[ID00001]
|| [ID00002]
|| [ID00003]
Iſt Bott Zu ̅ dienſt, mein Chriſt, dein Au ̅ g u ̅ nd Hertz befliſſen, So richte ſie hieher. Das aller beſte Miſſen Wird dir hier vorgeſtellt, hier ſchärffe den Verſtand Denn da wird zeit u ̅ nd Fleiß au ̅ ß beſte angewandt. Au ̅ s deines JESll Schmertz u ̅ nd übergroſſem Leiden Wird mit dem beſten Troſt u ̅ nd Honigſüſſen Freüden, In aller Trau ̅ rigkeit das Hertz dir angefüllt Und wie dem Au ̅ g die Lu ̅ ſt, der Seel der wu ̅ nſch geſtillt.
|| [ID00004]
|| [ID00005]
Cor laetificans
Caſtrum Doloris
Chriſto Redemtoris.Oder:
Hertz=erquickende
Trauer=Buehne/
Dem
Erloeſer
Menſchlichen Beſchlechts
Chriſto JESU
Zu ewigem Vreiß/ Danck und Ehren
in dem Hertzens-Tempel andaechtiger Chriſten
in 26. erbaulichenVaſſions=Sinn=Bildern
vorgeſtellet/
in Kupffer geſtochen und verlegt
Von
Johann Chriſtoph Kolb/ Kupfferſtechern
in Augſpurg/
Anno 1708.Mit Roemiſ. Kayſerl. Majeſt. allergnaedigſt ertheiltem Privilegio,Gedruckt daſelbſt/ durch Andreas Maſchenbauer/ Stadt=Buchdruckern.
|| [ID00006]
|| [ID00007]
|| [ID00008]
|| [ID00009]
Dem
Allerdurchleuchtigſten/
Broßmaechtigſten/ Unueberwindlichſten
Fuerſten und Herrn/
Herrn
JOSEPHO
dem Groſſen/
Erwaehlten
Roemiſchen Kayſer/
Zu allen Zeiten Mehrern deß Reichs/
In Bermanien/ zu Hungarn/ Boeheim/
Dalmatien/ Eroatien und Sclavonien Koenig/
Ertz=Herzogen in Oeſterreich/ Herzogen zu Burgund und Bra=
band/ Steyr/ Kaerndten/ Crayn und Lurenburg/ zu Wuertenberg/
Ober=und=Nıder=Schleſien/ Fuerſten zu Schwaben/ Marggrafen
deß Heil. Roemiſ. Reichs zu Burgau/ Maehren/ Ober und Ni=
der=Laußnitz/ Gefuerſteten Grafen zu Habsburg/ Tyrol/
Pfyrt/ Kyburg und zu Goertz/ Land=Grafen im Elſaß/
Herrn auf der Windiſchen Marckt/ zu Por=
tenau und Salins/ etc.Meinem aller gnaedigſten Kayſer
und Herrn/
|| [ID00010]
Allergnaedigſter
Kayſer und Herr!
ES hat zwar der unerforſchliche Rath deß All=
weiſeſten Himmels=Monarchen Euer Maj.
die Allerhoechſte Kayſerl. Regierung zu einer
ſolchen Zeit antretten laſſen/ in welcher nicht
nur das werthe Teutſchland/ ſondern faſt
gantz Europa ein Caſtrum Doloris und
Theatrum Belli, eine Trauer=Bühne
oder Kriegs-Schau=Platz vorſtellet/ da faſt von allen
Enden her unter dem Donner=Knallen der Carthaunen das
[ID00011]
Martialiſche Feld=Geſchrey erſchallet/ und erſtaunendes Entſe=
zen verurſachet/ ſo daß nach dem bekandten Sprichwort:
Inter arma ſilent leges;
Bey erhitztem Streit und Hriegen Mueſſen alle Huenſten ligen/auf freye Wiſſenſchafften und galante Studia bey ſo rauhen Laeufften und mißlichen Conjuncturen an meiſten Orthen wenig Reflexion, will geſchweigen AEſtim und Hochachtung/ will und kan gemacht werden.Dahero auch ich meines nidrigſten Theils billich haette Beden= cken tragen und zuruck bleiben ſollen/ gegenwaertig alſo intitulirtes Caſtrum Doloris oder Trauer-Buehne/ Euer Kayſerl. Maj. vor dero geheiligte Augen zu legen/ in Erwegung/ daß Euer Kay= ſerl. Maj. mit Beybehalt=und Schlieſſung hoher Allianzen, Auf= richtung und Verſtaerckung der Armeen/ Erweiterung und Ein= nehmung der Provinzien und Koenigreich/ Wider=herſtellung deß ſehnlichſt=verlangten Friedens/ und andern allerhoechſt=Kay= ſerlichen Verrichtungen zu Aufnahm gemeiner Wohlfahrt gantz ueberhaeufft/ und alſo unter ſolchen unausgeſetzten Kriegs=Ver= faſſungen auf diſe und dergleıchen Kunſt=Ubungen allergnaedig= ſte Blicke zu ertheilen kaum Zeit finden koennen.Wann aber zugleich in Betrachtnng ziehe/ daß neben der Welt=geprieſenen und von Mißgunſt und Feinden ſelbſt bewun= derten Tapfferkeit (aus deren Antrieb Euer Kayſerl. Maj. nicht nur ihre gerechte Sache wider die maechtige Potenzien und wi= derſpenſtige Gegen=Part ſo wohl unter Direction unvergleich= lichſter hoechſter Generalen mit gewaffneter Hand zu vertheidigen und außzufuehren/ ſo unerſchrocken als gluecklichſt unternommen/ als auch gar Dero heiligſte Verſon ſelber vor das Heil und Frey= heit Teutſcher Nation in zweyen ſchweren Feld=Zuegen und Be= laegerungen allen Gefaehrlichkeiten und Fatiquen als ein rechter Vatter deß Vatterlandes/ heldenmuethigſt aufgeſetzet und auf= geopffert/) auch die dem Hoechſt=loebl. Ertz=Hauß Oeſterreich an [ID00012] geſtanunte Pietaet und Welt=bekandter Eyfer vor alles/ was zu Erweiterung Goettlicher Ehre/ und Erweckung Geiſtlicher Seelen= Andacht gereichet/ an Ihro Kayſerl. Majeſt. nach dem Exempel Dero Glorwuerdigſten Vorfahren hervor ſtrahle/ werde ich in meinem Unternehmen geſtaercket/ und erwaechſet die Hoffnung in mir/ Euer Kayſerl. Maj. werden als ein groſſer Beſchuetzer und mildiſter Beſoerderer freyer Künſten und Wiſſen= ſchafften diſes Tractaetlein/ darinnen unter ſinnreichen Emble= matibus und zierlichen Kupfferſtichen zu abgezielter Augen=und Hertzens=Beluſtigung das beſte Wiſſen/ nemlich das Leiden und Sterben unſers theureſten Erloeſers JEſu Chriſti vorge- ſtellet und begriffen wird/ mit dero allerhoechſten Patrocinio be= gluecken/ und wegen deß unſchaetzbaren Inhalts der allerunter= thaenigſt geſuchten Durchſchauung allergnaedigſt wuerdigen.Der maechtige Uberwinder unſerer geiſtlichen Feinde/ welchem zu immerdaurendem Ruhm und Danck diſes Gedaechtnus=Mahl geſtifftet/ laſſe Euer Kayſerl. Maj. aus deſſen Betrachtung reich= lichen Seelen=Troſt und ſueſſe Hertzens=Erquickung zuflieſſen/ und goenne gnaediglich/ daß das Kayſer=und Ertz=Hertzogliche Hauß Oeſterreich auf ſpaete Jahr kein Caſtrum Doloris oder Trauer=Gerueſt aufzurichten gezwungen werde; vilmehr mueſſe die gantze Welt erkennen/ diſe Kayſerl. Reſidenz und Hof ſeye ein Schau=und Sammel-Platz aller erſinnlichſten Glueck= ſeeligkeit/ und werde durch fortwaehrende Secundirung der ge= rechteſten Waffen/ mith in Erhaltung einer Victorie nach der an= dern/ eine rechte Triumph-Pforte/ und in kurtzem ein immer= waehrendes Friedens=Paradiß/ deſſen Lorbeer und Palm=Baeu= me den Schatten vergnueglichſter Ruhe und allgemeiner Proſpe- ritaet ueber alle Koenigreiche/ Laender und Staedte ausbreiten/ da= mit unter deren Anmuth alles in lieblichem Flor ſtehen/ anbey auch die freyen Kuenſten zu erwuenſchter Aufnahm und Werthach= tung gedeyen moegen. Mit wenigem/ der guetigſte Heyland er= weiſe kraefftiglıch/ daß er gleich wie dem geſamten menſchlichen Geſchlecht alles zu geiſt=und leiblıcher Wohlfarth verrichtet und außgeſtanden/ alſo beſonders Euer Kayſerl. Maj. geheiligte Per= ſon durch die auf diſer Trauer=Buehne erlittene und praeſentirte [ID00013] Schmertzen und Betruebnus alle erdenckliche Gemueths und Lei= bes-Ergoetzlichkeit und allerhoechſt=Kayſerl. Luſt und Zufrieden= heit erworben habe; Es erhoere die Brunnquell aller Barmher= tzigkeit die unzehlich vile Seuffzer aller Teutſch=das iſt aufrich tig geſinnten Patrioten vor Euer Kayſerl. Maj. langes Leben/ be= glueckte Regierung/ ſieghaffte Waffen/ Fortpflantzung deß Stam= mes/ und Erfuellung aller Dero hoechſten Verlangens/ in welcher devoteſt-und allerunterthaenigſten Anwuenſchung und Empfeh- lung verharreEu. Kayſerl. Majeſt.Augſpurg/ den 16. Januarii/ 1708.Allerunterthaenigſter Kneche Johann Chriſtoph Kolb.
|| [ID00014]
Bunſtgeneigter nach Stands=Bebuehr
geehrter Leſer.
ALs nach Herausgebung ein und anderer ſo zu moraliſcher Erbauung
als vergoennter Beluſtigung dienender Wercklein/ bedacht geweſen/
mein von GOtt verliehenes Talent abermahl zu Hervorbringung ei=
nes geiſtlichen Wercks nach beſtem Vermoegen anzuwenden/ und
aber keine reicher und nutzlichere Materie als das bittere Leyden und
Sterben JEſu Chriſti außſinnen koennen/ hat es ſich/ zweiffels ohn durch
Goettliche Direction gefueget/ daß mir von einem hochgelehrten Herrn und Pa=
tron gegenwaertige ſchoene/ und von Ihm ſinnreichſt erfundene Paſſions-Emble-
mata zu Handen kommen; welche heilſame Gedancken/ (dergleichen meines
wiſſens noch niemae weder in Druck noch Kupffer heraus gegeben worden) als
ich ſie ein und andern Goenner und Freund im Vertrauen ſehen laſſen/ haben ſel=
bige an mir nicht außgeſetzt/ biß ſie mich/ in vertroeſtender Hoffnung/ dieſes ſo
nette und zierlichſt=verfaſte Emblematiſche Werck werde die Kunſt=aeſtimirende
hochgeneigte Liebhaber/ ſie ſeyen gelehrt oder ungelehrt/ wegen ſeiner Trefflich=
keit gewiß ungemein contentieren/ ueberredet/ die Muehe und Koſten zu Gottes
Ehr darauf zu wenden. Und damit/ was wohl angefangen worden/ auch ſeinen
gleichlobwuerdigen Fortgang haben moechte/ habe ich zu accurater Vorſtellung
den weit=beruehmten Zeichner Tit. Herrn Johann Andreas Thelot erbetten/ wel=
cher denn ſowol mit delicater Entwerffung der Sinnbilder/ als denen darauf zieh=
lenden außgeſonnenen Ornaments und Einfaſſungen/ verhoffentlich alle ſelbſt
verlangte Satisfaction wird verſchaffet haben; wobey dann ferners ich als Ver=
leger und mein geliebter Herr Schwager Johann Boecklin/ unſern moeglichſten
Fleiß und Kunſt=Ubung im Kupfferſtechen ebenfalls nicht geſpahret/ ſondern zu
Ruhm und Preiß dem theureſten Erloeſer deß menſchlichen Geſchlechts alles mit
euſſerſter Nettigkeit zu verfertigen/ uns unverdroſſen bemuehet.Daß aber dieſes Emblematiſche Werck nicht ſo weitlaeuffig/ wie unterſchiedlich ande-
re in Kupffer vorgeſtellte Paſſion ſeyn/ ıſt Urſach/ weil der hochgelehrte Inventor nur auf
die merckwuerdigſte Stueck/ und welche einem Chriſten zu wiſſen am noethigſten ſeyn/ ſein Ab=
ſehen gerichtet. Inſonderheit doerffte die Frag vorfallen/ warum die Aufferſtehung Chri=
ſti nicht unter andern mit vorgebildet? es diene aber zur Antwort/ daß ſolches deßwegen
geſchehen/ weil diſes Werck ein Caſtrum Doloris, oder Trauer=Buehne intitulirt/ und alſo
nichts von dem freuden=und ſiegreichen Triumph darinnen zu melden/ ſondern einem zu=
gleich heraus kommenden mit ſchoenen Verſen außgeziert=und in 30. Kupffer beſtehenden
Paſſion in 4. Format, ſowol auch in dem neu=verfertigten Paſſion mit den Emblematibus in
Octav, was in diſem abzugehen ſcheinen moechte/ nach contento wird koennen erſetzt werden.
Wird die Erfahrung zeigen/ daß diſe meine Arbeit dem hochgeneigten Leſer und Kunſt=
Liebhaber nicht mißfallen/ ſondern guten Abgang gefunden/ ſo werde mit deſto gvoeſſerer
Begierde die gleichfalls unter Handen habende gantz neue und curioſe Emblemata, ſamt
Außziehrung der Schild mit deutlicher Erklaerung derſelben in einer Jahres Friſt heraus
zu geben/ mich bemuehen.Der Hoechſte verleihe gnaediglich/ daß die abgezielte Ehre ſeines Nahmens und gezie=
mende Danckſagung vor das bittere Leyden und Sterben JEſu Chriſti/ neben vil andern
andaechtigen Gedancken und Betrachtungen moegen erweckt/ und dieſe Sinnbilder ein An=
laß dieſer beſten Wiſſen ſchafft/ JEſum den Gecreutzigten zu kennen/ nachzuſinnen werden.
Neben welchem hertzlichen Wunſch der ferneren Gunſt und Liebe mich in geziemendem Re-
ſpect empfehle/ und meinen uebrıgen Verlag zu gutem Angedencken beſter maſſen recom-
mandire.
|| [ID00015]
Hieher, du
̅
ſchüchtre Heerd, Zu
̅
m Heil u
̅
nd Seegens Bronen!
Wie biſtu
̅
ſo verſchmacht? wie pocht in dir dein Hertz?
Reiß au
̅
s der Finſterniß, tritt an die klare Sonner
Laß fahren alle Forcht, Angſt, Zittren Leid u
̅
Schmertz.
Erqu
̅
icke deine Seel/ laß ſie in Vollu
̅
ſt trinckertz;
Kom
̅
au
̅
f die grüne Au
̅
, hier iſt die beſte Weid.
Wirſtu
̅
im Liebes-Flu
̅
ß dich in mein Hertz ein=
ſincken,
So bleibſtu
̅
beÿ mir ſtehn in Zeit u
̅
nd
Ewigkeit.
|| [ID00016]
|| [1]
Die Verſammlung der Apoſtel zu
dem letzten Eiebes=und Einſetzung deß H. Abend=
mahls. Matth. 26. verſ. 17.
Emblema.
Ein auf einem gruenen Huegel erhoehter Spring=Brunnen/ darauf
an ſtatt eines Meer=Wunders oder andern Zieraths/ das Bildnuß
deß erſtandenen Heylandes in Geſtalt eines Hirten zu ſtehen komt/
aus deſſen H. Wunden das Waſſer Roehrenweiß herfuer fleußt/
worauf die zerſtreute Schaefflein/ vonallen Orten herzu eilen/
und ſich damit erquicken.
Betrachtung.
GLeichwie Chriſtus/ als der rechte Ertz=Hirt/ bey vorher ge-
ſchehener Verſuchung und Gefahr ſeine beruffene Apoſtel zu
ſich nimmt/ und ueber dem letzten Liebes-Mahl ſonderlich durch
Stifftung deß H. Abendmahls ihnen ſeine Freundlichkeit reichlich
zu koſten gegeben/ vornemlich aber auf die bevorſtehende Anfech=
tung ſie dardurch ſtaercken und aufrichten wollen; alſo laeßt Er es
noch als der oberſte Biſchoff unſrer Seelen/ an liebreicheſter Einla-
dung nicht fehlen/ ſondern ruffet noch taeglich aus/ daß alle Mueh-
ſeelige und Beladene/ Verirrte und Verkehrte zu ihm eilen ſollen/
dann hie werden ſie/ wie die lechzende Schaaffe bey einer ſueſſen
Quelle/ Ruhe vor ihr bebendes Gewiſſen/ und Labſal vor ihr
ſchmachtendes Hertz finden/ wer hie in wuerdiger Vorbereitung
trincket/ den wird nimmermehr duerſten/ dann diß iſt das le=
bendige Waſſer/ ſo ſich in dem himmliſchen Jeruſalem
mit dem Strom ewiger Freud und Wolluſt
vereiniget.
|| [2]
Mit der Uberſchrifft:
PASTORE DEPULSO;
Wann der Hirte ſelbſt geſchlagen/ Iſt die Heerde leicht zu jagen.
Betrachtung.
WIe? ſind das die Schaafe/ ſo vor kurtzer Friſt unter der Hut
ihres getreueſten Hirten eintraechtig verſammlet geſtanden?
wie unbeſonnen laſſen ſie ſich die trohende Widerwaertigkeit von
Ihm trennen/ und rennen blinderweiß dem Seelenmoerderiſchen
Wolff in die Klauen. So gehet es noch unter denen/ die ſich Chri=
ſten ruehmen/ ſo lang es wohl gehet/ und keine Roth anſcheinet/ hat
Chriſtus viel Nachfolger; ſo bald aber Verfolgung entſtehet/ oder
nur eine genommene Aergernuß verleitet/ nehmen ſie hauffenweiſe
das Reißaus/ und erwegen vor ſtraffwuerdiger Menſchen=Forcht
nicht/ daß ſie ſich alsdann erſt in die aeuſſerſte Gefahr ſetzen/ wann
ſie ſich von ihrem Haupt abſondern und entfernen. O albere
Schaafe! kehret wieder von eurem Irrweg/ und laſſet euch nicht
einen jeglichen Wind der Truebſal in Abfall dahin fuehren/ bittet
vielmehr eiferig um unbewegliche Glaubens=Zuverſicht und daß
JEſus mit ſeinem Beyſtand nicht von euch weichen
wolle: Verleih uns HErr Beſtaendigkeit zu unſe=
rer Seelen Seligkeit!
|| [ID00019]
O ſchwerer Donner-Streich! der Hirt iſt ſelbſt geſchlage
̅
.
Kein wu
̅
nder, daß die Heerd au
̅
s Forcht irrt in der Flu
̅
cht.
Wer hat es dann gethan? Ach Vatter! mu
̅
ß ichs ſagen?
Du
̅
Selbſt. Ja meine Sünd hat ſolchen Grimm ge=
ſücht.
Weh u
̅
ns! wo iſt der Hirt? wir lau
̅
ffe
̅
in der Irre!
Schau
̅
, wie der Höllen Wolff die Zähne au
̅
f
u
̅
ns bleckt.
Ach Hirt in Iſrael! ach hör doch, wie ich girrel=
Verlohren bin ich ja, wo dein Stab mich nicht
deckt.
|| [ID00020]
|| [ID00021]
Du
̅
ſchwarße Finſterniß, willtu
̅
den
̅
au
̅
ch bedecken
Die Liechter dieſer Welt? O ſchwerer Hünntels
Schlu
̅
ß!
Wacht au
̅
f! Der Höllen-Schlu
̅
nd mit Jammer, Pein
u
̅
nd Schrecken
Verfolgt eüch, Schläffrige, u
̅
nd ru
̅
cht für eürein
Fu
̅
ß.
Kein Wu
̅
nder, wan
̅
die Erd mit Krachen nu
̅
n erbebte,
Und weckte eüch ſo au
̅
f, die ihr ſeÿd Felß u
̅
nd Stein.
Ach daß ich doch an Eüch ſolch Thorheit nicht er lebte!
Soll dann ein tu
̅
mmer Han nu
̅
n eüer Doctor ſeÿn?
|| [ID00022]
|| [3]
Emblema.
Eine Monds=Hinſternus/ wie dann dergleichen Paſſiones Lunares
zu Nachts zu geſchehen pflegen. (In einem Nacht=Stuck vorge=
ſtellt.)
Mit der Uberſchrifft:
DUM PATIOR DORMIUNT;
Da ſie deckt der dueſtre Schatten/ Schlaffen ſie im grünen Matten.
Betrachtung.
DIe natuerliche Monds=Finſternuſſen begeben ſich/ wann der
Schatten der Erden zwiſchen dem Mond und unſer Aug
faellt/ und uns das anmuthige Mond=Liecht bedecket; die geiſtliche
Finſternuſſen entſtehen/ wann der Schatten irrdiſcher Lueſten und
Gedancken die Strahlen himmliſcher Verklaerung aufhaelt; bey
welcher unſeeligen Demmerung ſich gar bald der Schlaf der
Sicherheit einfindet/ der ein gewiſſes Vor=Zeichen naechſt=ob=
ſchwebender Gefahr iſt. O hoechſt=ſtrafbare Schlafſucht! Chri=
ſtus wachet und ringet fuer euer Heyl/ und ihr ſchlummert gantz
unbekuemmert bey heran nahender Seelen=Anfechtung. Ach
liebſter Herr JEſu/ ermuntre du die Augen unſers Gemueths/ daß
wir allzeit nuechter und wachtſam ſeyen/ deine Gnade und unſere
Wohlfart nie zu verſchlaffen/ und wan
̅
auch wegen menſch=
licher Gebrechlichkeit/ bey der natuerlichen Ruhe un=
ſere Augen ſchlaffen ein/ ſo laß du das Hertz zu
dir ſtets wacker ſeyn!
|| [4]
Emblema.
Wird vorgebildet ein im Wald ſuchender Spuehr=Hunds.
Qui extenſo ſtringit veſtigia roſtro. Wie der Poetredt.
Betrachtung.
ES werden auch unter Chriſten leider vile Geitz=Haelſe ge=
funden/ welche mit jenem Heydniſchen Kayſer ſprechen:
Lucri bonus Odor exre qualibet; Der Geruch deß Gewıns iſt
lieblich/ er nehme ſeinen Urſprung her/ wo er wolle; daher ſie auch
garleicht durch Hoffnung einiger Belohnung koennen aufgebracht
werden/ wider den ehrlichen Nahmen/ ja wohl Leib und Leben deß
unſchuldigen Naechſten etwas aufzutreiben/ und ihn durch falſche
Verraetherey in alles Unglueck zu bringen; Vor ſolchem Laſter ſoll
neben vil anderen Urſachen auch deßwegen ein Abſcheu bey uns
entſtehen/ weil ſolche Leute vor nichts anders/ als Spuehr=und
Leit-Hunde deß Satans anzuſehen/ welche/ als eine Peſt und
Greuel unter den Menſchen auf Erden/ die unerſaettliche Be=
gierde nach zeitlichem Gut/ mit Verluſt deß ewigen Er-
bes/ in das unendliche Verderben ſtuerzet.
|| [ID00025]
Wohin? du
̅
böſer Hu
̅
nd! Was willtu
̅
hier au
̅
s ſtu
̅
ren?
Ein Spür-Hu
̅
nd u
̅
nd ein Lainb wie reint ſichs? Faß
Mu
̅
ß dan
̅
der Höllen-Wolff au
̅
ch dich, mein Freu
̅
nd ver
führen?
Verflu
̅
chte Teüffels-Jagd! Heiſt den
̅
diß ſchlechtu
̅
ver
Welt Ach höſe Art! Laß doch dein Teüffliſch Schmie ichſe
̅
Die Hu
̅
nds Spu
̅
r iſt verflu
̅
cht die nu
̅
r nach Schude
̅
tracht.
Du
̅
rch Veld ſu
̅
chſtu
̅
mein End O Höllen ſchwerer Heüchten.
Du
̅
ſtu
̅
oßſt in Feüer Pfu
̅
hl den, der Kein Warnen acht.
|| [ID00026]
|| [ID00027]
Wie kom
̅
ts? Verlarpter Freünd! daß die biſt ſo vermu
̅
m
̅
et?
Du
̅
Weib Jerobeants, leg deine Larven ab.
Wie? Iſt dann deine Zu
̅
ng, von Wir, nu
̅
n ſo verſtu
̅
mmet,
Daß mit Verrüthereÿ die ſu
̅
chſt mein Fall u
̅
nd Grab?
Soll dann der Göttlich Strahl nicht du
̅
rch dein Hertze
dringen.
Er brennt u
̅
nd wär met dich nachdem dein Hertz er find.
Ach! Laß dich Heüchel Hertz/ deß Him
̅
els Fürlaß Zwinge
̅
,
Sonſt bleibſtu
̅
, wie du
̅
biſt, ein rechtes Höllen Kind.
|| [ID00028]
|| [5]
Die Freundlichkeit und Sanfft=
muth Chriſti gegen ſeinen Verraether (Dein
Freund! Warum biſt du kommen?) Matth. 26. verſ. 50.
Betrachtung.
NIchts iſt Gemeiners in der Welt/ als daß falſche Freunde
unter der Larve ſchmeichlender Wort/ und angenomme=
ner Liebkoſung die Aufrichtigen zu betruegen und zu faellen ſuchen.
Ja die eitel=vermeſſene unterſtehen ſich wohl/ GOtt ſelber durch
gleißneriſche Scheinheiligkeit zu hintergehen; welcher aber nach
ſeiner Allwiſſenheit ihrer Tuecke vorher ſehend/ doch nach unendli=
cher Guete nicht ablaeſſet/ ihre durch Falſchheit und Trutz verdue=
ſterte Hertzen durch den Strahl ſeiner Liebe und Warheit zu er=
leuchten/ und zur Erkandtnuß zu bringen/ und wieder zu gewin=
nen. Diſem ſollen wir nachahmen/ und die/ ſo heimtueckiſch mit
uns umgehen/ nicht mit gleicher Muentz bezahlen/ ſondern mit
ſanfftmuethiger Leuthſeeligkeit ihre argliſtige Untreu unter Au=
gen ſtellen/ und zu vertreulicher Einigkeit anreitzen/ gleichwie der
Mond die jenigen Wolcken/ ſo ihn beſchwaertzen und ver=
duncklen wollen/ durch ſeinen Glantz aufklaeret/ und zu
einer lieblichen Heiterkeit bringet.
|| [6]
Emblema.
Ein am Ufer ſtehender und von unterſchiedlichen Raub=Voeglen um=
gebener/ aber vom Himmel mit einigen Blitzen ſecundirter
Schwan/ auf welchen ein erzuerneter Hahn/ ſelbigen zu defendi-
ren/ herbey eilet.
Mit der Uberſchrifft:
NEC OPUS EST ARMIS, CUI MI-
LITAT AETHER;
Der braucht der Waffen nicht/ Für den der Himmel ficht.
Betrachtung.
WEn der Himmel beſchuetzet/ der iſt wohl beſchuetzet. Auf
Menſchen Huelff verlaſſen/ iſt mißlich und ſuendlich. Ein
GOtt vertrauendes Kind Gottes ſteht unter allen Verſuchungen
und Anlaeuffen deß Sathans und ſeiner Werckzeug/ wann ſie noch
ſo grimmig und gefaehrlich ſcheinen/ getroſt und unverzagt/ feſt
verſichert/ daß wer GOtt nicht verlaſſe/ den verlaſſe er auch nicht/
und daß GOtt als ſein Schıld alles uebel abhalten/ und ſo maech=
tig/ als treulich hintertreiben werde. Wann wir GOtt zum
Freund haben/ was koennen uns Menſchen thun? Und wann
GOtt uns gram iſt/ wer iſt/ der uns verheidige und beſchirme?
Darum iſt es gut ſich verlaſſen auf den HErrn/ und nicht ſich ver=
laſſen auf Menſchen/ ſo hoch und groß ſie vor der Welt ſeyn;
dann ſie waegen vor den Augen GOttes weniger dann
nichts/ und mit unſerer Macht ıſt nichts gethan/
wir find gar bald verlohren.
|| [ID00031]
Absur der Goliath Was trotzſtu
̅
mit den Waffe
̅
?
Es iſt nu
̅
r Prallereÿ u
̅
nd du
̅
ein blöder Han.
Der ſtarcke Him
̅
els-Fürſt kan und es Hülffe
ſchaffen.
Er ſieget wane Er will der rechte Him
̅
=
liſch Schwan.
Verflu
̅
cht ſeÿ aller Mu
̅
th der ſich au
̅
f Fleiſch
gegrijnde
̅
t.
Kennſtu
̅
noch nicht der Welt verfülſchte
̅
Don
̅
erkeil?
Steh feſtu
̅
: ſchau
̅
e Zu
̅
wie Satans Reich verſchwindet;
Daß dich mit Sieg bekrön deß Blau
̅
bens
ſtärckſter Pfeil.
|| [ID00032]
|| [ID00033]
O Blantz der Herrlichkeit! Was biſtu
̅
endlich worden?
Vernu
̅
nfft iſt hier Zu
̅
ſchwach. Ach!
du
̅
getreuer Knecht!
Behorſam hanfftinu
̅
th Lieb iſt nu
̅
n dein
Heilgſter Frden.
Haſtu
̅
denn gantz caſsirt dein Göttlich
Meiſter-Kecht?
Ach! was thu
̅
t nicht die Lieb? Ein Opfer
für die Feinde.
Kein Grand, kein Word, kein Giralt
tilgt ihren ſtarcken Trieb.
Wacht au
̅
f Zu
̅
Gottes Ehr! wollt ihr ſeÿn
Hertzens-Freünde?
Verflu
̅
cht den Erden-Stau
̅
b, habt nu
̅
r
den Himmel lieb.
|| [ID00034]
|| [7]
Emblema.
Ein Magnet-Nadel/ welche ſich/ unerachtet der Himmel voller Stern/
nur allein nach dem Pol richtet.
Betrachtung.
ES mag das Sapphirne Gewoelb deß Himmmels mit noch
ſo unzehlich vil ſtrahlenden Liechtern funcklen/ ſo richtet ſich
doch die Magnet=Nadel nur nach dem Pol-Stern; wir Chri=
ſten ſchweben alle auf dem offenbahren Meer/ da es an tauſender=
ley in die Augen ſpielenden Beweg=Urſachen/ als an leuchtenden
Sternen nicht manglet/ welche die Augen unſerer Begierden an
ſich/ und von dem wahren Zweck ablocken; allein da ſoll das
Exempel aller Exempel uns allein im Sinn ligen/ und dahin ver=
moegen/ daß wir in unablaeſſigem Gehorſam den Willen GOttes
einig zu unſerm Ziel ſetzen/ und mit Verachtung aller Neben=ab-
ſichten nur nach diſem Leit=Stern den Lauf unſers Wandels rich=
ten/ und ſonſt weder zur rechten noch zur lincken Hand abweichen.
Sein Wort ſoll ſeyn unſers Fuſſes Leuchte und ein Richt=
ſchnur alles Thun und Laſſens; wan
̅
es auch gleich
Fleiſch und Blut hart ankomt. Was er will/
bleibt mein Ziel!
|| [8]
Die mitten unter dem Gewalt ſeiner
Feinde herfuer leuchtende Liebe Chriſti.
Matth. 26. verſ. 55. 56.
Betrachtung.
VOr ein groſſes Wunder der Natur wird billich angegeben/
daß mitten in dem Meer Feuer außwerffende Berge zu fin=
den; mit noch groeſſerm Erſtaunen aber ſehen wir unſern guetig=
ſten JEſum an/ welcher von den tobenden Wellen der Feinde und
Moerder umgeben/ dennoch nichts als bruenſtiges Liebes=Feuer von
ſich geſtreuet; aber wo ſind die Nachfolger Chriſti in diſerder Ver=
nunfft thoericht ſcheinenden Tugend? es hat zu ſchaffen/ daß die/ ſo
ſich vor Freund außgebe
̅
/ und alles gute genieſſen/ aufrichtige Mei=
nung tragen/ wie ſolte man dann bey diſer liebloſen und erkalteten
Welt einige Gunſt=Bezeugung gegen die Feinde zu hoffen haben/
da das Waſſer der Unbarmhertzigkeit und Falſchheit ſchon laengſt
alle Funcken der Liebe ausgeloeſchet. Achlaſſet uns ja/ wollen
wir anders nicht von Heyden beſchaemet und als Baſtart deß
him
̅
liſchen Vatters erfunden werden/ unſere Feinde lieben/
die/ ſo uns fluchen/ ſegnen/ vor die/ ſo uns beleidigen und
verfolgen/ hertzlich betten.
|| [ID00037]
großer Liebes-Berg dir
mu
̅
ß der AEtna weichen
Du
̅
brennſt in voller Flamm!
was will die Waßer-Flu
̅
t?
Wer kan dein Liebes-Feu
̅
r mit
Hinnen jetzt erretchen?
Doch, ich fall, Herr, au
̅
s Lieb in
dieſe Feüers-Blu
̅
t.
Verflu
̅
chte Mär der Schar! Kom
̅
t ihr, diß
Feür Zu
̅
demmen?
Weicht! eh eüch Zorn u
̅
nd Rach ver Zeh=
ret au
̅
f dem Platz.
Kein Meer, kein Strom, kein Flu
̅
t ſoll
mir die Liebe hemmen.
Ich. laß mein Leben ſelbſt für dieſen
theüren Schatz.
|| [ID00038]
|| [ID00039]
???
|| [ID00040]
|| [9]
NEC TOLERANT HYEMES.
Wann der Sommer will verſtreichen/ Vflegen ſie von uns zu weichen. oder: Die Freude iſt aus/ Wir kehren nach Hauß.
Betrachtung.
GLeichwie ſelten ein Unglueck allein kom
̅
t/ ſo iſt diß wohl derge=
meinſte/ aber auch ſchmertzlichſte Zuſatz alles Ungemachs/
daß die jenigen/ ſo in Truebſal gerathen/ ſich von ihren vermeinten
Freunden verlaſſen klagen mueſſen. So lang die Sonne ſcheinet/
waermet ſich ein jeder daran; ſolang der Baum gruenet/ ſucht
man unter ſeinem Schatten Ruhe; wann aber eine Ungluecks=
Wolcke den Schein verdunckelt/ und ein Creutz=Sturm die An=
muths=Blaetter abwehet/ da flieht man weiter als man ſehen
kan/ und iſt aller Wohlthat auf einmal vergeſſen; O undanckba=
re Schwalben/ die nur im lieblichen Fruehling und Sommer deß
Uberfluſſes und Glueckſeeligkeit Stand halten; bey entſtehendem
Elends Froſt aber ihre
̅
Weg weiter ſuchen? und ſo wanckelmuethig
ſpielen wir nicht nur mit Menſchen/ ſondern wir kehren wol
GOtt ſelbſt den Rucken/ und ſagen ihm die Freund ſchafft auf/
wann wir um ſeinet Willen etwas Widriges außſtehen
ſollen. Aber wehe denen/ die nicht beharren biß ans
Ende/ dann die werden auch nicht
ſeelig.
|| [10]
Mit der Uberſchrifft:
ANGOR CRIMINIS INSONS.
Auch wider mein Verſchulden Duß ich die Angſt erdulden.
Betrachtung.
WIe manch unſchuldiges Hertz wird durch falſche Bezuechti=
gung und Verlaeumdung/ als biſſigen Hunden auf dem Hetz=
Platz diſer treu=und liebloſen Welt erbaermlich herum getrieben/
daß es nicht weißt/ wo aus oder ein? wo es Recht und Rettung
zu holen verhoffete/ da geraeth es unter grimmige Tyrannen und
Blut=Hund/ und ſiehet alſo menſchlichem Anſehen nach keine
Aus=und Zuflucht/ doch bleibet es innerlich getroſt und unerſchro=
cken/ weil das Huendlein unter der lincken Bruſt es nicht anbellet
oder verfolget/ ſondern vilmehr das gute Gewiſſen/ unter der groe=
ſten aeuſſerlichen Unruhe/ Stille und Labſal verſchaffet. Wehe
aber ſolchen unmitleidigen Tigern und Mord=Geiſtern/ welche
gleich den ehem als blutdurſtigen Juden durch erdichtete Auflagen
und Inzichten wider die Unſchuld ſelber lermen zu blaſen/ und
ihre Haende mit gerechtem Blut zu beſudlen kein Bedencken
tragen; dann ueber die Unbarmhertzige wird ein un=
barmhertzig Urtheil ergehen.
|| [ID00043]
Wohin? Bejagter Hirſch Wie biſtu
̅
ſo verſchlaßen
Mit Hu
̅
nden nu
̅
n geheht Ohn Schu
̅
ld u
̅
nd doch verdamt
Verru
̅
chte Teu
̅
ffels-Bru
̅
t! Der Höllen Bu
̅
nds-Gendßen!
Seÿd ihr dass Heilig Volck? Pfu
̅
ÿ! Wie ſtinckt euer Rincks
Wer, litzt au
̅
f Mosis Stu
̅
hl? Ach! Offters fallche Richter.
Die Unſchu
̅
ld wie ein Reh, der Kathſchlu
̅
ß wie ein Hu
̅
nd
Vo wendet ihr eüch hin? perflu
̅
chte Angeſichter!
Laſt ab von eürent Grim
̅
weil noch die gnaden Stu
̅
nd.
|| [ID00044]
|| [ID00045]
O Frecher gcarus! wie hoch biſtu
̅
geſtiegen
Du
̅
prahlſt du
̅
ſpeÿeſt Feür du
̅
rühmſt dich wie ein Held
Schau
̅
, wie dein ſtoltzer Pracht mu
̅
ß dort im Kohte liegen?
Und deines Prahlens Knall bricht hier im ebne
̅
Feld.
Halt ſtill; du
̅
Prahlender; miltu
̅
noch hoher fahren
Mit deiner Prahlereÿ? Dein Glantz iſt wie ein Glitz
Laß nach, eh dann die Rach mit Grim
̅
ſich wird vervaare
Und ſtöllet dich mit Gwalt Zu
̅
r ewgen Höllen Hitz.
|| [ID00046]
|| [11]
Emblema.
Eine in die Hoehe ſteigende/ und ſich wie ein hangender Leuchter aus=
breitende/ aber alſobald verloeſchende Spring=Kugel.
Betrachtung.
WAnn die Treu und Beſtaendigkeit aus den hochtrabenden
Worten und vermeſſenen Betheurungen zuſchlieſſen/ doerff=
te mancher vor einen gar redlich=und verſicherten Freund gehalten
werden; Aber nachdem es bey der Welt dahin gekommen/ daß al=
les nur auf rauſchende Groß=Sprecherey und Verblendung ge=
gruendet/ betruegt ſich der jenige hefftig/ der ſich durch ſolch aeuſſer=
lichen Glantz bereden und bewegen laeßt; dann wann er meinen
wird/ jetzund in der Zeit der Noth werde der ſo theuren und prah=
lenden Verheiſſung durch wuerckliche Erfuellung Krafft gegeben
werden/ wird ſichs zeigen/ daß alles nur ein bloſer Schimmer ge=
weſen/ und alſo Hoffnung und Werck zugleich verſchwinden;
gleichwie/ wann eine ſteigende Feuer=und Luſt=Kugel aufdas hoech=
ſte gekommen/ und die meiſte Strahlen aus wirfft/ dem verſprin=
gen und ploetzlichen verloeſchen am naechſten. Aber pfui der ſchaend=
lichen Prahlerey/ wofern ſie nicht das Liecht ihrer guten Werck
werden leuchten laſſen/ ſo wird ihr Schein=Weſen noch hier
mit Schanden zu nicht/ und dort mit Schaden in ewi=
ge Dunckelheit verwandelt werden.
|| [12]
Emblema.
Eine kraehender Hahn/ ſo einen Loewen damit erſchroecket und erwecket/
daß er ſich aufrichtet.
Betrachtung.
ES ſoll kein Menſch ueber deß andern Fall freveln/ oder vermeſ=
ſen urtheilen/ dan
̅
worinn einer fehlen kan/ darinn kan es der
ander auch ueberſehen. Wir ſind allzumal Suender; Wohl aber
dem/ der im Suenden=Schlaf nicht allzu tief verſuncken/ ſondern
auf vernommenen Buß=Wecker ſich ermuntert und zur Verſoeh=
nung mit GOtt eilet. Gott gebraucht allerhand Creaturen
und Mittel/ die Suender zur Buſſe zu ruſfen; hier muß ein Hahn
Petro einen Buß=Prediger abgeben/ ein anderer wird auf eine an-
dere Weiß gewecket; die meiſten aber laſſen ſolche Stimmen vor
Ohren rauſchen/ und ſchlaffen noch ein wenig/ ſchlummern
noch ein wenig/ biß ſie aus dem leiblichen in den ewigen Schlaf/
aber zugleich in die Qual dahin fahren. Darum laſſet diß
Hahnen=Geſchrey ſtets in euren. Ohren gellen und
ſo ihr heute GOttes Buß=Stimme hoeret/ ſo ver=
ſtocket eure Hertzen nicht.
|| [ID00049]
Friſch au ̅ f! Du ̅ mu ̅ ntrer Hahn Die Stu ̅ nd iſt da zu ̅ wecken. Kreh immer dapfer drau ̅ f, biß ſich der Löw au ̅ f= richt. Dein wachſam Nacht-Beſchreÿ mu ̅ ß ihm den Geiſt erschrecken, Biß daß du ̅ rch wahre Reü ihm gar das Hertz Zerbricht. Au ̅ f! Sünder, ſchicke dich Hörſtu ̅ denn noch nicht krähen? Berſtock dein Hertze nicht. Nu ̅ n iſt es Zeit Zu ̅ r Bu ̅ ß. Laß dich den Gnaden-Wind Zu ̅ r Gnaden-Zeit anwehen, Daß dich nicht ewig ſchwärtz der garſtig Höllen Ru ̅ ß.
|| [ID00050]
|| [ID00051]
So recht! Du ̅ geitzigs Thier. Du ̅ haſt dich ſelbſt gefangen. So gehts, wann ohne End das Hertz ſo gerne naſcht. Su ̅ chſtu ̅ ein rothe Geer? Ach! du ̅ mu ̅ ſt drüber hangen! Sag: Hat der Teüffel nicht deins Leib u ̅ nd Seel erhaſcht? Hütt dich, O Menſchen Kind! Der Teüffel legt dir Fallen. Du ̅ ſchmappſt nach Geld u ̅ : Ju ̅ tt Siehſtu ̅ die Schlinge ̅ nicht? Ach! weich u ̅ nd tritt Zu ̅ rück, fleuch dieſe Höllen-Ballen. Ein Schlang iſt hier verdeckt die Ewig. Ewig ſticht.
|| [ID00052]
|| [13]
Emblema.
Ein Vogel/ ſo ſich in der Schnatt/ wie wir reden/ gefangen/ und ſelbſt er=
hencket/ da er nach den rothen Beeren gelangt.
Betrachtung.
UNglueckſeelig blinde Menſchen/ welche gleich den einfaeltigen
und nach den rothen Beeren ſchnappenden Voeglen ſich ſelbſt
betruegen. Die Welt iſt ein Vogel=Heerd/ der Sathan der Rach=
ſteller/ die Lock=Speiß meiſtentheils Gold/ deſſen rother Glantz der
Alberen Augen verblendet/ daß ſie darueber nicht nur den ehrlichen
Namen/ ſondern auch den Leib/ ja wol gar die Seeligkeit in den
Wind ſchlagen/ nur daß ſie ihre unerſaettliche Geld=Begierde in et=
was ſtillen moegen. Aber was iſt ein ſolch unrechtmaeſſıger
Gewinn anders/ als Band und Schleiffen/ daran ſie ihr Hertz be=
ſtricken? Welches dann durch Gewiſſens=Angſt zur Verzweiff=
lung getrieben/ ſich ſelbſt ins ewige Verderben ſtuertzet. O! all=
zugroſſer Verluſt vor ſo ſchnoeden Gewinn! verſchlieſſet doch Au-
gen und Ohren vor der Lock=Speiß und Lock=Stimm deß tauſend=
liſtigen Feindes/ und ſuchet allein in GOtt reich zu ſeyn;
dann was huelfft es den Menſchen/ wann er die gantze
Welt gewuenne/ und naehme dabey Schaden an
ſeiner Seelen.
|| [14]
Emblema.
Ein geſtochen Schwein auf einem von ungehauenen Steinen erbau=
ten Juediſchen Altar/ nach Anleitung deß Propheten Eſaiae/ 56.
Betrachtung.
Overmeſſene Thorheit ſcheinheiliger Phariſaeer/ welche ſich
nicht ſcheuen/ mit ſuendlich erworbenen/ gewaltthaetig er=
preßtem/ liſtig erpracticirten Geld und Gut den Allerhoechſten we=
gen begangener Ubelthat zu verſoehnen/ und ſeinen heiligſten Augen
ein ſolch Scheuſal vorzulegen/ deſſen ſie ſich vor Menſchen ſchaeme=
ten/ wann es offenbahr wuerde. So ein groſſer Greuel in dem al=
ten Teſtament es wuerde geweſen ſeyn/ wann ein Jud ſich erkuehnet
haette/ ein Schwein auf den Brandopffers=Altar zu bringe
̅
/ ſo einen
abſcheulichen Geſtanck erwecket vor GOtt die Gabe und Almo-
ſen der Heuchler/ welche/ daß ſie vor der Welt den Credit der Gut=
thaetigkeit erhalten/ von dem ſchaendlichſten Gewinn GOtt etwas
zu heiligen ſich nicht entbloeden/ aber dardurch niemand als
ſich ſelbſt verfuehren/ und ſtatt der Verſoehnung/ Rache
und Straffe davon tragen.
|| [ID00055]
Was habt ihr Heüchler vor? Wollt ihr mit Blu ̅ t Geld ſohmen? Wie? Iſts au ̅ ch angenchin? Ja! ſo wie Schweinen Fleiſch. ???tu ̅ verflu ̅ chtes Volck au ̅ ch deinen Gott noch höhnen? Geh, troll u ̅ nd packe dich Zu ̅ r Höllen Pfu ̅ hl-Ge= ??? acht, du ̅ Prielter-Volck: Hütt dich für frembden Vergeblich dienſtu ̅ Gott Die Hände ſind voll Glu ̅ t. Willtu ̅ für deine Heerd der Fehler Ablaß finden, So bring ein reines Herß in heißer Liebes Glu ̅ t.
|| [ID00056]
|| [ID00057]
Was iſt hier für ein Recht? Die Tau ̅ be wird berücket/ Der Raab ſchleicht au ̅ s dem Netz. O Ungerechtigkeit! So gebts/ dir Unſchu ̅ ld/ noch; Wann biſtu ̅ wol beglücket? Wann aller Dinge End u ̅ ns Zeigt die Ewigkeit. Ach! wu ̅ ndre dich doch nicht wann Unſchu ̅ ld wird verflu ̅ chet= Ja, wan ̅ der ſchwartze Raab mit Liſt dem Netz entreiſt. Ilts nicht der Welt Manier? So hat ſies ſtets geſu ̅ chet. Halt ſtill, ſteh in Bedu ̅ lt, weil dichs Gott ſelber heiſt.
|| [ID00058]
|| [15]
Die beklagte und verdam
̅
te Unſchuld
vor dem weltlichen Gericht/ da nemlich Chriſtus zum
Tod verdammt/ und Barrabas loßgeſprochen ward.
Matth. 27. verſ. 11. 26.
Emblema.
Ein Vogel=Herd/ darauf ein Turtel=Taube im Netz verſtricket/ und
dabey aber ein Raab durchgelaſſen wird.
Mit der Uberſchrifft:
INSONTEM RETIA CINGUNT.
Die Unſchuld wird berueckt/ Da es der Boßheit glückt.Oder:
Die Taube wird berueckt Da es dem Raaben glückt.
Betrachtung.
WEr ſich ueber Unterdruckung der Unſchuld verwundert und
beklaget/ der hat die Welt noch nicht kennen lernen: Es iſt ja
eine durchgehende Weiß/ daß Einfaeltig=Fromme Gewalt leiden
mueſſen/ die maechtige Frevler aber frey außgehen. Je aerger
Schalck/ je beſſer Glueck; der Habicht und Raaben entrinnen und
entreiſſen dem Netz/ eine wehrloſe Turteltaube muß das Leben da=
rinnen laſſen; Allein Gedult? Es iſt noch nicht aller Tag Ende;
der letzte Welt=Abend wird einen gantz andern Proceß ma=
chen/ und das Recht der Unſchuldigen hervor bringen/ und auf ihr
ertragenes Hertzleid mit ewiger Luſt erquicken/ die Gewaltthaetig=
keit aber durch unbarmhertzigen Außſpruch hinunter verſtoſſen/
zu der Hoellen. Darum Odu unſchuldig betraengte Seele/ leide dich
und gedencke/ es werde den Gottloſen nicht immerzu ge=
lingen/ wirff dein Anligen auf den HErrn/ und hoffe auf
Ihn/ er wirds zuletzt doch wohl/ ja ſeelig
machen.
|| [16]
Betrachtung.
DIe Welt mag es mit den getreuen Liebhabern JEſu ſo arg
vorhaben als ſie will/ ſo erhaelt ſie doch ihr verfluchtes Abſe=
hen nicht in allem/ weil ſolche Hertzen allezeit auch aus der Gall
Zucker zu ziehen wiſſen. Ein ſtachlichter Dornen-Stock muß
ſie doch endlich mit den lieblichſten Roſen erfreuen. Was vor
Schmach haben die Blutdurſtige Tyrannen wider die Marty=
rer ausgedacht/ diſe GOtt gelaſſene Seelen aber haben alle diſe
Beſchimpffung zu ihrer Ehre auszulegen und anzuwenden ge=
wußt; ſo daß alle Verſpottung der Wueterich an ihnen zuſpott
worden; was war die Dornen=Cron Chriſti/ als eine Vorbedeu=
tung/ daß er nun bald als ein Koenig in ſeine Herrlichkeit eingehen/
und in unendlicher Majeſtaet und Herrlichkeit regieren ſol=
te. Darum nur getroſt/ denen die GOtt lieben/
muß ihr Schmach=Betrueben/ lauter Freud und
Ehre ſeyn.
|| [ID00061]
Mein Freünd O Gottes Lam! Was biſtu ̅ endlich worden? Ein Wider, u ̅ nd doch Hirt! O Wu ̅ nder! Wie kans ſeÿn? Schau ̅ , Iſac ſtehet au ̅ ch in dieſein Wu ̅ nder-Orden. Ja wohl ein Höllen=Tranck! Ach! er geht bitter ein! Trau ̅ ſtu ̅ der Welt noch mehr? Gellt, ſie kan Zierlich kröhne ̅ . Schad nichts Ich dau ̅ re au ̅ s. Gott gibt mir Stärck u ̅ : mu ̅ th. Die Dornen meine Zier au ̅ ch mitten in dem höhnen. Das Siegel ſeÿ u ̅ nd bleib ſtets meines JESU Blu ̅ t.
|| [ID00062]
|| [ID00063]
So wirſtu ̅ Gottes-Lam, Zu ̅ r Schlachtbanck hinge= rißen. Was folgt dir au ̅ f dein Fu ̅ ß? Ach! Satans wilde Bru ̅ t Wie raſend ſind die Hu ̅ nd? wie ſind ſie noch befliße ̅ zu ̅ keüchen du ̅ rſtiglich nach deinem Pu ̅ r pu ̅ r-Glu ̅ t. Welt! Stille deinen wu ̅ t. Laß dich diß Glu ̅ t erweiche ̅ . Hier iſt noch Sonnen-Schein Ach! Fleüch den Donner-Keil. Ich warne noch einmal, es iſt ein Liebes-Zet= chen. Dru ̅ m, öffne deine Bru ̅ ſt, empfang den Himmels Pfeil.
|| [ID00064]
|| [17]
Emblema.
Ein Schlacht=Schaaf/ welches mit einem groſſen Creutz bezeichnet iſt/
und von etlichen Hunden zur Schlacht=Banck fortgeſchleppet
und gejaget wird/ nach Anleitung Jer. 11. Eſai. 53.
Betrachtung.
WAnn wir die Leidens=Geſchicht unſers Theureſten Erloeſers
mit Bedacht und Andacht durchleſen/ ſo koennen wir einen
groſſen Eifer bezeugen ueber die blutdurſtige Rachgier der verſtock=
ten Juden/ bedencken aber nicht dabey/ daß wirs nicht beſſer ma=
chen/ wann wir durch grimmige Verfolgung unſers Neben=Men=
ſchen Chriſtum in ſeinen Gliedern verfolgen; zumahl wann er die
Lieberey und Mahl=Zeichen ſeines Braeutigams an ſich genom=
men. Ach wie offt muß noch die Unſchuld ein ſolch Trauer=
Spiel mit ſich halten/ und Gewalt vor Recht gehen laſſen? Da=
rum laſſet uns nicht eifern ueber anderer Leut Frevel/ ſondern unſer
eigen Leben recht pruefen/ ob wir nicht gleicher Untugend uns mueſ=
ſen ſchuldig geben/ und alſo hohe Urſach haben/ bey dem
ſanfftmuethigſten Liebhaber auch ſeiner erboßten Fein=
de um Gnade zu bitten.
|| [18]
Emblema.
Ein mit einem groſſen Creutz gezeichnetes Schaefflein/ ſo einem Lam
̅
/
ſo einige Hunde vorher ſchleppen/ folget/ welches gleichfalls von
dergleichen Hunden angebellt und nachgejagt wird.
Mit der Uberſchrifft:
QUASI VICTIMA TINGOR ET ANGOR.
Dan zeichnet und führt mich einher/ Als wann ich ſelbſt das Opffer waer.
Betrachtung.
ES bleibt bey dem Ausſpruch deß Mundes der Warheit/ wer
nicht ſein Creutz auf ſich nimmt/ und mir nachfolget/ der
kan nicht mein Juenger ſeyn. Warum ſolten wir es beſſer haben
wollen/ als unſer Meiſter? Darum ob die Welt und ihre Kinder
an uns ſetzt mit Laeſtern/ Verfolgen/ Unterdrucken/ ja Toedten und
Vertilgen/ getroſt; der getreue Heyland ſorgt ſchon vor uns/ daß
wir nicht ueber Vermoegen verſucht werden/ ſondern es koennen er=
tragen. Wohl vorgehen/ macht wohl nachfolgen; Laßt uns
aufſehen auf Chriſtum/ und nach ſeinen Fußſtapffen den
Creutz=Weeg in den Himmel gedultig und unerſchro=
cken betretten. Alle Schritt/ JEſus mit.
|| [ID00067]
So geh dann, Simon, fort, hilff deinem Heiland tragen. Das Joch iſt ja gar ſanfft, die Laſt iſt nu ̅ r ein Lu ̅ ſt. Ein Lam folgt alle Zeit dem Hirten (was ſolls klagen?) Weicht, tolle Höllen-tzu ̅ nd, weicht ab von meiner Bru ̅ ſt Wohlau ̅ f! Du ̅ from ̅ es Schaf, tritt doch in Simons Orden. Dein JESUS geht voran Trag nach biß in das Grab. Bellt, reiſt, beiſt, wütt u ̅ nd tobt mit Thaten u ̅ nd mit Worten Ihr Hu ̅ nde! Trotz ſeÿ eüch! Mein JESUS iſt mein Stab?
|| [ID00068]
|| [ID00069]
O Weinſtock füßſter Art! Was ſch ich ob dir ſchweben? Wir? Biſtu ̅ angehefft? Die Liebe hat? gethan Du ̅ haſt mit Threnen Thau ̅ erkau ̅ ffet u ̅ nſer Leben. Ku ̅ rtz Es iſt nichts als Lieb Das Zeigt der Bogen an. Ich ru ̅ han dieſen Stock Herr laß doch deine Threne ̅ Wir fallen in das Hertz, denn ich bin krmir ku ̅ nd man theürer Reben-Safft! Ach! Stilt mein Hertz= Biß mich dein ??? ewig reich u ̅ nd ſaelt.
|| [ID00070]
|| [19]
Emblema.
Ein Weinſtock wie derſelbe beſchnitten/ an einem Wein=Gelaender an=
gehefftet/ und an der Sonnen außgebreitet worden/ ueber welchem
ein Regenbogen iſt.
Mit der Uberſchrifft:
LACRIMIS AMPLECTITUR ORBEM.
Daß meine Früchte zeitig werden/ Werd ich erhoehet von der Erden.Oder:
Ich umarm die Welt mit Thraenen/ Sie mit Lieblichkeit zu croenen.
Betrachtung.
WAnn der Geiſt deß HErrn die liebliche Glueckſeeligkeit eines
Landes und ſeiner Einwohner beſchreiben will/ ſo weißt er
ſolchen anmuthigen Ruheſtand nicht lieblicher vorzuſtellen/ als
daß er vertroeſtet/ es werde koennen ein jegliches unter ſeinem Wein=
ſtock und Feigenbaum im Friede ſitzen; O hocherwuenſchtes Freu=
den=Leben! O unausſprechliche Ergoetzlichkeit! Aber wendet die
Angen eures Gemueths auf Chriſtum den lebendigen Weinſtock/
welcher an dem Creutz angehefftet und ausgebreitet/ allen ın
wahrem Glauben Zufluechtigen Schirm und Labſal verheiſſet.
Hier iſt gut wohnen/ moegen wir mit Petro ſprechen; diſer Reben=
ſafft gibt himmliſche Erquickung/ und der obſchwebende Regen=
bogen verſichert/ GOtt wolle Gnade vor Recht gehen/ und um
der Unſchuld Chriſti Willen/ uns/ als unſchuldige Kind=
lein/ ſich zu unermaeßlicher Vatter=Liebe befohlen ſeyn
laſſen. Hier werden wir Ruhe finden vor unſe=
re Seelen.
|| [20]
Die unterſchiedliche Beſthimpffun=
gen und Verſpottungen deß gecreutzigten Hey=
landes. Matth. 27. verſ. 39.
Emblema.
Ein fruchtbarer Weinſtock/ um welchen einige Fuechſe und wilde
Schweine wuehlen und wueten.
Mit der Uberſchrifft:
RUBENTEM POPULARI LABORANT.
Ihren Muth an mir zu kuehlen/ Laſſen ſie nicht ab zu wühlen.
Betrachtung.
Man ſoll dem gemeinen Sprichwort nach/ keinem ſein Elend
groeſſer machen/ und die mit Schmertzen angefuellte nicht
durch Ehren=Verletzung noch hefftiger kraencken; allein/ was
thun die Verleumder/ Spoetter und Laeſterer? Sind ſie nicht gleich
den wuet enden Beſtien/ welche/ wann ſie Blut ſehen oder koſten/
nur noch durſtiger und begieriger werden; ſo laſſen ſich auch ſolche
Boeßwicht damit nicht erſaettigen/ wan
̅
ſie wahrnehmen/ daß der
fromme und an ſchoenem Tugend=Lob gruenende Neben=Menſch in
Unglueck und Todes Noethen ſtecke/ ja blutruenſtig vor ihren Augen
lige/ ſondern wie das Wild einen mit Purpur=Trauben gezierten
Weinberg zerwuelet und verwueſtet/ ſo trachten ſie durch bitterſte
Beſchimpff=und Verſpottung ihm das Leiden unausſprechlich
zu vergroeſſern. Diſen Proceß haben jederzeit die Bekenner JE-
ſu Chriſtierfahren mueſſen; derſelben/ ja unſers Meiſters Gedult/
Exempel und Vorgang/ ſoll uns in dergleichen zuſtoſſenden
Widerwaertigkeiten troeſten. Jene aber werden ein
ſtreng Urtheil ſich ueber den Halß ziehen.
|| [ID00073]
Habt ihr noch nicht genu ̅ g? Wollt ihr im Todt noch, m??? ???
|| [ID00074]
|| [ID00075]
O Wu ̅ nder der Natu ̅ r Mu ̅ ß jetzt die Sonn Frblaßen? Iſt doch deß mondes. Licht in vollem Nach u ̅ nd Schein. Ach! Schopffer aller ding, wirſtu ̅ von Gott verlaßen? Wie kan ich Sünden-Knecht, beÿ Gott in Inaden ſeün O hartes Danner-Wort u ̅ m Zirckt mit Tau ̅ ſend Schrecken Diß ſedet Gottes Solm: Wie wirds denn mir ergelnt? Ach Herr toſch in mir au ̅ s. die müſte Sünden Flecken. So kan ich klar u ̅ nd hell für Dir, wem Heil beſtelm.
|| [ID00076]
|| [21]
Mit der Uberſchrifft:
UT QUID DERELIQUISTI ME.
Warum haſt du mich verlaſſen/ Daß ich gaentzlich muß erblaſſen.
Betrachtung.
HAt Chriſtus um frembder Suenden Willen/ ſich von ſeinem
himmliſchen Vatter verlaſſen klagen mueſſen/ wie weit ent=
fernet ſolte dann der Boettliche Troſt und Huelff von uns ſeyn/ die
wir durch muthwillige Verbrechen ſelbiges gleichſam mit Ge=
walt von uns ſtoſſen? Wird die Sonne der Gerechtigkeit wegen
Entziehung Vaetterlicher Gnaden=Strahlen eine Zeitlang ver=
finſtert/ wie verdunckelt mueſſen wir dann ſtehen/ aus deren Her=
zen/ als einem abſcheulichen Abgrund/ die dueſtre Nebel der Laſter
aufſteigen/ welche uns und unſern GOtt von einander ſcheiden/
und die Strahlen Goettlicher Huld und Erleuchtung aufhalten?
die natuerliche Sonne moechte vilmahl ueber unſerm Frevel er-
ſchwartzen/ daß wir in geiſt=und leiblicher Finſternus wandlen
mueſten. Laſſet uns aufwachen und aufſtehen aus den
duncklen Graebern der Boßheit/ daß wir nicht in die
ewige Nacht verſincken/ ſondern von Chriſto mit
Gnaden erleuchtet werden.
|| [22]
Mit der Uberſchrifft:
DEGUSTAT AMARA.
Da ſich mein Haupt zur Ruhe ſenckt/ Werd ich mit ſaurem Strom getraenckt.
Betrachtung.
DEr Juenger iſt nicht beſſer als ſein Herr! Laß dich es derohal=
ben/ liebe Seele/ nicht befremden/ wann dir in deiner aeuſſer=
ſten Bekuemmernus an ſtatt der Erquickung/ noch mehrere Un=
tertruckungen zu theil werden. Frommer Chriſten Hertzenleid/ iſt
der boeſen Augen=Weid. Je groeſſer die Verdienſt/ je ſchlechter der
Danck/ wann die Sonne den gantzen Tag ueber der Erden ihren
Glantz mitgetheilet/ muß ſie in dem geſaltzenen Meer ihre Abend=
Ruhe nehmen. Zu unſerm JEſu aber doerffen wir uns eines
weit beſſern verſehen/ welcher die getragene Laſt diſer Muehſeelig=
keit mit der unausdencklichen Luſt der frohen Ewigkeit erſetzen
will. Nur ſollen wir trachten/ daß wir hier durch bittere Buß=
Traehnen ihm eine Labſal zubereiten/ ſo wird er uns alles herbe
Leyden/ und zumal das letzte Verſchmachten der Seelen mit
himmliſchem Troſt ergoetzlichſt verzuckern/ biß er uns
dort mit Wolluſt/ als mit einem ſueſſen Strom
ewiglich traencken will.
|| [ID00079]
Behſtu ̅ denn ſo Zu ̅ r Ru ̅ h du ̅ rchs Meer der vittren Mi???hen? Iſt diß der Gotter Tranck? O Etzig voller Jall! Ja, mit Er ſtau ̅ nen hör ich dein ver winrtes Girren Was lag ich! Gottes Sahn, ſtu ̅ rtzt in den tieffſten Full. So machts die arge welt Sie licht nu ̅ r deiner Hchntertzen Sie Zahlt dir deinen Dienſt mit lau ̅ ter Gitterkeit Doch, ſchau ̅ dein Jeſu ̅ r trägt nu ̅ r Honig in dent Hertzen! Und lubet deine Seel zur ſeelgen Hinels-Freüd.
|| [ID00080]
|| [ID00081]
O harter Donner-Knall! will dir dein Hertz Zerbrechen? Wohin du ̅ Höllen-Bomb! Springſtu ̅ ſein Hertz entzweÿ? Goll denn deß Vatters Grim ̅ ſich an der Unſchu ̅ ld rächen Mit Feür, mit Rach, mit Word? Bag, ob di Liebe, ſeÿ? Mu ̅ ß ich, wie du ̅ , mein Heil, au ̅ ch meinen Geiſt au ̅ fgeben? Ich brech mit Freüd entzweÿ wen ̅ mich dein Hand hinreiſt, Ich ſterb au ̅ f deinen Todt Dein Todt bleibt doch mein Leben. Dru ̅ m heil nu ̅ r meine Seel, u ̅ nd ſtärcke meinen Geiſt.
|| [ID00082]
|| [23]
Betrachtung.
WEr das Unglueck gehabt/ daß er eine Belagerung außſtehen
mueſſen/ der wird mit Erſtaunen von dem entſetzlichen
Knallen der ſpringenden Bomben zu erzehlen wiffen. Als das
mit Liebes=Glut haeuffig angefuellte Hertz JEſu nun in der letzten
Todes=Angſt zerſpringen ſolte/ hat es auch/ nicht aber einen er=
ſchroeckend/ ſondern Troſt erweckenden Schall von ſich hoeren laſ-
ſen/ und iſt ſonderlich in die Honig=ſueſſe letzte Siben Wort außge=
brochen. Was ſonderlichen Nachtruck und Krafft haben nicht
unter den Menſchen die letzte Reden eines dahin Sterbenden?
GOtt verleihe gnaediglich/ daß die letzte Wort deß theureſten Er=
loeſers ſtets in unſern Ohren ſchallen/ und wann nunmehr auch
unſer Hertz zerbrechen muß/ wir endlich nach ritterlich er=
haltenem Sieg den letzten Seuffzer in glaubiger Ster=
bens=Freudigkeit nachzuruffen tuechtig ſeyen:
Es iſt vollbracht!
|| [24]
Emblema.
Eine ſpringende Pulver=Mine/ davon Felſen geſprenget/ und einige
Unter=Irrdiſche Oerter und Gewoelber entdecket und eroeffnet
werden.
Mit der Uberſchrifft:
PERRUMPO ATQUE REVELO.
Ich breche mit Bewalt hervor Und öffne ploetzlich Thür und Thor.
Betrachtung.
FElſen und Mauren koennen durch deß Feuers Gewalt zer=
ſchmettert und zerriſſen werden/ aber die Hertzen der Men=
ſchen ſind ſo hart und undurchtringlich/ daß das Feuer deß Goett-
lichen Worts ſelbige nicht bewegen/ noch die Laſt irrdiſcher Lueſte
abheben und auswerffen kan. Ach daß doch diſer Blick ein Blitz
moechte werden/ welcher die ſtaehlerne Bruſt durchbohrete/ und
das Diamant=veſte Hertz in wahrer Buß zermalmete! O Schan=
de! daß lebloſe Creaturen eher ihres Schoepffers Willen vollziehen
als vernuenfftige Menſchen/ denen an Bewegungs=Mittlen und
Gruenden nichts abgehet/ ſich zu einiger Beſſerung bewegen laſ=
ſen. Gewißlich ſolche unempfindliche Kloetze und Steine wer=
den dermaleinſt voll Verzweifflung heulen und ſchreyen: O ihr
Fel ſen und Steine fallet ueber uns/ und bedecket uns/ aber ihre
Schande |wird doch ewiglich aufgedeckt bleiben. Wohl
aber denen/ die ſich das Liebes=Feuer deß H. Geiſtes
erweichen/ und zu noethiger Pruefung leiten
laſſen.
|| [ID00085]
Wo iſt deß Dantors Knall? wo Und die Feürhallen? Die Fellen ??? So mu ̅ ß der Abgr u ̅ nd ſelbſt Zu ̅ deinen Fußen fallin Und zei??? daß er ſteb Zu ̅ einem winck berrit. Ach Hetland laß mich dach hiel nu ̅ r ein worttlein ??? wann aller Erden Praeht wird wir ein Giß veigchn Wann du ̅ all Mißethat wullt an den Sündern rachen So laß mich Fireüdenvoll Zu ̅ deiner Rechteh.
|| [ID00086]
|| [ID00087]
Der Winter naht heran, du ̅ ſollt nicht langer hangen. Erin ſanfft Zu ̅ r Grabes-Ru ̅ h in Windle ̅ eingelegt. Schlaff wol u ̅ nd doch nicht lang Ach ſtill doch mein verlangtn Zeu ̅ ch mich den ̅ au ̅ ch Zu ̅ dir wen ̅ ſich der Frühling Joh warte au ̅ f die Stu ̅ nd. Wird ſie denn nicht bald kom ̅ en? Im Winter böſer Zeit trier ich mich ſchier Zu ̅ todt Ach! Seuhling. brich doch an, daß ich werd au ̅ fge= kom ̅ en Au ̅ r diſer Jam ̅ er-Zeit, au ̅ s Trübſal angſt u ̅ : Nath.
|| [ID00088]
|| [25]
Emblema.
Ein Weinſtock/ ſo wegen herannahenden Winters/ von dem Gerueſt
abgenommen/ zuſammen gebunden/ und in die Erden eingeſchla=
gen wird.
Mit der Uberſchrifft:
CUM VERE RESURGAM:
Biß der Frühling kommet wieder/ Legt man mich zur Ruhe nider.
Betrachtung.
ROhen Welt=Kindern kommt diſe Erden immer als ein Pa=
radiß vor/ und die ſchlimſte Zeiten ſchaetzen ſie vor einen lieb=
lichen Fruehling/ wann ſie nur ihres Fleiſches Begierden darin
̅
en er=
ſaettigen koennen. Sie gedencken vor lauter Wohl=Leben an keinen
Winter deß Alters/ oder Todes/ weniger an die Einſenckung in die
Krufft. Fromme Seelen hingegen fuehlen in diſem argen Welt=
Hauß/ darinnen alle Liebe erkaltet/ nichts als Froſt und Schaur/
und ſehnen ſich dahero aus diſer Irrdiſchen Einoede in das Himm=
liſche Eden/ wo kein rauher Nord und Ungluecks=Sturm die un=
ermeſſliche Anmuth deß ewig florirenden Fruehlings unterbrechen
und endigen kan. Zuvor aber laſſen ſie ſich gar willig zu edleſter
Erneuerung und Verherrlichung in den Schoß deß von Chri=
ſto geheiligten Erdreichs einſcharren/ allwo ſie ſehr
viles Creutz und Ungemach ungeſtoehrt ueber=
ſchlaffen.
|| [26]
Betrachtung.
DEr Tod macht zwar ſonſt ein End an allen Sachen/ nur der
Neid und Verleumdung wollen ihm diſe Gewalt noch di=
ſputirlich machen. Dann wann deß verſtorbenen Mund mit
Erden verſchloſſen/ und ſein Leib bedecket wird/ ſo wird der Rachen
der Laeſterer geoeffnet/ und alle ſeine Fehler aufgedeckt/ und an ſtatt/
daß man der Verſtorbenen im beſten gedencken ſolte/ werden ſie/
da ſie ſich nicht mehr verantworten koennen/ auf das ehrenrueh=
rigſte durchgezogen. O verfluchter Grimm/ welcher erſt nach
dem Ableiben ſeine Rach auszuueben ſich bemuehet. Die ent=
ſetzliche Hyaenen/ oder grauſame Woelff koennen nicht ſo begierig
bey einem Grabmahl wueten und wuehlen/ als ſolche Schmaeh=
Geiſter mit Verletzung deß verblichenen ehrlichen Leymunds zu
thun pflegen. Seelig iſt/ der ein gutes Gewiſſen bewahret biß
ans Ende/ und alſo dergleichen Unglimpf noch in dem Grab ge=
troſt verlachen/ und ſich der Gnade getroeſten kan/ daß ſein
Nahme bey GOtt auf das Beſte um Chriſti Willen
angeſchrieben.
|| [ID00091]
Weicht, weicht, verflu ̅ chte Wolff! wollt ihr diß Grab verderben? Hier iſt der beſte Schatz in Sicher heit gelegt, Der Herr der Herrlichkeit, das Lehen beÿ dem Sterben, Der in dem tieffſten Todt die Fellen hat bewegt. Hier will ich mir nu ̅ r eins au ̅ f dieſen Leich-Stein ſchreiben: Sollt ich nicht wohl verwahrt beÿ dir in Ehren ſtehn? Joh laß mich keinen Feind von deiner Seiten treiben, Biß ich gantz Engel rein zu ̅ dir, Herr, werd eingehn.
|| [ID00092]
|| [ID00093]
ES hat ein kluger Fleiß die Bilder ausgeſonnen/ Daß durch die Anmuth werd ſo Aug/ als Hertz gewonnen; Ach daß die Bilder=Luſt zu ſolchem Eifer trib/ Daß nicht nur eingebildt die Glaubens=Hoffnung blib! Daß die Sinn=Bilder doch auch dienten zum Nachſinnen Und wie von auſſen Luſt/ ſo braechten Krafft von innen Dem ſchmachtenden Gemueth/ daß ſie ſo tief ins Hertz Eintruengen/ als ſie hier gegraben in das Ertz! Diß heißt ja JEſum recht durchs Aug ins Hertze mahlen/ Es kan kein Diamant mit ſo vil Funcken ſtrahlen/ Als jeglichs Bild hierinn mit Tugend=Blicken ſpielt/ Ein Diamant muß ſeyn/ ſo keine Regung fuehlt. Ein Heydniſch Hertz mueßt ſelbſt bey jedem Blick erweichen/ Da ihm ein jedes Bild zeigt ſo vil Unſchulds Zeichen/ Wie vor die Schuldige die Frommkeit werd geſtrafft Und in ergrimmter Wuth zum Opffer hingerafft. Was will dann diſen wohl/ wann ſie ſolchs ſehn/ geziemen/ Die ſich dem Nahmen nach als gute Chriſten ruehmen? Die wiſſen/ was hierinn vor Heil verborgen lieg/ Daß ihnen nuz ſowol der Todt/ als groſſe Sieg? Sie ſollen ja vor Schmertz in Thraenen faſt zerflieſſen/ Als die den Heiligſten durch Suend ſo machten bueſſen/ Die ſo vil Hertzens=Pein und Aengſten legten an Dem/ der nie keine Suend/ nur lauter Guts gethan. Sie ſollen ja mit Sorg der Boßheit Greuel meiden/ Diß bittre Leiden ſoll ja alle Suend verleiden/ Weil deren jegliche ein Dorn und Nagel iſt/ So auf das neu verwundt den HErren JEſum Chriſt. Danck=Opffer ſoll man Ihm/ dem Haupt=Soehn=Opffer/ bringen/ Und Seine Wunder=Lieb mit ſtetem Ruhm beſingen/ Daß Er uns Seine Feind aus aller Noth befreyt/ Stets ſoll ſeyn unſer Zung zu ſeinem Lob bereit. Diß aber wird vor Ihm ein rechtes Dancken heiſſen/ Wann wir als Danckbare uns in dem Werck erweiſen/ Nachfolgen alle dem/ ſo er uns hier ſtellet fuer An willigſter Gedult und andrer Tugend Zier. Wann wir/ was Warnungs=Weiß uns hier iſt angedeutet/ Worvon manch Schroeck=Bild uns auf beſſre Weege leitet/
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Auch fliehen als die Peſt und haſſen als ein Gifft/
Wann unſre Richtſchnur bleibt ſein Vorgang und die Schrifft
O Seeligſte! die ſo aus bittrem Leid und Schmertzen
Ausziehen Honig=Safft vor ihre matte Hertzen/
Die diſe Bilder=Schau zur Anſchau ſehend macht/
Die haben Zeit und Geld gewiß wohl angebracht.
Sie werden hoechſt=vergnuegt und Hertz=erquickt bekennen/
Dem Troſt/ ſo hieraus quillt/ ſey keiner gleich zu nennen/
Wann ſie in Noth und Todt empfinden deſſen Krafft/
Das Leiden Chriſti bleib die beſte Wiſſenſchafft.ENDE.
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