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Zuneigungs=Schrifft
An den
Hoͤchſtgeehrten Nährenden.
???Leich wie derſelbe/ als lobwuͤrdigſter Stiffter und uhr=
heber der weitberuͤhmten hoͤchſtloͤblichen fruchtbringenden
Geſellſchafft/ auch als nicht weniger/ ein maͤchtiger Innhaber
und Schutzherꝛ der Teutſchen Sprache ſelbſt/ durch deſſel=
ben oͤffentlich redenden Beyfall von der Schoͤne und Lieblich=
keit/ wie auch von dem vollen uͤberfluſſe/ ſchicklicher/ wolbedeu=
tender Art und Eigenſchafft der Teutſchen Woͤrter/ ein warhafftiges Zeugniß
dieſer unſerer aller=reicheſten und reinlichſten Haupt=Sprache vernuͤnfftiglich
zueignet: Alſo wird ſolche Hoch Fuͤrſtliche Erwehnung bey vielen Teutſchlie=
benden in ſolchem Werthe/ Obacht und Nachſinnen gehalten/ daß ſie nach leiten=
der Neigung und vermoͤgender Huͤlffe ſich auffmuntern/ denen ſo hohen Wegzei=
geren einen Fuß nachzuſetzen/ auch etwan ein kleines Sinn=Zeichen vnd Hand=
Ziel im Koͤniglichen Saale der Teutſchen Haupt=Sprache auffzurichten/ und
von dieſer ſo reichen/ ſo geſchmuͤckten/ ſo weiten und hochherꝛlichen Sprache auch
[ID00011]
einen kleinen Schmuck jhnen entlehnen/ die Ein
̅
faͤlle jhrer vernuͤnfftlichen Gedan=
cken in ſolchen ſtetslebenden Zierraht einkleiden/ und jederma
̅
nniglichen zu Luſt
und Nutze mit zu theilen ſich erkuͤhnen. Welches denn/ meinen geringen Gedancken
nach/ auch das wolerſonnene/ eintzig=noͤthige Mittel ſeyn muß/ die Straſſen vnd
Kunſtwege in Teutſcher Sprache recht ſicher zu machen/ und außzubahnen/
damit ſie auff den Stand der gebuͤhrenden Vortrefflichkeit/ und in den Ehren Ort
gewuͤnſchter Vollkommenheit gerathen koͤnne. Daß ferner auch/ wie bey jedem
andern Sprach Theile/ gleichfals bey nachdencklichen Vorſtellungen der Sinn=
Bilder unſere Mutterſprach ſich fuͤglich darzu bieten/ und mit voller Hand nach
begehrter Liebligkeit jhren Woͤrterſchatz her zureichen vermoͤge/ Solches iſt auffs
allerrichtigſte und beſte bewuſt/ und verhoffentlich bey vielen andern dieſer unſerer
Haupt Sprache Rechtkuͤndigen/ ohn Zweiffel.Es iſt auch zu etwa einem gar geringen Bezeichniß oder Anfang deſſen/ in die=
ſein Wercklein ein kleiner Verſuch gethan/ und denen an ſich ſelbſt gleichfals re=
denden Sinn Bildern/ unſere Mutterſprache/ als reine Dolmetſcherinn/ beyge=
fuͤget/ und das Menglings=Ampt außlaͤndiſcher Sprachen dißfals uͤberſehen wor=
den. Daß aber zu dero Fuͤrſtlichen Haͤnden/ Hoͤchſtgeehrter Nehrender/ die=
ſes gar geringe Buͤchlein gehorſamlich ich uͤberreichen/ dero ſo beruͤhmten Fuͤrſt=
lichen Namen/ auch Sinnreiches erkornes Gemaͤhlde/ als zu einer ſicheren Be=
gleitung und Schutz herbeyfuͤgen/ in der fruchtbringenden Geſellſchafft
Kunſtkammer ein Danckzeichlein auffhengen/ und alſo von dem volltraͤchtigen
Indianiſchen Baume ein Fruͤchtlein erbrechen/ daſſelbe auch/ vermittelſt unſerer
Hauptſprache zu beliebender Ergetzligkeit offenbar machen/ darzu hat mich bil [ID00012] lich
das Geſetze der gehorſamen Dancknehmigkeit/ wie auch der hoͤchſtloͤblicher
Gebrauch der Geſellſchafft verpflichtet und angemahnet. Angeſehen/ derſelbe
auß ſonderbarer gnaͤdiger Beliebung/ wie auch in Gegenwart und auff Gutbefin=
dung deß hoͤchſtgeehrten Befreienden/ des Unverdroſſenen/ des Arbeitſa=
men/ des Schuppichten des Zeitigenden und des Suchenden/ Mich auch
zum Mitgliede und Genoſſen der hocherwehnten fruchtbringenden Geſell=
ſchafft ernen
̅
et/ und alſo bey dieſer ſo tapffern Verſamlung zum Mitgeſellſchaff=
ter angenommen haben: Welches ich dann auß gehorſamſter Schuldigkeit mit
thaͤtlicher Dancknehmung zu erkennen begierig/ und in Anſehung deſſen/ der Ent=
ſchlieſſung geworden/ dem hochgeehrten Nehrenden zu einer geringen/ doch gebuͤ=
render Gegenerweiſung deſſen/ gegenwaͤrtiges Sinn Bilderbuͦchlein zuzueig=
nen/ Mich dero Fuͤrſtlichen gnaͤdigen Gewogenheit ferner darzuſtellen/ und dieſelbe
hiemit in Allwaltigen Schutz und Obhut deß Allerhoͤchſten/ zu allen Fuͤrſtlichen
langwierigen Wolergehen und Wolſtande trewlichſt und gehorſamlich zu befehlen/
und bleibt
deß hoͤchſtgeehrten Nehrenden
Zeit ſeines Lebens
Gehorſamſter Geſellſchaffter
der
Geheime.
|| [ID00013]
Der
Dieſonne erqwicket mit nährenden ſtrahlen???
Únd pfleget den himmel wie gúlden Zúmahlen:
Das waßer ernähret die fiſche mit haúffen,
Die lúngenlos fließende ſpeiſe wegſaúffen:
Die erde múß blúmen únd kräúter ernähren,
Únd múß wol aús reiffen die völligen ähren:
Vom graſe dem viehe wird nahrúng gegeben,
Nährender
Die früchte erhaften den menſchen bei leben:
Der menſche múß künſte ſamt weisheit ernäh ren,
Das laſter únd böſe dúrch reden abwehren:
Die reden aús qwellen der ſprachen entſpringen
Die ſprachen die weisheit únd ſeligkeit bringen:
Die Teútiſche ſprache dis alles aúch lehrt
Weil Lúdwig von Anhalt ſie Fürſtlicher nährt.
|| [ID00014]
|| [ID00015]
Der
Vom ſchlag Bamanderle den menſchen wol be= freyt,
Als aúch vom Zipperlein, dran mancher leidet ſchmertzen:
Befreyend heiß’ ich drüm: Am beften der ge??? ???,
Der wahrer túgend lieb’ hat alle Zeit im hertzen:
Befreyende.
Gott ſeine gnad únd geiſt aúch deme ſtets ver= leyt,
Der ihn drüm rúffet an, er leſt mit ſich nicht ſchertzen,
Er macht aús knechten herrn, únd ſpricht die fúrſten frey
Von ſo viel únd ſo lang geübter tyranney.
|| [ID00018]
|| [ID00019]
Wer dieſes nimt in acht.
Recht únd gerechtigkeit, witz, weisheit, ſchútz únd frieden
Sind himmels gaben, ſo ümgründen wol hie nieden
Der menſchen woler gehn: dis nehmen recht in acht
Das heißet man mit recht thún alles mit bedacht.
|| [ID00020]
|| [ID00021]
Únd alſo helt die wacht.
Fúr rechtes wolergehn grosmütig alzeit wachen,
Anbieten fried únd krieg, únd baúen ſeine ̅ ſachen
Ein feſtes ſchloß únd haús: wer alſo helt die wacht;
Das heißet man mit recht thún alles mit bedacht.
|| [ID00022]
|| [ID00023]
Thút alles mit bedacht.
Wer únbeweglich ſteht, helt feſt mit frewen häuden
An frieden únd an Gott, leßt ſich von Gott nicht wenden
Dúrch eil noch dúrch ver Zúg: der hat in höchſter acht
Und thút recht was da ſei thún alles mit be dacht.
|| [ID00024]
|| [ID00025]
Zeit hat Ziel únd geſchick.
Zeit múß beſtimtes Ziel doch endlich wol erreichen;
Die Zeit wacht endlich aúf, wenn aúf das rechte Zei chen
Erſt die verhengniß blickt: was endlich kommen ſoll
Was kommt Zú ſeiner Zeit, kommt endlich recht únd wol.
|| [ID00026]
|| [ID00027]
Ich komm’, ob ſchon Zú rück.
Es wind’t ſich endlich aúf, wen ̅ ich fort rück= lings trete;
Ich, nach vollendter müh, komm’ endlich doch Zú??? ſtete;
Wer Zúvor recht gerahmt, ſpringt endlich ſicher Zú,
Wer recht únd endlich kommt, kommt dennoch eben frü.
|| [ID00028]
|| [ID00029]
Ich endlich hin zúm glück’.
???enn endlich das geſchick hat Zeit únd Ziet ge ſetzet,
Und ſich der widerſtand Zúm abgang endlich letzet,
So kreúcht aúch endlich hoch die ſchnecke dúrch hinrúck
Bis wo ſie endlich rúht, únd ſchaút beſchertes glück.
|| [ID00030]
|| [ID00031]
Reim Gedicht/
So zu ſonderbaren Ehren/ und freundlichem Andencken
Dem GEHEIMEN/
Als einem neu=fruchtbringenden Mitgenoſſen/
der
Hochloͤblichen/ Recht=teutſchen und unſterblichen
Fruchtbringenden Geſellſchafft.
WEr dieſes Buch durchſchaut/ wird an geheimen Sachen/
So durch der Bilder Zier/ ſtets neue Sinne machen/
Auch den Geheimen ſehn/ der gar fruchtbringend ſich
Durch Wirckung guter Lehr/ leſſt ſchauen tugendlich.
Der rechte Tugend liebt/ nach Ehren ruͤhmlieh ſtrebet/
So auß hoch=edler Art/ ſein Hertze hoch hinhebet:
Bis er wol in geheim/ komm’ in der Tugend Sitz/
Fruchtbringend bringe hoch/ Kunſt/ Gunſt/ Verſtand und Witz.
Druͤm der Geheime ſagt/ es weren hohe Sachen
Geheim und wol bedacht/ was nutzbar iſt/ wol machen.
Dahin er maͤchtig zielt/ verrichtend dieſe drey:
Recht thun/ vertrauen Gott/ fuͦr niemand tragen Scheu.
Zueignet/ der
UNVERDROSSENE.
|| [ID00032]
|| [ID00033]
WAs zunimt in geheim/ das geht in vollen Kraͤfften/
Ein Baum ſich wurtzelfeſt ins Erdreichs Grund kan hefften.
Wenn er als in geheim die runden Adern dickt/
Und ſeine Fruͤchte uns ſo Knoͤpleinreich zuſchickt.
Hier laͤſſt geheimniß=weis in ſchoͤnen Bildern ſehen
Der Lehren manches Stuͤck/ und wolgeſchmuͤckt außgehen
Ein Tugend=Toͤchterlein/ den man Geheimen heiſſt/
Und ſeines Namens Sinn allhie nachdencklich weiſt:
Pflantzt dieſe newe Frucht in der Geſellchafft Auen/
Auß Pflicht zur Mutterſprach’/ und laͤſſt dieſelbe ſchauen
Nach dero Reinlichkeit: Druͤm der Geheim’ erwirbt
Ein offenbares Lob und Ehre/ ſo nicht ſtirbt.Zu gluͤckwuͤnſchender Bezeugung/ und dienſtlichem Gefallen verfertiget Von Dem Suchenden.
|| [ID00034]
|| [ID00035]
Nachahmúng
Der dreiſtändigen Sinnbildarte
de???
GEHEIMEN.
Ihr kraft beraúbte wort’, ihr ſeid Zerſtúkte ſtúk,
Und ſeichte ſchattenſtreif, allein, entweicht Zú rúk;
Ver mehlet mit Gemähl ihr werdet Zú gelaſsen,
Wann ein tief Sinnebild hilfft das verborgne faſsen.
Was mag dann ſchiklichs ſeÿn das dem GEHEIMEN gleichet???
Das feúer im búnten kieß, die múſchel perle voll,
Únd dieſen beÿgeſetzt der Gold vermengte ſchroll
Diß drei geſtehnte Bild’ úns das verhullte Zeichet.
Der hochdúrchleúchte Geiſt, der Ahnen adel ſchmúck,
Das ſeltne Túgendgold ſind dreÿ vereinte ſtúk.
Den nútzen, Zierd únd werth wir alleſamt erfahren
Únd des GEHEIMEN rúhm aúch billig offenbaren.Zú ſchúldiger dienſt bezeú- zúng Nach geſpielet von dem SPIELENDEN.
|| [ID00036]
|| [ID00037]
Der
Vom Modelgeer, das aúch die kleine kreützwúrtz heiſt,
Man ein geheimnüs hat, für ſchieſsen, haúen, ſtechen,
Mein nahm’ iſt drüm Geheim’ únd mein wortaús es weiſt,
Das mit geheimen raht man kan viel böſes brechen
Geheime.
Das lonſten ſchadenbrecht, drin hülffe gerne leiſt
Ein túgend haftes hertz, únd ſúchet ſich Zúrechen
Núr mit gútthätigkeit in wahrer liebe brúnſt.
Die nechſt der menſchen gnad’ erwirbet Gottes gúnſt.
|| [ID00038]
|| [ID00039]
Kurtzer
Vorbericht
An den
Teutſchliebenden und geneigten Leſer.
GLeich wie der Menſch/ durch Beſitzung einer vernuͤnfftigen unſterbli=
chen Seele/ von allen andern unvernuͤnfftigen Thieren/ als das aller=
edelſte/ und Oberherꝛ uͤber alle/ unterſchieden worden: Alſo iſt nicht
weniger ein ſonderbares wirckendes Vermoͤgen dem Menſchen dabey
eingepflantzet/ daſſelbie/ was ſein vernuͤnfftiges wollen/ oder nicht=wollen ſey/
bedeutlich anzuzeigen/ welches denn allezeit geſchiehet entweder durch die Rede/
oder durch Zeichen.Denn es der Menſchlichen Natur anderweit unmoͤglich/ und gar unbekant
iſt/ die jnnerlichen Neigungen und Wirckungen des Gemuͤthes zu erkennen/ als
nur durch eine aͤuſſerliche Anzeigung/ welche/ wie beruͤhrt/ geſchehen muß durch
Worte/ oder durch ein Wortgleiches. Dahero auch/ je klaͤrer/ bloͤſſer und ei=
gentlicher ſolche auſſerliche Anzeigung iſt/ je naͤher man zur Gemuͤthes Mey=
nung gelangen kan. Und wird demnach daſſelbe fuͤr wahr und unfehlbarlich ge=
halten/ was ſolcher maſſen durch Worte oder ein gleichgeltendes angedeutet
wird: wiewol doch ſolche Anzeigungen weißkuͦnſtlich 1 nicht geſchehen/ ſondern
muthmaßlich/ und nach angenommener gemeiner Verſtaͤndniß. Denn man kei=
ne weißkuͦnſtliche uͦberfuͦhrung der Gedancken zu thun vermag/ weil ein
[ID00040]
jeder anders kan reden/ als er meinet: und anders deuten/ als er geſinnet iſt. Hat
alſo die Menſchliche Vernunfft jhren doppelten Dolmetſcher/ nemlich die Rede
und dero gleichgeltendes/ das iſt/ ein jedes anderes anzeigendes/ welches in ſich eine
gewiſſe gemein=beliebte Deutung hat. Die Rede demnach/ als der allerkoͤſtlichſte
Schatz und hochkuͤnſtliche Erklaͤrerin
̅
der Vernunfft/ iſt nur des Menſchen Eigen=
thum: und ſie iſt eine geordnete/ ſich fuͦgende und deutende Stimme/ da=
rin/ wie in einem Spiegel das Geſichte/ alſo unſer Gemuͤht und Hertz kan erkant
werden: Die Rede auch/ wenn ſie wol geordnet/ und nach rechter Krafft daher=
gehet/ fuͤhret ſie zugleich mit ſich eine anreitzende Bewegung/ dann gleich wie ſie auß
der Vernunfft entſpringet/ alſo vermag ſie hinwieder des Hoͤrers Vernunfft ein=
nehmen. Vnd hieruͤm/ weil die Rede eine Abbildung unſer ſelbſt iſt/ muß ein jeder/
ſo offt er redet/ auch einem jeden Zuhoͤrer ein uhrtheil/ wegen geſchehener Rede/
von ſich uͤberlaſſen. Die Rede nun/ wie geſagt/ beſtehet in den deutenden Stim=
men: eine Stimme aber iſt das Gethoͤn einer bekantlichen Andeutung.
Denn ein unfoͤrmlicher Schall/ wie das Geleut und Geſchrey des Viehes/ das
Gela
̅
cher/ das Achtzen/ das Gepfeiffe/ ꝛc. koͤnnen eigentlich keine Stimme genen=
net werden. Die deutlichen Stimmen aber bilden zu lernen/ und folgends eine Re=
de zu machen/ dazu hat der allweiſe Schoͤpffer allein den Menſchen geformet/ und
neben eingepflantzter Vernunfft/ auß wunder=kuͤnſtlicher Weißheit einen ſolchen
Mund gebildet/ der mit dem noͤthigen Werckzeuge/ als Kehl/ Rache/ Zaͤhnen/ Lip=
pen und Zunge/ und dero mannigfaltigen wundervollen Bewegungen auffs aller=
ſchicklichſte beveſtiget/ und durch uͤbung gewohnet wird/ ſeinen vernuͤnfftlichen
Nachſinnen und Einfällen bedachtlich/ und mit Zier an die Hand zu gehen: Und
[ID00041]
ſolches auff tauſenterley Weiſe/ und in ſo vielen Sprachen: Dadurch denn billich
der Menſch wird verbunden und angehalten zu dem/ was er verbuͤndlich redet: all=
dieweil ſich die ſonſt freyen/ unkennlichen und unbegreifflichen Gedancken zu dem=
ſelben verbuͤndlich machen/ was ſie alſo andeuten.Das andere Anzeigungs Mittel unſeres Gemuͤthes/ oder der Wirckung
unſeres vernuͤnfftigen wollens iſt nun/ wie zuvorn gemeldt/ ein nicht=redendes
und doch bedeutendes Zeichen: dadurch nohtwendiglich/ entweder die Ver=
genglichkeit der geſchehenen Rede vom Untergange enthoben wird/ oder dieſelbi=
gen ſonſten bloß/ an ſtatt der Rede/ im fall ſelbige nicht zu gebrauchen/ anzuwen=
den ſeyn. Und kan auß beſchriebenen Geſchichtweſen ſo wol/ als auß natuͤrlicher
Muthmaſſung bekant ſeyn/ daß noch vor erfundenen Buchſtaben/ unterſchiedli=
che von Thieren/ Menſchen/ Geſtirnen/ Baͤumen/ ꝛc. entlehnete Zeichen/ Gemer=
cke/ Bilder/ ꝛc. kluͤglich erdacht und auffgebracht ſeyn worden/ welche von den Grie=
chen ſind genant worden: dadurch denn das heilige Weſen der dama=
ligen Weißheit fortgepflantzet/ und durch Huͤlffe ſolcher Deutungs Arten auff die
Nachkommen gebracht worden/ wie ſolches ſonderlich von den alten Egyptiern
und Chaldeern zu leſen iſt. Es iſt auch glaͤublich/ daß die alten Druiden hierinn
jhre Lehrweiſe gehabt/ und wie Sie nur ohne Schrifft gelehrt/ alſo auch jhre ſonder=
bare Deutungs Arten und Sinn Bildereyen gebrauchet haben/ wie ſolches muth=
maßlich auß alten Schrifften/ auß etlichen Teutſchen darauff zielenden Woͤrtern/
auß Zeichen ſo in Steine und Felſen gehauen/ und auß Bildern und Mercken/ ſo
die uhralten Teutſchen in jhren Fahnen zu fuͤhren/ und auff jhre Schilder zu mah=
len/ gepflogen haben/ davon Tacitus dem. germ. und Plutarchus in Mario melden/
[ID00042]
abzunehmen ſey nmoͤchte. In folgenden Jahren aber/ haben die Griechen und La=
teiner viel geſchmuͤckter ſolche Deutungskunſt und Sinnbildereyen außgeuͤbet/
und auffs lieblichſte jhre Gedancken in ein nachdenckliches Bild bekleidet/ wie der
Pithagoras, Athenæus, Clemens und Cyrillus von Alexandrien/ Pauſanias, Por-
phyrius, Plinius, Apuleius, Plutarchus. Wie denn auch in voͤriger hundertjaͤhriger
Zeit der Pierius Valerianus in acht und funffzig Buͤchern/ ſolche faſt unbekante und
erſtorbene , mit uͤbergroſſem Fleiſſe und Arbeit erneuert und an den Tag
gebracht: deme viel andere gefolget/ die auch jhren Verſtand in ſolcher Erfindung
ruͤhmlich erwieſen/ als ſonderlich Alciatus, Camerarius, Reuſnerus, Junius, Tau-
rellus, Sambucus, Beza, und andere.Gleich wie auch von den alten Druiden wird vermeldet/ daß zur unterwei=
ſung jhres heiligen Weſens niemand iſt gelaſſen/ der nicht ſoͤnderlich von jhnen faͤh=
ig/ geſchickt/ und wuͤrdig hierzu iſt erachtet worden: Alſo haben gleichfals die al=
ten Egyptier nicht jederman oder den Poͤbel/ ſondern nur die/ ſo von jhnen darzu
2 ſonderheits gewuͤrdiget geweſen/ zu Lernung und Erkaͤntniß jhrer Weißheit/
die unter lauter Bildereyen verborgen war/ verſtattet. Und dieſes iſt die aller=
aͤlteſte Deutungs Art/ worauff hernachmals die Litteren und das Schreib=
weſen gefolget/ dadurch man erſt auffs aller fuͤglichſte der Vernunfft kan an die
Hand gehen/ und deroſelben/ wie Sie auch ſteiget und hochfaͤhret/ auffs gewiſſeſte
nachtreten/ alle dero Erfindungen und hochweißliche Wirckungen bekant und le=
bendig machen/ und in eine Immerwaͤrenheit hinein ſetzen.Von den Woͤrtern iſt dieſe alte Streitfrage/ ob dieſelbige/ als aͤuſſerliche An=
zeigungen unſers inwendigen Sinnbegriffs/ weren von Na???r oder Chur/
[ID00043]
natuͦrlich oder willkuͦhrlich/ oder : Und wird von den Gelahrten/
was die Woͤrter in den Hauptſprachen betrifft/ dieſes einer ſonderbaren natuͤrlich=
en Wirckung zugeſchrieben/ davon an einem andern Ort ein mehres iſt angefuͤh=
ret worden. Was aber die außgeſprochenen Woͤrter/ nach allgemeiner Deutung/
anzeigen durch die lautende Stimme/ das iſt eine Entdeckung des/ was die vernuͤnff=
tigen Gedancken inwendig begreiffen. Daruͤm muß nothwendig ein jeder alſo re=
den/ wie er dencket; ſintemal die erfundene und nunmehr bekante Deutung der Woͤꝛ=
ter/ in ſich halte
̅
eine Verpflichtung und Gegenverpflichtung/ daher der grund
aller Zuſage/ Verſprechung und Glauben entſtehet. Wenn aber einer allhie widerig
handelt/ und anders ſpricht/ als ſein Gemuͤth meinet/ ſolcher handelt wider das ge=
mein=beliebte Recht zu uhrtheilen/ (nemlich) von den Woͤrtern alſo/ wie ſie lauten
und deuten/ und ein ſolches heiſſet liegen/ zweyſinnig und untrewlich reden/ ꝛc. und
begreiffet etwas laſterhafftiges in ſich/ welches heimlicher und anderen (zu welchen
wird geredt) unbekanter Nebenverſtand der Woͤrter/ mit nichten vermag entſchul=
digen oder rechtfertigen. Derowegen die Locrenſer einer gar naͤrꝛiſchen Außflucht/
jhre untreu zu entſchuͤldigen/ ſich gebrauchten/ in dem Sie Erde in die Schuh und
Knoblauchskoͤpffe auff jhre Schultern heimlich gelegt/ und den Vertrag zu hal=
ten angelobt/ So lange ſie auff dieſer Erden gehen/ und die Koͤpffe auff
den Schultern tragen wuͦrden: Hernachmals die Erde auß jhren Schuhen/
und die Knoblauchskoͤpffe von den Schultern weggethan/ und gar unvorſichtig=
lich gemeinet/ die Zeit des abgeredten Vertrages were auch hiemit geendiget.Wie aber die gemeine Deutu
̅
g der Woͤrter verpflichtet machet/ alſo gilt nicht we=
niger/ und zwar pflichtweis/ die gemeinbekante Andeutung/ ſo durch allerhand Zei=
chen oder Ken
̅
zeichen zu geſchehe
̅
pflegt: durch welcher Mißbrauch un
̅
anderweite
[ID00044]
Verfaͤlſchung ebener maſſen die allgemeine beliebte Bekantheit zu uhrtheilen/ den
Menſchen entnommen/ und alſo eine Untrew begangen wird. Wie ſolches ohne
zweiffel derſelbe thun wuͤrde/ welcher etwa ein Gnadenzeichen oder Friedens Faͤhn=
lein außſteckte/ uͤm ein friedliches Geſpraͤche/ oder Anſtand/ oder uͤbergabe anzu=
bieten: aber hernacher die jenigen/ welche der gemein=bekanten Andeutung ſolcher
Zeichen/ wie billich/ traueten/ und ſich naͤherten/ ergreiffen und erwuͤrgen lieſſe:
wie ſolche Begangenheiten in Geſchichten verhanden/ und die Tha
̅
tere deßwegen
bey gerechten Gemuͤthern uͤbel beruͤchtiget ſeyn. Solche Zeichen ſind unter an=
dern bey den Macedoniern/ wenn ſie jhre Spieſſe in die Hoͤhe gerichtet: bey den
Roͤmern/ wenn ſie jhre Schilde uͤber Kopff erhoben/ dadurch eine Ergebung und
Niederlegung der Waffen anzudeuten. Wie noch heutiger zeit durch ein außgeſteck=
tes weiſſes Faͤhnlein gleichfals etwa ein ſicheres Geſprach oder Ergebung angezei-
get wird/ ꝛc. Auch durch Zuſtellung eines reinen Blates/ darauff man ſchreiben kan
was man wil/ wird die Ergebung auff Gnade und Ungnade verſtanden. vid. Be-
ſold. in Carta planca. Alle andere Zeichen aber/ ſo eine freye/ unangenommene
und vielmehr eine jede andere Deutung haben koͤnnen/ ſind hier von außgeſchloſſen:
Gleicher geſtalt wie die Rede/ welche derſelbige/ zu dem ſie geſchiehet/ nach des
Reders Meynung gar wol verſtehet/ und alſo ein freyes jhm bekantes Urtheil
hat/ nichts verbuͤndliches noch laſterhafftes ſo weit in ſich hat/ ob ſchon ein ander/
zuwelchem nicht wird geredt/ dieſelbe Rede anders/ und nach ſeiner Meynung ver=
ſtehen wil.Wird demnach das Menſchliche Wollen/ und jnnerlicher Sinn/ vermittelſt
genanter beyder aͤuſſerlicher Mittel/ als der Rede und der Zeichen angedeutet:
[ID00045]
Und zwar muͤſſen dieſelbe untrieglich/ unverfaͤlſcht/ und nach gemein=bekanter
Deutung warhafftigſeyn/ wo ſonſt untrew/ Falſch/ Luͤgen/ ꝛc. hierinn ſollen verhuͤ=
tet bleiben.Es gehoͤren aber auch zu dieſen letzteren Deutungs=Mitteln (denen Zeichen)
die , Imagines, Stemmata (inſignia) Picturæ, das iſt/
die Heiligen Bildereyen/ Sinnbilder/ Denckſpruͦche/ Bildniſſen/ Wa=
pen (Fahnenbilder) Gemaͤhlte oder Schildereyen. Die Heilige Bilde=
reyen (hieroglyphica) der alten Egyptier und Griechen anlangend/ derſelben iſt
kurtz vorher erwehnet worden: und haben ſich ſolcher Lehr Art/ die durch Bilde=
reyen/ darunter allezeit etwas heiliges/ oder ein Stuͤcklein der Weißheit verborgen
geweſen/ geſchehen/ die Weiſeſten damals und zugleich daruͤm gebrauchet: damit
nicht jede unheilige Gedancken un
̅
jedes Popeluhrtheil/ als etwas beflecktes und un=
taugliches zugelaſſen wuͤrde zu dem/ worinn ſie jhr geſetzet/ das iſt/ wodurch
ſie/ als Raͤtzelweis/ und dunckel angezeiget/ was jhnen in Gott/ und in der Tugend
etwas wahres ſey. Die Emblemata oder Sinn Bilder betreffend/ davon ſol
zu letzt etwas geſagt werden. Symbolum iſt nach Griechiſcher Andeutung ein ſehr
gemeines Wort/ , dadurch man etwas ab=
nimt/ verſtehet/ zu Sinnen faſſet: Allhie aber nehmen wir das Wort Symbolum
in einer engeren naͤheren Deutung/ und heiſt auff Teutſch ein Denckſpruch. Nem=
lich daſſelbige Denckwuͦrdige/ welches man jhm/ als etwas eigenes erwehlet/ be=
ſtehet gemeiniglich in etlichen Buchſtaben/ oder kurtzem Reime/ oder meiſtentheils
in einem kurtzen nachdencklichen Spruche/ dabey zu weilen ein Merck/ Zeichen/
oder Gemaͤhlde wird beygefuͤget. Wir nennens Denckſpruch/ weil ſolches Wort
[ID00046]
etwas eigentlicher/ andeutlicher und genauer ſcheinet/ als Reim/ oder Denckreim/
Denckmerck/ ꝛc. Denn Spruch/ als der Grund in dem Worte Denckſpruch/
begreifft in ſich ſo wol einen Reim/ Woͤrter/ Buchſtabe/ als Außlegung der Buch=
ſtabe/ ja alles das/ was ſolcher Weiſe mag geſprochen werden. Die Beyfuͦgung
aber Denck/ in Denck Spruch/ zeiget gnugſamlich/ vermoͤge der Teutſchen
Doppelung/ an/ daß es ein ſolcher Spruch oder Spruchgleiches ſey/ dabey ſo
wol der Erwehler daſſelbe/ was er jhm alſo erwehlet/ ſtets in ſeinem Angedencken
zu haben begehret/ als auch andere Leute dabey entweder des Spruches oder des
Spruchwehlers gedencken koͤnnen. Solche Denckſpruͤche nun/ als etwas eige=
nes/ zu erkieſen/ iſt nicht allein vor langen Zeiten/ beydes bey Hohen und Niederen
gebraͤuchlich geweſen/ ſondern noch heutiges Tages belieben ſich viele dieſes loͤbli=
chen Gebrauches/ und ſuchen etwas Merckwuͤrdiges und Nachdenckliches auff/
nach dem eines Sinnen/ Gedancken/ Strebung/ Furcht oder Hoffnung beſchaffen
iſt. Keyſers Caroli des Fuͤnfften einer Denckſpruch war P. U. Plus Ultra, ſamt bey=
gefuͤgten zwoen Seulen: Der andere N. V. S. C. Nulla Victoria Sine Clementia,
Kein Sieg ohn Gnade. Keyſer Auguſtus hat Anfangs zu ſeinem Denckſpru=
che gehabt , Eile mit Weile: Zu deſſen Bezeigung Er ſeine Muͤntze
alſo pregen laſſen/ daß auff einer Seiten ein Krebs/ auff der andern ein Sommer=
Voͤgelein zu ſehen geweſen/ durch dieſes die Geſchwindigkeit/ durch jenes die Lang=
ſamkeit anzudeuten. Hernachmals aber/ als das Gluͤck ſeinem hochweißlichen/
doch heimlichen Vornehmen gewuͤnſchter Weiſe an die Hand gegangen/ und Er
nunmehr zu na
̅
heren Gedancken des auffzurichtenden Keyſerthums gelanget/
hat er das Bildniß Alexandri Magni hierzu gebrauchet: Endlich aber/ wie er durch
[ID00047]
ſeine unvermerckte Klugheit und hochwitzige Anſchlaͤge/ zu voͤlligem ſicheren Beſitze
deſſelben geſtiegen/ hat er nur ſein eigenes Bildniß hierzu beliebet. Keyſer Veſpa-
ſianus hat gleichfals zu ſeinem Denckſpruche gehabt: Eile mit Weile/ und zum
Bildniß dabey einen Ancker/ daran ein Meerſchwein gebunden/ anzudeuten/ daß
Harꝛen und Eilen ſollen zuſammen verknuͤpffet ſeyn. Keyſers Rudolphi des Er=
ſten Denckſpruch war M. E. B. I. Q. I. M. Melius eſt bene imperare, quàm Impe-
tium ampliare, Beſſer wol regieren/ als das Reich vermehren. Keyſers
Alberti Denckſpruch war/ Quod optimum eſt jucundiſſimum, Das Beſte das
Lieblichſte. Keyſers Caroli des Vierdten Denckſpruch war Optimum eſt aliena
inſania frui, Die beſte Klugheit auß froͤmder Thorheit. Keyſers Ferdinandi
des Erſten Denckſpruch war/ Fiat juſtitia, & pereat mundus:Gerechtigkeit ſteh veſt und wol/
Wenn die Welt auch brechen ſol.Keyſer Maximilianus der Ander hat zum Denckſpruche/ Dominus providebit, Der HErꝛ wirds wol machen. Koͤnig Heinrich der Ander in Franckreich hatte die= ſes: Donec totum impleat orbem, Bis er die gantze Runde fuͦllt: und dabey zum Bildniſſe einen noch=zunehmenden Mond. Keyſers Ferdinandi des Andern Denckſpruch war/ Legitimè certantibus, Denen nur die recht=wol ſtreiten. Solche nun und derogleichen viel merckliche Denckſpruͤche/ ſind hin und wider in den Geſchichtbuͤchern zu finden/ und als etwas lobwuͤrdiges jhren Erfindern bey= gefuͤgt. Was aber etwa bey= und in Erfindung ſolcher Denckſpruͤchen ungefehr zu betrachten/ ſol folgends bey Vermeldung von den Sinn Bildern in etwas beruͤhrt werden. Imagines, Bilder oder Menſchenbilder ſind Darſtellungen gewiſſer [ID00048] Perſonen/ entweder gemahlet/ oder gegoſſen/ oder geſchnitzelt/ oder in Steinen ge= hauen: welches ſoͤnderlich bey den Roͤmeꝛn vormals ſehr braͤuchlich/ und als Staf= feln der Ehrerzeigungen geweſen/ wie ſolches uͤberal in den Roͤmiſchen Schriff= ten zu leſen/ und inſonderheit auß dem Polybio lib. 6. und Plinio lib. 35. dieſes abzu= nehmen iſt/ daß die Roͤmer jhre Vorfahren ſolcher maſſen haben abſchilden/ abbil= den/ oder in Wachs (der Angeſichts Geſtalt nach) formen laſſen/ und ſolche Ima- gines alsdenn in einem abſonderlichen Bilderſchrancken verwahret behalten/ auff die Feyer= und Nahmentage dieſelbige geſchmuͤcket/ jhren Freunden gezeiget/ und ſo offt einer auß derſelbigen Freundſchafft verſtorben/ und man zur Leichbegaͤng= niß mit Pracht iſt hervorgetreten/ hat man ſolche auffs herꝛlichſte geputzete/ und in Menſchengroͤſſe geſtaltete Bildniſſen zugleich hervorgetragen/ und je mehr und aͤl= tere Bildniſſen alsdenn zu ſehen/ je hoͤher/ herꝛlicher/ vortrefflicher und Edeler ſol= ches Geſchlecht gehalten worden/ denn ſolches eine Anzeigung und Anzahl jhrer Ahnen war. Solches Bildertragen iſt zwar hernacher in unbrauch gekommen/ aber die geſtaltete Abbilduug der Ahnen und Vorfahren iſt braͤuchlich allemal ge= weſen/ und annoch geblieben/ nach jedes Neigung und Luſt ſeinen Vor Eltern ein bleibendes Angedencken zu geben. Es iſt auch dieſes faſt bey allen bekanten Voͤlck= eren gebraͤuchlich geweſen/ daß ſie ein ſonderliches und eigenes Wapen gefuͤhret/ welches ſie entweder von einer jhnen gefaͤlligen Tugend/ oder von jhren Goͤtteren/ oder ſonſt woher entlehnet/ und als ein Denckzeichen jhres Geſchlechtes und Stam- mes gebraucht haben. Wie ſolches heutiges Tages kundbar iſt/ daß jedes Reich/ jede Stat/ und jedes Adeliches vornehmes Geſchlechte jhr ſonderliches Wapen haben/ welches jhnen auff vielerley Weiſe/ ſonderlich wegen jhrer Tugend/ Kriegs [ID00049] gluͤck/ Macht/ Treue/ ꝛc. von dem Oberhaupte zu ſtetswaͤhrendem Angedencken gegebe ̅ / oder auch wol von jhnen ſelbſt/ anderer urſachen halber/ ſind erwehlet/ oder von Alters her behalten worden. Von ſolchen alten Wapen der Teutſchen iſt ſon= derlich zu ſehen Cluverius de Germ. antiq. lib. 1. cap. 44. Endlich ſo gehoͤren auch die Gemaͤhlte von tauſenterley Arten anhero/ welche als eine ſchweigende Poe= terey/ wie denn die Poeterey/ als ein redendes Gemaͤhlte/ Augen und Sinnen fuͤllen/ und red=und ſprachlos/ dennoch auffs beweglichſte/ und mit hoͤchſter Luſt von ſich reden: Alſo/ was der Mund durch die Stimme/ vermag gleichfals der Pinſel durch ſein kuͤnſtliches mahlen/ auffs beſte anzuzeigen/ und in ſolcher Stum ̅ = heit unauffhoͤrlich beredt ſeyn. Alles uͤbrige nun/ was in dieſem betrachte der Re= de wird entgegen geſetzet/ und nicht entweder zu den heiligen Bildereyen/ Sinn= bilderen/ Denckſpruchs=zeichen/ Wapen/ Bildniſſen oder Gemaͤhlten ge= zogen werden kan/ gehoͤret zu andern aͤuſſerlichen Zeichen/ davon zuvor etwas ver= meldet.Daſſelbe Sinn=gemaͤhlte aber/ ſo die Griechen (welches Wort Em- blema die Lateiner behalten muͤſſen) genennet haben/ wird nach ſeiner Eigenſchafft und Wirckung/ durch das Teutſche Wort Sinnbild gnugſamlich und deutlich ohn allen Zweifel außgetruͤcket ſeyn. Das Griechiſche Wort , wie bekant/ kom ̅ t vom , welches heiſſet einſetzen/ einlegen/ zwiſchen ſetzen/ und heiſſet Emblema, eigentlich ein gewuͤrffelter bunter Erdziegel/ oder auch wol ein ſchoͤnes Spa ̅ nglein oder Zieꝛraͤhtlein/ womit etwas außzuzieren ſeyn moͤchte: Auff ſolchen Erdzieglen und Spangleinen ſind vormals etwa allerhand Bildereyen und Zeichen geweſen/ damit der Bodem/ oder ein ſilbernes und guͤldenes Gefaͤß geſchmuͤcket [ID00050] außgezieret worden. Daher man annoch/ wenn man etwas/ welches wol verbluͤ= melt/ oder mit ſchoͤnen praͤchtigen Worten heraußgeſtrichen wird/ anziehen wil/ man ſich des Wortes Emblematis zu gebrauchen pfleget. Hernach iſt das Wort Emblema alſo und dahin angenommen und gebrauchet/ daß dadurch angedeutet iſt worden ein Sinn Bild/ das iſt/ ein Bild/ ſamt deſſen Deutſpruche und außlegenden Verſen. Welches denn/ wenn man es eigentlich in betracht nimt/ etwas weit geſuchet iſt/ mit der Wurtzel und eigentlicher Deutung des Wortes we= nig zutrifft/ und nur etwa deßwegen/ weil ſolche Bilder und Gemaͤhlte ſchoͤn und zierlich wurden vorgeſtellet/ ein ſolcher Name dazu entlehnet iſt. Und weiln die Woͤrter durch Genehmhaltung des Gebrauchs bald auff/ bald ab/ bald ſonſt/ bald ſo verſtanden und beliebet werden/ iſt auch das Wort Emblema in ſolcher ſeiner Metaphoriſchen Deutung bekant und uͤberal gebrauchet worden. Wie uns Teut= ſchen aber verguͤnnet iſt/ unſere Vernunfft in unterſuchung der Weißheit und Kuͤn= ſten zu gebrauchen/ waruͤm ſol uns denn verſaget ſeyn/ auch Teutſche Woͤrter da= rinn brauchen zu lernen/ und die Kraͤffte dieſer unſer unerſchoͤpfflichen Hauptſpra= che außzuforſchen/ und den Griechen/ Roͤmern und Frantzoſen in Außuͤbung der Mutterſprache nach zutreten? Es were denn Sache/ daß man dieſe unſere Haupt= ſprache/ gewaltſamer Weiſe/ von andern froͤmden außgezierten Sprachen/ nur durch ein ungewiſſes Gewerffe und Gebruͤmme und rauhes unſtaltes Gekloͤtze un= terſcheiden wolle/ nicht anders/ als vormals Tacitus ein Theil des Teutſchlandes von andern Voͤlckern nur durch hohe Berge und wilde Furcht abgeſondert hat. Solten ſo viel tauſend Teutſche Woͤrter deutlos/ und nur zum unſteten Geleute/ und die mancherley Wort=reiche Kunſtquellen in Teutſcher Sprache nur durch [ID00051] Poͤbel=Gebrauch erſchoͤpffet gemacht worden ſeyn? Das gefaͤllige Vermoͤgen/ die natuͤrlichen und gewiſſe Deutungs=Kunſt/ welche in Griechiſchen vnd Lateini= ſchen Woͤrtern reichlich wohnet/ wird von einem ungnaͤdigen Himmel und unguͤ= tiger Natur ja allein den Teutſchen Woͤrtern nicht verſaget ſeyn.Ein Sinnbild demnach/ zeiget/ Krafft der Teutſchen Doppelungs=Art/ ein ſolches Bild an/ dabey man etwas muͤſſe zu Sinne faſſen: Bild/ iſt das letzte im Worte/ und alſo Gruud/ daruͤm hauptſachlich unſer Nachdencken auff ein Bild/ das iſt/ auff jedes/ ſo bildweis vorgeſtellet wird/ gehen muß: Sinn aber/ das bey= fuͦgige oder vorderſte Worttheil deutet an/ daß ſolches Bild in ſich einen ſonder= lichen Sin ̅ / ſonderliche Meynung oder Deutu ̅ g habe. Der hochverſtaͤndige Spie= lende beſchreibet es alſo: Dieſe Gemaͤhlte oder Schrifften werden Sinnbilder ge= nannt/ weil ſelbige von Bilderen und wenig Worten/ darin der Sinn/ Meynung und Verſtand der Erfindung begriffen/ zuſammen geſetzet/ welche denn mehr wei= ſen/ als gemahlet oder geſchrieben iſt/ in dem ſelbige zu fernerem Nachdencken fuͤg= liche Anlaß geben. Iſt alſo das Wort Sinnbild an ſich eigentlich/ klar/ hell und deutlich/ und trifft vielleicht verſtaͤndlicher und deutlicher die Wirckung vorgedach= ter Lehrart/ als das Wort : Und was fuͤr erhebliche urſachen ſolten ver= hindern koͤnnen/ auch gehoͤrige/ gruͤndliche/ natuͤrliche Teutſche Woͤrter auffzu= bringen/ und alſo die Teutſchen Einfaͤlle in Teutſche Woͤrter zu kleiden? Suetonius meldet vom Tiberio, daß er das Wort Emblema in einem Rathſchluß nicht hat dulden wollen/ ſondern befohlen ſolches zu aͤndern/ und ein eigenes (Lateiniſches Wort) dafuͤr zu gebrauchen.
|| [ID00052]
Wolerwehnter/ der hoͤflich=Spielende/ an dem Orte/ da er von den Sinnbilder=
en handelt/ ſpricht recht und alſo: Daß wir uns mit Erlernung Außlaͤndiſcher
(in Teutſcher Sprache bißhero unbekanter) Wiſſenſchafften/ nicht muͤſſen befroͤm=
den laſſen/ auch etliche bißhero unbekante Teutſche Woͤrter auff=und anzunehmen.
Doch hievon iſt an einem andern Orte etwas mehres geſaget.Iſt demnach auß obigem kuͤrtzlich abzunehmen/ daß ein Sinnbild richtig zu
unterſcheide
̅
ſey von Denckſpruͦchen/ Raͤtzelen/ Sprichwoͤrteren/ Spruͦch=
en/ Bildniſſen/ Wapen/ Gemaͤhlten. Ein Denckſpruch/ Symbolum, kan
entweder allein in etlichen Buchſtaben/ ſo gewiſſe Woͤrter andeuten/ beſtehen: Oder
in Woͤrtern ſelbſt/ oder in einem Verſche oder Reime/ dabey man/ nach Belieben/
entweder ein Bild oder Merck zu ſetze
̅
pfleget. Es iſt aber ſolches Bild oder Merck
nicht von dem Weſen eines Denckſpruches: Hergegen ein Sinnbild muß allezeit
nothwendiglich ſeinen Leib und Seel/ das iſt/ ſein Bild/ ſamt Woͤrtern/ darin
der Sinn beſtehet/ in ſich haben. Ein Raͤtzel iſt eine gar dunckele Rede/ die als
unvernemlich und vielſinnig vorkomt/ kan zugleich auch durch ein Gemaͤhlte vor=
geſtellet werden: Iſt aber vom Sinnbilde gantz unterſchieden: weil ſolches nicht
alſo dunckel/ ſondern klaͤrer/ nicht Raͤtzelweis/ ſondern Lehrweis wird vorgeſtel=
let/ und kan nicht wie ein Raͤtzel/ entweder in bloſſen Worten/ oder nur in einem
Reime/ oder bloſſen Gemaͤhlde beſtehen/ ſondern muß ſeine noͤtige Stuͤcke zuſam=
men haben. So iſt auch ein Sinnbild kein Sprichwort/ wiewol zu des Sin
̅
=
bildes uͤberſchrifft man ein Sprichwort gebrauchen kan. Ein Sprichwort
iſt eine gemeine und faſt jederman bekante Rede/ welche vielmal geſprochen und wi=
derholet zu werden pfleget/ hat aber weder Gemaͤhlte noch noͤhtige Außlegung/
[ID00053]
und jhren Anfang von etwa einer Erfahrung/ die zur Lehre dienet/ genommen.
Eraſmus in præf. ad Adag. meldet auß dem Ariſtotele, daß die Sprichwoͤrter we=
ren als uͤberbliebene Stuͤckleine/ Spruͤche/ und Brocken von alter Weißheit/ welche
durch Flucht der Jahren und Zwang boͤſer Zeiten vielfaltig verſchwemmet/ theils
vertilget/ und alſo Brockenweis/ etwa zu einer Anzeige/ uͤbergelaſſen weren: Unſere
Mutterſprach iſt ſehr maͤchtig an Worten/ voll an Sprichwoͤrteren/ lehrreichen
und verſtaͤndigen Spruͤchen/ und nachdencklichen Gleichniſſen/ daß (zur Anzeige)
der eine beruͤhmte Spruch Noſce Te ipſum, auff viertzigerley Weiſe mit lauter
Teutſchen gangbaren Sprichwoͤrtern reichlich zu veraͤndern ſeyn kan: wie ſolches
von etlichen beweißlich angezogen. Es iſt aber dieſes auch eine Mitanzeige/ daß
unſere uhralte Vorfahren/ in anfaͤnglicher Bildung/ Brauchung/ Fortſetzung und
unterſuchung der Gruͤnden der Teutſchen Hauptſprache/ nicht ſo gar ſorglos und
unachtſam/ ſondern vielmehr hierinn fleiſſig geweſen/ davon man zwar wegen laͤn=
ge der dunckelen neidiſchen Zeit nicht viele zu erfahren hat/ auſſer was die Sprache
jhr ſelbſt durch dero Woͤrter/ Spruͤche/ Gruͤnde ꝛc. (die denn nicht ſchlumpsweis
entſtanden ſeyn) auch wol durch uhralte Schrifften und in Felſen gehauene Ge=
daͤchtniſſe/ Zeugniſſen geben kan/ davon anderswo mit mehrem iſt gehandelt wor=
dea. Es iſt auch gleicher geſtalt ein Sinnbild von Spruͦchen unterſchieden:
Denn ein Spruch iſt nur eine kurtze Rede/ etwas lehrreiches in ſich begreiffend/
ſo wol in gebundenen/ als ungebundenen Woͤrtern beſtehend/ welche auß Poeten/
oder Rednern oder Weltweiſen/ oder Geſchichtſchreibern/ ꝛc. haͤuffig kuͤnnen geſam=
let und angezogen werden. Die Wapen auch/ beſtehen nicht in Reden/ ſondern
allein in abgemahlten Zeichen/ Mercken/ Bildereyen/ ꝛc. und alſo ſind dieſelbe/ wie
[ID00054]
auch alle andere Gemaͤhlte und Bildniſſen von den Sinnbilderen unterſcheiden.Es wird aber zu einem vollſtändigen Weſen eines Sinnbildes erfordert deſ=
ſen Leib und Seel: Der Leib des Sinnbildes/ als etwas ſchoͤnes/ anſehnlich=
es und aͤuſſerliches/ beſtehet in einem Bilde oder Gemaͤhlte/ welches auff daſſelbe/
was darunter angedeutet und verborgen wird/ das iſt/ auff ſeinen Sinn/ muß
deuten. Solcher Leib des Sinnbildes muß Kennlich/ Mercklich/ und eines
ſchoͤnen Anſehens ſeyn/ und darin beſtehen/ daß etwas auß den Geſchichten/ aus
Eigenſchafften der Tugenden und Laſtere/ auß Gewohnheiten der Menſchen/ auß
Natur der Thiere/ auß Wirckung unbeſeelter Dinge/ und Summa/ auß dem Na=
tuͤrlichen Weſen/ etwas erwehlet/ und zum leiblichen Bilde vorgeſtellet werde. Den
̅
zu Außſuchung gedachtes Bildes/ kan man nicht wol eingeſchloſſene enggeſetzte
Schrancken ordnen: ſondern vielmehr alle natuͤrliche Dinge zu ſolcher Beqwem=
heit/ nach dero Vermoͤgen/ geſtatten/ wie zu ſehen/ daß die Meiſtere der Sinn=
bilder ſich ſolcher Freyheit gebrauchet/ weit und breit in der Natur jhr Geſuch ge=
than/ und jhr beliebendes Nachſinnen hierin nicht binden noch ſchrencken laſſen.
Doch iſt nicht die Meynung/ daß man ein jedes Ding hierzu kuͤnne gebrauchen.Die Seel des Sinnbildes/ welche gleichſam den Leib redend machet/ beſte=
het in Worten/ nemlich in des Sinnbildes Deutſpruche/ und in deſſen Auß=
legung. Der Deutſpruch des Sinnbildes iſt die kurtze uͤberſchrifft/ dadurch/ als
durch einen kurtzen Spruch angedeutet wird des Bildes Sinn. Solcher Deut=
ſpruch muß vor erſt/ kurtz ſeyn/ in ein paar Worten/ einem Spruche/ oder in ei=
nem kleinen Reimleine beſtehen/ als: Iſt Kunſt uͤmſonſt? Das Guht macht
Muht: Zu Nutz und Schutz: Die Welt ſucht Geld/ ꝛc. Ferner muß er in ſich
[ID00055]
einen Stachel oder Nachdruck haben/ ſich wol auff das Bild ziehen/ und daſſel=
be Spruchweis vorbilden. Derowegen auch die Woͤrter/ dadurch man eine Rede
ſonderet/ verknuͤpffet/ vergleichet/ ꝛc. nicht leichtlich in den Deutſpruch des Sinn=
bildes kuͤnnen geruͤcket werden/ weil ſelbige vielmehr auff eine voͤllige Rede deuten/
als: derg eſtalt/ ſolcher maſſen/ angeſehen daß/ gleich wie/ vermuͤge/ nicht anders/
ꝛc. Alſo daß die Eigenſchafften des Deutſpruches dieſe ſeyn/ kurtz/ deudend/
nach dencklich.Die Außlegung aber des Sinnbildes vermag nach belieben des Erfinders
und erheiſchender Nohtdurfft des Sinnbildes in unterſchiedlichen Verſen beſtehe
̅
/
zum wenigſten in einem Reimſchluſſe/ zum meiſten etwa in 10. oder 12. Reim=
ſchluͤſſen/ wie ſolches bey den Meiſteren der Sinnbilder abzunehmen iſt. Und ſol=
ches nun/ wie kuͤrtzlich erwehnt/ gehoͤret zu einem recht=voͤlligen Sinnbilde: wie=
wol etliche ſetzen/ daß auch zu weilen ein Sinnbild koͤnne redlos/ das iſt/ ohne Deut=
ſpruch/ und auch ohne Außlegung ſeyn/ ſolches aber moͤchte ein ſtummes Sinnbild
heiſſen/ und mit einem gemahlten Raͤtzel/ oder bloſſem Gemaͤhlte uͤbereinkommen.
Ein voͤlliges Sinnbild muß/ wie geſagt/ ſeinen Leib und Seel/ das iſt/ ſein aͤuſ=
ſerliches Bild/ und nachdencklichen Denckſpruch in ſich haben.Ferner kan ein Sinnbild entweder in einem eintzigen Gemaͤhlte beſtehen/ oder
kan zweyſtaͤndig/ und zum hoͤchſten dreyſtaͤndig ſeyn/ das iſt/ daß es in zweyen
oder dreyen Gemaͤhlden vollſtaͤndig werde: und damit alſo/ wann die Bilder dop=
pelt oder dreydoppelt werden/ ſie unter ſich eine Verwantſchafft/ Gegenbetracht/
und dieſelbe Wirckung haben/ ſo zu einem gleichen Zwecke/ nemlich zur gebuͤhren=
den Voͤlligkeit eines Sinnbildes gerichtet iſt: dabey zu beobachten/ daß das letz [ID00056] tere
in ſich den Schluß und etwas nachdenckliches begreiffe./ welches gewißmaͤſſig=
lich und Deutungsweis auff die vorhergehenden Bilder zu zielenpflege.In gemein iſt auch bey Erfindung eines Sinnbildes in acht zu nehmen/ daß der
Deutſpruch mit fuͤglicher ruͤhrender Deutung auff das Bild gehe/ und etwas
nachſinnens/ bey Anſchauung ſeiner/ verlaſſe: Denn wenn das Sinnbild alſo gar
zu offenbar/ ſo gar gemein/ leicht/ ohne Kunſt/ Nachdruck/ und Lehre iſt/ alsdenn
tritt es auß von ſeinem erforderten gebuͤrlichen Stande: Wie im Gegentheile es
auch nicht ſo gar dunckel/ unvernemlich/ zweiffelhafft ſeyn/ noch zur Natur eines
Raͤtzels kommen/ ſonderen/ wie Summariſch erwehnet/ darin eigentlich und
eintzig beſtehen muß/ daß ein ſchickliches Bild zur uͦberſchrifft einen nach=
dencklichen/ lehrreichen/ gehoͤrigen Deutſpruch habe/ welcher mit einer
Außlegung kuͦrtzlich erklaͤret/ und des Sinnbildes Meynung alſo ent=
decket ſey.Folgende Sinnbilder/ darinn/ vermoͤge des hochloͤblichen Gebrauchs der
fruchtbringenden Geſellſchafft/ die Teutſche Hauptſprache nach dero angebor=
nen Reinlichkeit angewant/ und von einem vornehmen Mitgliede deroſelben/ der
Mutterſprache zur Auffnahme/ und zu beliebender fruchtbringender Ergetzlichkeit
und Nutz/ ruͤhmlich außgefertiget worden/ gehoͤren zu der dreyſtaͤndigen Art der
Sinnbilder/ davon kurtz zuvorn etwas vermeldet iſt: wie denn auß beygefuͤgten
Kennbuchſtaben und uͤbergezeichneten Deutſpruͤchen wird abzunehmen ſeyn/ daß
allemal drey Bilder allhie ein Sinnbild machen. Die Deutſpruͤche ſind allemal
gleich/ nemlich/ von welcher Verß Art der erſte iſt/ ſind auch die beyden folgenden/
wie ein ſolches mit kleinen Verßziffern allemal zu oben des vorderſten Deutſpruch [ID00057] es
gezeichnet iſt. Die Außlegung auch/ als ein noͤtiges Stuͤcke des Sinnbildes/ iſt
allhie uͤberall gleich/ nur in einem Reimſchluſſe beſtehend/ und gemeiniglich alſo ge=
ordnet/ daß die letztere Außlegung ſich auff die beyden voͤrigen zuziehen hat/ wie
denn dieſelbe vorderſten in dem letzten/ als im Grunde/ jhr endliches Abſehen und
den Nachdruck zufinden haben muͤſſen. Welches zur dienlichen Nachrichtung von
dem Geheimen herbeyzu fuͤgen fuͤr noͤtig beliebet/ und von dem Suchenden
auffgeſetzet worden. So verfertiget Braunſchweig; bey Anfang des
1643. Jahrs.
|| [ID00058]
|| [ID00059]
Die welt ich lehre.
Ich ohne red’ únd múnd, múß dieſe welt doch lehren,
Die wißenſchaſten vnd die kunſten aúch ernähren;
Dúrch mich kehrt Gott únd gúht, als lehrer Zú uns ein,
Ohn bücher múß die welt ein raúher klúmpe ſein.
|| [ID00060]
|| [2]
Die welt ich nähre,
In dem ich fort vor fort das erdreich ritzend reiſse,
Die milde geberinn mit eiſren Zähnen beiſse,
So gebe ich der welt die nahrúng in gemein,
Ohn pflúg múß die???welt ein húnger haúffe ſein.
|| [ID00062]
|| [3]
Ich ſie verzehre.
Was arbeit únd was ſchweiſz er werben hie aúf erden,
Pflegt von der eſel Zúnfft gar aúfge Zehrt Zúwerden:
Das leere kornähr ſich hoch über andre ſtellt,
Des eſels vaterland iſt dieſe gantze welt.
|| [ID00064]
|| [4]
Ich Sehe den deinen.
Was andren leúten fehlt das kan man treflich tadlen
Únd werfen iede erbs’ aúfs ſpitzlein an der nadlen
Ei der vnd der ſol gehn, ſo ſchnúrſtracks, haarbreit, weiſ,
Únd ſelber taúmelt man als ob man ging’ aúf eiſ.
|| [ID00066]
|| [5]
Únd ich nicht den meinen
Wer wil ein meiſterling, únd klügelfertig werden
Zu frömden fehl, ſein ſelbſt vergeßend; legt den pferden
Den zügel hinten an, der ſplitter richter ſpricht
Vom höcker, ſchawt den berg aúf ſeinem rücken nicht
|| [ID00068]
|| [6]
Ein ieder den ſeinen.
Ein ieder ſoll Zúvor vor ſeiner thür weg kehren,
Den großen balckenſtich von eignem aúg’ abwehren
In eignem búſem ſehn, Zihn bei der naſe ſich,
Eh’ er ein anders ſchilt ſo klügel meiſterlich.
|| [ID00070]
|| [7]
Den múnd Schleús Zú.
Ich lege an einſchloſs mit wol bedachten ſinnen,
Zú ſchlieſsen hertz únd múnd; was alhie bleibet binnen
Bringt keinen ſchaden nicht: der iſt ein rechter mann,
Der hertz únd ſinn in die vernúnfft einſchlieſsen kan.
|| [ID00072]
|| [8]
Die Zúng bind dú
Kein ſchmúck noch pracht ſo wol die weibes bilder Zieret,
Als die verſchwiegenheit: wen ſich ihr Zorn verlihret
Eh’er in wort’ aúsbricht, viel gútes ſich den findt
Die fraw erfrewt den mann die ihre Zúnge bindt.
|| [ID00074]
|| [9]
Kommt fried únd rúh.
Es pfleget fried únd rúh aús einigkeit Zúblühen
Ein ieder kan die frúcht mit vollen händen Ziehen
Únd ſie genießeu recht: drüm. wechſet fried únd rúh
Wen’der manſeinen ſinn, die fraw den múnd ſchleúſt Zú.
|| [ID00076]
|| [12]
Drüm ich nicht weich’.
Laß núr den kleinen Gott ſein köcherlein aúsleeren,
Den bogen únd den pfeil Zúm abtrúck’her núr kehren
Ich halte wiederſtand, únd weiche ihnit nicht;
Je nackter liebesſtreit, ie ſcharfit er geſchich???.
|| [ID00078]
|| [13]
Mein hoffen ſteht auff wind.
Ich fahre flügelſchnell únd trawe gútem winde,
Ich ſteige wolckenan, únd ſincke hin Zú grúnde;
Der wind, das Seegereúſch mich weltzet immer fort
Biß úngewiſser weg mich bringt an meinen ort.
|| [ID00080]
|| [14]
Mit Gott ich armes kind
Ich húlf- únd Segellos múß ſchweben Zwiſchen wellen,
??? mich allerſeits úmſtellen,
Doch dringe ich empor dúrch Zúverſicht aúf Gott
Der wenn er ferne ſcheint, ſich nähert in der noht.
|| [ID00082]
|| [ID00083]
Den ſichten Port ich ???
So komm’ ich endlich an nach langer múh’únd ſchwim??? men,
Man múß ia hoch hinan mit vieler arbeit klimmen:
Wir ſchweben in gefahr, laß Gott den heber ſein,
So komſtú hier wol aúf, únd ewig himmel-ein.
|| [ID00084]
|| [18]
Vns beydes vergnúget.
So gibt die erde broth, der Zarte reben, wein,
Gib dú das hertze Gott, ſo wirſtú danckbar ſein:
Die geben vns das hertz, wan ſie die menſchen laben.
Den von ihm kommen het die allerbeſten gaben.
|| [ID00086]
|| [19]
Ein Doctor ohne Kunſt,
Die ???tors ohne ???unſt ſindt wolken ohne regen,
D???mb gleich wie b???ſeer iſt die tugend als ihr ſchein,
Vnd ſternen ohne licht Soldaten ohne de??? gen
So will ich lieber auch gelert als Doctor ſein
|| [ID00088]
|| [20]
Die liebe ohne gunſt,
Die vngúnſtige gúnſt, das vnbeliebte lieben,
Die liebe heckt die gúnſt: leſtú dir reden ein,
Iſt keine liebe lieb???nd gúnſt, ſie múß núr mehr be??? trúben
So liebe, keine gúnſt kan ohne lieben ſein.
|| [ID00090]
|| [21]
Iſt lauter Dampff vnd Dunſt,
Mens ſine doctrina ſine amore amor: Omnia fumus,
Das hertze ohne witz, die liebe ohne gunſt,
Iſt lieben eitel rauch? iſt vnverſtand nur dunſt?
Omnia ſi fumus: quid ſumus aut fuimus?
Iſt lauter dampf vnd dunſt vnd lehrer rauch v???windt
Eij lieber ſage mir was endlich wir den ſindr?
|| [ID00092]
|| [22]
Einer Kan es nicht allein,
Quid canis est urſæ canis unicus? ille licebit,
Was iſt doch einer wohl? was ein húnd einem Bären?
Es kan es einer nicht, ich will es ihm gewa???hren,
Pugnet atrox, urſæ morſibus ille perit.
Vnd wen es ſolte gleich Melampus ſelbſten ſein?
Er richtet nichts nicht aús, erlegt, mit ſchanden ein.
|| [ID00094]
|| [23]
Viele, ob ſie ſchon ſein Klein,
Aſpice caſuram catulorum dentibus vrſam:
Nun ſeht doch, ſehet Zú, wie vmb den Bär herumb,
Vnd ſeht der Bär verſpielt, ertaumelt vmb vnd vmb,
Vincit enim numero fortia quæ minor.
Sind her Lycisca wolff, vnd Phylax vnd der Schutze,
Drúmb ſeht viehl kleine ſind mehr’als ein ſtarck er nútze.
|| [ID00096]
|| [24]
Dennoch vber winder ſein.
Vincitur à canibus: neſcit canis unicus urſam,
Der haſen immer ſeindt viel hund’ ihr ſchneller todt
Wie ſoaſt in allem krieg, ein landsknecht ???
L???dere Vichorem copia lecta facit.
???
???
|| [ID00098]
|| [25]
Geht geld gleich hin
Es leßet fort vor fort die enderúng ſich finden,
Was rei???thúm, geld únd gúht man heißet, múß ver ſchwinden.
In allen lüſten wohnt abgang únd eitelkeit;
Wer aúf geld traút, der hat ſein korn ins ſand ge ſtreút.
|| [ID00100]
|| [26]
Ich doch da bin
Die hofnúng noch dennoch aúf feſten füßen ſtehet,
Wenn alles üm únd üm, únd über haúffen gehet;
Núr das weltweſen iſt aúf únbeſtand gebaút
Der bleibt únd hoffet wol, der ſtets aúf Gott getra út.
|| [ID00102]
|| [27]
Hab den gewinn.
Wer lüſt’ únd eitelkeit helt klüglich aúsgeſchloßen,
Hat rechter Hofnúng frúcht entpfindlich oft ge noßen:
Schleús böſes immer aús, únd gutes immer ein
So wirſtú an gewinn der reichſte menſche ſein.
|| [ID00104]
|| [28]
Ich flieh ſehr ſchnell
So glitſchet hin der pfeil, das ſchiff geht hin mit braúſen,
Der vogel fleúcht geſchwind, die winde eilig ſaúſen
Doch kommet das gerücht in noch geſchwinder eil’
Als winde únd als ſchiff, als vogel únd als pfeil.
|| [ID00106]
|| [29]
Mein klang iſt hell
Es geben hellen ſchall die klingenden poſaúnen,
Es krachen graúſamlich die mächtigen carthaúnen:
So fleúcht hin das gerücht únd gúter nahme weit,
Ein gútes lob klingt wol bei gúten alle Zeit.
|| [ID00108]
|| [30]
Dich ſtets fromm ſtell.
So ſtreben viele ſehr nach einem großen nachmen
Und wollen dem gerücht’ den ̅ newen weg aúsbahnen;
Sei dúgerecht únd ſtill únd trawe Gotte ſtet,
Dein rúhm ſich weiter bringt als pfeile únd trompet.
|| [ID00110]
|| [31]
Helt man ſo Haús
Denck was erſparet wird, das wird von dir gewonnen:
Drüm wen ̅ vergeúdling erſt leert eimerweis die ???onnen,
Nicht denckend, wie da ſei die ſparſamkeit ein Zoll,
Der allzeit geben kan das faß únd beútel voll.
|| [ID00112]
|| [ID00113]
|| [32]
Es kom
̅
t bald aús
So iſt es gar Zú ſpat erſt aúf der neige ſparen,
Únd nach verſorner maas erſt rechte maas be wahren:
Braúch anfangs mit vernúnfft was dú verwah ren wilt,
???m ende iſt es aús, únd alles den ̅ verſpielt.
|| [33]
Únd folgt garaús.
Drüm múß herr geúdling aúch mit ſchimpf únd großen ſchanden
Den bettelſtab Zúletzt hinnehmen Zú den händen,
Únd wandren nackend üm, únd ſterben armlich ab;
Sofolgt aúf praßerei, ſpott, armúht, ſchimpflichs grab.
|| [ID00116]
|| [36]
Die welt ich reibe
Ich kan ia doch die welt mit meinem leibe trücken,
Únd Zú der erden koht ſtets meine ſinne bücken:
Wen ̅ ich nicht anders bin, bin ich dennoch die laſt,
So aúch ein räúmlein füllt, ein gúter erdengaſt.
|| [ID00118]
|| [37]
Jedes thúe Zú ſeiner Zeit.
Die Zeit bringt nacht únd tag, macht anfang únd macht ende
Gibt hitze únd gibt froſt; wer wil, das wol auſende
Sein ſchiff an ſichren pert, der nehm’in acht die Zeit,
Die Zeit hat ihre Zeit, ſtúnd’ únd gelegenheit.
|| [ID00120]
|| [38]
Greiff, wans glücke ſteht bereit.
Ergreiff die glückes Zeit alsbalt mit beiden händen,
Den eh dú es vermeinſt, wird dirs den rücken. wenden
Únd únergreifflich ſein: verlieb nim dieſen tag,
Dú weiſt nicht, ob hinfort ein gleicher kommen mag.
|| [ID00122]
|| [39]
Rúhen folget aúf arbeit.
Aúf wachen kommt der ſchlaff, aúf arbeit únd aúf mühe
Múß endlich folgen aúch erqwickúng únd die rúhe,
Die ſorgenwenderi???, nim dieſe recht in acht,
Den ̅ , wird ſie recht gebraúcht, ſie krafft únd leben macht.
|| [ID00124]
|| [40]
Sollt mich nicht fällen
Ich, gúter raht, ſteh feſt aúf des verſtandes beinen,
Die klúg’ erfahrenheit mich lehret rechtes meinen,
Reißt mich ia nimmer üm dúrch ſtúrm únd ún bedacht
Mein fall hat allemahl den fäller ümgebracht.
|| [ID00126]
|| [41]
Mir kein bein ſtellen
Wer die gerechtigkeit nach eigemnútze lencket,
Únd dero freien laúff mit falſcherliſt verſchrencket,
Bawt ſúnd’ únd únglúck aúf, únd reißet aús der welt
Das band der einigteit, ſo menſchlich-ſein erhelt.
|| [ID00128]
|| [42]
Ich möchte bellen.
Bleibt wolgemeinter raht verſtoßen únd ver achtet
Únd die gerechtigkeit ſo gar hin únbetrachtet,
Die rache wachet aúf únd bellt üm ſich mit Zorn
Wer andren ſchaden wil, der ſchadt ihm ſelbſt Zúvorn.
|| [ID00130]
|| [43]
Ohn geld groß pracht
Die gems ſteigt klippen hoch, da ſie doch nicht kan graſen
Die ſackpfeiff pflegt ſich dick von leerer lúfft Zú blaſen:
Wer ohne geld únd gúht viel prangens machen kan
Hat endlich ſchimpf únd ſpott der arme húnger - mann.
|| [ID00132]
|| [44]
Der Zorn ohn macht
Ohn krafft únd ohne macht mit ſchnarchen üm ſich ſtechen,
Von dreien aúf einmahl wol ſieben arme brechen
Trifft einen mückenfúß: ſo ſpielt das häſelein,
Leſt den gebúndnen húnd rach-Zornig immer ſein.
|| [ID00134]
|| [45]
Wird núr verlacht.
Das wolver mögen núr kan pracht únd hoheit geben;
Bei Zorn múß alzeit ſein krafft únd vernúnfft dane ben:
Wen ̅ pranger geldlos iſt, únd drewer ohne macht,
So wird vom häſelein der lew wol üm gebracht.
|| [ID00136]
|| [46]
Hie gilt doch kúnſt,
Was únbegreiflich ſcheint im himmel únd aúf erden
Das múß dúrch kúnſtes wit??? dennoch begreiflich werden;
Die kúnſt geht úberalt, kúnſt ſteiget himmel an:
Wer ſeine kúnſt wol weis wird ein recht reicher mann.
|| [ID00138]
|| [47]
Folgt ehr únd gúnſt
Kúnſt, weiſheit, wißenſchafft, ſind rechte himmels geben,
Drúm múßen ſie dennoch Zú folgerinnen haben
Gúnſt ehre, rúhm únd lob, únd feſten grúnd Zúmahl:
Der künſten ſchätze ſind únſchätzlich únd ohn Zahl.
|| [ID00140]
|| [48]
Dein Zorn úmbſonſt.
Was bellſtú bleicher neid únd ſperreſt aúf den rachen?
Meinſt dúrch dein geiffer-maúl die kúnſt befleckt Zúmachen?
Dú hund, friß erſt das fewr únd heißer flammen ſchein,
Dan wirſtú aúch ein kúnſt- únd túgendfreßer ſein.
|| [ID00142]
|| [49]
Fried úns erhelt.
Der edle fried’ erhelt mit trewen ſtarcken händen,
Úmbſchleúſt der menſchen heil mit eiſenfeſten bänden,
Der fried macht ſtarck únd groß, was an ſich ſchwach únd klein
Das wolergehn múß núr aúf fried’ erbawet ſein.
|| [ID00144]
|| [50]
Únfried úns fellt
Der krieg ſpeit úntergang aús fewrig- vollem múnde,
Únd ſtoßet grimmiglich den wolſtand gar Zú grúnde,
Fried bawet feſt únd wol, fried nehret únd er hellt,
Ein iedes dúrch den krieg, hinſinckt, verdirbt, Zerfelt.
|| [ID00146]
|| [51]
Bleib im geselt.
Wil ſtoltzer friede blühn, únd gúte zeit ſich finden,
Sei ſorgſam, laß ia nicht die friedenslúſt verſchwin den,
Fag núr dem frieden nach, únd bleib in deinem haús
Ein krieges wetter bricht Zú ſchad’ únd únglúck aús.
|| [ID00148]
|| [52]
Wer Zú viel ſpricht
Es geht ein äderlein vom hertzen bis Zúm múnde,
Drum ſoll ein iedes wort gehn aús des hertzens grúnde:
Wer falſch ſpricht únd Zúviel únd plaúderreich wil ſein,
Dem gräbt ſein maúl ein loch únd fellel ſelbeſt drein.
|| [ID00150]
|| [53]
Únglúck anricht
Die loſe Zúnge kan anrichten großes wúnder,
Sie leget ſtarekes feúr, únd ſcheúret Zú viel Zúnder,
Bis laſter, ſchand’ únd ſúnd’ aúsbricht wie höllenfeún:
Ein giftig-böſes maúl bleſt ſchrecklichs úngeheúr.
|| [ID00152]
|| [54]
Fleúcht denn das licht.
Aúf ſünd’ únd úbelthún, folgt endlich ſtra???ff’ únd reúre,
Ein bös gewißen bringt fúrcht, ſchrecken, angſt únd ſcheú???e,
So ſcheút die fleder maús der ſonnen klares licht,
Ein laſter maúl das komt ins licht der warheit nicht.
|| [ID00154]
|| [55]
So rüſt’ ich mich
So pfleg’ ich mich Zú fúß ſol datiſch Zúſtafiren,
Den ritterlichen leib mit waffen aús Zú Zieren;
Den helt man núr mit recht fúr einen braven mann,
Der alſo wolgerüſt des feindes warten kan.
|| [ID00156]
|| [56]
Mich alſo ich
So pflege ich mit lúſt mein ſtoltzes roß Zúreiten,
Mit buchſen únd mit ſchwert gerüſt Zú beiden ſeiten;
So ſprengé ich friſch. mein pferd únd renne tapfer an
Ein únerſchrockner múht Zihrt einen ritters mann.
|| [ID00158]
|| [57]
Ich ritterlich.
So bin ich aúch gerüſt únd weis den ſpies Zúrich ten
Dúrch gebúng gúter hülf’; aúch ieden kampf Zú ſchlichten;
Núr aúf, Zú roß únd fúß legt e???re lantzen ein
Ich überwúndne wil doch überwindrinn ſein.
|| [ID00160]
|| [58]
Lúſt kúrtz únd klein
Was ſüß gegeßen wird, wird bitter-ſa???r verde???et
Der liebet ſeinen tod, wer ſich der wollúſt fre???et
Was iſt die wollúſt doch? ein ſüßer gift, ein ſchein
Der wollúſt ſchad’ iſt groß, die nießúng kúrtz únd klein.
|| [ID00162]
|| [59]
Kommt man hinein.
Wenn úns die wollúſt erſt ſchön únd ver Zückert ſcheinet,
Únd fúr die höchſte lúſt, man núr die wollúſt mei net,
So ſtelt der teúfel úns ein fallſtrick liftig aúf,
Únd man eilt blinder weis Zúm tod’ im vollen laúf.
|| [ID00164]
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Glon Fecit.
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1Mathe=
matic???
2in ſpecie