Transkription

Sattler, Basilius: Eine Predigt/ Von der Oberkeit : Gethan bey der Begräbnuß Des Weyland Hochwürdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrich Julii/ Postulirten Bischoffen des Stiffts Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ hochlöblicher gedechtnuß/ den 4. Octobr. 1613. zu Wolffenbüttel / Durch Basilium Sattler/ D. Hoffprediger daselbst.
[Inhaltsverzeichnis]
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Eine Predigt / Von der Oberkeit / Gethan bey der Begräbnuß Des Weyland Hochwürdigen / Durchlcuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Heinrich Julij / Postulirten Bischoffen des Stiffts Halberstadt / vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / hochlöblicher gedechtnuß / den 4. Octobr. 1613. zu Wolffenbüttel.
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Durch Basilium Sattler / D. Hoffprediger daselbst.
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Gedruckt zu Magdeburg bey Peter Schmieden / ANNO 1613.
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Also schr ibt Sanct. Paulus 1. Timoth. 2.
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SOermane ich nu / das man für allen dingen zuerst thue / Bitte / Gebet / Für bitt vn̅ Dancksagung / für alle Menschen / für die Könige vnd für alle Obrigkeit / auff das wir ein geruglich vnd stilles leben führen mögen in aller Gottseligkeit vnd Erbarkeit. Denn solches ist gut / darzu auch angenehme für Gott vnserm Heylandt / welcher wil / das allen Menschen geholffen werde / vnnd zur erkendtniß der Warheit kommen: Denn es ist ein Gott / vnd ein Mittler zwischen Gott vnd den Menschen / nemblich / der Mensch Christus Jesus / der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung das solches zu seiner zeit geprediget würde. etc.

Predigt.
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WIr lesen im andern Buch der Chronie: am 35. Cap. Als der König Josia gestorben / das gantze Juda vnnd Jerusalem vmb jhn Leydt getragen / Ja der Prophet Jeremia jhn beklagt / vnd alle Senger / Sengerin jre Klaglieder vber jhn geredt / welches auch lange zeit hernach im brauch geblieben Vnd ist solchs nicht wunder / den̅ er vber Gottes Wort gehalten / vnd also Rigieret / das / wie im 34. Cap stehet / so lang Josia lebete / das Volck nicht weiche von dem HErren jhrer Vater Gott. So beklagt auch David / vnd rühmt in einem Liedt den
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Köuig Saul / der gleichwol grosse mängel an sich gehabt / vnd darzu jhn verfolgt / das er als ein Oberkeit / Land vnd Leuten viel guts erzeiget / 2. Sam. 1. Damit vns dann der Heilige Geist lehret / das wir die liebe Oberkeit nicht allein in jhrem leben / sondern auch nach jhrem Todt ehren / vnd mit Danckbarkeit sie vnd jhre Wolthaten rühmen sollen. Die weil nun eben das grosse vnglück / welchs daß mahl den Kindern Israel vbergangen / vns jtziger zeit auch getroffen hat / die Kron vnsers Häupts ist abgefallen / der gesalbte des HErrn / der vnser Trost war / vnter des Schatten wir wohneten / ist dahin / Denn es hat Gott den Weylandt Hochwürdigen Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Heinrich Julium / Postulirten Bischoff des Stiffts Halberstad / vn̅ Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. vnsern gnedigen lieben Landesfürsten vnd Herrn / wie wir hie vor Augen sehen aus diesem leben abgefordert / darumb so beklagen wir billig S. F. Gn. vnd rühmen Gott zu ehren S. F. G. vnd die grossen Wolthaten / die Gott durch diese vnsere liebe hohe Obrigkeit / Landen vnd Leuten / vnd vns allen vber 24. Jahr erzeigt hat. Laßt vns oben die berümbten Leute / spricht Syrach Cap. 44. viel herrliches dinges hat der HErr bey jhnen gethan Wir bitten Gott billig auch zu dieser zeit / da ein new Regiement angeht / das er ferner vns vnd vnser lieben Oberkeit beystehen wolle / vnd wil S. F. Gn. Erstgeborner Sohn / der auch Durchleuchtige Hochgeborne Fürst vnd Herr / Herr Friederich Vlrich Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. vnser gnediger Fürst vnd Herr / nu ins Regiment trit / das Gott zu solcher S. F. G. angehenden Regierung sein Väterliche Gnad vnd Segen verleihen wolle. Das wir nun zu solcher Christlichen Dancksagung vnd hochnötigem Gebet mit Gottes Wort auffgemuntert werden / hab ich diesen Spruch aus der Epistel an den Timotheum ab
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lesen wollen: Denn darin vns Paulus zu solchem Gebet vnnd Dancksagung für die liebe Oberkeit vermahnet. Wir wollen in Gottes Namen diesen Spruch kürtzlich erkleren / vnd darnach anzeigen / wie wir vns denselben in vnserm gantzen leben / sonderlich aber jtziger zeit zu nutz machen sollen. Es hat Paulus in dieser Epistel für sich einen jungen Prediger / nemlich Timotheum / den vnterrichtet er trewlich / wie er in seinem Ampt sich verhalten sol. Vnd nach dem er vorher jhn von beyden Häuptstücken der Christlichen Lehr / vom Gesetz vnd Evangelio / oder von Zehen Geboten vnd Glauben / kürtzlich erinnert / so lehrter jhn auch / wie er sich mit dem Gebet vnd dancksagung gegen Gott / nicht alle in für sein Person / sondern auch in öffentlicher versamblung verhalten sol. Denn Beten vnnd Dancken ist mit ein fürnemb stück des Gottesdiensts / den wir Gott in diesem leben zu Hauß / vnd in öffentlicher versamlung leisten sollen. Vnd spricht nun der Apostel: so ermane ich / dz man vor allen dingen zu erst thue / Bitt / Gebet / Für bitt vnd Dancksagung für alle Menschen / für die Könige vnd alle Oberkeit / etc Das redet nun Paulus nicht als ein gemeiner Mann oder privat Person / sondern als ein Apostel / dem Christus solch hohes Ampt im dritten Himmel befohlen / vnnd jhn berichtet / was er lehren solte. Darumb wir jm alle zu folgen schüldig sind / Wir sind Bottschafften an Christus statt / vnd Gott vermahnet durch vns / spricht er 2. Cor. 5. Er berichtet aber weiter / was Prediger vnd Zuhörer thun sollen / wenn sie in der Gemein Gottes zusammen kommen / das sie nemblich nicht allein Gottes Wort handeln vnd betrachten / sonder auch zu erst vnd für allen dingen das gemein Gebet verrichten sollen. Vnd braucht er dreyerley Wort: Man sol thun Gebet / Bitt vnd Fürbitt: Damit er allerley arth des Gebets begreifft / da wir von Gott bitten was vns nötig ist / oder jhm die verdiente Straff abbitten / oder bitten für andere Leut. Wil auch zugleich anzeigen mit solchen dreyen Worten / das man
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stets vnd ohn auffhören Gott anruffen sol. Daneben fordert er auch das wir Gott dancken sollen. Darnach macht er nahmhafftig die Nut / für welche wir bitten sollen / vnd sagt / wir sollen nicht allen für vns selber / sondern auch für andere bitten vnnd dancken nemlich für alle Menschen: Man sol dancken für alle Woltaten / die Gott vns Menschen täglich erzeiget / das er vns erschaffen hat / erhelt / ernehret / vnd für allem vbel bewahret / vnd jnlitten / das er sich vnser aller erbarmen / vnd auch forthin vns geben wolle / was vns nütz vnd gut ist / vn̅ was vns schädlich / abwenden. Insonderheit aber nennet er erstlich die Könige vnd höchste Oberkelt / darnach auch alle niedrige Oberkeit / als jhre befehlhaber. Denn weil sie Gott vns zu gute verordnet / dancken wir jhm billig dafür: Vnd weil sie nichts guts schaffen kan / wo Gott nicht das beste bey den Sachen thut / ists auch billig / das wir fleißig vor sie bitten. Er zeigt auch an / was wir durch das Gebet für die Oberkeit / erlangen / vnd was für grosse Wolthaten Gott aißdann / wenn wir fleißig beten durch die Oberkeit vns erzeige / nemlich / das wir durch jhren Schutz in Friede vnd Ruhe leben / vnd nicht allein vnsers beruffs vnd Narung warten können: Sondern auch gelegenheit haben / Gott recht zuerkennen / jhn zu loben / vnd jhm zu dienen / daran wir / wo die Oberkeit nicht thete / vielfeltig verhindert würden / das es nachbliebe. So diene auch das Ampt der Oberkeit darzu / das wir Erbarlich leben / vnd nicht allerley Schande vnd Laster vnd leichtfertigkeit einreissen vnd im schwang gehen / sondern ein jeder mit den seinen / vnd in seinem standt züchtig vnd ehrlich leben könne: das es also nit / wie vnter den Cyolopen vn̅ vnvernünfftige̅ Vieh / vnter vns Menschen hergehe. Dz heist in aller Erbarkeit. Vnd das wir desto fleißiger zu solchem Gebet auffgemuntert werden / zeigt er an das solchs wolsteh / nütz vnd gut / vnnd Gott angenehm sey. Darumb man das Gebet mit lust verrichten / vnd nicht vnterlassen sol.
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Das nun das Gebet für alle Menschen /such die Obrigkeit Gott wolgefalle / beweiset er damit / weil Gott wolle / das alle Menschen selig werden / vnd also auch die Oberkeiten / ob sie schon der zeit Heydnisch waren / doch das sie die Warheit des Evangelij erkennen vnd annehmen. Wie denn auch Christus Jesus der einige Mittler sey / der Oberkeit vnd Vnderhanen / Jüden vnd Heyden / mit Gott versöhnet / vnd sie alle erlös / vnd für sie das Ranzungelt bezalt habe / damit solch Gnad Gottes jhnen allen durch die Predigt des Evangelij angeboten würde / Warumb sol man denn nicht so wol für sie als alle andere Menschen bitten? Dieser Spruch Pauli berichtet vns lebendige / denen denn auch die Leichpredigten geschehen / von der Oberkeit vnd jhren Ampt. Diese Lehr ist an sich nötig / vnd schicket sich sehr wol auff jetzige zeit vnd gelegenheit / dieweil sie erstlich vns Vrsach gibt / auch von vnser hohen Oberkeit / so jetzt zu jhrer Ruhestedt gebracht / zuberichten / vnd Gott für die Wolthaten / die er vns durch sie erzeiget / zu dancken. So gibt sie zum andern S. F. Gn. successorn vnserm gnedigen Regierenden Fürsten vnnd Herrn / wie auch den andern vornehmen Zuhörern / die mehrertheils mit im Regiement sind / allerley gute nachrichtung / wie sie solch ihr hohes Ampt führen sollen / vnd die vbrigen Zuhörer / als die Vnterthanen können lernen / wo für sie jhr Oberkeit halten / vnd wie sie sich dagegen erzeigen sollen welches alles zum guten Wolstandt vnd Regiement gehöret. Vnd bestehet diese Lehr in vier Puncten. Erstlich ob der Standt der Oberkeit Gott gefalle. Zum andern / was der Oberkeit Ampt sey / vnd was wir von derselben für gutthaten empfangen. Zum dritten / wie man zum guten vnd glückseligen Regiment kommen könne.
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Zum vierdten / ob Gott die Oberkeit auch wolle selig machen / vnd im Himmel haben.

Die Erste Lehr.
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ERstlich bestetigt der hocherleuchte Apostel Paulus die Obrigkeit / vnd lehret / das jhr Stand Gott gefalle. Denn er verwirfft vnd verachtet sie nicht / wie die Wiederteuffer / vnnd etliche andere Rottengeister thun / sonder gedencket jhr in allen ehren vnd gutem. Er heist sich auch nicht wieder die Oberkeit aufflehnen / vnd sie abschaffen / sondern für sie bitten: Er sagt nicht / das sie schädtlich sey / sondern das Gott vns in diesem vergenglichem leben dardurch grosse gnade vnnd Wolthaten erzeige / das wir friedlich vnnd gottselig leben können: Er gibt die Oberkeit nicht dem Teuffel / sondern zeigt an / Gott sey auch jhr Heylandt: So sey Christus sie nicht vorbey gangen mit seinem Leiden vnd Sterben / sondern hab sie eben so wol als andere / mit seinem Leiden vnd Sterben erlöset: Er lasse auch jhnen nicht weniger als andern Leuten / die gnadenreiche Predigt von vergebung der Sünden / vnd seine Gnad anbieten. Vnd warumb solt er diesen herrlichen Stand nicht rühmen / da jhn doch Gott selbst geordnet hat? wie Paulus Rom 13. schreibt: Es ist kein Oberkeit ohn von Gott / wo aber ein Oberkeit ist / die ist von Gott verordnet. Wie von solcher verordnung der Oberkeit zu lesen / Gen. 9. Wer Menschen Blut vergeust / spricht Gott / des Blut sol durch Menschen / das ist / durch die Oberkeit / wieder vergossen werden. Darumb hat im alten Testament ein Prophet die Könige Israel / als Samuel den Saul vnd David gesalbet: Vnd darumb heissen sie die gesalbten des HErrn / weil sie von Gott verordnet sind. Was nun Gott verordnet / das ist löblich vnd herrlich / sagt David Psal. 111. So ist auch die Oberkeit Gottes Dienerin / wie Paulus Rom. 13. schreibt. Das ist nun ein herrlich Werck dem Allmech
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tigen Gott dienen / das freylich kein Creatur / ja auch die Engel im Himmel es nicht höher bringen können / als das sie GOTt dienen. Das thut in jhrem Ampt die Oberkeit / wenn sie dasselbe nach Gottes willen führet vnd verrichtet. Vnd ist zwar ein solcher dienst / das sie Gottes stell verwaltet / in dem sie / das Gott sonst thut / wie wir hernach hören werden / die frommen schützet / vnd die bösen strafft / vnd verrichtet also Gott selber durch sie solch hohes Werck. Darumb heist sie die Schrifft Götter / Exod. 22. Den Göttern soltu nicht fluchen / vnd den Obersten in deinem volck soltu nicht lestern. Den Namen wiederholet Assaph im 82. Psa. Ich hab gesagt / Ihr seyd Götter / vnd allzumahl Kinde des Allerhöhesten. Das erkläret der Sohn Gottes Johan. 10. Die Schrifft heist die Götter / zu welchen Gottes Wort geschach / das ist / die Gott durch sein Wort verordnet hat: Vnd Josaphat 2. Para. 19. sagt zu den Richtern: Ihr haltet das Gericht nicht den Menschen / sondern dem HErrn / vnd Er ist mit euch im Gericht. Damit stimpt vberein / das die ewige Weißheit Gottes Prov. 8. sagt: Durch mich regieren die Könige / vnd die Rahtsherrn setzen das Recht. Es haben zwar Münch vnd Ordensleut bey den Papisten den Leuten weiß machen wollen / wie noch / das sie allein die Leut weren / die Gott recht dieneten / dahero auch hohe Personen jhren Stand verlassen / vnd in Clöster sich begeben / das sie Gott dienen möchten. Aber solche Lehr ist falsch / vnd darff die Oberkeit jhren Stand nicht verlassen / wenn sie Gott dienen wil / sondern sie kan wol / ja sie sol darinnen bleiben / sie ist Gottes Ordnung / vnd dienet Gott / sie verrichtet Göttliche Werck / welches allen München / sie heissen Franciscaner / Jesuiter / oder Capuciner / mangelt / die können in Ewigkeit auß Gottes Wort nicht beweisen / das Gott jhren Standt geordnet / oder das sie GOtt dienen / sondern Christus sagt von jhnen aus dem 29. Cap. Esa. Sie ehren mich vergeblich mit Menschen satzungen / Ein Christ
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lich Oberkeit aber weiß gewiß / auß Gottes Wort / das sie in einem solchen Stand ist / den Gott verordnet / darin sie GOtt dienet. Also zeuget vom König David Paulus Acto. 13. das er zu seine̅r zeit dem willen Gottes gedienet hab: Vnnd von Josaphat / Hißkia / Josia / etc. zeuget der Heilige Geist / das sie / vnangesehen / sie im Oberkeit Standt gewesen / gethan haben / das dem HErrn wolgefiel. Dieses dienet vns erstlich zur Lehr / das wir wissen / was wir von der Oberkeit / vnd jhrem Ampt halten sollen / das wir sie nicht verachten / sondern in allen ehren halten. Zur andern gibts der Oberkeit starcken trost / sonderlich auch / wenn es jhr etwa hart fürsteht / das sie sich vber jrem Ampt durchaus keine schwere gedancken machen dürffe / sondern ist vielmehr gewiß / das Gott / der sie zur Oberkeit verordnet / vnd sie in jhr Ampt gesetzt / dem sie diene / der wird vber jhr / als ein Herr vber seinem Diener trewlich halten. Thut doch das bey vns Menschen ein leiblicher Herr / das er sich seiner Diener annimpt / vnd wieder vnrechten Gewalt sie schützet vnd verthediget. Wie hart eyfert David den Hohn / der seinen Dienern vom König der Ammoniter wiederfahren / 2. Sam. 12. Wie viel weniger wird Gott die vngestrafft lassen / die sich an der Oberkeit / als seiner Ordnung vergreiffen? Solchs siehet man augenscheinlich an Mose vnd Aaron / Num 14. Da das Volck sie steinigen wil / aber die Herrligkeit des HErrn erscheinet vnd werden sie als Diener Gottes beschützet. Das bezeugt auch die Histori der frommen Könige / Juda / David / Josaphat / Assa / Hißkia / welcher sich Gott als seiner Diener in fürfallen den Nöthen vnd Gefahr trewlich angenommen / vnd jhren Feinden gewehret hat. Wie wir denn auch an vnser hohen Oberkeit / so wir jetzt zu jhrer Ruhestät gebracht / für achthalb Jahren augenscheinlich erfahren haben. Es sol auch dieses allen denen die im Ampt der Oberkeit
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sitzen / darzu dienen / das sie nach Gott vnd seinem wort / in verrichtung jhres Ampts / richten / vnnd nicht jhrem eigenen Kopff vnd affccten folgen / vnd ex plenitudine potestatis verfahren / wir sonst ein Diener sich schicket / nach seinem Herrn / thut was er jhm heißt / vnd nachlesset / was er jhm verbeut. David sagt: Dein Wort ist meiner füsse Leuchte / vnd ein Licht auff meinen Wegen. Solchen willen Gottes sollen sie mit lust vnd aller frewdigkeit verrichten / vnd Pauli Spruch auch jhres theils in acht nehmen / Rom. 12. Seydt nicht träg was jhr thun solt / seyd brünstig im Geist.

Die ander Lehr.
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DIeweil wir nun gehöret / das der Standt der Oberkeit Gott wolgefalle / so fragt es sich weiter / was der Oberkeit Ampt sey / vnd wohin sie alle jhre Gedancken / thun vnd lassen richten sollen. Das lehret Paulus mit diesen Worten / das wir ein ruhiges vnd stilles Leben führen in aller Gottseligkeit vnd Erbarkeit: Damit zeigt er an / die Oberkeit sol nicht das jhre suchen / sondern vmb Gottes willen jhren Vnderthanen rahten vnd helffen / das sie friedt vnd ruhe haben. Es meinen offt die im Oberkeit Ampt sind / es sey gnug / das sie nur den Namen haben / das sie sich stattlich halten / jhren Standt herrlich führen / ein grosses ansehen vnd allerley lust haben / darzu denn etliche Schmeichler trewlich rahten vnd helffen / vnd von Regimentsachen die HErrn abhalten / da haben E. Gn. Diener zu / etc Dahero kömpt / das sie das fürnembste / darzu sie Gott verordnet / vnterlassen / oder wenns glück gut ist / befehlen sie es allein andern Leuten. Paulus aber / ja GOtt selber wil / das sie / auch die Könige vnnd hohe Oberkeit selber der Vnderthanen bestes bedencken / vnd denselben friedt vnd Ruhe schaffen sollen / damit sie jhr leben in aller Gottseligkeit vnnd barkeit zu bringen mögen.
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Darzu gehört nun erstlich liebe Vnderthanen / das sie nie allein in jhren Brieffen schreiben / Vnsern lieben getrewen / sondern auch solche liebe gnedige zuneigung vnd sorgfeltigkeit gegen jhnen haben / vnd mit der That beweisen / Dahero der Philister König Abimelech / das ist / mein Vater der König genennet worden. Joseph heist Ebrech ein Vater des Lands. Vnd vom Schatzmeister Eliakim spricht Gott / Jes. 22. Er sol ein Vater seyn deren die zu Jerusalem wohnen / vnnd wolle jhn als einen Nagel stecken / daran man allerley Geräht henget. Ja es schreibt auch der Heyde Xenophon / es sey kein vnterscheid zwischen einem guten Fürsten / vnd einem guten Vater. Dahero auch die Oberkeiteinem getrewen Hirten verglichen wird / wie von David stehet: Er sol mein Volck Weyden. Darumb sagt Christus die gewalt haben / die heist man gnedige Herrn. O das ist ein holdseliger Name / wenn man sie mit Warheit Patres Patriae nennen kan. Daher man vom Keyser Augusto schreibt / wie er Pater Patriae, ein Vater des Vaterlandes genennet worden / hab er gesagt / er hab sein lebenlang kein lieblicher rede gehöret / vnd wünsche jhm mehr nicht / als das er solchen Nahmen biß an sein endt behalten möchte. Diese lieb vnd trew gegen die Vnderthanen / siehet man an David / als das Volck an der Pest stirbt / da jhm solchs dermassen zu Hertzen gehet / das er zu Gott sagt: Laß dein Hand wieder mich vnnd meines Vaters Hauß seyn / was haben diese Schaff gethan? Auß solcher gütigkeit folget zum 2. das man sich der Leute nicht entschlegt / oder sie abweiset / sondern sie für sich kommen lesset / mit aller gedult jhr anliegen höret / vnd sich dißfals keine mühe vnd arbeit verdriessen lest. Deutero. 1. Verhöret ewer Brüder / Rom. 22. Regiret jmand / der sey fleißig. Vnd sol man wol zusehen / das man beyde theil höre / es lest sich leichtlich versehen / wie David selber es dißfals versehen hat mit dem Ziba vnd Mephiboseth. Da jenem König verwiesen wird / das er sich alzu gern sprechen ließ sagt er / ich wil mich so erzeige̅ gege̅ meine̅
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Vnderthanen / wie ich wolte / das die Oberkeit gegen mir sich er zeigete / wenn ich ein Vnderthan were. Mose sitzt von Morgen biß zu Abendt / das Volck zu richten / Exod. 18. Vnnd Salomo sotzt auch zwo Huren / die sich vber das lebendige Kind nicht vertragen köndten / von einander. Das hat jhm ein grösser ansehen gemacht / als dz er 12000. Pferd vnd 4000. Wagen erhielte. Vn̅ wird das Hochlöbliche Hauß Osterreich sonderlich aber Keyser Maximilianus 2. aller höchstlöblicher gedechtniß / des wege̅ hoch gerühmet / das sie auch die armen Leut für sich kommen lassen / Brieffe selbs von ihnen angenommen / vnd sie gehöret vnd jhnen bescheid geben lassen. Zum dritten sol es dabey nicht bleiben / sonder ein Oberkeit soll die vnderthanen / sonderlich aber die Armen / die Witwe̅ vnd Waysen vnnd dergleichen elende Personen / mit der That schützen vnd jhnen helffen. Darumb werden sie / im 47. Psalm scuta terrae, Schild der Erden genand. Vnd im 28. Psalm spricht Gott: Schaffet Recht dem Armen vnd Waysen / vnd helfft dem Elenden vnd Dürfftigen zum Recht. So schaffet David Recht vnd Gerechtigkeit allem Volck / vnd also nicht allein den fürnehmen / sonder auch den geringen. Neben dem wird zum vierdten von der Oberkeit gebürlicher Ernst erfordert / das sie mit dem Gottlosen vnd frevelern / vnd die andern gewalt vnd schaden thun / nicht durch die Finger sehe / sonder sie mit gebürlichem Ernst straffe / vnd allerley Sünden / Schand vnd Lastern wehre / vnd die Vbeltheter / weil sie etwa gewaltig sind / vnd ein starcke freundschafft oder fürbitter haben / nicht vngestrafft lasse / sonder sie zur gebürlichen Straff ziehe / das du den bösen von dir thuest / spricht Gott Deut. 17. vnd 21. Sonst wil sie Gott straffen Psalm. 82. Wie lang wolt jhr vnrecht richten / vnd die Person der Gottlosen fürziehen? Aber sie lassen jhnen nicht sagen / Darümb müssen alle Grundfeste des Landes fallen. Derowegen sagt David Psal. 101. Früe vertilge ich alle Gottlosen / das ich alle Vbeitheter außrotte auß
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der Stadt des HErrn. Das wil auch Salomo / wenn er Prov. 16. spricht: Für den Königen vnrecht thun / ist ein Grewel: Den̅ durch Gerechtigkeit wird der Stul bestetiget: Vnnd 20. Ein König der auff seinem Stul sitzet zu richten / der zerstrewet alles arge mit seinen Augen Vnd abermal Prov 25. Man thue böß wesen vom König / so wird sein Stul durch Gerechtigkeit befestiget. So strafft Salomo den Todschleger Joab / vnd den Lesterer Simei: Wo das nicht geschicht / strafft Gott wol ein gantzes Volck vmb eines Vbeltheters willen / wie Jos. 7. an Achan zu sehen. Ja es heißt wol 1. Reg. 20. Weil du den verbanten Mann von dir gelassen / wird deine Seel für seine Seele seyn. Vnd weil / um fünfften / die Oberkeit an allen orten nicht seyn kon / soll sie sich mit fleiß nach redtlichen Leuten vmbsehen / dei sie zu bestellung des Regiments gebrauche / vnd die sollen seyn wie im Mose stehet / Exod. 18. Deut. 1. Gottfürchtig: Constantius helt eine wunderliche Musterung / stellet sich als wolte er Abgöttisch werden / vnd schaffet darnach die Abgöttischen Diener ab / mit den schönen Worten / weil sie Gott nicht getrew gewesen / werden sie jhm nimmermehr getrew seyn. So sollen sie auch Warhafftig / Verstendig / vnd erfahrne Leute seyn / die mit gewesen. Wer sein Sach durch einen Thörichten Boten außgeichtet / sagt Salom. Prov. 26. Der ist wie ein Lamer an Henden vnd Füssen. Daher die 70. Eltesten zu wichtigen Sachen gezogen / Exod. 24. Vnnd auch die Heyden Senatum mit Eltesten bestellet / davon der Raht in Griechischer vnd Lateinischer Sprach den Namen hat. Doch das junge Leut bey jhnen anlerneten. Sie sollen auch dem Geitz feindt vnd nit eygennützig seyn / sonst nehmen sie geschenck / vnnd biegen das Recht / oder hintergehen die Herrn selber / vmb jhres eygen nutzes willen. Solchen Leuten sol man das Regiement befehlen / vnnd dasselbige recht zu führen / mit ernst einbinden / wie Moses thut / Deut. 1. Verhöret ewre Brüder / vnd richtet recht. Vnnd Josaphat 2. Paral. 19. Sehet zu was jhr thut / denn jhr haltet das
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Gericht dem HErrn / vnd nicht den Menschen. Da steht ein grosser theil eines Herrn wollfahrt auff. Vnd da gehört fleiß zu / das er getrewe Diener habe / vnd für bösen Leuten sich hüte / Dahin gehöret der gantze 101. Psalm. Ich hasse den Vbertreter / etc. Meine Augen sehen nach den trewen im Lande / das sie bey mir wohnen / vnd hab gerne frome Diener / das ist / Ich sehe gar wol zu / was ich für Leute bestelle. Denn auch wer Pech angreifft / der besudlet sich. Syr. 13. David hat sich wol fürgesehen / noch hat ein Bub seine 3. Kinder / Thamar / Ammon / Absolon in Jammer vnd Noth gebracht. Darumb man hierin nicht seinen eygnen affecten allein folgen / oder auff anderer Commendation vnd Freundschafft / noch fürnehme geschlecht allein sehen soll / wie offmals geschicht: Sondern auff frömmigkeit / geschickligkeit / trew / erfahrung. Man sol auch nicht nur etlichen wenigen folgen / wie etliche sich insinuiren, das sie allein das Spiel auff den Daumen haben / vnd fürdern wen sie wollen / vnd setzen ab wen sie wollen / das sie jren Weitzen schneiden / das thut grossen Schaden / sondern in acht nehmen / das Salomo sagt: Salus ubi multi Consiliarij: Wo viel Rahtgeber sind / da gehets wol zu / Prov. 11 Vnd das wir sehen / wie hoch daran gelegen / vnd welche grosse gabe GOttes die seyn / erzehlt der H. Geist / in Büchern der Könige / von David / 1. Paral. 19. Salomo 1. Reg. 4. Was sie für Obersten / Cantzler vnnd Secretarien gehabt: Denn was Gottlose vnd böse Diener für Schaden thun / zeuget leider auch an diesem / wie auch andern örten / die erfahrung. Vnd damit also das gantze Regiment wol bestehe / vnnd in esse erhalten werde / gehöret auch auch zum sechsten darzu / das man auff die Haußhaltung vnd auffkunfften selbst ein Auge mit habe / das damit recht verfahren werde / damit man zu friedens vnd Kriegßzeiten gefast sey. Hie wird viel versehen von grossen Herrn / stultitiam patiuntur opes: Etliche verbawens / da es nicht noht / etliche verspie
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lens / etliche verpancketirens / etliche verwarlosens / etliche verkriegens ohne noht. Aber das ist Sünd vnd Schad / man sol es zu Rhat halten: Darumb sagt Salomon Eecles. 7. Weißheit ist Gut mit einem Erbgut. Vnd abermahl / durch ordentlich haußhalten / werden alle Kammern voll / aller köstlichen lieblichen Reichthumen / Prov. 24. So ordnet David etliche vber den Schatz des Königes / etliche vber die Schätz auffm Lande / etliche vber die Ecker / etliche vber die Weinberge / Oelgarten / das allenthalben wol zugesehen / vnd was GOtt bescheret / zu raht gehalten werde. Vnd der König Salomon der einen statlichen Hoff hielt / ordnet 12. Amptleute / da ein jeder einen Monat speisen soll. Vnnd sol man sich strecken nach der Decken: Nicht außwürffig seyn / nicht alles vnnützlich verschwenden: Reichthumb wird wenig / wo mans vergeudet / was man aber zufammen helt / wird groß / steht Prov. 13. Eccles. 10. Durch faulheit sincken die Balcken / vn̅ durch hinleßige hand / wird dz Hauß trieffend / dz ist / wo man nicht zusiehet / gehet es alles zu grunde. Darumb sol man auch selber mit zusehen: Das Aug des HErrn macht das Pferdt fett. Wo dz nicht geschicht / so kömpt man herunder / das man nit wider auffkom̅en kan / vn̅ gehet den̅ zu zeiten vber die Vnterthanen / die werden außgenützet / vnnd wenn man das Hun auffschneidt / legt es keine Eyer mehr. Das aber Paulus der Gottseligkeit gedencket / damit deutet er an / zum Siebenden / die fürnembste Wolthat / die die Oberkeit den Vnterthanen erzeigen kan vnd sol / nemblich / das sie vngehindert Gott dienen / vnd in aller Gottseligkeit leben können Ob nun wol auch darzu etwas geholffen hat / wen̅ die Heyonische Oberkeit einem jeden Schutz gehalten / das man ohn hindernuß Gottseliglich leben können / so ist doch ein viel herrlicher Woltheit / die ein Christlich Oberkeit den Vnterthanen erzeige̅ kan vnd sol / das sie vber Gottes Wort helt / vnd den waren Gottesdienst befordert vnd fortsetzet / das die Vuterthanen Gott jhren Schöpffer vnd Seligmacher recht er kennen / an jn gleuben /
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jhn anruffen / jhn loben / vnd jhm dienen in jhrem gantzen leben: Wo es also hergehet / da wohnet Ehre / ja Gott selber im Lande: Denn eusserlichen fried vnd ruhe haben auch wol Heidnische Könige verschafft: Aber das ist für Gott vnnd allen Engeln eine grosse Herrligkeit / wenn die Oberkeit verschafft vnd befürdert / das Gott recht erkand / geehret vnnd jhm gedienet werde. Denn darzu sind die Menschen erschaffen / vnd durch den Sohn Gottes erlöset: Darzu erhelt Gott das Menschliche geschlecht in der Welt: Jauchtzet dem HErrn alle Welt / spricht der 100. Psalm / Dienet dem HErrn mit frewden / etc. Er hat vns gemacht / vnd nicht wir selber / zu seinem Volck / vnd zu Schafen seiner Weyde. Da ist das Reich Gottes vnter den Menschen / Luc. 17. Darbey nu kan ein Christlich Oberkeit viel guts thun: Das sol jhr auch zum höchsten angelegen seyn / das Gottes Wort im schwang gehe / vnd rein vnd lauter geprediget / vnd die H. Saeramenta nach Christi einsetzung verreicht werden. Die Welt mags vernichten / wie sie wil / vnd es Pfaffenwerck heissen / (denn das ist dem Teuffel ein Dorn in Augen) so ists doch das edelste Werck / das ein Oberkeit auff Erden thun kan. Darzu vermahnet der 2. Psalm: Last euch weisen jhr Könige / vnd last euch züchtigen jhr Richter auff Erden: Küsset den Sohn / das er nicht zürne: Vnd im 24. Psalm: Macht die thor weit / vnd die Thür in der Welt hoch / das der König der Ehren einziehe. So verheisset Gott der Christlchen / Kirche Esa. 49. Die Könige werden deine Pfleger / vnd jre Fürsten deine Seugamme̅ seyn. Vnd Esa. 60. verheist Gott der Christlichen Kirchen / du wirst der Könige Brüste saugen, Wo aber das nicht ist / da ist ein recht Wüste vnd Barbarey / vnd hat es mit solchen Königreichen vnd Ländern kein Bestandt / sondern sie müssen endtlich zu grundt gehen / wie Esa. 60. stehet: Die Heyden vnd Königreiche welche dir nicht dienen wollen / die sollen vmbkommen / vnd die Heyden verwüstet werden.
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Darumb wird von David geschrieben / das er / als er zum Regenten kommen / die Lade des Bundes mit grossen frewden zu recht gebracht / damit also der ware Gottesdienst nach Gottes Wort verrichtet würde / vnd im schwang ginge. Vnd sein Sohn Salomon bawet den herrlichen Tempel / vnd weyhet den selben selber ein / mit grosser Solennitet vnd herrligkeit / auff das der ware Gottesdienst / auffs aller herrligste vnd stadtligste fortginge. Eben also wird gerühmet Josaphat / das er nicht allein Richter verordnet / vnnd selbst in der Person das Ampt befohlen / sondern auch ein Visitation angestellet / vnnd darzu die Leviten / neben seinen Fürsten / das ist / fürnembsten Rähthen vnd Befehlichshabern abgefertigt / das sie das Volck lehren solten / Paral. 2. 17. Solcher ruhm wird auch geben dem König Hißkiae vnd Josiae / das sie die eingerissen Abgötterey mit grossom ernst vnd eyffer abgeschaffet / vnd den waren Gottesdienst wider auffgerichtet haben. Durch dieses herrliche Werck / haben einen ewigen ruhm erlangt / die Christliche Kayser / Constantinus Magnus / beyde Theodosij / Martianus / Carolus Magnus / etc. die mit allen ernst Gottes Wort fortgesetzet vnd befordert haben. Wo es also hergehet / da ist die Obrigkeit recht ein Baum / wie Dan. 4. stehet / der groß vnd dicke ist / vnd seine Este vnnd vnd seine Frucht viel / davon alles zu essen hat / vnd alles Thier auff dem Feld vnter jm wonet / vnd die Vogel des Himels auff seinen Asten sitzen / da wonet ein jeder vnter seinem Feigenbaum vnd Weinstock / wie 1. Reg 4. vom Salomon stehet / da führet man ein stilles vnd geruhigs leben. Ja da hat Gott sein eige̅ wonung / da wil er segenen vnd schützen / an welchem ort ich meines Namens gedechtnis stifften werde / da wil ich zu dir kommen / vnd dich segenen / Exod. 20. Da heists Gott ist bey jhr drinnen / Gott hifft jhr früe / Psal 46. vnd im 48. Gott ist in jren Pallasten bekant / das er jr Schutz sey / denn sihe Könige sind versamlet / vnnd miteinander fürvber gezogen: Trachtet am er
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sten nach dem Reich Gottes / spricht der Sohn Gottes / so wird euch das ander alles zufallen. Matth. 6. Paulus 1. Tim. 4. Die Gottseligkeit ist zu allen dingen nütz / vnd hat verheissung dieses lebens vnd des zukünfftigen. Damit kan man also das Land am besten für Feinden vnd anderm Vnglück schützen vnd bewaren / vnd viel besser als mit allen Bündnüssen. Deß lesen wir ein schön mercklich Exempel vom Josaphat / der jhm den Gottesdienst hoch angelegen seyn ließ / 2. Paral. 17. Vnd gantz Juda sandte Josaphat geschencke / vnd er hatte Reichthumb vnd Ehre die menge / vnd es kam die furcht des HErrn vber alle Königreich in den Landen / die vmb Juda herlagen / das sie nicht stritten wieder Josaphat / spricht die Schrifft / vnd da er schon bekrieget wird / stehet jhm Gott bey / 1. Paral. 20. vnd schlecht seine Feinde. Vnd D. Luther erzehlet in der Außlegung des 118. Psalms schier ein gleich Exempel von einem Bischoff zu Magdeburg / Graff Friederich von Beichlingen / dem ein Hertzog zu Sachsen abgesagt / vnd einen Krieg wieder jhn führen wollen / sendet auch einen Kundtschaffer / wie er sich zum Krieg schicke: Der berichtet jhn wieder / es sey allgewonnen / denn er nehme kein Volck an / sondern hab gesagt / er wölle Clöster Visitirn / arme Leut hören / vnd Gott für sich kriegen lassen / etc. Da sagt Hertzog Friederich zu Sachsen / wil er daran / so mag der Teuffel mit jhm kriegen. Diese gantze Lehr von der Oberkeit vnd jhrem Ampt / sol den Regenten vnd allen so zu Hoff vnd im Land zur Regierung bestellet sind / darzu dienen / das sie ja nicht das jhre suchen / sondern bedencken / das sie Gott den Vnderthanen zu gut verordnet / vnd sie derowegen dahin sehen / rahten vnd thaten / das den Vnderthanen Fried vnd Ruhe geschaffet / Zucht vnd Erbarkeit erhalten / Frevel / Schand vnd Laster abgeschafft werden / vnd die ware Gottseligkeit im schwang gehe / vnd allerley Rotten / Secten vnd Ergernissen gewehret werde / Vnd wie der 85. Psalm
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redet / das Ehre im Landt wohne / güte vnd Trew einander begegnen / Gerechtigkeit vnd Fried sich küssen. Es sol auch dieses die Vnderthanen vermanen vnd auffmundern / das sie viel vnd hoch von der Oberkeit halten / dieweil sie Gottes Ordnung vnd Dienerin ist / welche freylich keiner mit gutem Gewissen verachten kan. Sonderlich aber sollen wir Vnterthanen auch deßwegen lieb vnd werth halten die Oberkeit / weil Gott vns Menschen durch der Oberkeit Ampt solche Wolthaten erzeigt / das wir fried vnd ruhe haben können / welchs sonsten nicht müglich were / vnd können vnserer Narung vnnd Handthieruug warten / vnser Leib / Leben / Weib / Kinder / Haab vnd Güter / Ehre vnd guten Namen verthedigen: Vnd daß dz aller fürnembste ist / dz wir vngehindert können in die Kirch gehen / Gottes Wort hören / die H. Sacramenta gebrauchen / Gott recht anruffen / die vnsern in der furcht vnd warem erkendtniß Gottes auffer ziehen / vnd mit jhnen Selig werden. Darumb denn auch dem Exempel Davids nach / kein Vnderthan wieder die Oberkeit sich setzen vnd aufflehnen sol / ob sie schon jhren mangel hat / sonder sie ehren / mit jhren Gebrechen gedult haben / vnd jhr in allen dingen / die nicht wieder GOtt sind / gehorsam leisten: Legt man sich wider die Oberkeit / So heists 1. Sam. 8. Sie haben nicht dich / sondern mich verworffen: Core / Dathan vnd Abiram verschlingt die Erde. Num. 16. Es sollen auch die Vnderthanen sich nicht beschweren / weil viel darzu gehöret / das die Oberkeit Gottes Wort fortsetze / Gericht vnd Gerechtigkeit / Friede vnd Ruhe / Zucht vnd Erbarkeit Schoß vnd Schatzungen zu geben: Gebet dem Keyser was des Keysers ist / sagt der Sohn Gottes: Vnd Paulus Rom. 13. Schoß wem Schoß gebüret / Zoll de̅ Zoll gebüret: Es ist ein nützlicher pfenning der einem einen Gülden sparet: Denn freylich einem jeden weit ein mehres auffgeben wolte / wenn er sich selbst solte verthedigen / vnd were jhm doch solchs vnmüglich.
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Derowegen mag sich ein jeder vmb Gottes Gebots willen / vnd weil es jm selber mit zu gut kömpt / wol angreiffen / der Oberkeit zule en / vnd es andern örtern / da es vnnützlich angewendet wird / sparen. Matth. 17. gibt Christus / vns zum guten Exempel den Zinßgroschen. Vnd seine Eltern Joseph vnd Maria ziehen gen Bethlehem / das sie Schatzung geben / Luc 2. Denn es ist der Oberkeit vnmüglich / solche schwere Last allein zu tragen / sonder die Vnderthanen müssen jhr helffen / ja sie müssen gleich die seyn / die die Oberkeit tragen. Die alten haben ein Gleichnuß von einem Blinden vnd Lamen gegeben / die können beyde nicht fort kommen Aber wenn der Blind den Lamen trägt / vnd der Lame jme den Weg zeiget / so können sie beyde fortkommen / so müssen die Vnderthanen die Oberkeit tragen / vnd die Oberkeit sie leiten. Es sol vns auch diese Lehr darzu dienen / das wir Gott / wie Paulus hie vermahnet / Lob vnd Danck sagen / das er vnter andern / vns Menschen auch diese Wolthat erzeiget / das er nach seiner Göttlichen Weißheit vns in diesem leben / Fride vnd Ruhe zu schaffen / die liebe Oberkeit verordnet hat / sonst wolte es vhel vnter den Menschen hergehen.

Die dritte Lehr.
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HIerneben gibt vns Paulus allhie auch die nötige Lehr / wie man es doch anschlagen soll / das das Regiment wolgerahte / vn̅ wir vnte der Oberkeit schutz ein stilles ruhiges leben führen / in aller Gottseligkeit vnd Erbarkeit. Das diese Lehr jtziger zeit zum höchsten nötig / verstehen alle / die in dieser Versamblung sind: Derowegen wir wol darauff gute achtung geben / vnd zusehen mögen / das wir gutem Rath folgen. Denn es ist ein schwer ding / Land vnd Leute regieren. Das meint Eccles. Cap 1. da er sagt: Wo viel Weißheit ist / da ist viel Grämens / vnd wer viel lehren muß (hoc est regere mundum, wie es Lutherus erklärt / der muß viel leyden.
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Es lehret aber Pan lus / es siehe alles bey Gott / der müsse es geben / bey dem müsse man es suchen / durchs Gebet. Davon stehet Prov. 8. Durch mich Regieren die Könige. Vnd. Syr. 10 spricht: Das Regiement auff Erden stehet in Gottes Hände̅: Denn alles was zum guten Regiment gehöret / kömpt von Gott her / der muß es geben Gott gibt der Oberkeit langes leben / Ps. 61. Das sie jmmer sitzen bleibt für Gott: Gott gibt Berstandt vnd Weißheit / wie Sap. 9. Salomon bittet: Sende sie herab von deinem heiligen Himmel / vnd auß dem Thron deiner Herrligkeit: Sende sie das sie bey mir sey / das ich erkenne / was dir wolgefalle. Gott sagt Prov 8. Mein ist beyde Raht vnd That. Gott muß rechtschaffene Leute geben / wie Syr 10. sagt. Gott gibt zu zeiten einen tüchtigen Regenten: Gott gibt einen löblichen Cantzler. Gott muß zu der Oberkeit Anschlägen das Gedeyen geben / Ps. 127. Wo der HErr die Stadt nicht bewaret / so wachet der Wechter vmbsonst. Gott muß der Vnderthanen Hertz neigen Ps. 18 Der Völcker vnter mich zwinget / sagt David. Vnd Salomon fasts zusamen / das Oberkeit vnd Vnderthan beyderseits das jrige thun / komme von Gott: Prov: 81. Ein hörendes Ohr / vnd sehendes Aug / spricht et / das ist / das ein Oberkeit der Vnderthanen bestes sehe / vnd die Vnderthanen jhr folgen / das macht beydes der HErr. Das man auch Narung vnd in zeitlichen Gütern Segen habe / das muß Gott geben / Prov 19. Der Segen des HErrn macht Reich ohne müh: Gott gibt Josaphat Reichthumb / 2. Paral. 17. GOtt muß auch zu Kriegßzeiten den Sieg geben / Prov 21. Rosse werden zubereitet zum Streit / Aber der Siegkömpt vom HErrn. Summa Gott muß in allen fürfallenden nöthen das beste thun: Wir rühmen das du vns hilffest / etc. sagt der 20. Psalm. Dahin haben es auch die Gottfelige Könige / David / Hißkia / gestelt / vnd jn allen fürfallenden nöthen zum Gebet gegriffen / vnd Gottes hülff erhalten. 2. Par. 20. spricht Josaphat / wie ein grosse menge volcks wider jn auszeucht / wir wissen nit wz wir thun solle̅ / sondern nsere Angen sehen nach dir.
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Darumb sol die Oberkeit mit Salomon 1. Reg. 3. beten / Ich bin ein kleiner Knab (das ist) Ich bin der Sachen ein Kind (wie auch wir reden) weiß weder meinen Außgang noch Eingang / etc. So wollestu deinem Knecht ein gehorsam Hertz geben / das er dein Volck richten mög / vnd verstehen / was böß vnd gut ist. Das Gebet sol durch das gantze Leben ein Oberkeit nit vnterlassen. Denn das Gebet thuts / vnd muß es auch thun im gantzen Regiment / vnd in allen nöhten. Sonderlich aber sollen / wie Paulus in diesem Spruch lehrt / auch die Vnterthanen für jhre Oberkeit bitten: Solchs ist gut vnd angenehm für GOtt / spricht er: So ist auch wie Salomon sagt / das Hertz des Königs in der Handt des HErren / der lenckts wohin er wil. Zu dem / wie sonderliche Kirch vnd Haußteuffel / also sind auch Hoffteuffel / die jhre Werck haben in den Kindern des Vnglaubens / vnd darnach auß seyn / das sie GOttes Wort hindern / den Fried zerstören / vnd allerley Vnglück anrichten: Wie wir in Dauids Histori sehen / da jhm der Satan eingibt / das er das Volck zehle. So klagt Dan. 12. Der Engel der Fürst des Königs in Persenlandt / hab jhm 21. tag wiederstanden / das ist ein Hoffteuffel gewesen / sagt D. Luther. Denen kan man durchs Gebet stewren / der HErr schelte dich / sagt der Hohepriester Josua zum Satan / Zach. 3. David hat dar zu vnter andern den 20. Psalm gemacht / vnnd das Volck also mit vnd neben jhrer Oberkeit beten gelehret: Der HErr erhöre dich in der Noht / der Name des Gottes Jacob schütze dich: Er sende dir hülffe vom Heiligthumb / vnd stercke dich auß Zion: Er gebe dir was dein Hertz begeret / vnd erfülle alle dein Anschläge. So vermahnet Jeremias 29. Das Volck in der Babylonischen Gefengnuß: Suchet der Stadt bestes / dahin ich euch hab lassen wegführen / (vnd bitte für sie zum HERrn / denn wenn es jhr wolgehet / so gehet es euch auch wol. Derowegen weil jtzt im Regiment ein enderung ist / vnnd
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alle enderungen viel gefehrligkeit vnnd beschwerligkeit auff sich haben / so sollen wir für vnsern newen angehenden Regierenden Landeß Fürsten jetzo vnd allezeit / wenn S. F. Gn. im Gebet / wie billig / gedacht wird / Gott fleißig vnd von Hertzen bitten / das er heiligen Muht / guten Raht / vnd rechte Werck schaffe / vnd an allen örten zur Regierung / S. F. G. sein Gnad vnnd Segen verleihen wolle / das / wie gehört / in vnserm Land Ehre wohne / Güte vnd Trew einander begegne / Gerechtigkeit vnnd Fried sich küssen. Psalm 85 oder / wie Paulus hie schreibt / das wir ein stilles vnd ruhiges Leben führen mögen / in aller Gottseligkeit vnd Erbarkeit. Vnd taug gar nicht / das etliche Leute auß Haß / wieder die Oberkeit / ein zeithero das gemeine Gebet außgelassen. Den̅ wenn schon die Oberkeit nicht eben ist / wie sie seyn sol / sol man darumb jhr nicht das Gebet verwegern / sondern desto fleißiger bitten / das es GOtt endern vnnd bessern wölle / wie denn hie Paulus auch für Heydnische Oberkeit bitten heisset. Wie viel mehr sollen wir für Christliche Oberkeit bitte̅ / die Gottes Wort nicht verfolget / sondern demselben seinen freyen lauff lest / ja auch fortsetzet vnd befördert? Vnd haben wir ohn zweiffel offt selber schuldt / wenn es im Regiment nicht wol hergehet / dieweil wir nicht von Hertzen vnd mit ernst für die Oberkeit bitten. Wo man aber für die Oberkeit fleißig bittet / da wil Gott hören vnd helffen / wie David Psalm 20. sagt: Nu mercke ich / das der HErr seinem gesalbten hilfft / vnd erhöret jhn von seinem heiligen Himmel / seine rechte Hand hilfft gewaltiglich. Wie denn auch Paulus in verlesenen spruch zuverstehen gibt / daß das Gebet für die Oberkeit nicht vergebens sey / sondern grossen Nutz schaffe: Wir sollen / spricht er / Gebet thun / auff das wir ein stilles geruhiges leben führen / in aller Gottseligkeit vnd Erbarkeit / als wolt er sagen / Gott muß solchs geben / vnd wir könnens durchs Gebet bey jhm erlangen.
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Die vierdte Lehr.
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DIe letzte vnd fürnembste Lehr ist diese mit / so sichauff gegenwertigen Fall wol schickt / ob die Herrn vnd gewaltige auch im Himmel kommen / vnd Gott sie selig machen wolle. Nun lessets sich fast ansehen / als wenn sie Gott nicht wolte selig machen / vnd jhnen die Seligkeit nicht gönnete / weil viel Gewaltige verdampt werden: So findet man auch in der Schrifft sprüche / die einen kleinmütig machen könten / wie denn im Buch der Weißheit am 6. stehet / den geringen wiederfehret Gnade / aber die gewaltigen werden gewaltig gestrafft werden. Vnd Christus sagt / Es sey schwer / das ein Reicher / (darunter auch grosse Herrn gerechnet werden) Selig werde. Vnd Paulus 1. Cor. 1. schreibt: Nicht viel weise nach de̅ fleisch / nicht viel gewaltige / nicht viel Edle sind beruffen / sondern was Thöricht ist / hat Gott er wehlet / das er die Weisen zu schanden mache / vn̅ was schwach ist für der Welt / hat er erwehlet / das er zu schanden mache / was starck ist auff Erden / vnd das Vnedle für der Welt / vnd das verachte hat Gott erwehlet / vnd das da nichts ist / das er zu nicht mache was etwas ist / Wie denn auch im Volck Gottes vnter den Königen Juda die meisten verdampt sind / vnd die Heyden auch gesagt: Dz Könige gemeinlich schrecklich zu grunde gehen / dahero man auch fast ein Sprichwort gemacht / das grosse Herrn sind Wiltprät im Himel. Dieses möcht nu einen wol fürn Kopff stossen / jhn kleinmütig / vnd fast die Gedancken machen / als wenn es etwa bey Gott hafftete / das sie nicht selig werden / vnd er jnen feindt were / vnd jnen die Selig keit nicht gönnete: Welche Gedancken / wenn sie im Hertzen vberhand nehmen / einen Regenten wol so weit bringen möchten / das er entweder verzagte / oder sich gar in die Schantze schlüge / vnd gedechte / so wolte er eben so mehr in die Helle rennen / als traben. Vnnd zwar wenn wir / wie etliche rhun / diese Frag hoch anfangen wolten dz Gott etliche schlecht zum ewigen Verdamnß / die andern zur Seligkeit verordnet habe / würden wir auch wenig trost finden. Aber Paulus führet vns allhie von diesen hohen Gedancken ab / auff den geoffenbarete̅ willen Gottes / welcher vns nicht fehlen kan: Dahin auch Gott vns selber wetset / vnd lehret nu / das Gott klin Person ansehe / sie sey Herr od Knecht / Oberkeit oder Vnderthan. Wie Petrus Act. 10. zeuget / vn̅ es
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vielmal in der Apostel schrifft widerholet wird. Gal. 2 Eph. 6. Col. 3 Vn̅ von der Obrigkeit insonderheit spricht Elihu / Job. 36. GOtt verwirfft den mächtigen nit / denn er ist auch mächtig. Es komen aber solche gedancken allein aus der vernunfft her / welche jhr solch rechnung macht / wenn Gott sie wolte gern Selig haben / so würde er sie wol selig machen. Aber Paulus setzt solche hochfliegende Gedancken gar zu rück / vn̅ spricht: Gott wil das allen Menschen geholffen werde / vnd sie zum erkäntnis der Warheit kommen / vnd das redet er insonderheit von der Obrigkeit: Er sagt weiter es ist ein Gott / so wol des einen als des andern / er hat sie alle geschaffen / er hat jn allen seinen Son geschenckt. Wie er auch Rom. 10. sagt: Es ist hie kein vnterscheit / er ist allerzumal ein HErr / reich vber alle die jn anruffen. So ist auch spricht er / hie ein Micler / so wol der Gewaltigen als der geringen / so wol der Obrigkeit vnd Königen / als des gemeinen volcks vnd vnterthanen / vnnd der Mitler ist nicht für etliche gestorben / sondern hat sich selber gegeben zur Erlösung für alle / vnnd aller Menschen schuld vnd sünd bezalet / vnd das Ranzungelt für sie erlegt / sie sein hohes oder niderstandes / da ist kein mangel an. Johannes der Teuffer spricht: Das ist Gottes Lamb / welches der Welt Sünde tregt. Vnd Christus selber sagt Joh. 3. Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die welt / das er die Welt richte / sondern das die Welt durch jn selig werde. Vnd Johan. der Evangelist 1. Cap. am 2. Er ist die versünung nicht allein für vnsere / sondern auch fur der gantzen welt Sünde. So lest er vns auch predigen vnd sein gnad anbiet en / so wol den Herrn als den Vnterthanen / vnd nimpt sie nicht aus / Marc. 15. Gehet hin in alle Welt / vnnd prediget das Evangelium allen Creaturen: Darumb stehet im 148 Ps. Jr Könige auff Erden vnd alle Leute / Fürsten vnd alle Richter auff Erden / Jünglinge vnd Jungfrawen / alte mit den jungen / sollen loben den Nahmen des HErru. Wie auch Jesat also geweissaget: Die Heyden werden in deinem Licht wandeln / vnd die Könige im Glantz der vber dir auffge. het. Aus welchem allen zuersehen / das Gott die Könige / Fürsten vnnd Herrn aus seinem gnaden Reich außschliesse / wie denn derselben viel beydes alten im vnd newen Testament / eben so wol als andere Leut selig worden sind. Das aber wenig selig werden / das rüret eigentlich nicht von Gott her / welcher so wol von Herrn als von andern sagt: So wahr ich lebe / hab ich nit gefallen am todt des Gottlosen sondern das er sich bekehre vnd lebe. Vnd gehören sie mit vnter den Spruch Petri 2. Cap. 3.
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Gott wil nicht das jemand verloren werde / sondern dz jederman sich zur busse bekere. Sondern der mangel ist bey jnen / den Königen vnd Herrn selber. Non bene conveniunt nec in una sede morantur virtus & summa po testas. Haben auch die Heyden gesagt. Denn sie sich offt jrer gewalt vber heben / Gottes wort / dardurch Gott allein selig machet / nit achten / es nit annemen / sich nit bekeren / sondern meinen / weil sie hie auff Erden keinen Oberherrn haben / so mögen sie thun was sie selber wollen / Si libet, licet. Wie auch Isabel zu Ahab sagte / was were Israel wenn du nicht thetest? Vnd weil sie meinet / es sey niemand vber sie / lest sie ein Gericht halten vber Naboth / vnd jhn vnverschulter sachen vmbringeu. Also spricht auch Pilatus zu Christo: Antwortestu nicht / weistu nicht / das ich macht habe dich zu Creutzigen vnd loß zu geben. So gehets noch offtmals her / das die Herrn jnen auch mit Gottes wort nit wollen einreden lassen / vnd sprechen / wie Ps 2. steht. Lasset vns zureissen jre Bande / vnnd von vns werffen jhre Seyle? Darzu denn etliche Schmeichler redlich helffen / E. Gn. müssen sich die Pfaffen nicht regieren lassen / sondern sie auff die Finger klopffen. Aber es folget bald im selben Ps. nicht allein / der im Himel wonet / Lachet jr sondern auch / er wirmit jnen eins reden in seinem zorn / vud in seinem grim wird er sie erschre eken. Item: Sein zorn wird bald anbrennen. Das thut dem Saul Jeroe beam / dem Ahab den schaden / das sie den Propheten / welche sie zur busse vermanet / nit folgen wolten / vnd nicht das / das Gott jnen die seligkeit nit gönnete. Diesem grossen vnheil zubegegnen / sol die Obrikeit sich jhret gewalt nit vberheben / sondern gedencken / sie sind vnter Gott / wie Joseps sagt zu seenen Brüdern / Gen. 50. vnd wie im 82 Ps. stehet. Gott stehet in der Gemeine Gottes / vnd ist Richter vnter den Göttern. Sie sind woll Götter / vnd Kinder des Allerhöchsten. Aber sie müssen sterben wie Menschen. vnd Sap. 6. Vber die mechtigen wird ein starck Gericht gehalten werden. Derowegen sollen sie wol betrachten / das im 2. Ps. stehet. So isser euch nu weisen jr Könige im Lande / vnd last euch züchtigen jr Richter auff Erden. dienet dem HErrn mtefurcht / vnd frewet euch mit zitteru. Küsset den Sohn. Oder wenn sie es ja versehen / sollen sie / wie David durch Nathan / Josaphat durch Jehu / Ezeichas durch Jesatam / sich zur Busse letten lassen. Summa sie sollen zuseheu das sie mit vnter den Königen sein / von welchen Christus sagt / Luc. 10 Viel Könige wolten sehen das jr sehet / das ist / sie ollen Christum mit seinen Wolthaten nicht
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verachten sondern mit bußfertigem vnd gleubigem Hertzen annemen / so haben sie es zu geniessen / vnd dessen sich zuerfrewen / das Paulus hie sagt. Gott wil das allen Menschen geholffen werde / vnd sie zum erkentnis der warheit kommen / denn es ist ein Gott vnd ein Mitler / zwischen Gott vn̅ den Menschen / der Mensch Jesus Christus / welcher sich selbst gegebe̅ hat zur Erlösung für alle. Das wird jnen auch geprediget / vnd haben sich dessen anzunemen vnd zu trösten / als denn werwirfft sie Gott nicht / sondern sie bekommen den ehren Titul / den David hat / Act. 13. Er hat zu seiner zeit dem willen Gottes gedienet. Vnd dem Josaphat 2. Paral. 17. Er wandelt in den vorigen wegen seines Vaters Davids. Vnd von Hißkia vnd Josia spricht die Schrifft / Er thet das dem HErrn wolgefiel: Mit den Königen vnd Herrn wirds am jüngsten Tag heissen: Ey du frommer Knecht / du bist im geringsten trew gewesen. Ich wil / dich vber viel setzen / gehe ein zu deines HErrn frewde / Matth. 25.

Beschluß.
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WAs wir nun bißhero von der Obrigkeit / jrem Ampt / vnd Wolthat gehandelt / vnd das man in solchem standt Gott wolgefalle / vnd seltg werden könne / das ziehen wir jetziger zeit nicht vn billig auff den Weyland / Hochwürdigen / Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Heinrich Julium / Postultrten Bischoffen des Stiffts Halberstadt / vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. Vnsern gewesenen gnedigen lieben Landßfürsten vnd Herrn / dessen F. G. Leichnamb wir jtzunder zu seiner Ruhestet gebracht. Vnd weil S. F. G. in dem Stand / als vnser hohe Obrigkeit / Gott gedie net hat / rümen wir billig S. F. G. vnd die wolthaten / die Gott durch S. F. G. vns erzeiget hat. Was nun S. F. G. Ankunfft vnd hohes Geschlecht betrifft / ist solches männiglich bekant. Aber für Gott ist davon nit hoch zu rümen. Denn mir alle / wir sein Edel oder Vnedel / Hohes oder niderstands Personen / in Sünden empfangen vnd geboren werden / vnd sind von natur Kinder des zorns / wir werden aber Gottes Kinder geboren / nicht von dem geblüt / noch von dem willen des Fleisches / noch von dem willen des Mannes / sondern von Gott. Joh. 1. Es hats aber gleichwol Gott geschickt / das S. F. G. nicht allein von hohen vhraltem Stam / sondern auch Gottseligen Eltern jhre ankunfft haben. S. F. G. Herr Vater ist gewesen / der Durchleuchtige hochgebor
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ne Fürst vnd Herr / Herr Julius / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneb. etc. dessen F. G. erst Gottes reines Wort in diesen Landen predigen / vn̅ die Kirch nach Gottes wort reformiren lassen: auch die Julius Vniversitet fundiret, vnd zu beförderung der vnter etlichen Chur vnd Fürsten auff gerichten sormula concordiae, neben Hertzog Christoff zu Würtenb. hochlöbl. andenckens / den ersten Stein gelegt. S. F. G. Fraw Mutter ist gewesen / die auch Durchleuchtige Hochgeborne F. vnd Fraw / Fraw Hedewig / Geborne aus Churf. Stam Brandenburg / deren F. G. Gottselig von allen denen / die sie gekant / noch diese stunde gerühmet wird. Der Geburtstag S. F. G. ist der 15. Oct. des 1564. Jahrs / an welchen tag 12. Jar hernach die löbliche Julius Vniversitet solenniter introduciret ist. Es haben aber S. F. G. das jren Christlichen Eltern sonderlich zu dancken gehabt / das dieselbige nicht allein solchen jhren Sohn in. der H. Tauff Christo einverleiben lassen / sondern S. F. G. mit höchsten fleiß in warer Gottseligkeit / Fürstlichen Tugenden vnd löblichen freyen künsten die einem Herrn wol anstehen / vnd nützlich / ja fast nötig sind / erziehen lassen. Vnd weil Gott S. F. G. mit einem schönen Ingenio vnd sehr richtigen Iudicio begabet / haben sie sich bald in der jungend sehr wol angela ssen / vnd im 12. Jar ires alters bey einfürung der Julius Vniversitet ein latinam orationem gar zierlich recitiret. Summa es sind S. F. G. durch fleissige instruction jr er Praeceptorum so weit kommen / das sie / nach dem sie auch den usum vnd die erfarung erlanget / in Iure manchem / der Titulum Doctoris erlanget / zuviel gewesen / wie S. F. G. schrifften in den Braunschweigischen sachen in Druck verfertigt / bezeugen. Wie sie dann auch in Theologia so weit proficiret das sie einsmahls mit einem Jesuiter sich in disputation eingelassen / der aber aus der heilige̅ schrifft nit disputiren wollen denn er bald gemercket / das er wieder S. F, G. darauß nicht hafften köndte. In Medicina darauff sich S. F. gn. auch endlich begeben / haben sie gleichfals dermassen excellirt, sonderlich aber in Chimicis, das sie in gefehrlichen Kranckheiten pleurisi dysenteria, vnd andern erlichen / Hohes vnd Niderstandes Personen guten Kath gegeben vnnd geholffen / Wie dann dißfals nach gantze Bücher verhanden / darin S. F. G. solche stück vnd Recept mit eigner Hand geschrieben. Anno 1585. haben sich seine F. G erstmahls mit rath vnd vorwiffen S. F. G. vielgeliehten Eltern / verheyrathet mit der Durchleuchtigen
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Hochgebornen Fürstin vnnd Frawen / Frawen Dorotheen / des Hothberümbten Churf. Hertzogen Augusti zu Sachsen hochlöbligster gedechtnis / Tochter / einer Gottseligen Fürstin. Aber bald im andern Jar J. F. G. durch den todt widerumb verloren. Anno 1589. sind S. F. G. in die Regierung getreten / vnd als bald zum guten anfang / die Gottslesterliche verfluchte Jüden aus jhrem gantzen Land / jrem HErrn vnd Heyland Jesu Christo zu ehren / mit höchstem S. F. G. ruhm abgeschaffet. Gott vergebe es denen Leuten / die in den letzten Jaren S. F. G. hintergangen / vnd sie wider einzunehmen verursacht haben / denn es je ein schreckliche Sünd / die Leute lieben / die den HErrn hassen / 2 Paral. 20. Vnd wer Christum nicht lieb hat / der sey anathema, Maparam, Motha, das ist verbannet zum Todt / sagt Paul. 1. Cor. 16. Anno 1590. haben S. F. G. zum andernmahl mit vorhergehender bewilligung S. F. G. geliebten Eltern / sich verehlichtmit der Durchleuchtigsten / Hochgebornen Fürstin vnd Frawen / Frawen Elisabeth / Gebornen auß Königlichem Stammen Dennemarck / die jetziger zeit gegenwertige hochbetrübte Wittibe / vnd mit J. F. G. durch Gottes gnedigen segen ein friedsammen vnd fruchtbahren Ehestandt gehabt. Belangent S. F. G. Regierung / haben sie dieselbige nach diesem Spruch S. Pauli angesteflet: Also das wir die meiste zeit ein feines stilles ruhiges Leben führen können in aller Gottseligkeit vnd Ebarkeit / vnd dißfals an S. F. G. kein mangel gewesen. Denn so viel die Christliche Religion belanget / sein S. F. G. darbey beständig biß an jhr seliges Ende verharret / vnangesehn S. F. Gn. für etlichen Jahren van einem vnd andern ein anders zugemuttet werden wollen. Es haben aber S. F. G. so gar keine enderung vorgenommen im geringsten / das sie auch da für S. F. G. vom gantzen Land vnd der Pofleritet ewiger Danckgebühret / die gantze löbliche Landschafft der Religion halber affecurirt vnd verwahret / das jhnen nun vnd in Ewigkeit / keine andere Religion auffgedrungen werden solle. Es haben auch S. F. G. so viel in dieser Schwachheit jmmer müglich einem jeden Vnparteyisch Recht vnnd Gerechtigkeit wiederfahren lassen / die Vbelthäter / Zauberer / Mörder / Dieb / etc. Mit grossem Ernst gestraffet. Die Frommen aber verthetiget vnnd beschützet /
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vnt wissentlich memand vnrecht gethan / auch solches in S. F. G. abwesen deroselben Rähten ernstlich befohlen. Vnd haben S. F. G. die sonderliche Tugent an sich gehabt / das wenn schon der ein oder ander bey S. F. G. angeben worden / sie nicht alsbald gegleubet / sondern den andern theil auch gehöret. Auch nichts wenigers als verunglimpffung anderer Leut / Zanck vnd Haß vnter S. F. G Dienern leiden können. Das aber etliche S. F. G. durch gantz Teutschland diffamiret vnnd vbel außgetragen haben / vnnd S. F. gnaden. fast für einen Tyrannen außgeruffen werden wollen / das sie mit jhrer Erb. vnnd Landstadt Braunschweig nicht einig seyn / vnd sich nicht vergleichen können / daran ist S. F gn. zu viel vnd vnrecht geschehen. Vnd würden solche Leute / wenn sie des grunds der sachen berichtet würden / S. F. gn. wol entschüldiget nemen. Vnd weil das Achte gebot des Nechsten Vnschuld retten heist / mns ich etwas nothwendigst davon berichten / beruff mich auch dißfals auff die notorietet vnd S. F gn. in den Truck verfertigte Schrifften darauß solchs klärlich zuersehen. Denn je S. F. gn. sich zu der Stadt nicht genotiget / sondern wie sie selbst bekennen müssen / anfenglich das gesucht / (damit sie auch befugt) eas jhnen / wie derselben Herr Vater vnnd Vorfahren die gebührliche schüldige Huldigung geleistet würde / vnnd haben sich S. F. gn. als bold gnedig erbotten / jhnen alle Privilegien zu confirmiren. Aber sie haben Recht die Huldigung S. F. G. verweigert / S. F. G. auch fast die Regirung / ob jhnen dieselbige zustünde / streitig machen wollen. Ob nun wol Hochweise Leute S. F. G. gerahten / wider sie via facti zuverfahren / so haben sie doch anfangs nicht gethan / sondern ander gelinde / glimpffliche / rechtmässige Mittel vnd Wege für: Vnnd an die Hand genommen / auch an dem Kay. Cammergericht zu Speyer zum vberfluß erstritten / das S. F. G. jhre vnmittelbare hohe Landesfürstliche Obrigkeit sey. Es hoben aber S. F. G. gleichwol bey jhneu kein folg haben können / sondern hat man sich zu S F. G. in viel weg genötiget. Denn zu geschweigen / das S. F. G. für 25. Jahr / als sie Hoffgericht halten wollen / die Thor allda zugemacht / haben sie S. F. G. Herrn Vater / dessen F. G. sie so grosse stattliche nur verpändete Stücke / für 44. Jahren
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abzupracticiren / sich nicht entferbet / die letzte Ehr versagt / vnd nicht zu Grab folgen wöllen. Hernach S. F. G. selber / als sie zu Gefattern gebeten / die Gefatterschafft versagt / vnd vber das S. F. G. zustehende Bley / vngeachtet der F. Rähte trewhertzigen vielfaltigen vermahnung Ha starriglich vorenthalten. Vnd da sie für Rebellen mit vrthel vnnd Recht erklärt / S. F. G. Land / vnnd arme vnschüldige Leut jämmerlich verderbet. Es dabey noch nicht bewenden lassen / sondern auch noch etliche viel Personen / die zu allen dingen nicht ja gesagt / als Verrehter ablesen vnd hinrichten lassen. Vnd ob man sich schon zur Confrontation erbotten / deren nicht abwarten wollen. Welches denn S. F. G. billig sehr zu Hertzen gangen / vnd sie derowegen entlich als vngehorsame vnd offenbahre Landfriedbrüchige Vnterthanen wofür sie dann auch die Kay. Commissarien Chur vnnd deputirte Fürsten des Reichs Anno 1600. zu Speyer erkant durch ein Stratagema zum gehorsam bringen wollen / vnd das ohn eintz Blutvergiessen / dergestalt / das auch S. F. G. der wacht zu schonen befohlen / wie mit lebendigen Leuten zu beweisen / Die eins theils hie zugegen sind. Wobey denn Gott beyden theilen gepredigt: S. F. G. das ohne Gott alle Menschliche Anschläge vergeblich / der Stadt aber / das sie nit vnvberwindlich / sondern wol zu zwingen seyn. Ob nun wol darauff seine F. G. die Stadt belägert aber sie doch Kay. May. zu ehren davon ab: vnd allen gehabten Vortheil auß Händen gelassen / der Gegentheil aber sich an J. Kay. May. Mandat / ja jhre eigene Brieffe vnd zusage vber allnichts gekehrt / sondern vber alle andere Landtfeiedbrüchige thaten / S. F. G. jhren rechten einigen Landes fürsten / nach Leib vnd Leben gestanden / derowegen sie endlich in der Kay. May. vnd des H. Röm. Reichs Acht erkläret. Vnd ob wol S. F G. auch hernacher zu vntersebiedlichen malen einen andern Ernst zugebrauchen / grosse vrsach gegeben / S. F. G. auch darzu gute gelegenheit gehabt / sonderlich nach erhaltenem Vrtheil / da des gogentheils Reuter auff jhr F. G. Grund vnnd Bobem braviret S. F. G. Leut vnd Dtener gefangen genommen / aus S. F. G. Grund vnd Bodem weggeführt / vnd gar hingericht. So haben sie doch als ein langmütiger Herr / wie sie wol gekont / gewalt mit gewalt so bald nicht stewren lassen / das man nicht leichtlich einen Herrn in der welt finden solte / der solchs alles also verschmertzen könte.
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Da vrtheile nun Himmel vnd Erden / vnd w̅er vrthellen kan / Ob nicht mit dieser diffamation S. F. G. zuviel vnd vnrecht geschehen. Der Allmechtige Gott gebe / das sie vnserm jetzt Regierenden Lant desfürsten vnd Herrn mit gebührender schüldiger Vnterthenigkeit / Ehr erbietung vnd satisfaction begegnen / vnd S. F. G. hinwider sich als ein Christlich Obrigkeit aller vnverweißlichen gebühr zuerzeigen / Vrsach geben / das wir doch dermahl eins / mit einem Munde loben Gott vnnd dem Vater vnsers HErrn Jefu Christi. So viel sonst seiner F. G. privat belanget / haben sie Gottes Wort wie sie dieser örter gewesen / mit fleiß gehört / vnnd nicht leichtlich eine Predigt versenmet / vnnd ob wol bißweilen scharffe Erinnerungen geschehen / wie bekandt / haben doch S. F. G. zur Vngnade vnnd Verfolgung sich nicht bewegen lassen / Sondern alles in gnaden auffgenommen. Ich weis mich zu erinnern / das für etlich Jahren ein grosser Herr / so trewe Prediger verfolgt / Jung dahin starb / das S. F. G. sagten: wenn man sich an Predigern vergreifft / pflegt es keinen langen lauff zu haben. S. F. G. Eltern / vnd sonderlich auch derselben Fraw Mutter / so noch 13. Jahr nach des Herrn Vaters Todt gelebet / haben S. F. Gn. hoch geliebet vnd geehret / vnnd meines wissens niemahls erzürnet. Wie dann auch S. F. G. die Kay. My. als jhre höchste Obrigkeit / Inmassen von derselben Vorfahren auch geschehen / Inn Vnterthenigkeit respectiret, vnd was S. F. G. bey nechst verstorbenen Kay. Mayest. in deroselben Widerwertigkeit gethan / ist Weltkündig. Wie denn auch die jtzige Kay. May. vnserallergnädigster Herr / was sie an S. F. G. für einen getrewen Fürsten verlohren / mit Worten vnd gebärden / als sie von deroselben Todt berichtet gnugsam bezeiget. Da auch frembd Kriegsvolck sich in Teutschland einlagern wolte / haben S. F. G. jhnen die gemeine Walfahrt des Vaterlandes zum höch sten lassen angelegen seyn. Im gleichen auch / wie vnterschiedliche weit außgesehede Krtegsge. fahr im H. Reich zwischen hohen Potentaten sich erreget / haben S. F. G. jrem hohen beywonenden verstand nach / keinen fleiß mühe vn̅ arbeit auch mit zusetzung J. gesundheit gesparet / damit solch fewr bald im an
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vnd ehe es vberhand nehme / gedempfft würde: Darzu denn Gott auch seinen Segen gegeben: Das es freylich heist: Selig sind die Friedfertigen / denn sie werden Gottes Kinder heissen. Der Messigkeit haben S. F. G. dermassen sich beflissen / das sie wol vnter hohen Personen kaum jres gleichen gehabt. S. F. G. Diener vnd andere / vnd wol andere Leut / haben S. F. G. nicht vnbegabet gelassen / sondern gegen jedermännigliche̅ sich also bezeigt / das sie jenem hohen Potentaten nicht vngleich / der nicht wol leiden konte / das jemand trawrig von jhm hinweg ginge. Für Verleumbdung vnd Schmähung anderer Leut / Item für aller falschheit / haben S. F. G. sich fleissig gewahret / sind auch wie zuvor gemelt / denselben spinnenfeind gewesen / vnnd es nicht leiden können / das man abwesender vn̅ verstorbener Leut in vngutem gedechte: De mor & absentibus nihil nisi bonum haben wol ehe seine F. G. gesagt. Wie aber vnter allen Königen in Juda nicht einer gewesen ist / dem nicht der böse Feind einklack hette angehenckt. Denn er gehet vmbher / wie ein brüllender Löw / vnnd sucht wen er mög verschlingen: Also können wir nicht leugnen / das sein Fürstl G ein Mensch gewesen / vnd zwar ein sündiger Mensch / so seine feyl vnd mangel an sich gehabt / vnd wie auch fürnehmen vnd sonst in Gottes Wort hochberümbten Leuten / dem sonst frommen König David / vnd dem hochweisen Salomon / vnnd andern gleicher gestalt widerfahren / in jrre gerahten / vnd wie Josia inn etwas aus jhrem beruff getreten / Ihr Gemahl / Junge Herrlein vnd Fräwlein / Land vnd Leut / lenger denn es nützlig vnd gut gewesen / verlassen / vnnd sich ausserhalb Landes verhalten Gott vergeb es denen / die darzu vrsach gegeben / wenn es jhnen leid ist. Es hat aber Gott der Allmechtige S. F. G mit einer hefftigen Kranchheit angegriffen / da denn / wie die That bezeuget / die vorhergehende vnd S. F. G. geschehene vielfaltige trewhertzige Vermahnungen ohn zweiffel recht gewircket. Denn S, F. G. in sich gan gen vnd gesagt: Hie lieg ich nicht wie ein Herr / sondern wie em armer Mensch: Den Diener Göttlichs Worts des orts / so vnser wa
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ren Augspurgischen Confession zugethan zu sich kommen lassen / seine Sünde bekan / Gott vmb verzethung gebeten sich auch zu vnterschiedlichen mahlen erkleret / das sie bey jhrem HErrn vnd Heyland Jesu Christo bleiben wollen / das es denn heist: Selig sind die Todten / die in dem HErrn sterben / Apocal. 14. Vnd ist das ein seyr gut Zeichen / das obwol S. F. G. zu vielen vnterschiedlichen malen eben scharff erinnert / sie gleichwol die Prediger / so sie gewarnet nicht beungnadet / wie. Jerobeam vnd Ahab / Sondern wie zuorweise / dieselbige biß an jhr Ende / geliebet / gelobet / befordert vnd begnadet. Da aber hie etliche kommen / vnnd Gott in sein Gericht fallen wollen denen geben wir zubedencken den Spruch Panli Rom 14. Wer bistu das du einen frembden Knecht richtest? Er stehet oder felt seinem Herrn / Vnd das jener alten Kirchenlehrer sagt / Peccatum vidisti, suspiria non vidisti. Hastu des Nächsten Sünd gesehn / So hastu aber sein seufftzen nicht gesehn. Wir sollen dieses alles / das von seiner F. G. gesagtist / darzu gebrauchen / das wir GOtt von hertzen dancken / das er vns in diesen Land solchen hochweisen gütigen Fürsten 24. Jahr gegönnet hat / das wir vnter S. F. G. Schutz vnd Schirm / ein stilles ruhigesleben geführet / in aller Gottseligkeit vnd Erbarkeit. Vnd ob wol den armen Leuten schaden zugefüget / haben sie doch durch Gottes Gnad / weil sie ja kein Vrsach geben / vnnd durch Gottes Segen es wider vberwunden. Wir sollen auch hiemit vermahnet seyn / zu bitten / für dieses F. gantze Hauß / für den angehenden Jungen Herrn / vnsern gnedigen Landsfürsten / Das Gott S. F. G. regiere mit seinem H, Geist / jnen ein langes Leben verleyhe / das sie / wie derselben Herr Vater / vber der einmal erkanten Warheit bestendiglich halten / Gottes Wort lieb haben / sich darnach richten / halten vber Recht vnd Gerechtigkeit / vnd befördern den gemeinen Nutz vnd Frieden. Gott gebe S. F. G. gehorsame Vnterthanen / fromme getrewe Leut / vnd behüte sie für vngetrewen Rähten vnd Dienern / Welche wie an Rehabeam vnd Joas zuersehen / Ihre Herrn verleiten / vnd in ewigen vnwiderbringlichen Schaden führen. Gott gebe aucht /
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das S. F. G. guten Raht folgen / auff Kirchen / Schulen / Regiment vnd Haußhaltung selber ein wachendes Aug habe̅ / damit wir auch hinfüro vnter S. F. G. Schutz vnd Schirm lange zeit / nach Gottes Wolgefallen / ein stiles ruhiges Leben führen mögen / in aller Gotseligkeit vnd Erbarkeit / Vnnd an seiner F. G. einen solchen Herrn haben / wie S. F. G. Tauffaam mitbringt / nemlich einen Fried: vnd Huldreichen Fürsten. Gott tröst die Hochbetrübte Fürstliche Witwe / vnd gebe das J. F. G sich mit Gedult in Gottes Willen ergeben / vnd sich trösten / das Gott sich einen Vater der Waisen / vnnd Richter der Witwen nennet. Wie wir denn nicht zweiffeln / das vnser gnediger Fürst vn̅ Herr / sich J F. G. wie auch der Jungen Herrn vnd Frewlein insonderheit mta allen trewen annehmenwerden Alle Herrlein vnd Fräwlein dieses Fürstlichen Hausns / laß jhm Gott in gnaden befohlen seyn / vnd verleyhe seine gnad / das die Junge Herrn vnd Fräwlein in warer Gottseligkeit vnd Christlichen Tugenden erzogen werden vnd erwachsen / Vnd sonderlich allerseids sich für einem Gottlosen Leben hüten / Vnnd gebe seine gnade / das sie vnd wir alle / Gottselig gerecht vnd züchtig leben in dieser Welt / vnd warten auff die Erscheinung des grossen Gottes / vnd vnsers Heylandes JEsu Christi / die nicht fern ist / Vnd neben Hochgedachtem vnserm seligen Fürsten vnd Herrn / jhn mit frewden empfahen / vnd mit vnerschrockenem Hertzen für jhm stehen / vnd ewig bey jhm bleiben vnd leben / AMEN.
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& votum ad nomen Illustrissimi principis & Domini, Dn. FRIDERICI VLRICI, Ducis Brunsuicensis & Luneburgensis, alludens.
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GRatià cui nomen dedit & pax plurima, Princeps; Conveniant rebus nomina laeta tuis. Te Duce sub toto vigeat pax aurea coelo, Magnaque sit coeptis gratia ubique tuis.


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