Suppe zu bereiten. Nemmet ein gar gekochtes hinter Viertel vom Schafe / legt es in eine Koch-Pfanne / und thut eine Limonie in Scheiben geschnitten dabey / mit etwas Muscaten-Blumen / Butter / Mujcaten-Nüsse / und gerieben Weißbrod und Eyer-Dottern / einige nehmen gehackte Petersilien dazu. Ein eingesaltzenes Hinder-Viertel vom Schaf zu kochen / und auf Englische Art eine Suppe darüber zu machen. Nem̅t gehackte Petersilien / laßt sie mit Butter einst auffkochen / nem̅t 4. Loth Cappern und ein wenig Pfeffer / mengt es untereinander / gibt eine gute Brühe / Fleisch darein zu tuncken. Schaf-Fleisch mit Artischocken zu kochen. Wenn das Fleisch gar ist / gießt etwas der Brühe mit dem Fette davon / thut denn den Stul von Artischocken / (so zuvor im Wasser mürbe gesotten) dazu / mit eim gut Glück Butter / etwas gantzen Pfeffer und Muscaten - Blumen / und laßt es so zusammen durchkochen. Schaf- und ander Fleisch mit Sparges zu kochen. Wenn das Fleisch gar ist / und das Fette davon genom̅en / nem̅t Spargen / wann er zuvor in kleine Stücke geschniten und rein gewaschen / thut den Spargen dabey / und kochet ihn gar / thut etwas Butter und grob gestossene Muscaten dabey / laßt eo so kochen / und esset es mit Löffeln. Etliche thun was Limonien dazu / auch wohl ein oder zwey Handvoll Saurampfer; Will man es mit gantzen Sparges kochen / umb solchen auf den Rand der Schüssel herum zu legen / so muß der Sparges zuvor im Wasser fast gar gekocht seyn / und als denn an das Fleisch gethan / wenn das Fette zuvor (wie oben gedacht /) davon genommen ist. Eine Suppe über obbemeltes Fleisch zu machen. Nachdem das Fleisch gar gekocht / nemmt ein wenig klein gehackte [11] Petersilien / gestoßnen Zwieback / etwas Zucker und Wein-Esoig / diß untereinander gerührt / thut es in eine Schüssel / gibt ein angenehme Tuncke. Wie man Frickedillen (das ist Klöser) von Kalb-Fleisch machen soll. Hacket Kalb-Fleisch mit dessen Fette / thut dabev Muscaten-Blumen und Nüsse / Saltz und Pfeffer / knetet eo wohl durcheinander / macht dann so groß und kleine Klöser darauß / als euch beliebt / beschließt sie in dem Nete / und bratet sie in der Pfannen / etliche nem̅en ein wenig Pom̅erantzen- oder Limonien-Schalen / schneiden sie klein / und thut dieselben darunter / gibt ein wohlgeschmacktes Essen. Klöser ohne Netz zu machen. Nemmt gehackt Kalb-Fleisch / gestossenen Pfeffer / Mulcaten-Blumen und Nüsse / etwas von gestossenem Zwiebak und Eyerdotter / kneter diß durcheinander / formiret darauß länglichte Klöser / weltzet sie im weissen vom Ey um / thut sie in siedend Wasser / und kochet sie gar / bratet sie hernach in Butter / so werden sie gut seyn. Klöser in Kropff-Lattich zu machen. Nem̅t fett gehackt Kalb-Fleisch / bewürtzet es mit Muscaten-Blumen / Pfeffer und Saltz / knetet es wohl untereinander / nemmt denn so viel von dem mürbesten Kropff-Lattich / als euch beliebt / thut die dusersten Blätter hinweg / waschet sie rein / öffnet oder thut den Kropff voneinander / nemmt so viel Eyer / als ihr Kröpfft habt / und macht so viel Klöser davon / thut in der mitte eines jeden Klösers einen Eyer-Dotter / legt es denn in den Kropff / und bindet ihn mit einem Zwirn-Faden zu; Wenn das Wasser kochet / so werffet den Lattig mit den Klösern oder Ballen in den Topff / und kochet sie gar / thut denn zu der Brühe ein wenig klein gerieben Zwieback / Butter / Stichbeeren oder unreiffe Trauben / und Wein-Esoig / alles nach eurem Belieben. Eine andere Art Klöser zu machen. Wenn ihr daß klein gehackte Fleisch mit dem Fette / doch ohne Limonien [12] oder Po???n̅erantzen-Schalen habt / nemmt ein Stück langlicht geschnittenen Specks / belegt es mit gantzer Petersilien zim̅lich dick / legt es in die Mitte eines jeden Klösers / kocht es alsdenn / wie oben erwehnt / es gibt einen guten Geschmack. Habt ihr am Speck keinen Gefallen / so nem̅t an dessen statt Nieren-Fett vom Kalbe. Ein Hinter-Viertel vom Kalbe mit Sausiesen zu kochen. Nemmt ein Kalb-Viertel / bespeckt es wohl / bratet es mit Sausiesen / so an ein Bratspieß zugleich gestöcket / werffet in den Butter einige frische Limonien-Scheiben / auch einige Stücke gantzen Caneel und gestossene Nägelein / begießt damit die Braten. Gebratene Hüner auf Französische Manier mit einer Suppe zu bereiten. Nemmt junge Zwiebeln / laßt sie einmal im Wasser auffwallen / gießt denn das Wasser rein ab / nemmet Butter aus der Brat-Pfanne / thut denn diese Zwiebeln / etwas Limonien-Safft und Pfeffer / wie auch ein wenig gestossene Museaten-Nüsse dazu / rührt es durcheinander / laßt es am Feuer stehen / biß es siedet / und gießt es alsdenn über die gebratene Hüner. Einen Capaun oder Huhn mit Austern zu fällen und zu braten. Nemmt einen guten Capaun oder ein fettes Huhn / nemmt es auß / und wascht es rein / füllt es denn mit Austern / ein wenig gestossen in Zwieback / Pfeffer / Muscaten-Blumen / gestossene Nägelein und einige dünne frische Citronen-Schnitte / stöcket es an Spieß / und bratet es / richtet es an / und gießt das ausgebratene darüber. Ein Ente zu kochen. Nemmt eine reine ausgeweidete Ente / saltzt sie nach Gebühr / und koche sie gar / nemmt die Brühe / worinn die Ente gesotten / thut Butter / Pfef [13] fer / in Scheiben geschnittene Zwiebeln / und etwas klein gestossenen Thymian und Majoran dazu / laßt es zur Gnüge sieden / gießt das über die Ente / und laßt sie damit eine zeitlang kochen. In diese Brühe könnet ihr die Ente legen / thut noch dazu ein wenig Essig und Zucker / und laßt es also ein wenig damit durch kochen. Eine Supe über eine gebratene Ente. Nemmt Ham̅el-Brühe / thut Zwiebeln dazu / und kocht sie / biß die Zwibeln ihre Krafft verlohren / legt inzwischen geröstet weiß Brod in Wein / daß es weich wird / reibet es durch ein Sieb / thut dann etwas Wein-Essig / Pfeffer und gestossene Nägelein dabey / auch nach belieben Zucker und ein wenig Saffran / um der Brühe eine Farb zu geben / kocht es zusammen durch / und begießt die Ente damit. Eine Suppe über einen gebratenen Hasen zu machen. Nemmt einen Ort Wein-Essig / sechs Zucker-Kuchen / laßt es eine halbe Stunde zusammen weichen / thut dann zerschnittene Nägelein / ganzen Caneel und Muscaten-Blumen / anderthalb Loth gestossen Caneel / Zucker / so viel euch beliebt / und so süsse ihr haben wollet / etwas Butter oder gebraten Fett dazu / kocht es / biß es in etwas dicke wird: Diese Suppe ist auch sehr gut über einem Kalbs-Braten mit Sausiesen gespeckt / oder ungespeckt / auch über gebraten Caninchen zu gebrauchen. Eine Suppe über gebratene Hasen auf ein andere Modell zu machen. Nemmt Zucker oder Zimmet-Kuchen mit Rheinischem Wein und Wein-Essig / thut dabey gestossene Nägelein / Zucker und ein wenig Muscaten-Blumen / laßt es zusammen auffkochen / und gebraucht es über zu giessen. Noch ein andere Manier. Nemmt einen Hasen / bratet ihn fast gar / thut ihn in einen Topff / gehe [ 14] Fleisch-Brühe darüber / und kochet ihn ferner mürbe / nemmt denn geröstet Weiß-Brod / weicht es in Fleisch-Brühe / schlagt es durch ein Sieb / thut Rheinischen Wein und Wein-Essig / Ingber / Caneel / Muscaten-Blumen und Nägelein dazu / laßt den Hasen mit Brat-Fett weiter durchkochen / so wird er wohl schmecken. Eine Suppe auf gebratene Caninchen zu machen. Nemmt wohlgeröstet Weiß-Brod / weicht es in rothen Wein / mit etwas Wein-Essig / schlagt es durch ein Sieb / thut Zucker und Butter aus der Brat-Pfannen dabey / laßt es zusammen auffkochen / so wird die Suppe gut seyn. Eine Brühe über einen gebratenen Hasen / Caninchen / Kälber-Hirsch / und Rinder-Braten zu machen. Nemmt ein Stück Butter / einen halben Römer Wein-Essig / ein Glaß Rheinischen Wein / gestossen Pfeffer / Nägelein und Zucker / laßt es zusammen durchsieden / denn giesset es über den Baraten. Eine Pfeffer-Brühe zu machen auf einen gebratenen Hasen / Caninchen oder Rinder-Braten. Nem̅t vier oder fünff Schnitte wohl geröstet Rocken-Brod / weicht es in Spanischen Wein / reibt es klein / und tringet es durch ein haaren Tuch / thut zim̅lich viel Pfeffer und gestossene Nägelein daran / laßt es zusam̅en kochen / biß es etwas dicklich wird / und gießt sie über den Braten. Eine andere Manier allerhand gebraten Fleisch damit zu begiessen. Nem̅t Fleisch-Brühe / Saffran / Ingber / Butter und Wein-Essig / laßt es zusammen auffwällen / schlagt denn einige Eyer-Dotter und weiß-Brod Krumen durcheinander / thut dieses dazu / und laßt es denn noch einmal überkochen.
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Ein andere Manier. Nemmt geröstet Weiß-Brod / Fleisch-Brühe und Wein-Essig / zwinget es durch ein Sieb / nem̅t weiter etwas klein geschnitten Speck / beliebige gehackte grüne Kräuter / kocht dieses zusammen auff / er gibt eine schöne Brühe. Ein gut Gericht von vielerley Fleisch zuzurichten / Olipodrigo sonst genant. Nemmt ein Huhn / ein Stück Schaf-Schwein- und Kalb-Fleisch / thuts zusammen in einen erdnen Topff mit genugsamen Wasser / bringt es zu Feur / wenn diß eine zeitlang gekocht / nem̅t ein oder zwey / junge Tauben / ein Krick-Ente / Klöser von gehacktem Kalb-Fleisch / einige Sausiesen / Kälber-Gekröse / oder ein Stück von fetten Ochsen-Darmen / hier Pincken genannt / und Endivien / laßt diß in einem besondern Topff auffkochen / biß es wohl abgeschäumet / dann thut es in einen Topff zusammen / und laßt es wohl kochen / endlich thut auch Blumen-Kohl / ein wenig Muscaten-Blumen und Pfeffer / einige Artischocken-Stüle / einige Hanen-Kämme dabey / sc. und laßt es zusammen / diß es gar ist kochen. Unterdessen nemmet einen andern Topff / thut hinein gerichen weiß Brod / ein gut Stück Butter / zwey oder drey Eyer-Dotter / zu diesem thut etwas von der obern praeparirten Brühe / wie auch etwas Limonien-Safft oder Wein-Essig / setzt es ans Feur / rührt es schlecht durch / biß es auffwallet / gießt es denn zu dem ersten Topff / und richtet es so fort an. Ein andere Manier. Nemmt einen guten Capaun oder Huhn / Lam̅-Kalb- und Rindfleisch / kochet diß alles bey nahe gar / nemmt denn Sausiesen / Scher ein- und Schafs-Füsse / eine Ribbe Schwein-Fleisches / zwey Marck-Knochen / etlicht Klöser von Kalb-Fleisch / kocht diß zusammen / diß es fast gar ist / thut weiter einige zuvor auffgewalle??? Endivien / auch was vom vorig gedachten Gekröse / wie auch etwan gantzen Pfeffer und Muscaten-Blumen / auch zerschnittene Muscaten dazu / leget dann die Schaf- und [16] Schweine-Füsse unten / da andere Fleisch darüber / und so fortan / lasst es denn eine halbe oder drey viertel Stunden noch kochen / denn giesset die Suppe gantz ab / thut zu solcher Suppe vier oder fünff klein geschlagene Eyer-Dotter / etwas Wein-Essig / und einen guten Theil Butter / laßt es zusammen auffkochen / gießt dieselbe dann über eure angerichtete Olipodrigo, nemmt auch Castanien / Spargen oder Artischocken / nach dem es die Zeit vom Jahr gibt / thut die / wenn sie zu erst gar gekocht / dabey / streuet auf den Rand der Schüssel hart gekochte Eyer-Dotter mit gestossenem Zwieback und gehackter Petersilien gemischet. Rind-Fleisch auf Brabandtische Manier zu kochen. Nemmet Rind-Fleisch / kochets bey nahe gar / thut darzu gereinigten Ingber / mit etwas Muscaten-Blumen / und kocht es vollends gar / nem̅t denn etwas von der Brühe / thut gescherbte Petersilien und was Butter hinbey / laßt es auffwallen / und gießt es über das Fleisch. Ein gut Gericht von Kalb-Fleisch zu machen. Nemmt klein gehackt Kalb-Fleisch / sechs Eyer / zerschnittene Peersilie / und ein wenig gestossene Nägelein / menge diß wohl untereinander / und bratet es in Butter / wenn ihr es habet / truckt Pom̅erantz-Apffel-Safft darüber. Ein Spanfercken zu füllen. Nemmt die Leber und gehöriges Eingeweyd / hackt solches mit Petersilien / Weiß-Brod-Krumen / auch Pflaumen / Corinthen / Nägelein / Muscaten und Caneel / thut es zusammen in einen Topff / und laßt es mit ein wenig Fleisch-Brühe durchkochen / bewürtzt oder besteckt das Fercken mit Nägelein / füllet es mit obigen / und bratet es. Ein Capaun auf Spanische Weise zu bereiten. Kocht den Capaun mit drey oder vier Stücken Rind-Fleisch / nemmt [17] denn gantze Muscaten-Blumen / gesauberten Ingber / Petersilien-Wurzeln / Roßmarin / Saffran / etwas Butter / gantzen Pfeffer / und eine klein geschnittene Limonie / bindet die in ein Tuch / kochts zusammen / thut den Tuch / worinn die Limonien gewesen / weg / und kochets vollends gar. Ein Andere Manier. Nemmt einen Cappaun / hauet ihn in Stücken / kocht ihn in Wasser gar / thut Weiß-brod-Krumen / Caneel / Ingber / Saffran / Zucker und das Marck aus den Knochen / wie auch einige Datteln ohne Steine und einige Limonien-Scheiden dazu / laßt es eine halbe Stunde zusammen kochen / ist ein gut Essen. Ein Huhn zu kochen. Nemmt ein Huhn / laßt es in zim̅lich langer Brühe gar kochen / thut scaten-Nüsse / Nägelein und Ingber / und nach Belieben Rheinischen Wein / auch ein wenig Zucker hinzu / laßt es zusammen eine halbe Stund durchwallen. Ein jung Huhn zu füllen. Nemmt gerieben Weiß-Brod / drey harte klein geriebene Eyer-Dottern / etwas geräuchert Speck / und klein gelchnitten Rind-Fleisch / wie auch gestossen Museaten-Blumen / Pfeffer / Ingber / und ein wenig Saffran / mengt es wohl untereinander / und füllet damit das Huhn / kocht es im Wasser / Wein und Butter gar / und thut dann ein wenig Wein-Essig und Saffran dabey / und richtet es an. Von gebraten oder gesottenen Fleisch ein gut Gericht zu bereiten Hacksee genant. Nem̅t gebraten oder gekocht Kalb- oder Schaf-Fleisch / hackets klein / thut einige Limonien-Scheiben / etwas Pfeffer / Museaten / Fleisch-Brühe / Wein-Essig vnd Zucker nach belichen daran / vnd laßt es zusammen durchkochen.
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Ein Caninchen zu kochen. Waschet es rein / bindet ihm das Haupt zwischen die Beine / nemmt denn zwey Theil Wasser / und ein Theil Wein-Essig / ein wenig gestossen Pfeffer / Nägelin und Muscaten / einige thun auch wohl Zwiebeln hinzu / und laßt es damit duchkochen / thut ferner / um die Suppe etwas dick???zu machen / gerieben Weiß-Brod dazu / und vergeßt ingleichem der Butter dabey nicht. Ein andere Manier. Koch im Wasser und Saltz ein gantzes Caninchen / schäumet es wohl / schneidets alsdenn in Gtücken / und bratet mit Butter in der Pfannen / biß es braun woden / macht dann eine Brühe von Butter / ein wenig Wein-Essig und Zucker / rührt diß zusammen in der Pfan̅e durchs / daß es etwas dick wird / und gießt es darüber / ist ein gut Essen. Ein Ochsen-Zung zu bereiten. Nemmt eine gantze oder halbe Zunge / schneidet sie in Stücken / kochet sie mit etwas Fleisch-Brühe / rothen Wein / Butter / Nägelein / Pfeffer / Ingber / Caneel / Zucker und ein wenig Wein-Essig / biß es genug ist. Kalb-Rind- oder Schaf-Fleisch mit Meerrettich zu kochen. Nemmt zwey handvoll geriebenen Meerrettich / ein hand voll gerieben Weiß-Brod / menget diß mit Fleisch-Brühe und Wein-Essig zim̅lich dick / thut denn Butter und Zucker dabey / und lassets noch einmal über kochen / wenn ihr nun das Fleisch in einem absonderlichen Topffe gar gekocht habt / so gießt diese Suppe in eine Schüssel / und legt das Fleisch darein. Eine andere Manier mancherley Fleisch zusammen zu kochen. Nemmt einen Capaun / Schaf / Ochsen oder Schwein-Fleisch / eine Ente oder Sausiesen / bringt es in einen Topff zusammen zum Feuer / saltzt es nach Manier / schäumet es wohl / und kocht es gar / so / daß eine zim̅ [19] lich lange Brühe dabey bleibt / thut denn was Ingber und Pfeffer / auch Saphotschen Kohl / so zuvor gar gekocht / hinzu / und laßt es etwas durchsieden. Kalbes-Füsse zu kochen. Nemmt Fleisch-Brühe / Ingber / guten Essig / Saffran / zerschnittene Petersilien / und ein gut Theil Butter / laßt es so zusammen mit den Kalbes-Küssen durchkochen / ist nicht unangenehm. Eine Brühe über gebratene Feld-Hüner oder Tauben zu machen. Nemmt hart gesottene Eyer-Dotter / klein gerieben Weiß-Brod / Zukker / Saffran / und weisse Swiebeln / laßt es zusammen in Fleisch-Brühe auffkochen / und begießt damit euer Gebraten. Eine andere Manier. Nemmt einen Schnitt Weiß-Brod / bratet es und reibt es klein / ein Ort Wein-Essig / ein wenig gestossen Pfeffer und gantze Muscaten-Blumen / thut dazu ein oder zwey Löffel voll deß Fettes vom Gebrate̅ / rührt es gnugsam durch / und gießes es über euer Gebrat. Diese Brühe läßt sich auch wohl über gesottene Artischocken gebrauchen. Noch eine gute Brühe. Nemmt geriben Weiß-Brod / gestossene Mandeln / Wein-Essig / so viel ihr wollet / Zucker und ein wenig Ingber / laßt es zusammen einmal auffkochen / gibt eine gute Brühe über alles. Den Gänsen den geylen Schmack zu benehmen. Füllet ine wohlgereinigte Ganß mit gelben Wurzeln und Mohr-Rüben / laßt sie ein oder zwey Stunde kochen / nemmt denn die Wurzeln herauß / und füll??? sie nach euerm belieben / steck??? sie alsdenn an Spieß / und laßt sie gar braten / ihr werdet keine Geylheit weiter daran spüren. Eine gebratene Ganß oder Ente zu füllen. Thut all Fäiste so in der Ganß ist herauß / nemmt zim̅lich viel Wei [20] zenbrod / schneidet die Rinden weg / und reibt es klein / ein halb Pfund getrinigte Corinthen / anderthalb Loth Caneel / zwey Löffel voll Zucker / ein gut Stuck Butter / mengt es mit Rheinischen Wein / daß es durchher naß wird / gibt ein schön Gefülltes / man füllet die Gänse und Enten auch wol mit abgeschelten Castanien / der Butter dabey unvergessen. Kalbes-Ohren zu backen. Nemmet gar gekocht Kalb-Fleisch / Muscaten-Nüsse / Blumen / Zukker / zwey oder drey Eyer-Dottern / menget es wohl durch / thut ditses auf Schnitte oder Weiß-Brod-Scheiben / backet es alsdenn mit Butter in der Pfanne.

Vom Fischen. Ein Stücke vom Stöer zu braten.
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WEm̅t den Stöer und reiniget ihn wohl von Schuppen / bestöckt ihn mit Nägelein / und laßt ihn am Spieß gar braten / begießt ihn unterdessen fleissigmit Butter / legt ihn alsdenn in einen Topff / und gießt Rheinischen Wein / Wein-Essig / Caneel und Muscaten hinzu / laßt ihn also damit durchkochen / und richtet ihn an. Einen Brassen am Spieß zu braten. Nemmt einen wohl gereinigten Brassen der voller Eyer ist / schneidet ihn auff / und nemmt die Eyet herauß / hackt dieselbe mit Eyer-Dottern / Petersilien / Muscaten-Blumen / Pfeffer und Butter durcheinander / füllet ihn hiermit wieder / nehet den Bauch zu / und bratet ihn biß er gar ist. Nem̅et denn die Butter / womit er gebraten / thut dazu zwey oder drey Ansjoven und ein wenig Essig / last diß auffwällen / biß die Azjoven zerschmoltzen seyn / richtet euren Fisch an / begiesset ihn mit dieser Suppe / und bestreut den Rand mit beliebigem grünen Kraute. Einen Hecht-Gchwantz am Spiesse zu braten. Nem̅et Ansjoven, oder in Mangel dessen einen Saltzen Hering / be [21] speckt den Fisch hiemit / und bratet ihn am Spieß gar. Die Brühe hie???über wird von der Butter / so sich in der Pfannen befindet / mit Ansjoven oder klein geschnittenen Hering / Wein-Essig oder Limonien-Safft auf gewället / bereitet / deßgleichen wird auch ein Schwantz von Kabbelsau zugerichtel. Einen Hecht auf Spanische Manier zu kochen. Nem̅t eine in Scheiben geschnittene Limonien / thut den Hecht in einen kleinen Topff mit ein wenig Rheinischen Wein / Wasser / Butter / Ingber / Saffran und Nägelein / laft diß zusammen zur Gnüge durchkochen / gießt es in eine Schüssel / und legt euren gar gesottenen. Hecht dazu. Einen Hecht oder Karpffen blau abzukochen. Nem̅t die Karpffe oder Hecht / schneidet ihn in Stücken / gießt Wein-Eseig herüber / kocht alsdenn das Wasser mit gebührendem Saltz auff / werfft den Fisch hinein / und kocht ihn wohl gar / so wird er blau genug seyn; Andere selbige noch blauer zu machen / kochen sie in halb Wasser und halb Wein. Einen Karpffen auf Spanische Manier zu kochen. Nemmt einen Wohl abgeschuppeten Karpffen / verwachrt das Blut wol / schneider ihn in Stücken / thut das Blut mit einer halben Kannen Rheinischen Wein / ein wenig Wein-Essig und Wasser / auch einige Zwiebel-Schnitte in einen Topff / wenn ihr die Karpffen im Butter geschrempff??? habt / so thut Muscaten / Nägelein / Blumen und Nüsse / Saffran und ein gut Stück Butter dazu / und laßt es damit durchkochen. Einen Hecht oder andere Fische auf Französische Manier zu kochen. Wenn ihr den Hecht im Wasser und in etwas Essig gar gekocht / und gesaltzen habt / nemmt klein geschnitten Speck / bratets / biß es braun ist / in Butter / thut es alsdenn in einen Topff / gebt etwas Wasser / worinn er ge [22] kocht / Rheinischen Wein / Wein-Essig / Blumen / Pfeffer und Ingber dabey / laßt es durchsuden / und richtet den Fisch damit an. Einen frischen Lachs zu kochen. Reinigt ihn von den Schuppen / und waschet ihn wohl ab / nemmt alsdenn so viel Wasser als nöthig / etwas Wein-Essig / ein wenig gerieben Weiß-Brod / und etwas gantzen Pfeffer / eine halbe Muscaten-Nuß / ein wenig gestossen Muscaten-Blumen (aber kein Saltz) thut diß nebenst einem Stücke vom Lachs zusammen in einen platten Topff / last es durchkochen / zuletzt / wenn ihr es anrichten wollet / thut auch ein wenig Butter darbey Einen Kabeljau zu kochen. Schneidet den Kabeljau in Stücken / legt ihn in eine zinnerne Schüsseln gießt so viel Wasser / daß er kaum bedeck??? ist / hinan / thut denn gestossenen Pfeffer / gantze Muscaten-Blumen / so viel euch beliebt / ein wenig geriebenen Zwieback / und zim̅lich viel Butter hinzu / laßt diß ein oder anderthalb Stunden oben und unten mit glüenden Kohlen bedecket wohl kocken / thut denn weiter eine frische Limonie oder dessen Safft daran / es läßt sich solcher Gestalt wohl essen. Auf diese Manier lassen sich auch wohl Heiligebütt / Forellen / frische Schelfische / und mehr andere / bereiten. Ahle zu kochen. Nemmt sie aus / und saubert sie von aller Unreinigkeit / kocht sie mit ein wenig Sauerampff / Kerffel und Petersilie / auch so es euch beliebt / mit ein wenig Reiß und Muscaten-Blumen / doch vergeßt des Saltzes darbey nicht / so lange diß er gar / (welches denn zu erkennen / wenn er oben treibt) gießt sie denn auf einen Durchschlag / diß das Wasser abgelauffen / gießt denn eine Brühe von Butter / Essig / und ein Ey darüber. Gtöer zu kochen. Nemmt dessen ein Stück / kochts und gießt das Wasser ab / kocht ihn weiter im andern Wasser vollends gar / und thut so viel Saltzes als nöthig / hinzu / laßt denn ein Theil dieser Brühe dabey / gebt ein wenig Rheinischen [23] Wein / Ingber und Zucker / Essig / Muscaten / Nüsse und Blumen daran / laßt es so zusammen wohl kochen. Eine Brühe über gar gesortenen Stöer zu machen. Nemmt junge Zwiebeln / schrempfft sie im Butter / thut zerschnittenen Kerffel / Petersilien / Pfeffer und Wein-Essig nach Belieben dabey / laßt es durch kochen / und brauchts über euren Stöer zur Brühe. Gesaltzenen Lachs zu bereiten. Nemmt Stück eines Fingers dick / weicht sie 18. Stunde im Regen-Wasse / verändert inzwischen einmal das Wasser / um mehrer Erfrischung / bringt das Regen-Wasser zu Feuer / wann es siedet / werfft den Lachs hinein / schäumet ihn wol ab / und laßt ihn einmal überkochen / sonsten und so er länger kocht / verlieret er seine Fettigkeit / man isset ihn alsdenn in Essig getunckt / oder mit Essig und Butter durchgesotten. Krebse und Krabben zu kochen. Nemmt Wasser / Essig / Saltz und gestossenen Pfeffer / laßt es zusammen auffkochen / wefft denn die Krebse oder Krabben hinein / und kocht sie gar / sie werden eine schöne Farbt bekommen. Ein gut Gericht von Krabben oder Krebsen zu machen. Saubert die gar gekochten Krebse oder Krabben von aller Unreinigkeit / thut denn gescherbte Petensilien / Blumen / Muscaten-Nüsse / und Butter dabey / und laßt dieses zusammen eine zeitlang kochen / zuletzt trieffet etwas Limonien-Safft oder Wein-Essig darüber / wenn es eine Krabbe ist / so ist diß nicht nöthig / denn der kocht sich in seinem eigenen Saffte. Austern oder Muscheln zu kochen. Nem̅t lebendige aus den Schalen genommene Austern oder Muscheln / legt sie in eine Schüssel / und setzt sie auf ein Feuer-Becken / thut hinzu ein wenig Wasser und Essig / Butter und Muscaten-Blumen / deckt ein andere Schüssel darüber / und laßt sie gar kochen. Zuletzt könnt ihr ein wenig [24] frisch Limonien-Safft darüber trieffen / auch wohl ein wenig gerieben Zwieback dabey thun. Muscheln in der Pfanne zu backen. Nemmt die Muscheln lebendig aus ihren Schalen / legt sie in einen Durchschlag / und laßt ihren Safft wohl ablauffen / weltzt sie denn inWeizen-Mehl / und bratet sie mit Butter in der Pfanne / woller ihr sie in Wein-Essig tuncken / ist auch nicht übel.

Von Allerley Backwerck zu machen. Eine angenehme Suppe zu kochen.
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NEm̅t eine halbe Kannen Wasser und so viel Rheinischen Wein / schlagt darunter sechs von der Gallen gereinigte Eyer / und rührt es wohl durch / setzt es ans Feuer / diß es beginnet auffzuwallen / thut denn ein gut Theil Zucker / wie auch Muscaten-Nüsse / Blumen / Cancel und Nägelein hinzu / ist kein ohnangenehmer Tranck. Etzliche giessen diß an statt??? einer Suppe auch wohl über die Hüner / andere thun geröstet Weiß-Brod hinein / und essen es als eine Suppe / so thut man auch wohl nach belieben ein wenig Butter dabey. Einen Fladen oder Cyer-Kuchen zu backen. Nemmt ein halb Maß süsser Milch / laßt sie eins auffkochen / rührt sie stets / diß sie fast kalt ist / nem̅t denn 8. Eyer / thut die Galle darauß / und schlagt sie klein / thut Rosen-Wasser / so viel euch beliebt / hinzu / auch zwey Löffel voll Zucker / und rührt alles in der Milch wohl durcheinander / diß elles leget in eine tieffe Schüssel über wenig Rohlen / oder auch über einen Topff / worinn heißsiedend Wasser ist / und bedeckt es mit einer Stülpe / worauff mehr glüende Kohlen gelegt werden müssen / doch also / daß es nicht zu kochen kom̅t / laßt es so stehen / diß es dick wird.
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Einen Apffel-Fladen zu backen. Nem̅t Güldelinge / oder andese gute Aepffel / schelet und schneidet sie in Stücken / benem̅t ihnen das Kernhauß / kocht sie mit Wasse / Rheinischen Wein / und was Butter gar / und reibt sie klein / thut denn dazu halb so viel gerieben Weiß-Brod / fänff Eyer-Dottern / Ingber und Zucker nach enrem belieben / und rührt es wohl durcheinander. Eine andere Manier. Nemmt saure Aepffel-Scheiben / bratet sie in der Pfannen mit Butter diß sie gar seyn / weicht unterdessen so viel Weiß-Brod-Krumen / als euch beliebt / in Milch / und reibt es klein / rührt darunter 6. Eyer / und zwey Löffel voll Zucker / bedeckt damit eure in eine Schüssel gelegte und geschmorte Aepffel / leget eine Stülpe mit glüenden Kohlen darüber / und laßt??? es so ein wenig stehen. Eine liebliche Aepffel-Milch zu machen. Nemmt die besten von den Kernhäusern wohl gereinigten Aepffel / thut sie in einen Topff mit was Rosen-Wasser und Butter / laßt es kochen als ein Gemüse / zerreibt es stets mit einem Löffel / thut ein wenig Weitzen-Mehl und Milch dabey / und laßt es zusammen kochen / diß es dick wird; Jhr könnet auch ein wenig Zucker und gerieben Weiß-Brod darunter rühren. Einen Apffel-Brey zu machen. Nemmt Zucker-Brod / 4. durchgeschlagene Eyer / auch wohl gerieben Weiß-Brod nach gefallen / laßt das mit Butter in einem Tigel oder Pfannen durchbraten / thut den Aepffel-Brey / so viel euch beliebt / dazu / und kochtwie eine Pfanne-Kuchen. Einen Fladen oder Kuchen von Citronen zu machen. Nemmt Cicronen-Safft / vier Eyer / vnd vier??? Eyer Dotter / eine Handvoll gerieben Weiß-Brod / eine halbe Ranne süsser Milch unß Zucker / wie es euch beliebt und sich hierzu schicket / laßt es auffkochen / doch daß es nicht hart wird.
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Einen Spanischen Brey oder Papp zu machen. Nemmt ein halb Pfund Reiß-Mehl / ein halb Pfund gestossen Zukker-Brob / ein Ort süsser Milch / sechs Löffelvoll Rosenwasser / rührt es wohl durcheinander / daß es fein klein wird / setzt es zum Feuer / und rührt es stets / laßt es so lange kochen diß es beginnt dick zu werden / richtet es denn In Schüssein an / es schmecket wohl. Einen Rohm-Papp zu machen. Nemmt zwölff Eyer-Dotter / ein halb Maaß Rohm / rühret alles wohl um / und treibt es durch ein Sieb / thut denn Rosenwasser und Zucker / so viel darzu gehört / hinzu / setzt es zum Feuer / und rührts sänfftlich / diß es dick wird / doch daß es nicht kocht / sonst wird es schroden oder geronnen. Vom Reiß ein Rohm-Papp zu machen. Nemmt einen Ort Rohm / zwey handvoll Reiß-Mehl / acht Loth weissen Zucker / und Weitzen-Mehl / einen mit Rosen-Wasser durchgeschlagenen Eyer-Dotter / rührt diß wohl durcheinander / setzt es zum Früer / und rührt es stetig / diß es dick wird. Kuchen von Reiß zu backen. Kocht Reiß in süsser Milch gantz dick / doch daß er kornicht bleibt / laßt es kalt werden / thut denn ein wenig Saffran / Cantel mit geriebenem Zwiback / der in Rosen-Wasser geweicht ist / wie auch Zucket und acht oder zehen Eyer / auch wohl ein wenig Rosen-Wasser hinzu / rührt diß wol durcheinander / backt hierauß so grosse Kuchen im Butter / als euch gefällt / und bestreuet sie im anrichten mit Zucker. Eine andere Art um selbige zu bereiten. Nemmt 1. viertel Pfund halb gar gekochten Reiß / drey Zwieback / vier Eyer / 1. viertel Pfund Corinthen / etwas Zucker und stückleins Cantel / rühret es durcheinander / kocht sie in voller Butter / u̅d macht Kuchen davon. Um ein süß gebacktes zu machen. Nemmt vier alte geriebene Weiß-Brod / auch so viel Eyer / menget es [27] mit süssem Rohm durch / thut hinzu Rosen-Wasser / Caneel und Zucker / und ein gut Theil geschmoltzenen Butter / rührt es aber fleissig durch / und backt es / so fort es zu Kuchen formiret / in voller Butter / so???sten wird der Teig niederschlagen. Blätter von Garten-Kräutern zu backen. Nem̅t junge Blätter von Buglossen, Borrago, Salbey oder Scharley / wasche sie fein rein / und laßt sie wieder drucken werden / zieht denn solche Blätter durch durchgeschlagene Eyer / backt sie in Butter / und bestreuet sie mit Zucker. Kuchen von grünem Kraut / insonderheit Wermuth sonst Struff-Kuchen genant / zu bereiten. Nemmt die jungen Blätter von allerhand Sorten Wermuth / etwas Fenchel / Dille / Kerffel / Violen / Blätter / Reinfahren / Wasser-Kresse / Saur-Ampff / Betonien / Leber-Kraut / Cichorien / Spinat / schwartze Johannis-beeren-Blätter / Goldblumen-Kraut / diese alle schneidet klein / und macht von Eyern so viel hierzu nöthig / und gestossenen Zwieback einen Tag / backt es im Butter zu Kuchen / es schmecket nicht übel. Apffel-Kuchen zu backen. Nem̅t zwölff Rabaunen oder sonst gute andere Aepffel / schneidet sie in zimlich grobe Stücke / bratet dieselbe mit Butter gar / thut denn darunter vier oder sechs klein geschlagene Eyer / last alsdenn in einer Pfanne die Butter eben schmeltzen / und bestreuet den Boden mit fein klein geriebenen mit Zucker und Caneel untermengten Zwieback / legt denn eure gebratene Aepffel darüber / bestreuet abermal mit vorbesagten Zwieback die Aepffel / thut den Deckel mit glüenden Kohlen darüber / und laßt es so mit einander backen. Einen Speck-Pfann-Kuchen zu backen. Nemmt zwey oder drey gebacken Weiß-Brod / schneidet die Rinden an selben umher weg / laßt es in süsser Milch weichen / rührt denn sechs oder [28] acht geschlagene Eyer darunter / backt es mit dünn geschnittenen und vorher gebratenem Spick zu Kuchen. Einen Pfanne-Kuchen zu backen. Nemmt ein Pfund Weitzen-Mehl / oder an statt dessen gerieben Weiß-Brod / so viel Eyer als euch belicht / 1. viertel Pfund Corinthen / und ein wenig Caneel / mengt es in Milch / und backt hierauß gemeiner Art nach im Butter einen Pfanne-Kuchen. Eine andere gemeinere Art. Nemmt zu jedem Pfund Mehl so viel Eyer als euch beliebt / auch wohl / so es euch gefällt / etwas Zucker / backts vorgedachter Weise zum Kuchen. Eine bessere Art Pfanne-Kuchen zu backen. Nemmt vier oder fünff klein geschlagene Eyer / und ein wenig Wasser / thut nach belieben Nägelein / Caneel / Blumen / Muscaten / auch etwas Saltz hinzu / mengt dazu Weitzen-Mehl / so viel daß es zim̅lich dick wird / backt darauß / wie vorerwehnt / in Butter eure Pfanne-Kuchen. Ich habe gesagt mit Wasser / weil er solcher massen luckerer wird / denn von Milch oder Rohen wird er dicker. Waffeln oder Waffel-Kuchen zu backen. Nemmt zu jedem Pfund Weitzen-Mehl ein halb Maß süsse Milch / ein gut Theil geschmoltzenen Butter / drey oder vier Eyer / und ein Löffel voll Gähr ober Gest (Bier-Hefen) rührts wohl durcheinander / und backt darauß eure Waffeln. Eine andere Art / Obljen genant / zu backen. Nemmt ein Pfund Weitzen-Mehl / ein Loth Caneel / ein halb Loth Ingber / zwey Eyer / einen Römer Rheinischen Wein / etwas Rosen-Wasser / ein gut Theil geschmoltzenen doch ungesaltzenen Butter / und ein wenig Zucker / mengt diß in warm Wasser / so dick als einen Pfanne-Kuchen-Teig / und backt es in einem Waflen-Eisen / ist delicat.
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Kuchen von Eyern zu backen. Nemmt alt klein zerrieben Weißbrob / weicht es wohl mit süsser Milch / thut Rosen-Wasser und Zucker / sechs oder mehr Eyer / nach dem ihr viel Brod habt / etzliche nemmen auch Corimhen und Caneel hinzu / wann es wohl durchgerührt / backt die Kuchen darauß / so groß / als euch beliebet. Eine andere Art von Kuchen (in Holland Bodding genannt zu backen. Nemmt dreyzehen grosse klein geriebene Zwiebacke / ein Halb Pfund klein geschnitten Kalbes-Fett / thut diß in einen platten Topff / rührt darunter eine geriebene Muscaten-Nußleinen halben Löffel voll Ingber / ein wenig Saltz / mengt es mit warmer süsser Milch / worinn das vorgedachte Kalbes-fett warm geworden / thut noch ein halb Pfund Corinchen hinzu / zehen Eyer / ein gut Pfund Weitzen-Mehl / einen halben Löffel voll Gest oder Gähr / bestreicht die Pfanne mit Butter / und laßt den Teig eine kleine Stunde in der Pfannen auffgehen / denn back et ihn vollends gar. Eine andere Manier / so sehr gut ist. Nemmt anderthalb Pfund Weitzen-Mehl / drey viertel Pfund wohlgewaschene Corinthen / ein halb Pfund klein gehackt Nieren. Fett vom Rinde / drey Eyer / anderthalbe klein geschnittene Muscaten / ein wenig Saltz / mengt diß mit süsser Milch / so lang biß es so dicke wird / als ein Brod-Teig / bindet es feste in ein schön leinen Tuch / werfft es in siedend heiß Wasser / und laßts zwey Stunden kochen / denn ist es gar

Von Allerhand Tarten zu machen.
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Tarten-Teig zu machen. NEmmt Weitzen-Mehl / Butter / Rosen-Wasser / Zucker / und einige Eyer / jedes nach proportion, und bereitet es zum Teige.
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Eine andere Art ohne Butter. Nemmt ein viertel Pfund fein Weitzen-Mehl / thut es in einen erdenen Topff / und setzts in einen Backofen / hierauß macht mit zwey oder drey Eyern / und 1. halben Maß Rohm einen Teig / mengt hierunter 1. halb viertel Pfund gestossen Zucker-Brod / denn habt ihr einen Teig ohne Butter oder Fett / doch sehr delicat. Eine Mandel-Tart zu machen. Nemmt ein halb Pfund geschelte Mandeln / ein viertel Pfund Zucker / drey gantze Eyer und noch drey Eyer-Dotter / ein halb viertel Pfund süssen Butter / auch so viel Rosen-Wasser als nöthig / um die Mandeln damit klein zu stossen / mengt diß wohl durcheinander. Den Tisch / darauff ihr sie bereiten wollet / bestreuet erst mit Weitzen-Mehl. Eine Birn-Tarte zu machen. Nemmt zwölff wohl schmeckende geschelte Birn / Corinthen und Zukker / jedes ein viertel Pfund / sechs Loth Butter / Ingber und Caneel / jedes ein halb Loth / macht hierauß eure Tarte im vorgedachten Teige. Eine Apffel-Tarte zu machen. Nemmt der besten abgeschelten / von den Kern-Häusern wohl gereinigte Aepffel / so vil nöthig / schneidet sie in vier Stücke / kocht sie in einem erdnen Topff mit Rheinischem Wein / biß sie dick werden / thut denn dabey ein gut Theil Zucker / etwas gestossen Caneel und gepulvert Sandel-Holtz / wie auch ein wenig Rosen-Wasser / zwingt es allzusam̅en mit einem Löffel durch ein Sieb / thut diß in vorberührten Teig / und backts / wie manierlich. Eine andere Manier. Nemmt ein Pfund Mehl / so viel Wasser als nöthig / zwey oder drey Löffel von Zucker / kocht es so dick als einen Syrup, thut denn ein Ey und so viel Butter / daß man bequemlich einen Teig darauß machen kan / hinzu / diß gibt einen guten Teig. Nemmt darauff / nachdem sie groß seyn / zwanzig oder mehr gute geschelte und in Stücken geschnittene Aepffel / thut sie [31] mit etwas Butter in einen erdnen Topff / setzt sie zum Feuer / und schütter sie öffters um / biß sie zergangen seyn / thut so viel davon in eure Tarte / daß der Boden bedecket ist / streüet darüber Zucker / Corinthen und was Butter / denn wiederum Aepffel / biß die Tarte voll ist / bringet sie dann zum Feuer / und macht sie manierlich gar. Eine andere Art. Nemmt geschelte von den Kern-Häusern gereinigte Aepffel / schneidet sie in dünne Schnittgens / thut hiezu drey viertel Pfund gewaschene Corinchen / drey viertel Pfund Zucker / ein Loth gestossen Caneel / bedeckt denn die Pfanne mit eurem Teig / streüet die Aepffel darüber / wie auch Corinthen / Zucker und Caneel mit einem Stück Butter / verfolget das mit Lagen / biß die Pfanne voll ist; Man thut auch wohl etwas Aniß dabey / bedeckts denn mit eurem Teige / worinn hin und wieder ein Loch geschnitten / und kocht sie von unten und oben durchs Feuer / wie gebräuchlich. Eine Apffel-Tarte auf Italiänische Manier zu machen. Nemmt geschelte von den Kernhäusern gereinigte Aepffel / kocht sie in Rheinischen Wein gantz gar / thut dabey Butter / Ingber / Zucker / Corinthen und Caneel / rührt darunter zwey Eyer-Dotter / macht darauß mit eurem Teige eine Tarte / und bringt sie zum Ofen / biß sie gar ist. Eine Kirsch-Tarte zu machen. Wenn ihr zuvor mit eurem Teige die Tarten-Pfannt beleget habt / so nemmt der besten Kirschen / bedeckt den Boden mit Zucker / leget das über eine Lage Kirschen / denn wieder Zucker / und das eine ums andere / biß die Pfanne voll ist / vergeßt deß Caneels darbey nicht / deckt sie denn / und laßt sie gar backen. Auf diese Manier können auch Tarten von Stich-Johannis und Erdbeeren / Barbarissen / Pflaumen / und von allen andern weichen Früchten bereitet werden. Eine andere Manier. Nemmt dritthalb Pfund von den Steinen gereinigte Kirschen / drey [32] geriebene Zwiebacke / drey viertel Pfund Zucker / ein Loth gestossen Caneel / rühret diß untereinander / legt es denn über euren Teig in die Tarten-pfannen / und ein Stück Butter oben auff / decket sie so / daß hie und da ein Loch im Deckel eingeshnitten sey / sonsten würde der Safft herauß lauffen. Eine Kerffel-Tarte zu machen. Nemmt junge klein geschnittene Kerffel / truckt den Safft / so viel möglich / herauß / vermmgt sie mit Butter / Corinthen / Zucker / geriebenen Zwieback / Caneel / Rosen-Wasser / auch 6. oder 8. Eyer / legt diß in euren Teig / und back sie gar. Eine andere Manier. Nemmt junge verlesene / rein gewaschene und zerschnietene Kerffel / thut dazu ein halb Pfund Corinthen / 6. 7. oder 8. Eyer / nemmt denn ein Ort süsser Milch / etwas alt gerieben Weiß-Brod / gießt solches in die Milch / und kocht es mit einem gut Stück Butter dick / indem es kocht und unter die Kerffel gerührt wird / thut was Zacker und geschmeltzenen Butter hinzu / und so es zu dünne ist / stosset ein oder zwey Zwieback darein / legt es denn in den Teich / und steüer Caneel darüber / deck / und back sie mit Feuer unten und oben / wie gebräuchlich / wenn sie angerichtet wird / destreüet sie mit gestossenem Zucker-Brod. Eine sehr delicate Apffel-Tarte zu machen. Nemmt Klein geschnittene Aepffel / thut Eyer-Dotter / Caneel / Zucker und geschmoltzenen Butter dabey / mengt es durcheinander / legts in den Teig / und backt es. Eine Fleisch-Tarte zu backen. Nemmt gesotten Rind / Schaf- oder Kalb-Fleiseh / hackt es mit dem Nieren-Fett klein / thut Eyer-Dottern / Ingber / gestossen Caneel / Saltz und Zucker dabey / und backt sie. Eine Tarte aus Marck zu machen. Nem̅t das Marck auß den knochen / geftossen Zucker / Caneel und Ingber / mengt es mit gehacktem Kald-Fleisch und Corinthen wohl unterein [33] ander / macht davon einen Teig / und bereitet die Tarte darauß. Eine Citronen-Tarte zu machen. Nemmt von vier Citronen die äuserste gelbe Schale / sechs saure Aepffel / sechs Eyer-Totter / eine Hand voll gerieben Weiß-brod / ein wenig Butter und Zucker nach belieben / und macht die Tarte darauß. Eine Sucade Tarte zu machen. Nemmt das Marck aus zween Knochen / Kälber-Gekröß / sechs Eyer-Dollet / hackt diß durcheinander / auch ein halb Pfund klein geschnittene mit Zucker / Rosen-Wasser / und drey Eyer-Dottern / untermengte Sucade, und thut ein wenig Spanischen Wein / Caneel / Nägelein und Ingber dazu / bereitet hierauß eine Tarte. Eine Tarte auß Rohm zu machen. Nemmt ein halb Maß mit Rosen-Wasser durchgeschlagenen süssen Rohm / thut deß besten Weitzen-Mehls hinzu / damit es ein wenig dick werde / setzt es in einen Topff ans Feuer / und rührt es stelig / damit es nicht anbrenne / thut zu euren Teig / sc. Eine Tarte auß Käse zu machen. Nemmt frische süsse Milch-Käse / mit Eyer-Dotter / etwas Weistzen-Mehl und Butter / knetet diß durcheinander / und bereitet es mit eurem Teige zur Tarten. Eine Tarte von Apricosen zu machen. Nemmt geschelte Apricosen, legt sie in der Tarten-Pfanne über euren Teig / thut Caneel / Zucker-Sucade, und etwas Butter hinzu / in einer halben Stunde wird sie gar seyn. Eine Pftaumen-Tarte zu machen. Nemmt wohl gar gekochte Pflaumen / tringt sie durch ein Sieb / thut denn einige Eyer-Dotter / Zucker und Caneel / Nägelein und geschmoltzenen Butter hinzu / gebts denn in eurem Teig / (doch oben nicht bedeckt) bestreuet sie denn mit gestossenem Caneel.
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Eine Spinat. Tarte grüner Farbe zu machen. Nemmt Spinat, kochl sie im Rheinischen Wein zum Brey / zwingt sie denn durch ein Sieb / so starck als möglich / thut denn Rosen-Wasser / zimlich viel Zucket und Caneel dabey / und laßts ferner gantz dick einkochen / wenn es kalt worden / thuts in euten Teig / und macht eine Tarte darauß / auff die Weise / wie eben gesagt. Eine gemeine Tarte zu bereiten. Nemmt gescheelte / in Stücken geschnittene und gar gekochte saure Aepffel / zerreibt die klein / rühr darunter vier oder fünff durch geschlagene Eyer / wie auch Butter / Zucker und Corinthen nach eurem belieben / nemmt denn geriehen Weiß-Brod / bedeckt damit eine Schüssel / und legt ???ure Aepffel darübet / bestreüet die wieder mit vorgedachtem Weiß-Brod / und thut den Deckel an die Tarte-Pfanne / legt Kohlen darüber / und laßt es backen / so gibts eine gute Rinde. Eine Tarte von Kalbes-Füssen zu machen. Nemmt wohl gar gekochte / nebst einigen harten Eyer-Dollern / klein gehackte Kälber-Füsse / thut Caneel / Ingber / Corinthen / Zucker und geschmoltzenen Butter dazu / rührts wohl durch / gibt einen Teig zur guten Tarten. Von Allerhand Pasteten mit ihren gehörigen Suppen. Eine Pastete auß Rindfleisch auf Wildbrets-Art zu bereiten. NEmmt Rindfleisch so groß und viel / wie ihr wollet / klopfft es wohl und röstets ein wenig über glüende Kohlen / legt es eine Nacht in Wein-Eseig / bespeckts hierauff wohl / und bereibt es mit Saltz [35] und Pfeffer / legt es alsdenn in euren zur Pasteten formirten Teig / und laßts gar backen. Wenn ihr diese Suppe zuvor darüber gegossen habt / nemmt zu drey Pfund Fleisch / ein Loth Pfeffer / anderthalb Loth Ingber / und so viel Muscaten / ein viertel Loth Nägelein / so viel Essig / als darzu von nöthen; Man bedeckt das Fleisch auch wohl mit Citronen-Scheiben. Eine saure Limonien-Pastete zu machen. Nemmt sett Kalb-Fleisch und eine feische Limonie / hackts miteinande??? klein / saltzet es wohl / bewürtzts mit Muscaten-Blumen / Pfeffer und Muscaten-Nüssen / man thut auch wohl zwey oder drey Eyer-Dotter hinzu / wenn diß alles wohl durcheinander gerührt / so legts in euren Teig / und bedeckts mit Limonien-Scheiben / den Butter dabey aber unvergessen / folglich bringt es zum Ofen / und laßt es auf eine Stunde backen / so wird es gar seyn / ihl müst aber zuvorn eine Suppe von Fleisch-Brühe mit Eyerdottern / Wein-Essig und Butter aufgesotten / hinzu gethan haben. Eine Pastete von Hünern zu machen. Nemmt Hüner / laßt sie ein wenig auffwällen / zerk nirschet ihnen denn die Schenckel / und legt sie in die Pastete / bewürtzt sie mit Muscaten-Blumen und Nüssen / auch Pfeffer / thut dabey Sausiesen / Kälber-Gekröß / Kalbes-Fleisch-Klöser / Hanen-Kämme / Artischocken-Stüle / Asperges und ein gut Theil Butter / laßt sie anderthalb Stunden kochen; Die Suppe hiezu wird von Fleisch-Brühe und unreiffen Trauben-Sasst (oder in Mangel dessen) von Wein-Essig mit zween zerschlagenen Eyer-Dottern und Butter durchgesotten. Eine Pastete von jungen Hünern zu machen. Nemmt derer / so viel euch beliebt / wascht sie wohl / und zerknirschet die Fuß-Schenckel und Brust / thut sie in einen Kasten / so von dem besten Teige gemacht / legt sie dicht bey einander / und thut Butter genug dabey / füllet dieselbe vollends mit Hanen-Kämmen / Artischocken Schaf-Füssen / Sausiesen / Kälber-Gekröse / und was sonsten wohl schmecket / bedeckt es denn mit Muscaten-Blumen / Nüssen / Pfeffer / Saltz und Butter / gießt [36] Rosen-Wasser dabey / und bestreüet es mit Zucker und Wein-Essig / soviel euch genug zu seyn deucht / man thut auch wohl zwey durchgeschlagene Eyer-Dotter dazu / macht alsdenn den Deckel darüber / und läßt es im Ofen backen. Eine süsse Pastete von jungen Hünern zu machen. Nemmt derer / so viel euch beliebt / und wenn sie erlichmal auffgewallet / legt sie in die Pasteten / bewürtzt sie mit Caneel / Nägelein / ein wenig Muscaten-Nüsse und Ingber / thut der besten Pflaumen / eingemachte Birn und Kieschen / Sucade und Butter dazu / laßt sie auf eine Stunde backen; die Suppe muß seyn von Wein und Zucker / oder auch von süssem Rohm / worinn einige Eyer-Dottern und etwas Zucker geschlagen und durchgekocht / denn kan man sie auch eine süsse Rohm-Pastete nennen. Eine Pastete von Fincken (Vögeln) zu machen. Nemmt wohl gereinigte Fincken / laßt sie ein wenig kochen / legt sie in die Pasteten / und bewürtzt sie mit Caneel / Zucker / Corinthen / Sucade und Butter / und laßt sie eine halbe Stunde backen / die Suppe muß seyn von Rheinischem Wein und Zucker. Eine delicate Pastete zu machen. Nemmt zwey Pfund klein gehacktes Rind oder Kalb-Fleisch / kocht es fast gar / ein Pfunb Corinthen / ein wenig gestossene Nägelein / Muscaten / Ingber und Caneel / und unter vorgedachte Suppe ein Ort Rheinischen Wein / klein geschnittene Pom̅erantzen-Schale / welche vorher in dünne Bier müssen auffgesotten seyn / ein gut Stück Butter / ein halb Pfund Pflaumen und Zucker nach belieben / diß zusammen durchgesotten / biß es gantz dick worden / thut in die Pastete / wollet ihr sie aber eine ???lang verwahren / könnet ihr die Pflaumen davon lassen.
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Die Schlacht-Zeit.
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Wie man sich gegen dem Winter mit allerhand Fleisch versehen soll. Wie das Peckel-Faß zu bereiten seye. DAs Faß / worinn das Fleisch gesaltzet werden soll / müßt ihr zuvorderst wohl und fest binden / denn die Nacht über roll Wasser stehen lassen / damit es sich wohl zuziehe / gießt dieses auß / gebt siedend heiß Wasser mit auffgesottenen Wein-Rancken-Blättern wieder hinein / bedeckt das Faß so lang / biß das Wasser fast kalt ist / wenn dieses außgegossen / setzt unter das Faß ein Feuer-Becken mit glüenden Kohlen / werfft auf das Becken ein gut Theil Nägelein / oder eine handvoll Wachholder-Beeren / und laßt es so trucken werden / man kan auch zu mehrer Vorsorge / weil die Peckel sehr subell und durchtringend ist / den Boden / wie auch die Kimmen mit geschmoltzenem Talche begiessen / und ehe man das Fleisch hinein legt / muß der Boden wohl mit Saltz bestrecket werden. Fleisch wohl einzusaltzen. Die gemeinste Manier Fleisch einzusaltzen ist / daß man jedes Stück Fleisch / absonderlich an allen Ecken / bev???orab wo Knochen vorhanden / und es hohl ist / wohl durchreibe / denn packt es fest in dem Faß zusam̅en / bestreüet es oben wohl mit Saltz / diese kan auch wohl auf folgende Manier geschehen: Man macht eine Peckel / so starck / daß es kein Sals mehr annehmen will / und ein Ey darinn schwimme / wenn diese fertig / bestreüer den Boden eures Fleisch-Fasses / setzt denn euer Fleisch / gantz ungesaltzen Stück bey Stück hinein / doch so weit voneinander / daß keines das ander berühre / bestreüer diese Lage wohl mit Saltz / und verfolge besagter massen [38] mit der andern Lage / continuirt solches / so lang / als ihr Fleisch übrig habt / gießt denn die vorbereitete Peckel so hoch darüber / daß alles Fleisch bedeckt ist / und damit das Fleisch nicht aufftreibe / leget einen Deckel mit Steinen beschweret / darüber. Ihr müßt aber alle 8. Tage die Peckel beachten / ob sie blutig und dick wird / denn so ihr solches vermercket / müßt ihr die Peckel gantz abgiessen / auffkochen / und wohl abschäumen / wenn sie gantz kalt worden / könnt ihr sie wieder über das Fleisch geben. Auf diese Manier wird das Fleisch nicht zu saltzig noch zu hart. Viel legen im einfaltzen die besten und fettesten Stück unten / vermeynend / dasselbe das Saltz besser vertragen können / als die magere / aber sie irren sehr / denn das Saltz verzehret das Feiste / dennoch wenn die magern Stücke lang in dem Saltz ligen / werden sie dardurch dürre / hart und zähe / derowegen mag ein jeder nach belieben damit verfahren. Fleisch zu räuchern. Wenn das Fleisch auß der Peckel genommen / so reiben es einige mit Saltz nochmals etwas durch / und lassen es denn drey / vier / ja wohl vierzehen Tage ausser der Peckel ligen / ehe sie es in den Rauch hangen; Die gehräuchlichste Manier aber ist / daß man es so fort (wann es zuvorn abgetropffet /) in den Rauch auffhange. Wie lange es darinnen bleiben muß / lehret einen jeden der Augenschein / und wie schwach oder starck es Rauch gehabt. Wenn es genug beräuchert / nemmt es an einem hellen und truckenen Tage herunter / und so es euch beliebt / (massen es einige so machen) waschet es mit Wasser ab / und laßt es in der Sonne oder Winde abtrucknen / und hängts an einem euch beliebigen doch lüfftigen Orte in die Höhe. Man verwahrt es gerne in einem Faß noch vor Johan. Baptist. mit gutem frischen Heu oder Hobel-Spänen / um es vor allem dero Zeit befindlichen Ungeziefer / zu verwahren.
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Anmerckung / Bey Abschlachtung der Schweine zu beachten. 1. MAn soll die Schweine im ersten Viertel deß Monds / oder so lang der Mond zunimmt / abschlachten / und ihnen fast vier und zwantzig Stunden lang vorher weder zu essen noch trincken geben / denn solcher massen wird der Speck desto truckener und harter. 2. Je weniger Sehnen und Knochen in dem Fleische seyn / je länger wird die Peckel gut und das Fleisch angenehmer bleiben / und nicht so bald verderben / insonderheit da das Schwein hungerig und durstig (wie oben erinnert) abgeschlachtet ist. 3. Etzliche / so bald die Schweine geschlachtet / zertheilen sie selbige in Stücken und werffen sie ins Wasser / damit das Blut außgezogen werde / andere hangen sie gantz auff / und lassen sie trucken und kalt werden / massen das Fleisch auf diese Manier gesunder und truckener ist. Darnach zertheilen sie dieselbe in so grosse und kleine Stücke / als es ihnen beliebt / saltzen es ein / und packen es fest / legen auch wohl etwas schweres Gewichts darüber. 4. An andern Oertern zertheilet man sie mit sampt dem Haupte in zwey Stücke / und saltzet sie auf einem Brete oder in einem Troge oder Molte nur zwey oder drey Tage / als denn henget man sie in den Rauch / dann wird das Fleisch viel härter und wohl schmeckender. 5. Von einem Schweine kan man viel wohlschmeckende und niedliche Speisen / das gantze Jahr zu gebrauchen / gegen den Winter bereiten / es sey [40] von geräucherten oder im Saltz ligenden Speck / von Schultern / Schinkken oder klein gehauenen Stücken / es ist gleich gut. 6. Man läßt die Schultern und Schincken neun oder zehen Tage im Saltzligen / hängt sie denn in Rauch / wie auch die Köpffe / das Abgefall: als Rippen / Rücken / sc. kan man in Saltz ligen lassen / um in Winters-Zeiten dieselben mit Wurtzeln / Rüben / Kohl sc. zu bereiten. 7. Es begibt sich zu Zeiten / daß die Peckel / worinn das Schweine-Fleisch lige / roth und blutig wird / denn kan man sie abgiessen / auffkochen / wohl abschäumen und kalt werden lassen / auch wieder übergiessen / oder man kan ein frische Peckel von Saltz und Wasser / so / daß ein Ey darinn schwimme / darüber bereiten.

Von dem Abfall.
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Von dem Haupt-Fleische. Gepresset Haupt-Fleisch zu machen. WErffet den Kopff ins Wasser / auf daß alles Blut herauß ziehe / nemmet alles Fleisch von den Knochen ab / und saubert es von allem Geäder / sonsten laßt den Kopff / so daß das Fleisch von den Knochen falle / gar kochen / bringt diß zum Hack-Block / hackt es / doch nicht zu klein / suchet das Geäder rein auß / bewürtzt es mit Saltz / Pfeffer / Muscaten-Nüssen und Nägelein / alles nach eurem belieben / bindet es fest in ein Tuch / wozu ihr nach gefallen etwas von dem Eingeweide und Herzen thun könnet / werfft es in siedendes Wasser / biß es durch und durch warm worden / setzt es denn in die Presse mit gehörigem Gewichte. Die [41] ses so gepressetes Haupt-Fleisch wird in breite Stücke geschritten / und mit Essig übergossen / und gegessen. Auch kocht man es wohl mit Saurampff oder süssen Aepffeln / man spaltet auch wohl die Schweins-Köpffe mitten durch / und saltzt sie ein / aber sie können nicht lange dauren. Man kocht dieselbe auch wohl gar / nimmt die Knochen davon / presset und bewürtzet sie / und leget sie in Bier-Essig zum Gebrauch. Es werden auch die halben Köpffe in den Rauch gehangen / und wenn sie trucken geworden / gekocht und gegessen. Vorgedachtes gepressetes Haupt-Fleisch eine zeitlang zu bewahren. Legt es in ein bequemes Gefäß / gießt nicht allzuscharpffen Wein-Essig / sonst auch Bier-Esig darüber / daß es bedeckt sey. Man kan auch wohl eine Scheiben Meerrettig darzu thun; Es muß allezeit mit Essig bedeckt seyn / sonst es leicht verdirbt. Von Rinder-Panssen / sonst Fleck / Wammen oder Haube genant / ein gut Gericht zu machen. Nemmt dieselbe und reiniget sie sein sauber / schneidet sie in so grosse Stücke / als euch beliebt / streüet darüber Saltz / Pfeffer / Salbey / ein wenig Muscaten / Nüß und Nägelein / ein gut Theil in länglichte Stücke geschnittenes Fett / auch wohl etwas von wagern-Fleisch / so dünne geschnitten / wie auch Reiß / rollet es denn fest auff / nehet es zu / kochts gar / und preßt es. Wann ihr hievon gebrauchen wollet / schneidet es in Scheiben / backt es mit klein geschnittenen Aepffeln und Butter durch. Es wird auch gedachte Wamme / wenn sie zuvorderst gar gekocht / in Stücken geschnitten / auch fort gebraucht / oder auch wohl neben anderem Abfall in Essig gesetzer / und wenn sie gebraucht werden / in lange Stücklein geschnitten / und mit sauren Aepffeln / Coriathen in Essig und Butter durchgekochets.
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Man füllt auch wohl einen Schweine-Magen mil Grützs und Fett / kocht ihn gar / und braucht ihn wie eine Wurst. Von Füssen. WEnn dieselbe von Haar und Klauen wohl gereinigt / werden sie so gar gekocht / daß die Knochen herauß fallen / denn schneidet man sie in Länge durch / und so es euch beliebet / könt ihr sie außpressen / daß aller Safft davon gehe / und werden wie andere Eingeweide verwahrt. Wenn man sie gebrauchen will / kocht man sie im Wasser etwas auff / und macht eine Suppe von Butter / Essig und. Zucker darüber / man bratet sie auch wol in der Pfanne / und giest jetzt gedachte Suppe darüber. Man kocht sie auch wohl mit Wein / Butter / Corinthen und gestossenen Nägelein. Ebener massen verfährt man mit dem Maul. Schwein-Füsse werden gekocht / und in Essig verwahrt. Wammen / Füsse und Maul zu verwahren / damit sie nicht verschimlen noch verderben. Nemmt süsse Wattig (serum lactis) so viel euch vonnöthen zu seyn deucht / last sie auffkochen / und schäumet sie so lang biß sie gantz rein wird / thut dazu ein gut theil gantzen Pfeffer / Blumen und Nägelein / eine in stücken geschnittene Museaten-Nuß / last es einmahl durchkochen / setzt es vom Feuer / daß es sich setze / giesset das klare ab / und thut so viel Wein-Essig dazu / giesset diß über vorgedachte Sachen / sie werden keine Noth haben. Etzliche legen sie auch mit einigen Scheiben von Merrettig-Wurtzeln in Bier-Essig. Schweine-Würste (Sausiesen) zu machen. Nemmt zu drey Pfund gehackten Fleische zwey Muscaten-Nüsse / ein Loth grod gestossenen Pfeffer / eine kleine Hand voll Saltz / (etwas [43] Spanisch Wein wild hiebey nicht schaden) knetet diß durcheinander / und füllt damit die Darmen / doch nicht zu steiff / wolt ihr sie länger bewahren / und zu räuchern auffhangen / könnt ihr dickere Darmen nehmen / und sie zwey oder drey Tage in Peckel ligen lassen. Anderewo thut man auch wohl so viel halb gehacktes Schaf-Fleisch darzu. Rinder-Würste zu machen. Auf dieselbe Manier macht man auch Würste von Rind-Fleisch / dabey man aber gedörrte und gepulverte Salbey thut / doch wo man die Würste in den Rauch hangen will / müssen sie mit Pfeffer wohl gewürzet seyn / und in gantz dicke Darmen gestoppfet / auch mit grau Papier bekleidet / und im wenigen Rauch gehangen werden. Grütz-Würste zu machen. Nemmt Gersten-Grütze / so viel euch beliebt / gießt darauff heiß Wasser / laßt es eine zeitlang stehen / biß die Grütze auffgehen / nemmt denn laulicht Schweine-Blut / gießt es durch einen Teig / und thut dessen so viel / daß die Grütze völlig roth werden / hinzu / thut nochmalen Muscaten-Nüsse / Nägelein und Saltz / nach eurem belieben dabey / rührt es mit Schwein- oder Rind-Fette durch / füllet damit eure wohl gereinigte Darmen / so / daß die Würste nur halb ohngefehr voll seyn / denn werden sie nicht brechen. Sie müssen eine Stunde sanfft kochen; Einige nemmen auch wohl etwas von dieser zubereiteten Grütze / mengen daruni??? Schweine oder Rinder-Leber / kenn müssen sie aber mehr gewürtzet und gesaltzet / auch fester gestopffet seyn. Würste von Haber-Grütze zu machen. Nemmt Haber-Grütze / feuchtet die mit heissem Wasser / thut Corinthen / Muscaten-Nüsse / gestossene Caneel / Saltz und klein geschnitten Rinder-Fett dabey / mengt es wohl durch / und stopffet damit eure Darme / doch nur halb voll / laßt sie nur eine halbe Stunde kochen / weil sie galeicht auffbersten.
|| [44]
Würste von Schweine Leber zu machen. Nemmt Schweine Lebern / kocht fie gar / und schäumet sie wohl / wenn sie kalt worden / hackt sie klein / nemmt denn ein Ort süsser Milch / eine handvoll alt gerieben Weiß-Brod / und last es als einen Brey dick kochen / thut auch ein gut Stück Butter dabey; Wenn dieses fast kalt worden / rührt es unter die Leber / wie auch zehen klein geschlagene Eyer / ein wenig Saltz / Pfeffer / Muscaten-Nüsse / Nägelein und Muscaten-Blumen / so alle klein gestossen / auch etwas von geschmoltzener Butter / füllet damit die Darmen / und laßt sie eine Stunde kochen / es ist delicat.

Nachricht / Wie man von vielerley Art Früchten / Wurzeln / Blumen und Blättern gute und nützliche Confecturen bereiten und bewahren kan. Confecturen zu machen.
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DEr Zucker und Honig / den man hiezu gebrauchen will / muß abgeklaret und gesaubert mit dem weisse von Eyern und Regen-Wasser wohl geschäumet und gekochet werden / so lange / biß er beginnet dicklich zu werden. Grüne Wallnüsse einzusetzen. Wie solches zu verrichten / ist in dem Garten-Buch pag. 56. vollkömmlich berichtet. Cucumern einzusetzen. Nemmt zwey oder drey Handvoll Saltz / schlagt es im Wasser durch / leget hinein eine Stund lang so kleine Cucumern / als die Zeit gibt und ihr haben könnet / waschet sie darinn ab / doch daß ihr sie mit den Händen nicht [45] viel berührt (sonsten verlieren sie ihre Krafft) gießt sie darnach mit diesem Wasser auf einem Durchschlag / biß sie trucken worden / legt sie in einen glaßirten erdnen Topff / so / daß zwischen jeder Lage Cucumern) Muscaten-Blumen / Nägekein / Pfeffer / Meerrettich / Fenchel / Lorbeer-Blätter kommen / und euer Topff voll ist / gießt denn so viel Wein-Essig darüber / biß sie bedeckt seyn: Ihr müßt sie aber nicht im Keller / sondern an einem truckenen Orteverwahren. Einer andern Zubereitung ist oben gedacht. Aepffel trucken zu confectiren. Nemmt gute und nicht allzu safftige geschtel???t und von Kern-Häusern gereinigte Aepffel / schneidet sie in die Länge durch / thut sie denn in wohl geklareten Zucker / und laßt sie kochen / biß der Zucker dick wird / nemmt sie darnach mit einem Löffel herauß / so trucken ihr könnt / legt sie auf ein hölzern Bret / bringt sie in die Wärme / wenn sie oben trucken worden / kehret sie mit einem Messer um / und laßt sie so ligen / biß sie gantz trucken worden / bestreüet sie mit gestossenem Zucker / damit sie desto besser truckenen / bewahrt sie an einem trockenen Orte zwischen Papieren. Birn feucht einzumachen. Nemmt Museateller-Birn / so ihr sie haben könnet / sonst andere doch nicht steinichte und von Natur truckene / sch???let sie / doch daß der Stiel daran bleibe / kocht deiselde in klarem Wasser kein geschwinde / doch nicht zu mürbe / nemmt sie herauß / und laßt sie trucken werden / gießt darüber so viel abgeklarten Zucker / daß sie bedeckt seyn / laßt sie einen Tag über so stehen / gießt den Zucker / dann er wird dünne geworden seyn / davon / kocht denselben abermal / biß er gebürlich dick worden / und gießt ihn wieder über die Birn / thut das so öffters / biß der Zucker dick bleibt / laßt sie denn darinn stehen / so sind sie gut. Dieselbe trucken einzumachen. Nemmt Birn / wie eben gesagt / macht den Syrup durch Angiessung etwas Wassers wieder dünn / gießt ihn unter die Birnen / laßt sie ein we [46] nig zusammen kochen. Nemmt denn die heissen Birner herauß / und legt sie auf Bretter wie zuvorn bey den Aepffeln erwehnet ist / beachtet wohl / daß so bald der Zucker die confecturen durchtrungen / daß es denn Zeit sey / sie darauß zu nemmen / sonst werden sie zu hart und schleimicht fallen / truckenen auch nicht so wohl / und verlieren dardurch ihre Klarheit. Birn zu candisiren. Nemmt geschtelte Birn / bestreüet sie mit feinem klein gestossenen Zukker / legt sie in eine zihnerne Schüssel auf ein Bret / und bringet sie in den Ofen. Die Feuchtigkeit / so sie geben / gießt weg / kehret sie um / und beftreüet sie wieder mit vorgedachtem Zucker / besprengt sie mit Rosen-Wasser / und das thut so lange / biß sie fast trucken worden / legt sie dann auf ein umgekehries Sieb / setzt sie damit in den warmen Ofen / wo eben das Brod außgezogen / so lang / biß sie gantz trucken sind / denn könnt ihr sie ein gantz Jahr bewahren. Quitten-Birn einzusetzen. Nemmt abgescheelte von den Kernern wohl gereinigte Quitten / und eben so schwer Zucker dazu / kocht sie zusammen in einem verdeckten Topffe auf gelinden Feuer / thut klein geschnitten Caneel dabey / rührt sie biß weilen durch / damit sie überal Farbe setzen / wenn der Zucker durchs kochen dick worden / so nemint sie vom Feuer / je dicker der Syrup ist / je länger die Quitten dauren / und je länger sie kochen / je höhere Farbe gewinnen sie. Halbe Quitten-Birn auf eine andere Manier einzumachen. Nemmt frische vom Baum genommene doch nicht gantz reiffe Quitten / schneidet sie mitten durch / saubert sie von denen Kernen / und schtelet sie / klaret denn drey Pfund Zucker mit anderthalb Maaß Wasser / dar nach werfft hinzu fünff Pfund gedachter halben Quitten / laßt diß so langt kochen / biß wenn ihr zwey oder drey Tropffen von dem Syrup auf [47] einen zihnern Teller fallen laßt / er sich wie ein Schleim auffziehen lässet / nemmt denn die Quitten herauß / und legt sie fest in Töpffe / gießt denn den Syrup / wann er kalt worden / darüber / und bindet die Töpffe zu / sie zu verwahren. Schöne Marmelade (Quitten-Fleisch) zu bereiten. Nemmt gescheelte von den Kernern und Steinen wohl gereinigte Quitten-Birn / schneidet sie in kleine Stücke / kocht sie denn mit Wein so dick als einen Brey; Zu zwölff Pfund dieses Quitten-Breyes nemmt acht Pfund geklarten Zucker / mengts wohl durch einander / bringto zum Feuer / und laßt es kochen / doch müßt ihr stetig rühren / biß es gantz dick worden: Solches könnet ihr darauß abnehmen / wenn es nemlich an einer zihnern Schüssel nicht mehr klebet oder hangen bleibt / füllet alsdenn die Schachteln / welche so groß oder klein / tieff oder flach / als euch beliebt / seyn mögen / damit an. Eine andere Manier. Nemmt 7. Pfund gescheelte / gesauberte und halb durch geschnittene Quitten / 9. Pfund geklarten Zucker mit ein Ort Wasser / thut diß alles in einer Zucker-Pfanne (oder ander Metallen-Geschirr) und laßt es auf einem gelinden Feuer kochen / rührt es bißweilen durch / und bedecket euer Geschirr / doch nicht gantz zu / je länger ihr sie kochet / je höhere röthert Farbe sie bekommen / und wenn sie mürbe seyn / schneidet sie zwerch über / damit der Syrup sie desto besserer durchtringen / und durch und durch eine calör bekommen können / nemmt sie denn folglich vom Feuer / biß der Syrup kalt und dick zu werden beginnet / zerreibe die Quitten so klein / als müglich / nemmt einen Löffel voll herauß / schneidet mit dem Messer dardurch / klebt es nicht an / so ist es bequem die Schachteln damit zu füllen. Eine andere Manier. Nemmt gescheelte Quitten / reibet sie auf dem Reib-Eysen ab / biß auf das steinigte / presset den Safft mit Gewalt herauß; Zu diesem Safft [48] thut eine halbe Kanne Wasser / und zwey Pfund Hut-Zucker / kocht und schäumt es zu einem Syrup oder dicken Safft / thut denn die Quitten / der setzt gedacht / dazu / bedeckes mit einer Stülpe / und laßt es kochen / biß es roth wird / reibt diß denn alles wohl zusammen durcheinander / setzt es wieder zum Feuer / und laßes kochen / je dicker je besser / und füllet damit die Schachtel. Weisse Marmelade oder Quitten-Fleisch zu machen. Nemmt ungescheelte Quitten / kocht sie im Wasser / biß die Schelle barstet / nemmt sie denn herauß / und schneidet das Fleisch von den Kernhäußern rein ab / stoßt es klein / und treibt es durch ein Sieb / das nicht zu dichte ist / damit alles steinichte zurück bleibe / rührt dieses biß es trucken worden / stets über dem Feuer / wenn das geschehen / so nemmt zu jedem Pfund dieses Quitten-Fleisches ein Pfund abgeklarten Zucker / und kocht es zu einem mässig dicken Syrup / nemmts denn vom Feuer / und rührt es wohl durcheinander / laßt es wieder ein wenig auffkochen / schlagt es denn warm in Schachteln / und bringt es in eine warme Stube / biß es oben härtlich zu werden oder zu verrinnen beginnet (die Schachteln aber müssen so lange offen und ohnzugedecket bleiben) und bewahrt es zu eurem Gebrauch. Etzliche nemmen fünff viertel Pfund klein gestossen Hut-Zucker / und mengen das mit einem Pfund deß jetzt gedachten ungetrockenen durch ein Sieb gezwungenen Quitten-Fleisches / und lassen es einmal sanfft auffkochen / diese Marmelade fällt weisser / aber sie muß länger in der warmen Stuben stehen Kuchen von Quitten zu machen. Nemmt gantze mit einem Tuch wohl geriebene Quitten / kocht sie alsdenn mit Wasser / biß sie mürbe seyn / nemmt sie herauß / und bedeckt sie mit einem Tuche / biß sie lau worden / scheeler sie denn ab / und nemmet die Kerne und das steinichte davon / reibt sie denn klein / und nemmt so viel klein gestossen Zucker / als ihr Quitten habt / mengt es wohl durch / bringt [49] es zum Feuer / und last es auffkochen / bestreuet unter dessen einen saubern Tisch mit gestossenen Zucker / und giest das vorigt darüber / ihr könt es mit einem Messer oder andern instrument überstreichen / damit es gleich dick wird / schneidet hierauß Stücke oder Kuchen zo groß als ihr wollet / wann die kalt worden / laßt sie über dem Feüer trucken werden / sie lassen sich in reinem Papier so wohl halten. Quitten-Stücke mit Citronen zu machen. Nem̅t von zwo Citronen und einem Pfunde-Quitten-Safft ein Pfund Quitten / und 3. Pfund Hut-Zucker / laßt diß zusammen kochen / biß es nicht mehr schäumet / nemmt den fünff Pfund schöne geschelte Quitten / schneidet die in Stücken so groß als euch gefällt / wie auch das obere gelbe von zwo Citronen so ihr auff einem Reib-Eisen davon reiben könt / kocht diß zusam̅en biß zu einer mäßlichen und Syrupischen Dicke in schön Wasser / und laßt es so stehen. Apricosen, Pfirsing und Pflaumen einzusetzen. Nemmt Apricosen, Pfirsing oder Pflaumen jedes ein Pfund / so viel geklarten Zucker / daß sie zwen Finger hoch bedeckt sind / laßt es zusammen kochen / biß der Zucker als ein Syrup dick wird / laßt es erkalten / und bewahrt es im Topffe. Kleine Pflaumen (Kriechen / pruna nana) Marellen und Kirschen einzusetzen. Zu sechs Pfund Marellen oder Kirschen / da die Stiele halb abgeschnitten seyn / nem̅t vier Pfund mit Wasser und weisse von einem Ey / abgeklarten Zucker / laßt diß zusammen kochen / doch daß sie nicht bersten / und der Zucker dicklich wird / setzt den̅ die Marellen oder Kirschen mit den Stielen aufwerts in gläserne Schalen / und giest deß Syrups so vil nöthig darüber. Eine andere Manier. Nemmet ein Pfund Safft von kleinen Pflaumen oder Kriechen / drey [50] Pfund Hut-Zucker / laßt es kochen biß es abgeschäumt / thut darein 6. Pfund schöne Kirschen mit halben Stielen / laßt es zusammen kochen biß der Zucker leimet. Es muß zu allen Einmachungen der gedachten Frucht kein Zihn oder Kupffer / sondern höltzener Löffel und Spadel gebrauchet werden. Marellen-Safft zu machen. Nemmt Marellen-Safft so vil euch beliebt / thut zu fünff Pfund Safft anderthalb Pfund Zucker / kocht diß zusam̅en / biß es keinen Schaum mehr gibt / gießt es denn in steinern Geschirre / wenn es kalt worden verbindet dieselbe / so bleibt es langt gut. Deßgleichen macht man es mit andern Säfften / insonderheit mit den Johannis-Trauben. Kirschen-Muß zu machen. Nemmt mit Wein wohl gekochte schwartze Kirschen / zwingt sie durch ein Haar-Tuch / laßt sie mit stetigem Umrühren / biß sie dick worden / kochen / zu 3. Pfund dises Mußes nemmt driethalb Pfund Zucker / laßt es zusammen aufkochen / biß es mässig dick wird. Man bereitet es auch wohl mit Gewürtz zu jedem Pfund / wenn es noch warm ist / thut ein Loth Muscaten / Caneet / Ingber und Galigan / Nägelein / Muscaten und Paradeiß-Holtz / jedes ein halb viertel Loth / und rührt es wohl durch einander / ein solches Muß ist eine gute Hertzstärckunge. Kirschen-Pflaumen- Apricosen, &c. Fleisch auff ein gantz Jahr gut zu bewahren. Nemmt Kirschen / die was säuerlich fallen / pflückt die Stiele ab / kocht sie in einem Erdnen Topff ohne etwas nasses über einem gelinden Feüer / wenn sie in ihrem eigenen Safft beginnen zu kochen / denn durchrührt sie / damit sie nicht anbrennen / wenn die äusserste Haut abgehet / und das Fleisch zu einem dicken Brey geworden / ist es genug / laßt sie denn kalt werden / und [51] treibt sie durch ein umgekehrtes Sieb / nemmt denn diesen durch getribenen Safft / und gießt ihn in eine glasürte Pfannen / und laßt es in der Sonnen / oder in einem Back-Ofen trucknen / thut es denn in ein Glaß und verwahrt es / es ist sehr gut Appetit und in hitzigen Fiebern Erkühlung zu erwecken. Gantze Johannis-Beeren einzumachen. Nemmt von den Stielen gereinigte Johannis-Beeren / thut sie in eine Kanne / setzt sie mit der Kanne in Kessel mit Wasser / und laßt sie kochen / doch das die Kanne vest zu sey; Wenn sie würbe seyn / zwingt sie durch ein Sieb; Gegen dieses Saffts anderhalb Pfund nemmt zwey Pfund Zukker und ein Ort Wasser / und laßt es kochen; thut denn gantze Johannis-Beeren dazu / und laßt es sanfft kochen / biß der Zucker beginnt dick zu werden / und leimet. Eine Conservam oder ein Safft (ribium) von Johannis-Beeren zu machen. Pflückt die Stiele von den Beeren / zwingt sie durch einen dickten wüllen Tuch / damit ihr nur reinen Safft / da keine Steine oder Unsauberkeit bey ist / haben möget / nemmt zu jeder halben Kanne dises Saffts drey viertel Pfund Zucker / laßt es zusammen auf einem gelinden Früer kochen / rührt es stetig mit einem höltzernen Span / biß es begint an den Span zu kleben / thut es denn in Töpffe / es ist sehr dienlich in hitzigen Fiebern / und ist keine bessere Erkühlung auff de Zunge als dieses. Syrup von Johannis-Beeren zu machen. Nemmt drey Pfund Johannis-Beeren Safft / und zwey Pfund Zukker / kocht es zusammen zu einem dünnen Safft oder Syrup / dieses ist ebenmässig gut in allen hitzigen Fiebern / wie auch in der Pest / es stillet den Durst / starcket das Hertze / den Magen und Leber in allen hitzigen Kranck heiten. Rothen Johannis-Beeren-Safft zu machen. Nem̅t rothe von den Stielen wohl gereinigte Johannis-Beeren / reibt [52] sie in einer Schale klein / und dringt sie durch einen Tuch / füllet hiermit Gläser / und setzt sie an die Sonne zu destilliren / das Glaß aber muß voll seyn; Wenn der Safft von der Sonnen erhitzet wird / so wild er stetig übergähren / gießt allgemählig des Saffes nach biß er gantz klar ist / gießt denn etwas geklarten Zucker darüber / und verwahrt es umb Aepffel / Birn / Quitten oder was ihr wollet / damit zu stopffen / es gibt auch dem Weine eine angenehme Röthe / so man etwas von diesem darunter geußt. Quitten-Birn einzusaltzen / daß sie nicht verderben. Nem̅t geschelte / wohlgesauberte und von den Kernern gereinigte Quitten-Birn / kocht sie in fliessend ober Brunnen-Wasser zu einem zimlich dicken Brey / thut den̅ etwas von Nägelein / Caneel und Muscaten-Blumen dabey / und denn ihr eure Quitten von dem tauhen / das daran sitzt / wohl gereiniget habt / so packt sie in einen Topff oder Gefässe / gießt den Safft darüber / biß sie bedeckt seyn / und decket sie veste zu. Wenn ihr welche darauß nemmen wollet / müßt ihr einen höltzern Löffel gebrauchen; Man kocht auch wohl in gedachtem Saffte die Quitten ein wenig auff / ehe man sie einpackt / aber denn fallen sie braunlicht. ENDE deß Koch - und Confecturen-Buchs.


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