Transkription

Theatrum Botanicum
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THEATRVM BOTANICVM das ist: Neu Dosskommenes Kräuter-Buch / Worinnen Allerhand Erdgemächse der Bäumen / Standen und Kräutern / welche in allen vier Theilen der Welt / sonderlich aber in Europa herfür kommen / neben ihren sonderbahren Eigenschafften / Tugenden / und Fürtrefflichen Würckungen / auch vielen herrlichen Artzney-mittlen und deren Gebrauch / wider allerley Kranckheiten an Menschen und Vieh / Mit sonderbahrem Eleiß auff eine gantz neue Art und Weise / dergleichen bißher in keinem Kräuter-buch gesehen noch gefunden worden / beschrieben / Auch mit schönen / theils neuen figuren gezierer / und neben deners ordenlichen / so wohl Kräuter-als Kranckheit-Registern / mit nutzlichen Marginalien vorgestellet sind. Allen Aertzten / Wund-ärtzten / Apotheckern / Gärtnern / Hauszvättern und Hauß-müttern / sonderlich auch denen auff dem Land wohnenden Krancken und Presthafften Persohnen höchst nutzlich und ergetzlich. Erstens zwar an das Cagliecht gegeben von Herren Berrhard Derzascha. Anjetzo aber In eine gantz neue Ordnung gebracht / auch mehr als umb die Helffte vermehret und verbessert Durch THEODORVM ZVINGERVM, Der Artzney Doct. und bey Loblicher Universitet zu Basel Professorem. BASEL / Gedruckt und Verlegt durch Jacob Bertsche / Im Jahr M. DC. LXXXX In franckfurt zu sinden bey Joh. Philipp Richtern.
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die auffwachsende Jugend aller orten dergestalten aufferzogen ??? underrichtet werden kan / dasz sie demnach in allerhand Lelens-gattung dem gemeinen Wesen nutzlich und beförderlich seyn sönnen. Wenn denn Ewer Gnaden / sc. biszhero auch einen mercklichen Eyfer zu Auszzierung und Berühmt-machung unserer / sonsten ohne dem sehr anmuthig gelegenen / auch mit herrlichsten Brunnwassern / und gesundem freyen Lufft begabten / von Wein / Wilch / Bonig / Korn und allen zu Nahrung des Leibs dienlichen Victualien reichlich fliessenden Statt / Preiszwürdigst erzeiget / auch zu dem ende ohnlängst die Universitets-Vorstehere / nicht nur mit ansehenlicher Verbesserung dero ??? / sonderen auch miteinem sehr borcheilhafft gelegenen Medicinischen Garten begnadiget / und immer dahin bemühet ist / solches zu unsterblichem Ruhm gemeiner Statt angesehene Klein od in vollkom̅ene Schönheit zu bringen: Als erachte ich alter Schuld- und Billigkeit gemäsz zu seyn / bey solchem anlasz auch mein Onderthänig-Danckbarlichstes Gemüch offentlich gegen Ewer Gnaden auszzuschütten / ??? dieses auff eine newe Wanier auszgeführte Kräuter-Buch mit ???-gehorsamer Zuschmbung und Dedicierung Ewer Gnaden hohem Schutz demütig anzubefehlen / underchänig bittend / die darinn auffgewendete Wühe und Arbeit mit dero hohen Gewogenheit zuwürdigen / und bey etwan ruhenden anderen Statts-wichtigkeiten deroselben einen und anderen gnädigen Einblick zu gönnen. Senn ob bielleicht nicht viel darinnen sich finden möchte / welches den berlurst der köstlichen / zumahlen auch weit wichtigeren Geschäfften zugewidmeten zeit erstatten könte / so dörffte dennoch underweilen etwas fürkommen / so Ewer Gnaden erheblichen Neigungen gemäsz / und einiger massen beliebig wäre. In hoffnung solcher hohen Gnaden-gewogenheit werde ich im gegenthetl neben getrewster fortsetzung meines Vnderthänigen Gehorsams / den Allerhöchsten mit eyferigstem Gebätt anzuflehen nicht ermüden / dasz er nicht nur unseren Ereyen Stand Basel / neben de [ID00010] nen übrigen Orten gemeiner Löblicher Eydgnoszschafft auff un denckliche Jahr hinausz in stätem Erieden / beharrlich Eydgno sisch-auffrichtigster Dertrawlichkeit / bestem Elor / und unbetrüt tem Wolstand Gnädigst zu erhalten / sonderen auch fürnemlich darinnen Ewer Gnaden / sc. inßgesamt und besonders / mit dem Geist der Lorcht seines heiligen Namens / der Weiszheit / der Gerechtigkeit / und der wahren Eydgnossischen Dapfferkeit ferners miltgütigst beyzustehen / zu dem ende alle zu Seel und Leib ersprieszlichst gedeyliche Wolfahrt gütigst mitzutheilen geruhen wolle; Damit durch dero kluge / und von oben herab gesegnete Berahtschlagung und weise Regierung / die Ehre unsers Gottes eyfrigst gerettet / die Edle Gerechtigkeit ruhmlich beförderet / Kirchen und Schulen sorgfältig geeyfnet / und endlich die Ruhe / Eried und Wolstand unsers Gemeinen Vatterlands bot allen widerwärtigen und feindlichen Anläuffen gewaltig beschirmet werden möge. Also wünschet ausz innerstem Grund des Gertzens / welcher sich nicht nur höchstberbunden glaubet / sonderen auch darbey eine wahre Lrewde bezeuget mit underthänigem respect zu leben und sterben / Hochgeachte / Wol-Edle / Lestrenge / sc. Lnädige Herren und Gbere / Ewer Gnaden / sc. Vnderthäniger Gehorsamer Burger Theodor Zwinger / Dr. An
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An den Günstigen Leser.
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ICh komme abermahlen / gewiß aber für das leszste mahl mit einem Teutschen Werck auffgezogen / und werde hiemit die von vielen Medicis auff mich bißher geworffene Ungunst weiters vermehren / zumahlen da diese Arbeit / welcher ich nun über die sechs Jahre obgelegen / etwas gantz neues mit sich bringet / so bißher in keinem Kräuter-buch zu finden gewesen. Denn ob gleich Hr. Dr. Verzaschae selig. vor achtzehen Jahren in offentlichem Truck erschienene Kräuter-Buch das Fundament / und der Zettel zu diesem Werck gewesen / so wird doch der günstige Leser eine solche Aenderung und Beytrag darinnen finden / daß es nicht nur in eine andere Ordnung gebracht / sonderen auch über die Helffte vermehret / ja durchgehends verbesseret worden / und hiemit einem gantz neuen Werck ähnlicher ist / alß dem vorigen Verzaschae Kräuter-buch. Vielleicht aber möchten darinnen hin und wider nicht nur Truck-sonderen auch andere Fehler gefunden und beobachtet werden / welche dem günstigen Leser belieben wolle mir zu übersehen / oder doch also zu verbesseren / damit ich selbsten einen Nutzen und Freude davon haben könne / zumahlen da ich mir gantz keine grosse Sachen / Geschicklichkeiten oder Wissenschafften einbilde / sonderen hertzlich gern immer lehrne / und von einem jeden mich eines besseren berichten lasse. Auff eine Special-Ordnung in setzung der Kräuteren habe ich gantz nicht reflectiert / weilen solches / wenn es die Gelegenheit zugaben wurde / lieber in Lateinischer als Teutscher Sprach thun wollte / weilen eben in diesem Stück under den Gelehrten heutiger Zeit underschiedliche Meinungen fürkommen / welche dem Teutschen Leser keinen Nutzen bringen. Mein fürnembster Zweck aber ist gewesen / die Kräuter hin und wider etwas genawer zu beschreiben / auch dero Temperament / Tugend und Würckungen auff eine neue Art an den Tag zu geben / mithin auch über etliche hundert frische Kräuter-figuren beyzufügen / und aller Orten schöne und leichte Zubereitungen allerley nutzlicher Artzney-mittlen auff die Bahn zu bringen / damit sonderlich die auff dem Land wohnende / von Medicis und Apoteckeren entfernte Krancke und Presthaffte arme Leuch einige Hülff / Nutzen / und Trost darinnen finden möchten; wie denn dergleichen Personen auch Menschen sind / hiemit einem ohn-interressierten Medico eben so wol / als die Reichen / zu erbarmen stehn / dergestalten daß / wo man nicht gleich bey ihnen seyn kan / wenn sie etwan kranck werden / man dennoch eine solche Sache ihnen nicht mißgönne / darauß sie zuweilen sich einige Hülffe schaffen mögen / biß der ordenliche Medicus gegenwärtig seyn kan. Will man sagen / daß dergleichen Arbeit denen Wundärtzten / oder auch den Marckischreyeren und Vieh-ärtzten Anlaß gebe zu Vermehrung ihrer gesuchten Practic, so muß ich zwar gestehen / daß solches eben offt wol geschehen könne / oder zu geschehen pflege. Wenn aber ein Fürst oder Magistrat dergleichen Stümpel-ärtzt in ihrem Land dulden und leiden mag / so zweiffle ich / ob mit Undertruckung dieser Teutschen Arbeit solcher Leuthen ungeschicktes Handwerck werde darnider ligen / zumahlen da sie / in Ermanglung ordenlicher Artzney-mittlen / eben offt den kurtzen Weg (wie sie zu sagen pflegen) in Heilung der Kranckheiten fürnehmen / und mit allerhand Segen-sprechereyen dein Patienten auff die Füsse zu helffen kein bedencken tragen. Dessen aber allen ungeacht / wenn ich in solcher meiner Arbeit / welche mich offt saur genug ankommen / einen groben Fehler begangen / so will ich alle diejenigen Herren Medicos, welche sich durch offenbahrung allerhand vermeinten, Geheimnussen offendieret oder scandalisieret befinden / hiemit willig umb Verzeihung gebetten / beneben aber zugleich versprochen haben / anjetzo einiges Lateinisches Werck zu verfertigen / welches sie etwan besser contentieren möchte / aller massen ich auch grösseren Lust zu demselbigen bezeuge / und wo ich nicht durch vielfältiges bitten zu verfertigung dieses Kräuter-buchs wäre gemüssiget worden / ich es in Warheit von mir selbsten nicht wurde underfangen haben. Lebe wol. Des Verlegers Zugab an den Leser. ZU Außfüllung dieses Blats / hab ich dem geneigten Leser mit wenigem andeuten wollen / was mich veranlasset hat / dieses Werck in meinem Verlag zum Druck zu beförderen / als wüsse derselbe / daß vor Jahren / auff Absterben Herren Doctor Verzasche / alle Exemplar so noch von der ersten Edition dieses Kräuter-Buchs vorhanden gewesen / zusampt den Kräuterstöcken an mich erkaufft habe. Weilen aber dieses Werck schon vor einigen Jahren gantz auffgangen ist / und selbiges seither / so wohl von Außländischen als Einheimischen Persohnen starck desiderirt, als bin bewegen worden / solches dem jetzmahligen Auctori, Herren Theodor Zwinger / der Artzney weltberühmten Doctori, zu verbesseren und zu vermehren zu übergeben / wie er denn selbiges umb die helffte und mit noch sehr vielen nutzlichen Kräuter-Figuren vermehret und verbesseret / auch in eine gantz newe Manier und bessere Ordnung gebracht hat / wie solches der geneigte Leser im durchgehen selbsten sehen wird.
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CARMINA GRATVLATORIA In THEATRVM BOTANICVM Clarißimi Viri DN. THEODORI ZVINGERL, Phil. & Med. Doct. atque in Acad. Basil. Phys. Profess. Acad. Natur. Cur. Collegae Dict. Aristorelis. Fusa à FAVTORBVS, COLLEGIS ET AMICIS.
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I. QVi Librum, Zvingere, tuum legit, ambigit, an Tu Plus herbis, an plus debeat herba Tibi. Virturem herbarum dum Libri nos docet Auctor; Viturem Auctoris quaelibet herba docet. JOH. RVD. BECKII, Philos. & Med. Doct. Logices in Acad. Basil. Profess. II. QVot stirpes capit iste liber? quot cernimus herbas? Scilicet hîc orbis totius hortus adest. Inter tot plantas mundi veterisque novique, Stirps, at quàm salubris! non numerata tibi est. Floruit haec patrio plus quàm ter dena Lyceo Lustra, & non uno germine floret adhuc. Vah! quot corporibus tulit aegris ista salutem? Vah! quoties animis certa medela fuit? Cùm nil praetereas, stirpem cur praeteris istam? AEdibus illa tamen crescit, Amice, tuis. Quàm fallor! docet usque liber quod abesse putabam: Vires Zvingeriae stirpis ubique refert. Cognato & Collegae conjunctiss. p. SAMVEL WERENFELSIVS, Eloq. in Acad. Pat. Prof. III. In Botanicum Ingentis & laboris & eruditionis OPVS Exellentißimi & Celeberrimi ZVINGERI Ode cum Epigrammate A. INlustres Academias & inter Micat Rauraca: Rauracos Atlantes Inter, ceu Medicis vetusta laus est: ZVINGERI medicos ut inter exstant:
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ZINGERUS proavos ut inter iste Micat nec minimus nec imus, omneis: Inter sic etiam VIRI labores Hoc dextra micat improbâ volumen Congestum, canit hyssopotenus quo A cedro vegetos olusculorum Mores, gesta, genus, locum, ruinas: Et, cistâ veluti feras Noachus, A Letho frutices libro recondit Facundè, nitidè, decenter, aptè, Ut supra nihil, ut nihil supra sit. Nunc cantent alii, quid iste doctis, Iste quid Medicis, quid iste cunctis Sit fructûs, liber, optimi daturus, Et laudis meritae suo satori: Poetae faciant, Cameana, Apollo! Hi namque & memorant, & ista possunt. Nemus, gramina, & herbulas locutas Audivi, referam, referre fas sit! Dixerunt hederae, chorum trahentes: Lambemus foliis Viri venustis Limen. Pòst rutilo rosa, haud morae, ore: Sternam, quo graditur frequente, callem. Passim; mollis amaracus ferebat; Illi melleolos refundam odores. Et quartum abrotanum tacere nevult; AEternùm faciam Virum viere. Nepenthe sequitur, piumque moly: Pestes, tristitias, malos dolores Depulsos dabimus: deinde multa Jasminum, ricinus, ligustra, myrtus Dudaim, violae, alcamilla, caltha. Sed verbosior, atque facta laurus Ipsa le crepitantior crepante, Non ulli pietate, ait, secunda Exornabo Virum frequente plexu Baccis pendula gemmeis; quid ultra? In Daphnen rediens, olus, venustam Scito pectore, candidis lacertis Constringam: meus est, meus manebit! Haec laurus, Stupui novas loquelas, Quas nunquam Pliniis, Dioscorisve, Theophrasticulis, Tragis, Tabernae- Montanis, atavis oluscularIs Suae tam citò plantulae dedissent! Applausi attonitis, (amica palma Inclinata suae per aeva palmae:) His, inquam meritis rependet AEther, Tyche, Pheme, Hygiia mille mella! Nobis si faveant, dabunt faventes ZVINGERI similes habere centum! B. HEROUM. PERIISSE. GENUS. FUGE. CREDERE. LECTOR. ZVINGERUM. HEROEM. SEXTUPLA. CAUSA. VOCAT. FORMA. STATURA. ADGNOMEN. VIRTUS. FAMA. LABORQUE. PULCHRA. PROCERA. DOMANS. ENTHEA. CLARA. GRAVIS. GOTTHARDI HEIDEGGERI.
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IV. VIta hominum misera est, & tristibus anxia morbis, Mole suâ fragili frangitur at??? ruit. Tot premitur morbis, quos qui comprêndere vellet, Icariae numerum dicere vellet aquae. Non aetas hominum, non sexus tutus ab omni Vllus tam saevo lethifero??? malo. Scilicet infamis contracta subjicit huicce malo. Non hîc divitiae, non aeris acerus & auri Immunem quemquam praestat ab hocce malo Larga tamen pietas ejus, qui cuncta tuetur, È cujus pendet nostra favore salus. Prospexit miseris, miserum??? miserta creavit, Qui mediâ scirent arte levare malum Quos inter clarum nomen ZVINGERE faterit Jure tuum, haud gentis gloria parva tuae. Quem hactenus ingenii vires coluisse per artes Solertis vegetas juvit Apollineas. Haud pridem edideras celebrem doctum??? Libellum, SECURI ac PROMPTI sub titulo MEDICI. Nunc varias monstras distinctas floribus herbas Quid??? Machaoniâ succus in arte queat. Vive, vige??? diu sapienter in arte docendo Ac operae fructus edere perge tuae. Post TE victurae, per TE sic vivere chartae Incipient, nomen sparge & in Orbe tuum. M. EMANUEL BLEYENSTENIUS. S. M. C. Et P. G. Basil. V. HErbarum variis impleta volumina formis, Saepeque serpentis pharmaca certa mali, Auctaque tot rursùs clarorum cura virorum, Et meliore datas ordine nuper opes, Magnum opus omninò, totus mirabitur orbis, Cùm doctas avido volverit ore schedas. Ast etiam meliore datas hoc ordine gazas, Auctaque clarorum tot modo cura virûm, Nec tentata semel varii medicamina morbi, Et quae plantarum quamque figura notet, Quamvis maximum opus, nullus mirabitur orbis, ZVINGERI nomen cùm leget in titulo. Zu Teutsch. DIeses Buch / in dem man sihet abgebildet jedes Kraut / Und die Kräfften / die darauß wider böse Seuchen fliessen / Worin grosser Männer Arbeit in der Welt vermehrt wird lauf / Und in neuem Ordnungs-reyen werden solche Schäß geschaut / Wird ja / als ein grosses Werck / alle Welt bewundern müssen / Wenn sie wird darüber hin ihre Augen lassen schiessen. Doch auch diese neue Ordnung / in der dieses Buch man schauf / Das mit vieler Müh vermehrt in die Welt man läßt außgehen / Daß man Mittel lernt / vor welchem auch dem Todt schier selbsten graut / Die Beschreibung / und die Bildnuß / die zukommet jedem Kraut / Ist zwar trefflich viel / doch wird keine Wunderung geschehen / Wenn man nur den ZWINGERS Nahm in dem Titulblat wird sehen. PHILIPPUS ADAM. Brucker. / SS. Th. St. Basil.
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Das Erste Buch
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Der Kräutern / So da handlet Von den Baum- und Stand-Gewächsen.

CAPUT I.
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Namen. APffelbaum heißt Griechisch [Greek words]. Lateinisch / Malus, Pomus. Italiänisch / Melo, Pomaro. Frantzösisch / Pommier. Spanisch / Manzano. Englisch / Apple-tree. Dänisch / Abildtroe / Ebletroe. Niderländisch / Appelboom. Apffel nennet man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malum, Pomum. Italiänisch / Mela, Pomo. Frantzösisch / Pomme. Spanisch / Manzana. Englisch / Apple. Dänisch / Abild / Eble. Niderländisch / Appel. Gestalt. Der Apffelbaum ist männiglich bekannt / er wachßt auß einem einigen Stamme / wie andere grosse Bäume / mit vielen sich weit außbreitenden ästen / 2. biß 3. Manns-höhe Seine Rinden ist zimlich glatt / dick / außwendig aschen-farb / und bißweilen mit Mooß umbhänget / inwendig gelb / auß welcher ein gelbe Farb gemacht wird / so man sie mit Wasser und Alaun siedet. Die Blätter sind etwas rund und länglicht / zuweilen ein wenig außgespitzt / und an dem Umbkreiß etwas zerkerfft; Fallen gleich bey Anfang des Winters von den Bäumen / und kommen in dem Mäy des folgenden Frühlings frisch wider hervor. Dieser Baum blühet ins gemein im Lentzen mit einer weissen / oder auch leibfarben nicht unlieblich riechenden Blume / welsche auß fünff Blättlein bestehet / und oben auff der Frucht sitzet. Er hat wenig Wurtzeln / die da nicht tieff stecken / sondern hoch under der Erden herkriechen. Herr Wolffgang Jacob Dümler berichtet in seinem Baum- und Obs-Garten / wenn man zwey Reiser / eines von süssen / das ander von sawren Apfflen genommen / subtil von einander spaltet / und sawr und süß zusammen bindet / also daß eines Zweiges Rinden die andere berühret / so werdendie Aepffel halb süß / halb sawr. Und auff solche weise kan man mit vier unterschiedlichen Zweigen viererley Geschmack in einen Apffel bringen. Solche Zweiglein aber müssen in gut Erdreich gesetzet werden. Also kan man durch allerhand Künste vielerley Art Aepffel zuwegenbringen / sonderlich aber durch impffen und pfropffen / denn so man zum Exempel die geschnittene Peltzreiß vor dem impffen in frisch Hecht-blut unten eintuncket / oder so man sie auff einen gestüm̅leten Erlen-stock stecket / sollen die Früchte davon roth werden. Wenn man aber hingegen diese Reiser auff sawre oder wilde Biren-bäume / oder auff Quitten stauden / und Kästen-bäume gantz nidrig peltzet / wird das Obs goldgelb / oder kästen-farb / und zeitiget allererst in dem Weinmonat. Ein Apffel- und Birnz-weig jeden subtil von einander gespalten / auch so es seyn kan / die äuglein zusammen geschnaitet / und beyderley G???ttung fest zusammen gebunden / mit vermengtem Wachs und Gummi genaw verstrichen daß kein Wasser dazwischen dringen mag / und also auff einen Peltz-stock geimpffet / so [2] gewinnet die Frucht zugleich Apffel und Birn Gestalt und Geschmack. Wenn der Apffelbaum seine Früchte bald / und zwar / ehe sie zeitig werden / abwirffet / mag man zu den grossen Wurtzeln raumen / bieselben auffspalten / etliche wenig Steinlein darein stecken / so behalt er die Frucht biß zur Zeitigung. Geschlecht. Die Frucht des Apffels ist nur eines Geschlechts: Aber der Gestalt / Grösse / Geschmack / Farb / und der Zeit ihrer Zeitigung nach / ist sie so mancherley / daß man solche Gattungen alle schwerlich er zehlen kan. Der Gestalt nach / findet man etliche Apffel rund / andere zusammen gebogen / oder auch eckicht. Der Grösse nach sind etwelche groß / andere klein oder mittelmäßig. Etliche sind mit einer gantz rothen / andere mit halbrother oder striemichter / andere widerumb mit einer bleichen / gelb- oder grünlichten Haut über zogen. Unter dieser Haut sitzet das gemeiniglich weisse / bißweilen auch in etlichen Gattungen rothe Fleisch / welches in der unzeitigen frucht hart ist / und einen herben / rohen / zusammenziehenden / in der zeitigen aber einen weichen / und milten Safft haltet / der / gleich in allen dergleichen safftigen grossen Früchten / in kleinen häutichten dünnen Hülßlein also eingeschlossen ist / daß er nicht zusammen rinnen kan. Wenn nun solcher Safft dem Geschmack nach veränderlich / also findet man auch süsse / sawre / halb sawrlichte / weinichte Aepffel. Die wilden Aepffelbäum / so in den Wäldern zu wachsen pflegen / haben allesambt einen rohen / herben Safft und Geschmack. Die Auctores Horti Malabarici beschreiben in dem ersten Theil desselben etliche Aepffelbäume / deren Früchte gantz bitter sind. Der Zeit nach gibt es frühe und späte Aepffel. Die frühen werden zu End des Heumonats / und Anfang des Augsten reiff; die späten aber erreichen vor mitte des Herbsts- und Anfang des Wein-monats ihre Zeitigung nicht. So ist auch ein grosser Unterscheid zu machen zwischen den Aepffeln welche bald faulen / oder lind und teig werden / deren innerlicher Safft ziemlich dünn / wassericht / und bald in eine Jäsung gerathet / dadurch er scharfflicht wird / die zarten hautichten Bläßlein / in denen er eingeschlössen war / zerbeißt / und in eine Fäulung bringet: und zwischen denen / welche sich nicht nur den Winter über / sondern gantze Jahr halten lassen / deren innerlicher geistreicher Safft / wenn er schon in eine Jäsung gerathet / dennoch dadurch nicht scharff und sawrlicht / sondern vielmehr milt / süßlicht und anmuthig wird / hiemit seine Bläßlein unangetastet lasset. Ein jeder Apffel hanget an seinem besondern Stiel / welches in ein Grüblein zu underst an demselben gehet / ja dieses Stielein theilet seine zäserichten Fibren durch den gantzen Apffel hinauß / damit der Nahrungssafft dadurch über all in die Frucht einfliessen / und eingetrieben werden könne. Oben auff dem Apffel ist ein ander Grüblein / auff welchem das Blümlein desselben gestanden / dessen außgedörrtes Hülßlein gemeinlich biß zur Zeitigung der Frucht verbleibet. Mitten im Apffel sitzen die Samen-körnlein / und zwar ein jedes mit einem besondern mit hartlichter Haut umbgebenen Häußlein; bißweilen werden auch zwey in einem Häußlein gefunden. Solcher Same ist bey unzeitiger Frucht weiß / oder grünlicht; wenn aber die Frucht zeitig / ist er braunschwartz: Alle diese Samen sind an der seiten / da sie gegen dem Stielein sich wenden / flach / auff der andern seiten aber spitz; und wenn man sie auffschneidet / werden sie inwendig weiß erscheinen / haben auch einen süßlichten Geschmack. Der Apffelbaum wachßt gern in temperirtem Erdreich / da es weder zu trocken / noch zu heiß / oder allzu feucht und kalt. Dannenhero er in Italien / Indien / Africa / und dergleichen heissen Ländern sehr rar ist; Ja auch selten in denen an dem Meer ligenden Orten angetroffen wird. In den Wäldern wird er hin und wider gefunden / und unter die wilde Art solches Baums gezehlet / wenn aber solcher wilde Baum in den Gärten geimpffet oder gepfropffet wird / entsprosset darauß eine zahme und zur Speiß wol dienliche Frucht. Darum auch ihro viel glauben / daß anfänglich alle solche Bäum eine wilde Natur gehabt haben. Zwey Gattungen Aepffel finden sich / welche unter die gemeine Aepffelbäume in einem wolbestellten Baumgarten nicht können gepflantzet werden / als da sind die Paradeiß - und Zwerch-äpfflelein / denn die Bäumlein sind nicht groß / sondern klein und nidrig / welche einen schlechten Raum erfordern: derohalben sie gar wol an die Gebäu oder gar in die Winckel gesetzet werden können / wenn sie nur guten Grund haben / und derselbige fleißig umgehacket / auch mit erfaultem Rinder-mist getünget wird / denn im Graß tragen sie wenig oder gar keine Frucht / am tauglichsten sind sie zu den Obs-gehägen. Der Paradeiß-äpffeln sind zweyerley / roth und weisse / die Früchte zeitigen gar bald. Die Stämme dörffen keines peltzens / sondern kommen entweder von dem Samen / als von Kernen / oder von den Beyschossen auff / und tragen wol im dritten Jahr nach der Versetzung: Die Beyschosse erzeigen sich an diesem Bäumlein gar häuffig / und weil sie dem Stam̅ / wie auch den Früchten den Safft benehmen / so müssen sie zeitlich weggeschnitten / und zu zeiten nur eines zu versetzen gelassen werden: nach dem die rothen an der Sonnen stehen / so färben sie sich desto besser. Die Zwerch-äpffel gleichen den weissen Paradeiß-äpffeln / aber das Stäm̅lein ist geringer / und erfordert mit den Paradeiß-äpffelein gleiche Pfleg und Wart. Johannes Bauhinus tom I. hist. plantar. univers. lib. 1. cap. 1. stellet über die sechtzig Arten der Aepffeln mit ihren Figuren für / welche meistentheils umb das Bollerbad im Würtemberger Gebiet wachsen / un̅ daher viel von ihme in dem Fürstlichen Mümpelgardisehen Lustgarten gepftantzet worden. Valerius Cordus lib. 3. plantar. hist. cap. 10. beschreibet mehr als dreißig Geschlecht. Die mancherley Gattungen der Aepffeln / so bey unsern zeiten in Teuschland gefunden werden / hat Hr. Wolffgang Jacob Dümler in dem 2. Theil seines Baums- und Obs-Gartens im 1. Cap. wie auch Herr Joh. Sigismund Eltzholtz in seinem Underricht von dem Garten-Bau / dem Alfabet nach also verzeichnet:
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Und wer wollte wol alle Gattungen der Aepffeln erzehlen können? Zumalen bald ein jedes Land sonderbare Namen solchen Früchten gibet. Neben dem / so entstehen bald täglich durch neue Zweigungen und pfropffen neue Arten deroselben / welche so wol dem Geschmack / als der Farb nach / sich mercklich verändern. In vielen Gärten allhier werdenheut zu tag an statt der Rosen-standen / oder St. Johannstrauben-stöcken Zwerchbäume gepflantzet / welche man nicht höherals Manns-länge lässet auffwachsen: Solche tragen allerhand Aepffel und Birn / groß und klein / offt in ziemblicher Menge-Under diesen aber treffen sonderbarlich vor die so genannten Pommes d’Apis, welche eine Art Carpannier oder Court-pendus sind / aber gantz klein / zeitigen erst zu End des Herbst-monats / und Anfang des Weinmonats / halten sich aber hernach ein gantz Jahr; sie sind rund / etwas nidrig / dem Geschmack nach sehr lieblich und angenehm / wie die Carpannier; An der Farb sind sie zweyerley / denn es gibt der weissen oder bleichen- und der blutrothen / welche nicht ringsherum / [4] sondernnur an dem dritten oder vierten theil ihres Umbkreises / eine anmuthige hochrothe Farbe haben. Man muß sie etwas zeit ligen lassen / weilen sie hart an dem Fleisch sind / und also nicht gleich mit Lust können genossen werden. Sonsten haltet man allhier zu Basel auch viel auff denen also genannten Grunacheräffeln / welche zweyerley / nemblich edle und gemeine. Sie haben ein grün-bleiche Farbe / sind ablang / auch eines süß sawrlichten Geschmacks / und halten sich den gantzen Winter: man isset sie nicht bald roh / sondern brauchet sie gekocht zur Speiß bey gesunden und kranckë. Ausser denen sind die Borstorffer un̅ Carpan̅ier nicht nur zur speiß / sondern auch zur Artzney sehr gut un̅ nutzlich. Dene̅ folgen in der Lieblichkeit nach die Rambur / welche groß / rund / und ein so delicates anmuthiges weiches Fleisch haben / daß sie in dem Mund gleichsam zerschmeltzen. Dannenher sie auch schwerlich über den Herbst mögen vor der Fäulung erhalten werden. Nach denen folgen die Passepommes, welche in der form der Birn von mittelmäßiger Grösse / sehr lieblich an dem Geschmack sind / aber auch bald faulen. So sind auch die kleine Paradeißäpffel / welche am allerersten zeitig werden / eines überauß süssen Geschmacks / an dem Fleisch zart / von Farben ins gemein weiß; lassen sich auch nicht lang halten. Suetonius schreibet in dem Leben des Käysers Domitiani, dieweilen er bey dem Im̅ismahl sich der Speisen zur Sattsamkeit bediente / habe er bey dem Nachtessen selten mehr als einen Martianischen Apffel und ein Trüncklein Weins zu sich genommen. Adamus Olearius in dem 3. Buchseiner Persianischen Reißbeschreibung am 2. Cap. vermeldet / man finde in Moscaw eine Art der Aepffeln / welche so zart und weiß von Fleisch seye / daß man in denselbigen / wenn man sie gegen die Sonne haltet / die Kernen sehen könne / sie sind am Geschmack lieblich / halten sich aber wegen ihrer überflüßigen Feuchtigkeit nicht so lang als die Aepffel in Teutschland. Der Indianische Apffelwachst auff einem Baum / welcher sich dem Quittenbaum vergleichet / die Blätter sind etwas grösser und länger als an unserm Apffelbaum / auch sattgrün und bitter am Geschmack: traget kleine Blümlein mit fünff weiß-röthlichten Blättlein / keines sonderlichen Geruchs / doch lieblich anzuschauen / und am Geschmack wie Saurampffer / die Apffel-frucht ist longlicht / gelb und gleichsam in mehr theil getheilet mit Grüblein / die ein wenig tieff hinein gehen / und die Frucht zieren; In der mitte hat sie kleinen Samen / welcher wegen seiner lieblichen Säure anmuthig zu essen ist. Dieser Indianische Apffel / wachßt in Malabar / Canaria un̅ Malajo / wird von den Einwohnern Carambolas / Camarox / Carabeli un̅ Bolunba genennet. Er wird mit Zucker eingemacht / auch fast sehr in der Artzney und Speiß gebraucht. Die reiffen Aepffel werden in hitzigen Fiebern gegeben. Die Canarier vermengen ihren Safft mit andern Artzneyen / so daselbst wachsen / und machen eine Farb darauß / damit sie die Flecken der Augen vertreiben. Christophorus à Costa in Libr. Arom. Cap. 47. vermeldet ferners / daß er eine Wehmutter oder Hebam̅ in Indien gekannt / welche diese Frucht gedörrt und gepülvert / mit Bettele-blättern gebraucht habe / die Nachgeburt und todte Frucht ab zutreiben. Jacobus Bontius Lib. 6. Hist. Natural. & Medic. Cap. 2. ist der Meinung / daß man solche Frucht billich unter die gesundeste in gantz Indien zehlen solle. Auß dem frischen Safft wird ein Syrup gemacht / so die Indianer für die rothe Ruhr / hitzige Fieber / und andere von der Gall herrührende Kranckheiten gebrauchen: sie vermischen auch unter diesen Safft ein wenig Rosen-honig / machen darauß ein Gurgelwasser für die inwendige Geschwulst des Halses / und den anfang der Bräune. Zu den Indianischen Apffeln wird auch dasjenige Obs gezehlet / welches vorgemelter Christophorus à Costa in Lib. Aromat. c. 12. und Bernhardus Paludanus annotat. ad Linschot. part. 3. cap. 13. also beschreibet: In Malacca ist ein Obs / eines so lieblichen Geschmacks / daß es alles Obs / so in Malacca und Indien wachst / welches doch viel und gut ist / weit übertrifft. Dieses Obs wird in Malayo der Landschafft / darinnen es herfür kom̅t / Duryaven / und die Blüt Buäa / der Baum aber Batan genannt. Er ist ein sehr grosser Baum von festem und dickem Holtz / mit einer grauen Rinden umb geben / hat viel äste / und traget über die massen viel Früchte. Die Blüth ist auß dem weissen gelb. Die Blätter sind einer halben Spannen lang / 2. oder 3. Finger breit / rings herumb ein wenig zerkerbt / außwendig bleichgrün / inwendig gar dunckelgrün / oder daß es sich ein wenig nach dunckelgrün zeucht. Die Frucht ist in der Grösse der Melonen / mit einer harten Schalen bekleidet / welche viel kleine / dicke und harte Stacheln hat / außwendig grün und mit Strichlein wie die Melonen gestaltet / man sihet innwendig vier Falten oder Fach in die Länge / in welchem auch drey oder vier Früchte ligen / weiß wie Milch / in der Grosse der Hünereyer / lieblich am Geschmack und Geruch / als die berühmte Speiß / so die Spanier von Reiß und Kaphanen-brüsten mit Rosen-wasser bey ihren köstlichen Gastereyen zurichten. Welche aber inwendig gelb und nicht weiß scheinen / die sind durch den bösen Lufft oder das Regen-wetter verdorret und verfaulet. Man haltet diese für die beste / die allein drey Früchte in den Fachen / und nach diesen / so 4. haben; die aber 5. in sich halten / sind nicht gut / wie auch die auffgerissene und gekerbte. Es sind auch selten mehr als 20. Früchte in einem Apffel / und in einer jeglichen Frucht ist ein Kern / dem Pfersichkernen nicht ungleich / aber etwas langlichter / und nicht so süß am Geschmack / sie machen den Halß rauch wie unzeitige Mespeln / darumb sie auch nicht geessen werden. Die Frucht ist warm und feucht / welche sie essen wollen / müssen sie erstlich mit den Früssen auff der Erden waltzen und sänffliglich tretten / damit die Stacheln / so darinnen sind / zerbrochen werden. Die solches Obs zuvor nicht geessen haben / und erstlich eines auffmachen / bekommen einen Geruch in die Nasen / wie von verfaulten Zwiebeln / wenn sie es aber versucht / achten sie es für andern Speisen lieblich und gut seyn / am Geschmack und Ge [5] ruch. Es wird von den Inwohnern in solchem Werth gehalten / daß sie sagen / man könne sich dessen nicht ersättigen / derhalben geben sie ihme herrliche Namen / machen und schreiben Reimen darvon / und halten es in hohen Ehren / wiewol es überflüßig in Malacca wachset / und das Stuck nicht über vier Malundis kostet / sonderlich im Brach-Hew- und Augst-monat / denn zu andern Jahrzeiten wird der Kauff desselben gesteigert. Allhier ist zu mercken / eine seltzame und Augst-monat / denn zu andern Jahrzeiten wird der Kauff desselben gesteigert. Allhier ist zu mercken / eine seltzame und wunderbarliche Widerwertigkeit oder natürliche Feindschafft zwischen den Duryoen und den Blätteren Bettele / welche in der wahrheit so groß / daß wenn ein gantzes Schiff oder Gewölb voll Duryoen / und nur etliche Blätter Bettele auch darinnen wären / die Duryoen alle verfaulen und verderben wurden / auch wenn man durch überflüßig essen der Duryoen-äpffel den Magen beschweret oder entzündet hat / legt man nur ein Blättlein Bettele auff das Hertz-grüblein / so wird die Geschwulst von stund an nachlassen: deßgleichen wenn man nach dem überflüßigen essen dieser Frucht auch etliche Blätter Bettele einnim̅t / kan sie keinen Schaden zufügen: dieweil denn diese Frucht so lieblich und angenehm schmecket / sagen die Indianer Sprüchworts-weise / man könne sich der Duryoen-äpffeln nicht satt essen. Under die frembden Aepffelbäum zehlet Guilielmus Piso lib. 5. Histor. Natural. & Medic. cap. 18. den Ost-Indianischen Baum Ahoay / und vermeldet / daß dessen zweyerley Geschlecht / der grosse und kleine Ahoay / auch solche beyde nicht allein in der Grösse des Baums / sondern auch der Früchte underschieden seyen. Denn die Früchte des kleineren sind kaum so groß als eine Haselnuß / deren sie auch in vielen Stücken gleich sihet: des grösseren seine aber fallen grösser als die Kastanien / und auffdreyeckichte Figur auß. Beyde werden nur in weit abgelegenen Wäldern gefunden. Der Baum hat Blätter / welche drey oder vier Finger lang / und zwey Finger breit / auch dem Laube unserer Aepffelbäumen nicht ungleich / und das gantze Jahr über grünen. Die Rinde ist weißlicht. Auß den abgeschnittenen Zweigen dringt ein weisser der Milch sich vergleichender Safft / aber daneben von dem Holtze ein so garstiger Gestanck herauß / daß mans auch nicht einmahl zum Feuer gebrauchen darff / gestaltsam man nie erfahren / daß die Barbarn oder Wilden es ihrem Brennholtz eingeschlichtet hätten. Es haben diese Völcker schon offtmahls / wenn man von ihnen begehrt / daß sie die Früchte beyderley Geschlechte dieses Baums weisen solten / sich dessen geweigert / besorgende / man möchte ihnen dieses Confect selbsten einmahl beybringen. Denn / weil noch biß auff den heutigen tag kein stärckers Gifft / als der Kern dieser Frucht angetroffen worden / meinen sie / dieses geheime Stücklein gebühre nur ihnen allein zu wissen / damit sie desto sicherer ihre teuffelische Meuchel-mördereyen üben können: angemerckt / sie solche klein pulverisieren oder zu Pulver stossen / als denn auff mancherley arglistige weise zurichten / und heimlich einem / den sie gern unsterblich machen wollen / under die Speisen oder in den Taback mischen können / auff daß das Gifft schneller oder langsamer würcken möge / nach dem es ihnen beliebt: Den̅ ungefehr nur ein Scrupel / oder 20. gran davon / weniger oder minder / in den Mund genommen / kan leichtlich schwerere Zufälle erregen weder einiges anderes Gifft. Ja es ist so streng und boßhafft / daß man noch biß auff den heutigen tag kein besonderes Gegengiffe darwider finden können / und der Mensch / wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht anschlagen wollen / noch desto geschwinder daran erticken muß. Die Wilden gebrauchen die Schalen dieser Gifft-nüsse / weilen sie sehr hart sind / und klingen / für Schellen und Glöcklein / meistens aber beym Tantze / tragen sie sie umb die Arm und Schenckel zum Zierrath. Die Nüsse werden von ihnen an baumwollene Riemen biß zum Gebrauch verwarlich beygelegt. Von den jenigen Aepffeln / welche umb die durch das Feur des Himmels zerstörte Stätte Sodoma un̅ Gomorra gefunden werden / hat zu seiner zeit Julius Solinus in Polyhist. cap. 35. also geschrieben: Ob wol dieser Apffel ein Gestalt der Zeitigung hat / kan man ihn doch nicht essen / denn die eusserste Haut begreifft allein viel Ruß und Aschen in sich / welche / so man sie nur ein wenig anrührt / wird dieser Apffel zu einem Pulver / so wie ein Rauch davon fleugt. Eigenschafft. Weilen der Aepffeln mancherley / als haben sie underschiedliche Eigenschafften. Ins gemein pflegt man sie in wilde und zahme / reiffe und unreiffe / abzutheilen. Alle wilden und unreiffen Aepffel haben einen sauren und ungejohrenen Safft in sich / der von dem immer durch-strahlendem Himmels-feuer noch nicht genugsam erdünneret / versüsset / und subtiler gemacht ist. Der zahmen und reiffen Aepffel aber sind viererley Art / Insipida, oder Ungeschmackte / welche auß vielen wasserichten / hingegen gar wenig schwefel- und saltzichten flüchtigen theilchen bestehen / und also schlechte Krafft haben / auch geschwind indem Leib selbsten faulen / und schädliche Durchbrüch erwecken können. Saure / welche entweder scharff-saur / und also ein scharffes durchschneidendes saures Saltz / mit gar wenigen schwefelichten Theilchen in ihrem Safft haben / dadurch sie das Geblüt und andere Feuchtigkeiten unsers Leibs erdickern / schärffen / hiemit allerhand schädliche Verstopffungen / wie auch Grimmen / Magenwehe / und dergleichen verursachen können: Dannenhero solche Aepffel nicht rohe müssen geessen werden; sondern sie sind besser / so man sie kochet / bratet oder backet / umb so viel desto mehr / wenn sie zuvor eine zeitlang wol abgelegen; Denn durch das Feur / als ein schnell-bewegliches durchdringendes Wesen / werden die scharff-sauren Theilchen deroselben zerrissen / zerkerbet / und also kleiner / feiner und reiffer / daß sie demnach ohne Schaden mögen zur Speise genossen werden. Oder die Sauren Aepffel haben eine gemäßigte Säure / deren saltzichte Theilchen dünner und flüchtiger / auch mit mehreren schwefelichten vergesellschafftet; Dannenhero solche moderirte Säure nicht zu verwerffen / sondern wie sie anmuthig ist / also [6] kan sie auch zu Verdäuung der speisen nicht undienlich seyn. Süsse / welcher Safft auß vielen schwefelichten Theilchen / wenigeren saltzicht-sauren bestehet / hiemit geistreicher / und so wohl zur Speiß als Artzney kräfftiger ist: Dergleichen Aepffel / wenn sie zu gleich einen anmuthigen Geruch haben / werden redolentia, wohlriechend genennet. Endlich sind die mittlere Gattung Aepffel / welche zwischen saur und süß / eine mittlere Natur und Eigenschafft haben: werden Weinichte von etlichen genennet / dieweilen dero Safft mit dem Trauben-safft bey nahem gleiche Natur hat. Die Alten haben gepflegt zu sagen / die sauren Aepffel seyen fast kalter und irrdischer Eigenschafft: die süssen neigen sich etwas zur Wärme / und die weinichten seyen mittleres Natur. Gebrauch. Die besten Aepffel / die man nur auß den Händen wohl zeitig essen mag / sind folgende / nemlich die Borßdörffer / Ribauen oder Rund-äpffel / Quitten-äpffel / Rosen-äpffel Klapper-äpffel / See-äpffel / Wein-äpffel / Carpender oder Carpannier / Paradieß-äpffel / Pommes d’Apis, Reinetten / Calviler. Ein halb Quintlein gestossenen Weyrauch in ein süssen Apffel gethan / ihne in der Aschen braten lassen / und hernach genossen / ist eine gute Artzney wider das Brustgeschwär / (Brustgeschwär.) oder Seitenstechen / macht solches / oder Seitenstechen / macht solches (Seitenstechen.) zeitigen und außwerffen: doch solle zuvor auff dem Arm der schmertzhafften Seiten eine Ader geöffnet werden. Wiewohl der Aepffeln mancherley Geschlecht sind / soll man doch fürnemlich die Blüth von sauren Aepffelbäumen samlen / und destilliren. Dieses Wasser dienet wohl (Gifftige Blatteren. Angesicht lauter zu machen.) die Hitz der schwartzen gifftigen Hundesblatern zu löschen / daß sie nicht also umb sich fressen. Das Angesicht damit öffters gewaschen / und wider trocknen lassen / macht es lauter / und vertreibt die Masen und Flecken / wie Herr Agerius berichtet: wenn man ein wenig Mercurii dulcis darinnen verlasset / so dienet es noch besser. Unter den Aepffeln loben ihrer viel die Callwiler / welche so wohl in-als außwendig roth sind / und bey dem Nachtisch als ein delicar-essen auffgesetzet werden. Die Reinetten aber pflegt man mit Zucker auff gelindem Feur zu kochen / und vordem Mittag-essen (Stulgang befürdern. Galle dämpffen.) den Melancholischen zu Befürderung des Stulgangs / und Dämpffung der auffsteigenden Gallen / zu geben. Mesuë ein alter Arabischer Artzt / gedenckt in seinen Schrifften unter anderm eines gewissen Syrups / welcher nach dem Bericht des berühmten Ettmulleri, auß dem Safft der Borßdorffer-äpffeln / nach Quercetani Meinung aber auß dem Safft der Reinetten gemachet / und von dem Persianischen König Sapor, (welcher den Römischen Käyser Valerianum in einer Schlacht überwunden / gefangen / und so offt er zu Pferd steigen wolte / zu seinem Fußschämel gebrauchet) zu (Hertz zu stärcken. Miltzsucht.) Stärckung des Hertzens / und Abwendung der Miltzsucht und Melancholey getruncken worden. Dieser Syrup wird auff folgende weise beschrieben: Nim̅ des auß süssen Aepffeln / wie auch auß grünen Ochsen-zungen und Borretsch-kraut frisch außgepreßten Saffts / jedes anderthalb Pfund / außerlesene Senna-täschlein 4. Loth / Saffran 1. Quintl. die zerhackte Senna muß 24. stund in den zusammen gemängten Säfftern eingebeitzet / hernach ein biß zwey mahl auff dem Feur gantz heiß gemachet werden: Alsdenn seige den Safft / trucke ihne wohl auß / thue den in ein Bündlein gebundenen Saffran darein / vermische 2. Pf. des besten Zuckers damit / und koche es zu einem Syrup / wie Violen-syrup. Endlich aber muß das Bündlein Saffran darauß gehoben werden. Die sauren oder saurlichten Aepffel ins (Leibs-verstopffung.) gesampt eröffnen die Verstopffungen des Leibs / sonderlich so man sie mit ein wenig Rosinlein kochet; dienen auch den Patienten so übel nicht / wenn sie mit süssen Aepffeln vermenget werden. Alles rohe Obsaber / sonderlich wenn es noch frisch ist / zeuget gern Wind und Blähungen in dem Leib. Faule süsse Aepffel genommen / die Schelffe samt dem Samen und ihren Häußlein oder Hülßlein davon gethan / das übrige mit Baumöl zu einem Muß oder dicken Brey gekochet / und also warm über ein tuch (Fistulosische schädë.) gestrichen / und auff Fistulosische Schäden / da man zuvor Etzpulver auff das faule fleisch gelegt / applicirt, macht das corrodirte Fleisch und die Rüfen geschwind außfallen / reiniget zugleich das Geschwär wohl auß / zertheilet die durch viel etzen / oder sonsten entstandene (Brand.) Geschwulst / und verhindert den Brand. Eben dergleichen faule süsse Aepffel / mit Chamillen-öl / Saffran / zu einem dicken Muß gekochet / und also warm auff den (Seitensiechen.) schmertzhafften Ort in dem Seitenstechen gebunden / auch offt wider erfrischt / mag den Schmertzen stillen / die Entzündung und Stechen zertheilen / oder so es sich zu keiner (Brustgeschwär.) Zertheilung anlassen wollte / das Geschwär bald zeitigen und brechen. In Franckreich / wie auch anjetzo durchgehends / wird viel von denen Aepffeln gehalten / welche gar kurtze Stiel haben / und derowegen Curtipendula auff Latein / und Pommes de capendu, oder Court pendu auff Frantzösisch geheissen werden. Sie haben einen wohlschmäckenden / temperierten Safft in sich / und sind den Borßdörffer-äpffeln in Teutschland am Geschmack und Kräfften gleich / stärcken den Magen und das Hertz / deßwegen sie auch zu der köstlichen Alkermes-confection gebrauchet werden. Ein süsser Apffel unter heisser Aschen gebraten / und zwischen doppelte Tüchlein über (Schmertzë und Webetage der Augen.) die Augen geleget / stillet die Schmertzen und Wehetagen derselben. Ja wenn solcher Augenschmertzen von einer Wunden oder einem Schlag herkommet / ist folgendes Cataplasma oder dickes Pflaster gut befunden; Nim̅ 3. süsse Aepffel / zerhacke und koche sie in Rosen- und Augentrost-wasser / biß sie lind sind / trucke sie durch ein Tuch / und mische unter die dicke Brey annoch ein halb Loth Zucker / 15. gran Camffer / und 5. grpulverisirten Saffran / streichs zwischen ein doppelt zartes Tüchlein / und schlage offt warm über. Solches Mittel kan auch das [7] (Augentrüßlein.) harte Trüßlein auff den Augliedern / so die Artzt Grandinem nennen / und wie eine Linsen in dem Auglied ohne Schmertzen stecket / vertheilen und wegheben. (Brand vom Büchsen-pulver.) Zum Brand des Pulvers pflegt man einen süssen Apffel im Breiten-wegerich-wasser / biß er wol weich wird / zu sieden / darnach ihn mit Milch zu einem Muß oder dicken Brey gemacht / warm über den Schaden zu legen. Alle süssen Aepffel / sonderlich aber die so genannien Carpannier und Borßdorffer / (Miltzsucht.) sind in der Miltzsucht sehr dienstlich / dannenhero auch der auß dem außgepreßten und gejohrenen Safft solcher Aepffeln gemachte Wein sonderbarlich den Miltzsüchtigen nutzlich ist. Der Syrup aber / so auß diesem geläutertem Safft mit Zucker gekocht wird / wird sehr gerühmet in Schwachheiten des (Ohnmacht Hertzklopfë Bangigkeit. Traurigkeit.) Hertzens / Ohnmachten / Hertzklopffen / Bangigkeiten / welche von Traurigkeit und Kummer herrühren; offt davon löffel-weiß eingenommen. Wenn man aber die außerlesenen Senna-blätter in diesem Syrup einweichet und kochet / so gibt es eine sehr liebliche und anmüthige Purgierung ab / für die Melancholischen und Miltzsüchtigen / wie auch für andere so wohl junge als alte Leut / sonderlich wenn man zugleich unter dem kochen ein wenig Zimmet / oder Gewürtz-nägelein dazu wirftt. (Destillirte Wasser auß faulen süssen Aepffeln. Gifftige Geschwär. Heisser un̅ kalter Brand.) Auß den faulen süssen Aepffeln kan man ein geistreich Wasser durch die destillation außziehen / welches wegen seines verborgenen flüchtigen temperirten Saltzes in allerhand äusserlichen Zuständen / sonderlich aber in bösen gifftigen Geschwären / allerhand Brand / ja auch in dem heissen und kälten Brand / ein herrliches Mittel ist / wenn es in zarten Tüchern warm offt übergeschlagen wird. Ja wenn man das wohl versüßte Quecksilber / (Mercurium dulcem) oder einen guten Bley-zucker (Saccharum Saturni) in disem Wasser zerlasse / ist es ein treffliches (Umb sich fressende Geschwär. Krebsschaden.) Artzney-mittel in allen umb sich fressenden garstigen Geschwären / auch in dem Krebs selbsten / wenn man ein vierfaches zartes Tuch offt darinnen naß machet / und warm überschlaget. Wird von unterschiedlichen Wundartzten für ein Geheimnuß gehalten. Faule Aepffel geschälet / und die Kernen samt ihren Hülßlein davon gethan / den rest in neuem Schmaltz mit ein wenig Schmeer geröstet / und zwischen einem doppelten Tuch (Geschwollene Brüst. Gelchwär der Brüstë.) über geschwollene Brüst geleget / zertheilet sie / oder ziehet sie bald auff. Wenn sie offen sind / thue ein wenig Honig dazu / so reinigen sie / und heilen bald zu. (Aepffelschnitze einzumachen.) Man pfleget dünne Aepffel-schnitzlein auff folgende weiß einzumachen. Nemmet die schönsten Aepffel ??? schälet sie / und schneidet sie auff / und werffet sie in kalt Wasser. Zu jedem Pfund Aepffel nehmet ein Pfund Zucker / und ein Nösel Wasser / davon machet einen Syrup: Darnach schüttet die kurtz-stielichte Aepffel ab vom Wasser / und schüttet sie in den Syrup. Wenn sie beginnen klar zu werden / thut welche dünne Citronen-schnitte / und etliche Pomerantzenstücklein darein. Zu jedem Pfund der Apffel thut den Safft einer Limonien und zweyer Pomerantzen / darnach laßts sieden / und hebet sie in Gläsern mit fleiß auff / und zwischen jedem Satz leget eine Citronen- und Pomerantzen-schnitten / biß auffs höchste: machet darnach den Syrup heiß / und giesset ihn darüber. Ist eine köstliche Hertz-erlabung für die Krancken / und ein delicatesse für das gesunde Frauenzimmer. CAPUT II. Birnbaum. Pyrus. Namen. BIrnbaum heißt Griechisch [Greek words]. Lateinisch / Pyrus. Italianisch / Pero, Peraro. Frantzösisch / Poirier. Spanisch / Peral. Englisch / Pearetree. Dänisch / Peretroe. Niderländisch / Peerboom. Birn heist Griechisch [Greek words]. Lateinisch / Pyrum. Italiänisch / Pera. Frangösisch / Poire. Spanisch / Pera. Englisch / Peare. Dänisch / Peere. Niderländisch / Pere / Peyre / Peere. Gestalt und Geschlecht. Der Birnbaum mag under die grossen Bäume gezehlt werden / denn er viel höher wachßt als der Apffelbaum. Auß dem stam̅e sprossen herfür grosse / dicke / lange und breite / jedoch mehr in die höche sich streckende äste / mit breiten / steiffen / gespitzten / unzerkerbten blätteren / welche an langlichten stielein hangen / und oben auff glatt / und gläntzicht / unden aber rauch und weißlicht sind. Die Rinde ist dick / runtzelt und rohtschwartz. Die Wurtzeln stecken tieff in der Erden / sind starck / und röhtlicht. Die Blüht ist fünff-blättig und weiß / wie in den Aepffeln / zuweilen an den aussersten enden etwas purpurfärbicht. Das Holtz ist derb / ohne äderlin / lässet sich derohalben nicht wol [8] spalten / wird von den Buchtruckeren / und Formschneideren genutzt / die Bilder darauf zu schneiden wie den̅ auch diese unsere Kräuter auff solches Holtzabgemahlt / und geschnitzet sind. So man zu den Mageren Birnbäumen Mist und Aschen schüttet / bekombt es jhnen sehr wohl / und so man etwan Würme bey den wurtzeln findet / solle man Ochsen-galle darein mischen sie zu verjagen. Der Birn sind so mancherley, sorten / und an gestalt / grösse / geschmack / farb / orth deß wachßchumbs / safft und Fleisch underscheiden / daß es nicht nur verdrießlich / sonderen bey nahem ohnmöglich wäre eine jedwedere gattung deroselben absonderlich zu beschreiben. Ein lede Landschafft / ja bald ein jede Statt gibt den Birn einen sonderbahren Namen. Sie werden zu ungleicher zeit reiff / etliche zeitigen im Sommer / und sind nicht daurhafft / sonderen faulen bald; etliche zeitigen in dem Herbst / und bleiben über den gantzen Winter in jhrer würde; davon kan man besehen Valerium Cordum Lib. 3 Histor. Plant. c. 9. an welchem orth er bey 50. teutsche und lateinische Namen ber Birn fürbringet / und zugleich beschreibet / welche meistentheils in Sachßen / Hessen und Meissen wachsen. Johannes Bauhinus Tom I. histor. plantar. univers. lib. 1. cap. 4. stellet uns über die viertzig Arten der Birn mit jhren Figuren vor / so in dem Hertzogthumb Würtenberg / bey dem Bollerbad / und umbligenden orten gefunden werden. Alhier zu Basel und im Elsaß werden insonderheit gerühmt die Muscateller-birn / Eyer-birn / Speckbiren / Beste-birn / Zucker-birn / Engels-birn / Bergomotter / und Citronen-birn. Die übrigen mancherley Gattungen der Birn / so bey unsern Zeiten in Teutschland herfür kommen und gepflantzet werden sind im folgendem Register bey nahem auffgezeichnet zu finden. Joachimus Camerarius in horto medico p. in. 135. berichtet / daß in dem Frantzösischen Dorff Fontaines, nicht weit von Lyon ein Art Birn gefunden werde / auß deren mitte ein Blatt herfür wachse. Sonsten halten vic Frantzosen bey nahem kein Obs höher als die Birn / darumb sie auch heut zu tag so viel Arten derselben bauen und pflantzen / daß bald unmöglich sie alle zu nennen / sonderlich / weilen sie nach Unterscheid der Provintzen des Königreichs auch verschiedene Namen bekommen. Gletchwol hat der Urheber des Büchleins L’Abregé des bons Fruits, welches zu Pariß im Jahr 1667. außkommen / über 750. Namen der vielerley Arten Birn / so in Franckreich gefunden werden / auffgezeichnet. Die Indianischen Birn werden von Erasmo Francisci in dem I. Theil seines Ost- und West-Indischen Lustgarten an dem 657. Blatt also beschrieben. I. Die Peruanische Birn Paltos. Es wachst in America ein grosser / breit- und weit-zweigiger Baum / Palto genannt / derselbe ist die Mutter dieser Birn / welche mit ihrem Gewicht und Grösse unsern Europeischen Birn drey oder viermahl überlegen / aber in Ansehung der Farb und Gestalt / damit sie unserm Birn-Obs vergleichlich / von den Spaniern Birn genannt werden. Die Peruaner haben dieser Frucht den Namen Palta gegeben / von der Landschafft Paltas / woselbst sie in grossem überfluß wachset. Sie hat eine zarte und leichte Rinde. Das Marck ist eines quer Fingers dick / und darinnen ein Steinlein / so der Frucht gleich gebildet. Man gibet sie den Krancken in Zucker eingemacht. In der Insul St. Dominici / wenn sie recht zeitig sind / schmäcken sie wie Butter. In Mexico sollen sie kleiner und zarter von Haut seyn. II. Die Birn des Baums Araca / sind klein / und mit ihrer lieblichen Säurlichkeit der Kehlen treflich a???ngenehm; Sie wachsen in allen Monaten von mancherley Farben / denn etliche sind roth / andere gelb oder grün. III. Die Frucht des Baums Iracaha in Maragnan / welches eine Brasilianische Landschafft. Dieses Baum ist sehr groß / breit-gezweigt und schattenreich: trägt Blätter schier wie Feigen-laub / gelbe Blumen / und eine Birn-formige Frucht / mit gelbliter Rinden vnd wohl schmäckendem Fleisch / das eine treflich gute Nahrung gibet. IV. Das Obs des Brasilianischen Baums Copovichovassou / der dem Birnbaum mit Aesten / Zweigen und Früchten / sehr ähnlich / ohn allein / daß die ein wenig gelber / und ablänglicher / auch inwendig drey sehr harte Steinlein verstecket haben. V. Die Maragnanische Oumery-fruchtso einer grossen Biren gleicht / und wenn sie völlig reiff / unter den allerköstlichsten Biren die Oberstelle nimt. VI. Die Brasilianische Frucht Murucu???ge: deren Baum gar hoch / und einem wilden Birnbaum sich vergleicht. Die Frucht / welche lang gestengelt / wird grün abgebrochen / und gibt / nach dem sie wohl ermürbet / eine wohl schmäckende / leicht verdäuliche Speiß. Damit sie aber desto füglicher einzusamlen sey / werden die Bäume selbst umbgerissen und gefället: daher man derselben nicht viel findet. Auß dem geritzten stam̅ fliesset ein milch-weisser Safft / welcher / wenn er gestanden / für Siegel-wachs zu gebrauchen. VII. Die Frucht Araza auß Brasilien / so einem kleinen Birlein ebenförmig / und nach seiner Zeitigung / nechst der Birn Oumery / die beste ist. VIII. Die Virginianische Frucht Maraguesimaux / welche einer Birn Gestalt und Grösse hat / und so wohl auß- als inwendig treflich roth ist. Eigenschafft. Es sind die Biren von den meisten außgetheilet in die Sauren / die Rauchen oder Herben / die Süssen-Weinichten / und die Ungeschmackten-Wässerigen. Alle ins gemein haben mehr zusammenziehende irrdische Theilchen in sich als die Aepffel / dadurch sie das Geblüt erdickern / und die Röhrlein der innerlichen Gliedern zusammen ziehen können: Dennoch aber haben die Holtz- oder wilde Birn / wie auch alle andere saure / rauche und herbe Birn weit einen höheren Grad solcher Eigenschafft bey sich / als die Süssen und Weinichten / welche so sie wohl zeitig / einen lieblichen / und mit vielen schwefelichten geistreichen Theilchen vermischten Safft in sich halten / dadurch sie Magen und Hertz stärcken und erquicken können. Die Wässerigen aber sind mit vielem wässerigen / ungeschmackten / beyneben wenig geistreichen Safft begabet. Die Muscateller und alle andere wohlriechende Birn neigen sich zu einer gelinden Wärme. Gebrauch. Fridericus Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. sect. I. hält die Muscateller-biren für die gesundesten / daher sie auch in etlichen [10] Apothecken mit Zucker eingemacht / und als eine Hertz-stärckung gebraucht werden. Die rohen Birn beschweren den Magen / die gekochten aber befördern die Däuung / laut dem Salernitanischen Verß: Cruda gravant stomachum, relevant pyra cocta gravatum. (Bauchflüß.) Die gedorrten und gekochten Birn / sonderlich was wilder Art ist / werden wider die Bauchflüß gerühmt. So dienen auch die (Affter außfall.) von Birn- und Eichbäumen-laub gemachte Dampff-bäder wider das Außfallen des Affters. (Grimmen. Grieß.) Welche dem Grimmen und Grieß unterworffen sind / sollen sich der Birnenthalten. An vielen Orten in Franckreich und Engelland / wo kein Trauben-wein wachßt / machet man von den guten Birn / wie auch von den zeitigen Aepffeln / auß deren außgepreßtem Safft / ein sonderliches Tranck / so (Birnwein.) man Frantzösisch Cidre vnd Peré nennet / es ist in Normandien so gemein / wie in andern Ländern das Bier: Dem Geschmack nach / ist dieser Tranck weinicht / welcher auch die Art des Weins hat / denn im Anfang schmäcket er süß wie der Trauben-wein / hernach wird er etwas schärffer / endlich wenn er sich setzt / ist er viel lieblicher / als wenn er gar hell ist. Man macht den Birnwein auch in Teutschland / sonderlich im Schweitzerischen Turgäw / so gut / daß er / wenn er alt ist / für starcken guten Wein getruncken wird: ja ich (Beerleinmost.) bin mit dergleichen Birn-wien / so man Beerlein-most nennet / vor unterschiedlichen Jahren von einem guten Freund auß Bischoffsell begabet worden / welcher / nach dem sich die Heffen zu boden gesetzet / gantz klar vnd goldgelb / beneben auch so kräfftig worden / daß er von verschiedenen Personen / für den lieblichsten und herrlichsten Spanischen Wein getruncken worden. Wenn man herbe und rauche Birn zerstücket / hernach in rothem Wein / zu einem Muß kochet / und ein paar zerstossene Muscat-nuß / ein Löffel-voll gepülverten Mastix / eine handvoll klein zerschnittene dürre Fischmüntz / samt ein paar Löffel-voll Saurteig darunter rühret / und solches Muß zwischen ein doppelt Tuch dick auffstreichet / und also warm über den Bauch leget / kan es (Erbrechen Magenweb. Grimmen. Bauchlauf Rothe Ruhr.) das Magenweh / Erbrechen / Grimmen / und rothe Ruhr stillen; Man soll es aber allwegen / so es trocken worden / wieder mit warmem rothen Wein frisch anrühren und auffstreichen. Die Landleute pflegen auch auß den Birn / gleich wie auß den Aepffeln den Safft außzutrotten (Birnmost.) / hernach auff gelindem Feur einzusieden und zu verschaumen; auff welche weise denn ein lieblicher / dicker / süsser Most darauß wird / der da zu den Speisen / anstatt des gesottenen Weins / ja auch unter den Senff zur Lieblichkeit gebrauchet und gemischet werden kan. (Birn einzumachen.) Die eingemachten Birn geben den Patienten Erquickung / sonderlich denen die Speise zuwider / oder welche mit dem Bauchfluß behafftet; Sie werden auch von den gesunden bißweilen nach der Speise zu Beschliessung des Magens / und Verhütung der auffsteigenden Dämpffen genossen. Man macht aber die Birn entweder mit Zucker / oder mit Honig und Gewürtz / also ein. Nemt gute wohlgeschmackte / weinichte / wohl zeitige Birn / so da bey schönem Wetter im zunehmenden Mond gebrochen worden / schälet sie zart und dünn / schneidet die Stiel halb ab / grabet die Putzen auß / und so die Birn groß / zertheilet sie in kleinere stück / stecket Gewürtz-nägelein / und kleine stücklein Zimmet nach belieben darein; Hernach bereitet einen gantz reinen Syrup von weissem Zucker und frischem Brunnwasser zimlich hart gesotten / alßdenn leget die bereiteten Birnstücklein darein / laßt ein paar Wäll darüber gehen / hernach setzet sie vom Feur / daß sie erkalten / laßt sie Tag und Nacht stehen / damit der Safft der Birn sich mit dem Zucker wohl vermische / nach dem nemmet den Zucker wider davon / siedet ihn ab / biß er die Syrup-dicke hat / giesset ihn lau wider an die Frucht; das thut so offt / biß der Zucker seine Syrup-härte auff der Frucht behält / so werden sie sich unbeschädigt halten. An statt des Zuckers / kan man den wohl abgeschaumten und dick gekochten Honig darüber schütten. (Birnschnitz zu bachen.) In den Kuchen pflegt man auß den Winter- und andern Birn / gleich wie auch auß den Aepffeln / kleine Schnitz zu machen und solche in Butter zu bachen / wenn sie zuvor in einem Teig / von Milch / Eyern und weissem Meel / angemacht / eingetunckt / und umbgeweltzet worden. In solchen Teig mag man auch wohl geriebene Pfefferkuchen / oder auch gelb Gewürtz und Zimmet thun. Auff gleichmäßige weise lassen sich auch Borretsch / Sauerampffer / Melissen / Müntz / Salbey / Betonien / Holder-blüth / Weichsel / Kirschen / Feigen / und andere ding mehr bachen / und zum Nachtisch für anmüthige Speisen auffstellen. CAPUT III. Quittenbaum. Malus cydonia. Namen. QUittenbaum / Küttenbaum heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malus cydonia, vel cotonea. Italiänisch / Cotogno. Frantzösisch / Coignier. Spanisch / Codonero, Membrillo. Englisch / Quincetree. Dänisch / Quaedebletroe / Quaeditroe. Niderländisch / Quaedenboom / Queappelboom. Quitten oder Kütten heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malum cydonium, cotoneum. Italiänisch / Mela cotogna. Frantzösisch / Coin. Spanisch / Membrillo, Marmello. Englisch / Quincepeare. Dänisch / Quadeble / Quaedi. Niderländisch / Queappel / Quedeappel. Gestalt und Geschlecht. Der Quittenbaum ist dem gemeinen Apffelbaum ähnlich / außgenommen / daß er nicht so groß ist / und auch nicht so grosse Blätter hat / dargegen sind sie glätter / setter / härter / und auff dem Rucken mit weißlichter Wolle besetzt. Seine Rinde ist mittelmäßiger Dicke / glatt / ohne Riß / von unden bräunlicht / oben auff aber etwas äschfarbe. Er blühet im Lentzen / weiß oder leibfarb / wie die wilden Rosen / an dem umbkreiß hat
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Kleine Quitten. Mala cydonia minora. Grosse Quirten. Mala cydonia majora. diese Blum fünff Blättlein / deren jedes ein halben zoll breit / un̅ rundlicht / auch ein weißgrün und haaricht ander blättlein under sich hat / so hernach den Putzen der Frucht abgibt / wie denn gleich under diesen blättlein ein wollicht Knöpflein sich weiset / auß welchem bey Abfall der obristen blättlein des blusts / die Frucht wachset / und täglich biß zu ihrer Vollkommenheit zunimmet. Auß einem ästlein wachset nur eine blum / und nicht viel / wie auff den Apffelbäumen. Mitten zwischen den blättlein solcher blum stehen viel purpurfarbe Fädelein mit gelben Gipfelein empor. Dioscorides, Galenus und andere machen der Quitten nur zwey Geschlecht / groß und klein. Die kleinen sind rund / mit holkeelen außgetheilet / goldfarb / mit einer zarten Wollen bekleidet und wolriechend / diß sind die rechten und gemeinsten Kütten. Die grossen sind süß / aber nicht so kräfftig und wolriechend als die ersten. Man findet auch in Kelheim / und anderswo im Land zu Bäyren / eine wilde art von Quitten / die doch durchauß den einheimischen sich vergleichen / allein daß die Stauden und Frucht viel kleiner und wilder sind. Nach Herren Dümlers bericht lieben die Quittenbäume zwar kalten und feuchten Lufft / jedoch der mittelstand zwischen kalt und feucht ist ihnen nicht zuwider. Sie wachsen gern in fettem Erdboden und Letten / auch in Gründen und Thälern. Bey ihren Wurtzeln treiben sie genugsame junge Zweige / darvon für und für wider Stauden / oder wen̅ man sie sauber außzencket / junge bäumlein gezielet / und fortgesetzt werden können. Allein muß fleißige Auffsicht gehalten werden / ob die Zweiglein mit Wurtzeln versehen und zu versetzen tauglich sind: denn / so sie derselben mangeln / schlagen sie nicht an / wo sie aber mit Wurtzeln versehen / bekommen sie leichtlich. Die Quitten blühen langsam / nemlich am ende des Mäyen / wenn die besorgliche Gefröst fürüber. Obwolen die Quittenbäume oder Stauden klein und niedrig sind / bringen sie doch die allergrösten Früchte. Wil aber jemand dieselben recht groß und vollkommen haben / so biege er den Zweig / daran der Quitten-apffel hanget in einen Hafen mit Erdreich / und laß den Apffel darinnen wachsen / so wird er recht groß werden. So man ein Menschen-antlitz / oder eine andere Gestalt an einem Quitten-apffel haben will / so laß man sich einen Topff machen / der ein Menschen / angesicht / oder sonsten eine andere Form inwendig habe. Wenn denn die Quitten verblühet / biege man den Ast mit der Quitten darein: wie sich das Siegel ins Wachs drucket / also wird sich auch die in dem Topff gemachte Form in die Quitten drucken / anwachsen und daran bleiben. Gleichermassen kan man mit Kürbsen / Pfeben / Erdäpffeln / sc. verfahren / und ihnen mancherley gestalten anbilden. Wenn die Quitten-stauden viel Früchte tragen sollen / muß man alles Graß umb sie hinweg thun / damit den Wurtzeln / so nicht tieff in die Erden kriechen / der Safft nicht entzogen werde. Man muß sie auch fleissig hacken / und von dem Unkraut säubern / so wachsen sie lustig / bringen viel Früchte / bezahlen die an sie gewandte Arbeit reichlich / und verdienen ihren Ort oder Stelle gar wol. Weil die Wurtzeln viel Nebenschosse treiben / müssen dieselben immer weggeschnitten / drey auffs meiste vier Stämmer bey einander gelassen werden. Die Tüngung von dem verwesten Mist und Aschen umb [12] die Stämmer gestrewet / machet daß die Früchte groß wachsen. Die beste Zeit Quitten-stauden zu versetzen / ist in dem Herbst gegen Allerheiligen tag. Ob wol man nicht gewohnt ist die Quitten zu peltzen / so können doch Zweyge von Leonischen / Poßner und andern Quitten-arten in rechter zeit abgenommen / wider auff Quitten / auch auff Birn und Apffelbäum in den Stam̅ geimpffet werden. Diese bringen hernach schöne und grosse Früchte. Die Quitten lang zu behalten / darff man sie in kein Gemach thun / in welchem Weintrauben auffgehangen oder auffbehalten werden / denn sie faulen davon gar bald: hingegen in Hirsch / oder Spreuer gelegt / bleiben sie lang. In Indien werden zwey sonderliche Geschlecht des Quittenbaums gefunden. Der erste ist nach der Beschreibung Jacobi Bontii lib. 6. histor. natural. & medic. cap. 8. ein hoher Baum mit breiten Zweigen und Limonien-gleichen / aber schmäleren blättern / so sich leicht zerreiben lassen. Die Früchte sind den Citronen ähnlich / ehe sie reiff werden / ist die Rinde grün / so sie aber zur Zeitigung gelanget / scheinen sie gelb. Die Rinde ist sehr hart / lasset sich nicht brechen / sondern man muß sie mit dem Messer zerschneiden: Das inwendig Fleisch sihet / wie in der Quitten / gelb / und beschleußt in der mitte den Samen / welcher mit einer klebrigen Materie / (aber häuffiger als in der Europeischen Quitten) umbher bestrichen ist / weßwegen vorgemelter Herr ihme den Namen Quitten (Entzündung des Halses / Durchfäule.) gegeben hat: Solcher klebrige Schleim dienet für die Entzündung des Halses / Zahngeschwär und Durchfäule / oder Schwämchen auff der Zunge der Kinder. Wenn diese Quitten-äpffel noch grün sind / haben sie weiß nicht was für einen widrigen Geruch bey sich / nach dem sie aber reiff worden / riechen sie den jenigen Marieviolen gleich / so von den Arabern Keiri genennet werden. (Rothe Ruhr. Erbrechen.) Dieser Quitten-apffel gebraten ist ein ungezweiflete Artzney wider die rothe Ruhr und starck Erbrechen des Magens. Man findet diesen Baum hin und wider in den Wäldern / von dannen die Schwartzen mit besonderm Fleiß die Früchte abholen / und nach der Statt feil tragen / oder wider vorernante Kranckheiten selbst auffheben / denn so man sie noch grün abbricht / können sie trefflich lang wehren / und werden umb des inwendigen Schleims willen von den Niderländern Slymappelen / Schleimapffel geheissen. Der ander Quittenbaum wächßt nach dem Bericht Garciae ab Horto lib. 2. Plant. Ind. in der Landschafft Bengala / daher man die Frucht Bengalische Quitten nennet. Mit seiner Grösse vergleicht er sich dem Oelbaum. Die Blätter sind mit ihrer Gestalt und Geruch dem Pfersig-laub ähnlich. Er trägt wenig Blumen / so bald abfallen. Die Frucht erzeigt sich anfänglich zart und grün-schwartzlicht / mit einer dünnen Rinde / in der Grösse der Pomerantzen / mit reiffer Zeitigung aber gelanget sie zu der Grösse eines Quitten-apffels. So man die Rinde dörret wird sie so hart als ein Indische Nußschale: Auß diesem Apffel wird wie in Teutschland eine Lattwerg gemacht / welche die Artzt in Guzarata wider die rothe Ruhr gar nutzlich gebrauchen. So dieser Apffel in dem braten zerberstet / brennet das herauß springende Marck wie ein Büchsen-pulver. Eigenschafft. Alle Quittenbäume / und was daran ist und wachset / haben eine Krafft zusammen zu ziehen: sonderlich aber sind dessen gebrauchbare Früchte / mit einem sauren / rauchlichten / nicht vollkommen gejohrenen??? Safft begabet / welcher gleich den saurlichten herben Birn / mit vielen saltzichten groben / und wenig schwefelichten geistreichen Theilen angefüllet. Die Samen der Frucht sind mit einer schleimichten Materie überzogen / welche sich gern in allerhand Wassern zerlasset / und solche schleimig machet. Nach der Alten aussag / ist die Frucht dieses Baums kalt im ersten / und trocken im Anfang des andern Grads. Gebrauch. (Eine weisse gallerichte Marmalade zu machen.) Auß den Quitten pflegt man allerhand anmüthige Sachen für die Patienten zu machen. Als wenn man eine weisse gallerichte Marmalade von Quitten haben will / so nehmet Quitten / die wol reiff / lasset sie recht mürbe in siedheissem Wasser werden / schälet sie hernach / und leget sie beyseit; Darnach nemt rohe Quitten / schälet sie / und nehmet die Körner auß / alßden̅ presset und seihet den Safft durch ein Tuch: wäget demnach die mürbe Quitten / nehmet doppelt so viel Zucker / zerlasset ihn in halb so schwer des rohen Quittensaffts / laßt ihn stehen / und schaumet ihn wol ab / thut die Quitten-schnitten darein / lasset es zusammen auff gelindem Feur sieden / biß es zur Gallerey wird / alsdenn thut es in Gläser. (Eine rothe Marmalade.) Will man eine rothe gallerichte Marmalade haben / so schälet die Quitten / nehmet die Körner herauß / und werffet sie gleich in kalt frisch Wasser / damit sie nicht schwartz werden. Darnach schneidet sie in dünne Schnitten / und werffet sie allezeit wider ins kalt Wasser; alsdenn zu jedem Pfund dieser Quitten / nehmet drey Pfund Zucker / hernach leget eine Lage Zucker in die Pfanne / und denn eine Lage Quitten / und machet es so fort / biß sie alle in die Pfanne geleget sind / sehet aber zu / daß die Oberlage Zucker sey / setzet es hernach zum gelindem Feur und decket sie wol zu: wenn ihr mercket / daß sie mürb werden / und anfangen roth auß zuschen / so lasset sie hurtig fortsieden / biß alles recht klar werde / und der Syrup gallericht / alsdenn hebet ihn auff. Solche Gallereyen sind sehr lieblich / stärcken den Magen und (Hertz und Magenschwachheit Halßbräune.) das Hertz / machen einen guten Mund / verwehren die Halsbräune / stillen die Ruhren / und verhindern das auffstossen und erbrechen (Ruhr oder Bauchl auf. Auff stossen und erbrechen.) des Magens / wenn bißweilen nach belieben davon genommen wird. Der Schleim so von den Quitten-kernen / mit Rosenwasser außgezogen wird / dienet (Rothe fliessende augë. Schrundë der wartzen an der weiber brüsse. ??? Brand vom Feur. ???) wider die rothe fliessende Augen / und heilet die Schrunden der Wärtzlein an der Weiber Brüsten / insonderheit aber wird er wider den Brand vom Feur gelobt. Dahero Simon Pauli in Classe 2. Quadripart. Botanic. p. m. 89. von dem berühmten Holländischen Artzt Petro Foresto schreibet / er habe seinem Sohn / [13] als er auß Unvorsichtigkeit mit dem Angesicht auff glüende Kohlen gefallen / und dadurch das einte Auge in grosser Gefahr stunde / allein mit diesem Quittenkernen-schleim / wie auch noch bey andern Leuten den Brand glücklich gelöschet. Solche Würckung thut er noch besser / wenn er mit Froschleich- oder dem auß faulen süssen Apffeln destillirten Wasser außgezogen wird. Quittenkernen in Rosen- und Brunellenwasser geweicht / ein paar Loth Violen-syrup darzu gethan / und bißweilen ein paar Löffelvoll darvon in Mund genommen / dienet (Bräune / Geschwär des Halses. Unwillen und würgë des Magës überflüßige Stulgäng.) wider die Bräune / und heilet alle Geschwär des Halses mit Verwunderung. Rohe Quitten in weissem Wein zu einem Pflaster gekocht / und zwischen einem Tuch warmlicht über den Magen gelegt / benimbt den Unwillen und Würgen des Magens / stillet auch den überflüßigen Stulgang und allerhand Ruhren. (Quitten-latwerg) Quitten-latwerg zu machen / nehmt wolzeitige schöne Quitten / die nicht steinicht sind / solche geschälet / in viertel zerschnitten / die samen samt dem putzen herauß gemacht / solle man in einem sauberen erdenen Hafen / mit Wasser oder Wein nach eines jeden belieben so lang sieden / biß sie weich und gantz wie Muß werden / hernach also warm mit einem höltzernen Löffel durch ein härin Sieb treiben / damit was hart oder steinicht / noch zuruck bleibe / darauff solle man von dieser pulpa oder Gemüß zwey Pfund / und Zucker ein Pfund / oder so man die Latwerg süß wil haben / auch zwey Pfund Zucker nehmen / solches in einem erdenen Hafen mit einander kochen / so lang / biß es die Dicke einer Latwerge hat / und hernach also warm in saubere Zucker-lädlein giessen. So man wil / kan man under diese Latwerg / nach dem sie ihre rechte Dicke bekommen / und ehe daß man sie in die Lädlein giesset / folgendes Gewürtz / als Zimmet und Nägelein / jedes ein halb loth / Muscaten-blüt ein quintlein Galgant und Inguer / jedes ein halbes quintlein / rein oder groblicht gestossen / nach jedes wolgefallen / darunter vermischen. Diese Larwerg ist fast anmüthig zu geniessen / und sehr nutzlich (Böser undäwiger kalter Magen / unwillen / Erbrechen und Bauchflüß.) dem bösen undäwigen Magen / bringet lust zum essen / erwärmet den erkälteten magen / stillet den Unwillen / Erbrechen und die Bauchflüß / so man morgens und abends davon ein stuck zu sich nimmet. Ist den schwangern Weibern sehr dienlich. (Quittenwasser.) Die beste zeit der Quitten-destillierung ist / so sie wol zeitig sind / gehackt / gestossen und gebrandt: Ouitten-wasser vier loth abends und morgens getruncken / ist fast gut dem (Böser magen / unwillen / Erbrechen / Auffstossen / Bauchflüß. rothe und weisse ruhr) bösen Magen / denn es stärcket ihn / behält die Speiß / vertreibet den Unwillen / Auffstossen und Erbrechen / stillet allen Fluß des Bauchs / rothe und weisse Ruhr. Der Quitten-syrup / auß dem Gafft mit Zucker zu einem Syrup gekochet / löffel-weiß gebrauchet / stillet die Ruhr / kräfftiget den Magen / und macht die eingenommene speiß behalten. (Quitten einzumachen.) Quitten einzumachen: Nehmet schöne Quitten / die nicht so gar wol zeitig sind / solche geschälet / in Schnitz zerschnitten / in Wasser gesotten / daß sie ein wenig weich werden / darauff solle man die Quitten auß dem Wasser nehmen / mit Zimmer und Nägelein spicken / in geläuterten Zucker legen / in solchem so lang sieden / biß der Zucker die Dicke eines Syrups oder Saffts bekommen hat; und denn in Gläser zusam̅en thun / und zu dem Gebrauch auffbehalten. Diese eingemachte Quitten sind dem Magen sehr gut / stärcken denselbigen / und wehren allen (Bauchfluß) Bauchflüssen kräfftiglich. So jemand besorget / daß ihme bey einer Mahlzeit durch starckes trincken das Haupt angegriffen werde / der solle sich bey dem Tisch der gekochten und eingemachten Quitten bedienen. Sie werden auch nutzlich von den schwangern Weibern gebraucht. Die Quitten / welche mit Cecropischem oder Attischem / das ist / mit dem besten Honig eingemacht worden / haben die alten Römer als eine anmüthige und kräfftige speiß bey ihren köstlichen Gastereyen genossen / daher Martialis lib. 14. Epigr. 24. spricht: Si tibi Cecropio saturata cydonia melle Ponentur, dicas haec melimela mihi. (Quittensafft / oder miva cydonlorum.) Der Quitten-safft / Miva cydoniorum genannt / wird nach Herren Agerii meinung also gemacht: Nehmet der besten zeitigsten Quitten / und reibet sie auff einem grossen Reibeisen fast klein / truckt den Safft durch ein Tuch / so viel ihr dessen haben wollt / setzt es auff ein Kohlfeurlein / und last sieden / so lang bis das halbe theil einsiedet / demnach thut halb so viel guten fürnen Wein / oder neuen süssen Most darzu / als des Saffts gewesen ist / laßt wiederumb sieden / so lang biß es ein wenig dicklicht wird / alßdenn vermischet darunter den dritten theil Zucker / und laßt es mit einander noch ein wenig kosrhen / (Unwillen / Auffstossen und Erbrechen des Magens. Bauchfluß.) biß es die Dicke eines rechten Saffts habe. Dieser Safft stärcket den Magen / bringet lust zur Speiß / hilfft der Däuung / stillet den Unwillen / Auffstossen und Erbrechen des Magens / stopffet den Bauch / ist sehr nußlich in der rothen Ruhr. Die Spanier trincken von diesem Safft in Sterbensläufften / vermeinen dardurch von der Pest gefreyet zu seyn / und das sich wol zu verwundern ist / bringet er / sonderlich bey alten Leuthen einen Schweiß. (Erbrechen. Unwillen / und Auffstössen des Magens / Bauchflüß und rothe Ruhr bey ???fungen ??? kindern.) So man mit Quitten- und Mastir-öl den Magen warmlicht ansalbet / nimbt er das Erbrechen und Auffstossen des Magens / wehret den Bauchflüssen und rother Ruhr / sonderlich bey den jungen Kindern. CAPUT IV. Mespelbaum. Mespilus. Namen. DEr erste Mespel- oder Nespelbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mespilus aronia Veterum, J. Bauh. Mespilus folio laciniato spinosa fructu majore esculento Joh. Raji. Mespilus apii folio laciniato C. Bauh. Italiänisch / Azarolo. Der ander Mespel- oder Nespelbaum heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mespilus vulgaris, Joh. Bauh. Mespilus foliis integris & congeneribus J. Raj. Mespilus folio laurino non serrato sive Mespilus sylvestris C. B. Italiänisch / Nespolo, Mespolo. Frantzösisch / Neflier. Spanisch / Niespero. Englisch / Met
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lartree. 1. Mespelbaum. Mespilus Aronia. 2. Mespelbaum. Mespilus. Dänisch / Mespeltroe / Aberolff. Niderländisch / Mispelboom. Die Frucht Mespel- oder Nespel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mespilum. Italiänlsch / Nespola, Mespola. Frantzösisch / Nefle. Spanisch / Niespera. Englisch / Metler / Openarße. Dänisch / Mespel. Niderländisch / Mispel. Geschlecht vnd Gestalt. Der erste Mespel- oder Nespelbaum ist niedrig / hat ein hartes Holtz; die Blätter vergleichen sich mit denen an den Hagendorn Stauden; jedoch sind sie etwas grösser und Dicker / ins gemein an drey-bißweilen auch an mehr orthen tieff eingeschnitten. Die Aeste und Blätter sind etwas wollicht. Die Blüthe ist weiß und klein. Die Frucht / so hernach folgt / ist rohtlicht und rund wie ein Cymbel formirt / kleiner als die gemeinen Nespel / zeitiget langsam / und tauget nicht eher zu essen / biß sie weich wird; in Griechischer Sprach / heisset diese Frucht [Greek words], das ist / drey-körnig / von wenn der dreyen steinen / so darinnen gefunden werden / und rotbfärbig sind. Diese werden die Italiänischen Nespel genandt; weil sie meisten theils in Italien / sonderlich im Königreich Neapolis / und in Sicilien häuffig wachsen. Von dannen sie nach Rom gebracht / und in den Gärten der Herren Cardinälen gezielet werden. Petrus Mathiolus hat jhren viel erstlich zu Neapolis / in des Cardinals Pompeii Colummae Lustgarten gesehen / welcher an der Stras Perdigrotta liget / da man in des Virgilii Maronis Grab hinauß spatztiert. Die Inwohner essen diese Frucht mit Lust / denn sie schmäcket wol / machen sie auch mit Zucker oder Honig ein; Auch sind diese Früchte sehr angenehm den schwangern Weibern / denn sie benemmen den unnatürlichen / oder auch falschen Gelust / sie dienen dem Magen / stillen die Bauchflüß / und das Würgen: Obwohlen dieser Baum auch in Teutschland wachßet / mag er doch nicht zur Frucht gebracht werden. Der ander Mespel- oder Nespelbaum ist uns in Teutschland gar wol bekandt / weil er hin und wider in den Gärten wachßet. Er bleibt etwas niedrig und mag dem Apffelbaum nicht gleich werden / die Blätter kommen etwas mit den Lorbeerblätteren überein / und sind haaricht / das Holtz aber vest und zähe / die Aeste stachlicht / die Blüte weiß / sich auff Leibfarb ziehend / fünff blätticht / deren jedes Blättlein breit / und oben in der mitte etwas eingeschnitten / kom̅t im Aprillen und Mäyen hervor. Die Früchte werden etwas grösser als die Galläpffel / sind anfangs grün und etwas grau / auch hart und sauer / oben mit fünff-zenckichten Putzen besetzet; ein jede Frucht hat unten fünff harte / dreyeckichte Steine oder Körner. Im Herbst / wann es schon ein oder zweymahl gefroren hat / werden die Früchte abgenommen / denn die erste Gefrost schadet ihnen nichts / sondern macht sie nur mürd; und weil sie gleichwol noch nicht zu essen sind / sondern ein weisses hartes und zusammen ziehendes Fleisch haben / muß man sie auff Stroh legen / da sie denn erst recht weich und teig werden; haben einen saurlichten lieblichen Geschmack / und sind gut zu essen. Der Nespelbäum leidet allerley Lufft / und wachset in sandigem / steinichtem / und leimichtem Erdreich / oder Letten mit Sand vermischt. Er wird gesäet von den inwendigen Körnlein / als seinem Samen / aber die zweiglein kommen langsam auff / daher die Peltzung ihnen befürderlich und verbesserlich ist. Er wirb geimpffet in sich selbst / wie auch in Birn / Aepffel / Quitten und Weißdornen. Die Zweiglein oder Peltzreiser sollen auß der [15] mitte des Baums genommen werden / denn an den Gipffeln ist ergebrechlich / und unten herumb sind sie zerstossen und schadhafft. Wenn ein Mesrel-reiß in einen Buchdorn / oder Hagenbucher-stämmer in die Rinde geimpffet wird / so wachsen darauff schöne und grosse Frücht; Kommen die Würme in den Stafft / so nehme man Oelhäffen / oder ein wenig Kalch / und Baumsalbe / bestreiche damit die Wurmlöcher / und stüre oder siebe den Anstrich mit einem Griffel in die Löcher / so werden die schäftlichen??? Gäste vertrieben. Zwischen Straßburg und Baden wachsen die Nespeln für sich selbst überflüssig an ungebauten Orten / insonderheit in der Lichtenaue. Der Hochgelehrte Julius Caesar Scaliger, Exercit. 181. fect. 13. schreibet / daß manin Cortopal (ist eine Landschafft in Indien) Mespelbäume finde / welche weisse Frücht tragen / so groß als ein Apffel. Eigenschaffe. Die Mespel / wenn sie nicht gelegen / und ihr Safft noch ungejohren / bestehen auß vielen sauren herben theilen / ziehen starck zusammen. Wenn sie aber auff dem strohe etwas milter und flüchtiger worden / ziehen sie nicht mehr so viel zusammen; jedoch erdickern sie das Geblüt und stopffen: und haben also eine kalte und trockene Natur. Gebrauch. Der Stein auß den Mespeln zu Pulver gestossen / und eines halben oder gantzen quintleins schwer in einem Trunck weissen Weins öffters eingenommen / treibet den (Marggräflsch??? Grießpulver. ???) Schleim und Stein auß den Nieren und Blasen: dannenhero er auch zu dem Marggräflschen Grieß- oder Stein-pulver genommen wird / dessen Zubereitung auß folgenden Sachen bestehet. Nehmet der Steinen auß den Mespeln / praeparirten Weinstein / Trochiscor. è specieb. diatrag. frigid. jedes ein quintl. Hauhechelwurtz / Güßholtz / geschälte Melonen-kern / Meerhirsch-samen / jedes 20. gran. Steinbrech-samen / Genster-samen / Rettich-samen / Eibisch-samen / jedes 10. gr. praeparirte Krebstein anderthalb quintlein / weissen Candel-zucker ein halb loth. Alles muß reinestem Pulver gestossen werden / (Schleim / Sand / Stein der Nieren.) ist gut zu treibung Schleim / Sands und Stein der Nieren / und wird von vielen zu einem praeservativ für den Stein gebraucht / sie nehmen es alle zeit 2. oder 3. Tag vor dem Voll- und Neumond ein paar mahl eines quintleins schwer ein. (Bauchflüß. Rothe und weisse Flüß der Welbern.) Die zeitigen Nespeln sind eine treffliche Artzney wider allerley Bauchflüß; rothe Ruhr / Samenfluß / starcken rothen und weissen Weiberfluß / daher sie auch in Teutschland mit Honig oder Zucker / wie die Birn eingemacht werden. Das Holtz wird gebraucht zu den Jägerspiessen und Geißlen: Man macht auch darauß Bengel und Knüttel / zum fechten und kämpffen / die sind nach der Lehr Herren Camerarii auch fast gut den bösen Weibern / damit die Lenden zu schmieren. Die Blätter kan man zu den Bädern gebrauchen / (Mutterfluß der Weibern.) in dem Mutter-fluß der Weibern / oder nach den Kindbetten / damit sich der Leib wider eng zusammen schliesse. CAPUT V. Zahmer Sperwerbaum. Sorbus domesticus. I. Wilder Sperwerbaum; I. Sorbus silvestris.
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II. Wilder Sperwerbaum. II. Sorbus torminalis. Namen. DEr zahme Sperwerbaum wird auch genannt Speyerling / Sporäpffel / Sorbäpffel / Sperbyren / und Schmerbyren / heißt Griechisch / ??? [Greek words]. Lateinisch / Sorbus, 7. B. sativa, C. B. Legitima. Park. Italiänisch / Sorbo, Sorbolo, Sorbolaio. Frantzösisch / Cormier. Spanisch / Serval. Englisch / Servicetree. Niderländisch / Sluypperboom. Die Frucht heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sorbum. Italiänisch / Sorba, Sorbella. Frantzösisch / Corme. Spanisch / Serva. Englisch / Service. Dänisch / Raeneboer / Niderländisch Suypper. Der erste wilde Sperwerbaum oder Meelbaum / heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sorbus sylvestris, foliis domesticae similis, C. B. Sorbus aucuparia, J. B. Ornus s. Fraxinus sylvestris, Park. Italiänisch / Sorbo salvatico. Frantzösisch / Cormier sauvage. Spanisch / Serval salvage. Englisch / Quicken-tree. Der andere wilde Sperwerbaum wird auff Teutsch sonsten auch genennet Arschrösel / Eschrösel / Aressel. Lateinisch / Sorbus torminalis, Matth. Lon. Dod. Park. Mespilus Apii fol. non spinosa, sive sorbus torminalis, C. B. torminalis & Crataegus Theophrasti, J. B. Englisch / The common Servicetree or sorb. Hierzu zehlet man gleichheit wegen noch andere Geschlechter / als da sind 1. Sorbus alpina. J. B. sylvestris Aria Theophrasti dicta. Park. Alni effigie lanato folio major, C. B. Sorbi torminalis alterum genus, Cam. Teusch / wilder Sperwerbaum. Italiänisch / Metallo. Englisch / The wlite Beam-tree. 2. Wilder Englischer Sperwerbaum. Lateinisch / Sorbus sylvestris Anglica, Park. Englisch / Ned Chess-apples / or Englisch wild Service. Geschlecht vnd Gestalt. Der Sperwerbaum ist zweyerley / namlich das Mänlein und Weiblein. Sie werden an der Frucht underscheiden / denn die Aepffel des Mänleins sind rund??? / und an dem Weiblein langlicht / wie ein Ey oder Birn: es sind auch des Mänleins Aepffel an dem geruch lieblicher / als des Weibleins. Diese zwey Geschlecht werden widerumb getheilet / in das zahme und wilde. Der zahme Sperwerbaum steiget auff mit einem graden hohen Stam̅en / spreitet seine äste in die höhe und weite / hat Blätter gleich dem Eschbaum / außgenohmen / daß sie schmaler / auff dem Rucken weißlicht / und an dem umkreiß zerkerbt sind / hangen an einem langen still / siben oder acht paar nacheinander. Die Blühte hanget mit den Blätteren an einem ästlein / und sprosset auß einem stielein / so über ein zoll lang; Sie ist weiß und drauschlicht viel an einander. So die Blumen abfallen / erscheinen Birlein- oder Apffel / auff der einen seiten bleichgelb / auff der anderen roth; im Herbst werden sie zeitig / da samlet und hängt man sie in büschlein gebunden auff / oder legt sie auff stroh / biß sie weich / oder teig werden / wie die Mespeln / denn ehe kan man sie nicht essen / wegen ihrer rauchheit und herben Geschmack. Das Holtz ist gantz derb und vest / darauß macht man Tische / und auß den Gerten Geißeln. Die Rinde ist ein wenig rauch / gelblich-weiß / die wurtzel gehet tieff in das Erdreich / ist hart und rothlicht. Dieser Baum ist in Teutschland und Italien gemein in Engelland aber währet er für sich selbsten nicht / er liebt ein bergichtes / feuchtes / fettes und kältlichtes Erdreich. Der gemeine oder erste wilde Sperwerbaum hat keinen underscheid von dem zahmen / außgenohmen in den Beeren- oder Früchten / die hauffenweiß und traublicht beysammen stehen / sind gelb-roth auff minienfarb ziehend / fast in der grösse ???wie die Pesselbeere / haben gar einen anderen Geschmack als die zahmen / in dem sie gar unlieblich sawr / und so man viel davon isset / ein erbrechen erwecken. Diese Beere werden von den Bauren / über den Winter zum Vogelstellen auffbehalten / denn sie den Drosseln und Haselhüneren sehr angenehm. Dieser Baum wachßt viel auff den Burgundischen / Lotthringischen und Elsasischen Gebürgen / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont / und bey uns auff dem Muttentzer Berg. Der ander wilde Sperwerbaum / oder Torminalis sorbus, Plinii. Mespilus Apii folio sylvestris non spinosa, s. sorbus torminalis, C. B. hat blätter gleich dem Räblaub / die sind glat und starck. Er tragt runde langlichte eisenfarbe etwas rauche häuffig beysammen stehende Beer / wie Trauben / an einem langen stiel / haben einen sauren und herben Geschmack / doch wenn sie teig und mürb worden / sind sie anmütig saurlicht. Der Baum ist ziemlich lang / mit einer glatten rinden bedeckt / welche an den ästen braunroth / und unden an dem Stammen weiß / überall bitter und zusammen ziehend / das Holtz laßt sich bald umwenden und biegen. Man fin [17] det ihne in zimblicher menge bey Stolberg / und Ilfeld / wie auch in Oesterreich und Hungaren. In dem Weinmonat bringet man diese Früchtë in Wien auf den Marckt / welche die Jugend und arme Leut einkauffen. Bey uns wächßt er auff dem Muttentzer und Reichensteiner Berg. Das vierdte Geschlecht / Aria Theophrasti, wachßet auß einem geraden und starcken Stam̅en auff / mit einer röhtlichten Rinde / sonderlich an den aussersten Aesten. Seine Blätter sind ablang rund / runtzlicht / an dem nidrigen theil weißgraw / oben aber grün / an dem umbkreiß zerkerbt / eines zusammen ziehenden Geschmacks / hangen an kurtzen haarichten Stiehlelin. Sein Blust komt büschelein weiß / wie an dem Sperwerbaum / hervor / ist weiß und nicht übel riechend / hat vier Blättlein. Nach dem Blust folgen kleine Apffelein / kleiner als Haselnüsse / roht / mit ein wenig wollen überzogen; haben ein gelblichtes Fleisch / so da anfänglich eines rauchen Geschmacks / nachgehnds aber / wen̅ sie auffgehalten worden / und jhr innerlicher Safft gejäsen / und also täig worden / sind sie sehr anmuhtig zu essen / ziehen nicht so viel zusammen / als die Früchten der übrigen geschlechteren dieses Baums / und geben den Burgundischen und Lothringischen Bauren in dem Winter ein delicate Speiß ab: wie sie denn sonsten auch gleich den Brustbeerlein / den Husten linderen / und den außwurff beförderen. Der wilde Englische Sperwerbaum / wachsst höher nicht als ein Gestäude / sein stam̅ und äste sind mit einer weißgrawen / oder äschfarben Rinden umbgeben. Die Blätter sind langlicht und breit / an dem umkreiß nicht zerkerbt. Die Blühte hat ein Moosichte Farb; auß deren ein Frucht wachßt in der Grösse der wilden Birn / von aussen röhtlicht / eines herben geschmacks; jedoch wenn sie biß in den Winter gelegen / und jhr Safft gejohren / pflegen sie von den Englischen Bauren in ermanglung anderer Früchten geesssen zu werden. Eigenschafft. Die Speyerling sind einer kalten und trockenen Natur: weilen sie viel irdische / sawre / und saltzichte / mit gar wenig schwefelichten vermischte Theilen in sich haben / und dannenher die Fibren zusammen ziehen / auch anhalten und stopffen. Gebrauch. So man die Speyerling büschelein weiß zusammen bindet / und in einem trockenen Gemach auffhencket / mögen sie eine gute zeit dauren / und so man sie brauchen will / laßt man sie in Wasser / oder Wein erquellen: (Durchbrüch des Leibes. Rothe ruhr Mutterflüß.) man kan sie auch darinnen sieden und geniessen / dienen also wider allerley Durchbrüch des Leibs / die rothe Ruhr / und starcke Mutter-flüß. Man kan auch diese Früchten schälen / die Körner darauß thun / hernach in dem Wasser mit Zucker / gleich wie Quitten kochen / und also einmachen. Auff solche weise stärcken sie den Magen / ziehen seine luck gewordene Fibren und Nerven gelind zusammen (Erbrechen. Ruhr.) / erwecken den Eßlust / und stillen offt das Erbrechen und die Ruhr. Man schneidet die unzeitige Speyerling auch von einander / dörret sie in dem Bachofen / und machet ein reines Pulver darauß / welches wider obbemeldte Durchläuff in einer Brühe gebraucht wird / dahero Martialis lib. 13. Epigr. 26. recht schreibet: Sorba sumus, molles nimium durantia ventres, Aptius haec puero quàm tibi poma dabis. Die Blätter und Beere von dem andern wilden Sperwerbaum / oder Torminali Sorbo Plinii, kan man nutzen / so die zahmen Speyerling nicht vorhanden. Dieser baum wächsst viel am Hartzwald / dessen Einwohner die Beerlein / als eine sondere und gewisse (Rothe Ruhr.) Artzney wider die rothe Ruhr gebrauchen. CAPUT VI. Feigenbaum. Ficus. Namen. DEr Feigenbaum heißt Griechisch [Greek words]. Lateinisch / Ficus. Italiänisch / Fico, Ficajo, Ficaja. Frantzösisch / Figuier. Spanisch / Higuera. Englisch / Figtree. Dänisch / Figentroe. Niderländisch / Vyghboom. Die Frucht oder Feigen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ficus. Italiänisch / Fico. Frantzösisch / Figue. Spanisch / Higo. Englisch / Fig. Dänisch / Figen / Niderländisch / Vygen. Der kleine oder nidrige Feigenbaum ist von dem andern nur der Grösse nach unterscheiden; und trägt bey den Lateinern den Namen Ficus humilis, C. B. Ficus pumila, Matth. Dod. Chamaeficus, Lobel. Die fürtrefflichen Botanici und Gebrüdere Casparus, und Joh. Bauhinus, thun in ihren Schrifften auch meldung eines wilden Feigenbaums / Ficus sylvestris Dioscoridis, C. B. oder Caprifici, J. C. dieser aber ist von dem
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Kleiner Feigenbaum. Chamaeficus Lob. vorigen anderst nicht vnterscheiden / als der Pflantzung wegen / da der wilde ohngepflantzt für sich selbsten wachßt / vnd nicht so gute Früchten bringt / als der sonderlich in den Gärten gepflantzte und wol abgewartete Baum bringen kan. Gestalt. Der Feigenbaum wachset zwar nicht gar hoch; jedoch aber kan der Stam̅ / durch fleissige Pfleg und Wart zur Manns-höche gebracht werden. Er wil warme und mittelmäßige Lufft haben; gegen Auffgang und Mittag soll er frey stehen / aber gegen Mitternacht und Abend versichert seyn. Die Rinde ist aschen-farb / zart und dünn / wenn dieselbe geritzt wird / laßt sie einen weißlichten / bitteren / klebrichten Milchsafft von sich fliessen / so dem Geruch nach / gleichwie auch andere Theile des Baums sich der Rauten vergleichen. Die Aeste sind anfangs grün / hernach werden sie dem Stam̅ an der Farb ähnlich. Sie vergleichen sich auch mit den Weinreben / denn sie lassen sich biegen / ziehen und anhefften. Daher kan man die Winterhäuser der Pomerantzen- und Citronen-wände / gegen Mitternacht / welche gemeiniglich den Sommer durch stehen bleiben / damit bekleiden / und an Geländer anhefften. Sie geben nicht allein dem Garten zu Sommers-zeit eine schöne Zierd / in dem sie mit ihrem grünen und breiten Laub die gantze Wand bedecken / sonder man kan auch den Sommer durch und durch die Menge zeitiger Feigen davon haben. Die Wurtzeln sind gelb / viel und zasicht / schlieffen nicht tieff in die Erden / sondern breiten sich umb den Sta̅ auß / darumbkan er nicht das gantze Jahr über im Feld dauren / sondern / so er darinnen stehet / (mo er nicht im vorgedachten Pomerantzen-hauß seine stellhat) vor Winters außgehaben / und in einen Keller gethan werden muß: Derowegen werden in Teutschland meistentheils Feigenbäum in grossen Scherben / und in höltzernen Küblen behalten / daß sie im Herbst abgehaben / und zu andern Bäumen in die Winterung können getragen werden. Es will auch dieser Baum eine fleißige Wart haben / denn in sandichtem und magerem Grund kommet er nicht fort / die Früchte heben zeitlich an zu welcken / zu verderben und ab zufallen / derohalben muß ihm gutes schwartzes Erdreich gegeben / dasselbige offt gehacket / und im Herbst mit Vogel-mist getünget und vermischet werden. Die Blätter sind dem Weinreben-laub nicht unähnlich / groß / breit / rauch / starck / und gleichsam von aussenher / (meistens an fünff Orten) eingeschmitten. Ins gemein sagen die Baum-gärtner; dieser Baum bringe seine Früchte ohne einige vorhergehende Blüte / sondern stosse zugleich mit den Blättern seine Frücht herfür / welche erstlich wie ein klein Knöpfflein oder Wärtzel ist / (die Lateiner nennen sie Grossos) mit der Zeit aber zu einer Feigen wird / und allererst im andern Jahr zeitiget. Aber Cordus, Bauhinus, und nach ihnen alle heutigen berühmten Botanici haben in acht genommen / daß der Feigenbaum seine Blüthe inwendig in der Frucht habe / denn wenn die obbemeldte Frucht beginnet zu ihrer Vollkommenheit zu gelangen / und bereits die Grösse und Figur einer kleinen Birn überkommen / so ereignen sich in der Feigen zarte Fäserlein / welche weiß vnd purpurfarb sind; dieselbe wachsen auß dem Fleisch der Feigen / machen mitten in der Frucht eine Höle und geben also die wahre Blüte der Feigen ab / welche viel hundert Jahr unbekand war / und erst von dem berühmten Kräuter-beschreiber Cordo erfunden worden. Die Frucht welche man Feigen heisset / wachset langsam / und wenn sie recht zeitiget / wird sie süß und lieblich zu essen; Der Feigen werden underschiedliche Arten gefunden / davon einige ihren Namen von der äusserlichen Gestalt her haben; wie denn etliche länglicht rund sind / wie die Birn; etliche scheibel-rund / wie die Aepffel; andere halten das mittel. Andere haben den Namen von der Farb: denn es schwartze / grüne / blaue / gelbe / purpurfarbe und braune Feigen gibt. In Italien werden sie nach den Landschafften / in welchen sie wachsen / genennet: Denn immer eine Landschafft die andere mit Güte übertrifft. Das Fleisch an den zeitigen Feigen ist weich / und inwendig / da die Blühte gewest / voller Körnlein. Etliche wollen / man könne auß den zeitigen Körnlein / als auß einem Samen / junge Bäumlein erzichen / aber wir wollens in Teutschland nicht versuchen / weil wir von denen / auß den Wurtzeln herfür wachsenden Schößlingen genugsam junge Bäumlein haben können. Wer es will probieren / der kan ihn auch under die Rinden impffen im Aprill. Etliche halten dafur daß solches noch umb St. Viti Tag geschehen könne / weil der Feigenbaum immer / auch den Sommer durch / seine Feuchtigkeit habe. In Maulbeer-Ahorn- und Eppichbaum kan er beydes mit Aeuglein und Reisern versetzet werben.
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Zwey sonderbare Ding kan man an den Feigen beobachten / als 1. die inwendige blüthe / und 2. die Zeitigung deroselben / welche Caprificatio genennet wird. Jenes ist schon beschrieben / dieses aber mit wenigem zu vermelden / und zu mercken / daß nicht alle Feigen am Baum äßig / und vollkommen zeitig werden / sondern etliche hart und ungeschmackt bleiben. Damit nun dieselben auch zur vollkommenen Zeitigung gelangen / werden sie von der Natur caprificirt, mit welchem es nachfolgende bewandtnuß hat. In der unzeitigen Frucht ereignet sich eine Fäule / auß derselben wachsen Mucken / welche die Frucht durchbeissen und durchlöcheren / also daß sie auß und einschlieffen können. Dadurch kommet nicht allein der Sonnen wärme in die Frucht und zeitiget dieselbe sondern die Mucken saugen auch die übrige Feuchtigkeit auß / daß die eingekommene Wärme sie desto eher zeitigen möge / wenn aber solche caprificatio nicht geschicht / fallen die Früchte hart und unzeitig ab / da sie denn zu nichts taugen. Welche Feigen aber an sehr warmen Orten wachsen / die bedörffen dieser caprification gar nicht / denn sie werden von sich selbst zeitig: ingleichem diejenigen / welche gegen Mitternacht stehen / die werden von dem Nordwind außgetrocknet; ebener massen die Feigen / welche an staubigen Fahrwegen wachsen / die werden von dem Staub außgetrocknet. Auff bemeldter Caprification wollen viel heutige Botanici gar nichts halten / und zweiflen sehr daran / darumb auch deroselben wenig mehr geachtet wird. Der Feigenbaum hat die Würme zu Feinden / als davon sein Stam̅ durchlöchert und durchfressen wird. Wenn man solches mercket / soll man den schadhafften oder durchlöcherten Ort mit ungelöschten Kalck bestreichen / und ihn auch fleißig in die Löcherthun / so werden dieWürme vertrieben. Will man bald zeitige Feigen haben / so bestreich man dieselben mit succo caepae longioris, langen Zwiebelsafft. Sollen die Früchte groß werden / so kan man dem Baum die Gipffelspitzlein benehmen / alsdenn kan der Safft desto weniger verschiessen / und muß in die Frucht sich ergiessen. Die Feigen wachsen in grosser Anzahl in Italien / Spanien und Franckreich. Sie werden gedörrt zu uns in Teutschland auffdreyerley weise gebracht: erstlich / in grossen geflochtenen Körben / so man Korb-feigen nennet: Zum andern in Kisten mit Lorbeer-blättern bedeckt / Laub-feigen genannt: Drittens in kleinen runden Körblein / so man Marsilische feigen nennet / dieweilen sie auß Franckreich von Marsilien und umbligenden örtern herkom̅en / welche zwar kleiner als die andern / aber am Geschmack viel kräfftiger sind. In beyden Indien werden underschiedliche Gattungen gefunden. In dem Congianischen Reich wachsen sie in ziemlicher Anzahl und Grösse. Die grösten sihet man in der Insul St. Helenae. In der Landschafft Capitis Bonae Spei, der guten Hoffnung / tragen die Feigenbäum jederzeit ihre Frucht. Josephus Acosta vermeldet / daß in West-Indien underschiedliche Thäler seyen / allda die Feigenbäume durch das gantze Jahr ihre Frucht bringen: darneben seye wunderlich / daß in dem Reich Peru / allwo die Feigenbäum häuffig stehen / etliche ein halbes Jahr auff einer seiten / das andere halbe Jahr aber auff der anderen seiten ihre Frucht herfür stossen. Durch Gottes sonderbare schickung begibt sich auch / daß allda die Feigenbäume ihre Blätter nicht verlieren / damit man wider die gifftigen Stich der Peruanischen Spinnen ein gewisses Hülff-mittel an der hand habe / welches der auß den blättern fliessende Safft ist / so man zwey oder dreymal in die Wunden davon eingiesset / wie Nicolaus Monardes in histor. simplic. medicam. c. 62. berichtet. In Ost-Indien fürnemlich in der Gegend von Goa und Malabar / findet man der Feigen die Fülle von mancherley Gattungen. Die so am meisten wachsen / und am gemeinsten sind / nennen die Indianische Portugiesen Figos dartas, Hoff-feigen / sie sind etwas dick. Es ist noch eine andere Art / die etwas kleiner und außwendig glatt / Senoryn genannt / solche sind von den besten / haben einen sehr lieblichen Geruch / und über die massen guten Geschmack. Die dritte Art wird Cadolyn genennet / und gleichfahls hoch geachtet. Aber die allerbesten heisst man Chyncaloyn / wachsen meistentheils in der Landschafft Malabar / diese werden nicht sehr gelb / bleiben außwendig fast alle grün sind schmal und lang / haben einen sonderlichen lieblichen und anmüthigen Geruch / als ob sie voll Rosenwasser wären. Noch viel andere Feigengeschlecht mehr hat es in Ost-Indien / darunder theils sehr grosse lang und dick / wachsen gemeiniglich viel in Cananar / an dem Gestade Malabar / werden wegen des grossen überfluß gedörret ohne Schalen / die man zuvor abnimt / und also in gantz Indien herumb verführet und verkauffet. Weil aber diese im Schlingen etwas rauher als die andern / ißt man sie nicht rohe / sondern gebraten / und wenn sie geröstet / schälet man sie gleich denen / so man will dörren / zerscheibt sie / und gießt Wein darüber / welches ein liebliches Essen / und besser schmäcket als gebratene Quitten. Ebner massen werden sie auch wie die andere in die Länge geschnitten / und mit Zucker gebacken / welches in Indien gar gemein ist. In summa / die Feigen sind eines des besten und nothdürfftigsten Obsts in gantz Indien / auch des gemeinen Volcks tägliche Nahrung. In der Ginesischen Landschafft Ivinnan / bey der Statt Tali wachßt unsere Europeische Art Feigen gar herrlich und häuffig daher / und wird von den Sinesern Blumen-lose Frucht genennet / darumb / daß sie im wachsen nicht wie andere Früchte eine Blüthe voran schicket / wie solches P. Martinus Martini S. J. in Atlante Sinensi p. m. 153. berichtet. In dem Horto Malabarico, dessen underschiebliche Theile bereits in Holland getruckt worden / sind folgende Geschlecht der Feigen beschrieben und abgemahlet zu finde̅. 1. Atty alu. Hort. Malab. Ficus Malabarensis folio oblongo acuminato, fructu vulgari aemulo. D. Syen. annot. in Hort. Malab. Ist ein Indianischer / grosser / dicker Feigenbaum / dessen äste häuffig und weit auß einander gebreitt.
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Die Wurtzel dick / mit vielen zaselichten Nebenwürtzelein / hat under der schwartzlichten ausseren Haut eine Weisse auf roth sich ziehende Rinden / welche so sie aufgeschnitten und abgezogen wird / gleich eine röhtere Farb bekomt. Die Blätter sind ablang / außgespitzet / zweymahl so lang als breit / haben kein Geruch / aber einen zusammenziehenden Geschmack / die Frucht hangt an kleinen / dicken stiehlein / komt mehrfach auß einem Sprösslein / ist der Europäischen Feigen sonsten bey nahem gleich / wachst gleich andern Indianischen Feigen dreymahl des jahrs hervor / und wird von den Indianern zur speise genossen / folgende geschlechter aber werden wenig / oder gar nicht geessen. 2. Are alu, H. M. Ficus Malabarensis, folio cuspidato, fructu rotundo, parvo, gemino. D. Syen. Ist widerumb ein grosser starcker Feigenbaum / dessen Stam̅ von zweyen menschen kaum mag umbfasset werden; Seine blätter hangen an langen dünnen stiehlein / haben die Figur wie ein Menschenhertz. Die Blüthe siht man nicht / und scheinet in der Frucht verborgen zu ligen. Die Feigen wachsen zwischen den Blättern je zwey und zwey hart zusammengefügt auß den sprößlein herauß / sind klein und rund / und haben einen kleinen schwartzlichten Samen in sich. 3. Tsiela, H. M. Ficus Malabarica fructu Ribesii förmâ & magnitudine. Ist ein grosser dicker Feigenbaum bey 70. schuhe hoch / dessen Stam̅ bißweilen 18. schuhe in dem Umkreixß hat; hat ablange / zugespitzte Blätter. Die Frucht sproßt auß den ästlein zwischen den blätteren ohne stiehlein hervor; ist den St. Johanns Träublein der grösse halben nicht ungleich / hat viel braunlichte körnlein in sich; ist ohne Geschmack und Geruch. 4. Tsiakela, H. M. Ficus Malabarica semel in anno Fructifera, fructu minimo. Ist ein Feigenbaum dem vorgehenden in meisten dingen gleich / doch kleiner / und hat kleinere beerlein oder feiglein; welche deß jahrs nur einwahl wachsen. 5. Teregam, H. M. Ficus Malabarica foliis rigidis, fructu rotundo, lanuginoso flaccescente, cerasi magnitudine. B. Comelin. Ist ein Feigenbaum bey 30. schuhen hoch / dessen früchte rund / wollicht / in der grösse unserer schwartzen grossen Kirschen / erstlich grün / hernach gelblicht; haben viel körnlein in sich / sonsten aber kein Geruch / noch Geschmack. 6. Perin Teregam, H. M. Ficus Malabarica foliis asperis major, fructu itidem rotundo, lanuginoso majore. Ist ein Geschlecht des vorigen baums / aber grösser / und höher. 7. Jtty alu, H. M. Ein Malabarischer Feigenbaum / mit dicken gläntzenden blätteren / und kleiner / runder Frucht. Ficus Malabarensis folio densiusculo nitente, fructu parvo rotundo coronato. 8. Jitti Are alou, H. M. Ein Malabarischer Feigenbaum mit blutrother runder flacher Frucht. Ficus Malabarica folio Mali cotonei, fructu exiguo, plano, rotundo sanguineo. D. Comelin. 9. Tsierou-meer-alou, H. M. Ficus Malabarica folio & fructu minore praecedenti. 10. Katou alou, H. M. Ficus indica, 1. B. Jndica arcuata, Park. Jndica foliis Mali cotonei similibus, fructu Ficubus simili in Goa, C. B. Arbor radicosa, Linschot. 11. Pecalu, H. M. Ein Malabarischer Feigenbaum mit doppelter hochrother farbe. Ficus Malabarensis folio crassiusculo majori, fructu intese rubente D. Syen. 12. Atty-meer-alou. H. M. 13. Hondir-alou. H. M. 14. Arbor peregrina fructum Ficui similem gerens, J. B. Clus. exot. lib. 1. cap. 11. Hiebey aber ist wol zu beobachten / daß die sechs ersten Geschlechter der Aegyptischen Feigenbäumen / wie die Europaeischen fortgepflantzet werden / und auf gleiche Art wie dies??? von sich selbsten sich vermehren und fortwachsen: entweders durch den Samen / oder durch einige auß der wurtzeln auffteigende nebenstämlein / oder durch zweigen / und pfropfen. Die drey letzteren Geschlechte hingegen haben auch einen grossen dicken Stam̅e / auß dessen oberem Theil viel dünne Faseln herauß wachsen / und nidsich hängen / auch endlich unden an dem Stammen wieverumb anwachsen / und denselben nach und nach mehr verdickeren. Die fünff mittleren Geschlechte aber lassen solche dünne Faseln oder Rancken nicht auß dem Stamm / sonderen auß ihren Zweigen herfürgehen / im anfang / da sie noch jung sind / welche herunderwerts hangen / und allgemächlich nach der Erden wachsen / biß sie endlich gar hineinkriechen / wurtzel schlagen / und also zu jungen Bäumen werden. Alsdenn nehmen solche widerwachsende Rancken stets in der Dicke zu / daß sie wie neue Stämme oder Bäume anzusehen / und gewinnen oben an allen seiten Zweige / welche sich ebenmässig wie die ersten mit außwerffung etlicher Rancken in die Erde fortpflantzen. Nach dem auch diese Rancken in Bäume worden / wachsen abermahlen Zweige darauß / die eben dergleichen Rancken an die Erde werffen / und neue Bäume zeugen. Weil nun solches unauffhörlich fortgehet / geschicht bißweilen / daß ein einiger Baum mit allen seinen eingesenckten nebenbäumen ein gantze Italiänische Meil rund umb sich her besetzet / und man kaum wissen kan / welches der ursprüngliche Baum oder die rechte Mutter aller eingesenckte̅ Bäumen seye / ohn allein auß der dicke dieses Baums / welcher offt von 3. Männeren nicht kan umfasset werden. Nicht allein aber werffen die untersten Zweige dergestalt Rancken in die Erde / sondern auch die öbersten / daher offt ein einiger Baum einen grossen und dicken Pusch machet. Wenn man nun einen Durchgang dadurch haben will / hauet man die schmalsten stäm̅e ab / und machet rechte Gallereyen oder gewölbte Lustgänge unter den Bäumen / darinn man sich vor der Sonnenhitze verbirget. Denn auß den grossen nidergebogenen Zweigen sprossen sehr viel kleine herfür / welche so dicht in einander geflochten / daß kein Sonnenschein dadurch dringen kan. Wie weiten Raum diese Bäume mit ihren Zweigen und Laube einnehmen / hat man darauß genug zuermessen / daß unter einem einigen Baum bey dreztausend Menschen stehen können. Von [21] der vielfaltigen und krum̅en Wegen willen / die unter diesem Baum sich befinden / höret man solchenWiderschall / daß man wol drey oder viermal seine eigene Stimm / so man geruffen hat / wider vernimmet. Herr Johan Albrecht von Mandelslo / in dem 1. Buch seiner Hinreise nach Ost-Indien im 7. Cap berichtet / er habe diesen Wunderbaum zu Gamron oder Ormus angetroffen / an dessen Haubt-stamm war ein kleine Capelle gebauet / in welcher ein Indianischer Heiliger begraben liget. Bey der Thür sasse ein Indischer Pfaff / der das Grab verhütete. Er empfienge ihn freundlich mit Datteln / Nüssen / Mandeln und einem kühlen Trunck Wasser / führete ihn in die Capelle zum Grabe / dasselbe war mit Türckischen bundten Bohnen dick bestreuet / oben auf dem Grabe stunden etliche brennende Lämpen / welche der Pfaff weder Tag noch Nacht muß verleschen lassen / über der Begräbnuß war ein kleiner Himmel mit Seiden-zeug gemachet. Goropeus Becanus in lib. 5. rerum Gallicar. p. m. 131. und Indo-scythyca pag. mihi 485. schreibt daß der verbottene Baum im Paradeiss / von dessen Frucht wider Gottes ernstlichen und außgetruckten Befehl unsere erste Elteren Adam und Eva geessen / dieser Indische Feigenbaum gewesen seye. Martinus Mylius hat des Becani Schein-grund seinem Lustgarten der Weißheit angehencket / welche hernach Wolffgang Jacob Dümler in dem 2. theil des Baum und Obsgarten im 3. Cap. widerholet. Dieweilen aber es dem Heiligen Geist nicht belieben wollen in seinem göttlichen Wort den eigentlichen Namen des verbottenen Baums und die Gestalt seiner Frucht uns zuoffenbahren / lassen wir es auch darbey bewenden. Eigenschafft. Die Feigen haben einen etwas schleim- und öhlichten / mit einem flüchtigen temperierten saltze vermengten Safft in sich / dannenher sie wol erdünneren / erweichen / alle schärffe versüssen und die Säure des Geblüts milteren können. In dem Baum selbsten ist ein schärfferes öhlichtes Saltz / und Safft verborgen. Daher die Alten ihme ein warme Natur zugeschrieben. Gebrauch. Die Feigen ist ein edle und gesunde Frucht / insonderheit so sie mit Trauben und Mandeln genossen wird / dahero Eobanus Hessus recht geschrieben. Ergo tot inter opes regnantis fructibus anni Prima locum merito ficus & uva tenent. Utraque nam succis implet melioribus, & nil Quae noceant uitij damna ferentis habent. (Kalter busten Engbrüstigkeit.) Ein gutes Brusttranck wider den kalten Husten und Engbrüstigkeit. Nim Süßhölß ein halb loth / vier Feigen / acht Brustbeerlein St. Johan̅isbrot 1. halb loth / Aenis und Fenchel jedes ein quintlein / zerschneide alles / und binds in ein tüchlein / siede es in zwomaß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und lasse den Krancken nach belieben davon trincken. (Grimmen.) Wider das Grimmen: Nim dürre Feigen / weissen Hundskot jedes ein halbe handvoll / siede es in anderhalbpfund oder quartal Wein zum dritten theil ein / siechte es alsdann / thu ein wenig Saltz darzu / und gebrauche es wie ein Clystier. Rembert. Dodonaeus histor. stirp. pempt. 6. (Schware Geburt.) lib. 3. cap. 15. schreibt. So die schwangeren Weiber umb die Zeit ihrer Niderkunfft täglich etliche Feigen esse / sollen sie desto leichter gebähren. Diesem rath folgen die Weiber zu Franckfurt fleissig. Feigen in Wasser gesotten / und den Mund offt damit geschwenckt (Geschmät des halses.) / öffnet die inwendigen Geschwär des halses. Johannes Bauhinus tom. 1. plantar. histor. universal. lib. 1. cap. 56. meldet von Galeno, er habe die dürren Feigen und Meertrauben in seinem Alter viel gebraucht / in der Jugend aber vor dem acht und zwantzigsten Jahr sich wegen anderen Früchten übel befunden / derowegen aller derjenigen biß in das hohe Alter sich enthalten und allein der Feigen und Meertrauben genossen / auch darneben gespürt / daß diejenigen / so seinem Rath gefolgt / ihr Leben zu einem hochen Alter gebracht. Vorgemelter Herr schreibet auch von dem fürnemsten Weltweisen in Griechenland Platone, wie er die Feigen und Trauben also geliebet / daß er derowegen [Greek words], ein Liebhaber der Feigen und Trauben genennet worden. Die frischen / neuen Feigen dienen denjenigen (Grieß.) so mit dem Griess behafftet / denn sie treiben den Sand auß. So man der frischen Feigen zu viel isset / machen sie den Durchlauff / der sich doch bald selbst stillet. Die mit einem kurtzen Athem behafftet / (Kurtzer Athem.) und umb die Brust mit Koder gefangen sind / sollen Feigen in gebrantem Wein übernacht erquellen / und früh nüchteren ein paar essen; es macht den Athem leichter / und reiniget die Brust. Feigen gesotten / und den Kinderen warm (Blatteren Urschlechten.) zu trincken geben / macht die Blateren und Urschlechten bald herausser kommen / ja verhinderet / daß die Durchschlecht nicht die Lungen angreiffen / und eine Lungsucht erwecken: vertreibet auch das Blut-harnen in solchem Zustand. Simon Pauli in quadripart. botan. class. 3. lobet nachfolgendes Tranck: Nemt geschaben Hirschenhorn ein loth / sechs gedörte Feigen / Agley- und Fenchelsamen jedes ein halb loth / bindet alles in ein Säcklein / siedets in zwo maß Wasser / und gebt den Kindern nach belieben davon zutrincken. Oder an statt dessen nehmt ein dotzet fette Feigen / Hirß-samen vier loth / Roseinlein ein und ein halb loth / geraspelt Hirtzenhorn ein loth. Siedet alles zusammen in etlichen maß Wassers / mischet hernach Stabiosen- und Fenchel Syrup darunder / und gebts also den kinderen / so die Durchschlechte haben / zu trincken / es treibt nicht nur wol auß / sondern machet auch / daß die Pocken nicht allzugrosse Gruben und Löchlein in dem Angesicht zurucklassen. Morgens früh nüchtern ein paar Feigen / mit etwas wenigs Pfeffer genossen / reiniget (Nieren und blasen remigung.) die Nierren und Blaseu von Schleim und Sand. Wenn man etwan ein hitzige Geschwulst [22] (Geschwär der Zahnbilderen.) oder Geschwär an den Zahnbilderen hat / ist nichts bessers / als ein stücklein von einer Feigen darauff gelegt / denn es zeitiget geschwind / und öffnet zugleich das Geschwär / wiewol nicht ohne vorhergehenden Schmertzen. Gleiche Würckung haben auch die Feigen / wenn sie neben Eibischblätteren / Camillenblust / und Saffran in Milch gekochet / und die warme Milch offt in dem Mund auf der Seiten des Geschwärs gehalten wird; es zeitiget und öffnet in gar kurtzer Zeit. Die Feigen werden under die Erweich-pflaster gar nutzlich gebraucht / daher vermuthlich / es habe auch deshalben der Prophet Jesajas befohlen / ein Pflaster von Feigen zunehmen / welches man dem krancken König Hiskia auff seine Drüsse legen müssen / daß er gesund werde / wie in dem Buch des Propheten Jesajae im 38. Cap 21. v. zu lesen. Dieweilen die Feigen dem Leib zimliche Nahrung geben / werden sie viel in der Hungersnoht gebraucht. Daher Athenaeus lib. 3. Deipnosophist. è Polybii Megalopol. l. 12. erzehlet / daß Philipp / Persei Vatter / nach dem er mit voller Kriegsmacht Asiam verderbet / und seine Soldaten von den Magnesieren wegen Mangel des Brots mit Feigen beschencket / auch dadurch bey dem Leben erhalten worden / ihnen dafür die eroberte Statt Myante verehret habe. Caput VII. Maulbeer feigenbaums 2. Geschlecht. Sycomori duo genera. Namen. MAulbeerfeigen- oder Egyptischer Feigenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sycomorus, Moroficus, Ficus Pharaonis, Ficus AEgyptia. Italiänisch / Sicomoro, Ficomoro, Fico di Egitto. Frantzösisch / Sicomore, Figuier d’ AEgypte. Spanisch / Higuera de Egypto. Englisch / Figtree of Egypte. Geschlecht und Gestalt. Es finden sich drey Geschlechte dieses Aegyptischen Feigenbaums. Daß erste ist Ficus folio Mori, fructum in caudice gerens, C. B. Sycomorus sive Ficus AEgyptia, Rauvvolff. Park. Sicomorus, J. B. Matth. Dod. Pothel Theveti, Lugd. Ist ein Baum an grösse dem weissen Maulbeerbaum gleich / hat auch bey nahem mit demselben gleiche Blätter; doch sind dise Feigenblätter beständig / da hingegen die Maulbeerblätter in dem Winter gantz abfallen. Die Frucht wachst zum theil auß dem Stammen / theils auch denen dem Stammen nächsten grossen Aesten; ist halb den Feigen / halb den Maulbeeren gleich / dennenher sie auch Sycomorum oder Moroficum genennet worden. Diese Feigen stecken auch voll kleiner Körnlein / welche von den Griechen [Greek words] genennet werden; obwolen Alpinus, Rauvvolfius und andere das Widerspiel hievon geschrieben. Sie sollen langsam zeitigen / und einen wässerigen nicht unangenehmen Geschmack haben: wenn solche abgelesen werden / wachsen gleich andere hervor / also daß er in einem Jahr drey oder vielmahl Früchte bringet; jedoch bringet er so viel Früchten nicht hervor / man verwunde ihn denn mit vielen Streichen / da denn auß den geschlagenen Wunden erstlich ein Milchsafft heraußfleißt / hernach aber kleine ästlein wachsen / deren jedes zwey / drey / vier / ja biß sieben Feigen traget. Das Holtz des Baums ist roht und hart; wenn man ihn umbhauet / bleibt er fortan grün / und wird nicht dürr / es seye denn daß man ihn ins Wasser werffe / da er nun zu boden under dem Wasser ligt / dörret er allgemach / und schwimmet alsden empor. Dieser Baum wachst nicht nur in Egypten / sondern auch in Syrien / da er von den Einwohneren umb Schattens willen gepflantzet wird. Ja es soll eben auch ein solcher Maulbeer-Feigenbaum gewesen sein auf welchen der kleine Zacheus (Lucae c. 19.) gestiegen / damit er den Herren Jesum sehen könte / als Er durch die Statt Jericho gienge. Das andere Geschlecht ist Ficus folio Sycomori, fructum non in caudice ferens, C. B. Ficus altera seu Cypria, Park, Sycomorus in Cypro, Cord, in Diosc. Ficus Cypria Diosc. J. Bauh. Mumeitz Arabum, Rauvvolf. Lugdun. Ein Maulbeer-Feigenbaum dem vorigen fast durchauß gleich außgenommen / daß seine Früchte nicht auß dem Stammen unmittelbar / sondern auß absonderlichen an den ästlein Hangenden Zweiglein / so einer spannenlang sind und keine blätter zugleich haben / hervorkommen. Diese Früchte sind gleich denen deß vorigen Baums / ablang rund / in der grösse der Zwetschgen. Der Baum wachst in der Insulen Cypren / Rhodis / wie auch Syrien. Daß dritte Geschlecht ist Sycomorus foliis minoribus, C. B. Sycomoro similis, J. B. Ein Baum dem Maulbeer-feigenbaum ähnlich / hataber kleinere Blätter / wie auch kleine gelbe Früchten. Sonsten dem Samen / Aesten / Rinde̅ Figur der Frucht / milchichten Safft / und scharffen Geschmack der blättern nach dem Feigenbaum gantz gleich. Der Baum ist [23] niemahlen ohne Früchten / diese aber kom̅en nicht zur vollkommenen Zeitigung / Er vermehrt sich / oder wird auch durch Zweiglein / so in die Erden wachsen / fortgepflantzet. Mit welcher Gestalt der Maulbeer-Feigenbaum in Egypten zu unseren zeiten herfürwachse berichtet D. Dapperus in seiner Beschreibung von Egypten am 83. Blat also. Der Stamm des Egyptischen Feigenbaums ist nicht hoch aber breit / und theilet sich in 2. oder drey breite Zacken / von welchen wider andere starcke und lange Jacken oder Aeste nahe neben einander außschiessen / darunder die Reisende des Sommers vor der Sonnenhitze beschirmet / in einem kühlen und angenehmen Schatten sitzen können. Der gantze Baum gleichet mit Stammen / Zacken / Früchten / Milch / raucher Beschaffenheit der Blättern und Farb dem Feigenbaume / und mit der Gestalt und Grösse der Blätter dem Maulbeerbaume / wiewol desselben Blätter dicker und raucher sind / auch des winters nie abfallen. Dieser Baum ist nach vieler Zeugnusse so fruchtbar / daß er niemahls ohne Frucht sich befindet / welche nicht oben an den Gipfeln sondern bey den Stammen und von der dicken Zacken hervor wachsen. Die Früchte / so man Feigen nennet / sind nach des Baums grösse zuachten / nur mittelmäßig groß / nicht dick bauchicht wie die gemeine Feigen / und ragen nicht weit auß den Kerben des Stam̅s herfur; den̅ die Rinde des Baums / wenn er Früchte tragen sol / muß allezeit aufgeschnitten werden: auß diesen Schnitten oder Kerben fliesset fort und fort Milch / darauß ein kleiner Zweig wachset / welcher drey / fünff / sieben auch wol mehr Feigen traget. Diese sind inwendig hohl / und mit einem gelblichten kleinen Zeuge / darinnen gemeiniglich Würme nisten / bestreuet. Solche Feigen sind dem Magen sehr schädlich / und machen ihn schwach und eckelhafftig: aber wol??? gesunder sind sie denë / die auf dem Wege von der Sonne erhitzt werden / und einer Kühlung nöhtig haben / weil sie mittelmäßig kühl und sehr feucht sind; sie verursachen auch offnen Leib / und genäsen alle heisse und harte Geschwulst / wenn man sie als ein Pflaster darauf leget. Der Römische Rechtsgelehrte Ulpianus lege x. in AEgypro ???. de extraordinariis criminibus ziehet von diesem Baum nachfolgendes Gebott an. Niemand understehe sich einen Aegyptische̅ Feigenbaum auß zureüten. Den̅ diese Bäume pflantzet man gemeinlich auf die Täm̅e an dem Nil-fluß / damit sie durch ihre Wuntzeln umb so viel fester wurden / und daß Nil-wasser / welches man durch Oeffnung solcher Tämmen auf die Felder zur Wässerung außgelassen / wider aufgehalten werden möchte. CAPUT V. Granat-apffelbaum. Malus punica. (1. Blüht des zahmen Granat - apffelbaums. 1. Cytinus.) (2. Blüht des wilden Granatapffelbaums. 2. Balaustium.) Granat-apffel Mala punica. Namen. GRanatapffel-baum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malus punica, Italiänisch / Mela grano. Frantzösisch / Grenadier, Arbre portant des grenades. Spanisch / Granado, Granadero. Englisch / Pom granattree. Dänisch / Granatebletroe / Granattroe. Niderländisch / Granae???appelboom. Granatapffel he???set Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malum punicum, Malum granatum. Frantzösisch / Grenade, Pomme de grenade. Spanisch / Granada. Englisch / Pomgranat. Dänisch / Granateble / Granat. Niderländisch / Granatappel.
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Gestalt. Der Granatapffel-baum wachst nicht hoch. Seine Blätter vergleichen sich gar nahe dem Myrtenlaub / sind schmal / dick / gleissend / sattgrün / haben rothe Aederlein / und hangen an rothen Stielein / wenn man sie zerreibt / so geben sie einen scharffen unlieblichen Geruch von sich. Die Aeste lassen sich biegen und sind stachlicht. Die leibfarbe fünffblättige Blumen stehen offen wie die Körblein / mit einem gestirnten Rande / darauß schlieffen zarte purpurrothe Blätlein / wie in den Klapperrosen / mit kleinen Härlein und Knöpfflein in der Mitte. Nach disen Blumen erscheinen grosse runde Aepffel / die sind außwendig mit einer röthlichten / dicken / harten / jedoch zerbrüchlichen holtzichten Haut umgeben / inwendig gelb / mit vielen rothen / ecketen / safftigen / harten Granen oder Kernen besetzt / daher sie den Namen bekommen: werden auch Punica genant / von den Poenis sive Carthaginensibus, Carthaginenseren / bey welchen die Edelsten wachsen. Die äussere Rinde dises Baums ist Aschenfarb / das innere Holtz aber gelb. Die Granatäpffel werden in drey Geschlecht / dem Geschmack nach underscheiden / denn etliche sind süß / etliche gantz sawer / etliche haben eine Mittelart / sind weinsäurlich. Heinrich der Vierte dises Namens / König in Hispanien / hat ihme zu einem Königlichen Waapen den Granatapffel erwehlet / mit diser Uberschrifft: ACRE DULCE, Scharff-süß / damit hat er wollen zu erkennen geben / daß ein rechter König die Schärffe mit der Wiltigkeit mäßigen solle / wie solches Franciscus de Mendoza S. I. in commentario ad lib. I. Regum c. 14. v. 2. berichtet. Die Granatäpffel waren bey den Königen und Fürsten ein angenehme Frucht. Plutarchus in Apophthegmatum initio schreibet von dem König Dario. Man habe ihm ein grossen Granatäpffel aufgeschnitten / und gefragt / was für eine Sach er wünschte in solcher Anzahl zu besitzen / als viel Kernen sich in diesem Apffel findeten? gab er zur Antwort: Er wüntschte ihm so viel Zopyros als Kernen da seyen; Den̅ Zopyrus ein getrewer Diener des Königs ware / welcher sich selbsten Nasen und Ohren abschneidete / umb sich bey den Babylonieren seines Königs Feinden also einzukauffen / damit er von denselben zu einem Feld-obristen angenom̅en wurde. Als er nun solches erlanget / hat er seinem König die Statt Babylon übergeben. Jedoch hat Darius öffters sich vernemmen lassen / er wolte lieber Zopyrum an seinem Leib ohn gestümlet anschauen / als hundert Babylon besitzen. Ein solche Liebe haben die alten Könige gegen ihre getreue Diener getragen! AElianus lib. I. variar. histor. cap. 33. vermeldet: als der König Artaxerxes eine Reiß durch Persien angestellet / habe ihme Mises einen überauß grossen Granat-apffel in einer Wannen verehret / über deren Grösse der König sich verwunderet und gefragt / auß welchem Garten er dieses Geschenck herbringe? Darauf er geantwortet: auß seinem Hause / welches den König also gefrewet / daß er ihne auch mit Königlicher Verehrung begabet hat. Man findet den Granatäpffel-baum in grosser Mänge in Italien / Hispaneen / und etlichen Provintzen in Frankreich. In Teutschland / Holland und Engelland wird er allein in den Gärten mit Mühe gezielet. Eigenschafft. Die Süssen Granaten haben einen milten Safft / so da auß vielen wässerigen / gelinden saltzichten / und wenig schwefelichten / zugleich etwas flüchtigen spirituosen Theilen bestehet: Dadurch er nicht nur die nervosischen Fibren des Mundes gelind und mit Fühlung einer süssen Lieblichkeit angreiffet! sondern auch den Magen und Hertz stäreket und die Lebensgeister erquicket. Die Sauren Granaten aber haben einen Safft / so auß vielen scharfflichten sauren Saltz-theilen bestehet / deren Schärffe die Fibren deß Magens und der Därmen beissen und zusammenziehen / hiemit viel erkälten / Grimmen erwecken / das Geblüt schärffen / erdickeren / und desselben überflüßige Hitz dämpffen und abkühlen kan. Die Bitzelichten endlich haben einen säurlicht / flüchtigen / angenehmen Safft / welcher zu löschung deß Dursts Erdünnerung allerhand zehen und schleimigen Feuchtigkeiten wol dienet / auch das jastende Geblüt mäßig abkühlen kann. Die Blühte dieses Baums / wie auch seine Rinde / Blätter / und die holtzichte Haut der Früchten sind zumahlen eines bitterlichten / zusammenziehenden / Geschmacks / dennenher ein grobes Saltz / mit vielen irrdischen / und wenig schwefelichten Theilen darinnen verborgen. Gebrauch. (Durst / hitziger Magen / Gall / Unwillen / Mattigkeit und Schwachheit des Hertzens / seltzame Gelüste der schwangeren Wei ???ber / Samenfluß / Fieber.) Die Weinsauren Granaten sind die berühmsten / kühlen und erfrischen den Mund / löschen den durst / sind gut dem hitzigen Magen / unterdrucken die Gall / fürdern den Harn / bringen Lust zum Essen / wehren dem Unwillen des Magens / dienen trefflich wol wider die Mattigkeit und Schwachheit des Hertzens / sie vertreiben auch die seltzamen Gelüste der schwangeren Weibern / und sind gut wider die Verfliessung des Mannlichen Samens. Man brauchet sie in den Fiebern / da man die Kernen mit Zucker bestreuen / und den Safft außsaugen kan. Auß den Granatäpffeln presset man eine̅ Safft / der wird mit Zucker zu der Dicke eines Syrups gekocht. Wenn man doppelt schwer Zucker nimt / und hiemit nicht lang muß kochen lassen / so bleibt er schön roth. (Hitzige pestilentzische Fieber.) Solcher ist gar gut zu den innerlichen hitzigen und pestilentzischen Fiebern / so man ihn mit gekochtem Gersten-wasser / oder distilliertem Saurampffer-wasser / zu einem Julep vermischt und trincket / denn er stärcket / löschet (Durst / Hitziger Magen.) den Durst und kühlet den hitzigen Magen So man in diesen Safft oder Syrup ein stücklein gebähtes Brot eintuncket / isset / und (Erbrechen des Magens.) bald darauff den Safft trincket / thut er merckliche Hülff wieder das Erbrechen des Magens / so von der Gallen pfleget herzukommen. Dieser Safft mit Wegwart-Burgel- oder Rosenwasser getruncken / hilfft (Bluten.) wider das Bluten. Dieser Syrup gemischet mit Rosenho [25] nig / (Fäule des Mundes und Zahnfleischs. Geschwollener Halß und geschossen Zäpflein.) ist trefflich gut wider die Fäule im Mund und des Zahfleischs. Welchem der Halß inwendig geschwollen / oder das Zäpfflein geschossen wäre der gurgele lawlicht mit diesem Syrup und Brunellenwasser. Die Blumen von den zahmen Granatäpffeln nennet man Cytinum, wiewol der äusserste Knopff oder calix fürnemlich also genant wird / sie ziehet zusam̅en und trocknet. (Wacklende Zähne: böses Zahnfleisch.) Die wacklende Zähne samt dem bösen Zahnfleisch / werden nutzlich gewaschen mit der Brühe / darinnen Granat-äpffelblüht gesotten ist. Man dörret auch die Blumen / stoßt sie zu Pulver / und gibt solches auff 15. biß 20. (Rothe und weisse Ruhr.) und mehr Gran öffters ein zu Stillung des Blutens / der Rothen und Weissen Ruhren. Die Rinden der Granatäpffel nen̅et man Malicorium und Sidium, in den Apothecken aber Cortex granatorum, sie ziehet auch zusammen und trocknet. So man diese Rinde in Wein kocht / und (Würm.) denselben trincket / tödtet er alle Würm im leibe: Constantinus schreibet / das seye der Granaten sonderliche Krafft. Eine sonderliche Artzney zum Blut (Blut zu stillen.) stellen: Nimb Granaten-rinden / Römischen Vitriol und Alaun / jedes ein Scrupel / stoß zu Pulver / und streue davon auff / es stellet das Bluten an allen äusserlichen Orten des Leibs. Von den zarten Blättlein der zahmen Granaten-blüht wird ein Latwerg wie der (Weisser Weiberflus: starcke monatliche Reinigung der Weiber) Rosen-zucker gemacht / diese Latwerg oder Granatenblüht-zucker bekomt den Weibern treflich wol / so mit dem Weissen Fluß behaftet / und denen die Monatliche Reinigung zu starck fliesset / wie solches Franciscus Calzolarius ein Veronesischer Apotecker an vielen Weiberen wahrgenommen / und hernach (Samenflus: durchbruch des Leibs / rothe Ruhr.) Petro Matthiolo geoffenbahret hat: Er ist auch sehr nutzlich wider den Samen-fluß / Durchbrüche des Leibs und die rothe Ruhr: Man nimt davon nach belieben ein Mußcatnuß groß. (Offene Schäden an heimlichen Orten bey Mann und Weib.) Wider die offene Schäden an heimlichen Orten bey Mann und Weib: Nim̅ gedörrte Granaten - rinde / gebranten Badschwam / guten Aloes / jedes ein quintlein / gebranten Alaun ein halb quintlein stosse alles zu einem reinen Pulver und streue davon in den Schaden / es bringet ihn bald zur Heilung. (Rothe Ruhr.) Ein Granatapffel in einem wol vermachten Hafen zu Pulver in dem Ofen verbrant / und davon ein Messerspitzvoll in Wein oft gegeben / ist ein gute Artzney wider die rothe Ruhr. Daß Wasser / darinnen Granaten Rinden gekochet worden / den Kinderen so die (Durchschlechte / oder Kinderblatteren.) Kinderblatteren oder Durchschlechte bekommen wollen / über die Augen offt warm geschlagen / oder dieselbe damit warmlicht gewaschen / verhindert die Blattern dahin zu kommen / und solche zu verderben. Noch besser aber ist es / wenn auf folgende weiß ein Augenwasser zu eben demselben Zweck zubereitet wird. Nim̅ der Rinden von Granatäpffeln 3. quintl. oder ein loth; geuß fünff diß 6. loth Rosen-Fenchel- und Wegerich-Wasser darüber / laß ein Weile in warmem Sand oder Aschen stehen / hernach seige es durch fließpapier / und mische darunder praeparierte Tutien 40. gran / Saffran 4. biß 6. gran / Camffer 3. gran. Solches kan man jeweilen frisch wärmen / auffrüttlen und überschlagen. Wilder Granatbaum. Der wilde Granatbaum ist dem zahmen ähnlich / allein daß er kürtzer und stachlicher ist / bringet keine Frucht / sondern nur dicke Blüht / die man Balaustia nennet / wie bey der Figur mit num. 2. angedeutet worden. Er wachst viel in Syrien umb Alepo / Africa / und im Spanischen Königreich Granata. In Persien sind die wilden Granatäpffel alle saur werden viel in Kanabach an den Bächen herumb stehend gefunden. Die Persier nemmen die Kernen herauß / tröcknen sie auf / und handlen darmit in andere Oerter: sie werden gebraucht / die Speisen darmit schwartz und saurlicht zu machen / man weichet sie alsdenn im Wasser / und truckt den Safft durch ein Tuch: die Persier pressen auch den Saft frisch auß / verwahren ihn wol / und färben gemeiniglich ihren Reiß bey den Gastereyen darmit / er gibt ihme ein anmütige Säure / denn diese Völcker in und bey ihren Speisen gern säurlichte Säft gebrauchen / wie bey dem Adamo Oleario in dem 5. Buch der Persianischen Reise - beschreibung im 9. Cap. zu lesen ist. Herr Wolfgang Jacob Dümler meldet in seinem Baum- und Obsgarten / im 2. theil am 10. Cap. Weil die Granat-bäume auß warmen Landen / sonderlich auß Italien / zu uns gebrachtwerden / so wollen sie ihrer Natur und Eigenschafft nach / einen warmen Lufft und gut Erdreich haben / auch weil sie in der Winterkälte nicht dauren / in den Kellern oder andern warmen orten auffbehalten werden. Am allersichersten werden die Granatenbäume von den Nebenschossen / so nächst am Stammen von der Wurtzel auffschiessen??? / im Frühling fortgepflantzet / doch soll man die jungen Schosse eher nicht abstechen / biß man versichert ist / daß sie genugsame Wurtzeln haben / und zum versetzen tauglich sind. Die Versetzung kan in Scherben geschehen / und wenn die Sträuchlein erstarcket / mag man auch grössere Gefäß zu denselben nehmen: wie man denn hier zu höltzerne Kübel oder viereckichte Küsten machet / welche anderhalb oder gar zwey Schuhe weit sind. Es begibt sich auch / daß die in Kübeln oder Küsten gepflantzte Granatbäume anfahen im wachsen still zu stehen / daß sie keine junge Zweyge mehr treiben: solches ist ein Merckmahl / daß sie des Gewurtzes zu viel haben / und das Gefäß zu eng ist / darum muß man sie im nechsten Frühling säuberlich außheben / ihnen die außwendige Wurtzel mit dem Hebmesser abschneiden / alßdenn sie wider in die Kübel oder Küsten setzen / und mit guter Erden außfüllen. Schoor-erden mit Weyden-geniest vermischt / ist sehr gut hierzu sonderlich aber Schwein-mist. NB. Die versetzten Bäume sollen nicht alßbald an die Sonne gestellet / sondern etliche Tage im Schatten gelassen werden. In grosser Herren Gärten haben die Granaten-bäume ihre Stelle in dem Pomerantzen-hauß / da stehen sie in der Erden / schlieffen mit ihren Wurtzeln tieff [26] eyn / und bleiben an einer Stätte: Diese müffen im Sommer fleißig begossen werden. So kan man auch denen in den Küblen und Küsten mit giessen nicht leichtlich zuvil thun / sonderen sie wachsen nur desto lustiger. Welcher massen beydes von Samen oder Kernen / und von abgebrochenen Gipffel-zweyglein die Granatäpffel-bäume können geziehlet werden / daß weißt ein wolgeübter Gärtner zu practiciren. Es kan auch hiervon das siebende Cap. im Blumengarten Herren Georg Vischers gelesen werden. Nie Granatapffel- und Myrtenbäum sollen eine natürliche Zuneigung zusammen haben / daß so man eine Myrten neben die Granaten pflantzet / so wachsen die Granatäpffel desto schöner / und werden grösser / wen̅ sie aber weil von einander stehen / so lauffen sie im Erdreich mit den Wurtzeln zusam̅en / und flechten sich in einander / nicht anderst als ob sie einander umbfiengen.

CAPUT IX.
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Citronenbaum. Malus Citria. DEr Citronenbaum ist vorzeiten in Teutschland nicht bekant gewesen / weil er ein außländisch und eines sehr warmen Landes Gewächs ist. Plinius nennet ihn den Assyrischen Baum / dieweil er erstlich auß Assyria kommen. Es werden die Citronaten auch Medische Aepffel geheissen / weil sie von einem Neapolitaner / Palladius genant / am ersten auß Media in Italien gebracht worden. Jetziger Zeit aber sind beydes Bäume und Früchte in Teutschland gar wol bekan̅t / und werden in vielen wolbestellten Gärten gefunden / geziehlet und fortgebracht. Worauß nach Herren Dümlers meinung so viel abzunehmen / der grundgütige Gott habe dem hochloblichen Teutschland / einen so milten Himmel und temperierten Lufft gegeben / daß auch diese edle Bäume sambt ihren köstlichen Früchten und anderen mehreren außländischen Gewächsen / so anfangs sehr ferrn hergebracht worden / darinnen so wol wachsen / als an ihrem Mutter-ort / von welchen man doch vor hundert und wenigern Jahren nichts gewust hat. Der Citronapffel wird auch Judenapffel genennet / weil die Juden ihn zu Haltung ihres Laubhütten-fests gebrauchen / wie solches in dem 21. Cap. der Lateinen Judenschul / des hochgelehrten und weitberühmten Herren / Johannis Buxtorffii, S. S. Theol. und Profess. alhier zu Basel außgeführet wird. Namen. Citronenbaum heisset Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Malus medica, C. B. Matth. Cord. Dod. Lob. J. Raji??? Malus citria, Lugd. Lon. Citrus, Tab. Malus assyria. Italiänisch / Cedro. Frantzösisch / Citronier. Spanisch Cidral. Englisch / Citrontree Dänisch / Citronetrde. Niderländisch / Citroenboom. Citronen / Citrinat / Citronat-apffel / nennet man Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Malum citrium, Malum Persicum, Malum Medicum. Italiänisch / Cedrone. Französisch / Citron. Spanisch / Cidra. Englisch / Citron. Dänisch / Citrone. Niderländisch / Citroen. Gestalt. Dieser Baum ist einer mittelmäßigen Höche wie auch der Pomerantzen und Limonien-baum / mit einem kurtzen Stammen. Die Nebenzweyge sind biegig und grün / haben ihre zarte und spitzige grüne Stacheln / welche fast eines zollslang hart an den Blätteren auß den Aesten hervorgehen. Die Blätter hangen an kleinen Stielen hin und her ohne Ordnung / sind ablang / breit / glatt / starck riechend / an dem Umbkreiß ein wenig zerkerbt / an dem oberen Theil gläntzend und schön grün / unden aber etwas bleicher / vergleichen sich also den Lorbeerblättern / sind aber etwas grösser. Sie haben auch in der Mitte eine Ader / welche viel Aestlein auf die Seiten schicket / und hin und wider kleine Plätzlein formieret / darinnen kleine mit einem durchscheinenden Safft angefüllte Bläßlein sind; dennenher alle Kräuterbeschreiber bißher darfürgehalten / diese Blätter seyen gleich den St. Johanniskraut-blättern durchlöcheret; weilen solche durchscheinende subtile Bläßlein in denen gegen der Son̅en gehalten Blättern nicht gesehen worden. Diese Blätter bleiben auch im Sommer und Winter grün / sind von dem Laub der Pomerantzen und Limonien wenig underscheiden / als daß diese an dem Umkreiß nicht zerkerbt. Die Blumen neigen sich ein wenig zu purpurroth / sind dick / in der Mitte stehen weisse Härlein oder Fäsichen / mit gelben Köpflein / von aussen haben sie kleine Bläßlein mit einem öhlichten wolriechenden Safft angefüllet. Mitten zwischen obigen weissen Härlein findet sich ein dicklickter Stiel / welcher oben in dem Gipfelein gespalten / unden kugelicht / sonsten aber mit einigen [27] von öhlichtem Safft angefüllten Bläszlein besprengt. Welche Blumen mit solchem Stiel nicht begabet / die bekommet keine Frucht / sonderen fallet bald wider ab: denn ausz bemeldten Stielen / so sie wachsen und zunehmen / erwachset nach und nach die Frucht. Wie nun der Baum stäts grünet / also traget er auch Früchte über das gantze Jahr / daß wenn die ersten zeitig sind / alsbald die anderen nachfolgen / und hiemit kan man das gantze Jahl hindurch zeitige Aepffel haben. Das Zeichen der Zeitigung ist / so sie eine rechte Gold-farb gewinnen an der äusseren Rinden / die hat Buckelen oder Bollen / und ist mit unzalbaren Bläszlein voll öhlichten wolriechenden Saffts begabet. Under diser gelben dünnen Haut stecket eine weisse dicke Rinden / die da weder Safft / noch Geschmack oder Geruch hat. Auch sind die Citronatäpffel langlecht / wie die Limonien / haben aber mehr und derber Fleisch / das ist / safftig und säurlich: darinn ligt der Samen / wie die Gersten-körner / allein daß er grösser / dicker und bitter ist. Die Schale an diesem Samen ist gleichsam holtzicht / die inwendige Substantz aber ist weiß und bitter. Es ist nicht ein kleiner Underscheid in disen Aepffeln / der Grösse und Geschmack halben / denn etliche wachsen so groß / fast als die Melonen / sonderlich die / welche man auß Liguria / und auß den Inseln des Adriatischen und Egyptischen Meers / und andern fernen Orten bringet: etliche sind kleiner / widerumb etliche die allerkleinesten / fast wie die Limonien / oder ein wenig grösser / als die man ausz dem Gard-see Lacus Benacus genant bringet / und diese werden zur Speiß die besten geschätzt / denn obwol die andern grösser und schöner / sind sie doch eines harten und nicht so lieblichen Geschmacks / aber dieweil sie mehr Fleisch haben / werden sie in den Apothecken mit Zucker eingemacht. Geschlecht. Es ist eigentlich der Citronen nur ein Geschlecht; gleichwol machen die Botanici einige Underscheid / welche sie etwann in den Blättern / Blumen / Früchten und deroselben Grösse Geruch und Geschmack / auch in dem Ort des Wächsthumbs / finden. Der weitberümbte Casparus Bauhinus gedenckt in seinem Pinace fünfferley Arten diste Baums / welche da sind. 1. Malus medica vulgaris, der Gemeine Citronen-baum / den wir widerumb in den zahmen / so in den Gärten gepflantzet wird und wilden so da für sich selbsten in heissen Länderen sonderbar in Indien wachset / außtheilen. 2. Malus medica maxima pulpâ plurimâ, der grösseste Citronenbaum mit häuffigem Gafft. 3. Malus medica fructu ingenti tuberoso, Ein Citronen-baum / mit grosser knorrichter Frucht. 4. Malus medica, ein Citronenbaum / so von dem Käyser Carolo V. auß Hungaren in Spanien gebracht worden / dessen Frucht nach Clusij Meinung die allerlichste sein solle. 5. Malo medicae affinis Javanensis folio rotundiore. Wenn wir andere Bücher durchgehen / ja unsere eigene Erfahrung zu Rath ziehen / so finden wir noch mehrere Gattunge̅ der Citronen-bäume̅/ welche am besten nach verschiedener Beschaffenheit der Frucht auf folgende Weise außgetheilet und verzeithnet werden können. Der Grösse nach werden die meisten Früchten gefunden wie grosse Birn oder Apffel. Es hat aber Herr Hieronymus Welsch in seiner Retsbeschreibung berichtet / daß umb Sevilien in Spanien Citronen wachsen eines Menschenkopfs groß. So findet man sie in Guinea nach dem Zeugnuß H. Hemmersam in seiner Reibbeschreibung / zwey Faust groß / oder noch grösser; von welcher Grösse auch zu uns auß Langendock geschicket worden. Dem Gewicht nach solle es nach dem Bericht H. Joh. Baptistae Ferrarij in Hesperid. 1. 2. cap 3. In Calabria / und anderen Italiänischen Provintzien Citronen geben / welche biß auf 20. und mehr Pfundt im Gewicht haben. So meldet auch Gesnerus / dasz solche Frucht biszweilen auff zehen pfundt Gewichts ersteige: diejenigen aber / welche nach unseren Teutschen Landen gesendet werden / wägen ins gemein von 6. biß 10. Untzen; wiewolen Raritet halben auch zwey-biß drey-pfündige etwann herfliegen. Der Figur und Gestalt nach ist der Citronatapffel auch underschiedlich / insgemein ist er langlicht / jedoch kan er durch die Kunst offt gar wunderbarliche Figur bekommen: theils werden rund wie die Quitten; andere Formen sich wie Pfeben und Küm̅erlinge: etliche bekommen eine Männliche / andere eine Weibliche Gestalt: man hat auch gefunden / welche wie ein Gehörnichter Polnischer oder Türckischer Schuhe gebildet waren / dergleichen Johannes Bauhinus der Berümbte Würtenbergische Fürstl. Medicus in dem Fürstl. Hoffgarten zu Stuttgart vor Zeiten gesehen. So wird in Ephemerid. Natur. Curiof. Dec. 1. Ann. 9. Obs. 3. eines Citronatapffels gedacht / der wie ein Hand gestaltet war. Es gibt auch treffliche Gärtner / welche bey den Haffneren allerhand Formen brennen lassen / mit verschiedenen innwendigen Figuren; jedoch daß die Form an einem Ort ein kleines Loch habe / dardurch der Lufft eingehn / und die Wachsthumb der Frucht beförderen können: solche Formen nun wissen sie der hervorwachsenden Frucht also anzuhengen / daß sie hernach in dem Zunehmen die Gestalt der in der Form eingeschlossenen Bildnuß bekommet; wenn sie denn mercken / daß der Apffel solche Figur bereits bekom̅en / so heben sie die Form hinweg / damit der Apffel bey seiner vollkommenen Zeitigung / durch die Strahlen der Sonnen / auch seine natürliche Farb erlangen möge. Ich habe auch bey einem Jahr her Früchten gesehen davon die eine Helffte ein Citronen an Farb / Gestalt / Safft und Geschmack / die andere Helffte ein Pomerantzen war; welche Frucht durch eine kunstreiche Zusammenfügung beyderley Samen / oder Peltz-reiser und Aneinanderwachsung deroselben theilen ausz dem darausz entsprossenem Baum entspringen soll. So pflegt man auch durch das Aeuglen oder Impfen der Pomerantzen auf Citronen / oder Citronen auf Limonien und Pomerantzen / dergleichen Bäume zuzurichten / welche zwey- oder dreyerley Früchte hervorbringen. Deß Geschmacks wegen sind die meisten Citronen saur / doch ist solche Säure lieblicher / wenn die Frucht wol zeitig / hingegen haben die annoch unvollkomlich [28] reiffen einen herbe̅ sauren safft. Es gibt auch Citronen / deren Safft süß ist; dergleichen nach H. Jacobi Sponij Reiszbeschreibung sehr viel umb die Statt Patras in Morea wachsen sollen. In den Europaeische̅ Ländern aber sind sie rar. Der inwendigen Substantz nach gibt es der Citronen / welche viel Safft / andere so da wenig haben; einige haben viel Kernen / andere wenig in sich; Obangezogener Joh. Bapt. Ferrarius hat in acht genom̅en / daß welche auß dem Mäy-monateblust hervorwachsen / einen scharff-sauren Safft / und viel Samen: die aber auß dem Blust desz Augst- oder Herbst-monats entspringen / haben viel Safft / aber wenig und zimlich trockenen Samen: Die auß dem Wein- und Winter-monatsblust herkommen / haben wenig Safft und Samen. Meistens aber ist sich über diejenigen Citronen zu verwundern / da eine Frucht in der anderen gewachsen / wie denn dergleichen underschiedliche Exempel in den Ephemerid. N. Curios. German. aufgezeichnet stehn. Der Citronatapffelbaum will einen fettlichten / warmen Grund haben / welcher von Zeit zu Zeit durch frische Regen will angefeuchtet werden: er wachst hurtiger fort an denen Orten / da der Nordwind nicht zukommen kan; denn er einmahl mercklichen Schaden von der Kälte leidet. In unseren Landen hält man solche Bäume mehr umb der Zier / als nutzes halben / und werden in höltzernen mit Grund angefüllten Fässeren aufgehalten / damit man sie Winterszeit in warme Keller / oder andere vor äusserlicher Kälte verwartë Ort bringen und verstellen könne: Alle Frühling muß man aber frischen Grund / welcher von dem fruchtharen Himmelsthau durchstralet ist / ihnen zukommen lassen. In Indien / Brasilien / und dergleichen entfernnten warmen Länderen hat es Früchten und Bäume welche sich mit dem Citronen-Baum mercklich der Blätteren und Früchten halben vergleichen / darumb sie von etlichen zu diesen Bäumen gezehlet werden. Als da sind. 1. Samacifera Javanensis, welche von Johanne Bauhino Histor. Plant. univ. lib. 1. cap. 44. beschrieben worden. 2. Ibacamuci, davon Margraf. Histor. plant. Brasiliens. lib. 3, cap. ultim. schreibet. 3. Quauhyyac Ocuilensium, deren Nierenbergius Histor. exot. lib. 14. cap. 74. gedencket. 4. Mangostan. von welcher J. Bontius in Histor. medic. Indiae Oriental. lib. 29. sect. 3. cap. 7. p. m. 1662. Meldung thun. Egenschafft. Es sind in dem Citronenbaum vielerley Eigenschafften / nach Underscheid seiner Theilen verborgen. Man bedient sich in den Artzneyen bey nahem nur des Apffels / und der Blumen. Die ausserste gelbe Haut des Apffels hat viel öhlichten / flüchtig-salßichten / und geistreichen Saffts in sich / dadurch sie erwärmt / eröffnet / durchtringet / und durchschneidet / die wind und blähunge̅stillet / die unvermerckliche Außdämpfung beförderet / dem Gifft widerstehet / die Lebensgeister aufmunteret und vermehrt / die Flüsse des Haupts zerheilt / das Hertz und Magen stärcket. Die innere / dicke / weisse / harte Rinden / ist auß einer irdichten / geist- und krafftlosen Matery zusamengesetzt / hiemit in der Artzney nichts nutz. Under dieser Rinden sitzet der dünne saure Safft in seine̅ Häutlein und Bläszlein eingeschlossen / welcher ausz vielen saltzlichten nicht gar flüchtigsauren Theilgen bestehet / welche Cörperlein vierecket mit runden Spitzlein verwahret seyn sollen; daher solcher Safft kühlet / erdickeret / zusammen ziehet / und also der überflüßigen Hitze des Geblüts / und dem Durst widerstehen / auch das Pestilentzialtsche / von einem corrosivischen Alcali herrührende Gifft / tödten kan. Er wird auch under die schweiß- und harn-treibende / under die hertzerlabenden und Magen-appetit erweckenden / ja under die fiebrischen Mittel mit Nutzen / wegen seines beissenden / und stürtzenden gelind-sauren Saffts gemischet. Der Samen hat mehr irdichte und grobe Theil / in welchen einige flüchtige / zur künfftigen Fortpflantzung nöthige Theil / verborgen stecken / in sich / darumb er auch bitterlicht / und under die eröffnenden / erdünnerenden / schweiß-treibenden / und nienren-reinigenden Mittel kan gezehlet werden. Die Blumen haben einen flüchtigen / öhlichten Safft bey sich / dadurch sie erquicken / stärcken, die Lebensgeister erfrischen / und das dicke Geblüt erdünneren mögen. Gebrauch. Auß der aussersten gelben frischsafftigen (Destilliert Citronenrinden-wasser.) Rinden dieser Frucht / wird mit zuschüttung etwas Wassers / ein sehr wol riechendes / geistreiches Wasser über den Helm destillieret / welches erstlich wegen denen herumbschwimmenden öhlichten Theilgen gantz weiß / hernach aber / da das Oehl sich oben auff dem Wasser zusammengezogen / klar und lauter wird. Das Oehl kan man hernach mit Baumwollen von dem Wasser scheiden / und absonderlich aufhalten. Solch Wasser wird noch kräfftiger / wenn die Rinden vor der Destillation mit ein wenig weissen Wein angesprengt werden. Das wolriechende Wasser / wird meistens außwendig zu Reinigung des Angesichts neben anderen Sachen / wie auch zu wolriechender Abwaschung der Händen gebraucht: das Oehl aber / auf etliche Tropffen bißweilen mit anderen Sachen eingenom̅en / stärcket den Magen / vertreibt Wind und davon herrührendes Grimmen / stärcket das Hertz / erquickt die Lebensgeister: dises Oehl lasset sich nicht lang halten / sondern bekommet bald einen Terpentin-geruch über. Auß dem sauren auß gepreßten Safft wird (Citronen Syrup.) mit Zucker ein Syrup gekochet / sehr lieblich / und zu Julepen in Ablöschung febrilischer Hitze̅/ und anderer Jasten des Geblüts nutzlich. Wenn er aber auf folgende Weiß gemachet wird / ist er noch härtzstärckender: Nemmt deß auß frischen Citronen gepressten allerfeinsten Saffts / der in dem Balneo Mariae biß auf zwey Drittheil eingesotten seye / drey Pfund / der äussersten gelben mit dem Reibeisen frisch abgeraspelten Citronen-Rinden ein Pfund / oder nach Belieben anderhalb Pfund laßt es drey Tag nacheinander an einem warmen Ort / in einem wol [29] vermachten Glaß oder irdenen Geschier stehen. Demnach truckt den Safft under einer Preß starck darauß / mischt desz besten und zu reinstem Pulver gestossenen und zuvor an der Sonnen / oder auff dem warmen Ofen wol auszgetrockneten Canarien Zuckers / der noch warm seye / vier Pfundt darzu / laßts denn in dem Balneo Mariae, oder Marienbad auf gelindem Feur wol zergehen / so wird ein herrlicher Syrup darausz / der allem Gifft widerstehet / das Hertz gewaltig stäzcket / hiemit in hitztigen pestilentialischen Fiebern höchst (Pestilentzialische Fieber) ersprießlich under die Julep und Krafftwasser zu mischen. (Schwachheiten. Citronen-Rinden-Syrup.) Auß den Rinden aber kan man auf folgende Weiß am besten den Syrup machen. Nemmt der äussersten gelben klein zerschnittenen Rinden von frischen Citronen ein Pfundt / Malvasier- oder deß besten Frontniacker Weins zwey Pfundt: Laßts 3. Tag an einem warmen Ort under einander vermischet stehen / destillierts hernach auß einer glässernen Cucurbiten biß zu Außtrocknung der Rinden. In dieses wolriechende Wasser beitzet und digerieret wiederumb ein Pfundt frische gelbe Rinden / so von der inneren weissen dicken Rinden wolgesäubert worden / laßts drey Tag also stehen / und destillierts hernach wiederumb. Endlich nemt noch ein halb Pfundt solcher frischer gesäuberter Rinden / digerierts und beiszts annoch zwey Tag in dem destillierten Safft; truckts alsdenn starck auß / laßts durch ein Fleißpapier lauffen / damit es lauter und klar werde. Demnach nemmt alle eingebeitzte destillierte / und auszgedruckte Rinden zusammen / kocht sie in vier Pfund frisch Brunnwasser / laßts eine Zeitlang wol sieden / truckt hernach die Brühen ausz / mischt zwey Pfundt gestossenen Canarien Zucker darunder; wenns also erkaltet / so gießt obiges wolriechendes Wasser darzu / rührts immerdar umbeinander / biß der Zucker wol zergangen und vermenget / so wird ???in köstlicher / und sehr kräfftiger Syrup darauß: welcher da nußlich kan Löffel weiß gebraucht / oder mit destillierten Wassern und (Schwacher Mage̅. Wind. Grimmen. Magenwehe. Hertzensschwachheit.) andern Sachen vermischet werden / zu stärckung deß Magens bey schlechter Däuung / vertreibung der Winden / stillung des Magenwehes und Grimmens / Erquickung der Lebensgeisteren / Erlabung deß schwachen Hertzens. (Syrup ohne Feur.) Auß dem säurlichten Safft laßt sich auch ohne Feur auf folgende Weise ein Syrup machen. Man schneidet die Safftigen Citronen in runde Schnitten / legt sie hernach zwischen saubern Leinwat also auf einander / daß allwege zwischen solchen Schnitten rein gepülverter Candelzucker gestreuet seye: disen angefüllten Leinwad henget man in einen Keller auff / stellet ein erden Geschierr darunder / so wird allgemach auß den Citronen ein Safft herunder fliessen / so da sehr lieblich / und anmühtig kühlend in allen innerlichen (Innerliche Hitz.) Hitzen / Durst / Bitterkeit des Mundes / sc (Durst.) So pflegt man auch gantze Citronen zerstücken / (Bitterkeit deß Mundes.) und nach dem die Kernen davon gethan in Wasser zu kochen / bisz sie weich werden / hernach Zucker in solchem Wasser zu verlassen / zu einem Syrup kochen / und also diesen Syrup über die gekochten Stücke zu giessen / so hat man eingemachte Citronenschnitz / (Citronen einzumachen.) welche da zu obbemeldten Zuständen sehr gut. Auf gleiche Weise kan man die abgenommenen Citronen-schalen allein einmachen / oder weich Candieren. Will man einen Citronen-balsam haben / (Citronen Balsam.) so nehme man außgepreßt Mußcatenöhl / ziehe durch doppelt oder dreyfachen Branntenwein allen Geruch darauß / hernach mische das auß der Citronen-schalen destillierte Oehl darunder / so hat man den verlangten lieblichen Balsam. Wenn man aber die äusserste gelbe Rinden (Elaeosaecharum Citri) von Citronen an hartem Zucker durchgehends abschabt / so bekommt man ein Elaeo. saccharum Citri, oder Citronen-schalen Zucker über / so da komblich gebraucht wird den Mund lieblich zu machen / oder mit einer Treßney zu vermischen / umb den Magen zu stärcken. Ausz zubereitetem Weinstein / dem Gafft / (Citronen Täfelein.) und rein zerschnittenen Rinden von Citronen macht man mit genugsamem Zucker / breite Täfelein / welche da sonderlich durch den Harn treiben / und von denen / die den Saurbrunnen trincken / bißweilen ersprießlich gebraucht werden. Wenn man die gantzen Citronen / oder (Candierte Citronen-Schalen.) deroselben Rinden in dem Syrupisterten Zucker kocht / und hernach trucknet / so bekommt man trockene candierte Citronen-schalen. So kan auß dem Safft der Citronen ein (Essentialisch Citronen-Salts.) Sal Essentiale, natürliches Saltz gebracht werden / wenn man den außgepreßten Safft filtriert / hernach ein gut theil einkocht / und in Keller setzt / so wird solches anmütig säurlichte essentialische Saltz anschiessen / welches (Galle desz Magens. Leibs Verstopffung.) gut ist gallichte Feuchtigkeiten deß Magens zu dämpffen / den Appetit zu erwecken / die Oeffnung deß Leibs zu erhalten / inwendige Hitzen abzukühlen. Es lassen sich auch trockene kühlende Syrup (Trockene kühlende, Syrup.) machen / welche komblich auf den Reisen können mitgeführet werden. Zum Erempel; Nemmt deß auß Citronen-Safft Essentialischen auf obige Manier gemachten Saltzes; Praeparierten Weinsteins / jedes zwey loth. Citronen-schalen Zucker / auf obbeschriebene Weise gemacht / und Rosenzuckertäfelein (Sacchari rosat, tabulat.) jed. 6. loht. mischt alles zu einem reinen Pulver durcheinander. Von diesem Pulver kan man nun auf der Reise etwann einen Löffelvoll under ein halbmasz frisch Brunnwasser mischen / und auß einem Glaß in das andere eine Weile giessen. Diesen trüben jedoch anmütigen (Durst. Innerliche Hitz.) Julep kan man hernach zu Löschung deß Dursts und der innerlichen Hitzen nach und nach ausztrineken. Das Sal volatile Oleosum citratum, oder (Flüchtigöhlichte Citronen-Saltz.) flüchtige öhlichte Citronen-saltz wird leicht gemacht / so man nur den tartarisierten Branntenwein mit dem destillierten Oehl auß Citrone̅-schalen begiesset / so viel er in sich schlucken mag / hernach solchen Branntenwein / mit dem flüchtigen urinosischen Salmiar-geist wol / vermenget. Dieser flüchtige (Hitzige Fieber.) öhlichte Geist ist sehr gut in allerhand hitzigen und anderen Fieberen / auch sonsten / da (Stockung deß Geblüts.) sich das Geblüt hin und wider stecket / in dem Kreißlauff verhinderet wird / oder wol gar [30] umb das Hertz herumb stocken will / und eine Bangigkeit erwecket. Man kan bißweilen / 6. 8. biß 10. Tropffen davon mit Cardobenedickten-Scabiosen- oder anderem destilliertem Wasser eingeben / und da ein Schweiß erfolgen wolte / denselben beförderen. Die Citronen-äpffel haben eine sonderliche gute Eigenschafft / darmit sie dem Gifft Widerstand thun / daher Athenaeus lib. 3. Deipnosophist. cap 7. edit. Lugdunens. also schreibet. Daß eine Citron / wenn sie vor genommener Speiß und Tranck genossen wird / ein trefflich Mittel wider alles Gifft seye / hab ich gewiß erkundiget von einem meiner Mitburgeren / welchem die Verwaltung Egypten anvertrauet ware / denn al ser zween Ubelthäter zum Tod verdamt / daß sie solten den Thieren vorgeworffen warden / wie dergleichen Leuthen zu geschehen pfleget / und sie nun in das solchen Mörderen zur Straff bestimte Schauhauß hingiengen / hat eine Obsverkäufferein an dem Weg auß erbärmde ihnen eine Citron / so sie in Händen hatte / und albereit davon geessen / gegeben / welche sie angenommen und genossen: bald hernach als sie den grossen und erschröckliche̅ Schlangen Aspides genannt vorgeworffen worden / und diese die Menschen gebissen / ist ihnen kein Leib widerfahren / welches den Landsverweser nicht wenig bestürtzt / der auch hernach den Kriegs-knecht / so sie verwacht / befragt / ob sie was geessen oder getruncken? als er nun erfahren / daß ihnen ohne Arglist nur von Citron gegeben worden / hat er den folgenden Tag befohlen / dem einten eine Citron / dem anderen aber nichts zugeben / darauff jener aufder Schlangen Stich kein Leib empfangen / dieser aber alßbald gestorben / auß welchen so vielfältigen Proben man genugsam ersehen / daß die Citronen allem Gifft widerstehen. Solches bestätiget auch der hochgelehrte Herr Fridericus Hoffmannus in clavi pharmac. Schroeder. p. m. 445. Die eingemachte Citrone̅ sind den schwangern (Falscher Gelust der schwangeren Weibern / Melancholey / Abnehmen des Leibs / gifftige Kranckbeiten / kalter Magen / stinckender Atheni / Lungsucht / Ohnmacht heiten des Hertzen.) Weibern gut / so mit unnatürlicher und falscher Gelust behafftet / sie vertreiben die Melancholey / dienen wider das Abnehmen des Leibs / stärcken das Hertz / wiederstehen dem Gifft / daher sie in Sterhensläuffen nutzlich genossen werden. Die eingemachte Citronschelfen stärcken den kalten Magen / befürdern die Däuung / vertreiben den stinckenden Athem / dienen in der Lungsucht / wehren den Ohnmachten und Schwachheiten des Hertzens. Der Citronensafft-syrup wird nutzlich gebrauchet wider alle hitzige und pestilentzische Fieber / löschet die unnatürliche Hitze / stillet den Durst. Er ist auch gut denen / welche (Hitzige und pestilentzische Fieber / unnatürliche Hitze / Durst / Trunckenheit.) sich mit starckem Wein überfüllet haben / so sie zu Nacht vor dem Schlaff / und Morgens nüchtern mit frischem Brunnwasser ein Julep machen und trincken / wie solches Agerius bezeuget. Der gantze Apffel wird insgemein wegen seines flüchtigen alkalischen Oehls / und miltsaurlichten Saffts / wieder den Scharbock sehr dienstlich gebraucht: Dannenhero daß Schiffvolck / so dald es irgendwo anländen kann / da Citronen und Pomerantzen wachsen / mit denselbigen den Scharbock zur Stunde vertreibet / und frisch und gesund wider an seine Arbeit gehet. CAPUT X. Limonienbaum. Malus Limonia. Pomerantzenbaum Pomus aurantia.
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Namen LImonien nennet man Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Malum Limonium. Italiänisch / Limone. Frantzösisch / Limon. Spanisch / Lima, Limon. Englisch / Limons. Niderländisch / Limoen. Pomerantzen heissen Grierhisch / [Greek words] Lateinisch / Malum nerantzium, Pomum arrangiae, Pomum aurantium. Italiänisch / Arancio, Naranzo, Melaranzo. Frantzösisch / Orange. Spanisch / Narania. Englisch / Orenge. Dänisch / Pomerantz. Niverländisch / Oranieappel. Gestalt und Geschlecht. Die Limonien und Pomerantzen könnenin das Geschlecht der Citrinat gerechnet werden / und sonderlich die Limonien / die vergleichen sich mit Gestalt und Krafft den Citrinaten / außgenommen daß sie kleiner sind und langlicht / haben nicht so eine dicke Haut oder Rinden / sind auch safftiger / am Geschmack saur und bleich. Die Pomerantzen aber sind runder / und so sie zeitig / gewinnen sie eine goldrothe Farb. Die Rinde ist dicker und bitterer als an den Limonien. Der innerliche Safft und Geschmack ist nicht in allem einerley / denn etliche sind saur / etliche süß / etliche weinsaur. Die Blätter an die sen Bäumen vergleichen sich fast dem Lorbeer-laub / sind dick / glatt / wolriechend und außgespitzt. Die Aeste sind biegig / zehe und stachlicht. Die Rinde ist grün-weiß. Beyder Baum hat Weisse von aussen bißweilen auf Leibfarb sich ziehende / und wolriechende Blumen / die samlet man / und brennet darauß ein gar lieblich und wolriechend wasser. Diese zween Bäume grünen stets / und tragen auch über das gantze Jahr Früchte / wie der Citronenbaum. Ihre Blätter scheinen auch mit vielen kleinen Löchlein durchboret zu sein / ist aber nicht anderst / als wie mit den Citronen Blätteren / davon in obigem Capitel / beschaffen. Die Limonien werden zwar / nach Anmerckung vorgemeldten Herren Dümlers / in Teutschland hin und wider in den wolbestellten Gärten / von den Kernen gezielet / und durch das Aeuglen zur Frucht gebracht: auch werden zu Som̅erszeit dreyerley / als Blühte / junge und zeitige Früchte an dem Limonienbaum gesehen / und mehr wegen Lustes als wegen des Nutzens underhalten / worzu Fleiß und Unkosten gehöret. Denn die Ziehlung derselben ist mühselig. Die Kernen müssen über zwey Monat in der Erden ligen / ehe sie keymen und herfür wachsen. Daher ist es gut / so man die Kernen in dem Hörnung oder Mertzen säet / so kan man im Mäyen und Brachmonat deren Wachsthumb sehen. Wenn solche Bäumlein drey oder vier jährig seyn / kan man sie impfen oder äuglen / daß sie bald fruchtbar werden: denn läst man sie / wie sie von den Kernen gewachsen sind / so bleiben sie entweder gar wild und unfruchtbar / oder tragen gar langsamb / etwan allererst in dem dreyßigsten Jahr / und doch gar wenig. Im Feld / so guten Grund hat / oder der mit Schoorerden / Holtzmist oder Weiden-geniest verbessert ist / kommen sie zwar am besten fort / aber vor dem Winter müssen sie außgehaben / oder mit einem Hauß überbauet / und für Frost / so sie gar geschwind verderbet / verwahret werden. Das Außheben ist ihnen auch nicht nutz / denn sie werden dadurch an den Wurtzeln von der Erde entblösset / und können vor dem Winter nicht leichtlich mehr in der Erden bekleben / daher stehen viel den Winter durch ab. In Kübeln oder Kästen / so anderthalb oder zween Schuh weit / können sie in guter der fortgebracht / und den Winter über in Kellern und Gewölben erhallen werden: Da muß man fleißig acht haben / wenn die Blätter anfangen weiß zu werden / daß man sie außhebe / denn es ist eine Anzeig / das Gefäß sey ihnen zu enge / und ihnen im Wachsthumb hinderlich. Darumb sie im Frühling außgehöben / die äussersten Wurtzeln abgeschnitten / denn wider eingeletzet / und die Gefässe mit guter Erden außgefüllet werden müssen so wachsen die Bäume wider lustig / die Blätter werden grün / und die Blühte sampt den Früchten ereigen sich nach und nach. Die Limonienbäume und Früchte werden auß Spanien / Italien und Franckreich zu Wasser und Land in Teutschland gebracht. Die Frucht-bäume / so auß Italia kommen / lassen sich zwar in den Gärten fortbringen; jedoch lehret die Erfahrung / daß die Widlinge / so mit geschlachten äuglein geimpffet werden / daurhaffter seyen. Ferners meldet Herr Dümler / der Pomerantzenbaum wolle ein warme Stell / gut Erdreich und ein fleißige Wart haben / darumb werden ihm in grosser Herren: Gärten höltzerne Häuser gebauet / so man im Frühling wider abbrechen / und im Winter mit Feur durch die Oefen erwärmen kan: denn es ist diesem Baum gut / daß er seine unbewegliche Stelle habe / so kan er desto lustiger wachsene. Sine Früchte sind rund / groß und klein / wenn sie zeitigen / gewinnen sie eine goldrothe Farb / und werden gar schön: der Geschmack ist nicht einerley / denn etliche Früchte sind süß / wie sonderlich die Pomerantzen auß Portugal / etliche aber sauer ihre vorhergehende Blüht ist weiß und wolriechend Sie wachsen in Spanien / Italien und Franckreich häuffig / von dannen sie auch in andere Länder Europae geführt werden. Die Pomerantzen-bäume werden in Teutschland von ihren Kernen und Schößlingen auffer zogen / welche zwar schön wachsen / aber wild / stachlicht / und gar lang unfruchtbar bleiben / darumb muß ihnen zu bequemer Zeit mit dem Aeuglen zu der Fruchtbarkeit geholffen werden. Die Kernen / wie auch von Citronen / sollen im außstecken wol beobachtet / und die Spitze / da der Keym herfürkombt / under sich gewendet / anderthalb Zoll tieff in gutes Erdreich gestecket / und offt mit laulichtem Wasser begossen werden. Es können auch Pomerantzen / Citronen / Seven / Cypreß / Granate-bäum / sc. von den Gipffel-zweyglein gezielet werden / man muß sie aber unten eines glieds lang / wie die Roßmarin-pflantzen / zerknirschen / sie in gut Erdreich stecken / und ihr fleissig warten / so [32] kan man sie wol fort bringen. Man wil aber die / so von Kernen oder Schößlingen gezielet werden / für beständiger und daurhaffter halten / als die von den Gipffel-zweygen zuwegen gebracht werden. Wenn es geschicht / daß der Pomerantzenbaum erfrieret / so muß man ihn biß auff die Wurtzel hinweg raumen / die Wurtzel aber im guten Erdreich bleiben lassen / es treiben dieselben wider Schößling herfür / wo nicht im ersten / doch im andern / auch wol im dritten Jahr / als die Erfahrung mit erfrornen Bäumen bewähret hat / welche für untüchtig hinweg geworffen / aber auffs neue eingesetzt / und biß an die Wurtzel beschnitten / wider junge Zweyge getrieben haben. Die Sinesischen Pomerantzen / deren in dem Königreich Sina die Menge ist / vergleichen sich mit den Europeischen / so viel die Gestalt belangt; anregendt aber die Güte derselben / findet man etliche Geschlechte darunder / die durch die Europeische mehr beneidet als verglichen werden. In der Sinesischen Landschaff Hugnang wachset neben den gemeinen eine besondere Art von Pomerantzen / welche man allda Winter-pomerantzen nennet. Darum daß dise / wenn die andere vergangen / erst im Winter anheben zu zeitigen: sie schmecken außbündig gut / und viel lieblicher weder die unsrigen. Mit den edelsten Pomerantzen aber wird die Sinesische Landschafft Fokien von der Natur beglücket / und zwar in grossem Uberfluß / den̅ alda streitet ihre Grösse und Gestalt mit den grössesten in Europa gantz zweifelhafft / am Geruch / Lieblichkeit und Anmuth erhalten sie auch den Sieg. Die Gestalt und Beschaffenheit dieses Baums ist nicht viel anders / weder des unsrigen Gewächs / sondern fast gleich / doch aber die Frucht im Geschmack underschieden / als welcher einer lieblichen Muscateller-trauben gleichet / beydes am Geruch und Geschmack / also daß man weder in Italien noch in Spanien / dergleichen Gewächs von Pomerantzen bißher gesehen oder gerochen: es ist aber die Frucht von Natur also beschaffen / das sie ihre goldgelbe und härtliche Schale willig fahren lasset / und das Fleisch in dem Häutlein / damit es bekleidet und unterscheiden / auch in seine kleine Theile abgesöndert wird. So man die Frucht mit der Schalen zwischen brettern truckt / und in Zucker einmacht / haltet sie sich ein gantzes Jahr / und versorgen sich mit dieser Leckerey nicht allein die Sineser im Lande zu guter Erquickung / sondern auch die Außländer / wie solches der berühmte P. Martinus Martini, S. I. in seinem neuen und zierlichen Sinesischen Atlaß berichtet. Es gibt der Limonien auch in Italien und Spanien vielerley Arten / sonderlich aber sind sie der äusserlichen Gestalt und Grösse halben underschieden. Cordus hat viererley Arten; Casparus Bauhinus in seinem Pinace, neunerley; Ferrarius und Commelinus über die zwantzigerley aufgezeichnet. In dem Horto Malabarico finden sich auch noch drey sonderbare Arten der Limonien / nemlich: I. Mal Naregam, auf Malabarisch: Lateinisch aber Malus Limonia pumila sylvestris Zeilanica fructu monopyreno D. Hermanni. Ist ein Baum mittler grösse / mit einer glattë äschfarben Rinden / welche einen Aromatischen scharffen Geschmack hat. Die Wurtzel aber ist weiß / mit rothlichter Rinden umbgeben / sonsten eines aromatischen Geruchs / und bittern Geschmacks / die Aeste haben Stachel und Blätter / den kleinen Europaeischen Bäumen gantz gleich / die Blumen aber kommen büschelein-weiß auß einem Schößlein hervor; diese Blümlein sind klein / weiß / wolriechend / auß vier langrunden / und zugespitzten / dicken weichen Blättlein bestehend. Die Frucht ist klein / an der Grösse und Gestalt den Oliven gleich / hat aber oben auf ein kleinen Stachel / wie ein Dörnlein; ist anfänglich grün / wen̅ sie aber reiff / so wird sie gelb wie ein Citrone; hat ein dünne bittere Schalen / und mitten in sich eine Höle mit einem sonderen etwas bitterlichten / in seinem eigenen Häutlein steckenden Safft angefüllet; in welchem zugleich ein ablang runder etwas zugespitzter weisser Kern verborgen / am Geruch und Geschmack den Limonien-blätteren gleich. 2. Tsierou Katou-Naregam. Malus Limonia Indica fructu Pusillo; Ein Indianischer Limonien-baum mit kleiner Frucht. Ist ein kleines Bäumlein 6. biß 7. Schuhe hoch / hat ein gelblichtes hartes Holtz / ohne Geruch oder Geschmack / die Blätter stehen gegeneinander vorüber / und hat ein jedes Zweiglein zwey oder drey paar / und an dem Gipfel insgemein nur ein Blat. Die Blümlein kommen neben den Stacheln auß den Aestlein hervor / sind weiß / sehr wolriechend am Geschmack bitter wie die Wurtz / auß fünff ablangen runden in die ründe außgebreiteten Blättlein bestehend / und mit einem grünen in fünff Theil underschiedenen Kelchlein understützet. Seine Frucht ist in der Grösse der Traubenbeere / hat drey Kernen in sich / in dem übrigen an der Farb / Safft und Geschmack den Limonien / oder der vorigen Indianischen Frucht gleich. 3. Moul-Ila, seu Moul-Elavou. Malus Limonia Indica floribus umbellatis fructu parvo. Ein Indianischer Limonien-baum 15. Sch???he hoch / mit knodichten Aestlein / einer dunckelgrünen scharfflichten Rinden; dicken / harten und spitzigen Stacheln / die Wurtzel hat einen Aromatischen etwas zusammenziehenden Geschmack / die Blätter sind gegeneinander Paar und Paar-weiß gesetzet / weich / oben schwartz-grün / unden bleich-grün und gläntzend. Die Blümlein kom̅en an den äussersten Aestlein büschelein-weiß hervor / sind auß vier ablang-runden etwas grünlichten Blättlein zusammen gesetzt; welchen eine runde dunekel- oder braungrüne kleine Frucht hernach folgt / dem Geruch nach den Citronen ähnlich / am Geschmack aber hat sie zwar ein sauren Safft in sich / ihre dicke Schalen aber ist schärffer als der Citronen Schalen. Die Pomerantzen werden auch in underschiedliche Arten außgetheilet / D. Casparus Bauhinus hat viererley; Ferrarius aber noch mehrerley Gattungen aufgezeichnet. Eigenschafft. Die Limonien haben in allem gleiche Ei [33] genschafften mit den Citronen. Die Pomerantzen aber haben ein Rinde mit einem bittereren Oehl begabet / welches wegen seines schwefelichten flüchtig - alcalischen Saltzes trefflich eröffnen / wärmen / Wind vertheilen / Schmertzen / Grimmen und Magenwehe stillen / die Verstopffung der Trüsen eröffnen / und alle zehe dicke Feuchtigkeiten erdünneren und flüchtiger machen kan. Gebrauch. Ein Limonien rund-weiß zerschnitten / mit Roßwasser und Zucker angemacht / darvon nach belieben ein Scheiblein geessen / erfrischet (Hitzige Fieber / Durst.) den Mund in hitzigen Fiebern / löschet den Durst und Hitzen / bekombt wol dem Magen / dämpffet die Gallen / und bringet Lust zum essen. Der Limonien-syrup / (so in den teutschen Apothecken gemeiniglich unter dem Namen (Fäulung und Würm im Leib / hitzige Fieber und wütende Galle / durst / mattigkeit und Ohnmacht des hertzës / grosse Hitz / Stein / pestilentzische Fieber / hertzzitteren. Verborgene Schrifft.) Citronen-syrup verkaufft wird) dienet wider die Fäulung und Würm im Leib / wehret den hitzigen Fieberen und wüten der Gallen / lindert den Durst / nimmet hinweg die Mattigkeit und Ohnmacht des Hertzens / so von grosser Hitz herkombt / treibet den Stein fort / insonderheit aber wird er nutzlich gebraucht in den pestilentzischen Fieberen / mit Saurampffer-wasser ein Julep davon gemacht. Mit Burretsch-wasser zu sich genommen / stärcket er das Hertz / und stillet das Hertzzitteren. Wenn man mit Limonien-safft auff Papier schreibt / kan es nicht gelesen werden / soman denn die Schrifft an das Feur haltet / kommen die Buchstaben hervor / braun oder schwartzlicht / daß man sie lesen kan. Den (Rosen-zucker schön roth zu machen. Angesicht schön zu machen.) Rosen-zucker schön roth zu machen / muß man ein wenig Limonien oder Citronen-safft darunder rühren. Dem Angesicht eine liebliche Klarheit zu bringen / oder dieselbige zu erhalten kan man folgendes Wasser gebrauchen. Nem̅t in dem May-monat der frischen Milch von einer schwartzen Kuhe / gießt sie in ein Glaß / thut dar zu 8. klein zerschnittene Limonien oder Citronen / vier gleichmäßig zerschnittene Pomerantzen / weissen Candelzucker 2. loth / venetianischen Borax I. loth / destilliert es über ein gläsernen Helm in dem Sand- oder Marien-bad / so daß das Feur mittelmäßig / und allzeit gleich seye / endlich laßt das destillierte Wasser einen gantzen Tag unbewegt stehen / thuts hernach in wolvermachte Gläser. Wenn man es nun brauchen will / muß man es zuvor ein wenig lau machen / und das Angesicht mit einem darein gedunckten weichen Leinwat gelind waschen / wider abtrocknen / und vor einer Stund nicht an Lufft gehen; darumb es besser deß nachts zu gebrauchen. Will man es lieblich haben / thue man ein wenig Rosen- oder Pomerantzen-blustwasser dar zu. Dieses Wasser vertreibt auch (Röte und Seiren deß Angesichts.) die Röte oder die Seiren deß Angesichts / so man under 6. loth desselben / ein quintl. deß Sublimierten süssen Quecksilbers wol vermischt und zerlasset / und also Tücher in dem gewärmten Wasser eingetunckt über die rote Nasen / oder übrige Ort des Angesichts legt. Oder: Nemmt 12. geschälte und klein zerschnittene Limonien oder Citronen / 12. frische Hünereyer / 6. klein zerhackte Lambsbeiner / ein gut Stück von einer Kürbis / und von einer Melonen / weissen Candelzucker 8. loth / Venetianischen Borax ein halb loth / weiß Gilgen-wasser / Roß-wasser / jedes ein halb Maß / destilliert alles under einander in dem Marien-bad / das destillierte Wasser kan man wie das vorige brauchen. Oder nemt deß auß frischen Limonien / oder Citronen außgepreßten Saffts vier loth / Roß-wasser / weiß Gilgen-wasser / Bonenblust-wasser / jed. zwey loth / Sublimiert süß Quecksilber / (Mercurij dulcis) auß den wolbestellten Apotecken anderhalb quintl. vermischt alles wol auf gelinder Wärme under einander / biß der Mercurius zerlassen; Von diesem Wasser kan man alle Nacht etwas wenigs wärmen / ein zartes leinen Tüchlein darinnen kuncken / und also warm über das Angesicht (Unreinigkeit des Angesichts) schlagen / nimmt alle Unreinigkeit hinweg. Den folgenden Morgen kan man das Angesicht wieder mit Bonenblust- und Roß-wasser abwaschen. Man brennet auch ein Wasser auß dem (Hitzige Fieber) Safft der Limonien / welches mit dem Syrup wider die hitzigen Fieber zu einem Julep vermischet wird. Die Weiber brauchen solches / das Angesicht damit klar zu machen / (Flecken des Angesichts und Leibs Würm) es ist auch gut wider andere Flecken des Leibs / tödtet auch die Würm: weilen aber in Teutschland der Limonien=safft ziemlich theur ist / als wird diß Wasser bey uns nicht destilliert / sondern auß Italien zu uns gebracht / oder auß Citronen dafür genommen. Ein liebliches Tranck für den Durst insonderheit in den Fieberen wird auß den Limonien also gemacht. Nimm ein safftige Limonade (Limonien) oder Citronen / zerschneide sie in Stück / schütte ein Maas frisches Brunnwasser darüber / laß etliche Stund stehen / hernach seüge es / trucks wol auß / und thue dar zu sechs loth feinen Zucker. Oder nimm vier loth Citronen-safft / ein Maaß frisches Brunn-wasser / sechs loth feinen Zucker / vermisch es und brauchs für dein Tranck. Die äussere Rinde der Pomerantzen gepülvert / und ein halb quintlein / in einem frischen lind gesottenem Ey eingegeben / ist gut wider (Gelbsucht. versteckter Harn.) die Gelbsucht: in Peterlein- oder Erdbeerwasser getruncken / befürdert sie den versteckten Harn. So man mit Pomerantzen-safft die Speisen begiesset / gibt es ihnen einen lieblichen (Blödigkeit des Magens.) Geschmack / dadurch der Blödigkeit des Magens gewehret / und die Däuung befürderet wird. Die eingemachten / oder auch candierten (Ohnmachten / kaltes Magen.) Pomerantzen-schelffen stärcken das Hertz / wehren den Ohnmachten / bekom̅en wol dem kalten Magen / und fürdern die Däuung. Eine frische Pomerantzen creutzweiß aufgeschnitten / mit halb Wasser und Wein gekocht / zuletst etwas wenigs Zucker darzu gethan / davon offt ein Stücklein genossen / (Schwacher Magen. Schwacher Leib.) stärcket den schwachen Magen / erweckt Lust zum essen / macht gute Däuung / und gibt dem gantzen Leib eine sonderliche Krafft. Das destillierte Wasser auß der Pomerantzen-blüht wird sonderlich fleißig zu Neapoli und Luca gemacht / allda man es Napham und Angelicam nennet / hat gar einen [34] (Pestilentzische und gifftige Fieber.) anmütigen Geruch. Ist trefflich gut in den pestilentzischen und gifftigen Fieberen innerlich zu gebrauchen / den̅ es treibt den Schweiß gewaltig / stärcket das Hertz / und erquicket die lebendigen Geister / wird als ein Hertzstärckung zu den Krafftwasseren / und zu den (Gefährliche Kindsnöthen der schwangeren Weiber.) Pulß-überschlägen genutzet. In Hispanien gibt man es mit Poley-wasser den Weiberen / welche in gefährlichen Kindesnöthen ligen / löffelweiß ein. Etliche Tröpflein von dem destillierten Pomerantzen-öhl in einem löffelvoll weissen Wein eingenommen / stärcken und erwärmen (Kalter Magen / Ohnmacht deß Hertzens / schwacher Leib / Gifft / die mit Lebensgefahr zuruck bleibende Leibes Frucht. Magentreßney.) den kalten Magen / nehmen die Ohnmachten des Hertzens hinweg / geben Kräffte dem schwachen Leib / wehren dem Gifft / treiben die Würm auß / stillen das Grimmen / und befürderen die mit lebensgefahr zuruckbleibende Leibes-frucht. Was sonsten auß Citronen praepariert werden kan / mag auch mit diesen beyden Früchten geschehen. Will man ein liebliche Magen-treßney haben / nehme man ein frische wolzeitige Pomerantzen / schabe an einem Reibeisen das äusserste gelbe Häutlein rein davon ab / mische Zimmet / Nägelein / Cubeben / Mußcatnuß / sc. rein gepülveret darunder / thue Zucker darzu / biß es lieblich wird. Von diesem (Däuung befördren.) Pulver kan man offt zu stärckung des Magens und der Däuung ein paar messerspitzvoll nehmen. CAPUT XI. Adamsapffelbaum. Pomus Adami. Namen. Der Baum dieser Apfflen heisset Lateinisch / Malus Adami, C. B. Pomus Adami, I. B. Malus Assyria vel Poma Adami, Park. Adamsapffel heisset Lateinisch / Pomum Adami, Pomum Assyrium. Italiänisch / Lomia, Pomo, d'Adamo. Frantzösisch / Pomme d'Adam, Poncire. Englisch / Aßiriantree. Es wird ins gemein von den Gärtneren un̅ abergläubigem Pöfel die Frucht darumb Adamsäpffel geheissen / weil sie dergleichen Apffel seyn soll / welchen unsere Stammmutter Eva von dem verbottenen Baum genommen / davon geessen / und auch dem Adam gegeben / Genes. cap. 3. v. 6. zum Zeichen dessen wäre er mit dem Zahnbiß bemercket worden. Aber man kan eigentlich nicht wissen / was der unsern ersten Eltern verbottene Baum für eine Frucht getragen habe / wie solches der hochgelehrte Herr Johann Heinrich Heidegger / H. S. D. und Professor zu Zürich / in seiner Historia Patriarcharum exercitatione 4. §. 48. genugsam in folgenden verteutschten Worten darthut und bestätiget. Was der verbottene Baum für ein Geschlecht gewesen / ist eigentlich nicht bekannt. Moses nennet ihn einfältiglich einen Baum. Theodoretus, Moses, Barcephas, Procopius, und andere / welchen der meiste Theil beystimmt / meinen / es sey ein Feigenbaum gewesen / worzu sie von folgender Ursach bewegt werden / daß so bald unsere erste Eltern davon geessen / sie sich bedeckt haben: Sie bedeckten sich aber mit Feigenblättern / und also eben von dem Baum / welcher ihnen dazumahlen am allernächsten war. Allein diese Ursach beweiset solches gar nicht: denn es konte nahe bey dem Baum / von welchem sie die Frucht genommen / ein Feigenbaum gestanden sein. Es scheinet auch nicht / das Eva dem Adam die Frucht bey dem Baum (von welchem sie herkommen) überreichet habe. So ist auch vermuthlich / Eva seye nicht alsobald / nach dem sie die Frucht geessen hatte / schamroth worden / und habe sich also anderstwohin begeben. Und wenn sie sich auch gleich / nach dem sie die Frucht geessen / alsobald geschämet hätte / wurde sie doch zweiffelsohn vielmehr ein Abscheuen gehabt haben vor solchem Baum / als aber sich mit seinen blättern bedecken wollen. Und wie hat auch von dem Feigenbaum können gesagt werden / daß er sehr lieblich seye anzusehen? Derohalben sagen wir billich / das Moses sich nur allhier des Worts eines Baums / einfältiglich habe bedienen wollen / unsern Fürwitz damit zu zäumen und in zuhalten. Gestalt. Die Adams-äpffel sind an Art und Kräfften nicht fern von den Limonien / denn der Baum / darauff sie wachsen / tragt gleiche Blätter / wie der Limonien-Baum / allein daß sie grösser und breiter sind: deßgleichen sind auch die Aeste schwanck / und mit grünen Rinden bekleidet. Er blühet wie der Citronenbaum. Die Früchte oder Aepffel erscheinen rund / zwey oder dreymal grösser / als die Pomerantzen / haben nicht ein sehr dicke Rinde / fast wie die Limonien. Diese Rinde ist gerümpffet und uneben / mit etlichen Ritzen oder Schrunden / gleich als hätte man mit den Zähnen darein gebissen. Das Fleisch im Apffel ist voll säurlichen Saffts / wie die Limonien / doch nicht so lieblich am Geschmack: es stecket auch Samen darinnen wie in den Citronen oder Limonien / mit weissen und bitteren Kernen.
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Die Adams-äpffel wachsen in grosser Menge in Italien / fürnemlich umb Verona / bey dem Gard-see / oder Laco Benaco, wie auch in Portugal und Hispanien. In Candien findet man grosse Bäum voll Citronen / Limonien / Pomerantzen / und Adams-äpffel. Die Griechen trucken deren Safft auß / füllen Fäßlein damit / und verkauffen solche den Türcken / so sie nach Constantinopel und an andere Ort der Türckey führen / sich dieses Saffts an statt des Agrests / oder des Saffts von den unreiffen Trauben zubedienen. Herr Johannes Rajus meldet in seiner Historia Plantar. Lib. 29. sect. 3. cap. 4. von fünfferley Gattungen dieses Apffels / welche der äusserlichen Gestalt nach meistens underscheiden. Ligenschafft. Dieser Baum sambt seiner Frucht / hat gleicht Eigenschafft mit dem Citronen- und Pomerantzen-baum. Dennenher man auch alle Artzney-mittel darauß machen kan / die man auß obigen Früchten zu machen pflegt. Gebrauch. Der Safft auß diesen Aepffeln hat alle Würckung / welche dem Limoniensafft zugeschrieben wird / doch ist er nicht so kräfftig: (Grind und Räude.) insonderheit aber dienet er wider den Grind und Räude / so man einen Apffel mitten entzwey schneidet / gestossenen Schwefel darauff streuet / ein wenig under der warmen Aschen bratet / und damit die schabige Haut bestreicht. CAPUT XII. Cacao Frucht / Cacao, Cacavate. Namen. DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen auß America / da sie wachset / bey nahem alleine her; wie denn die Lateinischen Scribenten / dieselbige ingleichem Cacao, oder Cacavate nennen. Von Johanne Bauhino hat sie auch den Namen Avellanae Mexicanae; und von Casparo Bauhino, Amygdalae similis Guatimalensis, bekommen. Johannes Rajus, der heutige berümbte Englische Botanicus nennet auf Englisch / The Caco Tree. Der Baum / so diese Frucht tragt / wird bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder Cacaotal geheissen. Lateinisch / Arbor Cacari, Cacavifera, Fr. Hernand. Geschlecht und Gestalt. Es sollen vier Geschlechte dieses Baums gefunden werden / der Grösse nach allein underscheiden: die zwey Ersten werden genennet Cacahuaquahuitl: das dritte heisset bey den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, dessen Frucht von aussen roth / im übrigen den anderen gleich. Das vierdte nennen sie Tlalcacahuaquahuitl, so die kleinsten Früchten tragt. Alle diese Bäume aber wachsen gern in feuchtem / schattichtem / fettem und moosichtem Grunde: werden in America oder West-Indien / und sonderlich in desselben Provintzien / Guatimala, Nova Hispania, Nicaragua, Cuba, Hispaniola, Jamayca mit grossem Fleiß gepflantzet / kommen auch wol selbsten im Wald und schattichten Thäleren hervor. Sie tragen Früchte von ungleicher Grösse; die Grösseren gebrauchen sie an statt des gelts / die kleinern aber zu ihrem Getränck / davon unden Meldung geschihet. Alle diese Bäume sind so zarter Natur / daß sie weder die starcke Hitz der Sonnen / noch die herbe Kälte der Nacht / noch auch grosse Wetter erdulden können. Dennenhero die Americaner allezeit grosse schattichte Bäume / welche Cacaoquanantli von ihnen genennet werden / darneben pflantzen / damit sie under deroselben Schatten von allen äusserlichen Feinden gesicheret seyen. Die Spanier setzen gantze Felder voll solcher Bäumen / eben wie die Europaeer ihre Weingärten: in dem andern Jahr tragen sie schon Früchten / und hernach zweymahl deß Jahrs / umb den Brachmonat / und den Jenner / nach dem zwantzigsten Jahr aber fangen sie an zu verderben. Der gröste dieser Bäumen ist von mittelmäßiger grösse / dessen Stamme bey nahem so dick / als der Stamme unserer Zwetschgen- und Pflaumen-Bäumen wird: hat durchgehends eine glatte Rinde / und spreitet sich gleich den Kirsch-bäumen rund umb in viel Aeste auß / welche allgemach oben dünner werden / und sich zusammen thun / das der Baum gleichsam zugespitzt wird. Die Blätter sind dunckel-grün / etwas schmaler und länger als die Pomerantzen-blätter; hangen mit gantz kurtzen Stielein an den Aesten. Die Blume ist groß / gelb-weiß / gleich dem Saffran / nach deren Abfall / dünne / grüne / länglicht / und wollichte Zäserlein verbleiben / auß welchen hernach die Birn-würbelgestaltete Früchten / so sie Caca [36] vacentli nennen hervorwachsen; die da / wenn sie reiff werden / den Melonen an Dicke / Grösse und Gewicht nichts nachgeben / auch einstheils saffran gelb / und wo sie der Sonnen etwas entgegen stehen / roth und fleischfarbig werden / beneben der Länge nach / wie die Melonen / mehrfacht eingeschnitten sind / oder eingebogne Höle haben. Ihr inwendiges Fleisch ist mit zehen biß zwantzig / oder auch mehr Kernen begabet / welche den welschen Pimpernüßlein an Gestalt gleich / aber in der Grösse unserer Mandlen und mit einer dunckelrothen Haut umbgeben sind. Diese Kernen haben inwendig eine öhlichte / dünne / kästenbraune / bitterlichte / aber doch nicht unliebliche / nehrhaffte Substantz / auß deren man mehr Oehl / denn auß den Mandlen pressen kan. Dieser öhlichte Safft sitzt in den Kernen wie ein weisse Milchichte Sultz / welche in dem Mund alsobald vergehet. Wenn die Americaner solche Früchten eingesamblet / nehmen sie die Kernen herauß / ziehen ihnen die aussere Haut ab / säubern sie von dem anklebenden Schleim / und dörren dieselben alsdenn an der Sonnen auf leinenem Tuch / oder Bintzen- oder Strohdecke biß sie gantz dörr sind: alsdenn stossen sie solche zu Pulver / oder zu einer massen, welches ein Anzeigung ist / daß auch in den gedörrten Kernen annoch ein kleb- und öhlichte Matery verborgen seye. Auß dieser Masse oder Klumpe / machen sie hernach mit zuthun anderer Sachen ihre Chocolate, welche übel Meer in unsere Europaeische Land geführet wird / und viel besser ist / als die man auß denen zu uns übergeführten Kernen in Engelland / Holland oder anderstwo machet / weilen diese obwol gedörrte Kernen / annoch underwegs von dem Meerlufft aller hand Feuchtigkeiten an sich ziehen / dadurch sie schimlicht / faul oder räheling werden. Eigenschafft. Von diesem Baum wird nichts / als der Kernen gebraucht / welchen die Americanische Männer und Weiber auch frisch ohne einigen Schaden der Gesundheit essen. Er hat ein häuffiges Oehl / mit etwas rauchlichtem wenigem Saltz in sich / dadurch er ein bitterlichten / mit gelinder Süßigkeit lieblich vermischten Geschmack bekommt / und ein recht temperierte Eigenschafft hat / die scharffen Feuchtigkeiten zu milteren / die Säure deß Magen-saurteigs zu versüssen / die zehen und schleimerigen Flüsse zu erdünneren / die Ledensgeister zu erfrischen / den überflüßigen Stulgang durch gelinde zusammen ziehende Krafft zu mäßigen / wenn man sie nur mäßig gebrauchet: so sie aber ohne Maß geessen werden / erwecken sie gefährliche Verstopffungen / und Schaden der Gesundheit / darumb auch die Americanischen Weibsbilder / so dergleichen Früchten lieben / und täglich geniessen / gantz bleich / oder bleyfarbig in dem Angesicht werden. Gebrauch. Der Kern von der Frucht dieses Baums gibt viel Nahrung; man muß ihn aber mit Maß geniessen / eben wie die Mandlen / damit er nicht das Geblüt zu viel erdickere / und öhlicht mache. Sonderlich soll er wegen seiner schaumigen / schwefelichten / mit flüchtig temperiertem Galtz vermischten Feuchtigkeit den Samen bey dem Menschen vermehren / und hiemit die Mannheit erwecken und beförderen. Damit aber solche Krafft dieser Kernen desto grösser werde / als pflegen die Americaner auch andere kräfftige Sachen darzu zu mischen / und also eine vermischte Artzney zu machen / welche sie Chocolata nennen / und in Form der Zapfen / wie man die Pflaster in den Apotecken macht / oder grosser Täfelein und Küchlein in Europam zuversenden. Damit man aber eigendlich wisse / wie solche Chocolata zubereitet werde / und worzu sie dienen solle / als kan man folgende auß etlichen heutigen Botanicis zusammengetragene Beschreibung nach belieben lesen. Chocolata, Chocolati. Chocolata, Chocolate; auf Italiänisch / Spanisch / Frantzösisch und anderen Sprachen / hat es den Americanischen Namen behalten; auf Latein aber mag es Succolata Indorum genennet werden. Bedeutet entweders die auß den Cacao Kernen / sambt anderen zugemischten Dingen bereitete Massam, oder den hierauß gemachten Tranck. Die massen aber der Chocolate wird auf underschiedliche Weiß zubereitet. Ehe die Hispanier in Americam geschiffet / haben die Indianer solch Tranck nur auß den Kernen Cacao allein gemachet / und nichts nach der Lieblichkeit gefraget; dieses Tranck aber brauchten sie ordinari bey ihren Mahlzeiten / wie wir den Wein oder das Bier trincken. In Jamaica schelen sie die Kernen / dörren sie hernach / stossen sie groblicht / und machen ein-zwey-biß drey-pfündige Kuchen darauß; welche an dem Schatten weitere gedörret aufbehalten werden: so sie aber hernach das Tranck davon haben wollen / schaben sie solche Kuchen an dem Keibeisen zu reinem Pulver / und zerlassen dasselbe in Wasser / und mischen nach belieben Zucker darunder. In andere Insulen schelen sie die Kernen / dörren sie auf gelindem Feur / oder an der Sonnen gemächlich / stossen sie in einem marmorsteinenen Mörsel gantz rein / machen Kuchen darauß / auß welchen sie hernach entweder allein oder mit Eyeren und ein wenig Mayzij Meel kleine Küchlein / oder Täfelein formieren / welche zwischen Papier an dem Schatten / (denn an der Sonnen schmeltzen sie) getrucknet / und gehärtet / demnach zu täglichem Gebrauch über ein Jahr aufbehalten werden. Solche Kuchen / oder Küchlein bringen die Europaeischen Kauffleute mit auß America in Engelland / Spanien und Holland / und soll die beste Chocolate sein / auß welcher sie allererst die vermischte bey uns gebräuchliche Chocolate machen. Die Spanier aber / wie auch andere in Americam schiffende Europaeische Kauffleute / welche auf die Lieblichkeit des Trancks viel halten / haben auch underschiedliche Sachen mit der Kuchen solcher Indianichen Kernen vermischet: wie denn Marrado schreibet / daß die Chocolate mehrertheils auß folgenden Sachen gemachet werde; als nemblich / man nehme der Kernen Cacao, 700. Zucker anderhalb Pfund. Zimmet 4. Loht. [37] Chilles, oder Mexicanischen Pfeffer 14. Körner; Gewürtznägelein ein loht. Vanillen 3. Schotten / oder an deren Stelle / Aeniß-samen 4. loht. Achioten einer Haselnuß groß. Etliche mischen annoch ein wenig Pomerantzenblust-wasser / Bisam und Ambra / wie auch Hirtzenzungen Pulver darzu: an deren Statt / andere die Mandel- und Haselnuß-kernen / wie auch das Pulver von Alexandrinischen Rosen damit vermengen. An vielen Orten thut man annoch das Türckische Korn Mays genannt / Indianischen Hirß / Xochinacatlis, oder Oreiuelas, (Oregioella, Clus. exot. Flos auriculae) Mecaxochitl, dessen Frucht dem langen Pfeffer gleich / Xoconochitl, (Piper Tavasci, Hernand. Piper odoratum Jamaicense Nostratibus.) Carpobalsamum, Officin. auch andere Sachen darzu. Damit aber die Chocolate wol außfallen / so trucknen und dörren sie die Sachen / so gedörret sollen werden (die Achioten außgenommen) auf gantz gelindem Feur / ein jede absonderlich / rühren sie under dem Dörren immerdar / damit sie nicht anbrennen / oder schwartz und bitter werden / auch die Kräfften nicht sambtlich verlieren: stossen hernach oder reiben jede sonderbar auf einem weiten / glatten / etwas gehöllten Stein / so sie Metatl, oder Metate heissen / zu reinem Pulver; solche Pulver vermengen sie in einem sauberen Gefäß / mit der gestossenen Cacao, damit zuvor die Achiote vereiniget worden / und rühren alles wol undereinander zu einer weichen Kuchen / welche sie hernach wieder auf obiger steinenen Tafel / darunder ein klein Kohlfeur gestellet ist / wol reiben / Täfelein darauß formieren / auf Papier an dem schattichten trockenen Lufft trucknen / und hart lassen werden / hernach in höltzenen Büchsen zu dem Gebrauch aufbehalten. Anjetzo nehmen die gemeinen Leuth in America zu der Chocolate nichts anders als die Kernen von Cacao, Aenis-samen / Chilles oder Pfeffer (an dessen Stelle andere den Zimmet vorziehen) und Achioten / so ein auß den Kernen der rothen Frucht deß Achiotl, Changuarica, oder Pamaqua Baums außgetruckter / und auff dem Feur erdickerter Safft ist / welcher die Kräfften hat zu eröffnen / die schleimige Feuchtigkeit zu erdünneren und flüßig zu machen; auch wegen seiner röthe der Chocolate die Farb geben muß. In Europa soll die beste Chocolate zu Cadix in Spanien gemachet werden. Die beste Chocolate aber ist diese / so da nicht schimlet / und einen lieblichen angenehmen aromatischen Geschmack hat / wenn man sie in dem Mund keuet / oder zerlassen trincket. Sie muß auch nicht alt / von den Motten und Würmen nicht durchlöcheret sein und keinen seltzamen faulen / rähelingen Geruch haben. Daß Tranck von dieser Chocolate wird auf verschiedene Weise bereitet. Die Gemeinen in Jamaica schaben mit einer zinnernen Feilen / oder einem Reibeisen alle Morgen / so viel sie nöthig haben / von der Chocolate Kuchen rein hinweg: demnach zerlassen sie etwas weniger ihres Cassavae Brots in frischem klarem / kaltem Wasser / welches leicht geschichet; dieses Wasser sambt dem Brot stellen sie über das Feur / wenn es zu sieden anhebt / werffen sie die geschabene Chocolate hinein / rühren es mit einer höltzernen Spatel / oder Löffel offt umb / lassen es ein Viertelstund kochen: wenn es gekochet / giessen sie es in eine Schüsseln auß / mischen ein wenig Zucker darzu / und setzen es ihren Arbeitsleuten täglich warm zu trincken vor. Andere rühren die geschabene Chocolate in dem kalten Wasser mit einem höltzernen Stössel so lang umb / biß sie einen Schaum von sich gegeben / diesen Schaum thun sie in ein ander Geschirr; das Wasser aber setzen sie mit genugsamen Zucker über das Feur / und wenn es wol warm / auch der Zucker zerlassen / so giessen sie es über den zuvor abgesönderten Schaum / und trinckens also warm. Etliche füllen das Geschirr / so sie voll Chocolate außzutrincken verlangen / mit siedendem frischen Brunnwasser halb auf / zerlassen ein wenig Chocolate pulver darinnen / rührens mit einer höltzernen grossen Gabel durcheinander / biß es dick und schaumig seye / hernach füllen sie das Trinckgeschirr mit heissem Wasser / darinnen Zucker zuvor verlassen worden / gantz voll / und trincken die Chocolaten also warm. Viel kochen nur Chocolate-pulver / und Zucker in Wasser / biß ein fetter Schaum oben auf schwimmet / und trinckens also warm. An den offentlichen Mahlzeiten pflegen die Americaner die Chocolate auch kalt also zu trincken; sie rühren das Pulver davon in kaltem Wasser / biß der Schaum vorhanden / thun den Schaum in eine Schüssel / zerlassen alsobald Zucker in obigem Wasser / und giessen es hoch über den Schaum herunder / trinckens hernach also kalt; viel aber können solch Tranck / weilen es zu sehr kühlen soll / nicht vertragen. Heut zu tage bereiten sie es in Franckreich auf folgende Weise: man gießt so viel Bächer voll Wasser in das Chocolate Geschirr / so viel Persohnen zugegen sind / welche zu trincken verlangen / wenn das Wasser siedet / wirfft man auf jeden Bächer Wassers / 2. loth Chocolate-pulver / und eben so viel Zucker hinein / rührts also wol under einander / biß es gantz schaumend ist / gibts alsdenn warm zu trincken. An Statt des Wassers nehmen etliche Kühemilch / und das Gelbe von frischen Hünereyeren; auf welche Weise sie zwar lieblicher / aber nicht durchauß so gesund wird. Die zubereitete Chocolate wird von vielen nur trocken mit weit besserem Appetit geessen / als / da sie gekocht ist / getruncken. Die Zuckerbecken pflegen sie auch zu verzuckeren / oder in die Marcipan / Biscuit / und andere Leckereyen zu thun. Wenn man aber die Ingredientien / so zu der Chocolate genommen werden / wol erweget (Kalter schwacher Magen. Mattigkeit der Lebens-geistern. Schwachheit deß Hertzen. Husten. Schleim auf der Brust. Schwerer Athem.) / wird man nicht unschwer abnehmen können / daß diese Sach eben so wol eine Speise als eine Artzney mag genennet werden / denn sie recht temperierter Natur und Eigenschafft ist / gibt viel Nahrung / stärckt und wärmt den kalten / und erkühlet den allzuhitzigen Magen / löscht den Durst / erfrischt und vermehrt die Lebens-geister / stärckt das Hertz / ist gut für den Husten / erweicht und macht außwerffen / heilt die versehrten Lungen / erleuchteret den schweren Athem; erquickt die von harter Arbeit ermatteten Glie [38] der (Ruhr. Ehelicher Wercken Schwachheit und Verlurst.) / stillet den öffteren Stulgang und Ruhr / sonderlich mit Muscatnuß / und Mandlen angerühret. Fürnemblich aber erweckt / und reitzet sie zur Geilheit und Liebeslust dennenher die übel versorgten Weibesbilder solch Tranck ihren Ehemänneren offt nicht ohne erwüntschten Liebesnachtruck zurüsten. Man kan ihn öffters auch gantze Jahr auß trincken / ist alten und jungen gleich nutzlich. CAPUT XIII. Pfersingbaum. Malus Persica. Rothe Pfersing. Mala Persica rubra. Namen. PFersing- oder Pfersig-baum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Persica, Malus Persica. Italiänisch / Persica, Pelco. Frantzösisch / Pescher. Spanisch / Pexego. Englisch / Beachtree. Dänisch / Persichtroe. Niderländisch / Perseboom / Perseleer. Pfersing / oder Pfersich nennet man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malum Persicum. Italiänisch / Persica. Frantzösisch / Pesche. Spanisch / Persego. Englisch / Peach. Dänisch / Persick. Niderländisch / Perse. Gestalt und Geschlecht. Der berümbte Herr Dümler / beschreibet ihn also. Der Pfersingbaum ist eine schöne Garten-zier / und ein Baum rechtmäßiger Grösse / denn er wachset hoch auff / und breitet sich auß mit seinen Aesten. Der Stamm wird Starck / ist anfangs mit einer röthlichten Rinden / welche hernach braunlicht wird / bekleidet. Die Blühte / so vor den Blätteren sich ereignet / ist gar schön und anmüthig / mit fünff leibfarb rothen Blätteren besetzet / welche in der Mitte viel purpur-farbe und weißlichte Zäserlein hat: diese Blühte hanget ohne Stiel an den Aesten. Die Blätter sind länglicht / spitzig / rings umbher zerkerfft / und eines bitteren Geschmacks. Die Früchte / welche nach der Blühte erfolget / ist underschiedlich / nach des Baums Art und Geschlecht: etliche sind frühe / etliche spathe / andere grosse und kleine / etliche sind inwendig am Marck weißlich / etliche gelb / es sind auch ein theil rothfärbig und gar schön: sonst ist die Frucht fleischig und safftig / außwendig mit einer zarten Wolle umbgeben / und gleichsamb mit einem Spalte eingeschnitten. In der Mitte ligt ein harter raucher Stein / welcher inwendig schön und glatt ist / auch einen weissen Kern hat / so eines bitteren doch annehmlichen Geschmacks ist. Dieser Baum ist keiner wärhafften Natur / und gelanget nicht zu hochem Alter / weil er mancherley Gefahr und Zufällen underworffen / denn die Kälte kan ihm bald schaden / rauhe Lufft ihn hindern / Unsauberkeit des Grunds verderben / und die überflüßige Fruchtbarkeit auff einmal alle Krafft ihm benehmen / oder sambt der Wurtzel auß dem Grund herauß reissen: dennenhero ist vonnöthen / daß man immer junge Sträuchlein hernach ziehe / daß man den Abgang wider ersetze. Erfrieret ein Pfersingbaum / so muß man nicht alßbald im Frühling den gantzen Baum mit Wurtzeln und allem herauß graben / sondern man kan ihn anfangs nur biß an das Erdreich weg schneiden / damit er von denen noch in dem Boden stehenden frischen Wurtzeln wieder außschlage / und solcher Gestalt bald wider zur Fruchtbarkeit gelange: wenn der Sommer fürüber und keine junge [39] Schoß vorhanden / so ist es Zeit / daß man die Wurtzel auch außreüte. Mercket man im Grund an den Wurtzeln eine Unsauberkeit / so muß zu denselben geraumet / der alte hinweg und neuer gute Grund dahin gethan werden. Ist die Fruchtbarkeit überflüßig / so muß man zeitlich den Baum mit Stützen underbauen / daß die Aeste nicht abreissen / noch der Baum auß dem Boden beweget / sonderen die Früchte daran erhalten / und zur Zeitigung gebracht werden. Die überflüßige Feuchtigkeit ist den Pfersingbäumen auch schädlich / denn sie verursachet faule und abfallige Früchte / derselben aber abzuhelffen / wird unden in den Stamm / oder in die grosse Wurtzel ein Kiel von Nespel- oder Kriechenholtz geschlagen / daß der Stamm oder Wurtzel auffgespalten bleibe / so ziehet sich die übrige Feuchtigkeit herauß. Ob wol der Pfersingbaum in allen Orten in warmem / feuchtem und sandigem Erdboden wächset / so muß er doch in unserem Teutschland gegen Mittag gesetzet werden / und vor dem rauchen Nordwind gesichert seyn / damit er für Frost bewahret zu der Fruchtbarkeit gelange. Es werden auch die Pfersingbäume in die Weingärten gesetzt. In oder an die Blumenfelder taugen sie gar nicht / denn ob sie zwar schmale Blätter haben / so geben sie doch einen Schatten in die Felder / und hinderen das Blumenwerck. Den Weingärten sind sie auch nicht gar wol anständig / weil sie so wol den Trauben als den Blumen die Sonnen-strahlen fürhalten. Derohalben muß man sie in Weingärten also pflantzen und setzen / daß ihr Schatten die Weinstöcke nicht berühre. Hierbey ist auch diß zu mercken / daß die Pfersingbäume einen guten wolgetüngten Grund begehren / und in Waasen nicht gut thun / sonderen wässerige und ungeschmackte Früchte bringen. Die Pflantz- und Setzzeit ist alhier auch zubeobachten. Pfersing wie auch Marillen und Mandelkern kan man schon in dem Jenner / im zunehmenden Mond / in gute mittelmäßige feuchte Erden / so in einem weiten Scherben ist / und an einem laulichten Ort stehet / stossen / die werden bald keimen und auffgehen / alßdenn können sie folgend wider in dem wachsenden Mond in kleine Geschirr / so mit gutem Erdreich gefüllet sind / wol umbgesetzet / und etwas feuchter / biß in den April erhalten werden. Wenn nun ein Sträuchlein vier oder sechs Blättlein getrieben / alßdenn kan man sie widerumb in dem zunehmenden Mond mit der Erden auß dem Geschirr heben / oder dasselbe gar zerbrechen / und an die Stelle setzen / da man eines Pfersingbaums bedürfftig ist / so wird ein solcher Gestalt versetztes Zweyglein noch densel / ben Sommer über ein hohes und lustiges Bäumlein werden / welches bald seine Frucht bringen / und dem Garten-herren Nutzen geben wird. Ist das Erdreich offen / so kan man schon in dem Hornung / oder im Anfang des Mertzens / jedoch zween oder drey Tage vor dem Vollmond / Pfersing- und andere Steinobs Kernen / in wolgebauten Grund stossen; diese wachsen hernach fein hurtig. Man kan sie zwar auch zur Herbst-zeit stossen / welche hernach in dem Frühling herfür wachsen / jedoch wegen der Feldmäuse / so den Winter durch diesen Kernen nachstellen / sie auffkieffen und fressen / ist die Frühlings-pflantzung am allerbesten. Die Frühlings-zeit ist auch zum versetzen der jungen Pfersingbäumlein am bequemsten / weil dieselbe noch in dem Herbst schossen / und gar spath neue Aestlein treiben. Aber doch muß man auch in dem Frühling nicht zu lang warten / weil sie zeitlich trucken und treiben. Andere Bäume / wenn man sie versetzet / müssen gestümlet oder geschnäidet werden / aber dieses ist dem Pfersingbäumlein zuwider / denn sie werden gäntzlich versetzet. Ingleichen ist den jungen Pfersingbäumlein der Schnitt des Heb- oder anderer eisernen Messer zuwider. Aber dieses ist ihnen fürträglich / daß wenn sie in ersten Jahren starck zu wachsen beginnen / und viel Zweyge treiben / daß man dieselben alßbald säuberlich mit den Fingeren abklemme / damit ein schöner / gerader Stamm gezogen werde. Wenn man aber die Aeste mit einander lässet auffwachsen / so werden sie dick / und bleibet der Baum niderträchtig. Im Herbst wird zu den Wurtzeln geraumet / in die Gruben werden die abgefallenen Pfersingblätter gethan / und mit Erdreich bedecket / alßdenn faulen sie / und geben dem Baum gute Tüng und Nahrung. Andere Bäume werden durchs peltzen gebessert / aber die Pfersingbäume bleiben / wie sie von den Kernen gezielet werden / und können nicht besser gemacht werden / ist der Kern gut / so wird auch die Frucht gut. Aber mit Tüngen und fleißigem hacken kan ihnen grosser Nutz geschafft werden. Will aber jemand das Peltzen mit den Pfersingen probieren / derselbe pfropffe einen Nusbaum-stock / und besprenge denselben Pfersingbaum offt mit Ziegen-milch / so wird er fruchtbar / und bringet grosse Pfersing-äpffel / die inwendig Nüsse haben. Wilst du daß ein Baum halb Pfersing und halb Nuß trage / so nimb von einem jeden ein Zweyglein / schneide sie in der Länge von einander / und theile auch die Augen / alßdenn richte zwey halbe Augen gleich zusammen / binde und verwahre sie mit Baumwachs / schneide nicht alle Nebenschoß hinweg / so werden halb Pfersing und halb Nüsse wachsen. Auff solche Weise kan man auch Marillen oder Mandelkern zu Pfersing vereinigen. Wenn zur Sommers-zeit durch langwirige Sonnen-hitz das Erdreich außgetrocknet wird / so manglen auch die Pfersingbäume ihrer dürfftigen Nahrung / weil ihre Wurtzeln nicht tieff in die Erden schlieffen. Daher lassen sie ihre Früchte unzeitig abfallen: daß nun dieselben zu vollkommener Zeitigung verbleiben / müssen die Bäume mit laulichtem Wasser täglich / oder über den anderen Tag begossen werden. In Franckreich hat man eine Frucht Prunopersicum, ist außwendig wie ein Pflaumen / und der Kern eines Pfersings. Die alten Teutschen haben von dem Pfersingbaum nachfolgends denckwürdiges Sprichwort.
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Pfersingbaum und Bauren G'walt / Wächset schnell / vergehet bald. Herr Walter Schultzens in dem 3. Buch seiner Ost-indischen Reise-beschreibung im 16. Cap. beschreibet die Indianischen Pfersing also. Die Frucht / von den Niderländeren und Indianeren Mangos genennt / wachset an Bäumen / so dem Baum Jaka nicht unähnlich sind. Diese Mangos scheinen so groß wie ein Pfersich / sind aber länger / und im Anfang grün / hernach werden sie gelblichter: wenn man ihnen die dünne Schale nimt / findet man in derselben ein safftiges Marck / so säurlich und etwas zähe im schneiden befunden wird: inwendig sitzet ein Stein / so dem Pfersich-stein nicht ungleich ist. Diese Frucht wird von den Ost-indischen Völckeren häuffig über zückeret / auch wol eingesaltzen / und hernach an-stat des Areks auffgestellet / ist in dem übrigen ein gutes Mittel wider das hitzige Fieber. Zu Ormutz sollen die allerbesten / und zwar so begierlich und reissend verkaufft werden / daß da sonst der Marckt mit allerhand köstlichen Indianischen Früchten angehäuffet / dennoch fast alles für dieser Frucht verschmächet werde / wie solches Garcias ab horto lib. 2. plant. histor. cap. 9. berichtet / und darneben vermeldet / es seye nach dem Unterscheid der Länderen auch die Frucht von verschiedener Güte: derjenigen / die in Ormutz befindlich / schreibt er den ersten und besten Preis zu; den anderen derselben / die in Guseratte wachset; den dritten dieser / die Balagate zeuget. Er erinneret sich / zwey Stücke dieser Obsfrucht gesehen zuhaben / welche vier Pfund und ein halbs gewogen. Auf seinem Landgut in Bombami hatte er einen Baum / so dieser Früchte zweyerley Arten getragen / und im Maymonat solche / die zwar den übrigen mit Geschmack und Geruch weit vorgangen / gegen dem Außgang des Herbst aber andere / welche noch Köstlicher gewesen. Darneben wachsen sie auch lieblich in den fürnemsten Städten des Königs Nizamoxa / als in Chacanna / Quindor / Madanager und Dultabado: man findet sie ferners gut in der Landschafft / Malabar / Goa / Bengala / Pegu und Moluca. Die Frucht hat ein grünröthlichte Farb / und gibt einen annemlichen Geruch von sich. Man isset sie / wie in Teutschland die Pfersich / auß Wein: sind auch kalter und feuchter Natur wie die Pfersing. Sie werden in Indien mit Zucker / und bißweilen zerschnitten mit Eßig / Oel und Saltz eingemacht. Die frischen Kernen genossen tödten die Würm im Leib wegen ihrer Bitterkeit / gleich wie bey uns die Pfersichkernen. Die Sinesische Flora R. P. Michaelis Boym S. I. berichtet / daß diese Frucht bey den Sineseren Manko genennet werde / und sehr überflüßig in den Südlichen Landschafften herfürkomme; sie seye bey den Indianeren mancherley Gattung / wäge / wenn sie groß / zwey auch zu zeiten drey Pfund / sonderlich so sie entspriesset auß dem Zweige eines Baums / der dem Cederen-baum eingepropffet / von dessen Frucht sie den Geruch und Runtzelichte Haut nicht unzierlich entlehnet. Bey welcher Gelegenheit er zugleich andeutet / daß die Impffung und Propffung auff andere Bäume in Sina nicht auffsolche Weiß geschehe / wie bey uns in Europa: angemerckt die Sineser nur einen Zweig von der Manga abschneiden / solchen an den Zweig oder Ast eines anderen Baums schlecht anbinden / und mit Mist oder Leim bedecken / worauff die Zweige mit der Zeit sich ehlich vergatten / zusam̅en in einen Leib verwachsen / und Früchte herfür bringen / deren etliche / wenn sie reiff / grün / andere gelb oder roth sind / auch inwendig ein süsses / gelbes oder purpurfarbiges Marck haben: das inwendige Kernlein seye so bitter wie Bellota / und tödte die Würm im Leib. Under die frembden Pfersichbäum wird auch der Jambosbaum gezehlet / welchen Bernhardus Paludanus in notis ad Linscotti part. 4. cap. 9. und Christophorus à Costa in libro aromat. cap. 48. also beschreibet. Die Indianer halten diesen Baum hoch / und ward erstlich auß Molucca zu ihnen gebracht. Er ist so groß wie die grösten Spanischen Pomerantze-bäume / breitet sich mit neben Aesten weit herum / und gibt ein grossen Schatten / derohalben er fast schön anzusehen ist. Der Stamm und die Aeste haben ein aschenfarbe Rinden. Die Blätter sind schön und lind / länger als die Breite einer Hand / mit einem dicken Faden in der Länge / und vielen durchlauffenden Aederlein / außwendig gar grün / inwendig etwas bleicher / mit Blümlein / die sich aus dem rothen auf die Purpurfarbe ziehen / und vielen Fädemlein in der Mitte / die auch lieblich anzusehen sind / sie haben ein Geschmack wie die Zincklein an den Weinräben. Die Frucht ist in der Grösse einer Birn / oder nach etlicher Meinung eines grossen Spanischen Galläpffels: dieser Früchte sind zweyerley Art / eine ist dunckelroth / sihet als ob sie schwartz wäre / hat gemeiniglch keinen Kernen / ist geschmackter den̅ die andere / welche blauroth / oder auß dem roten purpurfärbig / mit einem lieblichen Rosengeruch / hat in sich ein weisses und hartes Steinlein oder Kern / nicht gar rund / in der Grösse eines Pfersichkerns / weiß und mit einem rauchen Häutlein überzogen. Diese / ob sie wol nicht so groß wie die vorige / ist doch angenehmer den leckermäuligen Leuten. Sie riechen alle beyde wie liebliche Rosen / sind kalt und feucht / gantz sanfft und lind / mit einem dünnen Häutlein umbgeben / das man mit keinem Messer kan abschälen. Dieser Baum wurtzlet sehr tieff und wird in vier Jahren fruchtbar / tragt auch durch das gantze Jahr / und wird nimmer ohne Frucht oder Blüth gesehen: Denn er gemeiniglich entweder voller Blüth / oder voll zeitiger und unzeitiger Früchten stehet. Ja wenn die Blümlein abfallen (von welchen das Erdreich anzusehen ist / als wäre es mit roter Farb angestrichen) so wachsen widerumb frische: dahero etliche Früchte erst anfangen zu wachsen / andere zu zeitigen / etliche aber schon zeitig sind / und gelesen oder abgebrochen werden. Wenn man den Baum schüttelt / fallen die zeitigen alsobald ab / so man aber die Aeste untersich zeucht / reissen sie leichtlich. Man isset diese Frucht über dem Tisch vor anderen Speisen / und sonsten auch den gantzen Tag über. Die Blüth und [41] Frucht w???den von den Indianeren mit Zucker eingemacht und in den hitzigen Fieberen gebraucht / den Durst damit zuvertreiben. In den Europaeischen Länderen werden underschiedliche Gattungen der Pfersingen beobachtet / deren Underscheid aber allein bald in der Frucht erhellet. Sonderlich sind diejenigen Pfersing hochgeachtet / deren inwendiger Stein selbsten von einander spaltet / und welche deßwegen für Weiblein gehalten werden; als da sind 1. Gemeine weiche Pfersing / so wol grüne als weisse; Persica molli carne, vulgaris, viridis & alba, C. Bauh. 2. Die Blüt-Pfersing / Persica succo quasi sanguineo, C. B. Persica rubra. Lon. welche vonaussen wollicht / inwendig roth. 3. Pfersing mit gefülter Blum / Persica flore pleno, welche zur Curiositet in den Gärten geziehlet wird. Die übrigen aber behalten ihre Steine auch nach der Zeitigung hart beschlossen / under welche Gattungen gezehlet werden. 1. Die harten / grossen Hertz- oder Muscateller-pfersing / Persica dura carne candida, aliquando ex albo subrubente, C. B. Persica duracina, Matth. Lob. Persica Hispanica, Melocotonea quorundam, J. Bauh. Diese werden offt einer Faust groß / haben ein hartes weisses / an dem Umbkreiß etwas grünlichtes / umb den Stein herumb rothes / sonsten aber wolgeschmacktes / weinichtes / an dem Stein hart anklebendes Fleisch. Sind mit einer hartlichten wolligen Haut überzogen / zeitigen spat. 2. Die kleinsten weissen Pfersing / frühe oder St. Johannis Pfersing / Persica minima alba, J. B. Persica aestiva Armeniacis similia, C. B. Praecocia, Tab. Sind wolgeschmackte Pfersing / mit weisser wollichter Haut umbgeben / und einem weissen den kleinen Steinen anklebenden Fleisch begabet / werden zu end deß Heu- und Anfang deß Brachmonats reiff / und kommen zu der Grösse der kleinen Marillen. 3. Kleine weisse Pfersing / Persica parva alba, J. B. haben ein liebliches von den Steinen sich gern lösendes Fleisch. 4. Mittelmäßige weißlichte Pfersing / Persica mediocria albida, J. B. Haben ein bleich gelblichte Haut / und sind mit weissem von den Steinen gern abgehenden Fleisch begabet. 5. Grosse weisse Pfersing / Persica alba maxima, J. B. haben ein safftiges / nicht ungeschmacktes Fleisch / so an dem Stein nicht hart anklebet. Ihre Haut ist / wie der übrigen / wollicht. 6. Weisse schleimicht-safftige Pfersing / Persica alba mucosa & succulenta, J. B. deren Frucht / so sie geöffnet / und leicht getruckt wird / alsobald in einen Safft zerrinnt / welcher saur-weinicht / mit etwas Bitterkeit vermischet / das Fleisch haltet an dem Stein sehr hart an / welches denn ein Zeichen / daß die Frucht nicht von den besten ist. 7. Mittelmäßige gelbe Pfersing / Persica lutea mediocria, J. B. sind äusserlich gelb / haben ein hartlichtes wolgeschmacktes / von den Steinen sich gern sönderendes Fleisch; sind nicht so rund als die übrigen / und haben einen tiefferen Känel oder Spalt in der Mitte. 8. Grosse gelbe Pfersing / Persica maxima lutea, J. B. welche an der Farb und Grösse den Quitten gleich / haben ein hartlichtes / schmackhafftes / von den Steinen leicht abgehendes Fleisch. 9. Kleine kahle Pfersing / Persica parva glabra, J. B. haben ein gelblichte glatte Haut / und ungeschmacktes an den Steinen anhafftendes Fleisch. 10. Quitten Pfersing / Persica dura, carnea buxea, J. B. Haben ein goldgelbe Farb / angenehmes / safftiges / weinichtes Fleisch und sind bey nahem die gesundesten under allen. 11. Nuß-Pfersing / glatte Pfersing / Persica juglandina; Nuci persica, C. B. Matth. J. B. Der Baum dieser Frucht ist nidriger / als die übrigen Pfersingbäum; der Stamm / und die grösseren Aeste sind mit einer weißlichten Rinden bedeckt / die kleineren Zweig aber sind roth; der Blätter und Blumen halben ist von dem Pfersingbaum kein Underscheid. Die Frucht aber ist kleiner und ründer / grün / fleisch- und saffticht / ohne Spält und Ritz / von aussen glatt / und mit keiner Wollen umbzogen; daß innere Fleisch ist keck / hartlicht / eines sehr lieblichen Geschmacks; in welchem ein harter Stein gleich einer Nuß lieget / mit einem bitteren Pfersingkerne beladen. Solcher Nuß-pfersinge hat Parkinsonus siebenerley Arten in seinem Paradiso aufgezeichnet / zu denen Johannes Rajus in Histor. Plantar. noch mehr Gattungen gesetzet / welche meistens der Farb der Früchten halben underscheiden. 12. Mandel Pfersing / Persica amygdala, Matth. Persica Amygdaloides, C. B. Amygdalopersicum, J. B. Camer. Park. auff Englisch The Almonde Peach. Der Baum ist dem Pfersingbaum gleich / hat auch eine dem Pfersing ähnliche Frucht / diese aber mit mehrerem Fleisch als die Mandel Frucht / und mit wenigerem / als der Pfersing begabet. Der inwendige Stein / ist in der Figur und Grösse des Mandelsteins; hat aber Runtzel wie der Pfersingstein; sein Kern ist dem Geschmack nach süß wie die Mandlen / kan auch darfür geessen werden; daß Fleisch aber der Frucht schmackt wie Pfersing. Diese Frucht pflegt man / ehe der inwendige Stein hart wird / gleich den unreiffen Nussen / in Honig / oder Zucker einzumachen. Man könte noch wol mehr Gattungen dieser Frucht finden und auffzeichnen / wie denn durch Impfen und Pfropfen alle Jahr frische Arten hervorwachsen / sonderlich in Italien und Franckreich / da man sich absonderlich auff vielerley Art der Früchten / durch die Kunst befleißiget. Der Berühmbte Herr Johann Sigismund Elsholtz hat in seinem Tractat von dem Gartenbau neun- und neuntzigerley Gattungen Frantzösisch aufgezeichnet / deren Namen er auß dem / An̅o 1670. heraußgegangenen Büchlein / Instruction pour cognoitre les bons Fruits, gezogen. Eigenschafft. Die Blume deß Pfersingbaums ist bitter / hat einige scharffe gelind purgierende Saltztheile in ihrem Safft berborgen. Die Pfersing haben dergleichen auch bey sich / sie sind aber mit vielen wasserichten Safft also vermischet / daß sie keine solche Wür [42] ckung haben können / es sey denn / daß man solcher Früchten zu viel esse / massen sie gern jäsen / und in dem Leib faulen / hiemit schädliche Durchbrüch erwecken: in dem Kernen befindet sich ein mit saurem Saltz vermengtes Oehl / daher man einen sauren Geist neben einem harntreibenden Oehl darauß distillieren kan. Gebrauch. Die Pfersinge bekommen dem Magen nicht gar wol / und so man ihren zu viel isset / bringen sie Schleim / erkälten den Leib / und erwecken faule Fieber / deßhalben soll man sie mäßig brauchen / nicht nach der Speiß / sondern zuvor / damit sie nicht lang in dem Magen ligen / sondern schnell durchgehen / also erweichen sie den Bauch. Etliche essen sie auß einem guten Wein / so in Spanien gar gemein ist. Die Latwerg von Pfersingblüht wird mit Zucker wie die Rosenlatwerg gemacht / ist den Kindern sehr nutzlich / welche mit den (Würm.) Würmen geplaget sind / sie ist nicht so unlieblich einzunehmen / als der Wurm-samen: gleiche Würckung hat auch daß von der Blüht destillerte Wasser / oder der darauß gepreßte Safft. So man nim̅t fünfftzig Pfersingkernen / hundert Kirschen-nüßlein / eine handvoll Holderblüht / solches in ein Maß Malvasier thut / und in einem erdenen Hafen zehen Tag stehen lasset / darnach alles mit einander in einem gläsernen Helm destillirt / gibt (Stein.) es ein kräffug Wasser für den Stein / so man dessen am Morgen nüchtern ein paar Löffel voll einnimmet / wie solches Herr Agerius vor anderen bezeuget hat. Die Blüht von den Pfersingen / wie ein Salat bereitet und geessen / bringet den Stulgang (Wasser-sucht.) / ist den Wassersüchtigen nutzlich. Geschälte Pfersingkerne / sechs oder sieben (Stein.) eingenommem treiben den Stein: sollen auch die Truckenheit verhinderen / so man sie vor dem Essen gebrauchet. (Haaraußfallen.) Welchen das Haar außfallet / der stosse Pfersingkern / mache mit Eßig darauß ein Sälblein oder Müßlein / und schmiere damit den kalen Ort. Das auß dem Pfersingblüht destillierte (Würm und Verstopffung des Leibs bey jungen Kinderen.) Wasser laxiert die jungen Kinder und tödtet bey ihnen die Würm. Auß dem Pfersingblüht machet man in den Apotecken einen nutzlichen Syrup / welcher auff 1. oder 2. loth nach dem Alter / jungen Kindern eingegeben / sie gar fein und sanfft (Würm.) purgieret: ist trefflich den Kindern die Würm zuverireiben / welchen der Wurmsamen zu hitzig ist / und nicht allen ohne Schaden gegeben wird / sonderlich das zerstossene bittere Pulver / welches von den Landfahrern und gewinnsüchtigen Apotheckern / die Leuth damit zu betriegen / feil gebotten wird. Bey gestandenem alter Manns- und Weibs-personen / von vier biß auff sechs loth / morgens nüchtern mit gebührender Lebens-ordnung gebrauchet / führet er die wässerige und gallichte Feuchtigkeiten wol auß / tödtet die Würm. Ist ein edle Artzney / weil sie der Natur im geringsten kein Schaden zufüget. Pfersingkernen-öl in die Ohren getropffet / (Ohrenschmertzent. Haupt-weh. Grimmen / Grieß. Schmertzen der guldenen Aberen.) linderet deren Schmertzen: an die Schläff gestrichen / dienet wider das Hauptwehe: ein paar loth Morgens nüchtern getruncken / miltert das Grimmen und Grieß: es ist auch dienlich zu den schmertzhafften guldenen Aderen / sie darmit warmlicht angeschmieret / und ein wenig Baumwoll darauff geleget / so gleichfalls in dem Oel erbeitzet worden. (Schmertzen des Haupts.) Für das Kopfwehe nemmt deß auß Eisenkraut gepreßten / und dick gekochten Saffts ein halb loth / deß auß weissem Magsamen / und Pfersingkernen außgepreßten Oehls jed. ein quintl. mischt es wol zu einem Sälblein durcheinander / welches man offt auff den Scheitel und an die Schläff schmieren kan. Man kan auch auß den Kernen ein dienstliche Milch bereiten: Nemmt Pfersingkernen 3. quintl. weissen Magsamen 2. quintl. Eisenkraut- und Betonien-wasser / jed. vier loth. Zerstoßt die Samen und Kernen in dem Mörsel / gießt die Wasser darüber / rührts wol under einander / truckts durch ein Tuch / so ist es eine Milch / mit deren man annoch ein loth Rauten-eßig / oder ein quintl. geläuterten Salpeter vermischen kan. Diese Milch offt gewärmt / ein Tuch darein geduncket (Hauptweh.) / und warm über die Stirnen und Schläff gelegt / dienet zu Stillung deß (Schlaff bringen.) Schmertzens in dem Haupt / macht schlaffen / so man in Fieberen oder andern Hitzen des Haupts nicht schlaffen kan. CAPUT XIV. Marillen-baum mit grosser Frucht / Malus Armeniaca fructu majore. MArillen / Barillen / Barellelin / Goldpfersing / oder St. Johanns-pfersing heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malum armeniacum, prae [43] cox. Italiänisch / Armellina. Frantzösisch / Abricot. Spanisch / Alvarcoque, Albarcoque. Englisch / Apricots. Niderländisch / Vroegepersen / Avantpersen / Abricock. Der Baum wird genennet / Malus Armeniaca, minor & major, Marillen-Barillenbaum. Griechisch / [Greek words]. Gestalt und Geschlecht. Der grosse Marillenbaum ist ein Baum rechter Höhe / welcher sich gar wol in einen Obsgarten schicket / sein Stamm ist starck und mit schwartzer raucher Rinden umbgeben: die Aeste breiten sich weit auß: die Blätter vergleichen sich mit dem Laub des schwartzen Pappelbaums / sind breit / oben gespitzt / und am Umkreiß zerkerfft: die Blüht ist weißlicht: die Frucht vergleicht sich den Pfersingen / ohne daß sie kleiner und goldfärbig / das Fleisch dieser Frucht ist süß und lieblich / inwendig hat sie einen harten Stein / der ist auff beyden Seiten erhaben / läßt sich nicht leicht brechen / in diesem ligt ein Kern / der ist in etlichen bitter / wie der Pfersingkern / in etlichen süß / wie die Mandeln: welcher underschiedliche Kern Geschmack daher rühret / weil ein Baum für dem anderen besser verpfleget und gewartet wird / daher ist auch einer vor dem anderen besser und vollkommener. Marillenbaum mit kleiner Frucht / Pomus Armeniaca minore fructu. Der kleine Marillen-baum hat auch eine rechte Höhe / dicklichten starcken Stamme; seine Blätter sind breiter und kürtzer als der Pfersingbäumen / den Nerven nach röhtlicht gesprengt / am Geschmack saurlicht / die Blüthe ziehet sich von leibfarb auff weiß / seine Frucht ist wenig grösser als die Pflaumen / van aussen und innengelb / deren Fleisch keck und satter / ja auch schmackhaffter als her Pfersingen / söndert sich von dem Stein gern ab. Ins gemein werden die Marillen von ihren Kernen fortgepflantzet / gleich wie die Pfersing / aber sie werden nicht so groß als die gepeltzten. Das rathsamste ist; wenn man sie von kernen ziehlet / daß man nach den grösten Arten sonderlich nach den gepeltzten trachte: da aber dieselben nicht zu bekommen / kan man mit gutem Grund den ungeimpfften auch zimlich wol forthelffen. Worbey auch dieß in acht zu nehmen: wenn man die Marillen von Kernen fortbringen will / daß man gleich anfangs den Stein an den Ort setze / da er verbleiben soll / denn weil der Marillen-bäume wurtzel tieff in die Erden schlieffen / so sind sie zum außgraben und versetzen nicht gar tauglich / sonderen wird ihnen vielmehr Schaden gethan: wenn sie aber je müssen versetzet werden / so kan dasselbe bald im ersten oder anderen Jahr geschehen / ehe die Wurtzeln tieff einschiessen: die Versetzung geschicht bey uns in dem Frühling / aber in warmen Orten im Herbst. Die ungepeltzten lassen sich gegen Morgen und Mittag pflantzen / mögen in etwas die Kälte erleiden / übertreffen auch vielmal die gepeltzten / mit Mänge oder Vielheit der Früchte. Die gepeltzten aber können die kalte Lüffte gar nicht erleiden / sondern wollen eine warme Stelle und wolverwahrten. Ort haben. In Orten und Enden / die gegen Mittag frey stehen / und von Mitternacht mit hohen Gebäuen verwahret sind / kommen sie am besten fort / zumahlen wenn sie so nahe an den Häuseren stehen / daß der Sonnen Widerschein die daran wachsende Früchte würcken kan / so werden dieselben groß und wolgeschmackt. Wenn sie aber frey stehen / so wird deroselben Blühte leichtlich beschädiget / daß sie welcket / und sambt dem Stiel abfället / auch die junge Schosse verderben. Ins gemein wollen die Marillenbäume ein gut wolgebauet Erdreich haben / welches fleißig gehacket / und vom Graßwachs befryet ist; schwerer leimichter Boden ist für sie nicht gut: sandichter Grund ist ihnen zwar im Winter nicht zu wider / aber im Sommer taugt er nicht zu der Früchte Wachsthumb / denn die Früchte werden von solchem Grund gar klein: darumb muß man noch vor Winters mit gutem Bau / wolerfaultem Rinder-mist tüngen / so wachsen davon schöne und grosse Früchte. Marillen werden in sich selbst auff Pfersing und Pflaumenbäume geimpffet / und muß dasselbige zeitlich fürgenommen werden / weil diese Bäume bald Safft bekommen und frühe trucken: das Spalt-zweygen ist hierzu am bequemsten / damit sie zeitlich Frucht tragen: das Aeugeln tauget auch hierzu. Wegen der Peltzreiser ist genaue Auffsicht zu haben / daß man so viel müglich Laubreiser vor den Blutreiseren erwehle / den die jenigen so Blutäuglein haben / gehen gemeiniglich wider zuruck / welche aber nur Laub-augen haben / die wachsen lustig / und bringen bald schöne und grosse Früchte. Gleich wie die Marillenbäume im Anfang des Frühlings blühen / also zeitigen die Früchte im Anfang des Sommers / denn [44] nach den Kirschen im Brach- und Heumonat wenden sie für anderm Obst reiff / (daher man sie auff Latein Mala praecocia nennet) sind dem Tisch eine Zierd / und dem Menschen eine angenehme Speiß. Etliche halten es für eine gewisse Regel oder Anmerckung / daß wenn die Marillen gar wol gerathen / ein geringer Weinwachs zubesorgen / aber guter Wein zu erwarten seye. Eigenschafft. Marillen haben einen geringen Unterscheid vor den Pfersingen / sind auch mit einem leicht jäsenden Safft begabet / darinnen ein verderbliche / scharfflichte Säure verborgen. In den Kernen steckt ein Oehl mit etwas flüchtig-saurem Geist vermischet / davon sie ein Krafft zu lösen / und zu erdünneren haben. Gebrauch. Die Marillen sind dem Magen bequemer als die Pfersing / denn sie verderben nicht so bald darinnen / und so man sie zum Beschluß nach anderen Speisen isset / steuren sie die hitzige Dämpffte / und lassen sie nicht in das Haupt steigen. So sie mit Zucker oder Honig eingemacht werden / sind sie gar angenehm. Man presset auß den Marillen-kern ein Oehl / von dem schreibt der alte Mesue, es seye eine auß den fürnehmsten Artzneyen / zu der hitzigen Geschwulst des Affters und der güldenen Adern / denn es kühlet und benimbt den Schmertzen. Es dienet auch wider das Wehethumb der Ohren und Nasen von Hitz / und wider die Schrunden der Brüste / sonderlich so man es mit Hirschen-unschlit mischet / und warmlicht anstreichet. Es werden die Marillen auch geschälet / wenn sie noch nicht vollkommen reiff / hernach in Wasser ein wenig gekochet / und endlich in saubere Geschirr gethan / und zu Syrup-dicke gekochter Honig oder Zucker / mit dem Wasser / darinnen die Marillen gekochet / darüber gegossen / und also eingemacht. CAPUT XV. Zürgelbaum. Lotus. (1. Zürgelbaum. 2. Die gantze Frucht. 3. Ein Blat. 4. Ein auffgeschnittene Frucht. † Die Blüt.) Vermeinter Zürgelbaum. Pseudolotus. Namen. Zürgelbaum heißt Griechisch [Greek words]. Lateinisch / Lotus. Lotus arbor fructu cerasi, J. B. C. B. Italiänisch / Loto albero. Frantzösisch, Alisier. Spanisch / Almez. Englisch / The Nettlatree. Gestalt und Geschlecht. Der Zürgelbaum / wiewol er bißweilen sehr hoch und breit gefunden wird / so wachst er doch gemeiniglich in des Birnbaums Grösse: hat einen dicken Stammen / tragt langlichte Blätter / wie die Stein-eych / die sind am Angriff scharff / und an dem Umbkreiß zerkerfft. Die Blüthe soll nur zwey Blättlein haben / und oben auff der Frucht sitzen: Seine Früchte sind groß als die Kirschen / hangen auch fast neben jedem Blatt an langen Stielein verwandeln sich in mancherley Farben / denn erstlich erscheinen sie grün / bald bleichgelb / darnach so sie zeitigen / roth / endlich so sit gantz zeitig werden / (welches im Weinmonat geschicht) gewinnen sie ein schwartze Farbe / haben wenig Fleisch und Safft / am Geschmack nicht unlieblich und ein hartes Steinlein in sich. Dieser Baum [45] wachst in grosser mänge in der Insul Pharis / von der Frucht haben sich die Innwohner derselben Oerter genehret / und sind daher Zürgel-Esser genannt worden. Nicht minder wachst er auff dem Land / als nemlich in Africa / denn man liset bey dem Theophrast. libr. 4. histor. plantar. cap. 4. daß das Heer des Ophelli / als er wollt gehn Carthago ziehen / sich von dieser Frucht in Mangel anderer Speiß erhalten habe / solche Mänge dieser Bäum ist an denselbigen Orten. So ist auch dieser Baum in Italien gemein / wiewohl an diesem Ort die Frucht nicht so lieblich und süß ist / welches dem Underscheid der Ländern und des Luffts / darvon die Gewächse geändert werden / zu zuschreiben. In Teutschland habe ich diesen Baum nirgend gesehen / denn allein in der Landschafft Tyrol / in dem Umkreiß der Statt Tramin / daselbst nennet man ihn Zürgelbaum / und die Beere Zürgel. Johannes Bauhinus hat ihn in den Hägen umb die Statt Rom / wie auch in Langendock bey Montpelier gesehen. Es ist noch ein anderer Baum in Italien / welchen Matthiolus auch allhier hat abmahlen lassen: Etliche vermeynen / es seye der rechte Zürgelbaum / aber dieweil er in etlichen Stücken mit der Beschreibung des rechten wahren Zürgelbaums nicht zuträgt / hat er ihn Pseudolotum, das ist / den vermeinten Zürgelbaum genennet. Er bringet steiffe Blätter / fast gestaltet wie des Birnbaums Laub. Seine Beer hangen dick bey einander / sind schön anzusehen blau / außgespitzt / und am Geschmack nicht unlieblich. Andere haben gemeynet / dieser Baum seye das Frantzosenholtz / mit denen haltet er es auch nicht / denn man weißt / daß das Frantzosenholtz eine andere Gestalt hat / wie auch Matthiolus von glaubwürdigen Spanieren und Portugaleseren (so den Baum in fremden Landen gesehen haben) berichtet. Dieser Baum bleibet auch in unseren Gärten / jedoch muß man ihn fleißig zudecken. Eigenschafft. Es wird von diesem Baum in der Artzney nichts gebraucht / jedoch hat er eine zusammenziehende Krafft in sich / wie denn dessen Frucht / so sie reiff / zwar süß und annemblich ist / aber darneben zugleich was wenigs zusammenziehet: Und daher viel irdichte / auch wohl rauche saltzichte Theil / die da nicht sonderbahr flüchtig sind / bey sich hat. Gebrauch. Die Frucht kan man / wie andere Früchten / in Zucker einmachen / und denen zu essen (Ruhr. Erbrechen. Nasenbluten.) geben / welche mit Durchbruch / rother Ruhr / oder vielem Erbrechen behafftet. Es ist auch solche eingemachte Frucht denen gut / welche dem Nasenbluten / oder anderen Blut-Ergiessungen underworffen. Die Rinden von diesem Baum in Wasser gekocht / und das Wasser für ein ordinari Tranck getruncken / ist auch wider obbemeldte Kranckheiten gut und nutzlich. Mit diesem gekochten Wasser das Haupt bißweilen (Haar-außfallen.) gezwagt / verwehret das Haar-außfallen / und soll schöne gelbe Haar machen. CAPUT XVI. Thierleinbaum. Cornus. Namen. THierleinbaum / Cornelbaum-Männlein / Kürberen oder Welscher Kirsenbaum / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cornus. Italiänisch / Cornio. Frantzösisch / Corneillier. Spanisch / Cornizo, Cornejo. Englisch / Cornelltree / The Corneliancherry. Dänisch / Corneoletroe. Niderländisch / Cornoelieboom. Gestalt. Der Thierleinbaum wachst in mittelmässiger Länge / hat viel knödichte starcke Aestlein / die entsprossen auß einem kurtzen Stamm. Der gantze Baum ist mit einer rauchen / Aschenfarb-braunen Rinden bekleidet / die hat einen sehr strengen und zusammen ziehenden Geschmack. Das Holtz ist sehr hart / man macht darauß Speychen an die Räder / und andere feste Werckzeuge. Seine schwartz-grüne Blätter vergleichen sich dem Faulbaum oder Hartriegel / sind glatt / aderich / in der mitten breit / oben auffgespitzt. Die Blüht komt in dem ersten Frühling vor den Blätteren auß den äussersten Zweiglein der Aesten / von gantz kurtzen Stihlein häuffig herfür / und bestehet auß vielen von purpurfarb auff gelb sich ziehenden Blättlein / innert welchen annoch underschiedliche gleichfarbe kleine Blättlein sich finden / von deren Zusammenfügung acht / neün / biß zehen haarichte Gipfel auffsteigen / so sich in vier Saffran-gelbe Blättlein außbreiten / welche kleine gelbe Zäserlein in sich haben. Auß den Blümlein wachsen langlichte Beer / den Oliven allerding gleich / erstlich sind sie grün / darnach so sie zeitigen / erscheinen sie schön gelbroth / und bißweilen / so sie gantz reiff worden / gewinnen sie eine [46] schwartzlichte Farb. Wenn sie unreiff / so haben sie einen herben / rauchen Geschmack; so sie zeitig / gewinnen sie eine liebliche / mit gantz gelinder zusammen ziehender Säure temperierte Süßigkeit. Diese Frucht hat auch einen ablang runden harten Stein in sich / mit einem süßlichten dünnen Kernen begabet. Sonsten hat es auch der Thierlein / welche in den Gärten geziehlet / wachsgelb / oder purpurroth bleiben / wenn sie gleich reiff werden. Der grösse nach habe ich auch kleinere und grössere gesehen. Die Frucht wird in dem Augst- und Herbstmonat erst reiff. Plinius l. 21. histor. natur. cap. 12. schreibt / man solle den Thierleinbaum nicht zu den Bienen-Häußlein setzen / denn so die Bienen oder Immen die Blumen essen / bekommen sie ein Durchbruch / und sterben darvon. Hieronymus Tragus in dem 3. Theil seines Kräuterbuchs im 37. cap. berichtet / man finde den Thierleinbaum in zimlicher Mänge / zwischen den Städten Metz und Trier in den Hecken wie andere wilde Bäum / an der Mosel aber / dem Rheinstrom und Elsaß werde er in die Gärten gepflantzet. Es wird auch eine wilde Art dieses Baums in Meissen / Thüringen / Nider-Oesterreich und Dalmatien gefunden / welcher einer Stauden ä???nlich / durch die Pfantzung aber zu einem schönen Baum wird / auch süsse und grössere Früchten bringt als der zahme. Eigenschafft. Die Rinden / Blätter und Frucht dieses Baums sind kalt und trocken / ziehen zusammen / stopffen allerley Flüsse im gantzen Leib. Sind also mit vielen irdichten auch ettwas rauch saurlicht gesaltzenen Theilen begabt. Gebrauch. Man bereitet auß diesen Beeren eine Latwerg auff solche Weiß / wie die Quitten-Latwerg / gemacht wird: Diese Latwerg nennet man Cornelinam, ist sehr dienlich in (Durchlauf) allem Durchlauff / darvon nach Belieben einer Muscatnuß groß genommen. Diese Frucht wird auch mit Zucker / wie die Kirsen eingemacht / und denen so mit der Ruhr / Erbrechen / oder Bluten behafftet sind / zu essen geben: sie erfrischen den Mund / und stärcken den Magen. Man bereitet ein sonderlichen Wein auß diesen Beeren also: Nimm rothen Wein / (Thierlien Wein.) der klar und recht dick ist / 25. Maß / zeitige Cornelbeere 5. Pf. gestähelt Wasser / oder darinn die Schmiede gebrennt Eysen ablöschen / 3. Maß / thue alles zusammen in ein sauber Fäßlein / lasse es 15. Tag stehen / darnach zeuhe den Wein ab in ein ander Faß. Dieser Wein ist ein edel Tranck wider alle (Durchbruch bey Mann und Weib.) Durchbrüch des Leibs bey Mann und Weib. Die Frucht gedörret / zu Pulver gestossen / und biß auff ein Quintlein davon öffters eingegeben / stellet durch seine zusammenziehende Krafft alle Ruhren / alles Bluten / es seye durch die Nasen / Stulgang / Harn- oder Mutter-Gänge. Man kan aber auch die gedörrte Thierlein in Wasser sieden / und dergleichen Patienten zu trincken geben. Diese dörrte Früchten rein zerstossen / mit Myrten / Mastix oder Quitten-Oehl zu einem Pflaster gemacht / nach belieben / ein zerstossene Muscatnuß / sambt ein wenig Saurteig damit vermischt / offt warm über den Magen und Leib geschlagen / stellet das (Leibwehe. Erbrechen.) Erbrechen / Leibwehe und Ruhren. CAPUT XVII. Hartriegel. Virga sanguinea. Namen. HArtriegel Kürbeeren / falscher Cornelbaum / heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch Virga sanguinea, Cornus foemina, Corniolus. Italiänisch / Cornio, salvatico, sanguineo, sanguinello Frantzösisch / Corneillier sauvage. Spanisch / Cornizo salvage. Englisch / Dogtree / The Female Cornel / Dog-Berry-Tree / Gatter-Tree / Prickwood. Niderländisch / Wilt Cornoelieboom. Gestalt. Hartriegel wachst in den Sträuchen und Hecken / mit vielen Aesten / welche mit einer Blut-röthlichten / etwas nach Wein riechenden Rinden umbgeben. Seine Blätter sind schwartz-grün / schier wie an dem Erlenbaum. Im Brachmonat gewinnt er bleichweisse / nicht übel riechende / mit vier Blättlein begabte / drauschlichte / gestirrnte Blümlein / fast wie der Attich / viel auff einem Stiel / aber doch kleiner; darauß entspringen grüne an blutrothen Stielein hangende / den Wachholderbeeren gleiche Beerlein / im Herbst werden sie zeitig und schwartz / wie an dem Beinholtz / haben Steinlein mit zwey Kernen in sich. Der Stam̅ ist von Art ein hartes Holtz / widerlegt sich dem Eisen / läst sich schwerlich schneiden und durchbohren / dennenher er auch den Namen Hartriegel bekommen hat. Was von Rad [47] speychen und Karch-geschirr darauß gemacht wird / das ist wärhafft und beständig / zerreist und bricht nicht bald. Gebrauch. In Tyrol zu Trient und in umbligenden Orten / kocht man die Beere des Hartriegels in Wasser / alsdenn preßt man ein Oel darauß / welches allda / wie bey uns das Nußöl / Nachts zu dem Liecht gebrauche wird. Ferners berichtet Matthiolus, daß in Hetrurien diejenigen / welche von den Bissen der wütenden Hunden geheilet worden / so sie ein Stuck von dem Hartriegel in den Händen behalten / biß es erwarmet / davon wiederumb rasend werden. In Italien pflegt man auß dieses Baums Holtz ein Wasser zu destillieren / welches / da (Kröpff.) es sonsten je möglich / die Kröpffe hinweg nimbt / im Fahl aber dasselbig nicht geschehen kan / so macht es dieselben kleiner. CAPUT XVIII. Pflaumenbaum. Prunus. Namen. PFlaumenbaum / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Prunus. Italiänisch / Prugno, Prugnuolo. Frantzösisch / Prunier. Spanisch / Pruno. Englisch / Plummetree. Dänisch / Kreigetroe. Niderländisch / Pruymborm / Pruymelee. Die Frucht oder Pflaum / heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Prunum. Italiänisch / Prugna, Brugna, Pruna. Frantzösisch / Prune. Spanisch / Prunas. Englisch / Plumme. Dänisch / Kreige / Blomme. Niderländisch / Pruyme. Geschlecht und Gestalt. Von den Pflaumenbäumen schreibet zierlich Herr Dümler also. Die Pflaumenbäume sind gar wol bekant / und werden underschiedliche Gattungen in den Gärten angetroffen / wird auch kein wolbestelter Baumgarten seyn / in welchem nicht eine sonderbare Art der Pflaumenbäume gewiesen wird. Solche / und so viel derselben namhafft gemachet werden können / hieher zu setzen / wäre dem Lefer verdrießlich / darumb für dißmahl nur ins gemein von den Pflaumenbäumen etwas weniges angezeiget werden soll. Die Pflaumenbäume sind ziemlicher Höche / und haben eine feine Breite. Die Blätter sind den Apffelbaum-Blätteren nicht ungleich / ohne daß sie an der Farb nicht so grün / sondern etwas auff schwartzes zicken / sind glatt / und im Umschweiff zerkerfft. Die Blühte ist weiß / fünffblättig / ereignet sich in dem April. Der Stam̅ wird starck und dick / das Holtz röthlicht / sonderlich auff den Kern zu / darumb es von Schreineren und Holtzdrechßleren vielfaltig gearbeitet wird. Die Rinde ist schwartz und rauch / lässet einen Gummi von sich fliessen. Die Früchte sind mancherley / etliche sind schwartz / etliche blau / etliche roth / etliche weiß / etliche auch grün / andere sind braun und purpurfarb / dem Geschmack nach / sind einige süß / andere saurlicht / etliche herb / oder mittelmäßigen Geschmacks / ins gemein doch eines safftigen und lieblichen Fleisches. An der Figur ???gibt es runde / lange / Biren- und Eyer-förmige / grosse / kleine / mittelmäßige / in welchen ein harter Stein mit einem bitteren Kern verborgen liget. Es werden die pflaumenbäume auff dreyerley Weiß geziehlet. Erstlich wachsen sie von der Wurtzel von sich selbst auff. Darnach werden sie von den Kernen gepflantzet / und über das durch das peltzen nicht allein fortgebracht / sondern auch verbessert. Denn meistentheils Pflaumenbäume haben die Eigenschafften / daß sie viel Nebenschosse und auß den Wurtzeln viel Brute treiben. Die Beyschosse / so nahe den Stämmern stehen / sind zeitlich hinweg zu thun / weil sie den Safft entziehen / und die Frucht hindern. Welche aber etwas ferrn vom Stammen auffwachsen / davon kan man etwas stehen und auffwachsen lassen / wenn nemlich in dem Herbst von der Brut das schönste Zweyglein wird erwehlet / und die andern hinweg gehauen werden. Auff solche weiß kan man hin und wider junge Bäumlein ziehlen / welche auff fleißige Pflege und Wart / auch erlangter Erstarckung außgegraben / und versetzet werden können. Bey welcher Versetzung die Stümlung oder Abwerffung der Aeste nicht zuvergessen / sondern fleißig in acht zu nemmen ist / denn so alle Aeste glatt hinweg geschnitten werden / so wachsen sie von neuem desto lustiger / und tragen in kurtzer Zeit viel Früchte. Die Kernen werden entweder vor Winters in dem Wintermonat / oder nach Winters in dem Anfang des Frühlings / auch wol / wenn anderst das Erdreich offen / noch in dem Hornung / einer Spannen tieff in die Erden gestossen / davon wachsen schöne Bäumlein. Es können zwar die Pflaumen auff Apf [48] fel-Nuß-Mandel-Pfersing-Kirschen- und andere Stämmer gepeltzet werden / aber es ist beydes kein Bestand / und wenig Fruchtbarkeit von solchen zu hoffen / darumb werden sie am bequemsten in sich selbst gezweyget / dadurch dem Baum zu mercklicher Fruchtbarkeit geholffen wird. Denn under allem Steinobs ist das peltzen auf eigene Stäcklein den Pflaumen am zuträglichsten / weil sich zur Peltz-Zeit der Gummi nicht so starck ereignet / wie in anderen Gattungen des Stein-Obsts. Under den Pflaumen gibt es eine Art / so man Pruna asinina, Roßpflaumen nennet / welche zwar äusserlich eine schöne Gestalt haben / aber zu essen nicht gar angenehm sind / die können durch peltzen verbesseret / und dem Geschmack annehmlich gemacht werde̅. Das äuglen und schelffenpeltzen kan auch an den Pflaumenbäumen practicieret werden: Jedoch ist ihnen die Peltzung in Spalt am bequemsten / denn die Erfahrung hat bewähret / daß die Reiser darvon hoch wachsen / und gar bald zur Fruchtbarkeit gelange̅ / gestalten manches Reiß im ersten Jahr nicht allein biß auff zehen Schuh lang / in die Höhe gewachsen / sondern noch im selben Jahr Früchte getragen. Die Reiser mögen im auffsentzen entweder bey dem Gläich oder beym Aeuglein genommen werden / allein wenn der Stamm dick / solle man das Reiß bey dem Gläich einschneiden / damit es das trucken des Stämmers desto besser erleyden möge. Die Reiser selbst sollen nicht zu lang seyn / denn übermäßige Länge ist ihnen an dem auffwachsen hinderlich / die Länge eines Fingers ist ihnen schon genug. Der Grund mag seyn wie er will / steinicht / sandicht / merglicht / so wachsen sie doch darinnen ohne sonderbare Wartung fort; jedoch einen guten feuchten und fetten Boden verachten sie nicht / sonderen ist ihnen gar bequem und nutzlich: mittelmäßig Erdreich aber ist ihnen am zuträglichsten. Den neue̅ Mist dulde̅ sie nicht weil die Früchte darvon wurmicht / und vor der Zeit abfällig werden; aber der alte und wolgefaulte ist ihnen / sonderlich den grossen und gezweigten Bäumen sehr nutzlich / das fleißige umbhacken bekombt ihnen gar wol; gestalt sie auch im Baufeld besser bekommen als im Wasen. Der Pflaumenbäume Stell will warm seyn / damit derselben Früchte schön und wolgeschmackt werden. Sie mögen zwar auch die Kälte erleyden / aber die Bäume werden müßicht / und die Früchte unlieblich. Sie dörffen auch nicht enge zusammen gestzet werden / sondern weiter als die Biren von einander stehen / damit der Lufft ihnen beykommen / und der Wind ihre dicke Büsche durchwehen / sonderlich das alte Laub gäntzlich abwerffen / und die Bäume reinigen möge. Es mögen auch diese Bäume / wenn sie schon ziemlich groß sind / versetzet werden / weil ihnen hierdurch kein Schade geschicht, sondern wenn sie nur recht gestümmelt werden / schöner und lustiger wachsen / bringen auch mehrere Früchten. Hie ist zu mercken / daß die Pflaumen vor andern ihre Anstöß und Hinderungen haben / deßhalben einem Gärtner obliget / auff dieselben Achtung zu haben / und so viel an ihnen ist / allen Schaden zu wenden. Sind die Bäume an Stamm und Aesten müßicht / so muß man das Gemüß fleißig abschaben / dar zu das Schabmesser tauglich oder in desselben Mangel zur Zeit des Regens mit einem härinen Tuch das Gemüß abwischen oder abreiben. Werden sie an der Rinden schadhafft / daß der Gummi heraußfliesset / darff man dasselbe nicht stehen / hart und alt werden lassen / sondern man soll die schadhaffte Rinden biß auff die frische oder gute außschneiden / und den Schaden mit der Baum-Salbe verstreichen / auch nach Beschaffenheit verbinden. Das dürre Holtz muß man ihnen benehmen / denn läst man es ihnen / so verdirbet der Baum gar bald. Lassen die Bäume gähling ab / daß sie keine Frucht mehr bringen / und gleichwol grün sind / so ist thunlich / daß man zu den Wurtzeln grabe / frischen Grund darzu schütte / und denselben mit Weinreben-Aschen vermenge. Die Zwetschken sind eine Art der Pflaumen / under welchen das beste Lob denen zugeeignet wird / so Pruna Damascena, von den alten Scribenten genennet werden / alldieweil sie von dem Berg Damasco in Syrien erstlich hergebracht worden sind. Ob diese in Teutschland wachsen / wird von vielen gezweiffelt / da doch hingegen von andern die Hungarischen Zwetschken für Damascenen Pflaumen geachtet / welche nunmehr in Teutschland häuffig gebauet / und auff mancherley weiß grün und dürr genutzet werden. Die gedörrten Pflaumen / so man auß Oesterreich / Hungarn / Böhmen / Siebenbürgen / und andern Ländern zu uns bringt / pflegt man nun ins gemein Zwetschken zu nennen. Die Frucht zeitiget vor Michaelis / ist langlicht / die Schelffen blau / das Fleisch gelb und süß / der Kern im Stein etwas bitter. Es ist auch eine Art / die man Pruna Iberica, Spanische Zwetschken nennet / weil man sie auß Spanien gebracht / dieselben sind rund / dick / und klebet das Fleisch starck am Stein / löset sich nicht so schön ab / als in den Hungarischen / und sind an Farb blau. Uber diß ist noch eine blaue Art langlichter Zwetschken / Testiculi caprini genennet. Obwohlen die Zwetschken-Bäume von Kernen und Brut auffwachsen / so werden sie doch durch das peltzen mercklich verbessert / als oben von den Pflaumen ins gemein gesagt worden. Im Bawfeld wird die Frucht süsser und vollkommener / als im Wasen / wollen auch eine temperierte Lufft und warme Stelle haben / sonderlich die langlichten / welche / wenn sie nicht zwischen Häuser gesetzet werden / daß sie auffenthalt haben / so erfrieren sie gar bald in der freyen Lufft. Newer Mist taugt nicht für sie / wenn aber wolgefaulter Rinder-mist ihnen zugehacket oder beygethan wird / so ist es ihnen fürträglich. Weil die Zwetschken-Bäume / so von Brut und Kernen auffwachsen / im Anfang viel freche Schoß / so den Baum buschicht machen / treiben / und die Sonnen-Strahlen auffhalten / als müssen immer die innern und kleinen Aeste außgeschnäidet / und der [49] Baum erdünnert werden / denn wenn solches nicht geschicht / so heben die Aeste an zu dörren / nach einander abzustehen / und die Bäum zuverderben / welches bey den gepeltzten nicht vonnöhten ist / weil solche Bäume lange und rahnige Aeste treiben. Will man Zwetschkenbäume versetzen / so soll es nächst dem Newmond / etwan drey oder zwey oder ein Tag bevor geschehen / welches bey anderm Steinobs so genaw nicht in acht genommen / sondern im wachsenden Mond / wie auch derselbe seyn mag / versetzet werden. Spilling. Pruna cerea. Pruna cerea, gelbe Pflaumen / oder Spillingbäume / kommen im Gewächs mit den andern Pflaumenbäumen überein / ohne daß ihre Früchte / wenn sie zeitigen / Wachsgelb werden. An der Form sind sie langlicht / und ihre Kernen spitzig / auch am Geschmack lieblich. Derer sind zweyerley / kleine und grosse. Die kleine Spillingen sind den andern Pflaumen nicht unähnlich / ohne daß sie etwas länglicht sind. Die grösten gleichen an der Gestalt den Hühner-Eyeren / und sind nicht so wohl geschmackt / als die kleinen. Die Myrobalanen / oder Mirabellen-Pflaumen / Pruna myrobalana, sind eine anmühtige Pflaumen-Art / welche erstlich auß Arabien in Griechenland / von dannen in Italien und Franckreich / vor kurtzer Zeit aber in Teutschland gebracht worden. Ihr Baum / Prunus myrobalana, ist ein schnellwachsender Baum / welcher bald zu einer feinen Grösse kommet; sein Stamm ist mit einer glatten Rinden umbgeben: Die Rinde ist braun und weiß getüpffelt seine Blätter sind zum theil den gemeinen Pflaumenblättern / theils den Kirschenblättern ähnlich / zart und lind / rings umher zerkerfft. Die Blühte ist weiß / und ereignet sich mit der Mandel- und Pfersing-blühte / entweder im Mertzen oder im Anfang des Aprillen. Eben daher / weil dieser Baum früh blühet / kan desselben Blühte gar leicht im kalten Frühling schaden nehmen / veßhalben ist achtung zu geben / daß man diesem Baum eine solche Stelle eingebe / da ihm der kalte Nordwind und die scharffe Lufft nicht beykommen kan / zwischen Gebäwen und Gemäuren kan die Blühte sicher seyn. Nach der Blühte folget die Frucht / welche rund ist / theils wird sie in der Grösse wie ein ziemliches Tauben-Ey / theils wie eine gemeine welsche Nuß / hanget an einem langen subtilen Stiel / als an einem seidenen Faden: anfangs wird die Frucht grün / darnach zeitiget sie / und gewinnet ein von purpurroth auff schwartz sich neigende Farb / ist zwar süß / aber doch sehr wässerig / und nicht einem jeden angenehm rohe zu essen / weilen sie dem Esser in das Angesicht / oder auff die Kleider zuspritzen pfleget. Sein Fleisch klebet starck an dem kleinen Stein / welcher einen süßlichten Kernen bey sich führet. Es gibt auch ein weisse und gelbe Art dieser Mirabellen-Pflaumen / welche an Lieblichkeit der ersten nichts nachgeben. Es will der Myrobalanenbaum / wie allbereit Meldung geschehen / eine warme Stell und mittelmäßige Lufft / auch einen guten Grund haben. Das peltzen ist ihm gar nutzlich und anständig / denn es kan dardurch die Frucht nicht allein verbessert / sondern auch also vermehret werden / daß sie traubicht beysammen hangen. Er wird in sich selbst / wi??? auch auff Zwetschken- oder Pflaumen-Stämmer, in Kern und Rinden / wie es dem Gärtner beliebig / gepeltzet / wobey auch diß zu mercken: weil der Myrobalanen-Baum geschwind und buschicht wächset / daß man denselben mit erhawen erdünnere / damit die Lufft und Sonne ihme beykommen möge. Es wird auch eine sonderliche Gattung der Pflaumen in Teutschland hoch und werth gehalten / welche Pruneolen / Brigniolen / Pruna Briolensia, oder Brignolensia genennet werden / weilen man sie bißher von Brignols, einer Statt der Landtschafft Provence in Franckreich / geschälet / die Kernen oder Stein darauß genommen / und wie die Feigen in Schachteln eingemacht / in andere Länder gebracht. Sind röthlicht / auff gelb sich ziehend an der Farb; haben ein keckes saur-süsses Fleisch / sambt einem kleinen länglichten harten Stein / welcher einen bitterlichen Kernen bey sich führt. Sonsten werden durch das impffen und pfropffen vielerley Art zahmer Pflaumen in Italien / Franckreich / und anderstwo herfürgebracht. Wie denn Casp. Bauhinus 16. einheimischer / und 12. außländischer dem Pflaumenbaum ähnlicher Gattungen in seinem Pinace gedeneket. Johannes Rajus erzehlet in seiner Historiâ Plantarum p. 1529. dreyßigerley Arten der besten Pflaumen / welche in Engelland gepflantzet werden: und Johann Sigismund Elsholtz ziehet in seinem Gartenbaw auß einem Frantzösischen Tractätlein 170. underschiedliche Arten dieser Frucht an.
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Eigenschafft. Die zeitigen Pflaumen haben ein luckes Fleisch / und einen leicht jäsenden Safft in sich / so da mit scharff-sauren etwas etzenden Saltz-theilen begabet / welche in denen nicht gar reiffen Pflaumen / sonderlich aber den Spillingen weit schärffer sind. Dennenher diese Frucht reiff und mäßig gebraucht laxieret; unreiff aber und unmäßig geessen / gefährliche Durchbrüch und rothe Ruhren erwecket. Die gesundesten Pflaumen sind / welche an dem Geschmack zum theil süß / und auch etwas säurlich sind. Die Blüthe hat gleiche Eigenschafft. Die Blätter aber haben ein Krafft den Schleim zu lösen und zu zertheilen. Gebrauch. (Ver stopffung des Leibs.) Welcher auff die Verstopffung des Leibs geneigt / der nehme 2. Loth erlesene Senetblätter / Aniß ein halb Loth / binde solches in ein sauberes Tüchlein / schütte darüber ein halb Quartal frisches Brunnwassers und weisses Weins / lege darzu ein vierling süsser Zwetschken / lasse alles ob einem kohl-Feürlein allgemach sieden / biß der halbe Theil eingesotten / alßdenn thue vier Loth gestossenen Zucker / und ein quintl. gestossenen Zimmet (Laxier-Zwetschken) darzu. Von diesen Laxier-Zwetschken kan man zur Zeit der Leibs-Verstopffung / morgens nüchtern fünff / sechs oder sieben / und so viel Löffelvoll Brühen einnehmen. Es wird dieses Mittel gar nutzlich in den Saurbrünnen- und Baden-Curen gebrauchet / und soll zu derselben Zeit nicht auß der acht gelassen werden. Arme Leuthe / so am hitzigen (Hitzige Fieber / Bräune / dürre Zunge / Durst.) Fieber und Bräune kranck sind / legen die Zwetschken in frisch Wasser / lassen sie erquellen / und halten sie darnach in Mund / das feuchtet und erquicket die dürre Zunge / und lindert den Durst. Es werden in den Apothecken sonderlich gebrauchet die Damascener Zwetschken / darfür gewöhnlich die Hungarische und Böhmische Zwetschken / auch in Mangel dieser / unsere außgedörrete blaue Pflaumen genommen werden. Auß Mähren bringet man die Prinner-Zwetschken. Sonderlich werden gerühmet die Briniolen / welche dürr ohne Kern in Schachteln verwahret zu uns (Hitzige Fieber.) kommen / und eingeweichet in den hitzigen Fiebern eine gute Erquickung sind. Zu Bononien in Italien pflegt man den (Pflaumen-Safft) Pflaumen-Safft / wie bey uns den Quitten-Safft etwas dick zu sieden / und hernach in Schächtelein zugiessen. Ist den Krancken ein sonderliche Erlabung. Die gedörrte guten Zwetschken in weissem Wein ein wenig gekocht / und mit Zucker besprengt / sind bey der Tafel ein gesunde Speiß / und halten auch zugleich einen offenen Leib / daher Martialis Libr. XIII. Epigrammat. XXIX. schreibet. Pruna peregrinae carie rugosa senectae Sume, solent duri solvere ventris onus. Wann du willt deinen Bauch von Feuchtigkeiten raumen / So esse bey dem Tisch zuweiln gedörrte Pflaumen. Wenn man auß einer frischen Citronen ein wenig Safft darauff giesset / sind sie den Krancken noch anmütiger / denn sie kühlen und halten den Mund sauber. Die Blätter neben Salbeyen und Herbst-Rosen in halb Wein oder halb Eßig und Wasser gesotten / mit ein wenig Rosenhonig vermischt / und offt warm gegurgelet / verzehre̅(Schleim des Halses und der Mandeln.) und zertheilen den in den Mandlen und Zäpflein steckenden Schleim / und vertreiben also deroselben Geschwulst. CAPUT XIX. Schlehendorn. Prunus sylvestris. Namen. SChlehendorn oder Schlehenbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Prunus sylvestris, Acacia Germanica. Italiänisch / Prugno salvatico. Frantzösisch / Prunier sauvage, Prunellier, Prunier de buisson. Spanisch / Pruno salvage. Englisch / Slootree. Dänisch / Slaentorn. Niderländisch / Sleedorn / Sleendoren. Schlehen die Frucht nennet man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Prunum sylvestre. Italiänisch / Prugno salvatico. Frantzösisch / Prunelle, Prune de buisson. Spanisch / Pruna salvage. Englisch / Sloe. Dänisch / Slaen. Niderländisch / Slee / Sleebruyme. Gestalt. Der Schlehendorn ist überall gemein in Wälden / im Felde / und bey den Zäunen. Er ist ein niedrig stachelicht Bäumlein: tragt Blätter wie der Pflaumenbaum / allein daß sie schmäler / harter und raucher sind. Der Stamm ist röthlicht / rauch / dick / hart / läßt sich nicht biegen / sondern knacket bald und zerbricht. Im Lentzen erzeiget er sich vor den Blätteren mit vielen weissen Blümlein / und ist ein jedes Blümlein mit fünff [51] weissen Blätlein besetzet / darinnen stehen viel zarte Härlein / mit gelben Gipffelein / und ein grüner langlichtes Stiel in der Mitten: Diese Blümlein riechen beysammen wohl / eines allein aber fast nichts: Am Geschmack sind sie bitter. Auff solche Weise blühen fast alle Obstbäume / als Pflaumen / Kirschen / Aepffel und Biren / doch findet man etwan mehr Härlein und Tüpflein derselben / als in der Schlehenblüht. Auß gemeldten Blumen schlieffen braun- oder blauschwartze Beere / deren etliche groß / andere klein / etliche rund / andere ablang sind / eines herben und strengen Geschmacks: man isset sie / wenn sie zuvor von der kälte sind mild worden. Die armen Leuthe sengen die Schlehen etwan über dem Feuer / damit sie derselben mögen geniessen / das lehret sie der Hunger. Der Schlechendorn / wenn er fleißig versetzt und gepfropffet wird / verändert sich / und wird innheimisch und zahm / darvon / wie hier zu sehen / die grossen Schlehen / die noch so groß sind als die andern / und Italiänische Schlehen genant werden / herkommen: solche zeitigen ehender / und sind auch lieblicher und besser zu essen. Man nennet sie auch Habersthlehen / Pruna sylvetria praecocia. Es ist auch etwas sonderlich zu mercken an disen Früchten / denn zu derselbigen Zeit / da sie verblühet / wenn es sehr regnet / wird die Frucht verwandelt in eine leere lange Hülsen / die nennen sie gemeiniglich in Italien Turcas. Solches kombt von einer gewissen gattung Mucken her / welche bey solcher Zeit die Blüthe durchstechen / und ihre Eylein dahin legen. Eigenschafft. Das gantze Gewächs hat viel grobe / ungejohrene / zusam̅enziehende Saltztheilgen in sich / dadurch es zusammen ziehen kan. In der zarten Blüthe aber befinden sich mehr flüchtige schwefelichte / mit etwas scharflicht etzendem Saltz vermischte Theilge / dadurch sie die Eigenschafft haben zu laxieren / und wegen ihrer Bitterkeit die Würm zu treiben. Gebrauch. Die Schlehen in rothem Wein gesotten / sind anmüthig zu essen / man mag sie also (Durchlauff / rothe Ruhr.) wider den Durchlauff und rothe Ruhr gebrauchen. Etliche nehmen Schlehenblüht / dörren und stossen es zu Pulver / geben des 1. quintlein in einem Trunck warmen weissen Weins / soll manchem Menschen wider den (Stein.) Stein geholffen haben. (Seitenstich / Husten / Nieren- und Blateren Schleim / Sand und Grieß.) Auß dem Schlehenblüht wird in den Apotecken ein Sprup wie der Violensyrup gemacht / welcher gar Sanfft den Leib öffnet und laxieret / dienet wol in dem Seitenstich und Husten / reiniget die Nieren von Schleim / Sand und Grieß: man gibt ihn biß auff sechs loth den erwachsenen; jungen Kinderen aber von einem halben / biß auff 2. oder 3. loth; löset ihnen den Schleim von der (Würm.) Brust / und treibt auch die Würm auß. Ehe dann die Schlehen anfangen blau zu werden / soll man sie brechen / in einem Mörsel (Zäher Wein.) klein zerstossen / solche in zähen Wein geworffen / wol gerühret und darnach zugeschlagen / bringen ihn gewißlich widerumb zu recht: Man kan dise gestossene Schlehen im Lufft dörren / und übers Jahr zu diesem gebrauch behalten. Der graue weißlichte Mooß / welcher an den Stauden gefunden wird / in rothem Wein gesotten / und darvon übergeleget / verhindert (Brüch.) das Zunehmen der Brüchen. Solcher Mooß gedörret / zu Pulver gestossen / (Nasenbluten.) und eines halben quintleins schwer offt eingegeben / dienet zu stillung des Nasenblutens / (Blutflüß.) auch anderer Blutflüssen / und Durchbrüchen. (Seitengeschwär / Brustkranckheiten / Heitz- und Magen-drucken.) Das distillierte Schlehenblüht-wasser ist gut wider die Seitengeschwär und Brustkranckheiten: wird auch nutzlich getruncken wider alles drucken umb das Hertz und Magen. Auß den zarten Schößlein des Schlechendorns wird ein Wasser distilliert / welches (Hitzige Geschwulst und Geschwär des Halses von der Ungarischen und Frantzösischer Seuche.) die hitzige Geschwulst und Geschwär des Halses in den Ungarischen und Frantzösischen Seuche hinwegnimt / so man den Mund offt mit außschwencket. So man Schlehen-safft streichet an die Ort / da man begehret keine Haar zu haben / machet es dieselbe kaal und glatt. (Vorfallung des Mastdarms.) Welchem der Mastdarm außgienge / der soll ihn mit Schlehen-safft bestreichen / oder Schlehen-pulver darauff zettein / und den Affter mit einem warmen Tüchlein wider hinein drucken / darnach ein Säcklein mit Haber wärmen und darauff sitzen / wie solches Agerius bezeuget. (Eingemachte Schlechen.) Nicolaus Braunius lehret die Einmachung der Schlehen / und den Schlehen-compost / wie auch den Schlehen-wein also. Nimb wolzeitige Dornschlehen / die alle Stiel haben / daran giesse zwey theil Honig / und ein theil Wein / laß sieden / biß der Wein verzehret ist / setze die Schlehen in Schalen / oder worinn du wilt / mit den Stielen übersich / daran giesse den Honig / bedecke es mit einem Brettlein und etwas darauff / daß sie von der Brühe bedeckt werden / und setz es in einen Keller. (Schlehencompost.) Den Schlehen-compost macht man also. Nimb wolzeitige Schlehen / Nespeln / die nicht gar zeitig sind / wol reiffe geschelte Quitten / geschnitten und vom Saamen gesäubert / jedes so viel du wilk: gefället es dir / so bestecke die Quitten mit Gewürtz / nach dem sie zuvor in Honig und Wein etwas sind gesotten worden / alßdenn beschwär es für dem Auffschwimmen. Dise also eingemachte Schlehen werden nutzlich gebrauchet in allerley (Bauchflüß.) Bauchflüssen. (Schlehenwein.) Zum Schlehen-wein pflegt man die zeitigen Schlehen zu samblen / zerstosset sie in einem Mörser / machet sie zu runden Bollen / trocknet sie in einem warmen Ofen / wirfft sie darnach in ein Faß / und schüttet Wein (Hitziger Magen / Bauchflüß / Blutspeyen / starcker Weiberfluß / Nieren / Schleim und Sand.) darüber. Diser Wein bekombt ein schöne rothe Farb / und einen lieblichen Geruch. Ist dem hitzigen Magen ein angenehmer Tranck / denn es stärcket und fühlet ihne / wird nutzlich gebrauchet in allerley Bauchflüssen / Blutspeyen und starckem Weiberfluß / fürdert den Harn / reiniget die Nieren und Blasen von dem Schleim und Sand.
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Ein Handvoll gedörrt Schlehenblust in Wein oder Wasser gesotten / und getruncken / laxieret gantz gelind den verstopfften Leib. Man kan sie auch in Milchschotten zugleichem Zweck sieden. Schlechenblust-wasser gewärmet / Zuckercandel (Häisere. Husten. Engbrüstigkeit.) darinnen verlassen / und also warm offt davon löffelweiß genommen / ist gut wider die Heisere des Halses / löset den Schleim der Brust / stillet den Husten / und linderet die Engbrüstigkeit. (???ieblich Krafftwasser für die Krancken.) Zu einem hertzstärckenden Haußkrafftwasser nemmt 4. loth Schlechenblustwasser / 3. loth Borretschwasser / ein halb loth Roswasser / Hymbeer- oder Citronen Syrup / 2. loth / Zimmet-wasser / so man will ein halb loth / Manus-christ Täfelein ein loth / Mischt alles wol under einander; gibt ein sehr lieblich und kräfftig. Wasser / davon man dem Patienten offt ein paar Löffelvoll geben kan. CAPUT XX. Myrobalanen-baum. Myrobalanus Namen. IN Africa hat es annoch sonderbare Art der Pflaumen-bäumen / von welchen die Früchten in Europam hinüber gebracht werden. Avicenna hat sie insgemein Dilegi, und Serapio, Hartileg genennet. In unseren Apotecken aber werden sie Myrobalanen. Lateinisch / Myrobalam, Myrobalani, Myrabulani geheissen. Englisch / Myrobalanes. Frantzösisch / Mirobalanes. Geschlecht. Die Alten Araber haben viererlen Geschlecht dieser Frucht erkannt; Garcias ab Horto aber will fünfferley haben / deme auch viel beystimmen: sie werden hin und wider in den Apotecken angetroffen: darumb sie auch in folgende Lateinische Vers gebracht worden. Myrobalanorum species sunt quinque bonorum, Citrinus, Chebulus, Bellericus, Emblicus, Indus. Das erste Geschlecht ist der gelbe Myrobalanen-baum / Myrobalanus citrina, Park citrea, Mes. Myrobalani teretes citrinae, bilem purgantes. C. B. Myrobalani citrinae. J. B. Myrobalani flavae, citrinae, luteae, Tabern. Er soll Blätter haben wie der Sperwerbaum; Seine Frucht aber ist ablang / rund / satt getrungen / runtzlicht etwas grösser als ein Muscatnuß / mit fünff Seiten oder Ecken / so der Länge der Frucht nachstreichen / begabet / under dem äusseren Häutlein steckt alsobald ein Kelchlein wie ein Küsselein / so da zerbrüchlich / gummicht / etwas herb sauerlicht; darauff folgt eine dicke Schalen / welche eckicht der Länge nach / und durch gehend mit kleinen Löchlein durchgraben / so da kleine Hölen mit Honig-süssem-Safft angefüllet machen; innert dieser Schalen steckt ein langer / öhlichter / ungeschmackter und mit einem purpurroten Häutlein umgebener Kern. Das andere Geschlecht ist der schwartzbraune Myrobalanen-Baum / Myrobalanus Chebula. Park. Myrobalani maximae, oblongae, angulosae, pituitam purgantes, C. B. Myrobalani Chebulae, Tab. Quebolia & Quebulgi, Arab. Myrobalani Chebulae, citrinis similes, nigricantes, Joh. Bauhin. Ist ein Baum / der Blätter tragt / wie der Pfersing-baum; seine Frucht aber ist den gelben Myrobalanen durchauß gleich; also daß viel Kräuter-Beschreiber / under denen auch die Monachi in Mesuem sind / glauben / die gelben Myrobalanen seyen nichts anders / als die unreiffen Myrobalani chebulae. Diese Myrobalanen sollen eingemacht / oder candiert sehr lieblich und gut seyn. Das dritte Geschlecht sind die grünen Bellerischen Myrobalanen / Myrobalanus Bellerica, Park. Myrobalani rotundae belliricae Casp. Bauh. Belleregi, Arab. Myrobalani bellericae rotundiores J. B. Ist ein Baum mit etwas äschenfarden Blättern / in der Figur der Lorbeer-Blätteren. Wenn die Frucht davon noch grün ist sie rund / glatt / einer Nuß groß / hat viel und dick Fleisch; wenn sie aber gedörrt / so ist sie gerümpfft / wie die Zwetschken. Die besten sind groß und schwär. Ihr imwendige Schalen ist zwar eckicht / aber nicht so durchlöcheret / wie die vorgehenden / hat einen grossen Kernen. Das vierdte Geschlecht machen die Indianischen Myrobalanen. Myrobalanus Indica, Park. Myrobalani Indae, nigrae, sine nucleis. J. B. Indicae, Lob. Tab. Myrobalani nigrae, Octangulares C. B. Dieser Baum soll Blätter haben gleich den Weiden-blätteren. Seine Frucht ist in grösse der Oliven / satt / knodicht / an Farb schwartzlicht / wie Pech; deren inwendige Matery wie Berghartz oder dick Süßholtz-safft schwartz-gläntzend / und hart ist: Hat einen sauren / aber nicht herben oder rauhen Geschmack / und keinen Kernen in sich; welches daher kombt / weilen die Frucht gantz unreiff / da der Kernen [53] sambt seiner Schalen noch nicht gewachsen / abgenommen / gedörret / und versendet wird. Wenn sie aber zur Zeitigung kommet / so ist sie nicht ohne Kern / wie denn Joh. Rajus den Anfang solcher Kernen in underschiedlichen dergleichen Früchten in acht genommen. Von dieser Frucht müssen erwehlet / und andern vorgezogen werden / welche schwartz / hart / dick / satt / und schwär sind. Das fünffte Geschlecht ist der Aeschenfarbe Myrobalanen-baum. Myrobalanus Emblica, Park. Empelica, Matth. Myrobalani Emblicae in segmentis nucleum habentes, angulosae. J. B. Myrobalani Emblicae, C. B. Dieser Baum ist in der grösse des Palmenbaums / hat klein zerkerffte Blätter: Seine Frucht ist etwas rund / und runtzlicht; mit sechs Ecken / oder Furchen: Hat ein glattes / sattes / nicht durchlöchertes / am Geschmack saurlichtes / und etwas herbes Fleisch; wenn sie gut sind / sollen sie im Wasser zu Boden fallen. In Mitte der Frucht sind sechs Hölen oder Grüblein / darinnen sechs underschiedl???che schwartz-braune drey-eckichte Kernen stecken. Diese Frucht wird offt eingemacht / oder candiert auß Africa in Europam über geführt. Joh. Rajus vermeint / diese Frucht seye ein Gattung schwartzer Brustbeere / und gehöre also dahin / weilen sie viel Kernen habe; weilen sie aber von allen Botanicis bißher under die Myrobalanen gesetzet worden / als hat er sie auch dabey stehen lassen. Eigenschafft. Die Myrobalanen haben ins gemein viel irrdichte / grobe / wie auch saure / zusammen ziehende / und scharflichte Saltz-theilgen in sich / baher sie theils zusammen ziehen / theils auch gelind laxieren und viel kühlen. Gebrauch. Alle Arten der Myrobalanen / wenn sie gedörrt zu reinem Pulver gestossen / und 20. biß 30 / 40. gran schwär in Wegerich-Wasser offt eingenommen werden / haben eine (Ruhr. Bluten.) Krafft zu stopffen / die Ruhren zu hemmen / das Geblüt zu erdickeren / und allerhand Bluten zu stillen. Zu welchem Zweck denn folgendes Pulver sonderlich gut / nemmt gepülverte (Sonderlich Stopff-Pulver.) Myrobalanen / praeparierte Armenische Erden / jed. ein halb Loth. praeparierte Corallen / gegraben Einhorn-pulver jed. ein quintl. Muscatnuß / Mastix / jed. ein halb quintl. Zucker ein Loth. Zerstosset alles zu reinem Pulver / und gebt dem Patienten alle Morgen und Abend zwey gute Messerspitz voll in Mandel-Milch ein. Ist auch gut / (Rothe Rhur.) wider die rothe Ruhr / allein muß man in deroselben nicht alsobald stopffen / sonderen zuvor den Leib reinigen / zu dem End kan man ein Loth Myrobalanen sambt den Kräuteren Sanickel / Odermänig / Garbenkraut / Wegerich / und dergleichen / in Wasser sieden / und einen guten Trunck davon eingeben zum gelinden laxieren. Denn so die Myrobalanen gesotten werden / so ziehen sich fast allein die purgierenden Saltz-theilge auß denselben in das Wasser / die zusammen ziehenden irrdichten aber blieben zuruck. (Verstopffung des Miltze / und der Lebern.) Die Leber und das Miltze gelind zu laxieren: Nemmt Frawen-Haar / Odermänig / Hirtzen-Zung / Melissen / Borretsch / Taubenkropff / oder Erdrauch / jed. ein handvoll / Engel-süß-Wurtzen / Benedicten-Wurtzen / jed. ein halb Loth. Fenchel-samen ein quintl. zerhacket alles under einander / siedet es in einer Maas frischen Wassers / sichtet das gesottene Wasser / leget ein paar Loth Myrobalanen / sambt 3. quintl. Rhabarbara-Wurtzen / und 1. quintl. praeparierten Weinstein / über Nacht darein / den folgenden Morgen kocht es noch ein wenig / sichtet es durch ein Tuch / und gebt alle Morgen dem Patienten ein Glaß voll davon zu trincken. (Matzen Blödigkeit.) Es ist auch nutzlich den Magen und Därm zu reinigen / und zugleich zu stärcken / bey denjenigen / welche zu vielen Durchbrüchengeneigt.

CAPUT XXI.
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Sebesten. Myxa. Namen. SEbesten oder schwarfze Brustbeerlein heissen Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sebestena, Sebesten, Myxa, Myxarium. Italiänisch / Sebesteni. Frantzösisch / Sebeste. Englisch / The Sebesten / Assyrian-Plum. Gestalt. Man bringet die Sebesten auß Syrien und Egypten / von Alexandria gen Venedig / von dannen in das Teutschland; und wie die Kaufleuthe bezeugen / so gleichet der Sebesten-baum unserem Pflaumen-baum / außgenommen daß er kleiner ist. Hat von Farben einen weißlichten Stamm und grünlichte Aeste. Die Blätter sind rund und [54] starck. Die Blühte ist weiß und klein. Die Früchte vergleichen sich den kleinen Zwetschken / inwendig ligt ein dreyspitziger Nußstein / an dem das Fleisch der Frucht starck anklebet / und in welchem drey ablange / den Melonen-Kernen am Geschmack gleiche Kernen stecken. So diese Frucht zeitiget / wird sie schwartz-grün / und an dem Geschmack süß / hat ein zähes Fleisch oder Marck / auß dem machen die Syrer und Egyptier einen köstlichen Vogel-leim. Man bringet diese Frucht zu uns dürr und gelumpffet / aber besser ist sie völlig / fett / nicht verlegen oder wurmstichig. Es wird auch ein wilde Art der Sebesten gefunden / aber ihre Blätter sind nicht so breit und dick / auch ist die Frucht nicht so groß / vollkommen und gut. Vor diesem ware der Sebestenbaum in Italien gar rar / jetzund aber ist er in den Gärten allda sehr gemein. Herr Agerius vermeynet / daß die Sebesten auch könnten bey uns gepflantzet werden / denn sie sich auff die Nespel und dergleichen Stämmlein gern impffen lassen. Eigenschafft. Die Sebesten halten das Mittel / sind nicht zu warm / noch zu kalt / haben der Complexion halben Gemeinschafft mit den Zwetschken / jedoch findet sich in denselben annoch ein schleimichter / mit temperierten flüchtigen Saltz-theilen vermischter Safft / dadurch er erweichen / linderen / scharffe Flüsse versüssen und lösen kan. Gebrauch. Die Sebeften geessen oder gekocht / dienen der krancken Brust / benehmen den scharffen (Scharffer Husten / Bauchwürm / tröpflinger und hitziger Harn.) Husten / tödten die Bauchwürm / und sänfftigen das tröpflinge und hitzige harnen. Dieses Tranck wird also bereitet. Nimb zehen Sebesten / Süßhotz ein halb Loth / Odermänig-kraut zwey Hand voll / Aeniß ein Quintlein / binde alles in ein Säcklein / siede es in 2. Maaß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und gibe dem Krancken davon nach Belieben zu trincken. Solches Tranck ist auch dienlich den Kindern / (Würm der Kinderen.) so von den Würmen geplaget sind. Das frische / oder auch halb getrucknete Fleisch dieser Frucht biß auff zwey oder dritthalb Loth geessen / kan auch den verstopfften Leib / wie die Cassia purgieren; worauß (Verstopffung des Leibs.) zu schliessen / daß sie auch ein Krafft hat die innerlichen Verstopffungen zu eröffnen / die Brust zu erleichteren; den versessenen Schleim der Lungen zu erdünneren / und (Schleim der Brust.) zum Außwurff zu beförderen. CAPUT XXII. Namen. DIe Brustbeerlein heissen Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Zizypha, Jujubae. Italiänisch / Guiggiolo. Frantzösisch / Jujube. Spanisch / Azofeifa. Englisch und Niderländisch / Jujube. Gestalt. Die Brustbeerlein bringt man auß Italien / Brustbeerlein. Jujubae. (1. Bruftbeerlein.) (2. Wilbe Brustbeerlern.) darinnen sie wachsen. Der Baum wachst gemeiniglich zweyer Mensehen Länge. Sein Stamm ist gewunden / und gleich wie mit eines Weinstocts Rinden bedeckt / an der Farb schwartzroth. Das Holtz vergleicht sich dem Hagdorn. Die Wurtzeln sind steiff und fest. Er hat fast überall lange / hart und spitzige Stachlen. Auß den grossen Aesten entspriessen andere kleine / gebogne / bleichgelbe Nebenzweiglein / die sind etwas länger als eine Spann / auff denselben Zweiglein zu beyden Seiten stehen die Blätter fast gegen einander / sie sind nicht groß / doch langlich / dick / zerkerbt und starck. Nach den Blättern kommen bleichgelbe und mosichte Blumen / auß denen wachsen Beere in Gestallt der Oliven / die sind erstlich grün / darnach so sie zeitigen / gewinnen sie ein goldrothe Farb / und einen süssen Geschmack / haben einen stein oder Kern wie die Oliven, Die beste Brustbeerlein bringt man auß Apulien. Man pflegt die Frucht im außgehenden Herbstmonat zu sammlen / in Püschlein zu binden und auffzuhencken / daß sie dörren. Die wilde Art wird bey der andern Figur angedeutet / wachst auff den Feldern zu Verona in Italien und bey Montpelier in Franckreich / sie wird sehr stachlicht. Den zahmen Brustbeerlein-baum pflantzet man in Franckreich und Spanien in die Gärten. Dieser Baum ist nummehr in Teutschland auch wohl bekannt / mit was für einer Gestalt er aber in den Nürenbergischen Gärten herfürkommen / beschreibet Herr Wolffgang Jacob Dümler in dem 2. Theil seines Baums- und Obstgarten im 14. Cap. also. Der Brustbeerlein-baum wachset hoch / und breitet sich weit auß: er treibet einen geraden [55] Stammen / dessen Holtz wüst und außwendig mit einer schwartzrothen schüppichten Rinden bekleidet ist / dem Apffelbaum nicht ungleich. Seine Aeste sind lang und starck / auß welchen viel Nebenästlein herfürspriessen / an denen die Blätter ungleich gegen einander versetzet sind / dieselben erscheinen länglicht / glitzend / und umbher etwas zerkerfft. Die Blühte ist bleichgelb / und ereignet sich gar bald / nemlich zum Anfang des Frühlings im Mertzen / darinn er für ein Sommerbott und Ankündiger des Vorjahrs mag geheissen werden: Die Blühte bestehet in Neben-Blümlein / so traubicht an einander an kurtzen Stielen hangen. Die Früchte / welche auß der Blühte folgen / sind nicht kleine / sondern zimlich grosse Beer / den Oliven nicht ungleich / eriganen sich anfänglich grün / nachmahls rothgläntzig / und wenn sie über zeitig werden / schwartzlicht / alsdenn wenn sie nicht abgenommen werden / faulen sie von sich selbsten ab. Die zeitigen Früchte sind eines süssen und lieblichen Geschmacks / und haben inwendig einen harten und eintzlichten Stein / in welchem ein bitteres Kernlein in Linsen grösse mit einem röthlichten Häutlein überzogen / enthalten ist. In anderen Orten wird dieser Baum für ein Rarität / sonderlich wegen seiner frühen und schönen Blüthe / auch wegen seiner hochfärbigen und gläntzenden Frucht / gehalten / so nur in Kübel oder grosse Scherben gesetzet / und im Winter unter getragen werden. Aber zu Nürenberg wird er ins gemein für ein Stein-Obst-Baum geachtet / auch Sommer und Winter wie andere Bäum im Feld gelassen. Vorgemeldter Herr kan mit Wahrheit sagen / daß dieser Baum ein daur- und wehrhafftes Gewächs seye / auß eigener Erfahrung hat er auch gelehrnet / daß solche Bäume dreyßig und mehr Jahr / doch immer ein Jahr mehr als das andere getragen / und keiner von denselbigen nicht abgestanden / sonderen jederzeit frisch und gesund verblieben. Von denen auß den Wurtzlen auffschiessenden Zweigen / wird dieser Baum besser als von den Kernen geziehlet. Zu Nürenberg werden auch die jungen Schößlinge in Scherbe̅ gepflantzet / welche man wegen ihrer frühen und schönen Blühte / auch lieblichen Früchten / für die Fenster in den Wohnhäuseren setzet / aber solches geschicht nur zum Lust und nicht zum Nutz. So lassen sich die in den Scherben erstarckte Bäume ins Feld versetzen / in welchem sie zu einem grossen Wachsthumb gelangen. Sie bedörffen keiner sonderbahren Pfleg / sondern nehmen mit einem mittelmäßigen Grund und Lufft verlieb / jedoch die warme Mittags-Lufft treibet seine Blühte also / daß offtmahls noch bey liegendem Schnee derselbe am Baum gesehen wird: denn die Blühte und Fruchtknospen verstärcken sich im Winter also / daß sie schon im Jenner zum außfallen bereit sind. Sie bedörffm auch keines peltzens noch pfropffens / sonderen gerahten von ihrer Pflantzung zum fruchtbahren Wachsthumb. Was seine Verpflantzung betrifft / muß mit desselben Schößlingen / wie mit anderen von der Wurtzlen abgerissenen Sträuchen verfahren werden. Den Indianischen Brustbeerlein-baum / (so da ist Jujuba Indica, C. B. Ber Indica fructu Jujubino, J. Bauh. Malus Indica Lusitanis, Ber & Bor Acostae, Park.) beschreibet Christophorus à Costa in Libr. aromat. Cap. LI. also. Er ist ein grosser Baum mit vielen Blätteren / Blumen und Früchten begabet. Die Blätter sind nicht also eins / wie an dem Apffelbaum / ob wohl sie sich sonsten mit dessen Blätteren vergleichen / oben erscheinen sie satt-grün / unden aber weiß und rauchlicht / wie die Salbey-Blätter / mit einem zusammenziehenden Geschmack. Die Blumen sind klein / weiß / ohne Geruch / und bestehen auß fünff Blättlein. Die Frucht ist den Brustbeerlein gleich / derer eine grösser und lieblicher als die andere / sie kommet niemahlen zu solcher Zeitigung / daß man sie wie unsere Brustbeerlein auffbehalten / und in andere Länder verschicken kan. In Canara nennet man sie Bar oder Ber / in Malago aber Vidaras. Die in Malaca und Balagate wachset / wird für die beste gehalten. Eigenschafft. Die Brustbeerlein haben gleiche Kräfften und Eigenschafften mit den Sebesten / außgenommen / daß sie nicht laxieren / sonderen allein die scharffen Feuchtigkeiten linderen und versüssen. Agerius lobet die frischen / grossen / langlicht-runtzlichten / vollen / marckichten / safftigen und gewichtigen / welche in der Artzney sollen gebraucht werden. Gebrauch. Zwölff Brustbeerlein in einer Maaß Wasser gesotten / und darvon getruncken / (Rauhe käl scharffer husten / seitëgeschwär brennende schärffe des harns versehrung der Nieren un̅ Blasen / kindsblatter / Vberröhte.) ist gut für die rauhe Käle / scharffen Husten / das Seiten-Geschwär / und für die brennende Schärfte des Harns / heilet die Versehrung der Nieren und Blasen / wird auch also gegeben in den Kindsblatteren oder Urschlichten / und in den fewrrothen Geschwulsten / Erysipelara, oder Vberröhte genannt. Diese Frucht in der Kost genutzt / bekomt dem Magen nicht zum besten / denn sie bringet wenig Nahrung / wird langsam verdäwet / und schadet dem Miltz. Nimb wolgesäuberte Gersten ein halbe handvoll / rothe und schwartze Brustbeerlein / jedes zehen / Roseinlein zwey Loth / Süßholtz ein halb Loth / Aniß ein halb Loth / binde alles zerschnitten in ein sauberes Tüchlein / siede es in zwey Maaß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und lasse den Krancken nach belieben darvon trincken. (Durst / busten / Seitenstechen.) Dieser Tranck löschet den Durst / befürderet den Außwurff in dem Husten / und mildert das Stechen in der Seiten. Der in den Apothecken gemachte Brustbeerlein-Syrup / Löffelweiß zu sich genommen (Alter Husten / Brust-Lung- und Lufftröhrë Kranckheiten / versehrung der Nieren un̅ Blasen.) / dienet zu dem alten Husten / Brust-Lung- und Lufftröhren-Kranckheiten / wird auch nutzlich zu der Versehrung der Nieren und Blasen gebrauchet. Lac. Lacca. Umb die Zweig / oder Ruthen des obgemeldten Indianischen Brustbeerleinbaums / [56] wachst ein sonderbahrer Gummi / so man in den Apotecken Lac / Laccam, nennet; klebet fast wie Körner an / ist durchsichtig / fewrroth / auff schwartz sich ziehend / inwendig durchlöcheret / worinnen ein schwartze Matery stecket / die sich leicht zerreibenlaßt. Dieser Gummi hat keinen sonderlichen Geschmack / macht den Speichel gantz roth / zergehet auch in dem Wasser / und gibt demselben ein hoch-rothe Farb oder Tinctur: Wenn man es auff glühende Kohlen wirfft / pfeiset es erstlicht / hernach gibt es ein geringen hartzichten Geruch von sich / endlich gewinnt es Flammen. Garcias ab Horto hat sich eingebildet / dieser Gummi werde von grossen geflügelten Ameissen / auff die Art / wie der Honig von den Bienen gemacht / weilen wir aber dergleichen Gummi an vielen andern Bäumen auch sehen / als glaubet Johannes Rajus mit Johanne Bauhino, daß solch Gummi zu gewissen Zeiten auß den Aestlein oder Zweigen heraußschweisse / und von der Sonnen-Hitz in solche Form zusammen rinne. In Pegu und Martabar / soll das beste zubekommen seyn / und werde allda Trec genennet. Dieses Gummi wird theils sambt den Aesten / daran es wachset / zu den Europaeren gebracht / und Lacca Sumetri genennet; theils auch in Knollen ohne Aeste / under dem Namen Laccae Comberti zu uns gesendet. Acosta berichtet / daß solches Gummi bißweilen mit Hartz und Wachs verfälscht werde. Eigenschafft. Dieses Gummi hat einige Balsamische / und temperierte Alkalische / aller Säure widerstehende Saltztheilgen bey sich / daher es in dem Wasser gern vergehet; in dem übrigen soll es die Krafft haben zu erdünneren / zu eröffnen / das Geblüt zu reinigen / vor Fäulung zu bewahren / auch den Schweiß und Harn zu beförderen. Gebrauch. Weilen dieses Gummi ein Schweiß-treibende Krafft hat / auch innerliche Verstopffung / durch Erdünnerung und Verzehrung des zähen Schleims / eröffnen kan / (Verstopfder Leber und des Miltze. Gelbsucht.) mag man es wohl in aller Verstopffung der Leber und des Miltz / hiemit auch der Gelbsucht nutzlich gebrauchen. Als man nehme Osterlucey-Wurtzen / zubereitete Krebsstein / zubereiteten eröffnenden Stahel / Gummi Lac / jed. ein quintl. / stosse alles undereinander zu reinem Pulver / und gebe dem Patienten alle Morgen und Abend ein halb quintl. mit Schellkraut-Wasser / ein. (Kinderblattern oder Pockë. Rohtsucht.) Wollen die Kinderblattern / oder Durchschlechte / wie auch die Rothsucht bey den Kindern nicht recht herauß / so nemmt zubereitet Hirschhorn / ein quintl. Gummi Lac / ein halb quintlein / mischt es zusam̅en zu einem Pulver / theilts in 6. gleiche Theil / und gebt alle 6. Stund eines davon mit Scabiosen-Taubenkropff- oder Cardebenedicten-Wasser und Violen-Syrup ein. (Hitzige Fieber.) In den hitzigen Fiebern nemmt Gummi Lac / praepariert Hirtzenhorn / Schweiß-treibend in guten Apotecken wohlbereitetes Spießglaß / jedes ein quintl. Armenischen Bolus / gegraben Einhorn / praeparierte Krebsstein / jed. ein halb quintl. zerstoßt alles zu reinem Pulver / und gebet alle Morgen und Abend dem Patienten 20. biß 30. Gran schwär davon in Täschelklaut-Holderblust-Frawendistel- oder Körbelkraut-Wasser / mit ein wenig Hymbeere-Syrup / vermischt / ein. Außwendig pflegt man solch Gummi wehr zu gebrauchen / und ist es sonderlich under die Digestiv-Sälblein von den Wundärtzten zu vermischen / weilen es reiniget (Fistulierte faule schäden.) / und heilet / hiemit zu allerhand fistulierten und anderen faulen Schäden, auch (Wunden.) Wunden zu gebrauchen. Wie denn folgendes Digestiv-Sälblein treflich gut ist. Nembt Terpentin in Wegerich-wasser wohl abgewaschen 4. Loth. Geigenhartz 2. Loth. Gummi-Lac und Myrrhen zu reinem Pulver gestossen jed. 1. Loth. gelb Wachs ein halb Loth / das gelbe von 2. oder 3. Eyeren / darinnen man allervorderst den Terpentin verrühren und zerlassen muß / Saffran ein halb quintl. mischt alles wohl durcheinander zu einem Sälblein / welches in die Schäden und Wunden zu thun. Oder man kan allein Terpentin in dem Eyergelben verrühren / hernach wohlgepülverte Myrrhen / Gummi-Lac / und Mastix darunder mischen. Zu dem-Lucken und von dem Scharbockischen (Versehrte / blutende Zahnfleisch.) Saltz-Geblüt versehrten / offt blutenden faulen Zahnfleisch zu heilen ist nichts bessers / als Gumm-Lac zu reinem Pulver gestossen / mit Rosenhonig vermischt / und offt an die Zahnbilder geschmieret. Heutiges (Wacklende Zähn.) Tages aber pflegt man ein Tinctur auß diesem Gummi zu machen / welche das faule Zahnfleisch verzehrt / frisch wachsen macht / das gute steiffet und stärcket; ist auch (Fistel. Bein-fäulung.) gut zu den Injectionen in die fistulosischen Schäden / Bein-Fäulungen und dergleichen. Herr Fridericus Deckers, hat diese Tinetur auff folgende Weise in seinen Exercitae. (Tinetur auß Gummi Lac.) Pract. bereitet: Nembt Gummi Lac zu reinstem Pulver gestossen ein Loth / gebrannten Alaun / ein halb Loth / des Salmiax Geistes / (Spirit. Sal. Armon.) so in der Destillation zu letst fliesset / und nicht so starck ist / ein Pfundt. Mischt alles in einem sauberen Glaß under einander / lasset es an einem warmen Ort / es seye warm Sand oder Aschen / stehen / biß es zu einer hell-rothen Tinctur worden / alsdenn sichtet das roth-gefärbte Wasser durch fließpapeir. Mit dieser Tinctur soll man das lucke / faule / und stinckende Zahnfleisch alle Tag wenigst einmahl fein sachte waschen / so wird es sich nach und nach widerumb heilen. Oder man kan diese Tinctur auch under Rosenhonig mischen / und also die Zahnbilder damit offt schmieren. Oder nembt von dieser Tinctur 4. Loth. des auß Löffelkraut- und Bachpungen-Safft destillierien Geistes / jed. 1. quintl. des auß Weinstein Saltz geflossenen Oehls (Ol. tartar. per deliq.) ein halb quintl. Mischt alles undereinander / und waschet das versehrte Zahnfleisch damit. Der berühmte Hadrianus à Mynsicht, laßt in seinem Armamentario Me [57] dico-Chymico, bey Bereitung dieser Tinctur / an statt ein Pfundt Salmiax-Geistes / die Solutionem Lapidis Medicamentosi Crollii cum Aquâ Salviae & Rosarum factam, oder das Galbeyen- und Rosen-wasser / darinnen der Lapis medicamentosus Crollii zerlassen worden / diß auff 3. Pfundt nehmen / und die Tinctur damit an warmem Ort außziehen. Wan kan auch ein dünnes Gälblein auß folgenden Sachen bereiten: Nemmt gebrannt Helffenbein / gebrannte Oliven-Stein / jed. ein Quintl. Gummi-Lac 40. gran / Wyrrhen / Dracken-blut / jed. ein halb Quintl. Weyrauch / gebrannten Alaun / jed. 20. gr. Rosenhonig 2. Loth. Syrup auß Tormentill-Wurtzen gemacht / nach Belieben. Was zu Pulver kan gestossen werden / stosset under einanderen / und mischet solch Pulver alsdann under den Honig und den Syrup / biß es ein dünnes Wüßlein wird. Dieses Müßlein täglich an das luckc Zahnfleisch geschmieret / macht es steiff / und bevestiget die Zähn / damit sie nicht außfallen. Ausser diesem in den Apotecken sich findenden Gummi-Lar / hat es noch ein durch die Kunst zu Florentz und anderstwo zubereitetes Lar / welches die Mahler sonderlich brauchen / zu der Artzney aber bißher nicht angewendet worden. Wie man solches am schönsten und besten bereiten möge / beschreibet weitläufftig Antonius Nerus Florent. in seinem Tractätlein / de Arte Vitrariâ cap. 116. pag. m. 193. ut & in notis C. Merrerti ad hoc Caput pag. 402. wie auch der Weltberühmte Herr Robertus Boyle in dem Büchlein de Coloribus Experiment. 49. pag. m. 454. CAPUT XXIII. Zahmer Oelbaum. Olea Domestica. Namen. DEr zahme Oelbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oliva, Olea sativa, domestica. Italiänisch / Olivo. Frantzösisch / Olivier. Spanisch / Olivo, Azeytuno. Englisch / Olivetree. Niederländisch / Olyffboom / Oliveboom. Der wilde Oelbaum wird auff Griechisch genennet [Greek words] Lateinisch / Oleaster, Olea sylvestris, Cotinus. Italiänisch / Olivo salvatico. Frantzösisch / Oliver sauvage. Spanisch / Azebuche. Englisch / wilde Olivetree. Niederländisch / wild Olyffboom. Wilder Oelbaum. Olea Sylvestris. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier zwey Gattungen des Oelbaums vorgestellet / der Zahme und Wilde; welche doch Geschlechts-halben von einander nicht unterscheiden. Der zahme Oelbaum wachset dick und hoch auff / gewinnet viel Aeste / mit denen er sich weit außbreitet. Der Stamme ist guten theils knorricht / mit einem bitteren Geschmack. Seine Blätter sind langlicht / schmal / spitz / fett und hart / an kurtzen Stihlen hangend. Die Blumen erscheinen vierblättig weiß / und hangen wie die Trauben beysammen / denen die Frücht oder Beere nachfolgen / so erstlich grün / hernach gelb / [58] wiederumb purpurroth / und endlich wenn sie zeitig / schwartz und ölicht werden / sind innwendig mit einem ablangen harten Kern besetzt: Das Fleisch dieser Frucht gibt thei??? einen fetten / süssen Oelsafft / theils auch eine wasserende bittere Oel-Trusen / Amurcam. Der wilde Oelbaum ist kleiner in allem als der zahme / hat dornichte Aest / er überkombt aber mehr Beere / welche kürtzer und kleiner sind / auch weniger Safft in sich haben / als die zahmen Oliven. Auß dem zahmen Oelbaum kan durch schlechte Wartung leicht ein wilder / und auß einem wilden leicht durch gute Sorge der Pflantzung ein zahmer Oelbaum werden. Beyde Geschlechte der Oelbäumen wachsen an vielen Orten in Italien / Portugall / Franckreich und Spanien. Sie blühen im Brachmonat. Man nimbt die Frucht ab im Winter- und Christmonat / (In dem Spanischen Königreich Granata aber / erst in dem Hornung/) wenn sie etwas runtzlicht worden / thut man sie under die Kelter / schüttet Wasser daran / und presset das Oel auß. Welche man mit Saltzwasser will einmachen / die soll man abnemmen / wenn sie noch etwas grün und nicht recht zeitig sind. Bey Sevilla in Spanien und Lisabona in Portugal findet man Oelbäume / so weisse Frucht tragen. Carolus Clusius lib. 1. rarior. plantar. histor. c. XVII. hat nicht weit von obvermeldter Statt Sevilla / oder Sevilien in dem Jenner an den Oelbäumen ein Mistel wahrgenommen / so haüffig an ihnen wachset / und grossen Schaden bringet / denn die Einwohner offt viel Aest / auch bißweilen ein grossen Theil der Oelbäumen fällen müssen / damit das Vbel nicht weiters um sich fresse / sonsten darvon alle Bäum verdurben / oder unfruchtbahr wurden. Dieser Mistel tragt keine weisse / wie an etlichen anderen Bäumen geschicht / sonderen purpur-rothe Beere. In der Griechischen Insul Corcyra wachsen die Oelbäum in der Höhe des Eychbaums / und grünen jeder zeit. In Brasilien findet man Oelbäum / welcher Frucht ein bösen Geschmack und unlieblichen Geruch von sich gibet. In den Morgenländeren werden die Oelbäum in grosser Anzahl gesehen. Was massen bey der Statt Jerusalem in Berg gelegen / welcher wegen viele dieser Bäumen der Oelberg genennet worden / bezeuget die Evangelische Histori an etlichen Orten. Er ist noch zu unseren Zeiten / weilen allda unser Heyland IEsus sein heiliges Leyden angetretten / und auff demselbigen seine Glorwürdigste Himmelfahrt gehalten hat / sehr berühmt / und eines von den fürnehmsten Orten / welches noch heut zu Tag von den Bilgeren besuchet wird. R. P. Franciscus von Rheinfelden / Capuciner-Ordens / beschreibet diesen Berg außführlich / in seiner newen Jerosolymitanischen Bilgerfahrt / und berichtet zugleich / daß er nicht allein mit vielen schönen Oelbäumen annoch gezieret / sonderen auch Feygen-Citronen-Limonen-Pommeranzen- und Palmenbäum trage / so man den Berg / welcher zimlich hoch und rauch seye / hinauff komme. In Africa ist ein Oelbaum-Wald von dem obersten Schloß zu Carthago biß zu der Statt Tunis gangen / ware ein schöne Lust der Einwohner / und als Anno 1535. im Tuniser-Krieg / da Muleasses mit seinem Bruder umb das Reich gefochten / und beyde hernach dem Meerräuber Barbarossae im Raub worden / auch Roscetes / Muleaßis Bruder / auß Grimm wider die von Tunis denselben Wald muthwillig verbrannt hat / haben solches die Tuniser für das erbärmlichste Spectacul und grösten Schaden in solchem Krieg gehalten / wie P. Jovius lib. XXXIII. berichtet. Die Athenienser hielten den Oelbaum in hohem wehrt / dahero wenn jemand ihne verderbte / wurde er für Gericht gezogen / und als ein Kirchenräuber gestrafft. Nachdem die Lacedämonier gedachten Athenienseren ihre Aecker mit Fewr und Schwerdt verhergten / haben sie allein den Oelbäumen verschont / denn sie selbsten solche verehreten / und sich zugleich vor der auffgesetzten Straff förchteten / welche von den Athenienseren so wohl Freunden als Feinden auffgesetzet ware. Der Oelbaum ist bey den Alten auch ein Zeichen des Friedens gewesen: Denn man hat vor zeiten die trefliche Helden / wenn sie ihre Feind geschlagen / und wiederumb Friede auffrichteten / mit Oelbäum-Kräntze gezieret. Also hat die Taube nach der Sündflut ein Oelzweig gebracht / zum Zeichen / daß wieder Fried auff Erden wäre. Genes. VIII. V. II. Die Oliven werden nach Underscheid der Länderen im Wintermonat / Christmonat / Jenner und Hornung abgebrochen / alßdenn auff die Böden der Gemachen zerstrewet / biß sie von dem wasserichten Safft befreyet / etwas trocken / und runtzlicht werden. Demnach thut man sie under die Preß oder Trotten / gießt heiß Wasser darzu / und truckt das Oel gemächlich darauß / da denn das erstere / ehe die Steine zerbrochen / außgepreßte Oel das lieblichste / subtilste und beste ist. Das andere / da die Steine under der Trotten zerbrochen werden / ist schon schlechter / und bekombt etwas anderen Geschmack. Das letste ist endlich das schlimste. In Langendock und Hispanien machen sie die unzeitigen Oliven mit Zucker oder Honig ein. Es hat der Oliven underschiedliche Gattungen / deren Underscheid meistens in der Grösse / Gestallt und Farb bestehet. Der Oelbaum will weder ein faltes / noch ein allzu warmes Erdreich / sonderen einen fetten / sandichten / satten und etwas feüchten Boden haben. In Teutschland / und denen gegen Norden gelegenen kalten Länderen wachst er nicht / es seye dann etwann in Gärten / da er guten Boden habe / und vor der Winters-Kälte könne bewahret seyn / allwo er zwar blühet / aber niemahlen keine Früchten bringet. Wie er denn sonsten auch in den warmen Länderen von der Frost der all zu kalten Winteren bald abstirbet; wie solches Johannes Rajus, der heutige berühmte Botanicus in Engelland / in dem Jahr 1665. in der Landschafft Provence in Franckreich erfahren / allwo der damahlen [59] vorher gegangene strenge Winter / etliche tausend Oelbäum mit unbeschreiblichem Schaden der Einwohneren / zu grund gerichtet / welche doch alle auß der Wurtzel wieder frisch hernach außgeschlagen. Dieser Baum wachst nicht gar geschwind / aber er kan biß auff zwey hundert Jahr dauren. Wenn die Oliven noch nicht anfangen zu zeitigen / preßt man einen herrlichen Safft darauß / so nicht so gar ölicht ist / und Omphacinum genennet wird. Sonsten hebt man sie von den Bäumen / da sie anheben schwartzlicht zu werden; denn also haben sie am meisten Oel und wenig Trusen / oder heffen bey sich; und dieses ihr gemächlich außgepreßtes Oel ist durchsichtig / etwas gelblicht / eines süssen annehmlichen Geschmacks / obwohlen die Oliven selbsten / darauß es gepresset wird / einen bitteren / scharffen und eckelhafften Geschmack haben. Eigenschafft. Die Blätter des Oelbaums haben zwar etwas ölichten fetten Saffts / aber er ist mit vielen ungejorenen bitteren leichten Saltztheilgen also vermischet; daß sie davon eine Krafft bekommen / zusammen zu ziehen / zu stopffen / und die Feuchtigkeiten zu erdickeren. Die Oliven selbsten aber haben ein süsses Oel in sich / sambt etwas wenig wasserichten ungeschmackten Saffts. Das Oel / so man Baum-Oel ins gemein nennet / hat die Kräfften zu erweichen / zu linderen / laxieren / alle innerliche Gänge glimpffig zu machen / die Tröckne der Brust zu linderen / die Schärffe der Flüssen zu versüssen / die Wunden zu heilen. Die eingemachten Oliven haben eine Eigenschafft durch den Harn zu treiben / und machen den Harn stinckend / wie die Sparglen. Hiebey aber ist nicht zu läugnen / daß / obwohlen ein offenbahre fette Süßigkeit in diesem Oel verspüret / dennoch auch ein scharff saures etzendes Saltz darinnen verborgen / durch welches es alle Metall / ausser dem Gold angreiffen und corrodieren fan: dannenher auch dieses Oel zu den Wunden / sonderlich der Nerven und Beinen nicht soll gebraucht werden / es seye denn / daß durch das kochen über dem Fewr diese saure Theile veränderet / und das Oel also alcalisiert seye. Gebrauch. (Gestockt Blut.) Welche hart gefallen sind / können etliche Tag nacheinander ein paar mahl des Tags drey biß vier Löffel voll Baumöl / welches zuvor durch das ledige kochen seinen verborgenen saur-etzenden Geist verlohren / trincken / alß davon das geronnene Blut mag zertheilt / und zu seinem Kreiß-Lauff befürderet werdë. (Häisere / Husten / Engbrüstigkeit.) Die eine häisere Stimme haben / oder mit einem zähen Fluß auff der Brust / starckem Husten und Engbrüstigkeit behafftet sind / befinden sich sehr wohl / wenn sie gekochtes Baumöl mit Rosen-honig offt Löffel-weiß schlecken; davon wird der Schleim in den Lufft-röhren der Lungen wohl abgelößt / daß manihne außwerffen kan. (Wunden.) Außwendig wird das Baumöl zu gar vielen Wund-Pflasteren und Salben gebraucht. Sonderlich aber ist es zu den (Paracelsi Wund balsam.) Wund-balsamen dienlich / dergleichen Paracelsus auff folgende Weiß gemacht. Nun̅ Baumöl ein halb pfund / Terpentin ein viertels pfund / thue es zusammen in ein sauber Geschirr / fülle das Geschirr mit zwey Theil zerschnittener St. Johannes-kraut-Blümlein / und einem Theil Wull-kraut-Blümlein auff; gieß darüber anderthalb Maß guten weissen Weins / laß es sieden / biß der Wein einsiedet / darnach stelle es in einem Glaß an die Sonnen ein Monat oder (Andere Wund balsam.) zwey lang: Folgender Balsam ist auch nicht zu verwerffen: Nimm Baumöl ein Pfund / weissen Wein ein Schoppen oder ein viertel Maß / Wegerich / St. Johannes-kraut / heydnisch Wund-kraut / Wallwurtzen / rothe Rosen / Garben-kraut / jed. ein Handvoll; zerhacke alles under einander / thue es neben dem Wein und Baumöl in ein sauber Becke / siede es gemächlich so lang / biß die Kräuter genug / und der Wein abgesotten / trucke es durch ein Tuch / und behalte solch Oel zum gebrauch auff. Wil man es aber brauchen / so nehme man forderist halb Wein und Wasser / darinnen nach belieben heydnisch Wund-kraut / Eibischwurtz / und Gratiola gesotten / wasche damit die Wunden wohl auß / trückne sie widerumb / und streiche alßdenn das Oel mit einer Federen in die Wunden. Oder nimm Baumöl ein halb pfund / Terpentin ein viertels pfund / Regen-würm ein viertels pfund / rothen Mangold / Chamillem-blust / St. Johannes-Blumen / jed. ein hand-voll. Die Regenwürm / Mangold und Blumen in dem Baumöl wohl gesotten / und durch ein Tuch getrucket / in ein Glaß gethan / endlich den Terpentin darunder gemischet / und an die Sonne gestellet / gibt einen guten Balsam / davon zur Zeit der Noth in die Wunden gethan / heilet wunderbarlich. (Samaritanischer Balsam.) Etliche machen auch einen guten Wund-Balsam allein auß Oel und Wein / welches sie under einander so lang kochen / biß ein dicklichter Balsam darauß wird. Solchen nennen sie Samaritanischen Balsam / nach dem Exempel des Barmhertzigen Samariters in dem Evangelio Luc. X. welcher einem auff der Reise zwischen Jericho und Jerusalem an dem Weg gefundenen halb todten Menschen Oel und Wein in die von Mörderen geschlagene Wunden gegossen. Ist ein guter Balsam / welchen aber Theopharastus Paracelsus mit zuthun anderer Sachen verbesseret / wie oben zu sehen. (Ziegelöl. Oleum laterum, sive philosophicum.) Sonsten wird auch auß dem Baumöl mit Ziegelscherben vermischt / ein köstliches Oel auff folgende Weiß destilliert. Nem̅t kleine Ziegelscherben / macht sie wohl fewrig / werfft sie demnach in Baumöl / wenn sie also viel Oel in sich geschlucket haben / so thut sie in ein Retorten Glaß / und destilliert in dem offenen Fewr ein Oel darauß; welches Oleum Philosophicum oder Latericium genennet wird / schön roth und durchsichtig ist / auch herrliche Kräfften zu erdünneren / auffzulösen / und durch zutringen hat / darumb es (Harte Geschwulst. Erkaltete Gelaich.) auch zu Erweichung und Vertheilung harter Geschwulsten / Erwärmung und Stärckung erkalteter Nerven und Gelencken / Vertheilung der Flüssen in den Ohren / da [60] von (Vbles Ge??? Flüß in den Ohren) das üble Gehör / Ohren-leüten herkommet / mit Baumwollen darein gethan / mit grossem Nutzen gebraucht wird. In Italien und Hispanien / da man das (Grieß. Lendenwehe. Stein. Schwindsucht. Leibs-Abnemmen.) Oel häuffig hat / pflegt man auch fürnehme Leuth in demselben zu baden / wenn sie mit dem Grieß / Lendenwehe / und Stein behafftet sind / damit es alle Gäng erweiche. So werden auch Kinder und erwachsene Persohnen / so mit der Schwindsucht und Abnehmen des Leibs behafftet sind / darinnen offt gebadet. (Verstopffung des Leibs.) In Clystieren ist das Olivenöl gar gemein / weilen es den anhaltenden Stullgang beförderet. Praevotius hat von Zeiten bey einem Edelman̅ den lang verhaltenen Stullgang allein mit Baumöl beförderet / in dem er ihm ein Pfund desselben / wie ein Clystier / einspritzen lassen. Welche vor den Clystieren ein Abscheuhen tragen / lassen sich ein Schnitten Brot auff glüender Kohlen rösten / bestreichen solche mit dem besten Baumöl / und essen sie vor der Mahlzeit / davon bekommen sie auch Offnung. Ist ein Mittel / welches sonderlich den schwangeren Weiberen dienlich zu Beförderung des Stullgangs. (wilb Feur. umb sich fressende Geschwär. Carbunckel.) Die Blätter des Oelbaums gestossen und auffgelegt / wehren dem wilden Fewr / den um sich fressenden geschwären und Carbuncklen. Frische Oliven vor der Speiß genossen / machen den Bauch flüßig / stärcken den Magen / und erwecken Lust zum essen. Hingegen sind die alten dem Leib schädlich. Nach dem Bericht Herren D. Casp. Bauh. in Pinace Theatri Botanici Lib XII. sect. III. werden dreyerley Arten der Oliven in Teutschland gemeiniglich zu uns gebracht. I. Erstlich / die Spanische Oliven / welchesehr groß und fleischicht sind / Andreas Caesalpinus hat sie schier in der Grösse der Nussen gesehen. II. Die Genuesische / so man auß Italien; und Frantzösische / die man meistentheils auß der Narbonesischen Landschafft bringet / diese sind etwas kleiner. III. Die ablange und schwartz-grüne Oliven / welche bey dem Comer-See wachsen / und insonderheit zu uns in das Schweitzerland / deren sich bey den Speisen zu bedienen / gebracht werden. (Grimmen.) Das Oel auß den zeitigen Oliven gepreßt und getruncken / bewegt zum Stullgang / ist gut für das Grimmen / erweicht die Harngäng / und heilet innwendig. (Wunden.) In Westphalen gibt man den Verwundten alle Tag Baumöl mit warmem Bier zu trincken / die Krancken brauchen es so starck / daß auch ihr Schweiß nach Oel riechet / wie solches Johannes Schroederus in Pharmacop. Med. Chym. lib. IV. class. I. anzeiget. (Würm.) Fridericus Hoffmannus in clave pharmaceutica Schroederiana lib. IV. sect. I. p. m. 517. berichtet / so man ein wenig Laugen / die auß gebrannten Räbwellen und Bohnen gemacht seye / mit Baumöl vermischt trincke / töde es die Würm im Leib. In Italien / Franckreich und Spanien / wird das Oel an statt des Butters gebrauchet. Bey den Griechen und Lateineren ware die vielfaltige Gewohnheit / daß sie ihre Leiber mit Baumöl salbeten / daher liset man von Pollione Romulo, alß ihne der Keyser Augustus fragte / durch was Mittel er in dem hundersten Jahr seines Alters die Kräfften des Gemüths und Leibs erhalten habe / gabe er zur Antwort: Innwendig mit Mett / außwendig mit Oel. Auff diese Weiß beantwortete auch Democritus die Frag desjenigen / wie der Mensch beständiger Gesundheit geniessen könne: wenn er nemlich die äusserlichen Glieder mit Oel / die innwendigen aber mit Honig anfeuchten werde. In den Morgenländeren pflegte man den anwesenden Gästen die Ehre auch anzuthun / daß man ihr Haupt mit Oel salbete / daher unser Heiland IEsus dem stoltzen Phariseer / dessen Gast er ware / fürgeworffen hat / Luc. 7. 46. Oleo Caput meum non unxisti, du hast mein Haupt nicht mit Oelgesalbet. CAPUT XXIV. Böhmischer Oelbaum mit seiner Blumen / Frucht und Kern. Olea Bohemica, cum suo Flore, Fructu & Ossiculo. Olea sylvestris folio molli incano. C. B. PEtrus Andreas Matthiolus hat in dem Königreich Böhmen / einen Baum in zimlicher grösse under dem Nam̅en des Oelbaums angetroffen / ist aber nicht der rechte. Er hat Blätter wie die Weyden oder Schaffmüllen / die sind graw / weich / ohngefehr anderhalb Zoll lang / und ein Zoll breit. Seine Aeste vergleichen sich auch der Weyden / haben etliche Stachlen / und werden mit einer glatten weißlichten Ründen umbgeben. Die Blüht ist weiß / und sehr wohlriechend. Er tragt an etlichen Orten [61] Früchte oder Beere / die vergleichen sich den rechten Oliven / außgenommen / daß sie kleiner und oben gespitzt sind. Wächst von sich selber in den Böhmischen Wälden / und in den Gärten bey den Häuseren. Carolus Clusius lib. I. Rar. plant. histor. cap. XXI. schreibt / daß dieser Baum in Spanien / im Königreich Granata / bey der Statt Guadir wachse / er blühet im Anfang des Sommers / und im Herbst werden die Frücht zeitig. Die Spanier nennen ihn wegen des lieblichen Geruchs der Blumen / Arbol del Parayso, Paradeiß-baum. Matthiolus hat ihne zu seiner Zeit in des Keysers Ferdinand Lustgarten zu Wien gesehen. Zu Lyon / Paris und anderen Frantzösischen Stätten / wie auch in Engelland / Holland / Saffoy / wird er in zimlicher Anzahl in den Gärten gefunden / allda er keine Frücht tragt / oder wenn er schon Beere bringet / kommen sie doch zu keiner Zeitigung. Nach Herren Doctor Rauwolfs Bericht / wachster von sich selber in Syrien / Morenland / und auff dem Berg Libano. In Teutschland wird er in etlichen Gärten gepflantzet / allda er über den Winter bleibet. Johannes Bauhinus hat diesen Baum in des Freyherren von Schvvendy Garten im Elsas angetroffen / und davon etliche zeitige Beere in dem Herbstmonat bekommen. In dem Fürstlichen Mümpelgartischen Lust-Garten hat er etliche Schößlein gesetzt / welche ihme seines Vatters Bruder / Hugo Bauhinus, ein fürnemmer Wundartzt zugesandt hat / sie sind ihme glücklich herfürkommen / und etliche in der grösse eines Baums gewachsen blüheten alle Jahr / aber brachten selten ihre Frücht. Azedaraeth / Azedaraeth Arbor. Namen. ONder die Zahl der Oelbäumen mag auch gezehlet werden der wilde Azedaraeth Oelbaum / auff Lateinisch / Azedaraëth arbor fraxini folio, flore coeruleo, Casp. Bauh. Pseudosycomorus, Matth. Azadaracheni arbor, Joh. Bauh. Italiänisch / Arbore de gli Patre nostro. Frantzösisch / Arbre saint. Englisch / Bead-tree. Gestalt. Dieser Baum ist mittelmäßiger Grösse; seine Rinde ist in den jungen glatt / in den erwachsenen aber rauch / und voll Ritz oder Spält. Tragt zerkerffte / Ellen-lange Blätter / gleich dem Aeschbaum: An den aussersten Aestlein zwischen den Blätteren kom̅en viel von langen Stielen hangende kleine / wohlriechende / ungeschmackte / auff fünff außgebreiteten Blättlein bestehende Blümlein Büschel-weiß hervor: Auff welche auch viel Bitter-süsse / anfangs grüne / hernach aber weiß-gelblichte / grosse / stinckende Beere folgen / in welchen ein harter / fünff-bißweilen sechs-ecketer / mit weissem unlieblichem Marck angefüllter Kern enthalten ist. In Italien / Spanien / Franckreich und Engelland wird dieser Baum in die Lustgärten gepflantzet. Zur Artzney kan dieser Baum nicht gebraucht werden / weilen er ein gifftige Natur hat / daher auch die Beere desselben / welche biß in den Winter am Baum stehen / müssen also verwahret werden / daß sie niemand zu essen bekomme / weilen angemerckt worden / daß die Hünd und andere Thier / welchen man solche zu fressen eingebracht / gestorben. Auß den Kernen aber pflegen die Catholischen ihre Pater-noster-Kügelein zu drehen. CAPUT XXV. Gelb Presilgenholtz / mit seiner Blumen / Frucht und einem Stücklein des Holtzes. Cotinus Plinii cum suo Flore, Fructu & ligni portiuncula. Namen. BElb Presilgenholtz / heißt Lateinisch / Coccygria oder Cotinus, Plin. Cotinus, C. B. Cotinus coriaria, Dodon. Rhus, Turn. Gestalt. Dieweil der wilde Oelbaum in Griechischer Sprach [Greek words] genennet wird / hat Camerarius auß diesem Anlaß den Cotinum Plinii oder das gelb Presilgenholtz allhier auch beschrieben. Es ist ein kleiner Baum mit einem krummen dünnen Stammi / welchen die Färber abschellen / und zur gelben Farb gebrauchen. Die Ründe ist gelb-roth / und das Holtz bleich. Die Blätter vergleichen sich des Birrn-baums Blätteren / doch sind sie ründer / hangen an röthlichten Stielen / und sind den Blätteren der Pistacten gleich / haben einen etwas zusammen ziehenden Geschmack / jedoch nicht unlieblich. An
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Gelb Prefilgenholtz. Cotinus Plinii. den oberen Theilen der Zweigen kombt ein langer haarrichter Busch herfür / darinnen erscheinen in harten Schaalen etliche gelblichte / flache und fast drey-eckichte Sämlein / so gering / daß man sie kaum zerschneiden kan. Die bleiche und subtile Blüht erscheint im Meyen und Brachmonat / man nennet es wegen der Gleichheit und des Nutzens gelb Presilgenholtz / und in Ungaren Farblauff. Es wachst viel umb Trient / Verona und anderen Orten in Italien / insonderheit aber auff dem Berg Apennino. Wird auch in Oesterreich / Ungaren / Böhmen und Franckreich in den hohen Wälden gefunden. Eigenschafft. Dieser Baum hat viel herbe / saurlichte / gesaltzene und irrdische Theilen / dannenher er zusammenziehen / erdickeren und stopffen kan. Gebrauch. In der Artzney braucht man dieses Gewächses wenig / doch mag das gesottene (Mundund Hals-Geschwär. Mandlen-Geschwulst) Wasser / darinnen die Blätter dieses Baums gekochet worden / zum Mund-spülen / und gurgelen in den Mund und Hals-Geschwären / auch Geschwulsten der Mandlen wohl dienen. Die Färber aber brauchen die Wurtzen desselben / und färben die Tücher fewrroth damit. Mit der Rinden des Baums aber können sie gelb färben. Die Gerwer bedienen sich der Blätteren und Aestlein / ihr Läder damit zu säuberen. CAPUT XXVI. Dactel-Baum. Palma. Palma enascens. (Diese Figur zeigt an / wie die Dacteln erstlich auß dem Kern unter sich / und darnach erst in die Höhe wachsen.) Namen. DActelbaum / oder Palmbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Palma. Italiänisch / Dattero, Albero di Datteri. Frantzösisch / Arbre de Dattes, Palme, Dattier. Palmier. Spanisch / Palma. Englisch / Palmtree / Datetree. Niderländisch / Palmboom / Dattelboom.
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Dacteln heissen auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Palmula, Dactylus. Italiänisch / Datteri. Frantzösisch / Datte, le Fruit de la Palme. Spanisch / Datil. Englisch / Date / the Fructe of the Palmtree. Dänisch und Niderländisch / Dadelen. Geschlecht und Gestalt. Der Dactelbaum ist für allen anderen Bäumen / sonderlich an folgenden Sachen und Zeichen / zu erkennen. Erstlich / wachst er auß einfachem Stamme gerad in die Höhe auff; demnach wird solcher Stamme in keine Aeste / wie andere Bäume außgetheilet / oder außgebreitet / sondern gibt nur einen einigen Schoß oder Zweige in die Höhe von sich / welcher sehr groß wird: Dennenher diejenigen Botanici hierinnen irren / wenn sie den Palmenbäumen Aeste zuschreiben / denn was sie für Aeste halten / sind nichts anders / als doppelte Blätter / welche fast an allen Dactelbäumen zu gewissen Zeiten abfallen. Drittens / haben alle Palmbäum gestreiffte Blätter / fast wie die Rohr in den Wasseren; Viertens / ist ihre Blumen dreyblättig. Welche Bäume nun solche Kennzeichen an sich haben / die kan man under die Palmenbäume mit gutem Fuge zehlen. Die Medici und Botanici aber haben in fernen Landen bißher underschiedliche Gattungen der Palmenbäumen angetroffen. 1. Die erste Gattung dieser Bäumen ist der gemeine Palm- oder Dactel-Baum / Palma major, C. B. vulgaris, Park. Dactylifera major vulgaris, Johnst. Dieser Baum wachst auß einem Stamme gerad in die Höhe biß über die zwantzig Schritt weit auff; ist unden bey der Erden etwas dünner und schwächer alß oben. Hat eine rauche / unebne Rinden / mit dicken / gleichsam stapffel-weiß gesetzten Zapffen / daran gut auff- und abzusteigen; welche Zapffen nichts anders sind / alß hinderbliebene Wurtzeln der abgefallenen Blätteren. An statt der Aesten / deren dieser Baum mangelt / hat es viel neben auß und in die Höhe stehende dreyeckichte / gleichsam auß vielen Faseren (filamentis) zwischen welchen ein Marck stecket / zusammengesetzte / gestreiffte Blätter / welche schmal / aber bey drey Elenbogen lang / und unden eines kleinen Fingers dick sind / nach und nach aber gegen ihrem aussersten Theil dünner werden. Auß diesen dicken und gleichsam doppelten Blätteren wachsen beyderseits kleinere / einfache / eines halben Zolls breite / hartschneidende / und in einen scharffen Spitz außgehende / abwerts hangende Blätter. Den jenigen Kiel aber / so in einer ablang Hülsten / gleich einer Blasen / biß auff den Frühling verschlossen bleibt / hernach aber auß dieser geöffneten Hülsten hervorhanget / und die Früchten der Dacteln trägt / mag man wohl einem Kehrbesen vergleichen: Denn anfangs / da er zwischen den dicken Blätteren in solcher Taschen eingeschlossen stecket / ist er dünn zusammen gepackt / kaum eines halben Zolls breit / nachgehends aber ausser dieser Taschen / oder starcken Hülsen / theilet er sich in viel Reiser / oder Elen-lange dünne Stöcklein auß / also daß ein Reiser ausser dem anderen von dem Kiel außgehet: Diese Reiser oder Stecklein sind an ihrer undern kahlen Seiten viereckicht / gleich ob sie mit einem Messer also geschnitten wären / auf der obern Seiten aber / sind sie ungleich gedrähet / und durch viel Knorren / daran die Dactel hangen / uneben gemacht. Die Hülsen / darinn solche Sachen den Winter durch verborgen ligen / thun sich in dem Frühling auff / alsdenn sprossen anfänglich die Reiser / und an dem knorrichten Theile deroselben die Blümlein / trauben-weiß herfür / welche klein / weiß / dreyblättig / und wohlriechend sind. Den Blumen folgen die grünen Dactel nach / welche erst in dem Herbstmonat reiff werden / und alß grosse Trauben von den Bäumen hangen: Diese Dactel hangen vermittelst ihrer flachen Knöpflein an den Reiseren oder Stecklein; wenn sie reiff / haben sie ins gemein ein äusserliche dunckelrothe Rinden; under deren ligt das fette süsse Marck oder Fleisch / welches ein weisses auß vielen dünnen Fädemlein zusammen geflücktes Häutlein / mit einem ablangen Steinlein / in sich begreifft. Diese Frucht änderet sich an der Grösse / Gestalt und Farb: Man findet ablange / dicke / grosse / den Pflaumen gleich: andere sind rund und klein / alß die Eichele; etliche scheinen gelb / grün und roth zu seyn. Alle Palmenbäume haben kurtze / satte / nicht gar dicke / aber sehr in einander geflochtene Wurtzen / so daß sich zu verwundern / wie ihre so grosse / dickund schwäre Stäm̅e / in der Lufft sich steiff halten / und von keinen starcken Winden so leicht mögen übern hauffen gestürtzet werden. Weilen denn diese Bäume allem Last wiederstehen / und sich nicht leich biegen oder niedertrucken lassen / als haben die alten Römer vorzeiten ihre sieghaffte Kriegs-Oberste / nachdem sie ihre Feinde im Streit dapffer überwunden / zu einem Zeichen ihrer Heldenmüthigen Dapfferkeit mit Palmenzweigen gekrönet. Dieser Baum will ein saltzichten / satten / warmen Boden haben / daher er in Persien / Syrien / Aegypten / Morenland gern wachßt. Im Jüdischen Land um̅ die Statt Jericho ist er auch viel gewachsen / dannenher die Statt berühmt / und eine Palmenstatt in der H. Schrifft Deut. 34. v. 3. Judic. 1. V. 16. 2. Chron. 28. V. 15. genennet worden. In Italien / Spannien und Franckreich / da es ein sehr warm und saltzicht Erdreich hat / wird er mit Mühe und Arbeit in den Gärten gepflantzet / und trägt selten Früchte. In Teutschland aber ist er entweder gar nicht / oder doch schwerlich / und nur eine geringe Zeit aufzubringen. Man liset von Käyser Maximiliano, daß als er auf eine Zeit über Land reisende einen Bauren angetroffen / der da Stämme in seinen Acker gesegt / habe er denselben zu sich kom̅en lassen / und ihne gefragt / was für Früchte er allda pflantzete? der Baur antwortete dem Käyser / er setze Dactelbäume / worauff der Käyser hertzlich gelacht / und zum Bauren gesprochen: Ey lieber Mann / die Dacteln tragen erst über hundert Jahr ihre Früchte / du wirst es nicht erleben / daß du davon essen kanst. [64] Ja / Gnädiger Herr / antwortete der Baur / ich weiß es wohl / ich thue es GOtt zu Ehren / und den Nachkömmlingen zum Nutzen: Welche Rede dem Keyser so wohl gefallen / daß er dem Bauren hundert Gulden verehren liesse. 2. Das andere Geschlecht oder Art / Palma vinisera Theveti. J. B. C. B. wird in Aethyopien oder dem Morenland gefunden / die Moren oder Schwartzen / wenn der Baum noch jung ist / nennen ihne Quan. Er hat viel Aeste mit langen Dörnen / und schmahlen doch langen Blätteren / die wohl über zween Schuh lang sind / darauß sie ein Werck / welches man zu Fisch-netzen und kleinen Stricken gebraucht / zu machen wissen. So er eine Manns Länge hoch auffgeschossen ist / traget er Frucht oder Nüsse / die so groß sind alß eine Olive / hierauß wird das Palmen-öl gemacht. Wenn der Palmenbaum hoch und groß worden / alß der zuweilen vierzehen oder fünffzehen Schuh hoch auffschiesset / hat er unden herumb weder Aest noch Blätter / sondern stehet alß ein Mast / und tragt nur oben auff dem Gipffel seine Blätter / denn die understen verfaulen / oder vergehen allgemach und fallen ab / in dem oben in der Höhe newe herfür schiessen: Ein solcher wohlgewachsener Palmenbaum wird Tougoo von den Schwartzen genennet / ist sehr daurhafft und gibt Wein und Oel in einem Jahr. Den Wein / welcher in ihrer Landsprach Mignoll heisset / zapfen die Schwartzen auß dem Boume / in dem sie ein Loch in den Baum bohren / an dem Ende / da die Blätter zu wachsen beginnen: Hierauß tropfft alßdenn der Wein in ein Topff / so man darunder gehängt. Dieser Safft oder Wein sihet der Farbe nach alß Molcken auß / wann er noch frisch ist / gibt er ein süssen und lieblichen Geschmack von sich / des anderen Tags aber wird er saurlicht / und in kurtzer Zeit zu starckem Eßig: Solcher Wein nimmt das Gehirn ein / und machet die Menschen gantz truncken. Auß einem Baum kan man in einem Tag ohngefehr zwey Stübichin zapfen ohn einigen Schaden / wenn die Frucht des Baums reyffig ist. Diese Frücht sind eine Art Nüsse / etwas grösser alß Oliven / welche Trauben-weiß beyeinander wachsen / und von innen ein harten Kern mit einem süssen Marck haben. Wenn die schwarzen solche abgenommen / stampffen sie dieselbigen / und sieden sie zweymal / denn schwimmet das Oel oben / wird mit den Schalen abgeschöpfft / und in Töpffen bewahret. Dieses Palmen-öl gebrauchen die Moren an statt des Butters oder Oels von Oliven / welches sie allda nicht haben / bestreichen damit ihren Leib von oben biß unden zu / die Haut glatt und blinckend zu machen / so sie vor eine sonderliche Schönheit halten. Die Kerne dieser Nüssen haben die Schwarzen stäts im Mund / wie solches D. Dapper in seiner eigentlichen Beschreibung von Africa und dem Land der Schwarzen am 390. Blatt berichtet. 3. Die dritte Art ist der Guineische Palmbaum / Palma Coccifera ex Guinea. C. B. Nucula indica altera. Park. Welcher in Guinea bey den Gold-Ertz-Gruben häuffig wachset: dessen nidsich hangende Blätter biß 15. Schuhe lang: die gold-gelbe Frucht aber fette Kernen in sich haben / auß welchen die Einwohner einen ölichten dünnen Safft außpressen / so sie Palmen-öl nennen / und under die Speisen zur Lieblichkeit mischen. Sie pflegen auch in den Baum zu bohren / da denn ein süsser Safft / der Milch-schotten ähnlich / außfliesset / dene sie mit wildem Honig vermengen / und ein Tranck darauß machen / welchen sie Palmen-wein nennen; wenn er unmäßig genossen wird / macht er auch truncken. 4. Das vierdte Geschlecht ist ein Indianischer Palmbaum / Palma indica coccifera C. B. Palma sive Nux indica vulgo ferens Coccos, Park. Tenga, Hort. Malab. Die Frucht dieses Baums / Coccos, genannt / ist zuweilen so groß alß ein Menschen-kopff / aber in der Gestallt ablang / rund / wie ein Kürbiß. Auß diesem Baum zapffen die Einwohner auch einen geistreichen Safft / Suri, genannt / welcher lieblich auß saur / süß und gesaltzenem Geschmack vermischet / auch die Krafft hat / truncken zu machen. Auß diesem Safft destillieren sie einen Brannten-wein; sie machen auch einen Eßig / ja gar einen Zucker darauß / den sie Tagram nennen. Alles wird außführlich von den Auctoribus Horti Malabarici beschrieben. 5. So hat es auch noch viel andere Gattungen der Palmbäumen bey den Botanicis; und sonderlich in dem Horto Malabarico, welche sambtlich allhier außführlich zu beschreiben / mein Zweck nicht ist. Wollen allein ihrer Namen / und der Botanicorum, von denen sie beschrieben worden / gedencken. Das fünffte Geschlecht seye also: Ein Brasilischer Palmbaum mit glattem Stamme und Früchten in der grösse der Hüner-eyer. Palma Brasiliensis, caudice glabro, fructu ovi gallinacei magnitudine. Pindoba Brasiliensibus, Marggr. 6. Ein Indianischer Palmbaum mit Früchten / so den Pflaumen ähnlich. Palma Indica caudice in annulos protuberantes distincto, fructu pruniformi. Todda panna. Hort. Malab. 7. Ein Brasilische Stech-Palmen mit Früchten / so den Zwetschken an Grösse und Gestallt ähnlich. Palma Brasiliens. aculeata, fructu Pruni Damasceni magnitudine & figurâ. J. Raji. Palma Brasiliensis quinta seu Tucùm, Pison. 8. Ein Brasilischer Palmbaum mit äschfarben Blätteren. Palma Brasiliensis septima seu aquè, Pison. Palma Brasil. vinifera, foliis cinereis. J. R. 9. Ein Brasilischer oder Americanischer Palmbaum mit Trauben gestalteter Frucht. Palma Brasil. octava, Jraibà dicta, Pison. Palma Brasil. farinifera, An Prilerii? id est, Palma Americana fructu racemoso, C. B. 10. Ein edler Jamaischer Palmbaum. Palma nobilis, seu Regalis Jamaicensis & Barbadensis, der biß auff 250. Schuh hoch wachsen soll. 11. Ein Javanesischer Palmenbaum mit längsten Blätteren. Palma Javanensis longissimo folio. C. B. Palmae Indicae genus Lantor dictum. J. B. 12. Ein Palmenbaum mit grossen Scharlach-beeren. Coccus de Maldiva, Park. Palma coccifera figura ovali, C. B. 13. Ein Brasilischer Palmbaum mit einer Pflau [65] men - Frucht. Urucuri-iba, Marggr. Pison. Palma Brasil. farinifera, fructu Pruni, cupulae insidente, J. R. 14. Ein anderer Brasilischer Palmbaum. Palma Brasil. nona, Miriti dicta, Pison. 15. Wiederumb ein Brasilischer Palmbaum. Palma Brasil. decima, Mirajaiba dicta, Carol. Pison. 16. Ein Brasilischer Palmbaum mit kleinen Scharlach-beeren. Jocara, & Jucoara, Marggr. Giocarà, Pison. Palma Brasil coccifera minor, J. R. 17. Ein Americanischer stachlichter Palmenbaum. Palma Americana spinosa, C. B. Palma Hayri, Park. Palma Brasil. sexta sive Ayri, Pison. 18. Ein Indianischer Palmbaum mit sitzender Frucht / Faufel genannt. Caunga, Hort. Malab. Palma, cujus fructus sessilis, Faufel dicitur, C. B. Areca sive Faufel, sive Avellana Indiana versicolor, Park. 19. Ein Malabarischer wilder Palmbaum. Katou-Indel. Hort. Mal. Palma sylvestris Malabarica, folio acuto, fructu Pruni facie, D. Comelin. 20. Ein Indianischer Palmenbaum mit doppelten Blätteren. Palma Indica, folio bicomposito, fructu racemoso, Schunda pana, Hort. Mal. 21. Ein Wein-Palmen / mit stachlichter Frucht. Palma vinifera, fructu ex arboris trunco spinoso, C. B. 22. Ein Palmen mit Scharlach-beeren / und gefalteten Blätteren. Das Männlein und Weiblein. Palma coccifera folio plicatili flabelliformi foemina, Carimpana, Hort. Mal. Item, Palma coccifera folio flabelliformi mas. Ampana, H. M. 23. Ein Berg-Palmbaum. Palma montana, folio plicatili flabelliformi maximo, semel tantùm frugifera, Codda panna, sive Palma montana Malabarica, Hort. Mal. 24. Ein Brasilischer Palmbaum / mit Falt-Blätteren / und schüppichtem Stamme. Palma Brasiliensis prunifera folio plicatili seu flabelliformi, caudice squammato. Caranaiba, & Ananachicarivi Brasilianis, Marggr. Pison. 25. Für das 25. Geschlecht setzen wir die kleine oder niedrige Palmen / Palmam humilem, deren Figur allhier zu sehen. Kleine Palmen. Palma humilis. Namen. DIese Palmen wird auff Griechisch von Theophrasto genennet / [Greek words]. Lateinisch heißt sie / Palm humilis, Palma minor, C. Bauh. Palma humilis spinosa & non spinosa Hispanica, J. B. Palma folio plicatili seu flabelliformi humilis, Joh. Raji. Italiänisch / Cefaglioni. Englisch / Owart-Palm. Gestalt und Geschlecht. Sie wachst in Sicilia und Ilva in grosser Mänge / wie auch in Spanien und bey der Statt Siena und Pisa / in sandichtem saltz-Erdreich. Ist nicht viel über ein Elen hoch / vergleichet sich mit den Blätteren dem Palmenbaum / allein daß sie kleiner und kürtzer sind. Bringt ihre Blumen seiten-werts auß haarrichtem Putzen / darauß entspringen die Beer oder Trauben / wie die beygesetzte Figur genugsam für Augen stellt. Nahe gegen der Wurtzel gewinnet sie einen runden Knollen oder Bollen / der ist mit sehr viel Hülsten verwahret / den schelet man / Kleine Palmen. Palma humilis. besprengt ihn mit Pfeffer un̅ wenig Saltz / den̅ er ist am Geschmack sehr lieblich und mürb / gehöret für die Italiänische und Spanische Leckmäuler. Man nennet diesen Knoll n Cerebrum, ein Gehirn. Rembertus Dodonaeus schreibet / Stirp. Histor. pempt. VI. Lib. III. Cap. 28. man bereite dieses Gehirn darumb mit Saltz und Pfeffer / dieweil es gern viel bläst / und böse Feuchtigkeiten verursache. Die Reißlein von diesem Palmen-Geschlecht tragt man fast in gantz Italien feil in der Fasten / damit schmucken sie ihre Oelzweige am Palmtag zur Weihung. Man macht auch gute währ afftige Körbe und Bäsen darauß. Eigenschafft. Der Palmenbaum hat ausser der Frucht nichts / daß in der Artzney oder den Speisen gebraucht wird. Indessen steckt er voll Saffts / welcher theils einen brennenden Schwefel-geist / theils auch ein sawres tartarisches Saltz zimblich mit sich führet / dennenher er auch / nach dem er auß dem verwundten Baum außgeflossen / nicht lang seinen natürlichen lieblichen Geschmack behaltet / sondern bald sawr und zu Eßig wird. Die Rinden und das Holtz / haben viel grobe / irdische / mit rauch-sawrlichtem Saltz vermengte Theile / welche mit den schwefelichten also vergesellschafft / daß eine zusammenziehende Krafft darauß entstehet. Die Dacteln aber haben etwas ölichte mit heimlichem sawrlichtem Geist vermischte Theile / dennenher sie übel zu verdäwen / den Magen beschwären / viel Wind und Blähungen machen / die Leber und das Miltze verstopffen / dem Haupt ein Schmertzen verursachen / wenn sie zu viel geessen werden. Hingegen haben sie die Eigenschafft das flüßige Geblüt zu erdickeren / zusammen zu [66] ziehen / die Ruhren und Blutflüssen zu mässigen oder zu stillen / und die allzu grosse Schärffe des Geblüts zu linderen. Gebrauch. Die Dacteln werden nicht viel gebraucht. Die Africaner / bey denen sie gemein / essen (Häisere des Halfes. Husten. Leibsfrucht stärcken. Milch vermehren.) sie wohl zeitig für die Häisere des Halses / und den Husten. Ihre schwangeren Weiber geniessen sie zu Stärckung der Leibes-Frucht / und die Kindbetterinnen zu Vermehrung der Milch. Welche Nutzbarkeit denn solche Früchte diesen Leuthen wohl geben können / alß die nicht nur starcke Mägen / sonderen auch einen viel herrlicheren und kräfftiger verzehrenden Sawrteig darinnen haben / denn die Europae???r / der n schwächere Mägen von solcher Frucht alle oberzehlte Unge???egenheiten erwarten müssen. Es sind doch etliche her / welche ein sonderlich (Harnbrennen. Pulver auß Dactelu.) Mittel wider den brennenden Harn auß den Dacteln auff folgende Weise bereiten. Nembt der Dacteln / so viel ihr wollt / raspelt oder feilet ihre Steinlein zu reinstem Pulver / das Fleisch zerschneidet in kleine Stücklein / dorret sie in dem Bachofen / dadurch der saure Geist verzehret wird / und stoßt sie ebenmäßig zu subtilem Pulver / dieses Pulver mischet wohl under einanderen / thut gleiches Gewicht Zucker darzu / mischt alles nachmahlen wohl zusammen / und gebt dem Patienten alle Morgen und (Safft zu obigem Pulver) Abend drey Messer-spitz-voll in folgendem Safft ein: Darzu nembt Lattich-Seeblumen- und Chamillen-Wasser / jed. zwey Loth. Pappelen-Wasser / ein und ein halb Loth. Eibisch Syrup nach des Fernelii Manier gemacht 2. Loth. Violen-Syrup ein Loth. Zimmet-wasser ein halb Loth. Mischet alles wohl durcheinander. Weilen die Dacteln eine stopffende Eigenschafft haben / als kan man so wohl den Trunck des Wassers / darinnen sie geso???ten / als auch ihr Pulver auff ein halb quintl. schwär offt eingenommen / zu Stillung allerhand (Bluten der Nasen guldenen Aderen. Blutspeye̅ Dick Magenpflaster) Ruhren / des vielen Blutens der Nasen / guldenen Aderen / Blutflusses der Weiberen / Blut-speyen / eingeben. Aeusserlich mag man auch die gedörrten Dacteln mit Muscatnuß / Mastix / Wachholderbeere und Zimmet zu Pulver stossen / solches (zu Stillung) under Quitten-Latwerg / geröstete und gepülverte Brot-rampff / und ein wenig Saurteig wohl rühren / alles zusammen in rothem Wein undereinander ein wenig zu dickem Muß / oder einem Cataplasma kochen / Solches hernach dick zwischen ein doppeltes Tuch streichen / und also warm über den schwachen Magen und Bauch l???gen. Stillet (des Erbrebrechens. Grim̅ens. Ruhren. Vertheilung der Winden.) das Erbrechen / Grimmen / Ruhr / und rothe Ruhr / stärcket den Magen / vertheilet die Wind und Blähungen. Das Pulver von Dacteln gebrauchen sie auch außwendig zu Reinigung der fressenden Schäden / Zusammenziehung der gebrochenen (gifftige Schäden.) und schweissenden Aederlein / davon solche fressende Schäden immer underhalten werden: Zu Verkleinerung des angelauffenen und verschwollenen Halszäpfleins (Zäpfleingeschwulst.) / wenn man das Pulver durch ein Röhrlein daran blaßt. Die Dacteln werden bey uns auch offt (Dacteln-Wasser.) im Wasser gesotten / und das Wasser den zu der Schwindsucht geneigten Kinderen zu trincken gegeben / damit sie davon Nahrung haben sollen. Wenn nun die Kinder zu vielen und gefährlichen Durchbrüchen geneigt / mag man es wohl gebrauchen: so (den Kinderen schädlich.) sie aber den Verstopffungen mehr underworffen / ist es höchst schädlich / und mag erst eine Verstopffung in den Milch-Aderen des Gekröses / dadurch der Nahrung-safft natürlicher Weise gehen soll / erwecken / hiemit ein Abnehmen des Leibs verursachen. CAPUT XXVII. Tamarinden. Tamarindi. Namen. DEr Tamarinden-Baum heißt auf Lateinisch / Tamarindus, J. B. Park. Siliqua Arabica, quae Tamarindus, C. B. Balam-pulli, seu Maderam-pulli, H. Malab. Englisch / The Tamarind-Tree. Die Tamarinden aber werden genennet / Tamarindi, Dactyli Indi, acidi. Griechisch / [Greek words]. Gestalt. Herr Walter Schultzen beschreibet in dem 3. Buch seiner Ost-Indischen Reise im 12. Cap. den Tamarindenbaum also. Die Tamarinden / so in vielen Indianischen Länderen gefunden wird / wachst häuffig in Bengalen. Der Baum ist mehrentheils schön / groß und lustig anzusehen / hat viel außgebreitete hohe Zweig und Blätter: Er wachst leicht auff / und hat keiner sonderlichen Wartung nöthig. Ich hab die Tamarinden-bäume / wie bey uns die Lindenbäume an den Strassen / Märckten und Plätzen zur Lust auffwachsen gesehen. Die Blühte ist der Pfersich oder Mandeln-blüte nicht ungleich / werden aber endlich weisser: Auß dieser Blüte wachst hernach die Frucht länglicht / aber ein wenig krum herauß. Die Hülsen gleichen unsern inländischen Bohnen / erst sind sie grün / hernach werden sie grau. Diese Hülsen sind bey nahe eines Fingers lang. [67] Wenn die Sonne undergeht / verbergen sich die Früchte under den Blätteren / und kommen des Morgens mit der Sonnen Auffgang wieder hervor. In einer jeden Hülse sind drey biß vier kleine braunfarbichte Bohnen / so außwendig mit einem leimichten Marck / welches eigentlich die Tamarinde ist / bedeckt zu seyn befunden werden. Alß ich einmals durch starckes gehen erhitzet worden / prüffte ich auß Fürwitz ein Tamarinde / merckte aber / daß sie herbe und saur ware. Die Indianer und Portugeser wissen ihre Speisen durch die Tamarinden lieblich zubereiten / und wohl schmackend zu machen. Sie wird auff unterschtedliche Weise überzuckeret / wie auch wohl eingesaltzen / und hernach in alle Welt versendet / die überzuckerten und eingemachten aber sind die besten und schmackhafftigsten; Sie entblössen die Tamarinden von ihren Hülsen / und knätten dieselben vermittelst dero leimichten Feuchtigkeit zusammen / und machen grosse Klumpen und Stücke dar auß / welche alßdenn mit Zucker oder dergleichen in Töpfe gelegt / verkaufft / und in andere Länder verführet werden; Auff solche weis geht man etwas unsauber mit dero Zubereitung umb / sind auch mehrentheils sehr wolfeil / ungeachtet dieselben / wegen ihres saurlichen guten Geschmacks / wie auch wegen ihrer kühlenden und Blut-reinigenden Krafft sehr begehret / und nutzlich von vielen gebraucht werden. Mit was für einer Gestalt der Tamarinden-baum in Egypten angetroffen werde / beschreibet Prosper Alpinus in lib. de plant. AEgypt. c. X. sehr schön und weitläufftig. Er wachst in der Grösse des Pflaumenbaums / hat dicke Aest / seine Blätter vergleichen sich den Myrten-blätteren / und die weissen Blumen dem Pomeranzen-blust / auß deren Mitte schiessen drey dünne Fäden / darauß dicke Schoten wachsen / die erstlich grün / darnach im reifen äsch-graw sind / und von innen etliche ungleiche Körner haben / die in einem schwarzen saurhafftigen Marck ligen. Dieser Baum wachset nicht häuffig in Egypten / ist auch nicht einheimisch / sondern wird auß Arabien und Morenland dahin gebracht / und in die Lust gärten gepflantzet. Die Blätter folgen alle zeit der Sonnen nach / darumb sie auch Sonnen-folger genennet werden: Denn wenn die Sonne under gehet / schliessen sich die Blätter zu / und öffnen sich mit der Sonnen Auffgang wieder: auch schliessen sich die Schoten im Undergehen der Sonnen zwischen die Blätter so dick zusammen / daß sie dieselben vest halten / und denn erst wieder loß lassen / wenn die Sonne auffgehet: Dieses umbkehren der Blätter wird sonst auch in andern Egyptischen Gewächsen angemerckt / als in Acacia / Abrus / Absus / Sesban: Mit den Blätteren des Tamarinden-baums / welche im Winter nicht abfallen / säurlich un̅ angenehm von Geschmack sind / vertreibt man in Egypten den Kinderen die Spulwürme. Die Araber machen die kleinen / wie auch die reiffen und grossen Schoten samt dem Marck mit Zucker ein / solches eingemachte Marck nemmen die Reisende mit sich / und leschen darmit in den Wildnussen den Durst / wenn sie durch die Hitz der Sonne entzündet sind / und treiben zugleich die verbranten Feuchtigkeiten von unden auß. Sie trincken auch das Wasser / darinnen ein zimlicher Theil Tamarinden geweichet ist / mit Zucker vermischt / wieder allerley Fieber / denn dieser Trunck ist denen / die auß Erhitzung durstig sind / sehr angenehm / er kühlet / und leschet den Durst auß der massen / wird in allen Entzündungen der Leber und Nieren / wie auch wider den Samen-fluß nutzlich gebraucht. Den Arabern folgen die Türcken nach / denn auch diese / wenn sie in dem Sommer eine weite Reiß anstellen / Tamarinden mit sich nemmen / meisten theils den Durst damit zu stillen: Wird in der Türckey viel gebraucht / dahero kein Jahr fürübergehet / daß man nicht in Alcair mehr alß drey tausend Pfund Tamarinden verkaufft. Johannes Bauhinus tomo I. histor. plantar. universal. lib. XII. c. IV. schreibt / daß in dem Königreich Buzarathe viel Seeräuber sich auffhalten / welche die reisenden Kauffleuth auffangen / und ihnen Tamarinden mit Meerwasser zu trincken geben / damit sie ein Durchbruch des Leibs überkommen sollen: Die Ursach ist / dieweilen die Kauffleuth / wenn sie den Seeräubern von weitem gewar werden / ihre Perlen und Edelgestein verschlucken / auff daß man sie derselben nicht beraube / so die Seeräuber wohl wissen / dahero sie ihnen diesen Tranck einschütten / damit sie solche hinunder geschluckte köstliche Sachen durch den Stulgang von sich geben müssen. Die Frucht / so man in den Apothecken Tamarinden nennet / hat einen sauren und zusammenziehenden Geschmack / wird selten zu uns gantz gebracht / sondern zerstossen / und in einen Klumpen oder Klotz formiert / so man den zertheilt / findet man darinnen gelbe Kernen mancherley Gestalt. Die besten Tamarinden sind rothschwartz / weich / frisch und ädericht. Nach der Gestalt / die allhie abgemahlet / ist Herren Camerario und anderen diß Gewächß anderhalb Spannen hoch auffgangen / aber darnach im Winter verdorben. Seine Blätter thun sich zu Nacht oder bey trübem Wetter zusammen. Es hat ein lange Schoten. Garzias ab horto lib. I. aromat. Ind. Hist. Cap. XXIIX. schreibt viel davon / und zeigt an / daß dieses Gewächs in India Puli und Ambili genannt werde / aber von den Arabern Tamarindi, das ist Indianische Dacteln / nicht daß es den Dacteln zu vergleichen oder dahin zu zehlen seye / sondern dieweil sie kein anders bequemeres Wort haben finden können / und es inwendig steinichte Kernen in sich haltet. Eigenschafft. Die Tamarinden-Frucht hat ein lieblich sauren Safft / mit gelind purgierenden Saltz-Theilen in sich / deßwegen sie die Eigenschafft hat / innerliche Hitzen zu löschen / die Gall gelind außzuführen / dem Durst zu stearen / das viele Erbrechen zu stillen / vnd allzu grosse Schärffe des Geblüts zu milter ???.
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Gebrauch. (Gallen / verbran̅te und böse Feuchtigleiten im Leib / durst / Gelbsucht. Hauptschmertzen.) Tamarinden treibt durch den Stuhlgang die Gallen / auch andere verbrannte und böse Feuchtigkeiten / so sich im Magen und den Därmen gesamlet habe̅ / miltert alle Kranckheiten / so von Hitz herkommen / löschet den Durst / hilfft wohl den Gelbsüchtigen / leget den Schmertzen des Haupts / und macht Lust zum essen. In solchen obgemeldten Zuständen kan man für ein Persohn von 30. Jahren nachfolgendes Purgier-träncklein machen. Nimm frische Tamarinden zwey Loth / Senetblätter 1. Loth / Anissamen 1. quintlein / zerschneide alles / thue es in ein sauber Geschirrlein / schütte darüber ein halb quartal Wegweisen-wasser / laß über Nacht stehen / und Morgens bey dem Fewr ein Wahl thun / darnach treibe alles durch ein sauberes Tüchlein / trincke es laulicht / und gebrauche darauff ein Stund umb die ander biß zu dem Mittag-essen ein lauters Fleisch-brühlein. (Hitzige Naturen / Durst / Sodt des Magens. hitzige Fieber.) Die Conserva oder Latwerg von den Tamarinden gemacht / dienet den hitzigen Naturen / löschet den Durst und den Sodt des Magens / ist gut in allen hizigen Fiebern: temperiert sonderlich die Gall und ihr flüchtig ölichtes hitziges Saltz. (Welche Tamarinden die beste? Hitzig Fieber.) Zu dem Gebrauch muß man die Tamarinden außwehlen / welche frisch / schwartzrothlicht / lind / zart / safftig und weinsäurig sind. In den hitzigen und anderen Fieberen / da der Leib immer verstopfft / kan man 2. biß drey oder vier Loth in einer Maß oder mehr Wasser / neben geraspeltem Hirtzenhorn oder in Milchschotten sieden / und (Verstopffung des Leibs.) so es gesichtet / demnach dem Patienten ordinari zu trincken geben; wird die Hitz, des Fiebers löschen / und den Leib offen behalten. (Pulpam, oder geläuterten safft der Tamarinden zu machen.) Die Pulpa oder das Marck und gereinigte Safft der Tamarinden wird also gemacht; Thut die außgenommenen Tamarinden in ein roßhärenes Sieb mit kleinern Löchlein / gießt ein wenig warm Wasser darüber / truckt allgemach mit einem umbgekehrten höltzernen Löffel den dicken Safft durch das Sieb / und behalt ihn also auff. Diese Pulpam kan man mit Rosen- oder Borretsch-Zucker vermischen / auch ein wenig Nägelein-Syrup (Tamarinden-Latwerg. Laxier-Tamarinden-Julep.) darzu thun / gibt ein sonderlich gute Latwerg ab / davon der Patient offt in Fiebern oder in vielem Erbrechen / zu Stärckung des Magens / Erlabung des Hertzens / und Löschung innerlicher Hitzen etwas nehmen kan. Diese Pulpa kan auch auff 2. 3. biß 4. Loth mit Wegweissen-wasser verlassen / und zu gelinder Außführung der Gallen für einen Julep zu trincken gegeben werden. (Wie die Milch damit zu scheiden.) Welche die Geißmilch-schotten Cur gebrauchen wollen / können mit nichts bessers die Milch scheiden / alß mit dem geläuterten Tamarinden-Safft / wiewohl man auch die rohe Tamarinden darzu nehmen kan. Man laßt zuvor auff gelindem Fewr ein Wahl oder Sutt über die Milch gehen / wenn sie nun auffwallet / wirfft man ein paar Messer-spitz-voll Tamarinden darein / so wird sie sich bald scheiden / den sichtet man sie / und trinckt die warme Schotten davon. CAPUT XXVIII. Cuciofera. Namen. DIeses Gewächs ist ein Baum / welcher keinen teutschen Namen hat. Auff Griechisch wird er genennet [Greek words] / Lateinisch / Cuciofera Palmae facie, J. B. Gestalt. Der Baum welchen Theopharstus Cucioferam nennet / und in Africa wachst / ist dem Dactelbaum ähnlich / außgenommen / daß dieser gerad und unzerspalten über sich steigt / jener aber / so er zum theil auffgewachsen ist / spaltet sich / und gewinnet zween Stämme. Gleicher Weiß werden diese zween Stämmer wiederumb abgetheilt. Er tragt nicht viel Zweige oder Gerten / und die sind kurtz / die Rinde ist wie am Dactelbaum. Er bringt seine sonderliche Frucht / die allhie abgemahlet / und ist so groß / daß man sie kaum mit einer Hand begreiffen kan / jedoch werden sie in solcher Grösse nicht zu uns gebracht. Am Geschmack süß und gar lieblich / an der Farb und Gestalt gelblicht wie ein Quitten-apffel. Der innerliche Nußstein ist einer welschen Nuß groß / fast vierecket / unden breiter / oben spitziger / hat eine harte / gerümpffte / roth-Schwartze Schalen / inwendig anzusehen wie ein Marmelstein / ist auch härter / mitten darinnen siehet man ein Grüblein so groß / daß ein Haselnuß mit ihrer Schalen könnte darinnen ligen / aber das Grüblein ist leer / hat keinen Nußkern. Auß diesem Holtz machen die Persier Bethstolen: Sie sagen dieser Baum habe gleiche Krafft mit dem Dactelbaum / sonderlich aber (Lendenstein.) loben sie das steinigte Nußbein / stossens zu kleinem Pulver / und Trinckens in Wein wider den Lendenstem.
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CAPUT XXIX. Musa, Musa. Namen. Musa / ist auff Lateinisch / Musa arbor, J. B. Palma humilis longis latis???ue foliis, C. B. Pacoeira, Pison. Bala, Horr. Mal. Englisch / The Plantain-tree. Gestalt. Die Musa wachst sechs oder mehr Elen hoch / biß sie endlich zu einem vollkommenen Baum wird. Jhre Wurtz ist dick / rund / zwey biß drey Spannen lang / mit vielen haarichten Zaseren / hat ein weisses Holtz / auß deme / so es verwundet wird / ein weiß und fettlichter Safft / so etwas süß und zusammenziehend / fliesset. Der Stamm hat eine schupichte Ründe mit Blätteren voll besetzt. Diese sind einer Elen lang und ein halbe breit / auch mit einem breiten und dicken Rippe in der Mitte durchzogen. Im Sommer verwelcken die Blätter / entweder auß eigener Art / oder von der Sonnen-hitz / also daß sie alle abfallen / und im Herbst die Rippe nackend stehen. Under denen oben auff dem Baum außgebreiteten Blätteren finden sich sechs / sieben / biß acht neben einander stehende / weiß-gelbe Blumen / deren jede beyläuffig zwey Finger lang. Dieses Gewächs überkom̅t keine Aeste / sondern auß seinen Sprößlein etliche besondere nach beysammen stehende Früchten / von rohter Farb und einer Hand lang: dieser wird rings herumb am Stamm ein zimliche Anzahl gefunden / wie denn ein jedes Sprößlein von 10. biß 20. und der gantze Baum so fort biß auff 60. 80. 100. ja 150. tragen kan. Wenn sie reiff / schneidet man den Ast oder Sprossen sambt den Früchten ab: ja den Baum selbsten hawt Frucht der Musa. Musae Fructus. man umb / weil er mehr nicht alß ein Jahr dauret und Früchte tragt. In ihrer Zeitigung bekommen sie ein gelblichte Farb / vergleichen sich den Feigen / und in der Grösse den kleinen Cucummeren. Jhre Schale oder Ründe ist auch denen an den Feigen ähnlich / sie wird nicht mitgeessen / sondern hinweggeworffen. Die Frucht ist alles Marcks und Kernen frey / kommet auch in etwas mit den Melonen überein: Von Anfang scheinet sie ungeschmackt zu seyn / sonderlich denjenigen / die ihrer nicht gewohnt / schmacket aber hernacher je länger je angenehmer. Sie wächst in Indien / in der Landschaffe Canara / Decan / Buzarathe / Bengala / und Malavar: Insonderheit wird diese Frucht gerühmt / welche in Martaban wachst / und erstlich auß Bengala dahin gebracht worden / deßhalben man sie Martabanische Feigen nennet. Man findet dieses Gewächs auch in Africa / Syrien / Aegypten und Cypren / von dar man es nach Venedig bringet. Eigenschafft. Die Frucht dieses Baums / hat ein gesundes / zur Speiß wohl dienliches nehrhafftes Fleisch in sich / welches mit einem geistreichen / auß miltem Saltz und Oehl wohl temperierten süssen Safft begabet. Gebrauch. (Brust- und Lungen-Kranckheit. Harnbrennen.) Die Einwohner dieser Landen gebrauchen diese delicate Frucht in der Speiß / bedienen sich auch derselbigen in den Brust- und Lungen-Kranckheiten / insonderheit aber wider das Harn-brennen. Sie beförderet den Stulgang / ist den schwangeren Weiberen nutzlich und erwecket den Lust zu der ehlichen [70] Liebe. Die Indianer pflegen sie zu rösten / und mit gestossenem Zimmet in Wein zu weichen / sollen also viel lieblicher als die gekochten Quitten seyn: Man schneidet sie auch in der Mitte entzwey / beschüttet sie mit Zucker / laßt sie in einer Pfannen kochen / und besprengt sie hernach mit Zimmet / gibt auff diese Weiß ein angenehme Speiß. Diese Früchte nach der Länge von einander geschnitten / und an der Sonnen getrocknet / sind an dem Geschmack und der Nahrung besser alß die dürre Feygen: auff Brätteren in den heissen Ofen geschoben und gebachen / behalten sie einen lieblichen Geschmack: So man sie aber zu viel gebraucht / beschwähren sie den Magen und verstopffen die Leber. CAPUT XXX. Myrtenbaum. Myrtus. Namen. MYrtenbaum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Myrtus. Italiänisch / Mirto, Mortina, Mortella. Frantzösisch / Myrte, Meurte, Murte. Spanisch / Arraihan, Arrayan. Englisch / Myrtree. Niderländisch / Myrthus. Gestalt und Geschlecht. Der gemeine Myrtenbaum / Myrtus communis Italica, C. B. hat die Grösse des Granaten-baums / er wachst auff mit gleichen langlichten / dicken / allezeit währenden / wohlriechenden Blättern allein daß sie grüner sind und schön anzusehen. Er ist zweyer Geschlecht / der zahme und wilde. Der zahme ist allenthalben grösser und schöner / seine Aeste stehen dick ineinander / sind zähe und biegig / haben ein rothe Ründen / riechen wohl / und sind am Geschmack scharff. Er bringet weisse wohlriechende / bald einfache / bald gefüllte oder vielfache / fünffblättige Blumen; denen folgen ablange oder runde Beere / die vergleichen sich dem Singrün / darnach sind sie roth / endlich schwartz / darinnen stecken viel Körnlein: diese Beer haben einen zusammenziehenden / und nicht unlieblichen Geschmack. Der wilde ist grüner und viel kleiner als der zahme / zeucht auch hefftiger zusam̅en. An den alten Bäumen wachst am Stammen ein ungleich von mancherley Farben knospet Gewächs / welches gleich alß ein Hand den Stamm umbfahet / und [Greek words] Myrtidanum, genannt wird / dasselbig ist viel kräfftiger zusammen zie hender Natur / alß die Blätter oder der Samen. Der Myrtenbaum wachst an warmen und sonnreichen Orten / in Italien am Ufer des Venedischen Meers / wie auch in dem Toscanischen / Romanischen und Neapolitanischen Gebieth; in Franckreich und dessen Provintzen und Langendock. Auch wird er in den Wälden sambt dem Lorbeerbaum gefunden. In Hispanien und anderstwo werden mehr Arten der Myrtenbäum angetroffen / die man in Holland in die Gärten pflantzet / davon besihe Carolum Clusium lib. I. hist. stirp. Hispan. cap. XXXIII. & lib. I. rarior. plantar. histor. cap. XLIII. Eigenschafft. Der Myrten-baum bestehet auß vielen rauchen irdichten / und etwas balsamischen Aromatischen gesaltzenen Theilen / dennenher er sambt allem was er an sich hat / die Eigenschafft hat zusammen zu ziehen / zu stopffen und zu tröcknen. Gebrauch. (Blut-außwerffen / Versehrung der Blasen. Haar schwartz machen. Außfall des Mastdarms und der mutter Finger-geschwär un̅ aufgewachsen Fleisch bey den nägeln. Mundfäule.) Die Myrtenbeerlein dürr zerstossen und eingenommen / helffen wider das Blut-außwerffen / und die Versehrung der Blasen. Das Wasser / darinnen diese Beer gesotten sind / schwärtzt das Haar / so mans offt darmit waschet. Die Beer gesotten und ein Bähung davon gemacht / kommet zu hilff dem Außfall des Mastdarms und der Mutter. Die dürren Blätter gepülvert und eyngestrewet / sind behilflich wider das Finger-Geschwär und auffgewachsen Fleisch bey den Nägeln. Myrten-blätter in Wasser gesotten und den Mund laulicht darmit gewaschen / heilet die Mund-fäule. (Geschwär der Nasen.) Wider die Geschwär der Nasen: Nimm zerstossene Myrtenblätter / geuß dazu Wein und Honig / mische es über einem Kohlfewr / biß es dick und ein Pflaster wird / und lege es auff den Schaden. (Geschwär des munds.) Wider die Geschwär des Munds.: Nim̅ Myrtenkörner ein halb Loth / Odermännig und Braunellen jedes ein halbe Hand voll / siede es in einem Quartal frischen Brunnwassers sichte es durch ein Tuch / thue dar zu 4. Loth Rosenhonig und gebrauche es wie ein Gurgelwasser. (Haupt-un̅ Hertz-stäncken.) Das von den Blättern distillierte Wasser / gibt ein lieblichen Geruch von sich / stärcket das Haupt und Hertz / wird mit andern wohlriechenden Wasseren vermischt.
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(Rothe Ruhr / Durchbrüch / Schrundë des Mastdarms / Wolff am Hinderen.) Das Oct von den Beeren des Myrtenbaums gemacht / dienet auch in der rothen Ruhr und anderen Durchbrüchen / so man den underen Leib warmlicht damit anschmieret / es heilet die Schrunden des Mastdarms / und ist gut zum Wolff am Hinderen / damit laulicht angeschmieret. (Myrten-Syrup zumachen.) Auß der Myrthen wird auch folgender vermischter Syrup / nach Mesue Beschreibung / in den Apothecken gemacht: Nem̅t Myrtenbeere 5. Loth / rothe Rosen / weissen und rothen Santal / Sumach, oder Färber-Schlüng-baum / Granaten-blust / Erbselen / jed. 4. Loth und 1. quintl. Zeitige aber noch harte und nicht gelegene Mespeln 12. und ein halb Loth / deß auß wilden Apffeln und Quitten frisch außgepreßten Saffts jed. ein halb Pfundt. Siedet alles undereinander in acht Pfundt frisch Brunn-wassers / biß der halb Theil eingesotten / sichtet den restierenden Safft durch ein sauber Tuch / mischt 3. Pfundt Zucker darunder / und kochet es ferner biß es die Dicke eines Syrups hat. Dieser Syrup ist sehr kräfftig bey denen (Blutspeyë.) so Blut speyen / oder einen warmen / von (Hitziger Husten / Nasenbluten / Weiberfluß / Guldene Ader fluß / Erbrechen. Ruhr / viel harnen.) dünnen scharffen Flüssen herrührenden Husten haben: So dann anderen / die mit dem Nasenbluten / oder dem starcken Fluß der guldenen Aderen / Blut-harnen behafftet sind. Es stillet auch den starcken Fluß der Weiberen / das Erbrechen / alle Ruhren / und das überflüßige harnen. Man kan entweder pur offt ein Löffel-voll davon nehmen / oder destillierte gute Wasser darunder mische̅. Tarentinischer Myrtenbaum. Myrtus Tarentina. Der Tarentinische Myrtenbaum / Myrtus minor vulgaris, C. B. Tarentina, Matth. Cam. hat viel kleinere und steiffere Blätter / alß der gemeine / auch rundere und kleinere Früchte / die sind am oberen Theil gekrönet / an der Farb schwartz-purpur / haben inwendig viel weisse kleine Stein-kernlein. Er blüher wie der gemeine Myrtenbaum. Außländischer Myrtenbaum. Myrcus exotica. Der außländische Myrtenbaum / also genennet / darumb daß er vor Zeiten von frembden Orten her in Italien / sonderlich in dem Königreich Neapoli und in anderen wohlgerüsten Gärten gepflantzet worden / Myrtus angustifolia Boetica, C. B. Myrtus exotica, Matth. Tragt Blätter / die sind an der Gestalt dem Myrtenbaum gleich / doch spitziger / steiffer und in grösserer Mänge / offt stehen sie so dick in einander / daß man kaum die Aeste sehen mag. Die Frucht ist länglicht wie an dem gemeinen Myrtenbaum / aber am Geschmack nicht so lieblich / sonder raucher und magerer. Auß diesen zweyen Myrtenbäumen pflegt man Zäune und Laubwerck zu flechten / denn die Blätter und Blumen geben ein guten Geruch. Man brennet auch wohlriechende Wasser darauß. Werden in den Artzneyen wie der gemeine Myrtenbaum gebrauchet. Mit was für einer Gestalt das Myrtenbäumlein in Teutschland / insonderheit zu Nürenberg / in den Gärten herfürkomme / beschreibet Wolffgang Jacob Dümler / in dem 2. Theil des Baum- und Obstgarten im 9. Cap. also. Das Myrtenbäumlein hat eine seine und schöne Gestalt / wachset auff mit zähen Aesten / welche sich leichtlich biegen lassen / dick in einander stehen / und mit einer rothen Rinden umbgeben. Die Blätter sind glatt / glitzend / ein wenig breit und spitzig: Dahero bey uns zwey Gattungen / breit und schmal blätterige / angetroffen [72] werden: Die Farb der Blättern ist sinngrün. Die Blumen sind weiß / inwendig mit bunten Fäßlein umbsetzet / nach welchen die Frucht / nemlich langlichte Beer folgen / dieselben scheinen anfangs grün / darnach roth / und wenn sie zeitigen sind sie schwartz / in welchen viel kleine Körnlein sich finden. Beedes Blätter und Blumen geben einen lieblichen Geruch von sich. An dem Slam̅ ereignet sich ein ungleiches Knospen-Gewächs / welches gleichsam alß eine Hand den Stamm umbgreiffet und zusammen haltet. Das Myrten-bäumlein hat vor andern Gewächsen diese Eigenschafft / daß wenn es im April anfangt zu blühen / es die Blumen nicht gleich wegwirfft / sondern lang behalt / und ob gleich etliche verwelcken / so sind doch schon wider andere vorhanden / so das Bäumlein zieren / und währen solche Blumen biß in den Herbst / ja gar in den Winter hinein / zumahl wenn derselbe mit warmem Wetter anfähet. Die Blumen sind schön / und den Maßlieben- oder Margarethen-Blümlein gleich. An sich selbst ist es ein weiches Gewächs / so die Winterkälte nicht vertragen kan / darumb dörffen wir es nicht ins Feld setzen / sondern muß in Scherben und Kübeln gepflantzet werden / damit man es in Winters-zeit in Keller setzen könne. Es wird erziehlet von seinen Zweigen / die wie Roßmarin gepflantzet werden / auch von jungen Schossen / so die Wurtzeln außtreiben / oder von Zerreissung der Wurtzel fortgepflantzet. Zu seinem Wachsthumb will es haben ein fettes Erdreich / einen sonnichten Ort / und fleißige Begiessung / so wird es schön und lustig. Die frechen oder allzulang herfürreichende Aestlein kan man mit der Buchsscheer abschneiden / und das Bäumlein eine Kugel-runde Form oder eine Gestalt / nach des Garten-Herren Gefallen / anmachen / wie nun dieselbe ist / also wird sie eine Zeit-lang bleiben / und nicht geschwind verwachsen.

CAPUT XXXI.
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Heydelbeer. Myrtillus. Namen. HEydelbeer heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Myrtillus, Vitis Idaea. Italiänisch / Mirtillo. Frantzösisch / Airelle. Dämsch / Boeller / Boellerys / Blaboer. Niderländisch / Crakebesien / Hauerbesien. Englisch / The Bilberry-busch. Geschlecht und Gestalt. Es gibt der Heydelbeeren underschiedliche Art und Geschlecht. Das Erste ist die grosse Heydelbeer-Stauden / Myrtillus grandis, sive Vitis Idaea magna quibusdam, J. B. Vitis Idaea foliis subrotundis exalbidis, C. B. Diese ist wohl staudicht / hat runde ästichte anderthalb Elen lange Gerten oder Sprößlein / von sattem und hartlichtem Holtz. Hat etwas ablange / runde / glatte / unzerkerffte Blätter / welche saurlichten zusammenziehenden Geschmacks / und den Winter durch Heydelbeer. Myrtillus. abfallen. Ihre Beere sind so groß alß Wachholderbeere / hangen an langlichten Stiehlen / haben ein lieblich saurlichten weinigen Geschmack / mit etlichen kleinen gelblichten Kernlein bey sich. Wachst in den Oesterreichischen / Steyrmarckischen und Burgundischen Alp-Gebürgen. 2. Das Andere Geschlecht ist Vitis idaea fructu nigro, J. B. Vitis idaea foliis albicantibus oblongis, J. B. Dessen Aestlein biegsam über der Erden nidrig herstreichen / und under dem Mooß ???derselben bißweilen verborgen ligen / hat etwas zerkerffte und haarichre Blättlein; und tragt runde / erstlich grüne / hernach rothe / endlich schwartze an langlichten Stiehlen hangende Beere / welche offt in der Grösse der Kirschen / und ein safftiges wohlgeschmacktes Fleisch haben / in welchem keine Steinlein / sondern nur kleine flache Samen stecken / an der Zahl ins gemein fünff. 3. Das Dritte Geschlecht ist der gemeinere Heydelbeer-strauch / Vitis idaea foliis oblongis crenatis, fructu nigricante, C. B. Vaccinia nigra vulgaria, Park. Er wird zu Zeiten Elen hoch: Seine Gertlein sind vierecket und grün / ist mit zarten Buxbaumen Blätlein gekleydet / die sind an dem Umbkreiß ein wenig zerkerbt. In dem Mäyen bringet er runde braun-rothe Blümlein wie Schellen / in deren Mitte ein rothes Zäpflein stehet. In dem Brachmonat erscheinen die blawschwartze Beer / in Grösse und Gestalt der Weckholder-beeren. Die Wurtzel breitet sich auff dem Erdreich auß / und bringet herfür newe Stäudlein. Er wachst auff den Alpgebürgen / in den Einöden und finstern Thäleren in Teutschland / Franckreich und Engelland / auff dem Schwartzwald und den Schweitzerischen Gebürgen / [73] insonderheit aber auff dem Lucernischen Fracmund: Man findet ihne auch im Elsaß / Burgund / Saphoyen / Lothringen / bey Befort und Maßmünster auff dem Rosenberg. Dieweil in Oestereich und Steirmarck die Jäger diese Beer gar gern essen nennet man sie allda Jäger-beer. In der Pfaltz hin und wider / sonderlich umb Heidelberg herumb solle er auch häuffig wachsen / darumb viel glauben / daß diese nunmehr zu elendem Steinhauffen gemachte Statt davon ihren Namen bekommen. 4. Das Vierdte Geschlecht ist die rothe Heidelbeer / Vitis idaea foliis subrotundis non crenatis fructus rubro, C. B. Vitis idaea semper virens, fructu rubro, J. B. Vaccinia rubra buxeis foliis, Park. Englisch / Red whorts / Or whorts Leberries. Auff Teutsch nennet man sie auch Kraußbeer / Griffelbeer / und rothe Steinbeer. Rothe Heydelbeer. Vitis Idaea rubra. Ist ein geringes Stäudlein / mit runden Aestlein. Seine Blätter vergleichen sich den Buchs-blätteren / sind bißweilen rund / bißweilen ein wenig zugespitzt / an etlichen Orten blößlich zerkerbt / sonsten bitteres / zusam̅en ???ziehenden Geschmacks. Die Blümlein erscheinen Trauben-weiß / in dem May und Brachmonat / weiß und dick / auß welchen auff den Gipflen rothe Beere herfürkommen / so einen saurlichten und zusammenziehenden Geschmack von sich geben: gemeinlich hangen Beere einer kleinen Erbsen groß an einem Schößlein. Die dünne Wurtzel kreucht hin und wider. Diese rothe Heydelbeer wachsen auch auff dem Luternischen Fracmund / in den Brabändischen Wäldern auff dem Brockenberg / im Elsas auff dem Rosenberg / wie auch auff dem Ballonberg / so an Lothringen stosset. Man findet dieses Stäudlein gern under dem Tannenbaum / und bey Nürenberg in den Wälden neben den andren Heydelbeeren. 5. Das Fürffte Geschlecht ist Bär-Beeren-Staud / Uva Ursi. Vitis idaea, foliis carnosis & velut punctatis, Idaea Radix Dioscoridis, C. B. Uva Ursi seu Vaccinia Ursi apud Clusium, Gerh. Bärbeer-Staud. Uva Ursi. Dieses Stäudlein wachst bey nahem ein Schutze hoch auff: Seine Aestlein breiten sich auff der Erden auß / sind zähe / biegig / und mit einer röthlichten Rinde bedeckt: Es gewinnet viel kleine und dicke Blätter / die haben einen bittern und zusammenziehenden ???Geschmack: Oben an den Gipflen bekom̅t es weisse oder leibfarbe Blümlein / welche Trauben-weiß beysammen hangen / seine Frucht soll roth und rund seyn / wie ein kleine saure Kirschen. Es bleibet stäts grün und blühet im Mertzen. Seine Wurtzel ist klein und starck. Es wachst in dem Spanischen Königreich Granata. Allhier umb Basel wird es auff St. Christiana-Berg / gemeiniglich Chrischona-Berg genandt / gefunden. Joh. Rajus hat sie auch bey Genff auff einem Bühel la Bastie genannt / gefunden. Eigenschafft. Die Heidelbeer-staude hat gleiche Eigenschafft mit dem Myrtenbaum / jedoch nicht in so hohem Grad / denn die Heidelbeere zartere Theile / und einen umb etwas subtilern Safft haben. Sie ziehen indessen auch miltiglich zusammen / kühlen das jastende Geblüt / und stopffen. Gebrauch. Beydes die frische und dürre Heidelbeere werden wider die rothe Ruhr / und andere (Durchläuffë des Bauches.) Durchläuffë des Bauchs genossen / auch von den Hirten und Bauren an statt der Erdbeere geessen. Derowegen man die frischen [74] Heide beere in Böhmen / Teutschland / auch (Durst.) hin und wider feil tragt / und zu Löschung des Dursts gebraucht. Die rethen Steinbeer gedörrt / gepülvert / und bißweilen eines halben Quintleins schwä??? mit Pappelen-wasser eingenommen / dienet nicht nur zu Stillung der Ruhren (Ruhr. ???) und Bauch-flüssen / sondern auch wider den (Stein / Sand und Schleim der Nierë.) Stein / Grieß / Sand und Schleim der Nieren / welches sie außführen. Die rothen Steinbeer in Wasser gesotten / färben dasselbe / daß es einem rothen Wein (Gesotten Wasser für den Durst.) gleich sihet / wird auch wohl geschmackt und lieblich für den Durst zu trincken. Wenn man den Safft auß den frischen / reiffen Heidelbeeren außtruckt / durch ein fließ-papeir trieffen laßt / und mit Zucker zu einem Syrup kocht / gibt es einen lieblichen (Geblüt ablüblen.) Safft ab / welcher sehr dienstlich zu Abkühlung des Geblüts und allen übrigen Kranckheiten / wider welche der Myrten-syrup in vorigem Capitel gerühmet worden. Etliche thun auch die Beere in das Baumöl / (Hendelbeer öl.) kochen sie darinnen / (man kan die Blätter auch darzu nehme / ) trucken hernach das Oel durch ein Tuch. Mit diesem Oel das Haupt bißweilen geschmieret / verhinderet (Haar außfallen.) das Haar-außfallen. Man kan es auch mit Muscatnuß und Mastix-öl vermischen / und den Bauch derjenigen damit (Erbrechë. Ruhr.) offt warm salben / welche mit einem Bauchfluß oder Erbrechen behafftet. CAPUT XXXII. Spindelbaum. Evonymus. Namen. SPindelbaum oder Hahn-hödlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Evonymus. Italiänisch / Fusano. Frantzösisch / Cherme, Chermine. Bonnet du Prestre. Englisch / Spindletree / or Prickwood. Niderländisch / Papenhut. Gestalt. Der Spindelbaum wachst gemeiniglich under den Hecken / neben den Landstrassen. Seine lange / zerkerffte / außgespitzte grüne Blätter vergleichen sich dem Granatenlaub oder Sinngrün / allein daß sie grösser sind: Der Stamm ist Arms dick / mit einer graw-farben und zähen Rinden bekleidet / darzu mit langen geraden Ruthen oder Aestlein umb??? angen / welche / da sie noch jung sind / ein gantz viereckichte und grüne Rinden haben. Im Frühling erscheinet seine weisse oder bleiche vier-blättige / mit vier kleineren grünlichten Blättlein understützte Blüht / darauff folgen schöne Rosin-rothe Beer / mit vier Ecken / wie in der Rauten / in welchen vier ablang-runde bittere Körnlein verschlossen ligen / ein jedes under einem dünnen gold-gälben Häutlein. Das Holtz ist steiff / fest / gelb / wie der Burbaum. Die Weiber lassen ihnen Spindeln darvon drehen. Das gantze Gewächs / dieweil es noch grün ist / riechet starck und übel / insonderheit aber die Rinde und Blüht. Die Blätter und Frucht ist den Ziegen und Schaafen eine tödtliche Speiß / daher sie weder von Menschen noch Vieh soll gebrauchet werden. Eigenschafft. Der Spindelbaum / wie auch seine Frucht oder Beere / haben ein scharff etzendes / mit unlieblichem Schwefel vermichtes Saltz in sich / daher sie die Eigenschafft haben starck über sich und under sich zu purgieren / oder auch gar Entzündungen zu machen / wenn sie solten innerlich gebraucht werden. Es wird aber dieses Gewächs wenig oder gar nicht zu Nutz gezogen. Gebrauch. Es sind bißweilen Bawren her / welche 3. oder 4. der zeitigen Beere dieser Stauden essen / und davon über sich und under sich (Schädliche Purgierung.) wacker gereiniget werden. Es ist aber ein gefährliche Purgier-Artzney / weilen sie gar leicht innerliche Entzündungen anrichten / und hitzige gifftige Fieber erwecken kan. (Haar gelb machen.) Aeusserlich kan man die Beere in Laugen kochen / die Haar und das Haupt damit zwagen / so macht es die Haare gelb. Das Pulver von den gedörrten Beere mit Butter vermischt / und das Haupt der Kindern (Läuse des Haupts.) damit geschmieret / tödtet und vertreibet die Läuse. CAPUT XXXIII. Kieschenbaum. Cerasus. Namen. KIrschenbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cerasus. Italiänisch / Ciriegio, Ciregiaio. Frantzösisch / Cerisier. Spanisch / Cuindo. Englisch / Cherytree. Dänisch / Kirseboertroe. Niderländisch / Kriekboom. Kirschen heissen Griechisch / [Greek words].
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Kirschenbaum. Cerasus. Lateinisch / Cerasa. Italiänisch / Ciregie. Frantzösisch / Cerise. Spanisch / Cuinda. Englisch / Ehery. Dänisch / Kirseboer. Niderländisch / Krieken. Geschlecht und Gestalt. Demnach ich befunden / daß Herr Wolffgang Jacob Dümler / vor allen andern die Kirschen am zierlichsten beschrieben / habe ich nicht underlassen sollen / ihre artliche Beschreibung auß seinem schönen Baum- und Obstgarten hieher zu setzen. (Wober der Namen Cerasus.) Ins gemein wird darfür gehalten: Der Kirschbaum werde von den Lateinern darumb Cerasus geheissen / weil er von der Statt Cerasunt / in der Pontischen Landschafft gelegen / durch den streittbahren Römer / Lucium Lucullum, in Italien gebracht worden / als Athenaeus anzeiget. Aber weil in Italia die Kirchenbäume nicht nur in den Gärten / sondern hin und wider in den Wäldern von sich selbst wachsen; auch Diphilus Siphinius, ein fürtreflicher Artzt / welcher zu Zeiten Lysimachi, des grossen Alexandri Nachfolgers / gelebet / allbereit schon der Kirschen gedacht / als kan man der gemeinen Muthmassung nicht Beyfall geben. In den Nürenbergischen Gärten / und an anderen Orten des Teutschlands / werden meistentheils gefunden Kirschbäume mit einfacher und gefüllter Blühte. Die mit schlechten und einfachen Blumen blühen / sind sehr fruchtbar / die aber gefüllte Blumen haben / bringen wenig Früchte / denn die gefüllte Blumen nehmen gar zu viel Krafft hinweg. (Vielerley Art Kirschen.) Es werden auch die Kirschen also underschieden / daß meistentheils nur eine Kirsche auff einem Stiel wächst / auch bißweilen zwo / drey oder mehr / an einem Stiel hangen. Wegen der Farben ereignet sich auch ein mercklicher Underscheid. Denn etliche sind roth / etliche weiß / etliche schwartz / etliche gelb / etliche roth und gelb zugleich / etliche braun / etliche purpurfärbig. Am Geschmack sind etliche süß / etliche saur. Umb gewisser Ordnung willen / wollen wir von dreyen Arten schreiben: 1. Kirschen / 2. Amarellen / 3. Weichsel. (Gemeines??? Kirschenbaum.) I. Cerasus der Kirschbaum ist männiglichen wohl bekant / ein schönes / gerades und hohes Gewächs / welches sich bißweilen in vier und zwantzig Elen hoch erstrecket. Der Stamm wird starck und dick / daß er offtmahls im Umbfang zwo Elen / nach eines Manns Elenbogen gerechnet / begreiffet. Die Rinde ist glatt und schwartz-weiß. Seine Blätter sind länglicht / wie die Nespeln / ohne daß sie härter / breiter / und rings umbher zerkerfft sind. Die Blühte ist weiß / der Birn- und Nespeln-Blum nicht unähnlich / fünff blättig / sie ereignet sich zeitlich in dem Frühling / in derselben stecket ein kleines Knöpflein / so der Anfang der folgenden Frucht ist: wenn es nun in der Blühte Kälte oder langwirige Nässe gibet / so verdirbet und erschwartzet sie. Dannenhero kan man noch in währender Blühte sehen / ob die Kirschen gerahten werden oder nicht? Sind bemeldte Knöpflein grün / so ist Hoffnung vieler Früchte / wenn sie aber schwartz / so wachset entweder wenig oder gar nichts. Wenn die Knöpflein in der Blühte frisch und grün geblieben / so wachset sie geschwind / und wirffet allgemach die Blühte von sich. Die Zeitigung folget im Brach- und Hewmonat. Das Häutlein der zeitigen Kirschen ist zart / das Fleisch weich / safftig und süß / der Stein hart / und der darinn ligende Kern bitterlicht. (Underscheid der süssen Kirschen.) Die Gattungen der Kirschen sind underschiedlich / grün / braun / schwartz / gelb / weiß / roth / roth und gelb zugleich / etliehe klein / andere groß / als da sind die Ungarische / Welsche und Spanische Kirschen. Nach der äusserlichen Gestalt oder Form werden sie auch benamset / denn etliche sind rund / etliche länglicht / etliche geformieret wie ein Hertz. Wer seine Kirschenbäume mit peltzen zu verbesseren begehret / der trachte nach den grösten / und denen / so am ehesten zeitigen / so kan er deren Früchten bald geniessen. (Stelle dieser Kirschë.) Dem besten Grund streben die Kirschbäume nicht nach / sondern sind mit geringen oder gemeinen Boden zu frieden / wenn nur derselbe feucht ist. Sie kommen auch auff Hügeln und Bergen wohl fort / weil sie die Höhe sonderlich lieben. Frischer Lufft ist ihnen auch nicht zuwider / darumb man sie gar wohl gegen Mitternacht setzen kan / denn sie mögen den Nordwind gar wohl leyden / und ohne Schaden in demselben überwintern. (Was bey ihrem Wachsthumb zu thun.) Weil die Kirschbäume mit ihren Gipflen so hoch auffzuschiessen pflegen / daß man deroselben Früchte nicht wohl habhafft werden kan / so ist es thunlich / daß man ihnen die Gipffel zeitlich außschneide / so breiten sie sich fein auß / und tragen desto mehr Früchte / welche man bequem abnehmen kan. Dahingegen auff den hohen Kirschbäumen die [76] Früchte nur den Vögeln zu theil werden. Eben auß dieser Ursach / weil die Kirschenbäume hoch auffwachsen / kan man damit in einen: Garten einen angenehmen Schatten machen; wenn man nemlich dieselben gegen Mittag pflantzet / so halten sie der Sonnen heisse Strahlen auff / beschirmen den Menschen für Hitze / und geben demselben einen anmüthigen Schatten / damit können auch die Som̅er-lauben und Sommer-häuser beschirmet werden / worzu man mit guten Reisern besetzte Bäume nehmen solle / welche nicht allein mit ihren anmüthigen Schatten / sondern auch mit ihren guten Früchten die Menschen erquicken. (Wie der Baum fortgepflantzt werde.) Gleichwie ins gemein das Steinobst von seinen Kernen wird fortgeblacht und vermehret / also kan man auch absonderlich mit den Kirschenbäumen verfahren. Aber weil sie bey uns häuffig von der Bruth auffgehen / und sich selbst fortpflantzen / so kan man dieselben zum versetzen gebrauchen / und zu seines Zeit mit guten Peltzreisern pfropffen. In dem Herbst / als im Wein- und Wintermonat ist die beste versetz-zeit. Denn die Winter-feuchte ist den Kirschenbäumen gar zuträglich / sie wollen auch tieff gesetzet seyn. Sie können zwar auch in dem Frübling versetzel werden / ehe sie außschlagen; aber es ist mißlich. Denn folget auff diß versetzen ein heisser Sommer / so geden sie zuruck / und stehen ab / wenn man ihnen mit dürfftiger Begiessung nicht zu hülff kommet. Diß ist auch hie zu melden / daß es denen in dem Herbst außgegrabenen Kirschenbäume nicht schade / wenn sie gleich nicht alsobald wider versetzet werden / sondern den gantzen Winter durch unversetzet bleiben / da sie nur mit den Wurtzeln in dem frischen Erdreich ligen / wenn nun im Winter der Erdboden offen / so kan man dieselben setzen / wenn es Gelegenheit gibet und auff solche Weis die Stämmer hierzu in Bereitschafft halten. Wenn ein newgesetzter Kirschenbaum in dem ersten Jahr Blühe-knospen treibet / so soll man dieselben nicht auffgehen lassen / sondern sämbtlich abbrechen. Denn läßt man sie verblühen / so wird dem Baum seine beste Krafft entzogen / und derselbige in dem Wachsthumb gehindert / oder wohl gar verderbet. Etliche wollen / man solle die Kirschenbäume drey Tage nach dem Newmond setzen / so bekommen sie wohl: Andere erwehlen hier zu den jenigen Wochen-tag / an welchem zuvor der Christ-tag gehalten worden: Aber in Wahrheits-grund taugt hierzu alle Zeit / und hat man deßhalben nicht auff des Mondes Liecht zu sehen. (Wird am besten in sich selbsten geimpffet.) Obwohl der Kirschbaum auff underschiedliche Stämmer anderer Gattung gezweyget wird / so ist doch solche Zweygung nicht daur- und wehrhafft. Ist derowegen das beste / daß er in sich selber geimpffet werde / da wächset er lustig / und wird fruchtbahr. Under den Peltz-arten ist dem Kirschenbaum die Spalt-zweygung am nutzlichsten. Allein muß Fleiß angewendet werden / daß des Marcks / beydes am Zweyg und am Stammet / so viel möglich verschonet / auch der Stammer nicht zu hart gebunden werde. Dann auff solche weiß / weil die Kirschen-reiser bald wachsen / nicht allein die Rinden eingesehnitten / sondern auch das Reiß gar hart gedruckt wird. Darumb ist rathsam / wann das wachsen des Reises vermercket wird / daß man die Bänder auffthue und loder mache / damit das Reiß seinen Wachsthumb ungehindert forttreiben kan (Was bey dessen Zweygung zu thun.) Wegen des Kirschenbaums Peltzung ist auch diß zu mercken / daß man zu Zurüstung und Beschneidung des Reises ein subtil und scharffes gutes Messerlem gebrauche / daß man hurtig und ungesehändet das Reiß zurüste / denn ist das Messerlein nicht scharff / so kan es gar leicht geschehen / daß sich die obere Rinden von der inneren abschelet welches denn dem Reiß am wachsen merckliche Hindernuß bringet / denn es vermag nicht den Safft an sich zu ziehen / umb deß willen ist Fleiß anzuwenden / daß die äussere und innere Rinden am Reiß unversehrt auff und aneinander bleiben. Solcher massen kan das Reiß ungehindert Safft ziehen und lustig wachsen. Es ist auch diß Mittel nicht zu verwerffen / sondern zum fruchtbahren Wachsthumb befürderlich: Ehe man den Kirschenbaum peltzet / daß man zuvor umb den Peltzstock fleitzig hacke / und das Erdreich aufflucke / dasselbe von Graß und Unkraut säubere / auch wo es vonnöhten / guten frischen Grund zulege / so spühret es der Baum mercklich. (Der Mist ist ihnen schädlich) Der Mist ist durchauß dem Kirschenbaum zuwider. Denn die Erfahrung bezeuget es / daß wenn demselben / sonderlich einem jungen Baum / Mist wird zugeleget / so wird / durch desselben Wärme / der Safft gar zu starck getrieben / daß derselbe ersticket / und sich die Rinde von dem Baum lediget. Wo man nun mit Schrepffen oder Lassen dem noth-leydenden Baum nicht zu Hülffe. kommet / so ist es umb denselben geschehen. Uber diß ist wegen des Peltzens auch zuerinneren: Daß die Kirschen-stämmer auff das genaweste bey dem Erdboden abzupeltzen / damit der Stämmer eine feine und ebene Gestalt bekomme. Die Rinden-peltzung ist ihm darumb nicht anständig / weil dieselbe entweder zu frühe oder zu spath / vor oder nach verflossenem Gummi / muß gehandelt werden / dann in Zeit des auffwallenden Saffts lässet sich nichts thun / sondern verursachet Hindernuß an dem Wachsthumb. Wie zeitlich sich der Safft in den Kirschbäumen ereigne / ist daher abzunehmen / weil man desselben Reiser auff den Christ-tag kan blühend machen: Man nehme Kirschenäste / setze sie zwischen St. Andreae- und Barbarae-Tag in frisch Fluß-wasser / stelle sie in einen warmen Ort / und gebe ihnen (An Weyhnachten Blüht zu haben.) alle Tage frisch Wasser / so wird sie umb Weyhnachten so schöne Blüht haben / als im Frühling. Wer gerne bald / in drey / vier oder fünff Jahren / schöne gepeltzte Kirschenbäume haben / und auffer ziehen will / der lasse ihm in Höltzern / schöne / gerade / hohe / wilde [77] Kirschen-stämme / dick wie Drischel-stecken / oder grösser / in dem Herbst außgraben / stümlen und wider einsetzen / wenn die von der Einsetzung an ein Jahr gestanden / und angeschlagen / sollen sie in dem folgenden Frühling auff die Aeste oder Gäbelein gezweyget / und dieselben mit mancherley (Wie man underschiedlich Arten Kirschen auff einem Baum haben könne.) Gattungen guten Kirschen / einen Ast mit halb roth und halb gelben / der andere mit rothen allein / der dritte mit gelben / der vierdte mit schwartzen / und so fortan / mit Ungarischen / Welschen und Spanischen Früchten besetzt werden / so wird der Garren-Herr in kurtzer frist oder wenigen Jahren / auff einem Baume underschiedliche Gattung Früchte haben. (Kirschen ohne Kern zu haben.) Weichsel und Kirschen ohne Kernen wachsen zu machen / zeiget Johannes Colerus mit diesen Wortenan. Schele im Mertzen einen Weichselbaum / der eines Fingers groß oder dick sey am Stamm / und spalte den vom Wipffel an biß auff die Wurtzel / und laß dir ein Eisen machen / das vornen krumb sey / und zeuch mit dem Eisen den Kern allen / zu beyden Seiten auß dem Bäumlein / binde es denn fein zusammen / und bestreiche das Bäumlein gar wohl / mit Kindermist und mit Leimen. Darnach über ein Jahr / wenn es verwachsen und verheylet ist / so gehe zu einem andern Bäumlein dieses Geschlechts / das noch keine Frucht getragen hat / denselben pfropffe alßdann auff das Bäumlein / so bringt dasselbe Frucht ohne Kern. (Kirschen und Weintrauben auff einem Baum zu haben.) Kirschen und Wein-trauben auff einem Baum zu haben: Setze ein Weinstock neben ein Kirschenbaum / bohre ein Loch übersich durch den Stamm des Baums / das so groß ist / als die Reben dick ist / schabe von der Reben die äusserste Schale biß auff die grüne / und stecke die Reben in das Loch / dasselbe verwahre fleißig mit der Baum-salben / und laß es wachsen / wenn nun die Reben wohl eingewachsen ist / so schneide sie von seinem Mutter-stock ab / und bestreiche den Schnitt mit Baum-salbe / so traget der Baum zweyerley Früchte / nemlich Kirschen und Wein-trauben. Wenn man Kirschen-zweyge auff Maulbeer-bäume pfropffet / so wird es geschehen / daß Kirschen daran wachsen biß auff Martini. (Wie Kirschen über den Winter zu behalten.) Kirschen über den Winter zu behalten: Laß dir einen Zimmermann oder Röhrenmeister ein Erlenholtz außbohren / thue reiffe Kirschen darein / schlage zu beyden Enden hinden und vornen Zapffen für / daß kein Tröpflein Wassers noch Lufft hinein kom̅en kan: wirffs in einen kühlen Brunnen oder sonsten in ein frisch Wasser / laß darinnen ligen biß mitten im Winter / so bleiben sie dir so schön / als wenn sie allererst von dem Baum abgebrochen wären. Ingleichen wenn gantze ungequetschte Kirschen auff Wallwurtz in ein Faß geleget werden / so lang man dieselben nicht rühret / so bleiben sie frisch und gut / und zum essen tauglich. (Wie der Fäulung des Baums zubegegnë.) Wenn ein Kirschbaum an seinem Stam̅ oder an den Aesten zu faulen beginnet / so bohre ein Loch under der Fäule / oder lasse dem Baum / als oben gedacht / so fliesset die übrige Feuchtigkeit herauß / und wird der Baum erhalten. II. Cerasus Duracina rubella, der Amarellen-baum (Zahme Kirschen / Amarellë.) ist eine Art der zahmen Kirschenbäume / so nur in den Gärten gefunden werden. Von dem hiebevor beschriebenen Kirschenbaum ist er in gewissen Stucken underscheiden. Denn er wachst nicht hoch / auch nicht gerade auff. Seine Aeste sind nicht gleich und geschlacht / sondern in einander vermenget / auch gar schwach / und zum auffsteigen unbequem / wachsen mehr gegen dem Erdboden / als in die Höhe / sind auch geschmeidig und leicht zu brechen. Die Blätter sind etwas rund / und in dem Umbkreiß zerkerfft. Die Blüht ist weiß / fünffblättig / und die darauß folgende Frucht / gegen die anderen Kirschen gehalten / was hart-häutig / daher sie Cerasa duracina heissen. Die Farbe des Häutleins ist röthlicht / und das Fleisch goldfärbig / und hat einen lieblichen saurlichten Wein-Geschmack / inwendig einen harten Stein / mit einem bittern Kern. Die Amarellen-bäume werden von den Kernen und von ihrer Brute fortgepflantzet / und taugen nicht zum peltzen / sondern müssen / wie sie von den Kernen gewachsen / und von der Brute herkommen / versetzet werden. Daniel Rhagorius gedencket noch einer Art / welche schwartz ist / die geimpffet werden will / und auß der Türckey herkommen / dannenher sie auch den Namen Amarellen haben. (Weichselbaum.) III. Cerasus acida nigricans, der Weichselbaum gehöret zwar auch zum Kirschengeschlecht / aber es ist doch zwischen ihnen ein gewisser Underscheid / gleichet auch nicht allerdings dem Amarellen-baum. Die Blühte ist weiß / und die zeitige Frucht gar wohl wein - geschmackig / ja scharff sawr / und ändert sich an der Farbe wohl viermal. Erstlich ist sie grün / darnach wird sie roth / drittens purpur-färbig / und wenn sie gar zeitig ist / schwartz-braun / der Kern im Stein ist nicht so bitter als der andern. Die Weichsel-bäume findet man aller Orten / bey Gärtnereyen in Stätten / Flecken und Dörffern / ist ohnnöthig die jungen von Kernen anzuziehen / denn in solchen Weichsel-gärten sich viel junger Brut und Bäumlein befinden / die in dem Herbst außgegraben / alß denn gantze Flecken / ein oder mehr Morgen-felds / hübsch Zeil-weiß und nach der Schnur / wie umb die Statt Forchheim und Spalt / im Stifft Aichstätt zu sehen / versetzet werden. Die Zweyglein / so von der Brut auffwachsen / wenn sie eines Fingers oder Spießruthen dick / können auff der Stell / da sie auffgewachsen / auff das niedrigste / ob dem Erdreich abgepeltzet / mit aller Art welcher Weichsel-reiser besetzet / und alßdenn / wenn sie sich in die Aestlein außgebreitet / an die jenigen Oerter / dahin man sie haben will / versetzet werden. Die Kirschen-bäume / sonderlich deren Gipffel außgeschneidet sind / damit sie dick werden / und sich außbreiten / kan einer von dem anderen zwölff Schuhe weit gesetzet werden. In gleicher Weite kan man auch die Amarellen- und Weichsel-bäume pflan [78] tzen / wenn man aber grosse Spatzier-gänge damit besetzen will / ist genug / daß die Weite sich biß auff neun oder zehen Schuhe erstrecke. Es können auch die Kirschen oder Weichsel-stämmlein gar füglich zu dem Gartengehäge gebrauchet werden / denn sie gardicht in einander wachsen / allein die Gipffel müssen abgestützet / und auff solche Weise das wachsen in die Höhe verwehret werden / ohne die wilden Kirsch-stämmer / so man zwo oder drey Klaffter weit von einander mitten auß dem Hag / umb Zierlichkeit willen / in die Höhe will wachsen lassen. Zu welchem Gehäg auch Pflaumen / Zwetschgen / Kriechen / Haselnuß-stauden / sc. können gebrauchet werden. Eigenschafft. Die süssen Kirschen haben einen schwefel- oder ölichten Geist in ihrem Safft verborgen / darumb sie die Eigenschafft haben / die Lebens-geister zu erquicken / das Haupt und Nerven zu stärcken: Sie müssen aber nicht allzu häuffig geessen werden / weilen sie leicht in dem Leib jäsen / und einen Durchbruch erwecken könnten. Die sauren hingegen temperieren und löschen / vermittelst ihres sauren halb - flüchtigen oder geistreichen Saffts / die innerlichen Hitzen / und Jast des Geblüts / kühlen ab die scharffe entzündende Gall / und sind ins gemein den gallichten Mägen dienlich. Die gar sauren haben auch ein Krafft zusammen zuziehen und zu stopffen / sonderlich die gedörrten. Gebrauch. Auß den schwartzen Kirschen wird ein Spiritus oder geistreich Wasser distilliert / welches Löffel-weiß gebrauchet / treflich gut ist (Schlag / Lähmung der Glieder / Gichter / Verlierung der Sprach.) wider den Schlag / Lähmung der Glieder / Gichter und Verlierung der Sprach / daher die jenigen offt von diesem Wasser ein Löffel-voll nehmen sollen / welche sich vor dem Schlag besorgen / oder auff die Gichter geneiget sind. Diß Wasser aber ist ein schwefelichter brennender Geist / und wird also gemacht. Nembt der schwartzen süssen Kirschen nach belieben / stoßt sie / und haltet sie in eichenen Fäßlein / so lang / biß sie jäsen / und einen saurlichten weinigen Gesuch von sich geben / darnach destilliert sie in zinnernen / kupffernen / oder gläsernen Kolben / so kriegt man das Wasser. Das von den sauren Amarellen destilliertes Wasser (Hitzige Fieber / Pest durst.) wird gebrauchet in hitzigen Fiebern und der Pest / denn es kühlet alle innerliche Glieder / erwecket Lust zu der Speiß / und löschet den Durst: so es mit den Kernen destilliert wird / treibet es den Harn / und reiniget die Nieren und Blasen / wie solches Agerius anzeiget. Ein sonderliches Mittel / so für die jenigen (Dummelicher und schwerer Kopff.) gut / welchen der Kopff dummelich und schwer ist. Man soll nehmen 4. Pfund schwartzer Kirschen ohne die Kernen / welche in einem Mörsel sollen zerstossen / und mit den Kirschen in einem gläsernen Geschirr vermischt werden; dar zu thue man ein Handvoll Balsam oder Müntz / und auch so viel von der obersten Spitzen am Roßmarin / Zimmet / Muscatnuß / jed. I. Loth / darnach schütte auff dieses alles ein Maaß Spanischen Wein / mache das Geschirr wohl zu / und laß es 24. Stund lang stehen / darnach destilliere es im Marien-bad. Von diesem Spiritu oder Wasser solle man Morgens und Abends vor dem Schlaff etliche Löffel-voll nehmen. Mit diesem Mittel ist eine vornehme Fraw / von einer grossen Hauptschwachheit (Grosse Haupt-Schwachheit / dummeliche schwere des Kopffs.) / und obgedachter dummelichen Schwere des Kopffs erlediget worden / und haben auch viel andere die gute Würckung dieses Wassers in der That erfahren. Im Anfang des Frühlings destillieren etliche die mittlere Kinden des Kirschen-baums per descensum, mit starckem Fewr / und bekom̅en ein Wasser / welches sehr lieblich / oder nach Biesem und Zibeth riechen solle / und zu den wohlriechenden Schmuck-wasseren gebrauchet werden könne. Die Kernen der Kirschen-steinen treiben Schleim und Sand auß den Nieren / man (Schleim / Sand der Nieren.) kan sie entweder dörren und zu Pulver machen / oder frisch verstossen / mit Pappelen- und Burtzelen-wasser ein Milch davon machen / und solche zu trincken geben. Das auß diesen Kernen frisch außgepreßte Oel ist gut in dem Lendenwehe / äusserlich überzuschmieren (Lendenwehe.) / wie auch zu den Schminck-salben / (Angesichts Unreinigkeiten.) weilen es die Unreinigkeiten des Angesichts wegnehmen solle. Auß den Kirschbäumen wachst auch ein Gummi / welches ein öffnende / erdünnerende und zertheilende Krafft hat. Ein halb Quintlein davon im Wein zerrieben / und offt eingenommen / löset den Schleim auff (Schleim der Brust Husten.) der Brust / und ist gut alte Husten zu stillen. Wenn man die schwartzen Kirschen zerstoßt / und ohne Wein destilliert / so geben sie nicht den Spiritum oder Geist der Kirschen / wie der auß dem gejohrenen Safft auff oben angeregte Manier zu geben pflegt / und Kirschen-brannten-wein genennet wird / sondern (Aqua Corasorum nigrorum.) nur ein kräfftiges Hertz-stärckendes Wasser / welches nicht unbillich zu allerhand Krafftwasser gebrauchet / oder auch pur zu Stärckung (Schwachheit des Hertzens.) getruncken wird. Auß diesem Wasser wird in allhiesigen Apotecken das gemeine Krafftwasser also zubereitet: (gemein Krafftwasser.) Nimb schwartz Kirschen-Melissen-Violen-Schlehenblüt- und Burretsch-wasser / jed. andert-halb Loth. Linden-blüt- und Zimmet-wasser / jed. 2. Loth / Rosen-wasser 3. Loth / Rosen-julep 6. Loth / vermische und behalte es in einem sauberen Glas auff. Ist ein Hertz-stärckend Wasser / davon man nach belieben Löffel-weiß nehmen kan. (Amar ellen Latwerg.) Eine Latwerge von Amarellen oder Weichseln zu machen. Nimb gemeldter Kirschen von den Stielen abgestrupfft / so viel du wilt / koche sie in einem gelöschten erdenen Hafen / mit wenig weissen Wein / so lange biß sie sich von den Steinen schälen / hernach treibe sie durch ein härin Sieb mit einem höltzernen Löffel. Von diesem durchgetriebenen Safft nimb ein Pfund sambt einem halben Pfund gestossenen Zucker / solches koche wiederumb in einem erdenen gelöschten Hafen auff einem gelinden Kohl-fewer / rühre es beständig umb / damit es nicht an dem Boden anbrenne / so lange biß es / wenn es erkaltet ist / die dicke [79] einer Latwerge überkommet. Diese Latwerge (Durst / erhitzigter Magen / hitzige Fieber und Kranckheiten.) ist kräfftig den Durst zu löschen / und die Krancken zu erlaben / dem erhitzigten Magen fast anmüthig / und in allen hitzigen Fiebern und Kranckheiten nutzlich / treibet den Harn / und bringet dem Krancken Lust zu dem essen. Weichseln und Amarellen einzumachen. Nimb frische hübsche Weichseln / die ohne Flecken / und nicht gar zu wohl zeitig sind ein Pfund / und so viel Zucker / diesen siede und läutere / wenn er etwas mehr als halber gesotten ist / lege die Weichseln darein / und siede sie sanfft bey einem gelinden Kohlfewer / so lange biß sie eine gantz dicke Brühe bekommen / hernach laß sie umb etwas erkalten / und in ein sauber Geschirr legen. Diese eingemachte Kirschen sind nicht minder nutzlich als die Latwerg / sonderlich zu (Hitzige Krauckheiten / verdorreter Mund / Zung / Hals und Kälen / Durst.) einer Labung in hitzigen Kranckheiten / sie befeuchten und erquicken den verdorreten Mund / Zung / Halß und Kälen / löschen den Durst / erwecken eine Lust zur Speiß / dämpffen die Gall / und stärcken das Hertz. Kirschen-syrup wird auff nachfolgende Weise gemacht. Nimb Weichseln / so viel du wilt / presse sie in einem saubern Tuch wohl auß / thue den Safft in ein rein Glaß / laß ihne stehen / biß er verjäsen und sich wohl geläutert hat. Von diesem Safft nimb 2. Pfund / und so viel Zucker / oder aber so man ihne nicht zu saur will haben / 4. Pfund Zucker / koche solches miteinander in einem gelöschten erdenen Hafen / auff einem gelinden Kohl-fewer / biß daß er die rechte Dicke eines Syrups oder Saffts überkomme. Dieser Syrup soll in keinem kupfferen Geschirr bereitet werden / weilen er in demselbigen leichtlich angegriffen und bitter wird. Er hat gleiche Tugend mit der Kirschen-Lattwerge und eingemachten Kirschen / man kan davon und mit frischem (Hitzige Krauckheiten.) Brunn-wasser ein Julep anmachen so in hitzigen Kranckheitë angenehm und treflich ist. Ein Kirschen-wein zu machen. Nimb Weichseln nach Belieben / zerstosse solche wohl / weilen die Kern dem Wein den besten Geruch geben / thue sie in ein Fäßlein / schütte darüber einen guten rothen Wein / und laß ihn 14. Tage ruhen. Dieser Wein ist nutzlich zu trincken in starcker Sommerhitz / denn er löschet den Durst / eröffnet die Leber / reiniget die Nieren sambt der Blasen / und treibet den Harn. Etliche hencken Gewürtz darein / welches denn eines theils zur Lieblichkeit dienet; anders theils auch die allzu sehr kühlende Krafft des Weichslensaffts temperieret. Der Hochgelehrte Herr Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmacop. medic. chymic. Sect. I. berichtet / so man ein Hand-voll der Blätter des Kirschenbaums in Milch siede / und sie hernach trincke / solle sie die versteckte (Gelbsucht.) Gallen außführen / und die Gelbsucht hinwegnemmen. Die gedörrten Kirschenstiel in ein Säcklein gebunden und Wein darüber gegossen / solchen hernach getruncken (versetzte Weiberreinigung.) / bringet die versetzte Weiber-reinigung wieder. CAPUT XXXIV. Wilder Kirschen-baum. Cerasus sylvestris. Namen. DIe wilden Kirschen / Cerasa sylvestria, sind diejenigen so von sich selbsten auff den Felderen / oder in Wälderen wachsen; deren hat es auch etliche Arien: als da sind I. Erstlich die süssen wilden Kirschen / Cerasus major ac sylvestris fructu subdulci nigro colore inficiente. C. bauh. Cerasus sylvestris fructu nigro & rubro, J. B. Englisch / Black Cherrytree / Mazzards. Ist ein grosser Baum / wachst schön gerad auff / hat eine glatte außwendig äschfarbe / innerlich grüne Rinde / darunder ein starckes sattes und braun-röthlichtes Holtz: Seine Blätter sind etwas länger als des Pflaumenbaums / tieff zerkerfft / gläntzend grün / bitterlichten Geschmacks. Die Blühte ist weiß / und kombt Büschelein-weiß auß einem Aestlein / hangt an dünnen anderthalb Zoll langen Stiehlein / und hat funff Blättlein. Die Frucht ist klein / rund / am Geschmack süß / an der Farb aber underschiedliche / denn etliche gantz schwartz werden / und mit schwartzrother Farbe die Finger färben; andere aber bleiben roth. Alle haben einen runden / harten glatten Stein / in welchem ein weisser außgespitzter / bitterer / mit einer gelblichten Haut überzogener Kerne. Auß dem quillet ein gelbes sattes Gummi. Wachst in meisten Europaeischen Ländern. Die Bauren in der Schweitz dörren und verkauffen sie in den Stätten. Etliche brennen auch auß den Schwartzen den Spiritum, auff die Art / wie oben gemeldet. Saure wilde Kirschen. Cerasus pumila, Chamaecerasus, Matth.
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2. Die kleinen sauren wilden Kirschen / Cerasa pumila, C. B. J. B. Park. Englisch / The dwart Cherry. Ist ein Bäumlein von ungleicher Höhe / denn es in fettichtem Erdreich biß auff zwey und mehr Elen hoch steiget / in trockenem Boden aber kombt er über ein Elen hoch nicht. Hat kleine dünne Schößlein / welche hin und wider kleine Knorren haben / auß denen andere Schößlein / mit kleinen wohl grünen Blättlein wachsen; neben diesen aber kommen zugleich zwey / drey biß fünff Blümlein herfür / so da fünff weisse Blättlein haben / und dem Kirschen-blust / sonsten der Gestalt nach / gleich. Ausser diesen mit Blümlein und Blättern gezierten Schößlein / wachsen noch andere zerkerffte grössere Kirsch-blätter / so eines bitterlichten Geschmacks. Die Frucht ist klein / rund / roth / fleisch- und saffticht eines herben unlieblichen zusammenziehenden Geschmacks. Wachst in Oesterreich / Ungaren / Böhmen und Mähren auff erhobenen Orten / an den Wegen / und Marcken der in der Höhe ligenden Reben. Wilder bitterer Kirschenbaum. Machaleb. 3. Bittere wilde Kirschen / Cerasus XV. sive Ceraso affinis, G. B. Machaleb Germanicum, Park. Cerasus sylvestris amara, Machaleb putata, J. Bauh. Englisch / Rock Cherry. Ist ein dem Kirschbaum ähnlicher mit Aesten und Schossen wohl begabter Baum / hat eine mit vielen Rissen zerspaltene / unebene / etwas äschen-grauwe Rinden; Blätter dem Birckenbaum nicht ungleich / doch kleiner / ablang / adericht / und artig zerkerfft. Die Blühte ist dem Kirschen-blust gleich / aber kleiner / die Fruchtklein / rund / schwartz / bitter / färbend. Wachst an felßichten Bergen und Büheln in der Schweitz / Teutschland und Franckreich. Dannenher Gesnerus diesen Baum Chamaecerasum Petraeam, oder Petrocerasum nennen wollen. Die Frucht wird von den Amßlen / Turteltauben / und anderen kleinen Vögeln sehr begierig gesucht. 4. Schwartze Vogel-Kirschen / Cerasus avium nigra & racemosa, Ger. racemosa fructu non eduli, C. B. Cerasus racemosa quibusdam, aliis Padus, J. B. Englisch / The wild Cluster-Cherry / or Birds-Cherry. Ist ein Baum / der dem Stammen / Rinden und zerkerfften Blättern nach dem Kirschbaum sehr ähnlich. Wenn aber die Frucht reiff / so werden die Blätter unden weiß / und oben schwartz-grün. Die Blühte hanget an einem sonderbaren / langen Schößlein Trauben-weiß / in dem übrigen dem Kirschen-blust gleich / riechet ein wenig / und hat auch Fäserlein mit gelben Gipffelein in sich / und zwischen denen ein grünes Stiehlein / so auß einem Knöpflein / als dem Anfang und Fundament der künfftigen Frucht / außgehet. Die Frucht ist schwartz / süß / aber nicht gar lieblich / mit einem langlichten / harten / unebenen Stein; hanget Trauben-weiß an den Schößlein. Wachst umb Basel auff den Bergen / wie auch bey Genff / Lyon herumb / und in den Lotthringischen Gebürgen. CAPUT XXXV. Lorbeer-Kirschbaum. Lauro-cerasus. Namen. LOrbeer-Kirschbaum / mag Griechisch genennet werden / ??? Lateinisch / Laurocerasus, J. B. Clus. Cerasus folio laurino, C. B. Cerasus Trapezuntina, sive Laurocerasus, Park. Englisch / The Cherry-Bay / Commonly called the Laurel.
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Dieser Baum ist nach Joh. Bauhini Beschreibung ein lieblicher und lustig aussehender Baum / stäts grünend; hat Blätter wie der Citronen-baum / 2. biß 3. Finger breit / an dem Umbkreiß ein wenig zerkerfft / glatt / dick- und fettlicht / anmüthig grün / eines bittern zusammenziehenden Geschmacks. Die Rinde der Aesten ist grün / das inwendige Holtz aber weiß: Treibt an den alten höchsten Aesten / zwischen des vorigen Jahrs Blätteren / Fingers lange Spießlein oder Sprößlein herauß / an welchen mit kurtzen Stiehlein viel kleine / weisse / fünff-blättige / nichts riechende Blümlein Trauben-weise wachsen; Denen die lieblich-süsse / ablange / blaw-rothe Früchten folgen / welche etwas grösser als die Kirschen / und einen runden harten Stein / mit einem bittern Kernen begabet / in sich haben. Dieser Baum soll erstlich von Trapezunt nach Constantinopel / und von dannen hernach in Italien / Hispanien / Franckreich / Teutschland und Engelland / da er in den wohlbestellten Gärten hin und wider wohl und hurtig auffwachst / blühet / und Früchte tragt / und die Kälte wohl erdauren mag / gebracht worden seyn. CAPUT XXXVI. Faulbaum. Frangula. Namen. MAn nennet diesen Baum umb seines übelen Geruchs willen / Faulbaum oder Leußbaum. Andere geben ihm den Namen / Zapffenholtz / darumb / daß die Küffer auch darauß Zapffen in die Weinfässer machen. Lateinisch heisset er Frangula, Alnus nigra baccifera, J. B. C. B. Avornus. Italiänisch / Frangola. Frantzösisch / Aune noire. Spanisch / Alamo negro. Englisch / Allertree / butehers pricktree / The black Aldertree. Niderländisch / Sporckenhout / Pylhout. Gestalt. Der Faulbaum ist einer mittelmäßigen Höhe / treibt viel gerade Gerten von der Wurtzel biß auff 7. oder 8. Elen hoch / eines Daumens dick / und ästicht: hat Blätter wie der Kürbeer-baum / und ein Rinde wie die Erlen. Diese Rinde ist aussen mit weissen Mackeln befleckt / inwendig aber gelb / und so man sie kewet / färbet sie gelb. Die in dem Mayen erscheinende kleine Blüht zeiget sich bleich-weiß. Die Beere sind in der Erbeß grösse / mit einer Holkehlen underscheiden / gleich als wären zwey Beere zusammen gewachsen / zeitigen im Herbst- und Weinmonat. Diese Beere sind erstlich grün / darnach gelb / endlich schwartz / eines gantz unannehmlichen Geschmacks / in einem jeden stecken zween Kernen / die vergleichen sich den Wolffs-bohnen / sind etwas grösser denn die Linsen / haben auch einen inneren Kern. Das Holtz ist mürb / davon es auch den Namen bekommen hat. Eigenschafft. In diesem Gewächs stecken viel herbe zusammen ziehende / wie auch scharfflicht-etzende Theil / davon der Baum / sonderlich seine Rinden / die Krafft hat zu laxieren / und zusammen zuziehen / wie die Rhabarbarawurtzel. Er purgiert und treibt Gallen und Schleim / und zwar die frische grüne Rinden obsich und nidsich; die gedörrte aber allein nidsich. Gebrauch. Dodonaeus stirp. histor. pempt. VI. lib. II. cap. XXV. meldet / daß die inwendige Rinde von den Bauren gebraucht werde / wenn sie den Leib reinigen wollen / denn sie den dicken zähen Schleim / und die Gallen unden / auch oben auß mit grosser Ungelegenheit des Magens außführet: ist derohalben eine starcke Bauren-artzney / vor welcher sich die blöden Naturen hüten sollen. Das Laub soll dem Rindvieh nutzlich seyn / und den Kühen auch viel Milch machen. Die Kohlen von diesem Baum soll gut Büchsen-pulver geben. Ein guten Laxier-kräuter-wein für die (Laxierkräuter wein.) Wassersüchtigen kan man auff folgende Weise bereiten: Nem̅t Osterlucey-wurtz / Schwalben-wurtz jedes ein Loth; Eppichwurtz ein halb Loth. Der gedorrten inneren Rinden des Faulbaums 2. Loth. Odermänig-kraut / Creutz-Entzian / Filtz-kraut / Melissen jeder Gattung ein Hand-voll / Cardebenedicten-kraut / Wehrmut-kraut / jed. ein halbe Hand-voll. Wachholderbeere / Fenchel-samen jed. anderthalb Quintlein. Zimmet I. Quintl. zerschneidet und zerhacket alles durcheinander / siedets in anderthalb oder zwey Maß Wassers / biß der vierdte oder fünffte Theil ohngefehr eingesotten / sichtet es hernach / und gebt dem [82] Patienten alle Morgen / und da es nicht sonderlich purgieret / auch alle Abend zwey Stund vor dem Essen 8. biß 10. Loth davon zu trinken. Führet Gall und Wasser auß durch den Harn und Stulgang / eröffnet (verstopffte Leber. Gelbsucht / Wassersucht.) die verstopffte Leber / und heilet die Gelb- und Wassersucht. Die gelbe Rinde dieses Baums mit Eyerklar und ein wenig Alaun in Wein gesotten / und mit diesem warmem Wein offt die mit der Raud behafftete Glieder gewaschen / heilet (Raub.) die Raud und Schäbigkeit in wenig Zeit gewiß. CAPUT XXXVII. St. Johannes - brodt / mit der auffgeschnittenen frucht. Siliqua cum fructu dissecto. (*Die anfangende Gestalt der frucht / wenn die Blüht abgefallen ist.) Namen. DIesem Gewächs haben die Teutschen den Namen St. Johannsbrodt geben / dieweil etliche der Alten in dem Wahn gesteckt / als wenn St. Johannes / der Evangelist und Apostel / von solcher Frucht seine Nahrung empfangen / und dardurch das Leben verlängert hätte / gestalten er nach der gemeinen Meinung gelehrter Leuthen das 89. Jahr erreichet / deren auch Cardinalis Baronius der weitberühmte Historicus ad Ann. Christi CI. beypflichtet. Die Griechen nennen dieses Gewächs / [Greek words]. Lateinisch heißt es / Siliqua, Siliqua arbor, S. Ceratia, J. B. Siliqua edulis, C. B. Siliqua dulcis s. vulgatior, Park. Caroba, Offic. Italiänisch / Carobe, Carobole. Frantzösisch / Carouge. Spanisch / Garrouo. Englisch / Silicktree / Carobtree. Niderländisch / St. Johans-broot. Gestalt. Dieser Baum wachset in dem Königreich Neapel / und sonderlich in Apulien / Candien / Cypren / Egypten / und anderen heissen Länderen in grosser Mänge. Er wird zimblich hoch / seine Aeste aber spreissen sich mehr auß in die Breite / als in die Höhe. Die Rinde ist blauw-aschen-farb / wie am Zürgelbaum. Er tragt Blätter wie der Escherbaum / doch sind sie breiter / harter / dünner und runder / blühet im Winter. In Hispanien umb Valentia und anderstwo / bringet er eine langlichte Blüht / welche wie ein Julus oder zasichtes Kätzlein und Nußblüht vom Nußvaum her ab hanget / und sich hernach in viel Blümlein auffthut / die röthlicht Purpur-farb sind. Er bringet seine Frucht im Sommer und Herbst / nemblich die langen krummen Schoren / sind eines Fingers lang / und Daumens dick; darinnen ligt der Stein-harte Samen / welcher dem in den Caßien-röhren so ähnlich / daß man sie vor einander schwerlich erkennen kan. Die von dem Baum frisch kommenden Schoten haben einen unlieblichen Geschmack; wenn man sie aber auff eine geflochtene Weidenhurt außbreitet / und dorret / gewinnen sie einen lieblichen und süssen Geschmack. Sie haben zwischen ihrem Fleisch einen Safft gleich dem Honigseim / sonderlich die / so in den Orientalischen Länderen wachsen / derhalben pressen die Indianer / Egyptier und Araber / den Honig-safft herauß / und machen damit den Ingwer / Myrobalanen und andere Früchte ein. In den Morgenländern / fürnemblich in Syrien und dem Jüdischen Land / ist dieser Baum also gemein / daß man seine Früchte auch den Schweinen zu essen fürwirffet / wie solches Claudius Salmasius in exercitat. Plinian. p. m. 460. berichtet. Dieweilen denn Luc. XV. 16. das Wörtlein [Greek words] in der Grund-sprach stehet / ist nicht zu zweiflen / daß der verlohrene Sohn gewünscht / nicht mit Treebern oder Kleyen / sondern mit dieser Frucht seinen Bauch zu füllen. Welcher meinung auch Cornelius Jansenius in Commentario ad hunc locum beypflichtet / wie bey dem Cornelio à lapide in dict. comment. zu sehen ist. Carolus Clusius lib. I. histor. stirp. hispan. cap. VIII. & lib. I. rarior. plant. histor. cap. X. zeiget an / daß in dem Spanischen Königreich Valentia diese Frucht in grosser Menge wachse / und dem Vieh für sein Futter dargegeben werde. In Teutschland wird das Johannes-Brodt von den Kernen geziehlet / auch in Scherben oder Kübeln fortgebracht und überwintert / aber es bringet keine Frucht / sondern neben den Blättern nur seine schöne Blüte / welche sich im Frühling gar häuffig ereignet / nach derselben folgen allererst die Blätter. Eigenschafft. St. Johanns-brodt hat ein süssen Safft bey sich / jedoch mit heimlich scharfflichtflüchtigë mittelmäßig ölichtem Geist vermischet. Daher ist dieser Frucht Eigenschafft / [83] zu lösen / zu erdünneren / die jastende Schärffe der Feuchtigkeiten zu hemmen / zu versüssen. Gebrauch. Zwey Loth St. Johanns-brodt in einer Maß Wasser gesotten / und davon getruncken (Husten / Lungsucht. Engbrüstigkeit.) / hilfft wider den Husten / Lungsucht / Schwären Athem / und beförderet den Harn. St. Johanns-brodt mit destilliertem Seeblumen-wasser gekocht zu einem Safft / und von dem Safft offt genommen / ist trefflich gut in allen widerspenstigen Husten / denn es ihne sehr linderen und wegnehmen kan. Gedörrte St. Johanns-brötlein zu Pulver gestossen / und das Pulver auff ein quintlein schwär / entweder trocken / weil es süß / oder mit Violen-safft und Wegerich-wasser genommen / benim̅t alsobald das Brennen oder Sod des Magens / stillet auch die Harn-strenge oder Schärffe und Brennen des Harns / versüsset den schaffen Schleim der Brust / und linderet den Husten. CAPUT XXXVIII. I. Wild St. Johanns-brodt / oder Judas-baum. 1. Siliqua sylvestris, vel Arbor Judae. (2. Seine Frucht.) (3. Blüht.) Namen. DIeser Baum wird Lateinisch Siliqua sylvestris genennt / nicht daß er für eine wilde Art deß Johannsbrodt solle gehalten werden / sondern dieweil er Fingers-lange dünn-häutige röthlichte Schoten tragt / darinnen ein glatter harter Samen ist / braunlicht / wie die Kernen im rechten Johanns-brodt / aber kleiner. Die Blätter sind rund / wie an der Hasel-wurtz / aber nicht so dick. Ehe diese Blätter herfürkommen / bringet er liebliche Blumen / im Anfang des Frühlings an dem Stammen und Seiten der Aeste / schön purpurfarb / an etlichen findet man sie auch weißlicht / darauß die gemeldten Schoten werden. Er wachst in Italien / Hispanien und Franckreich bey Narbona. In Teutsch- und Holland aber wird er in den Gärten gepflantzet. Man nennet ihn gemein ich Arborem Judae, Judas-baum / von einem Gedicht her / als hätte sich der Verräther Judas daran auffgehenckt / deßwegen er auch noch heutiges Tags krum̅ wachse / und nicht auffrecht gewehnet werden könne. CAPUT XXXIX. Meer-Kirschbaum. Arbutus. Namen. MEer-Kirschbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Arbutus, Comarus, Theophr. Italiänisch / Arbuto. Frantzösisch / Arboisier. Spanisch / Madronno. Englisch / Crabtree / The Strauberry tree. Niderländisch / Haech Appelboom. Die Frucht wird von Plinio genennet / Unedo. Gestalt. Meer-kirschbaum wachst in Candien und Italien in grosser Mänge; tragt Blätter / wie der Lorbeerbaum / außgenommen / daß sie ein wenig kürtzer / dicker / mehr bleich als grün / an dem Umbkreiß allenthalben zer [84] kerbt / und in der Mitte mit einer rothen Rippe durchzogen sind / sonsten bleiben sie auch immer grün. Die Rinde am Stam̅ ist röthlicht / scharff und schupicht. Die Aeste so darauß entspriessen / sind etwas röther und glätter. Im Hew- und Augstmonat erscheinen die weissen kleinen / holen / wohlriechenden Blumen / fast anzusehen / wie die schönen Mäyen-blümlein / (Lilii Convallii) hangen Traußen-weiß aneinander. Nach Verfallung dieser Blumen folgen die runden Flüchte / fast in der Grösse der Storäpffeln / die sind erstlich grün / darnach gelb / und so sie die rechte Zeitigung erreichen / gewinnen sie eine rothe Farb / sind am Angriff etwas rauch / und uneben wie die Erdbeeren; haben kleine Kernlein in sich / dem Geschmack nach sind sie süß / und etwas herb oder streng: den Amseln und Gramat-vöglen ein sehr angenehme Speiß / derohalben brauchen sie die Vogel-steller zu ihren Globen und Netzen / fangen damit im Winter viel Vögel / denn zu der Zeit ist diese Frucht zeitig; Mit den Blätteren haben die Gerber zu thun. Diesen Baum findet man auch in Portugal / und der Frantzösischen Landschafft Narbona. Eigenschafft und Gebrauch. Der Meer-Kirschbaum ist einer räsen und herben Natur. Dioscorides, Galenus und Athenaeus schreiben / daß seine Frucht Haupt-schmertzen verursache / aber Carolus Clusius lib. I. rarior. plantar. histor cap. XXX. berichtet / daß er in seiner Reiß nach Lisabona wahrgenommen / wie underschiedliche Leuth sich dieser Frucht zur Speise bedient / er selber habe viel ohne Schaden geessen / doch waren sie nicht so lieblich / als die Erdbeere. Aber Johannes Bauhinus hat / so offt er sie geessen / Schmertzen in dem Magen davon bekommen. In Spanien sollen sie auch nicht so schädlich außfallen / worauß zu schliessen / daß sie an einem Ort einen miltern / in andern Ländern aber einen herberen Safft und Fleisch bekommen: So kan sie auch wohl ein Mensch besser vertragen / als der andere. Ja es ist vermuthlich / daß diß gantze Gewächs viel irrdichte / herbe / ungejohrene / saltzichte Theil / und dennenher gute Kräfften habe zusammenzuziehen / zu stopffen / das Geblüt zuerdickeren / und ihme seine natürliche Flüßigkeit etwas zu benehmen. Auß den Blätteren und Blumen destillieren etliche in dem Marien-bad auß einem gläsernen Kolben ein Wasser / welches trefflich gut seyn soll wider die Pestilentz und alles Gifft. Das Holtz gibt sehr gute satte kohlen ab / welche von denen / so mit Metall schmeltzen umbgehen / gesuchet werden. CAPUT XL. Libenbaum. Taxus. Namen. LIbenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Taxus, Smilax. Italiänisch / Tasso, Masso. Frantzösisch / If. Spanisch / Texo. Englisch / Gray / Badger. Dänisch / Eibentroe. Niderländisch / Ivenboom. Gestalt. Der Eibenbaum vergleichet sich mit den Blätteren dem Tannenbaum / ist doch nicht so groß / grünet stäts / bringt kein Hartz / dargegen aber rothe Beere / grösser als die Erbsen. Die Blätter sind nicht so breit / als ein Kornstengel; auch nicht so rund wie die an der rothen Pech-tannen: aber spitziger als die an der weissen Tannen / durchauß gleich grün. An den aussersten Schößlein der Aesten / durchgehends zwischen den Blättlein / kommen viel gantz kleine / ablange und schüpichte Köpflein herfür / darauß gleichsam wie Blümlein schimmeren / den Wachholder-blümlein nicht unähnlich / und an der Farb grün-bleich / welche hernach meistentheils in moosichte Gipffel außwachsen. In dem Augstmonat fangt er an Beere zu tragen / welche in einem Kelchlein stecken / fast wie die Eicheln. Da sie aber in dem Wintermonat zur Zeitigung kommen / haben sie keine Gleichheit mehr mit der Eichel; sondern in dem an einem kurtzen Stihlein hangenden schüppichten Kelchlein sitzet die Frucht / so etwas grösser als ein Wachholder-beere / aber oben auff offen / gleichsam mit einer Fleisch-haut umbgeben / schön und scharlach-gläntzender Farb / inwendig hol / und mit einem schleimichten süssen Safft begabet; in welchem ein Kern stecket / kleiner als ein Pfefferkorn / etwas flach / mit einem harten braunlichten Häutlein umbgeben / eines nicht unlieblichen Marcks. Eigenschafft. Der in Teutschland / Schweitz und Burgund sc. wachsende Baum / hat ein schwe [85] felichtes etzendes gifftiges Saltz bey sich / daß derohalben seine Beere geessen ein rechtes Gifft; durch dessen getrunckenen Safft Cativulcus der Lütticher König / nach Jul. Caesaris Bericht / Lib. 6. de Bell. Gall sich selbsten solle entleibt haben. In Engelland aber wollen sie ihne nicht so gifftig machen. Er wachst auff den Gebürgen hin und wider / und bey Bruntraut auff dem Freyberg / Franche Montaigne genannt. Man findet ihn häuffig in der Graffschafft hohen Embs / in Bündten / bey Feldkirch / und auff den Schweitzerischen Bergen. Gebrauch. Weilen dieser Baum etwas gifftiges soll in sich haben / hat ihn deßhalben Dioscorides nicht under den Bäumen im Ersten / sondern im vierdien Buch under anderen gifftigen Dingen beschrieben. In Franckreich in der Landschafft Narbona, soll dieser Baum also gifftig seyn / daß diejenigen / so darunder schlaffen / oder under seinem Schatten ruhen / kranck werden / und zuweilen sterben / welches insonderheit geschicht / wenn der Baum blühet; Dieses aber kan von dem Eibenbaum / der in Engelland und Holland wächst / nicht verstanden werden / denn derselbe unschädlich ist / wie solches Rembertus Dodonaeus stirp. histor. pempt. 6. lib. 5. c. 5. Petrus Pena, & Matthias Lobelius in advers. p. m. 450. bezeugen. Dahero in Engelland die Frucht oder Beere von den Knaben sicher genossen / und der stäts grünende Baum selbsten auff den Todten-gärten oder Kirchhöfen gepflantzet worden / theils daß man under deren Schatten ohne einige Ungelegenheit spatzieren könnte: theils auch zu einem Zeichen der Unsterblichkeit der Seelen und des ewigen Lebens / auff welches die begrabenen Leichnam harreten. Hingegen schreibt Matthiolus von den Tridentischen Etbenbäumen / daß zu seiner Zeit diejenigen / welche die Beere / wegen ihrer Süßigkeit geessen / in hitzige Fieber und starcke Bauch-flüß mit grosser Lebens-gefahr gerahten seyen. Deßgleichen berichtet Johannes Bauhinus tom. I. hist. plant. univers. lib. 9. cap. 3. es sey alles Rindvieh / so die Blätter von dem Burgundischen Eibenbaum geessen / davon gestorben. Auß dem Holtz dieses Baums sind zu jeder Zeit Bögen gemacht worden / daher Virgilius Ituraeos Taxi torquentur in arcus. Die Schreiner und Trechsler bedienen sich dieses satten und braun-röthlichten mit vielen Aderen zierlich durchstrichenen Holtzes viel zu allerhand Sachen / auch wohl zu Musicalischen Instrumenten.

CAPUT XLI.
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Mastixbaum mit seiner Blüt / Frucht und Schoten an Blättern / neben einem Zahnstührer. Lentiscus cum flore, fructu & folliculis, nec non appicto dentiscalpio. Namen. Mastixbaum heißt Griechisch [Greek words] Lateinisch / Lentiscus. Italiänisch / Lentisco. Frantzösisch / Lentisque. Spanisch. Arcol de Almaciga. Englisch / Masticketree. Niderländisch / Mastieboom. Mastix heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mastiche, Resina lentiscina. Italiänisch / Mastice. Frantzösisch / Mastic. Spanisch / Almaciga. Englisch / Masticke. Niderländisch / Mastic. Geschlecht und Gestalt. Mastixbaum ist in Teutschland unbekan̅t. In Italien wachßt er in grosser menge / nicht allein auff den Felderen / sondern auch auff den Gebürgen und am Meer. Den allerbesten findet man in der Insul Chio / und bald allein an diesem ort bringt der Baum das Gummi oder Hartz / welches man Mastix nennet. Dieser Baum ist zweyer Geschlecht / der hohe und nidrige. Der hohe hat die länge eines mittelmässigen Baums. Der nidrige ist in Italien gemein / hat keinen sonderlichen aufgerichten stamm / denn bald von der wurtzel steigen die zweige und gerten auff wie in der Haselstauden. Beyde Bäume haben blätter wie der Myrrhenbaum / außgenommen daß sie kleiner sind / fett / mürb / sattgrün / an dem umbkreiß / und bey dem stiel ein wenig roth / riechen starck / und grünen stäts. Die Rinde ist röthlicht / zäh und schwanck. Die Frucht ist wie röthlichte Beer oder Weintrauben. Auch siehet man an disen Bäumen schoten / die sind an der spitzen gebogen wie ein krumbs hörnlein / in diesen schotensteckt ein reine klare feuchtigkeit / auß welcher geflügelte würme wachsen / wie in den schoten deß Rüstholtzes un̅ Terbenthin [86] baums. Diese Bäume geben so ein scharffen geruch / daß sie auch das Haupt damit beschwären. Wenn die Einwohner der Insul Chio / den Mastix samlen wollen / so pflegen sie zuvor an gewissen tagen die Bäume zu verwunden / alßdenn treufft dieser safft gar weiß herab / welcher bald im mund zergehet / und essen es die Leuth allda zu stärckung deß magens: je älter er wird / je gelber er scheint. Der beste Mastix ist klar / lauter / ohne erden oder steinlein / gedügen / trocken mürb / und so man jhn schüttlet / rauschet er. Die Insul Chio ligt an dem Aegeischen Meer / das ort aber / wo der Mastix am meisten wachßet / wird Catamorea genant / alda mehr Bühel als Berg sich befinden / auff welchen die Einwohner jhre Mastixbäum mit sonderbahrem fleiß pflantzen / von diesen kommet der beste Mastix her / so in gantz Europa verschicket wird / davon sie jährlich auff die zwantzig tausend Ducaten einkommen ziehen / wie solches Herr Joh. Jacobus Hoffmannus, wohlverdienter Professor Histor. in Loblicher Universitet zu Basel / in suo Lexico Universali, sub nomine Chio, berichtet. Petrus Bellonius lib. 2. observat. cap. 9. zeiget an / das von den Einwohnern der Insul Chio, bey pflantzung der Mastix-bäumen so viel unkösten als immer in Europa, zu erhaltung der Weingärten angewendet werden; weilen ihr gröstes Reichthumb in verkauffung des Mastix bestehet / lassen sie sich keiner müh im geringsten dauren / denn so man den Mastixbäumen nicht fleissig abwartet / bringen sie auch wenig nutzen. Der Mastixbaum kompt in diser Insul in solcher menge herfür / daß die Einwohner dem Türckischen Käyser jährlich vier oder fünff tausend Ducaten / auff abschlag der zwölff tausenden / welche sie jährlich ihme als ein tribut oder Schatzung bezahlen müssen / nur in Mastix erlegen. Petrus Andreas Matthiolus in comment. ad lib. 1. Dioscord. cap. 75. berichtet ferners / das in obvermelter Insul Chio aller Mastix der Obrigkeit zugestellt werde / auch wenn die Einwohner zu Herbstzeit in ihren eigenen Aeckeren jhne aufflesen / müssen sie dem gemeinen Gut jhn ohne beding einliferen: es werde auch dem jenigen die Hand abgehawen / welcher den Mastixbaum auff seinem oder einem anderen Acker außreutet. Man findet den Mastixbaum auch in Hispanien / Portugal und Apulien / insonderheit aber in Franckreich / in der Provintz Langendock / und dem Delphinat. Alda er in grosser menge / doch ohne Mastix herfür kompt. In Candia tragt er gelben / bitteren und schlechten Mastix. Auß dem holtz dieses Baums machet man in Franckreich / Hispanien und Italien nutzliche Zahnsteurer / und schicket sie von dar auß in Teutschland: waren schon zu Martialis zeiten bekant / dahero er lib. 14. epigram. 18. also schreibet: Lentisco melius: sed si tibi frondia cuspis Defuerit, dentes penna levare potest. Eigenschafft. Der Mastixbaum hat in allen seinen theilen einen herben / anziehenden / balsamischen Safft / und demnach eine zusam̅enzichende und trockene natur. Der Mastix aber ist der auß dem Baum außgeflossene Balsam / weleher mit einem rechten aromatischen flüchtigen temperirten Saltzgeist vergesellschafftet / hiemit die eigenschafft hat / alle scharffen / sauren / etzenden feuchtigkeiten zu versüssen / und also auch gefährlichen durchbrüchen und blutflüssen durch eine Balsamische gelind anhaltende krafft zu steuren. Gebrauch. Mastix ist ein gutes mittel zu dem Magen / denn die erfahrung bezeuget / so man alle Abend / wenn man schlaffen gehet / drey (Magenschmertzen.) körner Mastix gantz verschlingt / stille solches den Magenschmertzen. Ein loth Mastix / sambt ein wenig pomerantzen-schalen / in einer maaß frisches brunwassers gesotten und davon getruncken / ist gut für die rühr / sonderlich auch für die rote (Ruhr.) ruhr. (Stincken der athem / Schleim vom Haupt.) Mastix zerkäwet macht einen guten Athem / und zeucht den schleim vom Haupt / macht sie außspeyen. Wider allerley Bauchflüsse: nim̅ Mastix und Fischmüntz-öhl jedes ein loth / lasse darmit (Allerley Bauchflüsse.) den Bauch warmlicht wol anschmieren. Auß der rinden / wie auch auß der wurtzel und gekochten blätteren / pressen etliche den Safft auß; von dem ein wenig getruncken (Rothe Ruhr. Bauchlauff.) / stillet die ruhr / rohte ruhr / und blutflüsse. Die rind / oder das holtz in wasser gekocht und getruncken / hat gleiche würckung. (zahnfleisch stärcken.) Ist auch alles gut zu stärckung deß zahnfleisches. (Mastixpilulein zu machen.) Die Mastix-pilulein werden auff folgende weise gemacht; nem̅et außerlesenen Mastix ein loth / Lerchenschwam in zeltlein ein halb loth / der besten Aloes zwey vnd ein halb loth / stößt alles rein under einander / rührt ein wenig Roßhonig darunder / biß es ein dicke masse wird / auß deren kan man hernach pilulein nach belieben formieren / und von solchen pilulein biß auff 20. oder 25. gr. (Preservatif für den Schlag. brust-flüß. Hauptschmertzen. Augen stärcken. Mutter reinigen.) übers mal nehmen. Sie laxieren gelind / wie die Franckforter pilulein / behüten den Menschen vor allerhand kalten Schlag- und Brust-flüssen / stärcken das Haupt / vertreiben desselben flüß und schmertzen; erhalten das Gehirn / Augen und Ohren bey jhren natürlichen kräfften / und reinigen die Mutter von allen überflüssigen unreinen feuchtigkeiten. (gemein Mastix???öl) Gemein Mastixöl wird also gemacht: nem̅et Rosenöl ein pfund / Mastix drey loth / zerlaßts auff gelindem Feur under einander / und treibts durch ein tuch: ist gut äusserlich (Erbrechen. Grimmen. Bauchflüß. Mutter. wehe.) über zuschmieren / wider das erbrechen / grimmen / bauchflüß / muttermehe / erweicht die geschwülsten; zertheilet die entzündung der Zungen / und zahnfleisches / mit Roßhonig vermischt / und warm in mund genommenstärckt die Gelencke. Ist auch gut für den (undäwiger magen.) undäwigen Magen der Kinderen / mit mußcatnußöl vermischt / und warm offt übergestrichen. (destilliert Mastixöl.) Das destillierte Mastixöl aber bekompt man / wenn man ein- und ein halb pfund gebrander Kißlingsteinen mit ein pfund auß [87] erlesenen Mastix in dem Mörsel / rein under einander stoßt / und also auß einer in Sand gesetzten retorten durch gelindes Feur destilliert; man kriegt also erstlich ein subtiles wasser / hernach ein gelbes / und zu letst ein rothes balsamisches Oel / welches mit Baumwollen davon zu scheiden. Hat gleiche / aber weit stärckere kräffte / als obiges / kan mit Salben und Pflastern vermischet werden. (Starcke Flüß. Husten. Geschwär der Lunge̅ / des mage̅s. und der Därmen.) So jemand mit starcken Flüssen und dem Husten behafftet ist / der ein inwendiges Geschwär in der Lungen / Magen oder den Gedärmen hat / der nemme ein quintlein außerlesenen Mastix / vermische es under zwey loth alten Rosenzucker / und nemme bißweilen einer Muscatennuß groß darvon auch solle er zu zeiten etliche Gran Mastix in einem lind gesottenen Ey gebrauchen. Mastix zu Pulver gestossen / auff leinen Thuch gestreuet / wohl gewärmt / und denn mit einem Messer gestrichen / gibt ein Pflaster ab / welches über den Magen und Bauch (Erbrechen.) gelegt das Erbrechen und Ruhr stellet. Das Pulver auff Taffet gestrichen und auf vorige weise zu einem Pflaster gemacht / dises an die Schläffe und hinder die Ohren geleget / (Zahnwehe.) stillet das Zahnwehe. (Hufftwehe. Gelänck oder Geläich. schmertzen.) Zu dem Hufft / und anderen Gelenckschmertzen / so von kalten flüssen herkom̅en / nemt Mastix / Myrrhen / Kümmin / Poley / Salbey / Lorbonen / jedes ein loth / hackt und stoßt alles zu reinem Pulver under einander / rühret Honig / sampt ein wenig Wachholder-Brantenwein darunder / daß es ein Pflaster abgebe / welches man offt frisch warm über die Hufft / oder anderes Gelencke schlagen kan. (Geistreich Wasser von Mastix leicht zu machen.) Ein Geistreiches wasser von Mastix laßt sich folgender massen bereiten. Werfft Mastix-körner auff glühende kohlen / oder gluth / faßt den Rauch davon in einen newen irdenen Hafen / wenn er nun wohl voll Rauch / so füllet ihn alsobald mit frisch Brunnwasser an / und deckt ihn wohl zu / denn also wird das Wasser alle Kräfften vom Mastix an sich ziehen / ja so gar das geistreich balsamische Oel vereiniget sich mit dem Wasser / un̅ gibt eine der besten Artzneyen für diejenigen (Rothe und weisse Ruhr.) ab / so mit der Ruhr / rothen Ruhr / weissen Ruhr behafftet sind / wenn sie davon nach belieben trincken. (Erbrechen des mage̅s.) Wider das starcke Erbrechen des Magens: Nimb schönen Mastix ein Quintlein / Indianische Nägelein ein halb quintlein / erlesene rothe Rosenblätter ein hand voll / siede es ein wenig in einem quartal weissen Weins / sichte es alßdenn durch ein Tuch / und gibs dem Krancken in zweymahl ein. (Schwacher magen bey alten Leuthen.) Ein köstlich stärckend Magenwasser für alte Leuth / ist in der Königlichen Residentz Statt Coppenhagen in grossem ruff: Nim̅ schönen Mastix / sechs loth / Cardamömlein / Zimmet / Galanga / Zitwar / jedes ein loth / Arabische Costenwurtz / Aloesholtz / Muscatenblüt jedes ein quintlein / Indische Gewürtz-nägelein ein halb quintlein / guten Brantenwein drey pfund: lasse es drey Tag an einem warmen Ort / in einem wohlvermachten Geschirr stehen / alßdenn distilliere es nach der Kunst / und mache es mit Zucker lieblich. Alte Leuth können zu stärckung des Magens nach belieben ein Löffel voll gebrauchen. CAPUT XLII. Mastix-Baum auß Peru / Lentiscus Peruviana. Namen. PEruanischer Mastix-baum / ist auff Lateinisch / Lentiscus Peruviana, C. B. Lentisco Peruvianae similis Molle dicta, Park. Molle, J. B. Aroeira, Marggr. Gestalt. Der Peruvianische Mastix-baum wird also genant / dieweil er dem gemeinen Mastix baum ähnlich ist, er hat viel biegige Aest / so under sich sehen / und mit einer roth- und runtzlichten Rinden bedeckt: seine Satt-grüne Blätter sind wie an dem Mastix-baum gantz / aber spitziger und länger / auff beyden seiten zwey / die doch nicht gerad gegen einander stehen / es hangen fünff-siben-wte auch neun-biß zehen an einem Stiel: in der mitte der Blättern sihet man ein weisse Linien / und neben zu runtzlichte äderlein / welche meisten theils an dem underen theil wahrgenom̅en werden. So man die Blätter zerstoßt / geben sie einen angenehmen Fenchel-geruch von sich / auff den gipfflen der spannen langen ästlein / sitzen die kleinen Blümlein / wie ein dünne Traube / sind weis / und bestehen auß fünf-spitzigen Blätlein / so daß sie gleichsam wie sternlin gebildet. Diesen folgen runde Frücht / mit kleinen stielen und hülschen / werden Trauben weiß zusammen gehäufft / sind erstlich grün / bald roth / hernach schwartzlicht / fett / und wie Pfeffer scharff / mit einem dünnen häutlein über zogen / in der grösse der Sparglen-Beeren. deren Marck auch einen scharffen Geruch und Geschmack / dem Geschmack und Geruch [88] den Wachholder-beeren gleich / von sich gibet. Der Same ist erstlich auß America naher Rom / under dem namen Pfeffer / gebracht / und in des Herren Cardinals Marci Antonij Columnae Garten / von einem Apothecker im Herbstmonat gesäet worden; ware in dem folgenden Jahr fünf ellen hoch auffgewachsen / aber der Same zur keinen zeitigung kommen / wie solches Edoardus Vorstius erinnert / der Herren Casparum Bauhinum mit einem Ast sambt den Beeren begabt / so allhier abgemahlet. Jetzunder aber ist er dem Mastixbaum in der Höhe gleich / dessen Elen-lange mit Blumen und zarten Beeren besetzte Aeste bemeldter Bauhinus von D. Johanne Neuderfero mit andern sehr schönen Sachen zu einer Verehrung empfangen hat / neben dem Gummi / so auß der eingeschnittenen Rinden fleüßt: Denn bey den Americaneren samlet man auß der verwundten Rinden ein weis dem Mastix ähnliches Gummi / davon die Einwohner ein Quintlein schwär in Wasser zerlassen / und es für ein Purgation gebrauchen / dieweilen es alle böse Feuchtigkeiten / insonderheit bey den Wassersüchtigen / sanfft außführet. Eigenschafft. Dieser Baum hat ebenmäßig einen balsamischen / heilenden / nutzlichen / gelind anhaltenden Safft in sich. Das Gummi aber soll zugleich etwas scharfflichtes Saltz heimlich mitführen / vermittelst dessen es die Eigenschafft zu laxieren habe: wie denn Corvinus ein Römer / den Johannem Bauhinum auß eigener Erfahrung berichtet / daß anderthalb quintl. dieses Gummi im Wein zerlassen / ihne wohl gereiniget habe. Gebrauch. Auß den Aestlein dieses Baums werden Zahnsteürer gemacht. Die Rinden in Wein (Gliederwehe.) gekocht / und damit die Glieder warm gewaschen / vertreibt deroselben Schmertzen. Das Pulver der Rinden in die Wunden gethan / reiniget und heilet sie geschwind: Diß Pulver in Wein gesotten / und den Wein (Wunden.) sambt dem Pulver über die Wunde geschlagen / halt sie sauber und heilet sie bald. Solcher (Luckes Zahnfleisch) Wein an das lucke Zahnfleisch gestrichen / heilet und stärcket es. CAPUT XLIII. Indische Moringa. Moringa Indica. Namen und Gestalt. WOhl-vorgemeldter Herr Bauhinus rechnet in pinace Theatri Botanici lib. II. sect. 2. ferners zu den Mastixbäumen denjenigen Baum / welchen er nennet / Arborem exoticam Lentisci Folio: ist nichts anders als Moringa, Ferrar. Park. Acost. Mouringon, Hort. Mal. Moringa Lentisci folio, fructu magno anguloso, in quo semina Ervi. J. Bauh. Er wachst fünff Manns Höhe / eines Man̅es dick / ist mit einer äusserlich schwartzlichten / innerlich aber weissen / dem Geruch und Geschmack nach dem Kresse oder Meerrettich sich vergleichenden Rinde umbgeben. Seine Blätter / deren zwey allezeit an einem Spannen-langen Stiel hangen / sind langlicht / Indische Moringa. Moringa Indica. dünn / weich / und füllen die Elenlange Sprößlein biß zu ausserst an. Der Baum aber hat nicht viel Aeste / und gibt derowegen auch wenig Schatten / ist mit vielen Gläichen begabt / also daß so wohl die Stauden als die Aestlein gar bald brechen. Die Blätter sind satt-grün / am Geschmack aber wie die Stäck-rüben-Blätter. Die Blüthe ist weiß / auß zehen Blättlein bestehend / und hangen an krummen Stielen an den äussersten Aestlein: innert der Blüthe stecket ein ablanges grünlichtes Knöpfflein / so ein weisses Haar von sich gibet / und das Fundament der Frucht ist. Nach der abfallenden Blüthe folgen die Früchte / welche eines Schuheslang / in der Dicke eines Rettichs / die sind achteckicht / dunckelgrün / inwendig weis / voll Marcks / und in gewisse Hülßlein underscheiden: in welchen der runde mit einer bleichen harten Haut umbgebene Samen ligt / in welchem ein weisser Kernen sich findet / so dem Geschmack nach schärffer als die Blätter. Diese Frucht wird mit dem Fleisch gekocht / oder auff andere Weiß zubereitet. Die Wurtzel dieses Baums gebrauchen die Einwohner an statt des Einhorns / Bezoar und Theriacks wider allerhand Gifft und Biß der gifftigen Thieren / insonderheit der schädlichen Schlangen / Cobras de Capellas genannt. In Cholerâ oder schrecklicher Under- und übersich-giessung der Gallen ist diese Wurtzel sehr gut befunden worden. Man vermischt sie auch under die Artzneyen / so die verbrannten Feuchtigkeiten außführen / ist denjenigen wohl bekannt / welche mit dem Aussatz behafftet / deren viel durch fleißigen Gebrauch dieser Wurtzel / von dieser abschew / [89] lichen Kranckheit erlöset worden. Er wachst häuffig an underschiedlichen Orten in Indien / fürnemlich aber in der gantzen Provintz Malabar / bey dem Fluß Mangate / allwo man ihne überflüßig findet / und er viel Frucht traget / welche gemeiniglich auff dem Marckt / wie in Spanien die Bohnen verkaufft werden. CAPUT XLIV. Terbenthinbaum sampt seiner Frucht / Knöpffen / Hörnlein und Mucken. Terebinthus cum suo fructu, folliculis, corniculis & culicibus. Namen. TErbenthin-baum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Terebinthus. Italiänisch / Terebinto. Frantzösisch / Terebinthe, Arbre de la Terebinthine. Spanisch / Arbol de la Trementina, Cornicabra. Englisch / Turpentinetree. Niderländisch / Termentynboom. Gestalt. Obwohl der Terbenthin-baum weder in Teutschen noch um̅ligenden Landen wachst / dieweil man aber sein Hartz (welches der rechte Terbenthin ist) auß Syria und Cypern gehn Venedig / von dannen zu uns verhandlet / und die Kauffleuth auch leicht den Baum zu uns bringen und gewehnen könnten / hab ich nicht underlassen wollen / sein Gestalt zubeschreiben. Er wachst in Griechenland und Syrien in schöner Länge / deßgleichen auch in Italien / Portugal / Hispanien und Franckreich umb Mompelier / allein daß er allda nicht so viel Hartz von sich gibt / als in den andern Landen. Die Blätter sind gestaltet wie im Eschbaum / doch viel ründer / dicker und fetter / grünen stäts. Sein Holtz ist zähe. Die Wurtzeln sind starck / begeben sich tieff in die Erden. Die Blumen erzeigen sich wie im Oehlbaum / doch röthlicht / hangen häuffig und Trauben-weiß an den Knorren der Aestlein / in dem Aprellen. Die Früchte oder Beerlein sind auch roth / darnach grünlicht / mit graw vermischt / wenn sie zeitig werden / zusammengedrungen / wie die Weintrauben / groß als die Lorbeern / einer harten und hartzichten Natur Auch tragt dieser Baum rothe gebogene Knöpffe / wie die Bockshörnlein / inwendig hol / darinn wachsen etliche Würmlein oder Mucken mit einer Feuchtigkeit wie im Lerchenbaum. Das Hartz rinnet von dem Stamm / kombt durch die Rauffleuth von Hand zu Hand in unser Land. Erstlich bracht man es geläutert und außgewaschen / jetzund aber bringt man auch das rohe / wie es an ihme selber vom Baum kombt / solch Hartz braucht man zu vielen Dingen. Das best ist weiß / klar / liecht / auff blaw geneigt und wohlriechend. Diß Hartz übertrifft alle andere / nach ihme ist das Hartz vom Lerchenbaum / Fiechten und Thannen. Vorzeiten da man den rechten Terbenthin zu uns nicht brachte / haben die Apothecker das Lerchen-hartz dafür genommen / und ihme den Namen Terbenthin zugeeignet. Der Terbenthin wachst gern an dürren / steinichten und Sonnreichen Orten. Eigenschafft. Dieses Baums Blätter / Samen und Rinde haben ein hartzichte / herbe / zusammenziehende Natur / wie der Lerchen-baum. Terbenthin-hartz aber hat viel balsamische / ölichte / flüchtig-saure geistreiche Theile in sich / davon es die Eigenschafft hat zu erweichen / erdünneren / zähen Schleim der Brust zulösen / allerhand innerliche und äusserliche Versehlungen mit seinem heilsamen Balsam zuheilen; scharffe Feuchtigkeiten der Blasen / Nieren und Samen-gefässen zuversüssen; den Harn zutreiben / welchem es auch einen rechten Violen-geruch zuwegenbringt; Schleim und Sand von dannen abzuführen / das Geäder zustärcken. Gebrauch. Schöner gewaschener Terbenthin eines Quintleins schwär eingenommen / macht (Verstopffung des Leibs. Versteckung der weiblichen Reinigung und des Harns. Unrath der Brust / Leber / Miltz / Nieren und Blasen. Alter Husten Keichen / eiterig blutspeyen / Stein / Hufftweh / Podagra Zipperlin.) sanffte Stuhlgäng / treibt der Weiber Reinigung und den Harn / reiniget die Brust / Leber / Miltz / Nieren und Blasen von allem Unrath. Dienet wider den alten Husten / Keichen / eiterig Blut-speyen / den Stein / Hufftweh / Podagra und Zipperlein / denn er öffnet / reiniget / wärmet und stärcket das Geäder. Cermison nennet ihne sanctissimam Medicinam, das ist / die heiligste Artzney / wegen seines viel nutzbaren und heilsamen Gebrauchs. Dieweil aber den Terbenthin einzunemmen etwas widerwertig / solle man ihne auff nachfolgende Weiß gebrauchen: Nimm ein frisch Ey / schütte den Dotter und das Weisse herauß / geüß in die Schalen ein wenig Veiel-syrup / darnach nimm ein stücklein von dem Terbenthin / auff ein Messer-spitz / laß ihne in das Ey / geüß abermahl ein wenig [90] Veiel-syrup darüber / und trincks also auß dem Ey / so wird der erste und letste Geschmack auff der Zungen süß seyn / und der Terbenthin darzwischen in Hals hinab schleichen / auß dem schlüpfferigen Ey / ohne alle Beklebung oder mercklichen Ungeschmack: solches thue mit dem anderen und dritten Theil / biß du ihne gar eingenom̅en hast. Auch soll man mercken / daß man den Terbenthin mit dem Wasser zuvor abwasche / welches dem bresthafften Glied nutzlich ist / als zu der Brust mit Scabiosenwasser / zu der Leber mit Cicorien- oder Wegweisen-wasser / zu dem Miltze mit Burretschwasser / zu den Nieren und Blasen mit Bappeln-wasser / zu der Mutter mit Melissenwasser / zu den Glieder-Kranckheiten mit Betonien-wasser. Die Abwaschung aber halten etliche für unnutzlich / zumahlen dadurch viel von des Terbenthins balsamischem flüchtigen Saltz / darinnen sein meiste Würckung bestehet / abgeht. (Harnwinde. kalter Seich.) Terbenthin mit Burgel-wasser gewaschen und eingenommen / ist trefflich gut zu der Harn-winde und kalten Seich. (Verstopffung des anderen Leibs / der Leber / Miltz / grimmen / Nucke̅weh / Grieß / versetzter Harn. Alte und neue Wunden / harte Geschwär / böse Grind an Leuthen und Vieh.) Ein gut Hauß-Clystier wider die Verstopffung des underen Leibs / der Leber und Miltz / wider das grimmen / Rucken-weh / Grieß und versetzten Harn. Nimm Fleischbrühen ein Quartal / verlasse darinn 1. Loth guten Terbenthin / 2. Loth Camillen-öl / und brauche es zu einem Clystier. Terbenthin und weisses Hartz werden zu Salben und Pflaster vielfaltig von den Wundärtzten erwehlet / denn sie reinigen die alten und newen Wunden / erweichen die harten Geschwär an allen Orten / heilen böse Grind an Leuthen und Vieh. Nimm gut Baumöl 3. Pfund / Terbenthin und gelb Wachs jed. ein halb Pfund / Santel und Drachen-blut jed. 2. quintlein / laß das Oel in guten weissen Wein sieden / alßdenn thue den Terbenthin zuvor mit Rosen-wasser gewaschen darein / darnach das Wachs / und laß alles miteinander sieden / allezeit herumbrührend / biß der Wein gantz außgesotten seye / darnach solle man die übrige obgedachte Sachen auch darzu thun / und es auff dem Fewr lassen / biß es wie ein Salbe wird. Dieser Balsam heilet allerley (Newe Schäden / Quetschungen / Entzündung / Geschwâr / in dem Fleisch steckendes Holtz / Splitter und Dörn. Aussatz.) newe Schäden / ist trefflich für alle Quetschungen / Entzündungen und Geschwär: er ziehet auß den Schäden alles was / in dem es in das Fleisch gangen / verletzt hat / Holtz / Splitter / Dörn und anders dergleichen. Terbenthin mit Salniter und Vitriol vermischt und angestrichen / reiniget den Aussatz. Der Spiritus oder Geist destilliert vom Terbenthin / davon etliche Tröpfflein in einem Löffel voll warmer Brühen oder weissen Wein eingenommen / ist gut wider das (Grimmen. und Grieß.) grimmen und Grieß / jedoch soll man damit bedachtsamb handlen / denn solcher zu offt gebraucht / thut mehr schaden als nutzen / weil er gar zu starck treibet. Die Terbenthin-pilulen / neune darvon (Versezuna des Harns Sands / Grieß und Steins.) ein Grund vor dem Nachtessen genommen / treiben fort den Harn / Sand / Grieß und Stein / so in den Nieren / Harngängen und der Blatter sich gesam̅let / reinigen die Nieren / stillen den Schmertzen des Grieß / und (bren̅ender harn.) linderen das brennende harnen: Sind auch sonderlich gut denen / so mit einem gifftigen (Samenfluß / Geschwär der Samen gefässen.) scharffen Samen-fluß / Entzündung und Versehrung der Samen-gefässen behafftet. Die Terbentin-pilulein kan man auff folgende Weise machen: Nem̅t praeparierten (Terbenthin-pilulein.) weissen Agstein ein- und ein halb quintlein / praeparierte Krebstein ein halb quintl. Frischen lauteren Venetianischen Terbenthin ein quintl. gestossenen Zimmet 12. gr. Vermischts wohl undereinander / und macht Pilulein darauß einer Erbsen groß / von denen man 6. biß 8. auff einmahl Morgens und Abends nehmen kan. (Vermischter Terbenthin-safft.) Man kan auch auß Terbenthin ein sehr nutzliches Träncklein machen / wie denn Felix Platerus vorzeiten folgendes zurichten lassen: Nem̅t das gelbe von einem Ey / frischen lauteren Terbenthin / guten Honig / jed. 1. Loth; rühret alles in einem Marmorsteinenen Mörsel wohl undereinander / biß es weiß / wie Milch-raum wird; demnach mischt alten weissen guten dünnen Wein / Glaß-kraut-wasser und Bonenblust-wasser jed. 3. Loth / Syrup von Citronen-safft / 2. Loth / darunder: rührts noch mehr / daß es weiß wird / und behaltets alßdenn zum Gebrauch auff. Von diesem Safft bißweilen ein paar Löffel-voll genommen / ist (Schleim / Sand / Stein der Nieren un̅ Blasen.) herrlich gut zu Außtreibung des Schleims / Sands und Stein der Nieren und Blasen; zu innerlicher Versehrung und Geschwär dieser Theilen / welche sie lindert und heilet. Es stillet auch den brennenden Schmertzen (Geschwär der Nieren un̅ Same̅gefässen. Samenfluß.) der Geburts-gliederen von innerlicher Versehrung / reiniget und heilet die Samen-gefäß / in dem gifftigen Samen-fluß und Venerischen Kranckheit; benim̅t dem hitzigen Harn seine brennende Schärffe. Will man einen solchen Terbenthin-syrup laxierend haben / so nehmet des lauteren ungewaschenen Terbenthins 2. Loth / verrührt und zerlaßt ihne in dem gelben von Eyeren / hernach mischt darzu des in den Apotheken / nach Fernelii Composition, bereiteten Eibisch-syrups 4. Loth. Wegweisen-syrup mit Rhabarbaren gemacht 3. Loth. Pfersing-blust-syrup 2. Loth. Schlehenblust- und Wegerich-wasser jed. nach belieben / biß ein dünnlichter Safft darauß wird. Von diesem kan man einem Patienten Morgens und Abends / etliche Tag nacheinander (Geschwär und Versehrung der Same̅gefässen. bren̅ender Harn.) 2. biß 3. Löffel-voll eingeben. Dienet sonderlich zu Heilung der innerlich verwundten oder versehrten Samen-gefässen / zu Stillung des Samen-flusses / zu Versüssung desselben entzündender und brennender Schärffe / zu Linderung des Harn-bren̅ens / (Lende̅weh.) und Milterung der Lenden- und Gliederweh-tagen. Zu gleichem Zweck kan man auch folgende Terbenthin-pilulein machen: Nem̅t lauteren ungewaschenen und ungekochten Terbenthin / Gummi auß Frantzosen-holtz jed. 1. Loth / Essentz von Beyfuß ein halb Loth. wohl zubereitet Stahel-pulver / praeparierten Agstein / jed. 1. quintl. Campfer / destilliert Agstein-öl / jed. 6. gran. Mischt alles zu einer Massen undereinander / macht Pilulein darauß Erbsen Grösse / davon kan [91] man ein halb Quintlein übers mahl Morgens und Abends nehmen. Wenn die Harngänge der Nieren von (Eyterichte Verstopffung der Nierengefässen. Blut und Eyter harnen.) Eyter versteckt / auch der Mensch Blut und Eyter harnt. Nem̅t lautern ungewaschenen Terbenthin mit dem gelben von einem Ey verlassen 2. Loth. Eibisch-syrup nach Fernelii Composition, 4. Loth. Ehrenpreißwasser 6. Loth. Heidnisch Wundkraut-Essentz 1. quintl. Hauchechel-wurtz / praeparierte Krebsstein jed. ein halb Quintl. Mischt alles undereinander / und gebt dem Patienten Morgens und Abends 2. Löffelvoll davon ein. (Wundbalsam.) Der Terbenthin ist auch jederweilen wegen seiner balsamischen Krafft / und daß er ein rechtes flüchtiges balsamisches Saltz in sich hat / zu allen Wund-salben / und Pflastern gebraucht worden. Folgenden Wundbalsam habe ich demnach sehr köstlich befunden. Nem̅t der weissen stinckenden Blümlein / deß in den Gärten wachsenden Garten-klees oder Sibenzeit 3. Loth / Wullkrautblumen / St. Johanns-kraut-blümlein / jed. 1. Loth. Gartenklee-samen ein halb Loth / Zerhackt alles undereinander / gießt 1. Pfund gut Baum-öl / und anderthalb Pfund alten weissen Wein darüber / kochet alles beysammen / biß der Wein eingesotten / demnach sichtet und trucket das Oel durch ein Tuch / vermischt 4. Loth Terbenthin / und nach belieben 1. Loth Peruanischen Balsam darunder / laßts in einem wohlvermachten Glaß an der Sonnen etliche Wochen stehen / so habt ihr einen köstlichen Wund-balsam / welcher in frischen und anderen Wunden und Schäden sehr nutzlich kan gebraucht (Rothe Ruhr.) werden. In der rothen Ruhr kan man auch diesen Balsam mit Milch und dem gelben von einem Ey vermischen / und als ein Clystier offt beybringen / thut treffliche Würckung / (Trang.) auch zu Stillung des Trangs / wenn man ihne zugleich an den Affter schmiert. (Wundpflaster.) Ein gut Wund-pflaster kan man auff folgende Weis bereiten. Nem̅t frisch Baumöl / grün Wachs / Silber-glette jed. 18. Loth. Gummi Galbanum / Opopanax / Bdelliunt / Ammoniac / jed. 2. Loth. Lorbeer-öl 4. Loth. Wachholder-öl / rein gepülverte Myrrhen und Weyrauch / jed. 1. Loth. Essentz mit Branntenwein auß Gewürtz-nägelein gezogen 1. Quintl. Terbenthin 4. Loth. Eßig oder weissen Wein 6. Loth. Die Oeler / Wachs / Terbenthin und übrige Gummi kochet zu erst mit dem Eßig oder Wein / biß dieser eingesotten / und vollkommen abgedämpfft / hernach rühret die Pulver von Silberglette / Myrrhen und Weyrauch eine Weil darunder / zu letst mischt die Essentz der Nägelein darein / setzts vom Fewr / und rühret es biß es zu einem Pflaster worden / welches man darauff nach belieben zu Zapffen machen kan. Dieses Pflaster ist sehr gut zu allen Schäden und Wunden / laßt nichts böses dar zuschlagen / tröcknet die scharffen Feuchtigkeiten darinnen auff / und beförderet die Heilung gewaltig. (Destillation des Terbenthins.) Den Terbenthin pflegen die Apothecker auch auff folgende Weise zu destillieren. Füllt ein Retorten-glaß dritten Theils mit dem auß unserem einländischen Lerchenbaum / oder auß dem außländischen Terbenthin-baum geflossenen Hartz an; setzt sie in eine Sand-Capellen; legt einen guten Recipienten vor / vermacht die Fugen mit Teig und Papier wohl: Thut allgemach Fewr under die Retorten; so wird erstlich der balsamische weißlichte Liquor gehen / so ein flüchtig saurlichter Mercurialischer Geist ist: alßdenn macht das Fewr etwas stärcker / und laßts also fortgehen / biß man verspürt / daß das subtile balsamische gelbe Oel under einem kleinen weissen Wolcken-dampff zu erscheinen anhebt / welcher Dampff bald zu einem dünnen Oel in dem Recipient verwandlet wird: in dem aber muß das Fewer annoch nach und nach verstärcket werden / so lang biß diese weisse Wölcklein ein Ende haben; demnach hebt den Recipienten ab / legt einen frischen vor / und verstärcket das Fewr allgemach weiters / so lang biß die herauß kommende Tropffen gantz hoch-gelb erscheinen: änderet darauff den Recipienten noch einmahl / gebt den höchsten Grad des Fewrs / so wird bey nahem die vollkommene eingelegte Matery des Terbenthins under der Gestalt eines balsamischen / dicken / blutrothen Oels herauß destillieren. Der Terbenthin-geist (Terbenthin-geist.) ist gut in den Kranckheiten der Brust / lößt und erdünneret den zähen Schleim / und führt alle Unreinigkeiten durch den Harn; Man gibt ihn von 4. biß 8. oder 12. Tropffen in einem destillierten Wasser zum öfftern mahl. Aber wegen seines scharffen Geruchs / und unguten Geschmacks / ist er den meisten Patienten widerwärtig. Das weißlichte oder bleich-gelbe (Terbenthin-öl un̅ balsam. Brustkranckheiten Pest.) Terbenthin-öl pflegen viel Medici, nicht nur ausserlich in den Wund-balsamen / sondern auch innerlich in den Brust-kranckheiten / Husten / ja in der Pest selbsten zugebrauchen / auff etliche Tropffen für ein mahl: das rothe balsamische Oel dienet zu allerhand kalten Flüssen und Feuchtigkeiten auß (Gliederwehe von Erkältung) den erkalteten Gelencken und Gliederen zu vertheilen / die Geäder und Spann-aderen zu stärcken / und alles wiederumb zu der natürlichen Wärme zu bringen. (Balsamus sulphuris Terebinthinatus.) Den Schwebel-balsam mit Terbenthin / bereitet man also: Nem̅t destillierten Terbenthin-geist 12. Loth. Schwebel-blumen 2. Loth. Mischt und digeriert es an warmem Ort so lang / biß der Terbenthin-Spiritus die Tinctur von dem Schwebel außgezogen / den gantz rothen Balsam filtriert hernach durch ein Tuch / und behaltet ihn auff. Man kan biß auff 12. Tropffen offt denen eingeben / welche mit Husten / Flüssen der Brust / Geschwär der Lungen / ja auch Versehrungen allerhand innerlichen Theilen geplaget sind; Er heilet geschwind / und benim̅t allen scharffen Feuchtigkeiten die etzende Schärffe. Terbenthin mit zubereitetem Armenischem Bolus / und ein wenig Scorpionenöl zu einem Pflaster oder Salbe gemacht / solche auff Leder gestrichen / und warm über die Nieren und das Creutz gelegt / stellet das (Lenden- und Mutter-wehe.) Lenden- und Mutterwehe / erwärmet den Ort / daß in den Nieren und in der Mutter sich keine schleimige Feüchtigkeiten sam̅len können.
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CAPUT XLV. Cypressenbaum. Cupressus. Namen. CYpressenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cupressus, Cyparissus. Italiänisch / Cipresso, Ciparisso, Frantzösisch / Cypres. Spanisch / Ciples. Englisch / Cypressetree. Niderländisch / Cypressenboom. Gestalt und Geschlecht. Der Cypressenbaum wachßt nicht in Teutschland und Italien / oder man bringe und pflantze ihn allda. In der Insul Candia findet man ihn so gemein / wie bey uns den Eychbaum. Er ist zweyerley Geschlecht / das Männlein und das Weiblein. Das Weiblein ist oben auff gespitzet / aber das Männlein breitet sich mehr auß. Er ist ein langer / gerader Baum / eines dicken Stammes / hat seine äste nur oben. Er tragt blätter wie der Sevenbaun / allein daß sie leichter / langer und grüner sind. Dreymahl im Jahr bringt er zäpslein. oder nuß / die vergleichen sich denen im Lerchenbaum / sind doch dicker / herber und derber. Solche zäpflein sampt den blättern werden zu uns gebracht und in den Apothecken gebraucht / man nennet sie nuces cupressi. Sie werden gesamlet im Jen̅er / Mayen und Herbstmonat. Auch gibt dieser Baum ein Hartz aber wenig / gleicht dem Than̅en-hartz mit gestalt und tugend. Das holtz an diesem Baum ist gantz vest / und reucht gar starck / hat aber keinen sonderlichen geschmack / wie die Rinden / welche einen bitterlichen zusammen-ziehenden geschmack hat. Es ist auch ein gemeines Kraut / welches man Cypressen nennet / von welchem hernacher soll gehandlet werden. Dieser Baum ist nunmehr in Teutschland wohl bekan̅t / wird beydes von dem Samen und den zarten Zweiglein / so von den ästen abgebrochen werden / fortgepflantzet. Der Same muß mit allem fleiß gesam̅let werden / denn desselben körnlein sind sehr klein. Im Aprill soll er gesäet werden auff ein vest gemachtes ebenes Erdreich / der Same wird durch ein Sieb gerädelt / und lind zugedeckt / denn under vesten oder schweren Erdreich mag er sich nicht empor heben / und hernach jedes mahls über den dritten Tag nach der Sonnen undergang sänfftiglich begossen / denn viel begiessen schadet ihm. Die Zweiglein werden im Meyen oder im anfang deß Brachmonats gepflantzet. Beydes die Säung und Pflantzung ist Herren Wolfgang Jacob Dümlern wol gerahten / wiewol man die / so von dem Samen sind / für die währhafftesten will gehalten haben. Hie zu Land werden sie nur in Kübeln gepflantzt / und in denselben sehr hoch gebracht / auch hat man noch nie erfahren / daß ein Gärtner über Winter im Feld einen stehen lassen / da er doch ein stäthsgrünender und daurhaffter Baum ist. Ins gemein sagt man / daß der Cypreßbaum keiner sonderbaren pfleg noch warth bedörffe; mit mittelmässigem Erdreich sey er zu frieden / dörffe nicht offt begossen / nicht getünget noch geschneidet / auch nicht gehacket werden / sondern wachse von sich selbst. Aber wolvorgemeldter Herr Dümler hat erfahren / daß gutes Erdreich / fleissige begiessung / sonderlich aber die anbindung / damit er gerad fort und übersich schiesse / sehr viel genutzet / und die wachsung mercklich befördert habe. Es ist dieser Baum den Lustgärten ein sonderbahre Zier / insonderheit wenn zween gegen einander oder mehr zu deß Garten eyngang gesetzet werden. Eigenschafft. Cypressenholtz hat einen bren̅enden Geist / sampt einem flüchtig sauren saltz in sich / dadurch es die krafft hat durchzudringen / zu eröfnen / den schleim zu erdünneren und zu lösen / auch das Geäder zu stärcken. Die Blätter und Nuß haben viel herbe / saurlichte / gesaltzene / ölichte Theil / dadurch sie zusammenziehen / stopffen / anhalten / und tröcknen. Gebrauch So man die Blätter deß Cypressenbaums in Wein seudet / ein wenig Myrrha darzu thut / und davon trincket / hilfft es denen / (Entgehen des Harns / tröpfflig barnen.) welchen der Harn ohn ihren willenentgehet: auch ist solcher Wein denen gut / die mit Noth tröpflig harnen. Auß dem Cypressenholtz kan man einen Spiritum distillieren / welcher neben seinen öhlichten theilen / auch auß einem flüchtigen sauren saltz / welches etwas durch das Feur (Miltzesucht. Wind und Blähungë des Leibs Schlagfluß.) figiert worden / bestehet. Dieser Cypressengeist ist gut in der verstopffung des Miltzes / in den Winden deß underen Bauchs / und der Miltzensucht selbsten / da man ihn täglich von 12. biß auff 20. tropffen / mit Taubenkropff- und Borretsch-wasser geben (Gischt und fallende Sucht. Lam̅igkeit.) kan. Dieser Spiritus wird auch nutzlich wieder die fallende Sucht / Schlagflüß / und Lam̅igkeit der Gliedern gebraucht mit Be [93] konien- oder Mäyenblümlein-wasser. Er (Würm.) treibt die Würme von den Kinderen / mit Schlehenblust-wasser gegeben. Die Cypressen-nüß klein gestossen / und mit Wein getruncken / sind gut wider die (Bauchflüß. rote Ruhr.) Bauchflüß und rothe Ruhr. Die brühe / darinnen die Cypressen-nüsse gesotten sind / hat gleiche krafft dieses Tranck ist auch den jenigen gut / so gebrochen sind. Der Rauch von den Cypressen-nüß / und dem obersten spitzlein der Blättern / vertreibt die Wandläuß auß den Bettladen / gleich wie die Feyelspäne von dem Cypressenholtz die Kleider vor den Schaben und Motten bewahren / wie solches Castor Durantes in seinem Kräuterbuch p. m. 302. berichtet. CAPUT XLVI. Grosser Weckholder. Juniperus major. Kleiner Weckholder. Juniperus minor. Namen. WEckholder nennen etliche Wachholder / Wachalter / Wachholderbaum / Krametstaud / dieweil die Krametvögel seine Beern gern essen: In Preussen nennet man ihne Kattichbaum und Kattichstrauch. In Latein wird er genant / Juniperus, darumb / daß er fast allein under den Bäumen seine Frucht schier in das zweyte Jahr trägt / welche auch nicht zeitigen / wenn schon newe wachsen. Griechisch heißt er / [Greek words]. Italiänisch / Ginebro. Frantzösisch / Genevre. Spanisch / Enebro. Englisch / Junipertree. Dänisch / Eneboertroe. Niderländisch / Geneuer boom. Geschlecht und Gestalt. Deß Weckholders sind zwey Geschlecht / nemblich klein und groß. In Teutschland wächßt allein der kleine / ist ein Staude männiglich bekant. Der grosse steigt auff in die höhe / wie ein rechtmässiger Baum mit schönen grossen beeren. Man findet disen Baum in Italien und Hatrurien. Er gibt von sich ein Hartz oder Gummi / das vergleicht sich dem Mastix / wird in den Apothecken Sandaraca, oder Vernix, das ist / trockener Virnis genannt. In Hispanien braucht man das Holtz von disem Baum in aufferbawung der Häusern zu den Balcken. Er ware auch in Judea bekan̅t / daher man von Elia dem Propheten im ersten Buch der Königen im 19. Cap. liset / daß er in der Wüsten / dahin er vor der rasenden Königin Isebel geflohen / sich under ein Weckholderbaum gestecket. In der Provintz in Franckreich wird der Weckholder genen̅t Cade, und sind die Beer daran dreymahl grösser als an dem kleinern / hat auch grösere blätter. Das Holtz reucht wol / und gibt einen liquorem, oder Safft / welchen sie daselbst huile de cade nennen. Dises Weckholders innere Kerne gebrauchen die Medici, oder Artzte in Africa / an statt des ligni Guajaci, oder Frantzosenholtz / mit gutem Nutz wider die Frantzosen-kranckheit / wie solches Herr Camerarius berichtet. Beyder Weckholder Staud und Baum hat spitzige blätter / wie Roßmarin / sind doch schmäler und stachlicher / grünen stäts. Das Holtz ist vest / währhafftig / wolriechend / röthlicht und fett / die Rinde rauch und schäbicht / der Stamme nicht dick. Die Weckholderbeer sind erstlich grün / darnach wenn sie zeitigen / so werden sie schwartz: der gestalt nach rund / in der grösse der Erbsen: haben ein braunrotes / scharflichtes Fleisch / eines hartzicht-süssen Geschmacks / in welchem drey ablange dreyeckichte Kernen stecken.
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Der Weckholder wachßt auff ungebautem Erdreich in den Wälden / Bergen / auch auff ebenem Felde under anderen Stauden. An etlichen orten / da diese Bäum nicht gemein sind / pflegt man die zeitigen Beer zu säyen / welche gern auffgehen. Eigenschafft. Der Weckholder und seine Beer haben ein miltes flüchtiges Balsamisches Saltz in sich / vermittelst dessen sie die krafft haben / alles zeh-schleimichte zu erdünneren / alles scharffe zu milteren / alle verstopffungen der kleinen äderlein zu lösen / die Lungengefäß / und Nierengänge zu erweiteren; die verstekten kleinen äderlein zu öffnen / die Nerven zu stärcken / den Harn zu treiben / das Gesicht zu stärcken. Gebrauch. So man die Weckholderbeer nur ein klein wenig zerstosset / weissen Wein darüber schüttet / und davon nach belieben trincket / soll es ein köstliches Hilff-mittel wider das (Grieß / Steinlein / Sand.) Grieß seyn / den̅ es die Steinlein und Sand / ohne Ungelegenheit außführet / wie solches D. Simon Pauli in quadri part. Boran. class. IV. p. m. 563. nicht genugsam rühmen kan. (Grimmen.) Für das Grimmen. Nim̅ Weckholderbeer drey Loth / Calmus / Zitwar / Zimmet / Galgan / Rauten / Aenis- und Fenchelsamen / jedes anderthalb Loth / Pomerantzen-schalen 1. Loth / Lorbeeren 2. Loth / giesse darauff Malvaseyer-wein / so viel daß drey oder vier Finger breit übergehet / laß es acht Tag lang zusammen stehen / davon kan man nach belieben ein paar Löffel-voll nehmen. (Flüchtig saurer Geist auß Weckholder-holtz.) Auß dem Weckholder-holtz kan man durch die Retorten einen sauren flüchtigen Geist destillieren / welcher innerlich nicht gebrauchet / ausserlich aber zu Solvierung der Corallen etwann angewendet wird. (Venerische Seüche.) In der Venerischen Seuche / laßt sich das Weckholderholtz an statt deß Frantzosenholtzes zu den Schwitz-tränckeren mit guter Würckung gebrauchen. (Weckholder beere Geist.) Wen̅ man die Weckholderbeere verstoßt / mit lauem wasser / darinnen ein wenig Saurteig / oder Zucker verlassen ist / begießt / hernach verdeckt an einem verwahrten ort stehen laßt / biß es in einander gejastet / und darauff auß einem zinneren oder kupfferen Kolben distillieret / so bekom̅t man erstlich ein Spiritum, oder brennenden Geist / welchen man den Spiritum baccarum juniperi nennet; (destilliert Weckholderbeere-öl Husten / Engbrüstigkeit / Flüsse auff der Brust.) Nach diesem Geist folget das Wasser / und damit das Balsamische öl. Beydes ist ein gutes praeservatif wider das Grieß / und den Stein; auch herrlich wider den Husten / die Engbrüstigkeit / Flüsse der Brust / grimmen deß Leibs / blähung des Miltzes und dergleichen. Von dem Spiritu nim̅t man einen biß zween Löffelvoll aufs mahl: von dem öl aber 3. 4. biß sechß tropffen in Brühen oder Wein. Dieses Oel braucht man auch äusserlich (Magëweh. Grimmen.) zu den Magen- und Grimmen-sälblein mit Muscatnuß-öl / Wermuth-öl / frischen Butter und Wachs zu vermischen / und über den Bauch zu schmieren. An statt (Außgepreßt Weckholderbeereöl.) dieses destillierten öls aber macht man auch ein ander öl / da man die Weckholderbeer zerstoßt / mit warmen Baumöl begießt / und denn das öl außpreßt. Dieses öl mit Capaunen-schmaltz vermischt / Saffran ein wenig darunder gerührt / und über die Brust geschmiert / erweicht und linderet den Husten / macht außwerffen. Das destillierte Wachholderöl Tropffenweiß in Violensafft / oder sonsten etwas eingegeben / (Würm. Harns Versteckung.) treibt auch / oder tödet die Würm in den Därmen / und beförderet den Harn gewaltiglich. (Elixier von Weckholderbeer.) Das Elixier von Weckholderbeer ist von Schroedero auff folgende weiß beschrieben. Nem̅t der außgelesenen wolreiffen Wachholderbeeren nach belieben / stoßt sie groblicht / gießt Erdbeer- oder Ehrenpreiß-wasser / oder beydes darüber / laßts ein Tag lang an einem warmen orth digeriren / truckts alßdenn auß / distilliert den außgetruckten Safft / biß er die consistentz oder dicke eines Honigs hat; über diesen Weckholder-honig gießt deß Weckholder-Spititus / so viel man nöthig erachtet / digerirts an der Sonnen oder an warmen orth / biß sich der Safft in dem Spiritu zimblich zerlassen / sichtets durch ein Tuch / so habt ihr das Elixir gemacht / von deme man einen Löffel-voll übers mahl nehmen kan; ist sehr gut zu verhütung deß (Schlagfluß. Lendenwe??? Sand / Grieß / Engbrüstigkeit / Grimmen.) Schlags / der Lendenschmertzë / treibt Grieß / Sand / und kleine Steinlein ab / und verhütet / daß keine frische wachssen; ist gut wider die Engbrüstigkeit / vertreibt Magenschmertzen / un̅ das von Winden herrührende Grimmen. Mit diesem Elixir hat sich ein und der andere von dem sonst viel anhaltenden Grieß- und Lendenwehe loß gerissen und bewahret. Die Aschen von dem Wachholderholtz in Wasser gekocht / die Laugen davon genommen / und biß ein häutlein über dem wasser stehet / eingesotten / hernach von dem Feur an einen kalten Ort / sonderlich in den Keller (Weckholder-saltz.) gesetzt / wird ein Saltz an dem Boden / und den Seiten deß Geschirrs anschiessen machen / welches das Weckholdersaltz / sal juniperi heisset. Dieses Saltz auff ein halb- oder gantzes quintlein schwer mit einem destillierten wasser eingenommen / verzehrt alle schleimichte (Versessene Wasser in dem Leib. Sand und Grieß der Nieren.) Feuchtigkeit / eröffnet die Gänge der Nieren / und treibt die in dem Leib versessenen Wasser dadurch / lößt die sandichte in Stein sich verwandlende Matery ab. Wenn man diese Aschen in sauberen Leinwat thut / und weissen dünnen Wein dadurch sichtet / so wird solcher Wein den Schweiß und Harn sehr starck treiben / und (Versessene schleimige Feuchtigkeiten.) alle hin und wider versessene schleimige Feuchtigkeit aufflösen / und auff bemeldte Weis außtreiben. Das Holtz zu Pulver geraspelt / und solch (Hauptstärckend Käpplein.) Pulver mit Agstein / Storax / Meyenblümlein / Schlüssel-blümlein / Betonien-Salbeyen-Lavendel- und Roßmarin-blümlein / wie auch rothen Rosen / undereinander zu grobem Pulver verhackt und gestossen / hernach in ein leinen oder taffet Käpplein genähet / und solches auff dem Haupt getragen / (Hauptschmertzen. Flüß. Schlageflüß.) vertreibt die Schmertzen / wärmt und stärckt das kalte flüßige Gehirn / vertheilt die Flüsse / und bewahrt den Menschen vor Schlagflüssen.
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(Tranck von Weckholderbeer) Die Lappländer kochen die Weckholderbeere / wie wir Caffé oder Thée bereiten / im Wasser / und trincken solches für den Lust / (Ist ein Praeservatif wider den Nierenstein.) oder zu einem Praeservatif; treibt durch den Harn / und verhinderet / daß weder Stein / noch Grieß sich in den Nieren oder Blasen sam̅len kan. Mit Weckholder-beere würtzen unsere Weiber in der Schweitz auch das Kabißkraut und die Rüben / wenn sie solche einsaltzen wollen; gibt denen Sachen ein anmuthigen Geschmack. Ein halb dotzet / oder ein dotzet Weckholderbeere alle Morgen nüchtern geessen / stärcket neben dem Magen / auch insonderheit (Schwach / blöd Gesicht. Starren.) das Gesicht / läuteret und erhaltet es / ja es bewahret vor dem Starren: man muß aber lange Zeit damit fortfahren / ja es gantze Jahr auß gebrauchen. Weckholderbeere in Wasser gesotten / und den Dampff davon (Wölcklein der Angen. Augen-Trüßlein / Auglieds Geschwärlein oder Gerstenkörn lein.) lassen in die Augen gehen / vertreibet die Entzündung und Wölcklein deroselben / stärcket die Auglieder / und vertheilet auch die in den Augliedern bißweilen wachsende unschmertzliche Trüßlein / wie auch die entzündende Gersten-körn / welche beyde von den Medicis Grandines und Hordeola genennet werden. Ein paar Weckholderbeer Morgens (Kalter schleimiger Magen / Husten / Blähung des bauchs. Auffstossung der Mutter / Krampff / verstopffte Leber und Nieren / versetzte Frawenzeit / Stein / Gifft / Peftilentz.) nüchter zu sich genommen / oder Weckholderbeer in weissen Wein gesotten und darvon getruncken / bekommet wohl dem kalten schleimigen Magen / reiniget die Brust / stillet den Husten / die blähung deß Bauchs / das auffstossen der Mutter und den Krampff / eröffnet die Leber und Nieren / treibet den Harn / der Frawen zeit und den Stein / wehret dem Gifft und der Pestilentz: In summa die Weckholderbeer sind zu vielen dingen nutz / deßhalben hat der Koch solche Beerlein zu sich in die Kuche beruffen. Ein gewaltige Artzney wider den Stein: Nim̅ ein loth Weckholderbeere / geuß darüber in einë glaß so viel Brantenwein / daß er die Beer wol bedecke / stopff das glaß zu / laß (Stein.) es stehen vier tag / rührs bißweilen / nach gemeldten vier tagen seig den Wein ab / trucke ihn wol auß / und geuß jhn über andere frische Beer / laß aber vier tag stehen / und siegs ab wie zuvor. Solches thue zum dritten mahl: diesen Wein soltu zur notthurfft behalten / und wol bewahren. So dich der Stein rühret / nim̅ dieses Weins ein eßlöffel voll / misch jhn mit anderem weissen Wein / trinck es warm / sitze darnach in ein Lendenbad mit ein paar handvoll Eybschen / Pappeln / Camillen-blumen und Flachs-samen abgesotten / verharre darinnen ein halbe oder gantze stund / doch soltu achtung haben / daß du nicht bald nach dem essen in das Lendebad sitzest / oder wenn sonst der Leib verstopfft ist. (Verstandene Weiber-zeit.) Zu widerbringung der lang verstandenen Weiberzeit: Nim̅ zwo handvoll Weckholderbeer / zerstoß sie / geuß darüber guten starcken weissen Wein / siede jhn halb eyn / seig jhn ab / thue darzu ein quintlein Safran. Von diesem Wein muß man anfangen trincken / wenn die Weiberzeit sich erzeigen soll / und alle Morgens früh etlich tag nach einander einen zimlichen Trunck thun: so das übel gar zu lang gewähret / soll man hernach die Rosenader an beyden füssen öffnen lassen. (Pestilentz.) Wo die Pestilentz regieret / soll man offt Weckholder-holtz und Beeren in allen Gemachen räucheren / darinnen man wohnet; auch nach belieben offt ein paar Beern in dem Mund käuen. Weckholderbeer mit Rosenblätter in Wein gesotten / und damit warm den mund (Zahnwehe.) außgespühlet / ist gut wider das Zahnweh. Die Alchymisten sagen / daß die brennende Kohlen von Weckholderholtz mit seiner eigenen Aschen bedeckt / über etliche Monat glüen. Wahr ist / daß gemeldte Kohlen am längsten vor allen anderen glüend bleiben / daher im 120. Psalmen vers. 3. 4. gesagt wird: Was kan dir die falsche Zungen geben / und was kan sie dir für gewinn bringen? Sie ist wie scharpffe Pfeile eines Starcken / und wie Weckholder Kohlen. Wie denn auch solche übersetzung auß dem Hebreischen grundtext der Cardinal Robertus Bellarminus in seiner außlegung über diesen Psalmen mit dem heiligen Hieronymo für gut und recht erkennet. Von dem distillierten Weckholderbeerwasser Morgens nüchter ein löffel voll getruncken / (Kalter Magen / Bläst / Bauchgrimmen / Grieß / Verstandene zeit der Weiber / Fell der Augen.) ist gut dem kalten Magen / erwärmet denselbigen / verzehret allen bösen schleim / so sich darinn verhaltet / zertheilet die bläst und bauchgrimmen. Es wird auch das wasser gebraucht für das Grieß / befürderet den Harn / reiniget die Nieren und Blasen: Weckholderbeerwasser mit Beyfußwasser getruncken / bringt den Weiberen ihre verstandene zeit widerumb: Weckholderwasser in die Augen getropfft / soll die fell darinn vertreiben / wie solches Nicolaus Baunius bezeuget. (Schwache und erkal???tete Glieder.) So man die schwachen und erkalten Glieder mit Weckholderbeer- und Meyenblümlein-brantenwein warmlicht anreibet / stärcket es dieselbige / und bringt sie widerumb zu recht. Dieser Weckholderbeere-brantenwein / wird entweders auff obbeschriebene weiß zubereitet / oder man gießt über die zerstossenen Weckholderbeere nur einfachen Brantenwein / und destilliert ihne so fort. (Erkaltete / erlammte Glieder.) Zu der erwärmung und stärckung der erkalteten Gliederen / nemt ein gute handvoll zerstossene Weckholderbeer / ein handvoll zerhackte Mayen- und Lavanderblümlein / ein halbe handvoll Mayoran- und Roßmarinblümlein / ein löffel voll gestossenen Pfeffer / mischt alles under einander in ein Glaß / gießt ein pfund doppelten Brantenwein darüber / vermachts wol / laßt am warmen ort eine zeitlang stehen / wäschet alßdann offt die Glieder damit. Weckholdermuß so nichts anders / alß der auß frischen zeitigen Wachholderbeeren außgepreßt / und eingekochte Safft ist / treibt den (Pestilentz.) schweiß / ist sonderlich zur zeit der Pestilentz / als ein schutz- und hilffmittel zugebrauchen / so man Morgens nüchter einer Mußcatnuß groß einnimmet. Welcher ein mehrers von dem gebrauch deß Weckholders zu wissen begehrt / der lese deß hochgelehrten Herren Danielis Beckeri teutsche Weckholder-Apotheck.
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CAPUT XLVII. I. Sevenbaum ohne Beeren. I. Sabina sine Baccis. II. Sevenbaum mit Beeren. II Sabina baccifera. Namen. SEvenbaum oder Sade-baum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sabina, Savina. Italiänisch / Sabina. Frantzösisch / Savinier. Spanisch / Sabina. Englisch / Sauinetree. Dänisch / Sevenbom. Niderländisch / Saveboom / Savelboom. Geschlecht und Gestalt. Sevenbaum ist zweyerley. Der eine hat Tamariscken-blätter / doch sind sie stachlicher / eines starcken / scharpffen und hitzenden Geruchs. Das ander Geschlecht ist den Cypressen mit den Blättern gleich / sind nicht so stachlicht. Beyde kommen darinn überein / daß sie immer grünen / und blauwschwartze Beere tragen / in der Grösse der Weckholder-beeren; welche doch an denen in unseren Landen sonderlich von den Schößlein gepflantzten Bäumen selten erscheinen / und dadurch etlichen Botanicis Anlaß gegeben hat zu glauben / daß dieser Baum keine Früchten trage. Der Frucht dieses Baums gehen keine eigentliche Blümlein vorher / sondern nur kleine Anfäng der Beeren / welche auff krumlichten Stihlen sitzen / und auß drey / vier oder fünff grünen Knöpflein bestehen. Dieser Baum bedarff keiner sonderlichen mühe / denn wenn die gepflantzten zweiglin ein Jahr lang in der Erden gestanden / und angeschlagen / dieweil sie nicht verderben / können sie alßdenn ins Feld gesetzt werden / da sie Sommer und Winter bleiben / auch lustig wachsen. Ob aber gleich die Sevenbäum nicht hoch schiessen / sonderen mit ihren Gipflen / sich bald zur seiten neigen / so können sie doch an pfäle gebunden / kertzen gerad auffgezogen / und wie die Cypressenbäume zu einer Pyramidal-Form gebracht werden / so nun der Sevenbaum solcher gestalt mitten in ein Blumenfeld gesetzt wird / gibt er demselben Zier und Schmuck. Der Sevenbaum wird sehr von den Schlangen geliebt / also daß auff ein zeit / nicht weit von Como in Italia / bey demselbigen gar ein grosse menge Schlangen sich gesamlet / und von vielen sind gesehen worden / wie solches Camerarius auß dem Cardano berichtet. Eigenschafft. Der Sevenbaum hat ein gar scharffes balsamisches / oder resinosisches saltz bey sich / dadurch es die Eigenschafft hat / das Geblüt gewaltig zu erdünneren / zu schärffen / und insonderheit die Aderen der Mutter / auch andere sich leicht öfnenden Aderen / zu öfnen / und die verstopfften Harngänge auffzulösen. Gebrauch. Sevenbaum befürdert der Frawenzeit mit gewalt / und den Harn so hefftig / daß bißweilen Blut mitgehet: Die todte Frucht treibt er forth / daher die gottlosen Weiber / so in Unzucht schwanger werden / ihre Kinde / in Mutter Leib mörderischer weiß mit Sevenbaum umbbringen / und hernach also tod abtreiben: Ferners gebrauchen auch die Hexen den Sevenbaum zur Zauberey. In solchen fählen ist vonnöthen ein strenge Einsehung der hohen Obrigkeiten / die solten den Apotheckern verbieten / damit sie den Sevenbaum und andere sorgliche Artzneyen nicht so liederlich verkaufften / wie denn an wohlbestellten Orten mit ernst darüber gehalten wird.
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Sevenbaum gepülvert und mit Milch-raum vermischt / gibt eine heilsame Salbe (Grind auff dem Haupt der jungen Kindern.) zum Grind den jungen Kinderen auff dem Haupt. Etliche sieden den Sevenbaum in Milch-raum / und salben die gründichte Häupter darmit. Grüner zerstossener Sevenbaum übergelegt (Wurm.) / solle den Wurm tödten. Wenn man die Blätter dieses Baums / gleichsam zu reinem Pulver verhackt / und verstoßt / oder das Pulver von gedörrten Blättern nim̅t / und solches mit rein gepülvertem Venetianischem Glaß vermischt / beydes hernach zusam̅en under Honig rührt / in eine Nuß-schalen thut- und also über den Nabel der Kinderen bindet / so wird der Honig (Nabelwurm der Kinderen.) den Nabel-wurm / welcher offt den Kinderen ein Abnehmen verursacht / heraußlocken / das übrige aber wird ihne tödten. Will man aber wissen / ob ein Kind solchen Wurm habe / so binde man ihme über Nacht ein lebendige Grundelen über den Nabel / wenn die Grundelen den folgenden Morgen auff der Seiten zernaget ist / so kan man gewiß sagen / daß ein Nabel-wurm vorhanden. Auß den zerhackten Aesten und Blätteren mit Wasser angefeuchtet / laßt sich nicht nur (destilliert Oel.) das wasser / sondern ein öl zugleich mit destillieren. Etliche Tropffen von diesem Oel bißweilen eingenommen / treibt die monatliche Reinigung und todte Frucht hefftig. Destilliertes Sevenbaum-wasser auff 3. Loth Morgens nüchter getruncken / bringt (Versteckte monatliche Zeit / todte Geburt / zuruckbleibendes Nachbürtlein / wurm an den Fingeren.) die monatliche Zeit der Frawen / treibet die todte Geburt und das Nachbürtlein fort. Ein Tuch darinn genetzt / und über den Finger geschlagen / tödtet den Wurm daran. Sevenbaum-blätter werden auch neben anderen Wund-kräuteren zu den Fall-tränckeren nutzlich gebraucht / denn sie das gerunnene und gestockte Blut gewaltig vertheilen / wo aber ein starckes Bluten der Wunden zubesorgen / muß man deren müssig gehen. Sonsten aber die Seven-blätter (Schäden der beinen.) in Wein gesotten / und mit solchem Wein alte Schäden der Beinen außgewaschen / reiniget und beförderet sie zur Heilung. CAPUT XLVIII. Grosser Cederbaum. Cedrus Libani. Namen. CEderbaum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Cedrus. Italiänisch / Cedro. Frantzösisch / Cedre. Spanisch / Cedro. Englisch / Cedartree. Niderländisch / Cederboom. Geschlecht und Gestalt. Des Cederbaums sind zwey Geschlecht / der Groß und Kleine. Der groß wachst in schöner Länge / der Thannen ähnlich / hat eine glatte Rinde / außgenommen das Ündertheil / welches etwas schrundicht und uneben ist. Von unden an biß auff den Gipffel stehen die Aeste an dem Stammen rings herumb / je eine Schicht nach der anderen. Die Blätter sind schmal und spitzig / gleichwie im Lerchen- oder Fiechtenbaum / doch kürtzer und nicht so stachlicht. Er tragt Zäpfflein einer Grosser Cederbaum. Cedrus Libani. Spannen-lang / wie die Thannen / darinn ligt der Samen / wie im Cypreßbaum / auß dem Stamm fleüßt ein weiß / feucht Harß / welches darnach von der Sonnen Hitz dick / und gleich körnicht wird. Das Holtz ist sehr hart / währhafftig / röthlicht von Farben / und faulet nimmer: Dahero haben die Heiden auß diesem Baum ihre Götzen schnitzen lassen. Der König Salomon hat auch von diesem Holtz den Tempel Gottes gebawet. Dieser Baum wachst im Jüdischen Land auff dem Berg Libano / und in Africa auff dem Berg Atlante. Daher von dem König Salomon vermeldek wind 1. Reg. c. 4. v. 33. Daß er geredt habe von dem Ceoer an zu Libanon / biß an den Isop / der auß der Wand wächst; welche Bücher aber der König Hißkias solle verbrennt haben / weil das Volck vermeynte / alle Vernunfft zu heylen steckte in denselben / und demnach schier gar nichts mehr von der Göttlichen Hülff hielte. Des grossen Cederbaums sind zwey Geschlecht: Eines blühet nicht / und bringt doch Früchte. Es solt aber die Frucht an dem Baum über sich gemahlet seyn worden. Das ander blühet / und trägt keine Frucht. Herr Melchior Lüßy / Ritter und Land-Ammann zu Underwalden / berichtet in seiner Hierosolimitanischen Reiß-beschreibung im. 13. Cap. Daß er in besteigung des Bergs Libani 13. Stund zugebracht / und weilen er sehr gewünscht die Cederbäum zu sehen / habe er auch endlich ihre Art angetroffen: Es seye sich zuverwunderen / daß solche schöne Bäum auff den Felsen herfürkommen. Die Bäum wachsen hoch und dick / blühen immerdar / 6. oder 7. Menschen können den Stamm nicht umbfassen / ihre Frücht seyen den Forchen- oder Tann-zapffen gleich / jedoch grösser. Jhme und den Seinigen seye [98] ein Aestlein mit zween Zapffen oder Früchten von dem Cederbaum verehrt / und darbey angezeigt worden / daß an einem anderen Ort des Bergs ein kleinere Art dieses Baums wachse. Er habe auch alte und von langer Zeit umbgeworffene Bäum allda geschen / welche noch unverdorben / sich den Eschen oder dem Ahorn vergleichten. Er hat zweyerley Hartz bey sich / eines in den Knorren oder Knöpffen / so da weiß / gar nicht bitter / und keines scharff-hartzichten Geruchs: Das andere schwitzt von sich selbsten auß dem Baum / dieses / so es dörr und trocken / riecht wie Erdbeere / und so man es versucht / riecht es noch harter; aber es klebt den Zähnen dergestalten an / daß man es kaum mehr davon bringen kan. In dem Königreich Congo wird der grosse Cederbaum in solcher Mänge und Dicke gefunden daß man auß seinem Holtz die Schiffe zubereitet. In der Insul Tercera macht man auß dem Cedern-holtz / Karren / Wagen- und Schifflein. Man findet ihn auch auff den Americanischen Gebürgen Andes / in der Landschafft Virginea und Florida. Cederbaum auß Phönicien. Cedrus Phoenicia. (Mistel.) (Die Frucht gantz und zerschnitten / daß die drey Körnlein zu sehë.) Cederbaum anß Lycia. Cedrus Lycia. Der kleine Cederbaum ist auch zweyerley: Der eine wachst in Phönicien / den nennen etliche / von den dörnichten und spitzigen Blättern / Oxycedrum, das ist / spitzigen Cederbaum. Man findet ihn auch in Italien / auff den Bergen Lapidiae und in Istrien. Der ander wachst in Lycien einer Landschafft in klein Asien. Welcher in Phönicien hersürkom̅t / ist dem Weckholderbaum fast in allen Stucken ähnlich / allein daß er rothe / süsse und grössere Beere bringt; ja es ist nichts anders als eine Galtung eines grossen Weckholderbaums; es wird auch ein besonderer Mistel daran vermercket / dessen Carolus Clusius lib. 1. stirp. Hispanic. histor. cap. 28. & lib. 1. rarior. plant. histor. cap. 26. gedencket. Er wachst auch in Hispanien / oderhalb Sagobia und Guadarama / allwo er in solcher Höhe und Dicke herfürkom̅t / daß man sein Holß zu den Balcken in den Häuseren gebrauchet. Der in Lycien gefunden wird / hat mehr Blätter / sind aber kleiner / und nicht so stachlicht / vergleicht sich auch etwas der Weckholder-stauden. Seine Rinde ist röthlicht. Die Aeste zäch wie im Sevenbaum. Er tragt viel kleinere Beere als der erste / und die stehen allein am Obertheil der Aeste. Diese Beer sind erstlich grün / bald werden sie gelb / endlich so sie recht zeitigen / gewinnen sie ein rothe Farb / am Geschmack bitter / am Geruch lieblich. Deßgleichen auch die Blätter / so man sie zwischen den Händen zerreibt / riechen gar wohl Er wachst auch bey Maßilien und Avignon in Franckreich. Johannes Bauhinus hat ihne auff dem Berg Cerho bey Montpelier angetroffen. Carolus Clusius schreibt / man finde ihn bey dem Tyrrhenischen Meer / zwischen Calpe und Malaca. Es melden die Historien / daß die Cederen auch in andern Ländern der Welt gefunden werden / als in der grossen Insul Japan hinder China am äussersten Morgen / welche der Cedernbäum hin und wider voll ist / die solche Höhe und Dicke bekommen / daß man grosse Säulen und Mastbäume darauß zumachen pflegt. Deßgleichen in West-Indien sind die Cedern / die vorzeiten so hoch gehalten / so gemein / daß man sie nicht allein zum bauen / sondern auch zu Schiffen brauchet: und andern viel Orten mehr / als am grünen Vorgebürge in der Insul Maderu / bey der Magellanischen Meerenge. Ja in der Insul Terzere im Atlantischen Meer ist der [99] Cedern so eine Mänge / daß man nicht allein Schifflein / Wägen und anders darauß macht / sondern auch kein ander Brennholtz weißt / wie solches Samuel Fabricius lib. 5. cosmotheor. sacr. cap. 16. berichtet. Es gedencket Plinius lib. 16. cap. 40. daß eine Cedern in der Insul Cypren gehawen / und zum Königlichen Schiffe Demetrii des Antigoni Sohns gebraucht worden / hundert und dreyßig Schuhe hoch / und so dick gewesen / daß sie drey Manns-persohnen kaum umbfassen können. Eigenschafft. Der Cedernbaum hat in seinen Blättern und dem Holtz ein hartzichtes / mit vielem scharffen / saurlichtem und bitteren Saltz vermischtes Oel / darumb er auch in der Artzney nicht gebraucht wird / weilen er eine etzende / gifftige Schärffe mit sich führet / dadurch er leicht die innerlichen Theil des Leibs angreiffen / entzünden / und in einen gefährlichen Brand bringen könnte. Ausserlich aber kan der Wein / darinnen die Blätter oder Zapffen und Nüsse / oder auch die Rinden und das Holtz selbsten der Cedern gesotten worden / die Leüß-sucht heilen / den Wurm in den Geschwären tödten / (Länßsucht. wurm der geschmären. Würm deß Leibs.) die Raud der Thieren vertreiben. Wenn man ein wenig von den Blätteren / neben anderen Sachen in Milch kochet / und ein Clystier davon den Krancken zugibt / tödtet es die grossen und kleinen Würme der undern Gedärmen / und führet sie auß. Das Gummi oder Hartz under andere Sachen zum balsamieren vermischt / und die Leichnamb der Menschen / nachdem die innerlichen Glieder zuvor außgehoben worden / damit wohl zu underschiedlichen mahlen gesalbet / haltet sie lange Jahr frisch. CAPUT XLIX. Gemeiner Lorbeerbaum. Laurus vulgaris. Wilder Lorbeerbaum. Laurus Sylvestris. Namen. LOrbeer-baum heißt Griechisch / ???. Lateinisch / Laurus. Italiänisch / Lauro. Frantzösisch / Laurier. Spanisch / Laurel. Englisch / Laurel / Baytree. Dänisch / Laurboertroe. Niderländisch Lauwerboom / Lauwrierboom. Gestalt. Der Lorbeerbaum ist in Italien und Hispanien sehr wohl bekannt / denn er wachst daselbst nicht allein in den Gärten und Weinbergen / sondern auch in den Wälden und Gebürgen / sonderlich so sie nahe dem Meer ligen. In Teutschen und anderen mitternächtigen Landen findet man diesen Baum nicht / oder man bringe ihn von frembden Orten dahin. Er bekom̅t in warmen Ländern eine gute Baumes Höhe; sein Stamme ist glatt / ohne Knorren / mit einer dünnen Rinden umbgeben. Er hat langlichte / gespitzte / dicke / steiffe / satt-grüne und wohlriechende Blätter / die bleiben über den Winter grün / haben einen scharffen Aromatischen bitterlichten Geschmack / und hangen mit kurtzen Stihlen an den grünen Aesten. Er tragt auch kleine gelb-weisse Blumen. Die Beer sind erstlich grün / darnach so sie zeitig werden / schwartz / auß denen preßt man ein Oel / das nennet man Lor-öl. Der gantze Baum ist schön und [100] reücht wohl. Blühet im Mertzen und Aprillen / die Beere zeitigen zu End des Augstmonats / fallen selbsten nicht vom Baum. Der wilde Lorbeerbaum wird offt zimlich hoch / hat etwas lindere und rauchere Blätter / als der rechte Lorbeerbaum. Tragt die Blumen oben beyeinander / die sind weißlicht / mit ein wenig Purpurfarb vermischt. Die Beer / wenn sie zeitig / werden blaulicht. Wachst viel umb Ancona / und bey Spoleto in Italien / und noch viel mehr umb Narbona in Franckreich / in dem Wald Valena / und auff dem Berg Ceto / wird auch in Portugal gefunden. Der Lorbeerbaum / so er in Teutschland gepflantzt wird / wachst gern in allerley Grund / doch aber ist der gute Grund und die warme Lufft ihm gar angenehm. Wird gepflantzet von seinem Samen oder Beeren / und von seinen Zweigen oder Rüthlein / im Mertz oder April / wenn der Safft in den Baum-rinden auffwallet. Das Hepmesser ist diesem Baum zuwider. Mancher meynet / mit Abschneidung der untüchtigen Acste wolle er ihm eine schöne Gestalt anmachen / aber er muß erfahren / daß der Baum verdirbet / weil ihm der Schnitt schadet. Will aber einer je etwas davon abschneiden / so soll er den Schnitt mit Baumwachs bald verstreichen / damit Lufft und Regen nicht zum Marck dringe / denn wo solches geschicht / muß der Baum abstehen. In den Gärten wird er umb seiner schönen und stäts-grünenden Blättern willen gezihlet und erhalten / kan die Winter-kälte nicht erdulden / darumb wird er in Kübeln oder Kästen gepflantzet / daß er den Winter über in einem warmen Ort versorget werde. Wenn man die Rüthlein oder Beyschösse verpflantzen will / muß man nachsehen / ob dieselbe Wurtzeln haben / denn welche derselben manglen / von denenkan man keine Hoffnung schöpffen / daß sie anschlagen und wachsen werden / wo es etwann nicht ungefehr geschihet. Mit Pflantzung der Beer gehet es zwar langsam zu / aber doch ist es ein gewisse Sach / da hingegen die verpflantzten Beyschoß leichtlich abstehen: doch aber wenn sie bekommen / so wachsen bald feine Bäumlein darauß / dessen Aeste nur in die Höhe zu steigen begehren / wie solches Herr Wolffgang Jacob Dümler in seinem ernewerten Baum- und Obst- garten / in dem 10. Cap. berichtet. Der Fürst Tiberius hat das Wetter übel geförchtet / daher wenn es anfieng zu donneren / satzte man ihm ein Lorbeer-krantz auff / denn der Lorbeerbaum ist in diesem Ruff / daß kein Wetter in den Ort / da Lorbeerstauden sind / schlägt: welches ein Heidnischer Aberglaub ist / denn Andreas Lacuna berichtet / daß Anno 1539. zu Rom in dem Pallast des Hertzogen von Castro der Strahl in einen schönen Lorbeerbaum gefahren seye. Ben den Römeren ward der Lorbeerbaum zum Sieg und Triumph in grosser Würde gehalten. Denn die Hauptleuth / so im Krieg den Sieg erhielten / wurden mit Lorbeer-kräntzen gekrönet. Deßgleichen gab das gemeine Volck ihren Fürsten auff den ersten Tag Jenner Lorbeer-laub und Feygen für ein Wunsch eines new-glückseligen Jahrs / denn es vermeynte / wo Lorbeer-stauden und Feygen wären / daselbst könnte kein Unglück hinkommen. Von dem Ursprung eines Lorbeerbaumwalds zu Rom / erzehlen Svetonius und Livius diese seltzame Geschicht. So bald Livia Drusilla mir dem Römischen Keyser Augusto vertrauet ware / ist sie nach seinem Meyerhoff Vejentanum gereiset / underwegs hat ihren ein fürbey-fliegender Adler eine weisse Henne / welche einen Lorbeer-zweig voller Beerlein zwischen dem Schnabel hielt / in den Schoos geworffen Diese hat kurtz hernach ein so grosse Mänge Küchlein außgebrütet / daß der Hof ein Hennen-Hof daher genennt ware / und auß dem Lorbeerzweig ist ein solcher Wald voll Lorbeer-bäume herfürgewachsen / daß die Römische Keyser / wenn sie über ihre Feinde getriumphiert / von dannen sich mit Lorbeer-zweigen versehen haben. Eigenschafft. Der Lorbeerbaum hat in seiner Rinden / Blätteren und Beeren neben den irrdischen Theilen auch zimblich balsamischen / flüchtigen / milten Saltzes bey sich / also undereinander temperiert / daß er dadurch die Eigenschafft hat / gelind alle schleimichten / zähen Feüchtigkeiten zu durchschneiden und zu erdünneren / alles saure und scharffe zu linderen und zu versüssen / die Nerven und Spann-aderen zu stärcken / innerliche Verstopffungen der Lebern / Miltze und Mutter zu öffnen / den Harn / Sand und Schleim durch die Nieren zu treiben; endlich auch die Wind in den Gedärmen zu vertheilen. Gebrauch. Etliche geschelte Lorbeer in Wein geweicht / denselbigen getruncken / bekombt wohl den Kindbetterin̅en / welche nach der Geburt ein (Nachwehe und versteckter Nachfluß der Kindbetterinne̅.) Bauchweh oder Grimmen haben. Linderet die Schmertzen / und treibt zugleich den versteckten Fluß. So jemand den Harn nicht kan ablassen; Nim̅ Lorbeer 2. Loth / Weckholder-beer ein Versteckter Harn Loth / drey Knoblauch Häupter / zerstoß alles / geüß darüber rothen Wein / sieds biß es dick werde / wie ein Pflaster / streichs auff ein Tuch / und legs warmlicht über den underen Leib. (Versteckte monatliche Reinigung.) Wider die verstandene Monatliche Weiber-zeit. Nim̅ Majoran / Poley / rothe Bucken / jed. ein Hand-voll / Muscatenblüht 1. Quintlein / Lorbeer ein halb Loth / nach dem alles groblicht zerschnitten / thue es in ein Säcklein / schütte darüber ein halb Maß weissen Wein / siede es / biß der dritte Theil eingesotten / wenn es ein wenig erkaltet / trucke das Säcklein auß / und laß die Fraw solches drey Morgen nach einander trincken. (Würm der Pferden.) Wider die Würm der Pferden im Leib. Nim̅ Lorbeer / Eberwurtz / Entzian / jed. 1 Loth / Zitwan / Ingwer und Bibergeil / jed. ein halb Loth / stosse alles zu einem reinen Pulver / und schütte es dem Pferd in zwey mahl in Bier oder Wein ein. (offene schäden der Pferden.) Eine nutzliche Salbe / für die offene Schäden der Pferden. Nim̅ Lorbeeren 7. Loth / Honig 12. Loth / alt Schmär 8. Loth / Rö [101] mischer Vitriol 2. Loth / Alaun 3. Loth / Grünspan 2. Loth / diß alles gepulveret / under einander am Fewer zerlassen / fein gemach gekocht / und in ein Gefäß gethan / ist ein bewährte Salbe. Johannes Ruellius lib. 1. de natura stirp. cap. 92. berichtet. So man Lorbeer-holtz mit Ephew-holß hart auffeinander reibe / und ein Zundel darbey halte / geben diese 2. Höltzer durch das starcke reiben / ein Fewer von sich. (Erkaltete Glieder.) Zu stärckung der Gliederen und erwärmung der erkalteten Geläncken / siede man die Blätter und Beere dieses Baums in Wasser oder halb Wein / wasche die Glieder offt warm damit / oder man kan ein Tuch darinnen netzen / und überschlagen / ja auch die Lorbeere zerstossen / in frischen Butter / neben Salbeyen / Mayoran und Lavendel / kochen / hernach sichten / Rindermarck / und ein wenig Weckholder-Brantenwein darunder rühren / und diese Geäder-salbe offt warm umb die Knie / Knoden / und andere erschwachte / oder erkaltete Glieder schmieren. Es lassen sich auch die Blätter und Beere in den Fußwasseren kochen. (Kalte Geschwulsten.) Will man kalte Geschwulsten zertheilen / kan man abermahlen die Lorbeer under die Lavament / oder Bähungen / wie auch under die Cataplasmaten nutzlich gebrauchen. Das auß den gedörrten Lorbeern gemachte (Pest und hitzige Fieber. Würm.) Pulver ist in der Pest und Pestilentzischen hitzigen Fiebern ein treffliches Schwitz-mittel / welches zugleich die Würm in den Gedärmen und dem Geblüt tödtet / man kans mit destilliertem Körbelfraut-Wegerich-Cardebenedicten-wasser / und ein wenig destilliertem Eßig / auch Citronen-syrup öffters eingeben. (Gekocht Lorbeer-öl.) Das gekochte Lorbeeröl bereitet man also: Nem̅t frische wol reiffe Lorbeer nach belieben / zerstoßt und kocht sie in frischem wasser / sichtet und trucket alles wol durch ein Tuch / laßts erkalten / so werdet ihr das verlangte öl auff dem wasser schwimmen sehen / welches ihr mit Baumwollen scheiden könnet. Dieses öl hat herrliche Kräfften zu erweichen / zu eröffnen / zertheilen / lösen / erwärmen (Bläst.) / die wind und blähungen zu vertreiben / die Geäder / Nieren / Magen / ja den gantzen Leib zustärcken. Man kan es offt warm über die leidenden theile schmieren; in die Clystier gemischt / tödet es die Würm / und ziehet blähungen hinweg. In (Frost der Fieberen. Sausen der Ohren. Läm̅e der Gliederen. Schüppen des haupts) der frost der Fieberen wird es nicht ohne nutzen den Ruckgrat hinunder gesalbet. In die Ohren mit Baumwollen gethan / vertheilet es die flüß / bringet das gehör wider: die erlameten Glieder damit gesalbet / bringet sie zu recht. Reiniget das Haupt von allen schüppen / so man es mit frischem Butter überschmieret / diese weisse schüpplein mögen auch wol mit dem Wein oder Wasser / darinnen Lorbeer und Lorbeerblätter gesotten / warm abgewaschen werden. Vber die Lenden und den underen Bauch geschmieret / stärcket die erkalteten Nieren und Mutter. (Finnë des Angesichts.) Zu den Finnen deß Angesichts zu vertreiben: Nemt ein halb loth Pomaden / 1. quintlein Lorbeeröl / ein halb quintlein Mercurii dulcis, 12. tropffen Weinsteinöl auß dem Saltz geflossen / mischts under einander / und schmirts täglich über / biß alles vergangen. Das auß den zerstossenen und mit warmem Wasser begossenen Lorbeeren destillierte öl hat gleiche / ja kräfftigere würckungen als das vorige: man kan es auch inwendig auff 6. biß 8. tropffen eingeben. Ausserlich dienet es auch zu vertreibung des Krampffs Krampff. der Gliederen / wenn man es mit Weckholderbeer / oder Mäyenblümlein-Brantenwein vermischet / und das Glied darmit warm wascht. Das köstliche Lorbeer-pflaster bereitet man (Emplastr. è bacc. laur. das Lorbeerflaster.) also: Nem̅t Weyrauch / Mastix / Myrrhen jedes 2. loth / Lorbeer 4 loth / wilden Galgan / Costi / jedes 2. loth / gekocht und außgepreßt Lorbeer-öl / Venetianischen Terbenthin / gelb Wachs jedes 1. loth / abgeschaumten Honig so viel man nötig. Terbenthin / Wachs / und Oel zerlasset forderist undereinander / setzt es von dem Feur / und rühre die übrigen zu pulver verstossenen Sachen darunder / so lang / biß es erkaltet / und dick wird. Dieses pflaster ist sehr gut für alle innerlichen und äusserlichen Glieder / wenn sie mit Blähungen und Schmertzen sehr belästiget sind. Wenn man gleiches gewicht Geißkaht / oder getruckneten Kühkaht damit vermischt / und über die Wasser-geschwulsten schlagt / mag es solche wol vertheilen. Folgenden eröffnenden Wein pflege ich nicht ohne sonderliche würckung denen Jungfrawen / oder Weibsbilderen zu rathen (Verstandene / schlechte / unordenliche Reinigung der Weibs-bilderen.) / welche die Monatliche Reinigung entweder verlohren / oder schlechtlich haben / oder auch unordenlich verspüren. Nem̅t Stahelfeileten in einem bündelein gebunden 1. loth. Poleykraut / Roßmarin / Beyfuß jedes ein halbe handvoll / Zimmet / Lorbeere jedes 1. quintlein / Muscatenblüth / Pomer antzenschalen / Saffran / und Wermuth-saltz jedes ein halb quintlein / Zucker 4. loth / zerschneidet alles under einander / thuts in einen newen verglasurten Hafen / giesset darüber weissen alten Wein / frisch Brunnwasser jedes ein halb Maß; vermacht den Hafen mit einer Blatteren / oder sonsten wol / laßts ein tag oder vier stehen: demnach gebt der Patientin alle Morgen und Abend drey oder vier Löffel voll ein / läßt sie ein wenig darauff spatziren: von sauren und gesaltzenen Sachen müssen sich solche Persohnen hüten. Wenn man ein stuck gedörrt Lorbeerholtz / an ein ander stuck desselben Holtzes reibt / und Schwefel darauff strewet / so wird der Schwefel alsobald in Flammen gehen. CAPUT L. Arabischer Bohnenbaum / auß dessen Frucht man das Tranck Coffée macht. Bon-Arbor Arabica, ex cujus Fructu fir Potus Coffée. Namen. DIeser Baum Bon, hat den Arabischen Namen bey allen übrigen Sprachen behalten / auff Latein wird er von Joh. Bauhino beschrieben under dem Namen Bon vel Ban arbor, item Buna, [102] Arabischer Bohnenbaum. Bon-Arbor Arabica. Bunnu & Bunchos Arabum. Ist sonsten auch Bon arbor cum fructu suo Buna, Park. Evonymo similis AEgyptiaca fructu Baccis Lauri simili, Casp. Bauh. Er wird aber mit unrecht AEgyptiaca genennet / weilen er weder von sich selbsten / noch gepflantzet in Aegypten / sondern allein in Arabiâ felici wachsset. Buna, ex quâ in Alexandria fit potio, Clus. Faba Arabica, Quorundam. Die Frucht / oder vielmehr derselben Pulver und davon gemachtes Tranck / wird genennet Coffée, Café, Cophé, Caphé, Cavé, Cavet, Chué, Caveat, Chaubé, Choana, Cahueh, Cahoüeh, Cahué, Coava. Gestalt. Der Baum Bon, vergleicht sich der grösse halben / theils auch den ästen und blättern nach / unseren kleineren Kirschbäumen; den̅ er gantz dünne äste / und kleine dicke / satte / wohlgrüne blätter hat / welche zeitlich und geschwind abfallen / und ihre farb immer behalten. Die Blume, ist weiß / die Fruch???der grösse und gestalt nach dem Lorbeerbaum ähnlich / scheint an der farb etwas grün und schwartzlicht / hat ein doppelte Rinden / die aussere ist dick / sehwartzlicht / und wird gemeiniglich von der Frucht / ehe sie verschickt wird abgezogen: Die innere aber ist dünn und weißgraw. Die Frucht oder Bonen zeigt sich ablang rund / und beyder seits der länge nach eingeschnitten / daher sie leichtlich nach abziehung der ausseren Schalen oder Rinden / in zwey gleiche stuck oder kernen zertheilet / und also auch auß Arabien vielfaltig verschicket wird: Diese Kernen sind auff einer seiten rund / auff der anderen aber flach mit einem spalt / oder höle der länge nach durchzogen / und da sie frisch / haben sie einen saurlichten Geschmak. Es wachsset dises Bäumlein allein / so viel man annoch dessen bericht hat / in dem glükseligen Arabien / Arabiâ Felici, so heut zu tag Yemen heisset; und zwar auff desselben grossen und weiten Felderen gegen Mittag: von dannen die gesamleten Bonen oder Früchten nach Mora Louhëia, und andere Port deß rothen Meers / und darauff weiters nach Gedda, einer Arabischen Seestatt geführet werden. Zu Gedda werden sie in Schiffe geladen / und ferners nach einer anderen Seestat / Sues genant / welche etwan 22. meil von Cairo der grossen Statt in Aegypten ligt / gebracht. Es wird auch geschrieben / daß an diesem ort jährlich auß Arabien über die 25000. Säck voll / deren jeder bey drey Centner oder 300. pfund solcher Bonen halten / übergeführt werden. Die Araber pflegen auch viel nach Meka, alwo der Türckische Abgott Mahomet begraben ligt / [103] auff die Jahrmarckt zu bringen / und alda zu verkauffen; allwo denn die Türckische Caravanen, welche nach Meka wallfahrten viel auffkauffen / und auff ihren Camelen in Asien hinüber führen. Das Cafè-Tranck ist zwar schon bey 40. Jahren her in Franckreich bekandt gewesen / aber erst bey 20. oder 30. Jahren gebraucht worden. In Engelland ist es bereits vor etlich 50. Jahren bekandt worden / seine eigentlichen Tugenden wußten sie nicht gleich / wie solches auß Baconis de Verulamio schriften zu sehen. Darumb es auch erst diese letzsten Jahr her in gebrauch kommen. In Teutschland hat man es auch bey kurtzen Jahren zu trincken angefangen / da das schröckliche Weinsauffen in einen kleinen abgang gerahten. In den Orientalischen Länderen mag es wol von 200. Jahren her bekant gewesen seyn / obwolen es nicht gleich anfangs getruncken / oder zutrincken erlaubt worden / zumahlen auch Ludovicus Bassano An. 1545. Antonius Menavinus An. 1548. und Franciscus Sansovinus An. 1563. von drey den Türcken und Asiatischen Völckeren gewohnlichen Geträncken geschrieben / aber deß Café-Trancks mit keinem wort gedacht. Da Sultan Helim, in dem Jahr 1517. und 1518. Egyptenland mit Krieg überzoge / haben die Türcken alda solch Tranck gebrauchen sehen / und zugleich erfahren / daß dasselbe bey Egyptern schon lange zeit im gebrauch gewesen / und ursprünglich von den Araberen / bey welchen es bereits vor hundert und mehr Jahren zu trincken angefangen worden / herkommen; wurde aber dazumahlen von jhnen noch nicht getruncken. Heut zu tage aber ist solch Tranck bey den Morgenländischen Völckeren in solche gewohnheit gerathen / daß es nun täglich Morgens nach dem Frühstuck von jederman getruncken wird. Prosper Alpinus, ein Italiänischer berühmter Medicus und Professor zu Padua, der ohngefehrd vor 100. Jahren in Egypten gereiset / auch ein Lateinisch Buch von der Egypteren Artzneyen Anno 1591. in offentlichen Truck zu Venedig außgehen lassen / und nach ihme Joh. Veslingius, so eine geraume zeit sich alda auffgehalten / haben zu erst von diesem Tranck geschriben. Wie aber der Café-Tranck zu erst erfunden seye / beschreibet under anderem Faustus Nairon Maronira, der Chaldeischen und Syrischen Sprachen in Collegio Romano Professor, in einem discurß / welcher in den Ephemeridibus Eruditorum Italiae, Anno 1671. zu finden. Es hatte / schreibt er / ein Cameloder wie andere darfür halten / ein Geißhirt etlichen Mönchen erzehlet / daß zuweilen seine Camel / oder Geissen / denen er hütete / die Nächte mit springen und gumpen ohne schlaff zubrächten / welches der Abbt alsobald dem Futter solcher Thieren zuschriebe. Damit er aber dessen gewisser wäre / hat er sich an den ort / da das Viehe geweidet wurde / begeben / und wahrgenom̅en / wie daß die Thiere deß vor dergleichen wachtbaren spring-nacht vorhergehenden Tags / viel Früchte von gewissen daherum wachsenden stauden zweifelsohn essen müßten. Samlete hierauff / seinen fürwitz zuvergnügen / von eben denselben Früchten / siedete sie in frischem wasser / und trancke das wasser / fande darauff / daß jhme der schlaff verhalten / und er gantz frisch wachtbar und hurtig wurde. Dan̅enher habe der Abbt anlaß genommen solch Tranck auch seinen Mönchen zu geben / damit sie jhren nächtlichen Bättstunden desto besser abwarten könten; welches denn wol von statten gienge. Dabey aber hat man nach und nach mehr andere Tugenden und Kräfften dieses Trancks in obacht genommen und erfahren: daß hernach die Kauffleuth solches zu lieben und zu Nutz zu ziehen angehebt / auch deßwegen offentliche und heimliche Gebätt / zum Zeichen ihrer Danckbarkeit / für die Monchen Scyadli und Aydro, denen sie die erfindung solcher Frucht zuschreiben / angestellet. Eigenschafft. Die Frucht dieses Baums hat einen zimlichen theil eines flüchtigen ölichten Saltzes bey sich / welches aber nicht als durch die destillation / oder die heut zu tag bekante röstung zu haben. Wenn man ein pfund außerlesenen sauberen Café auß einer Retorten in einen wohlvermachten Recipienten destillieret / so werden sie beyläufftig 9. loth phlegma oder wasser mit was wenigs flüchtigë Saltzgeist vermischt; 5. loth dickes schwartzlichten öls / welches in der rectification gelb wird / abgeben / daß in der Retorten zuruckbleibende caput mortuum aber wird bey nahem auff die 8. loth wägen: daß also under dem destillieren / obwolen die gefässe wol vermacht werden / ein guter theil verschwindet / welches anders nichts als subtile / überauß flüchtige theil müssen sein. Wenn man die Frucht ohne vorher beschehene röstung in wasser siedet / wird das wasser eine schlechte krafft davon bekom̅en; wo man aber die Frucht erstlich röstet / alßdenn zu einem pulver stosset / und dieses pulver in wasser siedet / so wird sich das flüchtige ölichte / alcalische Saltz hervor machen / und in das wasser ziehen / davon denn das wasser die Tugend und Eigenschaft bekomt / die Lebensgeister in dem Leib und Nerven auffzuwecken / und zu vermehren / innerliche verstopffungen auffzulösen; den hin und wider sitzenden Schleim und Flüsse zu zertheilen / den Kreißlauff des Geblüts zu befürderen / die Brust von Flüssen zu befreyen / die Nierengänge zu öffnen / den Saurteig deß Magens zu stärcken / summa den gantzen Leib gering / hurtig / und den Geist wachtbar zu machen. Gebrauch. (Caffé. Tranck.) Diese Frucht wird anderst nicht / als in dem Tranck gebraucht / und damit sie jhre kräfften desto leichter von sich geben könne / wird sie zuvor geröstet / und zu pulver gestossen (Röstung der fruch wie sie geschehen solle.) Diese röstung aber muß mit sonderlichë vortheil geschehen / den̅ so die Bonen oder Früchten zu viel geröstet werden / geben sie einen unlieblichen bitteren Geschmack / ja zu gutem theil ein entkräfftetes Getränck ab; so sie aber zu wenig röstung bekommen / wird das Tranck davon eben nicht unanmütig / aber das flüchtige Saltz bleibt annoch in [104] dem Pulver zu viel verborgen / daß es sich auch in der kochung in das wasser nicht so vollkommen und häuffig begeben kan. So ist denn ein gewisse maß der röstung in acht zunemmen / welche eben von wenigen getroffen wird / auch in den Orientalischen Ländern selbsten nicht / wie denn Herr Bernier, welcher zu Alcair in Egypten sich lang aufgehalten / berichtet / daß nur zwey Würth dazumahlen den ruhm vor anderen gehabt / daß sie gut Caffé zubereiten können; da doch nach Veslingij zeugnuß / bey sie zwey tausend Caffé Trinckhäuser / darinnen diß zubereitete Tranck gleich dem Wein in den Weinhäuseren / verkauffet wird / in Alcair sich finden sollen. Dergleichen Caffé-Häuser werden auch heut zu tag zu Pariß und anderen grossen Orten in Franckreich / wie auch in den Engelländischen / Niderländischen und etlichen Teutschen grossen Stätten bereits in zimlicher anzahl angetroffen / darin̅ das Caffé für den Lust allein getruncken wird. In den Eydgnossischen Stätten der Schweiß ist es von wenig Jahren her erst bekandt / und anfänglich von den Medicis den Krancken angerahten und gebrauchet worden: ist aber doch so gemein noch nicht / ja der mehrer theil deß Volcks weißt davon nichts / denn ob man es jhme schon viel rühmen und recommendieren wolte / wurde es doch die wolnehrende Milch weit vorziehen / alß die da groß / starck und fett machen kan / da hingegen das Caffé die fettigkeit des Leibs verzehret / und mager machet. (Wie das Caffé am besten zu bereiten?) Wil man das Caffé wol zubereitet habë / so thut die Bohnen in ein eisernes oder ehrenes Becke / oder Bratpfanne / setzt solche über eine Gluth / da kein flam̅e bey ist / so bald die Bohnen nun warm worden / muß man sie mit einem eiseren Löffel oder Spathen ohne Auffhören umb einander rühren / biß sie halb gebraten oder geröstet sind / welches darauß zu erken̅en / wen̅ die Bohnen eine Castanienoder braunschwartzlichte Farbe / und schwartze flecklein bekommen / auch öhlicht erscheinen; alßdenn muß man siegleich vom Feur abnehmen / und zu reinem pulver stossen / welches anderst nicht / als geröstet Brot riechen und schmacken wird. Oder / wie in der Figur zu sehen die Bohnen dises Baums A. werden über der Glut sänfftiglich gebraten / in dem eiseren Instrument oder Rohr B. durch welches ein Spiß mit dem deckel C. gehet / welcher über der Glut herumb getrieben wird / biß die Frucht halb gebraten / und also geröstet / daß sie Castanien braun / mit schwartzen flecken worden; alßdann stoßt man sie zu pulver. Dieses pulver aber muß in einer blechernen wohlschliessenden Büchs / oder in einem lederen Sack fleissig auffbehalten / und also verwahret werden / daß der Lufft nicht darzu kommen / und dem flüchtigen Saltz / welches durch das rösten auß den innersten theilen der Bohnen hervor getriben worden / anlaß geben kan davon zu fliegen: daher auch das zubereitete Caffé, je länger es behalten wird / je mehr es von seinen kräfften verlieret / daß also die Caffétrincker weit besser thun / wenn sie nicht viel auff einmal zubereiten lassen / damit sie desto öffter frisches bekommen. So ist auch zuzusehen / daß man damit nicht getäuschet werde: denn man leicht under ein pfund gutes Caffé, ein paar p???und geröstete Bonen unseres Landes / oder geröstet Brotrampff vermischen kan / daß es auch der beste Caffétrincker nicht wol mercken kan. Obwolen ich gäntzlich darfür halte / daß solcher betrug gar wol zu entschuldigen seye / zumahlen in unseren Bonen bey nahem so viel krafften stecken als in dem besten Caffé / wie ich d???nn solches mit eigener Erfahrung bezeugen kan. Das Tranck aber wird auf folgende weise bereitet: Nemt ein sauberes zu solchem zweck gemachtes Geschirr / in form eines Wasserkrugs / oder einer kleinen geschnabelten Wasserkanten / deren deckel wol schließt / sie seye nun von Blech / Zinn / oder Silber; (Wie das Tranck davon zu machen?) gießt ein pfund frisch Brunnwasser hinein / laßts wol sieden / alßdenn werfft zwey / biß drey quintlein Caffé- pulver hinein / laßt auf der Glut / oder anderem gelindem Feur etliche wahl darüber gehn / doch also / daß / wenn das Wasser biß an den Deckel auffwallet / man es ein wenig vom Fewer setze / damit der Deckel von der auffwallung nicht auffgehoben werde / und der geistreiche Dampff davon fliege. Wenn etliche wall also darüber gegangen / setzet man es vom Feur in die warme Aschen / oder sonst einen warmen orth / laßt es stehen / biß sich das pulver zu boden gesetzet / alßden̅ gießt man das braunschwartze Caffé-wasser sein sachte in ein oder mehr kleine irdine / oder silberne / oder zinnene schüsselein / darein man zuvor nach belieben ein wenig rein gestossenen Zucker gethan / und supft dises Wasser / so warm man immer kan / auß. Man kan nach belieben ein / zwey / ober mehr Schüsselein voll / ja ein quart Maß davon trincken. Wenn mehr Persohnen in Gesellschafft beysam̅en / welche dieses Tranck zu trincken begehren / so muß man ein grösser Caffé-Geschirr haben / und mehr Wasser hinein giessen / auch auff ein jede Persohn / fast ein halb loth deß pulvers hinem werffen. (Zu was Zeit das Caffé zu trincken?) Die Zeit belangend / da das Caffé soll getruncken werden / so mag es ein gesunder ein jede stund des Tags trincken. Der aber ein schwachen undäwigen Magen hat / wird es am besten gleich auf das Essen geniessen / den̅ also wird es die Däwung sänfftiglich beförderen / alle wind und b???ähungen verhinderen / auch die so genanten / in das Haupt steigenden Dämpffe verhüten. Welche es denn wider die Bleich- und anhebende Wassersucht / oder auch wider den Husten / Häisere deß Halses / Engbrüstigkeit / sc. gebrauchen wollen / können es Morgen nüchteren / wie auch vor / oder gleich nach dem Essen trincken. (Würckung des Trancks.) Dieses Tranck nun / obwolen es von vielen annoch verachtet wird / hat überauß herrliche würckung / in vielerley Zuständen und (Hauptschmertzen / Micrene, Flüsse / schwindel / Schläfferigkeit / schwache Gedächtnuß.) Gebrechlichkeiten deß Menschlichen Lebens. Dann erstlich die jenigen / so mit Flüssen deß Haupts / mit schwacher Gedächtnuß / mit der Micrene, und Kopfschmertzen / mit Schwindel / mit vielfaltiger schläfferigkeit geplaget sind / welche sich auch vor gefährlichen Schlagflüssen zu förchten haben / dise samptlich werden mit köstlicher würckung [105] alle morgen ein stund vor der Mahlzeit / oder auch gleich auff das Morgen- oder Nachtessen solch Tranck geniessen / wo sie nur eine lange zeit damit fortfahren / zumahlen man es auch jahr und tag ohne einige gefahr trincken kan. (Trunckenheit.) Dieses Tranck ist auch gut für die trunckenheit / welche davon geschwind vertrieben wird / wenn sie nicht all zu groß ist; welches denn die tägliche erfahrung mit sich bringen kan. Dennenher auff eine zeit in Engelland die offentlichen Caffé-häuser verbotten worden / weilen die darinnen zusammenkommende Leuthe bey so nüchterem Geträncke viel heimliche sachen abgeredet und angesponnen haben; da hingegen die weinhäuser jederman zu besuchen erlaubet ware / weilen bey diesem tranck der verstand nicht so wohl beysammen bleibt / daß man viel heimliche Anschläge dabey abfassen möchte. (Ist den Studierenden nutzlich.) Die Gelehrten und Studierenden / wenn sie des nachts zu lesen / schreiben und zu studieren haben / trincken mit trefflichem nutzen gleich nach dem nachtessen dieses Tranck / denn dardurch wird die schläfferigkeit verhinderet / der geist auffgeweckt / und die däwung des magens wohl befürderet: welches ich denn an mir selbsten da ich bey nächtlicher weile eben diese beschreibung auffgesetzet / mit herrlicher würckung verspüret. (Schwartze Zähn.) Ein gutes Zahn- pulver / welches die zähne weiß machet und reiniget / laßt sich leichtlich auff folgende weis bereiten: Nem̅t Taback-aschen / und deß außgekochten hernach wider getrockneten Caffé-pulvers jed. 2. loth / Florentinische Veyelwurtz 1. loth / Corallen anderthalb loth / Zimmet 1. quintl / stosset alles under einander zu sandichtem pulver; damit kan man jedesmahl nach der Mahlzeit die zähne wohl reiben und reinigen / wird sie nicht nur sauber und schön weiß erhalten / sondern auch vor Fäulung bewahren. (Dunckelheit des Gesichts / Augenschmertzen / Augenentzündung.) Weilen denn solch Caffé- tranck mit einem so wilten / flüchtigen / Aromatischen saltz-geist begabet / als kan es auch die augen klar / lauter / und das gesicht gut und scharff erhalten. So mag auch nur der warme dampff desselben in die augen offt gelassen / alle schmertzen / schwach- und blödigkeiten / alle geschwulst und entzündungen darauß (Augen-geschwärlein. Augliedstrüßlein.) vertreiben / ja auch die Hordeola oder Gersten-körnlein (welches kleine rothe geschwärlein zwischen den haaren der augliederen) und Grandines, oder geschwullene / harte / zwischen der Haut der augliederen sitzende / in grösse der erbsen erscheinende unschmertzliche Trüßlein vertheilen / sonderlich / da man Fenchel-samen zugleich mit dem Caffé siedet. (Häiserigkeit / Hustë. Engbrüstigkeit / rauche Stimm.) Wider die Häisere des halses / wider Husten und Engbrüstigkeit / so von kalten flüssen und zähen schleimigen feuchtigkeiten herkommen / kan man das Caffé so wohl nüchtern / als nach den Mahlzeiten geniessen. Dennenher auch viel Prediger / umb eine helle stimme und leichten athem zu machen / das Caffé vor der Predigt / mit guter würckung wohl warm einnehmen. (Lungsucht.) Wenn der Mensch zur Lungsucht geneigt / oder bereits mit deroselben angegriffen / wird er mit grossem nutzen die Caffé- milch trincken / welche auff folgende weise kan zugerüstet werden: Nem̅t gute Küh-milch / wo möglich von einer schwartzen Kuhe / siedet davon nach belieben / werfft ein wenig zucker darein / und wenn sie auff zuwallen beginnet / ein halb loth biß drey viertel loth Caffé-pulver darzu / laßts noch ein wenig kochen / sichtet alßdenn die milch / und gebt sie dem Patienten alle Morgen und Abend also wohl warm zu trincken. Oder man kan das / Caffé-pulver absonderlich in wasser sieden / und mit diesem Caffé- tranck die siedende milch vermischen / und also warm zu trincken geben. Oder man kan die mit zucker versüßte milch zu erst / und das Caffé bald darauff trincken. In allwegen wird das Caffé die scheidung der milch durch sein Alralisch-flüchtiges saltz verhinderen. Durch solche Caffé-milch sind nicht nur viel von der bereits angefangenen Lungsucht / sondern (Podagra oder gläichsucht.) auch anderevon dem Podagra oder Gläichsucht befreyet worden / wenn sie nur eine lange zeit damit fortgefahren. (Hertzklopffen / Brustwassersucht.) Das Caffé- tranck dienet auch denen / welche mit Hertz-klopffen behafftet sind / und in der gefahr einer Brust-wassersucht stehen / weilen es die verstopffungen der trüsen und aderen in der brust eröffnet / und den schleim durch den harn außführt. Adsonderlich aber ist es dem Magen sehr dienstlich / wellen es / fürnehmlich gleich auff (Schlechte Däwung / Magë-trucken / wind und blähungen / schlechter Appetit / Sod oder brennende dämpsse des magës. Erbrechen.) die mahlzeit / oder auch wohl nüchteren offt getrunckë / die däwung beföroeret / das Trucken wegnim̅t / die sawren feuchtigkeiten / davon der Sod / Grim̅en / Gläichsucht Därmgicht Grieß oder schleim der nieren herkom̅t / versüsset und veränderet; den Appetit erwecket / die fibren und nerven stärcket / die auffsteigenden dämpffe hemmet / die blähungen und Winde zertheilet / das Erbrechen stillet oder zufälliger weise etwann erwecket / wenn es den in dem magen sitzenden zähen schleim angreiffet und erdünneret / welcher hernach den magen zum erbrechen reitzet. (Grimmen bauchlauff. Sod oder brennen des halses / miltze-verstopffung und Bangigkeit / rothe Ruhr.) Wider das Grim̅en / Bauchlauff / wider die brennende heissen / auß dem magen in den hals nachjastender däwung / auffsteigende dämpffe, wider die Blähungen und angstbringende versteckungen des miltzes / wider die rothe Ruhr hat dieses offt / ja nach erheischender noth / täglich zwey biß drey mahl genossene tranck sehr heilsame würckungen. (Durst.) Es hat auch die kraft den Durst zu stillen / in allerhand kranckheiten. Ja bey gesunden (Jastende Hitz des Leibs.) tagen / da etwann der Leib von grosser hitz jastet / ist zu löschung des dursts und abkühlung nichts bessers / als eben dieses tranck. Wenn man es den Kindern offt / ja bißweilen täglich zu trincken gibt / vertreibet es (Würm. Verstopffungen derlebern und des kröses. langwirige Kranckheiten.) die Würm / hinderet deroselben wachsthumb / und bewahret die Lebern und die gekröß-aderen vor verstopffungen. In langwirigen kranckheiten / die ursprünglich von schlechtem magen herkommen / bringt dieses heilsame tranck die krancken bald widerumb auff die Füsse. (Verstopffung der Leberen.) In verstopffung der Leberen und anderen Trüsen des Leibs / und dennenher vielfaltig entstehender allgemeiner Wassersucht / da auch oft die haut an dem gantzen Leib aufgeschwollen wird / ist dieses tranck ein herrliches und bewährtes mittel / als welches solche [106] Kranckheit bey jungen und alten zuweilen gäntzlich vertreibet / in dem es das geblüt von seinem übermäßigen wässerigen theile durch seine harn-???reibende krafft befreyet. Ja welche zur Wassersucht eine disposition von natur haben / die werden sich vermittesst dieser fleißig gebrauchten Artzney dafür gewiß bewahren. Daher auch under den Asiatischen und Africanischen Völckeren / von denen solch tranck täglich gebrauchet wird / die Wassersucht sehr rahr / ja fast unbekandt seyn soll. (Weisse Sucht der Weibsbilderen / Chlorosis.) Die Werbsbilder oder Jungfrawen / so mit der von verstopsfter monatlichen Reinigung herrührenden weissen Sucht behafftet sind / befinden sich bey dem täglichen Caffétrincken auch wohl / in dem es das geblüt (Versteckte monatliche reinigung.) wohl reiniget / und die monatliche Blumen wider bringet. Deßwegen auch die Africanischen Weiber das Caffé öffters trincken (Schmertzë von der reinigung der Weiberen.) in währender zeit ihrer Reinigung / wenn sie gering ist. Die weiber / welche vor ihrer Reinigung mit grossem Rucken- oder Leib-schmertzen geplaget sind / finden bey solchem tranck auch merckliche linderung. (Schlechter Fluß der Kindbetterinnen.) Die Kindbetterinnen / bey denen der Nachfluß zu schwach ist / trincken das Caffé mit grossem nutzen / und bewahren sich damit vor vielen offt nachfolgenden Zufählen / wiewohlen man es nicht zu offt noch zu häuffig gebrauchen soll / damit es nicht die milch mindere. (Grieß / Sand / Sachleim / Stein der Nieren un̅ Blasen.) Die von schleim / sand und grieß angefüllte Nieren werden von diesem harn-treibenden Caffé-tranck auch wohl gereiniget: Deßwegen alle zu dem Nieren- oder blasenstein / oder zu versteckung des harns geneigte persohnen solch tranck fleißig trincken sollen / als dadurch sie von solcher schmertzhafften (Fahrende Sicht oder glaichsucht) kranckheit bewahret leben können / weilen es die saltzichten groben theile des geblüts wacker außtreibet. Dennenher es auch bey den Schweden / Dähnen und Niderländeren wider die fahrende Gläichsucht sehr hoch gehalten wird. Diejenigen persohnen / welche mit häuffiger (Fettigkeit des Leibs.) Leibs-fettigkeit und flüßigem wasserichtem geblüt belästiget sind / werden durch das tägliche Caffé- trincken endlich etwas mager und leicht / verlieren einen guten theil von ihrer übrigen fettigkeit / und werden von dem wässerigen theil des geblüts befreyet. Es muß aber von solchen persohnen bey nüchterem magen getruncken werden / da es mehr würckung hat. (Welchen dieses Tranck schädlich.) Magere Persohnen / welche eines gallichten oder melancholischen Temperaments / und zugleich ein scharffes gleichsam verbranntes geblüt / einen fewrigen / unruhigen / all zu-wachtbaren geist haben / müssen dieses trancks müßig gehen / als dadurch sie leicht das geblüt in einen gefährlichen jast bringen / und die Lebens-geister also vertreiben könnten / daß der gantze Leib in eine trägheit und grosse mattigkeit gerahten möchte. Wenn aber die Magerkeit nicht von einem hitzig-scharffen geblüt / sondern von schwachem magen herkommet / da mag das Caffé mit nutzen getruncken werden / und nach gestärcktem magen die Leuth auch etwas fett machen. D. Simon Pauli in commentar. de Abusu Tabaci & herbae Thee p. m. 46. hat diesen Trank verworffen / dieweilen er vermeint / der menschliche Leib werde dadurch zu hefftig außgetrucknet. Aber D. Laurentius Straussius antwortet darauff / daß solches von dem mißbrauch zu verstehen sey / denn man sonsten auch die Rhabarbara / China / Sassafraß und viel andere Europäische Artzneyen / welche ein stärckere Krafft zu trucknen / als dieser Tranck haben / nicht mehr gebrauchen / sondern dieselbige abschaffen müste. Ja es ligt Sonnen -klar an dem tag / und die tägliche erfahrung bestätiget es aller orten / daß dieser Tranck mässig und ordenlich morgens nüchter / oder auch nach der mahlzeit mit wenig Zucker etwas zeit gebraucht / vielen Menschen wider obgemelte Kranckheiten treffliche bey ???ülff leiste. Daß aber der unmässige und überflüssige gebrauch dises Trancks die fleischlichen begierden außlösche / hat Adam Olearius in dem 5. Buch der Persianischen Reise-Beschreibung im 17. Cap mit einer artlichen obwohlen zweifelhafften geschicht erweisen wollen. Die Persier schreiben von einem König Sultan Mahmud Kasuin, welcher vor dem Tamerlanus in Persien regieret hat / daß derselbe an das Cahvvae-wasser / oder Coffe-tranck sich so sehr gewehnet / daß er auch semes Ehegemahls darbey vergessen / und vor dem beyschlaff einen eckel bekommen / welches die Königin übel empfunden / denn als sie einsmals im Fenster gelegen und gesehen / wie man einen Hengst zu wallachen nidergeworffen / habe sie gefragt / was dieses bedeuten solte? und da man jhren mit verblümten worten vorbracht / man wolte dem P???erd die wollust und den muthwillen ben???m̅en / daß es nicht auff andere springen / oder sich an die Stuten kehren solte / habe sie vermeinet / es wäre dieses alles nicht nöthig / man solte ihm nur Cahvvae-wasser zu trincken geben / es würde dem König bald gleich werden. Die Persier melden auch von dieses Königs Sohn mit namen Mahomet / als derselbige nach seines Vatters tod zur Regierung kom̅en / habe er sehr viel auff die Poeterey gehalten / und einem damahls berühmten Poeten / namens Hakim Firdausi anbefohlen / er solte ein Poetisch Werck von lustigen er sindungen schreiben / für jeglichen Vers wolte er jhm ein Ducaten geden. Firdausi setzet sich / und schreibet sechtzig tausend Verß / welche noch heutiges Tags in Persien gelesen / und hoch gehalten werden. Als das Werck übergeben / und der junge König zwar seiner zusage nach dem Poeten lohnen wil / widerzahten es die Rähte / so viel an einen Poeten zu wenden. Er nehme wol mit einer geringeren verehrung vorlieb. Dem Poeten wurden nur etliche Ducaten geschicket / welches ihne sehr verdrossen / dahero alsobald andere Verß an den König schreibet / worinnen er die geschickte Gaabe durchzeucht / wie es nemlich kein Königlich geschenck / Handwercks-leuth als Becker und Schuster pflegten solches zu verehren / ob er denn nicht eines Königs Sohn / sonder Beckers-art und Geblüth wäre. Der König verstehets / als wenn er jhn einen Beckers- [107] Sohn gescholten / klagets auß ungedult seiner Mutter / und fraget / ob nicht Sultan Malmud sein Vatter gewesen? Die Mutter vermercket / daß der Poet / weil er diß geschrieben / mehr wissenschafft darvon haben müsse / bekennets dem Sohn in geheimb daß / weil der König das Cahvvae-wasser / oder Coffé - tranck offt und allzuviel getruncken / dadurch auch alle Hoffnung zu einem Erben erloschen wäre / sie umb Erben deß Reichs zu haben / den Hof-Becker der weisse Arm gehabt / zugelassen hätte Wäre derowegen der Becker nicht gewesen / so wäre er ihr Sohn auch nicht / rieth also / daß er den Poeten befridigte / damit es nicht ferner offenbahr wurden. Dieweil denn der übermässige Gebrauch dieses Trancks die fleischliche Lüste / zu welchen doch die Persier von Natur sehr geneigt / und die meisten ihr höchstes Gut darinnen suchen / vertilget / haben die Persischen Poeten dieses Cahvvae - wasser / oder Coffétranck zu schelten nachfolgendes beit gemacht. Ohn sye ru ki namiust kahvvae Katil naum kathehi schahevve. Ist auff Teutsch so viel: Cahwae du schwartzes Angesicht / Daß man dich doch mag leiden? Wo du hinkom̅st / muß man da nicht Die Lust und Beyschlaff meiden? Daß aber solche Geschicht zweifelhafftig / oder doch die erkaltete Natur obbemeldten Persischen Königs nicht von dem gebrauch deß Coffé - trancks / sondern vielmehr von einer anderen ursach her gerühret / müß die tägliche erfahrung bezeugen / da viel tausend Ehemänner in Europâ, Asiâ und Africâ gefunden werden / welche ungeacht deß täglichen Coffé - trancks die Welt voller Kinder machen. CAPUT LI. Walddistel. Agrifolium. Namen. WAlddistel / Stechbaum / Stechapfel / oder Steckpalmen / heisset Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Agrifolium, Aquifolium, Ilex V. sive aculeata baccifera folio sinuato, C. Bauhin. Itallänisch / Agrifolio. Frantzösisch / Houx, Housson. Spanisch / Azebo. Englisch / Holly / Holmetree. Dänisch / Christtorn / Maretorn / Skowetidzel. Niderländisch / Hulst. Gestalr. Dieses Baums blätter grünen stäts / vergleichen sich dem Lorbeerbaum / sind umb den gantzen umbkreiß stachlicht / sonsten dick und fett. Die Rinde der ästen ist glat / grün / zähe / und biegicht / eines unlieblichen geruchs und geschmacks. Seine Blüthe ist klein / schön / grünlicht / vierblätticht / gebüschelet an kleinen stielein hangend. Im Herbst folgen rothe / liechte / kleine / runde / unliebliche süßlichte Beere / die haben inwendig vier weisse / dicke / gespaltene Kernen. Auß seiner Rinden machen etliche den Vogelleim also: Sie vergraben die abgeschälte rinde mit den Walddistel Agrifolium. blätteren in die Erden an einen feuchten ort / biß an den zwölfften tag / alßdenn wenn sie verfaulet ist / stossen sie es / und waschens in reinem wasser / was zähe und schleimicht bleibt / daß brauchen sie für Vogelleim. Wenn man in diese Stauden / dieweil sie jung sind / weisse Rosen peltzet / sollen sie grünlicht werden. Er wachßt in Teutschland / Frankreich und Engelland in den Wälden / auff den Schweitzerischen und Burgundischen Gebürgen / am meisten aber bey dem Plum̅ers / oder Plombiere Bad in Lothringen. Auff dem Idar bey dem Berghauß Veldentz / gegen der Mosel wachßt er so hoch und groß / daß er auch anderen Bäumen gleich wird. Eigenschafft. Dieser Baum hat einen schleimichten Safft bey sich / darinnen ein scharfflicht gelind etzendes Saltz verborgen; daher die rinde / blätter und beere eine eigenschafft den Leib zu purgieren haben: hiemit einer warmen und feuchten Natur sind. Gebrauch. Rembertus Dodonaeus stirp histor. pempt. 6. (Grimmen und Leibwehe.) lib. 1. cap. 20. berichtet / daß die Beere dieses Baums wider das Grimmen nutzlich seyn / und die bösen feuchtigkeiten durch den Stulgang außführen / so man deren zehen oder zwölff einnimt. In den Bierländeren pflegen die gemeinen Leut die Blätter dieses Gewächses in Milch und Bier zu kochen / und mit köstlicher würckung wider das Leibweh / und halßstarrige Grim̅en zu trincken.

CAPUT LII.
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Buxbaum. Buxus. Namen. BUxbaum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Buxus. Italiänisch / Bosso, Basso. Frantzösisch / Bovis. Spanisch /
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Buxbaum. Buxus. Box. Englisch / Boxtree Dänisch / Buxbomtroe. Niderländisch / Boxboom. Gestalt. Der Buxbaum hat viel blätterreiche äste / mit einer weißlichten schüppigen Rinden umbgeben. Er wachßt gern under dem kalten und freyen Himmel / verlieret seine blätter nimmer / als welche stäts grün bleiben / beneben klein / glatt / gar nahe rund / eines scharffen unlieblichen geruchs / auch etwas dick und doppelt zu seyn scheinen / wie man sie denn mit einem subtilen Messerlein also von einander schneiden und sönde???en kan / daß auch der erfahrenste meynen sollte / es seyen zwey sonderbare blätter eines anderen Gewächses. Neben den blätteren erzeigen sich kleine knöpflein traubenweiß beysammen / welche in kleine fäserlichte Blümlein außwachsen / die da fünffblättig / gelbgrünlicht sind / und in dem Hornung und Mertzen sich erzeigen: denen folgt in dem Sommer die dreyeckichte / mit drey samen-holein begabte Frucht / in deren jeder zwey ablange rötlicht und runde Samen-körnlein / für welchen alle Thier ein abscheuhen haben. Sein Holtz ist gelb / bitter / auch dick und hart / daß es sich gleich wie Eisen dem Feuer widersetzet / und gibt weder Flammen noch Aschen; dennenher es nim̅er faulet / in dem es von keinen Würmen wol mag zernaget und durchlöcheret werde̅: schwun̅et nicht bald auff dem Wasser / wie ander Holtz / weilen es wenig und sehr enge lufftlöchlein hat. Eigenschafft. Der Buxbaum hat ein zähes und hartes Holtz / führet ein sauerlichten / flüchtigen Saltz-geist / neben einem narcotischen öhl bey sich / welches anderst nicht / als durch ein starcke destillation herauß gezogen wird. Ins gemein wird darfür gehalten / daß dieses Holtz zusammen ziehe / trückne / und eine schlaffbringende / schmertzenstillende krafft habe. Gebrauch. Man soll sich nicht under den Buxbaum legen noch viel weniger darunder schlaffen / dieweil sein geruch dem Hirn und der gantzen Natur deß Menschen widerwärtig. Etliche tröpflin deß auß dem Buxbaumholtz (zahnschmertzen.) bestillirten öhls / mit Baumwolle in den schmertzhafften Zahn gethan / stillet den Schmertzen desselben. Deß Buxbaums - blätter in der Laugen (Gelb haar machen.) gesotten / und mit derselben nachmahls das Haupt gewaschen / machet die Haar nicht nur gelb / sondern auch starck wachßen. Auch ist das Holtz nützlich zu Löfflen / Kammen Büchsen und Preiffen: dienet auch den Formschneidern / denn die Figuren werden reiner darauß geschnitten / alß auß dem Birenbaum - holtz. (Venerische kranckheit.) Sonsten wird auch das Holtz in der Venerischen Kranckheit / an statt deß Frantzosen-holtzes gebraucht. Der auß dem Holtz destillierte Geist / sampt dem Oel / auff (Fallende Sucht.) etliche tropffen offt eingegeben / dienet wider die fallende Sucht. CAPUT LIII. Schwartzer Maulbeerbaum. Morus nigra. Namen. DEr Maulbeer-baum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Morus. Italiänisch / Moraro, Moro. Frantzösisch / Meurier. Spanisch / Moral. English / Mulberrytree. Dänisch Morboertroe. Niderländisch / Moerbesieboom. Die Frucht oder Maulbeer heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Morum. Italiänisch / Mora. Frantzösisch / Meure. Spanisch / [109] Mora. Englisch / Mulberry. Dänisch / Morboer. Niderländisch / Moerbesie. Geschlecht und Gestalt. Der schwartze Maulbeerbaum hat einen dicken Stam̅ / welcher gewunden und knöckerich / mit einer zähen / dicken / runtzlichten Rinden umbgeden. Er wachset gemeiniglich krumb / und gewinnet eine feine höhe. Die äste breiten sich weitschweiffig auß / und die dicken starcken wurtzeln lauffen auch weit herumb / zchlieffen aber nicht tieff in die Erben. Die blätter sind breit / rundlicht / und vornen zugespitzet an der farbe schwartzgrün / im angriff rauch und haarig / rings umbher zerkerfft / und am geschmack süßlicht. An statt der Blühte hat er grüne wollichte schosse oder kätzlein / welche sich im Mäyen ereignen. Die an kurtzen stielein hernachkommende Früchte / so traublicht auch dicker und länger als die Brombeere sind / erzeigen sich anfangs grün / und am geschmack rauch / darnach werden sie roth und saur / und endlich schwartz / mit einem blutrohten Safft / so süßlicht ist. Die Früchte zeitigen nicht zugleich / sonderen nach und nach. Vom Hewmonat an biß in den Herbst kan man frische Beere haben. Dieser Baum / wenn er nicht von der strengen Winter kälte im zarten und jungen wachßtumb verderbet wird / gelanget zu einem hohen Alter. Sonsten will er einen warmen und mitelmässigen Lufft / einen fetten und wohlgetüngten Erdboden haben. Er liebet auch kalckichten Grund / darum̅ er in Stätten zwischen, den hänseren / oder anderwerts zwischen den Gebäwen / da Mördel oder Maurkalck und feuchtigkeit ist / gar schön auffwächset / mit grünem Laub bekleidet / und häuffiger Frucht seine stelle zieret und verdienet. Die kälte kan er gantz nicht leiden / und ist under allen Bäumen mit seinen Blühtbrossen der letzte. Etliche nen̅en ihn den weisen und klugen Baum / weil er seine Blühte nicht eher herfür stossen soll / biß daß er mercke??? / daß keine Kälte mehr vorhanden seye / alßdenn schlage er erst auß und bekleide sich. Aber die erfahrung hat / zum wenigsten in unseren Ländern / ein anders bezeuget / denn vielmals der Reiffe die außgefallene Maulbeer-blätter also betroffen / daß sie erfroren / und hernach au der Sonnen gantz und gar verdorret. Er wird geimpffet in sich selbst / ingleichem in Pfersich - Buchen - Kästen - weiß Pappel - und weiß Kirschen - bäume. Auff Feigenbäume zwischen rinden und holtz kan er auch gar füglich gesetzet werden, Etliche sa???ren / weisse Maulbeere können von dem schwartzen Maulbeerbaum erhalten werden / wenn man in denselben weisse Pappel- oder weisse Krischen - reiser peltzet. Andere hingegen sind widriger meinung / und geben für / wenn man schwartze Maulbeer- reiser in einen weissen Pappelbaum impffe / so trage der Baum hernach weisse Früchte / welches wir / weil die alten Baumgärtner hiervon nichts melden / an seinem ort beruhen lassen. Diß ist gewiß / daß der Maulbeerbaum von seinen nebenschossen / welche die wurtzel nächst am stamm übersich treiben / muß fortgepflantzet werden. Die nebenschoß muß man jedesmahl vor dem Winter fleißig in acht nehmen / daß man sie wider auff den boden biege / und mit erden / wie die Weinreben zudecke / die alten stämmer aber biß an die äste mit stroh verbinde / damit sie vor der grimmigen Winter-kälte gesichert seyen. Der Maulbeer-baum wird auch mit seinen Aesten fortgepflantzt: wenn ein gipffel-schößlein / etwann ein- oder anderthalb schuh lang fein einshüßig / ohne gäbelein abgebrochen / und in gut erdreich gepflantzet wird / so bekleitbet dasselbe / und wachset zu einem bäumlein. Diese pflantzung muß entweder im Hornung oder Mertz beschehen / und zwar ehe tag und nacht gleich werden. Zwar von den kleinen kernen / so in den beeren sind / können die Maulbeerbäume auch gesäet werden / und solche Saat muß man mit lawlichtem wasser fleißig täglich begiessen / biß sie außwachsen / und in etwas erstarcken / aber die Früchte / so künfftig daran sich ereigen / arten sich gar ungleich / darumb ist die pflantzung mit den ästen viel gewisser. Weil nun die Maubeer-bäume mancherley veränderung unterworffen sind / daher bald dieser bald jener Ast zu schwelcken / abzustehen und zuverdorren anhebt / so sollen sie jedesmals im dritten Jahr außgebrochen / und die dürren und faulen äste hinweg gethan werden / so wird der baum grün und lustig. Die versetzung der erstarckten stämmer soll im Wein- oder Wintermonat geschehen / die jungen und zarten aber müssen im Mertzen versetzet werden. Wer nicht gern Mucken in seinem Hauß hat / der pflantze nur keinen Maulbeerbaum nahe hinzu: denn beydes den süssen Früchten und den klebichten blättern flieget das geschmeiß häuffig nach / und suchet dann seinen auffenthalt in den nächsten wohnungen. Die beere werden in ihrem safft lang und gut auffbehalten. Der weisse Maulbeer - baum ist nunmehr auch in Teutschland wohl bekannt / weil desselben blätter den Seiden - würmeren zur nahrung gebraucht werden. Dieser Baum wächset etwas höher als der schwartze Maulbeerbaum / daher sich auch seine wurtzel weit außbreiten. Seine blätter sind länglicht / zart und zerkerfft / die äderlein darinnen sind weißlicht / subtil und so artig gestaltet / daß sie gleichsam einen königlichen Seepter mit Lilien vorstellen. Die Beer sind weiß und kleiner als die schwartzen / an dem geschmack überauß süß und lieblich: anfangs sind sie grün und streng / aber wenn sie zeitig werden / weiß / mild und safftig / werden aber gleichwohl nicht so sehr genützet / als die schwartzen / denn sie gegen diesen unscheinlich sind. Mehrentheils wird er / wie allbereit gemeldet / um der blätter willen gezogen / damit nun diese desto eher herfürstossen / muß im Newmonden guter Mist zu desselben wurtzeln gethan werden. Die Seidenwürmer / so mit diesen blättern ernehret werden / essen auch die Blätter von dem Rüstbaum. Sie werden auch in ermanglung
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Weisser Maulbeerbaum. Morus alba. gedachter blättern mit Salat / Endivien und Lactucken oder Lattich gespeiset. Wenn man die weissen Maulbeer-blätter den Seidenwürmern zur speise abbrechen wil / muß man acht haben / daß dieselben nicht feucht oder naß sind: den̅ solcher gestalt sie / wie auch alle andere Feuchtigkeiten den Seiden-würmern schädlich sind / darumb müssen die Blätter / wenn sie vom Thaw feucht sind / abgewischet / oder so sie vom Regen naß worden / bey dem Fewr abgetrücknet werden. Beyderley arten Maulbeerhäume begehren guten warmen und feucht - sandichten grund: wenn sie versetzet werden / muß man weite und tieffe gruben machen / und dieselbe mit gutem erdreich / so mit erfaultem Rinder - mist vermischet ist / außfüllen / zu den kleinen Zweiglein pflegen etliche drey qwer - Finger hoh Aschen zu schütten. Die Bäume wollen auch nicht nahe zusammen / noch nahe zu andern bäumen gesetzet werden / denn sie hinderen einander mit ihrem schatten. Fast wundersamb ist / daß obwol dieser Baum langsamb außschläget / gleichwohl aber gar schnell wachset / und off??? mals in einer nacht seine blätter gleichsam mit einem gerausch herfür stosset / und des andern tags schön bekleidet da stehet / worauff seine Früchte folgen / und bald zeitigen. Ein sonderliche Art der Maulbeeren wachset in dem Königreich Norwegen / darauß ein kostliches / geistreiches wasser und Latwerg / als ein bewärtes mittel wider den Scharbock zubereitet wird. Der Baum lasset sich an kein ander ort versetzen / daher / als man ihne in dem königlichen Dähnischen Lustgarten zu Coppenhagen öffters hat auffbringen wollen / ist er allezeit verdorret / wie solches Simon Pauli in Quadripart. Botan. class. III. p. m. 404. berichtet. Eigenschafft. Die blätter und rinde haben viel wässerige mit schleimichtem / flüchtig saurlichtem saltze vermischte theile bey sich / davon sie die Eigenschafft haben zu stopffen / zu linderen und zusammenzuziehen. Die Frucht aber so sie reiff / ist mit vielem wasserichtem safft begabet / welcher zugleich viel sau???licht subtile Saltz-theile / und dadurch die Tugend hat allen zähen Schleim in dem halß und desselben trüsen sonderlich zu zerbeissen / beneben zu kühlen / und den Entzündungen des Halses zu steuren. Gebrauch. Die Maulbeer erforderen ein guten starcken Magen / als denn sind sie gesund. Die Alten pflegten sie im Sommer morgens früh vor auffgang der Sonnen abzubrechen / und zu abkühlung bey dem end des Immismahls zugebrauchen: den rechten gebrauch der Maulbeeren aber hat ein unbekannter Poet also angedeutet: Wer will mit gutem nutz der Maulbeern frucht geniessen / Laß sich die rechte Weiß zu lehrnen nicht verdriessen: Die Frucht nicht allzu reiff ist dienlich auff die letzt / Am besten aber reiff vorm essen sie ergetzt. Der Maulbeersafft wird in den Apothecken gewohnlich auff diese weiß bereitet / und von ihnen Diamoron genennet. Nim̅ Maulbeer - safft 12. loth / Brombeer - safft / und schönen geläuterten und verschaumten Honig / jed. 24. loth / süssen gesottenen wein 6. loth / laß die Säffte mit den Honig und gesottenen wein auff einem gelinden Kohlfewer gemählich zur dicke eines syrups siede̅. (Gebresten. Fäulnuß / Erhitzigung und bräune des Halses un̅ munds / nidergeschossen Blad oder Zäpflein.) Dieser safft wird gemeiniglich unter die Gurgel-wasser vermischet / ist ein kräfftige Artzney für alle gebresten / fäulnuß / erhitzigung und Bräune des Halses und munds / ziehet auch widerumb auff das nidergeschossene blat oder Zäpflein / und wehret den zufallenden flüsssen: Man nim̅t zu dieses saffts 2. loth / Braunellen-wasser 6. loth / macht es laulicht / und thut den Rachen mit außspühlen. (Zäher schleim un̅ koder umb die Brust / innerliche Geschwär / hitziger husten / versehrter un̅ verschwollner Halß / verwundte kälen / dunckele Augë / ???blasenste in bey jungen Kinderen.) Von den Maulbeeren / die nicht gar zeitig sind / wird ein wasser gebrannt / welches allen zähen schleim und koder umb die brust erweichet / innerliche Geschwär vertreibet / und den hitzigen Husten heilet. Ist ein gut Halß-wasser zu dem bösen versehrten und verschwollenen Halß und verwund???er Kälen / macht klare augen / so man bißweilen warm darein trieffet Castor Durantes schreibt / so man dieses wassers 4. loth den jungen Kindern / die mit dem Blasen-stein gequälet sind / zu trincken gebe / bekomme es ihnen gar wohl. Wenn man zu dem auß Maulbeeren außgetruckten und geläuterten safft Zucker vermischt / und auff gelinder gluth kochet / so gibt es einen saurlichten syrup ab / welcher nicht nur in Julepen zu ablöschung der innerlichen hitzen dienlich / sondern auch die (Durchfäule.) Durchfäule oder Blätterlein der Jungen und des Munds durch seine schärffe auffbeisset und heilet. Die Blätter und Rinden in wasser oder halb theil eßig gesotten / und das tranck in dem Mund gehalten / stillet den Zahn-schmertzen.
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CAPUT LIV. Alaternenbaum. Alaternus. Namen. ALaternenbaum wird genennet auff Lateinisch / Alaternus major & minor, Park. Spina Bourgi Monspeliensium, & Alaternus, J. B. Philyrea elatior & humilior, C. B. Frantzösisch / Dalader, Sauguin blanc. English / Fruitles Pribet. Geschlecht und Gestalt. Es werden dises Baums zwey geschlechte von Carolo Clusio sonderlich beschrieben. (Erstes Geschlecht.) Das erstere Geschlecht / so von Casp. Bauhino Philyrea elatior & humilior genennet ist / hat zweyerley Arten / deren eine zu einem Baum auffschiesset / lange / biegsame / nicht gar dicke / mit einer äusserlich weiß grünlichten / innerlich gelben rinden umbgebene äste hat. Seine ohne ordnung an den ästen hangende be blätter sind etwas grösser / als der Stecheychen / sonsten dick / an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft / schwartzgün / eines unlieblichen bitter-scharfflichten geschmacks. Neben dem ursprung jeder blätteren wachsen die grünbleichen / den Oelbaum-blumen bey nahem gleiche Blümlein trauben weiß auß langen stiehlein in dem Frühling / ja zuweilen in dem Winter herfür. Die andere Art aber solches Baums ist durchauß kleiner / außgenommen / daß sie grössere Blümlein hat / denen die traubenweiß beysam̅en hangende kleine Beere folgen / die erstlich grün / hernach röthlicht / endlich auch etwas schwartz werden / und drey Kernen oder Samen in sich haben. Dieses erstere Geschlecht deß Alaternenbaums ist von Clusio umd Lisabona in Portugal und anderen orten / von / Joh. Rajo aber in Italien bey dem Mari Infero sonderlich / wie auch umb Montpelier herumb auff felsichten Hügeln gesehen worden. Sonsten aber wird es in grosser Herren Gärten gepflantzet / weilen es stäts grünet / die kälte des leidenlichen Winters erdauret / und sich wie der Bux hauen laßt: es wachßet entweder von dem Stam̅ / oder denen in die erden gesteckten schößlein auff. In dem Königlichen Garten zu Pariß / wie auch in dem Garten zu Leiden / ist dieß Gewächß auch gepflantzet worden. In der Artzney wird es nicht gebraucht / die Färber aber kochen auß den gelben stücken deß Holtzes eine schwartzblaue Farbe. (Anderes Geschlecht.) Das andere Geschlecht ist der Alaternenbaum mit breiten blättern / Alaternus latifolia Celastrus dicta Herm. H???. Celast. Theophr. Park C. B. Er wachßet über Man̅s höhe / hat einen steiffen harien Stammen / so da in viel äste außgebreitet / welche da sie jung sind / mit einer grünen / da sie aber alt werden / mit einer dunckelbraunen Rinden / beneben aber mit häuffigen gegen einander stehenden und stäts grünenden Blättern begabet / welche eher nicht abfallen / biß wider frische herfür gewachsen; sind sonsten an grösse deß ersteren Geschlechtes Blättern gleich / aber in dem übrigen nicht zerkerfft. An dem aussersten theil der jungen ästlein / wachsen zwischen den blättern von langen stielein kleine vier oder fünff blättige gelbgrüne wohlriechende Blümlein traubenweiß herfür / welche sich gar spät auffthun / endlich aber in Beere oder Früchten sich verwandlen / den Myrtenbeeren an der grösse gleich / welche nach und nach ein schöne Corallen-fard dekom̅en / haben nur einen ablangen / etwas dreyeckichten Kernen. Dieser Baum ist in dem Garten zu Leiden in Holland vor diesem gepflantzet worden. CAPUT LV. Holderbaum. Sambucus.
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Namen. HOlder / Hollunder / oder Holderbaum / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Sambucus, Sambucus domestica Italiänisch / Sambuco. Frantzösisch / Sureau, Suseau. Spanisch / Sacuo, Sambuco, Sambugo. Englisch / Eldertree. Dänisch / Hyld / Hyldetree. Niderländisch / Vlier / Vlierboom. Gestalt. Der Holder hat daher seinen namen bekommen / daß seine zweig inwendig hol und voller marck sind. Der gemeine Holder wächßt auff in der grösse eines Baums / auß einem holtzichten / aber leicht zerbrüchlichen Stam̅en / mit gantz runden / äschenfarben ästen / die sind inwendig hol / und mit marck außgefüllt / haben wenig holtz / aber eine dreyfache Rinde / deren äusserste in den jungen schossen grünlicht / in den alten aber äschgraw; die mittlere hingegen / Cortex Medianus, ist gantz grün / und fibroß. Die innerste / so das holtz berühret ist gelblicht und safftig. Die Blätter an den ästen sind gleichs weiß gesetzt / gemeiniglich fünff / etwan siben oder acht beyeinander / dem Nußlaub etlicher massen gleich / doch kleiner ablang und zerkerbt / darzu eines starcken geruchs und bitterlichten widerwertigen geschmacks. An dem äusserlichen theil der ästen bringt es ein runde dolde / die tragt vor St. Johannes Tag weisse / fünffblättige / nicht unlieblich riechende büschelein / weiß beysam̅en hangende Blumen / auff deren abfall in dem Augstmonat kleine Beere folgen / welche erstlich grün / hernach so sie reiffen / purpur-schwartz / sind / und einen auff gleiche weise färbenden / dem geschmack nach weinsauren unlieblichen Safft geben. Der Holder wachßt gern in den Hägen / an schattichten rauchen orten / und neben den wasseren. Es gibt auch sonsten eine art dieses Holders / welcher weisse Beerlin tragt / Sambucus acinis albis, J. B. und wider umb eine andere / die da vielfaltig eingeschnittene Blätter hat / Sambucus folio laciniato. C. B. Eigenschafft. Die Blüthe hat etwas flüchtige / geistreiche / mit wenig schwefelichten vergesellschaftete Saltztheile in sich / davon sie die Eigenschafft hat innerlich zwar den Schweiß und Harn zu treiben / das schleimichte zu erdünneren / äusserlich aber zu zertheilen / und den Schmertzen zu stillen. In den Beeren findet sich ein gleichmässiger schweißtreibender Safft / welcher auß denselben von den Bauren pfleget außgepreßt / gesichtet / zur dicke gekochet / und under dem nam̅en deß Holdermuß verkauffet zu werden. In denen gantz frisch herfürkommenden ersten schößlein stecket ein mit scharffem etzenden saltz begabter Safft / dadurch sie die Eigenschafft haben über und under sich zu purgieren / und öffters mit grossem gewalt. Starcke Arbeitsleuth mögen wol auff ein dotzet oder mehr dergleichen Schößlein under einem Salat zu ihrer purgation essen. Die mittlere und innere Rinde / hat gleiche / jedoch nicht so harte würckung innerlich / ausserlich aber zertheilet sie gewaltig. Die Blätter und Stengel haben annoch geringere krafft. Gebrauch. Dioscorides schreibt / der Holder und Attich haben beyde eine Krafft / damit sie trucknen / das Wasser durch den Stulgang treiben / seyen jedoch dem Magen schädlich. Der jungen Holder-zweig ein oder schößlein ein halb dotzet allein / oder mit Spinat / in Wasser ein wenig gekocht / und wie ein Salat (Gallen / Schleim / un̅ wasser.) geessen / treiben fort die Gallen / Schleim und Wasser / über und under sich. Der Holder-essig bekomt dem Magen wol / machet lust zum essen / und zertheilt den dicken zähen Schleim. Es wachßen auch Schwämlein an dem (Hals-geschwär / böse Augen / Wassersucht.) Holder / (welche man Lateinisch Fungus sambuci vel Auricula Judae, und Teutsch Holder-schwämlein nennet) so man sie in Essig und halb Wasser legt / lauffen sie darinnen auff / sind gut zu den Halß-geschwären / damit offt warm gegurgelet. Diese Schwämlein in Fenchel- und Wegerich-Wasser eingeweicht / und solch Wasser alsdann warm mit tüchlein über die Augen offt geschlagen / benimmet denselben die Röthe / Hitz / Schmertzen / und Entzündung. Man pflegt auch Holderschwämlein in der Milch zu sieden / und den Kinderen davon päpplein zu kochen / soll sie wol trühen vnd zunehmen machen. Etliche geben sie gepülvert für die Wassersucht ein. Die grünen Blätter des Holders zerstossen / (Wurm am Finger.) und über den Wurm am Finger gelegt / soll ihne bald heilen. Holderblüth-wasser Morgens und Abends fünff- oder sechs loth davon getruncken / (geschwulst / Wassersucht / Verstopffung der Leber / Miltz und Nieren.) erweichet die Brust / ist gut für die Geschwulst / Wassersucht / eröffnet die Verstopffung der Leber / Miltzes und Nieren / treibet auch den Schweiß in Fieberen. Das Holdermuß oder Holderseltz / wird nutzlich gebraucht für alles Gifft / Geschwulst (Gifft / Geschwulst / Wassersucht.) und die Wassersucht / denn es durch den Schweiß die schädlichen Feuchtigkeiten außtreibet / so man einer halben Nuß groß darvon nimmet / daher es in Teutschland an unterschiedlichen orten also gebraucht wird / ehe man in das Bad gehet / den Schweiß desto besser zu befürderen. Wenn man reiffe Holderbeere in einem steinernen mörsel zusammen stosset / hernach kugeln darauß machet / in der grösse der Taubeneyern / solche ein wenig in dem Bachofen trucknet / hernach den zehenden oder zwelfften theil eines Fäßleins damit anfüllet / und frischen Weinmost darüber giesset / darüber verjähren lasset; oder aber wenn man ein guten alten weissen Wein darüber eine zeit lang stehen lasset / se hat man einen köstlichen Holderbeer-wein / welcher bißweilen getruncken / das Geblüt reiniget / den Schleim und Sand auß den Nieren führet / vor Wassersucht bewahret / den Athem leicht machet / und das viele Wasser (Verstopfte Leber / auffblähung des Leibs / Wassersucht.) auß dem Geblüt abführet. Die Conserva florum sambuci, oder der Holderblüth-zucker / eröffnet die verstopffte Leber / vertreibt die Auffblähung des [113] Bauchs / und wehret der Wassersucht / so man darvon nach belieben einer Muscatnuß groß einnimmet. D. Johannis Wolffii, weyland Professoris zu Marpurg / bewehrte Artzney für die rothe (rote Ruhr.) Ruhr. Mit außgepreßtem Holderbeersafft und Weitzen-mehl / knette man einen rechtschaffenen Teig / auß diesem Brötlein gemacht / und solche gantz trocken außgebacken / nachgehnds sie wider gepülvert / und mit vorermeldtem Safft aber geknetten / zu Brot gebacken / und wie vor hart außgebacken: ein solches zum dritten mal gebackenes Brodt rein gepülvert / mit gleichviel Mußcatnuß vermengt / und seiner ein quintlein in einem weichen Ey eingeschlungen / bekommet gar wohl dem Krancken / und stillet die Ruhr. Ein sonderliches Amuletum, oder Artzney (fallende Sucht.) welche man anhencket / wider die fallende Sucht / wird von Johanne Hartmanno in Praxi chymiatrica cap. 7. also beschrieben. Man nimmet ein Holderschoß / welches auff einem alten Weidenbaum gewachsen ist / schneidet solches in kleine scheiblein / deren neune man in ein leinen oder seiden säcklein bindet / hencket es an den hals / so weit hinunder / daß es des Krancken Magen berühre / und laßt es so lang hangen / biß es von sich selber bricht / oder hinunder fallet: alßdenn solle man das abgefallene säcklein mit der Hand nicht anrühren / sondern mit einer Zangen fassen / und in ein abgelegen ort verscharren / damit nicht andere darvon angesteckt werden. Vorgemeldter Herr befihlet auch / so lang die Krancken dieses säcklein an dem hals tragen / daß sie durch die außgehölten rohr dieser Holderschossen ihr Tranck zu sich nehmen / und sich vor allen starcken Gemüths-bewegungen hüten sollen. Von dieser sonderlichen Artzney berichtet der Königliche Dänische Leib-Medicus und Professor zu Coppenhagen / Thomas Bartholinus centur: 4. Histor. rarior. anatomic. 69. wie durch solches mittel viel von der fallenden Sucht seyen erlöset worden. D. Ahasverus Painck, Statt-artzt zu Coppenhagen / hat ihme angezeigt / daß er denjenigen / welche (Gichter.) von den Gichtern angegriffen waren / dieses mittel auff vorgemeldte weiß gebrauchet / darauff alßbald die Gichter nachgelassen. Holderblust mit ein wenig Saffran rein zerhackt / in milch gekocht / und wie ein Cataplasma, (entzündete Gelencke in der gläichsucht) oder dick Pflaster über die entzündeten Gelencke in der Gläichsucht warm übergeschlagen / zertheilet / und stillet den Schmertzen. Wenn man diß Blust mit Camffer in wasser kochet / zuletst ein wenig Branntenwein darunder mischet / leinene tücher darinnen tuncket / und über die mit (Uberröthe / Rose / Erysipelas.) der Rose / oder Uberröthe angefochtene Glieder offt schlaget / mag es solche zertheilen / und den fewrigen brennenden Schmertzen stillen. Welche forchtsame Weiblein aber die äusserliche benässung des Gliedes ohne ursach scheuhen / denen kan man folgendes (Pulver zur Uberröthe.) Pulver angeben: Nehmt gedörrtes und zu pulver gestossenes Holderblust / geschabene weisse Kreiden jed. 2. loth / Myrrhen und Weyrauch jed. 1. loth. Zerstosset alles zu reinem pulver under einander / thut nach belieben ein halb loth Bley-zucker darzu. Solches pulver kan man auff blau papier strewen / und solches also trucken auff das glied schlagen / auch bißweilen erfrischen. Das von Holderblust gesottene wasser getruncken / treibet auch den Schweiß / vertheilet (geronnen Blut.) das geronnene Blut / und zertheilet die Rose. Besser aber siedet man dieses Blust in milch-schotten / und gibt solche alle morgen auch denen zu trincken / welche mit dem (Scharbock) Scharbock behafftet / denn sie nicht nur durch den Schweiß / sondern auch miltiglich durch den Stulgang reiniget. Wenn aber die säugenden weiber diß gedörrte Blust (verlohrene Milch der säugenden.) in Kühmilch-schotten sieden / tücher darinnen nässen / und warm über die Brüste schlagen / so vermehret es ihnen die milch. Diejenigen welche mit Haupt-schmertzen / und (Hauptschmertzen. Wachen.) übermäßiger Wachtbarkeit geplaget sind / lassen sich mit grossem nutzen dieses Blust umb den kopff legen / denn es vertheilen / Schmertzen linderen / und einen gelinden Schlaff erwecken kan. Der auß der mittleren Rinde des Holders frisch außgepreßte Stafft auff 2. biß 3. loth morgens nüchtern mit ein wenig Schlehenblust- und Zimmet-wasser eingenommen / (wassersucht.) führet den versessenen Schleim und wasser / in den wassersüchtigen durch den Stulgang / bißweilen auch durch das erbrechen auß. Man pflegt auch diese Rinden nur in frisch Brunnwasser oder milch-schotten zu sieden / und solchen Krancken ordinari zu trincken geben / zu außführung der wassern durch den Harn und Stulgang. Frische Ephew-blätter mit der mittleren Rinden von Holder zerhacket / in butter gekochet / (Brand.) und den butter durch ein tuch getruckt / gibt die köstlichste brand-salbe ad / die offt über das gebrannte Glied geschmieret / die hitze gleich löschet / und bald heilet. Andere zerlassen ein wenig Camffer in dem auß den Rinden frisch außgepreßten und filtrierten Safft / oder in desselben destilliertem Wasser / ziehen hernach den schleim damit auß den Quitten-kernen auß / und gebrauchen solchen zertheilenden / hitz-löschenden schleim äusserlich mit grossem nutzen zu dem Brand. Das Marck auß den dünnen ästlein genommen / zerschnitten / und eines halben (Sand Schleim der nieren / Lendëweh.) uintleins schwär bißweilen eingegeben / ist ein herrliches mittel / den in den Nieren versessenen sandichten schleim außzutreiben / den Harn zu beförderen / das Lendenwehe zu heilen. (Fieber. Destillierte Holdergeist.) Der auß dem fermentierten oder gejohrenen Blust destillierte geist ist sehr kräfftig den Schweiß in den Fiebern / und hitzigen Kranckheiten außzutreiben; löffel-weiß mit destillierten Wasseren eingenommen. Wenn man über das Holdermuß einen (Tinetur oder Essentz auß Holdermuß.) guten Branntenwein / oder besser den Holdergeist / in einem Kolben- oder langen destillierglaß giesset / daß er 4. Finger breit darüber außgehet / das glaß wohl vermachet / in das Balneum Mariae, oder warm sand / oder warme aschen 5. oder 6. tag lang setzet / täglich ein wenig umbrüttelt / und nach verfliessung solcher zeit alle auß dem glaß genommene [114] matery / durch fließ- oder lösch-papier sichtet / so wird man ein röthlichte Essentz oder Tinetur haben / welche auff I. quintl. schwer / mit destillierten wasseren / und einem gelind kühlenden Violen- oder Hymbeer-syrup eingenommen / den schweiß in gelinden Fieberen / Rose / sc. mit trefflicher würckung treibet / sonsten aber auch die Nieren reiniget / und das überflüßige wasser auß dem Geblüt abführet. Will man ein Extract haben / so ziehe man durch die Destillation in dem Balneo arenae von dieser Tinctur so viel Geist ab / biß das übrige in der dicke des honigs sey / so wird man ein Schweiß- und Harn-treibendes-Extract haben. (Essentz auß den Holderbeeren. Tinctura granorum Actes.) Eine andere gantz kräfftige Essentz macht man auch auß den Beeren auff folgende weise. Zerstoßt ein guten theil der gedörrten schwartzen Beeren / gießt Branntenwein / oder Holderblust-geist darüber / laßts ein tag oder acht in warmem sand stehen / sichtet hernach die rothe Tinctur / welche man Essentiam Baccarum Sambuci, oder Tincturam Granorum Actes nennet / durch fließ-papier / und behalt sie in wohl vermachtem glaß auff. Diese Tinctur ist sonderlich gerühmt in den (Mutterwehe.) Mutter-blähungen / Mutter-gichteren / biß auff ein löffel-voll oder zwey davon auff einmahl genommen. Wenn man von dieser Tinctur / die man sonsten auch mit den Mutter-wasseren vermischen kan / ein guten theil des geistes abziehet / so hat man das (Extractum Granorum Actes.) Extractum Granorum Actes, auß welchem man mit dem Pulver auß Myrrhen / Bibergeil und Agstein Mutter-pillen machen / und solche zu Reinigung der verschleimten / und Oeffnung der versteckten Mutter auff 12. biß 20. gran schwer öffters eingeben kan; sonderlich auch zu verhütung der Mutter-auffstossungen. (Del auß den Körnlein der Holderbeer / macht erbrechen.) Das auß den getruckneten steinichten Körnlein der Hollunder-beeren außgepreßte / hernach / wenn es etwas zeit gestanden / und sich geläuteret durchgesigte öl auff 30. biß 40. gr. schwer in Brühen frühe nüchteren eingenommen / reiniget den Magen / und treibt den Schleim und Gallen durch das erbrechen auß. Waldholder. Sambucus montana. Namen. Das andere Geschlecht des Holders heisset auff Teutsch / Waldholder. Auff Latein / Sambucus montana, Sambucus racemosa rubra, C. B. Park. racemosa, acinis rubris, J. B. Gestalt. Der Waldholder oder wilde Hollunder wird in den dunckeln Wälden der Alp-gebürgen in Lotthringen / Burgund / Schweitz / Kernten und Teutschland gefunden / ist dem gemeinen Holder allerdings gleich / allein daß er die blumen nicht in einer Dolden bringet / wie der Holder / sondern zusam̅en gedrungen / wie an den Weinräben / sie kommen auch früh im Jahr / nemlich im Aprillen herfür / von farben bleich-gelb / ein jedes als ein kleines Sternlein / darauß, werden in dem Augstmonat rothe Träublein / eines unlustigen geschmacks. Waldholder. Sambucus montana. Dieser Waldholder hat gleiche Natur mit der gemeinen Nachtschatten / soll deßhalben in Leib nicht gebraucht werden. Schwelckenbaum oder Schneeballen. Sambucus rosea vel aquatica. Namen. Der Schwelcken- oder Schneeballenbaum / heisset Lateinisch / Sambucus aquatica sive Palustris, Park aquatica, J. B. aquatica flore tum simplici, tum globoso pleno, C. B. Sambucus rosea & aquatilis sive palustris, Ger. Englisch / Water Elder / und The Gelderland Rose. Geschlecht und Gestalt. Der Schwelcken-baum ist auch ein Ge [115] schlecht des Hollunders / wachst mit breiten Blättern / wie der Ahorn an wässerigen Orten. Man findet ihne zweyerley / das Männlein bringt ein schöne / runde / kugliche Blüht / mit vielen schnee-weissen Blümlein zusammen gesetzet / welche man Schneeballen nennet / solche fallen ab ohne Frucht. Das Weiblein blühet auch weiß / wie der Holder / aber die äussersten blümlein sind wie ein krantz herumb / etlich vielmal grösser denn die inneren / bringen aber keine beere / sonderen die kleineren / welche inwendig wachsen / tragen rothe beere / in welchen ein breit körnlein liget / wie ein Hertzlein gestaltet / an farben auch roth / so man sie isset / machen sie einen Unwillen und Erbrechen. Dieses wachst in meisten Ländern Europae für sich selbsten. Das Männlein aber wird fast allein in den Gärten geziehlet / und tragt bald weisse / bald purpur- oder leib-farbe blumen. Indianischer Holder. Sambucus Indica. Den Indianischen Holder / beschreibet Jacobus Bontius lib. VI. Histor. natur. & medic. cap. 17. also. Dieser Holder kombt an seiner gestalt mit dem unserigen nicht über ein / denn die blätter sind im umbkreiß nicht zerkerfft / sondern eben: under den blumen ist zwar kein grosser underscheid / noch an den beeren / allein sind diese grösser und weniger: am geruch und würckung kan man erkennen / daß es Holder seye / gleich wie auch die äste / so ein weisses Marck in sich halten / sich mit demselbigen vergleichen. Attich. Ebulus. Namen. ATtich oder Nider-holder heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Ebulus, Sambucus humilis, parva Sambucus. Italiänisch / Ebulo. Frantzösisch / Hieble. Spanisch / Yezgo. Englisch / Danewort / Attich. Ebulus. Dwart-Elder / Wall-wort. Niderländisch / Hadickboom / Adick. Gestalt. Der Attich ist dem Holder an gestalt und geruch fast gleich / doch kleiner / hat ein weisse / kriechende wurtzel / eines fingers dick / auß welcher runde stengel wachsen / fast eines Manns hoh / und voll marcks / zu beyden seiten mit grossen schwartz-grünen blätteren besetzt / wie die Holder-blätter / deren etwan 5. oder 7. an einem stiel gegen einander stehen / eines übeln starcken geruchs. Oben am stengel überkombt er wie an dem Holder seine weisse gekrönte blümlein / mit wenig purpur-farb vermischt / die viel lieblicher als die Holder-blüht riechen / auß welchen in dem Augst- und Herbst-monat runde schwartze beerlein werden. Er ist an etlichen orten gar gemein / und blühet im Brachmonat / wachset viel an gemeinen Wegen. Es haben die alten Heyden Abgötterey mit den Attich-körnern getrieben / und ihre Götzen damit gemahlet / auff daß sie desto gnädiger seyen. Nach dem Attich ist die rothe farb Minium auffkommen / welche sie auff gleiche weiß gebrauchet / daher Virgilius spricht: Pan Deus Arcadiae venit, quem vidimus ipsi Sanguineis ebuli baccis minio???ue rubentem. Eigenschafft. Der Attich hat durchauß gleiche Eigenschafft mit dem Holder / ja seine wurtzel und beere haben noch schärffere / wasser außführende theil in sich; daher auch die Alten ihme die krafft zugeschrieben im anderen Grad zu wärmen und zu trucknen. Gebrauch. (Wassersucht.) Der Attich wird wie der Holder nutzlich zur Wassersucht gebraucht.
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Die jungen Dolden im Frühling in weisem wein gesotten / und wie ein Salat geessen / erweichen den bauch zum stulgang. (Starcke monatliche reinigung der weiber.) Die rothe Attich-wurtzel / aber nicht die rinden / in dem Frühling gesamblet / und zu pulver gestossen / ist gut wider die starcke monatliche Reinigung der weiber / man gibet davon ein halb quintlein in rothem wein ein. Der Samen deß Attichs gepülvert / und (Wassersucht.) eines halben quintleins schwer / mit weissem wein / alle morgen eingeben / ist sehr gut wider die Wassersucht: gleiche würckung hat der Wein / darinnen die innere rinden eingeweichet ist / täglich davon getruncken. Das destillierte Attich-blüht-wasser / und die Attich-latwerg- oder Muß / hat gleiche würckung / wie das Holderblüht-wasser und Holder-muß / und werden auff gleiche weise (Wassersucht.) zubereitet: man gibt den wassersüchtigen offt ein biß zwey messer-spitz-voll von dem Muß zu essen; erweicht und treibet nach und nach. Welcher ein mehrers von dem Holder begehret zu wissen / der lese des Hochgelehrten Herren Danielis Beckeri nutzliche kleine Hauß-Apotheck / in welcher neben dem Wachholder / der Holder gar weitläusfig und sehr nutzlich beschrieben wird. CAPUT LVI. Grosser Mäußdorn. Ruscus major. Namen. MAeußdorn heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Ruscus, Myrtus sylvestris, Myrtus acuta, Bruscus, Ruscum, Oxymyrsine, Myrtacanta, Spina murina. Italiänisch / Rusco, Pongi topi, Mirto salvatico. Frantzösisch / Brusc, Ruse, Myrte sauvage, Bouys poignant. Spanisch / Gilbardera, Jusbarda, Brusco. Englisch / Butchersbroome / Knehollyn. Dänisch / Mußdorn. Niderländisch / Stekende palm / Muyßdoren. Gestalt. Mäußdorn ist ein kleines Bäumlein / elen hoh oder höher / und grünet stets / hat viel schößlein und blätter wie die Heydelbeer-stauden / außgenommen daß sie steiffer / grüner / und oben an der Spitzen stachlicht sind / fast anzusehen / wie ein klein Spieß-eisen / hangen ohne stiel an den ästlein / haben einen bitteren kräfftig zusammenziehenden geschmack. In mitte dieser blätteren kom̅t Kleiner Mäußdorn. Ruscus minor. ein gantz kleines blümlein hervor / welches an einem kurtzen subtilen stielein hanget / und da es sich von einander thut / auß drey breitlichten blättlein bestehet. Auß diesen wachsen nach und nach schöne rothe Corallen-beer / grösser als Sparglen / eines süßlichten geschmacks / einen doppelten / harten / grossen / und einseits erhabenen / anderseits flachen kernen in sich verwahrende / der aber doch leichtlich in zwey theil mag gespalten werden. Die wurtzel ist knollicht / spreitet sich mit ihren Zaseln auff der Erden weit umb / wie graß / darauß schleichen Dolden / wie an den Sparglen. Ferners / so gehen auß der wurtzel viel runde / ästige und streiffichte stengel / lassen sich nicht leicht brechen / haben inwendig weiß marck. Dieses Gewächs findet man in Italien sehr viel an rauchen orten / neben den Strassen. In Teutschland ist es seltzam / und ob es wohl in Garten-kacheln gepflantzet wird / bringt es doch selten Samen. Eigenschafft. Der Mäußdorn hat in seiner Wurtzel / [117] Blätteren und Beeren / neben seinen vielen irdischen / dennoch auch einen guten theil saltzichter / halb flüchtiger / mit etwas ölichten vermischte Cörperlein / dadurch sonderlich die wurtzel eine krafft hat zueröffnen / und die Fibren an den kleinen äderlein dergestalten zustärcken / daß sie / was in ihnen versteckt ist / wohl forttrucken / hiemit auch von verstopffungen befreyet werden mag / sonderlich weilen sie zugleich auch den zähen schleim angreiffen / erdünneren und flüßiger machen kan. Sie wird also auch bißher under der zahl der fünff eröffnenden wurtzeln gerechnet / welche wärmen und trucknen. Gebrauch. Zu Venedig und anderstwo in Italien macht man auß dieser Staud die Kehrbäsen. Man hengt sie auch zum fleisch / denn die Mäuß und Ratten werden durch ihre stachlichte blätter abgehalten und vertrieben / daher sie auch den Teutschen Namen bekom̅en. (Verstopfte Nieren / Blasen / Stein / verstandener Harn / monatliche reinigung der weiber / Sand / Wassersucht.) Die Wurtzel in Wein gesotten / und davon getruncken / öffnet die verstopffung der Nieren und Blasen / treibet den Schleim / Sand und Stein auß / befürderet den verstandenen Harn und monatliche Reinigung der Weiber / und dienet wider die Gelbsucht. Fridericus Hoffmannus in Clave pharmaceutica Schrœderiana p. m. 536. berichtet / so man dieses Tranck ein gantzen Monat gebrauche / bekom̅ es in der Wassersucht gar wohl; wie denn bereits underschiedliche Medici mit dem Tranck von dieser Wurtzel etliche Wassersüchtigen vollkommen geheilet / bey welchen die Wasser durch dieß mittel häuffig durch die Blasen / ja auch durch die Mutter selbsten fortgeloffen. CAPUT LVII. Mandelbaum. Amygdalus. Namen. MAndelbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Amygdalus. Italiänisch / Amandolo, Mandolo. Frantzösisch / Amandier. Spanisch / Almendro. Englisch / Almoudtree / Dänisch / Mandeltroe. Niderländisch / Amandelboom. Die Frucht / oder der Mandelkern heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Amygdala, Amygdalum. Zu den zeiten Catonis, hat man sie Nuces Graecas, Griechische Nüsse genennet. ???aliänisch / Amandola, Mandola, Mandoria. Frantzösisch / Amande. Spanisch / Almendra. Englisch / Almond. Dänisch / Mandel. Niderländisch / Amandel. Gestalt. Der gemeine Mandelbaum Amygdalus dulcis & amara, I. B. ist nach der Beschreibung Herren Dümlers / ein Baum zimlicher länge / welcher einen dicken Stam̅ treibet: desselben rinde ist rauch und schrundicht. Er hat wenig Wurtzlen / und bißweilen nur ein eintzige / daher kombts / daß manche Mandelbäume / wenn sie nicht bey andern Bäumen stehen / und derselben Schirm haben / zu boden geworffen werden. Seine blühte ist fünffblättig / schön / purpurfarb und weißlicht / ereignet sich zeitlich / und kombt für den blättern. Die blätter sind dem Pfersinglaub ähnlich / langlicht / schmal / oben zugespitzt / und am umbschweiff zerkerfft. Die Frucht / so man Mandelkern heisset / ist gebildet wie ein Hertz / hat anfangs von aussen her eine grüne Schalen / welche wenn sie sich auffthut / ist es ein zeichen der zeitigung; alßdenn wird eine Schale gesehen / welche an etlichen weich / an etlichen hart ist: darinnen steckt der Kern in einem rothen / gleichsam mit sandichtem pulver gesprengten häutlein verschlossen. Die Kernen sind zweyerley / süß und bitter: die süssen sind bald grösser / bald kleiner / bald mittelmässig. Die stell oder ort des Mandelbaums soll sonnicht seyn / daher kommen sie in warmen Ländern / als in Apulien / Sicilien / Egypten / Candien / Italien / und im Delphinat Franckreichs / besser fort / als in kälteren Länderen / in denen sie zwar grünen / aber wenig oder keine Früchten bringen. Der grund darff auch nicht überauß köstlich seyn / weil derselbe dem Mandelbaum übrige Feuchtigkeit gibet / und auch die Frucht hindert / er nimbt mit einem frischen Sandböden vorlieb. Von den Kernen werden die Mandelbäume geziehlet / welche von guter Art / und auß einem mit wärme temperierten Land und Lufft sind. Ehe man die Kernen stecket / können dieselben 24. Stund in Mistwasser gelegt / und denn anderthalb schuh tieff / in die Erden / entweder in dem Wintermonat oder Hornung gestossen werden. Sie können auch durch das peltzen verbessert / in sich selbsten under die Rinden oder in den spalt geimpffet werden: sonsten setzet man sie auch auff Pfersing- und Pflaumen-stäm̅er. Die hiezu gehörigen Reiser müssen zeitlich / ehe [118] sie äuglein gewinnen und grünen / gebrochen und von der mitte oder Gipffel des Baums genommen werden. In kalten orten / wo man sich befahret / daß die blühte durch die reiffen verderbet / und die Früchte gehindert werden möchte / da grabet man umb den Baum zu den wurtzeln / leget dahin kleine kiselsteine / schüttet sand dar zu und begießt sie mit warmem wasser. So bald man aber sihet / daß die blühte herfür wil / müssen beydes sand und steine hinweg gethan / und die Grube mit dem außwurff wider zugemacht werden / weil sie blühen und Frucht tragen / soll man von dem Stam̅ nichts arbeiten. Im Herbst mag zwar das schlechte Erdreich mit wolgefaultem mist getünget werden / aber im Sommer unberührt bleiben. In Teutschland werden die Mandlen in dem Speyrischen Bistumb / fürnemlich bey Landaw / in zimlicher menge gefunden: nach Hieronymi Tragi bericht wachßen zwey- oder dreyerley art der Mandeln an dem Rheinstrom / insonderheit an der Hart umb Widesheim / Newstatt / und fürter hinab biß gen Wachenheim. Die fürnemste West-Indische Mandelbäum sind nachfolgende. Der Americanische Mandelbaum hat lange und schmale blätter / wie auch ein lange und zimlich grosse Frucht / darinnen etliche bittere steinlein ligen / so nach Bisem riechen. Die Kernen geben ein geschmack wie die bittere Mandeln / doch ist er etwas unlieblich: sie sind der Brust sehr gesund: man zeucht davon ein ölichten Safft / welcher erweichet / und die würckung der bitteren Mandeln zu haben scheinet. Der Mexicanische Mandelbaum hat ein gelben stamm / wie auch gelbe wurtzeln und blätter / die oben grün / aber unden weißlicht sind. Er tragt fünfffaltige bleich-leibfarbe Blühte. Seine frucht ist hart / rund / dunckelgelb und fleckicht / man kan sie für Mandeln gebrauchen / und dienet gebraten sehr wol zur Confect-taffel. Die der Peruanischen Mandeln ähnliche Frucht ist schön anzusehen / r und / gewunden oder gedrehet / und Castanien-braun / inwendig mit einem mandel-ölichten Kern außgefüllt / der eine schwartzbraune schalen hat / inwendig weiß und zweyfach ist / oben wie die Mandeln / dar zu wolschmackend wie Haselnuß-kernen: soll sonsten nirgend durch gantz Anterica / wie Nicolaus Monardes in Histor. simplic. medicamentor. cap. LX. berichtet / gefunden werden / ohne neben dem fluß Marannon. Man isset sie beydes frisch und gedörret / gebraten oder geröstet aber ist sie besser: wird zum confeckt auffgesetzt / weil sie den Magen sehr wol außtrucknet und stärcket / so man aber zuviel davon isset / verursachet sie schnuppen und tummigkeit des Haupts. Ist bey den Americaneren und Spanieren in grossem preiß / auch nicht unbillich / sintemahl sie eines anmütigen geschmacks und guter natur zu seyn scheinet. Die Mandeln von Cachapoyas beschreibet Continuator Acostae lib. IV. Histor. Indiae occident. cap. XXVI. also. Alle andere Mandeln sind diesen nicht zu vergleichen. Es ist unsers wissens keine liebreichere / anmüthigere und gesundere Frucht in West-Indien / als diese. So bezeuget ein gelehrter Medicus, daß weder in Spanien / noch in Indien / einige Mandel-frucht mit dieser zuvergleichen seye / wegen deren trefflichen Tugenden. Sie sind kleiner als die zu Andes / und etwas grosser als die in Spanien / mürb zu essen / haben viel safft / sind etwas bitterlicht und süsses geschmacks / und wachsen an sehr hohen Bäumen / die voller zweige stehen. Gleich wie nun diese Frucht werth ist / als hat sie auch die natur in häußlein gesetzt / wenn nun diese dürr sind / kan man sie leichtlieh auffmachen / und die Frucht herausser bringen. Die Mandlen von Andes sind nach der beschreibung gemelten Cotinuatoris, eine art wie Cocos, welche das inwendige obst nicht aneinander / sondern an statt desselbigen eine anzahl kernen haben wie Mandeln / und ligen darinnen wie kernen in einem Granatapffel. Diese Mandeln sind dreymahl grösser als die Spanische / und am geschmack etwas harter / feuchter und ölhafftiger. Man braucht sie in essen zu schleckereyen / Marcipan / so sonst von Mandeln gemacht werdë / und andern dergleichen dingen. Man nennet sie Mandeln von Andes / weil sie daselbst über flüssig wachsen. Sie sind so hart / daß man sie schwerlich mit einem grossen stein auffschlägt / wenn man die Frucht haben wil. Man glaubt nicht / da ein solcher Baum seiner grösse nach / so viel Mandeln tragen soll. In dem Alten Testament hat Gott der Herr die Mandeln als eine liebliche Frucht zu einem herrlichen wunderwerck gebraucht / denn in dem 4. Buch Mosis am 17. gelesen wird / als Moses auß Göttlichem befelch von den zwölff geschlechten Israels / zwölff ruthen nemmen / und sie in die Hütten des Stiffts für die Bundslade legen müssen / habe darauff morgens die ruthe Aarons gegrünet / und nach auffgehung des blats zeitige Mandeln getragen. Ein rechtes wunderwerck Gottes! Daß diese dürre ruthen auff einmahl / und in so kurtzer zeit / grüne blätter / blüth und früchte herfür brachte / damit angedeutet wurde / wie das Priesterthumb bey Aaron und seinen nachkömlingen verbleiben und fortgepflantzt werden solte. Eigenschafft. Die süssen Mandlen haben nebe̅ ihren irrdischen theile̅ viel ölichten / mit wasseriger heimlich gesaltzener feuchtigkeit temperirten safft in sich: dadurch sie die eigenschafft haben zu erweichen / die scharffen feuchtigkeiten zu linderen und zu versüssen / die schmertzen zu stillen. In ihrer hülsen oder schalen aber haben sie ein rauches saltzichtes ol / welches einen rauchen halß / und häisere Stim̅e machet / wenn man viel davon isset. Sonderlich aber geschihet solche würckung von den alten Mandlen / auß denen die wasserige temperierende feuchtigkeit bereits außgetrucknet. Diese süssen geschälten Mandlen / wenn sie gantz frisch / ohne runtzlen sind / geben viel nahrung dem Leib und Geblüt: und da man sie also gantz geniesset / pflegen sie wegen ihrer irdischen substantz zu stopffen; [119] da hingegen das davon frisch außgepreßte öl den Leib gelind öffnet. Die Bitteren Mandlen haben ebenmässig viel ölichten / aber mit einem gewissen scharflicht etzenden saltz vermischten Saffts bey sich / daher sie zwar in dem menschlichen Leib nicht viel schaden können / sonderen die krafft haben zu reinigen / zu öffnen / verstopffungen zu lösen / den Harn zu treiben / und die bläst und wind zu vertheilen. Vielen Thieren aber sind sie ein tödliches Gifft / wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herren Dr. Jacob Wepfern / dem berühmten Medico in Schaffhausen / Storchen / Hüner / Tauben und Füchs / denen wir die verstossenen Mandlen eingegeben / damit gleich getödet haben / welches er mit mehrerem beschrieben in seinem gelehrten Tractatu de Cicut. Aquatic. pag. 235. & seqq. Gebrauch. (Trunckenheit.) Etliche schreiben / daß die bittern Mandeln die trunckenheit verhüten sollen. Man muß aber / nach der erinnerung Herren Nicolai Braunii, nicht zu viel sauffen / sonst werden sie wenig helffen. Plutarchus lib. 1. sympos. quaest. VI. berichtet / daß diese Sauffkunst von dem Artzet des Drusi, welcher ein Sohn deß Käisers Tiberii ware / hergeflossen seye; diser Artzt pflegte vor der mahlzeit fünff oder sechs bittere Mandeln zu essen / und also behielt er den sieg über alle Trincker an der Taffel / wenn er aber den gebrauch der bitteren Mandel underlassen / wurde er alsdenn leichtlich von dem Wein überwunden. Diese würckung aber sollen sie haben / weilen sie den Wein gleich wider durch die eröffnete harngänge abführen. Die bitteren Mandeln werden zerstossen / (Viertägig Fieber.) und mit einer Imberbrühe vermischet / wider das viertägige Fieber offt gegeben / sonderlich auch in der frost. Die Mandelkern stärcken die Brust / Magen (Schwindsucht. Bauchflüß. verlierung der kräffte̅ in langwirige̅kranckheiten.) / Gedärm / Leber / Nieren und Blasen / wenn sie gantz frisch und safftig sind. Die Mandelmüßlein sind dienlich den schwindsüchtigen / und die mit den Bauchflüssen behafftet / oder in langwirigen kranckheiten von kräfften abkommen sind. (Häisere käle / schwindund lungsucht / busten / hitziger Harn / versehrte Nieren un̅ Blasen / Wehetag des Gedärms / un̅ der mutter Bauchgrimmen / Stein / verstopffung des Leibs / Nachwehe der weiber. Grimmen. hitzige Fieber / Leibsverstopffungen.) Das auß den safftigen süssen Mandlen frisch außgepreßte öl / hat eine besondere krafft / die rauche häisere käle zu lindern / bekom̅t den schwind- und Lungensüchtigen wol / stillet den Husten und den hitzigen Harn / heilet die versehrten Nieren und Blasen / benim̅t alle inneren wehtag des Gedärms und der Mutter / insonderheit aber hat es den ruhm wider das Bauchgrimmen und reissenden Stein / beweget zugleich den Stulgang / und erweichet alle daselbst steckende harte materi / miltert die nachwehe der Weiber. Man nimt es auff drey oder vier loth ein. Aber es soll frisch außgepreßt seyn. Der Königliche Dänische Leib-Medicus, Simon Pauli schreibt in classe II. Quadripart. botanic. p. m. 18. So in dem Grimmen / hitzigen Fiebern und anderen Kranckheiten sich starcke Leibs-verstopffungen anmelden / welche auff den Gebrauch allerhand anderer Artzneyen nicht weichen / solle man dem Krancken ein Clystier von achtzehen loth süsses Mandelöls geben / dadurch nicht allein dem versteckten unflath fortgeholffen / sondern auch der Leib offen behalten (Seite̅stich / Brust geschwär.) werde. Ferners rahtet er / in dem Seitenstich oder brustgeschwär / den schmertzhafften ort mit süssem Mandelöl offt warmlicht anzuschmieren. Auch solle man den neugebornen Kindern alßbald süß Mandelöl eingeben / damit sie von allem in Mutterleib erhaltenem unrath gereiniget / und a???o von den Gichten behütet werden. (Mackaronen zu machen.) Auß den geschälten süssen Mandelkernen / mit Zucker / weiß Meel / und Eyern wol under einander gestossen und gerühret / wird ein Teig gemacht / darauß die Mackronen formiert / und in dem Ofen gebacken werden / gibt sehr anmütige und kräfftige Brötlein ab / welche man auch den Krancken in ihrem gesottenen wasser / ja offt in Malvasier-wein erweicht und zu essen gibt. (Mandelmuß und Turten.) So bereitet man auch auß den gesiossenen süssen Mandlen ein kräfftig liebliches müßlein / wenn man sie mit Zucker und Roßwasser ein wenig ob gelinder gl???t kochet: gibt eine speise / sonderlich denen Krancken / welche mit der Ruhr behafftet sind. So pflegen auch die Pastetenbecker auß Mandlen / Eyern / Zucker und Teig anmütige Turten zu backen / welche gesunde und krancke stärcken können. (schwerlich gehör / sausen der Ohren.) Das bitter Mandelöl hat ein sonderlich Lob überkommen / wider das schwerliche Gehör und das sausen der Ohren / so man baumwollen darein tunckt / und in die Ohren thut: doch solle man es nicht zu offt gebrauchen / damit das tympanum, oder zartes gehör-häutlein nicht relaxiert, oder allzu luck werde. (Bauchflüß.) In allen Bauchflüssen wird auß den Mandelkernen ein dienliche milch also zubereitet. Nim̅ ein halb loth gebrannt hirschhorn / siede es in einer halb maß frischen brun̅wassers / so lang als man ein hart Ey siedet / siechte das wasser / alßdenn nim̅ ein vierling frischer Mandelkern / schütte sie in heiß wasser / laß sie ein kleine weil darinn / biß daß man sie schälen kan / demnach giesse kalt wasser darunder / damit ihnen die hitz kein kraft entziehe / so sie geschält / stosse sie gantz klein / fasse sie in ein sauber tuch / daran giesse ein wenig von diesem gesottenen Hirsch???ornwasser / treibs mit einem Löffel und hartem trucken umb und durch: alßdenn schütte das übrige gesottene hirschhorn-wasser auch darzu. Diese milch kan man nach gefallen mit gutem Zucker und ein wenig Ros-wasser (Mangel der milch bey den Säugammen.) süß und lieblich machen. So die Müttern oder Säugam̅e wenig milch haben / soll man den Kindern von dieser Mandelmilch zu trincken geben. (Allerley Ruhr des Leibs.) Es werden auch die verzückerten Mandelkern wider allerley Ruhr deß Leibs nach belieben genossen. Auß den Mandelkern / Roßwasser und Zucker machen die Apothecker ihre Marcipan / damit die krancken / welchen alle speiß zu wider ist / oder mit einem starcken (durchlauff.) durchlauff behafftet sind / kräfftiglich zu stärcken / denn sie geben dem Leib nahrung / sind auch anmütig am geschmack. In dem Seiten-stich / wenn man zu Ader [120] (Seitenstich / und Geschwär der Brust.) gelassen / und ein paar schweiß-treibende Artzneyen eingegeben / ist nichts bessers / als drey biß vier loth süsses Mandelöl zu einoder mehrmahlen eingenommen: oder man kan Violen / Klapper-rosen / Hyssopen / Roßhuben / Maßlieben / Eysenkraut- und dergleichen Syrup / sc. neben destilliertem Ehrenpreiß- und Gundräblein-wasser damit vermischen / und offt ein paar löffelvoll davon einnehmen; erweichet und löset allen versessenen schleim der Brust / macht außwerffen / und erleüchteret den Athem; eröffnet und reiniget die Geschwär der Brust und Lungen. (Leibwehe und Grimmen.) Zu stillung des Leibwehes und Grim̅ens / auch Eröffnung des Leibs / hat der berühmte Felix Platerus folgende Mixtur gebraucht / welche wir auch zum öfftern sehr köstlich und kräfftig befunden. Nem̅t frisch außgepreßt süß Mandel-öl 3. loth / Malvasier-wein / oder guten Frontiniack anderthalb loth / weissen Magsamen-syrup 1. loth. Mischet es undereinander / und gebts auff einmahl zu trincken. (Hände weich und sauber zu erhalten.) Die Hände fein zart / sauber / lind und glatt zu machen: Nem̅t der frisch geschälten bitteren Mandeln 2. Pfundt / stoßt sie in einem steinernen mörsel zu gantz zartem Muß / under dem stossen kan man offt ein wenig destillierten Eßig giessen: darnach stosset annoch / und rühret wohl darunder der Brosam von weissem Brot 1. Pfundt / und das gelbe von 8. hart gesottenen Eyeren; under dem durcheinander rühren / kan man widerumb offt von dem destillierten Eßig darzu mischen / biß es zu der dicke einer Salbe wird / endlich streüet annoch ein quintlein gebrannten Alaun darunder und behaltet solche Salbe in einem erdinen geschirr auff. Von dieser Salbe kan man täglich / oder alle zwey oder drey tag ein wenig in die hände nehmen / und dieselbigen so lang damit reiben / biß die Salbe gantz trucken und gleichsam zu pulver worden; demnach kan man die hände allein mit einem truckenen sauberen / leinenen tuch abreiben. Ist ein bewähr???es mittel / dessen sich viel Furstliche Persohnen / auch Adeliches Frawen zimmer in Teutschland / welche sonsien die hände wenig besudlen und waschen müssen / mit solcher würckung gebrauchen / daß ihre hände und ärme verwunderlich zart und schön davon werden. Wenn diß müßlein oder sälblein in dem Geschirr trucken wird / kan man nur ein wenig destillierten Wein-eßig wider darunder rühren. Andere nehmen an statt dieses müßleins nur allein die Mandelkuchen / darauß das süß öl frisch außgepreßt ist / und reiben damit offt die hände wol / davon sie denn auch weich und zart werden. (Köstlich Pomadensälblein / das Angesicht schön / weiß und rein zu machen und zu behalten.) Das Angesicht sauber zu machen und zu erhalten / kan man folgende Pomaden machen. Nem̅t gemein Pomaden-sälblein einund ein halb loth / deß auß safftigen süssen geschälten Mandlen / auß Kürbsen- und Kukum̅ern-samen frisch kalt / und ohne feur außgepreßten öls / jeder gattung ein halb loth / Magisterii Marcasitae anderthalb quintl. weiß praecipitiert oder gestürtzt quecksilber 1. halb quintl. Camffer 20. gran. mischt und rühret alles wol under einander zu einem sälblein. Oder nem̅t deß auß süssen Mandeln frisch ohne feur außgepreßten öls 4. loth / gantz frischen Wallraths / oder spermatis ceti 1. loth. deß weissesten wachs 1. halb loth / weiß praecipitiert quecksilber anderthalb quintlein / Camffer nach belieben 40. gran. Zerlaßt und rührt alles über gantz gelinder glut durch einander zu einem zarten sälblein. Wenn man nun schlaffen gehen will / bestreicht man damit das Angesicht hin und wider / sonderlich da allerhand rothe galanterien / Seiren und Blätterlein sind / laßts über nacht also sitzen / den folgenden morgen aber muß man das Angesicht ein halb oder gantze stund zuvor / ehe man in den luft gehet / mit folgendem oder dergleichen wasser warmlicht wol abwaschen. Nemt Bohnenblust-wasser 4. und ein halb loth / weiß Gilgen-Weißwurtzen- und Rosen-wasser / jedes 2. loth / deß auß einer safftigen Citronen frisch außgepreßten saffts 1. und ein halb loth. mischt alles under einander in ein sauber glaß. Oder nemt Seedlumen-Bohnenblust / Wegerich- und Weißwurtzen-wasser / jeder gat???ung 4. loth / weissen Tragant ein loth / zerlaßt dieß Gummi in den wasseren / hernach thut nach belieben darzu Bleyzucker 1. quintl. mischt alles under einander. Oder nemt destilliert Fröschenleich-wasser 4. loth / weiß. Gilgen- und Pomerantzenblustwasser jedes 2. loth / Tragantschleim mit Rosenwasser außgezogen ein halb loth / Venetianischen Borraß 1. quintl. mischt alles under einander. Dieses sälblein reiniget / erfrischet / kühlet und machet auch das Angesicht (Flecken / Seiren / Schüppë / schwärtze des Angesichts.) weiß / vertreibet alle Flecken / Schüppen / Massen / und Seiren / und nim̅t die von der Sonnen-hitz verursachte Schwärtze hinweg. Welche weibsbilder aber mit keinen rothen Seiren und Galanterien des Angesichts gezieret sind / erhalten die rein-klar- und schonheit ihrer Angesichtern mit folgendem Pomaden-sälblein: Nim̅t deß auß süssen nicht (Eine gemeinere Pomaden.) alten Mandeln / ohne fewr / frisch außgepreßten Oels 4. loth / Spermat. ceti rec. oder frischen sauberen Wallrath 1. loth / weiß schön Wachs ein halb loth. Zerlaßt diese stuck auff einer gelinden gluth gemählich durcheinander / rührts mit einer höltzenen Spatel wol umb / und gießts hernach in saubere Büchsen. Mit dieser Pomaden soll man das Angesicht gantz salben / und den folgenden morgen entweder trucken mit zartem Leinwat abreiben / oder mit einem obbeschriebener wasseren warm abwaschen. (Die schrunden der Wärtzlein an den Brüsten der Säugenden zu verhüten und zu heilen.) Die geschrundenen und geschworenen bösen wärtzlein der Brüsten an den Säugenden zu verhüten: Nemt ein loth frisch Hirschenunschlit / lasset es auff einer glut in einem erdinen geschirrlein gemählich zergehen / thut denn alsobald einer haselnuß groß frischen ungesaltzenen Butter darzu / mischet annoch ein löffel voll frisch außgepreßt süß Mandelöl / samt einem löffel voll Brantenwein darunder / rühret es alles über dem Feur ein kleine weil under einander / nemts alßdenn vom Feur / rührts so lang herumb / biß es dick wird. Mit diesem sälblein sollen die schwangeren Weiber einen Monat vor der Geburt die wärtzlein täglich zweymahl salben / so werden sie also weich / daß sie nach der Geburt under dem Säugen niemahlen geschrunden werden. Will man aber die [121] Schrunden der wärtzlein heilen / so lasse man bey obigem sälblein den Brantenwein auß / und mische hingegen Milchraum weisse geschabene Kreiden / und ein wenig Peruanischen Balsam darunder / und schmiere die wärtzlein offt damit. Man kan auch nach belieben den Brantenwein ohne einige gefahr damit vermischet lassen. CAPUT LVIII. Pimpernüßlein. Pistacia. Namen. PImpernüßlein / oder Pistacien-kernen / heissen Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Pistacia. Italiänisch / Pistacchio. Frantzösich / Pistache. Spanisch / Alfozigo. Englisch / Pisticknuttree / Pistachio. Niderländisch / Pingelen. Gestalt. Die Pimpernüßlein wachsen viel in Persien / Arabien / Syrien und Indien / man bringet sie am meisten vo??? Damasco und Alexandria gehn Venedig / wiewohl sie auch umb Neapolis / in Sicilia / und in etlichen Gärten zu Venedig wachsen / doch können sie an diesen orten nimmer recht zeitig werden. Dieser Baum ist mit seinem stamm / rinden und blättern dem Terbenthin-baum so gar ähnlich / daß fast kein underscheid zwischen ihnen zuvermercken: daher Matthiolo derer meinung gefallet / welche wollen / dieser Baum seye des Theophrasti Terbenthinbaum / von welchem er schreibet / daß er Mandeln trage. Sein stamm ist dick / mit außgebreiteten ästen und äschfarber rinden begabet; hat bald rundlichte / bald außgespitzte blätter / etwas grösser als der Terbenthinbaum. Die Nüsse hangen am äussersten theil der äste / gleich wie Trauben / lustig anzusehen / außwendig haben sie eine lederharte schalen / die riechet gleich wie nach Gewürtz. Under dieser schalen ist ein weisser harter Nußstein / in welchem ein langlichter Kern ligt / mit einem rothen häutlein bedeckt / in der grösse der Haselnüssen. Das Marck im Kern ist grün / fett und ölicht / hat einen geschmack wie unsere Pimpernüßlein / aber er ist lieblicher und süsser. Die blüthe hanget drauschlicht / röthlicher farb an den äussersten stäudlein. Eigenschafft. Die Pistacien-nüsse / wenn sie frisch / dick und schwer sind / haben einen ölichten / geistreichen / mit flüchtigem alcalischem miltem saltz temperierten Safft bey sich / daher sie die Eigenschafft haben / viel und gute nahrung dem geblüt zu geben / die Lebens-geister zu stärcken / und den Samen zu vermehren / auch wohl die liebe Venus auffzuwecken / und die zähen Flüsse zu erweichen und auff zutrocknen. Gebrauch. Die ersten Gipffel von den Pimpernüßlein werden in den Orientalischen Ländern geessen / wie bey uns die Sparglen. In Italien genießt man dieser Nüßlein neben den Mandeln und Feigen zur Fasten-speiß. Diese frembde Pimpernüßlein sind gut den flüßigen Leuthen / denn sie zertheilen den (Zäher schleim der Brust / verstopffte Leber / unwillen / langwirige Kranckheiten.) zähen schleim / deßhalben reinigen sie die Lungen und Brust / dienen zu der verstopfften Lebern / stärcken sie sambt dem Magen / benehmen das grausen und unwillen / bringen lust zum essen / sind gut den mageren Leuthen / und geben krafft der natur nach außgestandenen langwirigen Kranckheiten. Die Apothecker thun nicht recht / daß sie das wohlriechend häutlein von dem inneren Kern abschälen und verwerffen / denn dieß häutlein hat eine krafft / darmit es sittiglich zusammenziehet / und die innerlichen Glieder stärcket. Zu Venedig macht man Marcipan von diesen Früchten / welcher sonderlich für a??? und kalte Manns-persohnen gar gut gehalten wird / daß sie der Liebe eingedenck seyn mögen und können. Auß diesen kernen kan man auch folgende Täfelein bereiten: Nem̅t frische süsse Mandeln / gute Piengen oder Pineas, jeder gattung 6. loth / der vier klein zerschnittenen Hertz-blumen / jed. gattung nach belieben / Chocolaten 4. loth / der besten frischen Pistacien-nüssen 2. loth / weissen Zucker in Rosen- und Zimmet-wasser verlassen 16. loth. Zerhackt / zerstoßt und rührt alles auff gelindem fewr undereinander / biß es ein rechte dicke hat / gießts hernach auff ein höltzerne tafelen / zwischen lange brättlein / daß sie kalten und hart werden / schneide sie hernach (Manu heit zu beförderen.) zu viereckichten Täfelein: diese Täfelein sind nicht nur denen offt zu essen nutzlich / welche ihren weiberen gern offt mannlich (Ver???ohrene kräfften des Leibs.) mit dem Venus-werck auffwarten; sondern auch anderen / die nach langwirigen Kranckheiten widerumb kräfften und stärcke vonnöthen haben. Alte Männer können folgendes für ein sonderlich geheimnuß behalten und brauchen / wenn sie anderst ihren etwann noch jungen Weibern angenehm bleiben wollen. [122] Nehmt deß auß den besten und frischen Pistacien frisch außgepreßten Oels ein löffelvoll; das gelbe von einem Ey / Ambra ein Messerspitz-voll / weissen Candel-zucker / so viel man zwischen fünff Finger fassen kan / rühret alles auff warmer aschen wohl undereinander / daß es ein Latwerg abgibet / davon kan man offt ein paar messerspiß- oder kleine löffelein-voll nehmen; ist ein von Fürsten bewehrtes mittel die Natur zu stärcken / und die Liebe zu reitzen. CAPUT LIX. Wild Pimpernüßlein. Staphylodendron. Namen. WIld Pimpernüßlein heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nux vesicaria, Pistacium sylvestre, Staphylodendron. Italiänisch / Pistacchio salvatico, Frantzösisch / Pistache sauvage. Spanisch / Alfocigo salvage. Englisch / Bladdernut. Dänisch / Pimpernoedder. Niverländisch / Pimpernoten. Gestalt. Dieser Baum ist mit dem stamm / ästen / grünlichter Rinden / vielem weissem weichen Marck / und spitzig zerkerfften Blättern dem Hollunder gar nahe ähnlich. Er hat weißlichte / drauschlichte / fünffblättige / nach Holder riechende Blühte. Die Früchte stecken in grünen Hülsen oder Blasen / sind roth und kleiner als die Haselnüß / in zwey säcklein getheilet / darinnen stecken die grünlichten und süssen kernen / welche dem Magen unwillen bringen / und noch keinen Gebrauch in der Artzney haben. Es wachst dieser Baum in Italien / Franckreich / Böhmen und Teutschland / allhier aber hin und wider umb die Statt. Man findet ihne auch viel bey Araw / und zwischen Solothurn und dem Schloß Waldenburg. Er blühet im May / seine Frucht aber zeitiget erst im Herbstmonat. CAPUT LX. Nußbaum. Nux juglans. Namen. NUßbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Juglans, Nux juglans, Nux regia vulgaris. Italiänisch / Noce. Frantzösisch / Noyer. Spanisch / Nogal. Englisch / Nuttree. Dänisch / Noeddetroe. Niderländisch / Nootboom / Nootelaer. Die Frucht oder Nuß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nux. Italiänisch / Noce. Frantzösisch / Noix. Spanisch / Nuez. Englisch / Nut. Dänisch / Noedde. Niderländisch / Noot. Gestalt. Der Nußbaum ist / wie mäniglich bekan̅t / ein hoher / grosser und dicker baum / welcher mit seinen starcken / langen Wurtzeln weit umb sich grabet / und einen zimlichen raum erforderet. Der Stamm wird starck / offt zwey oder drey Elen dick / die rinde ist aschenfarb / und reißt an etlichen orten sehr auff / zumahl wenn die bäume alt sind. Die äste sind starck / und breiten sich weil auß / die blätter sind grün / breit und lang / auch eines ???starcken geruchs / und unlieblichen zusammenziehenden geschmacks. Im anfang des Frühlings ereignen sich an diesem baum grüne zasichte zapffen / welche hernach gelb werben und abfallen. Diesen folget alßbald die Blühte / so grün und wie ein äuglein gestaltet ist: so viel derselben auff einem stiel sind / so viel Nüsse wachsen auff demselben: die blühte ist klein / und wenn sie sich auffthut / wie ein kelchlein formieret / auß welchem die Nuß herfürkombt. Joh. Rajus [123] haltet die Julos, oder zasichte Zapfen für die rechte blühte dieses baums / und zwar nicht ohne ursach / weil sie alle eigenschafft der blühte haben. Die Frucht oder Nuß ist mit einer dreyfachen Decke verwahret; Erstlich / und zwar äusserlich ist eine grüne / dicke / safftige schelffe / von welcher der Nußschelffen-safft und farb bereitet wird / diese thut sich mit der zeit auff / spaltet sich in zwey theil / und fället ab. Demnach erzeiget sich die andere / und zwar holtzichte harte schale / so viel runtzeln hat / diese bleibet fest verschlossen / biß man sie eröffnet / alßdenn spaltet sie sich auch in zwey theil. Plinius nennet sie die zweyspaltige Nußhöle. Nach dieser folget ein dünnes / gelbes häutlein / in welchem der schnee-weisse kern stecket / derselbe wird mit einem kreutzweiß gestalten holtzichten blättlein in vier theil abgetheilet: diese dünne holtzichte blättlein werden bey den Lateineren Nauci genennet / wir Teutschen heissen es das böglein oder Nußsättelein / von diesem ist das Sprichwort erwachsen / nauci non facio, ich achte es nicht eines Nuß-sattels werth. Die Nuß werden der grösse / figur / hartigkeit und geschmack-halden in viel arten und gattungen abgetheilet: denn 1. ist die Nux juglans s. Regia vulgaris, die gemeine Nuß / deren kerne sich von der hülsen schwerlich lösen und schälen laßt. 2. die Pferd- oder Welsche-Nuß / Nux caballina, die offt so groß / als ein mittelmäßiger Apffel wird; ihr kern aber ist klein / und füllt die höle der schalen nicht auß / hat auch so guten geschmack nicht als die vorige. 3. Die Nux juglans fructu tenero, & fragili putamine; die Nuß mit dünner leicht zerbrüchlicher schalen. 4. Nux juglans fructu serotino, späthe Nuß / deren blätter und früchte erst umb St. Johann-tag herfürkommen / hernach aber mit den übrigen Nussen zeitigen: dergleichen hat Joh. Bauhinus umd Zürich / Dalechampius umb Lyon herumb gesehen. 5. Nux juglans folin serrato, Nußbaum mit zerkerfften blätteren / und längeren zarteren Nussen. 6. Nux juglans alba & nigra Virginensis, schwartze und weisse Virginische Nuß / welche kleiner als die vorigen / aber ein sehr harte schalen haben: under diesen soll ein gattung seyn / die einen sehr safftigen kernen hat / auß welchem sie einen milch-safft pressen / und zu den Speisen gebrauchen. Es verachten die Nußbäume kein Erdreich / sondern kommen in einem jeden grund wohl fort / allein trocken Erdreich und erhabene örter sind ihnen am angenehmsten. Auff der ebene wachsen sie auch wohl auff / gestalten an dem Rheinstrom grosse plätze damit besetzet sind. Weil diese bäume sich weit außbreiten / dörffen sie under viertzig schuh nicht zusammen genähert werden / damit nicht einer dem anderen in dem wachßthumb hinderlich seye. Ob gleich das Nußbaum-holtz ein festes und daurhafftes holtz ist / auß welchem schönes schrein- und taffelwerck gemachet wird / so sind sie doch in sich selbsten weiche bäume / welche im harten winter leichtlich erfrieren. Worbey zuerinneren / wenn je die Nußbäume erfroren sind / daß man sie nicht alsobald vom grund auß hinweg hawe / sondern nur die erfrorenen äste davon schneide / und die grünen stchen lasse / oder allesambt gleich stümle / denn es kan geschehen / daß wenn der baum nicht zu alt ist / derselbige im folgenden Sommer wider außschläget / und newe äste treibet: auff solche weiß bekleiden sie sich wider schön / und gelangen zu voriger Fruchtbarkeit. Ihre Dolden oder Blust-zapffen ereignen sich mit den blättern im April / und der früchte zeitigung geschihet im Herbstmonat / welche eher ihre zeitigung erlangen / die werden von dem Augstmonat / Augst-nüsse geheissen. Die Nußbäume bedörffen keiner sonderbaren Wart / sondern wachsen von sich selbst auff / in hecken und gesträuchen / dahin die Nüsse fallen. Wil man sie aber pflantzen / so soll man darzu gute kernen erwehlen / die kan man alßbald nach abgang des winters stecken / und mit der spitzen under sich kehren / aber auff solche weise haben sie wohl 15. oder 20. Jahr / ehe sie früchte tragen / zu wachsen. Etliche rathen / man solle die Nüsse bevor fünff tag lang in eines jungen Kindes harn / oder in Küh-milch legen / so werden desselben Früchte so süß / als Mandeln / sollen auch wenig öl haben / und also gar nicht schädlich seyn in dem essen. Von den schossen / so von den wurtzeln an dem stamm herfürkommen / können sie auch fortgepflantzet werden. Das peltzen ist an ihnen heutiges tags nicht üblich / wiewohl vor alters / alß Palladius anzeiget / das zweigen auch mit ihnen fürgenommen worden. Aber die erfahrung hat biß anhero gelehret / daß die Nußbäume und Pechbäume durchs impffen nicht gebessert werden / oder nicht wohl fortkommen. Im Wintermonat kön̅en die Nüsse auch gesteckt werden / wie die Mandeln / wenn die schosse zwey oder drey Jahr erreichet / sollen sie außgegraben und versetzet werden. Wie öffter ein Nußbaum versetzet wird / je bessere Frucht er träget / wen̅ man die jungen stämmer an den ort setzet / da sie bleiben sollen / so soll es nach der schnur zeilweiß geschehen / und der raum zwischen zweyen Bäumen auff 40. Schuh sich erstrecken. Im setzen soll man eine steinerne schale oder einen breiten hafenscherben under die wurtzel legen / daß er keine der künfftigen Fruchtbarkeit sehr hinderliche spitz-wurtzel under sich in die Erden treibe / sondern dieselben auff der seiten bekomme / und der Baum fruchtreich werde. Wer junge Nuß-stämmer in seinem Garten oder Feld pflantzen wil / der nehme in obacht / daß sein schatten nicht auff andere Bäume- oder Früchte im Garten den Tag übergehe / sondern an solche örter / da der schatten ausserhalb des Gartens gewendet werde: Denn solcher schatten nicht zwar den Menschen / wie etliche auß falsch-eingebildetem wahn fürgegeben / sondern dem wachßthum der Neben-gewächsen schädlich. Derowegen auffsichtige haußvätter geben in jhrë Garten dem Nußbaum seine stelle gegen Mitternacht / damit der schatten über den Garten hinauß falle; anden setzen ihn an die rangen oder wege / daß er die Feldfrüchte nicht hindere / und schadet ihm nicht / ob er [124] gleich an solcher und dergleichen stätte mancherley anstösse leyden muß / denn er wird wegen der Nüsse vielfaltig zerworffen und zerschlagen. Das ist aber wunderbarlich / daß je mehr in dem Herbst der Nußbaum zerschlagen wird / je mehr er Frucht das künfftige Jahr tragen soll. Daher die verßlein erwachsen. Nux, Asinus, Mulier simili sunt lege ligata: Haec tria nil fructus faciunt, si verbera cessant. Darum̅ wird des Nußbaums / wenn man die Früchte abschläget / gar nicht geschonet; sondern tapffer in denselben geschmissen. Etliche Gärtner stümlen jährlich die äste am Nußbaum / und wollen solcher massen des Baums Fruchtbarkeit vermehren. Wil jemand / daß sein Nußbaum früchte mit weichen schalen trage / die man zwischen den Fingern zerdrücken kan / so schütte Aschen an desselben wurtzel / und begiesse offt den Baum mit langen. Wenn ein versetzter Nußbaum nicht fortwachsen wil / sondern anfahet zu stecken / und beginnet das ansehen zu gewinnen / als ob er verderben wolle / so mache mit einem spitzigen holtz ein loch zu der wurtzel / und giesse Kühadel hinein / oder zerrühre Kühmist im Wässer / und gieß es an die wurtzel / der Baum wird wider wachsen. Hastu einen Baum der Steinnüsse trägt / und woltest gern weiche und gute Nüsse haben / grabe jhn auß / und setze ihn an einen anderen ort / so änderen sich die Früchte / bekommen grosse Kernen und dünne schalen. Wenn man die holtzichte schale von der Nuß thut / also daß der Kern in seinem zarten häutlein gantz und unverschret ist / so wickle denselben in eine Baumwolle / oder dünnes tüchlein / oder in ein zartes Rindlein / als man an Birckenbäumen findet / oder sonst in ein Baumblat / damit er von den Ameisen sicher sey / grabe ihn also in die Erden / so solle darvon ein Baum wachsen / der Nusse tragt / welche keine schale haben / wie Africanus und Florentinus fürgeben. Eigenschafft. Die frischen Nußkernen haben viel ölichten / mit milten etwas flüchtigen saltztheilen vergesellschafften / saffts in sich / von dannen die eigenschafft entspringet gute nahrung dem Geblüt zu geben / auch den Samen zu mehren / allem Gifft zu widerstehen. Daß darauß gepreßte öl hat auch die Krafft die schmertzen zu stillen / die entzündungen der äusserten häutlein deß Leibs zu vertheilen und zu kühlen / alle scharff etzenden säffter in denselben zu versüssen. In den außgetruckten Kernen / erzeiget sich schon ein rauches jrdisches Saltz neben dem reheligen öl / dadurch der halß und die lufftröhren / wenn sie viel geessen werden / uneben und rauch / auch die stim̅??? haiser / und sonsten dem Haupt und Magen allerhand wehetage verursachet werden. Die äusserste grüne schalen haben einen geistreichen Balsamischen / mit flüchtigem vitriolischem saltz vermischten safft / welcher sonderlich die eigenschafft hat / die innerlichen hals / als zäpfleins und mandlen entzündungen / oder geschwulsten zu zertheilen und zu heilen / wie auch innerliche verstopffungen zu eröffnen / das Haupt zu stärcken / den bösen schleim deß Magens zu verzehren / und in die Därme fort zuführen. Wegen jhres vitriolischen scharfflichten saltzes sollen sie auch zum Erbrechen bewegen / allein diese krafft ist so gering / daß sie vielmehr die fibren deß Magens gantz gelind reitzen und bewegen / und dadurch demselben ursach geben allen überflüssigen schleim in die därme fortzutreiben. Die innere harte schalen / ehe sie hart / soll ebenmässig eine zum erbrechen bewegende eigenschafft haben / wird aber nicht gebraucht. Also auch die Juli oder zapfen der Blüthe / haben vermittelst solchen etzenden saltzes eine krafft erbrechen zu machen / wenn sie frisch sind / werden aber darzu nicht gebraucht. Nach der Alten meinung wärmen die frischen Nüß im ersten / und trucknen im anderen grad mit etwas feuchtigkeit. Die gedörten Nüsse aber seyen warmer und truckener Natur / die äusserste grünen schalen / wie auch die blätter und rinde ziehen zusammen. Gebrauch. Welche mit grossem Augenwehe und Ohrensausen behafftet sind / sollen keine Nuß essen. Das gelbe bittere häutlein der Nußkernen gedörret / gepülvert / und einer Ducaten schwer in weissem Wein oder Melissenwasser eingenommen / soll ein treffliches mittel für das Grim̅en seyn / wie Herr Fridericus Hoffmannus in Clave pharmac. Schrœderiana p. m. 49. solches hoch bezeuget. Die dürre Nüsse in Wasser eingeweicht / biß man sie von den schalen kan entledigen / alsdenn von solchen gereiniget / ferners etliche Tag in Brantenwein gelegt / und derer / (Versteckte Weiberblum.) acht Tage vor der zeit da sich die Weiberblum soll erzeigen / täglich zwey am Morgen nüchter genommen / gehen nach der meinung Petri Matthioli und Castoris Durantis, zu befürderung der versteckten Monatblum / allen anderen mitteln vor. Das außgepreßte Nußöl wird gerühmt (Schrunden an den Wärtzlein der Brüsten bey den Säugammen. Fliessende und beissende raud der Gliedern.) wider die schrunden an den wärtzlen der Brüsten / bey den Säugam̅en / so man dieselben darmit ansalbet / und alßdenn Zucker rein gepülvert darein streuet. Dieses öl ist auch sehr nutzlich zu beschmierung der mit einer fliessenden / beissenden Raud angefochtenen Gliederen / denn es kühlet / remiget / linderet und heilet gemächlich. Es wird nicht unbillich gefragt / warumb die Schola salernitana schreibe? Post pisces nuces, post carnes caseus adsit. Daß man nach den Fischen Nuß essen solle: hierauf wird von D. Melchiore Sebizio in seinen anmerckungen zu Hieron. Tragi Kräutterbuch im 66. Cap. deß 3. Theils / geantwortet / die ursach seye / dieweil die Fisch in dem Magen zimlichen schleim verursachen / und also ihne leichtlich verderben / sonderlich diejenige / welche in stillen und faulen Wassern sich auffhalten / hingegen erwärmen die Nüsse / verhüten die Fäulung / und befürderen die Däwung des Magens. Mithridates hat etliche frische Nuß-kernen (Pestilentz.) mit zerstossenen Rauten-blättern und Feigen offt geessen / und sich dadurch vor der [125] (Giffitge Seuch.) Pelstilentz und anderen gifftigen Seuchen bewahret. Umb St. Johanns-tag stoßt man die grünen Nüß / und brennet ein Wasser darauß / und zwar am besten auff folgende weise: (Röstliches Nußwasser zu destillieren.) Nehmt zu end des Monats May / auch gleich im anfang des Brachmonats einen guten theil grüner Nüsse; wäget sie / und nehmt das gewicht wohl in acht / stosset sie denn in einem steinernen mörsel zu einem groben Muß / solches thut in ein Kolbenglaß / setzset ihm einen gläsernen helm auff / und kleibet papier darumb / damit der Lufft nicht durchziehen mag: Setzet den kolben also in eine Sand-capellen / leget ein glaß für den helm / mit papier verwahret: Setzet fewr under / welches allgemach biß zu dem dritten grad muß verstäreket werden; laßt das wasser also destillieren / jedoch daß die Nuß nicht gantz außgetrucknet werden und anbrennen. Giesset dieses wasser in ein glaß / werffet ein wenig Zimmet und rothen Santal darzu / und laßts also wohl vermacht täglich umbrüttlen. Ohngefehrd den 15. Brachmonat / laßt wider so viel Nüß brechen und samblen / daß sie das obige gewicht außmachen / stosset sie gleicher weiß zu einem Muß / giesset obiges destilliert wasser darüber / und destilliert es also nochmahlen / und behaltet das wasser auff. Endlich laßt zu anfang des Hewmonats widerumb gleiches gewicht der grünen Nussen samblen / stosset sie / giesset das zum anderen mahl destillierte wasser darüber / und destillierts also zum dritten mahl / werfft annoch ein wenig Zucker / Zimmet und rothen Santal darein / und rüttelts eine zeit-lang täglich umb; so habt ihr das Nuß-wasser auff die beste manier zubereitet. Von diesem Wasser alle morgen einen oder zwey löffel-voll genommen / (Ungedäwte Feuchtigkeiten. Verstopffung der Leber und Miltze. Drey- und viertägig Fieber. Sand und Schleim der Nieren.) verzehret alle ungedäwten Feuchtigkeiten des Magens / eröffnet die Verstopffungen der Leberen und des Miltzes / erweckt Lust zum essen / stärcket das Haupt / vertreibet allgemach die drey- und viertägigen Fieber / verhütet bösen Lufft / und treibt den Schleim / Sand und Stein der Nieren auß. Etliche brauchen es under die Gurgel-wasser. Leinen tüchlein darinn genetzt / und über die Wunden gelegt / laßt keine Entzündung darzu schlagen: auff gleiche weiß gebrauchet / ist es gut wider alle Hitze (Carbunckel / Pestilentz-blatter / offene Schäden der beinen mit faulem Fleisch / Glied-wasser / sausen und brausen der Obren.) zu den Carbunckeln und Pestilentz-blattern. Diß Wasser dienet zu den bösen offenen Schäden der Beinen / darinn sich faul Fleisch erzeiget. Ist auch gut wider das Gliedwasser / damit gewaschen. Wider das sausen und brausen der Ohren soll man ein wenig in die Ohren tropffen lassen / wie solches Herr Braunius berichtet. Auß den aussersten grünen Nußschelffen wird ein Safft in den Apothecken gemacht / so man Roob nucum nennet / auff solche weiß: Nimm der grünen Schelffen von den Nüssen / die zerstoß und trucke den Safft auß: dessen nimm ein halb pfund / geläuterten Honig ein vierlings pfund / siede beydes zu der dicke eines Saffts. Es ist dieser Safft sehr (Hals-geschwär.) nutzlich wider die Halß-geschwär / so man sich mit Braunellen-wasser damit gurgelt / wie solches vorgemeldter Herr auch bezeuget. (Gut Gurgelwasser.) Oder man kan folgendes Gurgel-wasser machen: Nehmt Haußwurtzen-stäudelein 2. hand-voll / 6. lebendige Krebs / stoßt sie under einander in einem mörsel / truckt den Safft herauß / vermischt damit 6. loth Kingerten-blust-wasser / und 3. loth diese Nußsaffts: dieses Gurgel-wasser ist eines der sichersten und besten / so man machen kan; man mag entweder offt warm damit gurglen / oder es lassen in Hals sprützen. Wenn nur ein schleim ohne Entzündung in dem Hals / kan man ein wenig Eßig oder Salpeter darunder mischen. Wie die unzeitigen Nüß sollen eingemacht werden / ist fast jedermann bekandt. Man (Nüsse einzumachen.) gebrauchet sie nicht viel zur Artzney / sondern zu einem Lust / deren des abends nach dem Nachtessen mit einem Schlaff-trunck zu geniessen. Nach Herren Agerii meinung sollen sie gegen St. Johannis Tag abgebrochen / ehe daß sie inwendig hart sind / und schalen gewin̅en / mit einem spitzigen holtz durchlöchert / und kreutzweiß durchstochen werden: alßdenn auff 9. oder 10. Tag in ein frisch wasser gelegt / welches aber solle des tags einmal oder zwey erfrischet werden / so lang biß die Nüß ihren bitteren Geschmack verlieren / darnach geschälet / in einen kessel gethan / und gemählich gesotten / biß sie lind und mürb sind; ist aber sonderlich acht zu haben / daß sie nicht zu lang sieden / und gar zu einem Muß werden: trockne sie denn wohl auff einem sieb / und besteck sie mit Zimmet und Nägelein: mache einen Syrup darzu von Honig oder Zucker / laß ihne zu rechter dicke sieden: wenn du ihne abhebest von dem fewr / so lege die besteckten Nüß darein / laß erkalten und beschwäre sie / daß sie nicht empor schwimmen / ziehet denn der Syrup etwas Feuchtigkeit an sich / so laß sanfftiglich ob einem linden kohlfewer sieden / biß der Syrup dick genug werde. Etliche bestecken die Nüß nicht / vermischen aber gut Gewürtz / als Zimmet / Ingber / Nägelein / Muscatnuß / Galgan / Cardamömlein und Cubeben / rein gestossen under den warmen Honig oder Zucker / und legen (böser Lufft. Kalter Magen / schwache Däwung.) ihre Nüß darein / ist nicht eine böse meinung. Diese eingemachte Nüß erwärmen den erkalten Magen / befördern die Däwung / und stärcken den Menschen / bewahren ihne auch vor gifftigem schädlichem Lufft. CAPUT LXI. Indianische Nuß. Nux Indica. Namen. DIe Indianische Nuß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nux Indica, Palma Indica, Nucifera, vel Coccifera, C. B. Italiänisch / Noce di India. Frantzösisch / Noix des Indes. Spanisch / Coco de Indias. Englisch / Indian nut. Niderländisch / Indische noot. Gestalt. Die Indianische Nüsse oder Meernüsse sind in den Apothecken wol bekant: kommen
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Indianische Nuß. Nux Indica. ???(Judianische Nuß.) (Die bartichte schale.) (Die harte schale.) (Der Kern.) (Ein besonder In dianisch Nüßlein.) von einem Baum / welcher sich den Palmen vergleicht / und bereits oben under den Geschlechtern der Palmen / under dem titul Palmæ Indicę cocciferæ, beschrieben worden. Die Früchte sind sehr groß / hangen an dem Baum wie Melonen / in grossen Rinden verwahret / außwendig schwartzroth / hart und zähe / inwendig aber haben sie eine solche substantz / welche zwischen den Fingern verrieben / gleich wie Haar empfunden wird. Unter dieser Rinden ligt eine andere dreyeckichte / haarlockichte oder bartichte schale / die ist vornen anzuschen fast wie ein Menschen-antlitz / sehr hart wie ein horn / darinnen stecket der Kern / so groß alß ein Ganß-ey / ist leer und hol / eines Fingers dick / weißlicht / zähe / fett / süß am Geschmack / wie Butter / und ist mit einem dünnen rauchen häutlein bedeckt / das eine farbe wie die bartichte Schale hat. Hie besten sind / welche frisch und inwendig einen süssen safft geben. Eigenschafft. Diese Nuß hat viel ölichte / aromatische mit flüchtigem saltz temperirte theil bey sich / dadurch sie die eigenschafft hat zu wärmen / zu stärcken / das flüssige schleimerige Geblüt zu erfrischen / die Ledensgeister zu erwecken / das Hertz und Magen zu stärcken. Gebrauch. Die eingemachte Indianische Nüsse / welche zu uns gebracht werden / stärcken das (Schwaches haupt und magë. Nierenstein. Schwindsucht.) Haubt und Magen / mehren den natürlichen Samen / reitzen zu den ehelichen Wercken / treiben den Stein auß den Nieren / dienen den magern und schwindsüchtigen Leuthen / so man bißweilen ein stücklein darvon zu sich nimmet. CAPUT LXII. Mußcatnuß. Nux moschata. ???(Muscatnuß??? auffgeschnittë / daß man sehe a die innerste härteste Schalen. b Die Muscat-blüht. c Die äusserste grüne rinden.) (Ist eine gantze Muscatnuß.) (Der kern in der harten Schalen ligend.) (Der innerste kern oder Nuß ausserhalb der Schalen gantz.) (Zerschuitten.) (Eine lange Muscatnuß.) (Zer. schnitten.) Namen. MUßcatnuß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nux mochata, Nux myristica, Nux aromatica, Nucista. Italiänisch / Noce moscata. Frantzösisch / Noix muscade. Spanisch / Nuez muscada, nuez de especia. Niderländisch / noote muscate. Englisch / Nutweg-tree. Gestalt und Geschlecht. Es gibt der Muscatnussen etliche Geschlecht und Gattungen. 1. Das erste Geschlecht ist die gemeine runde Muscatnuß / Nux moschata fructu rotundo, C. B. Nux aromatica fœmina, I. B. Deren Baum den Pfersing- oder auch den Birnbäumen nicht gar ungleich kom̅t; hat eine äschgrawe Rinde und viel braun???öthlichtes Marck in seinem löcherigen boltz: ist mit vielen ästen gezieret / an denen glatte / schön grüne / dünne / und da man sie mit Fingern zerreibet / lieblich riechende länglichte blätter häuffig von kleinen stielein wechselweise herunder hangen / welche gedörrt annoch eine aromatische und gewürtzichte schärffe und tugend haben. Seine Blüthe ist dem Birn- oder Kirschen-blust an grösse und farbe gleich / fallt gern von dem Baum / und hat wenig geruch. Wenn die blüthe abgefallen / so erscheinet erstens die äusserste schalen oder hülsen der Frucht / runtzlicht / grün / rauch und dick; welches mit zunehmender runder Frucht zugleich fortwachset / und da die Frucht reiff zu werden beginnet / mit vielen purpurfarben und goldgelben flecken underscheiden wird / fast wie bey uns die Marillen / oder Pferfing auch zu thun pflegen. Diese Frucht wachßt in der grösse der Zuckerbirn; In der zeitigung thut sich ihr rauche äusserste schalen von einander / und zeiget also die mit jhrer schönen purpurfarben [127] Muscat-rinde oder Blüthe / Macis, umbhülte Nuß; welche denn also außgehoben / gesamlet / und verkauffet wird. Daß hiemit die Muscatnuß mit drey schalen oder hülsen überzogen / davon die ausserste dick und grün: die mittlere weiß / dünner / erstlich purpurfarb / hernach goldgelb / so man Muscatblust nennet; die dritte und innerste / hart und höltzern ist. Wiewol bißweilen die mittlere manglet / wenn die Nuß sehr geschwind zunimt / ehe die Blühte ihre stärcke erlanget. Dieser Baum wachßt von sich selbsten häuffig / in der under dem AEquatore ligenden Insul Banda, welche drey meilen lang / und eine breit geschätzet wird: grünt und blühet immer / und tragt deß Jahrs dreymahlen Früchten / welche meistens in dem Augst- und Herbstmonat / wie auch in dem Mertzen / und denn nach dem das wetter günstig / auch in anderen Monaten eingesamlet werden / und weilen mehr und weniger reiffe Früchten auff den Bäumen sich finden / als muß man die allerreiffesten außwehlen / denn sie sich sonsten nicht wol halten lassen. Die gesambleten / und von ihrer aussersten mürben schalen erledigten Nüsse dörret man an der Sonnen / wenn sie dürr / so sönderet man die Muscatblüthe sampt der inneren schalen davon / und waschet die Nüsse hernach mit Kalck-wasser / als dadurch sie am besten vor aller fäulung bewahret werden. Auff bemelter Insel Banda werden die Muscatnuß in solcher menge gefunden / daß gantze Schiffe damit beladen / und durch die Niderländischen Kauffleuth fast die gantze Welt dadurch versorget wird. Die Einwohner dieser Insul pflegen auch viel solcher Nüssen ehe sie reiff worden / sampt den grünen schalen in zerlassenem Zucker zu legen / und einzumachen / und als die besten confecturen in gantz Indien zu verführen / wie sie denn nicht nur sehr anmüthig zu essen / sonderen auch wegen ihrer aromatischen tugend dem Hertzen und Magen treffliche krafft geben. Diese Nüsse werden von underschiedlichen Vöglen gefressen / sonderlich aber von einer gewissen art weisser Tauben / welche die Nüsse sampt dem Mußcatblüthe verschlingen / und deßwegen von den Kauffleuthen Neut-erters / Nußfresser genennet werden: Diese Vögel aber geben die Nüsse ohne die blüthe unden wider gantz von sich / welche / da sie alsdenn auff fruchtbahres Erdreich fallen / viel geschwinder aufwachsen als die gepflantzten Nüsse / ihre Früchten aber sind der fäulung auch eher underworffen. Das andere Geschlecht ist die ablange Mußcatnuß / Nux moschata fructu oblongo, C. B. Nux myristica oblonga, sive mas, Ger. Nux aromatica mas, I. B. Pala Metstri Moluccensibus, Raij. deren Baum hat offt eines schuhes länge / und 3. zoll breite / dicke / oben graulichte / unden hell oder gläntzend grüne blätter. Die Nüsse sind grösser / als des vorigen Geschlechts / ablang und fast viereckicht / welche nicht wie jene auß den geläichen / sondern von den gipflen der ästen hervorwachsen. An kräfften aber ist diese Nüsse der vorigen bey weitem nicht zu vergleichen / deßwegen solcher Baum für ein wilde art von vielen gehalten wird. Auch seine blüthe / obwohlen sie dürr eine schönere farbe als der vorigen behaltet / hat dennoch gar einen geringen theil deren kräfften / welche die obige besitzet. Ob aber nicht diese unkräfftige blühte / mit der vorigen vermischet / und also verfälschet / den unverständigen verkaufft werde / lasse ich an seinem ort gestellet seyn. Eigenschafft. Das erstere alß das bessere Geschlecht der Mußcatnuß hat / wie nicht weniger die Muscatblüte / viel ölichte mit flüchtigem geistreichem saltz vermischte theile / neben einer irdischen substantz in sich / derowegen solche Nüsse und blüthe eine aromatische / oder gewürtzichte wol erwärmende und trucknende eigenschafft und natur haben / das Haupt / den Magen und die Mutter stärcken / gelind zusammenziehen / auch schlaf bringen / und schmertzen stillen / die Wind zertheilen / die Däwung befürderen / den Ohnmachten / und dem Hertzklopffen widerstehen / das Erbrechen und Ruhr stillen das Gesicht und die spannaderen stärcken. Die besten Nuß sind / welche safftig / schwer / nicht wurmstichig / rund / äschenfarb / und röhtlich erscheinen / auch einige durchhinlauffende weißlichte striemen haben. Gebrauch. Etliche Medici gebrauchen die dürren Mußratennuß lieber alß die frischen auß India zu uns gebrachten / und mit Zucker eingemachten / dieweilen sie nicht so bald wie diese das Haupt zu starck angreiffen / daher alß auff ein zeit nach dem bericht Matthiae Lobelii in Observat. stirp. pag. m. 570. ein fürnemme Schwangere Fraw in Engelland der safftigen frischen Muscatennuß gelüstete / vnd sie derselben bey zehen oder zwölff geessen / ist sie davon im Kopff gar toll / wie truncken worden. Jacobus Bontius in notis ad Garc. ab hort. Aromat. Histor. cap. 20. vermeldet / er habe etliche gesehen / die von dem vielen gebrauch der frischen Muscaten-nüssen in grosse Lebens-gefahr kommen / denn sie mehr als ein tag an der Schlaffsucht unbeweglich darnider gelegen seyen. Die Inwohner der Insul Banda kochen auß der grünen schalen der Muscatennüß ein Gemüß / gibt ein geschmack von sich / wie bey uns das Gemüß von sauren gekochten Aepffeln / und bringet auch ein starcken Schlaff. So man wil / kan man in Teutschland die Muscatennüß also einmachen. Nimm der frischen Muscatennüß / lasse sie zehen tag in einer starcken laugen einbeitzen / biß sie weich werden / alßdenn schabe das äusserste Häutlein davon / und wasche sie biß die lauge nicht mehr an ihnen gespühret wird hernach trückne sie und schütte Zucker darüber / der zur dicke eines Sprups gekocht seye. Morgens und abends vor der Mahlzeit davon (Wind / kalter zustand des magës und der mutter / Schwache Leibesfrucht.) genommen / zertheilen sie die Wind / dienen wider die kalte Zuständ des Magens und der Mutter / und stärcken die schwache Leibes-frucht bey schwangeren Weibern. Ein Muscatnuß gestossen / dar zu 12. loth Rosenhonig / und 4. loth Brantenwein gethan / miteinander langsam gekocht / biß der Brantewein verrochen / darvon alle [128] Morgen nüchter 3. Löffel-voll genommen / (Schmertzë des magës.) milteret nach dem Bericht Petri Matthioli wunderlich den Schmertzen des Magens und der Gedärmen / so von Kälte und Winden verursacht worden. Wenn zu Venedig ein Fraw in gefährlichen (gefährliche Kindesnöth.) Kinds-nöthen liget / geben die Weiber allda ihren von der Muscatnuß ein. Johannes Bauhinus tom. I. Histor. plantar. univers. lib. 3. cap. II. schreibt / als er in Italien von Florentz auß nacher Hauß zu Fuß gewollt / und auff den Apenninischen Bergen viel wasser getruncken / habe ihne einsmahls (Leibweh. Grimmen. Bläst.) ein starckes Leibweh oder Grimmen angegriffen / also daß der Bauch von aufftreibung der Blästen geschwollen wurde: nachdem nun sein Reiß-gespan / Oswald Gebelkofer / nachmahls Ihro Durchleucht Hertzogen zu Würtenberg Leib-Medicus ihme etliche Muscaten-nüsse mitgetheilt / und er von denselbigen geessen / haben die Schmertzen alsobald nachgelassen / und sie beyde ihre Reise glücklich vollendet. (Blöder Magen. schwache Mutter.) Man destilliert auß den Muscatennüssen / weis Brot und starckem Wein / in dem Balneo Mariae ein Wasser / welches den blöden Magen und schwache Mutter stärcket / so man morgens und abends ein löffel-voll darvon nimmet. (Durchbruch. Ruhr.) In den Durchbrüchen und Ruhren / da kein Fieber mit ist / wird man die geschabene Muscatnuß / mit rothem altem Wein vermischet / sehr kräfftig und mutzlich finden. Also laßt sich auch von Muscatnuß / Armenischer zubereiteten Erden / praepariertem Dracken-blut / geschabenem Blutstein / und Tormentill-wurtzen ein Pulver machen / welches nach belieben mit Zucker versüsset / morgens und abends eines halben oder gantzen quintl. schwär eingenommen / die gemeine weisse oder gilbe / ja auch die rothe Ruhr stillen kan. Zu gleichem zweck (rothe Ruhr.) kan man das geschabene Pulver bißweilen auff ein halb quintl. schwär mit einem lindgesottenen Ey geniessen. Die sorgfälligen Weibsbilder nehmen zuweilen ein stuck geschnittenen Brots / rösten es auff der gluth / tuncken es in ein kräfftiges Magen- oder Mutter-wasser / bestrewen (Grimmen. Ruhr. Frucht in Mutterleib stärckë. frühzeitige Geburt.) es hernach mit dem Pulver von der Muscatnuß / und schlagens also warmlicht über den Nabel; stillet das Grimmen / und allerhand Ruhren / stärcket die Frucht in Mutter-leib / und verhütet die frühezeitige Geburt. Wenn man ein tropffen oder zwey von dem destillierten Muscatblust-öl mit den purgieren den Pulvern vermischet / so werden sie dadurch lieblicher / erwecken keinen grossen widerwillen in dem Magen / und verhinderen die von der Purgation sonst entstehende Grimmen erweckende Wind. Auff folgende weiß kan man gute Magentreßneyen (Magen blödigkeit.) machen: Nemt verzuckerten Aeniß / Fenchel / Coriander- und Küm̅elsamen / weissen Ingwer jedes 8. loth / der besten Zimmetrinden 2. loth / Calmuß-wurtzen 1. loth. Mußcatnuß ein halb loth / zerstoßt alles groblicht under einander / davon kan Morgens nüchtern zu stärckung deß magens / und nach (Wind.) dem essen zu verhütung der winden geessen werden. Oder / nemt deß besten Zuckers ein und ein halb Loth / Muscatnuß I. quint. Muscatblüst I. halb quint. Gewürtz-nägelein / Galangen-wurtzel jed. I. und ein halb quint. weissen Ingwer 80. gran / Coriander-samen ein quintl. rothe Rosen 40. gran / weissen Zucker 2. Pf. zerstoßt alles under einander zu reinem pulver; von welchem auff einer gerösteten / und in gutem starckem Wein geweichten schnitten Brot etliche messerspitz voll offt / (Flüsse. verstopfft Miltze.) zu stärckung deß schwachen Magens / verhütung allerhand schädlichen Flüssen / eröffnung deß verstopfften Miltzes geessen werden. Oder nemt Zimmet / Nägelein / gedörten Mayoran / Mußcatnuß / und der geschabenen gelben äussersten haut von einer frischen Pomerantzen / jeder gattung nach belieben / zerstoßt alles mit genugsamem Zucker gantz rein undereman der / und brauchis wie obiges pulver. (Blödes Haupt / stinckender Athem / schwaches Gesicht / Hertz / Magen un̅ Leber / auffblasen Miltze / versteckung des harns / bauchfluß / rothe Ruhr / Erbrechen und Würgen des Magens. Bläste in den Därmen / Erkaltung der Mutter / schwindel.) Die Mußcatnuß im mund gekewet und genossen / stärcket das Haupt / macht ein wolriechenden Athem / erkläret das Gesicht / gibt krafft dem schwachen Hertz / Magen und der Leber / wehret dem auffblasenen Miltz / und treibet den Harn: ferners stopffet sie / stellet den Bauchfluß / rothe Ruhr / das erbrechen und würgen des Magens: Sie zertheilet die bläste in dem Gedärm / dienet den Weiberen wol / welche an der Mutter erkaltet / so in diesen Zuständen ein halbe Mußcatnuß zerstossen / in einem trunck weissen oder rohten Weins in zwey oder dreymal eingenommen wird. Man zersticht eine Mußcatnuß mit einem Pfriemen / darnach beitzet man sie ein Tag und ein Nacht im rothen Wein / letstlich bratet man sie ein wenig über den kohlen / solches ist für den Schwindel eine kräfftige Astzney. Ein dienstliches Magenpflaster: Nim̅ des besten Mithridat / streiche ihn fein dicke auf Leder einer halben hand breit darnach strewe Mußcat-pulver darauff / und lege es über (Erbrechen und Auffstossen des Magens.) den Magen / ist gut wider das Erbrechen und auffstossen des Magens. Es wird auch in kleinen Fässern mit einer oder zwey Mußcatnuß dem Wein mit viel grösserem Nutz eingeschlagen / denn mit dem Schwefel. (Wehtagen der Glieder und Sennader von Kälte / Erbrechen des Magens / Grimmen / Lenden-Grieß / Schwachheiten der Mutter.) Das außgepreßte Mußcaten-öl ist gut zu den wehtagen der Glieder und Senn-adern / so sich von kälte erregen. Ein wenig von disem öl in einer warmen Brühe zerlassen und eingenommen / dienet wider das Erbrechen des Magens / Grimmen / Lenden-grieß und schwachhei en der Mutter. Ist insonderheit den Kindern dienlich / die mit dem Grim̅en geplaget sind / so man sie umb das Näbelin darmit ansalber. Dieses öl ist das corpus oder der grund aller Balsamen / aber man muß zuvor Brantenwein darüber giessen / un̅(Grimmen der jungen Kinderen.) so lang stehen lassen / biß er dem öl allen aromatischen Geruch benommen / alßdenn laßt sich mit solchem öl ein jedes von anderen Kräutlein destilliertes öl tropffenweiß vermischen / und ein Balsam davon machen: vermischt man Zimmet-öl damit / so hat man ein Zimmet-balsam; vermischt man Nägelein- oder ein ander destilliert / öl / so hat man Nägelein- oder einen anderen Balsam. Gleiche Tugend hat auch das destillirte [129] Muscaten-nußöl / so man drey tropffen in einem Löffel-voll weisses Weins einnimmet (Kalter Magen / Wind / grimmen / stinckender Athem.) / denn es erwärmet den kalten Magen / stärcket denselbigen / verzehret alle böse Feuchtigkeit des Leibs / zertheilet die Winde / lindert das Grimmen / macht ein guten Athem / und ist behülfflich wider die gebrechen der Blasen. So die jungen Kinder mit Erbrechen des (Erbrechen des Magens und starcker Durchlauf bey jungen Kindern.) Magens / und einem starcken Durchbruch behafftet: Nim Quitten-öl und Mastic-öl / jedes ein halb loth / außgepreßtes Muscaten-öl I. quintl. damit solle man dem Kind des tags etlich mahl das Bäuchlein warmlicht anschmieren. Die Muscatenblüth gibt einen lieblichen geruch / scharffen geschmack / und gelbe Farb von sich. Sie hat gleiche kraft wie die Muscatnuß selbst / aber dieweil sie an der substantz (Bläst / Hertz-zitteren / kalter und schwacher Magen.) subtiler / ist sie auch kräfftiger zu allen obgenanten Gebresten / zertheilet sehr die bläste / und dienet wohl für das Hertzzittern: fürnemlich aber wird die Muscaten-blüth gebrauchet den kalten und schwachen Magen zu erwärmen und zu stärcken / sie hilfft und befürdert die däwung / und verzehret alle böse Feuchtigkeit des Magens. Das öl so auß dem Muscaten-blüth destillirt wird / hat gleiche Tugend / wie das destillirte Muscatnußöl. Das Gummi vom Muscatnuß-baum / wird zu zeiten mit anderen Specereyen von den Portugalesern in Italien gebracht; ist schön roth / riechet über die massen wol / so man es anzündet. Johannes Baptista Montanus meldet / daß er offt erfahren habe / wie es so eine kräfftige und gewisse Artzney seye / die schwachen Glieder in der Gliedsucht und dem Podagra zu stärcken.

CAPUT LXIII.
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Haselnüsse. Nuces avellanae. Namen. HAselnuß heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nux avellana, Nux Pontica, Nux Praenestina, Nux Herculea. Italiänisch / Noccivola, Nocello, Avellane, Avellana. Frantzösisch / Noisette, Avelaine. Spanisch / Avellana. Englisch / Haslenut / Filberdnut. Dänisch / Heßle. Niderländisch / Haselnoot. Die Hasel-staude heißt Lateinisch / Corylus. Italiänisch / Avellano, Noccivolo. Frantzösisch / Noisillier, Noisettier, Avelainier. Spanisch / Avellano. Englisch / Hasletree. Dänisch / Hesletroe. Niderländisch / Haselnoteboom / Haseler. Gestalt. Nach Herren Dümlers Bericht wird der Haselstrauch Nux avellana genennet / weil desselben Früchte nicht wie die Baum-nüsse abgeschlagen / sondern weil sie in ihren schalen fest stehen / abgebrochen oder abgerissen werden / denn in Lateinischer Sprach avellere, zu Teutsch abreissen, heisset: wiewohl Plinius meldet / daß sie vorzeiten Abellinae, Abellinische Nüsse / von der Statt Abellino in Campania genennet worden. Theophrastus heisset sie Heracleotische Nüsse / dieweil sie von der Statt Heraclea am Pontischen Meer in andere örter gebracht worden. Eben also ist es auch bewandt mit dem Namen / da sie Prenestinische Nüß geheissen / weil sie von der Statt Preneste / welche in der Romanischen gegend ligt / in andere Gärten kommen. Gestalten noch heutiges tags geschicht / daß ein gärtner ein frembdes Gewächs nach dem ort / von welchem er es bekommen hat / zu benamsen pfleget. Gleichmäßige beschaffenheit hat es mit den guten und langen Haselnüssen / welche man zu Nürenberg darumb Celler-nüsse heisset / weil sie häuffig umb das Kloster Cell bey Würtzburg wachsen / und von dannen Sträuche und Früchte gebracht werden. Die Haselstaude gehöret under die sträuche und niedrige Gewächse / welche schwancke ruthen treibt / an welchen rund zugespitzte / wolriechende Blätter wachsen / so im umbkreiß zerkerfft sind. Für die Blühte haltet man ins gemein die scharlach-farbe auß den Sprößlein der ästen vor dem Frühling sich erzeigende Zäserlein: eigentlich aber soll man die langlichten grünen Zäpflein / Julos, für die rechte Blüthe halten / welche / ehe sie abfallen / gelb werden. Die Früchten hangen büschel-weiß beysammen / und steckt eine jede Nuß in einer rauchen und hartlichten / grünen / sawrlicht zusammenziehenden Schelffen biß zu ihrer Zeitigung / da sich die Schelffe voneinander thut. Die Frucht oder Nuß ist entweder rund oder länglicht / außwendig hat sie ein holtzichte schalen / in welcher der Nußkern ist / welchen ein subtiles häutlein bedecket / so da entweder weiß oder roth / der kern aber ist weiß / und eines süssen lieblichen Geschmacks. Die Nüsse sind mancherley / etlich wild / etliche zahm. Die wilden sind rundlicht / wachsen in wäldern / hecken und büschen / werden aber verbessert / wenn sie in gut Erdreich versetzet / und fleißig geschneidet werden / [130] haben ein weisse schalen / welche nicht durchgehends mit der schelffen bedecket. Solcher sind vielerley Art / nemblich Gemeine / welche klein und überall in Wäldern und Hägen anzutreffen: und Spanische / welche groß / rund / und in Hispanien für sich selbsten wachsen / bey uns aber in den Gärten gepflantzt werden: man pflegt sie auch Italiänische Haselnüsse zu nennen. Casp. Bauhinus nennet sie Amygdalas sativas fructu rotundo maximo. Die zahmen sind länglicht / und werden Lampertische Nüsse geheissen / sind theils roth / theils weiß am häuslein. Die rothen nennet man Ruhr-nüsse / weil man sie wider die rothe Ruhr gebrauchet / so man aber derselben unzeitig zu viel isset / können sie auch die rothe Ruhr verursachen / sonderlich bey der jungen Bursch / so des Naschwercks begierig sind: die weissen werden Celler-nüsse geheissen / von dem zuvor gedachten Würtzburgischen Kloster. Die Haselnuß-sträuche wachsen zwar an allen orten / und achten nicht / wie der Lufft oder das Feld beschaffen / jedoch schadet ihnen ein guter grund nicht / sondern kommen in demselben wohl fort / sonderlich wenn sie nahe an Bächen stehen. Beydes umb Zier und Nutzens willen werden sie in die Gärten gepflantzt / an die Geländer gebunden / und über die Sommer-hütten gebogen: sonst pflegt man sie Zeil- oder Wechsel-weiß / da sie andern Gewächsen nicht hinderlich sind / zu setzen: sonderlich taugen sie in die Häge / denn ihre Ruthen und Gerten lassen sich biegen und lencken. Sie nehmen auch vorlieb in den ecken und winckeln / die sonst wenig geachtet werden. Allein muß man wohl in acht nehmen / daß man sie vom übrigen holtz / und inwendiger bruth außbutze und schneide / so werden sie schön und fruchtbar. Die fortpflantzung der Haselnuß-stauden kan auff viererley weiß geschehen. I. Von der bruth / so unden von der Wurtzel wächset / die kan ruthen-weiß verpflantzet werden. 2. Können gantze Stauden außgegraben / dieselben zertheilet / und absonderlich versetzet werden. 3. Werden die Nüsse gesteckt / und davon sträuche erzeuget / welche weiß zwar etwas langsam hergeht / aber man ist gleichwohl der Frucht versichert. 4. Weil die Haselnuß-stauden zähe und lange ruthen haben / die sich biegen lassen / so können sie auch mit eingraben fortgebracht werden. Man grabet nahe an der Stauden eine grube / sencket die ruthe darein wie ein Weinreben / scharret sie zu / und läßt den gipffel herfürgehen: Solcher wachst in die höhe / und die ruthe treibet Wurtzel unter sich / wenn man dessen versichert ist / so wird die ruthe vom Mutter-stamm abgelöset. Worauß klar und offenbahr / daß ihnen die peltzung nicht anständig. Die Pflantz- und Versetzung der Nüsse und Sträuch / kan im Herbst umb Allerheiligen-Tag / bald nach abgang des Sommers / vier Tag vor dem Newmond fürgenommen werden / denn hierzu die Herbst-zeit / gleich wie zu allem Stein-obst am bequemesten. Wenn die Haselnuß-stauden sehr dick / hoh gewachsen / und alt worden sind / so erfolget gemeiniglich / daß die Frucht daran nicht mehr gerahten / und nicht so vollkommen sind als zuvor / sondern hölerich und wurmicht werden / das ist ein Merckmal / daß der Stamme krafft- und safftloß werde / darumb ist der nächste Weg / solche alte stämmer außzuhawen / damit sich der stock mit newen Zweygen wider verjüngere. In den Niderländischen Stein-gruben / da man die Stein-kolen gräbt / da erzeigt sich ein dünnes / fliegendes Lufft-fewr / welches in den Gruben oder Schächten hin und wider lauffet / und umbschweiffet oder schwebet: so man aber nach demselben mit Hasel-ruthen / Stecken oder Gerten schläget / so gibt es die flucht / und schwinget sich davon. Doch sind die jenigen / so es also wegschlagen und verjagen wollen / mit gantz weissem Gewand angethan / und dasselbe muß von gantz newer / sauberer leinwad sein / so niemahls gewaschen und auch nicht abgetragen ist: denn an einem solchen Kleid oder Gewand kan diß schwebende Lufft-fewr nicht hafften. Die natürliche ursach / daß solche Fewrflammen / oder wie man es pflegt zu nennen Wischmännlein / mit Haselgerten vertrieben werden / ist diese; dieweil nemlich ein jedes Berg-wachs von feuchte wird genehret und erhalten: hergegen von deme / was trocken ist / vertilget und verlöschet. So denn die Hasel-ruthen truckner Natur ist / also wird sie umb so viel desto bequemer solches Fewr / so vom Bergwachs seinen ursprung hat / vertreiben und löschen. Eben solcher gestalt thut auch das fewer in dem wunderbaren brennenden Heckelberg in Ißland / welches das werck oder kuder vom hanff und flachs nicht verbrennet / und doch das wasser in sich schlucket / verzehret und gleichsam außbrennet. Es wird von den Haselstauden auch die Wünschel-ruthe geschnitten / solches ist ein Haselruthe / welche in zwey zincken / gestalt einer Gabel gerad auß der Erden auffgewachsen / also daß an den beyden Zincken kein Nebenschoß oder Zweyglein sey / und solche ruthe wird in den Bergwercken gebrauchet / die Aderen und Gänge der Metallen damit zu suchen. Denn in welchem Stollen under der Erden Gold oder Silber ligt / da schlägt die ruthe / so man mit vortheil zu beyden Händen gefasset darüber trägt / bald under sich / und neiget sich gegen dem ort / da die Aderen und Gänge gedachten Metalls sich hinstrecken. Warumb aber allein die Haselstaude / und nicht auch die andern stauden oder bäume / so eben an denselben orten wachsen / eben solche krafft und würckung haben / als welche doch in demselben grund und boden erhalten / und vom Safft gleiches erdreichs ernehret und erquicket werden / solches ist ein verborgen Werck und Heimlichkeit der Natur. Es wollte denn seyn / daß der Haselstauden holtz eine sonderliche eingepflantzte zuneigung zu den Metallen habe / welche die natur solchem holtz einverleibt und darinn verborgen / und solches mögen alßdenn die Feuchtigkeiten des Erdbodens / welche mit des Metalls natur verwandschafft haben / noch mehr stärcken und vermehren: welche feuchtigkeiten die [131] Wurtzeln an den Haselstauden auß dem nahe ligenden Erd-grunde mit sambt der Nahrung / darvon sie wachsen / an sich ziehen und schöpffen; daß aber solches auß natürlichen ursachen geschehe / hat der fürtreffliche Naturkündiger P. Athanasius Kirckerus S. J. lib. 3. Mundi magnetic. part. 5. cap. 3. genugsam erkläret. Der Bauren einfältiges auffmercken hat dennoch wahrgenommen / daß / so man eine Schlang mit einem stecken oder gerten von Haselstauden schlaget / sie alsobald erstarre / sich außstrecke / und darauff sterbe. Daß nun die Schlange vielmehr von dem streich einer Hasel-gerten / als sonsten von einem andern könne erschlagen werden / solches geschicht daher / weil solche ruthe sehr schwanck ist / und der streich deßwegen die theil an der schlangen / da sie ihre klafft hat / desto gewaltiger und harter berühret / und die Gläich-beinlein am Ruckgrad / welche sie insonderheit antrifft / zutrennet und von einander schlägt: da wird alßdenn der Schlangen die krafft ihrer natürlichen bewegung entnommen / daß sie sich nicht mehr mit vortheil bewegen / noch in der Flucht for???kriechen kan / und muß also in kurtzer zeit auß grossem Schmertzen vor hunger und gantz krafftloß sterben. Die Vicentische Haselnüsse haben in Italien den höchsten ruhm / dieweil sie ein solchen anmütigen geschmack geben / daß sie schier mit den Pimpernüßlein können verglichen werden / denn in allen Haselnüssen nicht ein gleicher geschmack sich befindet / etliche sind süß / andere rauch / unanmüthig und hartlicht zu essen. Auf den Tridentinischen Bergen in Tyrol wachsen die wilden Haselnüßstauden in solcher grossen anzahl / daß man sie nach der zeitigung in Säck verwahret. In Franckreich stehen die Berg und Lustwälder voll dieser stauden. In Saffoyen bey Losanna und Lyon werden der grossen Haselnüsse angetroffen / auch in den Königreichen Dännemarck und Norwegen die Haselnüß mit solchem überfluß gefunden / daß sie zugleich in andere Landschafften verschickt werden. In Macedonien wachst die Haselstaude in der gestalt eines hohen Baums mit breiten blättern / und hangen die Nüsse dick beysammen / wie an einem grossen Traubenkam̅. Die Vngarischen Gesandtë von Ofen nach Constantinopel / haben ihne in Macedonien / und auff dem Thracischen Berg Harmo gesehen / under welchen Paulus Rubigallus ware / der solches Valerio Cordo erzehlete / wie er in Comment. ad lib. I. Dioscorid. cap. 180. berichtet. Ein sonderbare art der Haselnüssen findet sich zu Constantinopel / welche von dem Türckischen Käyser alda / und den fürnemsten am Hoff für einen köstlichen Schleck gehalten werden: wird von J. Bauh. Avellana Byzantina, von C. Bauh. aber Avellana peregrina humilis genennet. Carolus Clusius Lib. I. rarior. plantar. Histor. cap. 7. beschreibet sie also. Diese Haselstaud wachset in der Türckey nicht über einer elen hoch: die äussere hülsen an der Frucht ist groß / dick / in vier theil zertheilt / und mit einer harten rauchen Wolle überzogen. Die Frucht vergleicht sich mit unseren Haselnüssen / scheinet aber kleiner zu seyn / und ligt in einer harten schale. Die frembde purgierende Haselnuß Avellanam purgatricem, C. B. Park. purgatricem novi orbis. J. B. beschreibet Carolus Clusius in notis ad Nicolai Monardi Histor. simpl. medicam. cap. 47. also. Diese Haselnuß ist mit einer zähen und weichen Rinde bedecket / welche theils aschenfärbig / theils schwartzlicht scheinet: nach derselbigen sihet man ein andere schale / die nicht so dick ist wie der gemeinen Haselnuß / und den Kernen begreifft / welcher weiß / hart / mit einem dünnen häutlein überzogen / und an der grösse und geschmack mit unseren Haselnüssen übereinkom̅t. Die gantze Nuß ist auff einer seiten etwas glatt. Nicolaus Monardes vermeldet / daß diese Frucht ein purgierende krafft habe / daher sie die versetzte Gallen und Schleim oben und unden außtreibe: man gibt sie von einem halben biß auff ein gantzes quitlein / und bratet sie zuvor / damit sie etwas schwächer würcke. Sie wachset in der Insul St. Dominici / und wird alda von den Spaniern und Indianeren zimlich gebraucht. Indianische Haselnüsse. Nuces Avellanae Indicae. (I. A. Die gantze Nuß.) (B. Die an dem underen theil zerschnittene Nuß.) (C. Die mitten entzwey geschnittene Nuß.) (D. E. Die haarige Schale der Nuß.) (2. a. Die andere offene Nuß.) (b. Ihr auß sere Rinde oder Schalen.) (3. ???. Die offene Schale der dritten Nuß.) (???. Ihr außgehobener Kern.) (* † Etliche andere gattungen der Indianischen Haselnussen.) In den Ostindianischen Landschafften und Königreichen hat es auch unter den vielen arten der Palmen-bäumen etliche / welche dergleichen Nüsse herfür bringen / so da wegen ihrer lieblichkeit zu essen / und gleichheit mit unseren Haselnüssen / Indianische Haselnüsse genennet worden / obwolen die Bäume / daran sie wachsen gantz keine ähnlichkeit mit unseren Haselstauden haben. Doctor Casparus Bauhinus hat in seinem Pinace underschiedlicher gattungen / deren Nüsse in unserer Figur vorgestellet sind / anregung gethan. Als da ist
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1. Die Guineische Nußpalmen / welche dergleichen Nußkernen in ihren Früchten Herfür bringet / Palma coccifera ex Guineâ, C. B. Avellana Indica, Lob. Tab. Avellanae Indicae species, Matth. Lugd. welche bereits oben an dem 64. blatt beschrieben worden. 2. Die Indianische Nuß / mit haariger oder gefotzelter schalen / Avellana angulosa villis obsita, si modò à priori, nimirum Palma cocciferâ Brasilianâ, diversa sit, C. B. 3. Der Indianische Palmenbaum / dessen sitzende Frucht Faufel genennet worden / Palma cujus fructus sessilis Faufel dicitur, C. B. Avellana indica, Matth. Faufel sive Areca, Garz. Avellana Indica, cujus fructus Areca, Acost. Caunga, H. Mal. Es ist dieser gattung deß Palmenbaums zwar bereits an dem 65. blat oben mit Namen gedacht worden weilen wir aber deroselben Nussen figur alhier beygesetzt / wollen wir zugleich die beschreibung des Baums kurtzlich beyfügen. Es ist dieser Baum starck / wächst etwan 40. biß 50. schuh hoch / hat ein schwartzlichte / ablange wurtzel / spannen dick / welche viel weisse / auch schwartzbraune neben- wurtzeln außstosset. Der Stamme ist bey der Wurtzel spannen dick / im übrigen mit einer hellgrünen Rinde bedecket / die Aest / oder vielmehr Blätter kommen je zwey auff einmahl creutzweiß auß dem Stam̅e herfür / also daß eines auß dem anderen scheinet herauß zu wachsen. Solche blätter umbfassen das obere theil deß Stammens / wie ein scheide ihren Degen / und geben also den gipffel des Baums ab; die ausseren blätter oder äste fallen nach und nach / wenn ihre wurtzeln oder füsse gebrochen / ab. Es sind aber solche blätter gestreimet wie floßfederen / oder als ein kam̅ gestaltet / deren innere rippe / worein die zähne der blättern gehen / oben auff etwas hol / unden rund und überal grün ist. Die Zähn aber diser blätter stehen creutzweiß gegen einander / und sind drey biß vier schuh lang / auch ohngefehrd vier zoll breit. Auff dem gipfel deß Baums kommen zwischen den blätteren / ja zwischen jedem blatt ein scheidenformige / ohngefehrd vier spannen lange kiste oder Schoten herfür / welche an dem inneren theil etwas hol / an dem ausseren aber erhaben / in dem übrigen glatt und gleich / anfänglich etwas weiß-grün / demnach aber gelbweiß. Diese Schoten begreiffen in sich die zweige oder schoß voll Blumen und Früchte: wenn nun die schoten durchwachst / so stoßt sie das / darauß sie gewachsen / hinweg / und alßden̅ kommen die zweige herfür / deren undere und dickere theile mit zarten Früchten begabet sind; die dünnere theile der schößlein aber erzeigen beyderseits kleine / eckichte / weisse blümlein / welche auß drey rauchen / spitzigen / und dicklichten blättlein bestehen / die in sich neun gelb-weisse / dünne fäserlein ohne gipffelein schliessen. Die Früchten so sie jhre vollkommene grösse erlanget / sind abläng-rund / oben und unden etwas dünner / mit einer dicken rinden oder schalen umbgeben / ihr fleisch ist braunroth / und begreifft in seiner mitte ein weisses marck / so der kerne oder samen ist. Wenn die Frucht noch jung und zart / so ist sie glänzend weiß / an weissen schößlein hangend / nicht rund / sondern eckicht / und zu meistem theil mit den ablang-rundlichten blättlein deß kelches umbfasset. Sie haben auch v. el dünnen / hellen / und zusammenziehenden saffts in ihrem fleisch verborgen: wie aber hernach das fleisch zunim̅et / also verlieret sich allgemach der safft / und wenn sich aller safft verloren / so beginnet das fleisch harter zu werden / und der inwendige kern zu wachsen: endlich wird die / das fleisch ohnmittelbar umbgebende Rinde / goldgelb / und ist annoch mit einer ausseren harten / dicken / erstlich zwar weissen / demnach grünlichten schalen bedecket. Die Frucht bekommet ein Monat / nach dem sie auß der Schoten zu schlieffen angefangen / den wasserichten safft; drey Monat hernach ist sie mit safft angefüllet; und nach sechs Monaten / ist das Fleisch der frucht hart. Im sibenden Jahr nach der pflantzung bekommet der Baum seine erste Frucht ins gemein / bißweilen auch / wenn das Erdreich wol fruchtbar / im fünfften oder sechßten Jahr; er dauret biß in das 50. Jahr / und darunder 30. Jahr in gutem flor. Die inwendige substantz deß Kernens ist mit weissen und röthlichten Aderen besprenget / gleich der Mußcatennüssen. Der Baum wächst nur in sandichtem Meerboden. Die grossen Herren in Indien essen bald täglich die Frucht dieses Baums / oder keuen sie in dem mund mit den blätteren Betle, und vermeinen dadurch einen lieblichen und guten Mund zu behalten: Sie soll auch das Zahnfleisch stärcken / die zähne vor der fäulung / und den Menschen vor Zahnwehe bewahren / den Magen stärcken. Wie denn auch durch die erfahrung bestätiget worden / daß bey denen Indianeren / welche dieß mittel gebrauchen / kein Zahnfäulung / kein Zahnweh / oder übler geruch deß Mundes zu finden. Was die Frucht an sich selbsten belangt / so gibt es deren verschiedene veränderungen / welche von Casp. Bauhino, auß dem Linschotano angezogen werden. So beschreibet auch Joh. Bauh. Hist. Plant. lib. 3. cap. 189. & 190. etliche dergleichen Indianische Nüsse / welche Früchten von diesem Baum zu seyn scheinen. 4. Der Ostindianische Palmbaum mit ablanger Frucht / so der vorigen ähnlich. Palma cujus fructus oblongus Faufel similis, C. B. Avellanae indicae genus oblongum, Lob. Clus. in Garz. Nux oblonga, quae Faufel cum suo involucro aequat, Lugd. Casp. Bauhinus hat diesen Baum under die Palmenbäum gesetzet / da er viel mehr zu dem Mußcat-nußbaum zu rechnen ist; wie er denn auch in Horti Malabarici Part. 4. tab. 5. pag. 9. genennet worden / Nux myristica major spuria Malabarica, s. Panam-Palka. Eigenschafft. Die Haselnüsse haben in ihren Kernen ein scharfflichtes / rauhes / und zusammen-ziehendes / in einem ölichten safft verborgenes saltz / dennenher sie die kählen rauch machen / und eine häisere erwecken können: sonderlich da sie außgetrucknet / in deme sie die trüsen deß halses zusammen ziehen / daß sie den zu anfeuchtung deß Rachens nöthigen Safft nicht von sich lassen können. Darumb ha [133] ben die Alten Kräuter-Historici solchen Nüssen eine mittelmässig warme / und truckene Natur zugeschrieben. Gebrauch. Dioscorides lib. 1. cap. 169. schreibt / daß nach etwelcher aussag / die schale oder schelffe der Haselnussen gebran̅t / darnach klein gestossen / mit öl vermischt / und der Kinderen Scheitel auff dem Kopff damit gesalbet / die grawen Augäpfel der Kinderen schwartz mache. Janus Cornarius bezeugt auch in Emblemat. ad libr. 1. Dioscorid. c. 139. Er habe durch öfftere erfahrung und proben wahrgenommen / daß dieses mittel mit der warheit übereinstimme. Die Hasselnüsse zu äschen gebrannt / und mit Schweinen schmaltz vermischt / hinderen (Haar außfallen.) das Haar außfallen / und machen es widerumb zu wachsen. Josephus Quercetanus sect. (Seitenstich / Bauchfluß. Rothe Ruhr / rother und weisser Weiberfluß.) 3. diaetet. polyhistor. cap. 3. berichtet / so man das rothe häutlein oder schelfe der Haselnüsse mit rothen praeparirten Corallen auf 1. quintlein schwer in Kornrosen-wasser eingebe / seye es ein bewährtes mittel für den Seitenstich: es wird auch wider den Bauchfluß / rothe Ruhr / und starcken rothen und weissen Weiberfluß gebraucht. Etliche füllen die lären schalen der Haselnuß mit quecksilber an / vermachen sie in wachs / oder überziehen sie mit rothem sammet / und binden sie mit einer schnur an den (Pest.) halß / sich damit vor der Pest zubewahren. Hercules Saxonia Lib. 10. Medic. pract. cap. 52. schreibet / es seye zu Padua in Italien die tägliche gewohnheit / daß die säugenden Weiber sich / so bald sie die Milch verliehren / (Mangel der Milch bey säugenden Weiberen.) von den Apoteckeren ein läre Haselnuß mit quecksilber anfüllen / und mit wachß widerumb zumachen lassen / wenn sie nun solche mit einer schnur an den hals binden / kommet ihnen die Milch nach wunsch widerumb. (Stich und Biß der gifftigen Thieren.) So man die Haselnüß-kern mit Rauten und Feigen zu einem pflaster stosset / und solches über den schaden legt / dienet es wider den Stich und Biß der gifftigen Thieren. Das auß dem holtz der Haselstauden destillirte öl wird sehr gerühmt wider die fallende Sucht / so man den Krancken ein paar tropffen in Lindenblust-wasser eingibet. Wen̅ man ein wenig Baumwollen mit etlichen (Fallende Sucht / Zahnschmertzen.) tropffen dieses oels anfeuchtet / und sie auff den Zahn leget / stillet es den unleidenlichen Zahnschmertzen. Aber man muß dieses holtz samlen / so die Sonn in Widder gehet / zween oder drey Tag vor dem Newmond / es hernach in kleine stücklein zerschneiden / eine gläserne Retorten damit halb anfüllen / und in dem Ofen bey offenem Fewr destillieren / so wird erstlich ein saurlichtes Wasser / und hernach das Oel in den Recipienten übersteigen / dieses Oel muß gesönderet / und über dem lebendigen Kalck in der Sand-capellen rectificieret werden: solle das rechte Oleum Heracleum Rulandi seyn. So man etliche Tropffen in ein paar Löffel-voll Tausend-Guldenkraut-wasser (Würm.) einnimmet / tödtet es die Würm / und treibet sie mit dem Stullgang fort / auch wenn man die lebendigen Würm mit diesem Oel besprenget / sollen sie davon sterben. In (Schwäre Geburt / Todte Leibes-frucht / Zuruckgeblieben bürdelein.) Melissen-wasser ein paar tropffen genommen / befürderet die schwäre Geburt / führet auß die todte Leibes-frucht und zuruck gebliebenes Bürdelein. Der weitberühmte Chymicus, Johannes Agricola in Chirurgia parva tractat. 5. p. m. 651. (Schaden von Zauberey.) berichtet / wenn ein verborgener Schaden / so von Zauberey herrühret / nicht auffbrechen wolle / und der Schmertzen immer ansetze / solle man nehmen Hunds-schmaltz 4. loth / Beeren-schmaltz 8. loth / Capaunenschmaltz 12. loth / Hasel-mispeln 2. handvoll: diesen muß man klein hacken und wohl stossen / daß er zu einem Safft werde / alßden̅ ihne in ein glaß thun / mit den schmaltzen vermischen / das Glas wohl vermachen / und zween Monat an der Sonnen stehen lassen / so werde ein grüner Balsam darauß / womit man die Bäulen und schmertzhaften Oerter salben kan / er zertheilet den Schmertzen bald: wenn aber der Schaden auffgehet / kan man ihne mit nachfolgendem Pflaster zuheilen. Nimm die wurtzel von dem grossen Faarenkraut 4. loth / das Kraut Widerthon / Daurant jedes zwo hand-voll / Eisen-kraut ein hand-voll / diese frische Kräuter hacke klein / und koche sie in Widerthon-wasser / darnach presse es auß / und thue das außgepreßte in ein Pfannen oder Hafen / darzu vermische Blut von einem jungen Hund 4. loth / rothe geriebene Corallen 2. loth / Wachs ein pfundt / Hartz auß den Haseln-stauden 2. loth / Terbenthin 4. loth / und mache es zu einem Pflaster. Wenn man aber erkennen wil / ob die Kranckheit von Zauberey herrühre / soll man nehmen reine Aschen von einer Hasel-stauden / und solche in ein Töpfflein thun / hernach muß der Krancke seinen harn darüber lösen / das Töpfflein wohl verbinden / und von sich selber an der Sonne außtrücknen lassen: darauff soll man die Asche herauß nehmen / und von einander brechen / wenn nun die Kranckheit von Zauberey herkombt / so werden in der Asche Haar herfür gewachsen seyn / wenn es aber ein natürliche Kranckheit ist / findet man im geringsten nichts / wie vorgemeldter D. Agricola berichtet. So man der Haselnüsse zu viel isset / beschwären sie den Magen / bringen Hauptwehe / und solches thun die dörren mehr als die frischen / wiewohl auch die frischen / so sie nicht wohl zeitig sind / und derer zu viel gebraucht werden / die rothe Ruhr verursachen / wie droben angedeutet. Haselnüsse geben nicht so gute nahrung / als die süssen Mandlen / weil diese ein gelinderes balsamisches Oel haben. (Hauptflüsse.) Gebratene Haselnuß mit ein wenig Pfeffer genutzt / zertheilen die Haupt-flüsse. Die Milch auß den Celler-Haselnüssen (Grieß / Schneide̅der Harn. Stein.) ist gut wider das Grieß und schneidenden Harn. Dr. Crato schreibt / wie daß nicht wenig derjenigen / so mit dem Stein behafftet waren / genesen seyen / wenn sie vor dem Imbiß- oder Nacht-essen / neün oder zehen Haselnüsse geessen haben. (Raud an den Armen und Händen.) Das auß den frischen Haselnüssen destillierte Wasser ist gut für die Raud an den Armen und Händen / damit gewaschen. Die Schalen umb etwas gebrannt / her [134] nach zu reinem Pulver gestossen / treibet nicht (Sand und Schleim der nieren.) nur sand und schleim der Nieren durch den harn / sondern erweckt auch den gebährenden einen Trang und Kindes-wehe / und beförderet (Kindsweh.) also die Geburt. Viel Wehmütteren (Pulver für die Wehemütteren.) haben zu solchem ende folgendes Pulver immer bey sich / und geben es den gebährenden Weiberen ein / wenn das Kind an der Geburt stehet / und keine krafft da ist zu gebähren. Nehmt der auff obige weise zubereiteten Haselnuß-schalen 1. loth / Venetianischen Borras / Zimmet jed. ein halb loth / Saffran 1. quintlein / Zucker ein halb loth. Zerstosset alles zu reinem pulver under einander / und gebt eines halben quintleins oder 40. gran schwär auff einmahl davon ein. (Reiß-kohle̅ der Mahleren zu machen.) Auß den Haselnuß-gerten pflegen die Mahler und andere Künstler ihre Reiß-kohlen zu brennen / mit welchen sie die erste Lineamenten zu reissen und zu mahlen pflegen. Der auff der Hasel-stauden wachsende Mistel gedörret / zu reinem pulver gestossen / und eines halben quintleins schwär offt eingegeben / (Fallende Sucht.) ist trefflich gut denjenigen / so mit der fallenden Sucht behafftet sind. Dieser Mistel wird kräfftiger geschätzet / als der Eichene Mistel. CAPUT LXIV. Eychbaum. Quercus. Namen. EYchbaum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Quercus. Italiänisch / Quercia. Frantzösisch / Chesne. Spanisch / Roble, Robre. Englisch / Oake. Dänisch / Eeg / Eegetroe. Niderländisch / Eycke / Eyckenboom. Gestalt und Geschlecht. Es gibt der Eychbäumen underschiedliche Geschlechter. 1. Ist der gemeine Eychbaum mit kurtzen und langen stielen / Quercus vulgaris brevibus ac longis pediculis, J. B. C. B. Wachst mit einem dicken / harten / geraden Stam̅en auf; ist mit einer dicken / vielspältigen / rauchen / inwendig röthlichten Rinden umbgeben: hat grosse sich weit außbreitende äste. Seine blätter sind lang / oben stumpff und nicht außgespitzt / auff den seiten aber mehrmaht weit eingeschnitten; welche anfänglich zart / und hernach dicker / glatt und sattgrün werden. Vmb St. Georgen tag schiessen die gelblichten / fäßligen / langen zäpflein mit dem Laub hervor. Nach solchen erscheinen Galläpffel und Blüt des Eychbaums. Gallae & Flores Quercus. alsobald die gantz kleinen purpurrothen zaserichten Blümlein auff ihren eigenen stielein: darauß wachsen hernach die in einem schüsselein sitzende Eychlen / drey oder vier auff einem dünnen / bald langen / bald kurtzen stiel. Diese Eychel haben an dem aussersten gipffel einen kurtzen / jedoch nicht gar spitzigen stachel; in dem übrigen sind sie eines herben zusammen ziehenden / rauchen bitteren Geschmacks / an der grösse und figur vergleichen sie sich den Oliven; die schüsselein worinnen sie stecken / bedecken und umbfassen kaum den dritten theil derselben. Ob aber die Eychlen deständig seyn / nimt man umb St. Jacobs Tag wahr / als umb welche zeit die Eycheln auß ihren schüsselein gedrucket werden. Ein jede Eychel hat nach dem schüsselein zwey häut; deren aussere eine zähe / harte schalen / die innere aber ein braunfarbiges bitteres häutlein ist. Dieser Eychbaum wird von etlichen für das Män̅lein gehalten / und ist bald kein Land zu finden / darinnen er nicht angetroffen wird. Dalechampius in Histor. Lugd. gedencket annoch deß Weibleins / so in felsichten und rauchen [135] orten wachse / und an den aussersten ästlein nicht ein weisse / wie das Mänlein / sondern ein röthlichte Rinden habe / beneben mit kleineren blättern / und Eycheln begabet seye. So hat auch Casp. Bauh. under diesem ersten geschlecht der Eychbäumen vielerley gattungen und underscheid in acht genommen; Eine mit breiten blättern / und kürtzeren stielen; so er Quercum Latifoliam marem brevi pediculo nennet. 2. Widerumb mit breiten blättern / langen stielen / kleinen Früchten; Quercus Latifolia foemina. 3. Den Eychbaum mit breiten immer grünenden blättern / dergleichen nach Clusii bericht in den Gebürgen Calpi, und denen so dem Freto Herculeo nahe sind / wachsen sollen / Quercus latifolia perpetuò virens. 4. Den Eychbaum mit langen stielen / Quercus latifolia longo pediculo. Der Früchten halben aber hat es vielerley gattungen / in dem etliche grosse / etliche kleine / etliche mittelmässige tragen. 2. Das andere Geschlecht ist der kleine Eychbaum / Quercus parva sive Phegus Graecorum & Esculus Plinii, Casp. Bauh. Phegus vel Esculus, J. B. Ist ein nidriger Baum mit einem gantz dicken stam̅en / stehet nicht sonderlich gerad auffrecht / hat eine wohl süsse Eycheln. Welche selten doppelt / mehrertheils aber einsam von jhrem stiel herfür wachst / und auff ihrem gipffel einen spitzigern stachel hat als die gemeine: läßt sich in dem übrigen essen / alß wie man die Castanien zu essen pflegt; wiewohlen sie viel gebrauchet / schmertzen des Haupts und Wind verursachen soll. 3. Ist die Hageyche / so in Oesterreich / Steyrmarck / und Dalmatien wächst / und runtzlichter ist / auch kleinere blätter und früchten bringt; dessen blätter nicht so breit / auch auff der einten seiten etwas weißlicht / oder grawlicht. Quercus foliis molli lanugine pubescentibus altera species, C. B. Robur II. Clusii. J. B. 4. Ein niedriger Eychbaum / oder Hageychen / welcher offt Manns-höhe nicht übersteiget / und viel Galläpffel in der grösse der Nussen hergibt. Quercus gallam exiguae nucis magnitudine ferens, C. B. Robur III. Clusii, J. B. 5. Ein gantz niedrige Hageyche / dessen blätter harter / kleiner / an den seiten nicht tieff eingeschnitten / sonderen nur gleichsam mit spitzigen Zähnen zerkerffe; auff einer seiten zwar etwas weiß / aber nicht wollicht: trägt auch Galläpffel / mit spitzigen ecken / welche aber bleicher an farbe / als die übrigen. Quercus foliis muricatis non spinosis, glande superiori simile, C. B. Robur IV. Clusii, J. B. 6. Ein Hageyche / so dem vorigen fast gleich / hat aber kürtzere / mehr gewundene / auch mit runtzlichterer Rinden umbgebene gerten. Seine Galläpffel sind kleiner / wachsen an den aussersten ästlein / sind glatt / ohne ecken / und schwartz-brauner farb. Dieses so wohl als vorhergehendes geschlechte wachsen in den Einöden des Königreichs Portugal umb Lisabona herumb; und wird von den Einwohneren daselbsten Carvalla genannt. Quercus foliis muricatis minor, C. B. Robur V. Clusii, J. B. 7. Ein Eychbäumlein / welches selten über ein Schuhe hoh wachset; hat kleine schößlein / so der gestalt nach den gemeinen Eychsprößlein durchauß gleich. Seine blätter vergleichen sich an der gestalt dem nächst vorher gemeldten geschlecht / sind aber etwas grosser. Clusius hat es umb Lisabona herumb häuffig gefunden. Quercus pedem vix superans, C. B. Robur VII. Clusii, J. B. 8. Ein Eychbaum oder Hag-eyche / so nicht über Manns-höhe steiget / vergleicht sich dem gemeinen Baum in dem übrigen; tragt kleine Galläpffel / die da gemeiniglich zwey / drey / und mehr beysammen wachsen. Wachst in Oesterreich und Dalmatien. Quercus humilis Gallis binis, ternis, aut pluribus simul junctis, C. B. Robur VI. Clusii, J. B. Dieses Geschlecht mag gar wohl zu dem anderen Geschlecht gerechnet werden. 9. Ein Eychbaum mit stachlichten Hülsen oder Schüsselein ihrer Eycheln / welche Schüsselein von Vallonia auß Dalmatien in Oesterreich gebracht / und von den Gerwern zu steiffung des leders / gleichwie bey uns die rinden des Eychbaums / gebraucht werden: sind groß und mit dicken / vielen / scharff-spitzigen stacheln umbgeben / von innen aber haarig. Quercus calice echinato glande majore, C. B. AEgylops, sive Cerrus mas majore glande, Park. 10. Ein Eychbaum / dessen Eycheln klein / und mit rauch-haarichten Häußlein oder Bächerlein begabet. Ist sonsten dem gemeinen Eychbaum an grösse und gestalt ähnlich; seine blätter hangen an langen / dünnen stielen; hat sonsten auch kürtzere und knorrichte ästlein. Die Bächerlein der Eycheln aber haben kurtze und dicke Stiel. Wachst in Dalmatien / auch in Oesterreich und Mähren häuffig. Haliphlaeos sive Cerrus foemina minore glande, Park. Quercus calice hispido, glande minore, C. B. Haliphlaeos putata, & Cerrus foemina Dalechampii, J. B. Johannes du Choul in Histor. Quercûs cap. XIV. vermeldet / daß zu seiner zeit in Franckreich in dem Lust-wald Tronsac unweit der Statt Bourges ein Eychbaum seye gefunden worden / von einer unbeschreiblichen länge und dicke / dahero auß Befehl Königs Francisci, er gleichsam mit einem Wall und Pallisaden oder Pfälen umbgeben worden / damit der König sich nach der Jagdt under diesem wunderbarlich schönen Baum öffters erlustigen könnte. Johannes Bauhinus tom. 1. Histor plant. univ. lib. 7. cap. 1. beschreibet diejenige grosse und zierliche Eyche / welche allhier zu Basel auff St. Peters Platz vorzeiten gestanden / auff folgende Art. Dieser Eychbaum hatte eine solche dicke / daß drey Männer ihne kaum umbfassen konnten: Sein Stam̅e ware kürtzer als eines Manns länge / von welchem sieben sehr grosse äste außgiengen / deren jeder die grösse eines gemeinen Eychbaums hatte / und sich weit außbreitete. Alle diese äste waren rings umb den Baum herumb mit dreyfacher ordnung höltzener Säulen undersetzt / deren die niedrigste ein Sechs-eck / die mittlere ein Neun-eck / die äusserste und höchste ein Sechzehen-eck formierte; also daß die weitbe [136] rümbten Philosophi und Medici, Conradus Gesnerus von Zürich / und Hieronymus Cardanus von Mayland / den umbkreiß dieser Eychen bey 100. schritten weit befunden haben; wie solches der erstere zwar in libr. de Hort. German. p. 275. der andere aber Libr. 6. de Rerum varietat. cap. 23 bezeuget. Obvermeldte grosse äste theilten sich in unzahlbare Neben-äste auß / die endlich in der mitte sich widerumb zusammen schrauckten / und eine zimbliche Hole machten / welche sich artig einer Schalen verglichen. Der srembde Ahorn / oder Maßholder-baum / under welchem Licinius Mutianus mit 18. Persohnen Mahlzeit gehalten / ware diesem Baum bey weitem nicht zuvergleichen / als der da weit mehr Persohnen under seinen außgebreiteten ästen fassen und überschatten konnte. Christian Wursteisen meldet auch in dem 6. Buch seiner Baßler-Bistumbs Histori / im 4. Capitel / daß als Keyser Friderich auff St. Peters Platz in Basel Anno 1473. ein Panquet angestellet / sein Hof-gesind ihr Abend-mahlzeit under diesem Wunderbaum eingenommen haben. In dem Jahr 1623 aber bey aufführung der newen Schantzen / und befestigung der Statt-mauren / ist diese schöne Wunder-eychen auß angeben deß frembden Schantzmeisters / nicht ohne sonderliches mißfallen einer Ehren-burger-schafft / umbgehawen worden. Bey den Römeren ware vor zeiten der gebrauch / von den blättern dieses Baums schöne Kräntze zu flechten / und diejenigen damit zu bekrönen / so einen Römischen Burger bey dem Leben erhielten. Also ware Scipio Africanus, nach dem er seinen Vatter / welcher bey dem Fluß Ticino mit Hannibale unglücklich gefochten / und von ihme verwundet worden / mit zwey solcher Kräntzen gekrönet / dieweilen er zugleich seinen Vatter / und einen Burgermeister von der Feinden Hände erlöset. Auff den blättern der Eychbäumen hanget sonderlich vor anderen der honigsüsse Thaw / welchen die Bienen gar fleissig abzuklauben / und in ihre häußlein einzusamlen wissen; daher sie auch Morgens frühe / wenn sie einen solchen Thaw riechen / hauffenweiß solchen Bäumen zufliegen / und den Thaw ablecken / ehe er von der Sonnen auffgetrucknet wird. Sonsten ist kein Baum / welcher mehreren mißgewächsen underworffen / als eben dieser Baum / welche mißgewächse / oder mißfrüchte fast sambtlich von dem fliegenden Gewürm herkom̅en; denn wenn die Mucken mit ihren gifftigen bissen / die häutlein der blättern / oder der zarten schößlein und kleinen ästlein dieses Baums durchstechen / oder auch ihre fruchtbahren eylein darein legen / so werden die versehrten zäserlein also von dem zufliessenden Nahrungs-safft deß Baums wider die Natur außgebreitet / und gebären ein solche mißgeschwulst / darin̅en hernach gemeinlich ein Würmlein oder Maden auffgehalten und verwahret / biß er sich in seine vollkommenheit bringet / und zu einer Mucke wird. Under dergleichen Mißfrüchten sind allervorderst auch wegen jhrer nutzbarkeit bekant / (Galläpffel.) die so genanten Galläpffel / Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gallae. Italiänisch / Galla. Frantzösisch / Noix de galle, deren viel gattungen sind / der grösse / figur / farb / gewicht / und rauchigkeit nach underscheiden: ins gemein / wie sie von den Krämeren verkaufft werden / sind sie rund / leicht / durchlöcheret / glatt / bißweilen etwas knorricht und uneben / eines rauchen zusammen-ziehenden irdichten geschmacks. In Engelland tragen die Eychbäume keine Galläpffel / sie wachsen in Böhmen / in Hispanien / auch in unseren Ländern / auß den stämmen und ästen der Bäumen ohne stiel hervor; und zwar mehrertheil deß Nachts / sonderlich da die Sonne auß dem zeichen der Zwillingen außgehet; deß Tags aber mag die Sonnenhitze verhinderen / daß sie nicht wachsen können: wie sie den̅ auch / wenn den folgenden Tag nach ihrem nächtlichen wachßthumb grosse Sonnenhitz ist / gemeiniglich dorren / oder doch zu keiner sonderlichen grösse kommen; in deme der / zu den von den würmen durchstochenen zäserlein oder fibern des Baums / fliessende safft von ausserlicher hitz mehrertheils verzehret wird / da er hingegen / wenn der Lufft etwas kühl / stehen bleibt / und erdickeret / hiemit nach und nach zu einem Galläpffel außwachsen kan. Die Hageychen sollen die besten und meisten äpffel geben; die weissen kommen geschwind in einer Nacht herfür / dorren aber auch bald wider: die schwartzen hingegen bleiben länger hafften / wachsen bißweilen groß auff und fälben mehr. Demnach bringet das Eychenlaub umb die Herbstzeit auff der underen seiten bißweilen auch kleine äpffelein wie Erbsen / sechs- oder siben an einem blatt / darinnen auch würme oder maden wachsen / so in dem folgenden Jahr / oder auch in warmer Herbstzeit in Mucken- oder Schnacken verwandlet werden. Solche Mißfrüchten werden von Joh. Bauhino genennet Pilulae foliorum Quercus, sind schwam̅icht / glatt / bleich / oder an dem theil / da die Sonne anscheint / roth / weich / eines saurlichten / zusammenziehenden geschmacks: in Engelland und Teutschland werden sie häuffig an dem Eychenlaub gefunden. Drittens wachsen auch an den grünen zweigen der Eychbäumen in dem Frühling schwammichte / weiche / safftige / sawre / und starck zusammenziehende Mißfrüchten / in der grösse gemeiner Baumnüssen / uneben hoggericht / weiß- oder gelblicht wie die Apffel / aber auff einer seiten mit schön rother farbe gezieret: haben würmlein in sich / welche sich darinn sonderbahre hölein zu ihrer wohnung außgegraben. Viertens wächst gemeiniglich im Herbst an den alten Eychen / nahe bey der wurtzel ein schwammichtes Gewächs / oder Excrementum, (so bißweilen auch umb Nürenberg herumb gefunden worden) welches zart / im anfang röthlicht / und endlich hart wie holtz wird: hanget gleich wie Traubenbeere umb die wurtzel herumb an einander / darumb es den namen Uvae Quercinae davon getragen; hat auch einen sehr herben zusammenziehenden Geschmack.
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Eychtrauben. Uva quercina. Endlich solle deß Mistels / Visci quercini, so auff dem Eychbaum auch wachst / nicht vergessen werden / welcher dem anderwerts beschriebenen Mistel zwar ähnlich / aber an Tugenden weit kräfftiger von vielen Medicis gehalten wird. Eigenschafft. Es hat der Eychbaum in allen seinen theilen ein vitriolisches / gelind zusammen-ziehendes saurlichtes Saltz / neben vielen irrdichten / und wenig ölichten theilen in sich. Daher er die Eigenschafft bekommen zu stopffen / zusammen-zuziehen / alle Blut- und Wasser-flüsse / Ruhren / rothe Ruhren / Samen-ergiessung / und dergleichen zumässigen und anzuhalten; dem dünnen flüßigen Geblüt ein bessere Consistentz zu geben / und den Haupt-flüssen zu steüren. In dem Eychenen Mispel stecket ein heimlich / scharfflicht / flüchtig und saurlichtes saltz / dadurch es die krafft hat zu eröffnen / zu durchtringen / und insonderheit die gifftige Wurtzel der Gichten und fallenden Sucht zu tödten. Gebrauch. Mit der geschabenen Rinden bereiten die Gerwer das Läder. Auß dem Holtz werden sehr viel sachen von Schreineren und anderen verarbeitet / weilen dasselbe mit dem alter immer härter wird. Die Schüsselein oder Bächerlein der Eycheln / wie auch die Schalen und Häutlein der Eycheln selbsten gedörret / geröstet / und zu pulver gestossen / dienen sonderlich wider (Rote ruhr.) die rothe Ruhr / wenn man auff ein halb quintlein schwer dem Patienten bißweilen davon / mit Muscatnuß und gebrannten Hirschhorn-pulver eingibet. Gleiche würckung hat auch die Eych-trauben / und der Eychen Mispel. Eychen-laub / Genserich-kraut / Chamillen-blüthe und Wull-kraut zusammen verhackt / in ein säcklein gethan / solches in milch oder wasser / darinnen ein fewrig Eisen abgelöscht worden / gesotten / und über den Affter warm offt geschlagen / stillet den (Trang in der roten Ruhr.) Arß-kützel oder Trang und Zwang in der rothen Ruhr / bey jungen und alten. Wo man aber solch säcklein in halb Eßig und halb Wasser kochet / und es hernach über (Mutterfluß der Weibern.) den underen Bauch laulicht leget mag es den starcken Mutter-fluß der Weiberen stellen. Eychener Mistel gedörrt zu pulver gestossen / und biß auff ein halbes / ja ein gantzes quintlein schwer offt eingenommen / dienet (Fallende sucht Blutflüsse / Ruhr.) nicht nur wider die / aller de Sucht / sondern stillet auch sonderlich wohl die Ruhren und starcke Blut-flüsse der Weiberen / sonderlich so man es in einem lind gesottenen Ey einnimmet. Auß dem Eychenholtz kan man durch die (Destillation deß Eychenholtzes.) Destillation auch einen saurlichten Geist / und ein stincken des Oel ziehen / wie auß dem Frantzosen-holtz: daher es auch an statt deß Frantzosen-holtzes in den Tränckeren wider die Frantzösische Sucht kan gebraucht werden. (Wundtinerur / oder Essentz. Essentia quercus. genant.) Wenn man über die zerhackten ersten Schößlein der Eychen in dem Frühling Brantenwein gießt / und an einem warmen ort etliche tag stehen laßt / so gibt es eine heilsame Wund-tinctur oder Essentz ab / von deren man innerlich offt biß auff 30. und mehr tropffen nehmen kan. Diese Essentz / durch abziehung wenig Brantenweins erdickeret / ist annoch kräfftiger: und da man denselben in Balneo arenae biß zur dicke des Honigs abziehet / gibt es ein Extractum ab / (Extractum toliorum quercus.) welches sehr gut ist mit andern anhaltenden Mittlen zu Pilulein zu machen / und wider die rothe- oder andere Ruhren / und Blutflüsse einzugeben. Etliche zerhacken allein diese Schößlein deß Eychen-laubs / pressen den Safft darauß / filtrieren ihne / und inspissieren denselben durch die Destillation in dem Balneo arenae zu einem Extract, welches aber dem vorigen Extract nichts an Kräfften vorthut. (Hitzige blateren. Frische wunden.) Frisch Eychen-laub über hitzige Blattern gelegt / ziehet die Hitz auß denselbigen / und heilet sie. So man aber die frischen blätter zerhackt / zerstoßt / und über newe Wunden legt / mag es nicht nur allein das bluten stillen / sondern auch dieselben zu geschwinder Heilung beförderen. Eychen-laub in dem Meyen frisch abgepflückt / zerhackt / und destilliert / gibt ein nutzliches wasser ab; welches offt getruncken / den Sod deß Magens stillet / sand und (Sod deß Waagens. Lendenwehe. Durchbrüch. Blutspeyë. Blutflüsse.) schleim auß den Nieren und Lenden sanfft treibet; Ruhren und Durchbrüch nach und nach anhaltet; das blut-speyen stillet; ja auch alle andere Blut-flüsse mäßiget / und linderet / sonderlich / wenn man etwann Quitten- oder Wegerich-syrup annoch darunder mischet. Wenn man solch wasser wärmet / tücher darinnen tuncket / außtruckt / (Brennblatern an Füssen.) und also warm über die hitzigen Brenn-blatteren der Füssen schlaget / mag es solche vertheilen / und heilen. Die zu Pulver gestossene Eychen-rinde / oder das Low der Gerweren in rothem wein / oder dem wasser / darinnen die Schmied das Eisen ablöschen / gesotten / und den [138] Dampff davon offt an Leib gehen lassen / (Trang. Außfall des Affterdarms und Mutterhalses.) stillet nicht nur den Trang in der rothen oder weissen Ruhr / sondern heilet auch den Außfall des Affter-darms / und des Mutter-halses bey den Weibern. Die Eychtrauben gedörret / zu Pulver gestossen / (Ruhr. Harn-bluten. Nasenbluten) und davon eingegeben / heilet die gemeine und rothe Ruhr / auch das Harnbluten / Nasen-bluten / und andere Blutflüsse. Den Eychen-Mispel samblen die Abergläubischen nicht / als wenn Sonn und Mond in dem Zeichen deß Krebses zusam̅en kommen. Alßdenn halten sie ihne am kräfftigsten / nicht nur innerlich zu gebrauchen / sonderen auch äusserlich anzuhengen / wie sie den̅ Bündelein davon machen / und an halß hengen / die fallende Sucht zu vertreiben. (Geheimnuß wider die fallende Sucht.) Etliche machen ein Geheimnuß auß folgendem pulver / dazu nemt deß pulvers von verbranten Froschen / deß pulvers von dem in heissem Ofen und in wolverschlossenem erdenem Hafen außgedörrten Nachbürdelein einer gesunden Gebährerin. Eychenmispel jed. 2. quintlein / mischt solche subtil gestossene pulver wol under einander / und gebt dem Patienten alle Morgen ein quintl. davon in brühen ein. Solch pulver kan der Patient jährlich drey biß viermahl einnehmen / und sich im übrigen in der vorgeschribenen diaet wol verhalten. Ich kenne verschiedene Persohnen / denen es sehr wohl zugeschlagen / und von der Kranckheit abgeholffen. Galläpffel dienen wegen ihrer trucknendcn / und starck zusammenziehenden Krafft zu vielen äusserlichen Kranckheiten / und sonderlich (Mundfäule. Mundgeschwär.) wider Mundfäule / und Mundgeschwär / wenn man rothe Rosen / Granatenblühte / Eychel-kelchlein / Cypressen-nüsse und Galläpffel under einander verstoßt / in Wein bey den Alten / und Wasser bey den Jungen siedet / und offt den Mund damit warm außwaschet. Man kan auch ein wenig Roshonig damit vermischen / so ist es desto heilsamer. Galläpffel / Muscatnuß / Mastix / gelben Rosen-samen / gesigelte Erden / Bolarmen / Zimmet und Gewürtz-nägelein / jeder gattung ein quintlein oder ein halb loth zu reinem pulver undereinander gestossen / hernach mit zerlassenem Wachs / Terbenthin (Magenpflaster.) und ein wenig Quitten-öl zu einem Pflaster angerühret / solches auff leder gestrichen / und also warm über den Magen geschlagen (Unwillen / Würgen / Erbrechen. Ruhr. Grimmen und Leibwehe.) / stillet den Unwillen / Auffstossen / Erbrechen / Ruhren / Durchbrüch / Grimmen; stärcket auch die Däwung deß Magens. Die Wundärtzte bedienen sich auch des Pulvers von Galläpffeln / strewen solches (Faule Schäden zu säuberë.) in faule Schäden / dadurch sie denn solche von allem geilem Fleisch / und anderen faulen / unnützen Feuchtigkeiten wohl sauberen und trucknen. (Schwartze Dinten zu machen.) Gute schwartze Dinten zu machen / nehmt der kleinen schwären Galläpffeln 10. loth. Zerstosse sie zu grobem Pulver / Vitriol 6. loth / Arabisch Gummi 4. loth. Mischt alles undereinander / thuts in einen verglasurten Hafen / gießt darüber 4. pfundt heissen rothen Wein / vermacht den Hafen wohl / setzt ihne 14. tage an die heisse Sonne / oder auff den warmen Ofen / so habt ihr gute schwartze Dinien. Den Nutz deß Eychen-holtzes kan man nicht genugsam beschreiben / under allem holtz ist kaum eines das währhafftiger / zu mancherley Gebäw mehr gebraucht wild / als das Eychenholtz. (Blutspeyen / allerley Bauchflüsse / starcke Blödigkeit der Weber / Samenfluß / Röhrleingeschwär.) Eychenlaub in wein oder wasser gesotten und getruncken / stillet das Blut-speyen / allerley Bauchflüsse / der Weiber starcke Blödigkeit / Samen-fluß / und heilet das Röhrlein-geschwär. Das Regen-wasser / so in den höhlen und gruben der alten Eychbäumen stehen bleibt / heilet den offenen und erschworenen Grind / so man denselbigen damit waschen thut. (Grind. Durchlauff von der Leber / Starcker Bauch-Mutter- und Samen-fluß / Röhrleingeschwär.) Das destillierte Eychenlaub-wasser hilfft trefflich für den Durchlauff von der Leber / so man alle tag morgens nüchter 4. loth trincket / deßgleichen stellet es den starcken Bauch-Mutter- und Samen-fluß / und heilet das Röhrlein-geschwär. Es ist kaum ein heilsamers Wasser wider das Blut-außwerffen / und sonderlich für die Kinder so mit der rothen Ruhr behafftet. Dieses Wasser bricht und treibet den Stein / (Blut-außwerffen / rothe Ruhr der Kinder / Stein / Grieß / Blut-harnen.) befürderet das Grieß auß den Lenden / und wehret dem Blut-harnen / ist deßhalben denen nutzlich / so Spanische Mucken gebraucht haben / darauff leichtlich ein Blut-harnen erfolget. Dieses Wasser heilet die Mund-fäule und andere Schäden deß Halses / wie auch die (Mundfäule / Hals-schäden / hitzige rothe Geschwulst der Gemächte an Mann un̅ Weibspersohnen.) hitzige rothe Geschwulst der Gemächte an Mann- und Weibs-persohnen. Welcher an den Beinen braune oder schwartze Hitz-blateren hat / der netze Tüchlein in diesem Wasser / und schlage sie laulicht darüber. Dieses Wasser mit tücheren laulicht umb ein entzündetes Glied geschlagen / kühlet es / und heilet auch alte Schäden / so man sie (Braune oder schartze Hitz-blateren an den Beinen.) damit gewaschen / von sich selbst laßt trucken werden. Die weißlichten Pferd kommen schwartze Haar über / so man im Frühling ein paar hand-voll frischer Bollen von den Eychbäumen (Entzündetes Glied / alte Schäden.) ihnen under das Futer etwas zeit zu essen gibet / wie solches Fridericus Hoffmannus libr. IV. Pharmacop. Med. Chym. sect. I. p. m. 529. berichtet. CAPUT LXV. Stecheychen. Ilex. Namen. STecheyche heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ilex. Italiänisch / Quercia verde, Rovere. Frantzösisch / Chesne verd, yeuse, hieuse. Spanisch / Enzina. Englisch / The Holm Qak / Marlet Qak. Geschlecht und Gestalt. Es hat der Stecheychen zweyerley Geschlecht / deren ersteres ein Baum ist / in der grösse eines Apffel- oder Birnbaums / Ilex arborea, J. B. Ilex major aculeata & non aculeata Park. Ilex I. seu folio oblongo ferrato,
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I. Stecheychen. I. Ilex angustifolia. II. Scharlackbeer / Matthioli. II. Cocum infectorium, Matthioli. I. Stecheychen. I. Ilex latifolia. II. Stecheychen mit Scharlachbeeren, Cameranii. II. Ilex coccigera, Camerarii. (I. Ein Aß mit der Frucht.) (A. Die Blütbe.) (B. Die Beer.) C. B. und Ilex IV. seu folio rotundiore molli, modiceq???ue sinuato, C. B. Ilex angustifolia & latifolia. Diese Eychen hat ein derbes / festes / roth-schwartzes / mit einer braun-schwartzen Rinden umbaebenes Holtz / auch weit mehr / und kürtzere äste / denn der Korchbaum; seine blätter glünen immer / sind oben auff graw / aber unden weißlicht / runder / kleiner als deß Korchaums / eines zusam̅en ziehenden geschmacks / an den alten erwachsenen Bäumen insgemein ohne stacheln / bey jungen und auffwachsenden aber / welche noch keine Eycheln tragen / allezeit an dem umbkreiß stachlicht. An den aussersten ästlein bringt er viel kleine / ablange / zaserichte zäpflein / welche sich in moosichte gelbe / mit reinem pulver besprengte Blümlein außbreiten. Die Eycheln wachsen nicht auß solcher [140] blüthe / sondern kommen auß sonderbaren stielein hervor / und sind den gemeinen Eycheln gleich auch bald grösser / bald kleiner; werden bißweilen schwartz / ehe sie reiff sind / und geben ein sonderlich Gum̅i / so da dem geschmack nach zwar erwärmend / aber nicht unlieblich. Wenn sie aber reiff / so ist ihre schalen schwartz / der kern aber weiß / satt / und süß; dennenher sie auch in dem Wein- und Wintermonat in Hispanien nach Salmatica und anderen Stätten zu Marckt getragen / und von den Spaniern / nicht anderst als wie von uns die Castanien / oder Haselnüsse geessen werden. Dieser Baum wachst in den Spanischen / Italiänischen und Frantzösischen Wäldern: und ist der blättern halben auch in etwas underscheiden / weilen einer breitere und rundere / der andere aber längere / schmalere und zugespitztere blätter tragt. Johannes Rajus hat an den jungen Bäumen die blätter eingebogen / stachlicht und breit / an den alten aber ablang / bald stachlicht / bald eben und gleich / an dem umbkreiß auch nicht zerkerfft / un̅ den ölbaum blättern ähnlich angemercket. An Eigenschafft und Kräfften ist dieser Baum dem Eychbaum durchauß gleich. Auß dessen Holz werden gute Kohlen zu schmeltzlung der Metallen gemacht; weilen sie satt sind und das Feur lang halten / auch mit ihrem dampff kein tollen Kopff machen. ???2. Das Andere Geschlecht der Stecheychen / dessen zwey Figuren / wie im vorigen allhier vorgestellet worden / wird auf Teutsch genennet Scharlachbeer / Scharlachgrän / oder Carmasinbeer / Kermes-körner / Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Coccus baphica, Coccus infectoria, Coccus tinctoria, Kermes, vel Chermes, Granum tinctorium, Ilex coccigera, I. B. Aquifolia sive coccigera, Park. Ilex aculeata cocciglandifera, C. B. Italiänisch / Grani de tinctore, Grani di scarlato. Frantzösisch / Graine à teindre la escarlate. Spanisch / Grana de tintoreto. Englisch / Scarletberry. Niderländisch / Schaerlaecken-greyn. Sie werden Scharlachbeer genannt darumb / daß man die schöne Scharlach- oder Carmasinfarb darauß bereitet. Ist ein drauschlichte Staud / wie ein blümlein mit viel blätteren besetzt / die sind dick / langlicht / zurings-herumb stachlicht / wie die blätter an den Stechpalmen / doch viel kleiner. Tragt viel moosichte zäpflein / an den blätteren erzeigen sich in dem Aprillen und Mäyen rothe Beer in der grösse der Pfefferkörner / oder ein wenig grösser / die sind inwendig hol und leer. Sie wachsen nicht allein in Italien / Spanien / Galatia / Armenia / Asia und Cilicia / sondern auch in Polen und Böhmen / wie auch an den Felsichten Bücheln umb Montpelier, Nimes, Avignon, und anderstwo in Langendock / und Provence in Franckreich. Matthiolus hat zu Podiebrad / in dem Käyserlichen Thier garten / 8. meil von Prag gelegen / diese Scharlachbeer an etlichen Eychbäumen gefunden / allda sie auß dem Stam̅ herauß gewachsen sind. Die Eycheln dieses Bäumleins sind so groß / oder bißweilen grösser / als die an dem grossen Eychbaum. Camerarius beschreibet auß Petri Quiquerani lateinischem Buch / de laudibus Provinciae in Gallia, die Scharlachbeer also. In der Provintz Franckreichs findet man viel Scharlachbeer / sonderlich in grosser menge bey Arelate / an dem Ort / welches man von Alters her Campus lapideus nennet. Sie wachsen an einer Art deß Eychbaums / Ilex, Steineichen genannt / welcher klein und wie ein Stäudlein bleibet. Man findet sie alda auff ebenen Feldern / jedoch die ein wenig in die höhe sich begeben / und darbey kleine dürre Hügel sind. Erstlich mitten im Frühling / wenn es geregnet hat / wachset an den stauden etwas / welche sie pisi matrem, Mutterbeer nennen / denn darvon kommen die anderen Beer her / und jenes sind gemeiniglich an einer Stauden fünff / welche im anfang deß Sommers / wenn es heiß wird / voller kleiner Würmlein / die man schier nicht sehen kann / stecken / und auffspringen: Diese werden weißlicht / und kriechen über sich / und wo sie an der Aestlein Augen kommen / bleiben sie da sitzen / und werden groß / alß ein Hirskörnlein ist. Allda nemmen sie weiter zu / und werden Aschen-farb / sehen auch nicht mehr als ein Würmlein / sonder als Erbes / welche / wenn sie zeitig sind / samlet man sie / in dem sie alßdenn widerumb voller gefärbter Würmlein sind. In dem tragen aber zerreißt offt das aussere zarte Häutlein entzwey / und werden dieser Würmlein I. pfund umb ein Cronen verkaufft. Die Beerlein aber / wenn sie eins theils Würmlein noch in sich haben / gibt man ein viertheil umb ein Cronen. Diese Würmlein regen sich nicht ehe / biß sie auff ein Tuch an die Sonnen gelegt werden / alßdenn empfinden sie die wärme / und begehren davon. Aber es stehet stätigs einer darbey / und treibet sie so lang mitten auff das Tuch zusammen / biß sie sterben. Zu dieser Zeit / und bey drey Tag hernach / riechen sie so lieblich / als Bisam / Ambra und Citronen-blüht. Wenn etliche Beerlein gantz bleiben / auß denen werden hernach viel kleinere Würmlein / welche davon fliegen. In einem Jahr hat man auß gemeldtem Campo lapideo, bey Arelate / von disen Scharlachbeeren bey eilfftausend Cronen einkommens gehabt. Dieses schreibet Quinqueranus von dem Cocco, oder Scharlach / der in Franckreich wachst. Es werden aber solche Körner- oder Grana auch in Engelland und anderstwo an den Kirschbäumen und deroselben kleinen Schößlein gesehen / welche den̅ sambtlich nichts anders / als gewisse nestlein seyen / welche die Mucken an den blätteren und sprößlein dergleichen Bäumen durch ihre bisse zuwegen bringen / und ihre fruchtbare Eylein darein legen / die hernach von der Sonnen-hitz außgebrütet / und anfänglich zu Würmen / endlich aber auch zu fliegenden Mücklein werden. Eigenschafft. Dieses Bäumlein / hat alle eigenschafften mit dem Eychbaum gemein / die Scharlachbeere sind auch ein wenig zusammen ziehender Natur / haben aber zugleich wegen den flüchtigen / geistreichen theilen der Würme / so darinnen stecken / und zu pulver gebracht werden / wie auch wegen einiger wohlrie [141] chenden Balsamischen theilen / eine krafft die Lebens-geister zu erquicken / das Geblüt zu erdünneren / und zu erfrischen / das Hertz zu stärcken / und den Gebärenden zu hülffe zu kommen. Gebrauch. Von disem Baum werden meist die Körner / Cocci, Grana Kermes, gebraucht / und zwar / wenn sie wohl zeitig / werden sie für die Färber gesamlet / auff ein außgebreitetes leinen Tuch an die Sonnen gesetzet / und anfänglich / da sie noch safftig / täglich etliche mahl umbgekehret / damit sie nicht zu heiß werden. Wenn denn ein rothlichtes pulver auff ihnen ligt / kan man es durch ein Sieb absönderen / und die Körner wider frisch auff das Tuch an die Son̅en streuen / biß sich wider ein pulver darauff erzeiget / welches man ebener massen absönderen / und hernach solch werck so offt verrichten soll / biß die Körner kein pulver mehr geben. So bald sich aber die auff den Beeren stehende röthlichte pulver-körnlein zu regen anheben / muß man sie mit dem schärffsten Essig besprengen / hernach mit den fingeren zerreiben / und in pilulein formieren / welche hernach an der Sonnen müssen gedörret werden. Wenn man aber solche / sich selbs bewegende / und lebendige pulverkörnlein / welche anders nichts als lebendig gewordener Wurmsamen ist / stehen lasst / und mit keinem Essig besprenget / so wird auß einem jederen würmlein bald darauff ein kleines fliegendes mücklein / welches / da es etliche wenig tage frey herumb geflogen / endlich nach geänderter farbe todt dahin fället. Wenn die Beere von allem pulver oder wurmsamen gesäuberet / so wascht man sie mit Wein / legt sie an die Sonne / und wenn sie trocken / thut sie in ein Sack / reibt sie darinnen wohl / daß sie gläntzend werden / da sie denn einen gantz lieblichen geruch von sich geben. Mit solchem pulver vermischt man obiges Wurmsamenpulver / und färbt Scharlach-roth damit. Von den Scharlachbeer wird die berühmte Confectio Alkermes, oder Alkermes-Lattwerg gemacht / von denen Johannes Stephanus Strobelbergerus und Laurentius Eichstadius geschrieben. Welche mit Ambra und Bisam zubereitet wird / ist den Männern dienlich / die aber ohne Ambra und Bisam gemacht worden / sollen die Werber gebrauchen. Dise Lattwerg stärcket das Hertz / und die lebendigen Geister kräfftiglich / daher stillet (Ohnmachten / Hertzklopffen / schwaches Hirn / Schlag / Melancholey / schwache Leibesfrucht / Gifft.) sie die Ohnmachten und das Hertz-klopffen. Sie bekommet trefflich wol dem schwachen Hirn / verhütet den Schlag / ist sehr dienlich den Melancholischen / welche immerdar traurig sind / stärcket die Kinder in Mutter-leib / und widerstehet allem Gifft / so man Morgens und Abends einer halben Muscatnuß groß einnimmet. Als Doctor Verzascha sich in Franckreich zu Mompelier / auff der weitberühmten Universitet / bey Herren Carolo Sanche, Apotheckern auffgehalten / hat er von demselben die wahre Beschreibung der Alkermes-lattwerg / auß sonderhahrer Freundschafft bekommen / welche denen Herren Apotheckeren gefallen hier beygesetzt wird. ???. Syr. chermes ???xvj. sacchar. opt. ???viij. cinnam. elect. santal. citrin. ana ???iij. margarit. oriental. praepar. lapid. lazuli legit. praepar. ambrae griseae verae ana ???j. moschi oriental. ???ß. fol. aur. gr. xv. succ. pomor. dulc. & aq. rosar. ana q. s. F. confectio. Pro mulieribus si paretur, Ambra Grysea, atque Moschus omittuntur. Weilen aber solche Confection zimlich verfälscht in Teutschland / bißweilen gebracht wird / als lassen etliche sorgfältige Herren Apothecker offt allein den Syrupum Kermes auß Franckreich kommen / und mischen den rest selbsten darunder / damit bekommen sie (Wie der Syrupus Kermes bereitet werde.) eine gute Latwerge. Den Syrup / oder Syrupum Kermes bereiten sie aber auff folgende weiß. Sie stossen die frischen Beeren in einem steinernen Mörsel / trucken sie durch ein Sieb / damit sie das Muß / oder die Pulpam davon haben / mit dieser Pulpâ vermischen sie gleiches gewicht Zucker / und machen ein Conservam - oder dicke Latwerg darauß; zu dieser Latwerg nehmen sie hernach Roßwasser / den auß den Courtpendu, Pomis redolentibus, frisch außgepreßten / und filtrierten safft / rohe Seiden / und Zucker / vermischen es gantz wol undereinander / und machen einen Syrup darauß / so man Syrupum Kermes zu nennen pfleget. (Lieblich Krafftwasser zu machen.) Mit dieser Alkermes-Latwerg kan man auff folgende weiß ein sehr liebliches und Hertz-erlabendes Krafftwasse anmachen / und den Patienten Löffelweiß geben. Nemt Schlehenblust / Borretsch- und Scabiosenwasser / jedes 2. loth / Zimmetwasser 1. loth / Granaten-Syrup anderhalb loth / Hymbeer-Syrup 1. loth / Alkermes-Latwerg ein quintl. Rosen-julep ein halb loth / mischt alles wol under einander. (Hertz-stärckung.) Alkermes-Latwergen können die Patienten offt allein messerspitz weiß zur erlabung geniessen. Ein wenig deroselben mit einem Schlagwasser / oder Wachholder-brantenwein vermischt / und auff das Hertzgrüblein geschlagen / stärckt das Hertz fein in Schwachheiten. CAPUT LXVI. Rorchbaum. Suber. Namen. KOrchbaum- oder Pantoffelholtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Suber. Italiänisch / Sugero, Souero. Frantzosisch / Liege, Spanisch / Alcornoque. Englisch / Corktree. Niderländisch / Korckboom. Gestalt und Geschlecht. Der Korchbaum ist ein langer Baum mit einem dicken stamm. Die blätter vergleichen sich dem Eschenbaum / sind aber länger und bleiben stäts grün. Die Rinde / so man Pantoffelholtz nennet / ist sehr dick / darauß machen die Schuster Pantoffel-sohlen. Es brauchen sie auch die Fischer / und machen davon ringe an ihre garn / denn es umb seiner leichte willen (damit es ob dem wasser bleibt) die bleyene Fischkloben auffhebt. So man die Rinde abschelet / dorret der Baum nicht / sondern es wachst ein andere / derohalben findet man gemeiniglich zwo
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I. Korchbaum mit breiten Blärteren. I. Suber latifolium. II. Korchbaum mit schmalen Blätteren. II. Suber angustifolium. Rinden an diesem Baum. Er tragt kleine und dürre Eycheln / die haben gleiche krafft mit den blättern. Der Korchbaum ist zweyerley: Der eine hat schmalere / längere und spitzigere blätter / wachst in Italien umb die Statt Pisa. Deß andern blätter sind etwas breiter / kürtzer / runder / an dem umbkreiß zerkerft / und an etlichen orten mit spitzigen scharten: er hat seine wohnung umb die Statt Rom. Man findet den Korchbaum auch in Franckreich und Spanien. Eigenschafft. Der Korchbaum hat gleich dem Eychbaum viel irdichte / vitriolische saltz-theilen in sich / dennenhero er auch die Eigenschafft hat zu trucknen / anzuhalten und zusam̅enzu ziehen: allen Ruhren und Blutflüssen zu wide???stehen / und zu steuren; auch dcn Samenfluß zu stillen. Gebrauch. (Bluten / Samenfluß / Röhrlein-geschwär.) Die Rinde deß Korchbaums zu pulver gestossen / und mit Wegerich-wasser getruncken / stillet das überflüssige bluten / auß welchem ort deß Leibs es kommet. So man sie aber in Wasser siedet / und davon trincket / ist es gut für den Samenfluß / und das von scharffem etzendem Samen entstandene Geschwär in der Röhren deß Männlichen Glieds. Wenn man sie zu Aschen brennet / und davon in warmen Wein offt ein messerspitz (Blutspeyen.) voll einnimt / stellet es das Blutspeyen. Die gedörrten Eychlen dieses baums zu pulver gestossen / und eines quintleins (Bauchflüsse / Mutterflüsse.) schwer zuweilen mit Wegerich-wasser eingenommen / stellet die Ruhren / Bauch- und Mutterflüsse. Auß diesem Pantoffelholtz kan man auch runde / dicke Ringe außschneiden / mit einem auß Wachs / Terpentin / Myrrhen / und Mastix gemachten pflaster wol überziehen / und also den Weidern in den vorderen Leib stossen / wenn sie mit dem auß all der Mutter / oder deß Mutterhalses belästiget sind / denn sie nach und nach solchen außfall wider heilen mögen. CAPUT LXVII. Korcheych. Phellodrys.
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Namen. KOrch-eych heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Phellodrys, quasi Suberi quercus. Gestalt und Geschlecht. Die Korch-eyche ist mittler Natur zwischen dem gemeinen Eychbaum / und der Stech-eyche; daher etliche dieselbe für das Weiblein der Stech-eychen halten: sein von der Rinde befreytes Holtz / ist dunckler als in der Eych / und weisser / denn in der Stecheyche; tragt grössere blätter / als dise Stech- und kleinere als die gemeine Eyche. Man findet sie in Italien bey Siena in grosser mänge. Casp. Bauhinus bringt etliche Geschlecht dieses Baums in dem Pinace für: Als da sind 1. Die weisse Korch-eyche mit weissen breiten blättern / und weichen stacheln / Phellodrys candicans latifolia molliter aculeata, C. B. Phellodrys alba latifolia, Lugd. 2. Die weisse Korch-eyche mit schmalen / zerkerfften blättern / Phellodrys candicans angustifolia serrata, C. Bauh. Phellodrys, Marth. Ad. 3. Die schwartzlichte / breitblättige Korcheyche / mit stachlichten Einschnitten. Phellodrys nigricans latifolia, incisuris spinosis, C. B. Phellodrys nigra latissimis foliis, Lugd. 4. Die schwartzlichte / schmalblättige Korch-eyche / Phellodrys nigricans angustifolia, C. B. Phellodrys nigra mediocribus foliis, Lugd. 5. Die Korch-eyche mit dreygespitzten blättern / und stachlichtem Eych-kelchlein / Phellodrys foliis muricatis, C. Bauh. foliis muricatis, calice glandis echinato, Lugd. Eigenschafft. Dieß Baumgewächs hat gleiche Eigenschafft mit den Eychbäumen ins gesam̅t. CAPUT LXVIII. Buchbaum. Fagus. Namen. BUchbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oxya Graecorum, J. B. Fagus. Italiänisch / Faggio. Frantzösisch / Fau, Fauteau, Hestree. Spanisch / Haya. Englisch. Beechtree. Dänisch / Boeg / Boegetroe / Afuboeg / Riisboeg. Niderländisch / Beuckeboom. Gestalt. Der Buchbaum hat nicht viel / noch auch tieffe wurtzeln / er wachst sehr hoch mit viel ästen. Die Rinde ist glätter als im Eychbaum. Das Holtz ist weiß / fleckicht / satt und fest: seine blätter sind zart und glatt / wie an dem Pappelbaum. Mitten auff dem blat wachst gemeiniglich ein spitziges kügelein / welches lieblich sihet wie ein schön rothlicht äpffelein. Dieser Baum wird under die Eychbäume gerechnet / wiewol sein frucht mit den Eychlen nicht zuträgt / man nennet sie Bucheckern und Buchnüßlein / außwendig ist sie mit einem runden / rauchen / stachlichten Igels-kölblein bedecket / inwendig ligt der drey-eckichte Kern / mit einer dünnen / glatten / braunen / zähen schalen verschlossen / fast wie die Castanien. Diese Frucht schmeckt süß / und zeücht ein wenig zusammen. Die Schwein haben sonderlichen lust zu diesen Buchnüßlein / und wird das fleisch wohlgeschmackt und lieblich darvon. Auch ist diß ein angenehme Speiß der Eychhörnlein / Drosseln / Amseln und andern Vögeln. Cornelius Alexander schreibt / daß die Einwohner in der Statt Chio / als sie vom Feind belägert gewesen / nichts anders zu essen gehabt / denn diese Nüßlein / darmit sie sich erhalten / biß der Feind ist abgezogen. An diesem Baum sind sonderlich zu beobachten / die langen schüppichten / spitzen Schößlein / durch welche der Baum leichtlich / auch in dem Winter / von andern bäumen underscheiden wird. Diese sind gemeiniglich eines Zolles lang / mit einer dicken gläntzenden haut umbgeben / welche / da die blätter außschlieffen / sich abschälen / und davon fallen. Wenn die blätter außzubrechen beginnen / so erscheinen zugleich runde mit vielen gelben gipffeln gezierte mosichte zäpfflein / Juli, welche die Blüthe dieses Baums sind. Der Buchbaum wachst in den Wälden / Gebürgen / und auff ebenem Felde. Er ist in Teutschland sehr gemein. Man findet jhne auch in Cärnten / Crain und Steyrmarck. Eigenschafft. Die Rinden / Blätter und Früchten dieses Baums haben gleiche Eigenschafft mit den Eychbäumen. Werden nicht sonderlich in der Artzney gebraucht. Nach der Alten meinung sind die blätter kalter / und die Frucht warmer Natur. Gebrauch. (Allerhand Grind und Raud an Menschen und Vieh.) Das Wasser / welches in den hohlen Buchen und alten Eychbäumen gefunden wird / gibt ein edle Artzney / zu allerhand Grind und Rauden deß gantzen Leibs an Menschen und Vieh / damit warm offt gewaschen.
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(Natern vertreiben.) Mit einem Buchbaumen Reißlein vertreibt man die gifftigen Natern. Auß den faulen Buchbäumen brennet man Weidäschen zum färben. (Gebrauch der rinden) Die Rinde vom Buchbaum brauchen die Bawren zu vielen dingen / denn sie machen darauß mancherley Gefäß und Kösbe. Im Wasser bleibt sein Holtz unverzehrt / ja es wird fester und steiffer davon / zu vielen dingen nutzlich / als zu Wagen / Latten / Betthen / Tischen und Schiffen. (und des holtzes.) Auß dem Holtz des Buchbaums haben die Alten jhre Weingeschirr zubereitet / daher Menalcas bey dem Virgilio Eclog. 3. seine Trinckgeschirr hochhaltet / welche jhme der Kunstreiche Alcimedon auß diesem Holtz geschnitten / wann er spricht: Verum id-quod multo tute ipse fatebere majus, (Insanire libet quoniam tibi) pocula ponam Fagina, coelatum divini opus Alcimedontis. Die Poeten haben auch ihre Reimen oder vers auff die grüne Rinde dieste Baums gezeichnet / daher Mopsus bey dem Virgilio spricht: Imo haec viridi nuper quea cortice fagi Carmina descripti, & modulans alterna notavi, Experiar, tu deinde jubeto certet Amyntas. Die Hirten pflegten bey den Alten under dem anmütigen Schatten des Buchbaums mit ihrer Herde zu ruhen / und ein lustiges Waldliedlein anzustimmen / dahero der auß seinem Vatterland durch den Krieg verjagte Meliboeus den Hirten Tityrum also angeredt: Tityre, tu patulae recubans sub tegmine Fagi, Sil vestrem tenui Musam meditaris avena, Nos patriae fines & dulcia linqimus arva. CAPUT LXIX. Castanien. Castanea. Pferd-Castanien. Castanea equina. Namen. CAstanien- oder Kesten-baum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Castanea. Italiänisch / Castagno. Frantzösisch / Chataigner. Spanisch / Castanno. Englisch / Chesnuttre. Dänisch / Castanietroe. Niderländisch / Castanienboom. Castanien oder Kesten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch Castanea, Glans Jovis, Glans Sardinia. Italiänisch / Castagna. Frantzösisch / Chataigne. Spanisch / Castanna. Englisch / Chesnut. Dänisch und Niderländisch / Castanie. Geschlecht und Gestalt. Der gemeine Castanienbaum wachst in schöner länge / und greifft mit seinen ästen weit umb sich. Hat bißweilen auch einen sehr dicken stam̅en / welchen drey Männer nicht wol umbfassen mögen. Sein holtz ist fest / und der fäulung nicht underworffen. Die Rinde ist schwartzlicht aschenfarb. Er tragt blätter wie der gemeine Nußbaum / außgenomme daß sie breiter sind / an dem umbkreiß zerkerfft / gerümpffet oder gefalten / und haben mehr äderlein. Im Sommer bringt er seine wollichte / bleiche / lange / nidsich hangende mit gelblichten gipflein / oder blümlein / welche denen an dem Nußbaum durchauß ähnlich. Die Frucht oder Castanien ist an der einen seiten glatt und flach / an der anderen erhöhet und rund ligt in dreyen hülsen verwahret. Die erste ist dün̅ / röthlicht / herb und bitter / die andere zähe und braun / die dritte und äusserste gantz rauch / stachlicht / wie ein Igelshaut. Gegen dem Herbst aber reissen diese Igels-köpflein von einander / und fallen die zeitige braune [145] Castanien herausser / und sind drey / zwey / bißweilen nur ein weisser Kern darinnen. Man kan sie auch mit stangen herab schwingen wie die welschen Nüß. Will man wissen / welche Castanien gut sind / soll man sie in kalt wasser schütten / so fallen die frische zu boden / aber die verlegenen und bösen schwimmen empor. In der Italiänischen Landschaff Hetruria oder Toscana sind der Kästenbäume zwey geschlecht / nemlich der zahme und wilde. Die zahmen sind widerumb zweyerley; der eine bringt grosse Castanien / der ander kleine. Die zahmen Castanien / so sie ein wenig gelegen / lassen sich abschelen / haben einen lieblichern und süssern geschmack. Aber die wilden lassen sich nicht schelen / oder man siede sie zuvor / gehören mehr für die Schwein als für die Menschen. Auff den Gebürgen / da es an Getreyde mangel / nehren sich die Imwohner von den Castanien / denn sie braten und essen sie. Auch machen sie Meel und Brot darauß / derohalben wo viel Castanien wachsen / darf man sich keiner hungersnoth besorgen. Der Kästenbaum wächst lieber an bergichten und schattichten orten / als auff dem Felde und sonnreiche Stellen. (Pferd-Castanien / Castanea equina.) Es ist noch ein ander frembd geschlecht der Castanien / welches Herr Matthiolus allhier wegen seiner schönen gestalt hat abmahlen lassen. Disen zweig sampt der frucht hat jhme von Constantinopel gesendet Herr Augerius Busbekius, Käiserlicher Gesandter allda. Es ist ein langer Baum / tragt blätter wie der Creutzbaum / die haben sechs spalten biß zum stiel / der ist lang und dünn. Die stachlichten schelffen vergleichen sich in der grösse mit den unsern / aber sie sind gelblicht / an einer jeden ligt ein Castanien dicker und runder als die unsere. Die rinde an dieser Castanien ist schwastzlicht / außgenommen an dem vordern theil / da sie an der stachlichten schelffen hafftet / ist sie weißlicht / und hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieser schalen ist kein ander häutlein / wie in unser das rothe runtzlichte. Sie schmacken vast wie die unsern / sind doch süsser und nicht so lieblich zu essen. Die Türcken nennen sie Pferd-Castanien / darumb daß sie den keuchenden Pferden sehr behülfflich sind. Er wachst auch in Candien. Der Kästenbaum liebet kalte Lufft / jedoch verschmähet er gelind / warm und laulichte auch nicht; in feuchtem Erdreich belustiget er sich sehr / sonderlich wächst er gern an nidrigen und duncklen orten / vorauß gegen Mitternacht. Schwartzer grund / kolen und der weiche Tuffstein ist jhm bequem / in leimen / letten / heissen und mageren sand mag er nicht wachsen. Er wird von den jungen schößlingen / so von der wurtzel auffwachsen / fortgepslantzet / wenn dieselben so fern kommen / daß sie faseln oder putzen gewinnen / pflegt man sie zu versetzen. Er wird auch von den kernen gezielet / die setzet man im Hornung in ein gut wohl gebawt und getünckt Erdreich / einer spannen tief / tieffer sollen sie nicht gesetzt werden / denn sie wachsen sonst nicht auß. Die spitze muß nicht undersich / sonder auff eine seit gewant werden / damit des käums auffwachsen befürderet werde / zu jedem kern muß ein stäblein gestecket werden. Auß den gelegten kernen wachsen bald schöne Bäume / welche fleissig umbhacket / gewartet und außgeschneidet werden müssen. Die Kästen / so man setzen will / wirft man zuvor in ein wasser / welche zu boden fallen sind tauglich / die aber empor schwimmen / sind nichts nutz / und von den würmen meistens außgefressen. Das peltzen ist jhnen gar nutzlich / denn die fruchtbarkeit wird dardurch vermehrt. Die art des äugelns ist hiezu am bequemsten / doch muß das äuglein oder pfeiflein nicht von einem in selbigem Jahr gewachsen / sonder von einem zweyjahrigen schoß genommen werden. Wenn aber solches bey angehendem safft geschehen soll / eh die Augen trucken / als kan des peltzens erfahrner leichtlich erachten / daß solche Kästen-peltzung / da man die geschlachten Bäume nicht zu gegen hat / schwerlich ins werck zu stellen seye. Zu dem sind die Bäume und reiser truckener natur / welche nicht bald mit safft anlauffen / noch die reiser wie andere geschwind fortwachsen / wo aber die peltzung geräht / so werden die davon folgende Frücht zahm. Andere setzen sie auff Eychstämmen / da kommen sie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwischen grossen / mittelmässigen und kleinen kästen ein underscheid machen / aber es bedarff desselben nicht / dieweil sie alle drey auf einem Baum wachsen / und nur von den verkäuffern also erklaubet werden. Im Elsaß werden die Kästenbäum in grosser anzahl / ja gantze Kastanien-Wälder gesehen / und die Frucht hin und wider in Teutschland versendet. In Italien sind sie gar gemein / allda man die Tarentinische und Neapolitanische Kastanien insonderheit rühmet. Im Frantzösischen Delphinat stehen die Wälder auch voll Kästenbäum / deren Frucht / so man für die beste haltet / in gantz Franckreich geführet wird. Sie wächst auch im Schweitzerland / Pünten / Saphoyen / Pays de Vaux, und in der Churfürstlichen Pfaltz. Man findet jhne auch in der Americanischen Insul Virginia und Flonda. (Peruanische Castanien / Castanea Peruana. Castaneareni leporino similis, C. B.) In der Königlichen Landschafft Peru wird ein sonderliche art der Kastanien angetroffen / welche Carolus Clusius lib. I. rarior. plant. histor. c. 5. also beschreibet. Diese Castanien / wenn sie an beyden seiten nicht ein wenig eingetruckt wäre / insonderheit wo der stiel stehet / ist umb etwas kugel-rund / und mit einer dicklicht / brüchtgen und schwammichter Rinde bedeckt. Sie ist braunsch wartz und doch ein wenig gelblicht: zu underst befinden sich viel dünne aber starcke dörn / so inder schalen / welche den kernen einschliesset / steiff anhangen: die Schale oder schlffe ist auch dunckel-schwartz / nicht dick / zähe und schwerlich zu brechen / inwendig aber glatt und gläntzend / in welcher der kerne liget / so an der grösse und farb einer geschelten Mandlen / an der gestalt aber den Hasen-nieren sich vergleichet / und an dem geschmack mit den gemeinen Mandlen und Kastanien überein komt. So ist auch ein sonderbahr geschlecht / [146] (Purgier-Castanien / Castanea purgatrix.) der Purgier-Kästenbaum / Castanea purgatrix, C. B. Americana cathartica, Park. Dessen Frucht zwar in keiner stachlichten / sondern in einer glatten schalen stecket / in dem übrigen aber den Castanien nicht ungleich / obwolen ohne haut / und bey nahem viereckicht / in zwey theil / durch ein dünnes häutlein underscheiden / welches häutlein auch den gantzen kernen umbziehet. Wird auß Nicaragua in new Hispanien geführet / und hat neben seinen ölichten theilen auch ein scharflicht etzendes purgierendes Saltz in sich; daher die Inwohner solche Frucht entweder frisch purgierens halben essen / oder gedörret zu pulver stossen / und das pulver davon in brühen oder wein einnehmen. (Malabarische Castanien / Castanea Angelina Malabarica.) In dem Malabarischen Horto hat es auch annoch ein geschlecht / Ansjeli, Castanea, Malabarica Angelina dicta, Hort. Malad. Angelina arbor, C. B. Ist ein Baum von mercklicher grösse / dessen Stamme zuweilen sechzehen schuhe in dem bezirck hat: wird mit vilen knorrichten / runden ästen begabet / so da rauch wollicht / und braun sind. Sein holtz ist hart / satt weißlicht / mit einer dicken von aussen grünen / inwendig aber weissen Rinde umbgelen / welche mit einer äschfarben dem geschmack nach herben Reisten bedecket. Seine blätter hangen an kurtzen / runden / haarichten stielen / sind ablang rund / dick / glat / einer spannen lang / und einer hand breit / oben auf schwartz / grün-gläntzend / unden aber heiter grün / und mit kurtzen subtilen haaren besetzet / und deßwegen rauch / auch an den fingeren flebend. An statt der Blumen bringt er an dem aussersten theil der ästen grüne / inwendig weisse / runde / und zaserichte zäpflein / Julos welche einer spannen lang / eines fingers dick; und da sie dör / wie die Kertzen können angezündet / und gebraucht werden. Die Früchten / so Angelicae genent werden / sind ablang rund / mit einer dicken stachlichten / grünen / und dennoch gelblichten schalen umbgeden; hangen an runden / dicken / braunroten und wollichten stielen. Inwendig under den schalen / und in den Kernen sind auch kleinere ablang runde / gestreiffte Früchten verborgen / in der grösse unserer Bonen / eines saurlicht-weinigen geschmacks / und anmuthigen geruchs. Auß der frischen / auffgeschnittenen Frucht wird gemeinlich ein Milchweisser Safft fliessen. Diser Baum wächst durchgehend in Malabar auf fels- und sandichtem Erdreich / sonderlich in den Wälderen Kalycolan. Seine Früchten werden jährlich in dem Christmonat zeitig / und bleibt der Baum biß hundert Jahr fruchtbar. Eigenschafft. In dem Castanienbaum finden sich gleiche eigenschafften / wie in dem Eychbaum; jedoch sind die Castanien-früchte eines süssen geschmacks / geben wegen ihres ölichten mit jrdischen vielen theilen vermischten saffts / gute nahrung nahrung / werden aber nicht wol in allen Mägen verdauet / und erwecken viel winde bey den meisten / die solcher frucht in der Speise geniessen: trucknen also / und sind etwas wärmender Natur. Gebrauch. Die Castanien werden zum Nachtisch hin und wider viel gebraucht / und zwar nicht rohe / sondern zuvor under der heissen Aschen gebraten / oder in einer Bratpfannen geröstet; hernach pflegt man deroselben Kernen mit saltz und pfeffer zu essen; oder man schälet sie / gießt hernach Citronen- oder Pomerantzen-safft / sambt ein wenig Roßwasser / oder Zimmetwasser und Zucker darüber / und genießt sie also. (Ruhr / Blutspeynë. Rote ruhr.) Gantze Castanien in Wasser wol gesotten / geben ein nutzliches Tranck für die jenigen / so mit Ruhren / roter Ruhr / Blutspeyen und dergleichen behafftet sind. Auß den Kernen mit Pappelen- und Burgeln-wasser ein Milch / wie Mandel-milch gemacht / und solche offt getruncken / ist gut (Harnbrennen.) wider das Harn-brennen / umb so viel desto mehr / wenn man ein wenig weissen Magsamen zu der bereitung solcher Milch mitnimmet. So man der Castanien zu viel isset / verursachen sie Haup-schmertzen und viel bläste im Leib / denn sie sind hartdäwig. Die gebratene Castantien sind nicht so schädlich als die rohen / und so man sie mit Pfeffer und Saltz isset / befürderen sie die ehelichen Werck. Das holtz vom Castanienbaum brauchet man zu vielen dingen / denn man macht darauß Balcken / Latten / Bretter / Rebstecken und Weinfässer. Das holtz ist untauglich zu brennen / so man es anzündet / kracht es ohne underlaß / also daß sich die kohlen gar zerstrewen. CAPUT LXX. Gerberbaum. Rhus. Namen. GErberbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sumach Arabum, Rhus folio Ulmi, C. B. Coriaria, Dod. Rhus ob [147] soniorum, Lob. Clus. Italiänisch / Sumaco. Frantzösisch / Sumach. Spanisch / Zumaque. Englisch / Common / oder Currierssumack. Niderländisch / Sumack. Geschlecht und Gestalt. Dieses Bäumlein wächst häuffig bey Mompelier in Langendock auff erhabenen Büheln / so denn auch in Italien auff dem Apenninischen Gebürgt / in Spanien aber häuffig bey der Statt Salmantica / da sie mit sonderbarem fleiß gepflantzet / und nicht geringer als die Reben / gebandet werden. Bey unseren Zeiten wird der Gerberbaum in Teutschland auch in den Gärten geziehlet / und in verschiedene gattungen abgetheilet / deren erste / der gemenie Gerberbaum ist / Rhus sive Sumach, I. B. Er ist ein Bäumlein / welches etwan̅ fünff oder sechs schuh hoch wächst: seine mit einer wollichten rinden umbgebene äste / sind nidrig und schwach. Die blätter erscheinen länglicht / außgespitzt / haaricht / und rings umher wie ein säge zerkerfft / zwey und zwey hangen gegen einander / eilff / zwölff auch dreyzehen auff einer seiten; die stiele sind rötlicht; An den gipfflen zwischen den blätteren / wachsen die Blust-kolben wie trauben gestaltet in welchẽ hernach ein röhtlichter same ligt. Die wutzlen schlieffen nicht tieff in de Erden / sondern kriechen under den wasen her. Das mit einer saurlichten haut umbgebene Marck im stamme und ästen / ist wie an gemeinen Holderbäumen / und daher nicht starck: wenn er gebrochen oder geschnitten wird / dringet ein weisser safft / gleich wie an den Feigenbäumen herfür. Wenn im Herbst seine blätter abfallen / sind schon newe knöpsfe vorhanden / welche in die vorige stiele sich eingedrungen / und artige grüdlein in dieselben gemachet / als an den abgefallenen blättern zu sehen ist. Dieser Baum mag die Winters-fälte wol erdulden: und da er irgendwo in das Feld gesetzet wird / vermehret er sich durch die auß den wurtzeln immer frisch auffsteigenden schoß gar bald / und starck / so daß man offt die vielfaltigen schosse außhawen muß. Welcher nun diesen Baum begehrt zu haben / der darff nur ein solches zweiglein einsetzen / in wenig Jahren wird er etliche bäumlein darvon haben. Er bedarff keiner sonderbahrer wahrt / sondern wachset von sich selber / und kommet auch in schlechtem und steinichtem Erdreich wohl fort. Weil das bäumlein noch jung ist / darff man nicht viel daran brechen oder schneiden / den̅ durch den bruch oder schnitt gehet der Milchsafft auß / und verdirbet es bald / darumb muß man dasselbe eh man das messer daran legt / in etwas erstarcken lassen. 2. Die andere gattung ist der Virginische Gerberbaum / Rhus Virginianum, C. B. Englisch / Buckshorn. Ist etwas grösser als der gemeine: Seine äste sehen den zarten und frisch auffwachsenden Hörneren der jungen Hirschen so gleich / daß wenn man sie nur obenhin ansihet / man sie für anders nichts als dergleichen hörner halten wurde; in dem sie gleicher weise haaricht / auch gleiche farb und figur haben. Wenn solche äste verwundet werden / so geben sie ein bleichen Milchsafft von sich / welcher kurtz hernach in ein Gummi verdickeret wird. Die blätter sind auch grösser / spitziger / weicher und grüner / als an dem gemeinen Bäumlein / deren jedes fünff biß sechs zoll lang / die oberen blätter sind dennoch den weissen Jasmin blättern gleich. Die zapffen an den aussersten ästen sini auch grösser alß an dem gemeinen Baum / wollicht und lind zu betasten / dick und braunroth / auß vielen kurtzen röthlichten stocken zusammen gedrungen / zwischen denen annoch röhtere kleine blümlein hervor kommen; auff welche der rothe / runde / etwas flache häuffige samen folget. Die wurtzel streicht weit und breit under der Erden herumb / und stoßt offt weit von dem stamme einige sprossen auß. In dem Academischen Garten zu Leiden hat es eine art dieses Baums / mit kurtzen / schmalen / auch nicht so steiff zerkerfften blätteren / so ursprünglich auß Brasilien kombt. 3. Das dritte Geschlecht ist der Gerberbaum mit dreiten blätteren / Rhus Myrtifolia Monspeliaca, C. B. Rhus Plinii Myrtifolia, Park. Dessen stamme ist eines daumens dick / zerbrüchlich / hol / wie holder / mit einer aschfarben / fleckichten Rinde begabet: hat viereckichte / zwey ellen lange ästlein / deren in schoner reihen stehende blätter / den Brustbeerblätterren nicht unähnlich / aber doch spitziger und grösser sind. Die Blüthe ist klein / grün / traubenweiß zusam̅en gedrungen / mit vielen / zum theil schwartzlichten gipffelein. Die Frucht ist fünfferkicht / in grösse der Erbsen / wächst umb Mompelier viel / sonderlich an dem Gestad des Bachs Lade. 4. Das vierte Geschlecht ist Rhus Myrtifolia Belgica, C. B. Myrtus Brabantica, sive Elaeagnus Cordi, Ger, Gale frutex odoratus Septentrionalium Elaeagnus, Dod. I. B. Englisch / Sweet Willow / Gaule / dutch Myrtle. Ist ein holtzichte Staude / welche selten ellen hoch wächst / in viel äste aüßgebreitet / mit einer braunroten / glatten Rinde begabet; Seine blätter sind den kleinen weiden nicht ungleich / glatt / und etwas grawlicht. An den aussersten ästlein wachsen schüppichte / braunröthliche / schöne zäpflein; die rinde ist bitter / und ziehet ein wenig zusammen. Die blüthe ist bleichgelb / welche die traubenweiß zusam̅en gedrungene Samen folgen / in denen ein fettlichter Kern / so da stärcker / als die Citronenfarbe Stöchas / riechet: liebt ungebawtes / jedoch auch sumpffichtes Erdreich; wächst viel in dem Nordischen theil Engellands bey Wareham / einem Stättlein in der Graffschafft Dorcester. Blühet im Mäyen und Brachmonat / hat einen sehr bitteren geschmack / also auch viel ölichte rauche / mit irdichten wol vermischte theil in sich / derenthalben solche Staude die krafft sonderlich hat die Würm auß dem Leib zu treiben. Mit dessen wohlriechenden ästlein und blättern / pflegen die Engelländer in dem Sommer die Zim̅er jhrer Häuseren zu zieren. Eigenschafft. Der gemeine Gerberbaum hat in seinen blättern und samen / viel ungejohrne / ir [148] dichte / rauche saltztheilgen in sich / dannenher er die krafft gewonnen das Geblüt zu erdickeren / zu kühlen / zusam̅enzuziehen; und hiemit allen Durchbrüchen / allen Blutflüssen / zu widerstehen / und zu stewren. Gebrauch. (An???fal deß Affters.) Wider den Außfal des Affterdarms bey jungen Kinderen; Nim̅ erlesenen Mastix / und den Samen deß Gerberbaums jedes ein halb loth / thue es in ein säcklein / siede es in rothem Wein / truck es alßdenn auß / und legs dem Kind laulicht über / so bald der After wider im Leib ist. (Rothe Ruhr.) So man die blätter siedet / und darvon trincket / helffen sie wider die rothe Ruhr. Der Samen / welchen man gemeiniglich in den Apothecken hat / hat gleiche krafft. (Durchlauf rothe ruhr.) So man etwas wenigs mit der Speiß gebrauchet / dienet er wider den Durchlauff und rothe Ruhr. (Weisser finß der Weiber.) Welcher Frawen der weisse Fluß zu starck gehet / die soll Eychenlaub und disen Samen mit einander in wasser kochen und trincken. (Faul fleisch Raller Brand. Finger geschwär.) Die blätter in laugen gesotten / färben das Haar schwartz. Mit Honig angestrichen / wehren sie dem faulen Fleisch / dem kalten Brand / und dem Finger-geschwär. Die Gerber brauchen die rinden und blätter / das Leder damit zu gerben und dick zu machen. CAPUT LXXI. Schlingbaum. Viburnum. Namen. SChlingbaum oder kleiner Mehlbaum heißt Lateinisch / Viburnum, C. B. Lantana vulgò, I. B. Italiänisch / Viburno, Lantana. Frantzösisch / Viorne. Englisch / Wayfaringtree. Niderländisch / Cleyne esche. Gestalt. Der Schlingbaum ist ein kurtz staudicht Bäumlein. Seine äste sind zweyer elen lang / eines fingers dick / sehr zähe und schwanck / also daß man gantz füglich damit binden und winden kan / haben ein schwam- und marckicht holtz / sind mit einer braunröhtlichten / mit meelichtem pulver gesprengten Rinde umbgeben. Seine blätter vergleichen sich fast denen im Ulmenbaum / oder Pantoffelholtz / doch sind sie schmäler / grawlicht / haarig / und an dem umbkreiß subtil zerkerfft / eines zusammenziehenden geschmacks. Seine Blüthe ist anzusehen wie ein bleichweisse dolden / darauff folgen beere / erstlich grün / darnach roth und endlich schwartz / süß und schleimicht; welche einen flachen / breiten / gestreiffelten / mit einer harten schalen umbgebenen samen von sich geben; zeitigen in dem Herbstmonat. Die wurtzel fladert weit umb sich auff dem grund. Dieses Bäumlein wächst bey den zäunen und hecken. Man stoßt die rinden / wurtzel und äste / und macht darauß ein vogelleim. Eigenschafft. Dieser Baum hat viel schleimichtes öl / neben saurlichtem verborgenem saltz in sich. Deßwegen hat er die krafft anzuhalten / und ein wenig zusammenzuziehen; wegen seiner viscositet oder schleimigkeit aber kan er auch die schärffe der feuchtigkeiten in sich schlucken / und also offt die chmertzen linderen. Wird sonst für kalter und trockener Natur gehalten. Gebrauch. (Bauchflüß rothe ruhr starcke monatliche Reinigung der Weiberen.) So man die Beere dieses Bäumleins / ehe denn sie schwartz werden / an dem lufft dörrt / alßdenn zu pulver stosset / und von diesem pulver einnimbt / hilfft es wider die Bauchflüß / rothe Ruhr / und die starcke monatliche reinigung der Weiberen. (Hitzige geschwulst des halses / wackelnde Zähn.) Wenn man die blätter in wasser siedet / solches durch ein tüchlein seigt / alßdenn ein wenig Essig dazu thut / und damit den Mund offt außspühlet / leschet es die hitzige geschwulst des Halses / und stärcket die wacklenden Zähn. (Haar außfallen / schwartz harr machen.) So man die Blätter in der Laugen siedet / und damit zwaget / dienet es wider das Haar außfallen / und macht es schwartz. CAPUT LXXII. Styrax. Styrax. Namen. STyrax heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Styrax, Storax, Styrax folio Mali cotonei, C. B. Italiänisch / Storace. Frantzösisch / Storax. Spanisch / Estoraque. Englisch / Storax. Niderländisch / Storax. Gestalr. Styrax ist ein Baum an der länge und gestalt dem Quittenbaum gleich / hat doch viel kleinere blätter / die sind fett / länglicht / rund / und auff dem rucken wollicht weißgraw. Die Blüthe ist dem Pomerantzenblust ähnlich / weiß / vielblättig / wolriechend /
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Styrax. Styrax. an langen stielen viel beysammen hangend. Die Frucht ist gar nahe rund / in der grösse der Haselnuß / mitdoppelter Schale oder Rinden / wie auch einem Kernen begabet: die aussere Schalen ist safftig / und grün / der aussersten schalen der Mandlen gleich; und wen̅ die Frucht reiff / so berstet sie in drey theil von einander / und zeiget alßdenn die innere / harte / holtzichte / dunckel-gelbe Schalen / in welcher der ölicht fette / wolriechende / dem geschmack nach scharffe Kern ligt / so sich an kräfften und tugenden dem hartzichten Styrax-safft vergleicht. Dieser Baum wächst von sich selbs häuffig in Cilicien / Syrien / Pamphilien / wie auch auff dem Romanischen boden / in Villâ Adriani, und hin und wider in den Hägen / sonderlich umb den Ort Tusculum: Man pflantzet ihne aber auch anderwerts in die Gärten; in den Europaeischen Länderen gibt er kein Gum̅i von sich. In den Asiatischen und Africanischen warmen Länderen aber / fliesset entweder auß der von sich selbsten auffreissenden / oder ver letzten Rinde ein gantz wolriechendes Gum̅i oder Hartz / Styrax genannt / welches zweyerley / nemlich trocken / Styrax sicca, und in den Apothecken Styrax calamita (à Cannarum calamis, von den Schilffrohren / darinnen es in die ferne am sichersten geführel wild) und fliessend / so Styrax liquida, geheissen wird. Das trockene Gummi / Styrax calamita, welches vor zeiten auß Pamphilien in Rohren gebracht worden / ist anders nichts als der ölichte / wolriechende / gummosische / erhartete Safft / so auß dem beschriebenen Baum zu schweissen pfleget / und dem Myrben Gummi nicht unähnlich ist. Das beste Styrax-Gummi aber soll fett / gelb / völlig und wolriechend seyn / auch wen̅ man es zwischen den händen zerreibt / gleich einem Honigsafft von sich geben. Das fliessende Styrax-Gummi ist ein fetter / ölichter Safft in der dicke eines Balsams / schwartzbraun / scharffriechend / daß er auch wegen allzustarcken geruchs unlieblich fürkommet / am geschmack scharfflicht / in welchem deß trocknen Styracis geruch einiger massen sich erzeiget. Worauß aber dieser flüssige Styrax-Balsam gemachet werde / ist noch nicht wol bekant; Cordus will glauben / er seye auß dem Styrace Calamita, mit Oel / Wein und Terbenthin auff ein gewisse weise gekocher und gemachet. Andere sagen / es werde auß dem Gum̅i dieses Baums Styrax liquida allein außgekochet / die foeces diser coction aber geben die Styracem siccam ab. Eigenschafft. Dieser Baum / und sonderlich das davon in unsere Länder übergebrachte / wolriechende Gummi hat viel Balsamische / ölichte / mit etwas flüchtigem temperiertem saltz vermischte theil / derentwegen es die Tugend hat zu erwärmen / zu erweichen / zu zertheilen / das Haupt / Brust / Magen und Mutter zu stärcken / die scharffen Flüsse zu versüssen / und dieselbigen von der Brust und Lufftröhren zu vertreiben. Es soll auch ein heimliche schärffe in sich haben / dadurch es den Leib gelind laxieren könne. Gebrauch. In den Apothecken werden gewisse Pilulein / Pilulae de Styrace, von diesem Gummi und anderen sachen componiert, welche eine treffliche würckung haben / den von einem (Husten und gesaltzenescharffe flüß.) scharffen gesaltzenen Fluß entstandenen trockenen Husten zu stillen / wenn man offt deß Nachts acht biß zehen gran davon mit Violen- oder Klapper-rosen-Syrup eingibt. Sie dienen sonderlich wol denen Schwangeren / welche mit gefährlichem Husten geplaget. Styrax-körner mit gepülvertem Saffran / preparirtem Stahel und Terbenthin zu kleinen Pilulein / in ber grösse der Erbsen gemacht / und täglich 8. biß 10. zweymahl (Monatliche reinigung befürderen.) in Poley-wasser eingenommen / bringt den Weiberen ihre verlohrene Monatliche zeit widerumb. Ein wolriechendes pulver in Säcklein zu (Wolriechen des pulver zu Kleidersäcklein / und hauptstärckendt Käpplein.) thun / und solche zu den Kleideren zu legen / damit sie den guten geruch davon annehmen / kan man auff folgende weise bereiten: Nemt Florentinische Veyelwurtz 6. loth / rote Rosen 4. loth / Mayoran / Gewürtz-Nägelein / außerlesenen Styrax / jedes I. loth / Rosenholtz / Benzoin / gelben Santel jedes ein halb loth / Violen-blümlein ein und ein halb quintlein / Bisem mit Rosengeist zerlassen ein quintl. Mischt alles zu einem pulver wol under einander; dieses pulver kan man in taffete säcklein einnähen / und solche in die Tröge zwischen die Kleider legen / oder in den Taschen der Kleideren tragen / oder man kan annoch ein loth Agstein / Betonien und Salbey-blümlein jedes ein halb loth damit vermischen / und solch pulver hernach in Kräuter- käpplein nähen / und diese Käpplein auff dem Kopff tragen / als welche das Haupt und Hirn stärcken / Flüsse verhüten / und die unvermerckliche außdämpffung des Haupts beförderen. Will man gute wolriechende Rauchpulver haen / so nemme man Mastix / Wey [150] rauch / Wachholder-gummi / Gewürtznägelein / Agstein jedes I. loth / Benzoin / Styrax jedes ein halb loth / zerstosset alles under (Wolriechen des rauch pulver.) einander zu einem wolriechenden Haupt- und Gleider-stärckenden Flußrauch-pulver. Oder nemt geraspelt Wachholderholtz 6 lot / Weyrauch 4. loth / Mastix ein und ein halb loth / Ladani I. loth / Styrax 3. quintl. zerstosset alles under einander zu einem pulver. (Ranchtäselein.) Man pflegt auch Rauchtäffelein auß eben diesen sachen zubereiten / als da folgende sehr wolriechend sind: nemt eines der obbeschriebenen Rauchpulveren 8. loth / Asae dulc. 3 loth / Styrax 2. loth. Tragantschleim mit Roswasser außgezogen / so viel als nöthig / rühret alles zu einem Teig undereinander / auß welchem man Trochiscos, oder Rauchzältlein formieren und an dem Lufft trocknen kan. Oder nemt weissen Santal zu pulver geraspelt 8. loth / Asae dulc. Styrax / Mastix / Ladani / Weyrauch jedes I. loth / Tragantschleim mit Roswasser außgezogen / so viel als nöthig / mischt und rührt alles zu einem Teig / und macht alßdenn (Rauch???ertzlein.) Täfelein darauß. Oder nemt Kohlen von Lindenholß 12. loth. Asae dulc. Styrax jedes ein halb loth Ladani, Tamahac. jedes I. quint. Bisem mit Rosengeist zerlassen 6. gran. Zibeth 3. gran. Peruanischen Balsam 40. gr. destilliert Zimmetöl 3. tropffen / Tragantschleim mit Roswasser verlassen ein wenig / mischt alles zu einen??? schwartzen Teig zusam̅en / formieret kertzlein darauß / und laßt sie am Lufft trocken werden. (Pomaden / oder köst licher Bisemapffel.) Ein köstliche wolriechende Pomaden laßt sich auff folgende weise bereiten. Nemt deß feinsten Ladani I. loth / Benzoin / Styrax jedes ein halb loth / deß pulvers von Rosenholtz / von gelben Santel / und von Florentinischer Veyelwurtz jedes I. quintlein / Gewürtznägelein / Citronenschalen Aloesholtz / Zimmet jedes 10. gran / Bisam und Ambra in Rosengeist verlassen jedes 6. gran / Zibeth 5. gran Tragantschleim mit Roswasser zerlassen so viel nötig / mischt alles under einander / und macht ein paar runde Kugelen darauß / mit deren man in Rosder Pomerantzen-blust-wasser gelegt / die Hände oder auch das Angesicht waschen- und sauber rein / und wolriechend machen kan. (Destilliert Styraröl / zu Haupt- und ohren???üssen.) Wenn man Styrax zerstoßt / ein paar tag in Roswasser einbeitzt / hernach auß einem gläsernen Kolben in Sand oder Aschen destillieret / und anfänglich / biß das Wasser hinüber / klein Feur gibt / hernach wenn das öl kommet / daß Feur stärcket / so kriegt man das destillierte öl / dessen 2. biß 3. tropffen offt mit Betonien-wasser für die Hauptflüß genommen; ausserlich aber ein paar tropffen mit Baumwollen wider das sausen in die Ohren gethan werden können. Ein sonderliches Magen-pflaster; Nim zwey loth Styrax / stosse es allein und zwey loth aloem succotrinam klein gestossen wie Mehl / laß es mit einander sieden / mit einer Echtmaß Rosenwasser / damit es sich besser (Schwacher magë / erbrechen / auffstossen des Magens.) miteimander vermische / wenn das Rosenwasser versotten ist / soll mans erkalten lassen / darnach mit Rosenhonig ein Teig darauß machen / davon auff ein Leder streichen / und auff den Magen legen. Dieser Teig ist wolriechend / stärcket den schwachen Magen / und ist gut wider das erbrechen und auffstossen desselbigen. CAPUT LXXIII. Myrrha Myrrha. Namen. MYrrha heisset Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Myrrha. Italiänisch / Mirra. Frantzösisch / Mirrhe. Spanisch / Mirra. Englisch / Mirrhe. Niderländisch / Mirre. Es wird aber dieser Name so wol dem Myrrhenbaum / als dem darauß fliessenden Gummi gegeben. Gestalt. Myrrha ist ein Gummi oder Hartzichter Safft eines Baums in Arabien / in denen wälden / da auch Weyrauch wächst. Man sagt der Myrrhenbaum wachse bey fünf ellen hoch / nicht ohne dornen mit einem harten stamm / knorrichter und scharffer Rinde. Seine blätter vergleichen sich dem ölbaum / sind doch kleiner / krauser und stachlichter. Myrrha wird zu uns gebracht auß Egypten von Alexandrig / dahin die Araber auff Camelthieren jhre edle Gewürtze täglich führen. Die beste ist allenthalben gleichfärbig / leichthrüchig / nicht schwer / wolriechend / am Geschmack bitter / und etwas scharpff / aber solche wird bey uns selten gefunden / denn die wir hahen / ist gemeiniglich veraltet und verdorret. Was massen in den Morgenländeren / sonderlich bey den Juden der gemeine Gebrauch ware / ansehenlicher Leuthen Leichnam / sie damit vor der frühzeitigen verwesung zu bewahren / mit der Myrrha und anderen Specereyen zu salben / lehret uns der [151] heilige Evangelist Johannes Cap. 19. v. 40. Daher von Nicodemo v. 39. vermeldet wird / daß er Myrrha und Aloe undereinander gemenget / bey hundert pfunden gebracht habe / den Leichnam unsers Heylands Jesu damit köstlich zu Balsamiren. Ferners / ware bey den Orientalischen Völckeren gebräuchlich / grosse Herren neben anderen Geschencken auch mit der Myrrha zubegaben / daher der H. Evangelist Matth cap 2. v. II. berichtet: Daß die weisen auß Orient / oder von Auffgang unseren Heyland Jesum nicht allein mit Gold und Weyrauch / sondern auch mit der bitteren Myrrhen begabet / dadurch sie nach der außlegung der Alten Kirch-Vättern andeuten wolten / es werde dieser newgeborene König zu seiner zeit auch die bitterkeit des Todes empfinden. Insonderheit ware diese durchgehende gewohnheit bey den Persiern eingewurtzlet / jhre Könige mit den köstlichsten verehrungen / und in mangel derselbigen auch nur mit einer baar handvoll frisches Wassers / wie der Syneta den Persischen König Artaxerxem / zubeschencken. Eigenschafft. In der Myrrhen stecken viel ölichte / balsamische / und saltzichte / scharffe bittere / und scharff-riechende Theil / mit welchen sich auch underschiedliche jrdische gelind anhaltende vermischet befinden. Daher solch Gum̅i die eigenschafft hat zu eröffnen / zu erweichen / zu erdün???n / zu zeitigen / zu vertheilen / aller fäwlung zu widerstehen; dem dicken Geblüt seine natürliche consistentz und kreißbewegung widerzubringen / auch endlich wegen seinen jrdischen theilen / gelind anzuhalten / und die scharffen sauretzenden feuchtigkeiten zu linderen / und zu verbesseren; die Galle zu vertheilen / Leber- und Magen zu stärcken. Gebrauch. (Extract auß Myrrhen. Verlorne reinigung der weiber. Verderbter magen. Würm. Geblütsreinigung.) Auß der Myrrhen kan man mit Brantenwein ein Extract machen / daß man hernach in allerhand Pillulein zu widerbringung der verlorenen Monatzeit der Weiberen / zu stärckung deß von der Gallen ver derbten Magens / zu abtreibung der Würmen / und reinigung deß Geblüts gebrauchen kan. Folgende Essentz ist auch herrlich gut: (Essentz auß Myrrhen.) Nemt der besten außerlesenen Myrrhen vier loth / Weinstein-geist / Spirit. Tartari 6. Loth / laßts etliche stund lang in warmer Aschen verdeckt stehenz hernach gießt Tartarisierten Brantenwein darüber / so wird sich in wenig zeit die Tinetur erzeigen / welche man hernach siltrieren / und zum gebrauch auffbehalten kan. Mag den erwachsenen biß auf 15. und den Kindern auff 2. 3. biß 6. tröpflein (Magen- und mutterwehe. brustslüsse. Würm. Kindsblatern / oder Pocken.) beygebracht werden; dienet den Alten wider Magen- und Mutterwehe / wider die Flüsse der Brust; in dem übrigen tödtet sie auch die Würm / treibt die Kindsblattern / oder Pocken gewaltig auß; eröffnet die verstopffte Leber / und heilet die Gelbsucht. (Gelbsucht. Destillierte öl. Würm im ???eib.) Das destillierte öl auß Myrrhen von 2. biß 6. oder 8. tropffen offt eingenommen / tödet und treibet die Würm / bewahret das Geblüt vor fäwlung / und behütet also den (Fäulung deß Geblüts. Muttervers???ffung.) Menschen vor Pestilentz / und anderen ansteckenden Seuchen / eröffnet die verstopffte Mutter / bringt die verstandene Monatliche Reinigung wider / eröffnet auch die verstopffte Leber. (Monatliche reinigung. Myrrhen wird zum Theriack gebraucht / und zu dë Mithridatio Damocratis.) Die Myrrhen wird sonsten auch zu dem Venetianischen Theriack Andromachi, und dem darauß gemachten Himlischen Theriack / wie auch zu dem Mithridatio Damocratis gebraucht; welches denn gewisse Latwergen sind / die dem Gifft gewaltig widerstehen / solches auß dem Leib treiben / oder dergestalten töden / daß es nicht mehr schaden kan. Sind auch gute bewahrungs-mittel vor allen ansteckenden Seuchen: stillen alle Grimmen und Bauchlauffen / davon aber zu end dieses Kräuterbuchs absonderlich gehandlet wird. (Preservativ-pulver wider die Pest / und ansteckende seuchen.) Ein gutes praeservatif / oder Bewahrungs-pulver vor der Pest kan folgendes seyn: Nemt Myrrhen / Aloesholtz / Armenischen Bolus / Schweißtreibend Spießglaßpulver / zubereitet Hirtzenhorn jedes ein halb loth / Muscat-blüthe / Gewürtznägelein / Saffran / jedes ein halb quintl. ???eissen Kandel-zucker 2. loth. Mischt und stoßt alles zu reinem pulver / davon man zwey Messerspitz voll auf einmahl mit Wein oder Honig einnehmen kan. Under diß pulver kan man auch nach belieben Schwefelblumen ein quintl. mischen. (Pocken / Durchschlechte / oder Kindsblattern.) Zu außtreibung der Pocken / oder Kindsblatteren: Nemt praeparirt Hirschhorn / Mineralischen Bezoar / praeparirterote Corallen / Armenischen Bolus jedes ein quintl. Steckrüben-samen / außerlesene Myrrhen jedes 40. gran / deß besten Zuckers I. halb loth. stoßt alles zusammen zu einem reinen pulver / davon kan man einem erwachsenen Menschen biß auff ein quintl. einem Kind aber biß auff 15. oder 18. gran Morgens und Abends mit Scabiosen / oder Taubenkropffwasser eingeben. (Würm im Leib.) Zu tödung und außtreibung der Würmen: Nemt Wehrmuthkraut / Tausendguldenkraut / Wurmsamen / Wegerichsamen / praepariert Hirschhorn / Myrrhen jedes ein halb loth / außerlesene Sennablätter drey quintl. der besten Rhebarbara I. quintlein / Saffran ein halb quintl. Zucker I. loth / mischet und stoßt alles zu einem reinen pulver / von welchem man 15. gran biß auff 40. geben kan: sonderlich wenn der Mono im absteigen ist. (Schwäre Geburt.) Wenn die Kinder an die Geburt kom̅en / und schlechte Krafft da ist zu gebären / so sollen die Wehmütteren folgendes pulver den Gebärenden in Wein / oder Poley- und weiß Gilgenwasser eingeben: Nemt Cassienholtz / Zimmet jedes ein halb loth / Myrrhen / Färber-röthe-wurtzel (Rubiae Tinctorum) jedes I. quintl. Venetianischen Borras / Saffran jedes 40 gran / Zucker ein halb loth / mischt alles zu einem reinen pulver / davon man I. halb quintl. auff einmahl geben kan. (Elixir proprietatis Paracelsi.) Sonderlich ist des Paracelsi Elixir Proprietatis hoch zu halten / dessen beste beschreibung folgende ist: Nemt außerlesene Myrrhen / Aloes und Saffran jedes ein quart pfund / laß in Pelicano mit arenâ ascendiren, auff das milteste zween Monat / darnach separiere per [152] Alembicum das Oleum von denen fecibus sine adustione herüber: das Oleum digerier mit circulato einen Monat lang in gleichem Gewicht / darnach behalts. In den Apothecken wird es durchgehends auff folgende weiß gemacht: Nemt Aloes / Myrrhen jedes 4. loth / Saffran 2. loth / besprengt die Myrrhen forderst mit dem sauren Schwefelgeist / thut hernach alles zusam̅en in ein glaß / gießt rectificierten Brantenwein darüber / daß drey finger über die Matery gehe; digerierts 8. tag lang / gießt hernach den gefärbten oder tingierten Brantenwein ab / schüttet annoch frischen Brantenwein an die species, digerirt??? noch einmahl / gießts widerumb ab / mischts mit dem vorigen / filtriert solche (Ein gut preservativ. Verderbter Magen / Galle Schleim / Fäulung des Geblüts.) Tinctur oder Elixir, und behaltets zum gebrauch auff. Man kan 12. biß 15. tropffen darvon in Wein- oder Brühen einnehmen; stärckt und erwärmt den Magen / zertheilt die Gallen / und anderen zähen Schleim im Magen / Gedärm / Leber und Miltz / bewahret das Geblüth vor fäulung / und erweckt den Appetit. Zu heilung der Scharbockischen Mundfäule / (Scharbockische Mund fäule.) kan man Myrrhen / neben Tormentill- und Osterlucey-wurtzel / roten Rosen / Wegerich / Granatenblust / Roßmarin / Mastix / Weyrauch / Sumach / und ein wenig Alaun / in dem Wasser sieden / und mit solche̅ gesichtetem Wasser den Mund zuvor oft (Zähnwacklen.) und warmlicht außwaschen. Wen̅ die Zähne wacklen / und das Zahnfleisch faulet / so kan man bedeutete species in rotem Wein sieden / seigen / hernach Roßhonig und Maulbeersafft darunder mischen / und also offt den Mund außwaschen; auch gleich darauff folgendes sälblein an die Zähnbilder schmieren. Nemt Roßhonig 4. loth / Mastix / Myrrhen / Weyrauch / Agleysamen / gebranten Alaun jedes 1. quintl. mischt alles wol under einander. (Magenstärckende / und Wunden heilende Pflaster und Salben. Geschwollene Füß.) In die Magenstärckende / auch Wund- und andere Pflaster; in die digestiv-sälblein / wird die Myrrhen ebenmässig sehr nutzlich gemischet. Zu vertheilung der von wasserichten feuchtigkeiten geschwollenen Füssen ist folgender überschlag sehr köstlich: Nemt Fischmüntz / Majoran / Ehrenpreiß jedes ein handvoll / Holderblust ein halbe handvoll / Lorbonen / Wachholderbeere / Myrrhen / Mastix und Weyrauch jedes ein halb loth / Schwefel ein quintl. mischt und kocht alles mit einander in frischem Regen- oder Kalchwasser / oder in halb Wein / halb Essig / biß es halb eingesotten; das geseigte Wasser wärmt offt / tunckt ein tuch darein / truckts auß / und schlagt also dämpffend über die Füß. Wenn man Silberglätte / rote Rosen und Aloes darmit vermischet / und in (Brand.) Kalchwasser und Destilliertem Essig kochet / so gibt es einen trefflichen überschlag wider den Brand. (Würm.) Gestossene Myrrha eines scrupels schwer in Burgel-wasser getruncken / tödtet die (Viertägig Fieber.) Würm. Welche das viertägige Fieber haben / die können gestossener Myrrha eines halbe̅ quintleins schwer in warmem weissem Wein / eine stund vor des Fiebers Ankunfft trincken / solches sollen sie dreymal thun: jedoch muß es nicht in dem anfang geschehen / sondern wenn das Laxier-säcklein droben im ersten Capitul beschrieben / ist gebrauchet worden. Myrrha wird den Artzneyen zugelegt / welche man wider das Gifft bereitet / daher (Pest.) wird sie in der Pest gebraucht. (Gestanck der Füssen.) Myrrha und Alaun in Wasser gesotten / und die Füß damit gewaschen / nimbt dero Gestanck hinweg.

CAPUT LXXIV.
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Camffer. Camphora. Namen. CAmffer / Campher / heißt auff Lateinisch / Camphora, Caphura, Cafura. Italiänisch / Camfora. Frantzösisch / Camphre, Camfre. Spanisch / Camfor. Niderländisch / Camfer. Gestalt. Der Camffer fleüßt auß einem Baum / welcher sich dem Nußbaum vergleicht / hat weißlichte Blätter wie die Weyden. Der mittelmäßig dicke Stamm scheint aschenfarb / und bißweilen auch schwartz. Der Baum ist hoch / mit vielen außgebreiteten ästen / und eines schönen ansehens. Ob er aber Blumen und Frücht trage / hat Garcias ab Horto nicht erfahren können. Daß der Camffer auß einem holtz fliesse / hat vorgemeldter Herrr erstlich an einem auß Camfferholtz gemachten Tisch bey seinem Apothecker / hernach an einem anderen stuck Camffer-holtz / welches Schenckels-dick dem Herren Gubernatori Johanni de Crasto verehret worden / endlich an einer Tafelen bey einem Kauffmann wahrgenommen. Er fleüßt herauß sehr weiß / ohne rothe oder schwartze Flecken / wird mit keinem Werckzeug herausser gezogen / man kocht ihne auch nicht / damit er weisser werde / wie etliche schreiben. Camffer ist zweyerley: Der einte wächst in der Insul Burneo; der andere aber in China. Der erste wird in unsere Landschafften nicht gebracht / derohalben man sich auch nicht verwundern soll / daß dessen ein pfund so viel kostet / als des anderen hundert pfund. Der Chinesische Camffer wird gleichsam zu runden Brötlein gestossen / und in Europa geführet. Die Inwohner vermischen auch darunder etwas wenigs von dem Camffer auß Burneo / und verkauffen ihn alßdenn für Burneischen. Johannes Rajus meldet / daß man auch auß der Rinden der Canellen-wurtzen / (Radicis Canellae Zeilanicae) durch die Destillation einen Camffer heraußbringe. Der gute Camffer hat ein weisse farb ohne Flecken / ist durchsichtbar wie ein Crystal / reücht wohl / brennt leichtlich / also daß er seine Flammen noch in dem Wasser erzeiget: so man ihne destilliert / bleibet nichts zurück: wird leichtlich von dem Lufft verzehret / und verschwindet wie ein flüchtig saltz: ferners schmeltzet er bald in einem heissen und in der mitte zerschnittenen Brot / denn wenn er darinn außtrocknet und harter wird / ist er [153] verfälscht. Dieweilen der Camffer geschwind verfleügt / soll man ihne in einer von marmorstein / zinn oder bley gemachter Büchsen auffbehalten / und Hirs-Flachs- oder Flöh-samen darzu legen. Andere verwahren ihn mit etlichen gran Pfeffer. Eigenschafft. Der Camffer ist bey nahem anders nichts / als ein Sal volatile oleosum, oder flüchtiges saltzichtes Oel / welches dannenher die tugend und eigenschafft hat / aller Fäulung des Geblüts zu widerstehen / die schärffe der gifftigen Feuchtigkeiten zu hemmen und zu versüssen / den Schweiß zu treiben / alle Versteckungen des Geblüts auff zulösen / zu zertheilen / die wütende Lebens-geister in eine sanffte ruhe zu bringen; das stockende Geblüt umb das Hertz herumb zu erdünneren / und in sein natürlichen Fluß und Bewegung wider zu bringen; den Gichtern zu steüren. Gebrauch. (Pestilentz / gifftiger Thiere Biß und Stich.) Camffer bewahret den Leib vor Fäule / wird derohalben denen Artzneyen zugethan / welche man wider die Pestilentz / Gifft / gifftiger Thiere Biß und Stich bereitet. (Hitzige pestilentzische Fieber.) Camffer / ein paar Gersten-körner schwer in einem trüncklein Scabiosen- oder Saurampffer-wasser offt eingenommen / ist gut wider die hitzigen pestilentzischen Fieber. In (Würme der Kinderen. Samenfluß der Mannen. Weisser Fluß der Weibern. Gichl / Fallende Sucht.) einem trüncklein Burgel-wasser vermischt / und den Kindern zu trincken geben / vertreibet die Würme. Mit Seeblumen-wasser offt getruncken / stillet den Mannen ihren natürlichen Samen / wenn er ihnen in dem Schlaff wider Willen entfähret: den Weibern aber die weisse fliessende Kranckheit. So jemand mit der fallenden Sucht oder den Gichtern angegriffen wurde / solle man ihme 3.. tropffen des destillierten Camffer-öls in einem löffel-voll Lindenblust-wasser alsobald eingeben. Baumwollen mit etlichen tropffen deß (Zahnschmertzen Sausen der Ohren.) destillierten Camffer-öls angefeuchtet / hernach auff den / schmertzhafften Zahn gelegt / linderet den Schmertzen: in die Ohren gethan / stärcket das Gehör / und vertreibt das Sausen und Brausen deroselben. (Unkeusche Lust.) Camffer benimbt die unkeusche Lust / auch so man nur daran reücht / nach dem alten Sprichwort: Camphora per nares castrat odore mares. Wird zu dem Ende auch auff etliche gran schwer in Pilulein und Seeblumen-wasser bißweilen eingenommen. (Grosse Hitz der Augen.) Wider die grosse Hitz der Augen-entzündung. Nimm bereitete Tutia 1. quintlein / Camffer 2. gran / Wegerich-Fenchel- und weiß Rosen-wasser jed. 2. loth: vermische es / und lasse davon bißweilen etliche tropffen in die Augen-winckel fallen. (Kalter Brand.) Auß dem Camffer wird ein nutzlicher überschlag für den kalten Brand gemacht / dessen sich die Wund-ärtzt bedienen können. Nimm Benedicten-wurtz 2. loth / Angelica-wurtz 1. loth / Wasser-knoblauch 2. handvoll / Rauten / Cardenbenedicten / Wermuth jedes ein hand-voll: Zerschneide alles / und kochs in halb Wasser und weissen Wein / nimme darvon ein Mas / thue darzu gestossene Aloes / Myrrha und Camffer in Brantenwein zerlassen / mische es wohl durcheinander. So mans brauchen wil / muß man es wiedrumb wärmen / doppelt gelegte tücher darinn nässen / und warm über den Schaden legen / so von dem kalten Brand angegriffen worden. Schwangere Weiber sollen sich vor dem Camffer hüten / auch muß man ihn denjenigen Weibern / welche sein Geruch nicht leiden können / in den Mutter-kranckheiten nicht gebrauchen. (Erbrechen.) Wider das vielfaltige Erbrechen des Magens. Mische ein wenig Brantenwein / darinnen Camffer zerlassen ist / under Venetianischen Theriack / oder auch Hiacinthen Confection, streichs auff ein tuch / und lege (Blödigkeit des Hertzens.) es denn laulicht auff das Hertzgrüblein / so wird sich das Erbrechen alsobald stillen / und auch das Hertz dadurch gestärckt werden. (Angesicht sauber / gläntzend und schön zu machen.) Das Angesicht gläntzend und roth zu machen. Nimm fünff Maß Most oder süssen Wein / ein viertel Maß Honig / Weyrauch / Myrrhen / jed. anderthalb loth; destilliere alles in einem Kolben-glaß / biß nichts mehr gehet; zerlasse hernach in diesem destillierten Wasser 3. quintlein Alaun / und ein halb loth Camffer: lege rothen Santal annoch darein / laß sichen biß das Wasser dich roth genug zu seyn beduncket / denn thue den Santal dar auß / und seige den Rest durch ein Tuch in ein sauber glaß. Mit diesem Wasser das Angesicht des nachts oder am morgen gewaschen / und von selbsten lassen ertrucknen / reiniget nicht nur dasselbe von allen Unsauberkeiten / sondern macht es auch gläntzend / und lieblich röthlicht. Wenn man des Nachts in einem kleinen wohl verschlossenen Gemach oder Zimmer Brantenwein / darinnen Camffer wohl zerlassen / in einem schüsselein auff die gluth setzet / und also wohl außdämpffen läßt / hernach einsmahls mit einem brennenden Liecht in das Gemach trittet so wird in einem augenblick der Lufft des Zimmers gantz entzündet werden / und grossen Schrecken bey den Unwissenden erwecken; diese Flamme aber verschwindet gleich / und zündet nichts an. Als Hr. Doct. Verzascha sich in Franckreich / bey Herren Carolo Sanche, berühmten Apotheckern zu Montpelier, an der Kost auffgehalten / hat er ihme die Beschreibung nachfolgender zweyer Wasseren / auß sonderlicher Freundschafft mitgetheilet / welche auß dem Camffer bereitet / auch von dem Frawenzimmer allda hoch gehalten / und wider (Unreinigkeit des Angesichts.) allerley Unreinigkeiten des Angesichts nutzlich gebraucht werden / welche wir allhier den Herren Apotheckeren in Teutschland zu gefallen beysetzen wollen. ???. Aqu. fontan. ???vj. ponder. civil. Mercur. sublimati zij. Virid. aeris zi. Fel. vitri, Sacch. cand. ana ???. Misce, bulliant usque ad tertiae partis consumptionem, postea adde Borac. Camphorae (Laubflecken der Angesichts.) ana zj. sol. s. a. misce. Dieses Wasser wird insonderheit wider die Laubflecken in dem Angesicht gerühmet. ???. Mercur. sublimat. ???. Boracis ???. Camphor. ???. Sacch. cand. ???ij. Sacchar. opt. ???i. Alumin. roch. ???ij. Fel. Vitri ???ß. Album ovornum. vi. Succi Limon. ???iiij. Pinear. recent. ???vi. Sem. papav. alb. ???i. Aqu. fluvial. ???vj. coq. Mer [154] cur. cum albumin. ovor. ad duritiem in vase terreo vitreato, in einem gelöschten erdinen Geschirrr / postea illum agita in mortar. marmor. consistentiam liniment. dein ex pineis & semine papav. para seorsim emulsionem, tandem misce omnia, reliquas???ue species subtilissimè pulverisat. adde, stent in cella vinar. per 15. dies, postmodum filtra. Dieses Wasser wird auff den Abend wider allerley Unreinigkeit des Angesichts laulicht gebraucht. (Pest / und pestilentzi???lische Fieber.) Henisius ein berühmter Medicus zu Verona in Italien / hat destilliert Agstein- und Citronen-Rinden-öl / under das mit gutem fetten Bolo destillierten Camffer-öl vermischet / und zu underschiedlichen mahlen cohobiert / damit hat er ein überauß trefliches öl wider die Pestilentz / und andere gifftige seuchen bekom̅en; mit welchem er so schöne und vielfaltigen Curen in der Pest zu Verona gethan / daß ihme zu Ehren eine Triumphsaul solle auffgerichtet worden seyn. Man gibt 2. biß 4. oder 6. tropffen auff einmahl eyn. Camffer mit Rauten und Wachholderbeere vermischet / in Bündelein gethan / und an die Puls / auch nach belieben zwischen die Brüste gehänget / vertreibet allerhand Fieber. Wenn man aber auß Pfersing-kernen / bitteren Mandeln / Kürbsen-kernen und / weissem Magsamen / mit Froschleich-Nachtschatten-Seeblumen-Betonien- und Haußwurtzen-wasser ein Milchlein machet / den auß ein paar lebendig verstossenen Krebsen außgepreßten Safft / sambt etlichen gran des Camffers damit vermischet / und offt wärmet / ein tuch darein tuncket / außtruckt / und warm über die Stirnen / und an die (Hauptschmertzen.) Schläff bindet / so wird solcher überschlag den Schmertzen des Haupts gewaltig stillen. (Taubsucht.) In der Taubsucht / nicht nur deren / so mit pestilentzialischer Kranckheit angegriffen / sondern auch anderer / welche kein Fieber haben / ist der Camffer ein herrliches Mittel / weilen es die wütenden Lebens-geister zur Ruhe bringet / und einen sanfften Schlaff erwecken mag. Zum Exempel: Nehmt Wachholder-beere ein löffel-voll / Rauten ein paar Stäudelein / Opii ein halb quintlein / Bisam 4. gran. Zerhackt alles zusammen in kleine Bündelein / tunckt solche in Camffer-brantenwein / haltet sie für die Nasen offt / bestreicht auch den Scheitel / die Schläffe und die Puls damit fleißig. (Destilliert Camffer öl ist in mänge nicht zu haben.) Das destillierte Camffer-öl wird sonderlich verlanget / aber man kan es recht in Quantität nicht haben; und weiß ich bißher noch von keinem Chymico, welcher solch Oleum genuinum in mänge hätte machen können; als von einem einigen berühmten Doctore und Medicinae Professore, einer gewissen Universitet in Teutschland / welcher durch Zusatz einer sonderen fetten Erden dises Oel in guter Quantität per Retortam zu erlangen getrauet. (Zahnwehe.) Das gemeine Camffer-öl / so anders nichts / als Camffer in Mandel-öl zerlassen ist / wird wider das Zahnwehe gerühmet / wenn man etliche Tropffen davon in die holen / faulen Zähne giesset. CAPUT LXXV. Weyrauch. Arbor Thurifera. Namen. WEyrauch heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Thus, Olibanum. Italiänisch / Incenso. Frantzösisch / Encens. Spanisch / Encienso. Englisch / Frankincense / Incense. Niderländisch / Wierooke. Stell. Weyrauch ist der Myrrhen Nachbar / den̅ sie wachsen deyde in Arabien / in einerley Wälden / doch nicht an allen orten des Landes / sondern nur an einer stell / welche sich nach der länge etwan in hundert / nach der breite in fünfftzig Italiänische meilen erstreckt. Derselbige kreiß ligt gegen dem Aufgang / umb und umb mit Felsen / auch zum theil mit dem Meer umbringet. Die Völcker / so den Weyrauch samlen / und in welcher Lande solche Bäume wachsen / werden genant Mynäi / die lassen keinen frembdling dar zu / die Weyrauch-bäume zubeschawen / derohalben wir von der gestalt solcher Gewächse nichts gewisses haben / wiewol etliche sagen / dieser Baum trage Lorbeerblätter. Man findet ihne meistentheils in dem Königreich Saba / daher Virgilius spricht: India mittit ebur, molles sua thura Sabaei. Den Weyrauch samblen obgenante Völcker zweymahl im Jahr / nemlich im Lentzen und in den Hundstagen / in der grösten hitze / denn zu dieser zeit ist der Baum am schwangersten / da sie mit eisen in des Baums Rinden überall hacken / damit der Safft [155] abfliesse / indessen den Baum unden herum̅ mit Matzen oder Decken / welche auß Palmen-blättern geflochten sind / belegen / und auff solche blätter den außtrieffenden safft samlen. Wo aber solche Decken nicht kön̅en undergebreitet werden / machen sie auff der blossen Erden einen ebenen umbkreiß / aber der Weyrauch / so auff die Erden fallet / wird schwerer / dunckeler und nicht so kräfftig: der andere / welchen man auff die Matzen fangt / wird lauterer und köstlicher. Vber diese alle ist der beste / welcher an seinem Baum bleibt kleben / wie körner / diesen nennet man das Männlein / und sonderlich so er von einem jungen Baum entspringet. So ist auch der Som̅er-weyrauch dem Lentzen-weyrauch an farbe und kräfften weit überlegen: kurtzlich darvon zu reden / der beste Weyrauch ist weiß / klar / unzertheilt / rund / fett / läßt sich bald anzünden / und gibt ein helle flamme von sich / reucht wol / ist leicht mit den Zähnen zu zermalmen / und klebt nicht an wie Mastix. Eigenschafft. Der Weyrauch hat viel hartzicht / balsamische / mit wenig flüchtigem saltz und etwas irdischem vermischte theil / dadurch er krafft hat das versehrte zu heilen / scharffe gesaltzene Flüß zu versüssen / und gelind zu stopffen und anzuhalten. Gebrauch. Ein halb quintl. gestossenen Weyrauchs / (Blutspeyë / Blutfluß Mann un̅ Weibs / Würgen / Erbrechen des Magens / bauch flüsse rote Ruhr.) mit Wegbreit-wasser eingenommen / ist gut denen / so Blut speyen / dienet auch zu allen Blutflüssen Man̅s und Weibs / steuret dem würgen / Erbrechen des Magens und allerley Bauchflüß. Ein köstliche Artzney wider die rothe Ruhr: Nim weissen Weyrauch / Mastix / praeparirte Armenische Erden / rothe Corallen / Hirschenhorn / Blutstein / jedes ein halb quintlein / stosse alles zu einem reinen pulver / und gib dem krancken ein Messerspitz voll ein. (Kalte Flüß und übrige Feuchtigkeiten des Haupts.) In kalten flüssen und übrigen Feuchtigkeiten des Haupts / pflegen viel etliche schone körner des besten Weyrauchs / nachts vor dem schlaff zu verschlucken / und thun sich wohl darbey befinden. (Schwache Gedächtniß.) Andere sind der meinung / der Weyrauch stärcke die Gedächtniß / so man in dem zeichen des Scorpions / morgens / mittags und nachts vor dem Schlaff drey körner hinab schlucke. (Kalte Flüß des Haupts.) Wider die kalte flüß des Haupts / solle man nachfolgenden Rauch brauchen: Nim weissen Weyrauch / Mastix / Agstein und Storax / jedes ein halb loth / mache es zu einem groben pulver / strewe davon ein wenig auff glüende kohlen / und beräuchere das Haupt darmit. (Rothe trieffende Augen.) Zu den rothen trieffenden Augen / ein warhafftiges mittel: Nim weissen Weyrauch / stecke ein stücklein an die spitze des Messers / und zünde es bey einem wachsliecht an / wenn nun der Weyrauch bren̅et / lösche ihn ab in zweyen löffel voll Roßwasser: zünde also den Weyrauch etlich mal an / und lösche ihn allzeit in dem Roßwasser widerumb ab / denn mische under das Roßwasser ein Löffel voll Frawenmilch / und lasse davon in die Augen trieffen: Es lindert den schmertzen / benimt den fluß und die röthe der Augen. Ist nach dem bericht Herren Matthioli offt bewährt befunden worden / doch soll man zuvor eine Ader öffnen / und den Leib purgieren. (Affter geschwär.) Weyrauch lindert des Affters böse Geschwär / so man ihne klein zerstossen / mit Milch vermischt / und auff leinen tüchlein zulegt. (Hitzige geschwullene Brüst des Frawen.) Zu den hitzigen geschwollenen Brüsten der Frawen nach der Geburt / ist der Weyrauch gut / so man ihn mit Armenischem Bolo und Rosenöl vermischt / und die geschwulst darmit ansalbet. (Zwang zu dem Stulgang.) So jemand zum stulgang offt genötiget wird / und doch wenig verrichten kan / der soll Weyrauch auff glüende kohlen werffen / und den rauch in den Affter empfangen. Es haben die blinden Heiden zu ihrem erdichteten Götzendienst / den Weyrauch gar viel gebraucht / ihren falschen Götteren damit zu räuchern / und also derselben Gnad zu erwerben. Dahero als Alexander der grosse in seiner Jugend ohn einige sparsamkeit den Weyrauch auff die Altär außgesträwet / hat sein Lehrmeister Leonides ihne hart darüber besprochen / wie er nemlich alsdann auff solche weiß opfferen könte / wenn er über die Völcker / bey denen der Weyrauch wachse / herrschen wurde. Als nun dieser großmächtige Monarch das Königreich Arabia under sein Gewalt gebracht / schickte er diesem Leonidi ein mit Weyrauch beladenes Schiff / und vermahnte ihn / daß er den Götteren davon reichlich opfferen solte / wie solches Plinius lib. 12. Histor. natur. cap. 14. berichtet. (Alte Schäden.) Sonsten wird der Weyrauch bald zu allen Wundsalben und Pflasteren gebraucht / dieweilen er durch seine Balsamische theil sehr heilsam ist / und die scharffen etzenden (Wunden,) feuchtigkeiten gewaltig versüsset. Folgendes Pflaster habe ich sonderlich nutzlich gefunden zu heilung alter schäden. Nemt Rinderschmaltz (Köstlich Pflaster.) 4. loth / Hirschen-unschlit ein loth / Rosenöl / St. Johan̅eskraut-öl jedes 2. loth / gelb Wachs 3. loth / Weyrauch / Myrrhen / Galbanum / Mastix / Terbenthin jedes ein halb loth / Silberglätte ein loth. Mischt und rührt alles auff gelindem Feur wol durcheinander zu einem pflaster. (Hauptschmertzen.) Weyrauch mit dem weissen von einem Ey zerrühret / und an die Schläffe auff einem tuch geleget / vertreibet den Schmertzen (Micraine.) des Haupts und die Migrene. CAPUT LXXVI. Fichrenbaum. Pinus. Namen. FIchtenbaum heißt Griechisch / [Greek words], oder wie andere wollen / [Greek words]. Lateinisch / Pinus. Italiänisch / Pino. Frantzösisch / Pin. Spanisch / Pino. Englisch / Pinetree. Niderländisch / Pynboom. In Teutscher Sprach wird er auch sonsten genennt Hartzbaum / Kinholtz / Kyffer-holtz / Foren-holtz und Feüren.
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I. Zahmer Fichtenbaum. I. Pinus sativa. III. Wilder Fichtenbaum. III Pinus sylvestris Mugo. Geschlecht und Gestalt. Der Fichtenbäumen sind underschiedliche Geschlecht und Gattung in Italien Franckreich / Teutschland / Böhmen und Pohlen anzutreffen. I. Das Erste Geschlecht ist der zahme Fichtenbaum / Pinus sativa, C. B. Pinus ossiculis duris, foliis longis, J. B. Ist ein hoher / II. Wilder Fichtenbaum. II. Pinus sylvestris. IV. Wilder Fichtenbaum. IV. Pinus sylvestris Cembro. mit seinem Stamme gantz gerad auffschiessender Baum / hat eine runtz- und röth-lichte Rinde / und darunder ein steiffes / gelblichtes / starck-riechendes / fettes holtz. Seine Aeste breitet er umb den Stammen in gerader Linien auß / so daß die understen äste immer die längsten / die übrigen aber biß zu dem Gipffel des Baums nach Proportion
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V. Meersichren. Pinus maritima. VI. Meersichren. Pinus maritima secunda. allezeit kürtzer über einander siehen. Auß den kernen der runtzlichten rinden an den ästen / wachsen die langen gantz schmalen / scharffaußgespitzten blätter / deren je zwey und zwey unden zusam̅en gewachsen / aber gleich von einander gehen / und an den seiten / da sie gegen einander stehen / etwas außgehölt / den Meerbintzen gleich / etwann zweyer handbreit lang. Dieser Baum tragt grosse / dicke / gewirbelte / und in viel eng - zusammengedrungene schüpen bestehende zapffen / oder zirbeln / welche zu Latein Coni geheissen werden. Diese Coni oder Zirbel haben dicke / holtzichte, gläntzende köpffe / durch deren knorrichte substantz / die zapffen gantz uneben werden. Ihre schupen sind eines zolles breit / sonderlich bey den köpffen / da sie noch einmahl so groß und breit / als rund. Bißweilen lassen sie ein weisses / starck-riechendes hartz von sich fliessen. Haben ein sonderbare Nuß / so Zirbelnus / [Greek words], Strobilus, Nux pinea geheissen wird / under den schüpen verborgen / mit einer harten schwartzen schalen begabet / in deren ein weisser / süsser / fetter kern sich befindet / so man Pineam nennet. Die wurtzel dieses Baums gibt keine nebenschoß von sich / daher er allein durch den Samen hervor wachset, Umb Ravenna in Italien ligt ein zimlicher Wald von diesen Bäumen / wächst aber auch in Langendock / Spanien und anderstwo von sich selbsten. Ja er wird in Engelland / Franckreich und Holland in die Gärten gepflantzet. II. Das Andere Geschlecht ist der Fichtenbaum / dessen Nüsse eine leicht zerbrüchliche schalen haben / Pinus, cui ossicula fragili putamine, s. Cembro, I. B. Pinus sylvestris montana tertia, C. B. Dieser ist von dem ersten Geschlecht darinnen underscheiden / daß er etwas kürtzere blätter hat / etwan einer handbreit lang; seine zapffen sind auch kleiner als der vorigen / und die schüpen runtzlicht; ha??? einen dreyeckichten / gewirbelten / roten / dünnen und zerbrüchlichen stein / auch einen kurtzen / dicken kern / so dem geschmack und materi nach sich dem obigen vergleicht. Er wächst in Bündten häuffig / alwo die Bauren solche Kernen essen. III. Das Dritte Geschlecht ist der gemeine wilde Fichtenbaum / Pinus sylvestris, C. B. Pinus sylv. vulgaris Genevensis, & Taeda, J. B. Dieser hat ins gemein einen gekrümbten stam̅e / dessen Rinde unden an dem Baum gantz rauch / und voller ritzen und tieffen spälten ist / sonsten etwas äschfarbig; oben auff aber ist sie gantz schüpicht und roth. Die sprößlein der ästen sind zerbrüchlich / und wenn sie abgebrochen werden / so sihet man zwischen der Rinden kleine löchlein / darauß das hartz außschweisset. Dieser erwachsene Baum hat nicht mehr gerade / sonderen gekrümte äste / mit starrigen / harten / dünnen / langen blättern / welche doppelt auß einem löchlein außgehen / und da sie einander ansehen / etwas außgehölt / und scharpff stechend sind / dem geschmack nach zusammenziehend / und die äste ringsherumb bekleidend. Die zapffen hangen mit kurtzen stielen also fest an den seiten der ästen an / daß wenn frische zapffen herauß wachsen / die alten annoch daran hangend gesehen werden. Die schüpen der zapffen sind ablang / und haben under sich einen schwartzlichten / mit weissem marck angefüllten samen / in der grösse deß Fenchelsamens verborgen. Erwächst in Teutschland / Franckreich / Spanien / und der Eydgnoßschafft hin und wider häuffig / wird auch in Engelland in den Baumgärten grosser Herren gepflantzet / und steigt sehr hoch und starck auff; gibt auch das beste hartz von sich. Von diesem Baum [158] werden kleine spän / oder stücklein holtz geschnitten / welche bey uns Kienspän genennet / und wegen ihres häuffigen Liechtbrennenden fetten hartzes / in den Kuchen gebrauchet werden. Ja es werden auß den fetten sprossen und ästen dieses Baums Fackel gemacht / welche bey den Lateineren Taedae heissen / und zum leuchten gebrauchet werden. Zu diesem wilden Fichtenbaum kan auch der Pinus latifolia julis virescentibus aut pallescentibus, Casp. Bauh. oder niger, latiore folio, julis pallescentibus, Park. gerechnet werden / als welcher bey nahem nichts von demselben underscheiden. IV. Das vierte Geschlecht ist der Oesterreichische dünnblättige Fichtenbaum / Pinaster tenuifolius julo purpurascente, C. B. Park. Pinaster Austriacus tenuifolius, J. B. Dieser wächst in Oesterreich / Böhmen und in unserer Eydganoßschafft vielfaltig; die Weinschencken in unserer Statt Basel / stecken solche für ihrer Häuser / zum zeichen / daß sie Wein außschencken. Er hat einen krummen stammen / weit von einander gebreitete äste / deren sprosse viel dünner / die blätter weit kleiner und zarter / auch die zapffen geringer / als in vorigen Geschlechten. An den aussersten ruthen der sprößlein wächst eine trauben von dünnen zaseln an / welche nicht grün oder gelb sind wie die vorigen sondern purpurfarb / und dennoch in ein reines pulver vergehen / da indessen neue schoß in einem häutlein eingeschlossen hernach wachsen. V. Das Fünffte Geschlecht ist der Bergzirbelbaum / mit auffgerichteten zapffen / Pinaster conis erectis, C. B. Pinaster pumilio montanus, Park. An pinus sylv. Mugho sive Krain, I. B. Pinus sylv. Mugo Matthioli, I. Raji. Wächst nicht über Mannes Höhe / sonderen theilet sich gleich über der wurtzel in die dicke / schüpichte / mit dicker Rinden bedeckte äste auß. Seine blätter sind kürtzer / dicker und stumpfer als der vorigen Geschlechten. Hat kleine auffwerts stehende zapffen / eines zolls lang. Wächst in Steyrmarck und Oesterreich auff den Gebürgen zwischen den Felsen und Klippen. VI. Das Sechßte Geschlecht ist der kleine Meerzirbelbaum / oder Meerfichtenbaum / Pinus Maritima minor, C. B. Park. Pinaster tertius Hispanicus humilis, I. B. Ist ein Baum von zimlicher Höhe / wie das obige vierte Geschlecht / wirb aber in zähe / biegsame äste getheilet / deren Rinde nicht so dick / noch so schüpicht / wie in obigen. Seine ruthen sind dünn / die blätter klein / hart und immer grünend / wie die übrigen. Hat auch kleine dünne zapffen mit einem schwartzlichten kleinen Kern. Dieses Geschlecht soll allein in Spanien wachsen. VII. Das sibende Geschlecht ist der grosse Meer - zirbelbaum / Pinus maritima major, C. B. maritima major fructifera, Park. Pinus sylvestris maritima conis firmiter ramis adhaerentibus, J. B. Dieser ist dem Stammen / Blätteren und Aesten nach dem Berg - fichtenbaum nicht ungleich / hat aber glatte äste und zapffen / so gegen einander an den ästen mit dicken holtzichten kurtzen Stielen steiff angehefftet / und drey qwer Fingers lang sind; hat auch ein weisses holtz / und ein sehr starck riechendes gelblichtes hartz. Under diesem Geschlecht findet sich auch eine gattung mit kleineren zapffen / derer Baum auch nicht so hoch auffschiesset. VIII. Das Achte Geschlecht ist ein wilder Fichtenbaum mit kurtzen blättern / Pinus sylv. foliis brevibus glaucis, conis parvis albentibus, Joh. Raji. Dieser wächst mit einem geraden stam̅e / zu einem hohen und grossen Baum auff / sein Rinde ist weißlicht / und nicht sonderlich rauch; hat sonsten kurtze / breite / dunckelgrüne / oder etwas grawlichte blätter / und kleine / gewirbelte / scharffe / weißlichte zapffen / mit gantz geringen samen. Er wächst von sich selbsten auff den Steyrmärckischen Hochgebürgen / und in Engelland hin und wider / sonderlich aber wird er wegen seines lieblichen aspects und schönheit halben in den Lustgärten gepflantzet. Die gattung Fichten / welche nach Bellonii erzehlung / an dem Berg Olympo, in Phrygien wachsen solle / kom̅t mit dieser bey nahe überein. IX. Das neunte Geschlecht ist ein wilder Fichtenbaum / dessen Zirbeln bald abfallen / Pinus sylvestris Idae Troadis, cujus coni facilè decidunt, J. B. Nach Bellonii Beschreibung tragt dieser Baum in dem Mertzen kurtze zaserichte Zäpflein oder Julos, wie die Hasel-stauden / umb welche zeit die Zapffen von den Fichtenbäumen des Bergs Olympi abzufallen pflegen. Die Stiel / daran solche Zirbeln oder Zapffen hangen / sind so zart / daß wenn die Frucht zeitig worden / sie gar leicht von einem jeden Wind von dem Baum mag abgetrieben werden. Hier soll ich nicht unvermeldet lassen / daß die rothe Tannen / so in unseren Landen wächst / für Fichten gehalten / oder auch also genennet werden / da sie doch zimblich davon underscheiden sind. Die Fichten sind in Teutschland eben rar / und wenig anzutreffen / dahero sie auch in der Artzney so viel nicht gebrauchet werden. (Fiechtenhartz.) Auß den Rinden diser Bäumen / entweder von selbsten / oder da sie zuvor verletzet werden / fließt ein fetter / ölichter / klebender Safft oder Hartz / welches leicht in einem Oel-safft vergehet / in Wasser aber nicht mag zerlassen werden. Dieser hartzichte Safft ist zweyerley / nemlich ein flüßiger / weißlichter und starck - riehender / der auß den wilden Fichtenbäumen sonderlich zu rinnen pflegt; und ein trockener / welcher auß den spälten der Rinden / oder umb die abgeschnittenen äste außschweisset. Bißweilen fließt auch umb die zapffen herumb ein Hartz auß / welches man Resinam strobilinam nennet. Wenn man dieses Hartz mit wasser so lang siedet und kochet / biß seine Kleberigkeit und Geruch vergangen / und er sich zerreiben / oder zu Pulver leicht stossen läßt / so wird er bey nahem schnee-weiß werden. Wenn man aber solch flüßiges Hartz / gleich als den Terbenthin destillieret / so wird zu erst ein unnütz säwrlichtes Wasser / hernach aber das öl herauß fliessen / und endlich ein trockene / etwas annoch (Geigen???hartz) hartzichte Matery in der Retorten verbleiben / so man Colophoniam oder Geigen-hartz [159] nennet. Obwohlen auch diß Hartz darauß entstehet / wenn man das Tannen-hartz kochet und reiniget / da denn solch Hartz zuruck bleibet / und gleiche kräfften mit anderen Hartzen und Pech hat / auch etwann zu Pflasteren gebraucht wird. (Pech.) Das Pech aber wird auff folgende weise nicht nur auß Fichten / sondern auch auß rothen Thannen / und anderen Hartz - treüffenden Bäumen gemachet. Man bereitet erstlich ein sonderdaren boden von Kalck / oder Ziegel - blatten also zu / daß er in der mitte etwas tieff seye / und gleichsam eine Höle habe / in welche von allen seiten des bodens alles dahin / wie in das Centrum zusammen fliesse. Wenn ein solcher boden zugerüstet / so zerstucket man das Fichten- oder Thannen-holtz in kleine brettlein / und beuget solche auff dem boden auff / als wie man holtz auffeinander zu beugen und zu legen pflegt / oder wie es die Kohlen - brenner zu thun pflegen; demnach bedecket man solche Scheiter - beuge mit Buchbäum- oder Thannen-schossen / vermacht alles mit staub oder lett / doch daß oben auff ein loch gelassen werde / auff diesem loch aber zündet man ein Fewr an / so wird alles ölichte Pech nach und nach auß den scheitern außfliessen / und auff den boden in das centrum zusammen rinnen / darauß es auch durch einen Canal in Geschirr fliessen mag. Auff solche weise (Pix liquida.) bekomt man das flüssige Pech / Picem liquidam, welches hernach durch die kochung / und abtreibung der wasserichten feuchtigkeit / (Pix arida.) trucken und hart gemacht / und Pix arida, & rasilis, auff Griechisch [Greek words], geheissen wird. Kochet man aber solch Pech nicht gantz trucken auß / sondern nur etwas dick / daß es wie weicher Leim seye / so gibt es das (Pix navalis.) Schiff-pech / oder Picem navalem ab / damit (Schiffpech.) die Schiffe angeschmieret und verpichet werden. Und da dieses in Wasser geweicht / und gezogen wird / so wird es von den Schustern zu anschmierung ihres Leders / oder auch ihrer (Zopissa.) schnieren gebraucht. Zopissa, ist das Schiffpech / auß Wachs und Hartz gemacht welches von denen lang in dem Meer gebrauchten Schiffen abgeschaben wird. (Pisselaeum.) [Greek words], Pisselaeum aber ist nichts anders / als das Wasser / welches in der destillation des Pechs oder des Hartzes zu erst herauß fließt. Eigenschafft. Die Fichtenbäume haben so wol in ihrer Rinden / alß in den Blättern / und Schossen viel Balsamische / ölichte / mit flüchtigem / temperirt - saurlichtem saltz vermischte theile in sich; dadurch sie krafft haben alle scharffen gesaltzenen feuchtigkeiten zu versüssen / oder zu milteren / das versaltzene scharbockische Geblüt zu verbesseren / alles versehrte zu heilen / schleim und sand durch den Harn gelind zu treiben; die Ruhren und rote Ruhren zu stillen. Die Piengen oder Nuclei pinearum aber haben eine gantz gelinde / fette / milchichte substantz bey sich / dadurch sie die eigenschafft haben / die scharffen gesaltzenen flüsse zu temperiren / der Häisere / und dem Husten zu steuren / den Männlichen Samen zu vermehren / die Harnwinde / und schärffe deß Harns zu linderen. Gebrauch. Die ersten / oder die jungen äussersten schößlein dieses Baums in Wasser wol gesotten / und von diesem Tranck Morgens und Abends ein Glaß voll getruncken / heilet (Scharbok.) allen Scharbock über die massen wol. Fürnemlich aber werden die Piengen / oder Pigneolen, das ist / die Kernen / so in den Zirbelnussen des zahmen Fichtenbaums (Männliche̅samenverlurst.) wachsen / zur speise / bey dem Nachtisch in Italien auffgesetzt / bey uns aber zur Artzney sonderlich gebraucht. Wenn sie frisch sind / geben sie eine treffliche Nahrung. Das auß disem Kernen frisch außgepreßte öl / auff underschiedliche tropffen mit Chocolate, oder Wein / oder Zimmetwasser (Verlorene Man̅heit /) offt eingenommen / ware ein secretum eines Fürstens / zu erweckung der geilen Mannheit. Die Piengen mit Zuckercandel und was wenigs süßholtz-pulver / zu einem pulver gerieben / und offt davon trocken nach belieben (Häisere / Husten / Brustflüß.) geessen / vertreibet die Häisere / stillet den Husten / und versüsset die scharffen auff die Brust fallenden Flüsse. Auß den verstossenen Piengen mit Schlehenblust / Wegerich / Pappeln- und Scabiosen-wasser / eine Milch gemacht / auch Brustbeerlein - Syrup damit vermischet / und offt etliche löffelvoll davon getruncken / ist nicht nur gut wider oberzehlte Kranckheiten / (Harnwinde. Samenfluß rote Ruhr.) sondern stellet und lindert auch die Harnwind / den Samenfluß und den schmertzen der roten Ruhren / heilet demnach die versehrung der Nieren / Gedärmen / und Männlichen Glieds. (Stärckender Marcipan.) Zu einem Hertzstärckenden Marcipan / nembt Piengen-kern / so nicht reheln 6. loth / süsse frisch geschälte Mandlen 4. Loth / rote Rosen ein halb loth / Pistacien frisch 2. loth / gelben Santel-pulver / Zim̅et-pulver jedes I. quintl. Zucker in Rosenwasser verlassen / so viel man nöthig / stoßt alles in einem Mörsel zu einem Teig wol under einander / macht Marcipan darauß / welche auff gelinder Gluth ein wenig gehärtet / oder getrucknet werden müssen. Diese Marcipan offt von denen Patienten geessen / welche durch schwere oder langwirige Kranckheiten von kräfften kom̅en / stärcket und nehret sie fürtrefflich wol. Wenn man sie lieblich und kräfftiger haben will / soll man die Piengen / und geschelte Mandlen eine weile zuvor in Roßwasser einweichen. (Täfelein zu stärckung des Hertzens und Magens.) Folgende Täfelein sind auch sehr lieblich und kräfftig / das Hertz und den Magen zu stärcken / die Mannheit zu erwecken: nemt frische Pistacien / und Piengen jedes 1. loth / Candierte Indianische Nuß 3. quintl. süsse Mandeln frisch geschälet ein halb loth. Candierte Knaben-wurtz / Candierte Man̅streuwurtz jedes ein und ein halb quintl. Alkermes Confection mit Bisem und Ambra 1. quintl. Specier diambr. und diatrion piper. jedes ein und ein halb quintl. Zucker mit Zim̅etwasser verlassen / so viel man nöthig hat / stoßt und rührt alles wol auff gelinder gluth under einander / biß es eine rechte dicke habe / gießts [160] hernach auß auff ein darzu bereitetes brett / und laßts zu Täfelein erkalten. (Geschwulst Eyterbenlen. Sand / Stein / Samenfluß / Raud / Wunden.) Das Fichtenhartz hat wegen seines häuffigen Balsamischen öls / und flüchtigen saurlichten Geists die kräfften Geschwulsten zu zeitigen / zu eyte en / bißweilen auch zu vertheilen; den Harn / Schleim / Sand und Stein zu treiben; den Samenfluß zu stillen / wenn es trucken mit pilulein eingenom̅en wird / die Podagrischen Schmertzen zu lindern / die Raud zu heilen. Dahero es zu solchen zwecken / in pflasteren / Salben / und Wund-öl gebrauchet wird: fürnemlich komt es under das Emplastrum spleneticum Fabrit. ab Aquapend. Item Emplast. santalinum, Emplast. malacticum cum Gum. Emplast citrinum vulg. de lapid. calaminar. Emplastr. nigr. und andere mehr. (Geschwulst.) Das Pech hat auch wegen seines hartzichten öls die Eigenschafft zu erweichen / zu eyteren / bißweilen auch die Geschwulsten zu zertheilen: Man gebraucht es sehr zu Pflastern sonderlich in dem Emplastro Nervino Vigonis. Item Emplast. Oxycroceo Communi Nicolai, Emplast Basilico majore und minore Mesue. Emplast de Minio Nicol. Massae. Emplast. ad Tophos, und anderen mehr. (Raud und Schäden deß Viehs.) Das flüssige dünne Pech heilet die Raud / und fliessende Schäden deß Viehs / wenn es offt warm auffgestrichen wird; sonderlich verwaret es solche schäden vor den Mucken / welche sonsten darauff sitzen / ihre Eylein dahin legen / und also anlaß zu einem faulen Wurmschaden geben könten. (Oleum Templinum.) Das Oleum Templinum genant wird auß den grünen zapffen deß wilden Fichtenbaums bereitet / und per descensum mit gelindem Feur destilliert. Dieses öl mit zwey theil Rosenöl vermischet / ist in gutes mittel in allen Wunden / sonderlich auch deß (Wunden des haupts) Haupts da die Hirnschalen gebrochen; es heilet auch die Zittermahl / und vertreibet die Wartzen / wie solches von dem berühmten Hr. D. Joh Jacobo Wagnero, Histor. natur. Helvet. angezeigt wird. Das Pech wird aber meistens zu verpichung der Schiffen gebraucht / damit das Wasser n???gend eintringen möge. Der gemeine Weyrauch unserer Apothecken / solle anders nichts seyn / als die tropffen Hartz / welche von den ästen deß Fichtenbaums zu boden fallen / und allda erharten. CAPUT LXXVII. Rother Thannenbaum. Abies rubra. Weisser Thannenbaum. Abies alba. Namen. DEr rothe Than̅enbaum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Picea, Abies rubra, Abies conis deorsum spectantibus. Italiänisch / Pino. Frantzösisch / l’Arbre d’ou degoute la poix. Spanisch / Pino berme???o. Englisch / The commun Firrtree. Niderländisch / Root Dennenboom. Der weisse Thannenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Abies, Abies alba, Abies mas conis sursum spectantibus, C. B. Italiänisch / Abete. Französisch / Sapin. Spanisch / Abeto. Englisch / Vsite firre tree. Niderländisch / wit Dennenboom. Den Thannenbaum ins gemein erkennet man daran / daß er nicht zwey an einander hangende / sondern ???intzele blätter / und zwar rings umb die äste traget; da hingegen an dem Fichtenbaum nur zu beyden seiten der ästen herab hangen. Die blätter der Thannenbäumen /
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A. Ein Zweiglein mit alten und newen blättern / und auch die schüplein da die newen schoß herauß wachsen sollen. B. Gelblichte Blüt. C. Ein junger Thanzapff. D. Ein vollkommener Thanzapff. E. Ein inwendiger st.???el des Thanzapffens / wenn die schüpe davon genom̅en w???rden. F. Schüpenzünglein / Kern und Samen. sind dennoch auch kürtzer und schmäler / als der Fichtenbäumen. Die Thanäpffel / oder Thanzapffen heissen Lateinisch / Coni, Strobili. Frantzösisch / Pomme de Sapin. Englisch / Für-Appels. Niderländisch / Dennen-Appelen. Gestalt und Geschlecht. Rothe und weisse Thannen wachsen auff den Gebürgen / und sind einander zimlich ähnlich / so daß sie auch von den Holtzhawern offt nicht wohl underscheiden werden / denn sie beyde von mercklicher höhe sind / und einer grösse / auch einerley blätter haben. Die sind länglicht / hart und dick / in gestalt deß Roßmarins: die äste stehen creutzweiß gesetzt: doch ist nachfolgender underscheid zwischen der rothen und weissen Thannen. Die rothe hat viel grüner / breiter / weicher und glätter Laub / das sticht nicht also / und ist auff dem rucken nicht so weiß / bringt ein schwartzlichte zähe Rinden / die läßt sich biegen wie ein riemen. Die äste neigen sich gemeiniglich gegen der Erden / das holtz ist viel schöner und nutzlicher / denn es hat nicht so viel knöden. Seine zapffen sind rund / und einer spannen lang / hangen von den äussersten ästlein nidsich werts / sind meist auß schüpen componiert, welche in der mitte breit / bey dem ursprung / da sie an dem inwendigen kaum hangen / schmal und vornen auff außgespitzt: inwendig haben sie zwey kleine braunschwartze / mit einem wolriechenden scharffen öl angefüllte Kernen oder Samen. Die frisch von d m Baum gehobene zapffen stecken voll hartz / und riechen sehr wol; sie werden aber erst in dem Herbstmonat reiff. In der weissen Thannen sind die blätter auff der einen seiten aschenfarb / die Rinde am stamm zärter und weisser / und so man sie biegt / bricht sie bald. Sonsten steigt dieser Baum eben wie der vorige mit einem geraden stamme auff / und werden beyde höher als der Fichtenbaum: der weisse hat auch eine gleiche dicke / ohne knorren / biß an die äste hinauff / und wird dieser undere theil dieses Baums biß an die äste von Plinio lib. 16. cap. 33. und Vitruvio lib. 2. c. 21. Sapinus, der obere ästichte theil aber Fusterna genennet / daß hiemit Bellonius und andere irren / wenn sie auß dem Sapino ein sonderbares Geschlecht dieses Baums machen wollen. Umb den Stammen herumb wachsen bald vier / bald fünff / bald sechs oder mehr äste / und das biß zu dem gipffel hinauff: und zwar stoßt der Baum alle Jah???r frische reihen äste auß / daß man bey nahem darauß von dem Alter desselben urtheilen kan. Diese äste bringen ihre ruthen und sprößlein kreutzweiß herfür. Die übersich sehende zapffen / Strobili, sind viel kleiner als an dem roten Thannenbaum / haben einen weißlichten Samen under den schüpen / so mit einem fetten scharffen safft angefüllet sind. Die blätter sind nicht spitzig und stechend / hangen an den sprößlein / wie die jähn in dem kam̅; und sind zu ausserst in zwey gantz subtile theil / wie eine gabel / getrennet: vergleichen sich sonsten mit den blättern deß Eibenbaums / das holtz ist weiß / glat und weich. Beyde Bäume wachsen in den Schweitzerischen / Schwäbischen und anderen Gebürgen / so wol Teutschlands / als anderer Länderen Europae, häuffig. Grünen stäts / stossen aber im Meyen / wenn die newen blätter herfürtrucken / die alten hinweg. Sie geben auch viel hartz von sich / welches an etlichen Bäumen von selbsten herauß quillet / und an denselben grosse bäulen / so man Thannen-blatteren nennet / auffwirffet / welche voll klares lauteren hartzes stecken / so sich dem Terbenthin vergleicht / und von den Weidleuthen gesamlet wird / zu heilung allerhand Wunden und Schäden; das / so auß dem weissen Thannen schwitzt / riecht lieblich / ist lauter fast wie Weyrauch / und wird ins gemein weiß hartz genennet. Sonsten pfleget man das hartz auf folgende weise zu samlen. In dem abnehmenden Mond deß Monats Mey / schneiden die Bauren an dem Stammen dieser Bäumen / so hoch sie mit der Art langen können / die Rinden zwey biß drey Finger breit ein / und reissen also biß zwey schuhe hoch von der Erden / die Rinden in bemelter breite herunder / lassen hernacher einer hand breit Rinden stehn / schneiden demnach wider ein paar fingers breit ein / und reissen den Riemen biß unden herab; und fahren also biß rings umb den Baum herum̅ fort. Nach verfliessung zweyer [162] oder dreyer Monaten sind diese Wunden mit Hartz dergestalten überzogen / daß man es abschaben kan: wie sie denn durch sonderbahre schabmesser dasselbe abkratzen / und in gewisse von der Rinden deß Schmärbirlein-baums gemachte schächtelein auffheden. Demnach schlagen sie es in Ballen zusammen / daß es also von holtz / laub / spriessen und der Rinden geläuteret werde: thuns darauff in Säcke / werffen die in grosse Kessel / schmeltzens also ob dem Feur / pressen die Säck auß / und fassen das lautere Hartz auff in höltzerne Gefässer. ??? Auß disem Hartz brennen sie demnach das Pech auch auff gewisse Manieren auß / daß es durch sonderbahre höltzerne Canal in einen Ofen fliesse / und in höltzene Schüssel abtreuffe. Es gibt aber auch annoch ein nidrig Geschlecht deß Thannenbaums / Picea minor, C. B. Picea pumila, J. B. Dieser Baum bleibt nidrig / bringt Nüsse in der grösse der Haselnussen / welche auß hohlen in ein stehend blättlein außgehenden schüpen bestehen. Endlich hat Fr. Hernandez, einen Mexicanischen Thannenbaum / Abietem Mexicanam, Avevetl & Ahoëhoëtl indigenis, beschrieben: welcher ob er wol von den Spanieren Cedern- oder Sevenbaum genennet worden / dennoch der Frucht und übrigen gestalt halben / under die Thannenbäume billich mag gerechnet werden. Er hat ein rothe Rinden / etwas kleiner und dünnere blätter / als die vorigen: gibt auch ein Hartz durch zugelegtes Feur gekochet: auf welche manier das zerlassene Hartz auß dem Holtz zu boden fliesset. Dieses Than̅enbaums werden vier sonderbare Arten / als die gröste / mittlere / kleine und kleineste / von Nardo Antonio Reccho lib. 3. Rer. Med. nov. Hisp. Cap. 66. beschrieben. (Terbenthin vieterley. ???) Das flüssige dünne Hartz / so man auß den Fichten-Thannen- und anderen Bäumen hat / und under dem Namen Terberthin verkauffet word / ist viererley gattung: denn 1. Erstlich ist der Cyprische Terbenthin / Terebinthina Cypria, welcher auß dem obbeschriebenen Terbenthin-baum fliesset / und so wol in der Insula Chio / alo Cypren davon gesamlet wird. 2. Der andere ist der Venetianische Terbenthin / Terebinthina Veneta; so auß dem biß auff das Marck geborten Lerchenbaum quillet / auch Resina Laricis heisset. 3. Ist der Straßburgische Terbenthin / Terebinthina Argentoratensis, welcher auß den knorren der jungen Thannenbäumen gesamlet wird / und ins gemein dem Venetianischen Terbenthin billich vorgezogen wird: gestalten er weit lauterer / klarer und wolriechender / auch weniger zähe ist als der vorige. 4. Ist der gemeine Terbenthin / welcher weißlicht / dick und trüber ist als die übrigen / auch von dem gemeinen wilden Fichtenbaum gesamlet / und von Marseille zu uns geführet wird. Eigenschafft. In dem Thannenbaum / und allen seinen theilen / auch dem Hartz selbsten / besindet sich ein häuffiges / mit saurlichtem wässerigem Geist vermischtes zähes öl; neben vielen irdischen theilen: hat daher die Eigenschafft / innerlich und ausserlich die Wunden und Schäden / auch die verschrungen der Nieren Samengefässen / und Gedärmen zu heilen; Schleim und Sand zu treiben: das Podagrische / und Scharbockische gesaltzene Geblüt zu versüssen. Gebrauch. (Werden zu den Mastbäumen gebraucht.) Die Thannenbäum werden sonderlich zu den grossen Meerschiffen gebraucht / die Mastbäume darauß und anders zu machen. Sebastian. Münsterus berichtet in dem 5. Buch seiner Weltbeschreibung im 87. Capitel. Daß bey der Statt Zofingen / Berner-gebiets ein Wald seye / welcher sich biß an den Fluß Aaar ziehe / wird genennet der Bonwald / hat die schönsten Bäume / so in gantz Europâ wachsen / denn darinnen viel Thannen gefunden werden / so auff 130. schuhe hoch / und biß 110. schuhe lang zu brauchen sind. Dieser bedienten sich vor Jahren die Genueser / welche sie durch hülff deß Aar-flusses in den Rhein / von dannen hinunder in die See / und so fort über das Englische / Spanische / und Mittelländische Meer / nach Genua geführet / solche zu den Mastbäumen zu gebrauchen. Auß den jungen mit Hartz angefüllten (Spiritus Strobilorum.) zapffen / wird durch die fermentation, und darauf folgende destillation, ein Spiritus herfür gebracht / welcher wie Küm̅in reucht; dieser Spiritus über die äussersten zarten zerhackten grünen schößlein / oder die / jungen zapffen dieses Baums gegossen / und in warmem Sand oder Aschen etliche tag stehen (Essentz auß den schößlein oder zapssen) lassen / ziehet die Effentz / Essentiam pini vel Strobilorum Pini, wol auß / welche auff 10. biß 15. tropffen täglich eine zeit-lang mit Löffelkraut wasser eingenommen / ein treffliches (Scharbok???.) mittel wider den Scharbock / und davon (Sand / Stein / Schleim der Nierë / Miltze verstopffung. ??? scharbockische Gläich- oder Glieder-sucht / Lam̅igkeit.) herrührende zufälle ist. Treibt auch Schleim / Sand und Stein der Nieren und Blasen / eröfnet die verstopffungen deß Miltzes / verzehret allen versaltzenen zähen Schleim in den Gedärmen / und vertheilet die Wind / und Blähungen; vertreibet auch nach und nach die reissende fahrende Scharbockische Gicht- oder Gläichsucht und Lammigkeit. Der Mistel / welcher etwan / obwolen selten auff dem Thannbaum gefunden wird / gedörrt / zu pulver gestossen / und alle Morgen ein halb quintl. biß zu einem quintl. davon eingenommen / vertreibet das gemeine (Podagra.) Podagra. Die blätter und zapffen täglich in Wasser (Schwache glieder / lam̅igkeit.) gesotten / Bäder davon gemacht / und darinnen gebadet / stärcket die Glieder trefflich / vertreibet auch die Scharbockische Gicht- und Lam̅igkeit / und wenn man nur Fußwasser davon machet / kan es die verstopffung (Monatliche reinigung der Weibern.) monatlicher Reinigung der Weibern widerbringen. In den kleinen zäpflein wird zuweilen ein gelbes pulver gefunden / welches schwefelichter Natur / und gleich dem Schwefel alsobald in flammen zu bringen ist. Dieses pulver wird zu nichts gebraucht / es seye denn / daß man etwan possen damit anstellen wolle.
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(Wenn die kinder frat werden.) Das pulver aber / welches in dem von Würmen zernagten Thannenholtz gefunden wird / und wurm-mehl genennet ist / gebraucht man mit trefflicher würckung denen Kinderen / welche fratt werden / und von dem scharffen Harn eine geschundene hautbekommen. Man pflegt es nur offt trucken auffzustreuen / es kühlet und heilet. Man kan auch auff folgende weiß ein gute (Eine andere gute Essentz von den schößlein der Thannen.) Essentz machen: Nemt der frischen safftigen zweiglein dieser Bäumen / kocht sie ein paar stund lang in Wasser / dieses Wasser siedet biß zur dicke deß Honigs ein / so habt ihr das Extract; gießt über dieses extract den von Löffelkraut destillierten Geist / digerierts etliche tag / filtriert es / so habt ihr die herrlichste Essentz / welche täglich biß 20. auff 30. tropffen eingenommen / den Scharbock auß der wurtzel auß heilet. Die jungen schößlein und blätter deß Thannenbaums werden von dem hochgelehrten D. Johanne Michaele sehr gelobt / wider den Scharbock / und die darauß erfolgende Contractur- oder Gliederlämmung / (Scharbo??? und die darauß erfolgende Contractur / oder Glider lammung.) welches die Schweden / als sie vor etlichen Jahren mit den Moscowitern Krieg geführet / wol erfahren / denn als der Scharbock in ihrem Läger hefftig zugenommen / haben sie diese schößlein und blätter in Bier oder Wasser gesotten / und mit diesem Tranck / die am Scharbock gefährlich darnider gelegenen Krancken geheilet / die Gesunden aber vor demselbigen glücklich verwahret. Dieser Tranck wird also bereitet: Nim der jungen schößlein des Thannenbaums drey hand voll / siede solche in einer maaß Wasser und weissen Wein / in einem wol zugedeckten geschirr / biß ein halbe maaß eingesotten / hernach trucke alles durch ein sauber Thuch / und gebe dem Krancken alle Morgen 4. loth davon zu trincken. CAPUT LXXVIII. Lerchenbaum mit seiner Blüt Frücht und Samen. Larix ejusq???ue flores, fructus & semina. Ein Zweig vom Lerchenbaum, Laricis ramulus. Namen. LErchenbaum- oder Lerchenthannen / heißt Lateinisch / Larix. Italiänisch / Larico. Frantzösisch / Larege, Melese. Spanisch / Larice. Englisch / Lerchtree. Niderländisch / Lerckenboom. Gestalt. Der Lerchenbaum wächst auff den Gebürgen von einem geraden dicken Stam̅en / in schöner länge / mit einer dicken Rinden / die hat viel risse oder spalten / inwendig ist sie röthlicht. Die lange / dünnen äste stehen ringe umb den stamm ordenlich geschichtet / je einer über den anderen / wie in einer stiegen: seine gertlein sind zäh wie in den Weiden / gelblicht / eines lieblichen Geruchs. Die blättlein sind langlicht / weich / schmäler als in den Fichten / ja dünn wie Roßhaar / und nicht sonderlich spitzig / eines zolles oder mehr lang / grün / hangen an den ästen / gleich wie die fasen oder fransen an einem knopff. Gegen dem Winter werden sie bleich / verdorren / und fallen nach und nach ab: und ist also der Lerchenbaum under allen andern Bäumen / welche zäpflein tragen / allein über den Winter blos und nacket. Seine mit kurtzen / dicken / krummen stielen fest an den ästen anklebende zäpflein- oder zirbeln / vergleichen sich den Cypressen / sind doch schwächer / am geruch nicht unlieblich / haben zwischen ihren schüpen / einen zweyfa [164] chen mit weissem süssem marck begabten samen. Die Blumen / oder vielmehr die anfäng der zäpflein / so im Lentzen purpurfärbig / an aussersten gipffeln der zartesten ästlein herfür stossen / riechen lieblicher. Das holtz ist sehr hart / sonderlich mitten im stam̅ / allda hat es auch ein röthlichte farb / läßt sich derhalben zu allem Gebäw bequemer und füglicher brauchen als die anderen. Man macht gemeiniglich die Tachrinnen darauß. Herr Josias Simler schreibt in seinem Commentario de Alpibus: Die Alten haben gemeint / daß diß holtz nicht leichtlich brenne / noch Kolen darauß können gemacht werden: aber er zeiget an / daß an etlichen örkern in Wallis kein ander holtz gebren̅t werde / als von Lerchen / und anderswo in den Gebürgen keine andere Kolen / in den Eisenbergwercken / als von diesem holtz / gebraucht werden. Er vermeldet weiter daselbst / daß vor allen anderen Bäumen des Gebürgs / fürnemlich dieser zur Artzney gezogen werde / und hielten ihn die Inwohner der Alpen so kräfftig / daß sie ihre Spannbetter darauß machen / damit sie also von dieser Seuch desto sicherer wären. Auch pflegen sie die frischen sprößling und zweig im Wasserbad zu sieden / wie auch ein Wasser darauß zu destilliren / welches sonderlich kräfftig wider diese Kranckheit seyn soll. Der Lerchenbaum bringt einen Schwam̅ Agaricus (ab Agariâ Sarmatiae Regione) genannt / welcher in allen Apotecken gebraucht wird / man klaubt ihn ab / nachdem er dürr worden / und ritz oder spält bekommen will. Dieser Lerchenschwam ist bald groß / bald klein / nach dem er viel oder wenig nahrung empfanget; ja er bekom̅t zuweilen die grösse eines Menschenkopffs. Der beste ist leicht / schneeweiß / laßt sich mit den Fingeren zu Mehl zerreiben: sein Geschmack ist anfänglich süß / hernach bitter / endlich umb etwas zusammenziehend. Zu verwerffen aber ist derjenige / so schwartzlicht schwer / und sich nicht zerreiben laßt / oder inwendig fasen hat. Auß dem Lerchenbaum fleüßt gar ein kostliches Hartz / welches der farb nach / dem Honig gleich / zäh / wird nimmer dick. Dieß verkaufft man durchgehends für den rechten Terbenthin / der doch / wie im vorigen Capitel zu lesen / von einem anderen Baum fliesset. Dieweil aber die Kauffleuth vor zeiten den rechten Terbenthin zu uns nicht brachten / haben die Artzt und Apothecker darfür diß Lerchenhartz brauchen müssen / und ist es durch solchen stätigen Brauch dahin kommen / daß solch Lerchenhartz noch auff den jetzigen tag Terbenthin genennt wird. So man diß Lerchenhartz samlen will / durchbohret man den Baum im Sommer / mit einem langen Näbicher biß zum Marck / so fleußt nach und nach auß dem loch viel Hartz / welches desto schöner und liechter anzusehen / je jünger der Baum ist. Der Lerchenbaum wird viel auff den Schweitzerischen / Bündtnerischen / Ungarischen / Orstereichischen??? und Tyrolischen Alpgebürgen / wie auch in dem Saltzburgischen und Nürenbergischen gefunden. Eigenschafft. In dem Lerchenbaum findet sich viel hartzichtes / mit saurlichtem Geist vermengtes öl; welches doch mit einem scharffen etwas etzenden und purgierenden saltz begleitet ist. Dahero sein weiches Hartz auff ein quintl. schwer mit dem gelben vom Ey / und Cardebenedieten-wasser verrühret / den Leib durch den Stulgang fein purgieret / auch in dem übrigen die Nieren reiniget / das Harnbrennen stillet / und die versehrung der Blasen / und Samengefässen heilet. In den blättern und rinden deß Baums hat es auch irdische zusammen ziehende theile. Der Lerchenschwam aber hat under seinen viel jrdischen theilen / auch ein hartzichtes etzendes saltz verborgen / daher er sonderlich die krafft hat / nidsich zu purgieren / Schleim und Gallen auß der Brust / und dem underen Leib zu frühren; Die Mutter / Leber / Nieren / und Miltze zu eröffnen: die Monatliche zeit zu beförderen. In pulver gibt man ihn auff ein quintl. und in Infuso auff ein halb loth biß 3. quintl. schwer. Damit er aber wegen seiner schärffe nichts schade / als wird er mit Wein / darinnen Ingwer gekochet worden / zu zelten oder Trochiscos gemacher. Gebrauch. So man von bem alten Lumper oder Leder / welches unden im stock / nach bey dem Marck des Lerchenbaums gefunden wird / (Bluten der???wunden.) ein stücklein auff die frischen Wunden leget / soll es das Bluten stellen / und deren heilung defürderen. (Nießpulver.???) Der Mooß / so an dem Baum wächst / wird nutzlich zu dem Nießpulver gebraucht. Die Alten Aertzte haben den Lerchenschwam under die Hertz-stärckenden mittel gezehlet / und ihn auch in den Theriack beförderet: weilen er aber in solcher composition keinen nutzen hat / als wird er billich davon nunmehr außgeschlossen. Zum purgieren aber ist er sehr dienlich / wird in pulver niemahlen eingenommen; sonderen kan in die Laxier-Kräuterwein komlich gethan werden; als da folgender höchst (Nutzlichen??? Larie???wein.) nutzlich ist. Nemt Alantwurtz / Osterluceywurtz / Berwurtz jedes ein halb loth / Betonien / Melissen / Poley / Scabiosen / Wegweisen und Wermut-kraut jedes ein halbe handvoll / Wachholderbeere / Fenchelsamen / Ackeleysamen jedes ein quintlin außerlesene Senneblätter 2. loth. Lerchenschwam 1. loth. Zimmet / Ingwer und Weinstein-saltz jedes 40. gran zerhackt und stoßt alles wol under einander / thuts in ein sauber säcklein von sendel / oder leinwat / gießt ein maß alten weissen Wein / sambt einer halb maß Wasser darüber / laßts über Nacht an einem warmen orth stehen / setzts demnach in den Keller / und trinckt alle Morgen ein gut (Schlei??? auff der Brust / Lungen / Leber / Nieren??? / huften. reiniget die Därm von schleim u??? Gallen / ???) Tischglaß voll / von 6. biß 8. untzen / davon. Dieser Wein hat die Tugend allen Schleim von der Brust / Lungen / Leber / und Nieren abzuführen / die Mutter zu reinigen / vnd zu öfnen / Husten zu vertreiben / die Reinigung der Weibern zu befürderen / und alle überflüssige schleimige Feuchtigkeiten / sampt aller Gelle auß dem Magen / Leber / Gedärm und Geblüthe außzuführen.
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In den Apothecken werden Pilulae de Hierâ cum agarico zubereitet / welche biß auff 20. gr. schwär auff einmahl mit einem Tropffen Agstein- oder Fenchelöl eingenommen / wohl purgieren / und den Schleim von der Brust / Magen / Gedärm und Nieren abführen. Das Lerchenhartz / Resina Laricea, ist am Geschmack / Geruch und Tugend herrlich. Kan zu allen Salben und Pflasteren gebraucht werden / worzu der Terbenthin er forderet wird; heilet den Grind / und alle andere Rauden / so man es offt mit ein wenig weisser Kreiden / und St. Johanne-öl vermischet / überschmiert. CAPUT LXXIX. Baum des Lebens. Arbor Vitae. Namen. DEr Baum deß Lebens / heißt auff Latein / Arbor Vitae, Ger. Park. Thuya Theophrasti, C. B. Cedrus Lycia, Lob. Arbor Vitae, sive Paradisiaca vulgò dicta, odorata, ad Sabinam accedens, J. B. Englisch / The Tree of Life. Frantzösisch / Arbre de Vie. Gestalt. Es ist dieser Baum zwar ein frembd Gewächs / läßt sich aber doch in Europa auch pflantzen / und wächst mit einem geraden / knorrigen Stamme zu einer guten höhe und grösse auff; hat eine äschfarbe etwas röthlichte Rinden / ein hartzichtes holtz / gleich dem Thannenbaum / äste wie flügel außgebreitet / auß denen widerumb auff beyden seiten andere flache ästlein herfür kommen / die alßdenn mit immer grünenden / vielen ablangen blättern begabet / so mit den Cypressen-blältern übereinkommen / allein daß sie breiter sind. Der Baum wächst über Mannes höhe nicht auff / riehet starck und wol / auch wen̅ er schon lange zeit gehauen ist und gelegen hat. Im Frühling erscheinen kleine gelblichte Blümlein an den äussersten spitzen der ästlein / denen kleine von zarten schüplein zusammengepackte zäpflein nachfolgen / welche anfänglich grün / demnach bleich / endlich bey ihrer vollkommenen zeitigung schwartzlicht werden / und in vier hole theil von einander reissen / darauß vier ablange / mit scharffem / bitterlichtem marck begabte samen / wie sprew sich erzeigen / die zäpflein hangen so vest an dem Baum / daß sie nicht abfallen / biß ihre stiel gantz verdorret. ??? Er ist zu den zeiten Francisci I. Königs in Franckreich / auß der Americanischen Provintz Canada erstlich in Franckreich gebracht / und von gedachtem König mit dem namen deß Baums deß Lebens begabet / hernach aber auch / weilen er von seinen in die Erden gesteckten Zweigen / oder auch vom Samen gern auffwachset / in andere Länder Europae geführet worden / wie er denn hin und wider in fürnehmer Herren Gärten anzutreffen ist. Der weltberühmte Casparus Bauhinus, alß er sich eben zu der zeit zu Paris studierenshalben auffgehalten / hat etliche Zweige dises Baums auß dem Königlichen Garten / so dazumahl von Johanne Robino verpfleget worden / in deß Durchleuchtigsten Fürsten / Herren Friderichs / Hertzogen zu Würtemberg / Grafen zu Mümpelgart / sc. Garten / welchem sein Bruder / Doctor Johan̅es Bauhinus, als Ihr Durchl. bestellter Leib-Medicus vorgestanden / nach Mümpelgart gesendet. In Holland und anderstwo ist er nunzumal sehr gemein / kommet an einem schattichten ort wohl fort / und kan die kälte erleiden. Eigenschafft. Weilen in diesem Baum viel ölicht / balsamische / mit flüchtigem / sawrlichtem saltzgeist vermischte theil sich befinden / als hat er die Eigenschafft zu erdünneren / zu vertheilen und zu erwärmen / den Schleim auf der Brust zu lösen / und die geringen verstopffungen der innerlichen theilen zu eröffnen. Gebrauch. Es wird dieses Gewächs nicht sonderlich gebraucht; doch meldet Camerarius, daß man auß dem flein zerscheiterten Holtz ein geistreiches / saurlichtes Wasser / neben einem öl destillieren könne / welche gewärmt / und mit warmen darinnen genetzten Tüchern über die Podagrischen Glieder geschlagen / die Schmertzen legen und vertheilen sollen. CAPUT LXXX. Drachenbaum. Draco Arbor. Namen. DRachenbaum / wird von allen auff Lateinisch Draco Arbor genennet. Sein Gummi aber wird auff Griechisch genennet / [Greek words]. Lateinisch / Lachryma, Gummi, oder Sanguis Draconis. Teutsch / Drachen-blut. Frantzösisch /
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Drachenbaum. Draco Arbor. ???(Ein Blat des Drachenbaums.) Sangue Dragon en Larmes. Englisch / Dragons-blood. Niderländisch / Draecke of Dragoens-bloedt. Gestalt. Dieser Baum wächst mit einem dicken Stamm hoh auff / scheinet von weitem dem Fichtenbaum gleich / hat 8. biß 9. Aeste / fast zweyer Elen hoh / welche sambtlich ohne Blätter sind; sie zertheilen sich aber oben auff widerumb / ein jeder in 3. oder 4. andere ästlein / so da eines Elenbogens hoh / und eines Arms dick / gantz bloß / und ohne Blätter / an welcher Gipffel dicke Knöpffe wachsen / mit vielen Blättern besetzet / so einer Elen hoh auffwachsen / und eines Daumens dick sind; in der mitten mit einer Rippen durchzogen / bey nahe wie die Blätter der Beyel-wurtz; auff den seiten etwas röthlicht / bleiben stäts grün. Der Stamme ist sehr rauch / und mit einer vielfaltig gerissenen Rinden umbgeben; auß welchem in den Hunds-tagen ein gantz rothes Gummi fleußt / so man Gummi Draconis, Drachenblut nennet. Das Holtz ist gantz fest und hart; die gelbe Frucht hanget Trauben-weiß an den Aesten / in der grösse der Kirschen / am Geschmack etwas saur / mit einem dünnen Häutlein bekleydet / hat auch einen steinichten Kern. Er soll in den Canarischen Insuln / wie auch bey Lisabona wachsen. Das Drachen-blut aber wird meistens auß der Insul Sancti Portus, der Neuen Welt zu uns gebracht. Eigenschafft. Von diesem Baum wird anders nichts gebraucht alß das Gummi / welches wegen seiner hartzichten Klebigkeit / und irdischen rauchen Saltz-theilgen die krafft und eigenschafft hat zu heilen / zusammen-zuziehen / und anzuhalten / auch den etzenden Feuchtigkeiten ihren gewalt und schädliche schärffe zu benemmen / das Blut in Wunden und sonsten zu stillen. Gebrauch. Es wird dieses Gummi von den Jubeliereren zu den gläntzenden Blätllein under die Edelgestein in Ringe zu legen gebraucht / diesen Steinen desto besseren glantz zu geben. Die Glaß-mahler bedienen sich desselben auch / zu der Carmasin-rothen Farb. Sonsten wird dieses Gummi in der Artzney (Rote ruhr Blutflüß??? / Guldneaderflüß / Blutspeyë.) innerlich und äusserlich nicht ohne nutzen gebrauchet: Innerlich zwar kan man es in Pulver auff 10. biß 15. gran schwer allein / oder mit anderen Pulveren vermischet / offt in der rothen Ruhr / Blutfluß der Mutter und guldenen Aderen / auch dem Blutspeyen mit Wegerich-wasser einnehmen. Folgendes vermischtes Pulver mag zu solchem zweck sehr wohl dienen: Nemt gegraben Einhorn / sigillierte Erden / praeparierte rothe Corallen jed. anderthalb quintl. Drachenblut / praepariert Hirschhorn / zubereiteten Schmaragd jed. ein halb quintl. Laudani Opiati 4. gr. Mischt alles zu einem reinen Pulver / theilts in 12. gleiche Theil / davon morgens und abends eines in Wegerich- oder Tormentill-wasser kan genom̅en werden. So läßt sich auch Tormentillwurtz / zubereiteter Blutstein jedes ein halb loth. Muscatnuß / Drachenblut jed. 1. quintl. mit ein wenig Zucker zu einem Pulver mischen / und offt davon in obigen Kranckheiten ein guter Messer-spitz-voll eingeben. (Herm Hagendorns Wund. Essentz.) Hr. Hagendorn hat folgende Wund-Essentz trefftich befunden. Nemt der besten Mumien / Drachenblut jed. 2. loth. Japonische Erden / Myrrhen / Tormentill-wurtz jedes 1. loth. Rothe Rosen / St. Johan̅skraut-blümlein jed. ein halb loth. Rothen Santal 3. quintl. Muscatnuß 1. quintlein. Zerhackt und stoßt alles zusammen / thuts in ein glaß / gießt Tartarisierten Brantenwein darüber / laßts etliche Tag in der Digestion stehen / so habt ihr eine gute Tinetur / welche man zum Gebrauch auffbehalten kan. Von dieser Tinctur morgens und abends (Wunden / Schäden / saure / faulëde schärffe des Geblüts.) 20. biß 30. Tropffen auff einmahl in Brühen genommen / dienet zu Heilung allerhand Schäden und Wunden / reiniget das Geblüt / und benimbt demselben alle saure faülende Schärffe. (Sonderlich Zahnpulver die zähn weiß??? zu halten / und das zahnfleisch vor fäulung zu bewahren. ???) Folgendes Zahnpulvers pflege ich mich mit gutem Nutzen zu bedienen. Nemt des Gebeins vom Fisch Sepia 4. loth. Florentinische Veielwurtz / Drachenblut jed. 1. loth. Rothe Corallen anderthalb loth. Rothen Santal 1. loth. Zimmet anderthalb quintl. gebrannten Älau 40. gran. Zerstoßt alles undereinander zu einem nicht allzu reinen Pulver; Mit diesem Pulver kan man allezeit nach dem essen die Zähne reiben / und nach belieben mit wasser den Mund wider außspülen oder nicht. Wird die Zähn sauber / weiß behalten / und sie sambt dem Zahnfleisch vor Fäulung bewahren.
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CAPUT LXXXI. Frembder Ahorn. Platanus. (1. Sein Ast.) (2. Ein Blat.) (3. Die Frucht.) (4. Der wollichte Samen.) (5. Ein besonder Blat.) Teutscher grosser Ahorn. Acer majus Germanicum. Namen. ERembder Ahorn heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Platanus. Italiänisch / Platano. Frantzösisch Plane. Spanisch / Platano. Englisch / Planetree. Niderländisch / Plaen boom. Teutscher Ahorn / Maßholder oder Waldeschern heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Acer. Italiänisch / Platano acquatico, Piede di oca. Frantzösisch / Erable. Niderländisch / Booghaut. Englisch / The commun Maple. Gestalt. Der rechte frembde Ahorn wächst nicht in Italien und Teutschland / oder man pflantze ihn allda. Vor zeiten sind diese Bäum über das Jonische Meer gehn Rom gebracht / und in grossen ehren wegen ihres lustigen schattens gehalten worden / also daß man auch ihre wurtzlen mit Wein begossen hat / davon sich dieser Baum erfrischet. Er wächst so hoch und breit auff wie der Nußbaum / hat ein glatte / dicke Rinde / die Blätter vergleichen sich dem Weinbeerlaub / sind groß / breit / hart und steiff / in 5. oder 6. abschnitte rings umb getheilet / mit dünnen / langen / rothen stielen / und bleichen Blümlein / so in rauche wollichte kleine knöpflein oder beeren außgehen; welche / da sie im Herbst zur zeitigung kommen / so springen sie voneinander / und werffen kleine / ablange / gelbe / rauche und wollichte Samen auß. Es wird sonderlich von einem solcher Bäumen in Lydia gelesen / so an der Strassen bey einem Brunnen gestanden / daß in desselbigen Stamm ein Spelunca oder Höhle 80. Schuh weit gewesen / dessen äste die grösse eines gantzen baums bekommen / und einen solchen schatten von sich gegeben / daß Licinius Mutianus ein gewaltiger Römer sich offtmahls mit 8. seiner Gesellen vor dem Wind und Regen darunder beschützet / und zu dem öffteren auch mit denselbigen darunder Mahlzeit gehalten. König Xerxes hat ihme den schatten dieser Bäumen so wohl gefallen lassen / daß er in Lydia einen gantzen Tag mit seinem gewaltigen Heer under denselbigen verharret / wie solches Castol Durantes in seinem Kräuterbuch p. m. 772. auß dem Plinio erzehlet. Der frembde Ahorn wächst in Griechenland / Candien / Cypren und andern Insuln deß Jonischen Meers / an feuchten Orten und Wasseren. In Spanien / Sicilien und zu Constantinopel pflantzet man ihn in die Lust-gärten. Die Inwohner des Bergs Athos in Macedonia / machen auß dem Stamme dieses Baums ihre Schifflein. Johannes Rajus hat viel dergleichen erwachsene Bäume gesehen. Franciscus Baco, Baro Verulamii, hat diesen Baum auch in Engelland gepflantzet. Ja der erste Römische Käyser / Julius Caesar, hat in der Statt Corduba einen überauß schönen Ahorn / der sich einem Lust-wald vergleichte / mit seiner eigenen Hand gesetzet / welcher von Martiali lib. 9. Epigramm. 62. beschrieben wird. Wie der Teutsche Ahorn in den Nürenbergischen Gärten und anderstwo angetroffen werde / beschreibet Herr Dümler in seinem Baum- und Obst-garten im 2. Theil [168] am 17. Cap. guten theils also. Er ist ein hoher und grosser Baum / welcher sich mit seinen zierlichen Aesten rund und weit außbreitet / die Rinde ist etwas röthlicht / welche aber im alter schwartz wird. Der Stamm wachset hoh und gerad auff: Die Blätter sind breit wie das Weinlaub / haben gemeinlich 5. einschnitte / obenher schwartz-grün / unden grawlicht / und auf beyden seiten wollicht / sonsten eines zusammen ziehenden bitterlichten Geschmacks. Solche Blätter vergleichen sich grösse und gestalt halben / den Blättern deß frembden Ahorns. Es gibt aber auch eine art dieses Baums / an welchem die Blätter klein / und fast wie Ephew gebildet / hat auch kleinere Aeste und Stammen / und wird Acer campestre & minus, kleiner Ahorn genennet. So hat es auch andere gattungen / da die Blätter nur drey einschnitte haben / Acer trifolium, C. B. oder da die Blätter groß / rund / und nicht so tieff eingeschnitten. Acer majus folio rotundiore minus laciniato, an opalus Italorum? Die Blüthe lasset sich im Meyen sehen / ist mosicht und weiß-grün. Die Früchte / so hernach folgen / und im Herbstmonat zeitigen / sind gleich zweyen Flügeln an den Wasser-Sommer-vögeln / (Papilionibus aquaticis) in der mitte aber sind zwey weisse Kernlein eines lieblichen Geschmacks. Das Holtz wird zu zierlichem und kunstlichem Schreiner-werck angewendet. CAPUT LXXXII. Eschbaum. Fraxius. Namen. ESchbaum oder Eschern heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Fraxinus. Italiänisch / Frassino. Frantzösisch / Fresne, Fraine, Fraisne. Spanisch / Fresno, Freno. Englisch / Ashtree. Dänisch / Ask / Esketroe. Niderländisch / Eschenboom / Esch. Geschlecht und Gestalt. Der Eschbaum ist zweyer Geschlecht. Der erste Fraxinus vulgaris excelsior, C. B. wächst mit einem geraden / einfachen / dicken stammen hoh auff / hat ein weiß / dick / ädericht holtz / ohne knoden / leicht und krauß. Der ander wächst nidriger / rauher / härter und gelber. Jeder Baum hat eine weisse Rinde. Die blätter vergleichen sich dem Lorbeerbaum / sind umbher zerkerfft / oben etwas spitzig / hangen in 5. oder 6. facher ordnung an den zweiglein gerad gegen einander über / zu ausserst aber ist nur ein blat / eines bitterlichten / scharffen geschmacks. Die Aeste stehen auff beyden seiten zinnicht / weiß und haarig ist die Blüth. Oben stecken die Früchte in kleinen länglichten außgespitzten hülsen. In der Frucht liget ein kleiner Kern oder samen verschlossen / gleich eine̅ Haberkörnlein / roth / fett / scharf / mit einer mercklichen bitterkeit: wind seiner gestalt halben in den Apothecken Lingua Avis genen̅et. Neben dem Ast des Eschbaums / hat der Mahler das zusammen gerümpfft Gewächs / oder Knollen abgebildet / welches gemeiniglich an den zweigen desselben / wenn die Frucht nicht auß-sonderen miß-wachset / wie viel aneinander gewachsene Pillen gefunden wird. Conradus Gesnerus in hort. German. berichtet / daß die Schweitzerische Eschbäum / welche umb Wallenstatt wachsen / gar viel Frücht tragen. Eigenschafft. Die Blätter / Rinden / Holtz und Samen dieses Baums / welche zun Artzneyen gebraucht werden / haben ein etwas hartzichtes / durchtringendes / mit einem saurlicht / flüchtigen saltz vermischtes öl bey sich / davon nicht nur ein bitterkeit dieser theilen herrühret / sonderen auch die Eigenschafft / allen in dem Leib versessenen Schleim auffzulösen / die verstopffungen zu eröffnen / das allzu dicke Geblüt widerumb in seine natürliche consistentz zu bringen; die Nieren- und Samengefäß wol zu reinigen; allerhand Schäden und Wunden zu säuberen und zu heilen. Gelind zu wärmen und zu trucknen. Gebrauch. Auß den zarten verhackten schößlein dieses Baume destilliert man das Wasser / welches sehr kräfftig / das verlohrene Gehör wider (Ohrenwehe.) zu bringen / und den in den Ohren steckenden fluß zu zertheilen; die Ohren damit (Zittern der Händen.) warm außgewaschen / auch bißweilen davon getruncken. Dieses Wasser wird gerühmet / das zitteren der Händen zu vertreiben / solche damit warm offt gewaschen. Man kan auch die frisch zerhackte Rinden in Cardenbenedickten-wasser / worinnen etwas wenigs von dem Spiritu salis vermischet / wol sieden / das gesottene Wasser auff der gluth biß zur dicke eines Honigs einkochen / so hat man ein Extractum, welches sehr gut zu den drey oder viertägigen Fieberen ist: man kan darvon biß auff 15. oder mehr gran mit anderen sachen zu pilulein vermischt einnehmen.
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Die mittlere Rinde dieses Baums kan man an statt deß Frantzosen-holtzes mit gar guter würckung gebrauchen. Ja sie hat auch bey nahem so gute Kräfften wider das drey- (Drey- und vier tägig Fieber.) oder viertägig Fieber / als die Rinde der Chinkina. Dahero ich folgendes Tranck wider dergleichen Fieber immer mit bestem nutzen gebrauche. Nemt der mittleren Rinden deß Eschbaums ein und ein halb loth / der Rinden Chinkina ein halb loth / Wermuthpulver I. quintl. zerstoßt alles zu gantz reinem pulver / thuts in ein glaß / gießt 4. pfund alten / weissen / köstlichen Wein darüber / rührts täglich etlich mahl umb / damit die krafft wol darauß gezogen werde / und gebt von diesem Wein dem Patienten alle Morgen 8. biß 10. loth / sambt dem pulver zu trincken: damit man aber das pulver mit trincke / muß das glaß / ehe man davon nimt / umbgerüttelt werden. Es vertreibt innert 8. oder 14. tagen solche Fieber gewiß / wo nur der Leib zuvor wol gereiniget ist / und gute diaet gehalten wird. Den kleinen Kern oder Samen / welchen die Apothecker Linguam avis nennen / die weil er einem Vogel-zünglein gleich ist / samlet man im Herbst- oder Weinmonat. Matthiolus dörret ihne im Bachofen / stosset ihne als denn zu pulver / und gibet davon in weissem Wein (Grieß. Gelb- und Wassersucht.) wider das Grieß nutzlich ein. Ist aber auch gut wider die Gelb- und Wasser-sucht / offt eines halben quintl. schwer / oder mehr davon eingenommen. Die Chymici destillieren darauß ein öl. Der weitberühmte Doctor Johan̅ Küfer / underschiedlicher Reichs-Fürsten gewesener wolverdienter Leib-Medicus, (Nierren und Blasenstein.) hat solches wider die Nieren und Blasenstein in hohem werth gehalten. Als vor etlichen Jahren ein wohlbekanter Kauffman̅ alhier an dem Nierenstein gefährlich darnider lage / und man ihme fürgabe / daß der Stein wegen seiner grösse / den Harngang nicht durchdringen könne / hat er des vorgemeldten D. Küfers meinung über seinen zustand schrifftlich begehret / welcher ihme dieses (Destilliert Eschbaumsamen-öl.) destillierte öl in nachfolgendem pulver zu gebrauchen eingerahten hat. Nim des besten Zuckers 2. loth / geläuterten Salpeter zween scrupel / destilliert Eschbaum-samen-öl fünff tropffen / Candisch Morenkümmel-öl drey tropffen / mach darauß ein pulver. Nachdem nun der Krancke von diesem pulver etlich mahl ein Messerspitz vol genommen / hat er selbst empfunden / wie das steinlein auß dem Harngang / in die Harnblase gewichen / alda es etliche Tag verblieben / und endlich durch gebrauch der Lende-bäderen fortkommen ist. Auß dem Holtz dieses Baums werden die Spieß-stangen / Tisch / Gefäß und ander Haußgeräth gemacht / man bereitet auch Trinckgeschirr davon / auß welchen so man (Miltzekranckheit.) beständig trincket / bekom̅et es den Miltzsüchtigen wol. Etliche bedienen sich der Rinden / an statt deß Frantzosenholtz nicht ohne sonderen nutzen. In den Apotecken wird auß den frischen Rinden und den ästen ein Saltz zubereitet / (Rohtsucht und Blattern der Rinber.) welches den Harn und den Schweiß starck treibet: wenn die Kinder von der Nohtsucht und den Blatteren angegriffen worden / solle man ihnen 10. gran von diesem Saltz / und so viel Hirschhorn / ohne fewr bereitet / in ein paar loth Cardenbenedickten-wasser eingeben. D. Simon Pauli, und Fridericus Hoffmannus halten viel auff dieser Artzney. Dieses Saltz eines halben quintleins schwer offt mit (Unreine Nieren. Versessener Harn. Wassersucht.) Fenchelwasser getruncken / reiniget die Nieren / treibt den Harn / und vertheilet die Wassersucht. Johannes Schröderus lib. 4. Pharmac. med. chymic. class. I. p. m. 72. schreibet. Es vermeinen etliche / so man mit dem Eschbaum-holtz / welches am St. Johanns-tag (Frische wunden.) gehauen worden / die frischen Wunden und gestossene oder zerknitschte Ort anreibe / seye es ein bewährtes Heyl-mittel. Sie hauen das Holtz vor Auffgang der Sonnen / andere aber in dem Puneten deß Mittags. (Wundholtz) Die gute Würckung dieses Wund-holtzes / hat auch der berühmte Ettmüllerus an etlichen Persohnen mit verwunderung gesehen. CAPUT LXXXIII. Manna. Manna. DEmnach in der Italiänischen Landschafft Calabria / welche in dem Königreich Neapoli ligt / die in Teutschland gebräuchliche Manna weistentheils auff dem Eschbaum gefunden wird / wollen wir derselbigen Beschreibung allhier auch beysetzen. Die Manna ist ein guter und safftiger Dampff der Erden / welcher durch die hitz der Sonnen herauff gezogen / in dem Lufft zu einem süssen Safft außgekocht / durch die kälte der Nacht zusammen gedrungen / und wie ein Thaw auff den blättern der Bäumen / Stauden / wie auch auff den Kräuteren / dem Erdboden und den Steinen gefunden wird / wie solches Antonius Deusingius, Profess. Groning. und Joh. Chrysost. Magnenus, Patavinus Profess. in dissertationibus suis de Manna, weitläuffig außführen. Thomas Cornelius aber / Med. Doct. von Consentin in Calabria gebürtig / hat auß eigener erfahrung Herren Joh. Rajo bezeuget / daß solch Manna nicht ein Himmels-thaw seye / so auff die blätter dieses Baums falle: sondern viel mehr ein auß den blättern und ästen desselben herauß-schweissender Safft / wie er denn dessen zu einem beweißthum leinene Tücher umb die Zweige gebunden / und den folgenden tag under diesen Tücheren / dennoch das Manna auff den blätteren sitzend / gefunden. Ja es schreibet Pena und Lobelius, daß solch Manna auch auß den abgeschnittenen / und in Keller gesetzten ästen / wiewohl nicht so hell / geflossen. Petrus Matthiolus in Commentar. ad libr. I. Dioscorid. cap 73. berichtet / daß die Manna auf etlichen Bäumen behalten und dicke werde / auff anderen aber wie ein Honig hinabrinne. Beyde habe er in dem Meyen und Brachmonat Anno 1546. in der Coritiensischen Graffschafft / wie auch dem Faro-Juliensischen Gebieth / und umbligenden orten wargenom̅en / dahero jede gattung in zimlicher menge gesamlet. Diejenige / welche an den zweigen deß Eschbaums / Hagenbuchs und Feigenbaums hanget / ware [170] einem Gummi gleich / und an der falb weiß / aber welche auff die blätter des Mandlen-Pfersich- und Eychbaums gefallen / rinnete wie ein fliessender gelber Honig hinab. Julius Alexandrinus hatte die Manna bey Trient in dem Ananiensischen Gebürg / aber auff den Lerchenbäumen und den Wiesen gesehen / von welcher Petrus Spozzalancius, ein Apothecker / Herren Matthiolo ein halb pfund verehret. Andreas Caesalpinus lib. 2. de plantis cap. 13. berichtet / daß die Manna auch auf dem hohen Italiänischen Berg Apennino, in den Hundstagen bey schönem wetter / insonderheit aber auff den Eych- und Weidenbäumen gefunden werde / so der Calabrischen Manna ähnlich seye. Man findet die Manna auch in dem Frantzösischen Delphinat / und der Landschaft Narbona / insonderheit bey dem Stättlein Brigançon. Cornelius à Lapide S. I. in Commentar. ad Exod. cap. 16. vermeldet / daß in Pohlen ein sonderliche art der Manna / wie ein Thaw auff den Kräuteren / in dem Brach- und Hewmonat gefunden werde: Man samlet sie vor auffgang der Son̅e in einem Sieb / schüttlet das hülßlein davon / reiniget und zerstosset sie / alsdenn giesset man Wasser dazu / und kochet sie wie ein Muß / welches vorgemelten Herren Jesuiten / nicht unangenehm zu seyn bedunckte. Die Körnlein dieser Manna sind lang und rötlicht / vergleichen sich dem Hirß. Wenn die Sonne auffgangen ist / springet das hülßlein / denn fallet das körnlein zu boden und verdirbt. Die Manna in Calabria wird gesamlet von auffgang des Sibengestirns / so gemeiniglich in dem April geschicht / diß zu desselbigen nidergang in dem Wintermonat: Man liset sie gemeiniglich vor Tag auff / denn etliche die Sonnenhitz nicht erduldet / sondern leichtlich verschmeltzet / daher wenn die Manna in grosser anzahl auf den Bäumen liget / und die Einwohner besorgen / daß vor auffgang der Sonne / sie alle nicht einsamlen können / pflegen sie die äste der Bäumen mit abzubrechen / in einen schattichten ort zustellen / und alßdenn sie erst einzusamlen. Ferners so die Calabrer vermeinen / daß die Rinde der Bäumen (wie es denn offt geschicht) die Manna verschlucket und an sich gezogen / schneiden sie hernach in die Bäume. Der Königliche Dänische Leib-Medicus, Herr Thomas Bartholinus centur. I. Epistol. med. 54. berichtet / daß die Einwohner den Stam̅ des Baums zu allen seiten auff nachgezeichnete weiß) (verwunden / und am nechst folgenden Morgen den außtrieffenden Safft auffassen / ihne mit höltzern Messern abschaben / säuberen und in einem gefäß behalten: die Messer müssen von holtz oder bein gemacht seyn / sonsten die Manna ein schwartze farb bekommet. Diesen gesamleten Safft schüttet man hernach auff einen der Sonne entgegen gewenten Tisch / damit die wässerige feuchtigkeit und säure / welche der Manna ihre süssigkeit nimmet / verzehret werde / solches wider holet man öffters. Die Orientalische Manna / welche man auß Syria / und von Memphi bringet / lasset sich nicht ein Monat auffbehalten / dahero nichts besser ist / als sich der Calabrischen Manna zubedienen / so etwelche Jahr gut verbleibet. Sonsten ist die Manna zweyerley: die einte fliesset von sich selbsten zum theil auß den Zweigen / da die stiel der blättern anhangen / zum theil auß den blättern selbsten. Die andere ist durch kunst auß dem Baum gezwungen / und wird von den Calabrern Sforzatella genennet. Die unverfälschte Manna soll durchsichtbar / weiß / schwer / lieblich und süß seyn. Ob die Man̅a / welche die Israeliter in der Wüste für ein Speiß genossen mit unserer Manna übereinkomme? Ist ein solche frag / die bey den gelehrten biß auff diesen Tag noch nicht gäntzlich erörteret. Vielen gefallet die meinung des Hochgelehrten Herren Andreae Riveti in Commentario ad Exod. cap. 16. 31. Manna Israelitarum fuit aliquid extraordinarium, nunquarn antea visum, nec etiam, postquam cessavit, repertum, cumque cibus Angelorum appelletur, & singulari Dei opere praeparatus in Sacra Scriptura ubique depraedicetur, causam hîc naturalem piè & religiosè removendam censemus. Die Manna der Israeliter ware ungewohnlich / zuvor niemahlen gelehen / und nach dem sie auffgehört / nicht mehr gefunden / dieweil sie auch ein Speiß der Engeln / und in der H. Schrifft als ein sonderbar Werck Gottes gepriesen wird / halten wir Christlich und gewissenhafft darfür / daß bey der Israelitischen Manna alle natürliche Ursach solle außgeschlossen werden. Was nun derjenigen / welche sie under die gemeine Manna rechnen / gründe anbelangt / hat der hochgelehrte Herr Johannes Buxtorffius F. in Exercitat. sacra ad histor. mannae c. 2. solche weitläuffig widerlegt / und stattlich erwiesen / daß die Israelitische Manna kein natürliche sach / sonder ein wahres Wunderwerck gewesen seye. Die Calabrische Manna / so gemeiniglich in Teutschland gebraucht wird / ist ein gelindes (Schleim / wässerige feuchtigkeit Brustkranckheit / Husten / Engbrüstigkeit.) / und der Natur annemliches purgiermittel / führet insonderheit den Schleim und wässerige Feuchtigkeiten auß / ist in den Brust-kranckheiten sehr dienlich / denn sie reiniget die Brust von allem Schleim / und nimmet den Husten hinweg. Alte Leuth / so mit der Engbrüstigkeit und dem Husten behafftet / nemmen 5. loth Manna lassen es in einem halben glaß voll weissen Weins / auff einem kohlfeurlein vergehen / sichten es hernach durch ein reines tüchlein und trinckens Morgens nüchter warmlicht. Man kan auch die Manna wol außerlesen / in Wegweisen-wasser auf der gluth zerlassen / ein paar messerspitz voll praeparierten Weinstein dar zu werffen / endlich durch ein Tuch sichten / ein löffel voll oder zwey Zimmetwasser darmit vermischen / und also warm zu trincken geben. Den Kinderen ist es auch eine nutzliche Artzney / denen man es nach erforderung des Alters von einem halben loth / biß auf zwey / ja zwey und ein halb / auch 3. loth / in Milch zerlassen / und mit ein wenig Mehl zu einer Brey gemacht: oder in einem Weinwarm oder Brühe zerlassen eingeben kan: reiniget die Brust und Magen wol / macht die Kin [171] der bißweilen erbrechen / und also den zähen Schleim außwerffen. Ein nutzlicher Syrup von der Manna wird auch in den Apotecken bereitet / welcher von 1. loth biß 4. oder 5. loth zum Laxieren kan eingegeben werden. CAPUT LXXXIV. Nimbo. CHristophorus à Costa in libro aromatum ex editione Clusij p. m. 287. Beschreibet einen sonderlichen Baum / welcher in India wachset / und von den Einwohneren Nimbo genennet wird: Dieweil nun Casparus Bauhinus in pinace Theatr. Botan lib. II. sect. 4. jhne dem Eschbaum zugesellet / wollen wir seine Beschreibung auch alhier beysetzen. Der Nimbo von den Malabaren Bepole genennt / ist an der grösse dem Eschbaum gleich: der Stamm ist dick / mit einer stinckenden / schwartzlichten bitteren Rinden umbgeben. Die Blätter bleiben im̅er grün / glatt / an dem umbkreiß zerkerfft und spitzig / eines schwefelichten unlieblichen geruchs / und saurlicht-bitteren geschmacks. Die äste tragen viel blätter / und kleine weisse auß fünff blättlein bestehende Blumen / die in der mitte gälbe fädemlein haben / und ein geruch wie der riechende Garten-klee / Melilotus hortensis odoratus, von sich geben. Sein Frucht ist den kleinen Oliven ähnlich / bleichgelb / mit einer zarten haut bedeckt / (Unsa ubere hole wunden / bey Menschen und vieh.) wächst auff den gipfeln der ästlein. Dieses Baums blätter sind etwas bitter / dienen sehr wol in den unsauberen und holen Wunden / so man sie zerstosset / und mit Limoniensafft überlegt; denn sie zeitigen / reinigen (Würm im Leid.) und schliessen die Wunden. Der safft von den blättern / ist nutzlich die Würm im Leib zu töden und auß zutreiben / in Wein / Wasser / oder Hüner-brühen eingenommen / auch äusserlich allein / oder mit ein wenig Rindergall / Essig und Aloe vermischt / in den Nabel gestrichen; ist ein gemeine Artzney in India bey den Christen und Ungläubigen / insonderheit auff der Küsten Malabar / deren Einwohner von den Würmen hefftig geplaget werden. Das auß der Frucht gepreßte (Wunden / Krampf.) öl / lindert die schmertzen der Nieren / die Malabarer brauchen es zur heilung der Wunden und wider den Krampff. In dem vierten theil des Horti Malabarici, wird dieser Baum under die Oelbäum gerechnet / und Karibepou, Lateinisch aber / Olea Malabarica Nimbo dicta, fructu racemoso rotundo, geheissen.

CAPUT LXXXV.
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Pappelbaum. Populus. Namen. DEr weisse Pappelbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Populus alba. Italiänisch / Pioppo bianco. Frantzösisch / Peuplier blanc. Spanisch / Alamo blanco. Englisch / Poplartree. Niderländisch / Abeelboom / Albboom. In Teutscher Sprache wird er auch genennt / weiß Pappelweiden / Sarbaum und weisser Albeerbaum. Schwartz Pappel- oder Albeer-baum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Populus nigra. Italiänisch / Pioppo negro. Frantzösisch / Peuplier noir. Spanisch / Alamo negro. Englisch / Asp. Niderländisch / Popelierboom / Popenboom / Popelier. Libyscher Pappelbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Populus Libyca vel tremula. Italiänisch / Pioppo montano. Frantzösisch / Tremole. Niderländisch / Rateleer / Espenboom. Americanischer Pappelbaum heisset Lateinisch / Populus rotundifolia Americana, C. B. Populus novi orbis, J. B. Geschlecht und Gestalt. Es sind allhier vier Geschlecht deß Pappel-baums abgemahlet. Der weisse Pappelbaum tringet mit seinen Wurtzeln nicht tieff in die Erden. Der Stamm wächst geschwind und bald in die höhe / tragt oben viel Aeste / und ist mit einer weissen glatten Rinde bedeckt. Die Blätter sind ecket / breit und zerkerft / dem Winter-grün oder Weinreben-laub ähnlich / allein scheinen sie kleiner; sind oben glatt und grün / unden aber mit einem weiß-grawen wollichten Häutlein / wie die Roßhubenblätter bedeckt zu seyn. An den Zweigen kommen bißweilen länglichte und wollichte Zapffen herfür. Er wird leichtlich von dem Wind umbgeworffen / und lasset sein weisses holtz sich bald spalten. Zu zeiten ist dieser baum unfruchtbar / also daß er auch gar nicht blühet. Wächst insonderheit allhier bey Michelfelden / und sonsten hin und wider gern an wasserigen Orten / und den Gestaden der Flüssen.
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Weisser Pappelbaum. Populus alba. Libyscher Pappelbaum. Populus Libyca. Schwartzer Pappelbaum. Populusnigra. Americanisch. Pappelb. Popul. Americ. Der schwartze Pappelbaum steigt zu zeiten höher als der weisse / hat auch mehr äste. Der Stamm ist gemeiniglich dicker / sein Rinde glatt / das holtz hart / gelblicht / und läßt sich nicht gern hawen. Die Blätter sind nicht ecket / auch nicht so groß alß an dem weissen baum / jedoch breit / spitzig / rings umbher jerkerft / glatt / grün / und hangen an langen stielen. Er trägt länglichte Zapffen / nach welchen traublichte ästlein herfürwachsen mit runden Beeren / welche nach ihrer zeitigung wie ein Wolle darvon fliegen. Seine Wurtzeln gehen tieff in die Erden. Ehe die blätter sich erzeigen / kommen erstlich länglichte knöpflein wie ein Gerstenkorn / doch etwas grösser / fett und ölicht / so man sie anrühret / kleben sie an die Finger / sind gelblicht und eines angenehmen Geruchs / darauß endlich die blätter werden. Diese knöpflein oder junge schößlein nennet man in den Apothecken / Oculos vel Gemmas Populi, Pappelbaums-augen / auß welchen / und nicht von den traublich [173] ten beeren / das Unguentum populeon gemacht wird. Es wächst auch an diesem Baum ein Hartz / wie an den Pflaum- und Kirsch-bäumen. Man findet ihn allhier vor dem Steinen-Thor / bey dem Birßig-Bach / und dem Dorff Binningen / allda er meisten-theils seine Frucht traget. Der Libysche Pappelbaum steigt hoh wie die vorige / ist mit seinem Stamm und Rinde dem schwartzen gleich / tragt längere und schwärtzere Zapffen / und sind die blätter auch schwärtzer / härter / rundlicht / an dem umbkreiß zerkerft / hangen an langen stielen / darvon sie auch jederzeit zittern / wenn schon kein wind sich erzeiget. Ist in Teütschland und Böhmen wohl bekannt / man nennet ihn Aspenbaum / daher das Sprichwort kommet: Du zitterst wie ein Aspenlaub. Er wächst allhier auff dem Muttentzer-berg. Johannes Bauhinus tom. I. Histor. plantar. universal. Lib. 8. Cap. 8. berichtet / daß bey dem Marckflecken Passavant / welcher der Fürstlichen Abbtey Murbach zugehört / und an Burgund stosset / die Rinde von den jungen Alpenbäumen in Manns-höhe abgezogen werde / darauß mache man Facklen Brandons genannt / sie brennen leich???lich / und geben ein hellen schein von sich / wie diejenigen / so auß Thannen-holtz / oder von Wachs und Hartz bereitet werden. Der Americanische Pappelbaum hat knodichte äste / auß deren jedem ein dickes / starckes / breites und rundes Blatt an einem kleinen stiel herfürkombt / er tragt länglichte Zapffen / mit vielen kleinen beerlein begabet / die sind am geschmack hitzig / etwas gesaltzen / und ziehen hefftig zusammen. Er ist erstlich von den Englischen Kauffleuthen auß America gebracht worden / wie Petrus Pena und Matthias Lobelius in Adversariis stirpium p. m. 441. berichtet. Die Heyden / welche bey dem Altar Herculis vor zeiten opfferten / wurden mit den Zweiglein und Blättern des Pappelbaums gekrönet / denen die Salii, Priester deß Abgotts Martis, nachfolgeten / dahero Virgilius Lib. 8. AEneidos schreibet: Dixerat: Herculea bicolor cum populus umbra, Velavitque comas foliisque innixa pependit. Tum Salii ad cantus, incensa altaria circum, Populeis adsunt evincti tempora ramis. Dieweilen die Pappelbäum meisten theils an den Wasser-gestaden herfür kommen / ware ihr Schatten den Alten sehr angenehm / under welchen sie sich auffhielten / darvon Horatius Lib. 2. Ode. 3. spricht: Quà Pinus ingens albaque Populus Umbram hospitalem consociare amant Ramis, quà obliquo laborat Lympha fugax trepidare rivo. Eigenschafft. Beyde Pappelbäum / darunder der schwartze allein im Gebrauch / haben viel irdische theil / mit etwas balsamischem Oel / und gar wenigem flüchtigen saltz in sich verborgen / daher sie eine zimlich temperierte Eigenschafft haben / die Lebens-geister wider zu ruhe zu bringen / Schmertzen zu linderen und zu kühlen. Wird doch von den Alten mehr warm als kalt geachtet. Gebrauch. (Mangel des Haars.) Die Weiber legen die ersten Knöpflein des schwartzen Pappelbaums in ihre Laugen / damit ihre Haar schön und lang wachsen. (Wartzen. Zittermäler.) Der Safft / welcher auß den holen Aspen fleüßt / soll die Wartzen und Zittermäler vertreiben. (Hitz der Fiebern.) Das in den Apothecken gemachte Unguentum Populeon löschet die Hitz der Fieber / so man davon an die Schläff / und an die Pülß der Hände und Füssen streichet. Stillet das von Hitzen herkommende Kopffwehe / macht gelind schlaffen. Es vertreibet auch die Entzündung der guldenen Adern. Man kan auch im Frühling auß den Pappel-knospen oder Schößlein / ehe die Blätter außbrechen / ein Oel oder Sälblein kochen / wenn man sie verhackt und in schweinen Schmerr ein wenig siedet / hernach außtruckt und erkalten läßt. Solch Sälblein (Brand / Zittermäler / Geschundene Haut / Guldener Ader-hitz.) ist von mir in Brand / es sey von was für feur es immer wolle / wie auch in geringen Haut-entzündungen / Zittermählern / da die äusserste Haut von scharffen gesaltzenen Feuchtigkeiten geschunden worden; in Geschwulst und Hitz der guldenen Adern / sehr kühlend und geschwind heilend erfunden worden; da man es offt laulicht übergestrichen. Gleiche Würckungen hat auch das auß denen mit Rosen-öl gekochten Pappelknospen außgetruckte Oel. CAPUT LXXXVI. Erlenbaum. Alnus Namen. ERlenbaum heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Alnus, Italiänisch / Alno. Frantzösisch / Aune. Spanisch / Aliso. Englisch / Aldertree. Dänisch / Elleträ. Niderländisch / Elsenboom. Gestalt. Der Erlenbaum ist in Teutschland und Böhmen wohl bekannt / wächst gern an den Wasser-gestaden und feuchten Gründen / trägt Blätter wie die Haselstauden / aber sie sind dicker / zäher oder glätter / gleich als wäre diß laub mit leim und fettigkeit überzogen / haben auch viel äderlein. Er bringet eine grüne länglichte frucht oder knospen / in gestalt der Maulbeeren / die ist gleich wie mit vielen schüpen zusammengesetzt / zeitiget im Herbst / und hat inwendig schwartzgelben Samen. Etliche sind gar unfruchtbar. Deß Baums Rinde ist außwendig schwartzlicht / inwendig röthlicht. Das holtz ist weich und roth / wird gebraucht zu den Schiffen und Grundvesten der Häusern an wasserichten örtern / denn im Wasser verdirbt es nimmer / wird je länger je stärcker / und gleich den Steinen / auß der ursach legen die Venetianer Gründe und Pfähle von Erlenholtz / darauff sie ihre Häuser ins Wasser bawen. Johannes Bauhinus tom. 1. Histor. plantar. Universal. cap. 6. vermeldet / er habe zu Bononien bey Ulysse Aldrovando / und zu Verona bey Francisco Calceolario, wie auch zu
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Erlenbaum. Alnus. Häriger Erlenbaum. Alnus hirsuta. Venedig in etlichen orten stücker von dem holtz des Erlenbaums gesehen / welche zu Steinen worden / daher man in der Kunstkammern vorgemeldten Calceolarii von diesem steinigen holtz oder höltzernen Stein solche Lateine Vers liset: - - videas lapidescere Sarni Coeruleo sub fonte Alnum, filicisq; maniplos, Et paleae intortos lento cum vimine culmos. Casparus Bauhinus in pinace Theatri Botanic. Lib. II. Sect. 5. berichtet / daß er neben den Wurtzeln des Erlenbaums ein ästig Gewächs wahrgenommen / welches sich der Eychbaums-trauben vergleiche. Eine Art mit längeren / grünen Blättern wächst allhier an wässerigen Orten / zwischen dem Dorff Muttentz und Münchenstein. Noch ein sonderbares Geschlecht deß Erlenbaums / beschreibet Casparus Bauhinus in suo Matthiolo emaculato ad Lib. 2. Dioscorid. cap. 94. wird von ihme Alnus hirsuta, folio incano der härige Erlenbaum genennt. Dieser Baum ist kleiner als der vorige / hat längere und spitzere Blätter / an dem umbkreiß mit grösseren Kerffen begabet / obenher sind sie nicht fett / sondern lind wegen seiner kleinen und bald unsichtbaren Wolle / die an dem Rucken völler und äschenfarb ist. Seine zusammengedrungene Rätzlein bringen ein ablange Frucht. Er wächst under Hüningen an dem Rhein. Der Erlenbaum / welcher in allen stücken auch kleiner ist / und keine leimichte Blätter trägt / wird auff den Oesterreichischen und Steyrmärckischen Bergen gefunden. Eigenschafft. Es wird zwar dieser Baum in der Artzney nicht viel gebrauchet / doch soll in seiner Rinden und Blätteren ein bitterlichtes / Aluminosisches / etwas flüchtiges saltz under vielem Phlegmatischen klebichtem Safft stecken / dadurch er die Eigenschafft hat zu zertheilen / zu kühlen / auffzulösen / Entzündungen zu vertreiben / und Geschwulsten deß Zäpfleins und der Mandlen zu heilen. Gebrauch. (Flöhe vertreiben.) Das grüne Laub morgens frühe / da der Taw noch auffligt / gesamlet / und in die Kammern gestreüet / da viel Flöhe innen sind / und über ein stund wider außgefeget / nun̅e die Flöhe sauber hinweg / sonderlich / wenn man annoch Roßmist darunder menget / denn die Flöhe an solchen zähen Blätteren kleben bleiben. Sonsten werden die Stämmer dieses Baums zu Venedig und anderstwo zu den Fundamenten der Gebäwen / wie auch zu den Schiffen gebrauchet / weilen solch holtz in dem feuchten Erdreich nicht faulet / sondern vielmehr in dem gesaltzenen Meerwasser nach und nach eine steinerne immerwärende daurhafftigkeit bekombt. Das grüne Laub ist äusserlich gut zu hitzigen Schäden / welck gemacht / und also auffgelegt. In die Schuh gethan also grün / und darauff gegangen / ziehet auß den Schmertzen / Hiß und Müdigkeit der Füllen. Erlen-rinde brauchen die Läder-färber zu schwartzer Farb. Dieselbige Rinde und alt Eisen legen die Schuster in das Wasser / nach etlichen Tagen wird es schwartz wie Dinten. Auch brauchen etliche die Fruche oder Knospen zu der Dinten / an statt der Galläpffel.
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CAPUT LXXXVII. Bircken. Betula. Namen. BIrcken heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Betula. Italiänisch / Betula. Frantzösisch / Bouleau. Englisch / Beechtree. Dänisch / Birck / Bireketrä. Niderländisch / Berckenboom / Berck / Berckeler. Gestalt. Die Bircken ist fast überall ein bekandter starcker Baum. In seiner Jugend bringet er ein braune Rinde / darnach so er auffkomt / werden die äussersten Rinden je länger je weisser. Die Blätter vergleichen sich dem schwartzen Pappelbaum / allein daß sie kleiner / inwendig rauher und grüner sind / an dem umbkreiß zerkerft / und hanget jedes sonderbar an kurtzen stielen. Sein Samen bringet er in gedrähet oder runden zäpflein / Julis, so denen am Haselbaum gleich sind / herfür / und läßt solche Zäpflein in dem Herbst abfallen. Das Holtz ist weiß / zähe und biegig. Dieser Baum ist vorzeiten in grossen Ehren gewesen bey den Römeren / denn die Stattknechte haben ihn der Obrigkeit / als Ruthen vorher getragen. Man macht auch jetzund Ruthen / Bäsen / Sättel und Reiffe zu den Weinfässern darauß. Wird heut zu tag zu Abstraffung der ungehorsamen Jugend gebraucht. Auß den Bircken werden die besten Kohlen gemacht / denn sie glüen lang / und dämpffen nicht ins Haupt / derohalben brauchen sie die Bergknappen / wenn sie Metall oder Ertz schmeltzen / denn sie geben ein starckes Fewr. Die Bircken wächst fast überall in Wälden und Gebürgen / auch an unfruchtbaren örtern / jedoch feuchtem Boden. In Italien findet man sie selten. In Franckreich sind ihrer gar viel / daselbst kocht man auß den Rinden / als die da fett sind / ein Pech / auch schneiden sie Fackeln darauß / die brennen / als wären sie mit Pech geschmieret. Eigenschafft. In der Rinden und Blätteren dieses Baums findet sich ein häuffiger wässeriger Safft / mit etwas Nitrosischen / flüchtigen Saltz-theilen / und einem schwefelichten zähen Gummi vergesellschafftet. Daher es die Eigenschafft hat auffzulösen / zu zertheilen / das Geblüt zu reinigen / den Harn zu treiben / Wunden und Schäden zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. Es ist under allen Bäumen kaum einer / der so zeitlich den Safft an sich ziehet / als die Bircken / denn gleich im anfang des Lentzens hat sie ihren Safft so vollkomlich / daß wenn sie mit einem Messer geritzt wird / alßbald ein süsses tauter Wasser herauß fleüßt / so man Bircken-wasser nennet. Von welchem Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmacop. Med Chym. Sect. 1. p. m. 413. nachdencklich (Nieren-un̅ Blasenstein. Schmertzliches harnen. Hitzige Leber. Untüchtigkeit zu den ehelichen Wercken.) also schreibt. So man darvon Morgens nüchter ein Glaß-voll trincket / haltet man es für das beste Mittel zu verhütung des Steins in den Nieren und Blasen. Den alten Leuthen / welche mit schmertzen harnen / bekommet es auch wohl. Es löschet die grosse hitz der Leber / und dienet denjenigen / die durch Zauberey zu den ehelichen Wercken untüchtig sind. Der ordenliche und nutzliche Gebrauch deß Bircken-saffts oder Wassers / zu verhütung (Nieren un̅ Blasenstein.) des Nieren- und Blasen-steins / bestehet in nachfolgenden Puncten. 1. Solle man frischen / süssen / und kein sauren oder johrenden Safft gebrauchen / denn dieser leichtlich grimmen oder kopffwehe verursachet. 2. Solle man in den ersten Tagen nicht über 12. loth trincken / hernach allgemach biß auff 24. loth auffsteigen / nachdem es die Leibs-kräfften zulassen. 3. Solle man auff den Trunck spatzieren. 4. Muß man ihne Morgens nüchter trincken / und vor keiner Stund darauff essen. Wenn man aber gespürrte / daß der Magen dadurch geschwächt wurde / kan wohl ein stücklein guter Magen-täfelein gebraucht werden. 5. Wenn der Safft sich verstecken und der Harn zuruck bleiben wollte / können wohl geringe Harn-treibende Artzneyen / als Fleisch-brühlein / darinn Peterlein gekocht / Terbenthin-pilulein / oder andere dienliche Mittel gebraucht werden. So Leibs-verstopffungen sich anmeldeten / wolle man sich eines Hauß-clystiers bedienen. 6. Muß man den Gebrauch dieses Saffts ohngefehr drey Wochen fortsetzen. 7. Solle man dieses Wasser im ersten Frühling / ehe die Blätter außbrechen / auß der geritzten Rinden und ästlein samlen; denn so bald die Blätter herfürkommen / ist dieses Wasser nicht mehr kräfftig. Einen nutzlichen Bircken-wein zu machen / nimmet man des frischen Bircken-saffts zwölff theil / Honig ein theil / läßts in einem ehrenen Kessel sieden / und verschaumt es / biß ein Ey oben-auff schwimmen kan / hernach thut man es in [176] ein höltzernes Fäßlein / hencket ein Säcklein darein / in welchem zween oder drey Löffelvoll Bierheffen / und Nägelein 1. oder 2. quintlein gebunden sind / und läßt es also verjähren / der also verjohrene Safft / welches zu zeiten in 12. Tagen auch öfftermahls später geschicht / wird von der trusen abgelassen / und im weinkeller zum gebrauch auffbehalten. Dieses Tranck ist insonderheit im Winter nutzlich Morgens nüchter / nachdem man zuvor ein Brühlein genommen / auff 6. oder 8. loth getruncken / denn dardurch die Nieren vom Sand entlediget werden. 8. So man den Bircken-safft in erdinen Geschirren oder zinnenen Flaschen lang begehrt auffzubehalten / kan man ihnen nur mit ein wenig Schwefelrauch einbrennen. Etliche pflegen diesen Safft mit fleiß zu destillieren. Er wird also sonderlich gelobet in der Wassersucht / mit Hollunder-wasser vermischt, und offt darvon getruncken. Dieses Wasser tilget auch auß die Flecken und Masen am Leib / macht ein klare Haut / heilet die Mundfäule / so man den Mund damit außschwencket. So man den Pferden die Füß mit Bircken-safft reibet / bekommen sie darvon gute Füß. Schlechte Leuthe lassen Bircken-laub in wasser sieden / und baden darinn für die Räude / ist sehr gut / insonderheit so man noch zwey theil Weinstein und ein theil Salpeter darmit siedet. Auff dieses Baums weisse Rinde haben die Alten geschrieben / ehe denn das Papier erfunden worden. An diesem Baum wächst zuweilen ein Schwamm / welcher gedörrt zu Pulver gebracht / und auff die guldenen Aderen gelegt / deroselben Flüß alsobald stillet. CAPUT LXXXVIII. Rüstholtz. Ulmus. Namen. Rüstholtz / Rüstbaum / Lindbast oder Ulmenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ulmus. Italiänisch / Olmo. Frantzösisch / Orme, Ormeau. Spanisch / Olmo. Englisch / Elmetree. Dänisch / Ulmträ / Elmeträ / Elm / Ulm. Niderländisch / Olmboom / Olm. Geschlecht und Gestalt. Ins gemein werden von den Botanicis nur zwey Geschlechte dieses Baums beschrieben. Johannes Rajus aber gedencket viererley Arten oder Geschlechten. 1. Das erste Geschlecht ist der gemeinste Rüstbaum / Ulmus vulgatissimus folio lato scabro, Ger. emac. Ist ein grosser / dicker Baum mit vielen ästen; hat an seinen jungen ästen ein äschfarb-röthlichte Rinden / so da bald glatt / bald mit tieffen durch die länge gehenden Spälten begabet / im übrigen sehr zähe. Die Rinde deß veralteten Baums theilet sich in Spälte auß / und ist sehr ungleich und runtzlicht. Das innere holtz ziehet sich der farbe nach von gelb auff roth; ist sonsten sehr hart und zähe / sonderlich wenn Rüstholtz. Ulmus. es dürr worden. Seine Blüthe kombt auß den knödlein der äussersten ästen herfür / auß vielen schwartz-röthlichten zäserlein oder Staminibus bestehend. Darauff folgen die Hülsen oder flachen Täschlein / welche ins gemein ablang / rund / groß und dünn / auch einen kleinen / zarten / flachen, weissen / süssen Samen in sich haben / der da in dem Mund zerkewet / viel Safft / so wohl als die Rinde / gibet. Endlich nach dem Samen erscheinen auch die Blätter / welche anfangs hell / schön grün / hernach aber dunckel-grün / beneben ablang / krauß / zerkerft / 3. biß 4. Finger lang / und 2. biß 3. qwer-Finger breit; je eines nach dem andern an den ästen hangend. An den Blättern aber wachsen jährlich kleine / etwas runde / hogerichte / hole Täschlein / underschiedlicher figuren; darinnen ein zäher schleimichter safft sich befindet / auß welchem kleine Würmlein wachsen. Dieser Safft wird im May / ehe die Würme darauß wachsen / gesamlet. 2. Das andere Geschlecht / Ulmus folio glabro, Ger. emac. ist diesem ersten gantz gleich / an grösse und anderem / außgenommen / daß es mehr nidergebogene / und in die breite sich außdähnende äste / wie auch beyderseits glatte Blätter hat. 3. Das dritte Geschlecht ist der kleine Rüstbaum / Ulmus minor folio angusto scabro, Ger. emac. minor, Park. Ist den vorigen Geschlechtern an gestalt durchauß gleich / außgenom̅en / daß er kleiner und nidriger ist. 4. Das vierdte ist Ulmus latissimo folio scabro, Ger. emac. Wächst in ein merckliche höhe auff; hat ein äusserlich schwärtzere Rinden / als das erste Geschlecht / sonsten aber auch so zähe. Das holtz aber ist nicht so fest und zähe / als desselben; die Blätter sind länger und breiter als der vorigen / beyderseits rauch.
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Denckwürdig ist / was Carolus Clusius, der weitberümbte Botanicus, berichtet / wie nemlich die Wurtzeln deß Rüstholtzes / oder der Ulmenbäumen / so man in Spanien bey dem Fluß Thormis findet / in kleine Zaseln oder Neben-würtzelein außgehen / in welchen / wenn sie von dem herzufliessenden Wasser überschwemmet werden / Thierlein wie kleine Hewschrecken wachsen / und verborgen ligen / diese samlen die Fischer auff zu einem Aaß: welche aber grösser worden / und auß den Würtzelein geschloffen / fliegen wie die rechte Hewschrecken davon / kommen jedoch in gewisser zeit ihrem Geschlecht in das Wasser widerumb zuruck. Eigenschafft. Die Rinden / Aeste und Blätter dieses Baums / haben viel ungejohrene irdische theile in sich / dannenher sie anhalten / zusammenziehen / und wegen schleimeriger alcalischer feuchtigkeit Wunden und Schäden heilen. Die Täschlein aber haben ein schleimichten häuffigen alcalisch-flüchtigen safft / welcher wohl zertheilen / resolvieren / entzündungen der Augen sc. vertreibet; hiemit ein nitrosisch flüchtig saltz bey sich hat. Gebrauch. Der Rüstbaum säubert un̅ ziehet zusam̅en. Die Blätter / Rinden und Zweyge machen dick / hefften die Wunden / daher Galenus Lib. 8. de simplicium Medicament. facult. cap. 68. bezeuget / er habe auff eine zeit allein (Wunden.) mit diesen Blättern eine frische Wunden geheilet. Die Rinde gestossen / ein quintlein schwer (Schleim / wässerichte Feuchtigkeiten.) mit Wein getruncken / macht Stulgänge / treibt den Schleim unden auß / und sonderlich die wässerichte Feuchtigkeiten / ist eine Bauren Artzney. Die lautere Feuchtigkeit oder der Safft / welcher in den grünen gerümpfften Knöpfflein gefunden / und im Hewmonat gesamlet wird / macht ein hübsch Angesicht und glatte Haut / so man sie damit bestreicht. Fallopius brauchet und lobet ihn zur heilung (Wunden.) der Wunden; noch viel träfftiger soll seyn das Oel darauß destilliert. Welche Kinder (Bruch bey jungen Kinderen.) mit einem Leisten-bruch behafftet sind / denen soll man leinerne tüchlein in diesem safft nässen / solche über den Schaden legen und mit einem band wohl verwahren. Matthiolus haltet es für ein bewährtes Mittel. Wenn man den Baum zerspaltet / fleüßt auß dem Marck ein feuchtigkeit / diese auff (Haar außfallen.) das Haupt gestrichen / machet das Haar wachsen / und verhütet sein außfallen. Solches thut auch die innerste Rinde / so man sie lang im Wasser siedet / alßdann die auff der Brühen schwimmende fettigkeit abnimt / und sie an die kaale stell streichet. CAPUT LXXXIX. Hagenbuchen / oder Spindelbaum. Ostrya Ulmo similis, Carpinus cum Flore & Fructu. Namen. HAgenbuchen oder Spindelbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Carpinus s. Betulus, Ger. Ostrya Ulmo similis, Hagenbuchen. Carpinus. fructu in Umbilicis foliaceis, C. B. Fagus sepium, vulgò Ostrys Theophrasti, J. B. Frantzösisch / Carne. Italiänisch / Carpino. Englisch / The Hornbeam / Or Hardbeam tree. Gestalt. Dieß ist ein zimlich hoher Baum / mit einem dicken Stamm / einer weißlichten / gleichen Rinde / und festem / hartem / weissem holtz. Er hat längere Blätter denn der Rüstbaum / beyderseits glatt / an dem umbkreiß zerkerfft / und gleichsam mit spitzigen stacheln versehehn. Im anfang deß Frühlings erzeigen sich an den ästen kleine / blättichte / ablange zäpflein / welche mit vielen / spitzigen / in einander gedrungenen braun- oder schwartz-grünen Blättern umbgeben sind. Die Frucht aber hanget von langem stiel / zwischen engen blättern verschantzet / fast in form eines Pyramiden gestreiffelt / und holtzicht. Er wächst durchgehends in meisten Ländern an den Hägen und in Wälderen. Gebrauch. Auß dem Holtz macht man Mühleräder / Winden und dergleichen. Wenn im Frühling die Rinde deß Baums geritzet wird / gibt er gleich dem Birckenbaum einen wässerichten Safft von sich. Es soll auch auß dieser Rinden ein Gummi fliessen. In der Artzney wird nichts von ihme gemacht. CAPUT XC. Tamariscken. Myrica sive Tamarix. Namen. TAmariscken heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Myrica, Tamariscus, Tamarice, Tamarix. Italiänisch / Tamarisco. Frantzösisch / Tamaris, Tamarin.
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Tamariscken. Myrica sive Tamarix. (1. Frantzöfische Tamariscken.) (2. Gemeine Tamariscken.) Spanisch / Tamariz, Tarahe, Taray, Atarfe. Englisch / Tamariske. Niderländisch / Tamaristenboom. Gestalt und Geschlecht. Tamariscken / Tamariscus fruticosa folio crassiore s. Germanica, C. B. ist ein Bäumlein / das wächst allermeist bey den Wassergestaden / fürnemlich an der Donau / Lech / Isar / und am Rhein. Es trägt Blätter gleich wie der Sevenbaum oder Cypreß / allein daß sie schmäler und grüner sind. Seine Blum ist mosicht und haaricht. Man findet die Tamariscken allhier bey dem Birß-fluß / insonderheit aber an dem Rheinstrom / zwischen Hüningen und Brysach / in den Awen deß Rheinflusses. In dem Ertz-bisthumb Saltzburg wachset sie in grosser mänge / dahero man auß ihrem holtz Fäßlein machet / und solche nach Wien in Oesterreich schicket. Zu Franckfort am Mann werden auch diese Fäßlein verkaufft / welche nach Herren Dr. Schröders Bericht gemeiniglich eine Maß halten / und auß dem holtz der Tamariscken / so an dem Rheinstrom wachset / bereitet sind. In Italien zu Rom kommet sie an dem Ufer der Tyber in zimlicher menge herfür / allda man sie in den Gärten zielet / denn wachset sie in grosser höhe / und wirfft ein breiten schatten von sich. Mathiolus berichtet / es leye bey seinen Lebzeiten zu Rom in dem Spittal zum heiligen Geist / ein solcher Tamarisckenbaum gestanden / under dessen anmütigen schatten er sich mit spatzieren öffters erlustiget habe. Die Tamariscken-staude wird in Teutschland auch in den Gärten gepflantzet. Nach Herren Dümlers Bericht gehet sie zu Nürenberg also auff: Die Wurtzel ist zimlich dick / der Stamm manigfältig / die Rinde sehr bitter / und an der Farb röthlicht. Die Blätter sind grün und gleichen dem Gevenbaum. Die Blüthe ist grün und purpurfärbig / in der mitten mit gelben zäserlein / so in dreyeckichten kelchlein stecken / begabet; wen̅ dieselben abfallen / folget ein weisser / wollichter same / der bald hinweg fleügt. Von den bey- oder neben-schossen wird diese staube fortgepflantzet / und an andere örter gebracht. Sie liebet ein seuchten boden. Ob zwar die Neben-zweiglein sich nicht gern versetzen lassen / sondern in den Gärten bald verderben / so kan man doch mit fleißiger Wart und begiessung etwas davon bringen / zur Garten-zier behalten / und im Nothfall zur Artzney gebrauchen. Die Frantzösische Tamariscken / Tamarix major, sive arborea Narbonensis, J. B. altera folio tenuiore sive Gallica, C. B. wächst in Franckreich umb Narbona / mit vielen kleinen Blümlein / fast traubenweiß / von farben Leibfarb / bringet kein haarichten samen / sondern kleine beerlein / welche an die Sonne gelegt sich bewegen / von wegen eines kleinen würmleins / so darinnen wächst / wie solches Petrus Pena und Matthias Lobelius in Adversariis Stirp. p. m. 447. berichten. In Spanien bey der Statt Alcala de Henares, wächst dieser Tamariscken-baum in solcher dicke / daß man ihne mit beyden Armen schier nicht umbfassen kan. Diodorus Siculus berichtet von dem Charonda, daß er ein Gesätz angeordnet / man solle den Verläumbdern / welche mit ihren faulen Lästerzungen ehrliche Leuth angreiffen / ein von Tamariscken-blättern gemachten Krantz auffsetzen / und sie hernach als ein offentliches Schawspiel durch die gantze Statt hin und wider führen / denn nach dem bericht Plinii, die Tamariscken von dem gemeinen Volck für ein unglückseligen Baum gehalten wurde. Von den Persischen Priestern schreibet Strabo, daß sie zu seiner zeit / wenn sie einem alle Flüch an den Hals wünscheten / Tamariscken-büschelein in der Hand hielten. Nicander vermeldet / der Abgott Apollo habe in der Insul Lesbo mit einem Tamariscken-zweig seine Weissagungen geoffenbaret. Eigenschafft. Die Tamariscken hat einige schwefelichte / mit einem etwas ungejohrenen saltz / und vielen irdischen vermischte theile bey sich; daher man ihro die Natur zuschreibt zu reinigen und durch zudringen / mit einer zusammen-ziehenden krafft. Es solle die Tamarisckenrinden sein sauber mit einem messerlein abgeschaben / fleißig auffgetrucknet / und in höltzernen kästlein auffgehalten warden / wie solches Nicolaus Agerius berichtet. Gebrauch. Es wird die Tamariscken insonderheit gelobet / daß sie eine besondere krafft habe / (Geschwullen und verstopfft Miltze.) das geschwullen und verstopffte Miltz zu eröffnen / daher Geschirr auß Tamariscken holtz für die Miltzen-süchtigen gemacht werden. Ferners wird zu allen Gebrechen des Miltzes ein gutter Wein auß Tamariscken bereitet / der in dem Capitul von der Veielwurtzen beschrieben stehet. Durch den stätigen und langwährenden Gebrauch des gesottenen Wassers von Ta [179] mariscken-rinden und Rosinlein / sollen etliche nach der aussag der alten Aertzten von dem (Maltzey.) anfang der Maltzey erlediget worden seyn. Das Tamariscken-holtz samt der Rinden zu aschen verbrannt / und auß der aschen das Saltz außgelanget / hernach durch einsiedung (Verstopffung der Lebern un̅ Miltze. Versteck ter Harn. Wassersucht.) des Wassers / biß es ein häutlein bekombt / an einem kühlen ort lassen anschiessen / und getrucknet / ist sehr gut zu allen Verstopffungen der Lebern und des Miltzes / treibt auch den versteckten Harn in der Wassersucht und sonsten; man kan es von 15. biß auff 30. 40. gran auff einmahl eingeben. (Extractum Tamarieis valdè adstringens.) Wenn man rectificierten Brantenwein über die zerstückte Rinde giesset / hernach digerieren lasset / die Tinctur abgiesset / und zur dicke des Honigs widerumb den Brantenwein abziehet / so hat man ein Extract, welches auff der Zungen über alle massen zusammenziehet / dannenher in Pilulein zu (Ruhr. Bluten.) allerhand anhaltenden Ruhren und Bluten mag gebrauchet werden. Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmacop. (Glieder- und Wasser-sucht.) medic. chymic. Sect. 1. berichtet / daß nachfolgendes Tranck wider die Glieder- und Wasser-sucht treflich diene / denn es die bösen Feuchtigkeiten wunderlich aufftröckne. Nim̅ Tamariscken-rinden 12. loth / frisches Brunn-wasser 6. maß / siede solches biß zu dem halben theil ein / alßdann sichte es / und thue darzu rothen Zucker-candel nach belieben: Diesen Tranck solle der Krancke entweders (Mängel des Miltzes.) pur oder mit etwas Wein vermischt gebrauchen. (Kranckheiten von melancholischë Feuchtigkeiten. viertägig Fieber. Schwartze Gelbsucht. Schwere ersch reckliche Träume. Grieß.) Von dem destillierten Tamariscken-wasser / morgens und abends 3. oder 4. löffelvoll genommen / ist eine trefliche Artzney zu allen Mängeln des Miltzes / und benimbt alle Zufäll / so von der melancholischen Feuchte ihren ursprung haben / als das viertägige Fieber / die schwartze Gelbsucht / schwere schreckende Träume: es wird auch für das Grieß gelobet / wie solches Nicolaus Agerius vor andern angezeiget hat. PROSPERI ALPINI Egyptischer Tamarisckenbaum. Tamariscus AEgyptiaca, Atle dicta. Gestalt. Diesen Baum beschreibet Prosper Alpinus in Libr. De Plant. AEgypti cap. 9. also. Der Egyptische Tamariscken-baum kommet mit seiner länge und gestalt mit der gemeinen Tamariscken nicht überein / denn er wie ein grosser Olivenbaum wachset / ja oberhalb Egypten / an dem ort Sahit genannt / als ein grosser Eychbaum angesehen wird / auß dessen holtz die Einwohner ihre kohlen brennen / [180] deren sich gantz Egypten und Arabien bedienet / man machet auch auß dem holtz viel gefäß für die krancken. Die Blätter vergleichen sich den gemeinen Tamariscken-blättern / sind aber länger und rahner: Es erscheinen daran viel grüne fäserlein wie an etlichen Schaffthew / sie hangen an den Aesten / und grünen stäts. Seine wenige Frücht sind grün / hart / in der grösse der Nüß / ohne Kern / und den Galläpfeln ähnlich: an der gestalt kommen sie nicht überein / denn etliche sind lang / kurtz / rund / breit / dick / und andere rahn. Weilen dieser Baum in und ob Egypten in grosser mänge wachset / brauchet man sein holtz meistentheils zum fewr / denn man allda an anderem brenn-holtz mangel leidet. Die Einwohner bedienen sich der Blätter wider die (Verstopffung deß Miltzes.) Verstopffung des Miltzes / und trincken deßhalben auch auß den Gefässen / welche von dem Tamariscken-holtz gemacht sind. Die Egyptischen Weiber sieden die Rinde im (Vberflüßige Monatzeit.) wasser / und trincken solches für die starke monatliche Reinigung / darzu auch die Frucht dienet. Das holtz wird wider die ansteckende Raud / Aussatz und die Frantzösische Seuch / (Raud / Aussatz.) an statt des Frantzosen-holtz von vielen gebraucht. Die Egyptier nen̅en den Baum Atle. CAPUT XCI. Weiden. Salix. Erdweiden. Salicula repens. Namen. WEiden heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Salix. Italiänisch / Salce, Salice. Frantzösisch / Seaux. Spanisch / Sauze. Englisch / Willowor / Sallowtree. Dänisch / Pyl / Pylletroe. Niderländisch / Wilgfeboom. In Teutscher Sprach wird er auch genennt Weidenbaum / Wilgenbaum / Welge / Felber und Felbinger. Geschlecht und Gestalt. Ins gemein haben die Weiden einen kurtzen Stammen mit langen ästen: die zu oberst auß dem Stamme / gleich als auß einem Haupt / heraußkommen / die sind zähe / und lassen sich biegen. Die Blätter wachsen lang und schmal / unden aber aschenfarb. Ihre Blumen stehen gleich wie die Schüpen zusammen gesetzt / und so sie sich auffthun / sind sie haarig und wollicht / darumb man sie kätzlein nennet. Diese kätzlein blühen gelb / und die Blüht riehet wohl / so die Weiden verblühet haben / fallen die langen zäpflein ab / sind zu grawer Wolle worden / und fliegen darvon / wenn sie vom Wind getrieben werden. Es gibt der Weiden vielerley Geschlechte / deren I. Ist der grosse weisse / zerbrüchliche Weidenbaum / Salix vulgaris alba arborescens, C. B. Salix maxima fragilis, alba, hirsuta, J. B. Salix arborea angustifolia alba vulgaris, Park. wächst zu einem grossen Baum / seine Blätter sind eines halben Zolls breit / und dritthalb Zoll ohngeferd lang / beyderseits weiß wollicht / und bißweilen ein wenig zerkerfft / hangen eines umb das ander an den Gerten. Trägt länglichte zäpflein / deren eine nur Blumen / die andern aber nur Samen tragen. Die Blust-tragende zäpflein sind unfruchtbar / und wenn sie ihre zaserichte Blüthe außgebreitet haben / fallen sie wider ab / und dörren auß. Die Samen-reiche zäpflein aber haben keine Faden-kleine Blüthe / sondern nur allein Samen-gefäßlein / darinnen [181] die Samen mit Gauchhaar bedecket ligen. Welche Bäume nur allein Blust-zäpflein ohne Samen tragen / werden Männlein / die aber Samen allein haben / Weiblein genennet. Von diesem und anderen Geschlechten wollen etliche die Salicem Roseam, oder Rosen-weiden / underscheiden und absönderen / da doch solche Rosen anders nichts sind / als kleine Büschelein / zusammen-gewachsener und gedrungener kleiner Blättlein / in form der Rosen / darinnen ich allezeit kleine länglichte Würme gefunden / zum zeichen / daß solche Rosen von anders nichts herkömmen / als von Bissen gewisser Mucken / da denn der auß den Wunden außfliessende Nahrunas-safft die Blättlein und Fäserlein zusammenwachsen / und gleichsam als Schüpen übereinander ligen macht. Solche Rosen oder eigentliche Mißgewächse kommen an den äussersten ästlein herfür. II. Das ander Geschlecht ist die nidrige schmal-blättige Weiden / Salix pumila angustifolia infernè lanuginosa, J. B. pumila, brevi, angusto???ue folio incano, C. B. Hat eine Wurtzel Fingers dick / mit dünnen fäserlein; wächst mit dünnen / biegigen Gerten / so einer Elen lang / auff; welche von ihrer mitte / biß an den äussersten gipfel viel kleine / weiche / weiß-grawe / in form der Aehre zusammen gepackte blümlein tragen / so aber nach ihrer Verwelckung endlich in Flug- oder Gauch-haar (papposam lanuginem) verwandelt werden. Die Blätter sind schmal / oben grün / unden mit grawweissem gläntzendem Haar bedecket. Wächst viel in Oesterreich und Dalmatien. III. Das dritte Geschlecht ist die zerbrüchliche Weiden / Salix folio lato, splendente fragilis, C. B. Salix spontanea fragilis Amygdalino folio auriculata & non auriculata, J. B. Wächst zu einem mittelmäßigen Baum auff; die Rinde der Gerten ist glatt und gelb-roth; die ästlein brechen gern. Seine Blätter sind schmal / unden außgespitzt / gleich allen Weiden-blättern / bißweilen 4. Zoll lang / und ein biß anderthalb Zoll breit / sonsten glatt / gläntzend / mit kurtzen stielen ohne ordnung an den Gerten hangend. Trägt zäpflein mit fäserichten blümlein / darunder gelbe blättlein stehen: wächst in feuchten wässerichten orten / gleich der gemeinen weissen Weiden. IV. Das vierdte Geschlecht ist eine biegige Weiden / Salix viminalis, Park. Salix folio auriculato splendente flexilis. An Salix folio Amygdalino utrinque virente aurito, C. B. Wächst zu keinem Baum auff / die Rinde an den zarten ruthen ist gelb-grün: die blätter hangen wechsel-weiß / sind 2. oder 3. zoll lang / ein oder anderthalb zoll breit / nach und nach außgespitzt / an dem umbkreiß schön zerkerft / oben auff schön gläntzend grün / unden aber bleicher: bey dem ursprung der blättern hat sie beyderseits kleine Nebenblättlein / wie Ohrläpplein / rund und auch zerkerft. Trägt zäpflein wie das vorige Geschlecht. V. Das fünffte Geschlecht ist die Weiden mit breiten Lorbeer-blättern / Salix folio laureo sive lato, glabro, odorato. An Salix latifolia non hirsuta cum Gallis, J. B. Die dünnen gerten oder ruthen dieser Weiden sind schwartzlicht; sie hat die breitisten Blätter under allen / welche den Lorbeer-blättern zimblich gleich / glatt / oben auff gläntzend hoh-grün / unden aber bleicher / 2. biß 3. zoll lang / und über anderthalb zoll breit / an dem umbkreiß mit kleinen Zähnlein zerkerft / an kurtzen stielen hangend / wohlriehend sind. VI. Das sechste Geschlecht ist die Weiden mit Mandlen-blättern / Salix folio Amygdalino, utrinque aurito, corticem abjiciente. Die hat länglichte / schmale und scharff außgespitzte blätter / den Mandeln- oder Pfersich-blättern etwas gleich / schön zerkerft; mit kleinen anhängen gleich den Ohrläpplein neben den stielen gezieret. Die Rinde spaltet sich auff / und sönderet sich von dem holtz ab. Die Farb der Gerten ist gelb. VII. Ist ein gelbe Weiden mit dünnen Ruthen / Salix sativa lutea folio crenato, C. B. Salix lutea tenuior sativa viminea, J. B. Die Ruthen dieser Weiden sind sehr biegig / zähe / und zu bindung der Reben am dienstlichsten / hat ein gelbe Rinde wie Eyer-dotter / so eines bittern Geschmacks. Seine blätter sind biß 3. zoll lang / und eines halben zolls breit / sonsten glatt / von unden etwas haaricht / klein / an dem umbkreiß zerkerft / was wenigs zusammenziehend. VIII. Ist die rothe unzerbrüchliche Weiden / Salix vulgaris rubens, C. B. Salix rubra minimè fragilis folio longo angusto, J. B. Ist die gemeine Weiden der Gärtneren hin und wider zu dem binden; sein Rinde ist zimlich roth / hat lange / spitzige / beyderseits glatte / mit scharffen zähnlein zerkerfte Blätter. Ihre Gerten ziegen sich offt auch auff gelb. IX. Ist die nidrige Weiden mit schmalen / blaulichten Blättern / Salix humilior, foliis angustis subcoeruleis, ex adverso binis. Salix tenuior, folio minore, utrinque glabro fragilis, J. B. Seine aussere Rinde an den Aesten ist äschfarbig; hat lange / schmale / gegen einander an den ästlein stehende blätter / nicht zerkerft / trägt für andern gantz kleine Blumen-zäpflein. Dieses geschlecht trägt auch offt an den gipfeln der Aesten oder zweigen kleine Mißgewächs / in gestalt der Rosen / auß etlichen von Würmen zernagten / und zusammen gewachsenen blättern bestehend / darinnen auch Wurm-samen / oder lebendige würme sich bißweilen finden. Ihre Blüthe ist bleich; An den Blättern wachsen gern rothe Knöpflein / darinnen auch Würme. Der Same ist klein / schwartzlicht / mit einer weissen Wolle umbzogen. X. Ist ein nidrige schmal-blättige Weiden / Salix pumila linifolia incana, C. B. Salix pumila angustifolia pronâ parte cinerea, J. B. pumila angustifolia recta, Park. Hat dünne / zähe / biegige / gerade / mit gelblichter Rinden bedeckte rüthlein / eines schuhes lang. Ihre Blätter sind in der länge eines zolls / schmal wie an dem Flachs / oben auff grün und äschfarb / und wenn sie noch jung / gantz weiß-graw. Das Blust kombt gelblicht an weissen zäpflein vor den blättern hervor / geht aber endlich in wollichte [182] Fäserlein. Die Wurtzel ist Fingers-dick / schwartz / krum / mit dünnen faseren begabet. Die Salix humilis repens angustifolia, Lobel. scheinet dieser Weiden gantz gleich zu seyn. Sie wächst umb Franckfurt am Mäyn in feuchten Wäldern / sumpfichten Bergen; wie auch hin und wider in Engelland. XI. Ist ein breit-blättige Weiden / Salix latifolia folio utrinque glabro, supernè splendente. An Salix pumila folio utrinque glabro, J. B. Salix pumila repens, Lob. Salix pumila latifolia prior, Clus. Hat ein dicke mit starcken fasern begabte Wurtz: Ihre Aeste breiten sich über der Erdenher / so häuffig / daß sie den Erdboden mit ihrem schatten bedecken / sonderlich weilen sie mit vielen wechsel-weiß stehenden blättern gezieret: Diese Blätter sind beyderseits glatt / breitlicht / und rund außgespitzt / eines zollslang / bißweilen länger / oben auff hoh grün / gläntzend: Sie trägt viel kleine zäpflein / Julos, welche auß vielen Samen-gefäßlein mit flanmichtem Samen (papposo Semine) außgefüllet / zusammengesetzt sind. XII. Ist ein nidrige kriehende Weide / Salix latifolia repens, C. B. Salix pumila latifolia secunda, Clus. Diese ist der vorigen bey nahem gleich / außgenommen / daß sie mehrere sprößlein an den Aesten / wie auch spitzigere Blätter / oben auff wohl grün / unden aber gläntzend / hat. Alle diese bißher beschriebene Weiden haben zwar dünne / aber doch satte / hartlichte Blätter: Die folgenden Geschlechter aber haben dickere und weichere Blätter. XIII. Ist die breit-blättige runde Weide / Salix latifolia rotunda, vel folio ex rotunditate acuminato, C. B. Salix latifolia infernè hirsuta, J. B. Diese ist der Blättern halben veränderlich / ins gemein aber hat sie einer Hand breit lange / unden weiß-graw haarichte / oben auff wohl grüne / runtzlichte Blätter / so eines / ohne schärpffe oder bitterkeit / zusammen ziehenden geschmacks sind. Trägt zäpflein / mit Saffran-gelben fäserlein angefüllet. Die Samen-tragende zäpflein aber haben in ihren trauben-weiß an einander hangenden gefäßlein / Samen / so mit einer weissen Wolle überzogen. Ihre dicklichte ruthen aber sind mit einer haarichten / grawen / bittern Rinde umbgeben / in dem übrigen zerbrüchlich. Wächst viel in feuchten Hägen / ihr kohlen fassen das fewr sehr geschwind / und werden deßwegen zu dem Büchsen-pulver zu machen / angewendet. Die Mahler brennen auch die rüthlein dieser Weide zu kohlen / welche sie hernach zum ersten abzeichnen gebrauchen / das man nach belieben wider außlöschen kan. XIV. Ist die Weide mit den längsten Blättern / Salix angustis & longissimis foliis crispis, subtus albicantibus, J. B. Salix oblongo, acuto, incano folio, C. B. Diese hat sehr lange / weich-biegige Gerten / welche allein mit blättern / und keinen Nebenschößlein begabet. Die Blätter aber sind sehr lang / schmal und häuffig an den ruthen / auch an dem umbkreiß krauß. Sie wächst an den Bächlein der Weisen oder Matten. Auß diesen Weiden pflegt man allerhand Körbe / Wannen / Gitter und dergleichen zu machen. XV. Ist die Weide mit langen gelblichten Blättern / Salix folio subluteo longo, non auriculata, vimine subluteo aut rubro., J. Raji. Diese wächst gern under den Weiden-stauden / und steigt zu einem mittelmäßigen baum auff / ist mit dünnen gelblichten ruthen / drey zoll langen und eines zolles breiten / außgespitzten / unden bleich-grünen / oben auff grawlichten Blättern begabet. XVI. Ist die nidrige rund-blättige Weide / Salix humilis repens rotundifolia, J. Raji. Wächst in sumpfichten orten der Bergen / ist in dem übrigen den gemeinen Weiden gleich. XVII. Ist ein nidrige breit-blättige Weiden / Salix humilis latifolia erecta, C. B. Diese ist der breit-blättigen Wasser-weiden gantz gleich / außgenommen / daß sie kleiner / und weit nidriger / allen ihren Theilen nach / ist. Ihre blätter sind ablang / rund außgespitzt / runtzlicht / unden wollicht / weich. Die zäpflein sind klein / gelb und rund. Wächst umb Michelfelden bey Basel. XVIII. Ist die nidrigerund-blättige Bergweide / Salix pumila montana rotundifolia, C. B. Wächst gar nidrig von der Erden auff / hat röthlichte ästlein / fast kal / an deren gipffel dennoch unberschiedliche runde / runtzlichte / glatte / dicklichte blätter wachsen / mit langen stielen. Man findet sie viel in den Bündtnerischen Alp-gebürgen. Noch drey sonderliche Geschlecht der Weiden / beschreibet Casparus Bauhinus in Prodromo Theatr. Botan. lib. 12. cap. 8. Das erste Geschlecht / Salix alpina angustifolia repens, non incana, hat ein wurtzel / so mit einer schwartz-rothen Rinde bedeckt ist / auß welcher schößlein herfürkommen / die sind einer spannen lang / und auff der Erden zerspreitet / an deren sie auch mit ihren Haar-kleinen wurtzlen angehefftet / jedoch schwingen sich etliche zweiglein in die höhe. Die schößlein werden mit langen und breitlichten blättlein umbgeben. Die blumen kommen mit den andern überein / in derer abwesenheit niemand dieses Gewächs für ein Weiden-geschlecht ansihet. Es wächst viel auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen und dem Lucernischen Frarmund. Das ander Geschlecht / Salix saxatilis minima, wächst kaum zwey zoll hoh / auß seinen würtzelein kommet ein dicklichtes stämmlein / so kaum anderthalb zoll lang ist / welches in 2. oder 3. äftlein zertheilet wird / die auff dem boden ligen und ein zoll lang sind. Hat kleine aderichte / schwartz-grüne und rundlichte Blätter / in deren mitte sitzet ein klein rundlichtes knöpflein / das gleichsam auß vielen beerlein bestehet / welche / so sie zeitig und sich auffthun / ein linde / weisse und kleine Wolle / als auß einem dreyeckichten Häußlein herfürkombt. Es wird bey den gipflen der Schweitzerischen Alp-gebürgen auff den Felsen sitzende gefunden. Das dritte ist Salix Alpina Pyrenaica, Wächst kaum halb Elen hoh / mit dünnen ästichten ruthen / langen / kleinen / an dem um̅kreiß haarichten blättern. Die Aehre des Blusts ist eng / weich oder lind / eines zolls lang. Wird auff den hohen Pyrenäischen Gebürgen gefunden.
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PROSPERI ALPINI Egyptische Weiden. Calaf seu Ban. Man findet in Egypten ein staudicht Bäumlein / welches nach der Meinung Prosperi Alpini in libro de Plantis AEgypti cap. 15. ein Geschlecht der Weiden ist / es wächst an feuchten orten / in der höhe der Schaffmüllen / seine blätter vergleichen sich in etwas den Weiden-blättern / sind aber grösser / länger und breiter. Die blumen erscheinen wie länglichte / weisse und wollichte Ballen / welche bey dem ursprung der blättern an dem Stamm herausserkommen / es trägt so viel Ballen / als Blätter an dem Baum stehen. Auß diesen Ballen oder Blumen destillieren die Egyptier ein Wasser / Macahalaf genannt / wird von ihnen zur stärckung des Hertzens / und wider das Gifft sehr gerühmt / sie brauchen es zur Pest-zeit für ein heimliches Hilff-mittel. Das Wasser / in welchem diese Blumen über Nacht gelegen / oder bey dem Fewr ein wall gethan / dienet wider die Schmertzen des Haupts / und erhaltet die Kräfften. Sie geben solches insonderheit denjenigen zu trincken / so mit einem Fieber behafftet sind. Weiters findet sich ein Syrischer Weidenbaum / Salix Syriaca folio oleagineo, argenteo, C. B. Saffaf Syrorum, Salicis species, J. B. Dieser ist dem Stam̅e / Aesten und Zweigen nach / dem Birckenbaum nicht unähnlich / hat lange / dünne / weiche / bleich-gelbe ruthen / an denen blätter wie an der Schaffmüllen hangen. Auß den Aesten gehen hin und wider spannen-lange zweige hervor / darauß in dem ersten Frühling / wollichtlinde / und bleiche lieblich riehende Blümlein wachsen; diese werden von den Einwohneren Halepi gesamlet / und hoh gehalten / denn sie auß denselben ein sehr herrliches und kostbares Krafftwasser destillieren. Rauvvolfius und Clusius halten diese Weide für den Elaeagnon Theophrasti. Serapio aber nennet sie Zurumbeth. Rauvvolfius beschreibet annoch eine Arabische Weide / welche ist Salix Arabica foliis Atriplicis, C. B. humilis Arabica foliis Atriplicis, Park. Garb Maurorum Salicis genus, J. B. Ist ein Baum so nicht hoh steiget / dessen äusserste Gerten zerbrüchlich sind / und also zu dem Reben-binden nicht wol taugen. Seine Rinde ist bleich-gelb / wie auch die einer Hand-breit lange / und zwey Fingerbreite / an dem Umbkreiß / gleich der Melten zerschnittene blätter gleiche farbe haben.
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Eigenschafft. Die Rinde / Blätter und Zäpflein der Weiden / haben ins gemein viel grobe / irdische / nicht scharffe nitrosische Saltz-theil / mit ??? zimblichen Phlegmate / und wenigem flüchtigem Schwefel vermischet / bey sich; daher sie trucknen / kühlen / gelind anhalten / auch etwas durch den Harn treiben. Gebrauch. Die Blätter der Weiden bey Sommerszeit in die Gemach gestrewet / darinn mit hitzigem Fieber behafftete Patienten ligen / bringen eine nutzliche / unschädliche Kühlung des Luffts. (Hitzige Fieber.) Die Blätter in den Fußwassern gekochet / und die Füsse darinn gebadet / kühlen wol / und erwecken einen angenehmen Schlaff. (Schlaff bringen.) Ein Wasserbad von Weiden-blättern gemacht / ist denjenigen / so anfangen einen Hofer zu bekommen / vor allen andern mitteln sehr bequem / dieweil es alle Geschwulst wunder barlicher weiß vertreibet / wie Castor (Hofer.) Durantes berichtet. Das Laub von den schößlein der weissen Weiden / so erst im Meyen sind außgeschlagen / abgestreiffet / destilliert / und dieses Wassers jedesmal vier loth Morgens und Abends getruncken / ist gut für das Grieß und den Stein / treibet die Würm / den Harn und die todte Geburt auß. Die Angen (Grieß / Stein / Würm. versteckter Harn. todte Geburt / Grind / Augen-röthe.) damit gewaschen / benimbt es die Röthe / und macht sie lauter / heilet den Grind auff dem Haupt / und machet das Haar hübsch. Das Wasser getruncken / darinn die blätter gesotten sind / wehret / daß die Weiber nicht schwanger werden / vertreibet auch die Lust zur Unkeuschheit. Ebener massen auch der Safft / welcher auß denen zerschnittenen Zweigen / in dem Frühling außfließt / den (Fruchtbarkeit der Weiberen vertreiben. Geilheit.) Weibern zu trincken gegeben / vertreibet denselben alle übermäßige Geilheit / dadurch sie offt in einen Wuth gerathen. Die Rinde zu aschen gebrannt / in Eßig gebeitzet und übergelegt / vertreibet die Wartzen und Hüner-augen. (Wartzen. Hüneraugen.) Die Kätzlein der Weiden auffgebunden / stillen das bluten. CAPUT XCII. Caßia. Cassia solutiva. Namen. CAßia heisset Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Cassia nigra, Cassia fistula, Cassia solutiva sive purgans, Siliqua AEgyptia vel Indica. Italiänisch / Cassia. Frantzösisch / Casse laxative. Spanisch / Canna fistola. Englisch / Caßia. Niderländisch / Caßie. Malabarisch / Conna. Gestalt. Caßia / welche man jetzund gemeiniglich zu gelinden Pur gationen brauchet / wächst in Egypten / auff einem hohen Baum. Die äusserliche Rinde ist aschenfarb / das holtz ist inwendig fest und derb / nahe gegen der Rinden gelb / an dem innertheil oder kern schwartz / gleichermassen wie das Fr???-holtz / Guajacum genannt; hat auch grosse Wurtzein wie der Nußbaum. Die Blätter sind spitzig. Der gantze Stamm reücht starck / dieweil er frisch ist / alßbald er aber dürr Caßia. Cassia solutiva. wird / verlieret er den geruch. An den Aesten hangen Röhren / fast einer Elen lang / und bißweilen länger / sind rund / derb / schwartz-braun / inwendig mit weichem / kohl-schwartzem / süssem Marck gefüllt: doch ligt solch Marck nicht gantz aneinander / sondern ist mit vielen holtzichten Lämlen und Mändlen underscheiden. Zwischen jeden Lämlen stecken harte kernen / anzusehen wie kleine Hertzlein / und denen in St. Johanns-brot fast ähnlich / daß man sie beyde nicht wohl von einander erkennen kan. Die allerbeste Caßien-röhren werden von Memphi und Alexandria auß Egypten zu uns gebracht / sind frisch / schwer / derb / nicht sehr dick / und so man sie schüttelt / höret man die inwendigen Kernen nicht rauschen / denn wenn sie rauschen / ist es eine anzeigung / daß der natürliche Safft darinnen außgetrucknet seye. Der Safft aber muß schwartz-gläntzend seyn / und einen Aromatischen / lieblichen / süssen keineswegs herben geschmack haben. D. Bernhardus Paludanus, welcher sich in Egypten auffgehalten / und alles mit grossem fleiß erforschet / hat Camerario ein Ast des Caßien-baums mit seinen Blättern und Röhren zugeschickt / davon diese Figur genommen ist. In was für einer Gestalt der Caßienbaum in Egypten herfürkomme / berichtet D. Dapperus in seiner Beschreibung von Africa im 112. Blat also. Er wächst allda in grosser menge in nidrigen und feuchten an der See gelegenen örteren / und ist am Stamme den Zacken-blätteren / und der Rinde nach / welche glatt / weich und äsch-graw / dem Nußbaum gantz gleich / wiewohl viel zierlicher in allem. Aber an den stielen hangen viel mehr blätter als am Nußbaum / nemlich jeder seite gemeiniglich fünff in einer [185] Reihe / auch sind sie noch eins so lang / und am ende spitz. Die Blüthe ist den gelben Violen sehr gleich / gold-gelb / wolrietzend / sonderlich in der Morgenstunde / daher auch die Egyptier gemeiniglich under diesen bäumen Lust wandeln gehen. Jeder baum hat in der mitte sehr viel dünne stiele / die allgemach groß werden / und sich in dicke Pfeiffen veränderen / diese zeitigen / und bleiben am baume das gantze Jahr durch hangen. Zu Alkair pflückt man diese Pfeiffen ab allein im Sommer-monde / da wider viel kleine und grüne auß den blumen entsprüssen / welche allgemach grösser un̅ endlich schwartz werden. Die Pfeiffen / welche bey Damiate wachsen / haben dickere schalen und wenig marck / aber die von Alkair und Alexandria sind sehr dünn von schalen und voll marcks / darumb man auch diese vor die besten hält. Man findet ihrer zweyerley / nemlich schwartze und röthlichte / welche sie Abes nennen / nach der Farbe des Volcks / und vor die besten halten. Prosper Alpinus in libr. de Plantis AEgypti cap. 2. will / daß die Pfeiffen / welche im schütteln klappern / die besten seyen: aber er irret sich / denn dieses bedeutet / daß ihr süsses marck vertrucknet ist. Im zei???igen fallen sie vielmahls / wenn ein Wind wehet / von den bäumen / und denn sind sie nicht zugebrauchen; darumb pflegen etliche viel Pfeiffen mit einem bande zusammen zu binden / damit sie durch den Wind nicht an einander stossen / und abfallen können. So viel Dapperus. Der Caßia-baum wächst auch in dem Indischen Java / Canara / Malabar / Decan / Guzarate und Cambaya. In der Insul S. Dominici, und Johannis de portu divite wird er in grosser menge gefunden. Der Americanische Caßienbaum / welcher grösser seyn soll als die andern / wächst in Hispaniola / Cuba / Jamaica nicht ohne ungelegenheit der übrigen Früchten / denn die Ameissen sich in solcher grosser menge bey diesen bäumen versamlen / daß sie auch alles / was in der nahe gesäet wird / hinwegfressen / und also den Einwohneren grossen Schaden zufügen. Eigenschafft. Die Caßien wird von den Alten für warm und feucht im ersten grad gehalten. Die Rinde dieser Caßien-pfeiffen / wie auch der Safft selbsten / obwolen er süß am geschmack / haben doch ein scharffes saures saltz bey sich verborgen: dannenher sie die Tugend empfangen zu laxieren / und allerhand unreinigkeiten auß den Gedärmen und dem Geblüt abzuführen. Der Safft aber wird allein genossen / und zwar in Italien und Franckreich / allwo die Leuthe hitzige Mägen / und ein jastendes Geblüt immer haben / ist er in gemeinem gebrauch. In Teutschland aber wird er wenig genutzet / weilen er sonderlich viel Blähungen erwecket. Man muß ihne bey jedem gebrauch frisch außnehmen / denn er sonsten gleich saur wird. Gebrauch. Man brauchet allein das Marck auß den Röhren / also frisch genommen / das nen̅et man in den Apothecken / florem oder pulpam Cassiae, löscht die Hitze / treibet auch die Gallen und Schleim durch sanffte Stulgänge auß: man mag es geben zu jederzeit / alten und jungen Leuthen / schwangeren Weiberen / und Kinderen / ohn alle schew und schaden. Man kan auff einmal 2. loth schwer einnemmen / entweder allein essen / oder in einer warmen Hüner-brühen zertreiben und trincken. (Grieß.) Welchen das Grieß offt pflegt anzustossen / der soll alle Monat Morgens früh zwey loth frisch außgezogener Caßia gebrauchen. Jacobus Bontius Lib. 6. Rerum natural. & medicar. Cap. 10. lobet sie hefftig / mit Venedischem (Frantzösischer Sacmen-fluß.) Terbenthin oder Gummi Benzoin vermischt / wider den Frantzösischen Samen-fluß. Die frisch außgezogene Caßia wird nach dem Bericht Herren Friderici Hoffmanni Lib. 4. Pharmac. med. chym. Sect. 3. under die überschläg oder pflaster vermischt / welche zertheilen / und den Schmertzen stillen / darumb er nachfolgenden überschlag wider die (Hitzige Gliederkranckheit.) hitzige Glieder-kranckheiten hoch rühmet / soman zwischen zweyen tücheren gestrichen / davon warmlicht auff den schmertzhafften ort leget. Nimm obvermeldter Caßia ein loth / Gersten- und Bonen-mehl jedes drey quintlein / Eppich- und Quitten-safft jedes anderthalb loth / rothen Santal ein loth / Violen-Rosen- und Seeblumen-öl jedes so viel zu einem überschlag vonnöthen ist. Ferners dienet die Caßia wider alle hitzige (Brust- und Nieren kranckheit. Hitz und Durst in den Fieberen. Stein / Seitenstich.) Brust- und Nieren-kranckheiten / stillet die Hiß und Durst in den Fiebern / wehret daß der Stein bey dem Menschen nicht zunemme / ist in dem Seiten-stich auch dienlich / so man von der frisch außgezogenen Caßia (denn die alte saur und nichts nutz ist) bißweilen einer Muscatnuß groß nim̅et. Caßia von Mompelier. Cassia Monspel.
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Die Caßia von Mompelier beschreibet Herr Casparus Bauhinus in suo Matthiolo emaculato also. Sie ist eine kleine Staud / welche auß ihrer harten und holtzichten / mit einer dicken sehr zusammenziehenden Rinden bedeckten / Wurtzel Elen hohe / auch zuweilen höhere ruthen oder gerten herfürbringet: diese sind dünn / zäh / holkälicht und schwartz-grün / an welchen schmale und dem Flachs ähnliche / aber safftige und bittere Blätter hangen. Ihre dick-zusammenstehende / grünlicht-gelbe / und des Cornelbaums ähnliche blüthe kommet bey dem ursprung der blätter herfür / welchen die auff ihrem eigenen stiel sitzende Frucht nachfolget / so erstlich grünlicht / hernach wenn sie zeitig worden / den Sparglen-beeren ähnlich ist. Diese Frucht haltet einen steinichten Kern und ein weisse Marck in sich / so von anfang süßlicht / darauff etwas scharff ist. Dieses Gewächs haben wir offt zu Mompelier wargenommen / wiewolen es auch in Italien bey Rom / und in Hispanien gemein ist. Leonhardus Rauvvolffius hat es auff dem Berg Libanon bey Jerusalem angetroffen. CAPUT XCIII. Zimmerbaum. Arbor Cinnamomi. Zimmerrinde. Cinnamomum. Namen. ZImmetrinde heisset Griechisch / ???. Lateinisch / Cinnamomum, Cassia lignea, Canella orientalis. Italiänisch / Canella, Cinnamomo. Frantzösisch / Canelle. Spanisch / Canela. Englisch / Cinnamon. Niderländisch / Caneel. Geschlecht und Gestalt. Es werden der Zimmetrinden underschiedliche Gattungen von den Botanicis beschrieben / deren I. Erste ist die gemeine Malabarische Zimmetrinden / Cinnamomum sive Canella Malabarica & Javanensis, C. B. Canella sive Cinnamomum vulgare, J. B. Carva, Hort. Malab. Ist ein biß vier oder fünff Mann hoch auffsteigender Baum / dessen Wurtzel dick ist / gerad in die Erden nidsich stehet / und mit einer starck nach Camffer riehenden Rinden begabet / sonderlich wenn man sie ein wenig reibet. Er hat ein hartes / festes / weißlichtes holtz / ohne geruch. Der Stamm des baums läßt sich mit einem Arm umbfassen / und sendet viel Aeste und Zweige von sich auß / hat durchgehends ein grüne Rinde / welche hernach mit dem alter röthlicht wird / und vermittelst einer dünnen haut das holtz umbgibet / äusserlich aber mit einer äschfarbigen Rüfen überzogen ist. Diese rothe Rinde nun seiner zeits abgeglaubet / und an der Sonnen oder warmem Lufft getrucknet / gibt die Zimmetrinde ab: und wenn die Rinde von dem gantzen Baum abgeschunden / so stirbet berselbe ab. Diese Malabarische Zimmetrinde soll der gemeine so genan̅te Zimmet seyn / aber doch nicht so scharff / als die Zeilonische Canella oder Zimmetrinden / welche in den Apothecken Cassia lignea vera genennet wird. Das inwendige holtz des Baums ist ohne geruch / weiß und hart. Die Blätter kommen bald einfach bald doppelt von kurtzen stielen herfür zuhangen / sind noch einmahl so lang als breit / obenauß zugespitzt / [187] ins gemein findet man sie spannen lang / oben auff satt grün / unden etwas bleicher. Auß den stielen gehen drey heiter grüne / auch wol gelblichte Aderen oder Nerven in das Blatt auß / deren mittlere allezeit was dicker / und sich beyderseits des Blatts sehen lassen; Auß diesen Haupt-aderen theilen sich sehr viel Neben-äderlein auff die seiten durch das blatt hin. Die blätter haben sambtlich ein starcken aromatischen geruch / sonderlich da sie zerzieben werden / ja sie riehen und schmacken wie Zimmet / wiewol nicht so hefftig. Die in dem Jenner herfürkommende Blüthe ist klein / hat die figur eines Sternens / mit sechs weiß-grünlichten / etwas ablangen und runden blättlein / lieblichem geruch / und kurtzen grünlichten stielein begabet: In mitte der blüthe ist ein hertzlein / so auß zwey reihen grünlichter fäserlein mie gelben gipfelein bestehet; Diese fäserlein aber umbfassen den grünen dünnen stiel / so an dem gipfel schwartzlicht ist; welcher stiel denn der anfang oder fundament der folgenden Frucht ist. Die Früchten sind ablange / runde Beere wie die Eycheln / eines scharflichten geschmacks / und in sechs-eckichte Kelchlein eingefaßt. II. In der Insul Zeilon aber soll der beste und kräffligste Zimmetbaum wachsen / welchen Casparus Bauhinus, Canellam Zeilanicam, der heut zu tag berühmteste Hermannus, Botanices Professor &c. zu Leiden / aber Laurum Zeilanicam baccis caliculatis nennet. In welcher Gestalt auff der Insul Zeilon der Canell- oder Zimmet-baum angetroffen werde / berichtet Herr Walter Schultzen in dem 2. Buch der Ost- Indischen Reise-beschreibung im 20. Cap. Was die Insul Zeilon am berühmtesten machet / ist der Canellbaum / welcher in den Einöden in ungläublichem überfluß / so daß gantze Canellwälder zufinden sind. Der Canellbaum ist dem Oranien-baum nicht ungleich; seine zweige aber haben nicht so viel Aeste und Knoten / sondern sind gleich und gerade. Die Blätter haben ein gestalt wie die Lorbeer-blätter. Die Blüthe ist weiß / und eines angenehmen geruchs. Die Früchte aber sind wie die Oelbeeren / worauß die Einwohner ein Oel machen / welches ein sehr kräfftiges Artzney-mittel ist. Die Affen / Meerkatzen und Vögel fressen die Beere gern / wenn sie aber auff die Erde niderfallen / alßdann wachsen junge Canell-sprößlein auß denselben wider hervor. Wenn nun solche groß worden / so hawet man die alten ab / damit die jungen raum und lufft zu wachsen haben mögen. Der baum hat eine doppelte Rinde / deren außwendige sehr dünn ist / und abgebrochen werden muß; die inwendige aber / nemlich der Zimmet an und für sich selbst / wird alßdann in länglichen stücken von dem baum abgeschnitten / an die Sonne geleget und getrucknet / welche hernach von sich selbst zusammenrollen / und eine rothe Farbe bekommen. Ich machte mich auß lust an diese Arbeit / fand aber in dem Baum eine fettigkeit / und gar geringen auch keinen geschmack. Wenn dem baum die Rinde genommen / so muß er ohngefehr drey Jahr zeit haben / ehe und bevor er eine newe Canellschale befombt; inzwischen scheinet es / (wie leicht zu erachten) als wollte der baum verdorzen; erhält dennoch hernach seine vorige Eigenschafft wider. Zwischen Puntogale und Negumbo wächst der beste und reineste Canell / welcher dreyerley gattung ist / nemlich der feinste / feine / und unfeinste oder gröbste / welcher von den alten bäumen gebrochen wird. Es wird auch ein wilder Canellbaum gefunden auff Malabar. Die Einwohner zimmeren offt ihre Häuser auß Canell-???äumen / oder bedienen sich des holtzes in den kuchen / zum kochen und braten / welches alsdann einen lieblichen geruch von sich gibt. Und ob gleich der Canell im dritten grad warm zu seyn befunden wird / so fleüßt dennoch auß der safftreichen wurtzel / nicht nur ein wohlriehendes Wasser hervor / sondern auch eine Art Camffer. Die Einwohner wissen die grüne Canell-schale sehr künstlich und über die massen subril / in kleine kästlein / laden und stäbe einzulegen / wie ich denn auch selbst dergleichen gehabt habe / die mit feinem Canell gezieret und eingelegt waren. So viel Herr Schultzen. Den Canell oder Zimmet beschreibet Philippus Baldaeus, weiland Diener deß Göttlichen Woris auff Zeilon / in seinem Buch von der grossen und berühmten Insul Zeilon im 50. Cap. also. Der Canell fällt allein auff dieser Insull schön und rein / wie er mag gewünschet werden. Er wird bey den Zingalesen genannt / Cureneo potto, und der baum Curindo-gas, davon etliche nun treflicher grösse werden. Die blätter sind denen am Zitronenbaum nicht ungleich / jedoch ein wenig schmäler: die blüche ist weiß / eines lieblichen und süssen geruchs / worauß eine Frucht erwachset / wie eine kleine Oliven / etwas gelblicht / davon die Einwohner ein Oel machen / an farbe und krafft dem Muscaten-öl gleich / sehr heilsam und gut für viel Kranckheiten / hat einen geruch und geschmack wie der Canell an sich selbst. Der Canellbaum hat eine zweyfache Rinde übereinander / davon die äusserste mit einem frum̅en messer wird abgeschälet / und alßdann der Canellbast mit einer krumb messer-spitze / erstlich rund herumb / und darnach in die länge von dem baum abgelöset / und auffs Feld in die Sonne zu trucknen geleget / die also denselben durch ihre hitze in einander rollet. Der Baum / nachdem er also geschälet / wachset nicht weiter / sondern es kommen von den Früchten / so in die Erde fallen / newe Bäume herfür: Das holtz vom Canellbaum ist weiß / lind und gut / und wird von den Einwohneren viel zum bawen gebraucht. Zu verwunderen ist es / daß diese Canellbäume nicht durch gantz Zeilon / sondern allein an etlichen gewissen orten wachsen: Denn im gantzen Reich Jafna patnam, noch auch auff der Insul Manaar, ist keiner zu finden / sondern allererst über dem Fluß Chilau, in den Landen Negumbo, und innerhalb / auch umb Gale her. Diese bäume wachsen auch nicht ordenlich beyeinander her / sondern stehen hin und wider in den Wäldern / wie ich im reisen erfahren und gesehen habe / daß meine Diener (als ich auff Gale den [188] Kirchen-dienst versahe) under dem Brandholtz manchmahl Canellholtz mit ins Hauß gebracht / welches auffs fewr gelegt / einen sehr lieblichen geruch gabe. Es ist auch anmerckens werth / daß auß der Wurtzel deß Canellbaums nicht allein ein wolriehend Wasser wie Camffer / sondern an sich selbst der stärckste Camffer herfürkom̅t. Ich hab runde / weisse Kügelein davon in meiner verwahrung gehabt / die ich von wegen des starcken geruchs nicht vertragen konnte. Von besagtem Canellbaum / als er grün ist / werden viel Wasser gebrannt / die sehr gesund und lieblich von geruch. Die Einwohner wissen von der Rinde dieses Baums sehr nette Kabinethlein und Schreibtische zu machen. Ich hab eins dergleichen bey mir von treflicher dicke und grösse / so mir bey meiner Abreise von Zeilon / im Jahr 1665. von dem mannhafften Capitain Major, Pierre du Pon, zum Gedächtniß verehret worden. III. Das dritte Geschlecht deß Zimmetbaums ist der wilde Malabarische Canellbaum / Canella sylvestris Malabarica. Katou-Karva, Hort. Malab. Dieser ist dem Zeilonischen nicht gar ungleich dem geruch und geschmack nach: aber er wächst höher auff / hat grosse ablang-runde blätter / zwey spannen lang / und zwey hand breit. Er wächst in den Gebürgen Berckencour und Teckencour, grünt immer / blühet im Hew- und Augstmonat / und bringt seine Früchten erst im Christmonat oder Jenner. Das Folium Indum officinarum & Malabathrum, J. B. Tamala patra, Ger. Tamala patrum sive Folium, C. B. Cadegi Indi i e. Folium Indum Arabibus, Eidem. Ist nichts anders als ein blatt vom Zeilonischen Zimmetbaum / oder von dem wilden Malabarischen Canellbaum. IV. Das vierdte Geschlecht ist der Peruanische Zimmetbaum / Cinnamomum sive Canella Peruana, C. B. Canella Peruana fructu Pileo simili, J. B. Laurus Americana, J. Raji. Ist ein mittelmäßiger Baum / immer grünend / hat Blätter wie der Lorbeerbaum. Die Frueht hat die figur eines Hütleins / so groß als ein Reichsthaler / durchgehends von purpurfarb / auff schwartz ziehend / inwendig glatt / äusserlich rauch / dem geruch und geschmack nach sich durchauß dem Zimmet vergleichend. Die Rinde dieses Baums aber soll keinen sonderlichen geruch haben. Die beste frafft bestehet in der Frucht. Wächst in der Provintz Sumanco. Ligenschafft. Der Zimmethaum / und sonderlich dessen Rinde hat ein aromatisches mit flüchtigem saltz vergesellschafftetes Oel under seiner irrdischen Substantz verborgen / dahero sie gute würckung hat das Geblüt zu erdünneren / das Hertz und Nerven zu stärcken / den Eß-lust zu erwecken / Grimmen zu stillen. Wird von den Alten für warm und trorken in dem dritten grad geachtet. Gebrauch. Ein gut Pulver / die Speisen damit zubereiten / so in Italien gar gabräuchlich ist / und Herr Nicolaus Braunius beschreibet. Nim̅ Zimmetrinde 2. loth / Imber / Zucker jed. 1. loth / Saffran 1. quin lein / Nägelein / Muscaten-blüt / Galgan / Muscatennüß jed. 15. gran / mache alles zu Pulver / und vermische es wol durch einander. Dieß Pulver wird genannt / Species dulces pro cibariis, dieweil es sehr in der Kost genutzt wird. Eine gute Hauß-träßney für Mann- und Weibs-persohnen. Nimm Zimmet / weissen praeparierten Agstein / rothe praeparierte Corallen / Muscatenblüt / Cubeblein / Nägelein / rothen Santal / jedes ein quintl. ein (Blödes Haupt / Magen / Leber und Mutter.) halb pfund Zucker / stosse alles zu einem Pulver. Diese Träßney / so man davon des Morgens nüchtern / und Abends zwey stund vor dem Nachtessen / auff eine schnitten Brots / mit etwas rothem Wein angefeuchtet / ein halben löffel voll oder mehr sprenget / und isset / stärcket das blöde Haupt / Hertz / Magen / Leber und Mutter. (Bläst / versteckter Harn und Weiberzeit.) Gestossenen Zimmet eines halben quintleins Schwer / mit warmem Wein getruncken / zertheilet die Bläst / fürdert den Harn und weibliche Reinigung / hilfft dem erkalteten (Erkalteter Magen un̅ Hirn. schwaches Gesicht und Hertz / Gelbsucht / anfangende Wassersucht.) Magen und Hirn / stärcket das Gesicht und Hertz / öffnet die Verstopffung in der Gelbsucht / und anfangender Wassersucht. Auß dem Zimmet machen die Frantzosen ihr Ros solis, dieweilen aber solches in Teutschland nunmehr wohl bekannt / und für ein gutes Magen-wasser gebraucht wird / wollen wir seine Beschreibung allhier beysetzen. Nimm guten Zimmet vier loth / rothen Santal ein halb quintlein / ein Maß des besten Brantenweins / lasse es drey tag stehen / sichte es / thue darzu wohlriehend Rosen-wasser und Zucker-syrup jedes ein pfund / verwahre es in einem sauberen Geschirr. Zu Stärckung des Leibs brauchet man davon etliche Löffel voll nach belieben. (Abgeftandene oder zuruckbleibende Leibes-frucht. versteckte Nachgeburt.) So die Leibsfrucht bey einer schwangeren Frawen abgestanden / oder nicht fort wil / auch die Nachgeburt sich verstecket hat; Nim̅ Zimmet / Burres / Saffran jed. Ein scrupel / gibs der Frawen in drey loth Hertzgley- und roth Bucken-wasser ein / ist ein treflich Mittel. (Kranckheiten von Kälte / Schleim / Wind und Unwillen des Magens / Bauchgrimmen / Ohnmacht versteckler Harn und Weiberzeit / stinckender Athem / Reichen / Krampff / Schlag / fallende Siechtag / kalte Mutter kranckheiten.) Das mit Wein destillierte Zimmetwasser löffel-weiß gebrauchet / gibt dem Menschen frafft wider alle Kranckheiten / so sich von Kälte erheben / denn es erwärmet und stärcket die Glieder / verzehret den Schleim und die Winde / stillet den Unwillen des Magens und Bauch-grim̅en / wendet die Ohnmacht / treibet den Harn und die weibliche Reinigung / macht ein guten Athem / hilfft wider das Keichen / Krampff / Schlag und fallende Sucht / ist wider die kalten Mutterkranckheiten insonderheit hoch gerühmt. Auß dem Zimmetbaum aber werden vielerley Sachen außgezogen. Denn auß der Rinde der Wurtzeln destilliert man ein Oel mit einem flüchtigen Saltz; welches dem Camffer am geruch / gestalt und fräfften ähnlich; ist durchsichtig / und etwas gelblicht / eines starcken geruchs / und scharffen geschmacks; zündet sich sehr geschwind an / und brennt durch eine weiß- und blaulichte (Destillieri Zimmetöl.) Flamme gantz auß / so daß nichts davon zuruckbleibt. Dieses öl so mit einem flüchutigen [189] Saltz in der Destillation auffsteigt / fleügt geschwind davon / wenn es nicht in wohlvermachtem Glaß auffgehalten wird / ja wenn es schon auff gefarbte Kleider etwann fallet / so verschwindet es nach und nach / ohne daß es einigen Flecken zuruck lasset. Setzet man soch Oel ine nem Geschirr über die Gluth / so steiget es in form eines weissen Rauchs in die Lufft / welcher Rauch denn von einem brennenden Liecht gleich in Flammen verwandelt wird. Wenn ein leinen Tuch darein getaucht angezündet wird / so wird allein das Oel / nicht aber das Tuch verbrennen; und wenn denn das Feuer außlöschet / so wirfft der Leinwat erstlich ein Camffer-geruch von sich / und da dieser vorbey oder geschwächet wird / so gehet darauff ein lieblicher Zimmet-geruch von dannen auß. Wenn der Rauch dieses Oels durch ein drey- oder vierfaches Tuch gelassen wird / so verwandelt er sich auff dem obersten Tuch in ein weisses ölichtes Saltz / oder in Camffer / und bleibt da ankleben; worauß denn Sonnen-klar erhellet / daß solch Oel anders nichts / als ein flüchtig alfalisches Saltz seye / mit einem flüchtigen Oel vergesellschafftet. Auß der Rinde des Stammens aber wird (Zimmetöl. auß der Rinden.) das rechte Zimmet-öl oestilliert. Auß den Blättern befom̅t man durch die Destillation erstlich ein trübes Oel / welches aber bald hernach gelblicht und durchscheinend wird / mit einem süssen und scharffen geschmack / in dem Wasser sitzet es zu boden. (Auß den Früchten.) Auß den Früchten kriegt man ein Oel / so dem Wachholder- öl gleich / jedoch etwas nach Zimmet oder Nägelein riehend: so kochet man auch auß den Früchten ein fettes / dickes öl wie wachs / welches zu Salben / Pflasteren / wie auch zu Kertzen machen dienlich ist; auch sonsten ein schmertzen-stillendes öl / zu innerlichem und äusserlichem gebrauch ein nutzliche Artzney. Die zerriebenen Blätter deß Zimmetbaums riehen mehr nach Nägelein als nach Zimmet. Die Rinde der Wurtzel in Wasser gesotten / oder zu Pulver gemacht / mit Honig vermischet (Husten. Wind und Bläst.) / und eingegeben / macht wohl durch den Husten außwerffen; vertreibt sonsten auch die Blähungen und Wind. Die Milch / darinnen Zimmetrinde gekochet ist / offt getruncken (Ruhr.) / stillet die Ruhr oder Bauch-fluß. Ja wenn man gantz frischen Zimmet in rothem (Starcker Weiberfluß.) Wein siedet / und zu trincken gibet / so stillet es den übermäßigen Fluß der Weiberen. (Schwindel.) Die Blätter und Blumen gedörrt / zu pulver gestossen / und mit Zucker eingegeben / vertreibet den Schwindel. Das flüchtige auß der Rinde der Wurtzel destillierte Camffer-öl ist herrlich gut für (Lämmung der Gliederen.) die Lämmung der Gliedern: Item für das Podagram und andere Schmertzen der (Podagra. Gliederwehe.) Gliedern / welche durch desselben anschmierung vertrieben werden; hat sonsten alle die kräfften / so wir an seinem ort dem Camffer zugeschrieben. Das Zimmet-öl bekom̅t man durch die Destillation von den Rinden des Stammen / und zwar in zimlich kleiner quantität. Auß diesem Oel mit dem in Rosenwasser verlassenen Zucker vermischet / macht man Täfelein (Erkalteker Magen / Leber / Mutter.) / welche gut zu stärckung des erkalteten Magens / Lebern / Mutter / und zu erlabung des Hertzens / zu erwärmung des Gehirns. (Lämme / Grimmen.) Das Oel auß den Blättern / dient herrlich wider die Lammheit / wider das grimmen / auch wider andere kaise Kranckheiten. Die beste Zim̅etrinde zu pulver gestossen / rectificierten Brantenwein darüber geschüttet / und underschiedliche tag in der Digestion deß warmen Sands stehen lassen / gibt ein (Zimmetessentz.) herrliche Zimmet-essentz oder Tinctur ab / welche alle Tugenden und Eigenschafften deß Zimmets in sich hat; wird aber sonderlich zu bereitung eines Hippocratischen Weins gebraucht; da man Zucker oder Honig in gutem rothem Wein auff dem Fewr zerlasset / hernach von dieser Zimmet-essentz so viel darunder schüttet / biß der süsse Wein lieblich darnach schmäcket. Zu solchem zweck aber kan man offt eine vermischte Essentz nehmen; als wenn man Zimmet / Nägelein / Cubeben / ein wenig Ambra und Bisam zusammen in ein Glaß setzet / und durch zugegossenen Brantenwein die Tinctur außziehet. CAPUT XCIV. Wagellanische Zimmetrinde. Cortex Winteranus. Namen und Gestalt. DIese Magellanische Rinde wird von Casparo Bauhino Laurifolia Magellanica cortice acri: von Johanne Bauhino aber Cortex Winteranus acris sive Canella alba genennet. In den Apothecken heutiges Tags hat sie den Namen Corticis Winterani behalten / und zwar darumb / weil sie nach der erzehlung Caroli Clussi von Wilhelm Winter / so den Doctor Franciscum Dracke / biß zu der Magellanischen Meerenge / Anno 1567. begleitet / von dannen in dem folgenden Jahr in Engelland zuruck gebracht worden. Ist eine Rinde / so der geringern Zimmetrinden der Substantz und Farb halben nicht unähnlich / ins gemein aber dicker / und etwas äschenfarb / außwendig rauch / inwendig aber etwas geritzt und gespalten / eines lieblichen geruchs und sehr scharffen geschmacks / die Zungen nicht weniger als der Pfeffer beissend. Das Blatt deß Baums ziehet sich von grüner Farb auff weiß. Er trägt Beere und Früchten Trauben-weiß zusammen gebunden; ein jedes Beere hat viel Kernen in sich. Ligenschafft. Die Rinde hat wenig phlegmatischen Safft bey sich / daher seine schwefelichte und flüchtige Saltz-theilgen / desto mehr ihre scharffe Krafft erzeigen / von denen sie auch die Natur und Eigenschafft hat / allen überflüßigen zähen Schleim / im Magen / Gedärm und Geblüt zu verzehren und zu erdünneren / Eßlust zu erwecken / Verstopffungen zu eröffnen / sonderlich in der Mutter / Miltze und Leberen / die monatliche Reinigung zu beförderen / und das scharbockische [190] versaltzene Geblüt zu verbesseren und zu reinigen. Gebrauch. Diese Rinde läßt sich für Zimmekrinde / als deren sie dem geschmack nach nicht gar unähnlich / der kräfften und tugenden halben aber gantz gleich ist / gebrauchen / hiemit zu allen denen Kranckheiten nutzlich mag vorgeschrieben werden / in denen der Zim̅et gelobet ist. (Zuruckbleibende Monatli che Reinigung.) Die Jungfranwen oder Weiber / welchen die monatliche Reinigung zuruck bleibt / oder schlechtlich von statten gehet / können folgenden Wein sehr nutzlich trincken / als welcher von vielen Persohnen sehr bewähret worden. Nehmt Stahel-feileten in einem Bündelein gebunden ein loth / Corticis Winterani, oder dieser Magellanischen Zimmetrinden ein halb loth / Nägelein ein quintl. Muscaten-blust ein halb quintlein / Betonien / Poley / Roßmarin / Beyfuß / weissen Andorn jeder gattung so viel man zwischen fünff Finger fasset / Pomerantzenschelffen / Saffran / Wermuth-saltz jed. 40. gran / Zucker 4. loth. Zerschneidet und stosset alles under einander / gießt in einem saubern Glaß ein halb Maß alten weissen guten Wein / samt einer halb Maß Wasser darüber / vermacht das Glaß mit einer Blasen wohl / laßts also vier Tag an einem warmlichten ort stehen / seiget es hernach / und gebt der Patientin alle Morgen und Abend 3. biß 4. löffel voll zu trincken; von allen sauren und scharff gesaltzenen Sachen / muß sie sich indessen wohl hüten. CAPUT XCV. Krämer-nägelein. Caryophyllum. (1. Mutternagelein.) (2. Jhre äusserste Rinden.) (3. Der inwendige Kern.) (4. Die 2. Theil deß Kerns.) Namen. KRämer-nägelein / Kraut-nägelein / Gewürtz-nägelein heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Caryophyllum, Caryophyllus aromaticus fructu oblongo, C. B. Caryophylli Indici, J. B. Caryophylli Veri, Clus. Ger. Italiänisch / Garofolo. Frantzösisch / Clou de Girofle. Spanisch / Clave de Girofe, & de Especias. Englisch / Cloves. Niderländisch / Giroffel-nagel. Gestalt. Die Krämer-nägelein sind die Frucht eines Baums in India / der gleichet sich mit seinem Stamm und Holtz dem Buxbaum / mit der Rinde dem Oelbaum / an grösse unserer Kirschbäumen / mit den Blättern dem Zimmet-baum / außgenommen / daß sie ein wenig runder und kürtzer sind. Diese Frucht oder Nägelein schwinget man ab im Sommer / so sie zeitig worden. Die besten sind schwartz / schwer / nicht leicht zerbrüchlich / scharff beissend am geschmack / oben an den Knöpfflein breit / und so man sie zwischen den Fingern zerdruckt / geben sie eine kleine ölichte Feuchtigkeit von sich. Die gegenwärtige Contrafactur ist genommen / von einem Zweyglein ohne Blätter / welches Franciscus Calzolanus, Apothecker zu Verona Matthiolo gesendet hat. An dieser Figur sihet man auch die Mißnägelein / daß sind die groben / ungerathenen Nägelein / die man Antophyllos, Mutter-nägelein / nennet: Item die Stiel / daran die Nägelein hangen / Fusti genant. Die blätter aber / welche under den Zweyglein abgemahlet ligen / hat Matthiolus von den Portugalesern bekom̅en. Es sind hiebey auch dreyerley Blätter abgerissen / und mit dem ersten Buchstaben der Autorum, Matthioli, Clusii, Gesneri, die sie beschrieben / gezeichnet worden. Garzias ab horto lib. I. Aromat. Hist. cap. 21. beschreibet diese Frucht etwas weitläuffiger also: Die Krämer-nägelein sind die Frucht eines Baums / welcher sich mit seiner Gestalt und grösse dem Lorbeerbaum vergleichet. Die blätter sind auch den Lorbeer-blättern ähnlich / außgenom̅en / daß sie etwas schmäler. Der Baum ist mit vielen Aesten besetzt / und blühet gar voll. Die Blum er zeigt sich erstlich weiß / darnach grün / endlich röthlicht / und wenn sie hart ist / wird sie zur Frucht / welche man Nägelein nennet / dieweil sie sich mit ihren spitzigen Köpffen den eisern Nägelein vergleichen: so man dieselbige darnach samlet und außdörret / bekommen sie ein schwartzlichte Farb. Es meldet auch Garzias, daß die grüne Blum alle andere Blumen am Geruch übertreffe / und daß die Einwohner die Frucht von den Bäumen abschwingen / ein Tag zween oder drey trucknen / darnach verwahren / und in frembde Länder verschicken. Es wächst kein Graß umb den Nägelein-baum / dieweil die Wurtzel den Safft auß dem Erdreich gantz und gar an sich ziehek. Der Baum soll von den abgefallenen Nägelein wachsen / auß welchen erstlich ein junges Stäudlem entspringet / so innerhalb acht Jahren zu einem Baum wird / welcher in die hundert Jahr bestehet. Man samlet die Nägelein von dem 15. [191] Herbstmonat biß in Hornung / aber nicht mit den Händen / wie etliche wollen / sondern man muß sie mit Gerten von den Bäumen abschwingen. In dem Kömgreith Sina ist der Baum / darauff die Nägelein wachsen / so groß / wie ein Europaeischer Birnbaum / hat bißweilen ein geraden / bißweilen auch einen krumen Stamm / der so dick wie ein Mann / und dessen Rinde deß Oelbaums Rinde nicht unähnlich. Die Blätter / deren etliche allein / etliche bey häuflein zusammen sitzen / sind fast wie die blätter unserer Birn-bäumen / hangen an länglichten stielen / und haben mitten in die länge einen dicken strich oder nerven / davon an beyden seiten viel kleine äderlein abgehen. Der Baum hat sehr viel grosse und kleine Zweige / welche sich zuletzt mit zarten Schößlingen endigen: auß dero Spitzen gehen dünne stengel herfür / daran die Nägelein bey 10. oder 20. zusammen sitzen. Oben im Kopffe derselben befindet sich die Blume / welche auß vielen an einander gefügten Fäserlein bestehet / im blühen weißlicht / darnach grünlicht / folgends röthlicht / endlich schwartz ist / und einen so starcken Geruch / wie die Frucht selbst von sich gibt / jedoch einen stärckeren bey truckenem / als nassem Wetter: woran auch die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit dieser Bäume hanget / weil sich in trucknen Jahren daran mehr Früchte als Blätter befinden. Inmittelst gibt die Erfahrung / daß auch bey gutem Wetter die Fruchtbarkeit derselben nicht alle Jahr gleich sey: denn sie umb das sibende Jahr weniger Früchte bringen / nicht anders / als ob alsdann die Natur / so durch grosse Fruchtbarkeit erschöpfft / sich wider erholen wollte. Diese Fruchte / die Nägelein / sind zähe / so lange sie wachsen / aber hart / wenn sie jhren Wachsthum erreichet; ihre Farbe ist anfänglich roth / und wird hernach schwartz. Jhre Erndte oder einsamlung geschicht nur einmahl im Jahr / vom Weinmonat biß in Hornung / etliche werden mit Händen abgelesen / etliche mit Stangen oder Fleglen abgeschlagen. Diejenigen so alßdann auff den Bäumen sitzen bleiben / fallen im folgenden Jahr von sich selber ab / da sie zwar nicht so scharff am geschmack / alß die abgeschlagene / doch grösser und dicker sich befinden / auch dahero thewrer geschätzk / und zu Samen gebraucht werden / umb welcher ursach willen die Indianer sie Antophyllos, der Früchten Mutter zu nennen pflegen. Wo etliche von diesen selbst abgefallenen Nägelein auff der Erden ligen bleiben / und der Grund gut ist / geschichts / daß sie under sich wurtzlen / und über sich grünen / so daß innerhalb acht oder neün Jahren erwachsene Bäume darauß werden / die neben anderen zu gewöhnlicher zeit Früchte bringen. Es sind die Nägelein / wenn sie erst von den Bäumen kommen / röthlicht / auch ein wenig schwartzlicht / und damit sie gantz schwartz werden / trucknet man sie in der Sonnen / auch werden sie zu verhütung der Wurmstiche / ein gewisse zeit über / in Saltz-Seewasser gelegt / und hernach in der Sonnen wider getrücknet. Wenn sie dergestalt zugerichtet / können sie dauren / und überall in die gantze Welt / wie geschicht / gesendet werden. Noch eines kan ich mit stillschweigen nicht vorbeygehen / weil es überauß wunderseltzam und denckwürdig ist / nemlich daß die Indianer / wenn sie Nägelein verkauffen / oder die verkaufften liefferen wollen / gemeiniglich ein grosses Faß mit Wasser in die Nägel-scheüer setzen / welches Wasser denn in kurtzer zeit auß dem Fasse sich gäntzlich in die Nägelein zeücht / und dew Gewichte / zu grossem vortheil deß besitzers / mercklich vermehret: Ja / das noch wunderbarer / man befindet hernach die Nägelein fast so viel schwerer / als vorhin das Wasser schwer gewesen. Die Moluccischen Insuln Thernaten / Mackian / Mutier und Baziam sind ehrmahlen mit Nägelein überflüßig befruchtet gewesen / daß man sie nach aussaa Herren von Mandelslo die Nägelein- oder Nelcken-Insulen geheissen; Jetzo aber gäntzlich davon entlößt / nich zwar durch stieffmütterliche ungewogenheit der Natur / sondern des Glücks / welches der milten und gütigen Mutter ihre Gaaben dem Land mißgegönnet / denn die Einwohner dieser Insulen haben sich von den Herren Holländeren mit etlich tausend Thaleren verblenden / und durch solche silberne Redkunst überreden lassen / alle daselbst vorhandene Nägelein-bäume mit der Wurtzel außzureissen / damit solches Gewürtz künfftig nicht gar zu wohlfeil wurde / und ihre hoffnungen eines grossen gewinns schmälerte. Vber welche unverantwortliche That Herr Guilhelmus Piso in Mantissâ aromaticâ cap. 5. nachfolgende bedenckliche Klag führet. Unsere Leuthe / gleich wie sie einig und allein ihren Profit / Vortheil und Gewinn gar embsig suchen; also lassen sie sich dabey interessieret beduncken / daß ein so edles Gewürtz nicht durch die Menge / und Göttllich verliehene Fruchtbarkeit wohlfeil werde. So kühnlich darff der unmäßige Gesätz- und vernunfft-lose Geitz sich understehen / dem Herren der Natur / und Geber alles guten selbsten / seine milte Güte und Wolthätigkeit auffzurücken. Es sind aber noch übrig under den Moluccischen Insuln Tidor und Marigeron / welche in Spanischer Gewalt / und ingleichem Annboine / dahin die Niderländer noch zur zeit handeln. An solchen örtern findet man / Gott Lob ! noch einen guten Vorrath von Nägelein-gewächs / wenn solches nicht wäre / wurde man wenig von diesem edlen Gewürtze in Europa mehr sehen. Die Gewürtz-nägelein / wenn sie gantz zeitig / reiff und auffgeschwollen sind / werden ins gemein Antophylli, die unreiffen aber Caryophylli aromatici genennet. Sie werden zimlich verfälscht in Europam gebracht / weilen sie eins theils in dem saltzichten Meer-wasser eingebeitzt / hernach auch in Europa / damit sie desto schwerer seyen / mit Wasser angefeuchtet werden / dadurch dann ihrer krafft ein merckliches abgehet. Ja es glauben viel / es werde in Indien zuvor das öl umb etwas darauß destillieret / ehe sie in Europam gebracht werden / nur [192] damit man sie in diesen Landen nicht pflantzen könne. Eigenschafft. Die Nägelein haben viel scharffes / mit flüchtigem Saltz vermischtes öl / daher sie alle dem Zimmet zugerechnete Eigenschafften in höherem grad besitzen. Gebrauch. Es werden die Krämer-nägelein in der (Schlag / Krampff / Zitteren / Unempfindlichkeit der Glieberen.) Speiß und Artzney mit grossem Nutzen gebraucht: Sie dienen wider alle Kranckheiten des Haupts / so von Kälte ihren Ursprung haben / als da ist der Schlag / Krampff / Zittern und Unempfindlichkeit der Gliedern. Welcher ein kalten blöden Magen hat / (Kalter blöder Magen / Erbrechen.) nicht wol däwet / und sich viel erbrechen muß / der mache ihm ein solch Magen-pulver: Nimb Calmuß / Galgan jedes ein halb loth / Zimmetrinden / Imber und Nägelein jedes ein quintlein / Muscatenblust / Pariß-körner und Pfeffer jedes ein halb quintlein / feinen Zucker 20. loth / stoß alles zu einem reine̅ Pulver / und nimb darvon ein halben Löffel voll auff einer mit Malvasier oder rothem Wein angefeuchten schnitten Brot. (Aufblähen des Magens / Bauchgrimmen.) Wider das Auffblähen des Magens und Bauchgrimmen / so von Kälte herkombt / sind auch die Nägelein gut / darzu man nachfolgende Tresney gebrauchet: Nimb Zimmetrinden ein quintlein / Nägelein / Muscatblust / Aniß / Fenchel / Imber / Galgan jedes ein halb quintlein / Zucker fein acht loth / stosse alles zu einem reinen pulver / und brauche es wie ein Tresney. (Würgen / Erbrechen un̅ Durchlauff des Magens.) Wider das Würgen / Erbrechen und den Durchlauff des Magens / so von Kälte verursacht wird; Nimb ein schnitten gebähet Brot / nässe sie in Malvasier / bestrewe sie mit ein wenig gestossenen Nägelein / und niesse also dieselbige. (Ohnmachten des Hertzens.) Es werden auch die Nägelein gar nutzlich gebraucht wider die Ohnmachten des Hertzens / daher man in Portugall auß den frischen Nägelein ein köstlich Wasser brennet / das garwol riecht / und ein kräfftige Hertzstärckung ist. (Gut wohlschmackend Bier zu machen.) So man gut wol-schmackend Bier haben wil / soll man in das Faß ein halb loth zerstossene Nägelein und so viel gedörrte Lorbeern in einem Säcklein hängen. (Schwindel / Ohnmachten.) Nägelein im Mund gekewet / vertreibet den Schwindel / und wendet die Ohnmachten des Hertzens. (Kalte Flüß.) Avenzoar schreibet / er habe von langer zeit erfahren / daß so man gestossenes Nägelein-pulver auff die Scheitel des Haupts strewet / verzehre es die kalten Flüß / man muß aber zuvor die Scheitel mit Brantenwein anfeuchten / damit das Pulver kleben bleibe / und ein Nachthauben oder ein Käpplein auffsetzen. Auß den Krämer-nägelein wird auch ein köstliches Oelgemacht. Es gibet Krafft allen natürlichen Gliedern des Leibs / reiniget (Melancho lisches Geblüt / Schwindel /) das melancholische Geblüt / stärcket das Haupt und Hertz / ist sonderlich gut wider den Schwindel / Morgens nüchtern zwey Tröpflein in einem Löffel voll weissen Wein eingenommen. Auff gleiche weiß dienet es (Kalte Gebresten der Mutter und Gedärm / Bauchgrimmen / kalter Magen / Erbrechen. Zahnschmertzen.) auch wider die kalte Gebresten der Mutter und Därmen / vertreibet dahero das Bauchgrimmen: über das ist es auch dem kalten Magen sonderlich gut / stärcket und erwärmet denselbigen / und stillet das Erbrechen. Einpaar Tröpfflein in ein wenig baumwollen gegossen / und auff die schmertzhaften Zähn gelegt / stillet den Schmertzen. Das Nägelein-öl wird auff folgende weiß destilliert: Nehmt einen guten theil der Gewürtz-nägelein / stoßt sie zu einem dicken Pulver / gießt loh Wasser darüber / laßts also vier tag in warmem Sand stehen / destilliert es hernach auß einem zinnernen oder kupffernen Kolben / und sönderet das Oel mit Baumwolken / oder durch ein Separierglaß davon ab. Auff gleiche weiß wird auch auß Zimmet / Muscaten-blüthe / Muscatnuß / Pfeffer und Zittwen-wurtzen das Oel destillieret und separieret. So werden auch die Gewürtz-nägelein zu viel anderen Compositionen gebrauchet / als zum Exempel / in das Anhaltische Schlagwasser / in alle Lebens- und Magen-wasser / in die Aquam auream, oder Gicht-wasser Johannis Langii, in das Elixir Vitae Matthioli, die Aquam Apoplecticam Langii, Aquam Physagogam, und Mastichinam Zvvelferi, in den Balsamum Embryonum, oder Kinder-balsam / in die Aquam Carbunculi, und viel andere mehr. (Ohumachten / Schlag / Schlaffsucht / Gichter.) Der Nägelein-balsam vnter die Nasen gestrichen oder daran gerochen / wendet die Ohnmachten / verhütet den Schlag / Schlaffsucht und Gichter. Garzias ab horto meldet / daß die Moluccaner die grünen Nägelein mit Saltz und Essig einmachen / und sich derselbigen gebrauchen / ja wenn sie noch gar zart sind / machen sie diese mit Zucker ein / welches gar ein liebliche anmüthige Speiß seyn soll.

CAPUT XCVI.
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Amomen. Amomum.
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Geschlecht. Das erste Geschlecht dieses frembden Gewächs / ist Amomum verum Ger. emac. Park. racemosum, quod verum esse credimus Amomum, C. B. Amomum novum, Cardamomi vulgaris facie, sive Indicus racemus, I. B. Dieses Gewächs wird von niemand gantz beschrieben / seine Frucht oder Trauben allein aber hat Dr. Nicol. Maronea, in seinem büchlein von dem Amomo, also auffgezeichnet. Es ist / sagt er / ein kleine Frucht / in form der Trauben / ohne stiel / auß einem schößlein / oder gerilein herfür wachsend / auß zehen oder zwölff Beeren bestehend / welche also hart zusammen gedrungen / daß sie einander kleine höle eintrucken. Diese Frucht wird von einem runden / daumens langen / scharffriechenden und schmäckenden Holtz / so mit blätteren / hauffenweiß gezieret / getragen. Die längsten blätter sind über einen halben zoll nicht lang / im übrigen dünn / fibrosisch / scharff und starck riechend. Der Frucht oder Beeren deß Amomi figur und dicke ist rund / und in grösse eines mittelmässigen Traubenbeers. Diese Fruchttäschlein des Amomi, sind außwendig mit gantz subtilen fäserlein / oder nerven / wie auch mit holen linien gestreiffelt und gezieret. In solchen Beeren allen stecken drey reihen Samen / welche eckicht / und mit dünnen häutlein umbgeben / auch dicht auff einander ligen / daß sie nicht grösser scheinen als drey eintzele ablange Samen. Die farb dieser Beeren / gleich wie auch des Holtzes ist in etlichen weiß / in anderen bleich / in den dritten etwas braunroth. In den weissen Früchten sind die Samen gemeiniglich nichts nutz; in den braunrothen aber sind sie gut / von aussen schwartzbraun / von innen aber weiß / satt / leicht zerbrüchlich / eines starcken nicht unlieblichen geruchs / ja dem Geruch deß gemeinen Lavendels nicht unähnlich; die außgehobenen Samen riechen hefftiger / aber nicht mehr so angenehm. II. Das ander Geschlecht ist das Amomum spurium, Ger. Park. Amomum spurium foliosum, C. B. Hamama Arabibus, i. e. Rex columbinus. Amomum verum quorundam. I. B. Dieses Gewürtz ist von Johanne Bauhino in der gestalt der Aehre deß Arabischen Stöchas gesehen worden / mie vielen schüppicht über einander ligenden blättlein / so weißgelb / wolriechend / eines bitterlichen scharffen / kleberigen Geschmacks. Eigenschafft. Dise Frucht und Samen hat wenig saft / aber etwas flüchtigen saltzes und öls in sich / dannenher die Tugend zu erwärmen / die Lebens-geister auffzuwecken / alles dicke und zähe zu erdünneren und zu resolviren; die verstopffungen deß Miltzes / des Gekröses / Faulfleisches und der Mutter zu eröffnen. Gebrauch. (Harte geschwulst.) Amomen zerstossen / under die vertheilenden pflaster gemischt / und über harte Pituitosische geschwulsten gelegt / verzehret und vertheilet dieselbige nach und nach. (Bienen un̅ Scorpionen-stich.) Das pulver mit dem Basilien-kraut vermischt / und über die Bienen-stich / Scorpionen- und (Schlangen-biß.) Schlangen-biß gelegt / mag sie wol heilen. (Versteckte monatliche reinigung / Nierensand und Schleim.) Sonderlich ist solch pulver nutzlich / zu stärckung des Magens / vertreibung der Hauptschmertzen / widerbringung der versteckten monatlichen reinigung / außtreibung des Nierensands und Schleims. CAPUT XCVII. Gemeiner pfeffer. Piper vulgare. Namen. DEr gemeine Ost-Indische Pfeffer heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Piper. Italiänisch / Pepe. Frantzösisch / Poivre. Spanisch / Pimienta. Englisch / Pepper. Niderländisch / Peper. Stell und Gestalt. Der gemeine Pfeffer wächst in Indien / ist zweyerley / rund und lang. Die Spanier und Portugaleser / welche über Meer auff Calecuth / Taprobana / Jaua und andere Insulen des Indianischen Meers schiffen / von dannen allerley Specereyen abzuholen / beschreiben uns den Pfeffer also. Der runde schwartze Pfeffer wächst auff zarten Reben / die sich zu den andern nächsten Bäumen gesellen / und daran auffsteigen. Diese Reben oder Gertlein sind dem Singrün nicht vnähnlich / aber die Blätter vergleichen sich dem Citronenlaub. Die Frucht oder der Pfeffer wächst zusam̅en gedrungen / wie Trauben. Im Weinmonat werden diese Beer zeitig / als dann liset man sie ab / legt sie auff ein Matzen von Palmenblättern geflochten / und läßt sie in der heissen Sonnen dörren / biß sie schwartz und runtzlicht werden / so gemeiniglich in dreyen tagen geschicht. Der runde weisse Pfeffer wird vnzeitig eingesamlet / und von seiner ausseren Schalen gesönderet / darumb ist er nicht so lieblich und scharff als der schwartze.
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Der lange Pfeffer hat seinen besonderen Baum / daran hangt er wie ein wurm oder butzen an der Haselstauden / mit viel kleinen Körnlein besetzt. Dieser Pfeffer ist der schärffste. Der runde / weisse und lange Pfeffer werden meistentheils zu de̅ Artzneyen gebraucht / dargegen ist der schwartze runde Pfeffer mehr in der küche bekannt. Das Gewächs des runden Pfeffers / wie es allhie gestaltet / hat Matthiolus nicht gesehen / ist aber ihme von einem Portugaleser / welcher zu Calecut gewesen / also abgemahlet worden. Die gantze Trauben / wie die Körner beysammen wachsen / hat er offt gesehen / und ist ihme erstlich von Francisco Calzolario Apotheckeren zu Verona mitgetheilet worde̅. In der abgerissenen Figur ist Matthioli Pfeffer / wie ihme ein Portugaleser denselbigen zugestellet / mit M bezeichnet. Die andern blätter hat Camerarius selber offt under dem in menge gelegenen Pfeffer gesamlet / und die Frucht in Essig gebeitzt / mit dem Imber und Cardamömlein / von guten Freunden bekommen. Ist wol möglich / daß diese spitzige blätter / die sonst sollen etwas kleiner seyn als die von den Citronen / und sich das gantze Gewächs an andere Bäume sonderlich an den Dattelbaum und den baum Faufel genannt / wie die Weinstöck und Eppich anhänget / von dem jungen Gewächs seyn / oder vnterwegen zu sehr dürr worden. Etliche zeigen auch an / daß der weisse runde Pfeffer nicht an einem Gewächs mit dem schwartzen als ein vnzeitiger wachse / vielmehr seye er ein absonderliches Gewächs / vnterscheiden von andern / wie die schwartze und weisse Weinreben: wird weniger gefunden / und ist auch viel besser als der schwartze. Dieweilen aber des Matthioli Figur von fürnemmen Botanicis in Zweiffel gezogen wird / ist allhier ein bessere beygesetzt worden / so den grossen und kleinen Pfeffer / wie auch die Trauben des schwartzen Pfeffers besser fürbildet. Der beste Pfeffer ist / welcher nicht sehr runtzlicht / nicht verlegen oder wurmstichig / auch nicht schuppicht / sondern frisch / schwer / derb / schwartz und am geschmack scharff ist. Man fälschet auch den Pfeffer / aber dieser betrug wird erkannt / so man die Körner ins Wasser legt / denn der falsche Pfeffer zergehet / nach dem er weich worden / aber der rechte Pfeffer bleibet gantz. Herr Johann Albrecht von Mandelslo berichtet in seiner Morgenländischen Reisebeschreibung im 141. blat / daß in Malabar der Pfeffer sehr häuffig wachse / welcher wegen seiner groben Körner / schwere und güte / der allerbeste in gantz Indien gehalten werde / (nach diesem der auff Sumatra und dann der auff Java) die Einwohner treiben darmit sehr grossen Handel / und werden jährlich auß Cananar / Calicut und Cochin etlich tausend Centner außgeschiffet. Herr Walther Schultzen beschreibet mit me???rerem berich / in seiner Ostindianischen Reise / im 3. buch am 16. cap. den Pfeffer also: Der Pfeffer ist zweyerley der runde und der lange. Der runde Pfeffer wird nicht weit von dem Meer-Busen gesäet und gepflantzet / auff einem fetten Lande / und komt bey eingesteckten Pfälen / wie der Weinstock an den Rebenpfälen / empor. Wenn man ihn mit asche und mist tünget / wächset er länger denn die gewöhnlichen Pfäle sind / und hänget herunter wie der Hopffe / oder die Türckische Bohnen / ist auch so zähe wie dieselben / und hat viel schößlinge / welche / wo sie sich an keinen Bäumen oder Sträuchen auffhelffen können / nidrig bey der Erde hinkriechen. Säet man ihn auff ein fettes Land / so bringet er innerhalb Jahrs / häuffige Früchte / und nimbt an Fruchtbarfeit von Jahren zu Jahren / nach dem der Grund beschaffen / zu oder ab. Die Wurtzel / so er in die Erde schlägt / ist voll kleiner zäher faseln. Die blätter sind den Epheu-blättern nicht vngleich / haben in der mitte eine breite holkehle / davon viel strichlein an beyden seiten abgehen; sie wachsen auß den Knospen der Zweige / und sind außwendig gantz grün / jnwendig aber nur bleich-grün gefärbet. Es sitzet der Pfeffer bey gantzen Püsch- oder Träublein zusammen / welche nicht nur mitten an den Zweigen / sondern auch vorn an den spitzen hangen. Die Pfefferkörner sind zu erst grün / aber hernach wenn sie reiff worden / schwartz. Die reiffen Körner werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze haut viele Runtzeln bekomt: wenn dieses geschehe / und der Pfeffer seine schärffe erhalten / so wird er alsdenn in alle Welt verführet. Wenn diese haut frisch und grün weggenommen wird / entstehet eine besondere art Pfeffer / der runde weisse Pfeffer genannt / welcher schärffer / thewrer / und anmühtiger / als der schwartze fällt / auch von fürnehmen Leuthen in Indien offt an statt des Saltzes gebraucht wird. Und nimbt man [195] solche schwartze haut der gestalt hinweg / daß man den reiffen Pfeffer in See-wasser leget / darin̅ die haut schwellet / barstet / und ihr die weissen Körner leichtlich nemmen lässet / welche man hernach in der Sonnen dörret. Er wächst häuffig in Malacca / auff Groß-Sumatra / wie auch auff der Insul Groß Java / also daß jährlich viel Schiffs-ladungen hin und wider versendet werden. Der lange Pfeffer wächset sonderlich in Bengalen / Malabar / und in andern Asiatischen Ländern: diesen Pfeffer gebraucht man allda nicht zur Speise / sondern zur Artzney / allermeist wider den gifft / dem er auch kräfftig widerstehet / und daher theurer / denn der ander verkaufft wird. Zwischen seinem und dem vorigen stamm / ist schier kein unterscheid / ohne / daß der blätter farbe und gestalt ein wenig anders fällt. Es wächset ebenmässig bey gantzen püschlein / und zwar an zimlich langen stenglen / welche offt viel Feuchtigkeit bey sich haben; wenn selbige sich verlieret / werden die körner wurmstichig: er brennet im übrigen so sehr auff der zungen und im halse / wie der runde. Eigenschafft. Der Ost-Indische Pfeffer ist warm und trucken im vierdten grad: Hat ein scharffes / flüchtiges / häuffiges / alkalisches Saltz und wenig öl bey sich / daher sehr gute Eigenschafften / überall durchzudringen / zu eröffnen / die dicken Säffter zu erdünneren / und der Säure zu widerstehen. Gebrauch. (Ralter verschleimter magen / bläst.) Der Ost-Indische Pfeffer stärcket den kalten magen / verzehrt de̅ sauren schleim desselbigen / macht den natürlichen saurteig wider flüchtig und gut / befürderet die däwung / macht lust zum essen / und vertreibet die bläst. Ein sonderlich pulver / Species fortes genannt / man brauchet es / so man etwas starck würtzen will. Nimb schwartzen Pfeffer zwey Loth / Ingwer ein Loth / des besten Saffrans ein halb quintlein / Nägelein / Galgant jedes ein quintlein: stoß alles zu einem reinen pulver. (Kälte oder frieren des Fiebers.) Es werden viel Leuth gefunden / welche wider das kalte oder frieren deß Fiebers nemmen langen Pfeffer / Calmus / Zittwan / Ingwer / und Entzian / legen diese stuck in gebranten Wein / und thun von anfang des Frosts eintrüncklein davon. Etliche trincken Pfeffer mit Wein wider das schütteln der Fieber. Andere brauchen wider das langwürige Fieber nachfolgende Artzney: Sie nemmen Pfeffer / Ingwer / Zittwan / Zimmet jedes ein wenig / schneiden alles zu kleinen stücklein / trincken es in gutem warmen Weinessig / und legen sich alsdann in ein warm bett. Aber diese schlagen nicht bey allen wol an. (Viertägiges fieber.) D. Franciscus Joëlis, in der hohen Schul zu Gryphswalden Professor, vermeldet / so man etliche tag nacheinander neun pfefferkörnlein verschlucke / sollen sie das viertägige Fieber vertreiben. Es wird auß den pfefferkörnlein auch ein öl destilliert / welches an kräfften und tugenden dem destillierten Nägelein-öl gleich. Es gibt aber viel weniger öl auß als andere Gewürtze. Von disem distillierken öl drey biß vier tropffen mit dem Extract von Entzian-wurtzel zu pillen vermischt / oder allein in Wermuth-Essentz etlich mahl vor dem (Viertägig Fieber.) anstoß der viertägigen Fieberen / nach zuvor wol gereinigtem Leib / eingenommen / ist ein sehr bewährtes mittel solche Kranckheit auß dem grund zu vertreiben. CAPUT XCVIII. Wohrenpfeffer. Piper AEthiopicum. Gestalt. DEr Mohrenpfeffer wächst in langen schotten wie die Faseln oder Erbsen. Die körner sind kleiner als der gemeine Pfeffer. Man bringt ihn mit andern Gewürtzen auß Egypten und der Statt Alexandria / darumb er auch Egyptischer Pfeffer genennt wird. Die schwartzen Mohren brauchen wider das Zahnweh diesen Pfeffer (Zabnweb.) gleich wie wir den Bertram / sie kewen ihn im mund / und legen ihn auf den bösen Zahn. CAPUT XCIX. West-Indianischer Pfeffer. Siliquastrum. Namen. WEst-Indianischer / Brasilianischer oder Calecutischer Pfeffer / heißt Lateinisch / Siliquastrum, Piper Indicum, Piper Calecuticum, Piper Hispanicum, Piper Brasilianum, Piper Capsicum. Italiänisch / Pepe Cornuto, Pepe d’India. Frantzösisch / Poivre des Indes occidentales. Englisch / Peper of India. Niderländisch / Bresilie Peper / Peper von Indien. Gestalt. Der West-Indianische Pfeffer wächst wie ein drauschlichtes Bäumlein mit vielen
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West-Indianischer Pfeffer. Siliquastrum. Dreyerley West-Indianischer Pfeffer. Siliquastri varietas triplex. (???Runder pfeffer.) (???Pfeffer wie ein Hertz.) (???Langer pfeffer.) holen ästlein / die werden mit schwartzgrünen blättern bekleidet / vergleichen sich bey nahe den gemeinen Nachtschatten-blättern / sind jedoch spitziger un̅ schmäler: die blümlein erscheinen bleichweiß in grösse der jetzgedachten Nachtschatten / darauß folgen grüne schotten / fingers lang; bey dem stiel sind sie breit / an dem ende spitzig / wie die schäiden. Ehe sie zeitig / werden sie zuvor am Stamm gantz schwartzgrün / darnach verwandlen sie sich in ein schöne klare Corallen rothe farbe. Etliche bleiben gelb oder schwartz / an der gestalt sind sie breit / länglicht / rund und sonst anderst formiert. Dise Frucht hat viel breiten gelben samen der ist am geschmack hitziger / schärffer und hänniger als sonst kein pfeffer. Von solchem samen mag man jährlich newe stöcklein auffzielen / welche doch nicht allezeit gerahten / oder zeitig werden mögen / die wurtzel ist eintzig / weiß und zaßlicht. Der West-Indianische Pfeffer ist ein frembd Gewächs / und auch newlich in Teutschland auffkom̅en wird in den schärben und wurtzgärten gezielet. Er mag keine kälte dulden / muß außgesetzt / da er noch jung ist / und nicht geblühet hat / oder in dem Winter in der Stuben behalten werden / so bringt er im folgenden Sommer widerum frucht. Eigenschafft. Der West-Indianische Pfeffer erhitzet und tröcknet im vierten grad: hat viel scharffes / flüchtiges / alkalisches saltz / neben wenigem öl bey sich / und daher gleiche eigenschafft mit dem gemeinen Pfeffer. Gebrauch. Der West-Indianische Pfeffer hat nach der meinung Matthioli, eben die krafft / wie der gemeine Pfeffer / darmit man die speiß würtzet. Aber Rembertus Dodonaeus pempt. 5. lib. 4. cap. 26. vermeldet wol / daß die nicht recht thun / welche diesen Pfeffer an statt des gemeinen Pfeffers täglich gebrauchen / denn er der Leber und anderen innerlichen Gliederen schaden zufüget. R. P. Gregorii de Reggio, Capuciner-Ordens / außführliche Beschreibung der 12. Geschlechten das West-Indischen oder Americanischen Pfeffers. (Vier Geschlecht des Americanischen pfeffers / mit ihrer auffgereckten frucht.)
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(Vier Geschlecht des Americanischen Pfeffers / mit jhrer undersichhangender frucht.) (Vier andere Geschlecht des Americanischen pfessers.) Demnach gemelter P. Gregorius, ein wolerfahrner Botan c???s, den West-Indischen / oder Americanischen Pfeffer / wie er in Italien zu Bononien fortgepflantzet wird / in Italiänischer Sprach zierlich beschrieben / und es darauff Carolo Clusio, dem fürnehmen Botanico damaliger zeit / belieben wollen / solche Beschreibung in die Lateinische Sprach zu übersetzen / habe ich nicht umbgehen können / diese zwölf Geschlecht neben jhren Figuren / wegen jhrer zierlichkeit in Teutscher Sprach alhier bey zubringen. Das erste Geschlecht des Americanischen Pfeffers vergleicht sich mit seinen blättern dem Garten-Nachtschatten-kraut / jedoch sind sie etwas grösser und länger / der stengel ist zwo elen hoch / und bißweilen höher / wie auch nidriger / nach dem er an ein ort gepflantzet wird / entweder in scherben / oder in den Gärten im fetten Grund / er scheinet grün / und mit knöpffen oder gläichen unterschieden. Seine weisse Blum bestehet auß 5. oder 6. blätlein / wie die gemeine Nachtschatten-blum / auß welcher ein runde auffrecht-stehende Frucht wachset / so sich einem Apffel vergleichet die ist von anfang grün / wenn sie zeitiget / röthlicht / und so sie zur volkommenen zeitigung gelanget / hat sie eine farb wie die rothen Corallen. Er wird auch im Fürstlichen Eystättischen Garten gefunden. Das ander Geschlecht vergleichet sich dem ersten mit seinem stengel / blättern und blumen / denen ihr frucht nachfolget / so einë hörnlein ähnlich ist / und drey oder mehr qwer finger lang wird / sie stehet mit jhrem spitz auffrecht / ist von anfang grün und hernach roth. Das dritte Geschlecht bringet ein nidrigen stengel / und kleinere blätter herfür / als die vorigen. Die Blum ist jhnen gleich / wenn sie abfallet / erscheinet die auffgereckte Frucht / die umb das halbe kleiner / erstlich grün und nach jhrer zeitigung roth / wie die Corallen wird. Man findet es auch in vorgemeltem Garten. Das vierte Geschlecht hat einen geraden stengel / so zwey oder drey elen hoch wachset / und in viel nebenzweiglein getheilt ist / welcher hernach mit wunderlich schönen Blumen und Früchten gezieret wird. Die Frucht ist von anfang grün / wenn sie zeitiget / schwartz / und nach jhrer zeitigung roth. Die blätter sind den Lorbeerblätteren ähnlich. Es wächst auch in dem Fürstlichen Eystättischen Garten. Das 5. Geschlecht vergleichet sich mit seinen blättern / der grossen Garten-Basilien / der stengel ist anderthalb elen hoch. Die Blumen sind weiß / und bestehen auß 5. oder 6. blättlein welchen die Frucht nachfolget / so an jhrem stiel nidsich hanget / ist an der gestalt dem Hertzen gleich / erstlich grün und nach der zeitigung roth / wie ein Corallen. Dieses wird auch in dem Fürstlichen Eystättischen Garten gefunden. Das sechste Geschlecht wird an seinen blätteren von dem Garten-Nachtschattenkraut nicht underscheiden. Der stengel steigt zwey elen hoch / und bringt bey jedem gläich ein Blum / so den vorigen ähnlich ist / deren die Frucht wie ein Oliven nachfolget / welche von anfang grün / nach der zeitigung roth / und an jhrem stiel nidsich hanget. Das sibende Geschlecht vergleichet sich mit seinen blättern und blumen dem Nachtschatten / der stengel ist zwey elen hoch / die Blumen sind weiß / auß welchen die Frucht entspringet / so mit einer wilden Kirschen übereinstimmet / und an einem jeden gläich nidsich hanget / sie ist erstlich grün / und nach der zeitigung roht. Man findet jhne [198] auch in dem Fürstlichen Eystättischen Garten. Das achte Geschlecht ist mit seinem stengel und blättern auch dem Nachtschattenkraut ähnlich. Die Frucht wird breit und runtzlicht / komt an der farb mit der vorigen überein / und gibt einen lieblichen Geruch wie die Pomerantzen von sich. Das neunte Geschlecht bringet gleiche blätter wie die vorigen / der stengel ist anderthalb elen hoch / die Blumen sind weiß / denen die Frucht nachfolget / so fünff qwer finger und ein halben lang wird / auch gegen der Erden hanget / und sich einem Gämbfen-hörnlein vergleichet. Mit der farb kommet sie mit den vorigen überein. Es wird auch in dem Fürstlichen Eystättischen Garten angetroffen / allda zugleich ein kleinere art herfürkomt. Das zehende Geschlecht bringet kleinere blätter als die vorigen / wächst elen hoch / trägt weisse blumen / denen ein Frucht nachfolget / so wie die vorige gestaltet / jedoch umd das halbe kleiner ist. Das eilffte Geschlecht kommet an der gestalt mit den zwey vorhergehenden übereyn / und wird allein in diesem underscheiden / daß seine Frucht nicht so spitzig / sondern gleicher dicke ist / an dem äussersten theil scheinet sie etwas enger / und mit einem nerven begabet zu seyn / welcher sie gleichsam in zwey theil unterscheidet. Er wird auch wie das nachfolgende in obgemeltem Garten gefunden. Das zwölffte Geschlecht vergleicht sich mit seinem stengel / blättern und blumen mit den vorigen / der gröste underscheid ist an der farb der frucht / welche wie eine zeitige Pomerantzen goldgelb scheinet. Wen̅ nun die stengel / äste und blätter diser zwölff Geschlechter / des West-Indischen oder Americanischen Pfeffers recht betrachtet werden / befindet sich genugsam / daß sich die blätter den Nachtschatten- oder des Lorbeerbaums-blättern vergleichen / und wegen ihrer sattgrünen farb schwartz licht scheinen. Ihre stengel und äste halten ein Marck in sich wie der Holder / sind in viel äste / und diese widerumd in andere nebenzweiglein zertheilt / an denen zwey ungleiche blätter hangen / zwischen welchen meistentheils die weissen blumen herfür kom̅en / so in 5. oder 6. blättlein wie ein stern getheilet / und in der mitte wenig fädemlein haben: wenn die Blumen abgefallen / wachsen allgemach jhre schotten hernach / so ungefehr eines fingers lang und daumen breit sind. Wenn man nun dise schotten öffnet / findet man viel samen darinn / der den Linsen ähnlich und weiß-gelblicht ist. Ihre vielfaltige wurtzeln sind zasicht. Diser Americanische Pfeffer ist sehr scharff / also daß er auch die haut auffetzet: so man die schotten öfnet und den samen herauß nimt / gibt er einen solchen scharffen geruch von sich / daß man oft niessen / starck husten und sich mit gewalt erbrechen muß. So man jhne offters anrühret / ziehet er eine solche hitz in die Hände / als wenn sie in dem Fewr gehalten wurden / wie den̅ solches vorgemelter P. Gregorius selbsten erfahren / als er den samen auß den schotten genommen hatte / dahero man die händ bey zeiten mit frischem Brunnwasser oder Wein abwäschen solle. Dieweilen in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten noch zwey schöne grosse Geschlecht des West-Indischen Pfeffers gefunden werden / wollen wir jhre Beschreibung alhier auch beysetzen. Das erste Geschlecht des grossen Indianischen Schoten-pfeffers hat viel gantze un̅ grüne blätter / so länger und mehr außgespitz sind / als die breiten Basilien- oder gemeine Nachtschatten-blätter / sie tragen lange stiel und um̅geben ohne ordnung den stengel / welcher grün / holkelicht / und in viel nebenzweig zertheilet wird. Seine kleine Blumen sitzen auff jhren stielen / kommen auß den gläichen der blättern herfür / und bestehen auß 5. weissen blättlein / welche das grüne in der mitte ligende sternlein umbfassen. Die Frucht ist rund / und etwas kleiner als die Pomerantzen / auch mit etlichen spalten oder furchen durchzogen / sie hanget nidsich / ist von anfang grün / und bekomt bey jhrer zeitigung ein anmüthige rothe Corallenfarb / wild auch mit vielem samen angefüllt / welcher rund in der grösse der Linsen / und am geschmack scharff ist / die lange und rahne wurtzel wird mit dünnen zaseln behenckt. Das ander Geschlecht ist von dem ersten allein an der Frucht underscheiden / welche roth / rundlicht / und etwas kleiner als die Melantzen-äpffel scheinet / unden gehet sie in einen unschädlichen spitz auß. Dieses Geschlechts wird noch ein kleinere art alda angetroffen / so gantz runde schoten und unden ein scharffen spitz hat. CAPUT C. Jamaischer Pfeffer-baum. Piper Jamaicense. Namen. DEr Jamaische Pfeffer-baum heißt auff Lateinisch / Piper Jamaicense, Arbor Jamaicensis piper ferens, piper odoratum Jamaicense nostratibus, I. Raj. Amomum quorundam odore caryophylli, I. B. Amomum aliud quorundam, & Caryophyllon Plinii Clusio suspicatum, Park. Caryophyllus aromaticus fructu rotundo, Caryophyllon Plinii, C. B. Xocoxohitl, sive Piper Tavasci, Fr. Hernandes. Piper Chiapae, D. Redi. Arbor piper ferens, Theveti, Lugd. Englisch / Dweet-scented Jamaica-Pepper; or All-spice. Gestalt. Ist ein zimlicher Baum / dessen wurtzeln und Stamme ein hartes / festes / weisses holtz haben / und mit zweyfacher rinde bedeckt sein sollen / deren in̅ere zwar dick / braunschwartz / und eines scharffen Geschmacks; die aussere aber dünner / einer gelb-grawlichten farb / und annoch schärffer am geschmack seye. In den blätteren erzeige sich der grösse halben ein underscheid / in dem etliche biß sieben zoll lang und drey breit / andere kürtzer und schmäler; alle aber sind unzerkerfft / oben außgespitzt / einer grawlicht-grünen
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Jamaischer Pfeffer-baum. Piper Jamaicense. farb / und sehr scharffen geschmacks. Die Blüthe erscheine scharlach-roth / und in gestalt des Granatenblusts; mit einem geruch der Pomerantzen-blühte. Die Frucht wächst büschelein-weiß beysammen / und wie die Weintrauben / viel an einem kam̅. Sie ist rund / grösser als der runde Pfeffer / mit einer braunschwartzen / runtzlichten rinden oder schalen / begreifft zwey schwartze / mit einem grün-schwartzen häutlein bedeckte kernlein in sich / die äusserliche figur dieser Frucht kommet sonsten sehr wol / mit dem Granatäpffel überein: sie hat einen scharffen Gewürtz-geschmack / fast wie die Gewürtz-nägelein. Darumb sie auch heut zu tag häuffig in Engelland geführet / und daselbsten als ein Gewürtz zu den Speisen in den Küchen gebraucht wird; man nennet es aldorten All-spice / weil es an statt aller anderen Gewürtzen dienet. Eigenschafft und Gebrauch. Es hat diese Frucht gleiche Eigenschaffe mit den Gewürtz-nagelein / ist warm und trocken im dritten grad / und also mit einem aromatisch-ölicht-flüchtigen saltz begabet; dadurch sie die Tugend bekom̅en das Hertz zu stärcken / die erkaltete Mutter zu erwärmen / die verstopffungen zu eröffnen / die monatliche Reinigung zu befürderen / den harn zu treiben / die verlohrene Man̅heit wider zu bringen. Kommet hiemit auch in die composition der Chocolate, wird sonsten meistens in der Küche annoch gebraucht. CAPUT CI. I. Egyptischer Schotendorn. I. Acacia AEgyptiaca. (1. Der ersten acaciae gantze Frucht. 2. Die hülsen auffgebrochen. 3. Der Same. 4. Ein Dorn. 5. Gummi derselben. 6. Dessen art sich einem wurm vergleicht. † Ein dürrer ast.) II. Egyptischer Srechdorn. II. Acacia. († des Bellon acacia. 1. des Matthi acacia. 2. Derselben Zweiglein.)
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Namen. EGyptischer Schotendorn heißt Griechisch [Greek words]. Lateinisch / Acacia AEgyptiaca, Acacia vera, I. B. Acacia foliis scorpioidis leguminosae, C. B. Acacia Dioscorid. Ger. Italiänisch / Acacia. Gestalt. Der Egyptische Schotendorn ist in der grösse des Maulbeerbaums / ein dornichter / staudichter und krummer Baum / hat ein dunckel-äschfarbe Rinde / und bleichgelbes Holtz: die Blätter vergleichen sich den Linsenblättern / stehen gegen einander über / und sind sehr häuffig an den ästlein. Die Blüthe ist gelb / sehr schön / wolriechend / rund wie ein kügelein zusammen gedrungen / und so groß / als kleine Kirschen / mit unzahlbaren fäserlein / so staub von sich werffen / gezieret; Auß dieser Blüthe wachsen Schoten auß / den schoten der Feigbonen nicht unänlich / schwartzbraun an der farb / lang / und ins gemein mit 8. biß 10. braunroten / in sonderbahren hölen verschlossenen samen angefüllet. Auß den unreiffen schoten und samen wird ein safft gemacht / und an der Sonnen getrucknet / den nennet man auch Acaciae succum, wiewohl man jhn selten warhafftig zu uns bringet / denn die Acacia, so jetzt die Apothecker brauchen / ist ein safft von den Schlehen: dieweil aber dieser sehr zusammenziehet / wird er nicht vnbillich an statt des wahren Acaciae genommen. Der safft soll erwehlet werden / welcher schwartzlicht und bleichroth ist / auch einen guten geruch hat. Eigenschafft. Dieser Baum / und sonderlich der davon gebrauchte safft hat viel wasserichte / mit herbem rauchem saltz vermischte / auch irdische theil in sich / und dadurch die krafft zu kühlen und zusam̅en zuziehen. Wird von den alten für kühlend und trucknend gehalten. Gebrauch. (Umb sich fressende geschwär. Nägel-geschwär.) Dieser safft hilfft wider die Geschwär / so weiter umb sich fressen / und dienet auch zu den Geschwären der Nägeln. Arabisch Gummi / Gummi Arabicum. Auß dem Egyptischen Schotendorn fliesset nach vieler meinung das so genannte Arabische Gummi / Gummi Arabicum, welches eine alcalische / schwefelichte Natur in sich neben etlichen flüchtigen saltz-theilen hat; dadurch es die Eigenschafft erworben / zu lösen / zu erweichen / zu vertheilen / und die schärffe der feuchtigkeit zu linderen. Arabisch Gummi zu reinem pulver gestossen / und eines halben quintleins schwer (Raucher hals.) Morgens und Abends in warmer Kühemilch genom̅en / vertreibt den rauchen hals / (Schleim der brust. Schärsfe des harns. Harnstrenge.) erweichet den schleim der Brust / macht ihn außwerffen / benimt dem heissen Harn seine schärffe / und linderet die Harnstrenge. Wen̅ man es neben anderen sachen in Pilulein formieret / und davon täglich eingibet / so mag es den zehen schleim der Brust erdünneren vnd verzehren. Arabisches Gum̅i zerlassen / auff ein tuch (Hüneraugen.) gestrichen / und über die Hüner-augen gelegt / zertheilet sie nach und nach. Ein ander Geschlecht Acaciae. Ein ander Geschlecht Acaciae, welches bildnuß wir auch hier abgemahlet / wächst in Italien / ist viel kleiner und zarter als das erste / nidrig und stachlich. Dises Bäumlein hat blätter wie Rauten / sein same ist kleiner als der Linsen / und ligt in Schötlein verschlossen / im Herbst wird er zeitig / hat auch einen zusammenziehenden Geschmack. Die Schoten haben einen Goldglantz / so man sie an die Sonnen haltet. CAPUT CII. Schaffmüllen. Vitex. Namen. SChaffmüllen / Keuschbaum / oder Abrahamsbaum / heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Vitex, Agnus castus, Salix amerina. Italiänisch / Vitex, Agno casto. Frantzösisch / Arbre appellé Agnus castus. Spanisch / Gatillo casto, Arbol del paradyso, Agno casto, Sauzegatillo, Pimiento. Englisch / The Chast-tree. Geschlecht und Gestalt. Schaffmüllen ist zweyer Geschlecht / nemlich groß und klein. Die grosse wächst auff wie ein Baum im anfang / jedoch wenn er älter wird / pfleget er sich widerumb zu krümmen / hat geährete und purpurweisse Blumen wie der Lavendel / so im Augstmonat erst sich sehen lassen. Die kleine traget mehr Zweyge / wächst wie ein Strauch / die Blühte ist purpurfarb. Beyder Geschlecht blätter vergleichen sich dem Weidenlaub / sind grawlicht / weich / und hangen je fünff an einem zoll-langen Stiel / wie im Fünffingerkraut / sind bißweilen an dem umkreiß zerkerfft: bringen viel runden gelblichten samen / in ge [201] stalt des Pfeffers auch eines scharffen geschmacks / und werden von deß blümleins zurück gelassenem kelchlein eingefasset. Die Aeste lassen sich biegen / daß auch die Bauren bänder darauß machen. Die Rinde ist am gantzen stamm weißlicht. Beyde Schaffmüllen findet man neben den Wassern / auch zu zeiten an rauhen orten / und umb die zäune: Wird in Teutschland / Franckreich und Italien in den Gärten gepflantzet: In Sicilien aber und umb Neapoli herumb wächst sie hänffig für sich selbsten. Eigenschafft. Schaffmüllen ist warm und trocken im dritten grad / am geschmack scharff und etwas zusammenziehend: hat doch ein alcalisch flüchtiges saltz und etwas schwefelichte theile in ihrem safft verborgen / und also die eigenschafften zu erdünneren / zuzertheilen / und den jast deß geilen samens zu dämpfen. Gebrauch. Die Völcker Cauhi, wie Valerius Cordus in Annotat. ad Dioscorid. lib. 1. cap 136. schreibet / kochen mit dieses baums Zweyglein und Samen ihr Bier / dieweil sie keine Hopffen haben / welches zugleich schlaffen und truncken machet. So man des samens ein halb quintlein (Krancke Leber und miltz / wassersucht / Bläst / mangel der milch / versetzte weiber-reinigung.) mit wein trincket / hilfft er der krancken Leber und Miltz / ist dienlich der wassersucht / treibet die Bläste / mehret den säugenden weibern die Milch / und befürderet ihre monatliche Reinigung. So viel mit Seeblumen oder Burgelwasser getruncken / nutze er denen / welche mit der Gonorrhoea oder Samenfluß (Samenfluß.) behafftet sind. So man zu viel nimmet / machet er schlaffen und schwächet das haupt. Die blätter / blumen und samen dämpften (Böse Gelüst.) die böse gelüst. Daher die weiber zu Athen in Griechenland / welche zu ehren der Abgöttin Cereris die Keuschheit bewahren musten / mit dieses baums Blättern ihre Betther bestreweten. (Hitzige geschwulst der mutter.) Die Blätter oder Samen im wasser gesotten und darein gesessen / leget hin die hitzige Geschwulst der Mutter. (Ritz im hinderen.) Die Ritzen im hindern / heilet der samen / in wasser gesotten / und darauff geleget. Herr Malachias Geiger / weyland Statt-Artzt zu München in Beyern / bereitet auß dem samen der Schaffmüllen ein sonderlich Wasser / welches zur dämpffung der Unkeuschheit nutzlich seyn solle / daher es von jhme in Microcosmo hypochondr. cap. 30. Aqua castitatis, das Wasser der Keuschheit genennet wird. Nim Siegel-erd 6. loth / Schaffmüllen-samen 3. loth / Rauten-Seeblumen-Lattich- und weissen Magsamen jedes 2. loth / Hanff-Sauramff-Burgeln-Endivien-Meerhirs-Am̅ey- und Coriander-samen jedes anderthalb loth / Escherwurtz / Hundszungen / Natter- und Florentinische Veiel-Wurtz jedes 1. loth / weissen / rothen und gelben Santal / Camffer / jedes 3. quint. Wermuth / krause Fischmüntz / Schelkraut Röhrlein- und Eisenkraut / Weidenblätter jedes ein halb loth / zerschneide und zerstosse alles / schütte alten weissen Wein darzu / daß er ein hand hoch darüber gehe / lasse es 8. tag stehen / hernach destillier es in Balneo Mariae. Man nimt darvon 2. biß in 4. loth nach belieben. CAPUT CIII. Lindenbaum Männlein. Tilia mas. Lindenbaum Weiblein. Tilia foemina.
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Namen. LIndenbaum heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Tilia. Italiänisch / Tiglia. Frantzösisch / Tillet, Til. Spanisch / Teja. Englisch / Linden or teile tree. Dänisch / Lind / Lindetroee. Niderländisch / Lindenboom / Linde. Geschlecht und Gestalt. Der Lindenbaum ist zweyerley / das Männlein und Weiblein. Sie sind underscheiden am Stamme und an der gestalt. Der Stam̅ oder das holtz im Männlein ist härter / knorrichter / gröber und rothgelblicht / im Weiblein aber weißlichter. Die rinde des Männleins ist dicker / läßt sich auch wegen seiner härte nicht biegen / aber des Weibleins rinde ist biegiger und weißlichter / auß welcher man Kästlein und Basten zum binsten macht. Das Männlein traget weder Blumen noch Frucht. Dargegen hat das Weiblein beydes Blumen und Frucht. Die auff fünff blättlein bestehend und wohlriechende Blume ist mit einer hülsen eingedeckt / und dieweil sie in dem deckel steckt / ist sie grün / so man sie entblößt / sihet sie weißlicht oder doch bleichgelb. Das Weiblein blühet im Mäyen und Brachmonat / tragt ein länglichte frucht in grösse der Bohnen / mit fünff erhabenen und streimeten ecken / in welcher frucht kleine körnlein / gleich wie im Metlen / verschlossen sind. Es hat blätter wie Ephew oder Wintergrün / doch sind sie weicher / in der ründe mehr gespitzt und zerkerft. Der Lindenbaum wächst in Gebürgen / Gründen / Dörfferen / vor den Kirchen und Klösteren / denn er breitet seine äste weit auß / gibt einen dicken und lieblichen schatten / darunter man sich im heissen Sommer erkühlen kan. Es werden in den Stätten die Lindenbäum zu einer sonderlichen Zier gepflantzet. Conradus Gesnerus in hort. German. p. m. 284. hat vor 100. Jahren von der Lustbarkeit diser Bäumen sein wertes Vatterland / eine hochlöbliche Statt Zürich also gerühmet. In vnserer Statt zieren viel hohe Lindenbäum den Pfältzischen Bühel / welchen man gemeiniglich den Hoff nennet / als von schönster Linden-busch / es werden auch ausser der Statt / bey den Ring-mauren schöne grosse Lindenbäum gesehen / neben welchen Bäncke gemacht sind / auff denen diejenige / so under jhrem Schatten mit spatzieren sich erlustigen / insonderheit alte Leuth ruhen können. Der gröste hat ein solchen dicken Stam̅ nidsich / welcher von zween Männern bey weitem nicht umbfaßt wird. Insonderheit werden zween ansehnliche Lindenbäum under der Statt / bey der Limmet gesehen / in derer mitte stehet ein Hauß / auff dessen beyden seiten ebene bretter zusam̅en gehen / allda versamlen sich die / so übung suchen / mit den Mußqueten zu schiessen / man berettet allda etliche Tisch / bey denen sich grosse anzahl der Gästen / als in einem Eß-saal erlustiren können / welche von den ästen und zweigen der Lindenbäumen gleichsam umbfangen werden. Der Fürstliche Wirtenbergische Archiater, Johannes Bauhinus tom. I. histor. plantar. univers. lib. 8. cap. I. Lobet unser Staat Basel wegen jhrer schönen Lindenbäumen also. Die Statt Basel triumphieret mit der anzahl und lust jhrer Lindenbäumen neben den edelsten Gaben der Natur / die sie besitzet. Alda sihet man etliche Schau-plätz mit solchen Bäumen besetzt / als die fürnemsie Zier dieser anmütigsten Statt / denn der gantze Brachmonat / mit dem halben theil des Meyens / treibet öffters den lieblichen geruch der Blumen durch die Statt / nicht ohne grosse erlustigung der Inwohneren und Außländischen. Vor anderen aber ist derjenige Lindenbaum als ein sonderliches Gartner-Kunst-stuck bereitet / welcher neben der Thumkirch als in einem Königlichen Lust-garten / oder mächtigen Bollwerck (so man gemeiniglich die Pfaltz nennt) in der mitte stehet / alda jederman / nicht allein die herumbligende Landschafften / sondern auch den Rhein / wie er beyde Stätt scheidende vorbey fliesset / mit sonderbahrer ergetzlichkeit anschawet. In vielen orten Teutschlands pflegt man die äste des Lindenbaums nach der ordnung in die weite außzubreiten / und mit pfälen zubefestigen / damit under jhrem schatten / welcher vor allen Bäumen der gesundeste seyn soll / die Menschen in dem Som̅er sich erlustigen können / daher der Lateine verß lautet: Filia sub tilia ducit subtilia fila. Adamus Lonicerus im vierten Theil seines Kräuterbuchs im 46. cap. berichtet / daß zu seiner zeit in dem Closter St. Alban / in der Churfürstl. Statt Mäintz / ein Lindenbaum mit 22. grossen steineren Säulen underbawet gestanden seye / welcher doch jährlich beschnitten wurde. Für ein ander Geschlecht wird gehalten der Lindenbaum-Männlein / Tilia mas Matthioli, Tilia maximo folio, I. B. Tilia montana maximo folio an mas Theophrasti, C. B. Dieser Baum hat ein dicken Stam̅ / viel äste / ein haarige und röhtlichte Rinde. Er tragt grosse blätter / welche nicht bald rund wie an dem Weiblein scheinen / sondern in ein spitzig eck außgehen / die gestalt der blättern vergleicht sich des zahmen Maulbeerbaums-blättern / oben sind sie tieff zerkerfft / grün-schwartz / an dem underen theil gleissend / und drey- oder vier mahl grösser / als die blätter des Weibleins. Dr. Casparus Bauhinus hat niemahl keine Blum oder Frucht an jhr wargenommen / ob wohl er jhne auff dem Muttentzer-berg / dahin er alle Jahr mit der in der Artzney und Kräuter-kunst studierenden Jugend / als zu einer außgerüsteten Schatz-kammeren ohnzahlbarer Gewächsen spatzieret / öffters besichtiget hat. Eigenschafft. Der Lindenbaum ist warmer und trockener Natur / hat in seinem Blust / und anderen theilen einen schwefelichten / mit temperiert säurlicht-flüchtigem saltz vermischten Geist bey sich / und hiemit die Eigenschafft das Haupt und Nerven zu stärcken / das Geblüt zu reinigen / alle sauren scharffen feuchtigkeiten zuversüssen Schlagflüssen un̅ Gichtern zu steuren / den unordenlichen Lauff der Lebens-geisteren zu hemmen / und [203] schmertzen der Gliederen zu stillen. Der Lindenbäumene Mistel hat gleiche würckung und eigenschafft. Wenn man diesen Mistel / oder auch die Blumen nach der Kunst fermentiren laßt / hernach destilliert / so kriegt man einen brennenden Geist oder spiritum darauß. Gebrauch. (Fallende Sucht / Schlag / schwindel / kalte Gebresten des Hirns / Bauchgrimmen / versehrte Därm / rothe Ruhr / Schlag.) Das destillierte Lindenblüt-wasser löffelweiß gebrauchet / wird hochgelobt wider die fallende Sucht / den Schlag / Schwindel / und andere kalte gebresten des Hirns / ist gut wider das Bauchgrimmen / bekomt wol den versehrten därmen nach der rothen Ruhr. Welchen der Schlag getroffen hat / dem solle man offt ein löffel voll Lindenblüth / Mäyenblümlein- und schwartz Kirschenwasser / durch einander vermischet einschütten. So die jungen Kinder mit den Gichtern behafftet / (Gichter der jungen Kindern.) soll man den halben theil Poeonien- und Lindenblüth wasser nemmen / und jhnen offt ein Löffel voll geben. Dises wasser brauchen (Fleken des angesichts / Blattern im Halß / Mundfäule.) die Weiber zu außtilgung der Flecken im Angesicht: es heilet auch die Blattern im Halß und die Mundfäule. Wenn die jungen Kinder von den blästen grosse Bäuchlein überkommen (so man das Hertzgespan nennet) soll man jhnen bißweilen ein löffel vol Lindenbluth-wasser geben. Auß den inneren rinden wird mit frischem Wegerichwasser ein schleimiger safft gezogen / welcher den Brand löschet. Der safft / so auß dem verwundten Lindenbaum fleußt / macht das Haar widerumb wachsen / so man das kaale orth damit anfeuchtet. Die kernlein oder beere / oder frucht des (Ruhr.) Lindenbaums zu pulver gemacht / werden gelobt in der Ruhr und dergleichen Bauchsflüssen / wie denn auff eine zeit darmit viel Kriegsvolck ist erhalten worden. Etliche körnlein auff einmahl verschluckt / stellen das (Nasenbluten.) bluten der Nasen gewaltig / wie solches bey einer hohen Person Camerarius selbsten erfahren hat. Man kan diese beere auch mit Essig zerstossen / und in die Nasen thun. Die Conserva florum tiliae oder der Lindenblust-zucker / wird wider die fallende Sucht gerümt. (Sterben der Pferd.) Vor das sterbë der Pferd: Nim schwämme / die auff und an den Lindenbäumen wachsen / thue solche in der Pferde wasser / und laß sie darvon trincken / so stirbet nicht leichtlich ein Pferd von ansteckender kranckheit. Der bren̅ende Geist durch die fermentation auß der Blüthe / oder dem Mistel destillirt / auß 15. biß 20. oder mehr tropffen öffters in (Schwindel / fallende Sucht / Schlagfluß.) Betonien-wasser eingegeben / vertreibt den Schwindel / und fallende Sucht; verhütet auch Schlagflüß / und anders / sc. Der Lindene Mistel gedörret / zu pulver gestossen / und von dem Pulver den Kindern biß auff 20. gran / den erwachsenen aber biß auff 40. 50. oder 60. granschwer / öffters (Gicht.) eingegeben / vertreibt Gichter und fallende Sucht nach und nach. Die Blätter dieses Baums in Wasser oder Milch gekocht / tücher darein getruckt / und warm über den Affter geschlagen / stillet (Arß-zwäg Arß-kützel / eder-trang.) den Arszwang / oder Arskützel / da man immer vergebens zur nothdurfft getränget wird. Die Kohlen von dieses Baumes holtz entweder im pulver auff 20. biß 30. gran schwer eingegeben / oder solche in halb Wasser halb Wein gesotten / und das tranck davon offt (Geronnen blut.) eingenom̅en / zertheilet alles geron̅en Blut / in denen so etwan schwäre fäll gethan. CAPUT CIV. Thee-Blätter. Folia Thée. Thée Bontii.
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Namen. DAs Thee-Gewächs behaltet in allen Sprachen seinen ursprünglichen Namen; Breynius, der berühmte Botanicus zu Dantzig / nennet es in Latein The Sinensium, sive Tiam Japonensibus Sonsten wird es von Johanne Bauhino under dem Titul Chaa, Herbae Japoniae, beschrieben. Die Tartaren und Persianer heissen es Tay, oder Tzay. Gestalt. Diß Gewächs ist mehr einer Stauden / als einem Baum zu vergleichen; ist dennoch dick und mit vielen ästen besetzet; hat dunckelgrüne / an dem umbkreiß zerkerffte blätter / welche eines trucknenden und etwas bitterlichten Geschmacks; trägt viel blümlein / mit 5. bleichen oder weißlichten blättlein / und darzwischen-stehenden fäserlein begabet: denen folgen beer oder früchten / erstlich grün / hernach so sie getrucknet / mit einer runtzlichten dunckel-braunen Rinden umbgeben; etliche deroselben sind rund / und nur mit einem samen / andere sind zwey- oder drey-eckicht / mit etlichen / in sonderbahren hölen eingeschlossenen / samen begabet. Dieser same begreifft einen bleichen runtzlichten / am geschmack erstens süssen / hernach aber bitteren / und widerwillen erweckenden kern in sich / welcher mit einem dünnen äschfarben häutlein umbzogen / und ein erwärmende / trucknende krafft in sich hat. Die Japanier machen umb den Hornung runde löcher / etwan 8. zoll tieff / in ein gutes temperiertes Erdreich / daß weder zu sandicht / noch allzu leimicht / noch auch saltzicht seye / werffen etwan 30. biß 40. samenkörner in ein loch hinein / decken das loch mit grund wol zu / ja / wenn ein scharffe kälte einzufallen begunte / werffen sie noch stroh darüber. Auß diesen samen sprossen hernach offt 6. 8. 10. biß 14. und mehr schößlein hervor / deren wachsthumb denn der Natur einig überlassen wird. Sie wachsen aber über 5. schuhe hoch nicht; man haltet diejenigen für die besten / welche dick und dicht an einander herfür kommen / und also auch weichere bessere blätter haben. Diese Blätter werden von den Einwohnern in Japonien erst in dem 3. Jahr / in dem Aprellen und Mäyen abgeklaubt / und in Körben nach Hauß getragen / alwo sie hernach die blätter auff heisse eiserne blatten werffen / mit den händen so lang herumb rühren / biß sie welck worden; demnach legen sie solche auff sauber papier / oder auff eine strohmatzen / und wehen sie mit einem dicken Cartenpapier / biß sie erkaltet; darauf setzen sie solche wider auff einen flachen korb von Indianischen Rohren gemacht / reiben sie sachte herumb / biß sie krauß werden; darnach rühren sie dieselben nochmahlen auff gewärmten und nicht gar heissen sauberen blatten / so lang herumb / biß sie etwas hartlicht und dörr worden. Endlich lassen sie sie widerumb erkalten / legen sie noch etliche mahl auff gelinder warme blatten / kehren sie drauff immer umb / biß sie genugsamb dörr sind: demnach werffen sie solche in erdene glassurte Häfen / lassen sie 5. biß 6. tag verdeckt stehen / sönderen hernach die grossen blätter von den kleinen / und dörren sie zu mehrer sicherheit noch einmahl / auff einer warmen eisernen blatten / oder blech / darauff sie auch in blechene Büchsen verwahret / und in ferne Land / weit und breit geführet werden / lassen sich auch Jahr und Tag in solcher verwahrung ohnversehrt halten / und geben keinen unlieblichen geruch von sich / ohngefehrd wie frisch gedörtes Hew. Die grossen blätter werden von Fürsten und Herren allein sehr thewr bezahlt und erkaufft / so daß das Pfund davon offt über 25. und 30. Reichsthaler in dem preiß steiget: das pfund aber der besten kleinern blättern kan man meistens umb zehen Reichsthaler haben / ja auch wolfeiler. Es wächst diese Kraut in vielen orten in Japonien / wie auch in China / von dannen es zu uns herüber geführet wird. Weilen aber mit diesen Außländischen mittlen offt zimblicher betrug geschihet / und ein mancher ehrlicher Teutscher ein außgesogenes / oder bereits außgekochtes / hernach wider getrucknetes Kraut für seinen blawen Husten zu gebrauchen bekommet / als muß man die zeichen des besten Thee-krauts wol in acht nehmen. Das beste Kraut aber ist / welches gantz frisch / nicht staubig / oder halb zu pulver worden / welches eine dunckelgrüne farbe; einen süssen lieblichen geruch / dem Violen-geruch etwas gleich / und einen bitterlichten auff süß sich neigenden geschmack hat. Welche blätter aber schwartz / und halb pulver sind / auch einen schlechten oder fast keinen geruch haben / dise sind entweder schon außgelaugt / oder sonsten verfälscht. Eigenschafft. Es haben die Thee-blätter neben ihren irdischen theilen / ein gelindes fast unempfindliches Balsamisches flüchtiges Alcali: das frische Brunnwasser / mit welchem das übliche Thee-tranck gemacht wird / bestehet widerumb nach deß berühmten Adelichen Philosophi und Mathematici, Des Cartes, auß kleinen / länglichten / schlipfferichten und sehr weichen biegigen theilen / welche gleich dem Quecksilber / sich überal durchschlieffern können / die röhrn und aderen mögen auch so klein seyn als sie immer wollen. In solcher betrachtung nun kan dem Thee-tranck gar wol die Eigenschafft zugeschrieben werden / daß es allen zähen schleim deß Geblüts erdünnere und resolviere / die überflüssigen saltz-theile diluire, das scharffe Fließwasser / oder Lympham versüsse / die säffter flüssig mache / und deroselben kreißlauff befördere / dem sauren überal widerstehe / die verstopffung kleiner äderlein öffne / die wind vertheile / die däwung deß Magens befördere / das Haupt und die Nerven stärcke / die unvermerckliche durch-dämpffung deß Leibs gelind restituire, den Harn treibe / und was dergleichen mehr ist. Ja es haben underschiedliche fürtreffliche Medici darfürgehalten / die erhaltung einer beharrlichen Gesundheit / und verlängerung deß Lebens könne durch fleissigen gebrauch dieses Theetrancks zuwegen gebracht werden. Nach der [205] alten Aertzten meinung wurde solchem Kraut und Trunck eine miltiglich wärmende und trucknende krafft zugeschrieben worden seyn. Weilen aber solch Kraut auß fernen Länderen zu uns gebracht wird / als pflegt man auch an dessen stelle Salbeyen / Betonien / Ehren-preiß / Basilien-kraut-blätter auff gleiche weiß zubereiten / trucknen / und das Tranck davon unseren gemeinen Leuten zu verordnen / welche dann gleiche / ja etwan bessere würckung davon spüren / als andere von dem Thee. Gebrauch. Ins gemein wird das Thee bey uns also bereitet / man nimt deß Krauts ein halbes oder gantzes quintlein / thut nach belieben ein wenig Betonien / oder Ehrenpreiß-blätter darzu / legt sie in ein zinnenes / blechenes / oder Silberners Käntlein / gießt ein oder zwey gläser mit heissem Brunnwasser darüber / laßts in warmem Sand / Aschen / oder in einem warmen Ofen noch ein stund oder zwey stehen / hernach gießt man die Goldgelblichte brühen davon ab / läßt nach belieben ein wenig Zucker darinnen vergehen / und trinckts also warm / man kan es Morgens und Abends vor dem Nachtessen geniessen / und darüber noch eine stund in dem Gemach an gelinder wärme bleiben / oder deß Morgens so viel länger in dem Bett verharren / nach dem Nachtessen bricht es den Schlaff allzuviel. (Scharff gesaltzen Geblüt.) Dieses warme Thee-wasser macht die sauren scharffen Saltze auß dem Geblüt außdämpffen; welches darauß leichtlich abzunehmen / wenn man ein violblawes tüchlein auff die Brust oder under die Arme leget / da man auff das getrunckene Wasser schwitzet / so wird die violbraune Farb sich in die rothe verwandlen / gleich wie der blawe v???olensafft / wenn man ein saures saltz hinein wirfft / purpurroth / und hingegen von einem alcalischen flüchtigen saltz / grün wird. (Müdigkeit.) Es benimt auch solch Tranck alle müdigkeit / so von starcker Leibs-übung herkommet / denn es frischet die Lebens-geister wider auff / volatilisieret, und treibet die säffter auch durch die kleinesten Canal fort / daß also die wärme mit den Lebens-geistern / häuffig wider überal einfliessen kan. (Schleim des Magens.) Wer etwan zu viel hartdäwige Speisen geessen / und daher cruditeten zu beförchten hat / der trincke gleich wol warm Thee / so wird der Magen gestärcket / und die däwung beförderet werden. (Trunckenheit. Hauptschmertzen Micraine. Schlaffsucht.) Hastu dich bey einer Mahlzeit etwan beräuscht: Bistu mit der Micraine, oder auch einer Schlaffsucht beladen; trincke wacker Thee / so wird dir die Trunckenheit geschwind weichen / die Micraine sich setzen / und die Schlaffsucht vergehen / daher es auch den Nacht-studierenden Gelehrten ein sehr bequemes mittel ist / den Schlaff etwas zu brechen. Sonsten hat von dem rechtmäßigen Gebrauch dieses Krauts der weitberühmte Medicus, Herr Johannes Schroederus, diesen nachfolgenden Bericht auffgesetzt. Die Thée oder Thea, hat ein sonderliche Krafft die böse (Böse Dünste / Flüsse / Haupt-un̅ Brustkranckheit / Augenflüß / Schwermuth deß Haupts / Engbrüstigkeit / Hertzklopffen / blöder Magen. schwache Glieder / Stein. Trunckenheit.) Dünste zu zertheilen / dannenhero es in allen Zufällen / welche auß den Dünsten entstehen / nutzlich gebraucht wird. Insonderheit ist dieses Kraut sehr dienlich in Flüssen / und dannenhero entstehenden Haupt- und Brustkranckheiten / Augenflüssen / Schwermuth deß Haupts / Engbrüstigkeit / Hertzklopffen sc. stärcket den blöden Magen / befürdert die Däwung / und ist gut für die schwachen Glieder und den Stein: dahero die Chineser / welche es fleißig gebrauchen / von den Glieder-kranckheiten / Nieren- und Blasenstein sollen befreyet seyn. Es wird auch gebraucht zu Verhütung der Trunkenheit / wenn man es vor dem Trunck einnimt / oder aber die auß dem trincken entstandene ungelegenheit zu zertheilen / kan man es nach der Trunckenheit gebrauchen. So man auch begehrt den Schlaff abzuhalten und zu wachen / wird dieses Kräutlein sehr gerühmt. In Summa / man haltet darvor / daß es die Krafft deß Menschen erhalte / und ihne zu einem hohen Alter bringe / darbey aber nachfolgende Puncten zu beobachten sind. Erstlich / ist der gemeine Gebrauch in Indien / daß sie solches Kräutlein in gelinder Wärme gedörret / in Wasser sieden / zum Geschmack nur ein wenig Zucker darzu thun / und also warm hinein trincken / man kan auff einmahl deß Kräutleins ein halb quintlein nemmen / deß Wassers so viel man auff einmahl trincken wil / deß Zuckers nach belieben; dafern man es aber gebrauchen wil / eine angestossene Kranckheit zu vertheilen / kan man dieses Kräutleins ein quintlein sieden. Zum andern / die Japonier gebrauchen vielmehr das gepülverte Kräutlein in warm Wasser / oder in ihrem Getranck eingenommen / und kan solches geschehen von einem halben biß auff ein quintlein. Zum dritten / kan man es füglicher gebrauchen / so man es destilliert. Nemlich man nehme deß Kräutleins vier loth / giesse darüber Fürnenwein / oder nach belieben ein destilliert Wasser / so zu der Kranckheit dienlich ist / darzu man es gebrauchen wil / als zum (Grieß.) Grieß oder Stein das destilliert Erdbeeren- oder Peterlein-wasser / zum Haupt das schwartz Kirschen- oder Mayoran-wasser ein Maß / und thue nach belieben ein loth Zimmet darzu / laß es ein oder zween Tag stehen / und destilliere es darnach durch das Balneum Mariae biß auff ein halb Maß / darvon brauche man morgens ein oder zwey löffel voll. Zum vierdten / mag man die Theam eingebeitzt auch nutzlich gebrauchen: nemlich man nehme deß Kräutleins drey loth / giesse obgemeldter destillierter Wassern oder Malvaster-wein den vierten theil einer Maß darüber / und trincke darvon morgens zween / drey oder vier Löffel voll: da man auch wegen angenehmen Geschmacks darzu wenig Zimmet und Zucker vermischen wollte / stehet zu belieben. Zum fünfften / wil man eine Latwerg darauß machen / so stosse man das Kräutlein zu einem Pulver / zerlasse guten Zucker in einem dienlichen destillierten Wasser / siede es ein / biß es wie ein Syrup wird / und vermische das Pulver darunder zu einer Latwerg / so man ein halb loth Pulver nimt / muß man anderthalb [206] loth Zucker nemmen / von dieser Latwerg kan man einer Muscatnuß groß nach belieben gebrauchen. So man wil / kan man auch auß so viel Pulver und Zucker / Täfelein in der Apotheck machen lassen / die auch nach belieben zu gebrauchen sind. Zum sechßten / muß man in der Decoction oder Siedung dieses Kräutleins gemachsam verfahren / damit die beste Krafft nicht wegrauche. Die zeit zu gebrauchen / obige Fäll außgenommen / ist des morgens nüchtern / da die Krafft desto besser in den Leib kom̅et / und ob zwar solches täglich ohne schaden geschehen könnte / jedoch aber / weilen durch offtmaligen Gebrauch die Natur sich daran gewehnete / und also schlechte Würckung nachfolgte / ist besser / daß es nur wochentlich zwey oder dreymahl gebraucht werde / es seye denn / daß andere Zufäll / solches sich mehr zu bedienen / erforderten. Schließlich ist auch dieses zu beobachten / daß der Schlaff als eine Ersetzung der Geistern / ein nothwendiges mittel zu Erhaltung des menschlichen Lebens und der Kräfften seye / derohalben der Gebrauch solches Krauts auch darnach zu richten. Daß aber dieses Kraut Thée in obvermeldten Kranckheiten und Zufällen nutzlich gebrauchet werde / ist auß nachfolgenden wahrhafften Zeugnussen genugsam zu beweisen. Herr Adam Olearius in seiner Persianischen Reiß-beschreibung in dem 5. Buch im 17. Cap. p. m. 599. gibt uns nachfolgende Anweisung von diesem Kraut. Es ist oben im 6. Cap. dieses Buchs gedacht worden / daß zu Ispahan am Maydam unter andern Krügen auch einer seye / welchen sie Tzai-Chattai-Cham geheissen / in demselbigen / wie auch an andern Orten trincken sie (nemlich die Perser) ein heiß schwartz Wasser / welches gekocht wird auß einem Kraut / so die Vsbekischen Tartarn von Chattai in Persien bringen. Es hat länglichte spitze Blätter / etwan einen zoll lang und einen halben breit: sihet / wenn es gedörret / schwartzlicht / rollet und krümmet sich als Würme zusammen / es ist aber eben das / was die Chineser Thée, die Japaner und Indianer Chia und Cha nennen / denn bey diesen Nationen oder Völckeren diß Kraut in hohem Werth gehalten wird. Die Perser kochen es mit klarem Wasser / Aniß oder Fenchel: etliche thun auch ein wenig Nägelein darzu / und versüssen es mit Zucker / hat eine zusammenziehende Art. Es wird diesem Wasser von den Persern / Chinesern / Japanern und Indianern ein fürtrefliche Krafft und Würckung zugeschrieben. Es soll dem Magen / Lung und Leber / dem Geblüt / ja allen Theilen deß Menschen heylsam seyn / selbige reinigen / stärcken / und (Stein / Hauptwehe.) den Stein vertreiben / das Hauptweh / und alle übrige Feuchtigkeiten / wordurch der Mensch träg und schläfferig wird / benemmen. Einer der diß Wasser fleißig gebraucht / soll etliche Nächt munter und wachtsam ohne Beschwerung deß Schlaffs sitzen / und die Kopff-arbeit mit lust verrichten können. Wenn es mäßig genossen wird / soll es den Menschen nicht allein allezeit bey guter Gesundheit erhalten / sondern auch zu einem hohen Alter bringen. Es ist dieses Kraut nunmehr auch in Holland wohl bekannt / und bringen es die Ost-Indien-Fahrer mit herauß / man kan es zu Amsterdam habhafft werden / wiewohl noch nicht in grosser Menge / weilen / wie ich berichtet worden / die Frantzosen es sehr an sich kauffen sollen. Diese Nationen empfangen ihre Gäste / welchen sie sehr gütlich thun wollen / mit einem solchen Trunck Wasser. Es muß auch im Absch ed der Valet-trunck seyn. Sie haben sonderliche und gar saubere Gefässe / in welchen es gekochet und zubereitet wird. Von denen werden etliche sambt dem Kraut bey uns in der Gottorffischen Kunstkammer verwahret. Herr Johannes Albertus de Mandelslo berichtet in seiner Indianischen Reiß-beschreibung / Cap. 11. p. m. 42. von diesem Kraut also. Sonsten gebrauchten wir bey unsern täglichen Zusammenkunfften deß Abends viel von dem schwartzen Wasser / so auß dem Kraut Thée gekocht wird: dieses Thée-wasser trincken ist in Indien gar gemein / und wird nicht allein von den Indianeren sondern auch von den Engelländern und Holländern sehr beliebt und genutzet / soll allen faulen Schleim außführen / den Magen wärmen / und die Däwung befördern: wir trunckten dasselbe täglich drey mal / nemlich deß Morgens frühe / nach der Mittagsmahlzeit / und auff den Abend. Die Perser trincken auch ein schwartz Wasser / Cahuue genannt / ist diesem an der Farb gleich / massen beyde gar heiß getruncken werden / denn das Cahuue soll sehr kühlen / und daher die Natur unfruchtbar machen / deßwegen es auch die geilen Perser gern gebrauchen: dieses Thée aber soll den Magen und die innerlichen Glieder mäßig wärmen und stärcken. Ich halte gäntzlich darfür / daß vom Gebrauch dieses Krauts / weil es ein zusammenziehende Krafft hat / mein Leibs-beschwerung sich enderte / und der Bauchfluß auffhörete. Herr Wilhelm Leyl / gewesener Gubernator und Commendant in Ost-Indien / wegen Ihrer Königlichen Majestät zu Dännemarck / Norwegen / sc. auff dero Vestung Danisburck / hat Herren Simoni Pauli, Königlichem Leib-Medico, von der Thée nachfolgenden Bericht zugestellt. Dieses Kraut Thée erhaltet den Magen / macht gute Däwung / erwärmet die Glieder / trucknet alle böse Feuchtigkeiten / treibet dieselbe auch durch den Harn und sonsten hinweg / vertreibet (Stein / Grieß / Podagra.) den Stein / Grieß und alle podagrische Flüsse / also daß ich selbsten / in so vielen Jahren ich allda gewohnet / durch dessen Gebrauch nächst Göttlichem Segen keine plag von dem Podagra gehabt / wormit ich jetziger zeit / und so bald ich wider in Europam gekommen / nicht wenig belästiget werde. Es wissen auch die Chineser von keinem Stein-schmertzen zu sagen. Summa das Thée erhaltet den Leib frisch und gesund. Wenn jemand truncken ist / macht es ihn bald hernach widerumb nüchtern. Wofern man begehrt in der Nacht oder sonsten wachend zu seyn / so gebraucht man seiner / es [207] erhaltet alsdann einen lange weil wachend / und lustig zu seiner Verrichtung. Man gebraucht aber nur das Wasser darvon / und zwar so warm getruncken / als möglich ist / jedes mal einen Pegel biß anderthalb / weniger oder mehr / nachdeme einen jeden gelüstet / deß Morgens nüchtern / mit ein wenig eingemachter Confectur von Imber oder sonsten / deß Mittags nach der Mahlzeit / auch wohl zwischen der Mahlzeit / wie auch deß Abends nach der Mahlzeit / oder sonsten wie es einem beliebet / weil es keinen Schaden thut / ob man es schon viel gebrauchet. Dessen decoctum muß also geschehen; in einem Topff einen halben Pott gut Wasser genommen / dasselbe gekocht / und alßdann einen löffel voll von selbigem Kraut darein gethan / den Topff wohl zugedecket / und lassen dasselbe ein viertel Stund stehen / und immittelst etliche mal umbgeschüttelt / hernach das Wasser allein getruncken / und welcher es wegen deß bittern Geschmacks also nicht trincken kan / der thue darbey Zucker-candel / wenn er es auß dem Becher trincken wil / aber es würcket besser ohne den Zucker. Und also kan dieses Kraut zweymal vom Wasser erwärmet / und mit Nutzen gebraucht werden / gibt aber nicht mehr Krafft als zu zweymal von sich. Der fürtrefliche Jesuit Martinus Martinius schreibet von diesem Kraut in seinem Lateinischen newen Atlante Sinensi p. 166. also. Die Chineser vermeinen / daß durch den Gebrauch (Stein / Podagra.) dieses Krauts sie von dem Stein und Podagra sicher seyen / nach dem essen darvon getruncken / stärcket es den Magen und beförderet die Däwung / wehret der Trunckenheit / bringet lust zum trincken / und verhütet den Schlaff. Der Jesuit Alexander Rhodius berichtet in seinem Frantzösischen Tractätlein / Sommaire de diverse voyage &c. in Paris Anno 1653. getruckt / daß dieses Kraut ihme in der (Hauptschmertzen.) Micraine oder Haupt-schmertzen treflich bekommen seye / denn wenn er von dem Wasser / in welchem dieses Kraut gesotten / einen Trunck gethan / haben sich die Kopffschmertzen gleich verlohren / als wenn man dieselbe ihme mit der Hand hinweg gewischet hätte. In der schönen Beschreibung des Keyserthumbs Sina zu Amsterdam / Anno 1676. getruckt / wird von dem Kraut Thée nachfolgender Bericht mitgetheilet. Unter andern heylsamen Kräutern hat das Sinische Reich fast ein eigenes Kraut oder Gepüsche / auff Sinisch Thé und Cha genannt / davon die Sineser und ihre benachbarte Völcker den Tranck machen / der mit dem Kraut eben dieselben Namen Thé und Cha hat. Die Blätter dieses Krauts oder Gepüsches sind den wilden Rosen-blättern was ähnlich / und soll niemand zweiflen / daß der Thé eine Art Rosen seye / jedoch ist er nicht wild / sondern zahm / auch kein Baum oder Kraut / sondern ein Pusch / weil er sich in viel Zweig und Reißlein vertheilet und außbreitet. Dieser Pusch wird im Felde auff kleinen Hügeln gepflantzet / etwan drey Füß von einander / und wachset so hoch und breit / wie ein Europaeische Rosen-staude. Eß sitzen die Zweige dieses gantzen Pusches / von unten biß oben an den Gipffeln / allenthalben voll Blumen / und dünner Blättern / welche foran spitz zu lauffen / umbher wie ein Säge eingekerffet / und dunckel-grün von Farbe sind / fast wie die Palmen-blätter / ohne daß sie was breiter und spitzer fallen. Und wiewohl die Blätter deß gantzen Pusches einerley Form und Gestalt haben / ist doch ihre Grösse so underschiedlich / daß man an einigen Püschen wohl fünfferley Blätter sihet. Die erste und grösseste Art / derer Gestalt mit den Blättern och Garten-balsambaums gäntzlich übereinkommen / sitzen an den untersten Zweigen: darauff folget die andere Art / welche viel kleiner denn die erste ist: Dergestalt werden alle fünff Arten der Blättern / von unten biß oben / immer kleiner. Aber wie viel ihre Grösse kleiner wird / so viel wird alleweg ihr Preiß oder Werth grösser: Denn wenn die Blätter gedörret und zubeteitet / gilt das Pfund derer / so der ersten Grosse sind / 5. Holländische Schilling / oder 30. Steüber / die von der andern Grösse / 15. Schilling / die von der dritten / 2. Reichsthaler / oder 5. Holländische Gulden / die von der vierdten / 15. Gulden / oder 6. Reichsthaler / die von der fünfften und letsten Grösse / 50. ja zum öfftern 100. Gulden / oder 20. biß 40. Reichsthaler / wo sie wohl bereitet sind. An den Zweiglein sitzen anfänglich grüne Knospen / worauß hernach Blümlein mit weissen Blättern hervor kommen / die inwendig gelb / und an Grösse / Gestalt und Farbe den Blumen deß Hagendorns sehr ähnlich / wiewohl underschiedlichen Geruchs sind: wenn diese Blumen abgefallen / bleibet ein Knopffübrig / darinn sich ein schwärtzer Samen befindet / auß welchem / nach dem man ihn in die Erde gesäet / innerhalb drey Jahren newe Püsche hervor wachsen / von dero Blättern man jährlich eine reiche Erndte haben kann / auch an denen Orten / in Sina und Japan / da es / eben wie in Holland / hagelt und schneyet. Dannenhero nicht geringe Hoffnung vorhanden / daß man diß Kraut auch in Holland / und an andern Europaeischen Orthen glücklich pflantzen könne / wenn nur der Same in einem Kästlein wohl verwahret anhero gebracht / und an schattichte fruchtbare örter gesäet wird: Die Blätter werden fast täglich abgebrochen / im Schatten gedörret / und zu dem Tranck Thé oder Cha verwahret: welchen Tranck man allda für und für gebraucht / nicht allein über und zwischen der Mahlzeit / wenn man mit den seinigen allein ist / sondern auch wenn ein Freund zum andern kombt / ihn zu besuchen. Ja / wer an grosser Herren Höfen was zu verrichten hat / dem wird auch von stund an / nachdem man ihn wider zu sitzen genöhtiget / ein Becher dieses Geträncks praesentieret. Wenn man allda diesen Tranck trincket / oder vielmehr hineinschlurffet / muß er allzeit warm seyn / nach Art der alten Römer / die mehr von warmem / als kaltem Wasser hielten. Die Krafft und Würckung dieses Trancks ist / daß er den unmäßigen Schlaff vertreibet / insonderheit aber befin [208] den sich gantz wohl darnach diejenigen / welche den Magen mit Speise überladen / und das Gehirn mit starckem Geträncke beschweret haben: denn er trocknet / und nim̅t weg alle übrige Feuchtigkeit / und vertreibet die auffsteigende Dünst oder Nebel / so den Schlaff verursachen: er stärcket auch die Gedächtniß / und schärffet den Verstand / wo man aber zuviel darvon trincket / vermehret er die Galle. Es erheben die Sineser die Krafft und Tugend dieses Trancks biß an den Himmel / und schreiben es allein demselbigen zu / daß sie weder vom Podagra / noch vom Blasen- und Nieren-stein wissen. In der Zubereitung und Niessung dieses Trancks / ist zwischen den Sinesern und Japonesern ein mercklicher unterscheid. Denn die Japoneser stossen die Blätter zu Pulver / und giessen siedend heisses Wasser darauff / in ein Krüglein oder Becher / darein eben ein guter Trunck gehet / welches sie denn zusammen so heiß schlürffend hinein ???incken. Die Sineser aber / sonderlich gemeine Leuthe / werffen etliche Blätter in ein Krüglein mit heissem Wasser / lassen es ein wenig stehen / biß das Wasser die Krafft der Blättern an sich gezogen / und trincken es denn fein warm / oder schlürffen es vielmehr eyn / also daß sie nicht das geringste von den Blättern zugleich in den Mund und Magen bekommen. Etliche Sinische grosse Herren lassen diesen Tranck auff folgende weiß bereiten. Man nimbt ein Hand voll Thé-blätter / und wirfft die in siedend heisses Wasser / darnach geüßt man zu dem Wasser gekochte süsse Milch / nur den vierdten Theil / so viel als deß Wassers ist / und thut ein wenig Saltz darein: das trincke man alßdann so warm auß höltzernen Schalen oder Bechern / die inwendig mit Silber beschlagen / oder schlurffet es vielmehr / eben wie die andern / hinein: welches schlurffen / wie die erfahrung bezeuget / dem Geschmack eine viel grössere Wollust / denn das trincken verursachet. Diesen Tranck so heiß getruncken / halten die Sineser eben so hoch als die Alchimisten ihren Lapidem Philosophorum. Wenn denn das Thée-tranck so herrliche Tugenden hat / kan ich auch nicht unfüglich diese Beschreibung mit denen Ermahnungs-worten beschliessen / damit weyland der weit-berühmte Dr. Waldschmid / gewesener Professor zu Marpurg / seine Dissertation von dem Thée geendiget. Darumb denn / es wollen die Potentaten und grosse Herren / die da Millionen Centner Sorgen über den verwirrten Zustand Europae auff sich ligen haben / gnädigst belieben / zu Erhaltung ihrer Gesundheit heiß Thée-wasser zu trincken. Trincket Thée ihr Dames, daß ihr nicht zu frühe alt werdet. Trincket Thée ihr Herren Politici, die ihr pro Patria rathet und sinnet. Trincket Thée ihr Herren Geistliche / die ihr eweren Leib mit predigen abmattet. Trincket Thée ihr Herren Medici, daß an euch nicht wahr werde / aliis inserviendo, inficimur & consumimur / in dem wir anderen auffwarten / werden wir selbsten angestecket / und sterben dahin. Trincket Thée ihr Herren Philosophi, daß euch die Notiones secundae, und subtile Distinctiones keine gefährlichen Wind und Blähungen verursachen. Trincket Thée ihr Herren Officierer / auff daß ihr Alerd seyt / dem urplötzlich auffstossenden Feind hurtig und hertzhafft under die Augen zu tretten. Trincket Thée ihr Herren Studiosi more Palatino, auff daß euch keine Cantharides in Kopff steigen. Trincket Thée alle die ihr durstig seyt. Ein jeder / der Lust hat / trincke nur Thée, damit er in seinem Stand / und nach seiner Profession sein Ampt wohl vereichten könne. CAPUT CV. Kinkinna oder China Chinae. Namen. DIe Kinkin̅a oder China Chinae, wird in Teutschland Indianisch / Americanisch und Peruvianische Fieber-Rinden oder Pulver geheissen. Latein aber / Peruvianus cortex febrifugus. Kinkinna China Chinae, Quinquina & Ganna naperide. Spanisch / Palo de calenturas. Gestalt. Die Kinkinna oder China Chinae, ist ein Eisen- oder Kestenfarbe Rinde / welche sich der rinde eines jungen Eychbaums vergleichet / eines bittern und der Entzian-wurtzeln etwas ähnlichen Geschmacks. Die Herren Jesuiter haben sie auß dem Königreich Peru An. 1650. nach Rom gebracht / in ihrem Collegio allda verkaufft / und in Europa versendet. Etliche halten die Cassiam caryophyllatam, oder den Zimmet nach den Nägelein riechend / für die Kinkinna / aber sie betriegen sich und andere / denn die wahre Kinkinna gibt keinen Geruch und Geschmack wie [209] die Nägelein von sich / sondern ist / wie angezeiget / etwas bitter. Der Baum / auß dessen wurtzel / nach Hr. Dr. Spon, in seinen Anmerckungen sur les Fievres & les Febrifuges, die Peruanische Rinde herkomt / vergleicht sich unseren Europaeischen Bäumen / seine blätter scheinen den blätteren der rothen Pflaumen etwas ähnlich zu sein. Sein Blüthe aber / soll mit dem Granaten-blust bey nahe übereinkommen. Antonius Bollus, ein fürnehmer Kauffman / welcher viel Jahr in der Insul Peru sich auffgehalten / meldet in seinem Italiänischen tractätlein von diesem Baum / daß er in Regno Quitensi, in einem sonderbaren / von den Einwohneren Loxa oder Loja genanten Geländ / 60. meil wegs von der Statt Quito gelegen / wachse. Eigenschafft. Die Kinking hat viel schwefelichte und alcalische eckichte saltz theile also under einander vermenget / daß nicht nur ein bitterer geschmack / sonderen auch die Eigenschafft davon entstehet / allen febrilischen saurteig auffzulösen und zu stürtzen / den fiebrischen jast deß Geblüts zu milteren / die verstopffungen der trüsen in den innerlichen theilen / sonderlich dem Faulfleisch / Gekröß und Ledern zu eröffnen / den lust zum essen zu erwecken / und das Geblüt umb etwas zu reinigen / wird sonsten für warm und trocken gehalten. Gebrauch. Die Kinkina oder China Chinae, hat ein grosses Lob überkommen / daß sie die Febres intermittentes, drey- und viertägige Fieber (Drey- und viertägige Fieber.) glücklich vertreibe. Nach der meinung Gaudentii Brunatii stosset man ein oder zwey quintl. Dieser Rinde zu einem reinsten Pulver / schüttet ein Glaß voll weissen Wein darüber / und lässet es ohngefehr 24. stund stehen: wenn nun die Frost deß Fiebers sich anmeldet / decket sich der Krancke in dem Bett wol zu / und trincket den Wein mit dem Pulver / damit die Artzney durch ein sanfften trieb auff den Schweiß und Harn ihre würckung verrichte. Auff was für eine weiß aber dieser Tranck die Fieber vertreibe / hat der weitberühmte Herr Thomas Willisius in seinem Buch de febribus cap. 6. zierlich erkläret / und zugleich vermeldet / daß under hundert Krancken kaum einer dieses Mittel vergebens gebraucht habe: doch solle der Leib zu vor zwey oder drey mal purgiert werden / und muß man nach eingenommenem Pulver vier Tag sich anderer Artzneyen enthalten. Die lange Erfahrenheit bezeuget / daß durch diese Artzney unzahlbaren Menschen geholffen worden / welche von dem drey- und viertägigem Fieber Jahr und Tag geplaget waren. Etliche Medici in Teutschland schreiben nur ein quintlein vor / und so die Krancken gar zu hitziger Natur / oder mit starcken Hitzen angegriffen sind / geben sie ihnen an statt deß weissen Weins / dieses Pulver in destilliertem Cardenbenedicten-Taubenkropff- oder einem andern wider das Fieber dienlichen Wasser / mit großem Nutzen eyn. Alß Anno 1653. die viertägigen Fieber zu Rom hefftig überhand genommen / ist vielen Menschë durch dise Artzney geholffen wordë. D. Fonseca, deß Papsts Innocentii X. hocherfahrener Leib-Medicus, nachdem er auß befelch deß Herren Cardinalis de Lugo, die Natur und Eigenschafft dieser Kinkinae oder Chinae chinae fleißig erforschet / hat durch eigene Erfahrenheit sie sehr heylsam befunden / daher vorgemeldten Herren Cardinals Frombkeit sehr gerühmt worden / daß er dieses Pulver / so er auff sein eigenen Kosten nach Rom zu bringen anbefohlen / und derohalben das Pulver deß Cardinals de Lugo genannt ware / freygebig mitgetheilt / doch auß Rath der Medicorum oder Aertzte / von welchen man ihme ein Zedulein zuvor hat einlegen müssen / also daß vorgedachter Cardinal mehr als tausend Zedulein von den Krancken auffbehalten / welche diese Artzney glücklich gebraucht haben / wie solches der hochgelehrte Herr Thomas Bartholinus, Königlicher Majestät in Dännemarck Leib-Medicus, und Professor zu Coppenhagen / centur. 5. Histor. Medic. 50. berichtet / welcher auch den Abriß deß Baums von Hieronymo Bardo auß Rom empfangen hat / und allhier beygesetzt ist. Es wird sonsten auch das Pulver von dieser Rinden auff ein quintlein schwer mit Holdermuß zu einer Latwerg vermischt / wider daß Fieber eingegeben. An statt dieser Rinde / haben wir die Entzian-wurtz / das Lignum colubrinum, und die Rinde deß Eschbaums mit guter würckung gebraucht. Wer aber ein mehrers von dem Gebrauch dieser Rinde zu wissen verlanget / der lasse sich belieben meinen herauß gegebenen Sicheren und Geschwinden Artzt / an dem Ort / von den viertägigen Fiebern / zu durchlesen. CAPUT CVI. Sassafras. Sassafras.
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Namen. SAssafras behält den Namen in allen Sprachen. Lateinisch heißt er / Sassafras, Ger. Park. Sassafras sive Lignum Pavanum, J. B. Sassafras Arbor ex Floridâ ficulneo folio, C. B. Anhuiba sive Sassafras major, Pison. Lignum Foeniculatum nonnullorum. Gestalt. Die grösten Sassafras-bäum sind in der grösse und gestalt der Fiechtenbäumen anzusehen: haben nur einen geraden und starcken Stamm ohne äste / gleich den Palmen-bäumen. An dem obersten theil des Stammens aber wachsen die äste in form einer Kron rings umb herauß. Die aussere Rinde ist dünn / äschfarbig: die innere aber dick und dunckel-roth; sonsten eines aromatischen Geruchs und Geschmacks / dem Fenchel-geruch nicht ungleich. An den Aesten hangen dünne / grüne Blätter / gleich den Feigen-blättern / so da starck riechen / sonderlich wenn sie getrocknet: die undern Blätter sind den Birn-blätteren nicht unähnlich / die obern aber sind drey-eckicht. Sie grünen allezeit / sollen kleine / leimfarbe / fäserichte Blümlein haben / den Blumen Corni maris gantz gleich; auff welche die kleinen schwartzlichten / in kleine kelchlein eingeschlossenen / Trauben-weiß zusam̅engedrungene / und an langen stielen hangende Beere folgen. Die Wurtzel ist bald dick / bald dünn auff die oberste Erden außgedähnt / daher der Baum sich leicht auß der Wurtzel außreüten läßt. Seine Rinde aber / gleich wie sie für allen andern Baum-rinden wolriechend / also ist sie auch zur Artzney sehr gut und außgesucht. Er wächst in temperiertem / nicht weit von dem Meer gelegenen Erdreich / in der Insul Florida / Brasilien und andern Ländern Americae. Das beste Holtz soll seyn / welches äschfarbig / frisch / starck riechend / und seine Rinde noch mit sich hat / zumahlen in der Rinde mehr aromatische Tugend verborgen / als in dem übrigen gantzen Holtz. Eigenschafft. Es hat dieses Holtz gleich allen andern Holtzen einen saurlichten geistreichen Safft häuffig in sich / beneben ist es mit einem flüchtigen aromatischen Schwefel-geist begabet / dadurch es die Tugend und Eigenschafft hat / alle Flüsse auffzutrocknen und zu vertreiben / das Geblüt wohl zu reinigen / die überflüßigen saltzichten scharffen Feuchtigkeiten zu versüssen / und durch den Harn und Schweiß zu treiben; sonderlich auch die Frantzösische Sucht auß dem Geblüt zu reinigen. Gebrauch. Auß diesem Holtz pflegt man allerhand Artzneyen zubereiten. Wilt du aber ein gut Schweiß-treibend Holtz-tranck haben / so nimm Salseparillen-wurtzel / geraspelte Rinde vom Frantzosenholtz / China-wurtzel / Sassafras-holtz sambt der Rinde jed. dritthalb loth / der besten Mineren vom Spießglaß 2. loth / Rosinlein 4. loth / Fenchel-samen / Zimmet jed. ein halb loth: Zerhacke und stosse alles under einander / thu es in ein zinnerne oder gläserne Fläschen / gieße zwey maß oder mehr frisch Brunnwasser darüber (andere nemmen frisch Regenwasser) vermach die Flaschen wohl / setze sie in eine mit Wasser angefüllte Pfannen / mache Fewr darunder / laß es also bey etlichen Stunden lang sieden / seigs hernach durch ein Tuch / und gib dem Patienten Morgens (Versaltzen geblüt.) und Abends ein glaß voll davon zu trincken. Dieß Tranck treibt alle scharffen gesaltzenen Feuchtigkeiten durch den Schweiß und Stulgang auß / verbessert das Geblüt / dienet (Alte faule schäden.) zu tröcknung und heilung alter Schäden / zeugt ein gut Fleisch in denselben / und (Frantzosen kranckheit.) befördert den ordenlichen Kreiß-lauff des Geblüts / wird sonderlich in der Frantzosencur zu dem schweiß-treiben gebraucht. Herr Dr. Johann Michael / gewesener (Essentia Lignorum, D. Mich.) berühmter Professor zu Leipzig / hat folgende Essentz / Essentiam Lignorum, under anderm auß diesem Holtz also gemachet. Nehmt Frantzosen-holtz 6. loth / Sassafras-holtz 4. loth / rothen Santal / gelben Santal / Salsaparillen und China-wurtzel jedes 2. loth / Rosenholtz 1. loth: Zerhackt alles under einander / gießt Spiritum Fumariae, Taubenkropff-geist darüber / biß 4. Finger breit überstehen thut / digerierts 8. Tag lang / filtrierts hernach / und gebrauchts zu 15. biß 20. tropffen Morgens und Abends / in einem (Flüß / Verstokter Harn / bangigkeit. Hertzklopffen / hart miltz.) destillierten Wasser. Sie reiniget das Geblüt / bewahret für Flüssen / treibt durch Harn und Schweiß / macht weit umbs Hertz / nim̅t weg alle Bangigkeit der Brust und Hertz-klopffen / eröffnet die Verstopffungen und Hartigkeit des Miltzes. Solche Essentz kann man auch mit dem Spiritu Serpilli außziehen / alßdann ist sie nicht nur wider (Schwindel. Magen- und Mutwehe. Bersteckte Monatblum.) alle Haupt-flüß / sondern auch wider den Schwindel / wider Magen- und Mutterwehe / und dergleichen zu gebrauchen. Erweckt auch den monatlichen Weiberfluß. Die Essentz biß zur dicke des Honigs destilliert / gibt ein Extractum Catarrhale, oder Extract ab / welches in Pilulein gebraucht / die Flüsse und allerhand von Flüssen herrührende Kranckheiten vertheilet und abtreibet. Der erfahrene Mynsichtus gießt heiß Brunn-wasser / andere einen föstlichen weissen Wein über das geraspelte Sassafras-holtz / laßts in warmer Aschen etliche Tag mit dem Wasser kochen / oder mit dem Wein digerieren / so gibt es eine röthlichte Tinetur ab / die mit Zimmet kann aromatisiert / auch wohl hernach biß zur dicke eines Honigs zu einem Extract gekochet werden. Das Tamariscken-holtz / wenn man es auff die weiß bereitet / wie das Sassafras / soll einerley Tugenden haben / und hiemit ein Succedaneum desselben seyn. (Distilliert Sassafras-öl.) Das destillierte Sassafras-öl bereitet man also: Nehmt geraspelt Sassafras-holtz / da viel Rinden mit an ist / begießt es mit heissem Brunn- oder Regen-wasser / thuts in einen kolben / laßts nicht lang macerieren oder weichen wie andere Holtz / deren Saltz und Oel nicht so flüchtig und häuffig vorhanden ist / sondern setzt ein Helm gleich darauff / und ein Glaß für / und destillierts alsobald / so wird sich mit dem außfliessen [211] den geistreichen / mit flüchtigem Saltz begabten Wasser / das balsamische und zu boden des Recipienten sinckende Oel zugleich herauß begeben / und hiemit auff gemeine weiß von dem Wasser zu scheiden seyn. Ist ein nicht übel-riechendes Oel / flüchtiger und subtiler Natur / und dem Agstein-öl an Tugenden zu vergleichen. Das destillierte geistreiche Wasser kan man Löffel-weiß auff ein oder mehr loth über einmahl eingeben; wenn es aber rectificiert / und der Geist allein davon gezogen wird / so mit seinem flüchtigen saurlichtem Saltz vergesellschaftet ist / so kan man ihne Tropffenweiß von 20 biß 60. auff einmahl einnem̅en. Das destillierte balsamische Oel aber läßt sich von 4. biß 10 Tropffen in Brühen oder Wein / oder wenn es zuvor under Zucker gemischet ist / auch wohl mit nutzlichen destillierten Wassern offt einschwätzen. Alle (Verstopfungen der Leber / und deß Miltz. Bläst.) diese Mittel aber eröffnen die Verstopffungen der Lebern und des Miltzes / vertreiben die Wind und schmertzhaffte Blähungen der Gedärmen / stärcken den Magen / verzehren desselben Cruditäten / treiben durch den Harn oder durch den Schweiß gantz gelind und gewiß / deßwegen sie auch sehr nutzlich in den venerischen Seüchen / und so genan̅ten (Frantzosen kranckheiten /) Frantzosen-kranckheiten / ja auch in dem scharbockischen Geblüt zu reinigen / mit guter Würckung gebraucht werden. Sonderlich aber hat das destillierte Oel (Schwäre Geburt / Todte Frucht / Nach-geburt. Unfruchtbarkeit / Kalte Mutter.) die Tugend schwäre Geburten zu erleichteren / die todte Frucht und Nachgeburt abzutreiben / die Mutter nach der Geburt gelind von allen Unsauberkeiten zu reinigen; ja auch unfruchtbare Weiber durch gelinde erwärmung der erkalteten Mutter / und eröffnung deroselben Eyerstöcklein fruchtbar zu machen / wenn sie eine geraume zeit fast täglich darvon einnehmen. (Raud.) Diejenigen / so ein versaltzenes Geblüt haben / und mit der Raud behafftet sind / können auch mit Nutzen ordinari ein Holtztranck trincken / oder solches mit einem dünnen weissen Wein vermischen. Nemt China-wurtzel / die Rinde von Sassafras-holtz jed. 1. loth / geraspelt Hirtzenhorn ein halb loth: Zerhackt und zerstoßt alles under einander / siedets in anderthalb maß Wasser ein halb stund oder ein stund lang / auff die letste werfft nach belieben ein stück Süßholtz sambt ein wenig Aenis oder Fenchel-samen hinein / seiget es hernach durch ein sauber (Podagra / Gleichsucht.) Tuch. dieses Tranck ist auch den Podagrischen / und an der Gläichsucht darnider ligenden Persohnen sehr dienstlich; ja alle (Kalte flüß.) diejenigen / so mit kalten Flüssen geplaget / es sey auff der Brust oder in den Gliedern / werden es mit Nutzen trincken.

CAPUT CVII.
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Ebenholtz. Ebenus. Namen. EBenholtz heißt Lateinisch / Ebenus, Lignum Ebenum. Frantzösisch / de l'Ebene. Englisch / Ebony. Niderlän-Eben-hout. Gestalt. Ebenus ist ein Baum / welcher nurin Indien und Morenland wächst / man kan eigentliches von seiner gestalt / grösse / blätteren / und früchten nichts wissen / den̅ er von keinem bißher beschrieben worden. Allein das Holtz bringt man zu uns / welches sehr schwartz / und so man es recht betrachtet / sihet es mehr einem Stein / als einem Holtz gleich / dieweil es härter / denn alles ander Holtz ist / es schwimmet auch nicht ob dem Wasser / wie ander Holtz / sonder fällt alsobald zu grund / ob es schon viel Jahr dürr ist. Das beste Ebenholtz / welches in Mohrenland wächst / ist schwartz / ohne striemen / glatt / wie ein poliertes Horn / so man es zerbricht / ist es derb / scharff und beissend / ziehet auch zusammen / und wenn es auff glüende Kohlen gelegt wird / gibt es einen lieblichen Geruch von sich / ohne sonderlichen rauch / so man es auff einem Mahlerstein reibet / färbt es gelb. Das Ebenholtz / welches in India wächst / ist durch zogen mit weiß-gelben striemen / und hat viel prengel / aber das in Mohrenland ist / wie gesagt / dem Indianischen überlegen. In Indien werden gemeinlich schöne Bilder / Königliche Seepter und Trinckgeschir auß dem Ebenholtz gemacht / dieweil die Indianer ihnen einbilden / es helffe wider alle Zauberey / gespengst und gifft / so mans nur anrühret: ist derowegen kein wunder / daß man es hieraussen so theur verkaufft / sintemal es auch da es wächst so werth ist. Der erste / so es auß Indien nach Rom gebracht / war Pompejus M. als er Mithridatem überwand / wie solches Plinius berichtet. Herodotus vermeldet / daß die Mohren den Königen in Persien hundert phalangas, oder gewisse stuck Ebenholtz nach verfliessung jeder dreyer Jahren verehren. In einem Schrieben der Königin Candaces in Mohrenland / deren Claudius Salmasius in exercitat. Plinian. ad Solinum p. m. 1031. gedencket / wird meldung gethan / wie sie den König Alexandrum mit 300. solcher stucken begabet habe. Plutarchus schreibet in dem Leben M. Antonii, daß die Cleopatra, Königin in Egypten / als der Käyser Octavianus wider sie und den M. Antonium Krieg führet / bey dem Tempel der Abgöttin Isidis, und in den fürnembsten Gräberen / ihr Silber / Gold / Edelgestein und andere Kleinodien / wie auch ihr Ebenholtz verborgen habe. In solchem werth ware bey den Alten das Ebenholtz / ist sich also nicht zu verwundern / wenn es auch bey unseren zeiten an grosser Herren Höffen hoch gehalten wird / darauß man allerley Kunststuck zu machen pfleget. Der Edle Tavernier aber schreibt in seinen Reißbeschreibungen / da er von der Insut S. Mauritz handlet / daß man den Baum dieses Ebenholtzes / so bald er umbgehauen ist / mit der Sägen in Bretter versägen und zertheilen müsse: Diese bretter aber werden hernach auff 2. oder 3. Jahr lang / biß 7. oder 8. schuh tieff in ein gewisses feuchtes Erdreich vergraben / da es denn nach verfliessung solcher zeit die gläntzende schwärtze und hartigkeit erst bekomme / und annoch tauglich zu allerhand Arbeit seye. Worauß denn wohl zu schliessen / daß solch Holtz an dem Baum noch zimlich weich sein müsse. Und [212] wenn wir in unserer Schweitz hin und wider dergleichen zerschnittene Bäume in ein feuchtes mit saltzichtem Grund vermischtes Erdreich vergraben wurden / sie eben so wol hart und schwartz werden könten. Wie mir den̅ vor ein paar Jahren zu Wangen Bernergebiets / auff dem Schloß von dem damahligen Hr. Landvogt / Abraham Henny / ein stuck Holtz gewiesen worden / welches man nicht weit von dannen auß der an dem Aar-Fluß ligenden feuchten Erden gegraben hatte / un̅ an der farb Braunschwartz / etwas gläntzend / an dem Gewicht sehr schwer / und zu Arbeiten gantz hart ware / auch über dem Wasser nicht schwim̅en wolte. Von was für einem Baum aber solch Holtz gewesen seye / hat man nicht wol judiciren können; Dieß aber waren meine mutmassungen / daß der Aar-fluß / etwan einen Baum mitgeführet / und an den Bord in den Grund müsse versencket / hernach mehr Sand und Grund darüber geworffen / darauff seinen Lauff veränderet / und auff die andere seiten des Geländs mehr genommen haben / wie solches offt geschihet: da denn solcher Baum durch folge der Jahren eine solche hartigkeit und feste in dem feuchten Grund leichtlich bekommen können. Wenn man aber zu folge dieses von der Natur gezeigten wegs / einige mit festem dickem Hartzholtz begabte Bäume in Dilen oder Bretter versagen / und an eben selbigem orth in das Erdreich vergraben lassen wollte / könte man vielleicht in etlichen Jahren auch eine gattung Ebenholtz dafür außziehen / und aller hand schöne sachen dar auß Arbeiten lassen. Eigenschafft. Dieses Holtz hat / gleich dem Frantzosenholtz und anderen / ein saur- und / wasserichten Geist / neben einem dicken und fixen öl / in seinen irdischen theilen verborgen / dan̅enher eben die Eigenschafft / wie das Guajacum oder Frantzosenholtz / weilen es aber sehr theur / wird es in den Artzneyen nicht sonderlich gebraucht. Der wolbekante und bey vielen beliebte Goldmacher Paracelsus aber hat dem darauß gezogenen fixen saltz eine purgierende nutzliche krafft / und dem Gummi oder öl davon eine Tugend zugeschrieben / die Podagrischen Schmertzen / und lam̅igkeit der Gliederen zu curiren / ausserlich übergestrichen. Gebrauch. Es wird dieses Holtz in der Artzney gar nicht / wol aber zu bereitung allerhand Geschirr und Sachen von den Schreineren und Drechßlern gebraucht. Wenn es aber zu kleinen spänlein gehauen / und eine retorten damit biß an den halß angefüllet / hernach solche gefüllte retorten in ein Sandcapellen gelegt / mit Sand bedeckt / ein Recipient vorgelegt / un̅ daß Feur grad-weiß undergemacht wird / so begint anfänglich / wen̅ das Sand heiß wird / einiger liquor überzusteigen / demnach stärck das Fewr nach und nach / daß das Holtz recht angegriffen werde / und in der Retorten brenne / so gehet der Spiritus acidus, oder saure flüchtige Saltzgeist / und das schwere balsamische öl mit einander herüber: darauf fahre also mit dem Feur fort / so lang / biß nichts mehr übergehet: damit laß alles erkalten / und da die vasa kalt worden / nim den Recipienten weg / söndere daß öl von dem wasserichten Liquore ab: und rectificiere beydes nachmahlen durch die destillation in der curcurbiten, oder Kolbenglaß / daß öl zwar mit zwölff mahl so viel zugegossenem Wasser / den Liquorem aber allein: so wirstu ein reines subtileres / zu reinigung und heilung allerhand alten garstigen Schäden dienliches balsamisches öl; und auff der anderen seiten einen saurlicht flüchtigen / harn und schweiß-treibenden Saltzgeist erlangen. Daß caput Mortuum, so in der Retorten verblieben / brenne zu Aschen / lauge die Aschen mir Regen- oder Brunnwasser wol auß / seige die Laugen durch ein dick Tuch / koche sie ein / so wirstu das fixe saltz finden. CAPUT CVIII. Frantzosenholtz. Lignum Guajacum. Namen. FRantzosenholtz / Heilig holtz / heisset Lateinisch / Lignum sanctum, Lignum Indicum, Lignum Guajacum, Guaacan, Palus sanctus. Frantzösisch / Du Guajac, ou Bois sainct. Niderländisch / Guajacum / Pockhout. Geschlecht und Gestalt. Der Baum dises Holtz / so in underschiedlichen Indianischen Insulen herfürkommet und wachset / ist in der grösse eines Eschen- oder Nußbaums / dicker als ein Mensch. Seine blätter verglichen sich denen im Wegrich / außgenom̅en daß sie stärcker und kürtzer sind. Er trägt gelbe Blumen und rauchfarbe Nüsse / und so man sie isset / bewegen sie zum Stulgang. Die Rinde ist an den alten Bäumen schwartzlicht und an der jungen weißlicht. Andreas Monardes, Medicus zu Sivilien in Hispanien / welcher in Spanischer Sprach geschrieben hat Historiam de medicamentis simplicibus ex novo orbe delatis, die von Carola Clusio in das Latein mit vielen nutzlichen außlegungen gebracht worden / schreibet kurtzlich / wie auch andere also darvon. Der Baum / [213] welchen die Indianer gegen Nidergang Guayacan nennen / ist groß wie der Stech-Eichenbaum / mit vielen ästen und einem grossen schwartzlichten kern / der härter ist als am Ebenholtz. Die Rinde ist sehr hart / eines halben fingers dick / welche wegen jhrer gummischen fettigkeit von dem grünen holtz sich sehr underscheiden läßt / aber von dem dürren holtz bald herab fällt. Die Blätter an diesem Baum sind klein und hart; die blühte aber ist 6. blättig / gebüschelet und gelb / die Frucht rund und fest bey einander / darin̅ die kern sind wie in den Nespeln: solcher Baum wächst am meisten in der Insul St. Dominici / wie auch in Jamaica und Hispaniola. Das ander Geschlecht wird gefunden in der Insul St. Johannis de Portu divite, nicht weit von der ersten / welches dem vorigen nicht gar ungleich / jedoch ist es kleiner und schier ohne kern / wie auch bitterer und schärffer / derowegen es daselbst den andern als kräfftiger fürgezogen wird. Ist ein Gewächs sehr schwer / und fällt im wasser zu boden / wie das vorgehende. Seine schoß aber sind stachlichter / die Rinde äschfarb / und geflecket. Solches heisset man wegen seiner fürtrefflichen würckung / Lignum sanctum, heilig holtz. Es wächst auch in den Inseln St. Crucis und S. Benedicti. Es werden jetzund drey gattungen dieses holtzes zu uns gebracht. Das erste ist dicker und frischer / so man es zerspaltet / ist es inwendig in der mitten oder am kern schwartz / darnach rings herumb bleich / mit vielen braunfarben striemen / die sind nach der länge in einander verwickelt und geschrencket. Das ander ist nicht so dick und frisch. Der mittel kern erzeiget sich schwartz / aber klein / Der umbligende bleichfarbige rand ist gar viel breiter / und hat vielmehr umbfänge. Das dritte Geschlecht ist das allerkleineste / inwendig uud außwendig weißlicht / mit kleinen subtilen striemen / die sich nach der länge in einander verwirzen. Diß ist viel schärffer und wolriechender / als das erste und andere Geschlecht. Ob wol dise drey Geschlecht an farben / grösse und gewichte mit einander nicht zutragen / jedoch soll man darumb nicht vermeinen / als hätten sie underschiedliche kräfften / und wären nicht von einerley bäumen. Denn daß eines inwendig und außwendig weißlicht ist / geschicht darumb / dieweil es von einem jungen Baum ist: aber welches inwendig schwartz ist / solches komt von einem alten Baum / und je schwärtzer / je älter; je weißlichter / je jünger / wie wir denn auch solches an unseren Bäumen / als nemlich im Nußbaum warnehmen. Dieweil aber die Jugend und das Alter einem mehr / dem anderen weniger krafft geben / als vermeinen wir / daß diß holtz das allerköstlichste sey / welches allenthalben weißlicht ist / denn es riecht stärcker / ist schärffer / b itterer / und so man es siedet / gibt es eine dickere und fettere / schärffere und bittere Brühe / als die anderen zwey Geschlecht: daher leicht zu erachten / es habe wegen seiner Jugend mehr safft und krafft / denn die anderen welche alters halben trockner und dürrer werden. Nach diesem ist auch gut / welches inwendig nicht viel schwartzes hat. Matthiolus setzet dieses für das geringste / welches in sich viel schwartzes hält / denn es ist eine anzeigung / daß es alt seye / und nicht viel krafft oder natürliche feuchtigkeit habe / wie wir denn sehen / daß die Stöcke der alten Bäumen viel schwärtzer sind als die jungen. Man soll aber wol mercken / darmit das junge und allenthalben weißlichte holtz (welches wir für das beste achten) new und frisch sey / denn dieweil es jung ist / so es lang ligen bleibt / veidirbt und faulet es eher / als das dürre. Auß diser ursachen ist das holtz viel besser / welches von einem alten Baum newlich / denn von einem jungen vor längst / abgehawen worden. Darumb soll dieses für das beste gehalten werden / welches von einem jungen Baum newlich abgehackt / außwendig und inwendig weißlicht ist / oder nicht viel schwartzes hat / daß auch nicht mürb / ritzicht oder wurmstichig / sonderen gantz / vest / schwer / wolrieckend / am geschmack scharff und auch eiwas bitter seye. Dieweil aber jetzund nicht allein das holtz / sondern auch seine rinden zu uns gebracht und gebraucht werden / soll man die außlesen / welche von einem guten stam̅e genommen worden. Diß Holtz wird zu uns gebracht auß Indien. Die Spanier bringen es auß den newen erfundenen Insuln. Die Portugaleser von Calicut / Taprobana / Java. Die Mauritaner / Egyptier / Arabier / Persier / über das rothe Meer / darnach führet man es auf Camelen in Hispanien / Portugal / und nach Alexandria / von dannen kompt es nach Venedig / Engelland / Niderland / und andere Länder Europae. Eigenschafft. Das Frantzosenholtz hat viel gum̅osische / öhlichte theile / neben einem saurlicht flüchtigen saltzgeist in sich verborgen. Hat die Tugend und Eigenschafft / den Harn und Schweiß starck zu treiben / die Flüß auffzutrocknen / daß Geblüte von überflüssigem schädlichen saltz zu erlösen und zu reinigen / aller fäulung zu widerstehen. Wird gebraucht in der Gläichsucht / Wassersucht / allerhand Flüssen / sonderlich aber in dem Venerischen Samenfluß / und Frantzosenseuche. Es wird aber zu solchem ende nicht nur das Holtz / sondern auch die Rinde und daß auß der Rinde fliessende gum̅ische Hartz / so durchsichtig / am geschmack scharff / an farb und gestalt dem Gummi Laccae fast gleich / und sich wol zerreiben läßt / gebraucht. Gebrauch. Auß dem Frantzosenholtz ziehet man underschiedliche (Destillatio Ligni Guajaci. ???) Artzney-mittel durch die destillation / welche auff folgende weise am sichersten und besten geschihet. Rasple dises holtz / oder viel mehr seine kräfftigere Rinde zu grobem pulver / oder hawe sie zu kleinen spänen / fülle damit drey viertheil einer weiten Retorten an / setze sie in Reverberier-ofen / lege einen grossen Recipienten vor / mache erstlich gelind Feur deß ersten grads darunder / damit die Retorten gelind heiß werde / [214] und die wasserichte feuchtigkeit hinüber fliesse / halte das Fewr so lang in diesem stand / biß kein phlegma mehr herauß gehet; giesse alßdann solch unnütz phlegma weg / lege den Recipient nochmahls vor / vermache jhne mit gesaltzenem Leim wol zu / mache das Feur stuffenweiß grösser / und hefftiger / so wird der flüchtige saurlichte geist / sampt dem zehen dicken / schweren / und zu boden deß Recipienten sinckenden öl in der gestalt weisser wolcken herüber spatzieren; fahre alßdann mit solchem Feur fort / biß nichts mehr hervorquillet / laß demnach alles erkalten: Nim den Recipienten ab / geuß herauß / was darinnen / filtriere es durch fleüßpapier / so wird der Spiritus durchgehen / daß öl aber verbleibt im Papier / dick / schwartz / und stinckend. Beydes behalte in sonderbahren gläsern auff: was aber in der Retorten zuruck geblieben / wird zu Aschen gar verbrant / die Aschen mit warmem wasser außgelauget / und hernach auß solcher Laugen daß fixe / alkalische saltz / gleich wie auß allen verbranten Kräuteren / durch die abdämpffung deß Wassers gezogen. (Spiritus Ligni Gua jaci.) Der Geist dieses Holtz / oder Spiritus Guajaci, ist anders nichts als ein zerlassenes essentialisches saurlichtes saltz in dem proprio phlegmate. Er wird rectificiert, wenn er noch einmahl auß einem Kolbenglaß über den Helm in der Sand-Capellen gezogen wird. Man gibt jhn innerlich von 20. biß 60. (Scharbockisch geblüt / Venerische Seuche / benlen und geschwär.) tropffen zu treibung des Schweisses oder deß Harns / reinigung deß Scharbockischen / oder von Venerischer Seuche verderbten Geblüts. Auch ausserlich mit Honig-wasser vermischt / zu säuberung Venerischer Beulen und Geschwären. Das destillierte Oel / weil es gantz unsauber (Oleum de stillatum Ligni guajaci.) und stinckend / auch dick ist / wird rectificiert / wenn man es mit seines eigenen Holtzes zuruckgelassener Aschen / oder mit ein wenig sand vermischet / hernach auß einer Retorten in der Sand-capellen frisch destilliert / so wird das Oel subtil / klar und schön / auch von seinem stinckenden Geruch befreyet herüber fliessen. Solches Oel wird von??? 2. biß 8. tropffen in Wein oder Brühen (Venerische kranckheit / kaltes gehirn und nerven / Fallende Sucht.) offt eingegeben denen / so mit der Venerischen Kranckheit beladen / zu Reinigung ihres Geblüts / zu Stärckung und Erwärmung des Gehirns und der Nerven / zu Vertreibung der fallenden Sucht / so wohl innerlich als äusserlich auff den Scheitel deß Haupts und über das Genick geschmieret: (Todte frucht / Nachgeburt. Zahnschmertzen. ??? Alte faule schäden.) Zu Abtreibung der todten Frucht und der Nachgeburt; zu Stillung der Zahn-schmertzen / wenn man einen oder mehr Tropffen davon in den holen Zahn mit Baumwollen leget: Zu Säuberung / Reinigung und Heilung aller alten / faulen und heßlichen Schäden und Geschwären: Zu Vertheilung der (Venerische Beulen.) Venerischen Beulen; sonderlich aber zu geschwinder Exfoliation und Abledigung der (Angelauffene faule Bein.) angelauffenen Gebeinen / in welchem Fall man das destillierte Oel deß Euphorbii mit vermischen muß. Vermuthlich ist / daß das Oleum Heracleum, welches Rulandus in seinen Observationen so sehr gerühmet / nichts anders als dieses Oel gewesen seye. Mit dem Geist dieses Holtzes kan man auch Corallen / Perlen / Krebsstein und dergleichen solvieren / wird aber wegen seines widrigen geruchs hierzu nicht sonderlich gebraucht. (Verstopffungen / Versessener Harn / Schleim im Magë.) Das fixe alcalische Saltz eröffnet innerliche Verstopffungen / treibt auch durch den Harn / verzehret die Cruditäten des Magens und der Gedärmen / verbessert das venerische Geblüt / daher es under alle in solcher Kranckheit vorgeschriebene Purgiermittel nicht ohne gute Würckung gebraucht wird. (Tinctura & Extractum Guajaci.) Auß der Rinde dieses Holtzes kan man auch mit dem rectificierten oder doppelten Brantenwein eine röthlichte Tinctur ziehen / und auß der Tinctur ein Extractum machen / welche gleiche Würckungen in geringer dosi thun können. In der venerischen Seuche bereitet man (Venerische Seuch.) folgendes Schweiß-tranck / welches man nach zuvor praepariertem Leid Morgens und Abends eingibet. Nimm geraspelt Frantzosenholtz 8. loth / der Rinden von solchem Holtz / China-wurtzel jedes 4. loth / Sassafras-holtz 3. loth / der saubersten Mineren von Spießglas / Rosinlein jed. dritthalb loth / Fenchel-samen ein halb loth: Zerhackt alles durcheinander / siedets in 6. biß 8. pfund / oder in dritthalb maß frisch Brunnwasser / in einem vermachten Geschirr / so in einem Hafen mit Wasser über dem Fewr stehet / bey 3. stunden lang / seige und clarificiere das Tranck mit Eyerklar / und gibe Morgens und Abends ein Glaßvoll davon ein. Ober die Höltzer und Zeüge kan man hernach noch etliche maß Wasser giessen / und noch einmahl ein halb stund lang sieden / hernach wider sichten / und solch Wasser zum ordinari Tranck gebrauchen. (Husten / Lungsucht / Podagra. Gläichsucht. Scharbock. Gicht. Wassersucht.) In Husten / Lungsucht und dergleichen Brust-flüssen sind dergleichen Holtz-träncker auch sehr gut / sonderlich werden sie auch in dem Podagra / lauffenden oder fahrenden Gicht oder Gläichsucht / Scharbock / fallenden Sucht und Gichtern / Wassersucht und dergleichen gebraucht. Nehmt runde Osterlucey-wurtzel / Alantz-wurtzel jedes ein halb loth / Frantzosen-holtz sambt der Rinden / Buxholtz / Tamariscken-rinden jedes 2. loth / Sassafras-holtz 4. loth / Hirtzen-zungen / Hyssopen / Eupatorium, Ehrenpreiß jed. ein halbe hand-voll / Wermüth-kraut ein hand-voll / Meertrauben 2. loth / Fenchel-samen ein halb loth: Zerhackt alles under einander / siedets ein stund lang in 4. maß Wasser / seigets / und gebt dem Patienten Morgens und Abends ein Glas voll davon warm zu trincken. Das Gummi diese Baums / und sonderlich mit tartarisiertem Brantenwein darauß gezogene Extractum auff 3. biß 6. gr. in Pilulein Morgens und Abends gegeben / sonderlich mit Agstein-pulver und praeparierten Krebssteinen zugleich vermischet / (Venerischer Samenfluß.) nimmt die Gonorrhoeam virulentam, oder venerischen schmertzhafften Samenfluß hinweg. Das Holtz des Buxbaums kan man füglich an statt solch thewren auß frembden Landen kommenden Holtzes gebrauchen; [215] zumahlen selbiges nicht nur die Kräfften dieses außländischen thewren Holtzes vollkommlich besitzet / sondern annoch dabey eine bessere Virtutem anodynam, oder Schmertzen-stillende Krafft hat. CAPUT CIX. Santal-holtz. Lignum Santalum. Namen. SAntal-holtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Santalum. Frantzösisch / du Saindal, blanc, citrin & rouge. Englisch / Saunders. Niderländisch / Zandelhout. Geschlecht und Gestalt. Das Santal-holtz wird auß Ost-Indien in Europam geführet / und ist noch unbekan̅t / von was für Bäumen dieß Holtz herkom̅e. Gleichwol schreibt Garcias, daß die Bäume davon so groß als Nußbäum / und sehr grüne Blätter / blaw-schwartze Blumen / auch eine erstlich grüne / hernach schwartze ungeschmackte Frucht / in der grösse der Kirschen / tragen. Die alten Arabischen Aertzte haben drey Geschlecht oder Gattungen dieses Holtzes gemacht / deren 1. Das Erste ist der gelbe Santal / Santalum citrinum, J. B. Park. pallidum, Ger. C. B. welches das beste und kräfftigste zu seyn erscheinet / in dem es nicht nur Citronengelb / fest / hart und schwer / daß es in dem Wasser zu boden sincket / sondern auch eines aromatischen / bittern / scharffen / durchdringenden geschmacks / und dennoch lieblichen auff Bisam und Rosen stechenden geruchs ist. 2. Das Andere ist der weisse Santal / Santalum album, J. B. G. B. Park. welches unserem Biren-holtz nicht gar ungleich kommet / sonsten auch dem vorigen gantz ähnlich / aber dem geruch nach ist es bey weitem nicht zu verglichen / hat also so viel aromatische Theilgen als das erstere nicht bey sich. Beyde diese Holtz wachsen in Ost-Indien / über dem Fluß Ganges / sonderlich aber in der Insul Timor, welche mit vielen Meerporten begabet. In Malabarien findet man auch ein wolrichend Holtz / dem weissen Santal ähnlich / so die Einwohner Sambarana nennen / und zu dem Rothlauff und Entzündungen zu vertheilen gebraucht wird. 3. Das Dritte ist der rothe Santal / Santalum rubrum, J. B. C. B. Ger. Park. Ein stein-hartes / schweres / rothes Holtz / keines wahrnemlichen geruchs / aber eines geringen / todten / etwas zusammenziehenden Geschmacks. An der Farb ist es röther / als das Bresilgen-holtz; jedoch färbt dieses weil mehr als der rothe Santal. Es wächst in Indien bey Tanasarim, und etlichen andern dem Meer angräntzenden Orten Charamandel, zwischen dem Fluß Ganges. Eigenschafft. Das beste dieser drey Holtzen ist das gelbe / demnach das rothe / das weisse aber / so das gemeinste ist / hat keine sonderlichen Kräfften / wird auch in der Artzney nicht so sehr geachtet. Wenn man obige Holtzer gleich dem Frantzosen-holtz durch die Retorten destilliert / so wird man ebenmäßig einen saurlicht flüchtigen Geist / zusambt einem fixen Oel und Saltz heraußbringen / worauß erhellet / daß sie gleicht Eigenschafften mit dem Frantzosenholtz haben. Insonderheit aber sollen sie wegen kühlender und etwas anhaltender Krafft / den übermäßigen Jast des Geblüts stillen / das ???Geblütereinigen / die Lungen und Leber stärcken / Ohnmachten / Hertz-klopffen und Sichteren widerstehen / Flüsse tröcknen / und Hauptschmertzen wohl linderen. Gebrauch. Auß diesen Höltzern kan man ein hartzichtes (Extractum Ligni Santali.) extract mit dem Brantenwein / gleich wie oben bey dem Frantzosenholtz gelehret / bereiten / welches denn gleiche Würckung mit andern Holtz-extracten hat; sonderlich aber in Auff röcknung der Flüssen gerü me??? wird / da man es in Pilulein komlich formiren / und also 6. biß 10. auff einmahl davon eingeben kan. Der destillierte Geist auß diesen Höltzern / (Spiritus.) ist tresflich zu abfühlung des jastenden Geblüts / und dämpffung der seurigen Galle / in Fieberen / und andern Erhitzungen des leibes / auff 10. biß 20. oder 30. tropffen auff einmahl / mit einem destillierten Wasser offt eingegeben: auff welche weiß er auch die Gichter / und gichterische bewegungen / bey alten und jungen / so von der hitzigen Gallen und öftterem Zorn zu mehrmalen den Menschen quälen / mercklich stillen kan. (Tinctura Santali.) Auß dem rothen Santal ziehet man vermittelst des Branntenweins eine Tinctur auß / welche auff 10. biß 20. tropffen öffters (Schwache Leber.) eingenommen / die Leber stärcken / dem Geblüt seine natürliche consistentz und Bewegung widergeben mag: und wenn man etliche gran Scammonii in solcher Tinctur zerlasset / und den Patienten eingibt / so wird nicht nur ihr Geblüt dadurch hübsch gereinigt / sondern es wird zugleich dabey der leib offen behalten. Meistens aber pflegt man solche Höltzer im wasser zu kochen / und ein tranck davon zu machen / welches Tranck denn sehr gut ist / alle versaltzenen Flüsse wol auffzutröck [216] nen / das Geblüt durch den Schweiß und Harn / von allen Venerischen Unreinigkeiten wol zu reinigen / die versehrung der Lungen zu heilen / hiemit auch die Lungsucht zu vertreiben / sonderlich wenn zugleich die Terpenthin-pilulein gebraucht werden. Es ist auch sonderbar dienstlich / die beissende Raud zu vertreiben / wenn man morgens und abends ein glaß voll davon zu trincken gibt. Zu diesem Tranck kan man noch andere Höltzer / wie bey dem Frantzosenholtz stehet / nehmen. Nicolaus Myrepsus hat ein Pulver von den drey Santal-höltzern und vielen andern sachen gemacht / welches man noch heutiges tags in vielen Apotecken bereitet / und species diatrion Santalon nennet. Es hat eine gute (Gesaltzene flüsse. Husten. Jast des Geblüts.) Krafft die auff die Brust fallende gesaltzene Flüsse und dadurch verursachten Husten zu tröcknen / zu stillen und zu lösen / den jast des Geblüts zu lindern / die innerlichen Gliedmassen zu stärcken / und den harn gelind zu treiben. Dieses Pulver kan man von 15. biß 30. gran schwer öffters eingeben. In den Apotecken wird auch ein Santalpflaster gemacht / so man Cerotum, und Emplastrum Santalinum, oder Incognitum nenner / welches mit Seeblumen- oder Rosen- oder (Entzündung der Leber.) Scorpionen-öl ein wenig geweicht / auff Leder gestrichen / über den ort der Leber gelegt / deroselben hitze demmet / entzündung verhütet / und härtigkeit vertheilet; über die Lenden gelegt / mag es auch die entzündung (Nierenwehe. Sand und Grieß.) und schmertzen der Nieren stillen / und also erweichen / daß das Grieß und Sand ohne schmertzen in die Blattern übergehen kan. CAPUT CX. Grießholtz. Lignum Nephriticum. Namen. GRießholtz heißt Lateinisch / Lignum nephriticum, Lignum peregrinum aquam coeruleam reddens, Coatli, s. aqueus serpens, Hernand. Santalum coeruleum, Frantzösisch / Bois nephretique. Niderländisch / Nephritick / of Nieren zucht-haut. Englisch / Nephritick-wod for the Reins. Gestalt. Es wird diß Holtz von etwelchen zu den Santalhöltzern gerechnet / und für das blaue Santalholtz gehalten. Sein Staud-gewächs von welchem es herkomt / ist groß / dick / und hat einen stam̅ ohne knorren; die blätter sind gleich den Zisererbs- oder Rauten-blättern; hat gelbes / kleines / länglichtes / in ähre-gestalt zusammen gedrungenes Blust. Das Holtz an sich selbsten ist unserem Birnholtz etwas ähnlich. Man bringt es auß mittelmäßig warmen Ländern / als auß Mexico, und Quauhchinaca. Eigenschafft. Es hat dieses Holtz bey nahem wie andere Höltzer einen saurlicht-flüchtigen Saltzgeist / neben hartzichtem öl / und fixen irrdischen Saltzen bey sich / dadurch es die Eigenschafft hat durch den Harn zu treiben / das Geblüt zu reinigen / und von allem scharff-gesaltzenen Schleim zu befreyen / Flüsse zu tröcknen / und die Verstopffungen der Leber und Miltzes zu eröffnen. Weilen aber dieses Holtz eine blaue Tinctur dem darüber stehenden Wasser gibet / meinet Athanasius Kircherus, es stecke ein Am̅oniacalisch Saltz darinnen. Gebrauch. Wenn man dieses Holtz in kleine spän zerschneidet / solche in ein phiolen thul / frisch Brunnwasser darüber giesset / und an einem warmen ort ein paar stunden stehen (Grießholtz Tinctur.) läßt / so wird das wasser eine schöne Tinctur bekommen / welche in dem duncklen sehr blau / in der helle aber / oder in der Sonnen / saffran-gelb scheinet. In dem übrigen verändert es den geschmack des wassers nicht viel / (Schleim / Sand und Stein.) so daß es gern von Patienten getruncken werden kan. Treibt schleim / sand und stein der Nieren und Blasen gelind und wol durch den harn auß / reiniget das Geblüt / und verhindert allen wachsthum des Steins / eröffnet auch Leber und Miltze / und löset den versessenen (Miltz und Leber-verstopffung.) schleim des geblüts wol auff. An statt des Brunnwassers aber kan man wol ein destilliertes Wegweisen-Odermännig-Ehrenpreiß-Steinbrech- oder Gunbräblein-wasser nehmen / und auf 6. biß 8. loth davon eingeben. Diesem Grießholtz laßt sich in unserem Land der Bircken-safft gar wol substituiren, dessen Kräfften an seinem ort gemeldet sind. CAPUR CXI. Schlangen-holtz Lignum Colubrinum. Namen. SChlangen-holtz heisset Lateinisch / Lignum Colubrinum vel Serpentarium, Clematitis Indica, C. B. Frantzösisch / Bois de Coluvrier, ou Couleuvre. Englisch / Serpentin-wood. Niderländisch / Vergiffthout / Schlangen-hout. Es tragt den namen von den Schlangen / weilen es wider deroselben gifftige Biß ein köstliches mittel ist. Geschlecht und Gestalt. Es werden underschiedliche Gattungen Höltzer unter die Schlangen-höltzer gerechnet / und zwar alle die / welchen man eine krafft zuschreibet / denen gifftigen Schlangen-bissen zu widerstehen. I. Das erste Geschlecht ist Lignum Colubrinum primum Garziae, J. B. Park. Clematitis Indica, foliis Persicae fructu Periclymeni, C. B. Ist ein Gestäud / so nicht über drey spannen hoch / mit wenig Neben-gertlein / oder Sprößlein auff wachset; hat eine äschfarbweißlichte / harte / gantz bittere wurtzel; blätter wie der Pfersingbaum / jedoch grüner / die hochrothe schöne blüte hanget trauben-weiß / weit von den blättern / an den sprossen. Die Frucht ist den Holder-beeren gleich / aber hart und roth / trauben-weiß hangend wie in dem Periclymeno. In der Insul Zeilan / und vielen andern Landen soll sie wachsen. Man pflegt die zerriebene und gepülverte wurtzel auff 20. biß 30. gran schwer öffters denen in Wein einzugeben / welche von Schlangen gebissen worden. II. Das andere Geschlecht ist Lignum Colubrinum II. Garziae, Clusio scandens, J. B. Clematitis Indica spinosa foliis tuteis, C. B. Ein [217] dem Granat-apffel ähnlicher Baum / mit kleinen / harten / scharffen stacheln begabt: hat eine weisse / feste / ritzichte / bittere Rinde / und gelbe blätter / sehr anmuthig anzusehen; wenn er neben andern Bäumen stehet / pfleget er sich umb dieselben gleich den Kürbsen zu spinnen: hat ein hartes / weisses / mit etlichen aderen underschiedenes bitteres holtz / gleich wie der Eschbaum. Man pflegt die Rinde sambt der wurtzlen und dem holtz zugleich zu verkauffen. Soll in der Insul Goa wachsen. III. Das dritte Geschlecht / Lignum colubrinum III. Garciae, foliis Lentisci, I. B. Clematitis Indica foliis Lentiscinis candidis maculis adspersis, C. B. Ist ein nidriges Bäumlein / hat wenig und dünne ästlein; wenig ablange / befleckte / schlech???lich grüne blättlein. Die wurtzel ist dünn / hart / schwartz und wolriechend. IV. Das vierte Geschlecht ist die Clematitis Malabarensis foliis vitis, colore Dracunculi, C. B. Lignum colubrinum hederaceum foliis Bryoniae, Acostae I. I. B. Dieses Gestäude wächst gleich dem Ephew in Malabarien / hat die farb deß Dracunculi majoris. Seine blätter sind gleich den Zaunrüben / oder Schmerwurtzen-blättern / doch anfänglich gantz und nicht eingeschnitten; nachgehnds aber bekommen sie löchlein und einschnitt / und werden an gestalt den Rebblätteren gleich. Das Holtz oder Stam̅e ist der farb und dicke nach den Schlangen so ähnlich / daß man jhne Nachts bey dem Mondschein für ein warhaffte lebende Schlang ansehen solte. V. Das fünffte Geschlecht / Clematitis Malabarensis altera, radice serpente, C. B. Lignum Colubrinum Dudasalt Canarinis, Acostae II. I. B. Ist ein nidriges dünnes Gewächs / hat nur drey weiche / glatte / wol grüne blätter; samt einer langen dünnen wurtzel / so hin und wider nicht tieff under der Erden kreucht. Seine dünne äschfarbe Rinde hat anfänglich keinen sonderlichen Geschmack / nach dem aber läßt sie in dem Mund einen lieblichen Bisam Geschmack mercken. Das Holtz ist hart / weiß und ohne Geschmack. Die Blätter haben einen Geschmack gleich den Steckrüben. Wächst an feuchten orten in Malabaria / und zwar sonderlich nicht weit von dem Meer zwischen den Bäumen / welche Angelins genennet werden. VI. Das sechßte Geschlecht / Ligni Colubrini tertium genus in Malabar, vastae arboris magnitudine Acostae, C. B. Colubrinum Lignum Clusii Pao de cobra dictum, forte III. Acostae, I. B. Ist ein hartes bitteres Holtz / dessen Rinde annoch bitterer befunden / und an farb weiß- oder gelblicht gesehen / sonsten aber von niemand recht beschrieben wird. Eigenschafft. Das Schlangenholtz ins gemein hat viel ölichte / oder balsamische / bittere saltztheil / neben einem spiritu acidiusculo, saurlichten geist / under seinen groben irdischen theilen verborgen. Daher ihme die Eigenschafft zuerkant wird zu reinigen / schlangenbissen zu steuren / die Gallen und Schleim auß dem Leib wol außzuführen durch den Stulgang / die Würm zu töden. Gebrauch. (Essentz und Extract von Schlangenholtz. Magenwehe. Drey oder viertägig Fieber. Würm. Hertzzitteren) Auß diesem bitteren holtz- und rinden kan man leicht mit dem Tausend guldenkraut- oder Wermuth-wasser in dem digerier-ofen eine Essentz / und auß deroselben ein Extract machen / welches zu dem Magenwehe / drey- oder viertägigen Fieberen / Würmen deß Leibs außzutreiben / auch zu dem Hertz-zitteren ein treffliches mittel seyn soll / wenn man es auff 15. biß 20. gran schwer in pilulein formieret / täglich ein- oder zweymahl eina???ibek. Das geraspelte Holtz zu reinem pulver gestossen alten weissen Wein darüber gegossen hernach Morgens und Abends ein gläslein voll davon eingenommen / soll eben so (Kalteweh-Drey oder viertägig Fieber.) wol als die Chinckina die Kalten - wehe / oder drey- und viertägige Fieber / auß dem Fundament herauß treiben / sonderlich da allwegen ein halb quintlein deß pulvers zugleich mit eingenommen wird. Ich habe es bey underschiedlichen ereits neben der Chinkina nutzlich gebrauchet / aber die würckung deß davon verursachten Hertz - zitterens / oder Ohnmachten memahlen spüren oder sehen können / welche der berühmte Rajus demselben zugeschrieben. CAPUT CXII. Aloesholtz. Agallochum. Namen. ALoesholtz / oder Paradießholtz / heisset Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Lignum aloes, Park. Lonic. Tab. Agallochum officinarum, C. B. Xylaloës. Frantzösisch / Bois d’Aloes. Englisch / Wood of Alaoes. Niderländisch / Hout von Aloe / Parady-hout. Gestalt und Geschlecht. Der Baum dieses Holtzes ist nach Garciae meinung dem Oelbaum gleich / bißweilen grösser. Das Holtz etwas weißlicht / hart / schwer / fett und hartzicht / bitter / und mit einer aromatischen schärffe vergesellschafftet / auß dessen poris oder schweißlöchlein ein balsamisches Gummi fliesset: wirfft man es auff die Glut / so gibt es kleine blätterlein / und zerschmeltzet nach und nach gantz / gibt auch einen sehr angenehmen geruch von sich; endlich wen̅ die Glut angeblasen wird / [218] wirfft es auch flammen auß. Das frische grüne Holtz soll / nach etwelcher fürgeben / solchen geruch nicht haben / sondern allein / wenn es dörr und trucken ist. Dieser liebliche geruch / wie auch / wenn es auff dem Wasser empor schwim̅et / ist ein zeichen der güte dieses Holtzes. Das beste aber wachset in Malacca und Sumatra / wie auch in Cambaja und Siana. Der weltberümte Casparus Bauhinus meldet von dreyerley gattungen deß Paradießholtzes / deren erste ist das fürtrefflichste / so Calampart genennet wird / und wird allein den Indianischen Königen außgetheilet: wenn ein stuck davon nur in den warmen Händen gehalten wird / so gibt es einen über alle Massen lieblichen geruch von sich. Daher es auch / wie Linschotanus vorgibt / mit gleichem gewicht Goldes bezahlet wird. Die andere gattung ist das gemeine Paradießholtz / Palo de Aquilla, Linschot. welches bereits oben beschrieben worden. Die dritte gattung ist endlich das Wilde Paradießholtz / Aquilai brava, welches auch wolriechend und theur ist / und daher Pater noster-Kügelein darauß gedrechßlet werden. Eigenschafft. Das Paradießholtz hat gleich den bißher beschriebenen Höltzeren einen saurlichten geist / neben hartzichtem zimlichem öl / und etwas flüchtigem bitteren saltz bey sich. Daher jhme die Eigenschafft zugewachsen / zu erwärmen / zu tröcknen / die innerliche Glieder / sonderlich das Gehirn / Hertz / Magen und Mutter zu stärcken / den Ohnmachten zu steuren / verstopffung deß Kröses zu eröffnen / die Würm zu töden / und fortzutreiben / auch dem Gifft zu widerstehen. Je hartzichter und fetter dieß Holtz ist / je besser es seyn soll. Gebrauch. Auß diesem Holtz kan man eben wie auß Sassafras - holtz einen Spiritum, Oel und Saltz ziehen / auch auff gleiche weiß ein Essentz und Extract davon machen / welche den̅ einerley kräfften mit selbigen Artzneyen haben. Sonderlich aber hat das hartzichte Gummi / und das Extract dieses Holtz auff 10. biß 15. gran schwer / offt in form Pillulein eingenommen / treffliche Tugenden den (Schwacher Magen und Mutter. Schlagflüß / schwach gebächtniß.) schwachen erkalteten Magen und Mutter zu erwärmen und zu stärcken / das Hertz zu erquicken / die ermatteten Lebens - geister zu erfrischen / vor kalten Schlagflüssen den Menschen zu bewahren / die Gedächtniß zu stärcken. Ausserlich das grobe Pulver dieses Holtzes auff die Gluth gestrewet / und den rauch (Ohnmacht. Muttergicht.) davon in die Nasen gelassen / vertreibt die Ohnmachten / und Muttergichter gar gewaltig. Dieses Pulver wird auch nutzlich zu den Hauptstärckenden Kräuter - käpplein gebrauchet (Kräuter - käpplein:) / als nemt Paradieß-holtz ein und ein halb quintl. gelben Santal / gelben Agstein / Storax / Zimmet / rothe Rosen / jedes ein quintlein / Weyrauch / Myrrhen / Betonienblümlein / Salbeyenblümlein / Lavendelblümlein / Meyenblümlein / jedes I. halb quintlin / zerhackt und zerstoßt alles zu einem groblichten pulver zusammen / und nähets (Kaltes Hirn. Schlagflüß. Schwindel / hauptschmertzen.) in ein Haupt-käpplein wol ein: solch Käpplein auff dem Haupt fleissig getragen / erwärmet das Gehirn / bewahret vor Schlagflüssen / stärcket die Gedächtniß / vertreibet den Schwindel und schmertzen des Haupts. Quercetanus hat das Extractum dieses holtzes mit dem destillierten St. Johanneskraut / oder Tausendgulden-kraut-wasser / nach außgezogener Essentz / bereitet / und es (Würm.) sehr zu tödung und außtreibung der Würmen / auch reinigung und bewahrung deß Geblüts vor aller fäulung gerühmet. In den Apotecken hat man die Species diaxylaloës Mesue, welche vor diesem zu obigen Kranckheiten gebraucht worden. (Mundfaule.) Das Holtz in Wasser gekocht / und damit den Mund außgewaschen / bewahret vor fäulung / und erweckt einen guten Geruch. Das Pulver deß Holtzes mit Storax / Zimmet / Benzoin / Gewürtz-Nägelein und Rosenholtz vermischet / in taffete Säcklein eingenähet / und solche Säcklein bey die Kleider gelegt / oder in dem Sack getragen / erweckt einen guten Geruch. CAPUT CXIII. Rosenholtz. Lignum Rhodium. Namen. ROsenholtz trägt den Namen / weilen es den lieblichen Rosen-geruch bey nahem vollkommen hat. Sonsten aber heißt es Rodiser-holtz / von der Insul Rodis / darinnen es wächst: Auff Lateinisch / Lignum Rhodium, Aspalathus colore Buxi, item Aspalathus albicans torulo citreo, C. B. Lignum Rosae odore, aliis Lignum Thuris, aliis Aspalathus, I. B. Englisch / Rosenwod. Niderländisch / Rosenhout / of Rhodium. Frantzösisch / Bois des Roses. Under den Kräuter-beschreiberen ist ein streit / was eigentlich Aspalathus seye / in dem einer dieses / der ander was anders davon glaubet / jedoch gibt keiner desselben rechte Beschreibung an den tag: daher wir es auch mit denen halten / welche den Aspalathum und Lignum Rhodium für eines halten. Geschlecht und Gestalt. Es gibt dieser wohlriechenden Rodiserhöltzeren underschiedliche Gattungen und Geschlecht. I. Das erste Geschlecht / welches in unseren Apotecken gemein und bekant ist / Aspalathus albicans communis, ist ein hartes / festes / schweres und nach Rosen riechendes Holtz; zweyfärbig / wie das Frantzosenholtz / in der mitte dunckelroth / an dem umbkreiß weiß / bißweilen annoch mit der Rinde versehen / welche dann dick / rauch / und grawäschfarbig / eines scharfflichten etwas bittere̅ Geschmacks: wenn es auff die Gluth geworffen wird / kommet es gleich in flam̅en / und läßt kein hartzichtes Gummi von sich fliessen: worinnen es demnach von dem obigen Aloesholtz underscheiden ist. II. Das andere Geschlecht / Aspalathus rubeus, C. B. Aspalathus Rhodius rubens, odoratissimus, I. B. ist ein rothes / dem Eibenbaum [219] gleichfärbiges holtz / also starck und wolriechend / daß es auch ein grosses Zimmer mit seinem Geruch leicht anfüllen mag. III. Das dritte Geschlecht / Aspalathus I. Diosc. Plinii, & Galen. Legitima Ponae, I. B. Aspalathus cortice cinereo, ligno purpureo, C. B. Aspalathus I. Dioscorid. odoratus, Park. Hat kein so hartes holtz / daß es im Wasser zu boden sincke; dennoch aber ist es viel satter und schwerer / als viel andere Höltzer. Seine obere Rinde ist äschfarb / schwartzlicht / und mit einer anhaltenden schärffe begabet: under dieser Rinde erzeigt sich ein faserichte rothe haut: wenn diese auch weggehoben / so sicht man daß von aussen purpurfarbe / inwendig aber bleiche / auch wol hin und wider schwartzlichte holtz. Das gantze Holtz hat eine zusam̅enziehende / mit etwas schärffe vermischte Tugend / und ist eines scharffen durchtringenden Geruchs. IV. Das vierte Geschlecht / Aspalathus cretica Alpini, odoris persuavis, I. B. Ist ein Gestäud / mit vielen ästen / weissen / harten spitzigen stacheln / weisser Rinde an dem Stam̅e begabet / bey drey elen hoch auffwachsende: hat viel kleine saffran-gelbe sehr wolriechende Blümlein / und eine lange / dicke / harte / gelbe / und der Rinden nach wolriechende wurtzel / welche deßwegen auch zu den Trochiscis Hedychrois, die da in den Theriack kommen / neben anderen sachen gebrauchet werden. Und wenn man solches Holtz nicht wol haben kan / so nim̅et man an statt desselben den gelben Santal / oder das Paradißholtz. Eigenschafft und Gebrauch. Es hat das Rosenholtz ein sehr wohlriechendes dünnes / mit etwas flüchtigem saltz / und einem saurlichten Geist verge ellschafftetes öl bey sich. In der Artzney wird es innerlich gar nicht / ausserlich aber zu allerhand wolriechenden Pulveren / Schminck???alben / und dergleichen gebraucht. Im Pulver aber dienet es zu Hauptstärckenden (Haupts Blödigkeit.) Kräuter-käpplein / oder zu Kleider-pulveren / dergleichen in nächstvorhergehendem (Wolriechend Haar- und Kleiderpulver.) Capitel beschrieben stehet. So ist es auch sehr dienstlich und lieblich zu den Haarpulveren / damit man die Haar zu poudriren pflegt. Ein solch Haarpulver kan folgendes am füglichten gemacht werden. Nemt Amelmehl I. pfund / Florentinische Veielwurtzen / weiß Mooß / weiß Fischbein / (ossis sepiae) jeder gattung 6. loth / zerstoßt diese letsteren sachen gantz rein / beuttelt sie durch ein Tuch / damit sie zu einem feinsten Mehlpulver werden / mischt sie hernach mit dem Amelmehl wol undereinander / so hat man ein sehr wohlriechend Pulver. Sonderlich aber pflegt man das öl von diesem Holtz hoch zu halten / als welches seiner Lieblichkeit halben under allerhand Salben gebraucht wird / das öl aber wird auff (Destilliert Rosenholtz - öl.) folgende weise herauß gebracht. Raspelt ein gut theil Rosenholtz / gießt Regenwasser darüber / und mischt gepülverten rohen Wein stein dazu: laßt 4. biß 6. wochen also stehen / daß in dessen das Holtz / welches von natur hart und fest dick ist / erweiche / und seine flüchtigen subtilen theile inmittelst auffgeschlossen werden. Hernach thut solche matery in ein Kolben von Zinn / Kupffer oder Glaß / gießt annoch mehr Regenwasser / oder Bachwasser darzu / setzt einen grossen Recipienten für / destillierts also mit gemächlichem Feur / biß das außgetriebene Wasser kein öl mehr bey sich führet / demnach sönderet man das öl von dem Wasserab / auff die gemeine weiß durch die Baumwollen / oder filtratur durch Fleißpapier. Dieses öl kan man nun under allerhand Pomaden, und Säiffenkugelen / Schminckbalsam / und Sälblein lieblichen Geruchs halben vermischen. Man kan es auch under Mandelöl mengen / die Peruquen und Haar damit anschmieren / damit das Haarpulver desto besser hernach darinnen verbleibe. CAPUT CXIV. Bresilgen-baum. Brasilia Arbor. Namen. BResilgen-baum / heißt Lateinisch / Brasilia arbor, Park. Pseudosantalum rubrum s. Arbor Brasilia, C. B. Lignum Brasilium, I. B. Ibira Pitanga, Brasilienlibus, Marggr. Englisch / Braasil wood. Gestalt. Ist ein hoher und also dicker Baum / daß jhne offt drey Männer zugleich kaum umbfassen können: hat eine schwartz-braune mit kurtzen stachlen bewaffnete Rinde / auch Aeste so wechselweiß gegen einander über stehn / an denen die kleinern äste auff gleiche weiß gesetzet sind: ja die Blätter an den sprossen kommen auch wechselweiß herfür / und zwar ungleiche paar an einem ästlein. Diese blätter sind fingers lang / und der gestalt nach den Buchs-blätteren gleich / dick / gläntzend [220] grün / ohne stiel / nicht mitten an de???m ???nd / sonderen auff der seiten etwas den sprossen anhangend. Es wachsen auch hin und wider auß den ästen kleine sprößlein / anderhalb zoll lang / mit fünffblättigen Blümlein angefüllet / welche roth / und zu ausserst etwas gelb sind / deren vier blättlein hohl / das fünffte aber überweltzet ist: mitten in dem Blümlein hat es weißgelbe zäserlein / mit gelben gipf??? lein begabet / so ein gleichen / aber etwas lieblichern Geruch von sich geben / den̅ die Mäyenblümlein. Auff die Blüthe folgen ablange Schötlein oder Hülsen / so bey zwey elen lang / flach / von aussen stachlicht / dunckelbraun / und kleine gläntzende Bohnen in sich haben. Er wächst bey dem Meer nicht / sonderen allein in denen von dem Meer entfernten Geländen und Wälderen / und blühet im Christmonat. Sein Holtz ist satt / dick und schwer / auch zum polieren tüchtig. Eigenschafft. Das Holtz dieses Baums hat viel irdische / mit wenig ölichten und saurlichten groben saltz-feuchtigkeiten vermischte theile in sich / daher jhme die Tugend zugeschrieben wird zu kühlen und zu trücknen / auch den Entzündungen zu widerstehen. Gebrauch. Dises Holtz wird mehr von Handwercksleuten / allerhand Instrument / als Kugelen / Messerhefften / Schachteln und der gleichen darauß zu machen gebraucht / denn von den Medicis. So bedienen sich desselben sonderlich die Färber / Leinwat und Seiden damit roth zu färben. Man pflegt aber an underschiedlichen orten die rothe farb von Bresilgen auff folgende weise zu machen. Nehmet ein Toppff voll Wasser / thut einer welschen Nuß groß lebendigen Kalck darein / laßt es eine Nacht durch stehen / hernach legt in ein anderen Erdenen Topff zu kleinen stücklein gehauenes Bresilgen-holtz / daß die helffte desselben davon voll werde / giesset das obige wohl durchgeseigte Kalckwasser darüber / lasset es alles vier stund lang weichen / hernach kochet es biß auff die helffte ein / alßdann thut einer Erbsen groß gepülverten Alaun darein / in dem das Wasser sehr heiß ist / und wenn jhr es brauchen wollet / so vermischet und zerlasset annoch gemein Gum̅i darein. CAPUT CXV. Fisch- oder Dollkörner. Cocculae officinarum. Namen. DIe Fisch- oder Dollkörner / werden genennet auff Latein / Cocculae, Cocculi, Cocci orientales, Baccae levanticae, Baccae orientales, Baccae cotulae Elephantinae, Baccae piscatoriae. Cocculae officinarum, C. B. Frantzösisch / Grains des Indes Orientales, des Coccicoques de Levant. Englisch / Indian Cocculus / Grain or berry. Niderländisch / Indiaensche Cocculus / cen besye of greyne. Gestalt. Die Doll - körner sind in der gestalt der Nieren / etwas grösser als zisererbsen; mit doppelter Rinde begabet / deren aussere runtzlicht und schwartzbraun / die innere aber dick äschfarbig / auch runtzlicht / und einen zerbrüchlichen Kernen in sich fassende. Es hangen aber offt zwey biß drey von den ästlein herunder / und zwar ein jedes an einem zoll langen stiel sonderbar / dem geschmack nach sind sie sehr bitter. Sonsten zweifelt man annoch / was diß für eine Frucht / ob sie von einem Nachtschatten- oder Teuffelsmilch / oder anderem dergleichen Kraut herkomme? Zu vermuthen aber / daß sie von einem gewissen / uns noch unbekanten Baum herrühren. Eigenschafft. Es haben dise Körner neben jhren irdischen auch etwas ölichte grobe / mit bitterem etzendem fixen saltz vermischte theil bey sich verborgen / dannenher sie billich nicht so fast under die purgierenden Artzneyen / als under die rechtschaffenen scharffen Giffte gerechnet werden / welche man keines wegs in den Menschlichen Leib gebrauchen soll. Gebrauch. (Läußsucht.) Es haben diese Körner eine sonderliche Krafft die Läuse auff dem Haupt der Kinderen zu töden und zu vertreiben / welches dann Condronchius so insonderheit von diesen Körneren geschrieben / bey mehr als tausend / auch wir bey sehr vielen Kinderen mit guter würckung erfahren. Man nimt nur ein wenig von dem pulver dieser Körneren / mischt es under Schweinen Schmaltz / oder gesottenen Butter / schmieret das Haupt über Nacht damit / so werden die Läuse entweder sterben / oder doch gäntzlich vertrieben werden. Sonsten werden sie auch zu dem Fischfang gebraucht / zumahlen wenn die Fischdavon was wenigs essen / so werden sie gantz dum̅ / legen sich auff den Rucken / schwim̅en empor / daß man sie leicht mit den Händen fangen kan. Nach verfliessung 24. stunden werden etliche widerumb wachtbar und lebendig / viel aber sterben wol gar hinweg / wenn sie zu viel von solchem Gifft bekommen. (Fischgeleck.) Cardanus hat folgendes Fischgeleck beschrieben: Nemt 6. loth Mehl / 2. loth Käß / I. halb loth gestossene Dollkörner / ein quintl. Küm̅i / und so viel Brantenwein / stoßt alles wol under einander / macht kleine kügelein darauß / welche man ins Wasser wirfft. Andere mischen die gestossenen Fischkörner mit altem Käß / Honig und Mehl / und machen kügelein darauß. Ob aber die vermittelst solchen Giffts gefangene Fisch ohne gefahr mögen geessen werden / stehet dahin: wenn sie gleich nach empfangenem gifftigen Geleck gefangen / und außgenommen werden / können sie eben nicht viel schaden / da sie aber lang das Gifft im Leib gehabt / wolte ich sie lieber den Fischfängeren selbsten zu essen recommendiren, als in meinen eigenen Leib einlassen.
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CAPUT CXVI. Elephanren-lauß. Anacardium. Namen. ELephanten - lauß / wird genennet Lateinisch / Anacardium. Frantzösisch / Ancardes. Englisch / Anakardiuns / or Malacca beans. Niderländisch / Anacardien van een Indiaensche Boem. Die Portugalenser nennen sie Fava Malaqua, weilen / wenn sie grün ist / und an dem Gewächs hanget / unsern grossen Bohnen gleich ist. Gestalt. Die Elephanten - lauß ist eine Frucht eines frembden annoch unbekanten Gewächses / so einen runtzlichten stiel / braun-schwartze gläntzende Farb hat / beneben eines zolls lang / flach / und wie ein Hertz formieret ist. Hat ein doppelte Haut oder Rinde / zwischen welchen sich ein klebichter / schwartzlichter Safft enthaltet / deme Cordus einen anfänglich süssen / nach dem scharffen / und endlich starck zusam̅en ziehenden Geschmack zuschreibet. Die meisten Botanici glauben / daß dieses die Frucht eines Indianischen Baums seye / indessen hat weder Garcias, noch Acosta, noch andere solchen Baum beschrieben. Acosta meldet aber / daß solche Frucht häuffig in den Malabarischen Insulen wachse; Wenn nun in dem Horto Malabarico dessen gantz keine meldung geschehen / muß ich billich daran zweifeln / daß es eben eines Baumes Frucht seyn müsse. Eigenschafft. Diese Frucht wird in der Artzney wenig gebraucht / soll dennoch einen mit flüchtigem / ölichten / gleichsam fewrigen saltz angefüllten Safft haben: davon sie die Tugend bekom̅en / zu tröcknen / zu erwärmen / das Haupt und die Gedächtniß / auch wohl den Magen zu stärcken. Gebrauch. Auß dieser Frucht wird eine Latwerg / welche man Confectionem Anacardinam, oder Electuarium Anacardinum nennet / in den Apothecken gemachet / von deren man Nachts einer Hasel- oder auch wohl Muscaten-nuß (Schwache Gedächtniß. Ubeldäwender magen.) groß zu essen denen erlaubt / welche ein schlechte Gedächtniß haben / auch zu Schlagflüssen geneigt sind / und einen schwachen übeldäwenden Magen haben. Bey dem Gebrauch solcher Latwerg muß man sich deß Beyschlaffs / Zorns und Trunckenheit gäntzlich enthalten. Auch soll man solche Latwerg mit mas zuweilen gebrauchen / denn man wargenom̅en / daß / wo sie täglich und eine lange zeit öffters gebraucht wird / der Verstand dardurch geschwächet worden. Deßwegen man sie entweder mit andern Sachen vermischen / oder an deren stell die Cubeben gebrauchen kan. Der auß dieser mit Wasser gekochten Frucht zubereitete Honig / wie auch das davon / durch die mit Wasser beschehene Destillation, gezogene wenige Oel ist selten im gebrauch. CAPUT CXVII. Cubeben. Cubebae. Namen. CUbeben werden genennet auff Lateinisch / Cubebae. Griechisch / [Greek words]. Frantzösisch / Cubebe, Quabebe. Englisch / Cubebs. Niderländisch / Cubeben. Gestalt. Cubeben sind Körner / den Pfeffer-körnlein nicht unähnlich / mit langen stielen / einer braun - schwartzen / öffters runtzlichten Rinde / und einem kleinen runden Kernen begabet. Haben einen scharffen / nicht unlieblichen / aromatischen Geschmack; wachsen wie Trauben-beere an einem unsern Apffel-bäumen nicht unähnlichen Baum beysammen. Diesen Baum aber findet man häuffig in den Wäldern der Insul Java / deren Einwohner bemeldte Körner / ehe sie solche verkauffen / zu kochen pflegen / damit sie in entfernten Landen nicht können gepflantzer werden. Eigenschafft. Die Cubeben haben gleich andern Gewürtzen ein guten theil flüchtigen / balsamischen / scharfflichten Saltzes bey sich / hiemit die Eigenschafft zu erwärmen / Verstopffungen deß Gekröses und anderer Trüsen zu eröffnen / den Magen / Lebern / Gehirn und Mutter zu stärcken: erwecken die Geilheit / vertreiben die Blähungen und Wind deß Leibs / und treiben Schleim und Sand durch den Harn. Gebrauch. (Magenträßnen.) Zu einer dienstlichen Magen - treßney nemt Zimmet / Nägelein / Cubeben / Muscat [222] blühte jeder gattung ein quintlein / Zittwenwurtzel / Galangen-wurtz / langen Pfeffer / rothe Rosen / frisch geschabener gelber Pomerantzen-schelffen jed. ein halb quintlein / Fenchel-samen / rothen Santal jed. I. quintlein / Zucker ein halb pfund / stoßt alles zu einem reinen pulver undereinander. Man (Schwaches Gehirn / Hertz / Magen un̅ Mutter. Nierenschleim.) kan ein halben biß zu einem Löffel voll oder mehr davon auff einmahl bißweilen geniessen / stärckt das Gehirn / Hertz / Magen und Mutter / beförderet die Däwung / zertheilt die Wind / reiniget die Nieren und Mutter von kaltem Schleim. In den Apothecken werden die Cubeben auch zu den Speciebus aromaticis Caryophyllatis, und Diamoschi dulcibus Mesue genommen / (Hertzklopffen / Melancholey / Gicht / Engbrüstigkeit.) welche da nicht nur zu ob???gen Kranckheiten dienlich / sondern auch die Melancholey / Hertz-klopffen / Gichter / Engbrüstigkeit und Lammigkeit der Gliederen vertreiben / auch das erkaltete zur Wassersucht sich neigende Geblüt widerumb frisch / geistreich und lebendig machen. Die Cubeben Morgens nüchtern offt geessen / (Schwindel / schwache Gedächtnuß.) vertreiben den Schwindel / stärcken die Gedächtniß / erwecken den Eßlust und treiben den Harn. Die Indianer pflegen das Pulver davon viel mit Wein und Zucker zu nemmen / zu Beförderung Ehlicher Wercken. CAPUT CXVIII. Kräenäuglein. Nux Vomica, & Nux Metel Officinarum. Namen. KRäenäuglein heißt Lateinisch / Nux Vomica, Nux metella: wiewol etliche wollen einen underscheid zwischen diser Nuce Metellâ, und der Nuce Vomicâ machen. Johannes Bauhinus nennet sie Nucem Vomicam vulgò offic. compressam, hirsutam: und die Nucem Metellam heisset er Nucem peregrinam oculatam compressam. Wenn nun deß Alten Serapionis Beschreibung gelten soll / so müssen die Namen dieser Nüssen in den Apotecken verwechselt werden / und was sie Nucem Vomicam nennen / soll Nux Metella heissen / hingegen die bey ihnen genante Nux Metel, Nux Vomica genennet werden. Gestalt. Die in den Apotecken under dem titul Nucis Vomicae sich findende Nuß / welche / weil sie keines wegs erbrechen macht / wir billicher Nucem Metellam nennen / ist rund / breitlicht / eines federkiels dick / klein / flach / von aussen weich anzurühren / gleich ob sie mit Seiden überzogen wäre. Hat einen bitteren Geschmack / ist wegen hartigkeit der inwendigen substantz sehr hart zu verstossen. Der Baum oder Gewächs daran solche Frucht wächst / ist noch unbekant. Die rechte Nux Vomica, oder Metel der Apoteckern / ist grösser als die vorige Nuß / und an dem umbkreiß etwas umbgebogen: auff einer seiten hoch auffgeworffen / auff der anderen aber flach und eben. An dem erhabenen theil findet man fünff äuglein / der flache theil aber hat kleine grublein: under den Auglein ligen grüblein / in deren jedem die samen verborgen / so den kernen der Apffeln ähnlich / und einen fetten / ölichten safft haben. Beyde Früchte wachsen in Indien / sonderlich in der Insul Banda. Eigenschafft. Die Kräen-äuglein haben ein recht narcotisches / auch wol etzendes gifftiges saltz in ihren übrigen irdischen und öligen theilen verborgen / dan̅enher sie auch in der Artzney gar nicht sollen gebraucht werden. Als ich mich vor underschiedlichen jahren in Schaffhausen auffgehalten / haben wir solche Nüsse mehrmahlen den Hunden und Katzen eingegeben / und mit Verwunderung gesehen / wie sie solche Thiere nach vielerley gichterischen Erschütterungen getödtet. Bartholetus in tract. de Respir. lib. 4. cap. 3. schreibt / daß der Samen der Kräen-augen / auff ein gewisses Gewicht dem Menschen eingegeben / eine lustige und freudige Taubheit erwecke / da der Mensch immer lustig und freudig lache / gantz freygebig werde / und alle Geheimnussen offenbahre / auch willig thue / was ihm anbefohlen werde.

CAPUT CXIX.
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Veielräben. Jasminum. Namen. VEielräben / Jaßmin / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Jasminum, Gelseminum, Jeseminum, Josmenum. Italiänisch / Gelsomino. Frantzösisch / Jasmin. Englisch / Jasmine / or Jeßima. Niderländisch Jesemin. Geschlecht und Gestalt. Es gibt der Veielräben mancherley gattungen / deren I. Ist die gemeine wolriechende Veielräben oder Jaßmin mit weissen blumen / Jasminum vulgatius flore albo, C. B. hat lange / biegige / dünne gertlein / mit grüner Rinde umbgeben / darauß von einem jeden Knöpflein oder Nerven sieben sattgrüne / länglicht außgespitzte / weiche blättlein hervor wachsen / welche den blättern der Wicken nicht unähnlich. Trägt weisse wolriechende / auß einem länglichen dünnen holen stiel auffsteigende / in fünff oben zertheilte / unden aber in ein kelchlein zusammen gewachsene blättlein underschieden. Auf die blümlein in folgen grünliche beere / darinnen runde kleine samen mit schwartzen ringlein umbgeben sich finden. Solche Frucht der beere wird allein in den warmen Ländern an diesem gewächs gesehen / denn in den kalten Ländern fallen die blümlein gantz ab / ohne daß beere hernachwachsen. Diese Veielräben wird in warmen Ländern in die Garten-better gepflantzet / in den kalten aber in Garten-kachel gezielet / umb guten geruch in dem Lufft davon zu erwecken. II. Das andere Geschlecht ist der gelbe Jaßmin / Jasminum s. Gelseminum luteum, J. B. Jasminum humilius luteum, C. B. Dieses wächst wie der vorige Jasmin mit grünen / eckichten / gestreifften zweigen auff / an welchen gemeinlich außgespitzte / hartlichere und
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Veielräben. Jasminum. Catalonische Veielräben. Jasminum Catalonicum. grössere blätter / als in dem weissen herfür wachsen. Die blüthe ist gelb / von keinem sonderlichem geruch; die Frucht aber schwartz / ablang / mittelmäßiger grösse / zwey grosse / ablange / schwartze samen in sich haltend. III. Das dritte Geschlecht ist der Indianische wolriechende Jasmin / Gelseminum Indicum flavum odoratissimum, Park hat eine glatte Rinde / wächst bey zwey elen hoch / und wird von dem understen stengel mit ästlein bezieret; seine blätter sind wie die Granaten-blätter hartlicht / dick / ablang; hat goldgelbe blümlein / welche zu oberst an den ästlein etwas gebüschelt herfürwachsen / und den allerlieblichsten Geruch / so da in den dürren blümlein noch zu finden / von sich geben. Nach der blüthe er zeigen sich beere / welche in der grösse kleiner Oliven erstlich grün sind / hernach gelb / und gleich den trauben durchscheinend werden / auch einen kleinen / abkangen / schwartzlichten samen in sich halten. Dieser Jasmin wird gleich dem Spanischen in den Garten-geschirren gepflantzet / liebt die Sonne und Feuchtigkeit / die kälte aber mag er nicht erdulden; wie auch Sommerszeit den Tau des morgens nicht leiden / wenn die Sonne darauff bald scheinet / denn dadurch die blumen gleich bleichlicht werden: wird durch eingelegte ästlein fortgepflantzet. IV. Das vierte Geschlecht / ist ein bleichgelber Jasmin / Jasminum luteum vulgo dictum bacciferum, C. B. Polemonium s. Trifolium fruticans, Ger. Trifolium fruticans, quibusdam Polemonium, flore luteo, J. B. Hat ein weisse / in sich selbst geflochtene wurtzel / von deren die Zweige an underschiedenen orten zugleich auffsteigen: die äste oder gertlein werden biß drey elen hoch / sind eckicht / grün / von denen wechselsweiß die blätter / und zwar wie in dem Klee / drey zugleich heraußsprossen / in der grösse der Rauten-blättern. An dem aussersten gertlein kommen in dem Aprellen / May und Brachmonat die bleich-gelblichten fünff getheilten Blümlein herfür / den Schlüsselblümlein nicht unänlich. Denen grosse / runde / rothe beere folgen / welche mit einem Samen begabet / so in grösse kleiner Erbsen / inwendig weiß / und eines unlieblichen Geschmacks / wächst bey Montpelier, wie auch in dem Königreich Neapoli in den Gehägen. V. Ist der Nidrige Jasmin mit grossen Blumen / Jasminum Hispanicum flore majore, externè rubente, I. B. Catalonicum, Park. parad. Jasminum humilius magno flore, C. B. Pitsjegam Mulla, H. Malab. Hat steiffere gertlein / gegen einander stehende blätter / zwey / drey / biß vier paar / welche in ein einfaches blatt außgehen. Diese blätter sind glatt / auff einer seiten gantz flach / auff der anderen von den durchgehenden Aderen etwas uneben / haben einen bitteren Geschmack. Auß dem ästlein kommen sieben biß acht blümlein / welche fünffblättig / und zu ausserst etwas purpurfarbig sind / beneben den lieblichsten Geruch vor allen übrigen haben. Wächst in der Wäldernsandichtem Grund nicht gern / sondern wird auch in den Gärten vielfaltig gepflantzet. VI. Ist der Arabische Jasmin / Syringa Arabica foliis Mali aurantii, C. B. Sambac, sive Gelseminum arabicum, Alpin. plant. ???gypt. Nalla Mulla, Hort. Mal. Streicht gleich der Winden auff dem Erdboden herumb / und umbfaßt mit seinen runden / grünen / holtzichten / knorrigen / und etwas haarigen gertlein / alle nahe gelegene Kräuter. Die wurtzel ist weißlicht die blätter breit / außgespitzt / steiff / scharff / glatt / unzerkerfft / am Geschmack bitter / ohne Geruch. Trägt weisse / neünmahl eingeschnittene / und in ein enges kelchlein sich schliessende Blümlein / welche wegen [224] jhres lieblichen Geruchs von den Heiden zu jhren Opffern gebraucht werden. Sie blühen in den warmen Länderen fast das gantze Jahr durch / werden durch gantz Indien in den Gärten geziehlet die Frucht wird davon selten gesehen. Die Weiber pressen ein öl darauß / mischen solches in jhre Bäder zu erwärmung / und stärckung der erkalteten Mutter: ja sie trincken es auch warm / zu linderung deß häiseren Halses und deß Hustens / zu abwendung deß Seitenstichs. VII. Ist der Catalonische vielfache Jasmin / Jasminum Catalonicum multiplex, Park. Hudda-Mulla, Hort. Mal. Hat glatte / ebne / dicke Blätter; und weisse / zum theil grünlichte / viel-blättige / wolriechende Blümlein. Seine runden / grünen / langen Gertlein / spinnen gleich der Winden umb alle nächst-gelegene Kräuter. Dieser Jasmin ist also dem nächst-vorhergehenden durchauß gleich / außgenommen / daß er gefüllte Blumen trägt. VIII. Ist der Indianische grosse Jasmin / Jasminum Indicum flore polypetalo exalbido, fructu minori. Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal. Wächst Manns-höhe / von einem runden / harten / knodichten Stamm / wirfft seine Gertlein weit auß. Die Blätter stehen gegen einander / sind gläntzend grün / glatt / ablang / in einen langen spitz sich endend / eines bittern Geschmacks / von keinem Geruch. Die Blumen sind weißlicht / auß 6. 7. und offt mehr Blättlein bestehend / so an dem umbkreiß etwas krauß / haben sonsten einen sehr lieblichen geruch / und werden von den Weiberen deßwegen zu den Kräntzen und Sträussen gebraucht. Die Frucht ist den kleinen Kirschen gleich / schwartzlicht / glatt / mit einem dünnen Häutlein / und weichem schwartz-rothen / süßlichten Fleisch / wie auch einem runden haarichten Samen begabet. IX. Ist ein ander Indianisches Jasmingeschlecht mit weissen vielblättigen / an dem umkreiß röthlichten wolriechenden Blumen / wächst sonderlich in sandichtem Erdreich bey Cranganoor und Catoer, grünet immerdar / blühet in dem Brach- und Hew-monat. Jasminum Indicum flore polypetalo, candido, oris rufescentibus. Catu Pitsjegam-Mulla, Hort. Malab. X. Ist ein Indianischer Jasmin mit grosse Frucht / Jasminum Indicum flore polypetalo candidissimo, fructu majore. Katu-Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal. Ein Bäumlein mit einem grünen holtzichten stengel / hat weisse / mit siben biß acht außgespitzten Blättlein begabte Blümlein / aber ohne geruch. Sein Frucht ist der Frucht deß obbeschriebenen Geschlechts gleich / aber etwas grösser. Wächst gern in rauchem / felsichten Erdreich in Cranganoor und Coilan, blühet immer. XI. Ist ein Indianischer Jasmin mit schnee-weisser Blühte / Jasminum Indicum flore pentapetalo candidissimo, fructu Tsjeregam-Mulla. Katu-Mulla, Hort. Mal. Ein Staud / so Manns-höhe wächst / mit einer haarigen rothen Wurtzel / harten Aesten / langen außgespitzten / dicken / glatten / oben weißlichten / unden dunckel-braunen gläntzenden Blätteren / und weissen 5. blättigen Blumen begabet. Die Frucht ist der Frucht deß obigen achten Geschlechts gantz gleich. Wächst in sandichten Orten / in Ocdiampera und Ansjecaimaal, grünet immer. XII. Ist widerumb ein Indianischer Jasmin mit weisser sehr wolriechender Blühte / Jasminum Indicum flore albo odoratissimo, Tsieni Mulla, Hort. Malab. Die Staude hat ablange / dicke / zugespitzte / weiche / glatte / oben satt-unden bleich-grüne / gläntzende Blätter ohne Geschmack / und ohne Geruch. Die Blume ist fünff-blättig / weiß / und hat einen überauß angenehmen Geruch. Wächst in bergichten Orten bey Calare und Perate-vidi. XIII. Das dreyzehende Geschlecht endlich ist der Indianische Jasmin mit grossen weissen Blumen / Jasminum Indicum bacciferum flore albo majore, noctu olente, vel Arbor tristis de die alterâ, D. Comelin. Rava-Pou, Hort. Mal. Ist ein dicker Baum / mit einem grossen weissen / festen Stamme / so mit einer purpur-schwartzen / glatten / nichts riechenden noch schmackenden Rinde umbgeben. Die Wurtzel hat doch einen anhaltenden Geschmack. Die Blätter sind ablang / rund / außgespitzt / glatt / dick / gläntzend. Die Blühte wächst an den kleinen Aestlein / von langen schwartz-braunen haarigen stielen / ist weiß / und der Tuberosen-blumen an gestalt / grösse und lieblichem geruch gar ähnlich. Die sehr anmüthig-riechende Blühte kombt zu Nacht herfür / und thut sich auff; deß Morgens aber / wenn die Sonne darauff zu scheinen anhebt / fällt sie bald ab. Die Frucht ist rund / grün / mit einem dünnen Häutlein / holtzichter Rinde / und länglichtem / runden / weissen / bittersüssen zusammenziehenden Kern begabet / grünet immer. Eigenschafft. Die Veielräben hat einen mit lieblichem flüchtigen öl temperierten wasserichten safft sonderlich in jhrer Blühte verborgen / daher sie die Eigenschafft haben soll / zu erweichen / gelind zu vertheilen / Husten zu linderen / Engbrüstigkeit und Seitenstich zu v???rtreiben / Geburt zu beförderen / die Lebensgeister zu erquicken / Haupt und Hertz zu stärcken / Schmertzen zu stillen / Geläiche und Spann-aderen zu erwärmen / und zu erweichen / sonderlich aber aber einen lieblichen angenehmen Geruch den Kleideren / Haaren und Gewandten zu erwecken. Gebrauch. (Jaßminöl.) Von diesem Gewächs gebraucht man nur die Blumen / auß denen ein wolriechendes öl auff folgende art gemacht wird. Man nimt gestrichene Baumwolle / dunckt sie in das Ban- oder Been-öl / oder in unseren Landen allein in das frisch kalt außgepreßte Mandel-öl / legt solche Baumwolle under eine Preß / strewt die Jaßmin-blüthe darüber / hernach legt man wider Baumwollen / und so fort wider die Blumen / und also underschiedlich mahl eines und das andere: Endlich preßt man alles wol durch einander auß / so hat man das wolriechende Jaßmin-öl. Dieses öl wird sonderlich zu parfu [225] mierung der Handschuhe / Kleideren / falscher Haaren / Schnuptabacks und anderem viel gebraucht: bißweilen wird es auch under Pflaster gemenget / denselben einen guten Geruch zu geben. Wenn die Blümlein allein in das Oel gelegt / oder sonsten mit Wasser destilliert werden / geben sie ihr wolriechenden Geruch keines wegs von sich. Die Balbierer pflegen nach Zvvelferi anordnung / (Wolriechende Pomaden.) folgenden Balsam oder Pomaden / zu auffsetzung der Bärten / darauß zu machen. Nim außerlesenen Styrax I. quint. Jaßmin-öl 30. tropffen / Rosenholtz-öl 10. tropfen / Rosen-Spiritus 20. tropffen / Amber und Bisem jedes 2. gran / außgepreßt Muscatnuß-öl so viel als zu einem Balsam vonnöthen. Mische und rühre alles wol under einander / und verwahre solchen Balsam in kleinen Büchsen. CAPUT CXX. SYringsbaum. Syringa. Persischer Syringsbaum. Lilac Persic. Namen. SYringsbaum heißt Lateinisch / Syringa, Lilac. Griechisch / [Greek words]. Englisch / Pipetree / or Lilac. Geschlecht. Es gibt deß Syrings-baums zwey Geschlechter / deren I. Erstes ist der Baum mit blawen Blumen / Syringa coerulea, Ger. C. B. Syringa flore coeruleo s. Lilac, J. B. Lilac Matthioli, sive Syringa flore coeruleo, Park. Syringa coerulea Lusitanica, Lob. Eyst. Dieses Geschlecht wächst zu zeiten in mittelmäßigen Baums höhe; ins gemein aber ist es ein staudicht / ästig Gewächs. Seine Wurtzel kriecht weit umb einander / hat starcke Aeste / mit denen der Baum sich weit außbreitet. Seine aussere Rinde ist an farb äschfarb-grünlicht; wenn diese abgestreifft / so zeigt sich ein starck riechende grünere und dickere Rinde / under deren erst das dicke satte holtz / und in dieserem das weisse / weiche / schwammichte Marck verborgen. Die Blätter stehen gegen einander fürüber / kommen auß den gläichen der Zweigen hervor / sind breit / länglicht und zugespitzt / an dem umbkreiß etwas zerkerft; erstlich / da die Blühte noch an dem Baum / weich / demnach satter und harter / beyderseits glatt / in dem übrigen bitter und etwas scharff. An sonderbahren sprößlein erzeigen sich in dem Aprellen und Meyen die nicht unlieblich-riechende vier-blättige Blumen / so da lang / röthlicht / oder vielmehr rothblaulicht. Darauff folgen die länglichten / flachen / rothen Beere / welche bey ihrer Zeitigung in zwey theil voneinander springen / und also ihre zwey länglichten dünnen Samen zeigen. Wächst an allen orten nicht ungern / wird bey uns in den Gärten gepflantzet / und ihres angenehmen geruchs halben hoch gehalten. Es gibt aber noch eine Gattung dieses blawen Syringen-baums / welcher auff Lateinisch heisset / Syringa Persica, seu Lilac Persicum incisis foliis, Jasminum Persicum dictum, Park. Ligustrum foliis laciniatis, C. B. Syringa Persica purpurea foliis laciniatis, & foliis integris. Syringa coerulea, J. B. Ist eine Staude / welche drey biß vier Elen hoch wächst / mit weichem weissem Holtz / und vielem weissem Marck / braun-rother / mit vielen gelb [226] lichten Flecken gezierter Rinde begabet. Die Blätter vergleichen sich grösse und gestalt nach den Blättern der Kinngerten. Trägt jährlich zweymahl Blühte / die erste in dem Frühling / hanget büschelein-weiß an dem Baum / und ist purpurroth / gibt einen sehr angenehmen geruch von sich; die andere folgt in dem spathen Herbst. Nach dem Blust folget die in kleinen / kurtzen / breitlichten schötlein bestehende Frucht / welche endlich auch voneinander spaltet / und einen schwartzlichten kleinen Samen offenbahret. Den Blättern nach ist er dem Catalonischen Jasmin nicht gar unähnlich. Die Blühte schießt gleichsam wie Aehre auff. II. Das andere Geschlecht ist der weisse Syringenbaum / Syringa alba, Ger. alba s. Philadelphus Athenaei, C. B. flore albo, J. B. flore albo simplici, Park. Ist ein zimblich schönes Gewächs / wächst auß der Wurtzel mit vielen geraden / etwas knodichten / viel Marck in sich haltenden / erstlich Fingershernach biß Arms-dicken Sprossen auff / welche folgends wider in viel kleinere grüne Aeste außgebreitet werden. Auß diesen Aesten kommen bißweilen zwey gegen einander stehende Blätter herfür / welche grösser als Lorbeer-blätter / ablang / an dem umbkreiß zerkerfft / runtzlicht / bittern und scharfflichten geschmackes. Die Blühte aber schießt von den aussersten Aestlein / zwey / drey biß vier paar / sambt einer ungeraden auff dem gipfel stehenden Blumen hervor / welche auß vier weissen zugespitzten blättlein bestehen / und einen angenehmen / dem Pomerantzen- oder Citronen-blust ähnlichen Geruch haben. Blühet im Meyen und Brachmonat; In dem Herbst aber kommen die rothen Beere / als die Frucht hervor / wird bey uns in den Gärten gepflantzet. In der Artzney wird von diesen Kräutern keines gebrauchet / ich glaube aber doch / daß in den Blättern ein mit scharfflichtem Saltz gemischter Safft / und in der Blühte ein kräfftiges Oel verborgen lige. CAPUT CXXI. Gemeine Heyde. Erica vulgaris. Italiänische Heyde. Erica Italica. Namen. HEyde heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch und Italiänisch / Erica. Frantzösisch / Bruyere. Spanisch / Brezo. Englisch / Heath / Ling. Dänisch / Liung. Lyng. Niderländisch / Heide. Geschlecht und Gestalt. Es sind vielerley Art und Gattungen der Heyde: I. Die erste ist die gemeine Heyde / Erica vulgaris humilis, semper virens, flore purpureo & albo, J. B. Erica folio Myricae I. seu vulgaris glabra & hirsuta, C. B. Ist ein schön lustig Sträuchlein / welches selten auff Elenhoch steiget / hat lange / zähe braune Wurtzeln / wächst mit vielen dünnen holtz- und ästichten Zweiglein oder Gertlein auff; trägt viel kleine immer-grünende / schmale / den Tamariscken-blättlein ähnliche / fette blättlein / so bißweilen glatt / bißweilen haaricht sich finden. Die Blümlein kommen von mitte der Aesten / biß an ihre gipfel vielfaltig herfür / sind vier-blättig / klein / bleich purpur-roth / bißweilen auch weiß / sehr schön und anmüthig anzusehen / bey nahem ohne [227] Geruch. Die Blühte erzeiget sich zweymal im Jahr / nemlich im Frühling und Herbst / biß auff den Winter. Die Bienen tragen sonderlichen lust zu solchem Blust. Wächst in schattichten / feuchten Wald-gebürgen häuffig / da das Erdreich fast im̅er mit Wasseren angefeuchtet / und etwas faul ist. In vielen Gebürgen in- und ausser der Schweiß habe ich viel Ericeta, oder Wäldlein mit Heyden angefüllet / angetroffen. II. Das andere Geschlecht ist die Heyde mit braunen Beeren / Erica baccifera procumbens nigra, C. B. Erica baccifera, Matth. Lob. Erica prima, Clus. pan. Erica Coris folio undecima, Cluf. Hift. Item, die Heyde mit weissen Beeren / Erica erecta baccis candidis, C. B. Erica septima, Clus. Hisp. Lugd. Erica coris folio, 10. Clus. Hist. Frutex Lusitanis Camarinnas dictus, Linsch. Heyde mit ihren Beeren. Erica baccifera. Diese Art der Heyden beschreibet Matthiolus in Commentar. ad Dioscorid. lib. 1. cap. 100. Solche wächst in den Gebürgen die Böhmen von der Schlesing abscheiden / da die Elb ihren Ursprung hat. Sie ligt auff der Erden / und kreucht weit umb sich / hat Blätter fast wie die gemeine Heyde / doch kürtzre / trägt braune Beer in dem Augstmonat / nicht viel kleiner als des Wachholders / sind aber weicher / inwendig klebricht und grünlicht. Die ästlein sind holtzicht / schwartz-roth / geschlang / und lassen sich gern biegen. Man findet sie auch in Oesterreich und Steyrmarck auff den Gebürgen / dem Wechsel / Schneeberg und Schneealpen. III. Das dritte Geschlecht oder Gättung ist die klein-blättige nidrige Heyde / mit äschfarber Rinde / und wohl-rother Blühte / Erica humilis, cortice cinereo, Arbuti flore, C. B. Erica ramulis ternis, floribus saturatioribus purpureis, F. B. virgata seu 6. Clusii, Park. IV. Die vierte Gattung ist die Brabantische Heyde / mit haarichten vielen Blättlein / Erica ex rubro nigricans, C. B. Erica 6. Clus. Erica Corid. folio 13. Clus. Hist. Erica Brabantica folio Coridis hirsuto, F. B. pumila Belgarum Lobelii, scoparia nostras, Park. Wächst in sumpfichtem Erdreich gern. V. Ist ein Africanische Heyde / deren ästlein der fürtrefliche und berühmte Botanicus zu Dantzig / Herr Jacobus Breynius, welche ihme von dem Promontorio bonae spei zugekommen / in seiner Centur. 1. Plantar, exot. beschreibet. Erica Coris folio hispido Cerinthoides Africana, Breynii. Erica arborescens Africana flore carneo, Ejusd. VI. Ist ein grosse Heyde / welche offs Manns-höhe erreichet / mit weissen / langen / schönen / wolriechenden Blumen. Erica Coridis folio I. seu maxima alba, C. B. Erica major flore albo Clusii, Ger. Wächst in Portugall bey Lißabona und Conimbrica. Blühet im Winter- und Christ-monat / wie auch im Jenner. VII. Ist die grosse Heyde / mit purpurfarber Blühte / Erica maxima purpurascens longioribus foliis, C. B. foliis Corios quaternis flore purpurascente, F. B. Hat länglichte purpurfarbe Blümlein; die ästlein werden auch mit vier blättlein zugleich umbgeben; ist eines zusammenziehenden Geschmacks. VIII. Die Blumen-reiche Heyde / Erica folio Corios multiflora, J. B. Ericae Coris folio secundae altera species, Clus. Erica abieti ormis. Hat Blätter wie der Tannenbaum / aber weit kleiner. Die äussersten ästlein sind mit häuffigen / purpurfarben / kelchichten blümlein angefüllet. IX. Ein kleine Heyde mit grünlicht / hernach weiß-purpurfarben blümlein / schwartzlichten und etwas breitern blättern als die vorigen Gattungen haben / zusammenziehender Krafft. Wächst hin und wider in den Wäldern warmer Ländern / blühet im Christmonat und Jenner. Erica major floribus ex herbaceo purpureis, C. B. Coris folio 3. Clus. Foliis Corios quaternis, floribus herbaceis, deinde ex albo purpurascentibus, J. B. X. Ein staudichte Heyde / mit bleich-gelblichten Blümlein / wächst biß zwey Elen hoch in Spanien / Gasckonien / Langendock / und andern Ländern. Erica major scoparia foliis deciduis, C. B. Erica arborescens floribus luteolis, vel herbaceis minimis, J. B. XI. Ein grosse Heyde mit purpurfarben Blümlein / dreyfachen Aestlein / wächst Manns-höhe umb Genua herumb; bey Montpelier aber in dem Grammontischen Wald / wie auch umb Lisabona herumb / steigt sie so hoch nicht; Hat ein haarichte Rinde / kurtze und kleine Blättlein. Erica arborescens Monspeliensis, flore purpurascente, ramulis ternis, J. B. Erica ternis per intervalla ramulis, Ger. C. B. Erica Cor. folio 5. Cluf. Park. XII. Ein Heyde mit nidrigen / sich neigenden / Elen langen ästlein / und bleich purpurfarben / länglichten / holen / vierdlättigen blümlein / vielen subtilen blättlein / harter holtzichter Wurtzel / wächst ein Meilen von Gamingen / oberhalb Seehofen / an der Halden Herren Alben; wie auch in Oester [228] reichischen und Steyrmärckischen Hochgebürgen / da sie im Brachmonat blühet. Erica procumbens dilutè purpurea, C. B. Erica Cotis folio 7. Clus. Ger. foliis Corios, flore purpureo dilutioris coloris, J. B. XIII. Ein haarichte kleine Heyde / wächst Elen hoch / staudicht / mit dünnen Gertlein / dreyfachen haarichten / mit zusammenziehendem Geschmack begabten blättlein umb das ästlein herumb; wie auch underschiedlichen bleich-purpurfarben / holen blümlein an den Gipfeln der ästlein / zwischen den blättlein. Blühet im Christmonat / wächst in Portugall in sandichtem Erdreich. Erica ramulis &c foliis Corios rernis, floribus ex rubro purpurascentibus majoribus, J. B. Coris folio 12. Clus. Erica tenuifolia caliculata, Ger. Scoparia altera, Park. Casparus Bauhinus hat sie Hirsutam Anglicam genennet / da sie doch nach Raji bericht nirgend in Engelland wachset. XIV. Ein kriechende nidrige Heyde / so eines schuhes hoch bey Lindaw an dem Bodensee wachset / und mit vier allweg die ästlein umbgebenden blättlein / auch kleinen holen / viereckichten / Kräuter-farbichten / zu end deß Augstmonats herfürkommenden blümlein begabet. Erica procumbens herbacea, C. B. cruciata, Ger. parva foliis Corios quaternis, flore herbaceo, foliacies capitulis, J. B. XV. Ein kleine fleisch-farbige Heyde / mit dünnen / gleich voriger / auff Erden kriechenden kurtzen ästlein / so da mit dreyen kleinen blättlein allezeit umbgeben; und an ihren gipfeln mit holen / ablangen / fleischfarbigen in dem Mertzen und Herbst erscheinenden blümlein begabt; wächst hin und wider in bergichten Wäldern: Rajus hat sie zwischen Trient und Bolzen an den schrofen gefunden. Erica procumbens ternis foliolis carnea, C. B. parva Pannonica foliis Corios ternis, flore carneo, capitulis Thymi, J. B. Coris folio 9. Cluf. Ger. emac. XVI. Ein Englische Meer-Heyde / mit dünnen / runden / äst- und knodichten / auff der Erden kriechenden gertlein / vielen kurtzen / schmalen / glatten / dunckel-grünen blättlein / grossen / schön rothen / fünff-blätligen blümlein. Wächst im sand- und sumpfichten Gelände an dem Meer. Erica supina maritima, Park. An polygonum pusillo vermiculato serpilli folio, Lobel. Eigenschaffe. Es hat die Heyde viel irrdische Theile / neben etwas alkalischem mit wenig balsamischem öl vergesellschaffteten saltz in seinem safft verborgen / daher sie die Eigenschafft bekommen zu tröcknen / gelind zu erwärmen / Geschwulsten zu zertheilen / den schleim und Sand der Nieren zu treiben / schmertzen und röthe der Augen zu vertreiben. Gebrauch. (Miltzekranckheiten.) Die Heyde / weil sie an gestalt der Tamariscken nicht ungleich / wird von vielen wider die Miltz-kranckheiten gebrauchet. (Blasenstein.) So man die blätter und blumen der Heyde in wasser siedet / und dreyßigtag nacheinnander Morgens und Abends drey stund vor dem Mittag- und Nacht-essen ein halb quartal oder 10. loth darvon trincket / bricht es den Blasen-stein und treibet ihn fort. Es würcket noch besser / wenn man auß den blättern zugleich ein Lendenbad machet / und darein sitzet. Matthiolus hat etliche gekant / denen neben einer guten Lebens-ordnung auff diese weiß geholffen worden. (Darmgicht.) Das Wasser auß den Heyden-blumen gebrant und getruncken / benimt die Darmgicht: Es wird auch gelobt wider das blöde Gesicht / Morgens und Abends etliche tropffen in die Augen gegossen. (Viertägig Fieber.) Die Latwerge von den blümlein der Heyden ist gut denen / welche Miltzsüchtig / oder dem viertägigen Fieber underworffen sind. CAPUT CXXII. Stechdorn. Rhamnus. Namen. STechdorn heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rhamnus. Italiänisch / Ramno, Albero spinoso. Frantzösisch / Bourguespine, Nerprun. Spanisch / Cambron, Escambrones. Geschlecht und Gestalt. Der Stechdörner sind vier Geschlecht. Das erste wächst in den Zäunen mit starcken ästen und stacheln / gleich wie gespitzte Dorne / welche lehr lang sind / und kleinere neben-dörn haben / die den Mertzen und Herbst erscheinende Blümlein sind klein / länglicht / purpurfarb / blaulicht / in 5. theil eingeschnitten. Es hat blätter wie die Weide / allein daß sie schmäler sind. Zwischen den blätteren erscheinen rothe Beere / mit weissen festen kernen. Wächst hin und wider / Rhamnus alter Clusii flore purpureo, Ger. emac. alter foliis salsis, flore purpureo, C. B. Rhamni I. Clusii species altera, I. B. Das ander Geschlecht vergleichet sich fast der Weiden / mit ästen und blättern / hat keinen anderen underscheid / denn daß es stachlicht ist / trägt weisse wolriechende Blumen und rothe beere in grösse der Erbiß. Wächst in Italien und Florentz / wie auch in Franckreich / Spanien / und Portugal. Rhamnus spinis oblongis, flore candicante, C. B. Cortice albo Monspeliensis, I. B. primus Clusii flore albo, Ger. Das dritte Geschlecht ist der Sanddorn / Rhamnus, vel Oleaster Germanicus, I. B. Rhamnus salicis folio angusto, fructu flavescente, C. B. secundus Clusii, Ger. emac. Diese Sandweiden- oder Teutsche Stechdorn ist ein Bäumlein / welches nur 5. oder 6. elen hoch / auch bißweilen höher wachset / und auß seiner vielspaltigen weit-außgebreiteten wurtzel ein gedräeten stam̅ herfür bringet / so mit einer runtzlichten und braunrothen Rinden bekleidet / und in sehr viel äste zertheilet ist / welche überall mit anderthalb zoll langen dörnen bewaffnet sind. Die äste umbgeben ablange schmale blätter / den Weiden-blättern ähnlich / sind weiß / oben Aschenfarb / und unden mit einer sehr zarten wollen besprengt / eines umb etwas wenigs zusam̅enziehenden Geschmacks. Die Blumen sehen grünlicht auß / und stehen viel beysammen: Diesen folgen runde beer / wie Spargenbeer
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I. Stechdorn. I. Rhamnus. II. Stechdorn. II. Rhamnus. III. Sanddorn. Rhamnus sive Oleaster Germanicus. IV. Stechdorn. IV. Rhamnus. nach / hangen Traubenweiß beysammen / und sind mit einer dünnen / feurrothen / oder gelb-gläntzenden Haut bedeckt / in deren jeglicher neben jhre̅ weichen und gelben fleisch ein rund-ablanger gleissender Same verschlossen liget / so außwendig mit einer dunckel-schwartzen / inwendig aber mit einer weiffen Haut eingewicklet ist. Alhier an Mooßichten orten bey dem Rhein / under Hüningen / spielet gleichsam die Natur mit diesem Bäumlein / denn welches breitere und längere blätter hat / trägt nur ein oder zwey beer an dem Stock / dasjenige aber so mit schmalen und kürtzeren blätteren begabet / überkommet viel zusammen gedrungene beere / die noch zur Winterszeit an der Staude hangen. Man findet es auch an dem Lechfluß und der Donaw / und in Ita [230] lien / Franckreich / Holland und Flandern / an dem Gestad des Meers. Wächst auff den Bündtner un̅ Veltlinischen Gebürgen / bey der Statt Chur / Meyenfeld / Feldkirch / und an anderen Schweitzerischen Orthen in den Bergen und Thäleren. Die Holländer zieren mit den Schößlein jhre Sähl und Gemächer gegen dem Winter / wenn die Beere anfangen ein gelbe Farb zu bekommen / und lassen sie darin durch den Winter für eine Zier und Lust / denn sie mit jhrem saurlichten Geschmack dem Mund anmütig sind / D. Casparus Bauhinus vermeldet auß des Camerarii epitome Matthioli, daß von diesen beeren ein saurlichte Latwerg wieder die rothe Ruhr bereitet werde / und die Kernlein purgieren sollen. Aber sein Hr. Bruder Johann. Bauhinus, tomo l. Histor. plantar. univerfal. lib. 17. cap. 12. setzet diese wort hinzu. Hunc nodum solvant experti: Die erfahrne lösen diesen knopff auff. Das vierdte Geschlecht ist der Stechdorn mit runden breiten blätteren / Rhamnus s. Paliurus folio jujubino, I. B. Rhamnus folio subrotundo, fructu compresso, C. B. Paliurus, Lobel. Dod. Ger. Dieses Geschlecht wächst bißweilen zu einem Baum auff / hat blätter den Brustbeer-blättern gantz ähnlich / jedoch sind sie nicht so tieff zerkerfft. Die äste wachsen fast 5. elen lang / sind mit vielen stachlichten harten Dornen begabt. Die Blühte ist klein / rund / moosicht / und bleich-gelb / die Frucht aber breit / grünweiß / auffgeblasen / und einem Spinwürtel gleich / hat inwendig ein hartes steinlein / wächst umb Verona und Pergamo in Italien. Von anderen unbekanten Rhamnis oder Stechdorn besihe Carolum Clusium, lib. 1. stirp, Hispan. hist. cap. 16. & lib. 1. Rarior. plant. histor. cap. 77. Eigenschafft. Alle diese Stechdorn haben viel jrdische / mit saurem salß vermischte rauhe theil bey sich / daher sie die krafft haben zusam̅enzuziehen / zu stopffen / und anzuhalten. Werden in der Artzney nicht gebraucht. Doch schreibt man der Frucht des Stand-dorns die Eigenschafft zu auffzulösen / und den Schleim und Sand der Nieren zu treiben. CAPUT CXXIII. Wegdorn. Spina infectoria. Namen. WEgborn- oder Creutzbeer heißt Lateinisch / Spina infectoria, spina cervina, Rhamnus catharcticus. Italiänisch / Spino merlo, Spino cervino, Spino quercino. Frantzösisch / Bourge spine. Dänisch / Kaarsböertorn / hiortetorn. Niderländisch / Rynbesie / besienboom. Englisch / Buckdorn / or commun Purging-thorn. Gestalt. Es ist dises Gewächs auch ein Geschlecht der Stechdornen / ein nidriger baum / hat fast blätter wie der Birnbaum / allein daß sie schmäler und ein wenig zerkerbt / auch schwartzgrün / und eines herben Geschmacks sind / mit dornichten oder stachlichten ästen. Wegdorn. Spina infectoria. Das Marck mitten im Stam̅ ist roth / wie der rothe Sandel. Auß diesem holtz machen die Schützen jhre Bögen. Die Blüthe ist klein / mosichter farb / mit vier gipffelein begabet / darauff folgen Beere in der grösse der Hollunder-beer / die sind erstlich grün / und so sie zeitigen / werden sie schwartz / haben doch inwendig drey biß vier kernen / und einen grünen Safft / den brauchen die Mahler / und mischen laugen / darinnen Alaun gesotten / darunder / so wird eine lustige safftgrüne Farb darauß / welche zum Papier färben auch dienstlich. Wächst hin und her in unserer Eydgnoßschafft / auch anderen Länderen in den Zäunen und Wälderen. Es schreibet Carolus Clusius stirp. Panonic. histor. lib. 1. cap. 29. & rarior. plantarum histor. lib. 1. c. 79. daß man zwey kleinere Geschlecht in Desterreich finde. Eigenschafft. In der Artzney werden allein die in dem Herbst gesamlete zeitige Beere / so man Creutz-beer nennet / gebraucht / haben einen mit saurlicht-milt-etzendem saltz begabten safft in sich / dannenher die Eigenschafft die feuchtigkeiten und wasser auß dem Leib durch den Harn und Stulgang zu purgieren / und gelind außzuführen. Gebrauch. (Schlein- und Gall. Wassersucht.) Auß den Creutzbeeren kan man einen treflichen Syrup zubereiten / welcher die Gallen / Schleim / und versetzte wasserichte Feuchtigkeiten ohne sonderlichen zwang außführet / und dahero in dem Ansaß der Wassersucht / Gelbsucht / dreytägigem Fieber / (Dreytägig Fieber.) und anderen Kranckheiten nutzlich gebraucht wird. Nimb Creutzbeer / so sie recht (Laxierender Creutzbeer-Syrup.) zeitig sind / (welches gemeiniglich im anfang des Weinmonats geschicht) zerstosse sie wol / und presse davon den Safft auß / alsdann lasse auff einem kohlfewrlein über denselbigen ein kleinen wahl gehen / und [231] siechte ihne durch ein sonderbares Tuch / hernach nimb dieses Saffts zwey pfund / und so viel geläuterten Zucker / siede es auff einem kohlfewrlein langsamb / biß es die dicke eines Syrups bekom̅et: wenn es schier außgesotten / thue zerschnittenen Zim̅et und Nägelein jedes ein halb loth in ein reines tüchlein gebunden darein / und lasse es biß zu der dicke eines Syrups noch ein paar wall auff dem Kohlfewrlein thun / und behalte diesen Syrup in einem sauberen Glaß oder Geschirr auff. Man kan jhn biß auff 4. loth mit wenig Wegwanrt-wasser vermischt / morgens nüchtern gebrauchen / und sich darauff / wie bey einnehmung purgierender artzneyen / verhalten. CAPUT CXXIV. Nagdorn. Oxyacantha. Namen. HAgdorn heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oxyacantha, Oxyacanthus, Spina acuta, Mespilus apii foliis sylvestris spinosa. s. Oxyacantha, C. B. Italiänisch / Bogaja, Amperlo, Spino bianco. Frantzösisch / Aubes spines. Spanisch / Pirlitero, Pirliritero. Englisch / White thorn. Niderländisch / doorn boom / haegdhoren. Gestalt. Hagdorn ist ein Baum voller Dornen / außgenommen die Blätter / die sind zertheilt wie die Eppich. Trägt weisse starcke und wolriechende fünffblättige blumen / die hangen an einander wie dolden. Die Früchte oder Beer erscheinen roth / völlig / feißt / haben inwendig kernen / auch etwas klebicht-süsses und weiches Fleisch / hangen an langen stielen. Im Herbst werden zeitig / und bleiben an jhrem Baum biß auff den Winter. Die wurtzel ist sehr zerspalten / begibt sich tieff in die Erden. Der Hagdorn wächst viel in den Wälden und andern orten deß Teutschlands / auch anderen Länderen und Provintzien. Blühet im May. Eigenschafft. Es haben viel diesen Baum für ein herdes zusammenziehendes Gewächs gehalten. Aber seine blätter / und reiffe Beer geben durch jhren süßlicht-glebigen Geschmack zu erkennen / daß vielmehr ein alcalisches nutzliches saltz in deroselben klebigem saffte verborgen lige / worauß die eigenschafft entstehet zu erdünneren / und zu erweichen / die verstopffungen zu eröffnen / schleim und sand der Nieren zu treiben. Gebrauch. Die Beere sollen wider das Grim̅en nutzlich seyn / und die bösen Feuchtigkeiten durch den Stulgang außführen / so man jhen 10. oder 12. einnimt / wie solches Rembertus Dodonaeus Histor. stirp. pempt. 12. lib. 1. cap. 22. berichtet. (Lendenstein.) Das Wasser auß den rothen beeren ist gut zu gebrauchen wider den Lendenstein / und an vielen orten in Sachsen wohl bekant. CAPUT CXXV. Sawrach der Erbsel. Berberis. Namen. SAwrach / Sawrdorn / Preisselbeer / Versich oder Erbsel heißt Griechisch / ???. Lateinisch / Berberis, Crespinus, Spina acida, Dod. Berberis dumetorum, C. B. Berberis vulgo, quae & Oxyacantha, putata, I. B. Italiänisch / Crespino, Frantzösisch / l’Espine cimette. Spanisch / Espino de majuelas. Englisch / Barbary tree. Dänisch / Surtorn / Berberis. Niderländisch / Sausseboom / Suerboom. Gestalt. Sawrach oder Erbsel / ist ein staudicht [232] Bäumlein / von einer wurszeln kommen viel gerten / gleich wie in der Haselstauden / under denen etliche mit der zeit / wiewol schwerlich / herfür dringen wie ein Bäumlein. Von unden biß oben an hat es sehr stachlichte / lange weißlichte / und nicht sehr harte dörn / und stehen ihrer allwegen drey an einander. Die Rinde des gantzen Bäumlein ist weiß / glatt und dünn / das holtz darunder gelb / mürb und luck. Der gerten sind viel / ihre wurtzel haben ein sehr gelbe farb / ligen auff der Erden außgebreitet. Die blätter vergleichen sich fast denen am Granatenbaum / sind doch dünner / breiter / und nicht so außgespitzt / an dem umbkreiß gewinnen sie rings herumb kleine stachlen. Dieser Baum trägt im angehenden Mäyen viel schöne gefüllte / wachßgelbe gestirnte sechsblät ige Blumen / die hangen beysammen wie Trauben / am geruch dem männlichen samen sich zimblich nahe vergleichend. Darauff folgen die rothen länglicht-runden Beer / die haben inwendig körnlein gleich wie die Granatenkörner / doch sind sie länger / eines sauren und herben Geschmacks. Casparus Bauhinus in annotatis suis ad Matthioli Comment. in lib. 1. Dioscorid. cap. 105. berichtet / daß man den Sawrach under dem Namen Spinae Christi / deß Dorns Christi in den Italiänischen Gärten pflantze / seine blätter werden wol länger / und die gelben Dorn zweymahl grösser / einem halben stern sich vergleichend. Eigenschafft. Die Sauwrach-staude hat viel irdische saursalßichte / zusammenziehende theil bey sich. Die Beer / oder so genanten Erbselen aber sind mit einem herben / sauren wasserichten safft begabet / und haben die Eigenschaft zu kühlen / die innerliche Hitzen / und durst zu löschen / und etwas zusammenzuziehen. Gebrauch. (Innerliche hitzig pestilentzische Fieber / durst / grosse ??? Allerley bauchflüsse. Würm.) Ein Julep von Erbselen Eyrup ist gut wider die innerlichen hitzigen pestilentzischen Fieber / löschet den Dürst / benimt die grosse hitz / wehret allerley Bauchflüsse / und tödet die Würme im Leib. Mach ihn also: Nim gesotten gesotten Hirtzenhorn-wasser ein halb maß / Erbselen Syrup 12. loth / trincke davon nach belieben: oder nim̅ Saurampff-wasser sechs loth / Wegwart-wasser 4. loth / Erbselen - syrup 5. loth / gibs dem Krancken in zweymal zu trincken. Carolus Clusius lib. I, Histor. rarior. plantar. cap. 85. berichtet / wie ein vertrauter Freund ihm habe geoffenbahret / daß die mittlere Rinde (so man sie in ein sauber tüchlein binde / in geringen weissen Wein einbeitze / drey stund stehen lasse / und hernach den Wein auff einmahl trincke) starck purgiere. Ferners hat er zu Aschaffenburg in Joh. Müllers des Apotheckers schönem Garten ein grosse Stauden des Saurachs gesehen / deren Beere keine körnlein in sich halten / welche in Zucker einzumachen gar bequem sind. So man die gelbe Rinde in die Laugen legt / machet sie gelb Haar. (Erbselsafft.) Der Erbselen Safft wird also gemacht. Man soll die Erbselen von den stielen abstreiffen / hernach in einen Marmorsteineren Mörsel mit einem höltzernen stössel verstossen / und in einem sauber Zwilch-säcklein in der Preß durchzwingen / den außgepreßten Safft in saubere Gläser schütten / frisch mandel-öl eines halben daumens hoch darüber giessen / es wol verbinden / und alsobald an ein kühl ort stellen. Auff diese weiß kan man den Erbselen-safft lange zeit zur nothdurfft frisch auffbehalten. (Erbsel-Syrup.) Den Erbselen-syrup macht man also. Nim Zucker ein pfund / laß ihn mit 12. loth oder einem quart Brun̅-wasser ob dem Feur in einem erdenen Geschirr verschaumen und kochen / biß der Zucker von der spattel fleußt / oder ein faden ziecht / hernach schütte den gekochten Zucker in ein zinnerne Schüßel und 16. loth Erbselen-safft darunder / vermische es und behalts in einem gläsernen oder erdenen Gefäß auff. Dieser Safft kühlet / (Gifftige Fieber. Durst grosse hitz der Fieber. Ruhr. Erbsel täfelein.) widerstehet den gifftigen Fieberen / undertrucket die Gallen / löschet die Febrische grosse hitz und durst / ist dienstlich in der Ruhr. Die Erbselen-täfelein werden also gemacht. Nim gestossenen Zucker ein pfund in ein tabulier-??? annen / und schönen rothen, Erbselen-saftt 8. loth: lasse den Zucker auff gelinder gluth mit zugiessung wenigen saffts zergehen / rühre jhn allezeit umb / und hebe jhn bißweilen ab dem Fewr / doch solle man es jederweil umbrühren / und die Pfanne warm behalten / hernach mit dem übrigen Safft (dan̅ man ihne nicht auff einmal darüber schüttet) widerumb erweichen / jedoch daß der Zucker und Safft nicht siede / biß daß er die dicke und wärme überkomme / auf die feuchten morsellen-bretter / oder auff ein zinnen mit Zucker bestrewtes Blech aufgegossen zu werden: so es nun erkaltet / schneidet man darauß Täfelein / und lasset sie trocknen. Auff diese weiß werden auch auß dem Citronen oder Limonen-safft Täfelein gemacht. (Durst.) Alle aber löschen den Durst / und werden derhalben in den Baden-Curen gebraucht. (Eingemachte Erbselen.) Man macht die Erbseln mit Zucker also ein. Nim anderthald pfund Zucker, lasse ihn mit 18. loth frisch Brunnwasser in einem erdenen Geschirr verschaumen / wenn nun der Zucker Honigdick gekocht ist / solle man schöner erlesener-Croselen i. pfund darein legen / sie auff dem Fewr mit einem silberen Löffel umbrühren / und noch etliche wahl darüber gehen lassen / hernach in einem gläsenen oder erdenen Gefäß wol verwahrt auffbehalten: so die brühe widerzeucht / muß man sie zur vorermeldterHonigsdicke widerumb kochen / und darüber schütten / denn also bleiben sie (Durst / Fieber.) gut. Diese eingemachte Erbselen löschen den Durst / und sind den Krancken in allerley Fieberen ein angenehme erlabung. (Erbsel-Latwerg.) Die Erbsel-latwerg wird also gemacht. Nim Erbseln-safft 2. pfund / Zucker I. pflund / lasse es in einem erdenen Geschirr algemach auff einem Kolfewr sieden / so es ein schaum gibt / thue ihn hinweg / und koche es / b???ß die dicke einer Latwerg sich erzeige. Diese hat (Gallen im Magen / Rubr.) gleiche würckung wie die eingemachte Erbselen / widerstehet auch der Gallen im Magen / und dienet in der Ruhr.
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CAPUT CXXVI. Kreufelbeer. Uva spina. Namen. KReuselbeer / oder Klosterbeer / Grosselbeer / Stachel- oder Stichelbeer / Kraußbeer / heißt Lateinisch / Uva spina, Grossularia, Uva crispa. Italiänisch / Uva spina, Uva marina, Frantzösisch / Groselier. Spanisch / Uva spino, Uva crespina. Englisch / Goose / Berry busch. Dänisch / Stickelboer. Niderländisch / Croesbesie. Gestalt. Diß klein staudicht Bäumlein / etwan zwey biß drey elen hoch / hat ein aschenfarbe Rinde / fingersbreite / etwas harichte blätter wie der Eppich / weiß- und stachlichte ästlein: ist zweyer Geschlecht das zahme und wilde. Die Blumen sind weiß / bißweilen auch gelb und rothgrün / die beerlein hangen nicht traublicht an einander / sondern erscheinen eintzel / so groß als die Beere in den Weintrauben: von dem stiel fürwerts sind sie striemicht / und haarig / sonderlich die wilden / die sind viel dicker / raucher / und ungeschmackter. Die Kreuselbeere haben einen Weinsauren und zusammenziehenden Geschmack / fast wie die unzeitigen Weinbeere: Erstlich sind sie grün / und so sie reiff oder zeitig werden / verwandlen sie die farb mit dem geschmack / denn sie werden gelb und süßlicht. Sie haben auch einen schwachen mürben kern / den mag man sambt den beeren essen. Man samlet sie im Mäyen und Brachmonat / ehe denn sie reiff werden. Der Früchten sind zweyerley / grosse und kleine Beer: diese werden mit ernst auß den Gärten gemustert / und nur allein die grossen darinn behalten. In Teutschland / Engelland und Holland werden die Kreuselbeer stauden häuffig gefunden / aber in Ilalien und Franckreich sind sie wegen der grossen hitz des Lands nicht gemein. Eigenschafft. Die Klosterbeer / wenn sie unzeitig / haben einen herben / ungejohrenen / sauren / anhaltenden safft bey sich: wenn sie aber zeitig / so ist ihr safft gejohren / und führet einen lieblichen milten / mit schwefelichtem milt-flüchtigem saltzgeist vermischten safft bey sich. Gebrauch. (Hitzige Kranckheiten und ???stilentzische Fieber. Unnatürlicher falscher gelust schwangerer weiber Unwillen deß magens / bauchflüß / Samenfluß / weisse kranckheit der weiber.) Die unzeitigen Kreuselbeer sind in der kost annemlich mit dem Fleisch gekocht / denn sie geben der Speiß einen lieblichen geschmack / sind nicht unnuetzlich in den hitzigen Kranckheiten und pestilentzischen Fiebern. Diese Beer bekommen wol den schwangeren Weiberen wider den unnatürlichen falsche gelust. Sie bringen begird zu essen / benemmen den unwillen deß Magens / und stopffen die Bauchflüsse. Welche mit der gonorrhoea oder Samenfluß behafftet / und so den Weiberen die weisse Kranckheit sehr zusetzet / die sollen diese Beer offt in der Speiß gebrauchen. Von der Kreuselbeer-stauden schreibt Leonhardus Fuchsius in seinem teutschen Kräuterbuch im 68. Cap. auß dem ??? also: Man sagt / daß die äste der Kreuselbeeren für die Thür und Fenster gestrewet / oder gelegt / allerley Zauberey und vergifftungen vertreiben / und daher komt es ohne zweifel / daß man die Zäune mit diesem Gewächs verwahret / denn es nicht allein verhütet mit seinen dörnen / daß niemand hinein in den Garten kom̅en kan / sonderen vertreibt auch allerley Zauberey und vergifftungen / so den Gärten schaden bringet. Über welche wort Johannes Bauhinus tom. i. Histor. plant. universal. lib. 17. cap. 20. diese außlegung gibet: Zu wünschen ist / daß dem Fuchsio solche wort nicht entfallen wären. O was elender Christen ! wenn wir von den Heiden die Kunft wider die Zauberey lehrnen müssen. Ich überlasse den Geistlichen ihr urtheil zu fällen / ob man auff diese weiß die Zauberey verhüten könne. Underdessen gefallet mir der rath und die kunst Herren Hieronymi Tragi in dem 3. Theil seines Kräuterbuchs im 14. Cap. Wenn man wil Kreuselbeer-stauden nach einander setzen / geben sie einen guten ewigen Zaun / dadurch kein Vieh und ander vergifftig Thier oder ungeziefer in die Gärten eintringen kan. Auß den reiffen Klosterbeeren läßt sich auf folgende weiß / ein Wein zubereiten: werfft die Klosterbeer in ein sauber Faß / gießt siedend (Klosterbeer wein.) heiß Wasser / so viel nöhtig darüber / vermacht das Faß gantz beheb zu / laßts 3. biß 4. wochen stehen / biß das Wasser von dem Safft und desselben Geist genugsam erquicket; die Beere aber müssen wol außgezogen sein. Nemt alßdann den Safft herauß / gießt ihn in gläserne Geschirr / thut Zucker darzu / laßts wolvermacht etwas zeit stehen / biß der Safft in einander verjohren ist / so hat man einen generosen Wein davon.
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CAPUT CXXVII. St. Johanns Träublein. Ribes vulgaris. Namen. St. Johanns Träublein oder Beerlein also genan̅ / darum̅ daß sie gewohnlich umb St. Johanns Tage zu ende deß Brachmonats zeitig werden / heissen Lateinisch / Grossularia rubra & transmarina, Ribes, Ribesium. Italiänisch / Vuetta rossa, Ribes. Franszösisch / Grosselle d'outre mer. Englisch / Ted goos berries / vnd sea goos berries / bastard corinthi / common ribes Redcurrands. Dänisch / Ribs / S. Hansbeer. Niderländisch / Besiekens ouer zee. Geschlecht und Gestalt. St. Johanns Träublein ist ein kleines Bäumlein / hat viel zincken und ästlein / die sind mit braunrothen rinden bedeckt / dünn und zähe / derohalben kan man sie brauchen zum Laubwerck der Gebäwen. Die blätter vergleichen sich dem Rebenlaub / sind aber kleiner / weich / oben sattgrün / und glat / unden mit weicher grawer wolle umbzogen / eines herben / saurlichten etwas zusammenziehenden geschmarks. Sein fünff blättiges / bleichgelbes gestirntes blümlein bringt es im Mäy / darauß werden runde Beerlein / erstlich grün / darnach schön hellroth / die hangen wie Trauben / sind groß wie Pfefferkörner / haben ein lieblichen weinsawren geschmack. Es sind zwey Geschlecht / das zahme und wilde. Das zahme wird in den Gärten von Lust wegen gepflantze / darunder eines gefunden wird mit grossen beeren / Grossularia hortensis fructu rubro majore, C. B. Item ein anders / das gar weisse beerlein traget / Ribes vulgaris acidus albas baccas ferens, J. B. Grosfularia hortensis Fructu Margaritae simili, C. B. Das wilde geschlecht wächst gern an hügeln und bergen / gleichet dem zahmen / doch ist sein qeschmack nicht so lieblich / sondern herber und strenger / deren etliche schwartze beer tragen / und schädlich zu essen sind. Ribes nigrum vulgo dictum, folio olente, I. B. Grossularia non spinosa fructu nigro, C. B. Die auff den Oestereichischen und Steyrmarckischen Alp-gebürgen wachsen / kommen mit den zahmen überein / aber jhre Frucht ist nicht saur / sonder süß: welche in den Margraffisch - Durchlachischen Wäldern / und den Bernischen Bergen gefunden werden / sind auch den zahmen gleich / tragen aber weniger und kleinere Frucht / Ribes alpinus dulcis, I. B. Grossularia sylvestris rubra, C. B. Eigenschaft. Die St. Johanns Träublein haben ein mit etwas fluchtigem sauren faltz begabten / wenigen safft bey sich kühlen hiemit löschen den durst / er rischen den saurteig des Magens / bringen appetit / ziehen gelind zusammen / haben hiemit alle kläfften / mit dem Citronen / oder Granaten-safft gemein. Gebrauch. (Hitzige fieber / kindsblatter / bauchflüß / unwillen deß magens / blutspenen verschwollener halß. starcke monatliche reinigung und weisser fluß der Weiber. Gulden Adernlund samenfluß.) St. Johanns Träublein Syrup mit Wegwart und Saurampffer-wasser getruncken / ist gut zu den hitzigen Fiebern / Bauchflüssen und Kindsblattern. Er löschet den Durst / benimt den unwillen des Magens / und stärcket ihn / wird denen nutzlich geben / von welchen es unden und oben gehet. Dieser Syrup hilfft auch wider das Blutspeyen / so man ihne mit Burgel-wasser zu trincken giebet. Welchen inwendig der Halß verschwollen ist / der nehme offt ein löffel voll von diesem Syrup. Man kan ihn auch mit Wegrichwasser den Weibern geben / so jhre zeit zu viel haben / und mit dem weissen Fluß / gulden Adern- und Samenfluß behaffte sind. Dieser Syrup mit Burretschwasser getruncken / ist gut wider (Hertzzittern / trunckenheit.) das Hertzzitteren. Von diesem Syrup und frischem Brunnwasser ein Julep gemacht / dienet wider die Trunckenheit / sonderlich den folgenden Morgen. Der Johanns Träublein-safft wird wie der Erbseln-safft bereitet / davon in vorherstehendem 125. Cap. meldung geschehen / allein lasset man die gestossenen Johanns Träublein über Nacht stehen. (St. Jobanusträublein-Syrup.) Den Johanns Träublein-syrup macht man also: Nim anderthalb pfund Zucker / lasse ihn mit 18. loth frisch Wasser ob dem Kolfewr in einem erdenen Geschirr verschaumen und algemach kochen / biß der Zucker von der Spatel stiesset / oder ein faden zeucht / darauff schütte den Zucker in ein zinnene Schüßlen / und thue ein pfund Johanns Träublein-safft darunder: vermische es / und behalts in einem gläsernen oder erdenen Geschirr. Er ist dienstlich in der entzündung (Fieber / Durst / erbrechen.) der Fieberen / erquicket das entzündte Eingeweid / löschet den Durst / wehret der Gallen / widerstehet dem erbrechen / und stärcket den Magen. (Durst / trockner mund.) Die Johanns Träublein werden mit Zucker eingemacht wie droben bey den Erbseln vermeldet ist. Sie löschen den Durst / be [235] feuchten(Dürre Zung / Hitz des Magens und innerë glieder / unnatürliche Lust der schwägern Weibern.) den trockenen Mund und dürre Zung in den hitzigen Fieberen / linderen die hitz des Magens und der inneren Glieder / bringen lust zum essen / sind gut den schwangeren Weibern wider die unnatürliche Gelüst / und erlaben die Krancken in den Fiebern. Die Johanns Träublein-Latwerg wird auch wie die Erbselen-latwerg zubereitet / das zeichen ihrer gute ist / wenn sie auff einem zinnernen Teller mit einem nassen Messer / wie ein Gallern sich schneiden lasset / also daß nichts davon an dem Messer hanget. Sie hat gleiche würckung mit den eingemachten Johanns Träublein / kühlet (Durst / hitz der sieber / erbrechend des Magens / bluten ruhr / pest / ohnmacht.) und stärcket die von der hitz abgematteten Glieder / löschet den Durst / und hitz der Fiebern / stärcket den Magen / widerstehet dem erbrechen des Magens von der Gallen / stillet das bluten und die Ruhr / ist gut für die Pest / und wehret den Ohnmachten. CAPUT CXXVIII. Hartriegel. Ligustrum. Namen. BEinholtz / Rheinweiden / Mundholtz / Hartriegel oder Heckholtz / heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ligustrum. Italiänisch / Ligustro. Franszösisch / Troesne. Spanisch / Alhenna, Alfenna. Englisch / Privet / primeprint. Dänisch / Vildolietroe / Rindske / pille / mundtroe. Niderländisch / Keelfrut / mondthout. Gestalt. Das gemeine Beinholtz ist ein staudicht Bäumlein / hat seine blätter umb die ästlein gegen einander stehend her / sind lang / schmal / dick / anfangs hell / hernach schwartz-grün / glatt / glänßend / eines scharffen bitterlichten Geschmacks. Seine 4. 5. oder 6. blättigen an den aussersten ästlein Trauben-weiß herfürsprossende Blumen erscheinen weiß / moosicht / eines starcken geruchs. Auß denen wächst ein traublichte Frucht von Beeren / die sind erstlich grün / und so sie zeitig werden / schwartz / haben in sich einen braunen safft / eines bittern und unlieblichen Geschmacks / bleiben fast über den gantzen Winter unversehret an ihrem Baume / darvon nehren sich dieVögel. Die gerten sind zähe / schwank und fest. Er wächst überal in Sträuchen / Hecken und Zäunen / blühet fast den Sommer durch mit einem lieblichen geruch. In dem May- und Brachmonat samlet man die blumen und blätter / aber die Beer im Herbst oder im anfangenden Winter: Von diesen hat Virgilius eclog. II. geschrieben / da er sagt: O formose puer, nimium ne crede colori, Alba ligustra cadunt, vaccinia nigra leguntur. Egyptisches Beinholtz. Ligustrum AEgyptiacum. Es hat sonsten auch ein Orientalisches Beinholtz / Ligustrum AEgyptiacum latifolium, & angustifolium, C. B. Orientale sive Cyprus Dioscoridis & Plinii, Park. AEgyptium, Cyprus Graecorum, Elhanne Arabum, I. B. Ist ein grosse Staude mit vielen dick stehenden ästen / hat blätter gleich dem Oelbaum / wiewol etwas breiter / wesser / und zarter / eines saurlicht-zusammenziehenden Geschmacks. Die underen blälter der ästen sind allzeit grösser / die oberen werden nach und nach kleiner / die auff den gipffeln der zweigen Trauben-weiß stehende Blumen sind nicht weiß / sondern äsch-grawlicht / der Holder [236] blüthe durchauß gleich / eines eines lieblichen scharfflichten Bisam-geruchs. Trägt sehr viel beere / welche den gemeinen Hartriegelbeeren gleich / und mit häuffigen kleinen schwartzen kernlein angefüllet. Ist in Aegypten sehr gemein / und wird seine Blüthe wegen deß anmuthigen Geruchs von den Türcken hoch gehalten. Die blätter dieses Gewächses pflegen die Aegyptischen Weiber zu dörren / hernach mit ein wenig Alaun in Wasser zu sieden / biß es gelb wird / und mit solchem Waffer die Hände / Füsse / und alle haarige theile des Leibs / sonderlich nach den gewohnlichen Bädern / zu waschen / und also gelb zu färben / wie sie es denn sehr anständig und schön halten / wenn sie mit gelben Händen / Füllen und Bärten können auffgezogen kommen. Eigenschafft. Die blätter / blumen / und beer des Hartriegel / haben ein Alcalisches saltz / neben etwas balsamischem öl under ihren irdisch-saftigen theilen verborgen / hiemit die Eigenschafft gelind zu erdünneren / zusammenzuziehen / zu heilen / den Kreißlauff deß Geblüts in den Entzündungen zu beförderen / auch zu stopffen und anzuhalten. Gebrauch. Auß den blättern des Beinholtzs wird ein nutzliches Mundwasser gekocht. Nim dessen blätter / Wegrichkraut / Gulden-günsel / Braunellen jedes ein halbe handvoll / lasse solches in einem quartal frisch Brunn-wassers ein wenig kochen / siechte es alsdann durch ein sauberes tüchlein / und behalts (Gefallen zäpflin / Mundfäule.) zum gebrauch. So man damit laulicht den Mund außschwencket / hebt es das gefallene zäpflein auff / und heilet die Mundfäule. Wenn man ein paar hand voll dieser blätteren in einem quartal Wassers seudet / in weichem die Schmide ihr glüend Eisen ablöschen / und ein wenig Alaun darzu thut / (Luck zahnfleisch / wacklende zahn.) stärcket es das lucke Zahnfleisch und wacklende Zähn kräfftiglich / so man sie damit reibet / wie solches der Königliche Dänische Leib Medicus, Herr Simon Pauli / in Quadripart. Botan. classe sedunca, berichtet / welcher auch nachsolgendes hülffmittel wider (Geschwär der Nasen.) die Geschwär der Nasen von einem erfahrnen Wund-Artzt empfangen hat. Nim Beinholtz- und Nachtschatten-wasser / jedes 2. loth / Sacchari Saturni ein scrupel / Zuckercandit ein halben scrupel / Campfer 7. gran: mische alles / damit soll man die Nasen-geschwär lohlicht waschen. Auß Beinholz-blumen distilliert man ein Wasser / welches einen lieblichen Geruch gibt: wird gebraucht / wo mankühlung und zusammenziehung bedarff / denn so man es auff 3. oder 4. loth trinckt / stellet es die überflüssige (Uberflüffig Frawenzeit / weisser Fluß / blut speyen / bauchfluß. Bräune / Geschwär des halses / Mundfäule / rothe Augen.) Frawenzeit und den weissen Fluß / auch hülfft es wider das Blutspeyen und den Bauchfiuß: damit den Mund außgeschwenckt / wehret es der Bräune / und heilet die Geschwär des Halses oder Mundfäule: in die Augen getropffet / nimmet es derer röthe hinweg. Leinen tüchlein in diesem Wasser genätzt / und über die hitzige Glieder gelegt / fühlet dieselbige. Es heilet auch andere hitzige fliessende Schäden an heimlichen (Hitzige fressende Schäden an heimlichen orten Brandschäden.) orten und andere Brandschäden / darmit lohlicht gewaschen / wie solches Tragus bezeuget. Der hochgelehrte Herr Casparus Bauhinus schreibet von diesem Wasser / es heile auch den Krebs / damit Abends und Morgens gewaschen / und darinn genätzte tücher übergeschlagen / sonderlich so man in ein pfund des Wassers ein loth gepülverten Alaun zerlasset. CAPUT CXXIX. Zahme Rosen. Rosa domestica. Namen. DIe zahme Rose heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rosa. Italiänisch / Rosa. Franszösisch / Rose. Spanisch / Rosa. Englisch / Rose. Dänisch / Rose / hafwe rose / tamrose. Niderländisch / Rose. Die wilden Rosen nen̅et man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rosa sylvestris, Rosa arvensis, Rosa canina, Cynosbatos. Italiänisch / Rosa salvatica. Franszösisch / Rose sauvage. Spanisch / Rosa silvestre, o perruna, o gauanza. Englisch / wilde Rosen. Niderländisch / wilde Roose. In Teutscher Sprach wird sie auch genennet / Feldrosen / Heckrose / Hainhecke / und Heydrose. Geschleche und Gestalt. Die Rosen sind mäniglich bekandt / daß es unnöthig ist ihr Gestalt und Gewächs weitläuffig zu beschreiben. Ins gemein ist sie ein schwaches Gestäude / welches bald veraltet / wo es nicht gehawen wird / ja kalten Winter mag es schwerlich außdauren; hat gleichwol harte / holtzichte zweige / mit spitzigen kleinen etwas gebogenen stacheln begabet; ihre blätter sindetwas rund rauch / im umbkreiß zerkerfft / wachsen 5. oder 7. auß einem stiel / und steben gegeneinander / außgenommen daß ausserste / so allein stehet. Die [237] blumen stecken erstlich in einem moosichten kelchlein / welche sich nach und nach in einen grünen knopff verwandlet, wenn denn solcher sich von einander thut / so kommen die entweders einfachen oder vielfaltigen Rosen-blumen herfür / welche in ihrer mitte kleine mit gelben köpflein begabte fäserlein haben / auch endlich einen röhtlichten / harten wollichten samen zurucklassen. Die harte holtzichte wurtzel / breitet sich hin und her / und treibt viel sprossen von sich. Wilde Rosen. Rosa sylvestris. Der Rosen welche man in der Artzney gebraucht / sind drey gattungen / nemlich die Rothen / Weissen und Leibfarben. Die Sattrothen Rosen haben das beste lob / darnach die Leibfarben / die gantz Weissen aber / sind die geringsten / außgenommen die / welche im Herbst / und bißweilen im Winter blühen. Die underschiedlichen Rosen aber / welche der berühmte Rajus beschrieben / sind der ordnung nach folgende. I. Die erste ist die Rothe / oder Sattrothe entweder einfache / oder vielfache Rose. Rosa rubra, C. B. Ger. Rosa rubra flore valde pleno, & semipleno, & simplici flore, I. B. II. Die andere gattung ist die Leibfarbe gemeine wolriechende / oder Damasken-rose / Rosa sativa IV. sive purpurea, C. B. Damascena, Ger. Park. rubello flore majore multiplicato sive pleno, incarnata vulgo, I. B. Praenestina, Clus. III. Ist die gefüllte rothe wolriechende Provincial-Rose / Rosa rubra flore valde pleno, I. B. Rosa provincialis rubra, Park. parad. Auß dieser wird der Rosen-Zucker durchgehend gemacht. IV. Ist die kleine / nidrige / Leibfarbe Rose / Rosa rubra humilis sive pumilio, Park. parad. V. Ist die einfache fünffblättige / oder gefüllte Sammet-Rose / Rosa rubra pallidior, C. B. Rosa holosericea simplex & multiplex, Park. VI. Ist ein nidrige / rothe / Pannonische wilde Rose / Rosa sylvest. 14. s. pumila rubens, C. B. Rosa pumila Pannonica flore rubello, I. B. parvula rubra Austriaca, Park. VII. Ist die grosse Leibfarbe / gefüllte / Damascenische Provintz-Rose / Rosa maxima multiplex, C. B. Hollandica rubella plena, quibusdam centifolia, spinoso frutice, I. B. Rosa provincialis, sive Hollandica damascena, Park. parad. VIII. Ist ein röthlichte grosse Rose ohne dorn / Rosa sine spinis, flore majore, C. B. Rosa acanthos, flore pleno, coloris rubelli, I. B. sine spinis simplex & multiplex, Park. IX. Die schlecht riechende Leibfarbe Provintz-Rose / Rosa prima Praenestinae similis, Clus hist. C. B. Rosae rubellae, sive incarnatae similis, I. B. X. Die Leibfarbe Damascenische Rose mit rundlichten krausen blättern / Rosa folio subrotundo & crispo, C. B. folio crispo, flore rubello sive incarnato, I. B. XI. Ein Leibfarbe wilde fünffblättige Rose / eines gantz nidrigen Gestäuds / so nicht viel über elen hoch wächst / Rosa sylveftris rubella parvo frutice, I. B. An rosa sylv. odoratissimo rubro flore, C. B. XII. Eine Leibfarbe wilde kleine Heckrose / mit einfacher / fünffblättiger kleiner wolriechender Blum / Rosa sylvestris minor rubello flore, C. B. flore rubello parvo simplici non spinosa, I. B. XIII. Die gemeine wilde Heckrose / Rosa sylvestris vulgaris, flore odorato incarnato, C. B. sylv. alba cum rubore folio glabro, J. B. Cynosbatos, & Cynorhodos officinarum. Diese wilde Rose hat zuweilen gantz wohlriechende blätter / und wird von Casparo Bauhino genennet / Rosa sylvestris follis odoratis; von Joh. Bauhino aber Rosa sylvestr. follis odoratis, Eglentina dicta. Sonsten hat es auch wilde Rosen mit weissen nichts rieche den blumen / dabey aber in acht zu nehmen / daß die leibfarben Heckrosen / durch die Sonnen-hitze nach und nach die röthe verlieren / und endlich auch weiß werden. Rosa sylv. altera, flore albo nostras, Rosa sylv. folio glabro, flore planè albo, J. B. Rosa sylvestris 17. seu arvensis candida, C. B. XIV. Ein nidrige gantz stachlichte Rose mit weissen blumen und blättern / gleich den Pimpinellen-blättern / wächst viel um̅ Wien herumb / blühet im Mäy / Rosa sylv. pomifera Lobelio, flore rubello, sine spinis pumila; item, Rosa pumila spinosissima, foliis pimpinellae glabris, flore albo, J. B. Rosa arvina Tabernaem. spinosa, Ejusd. Rosa sylv. pomifera minor, C. B. Diese Gattung hat bißweilen auch rothe blumen / und ist von Joh. Bauh. genennet Rosa pumila spinosissima flore rubro, wächst umb Montpelier. XV. Ein kleine Feldrose ohne stachlen / Rosa campestris, spinis carens, biflora, C. B. hat bleichrothe / im Frühling und Herbst herfürkommende blumen / deren etliche nichts riechen / andere gantz klein / aber mit lieblichem geruch begabet sind. XVI. Ein wilde Rose mit stachlichten äpfelein / Rosa sylvest. pomifera major, C. B. Park. Rosa pomo spinoso, folio hirsuto, J. B. die äpffelein wachsen nach den Blumen in der [238] grösse der Haselnüssen; sonsten findet man in Engelland / sonderlich in der Westmorlandischen Provintz eine gattung dieser Rosen mit fünffblättigen blumen / und einem Apffel / so in der grösse kleiner birn wächst / roth wird / und viel weisse / harte / rundlichte / mit wollen überzogene Samen in sich hat. Rosa sylv. pomifera major nostras, Raji. Rosa pomifera major, Park. parad. XVII. Ein kleine röthlichte / gefüllte / nach Zimmet riechende / in den Gärten gezielte Zimmet-rose / so im anfang des Mäyen schon blühet. Rosa odore Cinnamomi, flore pleno, C. B. minor rubello multiplicato flore, asperis spinis armata, J. B. Cinnamomea multiplex, Park. Dieses Geschlecht hat auch eine Gattung mit einfachen blumen / Rosa odore cinnamomi simplex, C. B. cinnamomea floribus subrubentibus spinosa, J. B. XVIII. Ein Reußische wilde Rose / Rosa sylv. Russica, Park. XIX. Ein wilde Virginische Rose / Rosa sylvest. Virginiensis, Park. XX. Die gemeine / weisse / halb oder gantz gefüllte / nichts oder schlecht riechende Rose / Rosa alba vulgaris major, C. B. candida plena, & semiplena, J. B. XXI. Die kleine weisse Rose / Rosa alba minor, C. B. Rosa lacteola, J. B. XXII. Ein kleine wilde wolriechende weisse Rose / Rosa sylv. odorata flore albo, C. B. Rosa humilis flore albo Clusii, J. B. XXIII. Ein einfache / fünffblättige / oder auch gefüllte / nach Bisem riechende kleine und grosse Rose / Rosa moschata major, & minor flore simplici, J. B. Rosa moschata simplici flore, C. B. XXIV. Die immer-grünende weisse Bisem-rose / Rosa semper virens Clusii, J. B. moschata semper virens, C. B. XXV. Die gelbe / einfache und gefüllte Rose. Rosa lutea simplex & multiplex, C. B. Rosa lutea flore simplici & pleno, J. B. XXVI. Ein grünlicht / oder blaulichte Rose. Rosa subviridis & coerulea, C. B. J. B. XXVII. Ein Oesterreichische wilde braunrothe Rose / Rosa sylvestris Austriaca flore phoeniceo, Park. punicea, Cornut. XXVIII. Ein Monat-rose / so der leibfarben gemeinen Damascenischen Rosen gleich / aber alle Monat frisch herfürwächst / Rosa omnium calendarum vulgò dicta; Rosa Italica flore suaviter rubente pleno perpetua. Ferrar. XXIX. Eine weiß und roth geflam̅te gefüllte Rose / Rosa rubro & albo variegata, Rosa mundi vulgò dicta. XXX. Die leibfarbe Franckfurter gefüllte Rose / so viel blätter hat / und sich nicht vollkommen außdähnet / Rosa Francof. Park. parad. Rosa inapertis floribus, alabastro crass. Hort. Reg. Par. XXXI. Die Hungarische gefüllte fleckichte Rose / Rosa Hungarica, Park. parad. Herr Wolffgang Jacob Dümler schreibet zierlich von den Rosen in dem 18. Cap. seines vermehrten Baum- und Obst-garten also: Der Rosen-strauch ist gar wol bekant / und wird wegen seiner Blumen werth gehalten / denn die Rose ist eine Königin der Blumen / ein Schmuck der Erden / eine Zier der Gärten / eine Lust dem Gesicht / eine Anmütigkeit dem Geruch / und dem Hertzen eine kräfftige Erquickung. Daher nicht wol ein Gärtlein / wie klein auch dasselbige ist / wird anzutreffen seyn / darinnen nicht ein Rosenstock zu finden. Dannenhero auch derselbe in den Baumgärten sampt andern stauden gezielet wird. Die Versetzung geschicht auff folgende weise: Bald nach den Hunds-tagen / auch noch im Wintermonat werden die jungen Rosenstöcklein außgegraben / an den gipflen beschnitten / und wider in gut Erdreich gesetzt / wiewol der Rosen-strauch in jedem grund bekommet / doch schöner und besser im fetten erdreich. Der stock muß elen tieff gesetzet werden / daß nur die gäbelein herfür ragen / und zwar also / daß sie über ein schuh hoch nicht sind / denn je nidriger / je besser: wenn sie auch das erste Jahr lange zweige oder schosse treiben / sollen doch dieselbe im folgenden Frühling biß an das Erdreich abgeschnitten werden / damit sie desto dicker wachsen und mehrere schoß treiben. So man aber mit der Rosen-setzung biß nach dem Winter gewartet / da muß man achtung geben / so bald im Frühling das Erdreich offen wird / das man die Rosen-sträuche setze / damit sie noch etwas safft von der Winter-feuchte erreichen / ohne dieselbe kommen die Rosen-stöcke nicht leichtlich fort / ob man sie gleich begiesset. Es ist auch in setzung der Rosenstöcke des Monds alter zu beobachten. Es geschehe nun dieselbe im Herbst oder im Frühling / so muß dieselbe im abnem̅en des Monds gehandlet werden. Will man sie tüngen / solls auch im abnehmen des Monds geschehen / denn in solcher zeit beginnet der mist eher zu faulen / als im zunehmenden. Obwol die Rosenstauden mit jeglichem erdreich vorlieb nehmen / so ist doch allzu dürrer grund ihnen nicht anständig / mögen auch allerley lufft erleiden / jedoch die warme mittag-lufft ist ihnen am zuträglichsten / bringet zeitlich die blumen und zwar schön und lieblich herfür. Aber der sehr kalte Winter-frost / sonderlich wenn derselbe lang gegen dem Frühling hinauß währet / da der safft durch vorhergangenen warmen sonnen-schein in die zweige kommen / ist ihnen bißweilen verhinderlich und hoch schädlich. Darumb müssen die erfrornen zweige / so weit sie dürr worden / abgesehnitten / und zuweilen biß auff das erdreich hinweg genommen werden. Die gipffel ob den wurtz???en pflegen bald wider außzuschlagen / zu schossen / und lieblich zu wachsen / aber solche gar neue schoß tragen im ersten Jahr nicht. Die Rose / welche von vielheit der blätter centifolium heisset / kan gar wolriechend gemacht werden / so man derselben im impffen oder sonst in einem spalt / Bisem bey- oder einbringet. Fünfferley Rosen auff einem stock zu haben. Im Frühling / wenn die Rosen-stöcke anfangen zu trucken / daß sie ihre augen oder knoten herfür treiben / so bohre mit einer ahlen under dem aug ein loch unter sich biß auff den kernen / sencke durch ein federkiel / so unde̅ ein schnäbelein wie ein schreibfeder hat / rothe presillfarb hinein / mache es ferner unter einem andern aug auch also / und lasse [239] grüne / ins dritte gelbe / ins vierte blaue farb treuffen / was farb nun das aug bekomt / also werden auch die Rosen / so auß solchen augen wachsen / gefärbet. Eine Rose halb roth und halb weiß zumachen. Verdeck die Rosen auff den halben theil / zünde denn ein schwefelhöltzlein an / und laß den rauch an die halbe Rose gehen / so wird sie weiß / das verdeckte theil aber bleibet roth / Baconus de Verulamio Hist. natur. cent. 5. §. 482. schreibet / daß / so man Knoblauch bey Rosen pflantzet / die Rosen einen lieblichern Geruch bekommen. Die Rosen haben acht sonderbare theil. 1. Calix, das Kelchlein oder der Rosenknopff / begreifft in sich den understen theil der Blumen / auß welchem die andere theil herfür wachsen. 2. Cortex, die Schelffen / ist der obere theil deß knopffs / ehe er auffgehet / und in sich zäserlein und blätter begreifft / auch dieselbigen zusam̅en hält. Diese Schelffe hat fünf schmale / satte und steiffe blättlein / welche theils zerkerfft sind. Zwey haben gleichsam bärtlein / aber 2. sind gantz glatt: Eins hat ein bärtlein auff einer seiten / auff der anderen ist es glat. Diese blättlein werden sonst alabastri genennet. 3. Flos sive anthora, die Blüte / diß sind die gelben düpflein oder zäserlein / mitten in den Rosen. 4. Folia, die Blätter / welche sich außbreiten / mit jhrer lieblichen gestalt und wunderschönen farben / das menschliche Geschlecht erfrewen / und mit jhrem anmüthigem geruch den Menschen belustigen. 5. Unguis, der Nagel / ist der underste weisse theil der blätter / damit sie an den Rosenknopff / oder an den Kelch angehefftet sind. 6. Capillamentum, das Häuptlein / ist der obere theil deß Rosenknopffs auch der grund der blüte und der blätter. 7. Lana, die wolle / sind subtile härlein / so eigentlich eine behaltniß deß samens. 8. Semen, der Same / sind die inwendige gelbe körnlein / so sehr hart sind / die stecken in einem länglichten balg / der anfangs grün / hernach aber roth und gläntzend wird: wird derselbe nun weich / so ist es eine anzeigung / daß der darinnen behaltene same zeitig. Solcher rothe Samenknopf wird eine hüfenbütte genandt. Hierzu könte das neunte theil, Viburnum das zweiglein / an welchem die Rosen hanget / gethan werden / aber weil nur die eigentliche theil der Rosenblumen haben sollen erzehlet werden / als kan das zweiglein ein theil deß Rosenstrauchs seyn und bleiben. Es wird auch nicht unthunlich seyn / allhier die warth und pfleg der Monat-rosen beyzufügen. 1. Wenn die andern Rosenstöcke knöpffe treiben / muß man jhnen die jhrige abbrechen. 2. Im Hew- und Augstmonat die stöcke an ein sonnichtes ort setzen / und nicht begiessen / wenn sie gleich anfangen zu schwelcken / und jhnen die blätter abfallen. 3. Alsdan̅ muß man sie gegen dem Vollmond in etwas stutzen oder beschneiden / und in ein anderes und weiteres geschirr thun / doch daß die erden am stock / und beysammen bleibe. Darzu muß man ein newe und frische erden legen / und folgends starck begiessen / auch feucht halten. Hierauß fangen sie an bald zu treiben und zu blühen / also daß man im Herbst schöne Rosen haben kan. Der Poeten Gedicht ist / das Cupido Veneris Sohn Harpocrati, dem Gott des stillschweigens / welcher mit dem finger seine Lefftzen zutrucket / die Rosen verehret habe / dahero die Heiden bey jhren Gastmählern eine grosse Rose in den Sälen über dem Eßtisch an die Bühne heffteten / damit anzudeuten / es solle ein jeder Gast / was under diser Rosen / als dem zeichen deß Sillschweigens geredt werde / solches bey sich behalten und niemand offenbahren. Est Rosa Veneris, cujus quò furta laterent, Harpocrati Matris dona dicavit Amor. Inde Rosam mensis hospes suspendit amicis, Convivae ut sub eâ dicta tacenda sciant. Zu unseren zeiten ist an etlichen Orthen die Gewohnheit / daß man in der mitte der Stuben oder Sälen ein grosse Rosen mahlen lasset. Bey den Türcken wird die Rose auch in hohem werth gehalten. Augenius Busbequius, in seiner Constantinopolischen Reißbeschreibung vermeldet / daß gleich wie die Heiden ihnen eingebildet / die Rose seye auß dem geblüt der Göttin Venus entsprungen / als vermeinen hingegen die Türcken / sie seye auß dem Geblüt Mahomets gewachsen / dahero sie jhme die Rosen nicht allein als ein sonderbahres Geschencke auffopfferen / sondern auch zu ehren dieses falschen Propheten kein Rosenblat auff der Erden ligen lassen / denn sie solches alsobald auffheben / es öffters küssen / und ordenlich versorgen. Man haltet gemeiniglich darfür / wie das Weibliche Geschlecht allein den anmütigen Geruch der Rosen nicht dulden könne: aber die erfahrenheit hat ein anders genugsam bezeuget. Von Francisco Venerio, Hertzogen zu Venedig wird geschrieben / als er an einem Festtag die Kirchen besucht / und der Priester etliche Rosen mit sich gebracht hatte / gabe er befehl dieselbigen alsobald hinaußzu tragen / sonsten jhne ein Ohnmacht anstossen werde. Dergleichen liset man von zween Cardinälen / Henrico Cordona und Oliverio Caraffa, so den lieblichen Geruch der Rosen auch nicht leiden konten. Von einem Prediger-Mönchen / welcher ein Venetianischer Edelmann / auß dem Geschecht der Barbarigorum gebohren ware / meldet Amatus Lusitanus centur. II. Curation. medic. 36. Daß nicht allein von dem geruch / sondern auch von dem blosen anschawen der Rosen jhme Ohnmächtig worden seye. Eigenschafft. Die Rosen haben nicht einerley natur / wegen ungleicher vermischung der Elementen. Von dem Wasser un̅ Erden habe̅ sieeine kalte zusam̅enziehende krafft / von dem Lufft ein süßlichten und wolriechenden geschmack und geruch / von dem Fewr ein geringe bitterkeit und die rothe farb / denn die rothen Rosen sind wärmer in jhrer natur als die weissen. In den frischen und newen Rosen ist mehr bitterkeit als zusammenziehung / dero [240] halben purgieren sie / aber die dürren ziehen mehr zusammen und stopffen. Gebrauch. Der Rosen gebrauch ist überauß treffenlich / und zu vielen dingen nutzlich / denn es werden darauß gemacht / Syrup / Zucker / Honig / Wasser / Essig und Oel. Im gebrauch aber der Rosen soll man das underste weisse an den blättern / welches der nagel genent wird / abpflücken und hinweg werffen. Syrup von Rosen. Zur zeit der Rosen macht man einen lieblichen Syrup / der purgiert gelind und sanfft / man kan ihn auff sechs loth / und jungen Kindern auff ein loth mit ein wenig Saurampffer-wasser vermischt / sicherlich eingeben / so sie einer Purgation bedürfftig sind. Man macht ihn aber also: Nim frische / leibfarbe Rosen / pflücke hinweg den samen / stiel und nagel: So sie also geriniget sind / nehme ihr vier pfund / thu sie in einen newen verglasurten hafen / oder in eine zinnen kanten / gieß darauff heiß siedend wasser fünffzehen pfund oder seidel / vermache den Hafen oder kanten oben wol zu / laß also stehen einen tag und nacht / seige es durch ein dünn leinen tüchlein / und trucke die Rosen wol auß. Darnach nim andere frische Rosen / so viel als zuvor / mache das abgesiegene wasser widerumb heiß / und giesse es auff die Rosen / laß es aber stehen einen Tag und nacht / darnach seige es wider ab / und gieß es zum drittenmahl heiß über andere newe Rosen / solches thue zehen tag nach einander. So du es zum letsten mal abgesiegen hast / laß das wasser ein tag acht stehen / damit sich die heffen an boden setzen / gieß es sittiglich und rein ab / und thue zu jedem pfund wasser ein halb pfund Zucker / laß mit einander sieden / so lang biß es dick wird / wie ein Syrup. Solchen Syrup behalt in einem sauberen Geschirr zur nothdurfft; darvon gibt man auff das höchste acht Loth schwer / mit vier loth Saurampffer oder Ochsenzungen-wasser. (Geelsucht / Verstopffung der leber / anfangende wassersucht / dreytägige und langwirige Fieber.) Dieser Syrup ist zu vielen Gebresten des leibes nutzlich / denn er öffnet / reiniget das geblüt von der Gallen / und treibet sie durch den stulgang. Er hilfft wider die Gelbsucht und verstopffung der Leber. Auch ist er gut wider die anfangende Wassersucht / dreytägige und langwirige Fieber. Rosen-zucker. Die Rosen macht man mit zucker ein / auff nachfolgende weiß: Nimb der rothen Rosen (schneide davon das undere theil / welches man den Nagel nennet) acht loth / feinen weissen-gestossenen Zucker sechzehen Loth. So die Rosen auff einem brett klein zerschnitten sind / alßdann stoß beydes zusammen in einem steinernen Mörsel mit einem höltzernen und schweren stämpffel behend / biß es genug sey: wenn dieser Rosen-zucker zu trocken wird / kan man drey oder vier loth Roßwasser darunter vermischen. (schwaches Hirn und Hertz / innerliche hitz der fiebern / trockne zunge und kehlen. Verschleimte brust / lungsucht / blutspeyen / rothe Ruhr / Allerley bauchflüsse Unwillen des mage̅s.) Diser Rosen-zucker stärckt das schwache Hirn und Hertz / mildert die in̅erliche hitz der Fiebern / er feuchtet die trockne Zunge und Kehlen / reiniget die Brust von allem schleim: Ist den Lungsüchtigen eine köstliche artzney / wehret dem Blutspeyen / Rothenruhr / allerley bauchflüssen und vnwillen des Magens / denn er den magen stärcket / und die scharffe hitzige Gallen lindert / so man nach belieben einer Muscatnuß groß zu sich nimmt. Rosen-julep. Die gemeinste Form ist diese. Nimm distillirtes Rosen-wasser drey pfund / clarificirten weissen Zucker zwey pfund / koche es zum Julep. (Durst / matte Geister.) Ist eine köstliche Hertzstärckung / kühlet und löschet den durst sehr wol / und erfrischet die matten lebendigen geister / so man nach belieben löffel weiß ein nimmet / oder mit frischem Brunn-wasser ein Julep darauß anmachet. Rosen-honig. Rosen-honig mach also. Siede honig / verschäume und läutere ihn wol / laß ihn durch ein tuch lauffen / nimb frische Rosenblätter / die noch nicht offen sind / schneide die blätter oben ab / daß der knod aussen bleibe / lege sie in honig / und laß alles sieden biß zu eines Saffts dicke / darnach drucks durch ein sauber tuch. Dieser Rosen-honig hat eine gelinde zusammenziehung / kühlet zimlich / ist gut wider die flüß / so von dem Haupt in den mund fallen: wird löffel-weiß nutzlich (Mundfäule / bräune / versehrung des munds äusserliche schäden un̅ Wunden. Hitzige Geschwär des Munds.) genommen wider die mundfäule / bräune / und andere versehrung des munds: über das wird auch der Rosen-honig gebrauchet zu den äusserlichen schäden und wunden / dieselbige zu reinigen. Wider die mundfäule und hitzige Geschwulst oder geschwär des Munds: Nimm Wegerich-Rosen- und Beinholtzblumen-wasser / jedes vier loth / Rosen-honig und Maulbeer-safft / jedes zwey loth: vermischs mit einander / und spühle den mund lawlicht damit auß. Rosen-wasser. Auß frischen Rosen bren̅et man ein Wasser auff mancherley weise / aber die beste ist / so man die destillier-kolben in einen Kessel / darinnen siedend wasser ist / stellet / denn also brennet es nicht an / und schmäcket nach keinem rauch. Diß wasser wird auß allerley Rosen destillirt / jedoch soll man einen vnderscheid darinn halten / und so man das wasser zu stärckung des Hertzens / und anderer innerlichen glieder brauchen wil / soll man das gebrennte wasser nemmen von den edlen wolriechenden Rosen / dasselbige stärckt und kräfftiget das hertz / erquickt die lebendige geister / erhält (Fiebrische Hitz.) die natürliche wärme / und lindert die fiebrische hitz. Nach Castoris Durantes meynung acht loth Rosenwasser im anfang deß paroxysmi (Viertägige Fieber. rothe ruhr / allerley bauchflüß.) oder überfalls getruncken / soll die viertägige Fieber außreüten. Roswasser kan auch wider die rothe ruhr und allerley bauchflüß gebraucht werden. Rosenwasser ist gut wider die Ohnmachten (Onmacht / mattigkeit. Schrigkeit und fratte der jungen kinderen vom harn.) und mattigkeiten / daran gerochen oder angestrichen. Die sehrigkeit und fratte der jungen Kinder / so vom scharffen hitzigen harn verursacht wird / mit Rosen-wasser gewaschen / kühlet die hitz und heylet. Weiß Rosenwasser hilfft den rothen flüssi [241] gen(Rothe flüssige augen / hitzige geschwulst / geschwollener hals und zäpflein.) Augen und aller anderen hitzigen Geschwulst: so man den mund damit außspühlet / bevestiget es die zähn / thut dem geschwollenen halß und zäpflein sehn wol. Auß dem rothen Rosenwasser werden zwey dienliche und treffenliche Kraffwasser gemacht / so in allen Kranckheiten bey jungen (Schwachheiten deß hertzens.) und alten personen zu erhaltung der Kräfften sehr nutzlich gebraucht werden: Nim roth Rosen-Burretsch- und Lindenblütwasser jedes 2. loth / Alkermes-latwerg ohne bisem 1. quintlein: vermischs wol durch einander / und gib dem Krancken davon nach belieben ein löffel voll. Das andere Krafftwasser mache also: Nim̅ rothe Rosen-Ochsenzungen- und Saurampffer-wasser jedes 2. loth / weissen Zucker 1. halb loth / gestossene praeparierte Perlein 1. scrupel oder 20. grän / vermisch alles wol und brauchs auff vorgeschriebene weiß. Welche Weiber der Mutter halben das Roßwasser nicht leiden können / dene̅ soll man zu solchen Kraftwassern an stat desselben / das Melissenwasser gebrauchen. Rosenblätter. So man dürre Rosen in Wein kochet / und etlich mahl deß tags davon trincket / (Bauchflüß.) stopffen sie die Bauchflüß: wenn aber ein Fieber vorhanden ist / soll man sie mit Wasser sieden. (Hitzige Fieber Durst.) Ein anmütiges Tranck wird von den rothen Rosen also gemacht / so in hitzigen Fieberen zu löschung deß Dursts nutzlich gebraucht wird. Nim ein loth schöner rothen gedörten Rosen / und ein maß frisches Brun̅wasser / lasse es bey dem Feur nur einmahl auffwallen / alßdenn thue darzu Rosen-julep 6. loth / spiritus vitrioli 30. tropffen: vermische alles wol. Ist ein sehr annemliches Tranck für die Krancken / so von dem Fieber geplaget sind. Simon Pauli in Quadripartito Botanic. class. 2. p. m. 131. berichtet / wie er auß eigener erfahrenheit (Rothe Ruhr.) wargenommen habe / das 1. halb quintlein der gestossenen und geordneten rothen Rosen / in Wegerich-wasser eingenommen / wider die langwährende rothe Ruhr ein bewertes heilmittel seye. (Blutspeye̅ / grieß / nierenstein / durchbruch rothe ruhr / stätiges erbrechen / blödigkeit deß magens / übrige monatzeit / samenfluß.) Auß der Frucht der Hecken-rosen / so man Butten nennet / wird in den Apothecken ein liebliche Latwerg gemacht / davon man nach belieben einer Muscatnuß groß einnemmen kan. Ist trefflich gut wider das blutspeyen / grieß / nierenstein / durchbruch / rothe ruhr / stätiges erbrechen / blödigkeit deß magens / übrige monatzeit und den samenfluß. Rosen-samen. Der gelbe same / welcher mitten in den Rosen gefunden wird / gedörret / klein gestossen (Feucht zahufleisch flüsse der zähnen.) und auff das feuchte zahnfleisch gestrewet / trucknet auß / und stillet die flüsse / derohalben man von solchem samen zahnpulver bereitet / das zahnfleisch zu stärcken / und die zähn zu bevestigen. Es soll aber solcher same nicht über ein Jahr lang behalten werden / und so man jhn aufftrucknet / muß man acht haben / daß er sein gelbe farb behalte / nicht schwartz werde / wie solches Agerius berichtet. Rosen-knöpflein. Auß den Rosen-knöpflein distilliert man ein wasser / welches trefflich gut ist / wider (Bauchflüsse / hitzige rinnende augen.) alle Bauchflüsse / und dienet den hitzigen rinnenden Augen / darmit laulicht gewaschen. Rosen-schwam. Der Schwam̅ an den wilden Heck-rosen ist ein härige ballen / gantz rund und grawbraun / etliche nennen jhn einen Schlaffapffel / hat groß lob wider den Stein / gedörrt / gepülvert und davon im Wein getruncken: (Stein.) Noch kräfftiger sollen seyn die würmlein / so in diesem Schwam̅ gefunden werden. Man braucht ihne auch zu den (Kröpff. Würm.) kröpffen / und das würmlein gepülvert gibt man eyn wider die würm im Leib. Rosen-essig. Nim der gedörrten Sam̅et-rosen-knöpff / schneide unden das weiß davon / thue sie in ein glaß / geuß darüber guten Weinessig so viel daß er zween eder drey finger hoch über die Rosen gehet / und laß jhn an der Sonnen ein tag acht stehen. So man jhne alsobald begehrt zu haben / wolle man ein wahl bey (Mattigkeit und ohnmachten.) dem Fewr darüber gehen lassen. Dieser Rosen-essig ist sonderlich gut wider die mattigkeit und ohnmachten / so man daran reucht oder jhne anstreicht. Zur zeit der Pestilentz (Pest.) solle man die händ darmit waschen. In den hitzigen Fiebern wird für die Mannspersonen (Hitzige fieber.) auß diesem Essig ein trefflicher überschlag zu den hand-pülsen laulicht zu gebrauchen also gemacht. Nim Saurampffer-Seeblumen- und Rosen-wasser jedes vier loth / Rosen-essig 3. loth. Misch alles durch einander / netze darinn leinene tüchlein / und binds laulicht über die handpüls. Rosen-öl. Etliche sieden Rosen in Baumöl und halten es für Rosen-öl. Etliche lassen es also ungesotten 14. tag stehen. Aber Rosenblätter frisch oben abgeschnitten und in Oel gesotten / laß 50. tage an der Sonnen in einem Glaß stehen / diß Oel ist das beste. Es hat eine krafft zu kühlen / ziehet zusam̅en / ist gut (Hitz / verletzte därm.) wider alle Hitze / und zu den verletzten därmen / so man es under ein dienliches Clystier vermischt. Rosenöl von anfang auff den Brand oder (Brand / hitzige Geschwulst / rote ruhr.) hitzige Geschwulst gestrichen / hilfft wol. Ein gutes Oel zu der rothen Ruhr: Nim Rosen-Quitten- und Mastix-öl / jedes ein loth / salbe damit den undern Leib warmlicht. Rosen-salbe. Die in den Apothecken zubereitete Rosen-salbe / (Hitzige Leber und Nieren. Ausserliche grosse hitze und brand) dienet wol der hitzigen Leber und Nieren / so man diese örter darmit warmlicht anschmieret. Sie löschet auch alle äusserliche grosse Hitze und den Brand. Guldene Rosen der Päbsten. Dieweilen auch durch die flüchtigkeit der Rosen / die hinfelligkeit des zeitlichen Lebens / hingegen durch den unvergleichlichen Lust dieser Blumen / der unaußsprechliche wollust des himlischen Paradeiß uns fürgebildet wird / ist zweifelsohn auß diesem anlaß bey dem Römischen Stul die gewonheit auffkommen / daß die Päbste sich der guldenen Rosen / mit welchen sie die Könige und hohe Herren beschencken / jederzeit bedient haben / [242] wie solches Theodorus Zuingerus in Theatr. Vit. human. Volum. 3. Libr. 9. pag. m. 1016. auß dem Boëtio, Blondo, Sigonio, Platina, AEnea Sylvio und Sleidano bestätiget. In dem Päbstlichen Ceremonien-buch wird gelesen / daß der Römische Bischoff alle Jahr / an dem vierten Sontag nach der grossen Fasten / Dominica quarta quadragesimae Laetare gena̅t / eine mit köstlichem Balsam angefüllte Rose weihe / und nach gehaltener Meß damit den anwesenden Fürsten begabe / oder solche einem abwesenden grossen Herren übersende / damit er / gleich wie nichts hinfälligers als die Rose seye / die nichtigkeit dieses gegenwärtigen Lebens erkenne. Hingegen von der sonderbahren anmütigkeit dieser Blumen / an dem verlangen zu der lieblichen und seligen Ewigkeit / deren das Gold ein zeichen ist / gestärcket werde. An. 1678. hat der Pabst der Fürstin von Radzivil / des Königs in Pohlen Schwesteren / welche sich mit ihrem Hr. zu Roan auffhielte / eine zu Mit-fasten geweihete / von vier hundert Cronen werthe Rose verehret.

CAPUT CXXX.
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Rose von Hiericho. Rosa Hierichontea vulgo dicta, C. B. Namen. DIe Rose von Hiericho heißt Lateinisch / Rosa Hiericho, J. B. Thlaspi Rosa de Hiericho dictum, Moris. Rosa Hierichontea vulgo dicta, C. B. Englisch / Rose of Hiericho. Gestalt. Diese Rose ist ein kleines Gewächs / welches gleich von der Wurtzel auß viel holtzichte / einer handbreit lange / dicklichte / äschfarbe / in viel ästlein sich außbreitende / und oben auff wider / gleich einer Kugel / zusammengehende zweig- oder Gertlein auffwirfft; an welchen nicht viel / äschgrawe / haarichte / zerkerffte / eines halben zolls breite / über einen zoll lange blättlein wachsen / welche den ölblättern an gestalt etwas ähnlich / und bey jhrem ursprung an den zweigen von kleinen moosicht weissen vierblättigen blümlein begleitet werden; worauß klar abzunehmen / daß dieses kraut eigentlich under die Thlaspidia, und nicht under die Rosen solle gezehlet werden / weilen es durchauß nichts mit der Rosen gemein hat; ja es wächst nicht einmahl bey Hiericho / sondern in den Wüsten Arabiae / an dem Gestad deß Meers in dem Sand. Seine wurtzel ist einfach / fest und holtzicht. Nach den Blümlein folgen kleine gefäßlein mit zweyen underscheidenen hölen / in denen zwey runde / flache / braunrothe / scharfflichte samen sich finden. Es wächst gern in den Gärten / ja wenn es gleich trocken und dörr / in warm wasser gesetzt wird / so thut es sich dennoch von einander / es seye gleich umb welche zeit deß Jahrs es seyn mag. Es gibt auch ein wilde art dieser Rose / welche kleiner als die vorige / deren von Casparo Bauhino, & Parkinsono gedacht wird. CAPUT CXXXI. Buxdorn. Lycium Italicum. Namen. BUxdorn heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lycium, Pyxacantha. Italiänisch / Licio. Geschlecht und Gestalt. Der Spanische Buxdorn / Lycium Hispanicum folio Buxi, C. B. ist ein dornichter Baum / mit ästlein dreyer elen hoch / oder auch etwan höher / er trägt blätter wie der Buxbaum / die sind feist und dick. Seine beerlein sind in gestalt des Pfeffers / schwartz / glatt / feist und bitter. Die Rinde ist bleich / und die wurtzeln vielfaltig krumb und holtzicht. Diesen Baum findet man in Cappadocia / Lycia und Dalmatia / aber in teutschen und welschen Landen nicht. Man presset auß den beeren ein Safft / und lässet jhn an der Sonnen dick werden / welcher in den Apothecken Lycium genant / und zu vielen [243] Artzneyen gebrauchet wird. In etlichen Apothecken findet man einen verfälschten Safft / so auß den beerlein von dem Beinholtz / der Specklilien / Hagenbutten und Schlehen gemacht wird. Der Frantzösische Buxdorn / Lycium Gallicum, C. B. J. B. ist disem bey nahem gleich / hat aber blätter / so sich den Schlehen-blättern mehr vergleichen; beneben viel spitze stachlen / zwischen welchen kleine blümlein / büschelein-weiß sich erzeigen. Auß dessen Beeren ein goldgelbe Farb die Seiden damit zu färben bereitet wird. Wächst bey Avignon und Carpentras. Sonsten hat es auch ein Candianischen Buxdorn mit gelben blümlein / und schmalen ablangen blättlein / Berberis Alpina Cretica, C. B. Lycium Cretense, s. Berberis Cretica, I. B. Item ein Indianischer Buxdorn / Lycium Indicum foliis Pruni, C. B. Lycium in Libano proveniens Bel. Ep. 1. Item ein Buxdorn mit schmalen blättern / wie die Heide / Lycium foliis Ericae, C. B. Arbor spinosa ex quâ Lycium s. Cate exprimitur. Bont. Der Italiänische Buxdorn / Lycium facie Pruni sylvestris sive Italicum, C. B. welcher alhier abgemahlet ist / vergleichet sich dem Schlechendorn / trägt aber kleinere blätter. Seine Blumen erscheinen moosicht weiß / vierblättig / auß welchen die beere herfürkommen so des Beinholtz-beeren ähnlich sind / und einen herben Geschmack von sich geben. Er wächst häuffig umb Trient / bey dem Gresta / an felsichten orten / wie auch bey Baden in Oesterreich. Auß diesen Beeren wird in Italien ein Safft gepreßt / welcher an statt des unverfälschten Lycii gebraucht wird. Eigenschafft. Der Safft von dem Buxdorn ist bitter und ziehet zusammen. Der beste Safft hat die Eigenschaft / so man jhn anzündet / brennet er / und so er gelöscht wird / gibt er einen rothen Schaum / außwendig ist er schwatz / aber inwendig röthlicht / hat keinen bösen Geruch / an dem Geschmack ist er bitter und zusam̅en ziehend. Gebrauch. Dieser Safft wird wider den Wurm an den Fingern und anderen faulen umb sich nagenden Geschwären gelobt / so man davon (Wurm am finger / faule Geschwär.) auff ein tüchlein streicht und wie ein pflaster überlegt. Man pflegt jhne auch in der Laugen zuverlassen / also machet er ein gelb Haar. CAPUT CXXXII. Cappern. Capparis. Namen. CAppern oder Cappres heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Capparis. Italiänisch / Capparo, Cappero. Frantzösisch / Capres. Spanisch / Alcaparras. Englisch / Capers. Dänisch / Capres. Niderländisch / Cappers. Gestalt. Cappern / Capparis spinosa fructu minore, folio rotundo, & aucto, C. B. ist ein dornichte Staud / breitet sich mehrentheils in die ründe auff dem Erdreich auß / hat krum̅e Stacheln wie die Brombeer-staud. Die blätter Cappern. Capparis. vergleichen sich fast dem Quittenlaub / sind rund / steiff / mit viel äderlein durchzogen. Es hat auch ein gattung mit zugespitzten blättern. Die Frucht ist den Oliven ähnlich / welche / so sie sich auffthut / bringet sie ein weisses / wolriechendes Röslein / wenn solches abfallt / bleibt da ein lange Eichel / die ist voll rother körnlein / gleich wie in den Granatäpffeln. Die Wurtzel ist rothschwartz / holtzicht / und fladert weit umb sich. Die Rinde ist röthlicht und fest. Es hat ferners eine art Cappern ohne dörn / Capparis non spinosa, fructu majore, C. B. wächst bey Alexandria / hat grössere beer / die rinde von der wurtzel deroselben wird sehr viel zu abtreibung der Würmen / befürderung der Monatlichen Reinigung / und zertheilung harter Geschwulsten gebraucht. In Arabien wird ein gattung Cappern gefunden / in grösse der Baumnüssen / Capparis arborescens fructu juglandis magnitudine, C. B. Arabica non spinosa, Park. Cappares arborescentes, I. B. In dem Horto Malabarico, werden annoch zwey frembde Geschlecht der Cappern beschrieben; deren eines Badukka, Capparis arborescens Indica Badukka dicta, flore tetrapetalo; daß andere aber Solda, oder Capparis arborescens Indica flore pentapetalo genent wird. Cappern wachsen in vielen Landen von sich selbst / in dürrem trockenem Erdreich / und bey alten Hoffstätten. Die in Arabia wachsen / sind gar zu scharff und hitzig / wie Galenus lib. 7. de simplic. medicam. facultat. c. 7. bezeuget. Die in Africa blähen den Leib heftig. Die in Apulia machen Erbrechen und Unwillen des Magens. Die vom rothen Meer und Lybia gebracht werden / sind sehr scharff / also daß sie Blattern in dem Mund erwecken / und das Zahnfleisch biß auff das Bein verzehren. Die besten bringt man auß Italien / Candien / Cypern / von Mompelier und Lyon auß Franckreich / mit Saltz [244] und Essig eingemacht. Cappern wollen ein heiß Land haben / daher sie in Teutschland nicht auffkommen / denn sie können die kälte nicht ertragen. Eigenschafft. Die Blüthe und Frucht der Cappern / wie auch die rinde von der wurtzel ist bitter / scharff und herb / hat viel öhlicht subtiles alkalisches saltz / mit rauhen irdischen theilen vermischet / darauß abzunehmen / daß sie nicht einerley Natur / denn von der Bitterkeit hat sie ein Krafft zu säuberen und zu öfnen / von der schärffe zu wärmen / und durchzudringen / von dem herben Geschmack zeucht sie ein wenig zusam̅en. Sonderlich aber hat solch Gewächs die Eigenschafft alle säure zu töden / hiemit die davon in Leberen / Miltze und Faul-fleisch entstehenden verstopffungen auffzulösen und zu heilen. Gebrauch. Die Cappern mit Saltz und Essig eingemacht / wie man sie zu uns bringt / soll man nicht rohe essen / denn also sind sie dem Magen ein unangenehmer Gast / ja schwächen denselben / und bringen zugleich den Durst: derohalben muß man sie zuvor einwässeren und quellen lassen / damit sich das Saltz wol darvon abschweiffe / darnach mit Essig und Baumöl wie ein Salat bereiten / (Magenschleim / verstopffung der Leber und des miltzes Würm / scharbock / viertägig Fieber.) und im anfang der Mahlzeit essen: also reitzen sie den Lust zur Speiß / streiffen den Schleim vom Magen hinweg / öffnen die verstopffung der Leber und des Miltzes / befürderen den harn vertreiben die würm / den Scharbock / und das viertägige Fieber / sind den Melancholischen Naturen sehr dienlich. Es wird in den Apothecken ein Oel auß (Schmertzë geschwulst / Verstopffung und andere zufäll des Miltzes.) Cappern gemacht / welches eine besondere Krafft hat / die Schmertzen / Geschwulst / Verstopffung und andere zufäll des Miltzes hinzunehmen / so man die lincke seiten under den Rippen damit warmlicht anschmieret. Wild Cappern. Capparis sylvestris. Dieses soll ein wild Geschlecht der Cappern seyn / hat etwas kleinere / längere und dickere blätlein als die andere / zwey auff einem stiel gegen einander über. Die Blumen sind ihnen auch gleich / ehe sie sich auffthun / da sie aber offen sind / haben sie außwendig eine weisse / und innen eine röthlichte Farb / und in der mitten gelbe Fäselein / letzlich bekommen sie Schoten / darinnen der Samen ligt. Die wurtzel ist lang und holtzicht. Dieses fremde Gewächs hat D. Rauwolff viel bey Alepo in Syrien gefunden / allda man es morgsani nennet. Bey uns bleibt es zuweilen in den Gärten / wie es denn in dem Fürstlichen Eystättischen Garten herfür kommet. CAPUT CXXXIII. Ephew. Hedera. Namen. EPhew oder Eppich heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hedera. Italiänisch / Hedera, Helera. Frantzösisch / Lierre. Spanisch / Yedra. Englisch / Ivi Climbing. Dänisch / Redbende poa / muure. Niderländisch / Veyle. Grosser Ephew / oder Baum-Ephew / wird auff Griechisch genennet [Greek words]. Lateinisch / Hedera major, communis, Hedera arborea, Hedera assurgens. Englisch / Climing ivi. Kleiner Ephew heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hedera helix, Hedera sterilis, Hedera communis minor. Italiänisch / Hedera minore. Englisch / Barren or Creeping ivi. Niderländisch / klein Veyle. Geschlecht und Gestalt. Des Ephewes findet man fürnemlich zwey Geschlerhte / grosses und kleines. Der grosse Ephew wächst in den Wäldern / und flichtet sich mit dünnen gerten an die hohen Bäume / deßgleichen gesellet er sich auch an die alten Mauren / dermassen / daß er sie bißweilen zerstöret / und sambt ihnen zu hauffen fallet / denn er hat vielfältige / zasichte / schwancke und umbschweiffende wurtzeln / nicht allein unden / sondern auch an seinen zweigen und ästen / darmit begreifft er das Gemäur und Bäume / beraubt sie jhres saffts und nahrung / und nim̅t also mit gewalt zu / also daß / ob man ihn gleich unten entzwey schneidet er nichts desto weniger bleibet / an den stämmen grünet / und sich durch den darein gehenden nahrungs-safft erhaltet / so lang biß alle auß den stämmen herauß gehende wurtzlein und zäserlein absterben und verdorren. Dieser Ephew bringet anfänglich länglichte blätter / wie der Birnbaum / welche aber nach und nach dreyecket / glatt und dick werden / hangen anlänglichten stielen / sind eines vermischten Geschmacks / scharff / bitter / und herb / oben auff sattgrün / unden etwas gelblicht. Er blühet im außgehenden Herbst / mit moosichten / sechsblättigen / bleichgelben Blumen / auß welchen hernach in dem Winter Trauben oder schwartze Beeren an länglichten stielen wachsen / den Wachholder-beeren
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Groß Ephew. Hedera Major. Klein Ephew. Hedera Minor. gleich / mit drey / vier / auch mehr ablangen körnlein begabet. Der klein Ephew ist unfruchtbar und ohne Blumen; er schlingt sich auff die Felsen / alte Mauren / Zäune und Wallstätte / komt selten auff die Bäume / kreucht offt auff der Erden / mit weißlichten räben oder zweigen. Seine blätter sind stäts dreyeckicht / mit weissen mackeln besprengt / und viel kleiner als deß ersten. Beyder Ephew grünet allezeit und bestehet vor allem frost / ist deßwegen den Schlangen sehr angenehm / denn sie sich in dem Winter darinn auffhalten können. Der Ephew wird durch die pflantzung zu einem Baum gezielet / wenn er nun zu dem alter kommet / in welchem er Frucht bringen kan / verendert er seine gantze Gestallt / denn er richtet sich von sich selbsten auff / und hat keiner understützung vonnöthen. Er überkomt auch andere blätter / denn welche zuvor vieleckicht waren / die werden rund / und an dem rucken mit weissen / auch bißweilen röthlichten flecken underscheiden. Die zeitigen Beere sind schwartz und selten gelb. Eigenschafft. Beyder Ephew hat ein heimlich flüchtiges alcalisches saltz / neben etwelchen balsamischen theilen bey sich verborgen: daher die Eigenschafft zu heilen und zu kühlen / brand zu stillen / und auffzulösen. Gebrauch. Es haben die Heiden jhrem Abgott Baccho zu Ehren auß dem Ephew Kräntze gemacht / daher zur zeit der Maccabeer die Juden von den Heiden gezwungen worden / daß sie wenn man des Bacchi Fest begienge / mit Kräntzen von Ephew dem Baccho zu Ehren mußten einhergehen / wie in dem 2. Buch der Macabeer cap. 6. v. 7. zu lesen. Es ist auch bey den alten Kömeren der Ephew zu den Lorbeerkräntzen der Siegs-Fürsten gebraucht worden. Dannenher Virgilius Ecclog 8. den Käyser Augustum also anredet: ???- - - Hanc sine tempora circum Inter victrices hederam tibi serpere lauros. Laß dieses Ephew-Laub / Auguste für und für Vermischt mit Sieges-Kräntz von Lorbeer gläntzen dir. Ferner sind auch die Poeten mit Ephew begabet werden / weßwegen Horatius lib. 1. ode 1. sich also rühmet: Me doctarum hederae praemia frontium, Dîs miscent superis. Der Ephew / welcher da die Stirnen der Gelchrten / Belohnet / machet mir die Götter zu Gefährten. Nach des Plinii außsag Lib. 24. hist. nat. cap. 10. wird dieses Kraut nicht gar sicher in dem Leib gebraucht / denn es den Menschen unruhig in dem Haupt machet / und den (Miltzesucht.) Nerven schädlich ist. Die Trinckgeschirr aber auß dem Ephew-holtz gemacht / sollen den Miltzsichtigen dienlich sein. Welche Weiber ihre Monatliche Reinigung (Versteckung der Monatlichë weiberreinigung.) nicht haben / die sollen 3. Körner von dem grossen Ephew zu pulver gestossen / mit Poley-wasser / und ein wenig Saffran etlich tag nach einanderen früh nüchteren trincken. (Böse Geschwär.) Die grünen blätter des Ephews in Wein gekocht / können allerley böse Geschwär reinigen und heilen / wenn sie offt damit warmlicht gewaschen / auch übergelegt werden. (Verständene Frawenzeit.) Wenn man den Dampff von dieser bähung unden in die Mutter läßt / und sie damit bähet / soll er die zuruck gebliebene Frawenzeit wider bringen.
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(Fliessender Erbgrind.) Etliche Weiber machen auß den blättern Hütlein / und setzen sie denen mit dem fliessenden Erbgrind behaffteten Kindern auff das Haupt / denn sie durch jhren alcalischen Safft und Feuchtigkeit das versaltzene und scharffe fließwasser des Erbgrinds wohl versüssen / tröcknen / und heilen können. (Fontanellen.) Die Blätter des Ephews gebraucht man gar nutzlich zu den Fontanellen, weilen sie nicht nur alle böse Feuchtigkeiten herauß ziehen / sonderen auch den ort stercken / und nichts böses darzu schlagen lassen: umb so viel desto mehr / so man an statt der Erbsen runde kügelein von Ephew-holtz gedrähet in die Fontanellen hinein schiebet. Frische Ephew-blätter zerhackt und in süssem Butter ein wenig gekocht / und durch (Brand zu ???öschen.) ein tuch getruckt / gibt ein grüne salbe ab / welche sehr dienlich und bewährt zu denen mit allerhand Fewr gebranten Gliederen. CAPUT CXXXIV. Steinlinden. Phyllirea. Namen. STeinlinden heißt Lateinisch / Phyllirea. Englisch / Narrow-leaved / Mock-privet. Geschlecht und Gestalt. Es werden drey Geschlecht der Steinlinden von den Botanicis beschrieben / deren erstes ist die schmalblättige Steinlinden / Phyllirea, angustifolia prima, C. B. i. e. 4. Clusii item angustifolia secunda. Ejusdem. Ein Bäumlein so übel Manns höhe wächst / dessen kurtze und vielfaltige äste mit schwartzlichter rinde bedecket / und weissem holtz begabet. Seine blätter sind ablang / schmal / außgespitzt / sattgrün / eines bitterlichten Geschmacks / stehen gegen einander fürüber. Bey dem ursprung der blättern / entspringen zu beyden seiten viel kleine mosicht-weisse blümlein; auff welche die runden / und wenn sie reiff / schwartze oder violenfärbige / süßbitterlichte Beere folgen / in der grösse der Myrten-beeren / wächst in dem Florentinischen / wie auch umb Montpelier in Franckreich. Die Phyllirea quarta und quinta Clusii sind einerley Gewächs / und nur durch die grösse von einander underscheiden. Das andere Geschlecht ist die breitblättige Steinlinde / Phyllirea latiusculo folio, vel folio Ligustri, C. B. Ist ein Baum / so doppelte Manns höhe erreichet / dessen äste mit weißlichter / und etwas runtzlichter rinde umbgeben. Seine blätter sind ablang / und breiter als obiges Geschlechts / underkerfft / zusammen ziehenden Geschmacks. Die blüthe ist dem Blust deß Oelbaums gleich / aber klein / moosicht weiß / wächst häuffig zwischen denen gegen einander stehenden blättern. Nie Beere sind den obigen ähnlich / wächst auch häuffig umb Montpelier. Dise gattung Steinlinden änderet sich sehr an der figur der Blättern / farb und grösse. Das dritte Geschlecht ist die Steinlinde mit zerkerfften blättern / Phyllirea latifolia spinosa s. 1. Clus. C. B. item folio s. 2. Cl. Ejusdem. Phyllirea latifolia aculeata, Park. item folio latoserrato, Ejusdem. Phyllirea folio Alaterni, item folio Ilicis, I. B. Ist ein Gestände / so bald höher / bald nidriger gefunden wird hat breite / dicklichte / sattgrüne / an dem umbkreiß etwas stachlichte und zerkerffte blätter / welche eines scharffen / bitterlichten und etwas zusam̅en ziehenden Geschmacks. Die Beere oder Frucht hanget Traubenweiß zwischen den Blättern / in der grösse der Pfefferkörnlein / ist schwartz / und eines scharffen Geschmacks / auch mit einem steinharten Kernen begabet / wächst in dem Königreich Portugal hin und wider in den Hägen: Johannes Rajus hat sie auch in Italien / in dem Florentinischen Groß-Hertzogthumb auff felsichten orten gefunden. Alle diese Steinlinden grünen immerdar / daher man die Häge der Gärten damit zieret / und obwolen sie ein flüchtiges / ölichtes / nutzliches saltz neben irdischen rauchen theilen in sich verborgen halten / so werden sie dennoch in der Artzney eben nicht gebraucht. CAPUT CXXXV. Mistel. Viscum. Namen. MIstel oder Mispel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Viscum. Viscus. Italiänisch / Visco. Frantzösisch / Bois dont on fait du glu. Spanisch / Liga, Litia, Visco. Englisch / Mistletoe / and Mistel. Niderländisch / Marenkacken. Gestalt. Der Mistel ist männiglich bekant. Er wächst auff vielen Bäumen / mit zähen / bißweilen eines kleinen fingers dicken / und durch einander geschrenckten ästlein. Die blätter sind bleichgrün / ablang / dick / rundlicht / fett / eines süssen / scharfflichten geschmacks. Er bringt auch seine blüthe / theils bey den knöd
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ein / Wistel. Viscum. Schweitzerische Wistel mit vielen Beren. Helvericum viscum polycoccon. theils an den aussersten ästlein; diese blümlein sind klein / gelb / und in vier theil zertrennet / welche hernach in kleine / weisse / durchsichtige / gestreiffte beerlein außwachsen / die mit einem schleimichten klebigen safft angefüllet / eines nicht unlieblichen weinigen Geruchs / und etwas anmütigen Geschmackt. In einem jeden beerlein steckt ein silberfarber breiter flacher samen / in der figur eine Hetzens. Auß dem safft solcher Beeren wird der Vogel-leim zubereitet. Er wächst auff vielen Bäumen / als auff der Haftlstauden / dem Linden- und Eych-baum / welche drey für die besten gehalten werden; Item auff dem Ahorn / Aesch / Weiden- und Ulmen-baum. Ja die Apffel- und Birnbäum sind davon auch nicht befreyet. Johannes Bauhinus meldet annoch viel andere Bäume / darauff er diesen Mistel gefunden. Er grünet immerdar / auch den Winter durch auff den Bäumen / und ist also schwer zu glauben / daß er auffdem Eychbaum seine blätter in dem Winter fallen lasse. Er blühet im Frühling / gegen dem Herbst bringt er seine Beerlein / welche hernach den Winter durch dauren / und an dem Gewächs bleiben. Wenn nun hierauß klärlich zu sehen / daß der Misiel ein vollkommenes Gewächs ist / so soll man auch dem Aristorele, Plinio, und übrigen alten Naturkündigern die Ehre geben / und demjenigen / was sie in jhren Schrifften hinderlassen / glauben zustellen / daß nemlich der Mistel nicht auß dem unraht gewisser Vögeln / welche andere Beeren essen / sonderen vielmehr auß seinem eigenen samen / der von den Vögeln / welche die Mistelbeer geessen / auff die Bäum durch den unrath geworffen wird herkommen. Welches dann ein jeder erfahren kan / wenn er nur die samen des Mistels in die auffgerissene rinde anderer Bäume vergrabet / worauß sie bald wachsen werden. Es hat auch noch eine art deß Mistels mit rothen beerlein / welches nach Clusii bericht in Hispanien auff den Oelbäumen wachsen solle. Viscum baccis rubris, C. B. So hat man in Indien auch Mistel auff den Bäumen gefunden / welcher unseren Mistlen gantz nicht ungleich ist / Viscum senis circulis utrinque insculptis, C. B. Viscum Indicum, Ger. J. B. Park. Der berühmte Bontius beschreibet ingleichem ein Geschlecht des auff dem Eychbaum / Kiati von den Indianeren genant / wachsenden Mistels welcher der Haußwurtzeln ähnlich seyn solle / und deßwegen von jhme Sedum arborescens; von anderen aber doratissimo, genennet wird. Eigenschafft. Aller Mistel ins gemein / sonderlich aber der Eychen / Linden- und Haselstauden-Misiel / hat in seinem schleimichten safft ein alkalisches flüchtiges saltz verborgen / und daher die Eigenschafft alles saure zu versüssen / die verstopffungen der Krößaderen zueröfnen / der fallenden Sucht zu steuren / und solche nach und nach zu stillen / dem abnehmen des Leibs zu wehren. Viel Abergläubige Leuth halten den Eichen-Mistel für den besten / welcher auff den jenigen Mittag abgehawen worden / da Sonn und Mond in den Krebs gehen / so alle 7. Jahr einmahl geschichet. Gebrauch. (Fallende Sucht.) Der Eychen-mistel hat eine sonderliche Krafft der fallenden Sucht zu widerstehen / daher Gentilis und Jacobus de partibus ihne [248] Lignum S. Crucis, oder H. Creutzholtz nennen. Lonicerus schreibet in dem 4. Theil seines Kräuterbuchs im 114. Capit. So eine Fraw in gefährlichen Kinds-nöthen lige / soll man ihren gestossenen Cychen-mistel in Wein eingeben / sie werde darauff bald genesen / und das Kind sein Lebenlang vor der fallenden Sucht behütet seyn. Wider diese Kranckheit wird er in Engelland auff nachfolgende weiß gebrauchet. Man muß nehmen rechten Eychen-mistel / so wol die Blätter als die Beer und die zarten ästlein / solches gelind in einem Ofen dörren / und zu Pulver machen: davon soll man einer grossen Person eingeben / als dessen auff einem halben Kopffstück ligen kan: den Kindern aber muß man etwas weniger geben / nach eines jeden Stärcke und Alter. Man muß es des Morgens und des Abends eingeben / in einem darzu bequemen Wasser / als nemlich in Schlüssel- oder Meyblumen-wasser / und solches drey Tag vor und drey Tag nach dem Vollmond / dieses soll man etliche Monat nach einander thun / ist damit vielen vornehmen Persohnen geholffen worden. (Würm bey den kindern.) Wenn ein Kind Würm hat / soll man jhm gestossene Eychen-mistel in warmer Milch eingeben. Was massen der Eychen-mistel von den alten Heidnischen Priestern zu dem Aberglauben seye gebraucht worden / lehret Plinius libr. 16. Hist. rer. natural. cap. 44. wenn er spricht: Es halten die Druiden (also nenneten die Gallier ihre Priester) nichts heiligere / als den Mistel und Baum / auff welchem er wachset / (sonderlich wenn es ein Eychbaum ware) denn sie halten ohne diß viel auf den Häynen der Eychbäumen / und verzichten jhren Gottesdienst nimmer ohne Eychbaum-zweige: also daß es auch scheinet / das sie von den Griechen dahero seyen Druidae genennet worden. Sintemalen was an den Eychbämem herfür wächst / halten sie / als wenn es vom Himmel were köm̅en / und seye diß ein Zeichen / als wenn der Gott (Jupiter) selbst diesen Baum für anderen erwehlt hätte. Es ist aber dieser Eychelmisiel schwerlich zu finden / und so man jhn findet / wird er mit heiligen Ceremonien eingeholet. Sie nennen (diesen Eychen-mistel) in jhrer Sprach / Heyl aller Schaden / und wenn sie ihre Opffer und Mahlzeiten under dem Baum haben gehalten / bringen sie zween weisse Ochsen herbey / deren Hörner zuvor noch nicht gebunden waren. Der Priester mit weissen Kleidern angethan / steiget auff den Baum: mit einem guldenen Messer hawet er denselben ab / welcher in einem weissen Mantel empfangen wird. Alßdann schlachten sie jhre Opffer / bittende / daß jhnen GOtt diese seine Gaabe segnen wolle. Sie vermeynen / daß Leuthe und Vieh / so darab trincken / Fruchtbar sollen gemächt werden / auch dieses eine gewisse Artzney wider alles Giftt seye. So viel Aberglauben treiben gemeiniglich solche Leuth in nichtswertigen sachen. CAPUT CXXXVI. Oleander. Nerium. Namen. OLeander oder Unholdenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nerium, Rhododendron, Rhododaphne, Laurus rosea, Oleander. Italiänisch / Oleandro, Rosa lauro. Franßösisch / Rosage, Rosagine, Oleandre. Spanisch / Adelsa, Eloendro. Englisch / Rosebaye / Oleander. Niderländisch / Oleanderboon. Gestale. Der Oleander wächst hoch wie ein bäumlein / mit einem geraden Stam̅e / dicken / harten / schmalen eines zolles breiten Lorbeerblätteren; bringet purpur-braune / und offtmahls weisse / länglichte Blumen büschelweiß / in der farb der Rosen / deren kelchlein von aussen mit gantz rothen blättlein umbgeben. Hierauff folget die Schotten oder Frucht so da lang ist / wie die Mandelscheln / gestalt wie ein Horn / so sie sich öffnet / ist sie voll wollichten Samens / die wurtzel ist lang und holtzicht. Er wächst von sich selbsten umb Tripoli und Syrien / da nennen jhn die Inwohner de fle; ist gemein an den zusammenfliessenden Wasseren in Candia / wie auch in Italien umb Genua und Livorno. Man findet ihn auch in Franckreich an etlichen orthen. In Teutschland aber pflantzet man jhn in die Lustgärten / wie er denn in denselben hin und wider sehr gemein ist. Im Winter muß er in die Keller vor der ausserlichen kälte verwahret werden. Der Hochgelehrte Hermannus, berühmter Medicinae Doctor, und jetzmahliger Professor Botanices auff der Univesitet zu Leiden / gedenckt in seinem Catalogo Plantar. Horti Lugdunensis, zwey Indianischer Oleandern / de [249] ren einer mit schmalen blättern / und einfachen wolriechenden Leibfarben Blumen; der ander aber mit breiten blättern / und gefüllten Leibfarben sehr wolriechenden Blumen begabet. Nerium Indicum angustifolium, floribus odoratis simplicibus, und Nerium Indicum Latifolium floribus odoratis plenis. Eigenschafft. Es hat dieses Gewächs ein recht etzendes salß bey sich / daher es ein schädlich Gifft dem Menschen und Vieh ist / und da es etwan, eingenom̅en werden solte / den Magen und Därm durchsrißt / und also den tödlichen Brand im Leib bald erwecket. Wird hiemit, in der Artzney nicht gebrauchet. CAPUT CXXXVII. Waldwinde. Periclymenym. Teursche Waldwinde. I. Periclymenon Germanicum. Periclymenon II. perfoliatum. Namen. WAldwinde heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Periclymenum, Matrisylva, Sylvae mater, Volucrum majus, Caprifolium, Lilium inter spinas. Itsänisch / Matriselva, Caprifoglio. Frantzösisch. Herbe de chevre, Chevere feuil, Chevre feuille. Spanisch / Madreselva. Englisch / Woodbinde / honysuckle. Dänisch / Geedeblat / sklolilier / löberose. Niderländisch / Geytenblad / Mam̅ekenskrüd. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Stecklilgen / Waldlilgen / Zau??? / Geißblat / in Meissen Je länger Je lieber. Gestalt. Die Teutsche Waldwinde / Periclymenum non perfoliatum Germanicum, C. B. Periclymenum, sive Caprifolium vulgare, Park. Vberkommet ein holtzichte wurtzel / mit vielen nebenwürtzelein / auß welcher lange und schmale reben herfürschiessen / mit denen sie die nächsten Stauden umbwiekelt. Es wachsen auch an jhren weiche länglichte blätter / je zwey gegen ein ander über / die sind auff einer seilen grün / auff der anderen aber etwas grawlicht oder bleich wie an den Wei [250] dens. Auff den gipffeln der Reden erscheinen fast den Som̅er durch viel weisse oder gelblichte ablange und wolriechende Blumen / die werden inwendig hol / etwas zertheilt / und von einem ort herumb gebogen / auß deren mitte etliche zäserlein herfür hangen. Wenn die Blumen abfallen / folget die Frucht wie Träublein hernach / so erstlich grün / nach der zeitigung aber roth wird / in deren ein harter same liget. Man findet jhn auch in Engelland und Holland. Diese Teutsche Waldwinde findet sich auch mit purpurrothen Blumen / und ist solche Staude etwas höher / und ästichter. Periclymenum sive Caprifolium Germanicum flore rubello, Park. Die frembde Waldwinde Periclymenum perfoliatum, C. B. I. B. perfoliatum sive Italicum, Park. Vergleicht sich mit jhren Räben und Blatteren der vorigen / außgenommen daß diese am stiel gar zusammen gewachsen / und etwas liechtroth / auch eines scharfflichten Geschmacks sind. Ihre braun-weisse Blumen kommen auch mit der Teulschen überein / jedoch sind sie kürtzer / geringer und der Bonen-blüth nicht ungleich / auch ist der Geruch an dieser etwas anmütiger / als an der ersten. Der bleichroche samen / so den kernen deß Holders gleichet / wächst gleichsam zusam̅en gewunden. Sie wächst in Italien und der Narbonensischen Provintz in Frankreich. Uber diß hat es noch ein Virginische immer grünend und blühende Waldwinden / Periclymenum perfoliatum Virginianum semper per virens & florens, Herman. Hort. Lugd. Bat. Dise ist der vorgehenden frembden Waldwinde gantz gleich / aber an allen theilen etwas kleiner. Ihre blätter sind etwas runder / gläntzend / unden grawlichter grünen stäts. Die auff den gipfelen herfürkommende Blumen haben keinen Geruch / sind aber gantz anmütiger rothgläntzender farb / und vergleichen sich der Figur nach einem Jägerhorn / zu aussersi sind sie in fünff theil zerspalten. In mitte dieser Blumen hat es gelbe fäserlein / mit einem bleichen länglichten stiel. Under jeder Blumen sihet man ein kleines grünlichtes köpflein / alß den anfang der folgenden Beer oder Frucht. Eigenschafft. Es haben diese Kräuter viel scharffen etwas ölichten / flüchtigen / und brennenden saltzes bey sich / dannenher die Eigenschafft zu wärmen / zu zertheilen / zu tröcknen / und den Harn zu treiben / weilen aber jhre theile etwas zu scharff sind / als werden sie eben nicht viel in der Artzney gebraucht. Gebrauch. Galenus schreibet / Blätter und Frücht der Waldwinden treiben den Harn so stark / das auch das Blut mitgehe / wenn man sie zu viel brauche. Etliche pflegen unbedachtsamer weiß dieses bitzigen Krauts blätter zu den Gurgelwassern / für die Bräune und andere hitzige versehrungen des Hals zu kochen / welches ein grosser fehler. Dieser ist auch nicht geringer / daß jhrer viel das safft auß den blättern / und rothen Träublein außtrucken / und für den kühlen und hefftig zusam̅enziehenden Lycium, nicht ohne mercklichen schaden verkauffen / wie D. Ägerius berichtet. (Schlagflüß / Engbrüstigkeit. Husten / schwäre geburt.) Von den wohlriechenden Blumen dieses Gewächs wird ein wasser destillirt, zu stärckung des Haupts / und verhütung des Schlags / ist gut wider die Engbrüstigkeit und den Husten / und befürderet die schwäre Geburt. CAPUT CXXXVIII. Auffrechte Waldwinde. Periclymenum rectum. Namen. DIe Auffrechte Waldwinde wird genennt auff Lateinisch / Periclymenum rectum, Chamaecerasus dumetorum. Englisch / Vpright / Houy-stuckle. Geschlecht und Gestalt. I. Das erste Geschlecht dieser auffrechten Waldwinde / Periclymenum rectum fructu rubro & nigro, I. B. Chamaecerasus dumetorum fructu gemino rubro, C. B. Ist eine auß eigenem Stam̅ gerad auffwachsende staud / hat an seinen ästen jwey gegen einander stehende / beyderseits haarichte blätter / auß deren flügel bleichgelbe Blümlein / in form der gemeinen Waldwinde-blumen / aber etwas kleiner herfür wachsen / deren oberes blätlein über sich geweltzet / und geschnitzt / das undere aber ist gantz und etwas schmäler; auf solche blümlein folgen allezeot zwey zusammenstehende und an einem stiel hangende rothe beer / in der grösse der Holderbeer / welche einen sehr widrigen Geschmack haben. Wächst in Teutschland an den Hägen und Wäldern.
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II. Das andere Geschlecht / Periclymenum rectum folio serrato, I. B. Chamaecerasus Alpina fructu gemino nigro, C. B. ist kleiner als das vorige / und steigt selten auff Mannshöhe / hat aber zartere und längere / an dem umbkeiß etwas zerkerffte blätter / so oben auff grün / unden aber nicht so graw. Bekomt kleine purpurfarbe Blümlein / auff welche zwey an einem stiel hangende schwartze / safftige / und mit widrigem Geschmack begabte beer folgen. Man findet dieses selten / doch hat es Johannes Rajus in Savoyen bey dem fürnembsten Carthauser Closter / nahe an der Capellen Brunonis gesehen. III. Das dritte Geschlecht / Chamaecerasus alpina fructu rubro gemino duobus punctis notato, C. B. Chamaecerasus Gesneri, vel Chamaepericlymenum quoddam alpinum J. B. Ist ein Staude mit zerbrüchlichen ästen / äschfarber rinde; zugespitzten haarigen blättern; länglichten rothen Waldwinde-blümlein; darauff eine doppelte rothe Frucht solget / so gleichsam mit zwey augen / oder flecken bezeichnet / und einen bittern unlteblichen Safft / neben 6. 7. oder mehr weissen / breiten samenkörnlein in sich habe̅. Wachst viel in den Burgundischen / Savoyischtn und Pyrenaetschen / wie auch sonderlich in den Steyrmärckischen / Oesterreichischen und Pannonischen Gebürgen. IV. Das vierte Geschlecht / Periclymenum rectum fructu coeruleu, I. B. Chamaecerasus montana fructu singulari coeruleo, C. B. Ist eine Staude Mannshöhe / mit einem dicklichten Stam̅ / vielen ästen / schwartzlichter Rinde; die jungen schoß ziehen auff purpurfarb. Hat gegenstehende bittere trucknende blätter: seine blümlein sind klein / bleich / hol / und in fünf theil geschnitten / hat nur einfache an einem kurtzen stiel hangende blaue beer / so mit einem weinigen / saurlichten / die hände rothfärbenden safft angefüllet / und viel samen-körnlein in sich haben. Wächst gern in den Steyrmärck- und Saltzburgischen Gebürgen / alwo die Früchten fleissig auffgeläsen und zu der Färberey von den Einwohneren gebraucht werden. Alle diese auffrechte Waldwinden sind bißher in der Artzney zu keinem nutz gezogen worden. CAPUT CXXXIX. Hinschkraut. Amara dulcis. Namen. HInschkraut wird daher genant / dieweil die Hirten dem Rindvieh dieses Kraut anhengen vor die Hinsch; man nennt es auch Je lenger Je lieber / weil die rinde / wenn man sie im Mund käwet / eines bitteren Geschmacks ist / darnach aber je länger je süsser schmacket. Griechisch heißt es / [Greek words]. Lateinisch / Dulcis amara, Dulcamara, Amara dulcis, Vitis sylvestris Matthioli, Solanum scandens s. Dulcamara, C. B. Italiänisch / Vite scandens. Frantzösisch / Amer doux. Niderländisch / Alfsraucke. Englisch / Wooden / Nightschaden or Biltersweet. Gestalt. Das Hinschkraut / so under die Nacht-Hinschkraut. Amara dulcis. schatten Kräuter billich mag gezehlet werden / ist ein hochästig steigend Gewächs / welches sich auff die nächsten Bäum schwinget und flichtet / wächst gern an Wassergestaden / wird mit der zeit ein lange holtzichte Rebe / von farben gleich und grauschwartz. Die wurtzeln sind gantz zasicht und haarig; seine schwancke dünne / zerbrüchliche schößlinge / bleiben stäts grün / sind beyderseits mit schwartz-grünen / wechselweiß stehenden blätteren bekleidet / an gestalt fast wie der Nachtschatten; dazu gewinnen etliche blätter zwey öhrlin oder spitzlein wie die kleine spitze Salbey. Im Soin̅er erscheinen purpur-braune / und bißweilen weisse Blumen / etwan zchen / oder bißweilen zwolf an einem stiel. Jedes blümlein hat 5. spitzige rumb gebogene blätlein / und in der mitte ein goldgelb zäpflein / so bald die Blumen verfallen / folgen länglichte beere hernach / die sind erstlich grün / darnach so sie zeitig worden / schön roth / und voller saffts / wie Nachtschatten-beer / aber am Geschmack unlieblich / mit weißlichten körnlein angefüllet / blühet im Brach- und Heumonat. Eigenschafft. Das Hinschkraut hat ein flüchtig / balsamisches / alkalisches saltz in seinem safft / dahero die Eigenschafft zu zertheilen / säuberen und reinigen / innerliche verstopffungen aufzulösen / den Harn und Wasser auß dem Leib zu treiben / und gerun̅en Blut zu zertheilen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber / gelb- und wassersucht.) Ein handvoll Hinschkraut in einer maaß Wasser gesotten / und davon getruncken / ist gut für die verstopffung der Leber / Gelb- und Wassersucht: dazu ist das destillierte Wasser noch besser / wenn man dessen 5. oder 6. loth offt Morgens nüchteren trincket. Hinschkraut grün gestossen / und über [252] geschlagen / (Harte brüst / knollichte Milch.) lindert und erweicht die harten Brüst / und zertheilet die knollichte Milch. Zu vertreibung der Wassersucht / nemt Acten-wurtzen / die mittlere rinde von Holder / Hinschkraut-wurtz jedes 2. loth / Genserich-kraut / Odermänig-kraut / Ehrenpreiß-kraut / Wachholder-beere jedes ein handvoll / Fenchelsamen ein halb loth / zerhacket alles under einander / siedets in etlichen (Wassersucht.) massen Wasser / seigets durch ein tuch / und gebt dem Wassersüchtigen alle Morgen und Abend einen guten Trunck zu trincken. (Entzündung.) Die frischen welck gemachten blätter auf die entzündeten Glieder gelegt / ziehet bald die hitze darauß / und heilet. CAPUT CXL. China-wurtzel. China Radix. Namen. CHina - wurtzel / Bocken - wurtzel / Schweiß - wurtzel heißt Lateinisch / China Radix, C. B. Radix Chinae, Offic. Schina, Lampata Chinensium. Frantzösisch / Chine. Niderländisch / de wortel van China. Englisch / China. Sie hat den Namen von der Insul China in Ost - Indien / allwo sie häuffig wächst / von dannen sie auch in stucken zerhawen zu uns gebracht wird. Gestalt. Das Gewächs / davon die China-wurtzel genommen wird / ist mit vielen dünnen / dornichten schossen begabet / deren grössestes nicht über einen kleinen Finger dick ist; hat Blätter in der grösse deß breiten Wegerichs; trägt Beere zur Frucht / welche trauben-weiß beysammen hangen. Ist mit einer grossen / dicken / knorrichten Wurtzel begabet / welche / da sie noch frisch / zimlich schwär / und braunröthlichter Farbe / auch etwas satt und zähe von Holtz ist; hat keinen sonderlichen Geschmack; streicht in der Erden hin und wider herumd. Die beste Wurtzel haltet man dafür / welche frisch / ohne geschmack / dick / fest und schwer ist / auch mit einem fetten ölichten Safft angefüllet / nnd gantz nicht wurmstichig. Das Wasser / darinnen diese Wurtzel gekochet / soll ein aromatischen / scharff und bitterlichten / auch etwas zusammenziehenden geschmack / und eine gelblichte farbe bekommen. Wächst in dem Chinesischen Reich / in Malabar / Cochin, Cranganor, Coulan, Taner, und andern orten in Ostindien. Ja sie wird heut zu tag auch in America / und sonderlich in Brasilien und Mexico gefunden. Eigenschafft. Es wird meistens die Wurtzel dieses Gewächses zur Artzney gezogen / welche auch von den Chinesischen Kauffleuthen erst nach dem 1535. Jahr in Ruff gebracht worden. Es hat dieselbe einen saurlicht-flüchtigen Geist / neben etwas hartzichtem öl bey sich verborgen. Daher auch die Eigenschafft / das Geblüt durch den Schweiß und Harn zu reinigen / von allen saltzichten Feuchtigkeiten zu befreyen / und hiemit zu versüssen. Gebrauch. Es wird die China-wurtzel klein zerschnitten / und 2. loth deroselben in 2. maß Wasser ein halb stund oder ein stund lang gesotten / hernach deß gesottenen und geseigten wassers / Morgens und Abends ein glaß voll genossen / ja ordinari zu trincken geben denjenigen (Raud / Frantzosen / scharbok / hauptflüß.) / welche mit Hauptflüssen / Raud / Frantzosen-kranckheit / Scharbock oder dergleichen behafftet. Oder man kan zu diesen Kranckheiten folgendes China-tranck brauchen. Nem̅t der besten China-wurtzel dritthalb loth / Frantzosen-holtz / Sassafras-holtz / Mineren von Spießglaß in ein bündelein gebunden jed. 2. loth / Fenchelsamen / Aeniß jed. anderthalb quintlein / Meertrauben 2. loth. Zerhackt alles under einander / thuts in ein zinnerne Flaschen / gießt 2. maß frisch Brunnwasser darüber / vermacht die Flaschen wohl / stellt sie in eine pfannen voll wasser / macht Fewr darunder / kocht es also 2. stund lang / seigets hernach durch ein sauber Tuch / behaltets wohl auff / und gebt dem Patienten alle Morgen und Abend ein gut glaß voll davon zu trincken / und laßt ihn darauff nach belieben schwitzen. Vber den Rest in der Flaschen gießt noch ein paar maß Wasser / siedets ein viertel stund / seigets / und gebts für das ordinari Tranck. (Fallende Sucht / gläichsucht podagra / gicht / nierenwehe / Lendengrieß-Gelbsucht / wassensucht / Alte Geschwär und Fisteln.) Diejenigen / welche mit der fallenden Sucht / Gläichsucht / Podagram / vielen Gichten / mit dem Nieren-wehe und Lendengrieß behafftet / trincken solch Tranck auch mit nutzen. Ja die so auff die Wasser- oder Gelb-sucht geneigt / und welche alte Geschwär oder Fistlen an dem Leib haben / sollen eine lange zeit dieses Tranck trincken / damit das verderbte Geblüt dadurch nach wunsch gereiniget / und sie von dergleichen Kranckheiten glücklich befreyet werden. In solchen Fählen aber mag man auch wohl Ehrenpreiß / Betonien / Heidnisch Wundkraut / und dergleichen darzu thun.

CAPUT CXLI.
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Stechende Winde. Smilax aspera. Namen. DIe stechende oder scharffe Winde heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Smilax aspera, Hedera
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Stechende Winde. Smilax aspera. Peruanische Stechwinde. Salsaparilla. Cilicia. Italiänisch / Hedera spinosa, Rovo cervino. Frantzösisch / Liset pipuant. Englisch / Roua???h bindwed. Niderländisch / Steckende Winde. Geschlecht und Gestalt. I. Das erste Geschlecht / Smilax aspera fructu rubente, item fructu nigro, C. B. ist ein stechendes Gewächs / mit sehr langen / harten / stachlichten Räben und vielen Fäderen / damit es sich auff die Bäum windet / von unden an biß oben auff. Mit den Blättern vergleicht es sich dem Baum-Ephew / allein daß sie kleiner sind / ohne Ecke / rauch / hart / so wohl an dem umbkreiß / als an dem rucken spitzig / bißweilen auch schmäler / und mit weissen Flecken besprenget. Im Mäyen bringet es weisse / kleine / wolriechende / sechsblättige / Trauben-weiß zusammengesetzte Blumen / welchen die Beere folgen / so da bey ihrer zeitigung / zwey oder mehr glatte / harte / schwartz / mit widriger Süßigkeit begabte Körnlein bekom̅en. An dem ende der Räben hanget die gröste Traub. Die Wurtzel ist hart und dick / hat seine Wohnung an rauchen Orten. Sie wächst von sich selbst in Africa / Italien / Franckreich und Spanien / wird auch zu zeiten in Teutschland in die Gärten gepflantzet. Man findet auch in Franckreich und Portugal noch eine Art / die sticht nicht so sehr / hat schmalere und weichere Blätter / bekom̅t bißweilen keine Dörn / und ist die Frucht gantz schwartz. Smilax aspera minus spinosa fructu nigro, C. B. J. B. II. Das andere Geschlecht ist die Peruanische Stechwinde. Smilax aspera Peruviana sive Salsaparilla, C. B. Smilaci affinis Salsaparilla, J. B. Zarzaparilla. Welche von Marggravio folgender massen beschrieben wird. Es ist ein Gewächs / welches mit seinen holtzichten / grünen / schwancken Räben oder Schossen / auch stachlichtem Stiel herumber kriecht. Hat einsame / fünff / sechs / auch mehr Finger breit lange / von aussen spitzige / und drey biß vier Fingers breite Blätter / bringt Trauben-weiß hangende Blumen / auff welche die Beere folgen / welche anfänglich grün / hernach Cinnaberroth / und endlich schwartz / rund und in grösse kleiner Kirschen / haben inwendig ein oder zwey weiß-gelbe harte Samen-kernen. Diese Peruanische Stechwinde ist hiemit unserer Europaeischen ähnlich / aber doch nicht durchauß gleich / hiem???t für eine gattung der Stechwinden zu halten. Die Wurtzel deroselben sind faseln / etliche elen lang / einer dunckel - braunen Farb / haben eine mehlichte / dicke / weiche Substantz / welche man under den Fingern zu Pulver zerreiben kan. hiemit dem Lerchenschwam nicht unähnlich / eines klebigen bitterlichten / jedoch nicht unlieblichen geschmacks. Das mittelste in den Wurtzen ist holtzicht / gläntzend / zähe / und übel zu blechen. Diese faseln aber hangen alle von einer überzwerch-ligenden / eines Daumens dicken schüpichten Wurtzen / welche zugleich viel Schößlein übersich ausser der Erden sendet. Wächst viel in der Insul Peru / so denn in der Provintz Quitto, bey der Statt Quajaquil, von dannen sie auch zu uns gesendet wird. Eigenschafft. Die Europaeische Stechwinde wird nicht sonderlich in der Artzney gebraucht / man wolle sie denn an statt der Peruanischen gebrauchen / wie sie denn gleiche Eigenschafften / wiewol in geringerem grab / mit dieser hat. Die Wurtzel der Sarsaparillen hat ein alcalisch etwas flüchtiges saltz / mit balsamisch ölichten theilen vermischt bey sich / dahero sonderliche kräfften das Geblüt durch den Schweiß und Harn zu reinigen / die monatlichen Blumen zu treiben / den Flüssen zu steüren / hiemit gelind zu wärmen und zu tröcknen. Gebrauch. Das Tranck der Sarsaparillen-wurtzen wird allein gebraucht in der Artzney / da man zwey biß drey oder mehr loth deroselben entweder allein / oder annoch mit anderen / als mit der China-wurtz / Sassafras / [254] (Monatliche Blum versteckt. Samenfluß / Frantzosen-kranckheit / kalte Flüß. Grieß / Podagra / Gliederkranckheit. Gicht / Fallende Sucht. Hauptschmertzen / Brust flüß. Engbrüstigkeit. Schlagflüß. Böse Geschwär. Gifftige Fieber.) Frantzosenholtz-rinden / Meer-trauben / Fenchel-samen / und dergleichen in etlich Maß Wasser siedet / hernach von diesem geseigten Tranck Morgens und Abends ein glaß voll / oder auch ordinari trincket. Es treibet den Schweiß / Harn und Monatblumen heilet den Samenfluß und die Frantzosen-kranckheit; verzehret die kalten und schmertzhafften Flüsse der Gelencken; Ist gut wider das Grieß / Podagra und Gliederkranckheit; vertreibet auch die langwirigen / und offt widerkommenden Gichter und fallende Sucht; linderet allen Haupt-schmertzen / tröcknet und verzehret die Flüsse der Brust / macht weit umb das Hertz / bewahret vor Schlagflüssen / tröcknet / reiniget und heilet alle böse Geschwär; vertreibet alle Raud. Ist endlich auch nutzlich in gifftigen Fieberen ordinari zu trincken. CAPUT CXLII. Stickwurtz Schmerwurtz. Bryonia. Namen. STickwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Bryonia, Bryonia alba sive aspera baccis rubris, & nigris, C. B. Vitis alba. Italiänisch / Brionia, Zugga salvatica, Vite bianco, Frantzösisch / Couleuree, Vigne blanche, Brionie, Bryonen. Spanisch / Nueza blanca, Anorca blanca, Brionia. Englisch / Briony / nip / white wine. Dänisch / Valskoeroer / vild ref / vild drue / vilduintroe. Niderländisch / witte bryonie. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Zaunrübe / Schmerwurtzel Hundsfürbs / Scheißwurtz Raßwurtz / Römische Ruben / wilder Zitwar und Teufels-kirsche. Gestalt. Der Stickwurtz Stengel und Räblein wachsen bald hoch / gesellen sich mit jhren Zincken oder Fäden an die Zäun / Hecken / Mauren / Stauden / und was sie erreichen mögen. Die blätter vergleichen sich dem Weinräben-laub / sind doch kleiner / raucher / häriger und eckichter. Bringt kleine bleyweisse Blümlein / darauß werden runde beerlein / die sind erstlich grün / darnach so sie zeitigen / gantz roth / an etlichen auch endlich gantz schwartz / darinn stecket der Samen in zähem klebrigen Safft; Diser Samen ist rundlicht und ein wenig spitzig. Sie hat ein ungehewre grosse Wurtzel / länger als ein Arm / dick als ein lange dicke Rübe / zertheilt sich / ist außwendig Aschenfarb / inwendig weiß / eines zähen schleimigen saffts / an dem Geschmack bitter / darzu ein wenig scharff / streng und widerwärtig / an dem Geruch starck und unlieblich. Wächst fast allenthalben an den Zäunen und Hecken. Blühet den gantzen Sommer biß in Herbst hinein / fangt aber bald im ende des Mäyens an zu blühen. Eigenschafft. Die Stickwurtz hat ein saurlicht etzendes saltz in seinem safft verborgen / dannenher die Eigenschafft zu purgieren / zu eröffnen / und sonderlich die in dem Leib versessenen Wasser durch den Harn und Stulgang außzuführen. Gebrauch. Die schwangeren Weiber sollen sich vor der Stickwurtz hüten / denn sie die Frucht in Mutter - leib tödtet. Etliche Land - betrieger schneiden Menschen - bilder auß dieser Wurtzel / und verkauffen sie für Alraun / wie in dem Capitel bey der Alraunen wird angezeigt werden. Sonsten hat der Safft auß der frischen wurtz außgetruckt auff ein / oder ein und ein halb loth schwer getruncken / die krafft alle in dem Leib versessene Wasser durch den Stulgang und Harn außzuführen / hiemit (Wassersucht.) die ansetzende Wassersucht zu heilen: Beneben mag er auch die verstopffung der Leber und Miltze eröffnen / und also die gemeine Gelbsucht (Gelbsucht. Würm / Kroten / schlangen im Leib.) / und schwartze Gelbsucht vertreiben. Er jagt auch nicht nur Würm / sondern auch Schlangen / Kroten und dergleichen auß dem Leib / wie solches der berümte Bartholinus in seinen Anmerckungen mit einem sonderlichen Exempel bezeuget. Die von jhrer rinde befreyte wurtz rein gestossen / und mit Zucker zu einer dicken Latwerg gemacht / von dieser Latwerg täglich (Fallende Sucht / Muttergicht.) zweymahl einer Mußcatnuß groß eingenommen / mag endlich die fallende Sucht / und vielfaltige Muttergicht vertreiben. Ja wenn man nur ein stück dieser wurtzel in das ordinari Tranck legt / und davon nach belieben (Monatliche reinigung befürderen. Engbrüstigkeit.) ein lange zeit trinckt / kan es die würckung thun. Man mag aber auch wol andere anmüthige und nutzliche sachen damit vermischen. Treibt die Monatliche Reinigung / macht weit umbs Hertz. Den Safft auß der frischen wurtzel getruckt / (Oelbein oder schenckel.) mit Kühmist vermenget / und also warm auff die ölbein / oder von wasser auffgeschwollene Glieder / offt warm gelegt / benimt die Geschwulst nach und nach. Die frische wurtzel gestossen / mit Leinöl [255] (Hufftweh. Seitenstich Blawe mähler.) vermischt / ein wenig gekocht / und also warm auff die Hufft offt gelegt / benimt das Hufftwehe gar geschwind; ja es vertreibet auch den Seitenstich / und zertheilet alle blawe mähler. (Engbrüstigkeit / verstopffung der Leber / miltz nieren und Mutter / Nachgeburt / faule Geschwär.) Das auß den frischen wurtzeln destillierte Wasser thut gute hülff den engbrüstigen / reiniget Nieren / und treibt das Grieß auß / eröffnet die verstopffungen der Leber / Miltz und Mutter / treibt die Nachgeburt. Säuberet und reiniget alle faulen Schäden oder Geschwär / solche damit warmlicht gewaschen. CAPUT CXLIII. Schwartze Stickwurtz. Vitis nigra. Geschlecht und Gestalt. DIe schwartze??? Stickwurtz / Bryonia laevis, s. nigraracemosa, C. B. vitis nigra quibustam s???ve Tamus Plinii folio Cyclaminis I. B. Sigillum B. Mariae. Offic. Hat Ephewblätter / nahe wie die Holwurtz / sind doch schmäler / stehen wechselweiß an den gerten / sind oben und unden schön grün / auch zart / gewinnet lange Räben / wie die obgemeldte Stickwurtz / damit sie sich auff die nächsten Bäume auffzeucht und anhefftet. Die blühte kommet bey den stielen der blättern Traubenweiß hervor / ist gelbgrün / und in sechs falte getheilet. Die Beere hangen Traubenweise beysammen / sind groß alß die Erbsen / erstlich grün / darnach wenn sie zeitigen / werden sie roth / und geben einen rothen Safft. In Teutschland bringet sie gemeiniglich schwartze Beer. Die wurtzel ist groß / dick knorricht / fast rund / außwendig schwartz / inwendig gefärbet / wie der Buxbaum / und voll zähes Saffts / geht sehr tieff in die Er??? Wächst viel in Italien / in den Wälden und Sträuchen. Alda nimbt man die jungen zarten schößlin / kochet und sie mit Saltz / Oel (Verstandene Frawenzeit und Har?? / ???ersropftes Miltz / schwindel / fallende sucht / kalte lähme der Glieder.) und Essig / und isset sie wie die Spargen. Ist nicht ein unliebliche oder ungesunde Speiß. Sie treibet die verstandene Frawenzeit und den Harn / reiniget die Nieren / eröffnet das verstopffte Miltz: ist auch gut wider den Schwindel / fallende Sucht und Lähme der Glieder. Sie wächst allhier auff dem Mutentzer-berg: wird aber bey uns zu der speiß nicht gebraucht. II. Das andere Geschlecht der Schwartzen Zaunräben / Bryonia laevis sive nigra baccifera, C. B. hat grössere Blühte als die gemeine vorbeschriebene Stickwurtz und trägt einsame beer / deren jedes dem kleinen Hinsch gleich / und an einem sonderbaren stiel hanget. Wächst in der underen so genanten Hart underhalb Basel / oder in dem Wald bey Hüningen. CAPUT CXLIV. Indianische Zaunrüben oder Mechoacana. Mechoacana. Namen. ZU der Stickwurtz setzet Casparus Bauhinus in pinace lib. 9 sect. I. & in prodromo Theatr. Botan. l. 9. cap. 2. noch zwey fremde Geschlecht / deren das einte Bryonia mechoacana alba, das ander aber / Bryonia Mechoacana nigricans, von jhme genant wird. Johannes Rajus aber setzet diese beyde nach Marggravio under die Geschlecht der Winde. Das erste Geschlecht heißt man in Europa gemeiniglich Mechoaca / von seiner Geburts-statt / der Provintz oder Landschafft Mechoacan, die in West-Indien oder New-Hispanien ligt / allda es häuffig gefunden / und gedörrt zu uns gebracht wird. Etliche nennen es weisse Rhabarbara / oder India [256] nische Zaunrüben. Marggrasius heißt sie auff Latein / Convolvulum Americanum Mechoacan dictum, Jeticucu Brasiliensibus seu Radix Mechoacan. Johannes de Laet in descriptione Indiae Occidentalis lib. 5. cap. 23. beschreibet es weitläuffiger also. Die weisse Mechoaca hat ein lange und dicke wurtzel / auß welcher ein Milchsafft fleußt / auch dünne und windichte Stengel herfür kommen: die Blätter sind gestaltet wie ein Hertz / etliche finger lang / zart; die einblattige / mit der Blumen der Winde sich an gestalt und grösse / vergleichende Blumen aber ist lang und röthlicht / welche ein Frucht / Spanisch pipino genant / herfürbringen / die mit einer weissen haut umbgeben / und voll breiten / braunlichten Samens ist. Man soll sich der jenigen Mechoaca bedienen / welche frisch / inwendig weiß / ausserhalb aber mit einer Aschen-farben Rinden bedecket / und nicht wurmstichig ist. Eigenschafft und Gebrauch. (Schleimige und wässerige feuchtigkeiten in dem gantzen Leib. Flüß / wassersucht / Frantzösische seuch / Glieder kranckheit.) Diese Wurtzel führet sanfft / ohn alle ungelegenheit / die schleimigen und wässerigen feuchtigkeiten auß dem gantzen Leib / insonderheit aber reiniget sie das Haupt / weiß Geäder und die Brust von solchem Unrath / daher sie ein sehr nutzliche Artzney ist in den Flüssen / und davon verursachten Zuständen / dienet wol in der Wassersucht / Frantzösischer Seuch / und in allen Glieder-kranckheiten. Dieweilen sie aber hitzig und mit einem hartzichten öl und scharffen saltz begabet ist / solle sie von hitzigen Naturen nicht zu offt gebraucht werden. Man gibt Kindern ein scrupel oder 20. gran schwer / auch minder oder mehr / welche aber 20. oder 30. Jahr erreichet / können darvon ein oder auffs höchste anderhalb quintlein in einem weissen Wein einnehmen / und sich gebührlich darauff verhalten. Johannes Schroederus lib. 6. pharmacop. medic. chymic. class. 3. berichtet / daß sie den jungen Kindern insonderheit wol bekomme / welchen der Magen verderbt / und die Brust mit zähem schleim oder koder umbfangen ist. Das andere Geschlecht / Bryonia Mechoacana nigricans, C. B. Comvolvulus Americanus Jalapium dictus. Mechacanna nigricans sive Jalapium, Park vergleichet sich dem ersten mit der wurtzel / aber es ist mit einer schwartzlichten rinden bekleidet / welche in Scheiblein zerschnitten / die an der grösse und gestalt einem Brett-spiel scheiblein oder Stein ähnlich / auß West-Indien / von dem fürnemsten Meerhafen deß newen Hispanien / Xalapa genant / zu uns gebracht wird / daher sie auch in gantz Europa den Namen Jalapa, Jalapa bekommen hat. Sie gibet keinen unlieblichen Geschmack / und ist voll Gummi / also daß sie zu dem Feur gehalten leichtlich brennet. Eigenschafft und Gebrauch. (Uberflüssige wässerige feuchtigkeiten.) An den kräfften ist die Jalapa der ersten weit überlegen / denn wegen jhres vielen Gummi / und etzenden purgier saltzes / führet sie auch die überflüssigen wässerigen Feuchtigkeiten stärcker auß / verursacht aber offt ein zimlichen Schmertzen / und Grimmen in dem Leib / daher man behutsam mit deroselben gebrauch verfahren muß. Man kan sie biß auff ein quintlein einnehmen / ich aber habe sie niemahlen auch den stärcksten Naturen / höher als 2. scrupel oder 40. gran / und zwar nicht ohne zusatz deß preparirten Weinsteins eingeben lassen. Ist eine überauß (Wassersucht.) köstliche und bewehrte Artzney wider die Wassersucht / von welcher ich etlichen Man̅ und Weibes-personen mit dieser Artzney geholffen / welche sie eines halben quintleins / oder zween scrupel schwer / 4. oder 5. mahl / in einem Trüncklein weissen Wein oder Wegwart-wasser eingenommen haben. Sie dienet auch trefflich wol in den jenigen vorermeldten Kranckheiten / wider welche die weisse Mechoaca gebraucht wird. So aber einer ab diesem Pulver ein Eckel oder Unwillen überkombt / der kan von dem Magisterio Jalapae, also in den Apothecken genant / acht / zehen oder 12. gran / mehr oder minder / nach dem Alter des Menschen / in einem löffel voll Aniß-brandtenwein verlassen / oder mit Rosen-lattwerg vermischt / Morgens nüchtern einnehmen / und sich gebührlich darauff verhalten. Ist ein sanffte und bewehrte Artzney in oberzehlten Kranckheiten / füget dem Leib kein Schaden zu / und wird von Jungen und Alten sicher gebraucht / wie ich denn solches bey den Gesunden und Krancken jederzeit wahrgenommen habe. Wenn man die Mechoacana, und Jalapa recht betrachtet / so wird man finden / daß es durchauß die wurtzel von einem Gewächs seyen Zumahlen die Jalapa die wurtzel sambt der schwartzlichten Rinden / in deren die meiste Krafft bestehet; de Mechoacana aber die Wurtzel ohne Rinde ist. CAPUT CXLV. Balsam apffel. Balsamina.
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Namen. BAlsam-apffel heißt Lateinisch / Balsamina Balsamina rotundifolia repens seu mas, C. B. Balsamina cucumeratia, I. B. Momordica, Viticella, Charantia, Pomum mirabile, Pomum Hierosolymitanum. Italiänisch / Balsamina, Momordica, Viticella Pomo di Gierusalem, Caranti. Frantzösisch / Pomme de merveille. Englisch / Balsamapple / Apple of Hierusalem. Niderländisch / Balsamappel. Gestalt. Der Balsam-apffel kreucht mit seinen zarten und langen Zincken hin und wider. Die blätter vergleichen sich der Stickwurtz / sind doch kleiner und tieffer zerspalten. Neben denselbigen bringt er seine Fäden oder Schnürlein / damit er sich anhefftet / derohalben muß man jhme von anfang helffen / und Birckenreißlein darbey stecken / daran hencken sich die dünne Schnürlein / und bleiben also von den ungestümen Winden unverletzt. Die auß fünff spitzen blättlein bestehende Blumen erscheinen bleichgelb / wie an den wilden Cucumern / und bringen etliche Frucht / die andern nicht. Die Frucht ist rund und gespitzt / fast anzusehen wie ein Ey / gewinnet außgedruckte rauhe Knöpfflein oder Bollen / wie die Blätter der Kartendistel / an der Farb erstlich grün / darnach wen̅ sie zeitiget / (welches im Augst- und Herbstmonat geschicht) wird sie roth / alßdann springt sie auff / daß man den blutrothen samen inwendig sehen kan / die wurtzel ist dün̅. Dieses Gewächs ist in Teutschland ein frembder Gast / muß fleissig gepflantzet werden. Den Kernen soll man bald im Frühling in ein gut fett Erdreich stecken / an ein orth da es widerschein der Sonnen haben kan / darneben muß es mit dem wasser / mit welchem man das Fleisch außwäscht / offt begossen werden / alßdann wird die Frucht zeitig. Eigenschafft. Die Blätter / Blumen und Apffel haben ein Balsamisches- oder ölichtes / alkalisches saltz bey sich / und daher die Tugend zu heilen / zu tröcknen / schmertzen zu linderen. Gebrauch. (Innerliche und äusserliche wunden.) Es wird dieses Kraut für ein gut Wundkräutlein geachtet / innerliche und äusserliche Wunden darmit zu heilen. In den Apothecken macht man ein Oel (Wunden.) auß dem Balsam-apffel / ist trefflich zu den Wunden / läßt kein Entzündung oder ander Unglück darzu schlagen / ist sonderlich den (Brüch / Brandschäden.) gebrochenen Leuthen gut / äusserlich damit geschmieret / heylet auch allerley Brandschäden. Balsam-apffel Weiblein. Balsamina foemina. Gestalt. Dieser Balsam-apffel / Balsamina Foemina, C. B. Ger. Park foemina Persici folia, I. B. trägt viel ein andere Gestalt als der erstgemelte / denn er hat ein sehr dicken stengel / anderthalb Elen hoch / der ist fett / safftig / grünbraun / darauß kom̅en viel dicke Aeste / mit Balsam-apffel Weiblin. Bals. foemina Balsam-apffel Weiblin. Bals. foemina. Blättern bekleidet / die vergleichen sich nahe dem Weidenlaub / ohn daß sie an dem Umbkreiß zerkerbt sind: bringet grosse braune / geschwantzte Blumen / darauß werden Apffel / die vergleichen sich etlicher massen den ob gedachten Balsamäpffeln / sind rund / länglicht / rauch / erstlich grün / darnach wenn sie zeitigen / gelblicht / und wenn sie gar vollkom̅enlich zeitig sind / springen sie von sich selbsten auff / und zeigen Samen beynahe wie die Linsen gestaltet. Hat viel dicke steiffe wurtzeln. Man pflantzet es in die Gärten als ein frembd Gewächs. Etliche schreiben / es habe einerley Tugend mit den vorigen Balsamäpffeln / daran doch andere zweiflen. CAPUT CXLVI. Weinstock. Vitis vinifera. Namen. WEinstock heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Vitis vinifera. Italiänisch / Vite domestica. Frantzösisch / Vigne. Spanisch / Vinna. Enlisch / Vine. Dänisch / Vinrancke / Vynstock. Niderländisch / Wyngaertstock / wynstock. Gestalt. Der edle Weinstock ist jederman wol bekant. Auß der Wurtzel wächst ein dicker Stam̅ / mit vielen anderen Räben besetzt / welches Rinde an allen Orten zerschrunden ist. An den Reben gewinnet er lange gäbelein / mit welchen sie sich an die Stöck oder Pfähl hencken und wickeln. Die Blätter sind breit / in fünff Theil abgetheilet / rings umbher zerkerfft / und rauch anzugreiffen. Die Blüth des Weinstocks ist etwas wollicht / nach welches die Trauben folgen / so
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Weinstock. Vitis vinifera. von vielen Beeren zusam̅en gehäuffet sind / welche inwendig ihre Körnlein haben. Es sind aber die Trauben von farben nicht einerley / denn etliche schwartz / andere braun / weiß oder röthlicht. Die meisten aber wachsen grün. Man findet viel Geschlecht der Weinreben / nach mancherley art der Landschaft / allda sie wachsen / haben alle ihren Unterscheid an den Trauben und bißweilen auch an den blätteren. Betreffend die Pflantzung deß Weinstocks / so mögen die von Daniele Rhagorio in seinem Pflantzgarten aufgesetzte Reglen wol in acht genommen werden; welche ich hiemit alhier bey zusetzen kein bedencken getragen / weilen sie mit der gemeinen Erfahrung durchauß übereinstimmen. Von dem Ort / Grund und Boden. 1. Soll das Ort ein Rebstock zu pflantzen der Sonnen wol / und den kalten Abend- und Mitnacht-lüfften abgelegen seyn / auch nicht nahe bey Wälden oder Meseren. 2. Der Grund und Boden soll vor dem Winter / wenn man auf den künfftigen Frühling die Reben besetzen will / etwelche schuhe tieff aufgehacket / von steinen und allem wust fleissig gesäuberet werden. 3. Das Erdreich soll weder mit vielen groben / noch mit gar keinen steinen begabet; auch sonsten nicht zu naß sein. 4. Ist ein Boden den Reben nimmer also dienstlich / wie aber ein Hügel oder Rein / sonderlich ein solcher / welcher neben gutem Grund gegen Mittag also gelegen / daß er der Sonnen strahlen von 7. uhren Morgens / biß 6. uhren Abends geniesset. Von den Kappen. 1. Die besten Kappen / oder Rebschoß sind die / so die Augen nahe beysam̅en und etwas krumb holtz haben. 2. Im aufflesen derselben sollen sie nicht under einanderen vermischt sondern jede gattung Reben besonder gethan werden. 3. Die Kappen sollen in gräblein nicht gerad hinauff gemacht / sondern über zwerch gesetzt / damit sie nachwärts desto komlicher können eingelegt werden. Von den Gattungen. 1. Ein jede gattung soll absonderlich gesetzt werden / die frühen am orth der Sonnen minder wol / die spaten aber derselben besser gelegen / damit also die Früchten mit einander reiff werden mögen. 2. Und weiters dem Grund nach in den Reben / wie derselbe einer jeden gattung am nutzlichsten / als die / so viel holtz schiessen / an schlechte / und hinwider die / so minder holtz bekommen / an gute orth. Vom Schneiden der Reben. 1. Die Reben sollen nicht gleich hoch geschnitten / sondern ein fürsichtiger underscheid der gattungen / holtzes / und jahrgängen gehalten werden. 2. Auff die beschaffenheit des Monds soll man fleissige achtung geben / daß man dieselbe abwechßle / allein in allem Mondbrauch / wenn es Neu wird / das Schneiden meide. 3. Im Schneiden soll der Rebman mit einem Bickelein verfaßt seyn / damit er die jungen Stöck entblösse / und die obersten würtzlein mit dem Rebmässer abhawe. 4. Nach der alten meinung gibt frühe schneiden mehr Holtz / und spat schneiden mehr Trauben. Vom Hacken. 1. Zum Hacken sollen so weit möglich / starcke Männer gebraucht werden / denn je tieffer ein Reb gehacket wird / je besser es ist. 2. Im Hacken wen̅ die obersten wurtzeln auch an alten Stöcken sich herfür lassen / sollen sie abgehawen / und die grössern stein auffgehebt / und an häuffen geworffen werden. Vom Gruben und Einlegen. 1. Die jungen Stöck sollen nicht zu gähe von einem mahl auff das andere eingelegt werden / sonsten / da man zu sehr damit eylt / werden sie zu schwach und weniger fruchtbar. 2. Die gestickelten Reben können durch kein ander mittel besser erhalten werden / als durch Gruben. 3. Es soll alle zeit in ein Gruben etwas guten Zeugs gethan werden / so das wurtzlen und zunehmen befördere. Vom Erbrechen. 1. Das Erbrechen soll fürsichtig gebraucht / und an Stöcken / die man auffs Jahr einlegen wolte / von den Schossen obenher nichts abgebrochen werden. 2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen / sollen die Reben an blättern weniger / in böden aber / und schattichten orten mehr erbrochen werden. Vom Hefften. 1. Im Hefften soll man fleissige achtung [259] geben / daß nicht blätter in das Band kommen / weil es dem Holtz an seiner Zeitigung sehr nachtheilig. 2. Das Hefften soll nicht nur ein / sondern / da es die nothdurfft erforderet / mehrmahlen gebraucht werden. Vom Jätten. 1. Nach dem die Reben zum dritten mahl gehacket worden / bekommen sie zunzeiten viel Unkraut / dasselbe soll alßdann fleissig außgezogen / und die Reben gesäuberet werden. 2. Das außziehen aber soll man so offt widerholen / als die nothdurfft erforderet / damit das Unkraut sich nicht besamen möge. Von der vermischung des Grunds. 1. Die sehr nutzliche vermischung des Grunds ist kein newe erfindung / sondern von alten Römeren schon mit nutz gebraucht worden. 2. Wenn an dieselbe ein rechter ernst fürsichtig gebraucht und angewendet wird / übertrifft sie an vielen orten alle andere Mittel / die an verbesserung einer Reben möchten angewendet werden. Von alten abgehenden Reben. 1. Damit ein Reben nicht in abgang kom̅e / ist kein besser mittel denn die stück bey leidenlichem holtz beständig zu erhalten / auff daß sie mithin eingelegt / und erneweret werden können. 2. Wenn sie aber zu sehr abkom̅en / kan man deren mit kurtz schneiden / tieffem hacken / abhawen der obersten wurtzlen / und zulegen noch wol zu hülff kommen. Vom Herbsten 1. Die Trauben sollen nicht abgelesen werden / sie seyen denn zu jhrer vollkommenen zeitigung kommen. 2. Alle Weingeschirr sollen vor jhrem gebrauch wol gesäuberet werden. 3. An dem Mosten soll kein Arbeit gespart / damit der Wein desto besser möge außgetruckt werden. 4. Mit dem Wein fassen soll man säuberlich umbgehen / den Nachtruck ordenlich abtheilen / und die Fässer so wenig möglich offen behalten / jedoch den Wein genugsam jasten und außwerffen lassen. Von der Arbeit nach dem Herbst. 1. Nach dem Herbst ziehet man forderist die Stecken auß; demnach / wenn die herbe Winterskälte anheben will / pflegt man die in dem Boden oder auff der Ebne gelegene Reben nider zulegen / und mit grund oder strohe zu decken. Man kan auch umb diese zeit komlich grund tragen / denselben undereinander vermischen / und in Mistgruben zu künfftigem gebrauch / under dem Baw verfaulen lassen. Eigenschafft und Gebrauch. Was die Natur des Weinstocks seye / soll bey einem jeden Stuck besonders angezeigt werden. Wein. Der Wein ist nichts anders als der safft / so man auß den Trauben presset / und erstlich Most nennet / darnach wenn er sich gesetzet hat / und verjohren ist / wird er Wein geheissen / bestehet auß vielem wasser / flüchtigem ölichtem Geist / und etwas temperiertem saltz. Dieses Weins sind sehr viel Geschlecht / welche allesambt jhren Namen haben nach dem ort / an welchem sie wachsen. Es werden die Wein unterscheiden: Erstlich / von wegen des Geschmacks / denn etliche sind süß / andere saur / herb und scharff: zum andern / wegen der Farb / denn etliche sind weiß / andere roth oder schwartz: zum dritten wegen jhrer substantz / daher etliche Wein dünn und subtil / andere dick und fett sind: endlich / wegen jhren Kräfften / darumb etliche starck / andere schlecht sind. Der beste Wein ist an der Farb schön / am Geruch lieblich / an der substantz subtil und lauter / und am Geschmack Weinreich / das ist / wenn er einen guten Nachtruck hat / und lang auff der Zungen bitzelt. Dieser Wein / wenn er nicht zu alt oder firn ist / stärcket alle natürliche Kräfften / erquicket die lebendige Geister / erwärmet das blöde / schwache und kalte Hirn. Ist dem Magen gut / fürderet die Däwung desselbigen / und den Lust zum Essen / machet ein reines Geblüt / bringt ein gute Farb. Er zertheilet den Schleim / und führet das gewässer durch die Harngäng auß / er machet das Hertz frölich / vertreibet die Traurigkeit / und bringet einen ruhigen Schlaff. Man soll aber dieses verstehen / so fern man jhne mässiglich gebrauchet / und den Leib darmit nicht überschüttet. Der rothe Wein erdickeret das Geblüt / und ist denen besser / welche mit durchbrüchen / oder Hauptflüssen geplaget sind. Wenn man sich aber des Weins unmässiglich gebrauchet / und stätigs voll ist / so schwächt er durch sein öhlichten scharffen Geist / und saurlicht tartarisches saltz / nicht allein den gantzen Leib / Magen / Leber / Hertz / sondern auch das Hirn und die Nerven / daher Hauptwehe / zittern der Hände / der gantz und halbe Schlag / Schwindel / fallend Sucht / Lähme / Erstarrung der Glider / Unsinnigkeit / Flüß des Haupts / Undäwung des Magens / Darmgicht und die Wassersucht erfolget. Daß auß dem überflüssigen Trincken das Zipperlein oder Podagra gezeuget werde / haben die Heyden mit jhrem alten Sprichwort bestätiget: Podagra est Bacchi & Veneris filia, das Podagra ist die Tochter Bacchi und Veneris. Darumb der Poet Ovidius schreibet: Ut Venus enervat vires, sic copia Vini Et tentat gressus debilitat???ue pedes. Die Glieder Venus schwächt / auch hindert starckes trincken / Daß man nicht gehen kan / und macht die Füsse hincken. Diejenigen können sich des Weins besser gebrauchen / welche alt und kalt sind / als die so ein hitzige Natur haben / dieweil er bey solchen geschwinde Fieber erwecket. Den jungen Knaben / welche mit vielen Hitzen und Feuchtigkeit beladen sind / ist der Wein schädlich. Starcker Wein. Der starcke Wein ist gut wider die Auff [260] blähung(Auffblähung des Leibs / blöder Magen / Flüß.) des Leibs / stärcket den blöden Magen / und zertheilet die Flüß. Süsser newer Wein / so nicht verjohren ist / machet ein dickes Geblüt / blähet den Leib auff / verstopffet die Leber und Miltz. Der schwartze dicke Wein ist übel zu verdäwen / beschweret das Haupt leichtlich / und macht bald truncken / verursacht verstopffung in der Leber und Miltz. (Erbrechen des Magens.) Wider das stätige Erbrechen des Magens: Nimb einen Ranff von gebähetem Brot / netze es in Malvasier Wein / und legs über den Magen. Most. Der süsse Most ist dem Leib gar schädlich / blähet den Leib und die Därm / machet viel Wind / wird schwerlich verdäwet / verursachet ein dickes Geblüt / und wenn er nicht bald widerumb durch den Stulgang abgehet / ist er noch viel schädlicher. Essig. (Pestilentz.) Zur zeit der Pestilentz soll man Essig auff heisse Ziegelstein giessen / und die Zimmer damit beräuchern. (Bluten.) Welchem die Nasen zu viel blutet / der netze ein leinen Tuch / oder einen Badschwam̅ in gutem Weinessig / oder Rosenessig / und schlage es kalt über die Gemächt / so verstehet das Blut. Räben-wasser. (Stein / Fläm̅lein in den Augen / blödes Gesicht / Zittermäl / Grind.) Im Mertzen fliesset ein wasser auß den geschnittenen Räden welches getruncken / soll grosse krafft haben den Stein außzutreiben / äusserlich in die Augen getropffet / zertheilet es die anfangenden fläm̅lein derselbigen / und stärcket das Gesicht: Es num̅et auch hinweg die Flechten / Zittermähl und den Grind / so man ein wenig praeparirten Salpeter darunder mischet / und den ort alßdan̅ mit waschet. Welcher ein weitläufferige Beschreibung des Weinstocks und aller Artzneyen / die auß demselbigen bereitet werden / zu haben begehret / der lese des Hochgelehrten und weitberühmten Herren / Philippi Jacobi Sachs à Levvenhaimb Ampelographiam. CAPUT CXLVII. Hopffen. Lupulus mas. Namen. HOpffen heist Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Lupulus, Lupulus salictarius, Vitis septentrionalium. Italiänisch / Lupulo, Bruscandolo, Foraceso. Frantzösisch / Houbelon, Houblon. Spanisch / Lupio, Lupulo. Englisch / Hops. Dänisch / Hauhunde / Stangehunde. Niderländisch / Hop / Hoppe / Hoppewuidt. Geschlecht und Gestalt. Der Hopffen sind zwey Geschlecht / zahm und wild. Der zahme wird mit grossem fleiß in etlichen Landen an hohen Stangen gepflantzet / Hopffen ohne Frucht. Lupulus foemina. stoßt erstlich junge sparglen / oder dolden herfür / gantz rund / braunroth / ohne Laub; So bald derselbige Mannes hoch über sich gestiegen / werden die Stengel gantz rauch / allenthalben mit kleinen stacheln besetzt. Die Blätter sind rauch / schwartz-grün / gemeinlich ein jedes zerspalten in drey theil / oder mehr / dem Brombeer-laub ähnlich. Am stengel erscheinen drauschlichte / gedrungene / weißgelbe sechsblättige Blumen / schier wie an den Weinreben / aber vollkomlicher und grösser; auß gemelten Blümlein wachsen gantze / lucke / gefüllte / leichte säcklein / darzwischen ligt der [261] braune runde samen verborgen. Im Augstmonath / oder im anfang des Herbsts wird der Hopff gesamlet; In dem Hopffen ist sich wol zu verwunderen / daß welcher blühet / der trägt keinen samen / dargegen welcher samen hat / bekommet keine blüht. Der wilde Hopff wächst hinder den Zaunen / an den Dornhecken / in den Gräben / an den Mauren / und woran er sich anhengen kan. Ist allerdings dem zahmen gleich. Eigenschafft. Der Hopff ist temperierter natur / hat einen safft / mit wenig ölichtë / subtilen / nitrosischen / bittern saltz begabet in sich / und also die Eigenschafft gelind zu erdünneren / zu öffnen / durch Harn und Nieren zu treiben / das Geblüt zu versüssen / und zu reinigen. Gebrauch. Der fürnehmste Gebrauch der Hopffen ist zum Bier / denn sie ihm an statt eines saltzes oder gewürtz sind: wenn man aber der Hopffen zu viel nimbt / machen sie es gar zu bitter / und beschweren das Haupt. (Unrein Geblüth / Krätz / verstopster Bauch / Leber und Miltz.) Die jungen Hopffen in der Speiß genossen / reinigen das Geblüt / und heilen die Krätze / eröffnen den verstopfften Bauch / Leber und Miltz. Das destillierte Hopffen-wasser reiniget das Geblüt / von aller unsauberkeit / eröffnet (Grind / Maltzey / verstockter Harn / und monatliche rein jgung.) die verstopffung der Leber / und Miltz / entlediget sie von der Geschwulst und Auffblähung / dienet wider die Raude / Grind / und Maltzey / befürderer den Harn / und Monatliche Reinigung der Weiber / so man Morgen nüchteren vier oder 5. loth davon trincket. CAPUT CXLVIII. Lorbeerkraut oder klein Kellershals. Laureola. Namen. LOrbeerkraut / Laurel oder klein Kellershalß / heißt Lateinisch / Laureola, Laureola semper virens flore viridi, quibusdam Laureola mas, C. B. Laureola semper virens flore luteolo, J. B. Daphnoides, sive Laureola, Ad Lob. Lugd. Englisch / Spurge / Laurel / Dwarf-Laurel Frantzösisch / Laureole. Italiänisch / Ollivella. Gestalt. Die Laurel ist ein holtzicht gewächs / steigt ein biß ein und ein halb elen hoch / mit einem zähen / bißweilen einfachen / offt auch in ästlein zertheilten stengel / welcher mit einer weißlichten Rinde umbgeben / und übel zu brechen ist. Die blätter hat sie fast in der höhe / und zwar viel / welche den Lorbeerblättern etwas ähnlich / dick / glatt / schwartzlicht / und gläntzend sind. Zwischen den blättern erzeigen sich in dë Hornung und Mertzen lange stielein / auß denen viel gelb-mosichte blümlein drauschlicht herfürwachsen / und hernach in dem Augst- und Herbstmonat in Beere verwandlet werden / die den Wachholderbeeren an grösse gleich / benebend auch schwartzlicht sind / und mit einem harten Kernen begabet. Die wurtzel ist lang / dick / in etliche theil zertrennet / und mag übel auß dem boden gerissen werden. Der Geschmack an dem gantzen Gewächs ist scharff / hitzig. Wächst hin und wider in den Wäldern und Hägen. Eigenschafft. Es hat dieses Gewächs ein scharff etzendes saltz / neben wenigen schwefelichten theilen in sich / hiemit die krafft zu purgieren / und die wasser / oder zähe feuchtigkeiten auß dem Leib ob sich und nidsich zu treiben; auch die Monatliche Reinigung zu besörderen. In der Artzney wird es wenig oder gar nicht wegen seiner schädlichen schärffe / gebraucht. CAPUT CXLIX. Kellershals. Thymelaea. Namen. KEllershals oder Zeiland heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Thymelaea, Coccognidium, Granum gnidium. Italiänisch / Timelea. Frantzösisch. / Timelée. Spanisch / Forviso. Geschlecht und Gestalt. Der I. Kellershals / Thymelaea foliis lini, C. B. Monspeliaca, J. B. bringt viel schmale / gerade hübsche Rüthlein / bey 3. schuh lang / dazu kleine schmale / fette / immer grünende / zugespitzte Blättlein / wie an dem Oelbaum; wenn man sie kewet / geben sie ein zähen Safft wie Gummi von sich. In dem ersten Frühling kommen an den äussersten schößlein viel weißlichte / oder leibfarbe / vierblättige / nicht unlieblich riechende Blümlein Trauben-weiß herfür / denen folgen runde Beere / wie an dem Myrrthenbaum / die sind erstlich grün / darnach roth / haben nur einen Samen-kern / so scharffen geschmacks / bey sich. Er wächst auff hohen Gebürgen.
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Kellershals. Thymelaea. Ist in Italien umb Pisa / Neapoli und Rom wohl bekandt / allda er zimlich hoch / wohl bey anderthalb Elen hoch wächst. Die Wurtzel ist groß / wie ein zimlicher Rettich / mit einer groben / dicken Rinden / welche nicht zu brauchen ist / denn sie in wenig Stunden den Menschen umbbringet. Es wird diß Kraut mit gröster Gefahr innerlich gebraucht. Matthiolus zeiget an / daß solches die Landstreicher den Leuthen eingeben / ihnen damit den Boden außzustossen / daß sie zum alten hauffen fahren. Steckt also in solchem Kraut ein gifftig etzendes saltz / daher es in der Artzney keines wegs soll gebraucht werden. II. Das andere Geschlecht des Kellerhals / Thymelaea foliis Polygalae glabris, C. B. Sanamunda glabra J. B. hat biegige / zähe / mit gelblichter Rinde bedeckte Aestlein oder Rütlein / an denen viel Myrten-blättlein / eines zolls lang / und halben breit / glatt / zugespitzt herfürkommen / zwischen welchen viel ablange / kleine / moosicht-gelbe vierblättige Blümlein erscheinen / und eintzele runde Beere hernachbringen. Wächst sonderlich in Langendock / und hat eine gifftige Art zu purgieren / wie der vorige. III. Der dritte Kellerhals / Thymelaea foliis candicantibus, Serici instar mollibus, C. B. Massiliens. Sanamunda 1. Clus. J. B. Ist ein ästichte / elen hoch wachsende Staud / mit einer tieffen dicken wurtzel / von zäher Rinden / welche man zu Fäden ziehen mag / bedecket. Hat breitlichte / durchgehends wollichte / weiche / silberfarbe / gläntzende / erstlich bittere / hernach scharff-brennende Blätter / zwischen denen ablange / vierblättige gelbe Blümlein / denen am Oelbaum gleich herfürkommen / und schwartze Beere nachbringen. Wächst bey Marsilien / wie auch in dem Granatensischen und Valentinischen Reich. Blühet im Mertzen und Aprillen; Bringt den Samen im Sommer. Purgiert sehr starck / und wird von Spanischen Bauren bißweilen gebraucht. IV. Der vierdte Kellerhals / Thymelaea foliis Kali lanuginosis salsis, C. B. Sanamunda 2. Clus. J. B. Ist ein elen hoch wachsend Stäudlein / hat biegige / mit leibfarber dicker Rinden umbgebene schößlein / welche zu oberst mit vielen wollichten / dicken / dem geschmack nach saltzichten und scharff-brennenden blättlein bedecket / und von gelben in dem Hornung sich erzeigenden blümlein begleitet werden. Wächst an den Meergestaden in Böotien / zwischen Calpen und Estepona. V. Der fünffte Kellerhals / Thymelaea tomentosa foliis Sedi minoris, C. B. Sesamoides parvum ???alechampii, Sanamund. 3. Clus. J. B. Hat kreutzweiß an den wollichten stengeln stehende / kleine / fette / scharff-schmäckende blättlein; und kleine gelbe / einblättige / in vier theil gespaltene / in dem anfang deß Frühlings sich erzeigende Blümlein. Wächst in Sicilien an dem Vorgebürge Pachynus, so dann in dem gantzen Meergelände / welches zwischen dem Freto Herculeo, und den Pyrenaeischen Gebürgen ligt. VI. Der sechste Kellerhals / Thymelaea AEthiopica Passerinae foliis, so von dem berühmten Jacobo Breynio Cent. 1. Cap. 6. Plantar. Exot. beschrieben wird. Hat ein weisses mit rother Rinde bedecktes holtz / welche Rinde sich gleichsam in seidene gantz weisse Fäde̅ ziehen läßt. Seine Blätter sind schmal / dick / außgespitzt / eines anfänglich zusammenziehenden / hernach aber schleimigen geschmacks. Zwischen den Blättlein kommen kleine / bleichfarbe / in vier theil zerspaltene Blümlein. Seidelblast. Chamelaea.
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Namen. SEidelblast heißt Griechisch / [Greek words] Lateimsch / Chamelaea, Mezereon Germanicum s. Laureola folio deciduo, flore purpureo, officinis Laureola foemina, C. B. Frantzösisch / Garoupe. Spanisch / Olivilla. Gestalt. Seidelblast ist ein auff zwey biß drey elen hoch wachsend gestäud / voller runden / dünnen / zähen / spannen langen / biegigen ästlein / welche mit doppelter Rinden begabet / deren aussere äschfarb / dünn und zerbrüchlich / die innere von aussen grün / von innen weiß / darunder ein weisses festes holtz / mit wenigem marck ligt. Vergleicht sich mit den blätteren dem Oehlbaum / außgenommen / daß sie dünner sind / darzu bitter / beissend / und brennend auff der Zungen / sie versehren den Hals und den Muno. Die Blum erscheinet ohne stiel / im ersten Frühling vor den blätteren an den schößlein einblättig / in vier theil gespalten / bleich-purpurfarb wie das Pfersingblust / länglicht / lieblich riechend / und wird die Spanische weisser und kleiner als die Frantzösische. Die weissen beer sind roth / wenn sie aber gedörret / werden sie schwartz / haben einen kernen dem Hanffsamen gleich / mit weissem mark. Er wächst in feuchten und duncklen Wälden / sonderlich in Italien und Franckreich / wird auch mit grosser gefahr in den Leib gebraucht / daher man jhn Lateinisch / rapiens vitam, faciens viduas, Menschen Dieb oder Mörder nennet. Johannes Rajus beschreibet annoch einen Savoyischen Seidelblast / welchen er in den Wäldern deß Bergs Saleve bey Genff gesehen / Chamelaea Sabaudica folio utrinque incano, flore albo. Ist ein Staude / so über einen schuh hoch steiget / mit eine̅ sehr zerbrüchlichem holtz / kleineren Blättern als in vorigem; welche Blätter beyderseits haaricht / da äusser sie der Schößlein bedecken. Die Blümlein kommen auch ohne stiel auß den Schößlein in dem Mäyen herauß / sind weiß / und haben inwendig gelbe Zäserlein. Nach der Blühte folgen länglichte Beer. Casparus Bauhinus thut ingleichem meldung einer gattung Seidelblast / dessen Blätter unden wollicht und graw sind / Chamelaea folio subtus incano, C. B. Chamelaea incana & lanuginosa, J. B. Clusius hat sie in den Niderländischen Gärten gepflantzet gesehen. CAPUT CL. Vermeinter wollichter Bocksdorn. Poterium. Namen. DEr vermeinte wollichte Bocksdorn / heißt Lateinisch / Poterium, Tragacantha altera, Poterium fortè Clusio, J. B. Tragacantha Granatensis foliis incanis deciduis, flore albo, Morison. Gestalt. Der vermeinte wollichte Bocksdorn ist ein grosse Staud / mit einer dünnen Rinden bekleidet / hat viel lange / weiche / zähe / dünne / runde und stachlichte Aest / dem Bocksdorn Vermeinter wollichter Bocksdorn. Poterium. so nahe ähnlich / als wäre er ihm verwandt / dahero er von Dr. Casparo Bauhino Tragacanthae affinis lanuginosa, vermeinter wollichter Bocksdorn genennet wird. Insonderheit aber sind die obersten Zweige mit subtiler Wolle überzogen / welche in dem Bocksdorn nicht gefunden wird. An denselbigen Zweygen stehen zu beyden seiten kleine / länglichte und weißlichte blätter in gleicher weite von einander. Er bringt kleine weißfarbige Blumen / darzu kleinen scharffen und starckriechenden samen. Seine wurtzel ist zweyer oder dreyer arm lang / adericht / steiff / und so man sie nahe an der Erden abschneidet / fleußt ein safft wie Tragant darauß. Er wächst auff den Büheln und feuchten Orten. In Teutschland findet man ihn nicht. Dieses Gewächs / wie es allhier abgemahlet / hat Augerius Busbekius, Römischer Käyserl. Majestät Ferdinan??? Gesandter an dem Türckischem Hoff / Matthiolo von Constantinopel zugesendet. CAPUT CLI. Indianische Feigen. Ficus Indica. Namen. INdianische Feigen heißt Lateinisch / Ficus Indica folio spinoso, Tuna, Opuntia. Englisch / The Prickly Pear-tree. Geschlecht und Gestalt. I. Das erste Geschlecht der Indianischen Feigen / welche in der Figur alhier vorgestellt ist / Ficus Indica humilis, C. B. Ficus Indica folio spinoso, fructu minore, Ejusdem. Ficus Indica spinosa minor, Park. Ist ein wunderbarlich Gewächs / denn so man nur ein blatt davon nimbt / und halb in die Erden steckt / gewinnt es bald wurtzeln / und stoßt ein blatt
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Indianische Feigen. Ficus Indica. (A. Das Gewächs.) (B. Die Blühte.) (C. Die Frucht.) (D. Ein Blat.) nach dem anderen herfur / oben und auff beyden seiten so gewaltig / daß ein Baum darauß wird von solchen blättern / die sind dicker als ein Daumen / wie die Abmahlung allhier solches anzeiget. Auß diesen blättern stechen lange spitzige und weisse Dornen herfür / gemeiniglich drey oder vier beysammen. Diß Gewächs bringt in India viel Früchte / die sind anzusehen als die gemeine Feigen / doch dicker / und haben oben ein Körnlein oder Butzen / wie die Nespeln / von Farben grün-braun. Das innerliche Fleisch ist voller dünner Körnlein / wie die Feigen / und voll rothes safts / wie die zeitigen Maulbeere / derselbige särbt nicht allein die Hände / sondern macht auch den Harn so blutroth / daß diejenigen / welche diese Feigen geessen / und es nicht wußten / vermeynten / das Blut gehe jhnen mit dem Harn hinweg / aber sie wurden darüber von den Indianeren nur außgelacht. In Italien / Franckreich und Spanien / wird er gar gemein / und bringet seine zeitige Frucht: wie und was gestalten aber dieser Indianische Feigenbaum in Teutschland müsse gepflantzet werden / berichtet Herr Wolffgang Jacob Dümler / in seinem ernewerten und vermehrten Baum- und Obstgarten in dem 2. theil im 3. cap. mit folgenden worten: Es finden sich in den Nürenbergischen Gärten / zweyerley Geschlecht der stachlichten Indianischen Feigenbäum / ein kleines und ein grosses: das kleine trägt blätter so groß als eine Silber-krone / und das grosse Werckschuhe-lange blätter: das kleine hab ich offt sehen blühen und Frucht tragen. Die Blüthe ist schwefel-gelb / und thut sich mit vielen spitzigen blättern / wie ein Körnlein gegen der Sonnen auff. Darauff folget die Frucht / welche gestalt ist wie ein Feige / an der Farb braun-röthlicht. Das fleisch inwendig ist röthlicht / voll rothes saffts / und mit dünnen Körneren besetzt. Diese Frucht / ob sie zwar Feigen-gestalt hat / so hat sie doch nicht Feigen-geschmack / sintemal derselbe was unangenehm ist: der safft färbet nicht allein die Hände / sondern auch wenn sie geessen werden / machet er den Harn des Menschen so roth / daß er nicht anderst / als wie Blut sihet / worüber die unwissenden hefftig erschrecken / und manchem ein schrecken eingejagt werden kan. Die grossen Feigenblätter habe ich hiesiger Orten noch nie blühen und Frucht tragen sehen / darumb kan ich auch davon nichts melden. Die Pflantzung / pfleg und wart des stachlichten Indianischen Feigenblats betreffend / wird zwar dasselbe in warmen Ländern von seinem Samen gezielet / aber bey uns wird es transplantirt. Es wird ein vollkommen blatt von einem alten Baum genom̅en / und halb in gute Erden gesteckt / so bekombt es wurtzeln / und treibt hernach ein Blatt auß dem andern. Mit begiessung des Indianischen Feigenblats muß man behutsam verfahren / dann viel begiessen hindert nicht allein den wachsthumb der jungen blätter / treibet dieselben wider zuruck / sondern erfaulet auch das Grund- oder Wurtzel-blat / und der gantze Baum muß hernach verderben. Deßhalben er gar selten begossen werden soll / denn er sich mit wenig Feuchtigkeit gar wol betragen kan / und nässet jhn manchen Somme??? der Regen gar genug zu seinem wachßthumb. Die kälte kan dieser Baum auch nicht erleyden / darumb muß er / wenn er groß ist / in Küblen oder Kästen stehen / damit er zeitlich den Winter-frost ertrage / und neben andern Gewächsen entweder im Keller / oder in der Scherben-stuben erhalten werde. Das Erdreich / wenn man jhn in die Winterung bringt / muß trocken seyn / und darff den gantzen Winter durch nicht begossen werden. Die Winterstelle muß auch in etwas Lufft habe̅ / sonst erstickt der Baum. II. Das ander zum theil schon beschriebene Geschlecht ist die grosse Indianis. Feigen / FicusIndic major, Park. Indic. fol. spinoso fruct. major. C. B. Opuntia vulgòHerbarior. I. B. Hat grosse / anderthalb quer hand breite / über schuhe lange / ablang-runde / daumens dicke / mit einer haut überzogene / unebne / hin und wider mit spitzigen / weissen stacheln begabte blätter / welche voll zähen / schleimigen / ungeschmackten saffts stecken. Diese blätter aber sind also beschaffen / daß eines auß dem anderen ohnmittelbar wachset; und dienet also daß underste in die Erden gehende blatt für den stam̅en. Auf den blättern sind viel stachlichte anfänge der Früchten / darauß erstlich die auß vielen gelben / finger-nagels-dicken / safftigen / an gestallt den Rosenblättern sich vergleichenden blättlein bestehende grosse Blumen wachsen; wenn diese verwelcket / so heben die Früchten an sich zu erzeigen / und reiff zu werden / welche den grossen Feigen ähnlich / und ein blutroth färbendes / süßlichtes fleisch haben. Das würtzelein des jungen newen Gewächs ist einfach / und weiß. Auß dem Gewächs fließt auch offt / ein dem gelben Agstein ähnliches Gummi / [265] welches so hart / daß man es mit den Zähnen kaum zerbeissen kan: wenn es an das brennende Liecht gehalten wird / gibt es keine Flamme / sonderen zerschmeltzet und verbrennet ohne einigen von sich gebenden Geruch; hat auch keinen Geschmack. Wächst fast in allen Americanischen Provintzien / wie auch in warmen Europaeischen Länderen. Beyde bißher beschriebene Geschlecht finden sich auch alhier zu Basel in underschiedlichen Gärten / sonderlich aber in Herren Christian Steinhausers / deß wolerfahrenen Gärtners / schönem Blum- und Gewächs-Garten. Von diesem anderen Geschlecht werden siebenerley gattungen in der Mexicanischen Provintz gefunden / welche Franc. Hernandes allda gesehen / und beschrieben. III. Das dritte Geschlecht der Americanischen Feigen / mit drey- oder vier-eckichten / zwey biß 3. oder 4. schuhe langen blätteren / welche von den Mexicaneren Nocheznopalli, oder Nopalnocheztli genennet wird / und die jenigen würmlein hergibt / so man Cochinille, Cochinillas, Scarabaeos Mexicanos punctatos s. maculatos heisset / davon die Färber jhr schönste rothe Farb machen; Jamacaru V. Pisonis, 4. Marggr. IV. Die Brasilianische Feigen mit weisser Blum; Ficus Indica s. Tuna prima; s. Jamacaru Brasiliensium prima, Pisonis. V. Die Indianische Feigen mit rundem Stam̅ / so mit gesternleten stacheln bekleidet; und mit weisser Blum; Jamacaru, s. Ficus Indica 2. Pisonis prima, Marggr. VI. Die Indianische Feigen mit holtzichtem / dickem / schwam̅igem stam̅ / und grosser weisser Blum; Jamacaru III. Pison. II Margg. Ficus Indica magna, procera, flore albo magno, fructu ovali, ovo anserino duplo majore. VII. Die Indianische Feigen mit knodichten und runden ästen / einem geraden stachlichten stam̅en; Jamacaru IV. Pisonis, tertiae secunda species, Marggr. VIII. Die Indianische Feigen mit geradem / festem stammen / starcken stacheln; Jamacaru VI Pison. IX. Die Peruanische Stachlichte Feigen mit rother Frucht; Ficoides s. Ficus Americana Cerei effigie spinosa & angulosa. Hermann. Hort. Lugd. Bat. Cereus Peruanus spinosus, fructu rubro, Nucis magnitudine, C B. Melonendistel. Melocarduus. X. Die stachlichte Melonen-distel / Melocarduus Americanus, Park. Melocactus Indiae occidentalis, C. B. Echino-melocactos, J. B. Ad. Lob. Clus. Pomum spinosum Opuntiatum, Munting. Ficoides Occidentale spinosum Melonis facie sulcis rectis, Hermann. Hat dicklichte / lange / zähe / zaßlichte wurtzel / und auff seinen blättern viel wollichte matery. Die wahre und vollkommene Beschreibung dieses Gewächses findet sich in Herren Muntingii Niderländischem Kräuterbuch. Eigenschafft. Die Blätter und Früchten der zwey ersten Geschlechten solcher Feigen kühlen und feuchten; sind mit vielem klebigem safft / in welchem ein flüchtig nitrosisches saltz / neben wenig olicht-wässerigen theilen verborgen / begabet; und haben also die Eigenschafft zu erweichen / zu zertheilen / durch zutringen / zu eröffnen / zu reinigen und zu heilen. Gebrauch. (Gallichte Fieber / unrein geblüt / wunden.) Der auß den blättern außgetruckte safft / oder auch das davon destillierte Wasser / Morgens und Abends auff 6. biß 8. loth getruncken / vertreibt sehr wol und geschwind alle gallichten und dreytägigen Fieber; reiniget das Geblüt / und befürderet die heilung der Wunden. Die blätter zerhackt / zerstossen / gewärmt / (Geschwulst Geschwär / Wunden.) und zwischen doppeltem tuch übergeschlagen / ver???heilet die gallichten Geschwulsten / reiniget / und heilet alle Geschwär und frische Wunden.

CAPUT CLII.
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Brombeer. Rubus. Namen. BRombeer oder Bremen-beer heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rubus Italiänisch / Rovo. Frantzösisch / Meure de Ronce. Spanisch / Zarzamora. Englisch / Pramble. Dänisch / Bramboer. Niderlän [266] disch / Brambesie. Es hat zwey Gattung / groß und klein, Rubus major Fructu nigro, J. B. und Rubus minor Fructu coeruleo, J. B. Gestalt. Die Brombeer sind jederman wohl bekandt / haben eine länglichte Wurtzel / mit etlichen Zaseln behänget / auß welchen zähe und schwancke stänglein wachsen / fast 2. oder 3. Elen hoch / welche widerumb undersich begehren / mit viel stachlichten Dörnen besetzet. An den Reben wachsen Blumen / so erst röthlicht sind / darnach werden sie weiß / mit 5. Blättern besetzt / nach welchen die Frucht erfolget / so zum ersten grün / endlich aber außwendig schwartz / inwendig voll rothes Saffts ist / den Maulbeeren an der Gestalt fast gleich. An den kleinen Nebenstielen wachsen 3. oder 5. Blätter / auff einer seiten weiß / auff der andern aber stachlicht und schwartz / eines tröcknenden zusammenziehenden geschmacks. Man findet die Brombeer allenthalben umb die Hecken. Sie blühen in dem anfang des Som̅ers / aber die Beere werden fast am end deß Som̅ers zeitig. Man findet noch ein Art der Brombeerstaude̅ / so gemeiniglich ein grüne und bißweilen ein blawe / jedoch kleinere Frucht bringet. Die Americanische Brombeer-staude ist ein anmüthig Gewächs / sie überkombt sehr wohlriechende Blätter / welche ohne Ordnung die Reben oder Stengel umbgeben / derer viel auß ihrer Wurtzel herfürschiessen / sie sind schwanck / weichhärig / voll Marck / und ohne Dörn / im Herbst verlieret sie jhre blätter / ohne allein oben nicht / denn die schößlein biß in Herbst dauren / hernach abfallen / und auch verdorren. Jhre Blumen erscheinen oben wie wilde Rosen / bestehen auß 5. blätteren / und geben ein Violenfarb von sich / in der mitte des Kelchlins befinden sich bey tausend gelber fäserlein / deren die Frucht nachfolget / so unserer ähnlich / aber am geschmack nicht so angenehm ist. Im Königlichen Frantzösischen Lustgarten hat sie eine rothe Frucht / im Dänischen aber keine getragen. Eigenschafft. Die Brombeer-staud hat in allen jhren theilen viel alcalisches saltz / und was weniges von einem balsamischen schwefel verborgen. Daher sie die Tugend haben zu tröcknen / zu heilen / gelind zusammen zu ziehen. Die unzeitige Frucht aber ziehet wegen jhres ungejohrenen saffts mehr zusammen / und ist gut in allen durchbrüchen. Gebrauch. Brombeer-laub in Laugen gesotten / macht (Grieß und Stein der jungen Kinderen.) ein schwartz Haar / das gebrante wasser von den Brombeeren / ist gut den jungen Kinderen für das Grieß / und den Stein / so man jhnen Morgens und Abends 2. loth zu trincken gibt. Es wird auch nutzlich gebraucht zu den Gurgelwassern / wider die Mundfäule. (Mund???äule.) Auß den nicht gar reiffen Brombeeren preßt man den safft auß / und kocht jhne / biß er dicklicht wie Honig wird. Diser safft in die Gurgelwasser vermischt / warm damit gegurgelt / heilet den von scharffem schleim verwundten halß / und säuberet die von vielem (Mandlengeschwär / und geschwulst.) schleim auffgeschwollene oder gar geöfnete Mandeln und Trüsen. Die blätter der Brombeer in weissem wein gekocht / die Geschwär des Schinbeins und (Schinbein geschwär.) anderer orten / da viel nerven und bein / hingegen wenig Fleisch ist / damit offt warm außgewaschen / benimt alle säwre / und beförderet die heilung verwunderlich. Ja dieser Wein kan auch wol die Raud und Zittermähler (Raud / zittermahl / fressend geschwär.) / oder gar die fressenden Geschwär der Haut außheilen. Sonsten sind die zeitigen Brombeer wol zu essen / und nicht gar ungesund. Ja man kan auß dem außgepreßten und verjohrenen Brombeersafft mit Zucker einen herrlichen und sehr annehmlichen Wein bereiten / welcher Magen und Hertz stärcket / und erlabet. CAPUT CLIII. Himbeer. Rubus Idaeus. Namen. HImbeer / Hindbeer / oder Harbeer heißt Lateinisch / Rubus idaeus, Italiänisch / Rovo montano. Frantzösisch / Framboise. Spanisch / Zarza idaea. Englisch / Raspis Hindberey. Dänisch / Hindeboer. Niderländisch / Hinnenbesie. Gestalt. Die gemeine Himbeer-staude / Rubus idaeus spinosus fructu rubro, I. B. ist viel zarter als die Brombeer-staude / und auch nit so stachlicht / sie wird bißweilen ohne stachel gefunden / hat breitere / und weichere blätter / welche oben auff schwartzgrün / unden aber graulicht / als wenn sie mit mehl besprengt wären / eines herben Geschmacks. Seine gertlein sind rund / die blumen weiß / darauff folgen die rothe Früchte oder Beer / auch ein wenig weißlicht anzusehen / als weren sie mit thau besprengt / an gestalt den Brombeeren gleich / doch zarter / hol / mit kleinen fast unsichtbaren kernlein begabet / eines saur süßlichten [267] weinigen Geschmacks / fast wie die Erdbeer / doch nicht so gar lieblich / sie wachsen von sich selbsten häuffig hin und wider in Europâ, lieben aber feuchte / sandichte Felsen / und schattichte Wälder. Es wird auch ein schöne art der Himbeeren gefunden mit weißlichten / wohlgeschmackten Beeren / die gantze Staude ist grün / weißlicht / und mehret sich in den Gärten sehr. Rubus idaeus fructu albo, C. B. Es ist noch ein andere art der Himbeeren / Rubus idaeus non spinosus, I. B. idaeus laevis, C. B. welche keine Dörne hat / die blätter sind der gemeinen gleich / oben an den stenglen erscheinen die Blumen / darnach kommen 3. oder 4. rothe beer / und zu zeiten nur eines herfür / sind aber grösser / als die gemeinen Himbeer / saurlicht / und eines guten geschmacks; die wurtzel kreucht weit umb sich: Conradus Gesnerus, hat diese Frucht viel auff dem Lucernischen Fragmond / Carolus Clusius aber auff den Oesterreichischen Gebürgen / insonderheit bey dem berühmten Kloster Newburg angetroffen / daher dieß Gewächß von jhnen Rubus saxatilis alpinus, Berg-himbeer genent wird. Man findet sie auch bey Stolberg / und Ilefeld / wie auch in den Bur gundischen und Savoyschen Bergen. Eigenschafft. Die unzeitigen Himbeer ziehen wegen jhrem herben ungejohrenen safft zusammen. Die reiffen aber haben einen mit saurlicht temperirtem etwas flüchtigem saltz begabten lieblichen safft in sich / und daher die Eigenschafft zu kühlen / das Hertz wol zu stärcken / und dem etzenden gifftigen jast des Geblüts in allen hitzigen Fieberen zu widerstehen. Gebrauch. (Hitzige Kranckheiten.) Das gebrante Wasser von den Himbeeren ist dienlich in allen hitzigen Kranckheiten / und den Krancken fast anmütig / umb des wohlriechenden Geruchs und lieblichen Geschmacks willen / man kan jhnen nach (Hitz der Fieber / ohnmachten / schwaches Hertz / bauchfluß.) belieben ein par loth zu trincken geben. Auß dem safft der Himbeere wird ein köstlicher Syrup zugerichtet / er löschet die hitz der Fieber / wehret den Ohnmachten / stärckt das schwache Hertz / und stillet alle Bauchflüß. Conradus Gesnerus lobet seine Krafft über die Edelgesteine. Man kan jhne mit distillirten oder frischen Brunnwasser zu einem Julep vermischen. Uber die Himbeeren thut (Ohnmachten und schwachheiten des Hertzens.) man auch ein guten Weinessig schütten / welcher den Ohnmachten und Schwachheiten des Hertzens widerstehet / so man davon an die Schläff und Pulß streichet / oder tücher in diesem gewärmten Essig netzet / und also offt überschlägt. Man gießt auch den Essig allein über die Himbeerblätter / welches denn einen guten kühlenden überschlag über Pulß und Schläff abgibet. (Eingemachte Himbeer.) Die Himbeer mach folgender massen ein: Nim ein guten theil außgetruckt Himbeersaffts / laß ein par tag stehen / nim das dünnere von dem safft oben weg / misch zwey theil guten Zucker darein / verschaume den Zucker / koche es so lang / biß es wie Honig ist / giesse solchen dicken safft hernach gantz heiß über frische Himbeer / und behalte sie also auff. (Himbeer-Latwerg.) Himbeer-latwerg zu machen / koche den außgepreßten / und auff obige weiß geläuterten safft ein gut theil ein / zerlasse hernach ein wenig Zucker darinnen / und wenn es biß zur dicke des Honigs oder mehr eingesotten / so giesse es in gläserne Schalen / so wird der safft zu einer lieblichen Latwerg gestehen. (Sal essentiale Rubi idaei, essential-saltz von Himbeer.) Das Essentzial-saltz / oder Sal essentiale der Himbeer ist zu mahlen auch ein liebliche Artzney / und wird auff folgende weiß bereitet. Koche den auß den reiffen Himbeeren außgepreßten / und durch fleißpapier filtrierten safft / so lang ein / biß ein häutlein darüber stehet / setze es hernach in den Keller / so wird durch desselben kälte sich das Eristallinen saltz an die wände des Geschirs anschiessen / den übrigen safft muß man gemächlich abgiessen / noch einmahl kochen / und widerumb mehr Saltz davon in dem Keller anschiessen lassen / das Saltz aber endlich zusammen samlen / trocknen / und wol auffheben. Dieses Essentzial Himbeer-saltz auff 10. biß 15. gran schwer bißweilen eingenommen / (Schleim des Magens / gallen / hitz / febrilischer jast des Geblüts. Verlorner Eßlust. Durst.) zerbeißt allen schleim deß Magens / löschet die hitz der Gallen / treibt und schlägt solche nidsich / benimt dem Geblüt allen übermässigen febrilischen jast / erhaltet die öffnung des Leibs / und erwecket den lust zum essen. In den Fiebern kan man von disem Saltz ein wenig in dem ordinari Trinckwasser verlassen / so wird es dë Durst gewaltig löschen. (Rühlende Ptisane auff der Reise.) Ist man auff der Reiß Sommerzeit begriffen / oder will man gern geschwind ein kühlende Ptisane machen / so habe man folgendes pulver in bereitschafft. Nemt des Essential Himbeer-saltzes 4. loth / preparierten Weinstein 2. loth / rein gestossenen Zimmet / Fenchelsamen / der gelben aussersten Citronen schalen rein geschaben / jedes ein halb loth / weissen Zucker 12. loth: Mischt alles zu einem reinen pulver under einander / von welchem man allezeit ein Löffelvoll under einer halben oder gantzen maß Wasser zerlassen / und von einem Glaß in das andere wol undereinander giessen / hernach das trübe / aber nicht unliebliche wasser also trincken soll. Ist zu allen oberzehlten Zuständen nutzlich und gut. CAPUT CLIV. Indianische Cajou Frucht. Prunnifera Indica Cajou. Namen. DIe Indianische Cajou, oder cassu-Frucht heißt Lateinisch / Pomifera seu potiùs Prunifera Indica nuce reniformi summo pomo innascente, Cajous dicta. [268] Anacardii alia species, C. B. Cajous, Ger. Park. I. B. Kapa mara, Hort. Malab. Anacardium occidentale Cajou dictum, ossiculo reni leporis figurâ, Herman. Englisch / The Cajou or Cassu Tree. Gestalt. Der Baum dieser Frucht ist mittelmässiger höhe / hat einen dicken mit äschfarber inwendig purpur-rohter Rinde bedeckten weissen Stam̅ / die Rinde ist eines saurlichten Gesuchs / und zusammenziehenden Geschmacks. Die äste sind schwartzgrün / und breiten sich rings umb den Stam̅ in die weite hübsch auß. Die wurtzel ist weiß / mit vielen faseln überzogen. Seine blätter sind ablang und glatt / gläntzend-grün / hangen ohne ordnung an den ästen. Die zarten blätlein sind klebicht / und geben einen lieblichen Geruch von sich / wenn sie mit den singeren zerrieben werden. Die alten blätter aber werden fuchßroth / ehe sie abfallen. Die lieblich riechenden blümlein hangen Traubenweiß an den aussersten ästlein / und kommen auß einem kleinen grünen / in fünff theil zerspaltenen kelchlein hervor / haben fünff übergeweltzte / erstlich grüngelde / nach dem braunrothe / und endlich purpurfarbe blätlein. Die Frucht ist an grösse und gestalt unseren mittelmässigen Birn nicht ungleich / glatt / gläntzend / erstlich dunckel braunroth / demnach grün / und endlich gelb / deren innerlich fleisch gelb-grün und safftig / eines weinigen Geschmacks / und lieblichen Geruchs ist. Dem einen ende dieser Frucht wächst eine Nuß an / der gestalt und grösse nach einem Hasen-Niere gleich / mit doppelter rinde bedeckt / zwischen welchen in kleinen hölein ein dicker / zäher / rother Honig-safft (wie in den Kirschen) eines zusammenziehenden scharff beissenden geschmacks sich samlet. Die innere rinde aber bedeckt einen bleichen safftigen weichen Kern / welcher einen Geschmack hat wie süsse Mandeln. Wächst durchgehends in Malabar / in Brasilien aber soll er einheimisch seyn. Bringt jährlich in dem Augst- und Herbstmonat zeitige Früchten / und mag biß auf 30. Jahr fruchtbar seyn. Eigenschafft. In der Frucht dieses Baums steckt viel ölicht-flüchtig saltzgeists / mit dem wässerigen safft vermischt / daher sie wol die Tugend hat den Magen und das Hertz zu stärcken / die Lebensgeister zu erquicken / und die Eheliche Werck zu reitzen und zu befördern. In den Nüssen aber findet sich mehr des scharffen öls. Gebrauch. (Außgepreßter safft der Frucht.) Auß den Früchten wird der Safft außgepreßt / welcher / wenn er gejohren hat / einen rechten Wein abgibt / so ebenfalls truncken machet. Die geröstete Nuß dieser Frucht / ist den Castanien weit vorzuziehen / und hat eben so anmuhtigen Geschmack als die Mandeln. Diese Nuß wird / wegen deß scharffen Geschmacks niemahl rohe geessen. Wenn diese Nuß an die flammen deß Fewrs gehalten wird / so brennt sie gleich. Auß dem zwischen beyden Rinden der Nuß sich findenden Honigsafft / ziehet man viel öl herauß / mit welchem die Mahler eine unaußlöschliche schwartze Farb machen. Wenn das holtz mit diesem öl angestrichen wird / so soll es vor aller fäulung bewahret seyn. Auß den gemachten wunden des Baums fließt ein durchsichtig Gummi / welches an farb und dicke dem Arabischen Gummi durchauß gleich. Etliche wollen bey nahem darfür halten / daß darauß der Cajou-safft / oder Catechu bereitet werde. CAPUT CLV. Catechu. Catechu. Namen. ES behältet dieser Safft seinen Namen in allen Sprachen / wird also Catechu genennet / auff Lateinisch / Catechu, Catecheu, Catecho, Caschù, Succus Catechu, Terra Japonica, Terra Catechu, Compositum Japonicum. Beschreibung. Catechu ist ein zumahlen den Alten gantz unbekantes Ding gewesen / und von dem Gelehrten Garcia erstens desselben meldung beschehen. Wie es zu uns gebracht wird / scheinet es einer schwartz-rothen safftigen Erden gleich zu seyn / daher es auch den Namen Terrae Japonicae von etlichen / wiewol ohne grund / bekommen. Denn alle diejenigen / welche es recht betrachtet / einhellig aussagen / daß es keine Erde / sondern vielmehr ein auß underschiedlichen zusammenziehenden Kräuteren außgetruckter und zusammengekochter Safft seye / zu deme die Orientalische Schlehen-staude ein zimliches beytrage. Dieser dicke / trockene Catechu-safft / wie er zu uns gebracht wird / hat offt etliche kleine stücklein holtz bey sich / welche sich bald anzünden lassen / aber keinen hartzichten geruch von sich geben. Zuweilen findet man Samenkorner / auch offt kleine Steinlein / Stiel von Blätteren / Blümlein / stücklein von Strohlhalm darinnen. Worauß denn genugsam zu schliessen / daß es mehr ein Safft / als eine Erde / demnach auch ein auß Krauteren und Früchten gemachter Safft seye. Daher wir der ersten von Garcia ab Horto heraußgegebenen Beschreibung Glauben zustellen / wenn er sagt / daß dieses Catechu ein auß Betre, Areca und Cate componierter Safft seye / und in Indien gemacht werde. Betre oder Betelle, J. B. Betre sive Tembul, C. B. Betre, Betle, Betele sive Bethle, Park. Ist ein Gewächs / welches gleich dem Ephew sich an die Bäum hänget / hat gantz bittere länglichte Blätter / welche von den Indianeren täglich in den Händen getragen und im Munde gekewet werden. Heut zu tag aber hat man erfahren / daß sie nicht die Blätter allein kewen / sondern etliche stücklein Arecae mit ein wenig Kalch vermischt / in die Blätter wick eln / und also in den Mund werffen / davon denn ein so lieblicher geruch auß dem Mund gehet / daß das gantze Gemach davon erfüllet wird.
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Areca aber / sive Faufel Palmae foliis, J. B. Palma cujus Fructus sessilis Faufel dicitur, C. B. Caunga, Hort. Mal. Ist ein Geschlecht deß Palmbaums / hoch / dick vom Stamm / dessen ablang-runde Frucht / ein braun-rothes Marck oder Fleisch hat; Diese getrocknete Frucht stossen die Indianer gantz rein / und vermischens mit dem Buxdorn-safft / oder Lycio vel Cate; und wicklen es in frische Betel-blätter ein / und kewen es also in dem Mund. Cate aber ist ein Baum in der grösse deß Aeschbaums / hat Blätter wie die Heide / dannenher C. Bauhinus ihne Lycium foliis Ericae genennet; auß dessen gesottener Rinde pflegen die Indianer den Safft / Cate genennt / zu machen / und mit Nachani Mehl zu vermengen. Wächst in Cambaya, Basaim und anderen orten in Ostindien. In dem Königreich Pegu wird das beste Catechu gemacht / wiewolen es auch in Suratta dem Reich deß grossen Mogols, in Malabar, Bengala und Zeilon viel zubereitet / und durch gantz Orient gesendet wird. Man hates Japanische Erden genennet / weilen es auß Japan herüber gebracht wird / aber man führet es zu erst auß obgemeldten Ländern in Japan. Von Herren Ehrenfrid Hagendorn wird demnach Catechu also beschrieben / daß es ein vermischter Safft / welcher auß Japonia under der gestalt kleiner geballter schwartzbrauner Kugelen zu uns gebracht wird / und auß dem Stafft eines gewissen Baums (etlicher Bäumen / sonderlich aber eines Indianischen Schlehendorns) mit zumischung etlicher Kräuter-pulveren zubereitet wird / und in der Artzney nicht geringen nutzen hat. Der beste Catechu-safft ist braun-röthlicht / schwer / satt / und etwas aromatischen geruchs / führet auch wenig steinlein / oder andere unsaubere Matery bey sich. Hat anfänglich einen herben / und hernach einen süßlicht lieblichen Geschmack. Eigenschafft. Es hat dieser vermischte trockene Safft neben seinen jrrdischen Theilen auch ein hartzichtes balsamisches Oel / und festes / fixes / aluminosisches / zimlich alkalisches saltz bey sich; und deßwegen die Eigenschafft anzuhalten / zusammenzuziehen / das flüchtig- und flüßige scharffe Geblüt zu erdickeren und zu versüssen / den Durchlauff / rothe Ruhr / Nasenbluten zu stillen / allen schmertzen zu linderen / und die Wunden zur heilung zu befürderen. Sonsten ist die Catechu ein solcher Safft / welcher sich in wasserichten und sauren / so wohl als in geistreichen und schwefelichten Menstruis solvieren läßt. Gebrauch. Auß der Catechu pflegt man allerhand (Tinctur von Catechu.) Tincturen oder Essentz zu machen. Mit Brantenwein kan sie auff folgende weise bereitet werden. Nemt 4. loth der besten Catechu / gießt in einem Kolben-glaß 24. loth rectificierten Brantenwein darüber / vermacht den Hals deß Glases sehr wohl / oder sigillierts Hermeticè, setzt es etliche Tag in die Digestion oder warm Sand / biß die Catechu wohl zerlassen ist / filtriert hernach die roth-braune Tinctur durch grebes tuch / und behaltet sie wohlvermacht auff. Diese Tinctur (Schwaches hirne und gedächtnuß. Schwindel / Ruhr / Brustschleim̅. Husten / Nasenbluten / Blutspeyen.) auff 20. biß 30. tropffen offt in einem destillierten Wasser eingenommen / stärcket das Gehirn und die Gedächtnuß / vertreibet den Schwindel / reiniget und versüsset das scharffe Geblüt / stillet alle Rühren / welche ohne Fieber sind / lößt den versessenen Schleim der Brust / und vertreibt den alten trockenen Husten / stärcket auch sonderlich das Hertz und den Magen / und erhaltet die Mannheit bey Kräfften / stillet daß Nasenbluten und Blut-speyen. (Allerhand andere tincturen und essentzen von Catechu.) Wenn man mit dem Spiritu von Körbelkraut die Tinctur außziehet / so gibt es eine wunden-heilende Essentz ab. Mit dem Spiritu theriacali außgezogen / hat sie anhaltende oder zusammenziehende Würckung. Mit dem Löffel-kraut Spiritu wird sie auch zu heilung deß Scharbocks außgezogen. Mit dem Spiritu citri, durch zuthun der ambrierten Alkermes-confection, gibt es eine Hertz-stärckende / und zumahlen nicht unliebliche Tinetur ab. (Versaltzene Flüß.) Ein stücklein Catechu offt in dem Munde gekewet / und den Safft hinunder geschluckt / lößt alle gesaltzenen Flüß deß Halses / davon ein Kitzel / Schmertzen und Hitz deß Halses herrühren mag. Man kan aber das Pulver (Liebliche Catechutäfelein.) von Catechu mit Zuckercandel vermischen / ja auch gar Täfelein davon machen / und zwar auff folgende weiß. Nemt Catechu-safft 4. loth / ambrierte Alkermes-confection I. quintl. Zuckercandel in Rosen- und etwas Zimmet-wasser verlassen 8. loth / vermischt alles auff gelinder gluth under einander / und macht runde Tafelein darauß. (Stinckender Athem) Solche Täfelein offt in dem Mund gehalten / benemmen demselben alle stinckenden (Böser lust.) Athem und Geruch / und mögen auch wol in ansteckenden Seüchen wider den bösen Lufft gebrauchet werden. (Japonische maußdrecklein.) Zu gleichem Zweck werden auch die so genandten Japonischen Mauß-drecklein auff folgende weiß bereitet. Nemt deß seinsten weissen Zuckers 4. loth / Catechu 2. loth / Orientalischen Bisam / und der besten Ambren / jed. 2. gran / zerstoßt alles rein undereinander / mischt Tragant-schleim mit Rosenwasser außgezogen darunder / und formiert kleine Mauß-drecklein darauß / von welchen man offt in Mund nehmen kan. (Kalte hauptflüß.) Die Essentia Lignorum mit der Tincurâ Catechu vermischet / und Nachts offt bey 20. tropffen eingenommen / vertreibet alle kalten flüsse des haupts und reinigen das geblüt. (Viel Speyen.) Wenn ein Mensch viel speyen muß / und grosse Beschwerden davon leidet / kan man die Tincturam Catechu mit der Tincturâ Martis adstringente vermischen / und täglich davon nehmen / so wird das vielfaltige speyen bald nachlassen. (Wacklende Zähn / scharbock.) Wider die wacklende Zähn / offt blutendes scharbockisches Zahnfleisch kan man die Tincturam Catechu mit der Tincturâ Laccae vermischen / und das Zahnfleisch offt damit waschen. Zu solchem Ende kan man auch die solutionem Lapidis medicamentosi Crollii, oder das Phlegma Spiritus salis armoniaci mit der Tincturâ Catechu vermischen und gebrauchen.
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(Zahnsäule.) Catechu zu Pulver gestossen / ist auch ein köstliches Zahn-pulver / welches die Zähn vor Fäulung erhaltet / säuberet / und das lucke Zahnfleisch stärcket und fest machet. (Trockener Husten / gesaltzene flüß / lungsücht.) In dem trockenen Husten / so von einem gesaltzenen Fluß herrühret / ja auch in dem Husten da man eyter außwirfft / hiemit in der Lungsucht und verzehrenden Lungen-geschwär selbsten ist folgendes Pulver ein überauß bewährtes mittel / wenn es eine lange zeit fortgebraucht wird. Nemt Zuckercandel anderthalb loth / Catechu-safft gedörrt / und zu reinem Pulver gestossenes Steinleberkraut jed. ein halb loth / Laudan. Opiat. 3. gr. Mischt alles zu einem reinen Pulver undereinander / und gebt dem Patienten alle Morgen / Abends und Nachts ein halb quintlein schwer davon ein. Neben dem aber kan man auch Geißmilch mit Zuckercandel versüsset / (Bluthspeyen / Nasenbluten / Ruhr / rothe Ruhr / Blutfluß der weiber.) täglich trincken. Obiges Pulver mit praepariertem Bolo und Krebs-steinen vermischt / und eingeben / stillet das bluten der Nasen / das Blut-speyen / die Ruhr und rothe Ruhren / den Blutfluß der Weiberen / sonderlich wenn er in Mandel-milch / mit dem weissen Magsamen angemacht / eingenommen wird. (Frattigkeit der Kinder.) Wenn die Kinder fratt werden / und ein geschundene Haut bekommen / so nim praeparierten Galmeystein I. loth / Catechu-pulver / Myrrhen-pulver jed. 20. gran / Rosenöl etliche tropffen / mische alles zu reinem Pulver / bestrewe den Kindern offt damit (Auffgelegene und geschundene Haut.) die Ort / so fratt sind. Solch Pulver mit Nuß-öl vermischt / heilet bey den Alten die auffgelegene und geschundene Plätz der Haut. Wenn man mit dem Phlegmate Spiritus (Schmincksälblein.) Salis armoniaci die Tinctur auß Catechu außziehet / und solche mit dem Nihili albo vermischet / hernach die Feuchtigkeit auff gelinder gluth abdämpffet / so gibt es ein Leib-farbes Sälblein / und also ein zierliche Schmincke ab / mit deren sich das Frawenzimmer nachbelieben schmincken kan. CAPUT CLVI. Rosmarin. Rosmarinus. Namen. KOsmarin heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rosmarinus hortensis coronarius, Rosmatitum coronarium, Libanotis coronaris. Italiänisch / Rosmarino. Frantzösisch / Rosmarin, Romarin. Spanisch / Romero. Englisch / Rosemary. Dänisch / Rosmarin. Gestalt. Der Rosmarin ist ein holtzichte Staud mit vielen kleinen Reißlein / welche eine weißlichte Rinde haben / und mit vielen langen / schmalen und dicklichten Blättlein besetzet sind. Auff der seiten gegen der Erden sind diese Blättlein grawlicht / aber auff dem oberen theil fast grün und gestreifft. Ist am Geschmack scharff / bitter und ein wenig zusammenziehend. Trägt weiß-blawe Blumen zweymahl deß Jahrs / in dem Frühling und Herbst; welche selten gar weiß werden; nach denen kombt der kleine schwartze Samen Rosmarin. Rosmarinus. herfür. Die Wurtzel ist holtzicht / und greifft weit umb sich in der Erden. Dieß Gestäude wächst gern an orten dahin viel Sonne kombt. In Franckreich und desselben Provintzen / als dem Delphinat und Langendock findet man es so groß und viel / daß man Tisch / Lauten und ander Gezeüg darauß bereitet. Zu Montpelier überkom̅t es breitere Blätter / und bringt oben ein Epirosmarinum oder Gewächs / so widerumb dem Rosmarin ähnlich sihet. Die Heiden pflegten ihre parvos Deos, kleine Hauß-götter mit Rosmarin und Myrten-blätteren zu krönen / wie bey Horat. Lib. 3. Carm. Od. 23. zu lesen ist. Eigenschafft. Der Rosmarin hat seine fürnembsten Kräfften in den Blättern und dem Blust / welche ein balsamisches Oel / neben etwas wenigem flüchtigem Saltz bey sich führen / davon er denn die Tugend empfangen / das dicke Geblüt zu verdünneren / die Verstopffungen in dem Gehirn / und anderen theilen deß Leibs / sonderlich in den kleinen Aederlein zu eröffnen / die Lebens-geister zu ermunteren / das Geblüt zu reinigen / die Gedächtnuß zu stärcken. Die alten Kräuter-beschreiber sagen / daß er warm und trocken in dem anderen Grad seye. Gebrauch. Weilen nun der Rosmarin / vermög seiner (Kalte flüß fallende Sucht / Schlag / Zitteren.) Eigenschafft / das Haupt stärcket / die kalten Flüsse zertheilet / und wider die fallende Sucht / Schlag / Zitteren / und Unempfindlichkeit der Gliederen dienlich ist / als wird er auff underschiedliche weise gebrauchet. Rosmarin-blättlein sambt den Blumen (Schwach gesicht / stinckender Athem.) mit ein wenig Saltz auff ein schnitten Brodt gezettlet / und alle Morgen nüchtern geessen / macht ein gutes scharffes Gesicht / und vertreibt den stinckenden Athem.
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(Ansteckende Seuch / Westilentz.) Zur zeit ansteckender Seuchen / und Pestilentzischer Kranckheiten / kan man mit gedörtem Roßmarin-blätteren und blüht räucheren / oder so man dieß Gestäud in mänge hat / sich desselben als des angezündeten Wachholderholtzes zur Räucherung bedienë. Ein handvoll Roßmarin in einer maß (Weisser fluß / schwachheit des Hertzens / Magens / der Gliedern.) weissen guten Weins / oder halb Wasser gesotten / alßdann gesichtet / Morgens und Abends davon ein gläßlein voll getruncken / ist ein bewährtes mittel für den weissen fluß der Weiberen / wie auch zustärckung deß Hertzens / Magens / der Nerven und Gliederen. Ein handvoll Roßmarin / Hirtzenzungen / und Schellkraut in ein maß weissen Wein gelegt / Morgens und Abends ein glaß voll davon getruncken / ist gut für die Gelbsucht. (Gelbsucht.) So man widerumb ein gute handvoll Roßmarin in einer maß weissen Wein siedet / biß der halbe theil eingesotten / und hernach 4. oder 5. löffel voll geläuterten Honig darunder vermischet / bekommet es den Engbrüstigen sehr wol / machet auch ein (Engbrüstigkeit / Häisere.) helle Stim̅ / so man davon zu Nacht vor dem Schlaff was weniges trincket. Die Conserva Rorismarini, oder der Rosmarin-Zucker / dienet wider alle kalte Gebrechen (Schwach Hertz / schwach gedächtnuß / wind / kalter magen / und mutter / Melancholey / böse Lufft.) des Haupts / stärcket die Gedächtnuß / das schwache Hertz / und natürliche Kräften / zertheilt die Wind / ist nutzlich dem erkalteten Magen / und Mutter / vertreibet die Melancholey / und ist gut vor die böse Luft / davon nach belieben einer Muscatnuß groß genommen. Er wird wie der Rosenzucker zubereitet. Das destillierte Rosmarin-wasser / so man von demselben ein oder zween löffel voll zu sich nimt / erwärmet den gantzen Leib des (Kalte glieder.) Menschen / stärcket die Geister / verzehret die kalten flüß / ist dem Haupt dienstlich / die (Kalte flüß.) unfruchtbaren / erkalteten und blöden Weiber (Unfruchtbarkeit. Weisser fluß / Verlorene Sprach / Lamme Glieder.) sollen dieses Wasser fleissig gebrauchen / benimt jhnen den unnatürlichen weissen Fluß / bringt die verlohrene Sprach zu recht / und dienet den erlahmten Gliederen. Der Rosmarin wird gemeiniglich zu den Clystieren wider das Grim̅en / Bauchweh / und Mutter-schmertzen gebraucht / massen er den (Grimmen und bauchwehe.) Schleim / die Gallen / und Wind ohn einigen zwang der Natur außführet. In solchen Zuständen nimb Kühmilch 16. loth / Roßmarin-Honig 6. loth / Camillen öl drey loth / mische alles zu einem Clystier / welches etliche mahl solle gebraucht werden / biß die Schmertzen nachlassen. Vier oder fünff tropffen des destillierten (Destilliert Rosmarin-öl-) Rosmarin-öhls in Cardobenedickten-wasser eingenommen / ist ein gut Mittel für das dreytägige Fieber / so es der Krancke ein (Dreytägig Fieber.) halbe stund vor dem Anstoß einnimbt / aber der Krancke muß zuvor purgieren ein paar mahl / und zur Ader lassen. Es dienet auch wider (Schwindel / hauptweh / schwache Gedächtnuß / schlagfluß.) den Schwindel / vertreibt die schmertzen des Haupts / so von kalten Flüssen herkommen / verhütet Schlagflüß / stärcket die Gedächtnuß. Man kan es zugleich außwendig über den schäitel und schläff schmieren. In den Horis oder dem Bättbuch Donnae Isabellae, der gewesenen Königin in Hungarn / hat man vorzeiten zu Ofen / damaliger Hauptstatt selbigen Königreichs / folgende Schrifft gefunden. Ich Donna Isabella, Königin in Hungarn / nach dem ich bereits meinen Lebens-lauff auff das 72. Jahr gebracht / und indessen durch vielfaltiges Gläichwehe und Podagra gantz schwache Glieder hatte / habe ein gantzes Jahr lang folgendes Artzney-mittel gebrauchet / welches mir von einem gewissen Einsidler / dene ich weder zuvor gesehen / noch hernach mehr zu sehen bekommen können / mitgetheilet worden. Dieses Mittel aber hat solche Würckung bey mir gethan / daß ich von selbiger zeit an gantz gesund worden / und alle meine Kräfften dergestalten widerholet / daß ich von jederman wider für jung und schön erfunden / und darüber von dem König in Polen zur Ehe begehret worden / welches ich aber umb Jesu Christi willen abgeschlagen / mir gäntzlich einbildend / solches Mttel seye mir vom Himmel herab zugesendet worden. Diese Artzney ist nichts anders als ein Rosmarin-Spiritus, welcher deßwegen l'Eau de (Königlich Hungarisch wasser.) la Reine d'Hongrie von den Frantzosen / Aqua Reginae Hungariae auff Lateinisch / Teutsch aber Königlich Hungarisch Wasser (l'Eau de la Reine Rein d'Hongrie.) mag genennet werden / und wird also bereitet. Nem̅t zerhackt frisch Rosmarinblust 40. loth / deß zum viertenmahl abgezogenen oder rectificierten Brantenweins dritthalb pfund / thuts in einen saubern gläsernen Kolben / laßts 50. Tag wolvermacht stehen / destilliert hernach den Spiritum in dem Marien-bad davon ab / und behaltet ihn in wohlverwahrten Gläseren wohl auff. (Seine würckung.) Von diesem Spiritu hat obgedachte Königin alle Wochen einmahl Morgens ein quintlein schwer in einem andern Wasser eingenommen; hingegen alle Morgen und Nacht das Angesicht und die schwachen Geläiche damit gewaschen. Dieses Wasser in die Nasen geschnupfft / oder an Scheitel / Schläff / Puls und Nasen gestrichen / vertreibet Schlagflüß und Ohnmachten / und bringen den schwachen Menschen wider gantz zurecht. Wilder Rosmarin. Rosmarinus sylvestris. Gestalt. Der wilde Rosmarin wächst einer Elen hoch / und bißweilen viel höher / mit dünnen / holtz- und röthlichten Gerten / so sich leichtlich brechen lassen; daran stehen die Blättlein / oben grün / mit kleinen striemlein zu beyden seiten zwerchs nacheinander besprengt / unden sind sie roth / und hangen an rothen stielen. Oben an den gipfeln oder gerten sitzen trauschlichte rothe Knöpflein mit gelblichten Blumen / die Wurtzel ist schwach / die Blätter und Blumen geben einen Citronen-geruch / und einen kleinen Wurtz-geschmack / mit einer geringen Zusammenziehung. Er wächst viel in Schlesien / Polen und Böhmen / allda man ihn Koyowückh / Schaben- und Motten-kraut (Schaben und motten.) nennet / hat groß Lob die Kleider wider die Schaben und Motten zu bewahren / wird ???erowegen in die Gewand-kästen gelegt.
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Grosser wilder Rosmarin. Rosmarinus sylvestris major. Kleiner wilder Rosmarin. Rosmarinus sylvestris minor. Seine Gerten sind Spannen lang / die Blätter werden spitzig und etwas graw. Der wilde kleine Rosmarin wächst in Preüssen an sumpffichten wilden Orten / ist dem obbeschriebenen fast gleich / die Blümlein erscheinen bleich-roth; hat nicht so ein starcken geruch als der obgemeldte / auch zu zeiten fast gar keinen. CAPUT CLVII. I. Groß Glaßschmaltz. I. Cali geniculatum majus. II Kleine Glaßschmaltz. II. Cali geniculatum minus.
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III. Arabisch Glaßschmaltz. III. Cali Arabum. IV. Glaßschmaltz mit Schneckensamë. IV. Cali semine Cochleato. V. Stachlicht Glaßschmaltz. V. Tragum s. Cali spinosum. Namen. BLaßschmaltz heißt auff Lateinisch Kali, Cali. Englisch / Glaßwort / or Salt-wort. Geschleche und Gestalt. Das gemeine Glaßschmaltz / oder Saltzkraut / Kali geniculatum majus & minus, C. B. Cali geniculatum, sive Salicornia, I. B. so es sich erstlich auß der Erden herfür thut / gewin̅e es länglichte und runde blätter / fast wie die kleine Haußwurß / darnach wächst es fürter / und tritt in einen knodichten stengel spannen hoch; weiter stost es auß gewerben fette und dicke blätter / die sind inwendig hol / unden breit und oben spitzig; wenn es aber gantz vollkommen wird / gewinnet es oben am gipffel viel kleine / dünne / rothe blättlein / darauß entspringen kleine runde knöpflein / und gelbe blümlein / die tragen kleinen same / die stengel sind fett und roth; das gantze Géwächs ist am Geschmack versaltzen / wie der Meer-fenchel; seine gebrante aschen braucht man in den Glaßhütten / das Glaß damit zu läuteren / und durchsichtig zu machen / deßgleichen bereitet man auch darauß Sal alcali. Es wächst dises Kali an dem Ufer des Meers / ist hitziger und trockener Natur. Neben dem sind annoch mancherley Geschlecht des Glaßschmaltzs / als da ist ein Arabisches / Kali Arabum primum genus Rauvvolffi Lugd. ap. C. B. Sonsten ist auch noch ein schön geschlecht mit fetten / langen und zugespitztë blättern / Kali majus semine cochleato, C. B. hat ein lange fette blüth / wie fäsemlein ohne blättlein / darauß kom̅et der samen zusam̅en gewunden / wie Schneckenhäußlein: wächst an dem Mittelländischen Meer hin und wider / wird zu Montpelier in die Saltzichte See gesäet / umd das Alkalische Saltz davon zu haben. Ist glaublich / das es nicht so scharff sen wie die anderen / den es von etlichen im Salat geessen wird / wie Tragum, deme es auch mit langen fetten blätteren sehr gleichet. Das Tra [274] gum aber / so auff Latein / Kali spinosum cochleatum, C. B. Tragus spinosus Matthioli, sive Kali spinosum, J. B. genennet wird / bringt rothe Beer / wie es Matthiolus in Commentario ad Dioscorid. lib. IV. cap. 46. beschreibt / alba es mit vielen stacheln ohne blätter gezeichnet stehet / auff daß es mit des Dioscoridis Beschreibung besser übereinstimme. Jedoch findt man ein art besselben Tragi mit sehr furtzen spitzigen blättlein / das es scheinet / als wäre es gantz und gar stachlicht / trägt auch viel kleine rothe beerlein / darinnen der samen ligt / wächst am Meer von sich selbst / sonderlich in Triest in grosser mänge / wird auch in den Gärten geziehlet / wie die art mit langen blätteren / welche sonderlich gern darinnen gewohnet / und sich selbst sehr besamet. Das Egyptische Saltz-traut oder Glaßschmaltz / welches umb Alexandria wächst / Kali AEgyptiacum foliis valde hirsutis, C. B. Kali AEgyptiacum 3. Alpino, I. B. hat wenig blätter / die den Feld-cypressen-blättern fast gleichen / aber viel länger sind. Der stengel ist einfach / rund / braunlicht / und etwas gekrümmet / darauß schiessen 2. oder 3. andere / so auffwerts wachsen / ein jeder derselben bekomt oben einen stiel mit fünff oder mehr blätteren / bogenweiß gekrüm̅et. Seine in dem Augstmonat erscheinende blüthe ist weiß / klein / deren ein kleiner / schwartzlichter Same folget. Auß diesen und den anderen Zweigen / so annoch in Europa wachsen / nach dem sie zuvor an der Sonnen getruckner / wird durch den Brand ein Aschen gemacht / welche man von Brand ein Aschen gemacht / welche man von Alexandria nach Venedig führet / sie zu den schönen klahren Venedischen Gläseren / wie auch zur Seiffen und anderen Dingen zu gebrauchen. Es gibt demnach ein Sicilianisch Glaßschmaltz / Kali Siculum lignosum floribus membranaceis, Bocconi. Hat starcke / tieff in die Erden gehende Wurtzel / davon entspringen viel holtzichte gertlein / welche in viel dünne ästlein zertrennet werden / und mit einigen gegen einander stehenden blätteren begabet / trägt in dem Sommer weisse / vierblättige / offene / moosichte blümlein / welche die stengel hauffenweiß zieren. Der Samen ist wie die Schnecken formiert / und mit einem röthlichten häutlein umbzogen. Es wächst bey Sacca, Catana, und Agrigent, da die Einwohner die Aschen von diesem Kraut / zu säuberung und waschung deß leinenen Gezeugs gebrauchen. Man findet endlich auch ein Neapolitanisch genan̅tes Saltzkraut / Kali floridum repens aizoides Neapolitanum, Col. Kali Crassulae minoris folio, C. B. Welches ein dünne / runde / gelbe / oben auff röthlichte wurtzel hat / auß deren 2. dicke / fleischichte breite blätter über der Erde herfür wachsen / zwischen welchen annoch zwey fingers-lange / runde / oben auff etwas dickere / und auß diesen also fort widerumb andere / gleich den gablen der Reben / herauß wachsen. Die an dicken stielen hangende im Herbst- und Augstmonat erscheinende / und mit weissen bärtlein schimmerende blüth hat ein gelben nabel; auff welche die fünff-eckichte Frucht folget / mit schwartz-braunem samen angefüllet. Wächst in erhabener guter Erden an dem Meer / nicht aber in sandichtem Grund; wird auch in den Gärten geziehlet / ist eines gantz saltzigen Geschmacks / safftig / und fleischig. Dieses Kali mag billicher zu dem Aizoo, oder Telephio gezehlet werden. CAPUT CLVIII. Zahme Rauten. Ruta hortensis. Namen. Die zahme oder Wein-rauten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ruta, Ruta hortensis, Ruta hortensis latifolia, & eadem altera, C. B. Hortensis major & minor, Park. Italiänisch / Ruta. Frantzösisch / Rue, Rue de jardin. Spanisch / Ruda. Englisch / Rue. Dänisch / Rude. Niderländisch / Ruyte / wynruyte. Gestale. Theodorus Tabernaemontanus hat in dem ersten theil der 4. section in dem 32. und nachfolgenden Capittlen die Geschlecht der Rauten gar natürlich in Leutscher Sprach vor anderen beschrieben / also daß ich hoffe mir nicht für übel werde außgedeutet werden / wenn ich in beschreibung der Rauten bißweilen seinen Fußstapffen nachfolge. Die gemeine zahme oder Weinrauten / ist mehr ein art einer Stauden von wegen jhren holtzichten stengeln / und wurtzeln / als ein Garten-kraut; dieweil sie aber gemeiniglich von jederman under die Gartenkräuter gerechnet wird / lassen wir es auch hierbey verbleiben. Hat an einem blat viel kleiner / runder, länglichter blätter / als wen̅sie sonderlich von einander getheilet wären / die vergleichen sich etlicher massen den Linsenblättlein / sie tragen schwartzgelbe schöne [275] und gestirnte Blümlein / die sind auch wie das Kraut eines starcken Geruchs / nach verwelckung derselbigen aber werden darauß offt vier- und auch bißweilen fünffeckichte Schöttlein oder häußlein / den Knollenmötzlein ähnlich / darin findet man ein kleinen schwartzen Samen / deren jeder gestaltet ist / wie ein kleines nierlein / inwendig voll weisses Marcks / darauß die jungen Rautenstöcklein wachsen / wiewol man sie viel besser von zweigen pflantzen kan. Die Stengel der Rauten und auch der wurtzel sind holtzicht / und inwendig gelb wie das Buchsbäumenholtz. Die Weinrauten änderet sich an den blättern / denn die gemeine hat grössere und breitere blätte / einer grawlichten farb / wird von etlichen Weinrauten-mänlein genant: die andere bringet kleinere / schmälere und schwärtzere blätter / man nennet sie Weinrauten-weiblein / und haltet sie für krässtiger. Es haben die Alten sonderlichen fleiß angewendet / die Rauten in den Gärten wegen jhrer grossen krafft zu pflantzen / dadurch alles schädlich Vngezieffer und gifftige Thier abzutreiben / wie denn solches noch heutiges tages fleissige Gärtner im gebrauch haben / welche die Rauten neben die Salbey setzen / die gifftigen Krotten / als liebhaber der Salbey / hinweg zu vertreiben. Es liebet die Rauten ein dürzen und heissen grund / und kan kein kalt / feucht / und fettes Erdreich leiden / derowegen so man dieselbige säen oder pflantzen will / muß man den boden wol mit Aschen / oder gestossenem Ziegelmähl vermischen / so wächst sie schön. Man soll auch die Rauten im Winter allwegen mit Aschen beschütten / dieweil sie mit jhrer natürlichen wärme die Rauten vor der frost und kälte verhütet. Man zielet die Rauten auff zweyerley weiß / erstlich von dem Samen / und denn auch von den abgerissenen ästlein oder zweiglein. Den Samen säet man im Hornung / Mertzen / Augst- und Herbstmonat: jedoch wächst sie viel bälder und besser / so man die abgerissenen zweiglein pflantzet. Die jungen stöcklein / die man im Augstoder Herbstmonat gezielet hat / muß man den künfftigen Frühling in ein mageren und dürren grund versetzen / und dieselbige mit Aschen und Ziegelmehl einsetzen / doch nicht so tieff / sonder hoch / damit das wasser und die feuchte nicht darzu sincken / sonder ablauffen könne. Wenn es heiß und dürr wetter ist / soll man sie mit wasser sprützen / sie wächst aber wol besser / so man sie mit saltzwasser begiesset. Sonst hat die Rauten ein wunderliche Art an jhr / den̅ wenn ein Weib / deren jhr monatliche Blum fleußt / dieselbige anrührt / verdirbet sie / derowegen sollen die Weiber / wenn sie jhre monatliche Reinigung haben / sich der Rauten nicht nähern. Es kan auch die Raut nicht leiden / daß man sie mit eysen berühre / denn sie gern davon verdorret. Sonst mag sie sich viel Jahr der kälte erwehren / so sie gegen dem Winter mit Aschen beschüttet wird. Etliche bedecken sie mit stroh / sie vor der Winterfrost zu bewahren. So man aber schöne und wolriechende Rauten haben will / soll man sie under ein Feigenbaum in schatten pflantzen / dadurch sie / wie Dioscorides bezeuget / bequemer und besser zu essen ist. Es soll auch die Raute / so also gepflantzet / schöner wachsen / sintemahl der Feigenbaum und dieses Gewächs ein angeborne liebe zusam̅en tragen. Die Rauten-staube / so man jhrer wol pfleget / bleibt viel Jahr beständig / also daß sie mit der zeit zu einem Baum wird / daher Flavius Josephus lib. 7. cap. 22. schreibt / daß in der Statt Macherantis / von des Königs Herodis zeiten an / in seinem Pallast ein überauß grosser Rautenstock gestanden seye / welcher auch ein jeden Feigenbaum in seiner dicke und höhe übertroffen. Man muß sie aber nimmermehr blühen lassen / sondern ehe sie zu blühen anfahet / die obersten gipflein abbrechen / denn wenn sie blühet / dürzet sie desto eher. Ein solche Rauten in der grösse eines Baums / hat Johannes Schroederus bey Hr. Philip Leutwein in Franckfurt gesehen / wie er solches lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. Class. 1 berichtet. Herren Camerario sind auch Rautenstöck fürkommen / die viel höher als ein Mann gewesen / aber der Stam̅ ware nicht so dick. D. Casparus Bauhinus in Prodrom. Theatri Botan. lib. 9. sect. 3. vermeldet / daß die Weinrauten in den Gärten offt drey oder mehr elen hoch wachse / ja er habe in dem Fürstlichen Würtenbergischen Lustgarten zu Stutgard sie einem Baum ähnlich angetroffen. Ligenschafft. Die Rauten ist warm und trocken biß in den dritten grad. Hat in jhrem safft viel flüchtig / saurlich-miltes saltz / neben zimlichen ölichten theilen verborgen / und daher die Tugend allem Gifft zu widerstehen / vor der Pestilenß / und dergleichen gifftigen Kranckheiten zu bewahren / das Gesicht zu schärffen / den Magen zu stärcken / das Hertz zu erfrischen / den Samenfluß zu stillen / die Geilheit zu vertreiben / und die wind zu vertheilen. Das Kraut soll mit den Blumen gesamlet / und im schatten zu der Artzney auffgetrucknet werden. Der Samen aber muß man im Herbstmonat / wenn er zeitig ist / auffheben. Gebrauch. So man in der Speiß etliche blättlein (Dunckelheit der Augen.) Rauten gebraucht / benimt es die dunck elheit der Augen / und erläuteret das Gesicht / derowegen sie nicht unbillich von den Bildschnitzeren / Mahlern und denen / so ein scharf Gesicht haben müssen / in der Kost genutzt wird / daher etliche / die ein blödes Gesiche haben / 20. tag nacheinander alle tag etliche Rautenblättlein essen / sonderlich nach dem Gebrauch einer Hauptpurgation / und befinden treffenliche besserung davon / welches Theod. Tabernaemontanus selbst erfahren hat / darumb die Schola Salernitana cap. 61. spricht. Nobilis est Ruta, quia lumina reddit acuta, Auxilio rutae Vir quippe videbit acutè: Ruta comesta recens oculos caligine purgat. Der Rauten Tugend ist die Augen heiter machen / Durch hülff der Rauten sicht der Mensch die schärffsten sachen /
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Die Raul frisch ab dem stock verschlungen und gekäut / Die reinigt das Gesicht von aller dunckelheit. (Artzney wider das Gifft.) Es wird heutiges Tages von der Weinrauten ein köstliche Artzney wider alles Gift bereitet / welche vor alten Zeiten der König Mithridates in stetigem brauch gehabt / sich wider alles Gifft damit zu bewahren. Plinius lib. 23. natur. Histor. cap. 9. berichtet: daß Pompejus in des Königs Mithridatis Artzneybuch mit seiner eigenen hand verzeichnet / nach seinem Todsolche gefunden habe / die wird also bereitet. Nim 20. Rautenblätlein / die gereinigten kernen von zwey Baum nüssen / Saltz so viel man mit zween fingern fasset / und zwey Feigen: Stosse diese stück in einem Mörser zusam̅en / daß es wie eine Latwerg oder Muß werde / und isse davon Morgens nüchter / es wird dir denselbigen Tag kein Gifft schaden. (Gifit / pest.) Diese Artzney wird nicht allein wider das Gifft / sondern auch die Pestilentz höchlich gepriesen / und das nicht unbillich / dieweil sie durch den täglichen gebrauch sehr gut ist erfunden / derowegen dem gemeinen Mann solche obbeschriebene Mithridatische Lattwerg billich solle gerahten werden / daß er jhme diese in Sterbensläuffen trewlich lasse anbefohlen seyn / sie kostet nicht viel / und kan von einem jeden leichtlich bereitet werden: man richtet mit ihren mehr auß / als mit dem falschen Theriack der Landfahrern / welchen man auch heutiges tags in freyen Reichs- und anderen Stätten / ohn allen schew Centner-weiß / und Fässer-voll verkaufft / damit Land und Leuth schandlich betrogen / und umb das Leben gebracht werden / welches ob es schon den hohen Obrigkeiten angezeigt wird / wil doch niemand nach der alten Klag Herren Theodori Tabernaemontani, diesen Schelmen-betrug abschaffen helffen. (Pest.) Weinrauten Morgens nüchter mit ein wenig Saltz oder gesaltzenem Butter / auff einem schnittlein Brot geessen / ist ein gute vorbewahrung wider die Pest. Aber dieses Mittel sollen die schwangeren Weiber nicht gebrauchen / denn es treibet die Leibsfrucht ab. (Würm.) Drey Rautenblättlein mit einem Knoblauch-zincken Morgens nüchter geessen / tödet die Würm. (schädlichkeit des trancks.) Rauten in das Tranck gelegt nimt jhme alle schädlichkeit / daher die Schola Salernitana cap. 20. spricht: Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. Salbey und Rauten vermengt mit Wein / Lassen dir den Trunck nicht schädlich seyn. (Pest.) Ein ander nutzliches praeservativum, oder Bewahrungs-mittel wider die Pest: Nim Rautenblätter 2. loth / Feigen ein halb loth / Weckholderbeer anderthalb loth / welsche Nuß ein loth / Rosen- und Rauten-essig jedes 2. loth / stoß alles durch einander / und nimme einer halben Nuß groß darvon Morgens nüchter / ehe du in den Lufft gehest. Dieses mittel ist allhier zu Basel An. 1668. wider die Pest von den gemeinen Leuthen mit sonderlichem Nutzen gebraucht worden. Welche hitziger Natur sind / sollen sich der Rauten enthalten / den̅ sie jhnen Hauptweh verursachet. (Grimmen bey alten Leuten / von kälte und winden.) Wider das grimmen alter Leuthen von kälte und vielen wilden. Nim Rautenblätter / Wermuth / Tausendgulden-kraut / Chamillenblumen / Majoran jedes ein handvoll / Aenis und Fenchel-samen jedes ein halb loth: siede es in Wasser / sichte es / nimme darvon 14. loth / zerlasse darinn Rosmarin-honig 6. loth / Rosen- und Chamillenöl jedes 3. loth / gib es dem Krancken / wie man ein Clystier zu sich nemmen soll. (Bett harnen.) Weinrauten zu pulver gestossen / und den dritten theil eines quintleins schwer mit Wein vor dem Schlaff genom̅en / ist denen nutzlich / so zu Nacht in das Bett harnen. (Ungenant wurm am finger.) Weinrauten gestossen und mit Theriac vermischt / zu einem pflaster gemacht / heilet den Ungenanten oder Wurm am Finger. (Gichter der kinder.) Weinrauten den Kindern under das häuptlein gelegt / b???wahret sie vor den Gichtern. (Ohnmachten.) Rautenblätter in Weinessig zerrieben / und für die Nasen gehalten / wehret den Ohnmachten. Dieweil die Rauten keine gifftige Thier???idet / solle ma sie in den Gärten allenthalben pflantzen / denn so bald ein vergifftes Thier den Rauten-geruch empfindet / fleucht es davon. (Veraifftiges Ungezieffer auß den Gärten zu vertreiben.) Es schreibt Arnoldus Villanovanus, daß er bey einem Derren zu Neapoli gewesen seye / welcher einen schönen Lustgarten gehabt / darinn den gantzen Tag viel Schlangen und andere gifftige Thier sich auffgehalten / als nun der Herr befohlen / daß man an vielen orten des Gartens Rauten pflantzen solte / und dieselbige anfieng zu grünen / seye alles vergifftiges Vngeziefer hinweg kommen / und fürterhin nicht mehr darinn gesehen worden. (Katzen un̅ Märder von den hüner- und taubhäusern zuvertreiben. Schaffsterbend. ???) So man Rauten in die Hüner- und Taubhäuser hänget / sollen davon die Katzen und Märder vertrieben werden. Wenn ein Sterbend under die Schaff kom̅et / soll man den Schaffstall alle Morgen und Abend mit dürrer Rauten wol beräuchern / bewahret die Schaff vor vergifftung. (Fell der Augen bey den Pferden.) Wenn ein Pferd ein fell in einem Aug überkompt / stosse Rauten zu einem pulver / und blase es dem Gaul in das Aug. Andere nemmen geläuterten Weinrauten- und Fenchelsafft jedes ein halb loth / die Gall von einem Hahn ein quintlein schwer / vermischen es und streichen davon dem Pferd in die Augenwinckel. (Made̅ und Würm in offenen schäden der Pferden.) Vor Maden und Würm in offenen schäden der Pferden: Nim̅ Rauten / Kleckraut / Sophienkraut / Pfersingbaum-blätter Wermuth / Baldrian / Odermenig jedes ein hand voll / siede solches in Wein / wasche die schäden darmit / netze tüchlein auch darinn / und lege sie in die Schäden. Wenn die Wisel mit der Schlangen kämpffen will / stärket sie sich mit Rauten / so kan jhren die Schlang kein Gift zufügen. (Blödes gesicht / unkeuschheit / zittern der Händen.) Das destillierte Rautenwasser löffelweiß gebraucht / stärcket insonderheit das blöde Gesicht / und widerstrebet der Unkeuschheit: die Händ mit disem Wasser gewaschen / und [277] von ihm selber lassen trucken werden / ist gut für das zittern. (Blödes und dunckeles gesicht.) Das blöde und dunckele Gesicht zu stärcken: Nim Weinrauten / Eisenkraut / Fenchel / Schellkraut / rothe Rosen / eines so viel als des anderen nach deinem gefallen / stosse alles frisch durch einander / und destillier es / darvon thue täglich etliche tröpflein in beyde Augen / denn es erkläret und schärffet das Gesicht gar wol: Daher die Schola Salernitana cap. 79. spricht: Foeniculus, Verbena, Rosa, Chelidonia, Ruta, Subveniunt Oculis dira caligine pressis, Ex istis aqua fit, quae Lumina reddit acuta. Der Fenchel und das Eisenkraut / Die Ros / das Schelkrant und die Raut / Sind dienstlich dem Gesicht / Das Dunckelheit anficht: Hierauß ein Wasser zubereit / Das bring??? den Augen Heiterkeit. (Pest / oder Mehlbruhlein.) In der Pest-zeit soll man Morgens nüchter in einem Habermuß-süpplein oder Mehl-brühen ein halben löffel voll Rauten-eßig einnemmen / deßgleichen ehe man außgehet / die Schläff und Naßlöchlein mit diesem Eßig anstreichen. Allhier zu Basel ist dieses Mittel bey obgemeldter Pest-zeit auch viel gebraucht / und gut befunden worden. (Blödes dunckeles und verfinstertes gesicht / wassersucht.) Das Rauten-saltz hat eine gute Krafft das blöde / dunckele und verfinsterte Gesicht zu erklären und zu schärffen / dienet auch wider die Wassersucht / so man auff einmahl ein halben serupel in weissem Wein einnimbt. (Kaltes grimmen / Mutterschmertz.) Das in den Apothecken zubereitete Rauten-öl erwärmet und zertheilet / wird nutzlich wider das kalte grimmen und die Mutter-schmertzen gebraucht / so man den Bauch und underen Leib damit warmlicht anschmiret. (Kocht Rautenöl.) Es gibt aber dieser Rauten-öleren zweyerley / das eine wird gekocht / das andere destilliert. Das gekochte macht man also: Nim̅ der frisch-grünen safftigen / zerhackt- und zerstossenen Rauten 3. pfund / beytze sie drey Tag lang in drey pfund gantz klaren und lauteren Baumöls / hernach koche es / biß das Oel nicht mehr spritzt und rauscht / so es auff die glut geworffen wird / alsdann seige es durch ein tuch / und behalte es auff. (Destilliert Rautenöl.) Das destillierte Rauter-öl aber wird also bereitet: Nim̅ der Gipffeln von Rauten / darinnen der Samen fast zur Zeitigung gerathen / so viel du willt / zerschneide sie klein / thue sie in einen kupffernen oder zinnernen Kolben / giesse frisch Brunn-wasser darüber / setze einen Helm darauff / lege ein Glaß für / und destilliere also das Wasser davon / so wird das Oel mit dem Wasser übergehen / und sich entweder durch Baumwolle / oder durch das Separier-glaß von (Rautenbalsam.) dem Wasser leicht sönderen lassen. Von diesem destillierten Oel vermischt man etliche tropffen mit weissem Wachs / und einem weissen Schmaltz / oder mit Muscatnuß-öl / so durch zugegossenen Branntenwein von seinem geruch befreyet worden; und gibt also den Rauten-balsam ab / welcher auff den Scheitel / an die Schläff / und under die Nasen gestrichen / gute Würckung thut / zu Bewahrung vor der Pest / zu Vertreibung (Ohnmacht mutterwehe / gicht fallende Seuche.) der Ohnmachten / Mutterwehe / Gichter und fallende Sucht / bey Alten und Jungen. Man mag ihn auch wol über das Genick / und den Ruckgrad offt salben. Vermischt man das Rauten-öl mit Muscatnuß- und Wermuht-öl / und salbt den (Grim̅en / leibwehe.) Bauch / sonderlich umb den Nabel herumb offt warm damit / so vertreibt es das grimmen und Leib-schmertzen. Das destillierte Rauten-wasser wird gerühmt (Blöd Gesicht / Augenflecken.) zu erhaltung des Gesichts / zu vertreibung der Augen-flecken und dunckelheit des Gesichts / man kan es zu solchem, zweck under die Augen-wasser vermischen. (Rauten-Essig in Pestzeit gut.) Einen köstlichen Rauten-eßig in Pest-zeit zu gebrauchen / kan man auff folgende weiß machen: Nim̅ Rauten / Bibernellen / Betonien / Baumnuß / Weckholder-beer / Knoblauch / jeder gattung nach belieben / zerhacke alles ein wenig under einander / und gieß des besten klaren Wein-eßigs genug darüber / laß es also etliche Wochen an der Sonnen / oder sonst einem warmen ort stehen / hernach sichte den Eßig / und behalte ihne wol auff / von solchem Eßig kan man ein (Ansteckende Seuch.) Löffel-voll zum höchsten übers mahl in Mehlbrey oder Habermuß zur zeit ansteckender Seuchen offt einnehmen. Rauten mit Wachholderbeer verstossen / hernach mit Brosam brots vermischt / mit warmem Eßig und Saltz angesprengt / und zwischen leinenem tuch auff die Stirnen / (Hauptschmertzen.) Puls und Fußsolen gebunden / stillet den Schmertzen des Haupts / und löschet die Hitzen in den gifftigen Fieberen. Die Rauten-wurtzel entweder allein / oder mit Scabiosen- und Baldrian-wurtzel vermischt / in ein roth seiden Säcklein gebunden / (Augenschmertzen. Augenröthe / und entzündung) und an den Hals gehenckt / soll die Schmertzen und Entzündungen der Augen vertreiben / ja in den Pocken der Kinderen die Augen vor den Blatern und anderen Ungelegenheiten bewahren. Der auß frischer Rauten außgetruckte (Hals vor Pocken un̅ Kindsblateren bewahren.) Safft offt gegurgelt / verhütet / daß in den Pocken oder Durchschlechten der Hals von Blattern inwendig nicht angegriffen wird. Die Rauten wird auch sonderlich wider die Geilheit / stäte auch wol schmertzliche (Geilheit / Samenfluß.) Auffregung deß Männlichen Glieds / wider den Samenfluß / oder überfluß desselben gerühmet: Zu welchem end sonderlich folgendes Pulver köstlich erfunden worden: Nim̅ der gedörrten Blättern von Fischmüntz / Schaffmüllen-samen / Rauten-samen / Agstein / Krebsstein-pulver jed. 1. quintlein / Zucker ein halb loth / zerstosse alles zu reinem Pulver undereinander / von welchem man biß auff 40. 50. in 60. gran auff einmahl täglich / oder Nachts umb schlaffens-zeit einnehmen kan. Der Rauren-honig wird sonderlich zu Clystieren gebraucht / bey denen Persohnen / welche mit Gichteren beladen / oder Haupt- und Schlag-flüß zu besorgen haben. Der Rauten-zucker / welcher gleich dem (Gifft / geile Lust / Schlagflüß Gicht fallende Sucht.) Rosen-zucker gemacht wird / offt Messerspitz-weiß genommen / dienet nicht nur wider alles Gifft / sondern vertreibet auch alle geile Lust / bewahret vor Schlag-flüssen / Gichtern und fallender Sucht. So habe
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ich auch in der fallenden Sucht folgende Latwerg gut befunden: Nem̅t Wachholdermuß 4. loth / Rauten-zucker 2. loth / deß auß frischer Haußwurtzen außgepreßten Saffts 1. loth / Alkermes mit Ambra 1. quintlein / Zucker-candel ein halb loth / mischt alles wohl undereinander / und laßt den Pattenten alle 6. stund ein paar Messer-spitz-voll nehmen. Wilde Rauren. Ruta sylvestris. Namen. WIlde Rauten oder Berg-rauten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ruta sylvestris, Ruta montana. Italiänisch / Ruta salvatica. Frantzösisch / Rue sauvage. Spanisch / Ruda salvage. Englisch / Wilde rue / mountaine rue. Niderländisch / wilde ruyte. Geschlecht und Gestalt. Die grössere wilde Raute oder Berg-raute / Ruta sylvestris major, C. B. J. B. montana, Ger. hat an der gestalt keinen underscheid von der zahmen / außgenommen daß die Blätter schmäler und zarter / am geschmack bitterer und schärffer / am geruch aber unlieblicher sind / auch so starck / daß sie durch dreyfache Handschuh dringen / und wenn einer darnach das Angesicht mit den Händen reibet / macht es eine Entzündung: ja sie ist an etlichen orten so scharff / daß ein Gärtner in Schottland / als er den gantzen Tag Rauten abgeschnitten / an den Händen und unter dem Gesicht den Rothlauff gar starck davon bekommen hatte. Noch ein kleinere Art der wilden Rauten wächst in der Frantzösische̅ Provintz und in Langendock in grosser mänge von sich selbst. Ruta sylvestris minor, C. B. J. B. Peganium Narbonensium, Lob. Ist ein Kraut / so mit viel tieff und dicht eingeschnittenen Blätteren über der Erden herkriechet / und eines sehr scharffen unlieblichen geruchs ist. Hat ein lange / weisse / holtzichte und offt Fingers dicke Wurtzel / darauß bißweilen zwey oder drey Stengel / welche sich hernach in drey oder vier Aestlein außbreiten / herfürschiesten. Die Blume ist wie an der gemeinen zahmen Rauten / bleich-gelb / aber etwas kleiner / darauff folgen die viereckichten Samen-kästlein / in denen ein kleiner / schwartzer / scharffer Samen ligt. Wächst in denen sonst unfruchtbaren Aeckeren durchgehends in Langendock. Blühet in dem Brach- und Hew-monat. Der Same zeitiget im Augstmonat. Eigenschafft. Die wilde Raute hat ingleichem ein flüchtig scharffes saltz mit zimblichem balsamischem Oel bey sich / und dannender einerley Tugend und Eigenschafft mit der zahmen Rauten. Gebrauch. Die wilde Rauten soll man nicht in der Speiß nutzen / denn sie gar zu hitzig ist. Dioscorides Lib. 3. Cap. 49. vermeldet / daß sie tödtlich seye / so man deren viel in der Speiß gebrauche: Die wilde Rauten / so in Macedonia bey dem Fluß Haliacmone wächst / soll alle / die davon essen / alsobald umbbringen. Hermel-raute. Harmala. Namen. HErmel-raute oder Türckische Raute heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Peganium sylvestre, Ruta sylvestris flore magno albo, C. B. Galatica, Harmala, Moly Cappadocicum, Ruta Turcica. Italiänisch / Ruta salvatica seconda. Spanisch / Gamarsa, Cogombrillo amargo. Englisch / Hermelrue. Niderländisch / Haermelruyte. Gestalt. Die Hermel-rante hak eine dicke / lange und schwartzlichte Wultzel / die ist mit vielen Ne [279] len Neben-wurtzeln behängt / von deren wachsen herfür vier oder fünff Stengel / die werden selten, über ein Spannenlang / welche mit tieff zerschnittenen Blättern / der Bergrauten gleich / zerspalten / sind doch länger und schmäler als dieselbige / eines starcken geruchs. An den Gipffeln der Stengeln kommen weisse Blumen von fünff Blättern / wenn die abfallen und verschen / folgen hernach drey-eckichte Häuptlern oder Köpflein / die sind grösser als die Köpflein der Weinrauten / mit scharffen / subtilen / haarichten Blättlein überzogen / darinnen ligt der Samen verschlossen / der ist dreyeckicht / von Farben braun-roth / eines bitteren geschmacks / wie auch das gantze Kraut. Man zielet sie bey uns in den Lust-gärten / muß aber den Winter über wohl verwahret werden. Sie wächst von sich selbst in Cappadocia und Galatia. Matthiolus hat sie von D. Guilielmo Quacelbeno, auß Constantinopel empfangen. Aber Theodor. Tabernae-montanus hat sie erstlich zu Brüssel bey Johanne Boysoto gesehen / welcher ihm von dem Samen mitgetheilet hat. Carolus Clusius Libr. 2. Stirp. Hispan. Histor. Cap. 69. & Lib. 5. Rarior. Plantar. Histor. Cap. 35. schreibet / man finde die Hermel-raute in grosser mänge in Castella nova, umb Madrit und Quadalajara / da er sie nicht allein im Sommer / sondern auch in dem Wintermonat mit Blumen und Samen geschen habe. Bellonius Lib. 2. Observat. Cap. 21. vermeldet / die Hermel-raute wachse in sandichten Orten / umb Alexandria in Egypten / und daß die Araber / Egyptier und Türcken sie viel gebrauchen: denn dieser Aberglaube ist bey ihnen eingewurtzelt / wenn sie sich alle Tag mit der Hermel-rauten beräuchern / müssen dadurch die bösen Geister von ihnen weichen. In dem Medicinischen Garten zu Leiden wird auch eine Art der wilden Rauten gepflantzet / welche der nächst vorhergehenden in allem fast ähnlich / außgenommen / daß ihre Blühte vier-blättig / und mit vielen gelben zäserlein gezieret ist. Morison nennet sie auff Lateinisch / Rutam Chalepensem tenuifoliam florum petalis Villis scatentibus. Eigenschafft. Die Hermel-raute hat gleiche Eigenschafft mit den vorigen Geschlechten. CAPUT CLIX. Geiß-raute. Ruta capraria. Namen. GEiß-raute heißt Lateinisch / Ruta capraria, Galega, Herba Galeni, Ruta gallica. Italiänisch / Castracane, Galega, Herba nesa, Capragma, Lavanese. Galega, Herba nesa, Capragma, Lavanese. Spanisch / Gallegua. Englisch / Italian fiech / goates rue. Dänisch / Bucke-vicker / suine-vicker. Niderländisch / Geyte ruyte / Galeg. Die Geiß-raute wird in Hoch-teutscher Sprach Fleckenkraut genennt / dieweil sie wider die Flecken-fieber dienlich ist. Gestalt. Die Geiß-raute hat ein weisse / holtz- und Geiß-raut. Ruta capraria. zasichte Wurtzel / fingers dick / bleibt unversehrt drey Jahr im Erdreich stehen / schlägt alle Jahr wider von der wurtzel auß / gewinnet etliche stengel / anderthalb elen hoch / die sind mit fetten länglichten blättern von unden an biß oben auß bekleidet / je neun oder zehen / auch bißweilen minder und mehr an einem stiel / auff beyden seiten / die vergleichen sich den blättern der purpur-blawen Vogels-wicken. Am obern theil der stengeln erscheinen bleiche / purpur-blawe / ährichte / und bißweilen gantz weisse Blumen in dem Hewmonat / die sind den Blumen der obgemeldten Vogels-wicken so gleich / daß man diese beyde Kräuter kaum von einander underscheiden kan / und ist der unterscheid allein darinn zuvermercken / daß die Vogelswicken Gäbelein haben / damit sie sich in den Hecken und anderen Neben-gewächsen anhängen / deren die Geißraute mangelt. Nach den Blumen folgen kleine / lange / unebene schötlein / darinn ist der Samen verschlossen / dem Samen des Griechischen Hews ähnlich / außgenommen daß er länglichter und kleiner ist. Dieses Kraut wächst gern in fetten und feuchten Orten / an den Gestaden der Bächen und Wasserflüssen. Wird in grosser mänge in Piemont und die Haupt-Statt Turin auff der ebne gefunden. Es wird auch von wegen seiner fürtrefflichen Tugend in die Luft-gärten gezielet / darinnen es drey Jahr beständig beharret / aber in dem vierdten Jahr verdirbet die wurtzel und das kraut mit einander. Eigenschafft. Geiß-rauten hat keinen Geschmack noch Geruch / jedoch steckt ein alkalisch-irdisches miltes saltz darinn verborgen dadurch sie die kräfften hat alles Gifft in und ausser dem Leib zu töden.
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Gebrauch. (Gifft / Pest.) Es ist die Geiß-rauten eine sehr gute Artzney wider alles Gifft / und sonderlich die Pest / denn in Sterbens-läuffen viel Menschen sind bewahret worden / die dieses kraut in Speiß und Tranck genutzet / die zarten blättlein mit andren kräutern im Salat geessen oder sonsten mit müßlein / oder bey dem Fleisch / und anderer Speiß eingenommen haben. Camerarius berichtet / daß die Theriackskrämer und Zahnbrecher in Italien / wenn sie von den vergifften Vipern und Brandschlangen beschädiget worden / sich mehr auf dieses kraut / als auff jhren eigenen Theriack verlassen. Er schreibet auch in Horto, medico pag. 63. So man dises kraut den Hüneren zu essen gebe / legen sie viel Eyer. (Pestilentzische Fieber.) Das destillierte Geißraut-wasser wird sehr gelobet wider Pestilentzischen Fieber / man kan davon nach belieben dem Krancken drey oder 4. Löffel voll zu trincken geben / oder solches mit anderen sachen vermischen. CAPUT CLX. Geißlee. Cytisus. Beißklee heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cytisus. Italiänisch / Citiso. Englisch / Milcke / trefoile / schrub-trefoile. Gestalt. I. Der rechte wahre Geißklee / Cytisus hirsutus, I. B. Cytisus foliis subruffa lanugine hirsutis, C. B. Ist eine Staud in der grösse des Myrthen-bäumleins / bringt an einem jeden stiel drey beyderseits haarige blätter / wie der Klee. Die sind grau-weiß / und mitten am rucken erhaben; So man diese blätter zwischen ten fingeren zerzeibt / geben sie einen Rauten-geruch; wenn man sie käwet / sind sie am Geschmack / wie die frischen Zisererbsen Er trägt an den gipseln der ästlein viel grosse / auß haarigen langen kelchlein herfürgehende goldgelbe Blumen / darauß werden krum̅e mit langen haaren über zogene Schoten / in welchen der Same ist. Die Geissen lecken diese Staud und Blätter / dahero sie auch den namen bekom̅en. Welches der wegen des Kriegs hoch bekümmerte Moeliboeus bey dem Virgilio Ecclog. 1. bestätiget: - - - Non me pascente capellae Florentem Cytisum & Salices carpetis amaras. Ich wird die junge Geiß / mit wollust auff den Heiden / Mit Geißklee in der blüth und weiden nicht mehr weiden. Es gibt sonsten auch noch mehr Geschlecht deß Geißklees / als da sind: II. Der Oesterreichische / mit grawen blättern / goldgelben Blumen begabte / Geißklee / Cytisus incanus folio oblongo Austriacus, C. B. Cytisus Clusii Pannonicus alter foliis omnino incanis, I. B. Cytisus V. Clus. Histor. III. Der grosse haarige Geißklee / Cytisus hirsutus major foliis pinnatis, C. B. Cytisisecundi altera species Pannonica Clusio, hirsuta valdè, I. B. IV. Der grawe Geißklee mit gelben blümlein / und langen Schoten / Cytisus incanus siliquâ longiore, C. B. Cytisus montis Calcaris, I. B. V. Der grawe Spanische Geißklee / dessen mittleres blatt länger / Cytisus incanus folio medio longiore, C. B. Cytisus 3. Hispanicus cum brevi pediculo, I. B. Cytisus incanus Hispanicus sive 6. Clus. Park. VI. Der nidrige haarige Geißklee / Cytisus supinus, foliis incanâ lanugine infernè pubescentibus, C. B. Austriacus sive 7. Clus. Park. Cytis. 3. Clusii Pannonica sparsis ramis. I. B. VII. Der nidrige Geißklee mit haarigen Schoten / Cytisus supinus foliis infernè, & siliquis molli hirsutie pubescentibus, C. B Cytisus Pannonicus sive septimi species altera Clusii, Park. Cytisi tertii Pannonici terria species Clusio supinis ramis, J. B. wächst in den Oestereichischen und Hungarischen Wälderen / und blühet im May. VIII. Der nidrige wilde Geißklee mit gelben blümlein / so neben dem ursprung des blättern auß den stengeln wachsen; Cytisus supinus sylvestris Ratisponensis floribus luteis ad exortum foliorum prodeuntibus, Hort. Altdorff. IX. Ein Geißklee mit kleinen blättern / und haarigen ästlein / Cytisus minoribus foliis, ramulis renellis, villosis, C. B. Cytisus Hispanicus I. Clus. folio virescente, J. B. blühet im Brachmonat. X. Ein Geißklee mit schmalen blättern / rauchen Schoten / Cytisus foliis angustis, incanis, quasi complicatis, C. B. Cytisus Hispanicus Clusii secundus, J. B. XI. Ein glatter schwartzlichter Geißklee / mit gelben wolriechenden blümlein / Cytisus glaber nigricans, C. B. Cytisus Gesneri, cui flores ferè spicati, I. B. wächst in Oesterreich und Steyrmarck. XII. Ein glatter / grüner Geißklee / mit [281] grossen blättern / Cytisus glaber viridis, C. B. Cytisus glaber siliquâ angustâ, J. B. XIII. Ein glatter Geißklee mit breiten Schoten / Cytisus glaber siliquâ latâ, J. B. Glaber, foliis subrotundis, pediculis brevissimis, C. B. wächst an den Meerhügeln bey Salerno. XIV. Ein Geißklee mit glatten blättern und haarigen Schoten / Cytisus foliolis glabris, siliquis Ornithopodii hirsutis, C. B. Pseudocytisus Hispanicus Bauhini, Park. wächst in Hispanien. XV. Ein haariger Geißklee mit einer Purpurfarb- und gelber Blumen / Cytisus hirsutus flore purpurascente, C. B. XVI. Ein Geißklee mit zerkerfften blättern / und röthlichten Blumen / Cytisus serratifolius seu glaber Dioscoridis, Laugerio flore rubro, Hort. Alidorff. XVII. Ein grawer Geißklee mit gebogenen Schoten / Cytisus incanus siliquis falcatis, C. B. Cytisus siliquâ incurvâ, solio candicante, I. B. wächst umb Neapoli herumb. Eigenschafft. Der Geißklee ist temperirter Natur / und hat einen nitrosischen / viel Nahrung gebenden / balsamischen safft bey sich; daher die Eigenschafft viel Nahrung dem Geblüt / und Milch den Säugenden zu geben. Gebrauch. Der Geißklee ist dem Vieh dienlich / macht es fett / und bringt jhnen viel Milch. Welches auch Virgilius Ecclog. IX. beken̅et: Sic cytiso pastae distentent ubera vaccae. (Schwi???sucht. Mangel der milch bey den säugamen.) Solche Milch aber ist den Schwindsüchtigen sehr dienlich. Die Säugamen / welche wenig Milch haben / sollen den Geißklee in Wasser sieden / und davon trincken. CAPUT CLXI. Gemeiner Sener. Sena vulgaris, sive Italica foliis obrusis, C. B. Alexandrinischer Sener. Sena Alexandrina, sive foliis acutis, C. B. Namen. SEnet heißt Lateinisch / Sena. Italiänisch / Sena. Frantzösisch / Sene. Spanisch / Sena. Niderländisch / Sene. Gestalt. Der Italiänische Senet ist in Teutschland wol bekant / und wird in etlichen Gärten gezielet. Sonst bringt man jhne überflüssig auß Italien und Franckreich. Der allerbeste wird auß Egypten von Alexandria / und auß Syrien gebracht. Hat blätter nahe wie Süßholtz / derer stehen gemeiniglich acht an einem stiel / beyderseits vier / sind dick / fett / am Geschmack wie die Bonen. Der stengel steigt elen hoch mit weichen und schwanken neben-zweigen. Die Blumen erscheinen goldgelb mit purpurbraunen äderlein durchzogen / darauß werden krumme gebogene Schötlein / gestaltet wie ein halber Mond. Der Same in diesen Schötlein ist grau-schwartz und hart / den Kernen der Weinbeern so gar gleich / daß man in dem ersten Anblick eines für den anderen kaum erkennen mag: doch sind diese Sener-kernen breiter. Auch hangen gemeldte Schötlein an den Zweigen an kleinen zarten stielen / derohalben wenn sie zeitig sind / werden sie vom Wind leichtlich verschwendet. Die wurtzel ist zart und schwach. Das gantze gewächs kann den Winter-frost nicht erleiden / derhalben muß man es im Mäy säen / so man es aber eher säet / verdirbt es leichtlich / denn es die Frost nicht ertragen kan. Die Alexandrinischen Senet-blätter werden für die besten gehalten / sind ablang / spitzig / und kleiner als an der Italiänischen Senet.
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Eigenschaffr. Der Senet hat ein etzendes miltes saltz / mit vielen mucilaginosisch / schleimichten theilen in sich. Es werden aber allein die von jhren stiele in (so durch jhre anhaltende krafft Wind und Grim̅en in dem Leib erwecken) wol gesäuberte blätter / ohne die Schoten gebraucht / und wegen jhrer milt-purgierenden krafft tätlich bey jungen und alten zu nutz gezogen. Nach der alten meinung sind sie warm im anderen / und trucken im ersten grad. Gebrauch. Die Senet-blätter haben das gröste Lob unter allen purgierenden Artzneyen / dieweil sie sicherlich von allen Menschen / ja auch (Grob verbrandte melancholisch Geblüt / Gall. verstopffung der innerliche̅ Glieder / Leber und Miltzes.) von den schwangeren Weibern / können gebraucht werben. Sie reinigen das grobe verbrandie melancholische Geblüth / führen auß die Gall / eröffnen die verstopffung der innerlichen Gliedern / insonderheit der Leber und deß Miltzes / wenn ein dienliches Laxiersäcklem darauß gemacht wird. Welcher zu den verstopffungen deß Leibs geneigt ist / der gebrauche nachfolgendes (Verstopffung des Leibs.) Mittel. Nim außerlesene Senet-blätter zwey loth / praeparirten Weinstein ein halb loch / Anis 1. quintlein / binde alles in ein Säcklein / schütte darüber ein halb quartal frischer Brunnenwassers / und so viel weissen Wein / lege darzu ein vierling süsser Quetschen / lasse es bey einem Feuerlein langsam sieden / biß schier der dritte theil eingesotten / alßdann nimme es vom Feuer / thue darzu 2. loth Zucker / und ein halb quintlein geftossenen Zimmet. Von diesen Quetschen nim̅ 4. oder 5. und so viel Löffel voll Brühe / ein stund vor dem Mittagessen. Solche Artzney wird nutzlich in den Baden- und Saurbrun̅en-Curen gebraucht / dadurch den Leib in öffnung zu erhalten. Es ist aber ins gemein bey dem gebrauch der Senet zu beobachten / daß man allezeit zubereiteten Weinstein / oder dessen saltz mit den Blätteren vermischen soll / als dadurch sonderlich verhinderet wird / daß das schleimicht-scharffe saltz der Senet sich an die gedärme in̅erlich nicht anhencke / und dadurch schmertzliches Grimmen erwecke. Man soll auch allwegen die frischen von den stielen wohl erlesenen blätter außwehlen. In dem pulver kan man die blätter von 30. biß 60. gran eingeben / aber mit Weinstein vermischt; und mit Zimmet / Ingwer / Aniß / Fenchel-samen / oder Galangenwurtzel corrigiert. Das Extract und die Tinctur von den Senet-blättern / ist zimlich schwach an kräften / dahero sie auch wenig gebraucht werden. (Laxier-Roseinlin / oder Zwetschgen.) Es werden aber sehr nutzliche Laxier-Roseinlein auff folgende weiß bereitet. Nemt 8. loth außerlesene Alexandrinische Senetblätter / guten Zimmet / Ingwer jedes 80. gran / praeparierten Weinstein 1. quintlein Endivien-wasser zwey und ein halb pfund / zerhackt und mischt alles under einander / laßts 8. stund in der stille stehen; demnach kocht es / und truckts durch ein tuch / mit dem gekochten safft vermischt annoch 8. loth weissen Zucker / und kleine wolgewaschene Roseinlein / oder saubere von steinen erledigte Zwetschgen ein pfund / kochts noch ein wenig / biß es recht ist / alßdann faßt solche Artzney in gläserne Geschirr auff. Man kan davon biß auff ein und ein halb loth oder gar 2. loth einem starcken Menschen eingeben; laxiert sehr gelind und wohl. Die Senet-blätter werden sonsten annoch zu vielen compositionen gebraucht / als zu dem Diacydonio solutivo, Electuario de Sena Nicolai, Electuario de Psyllio Montagnanae, Confectione Hameck, Electuario lenitivo è Tamarindis, Electuario diacatholico, Syrupo Zibebarum, Syrupo de Rhabarb. solut. Syrupo Laxativ. de Mannâ, Syrupo rosar. solut. compos. cum Rhab. Agar. & Sena, und anderen mehr. CAPUT CLXII. Schafflinsen. Colutea Vesicaria. Namen. SChafflinsen oder welsche Linsen heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Colutea. Italiänisch / Colutea. Frantzösisch / Baguenaudier, Baguenaude. Spanisch / Espantalobos. Niderländisch / Lombaertsche Linsen / Seneboom. Enqlisch / Bastard Sena. In Schweitzerland nennet man sie Verbrühte Küchle. Gestalt. Die Schafflinsen / Colutea vesicaria, C. B. J. B. ist ein Bäumlein höher als ein Mann / gleichet mit dem Stamm und Holtz dem Ginst / daran stehen die blätter an stielen / an jedem stiel gemeiniglich 6. paar / und an der spitze deß stiels ein blättlein / sind allerdings den Senet-blältern gleich / doch ein wenig zarter. Bringt auch gelbe Blumen wie der [283] Schafflinsen mit Scorpiono-schötlein. Colutea scorpioides. Senet / darauß en springen Schötlein eines Daummens dick und lang / oben auf gespitzt / sind erstlich grünlich-braun / so sie aber volkommenlich zeitig / werden sie weißlicht und gantz auffqeblasen / also daß sie mit einem hellen Knall oder Thon platzen / wenn man sie in den händen zerknitscht. In diser Hülsen findet man kleinen / harten / runden Samen gestaltet wie die Linsen / am Geschmack bitter. Etliche wollen die Senet für die Schaflinsen außdeuten / aber dieses ist nicht ein geringer Irrthumb / denn die Schafflinsen ist ein Baum / der da viel Jahr bestehet / und am Geschmack bitter. Dargegen ist die Genet ein Kraut / das währet kaum etliche Monat / und vergehet bald derohalben muß man es alle Jahr im Mäyen widerum̅ vom Samen erjüngen / auch hat es keine bitterkeit: über das so hat die Schafflinsen auffgeblasene strotzende hülsen / inwendig mit kleinen runden samen / wie die Linsen; hingegen sind die Schoten an der Senet krum̅ / und geboten / wie ein halber Mond / nicht auffgeblasen / und haben samen / wie die Weinkörner. Wächst viel von sich selbst in Franckreich. In Teutschland zielet man sie in die Gärten / wie sie denn auch in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / und sonsten hin und wider anzutreffen ist. Diese Schafflinsen haben auch eine Tugend zu purgieren / aber gar zu schwach / daher sie in der Artzney nicht gebraucht werden. Die Schafflinsen mit Scorpions-kraut schötlein / kommet an jhren Blätteren und Blumen mit der vorigen überein; das stäudlein ist auch holtzicht aber rahner. Die schötlein vergleichen sich denen an dem Scorpionkraut. Die wurtzel ist Burbäumig / süßlicht mit einer vermischten bitterkeit / und unlieblichem Geschmack; man findet es in den Wälderen / Bergen und an dem Ufer der Flüssen / sie wird groß und kleiner / beyde wachsen viel umb Wien in Oesterreich. Hr. Dr. Hermannus, fürnehmer Botanices Prosessor zu Leiden / gedenckt in dem Horto Lugd. Batav. einer Zeilanischen Schaffelinsen / Colutea Zeilanica argentea tota; welche mit dicken / rund-weißlichten / haarigen / immergrünenden blättern / so einen scharffen / bittern / widerwilligen Geschmack haben / beneben mit gelben Blumen begabet. Wächst häuffig in der Insul Zeilan under denen an dem Meer gelegenen Dornsträuchen / sc. In des berühmten Breynii Cent. 1. plant. Exot. sind auch etliche gattungen der Schafflinsen auffge zeichnet / deren eine ist die Aethiopische mit purpurfarben Blumen / Colutea AEthyopica flore purpureo. Die andere ist die nidrige Schafflinsen auß Syrien mit blauen Blumen; Colutea humilis vesicaria Syriaca flore coeruleo.

CAPUT CLXIII.
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I. Baumbonett. Anagyris foetida, C. B. Namen. BAumbonen oder Stinckender Baum / heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Anagyris, Laburnum. Italiänisch / Anagiri, Eghelo, Avorello Franstzösisch / Bois puant. Englisch / Beane trifolii. Geschlecht. Es werden uns allhier zwey Geschlecht des stinckenden Baums fürgestellt. Der erste wächst in grosser mänge in Apulia und Cumpania, auff der Strassen zwischen der Statt Terracina und Fundum, wie auch in Steilien / Franckreich und Hispanien. Ist ein zimlicher langer Baum / trägt länglichte / spitzige / sattgrüne / und weiche blätter / je drey an einem stiel / wie der Wiesen-klee: bringt in dem Mäy und Brachmonat gold-gelbe Blumen / die hangen herab-werts / wie lange Putzen / daranß werden Schoten wie in den Feigbonen / darinn ligt glatter blauner oder bleicher samen, an Gestalt
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II. Baumbonen. II. Anagyris foetida altera rotundo folio, C. B. stalt den Faseln / an der grösse den Bonen gleich. Der gantze Baum hat einen starcken / stinckenden Geruch. Wenn die Geissen auß Hungers-noth in Candten von den Blättern des stinckenden Baums essen / und alßdann die Menschen von dieses Milch trincken / oder sich des davon gemachten Käß bedienen / werden sie ob- und nidsich also starck purgiert / daß sie dardurch öffters in grosse Lebens-gefahr kommen / wie solches Johannes Bauhinus Tomo II. Histor. plantar. univers. lib. II. cap. 3. berichtet. Der andere oder kleine stinckende Baum / wächst viel umb die Statt Trient / sonderlich in den Gebürgen des Thals Ananiae, und in anderen Orten Italiens / hat nicht einen solchen bösen Geruch / aber gleichwol drey rundere / breitere blätter an einem stiel / wie der erste. Blühet im Mäyen und Brachmonat ist auff den Bergen lustig anzuschen / denn er hat auch gold-gelbe Blumen / aber die Putzen sind länger. Darauff folgen Schötlein wie an der Ginst / darinnen ist der samen beschlossen / groß als die Wicken / länglicht wie Faseln / von Farben schwartzlicht. Wenn die Bauren oder Hirten auß Unfürsichtigkeit diese Frucht essen / erbrechen sie sich so hefftig / daß sie bißweilen Blut speyen. Der Stam̅ ist sehr hart / außwendig gelblicht / inwendig schwartz / wie das Frantzosenholtz Guajacum: ja es ist so fest / daß es auch die Schneide oder Spitze an den scharffen Eisen stumpff machet: weilen dieses Holtz so hart ist / machet man gute wehrhaffte Pfähl darauß in die Weingärten / und starcke Bogen zu den Armbrüsten. Die breit- und schmal-blätterichte Baumbonen wird auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. III. Neben diesen zweyen gattungen hat es auch noch andere Geschlecht / als da ist die nicht stinckende Baumbon / deren eine gattung groß / die andere klein ist / Anagyris non foetida major, vel Alpina: item non foetens minor, C. B. Laburnum arbor trifolia, Anagyridi similis J. B. Anagyris non foetida sive Laburnum majus; item minus, Park. Ist ein mittelmässig Bäumlein / hat viel auß einem knoden herfürgehende dreyblatt / welche unden haarig / und bleich-grün / oben glatt / und sattgrün / hangen an einem haarigen dünnen runden stiel: neben den blättern / sonderlich an dem aussern theil der zweigen / komt auch die blüht auß langen / runden / dünnen / grawhaarigen bändlein herfür / ist gelb und mit vier ungleichen blättlein bekleidet: wächst auff den Bergen bey Genff / und auff den Savoyischen Alpen. Die kleinere gatrung hat alle theil kleiner / und scheinet ein geschlecht mit der grösseren zu seyn / aber an einem mageren ort stehen. IV. Jacobus Breynius gedenckt in Prod. einer Mauritanischen stachlichten Baumbon mit weissen Blumen / und nennet sie Laburnum spinosum Mauritanicum fol. Glycirrhizae, flore albo. In der Artzney werden dise Kräuter nicht gebraucht. CAPUT CLXIV. Balsam baum. Arbor Balsamifera Peruviana. Natiten BAlsam-baum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Balsamum. Frantzösisch / L’arbre de Beaume. Englisch / Balsamtree. Niderländisch / Balsamboom.
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Geschlecht und Gestalt. Der Balsambaum hat etliche Geschlecht / deren I. Ist der wahre Balsambaum / Balsamum verum, I. B. Balsamum Syriacum rutae folio, C. B. Balsamum genuinum antiquorum, Park. Balsamum orientale. Dieses ist ein kleines Bäumlein / mit wenig blättern / so denen an der Rauten oder Mastixbaum gleich / und immerdar grünen. Sein holtz ist gummoß / oder hartzicht / außwendig rothlicht / mit langen / geraden dünnen / gum̅osischen / wolriechenden ästlein / welche den fingeren / mit denen man sie anrühret / starck ankleiden. Trägt weisse / kleine / wolriechende blümlein / denen auch ein gelber / in schwartz-rothen hülsen eingeschlossener / wolriechender Samen nachfolgt / darinnen ein Honig-dicker / gelber / bitter- und scharfflichter / nach dem Opobalsamo riechender safft enthalten; in dem übrigen der figur und grösse nach der Frucht deß Terbenthin-baums gleich. Wächst von sich selbsten in Reich Arabien / von dannen es in Aegypten gebracht / und heut zu tag alda gepflantzet wird. Die verschiedenen theil dieses Gewächses geben auch verschiedene Balsam / wie denn auß dem safft der Safftbalsam / Opobalsamun; Auß den ästen / der Xylobalsamum, und auß der Frucht Carpobalsamum in den Orientalischen Ländern bereitet wird. Aegyptischer oder Syrischer Balsam / Balsamum, Balsamelaeum, Balsamum de Mecha. Ist der auß den eingeschnittene̅ zweigen deß Balsam-baums in dem Brach-Hew- und Augstmonat außtrieffende safft / man muß aber in dem Schnitt die Rinde nicht gantz durchschneiden / damit nicht der safft inwendig zwischen das Holtz und Rinden trieffe. Er fließt auch auß den zerschnittenen schößlein / oder von sich selbsten auß den auffgesprungenen rissen der Rinde. Diser Balsamische trübe Safft ist erstens an farb weiß / hernach wird er grün / drittens goldgelb / und endlich nach langer zeit trucknet er mehr ein / und wird dem Honig an der farb und dicke gleich / hat auch einen sehr starcken Geruch / wie Terbenthin / beneben einen bitteren / scharffen zusammenziehenden Geschmack. Wenn man jhn in das warme wasser wirfft / so bleibt er wegen seiner leichtigkeit empor / und zerlasset sich in dem oberen theil desselben geschwind / daß man jhne von dem wasser nicht ohne grosse mühe scheiden kan. In dem erkalteten wasser aber laufft- und ztehet er sich nach und nach wider zusammen / daß man jhne mit einem pinsel oder rüthlein wol herauß ziehen mag / da er denn gantz Milchweiß ist. Gießt man von diesem Safft in die Milch / so scheidet sie sich. Auf wollen Tuch geschüttet / macht er keinen flecken / wordurch er denn von dem Oleo Zacconis Pruni Hierichuntici, und Oleo ex Mauritania underscheiden wird. Je älter dieser Safft ist / je mehr verliert er von seiner Tugend / und von seinem Geruch; und wird so dick und klebicht wie Terbenthin. Ob ein solcher Balsam warhafft in Europâ heut anzutreffen / zweiflen ihro viel / wenigstens kom̅t er nicht unverfälscht in die Europaeischen Länder / zumahlen er nicht allzuhäuffig in Orient zu bekommen / und dessentwegen bey selbigen Völckeren in solchem werth gehalten wird / daß der Hertzog in Reich Arabien under anderen Geschencken Jährlich drey biß 4. pfund dieses Balsams dem Türckischen Käyser übersendet. Xylobalsamum, oder Balsamholtz / nennet man die abgeschnittenen fingers-dicken / mit doppelter rinde bekleidete̅ schoß und zweig deß Balsam-baums / darinnen annoch ein Balsamischer safft und krafft sich findet. Solche krafft aber verlieret sich nach und nach / in dem aller darinn enthaltene safft aufftrucknet. Dahero auch dieser Holtz-balsam / wenn er in frem???de Länder geführet wird / allen geruch / safft und krafft bey nahem verlieret / und wenig nutz ist. Carpobaksamum, oder Balsamfrucht / ist die ???etrucknete Frucht und Samen deß Balsam-baums / welche weilen sie ebenmässia safft und krafft / geschmack und geruch verheret / in unseren Länderen nicht viel gefunden / viel weniger gebraucht wird. Eigenschafft. In dem Safftbalsam findet sich ein recht gelindes Balsamisches öl / neben vielem flüchtigen temperierten saltz: dannenher die Eigenschafft erwachst zu erdünneren / zu vertheisen / zu reinigen / zu heilen / zu eröffnen / schmertzen zu stillen / zu erwärmen / und den Magen zu stäncken. Gebrauch. (Wunden.) Es wird dieser Balsam für ein Wunder-Artzney gehalten / in allen Wunden zu heilen / auch in den Wunden der Sehn-adern und Gebeinen. Man kan jhne entweder allein / oder mit dem gelben von Eyern vermischt / auff schleissen gemacht in die Wunden legen; da er denn nicht nur die geringen geschwind heilet / sondern auch die harteren Wunden zur heilung befürderet / alten zufluß verhütet / auch die in die Wunden fliessende säffte vor der schädlichen etzenden (Faule / umb sich fressende / Fisiulofische Geschwär.) scharffen säwre behütet / und in dem übrigen alle in den Wunden sich ereigende säwre versüsset. Daher er auch die faulen umb sich fressenden / fistulosischen Geschwär säuberet / reiniget / und jhre heilung beschleuniget. Welche von gifftigen und zornigen Thieren (Gifftige Thierbiß.) gebissen worden / können von disem Balsam inwendig etliche tag nach einander ein halb guintlein in brühen einnehmen / außwendig aber denselben über die Wunden allezeit binden. (Kalte Fieber / Husse / haußtflüß /) In den langwürigen von kaltem schleim herrührenden Fieberen / wie auch in Husten / in verstopffung der Monatlichen reinigung der Weibern / in Hauptflüssen / ist dieser Balsam auch köstlich / so man täglich 20. biß 40. gran davon einnimmet. (Ohrenwehe.) Dieser Balsam mit ein wenig Baumwollen (Sausen und Klingen der Ohren.) in die Ohren gethan / stillt den schmertzen deroselben / und veriheilet die Flüß / davon das Ohrenklingen / sausen und brausen / ja das schwache Gehör selbsten herrühret. (Nierenschmertz / Mutterwehe.) Wenn man ihn über die Lenden schmieret / so stillet er das Nieren- und Mutterwehe; salbet man den Nabel / Bauch und [286] (Grim̅en / Ruhr.) Magen damit / so stillet er das Grimmen / und Ruhren / stärcket den Magen und desselben Däwungen. Peruanische Balsam. (Peruanischer Balsam.) II. Das andere Geschlecht ist der Indianische / oder Peruanische Balsam / Balsamum occidentale, Balsamum ex Peru, I. B. Balsamum Indicum novum, Matth. Balsamum Peruvianum. Frantzösisch / Beaume d' Indie. Englisch / Indien Balsam. Nidelländisch / Indiaensche Balsam. Der Baum / darauß dieser Balsam fließt / hat ein äschfarbe / fingers-dicke Rinde / mit einem dün̅en / minien-rothen häutlein überzogen / under welchem ein gelber Safft / dessen die gantze Rinde voll ist / verborgen / welcher so er alt / weit lieblicher riechet / als wenn er annoch frisch. In dem Hornung und Mertzen / bey vollem Mond / fasset man den auß der verwundeten Rinden fliessenden Safft in geschirrlein / welches denn eben der berühmte Peruanische / weisse / wolriechende Balsam ist / und von den Indianeren Cabureieica genennet wird / so da einen scharfflichten und etwas bitteren Geschmack hat. Man hat zweyerley gattungen dieses Balsams / deren einer dünn und weißlicht / und eden der setzund beschriebene / auß der Rinde̅ fliessende Balsam ist. Der ander aber ist dick / und wird auß den abschnitzleten deß Stam̅es und der Aesten mit wasser außgekocht ist purpur-schwartzlicht an farb / und nicht wolriechend. Dieser wird auch von etlichen Xylobalsamum geheissen. Der erstere ist der beste; der andere muß wol außgelesen werden / da man denn diesen für besser hält / welcher mehr roth als schwartz / an gutem geruch dem besten Storax nichts nachgibt / und auff die Gluth geworffen / einen lieblichen rauch und geruch von sich gibt. Der schwartze / gantz dicke / übelriechende soll hingegen verworffen werden. Eigenschafft. Der Peruanische Balsam hat viel flüchtig ???emperiertes saltz in seinem häuffigen ölicht-balsamischen Safft verborgen / und hiemit die Eigenschafft zu erwärmen / zu weichen / zu vertheilen / das Haupt / Nerven / Magen und Mutter zu stärcken; kalte flüß zu verzehren / schmertzen zu stillen / und alle Wunden zu heilen. Gebrauch. Etliche tropffen von dem Peruanischen Balsam Morgens nüchtern in brühen offt (Engbrüstigkeit / Brustfluß / Schlagflüß / grimmen / Wind.) eingenommen / vertreibt den kurtzen Athem / verzehret die zähen flüß und schleim auff der Brust / erwärmet / und stärcket den Magen / bewahret vor Schlag- und Haupt-flüssen / stillet das Grimme / vertheilet die Wind / und eröffnet die verstopffung der Gekrößaderen / heilet innerliche Geschwär / sonderlich in der Lungen; erwärmt die erkaltete Mutter / und macht fruchtbar / reiniget die Nieren / und treibt den Schleim und Sand darauß. Außwendig kan er mit allen Wundbalsamen / Salben und Pflastern sehr nutzlich (Wunden der Nerven) vermischt / und zu allen / so wol Fleisch-als Nerven-wunden gebraucht werden. Sonderlich (und Spanadern.) stärckt er / auch gantz allein / die verwundeten Nerven und Spannadern. (Köstlicher Schlagbalsam.) Einen überauß köstlichen Fürstl. Schlagbalsam bereite also. Nim außgepreßt Muscatnuß-öl 3. loth / destilliert Rosenholtz-öl 1. quintlein / destilliert Lavandel-Roßmarin- und Mayoran-öl jedes ein halb quint. destilliert Zimmet- und Nägelein-öl jedes 20. tropffen / destilliert Agstein- und Rautenöl jedes 5. tropffen / destilliert Benzoin-öl ein tropffen / Zibeth / Peruanischen Balsam jedes 1. quintlein / Ambra / Orientalischen Bisam jedes ein halb quint. Ruß von verbranntem Agstein / so viel dessen nöthig die schwartze farb zu geben. Mischt und rühret alles nach der Kunst auff das sauberste in einem gläsernen Mörsel durcheinander / (Hauptflüsse.) und haltet solchen Balsam in beinernen Büchsen wol auff. Von welchem an die (Hertzensschwachheit / Ohumacht / Gicht / Schlaffsucht.) Schläff / den Scheitel und under die Nasen gestrichen vor Flüssen bewahret / dieselben vertheilet / das Gehirn / Hertz / und Lebensgeister erquicker und die Ohnmachten / Gichter und Schlaffuchten vertreibet. Wolriechende köstliche Rauchkertzlein in (Wolriechende Wachskertzlein.) Fürstlichen Zimmern zu gebrauchen. Nim der leichsten Kohlen von Lindenholtz 16. loth / Benzoin / Storax jedes ein halb loch / Peruanischen Balsam ein und ein halb quintl. Tacamahacae-Gummi außerlesen / deß feinsten Ladani jedes 45. gran. Orientalischen Bisam / und Ambra jedes in Rosengeist verlassen 12. gran / Zibeth / destilliert Thymianöl jedes 6. gran. Mischt alles in einem steinernen Mörsel mit Tragant-schleim zu einem Teig under einander / darauß formieret kleine Kertzlein / laßt sie im schatten wol trucknen. Solche Kertzlein bißwellen angezündet / riechen wol / stärcken das Gehirn und Gedächtnuß / und sind sehr lieblich zu gebrauchen. (Schwacher kalter Magen. Leibwehe / Grim̅en.) Wenn man diesen Balsam mit Muscatnuß- und Wermuth-öl vermische / den Magen täglich ein paar mahl damit schmieret / so stärcket er denselben / macht ein gute Däuung / stillet das Grimmen der Därmen / und vertheilet die Wind. (Glieberschmertz.) Dieser Balsam in Wachholder-brantenwein zerlassen / und die von kalten Flüssen herrührende Glieder-schmertzen damit offt warm gesalbet / zertheilet die Flüsse / erwärmet auch / und vertreibet die Lamheit der Gliederen. Mit dem Extract der Wallwurtzen / und (Beinbrüch.) dem Pulver Sarcocollae vermischt / gibt eine köstliche Salbe ab zu heilung der gebrochenen Beinen. Wenn man diesen Balsam durch die Retorten (Destillation des Balsams.) destilliert / so wird erstlich ein geistreich Wasser / demnach ein lauteres geistreiches öl / welches wie Zuckerkandel zusam̅en rin̅t / drittens bey stärckerem Fewr ein gelbes dickeres öl herauß kom̅en / in der Retorten aber verbleibt ein schwartze materi gleich dem Geigenhartz. Balsam auß Tolu. III. Das dritte Geschlecht ist der Balsam auß Tolu, Balsamum Tolutanum, foliis Ceratiae similibus quod candidum est, J. B. Also nennet man den Balsamischen / rothen / [287] dicken / klebichten / lieblich süssen / nach Limonien oder Veyelräben riechenden Safft / welcher auß der verwundten Rinde eines / unseren niedrigen Fichtenbäumen sich vergleichenden Baums / außfließt. Und ist an Eigenschafft und Tugend dem Peruanischen Balsam gleich / wild aber zu uns nicht gebracht. Copaiba Balsam. IV. Das vierte Geschlecht ist der Copaiba Balsam / Copaiba, Pison. & Marggr. Arbor Balsamifera Brasiliensis fructu manospermo, J. B. Dieser Baum ist sehr groß / mit rothem holtz / hat ablang-runde blätter / etwan vier biß fünff finger lang / und zwey biß drithalb breit; Sein mittelmässige Blum ist fünffblättig / die Frucht aber ein ablangrunde schoten / so groß als ein finger / braun / haltet einen kern in der grösse einer Haselnuß / welcher mit einem schwartzen häutlein umbzogen / und ein ungeschmacktes Fleisch hat. Er wächst in der Insul Maranhou sehr häuffig. Auß der in dem vollen Mond verwundten Rinde fließt der Balsamische safft so starck / daß man offt in wenig stunden biß auff zehen pfund desselben samlen kan. Wen̅ aber wider verhoffen nichts fliessete / so vermachen sie die Wunden mit Wachs / lassens ein paar wochen anstehen / heben das Wachs alßdann weg / so rinnet der Safft schon wider starck. Eigenschafft. Diser unlieblich riechende Balsam hat ein flüchtig saurlichten milten Geist / neben vielen ölicht-balsamischen theilen bey sich / und daher die Eigenschafft zu reinigen / zu erweichen / und zu heilen / die schärffe der feuchtigkeiten in den Wunden in sich zu schlucken / säuberet die Nieren und Samengefässe / und heilet die innerliche versehrung deroselben. Gebrauch. (Frische Wunden geschwind zu heilen.) Es ist nicht lang / daß dieser Balsam in unseren Landen zu nutz gezogen worden. In frischen Wunden gleich wider zu heilen ist er zumahlen ein herrliches mittel / denn er durch seine / den Nerven und Membranen unschädliche / Tugend den zufluß aller säffteren und feuchtigkeite̅ in die Wunden verhinderet / und also die heilung wacker beschleuniget. Ist demnach den Juden bey der Beschneidung zur Heilung deß verwundten Glieds ein sehr werthes mittel / weilen es das bluten der Wunden zugleich stillet. Fünff biß 6. tropffen dieses Balsams alle Morgen und Abend in Brühen eingenommen / (Versehrte Aederlein der Same̅gefässen. Gifftiger Samenfluß. Harnstrenge.) kan die von scharffem Samen eröffneten äderlein nach und nach wider heilen / und hiemit den Venerischen schmertzhafften gifftigen Samenfluß stillen. Beneben ist es ein gutes Mittel zu stillung der Harnstrenge / wenn dieser Balsam in dem gesottenen Peterlin-wasser eingenommen wird. In dem übrigen hat er gleiche Kräfften mit dem Opobalsamo, und dem Peruanischen Balsam. CAPUT CLXV. Serapinsaffr. Segapenum. Namen. SErapinsaffl oder Serapen-Gummi heißt Griechisch / [Greek words]. Latenisch / Sagapenum. Italiänisch / Sagapeno. Spanisch / Serapino. Gestalt. Serapinsafft ist ein Gum̅i eines Krauts / von dem Geschlecht der Garten-kräutern / welches nach dem Bericht Dioscoridis, in der Landschafft Medien wächst. Der beste ist rein / klar / außwendig roth-gelb / inwendig weiß / am Geschmack scharff-bitter / am Geruch sehr starck. Eigenschafft. Serapinsafft hat einen saurlicht-flüchtigen saltzgeist / mit vielen ölichten theilen bey sich / und also die Natur und Eigenschafft zu erweichen / zu vertheilen / zu zeitigen / die verstopffung der Leber / Gekröses / und der Mutter zu eröffnen / und den Leib zu purgieren. Gebrauch. Serapinsafft ist den Schwangeren Frawen hoch-schädlich / denn er tödet die Leibsfrucht / und treibt die monatliche reinigung. Serapin-gummi wird auch under die Pflaster gemischet / welche wacker ziehen / oder auch vertheilen sollen. Wie es denn zu dem Emplastro Diachylo cum Gumm. Vigonis, Emplastro nervino, Eiusdem, Emplastro styptico Crollii, Emplastro è Mucilaginibus, Emplastro magnetico Angeli Salae, und anderen mehr genommen wird. Die auß dem Serapin- und Ammoniac-Gum̅i (Schleim des Magens / verstopffung deß Gekröß / faulfleisches / Lebern / Miltz / und Mutter.) zubereiteten Pilulein haben treffliche würckung den zähen schleim deß Magens und der Därmen auß zuführen / die verstopffung des Gekröses / Faulfleisches / Lebern / Miltz / und Mutter zu eröffnen / und also die Monatliche Reinigung zu beförderen. CAPUT CLXVI. Eiforbiumsafft. Euphorbium. Namen. EIforbium / auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Euphorbium. Malabarisch / Schadida-Calli.
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Gestalt. Euphorbium ist eine Staud / offt biß zwey Manns-hoch auffwachsend / mit einer dicken / gerad in die Erde hinunder gehenden / und faßlen auff die seiten schickenden wurtzel. Sein einfach auffsteigender Stam̅ ist mit einer dicken außwendig braun-grünen Rinde umbgeben / under welcher ein weiche safflige / weisse materi an statt des holtzes ligt, darauß so wol als auß der verwundten Rinde ein Milchsafft häuffig fliesset. Hat wenig blätter / und zwar drey an einem kurtzen / dicken / flachen stiel; und auch drey von einem stiel hangende Blumen / mit fünff dicken / festen / scharffen / bleichgrüngelben blättern gezieret. Die Frucht ist flach / grün-weiß / auch etwas röthlicht / eines zusam̅en-ziehenden Geschmacks / wächst in vielen Provintzien Asiae. Auß der verwundten Rinde nun wird der scharff-etzende Milchsafft / in schläuche / oder gläser gesamlet / hernach durch das kochen zu einem dicken weißlichten safft gemacht / und also in ledernen schläuchen in frembde Länder verschicket. Er wird aber offt mit der Sarcocollâ und anderen Gummi verfälschet. Für ein andere art deß Euphorbii haltet man den in kleinen durchscheinenden gelben kügelein sich findende̅ safft / welches aber anders nichts als voriger erdickerte / und zu solchen kügelein formierte safft zu seyn scheinet. Der beste ist lauter / durchscheinend / weiß und gelblicht / scharff-etzend und brennend. Eigenschafft. Euphorbium-safft hat ein flüchtig sehr scharff-etzendes / mit einigen schwefel-theilen vergesellschafftes / und daher auch brennendes saltz / darumb es billich under die hefftigst purgierenden Artzney-mittel gezehlet ist / ja gar inwendig nicht soll gebrauchet werden. Gebrauch. Otwolen solcher safft ein gifftig etzende Natur hat / so sind doch etliche Bauren-starcke Mägen anzutreffen / welche denselben auff 4. 6. biß 10. gran / mit 12. biß 15. gran Weinstein- oder Wermuth-saltzes / und Zimmet oder Muscatnuß vermischt erdulden / und dadurch von vielen schleimigen feuchtigkeiten pur gieret werden können. Besser aber wird dieser Safft außwendig gebraucht / wie denn desselben öl mit anderen Nerven-ölen vermischet / und über die (Schlaffsucht / kalte flüsse / lam̅e Glieder.) Scheitel / Genick / Ruckgrad / und Gelencke geschmieret / die Schlaffsucht vertreiben / kalte Flüß vertheilen / und die lammen Glieder wider zu recht bringen kan. Das Pulver von dem Euphorbio ist von (Faule Bein.) den erfahrenen Wund-ärtzten sehr köstlich in säuberung der faulen angeloffenen Beinen erfunden worden / denn so man es trocken über die Gebein strewet / so wird alle in dem Bein sitzende corrosivische säwre dadurch auffgeschlucket / verzehret / und hiemit der Natur zeit gegeben / das faule von dem guten außzustossen. Man kan solch Pulver entweder allein gebrauchen / oder mit florentinischer Veyelwurtzen / und Osterlucey-wurtzel vermischen; oder auch mit Brantenwein solch Pulver anfeuchten / und auff das schwartze faule Bein legen. (Verwundte Sehnader.) Wenn in dem Aderlassen / oder sonsten in einer Wunden ein Sehn-ader oder Nerven gestochen worden / ist kein besser mittel / als folgendes Pflaster gleich übergeschlagen / welches den Schmertzen stillen / Geschwulst vertheilen / oder verhinderen / ja den Schaden wider bald heilen wird. Nim ein loth Terbenthin / mische ein wenig gelb Wachs samt 20. gran des pulvers Euphorbii darunder / streichs auff tuch / und lege es über. CAPUT CLXVII. Teuffels-dreck. Asa foetida. Namen. TEuffels-dreck heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Laser Medicum foetidum, Asa foetida. Englisch / Devilsdung. Niderländisch / Duyvels-dreck. Gestalt. Teuffels-dreck ist ein Gummi oder safft des Baums Laseris oder Sylphii, welcher in Medien / Lybien und Syrien wächst / oder vielmehr nach Jacobi Bontii bericht einer in Persien zwischen den Stätten Lara und Gamaron wachsenden Bachweiden (Salicis aquaticae,) und auß dero verwundten wurtzel und den stengeln herauß fleußt / hernach trucknet / und zu zähen / braunen Gummi-knollen wird. Den Namen Teuffels-dreck hat dieser Safft wegen seines abschewlichen bösen Gestancks überkommen: der beste riechet etwas nach Knoblauch / und hat einen bitteren / scharffen / beissenden Geschmack. Eigenschafft. Dieses Gum̅i hat ein unreinen / hartzichten / subtilen schwefel / neben einem flüchtigen / saurlichten saltz-geist bey sich / dahero einige Tugend zu erdünneren / zu ertheilen / auffzulösen / zu heilen / und Mutterwehe zu vertreiben. Gebrauch. Es ist dieses Gummi bey den Indianischen Völckeren / heutiges Tages in grossem Gebrauch / nicht allein in der Artzney / sondern auch in der Speiß / dieselbe damit wolgeschmackt zu machen / und wiewol solches von wegen des übelriechenden Geruchs scheint ungläublich seyn / so bezeuget doch Garzias ab Horto lib. 1. Aromat. histor. cap. 3. daß solches gewiß / und die Indianischen Völcker einen sonderlichen Lust darzu haben / und daß er auch selber solche Speisen versuchet / die er zimlich wolschmackend befunden / doch nicht so fast als sie die Indianer lobten. Aber wir Teutschen wollen den Indianeren gern die Speisen mit Teufelsdreck zubereitet überlassen / und uns mit lieblicheren Gerüchten vergnügen. D. Johan. Schroederus, weyland Statt-artzt zu Franckfurl / schreibet in seiner Pharmac. medic. chym. lib. 4. class. 2. daß die / welche mit der fallenden Sucht behafftet / so bald sie einen Rauch von dem Teuffels-dreck und Bocks-horn empfinden / mit dem anstoß [289] dieser leidigen Kranckheit angegriffen werden. (Mutter, wehe.) Denen Weiberen aber / so mit Mutterauffteigung zimlich geplaget sind / kan man solcken Dreck für die Nasen offt halten / biß diese Mutterbangigkeiten fürüber. Streicht man in dem Winter solch Gummi an die warmen öfen der Stuben / so wird man vor unleidenlichem Gestanck in etlichen tagen das Zimmer nicht mehr bewohnen können. CAPUT CLXVIII. Benzoin. Asa dulcis. Namen. BEnzoin / oder wolriechend Asand / heißt Lateinisch / Belzoinum officinarum, C. B. Benivinum, Belzoinum, Benzoinum, Asa dulcis. Frantzösisch / du Benzoin. Englisch / Benjamin. Gestalt. Benzoin / ist ein wolriechender Safft / der Baum auß welchem er fliesset / ist hoch / die Blätter sind kleiner als an den Limonienbäumen / und auff einer seiten weißlicht. Von wegen der Tigerthieren kan man nicht wol an diese Ort kommen / wo er wächst. Man findet jhne in Sumatra / Siam / Cambodia und Java. Es gibt aber dreyerley Geschlecht dieses Edlen Gummi / deren erstes ist wie Mandlen gestaltet / wird auch Amygdaloides genennet / hat weisse flecken / und wird bey nahem für das beste gehalten / komt auß Siam und Mirtaban. Das andere ist etwas schwärtzer / komt auß Java und Sumatra / und wird wegen seinem schlechten Geruch für das geringste und wolfeileste gehalten. Das dritte endlich ist schwartz / aber dem Geruch nach das lieblichste / fließt in der Provintz Sumatra auß den jungen Bäumlein / hat wegen so lieblichem Geruch den Namen Benivi de Boninas davon getragen. Alle drey gattungen werden under einander verkauft. Das beste aber ist dennoch durchscheinend / mit weissen körneren vermenget / sehr lieblich riechend / und dem Weyrauch ähnlich. Es zerlaßt sich allein in Brantenwein / Oeleren / wie auch in dem gelben von Eyeren. Eigenschafft. Dieses Gummi hat ein subtilen schwefel / neben etwas flüchtigem saltz bey sich / darumb jhme die Eigenschafft zugeschrieben wird zu zertheilen / schleim sonderlich der Brust auffzulösen / die Haut zu säuberen / und einen lieblichen Geruch zu erwecken. Gebrauch. Inwendig wird dieses Gummi wenig gebraucht / jedoch werden die Blumen oder Flores, und das Magisterium auff etliche gran schwer mit anderen sachen vermischt / in alten (Husten / Lungengeschwär.) Husten / Lungen-geschwären und dergleichen bißweilen mit nutzen innerlich eingegeben. Außwendig aber ist desselben Gebrauch vielfaltig / wie es denn zu allerhand wolriechenden sachen gezogen wird. Als zum Exempel einen köstlichen Bisam-apffel zu (Bisamapffel.) machen: Nim deß feinsten Ladani 13. quintl. Benzoin 1. loth / Storax 3. quintl. geraspelt Rosenholtz ein und ein halb quintl. Zimmet / Nägelein / Muscatnuß / Lavendelblümlein jedes ein halb quintl. der besten Ambra / und Orientalischen Bisam / jedes in Rosengeist verlassen 5. gran / Zibeth 2. gran / schwartz gebrant Helffenbein 1. quintlein / oder so viel nöthig die schwartze farb zu geben. Mit Tragantschleim mache einen Teig auß allem / rühre jhn eine zeitlang in dem steinernen Mörsel wol durch einander / demnach mische annoch Zim̅et-öl / und destilliert Rosenholtz-öl / jedes 3. tropffen darunder / und formiere auß solchem Teig hernach kleine kugelen / welche durchstochen / und mit seiden an den halß gehenckt / nicht nur einen lieblichen Geruch von sich geben / sondern auch die Lebensgeister erfrischen / und die Gedächtnüß stärcken können. (Wolriechende rauchkertzlein.) Wolriechende Rauchkertzlein kan man auf folgende weiß bereiten. Nim Lindene Kohlen 12. loth / Benzoin 6. loth / Storax dritthalb loth / außgepreßt Muscatnuß-öl ein loth / Peruanischen Balsam ein halb loth / Ambra 40. gran / Zibeth und Orientalischen Bisam jedes 20. gran / destilliert Zim̅et-Nägelein-Rosenholtz- und Roßmarin-öl / jedes zehen tropffen. Mische alles mit Tragantschleim zu einem Teig in einem steinernen Mörsel / und formiere darauß kleine kertzlein / davon ein paar / im fall der noth / angezündet / das gantze Gemach mit lieblichem Geruch anfüllen / und jugleich das Gehirn stärcken. (Schön angesicht zu machen.) Sonderlich ist das Benzoin-Gummi berühmt / die Flecken und Masse deß Angesichts zu vertreiben / die Haut desselben klar / schön / und rein zu machen und zu erhalten. Zu dem ende sind etliche Weibsbilder her / sieden offt ein Ey gantz hart / nehmen denn das gelbe dar auß / werffen von disem Gummi in das weisse hinein / setzens in Keller an einen feuchten ort / so zerlaßt sich das Gummi in einen lieblichen safft oder wasser / mit welchem sie hernach das Angesicht überschmieren / und die schöne Haut desselben damit erhalten / oder von allen unsauberkeiten reinigen. Fürnemlich aber wird die so genante Jungfrawen Milch / damit sich nemlich die (Jungfrauen milch.) Galanten Jungfrawen gern zu waschen pflegen / auff folgende weiß auß diesem Gum̅i zubereitet. Nim des besten Gummi-Benzoin / Storax jedes zwey und ein halb loth / außerlesene Myrrhen / Peruanischen Balsam / jedes ein halb loth / Camffer 1. quintl. Zim̅et / Nägelein jedes ein halb quintl. stoß alles under einander / gieß in einem saubern glaß rectificiert- und tartarisirten Brantenwein darüber / daß er drey oder vier finger über außgehe. Lasse es wol vermacht in warmem Sand stehen / biß der Branten-wein gantz hoch roth gefärbt ist / und die gum̅osische Materi besten theils zerlassen / hernach seichte diese Blutrothe Tinctur durch fleißpapier / und behalte sie in sauberem Glaß wol auff. Nim demnach Bonenblust-wasser / weiß Gilgen-wasser / Froschleich-wasser / Rosen-wasser jedes 2. loth / der obbeschriebe [290] nen Tinctur 1. biß 2. quintl. mische erstlich die destillierten wasser under einander; giesse hernach die Tinctur darein / so wird ein schneeweisse Milch darauß / mit deren man offt das Angesicht waschen kan; sie reiniget / säuberet / macht eine glatte / weisse schöne Haut / und gibt einen guten Geruch von sich. CAPUT CLXIX. Gummi Gutta. Gutta Gamandra. Namen. GUmmi Gutta / Lateinisch / Gutta Gamandra, Gummi gutta, Gutta geman, Cattagauma, vel Gemu, Gummi peruanum, Gutta cambodia, Succus Cambrici, Ghitta, Jemou. Gestalt. Dieses Gummi ist ein erharteter Milchsafft / auß einem bißher noch nicht wol bekanten Indianischen Gewächs / fülleicht auß einer Indianischen Wolffs-milch / Esulâ Indicâ Bontii. Wird auß der Sineseren Landschafft zu uns überbracht. Ist gelblicht an der farb / sonderlich wenn er in wasser ein wenig angefeuchtet wird. Daher auch die Mahler ein heiter gelbe farb davon machen. Eigenschafft. Dieser Safft oder Gum̅i hat ein vitriolisch / scharff etzendes saltz / mit etwas schwefelichten theilen bey sich verborgen / und daher die Eigenschafft über sich und under sich starck zu purgieren / wasser und schleim außzuführen / auch innerliche verstopffungen auffzulösen. Gebrauch. (Gall / Unwillen / Bangigkeit / Magen-krucke̅.) Wer sich etwan starck erzürnet / daß jhme die Gall in den Magen zusam̅en gerunnen / auch davon ein bittern Mund / bangigkeit des Hertzens / auffstossen und unwillen / starckes trucken über den Magen bekommen: oder wer sonsten durch schlechte (Schleim deß Magens.) däwung deß Magens ein häuffig zähen Schleim in demselben gesamlet / und dadurch solche jetz erzehlte Zuständ neben einem verlorenen appetit bekommen / der kan nach stärcke seines Magens 6. 7. biß 8. oder 9. gran auff das höchste von diesem pulverisierten Gummi / mit 15. gran praeparierten Weinsteins / und einem tropffen Aeniß-öls vermischt / morgens frühe einnehmen / so wird er dadurch über sich und under sich wohl purgieret werden. Den praeparierten Weinstein muß man damit vermischen / damit es sich nicht allzuvest anhänge / und grossen Schmertzen und Grim̅en erwecke. Den jungen Knaben und schwangeren Weiberen / auch sonsten schwachen delicaten Mägen muß man es nicht eingeben / weilen es leichtlich bey jhnen innerliche Entzündungen erwecket. (Wassersucht.) In der Wassersucht können 10. biß 12. gr. mit 20. oder 30. gran praeparierten Weinsteins / und Wecktholder saltzes mehrmahlen zu abtreibung der Wasseren nutzlich eingegeben werden / wie denn vielen hierdurch geholffen worden. CAPUT CLXX. Bdellium Gummi. Bdellium. Namen. BDellium Gum̅i / Griechisch / [Greek words]. Latein / Bdellium, Belchon, Malathram, Maldacon, seu Madelcon. Ist ein braunrother bitterlichter Gummi-safft / welcher keinen unlieblichen Geruch hat / und sich leicht anzünden läßt. Fließt auß einem stachlichten / sonst aber noch nicht bekanten hartzichten Baum in Medien / Arabien und Ostindien. Für das beste haltet man / welches bitter / durchscheinend wenn mans bricht / fett / so es gerieben wird; weich / daß leicht zerlassen wird / bitterlicht / und eines nicht unlieblichen Geruchs. Eigenschafft. Dieses Gummi hat einen saurlicht-flüchtigen saltzgeist neben etwas ölichten theile̅ bey sich / und daher die Eigenschafften zu erdünneren / zu erweichen / zu zertheilen / zu eröfnen / schweiß zu treiben / sand und schleim auß den Nieren außzuführen / den starcken Fluß der Guldenen-aderen zu stillen. Gebrauch. (Scharffe Brustflüß.) Welche mit starcken scharffen zähen flüssen auff der Brust behafftet / können von diesem Gummi samt anderen mittlen / Pillulein machen lassen / und täglich davon / zu milterung der scharffen Flüssen einnehmen. Sonsten aber wird er in den Apotecken zu allerhand Pflastern gebraucht / als zu dem Emplastro Diaphoretico Myns. Emplast. de Meliloto Mesue. Emmplast. Styptico Crollii. Emplast Apostolicone Nicol. Alexandrini, Cerato matricali vel de Galbano, und andern mehr. CAPUT CLXXI. Gummi Animae. Gestalt. GUmmi Animae, Gummi vel Resina / Animae, ist theils Americanisch / theils Orientalisch. Das Americanische ist ein weisses durchscheinendes Hartz / so in new Hispanien auß den verwundten Bäumen fleußt / und einen lieblichen Geruch von sich gibt / auch dem Weyrauch nicht unähnlich ist. Das Orientalische ist dreyerley / 1. dunckel-gelb / gläntzend und durchscheinend / 2. Schwartzlicht / wolriechend / welches der Myrrhen etwas gleich, 3. Bleich-gelb. Es wird aber allein das Americanische oder Occidentalische gebraucht / als welches das lieblichste ist / darunder für das beste gehalten wird / so da bleich-gelb / granuliert / ölicht / wenn es gebrochen wird / Citronenfarb / eines sehr lieblichen Geruchs / und angenehmen Geschmacks / auch auff der Glut leicht zerschmiltzt. Eigenschafft. Dieses Gum̅i hat viel reine schwefelichte theile / neben einem flüchtigen / milt saur [291] lichten saltz bey sich / und also die Tugend zu erweichen / zu zertheilen / das Haupt Gehirn und Nerven zu stärcken / die Lebens-Geister zu erquicken / und den Schweiß zu treiben. Gebrauch. (Flußrauch pulver.) Es wird dieses Gummi allein außwendig gebraucht / und zwar under die Flußrauch zu stärckung der Gliederen / vertheilung der Flüssen; als nimb Mastix / Gum̅i Anime / jedes ein loth / rothe Rosen / Storax / Agstein / Wachholderholtz / jedes ein halb loth / zerhacke alles groblicht under einander / und (Flüsse.) wirff zuweilen ein wenig auff die Gluth / beräuchere Tücher damit / und schlage sie also warm umb das Haupt. (Kalt hirn.) Zu erwärmung des Gehirns / vertheilung der Flüssen / und stärckung der Nerven (Schwache Gedächtnuß.) und Gedächtnuß / nimb deß Betonien-pflasters und Gummi Animae jed. ein halb loth / zerlaß es under einander / misch ein paar tropffen destilliert Lavendel-öl darunder / laß es erkalten / streichs auff Leder / und lege es auff den Scheitel. CAPUT CLXXII. Tacamahaca. Gummi Tacamahaca. Namen. TAcamahaca Gummi / Tacamahaca, Resina Tacamahacae, Tacamahaca Populo similis, fructu colore Poeoniae, I. B. Arbor Populo similis resinosa altera, C. B. Gestalt. Dieß Gummi fließt in America auß einem verwundten Baum / welcher dem Papelbaum sich vergleicht / und einen starcken Geruch hat / dessen Frucht braunroth ist / wie Pöonien-samen / er soll ablang-runde zerkerffte blätter haben. Das Gummi ist hartzichter Natur / klebicht / eines starcken Geruchs / bleichgelb an farb / under den zähnen gehet es gleich zu pulver, bald aber wider zusam̅en / und läßt sich wie Wachs ziehen; hat einen bitterlichten / zugleich etwas Aromatischen nicht unlieblichen Geschmack. Auff der Gluth gibt es einen anmüthigen Rauch von sich / und wird gantz verzehret. Eigenschafft. Es hat dieses Gummi viel ölicht-klebige theil / neben einem saurlichten temperierten saltz in sich / und dannenher die Eigenschafft wacker zusam̅en zu ziehen / schmertzen zu stillen / den zufluß der feuchtigkeiten zu verhinderen / auch wol zu resolviren und zu vertheilen. Gebrauch. Dieses Gummi auff die Gluth geworffen / (Mutterohnmacht.) und den Rauch davon denen mit Mutter-Ohnmachten angefochtenen Weiberen under die Nasen gelassen / wird sie gleich wider zu recht bringen. (Magenpflaster.) Zu einem Magen-pflaster nemt zwey loth Styrax / ein loth Tacamahaca; stoßt es in einem heissen Mörsel biß es under einander vergangen / rühret nach belieben ein wenig Mußcatnus-öl und Peruanischen Balsam darunder / streichts alßdann auff Leder / und (Schwacher ???gen / ???lechte däwung / Wind. Hufftschmertzen.) schlagt solch Pflaster über den Magen. Es stärckt denselben und seine Däwung verwunderlich / stillet das Erbrechen und die Ruhren / vertheilt die Wind. Wenn es über die Hufft oder andere Geläiche geschlagen wird / so wird es deroselben Schmertzen und Wehetagen / so von kalten Flüssen herrühren / nach und nach verzehren und stillen. Tacamahaca an dem Liecht oder in warmen Mörsel gestossen und zerlassen / auff Taffet-schwartze Band gestrichen / pflaster eines halben / odet auch gantzen Thalers groß darauß geschnitten über die Schläff gelegt / darauff so lang es klebt ligen lassen / (Zahnschmertzen.) vertreibt gar offt durch zertheilung der flüssen das Zahnwehe. Daher es von etlichen Wund-ärtzten für ein groß Geheimnuß gehalten wird. CAPUT CLXXIII. Gummi Caranna. Caranna. Namen und Gestalt. GUmmi Caranna / Caranna, C. B. Caragna, Tlahueliloca, Quahuitl, i e. Arbor insaniae, Fr. Hernand. Ist ein fettes zähes / bleich-gelbes Hartz / welches in blättern / damit es nicht zusammen klebe / auß America geführet wird: fließt auch auß einem verwundten Baum / hat etwas stärckeren geruch als die Tacamahaca. In dem (Verwundte Nerven und Span-adern.) übrigen hat es gleiche Eigenschafft und würckung mit derselbigen / zertheilet aber geschwinder / und heilet auch die verwundten Nerven und Span-aderen. Es wird auch ein Pflaster wider das Podagram darauß gemacht / und auff die Podagrische (Podagrische Geschwulst un̅ schmertzen.) Glieder mit trefflicher würckung gelegt / denn es vertheilet die geschwulst / und stillet allen Schmertzen behend. Darzu nimb Gummi Caranna 2. loth / gelb wachs 1. loth / gantz rein zerstossenen Garten-steinklee-samen ein halb loth / deß pulvers von dem Armenischen Bolus ein und ein halb quintlein / Rosen-öl so viel nöthig / zerlaß das zerstossene Gum̅i erstlich in dem wachs und Rosen-öl / hernach rühre und mische die pulver darunder / und bereite also ein pflaster darauß / welches man auff die P???dagrischen Gelencke gantz sicher schlagen kan.

CAPUT CLXXIV.
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Sarcocolla. Sarcocolla. Gestalt. SArcocolla / Sarcocolla, ist ein granuliert braunlicht-gelbes / bitteres / dem Weyrauch ähnliches Gummi welches auß einem stachlichten Baum in Perside fleußt. Das beste ist das frische bleiche / bittere / klebig-schleimige / lufftlöcherige / so sich in wasser leicht zerlaßt; wenn man es an das brennende Liecht halt / so siedet es erstlich / hernach bekommet es eine hells flamme.
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Eigenschafft. Dieser gummosische dicke Safft hat viel schleimicht-jrdische / mit saurlichtem rauhen saltz und temperiertem öl vermischte theile in sich / daher die Eigenschafft zusammen zu ziehen / Geschwär zu zeitigen / zu reinigen / zu heilen / und mit haut zu überziehen. Es soll auch inwendig gebraucht etwas purgieren. Gebrauch. Es wird dieses Gummi allein außwendig zu den Pflastern gebraucht / daher es auch in das Emplastrum Opodeltoch Mindereri, das Emplastrum Apostolicon Nicol. Alexandrini, und andere / mehr gezogen wird. CAPUT CLXXV. Gummi Elemi. Gummi Elemi. Gestale. DIß Gummi ist ein durchsichtige / weisse / mit gelben flecken vermischte / hartzichte substantz auß einer gattung Oelbaums in Apulien und Morenland fliessend / einen guten geruch / so mans anzündet / von sich gebend. Eigenschaffr. Es hat diß Hartz ein recht balsamisches öl / neben etwas flüchtigem saurlichtem temperierten saltz bey sich / und also die Eigenschafft gelind zu erwärmen / zu erweichen / zu zertheilen / zu zeitigen / schmertzen zu stillen / Nerven und Sehnaderen zustärcken und zu heilen. Gebrauch. (Wunden deß haupts der Nervë und Sehnaderen.) Es wird dieses Gummi allein außwendig und zwar mit grossem Nutzen in allerhand Wunden / sonderlich aber in den wunden des Haupts / der Nerven und Sehnaderen gebraucht. In den Haupt-wunden wird es mit dem Betonien-pflaster vermischt und übergeschlagen. (Wundsalben.) Arceus, der vorzeiten berühmte Chirurgus, hat folgende Wundsalbe oder Balsam im gebrauch gehabt / und sich dadurch / in heilung frischer Wunden / ein grosses Lob erweckt. Nim deß lauteren schönen Terbenthins / Gum̅i Elemi jedes 3. loth / deß schmers oder fette von einem verschnittenen Ochsen 4. loth / alt Schweinen-schmeer 2. loth / zerlaß alles auff gelindem Feur zu einem Balsam undereinander. Man kan also dieses Gummi wegen seiner herrlichen Tugend zu heilen / zu allen Wund-balsamë gebrauchen. CAPUT CLXXVI. Kamin–Ruß. Fuligo. Namen. RUß / Kamin-Ruß / Rost / auff Latein Fuligo. Frantzösisch / de la Suye. Englisch / Soot of the Chimney. Niderländisch / Roet / Schwertsel ryt de schouven of Ovens. Gestalt. Der Ruß ist nichts anders als der auß angezündetem Holtz auffgehende / in dem Kamin sich anhenckende / und nach und nach zusammen gedrungene Rauch / da er denn zu einer gantz schwartzen materi wird. Zu dem gebrauch der Artzney muß man den gläntzenden / so genanten Spiegel-Ruß / welcher nächst überhalb den Oefen anklebet / außwehlen. Eigenschaffr. Weilen der Spiegel-Ruß auß einem destillierten öl / und flüchtig saurlichten saltzgeist bestehet / alß hat er herrliche Tugend / das zähe dicke Geblüt zu erdünneren / allen Schleim zu resolviren / durch den Schweiß und Harn zu treiben. Gebrauch. Auß dem Spiegel-Ruß ziehet man durch die destillation folgende sachen: Fülle eine erdene Retorten mit Ruß an / setze einen grossen Recipienten vor / vermache die juncturas, daß kein Lufft hineinkomme / destilliere alßdann durch das offene Fewr / dessen grad man wol in acht nehmen muß / so wird (Phlegma fuliginis. Spiritus. Oleum flavum & rubicundum.) erstlich das phlegma mit dem saurlicht weissen flüchtigen Geist herfür spatzieren / hernach kom̅t das gelbe / und endlich das rothe öl; alles ist mit dem flüchtigen saltz vermischt. Wenn man den spiritum zu underschiedlichen mahlen rectificiert, so bekom̅t man endlich daß flüchtige / oben an dem destillier-kolben (Sal volatile.) anschiessende Saltz / welches neben dem flüchtigen Weinstein-saltz / das aller flüchtigste seyn soll. Das destillierte öl kan man in der ersten rectification separieren, (Sal fixum.). und besonder auffhalten. Das in der Retorten übergebliebene Caput mortuum verbrenne weiters / giesse demnach warm wasser darüber / so ziehet sich das fixe Saltz darauß in das wasser / welches man hernach (Liquor Salis fivi fuliginis.) durch abdämpffung deß wassers haben kan. Dieses Saltz in den Keller gesetzt / fließt zu einem Liquore oder Wasser / und wird auch also auffbehalten. (Faule / alte wüste schäden.) Dieses zu Wasser geflossene fixe Saltz / ist ein herrliches mittel zu allen alten umb sich fressenden / garstigen / faulen / auch wol (Krebs / Fistel.) Krebsischen Schäden und Fisteln; man kan es entweder pur überstreichen / oder mit sälblein vermischen; es wird in kurtzer zeit solche Geschwär reinigen / säuberen / alles faule Fleisch wegfressen / und also die Heilung beförderen. (Pesibeulen / Geschwulst.) Das in den Apotecken sich findende Rußpflaster / Emplastrum de Fuligine, ist ein gutes mittel zu den Pestbeulen und Geschwulsten / dieselbigen zu zeitigen / und alles Gifft auß dem Leib darein zu ziehen. (Schweißtreiben. Bangigkeit.) Der flüchtige Ruß-geist auff 10. biß 15. tropffen mit destillierten wassern eingenommen / treibet den Schweiß starck / macht weit umb das Hertz / vertheilet die innerliche Entzündung in dem Seitenstich / und stillet den Schmertzen. Vertreibet alle Ohnmachten (Seitenstich / hertzklopsten. Hitzig Fieber Fallende Sucht.) oder auch Bangigkeit deß Hertzens in hitzigen Fiebern / stillet das Hertzklopffen; reiniget das Geblüt in der Venerischen gifftigen Frantzosen-Kranckheit. Stillet auch nach und nach die fallende Sucht. Das destillierte öl inwendig auff ein paar tropffen mit Zimmet- und weiß Gilgen-wasser eingegeben / treibet die Frucht in der [293] (Raud.) harten Geburt. Außwendig aber heilet es alle Raud / und Unreinigkeiten der Haut / säuberet die faulen Eyter-geschwär / daher es sehr nutzlich under die Digerier-sälblein mag gebraucht werden. Der gläntzende Camin-ruß zu reinem pulver verstossen / und 20. 30. biß 40. gran davon in einer Brühen oder einem destillierten Wasser eingenommen / zertheilet alles (Gerunnen Blut. Seitenstich.) gerunnene Blut bey denen / so etwan schwäre fäll gethan / vertheilet allen Seitenstich / und treibet durch den Schweiß. Das flüchtige Saltz des Ruses erdünneret (Dicke / Schleimige geblüt.) nicht nur das dicke schleimige Geblüt / und treibt durch den Schweiß / sondern eröffnet auch alle verstopffungen der Leber / (Verstopffung der Leber / Faulfleisches / Kröses und Miltze. Abnehmen des Leibs.) Faulfleisches / Gekröses und Miltzes / und vertreibet also das davon entstehende abnehmen des Leibs: wie denn der fürtreffliche, Hr. Dr. Heinrich Screta / gewesener weitberümbter Medicus in Schaffhausen / folgendes Schwindsucht-pulver mit grossem nutzen vielfaltig gebraucht / dessen herrliche Würckung ich auch bey verschiedenen Jahren (Schwindsucht-pulver.) her in vielen Kinderen erfahren. Nim weissen Zuckercandel 8. loth / des flüchtigen Camin-ruß Saltzes 2. loth / Floren inische Veyelwurtz I. loth / gepülverte Aron-wurtzel / Bezoardisch Stahel- und Zinn-pulver / praeparierte Krebsstein jedes ein halb loth. Mische alles under einander zu einem subkilen pulver / davon man einem jungen Knaben 15. biß 20. einem erwachsenen aber biß 30. und mehr gran Morgens und Abends auf einmahl in einem dienlichen Syrup eingeben kan. CAPUT CLXXVII. Agstein. Succinum. Namen. AGstein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Electrum, Succinum, Carabe. Italiänisch / Ambra gialla. Frantzösisch / Ambre, Ambre jaune. Spanisch / Esclarimente, Ambar amarillo, Ambar de las cuentas. Niderländisch / Amber / Ember. In Teutscher Sprach wird er auch Bernstein und Gentar genennt. Gestalt und Geschlecht. Der Agstein ist nach der Gelehrten Meinung nicht ein auß dem Pappelbaum fliessendes Hartz / wie etliche der Alten geglaubet / sondern ein natürlicher schwefelichter Leim oder Bitumen / so auß den Bergen oder auß den Klüfften der Erden in das Meer fleußt / und daselbst von dem Wasser und dessen Saltz zusammengedrungen / und hart wird als ein Gummi. Solches pflegt man mit Netzen bey dem Ufer deß Meers außzuheben / wie in Preussen und Pommern geschicht / von dannen man es zu uns bringt. Bey Leb-zeiten Herren Camerarii hat man in Mähren / nicht weit von Prinn / schöne Stuck auß der Erden gegraben / derer etliche ihme sind zugeschickt worden. In Schlesien under dem Schloß Greiffenstein / bey dem Dorff Rabsaw / deßgleichen bey der Statt Isleben in der Graffschafft Mannsfelden / da ein Saltz-brunnen ist / wird der Agsiein auch gesunden und auß der Erden gegraben / welcher mit dem Preußischen an der farb / geruch und klarheit übereinkombt. Der Agstein ist dreyerley / weiß / gelb und schwartz / welcher letstere nichts tauget. Der weisse ist nicht durchsichtig / aber sehr rar / und auß subtileren und reineren theilen deß Bituminosischen Saffts mit dem Meersaltz und anderen wohl vermischet. Der gelbe ist hingegen durchsichtig / und häuffig zu bekommen / und da er noch flüßig ist / gerathen offt kleine Mücklein darein / welche hernach mit dem Agstein vollkommen umbgeben werden. Daher bißweilen dergleichen stück Agstein gefunden werden / in welchen Mücklein enthalten sind. Wie man aber auß dem gelben Agstein den weissen machen könne / beschreibet Schroederus Lib. 3. Pharm. Med. Chym. Cap. 3. Nemmt zum Exempel 1. pfund gelben Agstein / thut den in ein erdinen starcken Hafen / oder Cucurbiten / werfft 2. pfund Meer-saltz / oder deß gemeinen besten Saltzes darzu / gießt so viel Regenwasser darüber / als man zu verlassung deß Saltzes nöthig erachtet: Wenn es aber verlassen / so gießt widerumb frisch Brunnwasser darzu / deckt die Cucurbiten mit einem beschlossenen Helm (Alembico coeco) nicht allzu genaw zu / laßts auff dem Fewr bey 12. oder mehr Stunden sieden / biß der Agstein weiß worden: und da???mangel an dem zugegossenen Wasser erscheinen wollte / müßte man frisch heiß Wasser zuschütten. Ich meines Orts halte den gelben Agstein für den besten / als welcher mehr Oel und flüchtiges Saltz in sich hat als die übrigen gattungen. Eigenschafft. Der Agstein hat neben seinen irrdischen / auch zimblich ölichte / mit etwas flüchtigsaurlichtem Saltz-geist vermischte Theile bey sich / und daher die Tugend zu erwärmen / zu tröcknen / zu stärcken / das Haupt von Flüssen zu bewahren / die Mutter zu reinigen und zu stärcken / sand und schleim auß den Nieren zu treiben / die Samengefäß zu reinigen / vor Fäulung zu bewahren. Gebrauch. (Feuchtes Haupt / Flüß.) Saubere Tücher mit Agstein / Mastix und Weyrauch beräuchert / und den Kopff damit gerieben / stärcket das feuchte Haupt / und zertheilet die Flüß. (Samenfluß) Welche mit dem Samenfluß behafftet / oder erkaltete Geburts-glieder haben / auch die Jungfrawen oder Weiber / so den weissen Fluß haben / sollen bißweilen morgens nüchter ein halb quintlein zubereiteten weissen Agstein-pulvers in einem weich gesottenen frischen Ey einnehmen. Die zubereitung (Zubereitung deß weissen Agstein-pulvers.) deß Agsteins aber geschihet durch zerreibung desselben / da man ihne erstlich verstosset / hernach auff einem Marmorstein mit Wasser so lang reibet / biß er zu einem subtilen Mehl-pulver wird. Dieses Pulver ist besser als alle Magisteria, so hierauß gemacht werden. Das destillierte Agstein-öl aber ist ein (Destilliert Agstein-öl.) fürtrefliche Artzney in allerhand Zuständen; es wird auff folgende weiß bereitet. [294] Nehmt ein pfund weissen Agstein / stosset solchen grob / menget 8. loth weiß trucken sand darzu / damit es nicht in die höhe steige / oder überlauffe; thut alles zusammen in eine erdine oder gläserne Retorten / so daß solche halb / oder ein wenig mehr voll werde / legt solche in ein Sand-capellen auff den sand / und schüttet auch oben sand darauff / daß die Retorte / so weit als die Matery gehet / bedeckt sey / legt einen Reciptenten an den Hals der Retorte / lutieret alles wohl / und regieret das Fewr nach seinen Graden / jedoch daß man niemahlen das stärckste fewr gebe / damit nicht der zerlassene Agstein gantz hervorfliesse. So werdet ihr erstlich sehen herfürkommen das Phlegma mit einem weissen Oel / welches das beste ist / deßwegen von dem phlegmate oder geistreichen Wasser vermittelst des Trichters abzusönderen. Hernach kombt ein gelb / und endlich ein roth öl / deren jedes absonderlich verwahret wird. Wenn die Destillation also innert 24. stunden zu end gebracht / und die gefässe überall erkaltet / so hebt den Recipienten ab / schabet und samlet das / in form kleiner Crystallen an dem hals der retorten und deß recipienten anklebende / flüchtige saltz wohl auff / und verwahrets in einem wolvermachten gläsernen Fläschlein. Demnach gießt alle in dem recipienten sich findende Matery in einen gläsernen kolben / schwenckt den recipienten mit warmem wasser wol auß / und gießt dieses wasser auch zu vorigen materien / setzt einen blinden helm auff den kolben / verlutiert ihne wohl / und setzt ihn also in eine Sand-capellen / digeriert ihne bey 10. stund lang mit gelinder wärme / so daß man offt den kolben umbrüttle und bewege; endlich hebt den helm wider weg / sönderet das öl von dem wässerigen / irrdischen und saltzichten (Rectification deß Agstein-öls.) theil wohl ab. Das Oel aber hernach zu rectificieren / so vermischt es mit gewaschener äschen / so viel nemlich die äschen in sich schlucken und halten mögen / thut alsdann dieß in eine gläserne retorten / setzt sie in die Sand-capellen / legt den recipienten für / gebt ein gantz gelindes fewr / so wird erstlich ein weisses / dünnes / sehr geistreiches öl (welches als das beste und kräfftigste sonderbar soll behalten werden) hernach aber ein gelblichtes dickeres / und endlich ein braunlichtes / welches dasgeringste ist / heraußtrieffen. Andere waschen das abgesönderte öl erstlich mit gemeinem wasser / mischen hernach Rosenwasser darzu / und destillieren oder rectificieren es also in dem Balneo Mariae. Den wässerigen / spirituosen / und saltzichten theil aber filtriert man hernach / thut ihn in ein kleinen gläsernen kolben / mit einem auffgesetzten helm / stellet ihn in die Sand-capellen / und macht ein gantz gelindes fewr darunder / ziehet drey viertheil von der feuchtigkeit davon ab / endlich setzt man den kolben in ein kühlen ort / so (Crystallinen Saltz deß Agsteins.) wird nach kleiner weile das Crystallene saltz anschiessen / welches man abschaben und auffheben soll; und damit man alles habe / so kan man den rest der Feuchtigkeiten durch gelindes fewr gantz abziehen / so wird sich noch ein weniges zuruck in dem kolben-glaß finden / welches man zu dem vorigen thun kan. Etliche zerreiben den Agstein zu dem reinesten Pulver / vermischen hernach solch Pulver mit aschen / welche auff das beste außgewaschen / oder außgelaugt seye / setzens in ein gläserne Retorten in die Sand-capellen / und destillierens mit so gelindem fewr / daß innert 20. Minuten mehr nicht als ein tropffen außfliesse. Aber also bekommen sie ein weisses gantz flüchtiges köstliches öl / welches sie absonderlich auffbehalten / und so bald das gelblichte öl folget / einen andern Recipienten fürlegen. Dieses wolbereitete Agstein-öl nun hat herrliche Tugenden; denn erstlich kan man es innerlich auff 6. 8. biß 10. tropffen in Wein oder einem destillierten Wasser denjenigen (Schwi??? del / schlagflüsse. Hauptschmertz??? Gicht / Fallende Sucht / Würm / Schleim der brust / Sand / Stein der Nieren / Grim̅en / Mutterblödigkeit.) offt eingeben / welche mit Schwindel geplaget / mit Schlagflüssen gedrohet / mit vielfaltigen Haupt-schmertzen angefochten sind. Es vertreibt auch die Gichter und fallende Sucht / tödtet und treibt auß die Würm / löset den Schleim der Brust / treibt Stein und Sand der Nieren; erwärmt die Gedärm und die Mutter / stillet alles grimmen / und Mutter-blödigkeiten. Außwendig über den Scheitel des Haupts / oder an die Schläff alle Nacht gestrichen / vertreibt Schmertzen und Wehetagen des Haupts / nim̅t weg den Schwindel / verhütet Schlagflüß. Ist ein Glied lahm / daß mans nicht bewegen kan / so bringt das mit Rauten- und Wachholderbeer-öl vermischte / und offt (Empfindlichkeitsverlurst.) in die Geläich solcher Gliederen warm geschmierte Agstein-öl die Bewegung und die Empfindlichkeit widerumb. Dieses Oel mit dem außgepreßten Muscatnuß-öl zu einem Balsam gemacht / an die Schläff und under die Nasen gestrichen / vertheilet die Ohnmachten / und bringt den Menschen (Ohnmachten) wider zu sich selbsten. Dieser ist auch gut denjenigen under die Nasen und auff den (Schlagflüß Gichter.) Scheitel / an die Schläff und Puls zu schmieren / welche mit Flüssen und Gichtern angegriffen sind. Das flüchtige Saltz muß durch die (Purification deß flüchtigen Agstein-Saltzes.) einfaltige Sublimation in einem kleinen glaß mit engem hals mit papier verschlossen / in der Sand-capellen durch gelindes fewr abgesöndert werden / denn da wird das saltz allgemach in die höhe steigen / und oben an dem glaß in form der Crystallen anschiessen / so bald aber das Oel zugleich steigen wollte / müßte man das glaß auß dem sand wegnehmen / lassen erkalten / hernach zerbrechen / und das purificierte saltz in einem wolvermachten (Verstopffung der Nieren / und Leber / Stein / Sand und schleim der Nieren Hertzklopffen / Bangigkeit.) glaß zum gebrauch auffheben. Dieses saltz kan man von 6. biß 16. gran offt in einem destillierten wasser eingeben / eröffnet Nieren und Lebern / vertreibt die Gelbsucht / macht harnen / führet Stein / Sand und Schleim auß / zertheilet das Hertz-klopffen / und nim̅t weg die Bangigkeit des Hertzens. Herr Dr. Michaël hat einen gewissen Liquorem C. C. succinatum, dessen Tugenden herrlich und berühmt sind / auff folgende (Liquor C. C succinatus.) weise bereitet. Nehmt deß wohl rectificierten / und von seinem stinckenden öl wohl erledigten flüchtigen Hirtzenhorn-geists / nach belieben / gießt ihne über die flüchtigen / und ebenmäßig von ihrem öl gefreyten Hirschhorn- und Agstein-saltze / so viel er deren in [295] sich schlucken / und nach beschehenem kleinem jast behalten mag / digeriere alles durch einander / und destillier den Spiritum davon ab / welcher denn der Liquor C. C. succinatus Michaëlis genennet wird. Dieser Spiritus ist sehr trefflich in den Gichteren / und Kindleinwehen (Gichter / Kindlein wehe.) Alter und Junger Leuthen befunden; den Kinderen kan man auff ein / zwey / biß drey tropffen / den erwachsenen aber biß auff 15. und mehr tropffen auff einmahl mit dienstlichen Wassern eingeben. Sonderlich (Schlagflüß / brustflüß / hertzklopffen / Versteckte Blumen der Weideren.) pflegt man jhne under die Gicht-wasser / und Gicht-syrup zu mischen / und also Löffelweiß einzugeben. Er ist auch mit nutzen zu gebrauchen / in Schlag- und Brust – flüssen / welche er zertheilet / so denn in dem Hertzklopffen / daß er vertreibet; und in versteckung der Monatlichen Weiberblumen / welche er widerbringet. Agstein-pulver / mit dem Schweißtreibenden Spießglaß und gutem Terbenthin zu Pillulein gemacht / und von solchen Pilulein Morgens und Abends 8. biß 10. eingenommen (Schmertzhaffter samenfluß.) / linderen den schmertzhafften Samenfluß / und heilen die Geschwär der Nieren und Samen-gefässen nach und nach. Vermischt man aber das Agstein-pulver (Weisser fluß der Weibern.) mit dem pulver des Wahlsteins / (Osteocollae) und gibt alle Tag denen mit weissem Fluß angefochtenen Weibsbilderen biß auff 25. und 30. gran in Brühen davon ein / so werden sie heil. (Schwäre Geburt. Hinderstellige Nachgeburt. Todte Frucht / Mutterwehe.) Vier biß 6. tropffen Agstein - öl / oder 6. biß 8. gran Agstein-Saltz in weiß Gilgen- oder Beyfuß-wasser eingegeben / beförderet den Gebärenden Weibern die Leibesfrucht / und hinderstellige Nachgeburt; treibt auch auß die Todte Frucht / stillet das auffsteigende Mutterwehe / sonderlich wenn man zugleich etliche tropffen des Oels auff das Hertzgrüblein schmieret. (Essentz oder Tinetur von Agstein.) Die Essentz oder Tinctur von Agstein wird auff folgende weiß sehr kräfftig gemacht: Nemt des gelben Agsteins nach belieben / zerstoßt jhn zu einem subtilen pulver / mischt etwas Weinstein-saltz darunder / calcinierts ein wenig auff gelinder Gluth / biß der Agstein sich anhebt roth zu färben / gießt hernach alsobald den subtilsten Brantenwein (Spiritum vini rectificatissimum) darüber / vermacht das Glaß wol / digerierts etliche Tag in warmem Sand / und wenn also die Tinctur in den Brantenwein zimlich roth-gelb kommen / so gießt sie auß / ziehet ein wenig Branten-wein / durch gelinde destillation davon ab / so hat man eine sehr kräfftige Tinctur oder Essentz. Wenn man den rectifieierten Brantenwein mit dem Spiritu Urinae etliche Tage lang digeriert und circuliert / hernach über den rein gepülverten Agstein allein gießt / und widerumb in einer wol vermachten phiolen etliche Tage digeriert / so wird die Tinctur zu vielen Kranckheiten annoch kräfftiger und flüchtiger. (Nieren-Miltz und Mutterwehe.) Insonderheit aber wird diese Essentz gebraucht in Nieren / Miltze- und Mutterweh / man pflegt sie biß auff 10. oder 12. tropffen übers mahl einzugeben / und zwar für das Mutterwehe in Melissen- oder Betonienwasser; für das Nierenwehe mit Pappelen- und Erdbeere-wasser; für das Miltzwehe / mit Tauben-kropff- und Hirschzungenwasser; für den Schmertzen deß Haupts / und Flüsse auff der Brust / wenn sie vom Haupt hinunder fallen / in Ehren-preiß- und Eisenkraut- oder Erdrauch-wasser. (Flußrauch) Zu einem guten Fluß-rauch nemt Mastix / Agstein / rote Rosen / Storax / geraspelt Wachholderholtz / Fischmüntz-kraut / Nachtschatten-kraut / jeder gattung gleich viel / stoßt alles und zerhackts / groblicht under (Flüß / geschwullf und Gliederschmertzen von ka???ken flüssen.) einander: von diesem pulver auff die Glut gestrewet / leinene Tücher damit beräucheret / und also warm übergebunden / zertheilet allerhand geschwulsten und schmertzen der Gliederen / deß Haupts / Armen und Beinen / so von kalten Flüssen herkommen. Ja ich habe offt gesehen / daß sich gefährliche (Geschwulsten der Brüsten.) Geschwulsten der Brüsten an Weibern / so ohne sonderliche Entzündung gewesen / durch diesen Fluß-rauch glücklich verzogen und vertheilet haben. Fridericus Hoffmannus, Andreas Matthiolus, und Joh. Baptista Porta, halten für gewiß / wenn man die Agstein-Corallen an den (Flüß in Augen.) hinderen theil des Haupts / zwischen die Schultern hänge / nem̅en sie die Flüß der (Flüß in Halß und auff die Brust.) Augen hinweg / so man sie aber umb den Halß lege / verhüten sie / daß der Fluß nicht in den Halß / und auff die Brust falle. Joh. Crato à Krafftheim, geweßter dreyer Römischen Käyseren Medicus, hat gewisse Haupt-laxierende Pilulein erfunden / welche noch heut zu tage mit grossem Nutzen gebrauchet / und under dem titul / Massâ Pilul. è succino Cratonis, in den wohlbestellten Apotecken gefunden werden; man pflegt sie auf 20. biß 25. oder 30. gran auf einmahl zu geben. (Flüß / Schleim der Nierë / Mutter. Schlagfluß.) Sie laxieren gelind / führen die Flüsse von dem Haupt / Schleim von der Brust / Miltze / Nieren und Mutter wol ab / und bewahren den Menschen vor Schlagflüssen. CAPUT CLXXVIII. Wolriechend Amber. Ambra Grysea. Namen. WOlriechend Amber heißt auff Latein / Ambarum, Arnbra Grysea. Frantzösisch / Ambre odorante. Englisch / Amber greece. Niderländisch / Ambergrieß. Gestalt und Vrsprung. Der wolriech end Amber ist ein Bituminosischer Safft / welcher eben wie der Agstein in dem Meer gefischet wird. Er wird in der See bey Bengala / Pegu / Monzabig / Cabo verde; item in der Insul Madagascar / und Sumatra gesamlet. Sein eigentlicher Ursprung ist noch unbekant / jedoch haben die heutigen Engelländer in den Gedärmen der Wallfischen ein solche Materi angetroffen / eben wie das Sperma Ceti in dem Kopff solcher Thieren. Weilen aber dieser Amber sehr theur / und daher mercklich verfälscht wird / als soll man eine prob deß besten wissen. Wenn man etwas von dem Amber in der warmen Hand ein wenig reibet / und er davon weich und lind wird wie wachs: wenn er beneben starck riechet / und äschfarbig ist / so kan man jhn für gerecht und gut halten: [296] wo aber under dem reiben / der Safft in stücken gehet / so ist er verfälscht. Eigenschafft. Es ist der wolriechend Amber ein subtilölicht / mit flüchtigem miltem Saltz vermischte Matery. Hat die Eigenschafft und Tugend geschwind durchzudringen / die Lebens-geister hurtig auffzuwecken / zu erfrischen / das Gehirn / die Gedächtnuß / die Nerven und das Hertz zu stärcken / ein Venerische Lust bey Mann und Weib zu erwecken. Der geruch von vielem Amber ist nicht lieblich / wenn man aber ein wenig davon mit was anders vermischt / so kom̅t der geruch schon lieblich und gantz angenehm herauß. Er zerlaßt sich am besten in einem destillierten öl / als Zimmet- und Nägelein-öl / oder in einem brennenden Geist / als da ist der Rosen-geist / der Melissen-brantenwein / und dergleichen. Man kan ihn auch noch mit Zucker oder Zibeth vermischen. Etliche Weiber können den geruch desselben nicht vertragen / sondern bekommen davon gleich das Mutter-wehe. Andere hingegen mögen die stinckenden sachen nicht erdulden / wohl aber die Amber und andere wolriechende Ding. Gebrauch. Amber wird nicht nur äusserlich zu allerhand lieblichem Rauchwerck / wie oben bey dem Benzoin zu sehen / und anderem / gezogen / sondern man bedient sich dessen auch innerlich. Daher folgendes Pulver sehr köstlich ist: Nimb Poeonien-wurtzel / Florentinische Veyel-wurtz / praepariert Helffenbein / praeparierten Agstein und Corallen jeder gattung ein halb loth / wolzubereitet Spießglaß-zinnober 1. quintlein / außgepreßt Muscatnuß-öl 12. gran / destilliert Zimmet-öl 2. tropffen / wolriechend Amber 6. gran / Zucker 2. loth: Mische alles zu einem (Schlagflüß. Schwindel Gicht Fallende Schwach Hertz.) reinen pulver undereinander / von dem kan man einem erwachsenen Morgens und Abends 20. biß 30. oder 40. gran eingeben / dienet treflich wider Schlagflüß / Schwindel / Gicht und fallende Sucht / stärcket die Lebens-geister / das schwache Hertz und Magen / eröffnet allerhand Verstopffungen. (Liebliche Mund-täfelein wider den stinckendë Athem.) Ein lieblichen Geruch von sich zu geben / und hiemit den stinckenden Mund oder Nasen-geruch / deme viel underworffen sind / zu vertreiben / kan man folgende Täfelein gebrauchen. Nimb des besten Zuckers 8. loth / wolriechend Amber / (mit dem Elaeosaccharo Cinnamomi, nach belieben zertrieben) Orientalischen Bisam jed. 4. gran. Stosse alles undereinander / und mache mit der vollkommenen Alkermes-confection ein Teiglein an / darauß man hernach kleine Täfelein oder Kügelein formieren / und offt davon in Mund nehmen kan. Oder nimb Spec. diarrhod. Abbat. anderthalb quintlein / Specier. dianucist. 1. quintlein / der vollkommenen Alkermes-confection 40. gran / Orientalischen Bisam 3. gran / wolriechend Amber in Rosengeist verlassen 2. gran / Zucker 8. loth / Tragant-schleim mit Rosen- und Zimmet-wasser außgezogen / so viel als nöthig / stosse alles undereinander zu einem Teiglein / darauß mache kleine Täfelein / von denen man offt in dem Mund käwen und schlecken kan. (Essentia Ambrae.) Weilen aber der Amber gar zu thewr / und bißweilen under dem stossen viel in dem Mörsel hangen bleibt / als bereitet man ein Essentz auff folgende weiß darauß. Nimb wolriechend Amber 1. quintlein / Orientalischen Bisam 15. gran / destilliert Zimmet-öl 15. Tropffen / weissen feinen Zucker den Amber damit zu stossen / brennenden Rosen-Spiritus zu Zerlassung deß Bisams jedes ein halb loth / Tartarisierten Brantenwein 12. loth: den Amber vermische mit dem destillierten Zimmet-öl / und rühre den Zucker darunder / demnach zerlasse den Bisam in dem Rosengeist / endlich mische alles in ein glaß mit einem langen hals / welches man Hermeticè vermachen / oder zusammenschmeltzen muß: Setze es in warm Sand etliche Tag lang / biß der Branntenwein ein gold-gelbe Farb oder Tinctur gewonnen / welche Tinctur man darauff durch Fließ-papeir lauffen lassen / und in einem wolvermachten glaß auffbehalten soll. Vber den rest in dem glaß kan man annoch etlich loth frischen Branntenwein giessen / die übrige Tinctur davon außziehen / und mit der vorigen vermischen. Diese Tinctur (Schwach Hertz / Schwindel / Schlagflüß.) auff 4. biß 6. tropffen Morgens und Abends in Wein eingenommen / ist ein trefliche Hertz-stärckung / erquicket das schwache Gehirn / erfrischet die matten Lebens -geister / vertreibet den Schwindel / und verwahret die Schlagflüsse. Wenn man von dieser Essentz etwas mit der Essentiâ Cinnamomi und Caryophyllorum vermischt / hernach in köstlichem rothem mit (Haupt-un̅ Hertz-stärckender Wein.) Zucker versüßtem Wein verläßt / so gibt es ein sehr liebliches zumahlen auch Haupt- und Hertz - stärckendes Tranck ab. ENDE dep Ersten Buchs.
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Das Andere Buch /
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Von den Kräuteren / CAPUTI. I. Graß. Gramen. EEs gibt der Grasen so mancherley Gattungen / daß es auch den fürnefflichsten Kräuter-Beschreiberen große mühe verursachet / dieselben wol abzutheilen / und deutlich zu beschreiben. Wir wollen aber alhier der von dem berühmten Johanne Rajo gemachten Ordnung / so viel immer möglich / folgen / und weilen unser Absehen nicht ist / alle Kräuter / so man zu den Artzneyen nicht gebraucht / weitläuffig zu beschreiben / nur kurtzlich derselbigen gedencken; mithin auch auß der Berühmtesten Bauhinorum Botanischen Schrifften beyfügen / was erwan zu beßerer Erkantnuß folcher Kräuteren dienen mag. Ins gemein werden under dem Namen Graß begriffen und verstanden diejenigen nidrigen Kräutlein / so von sich selbsten aller Orten auß der Erden hervor wachsen / und mit jhren Wurtzlen sich außbreiten / ohne das man sie pflantzen oder säen muß. Zumahlen fie dem Viehe allein zu einem Futter dienen; obwohlen sonsten auch auff den Wiesen und Matten zwischen dem Graß viel andere Kräuter mit underwachsen / welche dem Menschen sonderlich zur Artzney dienlich sind. Es werden die Graß abgetheilet in die Aehre-Graß / (Gramina spicata) und Strauß-Graß / (paniculata.) Under die Aehre-Graß werden gezehlet: 1. Die Hunde-Graß / Gramina canina. 2. Die Wäitzen-ähre-Graß / Gramina spicâ triticeâ. 3. Die schwartzen Rocken-ähre Graß / Gramina spicâ Brizae. 4. Die Rocken-ähre Graß / Gramina spicâ secalinâ. 5. Die Sparten-Graß / Sparta s. Gramina spartea. 6. Die Fench-Graß / Gramina panicea. 7. Die Lulch-Graß / Gramina loliacea. 8. Die Fuchsschwantz-Graß / Gramina alopecuroides. 9. Die Kollben-Graß / Gramina typhina, s. Typhoides. 10. Die Haber-ähre-Graß / Gramina avenacea spicata. 11. Die Stachlichten Aehre-Graß / Gramina echinata s. spicâ echinatâ. Vnder die Straus-Graß zehlen wir / 1. Die Gläichichten Schwaden-Graß / Gramina dactylina, vel dactyloides, s. Ischaema. 2. Die zitterende Strauß-Graß / Gramina tremula. 3. Die Rohr-Graß / Arundines, & Gramina arundinacea. 4. Allerhand Wasser Strauß-Graß / Gramina aquatica arundinacea paniculata. 5. Die Hirß Graß / Gramina miliacea. 6. Die Sorgen Graß / Gramina sorglina. 7. Die Knorrichten-Graß / Gramina nodosa. 8. Die Wiesen- und Feld-Strauß Graß / Gramina pratensia & arvensia paniculata. 9. Die Gersten-Graß / Gramina hordeacea. 10. Die Haber-ähren-Graß / Gramina avenacea paniculata. 11. Die Haarichten Wald-Graß / Gramina nemorosa hirsuta. Vnder beyde Gattungen obbedeuter Graß werden demnach ohne underscheid gesetzet. 1. Die Cyper-Graß / Gramina cyperoides. 2. Die Bintzen-Graß / Gramina juncea. Welche Graß alle / sambt jhren absonderlichen speciebus weitläuffig zu beschreiben / ein zimliches erforderen / und eben wenig nutzen haben wurde / weilen unser Zweck einig dahin gerichtet ist / diejenigen Kräuter allein zu beschreiben / welche entweder in den Gärten pflegen gezihlet / oder in der Artzney gebraucht zu werden.
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Rech-Graß. Gramen repens officinarum. Namen. KEch-Graß heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Gramen Dioscoridis, Gramen caninum arvense, C. B. Gramen repens officinarum fortè, spicae Triticeae aliquatenus simile, J. B. Italiänisch / Gramigna. Frantzösisch / Dent de chien, Chien dent. Spanisch / Grama. Englisch / Dogsgrasse / Quychgraß. Dänisch / Gräß. Niderländisch / Lidtgraß / Hontsgraß. Man nennet es auch Queckengraß / dieweil es das Rinvieh als eine gute Mastung gern isset / denn das wörtlein queck ist ein altes Teutsches wort / heist ein Rind / und wird noch von den Sachsen und Mitternächtigen Teutschen gebraucht. Andere heissen es Hundegraß. Mit diesem Graß komt gantz überein das Gramen latifolium spicâ triticeâ compactâ, C. B. Gestalt. Das Rech-Graß hat eine lange / knod- und gläichichte wurtzel / mit vielen anhangenden zaseln / kreucht hin und her / doch nicht fast tieff in der Erden / stosset von jedem Gläich ein besonders stöcklein herfür / und nehret sich selber wie der Wegtritt. Die blätter sind lang / hart / spitzig / und ein wenig breit / wie die kleinen Rohr-blätter anzusehen. Die stengel stehen fast zweyer spannen hoch / sehr schmal und dünn / wie die strohalmen / mit drey oder vier gläichen. Am obertheil bringen sie außgespreite ähre / darinn wächst ein kleiner samen. Das kraut und wurtzel haben einen süßlichten Geschmack / mit einer zusammenziehung und kleinen schärffe. Es wächset hin und wider auff den grasichten Feldern / auff den Aeckeren / und an den rechen der Weinbergen. Eigenschafft. Das Rech-Graß hat ein mittelmässige Natur / die wurtzel ist zimlich kalt und trocken / wird zu den Artzneyen viel gebraucht; und hat vermittelst seines Nitrosischen milten saltzes die Eigenschafft zu eröffnen / den schleim zu erdünneren / und den Harn und Sand der Nieren zu treiben. Gebrauch. (Verstopffung der Leber / gelbsucht / verstandener Harn / würm / versehrung der Nieren und Blasen.) Ein loth Rech-Graß-wurtzel in einer maß Wasser gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / und davon nach belieben getruncken / eröffnet die verstopffung der Leber / vertreibet die Gelbsucht / beförderet den Harn / führet auß die Würme / heilet die versehrung der Nieren und Blasen. Das destillierte Graßwurtzel-wasser eröfnet (Verstopffung der leber / nieren / harngäng und Blasen / Stein / Würm / versehrung der blasen.) die verstopffung der Leber / Nieren / Harngäng und Blasen / förderet den Harn / treibet auß den Stein / heilet die versehrung der Blasen / tödtet dieWürm / so man morgens früh 4. oder 5. loth davon trincket. So man mit diesem Wasser das Bäuchlein der jungen Kinderen laulicht waschet / soll es jhnen die Ruhr stillen. Mann-Graß. Gramen mannae. Namen. MAnn-Graß / Schwaden oder Himmelthaw heist Lateinisch / Gramen mannae, Manna coelestis, Gramen dactylon esculentum, C. B. Gramen cereale. Italiänisch / Herba capriola, Sanguinella. Englisch / Dewgrasse. Niderländisch / Hemelsdaw. Gestalt. Das Mann-graß hat eine über zwerche wurtzel / kriechet hin und her in dem Grund mit vielen zaseln. Die blätter sind breiter [299] als des gemeinen Graß / den Riedblätteren gleich / und an dem theil / wo sie den stengel begreiffen / ein wenig haaricht: die stengel sind dicklicht / mit gläichen oder knoden underscheiden / und rauch / von farben ein wenig braun oder röthlicht / elen lang und länger; am obertheil bringt es vielfältige lange Aehren / darinnen wächst ein länglichter kleiner same / fast dem Hirs gleich / außwendig schwartzlicht / und wenn er geschelet / wird er weiß / und hat ein Geschmack wie der Reiß. In Böhmen und Kernten säet man Augentrost-Graß. Gramen leucanthemum. Namen. AUgentrost-Graß / wird von Joh. Bauhino genennet auff Latein / Gramen Fuchfii sive Leucanthemum; und von Casparo Bauhino, Caryophyllus holosteus arvensis glaber flore majore. Gestalt. Das Augentrost-Graß ist ein schönes Kräutlein / hat viel dünne / knodichte / viereckete stengel / welche nicht von sich selbst können auffwachsen / sonderen sich an den Gebüschen anhalten müssen. An diesen stehen je zwey blätter gegen einander über / sind schmal / länglicht / etwas zart anzugreiffen / dem Graß ähnlich / doch kürtzer. Oben trägt es viel schneeweisse an stielen hangende fünff-blättige Blümlein / darauß werden runde / länglichte knöpfflein / welche einen kleinen Samen in sich verschlossen halten. Die würtzelein sind subtil / und kriechen umb sich wie die Graß-wurtzel. Zu Pariß haltet man dises Augentrost-Graß für Holosteum AEginetae, in Italien aber für Chamaecysson Oribasii. Dises wird ein art gefunden welche viel zärter ist / und kleinere Blümlein fast wie sternlein bringt / inwendig mit rotgelben fäßlein sehr lieblich anzusehen. So ist auch noch eine art / die an grasichten Angeren wächst / mit rauchen blättern / die es in grosser menge / solches in der Küche wie den Hirß und Reiß zugebrauchen. Gebrauch. Von dem geschelten Samen des Manngraß bereitet man gute müßlein und Breylein / mit Fleisch-brühen und Milch / kochet jhn wie den Reiß. Solche Müßlein nehren zimlich wol / und sind darbey anmütig zu essen. Dieser Samen ist gesunder als der Hirß / verdäulich und blähet den Leib nicht auff. Stachel-Graß. Gramen aculeatum. Blumen sind breiter und lieblicher anzusehen. Wird von Lobelio Caryophyllus Holosteus genent. Das Stichel-Graß ist ein seltzames Gewächs / mit schmalen zugespitzlen Graß-blättern / hat dünne stengel mit vielen gewerblein / daran wachsen runde rauche knöpfflein / von viel samen zusammen gesetzt / ehe solcher reiff wird / ist er mit andern stachlichten blättern bekleidet und verschlossen / daß es fast sihet wie Wassernuß. Welchem beliebig ist / ferners vielerley Arten des Grases zu besehen / der findet sie in des weitberühmten Herren Caspari Bauhini Libro primo Theatri Botanici, alda sie gleich im anfang in vielen Capiteln außführlich und zierlich beschrieben werden. CAPUT II. Dort. Lolium. Namen. DOrt / Lülch / oder Unkraut heist Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Aera, Zizanium, Zizania, Thyarus, Lolium, Gramen Loliaceum spicâ
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Dort. Lolium. longiore, C. B. Italiänisch / Loglio Frantzösisch / Yvroye, Mauvaise herbe, Zizanie. Spanisch / Yojo, Joyo, Zizanna. Englisch / Darnell. Holländisch / Onkruyd. In Teutscher sprach wird es auch genen̅t Twalchweitzen / Lulch / Lolch / Durt / und in Sachsen Trespe / Trebsen / Walchtrepse / Trestdorp / Weitzen-walch. Der same dieses Unkrauts wird Trümmelkorn genennet / weilen / wenn es under das Brotmehl kommet / den Menschen / so solch Brot geniesset / Trümlig / das ist / schwindlicht und tum̅ machet. Gestalt. Dort ist ein Mißgewächs deß Geträids / entsprießt auß verdorbener Gersten oder Wäitzen / doch wächst er meistentheils under dem Wäitzen. Die ursach aller Unkräutern kommet daher / wenn die Früchte von stätigem Ungewitter zu viel beregnet werden / muß von nothwegen der Same dadurch schaden leiden / entweder daß er zumal ertrincke und verfaule / oder ein Unkraut darauß wachse. Solches komt bald im anfangenden Winter herfür / hat lange / feißte / rauche blätter. Der halm ist fast wie im Wäitzen doch dünner. Oben stehet ein lange ähre / die ist mit spitzigen täschlein zu beyden seiten / aber ungleich gegen einander / besetzt. Auß jedem täschlein schlieffen 3. oder 4. körnlein mit starcken häutlein bedeckt. Es wird zeitig mit dem Wäitzen. Eigenschafft. Dort ist warm im dritten und trocken im andern grad; führet einen unsaubern schwefelichten geist mit sich / davon du Lebensgeister in dem Menschen erdickeret / geschwächet / ja gleichsam als von einem Gifft undertrucket werden. Gebrauch. Das Brot auß Dortmeh??? gebacken und genossen / beschweret das Haupt / bringt den Menschen / gleich wie die Trunckenheit in tieffen schlaff und schwindel. Es schadet den Augen und verfinsteret das Gesicht: dergleichen würckung hat es auch / wenn es under dem Zeug zum Bier gefunden wird: derowegen scheiden und durchsieben die Ackerleuth diesen Samen vom Weitzen mit grossem fleiß / und halten jhn auff zur speiß der Hüner / Capaunen / Tauben und Wachteln / welche fett darvon werden. CAPUT III. I. Gerstenwalch. I. AEgilops. Namen. GErstenwalch heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / AEgilops, Festivago, Bromus sterilis, Hordeum festuca; Festuca avenacea sterilis elatior, & humilior, C. B. Italiänisch / Egilopa, Orzo falvatico, Squalà. Frantzösisch / Averon. Englisch / Great wild Gat-graß / or Dranck. Gestalt und Geschlecht. Gerstenwalch nennen etliche Avenam sterilem, Gauchhabern / so er doch am meisten under der Gersten wächst / denn die Gersten wil haben gute / gesunde / getungte Felder / sonsten mißrathet sie / und wird zu Quecken oder Walch / fürnemlich wenn sie von stätigem Ungewitter zu viel beregnet wird / wie solches die erfahrung gibet. Gerstenwalch vergleichet sich mit den blättern dem Wäitzen / außgenommen daß sie weicher sind. Sein halm ist anderthalb elen hoch / knodicht und dünn / hat auch dünne und schwache wurtzeln / und haarichte blätter.
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II. Gerstenwalch. AEgilops. Des Gerstenwalchs sind zwey geschlecht / haben keinen underscheid / denn allein in den Aehren. In dem ersten bringt die Aehre 4. oder 5. rothe körnlein / zwischen denselben kommen subtile äherspitzlein wie haar herfür. Das andere trägt zwey / oder allermeist drey körnlein / die sind mit holkehlen durch zogen / darauß gehen weit mehr und auch stärckere ährespitzen als in dem ersten. Eigenschafft. Gerstenwalch hat wenig flüchtige / saltzichte / mit etwas ölichten vermischte bitterlichte theile bey sich / und also die Eigenschafft zu kühlen / zu trucknen / zu säuberen / zu heilen / auch aller fäulung und Würmen zu widerstehen. Gebrauch. Dioscorides lib. 4. cap. 139. schreibt / diß Kraut (Augengeschwär.) zerstossen / und wie ein Pflaster übergelegt / heile die Geschwär und Fisteln der Augen / die man Griechisch AEgilopas nennet / (daher vielleicht diß Gewächs den Namen bekommen.) Sein Safft wird mit Mehl vermischt / getröcknet und wider di se Gebrechen (Würm im Leib.) zu gebrauchen bewahret. Die wurtzel in Wein gesotten / und etliche tag davon getruncken / vertreibet alle Würm auß dem Leib. CAPUT IV. I. Bintzen. I. Juncus. Namen. BIntzen oder Schwelen heist Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Juncus, Juncus palustris, Juncus aquaticus, Scirpus. Italiänisch / Giunco. Frantzösisch / Jonco. Spanisch / Junco. Englisch / Bulrusch. Niderländisch / Biese. Geschlecht und Gestalt. Der Bintzen Herberg ist in Wassergräben / II. Blühender Bintzen. II. Juncus floridus. Sümpffen und feuchten Awen. Auß einem stock wachsen runde / glatte und spitzige Stengel oder Bintzen / inwendig mit weissem Marck außgefüllt / haben gar kleine blätter / allein unden bey der wurtzel sind sie mit etlichen scheiden bekleidet / wie das Rohr. Oben nicht fern von dem Gipffel / bringen sie röthlichten Samen Traubenweise / der gleichet dem Sorgsamen. Die wurtzel ist vielfaltig / zasicht / dünn / doch steiff und fest in die Erden gehefft. Man findet grosse und kleine Bintzen / aber dieweil sie der gestalt [302] nach einander nicht unähnlich / sind sie under einer Figur begriffen. In Böhmen neben dem Fluß Muldaw hat Matthiolus ein sonderlich Bintzen-geschlecht gesehen / dasselbige hat viel lange / schmale und spitzige blätter / die steigen bald von der wurtzel auff: mitten zwischen diesen blättern stehen die runden glatten Bintzenstengel / die tragen schöne dolden von braunen dreyblättigen Blumen / lustig anzuschawen. Noch vier andere Geschlecht der Bintzen beschreibet Casparus Bauhinus libr. 1. Theatr. Botan. sect. 2. cap. 4. & seq. Das erste Geschlecht Juncus laevis paniculâ sparsâ major, hat eine wurtzeln mit weissen zaseln / auß deren viel dünne und spannenhohe Bintzen oder Stengel herfür kom̅en / welche in ein gar subtilen spitz außgehen. In mitte der Bintzen entspringet ein kleine rötlicht un̅ zerspreitete ähr oder kölblein / wächst in Bernischer Herrschafft auff der Strasse / welche auß dem Thal Grindel-wald in das Thal Lauterbrun gehet. Das ander Geschlecht Juncus alpinus bombycinus, wächst auch in vorgemeltem Grindel-wald an feuchten orten. Auß seiner wurtzel / welche der gemeinen Bintzenwurtzel ähnlich ist / kommen die Bintzenblätter / zwischen welchen viel dünne halme herfür wachsen / die ein köpflin mit weisser Wolle tragen. Caspari Bauhini Dreyspältiger Bintzen mit einem hereingebogenen Spitz. Juncus acumine reflexo trifidus, C. B. Das dritte Geschlecht / Juncus acumine reflexo trifidus, hat ein schwartze gläich- und zaselichte wurtzel / auß deren viel dün̅e Bintzen herfür wachsen / welche höher als ein spannen / und an dem oberen theil in drey (selten vier) gar subtile griffel getheilet sind: auff den gipffeln der Bintzen bey dem spalt sitzen die dunckelbraunen ähre; wächst auff dem Lucernischen Fracmont / wie auch den Pyreneischen und Mährischen Gebürgen. Das vierte Geschlecht / Juncus floridus minor, hat ein weisse und gläichichte wurtzel / an welcher viel zaseln hangen: der halm oder stengel ist spannen hoch / mit 3. ablangen / spitzen blättern begabt / deren zwey den stengel übersteigen / auff dessen gipffel die Blumen / je eine nach der anderen / auff jhren fünff eigenen stielen sitzen / welchen ein runde zweyfache Frucht in der grösse der Candischen Erven nachfolget. Es wächst bey dem löblichen Gottshauß Einsidlen / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont / bey dem also genanten Pilatus-See. Eigenschafft. Die Bintzen sind mittelmässig warmer und trockener Natur / haben viel irdische mit einem nitrosischen safft vergesellschafftete theil / davon sie krafft haben zusammenzu ziehen / zu stopffen / das Blut zu stillen / und sind also an Tugend dem Schaffthew durchauß zu vergleichen. CAPUT V. Indianische Nard. Nardus Indica. Namen. INdianische Nard heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nardus Indica, Ger. Indica vulgaris, J. B. Indica, quae Spica, Spica Nardi, & Spica Indica Offic, C. B. Italiänisch / Nardo di India, Nardo oltramarino. Frantzösisch / Nard d' Inde, Nard d'outre mer. Spanisch / Azambar, Al [303] mea. Englisch / Indian spicknard. Niderländisch / Nardus overzee. Gestalt. Die Indianische Nard ist / nach dem bericht Garciae ab Horto, eine wurtzel / welche jhren drey spannen langen stengel / wie ein kleine ruten auff dem boden außspreitet / die alßdenn noch in viel kleinere / dünne rütlein zertheilt wird. An dem oberen theil der wurtzel / wie auch zwischen diesen rüthlein kommen die ähre herfür. Also verkaufft man sie in Cambagete / Asurate / Gogua und anderen Indianischen Seehäfen / alda die Arabische und Persische Kauffleuth sie abholen / der meiste theil aber wird von den Inwohneren selbsten verbraucht. Sie wächst auch in der Landschafft Mandou und Chitou / die an das Königreich Belli / Bengala und Decan stossen / nahe bey dem Fluß Ganges / welchen die Indianer für gar heilig halten / denn die Inwohner des Königreichs Bengala / wenn sie tödlich kranck darnider ligen / lassen jhre Füsse in dem Fluß baden. Es stehen gewisse Götzen-tempel in demselbigen / welche hauffenweiß von den Indianern insonderheit den Kauffleuthen von Guzarate und dem Königreich Decan besucht werden. Sie opfferen disen Götzen köstliche Geschenck / und bilden jhnen ein / dadurch grosse Heiligkeit zu erlangen. Die Indianische Nard wird von den Indischen / Türckischen / Persischen und Arabischen Aertzten viel gebraucht / daher für ein Fabel billich zu halten / wenn Andreas Lacuna in commentar. ad lib. ??? Dioscorid. cap. 6. schreibet. Der Gebrauch diser Nard ist gefährlich / dieweilen auß demselbigen ein tödliches Gifft / so man pisum in Indien nennet / zubereitet wird / welches nicht allein getruncken / sonder nur nach dem schweiß an die haut gestrichen / den Menschen umbringet: Den̅ Garzias ab Horto, sich viel Jahr als ein Aertzet in India auffgehalten / auch bey den Indischen Königen / Fürsten und allen Artzten wol bekant ware / welcher doch von disem Gifft / oder piso im geringsten nichts vernommen / wie er solches lib. 1. histor. Aromat. cap. 23. selbsten berichtet. Jacobus Bontius in notis ad hoc caput, zeiget an / die Indianische Nard wachse viel in Java / und werde von den Indianeren in der Küch zu den Fischen und dem Fleisch gebraucht: als er in Indien Medicus ware / hat er sie wie bey uns in Europa die Ringelblumen / in Essig gebeitzet / (Kalte kranckheiten des eingeweids verstopffung der Leber / miltz / und krößaderen / Biß der schlangen / scorpionen / meeraßeln.) und auß derselbigen auch ein Syrup zubereitet / welchen er wider die kalte Kranckheiten des Eingeweids / insonderheit aber die verstopffung der Leber / Miltz / und Krößaderen / (die zu seiner zeit so gemein waren / daß viel Menschen darvon außgedorret) nutzlich vorgeschrieben. Er hat ferners auß eigener erfahrung wargenommen / daß dieser Essig sehr dienlich seye wider die Biß der Schlangen / Scorpionen / Meer-asseln / und anderen gifftigen Thieren / so man den Safft einnimmet / und den Essig zu der Wunden gebrauchet; also habe er einen geheilet / welcher von der Schlangen / Cobra de capello in Portugesischer Sprach genant / gebissen worden. Eigenschafft. Die Indianische Nard ist warm im ersten und trocken im andern grad / und hat also viel ölichte mit flüchtigem scharffem saltz vermengte theile bey sich / dadurch sie erwärmet / tröcknet / eröffnet / und zertheilet. Wird in allen wolbestellten Apothecken gefunden; soll leicht / viel-härig / gelb / frisch / wolriechend wie der wilde Galgan / und am Geschmack bitter seyn. Man bringet sie auß Egypten von Alexandria nach Venedig / und von dar auß in Teu???schland. Gebrauch. Indianische Nard ein halb loth in einem quartal weissen Weins und frischen Brunwassers (Wind / auffstossen des Magens / gelbsucht / Nierenweh / kalte Gebresten der Leber und mutter / Gifft / blödes kaltes haupt.) gesotten / und in etlich mahlen getruncken / zertheilet die Wind im Leib / befürderet den Harn / dienet in dem auffstossen des Magens / der Gelbsucht / Nierenweh / und in den kalten gebresten der Leber und Mutter / stärcket das Hirn und alle Glieder des Leibs. Sie ist gut wider das Gifft / daher man sie under den Theriack vermischt. Wird auch zu der Laugen gethan / das blöde kalte Haupt damit zu stärcken. Wenn die wurtzel in Wein und Oel gesotten wird / so gibt es nach abdämpffung deß Weins ein köstlich Narden-öl ab / welches über den Bauch offt geschmieret / den Magen stärcket / die Däwung beförderet / das Grimmen stillet / und den Bauchfluß hemmet. CAPUT VI. Langer wilder Galgan mit den spitzen der Blättern und der Blumen. Cyperus longus cum mucronibus foliorum, & floribus.
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Namen. WIlder Galgan heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cyperus. Italiänisch / Cipero. Frantzösisch / Souchet. Spanisch / Juncia. Langer wilder Galgan heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cyperus longus. Italiänisch / Cipero longo. Frantzösisch / Souchet long. Spanisch / Juncia olorosa. Englisch und Niderländisch / wilden Galegaen / Galin???a. Wilder runder Galgan heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch Cyperus rotundus. Italiänisch / Cipero rotondo. Frantzösisch / Souchet rond. Spanisch / Juncia avellanada, Juncia redonda. Englisch und Niderländisch / round Galingale. Runder wilder Galgan / ??? der grosse auß Syria röthlicht / ??? der kleine sehr wohlrtechende auß Candia / schwartz. Cyperus rotundus, ??? major Syriacus subrufus, ??? minor odoratissimus Creticus niger. Geschlecht und Gestalt. Es werden verschiedene Geschlecht des wilden Galgans gefunden / und von den Botanicis beschrieben. Das erste Geschlecht ist der lange wilde Galgan / Cyperus odoratus radice longâ, sive Cyperus officinarum, C. B. paniculâ sparsâ speciosâ, J. B. hat lange / schmale und harte rohr-blätter / dem Lauch fast gleich / außgenommen daß sie härter und auff den seiten schärffer sind. Seine stengel sind starck / glatt und dreyecket / bißweilen vierecket / und einer elen hoch / darin̅en stecket weiß Marck wie im wolriechenden Bintzen: oben am stengel gewinnet es kleine glitzende blätter / samt einem breiten braunröthlichten strauß mit faseln / zwischen welchen der spitzige und graßfarbe Same herfür tringt. Die wurtzel ist lang und dick / zasicht in einander geschrencket / außwendig etwas schwartz- und knodicht / inwendig aber etwas weißgelb / eines lieblichen Geruchs / und wenig bitteren Geschmacks. Wächst in Sicilien / Italien / und umb Montpelier in den Wiesen und sumpfichtem Erdreich. Gesnerus berichtet / daß der lange wilde Galgan an dem Züricher-See bey Rappersweil von sich selbsten wachse / von dannen er jhne auch in seinen Garten gepflantzet habe. So kom̅et er auch nach deß Jani Cornarii bericht bey Feldkirch in zimlicher menge herfür. Das ander Geschlecht / der runde wilde Galgan / Cyperus rotundus orientalis major, C. B. Cyperus Syriac. & Cretic. rotundior, I. B. ist dem ersten fast gleich / allein daß seine blätter und stengel kleiner und kürtzer sind. Die wurtzeln sind rund und knodicht / hangen an einander mit langen faseln / sind fast den Oliven ähnlich / eines aromatischen geruchs / und scharfflichten geschmacks. Der wilde Galgan wächst in Italien / Franckreich und anderen heissen Länderen von sich selbst in Wässerigen gebawten orten. In Teutschland wird er in den Gärten gepflantzet / den besten bringt man auß Syrien und Egypten von Alexandrien / welcher den Italiänischen weit übertrifft. Es gibt auch noch etliche andere gattungen des runden / und deß langen Galgans / als da ist der runde Orientalische kleine Galgan / Cyperus rotundus orientalis minor, C. B. und Cyperus rotundus minimus Hispanicus, C. B. wie auch Cyperus rotundus littoreus inodorus, I. B. Item ein langer wilder nichts riechender Galgan / Cyperus rotundus inodorus Germ. C. B. so dann Cyperus longus inodorus sylvaticus, C. B. Park. Bontius thut auch meldung eines Indianischen / in der Insul Java wachsenden Galgans / Cyperus Indicus, Bo???. Eigenschafft. Die wurtzel dises Krauts / so allein in der Artzney gebraucht wird / hat ein scharffes aromatisches flüchtiges saltz bey sich / und dannenher die Eigenschafft zu stärcken / zu wärmen / zu eröffnen / die wind und bläst zu vertheilen / das Gehirn und Nerven zu stärcken / dahero von den Alten gesagt worden / daß sie warm und trucken seyen im anderen grad. Gebrauch. (Monatliche reinigung verlurst / Grieß / Sand / Wassersucht Magensschwachheit.) Wilder Galgan gestossen / und des pulvers ein halb quintlein schwär in weissem Wein eingenommen / befördert die Monatliche reinigung der Weibern / treibt den Harn / reiniget die Nieren vom Grieß und Sand / öffnet die verstopffung in der angefangenen Wassersucht / und stärcket den Magen. Der wilde Galgan gekäuet / wendet den bösen geruch des Athems. Casparus Bauhinus lib. 1. Theatri Botanici sect. 2. cap. 13. rechnet zu dem runden wilden Galgan / noch folgendes Gewächs / welches von jhme Cyperus rotundus inodorus ex Flo [305] rida genennt / und auß dem Nicolao Monarde also beschrieben wird. Von dem Seehafen St. Helenae, welcher in der Landschafft Florida liget / bringet man ablange und knorrige Wurtzeln / die sind Daumens-dick / aussen schwartz / und innen weiß / geben ein Gewürtz-geschmack von sich / fast wie der Galgan: wenn sie dürr werden / überkommen sie Runtzeln / und werden hart wie ein Horn. Die Aestlein spreiten sich auff die Erden / bringen breite und satt-grüne Blätter. Wächst an feuchten orten. Von Nicolao Monarde wird es Radix St. Helenae, St. Helena-wurtzel / von Castore Durante aber Pater noster St. Helenae. St. Helenae Paternoster genennt. Ist warmer und trockener Natur. Das Pulver dieser Wurtzeln wird in Wein wider (Magenschmertzen. Grieß.) die Magen-schmertzen und das Grieß gelobt. Die Indianer zerstossen diese Wurtzel mit steinen / und wenn sie sich des Bads bedienen / reiben sie den gantzen Leib mit diesem Pulver / soll ihme ein anmüthigen Geruch mittheilen. Auß den abgeschnittenen und durchborten Knorren dieser Wurtzeln / machen die Spanier und Indianer ihre Corallen am Pater-noster / welche sie an den Halß hencken / und ihnen viel kräfften zuschreiben. Gifftwurtz. Contrayerva. Vnder den langen wolriechenden wilden Galgan zehlet vorgemeldter Herr eine Art / die von ihme Cyperus longus odorus Peruanus genennet / und auch auß dem Monarde beschrieben worden. Wird sonsten auff Teutsch genennet / Gifftwurtz. Lateinisch / Contrayerva, Radix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra venena, Drakena. Niderländisch / Vergifftwortel. Frantzösisch / Racine de yerva, ou venimeuse. Die Wurtzel ist röthlicht / ablang / knorricht / und mit dicken / harten zaseln begabet / so 3. oder 4. zoll lang / inwendig weiß / und deren etliche haaricht sind / welche ein geruch / wie die wilde Angelica von sich geben. Man bringet sie auß dem Indianischen Königreich Peru / von Charus / allda die Spanier dieses Gewächs Contrayerva nennen / welchen Namen es auch in Teutschland biß auff diesen Tag behalten hat. So man die Wurtzel in dem Mund kewet / gibt sie einen Würtz-geschmack von sich. Wenn man sie zu Pulver stosset / und davon ein Ducaten schwer im weissen Wein einnim̅et / widerstehet sie allem Gifft / nur den Sublimat außgenommen / denn sie entweder durch (Gifft / Gifftige Liebesträncker.) das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft außstosset / auch die gifftige Liebes-träncker auß dem Leib forttreibet / dahero die Spanier solche Wurtzel wider das Gifft dem berühmten Bezoar-stein vorziehen. Etliche zerschneiden sie in Scheüblein / und legen sie in das Wasser / welches sie den Kindern / so (Kindsblateren.) an den Blatern kranck darnider ligen / zu trincken geben. Süsser wilder Galgan. Cyperus rotundus angustifolius esculentus. Namen. DEr süsse wilde Galgan heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Trasi, Dulcichinum, Juncus avellana; Cyperus esculentus, C. B. Trasi, J. B. Italiänisch / Trasi dolce, Dolzolini, Habaziz. Spanisch / Juncia avellanada, Ciafas. Englisch / Dweet Cyperus / or Ruthnut. Niderländisch / Zoete Cyperus. Gestalt. Daß der süsse wilde Galgan oder Trasi ein Geschlecht des Galgans seye / ist offenbahr / so man die Wurtzeln / das gantze Kraut und den ort seiner stell eigentlich betrachtet: den underscheid findet man allein an dem Geschmack der zur Speiß anmüthigen Wurtzen. Er bringet dünne und zaslichte Wurtzen herfür / an welchen rundlichte Knollen / als Kölblein / wie an dem Galgan / herabhangen / so den Ziser-erbsen oder Bohnen ähnlich / und mit einer rauchen Haut oder Schale bedecket sind. Sein Marck oder Safft ist süß / wieß / und am geschmack den Castanien gleich. Die Blätter vergleichen sich dem Galgan / sie sind gestaltet / wie das Riedgraß / schmäler als der Lauch / Elen lang und spitzig. Die Stengel wachsen Elen hoch / und tragen oben kleine Blättlein / wie Sternen zusam̅engesetzt / zwischen welchen in dem Brachmonat geährte Blumen herfürschiessen. Dieses Gewächs verenderet sich nach dem ort seiner stell / denn an etlichen orten bringet es Stengel und Blumen / an anderen aber gar nicht. Zu Verona in Italien wird es in grosser anzahl gefunden / und jährlich auff nachfolgende weisse fortgepflantzet. Im anfang des Wintermonats / damit sie nicht von der Kälte verderben / grabet man die Wurtzeln auß / und stecke??? [300] sie im Mertzen widerumb ins Erdreich / nachdem sie zuvor ein paar Tag in Brunnwasser eingeweicht worden / denn also wachsen sie leichtlich. In Africa kommen sie von ihnen selbsten herfür. Auß Ethiopien und den nächsten Insuln / insonderheit auß der Insul St. Thomae / führet man sie in Portugall. Von Egypten schicket man sie häuffig nach Tripoli / allda sie die Einwohner in dem Brachmonat zur Speiß gebrauchen. In Sicilien wachsen sie von sich selbsten / und werden von darauß nach Neapolis geschickt / allwo man sie glücklich pflantzet. Zu Verona und Venedig tragen die Knaben diese süsse Wurtzen in den Körblein herumb / und schreyen mit lauter Stimm / dolce Trasi, süsser Trasi. Die Veroneser essen diese Frucht rohe / saugen das Safft darauß / das Häutlein speitzen sie davon / denn man es wegenseiner rauche nicht schlingen kan.

CAPUT VII.
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Groß Ried. Sparganium. Namen. GRoß Ried heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sparganium, Butomus Theophrasti, Carex, Gladiolus palustris, Platanaria. Italiänisch / Sparganio. Frantzösisch / Glajeul d'eau. Englisch / Bur-reed / Segde / Swordgrasse. Niderländisch / Waeterlisch / Kandelaers. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Schwertelried / Igelsknospen / Degenkraut / Leuschried und Leuschen. Gestalt. Das Großried fladert mit seiner Wurtzel hin und her im Erdreich / die gewinnet viel Zaseln und haarichte kleine Neben-würtzelein / darauß wachsen scharpffe / lange / spitzige vnd schneidende Liecht-grüne Blätter / zwischen welchen runde / glatte Stengel herfürstossen / die werden anderthalb elen hoch und höher / theilen sich oben in etliche Nebenzweiglein / und wächst unter einem jeden Aestlein ein kleines Schwerdt-blatt herauß. Die gemeldten Aestlein bringen bleich-grüne Knöpff / in der grösse einer kleinen Baumnuß / blühen mit sehr kleinen weissen Fäserlein / und werden im Hewmonat zu stachlichten Kölblein / anzusehen / wie die kleinen Igel / darinn ist der Samen. Es wächst an den Wasser-gestaden / auch in den Wasseren und Sümpffen / deßgleichen auff den nassen Wiesen / und den alten Wasseren vom außlauffenden Rhein / hin und wider an dem Rheinstrom. Allhier findet mans bey Michelfelden / dem Newenhauß und der Wiesen in sumpffichten orten. Casparus Bauhinus thut dreyerley Gattungen dieses Krauts meldung / deß ästichten / Sparganii ramosi; dessen ohne Aestlein / non ramosi; und deß kleinesten / Sparganii minimi. Eigenschafft. Groß Ried hat etwas scharfflichten Saltzes / neben seinen vielen irrdischen Theilen bey sich / daher ihme ein warme und trockene Natur zugeschrieben wird: Man gebraucht es in den Artzneyen selten / oder gar nicht. CAPUT VIII. Schaffthew. Equisetum. (A. Groß Wasserschaffthew.) (B. Klein Schaffthew.) (C. Die ersten Schoß darinnen die Blüth verborgen ligt.) (D. Der Samen.) (E. Die Blüth.) Namen. SChaffthew heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hippuris, Cauda equina, Equi [307] setum, Wiesen-Schaffthew. Equisetum pratense. Mackend Schaffthew. Equisetum nudum. Cauda caballina. Italiänisch / Coda di cavallo, Cola o rabo de mula. Englisch / Horsetaile. Dänisch / Skaffnegroes / Skeffte / Studeknä. Niderländisch / Peerdsteert / Kattensteert. In Teutscher Sprach wird es auch genennt / Roß- oder Pferd-schwantz / Kantenkraut / Roßwadel / Katzenwadel / Taubenrocken / Roßschwantz / Katzenzagel und Katzenhelm. Stinckend Schaffthew. Equisetum foetidum. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht / das grössere Wasser-schaffthew / Equisetum magnum palustre longioribus setis; Equisetum majus aquaticum, I. B. Hat ein weisse / kriechende und gläichichte Wurtzel / auß deren viel Daumens-dicke / schwartzlichte und Spannenhohe stengel entspringen / so sich den Sparglen / oder den Zapffen deß Nußbaums vergleichen / und in der zeitigung purpur-braun werden / mit der zeit sihet man die stengel einfach / grad / hol / von vielen striemen rauch / ohne knoden / und zwey elen hoch herfürwachsen / auch ihre Gläiche oder Gewerbe in gleicher weite unterscheiden / auß welchen rings herumb dünne / bintzichte und rauche blättlein wachsen / wie Säwbürsten / Sternen-weiß / je ein Gesätz über dem andern / den stengel hinauff biß zu dem Gipffel. Man findet ihne in wasserichten orten und Gruben. Das kleine allhier auch abgemalte Schaffthew / wird von dem vorigen nur in der grösse unterscheiden. Sein Stengel ist viel dünner / und anderthalb spannen hoch / er trägt auch viel ein zarteren und kürtzeren zapffen. Die Blätter sind weniger / kleiner / sehr schmal / und nicht so artlich wie ein Rad / als an dem vorigen / zusammengesetzt. Es wächst allhier sambt dem vorigen bey Michelfelden in wassertichten Gruben. Das andere Geschlecht / das Wiesenschaffthew / Equisetum pratense longissimis setis, C. B. Hippuris altera, Trag. Equisetum palustre majus, Tab. Hat ein dünnen / zähen / streiff- und knodichten stengel. Es wächst höher als ein elen / und ist mit dünnen haaren ein Gesetz nach dem andern umbfangen. Die Blättlein sind länger / zäher und rau [308] cher als am ersten / darzu mit kleinen Gläichen unterscheiden / darumb er ein Werckzeug der Drechslern ist / damit sie die Geschirr glatt machen / auch brauchen ihne die Mägd das Kuche-geschirr damit zu reiben / und schön zu behalten / sonderlich was von Zinn gegossen ist / wird dahero nicht unbillich Kanten-kraut geheissen. Es wächst gemeiniglich in sandichten / magern Wiesen / und auff etlichen sandichten und feuchten Aeckeren under den Früchten. Das dritte Geschlecht / das nackende Schaffthew / Equisetum nudum: Equisetum foliis nudum ramosum, C. B. Bringet den längsten stengel herfür / so am undern theil schwartz gestreimt und rauch wird. Es trägt keine Blätter / ist hol und gläichicht / hat aber weniger Gläiche / welche auch weiter / als an den andern / von einander stehen. Auß ihnen entspringet bißweilen auff beyden seiten ein / zu zeiten aber auff einer seiten zween / und auff der andern seiten nur ein Ast herfür / so in der dicke der Bintzen anderthalb spannen hoch wachset / und an der farb / streimen und gläichen mit dem stengel übereinkomt / auch in ein sehr dünnen spitz außgehet. Aber der stengel endet sich in ein halb zoll lang / weiß und gekrümmetes büchslein / an dessen beyden seiten gemeiniglich ein elen hoher Ast sich herfür thut. Es hat auch eine gattung dieses Schaffthewes ohne Aest mit bintzichten Blättern / Equisetum soliis nudum non ramosum sive junceum, C. B. Es wächst in sumpfichten Orten und Wälderen. Das vierte Geschlecht / das stinckende Schaffthew / Equisetum foetidum sub Aquâ repens, C. B. Hat ein zasichte Wurtzel / die bringt viel dünne / runde / gläichichte / und zerbrüchliche stengel / so bißweilen elen hoch wachsen / wie der Penid-zucker gedrähet / und in viel Neben-zweiglein getheilet werden. Es hat etliche kurtze Blätter / die mit Köpfflein underscheiden sind / und mit den Gläichen sich widerumb in einander fügen. Das gantze Gewächs ist brüchig / welches in den sumpffichten Wasseren grün bleibet / wenn es aber heraußgezogen / ertrocknet / wird es weiß-graw / und so mürb / daß mans nicht allein mit den Fingeren zerzeiben kan / sondern auch von ihme selbsten sich in Pulver verwandlet. Der Geruch dieses Krauts ist stinckend und schweflicht. Es wächst in kotichten Wasseren. Casparus Bauhinus hat es erstlich zu Padua in den Gruben der Aponitanischen Bädern / darnach nicht weit von Lucern / und zu Basel jenseit der Birßbruck / wie auch umb Michelfelden und Hüningen angetroffen. Das fünffte Geschlecht deß Schaffthews / Equisetum arvense longioribus setis, C. B. minus terrestre, I. B. Hat ein schwartze / holß- und gläichichte Wurtzel / die ist ohne geschmack / und mit zaleln begabet. Auß welcher im anfang deß Mäyens schwartze Sparglen oder Dolden herfürkommen / denen gerave / hole / und anderthalb elen hohe stengel oder halme nachfolgen / so biß weilen höher / und mit Gläichen unterscheiden werden / auff deren obern theil andere schmale und krumme Dolden biß zu ihrer Vollkommenheit sitzen. Die Blätter sind bintzicht / rund / spannen lang und brüchig / dahero sie zur außfägung der Gefässen nicht gebraucht werden. Es wächst auff den feuchten sumpffichten Matten. Die Mäder hassen ihne / denn er wegen seiner Räuche ihre Sensen und Sicheln stumpff machet. Das sechste Geschlecht deß Schaffthews / Equisetum palustre brevioribus foliis polyspermon, C. B. Bekommet auß der knodichten kriechenden Wurtzeln / ein runden lähren stengel / welcher mit knödlein underscheiden ist / und höher als ein elen wachset. Bey gemeldten knödlein hat es viel Blätter / die breiter als des gemeinen Leinkrauts / und den Blättern des Tabernämontanischen Studenten-krauts ähnlich / grün / ablang / brüchig und rauchlicht sind. Es wächst allhier an den Pfützen oder Moßlachen umb Michelfelden. Das sibende Geschlecht deß Schaffthews / Equisetum palustre minus polystachion, C. B. Hat ein kriechende / und mit Gewerben underscheidene Wurtzel. Der stengel ist dünn / und nicht gar elen hoch / auch mit dickeren Gläichen gezeichnet. Bey jedem Gläiche oder Gewerblein erzeigen sich drey oder vier Blätter / oder vielmehr Haar-zöpff / die sind bintzicht und spannen lang / auff welchem jedwederen ein Aehrlein / wie ein zäpflein sitzet. Der stengel trägt ein langen Zapffen / so mit bleich-rothen Blümlein begabet ist. Es wächst an vorgemeldtem Ort / allda er auch mit sehr dünnen und längern Haaren oder Bürsten angetroffen wird. Das achte Geschlecht / der Wald-schaffthew / Equisetum sylvaticum tenuissimis setis, C. B. Hat gar zarte dünne Blättlein / sie werden viel haarichter / als alle andere / stehen sehr dick über einander / und sind alle Gewerblein am stengel / so Schuhs hoch wachset / mit gemeldten Blättlein angefüllet / dahero ein jeder außgerupffter stengel sich einem Roß-schwantz vergleichet. Es wächst in duncklen feuchten Wälden und Thäleren / sonderlich aber im Ostwald und Waßgaw / allwo die Fischweyer in den Wälden ihren ablaß haben. Man findet ihne auch im Elsaß bey dem Schloß Wangenburg. Das neunte Geschlecht ist das kleine nackende vielfarbige Schaffthew / Equisetum nudum minus variegatum Basileense, C. B. Das zehende Geschlecht ist ein bintzicht / schwartz-knodicht Schaffthew / Equisetum junceum nigrinodum Capitis bonae spei, An Arundinis gramineae aculeatae Alpini genus? Breyn. Eigenschafft. Das gemeine Schaffthew mit vielen dünnen Blättlein / wird allein zur Artzney gezogen / und hat ein milt-flüchtiges aluminosisches Saltz under seinen vielen jrrdischen und wässerigen Theilen verborgen / daher es die Tugend hat / das Geblüt zu erdickeren / anzuhalten / zusammenzuziehen / und zu stopffen. Daher sagten die Alten / daß es seiner Eigenschafft halben kalt und trocken im andern Grad seye. Gebrauch. Das destillierte Schaffthew-wasser ist [309] (Blut spenë versehrte Därm / Leber / Nieren / Blasen / unmäßiger Blutgang der Weiber / Bauchfluß. Versehtung und Löcher an) gut denen / so Blut speyen / es heilet die versehrten Därm / Leber / Nieren und Blasen / stillet den unmäßigen Blutgang der Weiber / ist dienlich in allen Durchläuffen und Bauchflüssen / Morgens und Abends jedesmal 4. oder 5. loth getruncken. Dieses Wasser heilet auch die Versehrung und Löcher an heimlichen und schamhafften Orten bey Mann und Weib / dieselbigen offtermahls darmit warm gewaschen / leinene Tüchlein darinn genetzt und übergeschlagen. (heimlichen Orten.) Das Wasser / darinnen Schaffthew gekochet / ist dem destillierten annoch zu allen solchen Sachen vorzuziehen / weilen in der (Geschwulst der Man̅sruthen / Versehrung des Munds / Zahnfleischs un̅ Halses.) Destillation die besten Theile zuruck bleiben. Wider die Geschwulst der Manns-ruthen netze leinene tüchlein in diesem Wasser / und legs warmlicht über. Es heilet auch alle Versehrung des Munds / Zahnfleischs und Halses / den Mund laulicht damit gegurgelet. CAPUT IX. Gemein Weyer-rohr. Arundo vulgaris palustris. Italiänisch Rohr. Arundo Italica. Namen. DAs Rohr oder Schilff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Calamus, Arundo. Italiänisch / Canna. Frantzösisch / Cane, Roseau. Spanisch / Canna, Carrizo. Englisch / Reede / Cane. Dänisch / Ror. Niderländisch / Riet. Geschlecht und Gestalt. Der Rohrë sind mancherley. In Teutschland findet man allein die dünne / schwache Wasser-rohre und Narren-kolben oder Deitel-kolben / die in Gesümpfen / Teichen oder Weyhern wachsen; Arundo vulgaris sive phragmites Dioscoridis, [Greek words], Theophrasti, C. B. Arundo vulgaris palustris. I. B. Diese gemeine Wasser-röhre / hat eine krumb knodichte Wurtzel / welche immer frische Augen und Zweige außstoßt / darauß hernach Manns-hohe / Fingere-dicke / hole / gläichichte stengel auffsteigen / auß deren Gläichen die rauchen / scharffen / zwey zoll breiten / und elen langen Blätter hervorwachsen. Der oberste gipffel der stengeln schießt endlich in einen haarigen / weichen / purpurfärbigen Strauß / welcher von den Winden nach und nach zerfladeret / und zerstäubet wird. In Italien hat man Röhre / (Arundo sativa seu Donax Dioscoridis, C. B. Arundo maxima & hortensis, I. B. ) welche Spanisch Rohr genennet werden / die pflantzet man in die Weinberg auff feucht Erdreich / und macht darauß Pfäle zu den Weinräben / so ander Holtz manglet / denn dieses Rohr wächst bey zehen elen lang / ist dick / fast wie eine zimliche Stange / starck / vest / hohl / und mit starcken Knöpffen oder Geläichen abgetheilet. Sonsten ist noch eine art deß Spanischen Rohrs mit gestreifften blättern / wie das Spanische Graß vorhanden / welche der berümte Elsholtzius Arundinem sativam folio maculato nennet. In dem Horto Regio Paris. aber heisset es Arundo Indica variegata, seu Laconica Theophr. Cornuti. Neben diesen hat es annoch underschiedliche andere gattungen und geschlechter der Rohren / als da sind Das Schwartzrohte Schreibrohr / dessen sich die Gelehrten in Arabien / Persien / Griechenland und anderen Orientalischen Länderen an statt der Schreibfederen bedie [310] nen / Arundo scriptoria atro-rubens, C. B. Harundo minor sive Elegia, Park. Das biegige Marckrohr / dessen stengel biegig / und etwas Marck bey sich haben; Arundo farcta Rheni Bononiensis Plinii, Zanon. Ein ander biegiges Marckrohr mit längeren stengeln und blätteren; Arundo farcta vallium Ravennae, Zanoni. Foriè Arundo farcta geniculata sive sagittalis, C. B. Ein ander sehr grosses Marckrohrs / so auß Indien und Syrien gebracht wird; Arundo farcta maxima, atrorubens, C. B. Arundo nastos sive farcta, crassa & major, I. B. Ein gelbes Mackrohr; Arundo farcta flava, C. B. Arundo nastos seu farcta, s. toxica, gracilis & plicatilis, J. B. En Indianisch vielfarbiges biegiges rohr; Arundo Indica versicolor flexilis, C. B. I. B. Ein nidriges kriehend Rohr; Arundo repens vel Chamaecalamus, C. B. Arundo humilis rara ac inusitata, I. B. Ein Indianisch braunes weiches Rohr; Arundo Indica punicea mollis, C. B. Ein Indianisch sich umb die Bäume windendes Rohr; Arundo Indica volubilis, C. B. I. B. Ein Indianisch breitblättiges Blumenrohr / Arundo Indica latifolia, C. B. florid. Lob. Canna Indica, Clus. Dieses wird / nach Elsholzii anmerckung / durch Samen folgender gestalt gezielet. Im Früling weichet den Samen Tag und Nacht in Schaffmistwasser / darnach stecket jhn wohl tieff ins Mistbett / und begiesset jhn fleissig / so gehet er endlich auff / wiewohl zimlich langsam. Wenn er fingers hoch auffgewachsen / so versetzet jhn in töpfe / oder kästen mit Erden außgefüllet / welche mit Schaffmist wol vermengel sey; stellet sie also in die Sonne / und wässeret sie bey trockenem wetter alle tag zimlich starck / so blühen sie zuweilen noch dasselbe Jahr; wo nicht / so setzet sie den Winter bey / und folgenden Früling wider in den Gar???en / alßdann werden sie ihre hoch rothen Blumen desto zeitiger von sich geben. Anfangs stosset diese wurtzel nur einen st???el herauß / nachgehends mehr und mehr: in der Erden aber setzet sie viel knoten an / durch welcher zerreissung man newe pfläntzlein e???langen kan. Die gewölbten Keller wollen dem Blumen-rohr nicht so wol bekommen / als die warmen Stuben / und zwar will es in diesen nahe zum Fenster gesetzet seyn / damit es durch die ritzen von der Lufft ein wenig erfrischet werden möge. Auch bedarff es den Winter über keiner Wässerung; auff den Frühling aber schneidet die alten stengel weg / so schlagen newe schößlein hersür. Es hat noch eine gattung dises Indianischen Blumen-rohrs mit gelben punctierten Blumen / Arundo Indica latifolia, flore luteo punctato, C. B. Dieses ist kleiner als das vorige. An jenem sind die Blumen liechtroth: an diesem gelb / mit rothen tröpflein eingesprenget; die wartung ist einerley. Eigenschafft. Das Rohr hat neben vielen irdischen theilen / auch einen scharff-saurlichten saltz-geist bey sich / ist warm und trocken im dritten grad / die blätter sind salter Natur / und zusammen ziehender stopffender würckung. Die Alten Lehrer / welche von dem Ackerbaw geschrieben haben / bezeugen / daß zwischen dem Rohr und Farnkraut / eine natürliche hefftige Feindschafft seye / daß auch / so die Bauren das Rohr an die Pflugscharen binden / und also Ackeren / alles Farnkraut auff demselben Acker getödet und außgerottet werde. Dargegen ist zwischen dem Rohr und Sparglen eine natürliche Freundschaft / daher wenn man Sparglen säet oder pflantzet / neben und under die Rohre / so gehen und wachsen die Sparglen so wol auff / daß sich darüber zu verwundern ist. CAPUT X. Zucker-Rohr / Arundo Saccharifera. Namen. ZUcker-Rohr / heisset auff Lateinisch / Arundo saccharifera, C. B. Arundo Saccharina, J. B. Englisch The Suger-Cane. Zucker / herßt auff Lateinisch / Saccharum, Sacchar, Zuccharum, Zuccharum, Zacchar, Zaccharum, Succharum, Mel arundinaceum, Mel Cannae. Griechisch / [Greek words]. Frantzösisch / du Sucre. Englisch / Sugar. Niderländisch / Suycker. Gestalt. Zucker-Rohr ist ein Gewächs / ins gemein 4. finger dick / das 6. biß 7. schuhe hoch wächst / die blätter außgenommen; hat viel [311] gläich oder knöpf / der je einer vier oder mehr zwerck finger von dem anderen entfernet. Je weiter sie aber von einander sind / je besser das Rohr geschätzet wird. Oben auff tragt es viel außgespitzte / zwey elenbogen lange / über sich in die höhe stehende / etwas rauche / der länge nach gesträiffte blätter. Bekomt auch endlich auff dem gipffel deß Rohr-stengels einen Strauß / wie das Knodichte Pfeil-rohr / oder Arundo farcta geniculata sagittalis, C. B. Der Stengel ist grüngelb / bey den gläichen ist es einseits weiß / anderseits gelb; der knopff oder geläich selbsten aber graw / oder schwartzlicht. Das Marck der stengeln ist dick / safftig / süß und weiß. Seine wurtzel aber ist gläichicht / dick / krumb / safftig / süß / nicht sonderlich holtzicht. Die Zucker-Rohr wachsen von sich selbsten in beyden / so wol Ost-als West-Indien; werden aber auch in Hispanien / Portugal / Calabrien / Sicilien / Candien / Cypren / Africa / und den Canarien-Insulen / gesäet und gepflantzet. Sie lieben einen fetten / feuchten boden: die beste zeit der pflantzung in Brasilien ist der Jen̅er und Augstmonat / die pflantzung aber geschichet folgender gestalten; Man macht in einer zubereiteten guten Erden etliche furren / in diese furren setzt man die Rohr nach einander / so daß der anfang eines das ende deß folgenden erreiche; hernach macht man die Erden darüber / so werden die Rohr allgemach herforgetriben werden. Wenn aber die Rohr also fort auffwachsen / so muß man alle zwey / drey oder vier Monat das Kraut und Blätter beschneiden / damit also die Stengel mehr nahrungs-safft empfangen / und also dicker und länger werden. Innerhalb 9. 10. biß 12. Monaten / je nach beschaffenheit deß mehr oder minder fruchtharen Erdreichs / haben diese Rohr-stengel / ihre vollkommene grösse / daß man den Zucker darauß machen kan. In Sicilien wird auß den kleinen zerschnittenen Rohren im Brach- und Heumonat der Zucker-safft under grossen Preßtrotten außgetruckt / hernach gesotten / in formen gegossen / und also stehen lassen / biß er erhartet und getrucknet ist / welches erst nach etlichen Wochen oder Monaten geschihet / wenn die feuchtigkeiten durch die löchlein / so unden in der form gemacht sind / außgeflossen. Den Zucker bereiten die Brasilianer auff folgende weiß: Wen̅ die Rohr zeitig / so schneidet man sie bey dem boden / in den gläichen selbsten entzwey / als in welchem kein Zucker-marck / sondern allein ein wasserichte feuchtigkeit sich findet. Diese abgeschnittenen Rohr entlediget man von den blättern / vnd zweigen / burdet sie zusam̅en / und führt sie auff Wägen davon / und zwar in eine absonderlich darzu aufgerichtete / von dreyen auffrecht stehenden nahe zusammen gefügten schweren Wendelbäumen gemachte Mühl; da dann die Wendelbäum von zwey paar Ochsen oder Pferden umbgetriben / und indessen die Rohr immer zwischen die umbgehenden Bäume gestecket werden / wordurch denn der süsse Safft auß den Rohren gepresset / in undergelegte Geschirr fliesset. Dieser süsse safft / darauß hernach der Zucker gemacht wird / haltet sich kaum 24. stund lang / sondern wird gleich zu Essig / und gibt keinen Zucker mehr; wenn man jhne aber länger auffhaltet / so gibt er endlich den besten Essig ab. Dannenhero man auch die Geschirr / darein der / Safft herab fliesset / täglich zweymahl sauber waschen muß. Der von den Spaniern Caldo genennte Safft / wird durch höltzene Canäl in grosse weite / ährene Kessel geleitet / darinnen er die gantze zeit über / in deren die Mühle gehet / bald stärcker / bald gelinder siedet / doch daß man die allzu grosse auffwallung mit zugiessung kalten Wassers hemmet; und indessen den dicken und vielfaltigen Schaum abnimmet / welcher Cagassa heisset / und dem Viehe zur Speiß und Tranck gegeben wird. Wenn die Cagassa hinweg / so wird der übrige Safft in den nächsten anderen Kessel (Caldera de mellar von den Portugesen genennt) außgegossen / darinnen er auch nachmahlen gekochet / und mit einem grossen Schaumlöffel von seinen Unreinigkeiten befreyet wird. Ja damit der wust desto besser davon gescheiden werde / giesset man vielleicht auch ein wenig Laugen darzu. Nach dem aber seiget man den Safft durch ein leinen Tuch / läßt ihn annoch ein wenig stehen / damit er die bey sich habenden übrigen heffen zu boden sincken lasse: welche heffen denn den Leibeigenen zur Speise gedeyen: ja sie machen darauß / mit zugiessung frischen Brun̅enwassers ein Getränck / Garapa, oder Rum genan̅t / so von den Einwohneren begierig getruncken wird. Den übrigen Safft aber gießt man wider in kleinere Kessel / darinnen er theils geklopffet / theils weiter gekocht wird / biß er die dicke eines Syrups bekommet: worauff er mit sehr grossen Löfflen immer umbgerühret / auch biß 15. oder 20. schuhe in die höhe erhoben und wider herunder gefüllet wird. Damit er aber under dem starcken sieden in den kleinen Kesseln nicht anbrenne / so gießt man zu gewissen zeiten ein wenig Oel tropffen-weiß hinein. Worbey anmerckungs-würdig / daß / wenn man Oel in den grossen Kessel / darinnen Caldo gesotten wird; oder Laugen in kleine Kessel giesset / der Safft niemahlen zu Zucker werden könte. Also wenn man ein wenig Limonen-safft under den Zuckersafft giesset / so wird er seine dicke / oder consistentz nicht bekommen. Demnach wird der also gesottene Safft / in absonderliche Zuckerhüt-formen / so auff angefeuchtetem Lett stehen müssen / geschüttet / und also durch die kälte zu hartem Zucker verwandlet. Es haben etliche darfür halten wollen / daß unser heutige Zucker den Alten wol bekant gewesen / und von jhnen [Greek words], Mel arundinaceum vel in Cannis concretum, Rohrhonig genennet worden. Wenn man aber die Sache besser erweget / und der Alten Rohrhonig mit unserem Zucker vergleichet / so zeiget es sich genugsam / daß gedachter Rohrhonig mehr ein auff die Rohr-blätter gefallener / und nach und nach erdicketer Himmels-thaw / oder süsses Manna ge [312] wesen / welches den Leib gelind laxieren konnte. Man führet aber vielerley Zucker in Europam / da einer besser ist / als der andere: Ins gemein haitet man den Maderiensischen / Maderiense; demnach den Canarienzucker / Canariense Saccharum, für den besten; Der farb nach wird der weisseste für den feinsten geachtet / wiewol er auch etwas schärffer ist; nach dem kombt der grawe / und endlich der rothe Zucker / welcher noch zimlich unrein ist. Dieser grawe Zucker wird in groben Pulvers gestalt auch verkaufft / und von den Materialisten Cassonaden / oder Castonaden geheissen. Der feine weisse Zucker aber / Saccharum albissimum, seu finum aut refinatum, wird also gemacht / man zerlaßt den unfeinen unreinen Zucker in dem filtrierten Laugen-wasser / darinnen lebendiger Kalck abgelöschet ist / kocht ihne darinnen / schaumt ihne wohl ab / siedet ihne gantz dick ein / und gießt ihn in die Zuckerhüt / welche unden ein wenig durchlöcheret / damit die trübe schleimichte Heffen darauß fliessen können. Neben dem gibt es???uch annoch candierten Zucker / welcher bey uns Zucker-candel / oder Candel-zucker; Frantzösisch / du Sucre Candis; Englisch / Sugar candy; Niderländisch / Suycker-candi; Lateinisch / Saccharum candisatum, Saccharum candi, s. candum, vel candium, Saccharum crystallisatum, lucidum, vel crystallinum, genennet wird. Dieser ist nichts anders als ein zerlassener / hernach durch abdämpffung des Wassers zu Crystallen angeschossener Zucker; welcher von dem Canarien-zucker weiß; von dem Thomasien-zucker aber roth wird / und den Namen Sacchari candi rubri vel albi traget. Wenn das Wasser von dem zerlassenen Zucker genugsam abgedämpffet / so giesset man ihn auch in erdene töpffe / darein underschiedliche höltzerne stecklein gestellet worden / setzet ihn an kühle ort / so wird der Candelzucker in ein paar Tagen an solche stecklein so wol als die gefäß crystallisiert anschiessen. Eigenschafft. Der Zucker hat viel ölichte Schwefel-theil neben einem saurlichten Geist??? in sich / und dannengher die Eiggenschafft zu erwärmen / zu lösen / der Fäulung zu widerstehen / zu versüssen / wenn er mäßiglich??? gebraucht / und mit andern nutzlichen sachen vermischet ist. Da er aber zu viel und übermäßig in allen Speisen / ja in dem Tranck selbsten genossen wird / so zeuget er ein scharffes / corrosivisches / scharbockisches Geblüt / von deme hernach allerhand ungelegenheit in dem menschlichen Leib verursachet werden. In dem feinen / durch das Kalckwasser gereinigten schön weissen Zucker / findet sich auch eine etzende / von dem ungelöschten Kalck herrührende Schärffe / welche allen innerlichen theilen / und sonderlich der Lungen höchst schädlich ist. Dannenher zu den Syrupen und Conserven / mehr der grawe unfeine / jedoch mit dem Eyerklar gesäuberte und in der kochung wohl abgeschaumte / als der mit Kalckwasser so schädlich refinierte Zucker solle gebrauchet werden. Wenn man endlich den Ursprung deß Zuckers bedencken wil / kan man nicht anderst urtheilen / als daß er gleichsam ein Essential Saltz seye / welches auß dem süssen Safft oder Marck der Zuckerrohren gesotten worden. Welches Saltz neben seinem sauren Geist / viel ölichte Schwefel-geister in sich haltet / so da gleich einem Schwefel angezündet werden können; solche geistreiche theil erzeigen sich einem jeden under der gestalt kleiner heller Füncklein / wenn man in einem finstern ort den Zucker wohl reibet. Gebrauch. Der Zucker hat viel jäsende oder / johrende Theile bey sich / darumb er leicht in einen Jast gerathet / und alles saur machet / womit (Zucker wenn er schädlich.) er vermischet wird. Daher er auch vielen Miltzesüchtigen / Melancholischen / mit dem Scharbock / oder Mutter-blähungen behaffteten Persohnen sehr schädlich / und erwecket bey denselben gleich inwendige Hitzen / Jast / Blähungen des Leibs / Grimmen / Durchlauff / Unwillen / Bangigkeiten / Mutter-guffsteigen und dergleichen. Umb dieser ursach willen soll man behutsam in dem Gebrauch des Zuckers / und deren mit Zucker zubereiteten Artzneyen verfahren. (Destillation des Zuckers.) Den Zucker kan man auff zweyerley weiß destillieren / und also verschiedene sachen darauß ziehen. Denn erstlich pflegt man ihne nur entweder einfältig und pur auß einem kolben glaß über den Helm / oder mit sand vermischet auß einer Retorten in einë weiten Recipienten zu destillieren / da denn ein geistreiches Wasser neben einem Oel heraußkommen wird. Welche Matery / so man sie rectificiert / den sauren / scharffen / etwas etzenden Geist / wie ein destillierten??? Wein-essig / oder Guajac-geist / und ein flüchtiges Oel hergibt. In dem Kolben-glaß oder Retorten aber verbleibt annoch ein stinckendes öl / neben dem fixen saltz und irdischen Theilgen / welche ???nirgendzu gebraucht werden. Der destillierte??? saure Zucker-geist zerlaßt alle Crustacea, als Perlen / Schnecken / Corallen / Stein / und dergleichen. Etliche mischen halb theil Salnuac??? unter den Zucker / und destillieren??? also den sauren Geist auff obige weiß davon auß; bedienen sich hernach desselben auff 6. biß 8. tropffen in Pappelen- oder Ehrenpreiß-wasser zu Abtreibung (Sand / Schleim der Nierë.) des Sands / Grieses und Schleims der Nieren / und linderung oder verhütung des Lendenwehes. Wenn man aber den Zucker zuvor in frischem Wasser zerläßt / hernach deß bey den Zuckerbecken sich findenden Saurteigs darunder mischt / und also fermentieren oder johren läßt / hernach destillieret / so gibt er einen brennenden Schwefel-geist / gleich dem Brantenwein auß. (Zucker ???sorup.) Einen dienstlichen Zucker-syrup bereite also: Nim̅ deß gemeinen Branntenweins / der nicht wohl rectificiert ist / nach belieben / mische einen guten Candel-zucker darein / so wird er sich darinnen zerlassen / und also einen guten / süßlichten Syrup abgeben / welcher von etlichen Oleum Sacchari genennet wird. Andere nehmen an statt des gemeinen Branntenweins / den Reckholder-bran̅ [313] tenwein und bereiten solch Mittel darauß. Ja andere ziehen mit dem Branntenwein zuvor die Essentz auß weissem Andorn / Ehrenpreiß / Hyssopen / Alant-wurtz / und dergleichen / und zerlassen hernach Zucker darinnen. Solcher Zucker-syrup bißweilen Löffel-weiß genommen / linderet den von (Husten. Flüß der der Brust. Häisere. Schwerer Athem.) kalten Flüssen herrürenden trockenen Husten / erweichet den auff der Brust sitzenden zähen Schleim / beförderet den Außwurff / vertreibet die häisere und rauche Stim̅ / und erleuchteret den engen Athem. Ja dieser Zucker-syrup / oder Oleum Sacchari wird (Wunden. Alte faule Schäden.) auch nutzlich zu heilung frischer wunden / und säuberung fauler alter Schäden gebrauchet. Daher auch die Orientalischen Völcker ihre empfangenen Wunden täglich mit warmem Wein außwaschen / hernach gepülverten Zucker darein strewen / und also glück lich außheilen. (Lieblicher Zucker-Spiritus.) Wenn man destilliert Zimmet-wasser mit dem Branntenwein / darinnen Zucker verlassen ist / in dem Marienbad destillieret / und ein Bündelein mit Bisam in den Helm henget / so gibt es ein sehr liebliches geistreiches Wasser ab / welches inwendig bißweilen (Schwach Hertz. Ermattete Lebensgeister. Kalter Magen.) eingenommen / das Hertz trefflich stärcken / die ermatteten Lebens-geister wider ermunteren und auffwecken / und den erkalteten Magen wohl erwärmen kan. Sonsten wird der Zucker nunmehr in der gantzen Welt in den Küchen zu versüssung (Gebrauch des Zuckers in den Küchen /) allerhand Speisen treflich mißbraucht. Die Zuckerbecken aber bedienen sich desselben zu Uberziehung und Candierung allerhand Früchten und Samen / wie auch bereitung (in Apothecken.) allerley Backwercks. In den Apothecken wird kein Syrup / keine Conserve / kein Täfelein / oder Latwerg bald mehr ohne Zucker zubereitet; Zumahlen auch die heutige Welt also verschleckt und delicat / daß man ihro bald keine Artzney mehr einschwetzen kann / sie seye denn zu gutem nachtheil ihrer Gesundheit verzückeret. (Violen-zucker-täfelein.) Der auß den wolriechenden Violen frisch außgepreßte Safft / sonderlich wenn zuvor heiß Wasser über die Violen gegossen worden / mit Zucker vermischt / und gekocht / gibt den Violen-zucker / Saccharum Violaceum, ab / welchen man in form runder Täfelein bringen kan. Wenn man aber den Zucker in Rosenwasser / oder außgepreßtem Rosensafft zerlaßt / kochet / und zu Täfelein machet / so ist das Saccharum rosaceum tabellatum. CAPUT XI. Woßkolben. Typha. Namen. DEr Moßkolben heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Typha, Typha palustris, Typha aquatica, Caestus aut Clava morionis. Italiänisch / Pevera guglia, Sihianza, Mazza sorda. Frantzösisch / Masse de jonc, Masses, Mache. Spanisch / Bohordo, Junco amacorozado. Engsisch / Wattertorch / Catstail / Redmare. Niderländisch / Dodde / Lischdodde / Donsen. In Woßkolben. Typha. Teutscher Sprach wird er auch genannt / Ließkolben / Narrenkolben / Wasserkolben / Ließknospen / Weyerkolben / Maurkolben und Dietelkolben. Gestalt. Der grosse Moßkolben / Typha palustris major, C. B. J. B. maxima, Park. Hat eine grosse gläichichte Wurtzel / mit vielen Gewerben / gleich wie die rechte Ackerwurtz / ist auch also mit vielen Wurtzeln behenckt / ligt überzwerch in der Erden / in̅wendig weiß und luck / eines süssen Geschmacks. Sie stosset jährlich newe Augen oder Sprossen von ihren Gewerben / darauß wachsen lange Schwerd-blätter / gleich dem Ried-graß / außgenommen / daß sie viel breiter / länger und außgespitzler sind / als die Blätter des Ried-grases / erscheinen drey-eckicht / sonderlich wenn sie ihr vollkommenheit erlanget. Zwischen den Blättern wächst ein gerader / runder / glatter Stengel / anzusehen wie die grossen Weyher-bintzen / fast eines Manns hoch / der ist inwendig nicht hol: darauff wächst im Hew- und Augst-monat ein runder braun-schwartzer Kolben / von einer sanfften wollichten Blüth zusammengesetzt / welcher fast einer spannen lang / und eines daumens dick / ja bißweilen auch dicker wird / der endlich wie eine flockichte zarte Wolle von dem Wind dahin fleugt. Solches Gewächs ist sehr gemein / wachset fürnemlich in den Gräben / Weyhern und Sümpffen. Wird allhier in den Pfützen bey Michelfelden und Fisch-weyheren gefunden. Der mittlere Moßkolben / Typha palustris media, J. B. palustris clavâ gracili, C. B. Ist von dem vorigen / als der grösse halben / nicht underscheiden.
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Der kleine Moßkolben aber / Typha palustris minor, C. B. Typha minor, I. B. minima, Park. Hat lange / gestreiniffte / schmale / spitzige / etwas rauche Graß-blätter / und zwischen denselben einen zweyer Elenbogen langen / rauchen Bintzen-stengel. Wächst bey Genff an dem ort / da die Arve in de Rhone-fluß fleußt. Eigenschafft. Die Moßkolben haben eine mittelmäßige Natur / werden in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT XII. Papyr-ried. Papyrus. Namen. PApyr-ried heißt Lateinisch / Papyrus, Papyrus Nilotica s. AEgyptiaca, C. B. Papyrus Syriaca vel Siciliana, Ejusdem. Englisch / The Paper-reed. Gestalt. Das Papyr-ried ist eine Art des Schilffs / so in Egypten an den Gestaden des Flusses Nili, und den dabey gelegenen Sümpffen / wie auch hin und wider in Sicilien / wächset: Treibet viel langer / glatter / gläntzender / und auffrechter dreyeckichter Stengeln / welche von 6. biß in 10. elen hoch über das Wasser herauß wachsen. Die Wurtzel sind zasicht / gleich den Wurtzen des Rohrs oder Rieds / darauß wachsen lange grüne Schwerdt-blätter auff / den Blätteren des Moßkolben nicht ungleich / doch guten theils nidergebogen. Zwischen den Blättern kommen die dreyeckichten stengel herfür / deren Gipffel sehr schöne Blumen gewinnen / in der runde gleich einem schönen Krantz / sehr dick und gleich mit Aehren besetzet / mit vorgehenden zarten spitzlein oder pünctlein zusammengetrungen / und nicht außgebreitet. Under den blumen sind kleine schmale Blättlein / viel kleiner als die unden von der wurtzel auffwachsen; In denselben aber stecket der Blumen-knopff gar hüpsch und fein. Die Stengel sind so dick / daß einer eine zusammengethane Hanns-hand außfüllet. Gebrauch. Dieses Papyr-ried / wenn es noch grün ist / wird von den Egypteren stückleinweiß in Mund genommen / gekäuet / außgesogen / und endlich wider außgespeyet. Die Egyptischen Priester liessen sich auch Schuhe darauß bereiten; ja es werden auß solchem Ried annoch heut zu Tag Schiffgezeug / Seiler / Decken und andere darauß gemacht. So wird auch glaubwürdig gehalten / daß vor alten Zeiten auß diesem Rohr-gewächs Schiffe zusammengeflochten / und mit Pech wohl verwahret worden. Demnach kan wohl die Wiegen / darinnen Moses von seiner Mutter auff den Nil-fluß gesetzet ward / auß den Papyr-rohren gemacht worden seyn. Sonderlich aber pflegte man auß diesem Gewächs Schreibpapyr auff folgende weiß zu machen. Die Wurtzel und der Blumenknopff wurden abgeschnitten / daß der dreyeckichte stengel ledig und allein da war; denselben hat man alsobald nach der länge in zwey gleiche theil von einander gescheiden. Solche theil wurden nach ihren in sich habenden zarten Häutlein mit einer Nadel von einander gethan / und abgesönderet / und also lang zerlassen / als es der stengel zugegeben. Die Häutlein so nächst an der äussersten Schelffen waren / taugten zu dem schlechten / die innersten aber zu dem besten Papyr. Die abgezogene Häutlein wurden erstlich auff ein brett gezogen / und mit trübem Wasser auß dem Fluß / oder den Pfützen Nili, benetzet / denn solch Wasser ist klebicht und pappet zusammen. Auff solches nach der länge auffgezogenes Häutlein wurde ein anders auch mit trübem Nilus-wasser befeuchtetes Häutlein nach der qwer / oder überzwerch gezogen / denn fast zusammengepresset / und hernach an der Sonnen getröcknet. Jenes als das erste auffgepappte Häutlein / könnte man den Zettel / dieses aber / so überzwerch gelegt worden / den eintrag oder wäfel heissen; auff denselben wurde auch geschrieben / und ware die breite des besten Papyrs etwann dreyzchen qwer Finger; auff die andere seiten deß zettels wurde gar selten geschrieben / als der nicht sonderlich bequem darzu war / gleich wie der Eintrag / so seine Zeil gleich überzwerch hatte. Die art und weiß dieses Papyr zu machen / soll nach Plinii Bericht Aspasius Biblus erfunden / und dessendwegen Bibli Namen davon getragen haben. Also hatte man auch vorzeiten auff Dattelbaums-blätter / auff Baumrinden; nachgehends auch in bleyerne / wächsene und steinerne Schreibtafelen geschrieben. Endlich wurde das Pergament von Fehlen und Häuten der Thieren darzu bereitet / welches man wol biegen / und in Bücher-form leichtlich einbinden können / auch demnach so [315] lang gedauret / biß man endlich das heutige auß leinenen oder seidenen Lumpë gestampffte Papyr erfunden. Dessen Erfindung zweyen Männern Antonio und Michaëli zugeschrieben wird / welche umb das Jahr Christi 1470. auß Gallicien in Teutschland / und zwar allhero nacher Basel kommen / hiemit die Kunst das Lumpen-papyr zu machen / sollen mitgebracht / und / weilen allhier ein treffliche Gelegenheit zu allerhand Mühlen auffzurichten sich erzeigt / auch die Papyr-mühlen zu bawen / sollen angegeben haben. Fürwahr ein kluger Fund auß solchen alten Dingen / Auß Leinwad-Lumpen nur / Papyr zuweg zu bringen; Das gar zu vielerley bequem und tauglich ist / Wie jeder an seim ort erfährt zu aller frist. CAPUT XIII. Weitzen. Triticum. Namen. WEitzen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Triticum, Robus, Frumentum. Italiänisch / Formento, Grano. Frantzösisch / Froment, Bled. Spanisch / Trigo. Englisch / Wheate. Dänisch / Huoede. Niderländisch / Terwe / Korn. Im Elsaß und Westerreich / Korn. Geschlecht und Gestalt. Der Weitzen ist männiglich bekan̅t / wird in etliche Geschlecht underscheiden. Denn erstlich ist er der Zeit der Säung halben underscheiden / in dem etlicher Weitzen vor dem Winter gesäet wird / als der den Frost und Kälte nach der Keimung wohl duldet; diß ist eine vollkommene und speißhaffte Frucht. Den andern Weitzen säet man im Mertzen. Diese beyde Geschlecht werden gesamlet / ohngefehr umb den Hewmonat. In etlichen Landen wächst er auff / und wird zeitig im dritten Monat (daher ihn die Alten Trimestre nennen) solches geschicht aber nicht überall / auch in Teutschland nicht. Der ander Underscheid des Weitzens ist an den Aehren / denn in etlichen sind sie gleich kahl ohne Spitzen; Triticum hybernum aristis carens, spicâ & granis vel rubentibus, vel albis, glumas facilè deponens, vulgare. Widerumb sind etliche mit langen / rauchen / stachlichten Spitzen besetzt / also daß ihn das Gewild nicht bald angreiffet; Triticum rufum hexastichon, C. B. I. B. Ferners gibt es ein Weitzen mit vielfacher Aehre; Triticum multiplici spicâ glumas facilè deponens. Item ein Weitzen mit langen Kernen / Triticum speciosum oblongo grano, aristis dodrantalibus pedalibus. Item ein Weitzen mit Spitzen / rother Aehre und Kernen; Triticum aristis munitum, rubentibus granis, & spica, glumis laevibus splendentibus. Widerumb ein äschfarber Weitzen Mit längsten Spitzen; Triticum cinericium typhinum, maximis aristis donatum, glumas triturando deponens, calamis proceris geniculatis, foliosis, spicâ ferè sesqui-palmari, glumis hirsutis, cinericeis. Item ein Weitzen mit langen Spitzen / und blawer Aehre; Triticum longioribus aristis, spicâ coeruleâ eleganti & magnâ, granis magnis & duris, atropurpureo colore nitentibus, Item ein Weitzen mit langen Haar-spitzen / und weisser Aehre; Triticum longioribus aristis, spicâ granisq???ue albis. Item ein Candianischer wilder Weitzen; Triticum sylvestre Creticum, spicis nigrioribus, aristis brevioribus. Zum dritten ist der Weitzen underscheiden an der Fruchtbarkeit oder Menge / denn etliche Aehre sind mit sechtzig / mehr oder minderen Körnlein besetzt. Zum vierten wird er underscheiden an der Substantz und Güte / denn etlicher Weitzen gibt das allerschönste / kräfftigste und wohlgeschmackste Mehl und Brot. Auß diesem Weitzen macht man auch das Krafftmehl. Dargegen findet man anderen / welcher gegen jetztgemeldter Güte geringer ist. Aller Weitzen hat Blätter wie das Riedgraß / sie sind schmäler denn in der Gersten: Auch ist der Stengel oder Halm glätter / läßt sich nicht bald brechen. Wächst auß vielen dünnen Würtzelein / treibt viel hohe knodichte / dicke / hole stengel / und rundlichte bald weisse / bald braun-rothe Samenkörner. Der beste Weitzen / auß welchem das schönste und beste Brot gebacken wird / ist nicht mürb / sondern wohl zeitig / vollkommen / derb / schwer / Goldfarb / klar / glatt / sauber / und von einem fetten Erdreich. Denn es geschicht offt / daß der Weitzen außwendig gelb und derb anzusehen ist / inwendig aber ist er mürb / weich / luck / und unvollkommen. Solcher gibt viel Kleyen / und das Brot / so von diesem Weitzen gebacken wird / bringet dem Leib nicht gute Nahrung / beschweret den Magen mit bösen Dünsten. Das beste Weitzen-mehl achtel man / welches nicht über die massen zermahlet / nicht allzu new / auch nicht sehr all oder verlegen ist / und nicht sehr grobe Kleyen hat.
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Eigenschafft. Weitzen als eine Artzney gebrauchet / und übergelegt ist warm in dem ersten grad: doch mag er weder feuchten noch trocknen offenbarlich. Das Krafft-mehl so auß dem Weitzen gemacht wird / ist etwas kälter und trockener / denn der Weitzen an ihm selbst. Sonsten führt der Weitzen-kern ein flüchtiges / miltes Saltz / neben einem schwefelichten Spiritu, bey sich / und hat daher die Tugend und Krafft dem Leib die beste Nahrung / und dem Geblüt rechtschaffene Kräfften zu bringen. Gebrauch. Dioscorides Lib. 2. Cap. 107. schreibet / so man den Weitzen rohe isset / mache er Würme im Leib wachsen. Sextus Pomponius, ein Fürst in Hispanien / (Podagra.) hat das Podagra mit Weitzen geheilet. Er ist biß über die Knie in Weitzen gesessen / der hat die Füsse dermassen außgetrocknet / daß er seines Schmitzens wunderbarlicher weiß entlediget worden / wie solches Plinius Lib. 22. Histor. natural. Cap. 25. berichtet. (Durchlauff des Rindviehes.) Ein pfund Weitzen-mehl in einer pfannen über dem Fewr wohl geröstet / hernach mit einer Maß Wasser wohl zertrieben / dienet wider den Durchlauff des Rindviehs / so man es ihm einschüttet. So ein Pferd kranck wird / und man nicht (Kranckheit der Pferden.) weißt was ihme ist / soll man ihm Weitzenmehl in Wasser zertreiben / und solches Wasser trincken lassen. Wenn ein Pferd zu viel mager wird / soll (Mager Pferd.) man ihme gerösteten Weitzen zum Futter zweyfach vorschütten / und des Tags dreymal träncken / bleibet denn das Pferd noch mager / soll man ihme den Weitzen mit Kleyen vermischen / und das Pferd mit geringer sattsamer Arbeit üben. (Fette Capaunen zu machen.) Wilt du gute und fette Capaunen machen / so sperre sie in ein dunckeles Gemach / weiche ihnen Weitzen-körner in einem besonderen geschirr mit Milch / und gib ihnen auch Milch auß einem anderen geschirr zu trincken / thue das täglich ein Monat lang / gib ihnen aber darneben nichts anders zu essen oder zu trincken / so werden die Capaunen so fett / daß sich zu verwundern / und gewinnen darvon ein zartes weisses und wolgeschmacktes Fleisch. Wil man die jungen Gäns bald auffbringen / (Junge Gänß fett zu machen.) soll man ihnen Weitzen in wasser gequellet / zu essen geben / so bald sie außgeschloffen sind / darvon werden sie bald fett. Ferners macht man die jungen Gänß fett und gut / wenn man nimt vier theil Meitzenkleyen / und zwey theil Gersten-mehl / das rühret man ihnen mit warmem wasser / und lasset sie dreymal des tags so viel davon essen / als sie mögen; sie müssen aber zu trincken genug darbey haben. Wenn ein Pferd engbrüstig ist / und sehr (Engbrüftigkeit der Pferden.) feuchet / soll man Weitzen-mehl mit lauem wasser einrühren / und etliche tag das Roß nichts anders trincken lassen. Weitzen-mehl mit Baumöl wie ein Pflaster (Harte Geschwär der Brüst.) angemacht / erweichet die harten Geschwär der Brüste / auff ein tuch gestrichen / und darüber gelegt. Etliche sieden das Weitzen-mehl mit Wasser und Baum-öl zu einem Pflaster / und gebrauchen es gleicher gestalt / das erweichet die Geschwär in kurtzer zeit. (Geschwollene Augen des Rindviehs.) Wenn einem Rind-vieh die Augen geschwollen sind: nim Weitzen-mehl / vermische es mit Honig-wasser oder Meth zu einem Pflaster / und binde es dem Rind über das Aug / es vertreibet die Geschwulst. (Harte Geschwulst der Pferden.) Wenn ein Pferd ein harte Geschwulst hat / die ihme nicht vergehen wil: so nim Weitzen-mehl / Kleyen / Eßig und Honig / samt einem Eyerklar / vermische alles zu einem pflaster / das schlage dem Pferd über die Geschwulst / laß drey tag darauff ligen / darnach thue es hinweg / und lege ein frisches über / wie zuvor: das thue so lang / biß die Geschwulst gar vergangen ist. Der auff einem feurig-heissen Blech geröstete / hernach gestossene und außgepreßte Weitzen gibt ein Oel / so da dienlich die Zittermahl / und den spitzigen beissenden Grind zu heilen. Weiß Brot-brosam in einer Schüssel gerieben / und ein wenig gepülverten Zimmet darzu gethan / darnach Wein darüber geschüttet / und mit genugsam Zucker ein kalte Schalen bereitet / diese mit Löfflen geessen / nehret sehr wol / ist trancken und gesunden Menschen dienlich / die nicht hitzige Fieber haben. Wider die Schüppen des Angesichts: nim die Brosam von Weitzen-brot / so warm es auß dem Ofen komt / weiche sie in weissem Wein / Rosen-wasser / Bohnenblüth- und Seeblumen-wasser jedes gleich viel / laß an einem warmen ort mit einander tag und nacht beitzen / des morgens trucke das Brot auß / und siege dae Wasser durch ein tuch / wasche darmit das Angesicht / lasse es von sich selbst trocken werden / und thue es etlich mal / das vertreibet die Schüppen / und machet ein schönes Angesicht. Brosam von Weitzen-brot mit Milch / (Hitzige Geschwulst der Weiber-brüste und des Podagrams.) und ein loch Rosen-öl zu einem pflaster gesotten / ein paar frischer Eyerdotter / und ein wenig gestossenen Saffran darzu gethan / solches wol durch einander vermischt / auff ein tuch gestrichen / und warm übergelegt / leget die hitzige Geschwulst der Weiberbrüsten / und milteret die Schmertzen des Podagrams. Bißweilen röstet man nur das Mehl / mischt ein wenig Campfer darunder / (Uberrötbe.) und schlagts also auff die Glieder / so mit der Uberzöthe / oder podagrämischer hitziger Geschwulst angefochten / mag trefflich kühlen / und die Geschwulst vertheilen. (Flüß / Husten / raucher Halß / Käle und Brust / hitzige Gebrästen der Brust und Lungen / Lungensucht / Geschwär des Magens / der Nieren und Blasen.) Das Krafft- oder Am̅el-mehl kan man in der Kuche nicht wol entrathen / denn gute Süpplein / Müßlein und Brühlein / vor die Krancken darvon bereitet werden / und sind dieselbigen sonderlich dienstlich die Flüß zu stillen / den rauchen Halß / Kählen unt Brust zu mitteren / zu dem Husten / allen hitzigen Gebrechen der Brust und Lungen: sind eine heilsame Speiß und Artzney in der Lungensucht / Entzündung der Lungen / Brust-geschwär / und so einem eine Ader in der Lungen zersprungen wäre / sind ???nutzlich in allen innerlichen Geschwären des Magens / der Nieren und Blasen / wie auch [317] (Samenfluß / Harnwinde / Durchlauf rothe ruhr.) wider die Gonorrhoeam oder Samen-fluß / Harnwinde / deßgleichen wider allen Durchlauff / und rothe Ruhr. Gepüvert Am̅el-mehl mit rein gestossenem Tragant vermischt / und darvon eingenommen / (Harnbrennen.) vertreibet das hefftige brennen des Harns. (Schrundë an den Wärtzlein der Weiber-brüste. weisse Bläterlein bey den Kinderen. Schrundë an heimlichen orten.) Am̅el-mehl mit Rosen-wasser wie ein dünnes Sälblein vermischt / heilet die Schrunden an den Wärtzlein der Weiberbrüste / so sie offtermahls darmit bestrichen werden: Also ist es auch gut wider die weissen Bläterlein auff der Zungen bey den Kinderen. Am̅el-mehl mit Bolus zu Pulver gestossen / heilet die Schrunden und Verwundung der heimlichen Orten / darein gestrewet. (Versehrung der jungen Kinderen zwischen den Beinen und anderen orten.) Am̅el-mehl trucken übergestreuet / heilet die Versehrung der jungen Kindern / zwischen den Beinen und dem Hinderen / so sie von der schärffe des Harns verursachet ist / deßgleichen auch die Versehrung am Halß und andern orten / sie werden gleich verursacht / woher sie wollen. Wider den Brand von dem Fewr machet (Brand von dem Fewr.) man ein gute Salbe auß dem Am̅el-mehl: Nim Am̅el-mehl / Silberglette / Bleyweiß jed. 1. loth / Rosen-öl / St. Johanns-öl jed. 3. loth / neu Wachs ein loth / zerlasse das Oel und Wachs über einer gluth / wenn es erkaltet / so thue die anderen stuck rein gepülvert darein / rühre die wol durch einander / so hast du eine köstliche Brand-salbe / wie solches Herr Theodorus Tabernaemontanus bezeuget. Es werden die Goffren und Hippen auß (Goffren.) dem besten Weitzen- oder Semel-mehl mit Wein / Wasser / Zucker / dem gelben von Eyeren / und ein wenig Saltz gemacht / sich deren zu dem trunck bey den Gastereyen zu bedienen. Franciscus König in Franckreich / ware ein solcher Liebhaber der Goffren / daß er ihme ein silbernes Goffren-instrument machen liesse / wie solches Johannes Bruyerius Lib. 6. de re Cibaria Cap. 19. berichtet. Bey den Römeren ware das Semel-mehl auch in vielem gebrauch / auß welchem sie allerley Confect zu ihren Nachtischen bereiteten / daher Martialis Lib. 13. Epigramm. 10. spricht. Nec dotes poteris similae numerare nec usus, Pistori toties cum sit & apta coquo. Die Krafft des Semel-mehls ist gar nicht zu beschreiben / Der Becker und der Koch damit wil Nutzen treiben. Die Juden pflegten auch ihren ankommenden Gästen Brot oder Kuchen von Semel-mehl bereitet / auffzutragen / dahero von Abraham in dem 1. Buch Mosis am 18. Cap. v. 6. gelesen wird / daß er seiner Sara anbefohlen habe / drey maß Semel-mehl zu nehmen / und Kuchen zu bachen / diesel-bige mit den übrigen Speisen den dreyen Männeren seinen werthen Gästen auffzustellen. Auß dem Weitzen und anderen Kernen pflegt man auch Bier zu kochen. Ja wenn man den Weitzen mit Bier-häffen / oder auch frischen Wein-häffen vermischt / und also johren läßt / biß der saurlichte Geruch in die Nasen riecht / hernach destilliert / so gibt es einen brennenden Geist ab / welchen man Frucht-brantenwein nennet / auch in den Bier-länderen häuffig trincket. CAPUT XIV. Speltz. Zea. Namen. SPeltz oder Dinckel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Zea, Far, Ador, Adoreum, Semen & Far adoreum, Spelta. Italiänisch / Farro, Farre. Frantzösisch / Espeautre. Spanisch / Spelta, Espelta. Englisch / Speltrorne. Niderländisch / Spelte. In Teutscher Sprach wird es von den unsern gemeiniglich Korn genant. Geschlecht und Gestalt. Speltz wächst in grosser mänge / ist zweyerley Geschlecht. Eines wird von C. Bauhino Zea dicoccos, vel Zea major, genant / darumb daß gemeiniglich zwey Körnlein als zween Zwilling neben einander in einem Täschlein oder Hülsen eingeschlossen sind. Ist mit dem Halm / Knöpffen und Aehren dem Weitzen gleich / und das wird gemeiniglich Speltz / Dinckel / Dinckel-korn oder Zweykorn genant. Das ander Monococcus, Zea Briza dicta, seu Monococcos Germanica, C. B. hat nur ein Körnlein / ist mit Helm und Aehren kürtzer denn der Speltz / die Aehren haben zwo Zielen / und sind mit ihren langen rauchen spitzlein der Gersten gantz gleich. Dieses wird auch Einkorn / Rinkorn / St. Peters-korn / und Blicken genant. Beyde Geschlecht lassen sich nicht mit Flegeln außdröschen / sondern müssen auff der Mühlen wie die Gersten gerollt werden.
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Eigenschafft. Speltz / so viel die Wärme und Kälte betrifft / hat eine Mittel-art zwischen dem Weitzen und Gersten / trocknet sanfftiglich: Gibt wegen temperiert flüchtigem saltz / und rechten balsamischen Schwefel-theilen eine bey nahem so gute Nahrung als der Weitzen. Gebrauch. Auß dem Speltzen oder Dinckel macht man / sonderlich in unserer Eydgnoßschafft / darinnen der Writzen wege mangel guten bodens nicht gesäet wird / Mehl und Brot / das nicht unlieblich zu essen / zur Leibsnahrung zwar etwas geringer denn das Weitzen / aber besser denn das Gersten-brodt. Ein Süpplein von geröstetem Speltzenbrot (Bauchflüß.) mit Milch oder Hüner-Brühen zugerichtet / ist eine gute Speiß und Artzney vor die Bauch-flüß. Die Brosam des Speltzen-brots mit (Knollen von verstockter Milch in der Weiber brüstë.) frischer Milch und Rosen-öl zu einem pflaster gesotten / zertreibet die Knollen von verstockter Milch in der Weiber Brüsten / auff ein tuch gestrichen / und warm übergelegt. Hat in dem übrigen auch gleiche würckung mit dem Weitzen / so daß man ihn an statt desselben überall gebrauchen kan. CAPUT XV. Gersten. Hordeum. Namen. GErsten heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Hordeum. Italiänisch / Orzo. Frantzösisch / Orge. Spanisch / Cevada. Englisch / Barley. Dänisch / Byg. Niderländisch / Geerste. Geschlecht. Die Gersten ist ins gemein zweyerley / groß und klein. Die Grosse hat grosse kolbichte Aehren / ein jeder kolb aber ist mit zeilen besetzt / etlicher mit vieren / ein ander mit sechsen / und etlicher mit achten. Derohalben wird diß Geschlecht bey den Griechen [Greek words]Polystichum, das ist vollzeitig / genant: Hordeum polystichum hybernum, C. B. Die kleine oder gemeine Futter-gersten / hat nur zwo zeilen / wird derowegen [Greek words]Distichum, das ist zweyzeitig / geheissen. Sonsten sind diese beyde Geschlechte mit Keimen / Graß / Stroh / und den rauchen Granen nicht wol zu underscheiden. In Franckreich findet man ein Geschlecht der Gersten / genant Hordeum mundum, das ist / reine Gersten / darumb daß die Körner selbst auß den Hülsen fallen / so man doch in der anderen Gersten die Körner schwerlich von den Hülsen ablösen kan. Gestalt. Am sibenden tag nach dem die Gersten gesäet ist / schleicht gemeiniglich der Keimen herfür / also daß ein jedes Gersten-korn zween Keimen gewinnet / an jeder Spitzen einen. Der erste bringet die Wurtzel / die begehret untersich. Der ander den Halm. Das Gras der Gersten ist breiter und frewdiger anzusehen / dargegen ist Weitzen-strohstärcker und höher denn der Gersten. Steigt ohn alle Blüth in die Aehren / und bringet ihre Körner in rauchen häutlein verwahret / erscheinen erstlich gantz weich und weiß / als kein Milch. Die Spitzen an den Aehren sind länger / stärcker und schärffer / denn im Weitzen. Die wurtzel ist zasicht. Die Winter-gersten wird im Heumonat / die Sommer-gersten aber erst im Augstmonat reiff eingesamlet. Wil gesäet seyn auff gut / fett und wolgedünget Erdreich / sonst mißrathet sie / und wird zu Unkraut / fürnemlich aber so das Gewitter sehr naß ist. Die beste Gersten ist weiß / lauter / wol gediegen / derb und schwer / läßt sich bald kochen. Eigenschafft. Die Gersten hat mehr saurlicht-flüchtiges temperiertes saltz / und weniger ölichte theil / als der Weitzen und Dinckel bey sich / wird deßwegen von den Alten kalt und trucken im ersten grad geachtet. Säuberet / öffnet / zeitiget / erweichet und linderet; deren Mehl und Brot nicht so viel Nahrung gibt / als der vorigen Früchten. Gebrauch. Es haben die Alten die Gersten vor anderem Geträid in den Küchen sehr gebrauchet / ist eine gute Speiß / nicht allein den gesunden Menschen dienlich / sondern auch den krancken in viel weg nutzlich. Die alten Fechter haben sich bey der Gersten als einer kräfftigen Speiß beholffen / und dieselbige in stätigem gebrauch gehabt / derowegen sie auch / als Plinius Lib. 18. Cap. 7. vermeldet / wie heutiges tags die Studenten / Hordearii, Gersten-fresser genant werden. Es wird in keiner Landschafft der gantzen Christenheit die Gersten mehr in der Kuchen und Speisen genutzet / denn in unserem Teutschland / und wäre wol zu wünschen / [319] daß wir bey derselbigen / und derengleichen gemeinen und bekannten Speisen blieben / und uns damit liessen benügen / so wurden wir ohn allen zweiffel vieler Kranckheiten entladen seyn / die wir durch den unmäßigen überfluß unserem Hals zu ziehen. Es wird aber die Gersten auff mancherley weiß gekocht und zubereitet. Der gemeine Mann pfleget sie in frischem wasser zu sieden / biß sie auffspringt / und zerfahret / die schmeltzet er mit Butter / saltzet sie zimlich / und speiset sich samt seinem Gesind darmit / isset sie mit Brot / ist eine nutzliche Speiß / die zimlich nehrt. Die Reichen kochen die gerollte Gersten mit guter Fleisch-brühen / gibt also eine bessere nahrung / macht gut geblüt / ist derowegen gesunden und krancken eine kräfftige Speiß. Den klancken ist sonderlich die gantz klein gerollte / und so genannte Ulmergersten mit Fleischbrühen gekocht / ein sehr kräfftige und gesunde Speiß. Andere sieden die Gersten mit Milch / nehret wol / ist eine nutzliche Speiß vor die Kinder / denn sie darvon gesund bleiben / und eine lebhaffte farb überkommen. Man soll dieses fleißig anmercken / daß die Gersten wol gesotten werde / sonsten sie den Leib auffblähet / und schwerlich verdäwet / welches ihnen durch das wol-sieden hinweg genommen wird. Etliche machen die Gersten-brühlein auff nachfolgende weiß. Erstlich nehmen sie gerollte Gersten / reinigen und waschen sie wol / hernach kochen sie diese Gersten / biß sie ein schleim von sich gibt: solchen schleim heben sie ab / und kochen ihn widerumb mit Fleisch- oder Hühner-brühen zu einem dünnen Müßlein / und thun zu letst ein wenig saltz darzu. Diese gekochte Gersten-brühlein und (Hitzige Fieber / Brust- und Lunge̅kranckheiten / Mangel der Milch bey den Säugmütteren.) Müßlein dienen wol in allen hitzigen Fiebern / insonderheit aber in Brust- und Lungen-kranckheiten / sie vermehren auch den Säugmütteren die Milch. Ja sollen von denen / welche mit Durchbrüchen behafftet / fleißig geessen werden. Wider die Geschwulst und hitzige Entzündung (Geschwulst und hitzige Entzündung der Weiberbrüst.) der Weiber-brüst: Nim Gersten-mehl anderthalb loth / Bohnen-mehl ein loth / des einfachen sauren Honig-syrups / (Oxymel simplex in den Apothecken genant) 6. loth / Rosen-öl 1. loth / vermische diese stuck durch einander / und lasse sie sittiglich über einer glut sieden / biß daß sie dick werden wie ein Brüh / davon streich auff ein tuch / und lege es warm über die Brust / wie ein Pflaster. Es wird das Gerstenwasser sehr ungleich bereitet / denn etliche nehmen viel Gersten / und die anderen wenig dazu. Der gemeine Mann ist beredt / man könne zu einer maß wassers nicht mehr als neun gersten-körnlein nemmen / welches nur ein eyteler wahn und aberglauben der alten Weibern ist. Gemeiniglich wird ein Gersten-wasser für die (Hitzige Hauptkranckheiten / Lungsucht / Seiten-stechen /) Krancken zu trincken also bereitet. Nim sauber gewaschener Gersten zwey loth / thue sie in ein reinen gewässerten hafen / schütte darüber ein maß wassers / laß bey einem Fewr ohne rauch wol sieden / so lang biß die Gerste (Gelbsucht / Hitzige Zuständ der Leber / Fieber.) auffreisset / und wenn es erkaltet / seige es durch zu einem gemeinen Tranck. Dieses Gersten-wasser ohn allen zusatz wird nutzlich gebraucht in allen hitzigen zufällen des Haupts / in der Lungensucht / Seitenstechen / Gelbsucht / hitzigen Schwachheiten der Leber und Fiebern / wie sie namen haben mögen. (Brustkranckheiten / Seiten / Nierë / und Blasen-geschwär.) So man zu diesem Gersten-wasser 4. loth guten Zucker vermischt / ist es sehr dienstlich denen / welche mit Kranckheiten der Brust und innerlichen Seiten-geschwären behafftet sind / weilen es den außwurff befürdert / ferners bekompt es wol denen / die Nieren- und Blasen-geschwär haben / denn es reiniget dieselben von dem eyter / und fürderet die heilung. (Brust-geschwär / Brennen des Harns.) Ein Gersten-wasser / welches dienlich ist wider die Brust-geschwär und brennen des Harns / vor ein gemein Tranck zu gebrauchen: Nim geschelt und geremigte Gersten / fein sauber gewaschen vier loth / Rosiinlein 2. loth / der rothen Brustbeerlein ein loth / geschaben Süßholtz klein geschnitten ein halb loth / alle solche stück soll man in ein saubern hafen thun / und zwo maß wasser darüber schütten / darnach gemächlich bey einem Fewr sieden lassen / biß die Gersten auffreisset / alßdenn solle man es durch ein tuch seigen / und zu dem gemelten gebrauch an einem kühlen ort behalten. (Milch den Säugmütteren zubringen.) Ein Gersten-wasser den Säugmütteren die Milch zu bringen: Nim schlechte Gersten 4. loth / Zisererbsen 2. loth / Fenchelsamen ein halb loth / siede solche stuck in zwo maß wassers / darnach seige den Tranck ab zu obgemeltem gebrauch. Die natur und krafft mancherley Biers / so von der Gersten / Weitzen / sc. gebrawet oder bereitet wird / beschreibet weitläuffig Theodorus Tabernaemontanus in dem 1. buch von Kräutern der 7. section am 20. cap. Johan. Bauhinus tom. 2. Hist. plantar. universal. lib. 18. cap. 11. Casp. Bauh. lib. 1. Theatr. Botanic. sect. 4. cap. 25. Dahin ich den günstigen Leser wil gewiesen haben. (Harnbrennen / Harnstrenge / Schmertz??? vom Blasenstein.) Wenn man ein paar handvoll geröstet annoch warmes Gerstenmehl / mit eben so viel zerhackter Hopffen in frisch Baumöl oder Butter röstet / und kochet / hernach wie ein pappflaster zwischen ein doppelt leinen tuch streichet / und also warm über den bogen oder underen Leib schlaget / so wird es verwunderlich die schmertzen von dem Blasenstein / wie auch das Harnbrennen / oder die Harnwinden gar geschwind linderen und stillen. (Gliederschmertzen von kalten Flüssen.) Gersten mit Wachholderbeere verstossen / in ein Säcklein genehet / hernach trocken gewärmet / und auf die schmertzhafften Glieder / welche mit einem kalten Fluß angegriffen worden / gelegt / zertheilet den fluß / und linderet den schmertzen gewaltig. CAPUT XVI. Rocken-korn. Secale.
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Rocken-korn. Secale. Namen. ROcken-korn heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Secale, Farrago. Italiänisch / Segala. Frantzösisch / Seigle. Spanisch / Centeno. Englisch / Rie. Dänisch / Rug. Holländisch / Rogghe. Gestalt. Das gemeine Rocken-korn wächst auff allerley Erdreich. Die halmen sind schmäler / länger und zäher denn in den Weitzen / lassen sich biegen / derhalben machet man auß Rockenstroh / zuvor in wasser geweichet / bänder zu den Weinreben. Die Aehren haben nicht so stachlichte spitzen / stehen selten übersich / sondern neigen sich fast allwegen undersich / gegen der Erden. Die körner ligen nicht wol in hülsen verschlossen / darumb sind sie schwärtzlicht anzusehen. Seine blüthe erzeigt sich gelblicht: Ein same davon treibt insgemein zwölff Aehrehalm über sich. Das Rocken-korn wird zweymal im Jahr gesäet / erstlich im Herbst / bleibt also über den Winter in grüner Waß / gegen dem frühling schoßt es in seine halmen; dieß nennet man Winter-korn / nach der blüth wird es in fünff wochen zeitig / und ist das beste. Hernach in dem ersten anblick des Frühlings / welches Sommer-rocken heisset / und erst im Augstmonat reiff wird. Eigenschafft. Das Rocken-korn hat nicht so viel flüchtige / geistreiche / sondern mehrere wässerige / dichte theil / als der Weitzen und Dinckel / und deßwegen eine mittelmässige wärme / ist doch weniger warm / alß der Weitzen / aber wärmer denn die Gersten. Es speiset mehr als Gersten / und minder denn der Weitzen / sättiget wohl / und ist das Brot von desselben mehl härter zu verdäwen. Gebrauch. Gesunde Leuthe / und sonderlich die dessen gewohnet / mögen wol Rocken-brot essen / aber krancken Leuthen ist Weitzen-brot viel nützer und bequemer: doch wird das Rocken-brot desto besser und gesunder / so man zu dem Korn so viel Weitzen mischet / das Mehl rein außbeutelt / und wol backet / denn übel gebacken Brot / ist ein ursprung vieler Kranckheiten. (Dreytägig Fieber.) Die blüth von dem Korn ist gar bitter / wird von vielen gebraucht in dem dreytägigen Fieber / welche solche in einer warmen brühen einnemmen. So einer einen stinckenden Athem hat / Stinckender Athem hat / (Stinckender Athem.) vom Fieber oder anderen Kranckheiten / der esse drey Morgen nach einander nüchteren Rocken-brot auß frischem Brunn-wasser / das wol gesaltzen seye / so wird ihme sein Mund wider wolriechend. Es haben die Acker-leuthe auß der erfahrung angemercket / wenn viel Rocken-korn und Weitzen wächset / so soll auch der Wein wohl gerahten / halten es für ein gut zeichen. (Würm der Pferd.) Rocken-korn ein gut theil in wasser gesotten / und solches den Pferden zu trincken geben / treibet die Würm von ihnen. (Lendenstein / Hitz der Nieren) Es wird auß den Aehren und Kraut samt dem halm ein wasser destilliert / welches man wider den Lendenstein und hitze der Nieren gebrauchet. Man findet offt lange schwartze körnlein an den Rocken-ähren / die inwendig weiß sind / neben den anderen guten körnlein; an etlichen orthen nen̅et man es Todten-kopf / und ist ein Mißgewächs wie der Brand. (Bluten.) Diese under der Zungen gehalten / stellen das bluten. (Gelb baar machen.) Die Pomerantzen-schelffen und Sprewer von Korn / mit ein wenig honig in wasser gesotten / machet die Haar gelb. (Heylsames Wundpflaster zu frischen Wunden.) Auß dem lafft des jungen Korn-graß / machen die Wund-ärtzte ein heilsames Wund-pflaster / zu allen frischen wunden / welches sie behütet vor Entzündung und wundsucht / das nennen sie Emplastrum St. Georgij, St. Georgen Pflaster / und wird also gemacht. Nim des außgepreßten Korngraß-safft ein maß / oder 4. Krämer-pfund / Baumöl 64. loth / laß sittiglich mit einander sieden / biß das safft eingesotten / und gar verzehret ist / darnach seige es durch ein tuch / und zerlasse darinnen Terbenthin und new wachs / jedes 32. loth / rühre es biß kalt wird / so ist es bereit. (Wurm am Finger.) Wider den wurm am finger: Nim das innerste zarte häutlein von einem Ey / lege es auff den schaden / darnach nim Rockenmehl / vermisch es mit gebrantem wein / daß es werde wie ein pflaster / streich davon auff ein tüchlein / legs über das häutlein / daß es dasselbige und den schaden bedecken möge. (Verzuckter Fuß der Pferden.) So ein Pferd den Fuß verzucket hat / siede Rocken-kleyen mit essig zu einer Brey / und schlage es ihm warm umb den fuß. (Flecken der Haut / Schüppen Schrunde̅. Zittermähler.) Rocken-korn-öhl vertreibet die flecken der haut / die schüppen / schrunden und zittermähler. Wider den schmertzen der Ohren: Nim ein Rocken-brot / wie es auß dem Ofen [321 ] (Ohrenschmertzen.) komt / schneide dasselbige entzwey und halts so warm vor die Ohren / als warm du es erleiden kanst. So einer von einem Büchsen-schall / (Verlierung des Gehörs von einem starcken Schall.) oder einem anderen gethön das Gehör verlohren hätte / der gebrauche das Brot gleicher gestalt / es bekomt wol. Die brosam von Rockens-brot mit wasser und Rosen-öhl durch einander vermischt wie ein pflaster / heilet den wurm am finger / auf (Wurm am Finger.) ein tüchlein gestrinchen / und übergeleget: solches thut auch / so man das Rockenbrot morgens nüchter kewet / und wie ein pflästerlein überleget. (Geschwulst der pferdë vom truckë.) Die Brosam von Rockenbrot in genugsamem Eßig geweicht / und zu einem Muß in einem mörser gestossen / leget den Pferden die Geschwulst / die vom reiten und trucken des Sattels verursacht worden / wie ein pflaster darüber geschlagen (Wurm der Pferden.) Die Brosam von einem Rocken-brot mit saltz vermischt / vertreibet den Pferden den außwerffenden Wurm / so man dieses drey oder vier tag darauff bindet / und allwegen über nacht darauff lässet. (Uberröthe. Entzündungen.) Rockenmehl wol getrucknet / auff blau papyr gestrewet / und über die mit der überröthe / oder anderen entzündungen behaffteten Glieder geleget / linderet den Schmertzen / und zertheilet die Geschwulst; man pflegt auch offt die Armenische praeparierte Erden / samt ein wenig Campfer darunder (Entzündung der Brüsten.) zu mischen. So ist auch das mittel gut die Entzündungen der Brüsten zu heilen / da man an???start des blauen papyrs nur zarte leinene tücher nehmen kan. So wird auch das Rocken-mehl zu den erwelchenden und zeitigenden Cataplasmaten nutzlich gebrauchet. Die Kleyen von Rocken / so wol als die von übrigen Früchten / haben eine gute krafft zu säuberen / und zu reinigen / dahero sie neben anderen sachen in den Clystieren und Fußwasseren gekochet werden. Diese Kleyen mit geröstetem saltz vermischt / und zusammen in ein säcklein gethan / hernach das säcklein gewärmt / und also warm auff die Seiten geleget / vertreibet (Seitenstich. Wind und Blähunge̅. Grimmen.) den Stich / wenn mans auff den Bauch leget / zertheilet es die Wind / und davon entstehendes Grimmen. Ein gut stuck Rinden von diesem Rocken- und anderem Brot geröstet / hernach mit warmem Eßig / oder dick rothem Wein angefeuchtet / und mit Muscatnuß / Zimmet / und anderen Gewürtzen besprenget / demnach also warm auff den Magen geleget / stillet (Erbrechen. Auffstossen. Durchbruch.) das Auffstossen / das Erbrechen und Durchbruch. Wenn man die bemeldte Rinde mit Malvasier-wein / oder einem guten Schlagwasser / oder Kinder-balsam (Balsamo Embryonum) anfeuchtet / hernach den Schwangeren (Mißgeburten.) auff den Nabel bindet / stärcket es die Mutter / und das Kind / und verhütet die frühzeitige Mißgeburt. Die Brosam dieses und anderen Brots / mit Zimmet und Muscatnuß destilliert / gibt einen saurlichten aromatischen Geist ab / welcher (Magë-blödigkeit / Ruhr / Durchbruch.) zu Stärckung des Magens / stellung aller Durchbrüchen / und in der rothen Ruhr selbsten / sehr nutzlich löffelweiß gebrauchet wird. Es wird auch der auß dem Brot allein destillierte saurlichte Geist / zu der zubereitung allerhand Metallen-tincturen in der Chymey öffters angewendet. CAPUT XVII. Haber. Avena. Namen. HAber heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Bromus, Acrospelus, Siphonium, Avena. Italiänisch / Vena. Frantzösisch / Avoine. Spanisch / Avena. Englisch / Etes. Dänisch / Hafvre. Niderländisch / Haver. Gestalt. Der Haber ist mit Graß / Halm und Knoden dem Weitzen ähnlich. Die Aehren thun sich auß einander / der spitzige Samen hanget ledig zwischen den auffgethanen flügeln der ähren / je zwey körnlein neben einander außgebreitet und zerspalten / anzusehen / wie zweyfüßige Hewschrecken. Der Haber wird bey uns gegen dem Lentzen im anfang des Mertzens gesäet: Man säet ihn auch nicht in gute / sondern in wilde Felder / die man mit der Tünge nicht wol erreichen kan / als da sind felßichte oder bergichte örter / denn dieses Geträid ein gut und wol gedünget erdreich in kurtzen jahren außmärglet. Urit enim lini campum seges, urit avenae. Man findet noch ein ander Geschlecht des Haberen / so Avena nuda, oder nackender Haber genennet wird / dieweilen die gran oder körner nicht als wie des vorigen in hülsen eingeschlossen sind / sondern sich der nackenden Gersten vergleichen: In dem übrigen komt er mit dem vorgemeldten Haberen überein. Er ist nicht gemein / aber besser und geschmackter als der vorige / wächßt in [322] Engelland / auß welchem man allda ein köstliches Bier zubereitet / auch Brot und Kuchen darauß backet. Eigenschafft. Der Haber hat mehr temperiert flüchtige ölichte / und weniger wasserichte theil / als die Gersten; dahero er warmer Natur geschätzet wird. Gebrauch. Haberen ein gut theil mit gestossenen Wachholderbeer und saltz in einer pfannen bey dem fewr geröstet / hernach in ein leinen säcklein gethan / und warmlicht über den (Grimmen.) Bauch gelegt / stillet das Grimmen / wenn das säcklein kalt wird / wärmet man es auff einem heissen Ziegelstein / und legte widerumb (Mutterwehe.) über. Die Weiber brauchen solches auch also wider das Mutterweh. Fridericus Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. Sect. 1. berichtet / daß an den halmen des Hadern ein verwickletes kraut gefunden werde / davon man ein nutzliches (Wassersucht. Gelb haar zu machen.) wasser wider die Wassersucht destilliere. Die Jungfrawen sieden Haberstroh mit Laugen / das Haar damit gelb zu machen. Theodorus Tabernaemontanus rühmet die Habermehl-brühlein oder Süpplein als ein nutzliche kost für gesunde und krancke / denn sie stärcket und nehret. Die Jugend bekommet ein gute farb davon / dahero die Engelländer ihren Kinderen morgens und abends ein Habermehl-brey auffstellen / davon sie wie milch und blut gefärdet werden. Guilielmus Turnerus, ein Engelländischer Medicus, kan sich nicht genugsam darüber verwunderen / derowegen hat er auch seine Kinder mit solcher speiß gesund erhalten / und dem Haberen ein besonderes Lob zugeschrieben. (Kranckheiten des Haupts / Schwindel / Hustë / Lung-Leber-Miltzsucht / Darmruhr / drey- und viertägig Fieber / Grieß / harnwinde. Schaff- und Hämmel mästë.) Die Habermehl-brühlein sind dienlich in den Kranckheiten des Haupts / dem Schwindel / Husten / Lung-Leber- und Miltz-sucht / Därm-ruhr / drey- und viertägigem Fieber / Grieß und Harnwinde. Die Schaff und Hämmel werden vom Haberen sehr fett / so man ihnen des tags zweymal / so viel als man in einer hand halten kan / zu essen darwirfft / wo man aber ihnen zu viel gibet / werden sie so fett / daß ihnen das Netz zerspringt / und davon sterben müssen. So ein Bier sawr worden ist / hilff ihm also. Wenn der Haber in der gilb ist / schneide das Stroh mit dem Haberen ab / mache (Sawr Bier widerumb gut zu machen.) büschelein darauß / die hencke in das Bier / so stosset es wider auff / wie ein Bier das noch new ist / und wird widerumb wolgeschmackt zu trincken. (Ein Pferd stallen zu machen.) Wenn ein Pferd nicht stallen kan / so siede Haberen in genugsamem Wein den dritten theil ein / und schütte dem Pferd den wein warm ein / so wird es bald stallen. (Geschwulst des Schlauchs der Pferdë.) Wenn einem Pferd der Schlauch geschwollen ist / mache ihm ein dampff von Haberstroh / und lege jederweilen einen heissen glüenden Sinckelstein darein / daß der dampff den schlauch wol berühre / so wird ihm geholffen. Johannes Colerus schreibet in dem 13. theil seines Hauß-buchs im 65. Cap. Wenn die Hüner wenig Eyer legen / solle man ihnen gerösteten Haberen zu essen geben. Die Moscowiter pflegen auß dem Haberen ein wasser zu destillieren / welches sie an statt des weins gebrauchen. Es machet die Menschen voll und truncken / wie bey uns der Wein.

CAPUT XVIII.
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Reiß. Oryza. Namen. KEiß heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Oryza, Oryzum, Hordeum Galaticum, & Siciliense. Italiänisch / Riso. Frantzösisch / Riz, Ris. Spanisch / Arroz. Englisch / Rice. Niderländisch / Rys. Geschlecht. Des Reiß fette blätter vergleichen sich dem Lauch / die hälme steigen elenbogens hoch / offt höher / sind dicker und stärcker denn im Weitzen / mit Gläichen adgetheilet. Er trägt eine rothlichte blüth / darauß werden täschlein / darinnen findet man den rothen und weissen Reiß. Die wurtzel ist wie des Weitzens. Dieses Geträid ist zu zeiten Theophrasti nicht viel in Griechenland und anderen Landschafften in Europa bekant gewesen / sondern als eine newe Frucht auß Indien gebracht worden / und wiewol sie heutiges tags in Teutschland sehr gemein ist / so will doch der Teutsche Acker solche Frucht ohne grosse Mühe nicht fortbringen / wie denn solches in Franckreich mehr als einmal vergeblich ist versucht worden. In Italien wird der Reiß nunmehr in zimlicher menge gezielet / der erreichet in der güte den nicht / [323] welcher auß Cyperen / Asien / Cilicien / und der Türckey zu uns gebracht wird. Es muß aber dieses Gewächs ein feuchten / wasserichten und pfulichtigen boden haben / sonsten gerathet es nicht. Die Indianer in dem Reich Calecut haben den Reiß in grosser menge / und wenn sie ihn säen wollen / so thun sie dasselbige mit Cymbalen / tantzen / und allerhand Frewden-spiel / und ruffen ihre Götter die Teuffel an / daß sie ihnen überflüßige Frucht bescheren wollen. Eigenschafft. Der Reiß hat viel temperiert flüchtiges saltz / mit balsamisch-schwefelichten vermischten theilen / und ist also milt / warm und trocken / gibt dem Geblüt des Menschen eine treffliche nahrung und stärcke. Gebrauch. (Hauptwehthumb / Hauptflüß. Nasenbluten / Blutspeyen / Btutharnen / Starcker Blutgang der Weibern. Husten / Lung- und Lebersucht. Viel Speichel im Mund / Bauchflüß. Geschwär des Magens / der Därm / Nieren un̅ Blasen / Zwang zum Stullgang / Schwache Nieren / Außgehender Affter Bauchflüß.) Es ist der Reiß heutiges tags bey uns Teutschen fast so gemein / als die geschälte, Gersten / denn man gute Suppen / Brühlein und Reiß-müßlein für gesunde und krancke darauß machet / welche dienen wider das Haupt-wehethum / Hauptflüß / übermäßiges bluten der Nasen / Blut-speyen / Blut-harnen / und starcken Blutgang der Weiberen. Ferners bekommen sie wol den Hustenden / Lung- und Leber-süchtigen / auch denen so der Mund stätigs voll Speichel lauffet: Uber das sind sie dienlich wider alle Bauchflüß / und die Geschwär des Magens / der Därm / Nieren und Blasen / vertreiben den Zwang zum Stullgang / stärcken die schwachen) Nieren / und den außgehenden Affter. Der gebackene Reiß ist nicht allein gesunden Menschen dienlich / sondern auch denen Krancken / welche mit Bauchflüssen beschweret sind. Die Völcker gegen Auffgang de Sonnen / welche under dem Gebiet des grossen Chams sind / machen in tranck auß dem Reiß von allerhand Gewürtz / den sie in täglichem gebrauch haben / davon werden sie toller und trunckener als von dem Wein. In Hispanien und Mauritanien pflegt man den Reiß in einer milch einzuweichen / und hernach zu destillieren / gehet von erst ein schön lauter wasser herüber / darnach etwas fetter und ölicht; von diesem werden die Leuth / welche keinen wein trincken / frölich / und auch schier so truncken / als vom Wein. Bey den Türcken ist der Reiß in vielem gebrauch / welchen sie also pflegen zur speiß zu bereiten: sie nehmen ein zimliche anzahl Reiß / und lassen ihne bey dem Fewr lang auffwallen / aber sie rühren ihn nicht / denn Petrus Bellonius lib. 3. observation. cap. 41. berichtet / wenn man ihne in dem sieden umbrühre / verderbe er. Leonhard Rauchwolf in dem I. Theil seiner Morgenländischen Reise im 8. Cap. zeigt an: under allen speisen seye bey den Türcken keine so gemein als der Reiß / welchen sie so dick kochen / daß sie ihne auch in brocken mit fingern essen: dieweilen auch die Türcken / wie vorgemelter Bellonius lib. 1. observation. cap. 59. schreibet / keine Wirtshäuser haben / behalten sie in ihren Spitälen ein Reiß-gemüß auff / so sie den durchreisenden darstellen / welcher gebrauch auch von den Geistlichen auff dem Berg Sinai gehalten wird. CAPUT XIX. Indianisch Korn / Mayr genant. Frumentum Indicum, Mays dictum. Namen. ANdianisch oder Türckisch Korn heißt Lateinisch / Frumentum Indicum, Milium Indicum, Frumentum Turcicum Italiänisch / Formento, Indiano, Grano d’India. Frantzösisch / Bled ou Froment des Indes. Niderländisch / Indianesch Koren. Geschlecht. Es wird in vier arten oder, gattungen underscheiden. Eins mit braunem / das ander mit röthlichtem / das dritte mit gelbem / das vier mit weissem Korn: auch wird noch eins gefunden / das roth / blaw / gelb / in einander ist / und sehr lustig anzusehen. Gestalt. Dieses Korn trägt einen hohen / dicken / runden / knodichten halm oder rohrstengel / darinnen steckt weiß marck. Oben an dem stengel / gewin̅t es ähren / die sind ohne spitz und gantz leer / denn sie haben darinnen keinen samen / blühen jetzt braun / jetzt roth / weiß oder gelb / nach dem das Korn / so sie bringen / gefärbt ist. Die frucht oder das Korn ligt in grossen / runden außgespreißten graßscheiden / welche nach der seite der hälme auß den gläichen wachsen. Es sind auch diese körner bloß / aber hart zusam̅en gedrungen / glat und etwas rund / in der grösse der Erbsen / und hat etwan ein scheid acht zeilen / die ander zehen / selten darüber. Das zodichte haar / so oben auß der graßscheiden wächßt / [324] hat eben die farb wie das Korn / so darinnen verschlossen ligt / die wurtzel ist auß vielen harten kleinen härlein zusammen gesetzt. Auch ist ein geschlecht dieses Korns / welches innerhalb zweyen Monaten gesäct und ist wird. Widerum ist ein anders / welches in viertzig tagen nach der satt zeitiget. Aber solch frühzeitig Korn ist kleiner und geringer. Daher man es nicht säet / oder man habe ein thewrung zu besorgen. In unsern Landen säet man diß Korn im Aprillen / sonst komt es nicht zu seiner zeitigung / es wird aber erst gegen dem Herbst zeitig. Eigenschafft. Das Indianisch Mays-korn hat mehr flüchtiges saltz / und schwefelichten Geistes in sich / und ist wärmerer natur als unser Weitzen oder gemeines Korn. Gebrauch. Die Indianer bereiten auß ihrem Mayskorn einen teig / und machen darauß kuchen / welche sie auff sonderliche art zurichten / daß sie währen mögen: diese haltet man für leckerbißlein. Zu dem so haben sie auch eine sonderliche manier von Pasteten erdacht / welcher teig mit Blumen und Zucker vermischt wird. Ferners dienet das Mays-kornicht allein zum Brot / sonderen auch zum Wein. Dieses tranck von Mays-korn / welches man in Peru Azica / und fast durch gantz Indien Chicha nennet / wird auff unterschiedliche weiß zugerichtet. Das stärckste getränck machen st wie das Bier / welches sie also zurichten. Die Mayskörner beitzen sie / biß sie ansahen zu schossen / darnach brennen sie es auff eine sonderliche art: diß wird so kräfftig / daß es einen bald niderwirfft. Man heisset es in Peru Sora / und wird ihnen im Gesätz verbotten / wegen des grossen schadens / so darauß entstehet / denn es machet unsinnig truncken. Sie geben aber nicht viel auffs Gesätz / sondern halten ihre Däntze darbey / und trinckens Tag und Nacht. Man macht auch dises Azica oder Chicha also. Sie käuen das Mays-korn / und bereiten einen saurteig darauß / was nun also gekäuet worden / das sieden und bräuen sie. Die Indianer halten darfür / daß das Mays-korn / da es recht saur werden solle / von alten verruntzelten Weiberen gekäuet werden müsse / welches denen so es hören / wol ein eckel bringen möchte: sie aber achten es nicht / sonder trincken wacker drein. Ist ein gesunder Tranck / welches von den vornehmen Indianern und Spaniern für eine Artzney gebraucht wird / denn sie befinden in der that / daß es den Nieren wohl bekomt / und leicht harnen machet. Dises ist die ursach / daß in West-Indien wenig Leuthe hieran noch leiden / die vorgemeltes Chicha-tranck gebrauchen. Wenn das Mays-korn noch zart und in den ähren ist / so essen es die Indianer und Spanier für Lecker-bißlein / rösten es entweder / oder kochens in Milch. Sie brauchen auch die häußlein oder dotten an statt des Butters und öhls / denn sie sehr feist sind: darumb pflegte der Vice-könig Don Francisco de Toledo zu sagen: Die in Peru besitzen zwo sachen / welche ihnen reichthum und nahrung bringen / nemlich ihr Mays-korn und Vieh im Land. Für die grosse Indianische Herren werden kleine küchlein auß dem gesiebten Mayskorn zubereitet / welche so zart / dünn und reinlich / daß man schier durchhin sihet / massen sie so dünn wie ein papier. Ingleichem machet man auch kleine teller-küchlein von diesem gesichteten Korn / die zwar dick / jedoch durchsichtig scheinen. Aber dise beyde gattung küchlein sind nur für die Indianische Fürstliche mäuler. CAPUT XX. Hirß. Milium. Namen. HIrß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Milium. Italiänisch / Miglio. Frantzösisch / Mill, Millet. Spanisch / Mijo. Englisch / Millet. Niderländisch / Hirß / Hirse / Heers / Milie. Gestalt. Der gelbe Hirß / Milium semine luteo, C. B. hat viel haarichte und knodichte stengel / die sind elen hoch. Die wurtzel ist gantz zasicht / starck und weiß. Die schwartz-rothen ähre schlieffen auß einer graßichten scheiden / sind gantz trauschlicht und zotticht / wie des rohrs. Jedes Hirsen-körnlein ist sonderlich zwischen zweyen dünnen fliegenden blättlein gesetzet. Solches körnlein ist klein / rund / vest und gelblicht. Der Hirß wächßt gern im sandichten feuchten Erdreich / will am morgen früh oder auff den abend in der fühle gesäet / öder in grund geworffen werden. Es bedarff keines besondern grossen unkostens / [325] denn in wenig samen füllet ein groß stuck Felds / so bald man den gesäet hat / sol man ihn mit gereiß wol bedecken / damit er nicht von der Sonnen hitz auffspringe und verderbe. Sonsten hat man auch ein weissen Hirß / Milium semine albo: welcher längere und breitere blätter / auch einen längeren / dickeren halm und weissen samen trägt. In dem Schweitzerischen Ergäw / wird eine art des schwartzen Hirß gesäet / Milium semine nigro spadiceóve, J. B. welche breitere blätter als der gemeine Hirß träget / der stengel ist nicht so hoch / auch sind die ähre kleiner / hingegen ist der same grösser und runder: dieser Hirß wird zum Gemüß viel nutzlicher als der gemeine gebraucht. In anderen Ländern aber bekomt dieser schwartze Hirß einen höheren / dünnen / und glatten stengel. Ferners findet sich auch ein kleiner runder Hirß / welcher süsser ist als unser Hirß / und in dem Guineischen Reich Sabo gesäet wird. Milium Sabaeum, C. B. An Milium exiguum argenteum ex Cayro, J. B. Der Rohr- oder Schilff-Hirß aber / welcher von vielen / Jobs-thränen genen̅et wird / Milium arundinaceum, multis, Lachryma Jobi, J. B. Lithospermum arundinaceum. C. B. hat elen-lange knodichte halme und blätter / wie das Türckisch Korn / so bißweilen auch über elen lang / und zwey zoll breit sind. Trägt steinharte / glatte / anfänglich gelbe / hernach gläntzend-röthlichte samen / in der grösse der Ziser-erbsen. In den Insuln Candia und Rhodus / wie auch in Syrien wächßt er häuffig; in Europa aber wird er in den Gärten gepflantzet / dessen samen aber komt selten zur zeitigung. Eigenschafft. Der Hirß ist kalt im ersten und trucken im dritten grad / oder im anderen gantz vollkommen. Hat ein zimblich temperiert flüchtiges öhl und saltz bey sich / und daher die Krafft wol zu nehren / durch den Schweiß zu treilben / und die scharffen feuchtigkeiten des geblüts zu versüssen. Gebrauch. Der Hirß bringt dem Menschen die geringste krafft under allem Geträide / so man zur kost braucht. Wenn man ihn zur speiß will geniessen / soll er in Milch gesotten werden / verdäut leichtlicher / stopfft weniger / und ist lieblicher zu essen. In Lombardia macht man Brot darauß / welches warm verkaufft wird / und etwas süß zu essen ist / hat einen guten geschmack / aber so bald es erkaltet / verleuret es ihne / und wird hart. Die Italiäner bereiten auß dem Hirßmehl und Milch ihre küchlein / man muß sie aber warm essen / sonsten sind sie unangenehm. Zu Venedig werden sie gantz warm auff den strassen verkaufft. Die Bauren auß Portugal backen Brod auß dem Hirßmehl und Honig / welches sie sehr hoch halten / und in ihrer Sprach Beroas nennen. Die Waldbauren bey Trient in Tyrol kochen den Hirß mit Milch zu einem gemüß / welches sie polenta nennen / und sich dessen durch das gantze Jahr neben dem Wasser-tranck bedienen / es bekommet ihnen wol: Solch ein (Manget der Milch bey den Säugammen.) guter koch ist der hunger. Die jenigen Säugam̅en / welche ein wässerige Milch haben / sollen sich des Hirßmehls mit Milch oder Fleischbrühen gekocht / bedienen. Ein trefflich schmertzen-stillend säcklein bereite also: Nim zwey handvoll etwas wenig gerösteten Hirses; ein handvoll gemeines gering-geröstetes saltzes; Eisenkraut / Chamillen-blust jedes anderthalbe handvoll / Rosen-wurtz. 2. loth / Zitwen-wurtzen 1. loth / zerhacke und zerstosse alles underein ander / nehe es in ein säcklein. Dieses säcklein offt gewärmet / und nach belieben mit dem Hungarischen Roßmarin-wasser / oder einem anderen Schlag-wasser angesprengt / und auff den Scheitel geleget / vertreibet den Schmertzen: über die Ohren gebunden / benimmet und zertheilet das sausen und brausen / (Für das gehör und glieder-schmertzen.) bringet das Gehör wider zu recht; über andere schmertzhaffte Glieder geschlagen / zertheilet den darinnen sitzenden kalten, schmertzen-bringenden fluß. (Grieß / nieren und Blasenstein / schleim in den nieren oder blasen.) Das auß dem Hirß destillierte wasser ist sehr dienlich wider das Grieß und den Nieren- oder Blasen-stein / so man Morgens und Abends vier oder 6. loth rincket / treibet es den stein fort / und reiniget die Nieren und Blasen von allem schleim. Antonius Guainerius lobt und beschreibt ein Tranck / welchen der heilige Ambrosius / (Dreytägig Fieber.) Bischoff zu Meyland / wider das dreytägig Fieber solle erfunden / und damit zu Meyland vielen Menschen geholffen haben: Nim geschelten Hirß ein Pfund / siede den in drey pfund wasser / biß er auffbreche / und das wasser färbe / von diesem durchgesiegenen Tranck soltu ein zimlichen trunck thun an dem tag / wenn dich das Fieber geschüttelt hat / und die folgende hitz sich auch enden wil / darauff soltu dich zudecken und wol schwitzen. (Hitzig Fieber / Pockë oder Kinderblattern. Rothe ruhr.) Dieses Tranck ist auch sehr nutzlich in hitzigen Fiebern / Pocken oder Kinderblatteren / da es nicht nur kühlet / durch den schweiß treibet / sondern auch die Lungen vor dem Gifft bewahret / und die rothe Ruhr stellet und heilet. Hirß ist den Granats-vöglen / Wachtlen und Turteltauben ein anmüthige Speiß / also daß sie davon fett werden. So man den Hüneren genug Hirß zu essen gibt / sollen sie schön und grosse Eyer legen. Wenn man Artzneyen / als Rhabarbarum / Mechoacana / Campfer und dergleichen in Hirß bedecke / bleiben sie desto länger unversehrt. Auch so man Fleisch zuvor in ein dünnes euch eingeschlagen also behält / verdirbt es nicht so bald. Deßgleichen thut man mit den Pömerantzen / Citronen / Quitten und Granatäpfeln. CAPUT XXI. Sorgsamen. Sorgum. Namen. SOrgsamen heißt auff Lateinisch / Sorgum, Melica, Milium Indicum aut Sarracenicum, Panicum loculare, Milium
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Sorgsamen. Sorgum. arundinaceum sive Indicum semine subrotundo, C. B. Italiänisch / Sorgo. Aber Sagina wird er genant / dieweilen die Rinder und Schwein darmit gemästet werden. Frantzösisch / Bled ou Froment barbu, millet d’Inde. Spanisch / Mijo saburro. Englisch / Turkie millet. Niderländisch / Sorghsaed. In Hochteutscher Sprach wird er auch genant / Italiänischer Hirß / Indianischer Hirß / und Sorgweitzen. Gestalt. Der Sorgsamen wächst auff einem hohen und dicken stengel / mit langen / schmalen und scharffen Ried-blätteren / wie die Röhre: wenn er zeitig wird / ist die stell / darauff er stehet / anzusehen wie ein Rohrpusch. Der stengel oder rohr ist inwendig nicht hol / sondern mit weissem marck außgefüllt / fast wie der Hollunder / am geschmack süßlicht. Oben dringen seine barticht- und zottichte ähren auß den graßscheiden / welche / so sie zeitigen / werden sie röthlicht / an etlichen schön weißlicht / etliche ziehen sich auff ein gelbe farb / mit unzehlichen vielen körneren besetzt / die sind mit scharffen häutlein überzogen / groß als die Gersten-körner. Dieses Geträid ist erstlich auß Indien in Hispanien / Italien / Franckreich / und endlich auch in Teutschland gebracht worden. Ein andere Art des Sorgsamens Milium arundinaceum semine plano & albo, C. B. Sorgum album, Milium Indicum, Dora, J. B. wächset in Arabien umb die Statt Ana / wird von Leonhard Rauchwolff in dem 2. theil seiner Morgenländischer Reise am 6. Cap. beschrieben. Es gewinnet lange stengel / 6. biß in 8. elen hoch / ist sonsten mit den blätteren dem Türckischen Korn / oder vielmehr den Zucker-rohren nicht unähnlich / darfür er ihne auch erstlich gehalten / sonderlich wie die Einwohner solche vor die Zuckerohren zerbeissen / den lieblichen süssen safft (welcher in diesen stengeln mehr im oberen theil / in den Zucker-rohren aber im underen sich erzeiget) also heraußziehen / biß da er zu oberst die zottichten / langen und weißfarben boschen ersehen / diese sind voller weissen rundlichten körnlein / deren jedes zwischen jungen blättlein stecket / welche in der grösse der Erven / doch an der seiten etwas mehr zusammengetrucket sind. Auß diesen Kernen backet man gut wol-geschmackt Brot / welches äschenfarb ist. Man nennet diese Frucht Arabisch Dara. Petrus Bellonius Lib. 2. Observation. C. berichtet / daß solcher Sorgsamen auch in Cilicien und der Landschafft Epiro wachse / allda ihne die Bauren in grosse säck fassen / und nach Corzyra auff den Marckt führen. Die Einwohner zu Cilicien haben in ihren Häuseren eigene Mühlen / in welchen sie die Kernen zerreiben / und auß dem Mehl ein dicken teig knetten / den sie sehr dünn auß einander ziehen / und an der Sonnen kochen / oder nach dem alten gebrauch der Römischen Soldaten auff heissen mit steinen unterstützten Ziegeln backen. Die dicken Halm-pfeiffen gebrauchen sie zum fewr an stat des Holtzes. Casparus Bauhinus Libr. 1. Theatri Botanici Sect. 4. Cap. 33. berichtet / es seye diese Art des Sorgsamens ihme in seinem Garten zierlich herfürgewachsen / der Kern aber zu keiner Zeitigung kommen. Eigenschafft. Der Sorgsamen vergleicht sich mit seiner Eigenschafft dem gemeinen Hirß / denn er kühlet und trucknet. Gebrauch. Der Sorgsamen und das Mehl / so darvon gemahlen wird / können / wie der gemein Hirß mit wasser / butter und ein wenig saltz zu Müsseren und Brühen gesotten werden / das Gesind darmit zu speisen / denn eo wohl sättiget / gehört nicht für die / so ein schwachen Magen haben / sondern für Holtzhäuer / Schiffleuth / Baursvolck / und alle die schwere Feld-arbeit verrichten. So man das Mehl mit Milch oder guter Ochsenfleisch-brühen bereitet / und wol sieden lasset / so sättiget es noch mehr / ist leichter zu verdäuen / und gibt auch ein bessere Nahrung. (Unmäßiger Blutfluß der Weiber / Weisser Weiberfluß.) Die rothe Blüth gepülvert / und ein halben quintleins schwer mit rothem Wein getruncken / stillet den unmäßigen Blutfluß der Weiber: die weißlichte Blüth aber auff diese weiß gebraucht / nimt den weissen Weiber-fluß hinweg. Matthioli bewährte Artzney die Kröpff am Halß zu vertreiben. Nim Sorgsamenstengel (Kröpff am Halß.) mit zehen gewerben oder knoden / schneid sie auff / und nim das Marck herauß / thu einen zimlichen grossen / neuen / roth-gelben Bad-schwamm darzu / brenne diese beyde stuck zu pulver / unter dieses pulver mische des schwartzen Pfeffers zwelff körner / Weitzen-mehl 2. loth / ein frisch Ey / mache ein Kuchen darauß / die leg an eine saubere stell auff den Küchenherd / strewe heisse aschen darüber / und laß den Kuchen [327] darunder backen / biß er hart werde / alsdenn nim ihne auß der aschen / schneide ihn in sechs gleiche theil / und bald nach dem Vollmond / so er nun im wechsel oder abnem̅en ist / sollt du ein stuck zu nachts vor dem Schlaff essen / und nichts darauff trincken. Deßgleichen solltu ein ander stuck nehmen / über den andern tag zu nachts / und so fortan allwegen in zweyen tagen ein stuck / biß du alle sechs stuck geessen / solches geschicht in zwölff tagen / dieweilen der Mond im absteigen ist. Nach dem anderen Vollmond solltu ein andere Kuchen machen / und gebrauchen / wie du mit der ersten gethan / und so ferner auff den dritten abnehmenden schein / allwegen bald nach dem Vollmond / so nimt der Kropff mit dem Mond ab / und ist also vielen geholffen worden. Jedoch soll man nach dem Rath Camerarii bedachtsam damit umbgehen. CAPUT XXII. Fenich. Panicum. Namen. FEnich heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Elymus, Meline, Melinus, Mel frugum, Panicum. Italiänisch / Panico. Frantzösisch / Panic. Spanisch / Panizo. Englisch / Panick. Niderländisch / Panikkoren. In Hochteutscher Sprach wird er auch genant / Fench / Penich / Heydelpenich / Panikorn / Fuchsschwantz / Heydel / Heydelfench / Butzweitzen / und kleiner Hirß. Gestalt. Der außgedoschene Fenich-samen, Panicum Germanicum, sive paniculâ minore, C. B. Panicum album vulgare, Park. gleichet dem Hirß so fast / daß man sie beyde kaum underscheiden oder erkennen mag. Aber so er wächst / ist sein graß viel raucher / schärffer und spitziger. Seine siengel oder halme sind rund / gewinnen viel knoden / etwan zehen an einem stengel / und an jedem knoden, ist ein lang schmal blatt. Die ähren sind nicht zertheilt / wie am Hirß / sondern gantz rund / anzusehen wie die Weyherkolben in den Gesümpfen / mit viel kleinen samen außgefüllet / und erscheinen diese kolben zu zeiten weiß / bißweilen braun oder schwartz / aber am meisten sind sie gelb / wie auch die körner in etlichen gantz gelb / in anderen weiß zu findë. Die Wurtzel ist vielfältig und zasicht. Der Fenich wächßt gern in rauchen / sandichten orten / derowegen diejenigen so ihne säen / sollen allwegen ein leicht / sand- und steinicht erdreich darzu erwehlen / das hübel- und bergicht seye / damit nicht viel wasser zukomme / so gehet er bald auff / also daß er innerhalb viertzig tagen zur zeitigung gelangen / und eingeerntet werden kan. Bey uns wird der Fenich im Frühling gesäet / und im Augstmonat gesamlet. Man pflantzet ihne in Teutschland an rauchen orten / als im Schwäbischen Algäw / Hegäw / und dem Schweitzerischen Ergäw. Man findet ihne auch in dem Spanischen Königreich Granata / in dem Frantzösischen Gasconien / an etlichen orten in Savoyen / und umb Meyland. Der Italiänische Fenich; Panicum Italicum sive paniculâ majore, C. B. Panicum Indicum paniculâ villosâ, Park. trägt ein grösseren kolben als der Teutsche / welcher zween fingers dick / und ein schuh lang ist / wie auß der figur zu sehen / die beyde Camerius abgemahlet. Der blaue Indianische / Panicum Indicum spicâ obtusâ coeruleâ, C. B. oder Americanische Fenich / Panicum Americanum spicâ sesqui-pedali, J. B. Indicum spicâ longissimâ, C. B. hat starcke zasichte und breitere wurtzeln als der erst beschriebene Fenich. Seine hälm oder stengel sind rohricht / gerad / mit vielen Gläichen begabet / und gleichsam mit Gauchhaar überdeckt / darneben auch dicker / stärcker und höher denn des gemeinen Fenichs / dieweilen sie öffiers Manns-höhe übersteigen: Bey der wurtzel erscheinen sie zierlich blau / in dem übrigen sind sie mit einem schwammichten bleichen marck angefüllt / und gleichem in Neben-äst zertheilt / denn zwischen den blättern auß den Gläichen kürtzere hälme herfür chiessen. Er wird mit grossen / langen / breiten und harten blätteren bekleidet / die auß den Gläichen wachsen / mit einem nerven getheilt / und an dem umbfreiß blößlich gekerfft sind. Auff einem jeglichen halm sitzet ein dickes Aehre / so ein wenig haaricht / und bißweilen fingers-zuzeiten aber nur daumens-lang ist / es hat ein satte Himmel-blaue farb / davon auch die fädemlein der Blumen gläntzen. Der samen oder kern hanget an langlicht dünnen und kleinen stielen / ist in haarichten hülsen / welche zugleich das Aehre haaricht machen / verschlossen / mit seinem ausseren theil gehet er auß der hülse herfür / ist glatt und blau / aber dick und runder als der kern des gemeinen Fenichs. Dieses schöne gewächs hat man anfänglich auß Indien / und zwar erstlich [328] auß dem Königreich Peru gebracht. Es wird in den Niderländischen Gärten von dem auß Spanien gesandten Samen gepflantzet / kommet doch selten zur zeitigung / wenn man es schon in dem Mertzen an Sonnichten orten säet. Casparus Bauhinus hat es in dem Paduanischen Garten angetroffen. Eigenschafft. Fenich ist kalter natur / jedoch mit etwas flüchtigem saltz / und schwefelichtem öhl / neben vielen irdischen theilen begabet / nehrt sehr wenig / machet wind / ist härt zu däwen / und alte Leuthen nichts nutz / stopfft den Bauch mehr als der Hirß / und verursachet ein dick geblüt. Gebrauch. Es ware der Fenich etlichen Völckeren in in Thracia bey der Statt Chermanda / jenseit dem Fluß Euphrate so gemein / daß sie ihn täglich zu ihrer Nahrung gebrauchten / daher Xenophon dieselbige / [Greek words] Fenichfresser nennet / welcher name heut zu tag auch den Gasconiern gegeben wird. Das gemeine Volck in Franckreich / Teutschland / Böhmen und Vngern / sonderlich aber an denen orten / da des Fenichs die menge gezielet wird / machet gute Brey darauß / ihr Gesind und Taglöhner darmit zu speisen / denn er ein gute speiß ist vor grobe starcke Leuth / als Tröscher / Holtzflösser und andere / die schwäre Arbeit thun müssen / weilen er bald sättiget. Die Frantzosen kochen den Fenich mit Wasser und Butter / sieden ihn zu einer Brey / saltzen ihn darnach / und wen̅ sie ihn anrichten / so bestrewen sie ihn mit klein geschnittenem Leuchel und Dillkraut: ist ein speiß für das Gesind / sie thun auch bißweilen ein wenig Essig darein / daß es saurlicht werde / ist also in heisser zeit anmüthiger zu essen. Unser Baursvolck / das etwan verleckerter ist / siedet den Fenich mit Milch zu einer Brey / thut butter und saltz so viel genug darzu / speiset darmit sein haußgesind / denn er auff diese weiß wol nehret. In Italien ist er auch ein speiß für die Hüner und Tauben / sie damit feist zu machen. Wilder Fenich. Panicum sylvestre. Es ist auch ein wilder Fenich / viel kleiner denn der erst genante oder zahme / nemlich elen hoch / hat zugleich schmälere / kürtzere und räuchere blätter / einen geraden knodichten und holkeelichten halm: am gipffel erscheinen viel rauche / röthlichte kolben / die sind auch viel kleiner denn in den zahmen. Dieser Fenich kühlet auch mehr als der vorige / wird aber nicht in der speiß gebraucht. CAPUT XXIII. Sesamen-kern. Sesamum. Namen. SEsamen-kern heißt auff Lateinisch / Sesamum oder Sesama. Griechisch / [Greek words] Italiänisch / Sesamo. Frantzösisch / Sisame, Jougioline. Spanisch / Sisamo, Giuggiolena. Englisch / Gilp / Purhing grain. Gestalt. Etliche nen̅en Sesamum Lein- oder Flachsdotter / deren meinung Matthiolo nicht gefallet / denn er achtet den Lein-dotter (welcher ein Mißgewächs ist im Flachs) für das rechte Myagrum, davon drunden gehandlet wird. Ferners will er auch nicht für gewiß sagen / daß dieß kraut / so alhier abgemahlet / das wahre Sesamum der alten seye / in dem es mit dessen beschreibung nicht zustimt / wir haben es hieher gestellet / dieweil es ein schön Gewächs ist / und es etliche für das Sesamum halten / denn es läßt sich auch sein samen ansehen / als seye er mit der krafft dem Sesamo gleich. Das rechte Sesamum gewinnet einen bintz- und knodichten halm / wie der Hirß / allein ist er dicker und länger / hat röthlichte blätter; graßgrüne blumen / weißlichten samen / in knöpffen verschlossen wie der Magsamen / und dick als der Hirß / welche beschreibung mit dem vorgemahlten gewächs nicht zutrifft / darumb es billich Pseudo-sesamum vermeintes Sesamum genennet wird. Eigenschafft. Des rechten Sesami samen bringet man auß Griechenland in unsere Stätte / haltet in sich eine fette / zähe / ölige feuchtigkeit / und hat daher krafft äusserlich zu erweichen / zu sänfftigen und zu zeitigen. Gebrauch. Galenus Lib. I. de Alimentor. facultat. cap. 37. schreibt / daß der samen Sesami bald sättige / schwärlich verdäwet werde / und den Magen zum unwillen reitze / welches auch Dioscorides lib. 2. cap. 14, bezeuget / und darbey vermeldet / daß er einen schwären Athen verursache / ist also innerlich nicht zu gebrauchen.
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Sesamen-kern. Sesamum. Heyden-korn. Frumentum Sarracenicum. In was gestalt das Sesamum in Egypten gefunden werde / berichtet Herr Dapper in seiner newen Beschreibung Africa also: Sesamum schießt mit einem einigen geraden stengel anderthalb fuß hoch. Die blätter die undë am stengel sitzen / sind tieff eingekerbet / aber die oben stehë / den blättern des Nachtschatten sehr gleich. Die Blumen sind klein und weiß / darauß vier-fünff- oder sechs-eckichte kleine schotten wachsen / in denen in gelber und süsser same wie der Lein-same liget. Auß diesem wird ein öhl geschlagen / das die Araber Zeid Taip, das ist / gutes öhl / weil es so für trefflich ist / nennen. Die Egyptier brauchen es sehr viel in der speise / darumb gilt es auch mehr als das Oliven-öhl. Die blätter / der samen und das öhl / werden zu viel gebrechen des menschlichen Leibes von ihnen gebrauchet. Die Egyptischen Bauren nutzen den samen von alten zeiten her zur speise / und werden seiner öhlhafftigkeit wegen darvon fett und dick. Auch gebrauchet man in Egypten das öhl vor die flecken der haut / und darzu thun sie es theils in die speise / theils schmieren sie die haut darmit. Quintus Curtius schreibet / daß der jenige Soldat / welcher den grossen Alexandrum über den abschewlichen Asiatischen Berg Caucasum begleitet / und auß mangel Brots auff dem weg hungers-noth erlitten / seine äusserliche Glieder mit diesem öhl gesalbet habe. CAPUT XXIV. Heyden-korn. Frumentum Sarracenicum. Namen. HEyden-korn heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Frumentum Sarracenicum, Hirco triticum, Fago-triticum, Tragopyrum, Phegopyrum, Triticum Hircinum & Faginum, Erysimum Theophrasti folio hederaceo, C. Bauh. Italiänisch / Grano Saraceno, Formetone. Frantzösisch / Bled Sarrazin. Englisch / Bock-wheate / or Branck. Dänisch / Bog-huede. Niderländisch / Boeckweyt / Bueckweyt. In hochteutscher sprach wird es auch genent Bockweitzen / Buchweitzen und Grütz. Gestalt. Nach Herren Matthioli bericht / ware das Heyden-korn den alten unbekandt / jetzund aber ist es gar gemein. Das Heyden-korn hat glatte / runde / rothe und hole stengel / die sind einer elen hoch / zu rings mit blätteren besetzt / die vergleichen sich dem Ephew / außgenommen daß sie zarter / weicher und spitziger sind. Es trägt kleine / weisse und zusammen gedrungene blümlein wie am Hollunder / die werden zu dreyerley körnlein / außwendig sind sie schwartz / inwendig weiß Seine wurtzel ist zasicht / oder gleichsam haaricht. Das Heyden-korn verschmähet kein Erdreich / und liebet den Regen. Bey den Teutschen wird es gesäet im Aprill und Meyen / fürnemlich im Wasgäw: Man findet es bey Hagenaw / und allhier zu Basel bey dem Färstlichen Schloß Fridlingen / und dem Dorff Riechen. In Niderland bey Antorff und in Franckreich / stehen die Aecker voll. Es wächßt in Italien auff den Vicentzischen und Foro-Juliensischen Bergen / wird allda bißweilen an heissen orten nach der Ernd wegen des Futters widerumb gesäet / denn es bald herfür komt / und geschwind zeitiget. Eigenschafft. Das Heyden-korn ist mittelmässig / warm [330] und feucht. Hat ein flüchtiges saltz / mit etwas Balsamischen theilen in seiner substantz verborgen; welche aber allem durch schwere däwung / wie bey allem dergleichen Frucht samen / herfür kommen. Gebrauch. Das Heydenkorn nehret zwar minder als der Wäitzen / Korn und Gersten / gibt aber bessere Nahrung denn der Hirß und Fenich. Obwohlen es vor diesem allein zum Futter des Viehs in Teuschland gesäet worden / so werden doch jetzunder auß seinem Mehl gute Brühlein gemacht / die bey den Mahlzeiten grosser Herren angenehmen sind als die Sem̅el-brühlein: man bereitet sie mit Milch oder Rindfleisch-Hüner- und Capaunen-brüh. Für das Haußgesind kochet man das Mehl nur in wasser mit butter und saltz / man machet ihnen auch küchlein davon. In grosser Hungersnoth backet man Brot darauß / so schwartzlicht aber doch geschmackt ist. Die Italiänische Bauren / welche an den Gräntzen Teutschlands wohnen / kochen ein dicklichte Brey auß dem Mehl / schneiden dieselbe in breite dünne theil / besprengen sie mit Butter und Käß / und essen sie als ein angenehme speiß. Dieses Mehl gibt dem Bier ein rothe farb / und ein süssen geschmack: in dem übrigen ist das Heyden-korn ein gutes Futter für das Vieh / welche das grüne Kraut vor der zeitigung des Samens auffessen. Von de. Frucht werden die Hüner fett / auch das Vieh samt den Schweinen wol damit gemästet. CAPUT XXV. Canarien-Graß. Phalaris. Namen. CAnarien-graß heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Phalaris, Phaleris, Gramen & Semen canariense, Semen canariense, Semen Hispanicum. Italiänisch / Falari. Englisch / Canari-graß. Niderländisch / Spaensch saed. Gestalt. Canarien graß / Phalaris major semine albo, C. B. bringt auß zasichten wurtzlen drey / vier / auch mehr knodichte stengel / zweyen hand-breit lang / vergleichen sich den Speltzen-hälmen / samt den blättern / sind am geschmack süß. Oben trägt es langlichte ähren oder köpflein / daran erscheinen mit der zeit weisse oder bleiche zasichte blümlein / auß welchen der auß- und inwendig weisse länglichte samen / in der grösse des Hirsen entspringet. Die wurtzeln sind klein / und in keinem gebrauch. Ein andere art mit schwartzem Samen wird in der Insul Malta gefunden / Phalaris major semine nigro, C. B. So hat es auch ein Portugesisch Canariengraß mit dicken kurtzen ähren / Gramen Phalaroides Lusitanicum, Raji. Item ein klein Canarien-graß mit ablangen schmalen blättlein / Gramen Phalaroides minus, C. B. Item ein kolbwurtzicht Canarien-graß / Phalaris bulbosa semine albo, Park. Und endlich ein Sicilianisch Canarien-graß mit dicken starcken halmen / und einer Fenich-ähre / Gramen Phalaroides spicâ Paniceâ Siculum, Raji. Eigenschafft. Die Blätter und Samen sind warmer natur / und haben ein öhlieht / flüchtiges / etwas scharffes saltz bey sich verborgen. Gebrauch. Der Samen wird heutiges tages gebrauchet / die wol singenden Canarien-Vögelein damit zu erhalten / die dieses samens in ihren Landen zur speiß gewohnet haben. CAPUT XXVI. Affodill-wurtz. Asphodelus. Namen. AFfodill- oder Aphodille heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Asphodelus, Hastula Regia. Italiänisch / Asphodelo, Anfodillo. Frantzösisch / Hache royale, Asphodile, Aphrodille. Spanisch / Gamon, Gamonito. Englisch / Daffodill. Niderländisch / Asphrodille. Gestalt und Geschlecht. Affodille ist zweyerley weiß und gelb. Die ästichte weisse Affodille / Asphodelus major ramosus flore albo, J. B. hat blätter dem grossen Lauch ähnlich / außgenommen / daß sie länger und schmäler sind / in der mitten so erhoben / daß sie fast dreyeckicht anzusehen. Der stengel ist schon / glatt / elen hoch / bißweilen höher / zu rings herumb mit seinen weissen in dem Mertzen und Aprillen erscheinenden Sternblumen besetzt / darauß entspringen rundlichte und graßfärbichte beer / in welchen ein dreyeckichter schwartzer
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Weiß Affodille. Asphodelus albus sive mas. Gelb Affodille. Asphodelus luteus sive soemina. samen verschlossen. Das Gewächs hat viel runde länglichte wurtzeln den Eycheln gleich / die sind außwendig schwartzlicht / inwendig grünlicht / sonsten eines bittern und scharffen saffes / Carolus Clusius libr. 2. stirp. Hispan. histor. cap. 17. & lib. 2. rarior. plantar. histor. cap. 39. beschreibet auch diese Affodillwurtz neben zwo anderen / und meldet darbey / daß nach dem er von Lysabona nach Sevilien verreiset / habe er gesehen / diese wurtzeln von den Aeckeren herauß reuten / welche über 200. neben-wurtzeln gehabt / und ware das gantze Gewächs mehr als ein halber Centner schwer. Es wird sonsten auch an den felsichten Hügeln bey Montpelier / wie auch bey Messina in Sicilien gefunden. Die gelbe Affodill-wurtz Asphodelus luteus & flore & radice, C. B. hat viel gelbe wurtzeln bey einander / jedoch kleinere als die weisse / welche sehr umb sich kriechen: die blätter sind schmäler / und trägt auff einem anderthalb elen hohen stengel viel gelbe blümlein. Der Samen ist dem vorigen gleich / und ein wenig grösser / auch schwartzlicht. Wird hin und wieder in Sicilien gefunden. Sonsten hat es auch annoch etwelche gattungen der Affodille / als da ist de weisse Affodille ohne äste / Asphodelus albus non ramosus, C. B. So den̅ der auff purpurfarb sich ziehende Affodille mit gefleckten blätteren; Asphodelus major flore carneo, Parck. Und endlich ein gantz kleiner Affodille mit weissen im Heumonat erscheinenden blümlein / Asphodelus minimus albus, C. B. J. B. Diese Affodillen / ob sie zwar in den wäldern wild wachsen / zieren dennoch ihre stelle in den Gärten / wegen ihrer sauberen blüthe; und werden durch zerreissung ihrer knollichten wurtzel insgemein fortgebracht / da sie nachmahls keiner sorgfältigen wartung bedörffen / sondern sich leicht halten / und jährlich in der Erden mit neuen außwachsenden knollen sich vermehren. Der vermeinte Affodill / Pseudo-Asphodelus alpinus, C. B. hat ein dicke und mit etlichen dünnen faseln begabte wurtzel; bringet viel satte grüne blätter / welche einander umbfangen / die ersten sind breiter / und etliche spannen lang / eines bitteren und hitzigen geschmacks. Auß deren mitte enstehet ein raner stengel / so bißweilen eines schuhs-hoch und zu zeiten höher als eine ele wachset. Auf dem gipffel sitzen bleiche und zuweilen gelbe blümlein wie ein ähre / welche auß sechs blättlein bestehen und keinen geruch von sich geben / denen folgen drey- und zu zeiten vieroder fünff-eckichte köpflein nach / die ein sehr kleines sämlein in sich halten. Er wächßt auff dem Lucernischen Fracmont / und alhier auff dem Crentzacher Berg. In Oestereich und Steyrmarck wird er auch auff den Bergen gefunden / als auff Schnee-alpen und Newberg / dem Etscher / wie auch auff andern Berg-matten und grasichten Büheln. In Italien kommet er bey Verona auff dem Berg Baldo herfür. Noch zwey andere gattungen des vermeinten Affodill thun die Botanici meldung / welche in sumpfichten orten hin und wider in Engelland und Schottland wachsen. Asphodelus palustris Angelicus, C. B. Luteus acorifolius palustri Anglicus Lobelii, J. B. So denn Pfeudo-asphodelus palustris Scoticus minimus, Raji. Eigenschafft. Affodill-wurtz ist warm und trocken / hat [332] ein scharffes aromatisches saltz in seinem saft verborgen / und daher die Tugend zu erwärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / durch die Nieren und Speichel-äderlein zu treiben. Gebrauch. (Verstandener harn und Monatzeit der Frauen / Krampff / Brüch / Schmertzen der Seiten / Gelbsucht / Wassersucht. Haar-außfallen.) So man die Affodill-wurtz in Wein siedet und davon trincket / treibet sie den Harn und die Monatzeit der Frawen / ist gut wider den Krampff / heilet die Brüch / und lindert die schmertzen der Seiten / hilffe wider die Gelbfucht und anhebende Wassersucht. Die wurtzel zu Aschen gebrandt / mit Honig ein sälblein darauß gemacht und angestrichen / machet das außgefallene Haar wider wachsen: also auch die wurtzel mit Stabwurtz in Laugen gesotten und damit gewaschen / wehret dem Haar-außfallen. Affodillwurtz und gebranten Alaun / jedes (Aussatz.) ein quintlein gepülvert / mit Honig vermenget / damit den Aussatz geschmieret / heilet ihn. Mit dieser wurtzel geräuchert / vertreibet (Mäuß vertreiben.) die Mäuß. CAPUT XXVII. Graß-Gilgen / oder weisser Widerthon. Phalangium. Namen. GRaß-Gilgen / weisser Wider-thon oder Erdspinnen-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Phalangium, Phalangitis, Lilium gramineum. Italiänisch / Falangio. Englisch / Spiderwort. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht / Phalangium magno flore, C. B. flore Lilii, J. B. hat ein bleiche und gelblichte wurtzel / so sich in viel dicke / lange / süsse und gläbichte zaseln hin und wider außbreitet / von welcher viel grüne / auffrechte / lange / steiffe und gekählte blätter herfür kommen / die sind breiter als das graß und oben spitzig / unden aber umbfassen sie einander; zwischen denselben schießrein schuh-hoher / ja bißweilen elen-langer grüner / runder und holer stengel ohne marck auff / und wird mit sechs / siben oder mehreren blumen auff beyden seiten wechsel-weiß umbgeben / die vergleichen sich den weissen Gilgen mit ihrer gestalt / farb und geruch / sind jedoch kleiner / und hangen vor sich / sie bestehen auß sechs blättern / deren die drey innern etwas breiter / und mit adern zierlich gekräuset sind / die ausseren aber sitzen mit ihrem grünen spitz auff langen stielen / welchen ein auffrecht schmal und zoll-langes blättlein underlegt ist: auß der mitte der Blumen entspringen sehr rahne und ungleiche fädemlein mit gelben düpflein / ihnen folgen drey-eckichte föpflein nach / in denen ein schwartzer Same liget. In dem Schweitzerland und Veltlin wächßt er von sich selbst auff den Matten / wird auch auff den Saphoyischen Wiesen und bey der grossen Carthauß gefunden. Das ander Geschlecht / Phalangium parvo flore ramosum & non ramosum, C. B. hat viel zähe und gläbichte drey qwer hand lange / und von einem haupt in underschiedliche theil abgezogene wurtzen. Die blätter stehen schier bey der wurtzel / sind schmal un̅ schuhes hoch / auß deren mitte ein geringer runder und anderthalb elen langer stengel herfür kommet / so in keine neben-zweiglein zertheilet wird: auff dessen gipffel erscheinet ordenlich die milch-weisse gestirnte Blume / deren jede auff ihrem besonderen stiel sitzet. Auß ihrer mitte er zeigen sich fädemlein mit gelben düpfflein / welchen runde köpfflein nachfolgen / in denen ein schwartzer eckichter Same liget. Dieses Geschlechts findet man zwo arten: eine hat längere und breitere blätter / auch einen grösseren stengel / und stehen die Blumen weiter von einander / die köpfflein sind mehr dreyeckicht / und halten ein grossen Samen in sich. Die andere bringt schmalere blätter / und ist in allem kleiner. Beyde wachsen alhier auff dem Muttentzer- und Crentzacher Berg / wie auch an anderen orten im gantzen Elsas / und an dem Rheinstrom: die andere findet man auf dem Solothurnischen Berg / Wasserfall. In Holland und Engelland werden sie in den Gärten gezielet / die wurtzel wird fälschlich für die Mäußdorn-wurtzel verkaufft / und in der Artzney gar wenig gebraucht. Etliche sieden die Blätter / Blumen und Samen im Wein / und geben ihne denjenigen zu (Schlangen stich. Erdspinnen-biß.) trincken / welche von den Schlangen gestochen / oder von den Erdspinnen gebissen worden. Das dritte Geschlecht ist das Spinnenkraut mit holen blättern / Phalangium Cretae Salonensis, Lob. Ger. Asphodelus foliis fistulosis, C. B. Albus minor sive foliis fistulosis, Parck. Das vierte Geschlecht ist das Virginische Spinnen-kraut / Phalangium Virginianum Tradescanti, Ger. emac. Welches Gewächs erst in diesem Seculo auß der Ameri [333] canischen Insul Virginia in Europam überbracht worden: nunmehr ist es unserer luf??? und bodens so gewohnet / daß es darinnen fast ohne Arbeit fortwächset / und durch seine wurtzel sich leicht vermehren lasset / G. B. machet darauß ein Moly oder Allium Virginianum, füglicher aber mag es genennet werden nach Elsholzio, Phalangium flore violaceo triphyllo, sintemahlen es ein violblaue Blumen / und zwar jede mit drey blättlein besetzet / traget. Das fünffte Geschlecht ist das ästichte Wirginische Spinnen-kraut / mit breiten blättern / einer langen / zähen / kriechenden wurtzel / Phalangium ramosum Vi???ginianum foliis latis, repens, Jac. Zanoni. CAPUT XXVIII. Wandläuß-kraut. Xyris. Namen. WAndläuß-kraut wird also genennt / entweders von wegen seines stinckenden Geruchs / oder dieweil es die Wand-läuß vertreibet: heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Xyris, Spatula foetida, Xyris I. sive Gladiolus foetidus, C. B. Italiänisch / Spatola foetida, Giglio puzzolento. Frantzösisch / Glajeul puant, Spanisch / Espadaffna hedionda. Englisch / Stincking Gladdon / or Gladwyn. Niderländisch / Wandluys-kruyd / stinckende Bisch. Gestalt. Die Blätter des Wandläuß-krauts vergleichen sich gar nahe der Veyel-wurtz / daß man eines vor dem andern kaum erkennen mag / doch sind sie an diesem Kraut ein wenig kürtzer und schwärtzer / so man sie mit den fingeren zerreibt / stincken sie wie Wandläuß. Zwischen den blättern freucht der stengel herfür / welcher dick / glatt / ohne knoden / und elen hoch; bringt purpur-farbe Blumen / so die abfallen / kommen drey-eckichte Schotten hernach / zweyer oder dreyer finger lang / und daumens dick / in welchen ein schöner / runder und rother Samen ligt / so groß als die Erbsen / am geschmack scharff. Die wurtzel ist lang / oben etlicher massen rund / davon kommen viel kleine würtzelein. Es wächßt in Italien / wie auch umb Montpelier / und in Engelland von sich selbst bey den Zäunen an dunckelen orten / und bey den Weyheren: Blühet im Hew- und Augstmonat. In Teutsch- und Holland wird es in die Gärten gepflantzet / in welchen es viel Jahr hernach erst seine Blumen bringet. Eigenschafft. Die Wurtzel und Samen des Wandläuß-krauts / ist mit einem scharffen / flüchtigen / mit ein wenig balsamischen theilen vermischten saltz begabet / dahero warm und trocken im dritten grad. Wird nicht bald in der Artzney gebraucht. Jedoch hat es die (Wunden säuberen. Kröpfe / geschwulst der drüsen leichter Athem / miltzsucht / muttermehe.) Tugend gewaltig zu eröffnen / Wunden zu säubern / und zur heilung zu beförderen. Ja die gedörrte wurtzel inwendig genommen und gebraucht / vertreibet die Kröffe / und Geschwulst der Drüsen; macht einen leichten Athem / und wird sonderlich wider die Miltze-sucht und Mutter-wehe hoch gerühmet.

CAPUT XXIX.
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Narcisse. Narcissus. Namen. NArcissen oder Narcissen-rößlein hat seinen Namen nicht von dem Jüngling Narcisso, welcher nach den Fablen der alten Poeten in sich selbsten verliebt ware / sondern von dem Griechischen Wort / [Greek words], weilen es schlaffen macht / her. Griechisch nennet man sie / [Greek words]. Lateinisch / Narcissum. Italiänisch / Narcisso. Frantzösisch / Narcisse. Gestalt und Gattungen. Ins gemein haben die Narcissen-rößlein / eine runde zwibelichte Wurtzel / auß deren ein runder / holer / blosser / bey nahem einer spannen hoher stengel herfürwächßt / an welchem die schönen / lieblichen / mit sechs blättlein besetzten Blumen erscheinen / in deren mitte ein rundes kleines ringlein sitzet. Solche Blumen aber sind von underschiedlichen farben / auch von verschiedener figur und gestalt: Erliche sind auch gefüllt / andere einfach / bißweilen hangen viel an einem stengel / offt aber trägt ein stengel nur ein Blume. Die Blätter sind an etlichen breiter / und den Lauch-blätteren; an anderen schmäler / und den Bintzen-blättern gleich, Nach den Blumen bleiben langlichte schöttlein / in welchen der Samen verborgen ligt. Sie lieben ein luckes und feuchtes Erdreich / wenn sie offt umbgesetzet worden / verdopplen sie zuweilen ihre Blumen: die gefüllten aber tragen keinen Samen. Es werden
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I. Groß gelbe Narcissen-Rößlein. I. Narcissus Roseo-luteus. II. Breitblättige volle Narcissen / mit weissen in der mitte gelben Blumen. II. Narcissus latifolius albus medioluteus multiplici pleno flore. III. Gantz gelbe Narcissen. III. Narcissus totus luteus. IV. Breitblättige Narcissen / mit vielen Blumen. IV. Narcissus latifolius Polyanthes. auch ins gemein alle Nareissen nicht durch den Samen / sondern durch Zwibelen fortgebracht. Bey pflantzung aller Zwibel- und Knollen-gewächsen ins gemein / müssen folgende sachen / nach Herren Elsholtzen bericht / in acht genommen werden. 1. Erfordern alle Blumen-zwibeln ein luckes / weder zu sandicht / noch zu leimicht / aber wol von beyden etwas vermischtes erdreich. 2. Mist [335] oder Düng dienet ihnen nicht / sondern machtet sie gern faulen; es seye denn / daß man gar schlechten grund vor sich habe; welchen man auff folgende weise verbesseren kan. Vermischet den schlechten Grund mit verfaultem kurtzen Kühe-mist / und lasset ihn also zwey jahr ohne gebrauch ligen / oder brauchet ihn anfänglich zu Zaser-gewächs / und Küchen-werck / so wird der mist in währender zeit sich zertheilet / und in solch erdreich veränderet haben / welches zum Zwibel-werck ohne gefahr zu gebrauchen. 3. Ist zu verbesserung solches geringen bodens nutzlich / daß man auff einen hauffen zusam̅enführen lasse etliche Kärren voll abgestochene Wasen / welche also innerhalb zwey jahren in sich vermodern / und in ein hier zu sehr kauglich erdreich verwandelt werden. Noch dienlicher ist es / wenn das erdreich mit dem Gemüll von verfaulten Weiden oder Eichen gemischet wird. 4. Wegen obgedachten schadens / welcher dem Zwibel-werck vom mist zustossen kan / muß man bey außtheilung der Garten-felder oder Betthen eine gewisse ordnung halten / also daß andere gewächse / so der mistung bedörffen / ihre eigne: die Zwibeln aber auch ihre sonderbare stelle überkommen / damit durch ihre vermischung / eines dem andernnicht schädlich oder hinderlich seyn könne. Derowegen / weil auff einer grossen Parterre, grosse und kleine Felder durch einander sind / kan man diese oder jene ihnen zueignen: jedoch im nothfall lässet sichs auch thun / daß man die Zwibel am rande herumb setze / und vergönne den Mittelplatz der Bettherden zaßrichten Wurtzeln und Samen-werck / damit man diesen mit der Düngung besonders zu hülff komme. Belanged die vermehrung des Zwibelnwercks durch den Samen; so ist zu beobachten / daß was sich selbst besamet / zwar viel geschwinder Blumen gebe / aber es spielet nicht so schön an farben. Wenn denn der Same der Zwiheln reiff / so nehmet ihn auß / reiniget ihne wol / und hebet ihne biß in den Herbstmonat auff: richtet indessen ein oder mehr lange Betthe von gutem erdreich zu / (dem einige auch wol ein wenig Düngung im nothfall zusetzen) säet darauff im zunehmenden Mond / zu end des Augst- oder anfang des Herbst-monats / nur einen zoll tieff ewere Samen / und lasset sie also auff derselben stelle drey jahr unverruckt auffwachsen / jedoch daß man sie hernach sauber von allem Unkraut erhalte. Nach der zeit klaubet die jungen Zwibeln behend auß der erden / richtet die Betthe von neuem zu / pftantzet sie wider hinein / jede art besonders / und lasset sie noch andere drey jahr auff derselben stelle fortwachsen; so werden ohne zweiffel einige arten davon im sechsten jahr gut Blüthe bringen / andere aber nachgehends. Also blühen die gesäeten Tulipanen zum ersten mahl im sechsten oder sibenden / die Keyserkronen und Türckische Bund allererst im achten jahr / und auch später. Ob nun gleich diese vermehrung sehr langsam / und eben nur von den Gärtneren / die darauff warten können / allein beschihet / so erlanget man doch dadurch über die massen schöne Blumen / welche die farben so mancherley veränderen / daß offt gantz neue gattungen sich dadurch erzeigen. Sonderlich spielen die am meisten in der veränderung / welche auß Samen gezielet / der von gantz weissen Blumen in je???wederem Geschlechte abgenommen worden. Und obwol die anderen Zwibel-gewächse durch Samen weniger / als die Tulipan sich verändere̅ / so ist doch auch darinnen ein mercklicher underscheid zu spüren. Also pfleget das an sich rothe Martagon Pomponii, auß dem Samen gelbe / ziegelfarbe / und zin̅oberrothe Blumen zu geben. Iris bulbosa aber schneeweisse / gantz gelbe / blau und gelbe / weiß und blaw / blaw gelbe und weisse / wie auch mit pur???urfarb vermengete. Gladiolus Italicus, leibfarbene und weisse fürzulbringen. Die Hyacinthen ins gemein veränderen sich sehr: insonderheit Hyacinthus moschatus gibet auß einerley Samen weisse / gelbe / purpur- und silberfarbene Blumen. Nareissen geben auch veränderungen / aber nicht so sehr. Der gelbe Crocus vernus bringet goldgelbe / gelbe mit braunen striemen; der schneeweisse aber bringet violbraune / blawe und gestriemte Blumen. Auß weiß Friteillarien-samen wachsen mehrentheils weisse / aber auch gelbe / roth-purpurbraune mit weissen puncten / und rauchfarbe: auß anderen dunckel-purpuren / liechtpurpur / und viel Blumen auff einem stengel. Bey der vermehrung durch die wurtzel ist 1. nöthig / daß zum wenigsten alle drey Jahr / oder ein Jahr umbs ander / oder wenn man viel junge zu haben begehrt / alle Jahr die kiel oder wurtzeln auß der Erden gehoben / und von ihrer übrigen feuchtigkeit etwas getrucknet werden. 2. Solche außhehung kan umb Jacobi verrichtet werden / da nicht nur jhre Blumen längst vergangen / sondern auch der Same gantz reiff / und die blätter auff der Erden schon weggefaulet. Alßdenn an einem schönen tag / da das Erdreich wol trucken / grabet die Zwibeln behutsam auß / traget sie auff eine truckne / lufflige / und von Mäusen befreyete Kammer / die einen sauberen Fußboden mit bretteren beleget habe; breitet sie daselbst behend / und ohn werffen dünn von einander / und zwar an eine solche seite / da die Sonnen-stralen nicht hintreffen können. Nach acht tagen / wenn sie ein wenig getrucknet / säuberet sie von der anhangenden Erde / von den unnützen äussersten schelffen / un̅ von andern unsauberkeiten. Ingleichem sönderet davon die jungen setzlinge / und lasset sie also vermischet / noch sechs oder sieben wochen / nemlich biß auff den halben Herbstmonat / auch wol biß Wichaelis / oder noch später / wofern das wetter nur offen bleibet / ligen. 3. Demnach im wachsenden Mond erwehlet zur widereinsetzung einen tag / da kein hefftiger Ost- oder Nordwind bläset / sondern ein gut still wetter ist. Setzet auff den zubereiteten Betthen die alten Zwibeln erstlich nach der reihe hin / zwey zoll tieff in die Erde / also daß die spitze oder das auge oben komme / und sie aufrecht stehen bleiben / daran nicht wenig gelegen / sonderlich bey den Frittillarien. Thu??? darnach dergleichen mit den jungen setzlingen auff ein besonder Betth / so werdet jhr [336] befinden / daß selbige das folgende Jahr / wo nicht alle / jedoch grösten theils zur blühte kommen. 4. Was die gar zarten Zwibelgewächs betrifft / selbige könten bey besorgenden hefftigen Winteren wohl in Holtzkästen gesetzet / und im warmlichten Gemach verwahret werden. Oder man kan sie auch nur mit strohe im Garten-betthe decken / und vor der gefrost verwahren. 5. Endlich ist in acht zu nehmen / von denjenigen Bulbosis, derer Zwibeln oder Kiele zugleich unden lange Zasern haben / als da sind / die weissen Lilien / Türckischen Bünden / Muscarin / theils Narcissen / und Hyacinihen / daß man ihnen dieselben lasse / biß auff die zeit der widereinsetzung; alsdenn soll man die spitzen sothaner zasern mit einem scharffen Messer oder Schäre etwas abstutzen / damit sie den Erd-safft desto leichter an sich ziehen mögen. Sonderlich ist dieses zu thun / bey den weissen Lilien / Türkischen Bünden / und theils Hyacinthen. Eigenschafft. Alle Narcissen / doch eine mehr / als die andere / haben einen schleimichten Safft / mit etwas scharffen / etzendem mild-flüchtigem saltz in sich / sollen deßwegen warm und trucken seyn / und in der Artzney alle diejenige Tugenden haben / welche den gemeinen Zwidelen beygemessen werden. Was die vielerley Arten und Geschlecht der Narcissen betriffe / so erzehlet C. Bauhinus, deroselben neun und neuntzig. Der berühmte heutige Botanicus in Engelland / Joh. Rajus aber / machet deroselben nur zwey und fünfftzig / welche er in folgender wohl außgesonnener Ordnung beschreibet. 1. Die Narcissen mit bleicher Blumen / und gelbern stengel; Bulbocodium flore pallido, tubo flavo serotinum, Raj. Narcissus alter crasso bulbo, C. B. Blühet im Aprillen. 2. Die grosse gantz gelbe Narcissen / mit langen glöcklein; Narcissus major totus luteus calice praelongo, C. B. Bulbocodium Hispanicum, J. B. Blühet im Mertzen. 3. Die weisse Narcissen mit ablangen kelchlein; Narcissus albus oblongo calice, C. B. Blühet im Aprillen. 4. Die kleine gantz gelbe Narcissen; Narcissus parvus totus luteus, C. B. Bulbocodium minus, J. B. 5. Die wide bleiche Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus sylvestris pallidus calice luteo, C. B. Blühet im eingang des Mertzen / wächßt hin und wider in den Wäldern von sich selbsten. 6. Die gröste bleiche Narcissen / mit weiten gelben felchlein; Narcissus maximus pallidus amplo calice flavo, Clus. Latifolius pallidus calice amplo alter, C. B. Nonpareille, Park. 7. Die breitblättige Narcissen / mit bleichgelber Blumen / und weitern gestreifftem kelchlein; Narcissus latifolius pallidus, calice amplo & aureo striato, C. B. Blühet im Aprillen und Mäyen. 8. Die weisse Berg-Narcissen; Narcissus montanus albus apophysibus praeditus, Park. 9. Die weisse Narcissen / mit gelbem kelchlein / und nach Bisam riechenden Sternenblumen; Narcissus albus stellatus, calice flavo muscati fragrante odore. 10. Die weisse Sternen-Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus albus calice flavo alter, C. B. Blühet zu end des Mertzen. 11. Die weisse Narcissen / mit Purpurringen; Narcissus albus circulo purpureo, C. B. 12. Die weisse kleine Narcissen / mit gelbem ring; Narcissus albus circulo croceo minor, C. B. Narcissus medio-croceus serotinus, Park. Blühet im Mäyen. 13. Die weisse Narcissen / mit grosser wolriechender Blumen / und blassem Ring / in der mitte purpurfarb; Narcissus albus, magno odoro flore, circulo pallido, C. B. Narcissus medio-purpureus magno flore, folio latiore, J. B. Blühet im Mäyen. 14. Die Schnee-weisse wolriechende Nareissen / mit röchlichtem ring; Narcissus niveus odoratus circulo rubello, C. B. Blühet im Aprillen. 15. Die Narcissen / in der mitte Saffrangelb / mit Graß-dünnen blättlein; Narcissus medio-croceus gramineo folio, C. B. 16. Die kleine weisse Narcissen / mit lieblich-rothem falte; Narcissus parvus albus fimbriâ suave-rubente, C. B. 17. Die grosse Narcissen / mit blau-weissen Blumen; Narcissus maximus flore coeruleo albicante, fimbriâ croco-aureâ, C. B. 18. Die viel-blümige in mitten gelbe Narcissen; Narcissus medio-luteus copioso flore, odore gravi, C. B. 19. Die groß-blümige in mitten gelbe Narcissen; Narcissus medio-luteus majoribus floribus, C. B. Blühet im Aprillen. 20. Die Schnee-weisse wohl-riechende Narcissen / mit gelbem kelchlein; Narcissus niveus calice flavo odoris fragrantissimi, C. B. 21. Die viel-blümige weisse Narcissen / mit Saffran-gelbem Ring; Narcissus albus circulo croceo polyanthos, C. B. 22. Die blasse Narcissen / in mitten Saffran-gelb; Narcissus pallidus medio-croceus, C. B. 23. Die gemeine mitten gelbe Narcissen; Narcissus pallidus circulo luteo, C. B. Blühet zu end des Aprillen. 24. Die blasse in mitten gold-gelbe Narcissen; Narcissus pallidus circulo aureo alter, C. B. Blühet zu anfang des Mertzen. 25. Ein andere blasse in mitten gold-gelbe Narcissen; Narcissus pallidus medio-aureus, C. B. 26. Die schmal-blättige blasse Narcissen / mit gelbem kelchlein; Narcissus angustifolius pallidus calice flavo, C. B. 27. Die weisse viel-blümige grosse Narcissen / mit gelbem weitem kelchlein; Narcissus albidus polyanthos calice amplo luteo, odoris jucundi, Raj. An Narcissus orientalis albus calice luteo, campanulae simili maximus, C. B. 28. Die weisse viel-blümige kleine Narcissen / mit weitem gelben kelchlein; Narcissus albus polyanthos calice amplo luteo minor, odoris suavis, Raj. 29. Die viel-blümige gelbe Africanische Narcissen; Narcissus luteus polyanthos Africanus, C. B.
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30. Die viel-blümige gelbe Portugalesische Narcissen; Narcissus luteus polyanthos Lusitanicus, C. B. 31. Die gelbe Narcissen auß Constantinopel; Narcissus luteus Constantinopolitanus, C. B. 32. Die schmal-blättige gantz gelbe Narcissen; Narcissus angustifolius totus luteus, C. B. 33. Die weisse schmal-blättige kleine Narcissen; Narcissus angustifolius albus minor, C. B. Prodr. Blühet im Aprillen. 34. Die grösse gantz weisse Narcissen / mit einfacher Blume; Narcissus totus albus major, C. B. 35. Die kleine gantz weisse Narcissen / mit vielen blumen; Narcissus totus albus minor, C. B. 36. Die schnee-weisse breit-blättige Narcissen; Narcissus niveus, C. B. niveus latifolius Byzantinus, J. B. Blühet im Mäyen. 37. Die grosse gelbe Binsen-Narcissen; Narcissus juncifolius oblongo calice luteus major, C. B. 38. Die kleine gelbe Binsen-Narcissen; Narcissus juncifolius luteus minor, C. B. Blühet im Mäyen und Aprillen. 39. Die Binsen-Narcissen / mit gelber gescheckter blume; Narcissus juncifolius flore luteo variegato, C. B. 40. Die kleine Binsen-Narcissen / mit blasser übergewelßler blume; Narcissus juncifolius flore pallido reflexo, J. B. 41. Die Binsen-Herbst-Narcissen / mit grüner blume; Narcissus juncifolius autumnalis flore viridi, Park. 42. Die gelbe schmal-blättige Binsen-Narcissen / mit grossem kelchlein, Narcissus angustifolius flavus magno calice, C. B. Blühet im Aprillen. 43. Die blassere Binsen-Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus juncifolius flore pallidiore, calice flavo, C. B. 44. Die gantz weisse Binsen-Narcissen; Narcissus juncifolius totus albus, C. B. Blühet im Aprillen. 45. Die kleinste weisse Herbst-Narcissen; Narcissus albus albus autumnalis minimus, C. B. 46. Die Berg-Binsen-Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus montanus juncifolius calice flavo, C. B. 47. Die andere Berg-Narcissen / mit gefaltenen Blumen; Narcissus montanus alter flore fimbriato, C. B. 48. Die kleinste weisse Berg-Narcissen; Narcissus montanus albus minimus, C. B. 49. Die schmal-blättige weisse Narcissen / mit ablangem kelch / und übergeweltzter blumen; C. B. Blühet im Aprillen. 50. Die gemeine weisse Herbst-Narcissen; Narcissus autumnalis albus, C. B. 51. Die Graß-blättige vermente Narcissen; Pseudo-Narcissus gramineo folio, sive Leuco-Narcissus aestivus, C. B. Prodr. 52. Die bekrönte Berg-Narcissen; Narcissus montanus coronatus, C. B. Bulbocodium minimum coronatum, J, B. Hierzu mögen auch noch folgende gezehlet werden / welche in den Lustgärten hin und wider gepflantzet stehen / als 53. Die Orientalische weisse Narcissen / mit gestirntem Kelche; Narcissus orientalis albus calice stellato, C. B. 54. Die Orientalische Narcissen / mit gelb-weisser vielfacher und gefüllter blume; Narcissus orientalis flore multiplici & pleno albo luteo, C. B. 55. Die gantz schnee-weisse volle Narcissen, Narcissus totus niveus multiplex, C. B. 56. Die wilde volle Narcissen ohne Kelch; Narcissus sylvestris multiplex calice carens, C. B. Eine weitläuffigere und außführlichere Beschreibung der meisten Narcissen-gewächsen / kann man finden bey Joh. Baptist. Ferrario, Lib. 2. de Flor. Cultur. Cap. I. Wie auch bey dem Augustino Mandirola, Lib. I. Cap. I. & seqq. CAPUT XXX. Silgen-Narcisse. Lilio-Narcislus. Namen. GIlgen-Narcisse / ober Lilien-Narcisse-Lateinisch / Lilio-Narcissus, Narcissus Liliaceus. Griechisch / ???. Ist ein Gewächs / welche der Blumen nach einer Lilien oder Gilgen / der Murtzel nach aber sich der Narcisse vergleicher. Under die Gilgen-Narcissen rechnet Johannes Rajus folgende 1. Die weisse Meer-Narcisse; Narcissus marinus, C. B wächst in sandichtem grund an dem User des Meers in Sicilien / bey Neapoli / Valentia in Spanien / und underhalb Montpelier in Franckreich. Blühet im Brach- und Hem-monat. 2. Die Joyrische Gilgen-Narcisse; Narcissus Illyricus Liliaceus, C. B. 3. Die frembde Meer-Narcisse; Narcissus marinus exoticus, Park. 4. Die Indianische Herbst-Narcisse; Narcissus Indicus autumnalis C. B.
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5. Die Indianische gantz rothe breit-blättige St. Jacobs-Naricisse; Narcissus Indicus totus ruber, C. B. Indicus flore rubro, dictus Jacobaeus, Park. 6. Die weiß-röthlichte Narcisse; Narcissus ex albo rubescens, C. B. 7. Die Virginische nidrige weisse Gilgen-Narcisse; Narcissus Virgineus, Park. parad. Lilio-Narcissus Indicus pumilus monanthes albus, Morizoni Atamusco dictus, Raj. Blühet im May; trägt aber in unseren Europäischen Gärten selten die Blume. 8. Die Indianische hoch-purpur-braune Lilien-Narcisse; Narcissus Indicus Liliaceus saturato colore purpurascens, Ferrarii. 9. Die Japonesische liecht-rothe Narcisse; Narcissus Japonicus rutilo flore, cornun. 10 Die nidrige Indianische viel-blümige Lilien-Narcisse; Narcissus pumilus Indicus polyanthos, conut. 11. Die grosse Indianische früh- und späthe Gilgen-Narcisse; Narcissus Indicus major duplex, praecox & serotinus, cornut. 12. Die runde Indianische Lilien-Narcisse; Narcissus Indicus flore liliaceo sphaericus, Ferrarii. 13. Die Indianische Gilgen-Narcisse / mit gantz breiten drey-eckichten Blätteren, Narcissus Indicus folio latissimo triquetro, C. B. CAPUT XXXI. Tulipan. Tulipa. Namen. TUlipa trägt den namen von den Dalmatischen Hüten / Tulipan genant / denen sie äusserlicher Gestalt nach gleich sehen. Wird aber auch grosse Narcissen-Lilien genennet / weilen sie sich zum theil den Lilien / und zum theil den Narcisse blumen / mit blättern / wurtzeln und Blumen vergleicht. In allen übrigen Sprachen heißt man sie Tulipa. Gestalr. Die Tulipa ist ein Geschlecht der Blumen / welche auß einer runden Zwibeb-wurtz / wie die Narcissen-blumen wächset; diese Wurtzel ist von aussenher mit erd-schwartzen häuten oder schalen / welche inwendig mit weicher wolle / gleich den Castanien-schalen gefüteret sind / überzogen; von in̅en aber ist sie weiß. Auß dieser Zwibeln wächßt ein runder / glatter / spanne-langer Stängel / umb welchen gemeiniglich drey oder vier lange / dicke / fette / breite / gekrümte / weißgrüne schwertel-blätter stehen. Oben auff dem stengel sitzt ein eintzele grosse hole Blume / mit sechs dicken ablang spitzigen blättern besetzt / welche der farb nach so underschieden / daß man schwerlich alle veränderungen erjehlen oder nennen kan. Inwendig in der Blumen sind gelbe bützlein / wie in der Lilien; Sonsten hat diese Blume kemen sonderlichen geruch; und bekomt inwendig ein dreyeckicht knöpflein / welches nach abfall der Blume / junimmet und wächset / sich auch endlich in drey theil auffthut / und einen breiten / zähen / gelben Samen von sich stoßt. Zu welcher zeit diese schöne Türckische Blumen in Teutschland auffkommen / ist von wenigen in acht genommen worden. Conradus Gesnerus, ein sehr berühmter Medicus zu Zürich / meidet in seinem zu Straßburg Anno 1561. getruckten Buch / De Hortis Germaniae, daß er im Jahr 1559. zu Augspurg in Herrn Johann Heinrich Herwarrs Garten / die erste Tulipan gesehen: und zwar war seltige auß Samen / welchen gedachter Herwart von Constantinopel empfangen / gezielet worden. Den underscheid lerTulipen belangend / so wird derselbe hergenommen / erstlich von der zeit der blühung / da eine gattung frühzeitig blühet / und Tulipa praecox; ein andere langsamer herfürfommet / und TuIipa dubia; die dritte aber später florieret / und Tulipa serotina genennet wird. Zum anderen wird der underscheid hergenommen von der höhe der stengeln / und grösse der Blumen / da eine grösser ist / als die andere / eine höher stehet / denn die andere. Endlich ist der farbe halben so grosser underscheid / daß es gatz unmöglich solche veränderungen alle mit eigenen Namen zu beschreiben / umb so viel desto weniger / weilen man solche Blumen auß dem Samen viel erzielet / und der zum eremvel von einer rothen Tulipan genommene Samen eine Blum von gantz anderer farb herfür bringt. Es ist aber die farbe solcher Blumen entweder einfach / oder doppelt und gesprengt; die einf ache farbe ist widerumb entweders in den Hauptfarben / als weiß / roth / gelb / blaw / grün / braun / schwartz; oder in derselben nebenfarben / als weißgelb / citronengelb / pomerantzengelb / saffrangelb / ziegelroth / zinoberroth / purpurroth / braunroth; schneeweiß / milchweiß / subenriveiß / aschenweiß / etc. Die doppelte oder gesprengte farb ist gelb und roht / roht und weiß / weiß und grün / und [339] dergleichen / so mancherley gattung / daß es scheiner / die Natur / habe hierin, alle Mahlerey überereffen wollen. Die Frantzösischen und Niderldischen Gärtner haben sich sehr erluftiget / allerhand seltzame Namen zu ersinden / und den Tulipen zu geben; solche Namen aber haben sie viel hergenommen von den ersten Liebhabern der Blumen / oder von den Provintzen / Ländern / und Stätten / von dannen sie erstlich gekommen. Der Hocherfahrene Elsholzius hat solcher Namen bey 219. in seinem Gartenbaw aufgezeichnet / und meldet anbey / daß er ein Theatrum Tulipanum auffgerichtet / in welches Anno 1661. bereits 126. underschiedene stuck derselben von guter Malerischer Hand mit zierlichen farben nach dem Leben gemahlet / zus ammen getragen worden / die alle in dem Churfürstlich-Brandenburgischen Garten gesehen worden. Belangend die Ziehlung / Vermehrung und Wartung der Tulipen / sobestehet selches in denen Reglen / die bereits oben bey der Narcissen-pflegung vermeldet worden. Aussert welchen aber noch einige absonderltche Anmerckungen allhier nicht zu verschweigen sind / so obgedachter Elsholzius in acht genommen. Wer schöne Tulipen durch Samen gewinnen will / der samle solchen von den späten / die entweder gantz weiß, oder die roth eingesprengt / auch beyderseits mit schwartzen oder blawlichten nägein gezieret sind; und zwar da er so reiff / daß die Samen-köpffe bersten. Diesen säe er so sort denselben Herbst wider umb auff ein Gefäß / in solch Erdreich / wie droben gelehret worden. Nach dreyen Jahren allererst pflantze er die jungen Bulden oder Zwibeln in ein Gartebeth / wenn sie darinnen abermahlen drey Jahr gestanden / fangen sie an Blumen zu geben; und so under denselben erliche newe und ungemeine / so müssen solche bey zeiten abgebrochen werden / damit sie nicht in Samen gehen / sondern vielmehr im Zwibel gestärcket werden. Und dieß ist ein rechtes wahres mittel / allerhand newe / und zuweilen unbekante Tulipen zu gewinnen / dessen sich die Tulipisten in Niderland wol zu bedienen wissen. Dabey man aber diejes in ache genomen / daß alle zeit die schönsten Tulipen am allerschwersten durch Samen gezielet werden können / und daß eben dieselbige / wenn man sie in Samen gerahten lassen / gemeiniglich ins verderben gerahten. Die Zwibel der Tulipanen vermehret sich entweder durch Setzlinge / oder durch Sinder: jene wachsen der Haupt-zwibel zur seiten dichte an / können abgebrochen / und für sich selbsten auch gezielet werden; diese aber wachsen unten an den zasern / zween oder drey soll tieff in der Erden / verschlieffen und verlieren sich bißweilen / daß man deßwegen offt genohtiget ist / sie in durchlöcherte Gefässe zu pflantzen / und zugleich mit den Gefässen in die Erde zu vergraben / sonderIich wenn man sie ein paar Jahr will sitzen lassen / wenn man sie aber fährlich umbpflantzet / so hat man dieser beysorge nicht nöhtig. Die köstlichen Tulipanen / sonderlich die frühezeitigen bunten / müssen alle Jahr außgehoben werden / sonst leiden sie mercklichen schaden / und in dem man sie wegen der vermehrung länger steyen läßt / vergehen bißweilen die Haupt-zwibeln: Die gemeinen aber können nur umb das ander Jahr umb???esetzet werden. Die außhehung der Zwibel soll geschetzen / wenn der stengel vertrocknet / oder umb Jacobi; die Mutter-erden muß nicht also genaw hinweg genommen / sondern zuvor acht tage in eine truckne lufftige Kammer gelegt / hernach etwas menr gereiniget / und denn ferner also bloß biß zur Einpflantzung geleget werden. Man kan sie auch also über Land senden / wenn sie mit truckenem Erdmoß in eine Schachtel sauber eingepackt werden. Sonsten haben die Gäriner und andere Liebhaber / durch öfftere betrachtung ber wachsenden Tulipen das erlehrnet / daß diejemgen / weiche nur ein blatt zeigen / in dem sie auß der Erden herfür krichen / dasselbe Jahr nicht blühen; die aber auß demselbigen eintzelen blatt annoch ein hertzblatt wesen / ohnfehlbar zur blüthe kommen werden. Die Tulipen pflegen von der Sonnenhitz / oder von starckem Regen grossen schaden zu leiden / und bald adzublühen / dannenher sie mit leinlachen oder schirm vor der Sonnen-stralen / oder hefftigen Regen müssen bewahret werden. Weilen solche Blumen die Gärten trefflick zu zieren pflegen / als ist auch sonderlich in Niderland viel umb die raresten gatrung oder farben derselben von den Tulipisten bezahlt worden / dergestalten / daß man bißweile / biß 600. 800 oder 1000. gulden für eine zwibeln gegeben. Die raresten Arten der Tulipen haltet man 1. die himmel-blawe / welche von wenig Botanicis gesehen worden. 2. Die schwartze / welche zwar von etlichen verneinet wird / aber dennoch von demberühmten Gärtner und Burgern alhter in Basel / Christian Steinhauser in seinem zierlichen Blum-garten geztelet worden, 3. Die gantz grüne / dergleichen Jacob Plateau in seinem Garten / nach dem bericht Clusii Iib. 2. Rar. Plant. Hist. cap. 9. fünff Jahr nach einander ohne einige verwandlung der farbe unde-halten. 4. Die grüne mit weissem rande / welche in dem Berlinischen Schloß-garten Anno 1660. und folgenden Jahren gewachsen. 5. Dic bunte / besprengte und geftamte / derer eine grosse anzahl / und veränderung. 6. Die gantz weissen. Wer in erkauffung der Tulipen-zwibeln niche will betrogen werden / der gehe in einen Blum-garten selbsten / und lasse sich die beliebigen Blumen / samt den Zwitbeln auß dem Erdreich graben / und nehme sie also mit nach Hause: Ferner drücke er einer jeden Tulipen den Stengel oben hart under der Blumen mit zweyen fingeren also / daß der stengel etwas welck werde; darnach hänge er das gantze Gewächs in einem inftingen / truckenen Gemach umbgekehrt auff / so daß die Zwiebel oben / und die Blumen unden komme. Solcher gestalten jiehet die Zwibel allgemach den safft auß dem stengel nach sich / und erhält sich dadurch als [340] durch ihre Nahrung etliche Monat / biß sie bequem wider ins Erdreich können versetzet werden. Deßgleichen kan man auch wol eine blühende Tulipan außgraben / die Zwibel davon absönderen / und in frischem doch truckenem Sande in einem lufftigen Keller verscharzen / und sie daselbst biß auff die zeit der einsetzung ohne schaden auffbeden. Die zeit die Tulipen zu säen / oder die Zwibeln zu versetzen ist der Herbst- und Weinmonat. Eigenschafft. Es haben die Tulipen-zwibeln einen nicht unlieblichen milt-geistreichen nahrhaften schleim-safft in sich / und dannenher vielleiche einerley Tugend und Eigenschaffe wie die Knaben-wurtzen / nemlich geil zu machen / und die Ehelichen Wercke / durch vermehrung oder schärffung deß Samens / zu reitzen. Obwolen davon annoch keine sonderliche erfahrung bißher zu haben gewesen / weilen man solche zwibeln mehr in den Gälten gelassen / als zu der Artzney gebraucht. Jedoch wenn man die wolgesäu-berten Iwibeln mit Zucker über ziehet / oder einmachet und candiert / so sind sie sehr lieblich / auch gantz nicht schädlich zu essen. CAPUT XXXII. Wiesen-zeitlosen. Colchicum. (A. Wiesenzeitlosen mit viel weissen Blumen.) (B. Leibfarb gemeine Blumen.) (C. Leibfarb besondere blumen.) Nattien. WIesen-zeitlosen / Herbst-zeitlosen / Matten-saffran / Uchtblumen / Nackethurn / heißt Lateinisch / Colchicum, Bulbus agrestis, Colchico-Naricissus, Ephemeron lethale. Griechisch / [Greek words]. Italiänisch / Colchico, Zaffrano salvatico. Frantzösisch / Mort au chien, Tue-chien. Englisch / Meadow-saffron. Niderländisch / Tytloosen. Dänisch / Tideloes blomster / Effterhoestis blomster. Geschlecht und Gestalt. Es gibt der Zeitlosen underschiedliche Geschlechte / deren 1. Ist die gemeine Zeitlosen / Colchicum commune, C. B. so da in dem Herbst einen fünff zoll hohen / zarten / glatten / weissen stengel empor treibt / auff dessen Gipffel ein anderthalb zoll hohe / mit sechs gerad empor stehenden blättern besetzte / sonsten der Gilgen sich vergleichende glatte / fette / gläntzende / leibfarbe / etwann auch weisse Blume (I. Wiesen zeillosen / welche im Frübling blühet) (II. Blättes der wiesenzeitlosen.) (III. Samen.) wächßt / welche da lang dauret / und nacket ohne blätter auff den Wiesen stehet. In dem Frühling aber erzeigen sich die breiten / auß gespitzten / dicken / mit flebichtem safft angefüllten / in der Erden zusammengehenden / und einen weitzlichten stiel formierenden bleichgrünen blätter. In mitte solcher blättern nahe bey der Erden erscheinet ein dreyeckicht säcklein / anderthalb zoll lang / und zoll-breit / mit rundem / anfänglich weissem / bey Sommerhitz aber reiffem braun-schwartzem Samen angefüllet / da denn die blätter welck werden / und abfallen. Bißweilen, findet man Zwey oder drey Samen-säcklein / welche von einer wurtzel herkommen / wenn solche auch so viel Blumen getraaen. Die wurtzel ist ein und ein halben zoll lang / etwas flach / zoll-breit / oben auff gewunden / undenher aber breitlicht / davon denn weisse zaseln in die Erden getrieben werden; diese wurtzel ist mit vielen braun-schwartzen häuten umbaeben / auß deren anzahl man das alter des Krauts erkennen kan; zumahlen sie [341] alle Jahr ein frische haut bekom̅t. Wenn dise häute abgezogen sind / so erscheinet die übrige nackende wurtzel gantz weiß / und ist mit einem milch-weissen saft angefüllet. Die wurtzel / so das vorige Jahr getrieben / wird im folgenden Jahr welck / und in dem Herbst wächßt allezeit ein newe gantz kleine / zu underst auß der vorigen herauß; und von dem oberen theil deroselben schießt in dem Herbst erstlich die Blume herfür / da denn die wurtzel samt der Blume fortwächßet: den folgenden Frühling und Sommer aber gelangt sie zu blättern und Samen. Die gedörrte wurtzel / wird so wol inwendig / als äusserlich dunckel-braun / hat einen süssen geschmack / mit etwas widerlicher bitterkeit vermischet. Ihr geruch aber ist scharff / und sehr widerwillig. Wächßt in fetten und feuchten Wiesen und Matten. 2. Ist die weisse gescheckte Zeitlosen / Colchicum flore ex albo purpurascente varium, Blühet under dem Berg Wasserfall / in unserem Basel-gebiet / im Herbstmonat / wird auch mit gefüllter Blume gefunden. 3. Die weiß-purpurfarbige gescheckte Wiesen-zeitlosen / Colchicum purpureo-la-eteum variegatum, C. B. 4. Die weisse vielblumige Wiesen-zeitlolosen / Colchicum candidum multiflorum, C. B. Wächßt umb Wien herumb in den Wiesen. So hat es auch ein purpurrothe vielblumige Zeitlosen / Colchicum polyanthes purpureum Lobelii, T. B. 5. Die vielblumige Wiesen-zeitlosen mit breiten weisser Nießwurtzen-blätteren / Colchicum Byzantinum latifolium polyanthes, Clus. T. B. Trägt in dem Frühling drey biß vier gantz breite blätter / wie die weisse Nießwurtzne: in dem Nerbst aber steigen offt biß 20. Blumen auß einer wurtzel empor / die wurtzel aber ist über faust-dick. 6. Die Leibfarbe Wiesen-zeitlosen auß Portugal / Colchicum Lusitanicum purpurei cum albo mixti coloris, Clus. T. B. Blühet zeitlich im Herbst. 7. Die Neapolitanische Wiesen-zeitlosen / mit steinlicht-gescheckten Blumen / wie die Frittillarien / Colchicum Neapolitanicum Fritillaricum, Park. floribus Fritillariae instar tesselatis, C. B. 8. Die Chinesische Fritillarien-Zeitlosen / Colchicum Fritillaricum Chinense, Park. Ihre gleich anfang des Herbsts erscheinende Blume hat sehr viel vierckichte purpurrothe flecklein; die blätter sind schwartz-grün / und schmäler als an der Zeitlosen unserer Landen. 9. Die schwal-blättige purpurrothe Bergwiesen-zeitlosen / Colchicum montanum angustifolium, C. B. Ein kleinere art hievon ist die Salmantische Wiesen-zeiclosen / Colchicum pratense Salmanticum, Clus. T. B. 10. Die Spanische Flühlings-Wiesen-zeitlosen / Colchicum vernum Hispanicum, C. B. 11. Die nidrige Wiesen-zeitlosen mit Safran-blättern / Colchicum pumilum Croci foliis, C. B. 12. Die Honig-bleichgelbe Narcissen-zeitlosen / Colchicum melino flore, C. B. Colchicom-narcissus, [Greek words], flore oblongo hexapetalo, ex flavo pallescente. Blühet zu end des Herbstmonats. 13. Die grosse gelbe Narcissen-zeitlosen / mit sechs-blättger gelber blumen; Colchicum luteum majus, C. B. Narcissus autumanalis major, Clus. Park. Blühet in dem Herbstmonat. 14. Die kleine gelbe Narcissen-zeitlosen; Colchicum luteum minus, C. B. Narcissus autumnalis minor, Clus. Park. Hat ein sechs-blättige wolriechende blumen / welche ohne stiel / auß der Narcissen-förmigen Wurtzel / herfürsproßt. 15. Die gelbe Frühlings-Narcissen-zeitlosen; Colchicum luteum vernum, C. B. Narcissus Trapezuntinu flore luteo luteo praecocissimus, Park. Blühet im Hornung. Eigenschafft und Gebrauch. Es hat dieses Kraut gifftig-eßende theile bey sich / und kan deßwegen nicht in der Artzney gebraucht werden: Doch finden sich leichtsinnige Kälber-ärtzte / welche die wurtzel der Wiesen-zeitlosen für den Hermoda-etylum gebrauchen / und purgierende Artzneyen darauß machen; welches denn eine unverantwortliche höchst straffwürdige Leicht-fertigkeit ist / weilen die Zeitlosen als ein scharffes Gifft dem Menschen den todt veursachen können. CAPUT XXXII. Veiel-wurtz. Iris. (Veielwurtz mit ihren theilen / nemlich der blumë / samen / und dessen länglichte knöpflein aufgethan / auch die wurtzel von ihren fasen gereiniget.) Namen. JEielwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Iris, Iris vulgaris. Italiänisch / Iride, Giglio azurro, Giglio celeste, Giglio pavonazzo. Frantzösisch / Lis, Flambe, Glajeut. Spa [342] nisch / Wilde Veielwurtz. Iris Sylvestris. Kleine wilde Veilewurtz. Iris Sylvestris parva. Kleine Veielwurtz. Chamaeiris. (Kleine Veielwurtz mit der Blum / Zünglein under den Blätteren / und des samens dreyeckichte Hülßlein / deren eines auffgerissen / das ander zugethan.) Lirio cardeno, Lirio decoro de cielo. Englisch / Flower de luce. Dänisch / Blaa Lilie / Fiolroed. Niderländisch / Lisch. In Teutscher Sprach wird die Veielwurtz auch Himmel-schwertel / Blau-schwerkel / blau Gö???lgen und Lilgen genant. Auff Griechisch / und Lateinisch heißt man sie [Greek words], Iris, das ist Regenbogen / dieweil die Blätter an den Blumen mit schönen und mancherley Farben / wie ein Regenbogen / gezieret sind. Gestalt und Geschlecht. Die Veielwurtz ist zweyer Geschlecht ??? zahm und wild. Die zahme Veielwurtz; iris hortensis flore vel coeruleo; vel vilaceo-purpureo; vel albo, vel pallidè coeruleo; vel viridi-flavo, findet man fast in allen Gärten / ihre blätter sind anzusehen wie Sehwertel / mit zarten striemlein durchzogen. Der Stengel ist glatt / rund / mit Gläichen underscheiden / wird oben in etliche Neben-zweiglein zertheilt; auf jedem zweiglein steht ein Gilgen oder Blum / mit umbgebogenen Blättern / von mancherley Farben / denn sie sind himmel-blau / liecht-braun / grün-gelb / weiß und wasserfarb. Der Samen ligt in einem länglichten knöpflein verschlossen / wie im kleinen blauen Schweriel. Die Wurtzel ist weiß / derb / knollicht / mit viel angchenckten zaseln / wie im grossen Baldrian / am geruch lieblich / am geschmack scharff / und ein wenig bitter. Die wilde Veielwurtz; Iris sylvestrist, ist der zahmen durchauß ähnlich / außgenommen / daß die blätter und blumen ein wenig kleiner sind / wächßt meistentheils an steinichten orten. Der wilden art sind so viel / daß sie nicht wohl alle kürtzlich beschrieben werden können. Herr Camerarius hat ein art der wilden Veielwurtz gesehen / welche gar hoch mit dunckel-braunen blumen und breiten grossen blättern am Stäiger-wald im Franckenland / nicht weit vom Bergschloß der Grafen von Castel wächßt / an welchem ort auch viel andere gute Kräuter gefunden werden: diese bringt (so sich zu verwundern ist) an solchem ort gar selten Blumen / wie denn Herr Camerarius deren [343] keine jemahlen geschen; aber wenn sie in die Gärten gepflantzet wird (da in andern Kräutern fast das Widerspiel geschicht) fängt sie an häuffig zu blühen. Die beste Veielwurtz wächßt in der Landschafft Dalmatien oder Illyrien / daher sie Iris Dalmatica vel Illyrica genennt wird / von dannen bringt man sie zu uns / als ein frembd Gewächs / denn sie der unserigen an krafft und würckung weit überlegen ist; weilen sie allda in besserem Gelände / und von der Sonnen-strahlen mehr erwärmtem boden auffwächßt. Wie denn auch umb gleicher ursach willen ein Land besser Korn / Wein / Kräuter und Wurtzeln trägt / als das andere / daß hiemit in allen Gewächsen / der Landschafft viel nachzugeben. Die grosse weisse Veielwurtz von Florentz / wird sonsten in Italien an vielen orten gefunden / fürnemlich aber in Latio nicht weit von Piperno, allda Herr Camerarius einen gantzen Berg voll in der Fasten blühend mit sonderem lust gesehen hat. Der wilden Veielwurtz Geschlecht / werden am meisten in Oesterreich und Ungaren gefunden / wie solche und andere schöne Gewächs derselbigen Länder / der fünreffliche Botanicus, Herr Carolus Clusius, mit grossem fleiß / und vieler jahren embsiger nachforschung / in seinen Observationibus Pannonicis und rarirum Plantarum Historiâ beschrieben hat. Die Veiel-wurtzeln blühen alle mitten im Lentzen / etliche under den wilden auch wohl in Hewmonat. Die Veielwurtz auß Portugal aber / blühet zum anderen mahl im Herbst / welches auch wohl unsere zahme zu thun pflegen / wenn es umb dieselbige zeit fein warm Wetter gibet; diese schöne Blum thut sich in der nacht vielmehr auff / als am tag. Man soll aber die Wurtzeln bald im anfangenden Frühling außgraben / ehe denn sie gar herfürstossen / oder ja mitten im Herbst / und sie im Schatten dörren. Auß der dürren liefet man die auß / welche wolriechend / inwendig derb / gantz fest / nicht verlegen / mürb oder wurmstichig sind. Der berühmte Johanne Rajus, und andere / theilen die Veielwurtzen auß in die mit Kolbenwurtzë / Irides bulbosas. Die mit Knoren-wurtzen / Irides tuberosas / und die mit Zaseln-wurtzen / Irides fibrosas. Und diese zwey letstern sind entweders der grossen gattungen / Irides majores, oder der kleinen gattung / Chamaeirides. Entweder breitblättig / Irides latifoliae, oder schmalblättig / Irides angustifoliae. Weilen nun dergleichen Veielwurtzen sehr viel hin und wider in wolbestellten Lustgärten angetroffen werden / als wollen wir sie auch der ordnung nach kurtzlich erzehlen und beschreiben. Die Veielwurtz kennet man an der Blume / welche mit neun oben auff umbgeweltzten zweyspältigen blättern besetzt; so denn auch an den blättern / welche ein gleichheit mit einem schwert haben. Veielwurtz oder Gilgen mit Kolben oder Zwibel-wurtz / Irides Bulbosae. 1. Die breitblättige / wohlriechende Kolben-veielwurtz / oder Zwibel-gilgen / Iris bulbosa latifolia acaulos, odora, C. B. Hat gemeinlich sechs länglichte / breite / weiche blätter / zwischen welchen ein einige wolriechende blawe / offt auch milchweisse / neunblättige Blum hervorschießt / die auf keinem stengel / sondern allein auff einem länglichten stiel wie die Saffran-blum sitzt. Seine wurtzel ist kolbicht / weiß / in vielfacher schwartzlichter haut eingeschlossen. Wächßt in Portugal von sich selbsten / und blühet alda offt im Jenner und Hornung. 2. Die Persische Kolben-Veielwurtz. Iris bulbosa Persica, Park. Iris Persica variegata praecox, Ferrar. Ist der vorigen ähnlich / außgenommen / daß sie kürtzere blätter / und eine gescheckte Blume trägt / welche bleich-himmelblaw / und dunckel-braunroth / mit einem gelben flecken in der mitte sich erzeiget. 3. Die gantz blaue Kolben-Veielwurtz / Iris bulbosa foliis cepaceis maculatis, flore purpureo inodoro, C. B. Hat eine grosse / mit vielen schwartzlichten häuten umbzogene weisse wurtzel / welche an dem underen theil zaseln hat / und alle Jahr viel neben-kölblein außwirfft. Seine blätter sind dick und breit / und mit vielen gleichsam silberweissen bläßlein besprenget. Trägt einen schwachen dicken / mit vier oder fünff blättern umbgebenen stengel / welcher insgemein zwey auff einander folgende neunblättige Blumen außtreibt. Diese Blume hat ein sehr schöne Veielblawe farbe; ist sonsten ohne geruch / ihre drey grössesten blätter sind oben auff umbgeweltzt / und etwas nidsich gebogen / auch zuweilen mit blaw-schwartzen flecken sehr schön gezieret. Auff die Blumen solgen die dreyeckichten Samen-gefässe / in welchen der runtzlichte Samen / in gestalt des Roß-wicken verborgen. Zu dieser Veielwurtzen kan man folgende rechnen: 1. Iris bulbosa major s. Anglica coerulea, Park. Parad. Svvertz. 2. Iris bulbosa major purpurea, variegata s. striata. Park. 3. Iris bulbosa major flore rubente, Ejusd. Welche C. Bauh. sonsten under dem namen Iridis bulbosae latifoliae caule donatae beschreibet. 4. Die grosse breitblätrige Kolben-veielwurtz / Iris bulbosa latifolia candida, C. B. hat etwas grössere und breitere blätter / auch einen dickeren / doch kürtzeren stengel / als die vorige. Seine Blum ist weiß / jedoch nicht schneeweiß / sonderen sich ein wenig auff blaw ziehend / und trägt in der mitten der umbgeweltzten blätteren ihre schön gelben flecken. 5. Die schmalblättige dreyfärbige Kolben-veielwurtz / Iris bulbosa angustifolia tricolor, odore coriandri, C. B. hat fünff oder sechs schmale elen-lange blätter / inwendig gestreifft und weiß / außwendig runtzlicht / und äschfarb-grün. Der elen-lange stengel trägt gemeiniglich nur eine Blum / deren drey umbgeweltzte grosse blätter silberweiß / inwendig mit gelben flecken gezieret / die übrigen blätter aber sind purpurfärbig / und himmelblaw. Die gantze Blum hat einen nicht unlieblichen geruch / wie der zerbissene mit Zucker überzogene Coriander-samen. Die wurtzel ist kolbicht / weiß / süßicht / wirft viel kleine kölblein / oder kernen neben auß / [344] welche man gar leicht säen oder pflantzen kan. Carolus Clusius beschreibet annoch fünfferley gattungen dieser Veiel-wurtzen / so aber gantz geringen underscheid haben. 6. Die grosse gelbe nichts-riechende Kolben-veielwurtz / Iris bulbosa lutea inodora major, C. B. Ist von den vorigen wenig underschieden / trägt insgemein nur eine / selten zwey gelbe Blumen / ohne geruch. Die Knorren-veielwurtz / Knollen-Gilgen / oder Knorren-Gilgen. Irides Tuberosae. 1. Die gemeine veielbraune / Garten-Knorren-veielwurtz / oder blawe Gilgen / Iris vulgaris, violacea sive purpurea, hortensis & sylvestris. Die Blume komt mitten im Frühling herfür / eine nach der andern / und ist blaw; übrige beschreibung ist bereits oben geschehen. Sonsten sind diese und folgende Gilgen meistens nur der Blumen halben von einander underschieden. 2. Die gemeine grosse weisse Gilgen / oder Florentinische Veielwurtz / Iris hortensis alba Germanica, vel Florentina, C. B. Park. Jhre Blume ist milchweiß / jedoch sind deren blättlein unden bey dem ursprung mit etwas gelblichten linien gestreifft. Die wurtzel / so wol der blawen / als der weissen / wenn sie gedörret / haben einen gleichen sehr lieblichen geruch. Werden also in den Apotecken under dem namen der Florentinischen Veielwurtzen / beydes dieser Gilgen knorrichte wurtzen / ohne underscheid verkaufft. 3. Die hohe zweyfarbige Gilgen / Iris altissima bicolor, coeruleo, obsoleto, cinereové mixta, J. B. hortensis pallidè coerulea, C. B. Jhre Blum riechet sehr lieblich / deren drey äusserste blätter an ihren enden sehr schön purpurfarb sind / und auch purpurfarbige striche / durch das weisse Feld biß in den Saffran-gelben inwendigen Flecken / nicht ohne sonderbahre lieblichkeit / fortschicken. 4. Die Gilgen auß Chalcedonien / Iris Chalcedonica sive Susiana major, Park. Susiana flore maximo ex albo nigricante, C. B. hat die grösseste Blum under allen Gilgen; deren drey nidsich geweltzte blätter dick / und inwendig gantz schwartz / jedoch mit einigen purpurfarbig-weissen aderen außgezieret sind. Sonsten verspüret man an der Blumen keinen geruch. Diese ist von Constantinopel zu uns überkommen / mag die Winte???s-kälte nich wol erleiden. 5. Die Asiatische blawe Gilgen mit vielen Blumen / und sehr breiten blättern / Iris Asiatica coerulea polyanthos, C. B. Asiatica coerul. omnium Iridum amplissima, Dalmaticae affinis, J. B. 6. Die grosse Gilgen auß Dalmatien / mit vielen auff einem stengel sitzenden himmelblauen Blumen / Iris Dalmatica major, C. B. Dalmatica major, flore vulgari minus violaceo, J. B. 7. Die kleine Gilgen auß Dalmatien / oder Illyrien / mit drey oder vier auff einem stengel sitzenden blaw-purpurfarbigen Blumen; Iris Dalmatica minor flore purpurae dilutioris, J. B. Iridi biflorae affinis minor, C. B. 8. Die grosse Gilgen mit blaw-purpurfarbigen Blumen / und einem ästichten stengel / Iris Byzantina purpureo-coerulea, C. B. Iris major latifolia Byzantina, Dalmaticae à Pantio missae i. e. minori similis, J. B. 9. Die nidrige breit-blättige Gilgen mit purpurfarben / oder auch gescheckten kleinen Blumen / Iris latifolia humilior purpurea, C. B. Item, Iris latifolia humilior velsicolor, C. B. 10. Die Damascenische Gilgen / mit vielen blauen Blumen / Iris Damascena polyanthos, C. B. major latifolia sive Damascena coerulea, J. B. 11. Die grosse Asiatische purpurfarbige Gilgen / Iris Asiatica purpurea, C. B. Asiatica purpurea latifolia major, J. B. Hieher gehört die Iris peregrina rubens inodora, C. B. 12. Die breitblättige Teutsche Gilgen mit purpurfarben oder veiel-braunen wolriechenden Blumen; Iris latifolia Germanica odore suavi, C. B. latifolia major purpurea quibusdam Illyrica, J. B. 13. Die breitblättige Teutsche Gilgen / mit purpurrothen nach Holder riechenden Blumen: Iris latifolia Germanica odore Sambuci. C. B. major latifolia, cui in flore crassae venae purpureae, J. B. Von dieser ist nicht sonderlich underscheiden die Niderländische Gilgen / mit vielen auff einem stengel sitzenden purpurfarben / oder auch gescheckten nach Holder riechenden Blumen / Iris latifolia Belgica odore Sambuci, C. B. Iris Clusii major latifolia IX. cum venis purpureis, J. B. Item / Iris latifolia Belgica versicolor odore Sambuci, C. B. latifolia major, cui orae ad flavum obsoletum accedunt, J. B. Item / Iris latifolia Belgica odore Sambuci altera, C. B. latifolia major cum oris purpurascentibus, J. B. 14. Die grosse breitblättige Gilgen / mit gescheckten Blumen / Iris major latifolia flore versicolore, J. B. latifol. Belgica variegata, C. B. Die umbgeweltzten blätter der Blumen sind mit zweyen underschiedenen farben der länge nach getheilet. Hieher kan auch gezehlet werden die Niderländische blau-gescheckte Gilgen. Iris latifolia major versicolor, coerulea, dilutior, J. B. Clusii 13. Iris latifolia Belgica coerulea versicolor, C. B. 15. Die außländische Gilgen mit blassen purpur-aderichten / nach Weißdorn-blüthe riechenden weiten Blumen; Iris exotica colore quasi pallido, fuligine perfuso Camerarii, Clusio 14. J. B. Iris latifolia odore Oxyacanthae, C. B. 16. Die grosse breitblättige Ungarische Gilgen mit gescheckten Blumen / Iris latifolia Pannonica colore multiplici, C. B. Iris lutea foliis florum repandis variegatis, J. B. 17. Die breitblättige Gilgen mit gescheckten Blumen / Iris latifolia alba viridis, C. B. major foliis duobus coloribus distinctis albo & viridi, J. B. Clus. 16. Die blätter dieser Veielwurtzen sind halb grün / halb weiß. 18. Die breitblättige Gilgen mit blaßweissen gestreifften Blumen: Iris latifolia ex albo pallescens striata, C. B. major latifolia pallescens ex albo, cum purpureis venis, J. B. 19. Die klein veiel-braune Gilgen auß Portugal / Iris biflora Lusitanica flore violaceo, Clus. 22. J. B. biflora flore minore, odore Lilii Convallium, C. B. Die Blume riechet lieblich nach unseren weissen Mäyenblüm [345] lein. Von dieser halten wir nicht sonderlich underscheiden / als durch die grösse der Blumen / die Iridi biflorae affinem, flore majore, C. B. Iridem Illiricam biflorae similem Clusio 23. flore purpureo, J. B. 20. Die grosse breitblättige Römische Gilgen / mit blawen nach Weißdorn-blüthe riechenden Blumen / Iris major latifolia Romana coerulea, Clusio 24. J. B. Iris peregrina odore Oxyacanthae, C. B. 21. Die breitblättige Gilgen / mit nackenden stengeln / und purpurfaben grossen nichts riechenden Blumen; Iris; latifolia caule aphyllo, C. B. major latif. 25. Clus. 22. Die breitblättige Gilgen mit weissen / von purpurfarbigen aderen gestreifften Blumen: Iris latifolia candida purpureis venis distincta, C. B. major latifol. 27. Clus. 23. Die breitblättige Teutsche bleichweißgelbe Gilgen: Iris latifolia Germanica ochroleucos, C. B. major latifol. 28. Clus. Gelb Wasser-Gilgen mit dem Samen. Pseudoacorum cum semine. 24. Die gelbe grosse Wasser-g???algen / Iris palustris lutea sive Acorus adulterinus, J. B. Acorus adulterinus, C. B. palustris sive Pseudo-Iris & Iris lutea palustris. Park. Heißt Griechisch / [Greek words]. Italiänisch / Acoro falso, Acoro bastardo, Giglio giallo. Frantzösisch / Glajeul ou Flambe bastarde, Flambe de rivieres, ou de marais. Spanisch / Acoro falso. Englisch / False Acorus. Dänisch / Horsse bonne / Gulevand-Lilier / Moegen / Florelilier / Maeflore-lilier. Niderländisch / Gheel Lisch. In Teutscher sprach wird sie auch genant gelb Schwertel / gelb Wasser-schwertel / gelb Drachen-wurtz / und Acker-wurtz. Hat viel zaselichte in einander geflochtene wurtzen / welche von aussen schwartz und haaricht / inwendig aber roth / schwammicht / und eines starck zusammen-ziehenden scharffen geschmacks sind. Jhre blätter sind lang / breit / und spitzig: die runden / glatten / schwammichten stengel steigen zu zwey elen hoch auff / und tragen gelbe Blumen / welche zwar ohne geruch / aber eines sehr scharffen brennenden geschmacks / wenn man sie lang im Mund haltet: Nach den Blumen folgen die Samen-gefäß / in form langer Schotten / welche in dreyen re???en viel sünfeckichte flache Samen haben. Wächßt in sumpfichten Wiesen / wie auch an dem Gestade der Flüssen und Fisch-weiheren. Die nidrigen Zwerg-Gilgen / oder Knoblen-Veielwurtzen. Irides humiles, seu Chamaeirides. 1. Die nidrige gescheckte Zwerg-Gilgen; Chamaeiris variegata; C. B. Iris humilis latifolia colore violaceo, J. B. Ist ein kelines Gewächs / mit einer dicken / weissen runtzlichten / scharffen wurtzel; auß welcher etliche halb-zoll breite / zwey biß drey zoll lange Schwertel-Blätter herfürwachsen. Jhre Stengel sind kurtz-viereckicht; Die Blume ist Violen-farb / klein / aber an gestalt den übrigen Gilgen gleich / keines sonderlichen geruchs. 2. Die nidrige breit-blättige Zwerg-gilgen / ohne stengel / mit schwartz Veiel-blauen blumen; Chamaeiris flore saturo violaceo, C. B. Chamaeiris humilis latifolia major acaulis Clusio, J. B. 3. Die nidrige Frantzösische Berg-Gilgen / ohne stengel; Chamaeiris saxatilis Gallica, C. B. Iris perpusilla saxatilis latifolia, acaulos fermè, Lob. Ad. Wächßt häuffig umb Narbone in Franckreich / an felsichten Hügeln. 4. Die kleine nidrige Gilgen mit purpurfarben blumen; Chamaeiris minor flore purpureo, C. B. Iris humilis latifolia minor, J. B. Die blumen dieser Gilgen variert sehr / und riechet gemeinlich wohl. Wächßt viel in Oesterreich und Ungaren an magern hügeln / da keine bäum sind. Hieher ziehen wir also billich die folgenden / als welche weder der gestalt der blumen / noch den blättern nach keinen underscheid machen; obwohlen sie von andern Botanicis gescheiden worden; als da sind I. Chamaeiris flore obsoleto pallido, C. B. Chamaeiris latifolia minor 6. Clus. Iris humilis latifolia minor tenerrima, J. B. 2. Chamaeiris latifolia minor 7. Clus. Chamaeiris minor flore variè picto, C. B. Iris humilis latifolia minor elegantissima, variè picta, J. B. 3. Chamaeiris flore purpureo flavescente, C. B. Iris humilis latifolia minor, flore vario, ejus foliis valdè incurvis, J. B. Chamaeiris latifolia minor, 8. Clus. 4. Chamaeiris flore pallidè luteo, C. B. Chamaeiris latifolia minor 9. Clus. 5. Chamaeiris minor flore purpureo, C. B. Chamaeiris latifolia minor 10. Clus. 6. Chamaeiris candicans venis variè distincta, C. B. Chamaeiris latifolia minor 11. Clus. 5. Die nidrige Gilgen / mit gelben Blumen; Chamaeiris flore luteo, C. B. Iris minor lutea, Dod. Die schmal-blättigen Gilgen oder Veiel-wurtzen. Irides angustifoliae.
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1. Die Gilgen von Tripoli, mit den längsten schmalen blättern / und gold-gelben blumen ??? Iris Tripolitana foliis longissimis, flore aureo, J. B. media longissimis foliis lutea, C. B. 2. Die schmal-blättige Wiesen-Gilgen / mit stinckenden blättern; Iris pratensis angustifolia, folio foetido, C. B. tenuifolia Michelfeldensis spontanea, J. B. 3. Die schmal-blättige hohe Wiesen-Gilgen / deren blätter nicht stincken; Iris pratensis angustifolia non foetida altior, C. B. tenuifolia major flore coeruleo & striato, angustifolia 2. Clusio, J. B. 4. Die grosse und kleine schmal-blättige Meer-Gilgen / mit schwartz-purpurfarben blumen / und etwas stinckenden blättern; Iris angustifolia maritima major, C. B. angustifolia 3. Clus. Item, Iris angustifolia maritima minor, C. B. 5. Die schmal-blättige gescheckte Garten-Gilgen; Iris angustifolia hortensis versicolor, C. B. angustifolia, flore violaceo, reflexis foliis lacteis, & purpureis venis variis, J. B. 6. Die schmal-blättige groß und kleine Graß-Gilgen / mit blauen / weiß-gestreifften nach Pflaumen riechenden blumen; Iris angustifolia prunum redolens major & minor, C. B. Iris graminea cui pereunt quotannis folia. 7. Die Niderländische Knorren-Gilgen; Iris tuberosa, C. B. tuberosa Belgarum, J. B. Alle Arten der Gilgen erdulden einen sonnichten ort wohl / erforderen aber eine gute Wiesen-erde; werden drey zoll tieff / und vier zoll weit von einander gepflantzet. Man pfleget sie umb das ander jahr auß zugraben / etwann im Augstmonat / und im Herbstmonat wider einzusetzen. Im übrigen weil die Zwibel- oder Kolben-Gilgen auch dem gebrechen underworffen / daß durch überflüsige ansetzung der jungen kiel sie ihnen selbst schaden zufügen: so wird hinwider wohl dienen / daß man im versetzen die Haupt-zwibel von den jungen absetzlingen fleißig befreye. Bey außgang des Herbsts stossen die Spitzen der neuen Blättern schon herfür / und können den frost gleich den Tulipen erleiden. Sie werden ins gemein auß absetzlingen fortgebracht: wer aber wil / kan den reiffen samen also fort im Herbst auff gut Land außsäen / so wird er im vierdten jahr blumen davon bekommen / welche gantz mit anderer farb gezieret / als ihre Elteren waren. Eigenschafft. Die Veielwurtz ist warm im anderen / und trucken im dritten grad: Hat also viel aromatisch-flüchtiges / mehr oder minder scharffes saltz in sich; und dannenher die Eigenschafft allen schleim zu erdünneren / verstopffungen auffzulösen / den magen zu stärcken / den außwurff von der brust zu beförderen / weiten athem zu machen / Mutter und Nieren zu eröffnen / auch sand zu treiben. Die Wurtzel der grossen gelben Wasser-Gilgen / hat aber noch schärffere saltz-theil in sich / als die übrigen; sonderlich die brauchbahre gemeine blaue / oder Florentinische Veielwurtzen; beyde laxieren auch den Leib gelind / und führen die wasserichten feuchtigkeiten wohl auß. Gebrauch. Ein sonderbares Laxier-säcklein für Man̅- und Weibs-persohnen: Nim der Illyrischen oder Florentinischen Veielwurtz 1. loth / Tamariscen-rinden ein halb loth / Odermenig / braune Betonien / Scabiosen / Cardobenedicten / die gipffel von dem Tausendgulden-kraut und Wermuth / jedes so viel man zwischen fünff singer halten kan / erlesene Senetblätter fünf loth / frische küchlein von Lerchen-schwam ein loth / gute Rhabarbara ein halb loth / Aenis / Fenchel / jedes ein quintlein / nach dem alles groblicht zerschnitten / thu es in ein weiß zendel-säcklein / schütte darüber ein Maß alten weissen Wein / laß es 24. stund stehen / hernach soll man davon alle Morgens nüchtern umb 7. uhr ein halb quartal trincken / und darauf ein stund umb die andere / biß zu dem Mittagessen ein lauteres Fleisch-brühlein gebrauchen. (Böse feuchtigkeit des Leibs / verschleimte Brust und Lungen / stätiges husten und schwärliches athmë ansatz der wassersucht verstopffung der Leber und Miltz.) Dieses Laxier-tranck reiniget den Leib von allen bösen Feuchtigkeiten / hilfft denen / welchen die Brust und Lungen verschleimt / stäts husten / oder schwärlich athmen / eine gute Artzney für den Ansatz der Wassersucht / wehret der verstopffung der Leber und Milzt. Einen guten Kräuterwein zurHerbstzeit auß frischem most zu machen: Nim Alandwurtz 12. loth / Illyrische oder Florentinische Veielwurtz 6. loth / Tamariscen-rinden 4. loth / Odermenig / Gamanderlein / braune Betonien / Cardobenedicken / Seabiosen / Hirschenzungen / edel Leherkraut / jedes drey handvoll / Roßhuben / Ehrenpreiß / Tausendguldenkraut / Wermuth jedes zwo hand voll. Zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauberes fäßlein / so ein Ohmen haltet / schütte darüber ein Ohmen oder dreyssig maß des guten weissen Mosts / laß alles wol verjäsen / und ein wochen sechs oder acht stehen / alsdenn trincke Morgens (Blödes haupt und magen / unlust zur speiß / zäher schleim auf der brust / lungsucht / engbrüstigkeit / starcker außwurff / verstoffung der leber / miltz und krößaderen / sand und steinlein in dë nieren.) nüchter / oder bey dem Mittagessen / nach der suppen ein gläßlein voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch mit gutem altem weissen Wein angesetzt werden. Dieser Kräuterwein stärcket das Haupt und den Magen / erwecket einen guten Lust zur Speiß / fürdert die Däwung / reiniget die Brust von zähem schleim / ist also den Lungsüchtigen / engbrüstigen und mit einem starcken außwurff behaffteten sehr dienlich / ferners eröffnet er die Leber / Miltz / Krößaderen / reiniget die Nieren von Sand / eröffnet die Harngäng / und befördert die steinlein zum außgang. Für das schreyen der Kinder von dem reissen des Leibs / dar zu leichtlich die Darmgichter (Schreyen der Kinder vom grimmen und darmgichteren.) schlagen: Nim Marggräffisch pulver auß der Apotheck / gestossene Florentinische Veielwurtz jedes ein quintlein / darvon gib dem Kind Morgens und Abends ein messerspitzen voll in der pappen. Ein bewährtes mittel für die Wasserucht bey Man̅- und Weibs-personen. Nach (Wassersucht.) dem gebrauch obgemelten Laxier-säckleins solle diese Laugen gebraucht werden. Nim Wermuth- und Reckholder-aschen / jedes ein Loth / blaw Gilgen-aschen ein halb loth / alten weissen Wein ein halb maß / blaw Gil [347] gen-Odermenig-Gundelreben- und Erdbeer-wasser jedes ein quartal / seige solches acht oder neun mahl durch / als wie man ein Laugen machet / thu hernach darzu acht loth Zucker / drey loth Zimmet-wasser / lasse darvon den Krancken alle Morgen nüchter ein halb quartal trincken / und wenn solches verbraucht / solle man ihne mit einem halben quintlein des besten Jalapa-pulvers / mit einem messerspitz voll praeparierten Weinstiens vermischet / gebührlich purgieren. (Wasser- und Gelbsucht.) Wider die Wasser- und Gelbsucht nim destilliertes blaw Gilgen-Schellkraut- und Erdbeer-wasser jedes 4. loth: trincke solches in zweymahlen nach belieben. (Wei??? stopffung der Nieren / harngäng und blasen mit schleim sand oder steinlein.) So die Nieren / Harngäng oder Blasen mit Schleim / Sand oder Steinlein verstecket: nim destilliertes blaw Gilgen - Hawhechel- und Pappeln-wasser jedes 6. loth / trincke solches in dreymalen nach belieben. So die Nachgeburt bey einer Kindbetterin zuruck bleibet: nim destilliertes blaw (Zuruckbleibende nachgeburt.) Gilgen-Poley- und roth Bucken-wasser jedes 4. loth / Zimmet-wasser ein loth / gib solches der Frawen in zweymalen ein. Das wasser so auß den Blumen gebrane (Schlag / Lähme verlierung der sprach.) wird / dienet denjenigen (wie der weitberühmte Herr Dr. Melchior Sebizius, in Hr. Tragi Kräuter-buch in dem 2. theil am 51. C. vermeldet) so der Schlag oder Lähme getroffen / bringt die verlohrne Sprach widerumb / kan derohalben in solchen fällen also gebraucht werden: nim blaw Gilgenblumen - wasser / Scabiosen- und schwartz Kirschen-wasser jedes 2. loth / starck schlagwasser 1. loth / schütte darvon dem Krancken offt ein Löffel voll ein. (Zittermähler / laubflecken rothe finen des angesichts.) Blaw Gilgenwasser nimmet auch die Zittermäler / Laudflecken und rothe Finnen des Angesicht hinweg / so es auff nachfolgende weiß gebraucht wird: nim blaw Gilgen - Weißwurtz - Froschleich - Bonenblust- und weiß Rosen - wasser jedes drey loth / Jungfrawen - milch / also in der Apotheck genant / ein loth / damit soll man Morgens und Nachts vor dem schlaff das Angesicht lawlicht abwaschen. Sonderliche runde Täfelein / welche der (Alter Husten / Lungen und Brustkranckheiten.) Lungen dienstlich / und in altem Husten und anderen Brust - Kranckheiten nutzlich gebraucht werden: nim Zucker 5. loth / verlaß ihn in Scabiosen - wasser / siede ihn zu rechter härte / alsdenn vermische darunder ein halb loth species diairios simplicis, in der Apotheck also genennt / Aenißöhl 10. tropffen / rühre solches fleissig durcheinande / und giesse darauß runde täfelein. (Kalte und feuchte zuständ des gehirns.) Ein dienliches pulver zu einem Käpplein / auff dem Haupt für alle kalte und feuchte zuständ des Gehirns zu tragen: nim Florentinische Veielwurtz / Rosenholtz / Styrax Calamita / Benzoin jedes ein halb loth / Rosenblätter / Nägelein / Zimmet / trockenen Indianischen Balsam / Ladanum jedes 1. quintlein / mache auß allem ein pulver zu einem Haupt-käpplein. Ein wohlriechendes Kleider - pulver zu (Wohlriechendes Kleiderpulver.) machen: nim Florentinische Veielwurtz 4. loth / rothe Rosen 2. loth / bla???we Violen 1. loth / runden wilden Galgan / Storax / Nägelein jedes ein halb loth / gelben und weissen Santal / Benzoin / Zimmet jedes 1. quintl??? stosse alles zu einem reinen pulver / thue es in underschiedliche seidene säcklein / lege sie in den Gewand-kasten zu den Kleidern / darvon werden sie ein lieblichen angenehmen Geruch überkommen. (Haar-pulver.) Ein sonderbahres Haar-pulver die Haar zu besträwen / damit sie sauber bleiben / und so sie außgefallen / widerumb nachwachsen: nim Florentinische Veielwurtz / runden wilden Galgan / Mandeln jed. 2. loth / Schlehenmooß 4. loth / gelben Santa??? / Rosenholtz / Benzoin / jedes ein halb loth / Bisem zwey gran: stosse alles zu einem pulver / damit kan man zu Nacht vor dem Schlaff die Haar bestrewen / und Morgens mit einem sauberen Kamm widerumb hinweg käm̅en. (Eusserliche Schmetzë von kälte.) Weiters wird auch ein köstlich öhl von der Veielwurtz bereitet / welches lange Jahr her im gebrauch gewesen ist: es löset ab / zeitiget / und legt den Schmertzen / so von der kälte herkomt: besihe des Hochgelehrten Herren D. Nicolai Agerii Teutsche Apotheck in dem ersten theil das 23. Cap. welcher vor anderen solches öhl weitläuffig beschrieben ha??? CAPUT XXXIV. Kalmus. Acorum verum. Namen. KAlmus heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Acorum, Acorus verus, sive Calamus aromaticus Officinarum. Italiänisch / Acoro. Frantzösisch / Acore. Spanisch / Acoro. Englisch / The sweet-smelling Flag / or Calamus. Dänisch / Calmus / Velluctendis floee. Gestalt. Das rechte Acorum ist ohne zweiffel dieses Gewächs / welches fast von allen Apotheckeren calamus aromaticus oder Kalmus genent wird / wiewol solches ein mißbrauch [348] des worts Calami aromatici, denn dieses eigentlich nicht ein wurtzel / sondern ein Geschlecht eines wolriechenden Rohrs in Indien wachsend / ist / den Apotheckern frembd und unbekant. Dieses Acorum oder Kalmus hat blätter wie die Veielwurtz / allein daß sie länger und schmäler sind / geben einen guten geruch wie die wurtzel: so vergleicht sich auch die Kalmus - wurtz fast der Veielwurtz / ist knorricht / weißlicht / mit unzehlich vielen angehengten zaseln. Bringt einen glatten stengel mit vielen zweiglein: Oben schiessen zäpflein herfür wie in den Haselnussen. Also ware gestaltet das rechte Acorum, welches Herr Augerius de Busbeck (da er im Namen Keysers Ferdinandi Gesandter an dem Türkischen Hoff gewesen) bey Nicomedia in einer grossen pfützen gefunden / und von Constantinopel Herren Matthiolo zugesendet hat. Es truge gar keinen underscheid von unserem gemeinen Kalmus. Acorum oder Kalmus wächßt in Ponto / Galatien und Colchien / auch bey den Tartaren / und in der Littaw gegen Moscaw / nicht weit von der Statt Vilna / in Pfützen oder Moßlachen / wird allda Tartarski genennet / dieweil dieser Wurtzel gebrauch von den Tartaren ihnen ist erstlich angezeigt worden / welche kein wasser trincken / sie haben denn zuvor diese Wurtzel eine weil darinn ligen lassen / wie solches Carolus Clusius Lib. 2. rarior. Plantar. Histor. Cap. I. vor anderen bezeuget hat. Daher vermahnet der Königliche Dänische weitberühmte Medicus, Simon Pauli, in quadripart. Botanic. Class. 3. p. m. 188. Es sollen die Soldaten / weilen sie öffters das ungesundeste wasser trincken müssen / diese Wurtzel fleißig bey sich tragen / und in ihr tranck legen / er zweifle nicht / sie werden dadurch von allerley Fiebern und der rothen Ruhr wohl bewahret. Eigenschafft. Kalmus hat viel flüchtiges scharfflichtes / mit ölicht - aromatischen theilen wolvermischtes saltz in sich / und daher die tugend zu erwärmen / zu eröffnen / das Gehirn / Magen und Mutter zu stärcken / die zähen feuchtigkeiten zu erdünneren / und daher entstehende verstopffungen des Miltzes / Lebern / Nieren und Mutter zu öffnen / und zu lösen. Nach der Alten meinung ist der Kalmus warm und trucken im dritten grad. Der beste ist weiß / voll / am geschmack scharff / etwas bitter / und am geruch nicht unlieblich. Gebrauch. (Gebresten von kaltë schleim un̅ blästen / Bauchgrimmen / seitenweh / keuchen / krampf / verstopffung der Leber und miltzes / gerunnen blut im Leib / schmertzen) Ein loth Kalmus in Wein gesotten / und den getruncken / wendet die gebresten / so sich von kaltem schleim oder blästen erheben / es seye gleich das Bauch-grimmen / Seitenweh / Keuchen / Krampff / Verstopffung der Leber oder des Miltzes / hilfft denen / welche von fallen und stossen gerunnen blut im Leib haben / und mit schmertzen harnen / dienet wider die Natter-stich / wird derohalben zu den Artzneyen gemischt / welche man wider das Gifft zubereitet. Welcher nicht wohl däwet / der nehme Kalmus und Zimmet gepülvert ein halben scrupel / etliche morgen (des harns / schwache däwung.) nüchter nach einander in einem halben quartal Wermuth - wein. Wider die versteckte monatliche Reinigung (Versteckte monatliche reinigung der weiber.) der Weiber / wird nachfolgendes Lendenbad zubereitet: Nim Kalmus ein loth / Schmerwurtz 6. loth / Melissen / rothe Bucken / Hertzgleyen / weissen Andorn jedes 4. hand voll / Flachs-samen 3. loth: zerschneide, de alles under einander / thue es in ein sack / und siede den im wasser zu einem Lendenbad / so alle morgen und abend solle gebraucht werden. (Eingemachter Kalmus.) Nach Herren Nicolai Braunii meinung / solle man den Kalmus also einmachen: Nim schönen vollkommenen Kalmus / darüber schütte rein Brunnwasser / laß ihn sanfft sieden / biß er weich wird / und die bieterkeit ein wenig darauß komme / alßdenn säubere ihn von den fasen der äussersten haut: geschwellen etliche gar zu groß / so spalte sie nach der länge / und wenn sie noch zu bitter wären / so laß sie abermahl erwallen / alßdenn tröckne sie in einem härinen sieb / darnach giesse darüber so viel zimlich hart gesottenen Zucker / der nicht zu heiß seye / daß die wurtzeln bedecket werden / laß tag und nacht stehen / damit der Zucker die feuchte / so in der wurtzel (Kalter schwacher magen / böser athem / verstopffung der innerlichë gliedern / des barns und der weiberblum.) ist / an sich ziehe / den seige hernach widerumb ab / siede ihn Syrup-dick / und gieß ihn abermahl law daran / das thue so offt / biß er nicht mehr wässerig ist. Dieser eingemachte Kalmus ist sonderlich gut zu dem kalten schwachen Magen / stärcket die Däwung / macht ein guten Athem / eröffnet die verstopffungen der innerlichen Gliederen / treibet den Harn / und beförderet die Weiber-blum. Folgende Treset oder Pulver kan man auch nutzlich bereiten: Nehmt Kalmuswurtzel ein halb loth / Zimmet / Cubeben / Cardamömlein / praeparierten Agstein / Fenchel-samen / rothen-Santal / praeparierte Krebstein jedes 1. quintl. zerhackt und zerstoßt alles zu reinem pulver under einander / und mischt ein halb pfund Candel - zucker (Kalter magen un̅ mutterverstopffung / monatlicher reinigungs-verlurst / sand un̅ schleim der nieren / schwindel / hauptflüß.) darunder. Von diesem pulver bißweilen ein paar messerspitz - voll eingenommen / stärcket den erschwachten kalten Magen / verzehret die darinnen sich findenden Cruditäten / und zähen schleim / eröffnet alle innerlichen verstopffungen / erwärmet die erkaltete Mutter / bringet die monatliche Reinigung wider / und treibt auch Sand / Schleim und Stein auß der Nieren. Stillet endlich den Schwindel / und wehret em Haupt-flüssen. CAPUT XXXV. Galgan. Galanga. Namen. BAlgan heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Galanga. Frantzösi???ch / Souchet. Italiänisch / Galangal. Niderländisch und Englisch / Galanga. Geschlecht und Gestalt. Die kleine Galgan-wurtz (welche eigentlich Galgan genennet worden / jetzund aber
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Kleiner Galgan. Galanga minor. Grosser Galgan. Galanga major. zum underscheid der grossen Galgan - wurtz / den Namen kleinen Galgan trägt) ist knodicht / krum / kleinen fingers dick / in- und außwendig roth / hart / eines scharffen / beissenden / brennenben geschmacks / und eines anmüthigen geruchs. Garzias ab Horto, Lib. 1. Aromat. Histor. Cap. 40. berichtet / daß der kleine Galgan zweyer spannen hoch herfürkomme / und seine blätter sich den Myrtenblättern vergleichen. Er wächßt von sich selbsten / wird auß China in Indien / und hernach in Portugal geführet. Von Memphi und Syrien bringet man ihne in Italien. Dieser / als der beste / wird zur Artzney und sonsten gemeiniglich gebraucht. Man solle aber solchen außlesen / welcher dick / etwas schwer / außwendig fewr-roth / inwendig aber dunckel-roth / und im geringsten nicht bleich ist. So er zerschnitten wird / soll er gläntzen / nicht wurmstichig seyn / und einen wolriechenden Gewürtz - geruch von sich geben. Welcher leicht / weiß / ohne geruch / und voller löchlein ist / bringet keinen nutzen im Leib. Matthiolus schreibet / daß etliche Land - betrieger der wurtzeln des wilden Galgans in Eßig und Pfeffer beitzen / und hernach für rechten Galgan verkauffen: Aber der betrug werde gespüret / so man die äusserste Rinden an der Wurtzel abschabe / alßdenn habe sie in der mitte keine schärffe / wie der wahre Galgan haben soll. Der grosse Galgan hat eine daumensoder zween fingers - dicke knorrichte wurtzel / aussen fewr - roth / inwendig aber weiß / ädenicht / und dem Ingwer gleich / er gibt nicht so ein lieblichen geruch von sich / als der kleine / sein gelchmack ist scharff / unangenehm / und dem Magen zu wider. Er schießt bey nahem zweyer elen hoch mit spitzigen blättern auff. Die Blum ist weiß / ohne geruch / und der Samen klein. Er wächßt von ihme selber in Java / Malabar / Sunda / und der Insul Boli / wird allda auch in den Gärten gepflantzet. Die Indianer mache diese wurtzel mit Zucker ein / wie den Ingwer / sie bedienen sich dieses Confects / welches sie Achar nennen / bey dem Nachtisch / den lust zur Speiß ferners zu erwecken / gleichwie man in Europa die Cappern und Oliven gebrauchet. Sie schneiden diese wurtzel auch in kleine stücklein oder scheublein / und kochen sie zu solchem end mit dem Fleisch und den Fischen / ja sie essen sie rohe nur mit saltz / eßig und öl begossen zu dem Fleisch und den Fischen / die natürliche Däwung des Magens damit zu befördern. Die Malabarer und Javaner gebrauchen diese wurtzel nicht allein den Menschen / sonderen auch dem Vieh in allen kranckheiten / so von kälte herrühren. Sie stossen sie auch zu einem pulver / vermischen darunder den safft von den Cocos - nüssen / und kochen es zu einem Brey - mehl / welches sie wider die kalten Mutter- und Blasen - kranckheiten rühmen / wie Guilielmus Piso in Mantissa aromatica p. m. 191. solches berichtet. Wenn man die Wurtzel der Galgan recht betrachtet und examinieret / so wird man denen heutigen Botanicis leichtlich beyfall geben / welche darfür halten / daß der Galgan eine Wurtzel einer Indianischen Gilgen oder Veielwurtz seye. Eigenschafft. Die Galgan - wurtzel hat ein flüchtiges mit aromatisch - ölichten theilen vermischtes scharffes saltz in sich / und deßwegen die Eigenschafft zu erwärmen / verstopffungen der innerlichen Gliedern zu eröffnen / alle schleimichte zähe feuchtigkeiten zu erdünneren / durch den Harn und Schweiß zu treiben; Haupt / Magen und Mutter zu stärcken; daher die Alten gesagt / daß sie warm und trucken seye im dritten grad. Gebrauch. Welcher von dem Schwindel angefochten Schwindel [350] wird / der wolle sich nachfolgende Triät oder Treßney zubereiten: Nim kleinen Galgan / Muscatnuß / Eychen-mistel / Päonienwurtzel / Cubeben / praeparierten Crystal jedes 1. quintlein / 8. loth feinen Zucker: Stosse??? alles zu einem reinen pulver / wie ein Treßney / und gebrauche darvon vor dem Mittag- und Nacht - essen zween oder drey messerspitz - voll in weissem Wein. Der kleine Galgan ist sehr gut dem kalten Haupt / denn er dasselbe kräfftiglich stärcket. Er wird auch nutzlich gebraucht / wider (Kalte und windige zuständ des Magens und der Mutter.) die kalte und windige Zuständ des Magens / denn er wärmet ihne / und zertheilt die Winde / daher auß demselbigen nachfolgend dienliches Magen - pulver gemacht wird: Nim kleinen Galgan / guten Zimmet / jed. ein halb loth / Aenis / Fenchel / Kümmel / Nägelein / Muscatnuß / Muscatblust / Cubeben jedes ein quintlein / Zucker ein halb pfund: Stoffe alles zu einem reinen pulver / und nim davon morgens und abends ein halben löffel voll auff einer mit rothem Wein angefeuchten schnitten Brots. Etliche sieden den kleinen Galgan in Wein / und trincken davon. Andere nehmen ein halb quintlein des gestossenen kleinen Galgans in einem warmen trunck Weins / wilder obvermeldte kalte Magen - kranckheimten. Man kan auch dieses pulver gebrauchen / wider (Verstopffte monatliche Reinigung der Weibern. kalte Kranckheiten.) alle gebrechen der Mutter / so von kälte herkommen / deßgleichen eröffnet es die verstopffte Mutter / und bringt den Weiberen ihre monatliche Reinigung. In summa / es kan der kleine Galgan gebraucht werden zu allen tranckheiten / die von der kälte ihren ursprung haben. Die versteckte monatliche Reinigung wider zu bringen: Nim Galgan - wurtzel ein halb loth / Osterlucey-wurtzel ein halb loth / Lorbonen / Zimmet / Saffran jed. 1. quintl. Beyfuß - kraut ein kleine handvoll; zerhacke alles under einander / thue es in ein Bündelein / giesse alten weissen Wein darüber / und laß die Patientin alle morgen und abend vier loth davon trincken. CAPUT XXXVI. Imbe. Zingiber. Namen. Imber / Ingwer oder Ingber heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Zingiber, Gingiber. Italtä???nisch / Gengevro, Gengiovo, Gengebro, Frantzösisch / Gingembre. Spanisch / Gengibre, Valadi. Englisch / Ginger. Niderländisch / Gengeber. Gestalt. Der Ost-Indische Imber hat eine wurtzel so drey oder vier spannen lang / und mit vielen gläichen underscheiden wird / sie ist daumens-dick / außwendig weiß oder ein wenig braunlicht / und gibt einen hitzigen scharffen geschmack von sich. Die blätter sind rohricht / oder vielmehr dem Schwertelkraut ähnlich / darneben grün - schwartzlicht und auffgereckt. Der stengel wächßt zwey / drey / selten / aber vier zwerch hand Imber. Zingiber. hoch / und vergleichet sich einem kleinen rohr. Man findet ihne häuffig durch gantz Ost-Indien / alda er gepflantzet wird / denn welcher von sich selbst herfür komt / ist nicht so gut. Der beste Imber wächßt in Sina??? und Malabar / welcher von den Arabern und Persianern sehr auffgekaufft wird / diesem folget der von Bengala / nach dem dritten platz hat der auß Dabul und Bacain. So er zu uns gebracht wird / soll er weiß / schwär / groß und nicht mürb oder wurmstichig seyn. Wenn man die Imber-wurtzel in Indien außgrabet / läßt man ein oder zween knoten auff ihrer stelle ligen / wirfft Erde darüber / mistet dieselbe / und befeuchtet sie auch mit frischem wasser / nach dem das Land trucken oder naß ist. Diese stücklein oder knoten / schiessen im nechsten Jahr nicht allein über sondern auch under der Erden auß / und werden zu grossen wurtzeln / davon man abermal etwas zu Imber außgrabet / auch etwas samen auffs künfftige ligen lässet. Dieses außgraben der wurtzeln geschicht alßdenn / wenn die blätter verwelcken / welche zeit mitten im Sommer einfället. Etliche haben ein andere art den Imber fortzupflantzen / nemlich wenn der Imber seinen völligen wachßihumb erlanget und reiff worden / ziehen sie den strunck auß der Erden / und schneiden die Imber-wurtzel davon / hernach stecken sie denselben strunc???k wider in die Erden / woran im fol???enden Jahr von newem eine wurtzel wächset / welche ebenmässig wie im vorigen Jahr geschehen / angeschnitten wird. Die frischen wurtzeln sind wegen der übrigen feuchtigkeit bey weitem nicht so heiß am geschmack wie die gedörten / und wenn sie ein wenig in der Sonnen gedörret / werden sie in Leym verscharret / damit sie / in dem die natürliche feuchtigkeit sich verlieret / nicht wurmstichig außfallen / welchem übel der Imber sehr underworffen ist. Der West-Indianische oder Brasilianische Imber wächßt nicht über einen oder auffs meist anderthalb schuh hoch auß der [351] Erden / etliche der wurtzeln hangen fünf oder sechszehen finger lang aneinander / und werden hernach durch einen bruch unterscheiden. Man macht ihne in Brasilien in grosser menge in Zucker ein / ehe aber solches geschicht / legt man ihne an die Sonne / damit seine überflüssige feuchtigkeit sich verzehre. Es gehet aber dieser Imber nicht allein in Brasilien auff / sondern auch schier in allen Americanischen Ländern / und wird beydes durch den samen / und durch die wurtzel fortgepflantzet: wiewol er auch hin und wider viel von sich selbst wächst / aber dieser ist gantz gering und schlecht. Man bawet ihn in einem fetten wohlgedüngten Erdreich / unter dem schatten der Bäumen / in warmen Ländern im Mertzen. Die wurtzeln theilet man in stücke / die so groß wie ein daum: solche stücke werden 5. oder 6. finger weit von einander in tieffe gruben gesetzt / mit Erde überschüttet / und zur stunde begossen / ingleichem hernach alle wochen zwey mahl angefeuchtet. Wenn sie nun Herfür gegangen / muß man sie fleissig säuberen / das Erdreich wol und behutsamlich außrehten und jätten / auff daß ihnen kein schaden widerfahre. Die wurtzel samlet man jährlich ein / wenn die blätter welck worden / welches gemeiniglich mit dem angehenden Jenner geschicht. Eigenschafft. Der Imber ist warm und trocken im dritten grad: und hat viel Gewürtz-öhlichtes flüchtiges saltz in sich / auch daher fast gleiche eigenschafften mit dem Kalmus / Galganz / Pfeffer und übrigen Gewürtzen. Gebrauch. Welche von natur ein hitziges Geblüt haben (Kalter magen. Eßlust erwecken. Verlurst der monatlichen reinigung. Blöd Gesicht. Wind.) / die sollen nicht viel Imber gebrauchen. In dem übrigen ist er dem kalten Magen aut / stärcket die däwung / erwecket lust zur speiß / verzehret die wässerige feuchtigkeiten / und beförderet die Monatliche Reinigung der Weibern. Er hat auch die krafft das blöde Gesicht zu stärcken; so man thne mit halb Kümmel - samen vermischt / bißweilen davon ein messerspitz voll in rothem Wein einnimmet / zertheilet er die Wind. Die Indianer stellen die grünen Imberwurtzeln mit öhl / saltz / und essig wie ein Salat angemacht / zur Tafel mit den ersten Speisen auff / den Gästen dadurch eine Lust des essens zu erwecken. Sie kochen den Imder auch mit den Fischen und dem Fleisch. Der in Indien fürnemlich in Sina eingemachte Imber / soll kein sonderliche schärffe (Verschleimter schwacher magen.) in sich halten / ist aber gleichwol den alten Leuten dienlich / wie auch dem kalten und verschleimten schwachen Magen / zertheilet (Zäher schleim auf der brust.) die Wind / und reiniget die Brust von allem zähen Schleim. Zu Venedig / Antorff und anderen orten beitzet man den gedörten (Eingemachter Ingber.) Imber in der schärffsten Laugen / biß er weich wird / alßdenn begießt man ihne underweilen mit frischem Brunn-wasser / auff das alle schärffe der laugen verschwinde / hernach wird er in Zucker eingemacht. (Gutes Schlagwasser.) Es wird auß dem Imber ein stärckendes wasser also zubereitet. Nim Imber / Galgan / Muscatnuß / Paradißkörner / Nägelein / Aeniß / Mattkümmel jedes ein quintlein / Salbey / Müntz / rothe Rosen / welschen Quendel / Roßmarin / Poley / Camillen / Miltzkraut / Lavendel jedes ein handvoll / schütte darzu weissen Wein / so viel daß er alles bedecke / und etwan eines daumens lang darüber gehe / laß es 24. stund einbeitzen / und rühre es bißweilen umb / darnach destilliers in einem gläsernen Kolben / und behalte das (Schwache Lebensgeister / kalte Kranckheiten / Gicht / kalt gliederweh lähmung der glieder vom schlag zusammenziehung der spannaderen / unfruchtbarkeit der weibern.) erste übergehende wasser absonderlich. Dieses wasser stärcket die Lebens-geister / ist gut für alle Kranckheiten / welche von kalten feuchtigkeiten herrühren / dienet wider das Gicht / kalt Gliederweh / Paralysin oder Lähmung der Gliedern vom Schlag / zusammen-ziehung der Spann-adern / und Unfruchtbarkeit der Weibern; man kan darvon nach belieben ein paar löffel voll nehmen. Gute Ingber-Magentäfelein bereite also: Nim Zim̅et / frische Citronen-schalen / Muscatnuß jedes ein halb loth / Nägelein / Muscatblust jedes ein quintlein / zerhacke alles (Magentäfelein / oder gebackener Ingwer.) rein undereinander / mische 3. loth rein gestossenen Ingber darunder; rühre solch pulver in zwey pfund mit Rosenwasser verlassenen Zucker / und mache Morsellen oder lange (Schwacher magë / schlechte däwung / Magen???cruditeten nach dem volsauffen.) breite viereckichte Magentäfelein darauß / welche den schwachen Magen stärcken; die däwung beförderen / alle cruditeten des Magens und der Därmen verzehren / hiemit denen auch dienlich zu essen / welche sich den vorgehenden Tag mit überflüssigem Wein wol beladen. CAPUT XXXVII. Zitwen. Zedoaria. Namen. ZItwen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Zadura, Zaduar, Zedoaria, Zuda. Italiänisch / Zedoaria. Frantzösisch / Cretonart. Niderlädisch / Zedoar.
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Geschlecht und Gestalt. Nach der Alten meinung gibt es etliche gattungen dieser wurtzel / welche aber von den heutigen Botanicis vor eine Wurtzel gehalten werden. Die lange Zitmen; Zedoaria longa, C. B. hat eine wurtzel / welche den dritten / vierten / oder sechsten theil eines schuhs lang wächßt / an ihrer dicke ist sie dem kleinen finger gleich / und gehet beyderseits in einen stumpffen Spitz auß / äusserlich scheint sie weiß / inwendig aber graw / sie ist dick / fett / satt und schwer / hat einen bitterlichten / auch was wenigs scharffen geruch und geschmack: so man sie stoßt oder kewet / gibt sie einen lieblichen Gewürtz-geruch von sich. Diejenigen so runtzlicht und löchericht sind / soll man hinwegwerffen; damit man sie aber desto länger behalten könne / müssen sie an kein feucht ort geleget / auch nicht auß einem trockenen in ein naß ort übergetragen werden / denn sie sonsten leichtlich verderben. Die lange Zitwen wächßt häuffig in Indien / in der Landschafft Malabar / fürnemlich in Caleiut und Cananor / allda sie an vielen orten gepflanßet wird: Von sich selbsten wächßt in den Wäldern / daher man sie wilden Imber nennet / und das nicht ohne ursach / denn ihre blätter sich des Imbers blättern vergleichen / sind jedoch etwas grösser und breiter. So man die lange Zitwen-wurtzel außgrabet / zerschneider und tröcknet man sie erstlich / hernach führet man sie in Arabien / Persien und Alexandrien / von dannen man sie nach Venedig und in andere Landschafften versendet. Man machet sie auch mit Zucker ein / so lieblicher als der eingemachte Imber ist. Die runde Zitwen; Zedoaria rotunda, c. B. vergleichet sich in allem mit der langen Zitwen / der underscheid ist allein in der gestalt / denn Diese kugel-rund wird / bißweilen überkomt sie ein kleinen Spitz / sie wächßt häuffig in Java und Sunda. Die knorrichte Zitwen; Zedoariam tuberosam foris nigricantem, C. B. hat Carolus Clusius zu Antorff bey etlichen vornehmen Kauffleuthen gesehen / sie vergleichet sich der runden Osterlucey / ist außwendig schwartz / und bißweilen graw / inwendig aber weiß / und komt an dem geschmack nicht mit der gemeinen Zitwen überein. Alle drey gattungen sind allhier abgemahlet. Eigenschafft. Die Zitwen ist warm und trucken im ansang des dritten grads; und hat also auch viel ölicht-flüchtiges aromatisches saltz bey sich / und dannenher gleiche Würckungen mit dem Ingwer. Gebrauch. (Innerliche erkaltete Glieder / Schwindel / Ohnmachten / stinckender Athem / Dörrsucht / Bläst / würgen / grimmen / ruhr /) Die Zitwen erwärmt alle innerliche erkaltete Glieder / stärcket das Haupt / Hertz und Magen: ist gut wider den Schwindel und die Ohnmachten / benimt den Stinckenden Athem / befürdert die Däuung / macht lust zum essen / widerstehet der Dörrsucht / zertheilet die Bläst / stillet das Würgen / Grimmen und die Ruhr / vertreibet den Husten und das Leib-weh / so sich von kälte und Winden erhebt / legt die Geschwulst der (Husten / Leibweh / Geschwulft der Mutter / würm / Verstopffung des Harns un̅ der Frawen zeit Gifft / Pest.) Mutter / tödtet die Würrn / öffnet die Verstopffung des Harns und der Frawen zeit / widerstrebt dem Gifft und der Pest. Wider alle oberzehlte Zuständ und Kranckheiten kan die Essentia Zedoariae, oder Essentz der Zitwen auß der Apotheck gebraucht werden / von welcher man 9. biß 12. tropffen in einem löffel-voll weissen Wein / morgens und abends einnimmet. Diese Essentz wird also bereitet: Nim Zitwen zu pulver gestossen nach belieben / giesse doppelt - destillierten Branntenwein darüber / laß es in einem wolvermachten glaß in warmem sand 8. tag lang stehen / hernach filtriere die Essentz durch Fließ-papyr. (Beschwerliche Auffblähung des undern Leibs und der Gedärm / Bauchgrimmen.) Ein halb quintlein gestossener Zitwen mit 2. oder 3. tröpflein destilliertes Roßmarinöl / in warmem Wein eingenommen / ist ein fürtreffliche Artzney wider die beschwerliche Auffblähung des undern Leibs / der Gedärm und das Bauch-grimmen / bey Mann und Weib. So die Pestilentz regieret / und man auß (Pestilentz.) dem Hauß gehen / oder bey den Leuthen seyn muß / soll man ein stücklein Zitwen im Mund halten. (Husten.) Welcher von starcker Kälte einen Husten überkommen hat / der soll ein wenig gestossener Zitwen in einem lind gesottenen Ey oder in Wein einnehmen. Auß der Zitwen wird auch ein sonderlicher (Zitwenwein.) Wein bereitet: Nim Zitwen 2. loth / Zimmet anderthalb loth / Imber I. loth / Nägelein und Muscatnuß ein halb loth / Cardamömlein / langen Pfeffer / Galgan / Muscaten-blüth jed. I. quintl. Zerschneide alles groblicht / und binde es in ein sacklein / alßdenn lege es in ein sauberes fäßlein / schütte darüber 30. maß weissen Wein / und laß es ein tag acht oder vierzehen stehen / hernach trincke davon nach belieben ein gläßlein voll. (Kalter Magen / feuchtes Haupt / verschleimte Brust / Pest / Gifft.) Dieser Wein ist nutzlich denjenigen / welche einen kalten Magen / feuchtes Haupt / und ein verschleimte Brust haben. Er wird in Pest-zeit sehr nutzlich gebraucht / denn er allem Gifft trefflich widerstehet. Auß der Zitwen-wurtzel kan man auch ein scharffes Oel destillieren / und zwar auff folgende weiß: Stosse der Zitwen-wurnel nach belieben zu groblichtem Pulver / giesse law wasser darüber / laß es vier tag in der digestion, oder warmem sand wolvermacht stehen / destilliere es hernach / und söndere mit Baumwollen das Oel von dem wasser. Zitwen-wurtzel mit ein wenig lebendigem Kalck zu Pulver gestossen / mit Butter oder. (Sommerflecken des angesichts.) Honig ver mischt / alle Nacht über die Sommerflecken des Angesichts geschmieret / den folgenden morgen mit Weißwurtzeln- und Schellkraut-wasser wider warmlicht abgewaschen / vertreibt dieselben sehr bald. Ja wenn man bedeutetes Sälblein über die (Wartzen der Händen.) Wartzen der Händen täglich ein paar mahl wohl schmieret / mag es dieselben auch wohl in kurtzer zeit dorren / und abfallen machen. CAPUT XXXVIII. Allerley Cost-wurtzel von Costo. Costi kadices.
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Allerley Cost-wurtzeln. Costi Radices. Namen. COst-wurtzel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Costus. Italiänisch und Spanisch / Costo. Gestalt. Die Cost-wurtzeln / welche mit Buchstaben gezeichnet sind / beschreibet Herr Camerarius also. A. Ist die bittere Cost-wurtzel in den Apothecken; Costus amarus officinarum, C. B. hat einen unlieblichen / doch etwas gewürtzten geschmack / ist leicht / inwendig weiß; hat ein grosses marck / und an der Rinden zwerch-linien. B. Bedeutet die süsse Cost-wurtzel; Costum dulcem officinarum C. B. ist hart / und etwas ungeschmackt / doch süßlicht / hat wenig geruch / auch wenn man sie gleich anzündet: Ist schwer und fest / daß sie für Härte zerbricht / krum und ungleich / runtz-licht / und außwendig falb: so diese zerschnitten wird / als C. und D. anzeiget / ist sie in der mitten ein wenig hol / inwendig glatt / gleich und eben / wie die gemeine Rhapontic oder groß Tausendgulden-kraut / denn sie sich läßt ansehen / als seye sie ihme verwandt / wenn man sie in das wasser legt / wird sie bald weich / und von farben bleicher. E. Zeiget an den costum Lusitanicum, oder die Portugesische Cost-wurtzel; costus Iridem redolens, C. B. diese ist rund / bißweilen etwas breitlicht / eines fingers dick / und wol dicker / etliche krum / andere gerader / außwendig runtzlicht / und zu zeiten auffgerissen / wie die Carlina oder weisse Eberwurtz / von farben falb-roth / inwendig weiß und luck / riecht wohl / fast wie die Veiel-wurtz. F. Ist der undertheil des Costi-stengel / hat inwendig ein weisses marck. G. Zeiget an den Arabicum Costum, oder die Arabische Costwurtzel / ist dem Imber nicht ungleich / auch inwendig zaselicht / jedoch grösser und dicker / nicht so scharff-bitterlicht / eines besonderen gewürtzten geschmacks / so man ihn kewet / außwendig hat er eine falbichte farb. Garzias ab Horto, Lib. I. Aromat. Histor. Cap. 35. vermeint / es seye nur ein einige Cost-wurtzel / welche umb Guzarate / zwischen Bengala / Cambaya in Mandau und Chitar herfürkomme: Dieweilen aber die Alten der Indischen / Arabischen und Syrischen Cost-wurtzel meldung thun / habe er bey den Arabischen / Türck schen und Persischen Kauffleuthen nachgefraget / wohin sie doch die grosse menge der Cost-wurtzeln versenden? Darauff sie geantwortet / sie werde in klein Asien / Syrien / Arabien und Persien verschickt / dahero zweiffels-ohn solcher underscheid in den Namen der Costwurtzel von den Kauffleuthen dieser orten herrühre. Daß auch ferners die Cost-wurtzel in die süßlichte und bittere underscheiden werde / seye die ursach / dieweil die frische bald keinen geschmack von sich gebe / und weist verbleibe / so bald sie aber veralte / werde sie bitter und schwartz. Eigenschafft. Cost-wurtzel ist warm und trucken im anderen grad: Hat gleich anderen Gewürtzen ein flüchtiges aromatisches saltz in sich / hiemit auch die eigenschafften und tugenden zu erwärmen / den Magen zu stärcken / den harn und Grieß der Nieren zu treiben / die monatliche Reinigung zu befördern / die Würm der Därmen außzutreiben / und einen leichten Athem zu machen. Gebrauch. Dieweil wir nach dem Bericht Herren Matthioli, die rechte Costwurtzel nicht haben können / als ist unnöthig / von deren gebrauch viel allhier zu vermelden. D. Casparus Bauhinus Lib. I. Theatri Botanici Sect. 6. Cap. 19. vermeinet / demnach die wahre Histori oder Beschreibung der Costwurtzel sehr ungewiß seye / solle man an ihre stell sich der Zitwen bedienen / welchem Matthiolus und Costaeus auch beystimmet. Vermeinte Cost-wurtzel. Pseudo-costus. Die vermeinte Cost-wurtzel hat ein zimliche grosse wurtzel / daumens-dick / aschen-farb / und mit etlichen Neben-würtzelein behengt. Jhre Rinde ist dick / fett / eines bitteren geschmacks / und zimlichen / doch nicht unlieblichen geruchs. Der Stengel wird knoll- und gläichicht / rund und fast zwo elen hoch. Die blätter vergleichen sich den gelben Rüben-blättern / sind ein wenig eingeschrumpfft / und ligen auff der Erden. Oben auff dem gipffel des stengels / wie auch an den Neben-zweiglein erscheinen schöne runde gelbe Dolden / denen ein breiter länglichter und bloser Samen nachfolget. Sie wächßt in grosser menge auff dem Engelsberg / Gargano in Apulien. In Teutschland wird sie in den Lustgärten gezielt / und wächßt gern an denen orten / da die Sonne wohl hinkommet / in einem erdreich so mittelmäßig / und nicht zu fett ist.
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Vermeinte Cost-wurtzel. Pseudo-costus. CAPUT XXXIX. Klein Schwertel. Gladiolus segetalis. Namen. KLein Schwertel / oder runde Siegwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gladiolus segetalis. Italiänisch / Gladiolo. Frantzösisch / Glajeul. Englisch / Corne flagge / Corne gladin. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht des kleinen Schwertels / Gladiolus floribus uno versu dispositis major, C. B. überkomt zwey runde Zwibelwurtzeln / deren eine auff der andern liget / und die mit etlichen haarichten häutlein / als mit einem Netze überzogen sind / auch ihre Schoß neben zu herfürstossen. Der stengel wächßt starck / gerad länglicht / rund / und schier elen hoch / wird von schmalen / langen / auffgereckten / dunckel-grünen / gestriemten / und wie ein Schwerdt oder Dolchen gespitzten Blättern umbringet / welcher oben an einer seiten zwischen seinen Neben-blättlein vier oder fünff satt-rothe Blumen mit etlichen fäserlein trägt / denen ein ablange hülsen in Haselnuß-grösse nachfolget / so ein runden / kleinen / und mit einem rothen häutlein überzogenen Samen in sich haltet. Er wächßt im Geträid und andern fruchtbaren orten / auch bißweilen auff den feuchten Wiesen. Es wird aber auch ein kleinere gattung desselben gefunden / Gladiolus floribus uno versu dispositis minor, C. B. In Italien und Franckreich bringet er braun-rothe und leibfarbe Blumen auff beyden seiten des Stengels / Gladiolus utrinque floridus, C. B. In Spanien wird er mit weissen Blumen gesehen. 2. Der Schwertel mit schmalen Graßblättern / und wenigeren bleich-rothen Blumen; Gladiolus angusto gramineo folio, C. B. 3. Der Africanische Schwertel / mit knorrichter / dicker Wurtzel / und schwammichtsafftigen Blättern / welche an gestalt / farb / und grösse sich den Zwibeln-blätteren vergleichen; einem runden stengel / dessen gipffel mit schön rothen Blumen dick angefüllet; Gladiolus Africanus, radice tuberosâ, Cepae foliis, Breynii. 4. Der Aethiopische Schwertel / mit Minien-rothen Blumen; Gladiolus AEthiopicus flore miniato, Hort. Reg. Par. 5. Der Indische Schwertel oder das Indianisch Lilien-rohr / Gladiolus maximus Indicus, C. B. Gladiolus Aethiopicus flore coccineo, Cornut. hat ein schwartze dicke Wurtzel ohne geruch / so mit vielen köpffen herfürtruckt / und mit dicken zaseln begleitet wird / auß welcher erstlich ein / hernach mehr stengel entspringen / die ein / zwey oder drey elen hoch / und kleinen fingers dick wachsen / sie werden auch gerad / röhricht / glatt und graß-grün. Bey einem jeden gewerb oder gläich kommen viel breite / glatte und starcke / jedoch dünne Blätter herfür / so sich den weissen Nießwurtz-blättern vergleichen / und mit überzwerchen äderlein durchzogen sind / auch vornenher in ein spitz außgehen / welche / wenn sie erstlich sich erzeigen / einem papyrnen hörnlein gleich sehen. Auff dem gipffel des stengels erscheinen auß einem haarichten köpfflein viel zusammengesetzte minien-rothe Blumen / so sich umb etwas den kleinen Schwertel-blumen vergleichen / und auß vielen ablangen Blättlein bestehen / welche / ehe sie sich auffthun / den Krebsscheeren ähnlich sind / dahero er auch Krebs [355] blumen Indianischer Schwerrel. Gladiolus Indicus. genennet wird / wenn diese abfallen / werden die köpfflein grösser / gleichsam dreyeckicht / rauch / und wie ein Cucümmerlein gestaltet / welche ein harten schwartzen Samen in Erbsen-grösse behalten. Der Samen ist erstlich auß America in Portugal gebracht / und allda in den Clösteren unter die Tachtreuffe an den Mauren viel gesäet worden / so in mitten des Winters geblühet / von dannen ward er in andere Länder verschickt / also daß dieses gewächs nunmehr auch in Teutschland / Franckreich / Italien / Engelland und Holland in den Scherben / damit man es an die Mittag- sonnen stellen könne / gezielet wird. Obwohlen der Indische Schwertel / so man ihne beyzeiten säet / leichtlich blühet / kommet doch der Samen nicht allezeit zur zei igung / auch wenn er schon zeitig ist / wird er doch nur dunckel-schwartz. Wenn man ihne Winters-zeit vor der frost in einem warmen gemach auffbehaltet / pflantzet er sich wunderbarlich fort; also daß man ihne auß dem geschirr nehmen / die knöpff von einander trennen und versetzen muß. Ferners / so man ihne in einer warmen Stuben verwahret / solle man ihne zu den fensteren stellen / damit er vom frischen lufft umb etwas erquicket werde / auch muß man ihne in der Wochen ein- oder auffs höchste zwey-mahl mit frischem wasser ein wenig begiessen / so wird er alßdenn im Augstmonat blühen. In Spanien und Portugal macht man auß dem Samen die also genannten Pater-noster und Rosenkräntz. Man findet noch eine art / die in allem kleiner wird / und ein gelbe Blumen trägt / so mit rothen düpfflein besprenget ist. D. Casparus Bauhinus hat ihne allhier in seinem Garten öffters gezielet. Beyde werden im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen.

CAPUT XL.
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Gilbwurtz Curcuma. Namen. BIlbwurtz / oder Gelbsucht-wurtz / heißt auff Lateinisch / Curcuma, Crocus Indicus Garciae, C. B. Cyperus Indicus sive Curcuma, Ger. Englisch / Curmerick. Frantzösisch / Curcume. Italiänisch / Curcuma. Niderländisch / Curcuma / of Geelsucht-wortel. Gestalt. Dieß Gewächs hat / nach der Beschreibung des Hochgelehrten heutigen Botanici, Herren D. Pauli Hermanni, Weitberühmten Profefforis zu Leyden in Holland / eine knorrichte / runde / dem Ingber ähnliche / fingers-dicke / schwere / von aussen weisse / inwendig aber erstlich saffran-gelbe / hernach falb-rothe / wolriechende / fette / mit gewürtzichtem scharffen geschmack begabte Wurtzel; deren jedes Geläich lieblich grüne / flache / spannen-lange / und hand-breite etwas zugespitzte Blätter von sich stosset. Auß den neuen und stärckeren knorren der Wurtzen / steigt ein runder / safftiger / bleichgrüner stengel auff / welcher einer Schreibfederen dick / drey qwer-hand hoch / unden nackend ist. Von der mitte aber biß an den gipffel / macht er gleichsam eine dicke runde auß Blättern und Blumen bestehende Aehre. Die Blätter sind erstlich bleich-grün / werden aber nachgehends gelb-roth / oder bleich-gelb; erscheinen zoll-breit / und werden krum außgespitzt / ligen schüppicht über [356] einander / also daß zwischen denselben ein zäher / von dem nächtlichen Thaw gesamleter schleim sich setzet / und verbirget. So werden auch zwischen jeden schüppen die ablangen / bleich-gelben / vier-blättigen Blumen hervorgetrieben; denen die runden dunckel-braunen Samen hernachsolgen / und zwar in drey absonderlichen Samen-hölen eingeschlossen. Es ist dieß Gewächs in Ost-Indien so gemein / daß es in allen Gärten gepflantzet wird. Die Wurtzel wird erst nach abfall der Blüthe außgegraben / zu welcher zeit sie für reiff und vollkommen gehalten wird. Man pflantzet sie durch den Samen / und durch die von der Wurtzel abgeschnittenen schößlein. Eigenschafft. Es ist diese Wurtzel mit ölicht-flüchtigem saltz / so in einem schleimigen Safft verwickelt / wol begabet / und hat also gute tugenden alle verstopffungen der Lebern von gallichtem schleim zu eröffnen / die dicken zähen feuchtigkeiten zu erdünneren / zu vertheilen / die monatliche Reinigung und den Harn zu treiben; die Leber / Miltz und Magen zu säuberen. Nach der Alten außspruch soll diese Wurtzel warm und trucken im andern grad seyn. Gebrauch. Auß der Gilbwurtz bereite folgende Essentz: (Tinctur der Gilbwurtz.) Nim dieser Wurtzen 2. loth / Cubeben / Saffran / Zimmet / Weinstein-saltz jedes ein halb loth: Zerstosse alles zu einem pulver under einander / giesse doppelten oder rectificierten Brantenwein darüber / lasse es acht tag in warmem sand stehen / doch daß es täglich auffgerüttelt werde. Nachgehends giesse den gefärbten Brantenwein ab / oder filtriere ihne; auff die restierende materi / giesse nach belieben wider frischen Brantenwein / und ziehe auff vorige weise die Essentz nachmahlen herauß. Solche Essentz oder Tinctur behalte in wolvermachten gläseren zum gebrauch auff; denn sie sehr köstlich und gut ist / zu vertreibung der Gelbsucht / Eröffnung (Gelbsucht-Verstopffung des Gekröses. Versteckte monatliche Reinigung. Sand / Stein und Schleim der Nieren. Schleim des Magens. Wassersucht.) der Gekröß-aderen / Beförderung der versteckten monatlichen Reinigung / zu außführung des Sands / Schleim und Stein der Nieren / auch zu erdünnerung und verzehrung aller schleimericht-gallichten Feuchtigkeiten in dem Magen und Gedärmen / ja endlich zu treibung des Harns in der Wassersucht / man kan 20. biß 30. tropffen auff ein mahl davon alle morgen und abend einnehmen. Zu solchen jetzt-gemeldten Kranckheiten / sonderlich aber wider die Gelb- und Wassersucht / dienet auch sehr nutzlich folgender Kräuter-laxierwein: Nim Gilbwurtz ein loth / Schlangen-wurtzen / runde Osterlucey-wurtzeln jed. ein halb loth / Genserich-kraut / Odermänig / weissen Andorn jedes ein hand-voll / Wermuth-kraut ein halbe hand-voll / Wachholderbeere ein halb loth / Fenchelsamen I. quintlein / außerlesene Senablätter dritthalb loth / edle Rhebarbara (Geblüts Unreinigkeit. Gallen usi Schleim des Magens. Enger Athem.) 3. quintlein / Lerchenschwam I. quintlein / Zimmet-rinden / Wermüth-saltz jedes ein quintlein: Zerhacke und zerstosse alles klein under einander / thue es in ein säcklein von Zendel / giesse anderthalb maß alten weissen Wein / samt einer halb maß wasser darüber / laß übernacht an warmem ort stehen. Hernach trincke alle morgen ein glaß voll davon. Dieser Kräuter-wein reiniget das Geblüt / treibt Gallen und Schleim auß / und machet den Athem weit und leicht. CAPUT XLI. Saffran mit der Blüth. Crocus florens. Saffran ohne Blüth. Crocus sine flore.
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Namen. SAffran heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Crocus, Crocum. Italiänisch / Zafrano. Frantzösisch / Saffran. Spanisch / Azafran. Englisch / Saffron. Dänisch / Safran. Niderländisch / Saffraen. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Saffran; Crocus sativus, C. B. verus sativus autumnalis, Park. Parad. blühet in dem spathen Herbst / ehe denn seine Blätter wachsen. Diese Blumen sind purpurfarb / schön anzusehen / und den Zeitlosen-blumen gleich. In der mitten einer jeden Blum / so sechs Blätter hat / findet man den blut-rothen Saffran / wie ein schmales Zünglein / mit dreyen züncklein zwischen den andern gelben zäpfflein wachsend / welche zäpfflein denen in weissen Gilgen ähnlich sind. Die Blüth währet fast einen gantzen Monat / ungefährlich alle tag muß man auff die Blumen acht geben / damit sie nicht verderben. So bald sie aber vergangen / kommen die sehr schmalen / subtilen / langen blätter hernach geschlichen / gestaltet wie im Bocksbart-kraut / bleiben über den gantzen Winter grün / aber im Frühling verwelcken sie / und erwarten des Sommers nimmer. Die Wurtzel ist wie ein runde grawe Zwibel. Im vierten Jahr / zur zeit des Lentzen / grabt man sie auß / da findet man bey einer Zwibel etwan fünff oder sechs andere / also erjüngeren und mehren sie sich im Erdreich. Diese Wurtzeln werden darnach im Lufft gedörret / und ohne Samen behalten / biß in den Augstmonat / alsdenn legt man sie von neuem in das Erdreich. Seine pflantzung geschihet also / umb Bartholomaei im Augstmonat / bereitet man lange bette von solchem erdreich / wie zu anderem Zwibel-werck bräuchlich / machet darinnen etliche kleine durchschnitt oder gräblein / zwey zoll tieff / setzet die Kiel oder Setzling-wurtzeln auffrecht hinein / und zwar sechs finger weit einen von dem anderen. Kurtz vor oder nach Michaelis stossen diese eingelegte kiel schmale Graß-blätter / und zugleich ihre Saffran-blumen herauß / welche man mit fleiß alle tag / sonderlich bey Auff- und Nidergang der Sonnen abnimt; die Graß-blätter aber faulen nachgehends weg / und hat man weiter auff nichts achtung zu geben / als daß die Bette folgendes Jahr von allem unkraut sauber gehalten werden. Auff selbigen Herbst bringen sie abermahl / und zwar in grösserer menge und vollkommenheit / ihre Blumen. Saffran wächßt gern in dünnem erdreich. Mist und dicke fette erde ist ihme zuwider: Dioscorides achtet den besten / welcher von den Bergen Coryco und Olympo gebracht wird / den haben wir nicht / jedoch so gibt ihm der Böhmisch-un̅ Oesterreichische nichts nach / ja er übertrift allen andern außländischen Saffran / so man jetzund auß Italien / Sicilien / oder auß des Egyptischen Meers Insuln bringet. Am Rheinstrom nicht weit von der Statt Landaw / bey dem Berghauß Neucastel / umb das Dorff Ilfußheim genant / deßgleichen im Wormsergäw / und auf der Pfrimmen / wird der Saffran mit fleiß gepflantzet / wie solches Hr. Tragus berichtet: auf was weiß er aber solle gezielet werden / zeiget Johannes Colerus in dem 5. buch von dem Gartenbau am 71. cap. an; also pflantzet man ihn in Sicilien / Italien / Ungarn / Teutschland / Franckreich / und Engelland / wie auch in Wallis bey Sitten. 2. Der im Frühling blühende Saffran mit breiten blättern / und weissen gescheckten blumen / Crocus vernus minor albicans, C. B. Crocus vernus latifolius albo versicolore flore. I. Clus. J. B. Von diesem Saffran gibt es auch ein kleinere gattung / mit veränderung der farbe der blumen / Crocus vernus minor purpurascens; item Crocus vernus latifolius albus vel cinericeus, C. B. vernus latif. albo versicolore flore 2. Clus. 3. Der Frühlings-Saffran mit weissen von purpurrohten strichen gestreifften Blumen / Crocus vernus latifolius albus variegatus, C. B. Vernus latifolius albo flore interdum purpurascentibus venis vario, J. B. 4. Der purpurrothe gescheckte Frühlings-Saffran / Crocus vernus latifolius purpureus variegatus, C. B. 5. Der Violen-purpurfarbige Frühlings-Saffran / Crocus vernus latifolius purpureoviolaceus, C. B. wächßt in den Schweitzerischen Alpgebürgen. 6. Der Frühlings-Saffran / mit grossen purpurfarbigen Blumen / Crocus vernus latifolius flore purpureo magno. C. B. 7. Der Frühlings-Saffran mit gelben gescheckten Blumen / und Violbraunen strichen / Crocus vernus latifolius, flavo varius, C. B. 8. Der breitblättig gemeine Frühlings-Saffran / mit gescheckter gelber Blume; Crocus vernus latifolius flavo-vario flore vulgaris. 9. Der goldgelbe Frühlings-Saffran / mit breiten blätteren / Crocus vernus latifolius aureus. C. B. 10. Der gantz gelbe Frühlings-Saffran mit breiten blätteren / Crocus vernus latifolius flavus. C. B. 11. Der blasse oder bleiche Frühlings-Saffran mit breiten blättern / Crocus vernus latifolius pallidus. C. B. 12. Der Frühlings-Saffran mit violblauen / bißweilen auch weissen grossen blumen / und schmalen blätteren / Crocus vernus angustisolius magno flore, C. B. vernus angustifolius floribus coeruleis sive violaceis, interdum candidis Hispanicus, J. B. 13. Der Frühlings-Saffran mit schmalen blättern / doppelter kolben-wurtz / und weißpurpurfarbigen blumen / Crocus vernus angustifolius gemino bulbo. C. B. 14. Der Frühlings-Saffran mit kleiner blauer blume / und schmalen blätteren / Crocus vernus angustifolius parvo flore. C. B. 15. Der Frühlings-Saffran mit purpurfarbigen blumen / und schmalen binsen-blätteren / Crocus vernus juncifolius purpureus. C. B. 16. Der Frühlings-Saffran mit haar-reinen blätteren / und purpurfarben blumen / Crocus vernus capillari folio, C. B. J. B. 17. Der goldgelbe gescheckte Frühlings-Saffran mit schmalen blät???ern / Crocus vernus angustifolius variegatus, C. B.
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18. Der im Herbst blühende Berg-Saffran; Crocus alpinus autumnalis, C. B. 19. Der wolriechende Herbst-Saffran / welcher die Blumen ohne Blätter bringt; Crocus autumnalis florem sine foliis promens, odorus, C. B. 20. Der gefüllte blawlicht-weisse Herbst-Saffran; Crocus autumnalis subcoeruleus multiflorus, C. B. 21. Der Herbst-Saffran / mit kleiner Blumen; Crocus autumnalis flore minore, C. B. 22. Der Herbst-Saffran / mit grosser gescheckter Blumen; Crocus autumnalis flore majore variegato, Raj. Eigenschafft. Saffran ist warm im anderen / und trucken im ersten grad: Hat etwas flüchtigen saltzes / mit vielen ölichten groben theilen bey sich / und daher feine tugenden / schmertzen zu linderen / die Leber / Hertz / Miltz und Mutter zu stärcken / die Brust zu reinigen / und den Athem zu erleichteren. Nach Herren Agerii meinung wird der beste erkant / so er schön feuer-roth ist / under den fingern rösch / daß man ihne zerreiben kan / eines starcken geruchs / etwas scharff / ein wenig bitter / und der allezeit farb haltet. Gebrauch. (Gifft / Hertzklopffen / Hertzzitteren / Ohnmacht / Schwachheiten / Engbrüstigkeit / Schwindsucht. Verstopste Leber / Gelbsucht / versetzte Blumen der Weibern / Todte Leibes-frucht / Zuruckbleibende Nachge???urt / Verhütung der Kindsblatteren in den Augen. Stätes schreyen un̅ reissen im Bäuchlein bey jungen Kinderen.) Es ist der Saffran vi???len Gliedmassen ein herrliches und erwünschtes Hülff-mittel / so man ihne in den Speisen gebrauchet / oder ein hal???en serupel schwer gestossen / in einem trüncklein weissen Wein e???met. Erstlich zwar dem Hertzen / denn er stärcke??? das Hertz / machet Frewde / widerstehet dem Gifft / ist gut zum Hertzklopfsen / Hertzzitteren / Ohnmacht und Schwachheiten: Ferners dem Magen / denn er befördert die Däwung: Drittens der Brust und Lungen / denn er bekomt den engbrüstigen / keichenden und schwindsüchtigen Leuthen über die massen wohl: Viertens der Leber / denn er eroffnet dieselbe / und vertreibet die Gelbsucht: Fünfftens der Mutter / dannenhero er denjenigen Artzneyen zugethan wird / welche die Blumen / todte Frucht und Nachgeburt treiben: Letstens den Augen / denn mit Rosenwasser vermischt / und warm angestrichen / verhütet er / daß die Kinds-blattern die Augen nicht berühren. So die Kinder stäts schreyen / nicht saugen mögen / und eine grüne oder gelbe Oeffnung von ihnen gehet / ist es eine anzeigung / daß sie das Reissen im Bäuchlein haben / und dafür soll man ihnen ein klein wenig gestossenen Saffran in der Pappen oder Milch-brey eingeben. Ein nutzliches pulver in der Küche zu den (Nutzliches Küchenpulver zu den Speisen.) Speisen zu gebrauchen / wird auß dem Saffran gemacht: nim Zimmer acht loth / Imber 3. loth / Nägelein 2. loth / Pfeffer 1. loth / Saffran ein halb loth / stosse alles zu einem reinen pulver. Ein halben oder gantzen scrupel des besten (Engbrüstigkeit / Lungsucht.) Saffrans gestossen / und in warmem Wein eingenommen / bekom̅et sehr wol den Engbrüstigen / und Lungsüchtigen. Für die Geschwulst der hitzigen rothen (Hitzige und rothe Augen.) Augen: nim Wegerich-Tormentill-weiß Rosen- und blaw Kornblumen-wasser jedes ein loth / das weiß von einem frischen Ey / Saffran und Alaun jedes fünf gran / klopffe und vermische alles durch einander / und schlag es offt warm mit tüchlein über. (Engbrüstigkeit.) Wider die Engbrüstigkeit: nim ein süssen Apffel / hole jhn ein wenig oben auß / thue darein des besten Weyrauchs und Saffran ein halb quintlein / brate ihn / und gibe solchen dem Krancken zu essen / ist vielen Engbrüstigen gar wol bekommen. (Hitzige Fieber.) In hitzigen Fieberen / da Engbrüstigkeit und Hertzens-bangigkeit zugleich die Patienten plagen / dienet wol / bißweilen ein Messerspitz voll gestossenen Saffran in brühen eingegeben. (Rothe Ruhr.) Als Anno 1645. in Dennemarck die rothe Ruhr hefftig überhand genommen / haben die Königliche Leib-Medici und Professores zu Coppenhagen nachfolgendes pulver mit grossem nutzen eingerahten: nim zubereitetes Hirschenhorn / Schlesische Sigel-erd jedes anderthalb quintlein / Tormentill-wurtz / Armenischen Bolus / Hechtküffel jedes ein quintlein / Sawrampffer- und Wegrichsamen / Muscatblüth jedes ein halb quintlein / guten Saffran ein halben scrupel oder zehen gran. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gibe dem Krancken nach belieben ein messerspitz voll in Wegerich-wasser oder Mandelmilch zu trincken. Der Königliche Frantzösische Leib-Medicus, Petrus Borellus Centur. 2. observat. med. (Traurigkeit des Gemüths / oder Melancholey.) 99. zeiget an / er habe ein Adeliche Fraw gekennt / welche mit solcher Traurigkeit des Gemüts behafftet gewesen / daß sie immerdar geweinet / deren seye endlich geholffen worden / nach dem sie ein bündlein von Saffran auff dem Hertzen getragen. (Versteckte Nachgeburt.) Wenn die Affter- oder Nachgeburt bey den Kindbetterin̅en sich versteckt / hat Nicolaus Tulpius, Burgermeister und Statt-Artzt zu Amsterdam / nachfolgendes pulver bewährt befunden: Nim Venedischen Borax / weissen zubereiteten Agstein jedes ein scrupel / Saffran / Mutter-zimmet / Bibergeil jedes ein halben scrupel. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gibe es in dreymahl in weissem Wein ein. Franciscus de le Boë Sylvius, Professor in der Löblichen Universitet zu Leyden / hat nachfolgendes pulver in hohem werth gehalten: nim rothe Myrrhen ein scrupel / guten Saffran ein halben scrupel / Venedischen Borax ein halb quintlein / Zimmet acht gran. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gibe es auff vorgeschriebene weiß. (Mangel des Schlaffs.) Man brennet ein Wasser auß den Blumen / von welchen der Saffran noch nicht berupfft ist / solches bringet den Schlaff / so man zwo stund nach dem Abend-essen davon einnimt: Andere brennen es auß den Saffran-blumen / wenn die fäßlein heraußgethan worden / und geben auffs höchste 8. loth ein. (Schwere Geburt.) Es wird in den Apothecken von dem Saffran ein Extractum zubereitet / davon ein halben scrupel in Melissen-wasser eingegeben / befürdert die schwere Geburt / und stärcket zugleich die Mutter und das Kind. Besser aber ist die mit destilliertem Reben-wasser auß dem Saffran gezogene Tinctur oder Essentz / davon 12. biß 20. tropffen mögen gegeben werden.
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(Gichter / Schlag / Schlaffsucht.) So jemand von den Gichtern angegriffen worden / oder am Schlag und der Schlaffsucht sprachloß darnider liget / solle man ihme Saffran und Bi???ergeil mit scharffem Essig vermischen / eine Feder darinn netzen und in die Nasen stossen. Wenn man den Saffran gar zu viel gebraucht / erwecket er solche frewdigkeit des Gemüths / daß man vermeint / der Mensch werde sich zu tod lachen: Daher Amatus Lusitanus comment. in lib. ???. Dioscorid. enarrat. 25. bezeugt / daß er einen Spanischen Kauffmann in der berühmten Handelstatt Mitina à Campo gekennt / welcher etliche Säck voll Saffran gekaufft / umb selbige in Portugal zu schicken / als man nun auff den Abend zimlich viel Saffran in den Fleichhafen geworffen / und darauf von der Suppen und dem Fleisch zu Nacht geessen / habe er bey dem Tisch ein solches gelächter angefangen / daß man nicht anderst vermeint / er werde davon sterben. (Hauptschmertzen.) Zu einem überschlag über die Stirnen in dem Hauptwehe der hitzigen Fiebern: nim Haußwurtzen-safft / oder des davon destillierten wassers / Nachtschatten-wasser / Rosenwasser / Eisenkraut-wasser jedes 3. loth / mische ein halb quintlein rein gestossenen Saffran darunder / wärms offt / feuchte ein leinen tüchlein darinn / und schlags also über die Stirnen. Es linderet nicht nur den Hauptschmertzen / sondern stillet auch die (Taubsucht.) Taubsucht / und Wahnsinnigkeit. CAPUT XLII. Gemeine Zwibel. Cepa capitata. Schnitt-Zwibel. Cepa sectilis. Namen. ZWibel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cepa, Cepe, Cepa capitata. Italiänisch / Cipolla. Frantzösisch / Oignon. Spanisch / Cebolla. Englisch / Onyons. Dänisch / Roedloeg. Niderländisch / Ayeuyn. Geschlecht und Gestalt. Die gemeine Zwibel überkommet Blätter oder Rohre / so hohl / grün / außgespitzt / und am geschmack scharff sind. Ihre Stengel wachsen anderthalb elen hoch / hohl / rund / in der mitte mit einem dicken Bauch / sie gewinnen an den gipffeln runde köpfflein / mit dünnen weissen hautlein überzogen / die brechen mit der zeit auff / alßdenn kommen bleich-weisse oder purpurfarbige gestirnte und zusammen-gedrungene Blümlein herfür / solche werden zu kleinen knöpfflein / darinnen ligen zwey oder drey schwartze eckichte körnlein verschlossen. Die Wurtzel ist weiß / und rund wie ein köpfflein / auß vielen dünnen schelffen oder häutlein wohl besetzt / die äussersten sind gantz zart und röthlicht / haben auch unden kleine weisse zaseln. Die zeitigen Zwibelen werden gemeiniglich umb St. Bartholomaei Tag außgezogen / gereiniget / und zur neuen zucht und Küchenothdurfft auffgehalten. Etliche Gärtner säen den Zwibel-samen vor dem Herbst / damit sie im Frühling junge Zwibelen bekommen. Der gemeinen Zwibelen sind etliche rund / andere lang / etliche roth / andere weiß / die runden und rothen sollen die besten seyn. Die grösten Zwibeln wachsen zu Cajeta in Italien / welche / obwohlen sie satt-roth / und mit dicken häutlein zusammen-gedrungen sind / haben sie jedoch gar ein geringe schärffe / und werden vor anderen zu den Speisen / sonderlich in Rom / gebraucht. In der grösse der Rüben kommen die Zwibeln in Spanien / Holland / Flandern und En [360] gelland Schleiß-Zwibel. Cepa fissilis. Eschleuchel / oder Eschalloten. Cepa Ascalonica. herfür / deren etliche weiß / andere purpur-roth sind / auch von den Einwohneren mehr zu den Speisen und Salsen / als zu den A???neyen genutzt werden. Der Schnitt-zwibel wird wie der Schnittlauch zubereitet / davon in dem folgenden Capitul bericht zu finden. Des Schleiß-zwibels Blätter läßt man über den gantzen Winter stehen / alßdenn schneidet man sie im Frühling ab: die Wurtzel bleibet im Erdreich / und bringet hernach andere Blätter / in dem übrigen kommet sie mit der gemeinen Zwibel meistentheils überein. Der Eschleuchel / oder die Zwibel von Ascalon / weilen sie allda am meisten wächßt / ist in Teutschland nichts anders als die kleine Zwibel / nach dem Frantzösischen Eschalloten genannt / wird zu den Salsen gebraucht / und schmäckt viel lieblicher / als der gemeine Zwibel. Eigenschafft. Die Zwibelen sind warm biß in vierdten grad / haben viel flüchtiges der säwre widerstehendes scharffes saltz in ihrem wässerigen safft / und hiemit gute tugenden innerliche verstopffungen der Leber und Nieren zu eröffnen / den Harn und Grieß zu treiben / auch die monatliche Reinigung zu befördern / dienen aber mehr den phlegmatischen / als den gallreichen naturen / in denen sie allerhand ungelegenheit / sonderlich einen jast der Lebens-geistern und Kopffwehe erwecken. Gebrauch. Die langen Zwibeln sind schärffer als die runden: die rothen mehr als die weissen: die dürren als die grünen: die rohen als die gesottenen. (Beschwerung des) Die Zwibeln wegen ihrer übersich riechender schärffe / beschweren leichtlich das Haupt / (Haupts.) sollen derowegen von studierenden Persohnen / welche mit dem Gemüth arbeiten / und denen so ein feucht Gehirn und ein blödes Gesicht haben / gemeidet werden. (Verstandener Harn.) Zwibeln gesotten und geessen / treiben fort den verstandenen Harn: Solches thut sonderlich der auß denen unter der heissen aschen gebratenen Zwibeln außgepreßte safft / auff ein halben oder gantzen löffel-voll genom̅en. (Böse Lufft.) Gemeine Leuth essen rohe Zwibeln mit Brot und Saltz wider die böse Lufft: Die erfahrung bezeugt / daß solches ein gut mittel seye / daher Hieronymus Brunsuicensis recht gesagt: Allium & Cepa sunt Rusticorum Theriaca, Knoblauch und Zwibel sind der Bauren Theriac. Schwache und krancke Leuth sollen sich vor den Zwibeln hüten / denn sie nach Dioscoridis Zeugnuß / auch wenn sie gekocht (Schlaffsucht.) sind / in den Kranckheiten genossen / ein Schlaffsucht verursachen. (Engbrüstigkeit.) Wider die Engbrüstigkeit brate Zwibelen auf einer gluth sanfftiglich / esse abends und morgens darvon / es befürderet den Außwurff / und macht lufftig umb die brust: etliche mischen zucker darunder. (Spullwürm.) Die rohe Zwibeln zerschnitten / in frisch brunnen-wasser über nacht gelegt / und am anderen tag den kinderen solches wasser zu trincken geben / tödtet die spul-würm und treibet sie auß. (Versteckte Weiberreinigung.) Welche von Natur heiß und trucken sind / denen bekommen die Zwibeln nicht wol / denn sie darvon hitziger und dürrer werden: aber den kalten und feuchten Naturen dienen sie besser / insonderheit den weibern / denen ihre monatliche reinigung nicht recht fortgehet / zu den speisen gebraucht. (Versteckung des Harns be??? jungen Kindern.) Wenn die jungen Kinder den Harn nicht lösen können / nim die allerdünste Zwibelschalen oder häutlein / so zwischen einem jeden blat ligt / lege es dem kind auf das röhrlein / [361] es macht harnen: das thun die Zwibeln auch / wenn man sie in Chamillen-öhl zu einem pflaster kocht / und zwischen zweyen tüchern den kindern über die scham leget. Ein Zwibel außgehölt / mit theriac gefüllt / (Pestilentzische Beulen.) gebraten / mit einander zerstossen / und zwischen zweyen tüchern wie ein pflaster übergeschlagen / ist eine gute Artzney die pestilentzischen beulen zu erweichen. Zwibeln und Feigen zusammen gestossen / (Apostem und Blutgeschwär.) und zwischen zweyen tücheren warm übergelegt / erweichen die apostemen und blut-geschwär daß sie davon aufbrechen: man mag auch die Zwibel allein braten und warm über die zeitigen geschwär auflegen / es ziehet sie behend auf. (Pest.) In der Pestzeit schneidet man ein grosse Zwibel auf / henget sie in das zimmer / so ziehet sie den bösen lufft an sich / und wird dicker. (Geschwollene Goldader.) Zäpflein von rohem Zwibel gemacht / und in affter offt nach einander gestossen / öffnet die geschwollenen gold-aderen / und stellet den schmertzlichen trang des affters. (Brand.) Wenn sich einer mit feur / siedend heiß wasser / öl / wein / oder mit etwas anders verbrennet hat / der stosse alsobald Zwibel mit saltz / und lege sie oder den außgepreßten safft darüber / ist eine fürtreffliche artzney / muß aber gleich von anfang / und ehe der ort zu schweren beginnet / gebraucht werden / denn sonsten vermehret sie den schmertzen und die entzündung vielmehr. Die under der warmen aschen gebratene Zwibeln aber zerhackt / in frischem butter und rosenöl gekocht / hernach lebendigen (Brandsalbe.) kalck / oder silberglette und eyeröl darunder gemischet / ist ein gute Brandsalb. (Geschwollene Goldader.) Zu der öffnung der geschwollenen Goldader brauchet Crato nachfolgendes mittel: nim ein Zwibel / hülse sie auß / fülle sie mit bitter Mandel-öl zu / brate sie in heisser aschen / presse den safft herauß / damit schmiere die aufgelauffene Gold-ader. (Wunden von tauben Hunden.) Der auß Zwibeln gedruckte safft mit honig vermischt / ein pflaster darauß gemacht und übergelegt / ist ein köstliche artzney zu den Wunden / so von tauben Hunden gebissen sind. (Natterstich oder Biß.) Zwibel / Rauten und Müntz / jedes gleich viel / zusammen gestossen / saltz dazu gemischt / und auff den ort gelegt da die Natter gestochen oder gebissen hat / ziehet daß gifft auß / oder tödtet dasselbe. (Hornklufft der Pferde̅.) So ein pferd hornklufft hat / daß die huff von einander reissen und auffspalten / mache nachfolgende Horn-salbe. Nim vier Zwibelen / hacke solche klein / zwey loth Terbenthin / ein viertel pfund new wachs / ein wenig gelb Tannen-bech / dar zu thue Böckenunschlit / oder rein Schmeer / lasse es bey dem Fewr mit einander zergehen und kalt werden / alßdenn schmiere die Hüff damit. CAPUT XLIII. Lauch. Porrum. Schnittlauch. Porrum sectile. Namen. LAuch oder Aeschlauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Porrum, Porrum capitatum. Italiänisch / Porro, Porro capitato. Frantzösisch / Porreau. Spanisch / Puerro. Englisch / Leck / Scallion / Or porret. Dänisch / Log. Niderländisch / Wrotte / Pareye. Der Poet Martialis lib. 13. Epigrammat. 19. nennet es Aritium von der Statt Aritia her:
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Mittit praecipuos nemoralis Aritia porros, In niveo virides stipite cerne comas. Es pflegt Aritia den schönsten Lauch zu fchicken / Seht: wie die grünen Haar am weissen Stängel blicken. Schnittlauch / Fleischlauch oder Bryßlauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Porrum sectile aut sectivum, Schaenoprasum. Italiänisch / Porro minore. Frantzösisch / Petit Porreau. Englisch / Cives oder Chives. Dänisch / Beeßlack. Niderländisch / Bießloock. Dieses wird von dem Martiali Epigramm. 18. Tarentinum von der Statt Tarento genennt: Fila Tarentini graviter redolentia porri, Edisti quoties, oscula clausa dato. So Tarentinisch Lauch man hat zur Speiß genossen / Denn sol man halten wol die Lippen zugeschlossen. Wilder Lauch. Ampeloprasum. Wilder Lauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ampeloprasum, Porrum sylvestre, Porrum vitium, Porrum vitigineum, Porrum vineale. Italiänisch / Porro salvatico. Frantzösisch / Porreau sauvage. Spanisch / Puerro montesino. Geschleche und Gestalt. Des Lauchs sind drey Geschlecht: Aeschlauch / Schnittlauch / und wilder Lauch. 1. Der Aeschlauch hat zur Wurtzel ein weisse Zwibel mit vielen Zaseln / auß derselbigen kriecht ein einiger safftiger Stengel empor / daran wachsen breite Blätter / zusammen gefügt wie ein klein Schifflein / oben zugespitzt / mit einem Zwibeln-geruch begabet / wenn sein Stengel recht herfürkomt / so wächßt er fingers dick / und etliche elen hoch / bekomt oben auff ein grosse Blumen- und Samen-kugel / welche man mit beyden händen kaum umbspannen kann; Darinnen erzeigen sich erstlich viel weiß-purpurfarbe Blümlein / auff welche ein dreyeckichter / schwartzer Zwibel-Samen folget. Wächßt sonsten eintzlich in fettem / feuchtem Erdreich / und ist etwas milter als die gemeine Zwibel. Es gibt auch ein wilder Lauch / welcher nichts riechet / Allium sylvestre inodorum, C. B. 2. Der Schnittlauch hat viel Stengel oder runde grüne pfeifflein / die sind inwendig hol / nicht grösser als die kleinen runden Bintzen / die kriechen auß ihren runden Zwibeln / derer viel an einem Stock eng bey einander sind. Auff den gipfflen dieser pfeiflein trägt er hübsche / purpurbraune Blumen / nach abfallung derselbigen bringet er in kleinen häußlein seinen Samen. Er wird darumb Schnittlauch genennet / daß man die Blätter über der erden ab zuschneiden pfleget / und das undertheil samt der Wurtzel under der erden lässet / die auffs newe Blätter herfür stoßt: man kann ihn also das gantze Jahr beschneiden. Er wächßt in den gärten / und will auch ein fettes Erdreich haben. 3. Der wilde Lauch gewinnet hohe hole pfeiffen / grösser und länger als der Lauch / hat einen braunen / stachlichten knopff / darinnen ligt schwartzer Samen. Die Bauren essen diesen Lauch an statt des frischen Knoblauchs / wiewol er hart / scharff am geschmack und schwär-däwig ist. Wächßt in den Weingärten. Eigenschafft. Der Lauch ist warm und trucken im andern grad / hat also ebenmäßig ein flüchtiges alkalisches scharfflichtes saltz / jedoch in milterem grad als die Zwibeln / bey sich; und ist in dem übrigen mit gleicher Eigenschafft begabt. Gebrauch. (Versteckter Harn.) Lauch in der Speiß genossen / macht viel Bläst / ein scharffes Geblüt / und schwere Träum / darneben treibet er den Harn / und (Frauenzeit.) die Frauen-zeit. Ist wegen seinem scharffen flüchtigen saltz schädlich dem Gesicht / den versehrten Nieren und Blasen. Lauch mit Gersten gesotten und geessen / (Schleim umb die Brust.) befördert den Schleim umb die Brust zum außwurff / und machet ein helle Stimm / daher Keyser Nero zu gewissen zeiten nichts anders als Lauch genossen / ein helle Stimm dadurch zu behalten / wie solches Plinius lib. 19. Histor. nat. Cap. 6. berichtet. Der wilde Lauch wird nicht gebraucht / denn er gar zu scharff ist / daher so man ihn zerstoßt / und auff die blosse Haut legt / etzet er auff. (Seitenstich.) Den Lauch klein zerschnitten / in einer röstpfannen ein wenig gebähet / hernach über den schmertzhafften ort in dem Seiten-stechen geschlagen / zertheilet oft sehr bald den schmertzen / und verhinderet die Schwärung der Seiten. CAPUT XLIV. Weer-Zwibel. Scilla.
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Weer-Zwibel. Scilla. Namen. MEer-Zwibel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Scilla, Squilla, Cepa marina, Cepa muris. Italiänisch / Cipolla marina. Frantzösisch / Oignon marin, Squille, Charpentaire. Spanisch / Cebolla albarrana. Englisch / The red Squill / Sea-Onion. Niderländisch / Zee ayeuyn. Mauß-zwibel wird sie in Hoch-teutscher Sprach genennt / dieweil die Mäuß / wenn sie das wasser / darinn Meer-zwibeln gelegen ist / trincken / davon sterben müssen. Gestalt. Die Wurtzel der Meer-zwibel / Scillae vulgaris radice rubra, C. B. hat viel röthlichte schelffen über einander / wie die Zwibel / ist aber viel grösser und dicker / voll klebichtes saffts. Auß der Wurtzel komt erstlich ein schöner / langer / runder und glatter stengel herfür / daran fürnemlich im Herbst schöne weiß-gelbe Blumen auff beyden seiten wachsen. Wenn dieselbigen abfallen / und der stengel dörret / auch der Samen im Weinmonat reiff worden / so kommen allererst auß der Zwibel breite dicke blätter ohne stiel / wie an den weissen Gilgen. Meer-zwibel in Lufft gehenckt / verdorret nicht bald / sondern bleibet gleich andern Zwibeln ein lange zeit frisch. Sie wächßt in grosser mänge in Apulien und Sicilien bey dem Meer. Man findet sie auch an vielen orten in Hispanten und Portugal. Diese Scilla Hispanica Clus. Oder Scilla radice alba, C. B. hat ein dicke wurtzel / welche mit vielen weissen schelffen voll klebrichtes saffts verwahret / und mit vielen zaseln begabet wird. Der siengel ist gerad / nackend / und elen hoch / auch mit weissen gestirnten Blumen gezieret / so sich den geährten Feld-Zwibel-blumen vergleichen; ihnen folgen dreyeckichte schöttlein nach / die einen schwartzen glatten samen in sich halten. Ihre Blätter kommen in dem Wemmonat auß der wurtzel bey dem ursprung des ste gels auff beyden seiten fünff oder sechs an der zahl herfür / die sind grün / breit / dick / und neigen sich gegen dem boden. Sie blühet im Augst- und Herbst-monat / der Samen wird zeitig im Weinmonat. Diese weisse Meer-zwibel haltet man gemeiniglich für die beste. Eigenschafft. Die Meer-zwibel ist warm in dem anderen grad; und hat ein scharffes flüchtiges etwas bitteres salß in sich / welches in der dörrung mit dem safft davon fliegt; ist also mit nutzlicher eigenschafft begabet / allen zähen schleim zu erdünneren / und abzulösen / die verstopffungen zu eröffnen / das Eingeweid von allem überflüßtgen klebichten schleim zu erledigen / den harn zu treiben / den Athem zu erleichteren / und den außwurff der Brust zu beförderen. Gebrauch. Die rohe Meer-zwibel braucht man nicht im Leib ohne schaden / derohalben soll man sie also zubereiten. Man nimt ein gantze Meer-zwibel / thut die äusserste rinden davon / über das übrige wird ein Teig von Brot fingers-dick gezogen / in einem warmen Bachofen / biß es genug ist / gebachen / und die Zwibeln hernach mit einem beinernen oder höltzernen messer von einander geschnitten / alßdenn hängt man die Schnitten an ein faden / und läßt sie am Lufft trucknen / darauß wird der Meerzwibel-eßig also gemacht: Man nimt dieser also bereiteten Meer-zwibel 4. loth / schüttet darüber Weineßig 16. loth / und läßt solches vierzehen tag an der Sonnen stehen. Di ser Meerzwibeln-eßig / Acetum scilliticum, ist von den Alten in sehr hohem werth / ja für eine universal Artzney gehalten worden. So jemand von diesem Eßig bißweilen morgens nüchtern ein löffelein voll trincket / der ist sicher (Mundfäule / Halßgeschwär.) vor der Mund-fäule und Halß-geschwären / er stärcket den Magen / treibet den Harn / und bekomt davon der Mensch einen leichten Athem / helle Stimm / klar Gesicht / gut Gehör / und gesunde Farb / verdäwet die Speise wohl / und darff sich keiner innerlichen Berstopffung / Geschwulst oder Hartigkeit besorgen. In summa / der Meerzwibeln-eßig ist eine außerwehlte Artzney / zu erhaltung menschlicher Gesundheit. Er (Fallenbe Sucht.) vertreibet die fallende Sucht / so sie erst angefangen / und die einaewurtzelte bewältiget er / daß sie den Krancken nicht so offt und hefftig anstosset. Im Mund gehalten / befestiget (Wäckelnde Sähn / Flüß des Haupts / schwelicher Athem / zäher Schleim auff der Brust.) er die wackelnde Zähn: damit warm gegurgelt / ziehet er die Flüß auß dem Haupt. Wider den schweren Athem / da einer ersticken wil / soll man von diesem Eßig ein löffelein voll langsamlich hinabschlucken / denn er den zähen Schleim auff der Brust krätiglich zertheilt / und zum außwurff beförderet. Diese herrliche Artzney hat erstlich erfunden / der grosse Philosophus und Natur [364] kündiger Pythagoras, welcher in seinen Schrifften bezeuget / so jemand von diesem Eßig täglich ein wenig trincke / dem gereiche es zu langem Leben / spätem und gutem Alter. Pythagoras selber hat diesen Eßig erst im fünfftzigsten Jahr seines Alters angefangen zu gebrauchen / und ist dadurch biß auff hundert und sibenzehen Jahr bey der edlen Ge???heit erhalten worden. Man soll al???morgen nüchtern ein wenig darvon trincken / und eine weil darauff spatzieren / damit er sich im Leib außtheile. (Meerzwibeln-honig.) So einem der Meerzwibel-eßig zu saur wäre / kann er an statt dessen das Oxymel scilliticum, oder den Meerzwibel-honig gebrauchen / welcher also zubereitet wird: Nim anderthalb pfund schönen Honig / laß ihn mit wasser verschaumen / alßdenn so er etwas dicklicht eingesotten / schütte ein pfund Meerzwibel-eßig darzu / koche es noch ein (Haupt / Magen nu̅ Leibskranckheiten von kälte.) wenig zu der dicke eines saffts. Dieser Honig ist dem Haupt / Magen / und innerlichen Gebrechen des Eingeweids / sonderlich die von kälte verursacht werden / sehr nutzlich. Es wird von den Meer-zwibeln auch ein nutzlicher Wein gemacht: Nim also beteitete Meer-zwibeln 8. loth / schütte darüber 8. maß weissen Wein / und behalte ihn in einem erdinen geschirr: darvon morgens nüchtern ein halb quartal getruncken / zertheilt den Schleim auff der Brust / ist dienlich wider die Verstopffung der Leber und Miltz / reiniget die Nieren und Blasen / nimt die grosse Fettigkeit des Leibs hinweg / und erhaltet den Menschen in guter Gesundheit. Meer-zwibeln unter das Obst gelegt / lasset es nicht faulen. CAPUT XLV. Knoblauch. Allium. Namen. KNoblauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Allium. Italiänisch / Aglio. Frantzösisch / Ail, Aulx. Spanisch / Ajo. Englisch / Commun / Garlicke. Dänisch / Hnibeloey. Niderländisch / Loock. Gestalt. Der zahme oder gemeine Garten-knoblauch / Allium vulgare & sativum, hat Blätter wie der Lauch / außgenommen dass sie schmäler sind. Der Stengel ist rund und hol / am Gipffel bringt er seine Blumen und Samen / doch erst im anderen Jahr / wie die Zwibel mit ihren köpffen gestaltet. Die Wurtzel sihet auch fast wie ein Zwibel / auß vielen körnern und zehen zusammen gesetzt / deren ein Knoblauch etwan biß auff die dreyssig zwischen den dünnen häutlein verschlossen hat. Am Knopff wachsen viel kleiner dünner härlein herauß. Der Knoblauch wird mehrertheil von den zehen und kernen der wurtzeln aufgezielet. Im Frühling scheidet man die zehen von einander / die legt man in einer ordnung in ein zimlich gut erdreich / je ein zehen fingerslang von dem anderen / in wenig tagen stossen die zehen auß und bringen die blätter herfür. Wo er aber vom samen gezogen wird / bleibet er klein bis ins dritte Jahr. So man die Wurtzel-köpffe in der Erden kräfftiger haben wil / sol man im anfang des Heumonats diß Kraut unterdrucken / und knöpffe daran machen. Hat man ihn aber gern süß / und nicht zu starck am Geruch / so müssen die zehen gesetzt werden / wenn der Mond under der erden ist / und soll auch alßdenn außgezogen werden. Eigenschafft. Knoblauch ist warm und trucken im vierten grad: hat also ein sehr flüchtiges scharffes alkalisches Saltz in seinem safft vermischet / davon die Eigenschafft entstehet / durch den schweiß und harn zu treiben / den schleim zu erdünneren / hin und wider von den innerlichen theilen abzulösen; auch verstopffungen zu eröffnen / und den Athem zu erleichteren. Gebrauch. (Kalter un̅ feuchter Magen / Würm / Biß der Schlangë wid tobenden Hunden.) Knoblauch wird gebraucht zu der Speiß und Artzney / er erwärmet und trucknet den kalten und feuchten Magen / tödtet und treibet auß die Würm / hilfft wider die Biß der Schlangen und tobenden Hunden / so man ihn isset / und äusserlich auffleget / denn die Nattern und andere gifftige Thier fliehen den Knoblauch. Etliche schreiben: so man Knoblauchs-häupter an eine Schnur hänge / solche auff dem Tisch Circkel-weise außbreite / und in die mitte ein Spinn leget / dörffe sie sich nicht auß dem Circkel begeben / und über den Knoblauch schreiten. So ein (Schlangë oder Eidöchs im Leib.) Schlang oder Eydöchs dem menschen im schlaff wäre in den Leib geschloffen / der solle stets Knoblauch essen / so muß sie fortweichen / oder sterben. In summa: Knoblauch (Gifft.) widerstehet allem Gifft / darumb wird er [Greek words], Rusticorum Theriaca, Bauren-Theriac / von Galeno Lib. 12. Method. med. Cap. 8. genennet / welcher auch allda von [365] dem nutzen des Knoblauchs in dem Grim̅en nachfolgende Historien erzehlet. Wir haben (Grimmen.) einen Bauren gesehen / welcher so ihne das Grimmen angestoffen / sich alsobald gegürtet / obwohlen er sonsten sich nicht pflegte zu gürten / hat demnach Knoblauch mit Brot geessen / seine gewohnliche Arbeit verrichtet / und den gantzen tag nicht getruncken / aber auff den abend thate er einen trunck guten Weins / darauf hat er die gantze Nacht geschlaffen / und ist frühe von allen schmertzen frey auffgestanden. (???ngesund Wasser.) Die Schnitter und Mäder / welche zu Sommers-zeit in der Hitze grossen durst leyden / und ungesund Wasser trincken müssen / sollen den Knoblauch fleissig brauchen / welches bey den Alten auch üblich gewesen / daher AEmilius Macer Lib. I. Cap. 5. vermeldet: Allia qui manè jejuno sumpserit ore, Hunc ignotarum non laedet potus aquarum, Nec diversorum mutatio facta locorum. Haec ideò miscere cibis messoribus est mos, Ut si fortè sopor fessos depresserit illos, Vermibus à nocuis tuti requiescere possint. Der in den nüchtern Mund früh morgens Knoblauch leget / Dem schadt kein fremder trunck / noch daß er sich beweget Von hier-werts anderst hin / drumb ware der gebrauch / Daß man der Schnitter Speiß vermischt mit dem Knoblauch. Damit wenn ohngefehr der Schlaff sie müd erlegte / Das Gifft der würmen nicht denselben unheil hegte. (Würm grosse Bäuch der Kindern.) Knoblauch in Milch ein wenig gesotten / alßdenn geseigt und getruncken / führet die Würm auß; bekommet auch also den Kindern wol / welche grosse Bäuch von den Würmen bekommen. Wider den Lendenstein / schneide drey (Stein / versteckte Frawenzeit und Nachgeburt.) Knoblauch-häupter in einen trunck weissen Wein / laß einmal auffsieden / seige es durch ein Tuch / und trincks warm / er treibt den Stein fort / und macht wol harnen. Dieser Tranck befürdert auch die versteckte Frawenzeit und Nachgeburt. (Hitzige Naturen Podagra /) Der Knoblauch bekomt den hitzigen Naturen nicht zum besten / oder denen welche das Podagra plaget / denn er erreget die gewohnliche Schmertzen. Er ist auch denen schädlich / so mit der Frantzösischen Seuche behafftet sind. (Kalter Magen / Pest.) Junger Knoblauch gibt nicht so ein starcken Geruch / alß der alte / ist auch anmütiger zu essen. Etliche spicken das Fleisch mit dem jungen Knoblauch / ist also dem kalten Magen gesund und zur Pest-zeit ein sehr nutzliche Speiß. (Versteckte monatliche Reinigung) Ein Rauch von Knoblauch / bringet den Weiberenihre Monatliche reintgung / wenn sie wol verdecks den Dampff zu sich gehen lassen. (Würm bey den Kindern) So die Kinder würm im Leib haben / nim ein Knoblauch-haupt / zerschneide ihn / thue darzu gepülvert Aloe Hepatica und Ochsengall jedes ein halb loth / wärme es / drucke den safft auß / und reibe davon des tages zweymahl dem Kind in den Nabel. (Verhaltener Harn.) Ein gutes mittel zum verhaltenen Harn: Nim drey Knoblauch-häupter / brate sie in der aschen / thue darzu ein halb loth Pfeffer / samt einer hand-voll Wachholderbeere / stosse es nachmahls under einander / koche es in rothem Wein zu einem Muß / machs zu einem pflaster / und lege es warm auff die Gemäche oder underen Leib / so wird der harn offt sehr bald folgen. (Hinderhaltung des Harn bey den Pferden.) Wenn ein Pferd nicht stallen kan: Nim geschälten Knoblauch und Bibernellenkraut / siede es wohl in weissem Wein / und schütte es dem Pferd ein. Adamus Olearius meldet in seiner Persischen Reißbeschreibung: der Knoblauch werde nicht allein von geringen / sondern auch von hohen / ja höchsten Standts-persohnen allda beliebet und genossen. (Versessener Harn / Stein / Sand.) Knoblauch zerstossen / mit Baumöl gekochet / hernach under Gänß-schmaltz zu einer Salbe angerühret / und über die Nieren offt geschmieret / befördert den versessenen Harn / und treibet Stein und Sand auß. (Gifft / Pest.) Die Thracier / Türcken und Juden / sind grosse Liebhaber des Knoblauchs / dadurch sie sich vor dem Gifft und der Pest bewahren. Josephus Acosta Lib. 4. Histor. Ind. Cap. 18. schreibet / daß die Indianer allen andern Europaeischen Gewächsen den Knoblauch vorziehen / welchen sie zur Stärckung des Magens gebrauchen. Wilden Knoblauchs-Geschlechte. 1. Der gemeine wilde Knoblauch; Allium campestre juncifolium capitatum purpurascens majus, C. B. hat lange / runde / dünne und hole Blätter / wie die Bintzen oder Röhrlein / einen langen / glatten / dünnen stengel / daran braun-farbe Blumen in einem krospelichten Hülsen-säcklein wachsen. Die wurtzel ist köpfficht / gewinnet aber keine Körner oder Zehen. Er wächßt von sich selbst auff dem Feld und in Gebürgen. Dieses Knoblauchs figur stehet abgemahlet neben dem zahmen. Sonsten hat er gleiche krafft mit dem Garten-knoblauch / ist aber etwas stärcker. Er stincket so übel / und riechet so starck / daß / so ihn das Vieh versucht / die Milch den geschmack an sich ziehet. 2. Das andere Geschlecht ist der zweyhörnige fruchtbare wilde Knoblauch mit einer Blume / die inwendig weiß / außwendig mit purpurrothem strich gezieret; wächßt umb Genff häuffig. Allium bicorne proliferum flore intus albescente cum striâ purpurascente externè, J. B. Sylvestre bicorne flore obsoleto, C. B. 3. Der wilde Knoblauch mit weisser runder Wurtzel / kurtzem stengel / und bleich-purpurfarben Blümlein / wächßt an dem Rhodan-fluß bey Genff in sandichtem Grund / blühet in dem Brachmonat. Allium sphaerocephalum purpurascens, Raj. 4. Der wilde Knoblauch mit blaßgelben blümlein / drey binsen-blätteren / elen-hohem rundem Stengel / wächßt in Hungarn und Mähren häuffig. Allium montanum bicorne flore pallido odoro, C. B. Allium flore luteo sive pallido, J. B.
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5. Der wilde Knoblauch mit ablanger kleiner von aussen dunckelbrauner / inwendig weisser Rolben-wurtzel / holen / etwas gestreiff en / etwas grundicht-süssen / wenig scharffen blättern; rundem safftigem glattem Stengel / auff welchem der Busch voll weisser blümlein in dem May wachset. An allium montanum bicorne flore exalbido, C. B. Gethyoides sylvestre, Column. 6. Der wilde Knoblauch mit geradem / nidrigem / dünnem / rauchlichtem Stengel / auff welchem kleine / weißlichte / nach Bisam lieblich-riechende gebüschelte blümlein wachsen: kleinen / haar-dünnen zoll-langen blättern. Wächßt häuffig umb Montpelier in Langendock. Allium sylvestre perpusillum juncifolium moschatum, J. B. Moly moschatum capillaceo folio, C. B. 7. Der wilde zweyhörnige Berg-knoblauch / mit breiten blättern / zwey elen hohem glattem Binsen-stengel / purpurfarben hellen blümlein / dicker Rolben-wurtzel; scharffem Knoblauch-geruch. Blühet im Brach- und Hew-monat. Allium montanum bicorne latifolium flore dilutè purpurascente, C. B. Allium seu Moly montanum latifolium, J. B. 8. Der wilde zweyhörnige fruchtbare Bergknoblauch mit dünnem hartem rundem elen-hohem Stengel / purpurrothen sechsblättigen blümlein. Wächßt allhier umb Basel herum. Allium montanum bicorne angustifolium, flore purpurascente, C. B. Allium sylvestre bicorne purpureum proliferum, J. B. 9. Der wilde zweyhörnige Knoblauch / mit grünlicht-weissen blümlein / so mit dreyfacher schwartz-purpurrothen Streiff-linien bezieret: kleiner weisser Wurtzel / in der grösse der Muscat-nussen / elen-hohem Stengel / schmalen / schiff-holen flachen blättern. Allium sylvestre bicorne, flore ex herbaceo albicante cum triplici striâ atro-purpureâ, Raj. 10. Der wilde rundköpffichte Knoblauch / mit elen-langem / nackendem / grünem / festem Stengel / purpurfarben blümlein / weisser Wurtzel. Wächßt in den weingärgen und frucht-äckerichten orten bey Franckfurt am Mayn / bey Genff / Montpelier und anderstwo; Allium montanum capite rotundo, C. B. Allium sphaerocephalú purpureum sylvestre, J. B. 11. Der rundköpfichte / zweyblättige Italiänische kleine Knoblauch / mit purpurfarbichten blümlein. Allium sphaerocephalum bifolium Italicum. J. B. 12. Der kleine Berg-knoblauch / mit weisser knorrichter Kolben-wurtz / vielen schmalen / dunckel-grünen Narcissen-blättern / und purpurrothen blümlein. Allium montanu̅ foliis Narcissi minus, C. B. petraeum umbelliferum, J. B. 13. Der wilde Wiesen-knoblauch / mit länglichter / weisser / faselichter / nach Knoblauch riechender wurtz / elen-langen blättern / nackendem eckichtem Stengel / purpurfarben sechsblättigen im Brachmonat erscheinendẽ blümlein. Allium umbelliferum pratense, J. B. An Allium montanu̅ foliis Narcissi majus, C. B. Der Aber-Knoblauch; Allium sphaericeo capite, folio latiore, sive Scorodoprassum alterum, C. B. ist ein Zwickdorn / hat beyde Gestalt des Knoblauchs und Lauchs / daher er auch den Griechischen Namen bekommen. In den Eigenschafften stimmet er auch bey / Aber-Knoblauch. Scorodoprason. ist aber etwas schwächer. Wächßt auff dem Felde / Aeckern und Büheln. Bringt ablange breite Blätter; anderthalb biß zwey elen hohen / fingers-dicken / oben auff nackenden / nach und nach dünneren stengel / welcher auff dem gipffel einen kopff in einer Täschel-haut / wie die Zwibeln trägt / auß dem die gebüschelte sechs-blättige / weißlichte Blümlein schlieffen / denen hernach ein schwartzer samen folget: Hat ein dicke / mit vielen weissen häuten überzogene Zwibelwurtzel. Blühet im Brach- und Hew-monat. Schlangen-knolauch. Allium anguin.
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Namen. SChlagen-Knoblauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Allium anguinum, Allium alpinum, Allium serpentinum, Victorialis mas, Victorialis longa, Allium montanum latifolium maculatum, C. B. Italiänisch / Aglio serpentino. Frantzösisch / Ail serpentin. Spanisch / Ajo serpentino. Englisch / Snake Garlicke. Niderlänischs / Serpent-Loock. Siegwurtz wird er genennt / dieweil die Bawren und Hirten ihne gar viel wider die böse Lufft gebrauchen. Gestalt. Der Schlangen-Knoblauch hat eine Zwibel-wurtzel / mit vielen haarichten häutlein umbwickelt / wie mit Netzen / welche die schelffen also hart zusammen halten / daß sie schwerlich können von einander abgesöndert werden. Auß der wurtzel wächßt ein gestreiffter stengel / welcher fingers-dick ist / einer elen hoch / von unden herauff purpur-braun / oben aber grün / an welchem gipffel sehr viel kleiner gestirnter Blümlein wachsen / mit 6. weissen blättlein besetzt / nach welchen schwartzer runder Samen in kleinen köpfflein gefunden wird. Mitten am stengel stehen drey oder vier länglichte / breite / aderichte Blätter / den grossen Entzian-blättern fast gleich / solcher ist das Männlein / denn das Weiblein schmälere Blätter hat. Man findet ihn viel auff dem Lucernischen Fracmont oder Pilatus-berg / deßgleichen wächßt er auch auff dem Bernerischen Stockhorn und Nessenberg / allda man ihn Sieben-hemleren und Neun-hemleren nennet / wie auch auff den Bergen / welche Böhmen von Schlesien underscheiden. Bären-Konblauch. Allium ursinum. Namen. BAeren-Knoblauch heißt Lateinisch / Allium ursinum, Ger. Allium sylvestre latifolium, C. B. Allium bifolium vernum sylvaticum, J. B. Italiänisch / Aglio de gli orsi, Aglio orsino. Frantzösisch / Ail d'ours. Englisch / Ramsius. Niderländisch / Beeren-lock. Er wird auch in Hochteutscher Sprach genennt Wald-knoblauch / Ramseren / Gerinsel / darumb daß die Milch von dem Safft dieses Krauts gerinnet / und zusammen lauffet. Gestalt. Hieronymus Tragus, in dem 2. theil von der Kräuter underscheid / im 69. Cap. beschreiber ihn also. Dieser Knoblauch läßt sich gegen dem Frühling zum ersten sehen / man findet ihn in den finstern / feuchten und nassen Wäldern. Ist ein Kraut etwan nur mit einem Blat / bißweilen mit zweyen Blättern / die vergleichen sich allerdings dem Mäyenblümlein-kraut. Welche Knoblauchstöcklein aber zwey Blätter gewinnen / die tragen im ende des Aprillen weisse blümlein / auch den weissen Mäyen-blümlein gleich / doch sind die blümlein an diesem Knoblauch nicht hohl / wie die Mäyenblümlein / sonderen gestirnt / und die blättlein underschiedlich von einander gesetzt. Dieser Blumen Wurtzeln sind weiß / und etwas lang / ein jede anzusehen / als ein kleiner junger Garten-knoblauch / der nicht über ein Monat ist im Feld gestanden. Solcher Bären-knoblauch ist eines überauß übelen starcken geruchs / und bösen geschmacks. Das Rindvieh / wo es in der Weide diesen Knoblauch versucht / so schmeckt und richt die Milch / der Butter und Käß so starck darvon / daß niemand dieselbige (er habe es denn wohl gewohnt) niessen kan. Solches hat Herr Tragus selber erfahren / und mit anderen wahrgenommen. Man dem Wiesen-fluß / auch in den Wäldern des Muttentzer- und Münchensteinerbergs. Wächßt auch viel in den Oesterreichischen und Ungarischen Wäldern. CAPUT XLVI. Moly-Zwibeln. Moly Name. YOly-Zwibel / oder Moly-knoblauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Moly, Allium flore specioso, Moly dictum. Geschlecht und Gestalt. Es gibt underschiedliche Geschlecht dieses Krauts / 1. Ist der Indische Moly-zwibel; Moly, vulgò Lilium Indicum, Bontii. Gibt an gestalt und schönheit der farb unseren rothen Litien nichts nach. Bekomt einen einigen / steiffen / dünnen stengel ohne knöpff / steige mit unseren Lilien gleich hoch auff. Unden am stengel finden sich drey biß vier ablange / auffgereckte / von unden hohle blätter. Auß dem gipffel aber der stengeln / schlieffen auß einem hautichten täschlein fünffzehen oder
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Moly-Zwibelen. Moly. mehr blümlein / welche von einem zoll-langen stiel außgehen / und mit sechs / sternenweiß gesetzten und außgebreiteten blättlein begabet sind. Alle diese blümlein / nachdem sie schön zusammengefügt / repraesentieren umb etwas ein Keysers-kron. 2. Der breit-blättige Moly-zwibel; Moly Theophrasti magnum, J. B. Moly latifolium liliflorum, C. B. Moly Homericum, Ger. Wirfft auß einer faust-dicken / außwendig schwartzen / inwendig weissen Kolb-wurtzel / fünff blätter auß / welche elen-lang / drey oder vier finger breit / dick / unden hohl / oben aber scharff außgespitzt / und grün auch mit einem eisen-grawen pulver / so sich leicht abwischen läßt / über zogen sind. Hat einen runden / hohlen / zwey biß drey elen hohen nackenden / grünen stengel / auff dessen gipffel ein dolder weiß-leibfarber blümlein erscheinet / welche von sechs außgespitzten / außwendig mit grünem durchgehenden strich lieblich gezeichneten Blättlein bestehen. 3. Der Indianische breit-blättige Molyzwibel; Moly latifolium Inducum, C. B. Moly Indicum sive Caucafon, Park. J. B. Hat eine weisse / runde / mit vielen häuten umbzogene Zwibel-wurtzen; wie auch einen schwachen / etwas flachen / Schuhe-hohen stengel / breite Blätter / und ist in dem übrigen den vorigen gleich. 4. Der Berg-Moly-Zwibel / Moly latifolium luteum odore Allii primum & secundum, C. B. Hat ein weisse bißweilen doppelte Zwibel-wurtzen; bringt ein einiges ablangbreites Blatt herfür / wenn er nicht blühet; zwey aber unden sich umbfassende / zollbreite / und zehen oder mehr zoll lange / steiffe bleichgrüne / nach Knoblauch riechende blätter: zwischen welchen ein zarter / steiffer / grüner / schuhes-hoher Stengel / mit dreyßig oder mehr gestirnten / außwendig blassen / inwendig gelben blümlein herfürsteigt. Blühet im Hewmonat. 5. Der Pyreneische Berg-zwibel / mit schmäleren blätteren / und purpurfarben blümlein. Allium Pyrenaeum, C. B. Moly Pyrenaeum purpureum, Park. 6. Der Spanische Berg-Moly-Zwibel / mit kleiner / runder / weisser / zaselichter vielfacher Kolb-wurtzel / welche eben so wenig als die blätter nach Knoblauch riechen; zwey breiten / langen / wolgrünen / blätteren / rundem / festem / elen-hohen Stengel und einem büschelein gestirnter sechsblättiger purpurfarber blümlein / welche zu end des Mäyens außschlieffen. Moly latifolium Hispanicum, C. B. Moly montanum latifolium, purpureum Hispanicum, Park. 7. Der Moly-Zwibel mit schmalen / haarichten / oben etwas nidsich gebogenen / und nach Knoblauch riech- und schmeckenden blätteren; einer Kolben-wurtzel / so nicht grösser als eine Haselnuß / und unden viel Faseln außstoßt; einem runden glatten / schuhes- oder elen-langem Stengel / auff dessen Gipfel ein dolder weisser / von sechs ablangen blättlein bestehender blümlein / auß der entzwey gerissenen dünnen hülsen in dem Mäy hervorbricht / dise blümlein dauren sehr lang / ehe sie verwelcken; Moly angustifolium umbellatum, C. B. Moly Dioscoridis parvum quibusdam, J. B. Es hat auch ein grössere Gattung dieser Moly-Zwibel; Moly Dioscorideum Hispanicum, Park. Parad. 8. Der Moly-Zwibel mit runder weisser zasichter nuß-grosser Zwibel-wurtz / grünem kurtzem Stengel / welcher biß zehen / auß sechs runden grossen weissen blättlein bestehende Blümlein trägt; Moly angustifolium floribus majoribus, C. B. Moly minus flore orbiculato majore, J. B.
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9. Der Moly-Zwibel mit vier oder fünff ablangen bleich-grünen / breitlichten blättern / einem anderthalb schube hohen dreyeckichten Stengel / welcher viel weisse ablange außgebreitete blümlein trägt. Das gantze Krautreicht und schmäckt sehr gelind nach Zwibeln / blühet im Aprillen und Mäy in Italien; Moly parvum caule triangulo, C. B. 10. Der Africanische Moly-Zwibel mit einem oder mehr elen-hohen / nackenden / holen Stengel / etlichen breiten zugespitzten / an dem rand haarichten blättern / und einem dolder purpurfarben blümlein. Moly Africanum umbellâ purpurascente, C. B. 11. Der wilde Moly-Zwibel mit vielfacher Kolben-wurtz schuhes-hohem Stengel / und rosenfarben wolriechenden / in dem Mäy herfürkom̅enden blümlein; Moly minus roseo amplo flore, sive Allium sylvestre, Bot. Monspet. 12. Der Moly-Zwibel mit ablanger Kolben-wurtzel / rundem / glattem / langem Stengel / gelbgrünen auff langen stielen sitzenden blümlein; Moly flore subviridi, Bocconi. 13. Der nidrige Moly-Zwibel mit schmalen graßblättern / so in dem umbkreiß haaricht / einem gantz kleinen nidrigen / kaum auß der erden herfürkriechenden stengel / dessen gestirnte weisse Blümlein auch in dem winter / da es nicht gar kalt / mit ihren hülßlein außgestossen werden; Moly humile folio gramineo, C. Bauh. 14. Der Moly-Zwibel mit schmalen gebogenen blättern / weißrothen Blümlein / und schuhe-hohem stengel; Moly angustifolium foliis reflexis, C. Bauh. Eigenschafft. Der Moly-Zwibel hat gleich übrigen Zwibeln ein wärmende und trucknende kraft / oder ein flüchtiges / mit vielem wässerigen safft vermischtes / scharfflichtes saltz / jedoch in geringerer quantitet und maß bey sich / und daher auch gleiche Eigenschafften mit denselben / wiewol in milterer krafft; widerstehet dem Gifft / treibt durch den Harn / eröffnet die verstopffungen / lößt den schleim der Brust / macht wohl außwerffen / und eröffnet die versteckten Muttergänge. In der Artzney wird es wenig gebraucht. Die alten Heiden aber haben dieß Kraut bey sich gepflegt zu tragen / in meinung / daß es den Menschen wider alle Zauberey bewahre: Daher auch Homerus Odyss. 10. von Ulysse dichtet / daß er sich durch mittel dieses krauts vor der Zauberey der Hexen Circe bewahret habe. So schreibt auch Ovidius Lib. 10. Metamorphos. davon: Pacifer huic florem dederat Cyllenius album, Moly vocant Superi, nigrâ radice tenetur. CAPUT XLVII. Königs-Kron. Corona Imperialis. Namen. Königs-Kron / Käysers-kron / Königs-Lilien / heißt Lateinisch / Corona Imperialis, Lilium Persicum, Tusai s. Lilium Persicum primum, Clus. Englisch / The Crown Imperial. Hat den namen von ihrer schönen gestalt bekommen / weilen sie oben Königs-kron. Corona Imperialis. an dem gipffel mit blättern / gleich einer Kron / besetzt ist / und ihre schönen glocken wie ein Königlich Halsband darunder hangen hat. Gestalt. Das schöne Gewächs der Königs-Kron hat eine runde / dicke / glatte / auß vielen dicken safftreichen schalen zusammen gesetzte wurtzel / welche an der farb bißweilen weiß / offt blawlicht / gemeiniglich aber bleich / und eines stinckenden bösen geruchs, haltet an den grösten bey zwey pfund gewichts / deßwegen sie auff vier zoll tieff / und mehr als spannen weit von einander müssen gesetzt werden. Wirfft einen einigen / runden / fingers-dicken / starcken grünen stengel / elen hoch / und höher über sich / welcher halb gestriemet / und mit vielen grün-gläntzenden Lilien-blättern unden durch besetzt; oben auff aber ist der stengel biß fast zur helffte bloß / und wirfft auß seinem gipffel die ubrigen blätter herauß / under welchen gemeiniglich vier / fünff oder sechs Blumen herfürkommen. Wenn aber diese erstlich heraußstossen / so ligen sie under den blätteren annoch verborgen / und sind etwas weiß; wenn sie aber zunehmen / und fortwachsen / so biegen sich ihre stiel / daran sie hangen / gantz undersich / und werden die Blumen bleich / mit purpur-braunen striemen durchzogen / an den näglen aber erzeigen sie sich schwartz-braunlicht. Da sie denn vollfommen außgewachsen / so hangen sie undersich / der stengel herabwerts / wie glöcklein / etwas bleicher als Pomerantzen-färbe / mitten auß der Blumen gehen sechs zäpflein mit einer spitzen herfür. Nach den Blumen erzergt sich ein eckichtes schöttlein / in welchem [370] der breite röthlichte samen verschlossen. Dieses aber ist auch merckwürdig / daß ein jedes Blunten-blat ain boden ein weisses kügelein / in gestalt einer Perlen hat / darinnen eine feuchtigkeit verschlossen / welche allgemach ein klares wasser außschwitzet. Sonsten blühet dieß gewächs bereits im Aprillen und Mäy / und gibt den Lustgärten eine prächtige zier: es erforderet aber eine solche stelle / da die Sonne nicht immerwährend zukommen kan / sonsten fällt die Blume bald ab: in dem übrigen will es ein sehr lucken / und wohl-bereiteten boden haben / wobey Petrus Lauremberg erinneret / man solle Schaaff- und Kühe-mist tieff hinunder graben / alßdenn erde darüber schütten / und die Zwibel also hineinlegen / daß sie selbst nur das erdreich berühre / ihre zasern aber sich hinunder in den Mist erstrecken mögen; auff solche art treibe sie viel stärcker an. Ihr Samen gibet zwar junge pfläntzlein / welche aber nach dem achten jahr allererst Blumen tragen: deßwegen man sie durch Absetzlinge fortpflantzen soll / wie ander Kielwerck / jedoch daß ihre Zwibeln nicht viel länger als acht oder zehen tage über der erden bleiben. Dieß auß heben und einsetzen muß im Herbstmonat geschehen / wiewol sie nicht alle jahr außgenommen werden wil. Königs-kronen / und andere dergleichen Zwibel-blumen sollen nicht eher abgebrochen werden / biß die Blume ihre rechte vollkommenheit erlanget / und die blätter anfangen welck zu werden; sintemahl / so sie cher abgebrochen werden / pfleget die Zwibel von dem häuffig angezogenen safft / weil er nirgend hin vertheile werden kan / zu faulen. Die Königs-kron hat zwar keine verschiedene Geschlechter / aber sie änderet sich dennoch an der farb und anzahl der Blumen. Denn erstlich hat es die einfache Königs-krone / an welcher die Blumen röthlicht / wie auch die gelbe / an welcher die Blumen citronen-farb: und denn die bunte / welche zwar gelb / aber mit rothen streiffen durchzogen. Zum andern / die volle Käysers-krone / mit gefüllter Blume. Drittens die Königs-kron mit bunten Blättern / welche am rand mit einer weissen linien gar zierlich bezeichnet und gestreiffet. Viertens die doppelte Königskron / oder mit zwey reihen Blumen über einander. Und endlich die Königs-krone mit breitem stengel / und vielen Blumen / Lilium, sive Corona Imperialis multiflora, lato???ue caule, C. B. welche in dem Eychstettischen / hernach auch Anno 1661. in dem Churfürstlichen Lustgarten zu Berlin gesehen worden / und mehr für eine Mißgeburt / oder gekünstlete art / als für eine sonderbare gattung zu halten ist. CAPUT XLVIII. Persische Lilien. Lilium Persicum. Namen. PErsische Lilien / oder Persianische Feder-pusch heißt auff Lateinisch / Lilium Persicum, Lilium Susianum. Frantzösisch / Lis de Perse. English / The Persian Lilg. Gestalt. Die Persische Lilien hat ein halb-runde / gespaltene / mit grossen schüppen bewaffnete / weiß-gelblichte / sehr bittere Zwibel-wurtz / welche ohne sonderbaren geruch; und einen geraden elen-hohen / nicht gar dicken / runden stengel über sich treibt / der da von unden auff mit vielen / schmalen / fingers-langen / äschfarb-grünen Blätteren dick besetzt / auff dem gipffel aber ein langen strauß voll Blumen / welche von anderthalb zoll-langen stielen nidsich hangen / hoch-purpurfarb / oder auch vielfärbig sind / mit grünlichten nägeln / ohne sonderlichen geruch / und sechs ungleich langen / gelben / mit purpurfarben gipffelein begabten zäserlein inwendig besetzt. Dieser Blumen-reiche strauß erzeigt sich bereits im Aprillen / und weil er die form einer Pyramiden gleichsam vorstellet / gibt er den Lustgärten nicht geringe zier. Es erforderet aber diese Lilien auch eine luckere Garten-erde / drey zoll tieff in den grund / und spannen-weit von einander gesetzt / auch mittelmäßige Sonnen-wärme / damit die Blumen desto länger dauren. Soll selten auß der erden gehoben / oder doch nicht lang darauß gehalten / und den Winter wol bedeckt werden. CAPUT XLIX. Fritillarien. Fritillaria. Namen. DIeses Gewächs hat den Namen von Fritillo, oder Schachspiel-bret / weil die gemeinste under denselben eben so bund geschecket / wiewol es auch ungescheckte gibet. Auff Lateinisch wird es genennet Fritillaria, wie auch Meleagris von [371] den Calecutischen Hüneren / als welchen diese Blumen mit ihrer sprenglichen farb gleichen. Frantzösisch / Fritillaire. Italiänisch / Fritillaria. Englisch / Common Fritillary / or Chequer'd Lily. Geschlecht und Gestalt. Ins gemein erkennet man die Fritillarien an den Blumen / welche den Tulipanen gleich / aber nidsich hangen / und gescheckt sind / mit viereckichten flecken vielfaltig bezeichnet. Ihre Wurtzel ist gleichsam in zwey theil getrennet. Es gibt aber der Fritillarien mehrerley gattungen / welche in den Blumgärten gepflantzet werden / als 1. Ist die gemeine Fritillarien; Meleagris, sive Fritillaria dilutior & saturatior, J. B. hat ein weisse Kolb-wurtzel ohne schalen oder haut / welche aber in zwey ungleiche theile gescheiden / und unden mit zaseln begabet / oben aber steigt ein runder / dünner / einfacher / dunckel-grüner / glatter / bey nahem schuhes-hoher stengel empor / der mit fünff / sechs biß siben länglichten / schmalen / grünen / unden halb-hohlen / dem geschmack nach säurlichten Blättern besetzet. Auff dem gipffel des stengels er erscheinet gemeinlich nur eine / bißweilen auch zwey / oder drey Blumen / welche von ihren zolles-langen stielen herabwerts hangen / schön an farb / gestaltet wie Glöcklein / groß / von sechs Blatten bestehend / welche Blum-blättlein mit vier-eckichten / allerhand farbichten flecken außwendig gezieret / und sehr schön anzusehen; inwendig aber sind sie gantz purpur-roth / und haben sechs zäserlein / deren gipffelein mit saffran-gelbem pulver / wie in der Lilien / angesprengt; in mitte deroselben stehet der graß-grüne nichts riechende stiel. Nach der Blumen folgt ein dreyeckicht häuptlein / welches ins gemein zolles-lang / oben auff dick / und ohne Kron / begreifft ein bleichen / flachen Samen / wie die Tulipa. Diese Blum erzeigt sich bereits im Aprillen / daher sie von C. Bauhino, Fritillaria praecox purpurea variegata genennet worden. Sie wächßt von sich selbsten auch nicht weit von Orleans in Franckreich / an dem gestade des Flusses Loire. So wird ingleichem diese Fritillarien mit doppelter / oder auch gefüllter Blumen angetroffen / Fritillaria flore magno pleno, C. B. Fritillaria flore duplici albicante, Park. Hieher soll man zehlen die Fritillarien mit weissen frühe erscheinenden Blumen; Fritillaria alba praecox, C. B. 2. Die späte schwartz-purpurfarbe Fritillarien; Fritillaria ferotina arro-purpurea, C. Bauh. 3. Die gantz gelbe Fritillarien; Fritillaria flore luteo puro, Park. 4. Die gelb-gescheckte Fritillarien; Fritillaria flava rubris maculis distincta, C. B. 5. Die grosse gelbe Italiänische Fritillarien; Fritillaria lutea maxima Italica, Park. Maleagris flos maximus Italicus, Eyst. Blühet später als die vorigen. 6. Die gelbe Portugesische Binsen-blätige Fritillarien; Fritillaria lutea juncifolia Lusitanica, Park. Fritillaria angustifolia variegata magno flore, C. B. 7. Die kleine gelb-grüne Fritillarien; Fritillaria serotina floribus ex flavo-virentibus, item Fritillaria flore minore, C. B. Meleagris s. Fritillaria Pyrenaea flore minore, vel Fritillaria Aquitanica reflexis oris, J. B. 8. Die Gasconische späte gelb-grüne Fritillarien / Fritillaria Aquitanica Clusii & Borssoti serotina, i. e. Fritillaria serotina, floribus flavo-virentibus, C. B. 9. Die dolder-büschige Fritillarien; Fritillaria umbelifera, C. B. 10. Die kleinste Fritillarien mit vielen Blumen; Fritillaria minima pluribus floribus, C. B. 11. Die Indianische Fritillarien mit bunten Stengeln; Fritillaria Indica maculato caule, Viperina dicta, Hort. Reg. Paris. & Lugd. Batav. CAPUT L. Weisse Lilien / Lilium album. Namen. WEisse Lilien oder Gilgen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lilium album, Rosa Junonis, Lilium candidum. Italiänisch / Giglio bianco. Frantzösisch / Lis blanc. Spanisch / Lirio blanco, Azucena. Englisch / White Lilij. Dänisch / Huydlilie / S. Ibs Lilie. Niderländisch / Witte Lelie. Gestalt. Die weisse Lilien / Lilium album flore erecto & vulgare, C. B. hat selten mehr als ein Stengel / der ist etwan dreyner elen lang / glatt / rund und fett. Die Blätter sind lang / glatt / sett / wie an der Meer-zwibeln oder Stendel-wurtz. Die Blumen oder Gilgen erscheinen schön weiß / und hat ein jede gemeiniglich sechs blätter / außwendig mit [372] hohlkelen gefalten / die sind in ein ründe zusammen gesetzt / von unden an eng / und je länger je weiter / also daß sich ein jede Gilg einem glöcklein vergleicht. Das ausser theil oben an den blätternist zurings herumb hindersich gebogen. Mitten in den blumen stehen gelbe wolriechende pützlein auff dünnen faseln oder stielen / diese geben einen andern Geruch als die Blum / und zerstieben leichtlich. Die Wurtzel ist zwiblich / von vielen fachen oder schelffen zusammen gesetzt / ein jedes fach aber ist anzusehen als ein fett / dick und zähes Haußwurtz-blat. Die Lilien wachsen gern in wolgetüngtem Erdreich / an kühlen und schattlichten orten. Sie blühen im Brachmonat. Ihre blätter wachsen im Jahr zwejmal / im anfang des Lentzens und im Herbst / wenn die blumen vergangen sind. Alwo die Sonne mit ihren stralen zu wol hinkommet / gerathen die blumen nicht wol / und fallen die stengel gegen dem Mäyen ohne Lilien ab. Man findet noch ein ander geschlecht der weissen Lilien / Lilium album floribus dependentibus sive peregrinum, C. B. Lilium album Syriacum Rauvvolfii, J. B. Hat kleinere und längere blätter aber viel blumen / deren mehr als sechtzig an einem drey zoll breiten stengel sind gesehen worden. Die wurtzel wird bißweilen so groß / daß man sie mit beyden händen faum kan begreiffen. Solche Art ist under dem Namen Sultan Zambach erstlich von Constantinopel naber Wien gesandt worden / wie solches Carolus Clusius Lib. 2. Stirp. Pannonic. Hist. Cap. 4. & Lib. 2. Rarior. Plantar. Hist. Cap. 5. berichtet. In dem Fürstlichen Stutgardischen Lustgarien ist auff ein zeit ein sonderliche Art der weissen Lilien gewachsen / welche bey der mitte des stengels ein solche anzahl vieler blätter bekommen / die ihne wie ein schöner Wasen umbfaffet haben. Auß einer Zwibel vorgemelter weisser Lilien ware zu Franckfurt am Mayn eine art herfür kommen / welche hundert zwey und zwantzig Lilien getragen hat / wie solches das vermehrte Blumen-buch Anno 1641. allda gedruckt / zierlich außweiset. In dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten wird sie weisse wolriechende Türckische Keyser-lilien genennt. In Engelland hat sie in des Freyherren Edoard Zouche Lustgarten auff einem Manns-hohen und spannen-breiten Stengel über zwey hundert schnee-weisse und sehr wolriechende blumen oder weisse Lilien schen lassen / wie solches Matthias Lobelius in altera parte adversarior. p. m. 511. anzeiget. Eigenschafft. Die wurtzel und blumen der weissen Lilien sind warm und trocken im ersten grad: haben viel wasserigen Safft / mit etwas flüchtigem scharffem alcalischem Saltz bey sich / und also die eigenschafft zu erweichen / zu kühlen / zu eröffnen und zu linderen. Gebrauch. (Leich-dörner ober Hüner augen.) Fernelius schreibt wenn man die Wurtzel in Wein siede / und drey tag darüber ligen lasse / so vertreibe sie die Leich-dörner oder Hüner-augen. Die gelbe pützlein stosset man zu pulver / (Gebäbrende weiber.) und gibt davon in eisenkraut-Zimmet- und weiß Lilien-wasser den gebährenden Weibern zur befürderung der Geburt zu trincken. (Gelbe Flecken / Masen / schwärtze von der Sonnenhitz / Sehrigkeit und Verwundung an heimlichen orten / fäulnuß und schädigung in dem Mund / Brand von fiedendem Wasser / Oel / Fette / Metall / Zuruckbleibende Geburt / und Weiberreinigung / kaltes Haupt / verlohrene Sprach / Husten / Engbrüstigkeit / Lungensucht.) Von den schönen weissen Lilien wird ein nutzliches Wasser destilliert / die Haut darmit gewaschen / benimt alle gelbe Felcken / Masen und Schwärtze von der Sonnen-hitz; ist fast heylsam mit tüchlein in die Sehrigkeit und Verwundung an heimlichen Orten gelegt / auch den Mund / Halß und Gurgel darmit gespület und geschwenckt / benimt alle faulnuß und schädigung derselben. So sich ein Mensch mit siedendem Wasser / Oel / Fette / Metall oder dergleichen verbrennet hat / der netze tüchlein im Lilien-wasser / und schlage es darüber / es kühlet wol / und zeucht die Hitz darauß / macht solchen Schaden zuheylen / und legt den Schmertzen und das Brennenbald. Innerlich auff vier oder fünff loth getruncken / befürdert die Weiber-reinigung und Geburt ohne schaden / es stärcket auch das erkaltete Haupt / und bringet die verlohrne Sprach wider; ist gut für den Husten / Engbrüstigkeit und Lungensucht. Die todte Leibsfrucht fortzutreiben: nim̅ weiß Lilien-Beyfuß-Poley- und Zimmetwasser jedes anderthalb loth / gib es der Frauen in zwey oder dreymal ein. Folgendes Wasser wird auch sehr nutzlich (Lodte Leibes-frucht.) gebraucht: nehmt weiß Gilgen-wasser loth / Rosen-wasser / Bonenblust-wasser jed. 4. loth / geflossen Weinstein-saltz (Ol. tartari per deliqu.) ein halb loth / Campffer ein halb quintl. süß Quecksilber (Mercur. dulcis) ein quintl. mischt und zerlaßt alles under einander / (Sommerflecken / Seiren / Masen des Angesichts.) mit diesem Wasser das Angesicht bißweilen warmlicht gewaschen / vertreibt alle Sommer-flecken / Seiren / und Masen desselben / und macht das Angesicht schön flar und weiß. (Geschwär.) Die Gilgen-wurtz wird mehr außwendig gebrauchet / zu erweichen / Geschwär zu zeitigen / und in Eyter zu bringen; zu dem ende pflegt man sie under die Cataplasmata zu mischen; wie denn Eibisch-kraut / Pappelen / Chamillen-blust / Steinklee / und Lilien-zwibelen gantz rein under einander verhackt / mit dem Pulver von Flachs-samen und gestossenem Saffran vermischt / hernach in Milch zu einem Muß / gekocht / ein trefflich Cataplasma abgibt / welches man (Verstopffung des Leibs.) dick auff ein Tuch streichen / und also warm über die Geschwulst legen kan. Diese Wurtzel wird auch nutzlich under die erweichenden Elystier gekocht / die Oeffnung deß Leibs damit zu beförderen. (Lilien-öl zu machen.) Das weisse Lilien-öhl wird also zubereitet. Nim gut frisch Baum-öhl ein halb Pfund / weisse Lilien-blätter vier loth / thue es zusammen in ein gläsern Geschirr / vermach es wol / und stell es an die Sonnen / so man dieses Oehl kräfftiger haben will / muß (Geschwär / Geschwulst Schwere Geburt / Nachwehe / Fliessender Erind des Haupts /) man nach zwantzig tagen frische Lilien-blätter darein thun / und die alten hinweg werffen. Solches Oehl warmlicht gebraucht / macht die Geschwär dald zeitig / miltert die Geschwulst / befürderet die Geburt / ist gut zu den Nachwehen der Kindbetterrin̅en / und heilet den fliessenden Grind des Haupts. Die Lilien-blätter so in dem Oehl zu boden gefal [373] len(Hitzige Geschwär.) / sind trefflich gut zu den hitzigen Geschwären / vertheilen die Geschwulst mit hinlegung des Schmertzens / leschen den Brand (Brand vom fewr / Hitz der Pestilentz-blateren / Harter Stulgang. Grimmen.) vom Fewr und die Hitz der Pestilentz-blatern: dieses Oehl soll auch fleißig in die Clystier zu erweichung des harten Stulgangs und linderung des Bauchgrimmens gebraucht werden. Wenn man es mit Scorpionen-öhl vermischet / und über die Lenden und den underen Bauch warm schmieret / so (Lendenwehe / Harnstrenge.) befürderet es den Harn / zertheilet / und linderet alle Schmertzen solcher theilen. Die gelben fäserlein und pützlein in den blumë der weissen Gilgen gedorret / zu pulver (Schwere Geburt / Todte Frucht.) gestossen / und mit ein wenig pulver von Zimmet und Aloes-holtz vermischt / und hievon also mit Poley- und Beyfuß-wasser zu trincken gegeben / treibt die lebendige und todte Frucht / wie auch die Nachgeburt sanfft weg.

CAPUT LI.
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I. Rothe Gold-lilgen. I. Hemerocallis. II. Rothe Gold-lilgen. II. Hemerocallis. Namen. ROthe Gold-lilgen oder Feuer-lilien / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hemerocallis, Lilium rubens, Lilium aureum, Lilium rufum, Lilium croceum, Lilium sylvestre croceo flore. Italiänisch / Hemerocalle. Frantzösisch / Lis jaune. Spanisch / Lirio amarillo. Gestalt und Geschlecht. 1. Die grosse und kleine Gold-lilgen / Lilium purpureo-croceum majus & minus, C. B. wachsen in grosser Menge in Italien und Böhmen / zur Zeit der Ernd / auff den äckeren / under dem Getreid / in den Hecken / auff den Büheln und den Auen. Sie haben zwibelichte schüppen-wurtzeln wie die Lilgen / allein daß sie gelb sind. Der Stengel wächßt biß zwey elen hoch / ist sonsten gefleckt / und von unden an biß oben auß mit blättern bekleidet; die sind schmäler als die Lilgen und schwartzgrün von farben. Der Gipffel des Stengels zertrennet sich in underschiedliche Stiel / auß welchen hernach die mit sechs roth-gelben / hoch-saffranfarbigen blättern besetzte / inwendig gefleckte Blumen wachsen / die sich mit der Gestalt der weissen Lilgen vergleichen / sind aber gantz feurroth / und von ferne anzusehen wie ein glüende Kohl ohne Geruch / Frucht und Samen. Es hat Camerarius bey Georg Volckamer in seinem Garten zu Nürnberg ein Stuck dieser Gold-lilgen gesehen / deren Stengel bey achtzig Lilgen getragen. 2. Man findet noch ein ander Geschlecht der Gold-lilgen; Lilium Byzantinum miniatum polyanthos, C. B. flore miniato nutane, sive Hemerocallis Chalcedonica quibusdam, J. B. Wie die Figur anzeigt / ist sie mit stengeln und blättern dem ersten durchauß ähnlich / aber in wurtzeln und blumen hat es einen underscheid: denn die wurtzel / welche gar groß wird / hat rings-herumb viel mehr zähn / sind auch kleiner und gelblicht / unden mit langen angewachsenen zaseln: Trägt Zinnober-rothe blumen mit langen spalten / biegen und wicklen sich außwerts herumb gegen dem stiel / wie ein schöner gewundener knopfel / also wunderbarlich spielet die natur in den Kräutern. Die [374] Blumen erzeigen sich in dem Brachmonat / oder auch später; denen die schwartzen / kleinen / flachen samen folgen / in eckichten häußlein eingeschlossen. 3. Die blut-rothe Lilien mit Zwibel-wurtzen / und breiten blättern; Lilium cruentum latifolium, J. B. cruentum Plantaginis solio, C. B. 4. Die grosse und kleine Zwibel-Lilien / welche auch zwischen den blätteren des stengels einige schüppen oder Zwibelein außstossen / von denen hernach frische Lilien können gezielet werden; Lilium bulbiferum latifolium majus, C. B. Item, Lilium bulbiferum minus, ejusd. 5. Endlich beschreibt der Berühmte Breynius, in Ephemerid. Germ. Dec. 1. Ann. 4. & 5. eine Zwibel-Lilien / deren wurtzel mit dicken / purpur-röthlichten schüppen bekleidet / und eines anfänglich klebichten / und wässerigen / nachgehends aber sehr scharff-beissenden geschmacks ist: Ihre blätter sind den anderen Lilien-blättern gantz gleich / jedoch viel schmäler; der runde / hell-grüne / zwey elen hohe stengel / ist von mitten biß oben auff mit sehr viel schönen / grün-weissen blümlein geschmücket; Bulbus liliaceus vomitorius Capitis bonae Spei, Breyn. CAPUT LII. Goldwurtz. Martagum. Namen. ???Boldwurtz / Heydnische Blum / oder Türckischer Bund / heißt Lateinisch / Martagum, Lilium floribus reflexis, Lilium sylvestre, Lilium montanum, Lilium purpureum. Italiänisch / Martagon, Giglio salvatico, Giglio rosso. Frantzösisch / Lis jaune. Spanisch / Lirio amarillo, Lirio salvage. Niderländisch / Lelie van Caluarien. Gestalt und Geschleche. Die gemeine Goldwurtz; Lilium floribus reflexis montanum, C. B. hat eine Zwibel wie die weisse Lilgen / außgenommen / daß sie gelb ist / und kleinere Zehen hat. Im Frühling dringt der runde / glatte stengel herfur / wie an der Lilien. Die Blätter vergleichen sich denen am Seiffen-kraut / stehen an dem stengel rings-herumb / wie die Sternen / ein jeder Stern ist gläichs-weik von dem andern. Am obertheil des stengels erscheinen schöne leibfarbe blümlein / zuweilen fast gar weiß / in der gestalt wie Lilgen / aber viel kleiner / und mit braunen tüpflein an vielen orten besprengt. Die blättlein sind umher gebogen / gemeiniglich sechs an jeder Lilgen / deßgleichen an jeder sechs braune zäpflein / eines lieblichen geruchs. Wächßt allhier auff dem Berg / bey dem Dortz Muttentz und Crentzach: Man findet sie in den Oesterreichischen / Ungarischen und Steyrmärckischen Wäldern / wie auch auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen / und dem Schwartzwald. 2. Das Andere Geschlecht ist die Käyserliche wolriechende Goldwurtz; Lilium pyramidale moschatum, C. B. Lilium sylvestre, sive Hemerocallis moschata polyanthes, Martagon Imperiale nuperorum, Lob. 3. Die wilde haarige Berg-Goldwurß; Lilium floribus reflexis alterum lanugine hirsutum, C. B. Lilium montanum s. sylvestre minus, Park. Under dieß Geschleicht zehlet Rajus annoch die Goldwurtz mit weissen ohngesprengten Blumen; Lilium floribus reflexis albis non punctatis, C. B. Item / die Goldwurtz mit gescheckten Blumen; Lilium floribus reflexis variis, C. B. Und endlich die Goldwurtz mit weissen gesprengten Blumen; Lilium floribus reflexis albis punctatis, C. B. i. e. Martagon flore albo maculato, Park. 4. Die Orientalische Goldwurtz / mit minien-rothen vielen Blumen; Lilium Byzantinum miniatum, C. B. Item / Lilium Byzantinum miniatum polyanthos, ejusd. Martagon Constantinopolitanum, Park. 5. Die rothe schmal-blättige frühe Goldwurtz; Lilium praecox nutante flore rubro, J. B. rubrum angustifolium, C. B. 6. Die kleine Goldwurtz mit Graß-blättern; Lilium praecox nutante flore rubro tenuifolium, J. B. 7. Die wolriechende schmal-blätkige Goldwurtz mit Minien-blumen; Lilium miniatum odorum angustifolium, C. B. 8. Die schmal-blättige Goldwurtz mit gelben Blumen; Lilium flavum angustifolicum, C. B. Bey der Pflantzung dieser Goldwurtzen / oder Türckischen Bunden / ist in acht zu nehmen / daß die außhebung der Zwibeln-wurtzen nicht alle jahr geschehen darff: wenn sie aber außgehoben / find sie nicht gar lang über der erden zu lassen / sondern bald wider einzulegen: wil man sie jedennoch etwas ausser dem grund halten / so müssen sie in einen winckel geleget / und mit erde beworffen werden: auff solche weiß dauren sie / biß man neben andern sachen sie wider underbringet. Die auß samen gezielet werden / blühen erst nach dem sechsten jahr / und kom [375] men von der farbe ihrer Mutter weit ab. Die Ameisen lieben diese wurtzel sehr / und zerfressen sie gantz / wo sie nur immer mögen zukommen. Ligenschafft. Die Goldwurtz hat geliche Natur / wie die wurtzel der weissen Lilien: Führet auch mit vielem wässerigen safft / ein subtiles / flüchtiges / alkalisches saltz / und hat davon die eigenschafft zu eröffnen / zu erweichen / und zu erdünneren / durch die Harn- und Mutter-gäng zu treiben. Gebrauch. Die Alchymisten machen grosses geschrey von viesem Kraut / denn sie vermeinen / es habe die krafft / die Metall zu veränderen. (Grindichte Pferd.) So ein Pferd grindich ist: Nim gestossene Goldwurtzel / Lorbeeren / Wachholderbeer / Imber / Salpeter jedes ein halb loth / weissen praecipitat ein halb quintlein / mische alles zusammen / menge alt Schmer darunder / und schmiere den Grind damit. (Sand und Schleim der Nierë / Verlohrene Reinigung der Weiberen / Schwindel Fallende Sucht.) Die Goldwurtz in weissem Wein gesotten / und von dem Wein offt getruncken / treibet den Sand und Schleim durch den Harn / bringet wider die monatliche Reinigung der Weibern / vertreibet endlich auch den Schwindel / und die fallende Sucht / wenn etwan annoch der Mistel vom Lindenbaum damit gesotten wird. CAPUT LIII. I. Stendelwurtz. I. Orchis. II. Stendelwurtz. II. Orchis. Namen. STendelwurtz / oder Knaben-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Orchis, Cynosorchis, Testiculus, Satyrion officinale. Italiänisch / Testicolo di cane. Frantzösisch / Couillon du Chien. Spanisch / Cojon de petro. Englisch / Kagwort. Dänisch / Gogsurt / Gogsbid / Giliurt. Niderländisch / Standelurt / Hontsculiefens. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht der Stendelwurtz ist zweyerley / nemlich das Männlein und Weiblein. Das Männlein; Orchis morio mas foliis maculatis, C. B. Park. Orchis major tota purpurea maculoso folio, J. B. hat bey der wurtzel sechs / siben / auch mehr gestreiffte / lange / breitlichte / fette / und glatte / bißweilen oder auff mit roth-schwartzen flecken begabte blätter. Sein runder stengel wächßt drey qwer-hand hoch / und trägt ober am gipffel / in dem Aprillen und Mäy / viel purpur-braune wenig gesprengte blumen / wie ein außgespitzt Aere; bey dem stiel eines jeden blümleins / hat es auch ein kleines außgespitztes purpur-farbes blättlein. Es gewinnet zwey runde und länglichte wurtzeln / in der gestalt zweyer Oliven / deren eine höher hängt / härter und voller ist; die andere wird nidriger / weich und runtzlicht. Das Weiblein; Orchis morio foemina, C. B. Park. Orchis minor purpurea & aliorum colorum cum alis virentibus, J. B. vergleicht sich dem Männlein mit der wurtzel / stengel / blättern und blumen / ist jedoch kleiner / hat wolriechende blümlein / welche purpur-roth / leibfarb / oder auch wohl weiß / mit purpur-braunen flecklein ein wenig besprengt. Man findet sie an stein- und sandichten orten / sonderlich aber in den mageren Berg-matten / und Weide. Das ander Geschlecht der Stendelwurtz ist auch zweyerley / das Männlein und
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III. Stendelwurtz. III. Orchis. ???Stendelwurtz mit weissen Blumen. Orchis Leucanthemus. ???Ein andere Art von weissen Blumen. Peculiarisflos candidus. IV. Stendelwurtz oder grosse Kreutzblum. IV. Orchis major. Stendelwurtz oder kleine Kreutzblum. Orchis minor. Weiblein. Das Männlein hat blättlein wie die Lilien / sind jedoch kleiner / es trägt oben braun-weisse wolriechende Blumen. Das Weiblein bringt ihre Blumen von mancherley farben herfür / an der gestalt wie die Lilien / sind aber kleiner. Sie wachsen auff den Berg-matten / Büheln und grasichten Weiden. Das dritte Geschlecht der Stendelwurtz vergleicht sich den Lilien mit seinen blättern / die sind jedoch schmäler / und mit vielen braun-rothen flecken besprengt. Es gewinnet
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CASPARI BAUHINI Grosse Wiesen-Stendelwurtz mit schmalen Blättern. Orchis Palmata pratensis angustifolia major. CASPARI BAUHINI Gröste Berg-Stendelwurtz. Orchis palmata montana maxima. CASPARI BAUHINI Kleine Wiesen-Stendelwurtz mit schmalen Blättern / und einer wolriechenden Blumen. Orchis Palmata pratensis angustifolia minor, flore odoratissimo. ein runden / glatten und fetten stengel / auff dessen gipffel braun-weisse wolriechende blumen erscheinen. Eb wächßt auff den Matten und Bergen. Neben diesem findet man noch eines fast gleicher gestalt / welches doppelte / dem Wegerich ähnliche / und oben gestriemte blätter bringt. Der kahle und glatte stengel wächßt drey qwer hand-hoch / und trägt weisse geährte / und sehr wolriechende Blumen. Die wurtzel bestehet auß zwed säcklein in Oliven grösse / welche länglicht und etwas haaricht sind. Sie wächßt sie in den Wäldern / Thälern und wilden orten auff grasichtem grund. Allhier findet man sie auff den Matten bey dem Dorff Muttentz. Das vierte Geschlecht der Stendel- oder Kreutz-wurtz ist auch zweyerley. Die grosse hat breitere blätter als der Knoblauch / so mit schwartzen düpflein bezeichnet sind. Sie überkombt ein runden glatten Stengel / welcher braun-weisse geährte Blumen trägt / eines lieblichen Geruchs. Die Wurtzeln sind zertheilt und auff beyden seiten zerspalten / anzusehen wie zwey Menschen-hände neben einander. Sie wächßt auff den bergen / fürnemlich aber auff den Matten und grasichten orten. Die kleinere Art gewinnet blätter wie der Saffran. Der Stengel ist glatt / bintzicht und drey qwer-hand hoch / auff welchem purpurbraune Blumen wie am Tausendschön erscheinen / allein wird die Farb dunckeler: diese Blumen / so sie frisch sind / geben ein lieblichen Geruch von sich. Sie wächßt auff den hohen Bergen / Matten / wird viel im Schweitzerland insonderheit auff dem Bernischen Stockhorn und [378] Nessenberg gefunden. Man nimmet allda allda (Rothe Ruhr. Durchlauf.) die Blumen gedörrt wider die rothe Ruhr und andere Durchläuff des leibs in Wein ein. Die Kühe sind gern auff den Wiesen / da solche Blumen wachsen / derowegen man sie Kühbrändlein nennet. Das fünffte Geschlecht der Stendelwurtz hat zwey kugelichte Wurtzeln / die einte wird grösser und frischer / die andere aber ist luck / an deren oberem theil etliche Zaselen hangen. Auß diesen wurtzeln entspringt ein runder / holer und elen-hoher Stengel / der mit wenig schmalen gestriemten und sechs Zoll langen blätteren umringet wird. Auff dem Gipffel des Stengels sitzet ein Aehre / so von rothen blümlein zusammen gedrungen ist / deren Lefftze in vier kleine bärtlein underscheiden wird / auch hinden ein gar dünnes spörlein oder schwäntzlein hat. Sie blühet im Mäyen und wächßt allhier auff dem Muttentzer-berg; C. Bauhinus hat sie auch umb Padua in Italien angetroffen. Das sechßte Geschlecht der Stendelwurtz hat kleinere Wurtzeln als die vorige / und einen kürtzeren Stengel / sie bringt aber breitere blätter / so zween zoll lang sind / und den oberen theil des stengels wie ein teuchelein umringen: trägt auch ein kürtzeres Aehre als die vorigen / so auß kleinen Blumen bestehet / welche mit weisser und rother Farb schön gescheckt sind. Wächßt auff den Wiesen; allhier findet man sie auff den Matten bey Michelfelden und jenseit Rheins / wie auch auff den Berg-matten des zerfallenen Schlosses Reichenstein so in der Fürstlichen Baßlerischen Herrschafft Birseck liget. Das siebende Geschlecht der Stendelwurtz wächßt spannen-hoch / auß dessen doppelter kugelicht- und ablanger Wurtzel auff beyden seiten vier sehr schmale Blätter her fürkommen / welche den blossen drey-zölligen Stengel / der zwischen ihnen entspringet / übersteigen. Die geährte Blumen erscheinen zoll-hoch / und sind wie ein Helm gestaltet / denen beiderseits ein sehr kurtzes blättlein underworffen ist. Sie wächßt überflüßig auff dem Schweitzerischen Gotthardsberg / und blühet im Heumonat. Das achte Geschlecht die grosse Wiesen-Stendelwurtzel / hat zwey kleine wurtzeln / beyden Händen mit ihren fingeren ähnlich / daran wenig zaselen hangen. Die Blätter sind den Lilien gleich / schmal / glatt und spannen-lang / durch welche als ein Deuchel der hole elen-hohe Stengel herfürkomt / auff dessen Gipffel ein schmal Aehre sitzt / so schier spannen-lang wird / und auß heitern purpurbraunen mit einem Spörlein oder Schwäntzlein begabten Blumen bestehet / welche mit ablangen / außgespitzten blättlein underlegt sind. Auff diese Blumen folget ein ablanges köpfflein / so den Samen wie die andere in sich haltet. Sie wächßt allhier auff den nassen Wiesen bey Michelfelden / mitten im Sommer. Das neunte Geschlecht / die kleine Wiesen-Stendelwurtz / hat ein zweyfache / ablange / schmale / und einer offenen oder flachen hand ähnliche wurtzel / die ist in drey oder vier dicke zaseln underscheiden. Von derselben kommen herfür fünff oder sechs ablange blätter / zwischen welchen ein spannen-hoher stengel entspringet / so mit wenig blättern begabet wird / und gleichsam in ein zwey zoll langes ähre außgehet / auff deme helle / purpur-braune / und sehr wolriechende blumen sitzen / die also mit einem halm bedeckt / mit einer herabhangenden leffzen in vier bärtlein zertheilt / und mit einem spörlein oder schwäntzlein / so an dem rucken herfürgehet / gezieret sind. Sie wächßt auch bey Michelfelden auff den feuchten Matten / und blühet im Herbst. Man findet sie ferners auff den Oesterreichischen Bergen / umd Wien / wie auch zu Montpelier in Franckreich. Das zehende Geschlecht / die gröste Berg-Stendelwurtz / hat ein doppelte wurtzel / wie zwey gegen einander gesetzte / und in viel finger zertheilte hände / deren die einte weiß / fest und frischer ist / ob welcher wenig zaseln gesehen werden. Der Stengel ist zwey elen hoch / gestriemt und lähr / welchen erstlich schuh- und bald spannen-lange blätter umfassen / so anderthalb zoll breit / und mit adern underscheiden sind. Auff dem gipffel des stengels erscheint ein spannen-hoch ähre / mit heiter purpur-braunen kleinen blumen / so mit einem hälmlein bedeckt sind / auch ein nidsich hangende leffzen haben / so in gar schmale bärtlein getheilet wird. Die Blumen sind hindenzu ablang / und mit einem härigen spitzlein oder schwäntzlein begabet; bey ihrem ursprung nimmet man wahr / daß ein jegliches blättlein gleichsam in ein fädemlein außgehet. Den Blumen folget ein ablang gestriemt köpflein nach / welches seinen kleinen samen den Segspänen ähnlich / in sich haltet. Sie wächßt allhier auff den nächsten Bergen / insonderheit findet man sie auff dem Muttentzer-berg / und blühet im Mäyen. Das eilffte Geschlecht der Böhmischen Stendelwurtz / hat ein kleine doppelte / und einer flachen hand gleiche wurtzel / auß welcher der stengel herfürkomt / so höher als ein spannen wächßt / und mit wenig äderichten drey zoll langen / und ein zoll breiten blättern bekleidet wird. Sie trägt ein drey zoll hohes ähre / deren blümlein auß wenig grünen blättern bestehen / welche gleichsam mit einem helm bedeckt / und eine nidsich hangende leffzen haben / so in zwey bärtlein getheilet wird. Ein jegliche blum wird mit einem ablangen / schmalen blättlein underlegt. Sie wächßt häuffig auff den Böhmischen Bergen / so an Schlesien grentzen / und blühet im Brachmonat. Das zwelffte Geschlecht der Stendelwurtz / hat fünff oder sechs glatte / ablange und breite blätter / deren etliche den stengel umbgeben / welcher drey qwer-hand hoch ist / sie überkomt ein dickes und kurtzes ähre / an welchem viel weiß-braune blümlein mit purpurfarben pünctlein besprengt / erscheinen / die sich einem offenen Helm oder Mönchs-kappen vergleichen / auß welchen ein zäpflein hanget / in der gestalt / wie man den Saturnum mahlet / daß er ein Kind in dem Mund halte / dessen glieder herausser hangen. Die säcklein an der wurtzel sind zwey Muscatnussen ähnlich / und mit etlichen dicken faseln behängt. Wächßt allhier [379] auff den Michelfeldischen Matten: wird gemeiniglich mit breiten / selten aber mit schmalen blättern gefunden. Das drey zehende Geschlecht der Stendelwurtz / hat zwey kugel-runde wurtzeln wie Hunds-hödlein / deren die einte grösser und frischer / die andere aber lucker ist / an welchen obenher etliche zaseln hangen. Der stengel ist hohl / nicht gar einer elen hoch / und mit etlichen bleich-grünen gestriemten glatten / sechs zoll langen / und unden ein halben zoll breiten blättern umbfasset. Sie trägt ein ablanges ähre von weissen blumen / so an länglichten stielen hangen / und einer offenen Mönchs-kappen sich vergleichen. Casparus Bauhinus hat sie auff den Paduanischen Wiesen in Italien gefunden. Allhier wächßt sie auff den Matten bey dem Muttentzer-berg. Das vierzehende Geschlecht der Stendelwurtz / hat kurtze / breite / und mit aderen durchzogene blätter / seine säcklein vergleichen sich den vorigen. Der stengel trägt Blumen von underschiedlichen farben / welche an ihrem stengel etwas lang herab hangen / und auff ein seiten gebogen sind. Sie wächßt auff dem Muttentzen-berg / allda noch ein kleincre art angetroffen wird. Das fünffzehende Geschlecht der Stendelwurtz / hat zwey grosse breite blätter / die stehen weit von einander / trägt zarte weisse blumen. Seine wurtzeln sind etwas ablang / allein ist die eine mit ihrem schwäntzlein etwas dicker / die andere aber dick und länglicht ohne schwäntzlein. Sie wächßt auff dem Crentzacher-berg / bey Basel. Das sechszehende Geschlecht der Stendelwurtz / trägt gelbe blumen / und überkomt drey runde weisse wurtzeln wie säcklein gestaltet. Wächßt auff dem Baßlerischen Berg Wasserfall. Mit glatten blättern wird sie auff dem hügel bey dem Schloß Birseck / Baßler Bisthums / gefunden. Das sibenzehende Geschlecht der Stendelwurtz / ist auch ein kleine art / hat dicke schwartzlichte blätter / und trägt weisse blümlein. Die wurtzel kreucht umbsich / und ist mit gläichen underscheiden; an dem ort wo die blätter entspringen / erzeigt sich ein geringer anfang / als wenn allda die natur sich underwindete einige hödlein oder säcklein herfürzustossen. Sie wächßt auff dem Berg Wasserfall / Baßler Gebiets. Das achtzehende Geschlecht der Stendelwurtz / überkomt vier oder mehr blätter ohne flecken. Der stengel wird spannen-hoch / und von etlichen blättlein umbringt. Der gipffel des stengels ist gezieret mit vielen geährten blumen / welche auß zweyen blättlein / wie ein kleiner helm gestaltet / bestehen / so mit dreyen blättlein umbgeben wird. Die Blumen änderen sich an der farb / denn sie werden purpur-braun / leibfarb und gantz weiß / ohne und mit flecken besprengt. Der samen sigt in engen hülßlein. Die wurtzel ist doppelt / und mit weissen dicklichten zaseln bedeckt / die einte wird frisch und safftig / die andere aber welck. Sie wächßt hin und wider auff den Matten bey Wien in Oesterreich. Carolus Clusius hat sie auff den Wiesen bey Londen in Engelland angetroffen. Das neunzehende Geschlecht der Stendelwurtz / ist das schmale Knabenkraut Män̅lein; überkomt blätter wie die Zeitlosen / sind jedoch schmäler und härter / auch mi???schwartzen und braunen flecken besprengt. Die blumen erscheinen purpur-braun. Seine zwey wurtzeln werden gestaltet wie die Oliven / und mit etlichen zaseln behängt / die einte ist voll / die andere lähr. Das Weiblein vergleicht sich mit dem Männlein / doch sind ihre blätter nicht besprengt / und werden die wurtzeln viel kleiner. Beyde findet man allhier bey Basel auff den Muttentzer Matten. Das zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / Bocks-hödlein genannt / überkomt breite / glatte und kurtze blätter / so sich den Lilien-blättern vergleichen. Der Stengel wächßt elen-hoch / ist oben auff wie ein dickes ähre anzusehen / daran Blumen erscheinen / welche am geruch stinckend sind / wie ein Bock / an der gestalt wie ein offener Helm / an welchem lange / und etwas gekrümte schwäntzlein hangen / gestaltet wie ein halbe Eydöx / mit dem halben Leib und dem Schwantz. Die Blumen werden an etlichen orten mit purpur-braunen flecken besprengt / welchen länglichte und gestriemte schöttlein nachfolgen / darinnen ein kleiner samen verschlossen ist. Man findets auch mit langen und schmalen blättern: Beyde wachsen allhier bey Basel auff den Bergmatten bey Muttentz. Das ein und zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / Fuchs-hödlein genannt / hat zwey oder drey glatte und breitlichte Blätter / der stengel ist fast einer spannen hoch / auff dessen gipffel weisse blumen herfürkommen mit drey blättlein / deren eines oben außstehet / die andere zwey aber auff der seiten wie zween flügel angesehen werden / in der mitte erzeiget sich ein schwäntzlein / so einem Sommer-vögelein fast ähnlich ist. Die beyde wurtzeln oder säcklein sind wie zwey runde Nüßlein gestaltet / außwendig leibfarb / inwendig weiß / am geschmack süß / auch sehr angenehm / und haben wenig zaseln. Sie wächßt im fetten grasichten erdreich. Das zwey und zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / Ragwurtz genannt / vergleicht sich dem Lauch mit ihren blättern / welche aber breiter und fetter / auch unden gegen der wurtzel zusammen gewickelt und gebogen sind. Jhre Blumen enderen sich / und werden vielfärbig / als purpur-braun / weiß / gelb und grünlicht / sind auch bißweilen durch einander vermengt. Das underste theil an der Blumen ist einer Hornauß oder Brämen ähnlich / das oberste aber sihet einem Vögelein mit seinem Haupt und auffgethanen Flügeln gleich. Die stengel werden ohngefehr anderthalb spannen lang. Die wurtzeln sind gestaltet wie die Nüß / allezeit drey bey einander / und ist eine grösser als die andere. Mit weissen und purpurfarben blumen wächßt sie auff den Bergmatten. Mit einer rostigen farb findet man sie auff dem Muttentzer-berg bey Basel. Das drey und zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / ist mit ihren säcklein und fa [380] seln den übrigen ähnlich. Seine Blätter sind gantz adericht / und etwas kleiner als am breiten Wegerich. Die Blumen erscheinen schwartz-braun / anzusehen wie ein fliegende Muck. Sie ist zweyerley / groß und klein. Beyde wachsen bey uns auff dem Muttentzer-berg. Das vier und zwantzigste Geschlecht / die Bisam-Stendelwurtz / bekomt gemeiniglich drey schmale grüne blätter / so sich mit den übrigen Stendelwurtz-blättern vergleichen. Der stengel wächßt spannen-hoch. Das Blumen-ähre erscheint bleich-grün / hat drey spitzlein / und gibt ein Bisam-geruch von sich. Sie hat ein runde Erbs-grosse Wurtzel / ob welcher lange schößlein sich außstrecken / so offtmahls frische Kräuter herfürbringen. Man findet sie häuffig auff dem Bühel bey Closter-Newburg in Oestereich / und blühet im Brachmonat. Wächßt auch in Seeland / und Dännemarck. Das fünff und zwantzigste Geschlecht / die Nider-Oestereichische Stendelwurtz / überkomt drey oder vier bleich-grüne Blätter / eines unlieblichen geruchs / und ohne flecken. Den spannen-hohen stengel umbfassen etliche blätter / auff dessen gipffel erscheinen weisse oder bleiche geährte Blumen ohne düpflein / die sind vornenher einer Narrenkappen ähnlich / hindenzu aber erzeigt sich ein Hörnlein / wie an den Rittersporen oder Leinkraut / es ist jedoch breiter und stumpffer. Die Blumen vergleichen sich mit ihrem geruch dem holderblust / bey ihrem ursprung wachsen auch bleiche blättlein. Die Wurtzel ist doppelt wie zwo Hände mit drey oder mehr fingern. Man findet noch ein andere art / die mit der vorigen in allem übereinkommet / außgenommen / daß die blumen und blättlein purpur-braun werden. Beyde wachsen in den Nider-Oestereichischen Wäldern. Sie blühen nach beschaffenheit des Frühlings im Aprillen oder Mäyen. Eigenschafft. Die Stendelwurtz ist warmer und feuchter Natur / führet einen mild-klebrigen / wässerigen / geistreichen safft in sich / dadurch sie die eigenschafft hat die Lebens-geister auffzuwecken / das Hertz zu stärcken / den Samen zu vermehren / und die ehelichen Werck zu befürdern. Zu welchem end die safftige im Vollmond des Frühlings außgegrabene wurtzel die beste ist; die runtzlichte oder halb truckne wurtzel aber hat mehr irrdische / als flüchtig-geistreiche theil / und wird deßwegen zu vertreibung der unreinen Gelüst / und stillung des Samenflusses gebraucht. Gebrauch. (Erkaltete Männer zu den ehelichen Wercken.) Die Alten haben diese Wurtzeln wie andere Küchen-wurtzeln gekocht / und zu der Speiß bereitet. Aber bey unserer zeit / werden solche Wurtzeln gebraucht / die erkalteten Männer zu den ehelichen Wercken auffzumuntern / daher man sie mit Zucker eingemacht in den Apothecken findet / man kan darvon nach belieben / insonderheit aber zu nacht vor dem Schlaff nehmen. Es wird auß der Stendelwurtz und andern stucken ein sonderliche Latwerg in den Apothecken zubereitet / welche Diasatyrion (Schwindsucht. Schwache Nieren un̅ Blasen / Verstandener Harn. Erkaltete Männer zu den ehelichen Wercken.) genennet worden. Man kann davon nach belieben / einer Muscatnuß groß nehmen. Ist dienlich den Schwindsüchtigen und magern Menschen / mehret den Samen / erweckt die Begird zu den ehelichen Wercken / stärcket die schwachen Nieren und Blasen / und treibet den verstandenen Harn: soll insonderheit von den erkalteten Männern / welche zu dem Beyschlaff untüchtig / gebraucht werden. (Schwachheit der Män̅ern / und Erkaltung der Weibern in ehelichë Wercken. Schwache Gedächtnuß.) Die Essentz von der Stendelwurtz mit Brantenwein außgezogen / und mit der Essentz von Ambra vermische / hernach tropffen-weiß morgens und nachts in Milch eingenommen / stärcket die schwachen Männer / und macht die Weibs-bilder geil; mit Betonien-wasser aber eingenommen / stärcket das Gehirn / die Gedächtnuß / und die Nerven. CAPUT LIV. Sommer-wurtz. Orobanche. Namen. SOmmer-wurtz / Ervenwürger oder Ohnblatt heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Orobanche, Cauda leonis, Herba tauri, & Herba vaccae. Dieweil die Kühe so dieses Kraut versuchen / alsobald der Ochsen begehren / wie solches die Hirten wahrgenommen. Englisch / Broom-Rape. Gestalt und Geschlecht. Das erste Geschlecht der Sommer-wurtz / Orobanche major garyophyllum olens, C. B. Orobanche flore majore. J. B. Item flore minore, ejusdem. Vberkomt einen schuh-ho [381] hen geraden Stengel / so offt höher wird / er ist bald bleich / bald röthlicht / fett / rauch / zart / ohne blätter / oder vielmehr mit gantz kleinen / bald welckenden / wenigen blättlein. Trägt weisse auff gelb geneigte nicht unlieblich riechende Blumen. Die Wurtzel ist dünn mit schwartzer Rinde umgeben / der dürre Stengel wird inwendig hol / dieses Gewächs kommet zwischen etlichen Hülsen-früchten / insonderheit der Erven herfür / und pflegt dieselbige gleichsam zu erwürgen. Dahero man es Orobanche, Ervenwürger nennet. Zu den zeiten Dioscoridis wurde es wie andere Koch-kräuter genossen / und wie Spargen gesotten. 2. Das andere Geschlecht ist die Sommer-wurtz mit finger-dickem / elenbogenhohem purpur-braunem Stengel / welchen die kurtzen / kleinen blättlein umgeben. Jhre blümlein sind purpurfarb; und die Wurtzel nicht bollicht / aber eines sehr unlieblich bitteren geschmacks. Wächßt bey Montpelier in dem Wald Gramont, blühet im Aprillen und Mäy / Orobanche major Monspeliaca floribus oblongis, C. B. 3. Die Sommer-wurtz mit grossen blaulichten blümlein: Orobanche majore flore, C. Bauh. 4. Die Sommer-wurtz mit grosser blaupurpur-braunen Blumen / dicker / langer / fäselichter Wurtzel / kurtzem Stengel / und wenigen / dicken / spitzigen blätteren; Wächßt in den Pyrenäischen Gebürgen. Orobanche flore majore & coeruleo purpurascente. Caspar. Bauhin. 5. Die Sommer-wurtz mit ästichtem Stengel; bringt auch offt viel dünnere / rauchere / harte / roth-schwartze / haarichte Stengel / als die gemeine Sommer-wurtz. Jhre blüthe ist ähricht / klein / ablang / purpurfarb: die Wurtzel ist knollicht / mit zaseln / in der grösse der Haselnussen. Orobanche ramosa, Park. C. B. Ger. minor purpureis floribus sive ramosa. J. B. Wird in Teutschland / Italien / und Franckreich gefunden. 6. Die Sommer-wurtz mit kleiner schön Corallen-rother wurtzel; Orobanche parva radice coralloide ruberrima, Mentzel. 7. Die runde / gelbe / spannen-hoch wachsende / und sich in die wurtzeln der Fiechtenauch anderer Bäumen einnistende Som̅erwurtz; Orobanche Hypopitys lutea, Mentzel. 8. Die nidrige / schwärtzlichte / und gleichsam schüppichte Sommer-wurtz / mit wenig weißlichten / harten Blümlein; wächßt under den Tann- und Fiechten-bäumen in Wäldern; Orobanche, quae Hypopitys dici potest, C. B. Prodr. Hypopitys, Park. 9. Die Sommer-wurtz mit dickem / fettem / safftigem stengel; Orobanche, quae Hypocistis dicitur: Hypocistis, J. B. Ger. Park. C. B. Die allhier abgemahlte Sommer-wurtz / ist nicht allenthalben gemein / wird doch an vielen orten / und allhier bey Michelfelden / zwischen dem Hanff gefunden / man nennet sie / Ramosam Orobanchem, dieweil sie viel stengel trägt. In Thüringen heißt man sie Hanffmann / denn sie gar gern under dem Hanff wächßt. Eigenschafft. Die Sommer-wurtz ist kalt und trucken im andern grad: Hat viel irrdische / wenig schwefelichte / und flebicht-safftige saltz-theil: daher auch die Eigenschafft zu tröcknen / zu stopffen / und anzuhalten: Gebrauch. Es hat dieses Gewächs keinen sonderlichen nutzen in der Artzney. Carolus Clusius, Lib. 2. Histor. Plantar. rarior. Cap. 62. berichtet / dass man in Holland die an der Pfrimmen wachsende Sommer-wurtz dörre / und zu pulver stosse / hernach darvon als ein bewährte Artzney in warmem Wein wider das Grimmen eingebe. Beneben dienet auch (Grimmen Durchbruch Blutfluß.) solches pulver / auff ein halb quintlein schwer genommen / zu stillung aller Durchbrüchen / Blutens / und dergleichen. CAPUT LV. Vogel-Nest. Orchis abortiva. Namen. VOgel-Nest / oder Margendrel / heißt Lateinisch / Orchis abortiva, Orobanche Affinis Nidus avis, J. B. Englisch / Milhapen / Orchis / or Birds-nest. Niderländisch / Voghels-nest. Frantzösisch / Nid d’Oyseau. Geschlecht und Gestalt. Man findet drey Geschlecht dieses Vogelnests. Das Erste ist; Orchis abortiva fusca, C. B. hat ein in einander geflochtene Wurtzel / mit vielen dicken / safftigen / zerbrüchlichen zaseln / welche gleichsam die gestalt eines Vogel-nests vorstellen. Der Geschmack [382] solcher wurtzel / und des gantzen krauts ist sehr widerlich bitter. Es hat sonsten einen / bißweilen auch zwey / oder drey schuh hohe / weisse / mit kleinen / hohlen durchsichtigen / gestreifften / keines wegs spitzigen blätern besetzte stengel / deren gipffel mit blassen Blümlein / wie die Stendel-wurtz / desetzet. Wächßt in schattichten Wäldern. 2. Das ander Geschlecht / Orobanche Verbasculi odore, D. Plor. hat eine schüppichte wurtzel / mit vielen faseln / wie das vorige Geschlecht; trägt einen zarten / zerbrüchlichen / runden / acht qwer-finger langen / mit kleinen / kurtzen / dünnen / schüppichten Blättlein besetzten stengel; an dessen gipffel acht biß zehen kleine / auß vier außwendigen / und so viel inwendigen blättlein bestehende blümlein erscheinen. Umb das Samen-gefäßlein erzeigen sich kleine dünne / mit purpurfarben gipffelein gezierte zäserlein. Das gantze Gewächs ist stroh-farb / und wenn es gebrochen wird / so gibt es cinen geruch wie die Schlüssel-blümlein von sich. Wächßt bey den wurtzeln der Bäumen. 3. Das britte Geschlecht / Orchis abortiva violacea, C. B. Orobanche & Nido Avis affine Pseudolimodoron Austriacum violaceum, J. B. Trägt einen schuhes hohen / nahe bey der wurtzel in viel blättlein gleichsam eingewickelten stengel / mit vier-blättigen blümlein / daran zwey kleine bärtlein; under den blümlein sind kleine gestreiffte / lange köpflein / mit kleinem samen angefüllet. Hat eine von langen / dicken / krummen faseln bestehende wurtzel; das gantze Gewächs ist purpurbraun / oder violen-farb. Wächßt in den Gebürgen / umb die Badischen Warm-bäder. CAPUT LVI. Schuppen-wurtz. Dentaria aphyllos. Namen. SChuppen-wurtz / Anblat / Freysamkraut / Blumen-kraut / St. Georgenwurtz / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Radix squammata, Dentaria Aphyllos, Aneblatum, Crocodilla, Orobanche radice dentatâ. Englisch / Tooth-woort / Lung-woort. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der Schuppenwurtz; Orobanche radice dentatâ major, C. B. Anblattum Cordi, sive Aphyllon, J. B. Hat ein vielfache wurtz / auß vielen weichen / s???tigen / weissen Schuppen / so die gestalt der Zähnen haben / zusammengesetzt: Diese treibt einen runden / kleinen / fingers-dicken / safftigen / zerbrüchlichen / mit dünnem häutlein überz genen stengel über sich / dessen oberer theil von vielen offenen / an kurtzen stielen hangenden / purpurbraun-weissen blümlein besetzt. Worauff die Samen-gefäßlein fast in grösse der Haselnussen erscheinen / welche von dem stiel biß an die helffte in einem haarigen / zarten / safftigen / und in vier theil zertheilten felchlein sitzen / und einen runden / kleinen samen in sich haben. Das gantze Kraut ist eines safft-wässerigen / und etwas herben geschmacks / mit wenig bitterkeit verimischet. Wächßt in schattichten Wäldern / und bey den Wurtzeln der Bäumen. 2. Die kleine Schuppen-wurtz / Orobanche radice dentatâ minor, C. B. Dentaria aphyllos altera, Clus. Hat eine weisse / gleichsam auß vielen zähnen bestehende wurtzel / einen gantz dünnen / kleinen / weissen / bey nahem durchsichtigen stengel / welcher ohne blätter / aber gleichsam kleine knödlein hat / und zwey oder drey weiß-purpurfarbe zarte blümlein auff seinem gipffel / in dem Brach- und Hew-monat trägt. 3. Die Schuppen-wurtz mit fünff oder sechs kleinen / blassen / nichts riechenden / der gestalt nach mit der Stendelwurtz-blüthe sich vergleichenden blümlein / nack???em stengel / und weisser / safftiger / bitter??? wurtzel / welche keine zaseln / sondern vielmehr abtheilungen hat / daß man sie den weissen Corallen-zincken billich vergleichen kan. Carolus Clusius hat sie blühend im Mäyen / in einem frisch außgehawenen Wald / oberhald Entzestorff im Langethal / angetroffen; Orobanche radice Coralloide, C. B. Dentata aphyllos minor Tabernaemontani, J. B. 4. Das Freysam-kraut mit gantz tieffen wurtzeln / und purpur-braunen Blümlein und Blättlein; Orobanche radice dentatâ, altiùs radicatâ, foliis & floribus purpureis, Mentzel. 5. Die Schuppen-wurtz mit purpur-braunen blümlein / welche auß einem weiten / gestreifften kelchlein / zimlich groß mit helmlein herfürkommen / und viel zäpflein in sich haben. Ein jedwedere Schuppen der Wurtzel aber / treibt ein solch blümlein von sich / mit einem halb zolls-langen stiel. In Italien / zwischen Lucca und Massa wird dieß Kräutlein auff feuchtem und schattichtem Erdreich gefunden; Dentaria aphyllos flore purpureo, Raji.
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Eigenschafft. Es scheinet dieß Kraut etwas ungejohrenen alkalischen saltzes / neben vielen wässerigen / und wenig schwefelichten / under vielen irrdischen theilen / verborgen zu haben: daher es auch von schlechten Kräfften und Tugenden ist. Gebrauch. (Flüß. Gicht der Kinderen.) Auß diesem Kraut und der Wurtzel / wird ein Wasser destilliert / so da dienet wider die Flüß der Jungen und Alten / insonderheit aber wider die Gichter der Kindern / davon offt pur / oder mit anderen Wasseren vermischt / zu trincken gegeben. CAPUT LVII. Grosse runde Rüben. Rapum orbiculatum majus. Lange Rüben. Rapum longum. Runde Rüben. Rapum rotundum, sive sessile. Namen. Rüben heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rapum, Rapa. Italiänisch / Rapa. Frantzösisch / Navet, Naveau, Rave. Spanisch / Nabo. Englisch / Rape. Dänisch / Rofve. Niderländisch / Raepe. Geschlecht und Gestalt. Die Rüben vergleichen sich mit den blätteren dem Rettich / allein daß sie breiter und glatter sind / und sich über der erden außbreiten / an der farb schwartz-grün / ohne sonderlichen geschmack. Der stengel ist zweyer elenbogen hoch und rund. So sie anfangen zu blühen / sind sie mit den gelben Blumen / Schotten und Samen allerdings dem Köhl gleich. Die Rüben sind breyerley / etliche flach und rund / Rapa sativa rotunda: Die andern gantz rund wie eine kugel / Rapa globosa vel orbiculata sativa: Widerumb etliche lang / rund / eines Arms dick / und braun-roth / Rapa sativa oblonga. Alle Geschlecht der Rüben sind an der wurtzel glatt / haben an der seiten keine zäserlein / allein an dem end ein schwäntzlein / dadurch sie den safft auß dem erdreich ziehen. Der grösse halben findet man auch einen mercklichen underscheid / [384] welcher viel von dem fetten und mageren Erdreich herrühret. Die Rüben wachsen gern an kühlen orten / werden also süsser / und der Safft auß der erden zieht sich mehr in die Wurtzel / als in die Blätter; aber bey warmem Wetter gewinnen sie bald grosse hohe Stengel und Blätter. Es schreibt Matthiolus, in commentar. ad libr. 2. Dioscorid. Cap. 104. Folgendes Wunderwerck der Natur seye nicht zu vergessen / daß auß dem kleinen samen des Krauts fast im dritten Monat ein Rüben an etlichen orten gewachsen / welche mehr als ein Centner oder hunhert pfund gewogen. Von dreyssig pfunden habe er selbsten unzahlbare Rüben auff dem Auciniensischen Boden / in der Tridentinischen Landschafft / gesehen / welche lang und purpur-roth gewesen. Plinius und Tragus haben Rüben gesehen / so viertzig pfund schwer waren. Amatus Lusitanus schreibt von fünfftzig und sechtzig pfund schweren Rüben / welche in Portugal und Savoyen wachsen. Wenn man den Rübsamen dick säet / werden die Rüben lang / so man aber ihne dünn ins Feld wirfft / wachsen sie groß und rund / sonderlich wenn die Rüben-äcker feucht und in neblichten Thäleren ligen. Der Straßburgische Acker wird der Rüben halben sehr gelobt / denn sie zeitlich / bißweilen schon zu end des Mäyens / vollkommen gefunden werden. Sonst pflegt man an andern orten gemeiniglich den Samen nach St. Johanns-tag zu säen / so derselbige wegen des Wetters nicht zu dürr ligt / wachsen die Rüben bald auff / und ist die dritte Ernd der armen Leuthen / welche bessers zu kauffen nicht vermögen / auch sich mit Rüben und Kraut gern sättigen lassen. Josephus Acosta, Lib. 4. Histor. Indic. Cap. 18. berichtet / Indien seye so fruchtbar an Rüben / daß sie auch von sich selbsten auff offentlichen Strassen herfürkommen / dahero als auff eine gewisse zeit die Indianer an etlichen orten ihre Aecker mit Früchten ansäen wollten / mußten sie wegen des sehr grossen auffwachs der Rüben / davon abstche̅. Historia plantarum Lugdunensis, Lib. 18. Cap. 135. & seqq. stellet uns drey Geschlecht der West-Indischen Rüben vor. Das erste Geschlecht / Brasilische Rüben genannt; Rapum Brasilianum, sive Americanum alterum, C. B. Igname sive Inhame Lusitanorum, Clus. Cara Brasiliensibus, Inhame de S. Thome. Congensibus Quiquoaqui congo, Marggr. hat eine wurtzel der grossen Rüben ähnlich / so in der Frantzösischen Landschafft Limoges und Savoyen wachsen. Sind zwo fäust dick / und ohngefehr anderthalb schuh lang. Wenn man diese wurtzeln oder Rüben außzieht / scheint eine wie die andere zu seyn / so sie aber gekocht sind / spüret man den underscheid / denn ein theil werden vielfarb wie M???r-rüben / andere aber gold-gelb wie Quitten / und ein theil bleiben weiß. Wenn man diese wurtzel in der aschen bratet / wird sie so gut und schmackhafftig / als die allerbeste gebratene Birn hier zu Lande. Die Blätter breiten sich auff die erden auß wie der Stickwurtz / sind gestaltet wie der Cucumern oder der grossen Spinat blätter / doch ist an der farb der underscheid / denn diese ist mehr der Stickwurtz gleich. Es trägt keinen samen. Die wilden Weiber / welche damit umbgehen / und sie pflantzen / zerschneiden sie wie die rothen Rüben / so man pflegt einzumachen / wenn man nun diese stücklein in die erden geworffen hat / bringen sie über kurtze zeit so viel grosser Rüben / als viel der stücklein gewesen sind. Die erfindung dieser Rüben / schreiben die Brasilianer ihrem grossen Propheten Chariabe zu / welcher solche einem Mägdlein verehret / und es zugleich underwiesen / wie man diese Rüben pflantzen und gebrauchen solle. Dahero ihr gebrauch auff die Nachkömling erwachsen seye / die sich halb keiner andern Speise als dieser Rüben bedienen / auch so gemein bey ihnen / als bey uns das Brot ist. Das andere Geschlecht der West-Inoischen Rüben / Manihot genannt / hat eine Wurtzel / die ist Arms-dick / und anderthalb oder zween schuh lang / offt wunderlich gedrehet / und krumb. Auß dieser wächße ein kleine Staude / ohngefehr vier schuh hoch. Die Blätter vergleichen sich dem Löwenfuß-kraut / deren kommen sechs oder siben auff den gipflen der Neben-zweiglein herfür / ein jedes ist ein halben schuh lang / drey finger breit / und in sibenfält oder spält getheilt. Die Ost-Indische Weiber stossen die gedörrte Wurtzel zu einem Pulver oder Mähl / schlagen es durch ein sieb / und kochens hernach in wasser / biß es wie Erdschöllelein zusammen laufft. Dieses gibt dem Leib ein gute nahrung / ist bald durch gantz West-Indien die gemeinste Speiß / deren sie sich / wie wir bey uns des gemeinen Brots zum Fleisch und Fischen / bedienen. Das dritte Geschlecht hat eine Wurtzel / gestaltet wie ein Rüben / mit einer schwartzen rinde / so unden in zwey theil getheilet ist. Sie gibt einen Castanien-geschmack von sich / der doch noch lieblicher ist. Wird gesotten / und in der aschen gebraten. Wächßt in Brasilien / in der Insul St. Thoma / und Hispaniola. Die Rüben waren bey den Alten in grossem Lob. Man liset / daß Marcus Curius ein Römer / sein lebtag gern Rüben geessen habe / denn da ihm auff eine zeit grosse Geschenck gebracht worden / als er beym Herd saß / und Rüben briete / sagte er: Daß er keines Gelts bedurffte / so lang er Rüben zu essen hätte / und ihm diese Kost schmäckte. Romulus, der erste König zu Rom / pflegte sich auch mit Rüben zu behelffen / daher der Poëta Martialis, Lib. 13. Epigramm. 16. von ihme gedichtet / daß er annoch Rüben in dem Himmel esse. Haec tibi brumali gaudentia frigore rapa, Quae damus, in coelo Romulus esse solet. Wie wollt ihr euch nicht auch mit süsten Rüben letzen? Sie konnten manchesmahl auch Fürsten selbst ergötzen. Man sagt / daß noch der Fürst / der Rom erst angelegt / Im Himmel selbst hiervon sein Mahl zu halten pflegt.
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Eigenschafft. Die Rüben sind warm im anderen / und feucht im ersten grab: haben einen milten / nehrhafften / mit alkalischem saltz / und etwas balsamischen theilen temperierten safft in sich / und daher nicht nur die Eigenschafft dem Leib viel und gute Nahrung zu geben / sondern auch die schärffe / allerhand feuchtigkeiten zu versüssen. Gebrauch. Die Rüben / insonderheit rohe geessen / füllen und blähen den Bauch / machen Wind / und bringen Begierd zur Unkeuschheit. (Kinds-blatern oder Pocken.) Man pflegt auch den Kindern etwas wenigs Rüben-samen einzugeben / wenn sie an den Blatern oder Urschlechten kranck ligen / umb solche kräfftig außzutreiben; der Steckrüb-samen aber ist der beste darzu. (Geschwulst der erfrorenen Füssen und Fersen.) Rosen-öl mit wenig Wachs in einer außgehölten Rüben in heisse aschen gelegt / biß es darinnen erwärmet und zerschmeltzet / solche Rüben zerstossen und warm übergelegt / heilet die Geschwulst der erfrornen Füß und Fersen. So man die süssen Rüben zum Fleisch kochet / (Mangel der Milch bey den Säugammen. Husten.) und ein wenig geriebene Mustatnuß darunder rühret / geben sie bessere nahrung / machen nicht viel Wind / treiben den Harn / vermehren die Milch bey den Säugammen / erwichen den Bauch / und linderen den Husten. Je stärcker die Rüben gekocht / je weniger pflegen sie Wind zu machen. Herr D. Crato lobt nachfolgendes mittel (Husten bey Alten und Jungen.) für den Husten / bey Alten und Jungen. Schäle ein Rüben / schneide sie klein / lasse sie ein wenig sieden / schütte hernach die erste Brühe hinweg / giesse frisch wasser darüber / koche es wider / presse den Safft auß / und thue weissen Zucker-candel darzu. Von diesem Safft kan der Patient zu vertreibung des Hustens / und lösung des Schleims offt ein löffel-voll warm einnehmen. Es werden nutzliche Lenden-bäder auß den (Stein / Grieß.) Rüben samt dem Kraut wider den Stein gemacht / sie treiben den Harn und Grieß / milteren den Schmertzen / und erweitern die Harngäng. Für den Schmertzen der guldenen Ader (Schmertze̅ der guldenen Ader.) hackt man ein Rüben klein / läßt sie in Milch sieden / diß sie zu einem Muß wird / streicht davon auff ein leinen tüchlein / und legts warmlicht über. So man die Scheiben der runden Rüben (Zahnschmertzen.) auff heisser aschen bratet / und warm an die Ohren haltet / sollen sie den Zahn-schmertzen legen. Die Niderländer pressen auß dem Rübensamen (Nachwehe der Kindbetterin̅en. Würm der Kinderen. Bauchgrimmen. Wind / Leibs-verstopffung.) ein Oel / welches man den Kindbetterinnen allda wider die Nachweh eingibet / und den Kindern für die Würm gebraucht. Von diesem Rübsamen-öl entweder pur / oder mit Leinsamen-öl Clystier gemacht / und eingegeben / zertheilet gewaltig die Wind der Därmen / und ist hiemit ein gewiß bewehrt mittel / das von Winden herkommende Grimmen zu stillen / und den Stulgang zu befördern. Auß den gedörrten Rüben / so man in Sachsen / Meissen und andern orten Steckrüben nennet / wird ein wasser gesotten / und (Bösek Halß.) ein wenig Zucker-candel darinnen zerlassen / welches gut ist für den bösen Halß / damit gegurgelt. (Wind und Bläst / Harnbrennen / Schleim der Brust / Husten / Flüß Engbrüstigkeit.) Das wol-gekochte Rüben-wasser täglich ein paar mahl warm getruncken / stillet und zertheilet auch die Wind bey den Miltzsüchtigen / vertreibt das schmertzliche Brennen des Harns / und reiniget die Nieren: Wenn man ein wenig Candel-zucker darinnen zerlasset / und offt warm davon trincket / mag es die Brust wohl reinigen / den darinnen versessenen Schleim ablösen / die schärffe der Flüssen versüssen / den Außwurff wohl befördern / und also weit umbs Hertz machen / das auß dem Blust der Rüben bestillierte Wasser getruncken / vertreibt sonderlich d. e Engbrüstigkeit. (Brand von Pulver / Fewr / und bergleiche̅.) Zum Brand des Pulvers und dergleichen dingen / ist der Safft auß den Rüben und Zwibeln gedruckt / nutzlich. Die frischen Rüben nach gemeiner manier (Podagra und Glieder-schmertzen.) wohl gekocht / auch Fleisch dabey gesotten / und wenn man sie anrichten und zu tisch tragen wil / etwas davon zu einem Muß gestossen / dick auff tuch gestrichen / und über die schmertzhafften podagri???chen Glieder / auch wenn die Geläiche geschwollen / entzündet und roth sind / warm geschlagen / und offt frisch gemacht / stillet die Schmertzen gar bald / und eröffnet die Schweißlöchlein dergestalten / daß der podagrische Fluß oder Feuchtigkeit sich geschwind vertheilen und durchdämffen kan. In den Haußhaltungen pflegt man die Rüben einzumachen / damit sie über den Winter können gehalten werden: Man zerschneidet die wolgewaschenen und geschälten runden grossen Rüben mit den Rübhecheln in kleine stücklein; demnach bereiter man einen eichenen Kübel / säuberet den wohl auß / strewet Wachholder-beere / Saltz / und ein wenig Kümmel-samen auff den boden darein / demnach thut man die Rübschnittlein / je eine Lage nach der andern darein / und allweg ein jede Lage stampfft man ein wenig mit einem höltzernen Stössel / damit sie satt zusammen kommen / und strewet frische Wachholderbeere und Saltz darüber. Wenn der Kübel also angefüllet / so giesset man wasser darauff / so lang / biß es ein wenig über die Rüben hergehet / deckt sie mit einem deckel zu / und läßt sie in dem Keller stehen / nach vier oder fünff Wochen hebt man an von diesen eingemachten / und nunmehr saurlichten Rüben in die Küchen zu nehmen / solche mit Speck oder Butter zu kochen / und zur Speise / welche vielen angenehm ist / auff zusetzen. Unsere Bawren machen auch einen Gumbist von Rüben; welches anders nichts ist / als die gantzen Rüben geschälet / hernach in einen Kübel gethan / dessen boden mit Erbselen und Schlehen überstrewet / und endlich / wenn der Kübel voll / widerumb frische Erbselen und Schlehen darauff gelegt / mit ein wenig Saltz besprengt / und Wasser darüber gegossen / biß es darüber außgehet / alßdenn biß in den Wintermonat stehen lassen; und demnach pflegen sie solche Gumbist-rüben auff den Tisch zu einer Deserten auffzusetzen. Die auff den Gumbist-rüben sitzende [386] (Hitzige Fieber und Hauptwehe.) Wasser-brüh aber gebrauchen sie in den hitzigen Fiebern / und Hauptwehen / nicht nur innerlich zu trincken / sondern auch äusserlich warm über die Stirnen zu schlagen. Auff welche weiß sich denn ihro viel sehr glücklich auß solchen Kranckheiten gerissen. Wilde Rüben. Rapum fylvestre. Man findet auch wilde Rüden / wie allhier abgemahlet / vergleichen sich mit Blättern / Blumen und Samen den zahmen Rüben / doch sind die Blätter raucher und gerumpffter. Die Wurtzel ist lang wie der Rettich / am geschmack wie die Rüben: Wachsen an den Reinen der Feldern / und under dem Geträid / sonderlich in Hetrurien und Böhmen. Petrus Pena, und Matthias Lobelius in Adversar. Stirpium p. m. 66. berichten / daß man eine Art der wilden Rüben in Flandern und Teutschland finde / so ihre Blätter in grosser anzahl herfürbringen / welche den Ochsen für das Futter gebraucht werden. CAPUT LVIII. Rapuntzeln und Glockenblümlein. Rapunculi & Campanulae. Namen. RApuntzel heißt Lateinisch / Rapunculus, Rapunculum, Rapuntium parvum, Pes locustae. Italiänisch / Raponzolo, Raperonco, Raperonzolo. Frantzösisch / Raiponce. Englisch / Rampions. Spanisch / Ruyponces. Niderländisch / Raponcelen. Glockenblümlein / sonsten Hals-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Trachelium, Cervicaria, Uvularia, Campanula. Niderländisch / Hals-cruyt. Englisch / Throat-wort. Rapuntzel. Rapuncnlus. Billich setzen wir mit dem berühmten Johanne Rajo die Rapuntzelen und Glockenblümlein zusammen / weilen sie grosse gemeinschafft mit einander haben / theils wegen der einblättigen auff der Frucht Sitzenden blüthe; theils auch wegen ihren samenge-fäßlein / welche bey allen und jeden in drey häußlein außgetheilet / darinnen viel braunrothe / gläntzende Samen verborgen; theils wegen des Milchsaffts / mit welchem sie alle begabet. Solche Kräuter aber werden in drey underschiedliche Classes abgetheilet. In der ersten Claß oder Ordnung finden sich die Hals-kräuter mit Glockenblumen / deren bezirck in fünff einschnitt getheilet / Trachelia flore campanam referente, margine in quinque utphurimùm lacinias secto: In der anderen Ordnung sind die Rapuntzelen mit krummer gehörnter Blumen / Rapunculi flore corniculato, flosculis parvis in florem quendam totalem constipatis. In der dritten Ordnung sind die Glockenblumen / deren blüthe wie ein Helm gestaltet / campanulae flore galeato. Geschlecht und Gestalt. In der Ordnung der Rapuntzelen / und Glockenblumen erscheinet 1. Der gemeine Garten-rapuntzel / welcher zur Speise gebraucht wird / Rapunculus esculentus, C. B. Esculentus vulgaris, Park. vu???garis campanulatus, J. B. Dessen Wurtzel sind kleine / weisse / vier quer-fingers lange / zu zeite kleines fingers-dicke / lieblich süsse / bald ein-bald mehr-fache rüblein; wachsen auff ungebautem Feld / Bühelen und Wiesen / man zielet sie auch jetzund in gärten. Von einer Wurtzel schiessen viel elen hohe / haarige /
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Flehen zu Jesus, Maria und Joseph. Vom heiligen Alphons v. Liguori. Heiliger Joseph, um jener Schmerzen willen, welche du empfunden hast, als du das göttliche Wort, das Kind Jesu in einem Stalle, so arm in der kalten Nacht erblicktest, als du es vor Kälte weinen sahest, bitte ich dich, du wollest mir wahre Neue über meine Sünden erbitten, denn dieselben sind die Ursachen gewesen, weßhalb Jesus damals geweint hat! Ich bitte dich aber auch, um des Trostes willen, den du gefühlt, als du zum Erstenmale das hehre und liebliche Jesuskind in der Krippe erblicktest, denn von jenem Augenblick an entbranntest du von Liebe zu einem so geliebten und liebenswürdigen Kinde; erwirke mir die Gnade, daß auch ich hier auf Erden eine große Liebe zu Jesus erlange, damit ich ihn dereinst die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel besitze. Heilige Jungfrau Maria, Mutter Gottes, meine Mutter, empfiehl mich deinem Sohne, und bewirke mir Verzeihung für alle Beleidigungen, welche ich ihm zugefügt habe! Erlange mir die Gnade, daß ich ihn nie wieder beleidige. Verzeihe mir, geliebter Jesus, aus Liebe zu Maria und dem heiligen Joseph, und gieb mir die Gnade, dich eines Tages im Himmel zu schauen, auf daß ich dort dich loben, auf daß ich deine Güte und Schönheit preisen könne, welche dich bewogen hat, aus Liebe zu mir, ein kleines Kind zu werden! Ich liebe dich, o unendliche Gin??? ich liebe dich, mein Jesus, mein Gott, meine Liebe, mein Alles! Amen.
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zarte / eckichte / gestreiffte Stengel. Aber ehe sie in genannte Stengel tretten / gewinnen sie länglichte / außgespitzte / glatte blätter / die ligen auff der Erden außgespreitet; aber die anderen blätter / so nachmals fast auff dem gantzen Stengel ohne Ordnung wachsen / sind länger und schmäler / ohne stiel. Der Stengel ist obenauff gemeinlich in nebenästlein zertrennet / und trägt in dem Sommer purpurblaue oder weisse einblättige Glockenblümlein / an dem umkreiß in fünff einschnitt getheilet. Der kleine schwartze Samen ligt in knöpflein verwahrt. Die milchsafftige Wurtzel hat im Mertzen und anfang des Aprillen die beste krafft / deßwegen pflegt man sie in dieser Zeit außzugraben / und samt den bereits erscheinenden blätteren für einen lieblichen Salat auff zusetzen. 2. In Candien wächßt ein sonderlich Geschlecht der Rapuntzelen / Rapunculus Creticus, s. Pyramidalis altera, C. B. Rapunculus Creticus, Petromerula, J. B. Petromerula seu Lactuca petraea, Pon. Ital. Beu. welches Honorius Bellus in Epistola prima ad Carolum Clusium also beschreibet. Die blätter vergleichen sich mit den Wegwart-blätteren / sie sind groß / tieff gekerfft / glatt / sattgrün / auff der Erden außgespreitet / an dem underen theil gläntzend / und bißweilen purpurbraun: wenn es im anfang herfürschießt / sind seine ersten blätter rund / den schwartzen Violen-blättern gleich / und entweder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft. Es hat viel runde / holkelichte / und ein oder zween auch drey elen hohe Stengel / auff denen viel purpurbraune und dick-zusammen gesetzte Blumen sitzen / welche ein grosses Aehre vorbilden / denen ein kleines sämlein nachfolget. Die Wurtzel ist groß / weiß und zertheilt. Man brauchet sie in Candien zur Speiß / sie gibt ein geschmack wie unsere gemeine Rapuntzelen von sich. Das gantze-Gewächs stecket voll milch / man findet es neben den äckeren und strassen / wie auch zwischen den felsen. Es blühet im Frühling und anfang des Sommers / im Mäyen und Heumonat verdorret es / allein die Wurtzel bleibet frisch / welche in dem Weinmonat ihre blätter herfür bringt / und den gantzen Winter über grünet. Wird in ihrer Sprach / [Greek words] Steinlattich genennt / obwolen es mit dem Lattich keine gemeinschafft haltet / weder daß es voll milch ist. Die Wurtzel und der zarte Stengel solle den Beyschlaff vermehren / dahero es den garstigen Namen [Greek words] erlangt. 3. Das dritte Geschlecht ist ein schmalblättiger Wald-rapuntzel / Linum sylvestre luteum foliis subrotundis, C. B. Rapunculus nemorosus angustifolius parvo flore, Ejusd. Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifolia Campanula lutea, J. B. Hat ein lange / dicke / holtzichte Knorren-wurtzel / darauß ein sechs qwer-finger hoher / und oben sich in ästlein außbreitender Stengel auffwächßt / welcher mit ablang-schmalen / glatten / wechselweiß stehenden blätteren / so sich den flachsblätteren vergleichen / begabet / und an seinen gipfeln grosse / zoll-lange / saffran-gelbe Glockenblümlein trägt. 4. Die Glockenblümlein mit Pfersingblättern / Rapunculus Persicifolius magno flore, C. B. Campanula angustifolia coerulea & alba, J. B. Wächßt anderthalb elen hoch / hat eine kleine / faselichte / gewundene wurtzel; einen eckichten oder gestrcifften / kalen / rauchen Stengel / mit vielen ohne ordnung stehenden langen / schmalen / schwartzgrün gläntzenden blätteren / und vielen / weiten / ins gemein blauen / bißweilen auch weissen Glockenblümlein / welche zwar nur ein Blatt / solches aber mit fünff einschnitten begabet haben. Das Samengefäßlein ist in drey häußlein getheilet / darinnen kleine gläntzende dunckelbraune Samen sich finden. Wächßt auff den gebürgen umb Genff. 5. Der Garten-rapuntzel mit breiten blätteren / Rapunculus hortensis latiore folio seu pyramidalis, C. B. Campanula lactescens pyramidalis, Ger. Pyramidalis laevis, J. B. Seine Wurtzel ist voll milch-weissen saffts / vermehret sich gern / ja auch die stücke deroselben / wenn sie in die Erden gesteckt werden / schlagen wider auß: wirfft sonsten drey elen hohe / glatte / mit langen / kalen blätteren umbgebene Stengel auff. Die sattgrünen blätter so nahe der erden / mögen sechs quer-finger in der länge / und drey biß vier quer-finger in der breite erreichen; hingegen sind die oben an dem Stengel viel schmäler. Alle aber erzeigen sich sehr wenig / oder gar nichts an dem umb kreiß zerkerfft. Die himmels-blaue grossen Glockenblümlein erscheinen in dem Heu- und Augstmonat von mitten deß Stengels biß an den Gipffel. Der kleine und oben auß gespitzt. Berg-Rapuntzel. Rapunculus alpinus pyramidalis minor. 6. Der kleine und oben auß gespitzte Bergrapuntzel / Rapunculus alpinus pyramidalis [388] minor, C. B. Rapunc. sive Campanula pyramidalis minor, Park. Hat eine Wurtzel / so mit der gemeinen übereinkomt; trägt nur einen sechs quer-finger hohen Stengel / welcher von bleichgrünen / zugespitzten / zoll-breiten / und drey zoll langen / an dem umbkreiß zerkerfften blätteren wechselweiß umbgeben / und wenig himmelblaue an kurtzen stielen hangende Glockenblümlein auf seinem Gipfel hat; denen ablange / mit kleinem Samen angefüllte / durchlöcherte gefäßlein folgen. 7. Die kleine oben außgespitzte Glockenblume / Campanula Pyramidalis minor, Alpin. Exot. Hat eine kurtze / dicke / weisse / fast durchsichtige nuß-grosse außgespitzte / mit etwas klebichtem ungeschmackten safft begabte Wurtzel / welche nicht verdirbt / sondern immer grösser wird / sich vermehrt / und jährlich drey oder mehr / gerade / dünne / runde / zwey elen-hohe / oben in ästlein sich vertheilende Stengel aufftreibt / deren gipfel mit vielen bleichblauen oder weissen / nidsichwerts hangenden Glockenblümlein gezieret. Die blätter sind an dem umbkreiß zerkerfft / sonsten an grösse und Figur den gemeinen Rapuntzeln-blätteren gleich. 8. Der Stein- oder Felsen-rapuntzel / Rapunculus petraeus, Alpin. Exot. Park. Moris. Hat ein ablange / kleinen fingers dicke / safftige / weisse / süsse / etwas scharfflichte / der gemeinen Rapuntzel sehr ähnliche Wurtzel; auß deren viel / an langen stielen hangende blätter herfürgehen / welche den fetten Epheublätteren fast gleich / jedoch etwas kleiner / länger / dünner / schwartz-grüner / und mehr außgespitzt. Mitten zwischen den blätteren schiessen drey gerade / lange / runde / zarte / sechs quer-finger lange / mit kleinen / langen / dünnen blättlein begabte stengelein auff; deren gipfel mit vielen blauen nichtsriechenden / in ein büschelein zusammen gedrungenen blümlein außgezieret / auff welche die mit braun-schwartzem gläntzenden Samen angefüllte / und in drey häußlein außgetheilte samengefäßlein folgen. Wächßt in den Marosticanischen Feldern bey Bassano. 9. Der schmal-blättige grosse Wald-rapuntzel; Rapunculus nemorosus angustifolius major, majore flore, C. B. Ist dem gemeinen Rapuntzel fast gleich / hat sonderlich schmale / an dem umkreiß tieff zerkerffte Blätter / und grosse weite / blaulichte Glockenblumen. 10. Das kleine Halßkraut / mit rundlichten Maßlieben-blättern; Trachelium parvum folio Bellidis subrotundo, Raji. Hat eine weisse / holtzichte / jährlich absterbende Wurtzel / einen geraden / gestreifften stengel / wechselweiß gesetzte / rundlichte / ohne stiel an den stengeln hafftende Blätter / und Blumen gleich dem grossen Halßkraut. 11. Die glatte Alp-Glockenblumen; Campanula Alpina glabra flore dilutissimè coeruleo, J. B. Ist der nidrig-kriechenden kleinen Glockenblumen; Campanulae repenti flore minore coeruleo; in allem gleich / aussert daß sie nichts wollichtes / oder haariges an sich hat. 12. Die gemeine / kleine / rund-blättige Glockenblume; Campanula minor rotundifolia vulgaris, C. B. minor sylvestris rotundifolia, Park. parva, Anguillarae Cantabricae, J. B. Hat ein weisse / etwas dicke / süßlichte Wurtzel; worauß ein runder / kaler / dunckel-grüner / schuhes-hoher / mit blättern wolbesetzter stengel auffschießt; die Blätter umbgeben den stengel ohne ordnung / sind unden bey der Wurtzel den Mertzen-Violenblättern nicht ungleich / doch kleiner / mit halb zoll-langen stielen; oben auff aber sind sie länger / schmäler / und außgespitzt / ohne stiel. Auff dem gipffel des stengels erscheinen in dem Sommer biß in Augstmonat hinauß himmel-blaue / hangende Glockenblümlein / welche inwendig vier kleine / weisse / zuruckgebogene blättlein / neben einigen fäserlein haben. Denen folgen samengefäßlein wie in anderen. Wächßt in den Dornbuschen / wie auch auff den Felderen bey den Marchen der äckern. 13. Die rund-blättige Glöckleinblume mit langer wurtzel / Campanula rotundifolia catanaea longiùs radicata B???occoni. Hat eine lange sich tieff in den grund senckende wurtzel / mit vielen / harten / rauhen / schuhe-langen stengeln / und runden / etwas hin und wider eingeschnittenen / durchauß gleich-grossen blätteren; wie auch blawen Glöckleinblumen / und samen wie in den übrigen. 14. Die kleine Glöckleinblume / mit grossen blawen Blumen / und kleinen runden / hin und wieder haarichten blättern / und kurtzen stengeln. Wächßt in Calabrien nicht weit von dem Meerhafen S. Nicolai, wie auch in dem Neapolitanischen Reich. Campanula parva rotundifolia, flore coeruleo, pentagono, grandi. Raj. 15. Der rund-blättige zerkerfte Rapuntzel / Rapunculi genus folio serrato rotundiore, J. B. Hat ein wurtzel wie der gemeine Rapuntzel; wirfft auß einer wurtzel viel elen hohe / eckichte / etwas haarige / einfache stengel / welche durchgehends / mit zoll-langen / halb zoll breiten / etwas haarigen / außgespitzten / und am rand zerkerfften blätteren wechselweiß besetzt. Die blümlein sind der gemeinen Rapuntzelblumen gleich / deren zwey / drey oder mehr zwischen den blättern herfür kommen. 16. Der breit-blättige Rapuntzel mit dolderblumen / Rapunculus umbellatus latifolius, C. B. Rapunculus umbellatus 2. Cam. hort. Hat einen kalen / drey qwer-hand hohen / mit halb zoll breiten / außgespitzten / an dem rand etwas haarigen blättern umbgebenen stengel / dessen gipffel / mit einem Dolder vieler blawen Glöckleinblumen gezieret / auff welche die Samengefäßlein und Samen / wie in den übrigen folget. 17. Der schmal-blättige Rapuntzel mit dolderblumen / Rapunculus umbellatus angustifolius, C. B. umbellatus, I. Camer. hort. depictus. Ist dem vorigen gleich / aber durchauß kleiner. 18. Die Berg-glöckleinblum mit breiten blättern / und einer dunckelfarben Blum / Campanula alpina latifolia flore pallo. C. Bauh. Park. Hat ein sehr dünnes stengelein / so nicht gar einer spannen lang ist / wird biß auff den mittlern theil mit rundlichten bleichgrünen / ein wenig zerkerfften und zollbreiten blätteren / wechselweiß umbgeben. Der obertheil [389] ist glatt / auff welchem schier allezeit nur eine dunckelfarbe Blum von mittelmässiger grösse sitzet. Es wächßt auff dem Schneeberg und andern Oesterreichischen Alpgebürgen. 19. Die Berg-glöckleinblume mit Flachsblättern / und himmelblauer blüth / Campanula alpina linifolia coerulea, C. B. Campanula linifolia coerulea, vel Rapuncùlus campanulatus linifolius. J. B. Hat ein dünne weisse wurtzel / auß welcher vier oder fünff / mehr oder weniger / runde / einfache / rahne / und einer oder anderthalb spannen hohe stengelein herfürkommen / die mit ablangen und schmalen blättern ohn einige ordnung umbgeben sind. Die him̅elblauen Blumen stehen oben / wie an der gemeinen Rapuntzel / denen ihre köpflein nachfolgen / welche ein kleinen samen in sich haben. Man findet es auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall / allda es in dem Frühling blühend / die Felsen und Gipffel des Bergs außzieret. 20. Die kleineste Glöckleinblume mit runden blättern / Campanula rotundifolia minima, C. B. prodr. Ist ein kräutlein so nicht drey zoll hoch wächßt. Auß seinem weissen länglichten un̅ haar-gleichen würtzelein entspringet oft ein / gemeiniglich aber drey oder vier sehr dünne und röthlich estengelein / die sind bey ihrem ursprung haarig / im übrigen fast durchauß kahl und mit wenig blättern: Ein jegliches stengelein trägt ein einig himmelblawlicht Blümlein / so nidsich schwancket / wie ein körblein gestaltet / und auß einem sechs eckichten blatt bestehet / denen wie an den übrigen Glöckleinblumen durchlöcherte köpflein nachfolgen: seine rundlichte / gekerbte / rauchlichte und bißweilen rothe blättlein stehen mehrentheils bey dem würtzelein. Solches hat Casparus Bauhinus, als er An. 1577. in Italien gereißt / auff den Bündtnetischen Alpgebürgen in dem Herbstmonat annoch blühend zwischen den Felsen häuffig angetroffen / aber kein grössers finden können. 21. Die Glöckleinblume mit Maurenkraut-blätteren / Campanula Cymbalariae foliis, Park. Ger. Emac. Cymbalariae foliis, vel folio hederaco, C. B. Hat ein kleine weißlichte und haar-gleiche wurtzel / auß deren sehr dünne und grüne stengelein herfür kommen / so bißweilen höher als ein spannen wachsen / und in andere zertheilet werden / an welchen wenig rundlichte / grüne / dünne und eckichte blätter ohn einige ordnung hangen / die sich des Ephews / oder vielmehr des Maurenkrauts-blättern vergleichen / und mit langen stielen begabet sind. Seine länglichte himmelblawe / und wie ein glöcklein gestaltete Blumen / sitzen bißweilen auff dem stengelein / zu zeiten aber kom̅en sie an derer seiten mit zwey zoll langen stielen herfür. Wächßt in Franckreich bey Tolosa und umb Paris: wie auch auff den feuchten äckeren der Westischen Provincien Engellands. 22. Die Glöckleinblume mit Quendelblätteren / Campanula serpillifolia, C. B. Park. J. B. Kommet mit dem Quendel ohne seine Blumen gäntzlich überein / denn es hat ein dünne krumme wurtzel / welche hin und wider kreucht / und in sehr dünne haar-gleiche Glöckleinblume mit Quendelblättern. Campanula serpillifolia. zaseln verspreitet wird. Seine rothe stengelein biegen sich auff die Erden / deren sie sich mit newen faseln anhangen / welche in viel dünnere zweiglein zertheilt / und von rund umb gekerfften blättern / mit kurtzen und wollichten stielein umbgeben werden. Diese blätter sind bleichgrün / etliche grösser andere kleiner / und stehen allzeit zwey gegen einander über. Die stengelein gehen bißweilen in glatte stielein auß / so die Blumen tragen / zu zeiten kommen an der seiten der stengelein drey zoll lange stielein herfür / die auch mit Blumen geziert / und ist der obere theil der stengelein bloß / seine zwey- oder dreyfache blawrothe Blumen sind mit besondern stielen begabet / und schwencken sich nidsich. Wächßt auff den Bündnerischen Alpgebürgen auß den Felsen / und blühet im Sommer. 23. Die kleine Berg-glöckleinblume mit runden blättern / Campanula alpina rotundifolia minor, C. B. Rapunculus alpinus minor rotundifolius, Morison Campanula alpina minor, Clus. Kreucht mit ihren wurtzlichten zaseln weit umb sich / die öffters außschlagen / und newe schoß gewinnen. Von anfang hat es rundlichte blätter / bald / hernach sind sie schmäler und wachsen geschwind fort: Auß deren mitte kommet ein rahner stengel / so in viel dün̅e neben-zweiglein zertheilet / und mit länglichten blättlein ohn einige ordnung umbgeben wird / herfür / an vorgemelten zweiglein hangen die Blümlein wie ein Glöcklein gestaltet / die sind entweder himmelblaw oder purpurfarb / auch bißweilen weiß / deren ihre köpflein nachfolgen. Das gantze kraut gibet einen Milchsafft / blühet im Hewmonat
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Kleine Berg-glöckleinblume mit runden blättern. Campanula aIpina rotundifolia minor. Glockenblum. Viola Mariana. und zu zeiten im Augstmonat. Man findet es in Oestereich / auff dem Schneeberg und anstössigen Gebügen. Eigenschafft. Die Rapuntzeln / sonderlich die man zu essen pflegt / sind gantz temperierter natur / haben einen milten / temperiert–flüchtigen balsamisch-salßichten / etwas süssen saffl in sich / und hiemit die Eigenschafft gute nahrung zu geben / das Geblüt mit lieblicher nahrungs-feuchtigkeit zu erfrischen / auch durch den Harn zu treiben / und einen leichten Athem zu machen. Gebrauch. Der Gebrauch der kleinen Rapuntzeln rohe oder gesotten / bestehet des Frühlings im Salat / mit Oel / Essig und Saltz zubereitet. (Verlorener appetit. Versteckung des Harns. Verlurst der milch. Stärkung ehelicher werck.) Sie machen lust zur Speiß und ein guten Magen / und treiben den Harn fort. Die kleinen Rapuntzeln gestossen / und ein wenig Pfeffer darzu gethan / bringt den Säugam̅en die Milch; mehren den Samen / und bringen Lust zu ehlichen wercken / man kan sie auch mit frischem Butter und Gewürtz kochen / und also zur Speiß geniessen. Glockenblum. Viola Mariana. Namen. KAuche Glockenblum / oder Marienglöcklein heiße Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / viola Mariana, Medium Dioscoridis, Trachelium, Campanula hirsuta. Italiänisch / Viola Mariana, Medio. Frantzösisch / Mariette, Violette de Marie. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht die gemeine Garten-glockenblum / Campanula hortensis folio & flore oblongo, C. B. Viola Mariana Dodonaei, quibusdam Medium, J. B. Mariana flore purpureo, Park. Ist ein rauch-haariges Gewächs an stengeln / blättern und blumen. Der runde stengel wächßt fast zweyer elen hoch / daran erscheinen grosse Blumen / so länglichten glöcklein ähnlich sind / denen ein fünfeckig knöpftein nachfolget / welches inwendig in fünf theil zertheilet ist / und ein braunfarb sämlein in sich haltet. Sie überkomt ein weisse zarte und fast spannenlange wurtzel / die Blum ändere sich / gemeiniglich ist sie himmelblaw / und bißweilen braunroth / weißlicht und milchweiß / dahero sie im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten mit weissen / blawen purpurbraunen und silberfarben Blumen angetroffen wird. Man solle sie auch mit gefüllten Blumen finden: die blätter sind haasig / rauch / lang / an dem umbkreiß zerkerfft und etwas krauß. Sie wächßt in Italien und Franckreich für sich selbst / wird aber in Teutschland in die Gärten gepflantzet. Auff dem Berg Libano hat Dr. Rauwolff ein dieser nicht undbnliches Geschlecht / aber mit Wegwart-blättern / und grossen ansehenlichen weißi-purpurfarben auß acht besondern blättlein bestehendë Blumen in einem finstern Thal angetroffen: Viola Mariana laciniatis foliis peregrina, C. B. Medium Dioscoridis Rauvvolfio, J. B. Viola Mariana peregrine, Park. 2. Die Helmstättische Glockenblum / Campanula foliis subrotundis, C. B. Trachelium subrotundis foliis, Park. hat ein dünne / umb sich kriechende wurtzel / auß deren ein anderthalb qwer hand hoher stengel mit einer zarten wollen herfür kommet / welcher von wenig rundlichten / dünnen / an dem umbkreiß ge [391] kelfften rauchlichten blättern umbgeben wird / so schier zween zoll lang und breit / auch mit einem länglichtenstiel begabet sind. Auff dem gipffel des stengels erscheinen wenig himmelblawe Blumen / die nidsich hangen / und sich einem Glöcklein vergleichen / auß deren mitte komt ein zäpflein / so ausserhalb der Blumen hanget / wächßt umb Helmstatt. Glockenblum mit Türckischen Kreßblättern. Campanula Drabae minoris foliis. 3. Die Wallische Glockenblum / Campanula Drabae minoris foliis, C. B. Park. hat ein wurtzel / so der kleinen Rapuntzel ähnlich ist / auß welcher die mit einer sehr zarten Wolle ein wenig besprengten stehgel / anderthalb span̅en hoch aufschiessen / und mit rundrauchlichten grünen blättern (so dem Türckischen Kreß gantz ähnlich / ein zoll lang und halben breit / am rand zerkerfft / obenauß gespitzt und ohne stiel sind) wechselweiß bekleidet werden. Oben auff dem Stängel sitzen wenig blaulichte sechs-eckichte und einem körblein nicht ungleiche Blumen / mit lange, stielen / und von mittelmässiger grosse. Sie wächßt häuffig in Wallis / bey dem Leugger-Bad auff den Matten. 4. Die Glockenblum mit wilden Ochsenzungen-blättern und haarlockichten Blumen / Campanula foliis Echii, floribus villosis, C. B. Trachelium foliis Echii, Park. hat ein länglichte wurtzel / auß deren schmale / rauche und vier oder fünf zoll lange blätter herfürkommen; zwischen welchen der Stengel gemeiniglich einer span̅en / selten aber schuhes-hoch auffschiesset / dieser ist rund / rauchlicht / mit wenigen schmalen blättern bekleidet. Von dem gipffel des stengels hangen fünff oder sechs blawe / breite und eines zolls grosse. Glockenblümlein einander nach / an kurtzen stien / bey den enden werden sie eben so wos Glockenblum mit wilden Ochsenzungen-blättern. Campanula foliis Echii, floribus villosis. als die knöpflein mit länglichten haaren / wie mit einem locken umbgeben. Sie wird auff dem Baldusberg bey Verong in Italien und im Schweißerland / auff dem Lucernischen Fracmont und dem Gotthart gefunden. Dieses kraut hat noch ein kleinere art / so weniger haaricht und halb spannen hoch ist. Es überkomt kurtze blätter und ein doppelt nidsich gebogen stengelein / von welchem nicht mehr als ein kleine Blum herab hanget. Es wächßt auch auff den Schweitzerischen Alpgebürgen. 5. Die Glockenblum mit wilden Ochsenzungen-blättern / Trachelium altisimum hirsutum asperius, foliis angustis, floribus parvis, J. B. Hat viel schmale haarichte blätter / so den blättern der wilden Ochsenzungen gleich sind / zwischen welchen ein schun-hoher steiffer und gestriemter stengel herfürkomt / so bißweilen kleinen fingers-dick ist / und von den blättern umbgeben wird / auß dessen mittel biß auff seinen gipffel erscheinet ein diekes ähre von blawen Blumen / die zwischen den blättern in schöner ordnung ligen; welchen die knöpflein nachfolgen / darinn ein kleiner gelblichter samen auffbehalten wird. Die wurtzel ist fingers-dick / weiß / zaßlicht und mit einer runtzlichten rinde bedeckt. Sie gibt einen milch-safft von sich / wächßt in Oestereich auff dem Schneeberg und benachbarten Gebürgen / wird häuffig auff einer weiten Bergmatten die Ganß genant gefunden / allda man von dem Schneeberg herunder steigt und in das Schloß Rehenaw komt / so dem Abten des Closters Newburg Cistercienser Ordens zugehört. 6. Das grosse Hals-kraut / Trachelium majus flore purpureo, Park. Parad. Campanula [392] vulgatior foliis Urticae major & asperior, C. B. Campanula major & asperior foliis Urticae, J. B. Hat einen viereckichten hohen / rauchen und rothen siengel. Die blätter sind rauch / schwartz-grün / hinden breit / vornen zugespitzt / und rings umbher gekerfft / wie die Nessel-blätter. Seine Blumen erscheinen gemeiniglich wie blaue und bißweilen purpurfarbe oder weisse inwendig haarige Glöcklein / stehen oben am Gipffel eine nach der anderen / haben einen dreyköpffichten weissen / auffrechten / mit fünff gelblichten fäserlein umbgebenen stiel in sich; denen runde / verschlossene / und mit einem sehr kleinen gr???ufarben Samen außgefüllte knöpfflein nachfolgen. Die Wurtzel ist weiß / in einander geflochten / lebhafft / frisch / und hat einen süßlicht lieblichen Rapuntzel-geschmack. Felsen-rapuntzel mit Lungenkraut-blätteren. Rapunculus Brixianus Greg. de Reggio. 7. Die Berg-glockenblum / oder Felsen-Rapuntzel / mit Lungkraut-blätteren / Trachelium Saxatile foliis Pulmonariae Gallorum, C. B. Saxatile spicatum, Park. Pyramidalis, Clus. Cur. Post. Rapunculus Brixianus montanus Gregor de Reggio. R. P. Gregorius de Reggio Capucinus, ein berühmter Botanicus seiner zeit / hat dieses Gewächs von Placentz auß Italien Herren Carolo Clusio zugeschickt / und also beschrieben. Es bekomt ein weißlichte und viel Jahr währhaffte Wurtzel / denn ich mich wol erinnere / daß ich etliche der dickesten Wurßeln außgegraben / so wegen ihrer älte auff den Felsen / allda sie herfür gewachsen / knöpff oder knorren wie die Rosen-wurtz überkommen haben. Auß der Wurtzel schiessen bißweilen viel länglichte / runde und ungleiche Stengel herfür / die sind spannene-lang / ja nach gelegenheit deß orts und ihres alters länger oder kürtzer / und mit einer zarten weissen wollen bedeckt / sie vergehen alle Jahr und wachsen in nachfolgendem widerum neu und frisch: An ihrem Gipffel sind sie mit schönen himmelblauen Blumen als ein gefülltes Aehre / wie in dem kleinen Halß-kraut / gezieret: auff welche die mit kleinstem / länglicht-rundem / an der farb schwartz-braunem Samen angefüllte hülßlein folgen. Die Stengel werden hin und wieder von den blätteren umbgeben / welche dem Frantzösischen Lungenkraut oder Buchköhl-blätteren (so ein Geschlecht des Habichskrauts ist) an der grösse und den kerffen genugsam ähnlich / das gantze Kraut gibt ein milchsafft von sich / und hat ein Geruch wie der Hasen-köhl / am geschmack ist es süß / insonderheit die Wurtzel / schier wie die gemeine Rapuntzel / also daßes umb dieser ursach billich Felsen-rapuntzel mit den blätteren der Gembsen-wurtz; oder Berg-rapuntzel mit den Buchföhl-blätteren / und Halskraut-blumen kann genennet werden. Wächßt in den rauhen und felsichten Bririanischen bergen / bey dem eingang der Klüfften / zwischen den härtesten steinen / also / daß die Wurtzeln nicht ohne grosse mühe außgegraben werden. Vorgemelter Pater hat solches offtermal mit einem dienlichen eysenen Werckzeug versucht / und sie endlich mit saurer arbeit herauß gebracht. Dieses ist ferners an diesem Kraul denckwürdig / daß es nirgend als in den hölichten orten / allda sonsten keine Krauter wachsen / herfür komt / und was noch mehr zu verwunderen ist / hat man öffters nicht warnehmen können / wie dieses Kraut seinen nahrsafft an sich ziehe / oder den himmels-tau empfange / denn umb dasseibigekein grund zu sehen ist. 8. Die grösseste Glockenblume / mit breitesten blätteren / Campanula maxima foliis latissimis, C. B. pulchra à Tossano Carolo missa, J. B. Trachelium candidum Anglicum majus foliis ferè Digitalis vel Campanulae, Ejusd. Trachelium majus Belgarum, Park. Lob. Clus. Hat eine sehr faseliche weisse / wilchfliessende / süsse / nicht tieff in die Erden grabende Wurtzel; auß welcher viel / zwey biß drey elen hohe / hohle / kleinen fingers dicke / gestriemze / wenig haarige Stengel auffsteigen. Ihre den Stengel wechselweiß und ordenlich umbgebende / blätter sind haarig / qwer-hand lang / und länger / auch breit / an dem umbkreiß zerkerfft; neben jedem Blatt aber wächßt von kurtzem stiel / ein purpurfarbige / oder weiß-blaulichte außwendig kale / inwendig haarige Blume herfür: nach deren verwelckung ein grosses köpflein / wie Mespeln / nidsich hangend erscheinet. Wächßt in dem Nordischen theil Engellands / man pflegt es auch in die Gärten zur zier zu pflantzen. 9. Das grössere Hals-kraut mit weisser grosser Glockenblume / Trachelium sive Cerviacaria major laevior, flore albo magno, J. B. Hat glatte / bey nahem gantz kale / und nicht [393] tieff zerkerffte blätter; aber einen eckichten / haarigen Stengel. 10. Die nidrige / kriechende Glockenblum / Campanula hortensis Rapunculi radice, C. B. Campanula repens flore minore coeruleo, J. B. Hat ein runden / fast kalen stengel / dessen gipffel mit kleinen blauen Glockenblumen gezieret; und zwar kommet gemeinlich auß einem stiel nur ein Blum. Die Wurtzel kriechet sehr???in der Erden herumb. 11. Das Bolognesische Halß-kraut mit kleiner Blume / campanula sive Cervicaria Bononiensis parvo flore, J. B. Hat einen stengel zweyer elen hoch / rund / etwas rauch / und schwammicht. Die blätter hangen an dem stengel ohne stiel / sind bey drey zoll breit / vier lang / zerkerfft / von unden mit weisser wollen bedeckt. Die gipffel deß stengels sind schuhes hoch mit kleinen blauen Glöcklein-blumen angefüllet. 12. Das grosse Berg-halßkraut / campanula Alpina sphaerocephalos, C. B. Hat eine runtzlichte / bleichpurpurfarbe / holtzichte Wurtzel / auß deren viel gestriemte / dicke / holtzichte / steiffe / haarichte / roth-grüne stengel elenhoch auffwachsen / und in ästlein ohne ordnung getheilet werden. Die blätter sind schwärtzlicht / ablang / haarig / zerkerfft: auff den gipffeln der stengeln erscheinen sehr viel purpurfarbe Glockenblumen / welche zu einem runden büschelein gedrungen sind / und im Augstmonat außschlieffen. 13. Das Berg-halßkraut mit Ochsenzungen-blätteren / Alopecuros Alpinus quibusdam, Echium montanum Dalechampii, J. B. Trachelium thyrfoides, Clus, spicatum tenuifolium, Park. Echium alpinum luteum, C. B. Campanula, foliis Echii, Ejusd. Hat eine daumensdicke / allgemach dünnere / spannenlange / zarte / rothe / runtzlichte Wurtzel; einen schuh hohen / dicken / holen / steiffen / haarigen / mit vielen langen / rauchen / halb zoll breiten blätteren umbgebenen Stengel; auff welchem ein dicke ähre vieler bleichen Glockenblümlein sich erzeiget; nach den blumenerscheinen kleine gefäßlein / mit gelblichtem Samen angefüller. Wächßt auff dem Iurten-berg / bey Thuiri. 14. Das grosse Berg-halßkraut mit ablangen blumen / Campanula foliis Anchusae, sive Trachelium montanum, J. B. Trachelium montanum majus, Park. Hat ein länglicht dicke lieblich schmäckende Wurtzel / auß deren viel erstlich schmale / hernach außgebreitete / und denn nach und nach außgespitzte / etlich zoll lange / beyderseits haarige / etwas zerkerffte blätter wachsen / zwischen welchen der bey nahem elen-hohe / haarige / mit einem oder zwey blättlein besetzte stengel auffschießt / so da mit 5. 6. oder mehr grossen ablangen / weiß-blauen Glockenblumen / in dem Brachmonat besetzt. Wächßt in Pündten auff den Gebürgen / wie auch in Steyrmarck. 15. Die Wald-rapuntzel mit grosser blumen / Rapunculus nemorosus magno flore, Park. Rapunculus minor, C. B. Hat ein dicke zasichte / weiß-braunlichte / süsse / runtzlichte / und beständige Wurtzel; die blätter nahe der Wurtzel sind breiter / und nicht so spitzig / die oben auff aber sind mehr außgefpitzt: bekomt einen dünnen / g striemten / schuhe-hohen / mit wenig blätteren begabten stengel; auff deme die purpur-braunen / mit blauen strichen durchzogenen blumen / auß einem fünffblättigen schmalen boden herfür wachsen / welche oben in fünff einschnitt außgetheilet. Das gantze Gewächs mit den blumen ist voll milch-weissen / lieblich-süßlichten saffts / daher es auch besser als die gemeine Rapuntzel zur speiß gebraucht 16. Die grössere Wald-rapuntzel mit grosser blume / Rapunculus nemorosus, angustifolius magno flore, major, C. B. Deren underste blätter sind ablang / an dem umkreiß tieff zerkerfft. Die blumen sind groß / bleich-blau; die Wurtzel ist weiß / lang / und nicht so zart / alß sie bey anderen erscheinet. 17. Die mittlere Glockenblume / mit kleineren blumen / Campanula media, foliis in ferius candidâ lanugine vestitis, C. B. Campanula sive Cervicaria media Thalio, floribus coeruleis parvis, J. B. Hat einen runden / rauchen / mit vielen oben auff satt-grünen / unden aber weiß-wollichten blätteren besetzten Stengel; auff welchem viel himmelblaue / schöne / aber kleinere Glockenblumen sich erzeigen. 18. Die haarige Glockenblume / mit Basilienkraut-blätteren / Campanula Ocymi folio caulem ambiente, flore pendulo, Boccon. Hat eine zarte / kleine / jährlich verdorrende Wurtzel; darauß wächtzt ein schuhe-hocher / gestriemter / haariger Stängel / welchen underschiedliche / großlichte / breite / haarige blätter umbfangen. Trägt auff dem gipffel ein purpurbraune nidsichhangende Glockenblume. Wächßt in Sicilien an denen gegen der Mittag-sonnen ligenden Gebürgen. 19. Das nidrige wollichte Berg-halßkraut / Campanula Alpina, pumila lanuginosa, C. B. Trachelium pumilum Alpinum fingulis floribus ex fingulis ramis ramis satis magnis, J. B. Ist ein drey qwer hand hohes gewächs / mit weissen / großlichten / etwas wollichten wurtzeln; eine gestriemten in viel ästlein zertheilten Stängel / auff jedem ästlein sitzt ein zimlich grosses / fünffeckichtes äschfarbes Glockenblümlein / auff welche die dreyeckichten mit kleinem weißlichten Samen angefüllte gefäßlein folgen. Wächßt auff dem Oesterreichischen Schnee-berg und umbliegenden Gebürgen. Mit diesem komt bey nahem überein das ästichte Halßkraut mit einfachen blumen / Trachelium ramosum floribus plerisque singularibus, J. B. 20. Die haarige Pyramida-glockenblume / Pyramidalis Valerandi hirsuta, J. B. Trägt einen haarigen / mit weissem marck begabten Stängel / welcher zu verwunderlicher höhe steigt / mit außgespitzten und zerkerfften / oben und unden haarigen blätteren besetzt / und mit vielen him̅elblauen Glockenblumlein / deren underschiedliche auß einem stiel wachsen / außgezieret. Wächßt häuffig in Schlavonien. 21. Die Berg-glockenblume mit Habermarck-blätteren / Campanula Alpina Tragopogi folio, C. B. Trachelium Tragopogi folio [394] montanum F. Columnae, Park. J. B. Hat eine dicklichte / weisse / milch-safftige / süsse / beständige / zur speiß dienliche wurtzel / trägt lange / schmale / hartlichte blätter / an grösse und gestalt den Habermarck-blättern gleich. Zu end des Frühlings steigt ein röthlichter schuhe-hoher / und haariger stengel empor / dene etwelche wenige blätter / wechselweiß umbgeben. Auff dem gipffel deß stengels erscheinen sechs biß siben purpurbraune Glockenblumen. Hievon underscheiden wir keines wegs das haarige Halßkraut mit graßschmalen blätteren / Trachelium capitatum hirsutum foliis gramineis, Pauli Boccone. Obwolen etliche ein sonderbar Geschlecht darauß machen wollen. 22. Die wilde Glockenblume mit Märgenrößlein-blättern / Campanula Lychnoidea, J. B. Lychnis hirsuta I. seu sylvestris, Campanulae flore, C. B. Hat ein schwartze / spannenlange zasechte / süsse und etwas zusam̅enziehende wurtzel / auß deren viel runde / grawe / haarige / spannen-lange / mit schmalen / grawen / wollichten / etwas zusam̅enzichenden blättern umbgebene stengel auffwächsen; deren giffel mit weiß-purpurbraunen Glöckleinblumen gezieret / welche aber nicht eckicht wie der übrigen / sonderen vielmehr an gestalt rund / und der Windenblumen ähnlich. 23. Die Brasilische Glöckleinblume / Mit Neßlenblätteren / Campanula Urticae foliis Brasiliensis, Marggr. Trägt einen geraden / runden / etwas haarigen / grünen / drey biß vier schuhe hohen stengel; auff welchem allezeit zwey gegen einander stehende Neßlenblätter von langen stielen herab hangen. Der giffel deß stengels ist mit vielen inwendig roth gesprengten und gescheckten Glockenblumen gezieret / und wie ein ähre gestaltet / das gantze Kraut riechet nach Andorn. 24. Das kleine Halßkraut mit gebüschelter Blum / Trachel. sive Campanula pratensis flore conglomerato C. B. Trach. minus multis, J. B. Hat eine dünne zasichte wurtzel / auß deren viel schuhe-biß elen-hohe / haarige / röthlichte / und runde stengel aufwachsen; die auß der wurtzel ohnmittelbar auffschiessende blätter sind offt drey quer finger lang / zoll breit / scharff zugespitzt / mit langen stielen versehen / an dem umbkreiß etwas zerkerft und krauß / auch mit weniger bey nahem unsichtbarer wolle bedeckt. Die oberen blätter aber hafften wechßelweiß an dem Stängel ohne stiel / und sind kleiner. Auff den gipffeln der stengeln erscheinen die schön purpurbraunen Glöckleinblumen büscheleinweiß beysam̅en / ohne stiel. Solche sind bißweilen weiß / daher sie von J. B. Trachelium minus album genennet worden. Sie kom̅en auff den dörren / bergichten Wiesen hin und wider herfür. Eigenschaffe. Das Halßfraut und Glockenblumen / haben viel irrdische / mit alkalischem / miltflüchtigem salße / und erwas balsamischem öl wol temperierte theile / und also weder zu warme oder trockene / noch zu kalt und feuchte natur / sondern ein gute Eigenschafft allem sauren zu widerstchen / das verschrte zu heilen / durch den Harn und Schweiß gelind zu treiben: fürnemlich aber wohl zu nehren und zu stärcken / und das hitzige Gallengeblüte etwas abzukühlen. Gebrauch. Zur zeit der Fasten pflegt man in Engelland und Niderland / die wurtzel zum Salat / wie bey uns die Rapuntzel zu essen. (Geschwär und säule des wunds geschwulst der mandeln und zäpffleins. Entzündung des halses.) So man die blätter des Halßkrauts in wasser siedet / und mit der durchgesienen brühen / den Mund offt gurgelet / heilet es die Geschwär und fäule in dem Mund / widerstehet der geschwulst der Mandlen / und des gefallenen Zäpffleins / und löschet die enttzündung des Halses / dahero es auch Halßkraut genennet worden. So läßt sich dieses Kraut ebenmässig zu (Gurgelwasser.) den Gurgelwassern nutzlich gebrauchen / und mit andern guten Kräutern vermischet / im wasser zu solchem end kochen; sonderlich mit Scabiosen-kraut / Prunellen / Winterrosen / Kingerten-blust / und dergleichen. Die Gehörnleren Rapuntzeln. Rapunculi Corniculati. Der gehörnleten Rapuntzeln gibt es auch underschiedliche Geschlecht / deren 1. Erstes ist der Rapuntzel mit blawem Scabiosen-häuptlein / Scabiosa globularis, quam ovinam vocant, J. B. Rapunculus Scabiosae capitulo coeruleo, Park. C. B. Hat ein einfache / weisse holtzichte wurtzel / die etlich kurtze / dünne faseln auff die seiten außstosset / darauß wachsen viel dün̅e / schuhe- oder elenhohe / haarige / mit underschiedlichen schmalen / fingers-langen / weichen / haarigen / an dem rand etwas krausen / aber nicht zerkerften blättern besetzte Stengel / welche in lange / glatte / gestriemte stiel außgehen / auff denen die gebüschelten blawen einblättigen / aber in fünf theil eingeschnittenen Glöckleinblümlein sißen / und ein Blumen-köpfflein wie in der Scabiofen formieren. Das gantze [395] gewächs gibt einen milchsafft / daher es auch billicher zu den Rapunßlen / als zu den Scabiosen gerechnet wird. Wächßt auf magern sandichten Aeckern und Weiden / undblühet im Sommer. 2. Der gehörnlete Berg-rapuntzel / Rapunculus folio oblongo, fpicâ orbiculari, C. B. flore globofo purpureo, F. B. Alopecuroides orbiculatus, park. Hat eine weisse / dicklichte / gerade / beständige wurtzel; seine understen blätter sind rundlicht / glat / fingers-breit; an dem schuhe-hohen stengel aber finden sich sieben längere wechselweisz stehende zerkerffteblätter / den gemeinen Rapuntzeln-blättern fast gleich. Auff dem stengel sitzt das runde büschelein / blau-purpurfarbiger gehörnleter Blümlein / welches mit fünff grünen blättein undersetzet ist. Darauff folgen die Samengefäszlein mit vielem dunckel-rothem Samen angefüllet. Das gantze Kraut ist mit süssem lieblichem milch-safft begabet. 3. Der Rapuntzel mit weisser und blawer Blumen-ähre / Rapunculus fpicatus five comosus albus & coeruleus, F. B. spicatus, C. B. spicatus alopecuroides, Park. Hat eine gemeine milch-safftige lieblich-süßlichte wurtzel / welche Mertzen-violenblätter mit langen stielen außtreibt / so da bißweilen mit schwartzen flecken besprengt. An dem zwey elenlangen eckichten / holen milch-trieffenden stengel aber gibt es auch ablange blätter. Der gipffel des stengels ist mit einer blumen-reichen ähre geziehret / deren Blümlein gehörnlet / an der farb weiß oder äschfarb / auch wol violen-blaw / und kleine runde / oder etwas eckichte / wie in der gemeinen Rapuntzel / mit kleinem braun-röthlichtem / vielem gläntzendem Samen angefüllte gefäßlein nach sich lassen. 4. Der krume Berg-rapunzel / Rapunculus Alpinus corniculatus, C. B. Trachelium petraeum minus globosum, Park. Rapunculo comoso spicato aliquatenus affinis ex Baldo, F. B. Hat eine unebene / beulichte / weisse / fingersdicke / bißweilen holtzicht / bleiche / runtzlichte und spannen-lange wurtzel; darauß bald ein / bald mehr dünne / gekälte / und vier zoll lange stengelein entspringen. Die nahe der wurtzel erscheinenden blätter / sind bißweilen länglicht / wie der himmelblawen Maßlieben / ins gemein aber rundlicht / sattgrün / dünn / zerkerfft / und dem Knoblauch-frautähnlich / zerkerfft / und dem Knoblauch-frautähnlich / jedoch kleiner / auch mit fünff oder sechs zoll langen stielenl begabet. Welche blätter aber mit kürtzeren stielen an den stengeln hangen / die sind länger / schmäler und tieffer / doch selten zerschnitten / deren fünff den Blumen-dolder wie ein Stern umbgeben. Dieser auff dem stengel sitzende dolder aber bestehet auß zwantzig oder mehr purpurblaluen Blümlein / welche alle auß sonderbahren / mit breiten / kurtzen / und gekälten stielein begabten kelchlein herfür kom̅en: auß jedwederem kelchlein entspringet ein Blum / die ben ihrem ursprung auffgeblasen / und ablang / sich aber allgemach zusam̅en zieht / ist an dem umbkreiß zerkerbt / und wie ein gläsernes Schrepfhörnlein gestaltet. Wo die Blum am dicksten ist / sihet man äusserlich fünff linien / wenn sie sich aber auffgethan / bestchet sie auß fünff blättlein / und hat underschiedliche zäserlein / under welchen eines weiter als die andern herfür schiesset / oben in zwey theil sich zertheilet / und mithin / als wie die gablen an den Weinräben sich zusam̅en windet. Es wächßt auff dem Italiänischen Berg Baldo zwischen den Felsen. 5. Der kleine Alp-rapuntzel / Rapunculus Alpinus parvus comosus, F. B. Ist dem vorigen zimlich gleich / aber in allem kleiner / hat auch eine gleichsam schüppige wurtzel / welches von dem zuruckgelassenen rest der alten verdorrten blättern herkommet / wächßt in Steyrmarck. 6. Der Hawe Dolder-rapuntzel / Trachelium umbelliferum coeruleum, Park. Rapuntium umbellatum, Column. Cervicaria Valerianoides coerulea, C. B. Hat eine zasicht / weisse / beständige / dicklichte / milch-trieffende wurtzel / mit zerkerfften / glatten / gläntzenden Basilien-blättern; sein stengel wird in viel neben-ästlein außgetheilet / daran kleinere schmälere blätter sitzen: auff den gipfteln deroselben aber erscheinen rechte dolder blaw-purpurfarbiger Blümlein / welche in ablange / dünne röhrlein außgehen / deren äusserster rand in fünff einschnitt getheilet / sich einem Stern vergleichet; solche blüthe erzeigt sich bereits im Brachmonat / und kommen an den ästlein immer frische herfür biß mit eine süssen milchsafft begabet. 7. Der Dolder-rapuntzel mit schmalen graßblättern / Rapunculus minimus folio tenui gramineo. F. B. Umbellatus folio gramineo, C. B. Hat eine lange / bicklichte / beständige / weißlichte wurtzel / mit dünnem / zwey zoll langem stengelein / auff weldchem ein dölderlein kleiner himmelblauen Glöckleinblumen im Brachmonat herfür kommen. Die blätter sind sehr dünn und schmal / wie graß-blätter / aber lang / und bey nahem länger als der stengel. 8. Der Dolder-rapuntzel mit Hasenkölblättern / Rapunculus umbellatus Sonchi folio, C. B. Sonchi facie umbellatus, F. B. Bringt einen schuhe-hohen stengel / mit oben grünen / unden weißlichten / etwas zerkerfften Hasenköl-blätteren. Die Rapantzlen mit Helmblumen / Rapunculi flore galeato. 1. Der Aethiopische Rapuntzel mit blawer Helmblumen / Rapuntium AEthiopicum coeruleo galeato flore, foliolis dentatis, Breynii. Hat viel dünne / anderthalb schuh lange / niedrig auff der Erden schwebende / mit kleinen / dicklichten / wechselweiß stehenden / etwas zerkerfften blättern begabte stengelein. An dem gipffel deroselben kommen die hellblawen Glöckleinblümlein also herfür / daß der obere stengel einem ähre mag verglichen werden. 2. Der Aethiopische Rapuntzel mit violblawer Helmblumen / und schmalen blätlein / Rapuntium AEthiopicum violaceo galeato flore, foliis Pinastri, Breyn. Hat eine holtzichte wurtzel / auß welcher dünne / holtzichte / drey quer-hand hohe rüthlein wachsen / die blätter sind sehr schmal / zoll-lang / rauch / den Tiechtenblättern ähnlich. An den gipffeln der rüthlein erscheinen die viol-blawen Glöckleinblumen.
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3. Der Aethiopische Rapuntzel mit blauer Helm-blumen / Rapuntium AEthiopicum coeruleo galeato flore, foliis Coronopi, Breynii. Ist ein nidriges / aber sehr schönes Kräutlein / mit vielen grünen / haarigen / runden stengelein / auch zoll-langen / schmalen / haarigen blättlein. Die äussersten stengelein bekommen lange stielein / auß welchen die Helm-glockenblümlein / herfürkommen / und mit einem langen weissen flecken inwendig geziret sind. 4. Der Virginische Rapuntzel mit kleiner / violen-blauer Helm-glockenblumen / Rapunculus galeatus Virginianus, flore violaceo minore, Moris. Flos Cardinalis coeruleus, Dodar. Hat breite / satt-grüne / ein wenig zerkerffte blätter; trägt violen-blaue schöne / auß fünff-blättigen haarigen kelchlein kommende Helm-glöckleinblumen. Die Wurtzel ist weiß / und in viel theil zertrennet. Das gantze Kraut hat viel milchsafft in sich. 5. Das Americanische rothe Halß-kraut / Trachelium Americanum flore reberrimo, five Planta Cardinalis, Park. Parad. Flos Cardinalis Barberini, Column. Hat ein beständige zasichte / weisse / milch-safftige wurtzel / wirfft underschiedliche stengel über sich; bekomt glatte / zerkerffte / dunckel-grüne; den Rapuntzel-blättern nicht ungleiche / aber kleinere und schmälere blätter. Die stengel sind dick / rund / weiß / mit blätteren wechselweiß umbgeben / welche biß zur helffte desselben allezeit grösser werden; von der helffte aber hinauffwerts erzeigen sie sich immer wieder kleiner. Der gipffel des stengels ist wie ein ahre / dick / biß dren quer-hand lang / voller scharlach-rothen fünffblättigen Blümlein / deren drey blättlein nidsich hangen / zwey kleinere aber über sich stehen. Der Samen ist gelblicht / klein. 6. Der bren̅ende Soloniensische Rapuntzel / Rapuntium urens Saloniense, Rocconi. Draba flore coeruleo galeato, C. B. Hat ein weisse / kleinen fingers dicke wurtzel / mit einem schuhe langen stengel / drey zoll langen / einen zoll breiten / dünnen / zerkerfften / bleichrgrünen blättern / blaw-purpurfarben fünffächticht eingeschnittenen Blumen / und gläntzendem braun-rothem Samen. Das gantze Kraut hat einen sehr heissen brennenden geschmack / und gibt einen milch-weissen saffe von sich. Frawen-Spiegel. Campanula vasculo oblongo in siliquam producto, Speculum Veneris dicta. Mamen. LRauen-spiegel heisset auff Lateinisch / Speculum Veneris, Onobrychis arvensis, Avicularia. Frantzösisch / I'Onobrychis. Englisch / Ihe Venus Lookingglaß. Niderländisch / Vrouwen-spieghel. Gestalt und Geschlecht. 1. Das erste Geschlecht ist der gemeine grössere Frauen-spieget / Speculum Veneris majus, Park. Onobrychis arvensis, vel Campanula arvensis erecta, C. B. Avicularia Sylvii quibusdam, F. B. Hat eine holtzichte / kurtze / weisse / einfache / mit zaselen begabte Wurtzel / treibt zuweilen viel schwache / ästichte / drey qwer-hand hohe / mit weichen / ablangen / etwas zerkerfften / krausen blätteren begabte / stengel; worauff schöne / purpurviolen-braune / einblättige / aber in fünffeinschnitt getheilte blümlein wachsen / welche bey nidergang der Sonnen zuschlieffen / und eine fünffeckichte figur machen / daher sie auch von etlichen Viola pentagona genennet worden. Der inwendige Nabel deß blümleins ist weiß / darauß gehet ein drey-spitziger stiel / mit fünff weissen fäferlein umbgeben. Unden an den blümlein finden sich fünff schmale / grünlichte blättlein / welche an statt deß kelchleins dienen. Der Same ist klein / rund / flach / undgläntzend. Das gantze Kraut / wenn es verletzt wird / gibt einen milch-safft von sich. Wächßt zwischen dem geträide auff den felderen. Die fünffeckichte Glöckleinblum mit ablangen / breitlichten blätteren / Campanula f. Viola pentagonia, folio oblongo, latiore, Morison. praelud. Ist nur ein grössere art dieses jetzt-beschriebenen Frauen-spiegels. 2. Das Thracische Frauen-spiegel-kraut / Speculum Veneris flore amplistimo, Thracicum, Raj. Ist ein spannen-hohes Kräutlein / mit weisser Wurtzel; dünnem schwachem stengel; finger-langen / schmalen blätteren / welche ohne stiel den stenglen anhafften. Die blumen sind doppelt so groß / auch mehr glöcklein-förmig / als in dem gemeinen Frauen-spiegel / bleich-purpur-färbig / mit einem weissen nabel / umb welchen ein himmelblauer ring sich zeiget. Dersamen ist rund / gläntzend und größlicht. Wächßt in Thracien. 2. Das durchwachsene Frauen-spiegelkraut / Speculum Veneris perfoliatum, seu viola pentagonia perfoliata, Raj. Hat einen wollichten / einfachen / eckichten / drey qwer-hand hohen stengel; mit vielen / rundlichten / daumens-breiten / an dem rand etwas zerkerfften blätteren / welche ohne stiel den stengel fast umbwachsen / und wechsel-weiß besetzen. Trägt gemeinlich drey / selten vier bleichpurpur-farbe Blumen. 4. Das kleine Frauen-spiegelkraut / Speculum Veneris minus, Park. Hat eine holtzicht / dünne Wurtzel / die da mit einem geraden underschieblich zoll-bißschuhe-lange eckichten / etwas holen stengel übersich steigt; mit kleine̅ / länglichten / an dem rand etwas krausen blätteren begabet / zwischen welchen einige ästlein / mit kleinen purpurfarben blümlein / und kurtzen schöttlein / so nach abfallder blumen grösser werden / und kleine gelblichte samen haben / herfür kommen. Wächßt zwischen dem Geträyd auff den äckeren. Eigenschafft. Das Frauen-spiegelkraut in dem Brachmonat gesamlet / ist warmer und trockner natur / hat neben seinen irrdischen theilen / erwas alkalischen / flüchtigen / temperierten saltzes / und wenig balsamischen safft bey sich / und daher die eigenschafft / allen zähen / dicken schleim zu erdünneren / die Nieren zu reinigen / den harn und sand zu treiben / (Harnstrenge / Tröpfflein-harnen.) und die Harnstrenge / oder das schmertzhaffte Harntröpfflen zu stillen / wenn man es in Wein siedet / und trinckt.
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CAPUT LIX. Steckrüben. Napus. Namen. STeckrüben heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Napus, Bunias. Italiänisch / Navone. Frantzösisch / Navet, Naveau. Spanisch / Nabo. Englisch / Naveu geutle / Nape. Niderländisch / Steckroepe / Panische Rapen. Dänisch / Lange Rofver. Geschlecht und Gestalt Die gemeinen Steckrüben / Napus sativa, C. B. Haben blätter gleich wie der Rettich / die sind ohne stiel / rauch und scharff / vergleichen sich mit den stenglen / blüth / samen und hülsen-ecklein den Rüben. Die Wurtzel wächßt fast in des Rettichs länge / ist doch unden kürtzer und am oberen theil dickter; am geschmack schärfflicht; an farb aber gemeinlich weiß / zuweilen auch gelb / die gelblichte ist dicker; die weisse aber am geschmack unfreundlicher. Casparus Bauhinus hat in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Lustgarten ein schwartze art der Steckrüben angetroffen. Conradus Gefrierus berichter / daß die beste Steckrüben in dem Hertzogthum Braunschweig ben dem Stättlein Bordtfeld wachfen / daher sie den namen Bordtfeldische Steckrüben bekommen. Die Ulmer Stectrüben sind auch von ihme gerühmt. Sonsten findetman ihren sehr viel in Franckreich umb Pariß / von dannen sie nach Holland in fässeren geführt werden. Die Alten haben die Amiternische / hernach die Nursinische Steckrüben für die besten gehalten. Dahero Martialis, Lib. 13. Epigram. 20. Nos Amiternus ager felicibus educat hortis, Nursinas poteris parciùs effe pilas. Die wilden Steckrüben / Bunias five Napus fulveftris nostras, Park. Napus fylveftris, C. B. F. B. Kommen mitder zahmen schier überein / doch sind die blätter mehr zerkerfft / von unden an des stengels biß in die höhe. Die Wurtzel ist nicht so lang / zaselicht / rund / und einer wilden Biren gleich / auch eines scharffen geschmacks. Wächßt in Engelland auff den Fruchtfelderen / under dem Geträyd häuffig. Die Candische wilde Steckrüben / Napus fylveftris Cretica, C. B. Park Uberfommet spannen-lange und rauche Hätter / so dem Hederich ähnlich / in acht oder zehen spalt getheilt / undan dem umbkreiß gekerfftsind. Der stengel ist weiß / rund / rauch / oben spitzig und mit neben-zweiglein begabt. Die schoten sind schmal und zwen zoll lang / so ein kleinen schwartzlichten Samen in sich halten. Man nennet sie in Candien [Greek words] Eigenschafft. Die Stectrüben sind warm im anderen / feucht im ersten grad; haben einen guten theil flüchtig alkalischen saltzes / und etwas ölichte temperierte feuchtigkeit ben sich / daher auch grosse Tugenden / das dicke schleimige Geblüth zu erdünneren / Harn und Schweiß zu treiben / alles scharbeckische Saltz durch die Nieren außuführen / endlich auch die Nieren außzuführen / endlich auch dem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. Dieweilen der Steckrüben-samen dem Gifft widerstchet / wird er auch zum Theriack gebraucht. Fridericus Hoffmannus lib. IV. Pharmacop: Med. Chym. sect. I. lobet den Steckrüben-samen (Flecksieber / Kinds blatier G???) wider die Fleck-sieber / Kinds-blattern und die Gelbsucht / so man Mandel-milch darauß machet / und davon den Krancken zu trincken gibet. Nim geschelte frische Mandeln 2. loth / Curumern-Melonen-kernen und Steckrüben-samen jedes ein halb loth / zerstosse alles in einë sauberen Mörsel / schütte daran Taubenkröpflein-wasser acheloth / Cardobenedieten- und Srabiosenwasser jedes 6. loth / Erdbeer-waffer 3. loth: mache darauß ein Mandelmilch / und gib dem Patienten offt 3. biß 6. löffelvoll davon ein / so wid sich das Gifft allgemach von dem Geblüt ablösen / und entweber durch den Harn / oder in die Haut außgetrieben werden: In Holland presset man auß dem Steckrüben-samen ein Oel / welches nicht allein an statt der Liechtern / sondern auch zu bereitung der Säiffen gebraucht wird. (Grimmen de Kindern.) Das gemeine Volck pflegt den Kindern / so von dem Grim̅en geplaget; ihre Bäuchlein mit Steckrübensamen-Oel warmlicht der anzusalben. CAPUT LX. Rettich. Mamen. Rettich heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Raphanus, Radicula. Italiänisch / Rafano, Rafanello, Ravano, Ravanello. Frantzösisch / Reforr, Raifort. Spanisch / Ravano.En [398] glishch / I. Weisser Rettich. I. Raphanus albus. / Radishroot. Niderländisch / Radijs. Dänisch / Reddicke. Gestalt. Der Rettich hat schmälere / rauchere und schärffere blätter als die Rüben / einen rundenstengel / un̅ schneeweisse oder purpurfarbe Blumen / darauß werden hole / runde / fornen spitzige / inwendig mit gelb-braunen und schaff-schmäckenden Samen außgefüllte Schoten. Die wurtzeln haben nicht einerley gestalt / denn etliche roth / weich und nicht allzuscharff. Andere sind dick / hart / wie die Steckrüben und sehr scharpff. Widerumb sind erliche schwartz / derb und die allerschärffsten. Etliche haben schöne gelblichte wurtzeln. Der Rettich wächst gern an kalten orten / will nicht mit mist / sonder mit sprewer getüncht werden. Denn weilen sie ein scharffes flüchtiges saltz in sich haben / und viel saffts zu ihrer nahrung vonnohten / kommen sie inheissem grund nicht wol fort; fie erscheinen zwar etwan anfangs zimlich schön / so bald aber der boden grosse hitz oder tröckene befom̅et / wachsen wol fleine würmlein darinnen / oder schiessen sonst unzeitig in Samen / daß sie zum gebrauch unnütz werden. Wiltu denn gute und frühe Rettich haben / so erwehle ein ort / der undenher etwas feucht / und der Sonnen nichts desto weniger wol gelegen sen; denn die feuchtigkeit undenher veranlasset den Rettich alsobald nidsich zu wachsen / und desto später in Samen zu schiessen. Der Rettich-samen / so im wedel gesäct wird / wächst viel ehe und leichter in Samen / als der zu anderen zeiten in die Erdengesteckt wird. Die beste zeit der säung ist im Neumond / oder ein tag vorher / ben undergehendem Mond. Wenn den̅ II. Schwartzer Rettich. II. Raphanus niger. der boden / da dieser Samen gestecket worden / allzutrocken wird / muß man ihne offt mit wasser begiessen. Neben der feuchtigkeit aber / erforderen die Rettich auch einen mürben vnd geschlachten grund / der mit allem fleiß tieff auffgehacket / und gesäuberet fene / damit sie also desto besser undersich tringen / und ihre nahrung auß der Erden wol bekommen mögen. Endlich ist an dem Samen nicht wenig gelegen / denn der von Som̅er-rettichë komt / gewint leichtlich stengel / deßwegen man alle Jahr etlichel Rettich über den Winter in warmen Kellern behalten soll / dieselben auff den Frühling in Garten zu setzen / und Samen davon zu besten / denn derselbe nicht so bald in Samen wächßt wie der ander. Im fetten guten Erdboden umb Erfurt / werden ste so groß gefunden / daß es schier nicht gläublich ist. Bernhardus Dessenius schreibt / daß er in Frießland ein Rettich gesehen / so 30. pfund gewogen habe / ist sich also nicht zu verwunderen / wenn Plinius lib. 19. hiftor. natur. cap. 5. schreibet / Raphanos in Germania infantium puerorum magnitudinem aequare, die Rettich in Teutschland wachsen in der grösse eines Käbleins. Johannes Bauhinus berichtet / es seyen in dem Fürstlichen Mompelgardischen / wie auch in des Junckeren Walters von Andlaw Garten Rettich in der grösse und dicke eines Mänlichen Schinbeins gewachsen. R. P. Leonhardus, ein Capuciner / gebohren zu Freyburg in Uchtland hat Dr. Verzascha erzehlt / daß er in ihrem Closter zu Breysach Rettich von 18. biß 20. pfunden angetroffen habe. Nach dem bericht Hieronymi Tragi, ist an [399] dem gantzen Rheinstrom zuden Rüben und Rettich kein bequemer Erdreich / als das Straßburgische / alda findet man sie zeitlich / und werden auch hin und wider versendet. So man den Rettichsamen in Zuckerwasser zween tag ligen / und hernach trocknen lässet / sollen die Rettich davon süß werden. Noch ein ander Geschlecht des Rettichs hat man in Italien / so Raphanus longus, langer Rettich genent wird / ist sehr gebräuchlich in Salaten / wächßt fingers-dickoder grösser / bißweilen arms-lang / ist lieblicher / zarter und mürber zu essen als der gemeine Rettich: er wächßt auch in Lothringen / und umb die Statt Metz. Der Candische Rettich gehet von seinem samen in Teutschland auff / er kommer bald in allem mit unserm gemeinen Teutschen Rettich überein / hat ein ablange weisse wurtzel / so ein sehr scharffen geschmack von sich gibet / die blätter sind nicht so haarig und rauch / die Blumen aber purpurbraun oder weiß. Die Schoten und der Samen ist kleiner als des Teutschen Rettichs: Also wareer von dem Samen / welchen Honorius Belli Bauhini Garten auffgangen. Josephus à Costa lib. 4. histor. Ind. cap. 18. berichtet / daß die Rettich in Indien sehr gemein seyen / und obwolen sie in der dicke eines Arms herfürkommen / seyen sie doch zart und lieblich zu essen. Der berühmte Jesuit Eusebius Nierenbergius, in der Königlichen Spanischen Universttät zu Madrit gewesener Profeffor, lib. 14. hift. nat. c. 114. berichtet / daß in dem Amerieanischen Königreich Peru ein Rettich seye gefunden worden / dessen schatten fünff gebundene / oder gekuppelte Pferde umbfangen / und die Rettich-wurtzel selbst kaum mit beyden außgestreckten Armen begriffen werden konte / in dem übrigen ware dieselbe sehr zart oder delirat und anmüthig zu essen. Die alten blinden Heiden haben viel auf den Rettich gehalten / daher sie ihrem Abgott Apollo ein Rettich von Gold / den Mangold von Silber / und die Rüben auß Bley zubereitet / welches von Plinio selbsten an dem angedeuten ort Graeca vanitas, ein Griechische Eitelkeit genenet wird. Eigenschafft. Der Rettich ist warm im dritten / und trocken im anderen grad; hat viel flüchtig alkalisches scharfflichtes saltz / neben wenig schwefelichten theilen in seinem safft vermischet / und daher die Eigenschafft allen schleim der Brust zu erdünneren / und zu verzehren / den Athem zu erleichteren / den Harn und Sand zu treiben / die Stein der Nieren zu zermalmen / und zu sand zu verlassen; auch die däwung des Magens zu stärcken / das verstopffte Miltze und Leber zu eröffnen. Wenn man zu viel isset / stoffen sie mit winden übersich / ja der außgetruckte safft deroselben mag auch etwas über sich purgieren. Gebrauch. Wer gelind übersich purgieren / und den (Schleim des Magens.) Magen raumen will / der stosse 4. loth von scharffen Rettichen in einem Mörsel / giesse ein wenig Gerstenwasser darüber / tructe hernach den safft durch ein tuch / und trincke ihn also; er wird nicht nur den schleim des Magens wegnehmen / sondern auch den auf (Zäder ??? der brust.) der Brust sitzenden zähen Fluß erdünneren / zum außwurff befürderen / und also den davon (Engbrüstigkeit.) gesangenen Athem erleichtern; ja auch wol die Nieren von allem sand und schleim (Sand und Schleim der Nierren.) befreyen. Andere nehmen zu solchem end ein halbes biß zu einem gantzen loth Rettichsamen / stossen ihn rein in einem mörsel / giessen Gerstenwasser darüber / rührens wacker durcheinander / truckens hernach durch ein tuch und trincken also diesen safft auß. Den jungen Leuthen und Kindern muß man nach proportion des Al ers weniger geben. Ist allen ein unschädliche und gelinde larierung. Wenn die Rettich allzubäuffig rohe geessen werden / machen sie durch eine starcke fermentation viel wind / und blähungen / auch einen übel-riechenden Athem / dannenher sich das Frawenzimmer darfür zu hüten weißt. Sie sind auch den Augen und dem Gesicht / wegen ihrer scharffen dünsten nicht sehr dienstlich. Der Saft auß denen nicht allzuscharffen Rettichen getruckt / mit Zuckercandel vermischt / und also bißweilen ein wenig davon warm eingegeben / löset den Schleim der Brust / macht außwerffen / vertreibet die Engbrüstigkeit / und reiniget die Nieren. (Den hart und monatliche blum befürderen.) Der Rettichsamen befürdert den Harn und Monatliche Blum / so man ein quintlein schwer gestossen im weissen Wein einnimmet. In den hitzigen Fiebern pflegt man den (Hitzige Fieber.) Rettich in lange dünne schnitten zu schneiden / mit Saltz zu bestreuen / und auff die Fußsolen zu binden. Dieses mittel ziehet die hitz von Haupt und Hertzen undersich. So wird auch der Rettich gelobet / wider (Kräen, augen der Füssen. Dorn im fleisch.) die Kräen-augen der Füssen / so man in dem abnem̅enden Mond in die mit schmertzen / nach gebadeten Füssen außgeschnittene / doch aber nicht blutende Kräen- augen den äußgetruckten Rettichsafft giesset / als wovon sie verschwinden. Rettich mit Gänßschmaltz vermischt und übergelegt ziehet die Dörn auß dem Fleisch. Man destilliert ein Wasser auß dem Rettich (Nieren und blasenstein / verstopffte Leber und miltz / schleim auf der brust / wassersucht / verstandene monatliche blu??? Nieren- und b??? gesch???) / so wider den Nieten- und Blasenstein sehr gelobt wird: ehe man aber solches in nerlich gebraucht / damit nicht auß übel ärger werde / solle der Leib zuvor mit einer dienlichen Purgation gereiniget seyn. Es eröfnet auch die verstopffte Leber und Miltz / zertheilt den Schleim auff der Brust / ist dienstlich wider die Wassersucht / todet die Würm im Leib / treibet sie auß / und befürderet den Weibern ihre Monatliche verstandene Blum. Diejentgen auch / welche mit einem Nieren- oder Blasen-geschwär geplaget sind / sollen bißweilen Morgens nüchter etliche loth dieses Wassers trincken.
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Wasser-Rettich / mit tieff-zerkerbten blattern. Raphanusaquaticus foliis in profundas lacinias divisis. Ein ander Wasser-Rettich. Raphanus aquaticus alter. Geschlecht und Gestalt. Es ist nicht ohn / daß Nicol. Braunius im andern Theil des also genanten Theodori Tabernaemontani Kräuter-buchs in der 3. section zwey geschlecht des Wasser-rettichs / das erste zwar im 7. Cap. under dem gemeinen Namen / das andere aber im 3. Cap. mit dem namen des Wasser-hederichs beschreibet / dieweilen aber die Figuren nicht gar gut sind / habe ich die zwey besten sampt ihrer beschreibung alhier beygesetzt. Der erste Wasser-rettich hat ein weisse / ablange / fingers-dicke und herumgebogene wurtzel mit etlichen zaseln. Die blätter sind tieff zerkerfft / ablang / außgespitzt; und die dünnen gestreifften stengel elen-hoch: die Blümlein scheinen vierblättig / gelb; und die schötlein klein / darinnen das sämlein liget. Es wächßt allhier bey dem Fluß der Wiesen und Birß an sandichten orten; blühet im Brach- und Hewmonat. Der ander Wasser-rettich hat ein sehr zasichte wurtzel / darauß die stengel biß drey schuhe hoch wachsen / an deren gipffel viel kleine vierblättige / weisse / zarte und gestirnte Blümlein herfürkommen. Die blätter unden am stengel sind groß und breit / je höher sie aber am stengel stehen / je schmäler / kleiner / spitziger und zerkerbter sie sind. Er wächßt bey den Wassern und Bächen. CAPUT LXI. Indianische Zucker-wurtzel. Sisarum Peruvianum. Namen. DIe Indianische Zucker-wurtzel heißt Lateinisch / Sisarum Peruvianum, sive Battata Hispanorum, Ger. Convolvulus Indicus Batatas dictus, Camotes Hispanorum C. B. Clus. Englisch / Potatoes. Spanisch / Camotes. Gestalt. Zu dem Rettich wird nicht unfüglich die [401] Indianische Zucker-wurtzel gerechnet / welche Carolus Clusius lib. 2. histor. stirp. Hispanic. cap. 18. & lib. 4. rarior. plantar. hist. cap. 101. also beschreibet: Die Indianische Zuckerwurtzel spreitet ihre reisser oder reblein auff der Erden umb sich / wie die wilde Cucumer / sie sind dick / safftig und glatt / zwischen denselbigen hangen die bleich-grünen und dicklichten blätter / so dem Binetsch sich vergleichen. Die wurtzel ist gemeiniglich drey quer-hand hoch / und bißweilen wie ein grosser Rettich gestaltet / an deren etliche dünne und kleine zaseln sich erzeigen. Dieser Zuckerwurtzeln finden sich dreyerley arten / allein an liebligkeit des geschmacks / und an farben unterschieden / denn ob schon alle inwendig weiß sind / so ist doch an etlichen die äusserste haut röthlicht / welche man vor die beste hält / an anderen bleich oder weiß. Die Indianische Zucker-wurtzel wächßt von sich selbst in der newen Welt und benachbarten Inseln / von dannen ist sie erstlich in Hispanien kommen / darauff in dem Königreich Granaten gepflantzet worden. Die beste findet man in Malaca / welche man auch nach Lisabona und Sevilien in Portugal versendet. In Holland und Engelland bringet man sie wegen der kälte nicht fort. Die Einwohner der newen Welt essen diese wurtzel rohe und gekocht. Die Spanier halten sie für ein schleck / umb ihres lieblichen geschmacks willen / und pflegen sie under der Aschen zu braten / alßdenn die äussere haut abzuschälen / hernach scheiblein-weiß zu schneiden / und ein wenig Wein / Rosenwasser und Zucker darüber zu schütten. Andere essen sie wie ein Salat mit Essig / Oel und Saltz. Etliche machen sie mit Zucker ein / umb sie desto länger zu behalten. Wenn diese wurtzel anfängt zu verderben / und man sie auffschneidet / gibt sie ein Rosen-geruch wie die Rosen-wurtzel von sich. Vorgemelter Herr hat zu Londen in Engelland eine dieser wurtzel gekaufft / so mehr als 1. pfund schwer gewesen.

CAPUT LXII.
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Meer-rettich / oder Kreen. Raphanus sylvestris. Namen. MEer-rettich / Kreen / heißt Lateinisch / Raphanus rusticanus, Raphanus sylvestris, Armoracia, Raphanus major, Raphanus marinus, Thlaspi majus, Lonic. Griechisch / [Greek words]. Frantzösisch / grand Refort, Refort sauvage. Englisch / Horse-Radish. Niderländisch / Mierih-wortel / Peper-wortel. Dänisch / Pepper-röd. Gestalt. Obwol der Kreen dem Rettich nicht viel ähnlich ist / und man seine Beschreibung bey den Alten nirgend findet / nennet man ihn doch gemeiniglich Raphanum majorem, grossen Rettich / wegen seiner stärcke und schärffe / oder von den blättern / die sehr breit und groß sind / zu rings-umbher zerkerfft wie ein Säge. An dem gipffel der einfachen / geraden / rauchen / gestriemten / zwey Meer-rettich / oder Kreen. Raphanus sylvestris. elen hohen stengeln / wachsen gantz drauschlichte dolden / mit sehr kleinen knöpflein / die thun sich auff / werden zu kleinen weissen Blumen / und so sie widerumb abfallen / folgen gar kleine schötlein hernach / nicht grösser als des Besem-krauts. Die wurtzel ist dick / lang und am geschmack sehr scharpff. Unser Meer-rettich wird in Italien oder Welschland / Raphanus montanus, Bergrettich genent / weilen er von sich selbst in den Gebürgen wächset. Man zielet ihn durch die wurtzel in den Gärten / welche so fruchtbar ist / daß sie auch in kleine stücklein zerschnitten / widerumb außwächßt. Der Samen in seinen schötlein wird selten gefunden. Etliche wollen / es seye ein sondere feindschafft zwischen dem Meer-rettich und dem Weinstock / also daß auch gestossener Meer-rettich in Wein geworffen / diesen zu einem Essig mache. Eigenschafft. Der Kreen wärmt und tröcknet im dritten grad: Ist mit häuffigem flüchtigem alcalischen Saltz angefüllet / dardu???ch er die Tugend hat alle schleimige / zähe feuchtigkeiten zu erdünneren / auch das scharbockische saure saltz des Geblüts durch den Harn zu treiben: die Mutter-gänge zu eröffnen / Sand / Grieß und Stein außzuführen / den schweren Athem zu erleichteren / den schleim der Brust zu verzehren; das Geblüt zu reinigen / und die Magendäwung zu beförderen. Gebrauch. Kreen hat gleiche würckung wie der Rettich (Versetz??? Harn / Stem.) / allein ist er stärcker / sonderlich zu außtreibung des Harns und Steins: denn / so man auß dem Meer-rettich sieben scheibl??? schneidet / und die in einem trunck weissen [402] Wein über Nacht leget / ihne alßden̅ Morgens nüchter trincket / treibt er gewaltiglich den Harn und Stein. Daher Johannes Bauhinus tom. 2. Hist. Plan. univers. ???. 25. cap. 8. nicht ohn ursach schreibet; daß Johan̅ von Monte / ein erfahrner alter Mönch / nach dem er empfunden / daß er von dem Stein geplaget werde / Meer-rettich klein zerschnitten / in ein tüchlein gebunden / und in Wein geweicht / hernach Morgens und zu Nacht vor dem Schlaff ein Becher voll dieses Weins getruncken habe / und seye durch den gebrauch dieses eintzigen Mittels von den schmertzen des Grieß und Steins erlediget worden. Insonderheit wird der Meer-rettich wegen seines flüchtigen alcalischen Saltzes in dem Scharbock dienlich befunden / in dem (Scharbock.) er die scharffe säure des Scharbockischen Geblüts gewaltig veränderet / versüsset / verbesseret / stürtzet / und also alle davon entstehende Beschwerden und Kranckheiten heilet. Zu solchem end pflegt man nur die wurtzel davon / entweder allein / oder annoch mit Bachpungen / Brunnen-kressich / Löffelkraut / und Körbel-kraut / in Wein zu legen / und davon ordinari zu trincken / oder wenigst allezeit den ersten Trunck davon bey der M???hlzeit zu thun. Gleiche würckung hat auch das auß Meer-rettich frisch destillierte Wasser. Man thut auch den Meer-rettich bey dem Fleisch kochen / denn er bringt lust zum essen / und beförderet die Däwung / aber zu viel gebraucht ist er den Augen schädlich. Ja man pflegt ihne klein zerschneiden / zerstossen / mit Saltz und Essig zu bereiten / gibt ein gute Salsen zu Fisch und Fleisch. Oder man reibt ihne klein / kocht ihn einen augenblick mit Fleisch-brühen auff der Gluth / mischt verstossene süsse Mandeln darunder / und gießts also über das gesottene Rind- und ander Fleisch ehe mans zur Tafel bringt. Etliche zerstossen den Meer-rettich / nehmen (Reissender Stein / Verstopffung der Mutter.) darzu Essig und Honig / sieden es mit einander / biß dick genug wird / zu einer Latwerg / solche geben sie für den reissenden Stein und die verstopffung der Mutter. Der außgepreßte Safft auß dieser wurtzel (Scharbock.) / mit Brunnkresse- und Löffel-kraut-Safft vermischt / und etliche wochen durch täglich davon 3. biß 4. loth neben guter brühen eingenommen / reiniget das Geblüth / heilet allen Scharbock. Die schwangeren Weiber sollen sich des Meer-rettichs so wol als anderer Rettichen enthalten; weilen sie die Mutter zu viel eröffnen / und also die Geburt vor der zeit abtreiben können. (Drey- und vier-tägige Fieber.) In dem drey- oder vier-tägigen Fieber / kan man den Meer-rettich verstossen / mit Saltz und Rauten vermischen / und also auff die pulß und an die versen binden; mag diese Fieber zeitlicher helffen abtreiben. Der auß der wurtzel außgepreßte Safft mit Pfefferöl über den Ruckgrad etliche mahl in der frost der Fiebern geschmieret / dienet auch wol zu stillung deroselben. (Blawe mabler.) Gestossene Kreen-wurtzel über die blawen Mähler gelegt / vertheilt sie alsobald. CAPUT LXIII. Pfeffer-kraut. Lepidium. Ein Zweiglein von Pfeffer-kraut mit Blüth und Samen. Lepidii ramulus cum flore & semine. Namen. PFeffer-kraut / Ingwer-kraut / oder Se???ff-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lepidium, Piperitis, Raphanus sylvestris. Italiänisch / Piperite, Peperella. Frantzösisch / Passerage. Spa [403] nisch / Pimiento. Englisch / Dittander / Pepperwort. Niderländisch / Peper-cruyt. Dänisch / Pebber-urt / Sennix-urt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / des Pfefferkrauts / mit breiten blättern / Lepidium latifolium, C. B. Lepidium Pauli, J. B. Piperitis sive Lepidium vulgare, Park. Hat blätter / welche sich dem Lorbeer-laub vergleichen / außgenom̅en daß sie linder und länger sind / zurings umbher zerkerbt / am geschmack gantz scharff / als der Pfeffer. Seine stengel sind rund / glatt / zweyer elen hoch / ästicht / daran wachsen viel kleine vier-blättige weisse Blümlein / und so die abfallen / tringt der kleine Samen herfür. Die wurtzel ist weiß / lang / fingers-dick / und schlecht / am geschmack scharff wie die blätter. Pfefferkraut wird in feuchte gelände der Gärten gezielet. Wächßt gern / und wohin es einmal gepflantzet / ist es nicht leicht zu vertreiben / blühet in dem Brach- und Hew-monat. Von sich selbsten wächßt es umb Montpelier. Camerarius in Horto Medico p. m. 87. berichtet / er habe es auch in grosser menge bey dem Bergschloß der Grafen von Castel in Francken gefunden. 2. Das andere Geschlecht des Pfefferkrauts / Lepidium glastifolium, C. B. Lepidium non repens, J. B. Hat eine zaselichte wurtzel / lange / breitlichte / scharff-schmäckende blätter / welche in dem umbkreiß nicht zerkerbt; der stengel ist zwey elenhoch / und theilt sich oben in viel zweiglein / an welchen viel weisse / und grössere Blümlein / als in vorigem Geschlecht / erscheinen: denen kleine / runde / flache / zweyspältige / mit vielem scharffem / braunröthlichtem Samen angefüllte schötlein folgen. Wächßt in Teutschland hin und wider. 3. Das grosse Orientalische Pfefferkraut / Lepidium maximum Chalepense, Moris. Lepidium Dioscoridis, Zanoni. Hat eine zimlich dicke / spannen-lange / weisse / schwer zerbrüchliche / mit vielen langen neben-würtzelein vergesellschafftete wurtzel. Trägt einen einfachen / bißweilen auch doppelten / runden / glatten / hellgrünen / in fettem boden elen-hoch auffsteigenden stengel; auß dessen jedem knödlein blätter wachsen / welche den stengel umbgeben / und den Lorbeer-blättern sich vergleichen. An dem gipffel der stengeln erzeigen sich vier-blättige / weißlichte in dem Sommer herfürkommende Blümlein / auff welche die runden / zweyspältigen / mit braunem samen angefüllte gefäßlein erfolgen. Der geschmack dieses Krauts ist weit schärffer / als in dem gemeinen Pfefferkraut / in dem sein safft mit häuffige???em flüchtigem saltz begabet ist. Eigenschafft. Pfeffer-kraut wärmet im vierten / und tröcknet im dritten grad / also auch / daß es die haut roth machet / und bläterlein erwecket / so man die blosse haut damit reibet. Ist also auch mit vielem flüchtigem / alkalischem / scharffem saltz begabet / und hat mit dem Meer-rettich durchauß gleiche eigenschafften: wobey zu mercken / daß diese kräuter / wenn man sie viel kochet / ihr flüchtiges saltz / und hiemit ihre kräfften gantz verlieren. Gebrauch. In Engelland pflantzet man das Pfefferkraut (Schwere geburt.) fleissig / denn allda die Hebammen den gebährenden Weibern die wurtzeln in das trincken legen / soll ihnen von ihrer burde leichter abhelffen. Das Pfeffer-kraut auff heisser Herdstatt gebähet / hernach gestossen / und über die Hufft also warm geschlagen / zertheilet den (Huff???-we???) schmertzen oder Hufftwehe gar ges???hwind. Die blätter werden mit Essig und Zucker / aber die wurtzel mit Milch bereitet / und wie ein Salsen in Italien zum Gebratens dargestellet: Bey uns pflegt man die blätter rohe mit dem Fleisch zu essen; etliche zerhacken das kraut klein / mischen weissen Pfeffer / Zucker und Essig darzu / und essens also (Schwacher Magen.) mit dem Fleisch-speisen; stärckt den Magen / erweckt den eßlust / und beförderet die Däwung. (Scharbock. Verstopffung des Miltzes.) In Wein gelegt / und davon ordinari getruncken / eröffnet die verstopffung deß Miltzes / vertreibt den Scharbock / und reiniget das Geblüt der Miltzsüchtigen gar wol. CAPUT LXIV. Wilder Kreß. Iberis. Namen. WIlder Kreß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Iberis, Cardamantica, Lobel. Iberis latiore folio. C. B. Italiänisch / Lepidio, Iberide, Nasturzo salvatico. Frantzösisch / Nasitort sauvage, Passerage. Spanisch / Nastuercio montesino. Gestalt. Wilder Kreß wächßt gemeiniglich neben [404] dem weg auff den Kirchhöfen / alten Hoffstätten / Gemäuren und Gräben. Erstlich thun sich die an langen stielein hangenden blätter herfür / die sind vielfältig ze???spalten / aber darnach werden auß diesen spalten andere kleine / subtile / wie in der Kressen / zerkerffte blättlein / also daß des gantzen hauptblats rippe / diesen kleinen blättlein gleich wie zu zweiglein gereichen. So aber das Kraut in vollem wachßthum ist / sind die Blätter an den zweiglein länglicht und schmal. Der stengel ist rund / dünn / elenhoch / über der mitten mit vielen runden / dünnen zweiglein rings umbher besetzt / an derer gipffel stehen kleine weisse blümlein / den Kressich-blümlein gleich / darauß entspringen täschlein wie an dem Besen-kraut / aber gar viel kleiner / und tragen kleinen samen. Die Wurtzel ist lang / holtzicht / tieff / gemeiniglich in zwey theil außgespreitet / eines scharpffen geruchs / wie der samen und das gantze Gewächs. Ein kleinere Art wächset in Thüringen / welche von Casp. Bauh. Iberis Nasturtii folio, genennet wird; wenn man aber solche recht betrachtet / so wird man finden / daß es eigentlich ein wilder Kreß / Nasturtium sylvestre, J. B. oder Thlaspi angustifolium Fuchsii seye. Der berühmte Morison gedenckt noch einer anderen mit breiteren blätteren / nidrigeren stengeln / und grösseren blumen. Iberis humilior, annua Virginiana ramosior, Moris. Aliis Piperitis seu Lepidium Americanum. Eigenschafft. Der wilde Kreß wärmet und tröcknet im dritten grad; hat also viel scharffes flüchtiges / alkalisches Saltz in sich / und dannenher die Eigenschafft / allem sauren zu widerstehen / allen versessenen Schleim zu erdünneren / die Harn- und Mut???er-gäng zu eröffnen / grieß und sand zu treiben / und das unreine scharbockische Geblüt zu reinigen. Gebrauch. (Zahn???chmertzen.) Etliche schreiben: so man die Wurtzel des wilden Kreß an den Halß hencke / benehme sie den schmertzen der Zähn. Die frische in dem Mäy gegrabene wurtzel sampt dem Kraut zerhackt / gestossen / und mit ein wenig Schwein-schmaltz vermenget / hernach über die Hufft und den gantzen Schenckel gelegt / vier stund lang täglich darüber ligen lassen / hernach den Schenckel gebadet / darauff mit Oel und rohtem Wein warm von allem schweiß und fettigkeit gesäuberet und gewaschen / und endlich weiche zarte Wolle umgebunden / und den Patienten ein wenig herumb spatzieren (Hufftweh.) lassen / vertreibet das peinlich schmertzliche und langwirige Hufft-wehe in kurtzer zeit. CAPUT LXV. Dragoncel. Dracuncellus. Namen. DRagoncel oder Dragonkraut heißt Lateinisch / Dracunculus Dragoncel. Dracuncellus. hortulanus sive hortensis, Draco herba, Tarchon. Italiänisch / Dragoncello, Dragone. Frantzösisch / Dragon. Englisch / Tarragon. Niderländisch / Dragoen. Dänisch / Kongens-salat / Dragone / Drage-urt. Gestalt. Dragoncel / hat eine weißlichte Wurtzel / die auff der Erden kriecht wie das Graß / mit vielen langen faselen behencket / darauß schmale lange stengel wachsen / mit langen / schmalen / glatten und spitzigen blätteren besetzt / welche ungleich neben einander stehen. Seine blumen sind weiß / klein / zart und fast drauschlicht. Es wird in den gärten gezielt / daher es auch Dracunculus hortulanus, Garten-dragoncel heisset. Etliche meinen / dieses Kraut wachse nicht von eigener Natur / sonderen werde durch die Kunst also auffgebracht / nemlich so man Leinsamen in außgehölte Zwibelen leget / und also pflantzet / das haben etliche versucht / aber es hat ihnen gefehlt. Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici, Lib. 3. Cap. 6. beschreibet noch ein geschlecht dieses Dragon-krauts / welches von ihme Dracunculus alpinus folio Scabiosae genennt wird. Joh. Rajus aber setzet dieses under die Geschlechte deß wilden Bertrams / zumahlen es auch von Joh. Parkinson. Ptarmica Alpina genennet worden. Es hat zasichte Wurtzelen / und runde schuhe-lange / und auff dem gipffel in neben-zweiglein außgetheilte stengelein. Die bleich-grünen blätter vergleichen sich der Scabiosen / mit ihren tieffen schnitten und kerffen. Es trägt an den obersten stenglein oder rüthlein in dem Heumonat seine blümlein / die sind bey dem mitlern runden scheiblein gelblicht / welche mit weissen blättlein / gleich wie an der [405] gemeinen Chamillen / umbgeben ist. Es wird auff den Schwe tzerischen Alp-matten beym Gotthard und Pfeffers-bad gefunden. Eigenschafft. Dragoncel wärmet und tröcknet hefftig / hat ein flüchtig alkalisches Saltz bey sich / und daher gleiche eigenschafft mit dem Brunnkreßich. Gebrauch. (Kalter magen / blast / ve???steckter Frauenzeit.) Dragoncel isset man mit Lattich und anderem Salat / man machet auch Salsen darauß. Er bekomt wol dem kalten Magen / bringt lust zum essen / zertheilet die Bläst / (Verstopfftelcher??? und miltze. Abnehmen de??? Leibs.) treibet den Harn und der Frauen Blumen / reiniget das scharbockische Geblüt / eroff???net die Verstopffungen der Leber und des Miltzes / und wehret dem Abnehmen. Dieses Kraut in dem Mund gekenet / ziehet (Feuchtes Haupt. Hauptnüß Zahnweh.) den Speichel und wässerigen Schleim auß dem feuchten Haupt / und vertreibet also die flüsse / so sich hin und wieder in dem Haupt / Ohren / oder Augen stecken: stillet auch das Zahnwehe. Ist in dem übrigen wider allerhand Kranckheiten eben so nutzlich zu gebrauchen / alß der Brunkresse. CAPUT LXVI. Wilder Bertram. Ptarmica. Namen. MIlder Bertram / Nießkraut / Darant / weisser oder spitziger Reinfarn / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ptarmica, Sternutamentoria, Tanacetum album acutum, Pyrethrum sylvestre. Italiänisch / Ptarmica. Englisch / Dneezwort / Baltard / Pellitory. Dänisch / Vild Bertram. Niderländisch / Wilde Bertram. Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des wilden Bertrams / Ptarmica vulgaris, folio longo serrato, flore albo, J. B. Dracunculus serrato folio pratensis, C. B. Hat ein schlechte / dem Geschmack nach scharff brennende Wurtzel / so mit langen / großlichten / starckriechenden nebenwürtzelein behänget ist. Auß welcher etwan ein elen-hoher / und mit schmalen neben-zincklein besetzter stengel herfür komt / der da gemeiniglich durch den gantzen Sommer biß in Herbst weisse gestirnte blümlein trägt / denen der Same nachfolget. Die blätter stehen gegen dem stengel über / sind spitzig / lang / schmal und wie eine Säge gekerfft. Wächßt auff den feuchten Matten und bey den bächlein. In Böhmen wird er in den gärten gepflantzet. 2. Die wilde Berg-nießwurtz / Dracunculus Alpinus Agerati foliis incanis, Hort. Reg. Paris. & Lugd. Batav. Hat längere / und spitzigere / tieffer zerkerffte blätter / auch höhere stengel / mit blassen gestirnten blümlein. 3. Die wilde Virginische Nieß-wurtz / Ptarmica Virginiana folio Helenii, Moris. prael. Ist ein Kraut zwey schuh hoch / dessen stengel mit breiten / ablangen / den Alantwurtzblätteren nicht unähnlichen blätteren begabet. Die blümlein sind weiß / und der Samen dem wilden Bertram-samen gleich. 4. Die wilde Alp-nießwurtz mit Mutterkraut-blätteren / Ptarmica Alpina Matricariae foliis, Triumfetti. 5. Die grössere wilde Bertramwurtz mit schön grünen tieffer zerkerfften blätteren / Ptarmica foliis profundiùs serratis, laetè viridibus, elatior, Hermann. Catal. Append. 6. Die wilde Alp-nießwurtz / mit weiß [406] graulichten zerkerbten blätteren / Ptarmica Alpina, incanis serratis foliis, Herm. Cat. App. 7. Die wilde Nieß-wurtz / mit grossen röthlichten Wasserrettich-blätteren / Ptarmica raphani aquatici folio amplo rubello D. Watsii, Hermann. Cat. App. Eigenschafft. Der wilde Bertram wärmt und tröcknet im dritten grad / die Wurtzel hat ihre krafft am besten mit außgehendem Aprillen / und das Kraut in dem Mäy und Brachmonat; Ist mit einem flüchtigen ölichten scharffen Saltz begabet / daher er amgeschmack scharff und beissend ist / und die Eigenschafft hat starek zu erdünneren / und allen Schleim durchzubeissen / sonderlich aber niessen zu machen. Gebrauch. So man die frischen blumen für die Nasen haltet / oder dürr gestossen darein thut / machet sie niessen. Gleiche würckung hat die Wurtzel / gedörret / zu pulver gestossen / und mit anderen gelinderen schnupff-pulveren vermischt / in die Nasen gezogen. Innerlich wird diß Kraut sonsten nicht gebraucht. CAPUT LXVII. Zahme Raucken / oder weisser Garrensenff. Eruca sativa alba. Namen. ZAhme Raucken oder weisser Garten-Senff / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Eruca sativa. Italiänisch / Ruchetta, Rucola. Frantzösisch / Roquette. Spanisch / Oruga, Xaramago. Englisch / Rocket. Dänisch / Hindsenep. Niderländisch / Rokettecruyt / Rakette. Wilde Raucken oder wilder weisser Senff heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Eruca sylvestris, Erucae genus spontè nascens. Italiänisch / Ruchetta salvatica. Frantzösisch / Roquette sauvage, Petite Roquette. Spanisch / Oruga sylvestre. Englisch / wilde Rocket. Niderländisch / will Rakette. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / die zahme Raucken oder der weisse Garten-senff / Eruca latif. alba sativ. Dioscor. C. B. major sativa, annua, flore albo striato, J. B. Bringet elen- oder anderthalb elen-hohe / etwas haarichte stengel / daran lange / zarte / tieff zerspaltene / glatte blätter herfürkommen / so an dem geschmack sehr scharff sind. Seine blumen erscheinen weißlicht oder bleichgelb / und haben bißweilen schwartze äderlein / welchen fingers-lange hülsen nachfolgen / darinnen ein kleiner weisser samen liget. Die Wurtzel ist weiß / dünn und holtzicht / so gleich den blätteren einen scharffen geschmack von sich gibet. Sie wird in den gärten viel gezielet. Der geruch dieses Krauts ist sehr starck / und unannemlich. Englische Raucken mit breiten blättern. Eruca Anglica latifolia. 2. Der Englische Garten-senff / Eruca Anglica latifolia. Hat ein weissen / dicken und gekälten haupt-stengel / so höher als ein elen wächßt / und in neben-zweiglein getheilet wird. Seine blätter sind glatt und bleichgrün / bey der wurtzeln eines schuhs lang / und tieff zerkerfft / in deren mitte ein breite ader durchgehet. Gemelter stengel wird von der dreyeckichten und zween zoll langen kerffen als flügeln umgeben: die mittlere blätter am stengel sind kürtzer / und etliche den gemeinen Raucken-blätteren ähnlich / die obere blättlein aber sind schmal und nur ein wenig gekerfft. Auff dem gipffel des stengels erscheinen grosse gold-gelbe und vier [407] blättige Blumen mit vielen fädenlein / denen ablange und enge schotten nachfolgen. Wilde Raucken. Eruca sylvestris vulgaris. St. Barbara-kraut. Eruca lutea, sive S. Barbarae herba. 3. Die wilde Raucken / Eruca sylvestris vulgatior, Park. Major lutea, caule aspero, C. B. & Angustifolia Austriaca, Eju???d. Eruca tenuifolia perennis flore luteo: item sylvestris angustifolia flore luteo, J. B. Hat schmälere und an mehreren orten außgekerffte blätter als die zahme / bringet viel rauche stengel / trägt grosse und bißweilen kleine gelbe blumen. Der in krummen schötlein ligende samen vergleicht sich dem gemeinen Senff / er ist scharff und bitter: die Wurtzel ist weiß / dick / lang. Sie wächßt auff dürrem erdreich bey alten verfallenen mauren: allhier findet man sie bey dem Wiesen-fluß an sandichten orten; gibt einen stinckenden unlieblichen geruch von sich. 4. St. Barbara-kraut / Eruca lutea latifolia s. Barbarea, C. B. Barbarea, J. B. Hat eine weisse / dicke / lange / beständige / runde / jedoch etwas knodichte Wurtzel / auß welcher ein harter / elen-hoher / starcker / gestreiffter / runder und fetter stengel herfürkommet / der oben auff mit einer langen Aehre voll kleiner vierblättiger gelben blümlein gezieret / denen ein rundes / dünnes schötlein / in welchem der röthlichte samen liget / nachfolget. Die blätter sind rund / glatt / breit und etwas gespitzt / bißweilen roth oder schwartz. Deren unterste sich der Haselwurtz - blätteren vergleichen. Es blühet im Mäyen / und Brach-monat / und wächßt an sandichten und wässerichten orten. Die Wurtzel und blätter haben einen scharffen geschmack / und etwas stinckenden Geruch. Allhier findet man es bey dem Wiesen- und Birß-fluß. So mans in die gärten pflantzet / überkommet es spitzigere blätter. Ein grössere art wird bey Petterlingen in den frucht-felderen und um das Schloß Arburg Berner Herrschafft gefunden / welche einen dickeren / aber kürtzeren und gekälten Stengel herfür bringt, Die bläkter sind ein zoll lang und breit. Seine blumen scheinen grösser / gold-gelh und gefüllt. Baßlerische Raucken. Eruca Basileensis coerulea.
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5. Der Baßlerische weisse Senff oder Raucken / Eruca coerulea in arenosis crescens, C. B. purpurea, aliis coerulea sive Viola petraea, J. B. Hat ein röthlichte / gerade / ablange / dünne / scharfflichte / und ein wenig zasichte Wurtzel; auß welcher underschiedliche gekälte und haarige stengel herfürkommen / die sind insgemein elen-hoch / und in etliche neben-zweiglein zertheilt. Die blätter an der Wurtzel spreiten sich auff die Erden / sind wie die gemeine Raucken zerkerbt / gleichsam umnaget / rauch / haarig und anderthalb zoll lang / aber auch kürtzer und schmäler. An dem stengel erscheinen die blätter in geringerer anzahl / sind runder außgeschnitten / und bißweilen gantz. Seine wolriechenden blümlein sind himmel- und biß weilen purpur-blau / vier-blättig / mit kurtzen fädemlein / und sitzen auff den gipfflen der nebenzweiglein: nach diesen blümlein folgen ablange / glatte und dünne schötlein / in denen ein kleiner röthlichter und scharffer samen eingeschlossen ist. Dieses Kraut wächßt allhier zu Basel an sandichtenorten / bey dem Fluß die Birß gena̅t / um St. Jacob / und das Dorff Mönche̅stein. In dem Baßler Bistum wird es bey Lauffen und Delsperg auff den Bergen und Felsen gefunden. 6. Der Candische weisse Senff / Eruca maritima Cretica, siliquâ articulatâ, C. B. Hat bey der Wurtzel kurtze / schmale / rauchlichte und klein zerkerbte blätter: die stengelein sind spannen-hoch zuruck gebogen und gekählt: es trägt viel krumme / rauche / drey oder vier zoll lange / und in gläichlein abgetheilte schoten / darinnen ein kleiner röthlichter samen liget. Man findet es in Candia an dem Ufer des Meers. Der Italiänische weisse Senff. Eruca maritima Italica. 7. Der Italiänische weisse Senff / Eruca maritima Italica siliquâ hustae cuspidi simili, C. B. Cakile quibusdam, aliis Eruca marina & Raphanus marinus, J. B. Wächßt einer elen hoch: hat dicke glatte und zerkerbte blätter / die vergleichen sich den Kreutzwurtz-blättern / sind fett / safftig / unden bißweilen röthlicht / und kriechen etliche auff der Erden / auß deren mitte kommen drey oder mehr runde / gekählte / glatte und steiffe stengelein herfür / die sind an dem underen theil röthlichter farb / und in neben-zweiglein zertheilt / auff deren gipffel erscheinen purpurfärbige blümlein / so den Steckrüben- oder Rettich-blümlein ähnlich. Der kleine Samen ligt in drey-eckichten schötlein. Die Wurtzelen sind lang / dünn / weiß / inwendig holtzicht und an dem geschmack etwas scharff. Es wächßt in Italien am Gestad des Meers: blühet im Mäyen und Brachmonat. So man es in die Gärten pflantzet / kommet es mit ablangen und schmalen blätteren herfür. Der Frantzösische weisse Senff von Montpelier. Eruca Monspeliaca echinata. 8. Der Frantzösische weisse Senff von Montpelier / Eruca Monspeliaca echinata siliquâ quadrangulâ, C. B. Sinapi echinatum, J. B. Lugd. Hat ein dick / weiß / und ein wenig zaßlichte Wurtzel / so einer halben spannen lang ist. Seine stengel sind rund / gekählt und rauchlicht / deren drey oder vier schuhshoch / bißweilen aber elen-lang auffwachsen / bey ihrem ursprung purpurfarb scheinen / und in neben-zweiglein zertheilet werde̅. Die bey der Wurtzel auff dem boden außgespreitete Blätter sind länglicht / schmal / rauch und gekerbt / an den stengeln aber / insonderheit wenn sie mit vielen schoten beschweret / sihet man schier keine blätter. Die blümlein [409] sind gelb und fünffblättig / welchen viereckichte schoten nachfolgen / so auff einem länglichten stiel sitzen / und in ein scharffen spitz außgehen / sie werden durch die zeitigung sehr hart / und wenn man sie nach der länge zerschneidet / erscheinen auff beyden seiten zwey küstlein / in deren jeglichem ein weisser / rother / spitziger und scharffer Same auffbehalten wird. Es blühet im Brachmonat und wächßt in Franckreich bey Montpelier. 9. Das neunte geschlecht deß wilden weissen Senffs / Eruca Monspeliensis siliquâ asperâ, Sinapi Monspessulanum siliquâ asperâ hirsutâ, J. B. Hat blätter den kleinen Rauckenblättern etwas gleich / am geschmack scharff; zwischen denen wachsen etliche spannen-lange / in nebenzweiglein getheilt???e Stengel / mit kleinen gelben Senffblümlein; auff welche viel zolllange / runde / rauche / mit braunrothem kleinem Samen angefüllte schötlein erfolgen. Wächßt zwischen Montpelier und dem Berg Esperon. 10. Die Raucken mit weissen blümlein / so schwartze äderlein haben / Rapistrum flore albo lineis nigris depicto, C. B. album nigris lineis, Park. 11. Die haarige Raucken von Halepo / mit gefleckten blätteren / Eruca Chalepensis caulibus & siliquis hirsutis, foliis inferioribus maculatis, Morison. 12. Die Raucken mit Maßlieben - blättern / Eruca Bellidis folio, Moris. 13. Die grosse Wasser-raucken mit weisser Blume / Eruca palustris major flore albo, J. B. 14. Die wilde kleine Wasser-raucken / Eruca sylvestris minor luteo parvoque flore, C. B. Eruca quibusdam sylvestris repens flosculo parvo luteo, J. B. 15. Die kleine wilde Raucken mit Täschelkraut-blätteren / Eruca sylvestris minor Bursae pastoris folio, C. B. 16. Die kleine wilde Raucken mit graulichten blätteren / Eruca sylvestris minor incana, C. B. 17. Die Africänische Raucken mit himmelblauen Blumen / Eruca Echioides Africana flore coeruleo, Breyn. Prodr. 18. Die grösseste Raucken von Canada / Eruca maxima Canadensis, Cornut. Eigenschafft. Der weisse Senff ist sehr hitziger Natur und wärmet hefftig: denn er ein zimlich flüchtig / scharffes Saltz / neben vielen ö???ichten theilen in sich hält / und derentwegen die Eigenschafft erlanget den zähen schleim zu erdünneren / die verstopffungen zu eröffnen / den harn zu treiben / die flüsse des Haupts zu erwehren / oder zu vertreiben / und die Mannheit zu stärcken / oder widerzubringen. Man braucht sonderlich den von der gemeinen Garten-raucken in dem Brach- oder Heu-monat gesamleten Samen in der Artzney. Gebrauch. Die wilden Raucken-blätter rohe genossen / erwecken lust zur unkeuschheit: so man aber dieses Kraut zu viel gebrauchet / ist es dem Haupt schädlich / denn es grosse wehthumb desselben verursachet / und das Geblüt erhitziget: darneben treibet es den (Würm.) Harn / stärcket die Däwung / und tödtet die Würm. Die in dem Mäyen und Brach-monat abgeklaubte grünen Blätter in alten weissen Wein gelegt / und täglich davon ge???runcken (Gelbsucht. Sch???eim und Grieß.) / vertreibt die Gelbsucht / und führet Schleim und Grieß durch den Harn. Andere berichten / daß sich viel Leuth lange (Schlag.) zeit vor dem Schlag und dergleichen zufällen / mit dem weissen Senff und Kümmel-samen / eines so viel als des anderen / auff gehalten haben / öffters eines halben quintleins schwer davon genommen. Die Raucken-wurtzel gekocht und pflasterweiß (Beinschiffer.) übergelegt / zieht die Beinschieffer herauß. Das Wasser so man auß der Italiänischen (Grimmen.) Raucken destilliert / wird sehr wider (Grieß.) das Grimmen / Grieß und ten Stein gelobt / (Stein.) so man morgens nüchter acht loth davon laulicht trincket. Folgende Latwerg ist sehr kräfftig / und (Schlagflüß.) alten Leuthen höchst nutzlich / alle Schlagflüß zu verhüten. Nehmt Roßmarin-Me???yoran-Schlüsselblümlein - Betonien - oder rothen Rosen-zucker / 4. loth / candierte???n Ingwer 3. quint. Raucken-samen / Fenchel-samen / jed. 1. quintl. Cardamömlein / Cubeben / und Zimmet / jed. 20. gran. Chocolate-pulver / ein halb loth. Rühret alles mit Nägelein- oder Violen - syrup zu einer Latwerg under einander / darvon kan man morgens / und (Magenbl???diakeit. Erkaltete Natur der Ehemän̅ren.) nachts einer Castanien groß einnehmen. Stärcket den Magen / das Hirn und Nerven / bewahret vor Schlagflüssen / und macht auch die erkalteten Ehemänner wacker und munter zum Beyschlaff. CAPUT LXVIII. I. Senff. Sinapi.
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II. Senff. Sinapi. Namen. SEnff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sinapi. Italiänisch / Senape, Senapa, Mostarda. Frantzösisch / Seneve, Graine de moustarde. Spanisch / Mostaza, Xenablo, Xenabe, Xenabo. Englisch / Mustard / Müsterd / Senbeye. Dänisch / Senep. Niderländisch / Mostaerde. Gestalt und Geschlecht. Der Senff ist ins gemein dreyerley Geschlechts. Die ersten zwey säet man in die gärten / das dritte ist wild. Der erste Garten-senff / Sinapi siliquâ hirsutâ semine albo vel ruffo, J. B. Sinapi Apii folio sive album, C. B. Wächßt wie Rübenkraut / mit einem rauchen / elen-langen / haarigen stengel / und vielen neben-ästlein / bringet gelbe wolriechende blumen / darauß werden runde / haarige schötlein / in welchen der weisse / runde / grössere als in dem wilden / und nicht so scharffe Samen als in dem gemeinen Senff / verborgen ligt. Die Wurtzel ist einfach / weiß / und holtzicht / und die blätter / wie in den Rüben gestaltet / tieff eingeschnitten / oben und unden haarig. Der ander Garten-senff / Sinapi siliquâ latiusculâ glabrâ, semine ruffo, sive vulgare, J. B. Gewinnet auch ein rauchen / runden / mehr als elen-hohen / unden haarigen / oben aber glatten ästichten stengel / seine blätter sind zerkerbt und dem Kraut des weissen Senffs ähnlich. Die blumen erscheinen bißweilen weiß / und zu zeiten gelb / wolriechend / vierblättig; werden zu glatten / und zimlich kurtzen viereckichten schötlein / darinnen stecken sieben biß acht röthlichte samen / der schärffer ist alß des ersten: die Wurtzel ist weiß / holtzicht / zerbrüchlich / und faselicht. Man findet auch ein art des Gartensenffs mit weissem Samen. Wilder Senff. Sinapi sylvestre. Wilder Senff. Rapistrum arvorum. Der wilde Senff / Rapistrum arvorum, Park. flore luteo, C. B. J. B. Wächßt auff dem felde offt under dem Geträyde / hat gelbe blumen / an der gestalt wie Mertzen-blumen. Ist mit blätteren / stengelen und Samenschötlein dem zahmen Garten-senff gleich / doch kleiner und kürtzer / bringt roth-schwartzen Samen.
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Mit goldgelben und gefüllten Blumen / wird er bey der Vestung Arburg / Bernischer Herrschafft / gefunden. Die Bienen suchen ihre nahrung mit grosser begierd in allen Senff-blumen. Es hat noch ein Geschlecht des wilden Senffs mit weissen Blumen; Rapistrum flore albo, siliquâ articulatâ, C. B. flore albo striato, Sinapi album agreste Trago, J. B. Hat ein weisse / holtzichte / bald einfache / bald mehrfache wurtzel / auß deren ein schuhe-hoher / ästichter / mit scharffen stacheln begabter / und raucher stengel auffschießt. Die blätter sind tieff eingeschnitten / beyderseits haarig. Die blüthe ist weiß / mit blauen striechen gescheckt / kommet auß einem röthlichten kelchlein; darauff folgen die ablangen / glatten / knodichten schötlein / welche sechs / siben biß acht grosse / schwartz-braune kernen in sich halten. Wächßt zwischen dem geträid häuffig. Bißweilen erscheinet die vierblättige Blume dieses Krauts auch gelb. Ferner gibt es ein wilder Senff; Rapistrum Monospermon, J. B. C. B. Park. mit langer / weißlichter / ein wenig zaßlichter wurtzel; runden / dünnen / ästichten / schön grünen / etwas haarigen / schuhe-hohen Stengeln; dicken / auff der erden gespreiteten Rüben-blättern. Die Blüthe ist gleichsam wie ein ähre an dem stengel gestaltet / schön goldgelb / vierblättig: darauff folgen die runden / in ablange zaseln außgehende schötlein / darinnen nur ein samen enthalten. Wächßt in Italien nicht weit von Livorno, wie auch umb Genff und Montpelier. Endlich findet sich auch ein groß Spanisch rund-blättiger wilder Senff; Rapistrum maximum rotundifolium monospermon Hispanicum, Park. Hat gar grosse / von vornen runde / zerkerffte / hinden tieff eingeschnittene Blätter / welche unden rauch / und gleichsam gantz kleine stacheln haben. Der gestreiffte / eckichte / in viel nebenzweiglein getheilte stengel ist zwey elen hoch. Den Sommer durch sind die zweiglein mit Blüthe angefüllet; das Blümlein aber bestehet auß vier weissen blättlein / zwischen welchen das fruchtbare grüne Nägelein / neben etlichen dünnen / zarten fäserlein mit gelben gipffelein erscheinen. Auff das blümlein erfolget ein einiger kleiner / runder / gelblichter samen. Wächßt in Hispanien. Alphonsus Ovaglius S. J. hat in America bey den Chilienseren den Senff in solcher menge wachsen gesehen / daß die stengel so dick als eines Menschen Arm waren / und in der länge den bäumen sich vergleichten / wie solches Georgius Marggrafius in Appendice historiae Cap. 6. berichtet. In der grösse eines Baums kommet der Senff auch im Jüdischen Land herfür / dahero unser Heyland JEsus bey dem Evangelisten Matth. c. 13. ???. 32. von dem Senffkorn anzeiget / wie es zu einem solchen Baum werde / daß auch die Vögel des Himmels under seinen Zweigen wohnen. Die Vögel lieben desselben samen sehr / daher sie im Sommer / wenn der samen zeitiget / auff den ästen sitzen / und den samen essen / auch / obwol deren viel sind / brechen doch die äste nicht mit ihnen. Eigenschafft. Senff wärmt und tröcknet im vierdten grad. Man soll den außlesen / welcher frisch / wohl zeitig / derb und röthlicht ist / denn der alte ist mehr bitter als scharff. Weilen er im hohen Sommer blühet / so wird sein samen erst im Augstmonat reiff. Sonsten befindet sich in diesem Kraut / meistens aber in seinem brauchbaren samen / ein scharffes / flüchtiges / alkalisches saltz / mit zimlich ölichten theilen / davon die eigenschafft erwachset zu erdünneren / den versessenen schleim zu verzehren / den Magen zu stärcken / die däwung zu beförderen / durch die Nieren und Blasen zu treiben; auch äusserlich anzuziehen / und die haut roch zu machen / die zeitigen Geschwär zu öffnen / und zum niessen zu bewegen. Gebrauch. Wider das alltägig und viertägige Fieber / (Alltägig- und viertägig Fieber.) nimt man vor dem anstoß ein quintlein schwer des Senff-pulvers in weissem altem Wein oder Brühen ein. Es wird auß dem Senff ein Salsen auff nachfolgende weiß gemacht / welche zu dem Fleisch und gebratens gebrauchet wird: Man nimt in dem Herbst süssen Most / läßt denselben mit etwas Quitten / Nägelein und Zimmet biß auff das halbe einsieden / sichtet denselben hernach / und also warm wird das Senff-mehl mit angebrühet und gedickeret / biß es recht ist. Oder man nimt Senffmehl / so viel man wil / macht darnach siedenden Eßig / brühet den Senff damit an / und kocht ihn biß zu einer rechten dicke / daß er bleiben kan / demnach rühret man ein fewrig Eisen in dem Senff herumb biß es kalt wird / und nimt ihme also die bitterkeit und schärffe. Dieser also angemachte Senff mit den (Flüßiges Haupt / kalter Magen / Engbrüstigkeit. Frawenzeit.) Speisen genossen / reiniget das Haupt / erwärmet den Magen / verzehret die überflüßigen / zähen / tartarischen Feuchtigkeiten in der Miltzesucht / fördert den Harn / und die Frawenzeit / räumet die Brust / macht viel außwerffen / ist also den engbrüstigen nutzlich / bekomt aber den Augen nicht zum besten / wenn man zu viel davon isset. Für die Entzündung / Schmertzen und (Augen-entzündung Röthe und Schmertze̅ der Augen.) Röthe der Augen kan folgendes mit nutzen gebraucht werden. Kocht etliche fette Feigen in wasser biß sie fast faulen / stoßt sie hernach in einem steinernen mörsel zu einem Muß / nehmt davon ein halb loth / mischt darunder Senffmehl ein halb loth / Weißwurtzen ein quintlein / geschabene Vene???anische Säiffen 3. quintlein / Anacardien-Honig so viel nöthig / macht ein dick pflaster darauß / streichts dick auff tuch / legts über das Genick / laßts ligen / und erfrischts bißweilen / biß die Haut gantz roth worden. (Schwach Gehör.) Es ziehet die Flüß von Augen und Ohren zuruck / daß auch das Gehör wider kommet. Sonderlich aber dienet der Senffsamen / so wol innerlich als äusserlich / denen Miltzsüchtigen: Innerlich zwar auff obbeschriebene weiß mit Weinmost angerühret / und (Miltzeblähunge̅ / Angst und Bangigkeiten.) öffters zu den Speisen genossen / widerstehet er aller innerlichen Säure / und vertreibet die darauß entstehenden Miltze-blähungen / Angsten und Bangigkeiten / verzehret auch [412] allen dicken / zähen Schleim des Magens (Miltze Geschwulst) und der Gedärmen. In der Verstopffung und Auffschwellung des Miltzes aber wird das Senffmehl mit Harn angerühret / und also übergeschlagen / da denn der flüchtige Harngeist / neben dem flüchtigen saltz des Senffs / gewaltig durchtringen / und die sauren schleimerigen Feuchtigkeiten des auffgeschwollenen Miltzes erdünneren und vertheilen kan. (Scharbock.) So hat auch der bedeutete angemachte Senff grosse Kräfften / das scharbockische Geblüt zu reinigen / den Scharbock des Mundes zu stillen / wenn man auch nur den Samen im Munde käwet; wie auch vor (Schlagflüß / Schwindel.) Schlagflüssen / Schwindel / und allen Schlaff-kranckhei???en zu bewahren. Zu welchem end etliche alte Persohnen den Samen verzückeren lassen / und täglich davon essen. Senffmehl mit Honig und ein wenig schaffen Eßigs zu einem sälblein gemacht / (Schlaffsucht. Schwindel / Hauptflüß.) auff tuch gestrichen / und also auff das zuvor geschorene Haupt gelegt / so lang ligen lassen / biß die Haut davon roth worden / vertreibet die Schlaffsucht / Schwindel und Schlagflüß. (Ohrenwehe / Zahnwehe. Augenweh.) Ein köstliches Zugpflaster für das Zahnwehe kanst du auff folgende weiß bereiten: Nim Tauben-mist und Senffmehl jedes 1. loth / Pfeffer ein halb quintlein / stosse alles zu reinem pulver under einander / mische ein wenig Pech und Terbenthin darzu / rühre es zu einem zähen / wol klebichten pflaster. Dieses auff leder oder taffet band in Thalers grösse dick auffgestrichen / an die Schläff und hinder die Ohren gelegt / und darauff immer ligen lassen / biß sie von selbsten wider abfallen / ziehen die Flüsse von Augen / Ohren und Zähnen hinweg / und vertreiben also die Schmertzen solcher Gliedern. Senffsamen mit Honig und Tragantschleim (durch weiß Gilgen-wasser außgezogen) (Flecken un̅ Masen des Angesichts.) vermischt / über die Masen / Flecken und Flechten des Angesichts / und anderer theilen täglich gesirichen / nimt sie sauber hinweg / und macht ein zarte / schöne und liebliche Haut. Senff- und Kresse-samen zerstossen / in ein bündelein gebunden / weissen alten Wein (Scharbock.) darüber geschüttet / und allezeit bey dem essen den ersten trunck davon gethan / stärcket die Däwung des Magens / reiniget das Geblüt / und vertreibet allen Scharbock ohnfehlbar: Wie sich denn vorzeiten in der Belägerung Rochelle in Franckreich / viel hundert Soldaten / durch den einigen Senffsamen in Wein täglich eingenommen / von der scharbockischen Seuche glücklich befreyet. CAPUT LXIX. Hederich. Erysimum. Namen. HEderich heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Erysimum, Irio, Draba. Italiänisch / Erisimo, Irione. Frantzösisch / Velar. Spanisch / Rinchaon. Englisch / Cadloke / Kedloke. Dänisch / Vildsenep. Hederich. Erysimum vulgare. Geschlecht und Gestalt. 1. Es gibt des Hederichs underschiedliche Geschlecht / darunder erstlich der gemeine Hederich; Erysimum vulgare, C. B. Verbena foemina & Sinapi 7. Trag. Irio, Matth. Lon. Cord. in Diosc. Wächßt allenthalben neben den Gärten / alten Gemäuren und Hoffstätten. Er hat Blätter wie der wilde weisse Senff / außgenommen daß sie grösser sind / und nicht so tieff zerschnitten. Seine stengel sind zähe / lassen sich biegen wie ein Riemen. Bringt kleine und gelbe vierblättige Blumen / auß welchen / nach dem sie abfallen / lange / dünne / runde und außgespitzte schötlein wachsen / anzusehen wie die Hörner / darinnen ligt ein klein gelb Sämlein verwahret / am geschmack bitterlicht / scharff und hitzig / wie der Kreß-samen. Die wurtzel ist hart / weiß und zaßlicht. 2. Der breitblättige grosse / glatte Hederich; Erysimum Latifolium glabrum, C. B. Erysimum latifolium Neapolitanum, Park. Irio laevis Apulus Erucae folio, Column. Hat eine weisse / sehr scharff schmäckende wurtzel / ablange / breite / über der erden außgebreitete blätter / welche endlich fünff / sechs biß siebenfach tieff eingeschnitten werden. Trägt einen einigen zwey schuhe hohen / glatten / runden / weissen stengel / welcher mit vielen wechselweiß stehenden / starck riechenden / bitter-scharffen blättern begabet / obenauff finden sich viel kleine / gelbe / zusammengedrungene Blümlein / denen so viel zwey zoll lange / runde / dünne / mit kleinem gelben / scharff-saltzicht schmäckendem Samen angefüllte schötlein nachfolgen. Blühet im Mäy / und wächßt in sandicht trockenem Erdreich.
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Glatter Hederich. Erysimum latifolium glabrum. Der haarig-blärtige Hederich. Arabis quorundam. 3. Der schmal-blättige grosse Hederich; Erysimum angustifolium majus, item Rapistrum Italicum siliquis longissimis, C. B. Rapistrum angustifolium Neapolitanum, Park. Hat eine lange / dünne / zaselichte / weisse / scharffe wurtzel; weiche / haarige / in etliche theil zerschnittene blätter; bekomt nur einen drey schuhe hohen rauchen / haarigen / in Nebenästlein getrennten stengel; auff welchem kleine / gelbe blümlein in dem Mäy-monat erscheinen / und lange / dünne / mit dunckelgelben / kleinen / nicht gar scharffen Samen angefüllte schötlein nach sich bringen. 4. Der bittere Hederich mit langen schötlein; Erysimum Galeno & Theophrasto, Myagro affinis planta siliquis longis, J. B. Myagrum siliquâ, longâ, C. B. Camelina s. Myagrum alterum amarum, Park. Hat eine holtzichte / weisse / einfache / mit etlichen zaseln begabte wurtzel. Sein stengel ist elenbogenlang / gestreifft / einfach / fest / etwas haarig und röthlicht / mit einem bitterlichten marck angefüllet; die wechselweiß stehenden blätter sind ein zoll breit / und drey biß vier lang / außgespitzt / rauch anzutasten / grün / und bitter am geschmack. Die Blume ist klein / gebüschelt / gelb / die schötlein zoll-lang / viereckicht / und der Samen gelb / ablang / und bitter. 5. Der haarig-blättige Hederich; Arabis quorundam, Camer. Draba lutea siliquis strictissimis, C. B. Erysimum non laciniatum Draba dictum, Raji. Draba lutea quibusdam, J. B. Hat eine holtzicht / scharffe / kleinen fingersdicke wurtzel; auß welcher etliche gerade / rauche / ästichte / elenbogen-hohe stengel auffwachsen. Die blätter sind zoll-breit / außgespitzt / haarig / zerkerbt / scharfflicht. Hat gelblichte / viermahl eingeschnittene / im Brachmonat erscheinende Blümlein / mit nachfolgenden schötlein / darinnen ein kleiner ablanger / braun-rother Samen ligt. Wächßt in Pündten / wie auch umb Tübingen und Heidelberg. 6. Ein Hederich mit holtzichter wurtzel; Erysimum flore pallido, Erucae foliis, Raji. Eruca inodora, J. B. Hat ein lange / einfache / holtzichte / zarte / mit wenig zaseln begabte wurtzel; einen elenbogen hohen ästichtenstengel. Seine blätter sind länglicht / tieff einegeschnitten. Die Blume ist bleich-gelb; darauff die dünnen / zarten / zwey zoll langen schötlein erfolgen. Das gantze Kraut hat wenig geruch / und keinen sonderlichen geschmack. Wächßt in lettichter erden in dem Elsaß. 7. Ein dem Senff gleichender Hederich; Synapi Erysimo Tragi cognatum sive simile, J. B. Hat ein weisse / dicklichte wurtzel / mit wenig zaseln begabet: Bringt schuhe-hohe runde / grawe / wollichte / in lange zweiglein getheilte Stengel. Die undern blätter sind tieff eingeschnitten / breitlicht / die oberen aber erzeigen sich schmäler / sind nicht eingeschnitten. Trägt kleine gelbe / vier-blättige blümlein / denen runde / zarte / mit kleinem / scharffem / schwartz-braunem samen angefüllte schötlein folgen. Wächßt in Oestereich an den Strassen. 8. Der wilde Genfferische Hederich; Sinapi, potiùs Erysimum, Genevense sylvestre, J. B. Bekomt auß einfacher / weisser / holtzichter wurtzel / underschiedliche ästichte / unden auß haarige stengel / an welchem sich die tieff eingeschnittene Raucken-blätter erzeigen. Die Blume ist gelb; die schötlein biß drey zoll lang. 9. Ein wilder Hederich von Montpelier; Erysimum Monspessulanum Sinapeos foliis, Raj. [414] Sinapi sylvestre Monspessulanum, lato folio, flosculo luteo minimo, siliquâ longissimâ, J. B. Hat elen-hohe / runde / etwas gestreifftestengel / an denen blätter wachsen / den Pfaffenröhrlein-blättern an grösse und gestalt gleich. Die Blume erscheinet häuffig und viel im Aprillen; und bringt sehr lange / mit gantz scharffem samen angefüllte schötlein. 10. Ein Teutscher schmal-blättiger Hederich; Erysimum Germanicum Trinciatellae folio, Raj. Trägt nahe bey der wurtzel viel ablange / schmale / an dem umbkreiß etwas zerkerbte / von unden allein haarige blätter. Die stengel sind halb schuhe hoch; die Blume aber zimlich groß / gelb / und die schötlein lang / und zart. Wächßt bey Donawert im Franckenland / an schatticht-sandichten orten. 11. Der breit-blättige grosse Hederich: Eruca latifolia, C. B. Park. Erysimum latifolium foliorum laciniis triangularibus, Raji. hat einen elenbogen hohen / weissen / dicken / gestreifften / ästichten stengel / mit bleich-grünen / glatten / bey der wurtzel schuhe-langen / tieff eingeschnittenen blättern; und großlichten / gold-gelben blumen / denen lange / nahe aneinander ligende schötlein folgen. 12. Der Indianische Hederich; Eruca Indica Tanaceti folio, Zanon. Erysimum fruticosum Indicum Tanaceti folio, Raji. Bringt viel grüne / über der erden zerstrewte / gekerffte blätter; zwischen denen ein schuhe hoher / in viel neben-zweiglein außgetheilter stengel herfürwächßt; und oben auff mit vielen gelben / in dem Augstmonat erscheinenden blümlein begabt ist; hierauff folgen in dem Herbstmonat zwey zoll lange / mit doppeltem Samen-häußlein begabte schötlein. Das gantze Kraut ist scharff / und hitzig von geschmack. Haariger Hederich. Erysimo similis hirsuta alba. 13. Das dreyzehende Geschlecht des Hederichs / beschreibet Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici Lib. 3. Cap. 9. under dem Namen eines Krauts / welches dem Hederich ähnlich ist / und dahero von ihme Erysimo similis hirsuta non laciniata alba; von Johanne Bauhino aber / Barbarea muralis, genennet wird. Auß dessen ablanger / weisser / holtz- und zasichter wurtzel / kom̅en herfür ein und bißweilen mehr elen hohe / hohl-kelichte / haarige / zuweilen röthlichte / und in nebenzweiglein außgetheilte stengel. Es hat viel bey der wurtzel auff dem boden ligende blätter / zuweilen ohne stiel / anderthalb zoll lang / rauch / haarig / weißlicht / an dem umbkreiß zerkerfft / und selten außgeschnitten: Die sind an dem stengel kleiner / welchen sie mit einem breiten rand umbgeben. Nach der länge der nebenzweiglein / sitzen auff stielein / als in einer ähre / weisse vierblättige blümlein / welchen ablange / enge schötlein nachfolgen / in denen ein kleiner samen ligt. Wächßt in steinichten orten / an den alten zerbrochenen Gebäwen / allhier zu Basel an der Stattmauren / bey dem Schloß Münchenstein / und nächst ligendem altem zerstörrten Schloß Wartenburg. Blühet im anfang des Frühlings. Zu Montpelier in Franckreich sihet man es auch / aber durchauß kleiner. Bißweilen findet man es an sandichten orten / als allhier bey dem Wiesen-fluß / und auff den steinichten Aeckern bey dem Newenhauß genannt. Joh. Bauhinus haltet es für ein art des St. Barbarae-krauts / und meldet dabey / daß in seinem Garten zu Genff durch den gantzen Winter ihme dieses Kraut grün verblieben seye. Auff dem Thuiri, hat er solches in grosser menge mit vielen ablangen schötlein / und geraden stengeln gefunden / das allergröste aber bey Ryssel auff etlichen Mauren / und bey einem Castel gesehen / welches schon im Jenner und Hornung grünete. Sein Hr. Bruder / Cafp. Bauhinus, brachte es ihme erstlich von Padua. Eigenschafft. Dieser Samen wärmet und tröcknet im dritten grad; hat neben seinen irdischen theilen ein häuffiges / flüchtiges / alkalisches / mit etwas ölichtem vergesellschafftetes saltz / welches in dem kraut mit mehreren wässerigen theilen vermischet ist. Wovon denn seine eigenschafft entstehet / allen zähen schleim zu erdünneren / die davon entstandene innerliche Verstopffungen auffzulösen / durch den Harn zu treiben / und den Athem zu erleichteren. Das Kraut muß im Mäy / der Samen aber im Hew- oder Augst-monat gesamlet werden. Gebrauch. (Samenfluß.) Ein gute Artzney wider den Samen-fluß: Nim Hederich-samen ein halb quintlein / stoß zu pulver / und strew es in ein weich gesotten Ey / trinck es morgens nüchter / und solches thue sechs tag nach einander. Frisch Hederich-kraut gegen dem Vollmond in dem Mäymonat wohl zerhackt / gestossen / den safft darauß gepreßt / durch fließpapyr filtriert / und mit doppelt schwer Zucker zu einem Syrup vermischt / hernach in wol [415] vermachtem glaß ein tag an die Sonnenstrahlen gesetzt / gibt einen sehr kräfftigen (Schleim der brust. Häisere. Verstopffung der Krößaderen / der leber und des miltzes. Abnehmen des Leibs.) Syrup ab / welcher offt löffelweiß genommen / allen auff der Brust sitzenden Schleim verzehret / hiemit den Husten und Häisere vertreibet / den Athem erweiteret / den Lust zum essen erwecket / durch den Harn treibet / die Verstopffungen der Kröß-adern / des Miltzes und der Lebern öffnet / und also auch dem Abnehmen des Leibs wehret. Wer nicht wol harnen kan / der zerstosse ein quintlein von dem Hederich-samen zu (Harn treiben / sand / grieß und schleim.) reinem pulver / und nehme es mit gutem weissem durchtringenden Wein ein paar mahl ein: wird nicht nur den Harn / sondern auch schleim und sand treiben / und die Nieren wol reinigen. (Harte geschwulst der Leber / des Miltzes / der Brüsten.) Wenn das Miltze / oder die Leber mit einer harten Geschwulst beladen / oder da etwan ein solche harte geschwulst äusserliche theile / als die Brüste eingenommen / ja gar einen Krebs abgeben wolte / so kan man diß kraut in einem bleyernen Mörsel wol zu einem Muß stossen / hernach Honig darunder mischen / und also warm täglich ein paar mahl überschlagen / vertheilet zwar gemächlich / aber sehr wol / sonderlich da zugleich innerliche eröffnende sachen mit gebraucht werden. Hederich-kraut frisch grün in dem Mäy genommen / wol zerstossen / mit Rockenmehl (Harte miltze-geschwulst.) und Eyerklar / zu einem dicken pflaster wol vermischt / zwischen doppelt tuch warm gelegt / und etliche nächt also warm über das erhartete Miltze geschlagen / ziehet einen rothen starcken schweiß auß / und vertheilet die harte geschwulst des Miltzes offt verwunderlich. Das auß Hederich destillierte wasser hat alle die oben bey der Eigenschafft erzehlte kläfften: Man kan 6. biß 10. loth auffs mahl davon trincken. CAPUT LXX. I. Flöhekraut oder Wasserpfeffer. I. Persicaria sive hydropiper. Namen. FLöhekraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Hydropiper, Persicaria, Pulicaria, Piper aquaticum. Italiänisch / Pepe aquatico. Frantzösisch / Poivre d'eau. Spanisch / Pexiguera. Englisch / Watter-pepper / Redknees / Lackeweed / Arlmart. Dänisch / Pilurt / Loppe-urt / Roejelboenne. Niderländisch / Waterpeper / Vlookruyt / Persencruyt. In Hochteutscher Sprach wird es auch genant Wasserpfeffer / Rassel / Muckenkraut / Schwertzen / Pfersigkraut und Pfauenkraut. II. Flöhekraut. II. Persicaria mitis. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des bren̅enden Flöhekrauts / Persicaria urens, sive Hydropiper, C. B. Vulgaris acris sive Hydropiper, J. B. bekomt ein zaßlichte / kleine / weisse / einfache wurtzel / auß welcher viel runde / gläichichte / glatte / feste und braunlichte stengel herfürwachsen / so nur elenbogen hoch / und mit nebenzweiglein gezieret werden. Seine Blätter sind länglicht / und vergleichen sich den blättern des Pfersichbaums / sind auch bißweilen mit einem rothen flecken besprenget. Zwischen den stengeln und blättern / wie auch oben auff den gipfeln der stengeln erscheinen [416] die gedrungenen Blumen einem spitzigen träublein oder ähre ähnlich / eines mit leibfarben / rothen / das ander mit Presilgenfarben / und das dritte mit gantz schneeweissen Blumen / welchen ein kleiner / dreyeckichtbreiter / roth- oder schwartzlichter / gläntzender samen nachfolget. Es ist an blättern / blumen und samen eines scharffen geschmacks wie der Pfeffer / jedoch ohne einigen geruch / dannenher man es auch Wasserpfeffer nennet. Wächßt an feuchten orten neben den Wassergestäden / nemlich bey den Weyhern / Lacken und Pfülen. 2. Das gelinde Flöhekraut / Persicaria mitis maculosa, & non maculosa, C. B. vulgaris mitis s. maculosa, Park. mitis, J. B. ist dem vorigë gleich / daß man sie von einander nicht leichtlich als durch den geschmack underscheiden kan / den̅ dieses hat keine schärffe / auch bringet es grössere blätter / die sind in der mitte bißweilen mit einem braunen oder schwartzen flecken gezeichnet / als wenn ein blutstropffen darauff gefallen wäre / gemeiniglich trägt es purpurfarbe und bißweilen weisse blümlein / seine wurtzel ist faselicht. Beyde Geschlecht werden alhier hin und wider an den bächlein gefunden / blühen im Brach- und Augstmonat. 3. Das schmalblättige Flöhekraut / Persicaria angustifolia, C. Bauh. bringt auß einer schwartz- und zaßlichten wurtzel / viel glatte / rothe / elen-hohe / mit gläichen underscheidene stengel herfür / welche mit gemeinen / aber drey oder viermahl schmäleren / und zwey biß drey zoll langen Flöhekrauts-blätteren umbgeben: die höhe der stenglen theilet sich in neben zweiglein auß / an welchen ablange ähre mit bleich-purpurfarben blümlein gezieret in dem Sommer erscheinen. Es wächßt an feuchten orten allhier umb Michelfelden. 4. Das niedrige kriechende Flöhekraut / Persicaria humilis, Tab. pusilla repens, Park. hat spitzige schmale blätter / und trägt ein purpurbraun- oder weisses blümlein. Wächßt bey uns auff den äckern bey den Dörffern Haltingen und Hüningen. 5. Das staudichte Virginische gefleckte Flöhekraut / Persicaria frutescens maculosa Virginiana, flore albo, Park. Treibt auß einer zaselichten / beständig daurenden (da die übrigen jährlich verderben) schwartzen wurtzel / underschiedliche grüne / runde / knodichte stengel / mit grossen / sechs quer finger langen / blaugrünen / in dünne ablange spitz außgehenden / gemeinlich gefleckten blättern / und grössern / jedoch dem gemeinen Flöhekraut-blust gleichenden / beschlossenen weissen ähre-blümlein und samen. Wächßt in Virginien / wird bey uns in den Gärten geziehle???. 6. Das schmal-blättige Virginische staudichte Flöhekraut / mit längeren und schmäleren gefleckten Blättern / auch längeren auffrecht stehenden stengeln / und leibfarben / zu kürtzeren ähren gedrungenen blümlein; Persicaria altera frutescens, longifolia, maculata Virginiana, flore carneo, Park. 7. Das Flöhekraut mit Weiden-blätkern; Persicaria salicis folio, Potamogiton angustifolium dicta, Raji. Potamogiton 4. sive salicis folio, C. B. Potamogiton sive Fontalis Persicariae foliis, J. B. Hat Blätter wie das gefleckte Flöhekraut / aber etwas grösser / auch bißweilen haarig / schwimmen ins gemein auff den wasseren / und sind saurlicht. Die Blume ist leibfarb. Wächßt in den Pfützen / Weihern / und rinnenden Bächlein. 8. Das Flöhekraut mit schötlein / oder das Kraut Rühr mich nicht an / sonsten Springsamen-kraut / Persicaria siliquosa, Ger. Balsamina lutea, sive Noli me tangere, C. B. Mercurialis sylvestris Noli me tangere dicta, sive Persicaria siliquosa, Park. Noli me tangere, J. B. Hat ein zaselichte Wurtzel / darauß ein elenbogen-hoher / zarter / hellgrüner / glatter / durchsichtiger stengel wächßt / neben den blätteren erzeigen sich kleine / grünlichte / mit Safft außgefüllte knöpfflein. Die wechselweiß stehenden blätter aber sind den gemeinen Bingelkraut-blätteren gleich / doch etwas grösser / breiter und nahe dem stiel scharff zerkerbt / zwischen densel en gehen sonderbare dünne stielein auß / in drey biß vier theil getheilet / daran kleine unaußgeschloffene / grünlichte blümlein hangen / so da den Balsamenkraut-blümlein sich zimlich vergleichen / einen kleinen leib / und kurtzes / dünnes / gebogenes spitziges / einem Kühehorn ähnliches schweiflein haben / diese blumen sind leer / hol / mit blutrothen flecklein besprenget. Darauff folgen die dünnen / knodichten / zwey zoll langen / grünweissen / gegen der erden sich biegenden / und mit grünen striechen gestreifften schötlein / welche / da sie zur vollkommenen zeitigung gelangen / auch vor der zeitigung / bißweilen / entweder von einem Wind / oder von dem blossen anrühren einer warmen Hand / von einander springen / und also den / etwann auch unzeitigen / ablangen / flachen / grünen Samen außstossen. Blühet und trägt Samen in dem Heu- und Augst-monat. Liebt schattichten / feuchten Grund. Hat scharffe / durchtringende / den Harn starck treibende Saltz-theile in sich. Daher (Harnwinde / oder schmertzliches harnen.) allein die blätter auff warmer herdstat etwas welck gemacht / gestossen / und über den underen Leib gelegt / die Harnwinden / und den schmertzen des Harnens stillen. Ja es befinden sich die Podagrämer und Gläichsüchtigen (Podagra / und gläichsucht.) auch sehr wohl dabey / wenn sie solche welck gemachte blätter zerstossen / und wie ein Cataplasma / oder dickes Pflaster über die geschworenen Gläich warmlicht schlagen. Eigenschafft. Das erste Flöhekraut oder gemeine Wasserpfeffer wärmt und trocknet / doch nicht so hefftig alß der Pfeffer: ist mit häuffigem / scharflichten / flüchtigen durchtringendë saltz begabt / davon es die Eigenschaft hat allen zähen schleim zu erdünneren / das geblüt von allen gesaltzenen / scharbockischen / scharffen feuchtigkeiten zu säuberen / den schweren Athem zu erleichteren / durch den Harn und Nieren zu treiben / und die innerlichen Verstopffungen der Leber / des Miltzes und Kröses zu eröffnen. Im Mäyen gegen dem Vollmond hat es die besten kräfften. Das ander Flöhekraut / dieweil es kein scharffen sonder vielmehr ein zusammenzie [417] henden geschmack hat / ist kalter und trockner Natur / und hat under seinen vielen jrrdischen und wässerigen theilen wenig flüchtig Saltz verborgen / dahero es auch in der Artzney wenig genutzet wird. Gebrauch. Das Flöhekraut ist ein trefflich wundkraut für die Pferd / in Wein gekocht / und die offenen Schäden damit gewaschen / auch das gekochte Kraut also darein gelegt. Wenn (Wunden und offene schäden der Pferdë.) die Pferd getrucket sind / ist nichts bessers als die Wunden mit Harn gewaschen / hernach die verstossenen Flöhekraut-blätter übergeschlagen. Theophrastus Paracelsus und Joh. Baptista von Helmont, die berühmten Alchymisten vermelden / so man das erste geschlecht des Flöhekrauts durch das kalte Wasser ziehe / hernach auff die Wunden / und offene faule / alte schäden lege / und erwarmen lasse / darauff an ein katicht ort vergrabe / habe es ein sonderliche krafft in währender verfaulung / (Wunden und offene Schäden und Geschwär. Miltzesucht. Scharbock. Venerische Frantzosë-Kranckheit.) die Wunden und offene Schäden in vollkommene heilung zu bringen. In der Miltze-sucht / dem Scharbock / und der Venerischen Frantzosen-seuche ist nichts bessers zu reinigung des scharffen geblüts / alß die auß Flöhekraut mit Brantenwein zubereitete Essentz / zu 12. biß 20. oder 30. tropffen auff einmahl öffters in Taubenkropff- oder Borretsch-wasser eingenommen. Auß dem Flöhekraut destilliert man auch ein Wasser / welches inwendig zwar öffters getruncken / die Gelbsucht auß der Wurtzel außheilen / allen in den Nieren versessenen schleim / und Grieß wacker außtreiben / und das scharffe scharbockische Geblüt wol säuberen / und versüssen kan: außwendig aber wird dieses Wasser sehr nutzlich gefunden (Faule / alte Schäden. Fistulosische Geschwär. Zahnschmertzen.) / allerhand faule / garstige / alte Schäden und Fistulosische Geschwär / damit außzuwaschen / oder darein warmlicht zu sprützen. Zu dem Zahnwehe finden etliche nichts bessers alß das frisch grüne Flöhekraut in Wasser maceriert und geweicht / hernach auff die schmertzende Zähn gelegt / oder außwendig nur übergeschlagen / und so lang ligen lassen / biß es wol erwarmet / und wenn es warm worden / in Pferd- oder Kühe-Mist vergraben; da denn der Zahnschmertzen sich gäntzlich stillen wird / so bald diß Kraut in den Mist zu faulen anhebt. CAPUT LXXI. Kreß oder Kreßich. Nasturtium. Namen. KReß / Kressich / Kressig oder Kressen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Nasturtium. Italiänisch / Nasturzo, Nasturzio. Frantzösisch / Cresson. Spanisch / Mastuerzo, Nastuerzo, Malpica. Englisch / Cresses. Dänisch / Karse. Niderländisch / Kersse. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der gemeine Gartenkreß / Nasturtium hortense vulgatum C. B. Kreß oder Kreßich. Nasturtium. (1. Gemelner Gartenkreß. ??? Blümlein des gemeinen Kressens. † Ein Art mit schmalen langen blätteren. y Ein besonder Blat. ??? Der breite Kreß.) sativum. Ist ein scharffes Kräutlein / so es anfängt zu wachsen / sihet es mit den blätteren dem gemeinen Petersilg ähnlich / wenn es aber in stengel trittet / werden sie an den ästen lang und schmal / auch nur ein wenig oder fast gar nicht gekerfft. Der stengel ist dünn / elen-hoch und mit weissen / geährten / vierblättigen blümlein gezieret / darauß werden breite runde schötlein / in welchen der rothgelbe scharff-schmäckende Samen ligt. Wenn man ihne sähet / gehet er schnell auff. Die Wurtzel ist weiß / lang / und an beyden seiten mit vielen faseln besetzt. Dieser Kreß wächßt zwar in jedem / jedoch schwerlich im heissen und trocknen / lustiger aber in etwas feuchtem und fettem grunde. Bey der Außsaat / rüstet das Erdreich erst wol zu / darnach streuet den samen (welchen einige wol in einem topffe mit wasser und weissem sand vermischet ein wenig vor der Außsaat weichen lassen) ohn warnehmung des Monds / dicke über und über / und klopffet ihn mit der Spate fein gerade unter: oder machet in guter ordnung runde grüblein / und werffet ihn zimlich dick hinein: darnach bedecket alles mit gesiebetem Erdreich / so wächset er / wie ballen herfür / und lässet sich gar bequem abschneiden. Oder an stat der grüblein machet lange reihen neben einander: oder zeichnet die Buchstaben eines Namens / oder andere Figuren auff dem rucken ab / und streuet den Samen darein / so hat man neben dem nutzen zugleich einige Zier. Die Außsaat muß / wo ihr stets junge haben wollt / alle vierzehen tag / oder öffters widerholet werden. Von dem erst gesäeten / lasset etwas schiessen / und samlet den Samen auffs künfftig Jahr zu gebrauchen: noch besser ist es / wenn ihr im Frühling ein bettlein zum Sa [418] men gantz dünne besäet / so wird er viel vollkommener. Breiter Gartenkreß. Nasturtium hortense latifolium. Krauser Gartenkreß mit breiten blätteren. Nasturtium hortense crispum latifolium. 2. Der breite Gartenkreß / Nasturtium hortense latifolium, C. B. Hat ein ablange dünne und ein wenig zaßlichte Wurtzel / auß welcher ein runder elen-hoher stengel herfürkomt / so in seine nebenzweig getheilet wird. Bey der Wurtzel stehen viel mit langen stielen begabte blätter / welche nicht zerschnitten / noch tieff gekerbt / sonderen lang und gantz sind / die aber an dem stengel gesehen werden / kommen samt den Blumen und schötlein / wie auch der farb und dem geschmack mit dem vorigen überein. 3. Der krause Gartenkreß / Nasturtium hortense crispum latifolium & angustifolium. Park. wächßt in unseren Gärten und an anderen orten des Teutschlands / ist ein überauß schöner Kreß / welcher von andern nicht kan underscheiden werden / alß durch die zierlichen krausen blätter / deren etliche breiter andere schmäler sind / wie beyde Figuren allhie genugsam anzeigen. Casparus Bauhinus hat ihne erstlich bey der Fürstlichen Abtissin zu Seckingen Frauen Jacobe von Sultzbach in ihrem Garten häuffig gesehen / welche den Samen auß dem Turgöu empfangen hatte. Krauser Gartenkreß mit schmalen blätteren. Nasturtium hortense crispum angustifolium. 4. Der West-Indische oder Peruanische Gartenkreß / Nasturtium hortense Peruvianum, überkombt rundlichte blätter / so dem Nabelkraut ähnlich / aber gar klein und underweilen mit etlichen ecken verändert / oben grün und unden blaß sind / der stengel ist rund / zart / dünn / und wickelt sich an den wänden der Spatziergängen hinauff. Es wachsen gelblichte Blumen daran / welche am understen theil ein zusammen gedrehtes röhrlein / oben aber sieben blättlein tragen / deren zwey allerkleinste mit etlichen rothen strichen gleich als mit blutstriemë gezeichnet.
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Dieser Kreß ist hitzig und trucken / schier im vierten grad / am geschmack und krafft / dem breiten Spanischen Kressich aller ding gleich / aber an gestalt gar weit von demselben underscheiden. Er grünet und blühet in America durchs gantze Jahr / so ihne nicht die Lufft mit grosser kälte eine ungnad erweiset. Die Blumen streuet man auff den weissen und rothen Kraut-salat / und machet damit demselben beydes ein anmüthigen (Schwacher Magen. Bläst. Husten.) geschmack / und zierliches ansehen. Er hülfft dem von kälte geschwächten oder mit blästen gequälten Magen und dem Husten. Die Wiesenkreß. Es hat underschiedliche geschlechter des Matten / oder Wiesenkreß / davon aber die bekantesten sind erstlich der gemeine Wiesenkreß mit grosser blumen / Nasturtium pratense I. sive pratense magno flore, C. B. Nasturtium pratense majus, s. Cardamine latifolia, Park. Iberis Fuchsii, s. Nasturtium pratense sylvestre, J. B. Bringet ein weisse / dicke / faßlichte Wurtzel eines scharffen geschmacks / auß deren runde / starcke / schmale und fast elenlange / gerade stengel / meistens aber nur einer mit etlichen nebenzweiglein herfür kommen. Auff dem gipffel derselben erscheinen gemeiniglich weisse und ein wenig purpurfärbige / vierblättige an zoll-langen stiehlen hangende blumen / bißweilen aber sind sie gantz weiß / nach abfallung derselbigen folgen kleine schwartz-purpurfarbige / auffrecht stehende / steiffe / inwendig mit einem häutlein in zwey samenlager getheilte hülsen / darinn findet man den kleinsten samen / also daß man ihn kümmerlich sehen kan. Seine Blätter vergleichen sich schier dem Brunn-kreß / sonderlich dem geschmack nach / allein daß sie kleiner sind / fürnemlich aber die / so bey der Wurtzel wachsen / und auff der erden außgebreitet ligen / die anderen blätter aber / welche oben am stengel stehen / sind kleiner und spitziger. Er wächßt auff den feuchten matten oder wiesen / blühet im Aprillen und Mäyen. Man nennet ihn auch Gauchblumen. Mit runden blätteren und einer grösseren blumen wird er allhier bey dem Wiesen-fluß und in den Weingärten zu Weyl Margräfischer Herrschafft gefunden. In Holland pflantzet man ihne in die Gärten / allda er gefüllte blumen trägt. 2. Der Wiesenkreß mit kleiner Blum / Nasturtium Pratense parvo flore, C. B. Cardamine minor laciniatis foliis, Park. Hat ein dünne zaßlichte Wurtzel / auß welcher ein grünner elen-hoher stengel herfür kommet / so auff mancherley weiß sich bieget. Die blätter sind ablang / schwartz-grün / und der kleinen wilden Raucken oder dem Brunnkreß ähnlich. Auff den gipfflen deß stengels erscheinen viel weisse blümlein wie ein dölderlein / denen ihre mit sehr kleinen samen angefüllte schötlein nachfolgen. Man findet es um Mümpelgard an feuchten orten. Die Bergkreß. 1. Das erste Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium alpinum minus Resedae foliis, C. B. Cardamine Alpina minor Resedae foliis, Park. CASPARI BAUHINI Kleiner Bergkreß. Nasturtium alpinum minus Resedae folio. Vberkomt auß seiner weissen / dünnen und ablangen Wurtzel / glatte / dünne und zuruckgebogene stengelein / so gemeiniglich unzertheilt / und nicht einer spannen lang sind: die blätter haben lange stiel wie die gemeine Reseda oder Spanische Raucken / und sind in drey oder vier rundlichte läpplein underscheiden: oben auff den stengeln kommen weisse blümlein von mittelmässiger grösse / denen sehr enge und anderthalb zoll lange schötlein / in welchen der samen verborgen liget / nachfolgen. In den Bündtnerischen Gebürgen blühets im Heumonat / auff den Schweitzerischen Alpen aber und in den Pyreneischen Bergen / findet man es viel kleiner / so daß das gantze Kraut ohne die Wurtzel nicht über drey zoll groß ist. 2. Das ander Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium Alpinum capsulâ Nasturtii vulgaris, J. B. Hat ein holtzichte wurtzel mit wenig zaseln. Die stengelein werden über einen zoll nicht hoch / die blättlein sind dick / schmal und nicht ein zoll lang. Seine blümlein erscheinen klein und weiß / haben aber zimlich grosse schötlein. Joh. Bauhinus hat solches in dem Sommer blühend auff einem Bündnerischen Berg Nambre / bey dem Bad Worms genannt / gefunden. 3. Das dritte Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium Alpinum Bellidis folio majus, C. B. Park. Bringt auß seiner wurtzel einen runden glatten stengel / so elen-hoch un̅ gleich bey dem anfang zertheilet ist. Die blätter sind vier zoll lang / sehr dünn / und dem Maßliebenkraut ähnlich / die an dem stengel stehen / haben keinen stiel / sonderen schneiden sich daran etwas ein / und umgeben ihn. Oben an dem stengel erscheinen geährte weisse blüm [420] lein / denen schmale aber wol drey zoll lange schötlein nachfolgen / so mit rundem flachen und rothem samen angefüllet sind. Es wird in Bündten bey dem Pfeffers-Bad gefunden. Wächßt auff den Schweitzerichen Gebürgen / und dem Berg Baldo bey Verona in Italien. Carolus Clusius hat es auff dem Oesterreichischen Etscherberg zwischen den Steinklippen angetroffen. 4. Das vierte Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium Alpinum minus foliis in orbem sparsis, C. B. Cardamine Alpina media Clusii, Park. Ist ein sehr kleines und zartes Kräutlein. Seine stengelein sind ein zoll lang / auff welchen ein dölderlein von weissen blumen sitzet / die auß vier blättlein bestehen. Seine grünen blätter vergleichen sich einem flügelein / geben einen scharffen und hitzigen geschmack von sich. Die Wurtzel ist zimlich lang / weiß und mit etlichen haarigen zaseln begabet. Man findet ihne auff dem höchsten Gipffel des Oesterreichischen Schneebergs allda er im Augstmonat blühet. Wächßt auch auff den Schweitzerischen / Tyrolischen und Saltzburgischen Bergen. 5. Das fünffte Geschlecht / der wilde schmalblättige Kreß / Nasturtium sylvestre Osyridis folio, C. B. Park. Thlaspi minus, Ger. Nasturtium sylvestre, J. B. J. Raji. Nasturtium angustifolium Fuchsii, J. E. Ist dem Gartenkreß an gestalt / geruch und geschmack gleich / aber kleiner durchgehends: sein Wurtzel ist holtzicht / dick / weiß / zaßlicht / und eines scharffbrennenden geschmacks: darauß viel fleischichte harte stengel auffschiessen. Die blätter sind gantz klein / und eines sehr scharffen geschmacks. Die kleinen weissen blümlein kan man fast nicht sehen / darauß sehr viel kleine / runde / flache same-schötlein entstehen / wenn diese sich öffnen / so fallen zwey braunrothe ablange samenkörnlein herauß. Der samen hiervon auff ein halb quintl. schwer offt eingegeben / vertreibet die (Wassersucht / Rothe Ruhr.) Wassersucht / ja auch die rothe Ruhr und grossen Trang. Ein bewährtes / und von etlichen vor diesem geheim gehaltenes Artzney-mittel / dadurch nicht nur in dem Krieg vielen Soldaten / sonderen auch sonsten anderen Personen glücklich und geschwind geholffen worden. Eigenschafft. Kressen-samen wärmt und tröcknet im vierten grad / steckt voll flüchtigen alcalischen Saltzes / mit gar wenigem Oel / und etwas irrdischen theilen vermischet. Gleiche Krafft hat das Kraut / so es dürr wird / wenn es aber grün ist / hat es neben obigen Theillen / auch eine zimblich wässerichte Feuchtigkeit zugleich bey sich / ist nicht so scharff und hitzig / also daß man es zur speiß wol brauchen kan. In dem übrigen haben die Kressich ein gute Tugend das verunreinigte / scharffe / melancholische / versaltzene geblüt zu reinigen / innerliche verstopffengen auffzulösen / allen versessenen Schleim zu erdünneren / durch den Harn und Mutter zu treiben. Gebrauch. Garten-kreß dienet sehr wohl in dem (Scharbock) Scharbock / welche Kranckhiet gemein ist in denen gegen Mitternacht ligenden Länderen / dahero man zu verhütung deroselben in Holland ihne mit frischem Butter und Brot im Meyen isset. Ein halb quintl. Kressich-samen gestossen / und (Würm.) in Wegerich-wasser eingenommen / tödtet die Würm. (Gerunnen Geblüt im Leib.) So jemand gefallen wäre und gerunnen Blut im Leib hat / dem solle man ein quintlein gepulverten Kreß-samen in Wein eingeben / und ihne darauff schwitzen lassen / welches mittel in Oesterreich und Ungarn viel gebraucht wird. (Schüppichte Raub der Kindern. Haar außfallen. Mangel der sprach von einem Schlagfluß. ??? Unreine umbsichfressende Schäden: Verzückerter Kressesamen / sehr nutzlich zu obigen Zuständen.) So man den Kreß mit schweinen-schmaltz röstet / und die schüppichte Raude der kinderen damit ansalbet / ist es ein gutes Mittel. Dieser samen wird auch zu den Laugen gebraucht / die Haar fest und steiff zu behalten. Welchem von einem Schlag-fluß die Sparach gelitten hat / der solle offt Kressichsamen in Mund keuen. Der Safft von dem Kraut säubert und hevlet unreine um sich fressende Schäden. Man pflegt nun auch den Samen zu verzückeren / welchen so wol alte und junge zu abtreibung der Würmen / eröffnung der verstöckten Gekröß-aderen / verhütung der Schlag-flüssen / reinigung des Geblüts und abtreibung des Schleims und Sands auß den Nieren nutzlich gebrauchen können. (Unreine umbsich fressende Schäden. Verstopffte Leber / Miltz / Harngäng / Grieß und Sand in den Nieren und der Blasen / Schleim auff der Brust / Würm / Schleim im Haupt / Unreinigkeit der Haut / schwärtzlichte Flechten / Krätze / Blateren / unsaubere Schäden. Blutspevë. ???) Das destillierte Kressen-wasser / eröffnet die verstopffte Leber / Miltz und Harngäng / führet Grieß und Sand auß den Nieren und Blalen / reiniget die Brust von dem Schleim / tödtet und treibet die Würm auß / und ist gut wider die Schwindsucht. Durch die Nasen gezogen / reiniget das Haupt / und macht hefftig zu niessen. In dem Mund gehalten / ziehet es den Schleim auß dem Haupt / heilet allerley unreinigkeit der Haut / schwartzlichte Flecken / Krätze / Blateren / Sechwär / mit solchem Wasser gewaschen. Ja darinnen genetzte tüchlein übergelegt / einiget die unsaubere Schäden. Alexander benedictus rühmet es sehr wider das Blutspeyen / so man etliche loth davon trincket. Worzu sonsten der Brunnkressich dienlich ist / dafür mögen die oberzehlten Kressen auch gebraucht werden. Und gleich wie man auß dem Brunnkreß ein flüchtigen Geist und Saltz durch Chymische Kunst außziehen kan / also läßt es sich auß den vorher beschriebenen gattungen des Kresses practicieren. CAPUT LXXII. Brunnkreß. Nasturtium aquaticum. Namen. BRunnkreß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sisymbrium aquaticum, Nastuttium aquaticum. Italiänisch / Sisembro acquatico, Crescione. Frantzösisch / Cresson de fontaine. Spanisch / Berros. Englisch / Waterkarres / Watercresse. Dänisch / Wandkarse / Uateerkarse. Niderländisch / Waeterkersse.
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Grosser Brunnkreß. Nasturtium aquaticum majus. Kleiner Brunnkreß. Nasturtium aquaticum minus. Geschiecht und Gestalt. Der grosse Brunnkreß / Nasturtium aquaticum majus, Nasturtium aquaticum supinum, C. B. Sisymbrium, Cardamine, sive Nasturtium aquaticum, J. B. Nasturtium aquaticum vulgare, Park. Hat einen holen stengel / ungefähr einer elen hoch. Die blätter so erstlich herfürkommen / sind rund / darnach werden sie zerchnitten / wie an dem wilden Senff. Er bringet kleine weisse blümlein / darnach folgen kleine schötlein mit sehr kleinem goldfarbem samen. Die Wurtzeln sind fast reine / weisse / härige fäßlein / wie Haar oder Seiben. Er wird fürnemlich in Brunn-quellen auff dem Wasser schwebend gefunden. Das ander Geschlecht / Sion vulgare, Matth. Lugd. Nasturtium aquaticum majus & amarum, C. B. item Nast. aqu. 3. sive erectum folio longiore, Ejusd. Sisymbrium, Cardamine, sive Nasturtium aqu. flore majore elatius, J. B. Nast. aqua. amarum, Park. Hat elen-hohe / in dem schattichten gantz schwache und zarte / in dem offenen Erdreich aber stärckere / oben auff hole stengel / welche wechselweiß mit bitterlichten Kreßblätteren gezieret / und an ihren gipffeln in dem Frühling viel weisse vierblättige blümlein / darinnen sechs fäserlein mit purpurrothen gipffelein sich finden / herfürbringen. Hierauff folgen die dünnen schötlein / welche da sie reiff worden / von einander springen / wenn man sie mit warmen fingeren an dem end anrühret. Wächßt in sumpff- und wasserrichtem Boden; oder aber in sandichtem Bord der wasseren. Das dritte Geschlecht / der kleine Brunnkreß / Nasturtium aquaticum minus, C. B. Cardamine impatiens altera hirsutior, Sisymbrium Cardamine hirsutum minus flore alb. J. B. Hat ein weisse einfache Wurtzel; bringt kleinere / dem Wiesenkreß gleiche / etwas haarige blätter; und treibt viel ästichte mit einem oder dem anderem blättlein begabte stengel übersich / deren gipffel mit weissen / vierblättigen / kleinen blümlein / und darauff folgenden zoll-langen / inwendig mit einem häutlein in zwey samen-lager getheilten grauweissen schötlein gezieret sind. Wächßt nicht allein bey den bächen und brünnen / sonderen auch in den gärten / und bißweilen neben den strassen / ist am geschmack scharf / doch nicht so sehr wie des ersten. Allhier bey dem Wiesenfluß an sandichten orten bringet er einen geraden stengel / so schier keine blätter trägt. Noch ein kleinere art wird in den Weingärten des dorffs Weyl in der Margräffischen Herrschafft Rötelen ligend / angetroffen. Blühet im Aprillen / bißweilen auch im Mertzen. Eigenschafft. Diese Kraut-gewächs / dieweil sie noch grün und feucht sind / wärmen und tröcknen im anderen grab. Sie begreiffen viel flüchtigen alkalischen saltzes / und bey nahem kein Oel in sich; daher lie die Eigenschafft haben das Scharbockische Geblüt zu säuberen / alle innerlichen Verstopffungen zu eröffnen / Sand / Schleim / und Harn zu treiben / den kurtzen Athem zu erleichteren / die verstopfften Kröß-aderen zu eröffnen / die monatliche Blumen der Weiberen widerzubringen; und die Miltzesucht zu vertretben. Gebrauch. Wenn der kleine Brunnkreß noch jung und frisch ist / wird er an vielen orten im [422] Salat gebraucht: der gemeine Mann vermeint / (Versteckter Harn / Grieß / Miltzkranckheiten / erkalteter Magen.) den hitzigen Magen darmit zu kühlen / da er doch denselbigen nutzlich erwärmet: also gebrauchet / treibt er den Harn und das Grieß fort / ist gut dem miltzsüchtigen und erkalteten Magen. Solle von schwangeren Weiberen nicht zu viel genossen / werden / weilen er zu sehr treibet. Dieses Kraut ist auß der zahl derjenigen / (Innerliche Verstopffung und Fäulung der Leber und Miltz / Wassersucht / Scharhock.) welche zu den innerlichen Verstopffungen und Fäulung der Leber und des Miltzes gar nutzlich gebraucht werden / derowegen es nicht allein den Wasersüchtigen gar dienstlich / sondern auch vielmehr denen / welche mit dem Scharbock / so eine gemeine Kranckheit in Sachsen und Mitternächtigen Seeländern ist / beladen sind. Man mag ihn in wasser sieden / oder in weissem Wein einbeitzen / oder auß dem Safft ein Syrup zubereiten. (Versteckter Harn / Grieß und Sand / verstopffte Leber und Miltz. Scharbock. Gelbfucht. Drey- und vier-tägig Fieber. Garstige Raub.) Das in dem Hew- oder Augst-monat auß dem blühenden Brunnkreß destillierte wasser / treibt den versteckten Harn / Grieß und Sand fort / eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / ist trefflich wider den Scharbock / davon eine lange zeit morgens nüchter 5. oder 6. loth getruncken. Es vertreibt auch die Gelbsucht / die drey- und vier-tägige Fieber / die wüste Raud an dem Leib / wenn man zwischen dem gebrauch desselben bißweilen purgieret. Brunnkreßich-samen / ja auch der Samen (Geronnen Blut von schweren Fällen.) von dem Gartenkreß / auff ein halbes oder gantzes quintlein schwer etliche mahl mit Körbelkraut-wasser eingenommen / zertheilet alles geronnene Blut in denen / welche (Gestockt Blut von grossem Schrecken.) etwan einen schweren Fall gethan / oder welche einen grossen Schrecken gehabt / daß das Geblüt davon erdickeret / und zu stocken angefangen. (Abnehmen und Schwindsucht der Kinderen.) Kressen-samen mit praeparierten Krebssteinen / Maurrauten-kraut / Florentinischer Veielwurtz / und dem Diaphor. Jovial. auß den Apothecken / jedes ein quintlein / zu einem subtilen pulver under einander gerühret / auch nach belieben ein loth Zuckercandel darzu gemischt / gibt ein köstlich Trühepülverlein ab für diejenigen Kinder / welche mit dem Abnehmen oder Schindsucht von Versteckung der Milch-adern und Trüsen des Getröses behafftet. Man kan 20. biß 30. oder mehr gran täglich davon zwey mahl in Maßlieben- oder Brunnkressen-syrup eingeben / und indessen die Kinder offt baden / auch den Leib oder grosse Bäuch und Kuckgrad deroselben mit Hunds-schmaltz / Capaunen- oder Gänß-schmaltz / Chamillen- und Veiel-öl täglich zweymahl wol warm schmieren. (Sonderlicher syrup.) Folgenden Syrup kan man auch wol zubereiten: Nehmt Brunnkresse / Bachpungen / Borretsch / der oberen schößlein von Hopffen / Löffelkraut / jeder gattung nach belieben / zerhackt und stoßt alles in einem steinernen mörsel / truckt den Safft gleich auß / ziehet den geistreichen theil davon zur genüge ab / und zwar auß einem gläsernen kolben / durch den helm. Den in dem kolben verbliebenen safft laßt durch ein tuch lauffen / damit er wol rein werde / mischt halb theil Zucker darunder / kochts biß zur dicke / die da nöthig wäre Täfelein darauß zu machen; wenn es hernach fast erkaltet / so mischt von dem zu erst abgezogenen geistreichen Safft oder Wasser so viel darunder / biß es die dicke eines Syrups hat: Diesen (Verderb???schleimig Geblüt. Melancholey. Miltzesucht. Scharbock. Verstopffung der Kröß-aderen. Leibweh. Grieß. Lendenweh Sand und Schleim der Nieren.) Syrup muß man in wolvermachten gläseren auffhalten. Von demselben aber täglich underschiedliche mahl etliche löffel-voll eingenommen / erdünneret das zähe / schleimige / versüsset das saure / und milteret das scharffe / versaltzene Geblüt / vertreibet die Melancholey / Miltzesucht / und den Scharbock / stärcket den Magen / erweckt den Eßlust / eröffnet die verstopfften Gekröß-adern bey Jungen und Alten / erhaltet einen offenen Leib / linderet das Grimmen und Leibwehe / sonderlich mit einem guten messerspitzvoll Venetianischen Theriac vermischet / milteret das Grieß und den Lenden-schmertzen / treibt Sand und Schleim durch den Harn / und verhinderet den Wachsthumb (Gelbsucht. Verstandene Weiberzeit.) der Steinen in Nieren und Blasen. Ja er vertreibt auch die Gelbsucht / und bringet den Weiberen ihre monatliche Reinigung wider. (Außgetruckter u???filtrierter Safft.) Etliche trucken den Safft auß dem zerstossenen Brunnkressen frisch auß / nehmen auch wohl Bachpungen / Löffelkraut / oder Körbelkraut dar zu / lassen hernach den außgepreßten Safft durch Fließ-papyr fliessen / und trincken morgens und abends eine zeitlang vier biß sechs loth davon / entweder mit Zucker / oder ohne Zucker / welches ich besser achte / in dem der Zucker nur das Geblüt schleimig und scharff machet. Andere zerhacken die obigen Kräuter / morgens und abends frisch / giessen hernach ein gute heisse (Brunnkreß brühë.) Fleisch-brühen darüber / lassens bedeckt biß zu rechter wärme stehen / trucken hernach die Brühen durch ein sauber tuch / und trinckens also warm auß. Andere widerumb zerhachken und zerstossen die Kräuter / trucken den Safft wohl auß / giessen ihn in einen saubern hafen / bedecken solchen sehr genaw / daß nichts durchtringen mag / setzen den hafen in warme aschen / oder einen warmen ofen / lassens ein paar stand stehen / so läuteret sich der Safft / daß das dicke zu boden zu sitzen komt / das subtilere aber oben auffschwimmet / welches man denn sachte abschütten / und also davon morgens und abends etliche loth eingeben kan. Dieser Safft nun / oder die Kräuter-brühe dienet wider alle oberzehlte Kranckheiten und Zustände / wider die der sonderliche Syrup angerühmet worden. Ja er ist auch sehr nutzlich in allen langwirigen Gebrechlichkeiten / (Drey- oder viertägig Fieber. Husten. Eygbrüstigkeit-Abnehmend Fieber. Schwindsucht Wassersucht. Würm im Leib. Hertzwurm.) als in dem drey- oder vier-tägigen Fieber / welche er von grundauß heilet; in langwirigen Husten und Engbrüstigkeiten / so von versessenem schleim herkommet; in dem abnehmenden und schwindsüchtigen Fieber / welches von dicke / zähe / und schleimigkeit der Lebens-säfftern seinen ursprung hat; in der ansetzenden / oder bereits vorhandenen Wassersucht: in dem er in dem Leib versessenen wasser durch den Harn treibet. Tödtet endlich alles Gewürm / ja auch den Hertzwurm in dem Leibe / und führet sie auß. Das in warmem Lufft / und nicht an der Sonnen gedörrte Kraut / hat zwar nicht so [423] (Engbrüstigkeit. Husten. Verstopffung der Leber / Miltz / Kröß und Faulfleisches.) viel / aber doch noch einen guten theil flüchtigen saltzes bey sich / deßwegen das pulver davon auff ein halb quintlein schwer mit Brustbeerlein- oder Koßhuben-syrup offt eingenommen / den Athem erleichteret / ben Schleim der Brust söset / und zum Außwurff beförderet / den Husten linderet. Mit Schellfraut-wasser oder dem Kressen-wasser eingenommen / eröffnet es die Verstopffungen der Leber / des Miltzes / Gekröses / und Faulfleisches. Brunnkresse umb etwas auff warmer Herdstatt gedämmt oder getrocknet / hernach rein zerstossen / mit Rocken-mehl / dem weissen von Eyeren / und Tauben-mist auff gelindem fewr zu einem dicken Muß-pflaster gekocht / dick auff tuch gestriechen / und also warm über den schmertzhafften ort in dem (Seitenstich.) Seitenstich geschlagen / vertheilet den allda versessenen schleim gewaltig / und stillet also den Schmertzen. Schlägt man dieß pflaster über das geschwollene erhartete Wiltze / (Harte Geschwulst des Miltzes.) etliche Nächt nach einander / so wird es nicht nur die Härtigkeit linderen / sonderen auch die Geschwulst zertheilen. (Gute Brandsalbe.) Wer vom Fewr gebrannt ist / der nehme Brunnkresse / Zwibeln / und frische Ephewblätter / zerhachke alles under einander / röste es in frischem ungesaltzenen Butten oder Leinöl / trucke den Butter oder Oel durch ein tuch / und schmiere den gebrannten ort / so wird der Brand gleich außgezogen werden / und heilen. (Versiopffung der Nasentrüsen.) Der auß Brunnkresse gepreßte safft mit Mayoran-wasser vermischt / und offt in die Nasen geschnufft / löset die Verstopffung der Nasen-trüsen / verschaffet also / daß das (Dum̅igkeit ???n̅ schmertzen des Haupts.) Gehirn sich durch die Nasen wol reinigen kan / und vertreibet den Schmertzen und Dummigkeit des Haupts / so von bemeldter Verstopffung seinen ursprung hat. Ein Schwamm in Brunnkresse-safft und Eßig getaucht / und under die Nasen gehalten / erwecket diejenigen / so mit der gefährlichen (Schlaffsucht.) Schlaffsucht / Lethargo, angegriffen sind / und macht sie wacker. Wenn man annoch Bibergeil-pulver über den Schwam̅ sträet / und also an die Nasen haltet / so ist es desto fräfftiger. (Geiles faules Fleisch oder Polypi der Naßlöcheren.) Der außgepreßte Brunnkresse-safft dienet auch äusserlich nicht nur zu außwaschung und reinigung allerhand faulen / garstigen Geschwären und Schäden; sondern auch in die Naßlöcher / darinnen Polypi oder ein vielfüßiges geiles fleisch sich findet / offt gesprützet / löset dieselben nach und nach wohl ab / und bringt die Naßlöcher wider zu recht. Ist ein bewährtes mittel / und ware nach Ettmülleri bericht vorzeiten ein sonderlich Geheimnuß einer Adelichen Damen in Lothringen / dadurch sie vielen Persohnen geholffen / die mit dergleichen zuständen behafftet gewesen. (Von dem flüchtigen Saltz und Geist der Kressekräutern.) Obschon der Brunn-auch anderer Kresse viel flüchtigen saltzes / und geistreicher theilen in sich hat / so lassen sich doch solche theil durch die einfältige destillation nicht sonderbar herfür / zumahlen auch solch destilliert wasser eben so geistreich nicht ist / als man sich etwann einbilden möcht / obwolen es etwas durchtringende kräfften hat. Dannenher die gelehrten und erfahrenen Medici in diesem numehr zu end lauffenden Jahrhundert / auff underschiedliche manieren gedichtet / wie solches geistreiche und flüchtige Saltz auß den Kräuteren zu bekommen / daß dadurch alle diejenigen zu überzeugen wären / welche geglaubet / und behaubten wollen / daß in den Kräutern kein flüchtiges saltz sich finde. Zu verwunderen haben wir uns über solche Geheimnussen der Natur / welche doch sich gantz offenbahr bißweilen darstellen; aber es ist uns armen Menschen dißweilen verborgen / was gantz hell und flar an dem tage ligt; wir riechen mehrmahlen dergleichen dinge / und wollen sie doch nicht vernehmen / als zum Exempel / nach Herbst-zeit wird offt das Kraut von Rüben dahin auff die strassen geworffen / daß es zertretten werde / und zu dem mist faule / so bald es nun anhebt zu faulen / und auff einander zu johren / fähret der alkalische Geist / und das flüchtige saltz häuffig davon / und quälet unsere Nasen dergestalten mit einem scharffen / stinckenden / urinosischen geruch / daß man ja bereits vor vielen hundert jahren darauß hätte abnehmen können / daß ein flüchtiger Saltz-geist in solchem Kraut stecke / und daß solcher nicht besser herauß zu bringen seye / als wenn das Kraut zuvor in einen jast / oder eine fäulung gerathen. Also light uns auch offt vor den Augen / welches wir doch nicht sehen / oder nicht sehen wollen; weilen sich unsere Geister und Sinne mehr einnehmen lassen von denen sachen / welche viel zu subtil / oder bey nahem nicht zu ergründen sind: Im gegentheil bereden wir uns bißweilen ein ding erfunden zu haben / und zu besitzen / davon wir doch in wahrheits-grund annoch weit entfernet sind; und lassen die sachen fahren / welche vor unsern Augen schweben / und die wir wohl besitzen könnten. Darumb müssen wir eben unsere Vorfahren / die al en Aertzte nicht verachten oder beschelten / da sie nicht gleich alles erfunden und gesehen haben. Denn dieses gewißlich nicht ihrer Träg- oder Sorglosigkeit schuld ist / indem sie ihren fleiß in allen dingen genugsam herfürgethan: sondern es war vielmehr eine Ünglück seligkeit; es mußte den Nachkömlingen auch was zu erfinden übergelassen werden; gleich wie wir heutiges tags zwar viel erfunden / aber doch noch einen guten theil auch unseren Nachkömlingen zu ersinnen / und zu erfinden überlassen. Den Spiritum oder Geist kan man auff zweyerley weise zuwegen bringen; Erstlich zwar / zerhackt man das frische Kraut / thuts in ein kolben-glaß / und gießt ein fach destillierten Brantenwein / welcher noch viel phlegmatis hat / darüber / läßts etliche tag wolvermacht stehen / so wird sich das flüchtige saltz mit seinem Geist in den Brantenwein ziehen; und alßdenn destilliert / oder ziehet den Geist über den helm herüber in dem B. M. Die andere weiß den Geist zu destillieren / gibt zugleich das flüchtige saltz ab; und geschihet auff folgende art: Nehmt in dem Hew- oder Augst-monat eine gute mänge Brunnkresse / rupfft die blätter und blühende gipffel davon / die stengel und stiel aber [424] werfft hinweg: thut die blätter und gipffel in einen starcken zinnernen kolben / vermacht denselben mit doppelter oder dreyfacher blasen sehr genau / und laßts also stehen / diß das Kraut auff einander gejohren / gefaulet und zu einem Muß worden / welches denn in drey biß vier wochen zum längsten geschehen wird: Demnach setzt ein gläsernen helm auff den folben / legt einen grossen Recipienten für / macht die fugen durchgehends wol zu / und destilliert das Kraut also / erstlich durch gelindes feuer / da denn forderist das wasser / wie auß andern Kräutern herüber gehen wird. Daruff aber folget der flüchtige Geist / samt dem flüchtigen Saltz / under der gestalt weisser Wölcklein; endlich komt durch gemehrtes feur ein dickes / schwartzes / stinckendes öl / welches mit dem flüchtigen saltz muß vermischet / und zu underschiedlichen mahlen rectificiert werden / so wird sich ein guter theil solchen öls in flüchtig saltz annoch verwandlen. Solch flüchtig saltz fan man entweder gantz pur und allein behalten / oder aber in seinem geistreichen phlegmate vermischt bleiben lassen / auff welche weise es sich länger haltet / und nicht so geschwind davon fliegt. Hr. Bernhardus Belovv, gewesener berühmter Königlicher Medicus in Schweden / hat folgender gestalten das flüchtige saltz außgezogen: Er liesse den Brunnkreß erstlich wohl verstossen / und den Safft darauß pressen; demnach befahle er Sodbrunnen-wasser über das restierende außgepreßte Kraut zu giessen / und so lang zu kochen / biß es dick worden; darauff ließ er solches wider außpressen / und den safft zu dem vorigen safft giessen; dieses letst außgepreßte Kraut befahle er zu dörren / und zu aschen zu verbrennen. Diese aschen aber vermischte er mit obigem safft / that alles zusammen in einen zinnernen starcken folben / bedeckte solchen mit einem höltzernen deckel / und verbande ihne mit dreyfacher blasen / dergestalten / daß kein lufft zutringen möchte: darauff setzte er den kolben in Pferds-mist / und ließ also den safft einen Monat lang fermentieren / nach solcher zeit aber / gosse er die materi in einen gläsernen folben / und destillierte also das flüchtige saltz samt sienem geist in einen weiten Recipienten / und rectificierte dasselbe darauff nach belieben. Dieser flüchtige Geist / oder das flüchtige Saltz hat gleiche kräfften mit allen übrigen flüchtigen saltzen: sie durchtringen mit ihrer subtiligkeit alle versteckten äderlein in dem (Schlagflüsse / Schlaffsucht.) Gehirn / daher sie in Schlaffsuchten und Schlagflüssen nutzlich auf 10. biß 20. gr. mit einem destillierten Wasser eingegeben werdë. Sie eröffnen auch die Nerven-gänge / daß (Lam̅igkeit.) die Lebens-geister wohl durchgehen können / und sind also dienlich in der Lahmigkeit der Gliedern. Sie erdünneren auch / auch / und machen flüßiger das zur Stockung sich neigende (Ohnmacht) Geblüt / daher sie die Ohnmachten und (Hertzklopffen. Scharbock) Hertzklopffen vertreiben. Sie vertheilen auch die Mutter- und Miltz-wehe; reinigen das Geblüt / zerstören alle in demselben gesamlete sauren (Flüsse der Brust. Bangigeit.) Feuchtigkeiten; treiben auch durch den Harn allen versessenen Sand und Schleim / vertheilen endlich alle Flüsse der Brust / Bangigkeit und Engbrüstigkeit des Hertzens.

CAPUT LXXIII.
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Indianische Kresse. Nasturtium Indicum. Namen. INdianische Kresse / bey uns gelbe Ritterspörrlein / heißt auff Lateinisch / Nasturtium Indicum. Englisch / Indian Kreß / Pellow Carcks-spur. Dänisch / Indianiscke Rarse. Frantzösisch / Du Cresson d'Inde, ou Capusine. Geschlecht und Gestalt. Wir finden drey Geschlecht dieser Kresse bey den Botanicis, deren erstes ist der grosse Indianische Kresse; Nasturtium Indicum majus, C. B. Indicum folio peltato scandens, J. B. Flos sanguineus Monardi, Lugd. Hat den Namen Kresse bekom̅en / wegen seines scharffen / räsen Kressen-geruchs un̅ geschmacks; gehöret sonsten etlicher meinung nach / zu der Winde. Seine blätter sind als Schilbdte gestaltet / bey nahem rund / unzerkerfft / offt breiter denn lang / ja bißweilen eckicht wie in dem Ephew / oben auff glatt und hell-grün / unden etwas wollicht / hangen an langen röthlichten stielen / welche sich / gleichwie auch die stengel an den stöcklein / daran sie gebunden werden / umbwinden / und also sich außbreiten / und hoch auffwachsen. Neben den blättern kommen auch die sich windende Blumen-stiel etwas röthlicht herfür / daran die gelb-rothen schönen / gehörnleten / und in fünff theil eingeschnittenen blumen erscheinen / mit minien-rothen striechlein inwendig gezieret. Der Samen ist drey-steinicht / runtzlicht / mittelmäßiger grösse. [425] Wächßt in der Insul Peru für sich selbsten / von dannen der Samen in Europam gebracht worden / und nun überall zimlich gemein ist. Er blühet bey nahem den gantzen Sommer durch / biß er endlich von den annahenden kalten Lüfften / die er nicht erdulden mag / zu verderben beginnet. In warmen Ländern grünet er das gantze jahr durch; wächßt von den schößlein und dem samen gar gern. Zween tag nach dem Neumond säet man den samen in ein geschirr oder kästlein / darnach macht man ihm ein gerüst auß saubern stäben / daran er sich winden möge / und begiesset es fleißig. Den Samen nimt man nicht ab / sondern man läßt ihn so reiff werden / daß er von sich selbsten außfället; alßdenn samlet man ihn von der erden auff / und hält demnach das gewächse nur trucken. Man strewet die Blumen auff die Salät in den Küchen / gibt demselben so wol eine zier / als einen gesunden guten geschmack; ist dem kalten / schwachen Magen nicht undienlich. 2. Der Indianische Kresse mit kleineren Blättern und Blumen; Nasturtium Indicum minus, C. B. Nasturtium Peruanum, Monard. 3. Die Indianische steigende Violen / mit vielen langen / glatten schößtein / grossen rund-eckichten Schildt-blättern; saffrangelben / mit scharlach-rohten striechlein gezierten / fünff-blättigen Blumen; Viola Indica scandens Nasturtii sapore maxima odorata, Herman. Catal. Hort. Leyd. Eigenschafft. Es führet der Indianische Kresse neben seinen irrdischen theilen / nicht nur ein guten theil flüchtigen / alkalischen / scharfflichten saltzes / sondern auch etwas balsamischen öls in seinem geistreichen safft mit: daher er die eigenschafft hat / gelind zu wärmen und zu trucknen / das Hertz und Magen zu stärcken / allerhand innerliche Verstopffungen zu eröffnen / und sonderlich das saure / scharbockische / melancholische Geblüt zu reinigen / und zu seiner natürlichen Güßigkeit und Temperatur zu bringen. Gebrauch. Die blätter von diesem gewächs in den Speisen lange zeit genossen / oder aber den davon außgepreßten Safft getruncken; oder endlich den Zucker von den blättern gemacht / mit Rosen-zucker und Stein-leberkraut-pulver vermischt / und also täglich drey diß vier mal einer Mustatnuß groß davon eingenommen (Lungsucht / Husten.) / heilet die Lungsucht und Husten verwunderlich / sonderlich welche von scharbockischen / gesaltzenen / scharffen Flüssen ihren ursprung hat. Dessen ich denn underschiedliche Proben bey etlichen Persohnen bereits glücklich gethan. (Abnehmë / Schwindsucht / verstopffte Krößaberen / Säure der Därmen /) Wenn man die Blumen dieses Krauts in der Milch siedet / und mit solcher Milch hernach den Kindern ihr Brey mit Mehl kochet / so verhindert es bey denselben das Abnehmen und die Schwindsucht / eröffnet die verstopfften Kröß-adern / erweckt guten Appetit / widerstehet aller säure der Därmen / und heilet das Grimmen. Es kan sonsten dieses Kraut eben wie der (Schatbock.) Brunnkresse zubereitet / und zu heilung des Scharbocks / wie auch andrere in vorigem Capitul angeregter Kranckheiten gebraucht werden. Indianischer Kresse frisch ein wenig zerhackt / und gut frisch Baumöl / samt ein wenig Nußöl darüber gegossen / demnach an der Sonnen in wolvermachtem glaß etliche Wochen oder monat lang stehen lassen / gibt ein über auß köstliches Wundöl ab / welches (Firsche Wunden / Raub / Brenn-blateren.) nicht nur frische geringe Wunden / sondern auch die schäbige Haut und allerhand Rauden und Brenn-blateren des Leibs verwunderlich heilet. Man kan das Nußöl nach belieben außlassen / und das Baumöl allein gebrauchen; wird doch sehr kräfftig seyn / und mag alßdenn auch innerlich gebraucht werden. CAPUT LXXIV. Sophien-kraut mit breiten Blättern. Herba Sophia latifolia. Namen. SOphien-kraut / oder Wellsamen / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Thalietrum, Thalictrum, Herba Sophiae, Sophia Chirurgorum, Nasturtium sylvestre tenuissimè divisum, C. B. Seriphium Germanicum, sive Sophia quibusdam, J. B. Erysimum Sophia dictum, J. Raji. Englisch / Flixewoede. Niderländisch / Fyereydt. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht des Sophien-krauts ist ein hübsch Gewächs / wie ein Bäumlein mit vielen Neben-ästlein gestaltet / daran aschenfarbe / zinnenlichte / zerschnittene blätter hangen / den blättern des Corianders nicht ungleich / doch sind sie etwas breiter und fetter. Die Stengel werden elen-hoch / [426] an deren gipffel bleich-gelbe Blümlein im Hewmonat herfürkommen / denen lange schötlein nachfolgen / darinnen der kleine roth-gelblichte samen verschlossen ligt. Die Wurtzel ist weiß / holtzicht / lang / mit etlichen Neben-würtzelein und zaseln. Theodorus Tabernaemontanus nennet es Sophienkraut Männlein; Herba Sophia latifolia. Sophien-kraut mit schmalen Blättern. Herba Sophia angustifolia. Das andere Geschlecht des Sophienkrauts; Herba Sophia angustifolia, ist dem vorgemeldten mit den Wurtzeln / Stengeln / Blumen und Samen durchauß gleich / allein sind die Blätter viel kleiner / schmäler und tieffer zerkerfft. Vorgemeldter Herr nennet es Sophien-kraut Weiblein. Beyde Geschlecht wachsen gemeiniglich in flachen Feldern / auff den Kirchhöfen neben den Strassen / und hinder den Zäunen. Das Weiblein ist viel gemeiner als das Männlein. Allhier findet man es bey St. Jacob. Blühet vom Brach-biß in Augst-monat. Eigenschafft. Das Sophien-kraut hat einen starcken unlieblichen geruch / und einen unlustigen / scharfflichten Kraut-geschmack. Ist mittelmäßiger natur / mit etwas flüchtigem saltz / neben wenig ölichten / und vielen irrdischen und safftigen theilen begabet. Daher es die Eigenschafft bekommen / zu trucknen / gelind anzuhalten / zusammen zu ziehen Bauchflüsse zu stillen / den Harn zu treiben / Wunden zu heilen / und Geschwär zu säuberen. Gebrauch. Sophien-kraut in halb Wein und Wasser (Würm.) gesotten / treibet auß die Würm / und heilet (Wunden.) alle innerliche und äusserliche neue und alte Wunden / es ist ein edel Wund-kraut / und wird nutzlich zu den Wund-tränckeren gebraucht. (Krebsschäden.) Für die offenen Krebs-schäden ein nutzliches pulver: Nim Sophien-kraut 4. loth / Braunwurtz dritthalb loth / Sanickel-wurtz 2. loth / der Rinden von der Wurtzel des Quitten-baums anderthalb loth / Cardobenedicten-kraut 1. loth / stosse alles zu einem reinen pulver / und bestrewe damit den Schaden / doch daß er zuvor mit Braunwurtzwasser gesäubert seye: darneben gibe auch dem krancken in allen seinen Speisen von nachfolgendem pulver zu essen: Nim Sophien-kraut vier loth / rothen Gauchheil / Braunwurtz / gedörrte Quitten jed. 2. loth / stosse es zu einem reinen pulver. (Löcher an den Schinbenen.) Sophienkraut-pulver heilet die löcher der Schienbeinen / so man es darein zettelt. Das destillierte Sophienkraut-wasser / dienet (Wunden / alte Schäden und Geschwär.) innerlich zu allen Versehrungen und Wunden / 4. oder 5. loth davon getruncken / und äusserlich damit gewaschen. Es reiniget auch also die alten Schäden und Geschwär. (Ruhr / Bauchflüß. Blutflüsse.) Sophienkraut-samen / oder auch das gedörrte Kraut zu pulver gestossen / und eines quintleins schwer underschiedliche mahl eingegeben / stillet die Ruhren und Bauchflüß; ja auch allerhand Blutflüsse mit Wegerichwasser eingenommen. (Wunden / Faule Schäden.) Sophien-kraut gestossen / in weissem Wein gekocht / und wie ein Cataplasma-pflaster über Schäden und Wunden geleget / auch die Schäden mit dem Wein außgewaschen / heilet verwunderlich. Der Hochberühmte Hr. G. W. Wedelius, fürnehmer Sächsischer Medicus, und Professor zu Jena / zeigt in seinem Experimento Chym. Nov. de Sale volat. plantar. p. m. 14. (Geist / und flüchtig Saltz auß dem Samen.) wie under anderem auch auß dem Sophienkraut-samen ein flüchtiges saltz zu bekommen / in dem er folgende destillation an den tag gibt. Nehmt / schreibt er / Rauten-samen / Löffelkraut-samen / Sophienkrautsamen / wohl gesäubert und getrucknet ein halb oder ein gantzpfund / thuts in eine gläserne retorten / setzt einen grossen starcken recipienten vor / vermacht die fugen wohl / und destillierts also durch die grad des feuers / so wird erstlich ein wasser oder phlegma tropffen-weiß / demnach der Geist oder Spiritus mit dem flüchtigen Saltz wie Wolcken / übersteigen / ja das Saltz wird sich wie schöne Rhombi an die inwendigen seiten und Wände des recipienten anhängen: endlich folget ein durchtringendes / flüchtig / scharffes öl / welches etliche stund nach der destillation von dem Spiritu durch das filtrum oder tritorium minus zu scheiden ist. Zuvor aber muß der Recipient wohl umbgerüttelt werden / damit das flüchtige Saltz sich in dem Spiritu gäntzlich zerlasse; zu welchem ende man auch ein wenig rectificierten Brantenwein dar zu mischen kan / damit sich alles wohl under einander verlasse. Wenn nun das öl davon gescheiden / kan man den übrigen geistreichen / mit flüchtigem saltz wohl angefüllten Liquorem in wolvermachtem geschirr auffbehalten. Es ist dieser Spiritus nun ein köstlich [427] (Schlagfluß / Fallende Sucht / Muttergichter / Hertzk / opffen / Ohnmacht / Gifft.) mittel wider die Schlagflüß / fallende Sucht / Mutter auffstossen / Mutter Gichter / ja wider das Hertzklopffen / Ohnmachten / und alle gifftige Kranckheiten / man gibt 10. biß 20. tropffen auff einmahl in einem destillierten Wasser. CAPUT LXXV. Besemkraut. Thlaspi. Namen. BEsemkraut / oder Baurensenff / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch und Italiänisch / Thlaspi. Frantzösisch / Seneve sauvage. Spanisch / Paniquero de flor blanco. Englisch / Countrey mustard. Niderländisch / Boeren-Kersse. Geschlecht und Gestalt. Des Besemkrauts sind vier Haubt-geschlecht. 1. Acker-besemkraut / Thlaspi arvense. 2. Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum. 3. Berg-besemkraut / Thlaspi alpinum sive montanum. 4. Schildt-besemkraut / Thlaspi clypeatum. Acker-besemkraut. Thlaspi arvense. 1. Das erste Geschlecht des Acker-besemkrauts / Brillenkrauts / Thlaspi arvense siliquis latis, C. B. Thlaspi Drabae folio, Park. hat schmale und spitzige blätter ohne stiel / die sind fingers-lang / neigen sich gegen der Erden / und begreiffen mit ihren undern spalten den stengel / welcher zwo spannen hoch / eckicht / und am oberen theil mit vielen zweiglein rings herumb besetzt ist. An denen wachsen zu beyden seiten viel täschlein / under welchen etliche grösser / andere kleiner sind / die vergleichen sich mit ihren kurtzen stielen einem löffel / darinnen steckt der kleine Samen / eines sehr scharffen geschmacks. Die Blumen / auß welchen die täschlein werden / sind klein und weißlicht. Die wurtzel ist weiß und holtzicht / erstlich eines Kräuter-endlich aber bitterlichten Geschmacks. Es wächßt neben den Wegen / Zäunen und Brach-feldern; blühet im Mäyen / und wird der samen in dem Brachmonat zeitig. Acker-besemkraut mit Kühkrautblättern. Thlaspi Vaccariae folio. Das andere Geschlecht des Acker-besemkrauts / Thlaspi Vaccariae folio Bursae pastoris siliquis, C. B. Vaccariae folio Monspeliacum, Park. Thlaspi majus, Tab. Ger. komt mit schwartzgrünen / glatten Kühkraut-blättern / so keine stiel haben / herfür. Der stengel ist elenbogen-hoch / rund / gestriemt / glatt / schön / grün / starck und ästicht. Die täschlem sind wie im Täschelkraut / aber grösser / in welchen ein goldgelbes sämlein liget. Es ist nicht weit von Montpelier auff dem Gottsacker gefunden worden. 3. Das Acker-besemkraut mit grossen oder kleinen Kühekraut-blättern / Thlaspi arvense Vaccariae incano folio majus, C. B. Vulgatius, J. B. Thlaspi verum, cujus semine in Theriaca utimur, Camer. Hat eine zimlich dicke / holtz- und zaselichte / weisse / scharfflichte wurtzel; auß deren die runden / haarigen / harten stengel auffsteigen / welchen die langen / zerkerbten / scharff schmäckenden / und auff der Zungen etwas beissenden blätter ohne stiel / mit zweyen krümmen / oder zähnlein umbfassen. Hat viel kleine / weisse blümlein / wie im Täschelkraut gesetzet / und mit vier grünlichten blättlein understützet / die darauff folgenden Samengefäßlein sind rundlicht / blätticht / gleichsam [428] gebrochen / oben auff geritzt / darinnen ein scharffer samen / wie Senff- oder Kresse-samen sich findet. Die blätter so bey der wurtzel außgehen / haben lange stiel. Wächßt überall under den Früchten / in sandichtem grund. Es gibt auch ein kleinere art dieses Acker-besemkrauts mit kleinen Kühekrautblättern / Thlaspi Vaccariae incano folio minus, C. B. welches in allen seinen theilen kleiner ist / als das obige / der gestalt nach aber gleich / daher wir es auch zu keinem sonderbahren Geschlecht machen / wie es Casparus Bauhinus in seinem Prodromo und Pinace gethan. Hr. Dr. Magnol, Medicus und berühmter Botanicus zu Montpelier, hat es in dem Valener Wald / an dem weg / da man gegen dem Dorff Viols gehet / in dem Mäyen häuffig blühend angetroffen. 4. Das beständige Acker-besemkraut mit weiß-graulichten blättern / und gelblicht-weissen in dem Mäy erscheinenden Blümlein / Thlaspi Vaccariae incano folio perenne, J. Raji. An Thlaspi capsulis hirsutis, J. B. 5. Der wilde Bauren-senff mit ablangen haarigen blättern / und weissen blümlein / Thlaspi villosum capsulis hirsutis, C. B. 6. Das nidrige Acker-besemkraut / mit durchwachsenen blättern / Thlaspi arvense perfoliatum minus, C. B. minimum Tab. 7. Das groffe Acker-besemkraut mit durchwachsenen / blätteren / und weissen blumen / Thlaspi arvense perfoliatum majus, C. B. Thlaspi oleraceum, Tab. Bursa pastoris foliis Perfoliatae, J. B. Die Dolder-besemkräuter. 1. Das bittere Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum arvense Iberidis folio, C. B. Park. umbellatum arvense amarum, J. B. Thlaspi amarum, Tab. Ger. Candisches Dolder-besemkraut. Thlaspi umbellatum Creticum. 2. Das Candische Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum Creticum Iberidis folio, C. B. Creticum quibusdam flore rubente & albo, J. B. Creticum umbellatum flore purpureo & albo, Park. Uberkomt ein kleine / weisse / dicklichte / mit vielen faseln behengte / scharffe und bittere Wurtzel / und viel zerkerbte ablange schmale blätter / fürnemlich die untersten. Der stengel ist schuhe-hoch / rund / hart / holtzicht und mit vielen nebenzweiglein begabet; auff dessen Gipffel gehäuffte leibfarbe und bißweilen weisse vierblättige Blümlein stehen / welche sich einer dolden vergleichen. Die ausseren blättlein dieser Blümlein sind doppelt so groß / als die inneren / die Blümlein thun sich nicht alle zugleich auff / sondern eines nach dem anderen. Darauff folgen die ablangen / flachen / mit doppeltem spitz begabten täschlein / in deren jedem zwey braunschwartze samenkörnlein ligen. Das gantze Kraut ist scharff / und mercklich bitter. es ist zu der zeit abgemahlet worden / da es Samen getragen / weilen es alßdenn solche länglichte und spitzige blätter und ästige stengel bringet. Also komt es in Teutschland auch in den Gärten herfür / allein wils den Winter wie andere frembde Gewächs / in unseren Landen nicht gern dulden / sonsten kan mans nicht allein durch den Samen / sondern auch mit den Zwibeln jährlich fort-pflantzen-Wächßt sonsten von sich selbsten in bergichten Wälderen bey Salerno, in dem Neapolitanischen Reich / und bey Viterbo in Hetrurien. 3. Grosser Cretischer Baursenff mit weissen blumen / Thlaspi umbellatum Creticum flore albo odoro minus, C. B. parvum, umbellato flore niveo odorato, J. B. 4. Das Montpelierische Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum Nasturtii folio Monspeliacum, C. B. Park. umbellatum tenuiter diviso folio amarum Narbonense, J. B. 5. Das Candianische Dolder-besemkraut mit grossen weissen blumen / Thlaspi Creticum flore albo majus, C. B. Creticum album umbellatum majus, Park. 6. Das felsichte Dolder-besemkraut / mit kleinen / safftigen / rundlichten / blättlein / und weissen / oder leibfarben blümlein / Thlaspi saxatile vermiculato folio, C. B. montanum vermiculato acuto folio, Park. 7. Das Meer-Dolder-besemkraut / Thlaspi marinum Boëticum, Park. Patad. Die Berg-besemkräuter. 1. Das erste Geschlecht des Berg-besemkrauts / Thlaspi montanum Glasti folio majus, Park. C. B. folio Alliariae, J. B. Uberkomt ein rahnen und steiffen stengel / so elen-hoch auch bißweilen höher / und von den blätteren / umbgeben wird / welche sich dem Feldköhl vergleichen / sind jedoch kleiner und weicher / oben grün und unden weiß / geben ein Knoblauch-geruch von sich / wie auch diejenige / so bey der Wurtzel wachsen. Auff den oberen ästlein erscheinet ein häuffige weisse Blum / ohne geruch / die auß vier blättlein bestehet / wenn sie nun abfällt / hangen breite und eben täschlein wie ein rundes schiltlein herab / in welchen ein gel [429] der am geschmack scharffer und bitterer samen liget. Die Wurtzel ist weiß / dünn und zaßlicht / kriecht auff dem Erdreich herum / und bringet an den seiten neue schoß herfür. Man findet es in Ungarn bey dem Schloß Stichen-stein / un̅ wird in den Wienerischen / Englischen und Holländischen Gärten gepflantzet. Ligend Berg-besemkraut. Thlaspi alpinum supinum. 2. Das ligend Berg-besemkraut / Thlaspi Alpinum Bellidis coeruleae folio, C. B. montanum Galsti folio minus, Ejusd. & Park. Thlaspi foliis Globulariae, J. B. alpinum supinum, Tab. Hat viel schwartz-grüne / kleine / dick und etwas breite / rundlichte / kaum zoll-lange blätter / die auff der Erden ligen / an zoll-langen oder längeren stielen hangen / und sich den himmelblauen Maßlieben-blätteren vergleichen / auch am Geschmack bitter sind. Die Wurtzel ist lang / weiß und zaßlicht. Die runden / glatten stengel wachsen schuhe-hoch / und werden mit kurtzen schmalen blättern ohne stiel wechselweiß besetzt. Die blume erscheint weiß / großlicht / gemeiniglich wie ein Aehre / und bißweilen wie ein dolder gestaltet. Der samen ist klein / röthlicht / scharff und etwas bitter / man findet es auff dem Berg Wasserfall und um Dorneck Solothurner Herrschafft. 3. Das Berg-besemkraut mit runden blättern / Thlaspi saxatile rotundifolium, C. B. Park. 4. Das gelbe Berg-besemkraut / Thlaspi montanum incanum luteum Serpilli folio majus. C. B. montanum luteum, J. B. supinum luteum, Lob. Icon. Hat eine holtzichte / weisse / diß weilen einfache / offt aber in viel zweig auffschiessende / auff der Zungen scharffbeissende Wurtzel: treibt viel ästichte / harte / runde / rauche / graulichte / nicht garschuhe-lange / und etwas zur erden gebogene rüthlein; deren gipffel mit gelben / vierblättigen / bißweilen kleinen / offt auch grösseren / an kurtzen stielein hangenden blümlein im Aprillen und Mäy gezieret sind; auff welche die kleinen / wie Linsen gestalteten / mit vier braunschwartzen / kleinen Samen außgefüllte täschlein folgen. Die understen blättlein sitzen auff schmalen / dünnen stielein / sind halb zoll lang / unden graulicht: und rauch im antasten; an den stengelen oder rüthlein finden sich mehr blättlein / die sind etwas länger / aber auch schmäler / Wächßt bey dem Schloß Birseck nicht weit von Basel / Joh. Bauhinus hat diß kräutlein mit weissen blümlein in seinem Weinberg zu Mümpelgard häuffig wachsen gehabt. Thlaspi Alysson dictum campestre minus. Mit vorigem Kraut komt beynahem überein das sentge Besemkraut / welches von C. Bauhino, Thlaspi Alysson dictum campestre minus; von Parkinsono, Thlaspi arvendse minus luteum; und von Joh. Bauhino; Thlaspi minus quibusdam; aliis Alysson minus; genennet worden. Hr. Dr. Mägnol in Botan. Monsp. bemercket / daß in jenem vier grüne blättlein um das samen-täschlein sich finden / an diesem aber keine erscheinen. So hat auch / Joh. Bauhin. von Champagnole auß Burgund diß Kraut bekommen / mit grösseren blätteren / und gelben im Brach- und Heumonat herfür gekommenen blümlein / welche den gelben Violen an gestalt und geruch nahe kommen. 5. Das kleine Felsen-besemkraut mit rohter blüthe / Thlaspi parvum saxatile flore rubente, C. B. Lithothlaspi quartum carnoso rotundo folio, Col. Wächßt auß den Felsenrissen / aber an nidrigen orten; hat eine lan [430] ge / Kleines Felsen-besemkraut mit rother blüthe. Thlaspi parvum saxatile flore rubente. Kleines Berg-besemkraut mit runden Köpfflein. Thlaspi Alpinum minus capitulo rotundo. Groß Bergßbersemkraut mit runden köpfflein. Thlaspi Alpinum majus capitulis rotundis. kale / harte / weißlichte Wurtzel / darauß drey biß vier hin und her sich außbreitende / gerade / runde / röthlichte rüht- oder stengelein auffwachsen / und mit gantz kleinen / dicken / rundlichen safftigen blättlein umgeben; welche oben an den stengelen nach und nach länger und schmäler sich erzeigen. An dem gipffelen der rühtlein erscheinen in dem Mäy die lieblich-rothen / mit Blutstrichlein schön gezeichneten blümlein / welche inwendig mit gelben fäserlein gezieret; darauff die kleinen / etwas an dem rand zerkerbten mit vielem gelbem / kleinem samen angefüllten samen-täschlein erscheinen. Der geschmack der Wurtze und blätteren ist bitter; des samens aber etwas scharfflicht. Hr. Dr. Magnol hat diß Kräutlein an den hügeln des Vergs Capouladon à las Cambrettes nicht weit von Montpelier zwischen den Felsen mit blumen und samen in dem Mäy und Brachmonat gesamlet. 6. Da Felsen-besemkraut / mit Creutzblümlein-blätteren / Thlaspi saxatile Polygalae folio, C. B. Park. 7. Das stets-grünende Berg-besemkraut / mit weisen blümlein / Thlaspi montanum sempervirens, C. B. Park. Thlaspi semper virentis species candida, J. B. 8. Das kleine Berg-besemkraut mit rundem köpfflein / Thlaspi Alpinum minus capitulo rotundo, C. B. Park. Draba Alpina minor, Joh. Raji. Thlaspi foliis Globulariae affine, sive Alsinefolia cum Myagri foliis, J. B. Hat ein dicke Wurtzel / welche auß den glimsen oder spalten der Felsen herfürkommet / auß dieser wachsen dünne stengel / die sind ein oder anderthalb spannen lang / und in ästlein außgetheilet. Bey der Wurtzel sihet [431] man sehr viel kurtze spitzige und nicht tieff zerkerbte blätter mit langen stielen / an dem stengel sind wenig blätter und engere blümlein / so oben weißlicht scheinen / und denen sehr viel dünne / rundlichte hülßlein auff langen stielen sitzend nachfolgen / die mit einem zarten wändlein underscheiden / und ein gelbes scharffes sämlein in sich halten. Es wächßt auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall / und anderen Schweitzerischen und Bündnerischen Gebürgen. Ein grössere Art dieses Geschlechts wird auch allda gefunden / dessen Figur allhier beygesetzt ist / Thlaspi alpinum majus capitulis rotundis, C. B. prodr. Park. Draba Alpina major, Joh. Raji. 9. Das nidrige Berg-besemkraut mit vielen purpurfarben blumen / Thlaspi Alpinum repens, C. B. Park. 10. Das kleine gelbe Felsen-besemkraut / Thlaspi saxatile incanum, luteum, Serpilli folio minus, C. B. Leucojum siliculosum flore luteo umbellatum monospermon, Joh. Raji. Die Schild-besemkräuter. 1. Da erste Geschlecht des Schild-besemkrauts mit Quendel-blätteren / Thlaspi clypeatum minus Serpilli folio, Park. clypeatum Serpilli folio, C. B. Leucojum siliculosum monospermum fructu compresso, Joh. Raji. 2. Das rauche Schild-besemkraut / mit gelben blümlein / Thlaspi biscutatum asperum Hieracifolium & majus, C. B. Thlaspi minus clypeatum I. Tab. Lunaria biscutata, J. B. 3. Das kleine rauche Schild-besemkraut mit kleinen gelben blümlein / Tlaspi biscutatum asperum minus, C. B. 4. Das haarige Schild-besemkraut / Thlaspi biscutatum villosum flore calcari donato, C. B. 5. Das Schild-besemkraut mit gelben Violen-blätteren / Thlaspi fruticosum Leucoji folio, C. B. 6. Das schwefelgelbe Schild-besemkraut / Thlaspi biscutatum flore sulphureo, Hort. Oxon. An Thlaspi biscutatum annuum asperum, Hort. Paris. 7. Das Schild-besemkraut / mit Retrichblätteren / Thlaspi biscutatum Raphani aut Irionis folio, Bocconi. 8. Das stets-grünende Schild-besemkraut / Thlaspi Halimi folio semper virens, Hermann. Catal. Die staudichten und fremden Besemkräuter. Vber diß gibt es annoch staudichte / Fruticosa, fremde / Exotica, vel Peregrina, und gifft-tödende Besemkräuter / Alyssa Thlaspidia, deren wir annoch kürtzlich meldung thun wollen. Und zwar setzen wir für das 1. Das gifft-tödende Meer-besemkraut / Thlaspi Alysson dictum maritimum, C. B. Nasturtium vel Thlaspi maritimum J. B. Thlaspi Narbonese Lobelii, Ger. 2. Das rechte Besemkraut Dioscoridis, Thlaspi verum primum Dioscor. Zanoni. bringt auß seiner wurtzel viel der Gestaltnach sehr veränderliche blätter / die ersten blättlein / sind offt klein zerkerbt / oder eingeschnitten / an langen nerven angehefftet. Die an dem oberen stengel aber sitzende blätter umfassen den stengel / so daß man vermeint / der stengel gehe hindurch / wie in dem Durchwachskraut / auff den stengelen erscheinen kleine weisse blümlein / denen kleine runde samentäschlein / in zwey hölein zertheilt / nachfolgen. Wächßt in Persien und Syrien. 3. Das frembde Besemkraut mit hertzgestalteten schötlein / und kleinen purpurfarben blümlein. Thlaspi siliquâ cordatâ peregrinum, J. B. 4. Das Spanische staudichte Besemkraut / Thlaspi fruticosum folio Thymbrae hirsuto, C. B. fruticosum alterum Lob. J. B. 5. Das staudichte Besemkraut mit schmalen. Leucojen-blätteren / Thlaspi fruticosum Leucoji folio angustifolium, C. B. Park. fruticosum folio Leucoji marini minoris, J. B. 6. Das Knoblauch-Besemkraut / Scorodothlaspi Ulyssis Aldrovandi, J. B. 7. Der Alexandrinische Baurensenff mit weißlichten blumen / Thlaspi Alexandrinum, Park. C. B. Alexandrinum Cortusi, Joh. Bauch. 8. Der Americanische Baurensenff mit gelblichten blumen / Thlaspi spanospermon Americanum, Park. Eigenschafft. Der Samen dieser Kräutern ist warm und trucken im vierdten grad: Das Kraut aber besitzt einen geringeren grad solcher krafft. In beyden findet sich ein flüchtiges / durchdringendes / scharffes saltz / davon die Tugend und Eigenschafft entstehet / zu eröffnen / alles schleimichte zu erdünneren; das unreine saur-gesaltzene Geblüt zu verbesseren; die monatliche Reinigung zu beförderen / Grieß und Schleim der Nieren und Blasen außzutreiben / den verstandenen Harn zu befördern / und den schweren Athem zu erleichteren. Gebrauch. Weilen dieß Kraut samt seinem Samen durchauß gleiche Kräfften mit der Raucken / und dem Senff / oder dem Meerrettich hat / als kan man es in allen denen Zufällen und Kranckheiten eben so wohl / und auff solche weiß gebrauchen / wie dieselbigen Kräuter; jedoch müssen die schwangeren Weiber dessen nicht viel geniessen / weilen es die Frucht des Leibs gern abtreibet. Man kan ein Wasser (Scharbock. Wassersucht. Gelbfucht. weisse Sucht. Miltzsucht. Würm. Engbrüstigkeit. Hertzklopffen.) davon destillieren / und solches wider den Scharbock / Gelbsucht / Wassersucht / weisse Sucht der Jungfrawen / und Miltzesucht / gebrauchen. So ist auch der Samen gut wider solche Kranckheiten / und wider die Würm / Engbrüstigkeit und Hertzklopffen / auff 20. biß 30. gran schwer auff einmahl eingenommen. Ins gemein braucht man den wilden Bauren-senff mit grauen grossen blättern; Thlaspi arvense Vaccariae incano folio majus, C. B. CAPUT LXXVI. Täschelkraut. Bursa Pastoris. Namen. ES haben gelehrte Männer das Täschelkraut für ein Geschlecht Thlaspios, oder des Bauren-kreß gehalten / da [432] her es auch umb der gleichheit willen Täschlein-kreß genennet wird. Dieweil aber das Täschelkraut ohn allen geschmack / und nicht scharff oder räß ist / wie das Besemkraut oder Baurenkreß seyn soll / irren dieselbigen nach Tabernaemontani meinung nicht wenig / und ist die arbeit vergebens / sich ferners damit zu bemühen: Wie aber dieses heilsame Kraut bey den alten Lehrern genennt worden / oder ob sie es auch beschrieben / hat noch niemand dargethan. Lateinisch heißt es / Bursa pastoris, Bursa pastoria, Pera pastoris Italiänisch / Borsa di pastore. Frantzösisch / Bourse de pasteur, Bourse de berger. Spanisch / Zurroro. Englisch / Shepherds purse. Dänisch / Taskenurt / Hunge-urt / Hyrde-toske / Skraa / Skralle / Skratte. Niderländisch / Borsekens-eruyt. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt / Deschelkraut / Daschelkraut / Hirtentasch / Hirtenseckel / Seckelkraut / Gänßkröß. Groß Täschelkraut. Bursa Pastoris major. Geschlecht und Gestalt. Das groß Täschelkraut / Bursa pastoris major folio sinuato; & folio non sinuato; C. B. major vulgaris, Park. Thlaspi fatuum Bursa pastoris dictum, J. Raji. hat ein kleine / dünne / gerade / weisse und zaßlichte wurßel / eines süßlicht ecklenden geschmacks; die begibt sich nicht tieff in die erden. Die understen blätter sind gemeinlich tieff zerschnitten / und zerkerfft / wie die blätter der Wegwarten / oder vielmehr der Pfaffenröhrlein; sonsten ablang / etwas haarig / und auff zolllangen stielen sitzend. Zwischen en blättern wächßt ein oder mehr runder / dünner stengel herfür / anderthalb spannen lang / und bißweilen auch länger / der theilet sich in viel Nebenzweiglein auß / die blätter aber / die daran und an dem Haupt-stengel hinauffwachsen / sind ohne stiel / schmal / spitz / und nicht gekerfft / stehet je eines über dem andern / werden auch je länger je mehr den stengel hinauff / kleiner / schmäler und spitziger. Oben an dem stengel und an den Neben-ästlein kommen viel kleine / weisse blümlein herauß / kleiner denn die blümlein des Eisenkrauts / darauß werden kleine knöpffichte täschlein / gestaltet wie kleine Hertzlein / die hangen an zoll-langen stielen / darinn ligen viel kleine braun-schwartze samen. Das gantze Gewächs / Wurtzel / Kraut und Samen hat gar keinen empfindlichen geschmack / außgenommen / daß es die Zungen tröcknet / und zusammenziehet. Dieses Kraut wächßt hin und wider in den Gärten / in gebawten und ungebawten orten / neben den Strassen / auff den Mauren / und hinder den Zäunen. Ein kleinere art / Bursa pastoris media, C. B. wächßt auff sandichtem und dürrem Erdreich / deren stengelein werden kümmerlich spannen-lang / sind bloß und ohne blätter / bringen ihre blümlein im Aprill und Mäyen. Die blätter ligen eirckel-weiß auff dem boden. Noch ein kleinere art / Bursa pastoris minor foliis incisis, C. B. wird allhier auff den Aeckeren bey dem Neuenhauß gefunden. Dieß Kräutlein ist nichts anders / als ein gattung Steinkresse / welche von Casp. Bauhino, Nasturtium petraeum foliis Bursae pastoris genennet worden; gehört also mehr zu den Kressen als hieher / und müssen nicht zwey Kräuter darauß gemacht werden. Groß Täschelkraur mit ablangen Täschlein. Bursa pastoris major loculo oblongo. Das grosse Täschelkraut mit ablangen Täschlein / Bursa pastoris major loculo oblongo, C. B. Thlaspi Veronicae folio, Park. Bursae pastoriae loculo sublongo affinis pulchra plan [433] ta, J. B. hat ein länglichte / dünne / und bißweilen haarichte wurtzel. Die Stengel / ge meinlich einer an der zahl / bißweilen mehr / sind spannen-ja offt elenbogen-hoch / und in Nebenzweiglein zertheilt. Es hat schwartzgrüne / haarige / rauche / gekerffte blätter / die sind bey der wurtzel zoll-breit / rundlicht / und mit langen stielein, begabet. Seine blumen und täschlein kommen mit dem gemeinen Täschelkraut überein. Die Samentäschlein sind in zwey hölein abgetheilet; in deren jedem 6. 7. biß 8. kleine samen gefunden werden. Allhier wird es an sandichten orten und auff den Feldern / in Italien aber in den Wäldern gefunden. Das kleine Täschelkraut mit ablangen täschlein / Bursa pastoris minor loculo oblongo, C. B. Bursa pastoria minima oblongis siliquis, sive verna loculo oblongo, J. B. hat ein dünne / zaßlichte und weisse wurtzel: Trägt einen / offt zwey / drey und mehr haarichte / rauche / runde / qwer-hand hohe stengel / mit Nebenzweiglein. Bey dem anfang des stengels erscheinen viel zoll-lange / grüne / auff dem boden zerkerffte / rauch und harte spitzige blätter / erstlich eines zusammenziehenden / demnach aber scharffen / salpetrischen / beissenden geschmacks: die aber den stengel umbgeben / sind wenig und ohne stielein. Trägt viel weisse zusammengedrungene / vierblättige blümlein / denen auß krummen stielein kleine ablange / flache täschlein nachfolgen / in welchen zween kleine goldgelbe / runde samen / eines scharffen geschmacks / verschlossen ligen. Blühet offt schon im Mertzen / und kommet mit seinen täschlein beschwärt herfür. Man findet es allhier in trockenen orten und Feldern / bey dem Fluß die Birß / und das Siechenhauß St. Jacob genannt / wie auch oberhalb der Brüglinger Mühlen auff den hüglen / und an dem gestad des Rheins. Pflantzt sich jährlich allein durch den abfallenden samen fort. Bursa pastoria alpina hirsuta. In den Schweitzerischen Alp-gebürgen / auff dem Fracmont und Spligel-berg / wächßt auch ein sonderbare art des Täschelkrauts / Bursa pastoria alpina hirsuta, C. B. Park. Seine wurtzel ist zoll- oder daumenslang. Hat viel weiche / bleich-grüne / rundlichte / auff dem boden ligende / ein klein wenig zerkerffte / und bißweilen gantze blätter / in der grösse einer Linse. Es überkomt dünne / drey oder vie daumens lange stengelein / die schier gantz glatt / und nur ein klein wenig haarig sind. Trägt wenig weisse blümlein / und gelbe ablange täschlein / diese sind aber viel grösser als des gemeinen Täschelkrauts / darinnen kleiner rother samen verschlossen ist. Joh. Rajus füget annoch zu den Täschelkräuteren / die kleine haarige Berg-Haußwurß mit gelben blümlein / Sedum Alpinum hirsutum luteum, C. B. Phyllon thelygonon Dalech. J. B. Paronychia sediformis flore luteo, J. Raji. Eigenschafft. Der geruch und geschmack des Täschelkrauts ist unempfindlich / allein daß man eine zusam̅enziehung mit einer tröckne vermercket / derowegen dieses Kraut trockner und kühler natur ist / welches denn auch die tägliche erfahrung bezeuget. Ist also mit vielen erdichten / und etwas rauchlichten saltz-theilgen begabet. Es wird aber am meisten das Täschelkraut mit grossen zerkerfften blättern / Bursa pastoris major folio sinuato, gebraucht / und hat in dem Aprillen und Mäyen seine beste krafft. Gebrauch. (Blutspeye̅ / rothe Ruhr / Blutharnen / unmäßiger Blutfluß der Weibern.) Wider das Blutspeyen / die rothe Ruhr / Blutharnen und den unmässigen Blutfluß der Weibern: Nim ein hand voll Täschelkraut / siede es in einer maß weissen Wein / sichte es durch ein tuch / und gib dem Krancken Morgens und Abends ein becher voll davon zu trincken. Mit dem grünen / zerstossenen / frischen / (Wunden.) oder dem dürren in Wein gekochten Täschelkraut / und Spitzenwegerich / pflegen gemeine Leut / und die Bauren ihre frische Wunden / nicht ohne gute würcküng / geschwind zu heilen / Morgens und Abends wie ein cataplasma darüber gebunden. (Unmässiger blutfluß der weider.) Frisch Teschelkraut geschnitten und mit einem oder zwey Eyern vermischet / darnach zu einem küchlein gebacken / ist ein gute Artzney wider den unmässigen Blutfluß der Weibern / so sie dasselbige essen. (Gonorrhoea, oder samenfluß.) Wenn einem der natürliche Samen ohn sein willen entgehet / oder mit dem Samenfluß behafftet ist / der nemme zwey loth geläuterten Täschelsafft / zertreibe drey gran Campffer darinn und trincke es. So es aber im Winter wäre / und man den Safft nicht haben könte / alßdenn nim deß gedörrten Krauts eine gute hand voll / siede das in einer maß frischen Wassers den dritten theil ein / seige es denn durch ein tuch / und nim darvon ein halb quartal / zertreibe drey gran Campffer darinn / und gebrauch es also etlich mahl. (Bauchfluß des Rindviehs und Pferden.) Wenn das Rindvieh den Bauchfluß hat / soll man ihm Täschelkraut zu essen geben. Den Pferden aber soll man das Kraut klein [434] zerschneiden / mit dem Futter vermischen / und also zukommen lassen. (Dreytägig fieber.) Wider das dreytägige Fieber / nachdem der Leib zuvor zwey oder dreymahl purgieret worden / solle man Täschelkraut mit ein (Nasenbluten.) wenig Essig zerstossen anff die pülß binden. So einem die Nase blutet / und das Blut sich nicht stillen wil / so gib ihm Täschelkraut in die hand / auff welcher seiten das Blut herausser lauffet / so bald das Kraut erwarmet / soll sich das bluten stellen / welches auch Herr Simon Pauli in quadripart. botanic. mit dem exempel eines Adelichen Jünglings bestätiget. Die dürre oder grüne wurtzel under der Zungen gehalten / soll gleiche würckung haben. Man duncket auch Baumwolle in Täschelkraut-safft / und stosset sie in die (Blutflüß / blutspeye̅ / blutharnen.) Nase. In Sum̅a: dieses Kraut stellet alle Blutflüß vor allen anderen Blut-kräutern gewaltiglich / daher es etliche Sanguinariam, Blutwurtzel nennen. Wenn man nemlich das frische Kraut allein / oder das dürre mit Essig zerstoßt / und über den underen Leib / auch under die Achsel und über die Fußsolen bindet. Andere schreiben: Täschelkraut benem̅e (Gelbsucht.) die Gelbsucht / so man es mit Blätteren / Täschlein und Blumen in die Schuh legt / und mit blossen füssen darauf gehet. (Rothe Ruhr / hitzige bauchflüß / blutharne̅ unmässiger weiberfluß wacklende zähn / hitzige verserung des halß / rothe geschwulst der frawen brüst.) Das destillierte Täschelkraut-wasser hat ein treffliche kühlende und stopffende krasst / die rothe Ruhr / und einen jeden hitzigen Bauchfluß zu stillen / den blutigen Harn zu vertreiben / und den unmässigen Blutfluß der Weibern zu stopffen / Morgens und Abends 4. oder 5. loth getruncken. Dises wasser warm in dem Mund gehalten / und offtermahls damit gegurgelt / befestiget die wacklenden Zähn / und heilet alle hitzige versehrung des halß. Ein rein tüchlein in solchem wasser genetzt und warmlicht übergelegt / zertheilet die Geschwulst der Frawen Brüst / wenn sie anfangen roch zu werden / als wolten sie schwären. Ich halte aber von dem außgepreßten auff zwey loth offt getrunckenen Safft weit mehr / als von solchem destillierten wasser / welches in warheitsgrund nicht viel besser / als gemein Brunwasser. CAPUT LXXVII. Leidotter. Myagrum. Zwey Geschlecht des Leindotters. Myagri duae species. (1. Türckischer Leindotter.) (2. Leindotter mit runden Knöpflein.) Namen. ELachs- der Leindotter heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Myagrum. Frantzösisch / Cameline. Englisch / Gold of pleasure. Gestalt und Geschlecht. 1. Der zahme Leindotter / als das erste Geschlecht dieses Krauts / Myagrum sativum, C. B. Myagrum dictum Camelina, J. B. Hat eine etwas holtz- und faselichte wurtzel / davon ein einiger ellen-hoher stengel auffwächßt / mit dünnen / runden / geraden / etwas haarigen neben-ästlein begabet / an welchen die ablangen nicht rauchen / sondern weichen bläter wechselweiß erscheinen / welche an dem umbkreiß etwas zerkerfft / bleich / auch vornen spitzig und hinden breit. An den äussersten ästlein wachsen von langen stielgen / die kleinen / gelblichten / vierblättigen blümlein. Auff welche die ablangen / etwas erhobenen schöttlein erfolgen / und mit vielen länglichten / dreyeckichten / gelb-grawen sa [435] men-körnlein angefüllet werden; die da einen Kresse-geschmack haben / und auff der Zung einen süßlichten schleim endlich von sich lassen. Ein angenehme speiß der Fincken und Zeißlein / wird nicht zur Artzney gebraucht. 2. Das andere Geschlecht / Myagrum sylvestre, C. B. Myagrum Turcicum, J. Bauh. der Türckische subtile Leindotter; wächßt mit viel zarteren schößlein auff / ist aber viel zweigichter und fruchtbarer / als das vorige Geschlecht: b???komt endlich einen kleineren samen. Wächßt auff den Hüninger Felderen bey uns. 3. Das dritte Geschlecht ist ein kleiner Leindotter / mit runden bollen oder knöpflein / Myagrum tertium in arvis, Cam. Myagro affinis capitulis rotundis, J. B. Myagro similis siliquâ rotundâ, C. B. Park. Bringt auß einfacher wurtzel einen ellen-hohen / runden / haarigen / zerbrüchlichen / von unden auff gleich ästichten stengel. Darauff wachsen sehr kleine / bleiche Blümlein / mit nachfolgenden / runden / jedoch oben etwas außgespitzten / an halb zoll langen stielgen hangenden knöpflein / welche in der zeitigung schwartz werden: ein jedes knöpflein hat einen einigen / gelben / ölichten samen / ohne sonderlichen geschmack. Die blätter sind kleiner denn an dem Leindotter / rauch / dunckelgrün / etwas safftig; welche an dem stengel stehen / umbfassen etwas denselben ohne stiel; haben einen schleimichten geschmack / mit einer nachfolgenden gelinden schärffe. Ist ein Kraut das über ein Jahr nicht dauret / sonderen sich allezeit durch den außfallenden Samen fortpflantzet. 4. Myagrum foetidum, C. B. Park. Der stinckende Leindotter / treibt auß seiner wurtzel elen- oder anderthalb elen hohe / grüne / dicke / runde und rauche stengel / welche bleichgrüne / rauchlichte und etwas eingebogene blätter / vier oder 5. zoll lang / und anderthalb breit / je eines nach dem anderen umbgeben. Diese stengel werden bey dem gipfel in kurtze öhrlein zerthe???let / auff welchen die bleichgelben / und mit langen stielen begabte Blumen / gleich einem dölderlein sitzen. Den Blumen folgen kleine runde schö???lein nach / so den samen in sich halten. Es wird auff dem Frackmont und Spliegelberg in der Schweitz / wie auch allhier bey der Wiesenbruck an sandichten orten gefunden / und den gemeinen Leindotter davon zu unterscheiden / stinckender Leindotter genennet. 5. Der grosse Leindotter mit gelben vierblättigen Blümlein / Myagrum monospermon latifolium, C. B. monospermon, J. B. 6. Der kleine Leindotter mit weissen blümlein / Myagrum monospermon minus, C. Bauh. Park. Myagro similis flore albo, J. B. Eigenschafft und Gebrauch. Es ist dieß Kraut mittelmässiger Natur zwischen kälte und wärme / hat ein ölichten schleimigen Safft / mit etwas miltem alkalischem saltz bey sich verborgen. In dem Samen findet sich sonderlich das öl / welches darauß mag gepresset / und und an stat des Leinöls gebrauchet werden. Derowegen wir dem Leindotter die krafft zuschreiben zu erweichen / zu linderen / schmertzen zu stillen / ja auch Wunden zu heilen. Wenn (Wunden heilen. Geschwulst erweichen. Schmertzen stillen.) man also denselben frisch mit dem Baurensenff zerhackt / und warmlicht über die wunden schlagt / hat er die krafft zu säuberen und zu heilen. Ausserlich wird sonsten das öl gebraucht zu erweichung der harten Geschwulst / und stillung der Schmertzen. Es haben auch die Alten ihre Holtz-fackeln damit angeschmieret gehabt. CAPUT LXXVIII. Türckischer Kreß. Draba vulgaris. Namen. TUrckischer Kreß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Draba, Arabis, Nasturtium Babylonicum. Italiänisch / Draba. Frantzösisch / Draue. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des Türckischen Kreß / Draba umbellata, vel Draba major capitulis donata, C. B. Draba vulgaris, Park. multis, flore albo, J. B. wächßt elenbogen-hoch / und zu zeiten höher / mit steiffen / runden / zarten / gestreifften ästlein / zu beyden seiten mit blättern besetzt / welche ablang / zollbreit / eingebogen / grau-grün / und ohne stiel. Blühet oben mit weissen dolden / im Mäyen und Brachmonat; auff die Blümlein folgen die kleinen famen-gefäßlein / wie hertzlein gestaltet / welche in ihren zweyen hölgen / kleinen / braunschwartzen samen h???rfür bringen. Wächßt an dem rand der Aeckeren in Teutschland / Italien und Franckreich / sonderlich umb die Statt Wien herumb. Die wurtzel ist holtzicht / dünn / weiß / und kriecht weit umbher. 2. Der Türckische Kreß mit Hederichblumen und schötlein / C. B. Park.
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3. Der Türckische Kreß mit St. Barbaraekraut-blättern / Draba foliis Barbareae, Joh. Raji. Camelina, Myagrum Aldroando, J. B. 4. Der kleine Türckische Kreß mit runden köpflein / Draba minor cum orbicularibus capitulis, J. B. C. B. Park. 5. Der nidrig kriechende Türckische Kreß / Draba Chalepensis repens humilior, foliis minùs cinereis, quasi???ue viridibus, Moris. Ist von dem gemeinen Türckischen Kreß in folgenden drey stucken underschieden. Denn 1. ist er kleiner und niedriger. 2. Hat er grüne blätter; und 3. ist er mit mehr samen-täschlein / welche beyderseits erhoben und geschwollen sind / begabet / und bringt also weit mehr Samen als der gemeine. Blühet im Mäy- und Brachmonat. Eigenschafft und Gebrauch. Der Türckische Kreß / ist temperierter Natur / hat etwas flüchtigen saltzes neben vielen irdischen / und wenig ölichten theilgen (Verstopffung der Lungen / leber / miltz kröß / faulfleisch / niere̅ schleim Würm.) bey sich. Der samen mag etwas schärffer sein / und also mehr flüchtig saltz in sich haben; davon denn die Eigenschafft dem Kraut entstehet zu eröffnen / das Geblüt zu reinigen / die innerlichen verstopffungen der Leber / des Miltzes / der Lungen / des Kröses und Faulfleisches auffzulösen / wie auch die Nieren zu reinigen / den Harn und Würm zu treiben. Für welche Kranckheiten man den samen wol auff ein halb quintlein schwer in destillierten wassern / oder brühen eingeben mag. Kurtz / es läßt sich dieß Kraut wie der Hederich gebrauchen / und hat in allerhand Kranckheiten gleiche kräfften mit ihme. Besihe also oben das 69. Capitel dieses anderen Buchs. CAPUT LXXIX. Abend-viole. Hesperis. Namen. ABend-viole / Winter-viole / Winterveyel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hesperis, Viola hyemalis. Frantzösisch / Giroflée, Violedes Dames, Giroffles de Dames. Italiänisch / Viola bianca, Leucovia. Englisch / Dames Violet / or Roket. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / dessen Figur wir allhier beysetzen lassen / ist die Syrische Abend-viole / Hesperis Syriaca, J. B. Syriaca, Camerarii, Park. peregrina siliquis articulatis, C. B. Leucojum melancholicum quibusdam, Joh. Raji. Hat ein bey nahem gleichgestalltete Wurtzel mit der gemeinen Abendviole der Gärten. Die blätter sind halb schuhe-lang / qwer-hand breit / sehr haarig und rauch / auff länglichten stielen sitzend / etwas an dem rand hin und wieder eingebogen. Die blümlein hangen von kurtzen / aber dicklichten stengeln / und sind an der farb Braun-schwartz; viel äderlein gehen durch deroselben blättlein; welche des tags sehr wenig oder nichts riechen / des abends aber / und bey angebrochener Nacht einen sehr lieblichen Geruch von sich geben / daher sie auch den Namen der Abend-viole bekommen. Den verwelckenden blümlein folgen die zimlich langen / dicken / krummen und knorrichten schoten / mit etwas dickem / ablang-rundem Samen. Wächßt auff den Gebürgen in Syrien. Hesperis montana prima, Clus. oder Hesperis montana pallida, odoratissima, C. B. Hesp. colore ineleganti, J. B. Ist an seinen theilen etwas kleiner als die vorige / im übrigen der gestallt / und nächtlichem geruch halben gleich / daher vermuthlich / daß solche vermeinten zwey geschlechter nur eine gattung seye / und daß die Syrischen Abend-violen / wegen besserem / und fetterem Erdreich grösser und vollkommener wachsen. 2. Die gemeine Abend-viole der Gärten / Hesperis hortensis, C. B. Hesperides flore purpureo, albo, & vario, J. B. Lob. Eruca alba & purpurea, Lugd. Hat etliche weisse / kurtze / holtzichte Wurtzelen / so da elen-hohe / auch wol höhere / runde / haarichte / mit marck begabte stengel über sich treiben / daran wechselweiß underschiedliche Raucken-blätter erscheinen / aber nicht so viel gefaltet / an dem umkreiß gekerbt / spitzig / haaricht / schwartzgrün / vier qwer finger lang / auff kurtzen stielen sitzend / und eines gering scharfflichten geschmacks. Neben den öhrlein der blätter kommen einige ästlein herfür; welche so wol / alß die gipffel der stengelen mit wolriechenden / vierblättigen / der Gestalt nach den gelben Leucojen ähnlichen blümlein gezieret; diese blümlein aber sind an etlichen weiß / an anderen purpurfarb / an anderen gescheckt / und stehen auff halb zoll-langen stielen. Der ablange / braunrothe / scharff-schmäckende samen findet sich in langen zweyhöligen schoten. Blühet im Aprillen / Mäy- und Brach-monat. Wächßt in Teutschland / und auff den Neapolitanischen äckeren. Joh. Rajus hat es auch allda / alß er von Salerno nach Neapoli reisete / auff den wiesen in dem Brach-monat blü [437] hend angetroffen. Sonsten wird sie auch in den Gärten geziehlet / wie sie denn darinnen bißweilen gefüllt angetroffen ist / und daher von Elsholzio, Hesperis flore pleno; in dem Hort. Reg. Paris. aber Viola matronalis flore multiplici, Cornuti, genennet worden. Sie ist so vermehrlich / daß wenn man ein stengel davon in drey oder mehr stücke fingerslang zerschneidet / und die stücke in gut erdreich stecket / so fassen sie Wurtzel. 3. Die Abend-viole mit kleinen blaulichten blumen / Hesperis sylvestris flore parvo, C. B. 4. Die wilde haarichte Abend-viole / mit rothen blumen / Hesperis sylvestris Hieracii foliis hirsuta, C. B. sylvestris folio sinuato, Park. 5. Die fremde Abend-viole ohne Geruch / Hesperis Pannonica inodora, J. B. Park. sylv. inodora, C. B. Ist der gemeinen Abendviolen durchauß gleich / ohn allein daß sie weichere / und weissere blätter hat / auch ohne Geruch ist. Eigenschafft. Nach der alten meinung wärmet und trocknet die Abend-viole sehr / sonderlich der Samen der gemeinen. Sie hat viel geistreiche / mit flüchtig-ölichtem Saltz vermischte theile in sich / und hiemit die Tugend uud Eigenschafft zu lösen / zu eröffnen / den zähen Schleim zu erdünneren / durch den Harn und Schweiß zu treiben / den schweren Athem zu erleichteren / und die monatliche Reinigung der Weiberen zu beförderen. Es läßt sich davon ein Wasser destillieren / wie auch ein Syrup / Safft / Geist / und flüchtig Saltz machen / wie auß dem Brunnkresse: Gebrauch. Der außgepreßte / rund filtrierte Safft auß diesem Kraut auff drey biß vier loth (Scharbock / Schleim der Brust. Schwerer Athem. Verstopffungen. Verlohrene Weiberreinigung-Schleim der Nieren. verlorener Eßlust.) morgens und abends getruncken / reiniget das scharbockische versaltzene Geblüt durch den Schweiß und Harn / löset den Schleim der Brust / macht ein freyen und weiten Athem / eröffnet alle innerlichen Verstopffungen: treibt Schleim und Sand auß den Nieren / bringt den We???beren die verlorene monatliche Reinigung wider / und macht guten Lust zum essen. Gleiche Würckung hat auch das destillierte Wasser / auff 6. biß 8. loth über ein mahl genommen. Wie ingleichem der Syrup auff die weise gemacht / wie bey dem Brunnkresse angezeigt. Der Spiritus oder Geist der Abend-violen auff 30. biß 40. tropffen bißweilen genomnen (Schwerer Athem. Hertzklopffen / Ohnmacht. Schlaffsucht. Schlagflüß. Hertzensangst. Bangigkeit. Miltzeblähung. Wunden. Schäden.) / macht lufft um das Hertz / vertreibt das Hertzklopffen / Schlaffsucht / Ohnmachten / verhütet oder vertheilet die Schlagflüß; treibt gewaltig den Schweiß / und milteret die Hertzens-angst und Bangigkeit in hitzigen Fieberen; ist auch gut wider die Miltze-blähungen der Miltzesüchtigen. Gleiche Würckung hat das flüchtige Saltz auff zehen biß 15. gran schwer eingegeben. Das Kraut zerhackt / mit warmem weissem Wein vermischt / die Wunden oder Schäden damit außgewaschen / auch das Kraut darinnen ligen lassen / säuberet / reiniget / verhütet den wachsthum des faulen fleisches / und beförderet die Heilung gewaltig. Der außgetruckte Safft hat gleichmässige Würckung. Dieser Safft mit Honig-wasser vermischt / und also getruncken / reiniget und erleichteret die Brust gewaltig von dem (Husten.) Schleim / linderet und vertreibet nach und nach den Husten. Der Samen auff ein halb quintl. schwer bißweilen eingenommen / verhütet den (Stein der Nieren un̅ Bläsen. Sand und Schleim. Würm.) wachsthum des Steins der Nieren und Blasen; führet Sand und Schleim durch den Harn; tödtet und treibet die Würm. Das destillierte Wasser auff 6. biß 8. loth morgens und abends 14. tag lang getruncken (Raud.) / heilet alle Raud und Schäbigkeit. Die frischen blümlein lassen sich auff die Salät bey den Mahlzeiten streuen / dienet zur Zier / und ist gesund. Die dürren aber / neben Winterrosen / Brunellen / K???ngerten-blust / und lebendig verstossenen Krebsen in wasser gesotten / hernach ein wenig (Entzündung und geschwulst der Mandelen und Zapfleins.) Rosenhonig und Maulbeersafft darunder gemischt / gibt ein gutes Gurgelwasser ab / warm damit gegurgelt / zertheilt die Entzündung des Halses und Geschwulst der Mandeln und Zäpffleins. CAPUT LXXX. Knoblauchkraut. Alliaria. Namen. KNoblauchkraut / Leuchel oder Salßkraut / heißt Lateinisch / Alliaria, Alliaris, Pes asini, Thlaspidium cornutum. Italiänisch / Alliaria. Frantzösisch / Alliaire, Herbe aux aulx. Spanisch / Ajo porruno. Englisch / Jack of the hedge / [438] Sawce alone. Dänisch / Gaffelkaal / Hindeloegs-urt. Niderländisch / Loock / Sonderloock. Gestalt. Das Knoblauchkraut hat ein lange / dünne / holtzichte / weisse / nach Knoblauch riechende Wurtzel. So seine blätter erstlich herfür dringen / sind sie etwas rund / wenn sie aber vollkommenlich erwachsen / vergleichen sie sich den Melissen-blätteren / außgenommen daß sie nicht so runtzlicht / sondern glätter / nahe bey dem stengel breiter / und aussen an dem umkreiß zerkerbt auch bleichgrün / mit langen stielen begabet sind / und nach Knoblauch riechen und schmäcken. Es trägt runde / dünne / steiffe / gestreiffte / etwas haarige stengel / biß anderthalb elen hoch. Blühet im Mäyen mit schönen kleinen / weissen blümlein / darauff folgt kleiner ablanger schwartzer samen in langen / eckichten schötlein verschlossen. Wächßt in abwegen bey den zäunen / Mauren und an den Reinen der Felderen. Eigenschafft. Das Knoblauchkraut ist warmer und trockner Natur doch nicht so hefftig als der Knoblauch selbsten / der samen ist hitziger als das Kraut. Hat ein flüchtiges stinckend-ölichtes scharffes Saltz bey sich / und daher die Eigenschafft allem sauren zu widerstehen / zu durchtringen / durch den Harn und Schweiß zu treiben / aller fäulung zu widerstehen. Im Aprillen und Mäy hat es die beste krafft / in dem dürren Kraut findet sich wenig tugend übrig. Gebrauch. Etliche insonderheit die Weiber in Engelland vermischen das Knoblauchkraut under die salsen mit Essig / Saltz und Imber zubereitet / ist aber unlieblich zu essen. Frabricius Hildanus, Cent. 2. Observat. 94. Vermeldet / daß er den außgepreßten Safft des Knoblauchkrauts under die salben und (Brand / faule Schäden.) pflaster wider den Brand und andere faule Schäden vermischt / und fehr nutzlich gebrauchet / in dem er aller fäulung widerstehe / wie der Lachenknoblauch. Er samlete aber das Kraut im Mäy oder Aprillen / liesse es einen tag ligen / zerhackts hernach / stoßts / und pressete den Safft darauß / gießte Oel über den Safft / und haltete ihne in wohlvermachten gläseren das Jahr über auff / damit er ihne allezeit frisch zu seinen Salben und Pflasteren oder Cataplasmaten haben könnte. Das Kraut neben Scabiosen / Hyssopen / Ehrenpreiß / Alantwurtz und Brustbeerlein / in verdecktem hafen mit wasser gekocht / auff die letst ein paar löffel voll Honig darzu geworffen / und also offt ein glaß voll davon (Engbrüstigkeit. Husten.) warm getruncken / lößt den Schleim der Brust / erleichteret den schweren / kurtzen Athem / und vertheilet den langwierigen Husten. (Schleim der Brust. Würm verstopf???te Krößade ren. verschleimte Nieren und Mutter.) Den zu pulver gestossenen Samen auff 20. biß 30. gran schwer bißweilen genom̅en / löset nicht nur den schleim der Brust / sondern treibe auch die Würm / eröffnet die versteckten Kröß-adern / reiniget die verschleimte Nieren und Mutter / vertreibet die Gelb- und Wassersucht / und steuret dem Abnehmen bey Jungen und Alten. (Wassersucht. Gelbsucht. Abnehmen des Leibs. Wind. Grimmen. Lendenwehe / Stein der Ni???e̅.) Das Kraut sonderlich in den Clystieren gebraucht / oder der außgepreßte safft damit vermischt / ziehet Wind und Bläst herauß / vertreibet das Grimmen / linderet das Lendenwehe / und beförderet den Fortgang des Steins. Wenn man den Samen zu reinem pulver verstoßt / mit Storax und ein wenig Wachs zu einem pflaster macht / solches auff leinen tuch oder leder streicht / und also über (Mutterauffstossen / Muttergicht.) die Scham der Weibern legt / mag es die Muttergichter / und das Mutter-auffstossen stillen. Das pulver von dem gedörrten Kraut und Samen / wie auch den Safft mit den (Faule Schäden und Geschwär.) Salben vermischt / und täglich über die faulen / garstigen Geschwär / welche sich so gar zu einem Krebs änderen wollen / geschlagen / reiniget und säuberet dieselben / und beförderet sie zur heilung. Das Pulver des Samens / oder der (Nasenve??? steckung.) außgepreßte Safft des Krauts in die Nasen gezogen / macht ein wenig niessen / ziehet viel Matery herauß / und reiniget also das Gehirn. CAPUT LXXXI. Löffelkrant. Cochlearia. Namen. LOeffelkraut heißt Lateinisch / Cochlearia. Frantzösisch / Cochleaire. Englisch / Speonewort / Scurvygraß. Dänisch / Skioerbugs-urt / Skeer-urt. Niderländisch / Lepelcruyd / Lepebladern. Geschlecht und Gestalt. Das gemeine Löffelkraut / Cochlearia folio subrotundo, C. B. Cochlearia, J. B. major [439] rotundifolia, sive Batavorum, Park. ist kein hohes / sondern ein nidriges Gewächs. Seine blätter sind im anfang länglicht / und dem Wintergrün oder Natterzünglein ähnlich / werden hernach gläntzend / breit / dick / fett / sattgrün / ein wenig hohl / und vergleichen sich einem Löffel / dahero es auch den Namen bekommen hat; sie hangen an länglichten stielen / so von der Wurtzel herausser kommen / und etwas purpurfarb sind: Welche blätter an den stengeln erscheinen / haben keine stiel / umbfassen dieselben mit ihren zwey öhrlein / und sind etwas gefaltet. Die stengel wachsen drey qwer hand / und bißweilen anderthalb spannen hoch / sind eckund ästicht / an denen viel weisse vierblättige blümlein / mit 6. inwendigen gelben fäserlein / und halb zoll langen stielgen / erscheinen. Der kleine runde / schwartz-rothe samen vergleicht sich dem Kresse-samen / und ist in seinem zwey-höligen hülßlein verschlossen. In jedem Samen-hölein wird man allezeit drey oder vier Samenkörnlein finden. Die wurtzeln sind gerad / dicklicht / mit wenig zäserlein begabt / eines scharffen geschmacks. In Holland und Frießland wächßt es auff den Wiesen und Tammen von sich selbsten häuffig. Man findet es auch umb Hamburg / und in andern Landschafften des Nideren-Teutschlands / so an dem Meer ligen. Es blühet im Mäyen / und weilen der samen zeitlich außfällt / so gehet er in feuchtem grund bald wider auff / und bringt also im Herbst wider frische blümlein und same̅. So man es in Ober-Teutschländ in die Gärten pflantzet / muß man den samen an ein feucht und schatticht ort säen / sonsten kommet es nicht herfür. Etliche vermelden / daß so das Löffelkraut erwachsen seye / und man es versetze / die Stauden desto grösser werden. In Engelland findet man das Löffelkraut mit gekerfften / safftigen oder eingebogenen blättern / so sich der Melten vergleichen: und deren hat es eine grössere und eine kleinere gattung / Cochlearia folio sinuato, C. B. & Cochlearia minor rotundifolia, Park. Joh. Raji. wachsen beyde an den Meerborden in Engelland. In dem Königreich Dennemarck werden zwey kleinere Geschlecht / nemlich das auffrechte und kriechende Löffelkraut / angetroffen. Das kleine auffrechte Löffelkraut / Cochlearia minor erecta, C. B. bekomt auß seinem haarichten würtzelein ein dünnen und glatten stengel / so nicht ein spannen hoch wächßt / bey dem würtzelein hat es wenig blättlein / die mit haarigen stielein begabet sind; welche blättlein aber den stengel umbgeben / die werden kleiner als die Linsen / haben kleine stielgen / und sind wie das Englisch Löffelkraut gekerfft. Auff dem gipffel des stengels erscheinen weisse blümlein / denen ablange schötlein nachfolgen / so ein sehr kleinen schwartzen samen in sich halten: bißweilen überkomt es ein dicken stengel / so spannen hoch wächßt / und in zwey nebenzweiglein getheilet wird. Es wächßt in der Danischen Insul Amagria. Das kleine kriechende Löffelkraut / Cochlearia Danica repens, C. B. Wächßt drey zoll hoch / und komt mit seinen würtzelein / blättern / blumen / hülßlein und samen mit dem vorigen überein / aber es hat mehrere blättlein / zwischen welchen die stengelein herfürschiessen / so ein halben zoll hoch wachsen / und mit den kleinsten weissen blümlein gezieret sind. Es kriecht auff dem boden wie das Krebskraut / und wird auch in vorgedachter Insul gefunden. Eigenschafft. Das Löffelkraut ist warm und trucken im dritten grad: führet viel scharffes / flüchtiges / geistreiches saltzes / und wenig ölichter theilen in seinem safft bey sich / und hat daher alle eigenschafften mit dem Brunnkresse gemein; nemlich alle zähen / dicken / schleimigen Feuchtigkeiten zu erdünneren; die Verstopffungen des Miltzes und Krößaderen zu eröffnen / und das Geblüt zu reinigen. Gebrauch. (Scharbock.) Das Löffelkraut ist ein überauß nutzliche Artzney wider den Scharbock. So jemand sich dessen besorget / oder von demselbigen schon angegriffen worden / der kan sich in dem Herbst nachfolgenden Wein zubereiten lassen: Nim Sarsaparillen / Chinawurtzel / Sassafraß-holtz jed. 4. loth / Rosen-wurtzel / Benedicten-wurtzel / Seorzonera-wurtzel / jed. 2. loth / Hirschen-zungen / Gamänderlein / Löffelkraut / Wermuth jedes zwey hand voll / Zimmet anderthalb loth: Zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber fäßlein / schütte darüber 15. maß weissen Mosts / laß alles wohl verjäsen / und ein wochen 6. oder 8. stehen / alßdenn trincke der krancke morgens nüchter und bey dem Mittagessen nach der Suppen ein gläßlein voll. (Schwacher Magen. Grimmen.) Der auß dem Löffelkraut in den Apothecken destillierte Spiritus, dienet nicht allein wider den Scharbock / sondern auch wider die Schwachheit des Magens und das Grimmen. Der Hochgelehrte Herr V. A. Moellenbroccius schreibt in Tract. de Cochlearia Cap. 12. Er habe diesen Spiritum einem (Fettigkeit des Leibs. Hertzklopffen / Miltzeangst / Scharbock.) Adelichen Herren wider die grosse Fettigkeit des Leibs gerathen / welcher augenscheinlich davon mager worden seye: Man nimt 20. biß in 30. tropffen in Wein / Bier oder Milch. Dienet auch wider das Hertzklopffen / Scharbock / Miltze-angst; ja vertreibet das viertägig Fieber allgemach. (Scharbock / Verstöpffung der Leber und Miltz.) Der Zucker oder die Latwerg von dem Löffelkraut / wird zubereitet wie der Rosen-zucker / darvon droben im 240. blat gemeldet worden / ist ein köstliche Artzney wider den Scharbock / und die Verstopffung der Leber und Miltz / so man bißweilen einer Mus???atnuß groß davon nimt. Solche Würckung hat auch das destillierte Wasser des Löffelkrauts / davon nach belieben morgens nüchter 5. oder 6. loth getruncken. Darzu dienet auch treflich wohl der in den Apothecken auß diesem Kraut zubereiteter Syrup / davon man in dem Scharbock / wenn der Leib zuvor purgiert / 4. loth mit 2. loth des destillierten wassers offt geben soll. Der Syrup muß auff die art wie oben bey dem Brunnkressen gemeldet / zubereitet werden.
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(Schmertzë an den Schenckeln und Füssen von dem scharbock.) So jemand von dem Scharbock grossen Schmertzen äusserlich / insonderheit an den Schenckeln und Füssen / leidet / der solle sich nachfolgenden Dampff machen lassen: Nim Eibisch-wurtzel 4. loth / Wermuth / Pappelen / Löffelkraut / Bachpungen / Beyfuß / Chamillen-blumen jedes zwey hand voll; Kümmel ein halb loth / zerschneide alles / kochs in Brunnwasser / und lasse den dampff warmlicht zu den gliedern gehen. (Flecken / Masen / unreinigkeit des Angesichts.) Der außgedruckte Löffelkraut-safft / samt dem zersiossenen Kraut / die nach durch über das Angesicht geschlagen / vertreibet alle Flecken / Masen und Unreinigkeiten. Den folgenden morgen aber / muß man das Angesicht mit wasser / darinnen Kleyen oder Krisch gekochet worden / abwaschen. (Lahme un̅ krumme Füß von dem scharbock.) Herr Moellenbroccius vermeldet ferners / daß er Anno 1657. einem Fürnehmen Edelmann / dessen Füß von dem Scharbock lam̅ und krum worden / wider männigliches verhoffen mit nachfolgendem Uberschlag oder Pflaster zu recht gebracht habe. Nim frisches Löffelkraut / Bachpungen / Brunnkreß und Pappelen jedes zwey hand voll: Zerstosse es / und kochs in wenig wasser zu einem pflaster. Nachdem nun der krancke Edelmann dieß pflaster auff ein tuch gestriechen / und warmlicht auff die krummen Füß legen lassen / haben sich alsobald die Schmertzen gestillt / und sind seine Füß widerumb gerad worden. (Aeusserlicher Glieder schmertzen.) Allhier kan ich nicht umbgehen / die Beschreibung eines Glieder-balsams beyzusetzen / welchen ich wider die äusserlichen Glieder-schmertzen / so von kalten Flüssen herkommen / jederzeit nutzlich befunden habe. Nim des Spiritûs von den Regenwürmen 5. loth / Löffelkraut- Spiritûs 2. loth / Salmiac- Spiritûs ein halb loth: Zerlasse darinn Venedische Seyffen 2. loth / Camffer 3. quintl. Opium 10. gran / Saffran 5. gran: Vermische alles wohl durcheinander / lasse es etliche tag und nacht stehen / alßdenn seige es / und verwahre es in einem sauberen glaß: so man diesen Glieder-balsam gebrauchen wil / kan man davon in einem schüsselein ein wenig wärmen / und das schmertzhaffte Glieb damit anreiben. (Fäulung des Zahnfleischs und Munds in dem scharbock.) Der von dem krischen Löffelkraut außgedruckte Safft / ist sehr dienlich wider die Fäulung des Zahnfleisches / so man es damit anreibet: Gleiche würckung hat auch das destillierte wasser von dem Löffelkraut und der Bachpungen / oder so man dieses nicht haben kan / solle man Löffelkraut und Bachpungen in Milch sieden / und das Zahnfleisch damit waschen und reiben. (Fauler Schar bock des Munds.) Der Safft oder die nachbeschriebene Essentz von Löffelkraut mit Rosenhonig vermischt / auch nach belieben die Tincturam Laccae flor. darunder gethan / ja gar den gebrannten Alaun darzu gerühret / und das faule / scharbockische Zahnfleisch offt damit geschmieret / heilet es auß dem grund / und macht auch die wacklenden Zähn wider steiff. Wider die Fäulung des Zahnfleischs und Munds in dem Scharbock wird nachfolgendes Gurgelwasser auch sehr gerühmet. Nim Löffelkraut / Brunnkreß und rothe Rosen jedes ein hand voll / Granaten-blust / ein halb loth: Zerschneide es und kochs in gestäheltem wasser / nim davon 12. loth / zerlasse darinn Rosenhonig 2. loth / Maulbeersafft 1. loth / gestossenen Alaun 20. gr. vermische alles zu einem Gurgelwasser / und gebrauche es laulicht: Oder nim Brunellen-Wegerich- und Löffelkraut-wasser jed. 6. loth / Rosenhonig 3. loth / Vitriol-geist 15. tropffen / vermische es zu einem Mundwasser. (Scharbock Miltzsucht.) Das frische Kraut etwan drey oder vier Scharbock / Miltzsucht. tag auff das längste im Bier / in einem wolvermachten glaß ligen lassen / wird demselben alle seine tugend und flüchtigen Saltzgeist mittheilen / daß also ein mit dem Scharbock und Miltzesucht behaffteter Mensch solch Bier mit grossem nutzen für sein ordinari tranck geniessen kan. Wenn man das Kraut über 4. tag ligen läßt / so wird das Bier auch die irrdischen theil desselben an sich ziehen / und also nicht so viel krafft mehr haben. (Mund sauber und rein zu halten.) Den Mund sauber und rein / wie auch das Zahnfleisch vor aller Fäulung sicher zu halten / pflegt man sonsten die blätter dieses Krauts offt in dem Mund zu käwen. Der auß solchem frischen zerstossenem (Unrein versaltzen Geblüt. Schwindsucht / Drey- und viertägig Fieber. Gelb- und Wassersucht.) Kraut außgedruckte / und durch fließpapyr getreiffte oder filtrierte safft auff ein biß anderthalb loth morgens und abends mit oder ohne Zucker eingenommen / reiniget nicht nur das scharbockische Gebtük von seinem überflüßigen saltz / sondern mag auch die Schwindsucht / das Abnehmen / die drey- und Gelb- und Wassersucht. viertägigen Fieber / ja auch die Gelb- und Wassersucht heiten. Die Essentz oder Tinctur von Löffelkraut wird auf folgende weise bereitet. Nemt frisch (Essentz oder Tinctur von Löffelkraut.) grün safftig Löffelkraut nach belieben / zerhackts / und stossts in einem steinernen Mörsel / thuts hernach in ein sauber Geschirr / oder in einen starcken gläsernen / oder zinnernen (Spiritus des Löffelkrauts. Spiritus Cochleariae per fermentationem.) Kolben / sprützt es mit halb lauem wasser / oder mit dem eigenen außgedruckten safft / darinnen ein wenig gemeiner Saurkeig / Wein- oder Bier-häfen zerlassen ist / an / und sprengt noch etliche körnlein saltz darüber. Wenn alles wohl vermischt / so vermachet den kolben sehr wohl / daß kein lufft durchziehen mag; setzt ihne so lang in einen Keller / biß ein schärfferer geruch auß dem also gejohrenen Kraut / als auß dem frischen gehet. Wenn solches wahrgenommen wird / so muß man es destillieren / und also den Spiritum davon ziehen / und auffbehalten. Demnach nim neue Löffelkrautblätter / zerstosse sie / presse den safft darauß / giesse ihne in einen erdinen hafen / oder in ein glaß / vermache es gantz beheb mit einem deckel / und setze es etiche stund lang in einen warmen ofen; filtrier hernach den safft durch fließpapyr / nim davon 18. loth / giesse darüber 6. loth von dem Löffelkraut-geist; digerier oder circuliere es nach der kunst / zerlasse ein wenig Zucker darinnen / so hast du die Essentz oder Tinctur gemacht / von deren man 15. biß 30. tropffen in destillierten Wasseren wider alle ober zehlte Kranckheiten eingeben kan. Sie läßt sich auch mit der Essentiâ Trifolii fibrini zu gleichem zweck vermischen.
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(Spiritus Cochleariae perabstractionem.) Sonsten wird der Löffelkraut- geist weit besser auff folgende weise / als durch die obige manier mit der Fermentation, gemacht. Man nimt des frischen Löffelkrauts nach belieben / zerhackts / gießt Brantenwein darüber / und destilliert also den Spiritum davon. Diesen giesset man über frisch Löffelkraut / und ziehet ihn nachmahlen davon ab / und solches thut man noch underschiedliche mahl / endlich nach mehr dergleichen destillationen und abstractionen / rectificiert man den Spiritum in dem B. M. so hat man einen sehr penetranten / flüchtigen / scharffen Geist. Wenn man aber solchen Spiritum über das zerhackte frische Pfeffer-kraut (Piperitidem) schüttet / und davon abziehet / solle er noch weit schärffer werden. Diesen abstrahierten Spiritum kan man über den außgepreßten Löffelkraut-safft auff obige weise giessen / und also die Essentz oder Tinctur davon machen. (Destilliert Löffelkraut-öl.) Das destillierte Löffelkraut-öl / dessen einiger tropffen mehr kräfften / als 2. loth der Essentz / in sich hat / wird nach des fürtrefflichen Ettmülleri angeben in Comment. Ludovic. also bereitet. Nehmt des annoch blübenden Löffelkrauts / wenn es anhebt in Samen zu gehen / nach belieben / zerhackts / gießt ein wenig wasser dar zu / und destilliert also das wasser davon. Dieses wasser gießt über frisch Kraut / und destillierts wider; und solches verrichtet zu etlichen mahlen / so wird man endlich etwas öls / aber doch in geringer quantität / über dem wasser schwimmen sehen / welches man nach der kunst davon sonderen muß. Solch destilliertes öl läßt sich mit den Pilulein wohl vermischen / oder auch auff andere beliebige weisen auff 1. biß 2. tropffen übers mahl geben. CAPUT LXXXII. Köhl. Brassica. Namen. Löhlkraut oder Köhl heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Brassica, Caulis, Italiänisch / Cavolo, Verza. Frantzösisch / Chou. Spanisch / Berza. Englisch / Colewort / Cabbage. Dänisch / Kaal. Niderländisch / Koole. Cappes oder Kapskraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Brassica capitata, Caulis capitatus, Brassica imperialis, Brassica sessilis. Italiänisch / Cavolo capuccio. Frantzösisch / Chou cabu à pomme. Spanisch / Repollo. Englisch / Cabbuge. Niderlandisch / Cabuys-koole / Sluyt-koole. Rüben-köhl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Caulorapum, Lacuturris, Italiänisch / Torzuti. Frantzösisch / Chou rave. Blum-köhl heißt Lateinisch / Brassica Cauliflora, Caulis floridus, Brassica florida. Italiänisch / Cavoli fiori. Frantzösisch / Chou de cypre, Chou fleuri, Niderländisch / Bloemkoole. Glatter Köhl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Brassica laevis, Italiänisch / Cavolo liscio, Verza liscia. Frantzösisch / Chou verd ou rouge. Englisch / Smoot colewort. Niderländisch / Roote Koole. Krauser Köhl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Brassica crispa. Italiänisch / Cavolo crespo, Verza crespa. Frantzösisch / Chou crespu. Spanisch / Berza crespa. Englisch / Eurled colewort. Niderländisch / Ghekrolte koole. Cappes. Brassica capitata. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der gemeine Cappes-köhl oder Kopf-köhl / Brassica capitata alba, & rubra, J. B. C. B. Park. Hat seinen Namen von dem runden Haupt bekommen. Die blätter sind runtzlicht und groß / auff langen dicken stielen sitzend / rundlicht / mit dicken Aderen und Nerven begabet / auch schliesset sich allwegen ein Blatt über das ander / die endlich in der mitte zu einem Haupt werden. Sein stengel ist dick / weißlicht / mit einer dieken rinden umgeben: Hat etwas süß- und scharfflichtes Marck bey sich. In dem Frühling wenn er samens halben versetzet wird / lassen sich die blätter etwas von einander / und wird ein gerader stengel mit gelben oder bleich-gelben blumen auffgetriben / darauff folgen ablange / runde schötlein mit rundem samen angefüllt / er hat nicht einerley farbe / denn etlicher ist grün / der ander weiß ober roth. Man hal??? Den weissen Cappes für den besten und anmütigsten zu der Speiß. 2. Der Wersich- oder Saphoyen-köhl / der der Saphoysche Cappes / Brassica alba capite oblongo non penitus clauso, C. B. Italica tenerrima glomerosa flore albo, J. B. Brass. Sabauda, Tab. Ist mit seinem ablangen Haupt nicht also eingeschlossen wie der Teutsche / auch sind seine blätter inwendig weiß und außwendig grün. 3. Der viel-köpffige Cappes / Brassica ca [442] pitata polycephalos, Lugd. Brass. ex capitibus pluribus conglobata, C. B. Trägt nicht ein Haupt sonder viel Häupter / deren etliche groß andere klein sind. Caspar. Bauhinus berichtet in Pinace Theatri Botanici, Lib. 3. sect. 3. man habe an diesem Cappes fünfftzig Köpfflein wargenommen / deren jedes so groß alß ein Ey ware; wie den̅ sein Hr. Bruder Joh. Bauhin. einen solchen in des Junckeren Joh. Jacob Waldners von Freudstein garten im Elsaß zu Hartenschweiler angetroffen. Der rothe Cappes-Köhl wächßek in solcher mänge in Holland / daß man gantze Schiff voll in Engelland / Spanien / und Teutschland führet. Küben-köhl. Caulirapum. 4. Der Rübenköhl / Brassica gongylodes, C. B. Br. Caulorapa, J. B. Rapacaulis, Park. Parad. Auß dessen wurtzel also bald der hauptstengel herfür kompt / welcher neben derselbigen underhalb den blätteren dicker wird / und endlich in der grösse einer mittelm äsligen runden oder langen Rüben herfür tringet / dahero man ihre runder und langer Rübenköhl nennet. Auß diesen entspringen andere stengel wie auch die blätter / so den glatten Köhl-blätteren ähnlich sind / und bißweilen wegen ihren tieffen kerben krauß werdë. Die blumen / welche / wie in allen Köhlen / vierblättig / und der samen / sind klein und gelb / vergleichen sich mit dem gemeinen Köhl / darauff folgen schmale / ablange / mit kleinem / Senff ähnlichem Samen angefüllte schötlein. Dieser Köhl kommet selten bey uns zur zeitigung / sonderen wird zu seiner fortpflantzung auß heissen Länderen gebracht. Er wächßt häuffig in Italien / und liebet ein fett wolgetüngt Erdreich. 5. Der Seckrüben-köhl / Napobrassica, C. B. Hat ein Wurtzel der zahmen Pasteney oder der Steckrüben nicht ungleich / sehr zaß- und zotticht / so daß man sie wegen der vielen kleinen zaßlen wol barticht nennen könte; und ob sie schon öffters mehr als ein daumen dicke zaselen hat / so ist doch die erste Wurtzel / so der Steckrüben gleicht / allezeit knorrichter und länger. Auß dieser entspringt ein runder glatter / anderthalb elen hoher stengel / welcher sich in äst zertheilek. Die blätter nächst den wurtzelen sind sampt den stielen einer spannen lang / gleich wie der wilde Köhl rundlicht / und in tieffe spalten zerschnitten: die aber an dem stengel selbsten sind ablang / schmal / gespalten / und haben keine stiel. Die blumen sind gelb und höher an der farb alß des gemeinen Köhls / groß / haben lange stiel / mit denen sie hin und her auff einem mehr als spannenlangen stengel stehen. Ihnen folgen die hülsen nach / so eng und eines zols lang sind. Dieses Gewächs wird um Nürenberg und gegen Böhmen auff kalten und bergichten äckeren gepflantzet / undvon den Einwohneren Dorsen oder Dorschen genennet. Die Wurtzel ist gut zu essen / darvon machen sie etliche wie den Blum-köhl ein: die Armen aber schneiden sie klein wie die Rüben. Man haltet sie auch über den Winter im Keller in dem Sand auff / so wohl zur Speiß alß zu dem samen tragen auff das folgende Jahr: wenn der Sommer gar trocken oder der Platz zu eng ist / wird die Wurtzel offt gar zu holtzicht / deßwegen man sie in ein weiteres Feld versetzen muß. Blum-köhl Brassica cauliflora. 6. Blumköhl / Brassica cauliflora, C. B. multiflora, J. B. Pompejana, aut Cypria, Cam. welcher nun in allen fürnehmen Gärten gemein worden. Er überkombt ein kurtzen Hauptstengel / hat wenig lange breite blätter / so gekerbt / und sich den weissen Köhlblätteren vergleichen / jedoch aber länger und spitziger sind. Auß seiner mitten entspringen andere weisse / dicke / weiche und [443] fette stengel / die wie die Sparglen-dolder zusammen gedrungen sind / so man diese nun recht kochet / geben sie dem Mund ein angenehme Speiß / und wenn sie den Winker außgedauret / werden sie im Frühling grösser / und bringen ihre blumen und samen wie der gemeine Köhl / der samen aber wird selten in Teutschland so kräfftig / daß wider gleiche art davon herfür wachse / den besten Blumköhl-samen kan man auß Italien von Genua bekommen. 7. Der gemeine grüne Köhl / oder der grün-weisse glatte Köhl / Brassica alba vel viridis, C. B. Brassica prima, Tab. Brassica loevis, Matth. Brassica alba vulgaris, J. B. Hat breite / dicke und außgespreitete / etwas runde blätter / mit einem starcken erhebten und rundlichten rucken; überkombt auch ein dicken und harten stengel / und bleiche blumen. Glatt oder schlechter Köhl. Brassica laevis. 3. Der gemeine braun- oder rothe Köhl / Brassica rubra, C. B. rubra vulgaris, J. B. Bringt kleinere / dünnere / schmälere / aber hingegen roth-grüne / oder mit blutrother farb über zogene / auch wegen vielen durchgehenden dicken aderen unebne oder runtzlicht-safftige blätter. Steigt mit seinem stengel 3. biß 4. elen hoch auff. Man soll sich nicht verwunderen / daß seine Figur etliche äste an dem stengel zeiget / denn dieser Köhl / davon er abgemalet / also gestaltet gewesen. Er trägt gelbe blumen auff dem geraden stengel / und lange dünne schötlein / darinnen ein kleiner runder samen / so außwen dig dunckel-schwartz und inwendig gelblicht / grösser aber alß der Rettich- samen ist / verschlossen liget. 9. Der Africanische glatte Köhl / Brassica Africana, Brassicae folia peregrina, C. B. dessen blätter zweyzinckig und spitzig / auch den blätteren des grünweissen Köhls dhnlich / aber nicht so dick sind. In der mitte wächßt ein Frucht welche so groß alß ein Ey / an der farb gelb / und von den Inwohneren hoch gehalten wird. Man findet ihne im Königreich Tambut und Melli in Morenland / allda dieser Köhl / wie bey uns das Frantzosen-holtz / wieder die Frantzösische Seuche gebraucht wird. 10. Der Brasilianische glatte Köhl / Brassica Brasiliana foliis Nymphaeae, C. B. Hat breite blätter die sich der See-blumen oder Wasser-lilgen vergleichen. Die Brasilianer nennen ihn Cajova und gebrauchen ihne in der Suppen. Krauser Köhl. Brassica crispa. 11. Der krause Saphoyen-Köhl / Brassica alba crispa, C. B. Sabauda crispa, Tab. An Brassica Sabauda rugosa, J. B. crispa laciniosa, J. B. gehet herfür mit einem starcken purpurfarben stengel / und gefaltenen oder zinnelichten elen-langen blätteren / die fügen und rundieren sich am oberen theil etwas zusam̅en / daß er offt wie der Cappes anzusehen ist. Man pflantzt ihne in den Gärten: ist gelb- oder schwartz-grün an der farb. Die Blumen sind Leim-gelb; der Samen wie in den übrigen. Mag den Winter nicht wohl vertragen. 12. Der krause Spargen-Köhl / Brassic. Asparagodes crispa, C. B. crispa prolifera, Tab. bringet bißweilen außgespreitete und ebene / zu zeiten aber tieff gekerffte blätter. Entweder wird er gantz grün / oder seine aderen und rippen sind roth. An etlichen orten nennet man ihne Büschel-krauser- Köhl. 13. Der krause Braun- oder Bürckel- Köhl / Brassica fimbriata, C. b. tophosa, J. B. Ger. Tab. nigta, Dod. Vergleicht sich mit seinen stengeln / blumen und samen dem glatten Köhl. Die blätter sind zerschnitten / rings umbher zerkerfft / und sehr krauß / auch am undern theil gegen dem stengel mit groben / oben auff a [444] ber mit kleinen kerffen getheilet. Die wurtzel ist zasicht / und hängt neben zu ein knöpflein / dahero man ihne gemeiniglich Bückelköhl nennet. 14. Der nidrige gesaumte krause Köhl / Brassica fimbriata pumila, C. B. Anglicana minima nnivea, J. B. Ist an seinem purpurfarben umbkreiß geschnitzt oder gesaumet / und mit flecklein besprenget / in dem übrigen aber gantz weiß. Er wird in den Engelländischen / Frantzösischen und Holländischen Gärten gepflantzet / und weilen er einen lieblichen geschmack gibt / bey ihnen zur Speiß gebraucht. 15. Der gefaltete rothe Köhl / mit tieff gebogenen oder gefalteten blätteren / daß er gantz krauß zu seyn scheinet / verträgt den Winter wol. Ist sonsten grösse halben dem gemeinen rothen Köhl gleich. Brassica laciniata rubra, J. B. 16. Der gefaltete oder zerschnittene weisse Köhl / Brassica laciniata alba, J. B. 17. Der kleine rothe Feld-Köhl / Brassica arvensis, C. B. rubra minor, J. B. sylvestris, Park-Germ. Ist bey nahem der kleineste Köhl under allen mit kleinen stielen / dünnen blätteren / und gelben blümlein. 18. Der tieff und rein eingeschnittene Köhl / mit breiten oder schmalen Eppichblätteren / Brassica angusto, vel lato Apii folio, C. B. tenuissimè laciniata, J. B. 19. Der stachlichte Köhl / mit elen-langem stengel / viel langen / runden / dicken / steifflichten ästen / und unzahlbaren nebenästlein / so in kleine / weisse stacheln außgehen: an welchen kleine / weiß-rothe / den Hyarinthen-blümlein gleiche blümlein wachsen: denen kleine / runde / Zieser-erbsen grosse / gelbe / nicht unlieblich schmäckende Früchten folgen / Brassica spinosa, Park. C. B. Alpin. exot. Von dem wilden Köhl / Meer- und Bergköhl wird in den zwey nachfolgenden Capituln gehandlet. Die Köhl- kräuter insgesamt erforderen einen geschlachten wolgemisteten Grund; der starcke lettichte / wie auch der magere sandichte Grund ist ihnen nicht dienstlich. Im Mertzen bey nidsich gehendem Mond / und zwar nächst dem Wädel / ist die beste zeit dergleichen Kraut zu säen: im Mäy aber wird es umbgepflantzet oder versetzet. Der Kabiß / so man übersetzen will / muß etwas dick gesäet werden; und wenn er denn 5. oder. 6. blätter bekommen / mag man ihn schon versetzen: es will aber der Kabiß nicht zu jung übersetzet seyn; weilen den all zu kleinen Setzlingen leichtlich etwas vom grund in das hertz-kiel kommen kan / so deren künftigen wachsthumb schädlich seyn wurd. Im versetzen muß man grosse löcher machen / und guten alten mist darein thun / allein in der mitten / da der setzling hinkomt / etwas grunds darunder vermischen. Die löcher sollen nicht gar außgefüllet werden / damit man nachwerts was weiters darzu thun / und den Setzling mithin verschütten könne / daß er keinen langen stengel bekomme: da sich aber solches begeben wolte / soll alsdenn an der einen seinten umb das Kabiß-stöcklein der grund hinweg gethan / ein kleines grüblein gemacht / das stöcklein säuberlich gebuckt / und wie ein Rebschoß darein gelegt / nachwerts mit grund verschüttet / und zugedeckt werden / daß nichts herfür sehe / als die blätter / und da es nicht fett / soll nachmahlen etwas von mist dar zu gelegt werden. Es sollen aber dise beyde stück / so wol das versetzen als das einlegen / wenn es die gelegenheit ertragen mag / im Vollmond / da der Mond noch nidsich gehet / beschehen; so bekommet der Kabiß viel schöner und grössere häupter / allein daß man den grund umb den stock / wenn es vonnöthen / isner erhöhe. Den Winter-Cappes oder Kabiß pflegt man zu end des Augstmonats / we̅ es nicht mehr so warm wetter ist / bey oberzehlter Monds zeit zu säen / auch dabey den Samen nicht zu sparen. Im Frühling / wenn es zu Nacht gefriert / und am Tag die Sonne scheint / ist ihme dasselbe also zuwider / und schädlich / daß wo dem nicht vorgebawen wird / er gäntzlich zu grund gehet; dasselbe nun zuverhüten / soll der Cappes zu anfang solcher zeit / Nachts / wie auch die mehrere zeit des Tags zugedeckt seyn / biß er des wetters gewohnet / und die kalte zeit fürüber. Das begiessen belangend / muß solches nicht mit frischem / sondern mit faulem regen- oder mist-wasser beschehen: und da der Cappes außgewachsen / soll doch mit dem abhawen nicht geeilet / sondern es biß auff die zeit / da die kälte einfallen will / verschoben werden. Er soll auch nicht alsobald in Keller gethan / sondern etwann an truckne Lüfft unter übersich gehänget werden / damit das wasser darauß fliessen möge: im Keller aber soll man ihn auff die abgehauenen stortzen / und etwan auff einem laden / doch nicht zu hoch vom boden legen. Etliche lassen die gestümlete stortzen in der Erden / die schlagen im Frühling in blätter auß / welche nutzlich auff den Suppen gebraucht werden. Der Blumen-köhl ist so zart / daß sein Same in unsern Landen nicht reiffen will. Derhalben man guten Samen auß Italien / oder anderen warmen Länderen haben muß / welchen man denn auff ein Mistbett im Mertzen säet / und nachdem die pflantzen biß ins 6. blat erwachsen / in einen wolgedüngten grund / der nicht sumpficht seyt / versetzet; ihnen mit begiessen widerumb wol abwartet; so bringen sie ihre Blumen auff St. Johann und ferner biß in den Herbst; davon man ein theil verbrauchen kan. Die übrigen welche den Winter durch sollen verwahret werden / hebt man mit der wurtzel auß / ehe es zu reiffen und zu frieren anfänget / und setzet sie im Keller in Sand oder Erde / umb davon nach und nach in der Küche zu nutzen. Eigenschafft. Das Köhl-kraut ist warm und trocken im ersten grad: hat viel wässerichten / mit einem nitrosischen / flüchtigen / scharfflichten Saltz vergesellschaffteten safft / und daher die Eigenschafft zu erdünneren alles schleimichte / auch durch den Harn zu treiben / und die Wunden zu heilen. In dem Samen enthaltet sich annoch ein öl. Zu der Artzney wird der rothe Blätter-köhl / so keine köpff trägt / gezogen.
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Gebrauch. Der Köhl-Kräuter und Cappes gebrauch für Menschen und Vieh kan nicht genug beschrieben werden / ist sonderlich armen Leuthen ein grosse zuflucht zu einer Speiß und Artzney / also daß auch die alten Römer / ehe Doctores Medicinae in das Römisch Reich kommen / sich wohl 600. Jahr mit Köhl-kräuteren beholffen / und allen Kranckheiten damit begegnet haben. Es schreibt Dioscorides in dem 2. buch im 25. cap. daß die Köhlkräuter den Stulgang fertig machen / und den Bauch erweichen / fürnemlich aber der zahme Köhl / wenn er sänfftiglich oder gemachsam gesotten worden. (Schwacher magen.) Dieses gemüß bekomt wohl dem schwachen Magen / hülfft der däwung / und fürderet den Harn. Ein halb quintlein Köhlsamen mit milch (Würm.) etlich mahl eingenommen / tödet die Würm im Leib. So man ein quintlein Rübköhl-samen zerstosset / hernach in fleischbrühen siedet / (Grim̅en.) und es mit einander warmlicht trincket / solle es ein gewisse Artzney für das Grimmen seyn. Köhl ist dem Wein und der Weinreben widerwertig / daher dieses Kraut bey den mahlzeiten genossen / umb etwas die trunckenheit zuruck haltet. Etliche essen ein paar Köhlblätter rohe mit saltz und essig vor der mahlzeit / meinen dadurch von dem Wein nicht truncken zu werden. Die blumen-gipffelein am Köhl pflegen die Italiäner zu sieden / wie Spargen anzumachen / und also zu essen / bekommen dem Magen wohl / und treiben den Harn viel kräfftiger denn das kraut. (Hitzige umb sich fressende schäden / auch an heimlichen orten.) Köhl-blätter auff alle hitzige schäden gelegt / benimmet die hitz / milteret die schmertzen / und heilet allerley umb sich fressende Schäden / auch an heimlichen orten. Ja heilet selbsten die Wunden / und ist bey den Bauren ein bewärtes mittel. (Fistel / Krebs / Wolff / zit???ermähler / unreine haut.) Der Harn von einem jungen Menschen / so etliche tag nach einander Köhl-blätter in seiner Speiß genossen / soll Fisteln / Krebs / den Wolff / Zittermähler / und andere unreinigkeiten der haut heilen. Ein besonder mittel zu den alten Schäden und Geschwären: Nim Köhl-kraut im außgehenden (Alte schäden und geschwär.) Hewmonat / thue die mittel-rippen darvon / koche die blätter in weissem Wein / wasche damit die alten Schäden und Geschwär / es miltert den schmertzen / und heilet sänfftiglich. Herr Simon Pauli classe 3. quadripart. Botan. p. m. 229. berichtet / wie er selbsten mit grosser verwunderung wargenommen / daß (Wartzen.) eine Magd von Lübeck die Wartzen / so ihre hände gleichsam überzogen / allein mit dem Köhl-safft vertrieben habe. (Häisere ???imm.) Wider die häisere Stimm / zu lösung des dicken / zehen schleims / ist der auß den stengeln und blättern frisch außgepreßte und geläuterte safft mit Honig oder Zuckercandel vermischt / sehr gut. Oder nemt von dem geläuterten Köhl-safft 4. loth / Candelzucker 2. loth. Oxymel. simpl. so viel als nöthig / macht ein Latwerg darauß / davon man oft zu sich nehmen kan. Den jenigen aber / welche ihre Stimme starck und offt brauchen müssen / dienet folgendes nicht unliebliches (Sonderlich gut tranck für die Prediger und Vorsanger / zu erhaltung der stim.) tranck: nemt wolgestampfte Gersten / Meertrauben ohne kernen / jedes 2. loth / Süßholtz / Köhlsamen jedes ein halb loth / sechs wolsafftige Feigen / Frauwenhaar-kraut / Hyssopen / jedes ein halbe handvoll / frische Piengen oder Pineolen ein loth / zerhackt alles under einander / siedets in frisch Brun̅wasser ein halb stund lang / oder länger nach belieben; siechtets hernach durch ein tuch / und zerlaßt in jedem pfund des durchsiegenen saffts zwey loth abgeschaumten Honig / sampt einem loth Candelzucker. Man kan morgens und nachts / oder nur nachts / bißweilen nur morgens 8. biß 12. loth davon warmlicht sörblend einnehmen. Die frischen safftigen Köhlblätter werden (Blatterenoder Blasen ziehen.) auch sonderlich gerühmt / die gezogenen blasen oder blatteren damit fliessend und sauber zu erhalten / wobey aber in acht zu nehmen / daß man sie alle stund / oder alle zwey stund auffs längste änderen / und frische auflegen soll / und zwar so warm sie der patient immer erdulden mag: worinnen denn das geheimnuß und vortheil dieser Cur sonderlich bestehet. Das weisse Cappes-kraut / oder den weissen Kopf-köhl / pflegt man nach dem Herbst bey uns klein zerschneiden / und einzusaltzen / wordurch er denn allgemach saur / und also den Winter durch mit fettem Schweinen-fleisch gekocht / sehr vielen ein angenehme Speiß abgibet. Auf disem eingemachten Kraut sitzet ein gesaltzenes wasser / welches (Brand von holtz / schwefel.) zu löschung des Brands / wovon auch der Brand immer geschehen / es seye von feurigem Holtz / Schwefel / Pech / oder Metall / eines der fürtrefflichsten mitteln ist / wo nur die haut nicht weit durchgebrennet; man wärmet dieß wasser ein wenig / nässet ein zart weiches leinenes tuch darinnen / und schlägts also über; ehe es gar trucken / muß es wider frisch genässet werden. Es ziehet den Brand und die Hitz geschwind auß / und befürderet die heilung. CAPUT LXXXIII. Wilder Köhl. Brassica Sylvestris. Namen. WIlder Köhl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Brassica sylvestris, Brassica campestris. Italiänisch / Cavolo salvatico. Frantzösisch / Chou s uvage. Spanisch / Berza agreste. Englisch / Homely Colewort. Niderländisch / wilte Koole. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der wilde durchwachsende Feld-köhl / Brassica campestris perfoliata flore albo, C. B. perfoliata siliquosa, J. B. hat blätter wie die Steckrüben / sind rundlicht / ablang / eisengraw / fett / safftig / zerbrüchlich und rauch. Der stengel ist rund / dünn / weiß / anderthalb schuh hoch: trägt bleiche oder weisse Blumen / wie der Köhl o [446] der Rüben: Sein samen ligt in sehr langen hülsen verschlossen / ist erstlich gelblicht / aber in seiner volkommenheit nimt er an sich ein schwartzlichte Farbe / wird rund und am geschmack bitter. Die wurtzel ist weiß / fingers dick / am geschmack ein wenig scharff und etwas bitter / verdirbt nach dem Samen. Wächßt auff den Brachfelderen. 2. Das ander Geschlecht des wilden Köhls / Brassica campestris perfoliata flore purpureo, C. B. hat weisse runde und schuh-hohe s???ngel / so mit etlichen neben-ästlein begabet sind / auß welchen underschiedliche weisse blätter / wie an dem Durchwachs herfürkommen / und auch auff solche weiß den stengel umbgeben. Die neben-ästlein tragen im Mäyen etliche weisse Blumen / den Köhlblumen ähnlich / denen lange und viereckichte hörnlein nachfolgen / in welchen ein braunschwartzer samen liget / so kleiner als der Köhl-samen ist. Er gibet ein hitzigen geschmack / und wächßt von sich selbsten in grosser anzahl auff den Wienerischen Aeckeren in Oesterreich. Man findet ihn auch in dem Spanischen Königreich Murcia / insonderheit bey der Statt Lorca / die Murcianer nennen ihn Collion, kleinen Köhl. Obwohlen seine wurtzel starck und mit etlichen zaseln begabet ist / verdirbt sie doch / wen̅ sie den samen bringet. P. Bocconus beschreibet einen wilden Köhl mit Wundkraut-blätteren / Brassicam sylvestrem Fabariae foliis, welcher von jetzt beschriebenem Geschlecht anderst nicht underscheiden / alß daß er daurhaffte wurtzeln hat. 3. Der grosse breit-blättige wilde Köhl / Brasscia sylvestris latifolia foliis non sinuosis, C. B. Brassica sylvestris major latifolia Thalio, J. Bauh. 4. Der wilde Verg-köhl / Brassica sylvestris alpina, C. B. an Barbarea muralis, J. B. 5. Der wilde Köhl mit Wegwarten-blättern / Brassica sylvestris foliis circa radicem Cichoraceis, C. B. Item, Brassica sylvestris ramosa tota penè glabra, Ejud. Glastifolia Cichoroides, J. B. Wächßt umb Basel in sandichtem grund dem Rheinfluß nach. Blühet im Aprillen und Mäy. 6. Ein schöner wilder Köhl / Turritis pulchra nova, J. B. 7. Der wilde Köhl mit gantzen Blättern / Brassica sylvestris foliis integris & hispidis, C. B. Turritis vulgatior, J. B. 8. Der kleine wilde Köhl mit Maßlieben blättern / Brassica sylvestris minor, f. Turritis supina folio Bellidis, Morison. 9. Der kleinste / flache / wilde Köhl / Brassica spuria minima foliis hirsutis & glabris, J. Raji. Bursae pastoris similis siliquosa major & minor, C. B. Bursa pastoris s. Pilosella siliquosa, J. B. Eigenschafft. Der wilde Köhl mag im ersten grad wärmen / und trucknen: hat zwar nicht so viel saffts als der zahme Köhl / dennoch aber auch ein nitrosisches / scharfflicht-flüchtiges saltz bey sich / mit etwas ölieht bitteren theilgen vermischet / daher er die eigenschafft hat / zu erweichen / zu erdünneren / zu lösen / den Leib gelind zu öffnen / und die Würm zu treiben. Gebrauch. (Spülwürm.) In Italien nutzen ihn die Bauren in der Kost. Ein halb quintlein des wilden Köhlsamens zerstossen / und in Milch öffters eingenommen / treibt die Spullwürm auß / wenn sie auch schon lange zeit im Bauch gelegen sind. (Versteckung der Nasentrüsen.) Der Safft auß dem wilden Köhl in die Nasen gezogen / zieht viel rotz und schleim auß dem Haupt / reiniget und macht es leicht / solches thut er kräfftiger als der safft / so auß dem Mangold gepreßt wird.

CAPUT LXXXIV.
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Meer-winde. Soldanella marina. Namen. MEer-winde heißt Lateinisch / Soldanella marina, Volubilis marina, Convolvulus maritimus. Italiänisch / Soldanella. Englisch / Dea-colewort. Gestalt. Der Meer-köhl / Brassica monospermos Anglica, J. B. maritima, C. B. hat ein dicke / mit viel Neben-würtzelein begabte / viel jah??? auß grünende Wurtzel; darauß etliche breite / weite / dicke / safftige / zerbrüchliche / graugrüne blätter auffwachsen; zwischen welchen der dicke / mit etlichen blättern bekleidete / oben auß in viel äst sich vertheilende stengel zwey schuhe hoch auffwächßt; auff welchem die bleich-weissen vier-blättigen blümlein / dolderweiß erseheinen; denen kurtze / dicke / außgespitzte / äschfarbe samen-gefäßlein / in grösse der Kirschen-kernen / folgen / in deren jedem nur ein eintziger samen sich findet / so groß als ein Wicken-kern. Im Frühling pflegt mans für ein Gartenkraut zu essen. Wächßt durchgehends in dem sandich [447] ten Boden an dem Bord des Meers umb Engelland herumb. Dieser Meer-köhl muß mit folgendem Meer-köhl nicht vermischet werden. Herr Dr. Verzascha setzet allhier auß Matthiolo die Figur des kleineren Meerköhls / oder vielmehr der kleineren Meerwinde / Soldanellae maritimae minoris, C. B. Brassicae marinae sive Soldanellae, J. B. welcher mit rothen zweiglein / und milchsafftigen / breiteren als langen / rundlichten blätteren auffwächßt / so der gestalt nach den kleinen Schellkraut- oder auch den Ephew-blättern nahe kommen; auch mit langen stielgen begabet / und einen gesaltzenen scharff-bitteren geschmack haben. Die Blum ist groß / purpurfarb / wie ein Glocken gestaltet / doch etwas viereckicht in keine blättlein zertheilet. Der schwartze Samen ist in runden häußlein eingeschlossen. Man findet ihne am Gestad des Meers / bey Genua / Venedig / in Holland und Engelland. Eigenschafft. Mich nimt wunder / was etliche Auctores bewogen / daß sie dieß Kraut under die Köhlkräuter gesetzet / da es doch keine verwandtschafft mit denselben hat / sondern vielmehr eine gattung Winde ist. Es hat dieß Kraut in seinem wässerichten Safft ein scharffes / etzendes / durchtringendes / purgierendes saltz / neben wenig ölichten theilen / bey sich; daher es denn sehr wärmet und trucknet / auch die wasser gewaltig durch den Stullgang außführet. Die Bauren essen bißweilen die Blätter mit Saltz / Eßig und Zucker; oder sie lassen die Blätter in Wasser kochen / werffen Muscatblüth / Ingwer / Zimmet oder Aeniß darzu / zerlassen auch Zucker darinn / und trincken alßdenn d??? Brühen zu außführung der wasseren in der (Wassersucht.) Wassersucht. Andere nehmen ein quintlein oder anderthalb quintlein von dem pulver des gedörrten Krauts zu gleichem zweck ein. Wir halten aber solche Purgier-artzney dem Magen allzu widrig / und allzu scharff / als daß man sie so sicher in den Leib nehmen könne. CAPUT LXXXV. Berg-köhl. Soldanella alpina. Gestalt. DEr Berg-köhl / Soldanella Alpina folio rotundo, C. B. Soldanella Alpina, Clus. Pann. Cam. ad Matth. Lunaria alia minor coerulea, Dalech. bringet auß seiner ablangen und dicklichten wurtzel / von welcher viel weißlichte zaseln wie an einem Haupt herunder hangen / offt ein oder das ander / auch bißweilen mehr runde und dicke blätter / welche oben satt-grün / unden aber bleich-grün scheinen / eines zusammen-ziehenden / bitterlichten und unangenehmen geschmacks. Auß der wurtzel kommet gemeiniglich ein glatter / röthlichter / rahner / bloser / und drey qwer hand hoher stengel / so zu zeiten doppelt gefunden wird / auff welchem zwey oder drey / und bißweilen mehr himmel-blaue / selten aber weisse blumen sitzen Berg-köhl. Soldanella alpina. / die nidsich wie ein glöcklein hangen / und vielfaltiglich zerschnitten sind / deren jeglicher ein ablang und hartes kopflein nachfolget / welches ein hartes sämlein in sich haltet. Er wächßt auff den Schweitzerischen / Oestereichischen / Stëyrmarckischen und Tyrolischen Alp-gebürgen / wie auch auff dem Frantzösischen Berg Jura / und dem Italiänischen Berg Baldo. Blüher im Hew- und Augst-monat. Ist ein treffliches Wundkraut / dahero es billich zu den Wund-tränckern gebraucht wird. CAPUT LXXXVI. Zahmer Weyd. Isatis. Namen. WEyd heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Isatis, Glastum. Italiänisch / Guado. Frantzösisch / Pastel, Guede. Spanisch / Pastel. Englisch / Woad. Niderländisch / Weed / Weedie. Gestalt und Geschlecht. Der Weyd ist zweyerley / zahm und wild. Der zahme Weyd / Isatis sativa vel latifolia, C. B. Isatis sive Glastum sativum, J. B. Breitet seine blätter auff die erden auß wie Wegrieh / außgenommen daß sie fetter / glatt / und blau-schwartz sind. Die blätter an dem stengel sind länglicht / außgespitzt / oben schmal / unden breit / mit zwey ohrlein / die begreiffen ohne stiel mit einer spalten den stengel / wie Baurensenff oder groß Besemkraut: gemelter stengel ist zweyer elen hoch / und zu zeiten höher / rund / röthlicht / glatt / oben auß ästicht / sonsten fingers dick; bringt oben kleine / zarte und gelbe / vier blättige blüm lein / gantz drauschlicht /
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Zahmer Weyd. Isatis. Wilder Weyd. Isatis sylvestris. und viel neben einander / an langen stielein; darauß werden lange breite hülsen / anzusehen wie zünglein / in welchen der gelbe samen ligt. Die Wurtzel ist weiß / schlecht / fingers dick / holtzicht / und hat wenig zaselen. Diesen Weyd brauchen die Tuchmacher und Färber. Man stost das gantze Kraut auff den mühlen / ballet es darnach zusammen / und formiert kügelein darauß / dörret sie an der Sonnen / und brauchet sie zum blau färben. Er wächßt in grosser menge in Türingen wie auch um Achen / Deuren und Erfurt. In Italien / Franckreich / Spanien / und Holland wird er häuffig zum sonderbaren nutzen der Färberen gepflantzet. Der wilde Weyd / Isatis sylvestris sive angustifolia, C. B. Ist dem zahmen ähnlich / hat doch längere blätter / fast wie der Lattich. Der stengel ist zarter / kleiner und braunlicht. Die hülsen sind schmäler. Dieser bringt keinen nutzen zu dem färben. Er wächßt viel um Tübingen und allhier am gestad des Rheins. Joh. Rajus underscheidet diese wilde art von der zahmen nicht / alß durch den fleiß deß pflantzens / dadurch sie schöner wird / dennoch gedenckt der berühmte Hermannus in Append. einer Portugesischen kleinen wilden Weyde mit spannen-langen / zarten / ästichten stengelein / kleinen / gelben vierblättigen blümlein; schwammichten schötlein in gestalt eines vogelzüngleins / darinnen ein eintziger ablanger / gelber / scharffer samen verschlossen. Isatis sylvestris minor Lusitanica, Herm. App. Der Indianisch Weyd / Isatis Indica foliis Rorismarini Glasto affinis, C. B. Annil sive Indigo, Gali sive Nil, herba, Rorismarini facie, Linschot. Weilen der Weyd so herrlichen nutzen der Färberey bringet / als wird er auch hin und wieder mit sonderharem fleiß gepflantzet und zubereitet / sonderlich in Sachsen und Türingen / auch in Engelland / und anderstwo. Er wächßt nach dem bericht des berühmten Medici, Herren Georgii Wolffgangi Wedelii, hochverdienten Professoris zu Jena / in Tract. de Sale volatili Plantar. am besten in fettem / oder wolgedüngtem Erdreich / fürnemlich wenn zuvor Flachs darauff gewachsen. Umb Herbstzeit / oder nach derselben / soll der boden entweder auffgehacket / oder mit dem grossen Weid-pflug tieff gepflüget werden. Hernach läßt man das Erdreich über den Winter ligen / damit es von fruchtbaren Regen und Schneen wol angefeuchtet werde. Bey eintritt des Mertzens hernach / säet man den samen / aber nicht zu dick. Der samen mag frisch oder alt seyn / wenn nur kein rauch jemahlen darüber gegangen / alß dadurch er gleich verdirbet. Wenn bey dem säen das Erdreich mit wenigem Schnee bedecket / oder sonsten feucht ist / bekommet es dem samen wol. Etliche tag nach der säung / muß das Erdreich fleissig geäget werden / damit der same̅ mit grund bedecket werde. In dem Mäy säuberet man dieß Kraut von allen anderen nebenwachsenden unkräutern / damit es desto besser auffwachse / und zur zeitigung gelange. Zu anfang des Brachmonats wird der Weyd so fort reiff / dessen zeichen ist / wenn die äussersten blätter gelb werden; alßdenn wird das Kraut mit einem stoßeisen in der Erden abgestossen / zu hauffen gesamlet / und nach der wäsch getragen. Wenn das Kraut nun gewaschen und gesäuberet / so führet man es in Schubkärren an ein bequemen ort / da es denn außgebreitet / offt gekehret / und also getrucknet wird. Ist das wetter unstät / daß das Kraut bald etwas trucken / bald wider von dem Regen / und feuchten lufft ange [449] feuchtet und naß wird / so ist grosse gefahr / daß es nicht faulet / und schwartz wird / welches offt in einer Nacht geschihet. Wenn aber das Kraut von der überflüssigen feuchtigkeit befreyet / so wird es durch die handmühlen gestampfet und gequetschet / hernach zu einem runden hauffen geballet / und oben auff gedeckt / damit es vor dem Regen sicher seye / an die seiten aber werden Lufftröhr gesetzet / damit der lufft wol durchziehen / und die feuchtigkeit des Krauts weiters außtreiben möge. Nach dem ballet man das Kraut zu kleinern kugeln / welche so fort auf strohene Horden geleget / und ferners außgetrucknet werden / damit sie ja in keine schädliche fäulung gerahten. Die kugeln oder ballen dieses Krauts werden von den Bauren Schockweiß den Färberen verkaufft; wenn sie denn also auff dillenboden gehäufft werden / so erwarmen sie allgemach / und lassen das flüchtige alkalische saltz von sich auß / und zwar umb so viel ehender / wenn der lufft wärmer / und der hauffe grösser. Von diesem flüchtigen saltzgeist werden alle wänd des Gemachs angefeuchtet / und von dem starcken geruch das gantze Hauß angefüllet. Endlich wird durch zugegossenes wasser die hitz in den ballen vergrösseret / biß daß alles nicht eben zu aschen / wie etliche meinen / sonderen zu einem groblichten pulver verwandelt / und also von den Färberen zu nutz gezogen wird. In Engelland wird das Kraut / so bald es abgeschnitten worden / in die Mühl gebracht / und so lang gestampfft / biß man es ballen kan. Wenn es nun geballet ist / so wird es gantz außgetrucknet / hernach wider in die Mühle getragen / und zu reinem pulver gemahlen; dieß pulver wird demnach auff einer ebnen herde zu hauffen gestrewet / und mit häuffigem wasser begossen / biß es in ein wärme gerathet / dämpffet / und vollkom̅en zu der Färber-Arbeit tauglich wird. Man läßt es aber also etliche wochen lang ligen / biß es nach und nach maceriert / und die wässerichte feuchtigkeit davon außgedämpffet. Damit aber die hitz nicht allzu starck werde / so rühret man es täglich drey oder vier wochen lang fleissig umb. Bey dem trucknen bekompt es einen grawlichten schimmel / welcher aber wider vergehet / ehe es vollkommen bereitet wird. Da es aber bereitet / füllet man säcke damit an / und verkaufft es also. Gibt eine weit bessere und beständigere blawe farb / als der Orientalische Indigo, welcher auß dem safft dieses Krauts mit Kalck angemacht seyn soll. Nach erster einsamlung / wird es wider frisch gesäet / und bey 6. wochen hernach zum andern mahl eingeerndet. Darauff man es annoch einmahl säet / und also umb Herbstzeit zum dritten mahl kan geschnitten werden. Dieses letzste aber komt an güte den vorigen nicht bey; offt muß es auch wol den Winter durch stehen bleiben / wenn er zu früh anfängt / und erst den künfftigen Frühling geschnitten und eingesamlet werden. Auff die Felder aber / da der Wäyd ein Jahr gewachsen / wird das andre Jahr Gersten gesäet und geflantzet. Eigenschafft. Der zahme Weyd ist bitter und zieht zusammen / derhalben er sehr tröcknet / doch ist er nicht so scharff wie der wilde / welcher hefftiger wärmet als der zahme: Es findet sich in allem zimlich viel flüchtigen alcalischen saltzes / wovon die Eigenschafft entstehet / das geblüt von aller Scharbockischen unreinigkeit zu säuberen / innerliche verstopffungen der Leber / des Miltzes / und Faulfleisches zu eröffnen / schleim und sand der Nieren zu treiben / auch die monatliche reinigung der Weiberen zu beförderen. Gebrauch. Es wird der Weyd mehr zum Tuchfä???ben / alß zu der Artzney gebraucht. Gleichwol kan man darauß den flüchtigen Geist / oder das flüchtige saltz auff zwey (Flüchtiger saltzgeist. Destillatio spiritûs & salis volatilis absque igne.) wege bekom̅en / eins theils ohne Feur / anders theils aber durch das Feur. Ohne Feur kan man es haben / wenn man über die auff obbeschriebene weise zubereitete ballen oder kugeln deß Krauts / da sie in vollem jast sind / und über sich dämpffen / einen sonderbahr dazu bereiteten erdenen deckel setzet / und oben / auff den offenen halß des deckels ein gläsernen Helm applicieret / auch dem schnadel des Helms ein weit glaß oder recipienten fürleget / so wird der mit flüchtigem saltz angefüllte Spiritus in den recipienten ordenlich übersteigen / welchen man hernach rectificieren kan. (Destillatio cum igne.) Vermittelst des Feurs wird die destillation auff folgende weiß angestellt: Nemt des auff obbedeutete manier zubereiteten Weydes / wie sie für die Färber accom̅odiert wird / nach belieben / zwey pfund / thut ihn in ein gläserne retorten / setzt ihn in die sandcapellen / legt ein guten recipienten für / verlutiert die fugen wol / macht allgemach Feur under / regiert es durch seine grad / so wird erstlich ein wasser oder phlegma, demnach der Spiritus wie ein Nebel / samt dem flüchtigen saltz / und endlich ein wenig gelblichtes stinckendes öl übersteigen. Den flüchtigen urinosischen / von dem öl gesönderten liquorem, kan man samt dem / was annoch mit Branntenwein auß dem recipienten außgewaschen worden / rectificieren / entweder für sich selbsten / oder mit zumischung purificierter gesiebter Aschen / so wird man einen sehr flüchtigen / reinen / mit flüchtigem saltz wol begabten Spiritum bekommen / welchen man in wolvermachten gläseren auffheben muß. (Unreinigkeit des geblüts.) Dieser Spiritus auff 8. biß 12. oder mehr tropffen offt in Borretsch-wasser eingenommen / treibt alle Unreinigkeit durch den (Schleim und sand der nieren. Scharbock Podagra. Versteckte monatblum.) Schweiß / reiniget die Nieren von allem sand und schleim / säuberet das geblüt von allem Scharbockischen saltz / milteret auch die Podagrischen Gläich-schmertzen; und bringt den Jungfrawen und Weiberen ihr versteckte reinigung wider. (Mandelnund ??? Halße???zündung.) Wenn man von diesem Spiritu oder geist under die Gurgelwasser mischet / und damit offt warm gurgelet / so nimmet er die geschwulst der Mandeln und Zäpfleins / samt der entzündung des Halses verwunderlich hinweg.
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CAPUT LXXXVII. Sterckkraut. Pseudostruthium, sive Luteola. Namen. STerckkraut oder Streichkraut wird also genennet / dieweilen es die Weiber bey uns in dem streichen und stercken der Betteren gebrauchen / dieselben damit gelb zu machen. Auff Griechisch heißt es / [Greek words], und [Greek words]. Lateinisch / pseudostruthium, Luteola, Lutum herba, Catanance, Damnamene, Unguis milvinus, Unguimilvia. Italiänisch / Unge de Gatto herba. Spanisch / Unhas de Gato yerva. Frantzösisch / Vaude. Englisch / Wild woad / Diers-weed. Geschlecht und Gestalt. Es gibt des Sterckkrauts underschiedliche Geschlechter / deren I. Sterckkraut. I. Pseudostruthium. 1. Erstes ist das gemeine Sterckkraut / Luteola Herba salicis folio, C. B. Lutea Plinii quibusdam, J. B. Pseudostruthium, Matth. Cast. Lugd. Eyst. Ist mit einer weissen / holtzichten / scharffen / bißweilen daumens-dicken / mit wenig fäserlein behängten wurtzel begabet. Trägt runde / glatte / grüne / gestreiffte / hohle / zwey elen hohe ästichte stengel; welche mit vielen / langen / schmalen / safftigen / glatten / unzerkerfften / aber bißweilen etwas krausen / am geschmack scharfflicht-klebigen / ohne ordnung stehenden blättern bekleidet. Solche blätter breiten sich auch über der erden her / ehe die stengel auffsteigen. Die blümlein / welche lange ähre-sträuß an dem stengel und ästlein machen / hangen von kleinen stielein / sind mit vier gefalteten / gelblichten blättlein gezieret / und haben inwendig viel gelbe fädemlein. Darauff folgen dreyfache samengefäßlein / mit kleinem / rundem / schwartzem samen angefüllet. Wächßt an altem gemäur / bißweilen auch auff den Brachäckeren. Bey uns findet man es in sandichten orten bey Michelfelden / und an dem Birß-fluß. Es wird auch häuffig in Teutschland / Ungarn / Böhmen / Franckreich und Braband auff ungebauten Feldern / und an Weg-strassen angetroffen; ja umb Löven und Brüssel herumb zu nutze der Färberen gepflantzet. Blühet im Mäy und Brachmonat. Obwolen nun die kräfften und tugenden dieses Krauts bißher allen Aertzten verborgen geblieben / und es allein von den Färberen gebraucht worden / als welche durch die kochung dieses Krauts mit Alaun / alles weisse Garn / oder wollen Tuch gelb / was aber zuvor blau ist / schön grün damit färben. So scheinet doch in demselben ein häuffiges / scharfflichtes / balsamisches / in klebichtem safft verborgenes saltz zu seyn / dadurch es sonderlich die eigenschafft haben kan / die geile Lust zu erwecken / und die verlohrene Mannheit wider zu bringen. Wie es denn auch nach dem bericht Dioscoridis und Plinii vorzeiten von den Thessalonischen, Weibern zu reitzung der Liebe und vermeinten zauberischen Buhlschafft solle gebraucht worden seyn. II. Sterckkraut. II. Luteola. 2. Das andere Geschlecht ist das Candiamische Sterckkraut / mit grosser / dicker / hol [451] tzichter wurtzel / vielen arms???dicken schössen / so biß 6. 7. auch mehr elenbogen hoch auffsteigen / und im Winter außdorren. Trägt grosse / lange / tieff / wie Hanff eingeschnittene blätter; hingegen aber kleine / bleichgrünlichte blümlein. Darauff folgen lange / schmale samen-gefäßlein / mit schwartzbraunem Samen angefüllet. Das gantze Kraut ist bitter wie Aloe. Wächßt in den Bächen zwischen den Gebürgen. Lutea maxima Cretica Honorii Belli, J. B. Luteola herba folio Cannabino, C. B. Mit diesem komt durchauß überein / das andere Candische Streichkraut / außgenommen / daß es unfruchtbar ist / Luteola Herba sterilis, C. B. Reseden-kraut. Reseda. Namen. Reseden-kraut / oder Spanische Raucken / heißt auff Lateinisch / Reseda, Eruca Cantabrica, Eruca Hispanica, Sesamoides. Italiänisch / Reseda. Englisch / Bale-Rocket. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Reseden-kraut / Reseda vulgaris, C. B. Reseda Plinii, Ger. Lutea, J. B. Hat ein lange / dünne / weisse / höltzichtescharff schmäckende wurtzel; auß deren viel gestreiffte / haarige / schwancke / ästichte stengel schuhes-hoch auffsteigen / welche mit schmalen / dunckel-grünen / tieff wie in der Raucken / eingeschnittenen / mit krautichtem geschmack begabten blättern / bekleidet. Die sechs-blättigen blümlein erscheinen im Mäy und Brachmonat an den stengeln und ästlein wie ähre; bleich-gelb / mit blättlein von ungleicher grösse und figur / auff welche die dreyeckichten samen-gefäßlein folgen / welche oben auff offen / und kleine schwartze samen-kernlein in sich enthalten. Wächßt viel auff den Feldern / an den Hägen und Mauren. 2. Das weisse Reseden-kraut / mit elenhohem / geradem / rundem / gestreifftem / steiffem / ästichtem stengel; vielen tieff eingeschnittenen / glatten / bunckel-grünen blättlein; weissen / sechs-blättigen blünmlein / deren jedes blättlein in drey falte eingeschnitten. Wächßt unweit Montpelier, allda es von Hr. Magnol, bey dem Dorff Balleruc, neben dem Weyher gefunden worden. Reseda alba, J. B. major alba, Raji. Reseda maxima, C. B. 3. Das Reseden-kraut mit einfacher / dicker / weisser / holtzichter wurtzel; vielen schuhhohen / theils geraden / theils gebogenen ästichten stengeln; ablangen / weichen / etwas eingeschnittenen blättern; vielen weissen blümlein / und darauff folgenden gestreifften / mit vielem schwartzem samen angefällten samen-schötlein. Wächßt in Franckreich umb Montpelier / und in Italien bey Rom. Resedae affinis Phyteuma, C. B. Phyteuma, J. B. 4. Das kleine weisse Reseden-kraut / mit kurzen / runden stengelein; kleinen / dicken / schmalen Flachs-blättlein; vielen / erstlich grün-purpurfarben / demnach bleich-weissen in dem Mäy erscheinenden blümlein; schwartzem kleinem samen / weisser / dicklichter / harter / lebhaffter wurtzel. Reseda alba minor, C. B. Sesamoides parvum Salmanticum, Clus. 5. Das gelbe kleine Reseden-kraut / mit weisser / länglichter wurtzel, rundem / elenbogen-hohem / in viel ästlein außgetheiltem stengel; langen / grünen / schmalen Leinkraut-blättlein, kleinen / bleich-gelben blümlein / und darauff folgenden samen-gefäßlein / welche in zwey theil getrennet / und viel blasse samen-kernlein in sich haben. Wächßt in sandichtem boden der Pyrenäischen Gebürgen. Reseda Linariae foliis, C. B. Eigenschafft und Gebrauch der Reseden-kräuter. Es haben diese Kräuter einen scharffen / räsen geschmack / darauß ich ohnschwer abmercken kan / daß sie ein flüchtig ölichtes saltz müssen bey sich führen; hiemit die eigenschafft haben zu wärmen / zu trucknen / innerliche verstopffungen zu eröffnen / allen versessenen schleim zu erdünneren / und zu resolvieren / durch den harn zu treiben; äusserlich aber die wunden zu säubern / rein zu behalten / und zur geschwinden heilung glücklich zu beförderen. CAPUT LXXXVIII. Saurampff. Acetosa. Namen. DEr grosse Saurampff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Acetosa, Oxalis. Italiänisch / Acetosa: Frantzöfisch / Ozeille, Surelle, Vinette, Oseille. Spanisch / Azedera. Englisch / Sorrell. Dänisch / Syre / Surkaab / Surampes. Niderländisch / Suerckel. Der kleine Saurampff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Acetosa / miner, Acetosella. Italiänisch / Acetosella. Frantzösisch / Petite Oseille. Spanisch / Azederilla. Englisch / Little Sorrell. Niderländisch / Kleine Suerckel / Scarps-suerckel.
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Saurampff. Acetosa. (???Blümlein.) (???Samen.) Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der gemeine grosse Saurampff / so gemeiniglich Wiesenampffer genennet wird / Acetosa pratensis, C. B. Oxalis vulgaris folio longo; J. B. Gewinnet ein gelbfarbe / zarte / und am geschmack zusammenziehende wurtzel / die mit vielen Neben-würtzelein behänget ist. Die blätter sind spitzig mit kleinen Neben-öhrlein / anzusehen wie die kleinen Spießeisen / eines lieblichen und sauren geschmacks / dahero sie die Kinder in der theuren zeit für ihre nahrung suchen / und essen. Castor Durantes und Petrus Matthiolus schreiben / die blätter seyen den Grindwurtz-blättern dermassen ähnlich / daß sie einen offtmahls betriegen / sind aber nicht so glatt / und ein wenig schmäler. Casparus Bauhinus berichtet / daß die blätter bißweilen halb grün und halb weiß seyen / zu zeiten werden sie auch krauß / dahero man diese art krausen Saurampff nennet. Im anfang des Mäyens thut sich der eten-hohe / safftige und hohl-kälichte stengel mit seinen angesetzten spitzigen blättern herfür / auff dessen gipffel erscheinen braun-rothe oder gelb-grüne blümlein / welchen der dreyeckichte / spitzige und braune samen nachfolget. Er wächßt auff den Wiesen / und wird bißweilen auch in die Gärten gepflantzet. 2. Auff den Aeckeren des Oestereichischen Wechsel-bergs / hat Carolus Clusius ein grössere art mit breiteren blättern angetröffen / Acetosa montana geniculis nodosis, C. B. Oxalis folio amplissimo, geniculis tuberosis, J. B. auch dieses sonderlich an ihnen wahrgenommen / daß an den Gläichen des stengels gleichsam knorren gewachsen / auß welchen endlich die blätter herfürgeschossen: nachdem er diese knorren in die erde verscharret / ist von denselbigen diese art von sich selbsten entsprossen. 3. Der gröste Saurampff / Oxalis montana maxima, C. B. Sylvatica maxima, J. B. Wächßt auff den Schweitzerischen und Savoyschen Bergen: Hat einen hohlkälen / und zwo elen hohen stengel / welcher an gewissen absätzen mit spitzigen und glatten blätteren bekleidet wird. Diese sind anderthalb spannen lang / und drey zoll breit / auch die undern zweymahl grosser / sie geben ein sauren geschmack von sich. Also ist er Johanni Bauhino in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Garten auffgangen. 4. Der Ferrarische Saurampffer / Oxalis tuberosa radice, J. B. überkompt knodichte wurtzeln wie der rothe Steinbrech / in dem übrigen vergleicht er sich mit den stengeln / blättern und samen / dem Garten-saurampffer. Er ist erstlich auß Italien von Ferraren in Holland geschickt / und alda in etlichen Gärten gepflantzet wörden. 5. Der Zacynthische Saurampff / Acetosa Calthae folio peregrino, C. B. Oxalis Zacynthi, Alpin. Ist klein / und hat kurtze dicke blätter / den Ringelblumen-blättern ähnlich / gibt ein saurlichten geschmack von sich wie der unserige. Wächßt in Italien in der Insel Za???yntho / alda ihn die Apothecker auch zur Artzney gebrallchen. 6. Der Garten-Saurampff / Oxalis rotundifolia hortensis, C. B. folio rotundiore repens, J. B. hat dünne und zarte stengelein / so leichtlich zu boden fallen. Die blätter sind kurtz / weiß / grün und rundlicht / vergleichen sich schier den Ephewblättern / sind jedoch kleiner / auch nicht dick noch hart; selten geschicht es / daß sie nach der gestalt des guten Heinrichs-blättern herfür kommen / oder ablang und spitzig werden. Sein wurtzel ist dünn / mehr trucknenden als sauren geschmacks / die Blümlein werden auß gelbröthlichten zäserlein zusammen gesetzt. Man nennet ihn Italiänischen und Frantzösischen Saurampffer / dieweilen er in Italien und Franckreich auch ausserhalb den Gärten gefunden wird: Den Spanischen Garten-Saurämff mit sehr grossen blättern / hat Joachimus Camerarius auß dem Gräflichen Fuggerischen Lustgarten bekommen; Acetosa Hispanica maxima, quae est Acetosa Hispanica grandissimis foliis, Camer. 7. Der kleine Saurampffer so alhier abgemahlet ist / und gemeiniglich spitzer Acker-Saurampff genennet wird / Acetosa arvensis lanceolata, C. B. minor lanceolata, Park. parva auriculata repens, J. B. Wächßt auff ungebauten sandichten Aeckeren / neben den Strassen / mit dem stengel nicht über spannen hoch. Das würtzlein ist dünn und gelb / fingers lang. Die blätter sind nicht grösser denn der ährichten / gewinnet seine ährlein an den stielen gegen der erden / wie die edle Salbey / doch gantz zart / spitzig und grün. Die drauschlichte kleinste Blümlein an den stenglen sind auch als ein rother widerschein anzusehen / in dem Mäyen blühet er am besten. Das sämtein ist dreyeckicht / kleiner denn der anderen / herb und rauch / sampt den wurtzeln. Die blätter und siengel sind saur / wie am anderen gemeinen Ampffer.
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Rleiner Saurampff. Acetosa minor. Indianischer Saurampff. Acetosa Indica. Er wird in zimlicher menge umb das hochlobliche Eydgnoßsische Ort Glarus gefunden. In Braband / Picardey / Normandey und Engelland / wächßt er in solchem überfluß auff den Aeckern / daß er auch dem Geträid zimlichen schade̅ zufüget / allda ist er den Schaafen ein angenehme Speiß / dahero ihn die Holländer Schäefssurtel / Schaff-Sauramffer nennen. Nach dem der platz / wo er wächßt / feißt oder dürr ist / wird diese art grösser oder kleiner / und überkomt breitere oder schmälere blätter. In Italien findet man sie auff den Euganeischen Bergen. 8. Der Indianische Saurampff / Acetosa Indica, Bont. wächßt in Java und umbligenden Inseln. Ein wunderliches geschlecht des Saurampffers / welcher an der gestalt nichts gemein hat mit dem Europaeischen Saurampffer. Wächßt auff in der höhe eines Manns / mit einem festen stiel / der ist wie ein hanffstengel eckicht. Die blätter sind der Odermenig gantz ähnlich / mit spitzigen dörnlein / so hin und wider hervorgehen. Er trägt eine Blum wie die Herbstrosen oder Garten-pappel / mit einfachen blättern / und in gleicher grösse / welche zwar im umbkreiß an der farb weißgelb ist / in dem kelchlein aber inwendig schön purpurroth. So man die blätter käwet / schmäcken sie wie der Saurampff / allein daß sie dem geschmack feißter und kläbiger vorkommen. Der samen dieses Krauts ist dornicht wie der Cardobenedieten-samen. Die Indianer brauchen ihn wie die unserige / so wol in den Speisen als in den Artzneyen / wider die hitzigen Kranckheiten. 9. Dapperus in seiner Beschreibung Afri???ae berichtet / daß in Nider-Ethiopien ein art des Saurampffes auch gefunden werde / Oxalis AEthyopica, radice tuberosâ; welche mit ihrer knollichten wurtzel spannen hoch auffschiesset / und härtlichte / blechgrüne blätter hat / welche zusammen gefalten / lang und schmal sind / auch oben am stengel selb fünf bey einander sitzen. Denn unden zu hat der stengel keine blätter / die wurtzel ist knöpfficht / und von aussen gelb. 10. Der Americanische langblättige Saurampffer / Acetosa Americana foliis longissimis pediculis donatis, C. B. Oxalis Africana, J. B. Acetosa vesicaria peregrina, Hort. Eyst. überkomt auß seiner einfachen / weissen wurtzel viel runde / holkelichte und glatte stengel / die sind einer elen hoch und auff die Erden gebogen / welche alsobald in wehrere ablange ästlein außgetheilt werden. Er hat bleiche / wie mit Salpeter-pulver überzogene blätter / die sind eckicht / und tragen nicht wie der gemeine Saurampffer spitzige ährlein und kleine spießeisen / oder doppelte Gäbelein / sind vielmehr der Melten blätteren gleich / zween zoll lang / und mit drey zölligen stielein begabet / darneben weich / fett / und eines saurlichten geschmacks: auß den winckeln der blättern kommen ährlein / die sind kleiner als die blätter / aber einerley gestalt: auff den gipffeln der stengeln und blättern gläntzen herfür / als in einer ähre / ordenlich gelegte kleine und moosichte / grüngelblichte Blümlein / denen blätterige frücht (welche auß dünnen röhtlichten häutlein bestehen / die mit den schönsten äderlein gleich wie die Tulipen Fritillaria genannt / hin und wieder durchgezogen sind) an kleinen stielein hangende / nachfolgen: diese Frucht ist viermal grösser als in dem gemeinen Saurampffer / in welcher ein dreyeckichter / ablanger / röthlichter und gläntzender samen verschlossen ist.
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11. Der rundblättige Berg-saurampffer Acetosa rotundifolia alpina, C. B. Candianischer Saurampffer. Acetosa Cretica. 12. Der Cretische oder Candianische Saurampffer / Acetosa Cretica femine aculeato, C. B. Oxalis minor aculeata Candiae, J. B. hat ein kleine röth- und zaßlichte wurtzel / trägt bißweilen viel stengel / die einen zoll in der länge übertreffen / und sich gegen der Erden neigen. Zuweilen hat es nur ein stengel / welcher aber in neben-ästlein außgetheilt: die blätter sind klein / ablang / mit stielein / aber ohne ährlein: trägt viel moosichte Blümlein / die umb die halb spannenlange nebenästlein / gleich einer ähre / eines nach dem anderen gesetzet sind / welchen der samen in dünnen spitzen häutlein verschlossen nachfolget / deme ein ablanges dünnes und kleines stielein / wie in der Ringelblumen / zugeben ist. Mit diesem komt nach Joh. Raji Meinung gantz überein / der Neapolitanische Saurampffer / mit Basilienkraut-blättern / Acetosa Ocymi folio Neapolitana bucephalephora, Fab. Column. 13. Das dreyzehende Geschlecht / Acetosa lanceolata angustifolia repens, C. B. Komt mit runden / hohlkälichten / und auff der erden gespreiteten stengelein eines schuhes hoch herfür. Hat drey oder vier kraußlichte / sehr schmale blästter / die an dem stengel Wechselweiß / vier zoll von einander / ordenlich gesetzt / und einem Spieß oder Lantzen ähnlich find / denn sie allgemach schmäler werden / und von dem stiel in zwey / einem doppelten gäbelein gleich gestaltet / öhrlein außgehen. Die Blumen sind klein / röthlicht / und hangen an einem ablanger ähre. Er wird in fandichten orten umb Nürenberg gefunden. Mit diesem Geschlecht komt überein / Acetosa arvensis minima non lanceolara. 14. Das vierzehende Geschlecht / Acetosa scutata repens, C. B. Hat röthlichte würtzelein / und knöpfichte jarte stengelein / die auff der erden kriechen / und vier zoll lang werden. Die blätter sind ein zoll lang wie ein schild gestaltet / oder vielmehr dem Aronen-blatt ähnlich / haben / jedoch in der mitte auff beyden seiten ein falt / so in ein spitz außgehet. Die blätter hangen an langen stielen / die sich mit den stengelein vergleichen. Es wird in Italien in dem Paduanischen Garten gefunden. 15. Der unfruchtbare Moscovitische Saurampff / welcher selten stengel auffwirfft / Acetosa sterilis Moscovitica, Morison. Komt in unsern Landen nicht zum samen / ja selten zum Blust. 16. Der Berg-Sautampff mit langer / gerader wurtzel ohne faseln / Acetosa montana, radice rectâ pedali, aut sesquipedali Lapathi instar absque fibris, Moris. 17. Der Berg-Saurampff mit knollichter wurtzel / Acetosa montana bulbosa, C. B. 18. Der Tingitanische immerwährende Saurampff / Acetosa vesicaria Tingitana perennis repens, foliis longis sinuatis, Moris. 19. Der jährliche Portugesische Saurampffer / Acetosa annua Ocymofolia Lusitanica, Munting. 20. Der jährliche Africanische Saurampffer / Acetosa annua Africana, Munting. Belangend die Pflantzung des Saurampffs / so säet man den samen bey außgang des Winters durch einander reihen-weiß / im zunehmenden Mond. Wenn er auffgangen / muß er wohl gewiedet / und da er etwas starck worden / verzogen werden. Von dem so ihr außziehet / könnet ihr neue Rücken bepflantzen; jedoch ist es besser / daß ihr zum anfang des Herbsts oder im Frühling die stärcksten Pflantzen auff besondere Rücken versetzet; auff diese weise kan er viel jahr gut bleiben. Der Saurampff wil des jahrs zu zeiten begattet seyn: Gegen Winters-zeit / ziehet man die vom abgefallenen Samen neu auffgeschossene pfläntzlein auß. Die alten aber schneidet man biß an die erden ab / so schlägt er folgenden jahrs frischer herfür. Mitten im Sommer gehet der Saurampff in Samen; wenn er nun reiff ist / so schneidet man die stengel biß unden an den grund hinweg / und läßt ihn alßdenn trucken werden / so fällt er leicht auß seinen Hülsen. Eigenschafft. Der Saurampff kühlt und trucknet im andern grad: Hat viel anmüthigen / mildflüchtigen / sauren saltzes in seinem safft vermischet / und daher die eigenschafft allen innerlichen jast des Geblüts in den Fieberen zu temperieren / Durst zu löschen / die fewrige jastende Gall in den zornmütigen zu dämpfen / und allem pestilentzialischen Gifft zu widerstehen. Gebrauch. (Allerley Fieber.) Ein ordinari Tranck an statt des Weins in allerley Fieberen zu gebrauchen: Nim Saurampff-wurtzel 1. loth / Erdbeere-wurtzel ein halb loth / Hirschenhorn 1. loth / siede es in 2. maß wasser / so lang alß man ein hart Ey siedet. An statt der wurtzel kan man [455] auch wohl ein paar hand voll des frischen Krauts nehmen. (Rothe Ruhr.) Der Samen ist ein trefliche Artzney wider die rothe Ruhr / so man dem krancken davon gestossen eingibes. (Unluft zum essen.) So ein Mensch wegen grosser hitz von der Gallen / ein Unlust zum essen hätte / der gebrauche Saurampff zu den Salat-kräutern. Saurampff / Lattich und Endivien zu einem (Uniwiklen des Magens. Verstopffung der Leber.) Salat bereitet und geessen / benimt den unwillen des Magens / und die verstopffung der Leber / so von überflüßiger hitziger Gallen entspringt. Welcher grossen Durst leidet / und hitziger (Grosser Durst. Hitzige Natur. Spülwürm.) natur ist / der gebrauche Saurampff in der Speiß und im Salat. Ein quintlein Saurampff - samen gestossen / und in zweymal den Kindern eingeben / vertreibt die Spülwürm. Nim die blätter vom zahmen oder wilden Saurampff / destillier sie ohn allen zusatz / so hastu ein nutzlich / kräfftig kühlend Wasser / und ein gewisse Hitz - loschung in aller (Pestilentz / Hitzige Fieber / E???hitzigte Leber und Magen / Durst / Gelbsucht / hitzige Kranckheiten.) Entzündung. Dieses Wasser innerhalb im Leib gebrauchet abends und morgens / auch under tags getruncken / und seinen täglichen Tranck da. mit vermischt / löschet gewaltiglich alle innerliche und äusserliche Hitz der Pestilentz und anderen Fieberen / kühlet die erhitzte Leber und Magen / und benimt alle Zufäll / die von Entzündung solcher Glieder verursacht werden / löschet den Durst / bringet den Appetit / zertheilet die Gelbsucht / benimt das auffwallen der Gallen / treibt alles Gifft vom Hertzen / und kühlet dasselbige in alle hitzigen Kranckheiten. (Köstliche Stahelessentz.) Der auß dem frischen safftigen Kraut außgepreßte und filtrierte Safft über Stahel-feileten gegossen / und in warmem Sand eine zeit lang digeriert / gibt eine herrliche Stahel - tinetur ab / welche filtriert / und öffters auff 15. biß 20. tropfen in Taubenkropff- oder Borreisch - wasser eingenommen (Miltzsucht. Scharbock. Zornmütigkeit. Gallen-hitz) / eine herrliche Artzney ist für die / so mit der Miltzsucht / dem Scharbock / der fallenden Sucht / und dem auffwallen der fewrigen Gallen / hiemit dem vielfältigen Zorn behafftet sind. Sie reiniget das Geblüt / erhält die Oeffnung des Leibs / löschet innerliche Hitzen / dämpffet die Gallen gewaltig / und erweckt Lust zum essen. Wenn man bemeldten Safft auff gelindem (Essentialfaltz des Saurampffs.) fewr halb einsieden läßt / hernach den rest in Keller setzt / so wird das essentialische Saltz an die Wände des geschirrs anschiessen. Dieses saltz ist ein trefliches mittel in allen oberzehlten Zuständen / sonderlich ist es nutzlich im Sommer auff den Reisen mitzuführen / umb mit dem Trinck - wasser zu abkühlung zu vermischen. CAPUT LXXXIX. Binetsch. Spinachia. Namen. BInetsch / Spinat oder Spinet / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Spinachia, Olus spinaceum, Spinacia, Olus Hispanicum. Italiänisch / Spinaci, Spinacchie. Binetsch. Spinachia. Frantzösisch / Espinars. Spanisch / Espinacas. Englisch / Spinache. Dänisch / Spinaß / Spinat. Niderländisch / Spinagie. Gestalt und Geschlecht. Das erste Geschlecht / der edle oder gröste Binetsch / Lapathum hortense s. Spinacia semine non spinoso, C. B. Spinachia nobilis & I. Trag. Spinachia semine non pungente, folio majore & rotundiore, J. B. hat ein lange auß dünnen zaseln bestehende wurtzel / von weicher ein runder / gestriemter / hohler und schuh-hoher stengel herfürschiesset / der ist bißweilen unden röthlicht / und in Nebenzweiglein getheilet. Er wird von weichlichten / dunckel-grünen und safftigen blättern bekleidet / deren undere viel breiter sind / als des gemeinen Bine???schs / sie werden bißweilen einer hand breit / nicht spitzig / sondern rundlicht / und wie des Guten Heinrichs Blätter gespalten: Die oberen blätter aber wachsen spitzig / und wegen beyders???its spalten dreyeckicht. Zwischen den gewerben hangen die blüm ein gleich am Trauben - weiß beysammen / denen ein runder samen nachfolget / so nicht spitzig / sondern wie Wärtzlein zusammengedrungen ist. Man muß diesen edlen Binersch in den Gärten am fleißigsten warten / dahero er auch in wenig orten gefunden wird; so man ihne jung beschneidet / kommet er desto drauschlichter herfür. Von etlichen wird er Spanischer Binetsch genennet. Das ander Geschlecht der gemeine Binetsch / Spinachia mas & foemina, J. B. Lapathum hortense s. Spinacia semine spinoso, C. B. Park Ist dem ersten fast gleich / außgenom̅en / die blätter sind länger / schmäler / spitziger am end / und gegen den stielen außgeschnitten / zu beyden seiten mit zweyen / spitzigen [456] ohren / wie der kleinste Saurampffer mit seinen gehörnten oder öhrichten blättern. Dieser Binetsch ist erstlich am angriff meehlicht oder schmutzig / wie der Schmerbel. Die stengel sind dem vorigen gleich / werde gemeiniglich elen hoch / und zu zeiten höher. Zwischen den flügeln der stengeln und blättern wächßt der dornichte samen / je 6. oder 7. neben einander / ein jedes sämlein ist ein wenig breit mit zweyen spitzigen dörnlein / anzusehen als ein horn von einem Thier / oder wie der halbe Mondschein. Am gipffel der stengeln gewint es kleine grünlichte und geöhrte Blumen. Die wurtzel ist lang / schmal und gelb / mit angehenckten fäselein. Er kan die frost gar wol leiden. Dahero man ihn Winterszeit in Böhmen frisch auf dem Marckt verfauffet. Dieses Kraut wird allenthalben wie der Mangold in den Gärten wegen der Küche gezielet. Etliche nennen es Binetsch - männlein. Das dritte Geschlecht / Spinachia foemina, Ru???l. Lug. Cam. Lapathum hortense seu spinacia sterilis, C. B. Ist dem vorhergehenden gantz gleich / mit seinen holen stengeln / zwischen denselbigen wachsen sehr kleine gelbgrüne Blümlein / die stüben davon ohn allen samen / wie der Hanff - femel. Etliche nennen es Binetsch - weiblein; wird aber ohne ursach von dem vorigen underscheiden / weil sie beyde von einem samen wachsen. Alle diese Binetsch-kräuter kan man im Jahr zwey mal / als im Mertzen / in der Fasten / und im Herbstmonat / pflantzen. Eigenschafft. Binetsch ist kalt und feucht im anderen grad / wird mehr in der Küche als in der Artzney gebraucht. Hat viel wässerigen saffts mit etwas nitrosischem saltz bey sich / daher die Eigenschaft zu erweichen / zu feuchten / und den glimpfigen Stulgang zu erhalten; kühlet auch etwas / daher es den Gallsüchtigen / und mit Leibs-verstopffung behaffteten ein sehr nutzliche Speise ist. Gebrauch. (Rauche Kale / dürrer Husten / Milch der Säugammen / Verstopffung des Leibs.) Binetsch ist ein lieblich Zugemüß für gesunde und Krancke / man nennet es grün Kraut. Er bedarff im kochen kein ander wasser / denn er ist an ihm selbst wässerig / siedet also in seinem eigenen safft / welchen er im sieden von sich läßt. Er lindert die ranche Käle / den dürren Husten / mehret die Milch den Säugam̅en / und erweichet den Bauch. In Franckreich wird der Binetsch ein wenig auffgesotten / klein gehackt / zu kleinen ballen gemacht / und zu Paris / sonderlich aber zu Orleans / von den Pasteten-beckern in der Fasten - zeit verkaufft. Die gattung aber ihne zu kochen / ist underschiedlich. Den̅ etliche kochen ihn in einem topff / mit wenig fewr in Butter oder Oel / und rühten es stäts mit einem löffel umb / hernach giessen sie ein wenig Essig darzu / und strewen etwas Saltz und Pfeffer darüber. Andere rösten es in der pfannen mit Butter oder Oel / und thun denn etwas Gewürtz darzu. (Hitzige Kranckheiten.) Auß dem Binetsch wird ein wasser destilliert / welches man in hitzigen Kranckheiten nutzlich gebrauchet / fürnemlich die entzündete Magen - gall und deren schärpffe / damit zu dämpffen. CAPUT XC. Guter Heinrich. Bonus Henricus. Namen. BUter oder stoltzer Heinrich / oder Schmerbel / heißt Lateinisch / Bonus Henricus, Lapathum unctuosum folio triangulo, C. B. Tota bona, Lob. Blitum, bonus Henricus dictum, Raj. Italiänisch / Herba, infarinata. Frantzösisch / Toute bonne. Englisch / Englisch Mercurii / or All-good. Dänisch / Goder Henrick / stolter Henrick / Aldgode. Niderländisch / Lam̅ekens oder / Goede Heyndrick / ol goede. Dieses Kraut wird guter Heinrich / zum underscheid des bösen Heinrichs genennet / welchen Conrad. Gesnerus in Hist. anim. lib. I. de quadrupedibus p. m. 43. also beschreibet. Bey uns im Schweitzerland kommet ein schädlich Kraut herfür / welches nicht allein die Ochsen fliehen / sonderen sich auch noch desjenigen Grases enthalten / so umb gemeltes Kraut wächßt / obwolen solches Graß die Pferd essen. Die Bauren nennen es die böse Blum / oder den bösen Heinrich. Sein stengel ist weich / steiff / schuhs-hoch / und mit einem dünn-feuchten safft angefüllt. Die Blumen sind purpurfarb / haarig / und wie ein ähre gestaltet / der runde samen vergleicht sich dem Hirß. Die wurtzel ist gantz weiß / rauch von knöpffen / schuppicht und sehr lang / denn sie 5. oder 6. elen tieff im Erdreich stecket / und selten gantz außgegraben werden kan. Er ist sehr kalter Natur / und verderbet die Reben so nahe stehen / dahero man ihne fleissig außreutet / und in das Wasser wirffet / damit et nicht widerumb [457] frisch herfür komme. Es wächßt gar viel Graß umb dieses Kraut / es bringet keine blätter. Die stärcke seines Wachßthumbs ist so groß / daß sie auch durch ein Wand tringet. Man findet es gemeiniglich nur im Frühling. Die dicke und wässerige Blum kan die Sonnenhitz nicht dulden / denn sie in dreyen tagen davon verdorret. Es wächßt in den Reben / so bey den Büheln stehen / und auff den Matten / die in den Wäldern ligen. So viel Gesnerus. Gestalt. Des guten Heinrichs Blätter vergleichen sich zum theil dem Saurampffer / und zum theil dem Wegrich / am angriff sind sie weich und schmutzig / oben auff glatt / unden aber mit zartem mehl besprengt / bißweilen werden sie so groß als die Aron-blätter. Er stoßt seine gestriemte / theils gerade / theils gebogene / haarige / schuhes-hohe stengel in dem Mäyen auß / daran wachßen viel gelbe oder braunlichte zaser-blümlein / und folgends der kleine / schwastze samen / zusammen gedrungen / wie ein gehäuffelte spitzige Traube / die da anfähet zu blühen. Die wurtzel ist groß / lang und weiß-gelb / scharff und bitter / wird allenthalben an den ungebauten orten / in den Dörfferen hinder den Zäunen / auff den alten Hoffstätten / und neben den strassen gefunden. Alhier wächßt er zwischen dem Steinen- und Eschemerthor. Eigenschafft. Der gute Heinrich ist temperierter Natur / hat viel wässerigen saffts / neben wenig flüchtig-nitrosischem saltz / und etwas ölichten theilen bey sich / daher die Eigenschafft zu erdünneren / schmertzen zu stillen / zu heilen / und ein gutes geblüt zu zeugen. Gebrauch. (Alte / böse / faule schäden.) Der gute Heinrich ist ein herrliches Wundkraut / dienet grün übergelegt zu alten / bösen faulen Schäden. Wider den schmertzen der Guldenen Ader: (Schmertzen der g???ldenader) nim dieses Kraut / zerstosse und koche es bey einem linden kohlfewrlein / mit Butter und Milch / nachmalen drucke es auß / und schmiere den ort damit / ist ein gutes sälblein. Dieses Kraut samt den stengeln und schößlein / pflegt man auch in Fleischbrüh mit Butter / Saltz und ein wenig Gewürtz zu kochen / und also zu essen: ist ein Gerücht bey nahem so lieblich / als Sparglen und Hopffen. CAPUT XCI. Grindwurtz. Oxylapathum. Namen. BRindwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lapathum, Oxylap. Lap. acutum, Lap. acutisol. Rumex. Italiänisch / Rombice Lapato. Frantzös. Parelle, Herbe aux teigneux. Spanisch / Labata, Romaza. Englisch / Serrell / Dock. Dänisch / Skreppe / spitze Skreppe. Niderländisch / Patich / Peerdick. In Teutscher Sprach wird sie ferners genant, Streiffwurtz / Grindwurtz. Oxylapthum. Mengelwurtz / Menwenwurtz / Zitterwurtz / Struplattich / wilder Mangolt / wilder Ampffer und Lendenkraut. Geschlecht und Gestalt. I. Das erste Geschlecht / die gemeine Grindwurtz / Lapathum folio acuto plano, C. B. acutum, s. Oxylapathum, J. B. bringet runde / knöpffige / hole und braune stengel / so in neben-zweiglein zertheilt / und bißweilen zween schuh hoch wachßen. Die blätter sind hart / ablang / nicht breit / aber oben gantz spitzig wie die Spießeisen. Auff den gipffeln der stengeln trägt es in dem Brachmonat viel kleine bleichgelbe Blumen neben einander / wenn diese braun worden / findet man schönen / dreyeckichten / und braunen samen / der in dünnen häutlein verschlossen ist / und an sehr kleinen stielen hanget. Die wurtzel ist gerad / eben / gleich lang / und inwendig gelb. Es wächßt von sich selbst in den feuchten Gärten und Wiesen. Von disem geschlecht soll nicht underscheiden werden / Lapathum acutum minimum, J. B. C???. B. Park. 2. Das ander Geschlecht / Lapathum folio acuto, crispo, C. B. acutum crispum, J. B. ist dem ersten fast gleich / allein daß seine blätter schmäler / spitziges und krauser sind. Es wächßt hin und wider an wässerigen orten. 3. Die rothe Grindwurtz / so wegen des rothen saffts der stengeln und blättern Drachenblut genennet wird / Lapathum folio cuto rubente, C. B. Lapath. sanguineum, sive Sanguis Draconis herba, Joh. B. Erythrolapathum. Hat ein gelbe wurtzel / auß welcher knöpffichte / runde / hohle und braune stengel herfür kommen / die mit harten / spitzigen / und mit rothen aderen durchzogenen blätteren besetzt sind: neben den blätteren erscheinen
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Drachenblut. Erythrolapathum. bleichgelbe Blümlein / denen ein dreyeckichter samen in zarten hülßlein nachfolget. So man den stengel und die blätter truckt / geben sie ein rothen safft von sich / und färben die händ. Es wächßt alhier umb Basel / in dem Wald bey Augst. Man findet es in grosser menge in den Savoyschen Wäldern / und in Francken bey dem Tauber-fluß. Auß Candien ists erstlich in Italien gebracht worden / bey uns pflantzet mans auch in den Gärten / allda es sich von seinem samen erjüngeret. 4. Das vierte Geschlecht der Grindwurtz / so gemeiniglich Weyer - ampffer genennet wird / Lapathum aquaticum folio cubitali, C. B. Lap. maximum aquaticum, sive Hydrolapathum, J. B. wächßt in den Weyern / Sümpffen / feuchten Gruben und Lachen. Die blälter sind bey nahem elen lang / vier und mehr finger breit / außgespitzt. Die wurtzel ist dick / rund / und zaßlicht. 5. Die rundblättige Grindwurtz / Hippolapathum rotundifolium montanum, C. B. rotundifolium vulgare, Park. hat gar nicht spitzige / sonder runde / glatte / grün-gelblichte blätter / und wird die bittere wurtzel arms dick. Es wächßt in Oesterreich und Steyrmarck auff den gipffeln der Alp-gebürgen. Joh. Bauhinus schreibt / er habe es mit D. Gesnero auff den Bündnerischen Alpgebürgen gefunden / und in seinem Garten zu Genff auß den nechst gelegenen Bergen gepflantzel / darumb er es Lapathum folio rotundo Alpinum genant. Trägt einen zwey elen hohen / auch höheren / holen / röthlichten stengel / und viel moosichte sechsblättige Blümlein / mit hernachfolgenden dreyeckichte̅ / röthlichten samenkörnlein. In Holland wird es in den Gärten gepflantzet / und allda Gedult genennet / dahero nach der meinung Goropii bey den Hölländern und Teutschen das Sprichwort entsprungen ist: Gedult wächßt nicht in jedem Garten. 6. Die stinckende Meer-Grindwurtz / Lapathum maritimum foetidum, C. B. Lapath. marinum sinuatum, J. B. hat einen schwartz-braunen / krummen und schuh-hohen stengel / welschen schwartz-braune / rundlichte un̅ zoll-lange blätter umbgeben / so bißweilen gefaltet / gemeiniglich geflügelt / und mit langen stielen begabet sind / auß deren gewärben / nebenzweiglein / mit gleichen blättern umbringet / herfür wachsen / und sind die oberen blätter an dem umbkreiß subtil gekerfft. Auff dem gipffel der stengeln erscheinen vier blätterige geährte Blümlein / denen runde und zimlich grosse hülsen nachfolgen / welche den samen begreiffen. Wenn diese Grindwurtz grünet / gibt sie ein startken geruch von sich. Sie wächßt in Franckreich / nicht weit von Montpelier / an denen orten / die an dem Meer ligen. 7. Die gemeine Grindwurtz / mit einer einfachen / dicken / tieff in die Erde tringenden / äusserlich braun-Schwartzen / inwendig gelben wurtzel; blätteren / so bißweilen doppelt so lang als breit / offt rundlicht / auch zuweilen in die länge außgespitzt / glatt / safftig / bleichgrün / an dem rand hin und wider eingefalten / daß sie gleichsam zerkerfft scheinen. Trägt viel elen-hohe / runde / gestriemte / wollichte / mit marck angefüllte / ästichte stengel; deren obere theil sind mit sechsblättigen / an dünnen stielein hangenden blümlein in ähre gestalt bekleidet. Auff welche die samen-gefäßlein folgen / in deren jedem nur ein dreyeckichter / gläntzender / Castanien-farber samen verschlossen. Lapathum vulgare folio obtuso, J. B. sylv. solio subrotundo C. B. Mit dieser Grindwurtz kommen nach Raji gelehrter meinung überein / Lapathum sylv. magnum vulgare, J. B. Item Lapathum vulgare folio obtuso, Lobel. so denn auch Lapathum sylv. fol. subrotundo seminis involucro laevi s. plano, Morisoni. 8. Die goldgelbe Grindwurtz / Lapathum thoxanthon. J. B. 9. Die schöne Bononiensische Grindwurtz / mit dicker wurtzel; vielen zoll-breiten / zwey zoll langen / eingefalteten / nicht zugespitzten blättern; schuhe hohem / in viel ästlein außgebreitetem stengel; moosichten blümlein / und dreyeckichten samen. Wächßt umb Londen in Engelland / Bononien in Italien / auch hin und wider in unserer Schweitz. Lapathum pulchrum Bononiense Sinuatum, J. B. 10. Die Halepensische Grindwurtz mit spitzigen blättern / und tieff gezähnleten samen-gefässen. Lapathum Chalepense folio acuto, seminum involucris profundè dentatis, Morison. 11. Die Virginische / Americanische Grind-wurtz / Britannica Americana, s. Lapathum Virginianum, Munting. 12. Die flache / sumpfichte Grindwurtz / Lapathum planum paludosum. Munting. 13. Die gemeine kleine Grindwurtz / mit gelber fingers-dicken / 6. finger lange̅ wurtzel; fingers-langen / un̅ daumens breiten / oben schön grüne̅ / unde̅ bleichern / unlieblich schmäckende̅ / [459] bitter-saurlichten blättern: Lapathum vulgare minus, Munting. 14. Die kleine gezähnlete Grindwurtz / mit knollichter / quer hand langer / bleichgelber wurtzel / Lapathum minus dentatum, Munting. 15. Die zaselichte / nidrige Grindwurtz / Bulapathum Plinii, sive Lapathum fibrosum, Munting. 16. Die knorrichte Americanische Grindwurtz / Oxylapathum tuberosum Americanum. Munting. Eigenschafft. Die gemeine Grindwurtz sampt den blättern hat ein temperierte Natur in wärme und kälte / tröcknet und verzehret; ist mit viel klebicht wässerigem safft / neben einem nitrosischen / miltflüchtigen saltz / und etwas balsamischen öhlichten theilen begabet / davon die Tugend entstehet zu säuberen / zu reinigen / alles sawre / etzende saltz in Geschwären / Wunden / und der Raud / zu töden; und also die heilung zu beförderen. Die wurtzel des fünfften Geschlechts hat auch wol ein purgierendes saltz bey sich / jedoch gering / daher es den leib reiniget / wen̅ es in Wein gekocht / eingenommen wird. Der grosse Weyer - ampffer / oder das vierte geschlecht / hat noch mehr alkalische / nitrosische / etwas balsamische theile / und daher sonderbare krafft / alle überröthe / fressende Geschwär / warmen Brand zu heilen / den fluß und schmertzen der guldenen Aderen zu stillen / die Nerven zu stärcken. Gebrauch. Das frische Kraut des Weyerampffers auff der warmen Herdstett welck gemacht / hernach ein wenig in dem warmen Mörsel (Brand / überröhte / gifftige um sich fressende schaden. Zittermal blattern / raud / gifftige thierbiß. Wunden.) gestossen / und also außwendig alle zehen oder zwölf stund frisch übergeschlagen / nimt??? weg allen Brand / Uberröthe / Entzündung / fressende Geschwär / Zittermähler / Blattern / Raud / heilet alle faule / umb sich fressende / gifftige Schäden und Geschwär / dienet wider die Biß gifftiger Thieren. Ist auch in allen Wunden sehr nutzlich / und beförderet die heilung geschwind. Das kraut und wurtzel des gemeinen Lendenkrauts (Raud-salbe.) in frischem Butter und Schweinen-schmaltz gekocht / durch ein tuch getruckt / und Schwefelblumen darunder gerühret / gibt eine ???hnfehlbahre Raud-salbe ad / sich damit Morgens und Abends wol gesalbet; sonderlich wenn man zuvor die schäbige haut mit warmem Wein / darinnen ein wenig Alaun / das weisse vom Ey / und Schwefel gesotten wol abgewaschen. (Allerley räude / und grinde.) Diese wurtzel hat insonderheit die krafft zü säuberen und zu heilen allerley Räude und Grinde / in aller massen äusserlich gebraucht / darvon sie auch ihren Namen bekommen. (Räude un̅ flechten der haut / zittermähler.) Für die Raud und flechten der Haut / machen etliche solche salbe. Sie nehmen die wurtzel / stossen die zu einem pulver / und vermengen sie mit Essig. Etliche nehmen Honig und das Pulver / vermischen es / und schmieren sich im Bad damit. Andere kochen kraut und wurtzel / sampt ein wenig Schwefel im Wein / thun ein wenig Essig darzu / und waschen darnach die räudige haut offt darmit. Diese krafft hat auch das auß der wurtzel destillierte wasser / so man sich darmit waschet. (Langwehrender mutterfluß / rothe ruhr.) Der samen der Mengelwurtz / Drachenblut genant / ist ein sonderliche gute Artzney wider den langwärenden Mutterfluß und die rothe Ruhr / so man ein halb quintlein schwer Morgens nüchter im rothen Wein einnimt. (Harter bauch podagro.) Die blätter der Mengelwurtz in Fleischbrühen gekocht / erweicht den harten Bauch / diese brühen ist den Podagrämischen dienlich / so sie von den Leibs - verstopffungen geplaget werden / wie denn weiland der Königliche Dänische weitberühmte Professor zu Coppenhagen / Casparus Bartholinus bey disem mittel sich wol befunden. CAPUT XCII. Münch-rhabarbarum. Hippolapathum Namen. Münch-rhabarbarum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hippolapathum, Lapathum domesticum, Rumex sativus, Lapathum hortens. latifolium, C. B. Lapathum majus s. Rhabarbarum Monachorum, J. B. Italiänisch / Rombice maggiore. Frantzösisch / Reubarbe de Moine. Es wird aber Münch-rhabarbara genant / dieweilen diese wurtzel der wahren Rhabarbara ähnlich ist / und von denen Barfüsseren und Car häusern in ihren Clöster-gärten eine zeitlang heimlich, gehalten worden. Hieronymus Tragus schreibt / man hab es auff dem Schwartz-wäldischen Symons-berg / welcher in der Herren von Stauffen Gebiet liget / erstlich gefunden.
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Gestalt. Das Münch-rhabarbarum ist der Grindwurtz sehr ähnlich / und gehört under deroselben Geschlechte; doch in der erste wenn es herfür komt / wird es viel röther / ist auch viel grösser an stengeln und blättern. Sein wurtzel ist dick / weitläuffig / mit vielen zaseln / hoch saffran-gelb / bitter: trägt einen gestriemten / röthlichten stengel. Die blümlein erscheinen bleich-gelb und drauschlicht neben einander in dem Brachmonat. Es bringt dreyeckichte̅ samen / wie die Grindwurtz / wächßt von der wurtzel und samen gern in etwas feuchtem / fettem grunde. Die blätter kommen bereits in dem Mertzen herfür / sind schuhes und anderthalb schuhe lang / fett / safftig / dick / krauß / breit / etwas außgespitzt / weich anzutasten / röthlicht-grün / hangen an röthlichten / langen stielen. Mit diesem Kraut kompt überein das Lapathum hortense folio oblongo, sive secundum Dioscoridis, C. B. oder Laparthum sativum Lapas, J. B. zumahlen es anders nichts als das halb gewachsene Mönchen-rhabarbarum ist. Eigenschafft und Gebrauch. Es hat die Mönchenrhabarbara-wurtzel neben zimlichem wässerigen safft / auch etwas Schwefel- oder öhlichte / mit einem nitrosischen scharfflichten gelind purgierenden saltz vermischte theile / und daher die Eigenschafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / innerliche verstopffungen auffzulösen / durch den Harn und Stulgang zu treiben / auch das Geblüt zu säubern. Mag auch der Gelb- und Wassersucht widerstehn / und solche vertreiben. Man kan entweder die gedörrte wurtzel zu pulver gestossen / auff ein halb loth schwer zum laxieren einnehmen / oder solche neben andern wurtzeln und kräutern in weissen Wein legen / und täglich davon trincken. Die blätter dieses Krauts haben gleiche kräfften und würckungen mit dem gemeinen obigen Lendenkraut oder Grindwurtz. CAPUT XCIII. Rhebarbara. Rhabarbarum. Namen. KHebarbara heißt Lateinisch / Rhabarbarum, Rheobarbarum, Rhabarbarum officinarum, C. Bauhin. Hippolapathum maximum rotundifolium exoticum, sive Rha Ponticum, Thracium, sed veriùs Rhabarbarum / verum, Park. Italiänisch / Reobarbaro. Frantzösisch / Reubarbe. Englisch / True Rubarbe. Gestalt. Diese edle wurtzel Rhebarbara hat wegen ihres überauß nutzlichen gebrauchs / in der gantzen Welt ein grosses Lob erlangt. Petrus Matthiolus berichtet / daß sie erstlich erfunden worde̅ bey den Tragloditen in Mohrenland / welche Völcker ein wildes Leben führten / sie hatten ein grobe und rauhe Sprach / und wohneten gemeiniglich in den hölen der Erden / darumb sind sie von den Römeren Barbari / unsittige Leuth oder außländer Rhebarbara. Rhabarbarum. genennt worden / daher hat diese wurtzel den namen Rhabarbarum bekommen. Man bringt sie auß Indien und Persien / fürnemlich aber auß dem Land Succuir (welches dem mächtigen König Cham zugehöret) alda sie in grosser menge wächßt / von dannen sie auch hin und wider verhandelt wird: wie die Persier Kauffleut anzeigen / hat sie am meisten ihre Wohnung auff etlichen hohen Bergen / darauff unzeylich viel quellende Brünlein und mancherley Bäum gesehen werden: das Erdreich auff denselben Gebürgen ist röthlicht / lättig / und schlüpfferig / dieweil es von jetzgemelten brünlein und embsigen regen sehr befeuchtet wird. Garzias ab Horto, der ein lange zeit in Indien Medicus gewesen / schreibt lib. 1. aromathistor. cap. 37. daß alle Rhebarbara / welche man in Indien / Persien und Europam dringe / in der Chineser Landschafft wachße / von dannen wird sie durch die Tartarey nach Ormuß und Alepo / von darauß gen Alexandria und Vened???g / und endlich in Teutschland übersendet. Rhebarbara wächßt nach weiterem bericht Matthioli, mit seinem stengel nicht hoch / hat viel blätter / die sind zweyer spannen lang / nahe bey dem stiel schmal / aber an dem ende breit und rundlicht / neigen sich gegen der erden / wie die Figur klar außweißt / an dem umbkreiß sind sie nicht zerkerbt / sondern alkein haaricht / und in deme sie wachsen / scheinen sie grün / runtzlicht / aber so bald sie zeitig und alt worden / gewinnen sie ein gelbefarb / sitzen auff fingers-dicken / röthlichten / schuhe-langen stielen. Mitten zwischen den blättern / dringt der dicke / starcke stengel herfür / oben mit blumen gezieret / die sind fast anzusehen wie die purpur-braune Violen / sind doch grösser / am geruch überauß [461] scharff und starck / auß sechs weissen blättlein bestehend. Die wurtzel ist zweyer oder dreyer gwer hand lang / hat nicht allwegen einerley dicke; denn etliche sind dick / etliche dünn / wie auch in andern Kräutern geschicht. So sie gantz vollkommen / ist sie eines schenckels dick / zu zeiten auch dicker / mit vielen angewachsenen zaseln / darmit sie sich in die erde flichtet / und die nahrung an sich zieht: außwendig ist sie roth-schwartz / inwendig schwammicht / gelb / mit vielen rothen striemen durchzogen / gibt einen gelben / braunen und zähen safft: so bald man diese wurtzel außgegraben hat / schneidet man sie zu stucken / legt sie nach einander auff ein brett / und wendet sie am tag etliche mahl umb / denn so man sie bald auffhenckt / rinnet der safft abwerts / derohalben läßt man sie drey oder vier tag auff dem brett ligen / biß der safft darinn verstockt: wenn nun die stucke genugsam getrucknet / (welches ungefehr in zwey Monaten geschicht) bringt man sie erst under die Kauffleuth. Man grabt diese wurtzel im außgehenden Winter / ehe die blätter auff den neuen Lentzen herfürstossen / denn also ist die wurtzel safftiger und nutzlicher: so man sie aber im Sommer grabt / nachdem die blätter gewachsen / findet man den gelben safft nicht in der wurtzel / dieweil er sich in den stengeln und blättern außgetheilt / daher auch die wurtzel nicht so kräfftig ist. Der Holländische Statthalter / Hr. Johann Neuhoff / gibet uns in seiner Beschreibung des Königreichs Sina nachfolgenden bericht von diesem edlen Gewächs. In der Sinesischen Landschafft Xansi, bringet die erden mancherley Artzneyen herfür / sonderlich Rhebarbara / auff Sinisch Taihoang genennet / so nicht ins blind hinein wächßt / wie etliche vermeinen / sondern mit grossem fleiß und besonderer auffsicht wil gepflantzet und gewartet seyn. Die wurtzel ist nicht hohl / sondern überall gar dicht / und voll knoten. Die blätter gleichen etlicher massen unseren Köhl-blättern / fallen aber noch was grösser / durch diese wurtzel machen die Sineser ein loch / und hängen sie zu trucknen an schattichten orten auff / da keine Sonne hinkommet. Denn wenn sie in der Sonnen gedörret werden / verlieren sie ihre krafft. Auß dieser Landschafft und auß der Landschafft Suchuen / kommet mehrentheils alle Rhebarbara / die zu uns in Europa / von dannen über die See / oder durch die Reich Caskar / Tebet / Mugar und Persien gebracht wird. Denn wer da meinet / die Rhebarbara wachse in gemeldten Reichen / hat von der sachen gar schlechte erfahrung. Man sagt zwar / daß wir sie auß denselbigen Reichen bekommen / weil sie uns von den Einwohneren derselbigen verkaufft wird / und weil man nicht weißt / daß die Rhebarbara ihren ursprung auß Sina hat. Die rechte ungefälschte und beste Rhebarbara soll nicht verlegen oder wurmstichtg / sondern neu und frisch seyn / je frischer je bitterer sie ist / am gewicht schwer / eines guten geruchs / außwendig schwärtzlicht / inwendig roth-gelb / hat viel rothe äderkein / und so man sie käwet / gibt sie ein saffrangelbe farb: das sind die rechten Merck zeichen einer guten Rhebarbara / darauß man leicht die falsche erkennet / als welche ein herben geschmack / auch ein dunckele und vermischte farb hat. Eigenschafft. Die Rhebarbara ist warm und trucken im andern grad / öffnet / zertheilet und treibet langsam ohn allen zwang der natur: sie stärcket auch nach verrichtetem purgieren / zieht zusammen und stopffet. Hat neben seinen vielen irrdischen / auch etwas ölichte theil / und ein flüchtig / mild-scharffes purgierendes saltz bey sich / und davon die Eigenschafft nicht nur gelind zu purgieren / und das Geblüt in seine natürliche gestalt / und Consistentz wider zu bringen / sondern auch innerliche Drüsen-verstopffungen zu eröffnen. Wenn diese wurtzel in der Sonnen ligt / oder gekocht wird / so verlieret sie ihre purgierende Krafft. Gebrauch. Die Rhebarbara ist zu jeder zeit ein gar sichere Artzney für junge und alte Leuth man kan sie den Kindern und schwangeren Weibern ohn alle gefahr eingeben. Nim zerschnittene gute Rhebarbara drey quintlein / praeparierten Weinstein 1. quintl. Zimmet ein halb quintl. Wegwart-wasser 8. loth / lasse alles über nacht an einem warmen (Allerley Verstopffung des underen Leibs / Grim̅en / Gelbsucht / Mißfarb / Anhebende Wassersucht / alte faule Fieber / Vberflüßige und verbrante Gallen.) ort stehen / alßdenn trucke es morgens früh durch ein tüchlein / gib es dem krancken zu trincken / und laß ihn biß auff den mittag darauff fasten. Dieses Tranck ist ein edle und sanffte Artzney zu allen innerlichen Gliedern / es reiniget und stärcket zugleich den Magen / Leber und Miltz / öffnet allerley Verstopffung / vertreibet das Grimmen / die Gelbsucht / Mißfarb / anhebende Wassersucht / und alte faule Fieber / reiniget das Geblüt / und führet auß durch den Stullgang die überflüßige und verbrante Gallen. (Allerley Bauchflüß. Rothe Ruhr / Starcke Reinigung der Weibern / Geschwär an dem Magë oder Leber.) Ein quintlein gestossener guter Rhebarbara mit 2. loth Saurampff-wasser morgens nüchter eingenommen / und biß auff den mittag darauff gefastet / ist auch gut für oberzehlte Gebrästen / ferners also gebraucht / wird sie sonderlich gerühmt wider allerley Bauchflüß / die rothe Ruhr / und starcke Reinigung der Weibern / deß gleichen so man sich eines Geschwärs an dem Magen oder der Leber besorget. (Bauchwürm der Kindern.) Wider die Bauch-würm der Kindern / gib ihnen ein halben / oder so sie bey sechs Jahren alt sind / ein gantzen scrupel gestossene Rhebarbara / in einem loth Tausendguldenkraut-wasser / zu trincken / es tödtet und treibet die Würm auß. Fallopius in Tractatu de Simplic. Medicam. Facultat. Cap. 34. schreibt / er habe auß der erfahrenheit / daß die Rhebarbara den jenigen schädlich seye / welche das Tröpfleinharnen plaget; sonst meldet er / sie seye so ein sichere Artzney / daß sie auch den Menschen / die gleichsam in Todts-nöthen ligen / könne ohne einigen schaden eingegeben werden. Auß der Rhebarbara wird in den Apothe [462] cken ein nutzliches Fall-pulver gemacht / daher (Fall.) / so ein Mensch ein schweren Fall erlitten / soll man ihme von diesem Pulvere ad Casum, oder Fall-pulver 1. quintlein schwer mit 2. loth Scabiosen-wasser alsobald eingeben. Diese Wurtzel bringt in allen Leberkranckheiten solchen treflichen nutzen / daß sie auch das Hertz der Leber / Anima Hepatis, genennet wird. Der in den Apothecken zubereitete Syrupus de Cichorio cum Rhabarbaro, oder der Syrupus Rosarum solutivus cum Rhabarbaro, Agarico, & Senna, kan erwachsenen Persohnen biß auff 4. oder 5. loth mit destilliertem Wasser zum purgieren zugelassen / den Kinderen aber von einem halben loth biß auff 2. loth / je nach dem Alter / eingegeben werden. (Drey- und vier-tägig Fieber.) In drey- oder vier-tägigen Fieberen ist sehr gut folgende Purgation offt eingenommen: Nim 3. quintl. Rhebarbara / 1. quintl. Zimmet / 1. quintlein Weinstein-öl wie es auß dem Saltz in dem Keller geflossen; giesse über nacht ein gut glaß voll Milch-schotten darüber / laß es in wolvermachtem glaß an einem warmen ort stehen / des folgenden morgens seige das Tranck / trucks wol auß / und trincks also: Es wird gelind laxieren / und das Fieber sehr verringeren. In dem Nasen-bluten / oder andern Blutflüssen (Nasenbluten. Blut-flüß.) / wird die Rhebarbara auch mit nutzen im pulver gebraucht / weilen sie alle scharffen Saltz-feuchtigkeiten / davon das bluten herkomt / den Därmen zuschicken / und auß dem Leib führen / nachwerts aber wider anhalten / und zusammenziehen mag. CAPUT XCIV. Groß Tausendgulden-kraut. Centaurium majus. Namen. GRoß Tausendgulden-kraut oder gemeine Rhapontica / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Centaurium majus, vulgò Rhaponticum. Italiänisch / Centaurea maggiore. Frantzösisch / Grande Centaurée, Rhapontique. Spanisch / Rapontico vulgar. Englisch / Great Centory. Niderländisch / Groote Santorie. Geschlecht und Gestalt. Die Geschlechter des grossen Tausendgulden-krauts erkennet man an den schüppichten / glatten Häuptlein / so ohne stachel sind; wie auch an den blättern / welche an dem rand wie ein sägen zerkerfft / auch großlicht erscheinen. 1. Das grosse Tausendgulden-kraut / Centaurium majus folio in lacinias plures diviso, C. B. majus vulgare, Park. majus Juglandis folio, J. B. hat eine Wurtzel / die ist dick / hart / schwer / drey schuh lang / und rothsafftig / eines zusammen ziehenden / süßlichten und scharffen geschmacks. Seine Blätter vergleichen sich dem Nußlaub / sind fast spannen-lang / glatt / köhl-grün / ädericht / und umbher zerkerfft. Der Stengel ist rund / sehr dick / zwey oder drey elen hoch / mit vielen Zweigen / so von der wurtzel entspringen. Am gipffel trägt es seine köpflein wie der wilde Garten-saffran / sind doch kleiner und länger. Die Blume erscheint himmelblau / und gehet in flaum oder woll-flocken auß: Der Samen ligt in den Wollen-flocken eingewickelt. Es wächßt in Italien und Savoyen auff hohen Gebürgen. Man findet es insonderheit in Apulien auff dem Berg Gargano. Johannes Bauhinus hat das grosse Tausendgulden-kraut zu Genff und Lyon in seinem Garten auß dem jamen gezielet. Er hat es auch allhier zu Basel in Coeli secundi Curionis, und Theodori Zvingeri Garten / und zu Padua in dem Lustgarten des Edlen Jacobi Antonii Cortusi, wie auch zu Chur in Pündten / angetroffen. Nachdem er es in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Lustgarten gepflantzet / ist es ihme etliche mahl herfürkommen / aber allezeit widerumb verdorben / ehe es seinen stengel erreicht. In seines Vatters Garten ist es Manns-hoch herfürgewachsen. 2. Noch ein andere schöne art des grossen Berg-Tausendgulden-krauts / Centaurium Alpinum luteum, beschreibet Casparus Bauhinus, in Prodrom. Theatr. Botanic. Lib. 3. Cap. 20. also. Es hat ein gerade / dicke / und ein wenig zaßlichte wurtzel / welche tieff in das Erdreich gehet / und ist schier mit gleichem geschmack wie des grossen Tausendguldenkrauts Wurtzel begabet. Der runde und gekälte Haupt-stengel / wächßt anderthalb / auch zwey elen hoch / und wird in Nebenästlein zertheilet. Die natur spielet mit den blättern / denn welche an der wurtzel sich befinden / sind glatt / bleich-grün / ein oder anderthalb spannen lang / vier zoll breit / ungleich zerschnitten und gekerbt: Die man aber an dem stengel sihet / wenn das Kraut blühet / deren wachsen etliche höher als ein elen auff / andere werden spannen lang / und in zehen / zwölff / wenig oder mehr theil / so [463] vier zoll lang / ein halben zoll breit / und an dem umbkreiß gekerfft sind / also zerschnitten / daß man ein jedes theil für ein sonderbar blatt ansihet. Die gelbe und dem grossen Tausendgulden-kraut ähnliche Blume / sitzet auff ihrem ästlein / auß einem schuppichten kelchlein kommen viel fädemlein der blumen herfür: Vormittag fließt auß dem köpflein ein durchscheinender safft von sich selbsten tropffen-weiß / der ist süß wie die Manna / und so man schon das köpflien außdruckt / meldet sich doch an dem andern tag dieser safft widerumb an. Den Blumen folget der samen nach / so bißweilen kleiner als der gemeine ist. Es wächßt in Italien auff dem Berg Baldo bey Verona. Man pflantzet es auch in den Gärten. Es ist D. Casparo Bauhino auß dem Paduanischen Lustgarten / unter dem Namen des Portugesischen Rhaponties / zugeschickt worden. Es kan diesem Geschlecht zugesellet werden / Centaurium folio glabro, flore flavescente, J. B. oder Centaurium majus luteum, Park. 3. Das grosse Africanische Tausendgulden-kraut / mit gold-gelben / zaserichten / wolriechenden blümlein; weissem / haarigem / in weisser Wolle eingeflochtenem Samen / Centaurium majus Africanum flore aureo odorato, Breynii. 4. Das grosse Portugesische Tausendgulden-kraut / mit weissen Haar-blümlein / und einem in weisser Wolle eingeflochtenem samen; Centaurium majus folio non dissecto, C. B. majus alterum folio integro, J. B. 5. Das grosseTausendgulden-kraut / mit purpurfarben Haar-blümlein / Rha Ponticum folio Helenii incano, C. B. Centaurium majus, Rha capitatum folio Enulae subtus incano & hirsuto, J. B. 6. Das andere Rhapontie-kraut / mit schmäleren blättern / Rhaponticum angustifolium incanum, C. B. Centaurium s. Rhaponticum alterum angustiore folio, J. B. Eigenschafft. Das grosse Tausendgulden-kraut ist einer vermischten natur unter kalt und warm. Hat ein alkalisches saltz / neben vielen ölichtbalsamischen theilen bey sich / und davon die tugend zu eröffnen / dem sauren zu widerstehen / zu säuberen / zu reinigen und zu heilen. Gebrauch. (Innerliche Versehrung / Brüch und Verwundung des Leibs / Faule Magen-fieber-Gelb- und Wassersucht.) Die Wurtzel des grossen Tausendguldenkrauts / wird in Italien vom gemeinen Man̅ gebraucht wider alle innerliche Versehrung / Brüch und Verwundung des Leibs / sie legen sie in weisen Wein / und trincken darab / ist also genutzt dienlich wider die faulen Magen-fleber / sie eröffnet und stärcket die Leber / zertheilt die Gelbsucht / und verhütet die Wassersucht.

CAPUT XCV.
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Mangolt. Beta. Namen. MAngolt (so an etlichen orten Römischer Köhl / Beisse / Beiß-kohl / oder Rungelsen genennt wird) heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Beta. Italiänisch / Bieta, Bietola. Frantzösisch / Bete. Spanisch / Acelga. Englisch / Beet. Dänisch / Bede. Niderländisch / Beete. Rother Mangolt / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Beta rubra. Italiänisch / Bietola rossa. Frantzösisch / Bete rouge. Spanisch / Acelga roxa. Englisch / Rede Beete. Dänisch / Rod Bebe. Niderländisch / Roote Beete. Weisser Mangolt. Beta alba. Geschlecht und Gestalt. 1. Der weisse Mangolt / Beta alba vel pallescens, quae Cicla Offic. C. B. Candida, J. B. communis alba, Park. parad. hat ein zarte / weisse / lange / holtzichte wurtzel wie ein Rettich. Der stengel ist hohl-kälicht / zart / gestriemt / und zwey elen hoch. Seine Blätter sind grösser als am anderen Mangolt / und den Melten- oder Garten-Mengelwurtz-blätteren schier ähnlich / auch an dem umbkreiß subtil gesaumt oder krauß / sonsten dick / safftig / eines nitrosisch-wässerigen geschmacks. Er bringt im Hew- und Augst-monat gelblichte blümlein / deren je eines an dem andern stehet / von unden an des stengels und der neben-ästlein biß oben auß. Er trägt häuffigen samen / so rauchlicht und ungleich rund ist. Man pflantzet ihne in den Gärten. 2. Der schwartze Mangolt / Beta communis sive viridis, C. B. Item, Beta sylvestris maritima, Ejusd. Wächßt kleiner / und wird in dem übrigen von den weissen allein an der farb underscheiden. Er ist der gemeinste: Wächßt auch von sich selbsten in saltzichten Sümpfen bey den Gestaden des Meers. Seine wurtzel ist beständig. 3. Der rothe Mangolt / Beta rubra vulgaris, C. B. J. B. hat ein dicke wurtzel / so in
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Rother Mangolt. Beta rubra. Teutschland gemeinlich wie ein lange Rüben gestaltet / voll blut-rothen saffts / und mit faseln behängt ist. Der stengel scheint auch roth. Seine blätter sind schmäler und härter als der vorigen / haben auch ein rothe sarb. Der samen vergleicht sich mit den andern. Wird in Teutschland hin und wider in den Gärten gepflantzet / er wächßt viel mehr vom alten als neuen samen / welcher etliche jahr kan gut behalten werden. 4. Die rothe Beiß-rüben / oder der rothe Mangolt mit der Rüben-wurtzel / so dick / auß- und inwendig blutroth ist / Beta rubra radice Rapae, C. B. radice rubrâ crassâ, J. B. 5. Der grosse gelbe Mangolt / mit gelber wurtzel / und gelb-grünen blättern / Beta lutea major, foliis latissimis, C. B. lutea, J. B. 6. Der Sicilianische Mangolt / mit hohem / bißweilen auff 8. elen hoch steigendem stengel / sehr breiten viel-farbigen blättern / Beta Sicula costâ latâ, albâ, luteâ, aureâ, rubrâ, ruberrimâ, Moris. 7. Der Candische Mangolt / Beta Cretica semine aculeato, C. B. semine spinoso, J. B. Hat ein länglicht runde und ein wenig zaßlichte Wurtzel / auß welcher viel runde / gekälte und elenhohe stengel herfür kommen / so gegen der erden sich außbreiten / wegen ihrer leichten haarigkeit bey der Wurtzel grauscheinig und in neben-ästlein zertheilet werden. Er trägt wenig blätter / die sind dem schwartzen Mangolt ähnlich / jedoch kleiner und mit langen stielein begabet. Seine kleine blumen scheinen gelb-grünlicht: alsobald bey der Wurtzel erzeigen sich viel früchte oder schoten / die auch hin und wider an dem stengel schier bey einem jeglichen blatt / mit rauchen büschelein herfürkommen / und in drey auff die seiten gebogene spitzen außgehen / in deren höle ligt ein rundlicht spitzig körnlein / welches sich dem Candischer Mangolt mit einem spitzigen samen. Beta Cretica semine aculeato. Anemon-rößlein vergleicht / und mit einem doppelten rothen häutlein bedeckt ist / dessen inwendiges / ein weiß meelichtes marck umbgibet. Es ist auß dem Candischen samen erftlich allhier in D. Jacobi Zvvingeri garten gezielet worden / hernach hat ihne von diesem samen D. Johannes Bauhinus in dem Fürstlichen Mümpelgardischen / sein Bruder aber / D. Casparus in seinem hiesigen garten gepflantzet. In pflantzung des Mangolts ist zu wissen / daß der grosse / wie auch der kleine weisse / den Winter durch dauren; der kleine grüne und rothe aber vergehen den Winter: der kleine Mangolt wird durch emsige wartung etliche Jahr an einander endlich gantz groß. Wenn sonsten in dem Frühling die kälte gantz vorbey / so säet man den samen bey wachsendem Mond in ein gut mürbes erdreich / nicht gar dichte: da nun die setzling oder pflantzen das sechste blatt erreichet / so versetzet man die besten auff ein wolgemistetes geländ zwey schuhe von einander / und bricht im verpflantzen die spitze von den Wurtzeln ab / so wachsen sie desto besser in die blätter. Bey einsamlung der blätteren ist zu mercken / daß sie nicht müssen abgeschnitten / sonderen seitwerts abgebrochen werden / als dadurch die übrigen gestärcket werden: mit solchem abbrechen der understen blätteren fähret man fort / und wenn die stengel bloß werden / so pflegen einige sie mit gutem erdreich an zuschütten. Zum samen lässet man etliche von den weissesten und breitesten unabgebrochen stehen / und stecket einen starcken pfal dabey: wenn nun der samen reiff und gelb worden / so samlet man ihne hey gutem wetter ein / läßt ihn wohl trucknen / reibt ihn auß / und läßt ihn noch eines trucknen / [465] damit keine Feuchtigkeit darinnen bleibe / welche einen schimmel verursachen möchte. Die Außsaat der rothen Rüben / oder Beiß-rüben geschihet nach dem Winter / auff zweyerley art; entweder reihen-weise / also daß man mit dem pflantz-stock löcher machet quer handbreit von einander / und läßt in jedes ein samenkörnlein fallen: oder durch einander ohne ordnung / umbgepflantzet. Diejenige / so nicht verpflantzet werden / wachsen gemeiniglich zerspalten: die verpflantzte aber wachsen länger und schöner. Die versetzung der pflantzen geschihet / wenn sie das blatt einer handbreit haben; man stecket sie in die erd biß an den halß / oder biß an den obersten knoden / und formieret herum in der erden kleine gruben / damit das Wasser im begiessen gerad auff die Wurtzel lauffe. Den samen belangend / so verwahret man die außgezogenen schönsten und längsten Wurtzelen den Winter durch im sande; in dem Frühling aber pflantzt man sie wider in gut erdreich / bindet sie an stäbe / damit die Wind ihnen nicht schaden; und wenn der samen reiff / so raufft man das Kraut auß / und bindet es an einen zaun / damit es vollends reiffe / und desto leichter trückne. Eigenschafft. Mangolt ist warm und trocken im anderen grad: hat viel nitrosisches miltflüchtiges Saltz in seinem häuffigen safft verborgen / und daher die Eigenschafft zu erweichen / zu feuchten / zu erdünneren / den natürlichen Stulgang zu beförderen; wie auch Wunden und Geschwär zu säuberen und zu heilen / und den rotz und fluß auß der Nasen zu ziehen. Wird in den Küchen zur speiß sonderlich gebraucht. Gebrauch. Weil der Mangolt zimlich viel feuchtigkeit bey sich führet / soll man in dem kochen Pfeffer und Saltz darzu thun / und bey dem tisch Wein darauff trincken: daher der Poëta Martialis Lib. 13. epigram. spricht: Ut sapiant fatuae, fabrorum prandia betae: O quàm saepè petet vina piperque Cocus. Wenn je der Mangolt soll bey Tisch die Schmied erfreuen Wie offt wird wol der Koch nach Wein und Pfeffer schreyen. (Würm.) Der weisse Mangolt gesotten und mit rohem Knoblauch geessen / tödtet dieWürm im Leib. (Uberflüssige Feuchtigkeit des Leibs.) Der Safft von Mangolt mit Majoranwasser und Rosen-honig vermischt / davon in die Nasen gezogen / reiniget das Haupt von überflüssigen feuchtigkeiten. (Um sich fressende Schäden. Erfrorene Füß.) Die grünen blätter über die um sich fressenden Schäden gelegt / heilen dieselbigen. Für die erfrorne Füß werden nutzliche fußbäder auß Mangolt und Rüben gemacht. Die rothe Mangolt-wurtz gereiniget / und ein wenig gesotten / oder in der aschen gebraten / zu runden scheiblein geschnitten / darnach guten essig darüber geschüttet / und mit würfflicht-geschnittener Merrettichwurtz / Coriander-samen und Saltz besprenget / ist ein lieblich ding / sonderlich zu gebratener speiß zu essen / denn zu dem daß es einer schonen farb ist / hat es zugleich gute kraftt den Magen zu der speiß zu reitzen. Also zubereitet / wird es bey uns eingemachte Ronen genennet. Der auß dem Mangolt frisch außgetruckte safft entweder pur / oder mit Mayoranwasser (Harter Rotz der Nasen. Geschwär der Nasen. Verlorener geruch. Migräne.) vermischt und in die Nasen geschnupfft / erweicht den versessenen harten rotz und schleim / und ziehet ihn herauß: reiniget und heilet auch die Geschwär in der Nasen / bringt den verlohrenen geruch wider / und vertreibt die Migräne oder Kopffwehe in der Stirnen. Die jungen Mangolt-stöcklein mit den Wurtzlen ein wenig erwallet / und auß essig wie ein Compost geessen / bringet lust zur (Durst.) Speiß und nimt den Durst. (Flüssige geschworene köpffe der Kinder.) Wenn die Kinder böse geschworene Köpffe haben und der wasserichte Eyter nicht recht fliessen will / so legt man Mangoltblätter darauff / ziehet mit gewalt den Fluß herauß. CAPUT XCVI. Der grosse rothe Meyer. Blitum rubrum majus. Namen. MEyer heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Blitum. Italiänisch / Blito. Frantzösisch / Blete. Spanisch / Bledos, Bredos. Englisch / Blite. Niderländisch / Mayer. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der grosse rothe Meyer / Blitum rubrum majus, C. B. Blitum pulchrum, rectum, magnum, rubrum, [466] J. B. gewinnt gantz blutrothe hole Stengel / Blätter und Wurtzel / also daß man mit dem Safft roth schreiben könte / doch wird das Kraut mit der zeit braun. Etliche nennens Blutkraut. Die blätter sind gestaltet wie Tausendschön. Seine moosichte blümlein und schwartze / gläntzende samen stehen gantz klotzicht / über einander gedrungen alß die kleinen Träublein / wie an der wilden Melten. Der kleine rothe Meyer. Blitum rubrum minus Der kleine weisse Weyer. Blitum album minus. 2. Der kleine rothe Meyer / mit großlichter rother / zaselichter Wurtzel; vielen rothen / nidergebogenen stengelen; schwartzgrünen aderichten blätteren; und moosichten blümlein. Wird in den gärten gepflantzet; wächßt auch gern auff den Misthäuffen von sich selbsten / Blitum rubrum minus, J. B. C. B. rubrum sylvestre minus, Park. 3. Der kleine weisse Meyer / mit einfacher / nicht unlieblicher schmäckender / tieff in die erden tringender Wurtzel; vielen qwerhand / auch halb schuhe hohen / runden / gestriemten / schwammichten / safftigen / oben auff etwas röthlichten / sonsten aber weissen stengelen; rundlichten / etwas zerkerbten blätteren; kleinen / moosichten haar-blümlein / und schwartzem Samen. Wächßt um Genff / Zürich / Tübingen / Mümpelgard / und anderstwo häuffig auff ungebauten felderen / auch in gärten / Blitum album minus, J. B. C. B. album sylvestreminus, Park. 4. Der grosse weisse Meyer / Blitum pulchrum magnum album, J. B. album majus, C. B. Ist dem rothen in allen stücken gleich / außgenommen die rothe farbe. Die Wurtzel des Meyers ist vielfaltig zertheilet / stehet überzwerch / und nicht gerad im Erdreich. Der wilde Meyer. Blitum sylvestre. 5. Der wilde Meyer / Blitum erectius sive tertium Tragi, J. B. polyspermon, C. B. Hat ein weisse / schlechte und dünne Wurtzel / von welcher viel holkälichte und anderthalb elen lange auch kürtzere stengel herfürkommen / trägt wenig schwartzgrüne und mit langen stielen begabte blätter / so den stengel umgeben / sie sind bald breiter bald schmäler und die obersten kleiner. Auß dem stengel entspringen viel neben zweiglein / die [467] mit kleinen gelb-grünen und drauschlichten blümlein beschweret werden / welchen der schwartze und gläntzende samen wie ein trauben zusam̅ en gesetzet / nachfolget. Es wächtzt alhier an sandichten orten bey dem Wiesenfluß / ist aber viel kleiner / als derjenige / so zu zeiten bey den misthäuffen gefunden. Etliche geben vor / daß man mit diesem kraut viel Fisch fangen könne. 6. Der grosse Virginische Meyer / Blitum Virginianum majus, Park. 7. Der kleine Virginische Meyer / mit kleiner zaßlichter wurtzel / Blitum Virginianum minus, Amaranti species, Park. parad. 8. Der Brasilianische Meyer / mit grünlichten ähre-blümlein; Blitum Brasilianum Cararu Brasiliensibus, Lusitanis Bredos, Marggr. 9. Der runde / kleine Meer-Meyer / Blitum marinum teretifolium, Kali minus album dictum, Raji. Kali minus album dictum, Raji. Kali minus album semine splendente, C. B. minus, s. Sedum minus arborescens vermiculatum, J. B. 10. Der kleine haarige Meyer / Kali minus villosum, C. B. Kali parvum hirsutum, J. B. Disem wird beynahem durchauß gleich seyn der kleine Meyer mit gläntzenden blätteren / Kali minus foliis lucidis, Botan. Monsp. 11. Von dem berühmten Rajo werden annoch under die gattunge̅ des wilden Meyers gezehlet die kleine / staudichte Haußwurtz / mit zaselichter / in viel neben-würtzelein zertheilter / dicker / holtzichter wurtzel; elen-hohen runden stengeln; halb zoll langen / safftigen / saltzichten blättlein; kleinen gelblichte blümlein / wächßt in Franckreich an dem gestad des Rhodanflusses bey Arles / häuffig; Sedum minus fruticosum, C. B. Vermicularis fruticosa altera, Park. Cali species, s. Vermicularis marina arborescens, J. B. 12. Demnach die grössere gattung der kleinen staudichten Haußwurtzen / so in den Gärten offt biß fünff / oder sechs schuhe hoch wächßt / mit bleich-gelben blümlein; Sedum fruticosum alterum, C. B. Vermicularis arborescens, Parck. Cali species, s. Vermiculati fruticis varietas major, J. B. 13. Der Ameritanische stachlichte Meyer / Blitum Americanum spinosum, Raji. Amarantus Indicus spinosus, spicâ herbaceâ, Kathutampalà Zeylonensibus, h. e. Pala s. Amarantus spinosus, Hermann. Catal. Horp. Lugd. Bat. Wird in die Medicinischen Gärten geziehlet. Eigenschafft. Meyer ist kalter und feuchter natur im anderen grad. Hat viel wässerigen / mit etwas nitrosischem saltz begabten safftes bey sich / hiemit die eigenschafft zu erdünneren / und zu erweichen / den natürlichen Stulgang zu erhalten / und die jastende hitzige Galle abzukühlen. Gebrauch. Meyer wird von vielen wie die anderen Kochkräuter / insonderheit umb Trient zu der Speiß bereitet / aber bißweilen empöret er den Magen / bringet das würgen und grimmen. (Rothe Ruhr übrige flüsse der weiber.) Des rothen Meyers samen 1. halb quintlein in Wegrich- oder Granaten-safft eingenommen / ist gut wider die rothe Ruhr und übrige Flüsse der Weiber. (Hüneraugen oder Leichdörner an den füssen.) Meyer zerstossen und übergelegt soll die Hüneraugen oder Leich-dörner an den füssen vertreiben. Auß des grossen rothen Meyers samen / pflegt man in Schlesien und dem Brettigäw sonderliche müßlein / wie auß dem Hirß zu machen. CAPUT XCVII. Zahme Melten. Atriplex hortensis albe & rubra. Namen. MElten / Milten / oder Molten / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Atriplex. Italiänisch / Atriplice. Frantzösisch / Arroche. Spanisch / Armuella. Englisch / Orracha. Dänisch / Mield / Mild. Niderländisch / Melde. Wilde Melten / heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Atriplex sylvestris. Italiänisch / Atriplice salvatico. Frantzösisch / Arroche sauvage. Spanisch / Armuella montesina. Englisch / Homely Orrache. Niderländisch / wilde Melde. Geschlecht und Gestalt. Die Melte wird in die zahme / wilde und Meer-melten abgetheilt / und hiemit in viel geschlecht zertrennet / deren erstes ist 1. Die zahme weisse Melten / Atriplex hortensis alba, sive pallide virens, C. B. alba hortensis Park. J. B. Bringet ihre blätter wie der Meyer / sind bey dem stiel breit / von dannen außgespitzt / fert und safftig / sie erstlich wachsen / werden sie weißlicht / darnach graß-grün / bißweilen bleich-gelb / eines wässerigen Kraut-geschmacks. Der stengel hat viel neben zweiglein / ist zu zeiten dreyer elen hoch / braun oder weißlicht / unden [468] rund / oben auff eckicht; trägt auff seinen gipfeln viel kleine / bleiche blümlein / darauf folgt der runde / flache / amen in runden / dünnen hülsen verschlossen. Die wurtzel steigt tieff und gerad in die Erden mit vielen angehenckten zäserlein. Hieronymus Tragus in dem 2. theil von Kräutern im 55. cap. berichtet: es seye sich zu verwunderen / daß man zweyerld / samen bey einander finde / erstlich den breiten samen in dünnen häutlein verschlossen: Der ander ist kleiner / nacket / schwartz und nicht grösser als der samen an der Tausend-schön 2. Die rothe Garten- oder zahme Melten / Atripl. hort. rub. C. B. rub. hort. J. B. Park. bekomt blut- oder purpur-rothe blätter / ist im übrigen an gestalt der vorigen gantz gleich. Beyde diese Kräuter / müssen alle Jahr frisch gesäet werden / oder besamen sich selbsten / weilen die wurtzel nicht über ein Jahr dauret. Wir machen billich zwey Geschlecht darauß / allermassen der samen von der weissen Melten allezeit weissen: und der rothe Melten-samen / nichts als rothe Melten herfürbringt. 3. Die erste wilde Melten / Atriplex sylvestris solio hastato s. deltoide, Raji. sylvestris altera, C. B. Hat bleich-grüne / drey-eckichte / wie ein spieß gestaltete / glatte / etwas zerkerffte / mit zoll-langen stielen begabte blätter. Der nicht gar kleine / fingers-dicke / mit marck gefüllte stengel / wird anderthalb elen hoch / glatt / hohl-kälicht und ästicht / auff dessen gipffelein die kleinen röthlichten / zaselichten blümlein ähre-weiß erscheinen. Der samen ist klein / schwärtzlicht / und in jedem samen-hülßlein zwey. Sie bringet nur ein einfache / mit grossen und kleinen fäser ein begabte wurtzel. Wächßt von sich selbst in den Wein-gärten / an den Wegen / auff den Feldern und Misthäuffen. Blühet im Sommer gegen dem Augstmonat 4. Die andere wilde Melten / Atriplex sylvestris angusto oblongo folio, C. B. vulgaris angustifolia cum folliculis, J. B. Komt mie längeren und schmäleren blättern herfür / als die vorige; die sind weißlicht / und an dem umbkreiß nicht so viel eingeschnitten. Der stengel wird biß anderthalb elen hoch / gerad / dünn / schwach / hohl-kälicht / und ästicht. Die Aehre-blümlein aber erscheinen weiß-graw: der samen rund / flach. Die wurtzel ist einfach / weiß / und sehr zaselicht. Sie wächßt neben den Statt-mauren / und andern ungebauten orten / auch in Kraut-gärten. 5. Die dritte wilde Melten / Atriplex sylvestris fructu compresso roseo vel stellato, C. B. Park. hat ablange / finger-nagels breite / eckichte / weisse / gleich als mit pulver überstrewte / außgespitzte blätter. Der stengel ist hohl-kälicht / ästicht / rund / glatt krum und weiß. Bringt eine blättichte / bleiche / flache Frucht. Sie wächßt in- und aussert den Statt-mauren / uod auff den offenen plätzen / sonderlich umb Montpelier. 6. Die wilde Melten von Montpelier / Atriplex sylvestris Monspessulana cum pulchris involucris, J. B. Atriplex sylvestris lappulas habens, C. B. 7. Die wilde Sommer-Melten / mit traublichten Blümlein und Samen / Atriplex Halimi folio, C. B. Halimoides Lobelii, J. B. Itemque sylvestris foliis integris racemosa, Ejusd. 8. Die wilde Melten / mit vier-blättigen / drauschlichten blümlein / und darauff folgenden rothen / safftigen / wie ein Maulbeer gestalteten Samen-beerlein / Atriplex sylvestris mori fructu, C. B. 9. Die wilde Melten / mit blümlein und samen in gestalt rother Erdbeeren / Atriplex sylvestris baccifera, Clus. Hist. Atriplex Mori fructu minor, seu fragifera minor, Moris. I. Wilde Melten. I. Atriplex sylvestris. 10. Die gemeine wilde Melten / mit einfacher / weisser / holtzichter / zaselichter wurtzel; elen-hohen / steiffen / dick- und eckichten / gestreifften / von unden biß oben ästichten stengeln; zwey biß drey zoll langen / an anderthalb zoll langen stielen hangenden / eingeschnittenen / glatten / grünen / bißweilen mit weissem Mehl-pulver angesprengten blättern; fünff-blättigen / traublichten / außwendig weissen sehr kleinen blümlein; deren jedes einen runden / schwartzen / flachen / gläntzenden samen nach sich bringt; Atriplex I. sive folio sinuato candicante, C. B. sylvestris, J. B. Wächßt bey alten Gemäuren / in Kraut-gärten / und auff Misthäuffen. Blühet im Hewmonat; daurt meht übers jahr / besamet gern von sich selbsten. 11. Die breit-blättige wilde Melten / mit einfacher / weisser / harter / holtzichter / etwas zaßlichter wurtzel; geraden / elen-hohen / glatten / grünen / zimlich dicken und steiffen / ästichten stengeln; vielen an anderthalb zoll langen stielen hangenden / unden breiten / und oben zugespitzten / dreyeckichten / glatten / dunckel-grünen blätteren; drauschlichten / sehr kleinen blümlein / und kleinen runden / schwartzen samen. Wächßt
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Die breitblättige wilde Melten. Atriplex sylvestris latifolia, Die schmalblättige gezähnlete Melten. Atriplex angustifolia dentata. Meer-Melren. Atriplex maritima. an gleichen orten wie die vorige / Atriplex sylvestris latifolia acutiore folio, C. B. Atriplex dicta Pes anserinus alter, sive ramosior, J. B. 12. Die wilde Melten / mit kleinen gelben blümlein; Atriplex sylvestris altera, folio sinuato, saturò virente, spicâ subrubrâ, Moris. 13. Die nidrige Melten / mit dicken / gläntzenden / eingeschnittenen / und etwas röthlichten blättern; Atriplex procumbens, folio sinuato, lucido, crasso, Moris. 14. Die Mauritanische Meer-Melten / mit silberfarben Wegtritt-blättern / Atriplex maritima Mauritanica foliis Polygoni argenteis, semine amplo fusco, vasculis rotundis, Raji. 15. Die schmal-blättige / gezähnlete Melten / mit schuhe-hohen / gestreifften / ästichten / geraden / zimlich dicken stengeln; halb zoll breiten / drey qwer finger langen / zerkerfften oder gezähnleten blättern; ähre-gestalteten blümlein; zwey-höligen Samenhäußlein; Atriplex angustifolia dentata, Raji. angustifolia laciniata minor, J. B. Atriplex maritima angustifolia, C. B. 16. Die schmal-blättige gezähnlete Meer-Melten; Atriplex angustifolia maritima dentata, Raji. 17. Die immerwährende Meer-Melten / Atriplex maritima perennis folio deltoide triangulari, minus incano, Moris. 18. Die kleinste schmal-blättige Meer-Melten / Atriplex minima angustifolia maritima, Bocconi. 19. Die Meer-melten / Atriplex maritima, J. B. maritima laciniata, C. B. kriecht mit jhren schuhe-langen / weissen stengeln oder zweiglein auff den boden / auß welchen eckichte / weißlichte blätter herfür kommen / die sind gestaltet wie der Binetsch / jedoch aber kleiner. Oben am gipffel bringet sie viel kleine blümlein / in gestalt der träublein / und hernach den in runtzlichtem / rauchem / hinden stachlichten / rothen oder grünen samen. Die wurtzel ist dick / und in viel zaseln getheilt. Sie wächßt an dem Ufer des Meers / insonderheit findet man sie am gestad des Mittelländischen und Adriatischen Meers. Beyden meerlachen zu Venedig kommet sie in [470] grosser anzahl herfür / allda man die Aschen zu bereitung der Gläseren gebrauchet. Petrus Matthiolus hat sie in grosser menge bey den Saltzgruben an dem Meergestad bey Triest angetroffen. Das kraut in fleischbrühen (Wassersucht / grosse Fette des Leibs.) gekocht und diese getruncken / ist den Wassersüchtigen dienlich / und solle die fette Leuth mager machen. 20. Die Americanische Melten / Atriplex. Americana, Herm. 21. Die breitblättige wilde Melten / der Gänßfuß genant / Atriplex sylvestris latifolia C. B. Lob. Atriplex dicta pes anserinus, J. B. hat ein grosse zasichte wurtzel / so sich auff die seiten strecket. Der gestreiffte stengel wächßt elen-hoch / auch bißweilen höher / und wird in nebenzweiglein getheilt. Die blätter sind den Melten-blättern ähnlich / und an dem umbkreiß mit spitzigen kerffen außgeschnitten / wie ein Gänßfuß. Die Blumen erscheinen roth / der samë vergleicht sich dem Melten-samen. Man findets auch mit kleinern blättern. Es wächßt in den Gärten und an andern orten / da viel mist liget. Offenbar ist / daß die Schwein / so sie von disem kraut ossen / alsobald sterben / dahero man es Schwein-tödt nennet / und im geringsten nicht gebraucht wird. 22. Die stinckende wilde Melte / oder das Schamkraut / Atriplex sylv. VIII. s. foetida, C. B. foetida, J. B. Hat kleine zaßlichte wurtzel / viel stengel und weißlichte blätter / so auff der erden ligen / und scheinen als wären sie mit mehl besprenget / sind den Melten-blättern ähnlich / jedoch kleiner / und schier so groß alß der Majoran. Es bringt kleinen weissen und traublichteu samen / wie die wilde Melten. Gibt ein geruch wie ein stinckender Bock / oder ein faule gesaltzene fischbrüh von sich. Wächßt auff den trucknen Hoffstätten neben den mauren da die Hunde hinseichen. Man gibet vor / so es die Hunde riechen / werden sie mit gewalt zur geilheit getrieben / denn es nach etlicher meinung von dem Hunds-harn herkommet / da hingegen andere vermeinen / es wachsse auß dem gestanck des Erdreichs. Ferners berichtet Castor Durantes in seinem Kräuterbuch am 1073. blat. Welchen Weibern die Kleider mit diesem kraut gerieben werden / denen sollen die Hunde hauffenweiß mit grossem lachen der zusehenden nachlauffen. Das auß diesem Gewächß am ende des Mäyens destillierte (Schrundë und Fifteln des Hinderen oder Mastdarms / offene Schäden an heimlichen orten bey Man̅ und Weib. Würm in faulen Schäden der Thierë.) wasser heilet die schrunden und fisteln des Hindern oder Mastdarms / wie auch die offenen Schäden an heimlichen orthen / bey Man̅ und Weib / stillet zugleich den schmertzen der Gold-ader / so man leinene tüchlein darinn netzet / und warmlicht offt überleget. Hieronymus Tragus vermeldet / dieses kraut seye ein gewisses mittel für die Würm / in faulen schäden der Thieren / so man es ihnen anhencket / oder in die schäden reibet / davon sie hinauß fallen / wie er solches selbst gesehen habe. Von der Melten und dem Eppich / welchen man in Nider-Sachsen Marck nennet / ist ein uraltes Sprichwort / man solle viel mercken oder hören / hören / aber wenig melden oder reden. Sihe: marck und melde Wachssen beyd im Felde! Nim̅e marck / laß melde stehn / So kanstu wol mit Leuthen umbgehn. Eigenschafft. Die Melten sind feucht im anderen / und kalt im ersten grad: haben viel wässerigen safft neben etwas nitrosisch flüchtigen saltz in sich / und daher die Eigenschafft zu erweichen / zu eröffnen / den Stulgang zu befördern / und den Harn zu treiben. Gebrauch. Man isset die gekochte Melten zu befürderung des Stulgangs / denn Galenus lib. 6. de simplic. medicam. Facultat. cap. 67. vermeldet / daß die Melten nicht lang im Magen verharre / sondern bald durchbreche. Hingegen berichtet Plinius lib. 20. histor. natur. cap. 20. wie Pythagoras dafür halte / die Melten könne schwerlich verdäwet werden / und solle die Wasser- und Gelbsucht verursachen. Ferners zeiget Plinius an / auß dem Dionysio und Diocle, daß die Melten dem Magen zuwider seye / und viel Kranckheiten mit sich bringe. Matthiolus hat einen Apothecker gekennt / welcher mit dem Melten-samen / die starcken Bauren ob- und nid-sich zu purgieren im gebrauch hatte. (Verstopffung des Leibs.) Die Lombarder Bauren pflegten die blätter der wilden Melten zu zerschneiden / solche mit geriebenem Käß / Butter und Eyer zu vermischen / und darauß Kuchen zu bachen / deren sich wider die verstopffung des Leibs zu bedienen. In der Insul Virginia wird auß den stengeln der Melten ein saltz gemacht / dessen die Inwohner sich zu den Speisen bedienen. Sonsten wird das kraut auch zu erweichenden und linderenden Clystieren und Pflasteren / wie auch zu kühlenden Fußwasseren gebraucht. CAPUT XCVIII. Meer-burtzel. Halimus. Namen. MEer-burtzet oder Meer-portulac / heißt auff Lateinisch / Halimus, Portulaca marina. Englisch / Leaved dea-Purslane. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der Meer-burtzel / Atriplex Halimus dicta latifolia, Raji. Halimus latifolius s. fruticosus, C. B. Halimus Clusii, J. B. Ist ein weisses dem Stechdorn ähnliches Gestäud / drey biß vier eten hoch / mit vielen / dicken / holtzichten / zerbrüchlichen stengeln / auß einer harten / holtzichten wurtzel auffsteigend. Die blätter sind den Stechdorn-blättern gleich / aber breiter und kürtzer / auff länglichten stielen sitzend / dick / safftig / weißlicht / und etwas gläntzend / auch im Winter grünend / eines saurlichten geschmacks. Die Blumen erscheinen in dem Sommer / fast wie an dem Oelbaum / klein / purpurfarb / moosicht / drauschlicht / an den gipfeln der
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Meer-burtzel. Halimus. ästen; darauff folgt der kleine / flache / schwartz-braune samen / und wird in dem Herbst reiff. Dieß kraut mag die herbe winterkälte nicht erdulden / sondern muß wohl verwahret werden. Wächßt bey Lisabona in Portugal / und Messana in Sicilien häuffig von sich selbsten / sonderlich in denen nahe dem Meer stehenden Hecken. In teutschen Landen wird sie durch gantze pflantzen / und deroselben zerreissung fortgebracht; kommet auch zwar zur blühte / aber nicht zum samen; jedoch wenn man denselben auß warmen Länderen haben kan / gehet er wol auff. 2. Die schmalblättige Meer-burtzel / welche nicht viel über elen hoch wächßt / mit weissen schwancken / dünnen gertlein; ablangen / schmalen / fetten / grawlichten blätteren; traublichten / krautfarben blümlein; und darauf erscheinenden runtzlichten / zweyhöligen samen-hülßlein. Wächßt in den Meergeländen des Königreichs Valentia / wie auch auff den Insulen / welche der in zwey Hörner sich bey dem Meer scheidende Rhodan-fluß machet; Halimus angustifolius procumbens, C. B. Portulaca marina fruticosa, quae Halimus 2. Clusii, J. B. 3. Die Meer-burtzel / mit schuhe-hohen / dünnen / schwancken / blau-purpurfarben ästlein; fetten / safftigen / bleich-grünen / glatten / saltzichten Burtzel-blättern; häuffigen / trauben-weiß zusam̅en gedrungenen / grünlicht-purpurfarben blümlein / und samen: wächßt in den Meergründen in Engelland / Holland / Flandern / Seeland / und an dem mittelländischen Meer; erduldet die Winterkälte; Halimus s. Portulaca marina, C. B. marina fruticosa, quae Halimus 2. Clusii. J. B. 4. Die kleine Teutsche Meer-melten / mit dünner / haar-faseliger wurtzel / äschgrawem / quer hand hohem / gekrümten / ästichtem stengel; wenigen ablang-runden grawlichten Melten-blättern; vielen / kleinen / inwendig bleich-gelben / moosichten / von langen stielein hangenden blümlein; und darauff folgenden / in vierfachem gefäßlein eingeschlossenen / kleinen / grawlichten / Nieren-gestalteten samen-kernlein: Halimus minor, C. B. Eigenschafft. Dieß Kraut hat viel wässerigen / mit nitrosischem saltz begabten saffts in sich / und deßwegen die Tugend zu feuchten / zu kühlen / zu erweichen / den Stulgang täglich zu erhalten / auch wol zu zertheilen und durch den Harn zu treiben. Gebrauch. In der Artzney wird meines wissens dieß Kraut gar nicht gebraucht; In underschiedlichen Ländern aber geniessen es die Einwohner zur Speise / weilen es ein nicht unlieblichen und etwas gesaltzenen geschmack abgiebet. CAPUT XCIX. Sammer-blum. Amarantus purpureus. Namen. SAmmet-blumen oder Tausendschön heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Amarantus purpureus, Flos amoris. Italiänisch / Amaranto porporino, Fior di velluto, Fior di amore. Frantzösisch / Fleur di velour, Passevelours, Amarante. Englisch / Goldenflovre amour / Flowergentill. Niderländisch / Fluweel bloem. Dise holdselige Namen trägt dieses kraut darumb / dieweil seine Blumen schön / dun [472] ckel Hanenkamm oder Straußfeder. Amarantus cristatus. -braun und lind sind / wie ein Sammet / und ob sie wol dürr werden / verlieren sie doch ihre farb nicht / sondern bleiben alwegen grün / lustig und frisch. Derhalben pflantzen sie die Jungfrawen in ihren Gärten und Scherben für den Fenstern / spahren sie biß auff den Winter / lassen sie ein wenig im wasser erquellen / und machen Kräntze darauß. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der Sammetblum / Amarantus maximus, C. B. Blitum maximum, s. Amarantus major, semine albo, J. B. wächßt in fettem Erdreich biß Man̅s-höhe / hat einen dicken / holkehlichten / röthlichten / mit vielen neben-ästlein begabten stengel: die blätter sind groß / runtzlicht / außgespitzt / grün-purpurfarbig / ohne geschmack. Die in quer hohe ähre außwachsende / dunckelpurpurrichte blümlein kom̅en so wol neben den blättern / als an den gipfeln der ästen herfür: darauff folgen die kleinen / weissen samen / da ein jeder in sonderbahrem häußlein verschlossen. 2. Die grosse wilde Sammet-blum mit langen / fleisch- oder purpur-farben / auch wol grünen blumen-ähren; kleinen / schwartzen / oder dunckel-rothen gläntzenden samen; und grünen oder purpurfarben blättern / je nach dem die farb der Blumen ist; Amarantus sylvestris maximus Novae Angli???, spicis purpureis, carneis, aut viridibus, Raji. 3. Die grosse Sam̅et-blum mit hangendem Blumkolbe / Amarantus maximus paniculâ longâ pendulâ, semine rubello, Raji. Amarantus coccineus elegans maximus, Park. Steigt mit einem eintzigen / grossen / runden / dicken stengel hoch auff: trägt blätter wie obige geschlechter / auch etwan grössere / an farb grün-gelb / mit etwas röthe angesprengt; ja auch wol in der mitte gefleckt: die sehr schön / und hoch-purpurfarben blumen sind an den gipfeln des stengels und seiner ästen / in ähre geordnet / dergestalten / daß allweg ein grosse lange Blum-ähre in der mitte abwerts hanget / welche bey ihrem ursprung viel neben-blum-ähre hat / und also dicker ist / sich nach und nach zuspitzend / und schmäler wird. Diese Blumen behalten ihre hoch rothe farb sehr lang / auch wen̅ sie an dem lufft gemächlich dürr worden / der samen ist auch schön röthlicht / und nicht weiß. Dise drey beschriebenen Geschlechter sind Monosperma, und tragen in einem häußlein nur einen eintzigen samen. Die folgenden geschlecht aber sind Polysperma, und bekom̅en in einem häußlein biß vier oder fünf samenkernlein; haben auch weichere / gleich dem Sammet / linde / gläntzende Blumen-ähre / welche an der farb ungleich erscheinen / und bald Scharlach-roth / bald Purpurfarb / gelb / goldgelb / weiß und fleischfarb gefunden werden. 4. Die gemeine purpurfarbe Sammetblum / Amarantus purpureus, J. B. Ger. purpureus minor, Park. paniculâ conglomeratâ, atque etiam simplici paniculâ, C. B. Hat ein dicke / safftige / roth-weisse wurtzel; einen eintzigen / purpurfarben / etwas holkelichten / elen oder anderthalb elen hohen stengel; welcher mit weichen / glatten / satt-grünen / an dem rand etwas röthlichten / ungeschmackten blätteren bekleindet; und mit gläntzene-purpurfarben / sehr anmuthigen / aber ohne geruch erscheinenden blumen-ähren gezieret; ein jedes blümlein aber hat fünff blättlein / und so viel fäserlein: darauff folget der schwartze / kleine / gläntzende / runde / flache samen. Die Blumen-ähre behaltet ihre farb lang / ob sie schon dürr ist. Es ist diß Kraut nicht daurhafft / sondern muß ins gemein jährlich wider frisch gesäet werden. 5. Die Tausendschön mit sonderlich schönem Blum-dolder / Amaranthus paniculâ incurvâ, C. B. paniculâ incurvâ, C. B. paniculâ speciosâ cristatâ, J. B. treibt auß einer wurtzel viel ästichte / gestriemte / über elen hohe stengel / welche gegen der erden mit roth-safftiger rinde bekleidet. Die blätter sind wie in vorigem Geschlecht: die sehr schöne / und hoch-purpurfarbe Blume / welche nicht so fast in ähre-form / sonderen mehr auß einander gebreitet / ist hin und wider in einander geslochten. Die farb des Blumen-dolders ist ungleich / in einem kraut Scharlach-roth / in dem anderen fleisch-farb / gelb / gold-gelb / sc. 6. Die Tausendschön mit längern schmälern blättern / als in vorigen geschlechten; und fleisch-farben gleichsam ästichten blumen-dölderlein / Amarantus paniculis ramosis incarnatis, è spicis brevibus velut frumenti, multis compositae. Amar. carneâ spicâ, Park. parad. 7. Die Tausendschön mit langen / einfachen / weissen Blumen-ähren / Amarantus spicis longis, simplicibus, albis, Raji. 8. Die gescheckte Tausendschön / mit [473] kurtzer / weisser / zertheilter wurtzel / einem schuhe hohen / röthlichten / eintzigen stengel / und gescheckten Meyer-blätteren / welche einseits grün / anderwerts gelb / auch rosenfarb erscheinen; trägt kleine / mit gelben düpflein gezeichnete Blumen-ähre; Amarantus folio variegato, C. B. tricolor, Park. Symphonia Dalechampio s. Amarant. tricolor, J. B. 9. Ein der Sammet-blum ähnliches Ost-Indianisches kraut mit weissen / und auch purpurfarben zusam̅en gedrungenen blümlein; Amaranto affinis Indiae Orientalis, floribus glomeratis, Ocymoides folio, Breynii. Flore albo, & flore purpureo. 10. Die Sicilianische / daurhaffte Sammet-blum / mit hell-rothen Blumen-ähren / Amarantus Siculus spicatus radice perenni, P. Boccon. Die mancherley Arten der Sam̅et-blum / werden zum theil in den obstehenden Figuren angemercket. Wie denn A. die kleinere bedeutet / mit subtileren blättern / aber mit härtern blüthen / welche sehr gleissen. B. Mit breiteren blättern ist die grössere / hat zartere Blumen / aber nicht so hell und hoch von farben. C. Ist gar ein besondere art / derer blüth gestaltet wie ein Hahnenkam oder Federbusch / dessen grössere art mit † bezeichnet ist. Diese bringet nicht so viel samen als die vorigen zwo / wird auch zu zeiten mit stengeln zweyer finger breit / und einer sehr breiten blüth gefunden / solches ist aber mehr ein mißgewächs als der samen daran / welcher wenig ist / und ob er wol wider solche breite stengel bringet / werden sie doch nicht allezeit also / sondern schlagen wider in die gemeine art. Eigenschafft. Die Sammet-blume ist kalter und trockener natur / hat viel wässerigen / mit etwas nitrosischem / subtilem saltz vermischten safts bey sich / und daher nicht ungleiche Tugenden und Eigenschafften mit den Meltenkräutern. Wird mehr lusts denn nutzes halben gezielet / und in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT C. St. Peters-kraut. Parietaria. Namen. SAnct Peters-kraut / oder Tag und Nacht heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Parietaria, Herba muralis, Vitraria, Urceolaria, Perdicium, Elxine. Italiänisch / Parietaria, Vetrivola. Frantzösisch / Paritaire, Parietaire. Spanisch / Serva del muro. Englisch / Pellitorye of thewall. Dänisch / Murkrud / dag oc nat / St. Peter???urt. Niderländisch / Glaskruyd / Parietarie. Parietaria wird es genant / dieweil es gern an den Wänden / Mauren und Zäunen wächßt / daher Käyser Trajanus, welcher sich an vielen orten Statuas, Ehrensäulen auffstellen / und Inscriptiones, Vberschrifften in die Mauren einhawen lassen / Herba parietaria, Wand- oder Mauren-kraut zum gespött genennet worden. Vitraria oder Glaßkraut heisset es / weil man mit diesem St. Peters-kraut. Parietaria. Kraut die Gläser sauber machet. Perdicium nennet man es darumb / weil es die Rebhüner gern essen. Gestalt. St. Peters-kraut / Parietaria, J. B. Par. officinar. & Dioscoridis, C. B. vulgaris, Park. hat einen ästichten / haarigen / zarten / röthlichten oder braunen stengel / die blätter vergleichen sich dem Bingelkraut / haben doch an dem umbkreiß keine kerffen / sind glitzend / haarig und rauch. Seine blümlein erscheinen sehr klein und purpurbraun im Hewmonat. Der samen ist schwartz und gar klein / in kleinen rauchen häußlein / die sich an die Kleider hencken / verwahret / die wurtzel ist röthlicht und zasicht. Ein kleinere art mit Basilienblätteren / wächßt an den Mauren zwischen Bing???n und Coblentz am Rhein. Es hat annoch ein kleinere art dieses krauts / so da von C. Bauhino Parietaria Ocymi folio genennet worden. Paul. Boccone gedenckt auch eines Sicilianischen Glaßkrauts mit kleinen Hünerdarm-blättlein / Parietaria Sicula Alsines folio, Boccon. Eigenschafft. St. Peters-kraut ist kalter und feuchter natur; hat viel wässerigen / mit viel nitrosischem saltz / und wenig schwefelichten theilen vermischten safft bey sich / hiemit die tugend zu kühlen / zu säuberen / zu erweichen / zu erdünneren / wind zu vertheilen / den Harn und Stulgang zu befürderen. Gebrauch. (Husten / foder auff der brust.) Ein handvoll St. Peter???-kraut in einer maß frisch Brunnwasser gesotten / und davon getruncken / ist gut wider den Husten / (Husten und keichë des rindviehs.) und reiniget die Brust von allem Koder. Daher haben die Alten dieß Kraut gestossen / es dem Rindvieh für den Husten und das Keichen eingeben.
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Dieses Kraut in Fleisch-brühen gesotten und (Kalter seich / grimmen.) getruncken / stillet den kalten Seich und das Grimmen / welches von winden entstanden ist. Die blätter gedörret / und das Pulver in (Wunden) die Wunden gestrewet / befürdert die heylung. (Grieß / Stein.) Es wird dieses Kraut auch nutzlich under die Clystier und Lenden-bäder / wider das Grieß und den Stein gebraucht. Glaßkraut zu einem Muß verstossen / mit (Harnwinde / lendendenweh / Stein der Nieren.) Scorpionen-öl vermischt / und also wie ein cataplasma warmlicht über den underen Leib / und hinden über die Lenden geleget / stillet die Harnwinde / und das Lendenwehe; beförderet den Harn und Stein auß den Nieren. Hieronymus Tragus vermeldet / so man etliche handvoll Brunnkreß / und St. Peterskraut in ein Säcklein thue / in Wein siede / (Grim̅en.) und außgedruckt / warm über den Bauch lege / stille es das Grimmen / und befürdere den Harn / wenn kein Leibs-verstopffung vorhanden seye. (Verstandener haru.) Auß dem Safft wird ein Syrup bereitet / welcher Löffelweiß gebraucht / den verstandenen Harn fort treibet / und also die Wassersucht (Wassersucht.) offt vertreibet. Das Wasser / welches auß dem St. Peters-kraut (Verstandener harn und monatliche reinigung der weiber. Sand und scheim in den nieren und der blasen / husten.) destilliert wird / treibet den verstandenen Harn / und monatliche reinigung der Weiber / reiniget die Nieren und Blasen von allem Sand und Schleim / befürdert den Außwurff in dem Husten / so man Morgens nüchtern drey oder vier loth davon trincket. Nicolaus Agerius berichtet / so man mit disem wasser das Angesicht wasche / halte es solches schön und klar. Mit Maulbeer-safft (Hitz und geschwulst des hals / grind / flechten / zittermähler / mager oder mägerin der Kinder.) und Rosen-honig vermischt / und damit gegurgelt / löschet die hitz des Hals / und zertheilet die angefangene geschwulst desselbigen. Die Haut darmit gewaschen / vertreibet den Grind / Flechten und Zittermähler: wenn die Kinder mit dem Mager oder Mägerin geplaget / soll man leinen tüchlein darinn netzen / und lawlicht überlegen / auch die Kinder in diesem Kraut baden. Man haltet das jenige Glaßkraut / so da an den Gemäuren wächßt / und das nitrosische subtile saltz auß denselben an sich zeucht / für das kräfftigste. CAPUT CI. Bingelkraut Weiblein. Mercurialis foemina. Bingelkraut Männlein. Mercurialis mas. Namen. BIngelkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mercurialis, Linozostis. Italiänisch / Mercuriale, Mercorella. Frantzösisch / Herbe mercuriale. Spanisch / Mercuriales, Vrtiga muerta. Englisch / Mercurii / Dänisch / Bingelurt. Niderländisch / Tam Bingelkruyd / Mercuriaell. In Teutscher Sprach nennet man es auch Mercuriuskraut / Bäumlein-kraut / und Kühwurtz. Geschlecht und Gestalt. Bingelkraut ist zweyer Geschlecht / das Weiblein und Männlein. Das Weiblein Mercurialis spicata sive foemina Dioscoridis & Plinii, C. B. Mercurialis annua glabra vulgaris, Raji. Wächßt anderthalb schuh hoch / bringt einen eckichten / glatten / zweighafften stengel / mit vielen gewerben oder knoden / auß welchen die blätter entspringen / wie im grossen Basilien-kraut / die sind zwar grün / aber gemeiniglich ein wenig auff gelb geneigt / an dem umbkreiß zerkerfft / eines widerwilligen nitrosischen geschmacks. Auß den gewerben zwischen den blättern gehen lange stiel mit zusam̅en gedrungenen vierblättigen / moosichten blümlein / wie ein klein träublein / die fallen gemeiniglich ohn samen ab; hat schwache / übers Jahr nicht daurende wurtzeln / mit vielen neben-zaseln. Das Männlein / Mercurialis testiculata s. [475] mas Dioscor. & Plinii, C. B. Ist dem Weiblein allerding gleich / außgenom̅en die blätter sind etwas schwärtzer / darzu bringt es bey den gewerben seinen samen / der ist rund und rauch / je zwey und zwey körnlein neben einander. Beyde Bingelkräuter wachßen bey uns gern in den Weingärten / wo sie einmahl hinkommen / sind sie nicht bald zu vertreiben: man sind sie bißweilen in solcher grossen menge in den Weinbergen / daß auch der Wein zu zeiten von ihnen den geschmack an sich nimmet. Eigenschafft. Bingelkraut wärmt und tröcknet im ersten grad; ist mit einem nitrosischen saltz / und wenig schwefelichten theilen / neben vielem wässerigen safft begabet / davon er auch die eigenschafft hat / zu erweichen / zu erdünnern / zu säuberen / die Mutter zu öffnen und zu reinigen / auch den Stulgang und Harn zu beförderen. Gebrauch. Johannes Schroederus in Pharmacop. Med. Chym. lib. 4. class. 1. p. m. 103. berichtet / daß etliche (Grim̅en bey den Kindern.) Weiber zu Franckfurt den jungen Kindern / von diesem kraut zu pulver gestossen / in der Pappen eingeben / bey ihnen das grimmen zu verhüten / und den Leib offen in behalten. (Wartzen.) Das Bingelkraut-safft vertreibet die Wartzen / so man sie damit reibet. (Verstopffer Leib.) Es wird das Bingelkraut gar nutzlich zu den Clystieren gebraucht / den verstopfften Leib dadurch zu erweichen. So ein Mann oder Weib etliche tag kein Leibs-öffnung hat / soll man ihme dieses Clystier geben. Nim Bingelkraut drey hand voll / Pappeln / ein hand voll / siede solches in wasser / alßdenn nimm der durchgesiechten brühen ein quartal / thue darzu Roßmarin-honig 4. loth / Camillenöl 2. loth / mache es alles zu einem Clystier. (Vnsenchtberkeit der Weilbern.) Bingelkraut / Beyfuß / Betonien / und Rosen in wasser gesotten / und von solchem gesottenen wasser offt warmlicht in den Mutterhals der unfruchtbaren Weiberen / nach vorher beschehener monatlichen reinigung / gesprützt / reiniget die Mutter von allem schleim / und mag die traurigen Weiber Fruchtbar machen. (Verstopffte reinigung der weibern und find betterinnen.) Welchen Weibsbilderen die Monatblum zuruck bleibt: oder wenn sich die Mutter bey den Kindbetterinnen / wegen versteckten Nachfluß / nicht wol reiniget / so kan man das Bingelkraut verstossen / in zarten wechen leinwat thun / einen zapfen darauß machen / und also in den Mutterhalß warmlicht stossen / so wird sich die Mutter eröffnen / und die Reinigung darauff erfolgen. Andere nehmen ein loth gepülverte Myrrhen / ein messerspitz voll gestossenen Saffran / und ein wenig Aloes / mischen Honig / und von dem außgetruckten Bingelkrautsafft darunder / wicklens in Leinwat zu einem Mutterzapfen / und steckens also den Weibern laulicht bey. (Leibs verstopffung. Schleim / Sand der Nieren.) Ein handvoll grün oder gedörrt Bingelkraut in wasser / oder halb wasser halb wein gesotten / und davon getruncken / eröffnet den verstopfften Leib / und treibt Schleim und Sand durch die Nieren. (Bingelkraut-H???nig.) Bingelkraut in Honig gekocht / und gesichtet / gibt den Bingelkraut-Honig / Mel Mercuriale, ab / welches sonderlich zu den erweichenden und reinigenden Clystieren nutzlich gebraucht wird. Wild Bingelkraut Männlein. Cynocrambe mas. Wild Bingelkraut Weiblein. Cynocrambe foemina. Namen. WIld Bingelkraut oder Hundsköl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cynocrambe, Mercurialis sylvestris, Brassica canina. Italiänisch / Mercorella salvatica, Mercorella bastarda, Castamaria. Frantzösisch / Mercuriale sauvage, cho??? de chien. Spanisch / Verza peruna. Englisch / wild Mercury / dogs Mercury. Niderländisch / wild Bingelkruyd. Geschlecht und Gestalt. Das wild Bingelkraut / Cynocrambe mas [476] & foemina, Ger. emac. Mercurialis mas & foemina, s. Mercurialis repens, J. B. montana testiculata, & montana spicata, C. B. ist dem vorigen nicht ungleich / allein daß es nicht so hoch wächßt / so sind auch die stengel dünner / rund / holkelicht / und schuh hoch / die blätter etwas grösser / doch weniger / sonsten wollicht und zart. Die wurtzel ist weiß / zasicht / so sehr umb sich kriecht / und daurhaft ist. Dieses ist auch zweyerley: das Männlein mit zweyfachen hülßlein / und zweyen körnlein / welche rund und blaufarb sind: das Weiblein mit zusammen gedrungenen blümlein / wie ein klein träublein: nach dem Mäy verwelcket das kraut / so in den hohen Wäldern / oder in den steinichten Rechen wächßt / und einen unlieblichen geruch hat. Beyde wachßen alhier auff dem Berg bey dem Dorff Muttentz; gehen gleich im ersten Frühling auff / in dem Herbst verdorren die blätter und stengel / die wurtzel aber bleibt grün. Eigenschafft. Das wilde Bingelkraut hat durchauß gleiche tugend und eigenschafft mit dem obbeschriebenen zahmen Bingelkraut / unb kan an dessen stelle gebraucht werden. Welsch Bingelkraut Männlein und Weiblein. Phyllum mas & foemina. Namen. DAs welsch Bingelkraut heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Phyllum, Matth. Phyllum testiculatum & spicatum, C. B. archenogonon, & thelygonon folio incano Monspessulanum, J. B. Geschlecht und Gestalt. Das welsch Bingelkraut ist auch zweyerley / das Männlein und das Weiblein. Das Männlein hat ein harte / holtzichte / weisse / kleinen finger sdicke / in viel nebenwurtzeln abgetheilte wurtzel. Auß welcher ein holtzichter / viereckichter / weiß-wollichter stengel entstehet / eines schuhs hoch / mit viel neben-ästlein / an welchen weiche / rauche / wollichte blätter stehen / je zwey neben einander gesetzt / eines sawerlichten und gesaltzenen geschmacks / anzusehen wie die ölblätter: zwischen den blätteren und gläichen wächßt ein kleines stielein mit einem zweyfachen runden hülßlein / in welchem ein aschenfarber samen ligt. Das Weiblein ist dem andern gantz gleich / allein daß es gemeiniglich höher wächßt / auch sind seine stengel viel schwächer und geringer. Auß den gläichen kommen länglichte schmale stielein / mit bleichgrünen / moosichten / hart zusammen gedrungenen blümlein gezieret / nach denen der samen gar langsam auß runden hülßlein außzuwachsen pfleget. Beyde geschlecht wachßen an rauchen steinichten orten in Italien / Spanien und Franckreich / sonderlich umb Montpelier: Sie blühen im Aprill. Eigenschafft. Das welsche Bingelkraut hat nicht ungleiche kräfften und eigenschafften mit den vorigen; wird aber in der Artzney nicht sonderlich gebraucht. Hunds-köhl. Cynocrambe Dioscoridis, C. B. Namen. HUnds-köhl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cynocrambe Dioscoridis, C. B. Alsine foetida, Fabio Columnae Dioscoridaea, J. B. Alsine Parietariae foliis, C. B. Phytop. Cynocrambe Iegitima. Diosc. Park. Gestalt. Der wahre Hunds-köhl Dioscoridis, hat ein langlichte dünne und zaßlichte wurtzel / auß welcher viel runde / gekälte / glatte / saftige / spannenlange / auch längere / zuruck gebogene gäbelein herfür kommen / die sind grün / bißweilen was röthlicht / und mit vielen gläichlein underschieden / auß jeglichem schiessen erstlich herfür zwey rundlichte blätlein / in der gestalt des Vogelkrauts; bald folget wechßelweiß an einem theil und ort ein sechs mahl grösser blatt / so mit einem ablangen stiel begabet / länger als der runde Saurampff / und gleichsam mit einer besprengung überzogen ist: endlich werden bey den gläichlein andere zehen mal kleinere / doppelte / drey- und sechsfache blätter wahrgenommen: Neben welchen von dem underen theil der wurtzel biß zu dem obersten der gäbelein zwey-drey- oder vierfache / weisse / moosichte / mit vielen fädemlein begabte blümlein erscheinen. Denen folget ein kleine / runde / hartlichte / erstlich grün / hernach aschenfarb / zwischen den blättern an den gläichen hangende / und mit einem weissen marck angefüllte frucht nach. Das gantze Kraut hat ein wässerigen und unlieblichen geschmack. Es wächßt in Franckreich bey Montpelier an schattichten orten / und gehet auch in unseren Gärten auff. Eigenschafft. Der Hunds-köhl komt den übrigen Bingelkräuteren an Eigenschafften nahe bey; wird aber auch in der Artzney wenig oder gar nicht gebraucht.
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CAPUT CII. Lattich. Lactuca. Endivien-Lattich. Lactuca intybacea. Namen. LAttich oder Lactucke / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lactuca. Italiänisch / Lattuca, Lattuga. Frantzösisch / Laictue, Laitue. Spanisch / Lecsaha. Englisch / Lettice. Dänisch / Lacktucke / Lacktyge. Niderländisch / Lattouwe: Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der gemeine Garten-Lattich / so nicht in köpffe schiesset / Lactuca sativa, C. B. sativa non capitata, J. B. überkomt ein holtzichte und zaselichte wurtzel / wie auch die nachfolgenden / darauß ein zarter / elen-hoher / runder stengel wächßt / so auch zu zeiten viel höher / und mit langen / breiten / runtzlichten / weichen blättern besetzet wird / welche mit schwartz-grünen farben vermischt. Oben am Stengel erscheinen viel gelbe blümlein / die mit der zeit zu grauer Wollen werden. Endlich bekomt er kleinen / weissen / länglichten / und selten ein schwartz-grünen samen / so von dem Wind vertrieben wird. Er gibet wie die andern ein Milch-safft von sich / wenn er jung ist / hat er einen süssen / so er aber alt wird / einen bittern geschmack / deßhalben läßt man ihne nicht bald in die stengel tretten / sondern leget darauff scherben oder stein / damit er allein in die breite herfürkomme. Der Lattich wächßt auch breiter / so man ihne nicht dick / sondern raumig von einander setzet. 2. Der roth-blätterige Lattich / Lactuca maculosa, C. B. rubr. Caes. Romana, Matth. Ist von dem vorigen anderst nicht underscheiden / als daß er rothe gleichsam mit blut oder rothem Wein besprengte blätter hat. Wird auch in den Gärten gesäct. 3. Der Römische Endivien-Lattich / Lactuca intybacea, Tab. Ger. foliis Endiviae, C. B. & Lactuca folio obscurius virente, semine nigro, Ejusd. Ist den vorigen zimlich gleich / bekomt aber grössere / grünere / und fett-safftigere blätter / welche nachmals zugleich sich strecken / und widerumb eng zusammenziehen / alßdenn binden sie die Gärtner eben zusammen / und scharren erden rings herumb / da sie sich denn in kurtzer zeit nicht allein zusammenschliessen / sondern auch inwendig fast weiß und zart zu essen werden: Er gibt einen sehr anmüthigen geschmack / und wird in Rom viel zu den Galäten gebraucht. Weßwegen er auch von Joh. Bauhino, Lactuca Romana longa dulcis, genennet worden. Seine blümlein erscheinen wie an den übrigen / der samen aber wird schwartz. 4. Krauser Endivien-Lattich / Lactuca intybacea crispa, Tab. Lactuca crispa altera, C. B. crispa laciniata, J. B. Hat bleichere / dichter und tieffer eingeschnittene / oder krause blätter; und einen weissen samen. 5. Der schmal-blättige Lattich / Capuciner-Lactucke / Lactuca folio oblongo acuto, C. B. Lactuca lorigo & valdè angusto folio, J. B. Treibt gleich von der wurtzel viel spannenlange / auch längere / schmale / außgespitzte / an dem rand mit wenigen subtilen stachlen begabte blätter / auß. Sein ästichter stengel wird über elen-hoch. Die blümlein find wie bey übrigen Geschlechten. Der Samen aber erscheint schwartz-braun. 6. Der grosse Oesterreichische Kopff-Lattich / mit sehr schönen gescheckten blättern / Lactuca sativa maxima Austriaca capitata, variegata, Lactuca Caryophyllacea vulgò, Hermann. Hort. Lugd. Batav.
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Krauser Endivien-Lattich. Lactuca intybacea crispa. Schmal-blättiger Lattich. Lactuca folio oblongo acuto. 7. Der Italiänische Lattich / Lactuca Italica laciniata, C. B. Prodr. überkomt ein sehr zartes und bleich-grünes blatt / so in viel halb spannen lange theil zerschnitten ist / in dem übrigen vergleicht er sich mit dem gemeinen Lattich: wird zur speiß gebraucht / und auß dem Italiänischen samen in die Gärten gepflantzet. Kopff-Lattich. Lactuca capitata. 8. Die Kopff-Lactucke / oder der Köpffel-Lattich / Lactuca capitata, C. B. Park. sativa vulgaris capitata, J. B. hat ein weisse wurtzel / und gewinnet breite / kürtzere / flache / glatte und runde blätter / mit schwartz-grünen Krauser Lattich. Lactuca crispa.
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farben vermengt. Er thut sich gegen dem Hertzen zusammen / wie die junge Cappishäuptlein / dahero man ihne Köpffel-lattich / und grossen oder weissen Lattich nennet. Sein samen wird schwartz. Dieser wächßt auch mit rothen blättern / und wird von Elsholzio braune oder Spanische Kopff-Lactucke / Lactuca capitata spadicea, genennet. 9. Der schöne krause Lattich / Lactuca crispa, C. B. Park. Crispa laciniata, J. B. hat gefaltene / runtzlichte / und zusammen-gedrungene krause blätter. Sein stengel ist hoch / ringsumb mit vielen neben-zincklein besetzt / welche am gipffel gefüllte gelbe blümlein tragen / die werden auch zu einer grauen Wollen / und fliegt alßdenn der haarig schwartz-grüne samen davon. 10. Der viel-köpffige Lattich / so auff einem stiel zwey / drey biß vier Köpffe trägt; Lactuca prolifera, polycephalos. Betreffend die Pflantzung des Lattichs ins gemein / so säet man desselben samen sehr frühzeitig / damit man bald davon Salat gewinne. Man säet sie aber anfangs dichte / und verziehet nachgehends die pfläntzling / biß sie gantz erdünneret. Der Köpffel-lattich aber muß in wolgemistet erdreich etwas weit von einander / und zwar umb den Vollmond / gesäet werden / so schliessen die köpffe besser zusammen. Wenn es dürr und trocken wetter / muß die begiessung nicht underlassen werden / sonst schiessen die Pflantzen zu geschwind in samen. Der rechte Köpffel-lattich schliesset von sich selbst; der Capuciner- und Endivien-lattich aber wollen / und zwar bey warmem Sonnenschein / zusammengebunden seyn / so werden sie inwendig schön weiß; ja wenn man einige geschwind weiß haben wil / so bestülpet man jede pflantze mit einem erdenen topff / und warmen mist darüber. Den samen soll man samlen / wenn die helffte der blumen verblühet hat; alßdenn schneidet man die stiele entzwey / läßt sie an einem Geländer oder Lander vollend zeitigen / und etwan zehen oder zwölff tag trucknen. Demnach reibet man den samen mit den händen auß / säubert ihn / und verwahret jede art absonderlich. Eigenschafft. Der Lattich ist kalt und feucht im dritten grad: und weilen er ein flüchtiges / nitrosisches miltes saltz in seinem häuffigen wässerigen safft hat / gibt er den Säugenden / in der Speise genossen / viel milch / kühlet wol / erweckt gelinden Schlaff / und ist denen ein nutzliche speise oder artzney / welche ein hitzige Leber / oder scharffe leicht auffwallende Gallen haben. Gebrauch. (Entzündet geblüt / durst / hitzige gallen / mangel / der milch bey den Säugammen / viel wachen / unlust zum essen.) Der Lattich / sonderlich der krause und zarte / ist dem Magen bequem / kühlet das entzündete Geblüt / löschet den Durst und hitzige Gallen / mehret die milch bey den Säugammen / bringet Schlaff und Lust zum essen / mit Baum-öl / Eßig und Saltz bereitet. Dieser Salat wird bey unseren zeiten im anfang des Nacht-essens genossen / es haben ihn aber die Alten zu end der Mahlzeit gebraucht. Johann von Beverwick / in seinem Schatz der Gesundheit im 3. Buch am 3. Cap. schreibet: Die Alten haben gar mäßig gelebt / und den Lattich nicht auß lust geessen / sondern nur darumb / daß sie besser schlaffen könnten / dahero man ihne billich erst zu ende der mahlzeit auffgesetzet / wenn es bald zeit gewesen / zu bette zu gehen. Hernach aber hat man ihn zu anfang der mahlzeit auffgetragen / damit er einen lust zum essen erweckte. Sonsten kan er auch die trunckenheit / wenn er zu letst genossen wird / umb etwas verhüten / weil der Lattich verhindert / daß die Dämpffe / welche das unmäßige Wein-trincken verursachet / nicht so leichtlich auffsteigen / und das Gehirn einnehmen können. (Verstopffung des Leibs.) Der Lattich erweicht den Stullgang / fürnehmlich so man ihne mit Fleisch-brühen kocht / derohalben denn auch die Alten jederzeit für das erste ein Müßlein von Lattich bereitet / bey den mahlzeiten auffgetragen haben. Der rohe und gesottene Lattich / wird von Galeno Lib. 2. de Alimentor. Facultat. Cap. 40. sehr gepriesen. Er meldet / daß von allen Eß-kräutern keines seye / welches dem Leib bessere nahrung und geblüt mittheile / als eben der Lattich / welcher ihme in seiner jugend (Gallen im Magen.) und alter gar wol bekommen / die hitzige Magen-gallen vertrieben / und einen sanfften Schlaff verursacht habe. Welche ein blödes / dunckeles Gesicht / oder ein schweren Athem haben / und blut speyen / oder denen der Magen erkaltet / und die viel schleim im Leib haben / die sollen sich des Lattichs enthalten. (Böse gelüst.) Der Lattich dämpffet die böse Gelüst / und so man ihne zu viel brauchet / schwächet er die eheliche Werck / darumb er auch in Griechischer sprach [Greek words] genennet wird: Daher die alten Heyden gedichtet / daß die Göttin Venus den Adonidem, nachdem er Lattich genossen / und von einem wilden Schwein gefressen worden / under den Lattich begraben habe: mit welcher Fabel sie haben andeuten wollen / daß die zu Ehelichem Beyschlaff untüchtig gemacht werden / welche zu viel Lattich essen. Plinius lib. 19. natural. histor. cap. 8. schreibt / daß der Käyser Augustus durch fürsichtigkeit seines Medici, Antonii Musae, seye mit dem gebrauch des Lattichs / von gefährlichen Schwachheiten errettet worden. (Samenfluß.) So man under den Lattich-safft ein wenig Campffer vermischt / und die Gemächt mit anschmiert / stellet es den fluß des natürlichen samens. (Kopffwehe oder Hirnwütigkeit der Pferden.) Wenn ein Pferd groß Kopffweh oder Hirnwütigkeit hat / welches zu erkennen / so es die Ohren lamven oder hangen läßt / und ihme stäts wasser auß den Ohren trieft: So nim Lattich-blätter vier handvoll / Eppich 2. handvoll / Kleyen 4. handvoll / frisch Gerstenstroh 6. handvoll / dieses soll man groblicht zerhacken / under einander mengen / und dem Pferd offtermals eine handvoll mit dem Futter zu essen geben. (Fieber / hitzige kran???heiten / jast der scharffen gallen /) Man destilliert auch ein wasser auß dem Lattichkraut / welches nutzlich gebraucht wird in allerley Fiebern und hitzigen Kranckheiten / es dämpffet die scharffe Gall / löschet [480] das entzündete Geblüt und den Durst / machet (Entzündet geblüt / durst / mangel des schlafs erhaltung der mich bey den säugamen.) ein sanfften Schlaff / Morgens und zu Nacht vor dem Schlaff 5. oder 6. loth getruncken: so die Säugammen dieses wasser trincken / erhaltet es ihnen die Milch. Auß dem samen machet man ein öl also. Lasse den samen in Rosenwasser wol erweichen / alßdenn presse ein öl darauß / welches sehr gut ist wider den Samenfluß / dessen (Lattich-öl Samenfluß.) ein wenig etliche Tag nach einander in Wein oder einem Süpplein eingenommen. Wilder Lattich. Lactuca sylvestris. I. Das erste Geschlecht des wilden Lattichs / Lactuca sylvestris odore viroso, C. B. syly. lato folio, succo viroso, J. B. Endiviae foliis, odore viroso, Park. Ist dem zahmen / so er nun alt / gleich / außgenommen die blätter sind schmäler / weisser / raucher / tieff zerkerbt / und so sie alt werden / gewinnen sie viel kleine stacheln an ihrem rand. Sind eines sehr bitteren und harten geschmacks; hat auch einen glatten / runden / dicklichten / mit einem sehr bitteren / und übel riechenden Milch-safft begabten / ästichten stengel. mit gelben verfliegenden in schwammigem röthlichten kelchlein sitzenden Blumen. Die wurtzel ist weiß / zasicht / kleinen fingers dick / und vol obbedeuter milch. In den samëhülsen findet man auch viel milch / welche die wölcklein und flecken / oder Stahr-fell (Flecken starfell der augen.) der Augen solle vertreiben / wenn man sie mit Weiber-milch vermischet / vnd alsdenn etliche tröpflein in die Augen fallen läßt. Er wächßt auff dem Felde / und ungebawten orten / alhier findet man ihne an dem Gestad des Rheins. Diesen wilden Lattich brauchen viel Apothecker an statt der Endivien / nicht ohne grossen schaden der Krancken / denn sie also die heylsamen Leber-Artzneyen / darzu die rechte Endivien genommen wird / leichtfertiger weiß verfälschen. Derohalben welchen Apotheckern ihres beruffs pflicht / Ehr und Eyd zu Hertzen gehet / die sollen sich dieses hochsträfflichen betrugs / quid pro quo, Sprewer für Korn zu geben / geflissenlich enthaltë. Es hat aber dieser wilde Lattich eine schlaffbringende Eigenschafft / welches nicht nur der gifftig-stinckende geruch seines milch-saffts zu erkennen gibt; sonderen es hat auch Martinus Liste, ein berühmter Medicus in Engelland an sich selbsten erfahren / daß der von diesem angezündeten Kraut in die Nasen gefaßte rauch einen starcken schwindel und einesmahlige tummigkeit ihme erwecket; gleicher weise es denen zu geschehen pflegt / welche das erste mahl Taback rauchen / und saugen. 2. Der wilde Lattich mit stachlichter rippe / an den zerkerfften mit bitterer milch begablen blättern; Lactuca sylvestris costâ spinosâ, C. B. sylv. s. Endivia multis dicta, folio laciniato dorso spinoso, J. B. 3. Der wilde Lattich mit unzerkerften blättern / Lactuca sylvestris, folio non laciniato, J. B. 4. Der wilde Lattich mit ablangen / gelben / in flaum außgehenden blümlein; und ablangen / schmalen / theils gantzen / theils auch eingeschnittenen blättern. Wächßt umb Basel auff den Frucht-äckeren / und blühet im Herbst: Chondrilla viscosa humilis. C. B. Lactuca sylvestris minor, follis angustis, floribus luteis oblongis. 5. Der wilde Felsen-lattich / Lactuca sylvestris saxatilis, foliis Taraxaci in modum incisis, succo lacteo viscoso: Chondrilla sylv. viscosa, caule foliis obducto, C. B. 6. Der wilde Maur-lattich / Lactuca sylvestris murorum flore luteo, J. B. Sonchus loevis laciniatus muralis, parvis floribus, C. B. 7. Der wilde / glatte Maur-lattich / Lactucae murorum affinis Sonchus dendroides Dalechampii, J. B. Sonchus laevis laciniatus, luteus, montanus major, C. B. 8. Der wilde purpurfarbe Lattich / Lactuca sylvatica purpurea, J. B. montana purpureocoerulea major, C. B. 9. Der wilde / stachlichte / Africanische Stauden-lattich / Sonchus (veriùs Lactuca) fruticosus, petraeus Africanus spinosus, Park. CAPUT CIII. Gänßdistel. Sonchus. Namen. Sonchenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sonchus, Olus leporinum, Palatium leporis, Olus anserinum, Carduus anserinus, Leporis pabulum, Crispinum, Lactuca leporina, Lactucella, Lactero, Cicerbita, Cicharba. Italiänisch / Soncho, Cicerbita, Crespine. Frantzösisch / Laceron. Spanisch / Cerajas. Niderländisch / Sonchencruyt. Gänßdistel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sonchus asper, Cicerbita aspera, cichorium porcinum, Sonchus sylvestris, Sonchus niger. Italiänisch / Soncho aspro, Cicerbita spinosa. Frantzösisch / Laitron. Spanisch / Cerrajas. Englisch / Sowthistel. Niderländisch / Welckeweye / Gansendistel. In Hoch-Teutscher Sprache wilder auch
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Gänßdistel. Sonchus asper. genant Sawmelcke / Sawdistel / wilder Hasenkohl / Dudistel oder Moß. Hasenköhl heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sonchus laevis, Sonchus esculentus, Cicerbita laevis, Sonchus albus, Sonchus tenerior, Herba cuniculi. Italtänisch / Soncho liscio, Cicerbita liscia, Cicerbita gentile. Frantzösisch / Palais du lievre. Englisch / Cicerbita. Dänisch / Haarkaal. Niderländisch / Hasenlatawe / Haasenkoole / Canynen-cruyt. Geschlecht und Gestalt. Der Sonchenträuter sind zwey Geschlicht. Eines hat gantz rauche und stachesichte blätter / heißt in Latein Sonchus asper, im Teu schen / Gänßdistel. Bas ander ist nicht stach licht / wird genennt Lateinisch / Sonchus laevis, Teutsch / Hasenköhl und Hasenstrauch / darumb daß sich darunder die Hasen pflegen zu kühlen. Beyde Geschlechter aber werden in mehr gattungen wider abgetheilet / wie underschiedlich in folgendem zu sehen. 1. Das erste Geschlecht / der gemeine Gänßdistel / Sonchus asper laciniatus, C. B. laciniatus, spinosus, J. B. Hat eine weisse / zarte und zaselichte wurtzel / so sie noch jung ist / wird sie wegen ihres süßlichten geschwacks zum Salat gebraucht. Die blätter sind zerspalten / wie Wegwart / gantz rauch und stachlicht. Der stengel ist elen-hoch / eckicht / feißt / inwendig hol / außwendig braunlechtig / voll weisses saffts wie milch. Oben am gipffet bringet er und seine neben-zweiglein / bleichgelbe / gestirnte und gefüllte Blumen / die werden zur grawen haarichten wollen / welche darvon flieget / wie an der Creutzwurtz. Er wächßt allenthalben in den Kraut- oder Weingärten / bey den Mauren / und auff den Misthäuffen. 2. Der Gänßdistel mit unzerkerfften dlätteren / die mit längeren und schärfferen stacheln / als des obigen begabet / Sonchus asper non laciniatus, C. B. minùs laciniosus aspertor, sive spinosior, Raji. Candischer Gänßdistel. Sonchus asper Creticus. 3. Der Candische Gänßdistel / Sonchus asper Creticus, C. B. bekomt auß seiner wurtzel ein elen hohen / gekelten / rauchen und holen stengel / mit neben-ästlein / seine blätter sind bey der wurtzel ein oder anderthalb spannen lang / die ersten scheinen nicht tieff zerkerfft: die anderen aber in viel grosse spalt zertheilet / und an dem umbkreiß etwas rauch. Er trägt grosse gelbe Blumen / deren jegliche auff einem besonderen länglichten stiel sitzet / und mit ihrem wellichten köpflein / in welchem der samen liget / darvon flieget. Er wird auß dem samen in unseren Gärten gepflantzet. 4. Der Gänßdistel mit rundlichten / wenigen / etwas stachlichten blättern; Sonchus asper fubrotundo folio, C. B. 5. Des Meer-Gänßdistel / so mit grosser / gelber Blum geziertem stengel auffgehet; Sonchus angustifolius maritimus, C. B. 6. Der grosse Hasenköhl / Sonchus, laevis, palustris altissimus, Raji. wird bey Franckfort am Mäyn / auch in Engelland hin und wider gefunden. 7. Der Hasenköhl mit glattem stengel / und viel gespaltenen / auch in den spalten gezähnleten blätteren; zwischen welchen die mit einzeler / gelber Sonchen-blum gezierte stiele herfürkommen; wächßt auff den äckeren / in den Weinbergen / und an den gemäuren umb Montpelier; blühet den Sommer durch; Sonchus laevis foliis laciniatis & denticulatis; chondrilla lutea, J. B. 8. Der schmalblättige Hasenköhl mit [482] langer / dünner / zaselichter wurtzel; vielen / elen hohen / in zwey oder drey ästlein zertrenten stengeln; und gelber blum; Sonchus laevis angustifolius, C. B. Sonchis affinis Terracrepola, J. Raji. 9. Der Berg-Hasenköhl / mit dickem / rundem / glattem / holtzichtem / elen hohem stengel; anderthalb zoll breiten / und wenig zerspaltenen / spitzen blättern; und kleinen / bleich-gelben gleichsam ein ähre formierenden blümlein; Sonchus montanus laevis laciniatus minor, C. B. 10. Der Africanische Hasenköhl / Sonchus Mauritanicus, Hort. Patav. Sonchus Africanus, Elsholz. Hasenköhl mit breiten blättern. Sonchus laevis, laciniat. latifol. Hasenköl mit wenig zerspaltenen blättern. Sonchus laevis minùs lacinios. 11. Der Hasenköhl mit eingeschnittenen breiten blätteren / Sonchus laevis laciniatus latifolius, C. B. laciniatus non spinosus, J. B. hat eine kurtze weisse / dicke wurtzel / mit zaseln bedeckt / die blätter sind glatt / breit / lang / milchsafftig / wie Röhrleinkraut zerspalten und zerkerfft. Der stengel ist dick / purpurfarbig / hol / elen hoch / safftig und voller milch. Die Blumen sind gelb / gefült / un̅ nicht so groß als im Röhrleinkraut / werden aber auch zu wollichten knöpflein / und fliegen gleichfals also darvon; worauf der kleine / ablange / braun-rothe samen folget. Wächßt in Weinbergen und Gärten. 12. Der Hasenköhl mit wenig zerspaltenen blätteren / Sonchus laevis minor paucioribus laciniis, C. B. minùs laciniosus, mitiro s. minùs spinosus, J. B. Ist mit der wurtzel der vorigen gleich; die blätter sind glatt / lind und zart / wie die Wegwarten zerschnitten und zerspalten / der stengel ist ästicht / über elen hoch; inwendig hol / voller bitterer milch. Die Blumen sind gefüllt / von farben gelb / werden bald zu wollichten häuptlein / und fliegen darvon. Man findet ihne mit weissen blumen im Elsaß bey der Statt Obernehem. Blawer Hasenköhl. Sonchus coeruleo flore. 13. Der blaue Hasenköhl / Sonchus coeruleo flore; Sonchus laevis laciniatus coeruleus, s. Alpinuz coeruleus, C. B. coeruleus latifolius, J. B. hat eine weisse ablange / fingers-dicke wurtzel / mit viel langen neben-würtzelein / die [483] blätter sind groß / breit / und unden her tief zerspalten / biß zu den mittelsten rippen / an beyden seiten rings herumb zerkerfft / und vornen spitzig / hangen an einem langen stiel / der mit dem breiten theil am stengel hafftet. Der stengel ist über elen hoch / rauch und holkelicht / theilet sich oben in nebenzweiglein auß / darauff vielfaltige schöne blawe / mit zwantzig blättlein, besetzte Blumen wachsen / sind grösser als die Blumen des vorbeschriebenen Hasenköhls / und fliegë endlich mit wollichten köpfflein hinweg. Er wächßt in den Bergen under den bäumen und schattichten orten / wie solches Hr. Theodorus Tabernaemontanus im 1. Buch von Kräutern der 5. section in dem 29. Cap. berichtet. Auff den hohen Bergen im Elsaß blühet er im Hew- oder Augstmonat / und bringet einen kleinen äsch-farben samen. Man / findet ihne auch in Oesterreich auff dem Escherberg / Schnee-alben und Schneeberg. Eigenschafft. Der Sonchenkräuter / Gäns-distel und Hasenköhl Eigenschafften sind vermischt / auß einer wässerigen und irrdischen Natur / haben eine kühlende Würckung. Was von einem geschlecht geschrieben wird / kan auch von dem anderen verstanden / und derowegen eines vor das ander gebraucht werden. Man findet darinnen ein Nitrosisches / bitterlichtes Saltz mit wenig ölichten theilen vermischet; davon die eigenschafft erwächßt dem geblüt ein gute nahrung zu geben / gelind durch den Harn zu treiben / die jastende Gall abzukühlen / auch die verstopffungen der Leber und Miltze zu eröffnen. Gebrauch. Der Haseköhl ist von den Alten wie die Endivien und Wegwart-kräuter in der speiß genutzet worden / welcher Gebrauch noch heutiges tags bey vielen in Teutschland und Italien geblieben ist / sonderlich aber wird dieses Kraut / wenn es noch jung ist / zu den Saläten und Müseren gebraucht / und nutzlich bey Fleisch / Hüneren (Hitz und verstopffung der Leber / entzündung und nagen des magens. Mangel der milch.) und jungen Hahnen gesotten. Ist dienlich zu allen kranckheiten der Leber / von Hitz und Verstopffung herrührend / ist auch gut wider die Entzündung des Magens / und vertreibet das nagen desselbigen / so von der Gallen verursacht wird. Hasenköhl in der speiß genutzt bringet den säugenden Weiberen viel Milch. Destilliertes Gänsdistel oder Hasenköhlwasser / (Hitz und verstopffung der Leber / gelbsucht.) ist dienlich wider die Hitz und Verstopffung der Leber / und vertreibet die Gelbsucht / so man morgens nüchteren vier oder fünff loth trincket. Darzu ist auch der Syrup auß den Apothecken nutzlich / wenn man dessen drey loth mit 6. loth Envivienwasser einnimt. Apulejus schreibet / so man einem der mit (Fieber.) dem Fieber geplaget / das Hasenköhl-kraut unwissend under seine Leinlachen in das Beth lege / soll es demselbigen das Fieber vertreiben. Heutiges tags gibt man solche Kräuter allein den Distelfincken / Canarien-vöglen / Hasen und Kaninichen zu essen. CAPUT CIV. Feld-Wegwart. Cichorium sylvestre. Namen. WEgwart oder Feld-wegwart heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Piciris, Cichorium, Cichorea, Cichorium sylvestre, Intybus erraticus, Intybum erraticum, Intybus rusticus, Amarago, Ampulla, Custos viae, Heliotropium coeruleum, Cheston, Ambugia, Ambubeja, Traximum, Citroximum, Sponsa solis, Seris sylvestris, Picris sylvestris, Amica solis, Solsequium coeruleum, Seris erratica. Italiänisch / Cicorea, Cicorea salvatica, Cicorea volgare: Torna sole, Gira sole, Radicchio. Frantzösisch / Cichorée, Cichorée sauvage. Spanisch / Almeron, Almiron. Englisch / Sucrori. Dänisch / Eichorie / Storiern-urt. Niderländisch / Ciecoreye / wilde Ciecoreye. In Hoch-teutscher Sprache wird sie ferners genennt / Wegweis / Weglug / Sonnenwend / Sonnenwirbel / Sonnenkraut / Sonnenbraut / weilen die Blumen sich jederzeit nach der Sonnen kehren / wie hernach soll gemeldet werden. Die Garten-wegwart heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cichorium sativum, Cichorium hortense. Cichorium domesticum. Italiänisch / Cicorea domestica Torna sole. Frantzösisch / Cichorée des jardins. Spanisch / Cicoria, Cicorea domestica. Englisch / Succory. Niderländisch / Cicoreye. Geschlecht und Gestalt. Die Feld-wegwart / Cichorium sylvestre sive officinarum, C. B. Park. sylvestre & sati [484] vum, J. B. Hat eine lange bittere Wurtzel / mit etlichen zaselen behenckt / darauß wachsen erstlich lange schwartzgrüne blätter / tieff zerspalten / und rings herum zerkerbt / die sind den blätteren des Pfaffenröhrleinkrauts so ähnlich / daß man sie anfänglich kümmerlich von einander unterscheiden kan / werden aber doch von farben grauer / raucher und kleiner zerschnitten. Die blätter ligen erstlich auff der erden / aber bald hernach stossen sie fast lange runde und glatte stengel herfür / die sind inwendig hol / und zinckicht / mit vielen gabelen und nebenzweiglein / von unden an durch gewisse unverscheid / mit kleinen blättlem umgeben / welche dem stengel mit zweyen öhrlein fast nahe angehenckt sind. An den zincken gewinnet es viel grüner knöpfflein / von unten an biß oben hinauß / welche hernach in himmelblaue blumen außschlieffen / die sind fast nahe ohn einige stielein an die nebenzweiglein gehefftet. Die blätter am stengel sind den understen nicht ähnlich / sonder spitziger / und auch nicht also sehr zerkerbt. Nach dem die blumen abfallen und vergehen / wächßt der samen in einem runden grünen sternlein und vergleicht sich dem Endivien-samen. Dieses Gewächs blühet den gantzen Sommer / biß in Herbst hinauß / also daß es allwegen mit frischen und unverwelckten blumen und anderen jungen knöpfflein gefunden wird. Diese blumen kehren sich allezeit der Sonnen nach: denn des morgens / so bald die Sonne auffgehet / thun sich die blumen auch allgemächlich gegen der Sonnen gekehret / auff / also daß sie um den mittag gar auff sind / und übersich gegen der Sonnen auffrecht stehen: nachmittag / wenn die Sonne sich gegen nidergang nahet / kehren sie sich auch derselben nach / und wenn sie bald undergehen will / fangen die blumen sich auch allgemächlich an zu schliessen: endlich so bald die Sonne undergangen / so sind die blumen auch wider zugeschlossen / und bleiben also zugethan biß morgens / da die Sonne wider auffgehet; ja wenn gleich der Himmel trüb / und mit Wolcken überzogen ist / kan man doch an diesen blumen die Zeit des tages erkennen / denn so lang die Sonne vom auffgang an biß zum nidergang / am Himmel über den Wolcken bedeckt stehet / so halten die gemelte blumen / wie erzehlet / ihre ordnung einen weg wie den anderen / welches ein sonderlich Wunderwerck der Natur ist. Dieses Gewächs ist fast gemein an allen orten Teutsch- und Welschlands / wächßt gemeiniglich auff den wegen und landstrassen / fürnemlich aber auff denen / so durch die fruchtfelder gehen. Man findet es bißweilen mit gantzen blätteren / so zween zoll brceie sind / auch wird der stengel zu zeiten vier finger breit. Mit schneeweissen blumen wächßt es in der Pfaltz / mit leibfarben aber kommet es im Elsaß zwischen Obernehem und Schlettstadt herfür. Die gemeine gelbe Wegwart / Cichorium vulgare luteum, bekomt ein lange / dicke und zaßlichte Wurtzel. Die blätter sind eckicht / gekerbt / lang / darneben grauer und raucher als die vorigen. Die haarigen und Gemeine gelbe Wegwart. Cichorium vulgare luteum. braunfarben stengel wachsen elenhoch und auch höher / haben obenher und in der mitte etliche nebenzweiglein / darauff schöne gefüllte gelbe blumen erscheinen. Sie gibt einen bitteren geschmack von sich / und wird an den dürren rechen der felderen und weinbergen gefunden. Dieser wird noch ein andere art mit breiteren blätteren und grösseren blumen an glassichten bergen in der Pfaltz bey Cronweissenburg in zimlicher anzahl gefunden An etlichen orten auff den feuchten graßichten rechen / gründen und wiesen kommet sie auch mit glatten blätteren herfür / dahero man sie Cichorium luteum laevius, glatten selben Wegwart nennet. Die Hindleufft oder Garten-wegwart / Cichorium sativum, Ist der Wurtzel nach / dem gemeinen oder Feld-wegwart gleich / aber am geschmack milder und weniger bitter. Die blätter sind etwas stumpffe / und nicht so viel und tieff zerspalten. Sonsten ist dieses geschlecht / mit den himmelblauen blumen und samen / dem vorgemelten allerdings ähnlich / allein daß es durch die Pflantzung vollkomlicher / und auch zur speiß lieblicher wird / darzu man es denn mit sonderen fleiß pflantzet / wie solches Theodorus Tabernaemontanus in dem ersten Buch der fünfften Section im 22. Capit. berichtet. Man sindet sie auch mit weissen Blumen. Der Candische stachelichte Wegwart / Cichorium, spinosum, C. B. J. B. spinosum Creticum, Park. Hat ein ablange / dicklichte Wurtzel / mit wenig zaseln begabt / und mit einer dicken / weißlichten rinden bedeckt.
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Garten-Wegwart. Cichorium sativum. Candische stachlichte Wegwart. Cichorium spinosum Creticum. Der harte holtzichte stengel zertheilt sich alsobald in viel grüne holkelige / spannen-lange / und weit außgespreitete neben-zweig / welche alle gemeiniglich in zwey-bißweilen auch in drey-zinckige ablange dörn als in hörner außgehen. Die blätter spreiten sich bey dem ursprung der wurtzel auff die Erden / sind ablang / schmal / gespitzt und an dem umbkreiß wie die gemeine Wegwart gleichsam umbnagt / oder mit viel runden kerffen obenhin gezeichnet. An den neben-zweiglein sind die blätter schmal / bitter und nicht zerkerft / geben kein milchsafft von sich / und werden bald welck / da hingegen die übrigen theil dises Krauts schön grün verbleiben. Die Blumen / insonderheit an den neben-zweiglein / kommen auß ihrem gekänleten häußlein herfür / sind von gestalt der gemeinen Wegwart-blumen gleich / aber viel kleiner / himmelblaw / und von fünff blättlein bestehend / so an dem äussersten theil ein wenig gekerft / und in der mitte etliche gelbe fäselein haben / welchen der samen in seinem hülßlein verschlossen / nachfolget / und sich dem gemeinen Wegwart-samen vergleicht. Sie blühet im Hew-und Augstmonat. Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici lib. 3 cap. 27. beriehtet / daß er dieses Kraut mit seinem samen / erstlich under dem namen des stachelichten Sonnen-wirbel-und Wegwartkrauts von D. Leonhardo Doldio empfangen / hernach ihme under vorgemelten Wegwart-krauts namen von D. Honorio Belli auß Candien zugeschickt worden / alda es an denen orten / die an dem Meer ligen / auff trocknen büheln und sandichten orten herfürkomt. In Teutschland wird es in den Gärten gepflantzet. Alhier bey Basel auff dem Muttentzerberg wächßt ein sondere art der Wegwart / sie hat ein weisse wurtzel mit wenig zaseln / und ist am geschmack bitter. Die blätter sind lang / schmal / rauch / eckicht und zerkerfft. Der stengel ist rund / rauch und haarig mit vielen neben-zweiglein. Die Blumen sind gelb / circkelrund / gedoppelt / und kommen auß rauchen häutlein oder köpflein herfür. Die Wegwarten pflantzt man mehr wegen ihrer wurtzeln / als übrigem kraut. Der Samen wird im Mertz bey abnehmendem Mond in gut Erdreich geworffen / nachmahl verzogen / wo sie zu dichte stehen / und zuweilen gejättet oder gewiedet. Gegen dem Winter ziehet man das kraut neben der wurtzel auß / und verwahrets in Sand in dem Keller zum gebrauch. Etliche derselben pflantzet man im Frühling wider in den Garten / damit sie in samen schiessen. Eigenschafft. Die Wegwarten sind kalt und trocken im andern grad / mit einer zusamenziehung / kühlen also / daß sie doch den kalten Magen und Leber nicht verletzen. Der Feld-Wegwart ist kräfftiger in der Artzney zu gebrauchen / hingegen ist der Garten-Wegwart dienlicher zu der speiß und kost / dieweil er durch die pflantzung etlicher massen die bitterkeit verlieret. Alle Wegwart hat etwas schwefelichte theile / neben einem nitrosischen saltz / und vielen irrdischen theilen bey sich / hiemit auch zu gleich die tugend zu säuberen / zu reinigen / zu erdünneren / die verstopffung der Leber / Miltz und Nieren zu eröfnen / und gelinder durch den Harn zu treiben. Gebrauch. Es wird heutiges tages nicht allein die zahme / sonder auch die wilde Wegwart / in [486] der Kuche zur Speise gebrauchet / obwohl die zahme anmüthiger ist. Man brauchet die wurtzel und das kraut in dem Sommer zu den Saläten / deßgleichen auch im Winter / die kan man durch die Kunst bereiten / daß sie nicht allein den bittern geschmack von sich lege / sondern daß sie auch dick / schön weiß und mürb wird / davon drunden bey beschreibung der Endivien soll meldung geschehen. Horatius Flaccus war ein grosser Liebhaber der Wegwarten bey der Taffel / dessen er sich auch lib. 1. Carmin. oda 31. rühmet: ??? me pascunt olivae Me cichorea, levesque malvae. Bey Tisch erfrewet mich Oliven und Wegwart / Bediene mich darbey der Pappel zarten Art. (Hitzige Kranckheiten / fiebersüchtige / hitzige schwachheiten.) Man brauchet die Wegwarten nicht allein zu den Saläten / sondern machet auch gute gesunde Müßlein darauß / siedet das kraut bey dem Fleisch und Hüneren / sonderlich in Som̅ers-zeiten und hitzigen Kranckheiten / ist eine herrliche Speiß vor die Fiebersüchtigen / und in anderen hitzigen (Hitz des hertzens / magens / der Leber / des miltz / der nieren / pestilentzische fieber / Gelbsucht / bauchfluß / verstopffung der weiblichen monatbl Frantzosen kranckheit ckel zur speiß.) schwachheiten. In summa / man gebrauche die Wegwarten in der Speiß / wie man immer wil / so sind sie dienlich in allen innerlichen hitzigen Kranckheiten des Hertzens / Magens / der Leber / des Miltzes und der Nieren / sonderlich aber in Pestilentzischen Fiebern / in der Gelbsucht / Bauchflüssen / verstopffungen der Weiblichen Monat-blumen / und in der Frantzosen Kranckheit / deßgleichen so einem der Lust zum essen vergangen ist. Es sind die Wegwarten eine außerwehlte Artzney / wider die entzündung der Leber / auf alle manier gebraucht wie man will / als (Entzündung der Leber / schwache Leber / verstopffung der Krößaderen.) nemlich die blätter frisch oder gekocht geessen / oder die gesottene brühen von dem kraut und wurtzel getruncken / denn sie kühlen sanft und ziehen auch sittiglich zusammen / stärcken und erhalten die Leber in ihrer krafft / eröffnen die verstopfften Krößadern. In summa / es sind die Wegwarten von gantzer ihrer Natur der Leber dienlich. (Zerstörter appetit / gelust der schwangeren weiber zu unnatürlichen speisen / bauchfluß / samenfluß.) Wegwartenkraut und wurtzeln gesotten / auß Essig wie ein Salat geessen / verbessert den zerstörten appetit / vertreibet den schwangeren Weibern die Gelust zu unnatürlichen Speisen / dienet wider die Bauchflüß / und stillet den Samen-fluß. Adrianus Spigelius in tractatu de Arthritide p. m. 87. vermeldet / die erfahrung habe ihn gelehret / daß in dem hitzigen Podagra / kein nutzlichere Artzney gebraucht werde / als die blätter der wilden Wegwart in dem Mäp gesamlet / und im schatten gedörret: man stoßt sie zu pulver / un̅ gibt davon zween scrupel schwer / morgens vier stund vor dem Mittagessen in einer ungesaltzenen Fleischbrühen ein / solches braucht man auch zu Nacht vor dem Schlaff / man muß aber wenig oder gar nichts zu Nacht essen / und solches zween oder drey Tag nacheinander (Hitziges vodagra.) einnehmen. Er selber hat gesehen / daß auff den gebrauch dieser Artzney das hitzige Podagra nicht so starck angesetzt und kürtzer gewähret. (Gelbsucht / würm / lebersucht / blut durch den stulgang.) Des außgetruckten und geläuterten Wegwarten-saffts / etliche tage nach einander 5. oder 6. loth getruncken / treibt gewaltiglich auß die Gelbsucht und Würm im Leib. Ist eine heilsame Artzney den Lebersüchtigen / welche Blut durch den Stulgang von sich geben. Johannes Baptista van Helmont, in Libello Pleura furens §. 32. kan den Safft der (Seitenslich.) wilden Wegwart nicht genug in dem seitenstich loben. (Verstopffung der Leber / gelbsucht.) Wieder die verstopffung der Leber und die Gelbsucht: Nim Wegwarten-wurtzel 2. loth / Engelsüß-wurtzel 1. loth / Rosinlein 2. loth / Agrimonien / Eisenkraut / jedes eine handvoll / guter Rhabarbara 1. loth: dise gemelte stuck soll man vermischen / wenn die kräuter und wurtzel zuvor klein geschnitten sind / in eine kanne thun / und ein maß Wasser darüber schütten / darnach die kanne wol vermacht in einen Kessel mit Wasser sieden lassen / und alßdenn durch ein tuch seigen. Darvon soll man dem Krancken alle Morgen ein halb quartal lawlicht zu trincken geben. (Würm.) Wegwart auß Essig wie ein Salat geessen / tödet und treibet die Würm auß dem Leib. (Fieber.) Wider das Fieber: Nim Wegwartenkraut / wurtzel und blumen / ein handvoll / schneide die klein / schütte darüber ein maß frisches Brunnwasser / laß in einem bequemen Geschirr über einem Kohlfewrlein sittiglich sieden / biß es halber eingesotten / darnach seige es durch ein tuch / davon trincke Morgens und Abends / jedes mal ein gemein Tischbecherlein voll lawlicht / und faste ein paar stund darauff. Matthiolus bezeugt / er habe arme Leuthe allein das Wegwart-kraut in wasser sieden / und darvon trincken lassen / seye ihnen wider das Fieber wol bekommen. (Tägliches und viertägiges fieber.) Wegwarten-safft etliche tag nach einander Morgens nüchtern getruncken / vertreibet das tägliche Fieber in kurtzer zeit / ist auch gut wider das viertägige Fieber. (Verlorner lust zu dem essen der pferden.) Wenn ein Pferd nicht wol essen mag / so nim frisch Wegwarten-kraut / schneide das klein / und gib es ihm under dem Futter zu essen. (Rehe der Pferd.) Zu verhüten daß ein Pferd nicht rehe wird: Nim Wegwart-kraut und wurtzel / zerschneide die klein / und gib es dem Roß alle Morgen und Abend under dem Futter zu essen. (Versehrung und löcher mänlicher un̅ weiblicher scham.) Wegwart-safft heilet die versehrung und Löcher der Manns-ruhten und der Weiblichen Scham / dieselben damit gewaschen / und leinene tüchlein darinn genetzet und übergelegt. (Hitzige haubtkranckheiten / innerliche enttzündung der Lungë / brust / hertz Leber / sc. gelbsucht / durst / sood bren̅en des magens / wider das gifft.) Das destillierte Wegwarten-wasser ist kräfftig in hitzigen Hauptkranckheiten / löschet alle innerliche entzündungen der Lungen / der Brust / des Hertzens / der Leber / sc. vertreibet die Gelbsucht / und wehret dem Samenfluß. Ferners löschet es auch den Durst / vertreibet den Sood und das hefftige brennen des Magens / ist sonderlich gut in den hitzigen und Pestilentzischen Fiebern / denn es aller vergifftung widerstehet / man kan nach belieben 5. oder 6. loth einnem̅en. Wieder das hitzige Haupt-wehthumb / [487] (Hitziges hauptwehthumb.) mach folgenden Julep. Nim Wegwarten-wasser 4. loth / granatäpffel-syrup 3. loth / vermischs und gib es dem Krancken auff einmahl zu trincken. (Hertzklopffen / Hitzige Schwachheiten des Hertzens.) Wider das Hertzklopffen und andere hitzige Schwachheiten des Hertzens: Nim Wegwarten-wasser / Rosen-wasser / Saurampffer-wasser jedes 2. loth / Granatenäpffel-und Limonien-syrup jedes 1. loth / vermischs / und gib es dem krancken auff einmahl ein. (Entzündung der Leber.) Wider die Entzündung der Leber: Nim Wegwarten-wasser vier loth / Leberkrautwasser / Endivien-syrup jedes 2. loth / Limonien-syrup 1. loth / vermischs / und gebrauch es morgens nüchtern. (Hitzige Hauptschwachheiten / Gebrechen des Hertzens und der Le ber / Pesti lentzblater. Hitzige Geschwulst des Halses und Zäpffleins.) Das Wegwarten-wasser wird äusserlich gebraucht zu den überschlägen in hitzigen Haupt-schwachheiten / Gebrechen des Hertzens und der Leber. Soll auch bewehrt seyn wider die Pestilentz-blatern / leinene tüchlein in dem wasser genetzt / und übergelegt. Es dienet auch wider die hitzige Geschwulst des Halses und des Zäpfleins / öffters warmlicht damit gegurgelt. Das destillierte Wegwartblumen-wasser ist ein herrliches Augen-wasser / denn es dienet (Schwerende Augen / Dunckeles Gesicht / Fell der Augen. Entzündung und Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Hitzige Fieber.) für die schwerende Augen / macht ein klares und scharffes Gesicht / vertreibet die Fell der Augen / des tags einmal oder vier etliche tröpflein in die Augen gethan. Der in den Apothecken also genannte einfache Wegwarten-syrup / Syrupus de Cichorio simplex, dienet zu der Entzündung und Verstopffung der Leber / vertreibet die Gelbsucht / wird heilsamlich in hitzigen Fieberen gebraucht / und zu allen innerlichen Kranckheiten / wie die von der Wegwarten gebrauch hiebevor erzehlt worden sind / darvon gibt man auff einmal 3. oder 4. loth / mit Wegwarten-wasser vermischt. (Entzündung und Verstopffung der Leber / Anfang der Wassersucht / Gelbsucht / Würm / Miltzesucht / Melancholey / Fallende Sucht.) Der in den Apothecken genannte Wegwarten-syrup mit Rhabarbara / Syrupus de Cichorio cum Rhabarbaro, wird nutzlich gebraucht wider die Entzündung und Verstopffung der Leber / den anfang der Wassersucht / dienet für die Gelbsucht / tödtet und führet die Würm auß / ist gut den Miltzsüchtigen und Melancholischen. Montanus lobet ihn sehr wider die fallende Sucht der jungen Knaben / man gibt ihnen von 3. biß auff 8. loth / mit Wegweiß- oder Endivienwasser / ein. Von den schönen / lieblichen und blauen Blumen der Wegwarten / wird ein nutzlicher und anmütiger Conse???ven-zucker auff folgende weiß gemacht: Nim ein theil der abgepflückten frischen Blumen / schneide die klein auff einem brett / stoß es darnach wohl in einem steinernen mörsel / und im stossen wirff allgemächlich darzu drey theil Zucker / wenn es nun wohl vermischt / und zu der gestalt einer Latwergen gebracht worden ist / so thue es in ein Zucker-glaß oder Porcelanbüchsen / stelle es eine zeitlang an die sonne / (Schwaches Hertz / Hertzklopffen / Leberkranckheiten / Mage̅brennen /) und behalte es zum gebrauch auff. Dieser Conserven-zucker stärcket das Hertz / dienet wider das Hertzklopffen / von hitze verursachet / eröffnet / reiniget und stärcket die Leber / vertreibet das Magen-brennen und den Sod / wehret den Fiebern und der anfahenden (Sod / Fieber / Wassersucht / erhitzigte Leber.) Wassersucht / kühlet die erhitzigte Leber / und alle innerliche Glieder. In Summa / dieser Zucker dienet zu allen Gebrechen / wie vom Kraut / Wasser und Syrup geschrieben worden. Die Wegwart-wurtzel wird also eingemacht: Man grabet die Wurtzel im Frühling / so bald die blätter herfürkommen / öder in dem Herbst / wenn die stengel abgefallen / schälet sie / und nimt das innere marck herauß / leget sie über nacht in frisch wasser / morgens siedet man sie lind / alßdenn nimt man die wurtzel widerumb herauß / verschaumet den Zucker mit dem wasser / und siedet ihn zu einem dicken safft / darnach legt man die wurtzeln widerumb darein / und läßt sie (Unlust zu der Speiß / Allerley hitzige Kranckheiten Leber.) noch ein wenig kochen. Die eingemachte Wegwart-wurtzel erwecket lust zum essen / stärcket und eröffnet die Leber / wehret der innerlichen Hitz und allen Kranckheiten derselbigen / was Namens sie sind. (Verstopffung der Leber und Miltz / Wassersucht.) Es wird auß der Wegwart in den Apothecken ein nutzliches Saltz bereitet / welches die Verstopffung der Leber und des Miltzes gewaltig eröffnet / so man ein halben scrupel schwer in blau Lilien-wasser einnimt; auch vertreibet es die Wassersucht / wenn man so viel in weiß Wegdistel-wasser etlich mal gebraucht / soll gewiß die Wasser außführen. Wartzen-Wegwart. Cichorium verrucarium. Es wird noch ein Geschlecht der Wegwarten gefunden / welches Matthiolus in Commentar. ad Libr. 2. Dioscorid. Cap. 125. Cichorium verrucarium, Wartzen-Wegwart / nennet. Er hat ein kleines Würtzelein wie Rapuntzeln / so ein wenig schwartz mit etlichen fäßlein. Die blätter sind auch den Wegwarten gleich / jedoch etwas raucher und weniger gespalten. Die stengel werden [488] elen hoch / und zu zeiten höher / jedoch dünn und eckicht / darauff wachßen goldgelbe blümlein / wie an der kleinen Sonnen-wirbel / welche in schwartze knöpfflein / mit vielen ecken / in denen weißlichte kleine samen ligen / außgehen. Vorgemelter Matthiolus berichtet / daß etliche / deren Hände mit Wartzen überzögen / seyen geheilet word???n / welche die blätter nur einmal in dem Salat gebraucht: dafür ist auch der samen gut / so man 1. quintlein schwer drey Tag nach einander vor dem schlaff einnimmet: dises bestätiget auch Castor Durantes in seinem Kräuterbuch am 1076. blat: und Theodorus Tabernaemontanus vermeldet / der Safft von diesem (Krähenaugen / wartzen.) kraut / heile und vertreibe die Krähen-augen und Wartzen / so man sie offtermals damit anstreichet. Er ist erstlich auß der Insul Zazyntho in Italien gebracht / und alda in den Gärten gepflantzet worden. CAPUT CV. Ackerköhl. Lampsana. Namen. ACkerköhl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lampsana, Napium, Lampsana Dodonaei, J. B. Soncho affinis Lampsana domestica, C. B. Italitänisch / di Lisana, di Landri Englisch / Nipplewort / Dock-Creß. Gestalt. Der Ackerköhl hat eine einfache / weisse / zaselichte wurtzel / darauß ein runder / gestriemter / mit wenig härlein bekleideter / röthlicher / ästichter stengel über elen hoch auffsteigt. Die blätter sind weichlicht / haarig / wechselweiß gesetzt / deren underste bey der Erden ligend / breitlicht / und mit etlichen paar zählein / oder spitzlein begabet / die oberen aber sind ablang / schmal / außgespitzt / und haben keine stielein. An den gipfeln der stengeln und ästlein / erscheinen in dem Brach-und Hewmonat sehr kleine gelbe Blümlein / auff welchen die ablangen / schwartzlichten / etwas krummen samen folgen / das gantze kraut / wo es verletzt wird / gibt einen bitteren milch-safft von sich; welcher auß alkalischen / und zugleich viel balsamischen / groblichten saltztheilen bestehend / zu heilung der Schäden sonderlich dienstlich ist / und daher auch zu den versehrten wärtzlein der Brüsten nutzlich gebraucht wird.

CAPUT CVI.
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Endivien. Endivia. Namen. ENdivien oder Antivien heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Intybum, Intubum, Intybus, Intubus, Intybum sativum aut domesticum, Intybum latifol. Intybum majus, Intybus sativa latifolia, Endivia, Endivia major, Endivia sativa, Endivia domestica, Endivia Romana. Italiänisch / Endivia, Endivia maggiore. Frantzösisch / Endive. Spanisch / Endibia. Englisch / Endive / Garden-endive. Dänisch / Endivie. Niderländisch / Andivie / Endivie / Witte Endivie / Tame Endivie. Die kleine Endivien heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Serium, Seriola, Cichorium sativum minus, Intybum minus, Seris minor, Endivia minor, Intybum angustifolium, Endiviola. Italiänisch / Endivia minore. Frantzösisch / Scariole. Niderländisch / Clein Endivie. In Hochteutscher Sprach wird sie auch wahre Scariol / und Garten-scariol genennt. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Endivien / Intybus sativa [489] latifolia sive Endivia vulgaris, C. B. Intybum sativum latifolium, J. B. hat eine weisse zaselichte wurtzel / eines bitteren geschmacks / die blätter sind breit / den blättern des Lattichkrauts ähnlich / doch sind sie krauser und etwas steiffer / haben auch mehr äderlein. Der stengel ist dick und rund / zweyer elen hoch / bißweilen höher / gestriemet / inwendig hol / darauß entspringen viel zweiglein oder ästlein / haben ihre Blumen ringsumb mit blawen blümlein besetzt / die fallen bald ab / und verwelcken fast in einem Tag / aber dargegen wachsen täglich andere newe / der same ist klein / rund und lang. Diese Endivien ist mit den Nebenzweiglein und blumen / der wilden Wegwart etwas gleich / allein daß sie durch die pflantzung geschlachter / milter / und zu der Speiß gebräuchlicher wird. 2. Die kleine Endivien / Intybus sativa angustifolia, C. B. Intybum sativum angustifolium, J. B. ist jetzgemelter / mit wurtzeln / stengel / blumen und samen durchauß gleich / allein daß die blätter länger / schmäler / und am geschmack bitterer sind. Krause Endivien. Endivia Crispa. Die krause Endivien / Intybus crispa, C. B. Intybum sativum crispum, J. B. ist auch dieser / mit wurtzel und blumen gleich / außgenommen / daß die blätter krauß und gerollt sind / dem krausen Lattich ähnlich / der stengel ist dick / vieleckicht / etwas krumb und gebogen. Eigenschafft. Die Endivien sind kalter und trockener Natur / mit einer zusammenziehung; haben gleiche theile mit der Wegwarten / jedoch mit mehrerem wässerigen safft temperieret / auch daher gleiche eigenschafft mit deroselben. Gebrauch. Es werden heutiges Tages die Endivien in Italien und Teutschland sehr in der Küche zu der Speiß gebraucht / und grosser fleiß auff dieses Gewächs gelegt / solches über Winter frisch zum Salat zu behalten / welcher nicht allein anmüthig zu essen / sondern auch lustig anzuschawen ist / denn die Endivien also gepflantzet werden / daß ihnen alle bitterkeit benommen wird. Es werden auch die blätter schön krauß und schneeweiß / hart über einander gedrungen / gleich den jungen Kappes-köpflein / welches man auff folgende weiß zuwegen bringet. Man nimt die jungen stöcklein / welche die kälte wol dulden / und über den Winter wol bleiben mögen / die versetzet man oft in ein gut gedünget oder fett Erdreich / und sonderlich gegen dem Herbst werden sie außgesetzt / auf spannen weit / oder etwas näher von einander / in ein Garten-bettlein: da fasset man die blättlein zusammen / stürtzet kleine jrrdine töpflein oder häfelein darüber / also daß man die blättlein darein dringet / das lässet man darinnen wachsen / damit sie vom Regen und Sonnenschein verwahret seyen / darvon sie denn obgemelte krause häutlein bekommen / zu dem Salat lustig und anmühtig. Etliche pflantzen dieses Gewächs mit geringer mühe / sie bedecken die jungen stöck mit Erden / die sind erstlich mit stroh also versehen / daß es doch ungehindert der Winter-kälte wachsen kan; wächßt jedoch sonderlich bald in feuchtem luckem grund; damit es aber gantz milt werde / soll es offt in ein gut und gedünget Erdreich versetzet werden / und solches anfänglich / so bald es nur vier blättlein hat. Etliche binden in dem Weinmonat die blätter der Endivien / mit ihren wurtzeln in büschlein zusammen / und versetzen sie in Sand im Keller / stürtzen darnach häfen darüber / so werden sie weiß und verlieren die bitterkeit / also muß man sie wol verwahren / damit sie nicht von den Ratten und Mäusen gefressen werden. Auff solche weiß kan man auch die Wegwarten zu den Saläten bereiten. Die junge / frische und grüne Endivien brauchet man nicht allein den gantzen Sommer (Erhitz??? magen / hitzige krankheiten des haupts / magens / der leber und aller in̅erlichen glieder hirnwütigkeit / nasenblute̅ / verstopffung / un̅ verhartung der leber und Miltzes / unkenschheit / durst / gelbsucht / unnatürliche hitz / slechtag / drey-und viertägige wie auch hitzige Fieber /) hinauß zu den Saläten / sondern auch zu den Müßlein allein und mit andern Gemüß-kräutern vermischt. So pfleget man sie auch bey dem Fleisch / Hünern und Capaunen zu sieden / oder sonst in andere wege zu den Suppen und Speisen zu gebrauchen / und wiewol sie gleichwol den Leib nicht viel nehren / sind sie doch gesund / und stärcken den erhitzigten Magen / daß er die andere Speisen desto besser abdäwen mag / sollen derowegen die Endivien in nachfolgenden Schwachheiten / so viel müglich in den Speisen gebraucht werden: Nemlich in allen hitzigen Kranckheiten des Haupts / des Magens / der Leber / und aller innerlichen Glieder / deßgleichen in der Hirnwütigkeit / in dem hefftigen Nasenbluten / verstopffung und verhartung der Lebern und des Miltzes / in unersättlicher begierd zur Unkeuschheit / in unleidenlichem grossen Durst / Gelbsucht / in unnatürlicher Hitze / in der Siechtag / in den drey-und viertägigen / wie auch hitzigen Fiebern / und sonderlich in der zeit regie [490] render (Pestilentz. entzünde tes geblüt / schwacher magen von hitze̅ / blutspeyen / bauchflüß / hitzige gli dersucht / Frantzosen-krauckheit / schwa̅gerer weiberen gelüst zu unnatürlichen speisen / Sod und brennen des magens.) Pestilentz / denn sie löschen und miltern das entzündete Geblüt / bringen den geschwächten Magen / von hitz und dessen zerstörten Appetit wider zu recht / sind dienlich im Blutspeyen / und allen Bauchflüssen / in der hitzigen Gliedersucht und Frantzosenkranckheit: sonderlich aber ist die Endivien / eine heilsame Speiß und Artzney den Schwangeren Weiberen / die seltzame Gelüst zu unnatürlichen Speisen haben / vertreibet den Sod und das brennen des Magens. Wider die Verstopffung der Leber und alle andere Gebrechen derselbigen / von hitze verursachet. Nim Endivien-kraut / Erdbeerkraut / Edel-Leberkraut / Wegwarten / jedes eine handvoll / vermische diese Kräuter / schneide sie klein / schütte darüber zwey maß (Verstopffung der Leber und andere hitzige gebrechen derselbigen.) frisches Brunnwassers / und laß es sieden / so lang als man ein hart Ey siedet / alßdenn seige es durch ein tuch / und gib dem Krancken Morgens und Abends ein halb quartal davon zu trincken. Endivien-safft etliche tag nach einander 4. loth getruncken / stellet den Samenfluß. (Samenfluß.) In summa / es kan die Endivien zu allen innerlichen Kranckheiten / wie die Wegwart nutzlich gebraucht werden. (Hitzige Haubtkranckheiten / hitzige gebrechen der brust / Lungen / und des magens / der Leber / des miltzs / der niern / Mutter und Heernblasen / Gelbsucht / gerunnen blut / schwache kinder in mutterleib.) Das destillierte Endivien-wasser dienet in allen hitzigen Haupt-kranckheiten / in hitzigen Gebrechen der Brust / Lungen und des Magens / kühlet / erfrischet und stärcket die Leber und das Miltz / und löset auff die verstopffung derselbigen / vertreibet die Gelbsucht / und dienet wider alle hitzige entrichtung der Nieren / Mutter / Harnblasen / und aller innerlichen Glieder des Eingeweids / zertheilet das gerunnen Blut / stärcket die schwachen Kinder in Mutterleib / alle Morgen und Abend / jedes mal 4. oder 5. loth davon getruncken. So einer zuviel Unkeuschheit geübt / davon die Leber geschwächt ist / der trincke eine zeltlang alle Morgen und Abend 6. loth Endivien-wasser / er wird wider zu recht gebracht / (Schwache Leber von Unkeuschheit.) denn die Leber wird dardurch gestärcket. Sonst mag es auch nutzlich zu allen innerlichen gebrechen / wie das Wegwarten-wasser / gebraucht werden. Wider die Gicht der jungen Kinder / wenn (Gicht der jungen Kindern.) Fibrische hitz mit underlauffet. Nim Endivien-wasser / Lindenblust-wasser / Benedieten-Rosen-wasser / Violen-syrup / jedes zwey loth / vermische alles durch einander / und gib dem Kind offt ein trüncklein davon. (Entzündung des halß und mandeln.) Mit Endivien-wasser lawlicht gegurgelt / dienet wider die entzündung des Halß und der Mandeln. Der in den Apothecken also genante einfache Endivien-syrup / Syrupus de Endivia (Erhitzigter magen / leber / miltz nieren und deren verstopffung / gelbsucht / Fieber.) simplex, stärcket / kühlet / erfrischet den erhitzigten Magen / die Leber / Miltz / Nieren und alle innerliche Glieder / eröffnet die verstopffung derselbigen / vertreibet die Gelbsucht / dienet wol in hitzigen Fiebern / davon nach belieben ein paar löffel voll genommen / oder 3. loth mit 6. loth Wegwartwasser vermischt / und auff einmal getruncken / darzu der in den Apothecken genante doppelte Endivien-syrup / Syrupus de Endivia compositus noch dienlicher ist. CAPUT CVII. Röhrleinkraut. Dens leonis. Namen. Röhrleinkraut wird in Hochteutscher Sprach auch genennt Löwenzahn / Pfaffenkraut / Pfaffenblat / Säwrüssel / Säwschnabel / Säublum / Pfaffenstiel / Pfaffenröhrlein / Weglattich / Hundsblum / Pippaw / Eyerblum / Mönchsblat / Pastemen- oder Pe???emen-röhrlein / Wiesenlattich / Hunds-lattich / Mertzen-blum. In Hessen nennet man es Sommerdorn / von wegen der kleinen Stacheln; und in der Schweitz / Wyenschwantz. Griechisch heißt es [Greek words]. Laateinisch / Aphaca Theophrasti, Hedypnois, Seris urinaria, Seris somnifera, Corona Monachi, Corona sacerdotis, Tarapacum, Rostrum porcinum, Herba Imperatoris, Dens leonis. Italiänisch / Piscio in letto, Piscia à letto, Dente di cane, Piscio di cane. Frantzösisch / Dent de lion, pisse en lit. Spanisch / Diente de leon. Englisch / Dandelion. Dänisch / Loewe-tunge / Goase-tunge / Prestekruve / Müncke-hofint / Müncke-krone / Haare-kaal / Woldkoners-föer. Holländisch / Cauckerbloeme / Scorftbloeme / Peerdtsbloeme / Papencruyt / Hontsroosen. Geschlecht und Gestalt. Under das Röhrleinkraut zehlen wir mit Joh. Rajo alle dergleichen Kräuter / so da nur einen eintzigen / und zwar nicht ästichten stengel / und auff diesem ein eintzele Blume tragen. Als da sind: 1. Das gemeine Röhrleinkraut / Dens leonis latiore folio, C. B. Hedypnois s. Dens leonis Fuchsii, J. B. hat eine weisse und schlechte wurtzel / mit wenig zaseln / der Wegwartwurtzel ähnlich / außgenom̅en / daß sie milch gibt / auch bitterer und härter ist. In dem [491] anfangenden Lentzen thun sich die blätter herfür / die ligen auff der Erden / rings herumb außgespreitet / und sind zu beyden seiten zerspalten und außgeschnitten / wie die blätter der Wegwarten / sind doch grösser / linder / ein wenig haaricht / und mit der kerffen sich den grösseren Säwzähnen vergleichend: die rippen so durch die blätter gehen / sind gegen der wurtzel purpurroth. In dem Aprillen stossen mitten auß dem kraut von der wurtzel spannen-lange / zarte / runde / glatte / braunlichte / hole / milchsafftige / strohalme̅dicke röhrlein empor / auff derer gipffeln ein grünes / gebartetes und rundes knöpflein erscheinet; welches hernach in ein schöne / gelbe / gefüllte und wolriechende Blum außwächßt / gestaltet wie gemahlte schöne Sonnen / die bleibt nicht lang / sondern verwandelt sich bald in ein runden / wollichten flaumknopff / dessen flaum davon flieget / so bald er vom lufft beweget wird / und das ist der Samen dises gewächs / alßdenn stehen die röhrlein mit den weissen blossen und runden platten ledig / wie die beschorne Mönchsköpff oder Pfaffen-platten. Im Mäyen verwelcken die Röhrlein samt ihre̅ Mönchsplatten / doch bleibet das kraut / wächßt grösser / und ist den gantzen Sommer biß in den Winter hinein zu finden. Das gantze gewächß / wenn es verwundet wird / gibt eine bittere milch. Es wächßt in den Graßgärten / deßgleichen neben den strassen an grasichten reihen der Aeckern / Weinbergen und dergleichen orten / häuffig. 2. Das glatte Berg-Röhrleinkraut / mit fingersdicker milchsafftiger Wurtzel; elenhohem / gestreifftem / dickem / haarigem / mit vielen gezähnleten / subtilen / wollichten blättern besetztem stengel / und grosser gelber Blum; Dens Leonis montanus glaber, caule cubitali folioso, flore magno, Raji. An Dens Leon. latifolius caulescens, C. B. wächßt auff dem Juraffer-Berg / La Dolatz genant. 3. Das Röhrleinkraut mit einfacher / dicker wurtzel / vielen auff der Erden umb den stengel herumb außgebreiteten zwey zoll langen / und zoll breiten / etwas rauchen / subtil gezähnleten blätteren; einfachen / mit wenig blätteren geziertem stengel / auff welchem auß einem schüppicht-haarigemk elchlein / ein gelbe Blum / wie in dem Habichtkraut / herfür schießt; Dens Leonis foliis integris, caule raris foliis vestito, monanthes ferè, Raji. 4. Noch ein andere art des Röhrleinkrauts / mit Kolbenwurtzeln / Dens Leonis Asphodeli bulbulis, C. B. Cichorium Constantinopolitanum, Matth. wird in Teutschland in den Gärten gepsflantzet: Es ist erstlich auß Franckreich zu uns gebracht worden / denn es umb Montpelier und in Languedock auff den Wiesen und grasichten orten in grosser anzahl herfür kommet. Seine wurtzeln sind safftig / rund / und kleiner als der Affodill wurtzel / mit welcher sie sich vergleichen. Die blätter ligen wie des vorigen auff der Erden außgespreitet / der wilden Wegwarten nicht ungleich / auch nicht tieff zerspalten / ein wenig graw-blaw / breit und haaricht. Mit seinem röhrlein ist es dem vorigen ähnlich / auff welchem im Brach- und Hewmonat Orientalisch Röhrleinkraut. Cichorium Constantinopolit. schöne bleichgelbe Blumen wachsen / so grösser als des vorigen sind / zu haarigen weissen köpflein werden / und auch also davon fliegen. Es gibt einen bittern geschmack von sich / deßgleichen geschlecht hat Herr Augerius de Busbecke, geweßter Käyserlicher Gesandter an dem Türckischen Hoff zu Constantinopel / Petro Andreae Matthiolo zugeschickt / welches von ihme Cichorium Constantinopolitanische Wegwart / genennet worden. Eigenschafft. Das Röhrleinkraut hat eine krafft zu kühlen und zutröcknen / wie die Wegwart / doch tröcknet es etwas mehr wegen semer bitterkeit / damit er die Wegwart übertrist. Führet also ein flüchtiges / scharffes / nitrosisches / mit etwas schwefel-theilen vermischtes saltz in seinem milchsafft / und hat dadurch gute kräfften die innerlichen verstopffungen zu eröffnen / die säure aller feuchtigkeiten zu temperieren / und das gallichte geblüt zu reinigen. Gebrauch. (Harn nicht h???ten.) Welche den Harn in das Bett zu Nacht lauffen lassen / denen solle man die wurtzel des Röhrleinkrauts in wasser sieden / und nur an dem Morgen ihnen davon zu trincken geben. Man nimt zu zwey maß frisch Brunnwassers / 2. loth der wurtzel / und läßt es sieden / so lang als man ein hart Ey siedet. Wenn man die dünnen Röhrlein dieses (Flecken der augen.) Krauts entzwey bricht / gibt es einen weissen, milch-safft / welcher die Flecken der Augen / so man des Tages etliche mahl ein paar tröpflein in dieselben treuffet / allgemach verzehret und zertheilet.
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Etliche ziehen das Röhrleinkraut mit der wurtzel under sich auß / schneiden darnach die wurtzel ab / hengen dieselbige an den halß / tragen sie also eine zeitlang / das soll (Rinnen und trieffen der augen.) nicht allein die flecken der Augen / sondern auch das rinnen derselben vertreiben. Die andern graben die wurtzel auß / schneiden sie in stück / und hengens viel tag an den halß / das soll nicht allein die flecken verzehren / sondern auch alle gebrechen der Augen hinweg nehmen. Die dritten hengen die wurtzel also gantz / oder nur ein stuck darvon an den halß / tragen die eine zettlang / und befinden gute besserung darvon. Zu diesem end aber halten viel darfür / daß man diese wurtzel im Sommer umb St. Bartholomei Tag / so die Son̅ in die Jungfraw gehet / graben / und denn einem Menschen (Augenfl???ken.) oder Viehe / das flecken in den Augen hat / an den halß hängen soll. Von solcher krafft und würckung aber hat dieß Kraut auch den nahmen Fellriß bekommen. (Unlust der pferd zum essen und so nicht stallen können.) Wenn ein Pferd unlustig ist zum essen / und nicht stallen kan / schneide ihme frisch Röhrleinkraut / und gibs ihm under seinem Futter. Das Röhrleinkraut soll samt den Blumen und wurtzeln im Aprillen oder anfang des Meyens destilliert werden / wenn es in (Seitenstechen / verstopffte Leber / gelbsucht / fieber / männlicher samensluß.) seiner vollkommenen blüth ist. Dises Röhrleinkraut-wasser ist eine gute Artzney wider das stechen in der seiten / eröffnet vie verstopffte Leber / vertreibet die Gelbsucht / dienet wider alle Fieber / treibet den Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und Blasen / stillet den Männlichen Samenfluß / Morgens und Abends jedes mahl 5. oder 6. loth (Rothe augen / Auge̅flecken / schwartze brennende blatern an den Brüsten / gemächten / beinen / hitziges gliederweh. Rote purpeln oder finnen des antlitzes.) getruncken. Ferners dienet es wider die rothe Augen und deren Flecken / bißweilen etliche tröpflein darein geträufft. In diesem wasser tüchlein genetzt und übergeschlagen / löschet die hitz der schwartzen brennenden blatern an den Brüsten / Gemächten und Beinen / bekommet auch also wol dem hitzigen Gliederweh. Die Weiber pflegen sich mit diesem wasser zu waschen / in Hoffnung ein klar Antlitz zu erlangen / und die rothe purpeln oder finnen außzutilgen. Das Röhrleinkraut frisch zerhackt / in guten weissen Wein gelegt / und allezeit ein (Drey und viertägig Fieber.) stund vor dem Acces eines drey oder viertägigen Fiebers / ein gut glaß voll getruncken / erlediget den Menschen sehr bald von der Kranckheit / ja umb so viel desto geschwinder / wenn er die guten Tag über / in währender zeit des Fiebers / alle Morgen und Abend auch ein glaß voll trinckt. Etliche kochen dieses Kraut in halb Wein / halb Wasser / seigens hernach / und geben es auff gleiche weiß für das Fieber. (H???tzig und gifftig fieber.) Der auß dem grünen safftigen Kraut frisch außgepreßte safft auff drey biß 4. loth mit Brühen oder Scabiosen-wasser vermischt / und öffters eingenommen / ist ein treffliches mittel wider alle hitzige und gifftige Hauptwehe und Fieber / treibet durch den Harn und Schweiß. Mischt man Leinöl oder Mandelöl / und Klapperrosen-syrup / (Seitenstich.) under solchen safft / so vertheilet es auch den gefährlichen Seitenstich / wenn man sehr offt etliche löffelvoll davon eingibt. (Geschwär / Fistel.) Eben dieser Safft dienet auch mit seinem alkalischen scharffen saltz äusserlich zu reinigung und außheilung allerhand garstiger Schäden / Geschwärn und Fistlen. CAPUT CVIII. Groß Habichkraut. Hieracium majus. Namen. HAbichkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hieracium. Italiänisch / Hieracio. Englisch / Hawkweed. Dänisch / Hoegs-urt. Niderländisch / Havickskruyt. Habichkraut solle es darumb genent worden seyn / weilen die Habich daran kratzen / alßdenn mit dem safft desselben ihre Augen netzen / und das Gesicht darmit läuteren und stärcken. Groß Habichkraut heißt Griechisch, [Greek words]. Lateinisch / Hieracium majus. Italiänisch / Hieracio maggiore. Frantzösisch / Grande Cichorée, Cichorée jaune. Englisch / Great Hawkweed. Holländisch / Groot Havickscruyt. Klein Habichkraut heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Hieracium minus, Hieracium alterum. Englisch / Lythe Hawkweed. Niderländisch / Kleyn Havickscruydt. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht / das grosse Habichkraut / Hieracium majus folio Sonchi, C. B. Sonchus repens, multis Hieracium majus, J. B. hat eine weit umb sich kriechende / daurhaffte / zaselichte Wurtzel / die ist spannenlang / kleinen fingers dick / und voller milch. Die blätter sind quer hand lang / auch länger / an dem umbkreiß / eine weite nach der anderen tieff zertheilt / wie der Gänßdistel / und mit weichlichten dörnlein besetzet. Der stengel ist rund / gerad / mit striemen oder hol [493] kehlen / rauch / voller dörnlein / außwendig röthlicht / inwendig hol / und fast auff die anderthalb elenlang / mit vielen zweiglein oder neben-ästlein besetzt / darauff wachßen bleich-gelbe Blumen / den Blumen des Hasenköhls ähnlich / die werden bald zu zarten wollichten köpfflein / und fliegen wie an dem Röhrleinkraut darvon. Das gantze Kraut ist voll weisses milchsaffts / gleich dem Hafenköhl. Wächßt in den Saat-felderen. Klein Habichkraut. Hieracium minus. Das kleine Habichkraut / Hieracium minus glabrum, C. B. prod. hat ablange / gläntzendgrüne / schmale blätter / die gleicher massen weit von einander zerkerbt / bekomt zärtere und gantz grüne / spannen-hohe stengel / mit etlichen neben-zweiglein in der höbe / die tragen gelbe Circkel-runde in dem Herbst erscheinende Blumen. Diese beyde wachßen hin und wieder auff dem feld / hügeln / ungebawten orten / und etwa auff den äckern zwischen dem Geträid. 3. Das krumme Habichkraut / Hieracium Proliferum falcatum, C. B. bekomt auß dünner und zaßlichter wurtzel einen zarten / schuhe-hohen / mit zwey oder drey blätteren bekleideten stengel. Die blätter sind biß drey zoll lang / schmal / ein wenig gekerfft / und etwas rauchlicht. Bringt in dem Mäy auß ablangen / schüpichten / dünnen / und krummen kelchlein / bleiche und ablange sich schlechtlich öffnende Blümlein / wächßt umb Neapoli in Sicilien / wie auch bey Montpelier. 4. Das Habichkraut mit krum̅en schötlein / vielen bey ihrem ursprung rauchlichten stengeln / welche in viel neben-zweiglein zertheilet / und mit etwas rauchen / ablangen / wenig gekerfften blättern bekleidet sind. Trägt gelbe blümlein / denen offt 8. krumme schötlein / als ein Lerchenfuß gestaltet / Habichkraut mit krummen schötlein. Hieracium siliquis falcatis. wie in der Ringelblum / hernach folgen. Wächßt in Langendock umb Montpelier mit breiten / in Italien aber umb Padua mit schmälern blättern. In Teutschland pflantzt man es in die Lustgärten. Hieracium siliquâ falcatâ, C. B. Monspeliac. & Narbonense, Tab. 5. Das Wull-Habichkraut / Sonchus Villosus luteus major, C. B. Park. Sonchus lanatus Dalechampii, J. B. hat ein lange und kleinen fingers dicke wurtzel / die ist außwendig schwartzlicht / und inwendig voller milch: von dieser kommen herfür sechs oder siben auch mehr und bißweilen wenigere / zwey biß drey zoll lange / weich und wollichte / den blättern des Wullkrauts ähnliche blätter. Gegen dem Mäyen entspringet zwischen denselben ein holer / raucher / haariger / dicker und runder stengel / der sich obenher in zwey oder mehr neben-zincklein zertheilet / unter welchen auß jedem gläichlein unten ein rauches blättlein herfür wächßt. Auff jedem, zincklein erscheinet ein schöne / bleichgelbe / gefüllte und Circkel-runde Blum / auß einem dicken rauchen köpflein / eines zimlichen guten geruchs / welche in flaum außgehet / und einen schwartzlichten langen samen nachbringet. Wächßt am Mäynstrom zwischen den Churfürstliche und Bischofflichen Stätten Miltenburg und Würtzburg. Man findet es auch in Ungaren / Mähren / Ober- und Nider-Oesterreich / auff den grasichten Bergen und dürren Wiesen. 6. Das breite Berg-habichkraut / Hieracium montanum latifolium glabrum majus, C. B. Park. Montanum majus latifolium, J. B. [494] Hat ein kurtze / schwartzgrüne und kumpffe Wurtzel / die ist fingers lang und kleinen fingers dick / auch mit etlichen weissen nebenwürtzelein behenget / so unten widerum ihre zincklein haben. Ist safftig und voller bitteren milch / seine blätter sind lang / breit / fraußlicht / grau-weiß / mit einer rauchen wollen überzogen / und den blätteren der gelben Ochsenzungen ähnlich. Zwischen den blätteren kommet zu end des Brachmonats ein runder / laucher und haariger stengel herfür / so anderthalb spannen lang wird / der theilet sich etwann in zwey oder drey nebenzweiglein auß / darauff dicke / von vielen rauchen blättlein zusammen gesetzte köpfflein wachsen / auß welchen schöne gelbe und gefüllte blumen in dem Heumonat entspringen / die hernach sambt ihrem schwartzlichten Samen vom Wind hinweg getrieben werden. Es wächßt in dem Veschgebirg und Schwartzwald auff den gipffelen der hohen bergen zwischen dem Grießbacher-Antegaster- und Ribelsauer-Saurbrunnen. 7. Das schmale Berg-habichkraut / Hieracium montanum latifolium glabrum minus, C. B. Park. latifolium glabrum ex valle Griesbachianâ, J. B. Hat ein kleine / fingers dicke und schwartzlichte Wurtzel / so mit etlichen zaßlichten neben-würtzelein behenget ist / die theilen sich oben in zwey oder drey häuptlein auß / von welchen jedem sechs oder sieben / mehr und auch wenigere / lange / weißgraue und wollichte / den stengel umfassende blätter herfür wachsen. Zwischen denselben aber entspringet von jedem haupt der Wurtzel / ein blosser / runder / und spannen langer stengel / auff deren jedem zu ende des Meyens ein schöne / gelbe und gefüllte blume sitzet / und einen langen samen nach bringt / so von vielen zusammen gedrungenen und schuppichten blättlein in seiner flaumwollen eingeschlossen ist / welche wenn sie sich auffthun / werden sie samt der wollen und dem Samen von dem Wind zerstreuet. 8. Das Habichkraut / mit Röhrleinkrautblätteren / Hieracium Dentis Leonis folio obtuso minus, C. B. Park. Bringet neben seiner kleinen Wurtzel / sechs oder lieben dicke und rauche / auff der erden außgebreitete / nicht tieff zerkerffte / zwey zoll lange / und halb zoll breite blätter; zwischen welchen ein glatter / blosser und holer stengel herfür schießt / der eine grosse bleichgelbe Blumen trägt. Wächßt allhier auff den Matten ausser der kleinen Statt. 9. Das Berg-habichkraut mit Rübenblätteren / Hieracium montanum Rapifolium, C. B. prod. Park. Bekomt auß der rothen / ablangen und ein wenig haarichten Wurtzel / etlich wenige / wie in der gemeinen Rüben gestaltete blätter / die mit rauchen / rundlichten / an dem rand eingebogenen spalten zertheilet / und mit rauchen / ablangen / röthlichten stielen begabet sind. Zwischen den blätteren wächßt ein mehr als elen hoher holkehliger / rothlichter stengel / mit einem oder zweyen kurtzen blättern umgeben / wird oben in viel zincklein zertheilt / auff deren jeglichem selten zwey / gemeiniglich nur eine gelbe Blum / von mittelmässiger grösse / jede auff ihrem eigenen stiel sitzet / so nachmals zu einer zarten weissen flaumwollen wird. Wächßt auff dem Solothurnischen Berg die Wasser fall genannt. 10. Das Berg-habichkraut mit grosser Blum / Hieracium montanum foliis dentatis flore magno, C. B. Park. Hat dick-grüne / und gar nicht haarige blätter / die mehrentheils um die Wurtzel herum ligen / sie sind fünff zoll lang und einen breit / an dem rand herum alß wie zähn zerkerfft / und ein wenig gehäret. Zwischen den blätteren entstehet ein schuh-hoher / holer / und von haaren raucher stengel / ohne blätter / welcher eine grosse / dotter-gelbe / und in einem schönen knöpfflein eingeschlossene Blume trägt. Wächßt auff den Schweitzerischen Gebürgen / dem Gotthardt / und um das Pfeffers-Bad. 11. Das Berg-habichkraut mit unzerkerbten blätteren / Hieracium alpinum non laciniatum flore fusco, C. B. Hat einen anderthalb spannen langen haarichten stengel / so oben her ohne blätter ist. Um die Wurtzel sind die blätter auch haaricht / dunckelgrün / spitzig / zween oder drey zoll lang / und einen breit. Auff dem gipffel des stengels sitzen etliche kleine schwartzbraune blümlein / die gehen in eine zarte wolle auß / darinnen ein schwarzer / kleiner und ablanger samen verschlossen ist. Wächßt auff den Bündnerischen Gebürgen. 12. Das Habichkraut mit tieff eingeschnittenen blätteren / Hieracium profundè sinuatum pubescens, C. B. prod. Park. Hat eine schwartze / holtz- und zasichte Wurtzel / einen runden / holen / zwey elen hohen stengel / so gleich wie das gantze Gewächs dünn behaaret ist / und sich in mehr ästlein außtheilet. Die blätter sind bey der Wurtzel ablang / spitzig / zerschnitten / und tieff gespalten / mit ablangen stielen. An dem stengel finden sich wenig / und spitz-zerschnittene blätter / die goldgelben Blumen sitzen auff ihren besonderen stielen. Wächßt bey Basel um Michelfelden auff den dürren wiesen / und wird auch in und um die Dornbüsch in dem nahgelegenen Wald gefunden. 13. Das rauche kleine Habichkraut / Hieracium pumilum, saxatile, asperum, radice praemorsa, C. B. Hat eine dicke / schwartzlichte Wurtzel / welche in langlichte und abgenagte zaselen außgehet: neben der Wurtzel bringt es viel spitzige und haarlockige blätter / die drey oder vier zoll lang / ein halb zoll breit / mit langen stielen begabt / und in dem umgang an wenig orten wie zähn zerkerbt sind: zwischen welchen ein dünner / runder und rauchhaariger stengel herfür komt / der nicht gar einer spannen hoch / und mit einem oder dem anderen blätllein bekleidet ist. Er trägt ein gelblichte blumen / auff welcher der kleine schwartzlichte / und in die flüg-haar eingewickelte samen folget. Wächßt auff den Alpgebürgen. Dieses Kraut ändert sich / denn man findet noch eine andere Art / Hieracium minus folio subrotundo, C. B. Dens Leonis minor folio aspero, C. B. Park. Mit rund [495] lichten Klein und rauch Habichkraut. Hieracium pumilum saxatile. blätteren / welche zween oder drey zoll lang / anderthalb zoll breit / und an dem umbkreiß zerkerfft sind: die stielein erscheinen nicht zween zoll lang. Der stengel ist länger als an dem ersten / welcher 3. oder 4. Blumen trägt. Die dritte art / Dens Leonis minor foliis radiatis, C. B. Park. hat eine dicke wurtzel / und sind die stengel in viel nebenzweiglein zertheilt; wächßt in felsichten orten / bey der also genanten Cluß / die in Solothurnischer Herrschafft liget. 14. Das Chondrillen-blättige Habichkraut / Hieracium Chondrillae folio hirsutum, C. B. hat eine fast kleinen fingere dicke / und ein wenig längere wurtzel / mit vielen zaseln behenget. Die blätter vergleichen sich den Chondrillen-blättern. Die Blumen sind gelb. Wächßt auff dem Berg Wasserfall. 15. Das grosse breitblättige Habichkraut hat eine weißgrawe wurtzel / die auß vielen zaseln oder kleinen würtzlein bestehet. Die untersten / von der wurtzel herfürwachsende blätter sind unten her schmal / schier biß an die helffte mit runden schnitten außgeschnitten / in der mitte aber sind sie drey quer finger breit / nur ein wenig außgeschnitten / und vornenher gespitzt / von farben schwartzgrün / sehr dünn / lind / zart und weich / mit kurtzë an der wurtzel stehenden stielen / zwischen welchen ein dicker / fetter und safftiger stengel auffschießt / so da voller milch ist. Die blätter hängen sich mit ihren zackichten gäbelein an den stengel / sind an demselbigen gar breit / in etliche zacken wie spitzige zähn außgeschnitten. Eb gewinnet auch der gemeltestengel etliche äst- und neben-zweiglein / unter deren jedem ein dergleichen grosses blatt herfür wächßt / je näher aber die blätter den gipffeln stehn / je kleiner und spitziger erscheinen sie / biß endlich an den oberen theil bey den Blumen nur kleine lange spitzlein darauß werden. Die Blumen sind bleich-gelb / circkelrund und gefüllt / vergehen und fliegen darvon. Man findet es auch auff dem Allerheiligen-berg bey Heydelberg und an anderen orten des Ostwalds. Theod. Tabernaemontanus nennet es / Hieracium montanum majus latifolium, groß Berg-habichkraut mit breiten blättern. Auff dem gemelten Ostwald wird auch ein kleinere art gefunden / deren stengel sich in 5. 6. oder 7. zincklein zertheilen / auff deren jedem ein gelbe Blumen sitzet / die der vorigen gleich / aber kleiner ist. Alhier auff dem Muttentzer- und Crentzacher-Berg kommet auch ein sonderbahres Geschlecht des Habichkrauts herfür / welches vorgemelter Herr Hieracium montanum angustifolium primum, das erste Berg-habichkraut mit schmalen blätteren nennet. Es hat ein weisse zasichte wurtzel / von einem haupt in viel kleine würtzelein / wie die worige getheilet / die stengel sind rund / ein wenig braunlicht / vornemlich unten her / elen lang / und auch bißweilen länger / von unten an biß oben auß mit grünen / langen / schmalen blättern besetzet / die stehen umb den stengel herumb / je einer über dem anderen / und ist ein jedes breiter als ein finger / mit dreyen oder bißweilen nur mit zweyen schnittlein zerkerfft. Obenher theilet sich der stengel auß in etliche neben-zweiglein / darauff wachßen gelbe Blumen / welche zu wollichten Köpflein werden / und also vergehen. Man findet es auch hin und wider auff dem Gebürg / an dem Rheinstrom und Ostwald. In dem übrigen gibt es noch sehr viel arten und species des Habichkrauts / welche aber sambtlich alhier beyzusetzen / wir für unnöthig / ja unserem Haupt-zweck zu wieder zu seyn achten. Eigenschafft. Habichkraut hat eine krafft zu kühlen / sänfftiglich zu zertheilen / und zu heilen / hat demnach viel nitrosisches / alkalisches / mit balsamischen öl-theilen vergesellschafftetes / miltes saltze / in seinem milch-safft verborgen. Gebrauch. (Flecken in den Augen anfahende stahren / finsterkeit un̅ entzündung der Augen. Nebel und dünste des gesichts.) Der Safft auß dem Habichkraut / ist gut wider die flecken in den Augen / und die anfahende Stahren / vertreibet alle finsterkeit des Gesichts und entzündung der Augen / des Tags einmal oder vier / jedes mal zwey oder drey tröpflein laulicht daxein gethan. Etliche hengen es auch nur an den halß / auff welche weiß es auch alle Nebel und Dünste der Augen und Gesicht vertreiben soll. Nim geläuterten Habichkraut-safft / schönen lauteren Honig / guten weissen Wein / jedes gleich viel / vermische es durch einander / (Blödes und dunckeles gesicht.) und behalts in einem gläßlem auff: wenn einer nun ein blödes und dunckeles Gesicht hat / der thue alle Morgen und Abend jedesmahl zwey oder drey tröpflein in die Augen / es läuteret und schärffet das Gesicht ebener massen.
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(Entzündung und hitzige flüß der augen.) Geläuterten Habichkraut-safft mit Weibermilch jedes gleich viel vermischt / ist ein gutes mittel für die entzündung und hitzige flüß der Augen / bißweilen ein paar tropffen darein gethan. (Flecken des Angesichs.) Wider obgemelte Augen-kranckheiten wird auch das destillierte Habichkraut-wasser gerühmt / so noch kräfftiger seyn solle: (Brennende blatteren.) das Angesicht aber damit gewaschen / nimt alle flecken hinweg / leinene tüchlein darein genetzt / und lawlicht übergeschlagen / heilet die brennende blatteren an allen orten des Leibs. (Köstlicher augenbalsam.) Wenn du frischen ungesaltzenen Butter mit dem milch-safft von Habichkraut drey oder mehrmahlen wol waschest / hernach rothen / auff einem stein zuvor sehr rein geriebenen praecipitat darunder rührest / biß er Leibfarb ist / so hastu einen trefflichen Augenbalsam / von welchem alle Morgen und Abend einer Erbsen groß in den Augenwinckel gestrichen / alle schmertzen / flecken und enttzündung der Augen allgemach gantz sicher vertheilet. CAPUT CIX. Buchköhl Wännlein. Pulmonaria Gallica mas. Namen. DEr Buchköhl wird auch in Teutscher Sprach Buchspick / Lungenkraut / Edel oder gulden Lungenkraut / und Frantzösisch Lungenkraut genennet. Lateinisch heisset er / Hieracium murorum, Hieracium Pulmonaria dictum, Pulmonaria nobilis, Pulmonaria aurea, Pulmonaria Gallica, Consolida lactarea, Consolida lactucina. Englisch / French or Golden Lungwort. Geschlecht und Gestalt. Des Buchköhls sind vielerley Geschlecht / davon aber nur drey alhier vorgestellet sind. Joh. Rajus gesellet annoch die Staudichten Habichkräuter / mit kleinen schwartzen samen hieher. 1. Das erste Geschlecht der Buchköhl-Männlein / Pulmonaria Gallica mas, Tab. Hieracium murorum solio pilosissimo, C. B. Pilosella major quibusdam, aliis Pulmonaria flore luteo, J. B. überkomt ein dünne rothe / lange wurtzel mit vielen neben-würtzelein. Die blätter sind breit / eckicht / bitter / ein wenig gekerfft und gantz haarig / auch offt fleckicht / sie ligen auf der Erden in die ründe zerspreitet. Gegen dem Brachmonat entspringen von der wurtzel zwischen den blättern zween (bißweilen aber nur einer) haariger / runder und elen-hoher stengel / deren jeder nicht mehr als ein blatt hat / welche kleiner und vornen spitziger sind als die untersten. Oben theilen sich die stengel in etliche neben-zweiglein auß / darauff gelbe / gefüllte und circkelrunde schöne Blumen in dem Brach-und Hewmonat sitzen / so mit ihren wollichten köpflein und kleinem schwartzem samen darvon fliegen. Wächßt gern in den dunckeln Buchwälden und auff den alten mauren. Alhier findet man ihne auff den alten steinzäunen des Muttentzer-bergs. Dieses gantze Gewächs gibt wie das Habichkraut ein weissen bitteren milch-safft von sich. Buchköhl Weiblein. Pulmonaria Gallica foemina. 2. Der Buchköhl Weiblein / Pulmonaria Gallica foemina, Tab. Hieracium murorum laciniatum, minùs pilosum, C. B. Pilosellae majoris, sive Pulmonariae luteae species magis laciniata, J. B. ist dem vorbeschriebenen mit der [497] wurtzel ähnlich / aber die Blätter sind breiter / grösser / länger / tieff zerkerfft / hinden gegen dem stiel mit tieffen Spalten zertheilet / under denen etliche vornenher rund / kurtz und kumpff / die andern aber noch so lang / und vornen außgespitzet; sonsten sind sie haar- und wollicht wie des ersten. Der Stengel vergleicht sich auch dem vorigen / und hat nur in der mitte ein tieff zerkerfft Blatt / so kaum halb so groß alß der untersten eines ist. Obenher theilet sich der stengel in etliche Neben-zincklein auß / under deren jeden am gewerblein ein sehr kleines / spitziges und schmales Blättlein herfürwächßt / die an dem ersten nicht gefunden werden / sonsten wird dieses Geschlecht immer wie das vorige / mit zweyen stengeln gesehen. Seine Blumen / so im ende des Brachmonats sich erzeigen / und im Hewmonat vollkommlich zeitigen / sind gelb und gefüllt / den vorgemeldten ähnlich / die fliegen auch nach der zeitigung mit ihren wollichten köpflein davon. Das gantze Kraut hat ebenmäßig viel bitteren Milch-saffts bey sich. Es wächßt in duncklen Buchwäldern wie der vorige / ist aber nicht so gemein / sondern seltzam / doch findet man solchen in zimlicher anzahl auff dem Ostwald / zwischen Heppenheim und dem Stättlein und Berghauß Lindenfelß. Buchköhl mit schmalen Blätteren. Pulmonaria Gallica angustifolia. 3. Der Buchköhl mit schmalen Blättern / Pulmonaria Gallica angustifolia, Tab. Hieracium latifolium murorum folio oblongo, C. B. hat eine kumpffere und dickere wurtzel / mit viel mehr und längeren Neben-würtzelein als die vorbeschriebenen. Die Blätter sind schmäler denn der vorigen / lang / haar- und wollicht / mit weiten kerffen / und doch nicht tieff außgeschnitten / sie wachsen nicht allein von der wurtzel herauß / sondern auch auß und umb den stengel / von unden an biß oben hinauff / an den Neben-zweiglein je eines über dem andern / und sind durchauß gleich / außgenommen daß sie den stengel hin auff immer kürtzer und kleiner werden / auch unter dem gewerblein der Neben-ästlein sehr klein ohne kerffen wie kleine spitzlein erscheinen. Der stengel vnd die blumen vergleichen sich den vorgemeldten. Er ist voller Milch-safft / und wächßt hin und wider auff dem Ostwald. 4. Der staudichte Buchköhl / mit breiten / glatten / drey zoll langen / zoll breiten / weichen / milch-safftigen / an dem umbkreiß gezähnleten blättern / Hieracium fruticosum latifolium, foliis dentatis, glabrum, C. B. majus latifolium Pannonicum 2. Clusii, J. B. 5. Der staudichte breit-blättige Buchköhl / mit zwey elen hohen / runden / haarigen stengeln / Hieracium fruticosum latifolium hirsutum, C. B. Park. Hieracii Sabaudi varietas altera, J. B. 6. Der staudichte Buchköhl / mit rundlichten / zwey zoll langen / anderthalb zoll breiten / zugespitzten / zerkerfften Blättern / Hieracium fruticosum folio subrotundo, C. B. 7. Der kleine staudichte Buchköhl / mit kleinen / rund- und rauchlichten Blättern / Hieracium fruticosum minus, C. B. 8. Der schmal-blättige / grosse / staudichte Buchköhl / mit gelben Habichkraut-blümlein / Hieracium fruticosum angustifolium majus, C. B. rectum, rigidum, quibusdam Sabaudum, J. B. 9. Der staudichte Buchköhl / mit schmälesten Blättern / Hieracium fruticescens foliis angustissimis, non descriptum, Hort. Lugd. Bat. 10. Der breit-blättige Berg-Buchköhl / mit weich-haarigen / und offt schwartz-fleckichten blättern / und bleich-gelber grosser Blum / Hieracium Alpinum latifolium, hirsutie incanum, flore magno, C. B. Pannonicum latifol. 1. Clusio, Pilosellae majori vel Pulmonariae luteae accedens maculatum & non maculatum, J. B. 11. Der haarige Berg-Buchköhl / mit breiten / ablangen / milch-safftigen / wohlhaarigen / bitteren blättern / Hieracium Alpinum villosum latifolium magno flore, C. B. Alpinum hirsuto folio, 5. Clus. quodammodo incanum, J. B. 12. Der schmal-blättige Buchköhl / mit gold-gelben blumen / Pulmonaria Gallica s. aurea angustifolia, Ger. emac. 13. Der gelbe Buchköhl / mit tieff eingeschnittenen / biß sieben zoll langen blättern / runden / hohlen / haarigen stengeln / und grosser gelber Blum / Pilosellae majoris s. Pulmonariae luteae laciniatae species minor, J. B. 14. Der gelbe schmal-blättige Buchföhl / mit langen / schmalen blättern / Pilosellae majoris s. Pulmonariae luteae species angustifolia, J. B. 15. Der viel-haarige schmal-blättige gelbe Buchköhl / Pilosella, s. Pulmonaria lutea, angustiori folio, valdè pilosa. J. B.
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16. Der schmal-blättige / ungekerffte Stein-Buchköhl / Hieracium murorum angustifolium, non laciniatum, C. B. 17. Der nidrige wohl-blättige Berg-Buchköhl / Hieracium Alpinum pumilum folio lanuginoso, C. B. Eigenschafft. Alle Geschlecht des Buchköhls sind trucknender und kühlender natur / haben ein alkalisches / gelindes / mit ölicht-balsamischen theilen vermischtes saltz in ihrem Milch-safft verborgen / und dannenher schöne tugenden / alle Geschwär und Wunden zu reinigen / und zu heilen / aller verderblichen Säure zu widerstehen / innerliche Verstopffungen zu eröffnen / und das scharffe / versaltzene / saure Geblüt zu versüssen. Gebrauch. (Wundträncker / Wunden.) Die Wundärtzte können dieses Kraut zu ihren Wund-tränckern sehr nutzlich gebrauchen / weiten es die Wunden treflich zur heilung bringet. Man muß es aber im Hewmonat samlen / im Schatten tröcknen / und die Blumen davon werffen. (Versehrung der Brust / Lungen un̅ Eingeweids / Lung- und Schwindsucht.) So man vier hand voll der Buchköhlsblättern mit einer maß Wasser und weissen Wein / in einem wohl verdeckten hafen siedet / biß ohngefehr ein halbe maß eingesotten / alßdenn durch ein sauber tuch seiget / ist es ein heilsames Tranck wider alle innerliche Versehrung der Brust / Lungen und Eingeweids / dienet auch also in der Lung- und Schwindsucht / morgen und abends ein halb quartal davon getruncken. Tabernaemontanus schreibet / es seye kaum ein edlere Artzney zu dieser Kranckheit zu finden / sonderlich wenn man gleich im anfang deroselben solches mittel gebrauche / denn so verhüte es nicht allein / daß die Lungsucht nicht überhand nehme / sondern es heile sie auch von (Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Wunden.) grund herauß. Diese: Tranck also gebraucht / eröffnet zugleich die Verstopffung der Leber / vertreibet die Gelbsucht / und bringet alle geschossene / gestochene und gehawene Wunden zur heilung. (Lungsucht.) So einem die Flüß auff die Brust fallen / und er sich einer Lungensucht besorget / der nehme 1. loth rein gepülverter Buchköhlblättern / vermische dieselbe unter vier loth Zucker / thue darzu Hufflattich- oder Kornrosen-syrup / so viel genug ist zu einer Latwerge / und nehme davon offt einer Castanien groß. (Brust-strëge / Keuchë und Hustë der Pferdë / des Rindviehs und Schaafen.) Buchköhl zu pulver gestossen / und mit saltz den Pferden / Rindvieh und Schaaffen zu lecken geben / vertreibet ihnen die Bruststrenge / das Keuchen und den Husten: Man schneidet es den Pferden auch unter das Futter. Das destillierte Buchköhl-wasser ist nutzlich (Hitzige Kranckheiten der Brust / Lungen Magen un̅ Leber / Gelbsucht / Wunden / Hitzige Versehrung des Halses un̅) in allen hitzigen Kranckheiten / der Brust / Lungen / Magen und Leber / dienet wider die Lung- und Schwindsucht / vertreibet die Gelbsucht / und heilet die frischen Wunden / morgens und abends etliche loth davon getruncken. Aeusserlich gebraucht / wehret es der hitzigen Versehrung des Halses und Mundes / öffters warmlicht damit geaurgelt. Es ist auch dienstlich wider die Versehrung der heimlichen Oertern bey Mann (Mundes / wie auch an heimlichen orten / bey Mann und Weib. Lungsucht.) und Weib / so man leinene tüchlein darinn netzet / und laulicht überleget. Der in den Apothecken zubereitete Buchköhl-syrup / ist ein köstlicher Safft wider die Lungensucht / davon ein paar löffel voll genommen. Endlich kan man auch eine Essentz mit (Husten / Häisere / Engbrüstigkeit / Reinigung des Geblüts. Geschwär / Fisteln / Wunden.) Brantenwein davon außziehen / solche nachmahls mit Brustbeer- und Violen-syrup vermischen / und bißweilen löffel-weiß davon nehmen / dienet treflich in Husten / Häisere / und Engbrüstigkeit von zähen / kalten Flüssen und Schleim. Oder man kan offt 30. biß 40. tropffen davon einnehmen / zu reinigung und versüssung des Geblüts / und heilung der Geschwären / Fisteln und Wunden. CAPUT CX. Hirsch-Mangold. Pulmonaria maculosa. Namen. HIrsch-mangold / blaue Schlüsselblumen / fleckicht Lungen-kraut / heißt Lateinisch / Pulmonaria maculosa. Niderländisch / Onser Vrowen Melckcruydt. Englisch / Dage of Jerusalem or Bethlehem / Jerusalem Cowssips. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der breite Hirschmangold / Symphytum maculosum s. Pulmonaria latifolia, C. B. Pulmonaria Italorum ad Buglossum accedens, J. B. überkomt viel rauche / haarige / theils auff der erden außgebreitete / theils auch ohne stiel den stengel umbfassende / lange / breite / und den gemeinen Ochsenzungen ähnliche Blätter / sind jedoch breiter / und mit weissen oder schwartzen Flecken besprengt. Im angehenden [499] Frühling trittet es in seine eckichte / weiche / purpur-röthlichte / haarige / und anderthalb spannen hohe stengel / auff deren gipffel etliche blaue oder purpur-braune / selten aber weisse blumen / gleichsam gebüschelt wie an der Hundszungen oder den Schlüsselblumen / erscheinen. Wenn sie abfallen / folgen in jedem kelchlein vier schwartze Samen / den Ochsenzungen-samen gleich. Die wurtzel ist dick / braunlicht-weiß / zaßlicht / eines schleimigen zähen geschmacks / und lieblichen geruchs. Wächßt in dunckeln Heckbüschen und Wäldern / sonderlich in Oestereich und Ungarn. Man findet ihn hier auch auff etlichen Bernischen Bergen. Ümb Wien und Franckfort / wie auch in Böhmen sihet man ihne ohne Flecken. 2. Der schmale Hirsch-mangold / Symphytum maculosum s. Pulmonaria angustifolia coerulea, C. B. angustifolia coeruleo flore, J. B. hat schmale und mit haaren überzogene blätter / so sich den wilden Ochsenzungenblättern vergleiche; sind jedoch weicher / und nicht so rauch / haben keinen stiel / sondern umbfassen in der mitte ihren stengel / welcher langsam auffwächßt / rauch und eckicht wird / bißweilen ist er purpur-braun / endlich kommet er schuhes-hoch herfür / auß deren gipffel erscheinen viel haarige knöpflein oder hülßlein / so in fünff purpur-braune schnittlein getheilet werden / und länglichte / hohle / hoch-blaue Blumen in sich halten / die sich den Borretsch-blumen vergleichen / und kein lieblichen geruch von sich geben. Denen ein schwartzer Samen nachfolget. Unden bey den stengeln wachsen andere haarige / schmale und spannen-lange blätter / zwischen welchen (ob sie schon dürr sind) in nächst folgendem Frühling der stengel herfürstosset. Die Wurtzel hat viel dicke / fette zaseln / welche anfangs weiß / hernach schwartz werden / und ein süssen geschmack von sich geben. Wächßt hin und wider in Nider-Oestereich und Ungarn in den Berg- und Hew-wäldern. Er blühet sehr lang. 3. An etlichen orten in Ungarn / findet man eine art / welche mit der vorigen schier übereinkom̅et / allein ist der stengel dicker und grösser. Die blätter sind breiter / und die blumen schön roth / Pulmonaria angustifolia rubente coeruleo flore, C. B. rubro flore, foliis Echii, J. B. Eigenschafft. Dieses Kraut hat eine kühlende und trucknende natur / ist mit vielen nitrosischen saltztheilen / und ölicht-wässerigem Schleimsafft begabet; davon die eigenschafft entstehet / alles versehrte zu säubern / zu heilen / das scharffe geblüt zu versüssen und zu reinigen / die Wunden und Schäden zur heilung zu beförderen / und aller Fäulung zu widerstehen. Gebrauch. Diß Kraut in wasser gesotten / und davon (Bruft-geschwär / Lungsucht / Blutspeyë / In̅erliche Versehrungen.) offt getruncken / oder auch das pulver von dem gedörrten Kraut messerspitz-weiß täglich eingenommen / ist ein trefliche Artzney / die Brust-geschwär / Lungensucht / Blutspeyen / und alle innerliche Versehrungen und Geschwär glücklich außzuheilen. Wird deßwegen auch nutzlich in die Brust- und Wund-träncker von den Leib- und Wundärtzten gezogen. Man kan auch auß diesem Kraut ein Zucker / ja ein Syrup / und Essentz bereiten / und in bemeldten zufällen nicht ohne würckung gebrauchen. Die Engell- und Holländischen Weiber kochen die blätter davon in Brühen / und gebens solchen Patienten zu trincken; oder vermischen sie zerhackt unter die Eyer / und bachen Küchlein darauß / ist den Lungsüchtigen kein undienliche Speiß. Wird hiemit von denenselben in den Gärten gepflantzet / allwo es gern herfürkommet. CAPUT CXI. Blaw Chondrillen-kraut. Chondrilla coerulea. Namen. CHondrillen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Chondrilla. Italiänisch / Condrilla, Caccia lepre. Frantzösisch / Laiteron. Englisch / Condrille. Holländisch / Condrille. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Chondrillen-kraut / Chondrilla coerulea altera Cichorei sylv. folio, C. B. Chondrille, vel Chondrilla coerulea, J. B. ist mit blättern / stengeln und blumen dem Feldwegwart nicht ungleich / außgenommen / daß es allenthalben dünner wird. Die wurtzel ist einfach / lang / fingers-dick / zerbrüchlich / fleischsafftig / außwendig mit schwartzer Rinden bedeckt / inwendig weiß; und treibt runde / glatte / ästichte stengel elenhoch empor / welche demnach auß langen / schüppichten kelchlein / gantz himmel-blawe / viel-blättige blumen / und lange / breite / schwartze samen herfürbringen. Die blätter erscheinen qwer-hand lang / schmal / [500] und mit süßlichtem milch-safft begabet. Wächßt auff gebawtem Erdreich / Reinen der Feldern / und neben den Strassen. Bintzichtes Chondrillen-krant. Chondrilla viminea. 2. Das Bintzichte Chondrillen-kraut / Lactuca viminea, Raji. Chondrilla viminea, J. B. Juncea viscosa arvensis, quae prima Dioscoridis, c. B. hat ein weisse / mit zähem milchsafft begabte / daumens-dicke / lange Wurtzel / die understen Blätter sind glatt / und lingeschnitten / ligen auff der erden / und verdorren bald von der Sonnen-hitz / wenn das Kraut in die stengel auffschießt. Diese Stengel aber sind bintzicht / über elen-hoch / und brigen von unteh an / biß oben auß viel kleine spitzlein an statt der blättern / und theilen sich oben in Neben-zweiglein auß / darauff gelbe Blümlein wie im Lattich / erscheinen / so zu wollichten köpflein werden / und nachdem sie ihren ablang-runden / äschfarben / mit flaum behängten samen herfürgebracht / also davon fliegen. Dieses gantze Gewächs ist voll gelber milch / und eines bitteren geschmacks. Allhier und bey Breysach wächßt es häuffig an dem Gestad des Rheins / und auff etlichen Aeckern bey Hüningen. Man findets allenthalben in dem Wurmser-und Altzeyer-gäw / wie auch an andern orten Teutschlands / in Ungarn / Franckreich und Spanien. 3. Das breit-blättige gekerffte Chondrillen-kraut / mit blauen blumen / Chondrilla coerulea latisolia laciniata, C. B. Park. 4. Das Sicilianische Meer-Chondrillen-kraut / Chondrilla, Sicula Tragopogonoides maritima, Bocconi. 5. Das ungekerffte Chondrillen-kraut / Chondrilla folio non dissecto, caule nudo & foliato, J. B. 6. Das gantz milch-safftige Chondrillenkraut / mit weiß-wollichten / drey zoll langen und zoll breiten blättern / gelben im Augstmonat herfürgehenden Habichkrautblumen / Chondrilla foliis cichoraceis tomentosis, G. B. 7. Das Chondrillen-kraut / mit grawwolligen Wegwarten-blättern / grossen / riechenden / von aussen röthlichten / inwendig gelben blumen / Hedypnois Monspessulana, seu Dens Leonis Monspessulanus, J. B. 8. Das Lattich-Chondrillen-kraut / mit schmalen drey zoll langen / zugespitzten blättern / vielen halb schuhe hohen / kahlen stengeln / und gelben blümlein / Chondrilla Lactucacea Foro-Juliensis, Raji. 9. Das Chondrillen-kraut mit stachlichten stengeln / Hasenköhl-blümlein / und schönem krummen Samen / Chondrillae Creticae nomine missa, semine crispo, J. B. Hieracium majus folio Sonchi, semine curvo, C. B. Mit diesem Kräutlein komt gantz überein / Sonchus asper laciniatus Creticus, C. B. Blühet im Brach-und Hew-monat. 10. Das Tingitanische Chondrillen-kraut / mit Magsamen-blättern / und gelben blumen / Chondrilla Tingitana, floribus luteis, Papaveris hortensis folio, Herm. Catal. Lugd. Bat. Eigenschafft. In den Chondrillen-kräutern steckt ein nitrosisches / mit ölicht-balsamischen theilen temperiertes saltz / und haben also gleiche Kräfften und Tugenden mit der Wegwarten. CAPUT CXII. Klein Sesamoiden-Kraut. Sasamoides parvum. Namen. SEsamoiden-Kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sesamoides.
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Geschlecht und Gestalt. 1. Das kleine Sesamoiden-krau / Chondrilla Sesamoides dicta, Park. Chondrilla coerulea Cyani capitulis, C. B. Caranance Dalechampii flore Cyani, folio Coronopi, J. B. ist ein art des Chondrillen-krauts / hat ein lange / dicke / milch-safftige / von aussen röthlichte Wurtzel / auß welcher etliche haarige / runde / dünne / milch-safftige stengel / zwey oder drey spannen hoch auffsteigen. Seine Blätter sind lang / spitz / etwas rauch / den blättern des Kräenfuß fast gleich / doch gröser / in der mitte zerschartzet / geben auch weise milch von sich. Oben an den stengeln erscheinen runde und spitzige köpflein / von fleinen weissen und glitzenden schüpplein besetzt. Die Blumen sind den Wegwartenblumen gantz gleich / von farben schön blau / in der mitten schmärtzicht. Der Samen ist schwartz und am geschmack süß. Dieses Gewächs ist in Herren Camerarii Garten mit gefüllteren Blumen herfürkommen / wie beygesetzte Figur anzeiget. Rlein Sesamoiden-kraut mit gefüllteren Blumen. Sesamoides parvum flore completiore. 2. Das süsse kleine Sesamoiden-kraut / mit gefüllteren himmel-blauen Blumen / milchsafftiger wurtzel / sehr kleinem schwartzund eckichtem / in schüppichten köpflein eingeschlossenem Samen / Chondrilla coerulea Cyani capitulis altera, C. B. Catanance affinis Sesamoides parvum flore magis completo Camer. J. B. Eigenschafft. Diß Kraut ist temperierter natur / halviel balsamische / ölichte / mit nitrosischem miltem saltz vermischte theile in einem süssen safft bey sich / dadurch es die Tugend hat wohl zu nehren / das scharffe geblüt zu versüssen / einen recht balsamischen Nahrungssafft zu erwecken / und aller fäulung zu widerstehen. In der Artzney ist es bißher nicht gebraucht worden. CAPUT CXIII. Creutzwurtz Senecio. Namen. CReutzwurtz heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Erigerum, Senecio. Italiänisch / Senetio, Spelliciosa, Cardoncello. Frantzösisch / Senession. Spanisch / Bonvaraon, Yerva cana, Cardo morto. Englisch / Groundsel / or Dimson. Dänisch / Kaarsblomster. Niderländisch / Kruys-wortel / Krups-kruyd / Crusette. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Creutzwurtz / Grindkraut / Creutzkraut und Baldgreiß. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Creutzwurtz / Senecio minor vulgaris, G. B. vulgaris s. Erigeron, J. B. hat ein kleine / mit weissen zaseln behängte Wurtzel. Die Blätter sind fast den Blättern des Senffkrauts oder des Eisenkrauts ähnlich / doch schmäler und kürtzer / und ist ein jedes blättlein creutzweiß zerschnitten / daher es auch den Namen empfangen / sind von farben dunckel-grün / wächßt nidrig und weit umb sich / nicht viel über spannenhoch. Die stengelein sind rund / hohl / braunfarbicht und safftig / obenauß mit vielen neben-ästlein / und mit sehr kleinen geskerfften blättlein bekleider. Am obern theil oder an dem gipffelein des stäudleins wachsen die gelben knöpffichten Blumen herauß / schier anzusehen wie die Rheinblumen / die werden sehr bald zum grawen haarichten wie in den Lattich-kräutern davon fliegenden [502] Samen / darvon sich dieses Gewächs jährlich im anfang des Lentzens widerumb erjüngt. Es wird den gantzen Sommer mit seinen blümlein gefunden / denn was heut graw wird / und davon fliegt / das erjüngt sich morgen wider. Dieses Kraut wächßt hin und wider in den Kraut-gärten / auff den Aeckern / gebawten Feldern / alten Mauren / Steinhauffen / und auff den Tächeren. Bleibt über den Winter grün. 2. Man findet eine andere art mit grössern / breitern / übelriechenden und haarigen blättern an sand-und graßichten orten auff den Bergen; Senecio incanus pinguis, C. B. Hirsutus, Ejusd. Hirsutus viscidus major odoratus, J. B. Foetidus, Park. 3. Die Aethiopische Creutzwurtz mit purpurfarben blumen; Senecio viscosus AEthiopicus flore purpureo, Breynii. Eigenschasst. Die Creutzwurtz hat ein mittelmäßige natur. Doch finden sich einige nitrosische / durchtringende saltztheile / neden wenig ölichten balsamischen / in ihrem safft verborgen / dadurch sie einë bitterlichtë geschmack bekommen / und krasst hat gelind zu laxieren / oder vielmehr innerliche Drüsen-verstopffungen zu eröffnen / die Würm zu tödten und zu treiben. Gebrauch. Die Wurtzel wird nicht in der Artzney / sondern allein das Kraut / gebraucht. Es werden die zarten blätter der Creutzwurtz den gantzen Winter über / dergleichen auch im Frühling / vor sich selbst allein / und auch bißweilen mit andern Kräutern zu den Saläten / mit Eßia / Baumöl und ein wenig saltz / gebraucht: Solche Speiß ist dienlich den (Gelbsucht. Würm.) Gelbsüchtigen / sie erwecket auch den tust zum essen / und tödtet die Würm. (Hitzige Geschwulst der Brüstë und heim licher ortë / insonder, heit nach einer gefährlichen Kinds-niderkunfft.) Dieses Kraut mit den Blumen der Pappeln in Milch zu einem pflaster gesotten / darvon zwischen zweyen tücheren gestrichen / und laulicht übergelegt / zertheilet die hitzigen Geschwuist der Brüsten und heimlicher orten / insonderheit / welche sich nach harten / gefährlichen Geburten bey den Weibern erzeigen. Dieses Kraut neben Ephew-blättern frisch zersackt / in frischem Butter gekocht / und den Butter durch ein tuch getruckt / gibt eine trefliche grüne Brand-salbe ab / welche offt über den ort gestrichen / der vom fewr / oder fewrigen dingen gebrandt worden / nicht (Brand.) nur gleich den Brand außziehet / sondern auch geschwind heilet. (Berstopfite Weiberreinigung.) Zwey hand volldieses Krauts in einer maß weissen Weins gesotten / und darvon morgens und abends getruncken / bringt den Weibern ihre verstopffte monatliche Reinigung. (Verstopffung der Leber Gelbsucht.) Das destillierte Creutzwurtz-wasser ist nutzlich wider die Verstopffung der Leber / und vertreibet die Gelbsucht / so man davon morgens nüchter mit Wegwart-wasser 3. oder 4. loth trincket. Der auß dem frischen in einem steinernen Mörsel gestossenen Kraut außgepreßte / und durch sließ-papyr geläuterte Safft alle morgen und abend auff 4. biß 6. loth mit Brühen (Gelbsucht / Verstopffung des Kröses / Würm / Scharbock.) eingenommen / vertreibet die Gelbsucht / eröffnet die Verstopffung des Kröses und der Lebern / tödtet die Würm / reiniget das Geblüt / und heilet den Scharbock. Auß diesem Safft kochet man mit Jucker auch einen Syrup / welcher in dem Blutspeyen (Blutspeyë / Rothe Rohr / Nasenbluten / Wunden / Geschwär / Grind / Raud.) / rother Ruhr / vielem Nasen-bluten / Mutterfluß und dergleichen sehr dienlich / offt davon genommen. Mit dem Creutzwurtz-safft kan man ausserlich auch frische Wunden / Geschträr / Schäden / Grind und Raud heilen / nur offt damit lanlicht gewaschen. Wenn man das frische Kraut zerhackt / (Zipperlein. Podagra.) mit geröstetem saltz wohl stosset / und wie ein pflaster warm überschlägt / so stillet es den grossen Schmertzen des Zipperleins und Podagrams. (Entzündung und Geschwulst der Gemächten.) Creutzwurtz-kraut frisch zerstossen / mit Gersten-mehl / und ein wenig gutem Rosen-öl zu einem dicken pflaster angerühret / und solches über die Gemächte warm offt geschlagen / zertheilet deroselben Entzündnng und Geschwulft. Ein trefliches Wund-pflaster zu allen (Tresfliches Wundpflaster.) Wunden überzulegen / hat Tabernaemontanus auff folgende weise auß diesem Kraut bereitet: Nim Creutzwurtz-kraut 24. loth / Aron-blätter / Schellwurtz-kraut / Gamänderlein / Eröfiffer / jed. 4. loth / 60. Regenwürm / frischen Mäyen-butter 64. loth: Alle gemeldten Kräuter soll man zerschneiden / vermischen / und mit den Regenwürmen und Butter in einem mörsel wohl durcheinander stoffen / darnach in einem bequemen geschirr 14. tag an die Sonne setzen / folgends in einem kesselein auff einer gluth / mit sanfftem fener sieden / biß alle feuchtigkeiten der Kräutern verzehret sind / und den̅ hart durch ein tuch seigen und trucken; alßden̅ soll man darinn zerlassen 16. loth Wachs / Terbenthin / Kübelhartz jed. 8. loth / wenn es zerlassen und schier kalt worden ist / soll man darein strewen 3. loth rein gepülverten Weyrauch / und wohl durcheinander rühren biß es kalt wird / alßdenn zu dem gebrauch wohl auffheben. CAPUT CXIV St. Jacobs-Blum. Jacobaea vulgaris. Namen. ST. Jacobs-blum oder St. Jacobs-kraut heißt Lateinisch / Jacobaea, Flos S. Jacobi, Herba S. Jacobi, Senecio major. Italiänisch / Senecio maggiore, Spelliciosa maggiore, Cardoncello maggiore, Herba di Santo Jacomo, Fior di Santo Jacomo. Frantzösisch / Herbe du S. Jaques, Fleur du S. Jaques. Englisch / Sanct Jameswort. Dänisch / St. Jacobs-blomster / Ibsurt. Niderländisch / St. Jacobs-bloemen / St. Jacobs-kruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine St. Jacobs-blum; Jacobaea vulgaris laciniata, C. B. Vulgaris, J. B. Flos S. Jacobi, Brun. Trag. Lon. Senecio major,
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St. Jacobs-Blum. Jacobaea vulgaris. Matth. hat ein zaselichte und in die Erde fest eindringende wurtzel. Die blätter sind zerspalten / ablang / und tieff außgeschnitten / wie blätter der Creutzwurtz / doch eiwas grösser. Im ersten Jahr stosset dieses Kraut keinen stengel / jondern es ligen seine dunckelgrüne blätter auff der Erden außgespreitet wie des Wegerichs. Im andern Jahr aber bringet es etlich spannen-hohe / runde / bißweilen kahle / bißweilen etwas wollichte / steiffe / gestreiffte / einen oder mehr stengel / den stengeln des Beyfuß ähnlich / die sind mit vielen Neben-zweiglein besetzt / auff denselbigen wachsen viel gebüschelte gestirrnte blumen / wie die blumen des Meger-krauts / von farben schön liecht-gelb / die werden nach ihrer zeitigung zu wollichten grawen Samen / welcher gleich dem Samen der Creutzwurtz davon fliegt. Es blühet umb St. Jacobs Tag / daher es auch seinen Namen trägt. Wächßt gern an sand-und grasichten orten / auff dürren Matten / und ven Rechen der Feldern. Dieses Kraut endert sich mit seinen blättern / etliche sind wie die Raucken-blätter zerschnitten / andere vergleichen sich den Rettich-blättern / werden jedoch nicht so haarig / etliche kommen mit dem Eichenlaub überein. 2. St. Jacobs-kraut / mit graw-wollichten Creutzwurtz-blättern / und bleich-gelben Blumen; Jacobaea Senecionis folio incano perennis, Raji. 3. Das nidrige dünn zerschnittene Jacobskraut: Jacobaea pumila Gallica, Boccon. 4. Das breit-blättige St. Jacobs-kraut / mit grossen gelben / gestirrnten / in Flaum außgehenden Blumen; Jacobaea latifolia, J. B. 5. Das grosse breitblättige Oestereichische Jacobs-kraut / mit gelben Blumen; Jacobaea Alpina laciniata, flore Buphthalmi, C. B. Pannonica latifolia, J. B. 6. Das Meer-Jacobskraut / mit vielen gepüschelten Honig-gelben Blumen; Jacobaea maritima, C. B. Jacobaea incana altera, Ejusd. Jacobaea maritima, s. Cineraria latifolia, Ejusd. & Park. 7. Das Berg-Jacobskraut / mit gestirnten / gelben / gepüschelten blumen; Chrysanthemum Alpinum foliis Abrotani multifidis, C. B. Ageratum ferulaceum Dalechampii, J. B. 8. Das Sicilianische Jacobs-kraut / mit kleinen gold-gelben blumen; Jacobaea Sicula Chrysanthemi facie, Boccon. 9. Das Jacobs-kraut / mit groß-blättigen gold-gelben blumen; Jacobaea multisida umbellata, annua, Boccon. 10. Das Jacobs-kraut / mit gelben blumen; Jacobaea Senecioni affinis, Raji. Senecio folio non laciniato, C. B. J. B. 11. Das woll-haarige Jacobs-kraut / mit schmalen uneingeschnittenen blättern; Jacobaea Pannonica folio non laciniato, J. B. montana, lanuginosa, angustifolia non laciniata, C. B. 12. Das rund-blättige Jacobs-kraut / mit grosser gelber blum; Jacobaea rotundifolia incana, C. B. 13. Das Engelländische uneingeschnittene Berg-Jacobskraut; Jacobaea montana, non laciniata no???ras, Raji. 14. Das knorricht-wurtzlichte / rundblättige Jacobs-kraut; Jacobaea affinis planta tuberosa Capitis bonae spei, Breynii. 15. Die Africanische Lavendel-blättige St. Jacobs-blum; Jacobaea AEthiopica Lavendulae folio, Breyn. 16. Die staudichte St. Jacobs-blum / mit Fiechten-blättern; Jacobaea AEthiopica Laricis folio, Breyn. 17. Die frembde Aehren-gestaltete St. Jacobs-blum; Jacobaea spicata Monomotapensis, Breyn. 18. Die nidrige Meer-St. Jacobs-blum / mit gläntzend-grünen blättern / und gelben erscheinenden blumen; Jacobaea supina maritima, Triumfeni. Eigenschafft. Alle diese Gattungen der Jacobs-kräutern haben ein alkalisches oder nitrosisches saltz mit etwas ölichten theilen vermischet / bey sich / und daher sind sie milter / temperierter / etwas balsamischer / trucknender eigenschafft; zertheilen / reinigen / und heilen alle so wohl in-als außwendige Verschrungen. Gebrauch. (Bräune / inwendige Geschwulst des Halses / Fisteln / vmb sich fressende Schäden.) Joachimus Camerarius in Horto Medico p. m. 158. lobet dieses Kraut zu den Gurgelwassern wider die Bräune und inwendige Geschwulst des Halste: auch habe die erfahrenheit bezeuget / daß dessen Safft in den Fisteln und umbsich fressenden Schäden nutzlich gebraucht werde. Fridericus Hofmannus in Clave Pharmaceutica Schroederiana p. m. 549. rühmet dieses (Rothe Ruhr. Grimmen.) Kraut wider die rothe Ruhr / so man den Krancken ein Tranck davon siede: Wenn man aber das Kraut in wasser zu einem pflaster koche / und solches über den Bauch [504] lege / habees ein sonderliche frafft das grimmen zu stillen / werde daher auch zu den Clystieren gebraucht. CAPUT CXV. Reinfahren. Tanacetum Namen. KEinfahren oder Wurmkraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tanacetum, Artemisia tenuifolia, Athanasia vulgaris, Ambrosia. Italiänisch / Tanaceto daneda, Atanasia. Frantzösisch / Atanasie, Tanasie, Espece de Tansi. Englisch / Tansie. Dänisch / Regefarn / Ormfrud. Niverländisch / Reynvaer / Wormkruyt. Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der gemeine Reinfahren / Tanacetum vulgare luteum, C. B. vulgare flore luteo, J. B. ist mit der Wurtzel / Kraut und Stenageln dem Mutter-kraut etlicher massen gleich / allein sind die zerschnittenen gekerfften / scharff-riechenden und bitter-schmäckenden Blätter kleiner / zärter / und die braun-rothen / runden / etwas haarigen stengel grösser / fast zweyer elen lang / welche sich zu oberst vielfältig in kleine zincklein zerspalten / deren gipffel mit viel gelben / runden / knöpfichten und drauschlichten blumen gezieret werden / welche demnach in schwärtzlichten / dem Chamillen-samen nicht ungleichen / jedoch grösseren und stärcker riechenden Samen außgehen. Das gantze Kraut ist hiemit am geschmack bitter / am geruch starck / und doch lieblicher als das Mutter-kraut. Es wächßt gern an den Wasser-gestaden und Gräben / auch an etlichen Mauren hinder den Zäunen / bey den Gärten neben den Strassen / und an den enden der Feldern / gemeinlich in steinichtem grund / und ungebawtem grasichtem Erdreich. Man findets allhier bey Michelfelden / und in grosser mänge im Elsaß. Es kan der Reinfahren die Winter-kälte leiden / und wiewohl er jährlich von seiner alten wurtzel widerumb herfür wächßt / erjüngt er sich doch darneben von dem außgefallenen Samen. Selten wird er mit schönen werssen Blumen gefunden / dahero wegen seiner seltzamkeit in die Gärten zum lust gepflantzet. Mit weissen Blumen / so keinen geruch von sich geben / wächßt er auff den höchsten Bergen in Franckenland. 2. Der Engelländische Reinfahren / Tanacetum foliis crispis, C. B. crispum flore luteo, J. B. crispum Anglicum, Ger. hat breitere und krause mit vielen kleinen kerssen tieff zerspaltene Blätter / anzus hen wie ein lustige Strauß-feder / er gibt einen lieblicheren geruch von sich als der vonrige / ist aber bitteren geschmacks. In Engelland ist er in den Gärten sehr gemein / in Teutschland wird er auch in die Lust-gärten leichtlich gezielet / wie er denn in dem Fürstlichen Eystättischen Lust-garten anzutreffen gewesen. Joachimus Camerarius in Hort. Med. p. m. 166. berichtet / daß die schwangeren Weiber in Schottland / so sich einer Mißgeburt besorgen / (Mißgeburt.) dieses Kraut zerschneiden / und mit gutem nutzen für die heimlichen Oerter halten. 3. Der Bert-Reinfahren / Tanacetum Alpinum, C. B. Park. Iva moschata Rhaetis, Tanaceto cognata herbula, Gesn. hort. Millefolio Alpino affinis planta, quibusdam Iva moschata, J. B. Wächßt in allem 4. oder 6. zoll hoch / ist gantz weiß-graw / mit einem Würtz-geruch begabet / und weichen Haaren bekleydet. Die Wurtzel ist lang und dicklicht. Die Blätter sind zoll-breit / und wie an der Berg-Schaffgarb / von deren er meistentheils am geruch underschieden wird / gar subtil gekerfft. Oben auff den stengelein erscheinen weisse blümlein wie ein frönlein ordentlich beysammen gesetzt. Man findet ihne auff den Schweitzerischen und Bündtnerischen Alp-Gebüfgen. 4. Der Oestereichische Reinfahren / Tanacerum montanum inodorum, minore flore, C. B. album, J. B. Bellis Tanaceti folio quorundam, Raji. bekomt rahne / hohle / haarige / steiffe und harte stengel / so elen-ja bißweilen anderthalb elen hoch wachsen / von welchen wenig gefiderte blätter gesehen werden / so sich den gemeinen Reinfahren vergleichen / sind jedoch ohne geruch / und geben einen hitzigen geschmack von sich; bey der wurtzel werden die blätter grösser und haarig. Oben zertheilet sich der stengel in etliche kurtze zweiglein / auff welchen in dem Mäyen und Brachmonat grosse blumen sitzen / welche den grossen Maßlieben-blumen schier ähnlich sind / sie bestehen auß 18. oder 20. blättlein / deren etliche grösser / andere kleiner werden / und in der mitter ein gelbes Aepffelein haben. Wenn die Blumen verwelcken / folgt im mittleren köpflein ein länglichter schwartzer samen nach. Die wurtzel ist krum / schwartz / klein fingers-dick / hat etliche haarige zaseln / und stecket nicht tieff in der Erden. Man findet ihne schier auff allen nidrigen Bergen oder Haw-wäldern [505] in Oesterreich und Ungarn. So man ihne im Herbstmonat in die Gärten pflantzet / bringet er bißweilen seine Blumen im nächstfolgenden Augstmonat. Es wächßt allda noch ein andere Art / Tanacetum inodorum minore flore, C. B. die kleinere Blumen trägt. Ihre Blätter sind nicht so schön / und hangen mit einem kurtzen stiel am stengel. Die Wurtzel ist mit vielen zaseln begabet. Es wird auch in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Diese letstete art findet man allhier auff dem Muttentzer- oder Mutzacher-Berg und andern Büheln / wie auch zwischen der Schützenmatten und dem Steinen - Thor. Sie wächßt auch in den Hecken auff dem Berg St. Christina / gemeiniglich Chrischona genannt. Eigenschafft. Der starck riechende Reinfahren ist warm und trocken im anderen grad: Hat viel flüchtiges / scharffes / durchdringendes / mit ölichten theilen vermischtes alkalisches saltz bey sich / und deßwegen schöne kräfften / allen zähen schleim hin und wider in dem Leib / sonderlich in der Mutter / auffzulösen / Wind und Blähungen zu vertheilen / Grimmen-Leib- und Mutter - wehe zu stillen / Würm zu tödten und außzutreiben / die erkaltete Mutter zu erwärmen / und die monatliche Reinigung zu beförderen. Gebrauch. Der Reinfahren hat gleiche Krafft wie das Mutter - kraut. Ein handvoll Reinfahren in einer halben maß weissen Weins und frischen Brunnwassers gesotten / und (Würm. Grimmen. Wind) darvon getruncken / tödtet die Würm / und treibet sie auß. Stillet auch das Bauchwehe und Grim̅en / und vertheilet die Wind. Hercules Saxonia Lib. 9. de Lue Venerea. (Schrundë der Händen / Mager oder Mägerey / Schrundë oder Spälte der Füssen.) Cap. 31. schreibt / er habe eine Fraw gekan̅t / welche acht jahr offene Schrunden in ihren Händen erli???ten / und dafür viel Artzneyen von Venedig und Padua ohne würckung gebraucht / nachdeme sie aber die Schrunden mit dem außgepreßten Reinfahren-safft angefeuchtet / seyen dieselbigen zur heilung gebracht worden / vermeldet aber darbey / daß man bey dem gebrauch dieses Saffts die Hände nicht waschen solle. Er lobet ihne (Verstandener Harn / todte Frucht und Nachgeburt / Würm. Stein. Monatliche Reinigung.) auch wider den Mager oder Mägerey und die Schrunden oder Spälte der Füssen. Das destillierte Reinfahren - wasser treibt fort den verstandenen Harn / todte Frucht und Nachgeburt / tödtet auch die Würm / so man nach belieben öffters etliche loth darvon trincket. Morgens und abends 4. oder 5. loth ein monat lang getruncken / ist gut für den Stein / bringt auch die versteckte monatliche Reinigung wider. CAPUT CXVI. Thunis-Blum. Flos Tunetanus. Namen. THunis - Blum heißt Lateinisch / Flos Tunetanus, Flos Africanus, Tanacetum Peruvianum, Chrysanthemum Tunenetanum, Caryophyllus Indicus, Flos Indicus, Caltha Africana. Italiänisch / Fiore Indiano, Garofano Indiano, Fiore Africano. Frantzösisch / Oeillet d’Inde, Rosier d’Inde Dänisch / Studenter-blöster / Frantzoserblomster / Frantzoser - lilier. Niderländisch / Thunis - bloem. Englisch / The Africanisch Marigold. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt Sammet - blum / Sammet-rößlein / Indianische Nägelein / und Indianische Blum. Geschlecht und Gestalt. Die Thunis - Blum wächßt wie eine Staud / hat gerade / hohl - kälichte / rothbraune stengel / fast zweyer elen hoch / mit vielen ästlein und zincken / daran stehen viel zarte blätter / allenthalben zerkerbt / sehen den Reinfahren gleich / allein daß sie grösser und mehr zertheilt sind. Man findet zwey Geschlecht / und deren hernach etliche arten / die haben keinen underscheid / als allein an den Blumen. Grosse Thunis - Blum. Flos Tunetanus major. 1. Das erste Geschlecht ist das gröste / Tanacetum sive Flos Africanus major, flore pleno, C. B. Tagetes maximus rectus flore pleno multiplicato, J. B. bringt gold-gelbe grosse Blumen / die sind schön und lind / wie gelber Carmesin - sammet / von unzehlich vielen blättern zusammen gesetzt / und vollkomlicher als die Rosen. Fabius Columna zehlet sechs underschiedliche Arten dieser Blumen. 2. Das andere Geschlecht / Tanacetum Africanum s. Flos Africanus minor, C. B. Tagetes Indicus minor simplici flore, s. Caryophyllus Indicus, s. Flos Africanus, J. B. trägt kleinere Blumen / mit zweyen oder drey
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Kleine Thunis - Blum. Flos Tunetanus minor. Gesätzen / die haben in der mitte blühende fäßlein wie die Rosen. Auch sind die blumen an der farbe von gold - gelb auff purpur geneigt / darzu schön und zart wie Sammet. Dieser Blum gibt es auch zweyerley gattungen / eine ist gefüllt / die andere einfach. Alle obgemeldte Blumen oder Rosen wachsen auß länglichten knöpflein / die sind rings herumb mit fünff oder sechs ripplein erhaben / stehen auff langen und zarten stielein. Nach abfallung oder verwelckung der Blumen / findet man langen schwartzen samen / gantz gedrungen in jetz - gedachten knöpflein / der gleichet dem Alant - samen. Die Wurtzel ist kurtz / aber drauschlicht / mit vielen neben - zaseln / dringet nicht tieff in die Erden. Bleibt über den Winter nicht / muß alle Jahr vom samen auffgebracht werden. Die grossen Thunis - blumen haben kein bösen geruch / da hingegen der meiste theil der kleinen sehr übel stincket. Die Thunis - blumen hat erstlich Keyser Carolus V. als er die Statt Thunis erobert / zu uns in Teutschland gebracht: In Africa wachsen sie überall von sich selber. 3. Die Canadensische breit - blättige nidrige Goldblum / Chrysanthemum Canadense, Aster Virginianus latifolius luteus repens, Park. 4. Die kleine Virginische Goldblum / Aster Virgineus luteus alter minor, Park. Eigenschafft und Gebrauch. Daß die Thunis - blumen / schreibt Dodonaeus, ein ein gifftige und kalte natur in sich haben / zeigt ihr unannehmlicher geruch an / welcher wie der Schierling das Haupt sehr beschweret: Solches bestätiget auch die erfahrenheit. Ich weiß mich wohl zu erinneren / daß einem Knaben / welcher von der Thunis - blumen etwas versucht / die Lefftzen und der Mund auffgelauffen warer / gleichwie es denen offt geschicht / welche die Schierlings - pfeifflein in dem Mund halten / und mit denselbigen auffspielen. Wir haben auch vor etwas zeit einer Katzen diese Blumen mit frischem Käß vermischt / zu essen geben / welche alsobald hefftig auffgelauffen / und davon über ein, kleine weil gestorben ist. Auß welcher / auch von uns wahr befundenen erfahrung nicht unschwer zu schliessen / daß ein gifftig etzendes saltz / neben vielen unreinen schwefelichten theilen / in diesem gewächs sich finde / hiemit solches in dem menschlichen Leib keines wegs solle gebraucht werden.

CAPUT CXVII.
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Mutter - Kraut. Matricaria. Namen. DAs Mutter - Kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Matricaria, Parthenium, Amaracus. Italiänisch / Matricaria. Frantzösisch / Matricaire, Espargoutte. Spanisch / Magarza, Matricaria. Englisch / Feferfew / Fedderfew / Whitewort / Motherwort. Dänisch / Martrem / Martrum. Niderländisch / Moederkruyt / Materkruyt. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Mettram / Bochsblum / Matrenen / Matronkraut / Meydkraut / Meydblum / Meterkraut / Feberkraut / Samenaug / Metterig und Magdblum. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Mutter - kraut / Parthenium I. s. Matricaria vulgaris, C. B. Matricaria vulgò, minùs Parthenium, J. B. hat ein [507] zaselichte wurtzel / auß welcher vier oder fünff runde / dicke / harte und holtzichte stengel / innershalb voll weisses luckes Marcks herfür wachsen / die werden einer elen lang / auch von unten an biß oben auß mit schönen sattgrünen / zerkerfften und zerschnittenen blättern umbgeben / die sich den Blätteren des Beyfuß vergleichen / sind jedoch kleiner. Auff den Gipffeln der Stengeln gewinnt es schöne / weisse / gestirrnte und drauschlichte Blumen / die vergleichen sich den Blumen des Krottendills / welche schier den gantzen Sommer biß in den Herbst gesehen werden. Nachdem die weissen blättlein von den blumen abgefallen / zettiget in dem inneren gelben knöpflein der schwartz - grüne / dem Wurm - samen / oder dem Samen des Reinfahren / nicht ungleiche Samen. Es mag dieses gewächs die Winter - frost wohl leiden / wiewohl es sich auch jährlich von dem außgefallenen Samen wider erjüngt. Dieses Kraut hat ein starcken geruch fast wie der Krottendill / und ist am geschmack bitter. Zu diesem Geschlecht gehören annoch die Matricaria odoratior, und Matricaria flore pleno, C. B. Item, die Matricaria florum petalis fiflulosis majoribus & minoribus, Hort. Reg. Paris. und die Matricaria cauliculis rubentibus, N. D. Hort. Lugd. Bat. welches denn nur Varietates, oder verschiedene gattungen eines Geschlechts sind. 2. In den Raderen und abgehawenen Wäldern findet man noch ein andere art / mit zerspaltenen äschenfarden blättern wie der Beyfuß. Die Blumen sind gantz gelb / die werden bald zu grauen haarigen samen / der fliegt davon wie der samen der Creutzwurtz. Mit gefüllten Blumen wird er in Engelland / und in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen; Matricaria sylvestris flore toto luteo, C. B. 3. Das Berg - Mutterkraut / Matricaria Alpina Chamaemeli foliis, C. B. Millefolium Alpinum, J. B. überkomt ein zaßlichte wurtzel / auß deren viel schuh - hohe grüne ästlein herfürwachsen / welche von vielfaltig zerschnittenen blättern umbgeben werden. Auff den stengelein erscheinen bleich - weisse blumen / wie ein Dölderlein / so auß sechs oder acht breitlichten und weissen blättlein bestehen. Die ästlein oder stengelein ligen auff der erden. Man findets auff den Schneebergen / Schnee - alpen und Dürrenstein / in Oesterreich und Steymarck / es blühet erst im Augstmonat / denn dieweilen es umb die Gruben herfürkomt / welche öffters lang mit Schnee bedeckt sind / kans nicht eher blühen. Die Jäger nennens unser Frawen schwartzer Rauch / gleich wie der Berg-wermuth von ihnen unser Frawan weisser Rauch genennet wird. In den Gärten läßt es sich nicht leichtlich pflantzen. 4. Das Mutter-kraut mit Stabwurtzblättern / und vielen gepüschelten weissen Dolder - blumen / Matricaria foliis Abrotani, C. B. Parthenium [Greek words], J. B. Wächßt in Hispanien. 5. Das Mutter - kraut ohne geruch / mit Mutterkraut - blättern / und Chamillenblümlein; Matricaria inodora, C. B. Parthenium inodorum, sive Achaovan AEgyptior. J. B. 6. Das Jndianische breit - blättige Mutter - kraut / mit gefüllter Blum / Matricaria Indica, latiore folio, flore pleno, Hort. Mal. part. X. Tsjetti - Pu. Eigenschafft. Das Mutter - kraut ist warm im dritten und trocken im andern grad: Hat ein flüchtig / scharffes saltz / und flüchtig schwefelichte theile bey sich / und daher gute Tugenden alle innerlichen verstopffungen auff zulösen / den zähen schleim zu erdünneren / Magen und Mutter zu stärcken / grimmen und Leibwehe zu stillen / die monatliche Reinigung zu beförderen / und Ohnmachten zu vertreiben. Gebrauch. (Mutter - kranckheiten.) Dieses Kraut soll billich von den Weiberen in grossen Ehren gehalten werden / denn es wird mit sonderlichem nutzen in̅erlich und äusserlich zu allen Mutter - kranckheiten gebraucht. Des Mutter - kraut ist auch in den Küchen bekannt / denn man es im Frühling / wenns noch jung ist / grün zerschneidet / mit Eyern zerklopfft / und gute Pfannen - kuchen darauß (Mutterweh / grimmen.) machet / ist eine gesunde Speiß den erkalteten Weibern / so stätig Mutterweh haben / bekomt auch den Männern wohl / welche mit dem Grimmen behafftet sind. (Wassersucht.) Mutter - kraut in Wein gesotten / abends und morgens jedes mahl ein becherlein voll getruncken / vertreibt die Wassersucht. Neben der wahren beschreibung dieses Krauts berichtet zugleich Theodorus Tabernaemontanus, er habe diese Artzney von einer Hirtin zu Speyr wahrgenommen / die heilte einen Wassersüchtigen jungen Gesellen darmit / und brauchte sonst nichts weiters denn dieses tranck. Der Krancke war am gantzen Leib also geschwollen / daß man sich gleichsam darinn ersehen konnte: da er aber zehen tag von diesem tranck getruncken / brachen ihm seine Schenckel auff / das wasser flosse herauß / und verzehrte sich täglich / es würckte auch diese Artzney durch den Stullgang und Harn / und mußte der krancke mit diesem gemeldten tranck fortfahren / diß er gesund worden. Es ist auch hernach vielen in solcher kranckheit mit dieser geringen artzney geholffen worden. (Keuchen un̅ auffblähen des Rindvihs.) Mutter - kraut zu pulver gestossen / und dem Rindvieh des abends mit saltz zu lecken geben / vertreibt ihnen das keuchen und auffblähen. (Läußsucht.) Für die Läußsucht: Nim Mutter-kraut 4. hand voll / Odermänig / Taubenkropff / Quendel jedes 3. hand voll / Zeitlosen-kraut / Wermuth - kraut jedes 2. hand voll / Braunwurtz - kraut ein hand voll: Diese stück soll man in wasser sieden / und ein Bad darvon machen / darinn der so die Läußsucht hat / eine zeitlang baden / und je über den andern tag ein frisch Bad sich zurichten lassen kan. (Abgefallen zäpflein.) Mutter - kraut grün gestossen / auff den Wirbel des Haupts gelegt / und etliche mahl erfrischt / hebt widrumb auff das abgefallen (Kopffschmertzen.) zäpflein / wehret dem Schwindel und Haupt-flüssen / und stillet den Kopff-schmertzen. (Versteckte monatliche) Das destillierte Mutterkraut - wasser befördert die versteckte monatliche Reinigung [508] (Reinigung der Weibern / erkaltete Mutter / schwere Geburtsschmertzen / Würm. Wassersucht.) der Weibern / erwärmet die erkaltete Mutter / milteret die schweren Geburts - schmertzen / und tödtet die Würm / so man davon nach belieben offt ein paar loth trincket. Das in den Apothecken zubereitete Mutterkraut - saltz eines halben scrupels oder 10. gran schwer mit ein wenig weissen Wein eingenommen / dienet treflich wohl wider die Wassersucht. Ein trefliches Mutter - wasser kan man (Treflich Mutterwasser.) folgender gestalten bereiten: Nehmt Mutterkraut 6. handvoll / Melissen - kraut / Poleykraut jedes 3. handvoll / Cardobenedictenkraut / rothe Klapper- oder Korn - rosen jed. 2. handvoll / Fischmüntz 1. handvoll / Zimmet / Cubeben / Fenchel und Aenis - samen / jed. 1. quintl. Zerhackt alles undereinander / gießt 2. maß guten alten weissen Wein darüber / laßts etliche tag wolvermacht stehen / alßdenn destillieret das wasser davon in einem zinnernen kolben ab. Von diesem Mutter - wasser kan ein Weib / so mit Mutter - wehen angegriffen worden / löffelweiß offt nehmen. Wil man es kräfftiger haben / so kan man ein stücklein Bibergeil in einem bündelein darein legen. CAPUT CXVIII. Goldblum. Chrysanthemum. Kleine Goldblum. Chrysanthemum minus. Namen. GOldblum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chrysanthemum. Italiänisch / Chrysanthemo. Englisch / Marygold. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der Goldblum / deren grössere und kleinere art allhier abgemahlet stehen / Chrysanthemum majus flore profundè laciniato, magno flore, C. B. Creticum 1. Clusii, J. B. hat eine dicke / kurtze und weisse wurtzel / mit vielen zaseln / bringt elenhohe / glatte / dicke / runde stengel / die sind gerings herum mit tieff zerschnittenen und gekerfften blättern besetzt / den blättern des Beyfuß ähnlich. Am obern theil gewinnt sie gold-gelbe / grosse / runde / und überauß schön gläntzende Blumen / wie die Blumen des Ringelkrauts / darauff folgen länglichte / gestreiffte / braunlichte samen. Wenn dieses Kraut jung ist / wird es von dem Bauers - volck / insonderheit umb die Statt Siena in Italien / wie andere Koch-kräuter geessen. Die Wurtzel ist bitter / aber noch vielmehr der Samen / wiewohl das Kraut an sich selber kein bitterkeit hat. Man findet es an ungebauten orten / neben den strassen. Es wächßt zuweilen gar hoch / und bekomt schöne / grosse gelbe blumen / deren äussere blätter offt halb weiß sind; welche art von C. Bauhino, Chrysanthemum flore partim candido, partim luteo, genennet wird. Zu zeiten bleibt es klein / und hat schmälere blätter / wie an den Figuren zu sehen. 2. Die grosse Goldblum mit dünner zerkerfften blättern / und schüppichten häuptlein / darauß die blumen wachsen; Chrysanthemum majus folio in minores lacinias diviso, C. B. Creticum 2. Clusii, J. B. Mit diesem Geschlecht komt überein die Goldblum mit Mutterkraut - blättern / Chrysanthemum foliis Matricariae, C. B. Chrysanth. majus folio valdè laciniato, flore croceo, J. B. 3. Die breit - blättige Spanische Goldb [509] blum / Chrysanthemum latifolium, J. B. Hispanicum rotundioribus foliis, Park. Zu dieser gattung kan man billich rechnen die kleine breit-blättige Goldblum / Chrysanthemum parvum, s. Bellis lutea parva latifolia, J. B. 4. Die Berg - Goldblum / mit vielen gleich auß der wurtzel gehenden / dicken / etwas eingeschnittenen blätteren / und Blumen wie in dem St. Jacobs - kraut; Chrysanthemum Alpinum incanum foliis laciniatis, C. B. Chrysanthemum Alpinum Judenbergense, Jacobaeae affine, J. B. Blühet in den Steyrmärckischen Gebürgen im Hew- und Augstmonat. 5. Die Berg - Goldblum mit Stabwurtzblättern; Chrysanthemum Alpinum foliis Abrotani multifidis, C. B. Chrysanth. Alpinum Etschecianum, Jabobaeae affine, J. B. 6. Die Africanische Goldblum / mit Heyde gleichen blättern; Chrysanthemulum Ericoides C. Bonae spei, Breyn. 7. Die Tingitanische breit-blättige Goldblum; Chrysanthemum Tingitanum latifolium, Catal. Hort. Med. Edinburg. 8. Die Africanische nidrige Goldblum / mit kahler für sich sehender gelber Blum; Chrysanthemum Africanum pumilum procumbens, flore cernuo, nudo, luteo, Catal. Hort. Med. Edinburg. 9 Die Aethiopische Goldblum / mit Majoran - blättern; Chrysanthemum Conyzoides AEthiopicum, capitulo aphyllo, foliis Majoranae, Breynii. 10. Die Valentinische Goldblum / Chrysanthemum Valentinum Clusii, Park. Buphthalmum lanuginosum foliis Millefolii, C. B. Buphthalmo tenuifolio simile Chrysanthemum Valentinum Clusii, J. B. 11. Die Portugesische Stern-Goldblum; Chrysanthemum Conyzoides Monspeliensium, Moris. Conyzoides Lusitanicum, Breyn. Aster Atticus odoratus Creticus, Zanon. 12. Die staudichte Aethiopische Goldblum; Chrysanthemum arborescens AEthiopicum foliis Populi albae, Breyn. 13. Die Americanische breit - blättige Goldblum; Chrysanthemum Americanum laciniato folio, Raj. Doronicum Americanum, Park. 14. Die Feld - Goldblum / mit einfacher / weisser / holtzichter / tieff in die Erden nistender / zaßlichter wurtzel / einfachem / schuhehohem / rundem / glattem / mit marck außgefülltem / ästichtem stengel / zwey biß drey zoll langen / zoll breiten / tieff eingeschnittenen blättern / und grossen oder kleinen gelben Blumen; Chrysanthemum segetum nostras, Park. folio minùs fecto, glauco, J. B. Bellis lutea foliis profundè incisis major, C. B. & prof. incis. minor, Ejusd. 15. Die Goldblum mit scharffen blättern umb die kleine Blum / Chrysanthemum Asteris facie, foliis ad florem rigidis, flore minore elatius, Herm. Append. 16. Die gantz nidrige Goldblum / mit rauchen blättern / Chrysanthemum Asteris facie, foliis ad florem rigidis, flore minimo humilius, Herm. Append. 17. Die Canadensische Goldblum / mit Rapuntzlen - wurtzel / Chrysanthemum Canadense, Rapunculi radice, strumosum vulgò, Herm. Catal. Leyd. 18. Die gelbe Goldblum / mit rundlichten blättern; Bellis lutea foliis subrotundis, C. B. 19. Die Peruanische Goldblum / mit weisser Blum; Chrysanthemum Peruvianum flore albo, Catal. Lipsiens. Amman. 20. Die Virginianische Goldblum; Chrysanthemum Virginianum Platani folio, Hort. Oxon. 21. Die Americanische Goldblum / mit Braunwurtz - blättern; Chrysanthemum Americanum Scrophulariae folio, Hort. Oxon. 22. Die Canadensische Goldblum; Chrysanthemum Canadense bidens, Moris. pra???l. Aster Virgineus luteus membranaceo caule, Park. 23. Die Indianische Goldblum / mit zwey - spältigen Blum - blättlein / und Neßlen - blättern; Vallia - Manga - Nari. Chrysanthemum Indicum, Urticae folio, flore luteo, petalis bifidis, Hort. Mal. p. X. Eigenschafft. Die Goldblum ist warmer und trockner natur / und hat viel ölichtes / nicht sonderlich flüchtiges saltz in sich. Wird zu unserer zeit in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT CXIX. Rindsaug - Kraut. Buphthalmum. Namen. RIndsaug - Kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Buphthalmum. Italiänisch / Buftalmo, Ochio di Boue, Ohio di Bue. Frantzösisch / Oeil de Beuf. Spanisch / Ojo de Buey. Englisch / Oxe - eye. Niderländisch / Strickbloemen / Condille / Weooge. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Streichblum / Stärckblum / Steinblum und Küdillen.
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Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Rindsaug-kraut; Buphthalmum, Tanaceti minoris foliis, C. B. Buphthalmum Matthioli, sive vulgare Millefolli foliis, Park. Chamaemelum Chrysanthemum quorundam, J. B. hat eine gleiche gestalt anzusehen wie die Chamillen / doch ist der stengel etwas länger und dicker / auch sind die blumen grösser. Die blätter vergleichen sich der Garben / sind doch ein wenig breiter / schter wie des Krottendills und Reinfahrens / klein und subtil zerspalten. Die Blumen erzeigen sich gegen dem Brachmonat / sind rings umbher mit schönen blättlein gezieret / von farben inwendig und außwendig gantz gelb / wie die Gold- oder Ringel-blumen. Beyde Kraut und Blumen haben einen lieblichen geruch wie der Beyfuß und Chamillen / als wenn man diese Kräuter durcheinander zerriebe. Diese wurtzel ist holtzicht / eines kleinen fingers dick / mit vielen nebenwürtzelein und zaseln behänget. Dieses Kraut wächßt nach dem bericht Tabernaemontani viel in dem Altzeyer Gaw / auff den ungebauten steinichten Feldern und Rechen. Man findet es auch in grosser menge in Oesterreich / Ungarn / Mähren und Böhmen. Allhier wird es zwischen den hecken oberhalb Augst gegen Rheinfelden gefunden. Rindsaug-Kraut mit purpurfarben Stengeln. Buphthalmum caule purpureo. 2. Das Rindsaug-kraut mit purpurfarben stengeln / davon ein zweiglein allhier abgemahlet; Buphthalmum Cotulae folio, C. B. item, Buphthalmum caule & flore purpurascente, Ejusd. Buphthalmum tenuifolium folio Millefolii ferè, J. B. 3. Das Candianische Rindsaug-kraut / mit gelber und weisser Blum; Buphthalmum Creticum Cotulae facie, flore luteo & albo, Breyn. Eigenschafft. Das Rindsaug-Kraut ist warm und trocken im anderen grad. Hat ein bitteres ölichtes durchtringendes saltz in sich verborgen / und hiemit die eigenschafft / verstopffungen auffzulösen / zähen schleim zu verzehren / und aller fäule zu widerstehen. Gebrauch. Die Weiber sonderlich bey Worms und Mäyntz / samlen die Blumen dieses Krauts / wenn sie in ihrer vollkomlichen blüth sind / dörren dieselbige im schatten / und brauchen sie / wenn sie die Betther bestreichen wollen / alsdenn bereiten sie die Stärcke mit diesen Blumen / welcher gebrauch zu erhaltung der Betther gemein ist. Das von dem Rindsaug-kraut destillierte (Gelbsucht.) wasser / ist insonderheit wider die Gelbsucht dienlich / so man bißweilen drey oder 4. loth darvon trincket. CAPUT CXX. Chamillen. Chamomilla. Namen. DIe gemeine Chamillen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anthemis, Leucanthemum, Dioscoridis, Melanthemum, Chamaemelum, Chamomilla, Chamaemilla. Italiänisch / Camomilla. Frantzösisch / Camomille, Camomille vulgaire. Spanisch / Manzanitta, Manzanilla salvage. Englisch / Camomile. Dänisch / Cammelblome / Commendeblome. Niderländisch / Kamille / Kamilbloemen. In Teutscher Sprach wird sie auch genent Gamillen / Camomillen / Hermlein / Magdblum / Meydblum / und Langenblum. Die edle oder Römische Chamillen he??? [511] Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Leucanthemum odoratum, Chamaemelum nobile, Chamaemelum Romanum, Chamomilla Romana, Chamaemelum hortense. Italiänisch / Camomilla Romana. Frantzösisch / Camomille Romaine. Spanisch / Manzanilla Romana. Englisch / Camomile Romayn. Niderländisch / Roomische Kamile. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / die gemeine Chamillen / Chamaemelum vulgare, Leucanthemum Diosc. C. B. vulgare amarum, J. B. überkommet ein zaßlichte wurtzel / darauß viel starcke runde elen-hohe stengel mit jhren nebenästlein herfür wachsen / die mit sattgrünen tieff zerkerfften und zarten kleinen blättern bekleidet sind / welche sich mit den Coriander- oder Dillen-blättern vergleichen. Auff dem gipffel des stengels trägt sie viel wohlriechende gelbe köpflein / mit schönen weissen blattlein besetzt / die werden im Brach- und Hewmonat zeitig / da man sie auch zum gebrauch der artzney einsamlet. Sie wächßt von jhr selbst auß jhrem abgefallenen Samen / welcher dem Reinfahrn-samen ähnlich ist. Man sindet sie in Teutschland überflüssig in den Fruchtfelderen / blühet auch zweymal bey uns / erstlich im Brachmonat / welches die gemeine zeit ist / in wärmeren orten aber schon im Mäyen / hernach bringet sie jhre Blumen widerumb im Herbstmonat / da man sie häuffig in den gebawenen Rübenfelderen findet. Wo sie aber sonst im rauchen und mageren Erdreich / als neben den Strassen und Wegen herfür komt / blühet sie nur einmahl. Sonst ist sie durchgehends in Europa wol bekant. Man findet sie auch ohne gezuch in den Felderen oder Brachackeren / und wird gemeiniglich Krottendill / Chamaemelum inodorum, C. B. genen̅et. Welche aber an dem Meer wächßt / heißt Meer-Chamillen / Chamaemelum marinum, J. B. Matricaria maritima, C. B. 2. Die edle Chamillen / Chamaemelum nobile s. odoratius, C. B. odoratiss. repens flore simplici, J. B. It. Chamaemelum nobile flore multiplici, C. B. repens odoratiss. perenne flore multiplici, J. B. bekommet eine kleine weisse und zaßlichte wurtzel / auß welcher gestreiffte / dünne / haarige stengelein herfür wachsen / die werden krum̅ und zur Erden gebogen / dahero sie sich selbst auff den boden einflich???et / anhenget und umb sich kreucht / wie der Poley- oder Quendel sich auch also selber vermehret. Im Brach- und Heumonat trägt sie oben auff jhren stenglein schöne gestirnte / an langen stielein hangende Blumen / der vorigen ähnlich / allein sie sind nicht also hinder sich gebogen. Die Blätter vergleichen sich auch mit der gemeinen / werden jedoch grösser und bleichgrüner / sehr dünn zerschnitten. Dieses gantze gewächs / grün und dürr / gibt einen überauß lieblichen geruch / wie das Gewürtz von sich / sein geschmack aber ist bitter als der Wermuth. Die frost kan es wol leiden / und erjüngt sich jährlich von seiner wurtzel / die über den winter unversehrt bleibt. In Spanien kommet sie von sich selbsten auff den Felderen herfür / wie auch in Engelland bey der Königlichen Gefüllte Chamillen. Chamaemelum flore pleno. Residentz-Statt Londen. Sie wächßt viel umd den Fluß die Tyber bey Rom / sonderlich in via Adriani, und in Franckreich umb Troys. In Teutschland wird sie hin und wieder in die Lustgärten gezielet. Sie läßt sich von den jungen abgebrochenen zweiglein widerumb pflantzen / wächßt gern / und weitert sich bald / dahero so man sie zu zielen begehret / muß man jhren genugsamen platz einraumen / denn sonst wächßt sie zu dick / und faulet leichtlich. Man findet noch ein andere art / so der beschriebenen durchauß ähnlich / und alhier abgemahlet ist / allein wird jhre Blum manigfaltig gedoppelt / und also rund gefüllet / daß man von den schönen weissen blättlein jhr gelbes knöpflein in der mitte nicht warnehmen kan. Man sihet sie in den außgezierten Lustgärten / wie sie denn auch in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen wird / allda die Blum die breite einer Ducaten erreicht hat. Beyde sind in jhrer Tugend viel kräfftiger als die gemeine Chamillen. Zuweilen sihet man eine art dieser Chamillen / deren gelbe häuptlein ohne blättlein sind / Chamaemelum luteum capitulo aphyllo, C. B. aureum peregrium capitulo sine foliis, J. B. 3. Die Steyrmarckische Berg-Chamillen / Chamaemelum Alpinum inodorum, C. B. Park. hat dicke / safftige und zerschnittene blätter / die geben einen bitteren geschmack und unlieblichen geruch von sich. Die stengel sind schwach und drey quer hand hoch / auff welchen ein grössere Blum als an der gemeinen erscheinet / auch wird deroselben gelbes äpffelein von 20. oder mehr weissen blättern umbgeben. Dieses Kraut breitet sich weil auß / und überkomt ein zaßlichte wurtzel / wie die gemeine Chamillen. Wächßt auff dem Juden-berg / Spliegel- und anderen [512] Alpgebürgen in Steyrmarck / alda es im Brach- und Heumonat blühet. 4. Die stinckende Chamillen / oder Krottendit / Chamaemelum foetidum, C. B. Chamaemelum foetidum, s. Cotula foetida, J. B. ist der gemeinen in allem gleich / also daß man sie beyde auß dem blossen anschawen nicht underscheiden kan / der geruch aber zeigt den underscheid bald an / denn die gemeine Chawillen gibt einen lieblichen geruch von sich / der Krottendill aber stincket hefftig. Er wächßt in hartem steinichtem grund / wie auch mit der gemeinen Chamillen in den Korn und Frucht-felderen. 5. Die stinckende Meer-Chamillen / mit gestreifften / röthlichten / weißwollichten stengeln / Chamaemelum foetidum marinum, J. B. 6. Die kleine weißwollichte Spanische Chamillen / Chamaemelum leucanthemum incanum Hispanicum minus, C. B. 7. Die Spanische gelbe wolriechende Chamillen / Chamaemelum Hispanicum luteum odoratum, C. B. prod. 8. Die grosse Spanische Chamillen mit hohen einfachen stengeln / rauchen Blättern / und grosser Blum / wächßt viel umb Montpelier / und in Spanien; Chamaemelum leucanthemum Hispanicum, magno flore, C. B. Chamaemelo affine Buphthalmum Italicum segetum altissimum, J. B. 9. Die Aethiopische wollichte Chamillen / Chamaemelum AEthiopicum lanuginosum, Breynii. Eigenschafft. Die Edle Römische / oder auch die gemeine wolriechende Chamillen / welche allein in der Artzney gebraucht werden / ist warm und trocken im ersten grad: hat also ein treflich Balsamisches / mit etwas flüchtigem miltem Alkalischen Saltz vergesellschafftetes öl bey sich / und daher schöne tugenden allerhand schmertzen zu stillen / zu erweichen / zu heiten / zu eröffnen / wind und bläst zu zertheilen. Gebrauch. (Schmertzë des hauptes.) Ein gutes Fußwasser wider die schmertzen des Haupts von kälte: nim Chamillen zwey handvoll / rothe Rosen / Melissen / braune Betonien / Pappeln / jedes ein handvoll. Siede solche stück in Bachwasser / und thue darzu ein maß Wein / darinn bade alle tag die Füß / so warm du es leiden magst. (Schön haar zu machen.) Chamillen-blumen in warmer Laugen geweichet / und damit gezwagen / machet ein hüpsches Haar. (Viertägig Fieber.) Für das viertägig Fieber: nim ein echtmaß guten weissen Wein / darein thue ein halbe handvoll Chamillen-blumen in ein wohl zugemachtes geschirr / setze es auf glüende kohlen / ohngefehr eine stund lang zu beitzen / aber es soll nicht sieden / darnach schütte den Wein davon ab / und wirff darein ein halb quintlein Weinstein-saltz / und gibs dem krancken zu trincken / so bald er den anstoß des Fiebers mercken wird / darauff soll er sich fein warm ins Bett legen / und schwitzen: thue dergleichen am zweyten anstoß / setze aber noch fünff gran Weinstein-saltzes darzu: Im dritten mahl solstu 40. gran dieses saltzes nehmen / und dabey bleiben ohne weitere vermehrung / ob du wo???diese Artzney noch mehr brauchest; so wird das Fieber gantz gewiß bald weichen / sonderlich wenn der Patient zuvor mit einem Brech-mittel wol purgiert worden. (kalte mutter / verstädene reinigung der weibern / harn / kaltes grimmen. Grind des haupts. Grim̅en / Leibweh.) Das destillierte Chamillen-wasser stärcket die kalte Mutter / treibet fort die verstandene Reinigung der Weiber / und den Harn / wehret dem kalten Grimmen / so man underweilen davon ein paar löffel voll nimmet. Chamillen-öl heilet den Grind auff dem Haupt / damit gesalbet / ist ein unschädliche artzney vor die jungen Kinder. Wider das Grimmen oder Leibweh: nim Chamillen-Dillen- und weiß Lilgen-öl / jedes ein halb loth / mache es warm / und salbe den Bauch darmit. (Grimmen und reissen im leib bey jungen kindern.) Vor das grimmen und reissen im Leib der jungen Kindern / ist das Chamillen-öl ein herrliche Artzney / so man jhnen das Bäuchlein darmit warm offt anschmieret. Chamillen-öl mit Fischmüntz- und Wermuth-öl (Mutterwehe von kälte.) vermischt / und den underen Leib warmlicht damit offt gesalbet / vertreibt das Mutterweh so von kälte verursacht worden. (verstandener harn.) Chamillen-öl warm umb die Nieren / Harngäng und Blasen gesalbet / treibet den verstandenen Harn fort. Das gemeine Chamillen-öl wird nur durch die Infusion gemacht / wenn man über die frischen Chamillen-blumen schön Baum-öl gießt / und denn eine zeitlang an die Sonne stellet. (Destilliert Chamillen-öl.) Sonsten wird auch durch das destillieren ein öl auß der Chamillen gezogen / welches sehr herrlich ist in und äusserlich zu gebrauchen / allerhand schmertzen / Leib- und Mutterwehe zu stillen / wind und bläst zu vertreiben / den verstandenen harn / wie auch die monatliche reinigung der Weibs-persohnen zu befördern. Innerlich gibt man dessen 10. biß 20. tropfen auffs mahl ein / äusserlich aber vermischt man es mit andern ölen / oder auch mit guten digestiv-salben in heilung der wunden und geschwären. Dieses öl bekomt man auff verschiedene weiß / denn etliche destillieren es auß den ledigen Chamilley-blümlein auff gemeine weiß mit wasser; andere aber mischen Terbenthin damit / und bekommen in dem destillieren also ein zierlich schön blaues und kräfftig penetrierendes öl. Etliche destillieren es mit fettem Fichtenholtz / und bekommen dadurch ein trefflich balsamisches Wund-öl / welches sie in heilung der wunden und schäden für ein geheimnuß halten. (Nachwehe der Kindbetterin̅en) In den Nachwehen der Kindbetterinnen ist kein besseres mittel / als ein gute handvoll Chamillen-blust in halb wein halb wasser gesotten / und offt davon ein trunck gethan. (Magenwehe.) Hat der mensch ein starck Magenwehe / Trucken und Angst über das hertz / so bereite auß rothen Rosen / Dillenkraut / Fischmüntz / Wermuth und Chamillen-blust under einander rein zerhackt / ein säcklein / koche es in weissem wein / oder Chamillen-wasser / trucke es auß / und schlags also warm über (Geburtsglieder schmertzen.) den Magen und Hertz-grüblein. Schlägt man es über den undern Bauch / so vertreibt es die Mutterwehe und schmertzen der Geburts-glieder nach der geburt.
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CAPUT CXX. Stabwurtz-Männlein. Abrotonum mas. Namen. DIe gemeine Stabwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Abrotonum, Abrotanum, Italiänisch / Abrotono. Frantzösisch / Auronne. Spanisch / Abrotano, Lombriguera, Lumbriguera. Englisch / Seuthernwood. Dänisch / Abroed. Niderländisch / Averouve / Avercruyt. In Hochteutscher Sprach wird die Stabwurtz auch genennt / Gertwurtz / Garthagen / Affrusch / Ebrich / Garthan / Gertel / Gertelkraut / Gertelwurtz / Kuttelkraut / Ganserkraut / Gampfferkraut / Abrauten und Schloßwurtz: Das sind die Namen der Stabwurtz ins gemein. Das Männlein von der Stabwurtz / welches unser gemeine Stabwurtz ist / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Abrotonum mas, Abrotonum masculum, Abrotonum montanum, Abrotonum Cappadocium, Galaticum, Asiaticum, oder Syriacum, darumb dab diese Stabwurtz viel in Cappadocia / Galatia / Asia und Syria bey Hieropoli wächßt / wie Dioscorides Lib. 3. Cap. 26. vermeldet. In Hochteutscher Sprach wird sie Stabwurtz-Männlein genennt / dardurch die beyde in unsern Gärten gemeine Stabwurtzen verstanden werden / als die grosse und die kleine / welche beyde ein Geschlecht / und allein der grösse und kleine halben mit nachfolgenden Namen underschieden sind / also daß man das grössere Abrotonum masculum majus, vel Abrotonum mas angustifolium majus, C. B. und was kleinere Abrotonum masculum minus, s. mas angustifolium minus, C. B. nennet / den Irrthumb zu verhüten / darein diejenigen gerathen / die das kleine vor das Abrotonum foeminam, oder Stabwurtz-weiblein gehalten haben. Stabwurtz-Weiblein oder Garten-Cypreß. Abrotonum foemina, sive Chamaecy parissus. Das rechte Weiblein der Stabwurtz / ist unser Garten-cypreß / welches erstlich Joh. Ruellius an tag gebracht / und den nachkommenen zu erkennen gegeben / dessen Beschreibung denn auch mit der Beschreibung der Alten fein übereinkommet / zudem daß jhre krafft und würckung bezeugen / daß es Abrotonum foemina, oder das rechte Weiblein der Stabwurtz seye: Heißt Griechtisch / [Greek words]. Lateinisch / Abrotonum foemina, Chamaecyparissus, Abrotonum Siculum Dioscoridis, Abrotonum campestre Plinii, darumb daß dieses Gewächs in der Provintz Franckreich und Languedock / auch andern warmen Ländern von sich selbst in freyen Feldern wächßt / daher man es zu Nimes an dem weg findet / auff welchem man nach Montpelier reiset. Italiänisch nennet man es Abrotono foemina, Herba Cypresso. Frantzösisch / Petit Cypres, Cypres du Jardin. Spanisch / Lombriguera, Lumbriguera. Englisch / Female Seuthernwood. Niderländisch / Cypreß. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt Cypreß / Cypreßkraut / Garten-eypreß / Stabwurtz-weiblein / und Cypressen-Stabwurtz. Geschlecht und Gestalt. Die Stabwurtz ist zweyerley / das Männlein und Weiblein. 1. Das erste Geschlecht / die grosse schmalblättige Männlein-Stabwurtz / Abrotonum mas angustifolium majus, C. B. Abrotonum vulgare, J. B. bringt lange / zerbrüchliche / dünne Ruthen oder Gerten / mit schönen / [514] satt-grünen / dünnen und tieff zerschnittenen blättlein gezieret / der Chamillen oder Fenchel-blättern gleich / doch etwas breiter. An den gemeldten langen gertlein oder zweiglein wachsen von unden an biß oben auß gegen dem Augstmonat / viel kleiner goldgelber blümlein / wie runde knöpflein / an kleinen besondern stielen / den Wermuthblümlein ähnlich / aber doch kleiner / sind beneben gleich wie auch die blätter / eines sehr starcken guten geruchs und bitteren geschmacks. Diß Gewächs erstarcket mit der zeit / und werden die stengel gar holtzicht / wie auch die wurtzel / daß es mehr einer stauden gleich sihet / als einem kraut / wird fast eines mannes / oder biß in die vierthalb elen lang / der stengel schlägt jährlich gegen dem Frühling wider auß / doch fast langsam / und bringt wider neue zweiglein / davon andere gerten oder ruthen wachsen. 2. Die kleine schmal-blättige Männlein-Stabwurtz / Abrotonum mas angustifolium minus, C. B. Humile, cum pulchris corymbis, J. B. ist der vorigen an gestalt der blättern und wurtzeln gleich / die zweiglein aber tragen viel gelbe schöne blümlein. Der geruch ist stärcker / als in der gemeinen Stabwurtz. 3. Die schmal-blättige grawe Männlein-Stabwurtz / Abrotanum mas angustifolium incanum, C. B. 4. Die wilde oder Feld-Männlein-Stabwurtz / mit daumens-dicker / langer / holtzichter wurtzel / etlich elen hohen dicken stengeln / weißgraw-haarigen / vielfach zerschnittenen / riechenden blättern / wächßt in Teutschland / Italien und Franckreich / Abrotanum campestre, C. B. Artemisia tenuifolia, s. Leptophyllos, aliis Abrotanum sylvestre, J. B. Hieher kan man auch zehlen die breitblättige nichts riechende Stabwurtz / Abrotanum latifolium inodorum, C. B. Artemisiae tenuifoliae simile, si non idem, Abrotanum inodorum Lobelii, J. B. 5. Die gemeine Weiblein-Stabwurtz / Abrotanum foemina foliis teretibus, C. B. Chamaecyparissus, J. B. ist mehr ein holtzichtes stäudlein / als ein kraut / einem kleinen drauschlichten bäumlein ähnlich / vergleicht sich mit den äschenfarben / grawen / krausen / zerschnittenen und klein zerkerfften blättlein / den jungen Heyden-blättlein / oder dem rechten Meer-Wermuth Dioscoridis. Die stengel werden selten über anderthalb elen lang / sind sechs oder siben / auch weniger oder mehr / so von einer holtzichten wurtzel herkommen / mit vielen neben-gerten oder ästlein. Am gipffel eines jeden stengeleins oder gertleins erscheinen schöne / bleichgelbe / runde / knöpfichte blumen / in der grösse und gestalt der Rhein- fahren- oder Meer-Wermuth-blumen; ein jede auff einem Stengelein / auß schüppichtem kelchlein herfürkommende blum ist wie ein käßlein gesetzt / sonsten eines lieblichen geruchs und bittern geschmacks; dieses Gewächs kan den Winter-frost in unsern Landen nicht leiden / muß derowegen vor dem Winter außgesetzt / und in warmen kellern erhalten werden / deßgleichen kan es die grosse hitz der Sonnen auch nicht wol dulden / sondern hebt bald an zu verwelcken / sintemahl es nicht so fräfftig / daß es genugsame seuch- tigkeit auß der erden an sich ziehen mag. Es stimmet durchauß zu mit der beschreibung der Stabwurtz-weibleins / wie solches die Alten beschrieben haben. 6. Die Weiblein-Stabwurtz mit grosser bleichgelber blum / härteren / kürtzern zweiglein / Abrotanum foemina flore majore, C. B. 7. Die Weiblein-Stabwurtz mit dünneren weissen stengeln / lieblicherem geruch / und dünnen / kleinen Heiden-blättern / Abrotanum foemina foliis Ericae, C. B. 8. Die grosse Weiblein-Stabwurtz mit Roßmarin-blättern / Abrotanum foemina foliis Rorismarini majus, C. B. 9. Die kleinere Weiblein-Stabwurtz mit Roßmarin-blättern / Abrotanum foemina foliis Rorismarini minus, C. B. 10. Die grüne Weiblein-Stabwurtz / mit bleicher blum / und übelriechenden blättern / Abrotanum foemina viridis, C. B. 11. Die Weiblein-Stabwurtz mit grawhaarigen rein-gekerbten blättern / dünnen / schuhe-hohen zweiglein / Abrotanum foemina villosis & incanis foliis, C. B. 12. Die fremde Weiblein-Stabwurtz mit Cypressen-blättern / Abrotanum foemina foliis Cupressi, C. B. 13. Die Weiblein-Stabwurtz mit Bacillen-blättern / Abrotanum foemina foliis Crithmi, D. Fagon. Hort. Reg. Par. 14. Die Weiblein - Stabwurtz mit gantz grünen Roßmarin-blättern / Abrotanum foemina foliis Rorismarini totis viridibus, D. Fagon. Hort. Reg. Par. 15. Die giawe Weiblein-Stabwurtz mit Stöchas-blättern / Abrotanum foemina canescens, foliis Stoechadis citrinae, Breyn. Prodr. 16. Die nidrige wilde Weiblein-Stabwurtz / Abrotanum foemina repens, C. B. 17. Die wilde Feld-Stabwurtz / Abrotanum campestre incanum, Carlinae odore, C. B. Wird in Oesterreich bey der Statt Lintz an den strassen gefunden. Sie hat ein ablange / zaßlichte und rothe wurtzel / der stengel wächßt schuhs-hoch. Die blätter sind zerschnitten und aschen-farb; so man sie zerreibt / geben sie ein geruch von sich wie die Eberwurtz. Eigenschafft. Beyde Geschlecht der Stabwurtz sind warm und trocken im dritten grad; haben viel flüchtig-saltzichte / mit ölichten vermischte / oder balsamische theile in sich / und hiemit die eigenschafft trefflich zu erdünnern und zu vertheilen / allem gifft und fäulung zu widerstehen / vergiffte stich der Scorpionen und Spinnen zu heilen / die würm zu tödten / den harn zu treiben / die verstopffung der Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen. Man gebraucht in der Artzney / sonderlich das Männlein der Stabwurtz mit grossen schmalen blättern / wie auch das gemeine Weiblein / und werden im Heumonat bey vollem Mond gesamlet. Gebrauch. Die obersten schößlein der Stabwurtz / samt jhren runden / gelb-farben knöpflein und blumen in wasser / wein oder gutem bier gesotten / und davon morgens und abends / (Schwerer Athem. Gelbsucht.) jedes mahl 6. oder 8. loth warmlicht getruncken / ist ein nutzliche artzney denen so schwerlich athmen / dienet trefflich wider die Gelb [515] sucht / (Verstopffung der Leber / versteckter barn / und weibliche monat blum / erkalte mutter / schmertzen der Lenden / hüfften un̅ des Ruckgrads von kälte. Allerley bauchwürm Verstandene monatzeit.) eröffnet die verstofung der Leber / fördert den harn und die weibliche Monatblum / erwärmt die erkalte Mutter / un̅ reinigt sie von allem unrath / vertreibet den schmertzen der Lenden / Hüfften und des Ruckgrads der von kälte seinen ursprung hat. Die wurtzel von der Stabwurtz gepülvert / und bißweilen davon ein halb quintlein mit weissen wein getruncken / tödtet allerley Bauchwürm. Stabwurtz gepülvert / und ein quintlein mit einim scrupel gepülverter Myrrhen in weissem Wein warmlicht getruncken / befürdert die verstandene Blum der Weiber. Den samen von dem Stabwurtz-männlein gestossen / und ein quintlein schwer mit (Verstandener harn / und der weiber monatliche reinigung.) weissen Wein eingenommen / befürderet den verstandenen harn und der Weiber monatliche reinigung. Johannes Backmeisterus, weiland Professor zu Rostock / hat denjenigen / so wegen des (Stein.) Steins nicht harnen konten / ein quintlein der gestossenen zarten Stabwurtz-blättern / mit ein wenig geläuterten Salpeter zu ihrem genesen öffters in weissem wein eingegeben. Der samen von der Stabwurtz-weiblein gepülvert / und ein quitlein schwer mit weissem (Würm bey alten und jungen kindern.) wein eingenommen / tödtet die würm und führet sie auß. Man solle davon den Kindern in der pappen oder suppen eingeben. So einem die Nasen verstopfft / daß er (Verlohrner geruch.) nichts riechen kan / der lege das dürre kraut der Stabwurtz auff warme kohlen / undempfange den rauch zu sich in die Nasen / so wird der Geruch hald widerkommen. Die erfahrnen Wund-ärtzt pflegen die Stabwurtz under ihrepflaster zu vermischen / (Dorn außziehen.) welche dorn / spreissen und anders / so im fleisch stecken verbleibet / außziehen solle. Mit der Stabwurtz werden auch die (Schlangë vertreiben.) schlangen vertrieben / denn wo sie hin gepflantzet ist / kommen keine schlangen hin: wo sie auch vorhanden sind / werden sie versagt / wenn man gedörrte Stabwurtz auff glüende kohlen legt / und darmit räuchert. Stabwurtz umb und auff die früchten auff den speichern gelegt / verwahret sie vor allem ungezieffer. (Versehrung heimlicher ort???ben den weibern. harnwind / versteckter harn.) Daß destillierte Stabwurtz-wasser heilet die versehrung der hemlichen orten bey den Weibern / tücher darinn genetzet / und offt laulicht auffgelegt. Wie ein wenig Muscatennuß getruncken / vertreibet es die Harnwinde / und treibet den harn kräfftiglich. Das destillierte Stawurtz-weiblein-wasser tödtet die würm / legt das Mutter-grimmen / (Würm / Muktergrimmen / versetzke monatliche reinigung / und nachgeburt.) fürdert die monatliche reinigung der Weiber und die Nachgeburt / morgens und abends etlich tag hindurch 6. biß 8. loth davon getruncken. Neben dem wasser findet sich in der Destillation auch ein öl / welches herrlich gut ist die wind zu vertheilen und das Grimmen (Grimmen.) zu vertreiben / und den Nabel fleißig und wol warm gestrichen. Die mit Brantenwein außgezogene Essentz (Engbrüstigkeit / versteckte monathlum.) hat eine gleiche würckung / und di???net zugleich wider die Engbrüstigkeit / bringt die monatliche Reinigung wider. Das Kraut in rothem Wein oder in Laugen (Haar wachsen machen.) gesotten / und das haupt täglich damit gewaschen / sonderlich wenn der Mond zunimt / macht die haar wol wachsen. ENDE des Andern Buchs.
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Das Dritte Buch /
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Von den Kräuteren / CAPUTI. Beerwurtz. Meum. Namen. BEerwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Meum, Meum athamanticum, Meu, Radix ursine, Anethum sylvestre, Anethum ursinum, Anethum tortuosum. Italiänisch / Meo, Finochio salvatico. Frantzösisch / Fenovil sauvage. Spanisch / Hinojo silvestre. Englisch / Meu. Niderländisch / Beerwortel. In Teutscher sprach wird sie auch genennt wilder Dill / Beerendill / Beerenfenchel / Hertzwurtz und Mutterwurtz. Herr Tragus vermeldet / diese wurtzel werde Beerwurtzel genennt / entweders des vielen rauchen haars halben / oder darumb / daß sie den Weibern zu der Mutter und deroselben schwertzen dienlich ist / welche kranckheit (Beermutter der weiberen.) von den Weiberen Beermutter genennet wird / vermeinen also / das wehethum darmit zu stillen / wen̅ sie dise wurtzel in mund nehme̅. Gestalt. Die gemeine Beerwurtz / Meum foliis Anethi, C. B. vulgare, s. Radix ursine, J. B. hat lange wurtzeln / fast kleinen fingers dick / die wachsen in der erden hin und wider / etliche auffrecht / die anderen krum / zwerch und durch einander / spreiten sich weit auß / eines guten lieblichen geruchs / und hitzigen scharffen etwas bitteren geschmacks. Das obertheil der wurtzel gegen dem kraut und stengel ist mit vielem rauchen haar bedeckt und überzogen. Die zinnlicht zerschnittenen blätter sind dem Dillkraut durchauß gleich / so es aber in fetten orten gefunden wird / sind sie etwas vollkomlicher / und den blättern des Fenchels so ähnlich / daß diejenigen / die es nicht wol kennen / vor Fenchel ansehen möchten. Der hole / runde stengel wächßt offt bey zwey elen hoch / und hat seine gläich und gewerblein wie der Fenchel oder Dillkraut: im obertheil der stengeln und nebenzweiglein hat sie schöne Cronen mit sehr kleinen weissen fünffblättigen blümlein / darauff folgen getreiffte / lange samen / welche sich bey ihrer zeitigung dem Bockspeterlein- oder weissen Bibernellen-samen vergleichen. Diese wurtzel wächßt im Schwartzwald und andern hohen Gebürgen / deßgleichen auff den bergichten wiesen und anderen dergleichen orten Teutschlands und der Schweitz / die sonnreich sind. Man zielet sie in den gärten von dem samen / wiewol sie viel eher fortwächßt / so man die häupter der wurtzel zertheilet und abreisset / und darnach pflantzet. Sie währet und hält lange zeit in den gärten. Eigenschafft. Die gemeine Beerwurtz / welche man zu end des Heumonats / oder auch in dem Augstmonat außgraben soll; ist warm im dritten / und trocken im andern grad; hat also zimlich saltzieht-flüchtige / mit ölicht-balsamischen wol temperierte theile in sich / und daher schöne tugenden / allerhand innerliche verstopfungen der Leber / Miltz / Nieren und Mutter zu eröffnen; zähen schleim zu erdünneren / wind zu vertheilen / den athem zu erleichteren / den harn und die monatliche reinigung zu treiben; auch allen auff der brust sitzenden schleim abzuführen. Gebrauch. Es schreibt Dioscorides: man solle die Beerwurtz nicht viel gebrauchen / sonsten verursache sie Hauptweh.
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Das Rindvieh isset das kraut von der Beerwurtz fast gern / und bekommen die fühe viel milch davon / darauß treffenliche gute käß auff dem Schwartzwald und anderswo gemacht werden. (Gifft.) Die Beerwurtz dienet wider das gifft / daher man sie under den Theriac vermischt. (Wind / verlohrne monatzeit / nachzeit / nachfluß der Kindbetterin̅en.) Die wurtzel gedörzt / zu pulver gestossen / und 30. gran davon offt eingegeben / vertheilt nicht nur die wind der därmen / sondern befördert auch die Monatzeit der Weiberen / und Nachfluß der Kindbetterinnen. (Gelbsucht / Wassersucht / monat-zeit.) Die wurtzel neben andern guten wurtzein und kräuteren in wein gelegt / und davon täglich getruncken / vertreibt die Gelb- und Massersucht / und bringt die Monatzeit den Weibsbildern. (Verstopffung der Leber / Nieren / Harngäng und Blasen / Gelb- und Wassersucht / Grim̅en / Mutterschmertzen / weisser fluß der Weiber.) Das destillierte wasser von Beerwurtz eröffnet die Verstopffung der Leber / Nieren / Harngäng und Blasen / vertreibt die Gelb- und Massersucht / das Grimmen und Mutterschmertzen: es wird insonderheit gelobet wider den weissen fluß der Weiber / alle morgen und abend ein paar löffel voll darvon getruncken / wie solches Herr Agerius bezeuget. Schweitzerisch Muttri / Muttelina Helvetica. Namen. Schweitzerisch Muttri / heißt Lateinisch / Muttelina Helvetica, Muttelina, Meum Alpinum. Gestalt. Das gemeine Schweitzerische allhier abgebildete Muttri / ist der gemeinen Beerwurtz zimlich ähnlich / hat gantz dünn eingeschnittene / fingers-lange / glatte blätter; einen kurtzen / nur etlich zoll langen stengel / und ein kleinen Dolderblust-busch; die wurtzel ist lang / dick und etwas haarig / außwendig schwartz / gleichen geruchs und geschmacks mit der Beerwurtz. Die blumen sind röthlicht; wird umb Glarus in der Schweitz / und in Wallis viel gefunden. Muttellina, J. B. Meum Alpinum Umbellà Purpurascente, C. B. Eigenschafft und Gebrauch. Ich halte dieses Kraut von gleicher Eigenschafft / Tugend / und würckung mit der Beerwurtz: dannenher auch eines für das andere kan gebraucht werden. Das Rindviehe frisset es sonderlich gern / und gibet auch davon sehr gute milch. Conr. Gesnerus haltet dafür / man könne dieß kraut gar nutzlich an statt des Candianischen Dictams / oder Dauci Cretici gebrauchen. CAPUT II. Celtische Nard. Nardus Celtica. (Ein Kraut dem Ziegenböcklein ähnlich.) (Ziegenböcklein.) Namen. CEltische Nard heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nardus Celtica, Spica Celtica, Valeriana Nardus Celtica dicta, Raj. Italiänisch / Nardo Celtico. Frantzösisch / Nard Gaulois. Englisch / Mountaine Spicknard. Geschlecht und Gestalt. I. Die Celtische Nard / Nardus Celtica, J. B. Celtic. Diosc. C. B. ist ein kleines Gewächs / hat länglichte bleich-gelbe blätter / einen dünnen und kurtzen stengel / gelblichte blumen / ein gespitzel / mit vielen angewachsenen dünnen / wolriechenden zäserlein. Wächßt häuffig auff den Alpgebürgen / welche Teutschland von Italien scheiden / insonderheit in dem Hertzogthumb Genua / wie auch auff den Hochgebürgen in Tyrol / Kernten und Steyrmarck. Das gantze Kraut ist Aromatischer Natur / und hat den geruch / wie der wilde Baldrian.
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Celtische Nard ohne Geruch. Nardus Celtica altera. Berg-Nard. Nardus montana. Berg-Nard mit längern Wurtzeln. Nardus montana cum longioribus radicibus. 2. Die Celtische Nard ohne geruch / mit ablanger / röthlichter / haariger murtzel / kleinem quer-hand hohem stengel / Nardo Celticae similes inodora, C. B. An Nardus Celtica altera, Ejusdem. 3. Die Ziegenböcklein-Nard / Nardo Celticae similes Hirculus, J. B. C. B. Hat keinen stengel / kleinere blätter / welche so man sie käwet / keinen starcken / sondern nur einen schleimigen geschmack von sich geben. Diesem Kraut vergleicht sich annoch ein anderes / welches zugleich / nach Camerario, mit abgezeichnet in der Figur stehet; hat eine faßlichte / kleinen fingers-dicke wurtzel: Die blätter vergleichen sich der Celtischen Nard / mit deren es auch an dem geruch und geschmack übereinkomt / wächßt bey Sitten in Wallis / wie auch in Veltlin auff den Gebürgen; Hirculo cognate planta. Eigenschafft. Die Celtische Nard / welche im Hew- und Augst-monat muß gesamlet werden. Wärmet und trocknet wie die Indianische / doch ist sie ein wenig hitzig / und nicht so trocken. Hat ein flüchtig aromatisch-ölichtes saltz bey sich. Gebrauch. Die Celtische Nard hat gleiche Krafft wie die Indianische / allein treibet sie den Harn stärcker / und ist dem Magen nutzlicher. CAPUT III. Berg-Nard. Nardus montana. Namen. BErg-Nard heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Nardus Montana. Italiänisch / Nardo montanaro. Frantzösisch / Nard de la montagne. Spanisch / Azumbar montannero, Englisch / Wild mountaine Spicknard. Niderländisch / Bergnardus. Gestalt. Die Berg-Nard / Nardus Montana radice olivari, C. B. montana tuberosâ, Park hat blätter wie die grosse Baldrian / sie sind aber viel kleiner / und nahe bey der wurtzel gar [519] nicht zerkerbt: Der stengel ist wie im Baldrian ein wenig fett / rund / oben am gipffel gewinnt er gar ein schöne Dolden mit purpur-braunen blumen / die hangen an graßgrünen stielen / sind eines lieblichen geruchs. Diese Nard hat zwo wurtzeln in gestalt zweyer hödlein / und in grösse der Oliven / die rinde daran ist schwartz. Bißweilen wachsen auß dieser wurtzel zu beyden seiten lange zäserlein / die geben ein geruch wie die Indianische Nard. Zuweilen ist die wurtzel lang / und etwas knorricht. Die beste Berg-Nard wächßt in Syrien / Cilicien und Illyrien. Eigenschafft und Gebrauch. Die Berg-Nard hat gleiche Eigenschafft wie die Celtische und Indianische Nard / und mag also gleich denenselben / zu stärckung des schwachen Magens / und reinigung der verschleimten Mutter und Nieren / in Kräuter-weinen / Magen-essetzen / und Elixieren gebraucht werden. CAPUT IV. Spicanard. Spica domestica. Namen. SPicanard heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Spica domestica, Spica nardi, Pseudonardus mas. Italiänisch / Spico, Spigo. Frantzösisch / Aspic. Spanisch / Espigasil. Englisch / Spicknard. Lavendel heißt Lateinisch / Lavandula, Lavendula, Pseudonardus foemina. Italiänisch / Lavanda. Frantzösisch / Lavande. Spanisch / Espliego. Englisch / Lavender. Dänisch / Lawendel. Niderländisch / Lavender. Lavendel. Lavandula Gestalt. Spicanard und Lavendel sind beyde holtzichte stäudlein / dem Stöchaskraut oder Roßmarin ähnlich / nicht viel über ein spannen hoch / mit viereckichten / kleinen / dünnen stengelein / und unzehlich vielen länglichten / schmalen / dicken / aschenfarb-grünen blättlein / tragen oben braun-blaue blümlein wie ein ähre. Man findet auch ein Geschlecht Lavendel / mit breiten blättern und weissen blumen / welches in den Niderländischen Gärten vor etlich Jahren gemein gewesen. Die wurtzel ist gantz holtzicht und fasicht. Der samen ist graw-schwartz / davon junge stöcklein auffgehen / aber viel eher / so man zweige abreißt / und wider in grund legt / im Frühling oder Herbst. Der Spicanard ist dem Lavendel in allen stücken überlegen / denn er ist höher / dicker / breiter / weisser / und am geruch stärcker. Dargegen ist die Lavendel zarter / mildter und gebräuchlicher / dem geruch nach nicht so lieblich. Im Lentzen werden die stauden widerumb grün / blühen im Brach- und Hewmonat / zu welcher zeit die wolriechenden blumen sollen gesamlet werden. Man kan die Lavendel-blum an statt der Stöchasblum nutzlich gebrauchen / dieweilen man diese selten frisch bey uns findet / und sie gemeiniglich den geruch verlohren hat. Die Spicanard un̅ Lavendel werden in Teutschland in den Gärten gepslantzet. In Spanien und dem Narbonensischen Franckreich wachsen sie häuffig auff den Feldern und bergichten orten. Eine sondere art der Lavendel mit zerschnittenen / wollichten / und aschenfärbigen blättern / hat Carolus Clusius erstlich auff einem bühel bey der Böotischen Statt Malaca in Griechenland / hernach bey der Statt Murcia in Spanien und sonsten nirgends mehr angetroffen / deren die erste [520] schon in dem Hornung / die andere aber in dem Mertzen jhre himmelblaue wolriechende blumen als ein ähre getragen hat; Lavendula folia multifido, J. B. folio dissecto, C. B. Eigenschafft. Spicanard und Lavendel sind warm und trocken / (wiewohl der Spicanard etwas mehr) im andern grad / und geben dem fremden Nard nicht viel zuvor. Hat ein miltes aromatisches oder ölicht-flüchtiges saltz bey sich / und hiemit die krafft / das Haupt zu starcken / den Flüssen zu wehren / vor schlag- flüssen zu bewahren / die Mutter und Leibes- frucht zu stärcken. Gebrauch. (Kalte gebresten des hirns und der sennader / schwindel / gantz und halber schlag / fallende siechtag / schlasisucht krampst / zittern / lähme / blöder kalter magen / versetzte wind / harn monatliche reinigung der weiber / nachgeburt verstopftte leber / miltz gelbsucht / anhebende wassersucht. Schwere Kinds-nöthen.) Spicanard und Lavendel sind zwey köstliche kräuter wider alle kalte gebresten des Hirns / und der Sennader / als da ist der Schwindel / gantze und halbe Schlag / fallende Siechtag / die Schlafflucht / Krampff / Zittern und Lähme. Sie erwärmen den blöden kalten Magen / zertheilen die Winde / treiben den Harn / der Weiber zeit / die Nachgeburt / und erwärmen die Mutter / öffnen die verstopffte Leber und Miltz / benehmen also die Gelbsucht und anhebende Wasser- sucht. Zu allen jetzt genennten Gebresten / mag man ein hand voll Spicanard oder Lavendel-kraut und blumen in einer maß weissen wein oder wasser sieden / und davon etliche tag nach einander trincken. In den schweren Kinds-nöthen: Nim Lavendel-samen ein halb quintlein / praeparirten weissen Agstein / guten Borax jedes 2. scrupel / Zimmet-öl 3. tropffen / stosse es zu einem reinen pulver / welches man in drey gleiche theil obtheilen / und in weissem Wein eingeben soll. Ein gute Laugen zu den kalten Kranck- heiten des Haupts: - Nim Lavendel / Roßmarin / Salbeyen / Chamillen / Betonien / rothe Rosen / Maria Magdalena-blumen / jedes ein hand voll: - nach dem alles groblicht; zerschnitten und in ein säcklein gethan / kan man das säcklein in die Laugen legen. Von der sonderlichen Tugend des destillirten Lavendelblumen- wassers chreibet Agerius also. Es ist für alte Leuth ein nutzliche (Kalt flüffig haupt / schwindel / schlag / krampft / lähme.) Antzney / dem kalten flüßigen Haupt / stärcket und erwärmet das weisse Geäder / davon der gantze Leib sein empfindlichkeit und bewegung hat / und vertreibt den Schwindel. Ein paar löffel voll abends und morgens getruncken / ist ein köstliche verhütende Artzney bey betagten Menschen / für den Schlag / Krampff / Lähme / denen eingegossen / die jetzund darmit begriffen oder dar zu geneigt sind. Welchem auch von solchen Kranckheiten die Zung beschweret wäre / also (Sprach???sigkeit) daß er in der sprach gehindert wurde / der nehme bißweilen ein löffel voll dieses wassers / und halte es vielmahl im mund: obgemelter massen im mund gehalten / benimmet es auch (Zahnschmertzen von kälte / böser geruch des munds / seuchtes zabnfleisch / wacklende zähn / erkalter magen / leber / miltz / nieren / blasen mutter / versteckter harn und weiber reinigung / unfrucht- barkeit der weiber von der kalten mutter. ohnmacht.) den hefftigen schmertzen der Zähn von kalten Flüssen / die von oben herab in die wurtzeln der Zähn schiessen / und unleidenliche wehtagen erwecken / gibt dem mund ein guten geruch / trucknet das feuchte Zahnfleisch / befestiget die Zähn. Auch ein paar löffel voll Lavendel-wasser getruncken / dienet für die erkältung des Magens und aller innerlicher Glieder / erwärmet die Leber / Miltz / Lenden / Nieren / Harngäng und Blasen / eröffnet und reiniget sie vom groben kalten schleim / und dergleichen schädlicher materi / treibet den Harn / fördert der Weiber jhre gebührliche Reinigung: ist ein kräfftige Artzney für die Weider / welche von kälte der Mutter unfruchtbar sind. So einer in ein Ohn- macht oder Schwachheit gefallen wäre / dem soll man mit diesem wasser die Schläff und Naßlöcher anstreichen / denn es bekräfftiget das Hertz / und bringet die Geister widerum zurecht / so man auch dem krancken ein löffel voll einschüttet. Eusserlich sollen die glieder / (Gelähmte glieder vomschlag.) so von dem Schlag gelähmt sind / mit dem Gelähmte glieder vomschlag. Lavendel-wasser warmlicht angerieben werden / denn es solche glieder kräfftiglich stärcket / insonderheit so man gleich so viel Salbeyen-wasser / Mäyenblümlein- und Reck- holder-branntenwein darzu vermischet / und damit die lahmen glieder täglich ein paar mahl warmlicht wäscht. (Schlag / hauptflüsse schwindel / kopff und zahn schmertzen. Läuse.) Auß der Spicanard wird auch ein trefflich Schlag / haupt flüsse schwindel / kopff und zahn. schmertzen. Läuse. öl destilliert / welches auff den Scheitel des Haupts offt gestrichen / den Schlag verhindert / die Haupt-flüsse zertheilet / den Schwindel / Kopff-und Zahn-schmertzen vertreibet: ja auch die Läuse bey Jungen und Alten ???ödet oder fortjaget / zu welchem ende man solch öl mit Wermuth-und Rauten-öl vermischen / hin und wider in die haar des Haupts schmieren / und den folgenden morgen den kopff mit laugen / darinnen Lavendel-kraut oder Spicanard gesotten worden / wol warm außwaschen kan. CAPUT V. Haselwurtz. Asarum. (1. Der same.) (2. Auffgethane blum.) (3. Zugethane blum.)
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Namen. HAselwurtz oder wilde Nard heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Asarum, Vulgago, Italiänisch / Asaro. Nardo salvatico. Frantzösisch / Nard sauvage, Cabarer, Oreille d'homme. Spanisch / Assarabacara. Englisch / Folefoote / wild Spikenard. Dänisch / Haselurt. Niderländisch / Haselwortel. Gestalt. Die Haselwurtz trägt blätter gleich dem Wintergrün / sind doch viel runder und linder: zwischen den blätteren / nahe bey der Wurtzel / hangen an zarten und langen stielen / braune / purpurfarbe / wolriecher de blumen in kleinen hülsen / wie an dem Bilsenkraut / darin wächßt ein eckichter same / den Weinkörnern nicht unähnlich: - jhre wurtzelen sind vielfältig / überzwerch hin und her geschrenckt / mit angehenckten kleinen zaselen / geben ein lieblichen geruch / und sind scharff auff der Zungen. Es wird im Schweitzerland auff dem Gebürg bey dem löblichen Gotteshauß Einsidlen / ein grössere und mehr wolriechende art gefunden / als die gemeine ist. Die Haselwurtz wächßt in schattichten orten / sonderlich in gebürgen / hecken und wäldern. Blühet zweymahl im Jahr / im Frühling und Herbst. Soll gesamlet werden zwischen zweyen unserer lieben Frauen tagen / das ist / vom fünff zehenden tag Augst- monats biß auff den achten tag Herbstmonats. Eigenschafft. Die Haselwurtz ist warm im anderen / und trocken im dritten grad / insonderheit die Wurtzel / welche auch am meisten gebraucht wird. In dem gantzen Kraut sindet sich dennoch ein scharfflicht-etzendes Saltz / mit etwas schwefelicht-resinosischen theilgen vermischet / dadurch es die Eigenschafft hat über und undersich zu purgieren / wenn es im pulver / oder ein darüber gestandener Wein getruncken wird. Im Wasser aber gesotten / und solches getruncken / purgieret nicht / sonderen eröffnet alle innerlichen verstopffungen / treibet den Harn und die Monatblum. Gebrauch. Die Haselwurtz sollen schwangere Weiber nicht gebrauchen / denn sie leichtlich jhnen und der Leibesfrucht grossen schaden zufüget. (Verstopfte leber / miltz mutter / verharte geschwulst / wasser-und gelbsucht / alt hufft-weh / keuchen und husten / drey-und viertägig fieber.) Ein quintlein gestossene Haselwurtz in einem trunck weissen Wein morgens nüchter eingenommen / und sich wie bey dem gebrauch purgierender artzneyen verhalten / eröffnet die verstopffte Leber / Miltz / Mutter / und verhartete Geschwulst / ist also ein nutzliche artzney für die Wasser-und Gelb- sucht / alt Hufftweh / Keuchen und Husten / insonderheit aber für alle drey-und viertä- gige Fieber / denn sie reiniget den gantzen Leib oben und unden auß / von allen bösen Feuchtigkeiten / ist ein gutes mittel für die starcken Handwercksleuth / Botsknecht und grobe Bauren. Etliche geben die blätter den pferden under jhr Futter / davon sie sich reinigen und muthig werden. In denen eröffnenden Leber-Miltz-Mutter-Brust-und Nieren-kräuterweinen kan man die Haselwurtz auff ein halb loth nutzlich neben anderen Kräuteren gebrauchen / und alle morgen davon trincken. CAPUT VI. Baldrian. Valeriana. Namen. BAldrian heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Phu, Nardus agrestis, Valeriana, Herba S. Georgii, Herba S. Mariae Magdalenae, Herba S. Clarae. Italiänisch / Valerienne. Spanisch / Valeriana. Englisch / Getwall / Valerian. Dänisch / Baldrian / Velandsurt / Vild Nardus / Romiske Nardus / Valerian. Niderländisch / Speercruyt / S. Joriscruyt / Valeriane. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Speerkraut / St Georgenkraut / St. Claraekraut / Denmarck / Augenwurtz und Theriackskraut. Geschlecht und Gestalt. Die Baldrian Kräuter kennet man an den runden / holkehlichten stengeln / welche hinauffwerts etlich mahl mit zweyen gegen einander stehenden blätteren begabet. Die Blümlein sind nur einblättig / stehen in einem dolder beysammen. Ein jedes blümlein bringt nur einen flaumichten Samen. Es sind aber vielerley arten deß Baldrians. Grosser Baldrian. Valeriana major. 1. Die erste art ist der grosse Baldrian / Valeriana major hortensis, Phu Olusatri folio Dioscoridis, C. B. major odoratâ radice, J. B. Hat stengel welche elen-hoch oder höher / [522] glatt / hol / zart / auff purpurbraun sich neigend. Die blätter / welche je jwey und zwey den stengel bekleiden / sind mit breiten stielen begabet / sonsten tieff eingeschnitten. Oben auff den stengeln sitzen schneeweisse blumen oder dolden / wiewohl ehe denn sie sich auffthun / erscheinen sie leibfarb zu seyn. Der samen / so er zeitiget / flieget hin wie auff dem Lattich / ist sonsten ablang / flach / und Eitronengelb. Die Wurtzel ist fingers-dick / mit vielen nebenangehenckten / kleinen / gelben / wolriechenden zaseln / welcher geruch den Narden gleicht. Wächßt auff den gebürgen / feuchtem erdreich und felderen / ja auch in den gärten. Der grosse wilde Baldrian / Valeriana sylvestris major. 2. Der grosse wilde Baldrian / Valeriana sylvestris major, C. B. sylv. magna aquatica, J. B. So in gemeinem gebrauch und männiglich bekant ist / hat blätter wie der Eschbaum / die sind glatt / und schwartzgrün / vergleicht sich mit stenglen und dolden dem grossen Baldrian / ist aber kleiner in allen seinen stücken. Die wurtzeln wachsen wie des Teuffels-Abbißwurtzel / abgenagen / zasicht / weißlicht / in einander geschrenckt mit einem lieblichen und etwas scharpffen geruch wie im Narden. Hat seine wohnung in feuchtem erdreich. 3. Der kleine wilde Baldrian / Valeriana sylvestris manor, Park. Palustris minor, C. B. minor pratensis vel aquatica, J. B. Hat eine gantz dünne / bitterlichte / mit vielen haar- kleinen zaseln in der Erden herumkriechende Wurtzel; einen spannen- hohen / auch höheren / eckichten / holen / gestreifften / auch mit etlichen knödlein begabten stengel / welcher einen dolderbusch von röthlich-weissen / einblättigen / jedoch oben in fünff theil etwas Der kleine wilde Baldrian. Valeriana sylvestris minor. was eingeschnittenen blümlein / wie der vorige Baldrian / trägt. Die blätter sind rundlicht zugespitzt / und hangen an langen stielen / sonderlich die unden am stengel sich finden. Die oben auff aber sind wie in dem anderen Baldrian tieff eingeschnitten / oder zertheilt / und umfassen mit jhren stiel???in den stengel. Wächßt in feuchten Auen und Wiesen der gebürgen und thäleren. Es gibt annoch etliche gattungen dieses wilden Wiesen-Baldrians / bey denen ich aber schlechten underscheid finde / in deme sie / viel- leicht wegen ungleicher nahrung / nur der grösse halden in blumen und blätteren underschieden / sonsten aber gleich sind. Valeriana aquatica minor, flore minore, Raj. Valeriana palustris major profundè laciniata, C. B. Valeriana palustris inodora parùm laciniata, Ejusd. 4. Der rothe breitblättige Baldrian / Valeriana rubra, C. B. latifolia rubra, J. B. wächßt elen hoch / oder höher / hat etwas breite und länglichte / schön grüne blätter. Oben an dem stengel erscheinen röthlichte blumen / in einem dolderbusch / wie in dem gemeinen Baldrian; der same ist klein und verfliegt bald; die wurtzel aber weiß und dicklicht / und hat einen aromatischen oder gewürtzten geschmack. Man findet auch mit blaulichten blumen / und ist das kraut kleiner / als derer / die allhier amfolgenden blat abgemahlet. Umb Pisa / da es auff den gemäuren sonderlich gern wächßt / nennet man es Centaurium marinum; etliche machen auch ein Limonium oder Been darauß 5. Der grosse breit-blättige Berg-Baldrian / Valeriana alpina prima, C. B. Alpina, J. B. Alpina major, sive latifolia, Park. hat eine ablange / wohlriechende wurtzel; einen / selten
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Rother Baldrian. Valeriana rubra. Grosser Berg-Baldrian. Valeriana alpina prima. aber mehr / elen hohe / holkälige / hartzicht schmäckende stengel. Bey der wurtzel befinden sich viel an länglichten stielen hangende blätter / welche glatt / rund / außgespitzt / gerümpfelt / bleichgrün und bißweilen in tieffe kerffe zertheilt sind. Die blätter aber / welche den stengel umbgeben / sind wenig / ablang / und eingeschnitten / deren zwey oder drey zusammen gefügt / und meistentheils gleichsam mit zweyen flügelein oder neben-blättlein begabet. Auff dem gipffel des stengels sitzen bleich-purpurfarbe blumen / wie crönlien / denen der kleine samen folget. Er blühet auff dem Berg Wasserfall im Hewmonat / und wird auch auff den Genffischen Bergen gefunden. Kommet viel mit dem ersten Berg-Baldrian überein. Berg- Baldrian mit Braunwurtz- blättern. Valeriana alpina Scrophulariae folic. 6. Der Berg-Baldrian mit Braunwurtz-blättern / Valeriana alpina Scrophulariae folio, C. B. J. B. hat eine schwartzlichte / knorr -und knopfichte wurtzel: der stengel ist einer elen / und auch anderthalb elen hoch / hohl / grün und striemicht / welchen wenig und ablange blätter umbgeben / deren allezeit zwey zusammengefügt / ein wenig zerkerfft / spitzig / drey zoll lang / anderthalb zoll / oder nur ein zoll breit / und den blättern der Braunwurtz ähnlich sind / die undern blätter stehen auff kurtzen stielein / die oberen aber haben keine. Neben der wurtzel bey dem ursprung des stengels schießt beyderseits gleichsam ein anderer stengel herfür / auß welchem nur sichs oder siben blätter mit langen stielen herfür kommen / deren etliche rund / andere ablang / etliche ein wenig gekrümmet sind. Der stengel wird in seinem gipffel in lange und dünne flügelein oder neben-zincklein außgebreitet / auff welchen leibfarbe blumen / der wilden Baldrian blumen ähnlich / sitzen. Es wächßt auch auff der Wasserfall und Genffischen Bergen. 7. Der Indianische purpurfarbe und weisse Baldrian / Valeriana peregrina purpurea albave, C. B. peregrina, seu Indica, J. B. Mexicana, Ger. hat eine kleine / bittere und zaßlichte wurtzel. Der stengel ist schuh / selten aber elen hoch / grün / rund und striemicht / welcher
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Indianischer Baldrian. Valeriana Indica. wegen seiner ???ärte sich offt auff die erden biegel / und mehren heils bey seinen knöpffen sich in zwey neben-ästlein außbreitet / deren etliche in andere kurtze neben-zweiglein zertheilet werden. Es hat wenig bleich-grüne / zwey oder drey spannen lange und spannen breite blätter / welche der Berg-Narden gantz ähnlich sind / und zwey gegen einander über stehen / under denen die oberen bißweilen gekrümt / an jhrem ursprung zerkerbt / und fast ohne geschmack sind. Auff den gipffeln der neben-zweiglein sitzen sehr schöne / purpurfarbe wie auch weisse blumen / als wie eine kron / ohn geruch / sind länglicht / an dem ausseren theil offen / und in fünff blättlein getheilt; diesen folgen ablange / breite hülsen / in welchen noch ein kleinere / darinnen ein schwartz und dicklichter samen verschlossen ist. Dieses kraut muß alle jahr frisch gepflantzet werden / welches nach der zeit seiner pflantzung früher und später auch biß in den Winter blühet. Es wächßt in Italien in Latio und in Sabinis von sich selber. Josephus Casabona des Groß-Hertzogen von Florentz Gärtner / hat den samen JohanniBauhino, geschickt / welcher jhne in den Fürstlichen Mümpelgar- dischen Galten gepflantzet hat / allda es auch Casparus Bauhinus gesehen und überkommen / darauff er es in seinem Garten gezielet / und davon schöne purpurfarb-und weisse blumen gesehen hat. Eigenschafft. Im Herbstmonat werden die Baldrian- wurtzeln / von welchen die drey ersten gattungen in der Artzney üblich sind / alle gesamlet und im schatten gedörret. Sollen im andern grad wärmen und trucknen. Haben demnach etwas flüchtig-alkalischen saltzes / mit groblichten schwefel-theilen in sich / und also nicht unseine tugenden allen innerlich in den versteckten Drüßlein gesamleten schleim zu verzehren / das Gesicht / Haupt und Leber zu stärcken / den Harn und Schweiß zu treiben / und allem gifft zu widerstehen. Gebrauch. Es werden alle geschlechter des Baldrians trefflich gelobt / das Gesicht zu stärcken und zu erhalten: Daher er zehlet Hieronymus Brunsuicensis, wie daß vorzeiten ein Goldschmid zu Würtzburg gewohnt / welcher (Wunderliche stärckung des gesichts.) mit der gemeinen Baldrian-wurtzel sein gesicht dermassen geschärffet / daß er auff eine zweygebrochene nadel einen Löwen mit allen kennlichen gliedmassen gestochen: Er hat täglich des pulvers dieser wurtzel ein wenig nüchtern genutzet / und darvon so ein scharffes gesicht bekommen. Welches Theodoro Tabernaemontano anlaß gegeben / solches nicht zu verachten / als der nachmahls diese wurtzel in Augen-kranckheiten / allein und auch mit anderen Artzneyen gebraucht / und damit schöne Euren verrichtet. (Pest.) Ist ein fürtreffliche wurtzel wider die Pest / daher die erste gattung under den Theriac vermischt wird. Fabius Coumma und (Fallende Sucht.) LazarusRiverius rühmen sie hefftig wider die fallende Sucht / so man ein halb oder gantz quintlein / nach dem alter des krancken in Lindenblüt- wasser offt einnimt. Baldrian-wurtzel gestossen / und ein zeitlang nach einander alle tag ein halbes quintlein / je nach gelegenheit und alter des menschen eingenommen / ist em bewehrte Artzney (Brüch bey alten und jungen Leuthen.) wider allerhand Brüch an jungen und alten Leuthen / den jungen Kinderen ist genug / so man jhnen ein halben scrupel auff einmahl eingibet. (Gelbsucht.) Camerarius in horto p. m. 175. lobet die Baldrian-wustzel in wasser gesotten und davon getruncken / wider die Gelbsucht. (Flecken un̅ fell der augen.) Wider die flecken und fell der augen: nim Baldrian-kraut mit der wurtzel zwo hand voll / Wegwarten-kraut mit den blumen / Basilien-kraut / Beerwick / Fenchel-kraut / Weinrauten / die brosam von einem Rocken-brod / jedes ein hand voll / zerschneide alle kräuter klein mit den wurtzeln / und reibe die Brod-brosam gar klein / vermische diese stück alle durch einander / und thue sie in ein bequemes geschirrlein / schütte darüber ein guten alten weissen wein / daß er die gemelte stück blößlich bedecke / laß es also drey tag mit ein- ander beitzen / darnach destilliere es in Balneo Maris, und behalte es zum gebrauch: Von diesem wasser thue täglich viermahl etliche tröpflein in die schadhaffte augen / biß so lang daß die fell und flecken verzehret sind. Etliche hencken die Baldrian-wurtzel also (Tägliches Fieber.) frisch an den halß wider das tägliche Fieder / und lassen sie also am halß verdorren. Wenn die Pferd dunckele und wasserichte (Dunckele und wasserichte augen der Pferden.) augen haben / so gib jhnen Baldrian-wurtzel klein zerschnitten im futter zu essen. Destilliertes Baldrian-wasser ist eine heilsame Artzney / denen / so gebrochen sind / alle (Brüch. Kalter Seich.) morgen und abend jedes mahl 3. loth getruncken: auff diese weiß gebraucht / vertreibt es auch den kalten Seich. (Arm oder) Wenn auch einer einen Arm oder Bein [525] (Beinbrüch Wunden.) gebrochen hätte / oder verwundet wäre / der trincke dieses wassers drey loth morgens und abends. Baldrian-wasser des morgens nüchter ein paar löffel voll getruncken / bewahret vor dem (Pest.) pestilentzischen lufft: wird deßhalben nutzlich in der Pest gebraucht. (Eingenommen gifft.) So einer etwas gifftiges geessen oder getruncken hätte / der nehme vier loth Baldrian-wasser mit einem quintlein guten Teriacs vermischet ein / und schwitze wol darauff / so treibt es das gifft durch den schweiß hinweg. (Dunckel und blödes gesicht. Augenkrauckheiten.) Baldrian-wasser täglich morgens nüchter drey loth getruncken / erkläret und schärffet das dunckel und blöde gesicht / und verhütet vor Augen-kranckheiten / denn es ein vortreffliche Artzney ist wider alle gebrechen der augen. (Täglich Fieber.) Baldrian-wasser drey loth getruncken / ist ein gute Artzney wider das quotidian- oder täglich Fieber / so man es vor der ankunfft des Fiebers einnimt / und sich darauff niderleget. (Viertägig Fieber.) Wider das viertägig Fieber: nim Baldrian-wasser / acht loth / guten unverfälschten Theriac oder Mithridat ein quintlein: vermische diese stück und trincks ein tag oder etliche vor der ankunfft des Fiebers. Baldrian-wasser ist den jungen kinderen / (Würm der kinderen.) die sonst keine Artzney gebrauchen können / ein köstliches mittel / die würm zu töden und außzutreiben / so man ihnen bißweilen ein löffelein voll zu trincken gibt. So einer vom gebrauch des bads hitzige (Hitzige Augen.) augen bekäme / oder aber die augen bey dem fewr oder sonst in einem rauchigem gemach verderbet hätte / der lasse in die augen etliche tropffen Baldrian-wasser fliessen. (Gebrechen der Augen von kälte.) Es dienet auch zu allen gebrechen der augen von kälte verursachet / dieselbige von aller feuchtigkeit zu tröcknen / des tags bißweilen etliche tröpflein in die augen gethan. Tüchlein in Baldrian-wasser genetzt / (Schmertzë der Gulden ader. Geschwollene Feigwartzen.) und warmlicht über die Gulden-ader geschlagen / nimt dero schmertzen hinweg: auff diese weiß gebraucht / ist es ein gute hülff den hefftigen schmertzen der geschwollenen Feigwartzen hinweg zu nehmen. (Dunckel gesicht.) Das in den Apotecken zubereitete Extract von Baldrian / ist eine herrliche Artzney das dunckele und verfinsterte gesicht zu stärcken und zu schärffen. In summa es dienet dieses (Kranckheiten der Augen von kalte.) Extract zu allen kranckheiten der augen von kälte verursachet: so man offt morgens nüchter ein halben scrupel in zehen pilulen formirt / einnimt: auff diese weiß gebraucht / soll es auch ein besondere Artzney seyn wider (Verhaltener harn.) den verhaltenen Harn. Das in den Apothecken zugerüstete Baldrian-saltz hat gleiche tugend / davon gibt (Pestilentz / und eingenommenes gifft.) man zwölff gran auff einmahl in Baldrianwasser ein: Es dienet auch also wider die Pestilentz und alles eingenommene gifft.

CAPUT VII.
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Wasserpfeffer. Plumbago. WAsserpfeffer / Flöhkraut / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Plumbago, Dentilaria, Dentellaria, Wasserpfeffer. Plumbago. Lepidium Dentellaria dictum, C. B. Dentillaria Rondeletii, J. B. Italiänisch / Herba di St. Antonio, oder Crepanella. Englisch / Leadwort. Gestalt. Der Wasserpfeffer hat ein hitzig / scharff schmäckende / starck riechende / mit langen / dicken zaseln begabte wurtzel; schwartz-grüne / safftreiche / mit zincklein den stengel umbgebende / und rauchen zähnlein an dem umbkreiß zerkerffte / auff der zunge etwas brennende blätter. Etliche von der wurtzel auffsteigende / purpurfarbe / gestreiffte / wechselweiß in neben-stengel zertheilte elen-hohe stengel. Deren gipffel mit zusammen gebüschelten / und in grünen / dick-haarigen kelchlein / eingeschlossenen / purpur- und blaulichtweissen / und wenn sie sich besser auffthun / hoch-purpurfarben / in fünff theil zertheilten blümlein gezieret sind. Der same ist ablang / fast in grösse eines Weitzen-korns / welcher mit dünner / grünlichter rinden umbgeben / und ein weisses / bitteres marck hat. Blühet zu end des Sommers / und im Herbst. Wächßt durchgehends an dem gestad des Meers / zwischen Rom und Neapoli; wie auch bey Syracusa in Sicilien / und Montpelier in Langendock. Eigenschafft. Diß kraut wärmt und tröcknet sehr / vermittelst eines häuffigen / flüchtig-aromatischen / scharffen saltzes; dadurch es auch / wenn es auff warmer herdstatt gedörrt und auffgelegt wird / die getruckten wunden und geschwär der Pferden heilen soll.
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CAPUT VIII. Camelhew. Juncus odoratus, Schoenanthos. Namen. CAmelhew heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Juncus odoratus, Juncus aromaticus, Schoenanthus, Foenum sive Stramen camelorum. Italiänisch / Giunco odorato, Squinanto, Paglia de camelo. Frantzösisch / Pasture de Chameau, Squinant. Spanisch / Pienso de camello. Englisch / Squinan / Camelsmeate. Niderländisch / Camelshoy. In Teutscher sprach wird es auch genen̅t / Camelstroh / Candisch hew / und Squinanth. Gestalt. Camelhew hat weißlichte / kleine / holtzichte / zähe / faselichte wurtzeln / blätter wie Riedgraß / oder Dinckel / die sind hart / dick / bey der wurtzel breit / zusammen gerollt / und dünn / rund / außgespitzt. Bekomt auß einer wurtzel viel runde / knodichte / mit schwammichtem marck außgefüllte halm / an welchem die graß-farbigen blumen am geruch und geschmack den blättern gleich / ähreweiß hangen. Das beste soll fewrroth / frisch / schmal / und mit vielen blumen wol besetzt seyn / so zwischen den händen zerrieben / ein Rosen-geruch von sich gibt / auff der zungen brennend und beissend ist. Camelhew ist ein frembd gewächs / welches auß Egypten von Alexandria zu uns gebracht wird: es wächßt auch in Africa und Arabia / auff den stupffelfeldern un̅ wiesen / sonderlich aber an denen orten / da etwan pfudeln außgetrocknet sind. Eigenschafft. Camelhew ist mittelmäßig / warm und trockner natur: hat ein flüchtig-aromatisch saltz / und daher schöne tugenden alle innerlichen verstopfungen auffzulösen / die wind / auffstossung des Magens / auch das Erbrechen zu stillen / das haupt und hertz zu stärckë / sand und schleim durch die Nieren zu treiben. Gebrauch. (Versteckte monatliche reinigung der Weiber.) Wider die versteckte monatliche Reinigung der Weiber: nim Camelhew / Ferberröth-wurtzel jedes ein loth / Zimmet / Candischen Dictam jedes ein halb loth / Muscatenblüth / Saffran jedes ein quintlein / nach dem alles groblicht zerschnitten / thue es in eine saubere kannen / schütte darüber zwey maß alten weissen wein / laß es 24. stund stehen / davon solle man alle morgen nüchtern ein halb quartal trincken. (Verstandener harn schmertzen der nieren und blasen schmertzen der weiber nach der Geburt / schwache und ververstopffte Leber. Zuruckbleibende nachgeburt.) Ein halb quintlein gestossen Camelhew mit gutem weissen wein vermischt und getruncken / treibt den verstandenen Harn / lindert den schmertzen der Nieren und Blasen / vertreibet das Reissen und Schmertzen / so den Weibern nach der Geburt in der Kindbette begegnen / stärcket die schwache Leber / und nimt derer Verstopffung hinweg / ja es widerstehet auch allem Gifft. Camelhew in wasser gesotten / und den dampff davon in die Mutter empfangen / fördert die Nachgeburt. Garcia ab Horto Lib. I. Aromat. Hist. c. 34. berichtet / daß bey den Indianern das Camelhew allein für ihr vieh / wie bey uns das hew und stroh gebraucht werde. Aber Jac. Bontius in notis ad h. l. zeiget an / man bediene sich auch dessen in der küche zu den speisen / und obwohlen es in den wäldern häuffig wachse / werde es doch von den Malaischen weibern in die gärten gepflantzet / damit sie sich seiner in der noth für alle Mutter-zuständ in den bähungen und bädern bedienen können. CAPUT IX. Baummooß. Muscus arboreus.
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Namen. BAummooß heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Muscus arboreus, Usnea Officinarum, C. B. Italiänisch / Mosco. Frantzösisch / Mousse. Spanisch / Musgo. Englisch / Moß. Dänisch / Moes. Niderländisch / Moß der Boomen. Gestalt. Mooß ist nichts anders als ein lockicht / haaricht / verwirret gewächs auff den bäumen / steinen und erden / jederman bekant: der weißgraw und wolriechend ist der beste / der schwartze tauget nicht. Welcher auff den Cedern / Eich- und Pappel-bäumen gefunden wird / ist der beste. Sonsten hat es der Baummoosen zimlich viel gattungen / welche bey andern Botanicis beschrieben stehen. Man soll den Mooß samlen im anfang des Sommers / und an einem trockenen ort auffbehalten. Eigenschafft. Alle Mooß haben eine trocknende zusammenziehende krafft und würckung / und sind allein mit vielen irrdischen / und wenig schwefelichten groben theilen begabet. Gebrauch. (Rothe Ruhr. Durchlauff.) Welche mit der rothen Ruhr oder Durchlauff behafftet sind / denen soll man Baummooß in wasser oder rothen wein sieden / und zu trincken geben. (Verhütung vor unzeitiger geburt.) Baummooß bewahret die weiber vor unzeitiger geburt / sonderlich das vom Eichbaum / so sie es dörren / zu pulver reiben / und denn in einem frischen Ey einnehmen. Die reichen Frawen können etwas von praeparirten gestossenen Perlein darzu thun. (Gelbsucht.) Etliche nehmen den schönsten Eichenmooß / legen ihn über nacht in Wein / und trincken darvon für die Gelbsucht. (Wacklende Zähn.) Baummooß oder das nachfolgende Gürtelkraut in weissem wein gesotten / und das Zahnfleisch damit gerieben / befestiget die wacklenden Zähn / so man aber damit gurgelet / (Abgeschossen Halßzäpflein.) hebet es auff das abgeschossene Halßzäpflein. Heutiges tags pflegt man auß den Eichenweissen Corallen-mooß ein wolriechendes Haupt- oder Haar-pulver zu machen / welches Lateinisch Pulvis Cyprius, Frantzösisch / Poudre de Cypre, genennet / und von Johanne Zvelfero in Pharmacopoea Regia, beschrieben wird. Johannes Bauhinus Tom. I. Histor. Plantar. universal. Lib. 7. c. 1. schreibt / das Mooß der Eichbäumen / so man es zu pulver stosset / und darvon eingibet / solle das Bluten der (Nasenbluten.) Nasen stellen / ja in solchem fall mehr tugend haben / als das Mooß / welches auff den Menschen-hirnschalen gefunden wird. CAPUT X. Gürtelkraut. Muscus terrestris. Namen. Gürtelkraut heißt Lateinisch / Muscus terrestris, Muscus denticulatus. Italiänisch / Mosco terreno. Frantzösisch / Mousse terrestre. Niderländisch / Wolffsklaue. In Teutscher sprach wird es auch genennt / Gürtelkraut. Muscus terrestris. St. Johanns-gürtelkraut / Bärlapp / Neuheil und Weinkraut. Gestalt. Katzenleyterlein / Gürtelkraut / Bärlap / welches allhier abgebildet / Muscus terrestris repens, s. clavatus, C. B. Lycopodium. ist ein grüner / auff der erden kriechender / hin und wider mit langen / holtzichten / dicken faseln in die erden wurtzlender Mooß. Die ästlein aber breiten sich in viel zweiglein auß / und sind mit häuffigen schmalen blättlein bekleidet. Wenn dieser Mooß erwachsen / so bekomt er an den äussersten ästlein etliche lange stielein auß deren jedem zwey runde / weichlichte / ablange / schüppichte / schwefelfarbe kölb lein außgehen / welche umb Herbstzeit ein subtiles / gelblichtes pulver / wenn sie mit den fingern ein wenig getruckt werden / häuffig von sich fahren lassen. Es hat auch eine art dieses krauts mit Cupressen-blättern / Muscus clavatus foliis Cupressi, C. B. terrestris ramosus pulcher, J. B. Eigenschafft. Es haben zwar alle Mooß / wegen ihrer vielen irrdischen und wenig geistreichen / flüchtigen theilen / die eigenschafft zu tröcknen / zu stopffen / das geblüt zu erdickern / und alle Durchläuffe zu stillen. Das gelblichte Pulver aber / welches auß dem Gürtelkraut oder Bärlap in dem Herbst gesamlet wird / scheinet ein subtiler / mit einigen flüchtig-salpetrischen Saltz-theilen vergesellschaffteter Schwefel zu seyn / deßwegen es auch / so es durch ein brennendes liecht geblasen / oder aber in ein fewr geworffen wird / alsobald eine helle / brausende / starcke flammen von sich gibt. Dieses Pulver hat demnach eine durchdringende / Nieren und Blasen reinigende / auch den Gichtern der Kindern widerstehende krafft.
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Gebrauch. (Stein.) Gürtelkraut sonderlich aber sein gelb subtil blüth in wein gesotten / und davon getruncken / treibet den Stein fort; darzu wird auch das destillierte wasser gebraucht. (Durch lauf und rothe Ruhr.) Das Pulver von diesem Kraut / eines halben quintleins schwer in rothem wein getruncken / stillet den Durchlauff und rothe Ruhr. (Stein.) Das Gürtelkraut bringet eine kleine blüth / welche gedörret / von Herren Cameratio wider den Stein sehr gelobet wird. (Zäher seigerer wein) Dieses Kraut wenig oder viel / nach dem ein faß klein oder groß ist / in den zähen seigeren / auff den Eßig stechenden Wein gehengt / bringet ihn wider zurecht. Von dem subtilen pulver 10. oder mehr (Gichter der kinderen.) gran schwer in Baninien-syrup und Lindenblüth-wasser den Kindern offt eingegeben / vertreibet nicht nur die Gichter / sondern stillet auch den starcken Husten / dadurch die Gichter offt beweget werden / und löset den Schleim der Brust wol auff. (Lieblicher Rauch.) Wenn man Storax / Benzoin / und Mastix under dieses pulver stoßt / hernach durch ein brennend liecht blaßt / so gibt es nicht nur eine schöne flamme / sondern auch lieblichen geruch von sich. (Haarzöpfe) Die Polacken und Littauer machen auß diesem Gürtelkraut ein tranck und eine salbe / und heilen ihre Haarzöpffe damit. Es wächßt auch ein Mooß auff den Todten-köpfen derjenigen persohnen / welche eines gewaltthätigen todes gestorben / wenn nemlich solche köpffe jahr und tag in freyer lufft geschwebet. Dieser Mooß soll wider (Nasenbluten Blutflüsse.) das Nasenbluten / auch andere Blutflüsse ein herrliches mittel seyn / wenn man ihne nur äusserlich aufflegt / oder nach belieben zuvor mit Eßig anfeuchtet. CAPUT XI. Alandt. Helenium. Namen. ALandt oder Alandt-wurtzel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Helenium, Enula campana. Italiänisch / Enola. Frantzösisch / Enule campane, Herbe d'Eleine. Spanisch / Inola. Englisch / Elicampane. Dänisch / Holßurt / St. Ellinerad. Niderländisch / Alantwortel. Gestalt. Der Alandt ist männiglich bekant / er hat blätter wie Wullkraut oder Königskertzen / doch sind sie breiter / länger / häriger und außgespitzter / in der mitten mit einem erhebten rucken. Der Stengel ist zweyer elen hoch / bißweilen höher / dick / rauch / eckicht / darauß kommen die goldgelben blumen / wie in den Streichblumen / doch grösser. In diesen blumen ligt der Samen verschlossen / wie im Wullkraut / so man ihn angreiffet / jucket er die haut. Die Wurtzel ist derb / groß / dick / außwendig schwartz / oder erdenfarb / inwendig weiß / eines bitteren und etwas scharffen geschmacks / mit angewachsenen kleinen wurtzelen / wie in den weissen Lilien. Alandt wächßt gern in feuchten orten / wiewol man ihn auch zu zeiten auff dem gebürge findet. Man grabet die Wurtzel / ehe sie den stengel gewinnt / zerschneidet sie zu kleinen scheiblein / und trucknet sie im Schatten. Eigenschafft. Alandt ist warm und trocken im anderen grad; hat viel balsamische / mit etwas flüchtigem Saltz vergesellschafftete bittere theilgen bey sich / und daher die Eigenschafft zu eröffnen / zu lösen / den Athem zu erleichteren / Husten zu stillen / dem Gifft zu widerstehen / und den Magen zu stärcken. Gebrauch. Die mit Zucker eingemachte Alandtwurtz / (Keuchen / schwerer Athem / Lungsucht Grieß.) ist trefflich gut wider das keuchen und schweren Athem / fürdert den Außwurff / reiniget die Brust / dienet den Lungsüchtigen / und denen so mit dem Grieß behafftet: dahero der alte versus in der Schola Salernitana cap. 68. recht lautet. Enula campana reddit praecordia sana. Ein paar handvoll Alandtwurtz scheibenweiß zerschnitten / und in Wasser gekocht / (Raud.) biß man sie zerreiben kan / nimbt die Raud hinweg / so man die räudigen glieder damit warmlicht abwäschet. (Raud der Pferden.) Wieder die Raud der Pferden: wasche die räudigen ort mit warmer scharffer laugen und Menschen-harn / folgends nim geflossene Alandtwurtzen / Alaun / Schwefel / jedes ein halb loth / menge es under alt Schmeer / und schmiere die Raud damit. (Verhütung frühzeitiger niderkunfft schwangeren weiberen.) Die Latwerg / so von den Blumen mit Zucker gemacht wird / ist den schwangeren Weiberen dienlich / welche in sorgen stehen um ihre Leibsfrucht zukommen. Nicolaus Agerius macht auß der Alandtwurtzel nachfolgende Latwerg. Nim ein halb pfund wol verschaumten und rein geläuterten Honig / drey loth gedörrter und rein gestossener Alandtwurtzel / mische es [529] fleissig durch einander zu einer Latwerg. (Husten / Engbrüstigkeit / koder auf der Brust.) Diese ist gut für den Husten und Engbrüstigkeit / reiniget die Brust vom Koder und befürderet den Außwurff. Auß der Wurtzel bereitet man mit Branntenwein eine Essentz / welche auff 10. biß 20. tropffen offt eingenommen / alles (Grimmen. darmgicht.) Grimmen und Darmgichter stillet / man kan sie mit destilliertem Chamillen-wasser eingeben. Mit Roßhuben- oder Ehrenpreißwasser genommen / löset sie den Schleim (Husten.) auff der Brust / und ist gut für den Husten / und Flüß auff der Brust. Die Alandtwurtz in Wasser gesotten / und mit diesem Tranck morgens und abends 12. oder mehr tropffen von dem Spiritu Tartari mit eingenommen / dienet ebenmässig wider das Grimmen / Husten / Engbrüstigkeit / Schlagflüß / Lamheit der gliederen / und dergleichen. Es läßt sich die Alandtwurtz auch gleich anderen Wurtzeln candieren / und so wol (Kalter blöder magen Husten.) für den schwachen / blöden / kalten Magen / als auch wider den Husten / und übrige Brust-zustände gebrauchen / gleiche würckung hat auch das Extract von der Alandtwurtzel. Der Alandtwein solle also bereitet werden: (Blödes / feuchtes Haupt schwaches Gesicht / Lungsucht / Engbrüstigkeit / husten / kalter Magen. Versteckte Monatzeit Sand / Schleim / Stein in Nieren und blasen.) Nim ein halb pfund gesäuberter zerschnittener Alandtwurtz / siede sie in drey maß weisses Mosts / biß ein maß eingesotten / alßdenn seichte es durch ein wollen tuch / und schütte es in ein ohmen weissen Moste / welcher nach dem er wol verjäsen / morgens nüchteren kan gebrauchet werden. Dieser Wein ist sehr gut dem blöden feuchten Haupt / stärcket das Gesicht / wehret der Lungsucht / Engbrüstigkeit und Husten / befürdert den Außwurff / erwärmet den erkalten Magen und Mutter / bringet die Monatzeit / reiniget die Nieren und Blasen von dem Sand / Schleim und Steinlein. Ein Alandtwein mit mehreren stucken habe ich droben bey der Veyelwurtz beschrieben. Die Alandtwurtz-salbe in den Apothecken / (Grind / böse Raud.) ist gut wider den Grind / und alle böse Raud. CAPUT XII. Cisten-rößlein Männlein. Cistus mas. Namen. CIsten-rößlein insgemein heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Cistus, Rosa canina. Italiänisch / Cisto. Französisch / Ciste. Spanisch / Cerguazos. Gestalt. Die Cisten-rößlein insgemein erkennet man darauß / daß sie staud- und holtzichter art sind / eine fünffblättige / weite / und gleichsam Rosen-gestaltete Blume / und fünffeckichte häuptlein / auch im̅er zwey gegen einander stehende blätter an den stengeln und zweiglein haben. Man underscheidet solche Cisten-rößlein in Männlein und Cisten-rößlein Männlein. Cistus mas. Cisten-rößlein Weiblein. Cistus foemina. Weiblein / beyde geschlecht haben verschiedene gattungen wieder under sich. Das allhier abgezeichnete Cisten-rößlein Männlein mit ablangen weißgrauen blättern / Cistus mas folio oblongo incano, C. B. Mas IV. folio oblongo albido, J. B. Ist ein starckes / weißlichtes / biß zwey elen hoch steigendes / haariges / zerbrüchliches stäud [530] lein. Hat viel ästlein / an denen auch viel / allezeit gegen einander stehende / ablange / weißgraue / anfänglich weiche / wenn sie aber schon eraltet / härtere / rauche / von unden runtzlicht- oder krause mit zusammen ziehendem geschmack begabte blätter. Die blumen sind leibfarb / fünffblättig / und bey nahem so groß als der Heckrosen / auch inwendig mit vielen fädemlein / daran saffrangelbe köpfflein erscheinen / gezieret / denen fünffeckichte / harte / haarige / außgespitzte / mit braun-schwartzlichtem kleinem Samen angefüllte gefäßlein hernachfolgen. Wächßt durchgehends in Sicilien / Italien / Franckreich / auff dürren felsichten Hügelen. Das gemeine hier abgebildete Cisten-rößlein Weiblein / Cistus foemina folio Salviae, C. B. foemina Monspeliana flore albo, & Hispanica luteo, J. B. Ist ein bißweilen elen-hoch steigendes / ästichtes stäudlein / mit dünnen schwartzlichten ästlein; runden / rauchen / grünen / am geschmack herben und zusammen ziehenden blätteren; etwas kleinerer / als in dem Männlein / weisser / oder auch gelber fünffblättiger blume / und fünffeckichten schwartzen / nicht zugespitzten samen-gefäßlein / darinn ein schwärtzerer / größlichter same sich findet / wächßt in Italien / Sicilien / Franckreich / bald höher / bald nidriger. Es hat neben diesem annoch underschiedliche gattungen der Cisten-rößlein Weiblein / deren samen-gefäßlein aber nur dreyeckicht sich finden. Eigenschafft und Gebrauch. Die Cisten-rößlein haben viel irrdische / alkalische / mit etwas schwefelichten vermischte theilgen bey sich / und also die Eigenschafft zu trucknen / zusammen zu ziehen / und zu heilen / dannenher diß Kraut frisch zerstossen / oder in Wein zuvor gesotten / und über die Wunden gelegt / solche bald heilet. Oder die blumen / und blätter mit Braunellen-kraut gesotten / und damit warm gegurgelt / die Halß-geschwär heilet. Das Cisten-rößlein Weiblein / mit der Hipocistis. Cistus foemina cum Hypocistide. Namen. HYpocistis hat kein sonderen Namen / Lateinisch und Griechisch wird es Hypocistis und Orobanche genennet. Englisch / Rape auff Cistus. Gestalt. Die Hypocistis wächßt auff etlichem geschlecht der Cisten-rößlein / und scheinet eigentlich ein gattung Sommerwurtz / Orobanches quoddam genus zu seyn. Das Kraut ist dick / fett / und safftreich; sein stengel wird mit vielen / kurtzen / kleinen blätteren dick besetzet / trägt auch auff dem gipffel viel safftige weisse blümlein / welche in harten köpfflein gantz kleine samen / wie ein pulver nach sich lassen. Eigenschafft und Gebrauch. Weilen nun dieses Kraut zimlich safftig / Das Cisten-rößlein Weiblein / mit der Hypocistis. Cistus foemina cum Hypocistide. alß preßt man auch den Safft darauß / setzet ihn an die Sonnen / biß er dick wird. Solcher Safft nun hat viel herbe / ungejohrene / irrdische saltz-theilgen in sich / und dadurch die Eigenschafft zu trucknen / anzuhalten und zusammen zu ziehen; Man pflegt ihn zu dem Theriac zu gebrauchen. (Durchbrüch / Ruhr / Blutflüß / Erbrechen.) Er dienet sonderlich in allerhand Durchbrüchen / Ruhren / rothen Ruhren / Blutflüssen / und Erbrechen; so wol innerlich mit allerhand trocknenden Artzneyen vermischt / als auch äusserlich zu den überschlägen / und pflasteren. Nidrige Cisten-rößlein / mit grösseren und kleineren blumen und blätteren. Chamaecistus Flore & Folio majoribus & minoribus. Namen. DAs Nidrige oder kleine Cisten-rößlein / sonsten auch Sonnenblumen / Sonnengüntzel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chamaecistus, Helianthemum, Flos solis, Pseudopanax chironium, Consolida aurea. Englisch / Dwarf Cistus / or little Dun-flower. Gestalt. 1. Die gemeine Sonnengüntzel / oder nidrig Cisten-rößlein mit grösseren blumen und blätteren / Chamaecistus Flore & Folio majoribus, Chamaecistus vulgaris flore luteo, C. B. Helianthemum vulgare flore luteo, C. B. Hat ein weisse / holtzichte wurtzel / auß welcher viel zarte / schwancke / runde / haarige / auff der Erden kriechende gertlein herfürkommen. Die blätter sind etwas länglicht / schmal und spitzig / den Hyssopen-blätteren
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Nidrige Cisten-rößlein / mit grösseren blumen und blätteren. Chamaecistus Flore & Folio majoribus. Nidrige Cisten-rößlein mit kleineren blumen und blätteren. Chamaecistus Flore & Folio minoribus. ziemlich ähnlich / deren je zwey gleich gegen einander stehen / in der mitte mit einem Striemen durchzogen: neben den grossen blätteren kommen auch zugleich andere viel kleinere mit herfür / wie in der Dosten. Oben auff den gertlein erscheinen in dem Brachmonat / gleichsam ähre-weiß gesetzte / schöne / gelbe / fünffblättige / inwendig mit vielen gelben fädemlein bekleidete blumen / welche auß einem dreyblättigen / mit rothen strichen gestriemtem kelchlein herfürkommen. Darauff folget ein grosses / dreyeckichtes samengefäßlein / in welchem etliche dreyeckichte / schwartzbraune samen sich finden. 2. Nidrig Cisten-rößlein mit kleineren blumen und blätteren / Chamaecistus flore & folio minoribus, Chamaec. angustifolia, C. B. angustifolia flore luteo Clusii, J. B. Hat ein holtzig würtzelein / kleinere / gelbe / fünffblättige blümlein / und schmale kleine gegen einander stehende blättlein / welche den ästichten / nicht hoch steigenden / steiffen / holtzichten stengel bekleiden. Eigenschafft und Gebrauch. Die Sonnengüntzel haben viel irrdische / mit etwas alkalischen / saltzichten / groben / un̅ wenig ölichten / vergesellschafftete theilgen / und hiemit die tugend zu trucknen / zusammen zu ziehen / zu stärcken / und das Blut zu stillen. Sonnengüntzel und Maußöhrlein in halb rothem Wein / und halb Wasser / oder auch allein in Wegerich-und Täschelkraut-wasser wol gesotten / und offt davon (Blutfpeyen. Ruhr. Blutfluß.) getruncken / ist gut wieder das Blutspeyen / Bauchruhr / Blutfluß / und Leberfluß. Das Pulver von dem gedörrten Kraut 30. gran schwer offt genom̅en / hat gleiche würckung; ja es kan auch zu äusserlichem Gebrauch mit dem Blutstillenden pulver vermischet werden. Dieß Kraut in rothem Wein gesotten / oder auch rohe zerstossen / und über frische (Wunden.) Wunden gelegt / heilet sie bald auß. Das Kraut mit Hartriegelblust und der grossen Herbstrosen in halb Wasser / halb (Halß-und Mund-geschwär.) Wein gesotten / und den Mund offt damit warm gegurgelt / heilet alle hals-und mundgeschwär / sonderlich wenn man ein wenig Alaun damit kochet. CAPUT XIII. Gummi-Cistenrößlein. Cistus Ladanifera. ES finden sich auch under den Cistenrößlein einige geschlechter / welche ein wolriechend Gummi Ladanum genennt / von sich geben; als da sind: Das Gummi-Cistenrößlein von Montpelier / so allhier abgebildet stehet / Cistus Ladanifera Monspeliensium, C. B. Cistus Led. foliis Oleae sed angustioribus, Ejusd. Ladanifera s. Ledum Monspeliacum angusto folio nigricans, J. B. Ist ein wolriechend elen-hoch / auch höher steigendes stäudlein / welches in viel mit schwartzer rinde bekleidete ästlein getheilet wird. Hat anderthalb zoll lange / schmale / schwartzgrüne / runtzlichte / gegen einander stehende blätter; beneben weisse / fünffblättige blumen / und endlich fünffeckichte / mit kleinem Samen angefüllte samen-gefäßlein. Bey der Wurtzel dieses stäudleins wächßt offt auch die Hypocistis
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Gummi-Cistenrößlein. Cistus Ladanifera. herauß / als es Clusius und J. Bauhinus gesehen / und in der figur zugleich mit gezeichnet worden. Wächßt in dem Valentischen Königreich / und in Langendock häuffig. Die Botanici beschreiben noch viel andere geschlecht dieser Cisten-rößlein / welche wir aber kürtze halben zu übergehen gemüßiget werden. An den blättern der Gummi-Cistenrößlein pflegt in dem Frühling ein fetter Gummi-safft zu kleben / auß welchem das wolriechend Ladanum-Gummi bereitet wird. Solchen Safft oder fettigkeit samlet man also. Wenn die Geissen und Böcke dero blätter abweiden / so bleibet die zähe fettigkeit an ihrem bart und haarigen füssen kleben / gleich wie ein Vogel-leim / darnach kämmen die Einwohner das fette ab / seigen es durch / machens zu stücken / und stellen es also hin. Etliche nehmen seiler / und hencken sie an die sträuch / daß die fettigkeit daran bleibe kleben / darnach scharren sie die fette von den stricken / und machen das Ladanum in grossen Pillen / oder Granen darauß. Wie man dieser zeit in der Insul Creta das Ladanum samle / vermeldet Bellonius Lib. 1. Observ. cap. 7. die Einwohner haben ein sonderlich Instrument darzu / so sie auff ihre sprache Ergastiri nennen / welches einem Rechen ohne zähn ähnlich ist. An diesem instrument sind etliche nestel oder stücklein von ungearbeit???tem Leder angehefftet / mit solchem berühren sie das Gewächs / auff daß die fettigkeit davon kleben bleibe / welche darnach in der grösten hitz der Hunds-tagen herab gethan wird / derowegen eine grosse mühe darauff gehet / dieweil man auff den höchsten Bergen in der größten hitz eine gute zeit verharren muß. Diese arbeit pflegen am meisten die Griechischen Münche Calobreros genennet / zu verwalten. Es vermeint aber Carolus Clusius Lib. 1. Stirp. Hispanic. Histor. cap. 36. wenn man die mühe in Hispanien wolte anwenden / daß man darin wegen der grossen menge / das beste und reineste Ladanum samlen könte. Es wird dieses Gummi sonsten auff folgende weise von der Natur formiret. Bey tags-zeit eröffnet die grosse Sonnen-hitz die poros solcher Kräuteren / daß der innerliche safft herauß schweisset / des nachts aber darauff wird dieser fette safft von der kälte des Nachtluffts erdickeret / und granulirt; des folgenden morgens wird sie denn offt auch durch den Himmels-thaw angefeuchtet. Eigenschafft. Ladanum ist warm biß auff den andern grad / ziehet ein wenig zusammen / erweicht und zeitiget. Hat also viel ölichte / mit flüchtig-saurlichtem Saltz-geist vereinigte theilgen bey sich. Gebrauch. (Versetzte Frawenzeit und nachgeburt. Böser lufft. Vorfallung der Mutter. Harnwinde / schleim der brust.) So sich die Weiber mit Ladanum-Gummi von unden auff räuchern / befürdert es der Frawen zeit und Nachgeburt. Man brauchet auch Ladanum zu dem rauch wider die böse Lufft. Welcher Frawen die Mutter vorfallet / die lasse den rauch von dem Ladano unden auff zu ihr gehen. Das pulver von diesem Gummi auff 30. gran schwer eingenommen / stillet die Harnwinde / und lößt den Schleim auff der brust wacker. CAPUT XIV. Bockshorn. Foenum graecum.
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Namen. BOckshorn / Griechisch Hew oder Fönugreck heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Foenum graecum, Foenugraecum, Silicia, Silicula. Italiänisch / Fieno greco, Fien-greco. Frantzösisch / Senegré, Fenugrec. Spanisch / Alholuas. Alforuas. Englisch / Fenegreck. Dänisch / Foenugroeck / Buchshorn. Niderländisch / Fenegrieck. Geschlecht und Gestalt. Das gemeine Bockshorn / Foenum graecum sativum C. B. Foenugraecum, J. B. hat zarte / runde / und hole stengel / etwan dreyer elen hoch / mit vielen zerkerbten Kleeblättern: die blümlein an den zweiglein sind bleichweiß / darauß wachsen lange / spitzige und krumme schoten / je zwey neben einander / wie Bockshörner / die sind durchauß mit gelben viereckichtem samen gefüllet / eines starcken geruchs / die wurtzel ist lang / mit sehr vielen zaseln gezieret. Man säet ihn im Hornung und Mertzen / blühet im Sommer / wird zeitig im Augstmonat. Das wilde Bockshorn in Franckreich bey Montpelier / Foenugraecum sylvestre, C. B. sylvestre Dalechampii. J. B. Ist kleiner als das vorige / und der stengel bißweilen drey quer hand hoch; hat drey Klee-blätter / zwischen denen es seine krumme blumen an dem gantzen stengel trägt: die schoten sind auch kürtzer / jedoch breiter: der same ist kleiner / und die wurtzel lang / holtzicht und schoßreich. Es blühet im Mäyen und Brachmonat / bringet aber seine schoten erst im Hewmonat herfür. Eigenschafft. Bockshorn ist warm im anderen / und trocken im ersten grad / hat viel mucilaginosischen schleim in sich / und davon die tugend zu erweichen / zu erdünneren / zu zertheilen / zu zeitigen / und schmertzen zu stillen. Gebrauch. (Fliessender Hauptgrind / schuppen.) Diser samen wird mehr äusserlich als innerlich gebraucht. In wasser gesotten / und die brühe durch ein tuch gedruckt / heilet den fliessenden Haupt-grind / vertreibt die schuppen und milben / und macht haar wachsen. Man bedient sich auch des Bockhorn-samens in den erweichenden Clystieren. In den Geschwulsten der Brüsten ist (Geschwulst der brüste̅.) nichts bessers / als das Mehl von Bockshornsamen mit Sellering- oder Schellkraut-safft und Honig vermischt / und wie ein Cataplasma übergeschlagen / zertheilet oder zeitiget bald. CAPUT XV. Lein oder Flachs. Linum. Namen. LEin oder Flachs heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Linum. Italiänisch und Spanisch / Lino. Frantzösisch / Lin. Englisch / Flax. Dänisch / Hoer. Niderländisch / Vlas / Vlasch. Lein oder Flachs. Linum. Gestalt. Der gemeine Säe-flachs / Linum sativum, C. B. hat einen dünnen / runden / holen / kahlen stengel / mit länglichten / glatten und gespitzten blättern. Am gipfel gewinnt er schöne / fünffblättige / liechtblaue blumen. So die abfallen / werden darauß runde / auffgespitzte knöpflein oder bollen / darinnen ligt der glatte / braune und breite samen / die wurtzel ist dünn / mit wenig zaseln. Er wird in Teutschland schier allenthalben auff den äckern und in den gärten gezielet: wächßt gern im fetten und weichen Erdreich / ist aber den äckeren schädlich. Er blühet im Brachmonat / und wird zu Sommers-zeit außgezogen. In etlichen Ländern säet man ihne des Jahrs zweymahl / im Frühling und Sommer / welcher im Frühling gesäet wird / samlet man im Sommer ein / den andern aber im Herbst. Auff den Haber-äckern wird zwischen dem Habern bißweilen dieser Flachs mit dickern stengeln und köpflein gefunden / welchen man in Westereich gegen dem Sommer auff besondern äckern zielet. Eigenschafft. Der samen / welcher allein zur Artzney gebraucht wird / ist warm im ersten grad / in der feuchte und tröckne mittelmäßig / er zertheilt / erweicht und lindert; hat ein ölichtschleimigen safft in sich / und also auch die eigenschafft zu lösen / zu eröffnen / schmertzen zu stillen / und den Athem zu erleichteren. Gebrauch. Von dem wunderbarlichen gebrauch des Flachs schreibet Hieronymus Tragus in dem ersten theil von den Kräuteren im 116. Capitel / auff ein artliche weiß also: Der Flachs ist ein gemartertes Kraut von reichen und armen / diesen zur nothurfft / jenen zur wol [534] lust / ja Fürstlichen und Gräfflichen Persohnen kein schand damit zu kurtzweilen. Die Marter aber des Flachs ist unzehlbar / erstlich mit ropffen und reffen / alsdenn schwerlich ertränckt / darnach auff der Heyden gedörrt / von neuem gedroschen und geschlagen werden: über das muß er sich lassen zerbrechen und schwingen; nach dieser Marter wird er durch die stachel-spieß der Igeln oder Hecheln geschleifft. Auff diese plag verbindet man ihne eine weil / thut ihne wider auff / zieht ihn von einander / henget ihne an den galgen des rockens / da wird er geküßt / geleckt und durch die finger gezogen / wider auffgewickelt / schnaps abgehaspelt / darnach von neuem mit sieden und braten gemartert / auß dem kalten bad ins warm geführt / widerumb gehengt / gedörrt und mit kolben geplaut / über den stock geleget / mit umbtreiben auff runde kugeln gewunden / abgespult / außgestreckt / alsdenn durch die engen strassen der Weber-geschirr geführt / in ein verbündnuß verknüpfft / mit fluchen und schelten durch einander geweben. Annoch ist er allem unglück nicht entrunnen / sondern muß allererst von den Schneidern und Näherinnen zerschnitten und zerstochen werden. Komt er denn nach der marter zu den ehren / eilends beklagen sich die krancken / die wollen allesamt seiner nicht entbären / und so jederman vermeint / es seye gar mit ihm auß / komt er doch nach aller unehr widerum herfür / doch nicht ohne plag der Wasser-mühlen / in denselbigen wird er zerschnitten / getretten / gestampfft und ertränckt. Jederman begehrt alsdenn seiner von neuem. Er wird gehorsam dem Käyser und dem Hirten / zu Land und auff dem wasser / zu nutz und schaden / nach dem man ihn brauchen wil. Der tod widerfährt ihm von dem fewr und den mäusen / die fressen ihn gar auff. (Zeitige geschwär.) Flachsblätter auf zeitige geschwär gelegt / machen gleich ein loch darein / also daß man sie nicht darff öffnen. Auß Leinsamen wird ein öl gepreßt / welches nicht allein die Aertzte / sondern auch die Mahler und andere Handwercker gebrauchen: man brennets auch in Ampeln / weilen es länger als Baumöl währet. Es dienet (Krampff / starrende glieder / geschwulst der gulde̅ader / feigblattern / brand vom fewr / seite̅geschwär / schwerer athem.) wider den krampff / starrende glieder / die geschwulst der Gulden-adern / Feigblattern / erweicht die Mutter: mit Rosen- oder Seeblumen-wasser / oder vielmehr mit dem weissen von Eyern vermischt und offt angestrichen / heilet es den brand des fewrs. Ferners ist das Leinöl ein gute Artzney wider das Seitenstechen / Geschwär und den schweren Athem / so man ein paar loth warmlicht trincket / es lindert wol / aber es muß frisch seyn / denn das alte hat ein rauche schärffe / wärmet zu sehr / und neiget den Magen zum Unwillen. Conradus Gesnerus kan dieses öl in dem (Seitenstich / huste̅ / engbrüstigkeit.) Seitenstich / wie auch in dem Husten und der Engbrüstigkeit nicht genugsam loben / er gibt auff einmahl 6. loth ein / es ist zwar wegen seines unlieblichen geruchs den krancken etwas zu wider / aber die darauff folgende köstliche würckung und nutzbarkeit ist desto grösser. Petrus Matthiolus gebrauchet (Grimmen) es auch inwendig wider das Grimmen und (Grieß.) das Grieß. So man den Flachs-samen in Rosen- oder Seeblumen-wasser e???weichet / (Brand / hitzige geschwulst an heimlichen orten bey mann und weib.) gibt er einen schleim von sich / welcher wider den Brand dienlich / und die hitzige Geschwulst an heimlichen orten bey Mann und Weib niderleget. David Herlicius in lib. de curatione Gravidarum cap. 11. schreibet von dem Leinsamen / (Todte leibes-frucht.) daß ihme nichts zu vergleichen seye in außtreibung der todten Leibsfrucht / man trincke das gesottene wasser darvon / oder man setze die Mutter in ein Lenden-bad von Flachssamen gesotten / so wird die Frucht fort müssen. Ein trefflich pflaster / welches allen schmertzen (Geschwär.) lindert / die Geschwär erweicht und zur zeitigung bringet: Nim Leinsamen / Bockshorn-und Eybischwurtzel-mehl jedes zwey loth / siede es in Milch zur dicke eines pflasters / und thue zu letzt darzu Camillenund Dillen-öl jedes ein halb loth: streiche es zwischen zweyen Tüchern / wärme es auff einem heissen teller / und legs über das Geschwär. (Böse / grindige / und greuliche flecken.) Ein wunderbarliches und behendes mittel / damit man alle böse / grindige und greuliche flecken am Leib in wenig tagen außtilgen kan / thut es dem sonsten wider solche flecken berühmten Weinstein-öl weit vor / wie solches Matthiolus offt wargenommen hat. Nim ein trocken leinen tüchlein / fasse es auff ein messerspitz / und zünd es über einem messinen becken an / so es nun brennet / laß es säuberlich sincken auff den boden des beckens; wenn die flamme über das gantze tüchlein gefahren ist / und das gebrennte tüchlein auff dem becken ligt / heb es mit dem messer wider auff / so findestu auff des beckens boden ein fette feuchtigkeit gleich wie öl kleben / mit diesem öl bestreiche die flecken / es beißt erstlich / aber nicht lang / solches thu etliche tag nach einander / jedes tags einmahl / denn man kan das öl / so offt man wil / auffs neue machen: von diesem öl werden die flecken gantz gelb / verdorren und fallen ab in kurtzen tagen. (Reissen und grimmen im leib.) Wider das Reissen und Grimmen im leib: Nim rohes Strelgarn / sied es in wasser mit aschen / darnach truck das garn auß / und leg es warm auff. Dieses garn also warm / bekomt wol den Weibern bald nach dem gebären / so man es auff die solen der füß leget / (Nachgeburt / nachwehe.) denn es befürderet die Nachgeburt / und linderet die Nachwehe. Wilder Flachs. Linum sylvestre. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des wilden Flachs / als der gelbe Meer-Flachs / Linum sylvestre flore luteo marinum. Linum maritimum luteum, C. B. luteum Narbonense, J. B. Bekomt auß einer wurtzel / viel dünne / runde / gerade / und weiche stengel / und auff denselbigen auch sondere zweiglein / die sich den Flachs-stengeln vergleichen / jedoch etwas kürtzer und steiffer sind. Es hat kleine gelbe blumen / den Flachs-blumen schier ähnlich / läßt sich auch wie der gemeine Flachs außfasen / und gleichsam zu spinn-flachs bereiten. Wächßt von sich selbst auff dem Feld und an ungebauten orten.
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Wider Flachs mit gelben Blumen. Linum sylvestre flore luteo. Man findet es viel in Italien bey Bononien / wie auch in Franckreich umb Narbona / an dem Meer / auff den matten und grasichten gestaden. Wilder Flachs mit himmelblauen Blumen. Linum sylvestre flore coeruleo. 2. Der wilde Flachs mit blauer blum / Linum sylvestre angustis & densioribus foliis, flore minore, C. B. Linum sylvestre flore coetuleo, Hat runde / steiffe und grüne stengelein / eines schuhs lang / mit vielen grün-blaulichten dem gemeinen Flachs ähnlichen blätlein / und an dem gipffel in etliche ästlein außgetheilet / auff welchen himmelblaue / fünffblättige / den gemeinen Flachs-blumen gar gleiche blumen erscheinen / welche in der mitte fünff fäsemlein / und so viel absonderliche tüpflein oder zäserlein in sich halten. Der samen ligt in dicken und runden köpflein / welche nicht kleiner sind als des gemeinen Flachs köpflein / er ist schwartz / ablang und glatt / dem gemeinen Flachs-samen nicht ungleich. Die wurtzel ist weißlicht / über ein jahrbleibend / etwas zasicht / erstlich eines bitterlichten geschmacks / aber hernach einer annehmlichen schärffe. Er wächßt von ihme selber umb Wien in Oesterreich / neben den wegen und grasichten hügeln: blühet in Mäyen und Brachmonat / auch bißweilen durch den gantzen Sommer: der samen ist im Heumonat zeitig. Zu diesem geschlecht gehören annoch das Linum sylvestre angustifolium foliis rarioribus, und das Linum sylvestre coeruleum perenne nostras, Raji. CAPUT XVI. Baumwoll. Gossipium. Namen. BAumwoll heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gossipium, Xylon, Bombax, Cotoneum, Bambacium. Italiänisch / Bambace, Bambagia, Bombace, Bombagia, Cotone, Cottone. Frantzösisch / Cotton, Coton. Spanisch / Algodon. Englisch / Bambaste / Cottan. Niderländisch / Cottden.
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Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste geschlecht der Baumwolle / Cossipium arboreum caule laevi, C. B. Xylon arboreum, J. B. Ist ein biß sechs elen hoch wachsendes bäumlein mit vielen holtzichtharten violbraunen zweigen und dreyspaltigen glatten blätteren. Die blume ist gelblicht und inwendig ein wenig purpurfarb / an der Gestalt wie die Pappelen-blumen. Seine Frucht sihet wie ein haarichte Nuß / darinnen ligt der samen mit zarter / schöner / weisser Wollen verschlossen / und so die Nuß zeitig wird / und auffbricht / zeiget sie wollichte locken / die sammlet man / und macht darauß gantz reinen und saubern Leinwand: in drey oder vier Monat wird die Frucht zeitig. Man pflantzet diese Baumwolle heut zu tage in Sicilien / Apulien / Malta / Candien / Cypren / Rhodis / Asia / Africa: Ja auch schon bey Corneto, Civita Vecchia, und Padua in Italien. 2. Sonsten hat es noch eine art der Baumwollen / welche nicht auff einem Baum / wie die vorige / sonderen auff einem Kraut wächßt / welches bey diesen zeiten auch in den Insulen Lemnos und Candia, wie auch zwischen Jerusalem und Damasco häuffig gesäet wird / allwo etwann viel Aecker voll gefunden werden / die da grossen nutzen bringen / Gossipium frutescens semine albo, C. B. Xylon s. Gossipium herbaceum, J. B. Das Kraut hat einen holtzichten strauch / der anderthalb oder zween schuh hoch / mit röthlichten rauchen rinden bedeckt / und sich in etliche kurtze zweiglein vertheilet / ist unserem Buchweitzen nicht unähnlich. Seine blätter / so an langen und rauchen stengeln hangen / gleichen den Weinblätteren der Gestalt nach; der grösse nach aber / den blätteren des kleinen Ahorns / und sitzen mehrentheils drey beysammen. Die blumen sind gelb / und in der mitte roth / darauß hernach runde früchte werden / die so groß wie ein Apffel sind / und sich allgemächlich von einander thun: darinn ist die Wollen verborgen / welche / so bald sie völlig reiff / abgelesen / zusammen gehäuffet / theils bereitet / theils unbereitet verkaufft / und zu mancherley dingen gebraucht wird. Der Baum aber / darauff auch diese Wolle wächßt / hat einen zimlich dicken stamm / seine blätter sind was glatter und weicher / als die vorigen / und seine Wolle fällt nicht so gut und fein / wie die Wolle des Krauts. Eigenschafft. Die Baumwoll ist warm und trocken. Gebrauch. Es wird die Baumwoll mehr zur Leinwand als zur Artzney gebraucht. Wenn man die Baumwoll zu pulver brennet / und dasselbige in die Wunden (Bluten der wundë. Auffsteigen der mutter.) sträuet / solle es alsobald das Blut stillen. Der Rauch darvon ist gut den Frauen / welchen die Mutter auffsteiget. CAPUT XVII. Zisererbsen. Cicera. Namen. ZIsererbs heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Cicer. Italiänisch / Cece, Zisererbsen. Cicera. Ceci. Frantzösisch / Cices, Pois, Chiches. Spanisch / Cicerchas, Cicheres. Englisch / Ciche. Niderländisch / Ciceren. In hochteutscher sprach werden sie auch Küchern oder Küchererbs genennt. Gestalt. Die gemeinen Zisererbs / Cicer sativum, C. B. arietinum, J. B. Haben einen holtzichten und haarig-rauchen stengel. Die stämlein sind gantz drauschlicht / elen-hoch / ohn alle zincken oder fäden. Die blätter sind klein / haarig / rund / spitzig / weißlicht / und zu rings umher zerkerbt. Die blümlein erscheinen weiß oder leibfarb / darauß werden schötlein / die sind mehr rund denn lang / auffgeblasen als ein säcklein / deren jedes selten über zwey Erbslein begreifft. Die wurtzel ist holtzicht / adericht / und stecket tieff in der Erden. Wachsen gern im fetten Erdreich: werden gesäet im Lentzen. Blühen und zeitigen im Sommer. Die Zisererbs sind ein gemein zugemüß. Man hat ihrer dreyerley / nemlich weisse / rothe und schwartze. Plutarchus schreibt / daß auff den Zisererbsen kein Ungeziffer oder Würmlein wachsen / derowegen es die Heyden zu ihren hochzeitlichen Ceremonien gebraucht haben. Eigenschafft. Die Zisererbs sind warm und trocken im ersten grad / haben ein Alkalisch-flüchtig saltz / neben wenig ölichten theilen bey sich verborgen / und also die Eigenschafft gelind zu durchtringen / die verstopffungen der Leber / Nieren und Mutter zu eröffnen / hiemit den Harn etwas zu treiben / und die monatliche Reinigung der Weibern zu beförderen. Es ist auch in den Zisererbsen / gleichwie in anderen Erbsen und Bonen ei [537] niger Lufft gefangen / dadurch sie Wind und Bläst in dem Leib zu erwecken pflegen / sonderlich wenn sie nicht wol gekocht zu Speise auffgesetzet werden. Gebrauch. Zisererbs in der Speiß genutzt / geben zimliche (Milch und Samen vermehren Lendenstein / versetzter harn und straunzeit. verstopfte Leber / Miltz und Nieren / Gelbsucht / Wassersucht. Brennend und tröpfflinges harnen.) nahrung / mehren die Milch und den natürlichen Samen. Die Zisererbs sonderlich die schwartzen und rothen / gesotten und darvon getruncken / vertreiben den Lendenstein / fürderen den Harn und die Frauenzeit / öffnen die verstopffte Leber / Miltz und Nieren: dienen auch wol wider die Gelbsucht und anfangende Wassersucht. Wider das brennende und tröpfflinge Harnen ein gute Artzney. Nim rothe Zisererbs ein halb pfund / rein Wasser zehen pfund / siede das drittheil ein / seige es durch ein tuch: zu dieser brühe thue Süßholtz ein loth / die zarten blätter von Pappelen / Eybisch / Odermenig / Filtzkraut jedes ein kleine handvoll / rothe Brustbeerlein zehen / schwartze Brustbeerlein fünffe / geschälte Melonenkernen zwey loth: diß alles siebe widerumb / biß das drittheil eingehe / darnach seige es ab / so hastu ein köstliche Artzney / darvon kanst du morgens nüchter zehen tag nach einander ein trunck einnehmen / aber ehe du solches mittel gebrauchest / sollstu zuvor den Leib mit einer dienlichen Purgierung reinigen / darzu die frisch außgezogene Cassia dritthalb loth schwer früh geessen / sehr nutzlich ist: man muß aber noch dieses darbey anmercken / daß in schwürigen Nieren und Blasen gar zu offt von den Zisererbsen getruncken nicht gut seye / dieweil sie sonst zu starck streiben wurden. (Der Kindbetterin reinigung zu befürberen. geschwulst und beulen des männlichë gemächts.) Den Kindbetterin sind die brühlein von Zisererbs und Petersilien gesotten gut / denn sie die Reinigung befürderen. Ein gut Pflaster zu den Geschwülsten und Beulen des männlichen Gemächts / wie die seyn mögen / hitzig oder hart. Nim weisse Zisererbsen / laß sie zuvor im warmen Wasser erquellen und weich werden / alsdenn stoßs in einem Mörsel / und kochs mit gefeimten Honig / biß es dick wie ein Pflaster wird / diß streich warm auff ein Tuch oder Leder / und binds auff den Gebresten / es hilfft sanfft und wol. So gemeldte Geschwulft schwürig wurde / und zu Eyter greiffen wolte oder gegriffen hätte / ist diß Pflaster auch sonderlich gut. Matthiolus hat von einem glaubwürdigen Freund gehört / er habe mit dieser schlechten Artzney einem Edelmann geholffen / deme die Testiculi oder Gemächt zu faulen angefangen. Wilde Zisererbs. Cicer sylvestre. Gestalt. Die wilden Zisererbs / Cicer sylvestre, Matth. sylv. foliis oblongis hispidis majus, C. B. sylv. multifolium, J. B. Sind den zahmen gar ähnlich / haben aber keine zerkerffte blätter. Die schötlein sind auch kleiner und runder / und ist das gantze Kraut haarichter und raucher. Sie wachsen und kommen mit gelblichter blum von sich selbsten überall in Teutschland / under den Früchten / fürnemlich Wilde Zisererbs. Cicer sylvestre. aber bey Kelheim / und in derselben gegend in Beyern / allda Camerarius gar viel gesehen hat. Man findet sie auch im Elsaß / Braunschweig / Oesterreich und Ungarn / an ungebauten Orten. Diß Gewächs komt mit dem süssen geschmack / gelblichter blumen-ähre / und doppeltem samen-schötlein / mit dem wilden Süßholtz gantz überein.

CAPUT XVIII.
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Portugesisch Knollenkraut. Astragalus Lusitanicus. Namen. KNollenkraut / Wirbelkraut / Christianwurtz / heißt Griechisch / [Greek words]. Italiänisch / Astragalo. Englisch / Woot or heat Peas. Lateinisch / Astragalus, Chamaesyce, Pinus trivia, Ficus terrae. Geschlecht und Gestalt. 1. Das Portugesische Knollenkraut / Astragalus Boeticus lanuginosus, radice amplissimâ, C. B. Astrag. Lusitanicus Clusii, Ger. Hat eine sehr dicke / spannen-lange / in zwey oder drey äste getrennte / außwendig schwartze / runtzlichte / inwendig aber weisse / harte / holtzichte / unlieblich schmäckende Wurtzel. Darauß elen-hohe / bey nahem kleinen fingersdicke / eckichte / haarige / röthlichte / und harte / stengel wachsen; die gegen einander stehenden blätter sind graulicht / haarig / eines anfänglich zusammen ziehenden / demnach hitzig-scharffen geschmacks: die blumen erscheinen an Gestalt dem gemeinen Bohnenblust ähnlich / welche / ehe sie auß [538] schlieffen Portugesisch Knollenkraut. Astragalus Lusitanicus. / schwartz-gelblicht / hernach aber da sie außgeschloffen / gäntz weiß erscheinen / und an den äussersten schößlein ein Aehre formieren. Nach den blumen folgen die geschwollenen schötlein / mit etlichen kleinen Bonen angefüllt. Wächßt auff den Hügelen bey Lisabona / wie auch in den Wälderen um Hispalis. 2. Das Portugesische Meer-knollenkraut / mit blättichten doppelten schoten / vielen bleichgelben Aehreblumen / Astragalus marinus Boeticus, Park. Securidaca Sicula siliquis foliaceis, Boccon. 3. Das Africanische Knollenkraut mit gelber wolriechender Blume / Astragalus Africanus flore luteo odorato, Botan. Monsp. Breyn. 4. Das Berg-knollenkraut mit grossen blau-purpurichten Wicken-blumen / Astragalus quidam montanus, vel Onobrychis aliis, J. B. Onobrychis floribus Viciae majoribus coeruleo–purpurascentibus, vel foliis Tragacanthae, C. B. 5. Das kurtz-blättige haarige Knollenkraut / mit blauen oder weissen blümlein / Astragalus Monspessulanus, J. B. 6. Das weißgraue Knollenkraut / mit krummer schöten / Astragalus incanus siliquâ incurvâ, D. Magnol. Onobrychis incana, C. B. 7. Das purpurfarbe Berg-knollenkraut / Astragalus villosus floribus globosis, C. B. 8. Das beständige / haarige Knollenkraut / mit nackendem stengel / und bleichgelber starckriechender blum / Astragalus perennis, foliis hirsutis, caule recto aphyllo, flore ochroleuco odoratissimo, Morison. 9. Das Berg-knollenkraut mit grosser gelber ablanger blumen / Astragalus alpinus magno flore, C. B. CAPUT XIX. Grosse Peltschen. Securidaca major. Kleine Peltschen. Securidaca manor. Namen. PEltschen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hedysarum, Securidaca. Italiänisch / Hedisaro, Securidaca. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Peltschen mit gelber blume / Securidac. lutea maj. C. B. flor. luteo, siliquâ latâ oblongâ, J. B. Hat blätter fast wie die Ziseren / je fünff paar nach einander / an einem stiel; über dem fünfften oder letsten paar ste [539] het ein blat allein / also daß ihren zusammen eilff sind. Es bringet zarte und zähe stengel / gelbe blumen / wie die Erbsen / doch kleinere krumme / gebogene hörnlein oder schoten / darinnen ligt der samen / an der farb rothgelb / an der gestalt wie ein zweyschneidiger beyhel / darumb es auch Securidaca genennt wird / am geschmack bitter und ein wenig herb / hat nur eine eintzige / weisse und zasichte wurtzel. 2. Die kleine Peltschen / Securidaca lutea minor corniculis recurvis, C. B. gleichet dem grossen / außgenommen / daß es in allen stücken viel kleiner ist: die gehörnten schötlein sind rund / gebogen und spitzig / so sie recht zeitig werden / gewinnen sie eine rothe farb / und gleich solchen samen / wie von dem ersten vermeldet. Die wurtzel ist dünn / weiß / lang / steiget tieff in die erden. Die blumen aber erscheinen bleichgelb. Beyde geschlecht wachsen auff den feldern under dem Geträide / und sonderlich zwischen dem Weitzen und Gersten. Allhier bey Basel / auff dem Erentzacher-berg / wird eine art mit blauen blumen gefunden. 3. Die kleine Wald-Peltschen mit blaulichter blum / Securidaca dumetorum minor, pallidè coerulea, C. B. 4. Die grossen Wald-Peltschen mit gläichichten schoten / Securidaca dumetorum major, flore vario, siliquis articulatis, C. B. Melilotus V. Tragi, J. B. Eigenschafft. Peltschen-samen ist in seiner art wärmer und trockner als das kraut: Sonsten findet sich darinnen neben vielen irrdischen alkalischen theilen / auch ein nitrosisch-ölicht saltz / dadurch es die eigenschafft hat / die verstopfungen der Nieren und Mutter zu eröffnen / hiemit den Harn und Monatblumen der Weibern zu treiben. CAPUT XX. Vogelsklauen. Ornithopodium. Namen. VOgelsklauen / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pes avis, Ornithopodium, majus & minus, C. B. Frantzösisch / Pied d’Oiseau. Englisch / Birdsfoot. Niderländisch / Vogelvoet. Gestalt. Die Vogelsklauen hat eine weisse / einfache / dicke wurtzel / welche in etliche theil zertrennet / und denn weiters in haar-dünne / lange zaseln außgebreitet wird. Treibt auch viel dünne / offt halb-schuh hohe / runde / haarige stengelein / welche biß an die helffte mit subtilen Linsen-blättlein bekleidet: und oben auff den gipffeln mit einem büschelein blumen gezieret sind. Dieser blümlein / welche an gestalt den Wicken gleich / obere blättlein / sind mit purpurfarben strichlein gezeichnet / die zwey neben-blättlein weiß / und das kleineste mittlere gelblicht. Auff die blümlein folgen die flachen / gebogenen / haarigen / knodichten schötlein / welche sich gleichsam in eine spitztge klauen enden. In jedem knödlein Vogelsklauen. Ornithopodium. stecken kleine gelblichte samen. Blühet in dem Sommer / und wächßt gern im sandichten Erdreich. Ja es wird nicht weit von unserer Statt / zwischen dem neuen Hauß und dem Dorff Haltingen auff den äckern gefunden. CAPUT XXI. Bonen. Faba.
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Namen. BOnen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Faba. Italiänisch / Fava. Frantzösisch / Febue, Feve. Spanisch / Hava. Englisch / Bean. Dänisch / Bonne. Niderländisch / Boone. Geschlecht und Gestalt. I. Die gemeinen Bonen / Faba, C. B. & Faba minor s. equina. Ejusd. Hat eine gerade / bißweilen kriechende / zaßlichte wurtzel / darauß ein viereckichter / krummer / knodichter und holer stengel auffwächßt. Die blumen hangen an einem stiel / aber nur auff einer seiten des stiels stehen sie nach einander geschichtet / sind rauch / und von mancherley farben. Auff jedem nebenzweig sihet man vier blätter / die sind fett / dick / oben schmal / und in der mitten breit. So die blumen abfallen / wachsen hernach grosse / dicke hülsen / eines halben schuhs lang / oben gespitzt / darinnen ligt die frucht / nicht einerley grösse / gestalt und farben. Denn sie sind durch einander groß / klein / breit / rund / braun / gelb / grün / und weißlicht. Die Bonen haben in der blüth gern den Regen / aber nach der blüth dörffen sie des wassers wenig. Man säet sie allenthalben / auch auß der ursachen / daß sie die äcker fett und fruchtbar machen / denn so sie blühen und volles saffts sind / ackert man denselbigen ort / da werden die Bonen underscharret / verdorren under der erden / also komt ihr safft dem acker zu theil / der davon geil wird. Eigenschafft. Die Bonen halten in der kälte und tröckne fast eine mittel-art: haben zimlich viel flüchtiges / gantz gelindes saltz / mit etwas balsamisch - ölichten und alkalischen theilen bey sich / und daher geben sie gute nahrung / reinigen und treiben etwas durch den Harn. Gebrauch. Die Bonen werden mehr äusserlich / als innerlich gebraucht / denn sie blähen den leib auff / machen viel winde / und ein grobes dickes geblüt / sind hartdäwig / und bringen seltzame träume. Jedoch / wenn sie wol gekocht sind / und der darinnen gepreßte lufft in seine freyheit kommen / so gibt es eine treffliche und gesunde häuffige nahrung. Ein gutes mittel wider die Abnehmung (Abnehmung des gehörs.) des Gehörs. Siede Bonen in wasser / biß sie wol gekocht sind / gieß die brühe / davon / und lege die gekochten Bonen in eine schüssel / stell darüber ein trechter / und laß den dampf in das ohr gehen / solches thue etliche tag nach einander / es stärcket das Gehör. Andere schütten Bonen-mehl auff glüende kohlen / und lassen den dampff in die ohren gehen / solle das verlohrne Gehör schleunig wider bringen. (Geschwulst der brüsten und heim licher gliedern.) Bonen-mehl ist gut zu allen Geschwülsten der Brüsten und heimlichen gliedern / in Milch zu einem pflaster gesotten / und warm übergeschlagen. So man rohe Bonen verkewet / sollen sie (Flecken oder masen des angesichts von den kinds blattern.) die Flecken oder masen des Angesichts / welche von den Kindsblattern herkommen / gewißlich hinweg nehmen / wenn man mit diesen Bonen zu nacht vor dem schlaff das antlitz anstreichet / morgens aber mit Bonenblüth - oder frischem Brunn-wasser wiederum abwäscht. (Blutige bauchflüß.) Wenn man die rothen Bonen zerreibet / mit Milch zu einem müßlein siedet / und solches morgens und abends gebrauchet / soll es wider die blutige Bauchflüß ein trefflich mittel seyn. Das Bonen-mehl pflegt man auch mit grossem nutzen zu den erweichenden und vertheilenden pflastern zu gebrauchen. (Entzündung und geschwulst der Gemächten.) Bonenmehl in halb Wasser halb Eßig zu einem Muß gekocht / und über die entzündeten und geschwollenen Gemächte offt warm geschlagen / vertheilet dieselbige geschwind. Wenn einem das Gemächte geschwollen (Geschwollene Gemächte.) wäre / daß er nicht kan das Wasser ablassen / wie es offt geschicht / so der Stein in das rohr komt. Koche Bonen mit Kühmilch zu einem brey / den streich auff ein tuch / leg es warm über / es hilfft gewiß / wie solches Matthiolus offterfahren hat. (Grieß.) Etliche loth Bonenblüth-wasser morgens nüchtern getruncken / treiben den Harn und Grieß fort / wird noch kräfftiger / so man ein halb quintlein Bonen-saltz auß der Apotheck darzu vermischt. (Stein.) Etliche loben wider den Stein das wasser / so auß den hülsen oder schoten der Bonen destillirt wird / wenn die Sonn im Löwen / und der Mond im Widder schwebet. Sonsten brennet man auch das Bohnen-stroh zu aschen / siedet solches in wasser / daß eine Lauge (Wassersucht.) darauß werde / diese Laugen hernach offt biß 5. 6. loth schwer getruncken / treibt die Wassersucht / durch den Harn oder Stulgang gewaltig fort. (Flecken des Angesichts.) Bonenblüth-wasser vertreibt die flecken des Angesichts. Die aschen von den Bonen under das erdreich vermischt / und darin Peterlein-samë gesäet / macht daß derselbe gar bald auffgehet. Wilde Bonen. Faba sylvestris.
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Namen. WIlde Bonen / Vogels-wicken / heissen auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Arachus, Aracus, Aracum s. Cracca, Aracus fabaceus & Faba Kairina, cui semina minora, J. B. Faba sylvestris fructu rotundo atro, C. B. Italiänisch / Aphaca. Frantzösisch / Feves sauvages. Englisch / Birds-tares / or Tufted-Vetches. Niderländisch / Crof. Gestalt. Die Vogelswicke ist ein Hülsen-gewächs / welches mit dicken / holen / eckichten / etwas haarigen stengeln fast elen-hoch steigt / und bekomt vier auch sechs schwartzlichte / etwas haarige Bonen-blätter / an jedem langen stiel / welcher endlich in ein gäbelein außgehet / dadurch er sich an andere Gewächs hänget. Da aber socher stiel dem stengel anhafftet / ist er in zwey zincklein / wie in den Erbsen / getrennet; und zwischen solchen zincklein kommen andere stiel herfür / daran die weissen / mit purpurfarben striechen gezierte Wicken in dem Sommer erscheinen; auff deren verwelckung die langen / grossen / haarigen / breitlichten / und da sie zeitig / schwartzlichten hülsen erscheinen / welche mit sechs oder mehr runden / gläntzend - schwartzen / sehr scharff und unlieblich schmäckenden Bonen / in grösse der Erbsen angefüllet. CAPUT XXII. Wilde Erbsen. Ochrus. Namen. WIlde Erbs / oder Esels - ohren / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ochrus, Ervilia, Ochrus folio integro capreolos emittente, C. B. Lathyri species, quae Ervilia sylv. Dodonaeo, J. B. Frantzösisch / Cicerole. Gestalt. Die Esels - ohren haben eckichte stengel / welche auff der erden ligen / so sie nicht haben / daran sie sich halten / und übersich wachsen können / erscheinen mit breiten blättern / die oben in zwey oder mehr blättlein getheilet werden / sonsten wachsen zwischen denselbigen fädemlein herauß. Die Blüth ist weiß / darauß werden breite schotten in welchen runde Körner / kleiner denn Erbsen ligen / von farben gelblicht oder schwartz. Die wurtzel hat etliche kleine knöpflein an sich wachsen / wie fast alle Hülsen - kräuter / wird gemeiniglich in Gärten gepflantzet. Camerarius nennet dieses gewächs von der Gestalt der blättern / Esels - ohren. Auff den Frucht - feldern bey Livorno in Italien werden die wilde Erbsen von sich selbsten wachsend angetroffen. CAPUT XXIII. Wilde Rüchern. Clymenum. Matth. Namen. WIlde Küchern / Erven / Vogelswicken / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Clymenum, Lathyrus, Cicercula / Englisch / Great / wilde Cicheling. Italiänisch / Ervo, Mocho. Frantzösisch / l’Erves, Ers. Geschlecht und Gestalt. Es hat der Erven sehr viel Geschlecht / weilen sie aber in der Artzney gantz nicht gebraucht / als wollen wir nur eines und des anderen gedencken. 1. Das allhier abgebildete Geschlecht der Erven / Lathyrus major latifolia, flore majore purpureo speciosior, J. B. latifolius, C. B. Clymenum, Matth. Hat eine lange / fingers [542] dicke / beständige wurtzel / welche alle jahr frisch wider das kraut übersich stoßt. Die stengel sind wie in den Bonen / sonderlich mit aderichten flügeln begabet / und hin und her mit einem paar scharffen / aderichten / zoll-breiten / in einen stumpffen spitz außgehenden / und an breiten stielen hangenden blättern bekleidet; an den äussersten stengeln erscheinen lange gäbelein / dadurch sich das kraut an andere Neben - kräuter anspinnet. Die Blumen kommen von einem sonderbaren stiel / underschiedliche zugleich herfür / sind groß / und von sehr anmuthiger purpur- oder rosen-farb. Darauff folgen grosse / biß drey zoll lange / und kaum halb zoll breite schoten oder hülsen / darinnen sich kleine / runde / schwartze / bittere Samen finden. Wächßt bey uns auff dem Muttentzer Berg / und in andern bergichten Wäldern. Ja es wird auch wol in die Gärten wegen lieblichkeit seiner blumen gepflantzet. 2. Die zahmen Platt - Erbsen / mit weissen Blumen / Lathyrus sativus flore, fructuque albo, C. B. 3. Zahme Platt - Erbsen / mit purpurblumen / Lathyrus sativus, flore purpureo, C. Bauh. 4. Wilde / grosse / schmal - blättige Küchern / Lathyrus sylvestris major, C. B. CAPUT XXIV. Grosse Garten-erbsen. Pisum majus. Namen. ERbsen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pisum. Italiänisch / Piso, Pisello. Frantzösisch / Pois. Spanisch / Arveja. Englisch / Pease. Dänisch / Erter. Niderländisch / Erwete. Geschlecht und Gestalt. Der Erbsen sind fürnemlich zwey Geschlecht; die grosse Garten-erbsen / und die kleinen Feld-erbsen. Die grossen Garten-erbsen / Pisa hortensia majora, haben stengel / die breiten sich auff der Erden auß / oder steigen mit hülff und steurung der Pfäl und Stecken übersich in die höhe / und sind hol. Zwischen dem Haupt-stengel und blätteren / welche zu rings umher als rädlein wachsen / kommen andere kleine schößlein herfür / die haben zu beyden seiten andere runde und fette Kleeblätter gegen einander gesetzt. Die spitzen derselbigen rüthlein sind dünne Fäden / darmit es sich an die pfähle anbindet. Zwischen jetztgedachten gefiederten und runden blätteren / kriechen die kleinen nacketen kurtzen stiele herfür / die bringen ihre blumen / welche leibfarb oder weiß an der Gestalt / einem Pfeiffholder gleich / je zwey neben einander / darauß werden die schoten / in welchen die runden Körner oder Erbsen verwahret ligen. Die Wurtzel ist gar klein und zart. Man findet eine art dieser Garten-erbsen / welche die kälte nicht wol dulden können / und nach dem sie gedorret / ecklicht werden. Man säet sie in Holland und Engelland im Frühling / und samlet sie im Sommer. Pisum majus quadratum, C. B. Bey uns hat man auch ein neues geschlecht / da man die schötlein samt den Erbsen gekocht / isset / welches nach dem bericht Matthiae Lobelii, erstlich auß der Littaw von Vilna herkommen ist / Pisa sine cortice duriore, C. B. Pisa sine tunicis durioribus, in siliquâ magnâ albâ, J. B. Pisa Teptoloba, quae simul cum folliculis comeduntur, Camer. Hort. An etlichen orten in Teutschland wird eine art der Erbsen / welche man Büschelerbs nennet / in die Gärten gepflantzet. Dises Gewächs hat lange / dicke / holkälichte und starcke stengel / so in viel neben-zweiglein getheilet / und mit der zeit weiß werden. Die blätter sind ablang. Auff den gipflen der stengeln trägt es weisse blumen wie Schatthüttlein / denen folgen die / zwey zoll langen schoten nach / in welchen eines oder zween / selten aber drey runde / weisse Erbsen ligen / die grösser als die gemeinen sind. Pisum erectius comosum, J. B. Umbellatum, C. B. Simon Pauli Beschreibet in Quatripart. Bot. noch ein sonderlich Geschlecht der Erbsen / so man Holländisch Erwten van gratie / Pisum de gratiâ, Gnaden-erbsen / nennet / waren erstlich auß America nach Holland in das Graffen-Haag und hernach in Dennemarck gebracht. Ist ein kleine art der Erbsen / kriechet auff der erden / spreitet sich in die ründe auß / verwicklet sich mit ihren dünnen gäbelein / trägt schoten und Frucht: ein einige Erbs solle hundertfältige Frucht bringen. Herr Paul Klingenberg / Königlicher Dänischer Kriegs-raht und Oberster Post-meister / ein grosser Liebhaber der Kräuteren / hat vorgemeldten Herren berichtet / daß ihme in seinem zierlichen Lustgarten zur Hamburg / Anno 1663. ein Erbsen herfür gewachsen seye / welche dreyhundert und zwantzig Erbsen mit gebracht / die er selbsten auß der hülsen genommen und mit verwunderung gezehlet habe.
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Kleine feld-erbsen. Pisum minus. Die kleinen feld-erbsen / Pisum vulgare, parvum, album, arvense, J. B. arvense florè candido, fructu rotundo, albo, C. B. Sind den erstgenanten gleich / doch etwas kürtzer und kleiner / wachsen ohne Steurung / und blühen weiß. Ihre runde frucht ist von underschiedlichen farben / als weiß / grün / gelb / graulicht / aschenfarb / himmelblau und schwartz; Pisa parva, viridia, nigra, coerulea, variegata, cinerea, luteola, aut etiam maculata. Die Erbsen werden im Lentzen gesäet / und im Sommer gesamlet. Die wilden Erbsen / Pisa sylvestria perennia, C. B. haben holtzichte / schwartze / zaßlichte / und bißweilen kleinen fingers-dicke wurtzeln / so neue schoß / welche lang under der erden kriechen / jährlich herfür bringen / Ihre stengel und blätter kommen mit den Felderbsen überein: trägt geährte weisse blümlein im Brachmonat: die hülsen sind dünner alß der Feld - erbsen / in welchen dunck elschwartze Erbsen ligen / so einen unguten geschmack von sich geben. Sie wachsen in den Windischen Landen und um Wien / in dem waldichten Berg ob Gumpostkirchen / wie auch ob Preßburg bey der Donau und in Leitemberg. Man findet sie auch im Schweitzerland. Casparus Bauhinus hat sie um Tübingen und auff den Paduanischen hügeln in Italien gesehen. Joachimus Camerarius in Horto Medico, p. m. 127. berichtet / daß man dieses Gewächs in Franckenland / Darmgichtkraut nenne / dieweilen allda gebräuchlich seye / etliche wilde Erbsen in dem (Grimmen / Darmgicht der pferden und ochsen.) Grimmen zu verschlingen / auch den Pferden und Ochsen wider die Darmgicht das Kraut unter dem Futter zu geben. Eigenschafft. Die Erbsen sind fast mitler Natur in der kälte und tröckne; haben aber dennoch viel gefangenen Luffts / beneben auch zimlich viel flüchtiges / alkalisches saltz / neben etwas schwefelichten theilgen bey sich verborgen / und also die Eigenschafft zu reinigen / durch den Harn zu treiben / und äusserlich zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. Die Erbsen geben bessere Nahrung / alß die Bonen / derowegen sie bey den Teutschen / reichen und armen / in der Speiß gemein sind / weilen sie wol sättigen und nehren. Jedoch müssen sie wol gekocht seyn / sonst geben sie viel Wind. An etlichen orten werden die Erbs-brühlein gebrauchet / so man purgierende Artzneyen eingenommen hat. Auch die Auffwarterin geben den Kindbetterinnen brühlein von Erbsen und Petersilien-wurtzel zu außführung der übrigen unreinigkeit. Aber Matthiolus hält recht darvon / man solle die Zisererbs gebrauchen. So man aber umb des langwürigen gebrauchs und herkommens willen ja die Erbsbrühen behalten wil / dieweilen der gemeine Mann dar zu gewohnt ist / so solle man / nach dem Rath D. Melchioris Sebitzl, die Erbsbrühen saltzen lassen / denn durch beyhülff des saltzs werden sie auch reinigen un̅ forttreiben. (Grind des Haupts Raud.) Erbsen in Wasser und Laugen gesotten / und damit gezwagen / heilet den fliessenden Grind des Haupts. Wenn man die Flechten und Raud der Haut damit wäscht / so säuberet und heilet es auch wacker auß. Erbsen in Wasser starck zu einem Muß (Durchschlechte oder kindsblattern.) gesotten / hernach den dampff lassen in das Angesicht gehen / in welchem die Durchschlechte oder Pocken bereits zeitig worden / verhindern / daß der Mensch nicht pockengrübig wird. CAPUT XXV. Hertzsamen. Pisum vesicarium.
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Namen. HErtzsamen / frembd Balsamapffelkraut / Münchs-köpfflein / oder welsche Schlutten / heißt Lateinisch / Halicacabus peregrinus, Pisum vesicarium, Cardiaca repens, Halicacabum repens, Pisum vesicarium fructu nigro, albâ maculâ notato, C. B. Italiänisch / Vilucchio forestiero. Niderländisch / vrembd Criecken van Overzee. Englisch / Blacke / Winter-Cherries. Gestalt. Dieses Gewächs steigt und hencket sich mit seinen zincken an die nächsten Bäum / deßhalben braucht man es zum laubwerck vor die fenster und ärcker. Seine blätter sind unten breit / oben länglicht / und an dem umbkreiß zerspalten / wie der Hanenfuß. Es hat zähe / eckichte reben / mit subtilen nebenzweiglein und bleichen oder weißgelben blumen. Auß diesen werden dreyeckichte auffgeblasene hülsen oder säcklein / darinnen ligt ein schwartzer runder samen / kleiner als die Erbsen / er ist gestaltet / als wenn ein Menschen-hertz darinn getruckt worden. Es kann keine frost leiden / dahero es in Teutschland herfür komt / wenn ein heisser Sommer und linder Herbst einfällt. CAPUT XXVI. Gemeine Teutsche Linsen. Lens vulgaris Germanica. Namen. LInsen nennet man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lens. Italiänisch / Lente, Lentichia. Frantzösisch / Lentile, Lente. Spanisch / Lenteja. Englisch / Lentils. Niderländisch / Linse. Geschlecht und Gestalt. Die gemeinen oder Teutschen Linsen / Lens vulgaris minor, welche gegen dem Frühling in unsern Landen gesäet werden / wachsen elen - hoch auff wie die Wicken mit kleinen stengeln / und sind zu beyden seiten mit gefiderten blättlein bekleidet. Ein jedes blättlein hat seinen faden / darmit es sich anbindet / und wicklet als die Erbsen. Die blümlein werden braun / dem Süßholtz allerdings ähnlich / kriecht unden auß den stengelein zwischen den blättlein biß oben hinauff / also wenn die understen zeitig werden / haben die obersten blümlein noch kaum ihre schöttlein gestossen: selten werden über vier Linsen in einem schöttlein gefunden / deren etliche sind leberfarb / die andern gelb oder weiß / und die dritten graw - schwartz / wenn diese Linsen auff den stupffeln feucht oder beregnet ligen / werden sie gantz schwartz. Sie erfordern ein trocken erdreich / und blühen bald nach der saat. So man den samen in einen Misthauffen verscharret / eine zeit lang ligen läßt / und hernach säet / wachsen die Linsen vollkommener und behender / hingegen verwelcken und verdorren sie / so Glebenkraut darneben steht. Zahme Italiänische Linsen. Lens sativa Italica. Die zahmen Italiänischen Linsen / Lens major sativa Italica, sind nicht gantz rund / sondern ein wenig breit / als wären sie gepreßt / und hat ein jede Linse zween kernen / wenn sie auß den dünnen häutlein herausserkommen: sie vergleichen sich sonsten in allem mit den gemeinen Linsen / scheinen jedoch viel schöner / grösser und breiter / also daß dieser eine grösser ist / als sonst drey der gemeinen. Man hat sie erstlich auß Italien gebracht / und in unsere Gärten gepflantzet. Eigenschafft. Die Linsen sind in der wärme und kälte mittelmäßig / tröcknen im andern grad: ha [545] ben gleich den übrigen Hülsen-früchten / zimlich viel flüchtiges saltz bey sich verborgen: jedoch aber nicht so reines / und sauberes / sonderen mit viel groben / irrdischen und ölichten theilgen vermischt. Gebrauch. (Bauchfluß rothe ruhr starcke monatliche reinigung der weibern /) Die Linsen in der ersten brühe gesotten und genossen / erweichen den harten Bauch / so aber die erste brüh davon gethan / und sie mit anderer brühe bereitet worden / stopffen sie / sind also ein nutzliche speise denen / so den Bauchfluß und die rothe Ruhr haben / dienen auch den Weibern in der starcken monatlichen Reinigung. (würm bey denkinderen.) Die erste gesottene Linsen-brüh treibet auß die Würm bey den Kindern. Es ist nicht ohn / daß bald in allen Kräuter-büchern das gesotten Linsen-wasser in den Kinds-blattern gerühmet wird / aber D. Melchior Sebitzius, in commentar. de alimentor. facultat. lib. 2. p. m. 200. hat wider die Arabischen Aertzte und ihre Nachfolger mit satten gründen erwiesen / daß den Kindern / welche von den Blattern angegriffen worden / dieses Linsen-wasser offt grösseren schaden als nutzen bringe. Der Gelehrten einhellige meinung gehet dahin / so man die Linsen vor die speiß gar zu viel gebraucht / verdunckeln sie das Gesicht / beschweren den Magen / blähen den Bauch auff / bringen schwere träume / verursachen ein dickes Geblüt / und sollen den Außsatz und die Krebs-geschwär befürdern. CAPUT XXVII. Feld-faseln. Phasioli. Namen. WElsche oder Italiänische Bonen / Windbonen / Schmückbonen / Faseolen / Faseln / heissen Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Phasiolus, Smilax hortensis. Italiänisch / Fagivolo Frantzösisch / Faseole, Feve de Rome. Spanisch / Fasol. Englisch / Wesch Beanes / Beanes off Rome. Dänisch / Indtanske Rifloeff / Indianske Boenner / Phaselerske. Niderländisch / Roomsche Boonen. Geschlecht und Gestalt. Die Faseln sind mit mancherley farben unterschieden / den̅ man findet weisse / schwartze / blaue / leibfarbe / graue / gar bleiche / rothe / gelbe und scheckierte / fürnemlich aber zwey Geschlecht. Das erste Geschlecht sind die weissen und kleinen / werden in dem außgehenden Frühling auff dem feld gesäet. Die andere haben ihre wohnung in den gärten. Die Feld-faseln / Phaseolus vulgaris Italicus humilis, seu minor albus cum orbitâ nigricante, J. B. Item, niveus minor, circa Nilum nigrâ maculâ insignitus, Ejusd. Smilax siliquâ sursum rigente, vel Phaseolus parvus Italicus, C. B. It. Phaseolus peregrinus, minore fructu albo, nigrâ maculâ insignito, C. B. wachsen ohne hülff der stangen / mehr in die breite als in die länge. Die blätter vergleichen sich dem Ephew / außgenommen / daß sie weicher / grösser / und allenthalben adericht sind. An jedem stiel hangen ihrer drey. Auß den weissen blumen kommen herfür die schoten / erstlich grün / und so sie recht zeitig werden / gewinnen sie eine weisse farb / sind einer spannen lang und auffgespitzt / darinnen ligen die korner / vergleichen sich der Gestalt nach den Nieren / haben auff der seiten ein schwartz tüpfflein. Steig-faseln. Smilax hortensis. Das ander Geschlecht / die Steig-faseln / Smilax hortensis, sive Phaseolus major, C. B. Smilax hortensis, J. B. ist mancherley / dem ersten fast gleich / außgenommen daß es sich [546] zurings umb die stangen / so darzu gesteckt sind / wie der Hopffen wickelt und hänget: wird in die gärten gezielet / denn es gibt im Sommer einen Lust-schatten / wie ander Laubwerck. Die schoten sind stärcker / und die körner grösser / als in dem ersten Geschlecht / und haben mancherley farben. Sonsten werden annoch in die gärten gepflantzet die Aegyptischen Faseln mit schwartzem samen / Phaseolus AEgyptiacus nigro semine, C. ??? Item / dem Indianischen Faseln / Phaseolus Indicus, C. B. deren Bonen mancherley sind / von farben sehr zierlich / aber schwerer fortzubringen. übrige vielfältige Faselngeschlecht findet man nach belieben bey Joh. Rajo, Histor. Plant. p. 884. & seqq. Wenn man die Bonen nur wegen zierlichkeit der blumen in die gärten pflantzet / so müssen sie zu keiner andern zeit / als nach dem Neumond gegen dem ersten Viertel gesteckt werden / so blühen sie zween oder fast orey Monat lang nach einander; da hergegen / wenn man die früchte davon begehrt / sie im letsten Viertel zu säen sind. In dem übrigen bedörffen sie nicht einen so starcken grund / wie die gemeinen Bonen / davon kurtz zuvor gemeldet worden; sondern vergnügen sich mit einem etwas leichtern / jedoch nicht gantz magern. Derowegen im Aprill / oder gar im anfang des Mäy-monats allererst / umb das erste Viertel stecket sie in guter ordnung nur vier reihen auff einen rücken / damit sie nachmahls / wenn sie erwachsen / desto bequemer können gestäbelt werden. Einige machen häufflein von gutem erdreich / einen schuh lang von einander / und stecken in jedes drey oder vier Bonen zugleich. Und dieweil sie sehr hoch zu steigen pflegen / muß man dazu einen platz erwehlen zur seiten / damit sie mit ihrem schatten den andern Gewächsen keine hindernuß machen / jedoch erfordern sie auch einen geraumen ort und frische lufft. Eigenschafft. Es haben alle dergleichen Bonen eine warme und feuchte Natur; haben viel alkalisches / mit etwas groben schwefelichten theilgen / vermischtes / flüchtiges saltz / under denen irrdischen verborgen / und daher auch gleiche Eigenschafft mit den gemeinen grossen Bonen. Gebrauch. Wenn diese Faseln noch klein und jung / so geben sie eine gute nahrung / wol gekocht-Wenn sie aber älter / und hiemit viel gefangenen luffts bey sich haben / so erwecken sie viel wind und blähungen / sonderlich wenn sie übel gekochet. (Vermehrung des männlichen samens.) Sonsten haben sie eine krafft den männlichen samen zu mehren / wenn man sie mit Milch wol siedet / biß sie brechen / und hernach mit Zucker bestrewet. Die dörren Bonen / wol geröstet / biß sie braun / und ölig-schwartzfleckicht außsehen / hernach zu reinem pulver gestossen / und wie Coffée zubereitet / haben durchauß gleiche würckungen mit demselbigen. CAPUT XXVIII. Erven. Ervum. Erven. Ervum. Namen. ERven heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ervum, Orobus. Italiänisch / Ervo. Frantzösisch / Ers. Spanisch / Yeros. Geschlecht und Gestalt. Die Erven sind zweyerley / zahm und wild. Das zahme / gemeine Erven-gewächs / Orobus sive Ervum siliquis articulatis, semine majore, C. B. kriecht auff der erden mit vielen stäudlein und zweiglein / die sich in einander verwickeln / mit kleinen länglichten / gefiderten blättern. Die blum ist klein / purpurfarb / inwendig weiß / und mit blauen purpur-strichen gezieret. Die schoten sind kürtzer und schmäler denn der Erbsen / darinnen steckt runder samen. Die Candische Erven haben dünnere schoten und kleineren samen / Orobus semine obtuso triangulato, C. B. Die wilden Erven / Orobi sylvatici, wachsen allhier zu Basel / in den Bergen bey den Dörffern / Muttentz / Münchenstein / und Erentzach. Etliche arten der wilden Erven werden in Ungarn bey Mandersdorff / Maurpach / Waltersdorff und Medeling gefunden. Auff den Schweitzerischen und Pyrenaeischen Gebürgen wächßt ein Geschlecht der wilden Erven / das hat elen-hohe oder höhere / eckichte und grüne äste / an welchen die grünen blätter gegen einander über stehen / sind drey zoll lang / und zween zoll breit / und nicht so spitzig / wie der gemeinen Erven. Die bleich-gelben blumen erscheinen zoll-lang / deren oberes blat röthlicht ist. Orobus Alpinus latifolius, C. B. Eigenschafft. Erven sind warm im 1. und trocken im 2. [547] grad / führen ein scharff nitrosisch saltz häuffig bey sich / und durchdringen so hefftig / daß so jemand zu viel davon isset / sie das blut mit dem Harn treiben. Gebrauch. Erven-mehl mit Honig zu einem sälblein (Unsaubere haut / zittermähler raud / harte geschwollene weiberbrüst / unzeitige geschwär.) vermischt und angestrichen / machet eine saubere haut / es reiniget sie von den Zittermählern und der Raud. So man solches mit Eybisch- und Flachssamen-mehl in Milch zu einem pflaster kochet / und über die harte geschwollene Weiber-brüst und andere unzeitige Geschwär leget / erweichet es dieselbige. Die Ochsen werden mit Erven gemästet / und ist der samen den Tauben gar angenehm.

CAPUT XXIX.
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Zahme Feigbonen. Lupini sativi. Namen. LEig- oder Wolffs-bonen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lupinus. Italiänisch / Lupino. Frantzosisch / Lupin. Spanisch / Entramocos, Altramuzes. Englisch / Lupines. Dänisch / Lupine / vild Boenne / Lupinen. Gestalt. Die gemeinen Feigbonen / Lupinus sativus flore albo, C. B. vulgaris semine & flore albo, sativus, J. B. Haben einem starcken / dicklichten / auffrechten / runden / haarigen / ästichten / mit marck außgefüllten stengel / welcher in der höhe viel neben-zincklein gewinnet / sind allesamt mit vielen haarigen / weichen und weißlichten / an zwey biß drey zoll langen stielen hangenden blättern bekleidet / einem rüdlein gleich gestaltet. Diese blätter werden in sechs oder sieben fach zertheilet / anzusehen als ein Stern / kehren sich stäts gegen der Sonnen / und so ein Ungewitter vorhanden / werden sie / als wollten sie verwelcken. Die blumen sind weiß / und wachsen viel neben einander auff dem gipffel der stengeln; hangen an kurtzen stielen / und werden zu letst flaumicht. Darauff kommen flache / zwey zoll lange / rauche und haarige schoten / in welchen gemeiniglich fünff oder sechs harte / weisse / breite / und sehr bittere Körner oder Bonen verschlossen ligen. Die wurtzel ist hart / weiß und zaßlicht / so bald sie ein wenig mit eisen verletzt wird / dörzet das gantze Kraut / wie solches Hieronymus Tragus vor andern verzeichnet hat. Die gifftigen Kräuter / so etwann bey den Feigbonen wachsen / können ihnen kein schaden bringen / sondern müssen selbst verwelcken und verderben. Die Feigbonen blühen dreymal. Erstlich gewinnen sie ihre blüth mitten am stamm / dar auff folgen die schoten / welche im außgehenden Sommer zeitigen. Mittler zeit dringet herfür die andere blüth an den neben-ästen / welche selten zur zeitigung kommet. Die dritte blüth erscheinet an den gipffeln / wenn die erste zeitig worden / diese bringet gar keine zeitige Frucht. Plautus nennet die Feigbonen / Aurum Comicum, Comediantisch Gold; denn die alten Comedianten pflegten zu dem auffzug der Comedien den Feigbonen eine gelds- oder golds-gestalt anzufärben / welches auch noch heutiges tags bey der Jugend Horatius spricht-Nec tamen ignorant, quid distent aera Lupinis: Die Feigbon und das Gelt / (sie wissen solches wol) Wie man zu dieser zeit es underscheiden soll. Eigenschafft. Die Natur der Feigbonen ist warm im ersten / und trocken im ende des andern grads: Hat gleiche theile und eigenschafft mit den Linsen. Gebrauch. Die Feigbonen machen ein grob / dick geblüt / geben eine böse nahrung / und sind schwerlich zu verdäwen. Die schwangeren Weiber sollen sich der Feigbonen enthalten / denn sie die Geburt vor der zeit abtreiben. (Grind der thieren / insonderheit der schaffen.) Feigbonen mit Eberwurtz in wasser gesotten / heilet allen Grind der Thieren / darmit etliche tage gewaschen / ist eine gute Artzney für die grindige Schaaffe. (Würm der kindern.) So man das Feigbonen-mehl mit bitter Mandel-öl zu einem Sälblein vermischt / und das Bäuchlein der Kindern / welche von den Würmen geplaget sind / damit warmlicht ansalbet / ist es sehr gut. (Kalter brand.) Feigbonen-mehl mit Laugen und Baumöl zu einem pflaster gekocht / alßdenn ein wenig gestossenen Saffran darzu gethan / und auff den kalten Brand warmlicht gelegt / bekommet sehr wohl. Das auß den Blumen der Feigbonen destillierte wasser mit Bonenblust-wasser vermischt / (Schön angesicht.) macht den hoffärtigen Weibern ein schön und lauteres Angesicht.
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Zu Lisabona / der Königlichen Hauptstatt in Portugal / pflegt das arme Volck die Feigbonen in wasser zu beitzen / biß sie ihre bitterkeit von ihnen geben / alßdenn kochen sie dieselbigen zur Speiß. Von den Feigbonen sollen die Schaaffe wie von den Erven werden. Wilde Feigbonen. Lupini sylvestres. (N. Diese Art hat blaue Blüth.) (Die andere gelbe.) (Derselben Schoten.) Ihr Samen. Das erste Geschlecht der wilden Feigbonen / Lupinus sylvestris flore coeruleo, C. B. sylvestr. purpureo flore, semine rotundo vario, J. B. Hat etwas haarige / schmale und kleine blätter / die sind gemeinlich in sieben theil getheilet / und hangen an langen stielen. Trägt viel himmel-blaue Blumen / denen die rauchlichten / auffrechten schötlein nachfolgen / in welchen runde / kleine / bittere / mit einer garstigen farb und underschiedlichen flecken besprengte Körner oder Bönlein verborgen ligen. Es blühet mit den zahmen Feigbonen. Wächßt in Franckreich an vielen orten / wie auch in Italien umb Pisa / Neapolis und Rom. In Hetrurien bringet es rosen-farbe blumen. Es hat auch noch ein höher steigende Feigbonen / mit blauen blumen / Lupinus angustifolius coeruleus elatior, Raji. Und ein mittelgattige Feigbone / mit blauer blume / Lupinus medius coeruleus, Raji. Das andere Geschlecht der wilden Feigbonen / Lupinus sylvestris flore luteo, C. B. luteo flore, semine compresso vario, J. B. bekommet auß seine zaßlichten wurtzel / grüne / hol-kelichte / anderthalb spannen lange / un̅ etwas haarichte stengel / umb welche die zwey ersten blätter gantz und rundlicht stehen / die übrigen mit langen stielen begabet / auch die understen in neun / die obersten aber in siben theil gemeinlich zertheilt sind. Es trägt gelde und geährte blumen / den gelben Beyeln an der farb und dem geruch gleich / denen die schoten nachfolgen / so kleiner / härter und haariger als der zahmen / in welchen kleiner / glatter / runder und gemusierter samen verschlossen ist. An vielen orten wächßt es von sich selbsten. In Teutschland wird es in den Gärten gepflantzet / und Türckische oder Spanische Veiel wegen den blumen genennet. CAPUT XXX. Esel-wicken. Onobrychis spicata. Namen. ESels-wieken heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Onobrychis. Italiänisch / Onobrichi. Englisch / Cockeshead. Gestalt. Die geährte Esels-wicken / so allhier abgebildet stehet / Onobrychis spicata flore purpureo, C. B. Hat ein grosse / lange / harte / in etlich krumme äst zertrennte / immerwährende wurtzel. Darauß steigen viel runde / harte stengel elen-lang herfür; an welchen demnach viel paar schmale / wollichte Linsen-blätter / eines unguten / bitteren geschmacks / erscheinen. Auff den gipffeln aber sihet man die zimlichen ähre voller ablangen / schön purpur-farben / nichts riechenden blümlein; darauff die kurtzen / erhobenen / zwey-höligen hülsen folgen / welche mit kleinem / hartem / schwartzem unlieblich schmäckendem Samen angefüllet werden. CAPUT XXXI. Zucker-wurtz oder Geyerlein. Sisarum.
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Namen. ZUcker-wurtz / Geyerlein / Gierlein / Girgele / Görlein / Gerlein / Klingel-rüblein / Garten-Rapuntzel / Klingel-möhren / Klitzel-möhren / heißt auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sisarum, Siser, Sisar, Servillum, Servilla. Italiänisch / Sisaro. Spanisch / Cherivias, Chirimas. Frantzösisch / Ceris, Chervy, des Girotes. Englisch / Scirreth / Skirrots. Niderländisch / Zucker-wortels. Gestalt. Diese auff den Tafeln zimlich beliebte Geyerlein / Sisarum Germanorum, C. B. hat ein vielfache / zerbrüchliche / mürbe / runtzlichte / süsse / drüsichte / mit bleichem / dünnem häutlein überzogene / fingers-dicke wurtzel. In der mitte hat ein jede deroselben ein fast zähe / kleine Nerven durchgehen / die man nicht wol zerbeissen kan. Bekomt nur einen / gestriemten / elen-hohen stengel / an welchem breite / länglichte / außgespitzte / gekerffte / satt-grüne blätter / und oben auff ein kron oder dolder von wolriechenden / fünffblättigen / weissen blümlein erscheinen. Darauff folget ein breiter grauer same / auß welchem man wider junge pfläntzlein zielet. Es wird dieses gewächs an dem Rheinstrom durch / sonderlich in den gärten häuffig gepflantzet / erfordert einen fetten / wolgebauten / von steinen wolgesäuberten grund. Man säet den samen davon im Herbst fürnemlich. Auch lassen sich die wurtzeln im Herbst versetzen / da denn ein jeder abgerissene / und sonderbar versetzte theil deroselben wol fort wächßt / und viel neben-wurtzeln von sich schießt. Bald nach dem säen muß man sie / (ja auch wenns heiß / und dürz wetter vorhanden / etliche mahl in der wochen / mit lauem wasser begiessen. Will man aber diese wurtzen fein groß und dick haben / so muß man das kraut deroselben nicht hoch wachsen lassen / sondern es offtermahls abschneiden. Eigenschafft. Diese wurtzel hat viel balsamisch-süsse / mürb-safftige theil in sich / hiemit ein temperierte natur; treiben jedoch wegen einem mitführenden nitrosischen saltz durch den harn; geben dabey gute nahrung / vermehren den samen / und reitzen zu ehlichen wercken. Gebrauch. Es wird diese wurtzel meistens für eine Speise mit Butter / Pfeffer und Saltz in (Schwindsucht. Erkaltete Ehmän̅er.) den Küchen zubereitet: geben viel nahrung / sind gut den außzehrenden Menschen / werden in dem Magen leicht verdäwet / helffen den erkalteten Ehemänneren wider auff die Bein / und bringen den Säugenden viel Milch. Etliche sieden diese Wurtzen / duncken sie hernach in einen Teig von Meel / Eyern / und ein wenig Saltz angemacht / bestrewen sie mit ein wenig Pfeffer / bachen sie demnach in Butter / und essen sie für ein schleck. Andere schaben die Wurtzen sauber / schneidens zu scheiblein / wie man die Rettich schneidet / setzens zum fewer mit frischer gemolckener Milch / lassen sie sieden / biß sie gar weich werden / darnach streichen sie solche durch ein härin tuch / thun mehr Milch und etlich frische Eyerdotter darzu / saltzens ein wenig / machen ein Breylein darauß / und bestrewens mit Zucker / und geben es denen Krancken und Schwindsüchtigen zu essen / ist eine sehr liebliche und kräfftige speiß. Man kan auch an statt Milch / etwan Capaunen-Hüner-Rind- oder Kalbfleisch-brühen darzu nehmen. Solche Wurtzen werden auch gerühmet zu stärckung der Nerven / und bewahren solche (Quecksilbers schäd lichkeit.) vor der Schädlichkeit des Quecksilbers / damit man etwan umb zugehen hat. Deßwegen sollen die Goldschmied / auch welche von der Frantzosen-seuche durch die Quecksilber-Cur haben müssen curieret werden / solche Speiß vor andern lieben. Leonhard Rauwolff gedenckt in seiner Morgenländischen Reißbeschreibung annoch eines andern Geyerleins / mit mürben / glatten / äusserlich äschfarben / innerlich aber weissen wurtzen / und gelben blumen; welches er aussert der Syrischen Statt Halepo / an schattichten orten / neben den Bäumen / und im Geträid angetroffen / Sisarum Syriacum, C. B. Secacul Arabum & Mauritanorum, s. Pastinaca Syriaca, Rauvvolff. CAPUT XXXII. Gelbe Rüben. Pastinaca sativa lutea tenuifolia. Namen. GElbe Rüben / Möhren / heißt auff Griechisch / [Greek words], oder [Greek words]. Lateinisch / Pastinaca sativa lutea, Staphylinus, Pastinaca hortens. tenuifol. lutea Pastinac. tenuifol. sati [550] va, Gelbe Rüben. Pastinaca sativa lutea. Rothe Wöhren oder Rüben. Carota. radice lutea vel albâ, C. B. Carota lutea. Italiänisch / Pastinaca Gialla. Spanisch / Pastinacques, Cenouras. Frantzösisch / Pastenades, ou Carotes jaunes. Englisch / Carrots. Niderländisch / Geel Wortelen / Pastenacke. Gestalt. Diß Gewächs hat eine schuh-lange / runde / mürbe / safftige / dicke / gelbe / mit wenig zaseln bekleidete / süßlicht aromatische Wurtzel; gewinnet einen geraden / zweighafften / etwas haarigen / gestriemten / biß zwey elen hoch steigenden stengel / an welchem die zwey quer hand lange / in viel kleinere tieff eingeschnittene un̅ gezähnlete theil / zertrennten / sattgrünen / subtil haarigen / nicht gar unlieblich riechend oder schmäckenden blätter erscheinen. Die kleinen / fünffblättigen / weissen / auch etwann röthlichten blümlein / sind in einen dolderbusch an dem gipffel der stengelen zusammen gedrungen. Die stiel aber / auff welchen die blumen-büschelein stehen / werden mit schmalen / eingeschnittenen / grünen blättlein bekleidet. Auff die blümlein folgen endlich ablange / haarige samen-gefäßlein / in welche ein dem Aenis nicht unähnlicher samen enthalten ist. Eigenschafft und Gebrauch. Die gelben Rüben haben viel nährhafften Balsamischen Safft in sich / und werden deßhalben mehr zur speise / als zur Artzney gebraucht. Doch sagt man / daß sie den Harn treiben / den Eßlust beförderen / und durch vermehrung des Männlichen samens zu ehelichen wercken reitzen sollen. Es hat annoch eine art der Möhren / welche weisse Wurtzeln haben / sonsten aber den vorigen durchauß gleich sind / und auff gleiche weiß in den speisen gebraucht werden. Gestalt. Die rothe Möhren ware erstlich ein Italiänisch Gewächs / man pflegt es daselbst in den Gärten zu pflantzen / denn man kocht die Wurtzel / oder wicklet sie in ein naß Papier / und bratet sie under der Aschen / schneidet sie hernach in scheiblein / und bereitet sie zum Salat / sonderlich im Winter / so man andere Salatkräuter nicht haben kan. Es wächßt mit vielen blätteren / den wilden Pestnachen durchauß gleich. Gewinnet einen geraden und zweighaffren stengel / auch oben darauff ein grosse dolden oder kron von weissen blümlein / darauß entspringt der samen / wie in den wilden Pestnachen / rauch und wolriechend. Die Wurtzel ist so groß als der gelben Rüben / bißweilen auch grösser und länger / gantz roth / ja viel röther / denn deß rothen Mangolts wurtzel. Schmäcket wol und süßlicht. Etliche zwingen den rothen safft auß der wurtzel / und färben damit das garn. Eigenschafft und Gebrauch. Die rothe Möhren oder Rüben hat viel nitrosisch-saltzichten saffts in sich und daher die Eigenschafft zu kühlen / und zu feuchten. Erweich den bauch / macht weit um die brust / dienet derhalben wider den husten. So man sie mit Honig siedet und isset / fürderet sie den Harn und der Frauen zeit / doch nicht sehr. Der samen ist mit der wärme der Wurtzel überlegen / hat eben die krafft wie der Pestnachen-samen. Man pfleget die rothe Möhren oder Rüben also einzumachen: man siedet dieselben / darnach wenn sie von den oberen rinden gesäubert sind / schneidet man sie zu stücklein / eines kleinen fingers lang / darnach läßt man sie noch ein wenig mit einem dünnen [551] mit rothem Wein wol verschaumten Honig biß zu einer rechten dicke sieden / folgends wirfft man gantzen bereiteten Coriander darzu / und behaltet sie zum täglichen gebrauch. Diese Rüben also eingemacht / isset man nicht allein zum Gebratens / sonderen stellet sie auch zu den Pancketen und dem Schlafftrunck auff. Sonst mässig vor (Erkaltete männer.) ein Artzney gebraucht / und jederweilen des abends darvon geessen / sind sie fast dienlich den erkalteten / und zu ehelichen wercken ungeschickten Männeren. Sie erweichen den Bauch / bringen öffnung / dienen wider (Husten.) den husten / machen weit um die brust / und und bringen lust zur speiß. Die vermöglichkeit aber zu den ehelichen wercken wider zu recht zu bringen / ist es besser / daß man klein geschnittenen Ingber und Nägelein / deßgleichen auch groblicht zerstossenen Pfeffer im einmachen der gemeldeten Wurtzel mit vermische / so wird es zu den gemeldten Gebrechen eine berühmte Artzney. Diese rothe Rüben dienen winterszeit zun Saläten / man siedet dieselben / biß sie weich werden / darnach macht man das oberhäutlein davon / zerschneidt sie scheiblicht / wie man die Rettich zu schneiden pfleget / gießt Essig und Baumöhl darüber / und Saltz / so viel genug ist. Andere machen sie in Essig ein auff folgende weiß. Sie nehmen die rothen Möhren oder Rüben in ein sauberen hafen; den verdecken sie / und stellen ihn in ein bachofen / wenn man Brot bachen wil / lassen ihn darinn stehen / biß das Brot gebachen ist: alßdenn thun sie die wurtzeln herauß / schaben das häutlein davon / schneiden sie demnach scheiblicht / nehmen darzu ein gut theil Meerrettich-wurtzeln / klein würfflicht zerschnitten / Coriander-samen gleich so viel / als des Meerrettichs ist / Aeniß-samen der gesäubert ist / Fischkümmel / derer jedes halb so viel / thun darnach die geschnittene rothe Rüben in ein steinern hafen / zetteln den Meerrettich mit den obgemelten samen durch einander vermischt darzwischen / wenn der hafen gefüllt / schütten sie einen guten Wein-essig darüber / und beschweren es / daß der Essig darüber gehe / so wird ein herrlicher Compost darauß / welchen man über ein jahr behalten kan / den gibt man zum Fleisch und Gebratens. Andere sieden die geschelten rothen Rüben in halb Wein und Essig / biß sie weich werden / darnach schneiden sie dieselben / wie gemeldet / machens auch gleicher gestalt mit dem Meerrettich und den obgemeldten samen ein / schütten darnach die brüh / darinn die wurtzeln gesotten sind / darüber / und so deren nicht genug ist / so erstatten sie den mangel mit Essig / und behaltens zu obgemeltem gebrauch. Es hat neben den bereits beschriebenen Möhren annoch wilde gattungen solcher Kräutern / von denen denn allhier abgebildet stehet: Der gemeine Morenkümmel oder Vogelnest / Pastinaca sylvestris tenuifolia Dioscoridis, vel Daucus Officinarum, C. B. sylvestris, sive Staphylinus Graecorum, J. B. Pastinaca erratica aut rustica, Daucus sylvestris, Bracosa, Wilde Wöhren. Pastinaca sylvestris tenuifolia. Baucia sylvestris, Cariota rustica, Carota sylvatica, Daucus asininus, Pastinaca asinina, Udonaulium, Philtrum. Italiänisch / Pastinaca salvatica. Frantzösisch / Pastenade sauvage. Spanisch / Pastinaca salvage. Englisch / wild Carot / or Birds-nest. Niderländisch / wilde Pastinacke / Voghelnest / Crooukenscruyt. Ist der zahmen Möhren den blättern nach / fast gleich / die wurtzel aber ist kleiner / nur fingers-dick / spannen-lang / am geschmack schärffer / und eines lieblichen geruchs. Der stengel wird über elenbogen hoch / rund / starck / rauch-haarig. Oben auff den dolden erscheinen in dem Heumonat weisse blumen / in deren mitten runde dupple stehen. Der samen ist kleiner als in der zahmen / gestriemt / rauch / haarig / am geruch und geschmack stärcker und schärffer Wenn die dolden oben zusammen dringen / so formieren sie in der mitte eine höle / so sich einem Vogelnest vergleicht / dannenher auch der namen Vogelnest entstanden. Wächßt überall hinder den zäunen / an den rechen / äckern / und grasichten trocknen plätzen / in steinichtem grund und sandichtem erdreich. Eigenschafft und Gebrauch. Von diesem Kraut wird der samen allein in die Apothecken gezogen / und in der Artzney gebraucht. Er wärmt und tröcknet / hat viel flüchtig-alkalisches / scharfflichtes / mit etwas ölichten theilgen vermischtes saltz bey sich / und daher sonderliche tugend die verstopffte Mutter und Nieren zu eröffnen / und zu reinigen / Schleim / Grieß / und Sand mit dem harn zu treiben / die monatliche Weiber-reinigung zu befördern / leichten Athem zu machen / und die brust von dem Schleim zu erledigen. Diesen samen muß man in dem Herbstmonat / wenn die Sonn [552] in der Waag / und der Mond im Krebs lauffet / samlen. Von diesem samen alle Monat ein quintlein (Grieß / Sand / Stein.) in Erdbeer- oder Pappel-wasser eingenommen / und darauff ein kleine Leibs-bewegung zu pferd / oder in einer kutsche angestellet / reiniget die Nieren wacker / und verhinderet daß weder Stein darinnen wachse / noch Sand und Grieß sich samle. In den Bier-ländern pflegt man solchen samen auch in dem Bier zu kochen / für die (Nieren- und Leuden-wehe.) jenigen / welche sich des Nieren- oder Blasen-steins besorgen / und mit vielem Nierenschmertzen geplaget sind / denn sie durch den gebrauch solchen Biers davon gäntzlich befreyet werden. In dem Seitenstich stosse ein quintlein (Seitenstich.) dieses samens mit einem halben quintlein zubereiteten Bocksblut / und gib es in zwey mahlen mit Ehrenpreiß-wasser ein / so wird sich der schmertzen legen / sonderlich wenn zugleich ein halb stund vor eingebung jeden pulvers eine ader geöffnet / und biß 6. oder 8. untzen blut außgelassen wird. (Mutterauffsteigen) In dem Mutter-auffsteigen gib ein paar mahl / je allezeit 30. gran des zu pulver zerstossenen samens mit Melissen-Poley- oder Fischmüntz-wasser ein. Wenn die monatliche Reinigung der (Monatliche reinigung zu befördern.) Weiberen ihren fortgang nicht hat / so nim ein loth dieses samens / Seven-blätter 50. gran / Zimmer ein quintl. Gewürtz-nägelein / Saffran jedes ein halb quintl. praeparirt Stahel-pulver und Myrrhen jedes 40. gran / Zucker ein loth / zerstoß alles under einander zu reinem pulver / und gib alle morgen und abend / ein stund vor dem essen / 40. gran schwer davon in Wein ein. CAPUT XXXIII. Zahme Pestnachen Pastinaca domestica. Namen. DIe zahme Pestnachen / Pastinachen oder Pasteney / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Staphylinus, Pastinaca domestica, s. sativa latifolia. Italiänisch / Pastinaca domestica. Frantzösisch / Pastenade. Spanisch / Pastinacas. Englisch / Parsenip. Dänisch / Pastinokel-roedder / tom Pastinakel. Niderländisch / Pastinake. Geschlecht und Gestalt. Der Pestnachen sind zwey Geschlecht / zahm und wild. Die zahme / so man in die Gärten pflantzet / bringt bald über der Wurtzel ihre zweiglein / an jedem zweiglein sind zu beyden seiten fünff länglichte blätter / und auff der spitzen eines / gleicher massen wie im Sperwerbaum und Eschern. Der stengel ist einer elen hoch / zu zeiten auch grösser / der hat viel holkälen und neben-zweige. Oben auff den Dolden stehen gelblichte blumen / welche so sie abfallen / dringt herfür ein raucher länglichter samen / der riecht wol und schmäckt scharff. Die wurtzel ist dick wie der Rettich / weiß / wolriechend / am geschmack süßlicht und etwas scharff. Die wilde Pestnach oder Pasteney / Pastinaca latifolia sylvestris, C. B. Germanica sylvestris, quibusdam Elaphobosinon, J. B. Hat ein grosse / weisse / mit etlichen neben-zaseln begabte wurtzel / dem geruch und geschmack nach der zahmen gleich. Der stengel wächßt biß 2. elen hoch auff / ist gerad / rauch / fingers-dick / ästicht / hohl / wollhärig. Die blätter sind der zahmen Mohren-blättern gantz ähnlich. Die blümlein erscheinen in dem Dolder klein / fünff-blättig / gelb. Der samen ist wie in voriger. Auß welchem allem zu schliessen / daß diese wilde Pestnach von der zahmen anderst nicht als durch das pflantzen underschieden ist. Eigenschafft. Beyderley Pestnachen sind warmer und feuchter natur. Die wilde ist kräfftiger / derowegen dienlicher zu der Artzney als die zahme. Die Wurtzel hat viel nährhaffte / süsse / safftige materi in sich / und wird deßwegen am nutzlichsten zur Speise gebraucht. Gebranch. Obwol die zahmen Pestnachen unkräfftiger als die wilden / sind sie doch bequemer zu der Speiß / daher die zahmen Pestnachen unseren Küchen so gemein worden / als irrgend ein ander Gemüß immer seyn mag / denn man die täglich mit Hammel- oder (Miltzsüchtige / harnwinde / tröpflings harnen / erkaltete männer / unfruchtbare weiber / milch der säugammen / magere leuth.) Rind-fleisch pflegt zu sieden / welche dem Fleisch und der Suppen oder Brühen ein guten geschmack mittheilen: sie sind dienlich den Miltzsüchtigen / fördern den Harn / und fast nutzlich wider die Harnwinde / und das tröpflinge harnen. Ferners sind sie dienlich den schwachen Manns-persohnen / die zu den Ehelichen Wercken ungeschickt sind / deßgleichen den erkalteten unfruchtbaren Weibern / machen den Säugam̅en viel Milch / dienen wol den mageren Leuthen / denn sie geben gute nahrung. Dioscorides schreibet in dem 3. Buch von den Kräutern im 56. Cap. [553] daß man zu seiner zeit die wurtzel der wilden Pestnachen gesotten / und zu der Speiß genossen habe / welcher gebrauch aber bey uns abgan???en / sintemalen die zahmen überflüssig zu finden. Zudem ist die wurtzel der wilden Pestnachen so zähe und holtzicht / daß man die nicht wol geniessen kan. (Versteckter Harn / Wassersucht / versteckte Frauenzeit / außstossen der Mutter / hinderhaltung der Geburt.) Ein quintlein des zahmen und wilden Pestnachen-samens gesotten / gesichtet / und getruncken / treibt den Harn / ist also gut den Wassersüchtigen / bringt den Frauen ihre zeit / wehret dem auffstossen der Mutter / und förderet die Geburt. CAPUT XXXIV. Candianischer Wöhren-kümmel. Daucus Creticus. Namen. MOehren-kümmel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Daucus, Daucum. Italiänisch / Dauco. Frantzösisch / Carotte. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der dünn-blättige Candianische Möhren-kümmel / Daucus foliis Foeniculi tenuissimis, C. B. Daucus Creticus, Ger. Hat eine lange / fingers-dicke wurtzel / so schier wie die Pastenach riecht / dahero Matthiolus ihne ein Geschlecht der wilden Pastenach nennet. Die blätter vergleichen sich dem Fenchel-kraut / außgenom̅en daß sie schmäler und kleiner sind. Seine stengel wachsen spannen-lang mit einer Crone von weissen blümlein. Der samen ist weiß / haarig / am geschmack scharflicht und hitzig / eines süssen und lieblichen geruchs. Wächßt in steinichtem erdreich und solchen orten / welche den Sonnenschein jederzeit haben. In Candien wächßt er häuffig von sich selbst / wie auch auff dem Engelsberg Gargano / und andern orten in Italien. Bey uns in Teutschland wird er mit andern frembden gewächsen in den Gärten gezielet. Man findet in Candien noch ein andere art / welche einen anderthalb elen hohen stengel bekomt. Die blätter vergleichen sich dem Coriander / sind aber etwas dicker und kleiner. Seine Cron trägt gelbe blumen / und ist der samen dem Kümmel ähnlich. Man isset allda die wurtzel und blätter in dem Frühling / welche ein Gewürtz-geschmack von sich geben / Daucus Creticus nodosus umbellâ luteâ, C. B. Berg-Wöhren-kümmel. Daucus montanus. 2. Der Berg-Möhren-kümmel / Daucus Alpinus multifido longoque folio, s. Montanus umbellâ cadidâ, C. B. Daucus Creticus semine hirsuto, J. B. Hat ein dicke und lange wurtzel. Die Blätter sind schmäler und kleiner als am Fenchel. Der samen ist länglicht / spitzig / weißlicht / haarig und wolriechend / so man ihne im mund kewet / gibt er einen gewürtzten geschmack von sich. Die Stengel sind selten einer spannen hoch / es werde denn durch die güte des erdreichs ihme geholffen / auff deren gipffel ein weisse Blumen-kron erscheinet. Wächßt auff den Vicentzischen / Genuesischen / Savoyschen / Oesterreichischen und Schweitzerischen Alpgebürgen. Auff dem Lucernischen Fracmont / allda man ihne ohn einige ursach Wolffswurtz nennet / überkomt er noch kleinere und kürtzere blätter: man findet ihne auff dem höchsten ort des Bergs Widerfeld genannt / mit einer süssen wurtzel. Welcher auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall wächßt / hat längere blätter als jener so auff dem Italiänischen Berg Baldo bey Verona herfürkomt.
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Grosser Wöhren-kümmel mit Eppich-blättern. Daucus montanus Apii folio major. 3. Die schwartze Hirschwurtz / oder grosser Möhren-kümmel mit Eppich-blättern / Daucus montanus Apii folio major, C. B. hat ein lange / dicke und schwartze wurtzel / mit einem rauchen haarigen Krantz über der erden. Die blätter vergleichen sich dem Wasser-eppich / und sind ein wenig grösser als der Peterlein. Der stengel wird elen-hoch / auch zu zeiten höher / er ist an gewerben underschieden / und mit neben-zweiglein begabet / auff welchen die Kronen mit weissen blümlein erscheinen. Der samen ist dem Dill-samen ähnlich / jedoch vollkommener / und wie die wurtzel wolriechend / auch scharff am geschmack. Er wächßt auff dem Schwartzwald und im Elsaß / wie auch andern orten Teutschlands in den hohen Gebürgen. Man findet ihne auch auff den Bergen bey der Statt Cur / und bey dem Pfeffers-bad / allhier aber auff dem Muttentzer Berg. Ein kleinere art wird bey dem zerstörten Schloß Reichenstein / und auff dem Grentzacher-berg angetroffen / Daucus montanus Apii folio minor, C. B. 4. Der Oesterreichische Möhren-kümmel / Daucus montanus Apii folio, flore luteo, C. B. überkomt einen eckichten / glatten / und elenhohen stengel / so in kurtze neben-zincklein getheilet wild. Seine blätter vergleichen sich dem Eppich / sind aber kleiner / an dem umkreiß nicht gekerfft / und haben einen holkälichten stiel. Er trägt kleine dolden mit gelben blumen. Man findet ihne in Oesterreich auff dem Callenberg und bey dem stättlein Baden. Eine andere art mit einem dicken / ästigen und gekähnleten stengel / breiteren blättern / samt einer grössern dolden von bleichen blumen / hat D. Casparus. Bauhinus in dem Paduanischen Kräuter-garten angetroffen. Daucus montanus Apii folio albicans, C. B. 5. Der Matten-Möhrenkümmel / Daucus pratensis Apii folio, C. B. hat eine lange / und mit einer bleich-röthlichten rinden bedeckte wurtzel / dem geruch und geschmack nach dem Pastenach gleich / oben haarig und holtzicht; auß welcher neben-würtzlein herfür gehen / mit vielen an einem ripp hangenden blättern / die sind am umbkreiß eingeschnitten / und wie ein sägen zerkerfft / an gestalt dem grössern Berg-Möhrenfümmel ähnlich / doch viel kleiner und bleich-grün: zwischen welchen gemeiniglich ein schuh- selten aber elenlanger / dünner / holkehlichter stengel entspringt / der mit wenigen knödlein underschieden / und in etliche neben-ästlein zertheilt ist: auff deren äussersten theil sitzen weisse dölderlein oder krönlein / von kleinen blümlein / welchen ein ablanger / schwartzlichter und gewürtzter same nachfolget. Er wächßt bey uns auff den feuchten wiesen und matten bey Michelfelden. Elsaßischer Wöhren-kümmel. Daucus Alsaticus. 6. Der Elsaßische Möhren-kümmel / Daucus Alsaticus, hat eine dicke / ablange und in dickere zaseln underschiedene wurtzel / an deren oberem theil befinden sich viel haarlockichte köpflein / darauß kommen die blätter wie grosse flügel gestaltet / denn sie bestehen auß vielen andern vielfältig zerschnittenen / an einem ripp hangenden / und gegen einander über wachsenden blätteren / zwischen auß entspringet einer oder mehr manns-hoher stengel / ist röthlicht / holkehlicht / und in etliche gläich abgetheilt / er wird in viel zweiglein / und diese widerumb in andere neben-zincklein unterschieden / bey deren gläichlein kleine blätter / flügelein oder neben [555] öhrlein sind: die äussersten neben-zincken werden von grossen dolden mit gelblichten blumen gezieret / denen ein glatter samen nachfolget. Er blühet im Brach- und Hewmonat in den Dorn-büschen des obern Elsaß / wird auch in dem undern Elsaß auff den feuchten wiesen / zwischen Schlettstatt und Straßburg häuffig gefunden. Diß Gewächs ist voller Milch-safft / und hat einen geruch und geschmack wie die Pastenach. Eigenschafft. Alle diese Möhrenkümmel / sonderlich der Candische Möhrenkümmel-samen / haben etwas flüchtig-alkalischen oder nitrosischen saltzes / neben einigen ölichten theilgen bey sich / und also die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / durch den Harn zu treiben / die verstopffung der Leber / Nieren / und Mutter zu eröffnen / Wind und Bläst zu zertheilen / und den Athem zu erleichtern. Gebrauch. Möhrenkümmel-samen eines quintleins schwer bißweilen zu sich genommen / oder den samen in Wein gesotten / und die durchgesigte (Tröpfleinharnen / Wind / Grimmen verstopffung der Mutter / Schleim und Sand Stein / Muttergrimmen Nachwebe) brühe morgens und abends getruncten / stillet das schmertzhaffte tröpfleinharnen / zertheilet die Wind im Leib / und davon entstehendes Bauchgrimmen / eröffnet die verstopffung der Mutter / und bringt den Weibern ihre zeit: treibt Schleim und Sand durch die Nieren / und bewahret für dem Stein: stillet das Mutter-grimmen / die Nachwehe nach der Geburt / und treibt so wol die todte Frucht / als die Nachgeburt auß. Auß dem in voller blüthe stehenden Möhrenkümmel kan man ein wasser destillieren / ein maß davon über 8, loth des gepülverten samens ein paar tag digeriren lassen. Welches wasser man auff 3. oder 4. loth / mor gens und abends trincken kan für alle ober, zehlte zustände, CAPUT XXXV. Gemeine Pappel. Malva vulgaris. Namen. BArten-Pappel wirb ferners auff Teutsch / Ernd-Herbst- oder Winterrose und Römische Pappel genennt. Griechisch heißt sie [Greek words]. Lateinisch / Malva arborea, Malva hortensis, Malva major, Malva sativa, Malva hortulana, Rosa, ultramarina, Rosa hyemalis, Malva rosea, Malva regia, Italiänisch / Malva maggiore, Frantzösisch / Mauve de jardin, Rose d'outre mer Spanisch / Malva mayor. Englisch / Holyhocte. Dänisch / bonde Rosen. Niderländisch / Winter-roosen / Herfstroosen. Gemeine Pappeln / Roß-Hasen-Gänßoder Käß-pappeln heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malva. Italiänisch / Malva. Frantzösich / Mauve. Spanisch / Malva. Englisch / Mallow, Dänjsch / Katost. Niderländisch / Malve / Kaeskeneskruyt. Geschlecht und Gestalt. I. Das erste Geschlecht / die gemeine Pappel / Gemeine Pappel. Malva Vulgaris. Malva vulgaris, flore minore, folio r???tundo, J. B. sylvestris folio rotundo, C. B. hat runde / in fünff ein schnitt gespaltene / mit langen stielen begabte / fette und an dem umkreiß zerkerffte blätter. Der stengel ist haarig / dick / rund / ästicht / weich und biegig / wird über elen-hoch / und trägt in dem Brachmonat / leibfarbe rößlein an langen stielen / mit kleinen braunen äderlein underzogen / wenn sie nun abfallen / werden kleine runde käßlein darauß / so man den Pappelsamen nennet. Es ist männiglich bekant / wächßt auff ungebautem erdreich neben den zäunen / in den gärten / auff den Kirchhöffen und kriecht fast allenthalben auff den boden herum. 2. Die Roß-pappel / Malva sylvestris folio sinuato, C. B. vulgaris flore majore, folio sinuato, J. B. Ist grösser / dicker und länger als die vorige. Die blätter sind in fünff spitz gespalten. Die wie rößlein gestaltete blumen erscheinen grösser / und von farben röther / mit vielen äderlein / an etlichen sihet man weisse rößlein: wenn die blumen vergehen / so kommen kleine runde käßlein hernach. Die Wurtzel ist lang / weiß oder gelb / Lines süßlicht-schleimigen geschmacks. 3. Die Berg-pappel / Malva montana, Park hederaceo folio, C. B. Bringt ablange blältter dem kleinen Epheu ähnlich / sind an dem umkreiß nicht tieff gekerfft / und hangen an langen stielen. Es trägt viel zähe und blätterige stengel. Die blum und der samen vergleicht sich der Garten-pappelen. Wächßt von sich selbst auff den hohen Italiänischen bergen. In Italien pflegt man den jenigen / so wegen eines unnatürlichen Fleisch-gewächs in des Blasen nicht harnen können / die stiel in die Gemächt-ruthen zu schieben.
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4. Die krause Pappel / Malva foliis crispis, C. B. Hat eine weisse wurtzel / mit vielen neben-würtzelein bchenget / auß welcher ein starcker stengel herfürkomt / mit runden / glatten / grünen und krausen blätteren besetzt. An dem stengel sihet man zu end des Sommers kleine weisse und bisweilen rosenfarbe blumen / welchen der Samen wie an den vorigen Nachfolget. Joachimus Camerarius in Horro medico p. m. 54. berichtet / daß der siengel bisweilen über Manns-höhe auff-wachse / und sich in viel elen-lange neben-zweig zertheile / dahero er offt sich einem Baum vergleiche / obwolen es in einem halben jahr vergehe / und vor allen anderen Pappelen ein grosse erweichende krafft besitze. Die Pappel von mancherley bläctteren. Malva folio vario. 5 Die Pappel von mancherley blätteren / Malva folio vario, C. B. Malva stellata, J. B. Hat ein weisse und zaselichte Wurtzel. Der stengel ist rund / elen-hoch und in viel nebenzweiglein getheilt / er wird von bleichgrünen blätteren umringt / so unden weiß / dick und etwas wollicht sind / sie haben aber an jedem nebenästlein ein ungleiche gestalt / denn etliche vergleichen sich den Stickwurtzel-blätteren / andere sind außgespitzt und mit zweyen nebenöhrlein begabt / etliche aber rundlicht / und kleiner als ein daunie / jedoch alle an dem umkreiß wie ein sägen gekerfft. Die fünffblätterigen braun-rothen blumen sitzen auff ablangen stielen / und haben in der mitten bleiche fäsenlein / denen / der in zartem köpstein versch lossener samen nachfolget / so wie ein halber zirckel gestaltet ist. Casparus Pauhinus hat es von Johanne Rodolpho Saltzmanno auß Straßburg empfangen. Die Garten-pappel. Malva hortensis. 6. Die Garten-pappel / Malva, hortensis, s. rosea, J. B. rosea folio subrotundo, C. B. rosea fol. fubrot, flore pleno, Ejusd. Wächßt mit ihren einfachen stengel in zimlicher grösse wie ein kleine stauden. Der stengel wird bißweilen so dick / daß er sich einem stab vergleichet / er ist mit grossen blätteren bekleidet / die sind etwas zerspalten / und rings umber geterfft. Die blumen scheinen groß und schön wie die Rosen / etliche weiß / andere leibfarb oder braun-roth / wenn diese abfallen / bringen sie ihren samen / so in wollichten / grünen hülsen ligt. Die wurtzel ist lang / biegig und zäh. Man nennet dieses Gischlecht Ernd-Herbst- oder Winter-ro-sen / denn sie blühe am meisten in der Ernd biß in Winter. Diese art findet man auch mit gefüllten blumen / so an der farb w???iß / leibfarb / roth / bleichgelb / oder kästen-braun sind. 7. Die baumichte Pappel / Malva arborea, J. B. arborea, Veneta dicta, parvo flore, C. B. wächßt 8. oder 10. elen hoch. Der stamm ist gerad / arms-dick / und ohne blätter / an dem oberen theil spreitet er wie ein baum seine äste auß / welche weiche / glatte / grüne und runde blätter tragen / so den gemein Pappel-blättern ähnlich sind. Die blumen erscheinen purpurroth / auß deren mitte schwarße strich herfür kommen / die wurtzel ist zimilch starck / und mit zaßlen behenckt. Es wächßt viel in Italien / insonderheit umb Pisa / und wird allda in den Klöstern gepflantzet. Eigenschafft. Die Pappeln sind feucht in dem ersten grad / aber in der wärme und kälte haben sie eine mittel-art. Sie weichen und zeitigen / wegen des dey sich führenden schleimigen saffts / und gelinder saltz-theilen. Die Herbst [557] rosen haben etwas rauchere / und gelind zusammenziehende theile bey sich. Gebrauch. Die Heidnischen Priester haben ihre geheimnussen auff die Pappel-blätter geschrieben / daher Pythagoras die pappel-blätter für heilig hält. (Bräune / Fäulung und Geschwär im Mund und Halß.) Die Pappeln sind zu allerhand Gebresten / innerlich und äusserlich sehr dienstlich / daher sie die Alten omnimorbiam, das ist / ein Kraut wider alle Kranckheiten / genennet / und sich deren auch bey dem Tisch zu den Speisen bedienet haben / darumb der lustige Lateine Poëta Martialis Lib. 10. Epigram. 48. spricht: Exoneraturas ventrem mihi villica malvas Attulit, & varias, quas habet hortus, opes. (Eusserliche Hitze und heisse Geschwulst.) Wider die Bräune / Fäulung und Geschwär in dem Mund und Halß: Nim Herbstrosen / Wegerich / Brunellen / jedes ein Halbe handvoll / siede solches in einem quartal Brunnwassers / alßdenn siechte es / thue darzu Rosen-honig 4. loth / praeparierten Salpeter ein halb quinlein. Spühle offt den Mund und Rachen darmit auß. Herbstrosen in wasser gesotten / leinene tüchlein darinn genetzt und übergelegt / ist gut für alle äusserliche Hitz und heisse Geschwulst. Diese Rosen werden auch gebraucht zu der Mundfäule / in frisches Brunnwasser gelegt / und den Mund damit außgewaschen. Es bezeuget die erfahrung / daß die Herbstrosen einerley krafft und würckung haben mit der gemeinen Pappeln / derohalben was nachfolgends von dieser gemeinen Pappeln Tugend gemeldet wird / soll auch von der Herbstrosen verstanden werden. (Verstopffung des Harns.) So man die Pappel-blätter mit etwas wenig Knoblauchs in weissen Wein leget / hernach den dritten theil einsieden läßt / und davon trinckt / dienetes wider die verstopfung des Harns. (Fäulung des Zahnfleischs Scharbock) Wider die fäulung des Zahnfleischs und den Scharbock / nim geläuterten Honig 2. loth / gestossene Herbstrosen und praeparirten Salpeter / jedes an halb quintlein / mische es wol durch einander / und reibe das Zahnfleisch darmit. Die Pappelwurtz in dem Aprill bey vollem (Augen-entzündung / Augentrieffen.) Mond außgegraben / und hinden an den Halß gehänget / soll ein trefflich Augenmittel seyn / und so wol die Entzündung als das trieffen der Augen vertreiben. Pappelen mit Erbsen in scharffer Laugen / oder des Patienen eigenem Harn starck gekocht / hernach den Erbgrind damit wol warm täglich ein paar mahl außaewaschen / auch darinnen genetzte tücher übergeschlagen / heilet denselben von grund auß. (Grieß / Nierenoder Blasenstein.) So jemand mildem Grieß / Nieren- oder Blasen-stein geplaget ist / der solle sich dieses Lendenel-bads bedienen / denn es die enge Harn-gänge erweichet und eröffnet. Nim gemeine Pappeln vier bandvoll / Eibisch / Körbelkraut / Gundelreben / jedes zwo handvoll / Chamillen-blumen / Flachs-samen jedes ein handvoll / siede alles in einem kessel / laß es von ihm selbst erfalten / schütte es in ein Lenden-züber / und setze den Krancken darein. (Verstopffung des Leibs / Grimmen Mutterschmertzen) Auß der gemeinen Pappeln werden auch nutzliche Hauß-clystier gemacht / welche zu erhaltung der Leibs-öffnung / in dem Grimmen und Mutter-schmertzen sehr dienlich sind. Nim Pappeln / Eibisch / Ehrenpreiß / Violenkraut jedes eine handvoll / Flachsja-men / Aniß jedes ein loth / siede solches in Wasser / siechte es / und nim darnach ein Quartal / lasse darinn vergehen Roßmarin-honig drey loth / Violen-honig zwey loth / und brauche es zu einer Clystierung. (Schüppen an dem schwantz / und grindichter bürtzel der Pferden.) Wenn die P???rde schüppen im schwantz kriegen / und am bürtzel grindig werden / ihnen auch die haar außfallen / oder sonst hin-weg kommen / so wasche sie mit Kinder-harn und warmen Wein / dar nach koche Pappeln mit Eibisch-wurtzeln / gieß Wein und Oel darunder / und salbe das Pferd damit. (Lungsucht Harnbrennen.) Die Conserva Malvae, oder eingemachte Pappeln-zucker / wird nützlich gebrauchet wider die Lungensucht und das Harn-brennen. Das wasser auß der Garten-pappeln oder Ernd-rosen / soll gebrannt werden / wenn sie sich ziemlich eröffnet haben / denn diese Rosen gar nahe den gantzen Sommer blühen / rupffe sie hernach von den grünen köpflein ab / und destillier sie sein sänfftiglich. (Seitengeschwär / rothe ruhr Geschwär der Mutter / Nieren ??? Blasenstein / sand un̅ schleim inden Nieren. Bräune / Halßgeschwär / unnatürliche hitze und geschwulst der Ohren / des Munds Halses un̅ heimlicher orten.) Der andern gemeinen Pappeln beste zeit zu destillieren ist / wenn sie Käßlein und Blumen tragen / undereinander alßdenn gehackt / und gebrannt im Mäyen. Dieses Wasser getruncken / dienet sehr wol für die Seiten-geschwär / miltert die rothe Ruhr / und heilet die Geschwär der Mutter / Nieren und Blasen / erweitert die Harngäng zu leichterem Außgang des Steins / Sands und Schleims. Erndrosen-wasser ist eine bewährte Artzney für die Bräune und Halß-geschwär / damit gegurgelt. In diesem Wasser tüchlein genetzt und übergeschlagen / ist ein besonders mittel / wider alle unnatürliche Hitze und Geschwulst der zarten Glieder / als der Ohren / des Munds / Halses und der heimlichen Orten. CAPUT XXXVI. Eibisch. Althaea. Namen. EIbisch / Ibisch / Heil- oder Hülffwurtz und Sammet-pappeln heitzt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Althaea, Ebiscus, Ibiscus, in den Apothecken / Bismalva, Malvaviscus, Eviscus. Italiänisch / Malvavischio Frantzösisch / Bimauve, Guimauve. Gpa-nisch / Maluvisco, Yerva cannamera. Englisch / Mallowe. Dänisch / Althee / dobbelt katost / Ibist. Niderländisth / Witte Maluwe / witte Huenst. Gestalt. Die gemeine allhier abgebildete Eibisch /
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Eibisch. Althaea. Althaea sive Bismalva, J. B. Alth. Dioscoridis & Plinii, C. B. Bringt haarichte und weisse blätter / die vergleichen sich erstlich den Schweinbrots-hernach den Weinrebenblätteren / sind der Pappelen fast ähnlich / und lind anzugreiffen wie Sammet. Es hat viel runde und holtzichte stengel / die werden elen-hoch auch bißweilen höher. Die blumen erscheinen wie weisse oder weiß-rothe Rößlein / es trägt samen wie die gemeine Pappelen / einem fäßleingleich. Die Wurtzel ist dick / mit zähem vielem Schleim begabet / weißlich / lang und mit vielen nebenwürtzelein. Wächßt gern an feuchten und fetten orten / als in den auen / nahe bey den wasser-gräben / auff den weyeren und in den gärten. Blühet im Heu-und Augstmonat: in Mähren und Thüringen bringt es grosse und breite blumen. Die Wurtzel gräbt man lm Frühling / wenn die blätter herfürstossen / oder im Augst- und Herbst-monat. Die gelbe / jährige Eibisch / Althaea Theophrasti flore luteo, C. B. Theophrast. flore luteo, quibusdam Abutilon, J. B. Hat ein kleine / weisse / süßlicht-schleimige / jährlich verderbende Wurtzel. Der stengel ist gantz mit fettlichter wollen überzogen / wächßt über anderthalb elen hoch / und wird ohne ordnung mit breiten / rund außgespitzten / grauwollichten blätteren bekleidet. Die blumen sind saffrangelb / fünffblättig / gestreifft / und werden mit fünff weißgrauen wollichten blättlein understützet. Darauff folgen die wollichten samen-köpfflein / welche mit süßlichtem / halb-rundem / flachem / braunen samen angefüllet werden. Wächßt in warmen Ländern auff dem Feld / bey uns aber wird es in die Gärten gepflantzet. Gelbe Eibisch. Abutilon Avicennae. (1. Stengel mit dem samen.) (2. Blätter und blütb.) (3. Der samen.) Eigenschafft. Die wurtzeln und blätter des Eibischkrauts haben neben ihren irrdischen theilen auch einen schleimigen / zähen / heimlich flüchtig-nitrosischen safft bey sich / und dahero die krafft zu kühlen / zu trucknen / erweichen / zertheilen / oder aber zu maturieren / und den schmertzen zu stillen / die Nieren und Brust zu reinigen. Gebrauch. Weilen die Eibisch mit der Pappelen durchauß einerley kräfften haben / als kan sie auff gleiche weist gebraucht werden. Eibisch-wurtzel und Flachssamen-pulver jedes 2. loth in Milch zu einem Pflaster gesotten / und übergelegt / erweichet und zeitiget (Geschwär an brüsten und bals.) alle Geschwär / sonderlich aber die sich an den Brüsten / und dem Hals erzeinen. Die blätter ein wenig mit Del bestriechen / (Verbrante glieder.) pflegt man auff die vom Feuer und heissem Wasser verbrennten Glieder zu legen. (Kröpff der Pferden.) Wenn ein Roß den Kropff am halse bekomt: Nim Eibisch / Rauten / Gundelreben / Wermuth / Leinsamen / jedes ein Handvoll / schütte wasser darüber / und laß es mit einander sieden / mit solchem bähe den schaden / darnach schmiere ihn Lohröl / und frischem Butter under einander gemischt. Eibisch-wurtz im Frühling von aller unsauberkeit gereiniget und klein gehackt / mit (Versehrung der Lungen. Verwnndte därm von der rothen ruhr / blut barnen.) Wein begossen / erbeitzt / alßdenn sänfftiglich abgezogen / und das wasser gebrauchet / heilet die Verlehrung der Lungen / und die von der rothen Ruhr verwundten Därm / reiniget die Blasen / und stellet das Blutharnen. Der Eibisch-syrup / welcher in den Apothecken Syrupus de Althaea Fernelii genennt [559] (Brust geschwär / Lungsucht / Tröpflinges und brennen des harnë. Hitz / Schleim / Sand der Nieren. Erstarrte / verrenckte Glieder.) wird / ist gut für die Brust-geschwar und Lungensucht / dienet sehr wol für das tröpfflinge und brennende harnen / für die Nieren / so mit Hitz / Schleim / Sand und Schmertzen beladen sind; man kan davon nach belieben ein paar löffel voll nehmen. Die Eibisch-salbe / Unguentum Dialthaeae, hat eine Krafft zu weichen / zu zertheilen / zu zeitigen und zu heilen / lindert alle Schmertzen / wird sehr gebraucht zu den erstarrten und verrenckten Gliedern. Eibisch-wurtz gedörrt / zu einem subtilen Mehl-pulver gerieben / und davon täglich (Schleim der Brust / Husten / Lungsucht Harnbrennen / Sand und Stein der Nieren.) ja öffters auff 40. gran schwer / mit ein wenig Zuckerrandel eingenommen / lößt den Schleim auff der Brust / stillet allgemach den Husten / heilet die Lungsucht / milteret das Harn-brennen / treibet Sand und Stein auß den Nieren / sonderlich wenn man annoch Möhrenkümmel-gelbe Rüben- oder Peterlein-samen darzu thut. Man kan auß dem Eibisch-pulver / mit Zucker in Rosenwasser zerlassen / auch Täfelein machen / und für den Husten sehr nutzlich gebrauchen. CAPUT XXXVII. Gemeine Sigmars-wurtz. Alcea vulgaris. Namen. SIgmars-wurtzel / Simeons-wurtz / Fällriß / heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Alcea, Herba S. Simeonis. Italiänisch / Malva salvatica. Frantzösisch / Mauve, ou Bimauve sauvage. Spanisch / Malva montesina. Enalisch / Vervain Wallow. Dänisch / Host katost / St. Simons-urt. Niderländisch / Sigmaers-kruyt. Gestalt. Die gemeine Sigmars-wurtz / deren Figur allhier stehet / Alcea vulgaris major, C. B. auß einer holtzichten / immerwährenden wurtzel / viel elen-hohe / runde / mit länglichten haaren begabte stengel; die theils auß der wurtzel / theils von den stengeln an langen stielen herfürkommende blätter / sind der gestall nach / rund / haarig / tieff eingeschnitten. Ins gemein aber finden sich solcher einschnitten fünff; zwischen den blättern / wie auch oben auff den stengeln erscheinen die schönen / rosen-farben / fünff-blättigen / auff viereckichten / haarigen stielen sitzenden blumen / deren kelchlein haarig / in fünff theil getheilet / und mit dreyen schmalen / grünlichten blättlein understützet; dieses kelchlein wird endlich / nach verwelckung der blumen / zum samen-gefäß / darinnen die haarigen / und da sie Zeitig sind / schwachen samen wachsen. Solche Sigmars-wurtz wächßtbißweilen auch kleiner / Alcea vulgaris minor, C. B. bißweilen auch grösser und schöner / Alcea major & procerior, Job. Raji. Eigenschafft und Gebrauch. Es hat dieses Kraut gleiche Natur und Tugend mit der Pappel und Eibisch / allein daß es nicht durchauß so kräfftig ist. Etliche tragen diese wurtzel am Halß / vermeinen das Gesicht werde dadurch gestärrcket / und vor den fellen bewahret / daher es auch Fällriß genennt werde. CAPUT XXXVIII. Indianisch Sigmars, Kraut. Alcea Indica Geschlecht und Gestalt. DAs gemeine Indianische Sigmarsekraut / Alcea Indica parvo flore, C. B. Bamia, J. B. Sabdariffa, Lob. Dod. treibt auß einer mit etlichen zaßlen begabten wur [560] tzel / einen geraden / runden / grünen stengel elen-hoch auff / an welchem die von langen stielen hangenden / dreyfach eingeschnittenen und gekerfften blätter / beneben den fünffblättigen / purpuricht-weissen blumen erscheinen. Auff diese blumen folgen dicklichte / ablange / fünffeckichte / haarige / spitzige / in fünff hölein außgetheilte häuptlein / welche mit schwartzen / runden / krausen samen angefüllet werden. Wächßt häuffig in Aegypten. CAPUT XXXIX. Rothe Feld-rößlein. Flos Adonis flore atro-rubente. Namen. ADonis-rößlein / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Flos Adonis, vulgò, aliis Eranthemum, J. B. Adonis hortensis flore minore atro-rubente, C. B. Italiänisch / Fior d’Adono. Frantzösisch / Fleur d’Adonis. Englisch / Adonis Flower. Niderländisch / Adonis bloem. Gestalt. 1. Adonis-rößlein / Flos Adonis flore rubro, Ger. Flos Adonis, vulgò aliis Eranthemum. J. B. hat eine weisse / einfache / widerwillig schmäckende wurtzel; elen-hohe / von unden auß haarige / gerade / runde / gestriemte / ästichte stengel. Die blätter vergleichen sich der gestalt nach den Chamillen-blättern / sind schön grün und glatt. Auff jedes stengeleins gipffel wächßt nur ein / mit fünffeckichtem kelchlein understütztes / hoch feurrothes blümlein. Dem folgen großlichte / außgespitzte samen hernach. 2. Es gibt noch ein wilde an der Adonisblumen / mit etwas längern blättern / und Gelb-rothe Feld rößlein. Flos Adonis flore phoeniceo, aut luteo. gelb-rothen / oder auch gelben blumen / Adonis sylv. flore phoeniceo, ejus???ue foliis longioribus. C. B.

CAPUT XL.
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Zahmer Burtzel. Portulaca domestica. Namen. BUrtzel / Burgel / Portulack oder Gensel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Portulaca. Italiänisch / Por [561] cellana, Portolaca. Frantzösisch / Pourpié, Porcelaine, Pourcelaine. Spanisch / Verdolaga. Englisch / Purslaine. Dänisch / Portulack. Niderländisch / Porceleynkruyt. Wilder Burtzel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Portulaca sylvestris. Italiänisch / Porcellana salvatica. Frantzösisch / Pourpié sauvage. Spanisch / Verdolaga agreste. Englisch / Homelii purslaine. Niderländisch / wilte Porceleynkruyt. Geschlecht und Gestalt. Der Burtzel wird in den zahmen und wilden abgetheilet. Der zahme Burtzel / Portulaca hortensis latifolia, J. B. latifolia s. sativa, C. B. Hat ein eintzige schlechte und weisse wurtzel / so vielspältig / lang / rundlicht / und mit zaseln behängt ist. Seine stengel sind rund / starck / safftig und braun-roth / wachsen mit ihren neben-zweiglein entweder übersich spannen-hoch / und zu zeiten etwas höher / oder fladeren auff der erden rings umbher. Er überkomt runde und fette blätter wie das Knaben-kraut / sind jedoch kleiner / auff dem Rücken weißlicht und gleissend. Die stengel tragen zwischen den gewerben der blättern / und auff ihren gipffeln gestirrnte / bleich-gelbe blümlein / vom Brachmonat an biß gegen dem Herbst / darauß werden kleine / runde häfelein oder knöpflein / voll schwartzen samens / so derselbe zeitig ist und außfällt / faulet das gantze gewächs gegen dem Herbst / und bleibt der samen allein über den Winter im grund unversehrt. Das kraut ist ein wenig saur / dahero haben es die Alten eingemacht / und solle / nach dem bericht Hieronymi Tragi diese einmachung so gut seyn als der Oliven und Capperen / wie er denn solches offt versuchet. In dem übrigen ist es ein recht Sommer-kraut / mag kein frost leiden / und muß jährlich von seinem samen sich erjüngeren. Es ist erstlich auß Franckreich als ein Salat-kraut zu uns in Teutschland kommen / und in den Gärten gepflantzet worden. Wilder Burtzel. Portulaca sylvestris. Der wilde Burtzel / Portulaca angustifolia s. sylvestris, C. B. sylvestris minor s. spontanea, J. B. ist dem zahmen gleich / allein daß er schmälere und zärtere stengel / blätter und kleinere blümlein bringet. Er ligt alle zeit auff der erden außgespreitet wie das Weggraß / ist klebericht und zäh von Safft. Die stengel sind etwas brauner und reicher an blättern. Er wächßt von ihme selbst auff fetten Aeckern / Wiesen und in den Weingärten. Ist ein angenehme Speiß der Schweinen. Eigenschafft. Beydes Burtzel-kraut ist kalt im dritten / und feucht im andern grad. Führen ein subtiles / alcalisches oder nitrosisches saltz / so da mit vielem wässerigen safft diluiret ist / bey sich / und haben also schöne tugenden zu kühlen / den febrilischen jast zu milteren / und die Nieren wol zu reinigen / auch die Leber zu kühlen. Gebrauch. (Sod und Erbrechen des magës / hitzige Nieren / verserte Blasen / un̅ mutter / scharffer bren̅ender Harn / unkeusche Gelüst / würm und Blutspeyen / rothe Ruhr / unmäßiger Blutfluß der mutter un̅ der guldenë Aber / samenfluß / Würm der Kindern / Tröpffling und brennender Harn.) So man Burtzel rohe wie Salat / oder gekocht isset / oder die Brühen davon einnimt / ist es eine köstliche Artzney wider den Sod und Erbrechen des Magens / hitzige Nieren / versehrte Blasen und Mutter / scharffen und brennenden Harn / benimt die unkeusche Gelüst / tödtet die Würm im Leibe / hilfft wider das Blutspeyen / rothe Ruhr / die unmäßige Blutflüsse der Mutter und der guldenen Adern / und heilet den Samenfluß. Ein halb quintlein Burtzel-samen zerstossen / und den Kindern mit Milch eingeben / tödtet und treibet die Würm auß. Welchem der Tröpfling und brennender Harn viel leids thut / der gebrauche offt in seiner Kost und Tranck gestossenen Burtzel- und Lattich-samen mit Zucker vermischt / davon wird er besserung und gute hülff gespühren. Für die Krafftlosigkeit oder Hertzgespan der Pferden / ist nichts bessers / als man halte das Pferd warm / und schütte ihm nachgesetzte (Krafft losigkeit oder hertzgespan un̅ verfangen der Pferden.) Brühen ein: Nim ein halb pfund Burtzel-kraut / 2. loth Myrrhen / 4. loth Tragant-Gummi / 1. quintl. Saffran / ein loth Edel Leberkraut / 1. loth Weyrauch / solches soll man mit einander vermischen / zu einem pulver machen / und in vorrath behalten; wenn es nun die noth erfordert / nim dieses pulvers zween löffel voll / thue es in ein halb maß wassers / giesse darzu zween löffel voll Honig / und 4. löffel voll Rosenöl / schütte es dem Pferd in ein- oder zweymal ein / und brauche es so lang biß das Roß wider gesund wird. Solche Brühen kan man auch den Pferden gebrauchen / welche verfangen haben. (Grosse Hitzen / rothe Ruhr / Bauchflüß erhitzte nieren / scharffer bren̅ender Harn / unmäßiger Fluß der Mutter un̅ guldenë Ader / Blutspeyë / hitzë) Das destillierte Burtzel-wasser getruncken / löschet und kühlet alle innerliche und äusserliche Hitze der Fieber / Leber / des Magens / und aller innerlicher Gliedern des Eingeweyds / stopfft die rothe Ruhr und andere Bauchflüß. Es kühlet auch die erhitzigten Nieren / und miltert den scharffen brennenden Harn / stillet den unmäßigen Fluß der Mutter und guldenen Ader / benimt das Blutspeyen. So die jungen Kinder von grosser Hitze nicht schlaffen können / oder [562] (und würm bey den jungen Kindern.) Würm im Leib haben / denen soll man etliche löffel voll dieses wassers eingeben. In den hitzigen Fiebern und dem Hauptweh / wenn die Krancken kein Schlaff haben: (Hitzige Fieber und Hauptweh) Nim süsser Mandeln 2. loth / Melonen und Kürbis-kernen jed. ein halb loth / Burtzel- und Lattich-wasser jed. 6. loth / darauß soll man ein Mandel-milch machen / und dem Krancken gegen abend einen guten trunck davon geben. Camerarius in Horto Med. p. m. 131. berichtet / das Burtzel-wasser habe bey etlichen / wenn sonsten nichts helffen wollen (Zahnweh.) / das Zahnweh gestillet. (Fliegende Hitzen. Harnstrenge / Blutspeyen.) Der auß Burtzel-kraut außgepreßte safft offt löffelweiß eingenommen / vertreibet alle fliegenden Hitzen in dem Scharbock oder in den Fiebern / treibt durch den Harn / und milteret oder vertreibet die Harnstrenge / wehret endlich sonderbar dem Blutspeyen / und andern Blut-flüssen. Das Burtzel-kraut zu einem Muß gestossen / mit Saurteig und Saltz zu einem dicken pflaster angerühret / mit Eßig besprenget / und unden auff die Fußsolen gebunden / ziehet alle Hitzen der Fiebern auß dem Kopff und Leib. (Durst / Hitz der Leber / Nieren un̅ Magë / rothe Ruhr / blutspeyë / zu viel fliessende Weiber zeit / samenfluß / Würm. Blutspeyë / versehrte junge.) Der Burtzel-syrup kühlet / lescht den durst / miltert die übrige hitz der Leber / Nieren und des Magens / ist gut für die rothe Ruhr / Blutspeyen / zu viel fliessende Weiber-zeit / samen-fluß und bauchwürm / man kan davon nach belieben ein par löffel vol nehmen. Das Looch de Portulaca, oder die Latwerg von Burtzel ist dienstlich in dem Blutspeyen / wenn die Lunge versehrt / oder etwas in derselben versprungen ist / so man davon nach beliebë einer Muscatnuß groß nimt. CAPUT XLI. Zahme Spargen. Asparagus hortensis. Namen. DEr zahm Spargen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Asparagus sativus, Asparagus hortensis, Asparagus regius, Asparagus domesticus, & simpliciter Asparagus. Italiänisch / Asparago coltivato, Asparago domestico. Frantzösisch / Asperge domestique. Spanisch / Esparrago domestico. Englisch / Sperage. Dänisch / Sparges / Asparges. Niderländisch / Asperges / Coraelcruyt. In Hochteutscher Sprach werden sie auch genennt Sparglen / Gartenspargen und Corallen-kraut von wegen der rothen Beeren / die sich den gemeinen rothen Corallen / der gestalt nach / vergleichen. Der wilde Spargen oder Steinspargen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Asparagus petraeus, Corruda, Asparagus sylvestris, Asparagus montanus. Italiänisch / Asparago salvatico. Frantzösisch / Asperge sauvage. Spanisch / Esparrago sylvestr. Esparrago agreste. Englisch / Homelij Sperage. Niderlän. wilte Asperges. Geschlecht und Gestalt. Der Spargen sind zwey Geschlecht / zahm und wild. Das zahme Geschlecht / oder Garten-spargen / Asparagus sativa, C. B. hortensis & pratensis, J. B. hat viel dünne und lucke wurtzeln / die von einem haupt schwammicht hin und wider sich in der erden außbreiten / darvon thun sich im anfang des Mäyens / lange und schlechte dolden herfür / die sind fingers-dick / safftig und fett / ohne blätter / vergleichen sich den dolden oder Spargen der Hopfen / außgenommen / daß sie dicker und fetter sind / die werden im Brachmonat zu langen stengeln / mit vielen / kleinen und zinnlichten blättern bekleidet / die sind viel kleiner und zarter / denn das Fenchelkraut / dar zwischen viel gelbe blümlein heraußwachsen / den blümlein des Oelbaums ähnlich / wenn die vergehen / so folgen runde / gelb-rothe körner / in der grösse der gemeinen Corallen / darauß zielet man wider junge stöcklein. Die Spargen sollen vom samen also gepflantzet werden. Man säet in dem Frühling den zeitigen samen / in ein wolgebauet erdreich / nach dem solche zwey jahr gestanden / gräbt man dieselbigen auß / bereitet ein geländ darzu / welches sol eines halben schuhs tieff außgeworffen werden / darauff wird eines fingers dick Hornschabeten / und zween fingers dick guter grund gestrewet / die Spargen-wurtzel einer halben spannen weit ins geviert gesetzt / darauff grund / Hornschabeten und guter Schaaff-baw / hernach widerum guter grund geschüttet / solche zwey jahr ohnabgeschnitten stehen / alle Winter mit langem Pferd-baw bedecken / und im Frühling das grobe abbrechen lassen / alßdenn kan man sie im dritten jahr nach belieben gebrauchen. C. Bauhinus in Pinace Theatri Botanici lib. 12. sect. 5. berichtet / daß der zahme Spargen im Elsaß und in Burgund / umb Bisantz / wie auch an der Donaw / auff den wiesen oder matten von sich selbsten herfür komme. In Italien zu Verona sollen die besten Spargen in den gärten wachsen.
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Wilder Sparge. Asparagus sylvestris. Das wilde Geschlecht der Spargen / Asparagus sylvestris, hat lange / bauchichte wurtzeln / die sind der gestalt halben den wurtzeln der gelben Affodill ähnlich. Die stengel und neben-zweiglein sind den gemeinen Spargen gleich / außgenommen / daß sie weisser / stärcker / und raucher / und die blätter schärffer / kürtzer und besser in einer ordnung stehen / zu dem spreiten sich die neben-ästlein weiter auß / an welchem viel bleich-gelbe blümlein gesehen werden / darauß hernachmahls grün-schwartze beerlein wachsen / die sind auch kleiner / denn die am gemeinen Spargen / und geben den samen ab / darauß junge stöcklein gezielet werden. Er wächßt an bergen und steinichten hügeln / nahe bey dem Meer gelegen / in der Provintz / Franckreich und Languedock / in unserer Landschafft wird er in gärten gezielet. Die Wasser-spargen / Asparagus palustris. Ist den zahmen Garten-spargen / mit wurtzeln / stengeln / blättern / blumen und beeren allerdings gleich / allein daß die dolden kleiner / und daß er mehr blumen und beeren bringt denn der zahme. Er wächßt hin und wider an dem Rheinstrom / in dem Wormsergaw / auff den feuchten wiesen / an den rechen und andern feuchten gründen / deßgleichen im Rheingaw / bey Weinheim / in den feuchten wiesen / an welchem ort man ihn so überflüßig hat / daß man ihn zu der speiß genugsam bekommen kan / und auch von den Wurtzel-trägern in grosser menge / die wurtzeln daselbst außgegraben / und in andere Provintzien hin und wider in die Messen getragen werden. Ist also under dem zahmen und diesem Wasser-spargen kein anderer underscheid / denn daß dieser durch die pflantzung schönere und grössere dolden und Wasser-spargen. Asparagus palustris. Spargen bringt / und der andere von sich selbst wächßt / und kleinere dolden hat / und dieweil man an den gemelten orten die Wasser-spargen zur speiß genugsam haben kan / werden die zahmen desto weniger geachtet / und nur allein in der grossen Herren gärten gepflantzet. Eigenschafft. Es haben die Spargen eine mittelmäßige Natur / sind nicht zu warm und nicht zu kalt / werden in der speiß und in der Artzney gebraucht. Führen neben einem nitrosischen milten saltz / auch viel auffgelößte schwefeltheil mit sich / welche sich mit dem flüchtigen Harn-saltz in dem leib geschwind vermischen / und also den Harn gantz stinckend machen. Gebrauch. Die jungen dolden der Spargen werden heutiges tages sehr in der Küchen gebrauchet / denn sie eine anmüthige speiß sind / die kochet man mit Fleisch-brühen / frischem Butter / samt einem wenig Saltz und Pfeffer / man isset sie bey anfang des tischs / den Bauch zu erweichen. Etliche quellen sie ein wenig / und machen mit Baumöl / Eßig / und ein wenig Saltz ein Salat darauß. Etliche lassen sie auch bey dem fleisch kochen / aber man muß sie nicht zu lang sieden / sonsten vergehen sie / man läßt sie nur ein wenig quellen / weilen sie bald weich gesotten sind. (Haupt-Schwachheiten / Augen und Brust-krauckheitë Lung- und Schwind sucht / Bauchflüß Gelbsucht / Grimmen / dreytägige Fieber.) Die Spargen vor sich selbst oder mit anderer speiß gekocht und geessen / dienen sehr wol in den Haupt-schwachheiten / von dem Magen und der Leber verursacht / in den Augen- und Brust-kranckheiten / und sonder [564] lich in der Lung- oder Schwindsucht. Sie bekommen auch dem Magen sehr wol / stärcken und eröffnen die Leber und Miltz / sind gut wider die Bauchflüß / Gelbsucht / das Grimmen und dreytägige Fiber. Sind nutzlich wider den schmertzen des Ruckgrads / der (Schmertzë des Ruckgrads / der Nieren un̅ Lenden / gebrechen des Eingeweids.) Nieren / Lenden / und alle Gebrechen des Eingeweids / sie treiben den Harn / eröffnen die Nieren / Harngäng und Blasen / dienen wol denen / so mit noch harnen / oder die Harnwinde haben / und mit dem Grieß oder Nierenstein beschweret sind. Sie helffen (Harnwinde / Grieß / Nierenstein / kalte Männer / Wassersucht.) den erkalteten schwachen Männern / fördern die weibliche Monat-blum / und sind den Wassersüchtigen eine nutzliche speiß / schaden aber denen / so eine verwundte Blasen haben. (Kranckheiten der Augen.) Die Spargen zu der speiß gebrauchet / haben eine verborgene Eigenschafft in allen Kranckheiten der Augen / denselbigen zu hülff zu kommen. (Gebrechen und Verstopffung der Leber.) Spargen kommen auch allen Gebrechen der Leber wunderbarlich zu hülff / sie lösen auff derselbigen Verstopffung / und stärcken sie. (Gelbsucht.) Wider die Gelbsucht: Nim Spargenwurtzel zwey loth / Peterlein-wurtzel ein halb loth / weissen Andorn / Venus-haar / Saurampff / Flachs-seyden / Endivien und Wegwart / jedes ein halbe handvoll: thue solche stück klein zerschnitten in eine Kanne / schütte darüber anderthalb maß frisch Brunnenwasser / verbinde den ranfft der Kannen geheb zu / darnach stelle sie in einen Kessel mit siedendem Wasser / und lasse es darinn fünff stund in steter hitz sieden / darnach thue die Kannen herauß / laß erkalten / denn siechte es durch ein tuch / lege darzu zehen loth Zucker / und gib dem Gelbsüchtigen morgens und abends ein halb quartal warmlicht davon zu trincken. So man dem Wein ein guten geruch machen will / samle Spargen-blüth / lasse sie im schatten tröcknen / darnach hencke sie in einem tüchlein in das faß / so wird der Wein wolgeschmackt. (Grieß / Stein / Lenden-webe / tröpfflinges harnen / Gelbsucht / Harnwinden / Kaltseich / Verstopffung der Leber und Miltzes.) Das destillierte Spargen-wasser soll insonderheit von denen gebraucht werden / die zum Grieß / Stein und Lendenweh geneigt sind / denn es treibet das Grieß und den Stein hinweg / deßgleichen auch den schleim / davon der Stein wächßt / hat eine fürtreffliche / eröffnende krafft / treibet den Harn gewaltig / vertreibet das tröpflinge Harnen und die Gelbsucht / wehret der Harnwinden oder Kaltseich / löset auff die Verstopfung der Leber und des Miltzes / morgens und abends jedesmahl vier oder fünff loth getruncken. (Nieren- und Blasen-stein.) Wider den Stein der Nieren und Blasen / hat Theodorus Tabernaemontanus ein Spargen wein / auff nachfolgende weiß offtermahls bereiten lassen / welcher mit grossem nutz ist gebraucht worden / den mache also. Nim Spargen-wurtzel sechs zehen loth / Kletten-wurtzel / Peterlein-wurtzel / Bibernellen-wurtzel / Steinbrech-wurtzel jedes vier loth / alle gemelte stück sollen dürr seyn / und klein geschnitten werden / folgends soll man sie in ein zwölff-mäßiges fäßlein legen / darnach solches mit gutem Most zufüllen / ihne darüber verjähren lassen / und alsdenn davon morgens und abends trincken. CAPUT XLII. Grosser breiter Wegrich. Plantago major latifolia. (o. Rosen-Wegrich. * Sein Blat. † Sein Samen.) Namen. WEgrich heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Plantago. Italiänisch / Piantagine. Frantzösisch / Plantain. Spanisch / Lhanten. Englisch / Plantain. Dänisch / Veibred. Niderländisch / Weghbree / Weghebladt / Wegbreecruyt. Grosser breiter Wegrich heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Plantago major, Plantago rubra. Italiänisch / Piantagine maggiore. Frantzösisch / Plantain majeur. Spanisch / Lhanten mayor. Englisch / Greater Plantain. Der gemeine breite Wegrich wird auch Schaaff-zungen genant / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Plantago media, Lingua ovina. Italiänisch / Piantagine minore. Spanisch / Lengua de cordoro. Der schmale oder spitze Wegrich heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Plantago longa, vulgò lanceolata, Costa equina, vel canina Lanceola, quinquenervia. Italiänisch / Piantagine longa. Englisch / Ribbe worte. Niderländisch / Hontsrippe. Wasser-wegrich / heisset auch Fröschwegrich und Frösch-löffelkraut / auff Lateinisch / Plantago aquatica, Plantago palustris, Cochlearia palustris. Italiänisch / Piantagine acquatica. Frantzösisch / Plantain aquatil, Plantain aquatique, Plantain d’eau. Spanisch / Alisma. Englisch / Water plantain. [565] Niderländisch / Water wegbreecruyt / Water weghbree. Geschlecht und Gestalt. Des Wegrichs sind drey hauptgeschlecht. 1. Der breite Wegrich. 2. Der schmale oder spitzige Wegrich. 3. Der Wasser-Wegrich. 1. Das erste Geschlecht des breiten Wegrichs ist der allergröste Frantzösische Wegrich / Plantago major latifolia, maxima tota glabra, C. B. Marina magna, J. B. Er hat ein schwartzlichte und mit vielen zaseln behengte wurtzel / auß welcher 6. 7. oder acht glatte / dicke und aderichte blätter herfürkommen / so 6. zoll lang und 4. zoll breit / auch mit schier spannen-langen und im anfang röthlichten stielen begabet sind / zwischen denen drey / vier oder fünff schwartzbraune und striemichte stengel entspringen / die über elen lang werden / und ein schuhhohe ähre tragen. Er wächßt in Franckreich um die Stadt Montpelier. 2. Der grosse rothe Wegrich / Plantago latifolia sinuata, C. B. rubra, Trag. major folio glabro non laciniato ut plurimùm, J. B. Hat ein kurtze / zarte und weisse wurtzel mit vielen angehengten zaselen / mehr als kein anderer Wegrich / sie ist bißweilen fingers dick / auß welcher ein dünner / runder / rothfarber und nacketer stengel steigt / (in etlichen orten Teutschlands wie auch allhier zu Basel vor St. Bläsy-thor auff dem weg gegen dem Drathzug / wächßt er mit einem stengel / der blätter trägt) so ein wenig rauch und elen-hoch / auch von der mitte biß oben auß mit braungelben blumen und viel kleinen häutlein besetzt ist / in welchen der kleine schwartz-braune samen liget. Seine breite blätter spreiten sich auff der erden herum / sind dem Mangolt ähnlich / und ist ein jedes blat außwendig gemeiniglich mit sieben nerven durchzogen / die sich alle am ende des blats gegen der wurtzel zusammen ziehen. Er wächßt an feuchten orten in gärten neben den zäunen und strassen. An den ähren findet man gelbe / und bißweilen grüne blümlein im Mäyen / Brach- und Heumonat / aber der same zeitiget erst gegen dem Augstmonat. Die blätter sollen / wenn sie am vollkommensten sind / zu anfang des Sommers eingesamlet / mit der wurtzel wol gesäubert / und am schatten getröcknet werden. Der same aber wird im Augsten gesamlet und auffbehalten. 3. Her gemeine breite Wegrich / Plantago latifolia vulgaris, Plantago latifolia glabra minor, C. B. latifolia minor, J. B. Er wild in allem ein wenig kleiner alß der vorige / und bleibet mit seinen blätteren / die auff dem grund wie ein stern außgebreitet ligen / über winter grün / doch zu aschen-farb geneigt / sie sind rauch / haarig / gemeiniglich mit siben nerven oder striemen durchzogen / und einer zungen ähnlich / dahero man ihne Schaaffzungen nennet. Die glatten und nacketen stengel wachsen spannen-hoch / und tragen zu oberst weisse mit purpur-braun vermischte geährte blumen. Der samen ist zimlich lang / grösser alß des vorigen und dem Basilien-samen ähnlich. Der gemeine breite Wegrich. Plantago latifolia vulgaris. Schmaler oder spitziger Wegrich. Plantago angustifolia. 4. Der Rosen Wegrich / Plantago latifolia rosea flore expanso, C. B. It. latifolia rosea floribus quasi in spicâ dispositis, Ejusd. Bringet eine blum wie die Rosen herfür / die wurtzel ist daumens-dick / daurhafft: die breiten / haarigen / und nervosen blätter ligen auff der erden außgebreitet / zwischen denen wächßt der dicke / haarige stengel / [566] auff / welcher sich allenthalben mit diesen blättlein bekleidet / und voller samen ist: an den understen blätteren pflegen keine spitzlein herfür zu kommen. Es geschicht öffters / daß auß der mitte diser Rosen noch ein langes ähre entspringet / wie bey der Figur des grossen Wegrichs zu sehen ist. 5. Der gemeine schmale oder spitzige Wegrich / Plantago angustifolia major, C. B. lanceolata, J. B. Wird also genant / wegen seinen schmalen und spitzigen blätteren / die gemeiniglich mit fünff nerven durchzogen / wie auch schmäler / kleiner / glätter / und zarter alß an den vorigen sind. Er hat ein zasichte wurtzel. Seine glatten stengel scheinen nicht rund sondern eckicht / alß wären die fünff nerven allda zusammenkommen / und nur eine darauß gewachsen: an diesen stehen geährte blumen von farben schwartz / und einer weißlichten Blüthe / wie weisse härlein mit düpfflein besprengt. Der same ist grösser alß an den anderen. Wächßt auff den wiesen und an den wegen. Wasser-Wegrich. Plantago aquatica. 6. Der breit-blättige Wasser-Wegrich / Plantago aquatica latifolia, C. B. aquatica, J. B. hat viel weisse und zaßlichte wurtzen / und gewinnet dicke / fette / starcke und grüne blätter / welche dem gemeinen Wegrich nicht ungleich / und auß einem breiten ursprung in ein spitz wie ein Spießeisen außgehen. Er bringt lange stengel mit viel neben-zweiglein / so gegen dem Brach- oder Hew-monat weisse und drauschlichte blümlein tragen / auß welchen / wenn sie abfallen / schöne knöpfflein werden / darinn der samen ligt. Er wächßt in Sümpffen / Pfudeln und Wassergräben / allda er auch mit kleinern und spitzigern blättern angetroffen wird. Allhier findet man ihn gemeinlich bey Michelfelden / und hin und wider in sumpffichten orten. Eigenschafft. Die auff der erden wachsenden Wegrich / kühlen und tröcknen nach der Alten meinung: Sie haben ein mild-flüchtiges / alkalisches saltz / neben etwas balsamisch-schleimigen theilen in ihrem häuffigen safft bey sich verborgen / und also die eigenschafft innerlich zwar das unreine geblüt zu reinigen / den jast desselben zu lindern / die saure schärffe zu versüssen / innerliche verstopffungen zu eröffnen / durch den harn zu treiben / allen blutflüssen zu steuren / und die Ruhren zu stillen / äusserlich aber / wunden und schäden zu säubern und zu heilen. Der Wasser-Wegrich hat annoch mehr flüchtige / scharffe / alkalische / etwas etzende theile / und dadurch die tugend / äusserlich zwar die haut roth zu machen / oder gar blasen auff zu ziehen; faule schäden zu säubern / und allgemach zur heilung zu befördern: innerlich aber das scharbockische geblüt zu säubern und zu versüssen. Zwischen zwey Frawen-Tagen muß der Wegrich gesamlet werden / wenn man ihne zu den schäden und wunden gebrauchen wil. Gebrauch. Weilen der Wasser-wegrich viel scharffes / flüchtiges saltz bey sich hat / so pflegt (Drey- und viertägig Fieber.) man ihn nicht ohne gute würckung in den drey- oder viertägigen Fiebern zu zerstossen / und über die Pulß der Händen zu schlagen. Inwendig aber das davon destillierte wasser täglich auff vier oder mehr loth zu trincken zu geben. Dieser Wasser-wegrich ist beneben eines (Scharbock Miltzsucht.) der besten Kräutern wider den Scharbock / und die Miltzsucht. Man kan entweder das (Gelbsucht. Schwindsucht. Wassersucht / verlohrene Monatzeit der Weibern.) davon destillierte wasser / oder den darauß gepreßten und geläuterten safft / auff vier und mehr loth täglich zweymal zu trincken geben. Solches mittel dienet auch wider die Gelbsucht / wider die Schwind- und Wasser-sucht. Er kan auch den Weibern ihren verlohrenen oder geminderten Monat-fluß wider zu recht bringen. (Nasenbluten / starcker Monat-fluß. Blutfluß der Kindbetterin̅en.) Zu stellung des starcken und öfftern Nasen-blutens / oder auch des übermäßigen Monat-flusses / oder endlich des starck???n Nachflusses der Kindbetterin̅en / kocht man den grossen / breiten oder spitzen Wegrich in Rosen-eßig und Froschleich-wasser / netzt schwämme oder tücher darin̅en / und schlägts also kalt oder laulicht über den undern Bauch. Welche viel Blut harnen / werden davon (Blut-harnen.) befreyet / wenn sie von Wegrich-syrup offt ein paar loth mit Täschelkraut-wasser trincken. Wenn man in der Hitz des Sommers (Frattigkeit und Wolff zwischen den Beinen.) starck zu Pferd reutet / oder über Feld weit gehet / so kriegt man offt eine Frattigkeit / oder auch den so genandten Wolff zwischen den Beinen / diesen nun zu heilen / ist nichts bessers / als offt frische und etwas welck gemachte Wegrich-blätter übergeschlagen. (Bauchflüßversehrung der Nieren un̅ Blasen / blutspeye̅ / blu harne̅ /) Wegrich-blätter in der Speiß genossen / stillet die Bauchflüß / heilet alle innerliche Versehrung / sonderlich der Nieren und Blasen / hilfft wider das Blutspeyen / Blutharnen / und der übermäßigen Blum der [567] (übermässige Blum der weiber.) Weiber / deßgleichen würckung hat auch der Samen / dessen ein halb quintlein in einem lind-gesottenen Ey eingenommen. (Versehrung der Lungen / leber / Miltz / mutter / sc. innerliche Wunden.) Der Wegrich wird auch nutzlich zu allen versehrungen der Lungen / Leber / Miltz / Mutter / sc. gebraucht / denn er eine sonderliche Krafft hat / innerliche Wunden zu heilen. Es wird dieses Kraut insonderheit wider die rothe Ruhr gerühmt / daher man gleich im anfang einem Krancken von 30. oder 40. (Rothe Ruhr.) Jahren dieses Laxier-träncklein / morgens nüchteren eingeben solle. Nim rein gestoßne Rhabarbara ein quintlein / Rosen-syrup zwey loth / Wegrich-wasser vier loth / darauff soll der Krancke biß mittagzeit fasten / alßdenn muß man ihme ein quintlein Wegrich-samen zerstossen / in einer brühen / darinnen Wegrichkraut gekocht ist / drey morgen nach einander nüchteren eingeben. (Böse / faule alte flies sende und um sich fressende Schäden. Kröpff. Stellung der Milch in den brüsten.) Die blätter des Wegrichs übergelegt / sind dienlich zu allen bösen / faulen / alten / fliessenden und um sich fressenden Schäden. Etliche hencken die Wegrich-wurtzel an den Halß / soll die Kröpff vertreiben. Wenn ein Weib die Milch in den Brüsten stellen wil / die soll ihre Wärtzlein mit Wasser-Wegrichsafft bestreichen. Die Wurtzel von Wegrich gesotten / und mit dem Wasser den Mund außgespühlet / (Zahnweh.) stillet das Zahnweh. (Mundgeschwär / Fisteln. Bluten der Wunden / gebrante Glieder.) Der Wegrichsafft säubert die Mundgeschwär / und wird mit grossem nutz in die Fisteln gegossen. Wegrich gestossen und mit Eyerweiß aufgelegt / stillet das bluten der Wunden / deßgleichen heilet es auch die gebranten Glieder. Destilliert Wegrich-wasser alle morgen (Drey oder viertägicht fieber Gelb- und Wassersucht / Nasenbluten / Wunden / Geschwär.) und abend auff 6. biß acht loth getruncken / und viel tag damit fortgefahren / heilet nicht nur alle drey- und vier-tägige Fieber / sondern reiniget auch das Geblüt / vertreibt die Gelbsucht / Wassersucht / bewahret vor dem Nasenbluten / und heilet Wunden und Schäden. (Maltzey / Flechten / Fistel / krebs / Carbunckel / wolff / sc.) Alle fliessende Schäden der Maltzey und Flechten / deßgleichen andere Schäden / als Fistel / Krebs / Carbunckel / Wolff / sc. heilet das Wegrichsafft / Kraut und Wasser / stäts damit gesäubert und übergelegt; auch das wasser inwendig davon täglich getruncken. (Geschwulst der Füssen von vielem gehen oder müdigkeit.) So jemanden die Füß von vielem gehen oder Müdigkeit geschwollen / der nehme Wegrich und Essig / zerstoß mit einander / und leg es über die geschwulst. So ein Pferd rech geritten ist / soll man (Rech geritten pferd.) ihm Wegrich-blätter samt der Wurtzel in dem Futter zu essen geben. Von dem Wegrich wird ein sehr nutzliches wasser gebrant. Man nimt den frischen Wegrich / so er grün und vollkommen ist / zerhackt ihn klein / und ziehet das wasser davon ab. Nach dem bericht Nicolai Agerii, in dem 1. Theil seiner Teutschen Apotheck im (Grosse hitz im Leib.) 61. cap. ist dieses wasser eine sonderliche kräftige kühlung / in aller unnatürlicher hitz / innerhalb (Hitzige geschwulst / Wunden / Schäden / Brand / brennende Blattern / blutspeyen Leberflüß / blutharne̅. Nasenbluten / rothe Ruhr / bauchflüß / Bräune / Hitz und Fäule des Munds / Halß-geschwär / luckes Zahnfleisch / hitzige Geschwulft der augen. In̅erliche versch ung sonderlich der Niere̅ und blasen überflüssige Reinigung der Weiber / Würm der Kindern. Abgefallen Zäpfflein / Schwindsucht.) und ausserhalb des Leibs / getruncken jedesmahl auff drey oder 4. loth / und äusserlich mit Tüchern übergelegt / alle hitzige Geschwulst / Wunden und schäden zu kühlen und tröcknen / auch den Brand und alle brennende Blatern zu löschen. Innerlich gebraucht / ist es dienlich für das Blutspeyen / Leberfluß / Blutharnen. Tücher in Wegrichwasser und starckem Essig genetzt / und über den Nacken und Gemächte geschlagen / stillet das Nasenbluten. Getruncken / ist es dienlich wider die rothe Ruhr und Bauchflüß. Es wird auch nutzlich zu den Gurgelwassern gebraucht / daher den Mund damit außgespühlet / benimt die Bräune / alle hitz und fäule des Munds / vertreibt auch die geschwulst der anfahenden sorglichen Halß-geschwären / und befestiget das Zahnfleisch. Wegrichwasser wird auch äusserlich under die Augen-artzneyen gebraucht / für die hitzige geschwulst derselbigen. Getruncken / dienet wol aller innerlichen Versehrung / sonderlich der Nieren und Blasen / stellet die überflüssige Reinigung der Weiber / und treibet den jungen kindern die würm auß dem Leib. Welchem das Zäpflein herab gefallen ist / der soll Wegrichwasser im Mund halten und mit gurgeln. Dieses wasser ist auch denen gut / welche sich vor der Schwindsucht beförchten. Auß dem Wegrichsafft wird in den Apothecken ein Syrup zubereitet / welcher sonderlich wider das Blutspeyen / rothe Ruhr / (Blutspeye̅ rothe ruhr durchbruch Leber fluß / blutharne̅ innerliche versehrung übermässiger fluß de??? weiblichen Blum.) Durchbrüch / Leberflüß / Blutharnen / innerliche versehrung und übermässigen Fluß der weiblichen Blum dienlich ist / davon nach belieben ein paar Löffel voll können genommen werden. Was die krafft des schmalen oder spitzigen Wegrichs belanget / ist er zu allen Gebresten / innerlich und äusserlich zugebrauchen / wie der grosse oder breite Wegrich: Derohalben was von diesem geschrieben / muß auch von jenem verstanden werden. Adamus Lonicerus in dem 2. Theil von (Geschwär bey den augen und der nasen.) Kräutern im 150. cap. schreibet / das spitzige Wegrichwasser seye gut für die Geschwär bey den Augen und der Nasen / damit des Tags zweymahl gewaschen. CAPUT XLIII. Wassermerck. Sium. Namen. WAssermerck heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Sium, Sion, Laver, Anagallis aquatica, Sium odoratum, Apium aquaticum minus, Apium fontanum, Pastinaca aquatica. Italiänisch / Gorgolestro, Sio, Apio paludoso, und zu Rom / Ranella. Frantzösisch / Berle. Spanisch / Rabacas, Pereget de aqua. Englisch / great Water-parsnep. Niderländisch / Water-eppe. Ferners wird er in Hochteutscher Sprach genent / Brunnen-peterlein / Wasser-peterlein / Wasser-morellen und Wasser-eppich. Gestalt. Wassermerck / Sium s. Apium palustre foliis oblongis, C. B. Sium umbelliferum, J. B. hat eine schwache und nicht sehr zasichte wurtzel / breite blätter / die vergleichen sich den blättern des grossen Eppichs / allein sind sie kleiner und fetter / durchzogen mit vielen äder [568] lein / Wassermerck. Sium. Ander Wassermerck. Sium alterum. Matth. zerkerbt an dem umbkeiß / und riechen wol. Die stengel werden fast einer elen lang / sind rund und inwendig hol / mit Nebenzweiglein / die bringen am oberen theil in dem Brachmonat schöne / gekrönte / weisse Blümlein: wenn diese abfallen / so folget der Samen / welcher / so er zeitig wird / sich etlicher massen dem Aniß-samen vergleichet / ist doch runder und scheiblichter / eines lieblichen Geruchs / wie der Coriander / an dem geschmack hannig und räß. Dieses gewächs findet man in Teutschland häuffig / in den Brunnen-flüssen und frischen fliessenden bächlein / under und mit den Bachbungen / wachsen. Es ist allhier noch ein Kräutlein abgemahlet / welches Camerarius Sium alterum, den anderen Wassermerck genennet / es wächßt viel an den Bächlein und feuchten orten / sonderlich aber in den Wäldern / allda er es am meisten gefunden hat: Es bringt zarte stengel / breite blätter / wie Brunnkressen / aber sie sind dünner und zarter / der samen ligt in kleinen Hörnlein verschlossen. Eigenschafft. Wassermerck ist einer warmen Natur / wie der Geruch und Geschmack außweiset. Er zeitiget / öffnet und treibet / führet viel flüchtiges / balsamisches / alkalisches saltz / in häuffigem safft bey sich / und hat dannenher schöne kräfften das Scharbockische scharffe gesaltzene geblüt zu versüssen und zu reinigen / den Magen / Leber / und die Mutter zu stärcken / die verstopffungen der innerlichen theilen / von zähem schleim / zu eröffnen / durch den Harn und Schweiß zu treiben; den Athem zu erleichteren / und den Husten zu stillen. Gebrauch. Wassermerck / so er noch zart und jung (Stein / versteckte Frawenzeit / zuruck bleibende Geburt und bündlein. Bauchwürme / Mißfarb / Wassersucht. Schleim oder stein in den nieren oder Blasen.) ist / brauchet man in der Küchen / machet insonderheit zu Rom Salat darauß / wie auch mit andern Kräutern grüne Mäyen-müser und gute Kräuter-suppen / solche treiben den Harn / die Frawen-zeit / den Stein / die Geburt und Bürdlein: sind gut wider die Bauchwürm / Mißfarb / und neigung zu der Wassersucht. Der Samen des Wassermercks zu pulver gestossen / und ein quintlein schwer mit weissem Wein eingenommen / treibet den Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und Blasen / von dem Schleim und Stein. Wassermerck wird äusserlich zu den Mutter- und Lenden-bädern nutzlich gebrauchet. (Gerunnen Milch der Weibern in den brüsten. Allerley geschwulst und Raud der Pferd.) Wassermerck zertheilet die gerunnene Milch der Weibern in den Brüsten / zerstossen und übergelegt. Die Roßärtzt sieden die blätter mit Saltz oder Salpeter / brauchen es zu allerley Geschwulst und Raud der Pferden. Das destillierte Wassermerck-wasser / auf 4. oder 5. loth getruncken / treibet den Harn / (Stein / wassersucht verstopfte Leber / und monatliche reinigung der Weiber.) führet auß den Stein / dienet wider die Wassersucht / eröffnet die Leber / und befürderet die monatliche Reinigung der Weiber. Der Safft von dem Wassermerck / ist ein herrlich Reinigungs-mittel / in unreinen geschwären und Wunden / mit Rosen-honig vermischt / daher kan man auß demselbigen (Vnreine Geschwär oder wunden.) ein nutzliches Mundificativ-sälblein auff nachfolgende weiß machen: Nim Wassermercksafft anderthalb loth / Rosen-honig drey loth / Gerstenmehl drey quintlein / Terbentin ein halb loth / mische alles wol durch einander zu einem sälblein. Es ist aber allhier noch dieses anzuzeigen / daß der Wassermerck dem Gesicht schädlich seye / das Haupt beschwere / die Männer unfruchtbar mache / den Säugenden die milch verstelle / und den Kindern die fallende sucht verursache. Soll deßhalben nach der Vermahnung des weitberühmten Hr. Melchioris [569] Sebizii, in seinen teutschen Anmerckungen / zu Hr. Tragi Kräuter-buch in dem 1. Theil / im 155. cap. behutsam gebraucht werden. CAPUT XLIV. Krähenfuß. Coronopus. Namen. KRähenfuß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Coronopus, Coronopodium, Pes cornicis, Dactylus, Pes milvinus, Galli crus, Pes corvi, Cervi cornu, Sanguinaria, Gramen cervinum, Stella maris, Herba stella, Capriola. Italiänisch / Coronopo domestico, Herba stella, Corno cervino. Frantzösisch / Dent du chien, Sanguinaire Herbe, Capriole. Spanisch / Guia bella, Yerva estrella. Englisch / Crowesfoot / Buckeshorn. Niderländisch / Crayenvoed / Ravenvoed / Hertshoornecruyt / Gravinne / Gravinnetruyt. In Hochteutscher Sprach wird er ferners genant Rappenfuß / Hirtzhorn und Hirtzgraß. Gestalt. Der gemeine Krähenfuß / Coronopus hortensis. C. B. Coronopus s. Cornu cervinum vulgo spicâ Plantagineâ, J. B. hat eine dünne weisse / schlechte / zasichte wurtzel. Die blätter sind schmal und lang / auch gewinnet ein jedes blat etliche neben-zincklein / den Vogels-flawen oder Hirschhörnern ähnlich / von farben schwartzgrün / die legen sich sternweiß zurings umb die Erd / darzwischen schiessen herfür schmale / runde und härige stengel / oben mit ähren / blüth und samen / wie am Wegrich: die blätter haben auch einen solchen geschmack / also daß ihne Matthiolus und Dodonaeus für ein Geschlecht des Wegrichs achtet. Er wächßt in Italien / und andern orten für sich selbst / neben den wegen / wird aber heutiges Tages in den Gärten zum Salat gezielet. Er kom̅et herfür frewdig und lustig / gar gern vom samen / und bald in einem jeden Grund / er seye gebawet oder nicht / denn er keines besondern Baws oder wartens bedarff. So man aber schönen und dicken Krähenfuß haben wil / so muß man das kraut offt abschneiden / damit es nicht übersich in die höhe wachse. Eigenschafft. Krähenfuß ist kalt und trocken / hat ein miltes / nitrosisches saltz / mit einem gelindschleimigen safft bey sich / hiemit die krafft allen febrilischen jast des Geblüts zu hem̅en / gelind zusammen zu ziehen. Gebrauch. (Wassersucht / grieß / lendenstein / bauchflüß / mutterflüß blutspeyen Pest.) Krähenfuß wird in Italien / Franckreich / Engelland und Teutschland under die Salät vermischt / und wie andere Kräuter gekocht / dienet also wider die Wassersucht / Grieß / Lendenstein / Bauchflüß / Mutterflüß / Blutspeyen / und zu verhütung der Pest. Destilliertes Krähenfuß-wasser / morgens und Abends 5. oder 6. loth getruncken / ist zu vorerzehlten Gebrechen auch nutzlich. Wilder Krähenfuß. Coronopus. sylvestris. Namen. WIlder Krähenfuß heißt Lateinisch / Coronopus sylvestris, Canaria, Sanguinaria, Serpentina, Gramen serpentinum. Italiänisch / Coronopo salvatico, Serpentina, Herba stella salvatica. Frantzösisch / Capriole sauvage. Spanisch / Yerva estrella montesina. Englisch / Homelij buckeshorne. Niderländisch / Wilde hertshoorne. In teut [570] scher Sprache wird es auch genennt / wild Hirschhorn / Schlangen-zwang / un̅Schlangen-graß. Gestalt. Dieses Kraut nennet Matthiolus wilden Krähenfuß / dieweilen es dem Krähenfuß gleichet / mit blumen / ähren / samen / wurtzel und blättern / außgenommen / daß die blätter schmäler / dünner / und mit kleinern zincklein gespalten sind. Schlangen-zwang oder Serpentinam heissen es die Einwohner im Friaul / und umb die Statt Göritz / da es am meisten von sich selbst wächßt auff magerem Erdreich. Eigenschafft. Der wilde Krähenfuß ist einer mittelmässigen wärme / die sich doch mehr zu kühlen als zu wärmen neiget. Gebrauch. (Stich oder Biß der Schlangen.) Es wird dieses Kraut insonderheit wider die gifftige stich oder biß der Schlangen gelobet / damit underschiedlichen Menschen / so von diesem Ungezieffer verleßt worden / und ein halb loth der wurtzel zerstossen / in weissem Wein eingenom̅en haben / geschwinde hülff wider fahren / wie solches Matthiolus selber gesehen hat. (Grosser Zahnweh.) Manpfleget auch dieses Kraut in weissem Wein zu sieden / und die brühe wider das grosse Zahnweh in dem Mund zu halten. Schlangen-zwang. Holosteum. Der Schlangen-zwang / Holosteum hirsutum albicans majus, C. B. Salmanticense, Clus. hat eine holtzichte / dicke / lange / schwartzlichte wurtzel / auß derselben kommen blätter / wie am Flöhkraut / sind doch breiter / weisser und haarichter. Die Blümlein wachßen auff glatten stielen / darauß wird kleiner samen. Man findet es an dürren und ungebawten orten / umb Salmantica und Valentia / in Hispanien / wie auch bey Montpelier in Frankreich. CAPUT XLV. Kleine Kornblum. Cyanus minor. Namen. DIe Kornblum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cyanus, Flos frumenti, Baptisecula, Blaptisecula, Hermines, Alysus, Flos Zachariae. Italiänisch / Fiore campestre, Fiore di fromento, Ciano. Frantzösisch / Bleüet, Blaveole, Aubifoin. Spanisch / Coronillo. Englisch / Blewbottle. Dänisch / Korn-blommer / Blaaurter / Baadsmoendhuer / Blaakorn / Blaaboild. Holländisch / Carenbloeme. Ferners wird sie in Hochteutscher Sprach genent / Kornblum / Rocken-blum / und Zacharias-blum. Geschlecht und Gestalt. 1. Die kleine Kornblum / Cyanus segetum, C. B. Cyanus minor vulgaris, Lob. Hat lange / bartichte / weißlichte blätter / welche länger und schmäler / als im Krähenfuß sind. Sie hat viel rauche stengel / zweyer elen hoch / mit kleinen blätteren beseßt / oben am gipffel stehen liechtblaue / und sonst fast von allerley farben gezierte blumen / an der Gestalt den Kräntz-nägelein gleich. Die Wurtzel ist eintzig und zasicht. Sie wächßt hin und wider in dem Geträide / mit weissen blumen wird sie allhier bey Hüningen gefunden. 2. Die groffe Kornblum / Cyanus major, Lob. montanus latifolius, s. Verbasculum Cyanoides, C. B. Hat breitere / längere / rauchere / weissere / gantze und unzertheilte blätter. Die stengel sind steiffer weisser / doch kürtzer. Die blumen erscheinen viel grösser und weiter / und obwohlen sie ohn allen Geruch sind / so machen doch wegen der schönen
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Grosse Kornblum. Cyanus major. Gefüllte Kornblum. Cyanus flore pleno. blauen / purpur-braunen oder weissen farbe / die Baurs-mägdlein im Sommer kräntze darauß. Diese findet man mehr auff den bergen alß auff den felderen. Sie wächßt auf dem Solothurnischen Berg Wasserfall. Dergleichen art kommet auch im Waßgau / West-Ost- und Schwartzwald / Idar- und Spessart herfür / man nennet sie Waldkornblum / wird in Franckreich und Niderland als ein frembd gewächs in den Lustgärten gepflantzet / allda es mit einfachen und gefüllten blumen anzutreffen ist. 3. Gefüllte Kornblumen / welche man in den gärten ziehlet / Cyanus hortensis flore pleno, C. B. Diese ist von vielerley farben. 4. Gefüllte nach Bisam riechende Kornblum / oder Bisemblum / Cyanus flore pleno, odore Zibethi; vel Cyan. Orientalis, aut Indicus, aut Turcicus odoratissimus. Deren blum entweder gantz weiß / oder gantz purpurfarb / oder weiß mit einem purpurgrunde. Die Außsaat aller Kornblumen soll im Frühling um das volle Liecht geschehen. Eigenschafft. Die Kornblumen sind kalter und trockner Natur im anderen grad; haben ein durchtringendes / alkalisches saltz neben etwas schwefelichten milten theilen bey sich / und daher die Eigenschafft zu erdünneren / durch den harn starck zu treiben / und die Mutter-verstopffung zu eröffnen. Gebrauch. (Gelbsucht / versetzung des Harns.) Eine handvoll Kornblumen im Bier mit Butter gekocht und getruncken / wird in Sachsen wider die Gelbsucht und die Versetzung des Harns gebraucht. (Auffsteigen der Mutter.) Die Weiber in Italien brauchen den Rauch von den Kornblumen / wider das auffsteigen der Mutter. (Mundgeschwär.) Der Safft der grossen Kornblumen heilet die Mund-geschwär / so man sie damit anfeuchtet. (Brüche im Leib.) Der gemeine Mann brauchet die Waldkornblumen für die innerliche Brüche im Leib / er siedet die Wurtzel / Kraut und Blumen in weissem Wein / und trincket davon / (Fall- und wundträncker zu machen.) oder stosset sie zu pulver / und nimmet ein messerspitz voll in weissem Wein täglich. Die Balbierer können sie zu ihren Fall- und Wund-tränckeren auch nutzlich gebrauchen. Die blauen Kornblumen in Wasser oder weissen gutem Wein gesotten / und offt davon (Harnsversetzung verlohrene monatzeit.) getruncken / treibet nicht nur starck den Harn / sonderen bringet und befürderet auch den Weiberen ihre verlohrene Monatzeit. Man kan auch nach belieben dit Ringelblumen damit zugleich sieden. (Rothe flüssige Augen / hitzige Augengebrechen.) Das destillierte Kornblumen-wasser ist sehr gut / zu den rothen flüssigen Augen / und anderen derselbigen hitzigen Gebrechen / des tags etlich mal ein paar Tropffen in die (Hitziges rothes angesicht.) Augen gethan. Es dienet auch zu dem rothen hitzigen Angesicht / solches damit abgewaschen / machet eine schöne glatte Haut. Adamus Lonicerus in dem 2. theil von Kräuteren (Fisteln.) an dem 231. Cap. schreibt: Dieses Wasser seye auch gut zu den Fisteln / sie damit des tags zweymal gewaschen / tüchlein (Krebs.) darein genetzt und übergelegt: Auch also genutz / heile es den Krebs. Mit diesem destillierten Wasser wird ein (Gefährliches zahnen der jungen Kindern.) Safft auß einem zerstossenen Krebs gedruckt / mit welchem man den Kinderen / welche an dem zahnen gefährlich kranck sind / das Zahnfleisch anreibet.
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CAPUT XLVI. Schwartze Flockenblum. Namen. FLockenblum / heißt Lateinisch / Jacea. Italiänisch / Jacea. Englisch / Knap weed. Dänisch / Stor-knap-urt. Gestalt. Die schwartze Flockenblum / Jacea nigra & pratensis latifolia, C. B. nigra vulgaris capitata squammosa, J. B. Hat eine holtzichte / zimlich dicke / zaßlichte / mit widrigem zusammen ziehendem geschmack begabte Wurtzel. Die blätter sind lang / etwas eingeschnitten / schwartzgrün / und wollhaarig. Auß einer Wurtzel komt bißweilen nur ein / bißweilen mehr rauche / haarige / gestriemte / steiffe / und runde stengel; welche oben auch in schößlein getheilet werden / darauff grosse / schuppicht schwartzlichte köpfflein erscheinen / darauß die purpurfarben blümlein / mit vielen schmalen blättlein herfürwachsen / und kleinen / äschgrau-schwartzlichten samen nach sich bringen. Blühet mitten im Sommer / und wächßt bey uns hin und wider auff den Frucht-äckeren. Johannes Rajus beschreibet neben disem geschlecht annoch etlich und vier zig sonderbahre gattungen der Flockenblum / welche samtlich hieher zu setzen unserem absehen gantz entgegen / in dem wir mehrers dahin getrachtet die zur Artzney brauchbahren und nutzlichen Kräuter denen Liebhaberen vorzustellen / alß aber eine gantz vollkommene beschreibung aller Kräutern außzuführen. Eigenschafft und Gebrauch. Die Flockblume wärmt / tröcknet und ziehet etwas zusammen / hat etwas grobe / alkalische / ölichte saltztheile mit vielen irrdischen vermischet / bey sich; wird daher under die Wundkräuter nicht unbillich gezehlet / und von vielen erfahrenen Artzten zu den Wundtränckeren gezogen. CAPUT XLVII. Vnderschiedliche Geschlecht der Kürbsen. Varia genera Cucurbitarum. Namen. KÜrbs oder Kürbis heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cucurbita. Italiänisch / Zucca. Frantzösisch / Courge. Spanisch / Calabaza. Englisch / Gourd. Dänisch / Groeßeble / Groeß-kar. Niderländisch / Cauwoorde. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht ist die grosse / breite und gemeine Kürbs / Cucurbita major sessilis, flore albo, C. B. latior folio molli, flore albo, J. B. Welche sich mit ihren reben oder fäden / an die Bäum / Kräuter / und was sie ergreiffen kan / anhängen thut / auch daran übersich steiget / sonsten / dieweil der stengel gantz schwach ist / kriecht sie auff der Erden / und breitet sich sehr weit auß. Die blätter vergleichen sich dem Epheu / allein daß sie groß / breit und weißlicht sind. Ihre blumen erscheinen weiß / jedoch anfänglich etwas braunlicht: dieser sind zweyerley / die ersten kommen gantz wollicht herfür alß weisse Rößlein / auch bringet jede blum fünff oder sechs blätter / so am dritten Tag ohne alle Frucht abfallen / die anderen blumen sind kleiner / aber hinder jeder erzeiget sich die Frucht / wie ein kleine wilde Holtzbirn: wenn die blumen verwelcken / nimmet die [573] Frucht augenscheinlich zu / welche erstlich grün / darnach bleich-gelb oder leibfarb wird. Der breite und dünne samen ligt in der Kürbs. Die Wurtzel ist lang mit vielen angewachsenen zäserlein. Sie wächßt gern an feuchten und wasserigen orten / daher wo sie dieselbigen nicht haben kann / muß man sie stets mit Wasser begiessen / sonsten sie nicht auff kommet. Man säet sie im Aprillen / alsdenn blühet sie im Brachmonat. Diese Kürbs wächßt in underschiedlicher grösse / und änderet sich an der farb / denn etliche ist grün / die andere gelb / weiß oder geflecket / bißweilen wird sie mit furchen gezeichnet / und zu zeiten sehr auffgeloffen. Indianische Kürbs. Cucurbita Indica. 2. Die grosse Indianische Kürbs / Cucurbita Indica major. Hat mancherley underscheid an der grösse / gestalt und farben / sie vergleicht sich gemeiniglich den grossen oder kleinen Melonen. Ihre blätter sind grösser als der einheimischen / scharff / rauch und dem Weinreben-laub ähnlich. Die reben scheinen dicker / stärcker / schärffer und raucher zu seyn / welche gar grosse goldgelbe blumen herfür bringen / so fast wie die Gilgen zertheilet sind. Der same ist so groß alß ein Mandelen / breit / weiß / und eines süssen lieblichen geschmacks. Man kan sie über den gantzen Winter in warmen orten behalten / damit sie nicht von der frost beschädiget werden. Bißweilen kommet sie in solcher grösse herfür / daß man sie mit beyden ärmen kaum umjassen kan. In der Insul St. Laurentij wachsen sie in grosser menge / geben einen angenchmeren geschmack alß die unserigen von sich / und sind an der farb bißweilen roth und zu zeiten gelb oder weiß. Josephus à Costâ lib. 4. Histor. Ind. cap. 9. berichtet / daß man diese Kürbsen in der Indischen Landschafft Chile entzwey schneide / und trucken lasse werden / hernach höle man sie auß / und mache schöne Gefäß darvon / darein man alles legen könne / so zu einer Mahlzeit dienlich ist. Von den kleinen Kürbsen bereitet man auch Trinckgeschirr oder Schalen / welche die Einwohner zierlich wissen zu schneiden. Ein sonderliche West-Indische Kürbs beschreibet Guilielmus Piso, lib. 4. Histor. natur. & medic. cap. 67. die mit ihrem Stengel / oder vielmehr rancken die Bäume und Mauren hinauff klättert. Anfangs schickt sie zwey blätter voran / welche gegen einander gesetzt sind / auß deren mitte gehet hernach ein gestriemter reisiger stengel herfür / der erstlich rauch / bald darauff / an der Erden herumb schleicht / oder sich nach der Kürbsen weise mit den bäumen verzencket. Die übrige nachfolgende blätter sitzen bald hie bald da / wie an den Cucummeren / jedes hafftet an einem langen stiel / ist undenwerts rauch und weißlicht / oberwerts grün und glatt. Neben dem blalt-stiel erscheint ein lange gabel wie an den Weinreben / womit der stengel sich den nächsten Bäumen anhengt. Zwischen den blätteren wachsen die Blumen auff ihren besonderen stielen / und zwar anfänglich in einer kegelnfigur / biß sie mit der zeit sich ergrösseren / dicker und bleichgelb / außwendig aber mit grünen striemen bestrichen werden. Die Frucht ist offt 20. finger lang / hat ein glatte rinden wie ein Pfebe / und zieht sich ihre farb auß dem rothen ins braune. Das fleisch tritt der gelben farb näher / riecht süß-saurlicht wie wilde holtzbirn / und schmäcket nicht zum besten / daher mans kaum anderst als gebraten essen kan: darinnen befinden sich sehr viel Kürbiß-gleiche kernen / ohn allein daß sie außwendig mit schwartz-braunen düpflein besprengt sind. Diese Frucht liebet man wegen ihres angenehmen träfftigen geruchs / welchen auch die Kleider von ihr anziehen / so man sie ein paar Monat dabey ligen läßt / insonderheit aber auch darumb / dieweilen das marck oder der safft sehr kühlet / derohalben es die Wilden in den Fieberen gebrauchen. 3. Die Flaschen-kürbs / Cucurbita lagenaria, bekomt ein weiches blatt und ein weisse Blum. Die Frucht ist gemeiniglich einer Flaschen ähnlich / zu zeiten wird sie großbäuchig ohne halß. Die Brasilianische Flaschen-kürbs ist mit jhren blätteren der gemeinen ähnlich / trägt eine grosse fünffblättige weisse Blum / mit kurtzen gelben faseren in der mitte / bringt einen blossen und an beyden enden gleichsam zwey-gehörnten samen / hat ein harte Rinden aber süßchmäckendes marck / welches von den Brasilianeren und Europaeren / alß ein nehrende Artzney auffgehoben wird / denn es nicht allein kühlet / sonderen auch nehret. Sie würtzen es mit Zucker ein / und stellens auf für Confect. 4. Die lange Kürbsen / Cucurbita oblonga, folio molli, flore albo, C. B. haben auch ein lindes blatt und weisse Blum / ihre Frucht ist lang / und bißweilen krum̅ wie ein schlang / öffters wachsen sie Sichel-krum / etliche aber [574] bekommen nur ein wider zuruck gebogenen halß: andere schiessen gerad auff / und werden zwey oder drey elen lang. 5. Die runden Köpff-kürbsen / werden also genant / dieweilen sie sich einem Kopf veragleichen / Cucurbita capitata, C. B. Welche Kürbsen man behalten wil / die lässet man auff ihren Reben biß zu dem Herbst hangen / alßdenn schneidet man sie ab / stellet sie an die Sonnen / oder in einen Bachofen / nach dem das Brot außgenommen ist / lässet sie darinnen / biß sie wol trocken / darnach thut man den samen auß / reibet ihn mit saltz / daß der übrige schleim und feuchtigkeit darvon komme / und leget sie an ein trockene statt / den von der feuchte verdirbt der same. So man will / daß die Kürbsen groß auffwachsen / soll man die mittelsten kernen auß den Flaschen nehmen / und in der Pflantzung die spitzen under sich kehren. Etliche beitzen den samen zuvor in süsser Milch oder Zucker-wasser / so wachsen die Kürbsen eher / und werden süsser. Castor Durantes schreibet in seinem Kräuterbuch / pag. 293. so man den samen in Sesamöl beitzet / und folgends setzt / sollen Kürbsen ohne samen wachsen. Eigenschafft. Die Kürbis haben viel wässerigen / etwas nitrosischen saffis / bey sich / kühlen also und feuchten sehr / geben sehr schlechte Nahrung / und geringe Artzney. Der samen aber hat in seinen nitrosischen saltztheilen auch ein wässerichtes öl / und dadurch die Eigenschafft / theils zu kühlen / theils auch die scharffen feuchtigkeiten deß Geblüts zu versüssen / durch den Harn zu treiben / und gelinden schlaff zu bringen. Gebrauch. Auß den Kürbsen-kernen mit Pappel- und Erdbeer-wasser ein Milch gemacht / und davon offt getruncken / löschet alle Febrilische hitz / stillet den schmertzen der Nieren und Lenden / vertreibet das brennen deß Harns / und bringet gelinden schlaff. Weilen die Kürbsen den Magen hefftig erkühlen / und zugleich ein wässerig geblüt verursachen / werden sie zu der Kost unnützlich gebrauchet / ist eine Speiß für starcke Bawrsleut. (Aberfluß der milch der Säugam̅en.) Die Kürbsen-blätter auff die Weiberbrüst gelegt / sollen die Milch minderen. Die gebrante Aschen von der Kürbisrinde (Geschwär und Löcher am mannlichen Gemächt / Brand.) / heylet die Geschwär und Löcher / so am männlichen Gemächt sich erzeigen / ist auch gut für den Brand. Das öl / so mit Kürbis-blumen vermischt / und eine weil an die Sonne gesetzet wird / (Hitze der Nieren.) stillet die hitze der Nieren. (Mucken und ander dergleichë ungezieffer zu vertreiben.) Der Rauch von den angezündeten dürzen Kürbsen / treibet alle Mucken und ander dergleichen Vngezieffer auß den Gemachen hinweg. Das destillierte Wasser von unzeitigen (Schmerzë vom heissë Podagra / hitzige Geschwulst.) Kürbsen kan man äusserlich gebrauchen / leinen tüchlein darinn netzen / und lawlicht überlegen / zu den schmertzlichen heissen Gliederen / vom Podagra und allen hitzigen Geschwulsten. (Grosse sieber - hitz.) Innerlich gebraucht und davon etliche loth getruncken / löschet die grosse hitz der Fiebern wunderbarlich. CAPUT XLVIII. Passions - blum. Granadilla. Namen. PAssions-blume heißt Lateinisch / Granadilla, Murucuja, Flos passionis, Maracoc, s. Clematis Virginiana, Park. Clematis trifolia flore roseo clavato, C. B. Geschlecht und Gestalt. Dieses alhier abgebildete Geschlecht der Passions - blume hat eine daurhaffte / kriechende / knodichte / leicht zerbrüchliche / zaßlichte / bleich-weisse / süßlichte wurtzel; darauß viel dünne / lange / röchlicht - grüne / und bey dem ursprung der blätteren mit gäbelein bekleidete schößlein auffwachsen; mit bemelten gäbelein hängen sie sich gern an die nächst gelegenen Gewächs / Stauden / oder Bäum / und winden sich daran in die höhe. Wenn die schößlein etwan die Erden gewinnen / so wurtzlen sie gleich ein / und vermehren also das Gewächs. Die blätter haben tieffe einschnitt / sind 4. biß 6. zoll lang / auch so breit / glatt / mit aderen durchzogen / bißweilen klein zerkerfft / schön grün / eines scharffen geruchs und geschmacks. Zwischen jeden flügeln der Blumen kommen durch den gantzen Sommer / schöne / grosse / honigfarbe / mit allerhand lieblichen anderen farben gestriemte Blumen / welche mit vielen / purpur-fleckichten fäserlein und fäden bekleidet; zwischen diesen sehr vielen / langen und kurtzen fäden / steigt ein bleich-grüner / runder / dicklichter stiel gleich einer saul / auß [575] mitte der Blumen zoll-lang gerad über sich / und hat ein bleich-grünes köpflein oben auf sitzen; zertheilt sich aber dabey in etliche gelblichte nebenstiel / oder nägel / welche gleichsam ein gestirnte Cron praesentiren / oder sich vier nägeln / und vier hämmern vergleichen. Die Blumen thun sich Morgens auff / bleiben den tag durch offen / des nachts aber schliessen sie sich wider / und thun sich hernach nimmer auff / sondern verwelcken und verderben. Auff dem blättlein dieser Blumen finden sich umb und umb linien / einer außgebreiteten Geisel gleich. Hat also den name Passion-blum bekommen / weilen in deroselben viel sachen angemercket worden / welche sich denen bey der Creutzigung unserz Heilands gebrauchten instrumenten vergleichen. Nach den Blumen folgt eine den Granatäpffeln nicht unähnliche Frucht / rund / äschgraw / in drey höle abgetheilet / in welchen auch saurlichte / weisse / durchsichtige / und weiche kernen / mit in sich habendem samen stecken. Weilen bey uns dieß Gewächs nicht zur Frucht kommet / viel weniger der Samen reiff wird / so ist der geschwindeste weg / daß man einige stöcklein anschaffe / dieselbe in gute Erde auff gefässe / etwan drey zoll tieff pflantze / ihnen Sonn und Wässerung nicht manglen lasse / auch stäbe / daran sich das Kraut auffwinden kan / dabey stecke. Wennes zur blüth kommet / so thun sich die understen Blumen allezeit zu erst auff / und wenn die abfallen / öffnen sich die nächsten / also fortfahrende / biß auff den gipffel. Nach dem die Blüth nun gantz vorbey / so schneidet man das kraut und die steigel hinweg / damit die wurtzel in der Erden sich erholen / stärcken und vermehren möge. Gegen dem Winter setzet man sie bey / haltet sie nicht sehr feucht / und auff den Frühling / wofern die wurtzel sich mercklich vermehret hätte / kan man sie außnehmen / zerreissen / und also newe stöcklein machen. Man hat anjetzo noch andere Arten dieses Gewächs / in welchen die Blumen / grün mit braun vermenget / purpurfarb und grün / blaw-gnün-purpurfarb / rothgrün / weißgrün / endlich auch gelb erscheinen. CAPUT XLIX. Gemeine Cucumeren. Cucumeres vulgares. Lange Cucumeren. Cucumeres flexuosi. Namen. GUrcken oder Cucumern heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cucumis, Cucumer. Italiänisch / Cocumero, Cocomero. Frantzösisch / Concombre. Spanisch / Cogombro, Cohombro. Englisch / Cucumber. Dänisch / Augurcker / Maagroeß-eble. Niderländisch / Kouckcommer. Geschlecht und Gestalt. Die gemeine Cucumern oder Gurcken / Cucumis sativ. vulgaris, C. B. vulgaris viridis & albus, J B. haben etwas kleinere blätter als die Kürbs / sind doch dicker / schärffer und raucher. Die Blumen / so zwischendem stengel und blätteren wachsen / erscheinen gelb / welchen die Frucht nachfolget / die außwendig mit vielen tüpflein besprenget / erstlich grün / darnach wenn sie zeitiger / gelblicht / und mit vielen fürchlein oder striemen gezieret / auch inwendig mit spitzigen breiten kernen außgefüllet wird. Die murtzel
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Eine auß Spanischem Samen gewachsene Cucumer. Cucumis ex semine Hispanico. Türckische Cucumer. Cucumis Turcicus. ist schlecht mit vielen weissen fäßlein besetzt. Alle Cucumeren haben fast die art / daß sie sich außbreiten / und so man sie nicht understützet / wegen ihren schwachen Reben auff dem boden ligen bleiben. Auß dem Spanischen Samen wachsen bißweilen sonderbahre lange / dicke Cucumern / wie in beystehender Figur zu sehen. Die Türckische Cucumer / Cucumis sativus major, C. B. Turcicus, Tab. ist der vorigen mit stengel und blättern etwas ähnlich / aber in allem grösser. Ihre blätter sind viel tieffer zerschnitten und grüner. Die Blumen erscheinen auch viel grösser / und wie ein glöcklein gestaltet / sind vornen in fünff oder sechs theil gespalten / und als Saffran gefärbet. Ihre Frucht wird grösser und durchauß gelb / die wurtzel ist holtzicht. In Spanien komt sie mit etlichen spitzigen und eckichten blätteren herfür / so mit einer dicken nerven und vielen äderlein durchzogen sind. Die Frucht wird gar groß / wie die Figur genugsam anzeiget. Die Egyptische Cucumer / Cucumis AEgyptius rotundifolius, C. B. AEgyptius, Chate, J. B. wird an der grösse / farb und den blättern von den Europaeischen underschieden / denn jene haben kleinere / weissere und sanfftere blätter / auch ist die Frucht länger / grüner / glatt und sanfft von schalen / sehr wol schmäckend und leicht zu verdäuen. Die Egyptier halten sie sehr gesund / so wol roh als gekocht geessen. Sie brauchen sie in den Fieberen und hitzigen Nieren- und Blasen-Kranckheiten. Die kälte ist allen Cucumeren so widerwertig / daß man sie zu keiner zeit als im Sommer haben kan. So man den Samen zuvor in Milch beitzt / ehe man ihn säet / gerathen die Cucumern desto lieblicher. Man kan die kleine gemeine Gurcken auch gewehnen / daß sie lang wachsen / auff nachfolgende weiß. Wenn sie blühen / soll man die blüch samt dem stiel in ein lang Rohr weisen / so muß die Frucht in die länge wachsen / und so man denselbigen samen darnach widerumb säet / bringt er von sich selbst ohne das Rohr solche lange Gurcken. So man die blüth in einen Hafen / oder ander Geschirr versperret / darinnen eines Menschen oder anderer Thieren Bildnuß formieret oder gegraben ist / alßdenn wächßt die Gurcken darauff / und bekomt in aller massen dieselbige Gestalt. So man eine Schüssel voll wassers under die Gurcken / da sie wachsen / vier oder fünff Finger weit darvon stellet / in einem Tage nahet sich die Gurcke gar darzu. So man aber öl darunter setzt / ist es der Gurcken so feindlich zuwider / daß sie sich dargegen rümpffet und zusammen ziehet. Wilt du frühzeitige Cucumern haben / thue im Jen̅er oder Hornung fette gedüngte Erden in einen Korb / verscharre den Gurcken-samen darein / sprenge ein wenig wasser darüber / und so sie auffgehen / stell den Korb allemal in den warmen und schönen Tagen herauß / under den offenen Himmel / doch neben eine maur oder wand / daß ihnen der wind nicht schaden möge. So aber ungewitter oder kälte vorhanden / trage den Korb widerumb zu hauß / und das thue so lang / biß der Tag mit der länge die Nackt übertrifft / und man sich keines Frosts oder [577] Reiffs mehr besorgen darff / darnach vergrabe den Korb in die Erden / so wirst du sehr bald Cucumern haben. Man lieset von Käyser Tiberio, daß er einen sonderlichen lust zu Cucumeren getragen / deßwegen er sie alle tag / wie die Sonn herum gienge / in darzu gemachten gefässen umbträhen / und im Winter mit gläsernen kolben bedecken liesse / denn er achteke mehr auff den lust und geschmack / als die gesundheit / wie solches Plinius lib. 29. histor. natural. cap. 9. von ihme vermeldet. Zu unseren zeiten sind die Frantzosen grosse Liebhaber der Cucumeren und Melonen / dahero sie von vielem gebrauch dieser Früchten gemeiniglich in schwere Kranckheiten fallen / welches der jenige Frantzösische Artzt bestätiget / der an sein kostbahres Lusthauß zu Lyon nachfolgende reimen oder vers zu schreiben befohlen hat. Les Concombres & le Melon, M'ont fait bastir cette maison. Es haben dieses hauß Cucumern und Melonen Gebauet / meine kunst und fleiß mir zu belohnen. Eigenschafft. Die Cucumern sind kalt und feucht im andern grad; haben mit den Kürbsen durchauß einerley krafft und Tugend. Gebrauch. Die kleine Frucht oder die Cucümerlein pfleget man mit Essig / Fenchel / Salß / und ein wenig gebrochenen Imber einzumachen / davon stellet man zum Bratens auff. Sonsten pfleget man die Cucumern mit salß / essig und öl anzumachen Jedoch soll man sie / nach dem sie geschält / scheiben-weiß zerschneiden / saltz darüber thun / ein halbe stund oder mehr stehen lassen / und hernach zwischen zweyen schüßlen wohl schlagen / so ziehet es die übrige feuchtigkeit herauß / welcheman hinweg schütten / und hernach frisch Baumöl und Essig darzu thun solle. Man muß aber der Cucumern nicht zu viel essen / sonsten sie das Geblüt erkälten und Fieber erwecken. Die hitziger natur sind / und einen guten Magen haben / schaden sie am wenigsten. Auß dem Samen pfleget man fühlende Milch zu bereiten / wie oben bey den Kürbsen angedeutet / und solche für gleiche Kranckheiten zu gebrauchen. Folgendes Bildnuß hat Camerarius von dem warhafften Gewächs dieser Art abmahlen lassen. Die Blätter und Blumen sind wie an der Melonen / aber die Frucht ist nicht so holkelicht / sondern knortzicht. Inwendig ligt viel kleinerer Samen / als in anderen gemeinen Cucumern / können auch nicht so wol viel Regenwetter außdauren / welches doch die gebräuchliche Gurcken leichtlich erdulden / sondern diese lange wollen viel Sonne haben / wie die Melonen / welchen sie auch fast gleichen / wenn der geschmack und gestalt der Frucht nicht den unterscheid machte. Ein andere Art langer Gurcken. Cucumeres longi à superioribus quodammodo diversi. (Unfruchtb are und) (Fruchtbare blumen.) (Auffgeschnittene frucht.) CAPUT L. Melonen. Melo. (Unfruchtbare blum.) (Fruchtbare blum.) Namen. DIe Melonen oder Pfeben nennet man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Melo, Pepo, Melopepo. Italiänisch / Melone, Mellone. Frantzösisch / Melon. Spanisch
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Pfeben. Pepones. / Melon. Englisch / Mellon / Pompion-Niderländisch / Meloen. Geschlecht und Gestalt. Die gemeinen Melonen / Melo vulgaris, C. B. ligen wie die Cucumern auff der Erden / mit langen Reben und hefftlein. Die blätter sind scharff / rauch / anzusehen wie Reben-laub / außgenommen daß sie nicht so tieffe spalten oder kerffen haben. Bringen gelbe blumen / etliche fallen ab ohne Frucht / die andern gewinnen hinder ihnen butzlein / darauß werden die Früchte / deren etliche lang und gelb sind / so man eigentliche Pfeben / Pepones, nennet / andere sind rund und grün / die hersset man Melonen / von dem Griechischen wort [Greek words], dieweilen sie sich wegen ihrer runden gestalt einem Apffel vergleichen. Man findet bißweilen Melonen / so groß als eines Menschen-kopff / ja zu zeiten viel grösser. Außwendig sind sie mit holkehlen oder furchen überzogen / etwas rauch / inwendig gelb oder röthlicht / safftig / mit Kernen in einer ordnung durchauß besetzt / am geruch lieblich / am Geschmack süß. Die Melonen wollen ein fett und sonnreich erdreich haben. Erstlich bedörffen sie des regens oder wassers / biß sie zum theil gewachsen find / darnach so sie zu der zeitigung nahen / ist ihnen das trübe und regenwetter zu wider / und so ein nasser Sommer ist / gerachen sie übel / und werden ungeschmackt. Wenn sie zeitig / werden sie alsobald von ihren stielen loß und ledig. Die besten sind schwer / haben einen dicken stiel und lieblichen Geruch. Etliche riechen nach Bisem / andere nach Rosen / aber solches geschicht nicht auß eigener Natur sonderen durch die Kunst / nemlich / so man den samen oder kernen / ehe denn er gesetzt wird / oben an dem spitz ein wenig öffnet / darnach in Rosenwasser / darinnen Bisem zerlassen / ein Tag oder zween ligen läßt. Also kanman nicht allein die Melonen / sonderen auch andere früchte / zu einem lieblichen geruch auffbringen. Gleicherweiß werden die Melonen süsser / so man den samen zuvor oben auffritzt / und in Wasser / darinnen Zucker zerlassen / ein Tag oder zween ligen / und darnach im Schatten widerum tröcknen läßt: werden dahero Zucker-melonen genent. In grosser menge wachsen die Melonen in Italien / Franckreich und Spanien / allda man sie im Heu- und Augstmonat mit Saltz und Brot isset. In Teutschland / Engelland und Holland kommen sie mit solcher lieblichkeit nicht herfür. Eigenschafft. Die Melonen und Pfeben sind kalt und feucht im anderen grad / haben durchauß einerley tugend und Eigenschafft mit den Kürbsen. Gebrauch. Die Melonen sind ein anmüthiges Obs / so man aber ihren zu viel isset / verursachen sie böse Feuchtigkeiten / Fieber / Grimmen / und die rothe Ruhr / wie denn nach dem bericht Antonii Bonfinii Decad. 3. Rerum Ungar. lib. 4. der Glorwürdigste Römische Käyser Albertus der andere dises Namens / nachdem er die von den Türcken belagerte und eingenommene Haupt-statt in Servia, Zendrew / zu entsetzen eilete / und sich auff solcher Reise sehr erhitzte / durch den gebrauch vieler Melonen sich die rothe Ruhr zugezogen / und also in dem andern jehr seiner Regierung daran gestorben. Es sollen sich auch diejenigen vor den Melonen hüten / welche erst von einer schweren Kranckheit wider genesen / denn sie sonsten wider umschlagen / und in vorige / wo nicht schwerere Kranckheit fallen. Wie es König Heinrich dem vierdten in Franckreich ergangen / welcher / als er nach einer glücklich überstandenen schweren Kranckheit / in dem Hoff Monceaux Melonen geessen / wider in frische Kranckheit gefallen / und davon kaum mehr hat mögen errettet werden. Gesunde Leuth / insonderheit die hitziger Natur sind / können die Melonen mit Zucker / Brodt / und ein wenig Pfeffer essen / auch ein guten Wein darauff trincken / also schaden sie wenig und befürderen den Harn / wie solches auch Johannes Bauhinus Tom. 2. lib. 16. Histor, Plantar. Univers. c. 8. bestätiget. (Hitzige fieber / entzündung der Leber / nieren / blasen und der Mutter / hitziges hauptweh / schwind / sucht / nieren / blasen geschwär / schmertzhafftiges tröpflinges harnen.) In den hitzigen Fiebern / da man sich des Weins enthalten muß / soll man nehmen ein halb maß gesotten wasser von gebranten Hirschen-horn / geschälte Mandeln 5. loth / geschälte Melonen und Cucumern-kernen jedes ein loth / und ein Mandel-milch darauß machen. Solches ist ein nutzlicher Tranck in allen hitzigen Fiebern / in Entzündung der Leber / Nieren / Blasen und der Mutter / in dem hitzigen Hauptweh / in der Schwindsucht / ist gut für die Nieren- und Blasengeschwär / dienet auch wider das schmertzhaffte tröpflinge harnen. Das Grieß außzuführen / und den Stein [579] (Grieß / stein / versetzter harn.) auch den versetzten Harn fortzutreiben / ist nachfolgende Milch sehr dienlich: Nim Mandeln geschelt ein loth / Melonen und Cucumern-kernen geschelt ein halb loth / stoß diese stück klein / schütte darzu Erdbeeren Pappel- und Hauhechel-wasser jedes 4. loth / mache eine Misch darauß / und gib solche dem Krancken in zweymal zu trincken. (Durst hitziger Fiehern.) Das auß den verschnittenen wolzeitigen Melonen destillierte wasser befürderet den Harn / treibet das Grieß und Nierenstein fort / stillet den Durst und löschet die grosse hitz der Fieberen.

CAPUT LI.
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Angurien. Anguriae. Namen. ANgurien oder Citrulle̅ heißt Lateinisch / Anguria, Citrullus. Italiänisch / Anguria. Frantzösisch / Citroüille. Englisch / Citrull. Gestalt. Die Angurien haben zerspaltene blätter / wie die wilde Kürbiß oder Coloquinten-apffel / doch sind sie grösser und rauch / kriechen mit den Reben auff der Erden / wie die Melonen. Blühen gelb / wie die gemeinen Gurcken. Die Frucht ist noch so groß / als Pfeben / schwer und etwas rund / mit einer glatten rinden / graß-grün / scheckicht / und auff der seiten / da sie auff der Erden liget / erscheinet sie gemeiniglich weiß. Das Fleisch oder Marck ist sehr feucht und wassericht / also daß es leicht zu wasser wird. Der same ist breit / doch kürtzer als in der Gurcken / mit einer harten schelffen bekleidet / schwartz / bißweilen rothlicht oder Aschen-farb. Das fleisch bey der rinden ist derber und. weisser / auch bißweilen roth / fast eines sauren geschmacks / aber das ander theil / so es recht zeitig / ist süß und lieblich. Diese Früchie kan man in einem hauffen Weitzen einscharren / und über zween Monat behalten / und so sie zu frühzeitig abgebrochen / werden sie in dem Weitzen vollend zeitig / und bleiben desto länger. Die besten Angurien wachsen umb Rom / in Campanien / Apulien / Calabrien und Sicilien / alda man sich in dem Sommer und den Hunds-tägen mit dieser Frucht erquicket. Die Egyptische Angurien wird von diser nur an der grösse underschieden / sie bringet eine grünere schale / und hält in sich nichts als lauter Samen / und ein sehr süsses wasser / welches die Egyptier für den durst und grosse hitz des Magens / der Leber und Nieren trincken / auch es wider die hitzigen und dreytägigen Fieber loben / darzu sie auch das auß dieser Frucht destillierte wasser gebrauchen. Die Türcken / Araber und Egyptier trincken es in dem Sommer / darunder etliche auch ein wenig Rosenwasser / Bisam und Amber vermischen. Diese Früchte / die man ein gantzes Jahr in sprewern bewahren kan / werden gemeiniglich den Gästen zur speise vorgesetzt. Ihr wasser befürderet den Harn so starck / daß viel / die solches steis trincken / in dem es den Harn nach den Gemächten gewaltig treibet / grosse Brüche überkommen. Eigenschafft. Die Angurien sind kalt und feucht im anderen grad / und haben auch einerley wesen und eigenschafft mit den Kürbsen. Gebrauch. Weilen die Angurien gleiche würckung mit den Cucumern und Melonen haben / als ist nicht nothwendig / von ihrer Gebrauch allhier viel zu melden. CAPUT LII. Coloquint. Colocynthis. Namen. COloquint heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Colocynthis, Cucurbita agrestis. Italiänisch / Coloquintida, Zucca salyatica. Frantzösisch / Coloquinte, Courge sauvage. Spanisch und Englisch / Coloquintida. Niderländisch / Quintappel. Gestalt. Die gemejne Coloquint / Colocynthis fructu rorundo minor, C. B. vulgaris, Park. fladert mit ihren runden und rauchen Reben auff der Erden her. Die blätter hangen an langen stielen / sind gantz rauch / aschenfarbgrau / haarig / zurings umbher zerschnitten / fast wie die Angurien-blätter Bey deren stielen zugleich rauch-haarige gäbelein herfür kommen. Die blümlein erscheinen im Sommer / sind bleichgelb / und nicht sehr groß. Bringt die Frucht gantz spat / wenn der Herbst ein end wil haben. Diese Frucht
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Coloquint. Colocynthis. ist faust-groß / gantz rund / erstlich grün / darnach Citronenfarb: hat ein schwam̅ichtes / und über alle massen bitteres fleisch; darinnen sechs ordnungen / kleiner / harter / flacher / glatter / weisser auch braunlichter samen-kernen enthalten. Wächßt in Teutschland nicht von sich selbst / muß gepflantzt und gesäet werden / mag doch nicht wol aufkommen und Frucht bringen / denn sie wil ein warm Land und Erdreich haben. Die Coloquinten-früchte änderen sich / etliche werden grösser / rund / grün und nur mit beyden händen umbfaßt / die anderen sind kleiner / rund / gelb / und gemeiniglich in den Apothecken im gebrauch. Etliche wachsen groß / ablang / und änderen sich an der farb / denn sie erstlich mit einer grünen rinden begabet sind / so hernach mit weißlichten flecken besprenget / und endlich bleichgelb / hart und holtzicht wird. Andere sind zwar von anfang grün / werden aber bald mit weißlichten macklen begabt / und in der zeitigung gantz weiß. Die Coloquinten-frucht bringet man gemeiniglich auß Egypten / von Alerandrien. Dr. Rauwolff schreibt / daß sie am fluß Eufrate auff Bugadet / in grosser menge herfür komme / von dannen sie nach Alepo / und ferners in andere ort geführet werde. Eigenschafft. Die Coloquinten-frucht und Samen haben ein rechtes flüchtig-etzendes / oder corrosivisches / bitteres / mit ölicht-hartzigen / oder resinosen theilen vergesellschafftetes saltz bey sich / daher sie nicht nur hefftig biß auff das Blut purgteren / sonderen auch / wennman zu viel davon einnimt / durch ihr etzendes gifft / den Magen und Därme einfressen / und starcke entzündungen / ja den kalten Brand darinnen leichtlich erwecken. Gebrauch. Die Coloquint bewegt ben Magen / Eingeweid / und den gantzen Leib zum hefftigsten / zerreißt die Därm / bringt unleidlichen schmertzen mit sich / und purgiert so starck / daß auch Blut hernach gehet / derohalben sie nicht leichtlich oder freventlich zu g???brauchen ist / daher sich nicht zu verwundern / daß die Landstreicher mit diesem Gewächs viel Leut umb das Leben bringen. Uneracht / wird die Coloquinten in der Frantzosen-seuche / oder Venerischen Kranckheit von Helmontio und anderen gebrauchet / und sehr gerühmet. Man nimt je nach (Frantzosen-sucht.) des Patienten beschaffenheit einen halben rohen Coloquinten-Apffel / mehr oder weniger / setzt den in ein sauber glaß / gießt weissen guten Wein darüber / läßts über Nacht wol verdeckt stehen / den folgenden Morgen schüttet man den klaren lauteren Wein sachte / ohn vorbeschehenes außtrucken ab / und gibt ihn dem Patienten warm zu trincken. Diesen Wein muß der Patient fünf oder sechs mahl trincken / aber dabey allezeit den kalten lufft meiden. Auff diese weiß soll der Patient viel eher von der garstigen Seuche befreyet werde / als von allen übrigen mittlen. Eine stund nach eingenommenem Wein / muß der Patient allezeit eine kühlende Kräuterbrühen trincken; von Lattich / Endivien / Purtzeln / Erdbeerkraut / Wegerich / und bergleichen. Eben dieser Wein wird auch (Hufitwehe Schiatique) von etwelchen in der Schiatique, oder dem Hufftwehe / für ein unfehlbahres mittel gehalten. Das schwam̅ichte Fleisch der Coloquinten / pflegt man auff 20. oder 30. gran schwer in einem bündelein gebunden / in den Clystieren zu sieden / und solche denen beyzubringen (Schlagflüß / Schlaffsuchten.) / welche mit Schlaff-kranckheiten / oder Schlagflüssen angefochten worden. Wermuth und Coloquinten in halb wasser / halb Wein gesotten / und das Haupt damit gewaschen / tödet alle Läuse; über den Bauch warm geschlagen / vertreibet alle Leibs. Würme auß dem Leib. Wenn die Coloquinten eine zeit lang in wasser macerierr und geweicht / hernach also (Destilliert Coloquinten-öl.) destillieret werden / so geben sie ein öl ab / von welchem zwey oder mehr tropffen an den Nabel gestrichen / auch den Leib under sich purgieren kan. Die gifftige substantz der Coloquinten wird am besten corrigiert und gelinderet / wenn dieselbe in Essig macerieret, darinnen das Arcanum Tartari zuvor zerlassen worden. (Würm.) Das in den Apothecken sich findende gekochte Coloquinten-öl über den Nabel gestrichen / treibt auch die Würm auß. CAPUT LIII. Wilder Cucumer. Cucumis fylvestris. Namen. Wilder Cucumer heißt Grichisch / [Greek words]. Lateinisch / Cucumer sive Cucumis sylvestris, Cucumer asininus, Cucumer anguinus, Cucumer erraticus. Italiänisch / Cocomero falvatico, Cocomero
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Wilder Cucumer. Cucumis sylvestris. afinino. Frantzösisch / Concombre sauvage. Spanisch / Cohombrillo amargo. Englisch / wild Cucumber. Niderländisch / Veld Concom̅ern / Esels-concom̅ern. In Teutscher Sprach wird er auch sonsten genennet / Eselcucum̅ern Springkürbs / wilde Hundkürbslein. Gestale. Der wilde Cucumer wird von den zahmen allein an der frucht und wurtzel underschieden / denn die frucht an diesen wilden Cucumern ist viel kleiner / und die wurtzel weit grösser. Er spannet seine Reblein auff der Erden weit umb sich / die sind rauch / ein wenig stachlicht / und dick / wie ein kleiner finger. Mit den blättern vergleichet er sich allerdings den zahmen Cucumern / außgenommen / daß sie gröber und raucher sind / auff dem rucken weißlicht / mit unzehlich vielen äderlein durchzogen / hangen an langen / rauchen und dicken stielen. Trägt fast über den gantzen Sommer / bleichgelbe gestirnte Blumen. Hinder den Blumen stehen runde / langlichte köpflein / und wenn die Blumen verwelcken / so nimt das köpflein sampt seinem stiel zu / und wächßt grösser denn die Eychel. Im Augstmonat wirdes zeitig / ist rauch / stachlicht / bleichgrün / inwendig voller saffts und brauner körner / wenn man den stiel auß dieser Frucht zeucht / oder nur angreifft / so platzen die körner schnell herauß / als schosse man ein Büchsen loß. Die wurtzel ist weiß / arms dick / und voller saffts / hat seine wohnung in sandichtem Erdreich / und auff alten gemäuren. In Teutfchland wächßt er nicht vonsich selbst / oder man pflantze ihn von dem Samen: wo er aber einmahl hinkommet / besamet er sich jährlich selbst / also daß man sein darnach nicht mag abkommen. Man findet ihn überall in heissen Ländern / fürnemlich aber umb Bononien in Italien: Er wird auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Die wurtzel über Winter im Keller behalten / schlägt das ander Jahr wider auß. Eigenschafft. Dieser Cucumer hat auch ein etzend purgierendes saltz ben sich / vermittelst ???essen es nicht nur under sich den Leib purgieret / sonderen auch die Monatzeit der Weiberen beförderet / und die lebendige oder todte Frucht außtreibet. Der auß der Frucht gepreßte / eingekochte / und erdickerte safft wird in den Apothecken Elaterium genennet; purgieret hefftig / und wird wenig gebrauchet. Dieser saffe hält sich sehr viel Jahr / und verlieret seine kräfften nicht. Gebrauch. Es wird der wilde Cucumer wegen seiner grossen bitterkeit / und schädlichkeit / gar wenig in dem Leib gebraucht. Er forderet einen starcken Magen / und ist sich mit ihme wol vorzusehen. Also wird auch der darauß gemachte safft Elaterium genennet / mit grosser gefahr eingenommen / denn er die außgäng der Aderen eröffnet / und die gedärm zernaget. CAPUT LIV. Rörffel. Cerefolium. Mamen. ROerffelkraut heißt auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chaerephyllum, Cerefolium, Anthrifcus Plinij, Enthusicum Theophrafti. Italiänisch / Cerfoglio, Cerefoglio. Frantzösisch / Cerfeuil. Spanisch / Velesa, Veleza. Englisch / Chervel / Chervill. Dänisch /
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Koerfuel. Niderländisch / Kerveleruyt. In Hoch-teutscher Sprach wird es auch Kärbelkraut / Kerbel-over Kervelkraut genennt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Körffel- oder Körbelkraut / Chaerophyllum sativum, C. B. Hat eine dünne und weisse Wurtzel / mit vielen zaseln behencket. Die jungen blätter sind dem Peterlein-kraut fast gleich / wenn sie aber in das wachsen kommen / werden sie kleinerund zinnlichter zerkerfft / wie der Wüterich / oder das junge Kraut an der Pastenachen. Es hat ein braunlichten / glatten / holen stengel / mit vielen neben-zweiglein / die bringen im Mäyen weisse blümlein auff frönlein / wie der Coriander / wenn die abfallen und vergehen / komt ein schwartzer anger und leichter samen nach / der ist am geschmack süß / und hat keinen Geruch / so doch das kraut / Wurtzel und blumen / einen guten / lieblichen / und fast angenehmen Geruch haben. So bald nun der samen zeitig wird / vergehen die stengel / kraut und Wurtzeln mit einander / denn es auch ein Sommer-gewächs ist / und muß alle Jahr von neuem widerum von seinem samen gezieletwerden / wie wol es sich selbst auch widerum vom außgefallenen samen jährlich erjüngert. Es wird heutiges tages nicht allein in Teutschland / sonderen auch bey andern Völckeren häuffig zu der Artzney und Küche gepflantzet. Es begehret ein feuchten und wolgedüngten Grund / darinn es freudig fort wächßt / so man aber denselben nicht haben mag / muß es desto öffter begossen werden. Wenn man aber den samen säen wil / soll es im Hornung / Mertzen und Aprillen geschehen / und bißweilen auch in dem Augst- und Herbst-monat / damit man durch den Winter frischen Körffel zur Küche habe. 2. Das wilde Körffel-kraut / Chaerophyllum fylveftre, C. B. Anthrifcus Plinij quibufdam, feminelongo Cicutariae, aut Chaerophylli, F. B. Ist mit seiner Wurtzel dem vorigen nicht ungleich / sie schlägt jährlich von ihr selbsten widerum auß / denn sie üder den Winter unversehret stehen bleibet. Das kraut vergleicht sich auch dem Garten-körffel / außgenommen daß die blätter grösser und breiter herfürkommen. Seine stengel sind auch dicker / gantz rauch / mit vielen rippen und gläichen unterschieden. Die gekrönte blumen und der samen scheinen grösser zu seyn / auch ist der geschmack und geruch starcker als an dem zahmen Körffelkraut. Man findet es in den gärten und zwingern der mauren / auff grasichten rechen / und etlichen dürren wiesen. 3. Das breitblättige Canadensische Körffelkraut / Cerefolium latifolium Canadenfe, Cornut. Eigenschafft. Es hat das Körffelkraut nicht ohne ursach seinen platz in der küche bekommen / denn es von gesunden und krancken jederzeit nutzlich mag gebraucht werden. Ist mittelmässiger wärme / warm im ersten grad / in der tröckne und feuchte hält es das mittel. Hat viel nitrosische / milte / mit ölichten gelinden wol vermischte theile in seinem safft verborgen / und also die Eigenschafft zu erdünneren / durch den Harn und Schweiß zu treiben / und dem Geblüt gute balsamische nahrung zu geben. Gebrauch. (Reinigung des geblüts lust zum essen / hauptschwachheit schwindel / Brust-und Lungenkrauckheits Seiten geschwär / in nerliche Apostem / Lenden-un̅ Ruckenweh / harnver???opffung / harnwinde Grieß / Stein / zuruck bleibende Weiber-blum. Geronner Blut im Leib / innerliche verwundung.) Körffelkraut in der speiß gebraucht / ist dem Magen und Haupt / reiniget das Geblüt / und machet lust zum essen; ist derowegen sonderlich gut in den suppen und allen andern speisen denen / so mit nachfolgenden Kranckheiten behafftet sind / als in Haupt-schwachheiten / im Schwindel / in Kranckheiten der Brust und Lungen / sonderlich im Seiten-geschwär und innerlichen Apostemen: es ist auch heilsam und gut in Lenden- und Rucken-wehe / in Verstopffung des Harns / der Nieren- und Blasen-kranckheiten / als in der Harnwinde / im Grieß und Stein. Ist ein besondere gute speiß den Weibern / die ihre monatliche blumen nicht recht haben / oder denen dieselbige verhalten wird. Wider das geronnen und zusammen gelauffen Blut im Leib / ist nachfolgendertranck sehr dienlich / er heilet darneben alle innerliche Verwundung / von fallen / stossen oder schlagen verursacht. Nim Körffelfraut zwey handvoll / Sanickel / Wintergrün jedes ein handvoll / zerschneide diese stück klein / thue sie in eine Kanne / schütte darüber ein maß weissen Wein / vermach die Kanne wol / und laß sie in einem Kessel mit siedendem Wasser gesetzt vier stund in stäter hitz stehen und sieden / darnach siechte den tranck ab durch ein tuch / und gib dem Krancken davon alle morgen und abend / jedes mahl ein halb quartal laulicht zu trincken. Es ist auch fast dienlich / daß man in solchen fällen Körftelkraut in der suppen und andern speisen gebrauche. (Verlohrner appetit) Ein Salat mit jungem Körffelkraut / Essig / Baumöl und Saltz angemacht und genossen / bringt wider den verlohrnen Appetit / und macht den Menschen begierig zur speiß. (Kleyen un̅ schuppen des haupts milben im haar. Krebs.) Körffelkraut in Laugen gesotten / und das Haupt damit gewaschen / vertreibet die Kleyen / Schuppen und Milben in dem Haar. Körffelkraut zu pulver gestossen / mit Honig wie ein pflaster vermischt und übergelegt / heilet den Krebs. (Grimmeu.) Körffelkraut mit Butter zu einem pflaster gekocht und über den Leib gelegt / ist eine bewehrte Artzney wider das Grimmen. (Verstandener harn) Körffelkraut gestossen / mit ein wenig Wein und Butter in einer pfannen geröscht / und zwischen zweyen tüchern / so warmes zu leiden ist / über die Scham geschlagen / bringet wider den verstandenen Harn. (Frantzösische scuch.) Das Körffelkraut in der speiß gebraucht / ist dienlich wider die Frantzösische Seuche / denn es das Geblüt wol reiniget. (Blasenkranckheit / verlohrne monatliche reinigung der weiber. Geronnen blut im leib.) Der Wein / darinnen Körffelkraut gesotten / und davon getruncken / ist in den Blasen-kranck heiten sehr nutzlich / er bringet auch den Weibern ihre verlohrne monatliche Reinigung wider. Wider das geronnen Blut im Leib: nim Körffelkraut-wasser sechs loth / gepülverte [583] Liden-kohlen und Krebs-äuglein jedes ein halb quintlein / vermische es / und gibs warmlicht zu trincken. Andere nehmen Körffelkraut-wasser acht loth / Cardobenedicten- und Sanickel-wasser jedes vier loth / gepülverte Krebs-äuglein ein quintlein / dieses soll man dem Krancken in zwen mahlen zu trincken geben. Joachimus Camerarius in Horto Medico, p. m. 38. schreibt / daß etliche loth von dem außgepreßten Safft des Körffelkrauts in einer Hüner- oder Fleisch-brühen genommen / wider (Grimmen.) das Grimmen ein köstliche Artzney sey / man müsse aber zugleich das Kraut in Butter rösten / und solches zwischen einem tuch warmlicht auff den Nabel legen. Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. fect. 1. berichtet / man solle das Körffelkraut zur Artzney nur in dem Mäyen einsamlen / oder im anfang des Brachmonats vor auffgang der Sonnen / so sie in (Wassersucht.) die Zwilling gehet. Wenn die Wassersüchtigen vier loth des frisch außgepreßten Körffelkraut-saffes morgens etliche tag nach einander trincken / bekomt es ihnen gar wol. So man das Kraut in Milch zu einem pflaster kochet / und zwischen einem tuch über (Grimmen.) den Nabel warmlicht leget / stillet es das Grimmen. (Geschwol. lene bäuchlein der jungen kindern.) Wenn die Kinder mit vielen speisen sich überhäufft / und davon geschwollene bäuchlein überkommen / solle man Körffelkraut in Butter rösten / und es ihnen zwischen einem tuch warmlicht über das bäuchlein legen / dieses mittel wird in Dennemarck den Kindern mit grossem nutzen gebraucht / wie solches Simon Pauli in Quadripart Botanic. claff. 3. p. m. 257. berichtet. Welcher ferners von einem Meckelburg schen Adelichen Herren vermeldet / daß derselbige bey einer fürnehmen Hochzeit vor den anwesenden Gästen auß schamhafftigkeit die lösung des wassers mit gewalt auffgehalten / darauff er nach zuruckbleibung des Harns / in grosse Lebensgefahr gerathen / nach dem nun vorgemelter Herr Pauli befohlen / man solle Körffelkraut / Peterlein- und St. Peters-kraut in ungesaltzenem Butter rösten / und es ihme warmlicht (Versetzter darn.) über die Scham legen / ist auff einmahl ein maß voll des versetzten Harns fortgangen / und er also durch solches mittel vom tod errettet worden. (Geronnen Blut im leib / innerliche Verwundung / verstandener harn / grieß nierenstein binderstellige Monat-blum / Lendenwehe / Seiten-stechen.) Das destillierte Körffelkraut-wasser / alle morgen und abend / jedes mahl zu vier oder fünff loth getruncken / ist sehr nutzlich das gerunnen Blut im Leibe / vom schlagen fallen oder stossen zu zertheilen / und die innerliche Verwundung zu heilen. Es treibt auch den Harn / führet auß das Grieß / bricht den Nierenstein / und fürdert die weibliche Monat-blum. Es ist auch eine treffliche Hülff wider das Lendenwehe und Seitenstechen. CAPUT LV. Syrisch Rörffelkraut und Zahnsticher-kraut. Gingidium & Vifnaga. Namen. Syrisch Körffelkraut / so das rechte und wahre Gingidium Diofcoridis ist / heißt Griechisch [Greek words]. Syrisch Körffelkraut. Gingidium. Lateinisch / Gingidium, Chaerephillum, aut Cerefolium Syriacum vel Cilicium. Italiänisch / Gingidio. Englisch / Spanisch Picktoot. Zahnsticher-kraut wird genennet Lateinisch / Vifnaga, Bisnaga, Dentifcalpiaria, Pastinaca fylveftris major. Italiänisch / Visnage, Paftinaca salvatica maggiore. Spanisch / Bisnaga, Visnaga. Man nennet es Zahnsticherkraut / dieweil die stiel / daran der Samen wächßt / zu Zahnstichern gebraucht werden. Gestalt. Syrisch Körffelkraut / Gingidium foliis Chaerefolii, C. B. Hat Blätter wie die wilde Pastenachen / außgenommen daß sie kleiner und bitterer sind / unter denen die untersten sich etlicher massen dem Körffelkraut oder gemeinen Peterlein vergleichen / wiewohlsie etwas länger sind. Von seiner Wurtzel thun sich zwischen den blättern herfür viel kleine / runde / holkehlichte stengel / anderthalb schuh lang / mit neben-zweiglein / und weissen dolden: diese dolden oder kronen sind zurings herumb mit kleinen / grünen blättlein besetzt / welche tieffer zerkerfft sind / als die an den stengeln stehen. Gemelte dolden bringen Samen / dem Ammey-samen ähnlich / so er zeitig wird / rumpffen sich die dolden und gehen zusam̅en wie im Pestnachen: wenn man sie antastet / kleben sie an den fingern. Die wurtzel ist weißlicht / spannen lang / kleinen fingers dick / und am geschmack etwas bitter. Man findet dessen noch ein andere Art / Gingidium foliis Paftinacae, C. B. so ein kleinere wurtzel hat. Seine blätter sind breit und rund. Der schwartz-grüne stengel ist haarig / und mit gläichen underschieden. Es trägt gleiche krönlein wie das vorige / so mit etlichen langen und schmalen blättlein besetzt sind / denen ein raucher / grauer samen
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nachfolget. In dem übrigen komt es mit dem ersten überein. Es wird gemeiniglich Syrisch Körffelkraut mit breiten blättern genennet. Ein ander Geschlecht mit schmalen Fenchel-blättern und einem runden samen / hat Leonhard Rauchwolff auff dem Berg Libano ben Jerusalem angetroffen. Gingidium folio Foeniculi, C. B. Zahnsticher-kraut. Vifnaga. Zahnsticher-kraut / Gingidium umbellâ oblongâ, C. B. Visnaga, Match. J. B. Ist auch ein Geschlecht des Syrischen Körffelkrauts / hat eine weisse wurtzel / kleinen fingers dick / mit etlichen neben-würtzlein / am geschmack auch erwas bitter / wie die wurtzel des erst beschriebenen Körffelkrauts / aber die blätter sind länger / schmäler und tieffer zerschnitten / den wilden Pastenach-blättern durchauß gleich / allein / daß sie zärter / glatter und nicht so rauch sind. Der stengel hat seine gewerb und gläich / deßgleichen auch die krönlein oder dolden / die darauff und auff seinen nebenzweiglein wachsen / mit weissen blümlein / allerdings wie die wilde Pastenach. Wenn der samen dieses krauts zeitig werden will / so rümpfen sich die krönlein ein / und ziehen sich auch zusammen. Die stiel / daran der samen gewachsen / werden gelbfarb / und so hart wie ein holtz / daß man dieselbe zu Zahnsticher gebrauchen kan / dazu sie denn sonderlich auffgehoben werden. Diese zwen Kräuter sind zu uns auß Syrien und Cilicien gebracht worden / allda sie vor sich selbst überflüßig wachsen. In Teutschland muß man diese Gewächs in den Gärten zielen / und in einem wolgebauten schwartzen grund säen / sie auch mit lauem wasser täglich besprengen / biß sie anfangen recht außzuwachsen. Eigenschafft. Diese zwey Gewächs haben etwas balsamische / milte / saltzicht-safftige theile bey sich / und daher eine mittelmäßige wärme / welche das ende des ersten grads erreichet / sind aber trocken im zweyten grad; im übrigen kommen sie an tugend und kräfften dem Körffelkraut nahe zu. Gebrauch. Es werden diese Kräuter wenig in der Artzney gebraucht. Von dem Syrischen Körffelkraut schreibet Castor Durantes in seinem Kräuterbuch (Verlorner Appetit / verschlagener Harn / stein verstopfte monatliche Blum.) pag. 420. also: Dieses Kraut roh oder gekocht genossen / bekomt dem Magen wol / kan aber kein langen Sud erleiden. Etliche essen es mit öl / etliche mit wein und essig / den lust zum essen widerumb zu bringen. Der wein / in welchem solches kraut gesotten / befürdert den Harn / Stein / und die verstopffte weibliche Blum. CAPUT LVI. Nechelkamm. Scandix. Nattien. Hechelkamm heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Scandix, Herba fcanaria, Acucia, Avila, Acicula, Pecten Veneris, Chaerephyllum aut Cerefolium aciculatum. Italiänisch / Pettine di Venere. Frantzösisch / Peigne du Venus. Spanisch / Quixones. Englisch / Pinne nelde / Storckes-Tyo / Shepherdsneelde / or Venus-lomb. Niderländisch / Naelde kervel. In Hoch-teutscher Sprach wird er auch Nadel-körffel / Venus-strehl / Nadel-möhren / und Schnabelkörffel genenet. Geschlecht und Gestalt. 1. Derlgemeine Hechelkamm / Scandix fe [585] mine rostrato vulgaris, C. B. Pecten Veneris, J. B. Wächßt viel unter dem Geträyd / sonderlich an den Reinen der Aeckern. Er gleicht mit den blättern der wilden Pastenachen / allein daß sie viel schmäler sind. Stoßt viel dünne / haarige / stengel von einer eintzigen wurßel / eines halben schuhs hoch. Blüht mit einer weissen Kron / fast wie im Körffel-kraut / darauß entspringen viel auffgereckte spitzige schnäbel / anzusehen wie die zincken an den Hecheln / dadurch die Weiber den Flachs ziehen und strählen / davon es auch den Namen bekommen hat. Seine wurtzel ist weiß / holtzicht / süß / und spannen lang. Man findet ihn in grosser menge zwischen Landaw und Cron-weissenburg / in den Frucht-felderen. Grosser Candiscker Hechelkamm. Scandix major Cretica. 2. Der grosse Candische Hechelkam̅ / Scandix Cretica major, C. B. Pecten Veneris Creticum, J. B. hat ein länglichte wurtzel / mit wenig zaseln / auß welcher ein elen hoher / gekälter und in viel nebenzweiglein zertheilter stengel herfürkomt / so bey ihrem urprung nur ein wenig haarig ist. Die bey der wurtzel erscheinende blätter vergleichen sich mit der Stein-Bibernellen / sind bleichgrün / rund- und breitlicht / auch an dem umbkreiß zwerg oder schreg zerschnitten / sie stehen gegen einander über / und sind mit ihren länglichten stielen oben hin haarig. Die obern den stengel umbgebende blätter vergleichen sich mit ihren dünnen schnitlein dem gemeinen Hechelkamm. Seine dolden sind klein und zerspreitet / tragen weisse und grössere Blumen als die gemeinen / welchen ein geschnäbelter same nachfolget / so auß zehen / zwölff und mehr zusammen gefügten rauchen schnäbelein bestehet / von denen jegliches in zween spitz wie scharffe Angel außgehet; man pflantzet ihne in die Gärten. 3. Der kleine Candische Hechelkam̅ / Scandix Cretica minor, C. B. Pecten Veneris tenuissimè dissectis foliis, Anthriscus Casabonae, J. B. Anthriscus Plinii. Clus. Hist. Hat ein rahne / länglichte / weisse und zuruckgebogene wurtzel / auß welcher kurtze / auch bißweilen spannen lange / gauch-haarige stengelein herfür kommen / so in wenig kleine und dünne nebenzincklein zertheilet sind / auff welchen dölderlein mit wenig weissen und fünffblätterigen blümlein erscheinen / die doch bißweilen wie die träublein an dem Ephew dick gesehen werden / denen wie in den vorigen die schnäbelein nachfolgen / sind aber weniger und kürtzer. So man die blätter zerreibt / geben sie kein vnlieblichen geruch / und ein geschmack wie der Kreß von sich. Casparus Bauhinus hat ihne erstlich von Josepho Casabona, deß Groß-Hertzogen von Florentz Gärtnern / hernach von Honori Belli, auß Candien empfangen / und in seinen Garten gepflantzet / welcher im Mäyen geblühet / und im Hewmonat gemeiniglich 4. oder 5. schnäbelein getragen. Vorgemelter Honorius Belli Epistol. 1. ad Carolum Clusium berichtet / daß er in Candien an trockenen orten / auff den büheln und zwischen den steinfelsen wachse. Die Einwohner bedienen sich seiner in dem Salat / zu befürderung der ehelichen wercken / welche er hefftig befürderet. Italiänischer Hechelkamm. Scandix Italica. 4. Der Italiänische Hechelkamm / Scandix semine rostrato Italica, C. B. Pecten Veneris folio tenuiore, paucioribus uz rostris, J. B. Ist ein spannen hoch wachsendes kraut / mit kleiner / kleisner / weisser faßlichter wurtzel / darauß drey / vier oder mehr stengel wachsen / welche haarig sind / mit tieff / und dünn eingeschnittenen blätteren bekleidet / auch mit fünffblättigen blümlein gezieret / auff welche die ablangen / haarigen schnabel-samen / wenig an der zahl folgen.
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Eigenschafft. Hechelkamm ist warm und trockener natur / hat etwas ölicht-flüchtigen saltzes / mit vielen irrdischen und wässerig-safftigen theilen vermischt bey sich / und dannenher sonderlich die eigenschafft / durch den Harn zu treiben / auch keine schlimme nahrung zu geben. Gebranch. Hechelkamm-kraut ist dem gemeinen Bawrs-volck wol bekant / die es / wenn es noch jung ist / rohe und gekocht / mit andern Salat- und Mußkräutern essen / welches bey den Alten auch gebräuchlich gewesen / denn sie dieses Kraut under die Koch- und Mußkräuter gezehlet haben. (Stein und ruckenweh.) Die Weiber brauchen das Hechelkammkraut / für den Stein und Ruckenweh / zu den Lenden-bädern / welches auch Theodorus Tabernaemontanus, mehr als einmahl an jungen Kindern / nicht ohne Frucht hat sehen gebrauchen. Sie nehmen des Hechelkamms zwey Theil / und der kleinen Pappeln mit der wurtzel ein theil / sieden es in fliessendem wasser / machen ein Lenden-bab davon / und lassen die Kinder des Tags zwey oder dreymal darinn baden. Dieses hat vorgemeldter Tabernaemontanus, hernach offtermals versuchet / und den jungen Kindern / wenn man sie baden sollen / darneben zwey Löffel voll des destillierten Wassers / von den obgemeldeten Kräutern eingeben / also daß des Hechelkamms-wassers zwey Theil / und des Pappeln-wassers ein theil / durch einander vermischt gewesen / und hat solche Artzney seine würckung, eher und besser vollbracht / als wenn man nur allein gebadet. Hechelkamm zwey theil / und ein theil Peterlein-kraut / mit ein wenig Wein und Butter in einer Pfannen geröstet / und folgends (Verstandener barn.) zwischen zwey leinenen Tüchern / so warm es zu leiden ist / über die Schoß gelegt / fürdert und treibt den verstandenen Harn / bey jungen und alten Menschen. CAPUT LVII. I. Englisch Steinbrech. Percepier Anglorum. II. Englisch Steinbrech. Percepier Anglorum alterum. Namen. ENglisch Steinbrech heißt Lateinisch / Percepier vel Saxifraga Anglorum, Lob. Anglorum quibusdam, J. B. Chaerophlullo nonnihil similis, C. B. Alchymilla montana minima, Col. Frantzösisch / Percepierre. Englisch / Parssey-piert. Gestalt. Wir stellen allhier zwey figuren diese Kräutleins vor / welche allein einen underscheid in denen mehr / oder weniger eingeschnittenen blättern an den tag legen. Sonsten aber hat es eine dün̅e / einfache / holtzichte / mit wenig dünnen zaseln begabte wurtzel / darauß viel dünne / runde / haarige stengelein / quer-hand hoch auffwachsen / und mit rundlichten / etwas haarigen / bleichgrünen / drey-fünff- oder mehrfach eingeschnittenen und zerkerfften blättern bekleidet sind. Diese blätter sind unden mit langen / oben aber mit kurtzen / oder auch wol keinen stielen begabet. Bey jedem knödlein des stengels erweiteren sich die stiel in einen gleichsam holkehlichten stengel. Die blümlein finden sich den stengel hinauff an den knödlein / vierblättig / und duncklichter farb / denen folgen kleine samen / an gestalt dem Hirß gleich. Wächßt auff dürren / mageren Felderen / under der Saat / hin und wider umb unser Statt. Eigenschafft und Würckung. Obwohlen dieß kräutlein in der Artzney nicht sonderlich bekant / so hat es dennoch ein nicht unlieblich bitterlicht-alkalisches scharflichtes saltz / neben etwas balsamisch-ölichten theilen bey sich / und daher gute tugend und (Verstandener harn stein / sand / grieß und schleim des Nieren.) eigenschafft innerliche verstopffungen / sonderlich der Nieren zu eröfnen / den stein / sand und schleim durch den Harn zu treiben / und also den verstandenen Harn seibsten zu beförderen. Man kan entweder das davon etliche mahl destillierte und abgezogene wasser / oder das pulver von dem dürren kraut gebrauchen.
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CAPUT LVIII. Bacillen oder Meerfenchel. Foeniculum marinum. Namen. DIe erste Bacillen oder Meerfenchel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Crithmum, Critamum, Crethmum, Crethmus, Foeniculum marinum, Petroselinum marinum, Herba S. Petri, Crethanus marina, Batis vel Batis marina, Unguis aquilae. Italiänisch / Crithmo, Critamo, Cretano marino, Finochio marino, Herba di san Pietro. Frantzösisch / Fenouil marin. Spanisch / Perexil de la mar, Hinojo marino, Unna de aguila yerva. Englisch / Finkell marine / Fennel of the sea. Dänisch / Hafve-fennikel / Hafve-persillie. Niderländistb / Zeevenckel-cruyt. 2. Das ander Geschlecht der Bacillen / heißt Lateinisch / Crithmum spinosum, Pastinaca marina. Englisch / Thomy sampier. Niderländisch / Zee-pastmaken. 3. Das dritte Geschlecht der Bacillen wird genent Lateinisch / Crithmum & Crysanthemunm, littoreum, Aster Atticus marius, Crithmum marium, Asteris Attici flore. Englisch / Golden sampier. 4. Das vierdte Geschlecht der Bacillen / heißt Lateinisch / Crethamus & Crithmus arvensis, Crithamus terrestris, Falcaria herba. Italiänisch / Crithmo terrestre. In Hoch-teutscher Sprach wird es auch Sichel-kraut / Sichel-möhren / Acker- und Feld-bacillen genent. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der Bacillen oder des Meerfenchels / Crithmum, s. Foeniculum maritimum minus, C. B. Crithmum, s. Foeniculum marinum, J. B. hat drey oder vier weisse wurtzeln / fingers-dick / eines lieblichen geruchs und geschmacks. Das Gewächs ist staudicht / allenthalben voller blätter / wird fast einer elen lang / die blätter sind fett und dick / wie die blätter des Burtzelkrauts / sind doch viel länger / eines gesaltzenen geschmacks. Es bringer oben am stengel und seinen neben-zweiglein / weisse / nicht übel riechende blümlein auff krönlein / wie das Roßmarinkraut / Libanotis. Es wächßt bey dem Meer in steinichtem grunde / sonderlich an dem Adriatischen und Tirrhenischen Meer: bey uns zielet man es auch in den gärten / und wächßt schön und gern in einem jeden gebauten grunde. Ein grössere Art wird in Sicilien gefunden / welche im Herbstmonat zwey elen hohe stengel herfür bringet / und geben ihre dünn-zerkerffte blätter einen Eppich-geruch von sich / Crithmum, s. Foenniculum maritimum majus, Apii odore, C. B. Crithmum s. Foeniculum marinum grandius, cui succus luteus, J. B. Crithm. Siculum, Baticulae alterum genus Caesalpini, Boccon. Spitze Bacillen. Crithmum spinosum. 2. Das ander Geschlecht der Bacillen / Crithmum maritimum spinosum, C. B. Pastinaca marina, quibusdam Secacul, & Crithmum spinosum, J. B. Hat eine lange wurtzel / der Hirsch-pastenach ähnlich / eines guten und lieblichen geschmacks / derowegen es auch vor dieselbige in der speiß gebrauchet wird. Die blätter sind dem ersten Geschlecht fast gleich / aber doch schmäler / und mit tiefferen schnitten zertheilet / vornen scharff und spitzig / eines versaltzenen und hitzigen geschmacks. Der stengel ist auch länger / saffliger und steiffer / als der stengel des ersten Geschlechts / und mit gläichen unterschieden / die bringen am gipffel drey oder vier nebenzweiglein / auff deren jeden wächßt ein dolden mit weissen blümlein / wenn die ab fal [588] len / so folget hernach ein samen / welcher sich fast gestalt halben mit dem Fenchel-samen vergleichet / der hat einen guten und lieblichen geschmack / wie die wurtzel. Es wächßt dieses Kraut an obgemelten orten bey dem Meer / und läßt sich auch gern wie das erste Geschlecht pflantzen. Gelbe Bacillen. Crithmum luteum. 3. Das dritte Geschlecht der Bancillen / Crithmum maritimum flore Asteris Attici, C. B. marinum tertium Matthiolo, flore luteo Buphthalmi, J. B. Hat auch eine weisse und zasichte wurtzel / in der dicke eines fingers / darauß wachsen viel gerade stengel / die werden auff die anderthalb elen lang / sind mit vielen schmalen / länglichten / gesaltzenen / aromatischen / fetten und dicken blättern besetzt / je ein gesetz oder reihe nach der andern / und unter einem jeden gesetz gehet ein langes und schmales blatt herfür / das ist zwey mahl so lang als die andern blätter / die sind alle an dem geschmack gesaltzen Oben am gipfel der stengel wachsen herfür schöne / gelbe / gestirnte blumen / dem Sternkraut ähnlich. Es wächßt wie die zwey vorigen bey dem Meer / an den staden und sandichten orten. 4. Das vierte Geschlecht oder Sichelkraut / Eryngium arvense foliis serrae similibus, C. B. Crithmum IV. Matthioli umbelliferum, J. B. Hat eine fast lange wurtzel / am obern theil fingers-dick / die vergleichet sich der wurtzeln der Bracken-distel oder Mannstrew. Es gewinnet lange / schmale / rauche blätter / von farben schwartz-grün / die sind zerspalten / wie die blätter der wilden Christwurtz / und gerings herumb auff beyden seiten zerkerfft wie eine Säge. Die blätter / die oben bey dem gipfel stehen / sind kleiner und kürtzer / und ist ein jedes haupt-blat in zwey oder drey neben-blätter zertheilet. Der Feld-Sichelkraut. Crithmum arvense. stengel wird fast zweyer elen hoch / ist knodicht / oder mit gewerben underschteden / dünn und rund. An dem gipfel erscheinen im Heumonat schöne / weisse dolden / wenn dieselbigen vergehen / folget hernach ein länglichter samen / dem Peterlein-samen nicht fast imgleich / allein daß er länger ist / an dem geruch wotriechend und scharff. Es wächßt dieses Kraut gar viel in Teutschland / sonderlich am Rhein-strom in den frucht-äckeren under dem Geträide / deßgleichen an den rechen und rheinen der äckeren / und neben den strassen. Matthiolus hat es in Böhmen auff dem selde / auch under dem Geträyde an den rheinen der äckern gefunden. Allhier wächßt es ausser der Statt bey dem Schützen-hauß. Eigenschafft. Die drey ersten Geschlecht der Bacillenkräuter / sonderlich der Meer-fenchel / haben alle einen versaltzenen geschmack mit einer bitterkeit / derowegen ist ihre tugend zu tröcknen und zu säubern. Das zahme Geschlecht der Bacillen ist dienlicher zur speiß als zur Artzney. Wenn auch diese Kräuter zum gebrauch der Altzney begehrt werden / soll man nicht die zahmen / sondern allwegen die wilden verstehen / weilen sie kräfftiger sind als du zahmen. Das letzte Geschlecht / Sichelkraut genannt / hat eine mittelmäßige wärme / eröffnet und tröcknet durch etwas balsamisch-saltzicht-flüchtige theile / so es mit sich führet. Gebrauch. Der Meer-fenchel ist von den Alten rohe und gekocht in der speiß wie andere Kochkräuter oder Gemüß / geessen worden: deßgleichen haben sie denselben auch mit Saltz und Eßig eingemacht / und den übers Jahr [589] behalten / welcher gebrauch auch noch auff den heutigen tag / in Franckreich / Seeland / und andern orten / wie auch in etlichen orten Teutschlands behalten / un̅ auff uns gefolget ist. In der Provintz / Franckreich und Languedock / da dieses Kraut an den sandichten trocknen orten des Meers über flüßig wächßt / wird es obgemelter massen in grosser menge eingemacht / und in fäßlein zu uns gebracht / welches nicht allein in der speiß genossen dienlich ist / sondern es ist auch eine treffliche (Harnwinde / tröpfflinges harnen / Gelbsucht / Rierenstein / verlohrner Appetit.) Artzney vor die Harnwinde / und das tröpflinge harnen / es vertreibt die Gelbsucht / bricht den Nierenstein / und bringet den verlohrnen Appetit wider / wenn mans vor anderer speiß isset / so offt man aber den gebrauchen will / soll man ihn in laulichtem wasser abwaschen / darnach Eßig und Baumöl darüber schütten / und mit anderer speiß essen. Das zahme Bacillenkraut aber ist in der (Bacillen einzumachen.) speiß anmüthiger zu gebrauchen / das soll man übers Jahr zu behalten / auff folgende weiß einmachen. Samle des Bacillenkrauts / ehe denn es zur blüth und samen geschossen ist / ein gut theil / nach dem du viel oder wenig einlegen wilt / nim die dicksten stengel mit ihren fetten blättern / wasche die sein sauber / daß der sand und erdreich hinweg komme / darnach lege sie auff ein sauber tuch / laß sie drey tage darauff ligen / daß sie im schatten ein wenig welck werden / nim ein bequemes fäßlein / bestreue den boden mit saltz / darnach lege eine Lage des gemelten Krauts darauff / streue wider saltz darüber / so viel vonnöthen ist / und das thue so lang / also daß du eine Lage umb die ander mit saltz bestreuest. Wenn nun das fäßlein voll ist / so schütte einen guten Wein-eßig darüber / stell darnach das fäßlein an einen trocknen ort: damit aber das eingelegte Kraut nicht schimlicht werde / allezeit in der brühe bleibe / und nicht verderbe / soll man einen saubern teller darauff legen / und mit einem stein beschweren. So man nun darvon brauchen wil / muß man nicht mit den händen darein greiffen / sondern allwegen mit einem löffel / oder andern bequemen Instrument / jedes mahl so viel herauß nehmen als man bedarff / sonst verdurbe das Kraut mit einander. Der Garten-barillen also rohe / wie er an ihm selber ist / mit Eßig / Baumöl und ein (Verlohrner Appetit.) wenig Saltz / zu einem Salat angemacht / und vor anderer speise geessen / bringt lust zur speiß: Man kan ihne auch mit anderen Salat-kräutern vermischen / und obgemelter massen geniessen. (Gelbsucht / Grieß / Stein / Lenden schmertzen / Nieren un̅ Blasen, gebrechen / unfruchtbahre weiber / verschleimte und unreine mutter / verstopffte monatblum der Weibern.) Garten-bacillen in der speiß mit anderm Gemüß / auch mit dem Fleisch und Hühnern gekocht / ist fast dienlich den Gelbsüchtigen / und denen so mit dem Grieß und Stein beladen sind / auch Lenden- und Nieren-schmertzen haben. Ju summa / es dienet wider alle Gebrechen der Nieren und Blasen. Die speisen mit der gemelten Bacillen bereitet / sind den unfruchtbaren Weibern eine köstliche Artzney / deßgleichen denen / so die Mutter mit faulem Schleim und anderem unrath angegriffen wird. Sie sind auch den Weibern dienlich / welchen die natürliche Monat-blum verstopfft / oder sonst dieselbige nicht recht und genugsam haben. Wer dieses Kraut viel gebraucht / der bekomt davon eine schöne und liebliche farb. (Versteckter Harn / verstopffung der Leber / Gelbsucht / verstopffung der Nieren / Harngäng und Blasen / Grieß und Lenbenweh / Harnwinde / tröpfflinges barnen / versteckte monat-blum der weiber.) Die wurtzel der Bacillen / deßgleichen auch die blätter und der samen in Wein gesotten / und die durchgesiegene Brühe des morgens und abends getruncken / treibet den Harn / eröffnet die Verstopffung der Leber / führet auß die Gelbsucht / löset auff die Verstopffung der Nieten und Blasen / reiniget die Harngäng / treibet Grieß und Stein / vertreibet das Lendenwehe / die Harnwinde / und das tröpflinge harnen / und fürderet die weibliche Monat-blum. So der Mensch hitzig / oder ein Fteber vorhanden / oder aber sonst keinen Wein von Natur trincket / mag er die gemelte wurtzel / Kraut oder samen in Wasser sieden / und gleicher gestalt brauchen. Eine handvoll frisches Bacillenkraut in (Verstopffung des Leibs / blöd Gesicht.) einer Hühner- oder Fleisch-brühen gesotten / und die Brühe morgens nüchtern getruncken / etweichet den Bauch / und machet sanfte stulgäng: das thun auch die blätter / so man sie mit einer Fleischbrühen zu einem müßlein kochet / und es vor andern speisen isset / ist auch denen dienlich / so ein blöd Gesicht haben. (Augen - un̅ Nasen-rinnen der Pferd und Rindvieh. Verstandener Harn / Harnwind kröpflinges harnen.) Wenn einem Pferd oder anderem Rindvieh die Augen und Nasen rinnen / soll man ihme Bacillenkraut mit dem Futter zu essen geben. Bacillenkraut mit ein wenig Wein und Butter oder Baumöl in einer pfannen geröstet / darnach zwischen zweyen tüchern / so warm man es leiden kan / über die Scham geschlagen / treibet fort den verstandenen Harn / vertreibet die Harnwinde / und das tröpfflinge harnen. Bacillenkraut in Milch gesotten / und wie (Diabeter oder Harnruhr.) ein Pflaster über die Scham gelegt / ist eine gute Artzney / wider die Diabetem oder Harnruhr. (Versteckte weibliche monatblum / unreine mutter / Stein Lendenschmertzen.) Das Kraut in Dampff- oder / Lenden-bädern gebraucht / fürdert die weibliche Monatblum / reiniget die Mutter / führet auß den Stein / vertreibet den schmertzen in den Lenden und Nieren. CAPUT LIX. Wilder Petersilg. Caucalis. Namen. WIlder Petersilg heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Caucalis, Pes pulli, Pes gallinaceus, Apium seu Petroselinum arvense, Lappa agrestis. Italiänisch / Petrosillo salvatico, Caucalide. Frantzösisch / Persil sauvage. Spanisch / perexil silvestre, Quixones. Niderländisch / ghmeine Mirre. In Teutscher sprach wird es auch Kletten-körffel / Kletten-peterlein / Acker-peterlein und Acker-kletten genennt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des wilden Petersilgs oder Kletten-körffels / Caucalis semine aspero, flosculis rubentibus, C. B. Anthriscus quorundam semine aspero hispido, J. B. Hat eine den Pastinacken ähnliche wurtzel / der stengel
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Wilder Petersilg. Caucalis. ist über elen lang / haarig / rauch und knodicht. Die blätter / so unten bey der wurtzel herfür schleichen / vergleichen sich etlicher massen den Eppich- oder Petersilg-blätteren / dahero dieses Gewächs den Namen wilder Petersilg bekommen hat: aber die andern so besser oben am stengel stehen / sehen dem Fenchel-kraut etwas ähnlicher / denn sie sind an den enden mit vielen schnittlein oder spalten zertheilt / darzu rauch und haarig. Am gipffel erscheinen die krönlein / mit weissen / auch bißweilen röthlichten blümlein / eines lieblichen geruchs. Matthiolus hat ihne in grosser menge in Hetrurien / hin und wider / zwischen der Tyber und dem Fluß Macra / wie auch in der Tridentinischen Landschafft / im Thal Anania angetroffen. 2. Der gemeine Kletten-körffel / Caucalis arvensis echinata magno flore, C. B. Lappula canaria flore pulchro magno, albo, J. B. Hat eine dünne / weisse / harte / mit einem scharfflichten / süß-bitterlichten geschmack / und aromatischem geruch begabte wurtzel / mit vielen zaseln / die understen blätter vergleichen sich fast dem Körffel- oder Pestnachen-kraut / die obersten den stengel hinauff sind viel kleiner / schmäler und tieffer zerspalten / mit mehr schnittlein / sind auch ein wenig rauch und haarig. Er hat ein stengel wie die Pestnach / mit gläichen underschieden / glatt / grün und steiff / der wird doch selten über spannen lang / hat seine neben-zweiglein / an welchen zu oberst am gipffel weisse krönlein oder schatt-hütlein erscheinen / wie die krönlein des Maßholders / von schönen / weissen / wolriechenden blümlein / wenn die abfallen und vergehen / so folget ein raucher / länglichter und stachlichter samen / wie kleine Kletten / in der grösse der Wandläuß / je zwey bey einander / als zwey rundlichte scheiblein / solche hencken sich an die kleider / wie andere Kletten. Dieses kräutlein wächßt in den frucht-feldern / unter dem Korn / Speltz und anderem Geträld so häuffig / zwischen dem Gebürg und dem gantzen Rhein-strohm hinab / daß man es nicht genugsam außreuten kan. 3. Das dritte Geschlecht des wilden Petersilgs / Caucalis arvensis echinata parvo flore, C. B. Lappa canaria flore minore s. tenuifolia, J. B. uberkomt eine gleiche wurtzel und stengel wie die vorige. Die blätter sind breiter / und dem Peterlein ähnlicher / jedoch etwas dicker. Die blumen oder krönlein werden purpur-roth / und der samen grösser / dreyeckicht und länger / so sich an die kleider hencket. Man findet ihne auch in den fruchtfeldern / aber allhier selten / gemeiniglich wächßt er in den Weingärten des Muttentzer Bergs. Eigenschafft. Der wilde Petersilg ist zur wärme und ???röckne biß in andern grad geneigt / hat ein flüchtiges ölichtes saltz bey sich / und daher die eigenschafft zu erdünneren / innerliche Verstopffungen auffzulösen / durch den Harn zu treiben / und die Mutter zu reinigen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber / Miltzs Nieren / Harngäng und Blasen) Man samlet den wilden Petersilg / wenn er noch zart und jung ist / und brauchet ihn nicht allein zum Salat / sondern kochet ihn auch mit anderen Muß-kräuteren / ist eine heilsame speiß denen / welche mit verstopffung der Leber / des Miltzes / der Nieren / Harngäng und Blasen behafftet sind. (Verstopffung der Leber und des Miltzes / verstandener harn / Grieß / Stein / verschleimte Nieren und Blasen versteckte Monatblum / unfruchtbare Weiber. Sod / Gelbsucht / Viertagig Fieber / Raud / Frantzosen kranckheit.) Dieses Kraut in Wein gesotten / und die durchgesiegene brühe morgens und abends / jedes mahl ein halb quartal getruncken / löset auff die verstopffung der Leber und Miltz / treibet den Harn / das Grieß und den Stein auß / reiniget die Nieren und Blasen / befürdert die weibliche Monat-blum / und ist ein nutzliches Tranck den erkalteten unfruchtbahren Weibern / so sie es fleißig gebrauchen. Mit Wasser gesotten und getruncken / vertreibet er das Brennen in dem Magen von der Gallen / welches man den Sod nennet. Gemelter Tranck hilfft auch den Gelbsüchtigen / so sie ihne nüchter einnehmen / darauff ins bad gehen und schwitzen / denn er treibt die Gelbsucht durch den schweiß auß dem Leib. Es ist auch dienlich denen / die mit dem viertägigen Fieber / einer ansteckenden Raud / und der Frantzosen-kranckheit behafftet sind. (Unfruchtbahre weiber / Lendenstein / versteckte Monatblum.) Der Samen des wilden Petersilgs zu pulver gestossen / und ein halb quintlein davon mit warmem Wein getruncken / hilfft den unfruchtbahren Weibern zu der Empfängnuß: er führet auch auß den Lendenstein / und fürdert die weibliche Monat-blum. (Verstandener Harn / Harnwind tröpflinges harnen. Stein.) Wilder Petersilg gestossen / und mit ein wenig Wein und Butter in einer pfannen geröscht / darnach zwischen zweyen tüchern über die Scham gelegt / bringet wider den verstandenen Harn / vertreibet die Harnwinde und tröpffling harnen: er dienet auch mit andern Kräutern vermischt / zu den Lenden-bädern wider den Stein. Auß dem wilden Petersilg wird auch ein [591] (Schleim / Sand und Grieß in den Niere̅ und Blase̅ / Stein / verstopffung der Leber und Miltzes / viertägig Fieber.) nutzliches Wasser destilliert / auff vier oder fünff loth getruncken / reiniget es die Nieren / Harngäng und Blasen vom Schleim / Sand und Grieß / führet auß den Stein / und verhütet sein wachsthum / eröffnet die verstopffung der Leber und Miltzes / treibet auß die Gelbsucht / und dienet wider das viertägig Fieber. CAPUT LX. Breite krause Basilien. Ocimum latifolium crispum. Namen. BAsilienkraut Basilg oder Basilgram heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ocimum, Ocimum basilicum, Herba basilica, Herba regia, Italiänisch / Basilico. Frantzösisch / Basilie. Spanisch / Albahaca. Englisch / Basil. Niderländisch / Basilicomcruyt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / die breite krause Basilien / Ocimum latifolium maculatum vel crispum, C. B. Sanctomauritanum, latum crispum maximum, J. B. hat ein kleine zaselichte wurtz / auß welcher sich ein fast elen-hoher hauptstengel erhebt / so etwas rauch / braun-roth / und in kurtze nebenzweiglein getheilet wird. Die blätter sind rund / zween finger breit / etliche roth-schwartz / andere blaw / etliche gefleckt / tieff zerkerfft und krauß / so an langen stielen hangen. Die Blume formiert ein Aehre / und ist weißroth. Der same wird schwartz und grösser als der nachfolgenden / so in kleinen häußlein liget. Sie blühet im Hew-und Augstmonat. Ist erstlich auß Indien in Spanien / von dar in Italien / endlich auch in Teutschland gebracht / und in den Gärten gezielet worden. Ein andere art mit grün-gebückelten blätteren wird in dem Fürstlichen Eichstettischen Garten gefunden / allda noch ein andere krause Basilien herfürkomt / welche nicht über ein schuh hoch wächßt / und grün-krause blätter bringet / so ein lieblichen Nägelein-und Citronen-geruch von sich geben. Die Blumen erscheinen weiß / die wurtzel und der same ist klein. 2. Die Aegyptische Basilien / mit welcher die Lustgärten der Aegyptier zu Alexandria angefüllet sind / Ocimum AEgyp???c. wächßt drey elen hoch und auch höher / hat längere blätter als die unserige / welche dünner und mit einer rothen farb begossen / auch einen sehr lieblichen geruch von sich geben / denn sie mit demselbigen alle Geschlecht der Basilien wie übertrifft. In Ober-Aethiopien oder Abissine / in dem Königreich Tigrai / wächßt diese wolriechende Basilien hauffenweise auff den Bergen und in den Büschen. In vorgemeldtem Eystettischen Garten bringet sie einen gantz grünen stengel herfür / so bißweilen duckel- oder satt-roth wird. Die blätter sind grün aber breiter und kürtzer als an dem Bingelkraut. Sie trägt weisse blumen / die wurtzel ist zasicht und dauret nur ein Jahr. Das gantze Gewächs gibt einen überauß lieblichen geruch von sich. Die grosse Basilien. Ocimum majus. 3. Die grosse Basilien / Ocimum Caryophyllatum majus, C. B. Ocimum magnum, J. B. hat ein lange holtzichte wurtzel / mit vielen angehenckten zaseln / auß welcher ein runder braunfarbiger und rauchlichter stengel herfür kommet / so in nebenzweiglein getheilet wird. Ihre blätter vergleichen sich dem Bingelkraut / sind breit / dick und länglicht / etliche weiß / andere schwartz-braun: mit solcher farb erscheinen auch die blumen umb [592] den stengel / deren ein schwartzer same in seinem häußlein nachfolget. Das gantze gewächs gibt einen anmütigen geruch von sich. Citronen-Basilien. Ocimum citratum. 4. Die Citronen-Basilien / Ocimum citri odore, C. B. medium vulgatius & nigrum, J. B. medium citratum, Ger. Ocimum Anisi odore, C. B. überkommet ihre blätter wie die vorige / allein sind sie etwas kleiner / sie haben ein geruch wie der Citronen-apffel / dahero man sie auch Citronen-Basilien nennet. Die wurtzel ist in viel zaseln zertheilet. 5. Die gemeine Basilien / Ocimum vulgatius, C. B. vergleichet sich umb etwas dem vorigen geschlecht / allein ist sie in allem viel kleiner / gibet auch einen geringeren geruch von sich. Die blätter sind bleich-grün / dick / und dem Bingelkraut ähnlicher. Sie trägt dunckel-weisse Blumen / der same ist rund / klein und schwartz. Diese wird gemeiniglich in den Apothecken gebraucht. In dem Fürstlichen Eystettischen Garten kommet sie auch mit einem Aniß-geruch herfür / daher man sie Aniß-Basilien nennet. 6. Das sechßte geschlecht der Bafilien / Ocimum minus angustifolium foliis serratis, C. B. kommet auch in vorgemeltem Garten herfür. Die blätter vergleichen sich umb etwas dem kleinern Wirbel-dost / und sind an dem umbkreiß wie ein Sägen gekerfft. Es trägt weisse blumen / dahero man es kleine schmal-blätterichte Basilien mit weissen Blumen nennet. 7. Die kleinste oder Nägelein-Basilien / Ocimum minimum, C. B. hat gar kleine und schmale blättlein / dem Majoran ähnlich / sind jedoch ein wenig grösser und gekerfft. Sie bringet viel neben-zweiglein / wie ein draußlicht bäumlein / die blümlein und der same scheinet sehr klein zu seyn / die wurtzel Kleinste oder Nägelein Basilien. Ocimum minus. wird zaselicht. Es ist ein edel und schönes kräutlein / so einen sehr lieblichen Nägeleingeruch von sich gibet / dahero man es auch Ocimum caryophillatum, Nägel-Basilien nennet. Die Basilien zielet man gemeiniglich in den scherben vor den Fenstern / wird auch in den Lustgärten gepflantzet / wächßt geschwind herfür. Nach der meinung Camerarii, ist etwas sonderliches in diesem Gewächs / denn es nicht gegen der Nacht / sondern im Mittag / wenn die Sonn am heissesten ist / wil begossen seyn / zu dem wenn man es in wasser setzet / pflegt es darinn ein lange zeit wie in der Erden zu grünen / ja das noch mehr ist / bißweilen samen zu tragen. Eigenschafft. Die Basilien-kräuter wärmen und tröcknen; haben ein geistreiches ölicht-flüchtiges saltz / und recht aromatische haupt-stärckende theile bey sich / und dadurch die eigenschafft / das schwache kalte Hirn und Magen zu stärcken / innerliche verstopffungen zu lösen / den Schwindel zu vertreiben / die Mutter zu reinigen / und die monatliche Reinigung zu befördern. Man brauchet allein die blätter und den samen davon. Gebrauch. (Bräune / Mundfäule / schrunden der Lefftzen und heimlichen glieder / verschrundete wärtzlein der Brüsten.) Das edel Basilien-kraut erquicket mit seinem guten geruch die Geister des Haupts und Hertzens. Der samen / so er in wasser gebeitzt wird / gibt ein weissen schleim wie die Quitten-kern / ist ein treffliche Artzney in der Bräune oder Mundfäule / Schrunden der Lefftzen und heimlichen Gliedern / bekomt auch gar wol den verschrundeten Wärtzlein der Brüsten. Der Rauch des Basilien-samens von un [593] den (Todte Geburt.) auff empfangen / treibet die todte Geburt fort. Zu der Herbst-zeit wird das Basilienkraut unter andere nutzliche Kräuter zu den Wermuth-weinen vermischt / welcher den Magen (Husten / Schwermuth.) stärcket / die Däuung befördert / und den Husten zertheilet / ist den schwermüthigen und traurigen Persohnen dienlich. (Verlorner Geruch.) An die Basilien offt gerochen / soll den verlohrenen Geruch widerbringen. (Koder auff der brust und lungen schwerer a them / alter husten / kalte verschleimte mutter / zuruck gebliebene monat-blum.) So man das Basilienkraut in weissem Wein siedet / und davon trincket / reiniget es die Brust und Lungen von dem Koder / leichteret den schweren Athem / und benimt den alten Husten. Dieser tranck ist auch den erkalieten Weibern dienlich / er befördert die monatliche Blum / und reiniget die kalte Mutter. Basilien-samen zu pulver gebrannt / und auff die Wartzen gestrewet / zieht die wurtzel im grund auß / daß keine mehr wächßt / aber (Wartzen.) man muß die Wartzen zuvor mit einem Messerlein ein wenig auffritzen. Matthiolus vermeinet / es seye kein bessere Kunst / die Wartzen zu vertreiben / denn so man sie mit einem brennenden Rüthlein Morgens und Abends anrühret / also verdorret die feuchtigkeit im grund / und fallen sie in kurtzen tagen ab: Er habe also mehr denn hundert Wartzen bey einer Person vertrieben: man kan auch spin̅weben-gewippe umb ein höltzlein winden / solche anzünden / und die Wartzen damit sengen. Etliche geben vor: so man die Basilien zwischen zweyen steinen reibet / und einen newen Hafen darüber stürtzet / sollen nach etlichen tagen darauß Scorpionen wachsen / welches von vielen für eine Fabel gehalten wird. Es ist aber nachdencklich / was Herr Fridericus Hoffmannus in clave pharmaceut. Schroederiana p. m. 480. berichtet. Wolffgangus Hoeferus lib. 2. Hercul. med. cap. 1. vermeldet / es habe ihme Herr Schwartzman / Apothecker des bekanten Closters Seitenstetten / angezeigt / daß er in dem Hew-und Augstmonat das Basilienkraut zerstosse / als wen̅ er den safft darauß pressen wolte / hernach thue er diese gestossene Massam oder Kraut auff ein heissen Ziegelstein / schmiere ihn dreyer Fingers dick an / lege ein anderen Ziegelstein darauff / und vermache beyde mit einem teig / welcher auß Leym und Roßmist bereitet werde: diese also zusammen gefügte Ziegelstein lasse er im keller einen gantzen Monat durch ligen / wenn er sie alsdenn von einander thut / springen die Scorpionen herfür / welche denen / so auß Italien zu uns gebracht werden / sich vergleichen / die er zur nothdurfft auffbehaltet. Also hat Herr D. Johannes Michael, an vorermelten Herren Hoffmannum auß Leipzig / den 7. Christmonat / An. 1665. geschrieben: die erfahrenheit hat ohn allen betrug bestätiget / daß auß dem gestossenen und zwischen zweyen steinen eingeschlossenen Basilien-kraut / in dem Heumonat zu Leipzig / in Hn. D. Dreyerlings garten ein Scorpion gewachsen sey: welchem auch der erfahrne Jesuit Athan. Kircherus, lib. 3. de Arte Magnet. part. 3. cap. 1. p. m. 561. und der weltberühmte Chymicus, Johannes Baptista van Helmont, tract. imag. ferment. impraegn. mass. sem. §. 13. Glauben zustellen. Bey diesem anlaß kan ich nicht umbgehen / eine lustige Historien von der Basilien hierbey zu setzen / welche Camerarius in seinem Horto Medico p. 108. auß dem Aug. Justiniano erzehlet. Franciscus Marchio ein Rechtsgelehrter / ware als ein Gesandter von den Genuesern zu dem Hertzog von Meyland geschickt / als er ihne nicht wolte anhören / und die mit der Statt Genua beschlossene Verträg auch nicht halten / hat er dem Hertzogen bey guter gelegenheit eine handvoll Basilien-kraut verehret. Darüber der Hertzog sich hefftig verwundert und gefragt / was doch dieses geschenck andeute? gabe er zur antwort: dieses Kraut habe solche Eigenschafft / daß so man es ein wenig anrühre / lasse es einen lieblichen geruch von sich / wenn man es aber zu starck drucke / entspringen endlich Scorpionen darauß: über diese scharfsinnige antwort erfreuete sich der Hertzog / und liesse den Gesandten mit ehren von sich. So man die Basilien dörret und Most darüber schüttet / wird es ein guter Wein / und riecht wie Muscateller. (Schlagflüß / schleim auf der brust / hefftiges keichen / verstopffung der weiblichen Blum / schwach??? mutter u??? geburtsglieder / würm im leib / schwermut ohnmacht.) Das destillierte Basilien-wasser / ist eine kräfftige Haupt-und Hertz-stärckung / wehret den Schlag-flüssen / reiniget die Brust von allem Schleim / vertreibet das hefftige Keichen / fürdert die weibliche Blum / und stärcket die Mutter samt den Geburts-gliedern. Basilien-wasser getruncken ist gut / wenn ein Wurm in einen Menschen gekrochen / oder im Leib gewachsen wäre / soll ihne ohne schaden außtreiben. Basilien-wasser mit Burretsch-wasser vermischt / und bißweilen ein löffel voll davon genommen / ist gut den Schwermüthigen / stärcket das Hertz / und verhütet die Ohnmachten. CAPUT LXI. Habermalch. Tragopogon. Namen. HAbermalch / Habermarck / Bocksbart / Gauchbrot und Morgenstern / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tragopogon, Tetrapogon, Coma, Barbula hirci. Italiänisch / Barba di Becco. Frantzösisch / Barbe de Bouc. Spanisch / Barba de cabron, Barba cabruna. Englisch / Goatsbeard / Buckesbeard. Dänisch / Giedde-skieg. Niderländisch / Bockenbaert / Josephsbloemen. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der gemeine grosse gelbe Habermalch / Tragopogon pratense luteum majus, C. B. flore luteo, J. B. hat einen geringen / runden un̅ glatten stengel / elen-hoch / mit etlichen gläichen abgetheilt. Seine blätter sind den Saffran-blätteren ähnlich / doch etwas länger und breiter / bißweilen krauß / zu zeiten glatt. Oben an den stengeln erscheinen grosse / gefüllte blumen / mit bleichgelben zerkerfften blättlein / welche sternweiß beysam̅en gesetzt sind / fast wie am Alant / diese
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Habermalch mit gelben Blumen. Tragopogon luteum. blumen wenden sich den gantzen tag gegen der Sonnen / am abend schliessen sie sich zu / frühe gegen der Sonnen auffgang thun sie sich widerumb außeinander / so fern der Himmel nicht gewülckt ist: darauß werden endlich haarige köpffe / wie an den Pfaffenröhrlein / auff welcher spitzen schwartzer samen stehet / welcher mit seiner Wollen verfliegt. Er hat eine lange / fingers-dicke / süsse zarte und milchsafftige wurtzel. Es hat dieses Habermalch-mit purpurbraunen Blumen. Tragopogon purpureum. Geschlechts annoch ein kleinere art mit langen gebogenen blättern; Tragopogon folio oblongo sinuato, C. B. 2. Der purpur-blumige Habermalch / Tragopogon purpureo-coeruleum Porri folio, quod Artifi vulgò, C. B. Ist dem ersten fast gleich / allein daß es purpur-braune blumen trägt / welche nicht also außgefüllt / und nicht so breit sind / als die ersten: auß diesen braunen blumen werden bißweilen grosse knöpff / darinnen viel schwartzes staubes verschlossen / welchen man den Brand nennet / wird zu zeiten doch nicht so offt / auch am gelben Bocksbart gefunden. Die wurtzel ist lang / offt 2. finger dick / milchsaftig. 3. Kleiner Morgenstern / Tragopogon gramineo folio, radice villosâ, C. B. Tragopogon folio gramineo, flore albo & luteo cum tantillâ purpurâ, J. B. wird deßwegen also genennet / dieweil es kleinere blätter hat / als das vorige / den blättern der wilden weissen Steinnäglein fast gleich / schmal und spitzig. Die wurtzel ist den vorigen gleich / oben auff mit vielen haarigen faseln etwas dick besetzet / auß welchen runde / schmale stengel herfür tretten / an welcher gipffel / runde / schüppichte knöpfflein wachsen / gleich wie an den Kornblumen / wenn sich dieselbige auffthun / so schlieffen die weissen blümlein herfür / dem andern Geschlecht etwas gleich / allein daß sie länger und spitziger sind / gleich wie die Johannes-blumen. Der Bocksbart wächßt von sich selbsten in feuchten und ungebauten orten. Blühet im Brach-und Heumonat. Das erste Geschlecht findet man allenthalben in gärten und auff den wiesen. Das andere wird bey uns in den gärten gepflantzet. Das dritte Geschlecht wächßt in den hohen Gebürgen Italiens / und hat solches Camerarius auff dem Apennino an einem ort / Rio de lunato genennt / selber gefunden. Eigenschafft. Bocksbart ist warm und feucht im ersten grad; hat viel nahrhafften / milten / auß milch-safftigen / balsamischen / und gelindflüchtigen saltz-theilen bestehenden safft bey sich / und daher nicht nur die eigenschafft / viel und gute nahrung dem geblüt zu geben / sondern auch alle scharffen feuchtigkeiten zu versüssen / innerliche verstopffungen zu eröffnen / und durch den Harn zu treiben. Gebrauch. (Tröpflings harnen.) Etliche Leuthe essen die rohe wurtzel im Salat / wie Rapuntzeln / sonderlich im Mäyen / ist gut wider das tröpfflinge Harnen und den Stein. (Kranckheiten der Brust / Lungen / Husten / schwerlicher athem Seitenstechen / Lungund Schwindsucht. Wunden / Brust-geschwär.) Die wurtzeln derer mit braunen blumen / Artifi oder Artififi genennt / werden bey uns in den gärten zur speiß gepflantzt / und mit frischem Butter gekocht / dienen wider die Kranckheiten der Brust / Lungen / den Husten / schweren Athem und das Seitenstechen / bekommen wol den Lung-und Schwindsüchtigen. Das destillierte Wasser des Bocksbarts / heilet die Wunden / so man leinene tüchlein darein netzet und überschläget: es wird auch nutzlich in den Brust-geschwären gebraucht.
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CAPUT LXII.
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Grosse Gembsen-wurtz. Doronicum majus. Namen. GEmbsen-wurtz oder Schwindel-wurtz / heißt Lateinisch / Doronicum. Italiänisch / Doronico. Englisch / Leopards-bane. Gembsen-wurtzel wird sie der ursachen halben genannt / dieweil diese wurtzel den Gembsen gar annehmlich ist / und sie mit derselben ihren hunger stillen / daher so man die Gembsen fanget / findet man gemeiniglich in ihren Mägen eine Kugel / welche auß diesen Wurtzeln und andern Alpkräutern entspringet. Joachimus Camerarius in Hort. Med. pag. 57. berichtet / man nenne die Gembsen-wurtz daher Schwindel-wurtz / dieweil die Jäger in der Graffschafft Tyrol / diese Wurtzel wider den Schwindel zu sich nehmen. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / die süsse rundblättige Gembsen-wurtz / Doronicum radice dulci, C. E. Doronic. folio subrotundo, serrato, J. B. radice Scorpii brachiatâ, C. B. bekomt ein runden / gekälten / grünen / hohlen / und bißweilen elen-hohen stengel / auff dessen gipffel ein köpflein sitzet / so auß vielen gelben blümlein bestehet / und mit anderen länglichten und an dem umbkreiß gekerfften wie gold schimmerenden blättern umbgeben wird. Der schwartzlichte samen flieget mit seiner weissen Wollen davon. Die blätter bey der wurtzel erscheinen rundlicht / und hangen an langen stielen / breiten sich aber allgemach auß / und sind an dem umbkreiß wie die Segen-zähn gekerfft: welche blätter hingegen den stengel umbgeben / die werden länger / und bey dem stiel alsobald breiter / sie geben ein scharffen und bitteren geschmack von sich. Die wurtzel ist grünlicht-weiß / kleinen fingers-dick / etwas schüppig / und mit gläichen underschieden / auß welchen lange / weisse und dicke zaseln herfürwachsen / ihr geschmack vergleicht sich mit dem außgepreßten Süßholtz-safft. Man findet sie auff dem Etscher / Dürrenstein / und andern Oesterreichischen und Steyrmärckischen Alp-gebürgen / zwischen den Felsen / in tieffen Gruben / blühet im anfang des Hewmonats oder etwas später / so man sie in die Gärten pflantzt / bleibt sie nicht lang: Sie wächßt auch auff den Schweitzerischen Gebürgen / als auff dem Bernerischen Stockhorn und Nessenberg. Gemeine Gembsen-wurtz. Doronicum vulgare. 2. Die gemeine Apothecker Gembsenwurtz / Doronicum radice Scorpii, C. B. majus Officinarum, Ger. emac. bringt an langen stielen ihre runden blätter / die sind den Gurcken- oder Cucumern-blättern ähnlich / unden bey dem stiel außgeschnitten / oben spitzig / voran glatt / auff dem Rucken etwas rauch und haarig / sie trägt am gipffel drey oder vier goldgelbe blumen / die sind mit kleinen glitzenden blättlein zu rings herumb besetzt wie die Rheinblumen / und wiewol diese blumen an dem stengel wachsen / so sind doch etliche / die haben ihren ursprung und stiel von und bey dem undern theil der andern blumen. Die wurtzel ist weiß / hat an etlichen orten runde knollen / und zu beyden seiten dieser knollen dünne zaseln / anzusehen wie ein Scorpion mit seinen füssen / unden auß mit einem schwäntzlein. Wächßt in [596] Welschland oder Italien / auff den berühmten Gebürgen Gargano und Baldo. 3. Die Steyrmärckische Gembsen-wurtz / Doronicum longifolium hirsutie asperum, C. B. Doronici species ex horto Ferrariensi, folio longo hirsuto, J. B. bringt einen schuh hohen stengel herfür / der lind / haaricht und gekält ist. Sie hat wenig kleine / dicke und länglichte blätter / an dem obern theil satt-grün / glitzerend und gantz haarig / an dem undern theil aber glatt und bleich-grün / die aber den stengel umbringen sind schmäler / sie geben alle ein sehr scharffen geschmack von sich. Auff dem gipffel des stengels sitzet ein goldgelbe blum / wenn die abfällt / folget ein kleiner schwartzlichter samen nach / so mit gauchhaar überzogen / und mit dem wind davon flieget. Die wurtzel ist klein / schwartzlicht / gläichig / und mit etlichen dicken / weißlichten zaseln begabet / sie gibt ein gewürtz-geruch von sich. Carolus Clusius hat sie erstlich in Oesterreich auff dem Schneeberg / hernach in Schnee-alpen und Neuberg / aber in gröster anzahl auff dem gipffel des Etschers zwischen den Felsen angetroffen: sie blühet im Hewmonat / und bißweilen im Augsten / alßdenn auch der samen öffters zu seiner zeitigung gelanget. 4. Das vierdte Geschlecht der Gembsenwurtz / Doronicum latifolium flore magno, C. B. folio lato, flore magno, J. B. Ist gemeiniglich kleiner als die vorigen / trägt aber ein grössere blum. Die blätter sind rundlicht wie an dem Schweinbrodt / und den andern nicht ungleich. Sie wächßt in Veitz-alpen ob Neuburg in Steyrmarck / und blühet umb die zeit wie die vorgemeldten. 5. Die gröste Gembsen-wurtz / Doronicum maximum foliis caulem amplectentibus, C. B. maximum foliis Hyoscyami Peruani modo caulem amplectentibus, J. B. Bringt einen haarichten und gekälten stengel / so zwey elen hoch oder bißweilen höher wächßt / und gemeiniglich kleinen fingers-dick / auch bey dem obern theil in etliche nebenzweig getheilet ist. Die blätter bey der wurtzel sind rund / und mit einem langen stiel begabet / welche aber ohne ordnung den stengel umbfassen / werden breiter / spitziger / an dem umbkreiß ein wenig gekerfft / grün und haarig / so den stengel ohne stiel mit ihrem breiten rand umbringen. Auff den neben-zweigen sitzen grosse blumen ohne geruch / die auß in. 20. oder 30. langen blättern bestehen / und ihr breites Aepffelein oder Tischlein umbringen. Der samen ist gestriemt und grünlicht / welcher mit seinem gauch-haar davon flieget. Die wurtzel wird grün-weißlicht / knöpffig / und einem Zwiebelein ähnlich / so man sie aber fortpflantzet / wächßt sie dicker. Vorgemeldter Clusius hat sie erstlich neben den Bächen an schattichten orten auff dem Oesterreichischen Wechsel / in dem Brachmonat blühend / gefunden / und sie hernach in seinen Garten gepflantzet / allda sie ihme wol fortkommen ware / hernach hater sie in grösserer anzahl an nidsich haldigen und waldichten orten auff dem Etscher und Herren Alben / in dem Augstmonat blühend / angetroffen. So man sie in die Gärten pflantzet / bringet sie ihre blumen in dem Mäyen / also findet man sie auch blühend in den bergichten Ungarischen Wäldern über dem Fluß Dra genannt / wie er solches Lib. 4. Histor. Plantar. rarior. Cap. 8. anzeiget. 6. Die graute Schweitzerische Gembsenwurtz / Doronicum Helveticum incanum, C. B. hat eine gläichichte und gleichsam schüppichte wurtzel / auß deren ein runder / weißgrauer stengel eines schuhs hoch herfür komt / auff welchem ein grosse gelbe blume mit goldgelb / länglichten / nicht zerkerfften blättern erscheinet / die endlich mit dem samen / so andern gleich ist / davon fliegt: die blätter sind dick / deren etliche gegen der wurtzel rundlicht / andere ablang / an dem umkreiß bald wenig bald tieff zerkerfft / so an dem undern theil / mit ihren stielen / von wegen der weißgrauen wollenlind / obenher bleich-grün sind: diejenigen blätter aber / so den stengel umbgeben / sind lang / schmal und außgespitzt / eines scharffen un̅ bitteren geschmacks. Sie wächßt auff den Schweitzerischen Alpgebürgen. 7. Die niedrige Schweitzerische Gembsenwurtz mit dicken blättern / Doronicum Helveticum humile, crassis foliis, C. B. wächßt einer hand hoch / mit dicken blättern / welche oben schwartz-grün / unden aber bleich und ein wenig haarig sind / die ersten erscheinen rundlicht / ablang / und an dem umbkreiß zerkerfft / mit des stieleins understen theil den stengel umbgebend: die nachfolgenden blätter aber sind sechs daumen lang und anderthalb breit / deren die obere keine stielein haben: der stengel ist kurtz und haarig / in neben-zweiglein zertheilt / deren jegliches eine gelbe blum mittelmäßiger grösse trägt. Es blühet im Heumonat auff den Gipfflen der Veltliner Gebürgen / die Gemme genannt / über welche man sich mit Geßlen in das Leucker-bad tragen läßt. Eigenschafft. Die Gembsen-wurtz / welche in dem Brachmonat ihre beste krafft hat / hat ein groblichtölichtes / bitterlicht-süsses / zwischen vielen irrdischen theilgen verborgenes Saltz bey sich / und daher die Eigenschafft zu wärmen / zu trocknen / verstopffungen zu eröffnen / durch die Nieren / Mutter und Leber zu dringen / und die unruhigen Lebens-geister wider zur ruhe zu bringen. Gebrauch. (Wind und auffblähen des Leibs / und sonderlich der Mutter. Würm / versteckung des harns / hertzzittern ohnmacht / Gifft Schwindel) Diese wurtzel wird gebraucht zu den Winden und auffblähung des Leibs / und sonderlich der Mutter / tödet und treibet die würm auß / fürderet den Harn / stärcket das zitterende Hertz / wendet die Ohnmachten / widerstehet dem Gifft / daher sie under den Theriac vermischt wird. In den hohen Schweitzer-Gebürgen und in Steyermarck / pflegen die / welche nach den Gembsen steigen / solche wurtzel auch wider den Schwindel zu gebrauchen. Demnach G. Hieron. Velschius, in seinem (Gembsenkugeln.) Lateinischen Buch von den Gembsen-kugeln stattlich erwiesen / daß dieselbigen auß den köstlichen Alp-kräutern / fürnemlich aber auß dieser wurtzel in dem Magender Gembsen ihren ursprung hernehmen / diese Gembsen-kugeln aber zu unsern zeiten in Teutsch [597] land öffters gebraucht werden / hab ich nothwendig zu seyn erachtet allhier auch zu berichten / in welchen Kranckheiten man sich ihrer nutzlich bedienen könne. Man gibt gemeiniglich denen / so gestandenen alters sind 15. biß 20. gran / man muß sie aber ordenlich zerschneiden / und zu reinem pulver stossen. (Dreytägig Fieber.) Wider das dreytägige Fieber / nim Gembsenkugel-pulver zehen gran / Sauramffer-wasser und Himbeer-syrup jedes ein loth / trincke es auff einmahl / und schwitze darauf wol. (Viertägig Fieber.) Wider das viertägige Fieber: Nim Gembsenkugel-pulver 15. gr. in Candischen / Spanischen / Reinischen oder einen anderen starcken Wein / ein halb gläßlein voll / trincke es auff cinmahl und schwitze darauff. (Hitzige / ansteckende Fleckenfieber.) In den hitzigen ansteckenden Fleckenfieberen gibt man 12. oder 15. gran des Gembsenkugel-pulvers in 1. loth Scorzonera- oder Sauramff-wasser und Citronen-syrup ein / läßt den Krancken wol darauff schwitzen. (Rothsucht Kinderblattern.) Wenn die Kinder an der Rothsucht oder den Blattern darnider ligen / solle man den jährigen Kinderen 2. gran dieses pulvers / den zweyjährigen aber 4. gran und so fortan in Scabiosen- oder Taubenkropff-wasser eingeben. So ein starcke Persohn von der Pest angegriffen worden / kan man ihren 15. oder 20. gran dieses pulvers in einem loth Cardobenedicten- und Theriacal-wasser eingeben / und ihne im Bett wol darauff schwitzen lassen. (Schwindel) Wen̅ jemand von einem starcken schwindel angefochten wird / dem solle man 11. gran in Lindenblüth-wasser eingeben / zu verhütung des Schwindels aber / kan man 4. oder 5. gran in einem löffel voll weissen Wein einnehmen. Wider die Liebes-träncker / Philtra genant: (Liebträncker.) nim zwölff gran Gembsen-kugelpulver / und gibe es in Garten-kreß- oder Schwalbenwurtz-wasser ein / so man 1. loth St. Johannskraut-syrup darzu thut / ist es auch gut. (Mutterweh.) Wider das starcke Mutterweh nim zehen gran des pulvers / und gibe es der Frauwen in Melissen-wasser ein. (Zittern / Gichter.) Wider das Zittern und die Gichter gibe dem Krancken zehen gran in Mäyenblümlein-wasser ein. (Fallende Sucht.) Vorgemelter Herr hat zu Augspurg wargenommen / daß ein Marckschreyer allda durch fleissigen gebrauch dieses pulvers ein Jungfraw von der fallenden Sucht erlöset / man kan dem Krancken in dem anstoß zwölf gran in schwartz Kirschen-wasser eingeben. So jemand mit einem Schlagfluß getroffen worden / dem solle man alsobald ein Clystier (Schlagflüß.) von der Hiera picra Logadi in der Apotheck machen lassen / alßdenn eine Ader öffnen / und hernach 10. gran dieses Pulvers in Körffelkraut-wasser eingeben. (Blödes Gesicht.) Welcher ein blödes Gesicht überkomt / der solle bißweilen 6. gran dieses Pulvers in Augentrost-wasser einnehmen. (Entfallene Sprach.) So jemanden die Sprach entfallen wäre / solchen kan man 10. gran in Schlüsselbümlein-wasser eingeben. (Seitenstich / brustgeschwär.) Wider den Seitenstich oder die Brust-geschwär: nim 10. gran dieses Pulvers in Scabiosen-wasser ein. (Kurtzer Athem / Keuchen.) Wider den kurtzen Athem und starckes Keuchen / gibe dem Krancken bißweilen 10. gran in Hysop- oder Scabiosen-wasser ein. (Hertzklopffen / Ohnmachten. Erbrechen Kluxen / kalter magen.) Wider das Hertzklopffen und die Ohnmachten kan man dem Krancken 8. gran in Burretsch-wasser eingeben. Wider das Erbrechen / Auffstossen / Kluxen und andere kalte Magen-kranckheiten / kan man dem Krancken 8. gran in dieses Pulvers in Melissen-wasser bißweilen eingeben. (Grimmen.) Wider das Grimmen solle man 10. gran in einem loth Chamillen-wasser einnehmen. (Rothe Ruhr.) Wider die rothe Ruhr solle man 10. gran in Erdbeer- oder Wegerich-syrup mit etwas Ehrenpreiß-wasser vermischt / gebrauchen. (Schwartze Gelbsucht.) Wider die schwartze Gelbsucht solle man 10. gran dieses Pulvers in Hirschenzungen-wasser offt einnehmen. (Nierenstein.) Wenn der Nierenstein in den Harngängen stecken bleibet / solle man dem Krancken 10. gran in Erdbeere-wasser mehrmahls beybringen. (Samenfluß.) Wider den Samenfluß / kan man bißweilen 8. gran in Seeblumen-wasser einnehmen. (Mutter-kranckheiten.) In den Mutter-kranckheiten soll man bißweilen 6. oder 8. gran in Melissen-wasser gebrauchen. (Schwere Kindsnoth / Zuruckbleibung der Nachgeburt / Nachweh / versteckte Weiberreinigung / todte Leibsfrucht. Fall. Gifft.) In schweren Kinds-nöthen / Zuruckbleibung der Nachgeburt / Nachweh / und Versteckung weiblicher Reinigung / solle man 10. gran in weiß Lilien- oder roth Bucken-wasser eingeben: Diese Artzney treibet auch die todte Leibsfrucht fort. So jemand ein schweren Fall gethan hat / dem solle man alsobald eine Ader öffnen / und 10. gran dieses Pulvers in Körffelkraut-wasser eingeben. So man einem mit Gifft zugesetzt / dieser soll alsobald ein scrupel oder 20. gran des Gembsenkugel-pulvers in Cardobenedicten-wasser einnehmen. CAPUT LXIII. Zahme Wicken. Vicia. Namen. ZAhme Wicken heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Vicia. Italiänisch / Veccia. Frantzösisch / Vesse. Englisch / Uetch. Wilde Wicken oder Vogels-wicken heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Vicia sylvestris, Cracca. Italiänisch / Afaca. Frantzösisch / Vesse sauvage. Englisch / Homelii Uetch. Holländisch / Crock. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / die gemeine zahme Säe-wicken oder Roß-wicken / Vicia sativa vulgaris semine nigro & albo, C. B. vulgaris sativa, J. B. Ist ein Kraut / das alle Jahr frisch muß gesäet werden; bekomt schuh-hohe / auch höhere / eckichte / gestriemte / haarige / hole stengel / etwan acht biß zehen oder zwölff paar / nicht gar zoll lange / etwas haarige / durchauß breite / und nicht außgespitzte blätter; die äussersten stielein ringeln
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Zahme Wicken. Vicia. sich / wie die Gabeln an den Wein-reben / und winden sich an die umbligenden Gewächs. Die blumen erscheinen purpur-blau / hangen an kurtzen stielen; auff deren verwelckung / die länglichten / breiten / haarigen / mit schwartzen oder weissen samen angefüllten schoten folgen. Sie wachsen auff den äckern under dem Getreid / theils von sich selbsten / meistentheils aber werden sie gesäet mit Habern und Erbsen / den Pferden zu einem futter. Wilde Wicken. Vicia sylvestris. 2. Die wilde Wicken / Vicia sylvestris semine rotundo nigro, C. B. vulgaris sylvestris semine parvo & nigro frugum, J. B. stoßt viel runde / gestreiffte schößlein / auß einer wurtzel / schuhs-hoch über sich / und bringt blätter wie die gemeine Wicken / aber haariger und grauer / auch etwas außgespitzt. Die blümlein sind purpur-braun / und nicht zweyerley farb wie in dem zahmen Geschlecht / hangen an kurtzen stielen. Darauff folgen die langen / zarten / rundlichten / und da sie reiff sind / schwartzen schoten / welche mit vielen gantz kleinen / runden / bleichgrün-schwartzlichten samen angefüllet. Blühet vom Mäyen an / und fast den gantzen Sommer durch. Eigenschafft. Die Wicken haben in ihrem samen etwas wenigs flüchtige / mehr aber scharfflichte / grobe / ölichte Saltz-theile / neben vielen irrdischen bey sich / und daher die eigenschafft mittelmäßig zu wärmen und zu trocknen / zu säubern und zusammen zu ziehen. Das Mehl von den gerösteten Wicken treibet starck den Harn. Gebrauch. Es sind die Wicken eine sonderliche speise für die Pferde / Hennen / Tauben / und andere Vogel / weilen sie eine grobe nahrung geben / und wo sie der Mensch essen wurde / ein dickes melancholisches geblüt verursachen. (Sod / auffstossen des Magens. Flechten / Zittermal.) Etliche Wicken geessen / stillen den Sod und Auffstossen oder Griltzen des Magens. Wicken-mehl mit Honig vermischt und übergeschlagen / vertreibet die Flechten und Zittermahl / machet ein saubere glatte haut. (Knollen der Brüsten / garstige Geschwär.) Wicken-mehl mit Wein und Honig vermischet und auffgeleget / zertheilet die Knollen der schmertzlichen Brüsten / und heilet allerhand garstige Geschwär und Schäden. CAPUT LXIV. Cardamömlein und Pariß-körner. Cardamomum & Grana Paradisi. Namen. CArdamömlein heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Cardamomum, Grana Paradisi. Italiänisch / Cardamomo, Grani di Paradiso. Frantzösisch / Graine de Paradis, Cardamome. Spanisch / Grana de Paradyso. Englisch / Graine of Paradise. Niderländisch / Cardamome. Geschlecht und Gestalt. Drey Geschlecht der Cardamömlein werden nach dem bericht Matthioli, auß den Orientalischen Ländern zu uns gebracht / und in der Artzney gebraucht / nemlich / das grosse / mittlere und kleine: haben alle viel samen oder körner / in schelffen-häußlein oder bälglein beschlossen / welche ihrer grösse nach unterschieden werden. Die schelffe des grossen ist anzusehen wie ein Feig / derb / zähe und leicht / dem deckel der Indianischen Nuß nicht unähnlich / mit
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Cardamömlein und Pariß-körner. Cardamomum & Grana Paradisi. (1. Die grossen.) (2. Die mitlern.) (3. Die kleinen.) (4. Die kleinesten.) etlichen linien oder striemen nach der länge durchzogen / hat inwendig viel röthlichte körner / die sind mit vielen weissen häutlein umbgeben und unterschieden. Sind am geschmack scharff / am geruch lieblich / daher sie von etlichen Grana Paradisi, Pariß- oder Paradiß-körner geheissen werden. Die schelffe des mittleren ist länglicht / dreyeckicht / holkälicht / oben mit einem stumpfen spitzlein / inwendig ligen länglichte / blutrothe körnlein in zweyen zeilen / die sind auch mit häutlein umbfangen. Die schelffe des kleinen ist kurtz und dreyeckicht. Die innerlichen körner sind gegen den vorgemelten zwey Geschlechten die allerkleinesten / ligen zwischen einem mittel-häutlein zu beyden seiten / an der gestalt etwas rund und am angriff ein wenig rauch. Dieses wird an der grösse zweyerley gefunden / derowegen allhier vier sind abgemahlet worden. Alle obgemelte Körnlein lassen sich leicht brechen / sind scharff / lieblich und wolriechend / öhn alle bitterkeit / doch ist das grosse den übrigen / wie auch das kleine dem mittleren / mit der schärffe überlegen. Sie wachsen in India / von Calecut biß gen Cananor / in Malavar und Java. Eigenschafft. Die Cardamömlein sind warm und trocken in dem anfang des dritten grads: haben ein recht temperiertes / nicht so scharffes flüchtig-ölichtes Saltz bey sich / und daher die eigenschafft / den Magen wol zu wärmen / zu stärcken / alle Wind zu vertheilen / durch den Harn zu treiben / die Mutter zu reinigen / zu stärcken / und den Weiberfluß zu befördern. Gebrauch. (Innerlicht Kranckheiten von kälte / bläst hertzzittern ohnmacht / schwindel / feuchtes hirn.) Die Cardamömlein und Pariß-körner / dienen wol in allen innerlichen Kranckheiten / so von der kälte ihren ursprung haben / sie zertheilen die Bläst / befördern die Däwung / machen lust zu dem essen / stärcken das Haupt / Hertz / den Magen und die Mutter / bekommen denen wol / welche mit dem Hertzzittern / Ohnmachten und Schwindel geplagt sind. Welche gar ein feuchtes Hirn haben / und den Rauch-taback leiden können / oder selbigen zu trincken gewohnt / die thun wol / wenn sie darunder Nägelein oder Cardamömlein stecken / und darmit anbrennen / denn solches stärckt das Haupt trefflich. Ein gutes Magen-pulver. Nim Zimmetrinde / Imber / Calmuß jedes ein quintlein / Cardamömlein / Aniß jedes ein halb quintlein / Pfeffer / Muscat-blüth / Cubeben jedes ein strupel / Zucker 6. loth / stosse alles zu einem reinen pulver. Ein halben löffel voll (Kalter Magen / Bläst.) dieses pulvers in Wein genommen / stärcket und erwärmet den kalten Magen / fördert die Däwung und vertreibet die Bläst. Etliche Körnlein zu pulver gestossen / mit (Grimmen und gichter der kindern) Zucker vermischt / und den Kindern in den päpplein offt gegeben / stillet das Grimmen / und verhütet bey demselben alle Gichter. Der weit berühmte Medicus zu neu Batavia in groß Java / Jacobus Bontius Lib. 17. Histor. natural. & medic. cap. 37. vermeldet / daß in der Insul Java zwey Geschlecht / nemlich der klein und groß Cardamom wachse / welche er also beschreibet. Der kleine Cardamom hat ein stengel / welcher wie an dem Rohr mit knöpffen unterschieden ist / die blätter sind den Rohr-blättern ähnlich / er wächßt in grosser menge / so man ihne das erstemal ansiht / wird schwerlich ein unterschied zwischen dem Cardamom und Rohr wargenommen / weder allein daß der kleine Cardamom nicht über zween oder drey schuh hoch wächßt / und seine zerriebene blätter den lieblichsten geruch von sich geben. Als ich das erstemal den kleinen Cardamom blühend gesehen / habe ich Garziae ab Horto Irrthum wahrgenommen / welcher Lib. 1. Aromat. Histor. Cap. 24. schreibt / der kleine Cardamom werde wie ander Gemüß gesäet / so nicht wahr ist. Daher ich der erste bin / welcher dieses Kraut / nachdem ich es tausendmal besichtiget / natürlich abmahlen lassen. Neben den wurtzeln entspringt ein ähre der Spicknard ähnlich / ist aber viel dicker / auff dessen kelchlein kommen blumen herfür / welche an ihrem umbkreiß mehr bleich als weiß sind / in den kelchlein aber zeigen sie ein gelbe farb / den Pomerantzen-blumen nicht ungleich. Wenn die blumen abgefallen / folgen die schoten hernach / in denen der wolriechende samen der Cardamom ligt / welcher so lang er verschlossen / ein gelbe farb hat / aber mit der zeit schwartz wird / wie solches an dem gedörrten Cardamom oder Paradieß-körnern zu sehen. Warlich / so jemand dieses köstlichen Gewürtz fürtrefliche Tugenden beschreiben wollte / wurde er viel damit zu thun haben. Es besitzt eine der menschlichen natur sehr angenehme wärme / welche dem Eingeweyd und Gliedern des Leibs keinen schaden zufüget / daher man den [600] Cardamom allein in dem Mund kewen / und ohn einige Speiß niessen kan / welches hingegen mit dem Pfeffer / Imber / Nägelein / und anderem hitzigen Gewürtz sich nicht thun läßt / die wegen ihrer starcken hitz schwerlich / als mit den Speisen genossen werden / und wenn man sie auch unter diesen zu viel braucht / eine Entzündung des Geblüts / und (Versteckter Harn / und Weiberzeit / stinckender Athem / verstopffung der Leber Miltzes / und Krö???adern) offt hitzige Fieber verursachen. Der kleine Cardamom befürdert den Harn und Weiber-fluß ohne einigen gewalt / macht ein guten Athem / und ist überauß dienlich wider die Verstopffung der Lebern / Miltz und Krößadern. Auß dieser Beschreibung der Cardamom wird der fehler des Plinii leichtlich wargenommen / welcher den Cardamom mit dem Namen und der Frucht dem Amomidi gleich achtet / so aber falsch ist / denn die Amomis ist ein Gerten-kraut / und vergleicht sich mit ihrer Wurtzel der Indianischen Spickwurtzel / damit unwissende Leuth leichtlich betrogen werden. Billich habe ich mich dieses orts zu erfrewen / daß ich der erste bin / welcher dieses edelste Kraut den Cardamom gründlich beschreibet / denn auch vorgemeldter Garzias ab Horto, seine Beschreibung dieses Gewächses nur auß anderer Leuthen Bericht hergenommen. Bey den Maleyen in der Insul Malabar und Caromandel wird der Cardamom viel gebraucht / Fleisch / Fisch und andere Speisen damit zu würtzen / gibt ihnen ein anmüthigen geschmack / und befördert die Däuung gar wol. Der grosse Cardamom wächßt häuffig in den Javanischen Wäldern / mit gebüschelten blumen / den Hyacinthen-blumen ähnlich / ist auff viel weiß von dem kleinen Cardamom unterschieden / denn er über Menschenlänge auff wächßt / hat breite blätter / trägt keinen stengel mit knöpffen wie das Rohr / sondern wird gleich wie die Zwiebeln / blätter-weiß von einander zerlegt. Uber das bringt der kleine Cardamom seine ähre neben den Wurtzeln / da hingegen der grosse Cardamom auff seinem gipffel die ähre trägt. Die schoten und der samen sind in diesem auch länger / offt ein fingers lang / die blätter und blumen kommen mit der kleinen Cardamom an dem geruch überein / allein sind die blätter an der grossen Cardamom auch grösser / und an dem umbgekehrten theil etwas weich wie das Wullkraut. Das gantze Gewächs der grossen Cardamom ist gar schön anzusehen / mit einer angenehmen grünen farb und weissen blumen / welche an ihrem umbtreiß mit einem purpur-farben fäßlein umbgeben sind. Mit seiner würckung komt er mit dem kleinen Cardamom überein. CAPUT LXV. Nägelein-blumen. Caryophylli. Namen. NAegelein-blum heißt Lateinisch / Caryophyllus, Flos Caryophyllorum, Betonica aut Vetonica coronaria vel domestica, Herba tunica. Italiänisch / Garofano, Garofolo. Frantzösisch / Giroflée, Oeillier. Spanisch / Alheli, Sanamanda. Englisch / Gillii flower. Dänisch / Veylicke / Veylcke-blomster. Niderländisch / Genoffel-bloemen / Groffels-bloemen / Naeghel-bloeme. Zahme Nägelein-blumen. Caryophylli domestici. Wilde Nägelein-blumen. Caryophylli sylvestres. Geschleckt und Gestalt. Der Nägelein-blumen sind fürnemlich zwey Geschlecht / zahm und wild. Die zahmen haben länglichte / spitzige [601] blätter / wie Bocksbart-kraut / außgenommen / daß sie kürtzer / zwey- oder dreymal dicker / und aschen-farb sind. Jhre stengel wachsen rund / elen-lang / zu zeiten länger / und mit vielen gläichen abgetheilet. Bringen erstlich lange knöpffe / darauß schlieffen die schönen / lieblichen und holdseligen blumen vieler farben / nemlich weiß / roth / weißgesprengt / mit rothen / als Bluts-tröpfflein / und dergleichen seltzam durcheinander / gefüllt und ungefüllt / riechen lieblich als die rechten Nägelein / daher sie auch den Namen bekommen. So man diese blumen nicht abbricht / bringen sie schwartzen samen wie Zwiebel-samen / in den langen knöpflein verschlossen. Die Wurtzel ist roth-weiß / eintzig / und riechet wol. Das wilde Geschlecht ist zweyerley. Das erste nennt man Donner-nägelein und Bluts-tröpflein / wächßt auff heissen ungebawten und sandichten orten. Ist ein mager / dürres kräutlein / bringt zu oberst etliche liechte oder satt-rothe blümlein. Ist das kleinste unter allen Nägelein-blumen / einfach mit fünff oder sechs blättlein / und gibt fast keinen geruch. Das ander wilde Geschlecht / nennt man Hochmuth und Muthwillen. Ist eben solcher Art / hat leib-farbe / weisse / wolriechende blumen / daran sind alle blättlein gefiedert und zerspalten / wächßt in gärten und äckern. Sonsten sind diese zwey wilde Geschlecht den zahmen ähnlich / mit wurtzeln / blättern / stengeln und knöpflein. Andere Geschlecht der Nägelein-blumen / welche in Franckreich / Italien und Hispanien gefunden werden / hat Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici Lib. 6. cap. 5. vor anderen beschrieben / allda er auch nachfolgende drey schöne Geschlecht an das taglicht gegeben. Das erste Geschlecht der Näglein-blumen / Caryophyllus arborescens Creticus, bekomt auß seiner dicken / weissen / harten und holtzichten wurtzel / weisse / runde / glatte / knodichte / holtzichte / gleich als in flügel oder neben-zweiglein außgetheilte stengel / die sind höher als ein ele: bey der wurtzel hat es viel lange / enge / bleich-grüne und scharff außgespitzte blätter / aber an dem stengel sind gar wenig: auß den grünen / mit kleinen spitzigen blättlein umbgebenen kelchlein / erscheinen die blümlein mit fünff blättern / die artlich / aber nicht tieff zerschnitten und röthlicht sind: auß der mitte der blumen gehen herfür viel kurtze und kleine fädemlein. Der sprewer-ähnliche samen wird in den kelchlein auffgehalten. Es ist in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Lust-garten auß dem Candischen oder Cretischen samen wie ein Bäumlein gewachsen / daher es Caryophyllus arborescens Creticus, Candische baumichte Näglein-blum genennt worden. Auff gleiche weiß beschreibet es auch Johannes Bauhinus Tom. 3. Hist. Plant. univers. lib. 29. cap. 1. berichtet zugleich / daß Josephus Casabona, des Groß-Hertzogen von Florentz Gärtner / den samen nach Stuttgard geschickt / auß welchem dieses Gewächs auch herfür kommen ist / und viel Jahr gut gethan hat. Es blühet im Heu- und Augstmonat: muß aber Winters-zeit in einem warmen gemach verwahret werden. Das ander Geschlecht / Caryophyllus Holosteus alpinus latifolius, bringet neben der dünnen / weissen / zaselichten und kriechenden wurtzel / etliche stengel / die sich auff die erden neigen / sind drey oder vier zoll hoch / mit kleinen / rundlichten / breiten / haarichten und dicken blättern umbgeben. Zwischen denselben entspringen neben-zweiglein mit stielen / deren jegliches erstlich eine blum in einem grünen kelchlein eingeschlossen / hernach ein grosses weisses fünff-blatt trägt. Dieses wird auff den Veltlinischen Alp-gebürgen / an dem ort die Gemme genannt / und bey dem Pfeffers-bad gefunden. Kleinste Feld-Nägelein. Caryophyllus arvensis glaber minimus. Das dritte Geschlecht / Caryophyllus arvensis glaber minimus, bringt auß seiner röthlichten und haarigen wurtzel / einen oder den andern dünnen / gläichichten und eines schuhs hohen stengel / an dem gipffel hat er viel neben-zweiglein / die dünner als ein haar sind: ein jegliches zweiglein trägt weisse blümlein mit zweyen spitzlein. Es hat wenig lange und enge blätter / an der grösse ist es ungleich / denn bißweilen wird es nur einer halben spannen hoch / mit wenig haarigen und kurtzen blättlein. Das erste wird auff den Euganeischen Büheln umb Padua / das ander aber in Franckreich bey Montpelier gefunden / noch ein kleiners wächßt in den Wäldern bey dem Weißbad under Mäintz. Beyderley Geschlecht zahm und wild / findet man zu Sommers-zeiten. Die zahmen Näglein-blumen währen biß in den Winter [602] hinein / sie können aber die strenge kälte nicht dulden / darumd hat man besondere scherben und gefäß / solche stöck vor dem Winter in den kellern zu erhalten / doch so schön Wetter vorhanden / stellet man sie hinauß an die Sonnen / läßt sie auch bißweilen beregnen / und trägt sie alsdenn widerum in keller. Von pflantzung der schönen und lustigen Näglein / wie auch derer hunderterley namen / besihe Hr. Georg Vischers / Gräft. Holenloischen Raths / neu-vermehrten Blumen-garten das 8. und 10. cap. Eigenschafft. Die Näglein-blumen sind warm und trocken in mittelmäßiger krafft; haben ein flüchtiges sehr miltes saltz / mit einem subtilen balsamischen öl bey sich / und daher sonderliche tugenden / das Haupt / Hertz und Leber zu stärcken / und die Lebens-geister zu erquicken. Gebranch. Die zahmen Näglein-blumen sind dem (Schwindel Schlag-Fallende Sucht. Krampff / Zittern /) Haupt nutzlich / denn sie stärcken das Hirn / dienen wider den Schwindel / Schlag / fallende Sucht / Krampff und Zittern. Der Nägleinblumen-zucker oder Conserva, wird auß zahmen rothen Nägelein / auff gleiche weise gemacht / wie der Rosen-zucker / davon besihe droben in dem 1. Buch das 129. (Kaltes un̅ flüßiges Haupt / Blödes Gesicht. schwaches Hertz und Mutter / schwindel / Schlag / Lähme / fallende Sucht / Pest / Erbrechen / Durchlauf Wehthum der Mutterr Bauchwürm.) cap. bey den Rosen. Dieser Zucker / so man davon nach belieben einer Muscatnuß groß nimt / stärcket das kalte flüßige Haupt / blöde Gesicht / das schwache Hertz und die Mutter: ist eine köstliche Artzney wider den Schwindel / Schlag / Lähme / fallende Sucht und die Pest: bekomt dem Magen wol / fürdert die Däuung und Geburt ohne schaden / stillet das Erbrechen / den Durchlauff und Wehethum der Mutter / und tödtet die Bauchwürm. Dergleichen würckung hat auch das auß den zahmen Näglein-blumen mit dem Kraut destillierte wasser. Der in den Apothecken zubereitete Nägleinblumen-syrup stärcket das Haupt / Hertz / Magen / Leber und die Mutter / davon nach belieben ein löffel voll genommen. Auß den Näglein-blumen wird ein trefflicher Eßig zubereitet / auff gleiche weiß wie man den Rosen-eßig macht / davon besihe angezogenes cap. Wenn ein Mensch in (Ohnmacht) Ohnmacht gefallen ist / so bestreiche ihm die Schläff / Nasen und Pulß-adern mit Nägleinblumen-eßig / oder besprenge ihm das (Pest-zeit.) Angesicht darmit. In der Pest-zeit solle man mit diesem Eßig das Angesicht und die Hände befeuchten. Es wird auß den wilden Näglein ein (Grieß. Stein.) Wasser destilliert / so trefflich gut für das Grieß und den Stein ist / wenn man den Krancken zuzeiten etliche löffelvoll eingibet. Die blumen des weissen Näglein-graß branchet man wider das Hertzklopffen / und (Hertzklopffen / Hertzschwachheiten / fallende Sucht / Sichter.) andere Hertz-schwachheiten / sie werden sonderlich gelobt wider die fallende Sucht und Gichter / so man wie broben vermeldet / ein Lattwerg oder Conserven-zucker darauß machet. Andere destillieren das Kraut mit den Blumen / und gebrauchen es wider vorermelte (Gichter bey den jungen Kindern.) Kranckheiten / insonderheit aber den jungen Kindern wider die Gichter / darauff sie gute besserung befinden. CAPUT LXVI. Schweinbrot. Cyclaminus. Namen. SChweinbrot heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cyclaminus, Cyclamen, Panis porcinus, Malum terrae, Rapum terrae, Tuber terrae, Umbilicus terrae, Italiänisch / Ciclamino, Pane porcino. Frantzösisch / Pain de pourceau. Spanisch / Pan porcino, Pan de puerco. Englisch / Swinebread / Sowbread. Dänisch / Galteknap / Madekierne. Niderländisch / Verkensbroot / Sveykensbroot / Eerdappel. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt Erdapffel / Erdnabel / Erdscheiben und Waldrüben. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des Schweinbrots / Cyclamen orbiculato folio, infernè purpurascente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vulgatior, J. B. Hat eine runde und flache / außwendig schwartze / inwendig weisse wurtzel / mit vielen kleinen zaseln behänget / und wie ein Rüben anzusehen / auch am geschmack bitter und scharff / bißweilen wird sie sehr groß / und nach dem bericht Conradi Gesneri, wie das Haupt eines Widders gestaltet. Die blätter vergleichen sich dem Ephew-laub / oder den Haselwurtz-blättern / ligen außgespreitet auff der erden / sind an dem Rucken etwas braun-roth / aber auff der andern seiten mit weissen flecken besprengt. Es bringet zarte / glatte / und vier oder fünff finger lange stengel / darauff wachsen schöne leib-farbe oder dick-rothe blumen / eines lieblichen geruchs / denen folget ein rundlicht und spitzig köpflein nach / welches mit un [603] gleichem / dunckel-rothen samen angefüllt ist. Es wächßt gern in feuchten Aeckeren / an schattichten orten in den Wäldern / unter den hecken und bäumen. Blühet gemeiniglich im Herbst. In Oesterreich und Ungarn findet man eine art / deren blätter an dem rucken bleich-grün sind; Cyclamen orbiculato folio infernè ex viridi pallente, C. B. 2. Das andere Geschlecht / das Römische Schweinbrot / Cyclamen Romanum, Eyst. radice maximâ foliis infernè rubentibus, C. B. hat eine grosse / runde und braun-schwartze wurtzel / die schier grösser als drey fäust wird / und einer grossen Rüben sich vergleichet / ist hin und wider mit dünnen zaseln umbgeben / so wie geringe stengelein anzusehen sind / auß welchen die dem Ephew-laub oder Haselwurtz-blättern ähnliche / auch an dicken / langen und zusammengedrähten stielen hangende blätter herfürkommen / deren etliche in einen stumpffen spitz außgehen / andere aber sich in die länge außtheilen / und an dem rucken grün / auff der andern seiten roth / und an dem rucken grün / auff der andern seiten roth / und an dem umbkreiß nur ein wenig gekerfft sind. Die leibfarben blumen sitzen auff gleichen und hindersich gebogenen stielen / auß deren mitte ein dünnes / bleiches fäsemlein herfürgehet / sie bestehen auß fünff oder mehr übersich schawenden blättern; wenn diese verwelcken / windet sich der stiel wunderlich zusammen / und bringet ein rundes köpflein / in welchem der samen wie in dem vorigen liget. Es ist erstlich auß Italien von Rom nach Eystetten geschickt / und allda in dem Fürstlichen Garten gepflantzet worden. Es komt schier mit demjenigen überein / so in Flandern bey der Statt Dorneck in dem Wald gefunden wird / denn es auch eine wurtzel wie ein grosse Rüben / gleiche blätter und blumen herfürbringet. 3. Das dritte Geschlecht des Schweinbrots / Cyclamen vernum, Eyst. folio anguloso, C. B. flore rubro graciliore vern. J. B. Hat ein runde und dicke wurtzel / so sich einer kleinen Rüben vergleicht. Seine blätter hangen an langen stielen / sind etwas kleiner das Ephew-laub / am umbkreiß gleichsam zernagt / oben mit weissen flecken besprengt / unden aber purpurfärbig / und gehen in ein spitz auß. Die blumen kommen mit den ersten überein / werden entweder satt-roth / oder gantz weiß / und geben einen stärckeren geruch von sich. Es blühet allein im Frühling und wird auch in dem Eystettischen Garten angetroffen. 4. Das vierdte Geschlecht des Schweinbrots / Cyclaminus macrorhizos, Cam. Cyclamen oblongâ radice, C. B. Bekommet eine lange wurtzel / wie die nachfolgende Figur außweiset / sie ist an ihrem understen theil rund als ein Apffel / welcher viel zaßlen hin und wider außbreitet / aber bald elen-hoch wächßt / sie wird daumens-dick / und bekomt an etlichen orten knöpffe / an welchen auff beyden seiten faseln hangen. Seine blätter sind rundlicht und gefleckt. Die blumen erscheinen bleich-farb / wenn die abgefallen / folget ein ablang spitzig köpfflein / welches sich mit seinem stiel verwicklet / und einen mittelmäßigen samen in sich hält. Schweinbrot mit langen Wurtzeln. Cyclaminus macrorhizos. In den Gärten werden auch noch verschiedene gattungen der Schweinbroten gepflantzet / welche theils in dem Sommer / theils in dem Herbst und Winter / lieblich riechende / theils in dem Frühling / rothe / purpurfarbe / weisse / gelbe und leibfarbe blumen tragen. Eigenschafft. Schweinbrot ist warm und trocken im dritten grad: Hat ein zimlich scharffes / durchtringendes / mit wenig schwefelichten theilen vermischtes saltz bey sich / und daher die eigenschafft / Unwillen / auch wol etwan Erbrechen zu bewegen / Verstopffung innerlicher Gliedern zu eröffnen / die Monatblume der Weibern zu erwecken / todte Leibsfrucht / auch wol die Nachgeburten außzutreiben / und allerhand harte Schleim-geschwulsten zu vertheilen. Gebrauch. Man soll dieses Kraut nicht bald innerlich gebrauchen / denn es in seiner würckung gar zu starck ist / und so man nur mit dem safft den Bauch schmieret / und davon in den Nabel thut / Stullgäng verursachet: Sonderlich sollen sich schwangere Weiber darfür hüten / dieweil es der Leibsfrucht grossen schaden leichtlich zufüget / und solche tödten und forttreiben kan. Etliche bedienen sich dieser wurtzel wider die Gelbsucht / Wassersucht und Miltzsucht / aber man kan bald mehr schaden als nutzen darmit außrichten. (Klingen / sausen / Taubigkeit der Obren.) Ein gute Artzney wider das klingen / sausen und Taubheit der Ohren: Nim anderthalb loth Schweinbrot-wurtzel / schabe sie mit einem messer / und zersthneid sie klein / gieß darüber Chamillen-Rosen- und bitter Mandel-öl jedes auch so viel / siede es halb ein / darnach seige es durch ein tuch / von diesem Del thue 6. oder 9. tropffen in ein wenig Baumwollen / stosse sie in das krancke Ohr / zu Nacht so du willt schlaffen gehen.
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(Hartigkeit des miltzes.) Der Safft auß Schweinbrot-wurtzel mit Ammoniac-gummi zu einem Pflaster gekocht / dienet treflich wider die Hartigkeit des Miltzes / und allerhand andere harte Schleimgeschwulsten / fleißig übergeschlagen. So kan man auch die dürre Schweinbrot-wurtzel (Harte Geschwulst.) mit dem eigenen Safft / und allerhand Gummi zu einem pflaster kochen / und in dergleichen harten Geschwulsten gebrauchen. Etliche nehmen annoch Schmerwurtz samt dem Safft darunter. CAPUT LXVII. Grosse Drachenwurtz. Dracunculus major. Matih. Namen. DRachenwurtz / Natterkraut oder Schlangenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Dracontium, Dracunculus, Serpentaria, Colubrina. Italiänisch / Dragontea, Serpentina. Frantzösisch / Serpentaire, Serpentine. Spanisch / Traguncia, Taragoncia. Englisch / Tragonwort. Dänisch / Schlange-urt. Niderlandisch / Draekenwortel / Sperwortel. Geschlecht und Gestalt. Die Drachenwurtz ist zweyerley / groß und klein. Die grosse Drachenwurtz / Dracunculus Bistortae folio, C. B. Dracunculus major, Matth. hat blätter wie die Mengelwurtz / doch ist sie auff der seiten einwerts gebogen / trägt einen stengel zweyer elen hoch / der ist gerad / glatt / zimlich dick / gescheckt / und mit braun-schwartzen mackeln besprenget wie eine schlange: sie hat ein grosse runde und weisse wurtzel / mit einem dünnen häutlein umbgeben. Dei kleine Drachenwurtz / Dracunculus Polyphyllos, C. B. minor, Matih. bringt auch einen glatten / hohen / starcken stengel / mit rothen Kleine Drachenwurtz. Dracunculus minor. Matih. Der kleinen Drachenwurtz junge blätter mit ihrer wurtzel. ??? Dracunculi minoris novella folia cum radice. tüpfflein besprenget / wie ein Schlange. Die blätter sind / je eines an einem stiel / rundirt wie Ephew / aber sehr tieff zerspalten / also daß ein jede spalte ein besonder langes blat macht. Oben am stengel erscheinet ein langes auffgespitztes ding / wie ein hülse oder scheiden / die ist außwendig grün / [605] und so sie sich auffthut / komt alsobald ein purpur-braun / lang / auffgespitztes kölblein herfür / under diesem kölblein rings umbhet bringt sie ihren samen / wie em Träublein mit vielen beeren / die sind erstens / da sie noch unzeitig / graßgrün / darnach aber so sie zeitig warden / gewinnen sie ein saffranfarb / sind am geschmack zanger / scharff und beissend. Die wurtzel ist zwiebelicht rund / mit einer zarten schelffen oder rinden bekleidet / am geschmack sehr scharff. Es wächßt gern bey den zäunen und schattichten orten. Man zielet es auch in den gärten. Eigenschafft. Drachenwurtz hat ein scharffes / groblichtes / verzehrendes / mit vielen wässerugeb / und wenig schwefelichten theilgen vermischtes saltz bey sich / und dahero die eigenschafft zu wärmen und zu trocknen / zu säubern und zu heilen / durch den Harn und Mutter zutreiben. Gebrauch. (Ver???eckte monatliche reinigung.) Der samen dieser Wurtzel gestossen / und ein halb quintlein schwer mit weissen Wein eingenommen / bringet den Frauen ihre versteckte monatliche Reinigung wider. (Weit umb sich fressende Geschwär / Fisteln.) Das pulver der Drachenwurtz mit Honig vermischt und eingestrichen / säuberet und heilet die bösen weiter umb sich fressenden Geschwär / auch in die Fisteln gethan / heilet dieselbigen auß. Die grunen blätter auff die frische Wunden (Frische Wunden.) gelegt / heilen sie / aber wenn sie dürr sind / schaden sie wegen ihrer schärffe. Die schwangern Weiber sollen weder an die wurtzel noch an das Kraut riechen / denn es ihnen hoch schädlich. Ein Wollen-zäpflein in dem safft dieses (Geschwulst der Nasen / Polypus, Krebs.) Krauts genetzt und in die Nasen gethan / verzehret die inwendige Geschwulst / Polypusjgenannt / und wehret auch dem Krebs. Das auß den blättern destillierte wasser / bey sechs lothen / mit einem quintlein The riac genommen / treibet den schweiß gewaltig / und leistet also wider die ansteckung der Pestilentz nicht geringe hülff / wie solches Castor Durantes in seinem Kräuterbuch p. m. 330. bezeuget: Daher Lobelius in Observat. Stirpium p. m. 327. vermeldet / daß solches mittel von den Engelländern zu der Pest-zeit viel gebrauchet werde. Wasser-Schlangentraut. Dracunculus aquaticus. Namen. Wasser-Schlangenkraut heißeLateinisch / Dracunculus aquaticus, Dracunculus palustris. Italiänisch / Serpentaria acquatica / Frantzösisch / Serpentine d’eau. Spanisch / Draguncia de agua. Niderländisch / Waterslangen-cruyt. Gestalt. Das Wasser-Schlangenkraut trägt glafte aderichte blätter / welche den blättern des Cornelbaums sich vergleichen / allein sind sie viel grösser / deren nur eines allwegen auf eine langen glatten stiel stehet / welcher auß der wurtzel herauß wächßt / die fnodicht und fingers-dick ist / mit vielen glätchen oder gewerben Wasser-Schlangenkraut. Dracunculus aquaticus. / wie die Rohr-wurtzel / und bißweilen arms-lang / hat an jedem gewerb viel zaseln damit es sich in die erde hefftet. Die sewurtzel gekewet / scheinet am ersten ungeschmackt zu seyn / aber bald darauff zwackt sie die Zungen / gleich als steche man sie mit den allerkleinsten dörnen. Seine Frucht ist ein länglicht träublein mit vielen Beeren / die ??? erstlich grün / endlich werden sie roth / in diesen Beeren findet man kleinen / schwartzen länglichten samen. Es wächßt gern bey den Wassern. Ist hitzig und trocken / durchtringet und etzet auff. CAPUT LXVIII. Aron. Arum. Aron / Pfaffen-pindt / oder Teuescher Imber heißt Greichisch / [Greek words] Lateinisch / Arum, Aron, Pes vituli. Italiänisch / Aro, Aron, Gigaro. Framtzösisch / Pied de veau. Spanisch / Yaro, Aron. Englisch / Wake-Robin / Cukompint. Dänisch / Munckefands / Danskingfer / Iydskingfer / Aron / Niderländisch / Calsvoet / Papen-kulickens. Gestalt. Der gemeine grosse Aron / Arum, J. B. Arum 2. & 3. sive maculatum maculis candidis vel nigris, & vulgare non maculatum, C. B. kommet im Hornung / wo die Sonn hinscheinen mag / herfür gekrochen / gewinnetschöne / grüne / ablange / dreyeckichte / glatte / mit scharff beissendem geschmack begabte blätter: ein jedes stöcklein hat selten über vier oder fünff blätter / zwischen denselben schlieffet ein suitziger stengel spannen-lang übersich / als ein gedrungene Frucht-ähre in ihre Kraut-schei [606] den / Gemeiner grosser Aron, Arum vulgare majus. gleich einem Hasch-ohr verschlossen / die thut sich im Aprillen auff / darinn findet man ein purpur-braunes kölblein oder zäpflein stehen / einem mörsel-stämpffel sehr gleich / oder einem kertzlein in einer laternen / dasselbig ist die blüth des Arons / under welchem haar wächßt. Solches zäpslein wird mit der zeit grösser / und besetzt sich zurings umbher mit grünen körnern / als ein träublein anzusehen / Wenn der Herbst komt / wird das träublein gantz roth / als ein schöne rothe Corallen. Dieses Kraut verwelcket im ende desMäyens / und bleibet das nacket träublein allein biß in Herbst. Die wurtzel ist weiß / ablang / rund und knorricht / einer langen Zwibeln oder Oliven gleich / mit vielen haarigen zaseln besetzt / am geschmack sehr scharff beissend / und erjüngert sich alle Jahr. Hieronymus Tragus hat nicht fern von Bergzabern am Gebürg in einem Weingarten den Aron mit weiß-gelben häußlein / blumen und fölblein in grosser menge gefunden: In dem übrigen ware er mit wurtzel und fraut dem gemeinen Aron gleich / welcher in wäldern und andern schattichten orten gern wächßt. Er wird allhier zu Basel in den hecken bey dem Neuenhauß / wie auch umb den Fluß die Wiesen und Birß genannt / gefunden. Im Schweitzerland wächßt eine Art des grossen Arons / welcher dem vorigen durchauß gleich ist / außgenommen daß seine blätter mit schwartzen flecken besprenget sind / wird auch bey uns zuweilen in den hecken und auff unsern gebürgen gefunden. Eigenschafft. Aron ist hitziger und trockner natur biß in dritten grad: hat viel flüchtig-scharffes Die Wurtzel und Blüth dieses Arons Ari radix cum pistillo. alkalisches saltz bey sich / dadurch es aller säure widerstehet / lust zum essen bringet / in nerliche verstopffung aufflöser / das versaltzene und scharbockische geblüt reiniget und verbesseret. Gebrauch. Herrn D. Birckmans berühmte Magenträßney. Nim gedörrter Aron-wurtzel zwey loth / gemein Calmus / Pimpinel-wurtzel jedes ein loth / Krebs-augen ein halb loth / Zimmet anderthalb quintlein / Wermuth und Reckholder-saltz / jedes ein halb quintlein / seinen Zucker fünff loth. Mache darauß ein reines pulver zu einer Träßney. Wiewol diese Träßney den namen eines Magen-pulvers trägt / (denn sie wider alle (Kranckheiten des Magens / Verstopffung der Leber und Miltzes / schwindel / traurigkeit viertägigs Fieber.) Kranckheit des Magens nutzlich gebraucht wird) ist sie doch eine treffliche Artzney des gantzen Leibs: denn des Magens übelstand allen andern Gliedern grossen nachtheil bringt / gleich wie desselbigen guter wolstand der übrigen heil ist. Sie dienet wider die verstopffung der Leber und des Miltzes / wehret dem Schwindel / der unruhigen Traurigkeit / und viertägigem Fieber. Die alten Medici schreiben / daß der Aron (Grober / kalter Schleim auff der Brust verstandener Harn und monatliche reinigung der weiber.) eine sonderliche Tugend habe / den groben kalten Schleim zu zertheilen / und zum außwurff zu befärderen. Man soll das Pulver von der dürren Wurtzel nehmen / solches mit Zucker oder Honig vermengen / und davon essen. In Wein genommen / treibet es den verstandenen Harn / und die monatliche Reinigung der Weibern. Plinius Lib. 24. Natur. Histor. Cap. 16. meldet: (Schwerer Athem / Husten /) Daß etliche / so einen schweren Athem gehabt und stäts gehustet / auß rath Dieuchis, Aron-pulver unter das-Mehl vermischt / und [607] Brot darauß haben bachen lassen. Ferners (Pestilentz.) berichtet er: wenn die Pestilentz regiere / soll man den Aron in den speisen gebrauchen. Ein gutes Mittel wider den Bruch: Nim (Bruch.) gedörrte Aron-wurtzeln 2. loth / Wintergrün zwo hand voll: zerschneide es / gieß darüber zwo maß wasser / siede es halb ein / darnach seige es durch ein tuch. Von diesem Tranck solle der krancke / (wenn zu allervorderst die außgeschossenen Gedärm widerumb in Leib geschoben sind) morgens nüchtern / und abends zwey stund vor dem Nachtessen ein halb quartal trincken: Bey dem gebrauch aber dieses Trancks / muß der francke sich nicht viel bewegen / meistentheils im beth ligen / und sich von aller Unmäßigkeit im essen und trincken geflissenlich enthalten. Hieronymus Tragus schreibt in dem 2. theil seines Kräuterbuchs im 8. Cap. Er wisse zu (Pestilentz-blattern. Alte böse schäden un̅ Fistel.) den Pestilentz-blattern kaum ein heilsamer Kraut / als die grünen blätter des Arons / darüber gelegt. Sie heilen auch die alten bösen Schäden und Fisteln. So man von dieser Wurtzel ein Rauch machet / verscheucht er die Schlangen und allerley Ungezieffer / und so sie mit dem Rauch übereilet werden / fallen sie umb als wären sie todt. Etliche schreiben / das auß dem Kraut destillierte wasser heile die Brüch / so man alle tag 3. oder 4. loth davon trincke. Es säubert treflich wol die unreinen Schäden und Wunden. (Geschwär / offene schäden.) Zu den Geschwären und offenen Schäden / macht man ein heilsames Sälblein / von der zerstossenen Aron-wurtzel mit Wäyen-butter abgesotten. Berg-Aron Arum montanum Alpin. Berg-Aron hat ein runde / dicke / außwendig braunlichte / inwendig weisse wurtzel / welche von aussen mit vielen angewachsenen runden knorren und zaseln bekleydet / und sehr scharffen geschmacks ist. Es bringt blätter wie Pfeilkraut / einen auffrechten stengel / einer spannen hoch / oben trägt es ein Trauben / voll rother Beere. Es wächßt in den Bergen. Wird wegen seiner brennenden krafft nicht gebraucht. Etliche bedienen (Ein Kunststücklein die sehmarotzer zu vertreiben.) sich dessen / die Schmarotzer damit abzuschaffen / vermischen die besten Speisen mit desselben Pulver / und setzen ihnen dieselbige vor / so bald die Schmarotzer solche essen / beißt es sie dermassen auff die Zung / daß es ihnen unmöglich / ferners einigen Bissen zu geniessen / man lasse sie denn den Mund mit milch außschwencken / oder allgemach frischen Butter einschlucken. Er wächßt viel auf dem Berg Baldo bey Verona in Italien. Kleiner Aron mit breiten Blättern. Arisarum latifolium. Geschlecht und Gestalt. Es sind zwey Geschlecht des kleinen Arons. Das erste Geschlecht sihet mit den blätteren dem Aron gleich / außgenommen / daß sie kleiner und zarter sind. Gewinnet einen dünnen stengel / der trägt oben ein krummes Kölblein oder Ohr / das ist auff einer seiten offen / inwendig auff purpur-farb geneigt / darauß gehet auch ein purpur-braunes zünglein / auch gleich dieser farb. Die wurtzel ist weiß / groß als ein haselnuß oder Oliven / mit subtilen zasein besetzt / am G???schmack viel schärffer als der Aron. Es wächßt umb die Statt Rom / auch in Hispanien und Portugal. Das andere Geschlecht hat lange / schmale / glatte und weiche blätter / welche an langen stielen hangen / bringt ein zwiehelichte
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Rleiner Aron mit schmalen Blättern. Arisarum angustifolium. wurtzel / mit unzehlich viel dünnen und weissen zaseln umbfangen. Die blätter vergleichen sich etwas dem spitzigen Wegrich / haben einen gläntzenden schein / nach den blätteren komt ein länglichte / spitzige / weisse blume herfür / hinderrucks gebogen / wenn die selbige auffreißt / so kriecht ein gewächs wie ein langer / krummer und spitziger Wurm darauß / bißweilen purpur-braun / bißweilen auch etwas grünlicht. Seine Frucht ist nicht roth / als etliche vermeinen / sondern weiß / wie solches Carolus Clusius Lib. 2. Hispan. Stirp. Histor. Cap. 20. & Lib. 4. rarior. plantar. Histor. Cap. 47. berichtet. Beyde diese Geschlecht haben gleiche Krafft als der gemeine grosse Aron. Aegyptischer Aron. Arum AEgyptiacum. Aegyptischer Aron / oder Colocasien / Arum maximum AEgyptiacum, quod vulgo Colocasia, C. B. Colocasia, Clus. J. B. Hat eine grosse / dicke / mit zaseln behängte wurtzel / welche bißweilen rund / offt auch lang / außwendig roth / inwendig weißlicht / am geschmack scharff / und etwas zusammen ziehend. Mag offt die grösse eines Quitten-apffels erzeichen. Bringt etwan drey oder vier grosse / fette / glatte / mit Adern oder Nerven durchzogene blätter / welche sich den Seeblumenblättern nahe vergleichen. Trägt dabey einen langen / glatten / fingers-dicken / gestriemten stengel; auff welchem ein länglichter Kolben mit vielen unterschiedenen fachen / in welchen der samen enthalten wird / erscheinet. Die blum erzeigt sich rosenfarb / und groß. Dieses gewächs wird von etlichen für die Aegyptische Bonen gehalten; billicher aber kan man es unter die Aronen setzen: ja wenn man die Beschreibung beyder Aegyptischer Aron. Arum AEgyptiacum. gewächsen / welche bey den Botanicis sich hin und wider finden / recht erforschet und examinieret / dörffte wol die Colocasien / Ae gyptische Bonen / und Aegyptische Aronen / durchauß ein gewächs seyn. Bey den Aegyptiern ist kein Kraut bekandter und in mehrerem gebrauch / als dieses; und gebrauchen sie die wurtzel desselben unter dem Namen Colocasien / gleichwie wir die Rüben / nemlich in den Speisen / daher die Aecker volldieses Krauts offt gesehen werden. CAPUT LXIX. Natterzünglein. Ophioglosson. Namen. NAtterzünglein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lingua serpentina, Lingula vulneraria, Lancea Christi. Italiänisch / Lingua serpentina, Herba lucciola, Herba senza costa. Frantzösisch / Langue de serpent, Herbe sans coste. Englisch / Serpentstongue / Adderstongue. Dänisch / Schlangetunge. Niderländisch / Sperwortel / Natertonge. Gestalt. Natter zünglein hat ein bitterlichtes / gelbes / scharfflichtes Fasel-würtzelein / darauß ein einiges fettes / safftiges Blat herfür komt / welches unden breit / und oben spitzig / fast wie ein Wasserwegrichs-blat / eines fingers lang / auß dessen mitte ein stiel herfür komt mit einem kölblein / zu beyden seiten gekerfft / anzuschen wie ein spitziges Natterzünglein / zuzeiten ist das Blat tieff zerkerfft / auch das Zünglein zwey oder dreyfach. Die
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Natterzünglein. Ophioglossum. Blümlein und Samen stecken in dem kölblein. Wächßt auff den Wiesen / man sihet es fürnemlich im Mäyen / darnach vergehet es. Umb Tübingen auff demOsterberg / wie auch bey Amberg und Insbruck wird es häuffig gefunden. Allbier zu Basel wächßt es in den Matten des Muttentzer-bergs / bey Münchenstein und Michelfelden. Eigenschafft. Natter zünglein hat ein grobes / bitterlichtes / etwas balsamischen und alkalischen saltzes / neben vielen wasserichten und irrdischen theilen bey sich / und daher eine kraffe ohn grosse hitz zu tröcknen; sonderlich aber zu heilen / zu reinigen / und aller fäulun zu widerstehen. Gebrauch. Natterzünglein ist ein heilsam Wundkräutlein / und hat bald gleiche Tugend wie die Wallwurtz / derhalben ist es sonderlich (Geschwär / Wunden.) gut zu den Geschwären und Wunden / innerlich und äusserlich zu gebrauchen. Im Mäyen soll man auß diesem Kräutlein ein Wasser brennen / welches man übers (Versehrung der Brust / Lungen / und Där men / bruch bey jungen Kindern.) Jahr zum gebrauch behalten kan: darvon morgens nüchter fünff oder sechs loth getruncken / heilet die Versehrung der Brust / Lungen und Därmen. Es ist auch den jungen Kindern dienlich / welthe gebrochen sind / so man ihnen morgens nüchter ein paar loth zu trincken gibt. Das pulver von dem gedörrten Kraut morgens und abends auff 30. oder mehr gran schwer eingegeben / und etwas zeit damit (Leiste nbrüch. Brauchflüß. Rothe Rubr / Geschwär.) fortgefahren / dienet nicht nur zur heilung der Leisten-brüchen / sondern stillet auch die Bauch-flüsse / rothe und weisse Ruhren / und reiniget alle innerlichen und äusserlichen Geschwär wol auß. Dieß Kraut gedörrt / in Wein gesotten / und mit solchem Wein frische Wunden oder (Wundden / Schäden.) Schäden außgewaschen / auch die gesottenen blätter übergeschlagen / säuberet und heilet fürtrefflich. (Wundbalsam.) Das frische Kraut zerstossen / mit frischem Mäyen-butter oder Schweinenschmaltz gemenget / etliche tag in keller gesetzet / hernach ein wenig weissen fürnen Wein darüber gegossen / under einander wol gesotten / endlich wol außgepreßt / und allgemach in dem umbrühren erkalten lassen / gibt ein herrliches Sälblein oder Wund-balsam ab / welcher sehr kräfftig in allen Wunden / Schäden und (Kalter Brand / Brand vom Feur.) Geschwären ist / verhütet auch den kalten Brand; ja heilet sonderlich die mit feur gebranten ort und glieder / damit offt geschmiert. CAPUT LXX. Nanen fuß. Ranudculus. Namen. NAnenfüß heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Batrachium, Ranunculus, Pes corvinus. Italiänisch / Ranoncolo, Pie corvino. Frantzösisch / Gobolet. Spanisch / Belido. Englisch / Croefoot. Dänisch / Hanefood. Niderländisch / Haenenvoet / Boterbloem. In Hochteutscher Sprach wird er auch genennt Hennenfuß / Fröschkraut / Fröschpfeffer / Rappenfuß / Schmaltzblum / brennender Hanenfuß / Gleyßblum / Butterblum / Blaterkraut / Brenkraut / Bubenkraut / Spiegelblum / und in demSchwabenland / Glitzenpfännlein. Geschlecht und Gestalt. Der Hanenfüß findet man über die 70. oder 80. Geschlecht bey den Botanicis beschrieben / allhier sind allein zwölff Geschlecht abgemahlet. Sie wachsen alle gern in feuchtem erdreich / wiewol eines mehr als das ander. I. Nanenfuß. I. Ranunculus pratensis erectus acris. C. B.
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Der erste Hanenfuß / Ranunculus pratensis erectus acris, C. B. Rectus non repens, flore simplici luteo. J. B. geichet mit den blättern dem Coriander / außgenommen daß sie breiter / und die Plinius lib. 25. histor. natur. c. 15. schreibt / in der breite der Pappeln sind / fest und weißlicht. Der stengel ist grün-weiß / schmal / eten-hoch / bringt am oberen theil kleine länglichte blätter / und kleine gelbe Blumen / die sind mit 5. blättlein besetzt / anzuseyen wie ein Rößlein Die wurtzel ist weiß / mit vielen kleinen langen angewachsenen wurtzeln / wie an der Nießwurtz / eines bitteren scharffen geschmacks. Auff die blumen folgt ein rundlicht samen-häuptlein / in welchem viel flache / obenhin spitzige samen erscheinen. Es wächßt auff den feuchten Wiesen und Graß-gärten. II. Hanenfuß. II. Ranunculus palustris Apii folio laevis, C. B. Der ander Hanenfuß / Ranunculus palustris Apii folio laevis, C. B. palustris flore minimo, J. B. Hat eine mit viel faseln behängte wurtzel / darauß viel hohle / gestriemte / ästichte / bißweieln dicke stengel auffsteigen. Die blätter gleichen dem Eppich / sind gläntzend / und zuweilen mit weissen flecklein besprengt. Die blumen erscheinen gelb / und zimlich klein: darauff folgen ablange / mit kleinen / flachen samen-körnlein angerfüllte häuptlein. Dieses Kraut wächßt bey uns in feuchten orten umb Michelfelden / und hat einen sehr hitzigen und brennenden Geschmack. Der dritte Hanenfuß / Ranunculus pratensis repens hirsutus, C. B. repens flore luteo simplici, J. B. Sihet mit den blättern dem andern nicht ungleich / allein daß sie breiter sind / rauch / beyderseits haarig / auff langen stielen sitzend / schwartz-grün / dreymal tieff eingeschniten / rings herumb zerkerfft / und auff der erden ligend. Der stengel ist III. Hanenfuß. III. Ranunculus pratensis repens hirsutus. C. E. haarig / rund / arms-lang / daran stehen kleine länglichte blätter / die sind zerspalten / und an dem Umbkreiß auffgeschintten. Die Blümlein erscheinen goldgelb / grösser als an dem andern / bißweilen gefüllt / und gestaltet wie die Rosen. Die wurtzel ist der vorigen gleich / und hat viel weisse faseln. IV. Hanenfuß. IV. Ranunculus montanus Aconiti folio, flore albo. Der vierdte Hanenfuß / Ranunculus montanus Aconiti folio, albus flore majore & mi [611] nore, C. B. hatblätter / den Wolffwurtz-blättern ähnlich / gewinnet doch mehr spalten / die sind mit schwartzen mackeln besprenget. Die stengel sind rund / elen-hoch / glatt / gestriemt / grün und ästicht / die blum ist weiß / und die wurtzel zasicht. V. Hanenfuß. V. Ranunculus pratensis radice tuberosâ. Der fünffte Hanenfuß / Ranunculus pratesis radice verticilli modo rotundâ, C. B. tuberosus major, J. B. prat. radice tuberosâ, wächßt in Jtalien / wird allda Ranunculus S. Antonii, St. Antoni Hanenfuß genannt / ist dem dritten nicht ungleich / fladert mit den zaseln der wurtzel weit umb sich: die mittel-wurtz hat unden ein Kügelein / in der grösse einer welschen Nuß / ist am geschmack scharff und brissend. Solchen findet man mit einfachen und vollen gelben Blumen. Die runde wurtzel / so lang sie frisch behalten wird / brennet sehr / aber nach einem oder zween Monat verlieret sie solche Krafft. Ein kleine art des brennenden Hanenfuß / mit weissen blumen / wächßt auff dem Bernerischen Stockhorn und Nessenberg / welcher Jägerkraut allda genennet wird. Der sechste Hanenfuß / Ranunculus hortensis erectus flore pleno, C. B. hat zerschnittene blätter / gold-gelbe gefüllte blumen / die sind fast so groß als die Rosen / darauß die Weiber Kräntze machen. Die wurtzel ist faselicht. Von vielen andern Hanenfüssen mit gelben / weissen / einfachen und gefüllten blumen / deren ein gattung allhier auß Herren Camerarii Garten abgemahlet ist / und mit rothen gefüllten blumen / welche von Constantinopel gebracht worden / kan man Johannem Bauhinum, Car. Clusium, und andere Kräuter-beschreiber besehen; welche in Oesterreich / Ungaren / Steyrmarck / Portugall und Hispanien auff den Alp-gebürgen / in Holland aber auff den Wiesen gesehen VI. Hanenfuß. VI. Ranunculus hortensis erectus flore pleno. C. B. VII. Hanenfuß / mit weissen / einfachers und gefüllten Blumen, VII. Ranunculus candido simplici & pleno flore. werden, Johannes Pona vermeldet in seiner Beschreibung des Bergs Baldo / daß allda eine Art des Hanenfuß gefunden werde / deren Blätter sich den Coriander-blättern vergleichen / die Blumen an dem rand auß zwölff Blättlein bestehen / in der mitte aber nur ein Blatt haben / auch die Wurtzeln einen glantz von sich geben sollen.
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8. Der Schweitzerische Allp-Hanenfuß ist ein sehr schön und fast lustig Gewächs. Die wurtzel bestehet von vielen weissen zaseln. Seine Blätter sind groß / und hüpsch grün / tieff zerschnitten / und rings herumb gekerfft. Die Blumen erscheien gleissend gelb / sind rund wie eine kugel / und fast geschlossen / denn sie sich nimmer recht auffthun. Er wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen / insonderheit dem Lucernischen Frackmont. Allhie umb Basel werden unterschiedliche Geschlecht des Hanenfuß gefunden / deren wir auch etliche beysetzen wollen. IX. Gelb Wald-hänlein. IX. Ranunculus nemorosus luteus. 9. Gelb Wald-hänlein / Ranunculus nemorosus luteus, C. B. hat ein kleines / krummes würtzlein wie die Engelsüß / ist doch glat / und wächßt nicht undersich / sondern neben auß. Der stengel ist nicht gar einer spannen lang / deren hat es zween oder drey / die sind rund und glatt. Oben an jedem stengel gewinnet es zwey oder drey tieff zerschnittene / gerings herumb gekerffte schmale Blätter / welche sich fast den Blättern der blauen Wolffswurts vergleichen. Oben an jedem stengel wachsen zwey Blumen / die sind von farben goldgelb / eines starcken geruchs / an dem geschmack auff der Zungen scharff und brennend. Es wächßt in den Wäldern / und blühet im Mertzen und Aprillen. Allhier findet man es in dem Wäldlein bey dem Neuenhauß / und neben den Erlen-bäumen an dem Wiesenfluß / allda noch ein Art mit runden und unzerspaltenen blättern gefunden wird / die nicht scharff oder brennend ist. Ranunculus nemorosus folio rotundo. C. B. 10. Kleinste Hollwurtz / Fumaria bulbosa minima, Tab. Ranunculus nemorosus muscatellina X. Kleinste Hollwurtz. X. Fumaria bulbosa minima. Tab. dictus, C. B. Hat ein kleines weissee würtzelein / an welchem viel kleine körnlein hangen / darvon es sich erjüngert / ist rauch und süß wie die Castanien. Die stengelein sind dünn / zart / grün / und nicht über fingers lang: die Blätter aber der Hollwurtz so ähnlich / daß sie nicht darvon zu unterscheiden / doch sind sie kleiner / zarter / bleicher / und geben einen lieblichen geruch / schier wie der Bisam / daher es Casparus Bauhinus, Valerius Cordus und Johannes Thalius, Bisamkraut / Ranunculum nemorosum muscatellinam dictum, nennen. Im anfang des Aprillens gewinnet es ein rund / kleines / grünfärbiges und eckichtes blümlein. Es wächßt gern an den Reinen und Rechen / under der Holtzwurß an dunckeln orten. Allhier wächßt es häuffig an den Hägen bey dem Neuenhauß / und dem Dorff Riehen genannt. II. Stachlichter Feld-Hanenfuß / Ranunculus arvensis echinatus, C. B. hat an statt der Wurtzel kleine weisse zaseln: die tieff zerschnittene blätter sind kleiner und schmäler als an andern Hanenfuß-blättern. Der stengel ist rund / und die blumen sind bleichgelb / denen folgen breite / scharffe / stachlichte köpflein / darinnen der samen verschlossen liget. Es wächßt allhier an vielen orten / in den äckern und gesäeten feldern. 12. Grosser langer Wasser-Hanenfuß / Ranunculus lanceatus major, Tab. longifolius palustris major, C. B. Hat eine wurtzel mit vielen kleinen / langen und weissen zaseln. Der stengel ist rund und kleinen fingers-dick / auff dritthalb elen lang / außwendig braunfarb und inwendig hol. Die blätter sind lang und breit / wie die blätter des Wasserwegrichs / einem Schweinspieß-eisen an der gestalt gleich / die haben durch die länge viel Rippen oder Adern / wie der spitze Wegrich. Oben am gipffel gewinnt es schöne gold-gelbe grosse blumen von fünff blättern / darauff folgen Igels-köpff fast einer gemeinen Baumnuß groß / mit scharffen stacheln. Ist am geschmack hitzig und brennend / es wächßt zwischen der Reichs-statt Worms /
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XII. Grosser langer Wasser-Hanenfuß XII. Ranunculus lanceatus major, Tab. und der Churfürstlichen Statt-Oppenheim / in den Pfülen / Gräben und Sümpffen. Allhier wird es in den Michelfeldischen Pfülen gefunden. XIII. Langer Wasser-Hanenfuß. Ranunculus lanceatus serratus, Tab. 13. Langer Wasser-Hanenfuß / Ranunculus lanceatus serratus, Tab. palustris, serratus, C. B. Hat eine zaselichte wurtzel / ästichte stengel / lange / an dem umbkreiß gekerffte Blätter / und kleien gelbe Blumen. Wächßt bey den Wassern und feuchten Wiesen. Allhier wird es bey den Erlen-bäumen an dem Wiesen-fluß / und auff den Matten bey Michelfelden gefunden. XIV. Berg-Hanenfuß. XVI. Ranunculus montanus, subhirsutus, latifolius, C. B. 14. Breit-blättiger / haartiger Berg-Hanenfuß / Ranunculus montanus subhirsutus latifolius, C. B. prod. Hat ein ablang und zasichte wurtzel: die ersten Blätter sind dem Taubenfuß / oder runden Storckenschnabel ähnlich / schwartzlich / weich / und in drey spalten / biß auff den stiel / so einer spannen lang / und etwas haaricht ist / zertheilet / welche widerumb in drey andere / und diese noch einmahl in kleinere zerschnitten werden: die oberen blätter sind allezeit breiter und spitziger: zwischen herauß schiesset ein gestriemter / glattichter und holer stengel / so anderthalb elen hoch / und sich widerum in andere neben-stengel vertheilet: auff welchen kleine fünffblättige und bleich-gelbe blümlein sitzen / denen der samen in einem knöpflein ligend / nachfolget. Er wächßt hier auff den wässerigen Berg-matten bey Muttentz. 15. Wollichter Berg-Hanenfuß / Ranunculus montanus lanuginosus foliis Ranunculi pratensis repentis, C. B. Prod. Hat ein rothe zasichte wurtzel / auß welcher ein dünner / elenl-hoher / wollichter stengel / so oben in neben-zweiglein zertheilt ist / herfürkomt. Die blätter sind bleich-grün / weich und lind / haben wollichte stielein / einer spannen lang / eben wie der kriechende Matten-Ha [614] nenfuß / werden gleich in drey spalten mit länglichten stielen unterschieden / und diese widerumb in andere / so mehr spitzig / und an dem rand herumb zerkerfft sind. Die blum ist golo-gelb / fünff- blättig / und grösser als des vorhergehenden. Er wird auff den sehr hohen Gebürgen / als auff dem Belchen gefunden. Eigenschafft. Die Hanenfüß haben ins gemein ein flüchtig / scharffes / etzendes saltz bey sich / sind deßwegen hitzig / trocken und scharff / daher sie brennen und Blasen ziehen / so man sie grün auff die blosse haut legt / darum̅ sie nimmermehr sollen zu innerlichen Artzneyen gebraucht werden. Gebrauch. Wider das Hufftweh / nim die blätter (Hufftweh.) von dem Hanenfuß / zerstoß und leg sie auff die trancke Hufft / laß sie darüber ligen / biß sie Blasen gezogen / denn also ziehen sie die innerliche böse und schmertzhaffte feuchtigkeit herausser auff die haut: schneide demnach die Blasen mit einem Schärlein auff / so fließt die böse feuchtigkeit herauß / darnach bestreich den auffgeetzten ort mit frischem ungesaltzenen Butter / oder nim ein frisch Köhlkraut-blatt / wärme es / bestreichs mit diesem Butter / und legs auff / es lindert den Schmertzen von dem brennen / und heilet in kurtzen tagen / doch solle der Leib zuvor purgiert seyn. (Pestilentzbeulen.) Man legt den Hanenfuß auch auff die Pestilentz-beulen / die nicht herausser kommen wollen. Wider die vielfältigen Flüsse der Augen /(Augen-flüß und Röthe.) zerhackt ein handvol frischen gemeinen Wasser- oder Wiesen-Hanenfuß mit blumen / legts etliche stunden lang auff den zuvor geschorenen Scheitel des Haupts / so werden sich die Flüsse von denen rothen Augen gantz abziehen. (Faule Zähn.) Die gedörrte und zu Pulver gestossene wurtzel davon / in die hohlen offt schmertzenden Zähne gethan / macht sie allgemach ohne schmertzen außfallen. (Lahme Glieder.) Wider die erlahmten Glieder dienet folgendes Oel: Fülle ein sauber glaß mit dem frischen gehackten Kraut samt blumen und wurtzeln des Hanenfuß / giesse Lein-öl darüber / biß das glaß voll ist / vermachs wol / und laß es vier wochen durch in den Hundstagen an der Sonne stehen / demnach bestreiche mit diesem öl morgens und abends die lahmen Glieder. Die Landstreicher und Schalcks-bettler / so auß faulheit des bettlens gewohnet / etzen die Schenckel mit diesem Kraut auff / die Leuth zu betriegen / damit sie als vor bresthaffte Leuth gehalten / desto mehr Gelt überkommen. CAPUT LXXI. Anemone-rößlein. Anemone. Namen. ES sind viel Gelehrte / welche das Anemone-rößlein für die Adonidem der Poeten halten / und läßt sich ansehen / daß der Poëta Ovidius Lib. 10. Metamorphos. Cap. 13. mit nachfolgenden Versen unser Anemone-rößlein / oder eines von seinen Geschlechten abmahlet / in welchen er die Blum Adonis also beschreibet: --- Sic fata cruorem Nectare odorato sparsit, qui tactus ab illo Intumuit, sicut sulvo perlucida coelo Surgere bulla solet, nec plenâ longior horâ Facta mora est, cùm flos de sanguine concolor ortus: Qualem, quae lento celant cum cortice granum, Punica ferre solent, brevis est tamen usus in illo. Nam???ue malè haerentem & nimia levitate caducum Excutiunt iidem, qui perflant omnia, venti. Als Venus außgerdt / spritzt sie Adonis Blut Mit süssem Nectar an / in dem dieses thut / Schwellt es sich in die höh / wie wenn der Himmel weinet / Ein halbe Wasser-blaß in einem nun erscheinet / So kostet es auch hier nicht weiters denn ein Stund / Als eine Purpur-blum auß diesem Blut entstund: Gleich jener / welche der Granat-baum bringen pfleget / Umb deren Kernen sich rings umb ein Hülsen leget: Doch bringt sie wenig nutz / weil sie sehr übel steht / Und durch geringe Müh von Winden undergeht. Anemonte-rößlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anemone. Italiänisch / Anemone. Frantzösisch / Passe fleur. Spanisch / Yerva viento. Englisch / Windeflower. Niderländisch / Anemone-roosten. Herr Theod. Tabernaemontanus hat der erste ihnen den namen Wind-rößlein geben / welcher darauff im Waßgaw sehr gemein worden ist. Anderen nennen sie unser Frawen Lilgen. Geschlecht und Gestalt. Es gibt dieser Rößlein so viel Geschlechter / daß man deren bey zwey hundert bereits auffgezeichnet. Allhier gedencken wir nur etlicher. Das erste Geschlecht der Anemone-rößlein / so allhier abgebildet stehet / gewinnet blätter / beynahe wie der Coriander / allein daß sie kleiner und mehr spalten haben. Die stengel sind haarig / holkehlicht und dünn / tragen oben purpur-braune blumen / so groß als der wilde Magsamen trägt. Diese blumen sind mit sechs blättlein besetzt / haben in der mitte ein klein schwartzlicht knöpflein. Die wurtzel ist wie ein Oliven groß und rundlicht / mit viel zaseln / am geschmack scharff. Das ander Geschlecht hat grössere und tieffer zerschnittene blätter / wie die Wolffswurtz. Mit den stengeln gleicht es dem ersten / ohn daß sie etwas dicker sind / gerad und inwendig hol / bringt purpur-weisse / vielblättige blumen. Diese wurtzel ist dick / länglicht / fast anzusehen wie die Rapuntzeln mit zaseln / am geschmack scharff.
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I. Anemone-rößlein. I. Anemone. II. Anemone-rößlein. II. Anemone. III. Anemone-rößlein. III. Anemone. IV. Anemone-rößlein. IV. Anemone. Das dritte Geschlecht bekleidet sich mit blättern wie der Hanenfuß / hat dünne und runde stengel / darauff wachsen weisse blumen / fast in der Rosen grösse / ein jede mit fünff blättlein besetzt: bißweilen ist das weisse in diesen blumen mit purpur-farb vermischt / und sonderlich unten bey dem stiel: man macht kräntze darauß. Die wurtzel ist zasicht. Man findet noch andere zwey Geschlecht der Anemone-rößlein / wie sie hie auch abgemahlet / das eine trägt purpur-braune / das ander bekomt goldgelbe blumen. Was es für Anemone-rößlein seyn mögen / die Matthiolus in seinem Kräuterbuch abgemahlet / kan Camerarius nicht erachten / dieweilen sie / außgenommen das dritte / bey keinem andern zu finden / auch er nicht deßgleichen / die mit so viel ästen wachsen / gesehen hat. Derowegen Camerarius etliche ande [616] re V. Anemone-rößlein. V. Anemone. Allerley Anemone-rößlein. Anemones flores varii. besondere Arten / die doch mit der Beschreibung Matthioli überein kommen / hieher gesetzt / und über das etliche Blumen allerley Farben von Anemone-rößlein mit Buchstaben gezeichnet / als nemlich / A. ist weiß von Farben / B. blau / C. gelb / D. gemengt / blau und purpur-farb / E. schön roth. Von andern Geschlechten der Anemonerößlein / in welchen die Natur als mit den Tulipen spielet / besihe Carolum Clusium, Casp. Bauhinum, und Joh. Rajum, in dero Lateinischen Kräuter-historien. Eigenschafft. Anemone-rößlein sind warmer und trockner Natur; haben ein scharfflicht - flüchtiges alkalisches Saltz bey sich / und daher die Eigenschafft zu erdünneren / zu eröffnen / zu zertheilen / Wunden und Schäden zu säubern und zu heilen / auch die Monatblum der Weibern zu befördern. Gebrauch. Anemone - rößlein - kraut mit Gersten zu (Milch.) einem Müßlein gekocht / und offt geessen / vermehret den Säugenden die Milch. Das Kraut und Wurtzel in Wasser gesotten (Verlohrne Monatzeit.) / auff die letzt ein wenig Zimmet dar zu geworffen / und davon morgens und abends ein guten trunck gethan / fördert den Weibsbildern die monatliche Reinigung. (Unreine Schäden und Geschwär.) Das Kraut samt der Wurtzel in Wein gesotten / reiniget die garstigen und unsauberen Geschwär / und beförderet sie zur heilung / wenn man sie fleißig damit außwäscht. Windrößlein samt der Wurtzel mit Rauten- und Baldrian-wurtzel zerhackt / in ein (Augenflecken.) säcklein gebunden / und an den Halß gehänget / auch alle 5. oder 6. tage erfrischet / vertreibet endlich alle Flecken der Augen. Dieß Kraut mit Lenden-kraut und ein wenig (Raud / Zitter mähler Grind.) Alaun in Wein gesotten / hernach die Zittermähler / Grind / und Raud damit fleissig und offt gewaschen / heilet sie in wenig zeit. Wenn man solche Kräuter in Wasser siedet / hernach die schäbigen Kinder darinnen laulicht badet / befreyet sie von aller Raud. CAPUT LXXII. Küchenschell. Pulsatilla. (A. Gar auffgethane Blum.) (B. Halb auffgethan wie ein Glöcklein / daher sie den namen) (C. Ehe sie sich auffthut.) (D. Der Samen.) (E. Das Blat / wen̅ sie samen trägt.)
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Namen. KUchenschell oder Kühenschell / heißt Lateinisch / Pulsatilla, Herba venti, Cauda vulpis, Nola culinaria. Italiänisch / Pulsatilla. Frantzösisch / Coquelourde. Spanisch / Hamapola. Englisch / Passeflower. Dänisch / Blaaveirurt / Blaakobielle / Blaaoepeoere. Niderländisch / Ceuckenschelle / Ceuckencruyt. Gestalt. Kuchenschell hat eine wurtzel eines schuhs lang / auffgerissen wie die Eberwurtz / ist am geschmack süßlicht / mit einer schärffe. Im angehenden Frühling bringet sie herfür kleine / rauche / zerspaltene Blätter / so die erwachsen / werden sie zertheilt wie der Fenchel / doch etwas grösser an Blättern / der wilden Pastenach gleich. Darzwischen wächßt herauß einer oder zween stengel / einer spannen lang / darauff kommen im Mertzen herfür / schöne / gestirnte und purpurbraune / auch bißweilen blaue Blumen / auff jedem stengel eine / die haben inwendig gelbe fäselein / wie die Rosen. Im Mäyen wird die Blum zu einem grauen / haarichten / runden kopff / anzusehen wie ein Igel / dasselbige ist der samen / denn ein jedes Haar hat unden seinen langen Kolben / auff dem stengel wie Schweins-bürst. Die Blätter sind an dem geschmack viel schärffer als die wurtzel / und so man die kewet / brennen und beissen sie die Zungen / gleich dem Pfeffer oder Hanenfuß. Das Kraut wächßt gern in den stein- und sandichten Gründen / und in den Wäldern. Allhier komt sie im anfang des Frühlings auff dem Crentzacher-berg herfür. Man überkomt die Kuchenschell auch mit schönen weissen Blumen / wie Johannes Aichholtz auß seinem Garten mit andern schönen Gewächsen / solche Hn. Camerario geschickt hat / aber sie gewohnt darinn ungern. Gelbe Kuchenschell. Pulsatilla lutea. Die hiebey abgemahlte gelbe Kuchenschell findet man in Piemont / umb Turin / wie auch auff dem Berg Gotthard genannt. Die Kuchenschell mit himmel - blauen Blumen / so nach abfliessung des Schnees mit dem Frühling herfür komt / wachßt auff dem Bernischen Stockhorn und Nessenberg / man nennet sie allda des wuden Manns Kraut. Noch eine andere Art Kuchenschell / Pulsatilla palustris genannt / beschreibet Casparus Bauhinus in Prodrom. Die nechsten Blätter bey der Wurtzel sind in sehr dünne und schmale stücklein zerschnitten / so auff haarichten stielen stehen: zwischen den Blättern wächßt ein schuh-hoher / runder / rother / und mit einer sehr zarten Wollen besprengter stengel herfür / welchen zarte / kleine / spitzige Blättlein in der mitte umbgeben: auff dem Gipffel sitzet ein einige Blum / so einem haarichten kopff gleich / auß lauter zarten und haar-kleinen Blättlein destehet. Die Blum ist purpur-braun / mit sechs spitzen Blättlein / und kleiner als der gemeinen Kuchenschell / hat inwendig gelbe fäsemlein: dieser haarichte kopff wird / wenn der samen zeitiget / grau und mehr zotticht. Sie wächßt allhier in den pfützigen feldern bey Michelfelden / und so man sie mit der gemeinen in die Gärten pflantzet / behält sie zwar ihre gestalt und farb / aber sihet doch frischer auß. Dem Kuchenschell-kraut ist auch ein anders verwant / welches dahero Conradus Gesnerus in descriptione Montis Fracti, p. m. 64. Anemonem quandam alpinam Pulsatillae cognatam nennet: wächßt auff dem Lucernischen Fracmont / hat ein schwartze wurtzel / das kopflein / in welchem der samen ligt / ist haaricht / und mit Wollen wie die brennende Wald-reben über zogen. Die Hirten allda nennen sie Bißwurtz / machen darauß ein Pflaster / und gebrauchen es dem Vieh / wider die vergifften Biß der Thieren. Eigenschafft. Kuchenschell - kraut führt ein flüchtiges / scharffes / etzendes Saltz bey sich / und ist deßwegen hitzig und trocken in dem vierten grad / also daß es auch die Haut auffetzet / soll derohalben nur ausserhalb gebraucht werden. Die wurtzel ist milter / warm und trocken / biß in andern grad / kan nutzlich innerlich und äusserlich in der Artzney genommen werden / dieweilen sie nicht so viel etzende theile bey sich hat. Gebrauch. (Pest.) Die Kuchenschell-wurtz wird under andere Artzneyen vermischt / so wider die Pest dienlich sind. Herr Melchior Sebizius, weyland Professor zu Straßburg / hat ein sonderliche Artzney (Bruch.) wider den Bruch / in Herren Tragi Teutschem Kräuterbuch an den tag gegeben. Nim Kuchenschell-wurtzel / weisse Wegwart-wurtzel und Durchwachs-samen jedes gleich viel / stosse alles zu einem reinen pulver / davon gib den Personen gestandenen alters etliche messer-spitz voll in einer Brühen oder warmen Wein / aber den Kindern ein messer-spitz voll in ihren brühlein / päpplein oder süpplein / etliche wochen durch / ein. Der Krancke [618] aber muß auch ein bequemes Band und Bruch - pflaster auff dem gebrochenen ort tragen. (Viertägig Fieber.) Das destillierte Kuchenschellwurtz-wasser ist ein nutzliche Artzney / zu dem viertägigen Fieber / vier oder fünff loth in paroxysmo, oder in dem anstoß des Fiebers / getruncken und darauff wol geschwitzt. Es wird sonderlich also gebraucht in Preussen. (Pest.) Wider die Pest. Nim Kuchenschellwurtzwasser zwey loth / des besten Theriacs ein quintlein / gibs dem Krancken alsobald / und lasse ihn wol darauff schwitzen.

CAPUT LXXIII.
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Gauchheil Männlein. Anagallis mas. Gauchheil Weiblein. Anagallis foemina. GAuchheil / Jochheil / Grundheil / Colmar - kraut / oder Vogel - kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anagallis, Corcorus. Italiänisch / Anagalli, Anagallide, Morona. Frantzösisch / Morgeline, Moron, Mouron. Spanisch / Muruges, Murojes. Dänisch / Goaseheel / Roedarfve / Hanjord arfve / Griveved dag / Bloa - arfve / Hunjard arfve. Niderländisch / Guychelheyl. Die alten abergläubischen Teutschen haben dieses Kraut darumb Gauchheil genennt / weilen sie vermeint / daß so man es zu eingang des Hauses auffhencke / werden dardurch allerley Gauch und Gespenst vertrieben. Geschlecht und Gestalt. Des Gauchheils sind zwey Geschlecht fürgestellet / so ihren unterscheid allein an den blumen haben / denn das Männlein Anagallis flore phoeniceo, C. B. hat rothe blumen; das Weiblein aber Anagallis coeruleo flore, C. B. bringt blaue blumen. Der Gauchheil hat ein schlechte / zasichte / zertheilte und geringe weisse wurtzel / auß welcher viel vier - eckichte stengel wachsen / kaum einer spannen lang / ligen mehrentheils auff der erden. Seine blätter sind ohne stiel / weich und etwas länglicht / beynahem wie an dem Johannes-kraut / und unden mit vielen schwartz-rothen düpflein gezieret. An den stengeln erscheinen kleine gestirnte blümlein / mit fünff rothen oder blauen blättlein besetze / nach welchen runde köpflein erfolgen / wie Coriander / darinnen kleiner gelber samen verborgen liget. Er wächßt in den Kraut - gärten und Stuppel - feldern / und blühet den gantzen Sommer über / und hat einen scharflichten geschmack. Man findet auch eine Art mit gelben blumen / Anagallis lutea nemorum, C. B. welche viel wächßt in Oesterreich / im Thüringer-Wald und in Engelland. Allhier komt sie im Weiler-Wald und an dem Wiesen-fluß bey den Erlen-bäumen herfür. Eigenschafft. Gauchheil ist warmer und trockener Natur; hat etwas flüchtig alkalischen saltzes / und balsamischer theilen bey sich / und daher die eigenschafft zu säubern / zu heilen / das geblüt zu reinigen / dem gifft zu widerstehen / und den Harn zu treiben. Gebrauch. (Wassersuch.) Gauchheil in Wein gesotten und getruncken / öffnet die Leber / treibet den Harn / und ist gut wider die Wassersucht.
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Die Jäger pflegen / wenn ihnen diel Hund von andern wütenden Hunden gebissen worden / die Wunden in fliessendem wasser wol mit sand außzuwaschen / und ihnen hernach dieß Kraut in gebachenen Eyern einzugeben. Gauchheil ist ein gute Blut-stellung / den (Bluten.) so es nur in der Hand des krancken erwärmt / das Blut stellet. Hartmannus lobet den Gauchheil mit den (Taubsucht.) rothen blumen wider die Taubsucht / so man ihne in wasser siedet / und davon dem Krancken zu trincken gibet. Friederich Ginther / gewesener Königlicher Dänischer Secretarius / hat einen Englischen Edelmann gekennt / welcher den (Podagra.) rothen Gauchheil wider das Podagram sehr rühmte / er ließ ihne in Menschen - harn zur dicke eines Pflasters sieden / so er alßdenn auff seine podagramische Füß warmlicht überlegte / und sich treflich wol darbey befande. Das gemeine Volck in Dennemarck siedet den rothen Gauchheil in Menschenharn / und braucht es wie ein Fuß - wasser / warmlicht wider die Schmertzen des Podagrams. (Schleim des haupts) Den Safft des Gauchheils in die Nasen genommen / ziehet den überflüßigen Schleim auß dem Haupt. Matthiolus berichtet / daß etliche diesen (Guldenader.) Safft zur Gulden - ader gebrauchen / also daß wenn sie dieselbigen eröffnen wollen / streichen sie den Safft an von dem rothen Gauchheil: Aber die Gulden-ader zu stopffen / nehmen sie den Safft von dem blauen Kraut / und streichen ihne über die Ader. (Wunden / unflätige umb sich fressende Geschwär und alte Schäden. Biß von einem rasenden Hund.) Der Safft in die Wunden gethan / säubert dieselbige / wie auch die unflätige / unreine / und umb sich fressende Geschwär und alte Schäden. So ein Mensch oder Vieh von einem rasenden Hund gebissen wäre / der wasche den Schaden mit diesem Safft. Wenn man einen guten Trunck des destillierten Gauchheil - wassers thut / sich darnach (Gifft / Pest Wunden / Stich der schlangen und nattern / Biß rasender Hunden / dunckle Augen.) warm niderlegt / und darauff schwitzt / soll es das Gifft auß dem Leib treiben / und also wider die Pest behülfflich seyn. Es wird auch gerühmt / daß es allen gifftigen Wunden und Stichen der Schlangen und Nattern / wie auch den Bissen der rasenden Hunden grossen widerstand thue / darvon getruncken / und den Schaden darmit gewaschen. Dieses Wasser in die dunckelen Augen gelassen / macht dieselbigen hell und lauter. Jacobus Hollerius Lib. 1. de Morbis interc. Cap. 21. in Scholia berichtet / daß eine Wittwen zu Pariß / mit dem auß rothem Gauchheil destillierten Wasser vielen geholffen habe / welchen (Fell in den Augen.) Fell in den Augen angefangen zu wachsen. CAPUT LXXIV. Abbißkraut. Succisa. Namen. ABbißkraut heißt Lateinisch / Succisa, Morsus Diaboli, Praemorsa. Italiänisch / Morso di Diavolo. Frantzösisch / Morsure du Diable. Spanisch / Mordedura Abbißkraut. Succisa. de Diablo. Englisch / Dewelles Bit. Dänisch / Diefvels - bid / Knopurt / Engekuop. Niderländisch / Duyvels - bete. Es hat dieses Kraut den Namen Teufels - abbiß bey dem gemeinen Mann / von wegen der abgebissenen oder vielmehr abgefaulten Wurtze / bekommen / denn abergläubische Leuth darfür halten / daß diese Wurtzel von wegen ihrer fürtreflichen Krafft / von dem Teufel also abgebissen werde. Aber es ist nichts neues / daß noch mehr andere wurtzeln / gleicher gestalt wie diese Wurtzel / unten her in der Erden abfaulen / oder von den Würmen abgefressen werden. Gestalt. Abbißkraut hat ein runde und dicke wurtzel / die ist unden her gleich als ob sie abgefault oder abgebissen wäre / doch hat sie noch viel lange / weisse Neben - würtzelein / gleich wie die wurtzel des Baldrians / welche auch unten an der mittelsten Hertz - wurtzel abgebissen scheinen. Sonsten vergleichet sich das Kraut dem gemeinen Scabiosen - kraut / die blätter sind aber nicht zerschnitten / (underweilen wird es mit zerschnittenen blättern allhier auff dem Muttentzer - berg gefunden) doch etwas fetter / und ein wenig rauch / von farben schwartz - grün / breiter / einer Zung nicht ungleich / und rings herumb auff beyden seiten ein wenig zerkerfft. In dem Brach- und Hew - monat wachsen von der Wurtzel herfür / runde / nackende stengel / die werden etwan anderthalb elen hoch / darauff bringt es gemeiniglich himmel - blaue und zu zeiten purpur - braune / zusammengedrungene blumen / von vielen kleinen blümlein rund zusammengesetzt / anzusehen wie ein rundes Hütlein. So dieselbigen außfallen / welches im ende des Augstmonats geschihet / flieget der samen davon / wie von [620] den andern Scabiosen-kräutern. Dieses Kraut wächßt hin und wider in den dürren Hecken und Büschen / auff dürren Wiesen / ungebauten Feldern / und in den Rödern oder abgehauenen Büschen. Ein haarichte Art des Abbiß wird bey uns auff den feuchten Matten zu Michelfelden gefundeu. Ein andere Art mit schnee-weissen blumen und grössern blättern / wächßt in den hohen Wäldern im Waßgaw / sonderlich aber findet man sie zimlich viel im Wester-wald / zwischen Dieten und Limberg. Hier. Tragus hat sie im Idar bey Birckenfeld / und Joach. Camerarius in Beyern umb Pfaffenhofen angetroffen. Eigenschafft. Abbißkraut ist warm und trocken im andern grad / wie das Scabiosen-kraut / dessen Art es auch hat / daher im Nothfall es wol für Scabiosen-kraut kan gebraucht werden. Hat ein groblicht alkalisches / bitterlichtes saltz bey sich / und dadurch die eigenschafft das geblüt zu reinigen / dem gifft zu widerstehen / schweiß zu treiben / zu säuberen / zu heilen / ist der Leber und Miltze sonderbar dienstlich. Gebrauch. Das Abbißkraut wird höchlich gerühmet (Fallende Sucht / Pest / Mutterweh / gerunnen Blut.) wider die fallende Sucht / Pest / Mutterweh / zertheilet auch das gerunnene Blut im Leib: Man nimt zwey handvoll dieses Krauts / und ein handvoll Wurtzel / siedet es in zwey maß wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und läßt den krancken davon trincken. Es wird auch dieses Kraut samt der wurtzel (Gestochene / gehauene und geschossene Wunden.) sehr gelobet / alle gestochene / gehauene und geschossene Wunden zu heilen / derowegen es die Wund-ärtzt mit grossem nutzen zu den Wund-tränckeren gebrauchen / und ist folgendes Wund-tranck in allen oberzehlten Wunden sehr dienlich: Nim Abbißkraut-wurtzel 2. loth / Abbißkraut / Nagelkraut / Heydnisch Wundkraut / Wintergrün jedes eine handvoll. Alle diese stück zerschneide klein / vermische sie wol durch einander / siede sie in zwey maß frischen Brun̅wassers / biß eine halb maß eingesotten ist / seige den Tranck / und laß den Krancken morgens und abends ein halb quartal davon trincken. (Pestilentzblatter / Pest-carbunckel oder Kohle̅. Trüb Gesicht / Würm an Pferden. Frantzösische Seuch / gestockt Blut / Geschwär / Wunden / Trucken des Hertzens / Mutterschmertzen / Gifft / Pestilentzische Beulen und Carbunckel oder Kohle̅) Das Kraut grün gestossen / und Pflasterweiß übergelegt / dienet wol wider die Pestilentz-blattern / welche sonsten Pest-carbunckel oder Kohlen genennt werden. So ein Pferd ein trüb Gesicht oder den Wurm hat / so schneide Abbiß-wurtzel und Kraut gar klein / und gib es ihme unter dem Futter zu essen. So man zwey loth dieser Wurtzel in zwey maß weissen Wein siedet / so lang als man ein hart Ey siedet / und davon nach belieben trincket / ist es sehr dienlich wider die Frantzösische Seuche / das von einem Fall gestocktes Blut / inwendige und außwendige Geschwär und Wunden / trucken des Hertzens und die Mutter-schmertzen. Dieses Tranck widerstehet allem Gifft / und bringet die Pestilentzischen offenen Beulen und Carbunckel oder Kohlen zur Heilung. Welcher mit der Frantzosen-kranckheit behafftet / oder von derselbigen Zufählen angesteckt ist / der lasse ihme im Herbst nachfolgenden Kräuter-wein machen: Nim Abbißwurtzel 8. loth / Sarsaparilla 6. loth / Sassafraß 4. loth / Frantzosen-holtz frisch geraspelt zwey un̅ dreißig loth / Wegwartkraut / Edel-Leberkraut / Abbißkraut jedes sechs handvoll / Tausendgulden-kraut und Wermuth jedes drey handvoll: Zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber fäßlein / so ein Ohmen oder zwey und dreyßig maß haltet / schütte darüber so viel guten weissen Wein-most / lasse alles wol verjäsen / und sechs oder acht wochen stehen / alßdenn trincke morgens nüchter ein glaß voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch im fahl der noth mit gutem altem weissen Wein angesetzet werden. (Pestilentz.) Wider die Pestilentz destilliert man von diesem Kraut ein köstlich Wasser / so also bereitet wird: Nim Abbißkraut mit der Wurtzel / gesäubert / gewaschen und klein geschnitten zwey guter handvoll / Scabiosen-kraut / Tormentill-kraut und Wurtzel / Cardobenedicten-kraut / alles frisch gesäubert und klein geschnitten jedes ein handvoll / frische gute Wachholderbeer groblicht zerstossen 8. loth: Vermische diese stuck / thue sie in ein glaß / schütte einen guten weissen Wein darüber / daß er die Wurtzel und Kräuter bedecke / alßdenn stelle das glaß wolvermacht in die Sonne / und laß sieben tag mit einander beitzen / darnach destilliers mit sanfftem feur / in einem gläsernen zeug im Marien-bad / und bewahre es wolverwahrt zum gebrauch. Dieses Wasser ist in Sterbens-läuffen bewährt / den Menschen vor der Pestilentzischen Ansteckung zu bewahren / denn es das Gifft gewaltig von dem Hertzen treibet / über den andern tag ein paar löffelvoll darvon getruncken. So einer mit dieser Vergifftung angesteckt wäre / soll er nehmen des vorgemeldten Wassers 6. loth / guten unverfälschten Theriac oder Mithridat ein quintlein. Dieses Schweiß-träncklein muß man dem krancken auff einmahl eingeben / und ihne zum wenigsten ein paar stund schwitzen lassen / also wird alle Pestilentzische Vergifftung durch den Schweiß vom Hertzen hinweg getrieben / insonderheit so man es vier oder fünff mal widerholet. (Fallende Sucht / Pest / Schleim auff der Brust / Keichen / Husten / Seitenstechen / gerunnen Blut.) Das destillierte Abbißkraut-wasser ist dienlich wider die fallende Sucht / widerstehet der Pest / reiniget die Brust von dem Schleim / vertreibet das Keichen und den Husten / zertheilet das Seiten-stechen und gerunnen Blut im Leib / morgens und abends jedesmal 4. oder 5. loth getruncken. Wenn die Kinder von den Blattern angegriffen worden / soll man ihnen von diesem Julep / welcher die Blattern ohne einigen Zwang der Natur forttreibet / offt etliche löffelvoll geben. Nim destilliert Abbißkrautwasser / Taubenkropff- oder Erdrauch-wasser jedes 4. loth / Granaten-und Hymbeersyrup jedes anderthalb loth / vermische alles zu einem Julep. (Zittermal. Grind.) Das destillierte Wasser und der Safft dieses Krauts / mit Vitriol vermischet / dörret und heilet alle Zittermähler und allen bösen fliessenden Grind am Leib / damit gesalbet. [621] Wie solches Hieronymus Tragus im 1. Theil seines Kräuter-buchs am 81. Cap. anzeiget. Zu den lang-währenden Geschwulsten und (Geschwulst des munds und Rachens.) Geschwären des Munds und Rachens / so da schwerlich zur zeitigung gelangen / oder von der Frantzösischen Seuche herkommen / ist kein besseres mittel als der Abbiß / denn er löset den in dem Halß hangenden Schleim ab / zertheilet denselben / vertreibet obvermeldte Geschwulsten / und heilet die Geschwär / wenn man die Brühen (so auß dem Kraut in Wasser gekocht und gesiechtet / bereitet wird) offt davon in dem Mund haltet / oder damit gurgelt / insonderheit so ein wenig Rosen-honig darzu gethan wird. CAPUT LXXV. Gemeine Gundelräb. Hedera terrestris vulgaris. Namen. BUndelräb / Grundräb / Erd-ephew oder Erden-kräntzlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chamaecissus, Hedera terrestris, Corona terrae, Chamaeclema, Hedera humilis. Italiänisch / Hedera terrestre. Frantzösisch / Lierre terrestre. Spanisch / Yedra terrestre. Englisch / Ground ivy / Alehove. Dänisch / Veddende / Veddende paajarden / Jard Veddende. Niderländisch / Ouderhave. Gestalt. Die gemeine Gundelräb kriecht und fladert mit ihren viereckichten Stengeln oder Räben hin und wider auff der erden / begehrt nicht übersich / ist zu beyden seiten mit runden Ephew-blättern bekleidet / die sind etwas rauch / und an dem umbkreiß zerkerbt / am geschmack bitter / und am geruch starck. Die Blumen sind klein und purpur-braun / oder himmelblau / bringen keinen samen. Sie blühet im Aprill mit den blauen Veyeln / hat dünne wurtzeln / die entspringen von den gewerben der stengeln / und hefften sie also an die Erden. Wächßt gemeiniglich in den gärten / hinder den zäunen und gemäuren allenthalben. Grosse Gundelräb. Hedera terrestris major. Camerarius hat allhie ein Art der grossen Gundelräben abmahlen lassen / die viel grösser und raucher ist als die gemeine / trägt röthlichte und grössere Blumen / kriecht nicht so weit umb sich / wächßt in gebürgichten Wäldern bey Thüringen: weil sie ein stärckern geschmack und geruch hat als die gemeine / hält Camerarius in sua Matthioli Epitome p. m. 401. sie auch viel kräfftiger. Wird auch allhier auff dem Muttentzer-berg gefunden. Eigenschafft. Gundelräb ist warmer und trockner Natur: hat etwas milt-flüchtigen alkalischen Saltzes / neben einigen balsamischen theilen bey sich / und hiemit die tugend zu reinigen / zu heilen / den Harn zu treiben / den schleim auff der Brust / in den Nieren und Mutter auffzulösen / und die Verstopfungen zu eröffnen. Gebrauch. (Versteckte??? Harn und Frauenzeit verstopffte Leber und Miltz / Gelbsuch??? Hufftweh / Nierenstein.) Ein paar handvoll Gundelräben in einer maß weissen Wein gesotten und getruncken / befördert den Harn und der Frauen zeit / tödtet die Würm / öffnet die verstopffte Leber und Miltz / vertreibet die Gelbsucht und das Hufftweh / ist gut den Lungsüchtigen / und die mit dem Nierenstein behafftet sind. Johannes Lerius ein Burgunder / ged???nckt in seiner Reißbeschreibung nach Brasilien eines mittels / dessen er und seine Gesellen sich wider die Ruhr bedient haben / welche ihnen (Ruhr.) von dem langwehrenden auff dem Meer [622] außgestandenen Hunger herkommen ware: Man nimt der brühen / darinn Gundelräben gesotten ist / kocht sie mit Reiß und ein paar frischen Eyerdottern zu der dicke eines Gemüß / und isset davon nach belieben. (Lungsucht.) Johannes Langius lib. 3. Epist. Medic. cap. 4. rühmet wider die Lungsucht nachfolgenden Syrup: Nim geläuterten Gundelräbensafft zwölff loth / geläuterten Zucker neun loth / koch es mit einander zu der dicke eines Syrups: darvon gib dem Krancken offt ein löffel voll / und ein Muscatnuß groß rothen Rosen-zuck er oder Lattwerg. (Sausen und Klingen der Ohren.) Wider das Sausen und Klingen der Ohren / zerreiben etliche dieß Kraut in den Händen / und thun es in die Ohren. Oder man kan das Kraut in Wein sieden / und den dampf davon durch ein trächterlein in die Ohren gehen lassen. Wider den Nierenstein. Nim gedörrt (Nierenstein.) Gundelräben-kraut und feinen Zucker jedes ein loth / stosse es zu einem reinen pulver / davon gebrauche morgens und abends ein Ducaten schwer in Gundelräben-wasser / so mit Wein destilliert worden: von diesem pulver vermeldet der Königliche Dänische Leibartzt Simon Pauli in Quadr. Bot. daß es bald nicht zu glauben seye / wie trefflich dieses pulver den Nierenstein zermalme. (Gelbsucht.) Auß den frischen Blumen dieses Krauts macht man mit Zucker eine Lattwerg / wie droben von den Rosen vermeldet. Diese wird sehr wider die Gelbsucht gerühmt / so man offt einer Muscatnuß groß darvon nimt. (Versteckte reinigung der weiber.) Von diesem Kraut werden nutzliche Fußbäder gemacht / die monatliche Reinigung der Weiber damit zu befördern: Nim Gundelräben / Pappeln / Beyfuß / Ackermüntz / Melissen / jedes zwey handvoll: zerschneide alles / und siede es in wasser zu einem Fußbad. Gundelräben in Wasser gesotten / heilet (Geschwär an heimlichen orten bey Männern und Weibern. Fistel und fliessende Schäden.) die Geschwär an heimlichen orten / bey Männern und Weibern / damit laulicht gewaschen. Man pfleget auch in Italien die Fisteln und fliessende Schäden mit dem Safft der Gundelräben zu reinigen / und darnach das pulver von dem Kraut darein zu streuen / er bekommet wol und befürdert die Heilung / so man ein wenig gestossenen Grünspan darzu thut / ist es noch besser. (Grieß / Nieren-und Blasen-stein.) Man braucht dieses Kraut auch zu den Lendenbädern wider das Grieß / Nieren-und Blasen-stein / deren schon etliche beschrieben worden. Etliche Weiber legen die Gundekräben in die schuh / und lassen sie auch in den Händen erwärmen / sagen / daß sie ihnen nicht allein die Blumen / sondern auch den Stulgang fürdere / welches Agerius von langem daran riechen warhafftig befunden hat / wie er solches in dem 1. Theil seiner Teutschen Apotheck im 74. cap. bezeuget. (Versehrung und Fäule des Munds. Darmgicht oder Würm der Pferden.) Gundelräben in Wasser gesotten / und mit der Brühe gegurgelt / heilet die Versehrung und Fäule des Munds. Wenn ein Pferd die Darmgicht oder Würm hat / so gib ihme Gundelräben im futter zu essen geben. In Italien kocht man die Wundträncker von diesem Kraut / und nimt darzu Ferberröthe und gemein Diptam-wurtzel / Be???onien-kraut (Wunden.) / Maußöhrlein-kraut / Bibernell / Fünfffinger-kraut / Natterwurtz / Sinnaw / Roßschwantz / Heidnisch Wundkraut / Tormentill und rothen Köhl / so viel man zwischen fünff finger haltet / siedet es in zwo maß Wasser und einer maß weissen Wein / und wenn der dritte theil eingesotten / seiget man es durch ein sauber tuch / thut darzu Rosen-honig zur lieblichkeit / und läßt den Krancken alle morgen und abend ein halb quartal oder acht loth davon trincken. (Lungsucht.) Das destillierte Gundelräben-wasser ist den Lungsüchtigen sonderlich nutzlich / denn es reiniget die Brust von allem Schleim und Eyter: Ludovicus de Leonibus, vor diesem ein fürnehmer Medicus zu Bononien / wil haben man soll es vier und viertzig Tag (Gelbsucht / versteckter Harn und Weiberzeit.) trincken. Es dienet auch wider die Gelbsucht / befürdert den Harn und die Weiber-zeit / fünff oder sechs loth morgens nüchter getruncken. CAPUT LXXVI. Schellwurtz. Chelidonium majus. Namen. SChellwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chelidonium majus, Chelidonia major, Hirundinaria major. Italiänisch / Chelidonia maggiore. Frantzösisch / Chelidoine grande, Esclaire grande. Spanisch / Celidonia, Yerva de las golondrinas, Celiduenna. Englisch / Great salendine. Dänisch / Star chelidonie / Selidonie / Starsvaleurt. Niderländisch / Groote Gouwe / Gouwartele. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt Schwalbenkraut / Schellkraut / Goldwurtz und Gilbkraut.
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Schwalbenkraut soll Chelidonium, [Greek words], von den Schwalben / umb zweyer ursachen willen genennet worden seyn. Erstlich / dieweil die Schwalben nach Dioscoridis und Plinii bericht / dieses Krauts würckung eröffnet / denn wenn ihre jungen erblindet / so kommen sie wider durch dieses kraut zu ihrem gesicht. Zum andern / dieweil dieses Kraut bey ankunfft der Schwalben erstmals herfür komt / und wenn sie widerumb hinweg fliegen / welck wird und verdorret. Aber Dodonaeus und andere halten auff diese ursachen nichts / denn die jungen Schwalben ihr verlohren Gesicht von sich selbsten / ohne einigen gebrauch dieses Krauts überkommen / neben dem bezeugt der tägliche augenschein / daß die Schellwurtz durch das gantze Jahr grünet und blühet. Gestalt. Schellkraut hat eine wurtzel fingers-dick / die ist außwendig schwartz / mit vielen nebenwürtzlein oder zaseln / anzusehen / als wenn sie unden abgebissen wäre. So man die von einander bricht / ist sie innwendig gelb / und gibt einen dicken / zähen und rothgelben safft von sich / einer schönen / satten Saffran-farb gleich / der ist eines starcken geruchs und scharffen bittern geschmacks. Im anfang des Frühlings wachsen von dieser wurtzel herfür viel runde / haarige / knöpffichte / mürbe und weisse stengel / mit vielen zincken und neben-ästlein / die haben blätter / den Ackeleyen-blättern beynahe gleich / doch ein wenig grösser / linder und zärter / welche so sie von dem Kraut abgebrochen werden / sich dem Eichenlaub vergleichen / auff der letzen seiten von farben aschen-farb / und auff der andern bleich. Es trägt in der höhe viel schöne gelbe blumen / allerdings anzusehen wie die gelben Stein-violen: so diese abfallen / wachsen an deren statt hernach lange / runde schöttlein oder hörnlein / wie die schöttlein an der Nägel-violen / darin der schwartzgelbe samen verschlossen ligt / dem Magsamen nicht unähnlich / aber kleiner. Das Kraut / stengel und blumen geben einen zähen / gelben / über die maß scharffen / und auff der zunge bitteren safft von sich. Es bedarff dieses Gewächs keines pflantzens / denn es säet sich jährlich selbst / und wächßt allenthalben häuffig bey andern Unkräutern / in dürrem magern und steinichtem grund / sonderlich aber in den Zwingern / an den Mauren und alten Gebäuen. Eigenschafft. Schellkraut ist warm und trocken im dritten grad: Hat viel flüchtig-scharffes alkalisches Saltz / neben zimlichen balsamischen bitteren theilgen under seinem safft / und dadurch die eigenschafft / allen zähen schleim zu erdünnern / alle innerlichen verstopfungen zu eröffnen / durch den Harn zu treiben / das Geblüt zu reinigen / und äusserlich die Wunden und Geschwär zu säubern. Gebrauch. Wenn ein Pferd ein Augenfell überkommen (Augenfell der Pferde̅.) hat / so nim Schellkraut mit der wurtzel / wasche es sauber / und stoß wol in einem mörser / drucke den safft auß durch ein tuch / nim dessen drey loth / guten Weineßig zwey loth / Saltz ein halb loth / rein gestossenen Ingber ein quintlein / guten frischen Honig ein loth / vermisch es wol durch einander / und spritz dem Pferd des tags dreymahl in das Aug / es hilfft / und ist offtermahls gut befunden worden. (Haar vertreiben.) Schellkraut an die Ort öffters gerieben / da man nicht gern Haar hat / vertreibt es. Schellkraut-safft mit Wein und Oel / jedes gleich viel / durch einander vermischt / (Erbgrind.) heilet den Erbgrind / das Haupt öffters damit gesalbet. (Fisteln.) Frischen Schellkraut-safft des tags zweymal in die Fistel gespritzt / heilet dieselbige. (Wartzen / Krähenaugen.) Die Wartzen und Krähen-augen des tags etliche mal mit frischem Schellkraut-safft angestrichen / vertreibt sie in kurtzer zeit. (Gelbsucht.) Schellkraut mit Rauten / Eßig und Saltz gestossen / und damit die Sohlen unden an den Füssen gerieben / ist ein gute Artzney wider die Gelbsucht: man soll auch dem Krancken Schellkraut unter die blossen Füß in die Schuh legen / und ihne darauff gehen lassen / dabey aber alle tag frisch Kraut nehmen. (Uberflüßige monatliche Reinigung. Krebs / Fistel / verstopfung der Leber und Miltzes / Gelbsucht / faule Fieber.) Schellkraut auff die Brüst der Weibern gelegt / soll ihnen die überflüßige monatliche Reinigung stellen. Das destillierte Schellkraut-wasser ist ein köstlich mittel / den Krebs und die Fistel zu heilen / alle morgen und abend 4. oder 5. loth getruncken / und die Schäden damit gewaschen. Ist auch fast dienlich / die verstopffte Leber und Miltz zu eröffnen / die Gelbsucht durch den Harn außzuführen / die faulen Fieber und andere dergleichen Kranckheiten zu vertreiben / die von der Verstopffung der Leber und des Miltzes ihren ursprung haben. Alle morgen zehen tag nacheinander 3. loth spitzen Wegrich-und so viel Schellkrautwasser getruncken / vertreibet die Gelbsucht. (Dunckel Gesicht / flecken und masen der Augen / Flüß und trieffen der Augen / Versehrung und Fistel der Augenwinckel. Schmertze̅ der Zähn.) Schellkraut-wasser ist ein trefliche Artzney für die Augen / das dunckel Gesicht zu erläuteren / die Flecken und Masen der Augen zu vertreiben / die Flüß und das trieffen derselben zu tröcknen / die Versehrung und Fisteln der Augen-winckeln zu heilen / und das Gesicht zu stärcken / die Augen öffters damit gestrichen / oder etliche tröpflein darein lawlicht geträufft / und die Beschädigung der Augen-winckel damit gewaschen. Schellkraut-wasser lawlicht offt in dem Mund gehalten / stillet den Schmertzen der Zähnen. (Zitterschen oder Flechten des Angesichts. Pestilentzblattern.) Die gifftige Zitterschen oder Flechten des Angesichts öffters mit Schellkraut-wasser bestrichen / heilet dieselbigen: Tüchlein in Schellkraut-wasser genetzt / und über die Pestilentz-blattern lawlicht gelegt / bekomt wol. (Gelb-und Wassersucht.) Von dem in der Apotheck zubereiteten Schellkraut-saltz / ein halb quintlein schwer bißweilen in weissem Wein eingenommen / dienet wider die Gelb-und Wassersucht. (Schwindsucht / verstopfung der Krößadern.) Wider das Abnehmen und Schwindsucht der Kindern / so von Verstopffung der Krößaderen herkomt / dienet folgendes Pulver treflich: Nim Schellkraut-wurtz 1. loth / Florentinische Veyelwurtz / praepariert Stahel-pulver / zubereitete Krebsstein jedes anderthalb quintl. Gewürtz-nägelein 6. gran / [624] weissen Candel-zucker 2. loth: Stosse alles zu reinstem Pulver under einander / und gibe dem Patienten täglich dreymal ein messerspitz-voll in einem dienlichen Safft ein. (Flecken / Masen der Augen. Dunckelheit des Gesichts.) Auß dem Schellkraut kan man eine Essentz / und hierauß demnach ein Extract machen / welche sonderlich in allen obangeregten Zuständen mit guter würckung gebraucht werden. Von dem Extract täglich ein klein wenig mit Schlangen- oder Gänß-schmaltz / und ein wenig Aloes-pulver vermischt / und in die Augen gethan / verzehrt und vertreibt alle Flecken und Masen deroselben / läutert und reiniget auch das Gesicht. 40. biß 60. gran von dem Pulver der (Rothe Ruhr.) Schellwurtz mit 6. biß 8. loth des destillierten Schellkraut-wassers täglich ein- oder zweymal eingenommen / vertreibt und heilet die rothe Ruhr fürtreflich. Man kan zu diesem zweck auch von Armenischem Bolus und Schellwurtz-pulver jedes ein halb quintlein allezeit nehmen. CAPUT LXXVII. Wilder Agley. Aquilegia sylvestris. Namen. AGley / Ageley und Ackeley heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Aquileja, Aquilina, Aquilegia, Leonis Osculum, Jovis flos. Italiänisch / Aquileia, Aquilegia, Celidonia salvatica, Celidonia mezzana, Fiore de India. Frantzösisch / Ancolie. Spanisch / Flor de las Indias. Englisch / Celandine / Columbine. Dänisch / Ackeley / Klocker / Blaaklocker. Niderländisch / Akeleyen. Geschlecht und Gestalt. Der gemeine wilde Agley / Aquilegia sylvestris, C. B. it. Aquil. hortensis simplex. Ejusd. Aquilegia flore simplici, item flore magno & pleno. Ist ein schönes Gewächs; hat eine fingers-???icke / weisse / mit vielen neben-würtzelein begabte / süßlichte / viel Jahr daurende wurtzel. Die Blätter sind rund / rings herumb eingeschnitten und zerkerfft / erstmals beynahe wie die blätter der grossen Schellwurtz anzusehen / von farben aschenfarbgrün / und an langen / rauchen / haarigen stielen hangend. Das Gewächs steigt gegen dem Brachmonat in die höhe mit runden glatten stengeln / die sind über elen lang / und in etliche neben-ästlein zerspalten / sonsten aber rauch-haarig und knodicht: an den enden und gipffeln derselben bringen sie viel schöne / himmelblaue blumen / wie schellen / die hangen allezeit unter sich gegen der Erden / innerhalb mit gelben härlein oder fäßlein gezieret: ein theil an diesen blumen oder schellen / gewinnt gebogene spitzen / wie die grosse Berg-Rittersporen. So die blumen abfallen / richten sich die stengel wiederumb über sich / und folgen nach einer jeden blumen vier oder fünff spitze schötlein an einander / darinnen findet man kleinen schwartzgläntzenden samen. Der geschmack an der wurtzel / kraut / blumen und samen ist zur süsse geneigt. Der samen dieses gewächs zeitiget bald / und wo er nicht bey guter zeit abgenommen wird / springen die schöttlein auff / und verwirfft sich der samen. Dieses Kraut wächßt vor sich selbst / in fetten geschlachten Wiesen. (Allhier zu Basel findet man es häuffig in den nechsten Bergen / und in dem Hüninger-Wald.) Man findets auch in hohen Wäldern / in den Graß-gärten / auch bißweilen an steinichten Rechen und an dem alten Gemäuer. In Flandern / Braband / und in den Niderlanden wird es in Gärten allein gezielet. Und wiewol man es in grosser menge von sich selbst wachsend in Teutschland findet / so wird es doch von den Jungfrauen mehr zu den kräntzen als zur anderer Nothdurfft in den Lustgärten gepflantzet. Es wächßt gern vom samen auff / und auch vom hin und wider pflantzen der stöcklein / darvon denn auch die blumen schön völlig und vielgefältiget werden. Sie blühen im Brach-und Hewmonat / wiewol sie auch bißweilen in dem Herbst auff den Wiesen und in den Gärten gesehen werden. Es wächßt gern / und gerathet sehr wol in fettem gebauenen Erdreich. Man findet ihne auch bißweilen mit schönen / braunrothen / oder schnee-weissen / leibfarben / grünlicht-blauen / und vielfarbigen blumen. Der Garten-Agley / Aquilegia hortensis flore multiplici roseo, C. B. Hat krausere blätter als der einfache / und kommet mit zierlich gefüllten blumen herfür / die erscheinen himmel-blau / weiß / roth / leib-und purpurfarb / auch zu zeiten mit mancherley farben gezieret / wie in dem Fürstlichen Eystättischen Garten zu sehen ist / allda man auch ein volle / weisse Stern-Agley mit kleinen schwartzen pünctlein gesehen. In etlichen Lustgärten wächßt eine Art der einfachen Agley mit schönen rothen blumen: noch eine andere gattung wird in unseren gärten gepflantzet mit gefüllten schnee-weissen blu [625] men / Garten-Agley. Aquilegia hortensis. die stehen übersich / sind groß und breit / dadurch sie von den andern weissen / gefüllten Agley-blumen unterschieden wird. Theod. Tabernaemontanus hat zu Brüssel in dem herrlichen Lustgarten Joh. Boysoti ein gattung des gefüllten Agleys angetroffen / an welcher die mannigfaltigen blättlein der blumen / grün und mit etwas roth vermenget waren. Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici Lib. 4. cap. 9. beschreibt noch zwey Geschlecht des wilden Agleys / welche in keinem andern Teutschen Kräuterbuch zu finden / dahero man ihre beschreibung allhier auch beysetzen wollen. Das erste Geschlecht / Aquilegia montana magno flore, komt an der höhe mit der gemeinen Agley überein: der underscheld ist erstlich an den blättern / die subtil zerkerfft / nicht stumpff sondern spitzig / und doch schier rund sind: hernach an der blumen / welche zwar himmelfarb / wie an der Agley / aber viel grösser erscheinet. Er wächßt häuffig auff dem Berg bey dem Pfeffers-bad. Das ander Geschlecht / Aquilegia montana parvo flore Thalictri folio, bringet auß seiner kleinen wurtzel bleich-grüne kleine blätter / dem Thalictro oder der Matten-rauten gleich: zwischen welchen ein dünner stengel / kleiner als ein spannen / mit zweyen oder dreyen ablangen gantzen blättlein entstehet: dieser trägt ein himmel-blaue blum / die aber fünffmal kleiner als an der gemeinen ist. Wächßt auch in den Schweitzerischen Gebürgen. In den Artzneyen wird der gemeine wilde Agley mit den himmel-blauen blumen gebraucht / und sein samen gesamlet / so die Sonn in den Löwen oder Krebs gehet. Eigenschafft. Agley ist warm und trocken im ersten grad; hat ein groblichtes / alkalisches saltz / neben vielen irrdischen / und etwas balsamisch-schwefelichten theilgen / dahero die eigenschafft zu eröffnen / zu heilen / zu säuberen / und das Geblüt zu reinigen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber und des Miltzes / Gelb- und Wassersucht / Grimmen / Mutterweh / versteckter Harn und Monatblum.) Ein paar handvoll Agley-kraut in einer maß weissen Wein gesotten / und von dem durchgesigenen tranck morgens und abends ein halb quartal zu sich genommen / eröffnet die Verstopffung der Leber und des Miltzes / treibet auß die Gelbsucht durch den Harn / benimt die anfahende Wassersucht / stillet das Grimmen und Mutterweh / befürderet den Harn und die Monatblum der Weibern. Ein köstlich Pulver für die Gelbsucht: Nim des samens von Agley-kraut / geschahen Helffenbein / Saffran jed. ein quintlein: (Gelbsucht.) Stoß diese stuck zu einem reinen Pulver / theile es in sechs gleiche theil ab / und trinck sechs morgen nach einander / jedesmal ein theil mit einem trüncklein Wegwart-wasser. Agley-samen gepülvert und ein halbes quintlein mit einem trüncklein Wegrichwasser morgens nüchter / und zwey stund vor dem Nachtessen genommen / vertreibet (Gelbsucht.) die Gelbsucht in kurtzer zeit / daß sie in dem Harn hinweg gehet. (Gelbsucht.) Ein andere Artzney für die Gelbsucht: Nim Agley-wurtzel zerschnitten 1. loth / geschaben Helffenbein ein halb loth / Agley-samen ein wenig zerstossen 1. quintlein / gantzen Saffran ein halb quintlein / vermische es durch einander / binds in ein sauber tüchlein / gieß ein maß weissen Wein darüber / und trincke davon alle morgen nüchter und abends ein gläßlein voll. So ein Fraw in gefährlichen Geburtsschmertzen (Gefährliche Geburtsschmertzen.) ligt / gib ihren ein quintlein gestossenen Agley-samen im Wein / hilfft es nicht das erste mal / so gib es ihren noch einmal / wird nicht ohne nutzen gebraucht. (Unvermöglichkeit zu ehelichen wercken.) So ein Mann durch Zauberey zu den ehelichen Wercken unvermöglich worden ist / der trincke stäts ab dieser Wurtzel / Kraut und Samen / er komt wider zurecht: Man nimt zu einer maß weissen Wein ein loth von der Wurtzel / ein handvoll des Krauts / und ein halb loth des Samens: Er soll aber darneben alle morgen und abend ein halb quintlein des nachfolgenden Pulvers in weissem Wein einnehmen: Nim Agley-wurtzel / Kraut und Samen jedes ein halb loth / St. Johanns-kraut / Einbeer-kraut und die Beeren / geriebener Perrlein jed. ein quintl. Stoß alles zu einem reinen Pulver / und gebrauch es wie angezeigt. (Flecken un̅ Blattern der Kinderen.) Der Samen wird fürnemlich in Niderland gebraucht / und den Kindern zu Befürderung der Flecken und Blattern eingeben. Simon Pauli quadripart. Botanic. class. 2. p. m. 25. vermeldet / er habe armer Leuthen Kindern in den Blattern ein halbes quintlein biß auff ein quintlein dieses Samens in Taubenkropff- oder Cardobenedieten-wasser geben / und sie damit von dem todt errettet. (Verhütung des Steins.) Andere nehmen zu verhütung des Steins die Wurtzel morgens nüchtern in Mund / [626] und käwen langsam daran / welches in Hispanien gar gemein ist. (Verstopffung der Leber und des Miltzes / Grimmen / Gelbsucht / Versehrung un̅ Blätterlein im Mund. Essen oder die Durchfäule im Mund bey jungen Kindern. Schwindel / Gicht / fallende Sucht.) Das destillierte Agley-wasser auff 3. oder 4. loth morgens nüchtern getruncken / ist ein köstliche artzney / die verstopffung der Leber und des Miltzes zu eröffnen / vertreibt das Grimmen und die Gelbsucht / heilet die Versehrung und Blätterlein des Munds / damit lawlicht gegurgelt. Wenn die jungen Kinder das Essen oder die Durchfäule im Mund haben / soll man ein leinen tüchlein umb ein Finger winden / darnach es in diesem Wasser netzen / und damit dem Kind das Mündlein und Zünglein bißweilen außbutzen. Ein halb quintlein Agleysamen-pulver offt mit einem trüncklein Lindenblüth-wasser eingenommen / vertreibet den Schwindel / Gicht und fallende Sucht. CAPUT LXXVIII. Feigwartzen-kraut. Chelidonium minus. Namen. FEigwartzen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chelidonium minus, Scrophularia minor, Ficaria minor. Italiänisch / Celidonia minore, Favoscello, Scrofolaria minore. Frantzösisch / Bassinet, Petite esclere, Couillon de Prestre. Spanisch / Scrofularia menor. Englisch / Pileworte / Fygworte. Dänisch / Lidenchelidonie / Lidenselidonie / Liden sualeurt. Niderländisch / cleyn Gouwe / Speencruyt. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt / klein Schellkraut / Feigblattern-kraut / klein Schwalben-kraut / Scharbocks-kraut / Mäyen-kraut / Biber- und Rammen-hödlein. Gestalt. Feigwartzen-kraut hat Blätter / gleich dem Ephew / allein daß sie runder / fetter / und mit schwartzen oder bißweilen braun-rothen Mackeln begabet sind. Die Stiele gehen von der Wurtzel / und ligen auff der erden. Es bringt kleine / zarte / weiche stengel / vier oder fünff finger lang / die kriechen auch auff der erden / und haben oben ein gold-gelbe gestirnte blumen / die ist gemeiniglich einfach / selten aber gefüllt. Die wurtzeln sind weiß / knöpfficht / etliche auß ihnen werden länglicht wie Gersten-körner / gemeiniglich drey oder vier neben einander / mit angehenckten zaseln. Es komt bald im angehenden Frühling herfür / und wächßt gern an den Reinen / in feuchten Wiesen und in den Gärten. Man findet es allein in dem Aprill und Mäy biß in den Brachmonat / nach dem verwelckt und verdirbt es wider. Eigenschafft und Gebrauch. Es ist sich zu verwundern / daß dieses Kraut bey uns ohne geschmack herfürkomt / da doch Galenus Lib. 8. de Simplic. Medicam. Facult. Cap. 192. und Dioscorides Lib. 2. Cap. 212. meldet / man finde es in Griechenland so scharff / also daß es auffgelegt / geschwind die Haut auffetze / und die rauchen oder schäbigen Nägel an den fingern abstosse. Solches kan kein andere ursach auff sich haben / als des erdreichs bequemlichkeit / welche nicht in allen Ländern einerley ist. Daher findet man das Aronkraut bey uns scharff und brennend / aber in der Landschafft Lydien / bey der Statt Cirene / wächßt es so süß / daß man es zu der Speiß wie Rüben brauchet. Auch ist zu mercken / daß unser Feigwartzen-kraut wider die kalten Gebresten nicht so kräfftig gespühret wird / wie Galenus und Dioscorides von dem ihrigen schreiben / denn dasselbige ist scharff und hitzig / unsers aber ungeschmackt / deßhalben mehr kalt und feucht als warm: daher thun diejenigen nicht recht / welche den Safft auß diesem Kraut in die Nasen ziehen / das Haupt darmit zu reinigen / oder solches auch zu den Brust-artzneyen gebrauchen. Sonsten aber führt diß Kraut in dem Mäy viel schleimicht-balsamische und alkalische / milt-flüchtige saltz-theile mit sich / und hat daher die tugend das geblüt zu versüssen und zu reinigen / gute nahrung zu geben / auch durch den harn und schweiß gelind zu treiben. (Feigwartzen.) Die Erfahrung gibt / daß dieses Kraut eine sonderliche Eigenschafft habe / die Feigwartzen zu vertreiben / (dannenhero es auch den Namen führet) so man die frische Wurtzel mit den blättern zu einem pflaster zerstosset und überlegt / oder das Pulver darauff strewet. (Schmertze̅ der Feigwartzen.) Die Wurtzel wol zerstossen / mit einem süssen gebratenen Apffel vermischet / und wie ein Pflaster übergeschlagen / stillet wunderlich den Schmertzen der Feigwartzen. (Schmertze̅ der Feigwartz und Gold-ader.) Fridericus Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chymic. Sect. 1. lobet sehr den außgepreßten Safft / so man davon auff ein tüchlein streichet / und es alßdenn warmlicht auff die Feigwartz und Gold-ader leget / man soll [627] aber die Wurtzel den anderen Tag Brachmonats nach dem Undergang der Sonnen und dem Vollmond samlen. (Scharbock.) Die Blätter dieses Klauts unter dem Salat genossen / sind gut wider den Scharbock. Oder man macht darauß eine Latwerg / wie droben im 1. Buch von den Rosen vermeldet worden. (Vberflüßiger Fluß der Gulden-ader.) Die frische Wurtzel angehenckt / soll den überflüßigen Fluß der Gulden-ader stellen. CAPUT LXXIX. Wahres Mauß-öhrlein Dioscoridis. Auricula Muris. Namen. DAs wahre oder rechte Mauß-öhrlein Dioscoridis, heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Myosota, Myosotis, Auricula Muris Dioscoridis, Auricula Muris coerulea, Echium Scorpioides arvense. Italiänisch / Orechia di topo. Frantzösisch / Oreille du rat. Spanisch / Oreja de raton. Englisch / Mouseare. Dänisch / Mußoeren. Niderländisch / Muyßoore. Zum underscheid des gemeinen Mauß-öhrleins mit den gelben Blumen / wird dieses Kraut wegen seinen blauen blümlein auch blaues Mauß-öhrlein genennt. Camerarius in Matthioli Epitome p. m. 408. nennet es wilden Mangold mit blauen Blumen. Gestalt. Dieses Kraut führet viel stengel auß einer wurtzel / die sind von unden auff ein wenig roth. Die blätter stehen an dem gantzen stengel herauff geschichtet / je zwey gegen einander / sind auffgespitzt / haben einen erhebten scharffen Rucken: zwischen den ästlein und stengelein schiessen kleine / schmale stielein herfür / auff welchen blaue blümlein wachsen / den blauen Gauchheil-blumen an der farb ähnlich. Die wurtzel ist fingersdick / hat viel kleine zaseln. Es wächßt in Italien auff dem Feld und in gebawtem erdreich. Casparus Bauhinus vermeint / es seye in Teutschland nicht zu finden. Eigenschafft. Dieses wahre Mauß-öhrlein Dioscoridis, hat grobe irrdische / wenig saltzichte theilgen meistens bey sich / und die natur zu trocknen im zweyten grad / ohn einige empfindliche wärme / und wird heutiges tags wenig in der Artzney gebraucht. Gebrauch. (Fliessende Augen-geschwär.) Die Wurtzel dieses Kräutleins gedörret / und zu einem reinen Pulver gestossen / heilet die fliessenden Augen-geschwär / so man es in die Augen-winckel strewet. (Augenweb.) Die Aegyptier halten darfür / so jemand im Augstmonat mit diesem Safft die Augen bestreiche / solle er das gantze Jahr vor allem Augen-weh bewahret seyn. CAPUT LXXX. Wundkraut mit weissen Blumen. Telephium albo flore. Namen. WUndkraut / Knabe̅kraut oder Bruchwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Fabaria, Telephium, Crassula, Faba inversa, Faba crassa, Faba pinguis, Illecebra. Italiänisch / Fava grossa. Frantzösisch / Reprise, Joubarbe des vignes, Feve espesse. Englisch / Orpyne. Dänisch / Tyckblad / Kraeffturt. Niderländisch / Smeerwortel / Hemelsluetel / Wondkruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Wundkraut / Telephium vulgare, C. B. Anacampseros, vulgò Faba cras [628] sa, J. B. Telephium albo flore. Hat viel weisse knollichte wurtzeln / die hangen an einander / sind fast wie die Rapuntzel mit einem dünnen häutlein überzogen / und am Geschmack ein wenig süßlicht / oder schleimichtungeschmackt. Auß diesen wurtzeln kommen fünff oder sechs runde / glatte / braune stengel herfür / mit dicken fetten blättern bekleidet / welche sich dem zahmen Burgel vergleichen / außgenommen / daß sie grösser / breiter / an dem umbkreiß ein wenig gekerfft / und etwas himmelblau scheinen. Auff dem gipfel der stengeln stehen die dolden mit weissen gestirnten und glitzichten blumen. Es komt im Frühling herfür / und blühet im Mäyen und Brachmonat. Wächßt in den Weingärten / steinicht-feuchten orten / und auff den alten Hoffstetten. Allhie findet man es auff den äckern bey dem gestad des Rheins. Wundkraut mit purpurfarben Blumen. Telephium flore purpureo. 2. Wundkraut mit purpurfarben Blumen / Telephium flore purpureo, Telephium purpureum majus, C. B. Anacampseros purpurea, J. B. Hat zartere und röthlichtere stengelein. Die blätter sind länger / dünner / tieffer gekerfft / und nicht so voll saffts / die blümlein erscheinen purpurfarb. Die wurtzel ist kleiner / bringet bißweilen mehrere / und zu zeiten wenigere Knöllelein / so sich den Steckrüblein vergleichen. Es wächßt an vielen Bergen und schattichten orten in Teutschland bey dem Rhein. Allhie findet man es bey dem gestade des Rheins in den Weinbergen oberhalb der Statt. Beyde Geschlecht werden auch etwan in die Gärten gepflantzet. Mehr andere Geschlecht dieses Wundkrauts findet man bey den Botanicis annoch beschrieben. Eigenschafft. Die Blätter dieses Wundkrauts sind kalter und feuchter Natur / haben viel schleimicht-balsamischen / und mild-saltzichten saffts bey sich / hiemit die Eigenschafft alles versehrte zu heilen / zu erweichen / zu zertheilen / alles scharffe und saure Saltz des Geblüts zu versüssen / die Schmertzen zu stillen. Gebrauch. (Bruch / innerliche Verwundung und verletzung.) Dieses Wundkraut hat den namen mit der that / denn es ist ein edel Wundkraut. So man zwey handvoll dieses Krauts in einer maß Wasser siedet / und darvon trincket / bekomt es wol allen denen / so innerlich verwund / verletzt und gebrochen sind. Es ist (Zerschabne Därm von der rothen Ruhr.) kaum ein bessere Artzney zu den zerschabenen Därmen in der rothen Ruhr als dieses Tranck. Das destillierte Wasser auß diesem Kraut (Innerliche Versehrung / verwundte Därm in der rothen Ruhr / äusserliche Wunden. Bruch bey jungen Knaben.) wird nutzlich gebraucht zu allen innerlichen Versehrungen / verwundten Därmen in der rothen Ruhr und äusserlichen Wunden / davon morgens nüchter vier oder fünff loth getruncken. So ein Knäblein gebrochen ist / soll man ihme alle morgen nüchter ein paar loth dieses Wassers zu trincken geben / und ihne ein komliches bändlein tragen lassen. Die frische wurtzel dieses Krauts an einem (Geschwulst un̅ schmertzen der Gulden-ader.) faden zwischen die Schulterblat auff den Rucken gehenckt / nimt mit Verwunderung hinweg die Geschwulst und Schmertzen der Gulden-ader / wie solches D. Georg. Wolffg. Wedelius, ad ann. II. Ephemerid. Medic. Observ. 195. berichtet / und solches mit vielen exempeln bestätiget. (Geschrundene und geschworene Brustwärtzlein.) Zu den geschworenen und geschrundenen Wärtzlein der Brüsten bey den Kindbetterinnen / ist nichts bessers / als die blätter des Wundkrauts frisch zerstossen / und offt frisch übergelegt. Ein köstliche Brandsalbe wird auch auß (Brand vom Fewr.) diesem frischen Kraut gemacht / wenn man es mit grün-safftigen Epheu-blättern zerstoßt / hernach in frischem Butter siedet / endlich auch Speck darein wirfft / nach dem durch ein tuch getruckt / erkalten lassen / und also offt über die verbrannten Glieder schmieret. CAPUT LXXXI. Lerchenschwam. Agaricus Laricis. Namen. LErchenschwam heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Agaricum, Agaricus Laricis. Italiänisch / Agarico. Frantzösisch / Agaric. Spanisch / Agarico. Englisch / Agarike. Geschlecht und Gestalt. Der Lerchenschwam wächßt an dem in dem 1. Buch beschriebenem Lerchenbaum: vorzeiten bracht man ihn auß der Landschafft Agaria / oder von der Statt und Fluß Agaro / (daher er den namen Agaricus hat) in Sarmatia gelegen / wie auch auß Galatia und Cilicia: man findet ihn jetzund in
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Lerchenschwam. Agaricus Laricis. Campania / in der Tridentischen Landschafft und anderen orten / die viel Lerchenbäum tragen / von dannen bringt man ihn nach Venedig / und daher zu uns. Ob wol der Lerchenschwam ein angebohren Gewächs des Lerchenbaums ist / findet man doch dieser Bäumen wenig / die solchen Schwam bringen. Matthiolus selbst hat in einem grossen Wald voll Lerchenbäumen / kaum an zehen diesen schwam gefunden. Er wächßt viel in Bündten un̅ Wallis / auch in Teutschland umb Nürnberg und anderstwo. Des Lerchenschwams sind zwey Geschlecht / schwartz und weiß. Der schwartz ist schädlich. Der weiß wird allein zur Artzney erwehlet / soll leicht / luck / mürb / am geschmack erstlich süß / bald darauff bitter und streng seyn. Der holtzichte / harte und schwere hat keinen nutzen. Eigenschafft. Der Lerchenschwam führet neben seinen vielen irrdischen theilen / auch ein flüchtiges etzendes / mit was ölichten cörperlein vermischtes Saltz bey sich / ist daher mit zimlich bitterem Saltz begabet / und hat die Eigenschafft durch den Stulgang und Harn zu purgieren / den Schleim von der Brust abzuführen / und die versteckte monatliche Reinigung zu befürdern. Gebrauch. Der Lerchenschwam führet den Schleim auß / insonderheit welcher sich auff der Brust und in den Kröß-adern gesamlet hat / befürderet den verstecktern Harn und Weiberzeit / dieweilen er aber gar langsam würcket / werden ihme noch andere purgierende Artzneyen zugeben / so aber ohne vorwissen eines Medici nicht geschehen solle. Welche mit (Fallende Sucht.) der fallenden Sucht behafftet sind / denen soll man mit dem Lerchenschwam an statt der Seiffen das Haupt waschen oder zwagen. Sonderlich aber wird der Lerchenschwa???m in laxierenden Kräuter-weinen gebraucht. Man pflegt auch mit geringem Branntenwein die krafft davon außzuziehen / und von solchem Extract biß 20. oder 24. gran in Pillen auff einmahl einzugeben. CAPUT LXXXII. Gemein oder klein Tausend guldenkraut. Centaurium minus. Namen. GEmein oder klein Tausendguldenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Centaurium minus, Febrifuga, Fel terrae. Italiänisch / Centaurea minore, Centura, Fele di terra, Biondella. Frantzösisch / Centaurée mineur, Fiel de terre. Spanisch / Cintoria, Hiel de tierra. Englisch / Centorie. Dänisch / Tusinddyder / Aggerun / Jordgalde. Niderländisch / Cleyn santorie. In Hochteutscher Sprach heißt es Fieberkraut / denn es wider die Fieber viel gebraucht wird. Erdgall nennet man es / weilen die Wurtzel und Blätter hefftig bitter sind: ferners wird es auch Biberkraut und Aurin genennt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine kleine Tausendguldenkraut / Centaurium minus, C. B. minus flore purpureo & albo, J. B. Hat ein krummes / schlechtes / weisses / dürres / ungeschmacktes / holtzichtes würtzelein / so nicht gebraucht wird / auß welchem ein steiffes / glattes / ec???chtes und spannen-hohes stengelein / mit etlichen neben-zincklein herfür komt / auff denen schöne / braun-rothe blümlein erscheinen / [630] darauß werden schöttlein wie Wältzen-körner / in welchen man schwartz mehl findet. Seine understen blättlein spreiten sich auff der Erden auß / die andern stehen am stengel. Es ist dem Dosten oder St. Johannskraut gleich / wächßt in den Weingärten / auff den Wiesen und Büheln / blühet im Hewmonat / und wird alsdenn eingesamlet. Allhier findet man es auff den Michelfeldischen Matten. An vielen orten / fürnemlich umb Augspurg in einem Wald / durch welchen man in Bäyern auff Friedberg reiset / komt es mit gar schönen weissen Blumen herfür. Johannes Thalius berichtet / daß es im Thüringer-Wald mit Kästen-farben Blumen gesehen werde. 2. Klein Tausendgulden-kraut mit weissen Aehre-blumen / Ceutaurium minus spicatum, C. B. prodr. Bekomt auß einer kurtzen weissen und zaßlichten wurtzel den Hauptstengel / welcher sich bald in halbe und zwey spannen lange gekehlte nebenzincklein / und diese widerumb in andere zertheilet. Es hat wenig Blätter ohne stiel / deren die ersten breit und rundlicht: die andern aber schmal und spitz sind / bißweilen umbgeben den stengel zwey gegen einander über stehende Blätter. Die Blumen erscheinen länglicht und weiß / von unden an des stengels biß oben auff. Ein jegliche Blum / so auß ihrem blätterigen kelchlein entspringet / folget der andern am stengel nach / deren ein schöttlein nachkomt / so da einen kleinen samen in sich hält. Man findet es in Italien auff den Euganeischen Bergen bey Padua / auch hin und wider in Franckreich umb Montpelier. Gelb klein Tausendgulden-kraut. Centaurium minus luteum. 3. Das dritte Geschlecht des kleinen Tausendgulden-krauts / Centaurium minus perfoliatum luteum, foliis angustioribus & latioribus. Ist dem gemeinen an grösse gleich. Auß dessen weisser / dünner wurtzel / ein gerader / runder / gläichichter und schuh-hoher stengel herfürkomt / der alsobalb in neben-zweiglein zertheilet wird. Bey jeden Gewerben wird er mit Blättern umbgeben / die sind breiter als an dem ersten / und stehen allezeit zwey gegen einander über / welche sich also zusammen schliessen / daß man vermeint / der stengel gehe durch die Blätter / so grünlicht sind / die aber auff dem boden außgebreitet ligen / vergleichen sich dem Seiffenkraut / werden jedoch kleiner und weisser. Auff den Gipfflen der neben-zweiglein sitzen die Blumen / deren jede gemeiniglich auß acht blätlein bestehet / und mit den St. Johannskraut-blumen übereinkomt: sie haben bißweilen ein gantz gelbe / und zuzeiten ein goldfarb. Auff dieselbe folgen runde schöttlein / die grösser als der gemeinen sind / und ein schwartzes samlein in sich halten. Dieses ist zweyerley / eines hat schmälere blätter / das andere bringet breitere blätter / wie an dem Durchwachs / so seine neben-zweiglein oben trägt. Man findet es in Italien / Franckreich / Spanien und Engelland. Allhier zu Basel wächßt es auff den feuchten Wiesen bey Michelfelden / und nicht weil von dem Kirchlein St. Christiana / gemeiniglich Chrischona genannt. Es wird auch in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten angetroffen. Eigenschafft. Das klein Tausendgulden-kraut ist warm und trocken im andern grad; führet groblichte / bittere / ölichte saltz-theilgen bey sich / und hat dabey die Tugend zu erdünnern / zu eröffnen / den Harn und die Monatliche Reinigung zu treiben / Würm zu tödten / und Appetit zu erwecken. Gebrauch. (Dreytägige Fieber / Keuchen / alter Husten / verstopffte Leber und Miltz / Gelb- und Wassersucht / Grimmen / Würm. Lebersucht / Verstopffung der Leber.) Ein handvoll klein Tausendgulden-kraut mit samt den Blumen in einer maß Brunnwasser gesotten / und davon nach belieben getruncken / ist gut wider das dreytägige Fieber / Keuchen und allen Husten / eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / vertreibet die Gelb- und Wassersucht: mit Wein gesotten und getruncken / stillet das Grimmen und tödtet die Würm. Dieses Kraut ist sonderlich aut den Lebersüchtigen / denn es die verstopffung der Leber gewaltig hinweg nimt. Camerarius in Hort. Med. p. m. 37. berichtet / daß die vornehme Italiänische Aertzte / (Wassersucht.) in der Wassersucht über den dritten tag ein quintlein gestossen Tausendgulden-kraut / mit etwas wenigs Aniß und Kümmich / in Wein oder einem andern Tranck eingeben. Man macht bald keinen Wermuth-wein / daß nicht dieses Kraut dar zu genommen werde. (Gelbe Haar.) Ein Laug über dieses Kraut und Rheinblumen gegossen / und damit gezwagen / macht gelbe Haar. (Faule magenfieber / versteckte monatliche Reinigung der Weiber / Würm / Gelb- und Wassersucht / kalter / undäwiger magen / grimmen / Geschwulst / verstopffte Leber und Miltz / flüssige Wunden / alte hole Schäden und Fisteln.) Das destillierte Tausendgulden-krautwasser ist sehr kräfftig alle faule Magen-fieber zu vertreiben / befürderet den Weiberen ihre versteckte monatliche Reinigung / tödet die Würm / vertreibet die Gelb- und Was [631] sersucht / erwärmet und stärcket den kalten undäwigen Magen / stillet das Grimmen / deßgleichen so einer nach dem Fieber anfienge zu geschwöllen / ist dieses Wasser sehr kräfftig / die anfangende Geschwulst zu vertheilen / es eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / so man morgens nüchter 3. oder 4. loth davon trincket. Aeusserlich wird dieses Wasser nutzlich gebraucht / die flüßige Wunden zu tröcknen / alle alte hohle Schäden und Fisteln vom Eyter zu reinigen / und zu der Heilung zu befürderen: Nach der waschung soll man das rein gestossene pulver dieses Krauts darein sprengen / oder auß dem Pulver oder Safft mit Honig ein dünnes Sälblein bereiten / und mit fäsemlein in die Wunden und Schäden legen / aber in die hohlen Fistel??? soll dieses Wasser oder Safft mit einem spritzlein eingespritzt werden. (Würm bey jungen Kindern.) Den jungen Kindern / welche von den Würmen geplaget / soll man bißweilen morgens nüchter an löffelein-voll dieses Wassers geben. Auß diesem Kraut wird in den Apothecken ein nutzliches Extractum gemacht / welches (Gelb- und Lebersucht.) den Leber- und Gelbsüchtigen sonderlich gut ist: man kan auß einem quintlein 54. Pillu ein machen / und davon dem krancken alle morgen nüchter 9. eingeben. Ferners wird in den Apothecken auß diesem Kraut ein Saltz bereitet / davon man ein halb quintlein schwer in 6. loth dieses Wassers einnehmen soll / so einen das dreytägig Fieber angestossen hat / dienet auch also wider die Gelb- und Wassersucht. CAPUT LXXXIII. Grosse gelbe Entzian. Gentiana major lutea. Grosse Entzian mir himmel-blauen Blumen. Gentiana coerulea major. Namen. ENtzian oder Bitterwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gentiana. Italiänisch / Genziana. Frantzösisch / Gentiane. Spanisch / Gentiana. Englisch / Gentian / Felwort. Dänisch / Entzian / Gentzian. Niderländisch / Ghenstaen. Gentius der Illyrier König / hat nach dem bericht Dioscoridis, die Entzian erstlich erfunden / so daß sie von ihme hernach den Namen bekommen. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse gelbe Berg-Entzian / Gentiana major lutea, C. B. vulgaris major Ellebori albi folio, J. B. hat ein lange wurtzel / die ist eines halben Arms dick / auch bißweilen dicker / außwendig erden-farb / inwendig gelb / am geruch starck / und am geschmack sehr bitter. Die ersten blätter / so sich bey der wurtzel außbreiten / vergleichen sich dem Wegrich / außgenommen / daß sie grösser / dicker / und ein wenig röthlicht sind. Die andern blätter / so mitten am stengel / fürnemlich aber in der höhe stehen / werden kleiner und ein wenig zerkerfft. Der stengel ist rund / glatt / gläichicht / hohl / fingers-dick / und zweyer elen hoch. Die blumen erscheinen im Brachmonat bleich-gelb / ligen erstlich in hülsen verschlossen / darnach aber / so sie gar herauß kriechen / thun sie sich auff / und wenn sie abfallen / kommen an ihre statt kleine häfelein / darinnen steckt der dünne / breite und leichte samen wie Sprewer. Sie ist in Teutschland / Italien / Franckreich und Burgund sehr gen ein / wächß???auff hohen Bergen und in feuchten Thäleren. Man findet sie auff dem Bernerischen Stockhorn und [632] Niessen / Lucernischen Fracmont / und dem Solothurnischen Wasserfall / wie auch auff dem gantzen Schwartzwald. Die wurtzel wird gegraben im Augst- oder Herbst-monat / und am Schatten gedörret. Auff den Tridentinischen Bergen findet man diese Entzian-wurtzel / so eines gantzen arms dick / und zwey elen lang ist. Auff den Pirenaeischen Gebürgen / kommet sie mit fewr-gelben und weissen blumen herfür / die haben keine düpflein / und sind wie ein glöcklein gestaltet. In den Gälten bleibt diese Entzian schwerlich über das andere Jahr / denn so sie darinn blühet / verdirbt sie gern hernach. 2. Die grosse blaue Berg-Entzian / Gentiana coerulea major, Gentiana major purpurea, C. B. Magna flore purpureo & albo, J. B. bringet eine sehr bittere wurtzel / die ist Armsdick und zween schuh lang. Sie überkomt drey / vier / fünff oder sechs stengel. Die blätter vergleichen sich den vorigen / allein daß sie spitziger sind. Die blumen erscheinen himmel-blau oder purpur-farb wie ein Glöcklein. Man findet sie auff den gipffeln der Schweitzerischen / Bündtnerischen und Ungarischen Alp-gebürgen. 3. Die grosse purpur-farbe Berg-Entzian / Gentiana Asclepiadis folio, C. B. hat ein gelbe / fingers-dicke wurtzel / die fast bitter ist / und viel andere bittere neben-würtzelein in die weite außbreitet / auß welcher viel starcke / elen-hohe zweig herfürkommen. Ihre blätter sind weich / bleich-grün / spitzig / mit dreyen nerven durch zogen / und den Schwalbenwurtz-blättern ähnlich / deren je zwey gegen einander über stehen. Von der mitte des stengels biß oben auß erseheinen im Augstmonat zwischen den blättern hohle / länglichte / purpur-braune / und bißweilen äschfarbe blumen / die sind zu oberst in fünff kerff getheilt / inwendig aber mit fünff gelben fäßlein besetzet / denen ein länglicht / zweyhörniges schötlein nachfolget / in welchem kleiner / breiter samen wie Sprewer liget. Sie wächßt in Oesterreich / Ungarn und Steyrmarck / auff schattichten büheln und bey dem anfang der Bergen / denn sie auff derselben gipffeln nicht angetroffen wird. Man findet sie auch auff dem Bernerischen Stockhorn und Niessen / Lucernischen Fracmont / und anderen Schweitzerischen und Bündtnerischen Gebürgen. 4. Die kleine Berg-Entzian mit breiteren blättern / Gentianella alpina latifolia magno flore, C. B. hat neben der schwartzen zaßlichten wurtzel / vier oder fünff rundlichte / dicke / und auff der erden sich außbreitende blätter / die zween zoll lang / ein zoll breit / und an der gestalt dem Wegrich oder den Berg-Ringelblumen ähnlich sind. Zwischen den blättern komt der stengel herfür / welcher vier zoll hoch / und mit einem oder mehr blättern begabet ist / auff dessen gipffel ein schläuchlein sitzet / welches ein ablange / himmel-blaue / und einem Körblein sich vergleichende Blume trägt. Sie wächßt auff den Schweitzerischen Gebürgen. 5. Die kleinste Berg-Entzian / Gentianella omnium minima, C. B. bekomt auß denen ablangen / zarten und zaßlichten würtzelein Kleine Schweitzerische oder Bäyerische Entzianen. Gentianellae Helveticae vel Bavaricae. viel ablange / schmale / grüne / gleich einem Waasen oder Graßbusch zusammengesetzte blättlein / zwischen welchen (weilen das gantze Kraut ohne die wurtzel nicht über ein zoll lang ist) die kleinsten stielein entspringen: auff jeglichem stielein sitzet ein nach gestalt des Kräutleins grosse Blum / die mit bleich-blauen fädemlein begabet / und an einem kleinen köpflein verschlossen ist. Wenn dieses Kraut nicht über auß bitter wäre / könnte man es für einen blühenden Mooß billich halten. Es wächßt auff den höchsten gipffeln der Schweitzerischen Alp-gebürgen / ist zweiffels ohn das jenige / so auff dem Lucernischen Fracmont gefunden wird. Bey den Mahlzeiten vermischt man ein wenig Kraut unter die Speiß / die Gäste darmit zu betriegen / und ein Gelächter bey dem Tisch zu erwecken / wie solches Conradus Gesnerus in seiner Lateinischen Beschreibung obgemeldten Fracmonts berichtet / und derohalben Bitterwurtz nennet. Von dieser kleinen Entzian werden noch über die zwölff Gesthlechte gefunden / und von denen Botanicis beschrieben. Eigenschafft. Die Entzian ist warm im dritten und trocken im andern grad / hat ein scharffes / etwas flüchtiges bitteres Saltz / und dadurch die Eigenschafft allem sauren zu widerstehen / den zähen Schleim zu erdünneren / innerliche verstopffungen zu eröffnen / Würm zu töbten / und das scharffe / saure / versaltzene Geblüt zu reinigen. Es wird allein diese Wurtzel für die beste gehalten / so außwendig gelb wie Buchsbaum / inwendig wie Saffran / am geschmack gar bitter / hart / [633] ein wenig runtzlicht und schwerlich zu verbrechen ist / also bleibet sie fünff Jahr gut. Gebrauch. Der gemeine Baursmann weißt bald von keinem bessern. Theriac und Magenartzney / als eben von der Entzian / denn so er eine innerliche Kranckheit von kälte gespührt / gebraucht er Entztan / Calmus oder (Lundschreyer Theriac.) Imber: daher etliche Landschreyer ihren Theriac nur von Entzian / Lorbeer und Honig zubereiten. (Pest.) Entztan ist zur zeit der Pest Menschen und Vieb dienlich / und wird dem Vieh under das Futter vermischt; die Menschen aber können darab trincken. Dieweil diese Wurtzel sehr bitter ist / tödtet (Würm.) sie die Würm im Leib / wenn man das Pulver davon mit Zucker vermischt einnimt. (Täglich und viertägig Fieber / schwerer Athemund Keuchen / Verstopffung der Leber und Miltz / hoher Fall / versteckter Harn und monatliche reinigung.) Ein quintlein schwer dieser Wurtzel mit weissem Wein eingenommen / ist gut für das täglich und viertäglich Fieber / wider den schweren Athem und Keuchen / öffnet die Verstopffung der Leber und Miltz / ist denen nutzlich / so hoch gefallen / hat auch ein klafft den Harn und die monatliche Reinigung fortzutreiben / daher sollen sich schwangere Weiber vor der Entztan häten. Die Wund-ärtzte machen ihre Quellmeissel auß dieser Wurtzel / die enge Wunden damit zu elweiteren: man drehet auch kleine kügelein darauß / und thut sie in die Fontanellen / dieselbe damit offen zu behalten. So man gestossene Entzian-wurtzel mit (Gifftige Wunden.) Theriac zu einem pflaster vermischt / und auff die gifftigen Wunden leget / ziehet es alles Gifft herauß. (Unlust der Pferden zum essen.) So ein Pferd nicht essen mag / vermische ihme Entzian / Lorbeer / Wachholderbeer / Birnbaum-mispel / und Calmus under das Futter. (Kalter Magen / versteckter Harn und monatliche reinigung / verstopffung der Leber und Miltz / gifft Pest / drey- und viertägig Fieber.) Das destillierte Entzian-wasser / stärcket den kalten Magen / fürderet den Harn und monatliche Reinigung / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltz / widerstehet dem Gifft und der Pest / vertreibet das drey- und viertägig Fieber / so man etlich tag nüchter vier loth davon trincket. Matthiolus schreibt / welchem Mann mit der monatlichen Reinigung eines Weibs vergeben seye / der solle Entztan-wasser trincken / es helffe ihm. (So einem Mann mit der monatlichen rei nigung eines Weibs vergebë ist. Viertägig Fieber.) Auß dieser Wurtzel macht man ein Extractum in den Apothecken / welches an statt des unlieblichen und sehr bitteren saffts gebraucht wird: ist dienlich zu oberzehlten Gebrechen / insonderheit aber wird es zu unserer zeit hoch gehalten wider die viertägige Fieber / man nimt ein scrupel dieses Extracti, macht darauß fünffzehn Pillulein / und gibt sie zwey stund vor dem anstoß des Fiebers dem Krancken ein.

CAPUT LXXXIV.
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Modelgeer Gentiana cruciata. Namen. MOdelgeer oder Creutzwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gentiana minor, Modelgeer. Gentiana cruciata. Gentiana cruciata. Italiänisch / Genziana minore. Frantzösisch / Gentiane croisée. Englisch / Croß-wort / Gentian. Niderländisch / Madelgeer. Ungarisch / Sent Lazlo Kyrali five / das ist / des Heiligen Königs Ladislai Kraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des Modelgeers / Gentiana cruciata, C. B. minor, seu vulg. cruciata, J. B. Vergleicht sich an seiner gestalt und krafft der Entzian / darumb er von etlichen / kleine Entzian genennet wird. Man findet ihne auff ungebauten äckern / rechen / und neben den strassen. Er hat runde / spannen-lange stengel / die sind von unden an biß auff den gipffel mit gläichen oder gewerben abgetheilt: an jedem gewerbe stehen zwey fette / dicke und länglichte blätter gegen einander / wie an dem gemeinen Seifftenkraut / die werden alle zeit ein wenig umbgebogen gegen der Erden. Am oberen theil des stengels wachsen sechs oder sieben blaue Blumen / wie lange hohle schellen / die kriechen auß grünen hülsen wie die Schlüsselblumen / wenn diese im Augstmonat abfallen / findet man goldfarben kleinen samen in langen säcklein / dem gelben Wullsamen ähnlich. Die Wurtzel ist weiß / lang / rund / zu beyden seiten an vielen orten kreutzweiß durchstochen / und schier bitterer als die Entzian. Er wächßt allhie zu Basel auff den trocknen matten und an grasichten orten des Krentzacher-bergs / im Wald bey Hüningen / und bey dem Dorff Lörach / Durlachischer Herrschafft. Man findet ihne auch auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall. 2. Das ander Geschlecht / Gentiana autumnalis ramosa, C. B. hat eine geringe wur [634] tzel / darauß ein starcker / knodichter und elenhoher stengel wächßt / so gegen der wurtzel röthlicht / und je mit zwey blättern neben einander besetzt ist / diese sind den Wegrichblättern fast gleich / jedoch kleiner / deren underste viel grösser und länger / mit langen röthlichten stielen begabet / die oberen blätter aber haben keine stiel. Mitten am stengel neben den blättern kommen zweiglein herfür / daran auff jeder seiten gemeiniglich drey blümlein stehen / die mit fünff purpurblauen blättlein / auch so viel gelben fäßlein gezieret / und mit schwartzen düpfflein besprenget sind / diesen folgen spitzige schöttlein nach / darinnen kleiner samen liget. Allhier wächßt es häuffig auff den matten des Muttentzer-Bergs / und im Hüninger-Wald. Kleiner Modelgeer. Gentiana minima. 3. Es ist noch ein ander Geschlecht des Modelgeers / an blättern und stengeln viel kleiner / dünner und zarter als das vorgemelte / sie neigen sich etwas zur purpurfarb / aber die blumen sind grösser und blaubraun. Das gantze Kraut flabert auff der Erden / hat dünne lange wurtzeln / fast wie die weisse Nießwurtz / die sind am geschmack hefftig bitter. Es wächßt auff ungebauten orten / und komt an krafft mit dem Modelgeer überein. Man findet es auff dem Bernischen Stockhorn und Nessenberg / allda man es Himmel-stengel nennet / wie auch auff den Oestereichischen Berg-matten und Bündnerischen Alp-gebürgen: Gentiana palustris angustifolia. C. B. Gentianae species, Calathiana quibusdam radice perpetuâ, sive palustris, J. B. Allhier wächßt es auff den matten oder wiesen bey Michelfelden. Eigenschafft. Modelgeer ist warmer und trockner Natur hat auch ein milt-flüchtiges / bitteres / ölichtes / scharffes Saltz / und dadurch die Eigenschafft / alle säure des Geblüts zu miltern; Verstopffungen zu eröffnen / gelind anzuhalten / durch den Harn zu treiben / die stillstehenden Fieher zu vertreiben / und allem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. Was im vorherstehenden Capitel von der Entzian vermeldet ist / soll auch von dem Modelgeer verstanden werden / denn sie einander an krafft und würckung gleich sind / daher das alte Sprichwort lautet: Modelgeer ist aller Wurtzel Ehr. (Gifft / Pest) Der Modelgeer ist sehr dienlich wider das Gifft und die Pest. (Schweinsterben.) Die Säuhirten / so bald ein Schwein-sterben einfällt / zerschneiden die wurtzel mit dem kraut / und geben es den Schweinen in der speiß zu einem bewahrungs-mirtel. (Alte Wunden und Schäden.) Modelgeer ist ein trefflich Wundkraut: das kraut samt der wurtzel in Wein gesotten / und die Wunden und Schäden damit gewaschen / und das rein gestossen pulver in die Wunden gestreuet / heilet also wol / daß es auch den namen bekommen hat: Heil aller Schäden. (Schleim auff der Brust / Engbrüstigkeit / Lungsucht / Verstopffung der Leber / Miltz und Mutter / Gelbsucht / Würm / Wassersucht.) Ein handvoll dieses krauts samt der wurtzel in einer maß Wasser gesotten / vier loth geläuterten Honig dar zu gethan / und davon nach belieben getruncken / reiniget die Brust von allem Schleim und befürdert den Außwurff. Dieser tranck ist auch gut den Engbrüstigen und Lungsüchtigen / dahero dieses kraut auch Lungen-blümen genennet wird / es eröffnet die Verstopffung der Leber / Miltz und Mutter / dienet wider die Gelbsucht / und tödtet die Würm im Leib. Wenn man es des tags drey biß viermahl trinckt / kan es auch die Wassersucht auß dem grund heilen. (Drey- und viertägige Fieber.) In den drey- oder viertägigen Fiebern ist nichts sicherers / als dieses kraut samt der wurtzel in gutem weissen Wein gesotten / und das tranck davon öffters ausser dem Fiebrischen acces ordenlich eingenommen. (Gelb- und Wassersucht / Verstopffung der Mutter verlohrne Monatzeit.) Der auß frischem Modelgeer außgepreßte safft / auff drey oder vier loth morgens und abends mit einem messerspitz-voll Wegwarten-saltz eingetruncken / vertreibt gleicher weiß die bemelten Fieber / wie auch die Gelb- und Wassersucht; ja er dienet zugleich denen Weidern / welche mit der Mutter-verstopffung behafftet sind / und ihre monatliche Reinigung nicht haben. CAPUT LXXXV. Osterlucey. Aristolochia. Namen. Osterlucey / Hollwurtz / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Aristolochia. Italiänisch / Aristolochia, Aristologia. Frantzösisch / Aristolochie. Spanisch / Aristolochia, Aristologia. Englisch / Aristolochy / Heartwort / Birthwort. Dänisch / Hulurt. Niderländisch / Dosterlucie. Geschleckt und Gestalt. Der Osterlucey werden von Herren Tour [635] nefort, Königlichem Professore Botanico zu Pariß / in seinen Elementis Botanices, biß 12. Geschlecht angezogen / deren allein vier allhier abgebildet stehen. Runde Osterlucey. Aristolochia rotunda. (a. Auffgeschnittene Blum.) (b. Gantze Blum.) (c. Samen.) (d. Schöttlein des Samens.) (* Junge schößlein.) 1. Die runde Osterlucey / Aristolochia rotunda flore ex purpurâ nigro, C. B. rotunda, J. B. hat ein grosse / knorrichte / runde Wurtzel / mit viel angehenckten zäserlein / außwendig erden-farb / inwendig goldgelb und bitter: hat viel stengel / so elen-hoch / viereckicht / zäh und biegig / mit holkehlen gezieret / so zum theil auff der Erden fladern. Die Blätter sind wie Ephew / doch viel runder / beneben weich / an kurtzen stielein hangend / und den stengel mit zweyen flügeln umbgebend. Die Blumen wachsen an dem stengel hin und wider / sind schwartz-braun und lang / wie spitzige hütlein. Der Blüthe folget die Frucht / fast wie ein Birn formiret / darinn ist viel breiter schwartzlichter samen / schier wie ein Hertz gestaltet / so sich erzeiget / wenn die Birn zeitig / die denn in sechs stück zerspringt. Wächßt in Apulien / Calabrien / wie auch umb Padua und bey Montpelier. 2. Die lange Osterlucey / Aristolochia longa vera, C. B. longa, J. B. Hat ein Wurtzel so spannen-lang / offt länger / und an etlichen orten sehr dick. Die viereckichten / schuhhohen stengel sind den vorigen gleich / so strack auffgericht stehen. Die Blätter sind grösser / und nicht so rund als an der ersten. Hat Blumen wie die runde / find aber bleichgelb / denen ein Frucht wie ein Birn formiert / nachfolgt / und breite / schwartzbraune samen fortbringt. Wächßt auff den Feldern unter den Früchten in der Narbonensischen Provintz Franckreichs / und blühet im Frühling. Lange Osterlucey. Aristolochia longa. Gemeine Osterlucey. Aristolochia clematitis. 3. Die gemeine lange Osterlucey / Aristolochia clematitis recta, C. B. Aristolochia clematitis vulgaris, J. B. Hat Blätter dem Ephew gleich / rund / spitzig / breit und glatt. An den stengeln überkomt sie ihre hole / länglichte / gelbe oder schwartz-braune Blumen / wie spitzige hütlein / die geben einen starcken [636] geruch / und so sie verblühen / werden sie einer Birn gleich / in welcher der samen ligt / wenn derselbige zeitig worden / springt die Birn in fünff stück auff / und komt der dreyeckichte samen herfür. Die Wurtzeln sind schlecht / dünn und lang / nut welchen sie bißweilen auff der Erden kriecht / unterweilen aber tieff in die Erden wächßt. Man findet sie in Ober- und Nider-Teutschland / Ungarn / Franckreich und Spanien. Im Elsaß wächßt sie in den Weingärten. Eigenschafft. Beyde Osterlucey-wurtzeln werden in der Artzney sehr genutzt. Sie sind bitter und etwas scharff / warm und trocken im anfang des dritten grads. Man samlet sie vor auffgang der Sonnen / wenn sie in die Zwilling gehet. Sonsten führet die Hollwurtz ein bitteres / alkalisches / scharfflichtes Saltz / neben wenigen ölicht-balsamischen theilgen bey sich / und hat daher gute Kräfften / innerliche Verstopffungen der Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / zähen Schleim der Brust zu erdünnern / und zum außwurff zu befürdern; Wunden und Geschwär zu säuberen / zu reinigen und zu heilen / und die monatliche Reinigung der Weibern zu befördern. Die runde Hollwurtz wird mehr innerlich / als die kräfftigere / die lange aber mehr äusserlich gebraucht. Gebrauch. (Gifft / Pestilentz.) Die Osterlucey ist ein Wurtzel / welche wegen ihrer sonderlichen Krafft wider das Gifft und Pestilentz in den Theriac gethan wird. Nim ein halbes quintlein runde Osterlucey / Myrrhen ein scrupel / roth Buckenwasser (Versteckte Monatblum. Todte Leibes-frucht / zuruck bleibende nach geburt Unrath der Kindbetterinnen.) zwey loth / mischs under einander / und gibs etliche mahlein. Solche Artzney bringt den Frawen ihre Blum / treibet die todte Leibsfrücht und Nachgeburt auß / und reiniget allen Unrath / so in der Mutter sich bey den Kindbetterinnen versamlet hat. Dahero kan ein jede Kinder-mutter ab dieser Wurtzel trincken / damit die hoch nothwendige Reinigung ihren rechten fortgang behalte. (Lungen-geschwär / Lungsucht / Blutspeyë.) Zu Verhütung der Lungen-geschwär oder Lungsucht / welche gemeiniglich auff das Blut-speyen mit einem Husten folget / ist folgendes mittel von einem Medico, der sich zwölff Jahr damit bewahret / sehr heilsam befunden worden.: Den ersten Tag hat er genommen destilliertes Roßhuben-wasser 4. loth / in welchem zuvor über nacht nur ein Blatt der langen Osterlucey gelegt ware / solches am morgen durch ein sauberes tüchlein geseiget / und also nüchter getruncken: Den anderen tag hat er widerumb so viel dieses Wassers getruncken / aber darinn waren zwey blätter eingeweicht. Den dritten tag nahm er drey blätter; den vierdten tag vier; den fünfften tag fünff; den sechsten tag sechs; und den siebenden tag sieben blätter; aber am achten tag nahm er nur sechs; am neunten tag fünff; am zehenden tag vier; am eilfften tag drey; am zwölfften tag zwey; und am dreyzehenden tag nur ein Blatt / und hat also die Cur öffters widerholet. Das Kraut und Wurtzel von der langen Osterlucey in halb Wein und halb Wasser gesotten / tücher darinnen genetzt / und über die (Schäbigkeit / Zittermahl.) raudigen oder schäbigen Glieder geschlagen / auch die Zittermähler fleißig darmit gewaschen / heilet alles zimlich geschwind. Die runde Osterlucey-wurtzel ist den Frischen sehr angenehm / denn so man diese Wurtzel zerstossen / mit Kalch in ein Wasser wirfft / eilen die Fische also bald darzu / essens mit begierd / aber dieser lust gedeyet ihnen nicht wol / denn sie darvon erstarren / und halb todt empor schwimmen / wie solches Plinius Lib. 25. Histor. Natur. Cap. 8. auß eigener erfahrung bezeuget. (Magenmundschmertzen.) Ein gelehrter Medicus hat das pulver von der runden Osterlucey in einem warmen Ey offt mit grossem nutzen in dem Magenmundschmertzen oder Cardialgia eingeben / wie solches Camerarius berichtet. (Faulfleisch Geschwär /) Die Osterlucey hat sonsten ein grosse krafft zu reinigen / heilet und verzehret das faule Fleisch / und säuberet die Geschwär / entweder das grüne Kraut zerstossen und darüber gelegt / oder aber das pulver darein gestrewet. (Spreissen / Dorn / Pfeil / Schieffer.) Sie ziehet auch die Spreissen / Dörn / Pfeil und Schieffer auß / wenn man das Kraut zerknitscht / und darüber leget / derohalben die Balbierer sich solches Krauts zu ihren Stich-pflastern bedienen. (Schaden der Pferden / verwundte getruckte Pferd.) Es brauchen die Schmied dieses Kraut zu den Schäden der Pferden / daher wenn die Pferd verwundet / oder vom Sattel getruckt sind / strewen sie das pulver von dieser wurtzel in den Schaden / denn es darinnen kein wild Fleisch wachsen läßt. So sich ein Pferd vergangen hat: Nim (Vergangene Pferd.) Osterlucey / Bibergeil / Theriac / Lorbeer gestossen / jedes ein halb loth / siede es in Bier oder Wein / und gieß es dem Pferd ein / so warm es dasselbig erleiden kan. (Faule und frische Wunden / fliessende beinlöcher / schäden / an heimlichen orten.) Der Wein mit Osterlucey gesotten / säubert und heilet alle faule und frische Wunden / fliessende Beinlöcher und allerley Schäden / sonderlich an heimlichen orten / damit gewaschen / und das pulver von der gedörrten Wurtzel darein gestrewet. Wenn man den Osterlucey-safft in die (Alte unreine Geschwär.) alten unreinen Geschwär thut / verzehret er alles was faul darinn ist / derowegen die Wund-ärtzte diesen Safft auch unter ihre Salben und Pflaster mischen sollen / so sie zu den unsauberen Geschwären gebrauchen. Den trefflichen nutzen / welchen das auß (Schädigung und versehrung an heimlichen orten bey Mann und / Weib / faule schäden.) der langen Osterlucey destillierte Wasser in sich hält / beschreibet Nicolaus Agerius in dem 1. Theil seiner Teutschen Apotheck im 27. Cap. also. Dieses Wasser ist ein köstliche Artzney für die Schädigung und Verschrung an heimlichen orten bey Mann und Weib / wie auch für alle andere faule Schäden / sie damit gewaschen / darinn genetzte tüchlein des tages etliche mahl darüber gelegt / und das reine pulver darein gestrewet. Den Weibern so in Kinds-nöthen ligen / (Schwere Geburt / todte frucht / zuruck bleibende nachgeburt und reinigung nach der Geburt. Kalte flüß /) ein löffelvoll oder drey dieses Wassers eingeben / hilfft ihnen in der Geburt / treibt die Nachgeburt / todte Frucht / und nothwendige Reinigung nach der Geburt / sehr wol auß / und verhütet alle bösen Zufälle. Ferners hat dieses Wasser die krafft das Hirn und die Brust von kalten Flüssen zu reinigen / eröffnet die Leber und Miltz / ver [637] treibt (Gelb- und Wassersucht / Leibweh / fallende sucht. Pest.) die anfahende Gelb- und Wassersucht / benimt das Leibweh / und wendet die fallende Sucht / so man morgens und abends ein paar loth trincket. Ist ein treffliches mittel wider die Pest / so man 3. loth mit einem quintlein des besten Theriacs etliche mal einnimt / und wol darauff schwitzet. (Spreissen / Dorn / Nagel.) Wenn einer in einen scharffen Spreissen / Dorn / Nagel / oder dergleichen getretten wäre / der netze tüchlein in diesem wasser und schlags über / es bringt den Schaden zu Eyter / und macht ihn außschwären. Der Königliche Dänische Leib-Medicus, D. Simon Pauli, offenbahret in seinem Quadripartito Botanico Class. 2. p. m. 22. ein sonderliches (Schäden der Schenkeln.) mittel von der langen Osterlucey / dessen treffliche würckung in den offenen Schäden der Schencklen er selbsten wahrgenommen / und mit welchem er einer fürnehmen Jungfrawen einen bösen Schaden an den Schencklen zugeheilet habe / welchen ein berühmter Wundartzt ein gantzes Jahr mit seinen Pflastern ohn einigen nutzen verbunden. Er liesse das pulver von der langen Osterlucey in Ehrenpreiß-wasser sieden / tüchlein darinn netzen und überschlagen / in wenig tagen waren die Geschwär durch die Gnade Gottes also glücklich zugeheilet / daß von derselben zeit an nicht ein eintziges blätterlein sich an dem Schenckel erzeiget hat. Osterlucey mit vielen Wurtzeln. Pistolochia. 4. Osterlucey mit vielen Wurtzeln / Aristolochia Pistolochia dicta, C. B. Aristolochia polyrrhizos, J. B. Ist der langen Osterlucey mit dem Kraut nicht ungleich / jedoch zarter und kleiner an blättern und früchten / hat viel Bux-farbe / dünne / lange wurtzeln / auch schuh-hohe / eckichte / zarte / ästichte stengelein / auff welchen braune / offt auch grün-gelblichte Blumen / wie in dem runden Geschlecht / erscheinen / aber kleiner. Wächßt umb Neapoli / wie auch in Franckreich umb Montpelier / bey Narbonen / und in Spanien / da die Oelbäum wachsen / oder sonst etwas steinicht ist. Die wurtzel riecht wol / und ist sonderlich gut neben der runden Osterlucey denen / die gefallen / oder etwas im Leib zerrissen haben / wenn man sie in Wasser siedet / und dieses zu trincken gibt. In dem übrigen hat sie gleiche Tugend mit beyden Osterluceyen / daher sie Osterlucey mit vielen Wurtzeln genennet wird. CAPUT LXXXVI. Gemein Süßholtz. Glycyrrhiza vulgaris. Namen. Süßholtz oder Leckritz heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Glycyrrhiza, Dulcis Radix. In den Apothecken / Liquiritia. Italiänisch / Regelizia, Regalizia. Frantzösisch / Reglice, Regalisse, Riglisse. Spanisch / Regaliza orosuz. English / Sweewort / Licorisch. Dänisch / Lackritztroe / Lackritz. Niderländisch / Kalissenhaut / Guethaut. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Süßholtz / Glycyrrhiza vulgaris, Park. Siliquosa, vel Germanica, C. B. radice repente, vulgaris Germanica, J. B. Ist leichtlich auffzubringen / wächßt bald / fladert hin und wider. Die Stamm-wurtzel aber begehret untersich / auß dieser schlieffen jährlich neue wurtzeln / die kriechen überzwerch im Feld / gleich wie andere Queckenwurtzeln / sind inwendig gelb / außwendig erden- oder holtz-färbig / eines herben und süssen geschmacks / stossen im Frühling zarte Dolden / die gerathen zu holtzichten / runden stengeln / zweyer oder dreyer elen hoch / [638] und sind solche schlechte holtzichte Gertlein mit schwartz-grünem Laub bekleidet / welches in der ersten / so es noch jung / gleich zäh und feit im angriff ist / als wäre es mit einem Gummi überzogen. Die blätter des Süßholtz vergleichen sich mit den blättern der Ziser-erbsen. Gegen dem Hewmonat kriechen zwischen dem Laub und den stengeln braunrothe blümlein herfür / den Linsen- oder Wicken-blümlein fast ähnlich / so diese abfallen / tringen kleine / rauche schötlein hernach / und sind in jedem zwey oder drey breite / harte körnlein verschlossen / den Linsen nicht ungleich / es verderben aber alle Jahr im Winter die stengel und laub mit einander / daher jährlich auß der wurtzel neue stengel und blätter auffwachsen müssen. Wo Süßholtz einmal gepflantzet wird / da kriecht es hin und wider / und kan man es schwerlich außreuten: jedoch wo viel Rüh- und Pferds-mist ligt / bleibt es nicht lang / gleich als wenn es ein natürliche Feindschafft wider denselbigen truge. Es wächßt in Italien bey grosser menge / und sonderlich in Apulien auff dem Berg Gargano / daselbst preßt man den Safft auß der wurtzel / dörret ihn / und macht küchlein darauß / die bringt man zu uns. Man findet es auch reichlich in Teutschland / insonderheit umb die Statt Bamberg. In Franckreich bey Narbona wächßt es an vielen orten von ihm selber / sonderlich bey dem Stättlein Latara / eine Meil von Montpelier gelegen. Süßholtz mit stachlichten Köpfflein. Glycyrrhiza Dioscoridis echinata. 2. Das Süßholtz mit stachlichten Köpfflein / Glyzyrrhiza Dioscoridis echinata, non repens, J. B. Glycyrrhiza capite echinato, C. B. Wird von Dioscoride also beschrieben: Es wächßt viel in Cappadocia und Ponto / ist ein kleine kurtze Stauden / voller ästlein zweyer elenbogen hoch / hat blätter den Mastixbäum-blättern ähnlich / zäh / dick / und fett anzugreiffen. Seine blumen sind den Hyacinthen gleich. Bringt eine Frucht in der grösse der Körner des Ahorns / jedoch raucher / und hat kurtze hülsen wie die Linsen. Die wurtzeln sind lang / wie der Buxbaum gefärbt / der Entzian-wurtzelähnlich / süß / doch mit ein wenig bitterkeit vermischt / auß welchen ein Safft gepreßt wird. Eigenschafft. Das Süßholtz ist einer mittelmäßigen Natur / es soll zu der zeit / wenn das Siebengestirn untergehet / gesamlet werden. So man die Wurtzel in der Sonnen wol trocknet / hält sie sich über zwey Jahr. Sonsten hat das Süßholtz einen süssen geschmack / ist mit flüchtigem / alkalischem / milt-scharfflichtem Saltz begabet / und hat also die Eigenschafft zu lindern / zu lösen / allen scharffen schleim / und saltzichte feuchtigkeiten der Kehlen / Brust und Nieren zu versüssen / Grieß / Sand und Schleim durch den Harn zu treiben. Gebrauch. (Rauche Kehlen / Husten / zäher Schleim auff der Brust / heisse und scharffe Brunst des Harns. Scharffer Husten / verschleimte Brust.) Der Süßholtzwurtzel krafft ist die rauhe Kehlen zu lindern / den Husten zu stillen / den zähen schleim der Brust zu erweichen / und die scharffe brunst des Harns zu mildern / wenn man ein halb loth dieser geschabenen Wurtzel in einer maß Wasser siedet / so lang als man ein hart Ey siedet / und davon nach belieben trincket. Ein Brusttranck / so den scharffen Husten linderet / und die Brust von dem Schleimerlediget: Nim geschaben Süßholtz / frische Feigen / Rosinlem / jedes ein loth / rothe und schwartze Brustbeerlein jedes ein halb loth / Aniß und Fenchel jedes ein quintlein: zerschneide alles / und binde es in ein tüchlein / siede es in zwey maß wasser / so lang man ein hart Ey siedet / und laß den Krancken nach belieben davon trincken. So man ein Gerstenwasser haben will / (Durst.) den Durst zu löschen / so nehme man Gersten ein hand voll / Rosinlein zwey loth / Süßholtz ein halb loth / Aniß und Fenchel jedes ein quintlein / zerschneide alles und binde es in ein tüchlein / siede es in zwey maß frisches Brunnwassers / so lang als man ein hart Ey siedet / und trincke davon nach belieben. So jemand mit dem Rothlauff an den (Rothlauff.) Schenckeln oder andern Gliedern des Leibs behafftet / der dörre Süßholtz-wurtzel / stosse sie zu einem reinen pulver / und besprenge damit den Rothlauff: man kan auch das pulver von dem Armenischen Bolus / und ein wenig Camffer nach belieben darunder mischen. (Räuche des Halß / dörre des Munds / Häisserkeit Husten / Seitenstechen / brennen des Magenmunds / sod hitziger bren̅ender Magen.) In den Apothecken wird auß dem Süßholtz ein Syrup / und die Trochisci becchici nigri oder schwartze Krebs-äuglein bereitet / sind gut für die räuche des Halß / Dörre des Mundes / Häisserkeit / Husten / Seitenstechen / Brennen des Magen-munds / so man den Sod nennet / Versehrung der Blasen / und hitzigen brennenden Harn: von dem Safft kan man nach belieben ein löffel voll nehmen / die schwartzen Krebs-äuglein aber [639] allgemach in dem Mund vergehen lassen. (Keuchen / Engbrüstigkeit / Seitenstechen / Entzündung der Lungen Schwindsucht / Häiserkeit / Räuche der Kehlen / dicke / zähe und grobe feuchtigkeiten / hitziger brennen der Harn.) In summa as ist das Süßholtz ein gute Artzney der Brust / Lungen / Magen / Leber / Nieren und Blasen: der Brust und Lungen / in dem Keuchen / Engbrüstigkeit / Seitenstechen / Entzündung der Lungen / Schwindsucht / Häiserkeit und Räuche der Kehlen / denn es zertheilt / macht dünn / reiniget / lindert / miltert und befeuchtet: dem Magen / weilen es sänfftiglich erwärmet / die Däwung befürderet / und den Magen stärcket / denn es hat eine gelinde zusammenziehende Krafft in sich: der Leber / weil es eröffnet / säubert / und die dicke / zähe und grobe feuchtigkeiten zertheilt: den Nieren und Blasen / theils er zehlter Tugenden halben / theils aber / weil es miltert / lindert und heilet / deßwegen dem hitzigen brennenden Harn wehret. Geschaben Süßholtz ein halb loth / Lindenblust (Zahnweh.) ein halbe hand voll in einem quartal weissen Wein gesotten / durchgesichtet / und den Mund warmlicht darmit gegurgelt / stillet das Zahnweh. CAPUT LXXXVII. Weisse Eberwurtz. Chamaeleon albus. Namen. WEisse oder kleine Eberwurtz heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Chamaeleon albus, Carlina, Cardopatium. Italiänisch / Carlina, Chameleone bianco. Frantzösisch / Carline. Spanisch / Cardo pinto, Cardo aliongero blanco, Englisch / Carline thystell. Niderländisch / Nuer wortel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die weisse Eberwurtz ohne Stengel / Carlina acaulos, magno flore, C. B. trägt lange blätter / wie der Strobildorn / aber raucher / stachlichter und spitziger / sie haben keinen stengel / sondern ligen auff der Erden. Bald über der Wurtzel / mitten zwischen den Blättern gewinnt sie einen scharffen dornichten Blumenropff / der blühet weiß oder purpur-roth / wird hernach zu grauem haar / das verfliegt / und bleibt der ablange / äschfarbe / gläntzender same / welcher dem samen des wilden Garten-saffrans gleichet. Dieser Kopff stehet allezeit offen / so der Himmel klar und hell / dargegen thut er sich zu / so trübe zeit oder regenwetter vorhanden. Die Wurtzel ist außwendig etwas rothfarb / inwendig weiß / eines starcken aromatischen geruchs und süß / sonsten dick und lang / und kriecht weit und tieff in der Erden umb sich. Diese Wurtzel blühet im Hew- und Augstmonat. Sie wächßt auff dem Lucernischen Fracmont und dem Solothurnischen Berg Wasserfall genannt / wie auch auff andern rauhen hohen Bergen in Oestereich / Ungarn und Steyrmarck / im Schweitzerland und Schwartzwald. Soll im Frühling / ehe die Blätter herfür stossen / gegraben / und im schatten gedörret werden. Weisse Eberwurtz mit einem Stengel. Carlina caulescens. 2. Die weisse Eberwurtz mit einem stengel / Carlina caulescens, majore minore???ue flore. Komt ins gemein mit vielen köpffen herfür / und wächßt mit den stengeln über elen-hoch. Man findet sie im Schweitzerland auff den Heyden mit weissen und purpur-farben blumen / ist im übrigen von der vorigen nichts unterschieden. Eigenschafft. Die weisse Eberwurtz ist warm und trocken im andern grab: Hat viel her. liche / balsa [640] mische / mild-flüchtige / nicht scharffe saltztheilgen / und dadurch die eigenschafft allem gifft zu widertehen / das scharffe gesaltzene geblüt zu versüssen / verstopffungen der Leber / Faulsleisches / Miltz / Klöß-adern und Lungen zu eröffnen / den Harn zu treiben / Grieß und Sand außzuführen / die Weiber-zeit zu befördern / und zu den ehelichen Wercken zu reitzen. Gebrauch. (Bauch. würm / ver stopffung der Leber / Mutter un̅ Miltzes / Gelb und Wasser sucht / Gifft ???ilentz.) Die weisse Eberwurtz gedörret / zu pulver gestossen / und eines halben quintleins schwer eingenommen / ???reibet auß die Bauch-würm / öffnet die verstopffung der Leber / Mutter und Miltzes / benimt die Gelb - und Wassersucht / fürdert den Harn / widerstehet allem Gifft / fümemlich aber der Pestilentz; gleiche würckung hat das von diesem Kraut und Wurtzeln zu end des Augstmonats destillierte Wasser / welches auch sonsten die Nachgeburt und Reinigung der Weibern befördert. Das innerste der Blüth gesäubert von dem schüppichten Kraut und der Wollen / darinnen der Samen ist / pflegt man in Italien mit Zucker oder Honig einzumachen / ist gar lieblich zu essen / befördert die ehlichen Werck / und vermehret den Samen. Solches thut es noch besser / wenn man diese Köpff samlet / und samt der obersten Wurtzel / nachdem sie von dem schüppichten und wolligen wesen gesäubert worden / mit Butter / Saltz und Pfeffer / wie die Artischocken in den Küchen zurichtet / und isset. Etliche hencken den dornichten Blumenkopff über den Tisch / vermeinen / so man ihn ansihet / helffe er wider das Auffstossen / und den Sod des Magens / aber es gehört ein starcker Glauben darzu. CAPUT LXXXVIII. Schwartze Eberwurtz. Chamaeleon niger. Namen. SChwartze oder grosse Eberwurtz / heißt Griechisch /[Greek words]. Lateinisch / Chamaeleon niger, Ger. Matth. niger umbellatus flore coeruleo Hyacinthino, C. B. niger Dioscoridis Maranthae, J. B. Italiänisch / Chameleone nero. Frantzösisch / Chardonette. Spanisch / Cardo negro, Aljongero negro. Englisch / The true black Chameleon Thistle. Gestalt. Die schwartze Eberwurtz hat rauche und stachlichte blätter wie der Strobildorn / sind doch kleiner / dünner / zarter und etwas röthlicht / wiewol sie nach des erdreichs gelegenheit und art die farbe enderen / denn da sind sie grün / dort weißlicht / anderstwo blaulicht / bißweilen auch roth. Der stengel ist spannen-hoch / fingers-dick / röthlicht; hat oben dornichte / viel-färbige / in länglichten schötlein sitzende / ablange / von aussen purpur-rothe / inwendig aber weisse blumen / in dolden wie die Mertzen-blumen Hyacinth. Die wurtzel erscheinet dick / schwartz / fett / inwendig gelb / am geschmack scharff und beissend. Man findet sie in Apulien und Calabrien. Im Schweitzerland wächßt sie auch auff dem Bernerischen Stockhorn und Nessenberg / wie auch auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall genannt. Eigenschafft. Die schwartze Eberwurtz ist warm im andern und trocken im dritten grad; führet ein scharffes / durchtringendes / etwas etzendes saltz bey sich / und kan deßwegen innerlich nicht viel gebraucht werden. Gebrauch. (Wunden / Geschwäk.) Die Wurtzel in weissem Wein gesotten / Wunden oder Geschwär damit außgewaschen / heilet sie sauber auß. Diese Wurtzel in wasser gesotten / hernach (Chlicher Wercken Verlurst.) mit Zucker eingemacht / und davon geessen / erweckt sonderlich die Mannheit / und befördert die ehelichen Werck / dergestalten / daß auch Paracelsus darfür gehalten / wenn einer diese zwischen 2. Frauen Tagen den 8. Septembris außgegrabene Wurtzeln bey sich trage / und mit einem anderen eine zeitlang rede / so ziehe er des anderen männliche Krafft an sich. CAPUT LXXXIX. Zahmer Kartendistel. Dipsacus sativus. Namen. KArtendistel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Dipsacus, Labrum Veneris, Carduus Veneris, Carduus Fullonum, Spina Selenitis Theophrasti, Galedragon Xenocratis. Italiänisch / Cardi di panni, Dissaco. Frantzösisch / Chardon à carder, Chardon à peigner les draps, Chardon de fullon. Spanisch / Cardencha, Cardo penteador, Yerva de pereylos. Englisch / Teazell fullersthistle. Dänisch / Karde-tidtzel / Klaakuse. Niderländisch / Caerde / [641] Volders caerde / Kaerden kruydt / Kaerden disiel. In Hochteutscher Sprach wild es auch genennt Buben-strehl und Weberkarten / dieweil die Tuchn acher mit diesen Distlen und Strehlen ihre Tücher karten und kämmen. Geschlecht und Gestalt. Es sind allhier drey Geschlecht des Kartendistels abgebildet. Zahmer Kartendistel. Dipsacus sativus. 1. Der zahme Kartendistel / Dipsacus sativus, C. B. J. B. Carduus Fullonum, Lob. wird gemeiniglich in die Gärten gepflantzet / ist ein schön Gewächs / hat ein langen / dornichten / geraden stengel / etwan Mannshoch / fingers-dick / rauch / holkälicht / mit Gewerben unterschieden. An jedem Gewerbe stehen zwey lange / stachlichte blätter gegen einander gesetzt / sind erhebt und in sich gebogen wie ein Schifflein / darumb sie stäts Regenwasser und den Taw in sich haben / also daß die Vögel offt darzu fliegen / den Durst damit zu löschen. Der Rucken unten an den blättern ist dornicht. Oben am stengel stehen rauche / länglichte köpfflein mit scharffen rumbgebogenen häcklein / zwischen diesen dringen kleine / weisse blumen herauß / deren häußlein sich den Bienen-häußlein vergleichen. Nach den blumen findet man in diesen häußlein den samen / der etwas kleiner als der Fenchel / und am geschmack bitter: so die köpfflein zu gelegener zeit / fürnehmlich im Mertzen und Aprillen / von einander gespalten werden / findet man in dem weissen Marck kleine weisse Würmlein / doch nicht allwegen: die Fischer brauchen diese Würmlein gern zu dem Angel / denn sie sind den Fischen ein angenehme Speiß. 2. Der grosse wilde Kaltendistel / Dipsacus Grosser wilder Kartendistel. Dipsacus sylvestris major. (1. Die Blüth.) (2. Die Stacheln am Knopff sam??? dem Samen / so darinn verborgen.) (* Würmlein.) (3. Die undern blätter / denn die obern sind wie an der vorgehenden Kartendistel. Der Stengel soll abgeschnitten seyn / und nicht stracks auß der wurtzel ohne blätter wachs???.) Kleiner wilder Kartendistel. Virga Pastoris. sylvestris aut Virga pastoris majo, C. B. Dispsacus sylvestris s. Labrum Veneris, J. B. Wächßt von sich selbst etwan hinter den Zäunen / und sonst an feuchten orten / ist dem zahmen allerdings gleich / außgenommen / die blätter sind schmäler und dornichter / die blumen leibfarb oder purpur-braun / auch sind die häcklein nicht halb so scharff / als an dem [642] zahmen Kartendistel. Es wird mit einer grösseren wurtzel und fast tieff zerschnittenen blättern bey Rufach / Colmar und Harburg gefunden. Sonsten aber hat dieser Distel ein einfache / mit großlichten zaseln begabte wurtzel / darauß ein eintzeler / runder / gestreiffter / hohler / stachlichter stengel zwey oder mehr elen hoch / auffsteiget; auff welchem ein dicke / ablange / in spitzige dörnlein außgehende / bleich purpur-farbe Aehre-blum erscheinet / und länglichte / viereckichte / gestreiffte samen nach sich bringet. 3. Der kleine wilde Kartendistel / Virga pastoris vulgaris, J. B. Dipsacus sylvestris capitulo minore, vel Virga pastoris minor, C. B. Wächßt mit stengeln / blättern und köpflein viel kleiner und geringer als das obgemeldte / der stengel hat keine hohl-kälen / ist auch nicht so dornicht. Die köpflein werden nicht grösser als die Muscaten / sind mit dünnen haaren besetzt / als wären es grüne seidene fäßlein. Er blühet weiß und zu zeiten auch braun. Wächßt viel in Niderland und Thüringen in den feuchten Gräben / Hügeln und auff den Kirchhöffen. Eigenschafft. Die Wurtzel oder Kartendistel ist trocken im andern grad: wird gar selten innerlich gebraucht; hat ein alkalisches / groblichtes / reinigendes und heilendes saltz bey sich. Gebrauch. (Schrundë und Fistelen des Hinderen.) Die Wurtzel in Wein gesotten und darnach zerstossen / biß sie ein dicke wie ein Pflaster bekomt / alßdenn übergelegt / heilet die Schrunde und Fisteln des Hindern: so man diese Artzney in einer kupffern Büchsen behaltet / ist sie ein gantzes Jahr gut: über die (Wartzen.) Wartzen gelegt / solle sie auch vertreiben. Die Würmlein so in den knöpflein gefunden werden / in ein bläßlein oder federkiel gebunden / und an den Halß oder Arm gehenckt / (Viertägig Fieber.) sollen / nach dem bericht Dioscoridis, das viertägige Fieber hinweg nehmen. (Fingerwurm.) Diese Würmlein mit Veiel- oder Rosen-öl zerstossen und auffgelegt / sind gut wider den grausamen Schmertzen des Fingerwurms. (Trübe Augen / gelbe / braune flecken unter den augen. Sommersprossen / Laubfleck???.) Das Wasser so in den blättern gefunden wird / ist gut zu den trüben Augen / vertreibet auch alle gelbe / braune Flecken unter den Augen / so gemeiniglich Sommer-sprossen oder Laubflecken genennt werden / darmit gewaschen / daher es bey den Weibern im gebrauch ist. (Mundgeschwär.) Das auß den Blättern destillierte Wasser soll die Mund-geschwär heilen / so man sie darmit laulicht gurgelt. CAPUT XC. Weisse Bergdistel. Spina alba. Namen. WEisse Bergdistel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Spina alba. Italiänisch / Spina bianca. Frantzösisch / Espine blanche. Spanisch / Espina alba. Englisch / Otethistell / Cottonthistel. Niderländisch / Witte wechdistel. Weisse Bergdistel. Spina alba. Gestalt. Die weisse Bergdistel / Spina alba, Matth. Carduus tomentosus capitulo minore, C. B. Wächßt an den Bergen und Wäldern / hat blätter wie die weisse Eberwurtz / außgenommen / daß sie schmäler und weisser sind / tieff eingeschnitten / rauch und sehr dornicht. Ihr stengel ist zweyer elen hoch / daumensdick / etwan dicker / weiß / inwendig hohl / hat zu oberst ein dornicht köpflein / einem Meer-Igel ähnlich / doch kleiner und länger. Auß diesen köpflein schlieffen haarige / purpurfarbe blumen / darinnen steckt der samen / an gestalt wie der samen des wilden Saffrans / doch runder. Die wurtzet ist dicker als ein Daumen / weiß / zweyer spannen lang / und süßlicht. Man grabt diese Distlen im Herbst zur zeit der Weinlesung. Eigenschafft. Die weisse Bergdistel hat ein groblichtes / mittelmäßiges / ungejohrenes saltz bey sich / tröcknet daher / und ziehet ein wenig zusam̅en. Gebrauch. (Auß fallende Haar.) Die Wurtzel in Laugen gesotten / und das Haupt darmit gezwagen / behält das außfallende Haar. Man sagt / so man den samen an den Armen gebunden trägt / lasse er dem Menschen kein unfall von Schlangen und gifftigen Thieren zukommen. Die zwey Geschlecht des vermeinten Bergdistels / deren Figuren auß Camerario allhier beygesetzt worden / sind von ihme in Epitome Matthioli p. m. 413. also beschrieben: Das erste Geschlecht / Spina alba floribus albis, Carduus Sphaerocephalus latifolius vulgaris flore candido, C. B. hat ein rund Distelköpfflein / so mit weissen Blumen wie sternlein gezieret ist / und gehet auß einer jedwederen Blum ein himmelblaues spitzlein her [643] für. Vermeinte weisse Bergdistel mit weissen Blumen. Spina alba floribus albis. Vermeinte weisse Bergdistel mit himmel-blauen Blumen. Spina alba coeruleis floribus. Ihr hoher stengel wird mit breiten Blättern bekleidet / die sind unden schwartzgrün / oben weißlicht und am umbkreiß stachlicht. Die Wurtzel ist lang / weiß / und nach einem Jahr holtzicht. Die köpflein werden angefüllt mit einem haarichten samen / welcher / so er vom wind hinweg getrieben wird / sich von sich selbsten fortpflantzet. Man zielet sie in den Gärten / wachßt auch von sich selbst an steinichten orten und wässerigen büheln. Das ander Geschlecht / Spina alba floribus coeruleis, Carduus Galactites, F. B. Carduus Sphaerocephalus latifolius vulgaris, flore coeruleo, C. B. ist kleiner als das erste / bringet weissere / schmälere / und tieffer zerschnittene Blätter. Die auff dem Gipffet des stengels sitzende köpfflein tragen schöne himmelblaue oder purpurfarbe Blumen. Der same ist haarig wie der vorige / jedoch grösser / weiß / bitter / glatt: die Wurtzel ist einfach / dünn. CAPUT XCL. Strobildorn mit stachlichten Blättern. Scolymus aculeatus. Namen. STrobildorn / Welschdistel / Artischoß oder Artischock heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Carduus, Cinara. Italiänisch / Articiocco, Carciocco, Cardo Carcioffo Frantzösisch / Artichout, Carde d'artichout. Spanisch / Cardo que se come. Englisch / Artischoke. Dämsch / Artiskog Niderländisch / Artichock / Gaerdendistel. Geschlecht und Gestalt. Der zahmen Strobildorn sind zwey Geschlecht / das eine ist stachlicht / das ander ohne stacheln. Das erste mit stachlichten Blättern / Scolymus sive Cinara sativa vel hortensis aculeata. Ist ein lieblicher Distel mit grossen / bleichgrünen / stachlichten Blättern / zweyer elen lang / auff der Erden zurings gespreitet / und [644] beyderseits zerschnitten. Mitten durch die Blätter gehet ein runder und holkelichter stengel wie ein stecken. In der höhe trägt er schöne / grosse / sehr scharffe / purpur- oder veyelbraune Distelköpff / schier als die zapffen an den Kifferbäumen / darinnen ligt ein weißgrawer samen in weicher Wollen / wie wilder Saffran-samen. Die Wurtzel ist starck / zweyer daumen dick / und zweyer spannen lang / eines lieblichen und süßlichten geschmacks. Etliche essen sie gekocht oder rohe mit Saltz und Pfeffer wie einen Rettich: deßgleichen das fleischichte untertheil des Distelkopffs essen die Italiäner / Frantzosen und Spanier im Sommer / ehe gemelte köpfflein blühen und hart werden. Strobildorn ohne stachlichte Blätter. Scolymus non aculeatus. Das ander Geschlecht ohne stachlichte Blätter / Scolymus sativus non aculeatus, ist dem vorigen nicht ungleich / außgenommen daß es keinen dorn und stachel hat / wird mehr denn das vorige gebraucht / daher die Frantzosen sich solches fast bey allen mahlzeiten bedienen / denn sie können es über den gantzen Winter behalten / so sie es im Sommer / wenn es noch jung ist / mit Sand oder Erden überschütten / weilen es also weiß / zart und weich verbleibet. Diesem ist der grosse allhier abgemahlte Strobildorn oder Artischock ähnlich / allein daß er in allen stocken grösser wächßt / ist erstlich auß Engelland zu uns gebracht worden. Der Fürstliche Eystättische Lustgarten stellet uns auch den grossen Polnischen / und Genuesischen Artischock vor / welche jedoch keine sehr stachlichte Blätter herfür bringen. Der Strobildorn / nach dem er erstlich auß Italien und Franckreich zu uns kommen / ist nunmehr in Teutschland wol bekant / denn er bald in allen Gärten gepflantzet wird. Er blühet etwas langsam im Sommer / und muß man ihne wol thüngen / so kommet er desto grösser herfür. Man bringet ihne leichtlich vom samen auff / welchen man nicht umbgekehrt setzen soll / denn sonsten die Artischock hart / krum und ungeschlacht wachsen / auch muß dieses im zunehmenden Mond geschehen. Wenn heiß wetter darauff erfolget / sollen sie offt mit wasser begossen werden. Unter allen Gartengewächsen aber ist in Teutschland keines schwerer durch den Winter zubringen / als eben der Artischock / zumahlen er so wol von der nässe als von der kälte schaden leidet / und in eine fäulung gerathet. Der ort / allwo man diese Gewächs zu pflantzen gedencket / muß dem Nordwind ab-und hingegen der Sonnen nach wol gelegen seyn. Der Grund muß dabeneben auch recht zubereitet seyn / zu welchem ende man denselben eines knies tieff / weilen das gewächs tieff wächßt / auffhacken / demnach recht säubern / und zugleich mit gutem altem mist oder tüng wol vermischen soll. Will man denn geschwind zu Artischocken kommen / so muß man nicht den samen / sondern die schossen pflantzen: diese aber kan man zuvor wol erstarcken und etwas wurtzlen lassen / ehe man sie abbricht / so nehmen sie in kurtzem besser zu / und gerathen fein bald zu verlangter vollkommenheit. In dem setzen bedeuteter schossen muß das obere kraut weggeschnitten / und mehr nicht / als einer hand breit dabey gelassen werden. In dem übringen / soll man die schoß auffs wenigste eines guten schuhes weit von einandern / auch nicht allzu tieff in die Erden setzen / dabey aber in acht nehmen / daß allwegen noch ein wenig alter mist mit hinzu gethan werde. Und dafern gleich anfangs der pflantzung trocken wetter einfällt / so muß man die pflantzen des tags vor der Sonnen hitz bewahren / und mithin mit wasser begiessen. Die zeit der pflantzung ist im Frühling im nidsich gehenden und zunehmenden Mond. Wenn denn nun die schoß also in ein gut erdreich gepflantzet worden / und beneben gute abwart bekommen / so mögen sie wol gegen dem Herbst zur frucht kommen. So bald aber die frucht von dem stengel abgeschnitten worden / so muß man zugleich den stengel dem grund eben abschneiden / damit das gewächs an dessen statt andere frische schoß bekomme. Zu bewahrung der Artischocken vor der Winters-kälte und nässe / bedecken etliche die biß auff ein halben schuh hoch zuvor abgeschnittenen gewächs mit Eychen- oder Nußlaub; andere mit wol außgedörrtem Sägmehl; andere mit trocknen sprewern / und strohenen deckeln oder hüten / worüber man zugleich endlich auch Roßmist leget. Aber alles muß dergestalten angestellet werden / daß die Artischocken under solcher bedeckung etwas luffts haben / damit sie nicht ersticken. Nach überstandenem Winter / da man den äusserlichen lufft zuläßt / ist wol in acht zu nehmen / daß sie nicht wider von einsmahliger frischer kälte überfallen / und zu grund gerichtet werden. Wenn denn endlich keine gefahr mehr zu besorgë / so muß man denjenigen gewächsen / welche viel schoß haben / etwelche / und zwar die schlechtern hinweg [645] scheiden / damit die übrigen desto besser fortwachsen / und zu vollkommerner frucht gelangen können. Man pflegt auch die schoß etwan in die Keller in sandichte Erden zu vergraben / und darinnen so lang zu lassen / biß sie weiß und mürb / oder weichlicht werden / da man sie denn mit Butter / Saltz und Pfeffer in den Küchen kochet / und zu einer sehr angenehmen und gesunden speiß zubereitet. Carolus Clusius verweldet / daß des Dioscoridis Strobildorn in grosser menge von sich selber wachse / in den fetten Feldern in Portugal / fürnehmlich bey dem Wasser Ana / jetzt Guadi-ana genennt / und an anderen örtern des Lands Boetien. Theophrasti Strobildorn ist ein anderes stachlichtes Gewächs mit gelben Blumen / welches umb Salmantica und gantz Castilien gemein ist. In Hispanien essen sie es rohe / oder mit dem Fleisch gesotten / das Kraut samt den Wurtzeln / wenn es noch gar jung und zart ist. Auch verfälschen sie mit den gelben Blumen den Saffran / wiewohl dieser gar gut / und viel daselbst herumb gebauet wird. Eigenschafft. Der Strobildorn ist warm und trocken im anderen grad; führet ein balsamisches / wildflüchtiges / liebliches saltz / neben vielen irdischen theilgen bey sich / und hat also die eigenschafft beste nahrung zu geben / den samen zu vermehren / und zu den ehlichen wercken zu reitzen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber und Nieren / Gelb- und Wassersucht / Sämenfluß / Frantzösiche Seuch.) Die gekochte Strobildorn oder Artischock sind dienlich wider die Verstopffung der Leber und Nieren / Gelb- und Wassersucht. Johannes Langius Lib. 2. Epist. Med. Cap. 6. häle sie für ein gewisse Artzney in dem Samen-fluß / welcher von der Frantzösischen Seuche herrühret. Schönhärlein. Scolymus sylvestris. Es ist noch ein wild Gelchlecht des Strobildorns / welches Camerarius in Böhmen gesehen / und allda Krosawlosek gen???net wird: Der Stengel ist zweyer spannen hoch / an der farb schwartz-braun / riecht etwas nach Wein / hat länglichte / stachlichte / zerkerffte blätter / oden an dem stengel erscheinen die Blumen und Köpflein / welche voll Samens und weisser Wollen sind. Die Weiber legen diß Kraut in die Langen zum Haupt zwagen / denn es macht die Haar schön und liecht / und tödtet die Läuß und Nüsse. Allhier zu Basel findet man es an dem Rand der Aeckeren. CAPUT XCII. Cardobenedict. Carduus Benedictus. Namen. CArdobenedict heißt Griechisch / [Greek words]. Lattinisch / Carduus benedictus, Carduus sanctus, Atractylis hirsutior, Cnicus supinus, Cnicus sylvestris hirsutior, Acanthus Germanicus, Acanthium. Italiänisch / Cardo benedetto, Cardo santo, Herba turca. Frantzösisch / Chardon benit. Spanisch / Cardo santo, Cardo benedito. Englisch / Blesled thisthle. Dänisch / Korbenedit / Cardobenedict tidtzel. Niderländisch / Kardobenedict. In Teutscher Sprach wird er auch genennt / der heilige und gesegnete Distel / wegen seiner grossen und heilsamen Krafft. Gestalt. Der Cardobenedict ist ein edel berühmtes Kraut / jederman wol bekannt / überkomt ein zimlich lange / zarte und weisse wurßel / mit kleinen fäsemlein behencket / gantz safftig. Der stengel ist ästicht / gestriemt / wollicht / purpurfarbicht / zart und weich / kriecht auff [646] der Erden / dem Hasen-köhl gleich. Seine Blätter sind lang / dem Lattich etwas ???lich / doch schmäler / rings umbher zerkerfft und zerschnitten / wie die Blätter des Senffkrauts / zart / kind und fett / an farben schwartzgrün. Seine stengel stossen runde / wollichte knöpflein herfür / mit einer bleich-gelben blüth / auch mit spitzigen Blättlein und stachlichten Dörnern besetzt. In den knöpfflein findet man langen / gestrtemten und bleichgelben samen / so in weisser Wollen ligt. Er wird in Görten gezielt / blühet im Brach- und Hewmonat. Es schreibet Bellonius, daß der Cardobenedict in der Insul Lemno von sich selber in flachen feldern wachse / und werde von ihnen Gardera cantha genennet. Wenn man die köpflein der Cardobenedicten / ehe die Blumen herfürkommen / in dem Brach- oder Hew-monat abschneidet / so soll / nach Bodaei à Stapel, und Fabii Columnae bericht / ein blut-rother safft heraußfliessen. Johannes Schroederus Lib. 4. Pharmac. Medic. Chym. Class. 1. berichtet / man müsse den Cardobenedicten im wachsenden Mond säen / und so man ihne bey anfang des Brachmonats einsamle / solle er die frischen Wunden wunderlich heilen / auff ein andere zeit werde er solches nicht thun. Bartholomaeus Carrichter schreibet / man soll ihne am St. Johanns-tag nach Untergang der Sonnen samlen / und am Schatten zur Artzney dörren. Eigenschafft. Der Cardobenedict ist warmer undtrockner Nätur im andern grad; führet neben seinen irrdischen und etwas ölicht-balsamischen theilgen / auch ein bitteres / alkalisches milt-flüchtiges Saltz / und hat dadurch die Eigenschafft durch den Schweiß zu treiben / aller Säure zu widerstehen / das Gifft in dem Leib zu tödten / den zähen Schleim zu erdrinneren / den Magen zu stärcken / Appetit zu erwecken / innerliche Verstopffungen zu eröffnen / und das Geblüt zu reinigen. Man gebraucht die Blätter / welche man im Aprillen oder Mäyen samlen kan / und den Samen / welcher gesamtet wird / wenn er wol reiff worden. Gebrauch. Hier. Tragus vermelder / daß der Cardobenedick erstlich Käyser Friderichen auß India als eine verehrung zukommen seye / und wurde darbey angezeigt / so jeinand dieses Kraut in der speiß oder tranck gebrauche / (Hauptweh der Nageb genannt.) der soll für dem Hauptweh / Hemicrania aut Clavus der Nagel genannt / behütet seyn. (Seitenstich.) So jemand von dem Seiten-stich angegriffen worden / der sole sich alsobald des Weins enthalten / und nach folgendes tranck gebrauchen: Nim Cardobenedicten / Mariendistel / Scabiosen / Kornrosen / Maßlieben / braune Violen jades ein kleine handvoll / Rosinlein 2. loth / fünff frische Feigen / Cardobenedicten- und Fenchel-samen jed. 1. quintlein / siede solches in 2. maß wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / siechte es durch ein tüchlein / thue dar zu Zucker zwey loth / geläuterten Salpeter ein halb loth / und lasse hernach den Krancken nach belieben davon trincken. (Fall.) So jemand ein schweren Fall gethan hat / gebrauche er nachfolgendes Wund-tranck: Nim Schwalben-wurtz und Teuffels-Abbißwurtz jades 1. loth / Ehrenpreiß / Betonien / Cardobenedicten / Odermänig / St. Johanns-blumen / Sanickel jedes ein halbe handvoll / siede solches in 2. maß halb wassers und halb weissen Weins / oder guten Biers / so lang biß der vierdte theil eingesotten: von diesem tranck kan der Krancke nach belieben ein gläßlein voll trincken. (Allerley Kranckheiten.) Zu verhütung allerley Kranckheiten / beschreibet Frid. Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. Sect. 1. diese Artzney: Nim Cardobenedicten-kraut / die Gipffel Von dem Wermunth und Tausendgulden-kraut jedes 2. loth / schütte darüber 2. maß Brantenwein / Vitriol-geist ein halb loth / laß es drey tag an einem warmen ort stehen / alßdenn siege es. So man des nachts zu Beth gehet / soll man in der Wochen zwey- oder dreymal ein löffelein voll darvon nehmen. Man muß aber den Cardobenedicten samlen / wenn die Sonne in den Krebs oder Löwen gehet. Ein quintlein schwer des Cardobenedicten-(Gifft / Würm / Pest.) pulvers eingenommen / treibet den Schweiß und das Gifft von dem Hertzen / reiniget das Geblüt / tödtet die Würm / und bewahret den Menschen vor (Schwindel / Gelb- und Wassersucht / Grimmen / überflüßige feuchte des Magens und der Mutter / drey- und viertägige Fieber.) der Pest: ist auch gut wider das obgemelte Hauptweh / Schwindel / Gelb- und Wassersucht / stillet das Grimmen / treibet die überflüßige feuchte auß dem Magen und der Mutter. Der gemeine Mann braucht es auch wider die drey- und vier-tägige Fieber / nimt solches ein stund vor ankunfft des Fiebers / mit einem trunck weissen Weins. Matthiolus schreibt / daß kaum ein köstlichere Artzney seye für den Krebs und andere faule Schäden / als eben der Cardobenedict / (Krebs und faule schäden.) erzehlet / wie ein Weibs-person gewesen / deren die Brust von dem Krebs biß auff das Bein seye auffgefressen / und wider geheilet worden / man habe nur das Kraut gesotten / alßdenn / den Schaden mit der Brüh außgewaschen / und darnach das Pulver darein gestrewet. (Löcherte Geschwär an Schenckeln biß auffs Gebein.) Arnoldus Villanovanus verweldet: Er habe einen Mann gekannt / welchem das Fleisch von den Schenckeln biß auff das Gebein von löcherten Geschwären seye abgefressen worden / er habe all sein Gut daran gewendet / aber keine besserung befunden / diesem ware endlich also geholffen worden: Er hat frische grüne Cardobenedicten-blätter gestossen / und mit gutem Wein gesotten / darnach zerlassen / Schwein-schmeer darzu gethan / und widerumb lassen auffwallen / endlich Weitzennichl darunder gemischt / und mit der spatel gerühret / biß ein Pflaster darauß worden / davon hat er alle tag zweymghl auff den Schaden gelegt / und ihne also glücklich geheilet. (Faule Fieber / Gelb- und Wassersucht / Pes???.) Der Cardobenedicten-syrup ist eine gute Artzney für faule Fieber bey jungen und alten / treibet alles Gifft auß dem Leib / widerstehet der Gelb- und Wassersucht / wird nußlich in der Pest gebraucht / man soll ein paar [647] löffelvoll des Syrups mit dem destillierten Wasser vermischen und trincken. (Faule Fieber / hauptweh der Nagel genannt / Schwindel Grieß Seitenstich.) Das destillierte Cardobenedicten-wasser ist auch sehr dienlich wider die faule Fieber / stillei das Hauptweh der Nagel genannt / wehret dem Schwindel / reiniget die Nieren und Blasen von dem Grieß / und befürdert die monatliche Reinigung der Weiber: es wird auch insonderheit wider den Seitenstich gelobt. (Gifft / Schlang im Leib.) Castor Durantes berichtet / daß dieses Wasser an vielen / wider Gifft allezeit bewehrt erfunden worden / sonderlich aber an einem Knaben / welchem / als er auff dem feld mit offenem Mund geschlaffen / ein Schlang dadurch in Leib kommen / aber so bald er dieses wassers getruncken / durch den Affter widerumb herauß gekrochen. Tragus zeiget an / wie ein Mägdlein zu Pavia ungefährlich auff einem Apffel Gifft geessen / davon es groß geschwollen worden / es habe ihme niemand weder mit Theriac noch anderer Artzney helffen können / biß man ihme zuletzt destilliert Cardobenedictenwasser eingeben / darvon seye es genesen. (Mangel des Gehörs) Camerarius schreibt / daß das Wasser des Cardobenedicten-krauts zum andern mal mit fleiß destilliert / ein sonderliche Artzney seye denjenigen so übel hören / wenn man ihnen etliche tropffen in die Ohren thut. (Rasen-bluten.) Caesalpinus meldet / daß der Safft des Cardobenedicten-krauts in die Naßlöchlein gestrichen / das Blut stelle. (Seiten / geschwär.) Wider das Seiten-geschwär / rühmet Josephus Quercetanus folgendes: Nim ein zeitigen oder reiffen apffel / höhle ihn ein wenig auß / thue darein ein quintlein des schönsten Weyrauchs / lasse ihn auff heissen kohlen braten / gib ihn alßdenn dem krancken zu essen / und 6. loth Cardobenedicten-wasser darauff zu trincken. Es ist darmit vielen geholffen worden / die solches mittel nach dem dritten tag gebraucht / da vorher ein oder die andere Aderlässe verrichtet worden. (Seitenstich.) Wider den Seitenstich nimt man frischen Roßkaat 2. loth / Cardobenedicten-wasser 10. loth / läßts ein paar stund stehen / truckts denn durch ein sauber tüchlein / und gibt es in zweymal dem Krancken ein. Oder nim 2. pfund Roßkaat / Cardobenedicten-kraut / Marien-distel / Scabiosen / Brunnkressen / und Gauchheil jedes anderthalb handvoll / schütte darüber 6. pfund frischer Milch / und destilliere es. Man gibt dem Krancken darvon 5. oder 6. loth ein. Ein ander bewehrtes mittel für den Seitenstich: Nim geschälte Mandlen 1. loth / Melonen- und Cucumeren-kernen jedes ein halb loth / Cardobenedicten- und Frauendistel-samen jedes ein halb quintlein / zerstosse alles wol in einem mörsel / alßdenn schütte darüber Kornrosen-Scabiosen- und Cardobenedicten-wasser jed. 6. loth / trucke es durch ein sauber tüchlein / thue darzu ein halben löffelvoll feinen Zucker / und 2. löffelvoll Rosenwasser / gibe es dem Krancken in zweymal ein. (Kindsblattern oder Pocken.) Wenn die Kinder von den Blattern angegriffen worden / sole man ihnen nachfolgendes Milchlein gebrauchen: Nim geschälte Mandlen 1. loth / Melonen-kernen ein halb loth / Cardobenedicten-Steckrüben- und Agley-samen jedes 20. gran / zerstosse alles in einem mörsel / giesse darüber Cardobenedicten-Saurampff- und Scabiosen-wasser jed. 4. loth / siege es durch ein sauber tüchlein / thue darzu ein wenig Zucker / und gibe es den Kinderen in etlichen mahle̅ zu trincken. In diesem Milchlein oder in einem trüncklein Cardobenedicten-wassers / kan man auch den Kindern / so mit den Blattern behafftet / bißweilen ein messer-spitzleinvoll von nachfolgendem Pulver geben / welches Timaeus von Guldenklee mit grossem nutzen vielen Kindern gebraucht hat: Nim Agley- und Kresse-samen jedes ein halb quintlein / Saurampff- und Steckrüben-samen jed. 20. gr. Cardobenedicten-samen 35. gran / Tormentill-wurtzeln / gesigelte Erden jed. 20. gran / Hirschenhorn ohne feur zubereitet zwey scruple / stole alles zu einem reinen pulver / und gebrauche es / wie vermeldt. (Verbrante Glieder / Krebs-schäben / Geschwär an heimlichen orten / Pestilentzische Kohlen. Seitenstich / dreytägig Fi???ber.) So man in dem destillierten Cardobenedicten-wasser tüchlein netzer und warmlicht überlegt / bekomt es wohl den verbrannten Gliedern / Krebsschäden / Geschwär an heimlichen orten und den Pestilentzischen Kohlen. Es wird in den Apothecken auß diesem Kraut ein Extract mit Brantenwein gezogen / welches wider den Seitenstich und das dreytägig Fieber dienlich ist / so man auß 20. granen zwantzig Pilulein formirt / und sie in Cardobenedicten-wasser in zwey mahlen einnimt. Man bereitet auch in den Apothecken auß diesem Kraut ein Saltz / welches wider (Pest.) die Pest gerühmet wird / so man dem Kraneken 20. gran schwer in vier loth Cardobenedicten-wasser eingibt / und ihne darauff (Verlohrner Eßlust.) schwitzen läßt / dienet auch zu Aufflösung des Magen-schleims / und Erweckung des verlohrenen Eßlusts. (Scharbsck.) Thomas Bartholinus beschreibet in Cista Medica Hafniensi p. m. 512. ein sonderliches Wasser / welches die Medicinische Facultät zu Coppenhagen wider den Scharbock auffgesetzt hat. Nim Meerrettich in runde scheiblein zerschnitten sechs und dreyßig loth / Spanische Scorzonera-wurtzel zwey loth / die Rinden von der Caper-wurtz / Tamariscken jedes ein halb loth / Löffelkraut / Brunkressich / Peterlein-kraut / Bachbungen / alle frisch jedes anderthald handvoll / Löffelkraut / Cardobenedict / Agley- und Fenchel-samen jedes anderthald quintlein / bereiteten Weinstein ein quintlein / Paradiß-körner / Cardamömlein jedes ein hald quintlein / zerschneide alles / schütte darüber sechs pfund alten weissen Wein / Löffelkraut- und Taubenkroff-wasser jedes zwölff loth / lasse es vier und zwantzig stund stehen / alsdenn destilliere es. Von diesem Wasser kan der Krancke / oder derjenige so sich des Scharbocks halben beförchtet / underweilen ein paar löffelvoll nehmen. (Verlohrener Eßlust.) Bey uns wird das Pulver von den gedörrten Cardobenedicten-blättern sehr viel gebraucht zu Widereroberung des verlohrenen Appetits / da man denn etliche messerspitz voll täglich ein paar mahl mit einem destillirten wasser einnimt: es vetreibet und (Würm.) tödtet zugleich die Würm in den Därmen.
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CAPUT XCIII. Spillendistel. Atractylis. Namen. SPindel- oder Spillendistel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Atractylis, Cnicus sylvestris, Fusus agrestis, Colus rustica, Atractylis lutea, C. B. Atractylis vera flore luteo, J. B. Niderländisch / wild bastaert Saffraen. Italiänisch / Atratile, Carduo salvatico. Gestalt. Die Spindel-distel hat eine süsse / scharff riechende / mit harter Rinden umbgebene Wurtzel. Seine ersten Blätter sind ablang / breit / an dem rand stachlicht / grün / mit weissem flaum überzogen / fett-safftig / ligen auff der Erden in die ründe außgebreitet / und werden endlich eingeschnitten. Der stengel ist steiff / rund / dick / haarig / oben auß in etliche ästlein zertheilet / welche mit kleinern Blättern bekleidet / so da die haarige / gummichte / gleichsam nach Weyrauch scharffriechende Blumen-köpff umb etwas bedecken. Die Blümtlein sind gelblicht / der samen viereckicht / weiß-purpurfarbig / hernach gelblich / endlich schwartz und gläntzend. Die Wurtzel / Blätter und Köpfflein / ehe die Blumen erscheinen / geben einen blutrothen safft von sich. Wächßt von sich selbsten in Franckreich bey Narbona / wie auch umb Genff / und sonderlich in Candien / und umbligenden Insulen. Eigenschafft. Obwolen dieß kraut / wegen vielen alkalischen etwas ölichten groben saltz-theilen / eine trocknende / zertheilende und heilende Kraffthat / so wird es dennoch in der Artzney wenig oder nicht gebraucht. CAPUT XCIV. Marien-Distel. Carduus Mariae. Namen. MArien-Distel / unser Frauen-distel / Vehedistel / weiß Wegdistel oder Srechkraut / heißt Lateinisch / Carduus Mariae, Carduus Marianus, Carduus lacteus, Carduus Marianus, sive lacteis maculis notatus, J. B. Italiänisch / Cardo di S. Maria. Cardo di nostra Donna, Scardacio bianco, Cardo del latte. Frantzösisch / Chardin de nostre Dame. Englisch / Our ladii rhistell. Dänisch / Marietidtzel / Sempertine-urt / Sempertine korenstidtzel / Huidplettret-tidtzel. Niderländisch / Ouser Vrouwen-distel. Gestalt. Marien-Distel hat überauß grosse blätter / fast wie die grossen Kletten / sie sind fett / an dem umbkreiß zerschnitten / mit scharffen Dörnen bekleidet / und durchgehends mit weissen Flecken besprengt. Der Stengel wird zweyer oder dreyer elen / zu zeiten auch Manns hoch / fingers-dick / rund / durchauß voll Distlen / gewinnet Neben-ästlein / die tragen allesamt scharffe / stachlichte / runde / rosen-rothe / zurings umbher mit sehr langen / spitzigen Dornen besetzie köpflein / darinn ligt der lange / glatte Samen / in weissem Haar verborgen / das verfliegt nach der zeitigung. Gemeldter Samen vergleicht sich dem wilden Saffran-samen / ist doch ein wenig kleiner / und an dem geschmack süß. Die steiffe / dicke Wurtzel steckt tieff in der erden / ist eines bitteren geschmacks. Er wird gemeiniglich in den Kraut-gärten gefunden / erjüngert sich jährlich von außgefallenem samen / aber in Italien wächßt er fast überall von sich selbst.
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Marien-distel ist warm und trocken im anderen grad; führet gleiche theil mit der Cardobenedicten / ist dennoch nicht so bitter / hat aber gleiche kräfften und würckungen. Gebrauch. (Seitenstich / brustgeschwär / Pest / hitzige Fieber / Gelb- und Wassersucht / verstandener Harn / Grieß / Sand und frauenzeit / mangel der Milch bey den Säugammen.) Das destillierte Mariendistel-wasser ist dienlich wider den Seitenstich / Brust-geschwär / die Pest / hißige Fieber / Gelb- und Wassersucht / treibt den verstandenen Harn / Grieß / Sand und die Frawen-zeit / bringt den Säugammen die Milch / 3. oder 4. loth davon nach belieben getruncken. Der frische außgepreßte Safft von der Marien-distel / heilet den anfangenden Krebs an der Nasen und Brüsten / so man offt den ort damit anschmieret.

CAPUT XCV.
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Welsch Bärenklaw. Acanthus. Namen. WElsch Bärenklaw heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Acanthus, Branca ursine, Acanthus sativus vel mollis Virgilii, C. B. Carduus Acanthus s. Branca ursina, J. B. Italiänisch / Acanto, Branca orsina, Branca di orso, Brancorsina. Frantzösisch / Branche ursine. Spanisch / Yerva giganta, Acantho, Branca ursine. Englisch / Beares foote. Dänisch / Bioerveklo / Bioerve-labbe. Niderländisch / Beerenklauw. Es haben die alten Heyden in dem Gebrauch gehabt / dieses Kraut auff ihren Trinck-geschirren abreissen zu lassen / daher man bey Virgilio Eclog. 3. liset: Et nobis itidem Alcimedon duo pocula fecit, Et molli circum est ansas amplexus Acantho. Die beyde Trinck-geschirr hat uns Alcimedon, Mit Bärenklaw geziert: das Lob trägt er davon. Deßgleichen Ovidius Lib. 13. Metamorph. berichtet: Hactenus antique signis fulgentibus aere, Summus inaurato crater erat asper Acantho. Diß grosse Trinck-geschirr / so von den Wassen gläntzet / Der rauche Bärenklaw mit feinem Gold ergäntzet. Gestalt. Der welsche Bärenklaw hat schwartze / schuh-lange / tieff eingeschnittene / weiche / haarige / fette blätter / die sind breiter und länger als der Lattich / zerkerfft wie weisser Senff. Der stengel ist zweyer elen hoch / gerad / steiff / ohne äste / fingers-dick / glatt / zu oberst mit kleinen blättlein ordentlich beletzt / darzwischen sind kleine stachlichte hülsen / auß denen weisse blümlein schlieffen / wenn die abfallen / folgt ein länglichter / gelbfarber samen / in der grösse einer welschen Erbs / flach / rund dick. Die Wurtzel ist außwendig schwartz / röthlicht / inwendig weiß / schön grün / lang / schmutzig / zäh und klebricht. Dieses gantze Gewächs hat einen zähen Safft / darauß etliche ein Gummi zurichten / welches dem Tragant nicht ungleich ist. Es blühet in dem Brach- und Hewmonat. Wächßt in den Gärten / steinichten und feuchten Orten. In Franckreich bey Montpelier wächßt er für sich selbst / welcher mit der vorbeschriebenen / an der gestalt und farb der Blumen und des Stengels übereinkomt / allein ist es niedriger / die blätter sind schmäler / tieff zerschnitten / und an dem umbkreiß öffters mit harten Dörnen besetzt. In etlichen orten Teutschlands pflantzet man ihne in die Gärten / wie er denn mit glatten und dornichten blättern in dem Fürstlichen Eystättischen Gärten angetroffen wird. Eigenschafft. Der welsche Bärenklaw ist warm und feucht im anderen grad; Führet einen schleimicht-klebigen Safft / mit wenig schwefelicht- oder saltzichten theilen bey sich / und kan daher anderst nicht / als unter die erweichenden Mittel gesetzt warden. Gebrauch. Es wird der welsche Bärenklaw in Teutschland nicht bald gebraucht / dieweil man ihne schwerlich haben kan. In Franckreich und Italien nimt man ihne zu den Clystieren / die Oeffnung des Leibs darmit zu erhalten. CAPUT XCVI. Weber-Distel. Acanthium. Namen. WEber-Distel oder Wegdistel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Spina alba romentosa, Acan [650] thium. Weber-Distel. Acanthium. Italiänisch / Spina bianca. Frantzösisch / Espine blanche. Englisch / Cotthon Thistle. Niderländisch / Witte Wechdistel. Gestalt. Es hat von diesem Gewächs unterschiedliche Geschlechter / das allhier abgebildete aber ist der gemeine Weber-distel / Acanthium vulgare, Park. Spina alba latifolia tomentosa sylvestris, C. B. alba sylvestris Fuchsio, J. B. Hat / wenn sie eraltet / eine schwartze bittere wurtzel / ist inwendig etwas weiß / und zweyer spannen lang / auß welcher sehr hohe und dicke stengel herfür kommen / so an der farb weiß-graw sind / als wären sie mit zarter / weisser Wollen überzogen. Oben am stengel erscheinen dornichte köpflein einem Meer-Igel gleich / jedoch etwas kleiner / auß welchen haarige / gemeiniglich purpurfarbe und zuzeiten weisse blumen herauß schlieffen / in denen man einen schwartz-grauen samen / in weissem haar verborgen / findet / der ist etwas kleiner und runder als des wilden Saffrans / eines bittern und hitzigen geschmacks. Ihre Blätter sind groß / lang / breit / an dem rand stachlicht / und scheinen als wenn sie mit Spinnweben überzogen wären. Blühet im Brach- und Hew-monat. Wächßt neben den Zäunen und an den Wegen. Wird in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT XCVII. Hawhechel. Ononis. Namen. HAwhechel heiße Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ononis, Anonis, Resta bovis, Remora aratri, Acutella. Italiänisch / Ononide, Anonide, Bugranda, Bonaga, Arresta bue. Frantzösisch / Bougrande, Bougrave, Arreste boeuf. Spanisch / Gattillos, Gattinos, Detiene, Buéy. Englisch / Camoche / Restharrow / Petiwyne. Dänisch / Krage-torn / Gindde-torn / Lang Fienderad / Hestgilding / Ape-bi / Bi-ope. Niderländisch / Brareghwortel / Stalcruyt. Dieses Kraut wird Hawhechel genennt / dieweil es so tieff in die erden wurtzelt / daß man es mit Hawen außreuten muß / darzu hat es zwischen den blättern Dörner / die einer Flachs-hechel gleich sehen. Man nennet es Ochsenbrech / darumb / daß seine wurtzeln bißweilen ein Pflug hemmen / und also die Ochsen irren und auffhalten. Die Pferdärtzte nennen es Stallkraut / dieweil es die Pferd stallen oder harnen macht / so es gesotten / und den Pferden eingegossen wird. Dornichte Nawhechel. Ononis spinosa. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine dornichte Hawhechel / Anonis spinosa flore purpureo, C. B. Anonis sive Resta bovis vulgaris, purpurea & alba spinosa, J. B. hat runde dornichte Reißlein / mit runden / haarigen / an dem rano etwas zerkerfften / klebichten / stinckenden / schleimichtschmäckenden und schwartz-grünen blättern besetzt / welche sich den Ehrenpreiß- oder Kicheren-blättern vergleichen. Ihre Blumen sind den Faseln- oder schwartzen Erbsen-blumen so gar ähnlich / daß man sie kaum von einander underscheiden kan / sie erscheinen im Brachmonat gemeiniglich purpur- oder leibfarb / selten weiß. Auß diesen werden kleine / runde schöttlein wie Linsen / darinnen findet man kleinen samen / der gestalt und geschmack nach den Wicken gleich. Sie stoßt im Frühling herfür mit zarten wollichten zweiglein / so erst gegen der Ernd ihre stacheln herfür bringen. Im Wallis auff [651] der Gemme findet man sie mit gelben Blumen / an etlichen orten bey dem Rhein / insonderheit aber in Hessen / kommet sie häuffig mit schönen weissen Blumen herfür. Wo dieses Gewächs seinen sitz nimt / ist es schwerlich zu vertreiben / wegen seiner langen wurtzel / die hin und wider in dem Erdreich fladert. Es ist ein verhinderung der früchten auff dem Feld / ein schad des futters auff den Wiesen / und ein auffenthalt der Pflügeren / Schnitteren und Mäderen. Es wächßt hin und wider auff den äckern. 2. Die purpur-braune Hawhechel ohne dorn / Anonis spinis carens purpurea, C. B. non spinosa store purpureo, J. B. bringt jährlich auß ihrer harten und holtzichten wurtzel viel runde / starcke und zähe stengel herfür / die sind ein biß zwey elen hoch / werden in nebenzweiglein zertheilt / und mit einer weichen Wollen überzögen. Ihre Blätter umbgeben wechselweiß mit einem breiten rand in zimlicher anzahl den stengel / gemeiniglich hangen an einem sttel drey / bißweilen aber nur ein Blatt / sie sind breiter und weicher als in dem vorigen. Die ästlein tragen ein ablang ähre mit purpur-braunen Blumen. Ihreschöttlein und samen kommen mit dem ersten überein / das gantze gewächs gibt ein zähen schleim und starcken geruch wie ein Bock von sich / und bringet keine dörn. Man findets in Schlesien auff den Matten. Gelbe Hawhechel. Ononis lutea. 3. Die gelbe Hawhechel / Ononis lutea, Anonis viscosa spinis carens lutea major, C. B. lutea spinosa, Dalechampio Natrix, J. B. bringet auß ihrer kleinen holtz- und zasichten wurßel / glätchichte / harige und schmutzige Blätter herfür / die wachsen eines schuhs hoch / auch höher / werden in neben-zweiglein zertheilt / und von vielen Blättern mit einem breiten rand wechselweiß umbfangen / deren gemeiniglich fünff / auch bißweilen nur drey auß einem stiel herfür kommen / sie sind weicher und länger als der gemeinen / an dem oberen theil stumpff / gekerfft und räß. Auff den gipfflen der stengeln erscheinen bleichgelbe Blumen in einem kurtzen ähre wie Erbsen / denen länglichte und harige schötlein nachfolgen / in welchen ein dunckeler same verschlossen ligt / dieses gantze Gewächs ist mit einer zähen und schleimigen feuchtigkeit angefüllt / bahero wenn man es anrühret / die finger davon flebicht werden / riecht aber nicht so starck wie das vorige. Es wächßt in Franckreich hin und wiber umb Montpelier zwischen der Saat / und an dem rand der äckeren. Man findet es auch in Spanien und Portugall / dieses wird mit bleich-gelben blumen / so mit rothen strichen besprenget sind / in dem Fürstlichen Eystättischen Garten gefunden. Eigenschafft. Der Hawhechel ist warm und trocken im anfang des dritten grads; führet ein subtiles / alkalisches saltz neben seinen irdischen und schleimichten theilgen bey sich / und hat daher trefliche tugend alle innerliche verstopffungen der Leber / Nieren und Weilen auff zulösen / den harn / sand und stein zu treiben / und die scharbockische Geschwär zu heilen. Man samlet die wurtzel in Mäy gegen dem Vollmond / das Kraut aber zu anfang des Brachmonats. Gebrauch. (Stein und versetzter Harn bey Menschen und Bieh. Verstopffung der Leber und Miltzes / Gelb- und Wassersucht / verborgene Feigwartzë Grieß / tröpflinges harnen / versehrtes röhrlein.) Der Hawhechel ist eines von den fürnehmsten Stein-kräutern / so den Harn und Stein bey Menschen und Vieh außtreibet / darumb er auch Steinwurtzel genennt wird. Ein loth Hawhechel-wurtzel in einer maß wasser gesotten und davon getruncken / beförderet den Harn und Stein zum Außgang / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltzes / dienet wider die Gelb- und Wassersucht / treibet auch die verborgene Feigwartzen herauß / und heilet sie. Diese Wurtzel gestossen / und das pulver eines halben quintleins schwer in weissem Wein morgens nüchtern genommen / treibet das Grieß / wehret dem tröpflingen harnen / und heilet das versehrte Röhrlein. Auß den frischen Wurtzeln und dem Kraut wird ein Wasser gebrennt / welches sehr dienlich ist / das Sand / Grieß / den Stein der (Sand / grieß / stein der Nieren und Blasen Verstopffung der Leber und Miltzes.) Nieren und Blasen außzuführen / wie auch die Verstopffungen der Leber und Miltzes hinweg zu nehmen. Darzu ist das Hawhechel-saltz noch nutzlicher / so man ein quintlein schwer mit zwölff loth Erdbeere-wasser morgens nüchtern in zweymalen cinnimi. Ein quintlein von der gedörrten und zu (Carnöffel oder fleischbruch.) subtilem pulver gestossenen Hawhechel-wurtz etliche Monat lang alle morgen mit destilliertem Hawhechel-wasser fleißig eingenommen / außwendig aber ein Pflaster von Steinklee und Hawhechel allezeit übergebunden / ist ein fürtrefliches mittel den Carnöffel oder Fleilchbruch zu vertheilen / und auß dem grund ohne Schnitt zu heilen. Hawhechel-kraut samt der Wurtzel wohl gesäubert / rein zerschnitten / in ein glaß ge [652] than / guten Malvasier-wein oder Kirschenbrantenwein (Grieß / Stein / Schleim.) darüber gegossen / und etliche wochen stehen lassen / gibt ein trefliches Praeservatif- und Heilmittel gegen dem Grieß / Stein / und Schleim der Nieren / ab; man nimt davon löffel-weiß umb schläffens-zeit oder morgens. CAPUT XCVIII. Löwentapp. Leontopetalum. ???(Samenhülßlein / klein und groß.) (Blümlein.) (Die Hülsen wenn sie überzeitig sind.) (Kräutlein vom Samen auffgangë.) Namen. Löwentapp heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Leontopetalum. Italiänisch / Leontopetalo. Englisch / Lyonle adfed. Gestalt. Das Löwentapp-kraut hat eine faust-dicke / runde / knorrichte / mit äschfarber Rinden / grünlicht-gelbem / safftig-bitterem Fleisch begabte Wurtzel. Auß welcher dreyfach zertheilte zweiglein oder stiesein auffwachsen / deren jedes zwey biß drey runde / aderichte / dunckel-gelbe / mit oder ohne einschnitten erscheinende Blätter trägt. Zwischen denselben aber steigt der in viel ästlein außgetheilte / und bey seinen knödlein mit kleinern wenig eingeschnittenen Blättlein bekleidete / auch mit bleich-purpurfarben linien gezierte stengel spannen-hoch / auch höher empor. Die Gipffel der zweiglein finden sich ähre-weiß mit gelben / gestirnten / fünffblättigen / auff zoll-langen stielein sitzenden Blümlein / in grösse der Hanenfußblümlein / gezieret / nach deren Verwelckung die stiel quer-hand lang fortwachsen / und ein adericht samen-hülßlein / wie die Judenkirschen / fortbringen / darinnen hernach ein schwartzer / runder / harter samen außwächßt. Man findet dieß Gewächs bey Aleppo / wie auch in Italien hin und wider auff den äckern under der saat. Natur und Würckung. Man schreibt diesem Gewächs eine Giffttreibende / milt-wärmende / durch den Schweiß und Harn reinigende Tugend und Würckung zu / welches denn wegen denen bey sich führenden groblicht-bitteren / und wenig ölichten saltz-theilgen wol seyn kan / obwolen dessen in Teutschland / und anderen kalten Europaeischen Ländern kein gebrauch ist. CAPUT XCIX. Bocksdorn. Tragacantha. Namen. BOckedorn oder Tragant heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tragacantha, Hirci spina. Italiänisch / Tragacantha. Frantzösisch / Espine de bouc, Barbe de renard, Rame bouc. Spanisch / Alquetira. Englisch / Goatesthorne. Niderländisch / Boexdorn / Boexbart. Gestalt. Es werden von Johane Rajo sieben Geschlecht des Bocksdorns beschrieben / under welchen der hier abgebildete / Tragacantha, C. B. Tragacantha Massiliensis, J. B. ein staudicht Gewächs ist / dessen Wurtzel sich lang / breit / weiß / fingers-dick / und holtzicht findet / darauß nidrige / dicklichte / weiß-wollige ästlein entspringen / welche sich weit außbreiten / auch viel weisse / lange / feste und scharffe Dörne bekommen / an denen beyderseits kleine / ablange / weißgraue blättlein erscheinen / zwischen denselben und den stacheln kommen weisse kleine Blümlein her [653] für / auß welchen viel kurtze / doppelte / mit kleinem / eckichtem / weißlichtem samen angefüllte schöttlein wachsen. Der Safft oder Gummi welcher herauß fließt / so man die Wurtzel auffschneidet / wird Tragacantha oder Tragant genennt / darunter der klare / durchsichtige / weisse / glatte / schmale / zarte / lautere und süsse / für den besten gehalten wird. Er wächßt in Achaja / Creta und Peloponeso. Bartholomaeus Marantha Lib. 2. Method. cognosc. simpl. cap. 9. berichtet / daß man ihne auff dem Berg Polino in Brutiis gelegen / finde: er soll auch auff dem Gargano in Apulien wachsen Joh. Rajus hat ihne umd Massilien in Franckreich an dem Gestade des Meers angetroffen. Eigenschafft. Der Bocksdorn ist kalt im andern / und feucht im ersten grad: führet ein schleimigsafftiges / wässeriges öl bey sich / und hat davon die Tugend zu lindern / zu lösen / alle scharffen gesaltzenen Flüß und Feuchtigkeiten zu versüssen / die Brust und Nieren zu reinigen / und allerhand Schmertzen zu miltern. Gebrauch. (Gebrechen der Lungë / alter Husten / raucher Halß / heisserkeit / Flüß / Lung- und Schwindsucht / verwundte Nieren un̅ Blasen vom stein.) Es werden in den Apothecken auß dem Bocksdorn oder Tragant täfelein gemacht / so man Tabulas diatraganthi frigidi nennet / sind sehr gut wider die Gebrechen der Lungen / den alten Husten / rauchen Halß / Häisserkeit und Flüß / dienen insonderheit den Lung- und Schwindsüchtigen / lindern den Schmertzen der verwundten Nieren und Blasen vom Stein und Sand / so man sie allgemach auff der Zungen zerschmeltzen läßt / und hinab schlucket. Sonsten pflegt man sich auch des Tragants zu allerhand Täfelein zu machen / wie auch zu bereitung allerley Zuckerwercks in den Küchen zu gebrauchen. CAPUT C. Wannstrew. Eryngium. Namen. WAnnstrew / Brackendistel / Kraußdistel / Wahlendistel oder Radendistel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Eryngium. Italiänisch / Eringio, Iringio, Herba nomata cento testa. Frantzösisch / Panicaut, Chardon à cent testes, Chardon testu, Chardon rouland. Spanisch / Cardo corredor. Englisch / Sea holy. Dänisch / Hundredehoffnit / Mands-hielx / Mandstro. Niderländisch Cruysdistel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Mannstrew / Eryngium vulgare, J. B. C. B. hat eine schlechte lange Wurtzel / die ist fast eines daumens dick / außwendig schwartz nnd inwerdig weiß / eines zimlichen starcken geschmacks und geruchs. Auß deroselben komt im zweyten Jahr ein runder stengel / mit vielen neben-ästlein / so gantz drauschlicht sind / wie bäumlein / fast einer elen hoch: an den zweiglein erscheinen scharffe / gedrungene / bleich-grüne und Gemeine Wannstrew. Eryngium vulgare. Weer-Wannstrew. Eryngium marinum. gestirnte köpfflein / (denn sie mit harten und sehr spitzigen stacheln zu rings umbher in der gestalt eines sterns umbgeben) die gegen dem Herbst / wenn sie zeitig worden / auß dem stachlichten gestirnten rädlein / welches der same ist / (da ein jedes körnlein zwey oder drey dörnlein etwas kleiner denn der Bi [654] netsch-samen hat) abfallen. Die blätter sind groß / breit / krauß und tieff zerschnitten / mit scharffen dornen / zu erst grün / darnach werden sie bleich-weiß mit etwas blaw vermenget als berg-grün. Es wächßt in rauchem erdreich auff dürren heiden und neben den weg-strassen / insonderheit am Rheinstom / bey Straßburg wird es in grosser menge gefunden. Etliche wollen / sie soll umb St. Johanns-tag / oder wenn die Sonn umb selbige zeit im Krebs ist / gesamlet werden. 2. Die Meer-Mannstrew / Eryngium marinum, wächßt in zimlicher anzahl bey den Gestaden des Meers; hat breitere / schier runde / an langen stielen hangende blätter / als die erste / die sind dick / graulicht / und an dem umbkreiß stachlicht. Sie bringt auch grössere knöpflein / und weichere / beneben sehr lange / weit und tieff umd sich kriechende / mit einem scharfflichten Gewürtz-geschmack begabte wurtzeln; auß denen runde / feste / ästichle stengel elen-hoch auffwachsen / und weisse blümlein / neben breitem stachlichtem samen fortbringen. 3. Die Berg-Mannstrew / Eryngium Alpinum coeruleum Genevense, perquam venustum, Echinis Dipsaci, Lob. Adv Alpinum coeruleum, capitulis Dipsaci, C. B. Alpinum, latis foliis, magno capite, oblongo, coeruleo, J. B. ist ein schön gewächs / also daß es nach dem urtheil Matthiae Lobelii in Adversar. nov. Stirp. p. m. 375. einem jeglichen Erforschern und fleißigem Nachsuchern der Kräutern nicht allein seine mühe ergetzet / sondern auch mehrere anreitzung gibet / embsiger nach andern zu trachten. Sie gleisset für himmel-blau / und wächßt viel höher und freudiger von farben als die gemeine. Ihre wurtzel vergleicht sich an der grösse der Alant-wurtzel / sonst riecht sie wie die erste. Der stengel wächßt auffrecht bey zwey elen hoch / daran stehen kleine gestirnte blättlein mit weichen spitzlein / welche aber auß der wurtzel herfür kommen / sehen fast wie des Halßkrauts blätter / sind aber stärcter und härter. Jhre außwendig blaue köpfflein kommen mit denen an dem Kartendistel überein. Sie wächßt viel in den Gebürgen umb Genff. Man findet sie auch auff den Bergen der Bernischen Landschafften / insonderheit auff dem Stockdorn und Nessenberg / allda man sie Edeldistel nennet. 4. Die glatte Mannstrew / Eryngium latifolium planum, C. B. planum latifolium capitulo rotundo parvo, J. B. hat breite / ablange / aderichte / nicht tieff zerspaltene / sondern an dem umbkreiß wie ein Sägen gekerffte bitterlichte blätter. Sie bringt viel steiffe / gestriemte stengel und neben-ästlein / auff deren gipffel rundlichte / rauche köpflein sitzen. Die Wurtzel ist daurhafft / mit etlichen zaseln bekleidet / von aussen wollicht / inwendig weiß / süßlicht / und fleischreich / sonsten dicker als der gemeinen / aber nicht so fräfftig zu der Artzney. Es wächßt in Oesterreich umb Wien auff den Felderen / wird auch etwan in die Gärten gepflantzet / und blühet im Brach- oder Hew-monat. 5. Die Indianische Mannstrew / Eryngium Indicum, beschreibet Jacobus Bontius Glatte Wannstrew. Eryngium planum. Lib. 6. Histor. Natut. & Medic. Cap. 55. also: Die Indianische Mannstrew ist mit ihren blättern derjenigen gleich / welche auff den sandichten Büheln umb das Meer in Holland / und in Seeland bey den Dämmen / häuffig wächßt. An der Blumen wird sie gäntzlich unterschieden / welche wie ein ähre herfürkomt / gleich als die Lavendel- oder Spicknarden-blumen / aber sie ist viel grösser / und bleich-himmelblaw / man sihet sie durch das gantze jahr blühen / wachßt viel lieber als die unserige bey den pfützen / und nimmet grossen platz ein: Ist wegen der schönen Blumen lustig anzusehen. Die Wurtzel hat einen gewürtzten und nicht gar hitzigen geschmack / daher sie nicht unbillich von den Griechen Myracanthus genennet wird. Ich lasse die Wurtzeln mit Zucker einmachen / und gebrauche sie denjenigen mit grossem nutzen / welche mit einer sonderlichen Lähmung der Gliedern / von den Indianeren Beriberii genennt / behafftet sind / solches habe ich auch an mir selbsten erfahren / als ich an dieser beschwerlichen kranckheit / vier gantzer Monat elendiglich darnider lage / denn diese Wunrtzel den Harn und Schweiß treibet / auch wider die Engbrüstigkeit / welche gemeiniglich diese Kranckheit begleitet / dienlich ist. Ich glaube nicht / daß ein fürtreflichers mittel unter den Kräuterartzneyen gefunden werde / den Außwurff des gesaltzenen und dicken Schleims auff der Brust zu beförderen. Ich geschweige ihrer bekannten Krafft / welche sie hat wider den Stein und Nieren-gebresten: mit ihrer sanfften Wärme / stillet sie das Grimmen / und treibet die Winde fort.
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Eigenschafft. Mannstrew ist mittelmäßig warm / und etwas trockener natur; Führet etwas scharfflicht-geistreiches saltz / neben vielen wolgejohrenen balsamisch-irdischen theilgen bey sich / und hat dadurch herrliche tugenden allen schleim zu erdünneren / innerliche verstopffungen auffzulösen / den harn und monatliche Weiber-reinigung zu beförderen / sonderlich aber den samen zu erwecken / und die kläfften zu den ehlichen Wercken zu stärcken: Man gebraucht allein die Wurtzel und den Samen. Gebrauch. (Verhütung frühzeitiger Geburt / Beförderung der Geburt.) Mannstrew-wurtzel zerstossen / und in rothem Wein zu der dicke eines Pflasters gesotten / ist gut / so man den Weibern überschlägt / welche die Leibsfrucht nicht auff die rechte zeit außtragen / hingegen die Wurtzel in Wein gesotten / und darvon getruncken / beförderet die Geburt. (Frantzosen-blatteren / täglich und viertäglich Fieber / Verstopffung der Leber und des Miltzes / Gelbsucht / versteckter Harn und Frauenzeit / Lendenstein. Lebersucht / Stein / Gelb- und Wassersucht / Fallende Sucht / Grimmen / versteckter Harn und Weiberzeit / blöder Magen un̅ Mutter / erkaltete Geburtsglieder.) Auß den jungen / zarten Blätteren der Mannstrew / brennet man im Mäyen ein Wasser / solches getruncken / ist fürbindig gut wider die Frantzosen-blattern / denn es reiniget das Geblüt wunderbarlich von dieser Seuch: auch hilfft es wider das tägliche und vier-tägliche Fieber / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltzes / dienet wider die Gelbsucht / förderet den Harn und Frawen-zeit / ist nutzlich denjenigen / so mit dem Lendenstein beschweret. Die Mannstrew-wurtzel wird eingemacht wie die Wegwart-wurtzel / davon an ihrem ort. Sie bekomt wol den Lebersüchtigen / dienet wider den Stein / die Gelb- und Wassersucht / vertreibt das Grimmen und die fallende Sucht / befördert den Harn und die Weiber-zeit / stärcket den blöden Magen und die Mutter / und wärmet die Geburtsglieder bey Mann und Weib. Wenn einer etwan durch Zauberey oder sonsten umb seine Männliche Krafft kommen wäre / der gebrauche folgende Latwerg: Nim eingemachte Mannstrew- und Stendel-wurtz jed. 6. loth / candierte grüne Ingwer-wurtz / candierte Citronen-schalen jed. 1. loth / geschälte süsse Mandel-kernen / Pistacien / Haselnüß / Dattelkernen jed. dritthalb loth / gedörrte V (erlohrene Mannskrafft.) und zu pulver gemachte Ochsen- und Hasen-geilen jed. 1. loth / Pestnachen-samen / Artischock-samen / Baurensenff-samen und Senff-samen / Zimmet jedes ein quintlein / weissen Pfeffer / Cubeben und Cardamömlein jed. 40. gran: Stosse alles was gestossen kan werden / zu reinem pulver / und mische alßdenn alles mit einem Zimmet-safft zu einer Latwerg / darvon man offt einer Muscaten groß nehmen kan. CAPUT CI. Aloe. Aloë. Namen. ALoe heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Aloë, Sempervivum marinum, Sedum amarum Columellae. Italiänisch / Aloe. Frantzösisch / Aloe. Spanisch / Yerva Babosa. Englisch / Aloe. Gemeine Aloe. Aloë vulgaris. Geschlecht und Gestalt. Es beschreibt Joh. Rajus drey zehen Geschlecht der Aloe / davon aber nur zwey allhier abgebildet stehen. 1. Die gemeine Aloe / Aloë vulgaris, C. B. J. B. hat fette blätter / anderthalb spannen hoch / zu zeiten länger / zwey fingers dick / außgespitzt / ein wenig rund / hintersich gebogen / und zu beyden seiten mit etlichen kurtzen und stumpffen Stachlen versorget / und dringen die blätter je eines über das ander. Der Stengel ist lang / glatt / rund / mit etlichen Neben-ästlein / daran ringsumb stehen die Blumen / wie die Granat-blüth / sich zur erden neigend / von farben gelb / wiewol etliche schreiben / daß sie solche in den neuen Insuln mit weissen / und Matthiolus mit leibfarben Blumen gesehen haben. Der Samen vergleicht sich dem Affodillwurtz-samen. Die Wurtzel ist dick und lang / mit Nebenzincklein behängt. Wächßt viel in Asia / Arabia und India. In Sicilien und Malta wird sie auff den Tächeren und alten Gemäuren viel gefunden. Man zielet sie auch in Italien / zu Neapolis / Rom / Pisa / Venedig und Padua / in den Gärten und Scherben / und das mehr zu einem lust als zum gebrauch. In Teutschland haben wir sie auch in den Häfen / aber kan beschwerlich vor der Kälte erhalten werden / denn auch der Regen diesem Gewächs gar zuwider ist. Etliche nehmen es auß den Häfen gegen dem Wintermonat / und hencken es in die Stuben auff / bleibet also zu zeiten zwey Jahr unversehrt wie die Meer-zwibeln. Eigenschafft. Die Aloe ist warm in anderen und trocken in dem dritten grad; Hat neben ölichtzähen theilgen ein scharffes / etzendes / bitteres / [656] rauches saltz bey sich / ziehet daher ein wenig zusammen / säuberet / ???einiget / verhütet die fäulung / und purgieret sänfftiglich. Es ist ein grosser streit unter den Gelehrten / ob die Aloe die Aderen zustopffe oder eröffne. Mesuë hat darfür gehalten / sie eröffne die Aderen / welchem darauff ferners beyfall gegeben / Amatus Lusitanus, Fernelius, Sylvius, Fallopius, Matthiolus und andere mehr. Aber Fuchsius und Manardus haben sich sehr darwider gesetzt. Wenn man die tägliche Erfahrung ansehen wil / und hören / was sie guts darzu sage / wie man sie denn billich hören soll / und nach Galeni Vermahnung in den Eigenschafften der Artzneyen ihren mehr glauben als der Vernunfft / so wird sich befinden / daß zwar die Aloe äusserlich auffgelegt / mit ihrer zusammenziehenden Krafft / die Aderen stopffe / und derowegen das blut stille / aber innerlich gebraucht / wegen bemeldter krafft erstlich zwar die subtilsten Gold-äderlein auffschwellen / und demnach entweder von selbsten springen mache / oder durch ihr etzendes saltz eröffne / hiemit den Fluß der guldenen Ader und weiblicher Reinigung erwecke / welches an vielen Persohnen ist wahr genommen worden. Gebrauch. Die Griechen und Lateiner nennen nicht allein das gantze Gewächs Aloe / sondern auch den außgepreßten und gedörrten Safft / dessen man dreyerley in den Apothecken hat. Der erste als der beste / ist schön / hell / klar / durchsichtig / röthlicht / läßt sich bald zerreiben und zerbröcklen / ist sehr bitter / hat keine Steinlein / Sand oder andern Unraht bey sich / heißt Aloë succotrina, von der Insul Zuccotra / auß welcher dieser Safft zu uns gebracht wird. Der andere Safft ist schlechter und geringer / und weil er braun und Leber-farb / heißt er Aloë hepatica, ist unsauberer / nicht so hell und klar / schwartzlicht / schwerer und bitterer als der erste / und hat einen starcken Geruch. Der dritte ist der allergeringste / unsauberste / schwerste / schwartz / eines üblen Geruchs und Geschmacks / heißt Aloë caballina, weil ihn die Roß-ärtzte gebrauchen. Welcher ein Schaden oder ungelegenheit an der guldenen Ader / oder hitzige Geschwulst an dem Hinderen hat / der soll keine Pillen von Aloe einnehmen. (Frische Wunden. Geschwär des Gemächs / böse Fisteln / fliessende / faule / stinckende Schäden. Kalter Brand.) Aloe ein quintlein / Myrrhen ein halb quintlein / solches zu einem reinen Pulver gestossen / und in frische Wunden gestrewet / hefftet sie zusammen / heilet und erfüllet sie mit Fleisch: Also gebraucht / ist auch sonderlich gut zu den Geschwären des Gemächs / für böse Fisteln und fliessende / faule / stinckende Schäden / so man wil / kan man ein wenig Honig dar zu thun / und ein Sälblein darauß machen / so treflich heilet / und den kalten Brand verhütet. Garzias ab Horto Lib. 1. Arom. Hist. Cap. 2. (Geschwär der Nieren un̅ Blasen. Eyterichter Harn.) berichtet / daß man in der Indianischen Statt Goa den Aloe zu reinem pulver stosse / und davon in Milch denjenigen eingebe / so ein Geschwär in den Nieren oder der Blasen haben / und eyterichten Harn von sich lassen / darbey sich die Krancken gar wol befinden / denn sie alsobald darauff gesund werden. Demnach die bekandten Franckfurter Pillen / welche der Hochgelehrte Herr Dr. Johann Hartman Beyer erfunden / und Pilulas Angelicas, oder Englische Pillen genennet hat / auch von dem besten Aloe gemacht / und bald von jederman gebraucht werden / als wil ich derer Würckung auch hierbey setzen. Die Pilulae Angelicae, oder also genannte Franckfurter-Pillen / sind nichts anders als ein sonderbahr künstlich Extractum laxativum, welches der gestalt zubereitet wird / daß es Junge und Alte / auch schwangere Weiber ohne sorg brauchen können. Ihre Würckung und Tugend ist / daß sie den Schleim (Schleim und Gall.) und die Gall / welche sich auch bey gesunden Leuthen täglich samlen / und wenn sie überhäuffet / allerhand Schwachheiten zu verursachen pflegen / in dem Magen / Gedärm und Kröß-äderlein ablösen / daß die Natur hernach selbige desto leichter durch die Stulgäng mit vielen Winden außsühren möge / sie stärcken den Magen und das Haupt / machen (Flüß /) lust zum essen / wehren den Flüssen / daß sie nicht so hart fallen / minderen den Zundel (Podagra / Stein.) zu dem Podagram und Stein / sie behüten auch vor mancherley Kranckheiten / die von obgedachtem versetztem Schleim und Gallen en???stehen / und dahero wenn diejenigen / welche sich dieser Pillen fleißig bedienen / schon kranck werden / ist ihnen leichter zu helffen / weil nicht viel unreines bey ihnen (Würm.) seyn kan / sie tödten die Würm / und widerstehen aller Fäulnuß im Leib / werden (Pest.) derohalben zur zeit böser gifftiger Lüfften und der Pest / als ein Praeservativ nutzlich gebraucht. Man kan sie alle drey / vier / fünff / sechs / oder sieben tag einmal einnehmen / nachdem man derer vonnöthen hat / und zwar eine stund vor dem Nachtessen sieben / neun / eilffe / dreyzehen oder mehr / mit einem löffelvoll Wein / Bier oder Brühen / darauff bedienet man sich bey dem Nachtessen eines warmen Süppleins / und anderer wol-verdäwlicher Speisen: wenn nun folgenden tag vormittag der Leib nicht etwas mehr als sonsten offen gespühret wird / schlinge man ein halb stund vor dem mittagessen abermahl so viel Pillen / auch wol zum drittenmal so viel den nächsten abend / ein halb oder gantze stund vor dem Nachtessen. (Franckfurter Pillen.) Es werden aber die Franckfurter-Pillen auff folgende weise bereitet: Nehmt der besten gläntzenden und groblicht zerstossenen Aloes 32. loth / des Wassers / darinnen dreymal frische Violen infundiert / und eingeweicht worden 3. pfund / oder 96. loth / des besten weissen Weins dritthalb pf. oder 82. loth / Zerlaßt auff gelindem fewr alles untereinander / laßts hernach durch ein härin Sieb / oder leinen tuch lauffen / zu dem durchgesiegenen mischt annoch von praepariertem und zu reinstem pulver verstossenen Weinstein 6. loth: Kochts hernach auff gelindem fewr biß zur dicke des Honigs; behaltet hernach solche Massen entweder in Blasen / oder in Schächtelein mit süß Mandel-öl bestrichen / auff: Oder formieret Pillen darauß ein halb gran schwer. Solche Pillen purgieren sanfft / [657] wenn man 10. 12. biß 15. davon mimt / wo man aber deren zu viel auf einmal gebraucht / so wird durch ihre zusammenziehende krafft die purgierende würckung gehemmet. Sonsten hat auch Paracelsus auß Aloe / Myrrhen und Saffran ein Elixir bereitet / welches in den Apothecken zu finden ist / und auff 12. biß 20. tropffen / ein halbe stund vor dem Mittag- und Nacht-essen in Brühen (Schwacher Magë / verlohrener Eßlust / Würm Gifft / Pest.) oder Wein eingenommen / den Magen stärcket / Eßlust erwecket / Würm tödtet und außtreibt / allem Gifft widerstehet / und vor der Pestilentzischen und andern Seuchen behütet. Heut zu tag wird solch Elixir ohne Vitriol-geist / mit dem Liquore Nitri fixi zubereitet / und ist nicht so bitter einzunehmen / hat aber dennoch gleiche würckung. Hat einer viel Würm im Leib / so gebe (Würm.) man ihme inwendig täglich von bemeldtem Elixir, oder auch öffters ein wenig Franckfurter-pillen ein; außwendig aber muß man ihme ein Clystier von Milch / Honig / und andern süssen Sachen beybringen / und den Leib / sonderlich in und umb den Nabel / mit folgendem Sälblein schmieren: Nim Leber-Aloes ein halb loth / erdickerte Rinder-gall 1. quintlein / Coloquinten-öl so viel als nöthig zu einem Sälblein anzumachen / mische alles wol durch einander. (Faule Geschwär / Fisteln und Wunden.) Zu Säuberung und Heilung alter fauler Schäden / Geschwären und Fisteln / wie auch zu schliessung der Wunden / kan man Aloes neben Myrrhen / Osterlucey-wurtz / Tabac-kraut / schwartze Nießwurtz und dergleichen / in weissem Wein sieden / und darmit bey jeder verbindung die Schäden warm außwaschen. Man kan auch Aloes unter die Digestiv-salben mischen. Americanische stachlichte Aloe ohne Blum. Aloë Americana spinosa sine flore. Americanische blühende Alboe. Aloë Americana florens. Die Americanische stachlichte Aloen / beschreibet Carolus Clusius Lib. 2. Stirp. Hispan. Histor. Cap. 77. & Lib. 5. Rarior. Plantar. Histor. Cap. 48. also: Die Americanische Aloe hat viel blätter / welche eines Menschen länge ergreiffen / sind zwar grün / aber man vermeint / sie seyen wie die blätter etlicher Tulipen umb etwas aschen-farbig / erscheinen glatt / und am understen theil dreyer oder vier quer finger dick / holicht / sehr breit / und stehen hart in einander / wie die blätter der gemeinen Aloe und Affodillwurtz. Der spitz dieser blättern ist nichts anders / als ein braun-schwartzer dicker dorn / also hart / daß die Americaner ihne an statt einer Ahlen und eines eisernen spitzes zu den pfeilen gebrauchen. An den seiten der blättern sihet man kurtze dörne / und ist der innere theil safftreich. Mitten auß den blättern soll ein stengel wachsen eines Arms dick. Die wurtzel ist dick / lang und krum / als mit Gläichen abgetheilt / auß welchen an den seiten viel andere junge stöck und wurtzeln herfür wachsen / wie an der Figur zu sehen ist / wenn nun dieselbige nicht in der zeit abgenommen werden / so entziehen sie der alten wurtzel ihre Nahrung / daß sie verdorren muß. Diese stachlichte Aloen pflegen die Americaner (wie wir die dörne) umb ihre äcker zu pflantzen / dieselbe dardurch zu bewahren. Andreas Caesalpinus schreibt Lib. 10. de Plant. cap. 32. daß er in Herren Tornabonii Garten zu Pisa / den stachlichten Aloe mit vieler verwunderung blühen gesehen habe / und seye ein stengel mitten auß dem gewächs mit kleinen und wenig blättern herfür kommen / welcher gerad auff in wenig tagen eilff [658] elenbogen hoch gewachsen. Oben habe er ringsumb viel zweiglein bekommen / wie ein breite dolden / an welchem die blumen über sich gestanden eines fingers hoch / außwendig grünlicht / inwendig aber bleich / welcher jede sechs blättlein gehabt / aber keine frucht gebracht. Gegen dem Winter ist der stengel widerumb verdorret. Sonsten hat man dieses Gewächs von zeit zu zeit in Europa blühen gesehen. Anno 1625. hat es in dem berühmten Farnesischen Garten zu Rom geblühet / einen stengel 15. elen hoch / und auff jedem ast des stengels bey 300. blumen getragen. Anno 1586. blühete es in dem Fürstlichen Florentinischen Lustgarten / da der stengel verwunderlich hoch auffgeschossen / und mit vielen grüngelben blumen gezieret gewesen. An. 1641. hat sie in der Statt Bezenas in Langendock sehr viel blumen herfür gebracht / welche als ein Wunderwerck der Natur / Ludwig der XIII. König in Franckreich / neben Hr. Cardinal de Richelieu zu besehen gewürdiget / und seinem Mahler abzuwahlen anbefohlen hat. An. 1646. hat sie ferner zu Montpelier in Herren Perier Garten geblühet. In Teutschland hat die Aloe auch zuweilen ihre blumen herfür gebracht / und zwar An. 1658. in dem Fürstl. Würtenbergischen Lustgarten zu Stuttgart / da sie einen sehr dicken / bey 23. schuhe hohen stengel herfür gebracht / und 40. äste mit blumreichen dolden getragen / also daß ein jede auß zwey / drey / biß in 400. blumen bestanden / hiemit dero anzahl auff zehen und mehr tausend gestiegen. Zu Gora in Meissen in Hr. Cunrad von Lösern Lustgarten / hat eine fünff und fünfftzig jährige Aloe / (welche biß dahin in Gefässen gestanden / endlich im Herbstmonat des 1662. Jahrs außgehoben / und im Pomerantzen-hauß ins Erdreich gesetzet worden) im Mäy des 1663. Jahrs ihren stengel 12. elen hoch herfür gestossen / im Brachmonat zu blühen angefangen / auch damit biß in den Weinmonat fortgefahren / und innert solchen zeit an 32. zweigen doldenweiß bey drey tausend Blumen gezeuget. An. 1668. hat sie in dem Fürstl. Hollsteinischen Lustgarten zu Gottorff geblühet / und An. 1669. hat eine meil von Jena in Sachsen eine Aloe geblühet / und an 33. ästen des 21. schuh hohen stengels 4610. blumen herfür gebracht. Ferners berichtet Carolus Clusius auß des Gomarae Historiâ Mexicanâ, daß diese Aloe in grossem Gebrauch sey bey den Indianern. Sie hölen die wurtzel / ehe sie gar zu sehr schosset / samlen davon den safft / welcher alsobald wie ein Syrup dick wird / wenn sie ihn an wenig kochen / so ist er wie ein Honig / wenn man ihne aber säubert / ist er wie Zucker / so man ihn aber wässert / wird er wie Eßig. Aber so man die wurtzel oepatli darzu thut / alßdenn gebrauchen die Indianer diesen safft für Wein / ist aber ein ungesundes Tranck / denn er das Haupt hefftig angreiftt / und mächtig truncken macht. Es stincket kein Aaß oder Dolen so hefftig / als derjenigen athem / welche sich von diesem tranck voll gesoffen haben. Die Americaner heilen die Frantzosenkranckheit (Frantzssen-kranckheit.) mit diesem Aloe also. Sie nehmen ein stuck / zerschneiden es klein / legen es in ein hafen / vermachen ihn wol mit Leim / kochen es drey stund / darnach tragen sie den hafen zu dem krancken / thun ihn auff / und lassen den dampff und rauch an denselben / davon ein grosser schweiß verursacht wird. Die blätter braten sie auff kohlen / drucken (Frische Wunden.) den safft auß / und giessen ihn in die frische Wunden / welche davon bald heilen. Der safft von dem jungen kraut und wurtzel / (Biß der Vipern.) mit desselben art Wermuth-safft vermischet / wird nutzlich in die Biß der Vipern gethan. Umb Mexico / da diese Aloe in grosser menge und zweyer manns hoch wächßt / braucht man sie für holtz / und die aschen zur laugen: der blättern bedienet man sich für ziegel / und macht auch papier darauß. Ferners bereitet man Seiler / Gürtel / Kleider und dergleichen davon. Es sollen zu Hispali in Spanien Hembder darauß gemacht / und daselbst verkaufft werden. CAPUT CII. Jucca. Yucca. Namen. JUcca heißt Lateinisch und bey allen übrigen Sprachen Yucca. Casp. Bauhinus hat sie Yuccam foliis Aloës genennet. Gestalt. Die Jucca hat eine grosse / dicke / knorrichte / inwendig weisse / von aussen braunrothe / sehr safftige und süßlichte wurtzel: auß welcher viel elen-lange / harte / immer grü [659] nende / zähe oder schwer zerbrüchliche / in einen scharffen stachlichten spitz außgehende blätter / welche rings umb die wurtzel herumb herfür wachsen. Zwischen welchen / wenn das Gewächs schon erwachsen / ein dicker / runder / steiffer / oben auß in viel Blumen-zweig zertheilter stengel auffschießt / und an seinen zweigen sehr viel grosse / sechs-blättige / weisse / nidlich hangende blumen trägt / deren drey äusserste blätter von innenwerts mit underschiedlichen röthlichten adern gezieret sind. Auff die Blumen folgen dreyeckichte Samen-gefäß / welche in drey hölen getheilet / und mit rundem samen angefüllet sind. Eigenschafft und Gebrauch. Obwolen man darfür gehalten / daß dieß Gewächs gifftig / und sehr schädlich zu gebrauchen seye / so bezeuget doch die heutige erfahrung / daß man die wurtzel desselben entweders zubereitet / oder doch rohe essen könne. CAPUT CIII. Wermuth. Absinthium. Namen. DEr gemeine Wermuth heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Absinthium, Absinthium vulgare, Absinthium commune. Italiänisch / Assentio, Assenzio, Assenzo. Frantzösich / Aloyne, Aluine, Absinte. Spanisch / Assencois, Assensios, Alozna, Alosna, Axenios. Englisch / Wormwood. Dänisch / Malurt. Niderländisch / Alst / Alsen. In Teuscher Sprach wird er auch genennt Elß / Eltz / Wiegenkraut und Feld-wermuth. Der Berg-Wermuth behält vorgemeldte Griechische namen / wird aber zum underscheid des gemeinë Wermu hs auff Lateinisch Absinthium montanum genennt. Dioscorides, Aetius und AEgineta heissen ihne Absinthium Ponticum, von Mesue wird er under dem namen Absinthii Romani, von Plinio aber Absinthii Italici beschrieben. Wiewol bey diesen Authoribus der Pontisch / Römisch und Italiänische Wermuth den preiß führet / so ist doch unser Berg-wermuth / nach dem bericht Tabernaemontani, in der gestalt / krafft und tugend ihnen durchauß gleich / daher unnöthig in Pontum und Italien nach demselben zu schicken: derohalben irren diejenigen / welche ein underscheid zwischen unserm Berg-wermuth / und dem Pontischen / Römischen / oder Italiänischen Wermuth machen / ausserhalb der grösse / denn bißweilen einer grösser als der ander / nach des Landes art wächßt. Italiänisch heißt er / Assentio montano, Assentio Romano, Assentio Pontico. Frantzösisch / Absinte des monts. Spanisch / Alosna montesina. Englisch / Mountaine Wormwood. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Pontische Feld-Wermuth / Absinthium vulgare campestre, vulgare majus, J. B. Ponticum s. Romanum officinar. C. B. ist jedermänniglich bekannt / hat einen unannehmlichen geruch / und einen unlieblich bitteren geschmack. Die blätter Gemeiner Wermuth. Absinthium vulgare. sind äschfarb / tieff zerkerfft / ein wenig krauß / und umb etwas grösser als die Weinrauten. Die stengel sind groß / bey zweyer elen lang / wie die stengel des Beyfuß / welche auß ihrer harten / holtz- und zaßlichten wurtzel allererst im andern Jahr herfür stossen / mit vielen zincken und neben-schößlein / die bringen im Brachmonat an ihren giffeln und allen neben-zweiglein viel runde knöpflein / die im ende gemeltes Monats anfahen zu blühen / also daß im Hewmonat die gantze Staude in voller blüth ist. Die blümlein sind knöpfficht / bleichgelb / schön und gefüllt / an der gestalt den Rheinblumen / Jüngling genannt / nicht ungleich / scheinen jedoch viel kleiner. Nach derselben zeitigung werden sie voll kleinen samens / der vergleicht sich fast dem samen des Rheinfarns / ist doch kleiner. Er wächßt gern an stein- und sandichten orten auff den Rechen und Hügeln / auff den alten Mauren und Hoffstätten / deßgleichen auch auff den dürren Egerten / umb die Dörffer und Flecken herumb / hinder den zäunen / ungebauten und unfruchtbaren feldern. Clara vallis, Frantzösisch Clair val, in dem Linganensischen Bezirck / nicht weit von dem Fluß Alba ligend / allwo der H. Bernhardus Abt ware / ist von alters her Wermuth-thal gennennet worden / dieweil man allda den Wermuth in grosser menge gefunden hat / wie solches in dem Leben S. Bernhardi, lib. 1. c. 5. zu lesen ist. Der Wermuth erjüngt sich selbst jährlich von seinem samen / und wird heutiges tags / (ohnangesehen daß er in allen orten hin und wider von sich selbst wächßt) auch in den Gärtten gezielet. Wenn man aber den Wermuth in die Gärten pflanzen will / soll man die wurtzel winden / oder hin und wider verschrencken / so [660] wächßt er desto frewdiger und schöner. Der Wermuth soll im Hewmonat / wenn er in bester blüth ist / zum gebrauch der Artzney gesamlet / und im schatten getrocknet werden / denselben über Jahr zu behalten. Gemeine Berg-Wermuth. Absinthium montanum vulgare. 2. Der Römische oder gemeine Berg-Wermuth / Absinthium montanum vulgare, J. B. Ponticum montanum, C. B. Ist dem vorigen mit der wurtzel / stengeln / blättern und blumen / gantz und gar gleich / allein daß es kleiner ist / wird selten über zwey oder drey spannen hoch / ist bitter wie der gemeine Wermuth / jedoch anmüthiger zu gebrauchen / hat auch nicht so einen unlieblichen geschmack und geruch. Er wächßt hin und wider an vielen orten Teutschlands ind den Gebürgen. Im Baßler-Bischthum findet man den besten Wermuth in denen Bergen bey dem Dorff Reschets / in der Vogtey Zwingen / hinder dem Stättlein Lauffen ligend. Dieser Wermuth soll billich in allen Artzneyen von den Aertzten und Apotheckern gebraucht werden / so man aber ihn nicht allwegen bey der hand haben könte / soll man an seine stattdiesen nehmen / welcher in den trocknen feldern wächßt. 3. Der wahre Pontische Wermuth Galeni, Absinthium Ponticum majus & minus. Ponticum vulgare, folio inferius albo. J. B. Ponticum tenuifolium incanum, C. B. bekomt ein kleine wurtzel / so mit ihren wenig zaseln hin und her in der erden kriecht / und jährlich im Frühling viel schoß herauß stoßt / die hernach sich in zwey oder drey spannen hohe stengel mit wenig neben-ästlein erstrecken / und schöne zerkerffte / äsch-farbe blätter tragen. Gegen dem Herbstmonat gewinnet er oben an dem gipffel viel kleine runde knöpflein / Grosser Pontischer Wermuth. Absinthium Ponticum majus. Kleiner Pontischer Wermuth. Absinthium Ponticum minus. darauß werden schöne bleichgelbe blümlein / den vorigen ähnlich. In summa dieses gewächs ist dem gemeinen Wermuth an stengeln / blättern und blumen durchauß gleich / jedoch viel kleiner. Es hat aber einen lieblichen Würtz-geschmack. Nach Herren Camerarii bericht / wächßt er an einem ort grösser als an dem andern / daher auch zwey Figuren allhie beygesetzt sind. Obwolen er gemeiniglich in den Gärten gezielet wird / wie er denn auch in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten anzutreffen ist / so findet man ihne jedoch in unserem Teutschland / im Altzergaw / nicht weit von der Statt [661] Altzey und bey Gawhaseloch / wie auch zwichen Oppenheim und Nerschheim / genugsam vor sich selbsten an dürren Rechen bey den Strassen wachsen. Er wird von Galeno lib. 11. method. medend. cap. 16. beschrieben. 4. Der kriechende Wermuth / Absinthium Ponticum repens, sive supinum, C. B. Absinthii species quibusdam Chamaemelum Chrysanthemum Fuchsii, J. B. hat zerspaltene blätter. Seine Stengel / die von einer holtz- und zaßlichten wurtzel herfürkommen / sencken sich zur Erden. Die Blümlein sind den vorigen nicht ungleich. Der Geruch ist lieblich / der Geschmack aber bitter und gewürtzt. Man pflantzet es gemeiniglich in die Gärten / und wird für den wahren Pontischen Wermuth nutzlich gebraucht. Meer - Wermuth mit Lavendel - blätteren. Absinthium marinum Lavendulae folio. 5. Der gemeine Meer - Wermuth / Absinthium maritimum Lavendulae foio, C. B. maritimum latifolium s. Matthioli, J. B. Vberkomt rahne Stengel / so mit kleinem Samen angefüllet sind. Die underen Blätter vergleichen sich dem gemeinen Wermuth / die aber oben an dem stengel stehen / werden viel kleiner / er gibt einen bittern geschmack und starcken geruch von sich. Man findet ihne bey dem Meer. 6. Der weisse Meer - Wermuth / absinthium marinum album, Ger. Absinthium Seriphium Belgicum, J. B. C. B. item Seriphium Germanicum succulento folio s. Misnicum, J. B. Seriphium Germanicum, C. B. hat viel spaltig-safftige / weisse Blätter / die sich mit dem Holländischen und Engelländischen Meer - Wermuth vergleichen / jedoch einen stärckeren geruch von sich geben / und einen saltzicht-bitteren geschmack haben. Er wächßt meistentheils in Meissen. Weisser Meer-Wermuth. Absinthium marinum album. (A. Ein schößlein Meer-wermuth.) (B. Seine oberen Blätter.) (C. Seine underen Blätter.) (D. E. F. G. H. Unterschiedliche gattung Blätter.) Frantzösischer Meer - Wermuth. Absinthium Seriphium Gallicum. 7. Der Frantzösische Meer - Wermuth / Absinthium Seriphium Gallicum, C. B. Seriphium tenuifolium maritimum Narbonense, J. B. vergleicht sich dem Pontischen Wermuth / hat aber grössere / mit weisser Wollen [662] überzogene Blätter / und bringet gesprengte Saffran - gelbe Blumen / welchen ein kleiner / bitterer und scharffer Samen nachfolget. Das gantze Gewächs gibt einen bitteren und gewürtzten geschmack von sich. Man findet es in Franckreich bey Maßilien am Meer und steinichten orten. In Teutschland wird es in den Gärten gepflantzet. Schößlein von Jüdischem / Alexandrinischem und Aegyptischem Wermuth. Comae Absinthii Judaici, Alexandrini & AEgyptiaci. (A. Aegyptischer wermuth.) († Die grösse seiner blätteren.) (B. B. Jüdischer wermuth.) (C. C. * Alexandrinischer wermuth.) 8. Der Jüdische Santonische Wermuth / Absinthium Santonicum Judaicum, C. B. Lumbricorum Semen Rauvvolfio, J. B. Wächßt sehr viel im Jüdischen Land / insonderheit aber umb Bethlehem der Heiligen Geburts-Statt unsers Heilands. Er überkomt allda aschenfarbe blättlein / die sich dem gemeinen Wermuth zimlich vergleichen / bringt viel dünne stengelein voll kleinen gelblichten Samens / ist eines unlieblichen geruchs und sehr ditteren geschmacks / mit einer gesaltzenen Schärffe. 9. Der Alexandrinische Wermuth / oder das wahre Wurmsamen - kraut / Absinthium Santonicum Alexandrinum, C. B. Lumbricorum semen vulgare & Matth. J. B. ist ein staudicht Gewächs / so mit vielen Stenglen und Neben - zweiglein bekleidet / auch mit unzahlbahrem kleinem Samen angefüllt ist / gibt einen bitteren geruch und einen unlieblichen geschmack von sich. Man bringet ihne auß Alexandria und umbligenden orten. In Teutschland wird er leichtlich in den Gärten von dem frischen Samen gezielet / bekomt wenig kleine Blätter / ist aber an allen Aestlein von unden an biß oben auß voll Samens. (Würm bey den Kinderen.) Allhier solle ich billich anmercken / daß / wie dieser Wurm - samen / roh oder verzuckert den Kinderen / so von den Würmen geplaget werden / dienlich ist / also thut er hingegen denjenigen / so keine Würm im Leib haben / mehr Schaden als Nutzen bringen. 10. Der Aegyptische Wermuth / Absinthium Santonicum AEgyptiacum, C. B. bringt subtile / weißlichte Blättlein / so an einem langen stiel gegen einander über stehen / er hat ein starcken doch nicht unlieblichen geruch / der geschmack ist ein wenig bitter. Dieses Kräutlein vergleichet sich der kleinen Stabwurtz / daß man sie kaum von einander unterscheiden kan / allein wird er weisser / wollichter und kleiner. Ist ein Sommer - gewächs / und muß im Winter in warmen Kelleren erhalten werden. Eigenschafft. Der Wermuth hat ein ölicht - flüchtiges / bitteres Saltz bey sich / wärmt daher und trucknet / erdünneret / erweicht / eröffnet die Verstopffungen aller innerlicher theilen / stärckt den Magen / bringt Eßlust / treibt und tödtet die Mürm / deförderet die monatliche Reinigumg / zertheilet die Wind / und widerstehet allem Gifft und Fäulung. Gebrauch. Bey den Kömern ware ein Gebrauch / daß nach vollendeten Megalensischen Schauspielen / der überwinder / nachdem er mit frolocken des Volcks auß seinem Wagen gestiegen / auch wider seinen Willen / von dem Wermuth-wein trincken mußte / darbey ihne der Römische Schultheiß also anredete: Disce, ô Victor! Fortunae mores, quae suavibus & jucundis semper amari quidpiam admiscere solet. Lehrne / O du überwinder! die Sitten des Glücks / welches allezeit under die lieblichen und anmuthigen sachen etwas bitters zu vermischen pfleget. (Schwacher und kalter Magen / Fäulung und Gall in dem geblüt / Gift / Engbrüstigkeit / Auffstossen des Magens.) Der Wermuth erwärmet und stärcket den schwachen und kalten Magen / reiniget das Geblüt von der Fäulung und Gall / widerstehet dem Gifft / wehret der Engbrüstigkeit und dem Auffstossen des Magens. In alle Kranckheiten des Magens / die ihren ursprung von kälte her haben / ist nichts dienlichers als der Wermuth. Was massen auß dem Wermuth ein sehr nutzliches Laxier-säcklein für Mann- und Weibs-personen zubereitet werde / ist bey der Veyelwurtz an ihrem ort angezeigt worden (Wassersucht.) / allda auch ein bewehrtes Mittel wider die Wassersucht / von der Wermuth-aschen gefunden wird. (Ansteckende Seuch bey dem Rindvieh und den Schaaffen.) Es dienet auch der Wermuth dem Rindvieh und den Schaaffen / daher die Hirten den gestossenen Wermuth mit Saltz vermischt / denselben zu lecken geben / sie dadurch vor ansteckenden Seuchen zu bewahren. In dem Vieh-sterben solle man morgens (Vieh - sterben.) und abends das Rindvieh in den ställen mit Wermuth beräuchem. (Würm der Pferden im Leib.) Wider die Würm der Pferden in dem Leib: Nim Wermuth / Feigbonen / Tausendgulden-kraut jedes ein halb loth / Rettich-samen ein quintlein / Hirschhorn ein halb loth: stosse alles zu einem reinen pul [663] ver / und schütte es dem Pferd in weissem Wein ein; nach dreyen tagen soll man ihme nachgesetztes Clystier geben: Nim Wermuth und Rauten jedes drey handvoll / siede es in einer maß Wasser / diß ein halbe eingesotten / in dieser halben maß zerlaß eine Rindsgallen / und zwey loth gestossenen Aloes / und schütte solches dem Pferd Clystier-weiß ein. Oder nim Wermuth / Braunwurtz jedes drey quintlein / Sevenbaum / Feigbonen / Aloes jedes ein quintlein: stosse alles zu einem pulver / gib es dem Pferd morgens nüchter auff Brot ein / und laß es zwey (Würm der Kinder.) stund darauff fasten. Ein treffliches pulver für die Würm der Kinder / welches bey uns allhier zu Basel in den Apothecken von vielen Jahren hero gemein ist. Nim des besten Wurmsamens ein halb loth / Corallen-mooß / frische Senetblätter jed. 1. quintl. Corian der-samen / gute Rhabarbara / zubereitet Hirschenhorn / jed. ein halb quintl. Diagridium 5. gran. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gib dem Kind / wenn der Mond nidsich gehet / morge̅s nüchter ein messerspitzleinvol in milch ein. Wenn man das Wermuth-kraut gebrauchen will / daß es nicht zu starcken geruchs seye / solle man es zuvor durch ein siebend Wasser etliche mal ziehen. (Blöder erkalter Magen / Grimmë / bauchweh / würm Gelbsucht / Wassersucht / versteckte Weiberzeit.) Das bestillierte Wermuth-wasser auff ein oder zwey loth getruncken / stärcket und erwärmet den blöden erkalten Magen / stillet das Grimmen und Bauchweh / treibet auß die Würm / zertheilet die Gelbsucht / wehret der Wassersucht / und fürdert die mon altiche Reinigung der Weiber. Ein guten Wermuth-wein zu machen: Nim Alantwurtzen sechs loth / Tamarisken vier loth / Berg-Wermuth fünff handvoll / Tausendgulden-kraut / Cardobenedieten / Odermenig / edel Leberkraut / Hirschenzungen / Ehrenpreiß jedes drey handvoll: zerschneide alles groblicht / thue solches in (Erkältung schmertzen und Auffblähung des Magens / Widerwillen zu der speiß Verstopffung der kalten Leber / Miltzes un̅ der Nieren / Gelbsucht und Lendëweh / Glieder - kranckheiten / Schlag / Fallende sucht / verlohrne Sprach / Auffbläbung des Leibs / Würm / verhaltene Weiberreinigung / Grimmen vergiftung des Quecksilbers.) ein sauberes fäßlein / so ein Ohmen oder dreißig maß hält / schütte darüber ein Ohmen des guten weissen Mosts / laß alles wol verjäsen / und ein Wochen sechs oder acht stehen / alßdenn trincke morgens nüchtern / oder bey dem mittag-essen nach der Suppen ein gläßlein voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch mit gutem alten weissen Wein angesetzt werden. Dieser Wermuth ist insonderheit dienlich dem kalten Magen / und stillet den Schmertzen und Auffblähung desseltigen; er vertreibet den Widerwillen zur Speiß / fürdert die Däwung / und dienet den kalten flüßigen menschen: er öffnet die Verstopffung der kalten Leber und Miltzs / vertreibt die Gelbsucht und Lendenweh / und treibet den Harn: er wird auch gelobet für die Glieder-kranckheiten / denn er verzehret die übringen Feuchtigkeiten und stärcket die Glieder: er bewahret vor dem Schlag und Fallenden Sucht / und bringt wider die verlohrne Sprach: er zertheilt die innwendigen Auffblähungen des Leibs / tödtet die Würm / und befürdert die verhaltene Monatliche Reinigung der Weiber: er ist sehr gut für das Grimmen / dienet auch für die Vergifftung des Quecksilbers im vergülden / derowegen die Goldschmied ihnen diesen Wermuth-wein sollen lassen befohlen seyn. Er ist auch ein gesunde Artzney denen / welche zuviel Melonen und kaltes Obst genossen haben: er behütet den Menschen vor der Pest / derowegen wird er nutzlich in der Pest-zeit getruncken. Daher diejenigen / welche zu den von der (Pest.) Pest angesteckten Menschen gehen müssen / sollen zuvor einen bissen Brot mit gesatzenem Butter essen / und einen guten trunck (Zittern / schwache Glieder.) Wermuth-wein darauff thun: er benimt auch das Zittern / denn er stärcket die schwachen Glieder. Morgens nüchtern von Wermuth-wein getruncken / verhütet die Trunckenheit. Welche die Schiffarten auff dem Meer verrichten müssen / sollen sich des Wermuth-weins bedienen / denn er verhütet das Erbrechen und stärcket den Magen. Gesunde Leuth / und die ein gar zu hitzige Leber haben / sollen sich des Wermuth-weins enthalten / denn er ihnen schädlich ist. (Pest.) Ein anderer nutzlicher Pest-wein: Nim Tormentill-wurtzel / Zittwar jedes ein halb loth / Wasser-knoblauch / Cardobenedicten / Wermuth jedes ein handvoll / Citronenrinden / Muscatnuß jedes ein quintlein / Muscaten-blüth ein halb quintlein / zerschneide alles / schütte darüber zwey maß weissen Wein / laß es 24. stund stehen / alsdenn gebrauche es / wie erst angezeigt worden. (Wassersucht.) Matthiolus berichtet / daß er mit der Wermuth-Lattwerg vielen von der Wassersucht geholffen habe: man solle alle tag morgens ein loth darvon nehmen / doch muß der Leib zuvor wol purgieret seyn. (Drey- und viertägig Fieber / Wassersucht / Grimmen.) Das in den Apothecken recht zubereitete Wermuth-saltz stärcket den Magen / widerstehet den drey- und viertägigen Fiebern / ist gut vor die Wassersucht und das Grimmen / so man ein scrupel schwer in zwey loth seines destillierten Wassers einnimt. Wenn ein Mensch von der Pest angegriffen wird / nim des besten Theriacs ein quintlein / Wermuth-saltz ein halben scrupel / zerlaß es in Cardobenedicten-wasser / gibs dem Krancken ein / und laß ihn wol darauff schwitzen. (Grimmen der jungen Kindern.) Ein nutzliches öl / so die Weiber in Teutschland gemeiniglich Grim̅-öl nennen / für die Kinder wenn sie grosse Leibweh leiden / und man davon die Gichter besorget. Nim gekocht Wermuth- Rauten- Chamillen- und Müntz-öl jedes ein halb loth / mache es warm und salbe damit dem Kind etliche mahl bey tag und nacht das bäuchlein. (Schwaches feuchtes haupt / Flüß / Schleim auff der Brust / kalter Magen Verstopffung der Leber und Miltz / zu ruck gebliebene Weiber-reinigung / Pest.) Auß dem Wermuth wird ein köstliche Essentz gezogen / welche insonderheit alten Leuthen dienlich ist / denn sie stärcket das schwache feuchte Haupt / wehret den Flüssen / reiniget die Brust von allem Schleim / befördert den Außwurff / erwärmet den kalten Magen / macht Lust zum essen / eröffent die verstopffte Leber und Miltz / befördert den Weibern ihre zuruck gebliebene monatliche Reinigung / wird nutzlich zur Pest-zeit gebraucht: man nimt davon morgens nüchter in einem paar löffelvoll weissen Wein zehen oder zwölff tropffen. Nim guten Wermuth ein loth / Cardobenedieten ein quintlein / Tausendgulden-kraut 20. gran / Galanga 80. gran / Calmus und Pomerantzen-rinden jedes ein halb quintl. starcken Brann [664] tenwein8. loth / laß es acht tagstehen / alsdenn trucke es auß / siechte es / und behalte es auff zur nothurfft in einem sauberen glaß. CAPUT CIV. Ehrenpreiß Männlein. Veronica mas. Namen. EHrenpreiß heißt Lateinisch / Veronica. Italiänisch / Veronica. Frantzösisch / Veronique, Herbe aux Ladres. Dänisch / Erenpryß. Niderländisch / Erenpriiß. Englisch / Speedwell or Fluellin. Grundheil wird es auch wegen seiner heilsamen Tugend und Würckung genennt. Geschlecht und Gestalt. Es hat dieses Krauts zimlich viel Geschlechter / deren wir aber allhier nur etliche wenig / welche sehr gemein hin und wider sind / beschreiben wollen. 1. Das erste Geschlecht / Ehrenpreiß Männlein / welches allhier abgebildet stehet / und in der Artzney für andern gebraucht wird; Veronica mas erecta, C. B. item, Veronica mas supina & vulgatissima, Ejusd. Kriecht auff der Erden mit seinen dünnen / röthlichten und rauchen Stengeln. Die Blätter sind länglicht / schwartz - grün / rauch / und mit zarten / reinen kerffen zerschnitten. Seine kleinen / vier - blättigen Blumen erscheinen weiß - purpurfarbig / so die abfallen / findet man sehr kleinen Samen in kleinen täschlein verschlossen. Die Wurtzel ist nicht groß jedoch zaßlicht. Er wächßt an ungebawten orten / und in grosser mänge in Oesterreich / Ungarn / Steyrmarck und Mähren. Dieser ist zweyerley art / denn der einte bringt breitere blätter / und ein länger Blumen - ähre / der andere aber hat schmälere blätter / und ein kürtzer ähre. Der beste ist / welcher bey den Wurtzeln der Eychbäumen wächßt / und in dem Hewmonat gesamlet wird. 2. Der gerade breit - blättige Ehrenpreiß / Veronica spicata latifolia, C. B. major latifolia foliis splendentibus & non splendentibus, J. B. Bekomt elen - hohe Stengel / so bißweilen länger werden / sie haben wenig äste / aber viel knöpff / auß welchen drey zoll lange / und einen zoll breite / dicke / schwartz - grüne / gläntzende / wenig gekerffte / und scharffschmäckende blätter / an ihren gegen einander über stehende̅ stielen herfürwachsen. Seine zusammengedrungene bleiche Blumen erscheinen oben an den Stengeln ähre - weiß / welchen der kleine / braune Samen in breiten täschlein nachfolget. Er wächßt auff den Oesterreich- Steyrmärck- und Ungarischen Gebürgen. Blühet im Brach- und Hew - monat / der Samen aber wird in dem Augstmonat reiff. 3. Der gerade schmal - blättige Ehrenpreiß / Veronica spicata angustifolia, C. B. item, Veronica spicata minor, Ejusd. spicata recta major & minor, J. B. Hat ein zaßlichte Wurtzel / so neben der seiten sich fortpflantzet. Die Stengel werden grün / gerad / elen-hoch / und mit Knoden oder Gläichen unterschieden / auß welchen seine schmalen / ablangen / haarigen Blätter herfürkommen / so gegen einander über stehen. Auff dem gipffel der Stengeln sitzen die himmel-blauen Blumen wie ein dickes Aehre / sie haben vier blätter / und in der mitte zwey fäßlein. Der kleine rothe Samen ligt in glattem zwey - spältigem häußlein / und wird im Augst- oder Herbstmonat zeitig. Eigenschafft. Ehrenpreiß ist bitterlicht am geschmack / und ziehet zusammen / darauß leichtlich abzunehmen / daß seine natur warm und trocken seye. Sonderlich führet er subtile / balsamische und alkalische saltz - theilgen bey sich / dadurch er die eigenschafft hat / aller säure zu widerstehen / den zähen schleim auff der Brust und anderstwo zu erdünneren / verstopffungen der Brust / Leber / Miltz und Nieren zu eröffnen / die Flüsse des Haupts zu vertheilen / Wunden und Schaden zu säuberen und zu heilen / durch den Harn und Schweiß zu treiben. Gebrauch. Es wird dieses Kräutlein wegen seinen reichen Tugenden sehr gelobet / (daher es billich den Namen Ehrenpreiß trägt) zu vielen innerlichen und äusserlichen Gebresten (Versehrte Lungen /) des Leibs / fürnemlich aber zu der versehrten Lungen / welche es heilet / und vor der Fäulung bewahret: daher die Hirten ihre (Lungsüchtige Schaaff.) lungsüchtigen Schaaff mit diesem Kraut erhalten / denn sie es ihnen mit ein wenig saltz eingeben: derowegen sollen sich diejenigen dieses Krauts fleißig auff nachfolgende weiß (Mangel in der Brust un̅ Lungen.) bedienen / so ein mangel in der Brust und Lungen haben: Nim Scabiosen-kraut / Ehrenpreiß jedes eine handvoll / geschaben Süßholtz ein halb loth / frische Feigen ein loth / zerschneide alles / siede es in zwo maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / sei [665] ge es / thue darzu 6. loth gestossenen weissen Zucker / und lasse den Krancken nach belieben davon trincken. (Miltzsüchtige.) Matthiolus meldet / daß dieses Kraut auch den Miltzsüchtigen gar gut seye / so man es in weissem Wein siede / und davon etliche tag nach einander trincke. Diese Kraut ist ein fürtrefliches Wundkraut / innerhalb und ausserhalb des Leibs zu gebrauchen. (Frische und alte Wunden / Grind / Raub.) Fürnehme Wund-ärtzt rühmen dieses Kraut wider frische und alte Wunden / so man es in Wasser siedet / ein wenig Alaun darein legt / und die Wunden darmit außwäscht / also dienet es auch für den Grind und Räudigkeit des Leibs. (Grim̅en / Grieß / Nierenstein.) Ein gutes Hauß-clystier wider das Grimmen / Grieß und Nieren-stein: Nim Ehrenpreiß drey handvoll / siede es in Wasser / seige es / und nim darvon 16. loth / alßdenn zerlasse darinn süß Mandel-öl 3. loth / Zucker 2. loth / Capaunen-schmaltz 1. loth / vermische alles wol zu einem Clystier. (Gelbsucht / Lendenstein / Gift / Schwindel / schädliche Dämpff des Magens / Verstopffung der Leber und Miltz / fürnemlich der Lunge̅ / zäher Schleim auff der Brust / Lungengeschwär.) Das bestillierte Ehrenpreiß-wasser wird insonderheit hoch gelobt wider die Gelbsucht / den Lendenstein und das Gifft / vertreibet den Schwindel / bekräfftiget das Hirn / erwärmet den Magen / stärcket die Däuung / machet lust zur Speiß / verzehret die schädlichen Dämpff so vom Magen übersich riechen / und den Schwindel verursachen / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltzes / fürnemlich aber der Lungen / denn es zertheilet den zähen Schleim auff der Brust / und befürderet den Außwurff / heilet die Lungen-geschwär / reiniget das Geblüt / Nieren / Mutter und Blasen / so man morgens und abends 3. oder 4. loth dieses Wassers trincket. Ein Gurgel-wasser von Ehrenpreiß-wasser (Mund-geschwär von der Frantzösischen Seuch. Essentz / Syrup / Wunden / Schaden / Lendenwehe / Brustkranckheiten.) gemacht / und es offt laulicht gebraucht / heilet die Mund-geschwär / insonderheit / so sie von der Frantzösischen Seuch herrühren. Man kan auch auß frischer Ehrenpreiß mit Branntenwein eine Essentz außziehen / oder einen Syrup davon machen / welche beyde sehr fräfftig sind in allen Brust-kranckheiten / Wunden / Schäden / Nieren- und Lenden-wehe. Von der Essentz kan man täglich ein paar mahl biß 30. tropffen / von dem Syrup aber offt ein löffelvoll geben. (Warm Ehrenpreißtranck. Hauptschmertzen / Augenwehe / Zahnweh / Husten / Grimmen / Häisere / versaltzen Geblüt / Stein / Sand und Schleim der Niere̅ / Schwache Gedächtnuß / Schlagflüsse. Monatliche Reinigung.) Wenn man die Blätter des Ehrenpreises / ehe die Blumen herfürkommen / zu end des Mäyens oder anfang des Brachmonats samlet / wie die Thée-blätter dörret und zubereitet / so haben sie durchauß einerley Krafft und Tugend mit den Thée-blättern / und können also mit grossem nutzen / und nicht geringerer lieblichkeit an statt dieses Indianischen Krauts zu dem warmen Tranck fleissig gebraucht werden: massen solches Tranck alle Flüsse des Haupts und der Brust zertheilet und aufftröcknet / die Haupt-schmertzen / Augenwehe / Zahnschmertzen / Husten und Grimmen stillet / die Häisere vertreibet / das versaltzene / scharffe und hitzige Geblüt durch den Harn reiniget / Schleim / Sand und Stein der Nieren außtreibet / die Gedächtnuß stärcket / vor Schlagflüssen bewahret / die Mutter reiniget / die monatliche Reinigung befürderet / (Unfruchtbarkeit / Wunden / Geschwär.) die unfruchtbaren Weiber fruchtbar machet / und endlich zu heilung allerhand Wunden und Schäden sehr beförderlich ist. Das warme Tranck davon bereitet man wie das Thée-tranck. (Frische Wunden.) In frischen Wunden / so man des tages zweymal vier loth dieses Wassers trincket / schwitzet es / nach Loniceri bericht / zur Wunden herauß / gleich als Baumöl: wasche (Böfe Schäden und Versehrungen an heimlichen orten.) auch die Wunden mit diesem Wasser früh und spath / netze leinerne tüchlein darinn / lege es darüber / es heilet die Wunden / böse Schäden / und Versehrungen an heimlichen Orten / wie solches Matthiolus berichtet. Nicolaus Agerius in dem 1. Theil seiner (Unfruchtbare Frawen.) Teutschen Apotheck Cap. 62. vermeldet / daß die Frawen / so von grosser Mastigkeit und Fette unfruchtbar sind / dieses Kraut und Wasser in hohen Ehren halten sollen / denn es alle Uberflüßigkeiten verzehret / erwärmt die Geburts-glieder / und tröcknet sie von aller Feuchtigkeit / so der Empfängnuß verhinderlich ist / dahero Simon Pauli in seinem Quadripartito Botanico Class. 3. p. m. 513. berichtet: Daß Dänische Weiber / von hohem und nidrigem Stand / die wegen grosser Fette unfruchtbar waren / mit Leibesfrucht erfrewet worden / welche Ehrenpreißkraut zu Pulver gestossen / mit seinem destillierten Wasser viel tage lang gebraucht haben. (Pest.) Wenn einen Menschen die Pest angestossen hat / zerlasse alsobald ein quintlein des besten Theriacs mit zwey loth Ehrenpreißwasser / und gib es dem Krancken zu trincken / darauff er wol zugedeckt schwitzen soll. (Gefährliche offene Schäden an den Schienbeinen.) Alß Herr Fridrich Günther / Königlicher Dänischer Secretarius, ein gefährlichen offenen Schaden an den Schienbeinen etliche Jahr erlitten / und weilen er bald das gantze Schienbein angegriffen / daran ein lange zeit grossen Schmertzen außgestanden / hat er kein bessere hülff gespühret / als von tücheren in Ehrenpreiß-wasser geduncket / und über die Schienbein geschlagen / darauff sich (Dicke schüppichte Raud der Kinderen.) gleich die Hitz gelegt / und der Schmertzen gestillet hat. So man in diesem Wasser tüchlein netzet / und über die dicke / schüppichte Raud der Kindern leget / nimt es dieselbige hinweg. (Bresten der Brust und Lungë / verstopffte Leber / Miltz und Mutter.) Die Kräuter-wein / so von Ehrenpreiß gemacht / bekommen denen gar wol / so an der Brust oder Lungen bresthafftig sind / eröffnen die verstopfte Leber / Miltz und Mutter. Das in den Apothecken zubereitete Ehrenpreiß-saltz / ist fürnemlich denen gut / welchen (Fäulung der Lungen.) die Lungen anfanget zu faulen: Nicolaus Braunius hält darfür / daß man solchem Gebrechen mit keiner Artzney besser könne abhelffen; dennoch soll man das pulver des gedörrten Ehrenpreises täglich fleißig eingenommen / hierinnfalls weit höher und kräfftiger achten. CAPUT CV. Isop. Hyssopus. Namen. ISop / Ispen / Kloster- oder Kirchenhysop heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hyssopus, Hys [666] sopum. Isop. Hyssopus. Italiänisch / Hisopo. Frantzösisch / Hissope, Hysope. Spanisch / Hissopo. Englisch / Hysope. Dänisch / Isop. Niderländisch / Hissop. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Isop / Hyssopus Officinarum coerulea, s. spicata, C. B. vulgaris spicata angustifolia, J. B. ist ein bekantes Gartenkraut / welches viel zweige gewinnet / so anderthalb schuh hoch / und von unden an diß oben auff mit schönen / schwartz-grünen / länglichten und steiffen blättern besetzt sind / welche sich dem Saturey vergleichen / und einen scharffen auch etwas bittern geschmack von sich geben. Er bringt an den stengeln viel himmel-blaue geährte blumen / die bißweilen wie Bisam riechen / denen ein schwartzes sämlein in seinem Hülßlein nach folget. Die wurtzel ist lang und holtzicht / er blühet im Hewmonat / alßdenn man ihne auch zur Artzney einsamlet. In den Gärten leibet er die örter / so an der Sonnen ligen / und nicht fett sind. Bißweilen findet man ihne auch mit zerschnittenen und bleich-gelben blättern. In dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / wird er mit himmel-blauen / weissen und rothen blumen angetroffen. 2. Der Berg-Isop / Hyssopus angustifolia montana aspera, C. B. Hyssopum montanum Cilicium quibusdam, J. B. ist dem vorigen an stengeln / blättern und blumen gleich / allein sind seine Blätter etwas raucher / bitterer und nicht so scharff / so man ihne in die Gärten versetzt / nimt er die Natur der zahmen an sich. Camerarius hat ihne in Francken auff den Bergen / bey dem Schloß Streitberg angetroffen. Gleich wie der Isop hier zu Lande ein zartes und kleines Kraut ist / als thut er hingegen in den Ländern gegen Morgen viel höher und länger als eine elen wachsen. Und diß ist dasselbe Kraut / an dessen stock die Juden den Schwam steckten / da sie unsern Heiland Jesum an dem Creutz mit Eßig erquicken wolten. Denn die Creutz stunden so hoch nicht / wie sie ins gemein abgebildet werden / wie solches Claudius Salmasius in seinem dritten lateinischen Sendschreiben von dem Creutz Christi und dem Isop / an Thomam Bartholinum zierlich erwiesen hat. Johann von Beverwyck / Medicus zu Dortrecht in Holland / hat den Isop in seinem Garten einer halben elen lang gepflantzet / der stamm davon ware holtzicht / also daß er ihne fürkein Kraut / sondern vielmehr für eine Stauden geachtet. Eigenschafft. Isop ist warm und trocken im dritten grad: führet viel flüchtiges / scharffes ölichtes Saltz bey sich; daher er auch die eigenschafft hat zu erdünnern / zu eröffnen / zu reinigen / zu zertheilen / das Haupt / Brust und Magen zu stärcken / den Harn und monatliche Reinigung zu befördern. Gebrauch. (Gebrechen der Brust und Lunge̅ Verstopffung der Lungen von zähem Schleim / alter Husten / schwerer Athem / Häiserkeit /) Des Isops fürnehmste krafft ist / die Gebrechen der Brust und Lungen zu vertreiben / dazu er hoch gelobt wird / als da sind: die verstopffungen der Lungen von zähem schleim / alter Husten / schwerer Athem und Häiserkeit. Nim geschaben Süßholtz ein loth / weissen Andorn / Ehrenpreiß / Isop jedes ein handvoll / frische Feigen und Brustbeerlein jedes ein halb loth / zerschneide alles / siede es in zwey maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und lasse den krancken nach belieben davon trincken. (Unverhoffter schmertien von schwerer last.) Isop mit Salbey in weissem Wein gesotten und darvon getruncken / ist denjenigen gut / die sich klagen / daß sie zu schwer und hart gehoben / und ihnen darüber wehe gethan haben. (Rothe augen von underloffenem blut.) So man den Isop in ein tüchlein bindet / ein wenig in Wein siedet / und außgedruckt laulicht auff das zugeschlossen Aug legt / zertheilet es die Röthe der Augen von underloffenem bluth. (Isop Essentz.) Isop / wenn er in samen zu schiessen beginnet / genommen / wol gewaschen und gesäuberet / (Husten / Engbrüstigkeit / Magenwehe / Eßlust / Grim̅en / Mutterwehe / Schwachheit der Nerven. Schlagflüß.) hernach zerhackt / Branntenwein darüber geschüttet / wol vermacht / und in warmem Sand acht tag über / oder länger stehen lassen / gibt eine Essentz oder Tinctur ab / welche man durch ein sauber tuch seigen / mit Zucker versüssen / und in Husten / Engbrüstigkeit / Magenwehe / verlohrenem Eßlust / Grim̅en / Mutterwehe / auch in schwachheit der Gliedern und Nerven auff 30. diß. 40. oder mehr tropffen täglich mit grossem nutzen gebrauchen kan. Diejenigen / welche Schlagflüsse zu befürchten haben / sollen sehr offt des Jahrs durch biß auff einen halben löffelvoll davon zu sich nehmen. (Haupt-Brust-Magen- und Mutter-Elixir.) Sonsten kan man auch ein rechtes Haupt-Brust-Magen- und Mutter-Elixir auff folgende weise zurichten: Nim frische Ehrenpreiß / Isop / Mayoran / rothe Rosen / Klapper-rosen jeder gattung ein paar gute handvoll / Florentinische Veyelwurtz / Roßhu [667] ben-wurtz jedes 2. loth / Alant-wurtz / Benedicten-wurtz / Osterlucey-wurtz jedes 1. loth / Zimmet 2. loth / Cardamömlein / Cubeben / Aloes-holtz / rothen Santal jedes ein loth / Gewürtz-nägelein / Muscat-blüth jedes ein halb loth / Fenchel-samen / Aniß-samen jedes drey quintlein / die schalen von einer oder zwey frischen / safftigen Citronen / zerhackt alles under einander / thuts in ein sauber glaß / gießt einen guten Kirschen-branntenwein / welches man bey uns insgemein schwartz Kirschen-wasser zu nennen pflegt / darüber / biß es vier finger breit oben übergehet / vermacht das glaß wol / laßts in warmem Sand oder an der Sonnen etliche wochen über stehen / biß die krafft wol auß den speciebus gezogen / hernach leigets durch ein tuch / und thut gleiches gewicht guten weissen Zucker darunter / laßts annoch an der Sonnen in wolvermachtem glaß etliche tag über stehen / biß der Zucker wol vergangen und zerlassen ist / und behalts demnach zum gebrauch auff. Man nimt davon ein biß zwey löffelvoll auff einmahl ein: dienet in allen oberzehlten kranckheiten / und ist eine rechte Haupt-Brust-Hertz-Magen- und Mutter-stärckung. (Alter Husten des Viehs. Seigerer oder zäher Wein.) Columella lobet den Isop wider den alten Husten des Viehs. So man den Wein der seiger oder zähe worden ist / widerumb zu recht bringen will: nim ein maß desselbigen Weins / strewe gestossenen Isop darein / und gieß es in das faß. (Gebresten der Brust und Lungen / Seitenstechen von kalte.) Man findet in den Apothecken ein Syrup von Isop zubereitet / welcher gar kräfftig ist wider die oberzehlte Gebresten der Brust und Lungen / er zertheilt den zähen Schleim / und befürdert ihne zum außwurff / wendet die Flüß ab / so von dem Haupt auff die Brust und Lungen fallen / ist gut wider das Seitenstechen / so von kalten Flüssen herkomt / man soll nach belieben offt davon ein löffelvoll (Gebresten der Brust und Lunge̅ / Würm / Wassersucht von Kälte / verstopffung der erkalteten Leber und Miltzes / kalter Magen un̅ Mutter / verstandene zeit der Weiber / Zahnwehe von kälte. Alter Husten / Engbrüstigkeit Grimmen.) nehmen. Das bestillierte Isop-wasser / so man dessen ein paar loth trincket / hat oberzehlte Tugend wider alle Gebresten der Brust und Lungen / treibt auch die Würm auß / zertheilet die Wassersucht / so von Kälte entspringt / eröffnet die Verstopffungen der erkalteten Leber und Miltzes / erwärmet den Magen und die Mutter / und befürdert die verstandene zeit der Weiber. Isopwasser im Mund lawlicht gehalten / vertreibt das Zahnweh / so von Kälte verursacht wird. Es wird in den Apothecken auß dem kraut wenn es im samen ist / ein Oel destillirt / so man dessen ein paar tropffen in einem lauteren Kümmich-brühlein einnimt / dienet es wider den alten Husten / Engbrüstigkeit und das Grimmen.

CAPUT CVI.
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Stöchaskraut. Stoechas. Namen. STöchaskraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Stoechas, Stichas, Stoechas Arabica sive purpurea. Italiänisch / Stechade, Steia. Frantzösisch / Stöchaskraut. Stoechas. Stechados, du Stechas. Spanisch / Cantuesso, Cantuerca. Englisch / Stickados / Cottenwood / Frensch Lavender. In Hochteutscher Sprach wird es auch Römischer oder grosser Italiänischer / und fremder Kümmel oder Thymian genennt. Gestalt. Man findet dieses Gewächses sechs underschiedliche Geschlechter / deren das allhier abgebildet stehende gemeine Stöchaskraut / Stoechas purpurea, C. B. Arabica vulgò dicta, J. B. Stoechas s. Spica hortulana, Ger. dem Lavendelkraut ziemlich nahe komt; hat eine holtz- und dicklichte wurtzel / auß welcher viel holtzichte zweige oder schößlein ein biß anderthalb elen auffschiessen / und mit länglichten / dicken / äschenfarben blättlein bekleidet / auch an den gipffeln mit vielen / kleinen / blauen oder purpurfarben / bißweilen auch weissen / zusammen gedrungenen blümlein gezieret werden: auff welche denn endlich die braunen sämlein folgen. Das gantze Kraut hat einen aromatischen etwas bitterlichen geschmack und lieblichen geruch. Stöchaskraut bringt man dürr in Teutschland: man findet es in Franckreich / in dem Wald Grammont bey Montpelier / wie auch in den kleinen Mittelländischen Meer-Inseln / welche von wegen der menge dieses Krauts Stoechades genennt werden. Es wächßt auch in Arabia / von dannen es mit andern Specereyen nach Alexandria / und ferners zu uns gebracht wird. Man findet es auch in Candien und auff etlichen Italiänischen Gebürgen / als auff dem Berg S. Juliani bey Pisa / wie auch in Apulia / auff dem Engels-berg Gargano. Doch ist das Arabische Stöchaskraut das edelste / welches dickere ästlein als die andern herfür bringet. [668] In Spanien und Portugall überkomt es tieff zerkerffte und krause Blätter. Bey uns gehet es nicht allein von frischem / sondern auch altem Samen in den Gärten auff / trägt aber selten Blumen und Samen. Eigenschafft. Das Stöchaskraut ist warmer Natur in dem ersten / und trocken in dem andern grad: Ist mit einem flüchtig-aromatischen Saltz begabet / und hat daher gleiche eigenschafft mit dem Isop und der Salbeyen / das Haupt / Brust / Hertz und Mutter zu stärcken / und allem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. (Gebrechen der Brust und Lungen / Schwindel Schlag / Fallende Sucht / Gifft.) Von diesem Gewächs werden die schönen / kurtzen zusammen gedrungenen ähren am meisten gebraucht / als ein kräfftige Erquickung des Haupts und Hertzens. Die Alten haben dem Stöchaskraut gleiche krafft mit dem Isop zugeschrieben / nemlich daß es den Gebrechen der Brust und Lungen nutzlich seye / und alle innerliche Glieder des Eingeweids eröffne. Es wird auch sehr gelobt das Haupt zu stärcken / dienet wider den Schwindel / Schlag und Fallende Sucht / und widerstehet dem Gifft. Man kan es neben andern Kräutern in Wein legen und davon trincken; oder dasselbe in einem Fluß-brantenwein und Schlagwasser thun und also gebrauchen. (Verstopffung der Leber und Miltzes / versteckter Harn und Frauenzeit / Gifft / Schwindel Schlag / Fallende Sucht / Zittern / Gebresten der Brust und Lungen / Schlaffsucht. Raltes un̅ blödes hirn) Dieses Kraut mit seinen Blumen in Wein gesotten und getruncken / öffnet die verstopffung der Leber und Miltzes / reiniget und stärcket die innerlichen Glieder samt dem gantzen Leib / treibet den Harn und die Frauen-zeit / wehret dem Gifft / und hilfft wider die Kranckheiten / so sich von Kälte erregen / als da ist der Schwindel / Schlag / schwache Gedächtnuß / Fallende Sucht / Schlaffsucht / Zittern / ist auch zu den Gebresten der Lungen und Brust sehr gut. Den hitzigen Naturen ist der innerliche gebrauch dieses Krauts sehr schädlich. An Stöchaskraut und Blumen gerochen / auffgelegt / oder das Haupt darmit gezwagen / stärcket das kalte und blöde Hirn. CAPUT CVII. Dosten. Origanum. Namen. DOsten / Wolgemuth / Costentz / oder Bergmüntz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Origanum, Origanus. Italiänisch / Origano. Frantzösisch / Origan, Maryolaine bastarde, Maryolaine sauvage. Spanisch / Oregano. Englisch / Organe. Dänisch / Tost / Konning / Konig / wild Meyran. Niderländisch / Groue Marioleyne. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine oder wilde Dosten / Origanum vulgare spontaneum, J. B. sylvestre, Cunula bubula Plinii, C. B. Hat breitere blätter als der Majoran / je zwey gegen einander gesetzt / in deren gewerblein kleinere blätter / vier / und bißweilen sechse / wachsen. Gemeine Dosten. Origanum vulgare. Griechische Dosten. Origanum Heracleoticum. Der Stengel ist viereckicht / rauch / röthlicht / und zu zeiten zwey elen hoch. Die braun-rothen Blumen erscheinen in zertheilten Dolden. Die Wurtzel ist schwach / und fladert oben auff dem grund. Das Kraut riechet wol / ist am geschmack etwas scharff und zusammen ziehend. Wächßt auff den Feldern und ungebawten orten. Es ende [669] ret sich an den Blättern und Blumen / bißweilen bringet sie längere / zuzeiten rundere Blätter. Die Blumen sind braun-roth / und bißweilen leibfarb oder schnee-weiß. 2. Die Griechische Dosten / Origanum Graecum, Heracleoticum Cunila Gallinacea Plinii, C. B. Heracleoticum Matthioli fortè aliis Creticum, J. B. Hat einen Stengel / so anderthalb elen hoch / auch bißweilen höher wächßt / und mit vielen Neben-zweiglein begabet wird. Die Blätter vergleichen sich dem Isop / allein sind sie kürtzer und breiter / oben an den Dolden / welche nicht rund / sondern vielfältig zertheilet / erscheinen purpurfarbe / und bißweilen weisse Blümlein / welchen kleiner Samen nachfolget. Candische Dosten. Origanum Creticum sive Onites. 3. Die Candische Dosten / Origanum Creticum, J. B. Origanum Onites, C. B. Hat weissere Blätter / die sich etwas mehr als die vorige dem Isop vergleichen. Ihre Wurtzel ist zertheilt / darauß die Stengel kommen / an deren die geährte Blumen erscheinen. Der Samen hat einen lieblichen geruch / aber ein scharffen geschmack. Sie wächßt in Candien und andern Insuln des Aegeischen Meers / von dannen bringt man die Blumen und Samen zu uns Man pflantzet sie in Teutschland in die Gärten / und so man sie ein wenig zudeckt / bleibt sie über den Winter. 4. Die Frantzösische Dosten von Montpelier / Origanum Monspeliense pulchrum Camerarii, J. B. Origanum folio subrotundo, C. B. Ist grösser und stärcker als die vorbeschriebene. Ihre röthlichten Stengel und runden Blätter kommen mit den gemeinen Dosten überein. Die schönen purpurfarben Blumen erscheinen geähret / und fast wie ein Dolden zusammengedrungen. Der Frantzösische Dosten von Montpelier. Origanum Monspeliense. (2. Der undere theil des blatts.) (3. Der obere theil des blatts.) (4. Die Blumenähre.) (5. Der Samen.) kleine Samen ist röthlicht / das gantze Kraut riechet gar wol. Es wächßt in Franckreich bey Montpelier / wird auch allda in die Gärten gepflantzet. Eigenschafft. Dosten wärmt und tröcknet im anderen grad; ist mit einem aromatischen / ölichten / mild-flüchtigen und scharffen Saltz begabet / und hat die Eigenschafft zu zertheilen / zu eröffnen / das Haupt / Hertz / Magen / Miltz und Mutter zu stärcken / die Brust zu erleichteren / und die Haupt-flüß zu tröcknen. Man kan sie zu end des Mäy oder im Brachmonat zum gebrauch einsamlen. Gebrauch. Ein halb quintlein der gedörrten Blumen (Rothe Ruhr.) von der gemeinen Dosten / und so viel Wegrich-samen in Wein eingenommen / stillet die rothe Ruhr. Ein gutes mittel wider allerley Bauchflüß: (Allerley Bauchflüß.) Nim die blätter von der Dosten / dörre und stosse sie zu Pulver / mache mit ein paar frischen Eyeren darauß ein Pfannküchlein / und esse darvon. (Versteckte monatliche reinigung.) Es wird dieses Kraut sonderlich gebraucht / die versteckte monatliche Reinigung der Weibern zu bringen / so man ein handvoll in einer maß weissen Weins siedet / und davon trincket. (Zahnschmertzen.) Dosten in Wein gesotten / und die Brühen darvon laulicht im Mund gehalten / milteret den Zahn-schmertzen. (Versteckte monatliche rienigung der Weiber.) Dosten in Wasser gesotten / und den Leib von unter auff gebähet / befürderet die versteckte monatliche Reinigung der Weibern / man soll aber darzu ein handvoll Beyfuß / Poley / Chamillen und Ackermüntz nehmen / [670] auch ist es gut / wenn die Weiber ein Lendenbad auß diesen Kräutern machen / und darein sitzen. (Sausen der Ohren.) Dosten mit Wein gesotten / und den dampff durch ein Trächterlein in die Ohren gelassen / vertreibt das sausen darinnen. (Engbrüstigkeit / Lungsucht / versteckte monatliche reinigung / kalter Magen und Mutter / Fäulung des Halß un̅ Zahnfleisches / Zahnweh / gefallen blat und Zopfflein. Flüß des Haupts bey alten Leuthen / Gelb- und Miltzsucht versteckte Monatblum.) Das destillierte Dosten-wasser ist gut den Engbrüstigen und Lungsüchtigen / stärcket den Magen / erwärmet die Mutter / und befürdert die monatliche Reinigung / so man morgens nüchtern drey oder vier loth trincket: den Mund laulicht damit gegurgelt / nimt alle Fäulung des Halß und Zahnfleischs / stillet das Zahnweh / zieht das gefallen Blat und Zäpfflein in dem Halß widerumb auff. Die Kräuter-wein / darunder die Dosten ist / sind gut alten Leuthen / welche mit den Flüssen des Haupts geplaget werden / und ihnen auff die Brust und Lungen fallen / davon sie stetigs husten / denn sie den Außwurff befürdern: deßgleichen sind sie dienlich den Gelb- und Miltzsüchtigen / auch den Weibern welchen ihre monatliche Reinigung zuruck bleibet. In denen Glieder-stärckenden Wasserbädern (Schwache Glieder.) und Fuß-wassern / wird dieses Kraut neben andern sonderlich auch gekocht / und hat gute würckung. Auß dem Candischen Wohlgemuth wird auff die gemeine art das Wasser destilliert / auff welchem hernach ein subtiles Oel schwimmet / welches man absonderlich samlet und auffhält: dieses Oeles etliche tropffen (Zahnschmertzen.) in einen schmertzenden Zahn mit Baumwolle gethan / lindert und vertheilet trefflich; man kan / wenn es zu scharff / ein wenig Mandel-öl / bißweilen auch Camffer darunder (Schlagflüsse / Magenwche / Mutterauffblähung / Bauchgrimmen / Wind / Engbrüstigkeit.) mischen. Inwendig kan man auch davon bißweilen etliche tropffen mit Zucker vermischt / in destillierten Wassern denjenigen eingeben / welche mit Haupt- oder Schlagflüssen / Magenwehe / Mutter-auffblähungen / Bauchgrimmen und Winden geplaget sind. Es mag auch den schweren Athem erleichtern. CAPUT CVIII. Bocks-bosten. Tragoriganum. Namen. BOks- oder Trag-dosten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tragoriganus, vel Tragoriganum. Italiänisch / Tragorigano. Frantzösisch / grosse Maryolaine bastarde. Gestalt. Bocks- oder Trag-dosten / dessen figur allhier stehet / Tragoriganum Serpyllifolium, C. B. Tragoriganum Matthioli, J. B. hat dünne rüthlein / mit kleinen länglichten blättlein / sternen-weiß gesetzt / eine schicht nach der andern / am geschmack fast wie Poley. Es trägt kleine leibfarbe blümlein / mitten von dem stengel an. Seine wurtzel ist klein / vielfältig / schmäcket wie die blätter. Es wächßt in grosser menge bey Friaul / auff den steinichten büheln und alten mauren. Kommet Bocks-dosten. Tragoriganum. an seiner krafft mit der vorkeschriebenen Dosten überein. Neben diesem / hat es noch ein ander Geschlecht mit schmälern blättern und weissen blümlein. Item eines mit purpurfarben blümlein. CAPUT CIX. Poley. Pulegium.
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Namen. POley oder kleiner Balsam heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pulegium. Italiänisch / Pulegio. Frantzösisch / Puliot. Spanisch / Polejo. Englisch / Peny royal / Pudding grosse. Dänisch / Polley / Lappeurt. Niderländisch / Paleye / Poleykruyd. Gestalt. Der gemeine Poley / Pulegium, J. B. latifolium, C. B. ist ein Kraut / das hin und her auff der Erden kriecht / wie Quendel / denn es nicht in die höhe wächßt / es wolle denn blühen / doch nicht über ein spannen hoch. Die wurtzel ist dünn und zasicht. Der stengel ist spannen-lang / viereckicht / etwas haarig und knodicht / auff welchem die blumen rings umb stehen biß oben auß / gemeiniglich weiß-leibfarb / zu zeiten roth-leibfarb / bißweilen gantz weiß. In dem Sommer / wenn die Kräuter der hitz halben verdorren / fängt er an zu blühen / ob er schon auff dürrer Heide stehet. Er wächßt so gern / daß er auch auff die Kräntze gebunden / noch ferners zunimt. Die blätter vergleichen sich dem Majoran / sind doch etwas grösser / und haben einen scharffen / doch nicht unlieblichen geruch / und einen bren̅enden geschmack. Man findet ihn gern an feuchten auen / wiesen und wäldern. Kein gewächs ist / das lieber bleibt als der Poley / denn wo er einmal hinkomt da bleibt er hangen / fladert hin und wider / und überzieht bißweilen ein gantzes Feld. In Candien und bey Montpelier in Franckreich findet man noch ein schön Geschlecht des Poleys / allda es viel wächßt / aber gar selten in andern orten gefunden wird / man nennet es Pulegium cervinum, sive angustifolium, Hirschen-Poley / oder schmalblättige Poley / er hat kleine zarte blätter / wie die Saturey. Die blüth ist braunfarb. Die wurtzel kriecht oben herumb / wie an dem wilden Aurin. Der geruch ist lieblicher als an dem gemeinen Poley / und weilen er auch kräfftiger / brauchen solchen die Apothecker allda / an statt des andern. Wenn es bey uns in die Gärten gepflantzet wird / mehret es sich bald / und kriecht weit umb sich. Eigenschafft. Poley ist warm und trocken im dritten grad: hat viel ölicht-flüchtiges / scharffes Saltz / und daher die eigenschafft zu erdünneren / zu eröffnen / zu zertheilen / den Harn und Schweiß zu treiben / die monatliche Reinigung zu befördern / Wind und Blähungen der Därmen und Mutter zu vertreiben / das Hertz und Haupt zu stärcken / den Schleim der Brust zu verzehren: und Schmertzen zu stillen. Man gebraucht allein die blätter und oberste schößlein / und samlet sie im Brachmonat. Gebrauch. (Zuruckbleibende monatliche reinigung der Weiber Frucht / Nachgeburt / weisser fluß der Weiber.) Ein handvoll Poley mit ein wenig Saffran / in einem quartal weissen Weins gesotten / und in zweymal getruncken / befürdert die monatliche Reinigung der Weiber / die Frucht und Nachgeburt / soll aber nicht gebraucht werden / biß die Weiber ihrer blödigkeit wartend sind / und sie nicht von statt gehet / oder sonsten mit dem weissen Fluß beladen wären / daher schwangere Weiber sich (Stein / Gelb- und Wassersucht / Grimmen.) vor Poley hüten sollen. Solcher Tranck treibet auch den Harn und Stein / wehret der Gelbsucht / Wassersucht und dem Grimmen. (Ungesundes trinckwasser.) Welcher ungesund Wasser trincken muß / der lege Poley darein / so kan er es ohne schaden gebrauchen. Wenn die Schaaff von dem blühenden Poley essen / so fangen sie an zu blärren / daher er den Griechischen Namen [Greek words] hat: den Lateinischen Namen Pulegium soll er darumb haben / dieweil er die pulices oder Flöhe verjage / wenn er grün mit den blumen angezündet und damit geräuchert wird. (Schlaffsucht / Ohnmacht / Mitterschmertzen.) So man Poley mit ein wenig Bibergeil und Eßig zerstosset / in ein tüchlein bindet / und für die Nasen hält / erwecket es die Schlaffsüchtigen / wehret den Ohnmachten und Mutter-schmertzen. (Zuruckbleibende monatliche reinigung / Geburt / Nach- oder Affter-geburt / todte Frucht / weisser Weiberrfluß) Das destillierte Poley-wasser ist insonderheit ein köstliches Mutter-wasser / befürderet die monatliche Reinigung / Geburt / Nachoder Affter-geburt / und die todte Frucht / daher die schwangeren Weiber dieses Wasser nicht brauchen sollen: es erwärmet auch den Magen / treibet den Harn / und ist dienlich wider den weissen Weiber-fluß / morgens nüchtern davon vier oder fünff loth getruncken. Auß dem frischen / safftigen / gestossenen Poley läßt sich der Safft außpressen / welcher geläutert / mit gleichem gewicht Zucker vermischt / und also ohne kochung zu einem Syrup gemacht / fürtreflich gut ist zu Aufflösung (Schleim der Brust / Husten / schwacher Magen / Flüß / verlohrner Eßlust / Verstopffungen.) des auff der Brust bey Alten und Jungen etwan sitzenden Schleims / Stillung des dadurch verursachten sehr zähen und langwierigen Hustens / Stärckung des schwachen Magens / Erweckung des Appetits / Vertheilung aller zähen Feuchtigkeiten / Tröcknung der Flüssen / und Eröffnung aller von Schleim verstopfften innerlichen Gliederen. So kan man auch auß den obersten Schößlein einen Zucker zubereiten / welcher in allen oberzehlten Zuständen ersprießlich ist. Wenn das bereits in den Samen schiessende Kraut destilliert wird / so bekomt man neben dem geistreichen Wasser auch das darüber (Bauchgrimmen / Mutterwehe / Hauptschmertzen / Schlagflüß / Hustë Schwindel Zahnschmertzen.) schwimmende destillierte köstliche Oel / welches tropffen-weiß inwendig mit Zucker und andern sachen eingegeben / außbündige Krafft hat wider alles Grimmen / Mutterwehe / Haupt- und Glieder-schmertzen / Schlaffsuchten / Schlagflüß / Husten / Schwindel und Zahn-schmertzen. Außwendig aber dienet es ebenmäßig zu den Schmertzen-stillenden und vertheilenden Salben. Man kan auch dieß Kraut zu allen Mutter-Magen- und Haupt-stärckenden Elixieren / wie auch zu den destillierten Mutterwasseren gebrauchen. Sonderlich aber kanman sich der Essentz davon / mit Branntenwein gemacht / in oberzehlten Kranckheiten nutzlich bedienen.
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CAPUT CX. Cretischer Dictam. Dictamnus Creticus. Namen. CRetischer oder edler Dictam heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Dictamnus Creticus, Dictamnum Creticum, Dictamnus. Dictamnum, Dictamnum verum, Italiänisch / Dittanno di Candia. Frantzösisch / Dictame. Spanisch / Ditamo. Englisch / Dittainder / Dittany / Garden ginger / Frensch Diptammer. Gestalt. Der Cretische Dictam stoßt von einer Wurtzel viel harte / runde Gertlein oder Stengelein über sich / daran stehen die runden blätter / je zwey gegen einander gesetzt / sind viel grösser und dicker als der Poley. Er bringt oben seine purpurfarbe schüppichte Blumen / fast in der Gestalt wie Hopffen. Die Wurtzel ist vielfältig. Das gantze Gewächs gibt einen geruch fast wie Poley. Man bringet ihn auß Creta / jetzunder Candia genannt / über Venedig zu uns. Er gehet wol auff von dem Samen / wil aber gute wartung haben / daß er in dem Winter nicht verderbe. Welcher Camerario auß Italien ist zugeschickt worden / hat sich wol gemehret / und starck geblühet / aber dieweil er im Herbst nicht in viel Stöcklein zertheilt ware / ist er gegen dem Frühling verdorben. Der Cretische Dictam / so in Candia wächßt / hat dickere und haarigere Blätter / welcher aber in den Italiänischen Gärten gepflantzet wird / überkomt grössere blätter / die nicht gar graw sind. In Sardinia bringt er kleine / weisse und sehr wolriechende Blätter. Damit die Apothecker in einkauffung des Dictams nicht betrogen werden / so dienet ihnen zur nachricht / daß zweyerley Dictam feil getragen werden / ein wahrer guter / und ein falscher vermeinter. Der wahre Dictam / welcher allein in den Apothecken soll gebraucht werden / hat schwartze Stengel / der falsche aber hat weisse / an den Blätteren aber lassen sie sich nicht unterscheiden. Eigenschasst. Der Cretische Dictam / dessen Blätter allein im gebrauch sind / ist warm und trocken im dritten grad; hat auch ein scharffes / flüchtiges / etwas ölichtes saltz bey sich / und daher gantz gleiche Eigenschafft mit dem Poley. Gebrauch. (Gifft / zuruckbleibende monatliche reinigung / Geburt u̅ Nachgeburt / abgestorbene Frucht / schwere niderkunffst.) Der Cretische Dictam hat gleiche Tugenden wie der Polep / sind doch kräfftiger. Er widerstehet allem Gifft / daher er auch zum Theriac und Mithridat gebraucht wird. Er befürderet die monatliche Reinigung / Geburt und Nachgeburt / treibet auß die abgestorbene Frucht / und erleichteret die Niderkunfften der Weibern. Nach dem bericht Dioscoridis und Plinii, sollen in der Insul Creta oder Candien die Gembsen oder wilde Geissen / wenn sie geschossen werden / dieses Kraut essen / und darauff ihnen nach und Spitzen auß dem Leib fallen / dannenher auch Virgilius in seinem zwölfften Buch / wenn er von dem verwundten AEnea redet / nach der Ubersetzung Herren Filip von Zesen / also schreibet: Da Ida sich der See mit stoltzem Gipffel zeiget / Und sein begrüntes Haupt zu spiegeln herwerts neiget / Da kam die Venus hin / und fand ein edles Kraut / Daß diesem Berge wächßt auß seiner steinern Haut. Es ist sehr schön gefärbt / wenn seine Stengel blühen / Das hohe purpur-roth scheint drinnen selbst zu glüen: Sein Laub ist lieblich grün / kan nicht als heilsam seyn / Und lindert kräfftiglich die gröste Schmertzens-Pein. Die Böcke dieses Orts / die in der Wildnuß leben / Die auff der Felsen Höh und steilen Klippen schweben / Die kennen dieß Gewächs / wenn sie ein Schuß geritzt / Und noch der scharffe Pfeil in ihren Gliedern sitzt. Denn wenn sein grünes Blatt die Wundgeschoßnen essen / So wird das Eisen loß / wie fest es ist gesessen / Und gibt sich auß dem Fleisch / so daß der Schmertz verschwind / Und sich in kurtzer Zeit der Bock geheilt befind. Dictam-blätter zu reinstem Pulver gestossen / und darvon 20. gran täglich früh [673] (Berlohrene Monatblum.) und späth mit ein wenig Zucker in Wein eingenommen / bringt die monatliche Reinigung wider / und vertreibt die Nachwehe bey den Kindbetterinnen. Man kan auch solch Pulver unter andere darzu dienliche Pulver mischen / und also gebrauchen. (Berstopffung der Mutter / Leber / Miltze / Engbrüstigkeit / Husten / Lendenmehe.) Sonsten lassen sich diese Blätter auch in die Kräuter-wein mischen / für die Mutter-Leber- und Miltze-verstopffungen / ja auch wider die Engbrüstigkeit / Husten und Lendenwehe; davon man täglich ein- oder zweymal zu trincken pflegt. CAPUT CXI. Vermeinter Cretischer Dictam. Pseudo-dictamnus Creticus. Namen. DErmeinter Cretischer Dictam heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pseudodictamnus Creticus, Pseudodictamnus, Dictamnum adulterinum, quibusdam verticillatum, vel potiùs Gnaphalium Veterum, J. B. Pseudodictamnus verticillatus inodorus, C. B. Gestalt. Nach Castoris Durantis Beschreibung hat dieses Gewächs durchauß Blätter wie der rechte Dictam / jedoch härtere Aest und Zweiglein / welche auch mehr wollicht / und weisser von Farben erscheinen. Die Blumen wachsen rings umb den stengel herauß wie an dem Andorn / sind purpurfarb / kommen dem geruch nach dem Poley zimlich nahe / ist aber nicht so scharff. Etwelcher meinung nach schlägt der wahre Dictam auß seiner rechten Art / und wird zu einem vermeinten Dictam / wenn er auff gebawten und fetten Feldern wächßt / denn der rechte Dictam die rauchen und ungebawten Gründe vor anderen liebet. Er wächßt fürnemlich in Candien / doch wird er auch zu Rom in vielen Gärten gefunden. Eigenschafft und Gebrauch. Dieser vermeinte Dictam hat gleiche theil mit dem wahren Dictam / je doch bey weitem nicht in solchem grad und vollkommenheit; derowegen wärmt und tröcknet er zwar / und obwolen er in gleichen Kranckheiten mit dem rechten Candischen Dictam kan gebraucht werden / so hat er doch so viel Kräfften und Würckungen lang nicht / als derselbe. CAPUT CXII. Gemeiner Dictam. Dictamnus albus. Namen. BEmeiner oder weisser Dictam / Fraxinel-kraut / Aeschwurtz heißt Lateinisch / Dictamnus albus, Franxinella. Italiänisch / Dittanno bianco. Frantzösisch / Dictame blanc. Spanisch / Ditamo blanco. Englisch / Falsewhite Dittanus. Gestalt. Der gemeine Dictam hat ein dicke und knodichte Wurtzel / welche sich mit andern langen / weissen / fleischichten Neben-würtzelein weit außbreitet / ist eines hoch / etwas minder oder mehr / offt eines fingers dick / brüchig / mürb / hat ein dünn Holtz durch und durch wie in der Fenchel-wurtz. Auß der Wurtzel kommen viel elen-hohe / oder auch höhere / runde / braune / haarige / unten mit Blättern / oben aber mit Blumen gezierte Stengel. An den Neben-ästlein stehen seine Blätter viel an einem Stiel / den [674] Blättern des Eschenbaums (daher etliche das Kraut die kleine Eschern nennen) oder Süßholtzs fast gleich / doch kürtzer / härter und mehr gespitzet. Die Blumen sind braunroth und weiß / sprencklicht / mit äderlein durchzogen / und mit sünff blättlein besetzt / auß welchen etliche krumme fäßlein hangen / gleich wie ein Bart anzusehen / deren geruch ist süß und lieblich / wie ein wolriechender Zimmet / aber die Wurtzel ist eines scharffen geruchs fast wie ein Bock. Wenn eine Blum abfällt / so wachsen an derselbigen statt fünff rauche / röthlichte schöttlein / in welchen ein runder / schwartzer und gläntzender Samen gefunden wird / etwas kleiner als der Pöonien-samen. Er blühet in dem Brachmonat. Man findet ihn auff hohen Bergen und Felsen / bey Creutznach / auff dem Schwartzwald / und an andern orten in Teutschland / fürnemlich aber wächßt er häuffig in Ungarn und Oesterreich: Allda er zweyerley erscheinet; deren einer grösser wächßt mit einem ablangen Aere / braunrothen Blumen / und schwartzen Blätteren; der andere wird kleiner / hat ein kürtzeres Aere / beneben bleichere Blumen und Blätter. Bey uns und an vielen anderen orten pflantzet man ihne in die Gärten. Man braucht nur die wurtzel / die soll im Frühling gegraben werden / ehe denn sie in die stengel tritt / oder in dem Herbst. Eigenschafft. Der gemeine Dictam ist warm und trocken im andern grad: führet scharffe / bittere / etwas ölichte Saltztheilgen bey sich / hat dahero sonderliche krafft zu durchtringen / zu eröffnen / den Harn / die monatliche Reinigung und die Geburt zu beförderen / die Würme zu tödten / und allem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. Die wurtzet des gemeinen Dictams ein (Verstandener Harn / monatliche Reinigung todte Frucht / Nachgeburt / Würm / kaltes Muttergrimmen.) halb quintlein schwer gestossen / in Poleywasser eingenommen / befürderet den verstandenen Harn und monatliche Reinigung / treibet auß die todie Frucht und Nachgeburt / tödtet die Würm / und stillet das kalte Mutter-grimmen. Es wird in den Apothecken zu Montpelier wider die Fallende Sucht und Gichter der Kindern auß dieser wurtzel ein sonderlich durch gantz Frankreich berühmtes pulver (Fallende Sucht / Gichter der Kinderen.) zubereitet / welches wir aufffolgende weiß verbessert / und durch lange erfahrung bewährt erfunden / hiemit an den tag geben. Nim weisse Dictam-wurtzel / Pöonien-wurtzel / Eichen-Hasel- oder Linden-mistel / Pöonien-samen / bereitete Elends-klauen jedes ein halb loth / bereitete Menschen-hirnschalen / oder an deren stelle Helffenbein anderthalb quintlein / bereitete rothe Corallen und Hyacinth jedrs 45. gran / Melten-samen ein quintlein / Bisam 10. gran / weissen Magsamen 40. gran / Zucker-candel 1. loth / zwey Goldblättlein. Stosse alles zu einem reinen pulver / davon man den Kindern nach belieben ein messerspitzlein-voll in Pöonien-wasser oder in der Pappen eingibt. Auß den Blumen brennet man ein Wasser / welches die Römischen Weiber gebrauchen / das Angesicht damit schön und lauter zu machen / oder auch die Hitz / Röthe und Entzündung zu vertreiben. CAPUT CXIII. Salbey. Salvia. Namen. SAlbey heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Salvia. Italiänisch / Salvia. Frantzösisch / Sauge. Spanisch / Salvia. Englisch / Sage. Dänisch / Salvie. Niderländisch / Savie. Die grosse oder breite Salbey heißt Lateinisch / Salvia mojor, Salvia latifolia Italiänisch / Salvia maggiore. Frantzösisch / grande Sauge. Spanisch / Salvia grande. Englisch / great Sage. Niderländisch / groote Savie. Die kleine Salbey heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Salvia minor, Salvia auriculata, Salvia acuta, Salvia nobilis, Salvia angustifolia. Italiänisch / Salvia minore. Frantzösisch / petite Sauge, Sauge franche, Sauge menue. Spanisch / Salvia menor. Englisch / litte Sage. Niderländisch / Orkens Savie. Die Salbey wird auff Latein Salvia genennt / quia hominem salvum conservat, dieweil sie den Menschen gesund erhält / daher die Schola Salernitana, c. LX. fragt: Cur moriatur homo, cui Salvia cerscit in horto? Warumb muß dieser-Mensch / der pflantzet in den Garten / Das cole Salbey-kraut / den Todeskampff erwarten? Aber recht darauff antwortet: Contra vim mortis non est medicamen in hortis. Kein Kraut wächßt für den Todt / Olieber frommer Christ! Betracht die Ewigkeit / was lebet / sterblich ist! Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse oder breite Salbey / Salvia major, Ger. major, an Sphacelus Theophrasti, C. B. latifolia, J. B. hat ein holtzichte / daurhaffte / schwartz- und zaßlichte wurtzel / auß welcher viel viereckichte / holtzichte stengel herfürkommen / so anderthalb schuh hoch / auch höher / und in neben-zweiglein getheilet werden. Die blätter sind länglich / dick / rauch / runtzlicht / wie ein geschaben oder abgetragen Wollen-gewand / und eines starcken lieblichen geruchs. An der farb ändern sich die blätter / denn etliche sind grün und krauß oder glatt / andere purpur-braun oder geflam̅t; man findet auch etliche gantz oder halb weiß. Die blumen oben an den stengeln erscheinen gemeiniglich himmel-blau / auch zuweilen insonderheit in Oesterreich / weiß / und stehen gekrümt wie ein Adlers-schnabel. So sie abfallen / folget in seinem häußlein der schwartze / rundlicht- und gläntzende same nach. Sie blühet im Brach- oder Hewmonat / auch wol später / und wird im Mertzen am besten versetz. In Gaseonien / Languedock und Piemont findet man sie in
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Grosse Salbey. Salvia major. den Weinbergen / welche hernach in die Gärten gepflantzet / zarter und schöner wird. In Engelland wächßt sie mit blättern / welche vier zoll lang / drey zoll breit und wie ein Sägen gekerfft sind. Bey Schmalkalden wird sie mit runden blättern gefunden. Dieweil die Schlangen die Salbey abbessen / und hingegen die Rauten fliehen / soll man sie heyde neben einander in den Gärten pflantzen. Kleine Salbey. Salvia minor. 2. Die kleine oder edle Salbey / salvia minor nor aurita & non aurita, C. B. minor auriculata, J. B. vergleicht sich der ersten / allein sind ihre stengel dünner / auch die blätter schmäler und kleiner: sie wird Kreuß-Salbey geheissen / von wegen den zwey angehenckten öhrlein am ende des blatts / welche einem Kreutz ähnlich / und an der grossen Salbey sich nicht erzeigen. Die blumen sind gemeiniglich himmelblau / und selten weiß. In Franckreich / Spanien und Italien wächßt sie von sich selbst in grosser menge / also daß man sie gedörrt in büschlein bindet / und die Bachöfen damit einheitzet. Diese kleine Salbey änderet sich auch mit ihren blättern / denn etliche haben keine öhrlein / bißweilen kommen sie an der farb mit dem Lavander über ein / sind aber breiter und eines stärckeren geruchs / selten werden sie gelblicht. Johan. Bauhinus hat in dem Fürstlichen Stuttgartischen und Mompelgartischen Lustgarten eine art der edlen Salbey angetroffen / welche rothe und weisse blumen getragen / auch am geruch und geschmack mit dem Wermuth übereinkommen. So man diese beyde Salbey zur speiß oder Artzney gebrauchen will / soll man sie zuvorderst mit frischem wasser abwaschen / denn bißweilen die kleinsten würmlein daran hangen / wie solches der gelehrte Jesuit Athanasius Kircherus durch perspectivische Instrument wargenommen. 3. Die Spanische Salbey / Salvia Hispanica odoratissima, Cam. folio tenuiore, C. B. überkomt fürtzere und schmälere blätter als die grosse / sie trägt weisse blumen / und wird wegen ihrem überauß anmuthigem geruch allen andern vorgezogen. Man findet sie in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten. 4. In der Insul Candien und Griechenland wird ein schöne / zarte / wohlriechende Salbey angetroffen / welche ein runde frucht eines lieblichen geruchs wie kleine Galläpffel trägt / und von den Einwohnern allda zum Brot genossen wird. Man pflantzel sie in Teutschland in die Gärten / wie sie denn Joh. Bauhinus in dem Fürstl. Mümpelgartischen Lustgarten gezielet hat / aber sie bringet / insonderheit an kalten orten / gar selten ihre früchte. Salvia baccifera, C. B. gallifera Cretica. J. B. Eigenschafft. Die Salbey ist warm im ersten / und trocken im andern grad. Die kleine Salbey ist kräfftiger als die grosse: führet ein miltes / alkalisch-flüchttiges / ölicht-bassamisches saltz bey sich / und hat daher die Tugend allem Gifft / wie auch aller säure zu widersichen: zu säuberen / gelind zusammen zu ziehen / und die Lebensgeister zu erquicken. Gebrauch. (Kaltes Hirn / kalte schwachheiten des Haupts / kalter Magen / Lust zum essen.) Fernelius lib. 5. method. med. 18. vermeldet / daß die Salbey dem kalten Hirn gar gut seye / stärcke die Nerven / und komme zu hülff allen kalten Schwachheiten des Haupts / seyedem kalten Magen nußlich / erwärme denselbigen / und bringe lust zum essen. Nach Herren Tragi lib. 1. stirp. histor. cap. 16. bericht / sind viel der meinung / wenn sie morgens nüchter drey kleine Salbey-blät [676] lein (Gifit und böser Lufft.) mit saltz essen / seyen sie denselbigen tag vor dem gifft vnd bösen lufft behütet. (Kalte Natur.) Die speisen mit Salbey zubereitet sind dienlich den kalten naturen. (Feuchtes Haupt.) Salbey im Mund gekewet / reiniget das feuchte Haupt von dem schleim / und machet einen guten Athem. (Sehrigkeit des Haltes / Mundfäule. Außgefallener Affter.) Salbey in weissem Wein gesotten und damit gegurgelt / benimbt die sehrigkeit des hals und die Mundfäule. Salbey und Wullkraut in Wein gesotten / und warm darüber gesessen / machet den außgefallenen aftter in Leib gehen. Salbey in wasser gesotten / und darmit (Milbë der Haaren / Grind.) gezwagen / macht schwartz haar / vertreibet die milden / und heilet den Grind. Man lißt bey dem AEtio Tetr. 1. Serm. 1. als in der Egyptischen Insel Copto ein grosse anzahl Menschen an der Pest gestorben / haben die Weiber Salbeysafft getruncken / davon sie fruchtbar worden / und viel Kinder (Unfruchtbarkeit der Weibern.) erzeuget. Unfruchtbare Weiber können den safft mit zucker zu der dicke eines syrups sieden / und davon nach belieben ein paar löffel voll nehmen. (Kalte mangel des Haupts / Schlag / Fallende Sucht / Gichter / Schwindel / Hustë / verlohrene Red / erlahmte Zung / zitteren der Händen.) Das destillierte Salbeywasser hat wunderliche krafft für alle kalte mängel des haupts / wehret dem Schlag / fallender sucht / und den Gichten / benimt den Schwindel / ist gut für den Husten / erwärmet den Magen / so man bißweilen ein löffel voll darvon nim̅et: welche von dem Schlag sprachloß worden sind / denen soll man ein paar löffel voll dieses Wassers eingiessen / bringt die verlorne rede wider / und stärcket die erlamte Zung: das Wasser in die Nasen gezogen remiget das Haupt: die hände mit disem wasser laulicht gerieben / und von ihm selbst lassen trocken werden / vertreibt das Zittern. (Erkaltet und schwaches Haupt und Magë / Schlag / Gicht Fallende Sucht.) Die Conserva florum Salviae, oder der Salbey-Blumen Zucker / ist dienlich dem erkalteten und schwachen Haupt und Magen / wehret dem Schlag / Gichten und fallender Sucht / stärcket die Glieder / davon nach belieben einer mußcatnuß groß offt genom̅en. Ein guter Salbey-wein wird also angesetzt. (Salbeyenwein anzumachen.) Man nimt weisse frische Trauben / verschneidt solche zincklein-weiß / legt sie ohngefehr ein spannen hoch in ein öhmig fäßlein / hernach thut man darauff 6. hand voll Salbeyen / alsdenn wider so viel Trauben und Salbeyen / und füllet es mit einem guten weissen alten Wein auff. So man ausserhalb der zeit frischer Trauben ein guten (Kalte Gebresten des Haupts / Schlag / Fallende Sucht / Schwindel / Zitteren / Krampff / kurtzer Athem / Lungensucht / kalter Magen / Gifft.) Salbeyen-wein ansetzen / oder diesen durch das gantze Jahr erhalten wolte / soll man nehmen vier pfund Meertrauben / 12. hand voll Salbeyen / solches in ein öhmig fäßlein thun / und alten weissen Wein darüber schütten: dieser Salbey-wein ist fürtrefflich gut wider alle kalte gebresten des Haupts / als da ist der Schlag 7 fallende Sucht / Schwindel / das Zittern und der Krampff: ist auch nützlich denen / so ein kurtzen Athem haben / und Lungensüchtig sind / erwärmet kalten Magen / und widerstehet allem Gifft. Nicolaus Agerius in dem 1. theil der teutschen Apotheck cap. 103. berichtet / daß der (Unfruchtbarkeit der Weibern.) Salbey-wein sonderlich gut seye den erkalteten Weiberen / so von kälte / feuchte und schleimigkeit der Mutter und Geburtsglieder unfruchtbar sind / denn sie werden von dem Salbey-wein erwärmet / und wird die kälte gedämmet / auch die überflüssige feuchte verzehret / daher solcher Wein ein köstliche Weiber-Artzney billich soll genen̅et werden. Herr Melchior Sebizius in seinen teutschen Anmerckungen zu Hr. Tragi Kräuterbuch (Viertägiges Fieber.) / hält ihn für ein sonderliches Mittel wider das viertägige Fieber. (Schlag / Ohnmachtell / verloh rene Sprach / Unfrucht barkeit der Weibern. Kurtzer Athem der Pferden.) Von dem destillierten Salbey-öl ein paar tropffen in weissem Wein eingenommen / stärcket das Haupt / vertreibet den Schlag und die Ohnmachten / bringet dic verlohrne Sprach widerumb / mehret den Samen / und machet fruchtbar. Wenn ein Pferd kurtzen Athem hat / gib ihme Birnbaum-mispel / Salbeyen / Lungenkraut / Entzian / Abends vnd Morgens im Futter ein. Wenn ein Pferd herßschlichtig ist / so gebrauche (Hertzschlichtigkeit der Pferden.) ihm nachgesetztes Pulver under dem Futter. Nim Birnbaum-mispel / Salbeyen / Tausendgulden-kraut / Engelsüß / Galgant / Meisterwurtz / Entzian jedes 2. loth / Nägelein / Zitwen / Eicheln jedes 1. loth / Eichenlaub / Wolgemuth / Imber jedes ein halb loth / Reckholderbeer 1. loth; stosse alles zu einem Pulver / und gibe dem Pferd morgens und abends ein paar löffelvoll unter dem Futter. (Salbeyen Essentz-Schlagfluß. Lahmigkeit / kalte Mutter / Magen / Schwache Gedächtnuß / Schwindel.) Auß der frischen zerhackten Salbey / läßt sich auch ein trefliche Essentz mit Branntenwein in dem warmen Sand / oder an der Sonnen außziehen / welche mit Zucker vermischt / ein herrliches Praeservatif ist wider den Schlagfluß / stärckt und erwärmt auch die erkalteten und erlahmten Nerven / das kalte Hirn / Magen und Mutter; macht ein gute Gedächnuß / und vertreibet den Schwindel. Wenn man in dem Brachmonat die in dem Blust stehenden Salbeyen-schößlein / neben den besten und saubersten understen Blättern zerhackt / hernach Branntenwein darüber gießt / biß er eines fingers breit über außgehet / und also wolvermacht bey acht oder mehr tagen stehen läßt / endlich destilliert / so bekomt man den Spiritum Salviae, oder Salbeyen-geist über / welcher ein treffliches Schlagwasser ist / auß- und inwendig in allen Nerven-kranckheiten / Schlagflüssen und dergleichen / zu gebrauchen. CAPUT CXIV. Müntz. Mentha. Namen. Müntz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mentha. Italiänisch / Menta. Franszösisch / Mente. Spanisch / Yerua buena, Ortelana. Englisch / Mint. Dänisch / Mynte. Niderländisch / Munte. Die Spitzmüntz heißt Lateinisch / Mentha acuta, Mentha angustifolia, Mehtan acuminata, Italiänisch / Menta acuta. Franszösisch / Mente pointue. Spanisch / Yerva buena aguda. Englisch / Pierring Mint. Niderländisch / [677] Snydende Munte. In Hochteutscher Sprach wird sie auch genennt Balsammuntz / Balsam / Gartenbalsam und Deyment. Wilde Müntz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mentha sylvestris, Mentastrum, Mentha equina sive caballina. Italiänisch / Menta salvatica, Mentastro. Franszösisch / Mente sauvage, Mentastre. Spanisch / Ortelana saluage. Englisch / Wild Mint / Horse Minte. In Hochteutscher Sprach wird sie auch genennt Roßmüntz / Roßbalsam und wilder Balsam. Spitzmütz. Mentha acuta. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Spitzmüntz / Mentha angustifolia spicata, C. B. spicata folio longiore, acuto, glabro, nigriore, J. B. hat eine vielfältige wurtzel / welche hin und wider fladert / und sich nicht tieff in das erdreich begibt. Auß der wurtzel kommen viereckichte haarige stengel / fast einer elen hoch / an welchen drauschlichte / dicke / bleich-purpurfarbe blumen / in ähreform wachsen. Die blätter sind etwas rund / rings herumb zerkerfft / ein wenig runtzlicht / und riechen stets wol. Wenn sie einmahl in die Gärten gepflantzet wird / bleibet sie viel Jahr / und verjüngert sich alle Jahr selbst / blühet gemeiniglich im Augstmonat. 2. Basilien-Müntz / Mentha Ocymoides repens, Ger. Ic. hortensis verticillata, Ocymi odore, C. B. verticillata minor, acuta, non crispa, odore Ocymi, J. B. hat eine weit und breit umb sich kriechende wurtzel / auß deren etliche viereckichte / röthlichte / rauche / haarige stengel / über elen hoch auffsteigen: welche mit langen / dunckel-grünen / etwas haarigen / und an dem rand gezähnleten blättern bekleidet / und mit röthlichten / zwischen den blättern Basilien-Müntz: Menthal Ocymoides. an dem stengel sitzenden blümlein gezieres sind. Dieß Kraut riecht sehr lieblich nach Basilien-kraut / und hat einen Melissen-geschmack. Wilde Müntz. Menthastrum. 3. Die wilde Müntz / so allhier abgebildet / Menthastrum spicatum folio longiore candicante, J. B. Mentha sylv. folio longiore, C. B. hat viel haarige / gegen einander stehende [678] blätter / welche grösser sind als an der Spitzmüntz / auch farben weisser / oder grauaschenfarbig / überkomt dicke / geährte / länglichte / weiß-purpurfarbe blumen / allenthalbe̅ mit kleinen härlein besetzt / ist eines starcken geruchs: bekomt knodichte / hin und her kriechende / zaßlichte wurtzeln / auß deren viereckichte / etwas haarige stengel / über elen hoch empor schiessen: wächßt von sich selbst auff den Brachfeldern bey den Lachen und Brunnquellen: blühet auch im Augstmonat. 4. In Engelland wächßt ein wilde Aehre-Müntz / deren runde runtzlichte blätter halb weißgrau / halb grün / auch bißweilen gantz weiß sind: In Teutschland pflantzt man sie in die Gärten: Menthastrum spicatum folio crispo rotundiore, colore partim albo, partim cinereo & virente, J. B. Menthastrum niveum Anglicum, Ger. Mentha spicata folio variegato, C. B. Item Mentha rotundifolia spicata altera, Ejusd. Eigenschafft. Diese zwey Geschlecht der Müntz sind warm und trocken im anfang des dritten grads: führen ziemlich viel flüchtig-ölichtes / alkalisches / gelindes Saltz bey sich / und haben daher die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / den zähen schleim zu erdünnern / wind und blähungen der Därmen und Mutter zu vertheilen / Grimmen zu stillen / verstoffungen zu eröffnen / den Magen / Leber / Miltz und Mutter / wie auch das erkaltete Hirn / und Sehnadern zu erwärmen und zu stärcken. Gebrauch. (Schwacher Kalter Magen / Auffstossen und/ Unwillen des Magens / starckes Kluren.) Es ist die Spitzmüntz ein nutzliches Kraut zu vielen Gebrechen / sonderlich aber hilfft sie dem schwachen kalten Magen gar wol / denselben zu erwärmen / zu stärcken / und die däwung zu befürderen / stillet das häfftige auffstossen / unwillen des Magens / und harte kluxen / grün oder dürr genutzet / entweder darüber getruncken / oder darvon gessen / wie sie denn in Salsen auch gebraucht wird / den lust zur speise zu erregen / doch soll man sie nicht zu überflüssig niessen / denn das Geblüt wird darvon dünn / wässerig und leichtlich in Gallen verwandlet / darumb die viel Gallen bey sich haben / sollen der Müntz müssig gehen. (Müntz-Geist. Spiritus per fermëtationem.) Frische wolriechende Müntz zerhackt / in einen sauberen Hafen / oder gläsenen Kolben gerhan / etwas saurteigs und Brunnwassers darzu gegossen / hernach under einander jäsen oder johren lassen / endlich / wenn der jast bald fürüber / destilliert / gibt einen treflichen Geist oder Spiritum per fermentationem ab / dessen etliche tropffen mit destilliertem (Wasser Magenwehe / Bauch-un̅ Muttergrimmen / schwindel.) und Zucker bißweilen eingenom̅en / nicht nur Magenwehe / Bauch- und Mutter-grimmen bald stillen / sonderen auch den Schwindel vertreiben können. Die mit Brantenwein auß diesem Kraut gezogene Essentz hat gleiche würckung. (Weisser Weibersluß.) Brühe / darinnen Müntz gesotten ist / getruncken ist ein sonderlichtes mittel wider den weissen Weiberfluß / denn vielen darmit qeholffen worden. (Fliessend Grind des Haupts.) Müntz in Laugen gestotten / und das haupt damit gewaschen / heilet den fliessende̅ grind. (Durchlaut rothe ruhr überflüßige Weiberzeit / Unwillen und Erbrechen des Magens. Kalter Magen / erbrechen Bauch würm der Kinder / Grind der Kinder / knollichte Brüst von der Milch. Kalter Magen / Erbrechen.) Der in den Apothecken zubereitete Müntzen-syrup stillet den Durchlauff / die rothe Ruhr / und überflüssige Weiberzeit / benimt den unwillen und erbrechen des Magens / und hilfft der Däwung / so man nach belieben ein löffel voll trincket. Das destillierte Müntz-wasser ewärmet den kalten Magen / und stillet das Erbrechen / so man davon nach belieben offt ein löffel voll nim̅et / also den Kindern gebraucht / tödet die Würm / und treibt sie auß / heilet auch den Grind / so man den Kindern das Haupt mit waschet / tüchlein darinn genetzt / und über die knollichte Brust gelegt / zertheilet die knollen von der Milch. Das in den Apotherken gekochte Müntzöl erwärmet und stärcket den kalten Magen / und stillet das Erbrechen / so man das hertzgrüblein warmlicht oft darmit anschmieret. (Erbrechen des Magens.) Es wird auch auß der Müntz ein öl destilliert / davon soll man ein paar tröpflein in einem löffel voll weissen Weins / wider das erbrechen des Magens einnehmen. CAPUT CXV. Krauser Balsam. Mentha crispa spicata. Namen. KRauser Balsam / Krause Müntz oder zahme Sisymber heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sisymbrium domesticum; Mentha rotundifolia crispa spicata, C. B. J. B. Sisymbrium sativum seuhortense, Matth. Mentha crispa, Lon. Italiänisch / Menta crespa, Sisembro domestico. Franszösisch / Mente crespue. Spanisch / Ortelana crespa. Englisch / Wilde Mint. Bachmüntz / Fischmüntz oder wilder Sisymber heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sisymbrium sylvestre, Matib. Men [679] tha aquatica, s. Sisymbrium, J. B. rotundifolia palustris, s. aquatica major, C. B. Balsamita agrestis, Trag. Italiänisch / Sisembro salvatico, Menta acquatica. Franszösisch / Mente aquatique. Spanisch / Ortelana montesina. Englisch / Water-Mint. Geschlecht und Gestalt. 1. Der krause Balsam ist männiglich bekannt / man ziehet ihn gemeiniglich in den Gärten. Er hat kürtzere blätter als die vorgedachte Garten-müntz / sind doch breiter / an dem gantzen umbkreiß krauß / und sehr schön anzusehen / stehen je zwey gegen einander. Die stengel sind fast zweyer spannen lang / viereckicht / haarig / purpurbraun. Oben dringen die geährte / purpurbraune blumen herfür / wie in der rothen Müntze. Hat viel Wurtzeln / die kriechen auff der Erden. Bachmüntz. Sisymbrium sylvestre. Die Bachmüntz wächßt an feuchten orten / hat einen stengel wie der Kraußbalsam. Die blätter sind etwas breiter / und umbher zerkerbt / bringt purpurbraune blumen / inwendig mit weissen haarlocken. Sie riechet wol / aber nicht so starck als der Kraußbalsam. Ist groß und klein / wird allhier an wasserigen orten bey Michelfelden gefunden. Eigenschafft. Beyde Sisymber / der Kraußbalsam und die Bachmüntz / sind warm und trocken biß in dritten grad: führen also ein ölicht-balsamisches / alkalisch-flüchtiges / bitterlichtes Saltz bey sich / dadurch sie aller säure widerstehen / Wind und Bläst vertheilen / Bauch- und Mutter-grimmen stillen / Würm tödten und treiben / den Harn befürdern / und hiemit alle die kräfften haben / welche der Spitzmüntz in vorigem Capitel zugeschrieben werden. Gebrauch. (Verstandener Harn / Wind / Würm.) Krauserbalsam oder Bachmüntz weissem Wein gesotten / und einen guten trunck davon gethan / befürderet den verstandenen Harn / zertheilt die Wind und tödet die Würm. (Ohnmachten.) Frische Kraußbalsam-blätter zerrieben und zu der Nasen gehalten / stärcket das Hirn und die lebendige Geister / und wendet die Ohnmachten wegen ihres edlen geruchs. (Nachweh der Kindbetterifien.) Ein gute Artzney für die Nachweh der Kindbeiterinnen: Nim Krausenbalsam, Mutterkraut / Camillen-blumen / Tag- und Nacht-kraut jedes zwo hand voll / zerschneide alles / und bind es in ein viereckicht säcklein / siede solches in einer halb maß Wasser und weissen Weins / trucke es alsdenn zwischen zween Tellern auß / und legs den Kindbetterinnen über den undern Leib. Auß diesen Müntzen kan man alle diefenigen Artzneyen / Oele / Spiritus, Waffer / und dergleichen bereiten / welche auß der Müntz der vorgehenden Capiteln gemacht worden / und auff gleiche weise in allen bemeldten Kranckheiten nutzlich gebrauchen. CAPUT CXVI. Vnser frawen Müntz. Mentha Graeca. Namen. VNser Frawen Müntz heißt Lateinisch / Mentha Graeca sive Sarracenica, Matth. Mentha corymbifera, seu Costus hortensis, J. B. hortensis corymbifera, C. B. Balsamita mas, Ger. Mentha Romana, Lac. Italiänisch / Menta di St. Maria, Salvia Romana. Franszösisch / Mente Romaine, Mente de nôtre Dame. Niderländisch / Römische Munte. Gestalt. Unser Frawen Müntz stosset bald im Früh [680] ling ihre Blätter herfür / die vergleichen sich der Betonien / an dem umbkreiß zerkerbt / an der farb grün-gelb. Die Stengel sind holtzicht / rund / bißweilen zweyer elen hoch / tragen am gipffel gelbe / offene / runde / ungestirnte knöpff / die vergleichen sich allerdings den gelben Reinfahrn-knöpffen. Der Wurtzeln sind viel / die sich auff der Erden außstrecken. Das gantze Gewächs ist bitter / und riecht starck / bringt kleinen / ablangen / flachen Samen. Man hat sie fast in allen Gärten. Sie wächßt auch von ihr selbsten auff dem Schwartzwald in den fetten Aeckern / nicht weit von dem Flecken Lengkirch. Mit schmäleren Blättern wird sie auff den Pireneischen Bergen gefunden. Eigenschafft. Unser Frawen Müntz ist warm und trocken im anderen grad: Führet ein milt-flüchtiges / balsamisches / ölichtes / alkalisch-bitterlichtes saltz / in geringerem grad als die vorigen Müntzen / bey sich / und hat daher trefliche Würckungen / alles saure in dem Geblüt zu versüssen / Wunden zu säuberen und zu heilen / das zähe / schleimige geblüt zu verdünnern und zu reinigen / innerliche Trüsen-verstopffungen in der Leber / Miltz / Nieren / Kröß und Brust zu eröffnen / den Magen / Haupt und Mutter zu stärcken / die Monat-zeit zu treiben / und den Appetit zu beförderen. Gebrauch. (Schwacher Magen und Mutter.) Unser Frawen Müntz hat alle Krafft und Würckung / welche oben von den Müntzen ist vermeldet worden. Es werden auß diesem Kraut gute Pfannküchlein zu Stärckung des Magens und der Mutter bereitet. Auß diesem Kraut lassen sich alle Artzneyen bereiten / wie auß dem Wermuth / und zu gleichen Kranckheiten gebrauchen.

CAPUT CXVII.
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Kornmüntz. Calamintha. Namen. DAs erste Geschlecht der Calaminth / Kornmüntz oder wilden Poley heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Calamintha, Calamintha vulgaris, vel Officinarum Germaniae, C. B. flore magno vulgaris, J. B. Calaminthum, Calamentum, Nepeta vera. Italiänisch / Calamenta, Herba del catto. Frantzösisch / Pouliot sauvage, Calament des champs, Herbe au chat. Spanisch / Nevada, Nevadera. Das andere Geschlecht der Calaminth / Bergmüntz oder Steinmüntz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Calamintha montana praestantior, Tab. Lob. Calamintha magno flore, C. B. flore magno, ex calice longo, J. B. Italiänisch / Calamenta montana. Das dritte Geschlecht der Calaminth / Wassermüntz / Froschmüntz / Wasser-Poley / oder Wassernept heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Calamintha aquatica, Matth. Calamintha arvensis verticillata, C. B. Mentha arvensis verticillata hirsuta, J. B. Italiänisch / Calamenta acquatica. Frantzösisch / Calement aquatique. Niderländisch / Waetermunte. Englisch / Water-Calamint / With Whorled-coronets. Kornmüntz. Calamintha vulgaris. Bergmüntz. Calamintha montana. Geschlecht und Gestalt. Das erste Geschlecht der Calaminth / der wilde Poley oder die Kornmüntz / wächßt auff ungebawten Feldern neben den Strassen [681] und Wegen / gewinnet eckichte / rauche und elen-hohe Stengel. Sie hat Blätter wie der Poley / doch grösser / ein wenig rauch / rundlicht / und an dem umbkreiß zerkerfft. Die Blumen neigen sich etwas zu purpurfarb / stehen am Stengel rings herumb / von unten an biß oben zu dem gipffel wie an dem Poley / und riechen lieblich. Hat ein zasichte Wurtzel. 2. Die Bergmüntz wächßt auff den Bergen / ist am geschmack schärffer / und an den Stengeln dünner als das erste. Hat Blätter wie die Basilien / je zwey gegen einander / und braun-rothe Blumen. Die Wurtzel ist viel länger als in der gemeinen. Wassermüntz. Calamintha aquatica. 3. Die Wassermüntz findet man bey den fliessenden Wasseren / ist der wilden Müntz nicht unähnlich / hat doch kleinere Blätter und Blumen wie die andern zwey Geschlecht / außgenommen / daß sie bleicher sind. 4. Die Kornmüntz mit Poley-geruch / Calamintha arvensis 2. Taber. Calamintha Pulegii odore, sive Nepetha, C. B. flore minore, odore Pulegii, J. B. Wächßt bey uns viel auff den Aeckern bey Michelfelden und anderstwo: Bekomt viel dünne / viereckichte / rauche / haarige / fast elen-hohe / ästichte Stengel / welche mit kleinen / haarigen / gegen einander stehenden / wenig zerkerfften / nach Poley riechenden / und scharff schmäckenden Blättern bekleidet / und mit bleichpurpurfarben oder blaulichten Blümlein gezieret sind. Diese Blümlein hangen an länglichten stielein / und kommen zwischen den Blättlein herfür. Das Samen-gefäßlein erscheint auch eng / ablang / gestriemt / und bekomt vier kleine / schwartz-braune Sämlein. Eigenschafft. Alle drey Geschlecht der Calaminthen sind warm und trocken biß in dritten grad / am geschmack scharff / und ein wenig bitter; Führen hiemit gleiche theil mit den übrigen Müntzen / und haben auch gleiche Würckung. Gebrauch. Alle drey Geschlecht der Calaminthen befürdern die monatliche Reinigung / daher sich schwangere Weiber darvor hüten sollen. (Starcker Husten / schwerliches Athmen / Leibwehe / Grim̅en / Gelbsucht / Würm / verstandene Weiberzeit / Grimmen.) Ein handvoll Calaminth in einer halben maß weissen Wein gesotten / und davon morgens nüchter getruncken / ist gut wider den starcken Husten / benimt das schwerliche Athmen / Leibweh und Grimmen / zertheilet die Gelbsucht / tödet die Würm / und befürderet die verstandene Weiber-zeit. Wider das Grimmen: Nim Melissen / Pappeln / Calaminth / Flachs-samen jed. 2. handvoll / zerschne de alles / thue es in ein viereckicht säcklein / siede solches in Milch / (Gifftige Thier. Beschwerliches Athmen alter Leuthen / stäter Husten / verstopfftes und verhartes Miltze. Verstopffte Lufftröhrlein / Schleim in der Brust / Lungensucht / Gelb- und Mitzesucht / hartes Miltze / versteckte monatliche Reinigung / Unfruchtbarkeit / Mutterweh / Nachgeburt.) drucke es zwischen zween Teller auß / und legs über den Leib. Der Rauch von den Calaminthen vertreibet alle gifftige Thier. Der in den Apothecken zubereitete Syrup / Syrupus de Calamintha genennt / ist gut denjenigen / so beschwerlich athmen / sonderlich den alten Leuthen / welche stäts mit dem Husten geplagt werden / und nicht außwerffen können. Er dienet auch den Miltzsüchtigen / so ein verstopfftes Miltze haben / und verhartet ist / davon nach belieben ein löffelvoll genommen. Das auß der Calaminth destillierte Wasser auff 2. oder 3. loth getruncken / ist zu allen oberzehlten innerlichen Gebresten nutzlich. Es eröffnet die verstopfften Lufftröhrlein / zertheilet den Schleim in der Brust / hilfft also den Lungsüchtigen / und denen so voll umb die Brust sind / stäts husten / und sehr außwerffen. Ist gut den Gelb- und Miltzsüchtigen / denn es das harte Miltz eröffnet / befürderet die versteckte monatliche Reinigung / erwärmt die Geburts-glieder / macht sie fruchtbar / nimt das Mutterweh / und treibt die Nachgeburt fort. CAPUT CXVIII. Katzenmüntz. Nepeta. Namen. KAtzenkraut / Katzenmüntz oder Katzennept heißt Lateinisch / Mentha felina, Herba gattaria, Mentha cataria, Nepeta vulgaris, Herba cati, Cattaria sive Mentha catti, Herba felis. Italiänisch / Herba gatta, Gattaria. Frantzösisch / Herbe de Chat. Spanisch / Gatara. Englisch / Cattismint / Nep / Nip. Dänisch / Sisenbraut / Kortefoed / Kotteurt / Kottegloede / Kottemynte. Niderländisch / Cattencruyt / Nepte. Katzenkraut wird es genennt / dieweil die Katzen damit ihre Frewde haben. Gestalt. Die gemeine Katzenmüntz / Nepeta vulgaris, Rivin. Mentha cattaria vulgaris & major, C. B. Hat ein zertheilte / zaßlichte Wurtzel /
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Katzenmüntz. Nepeta. auß welcher ein vier-eckichter / raucher / grauer / dicker und safftiger Stengel komt / so mit Neben-zweiglein besetzt ist. Ihre Blätter sind der Melissen oder Nessel ähnlich / jedoch kleiner und weisser / auch an dem umbkreiß zerkerfft. Oben am Stengel erscheinen runde / geährte / weisse B???umen. Das gantze Gewachs ist am geruch scharff / am geschmack hitzig / mit einer mercklichen Bitterkeit vermischt. Es wächßt auff den Wallstätten / an den Wegen / und gemeiniglich an ungebawten orten. Man findet es allhier bey den Zäunen der Gärten vor dem St. Johanns-Thor. Mehr andere Geschlecht findet man bey anderen Botanicis beschrieben / welche wir / weitläuffigkeit zu verhüten / zu übergehen benöthiget sind. Eigenschafft. Katzenmüntz ist warm und trocken im andern grad: führet ein milt-flüchtiges / ölichtes Saltz bey sich / und hat gleiche eigenschafft und kräfften mit der Melissen / und allen Müntzen. Gebrauch. Katzenmüntz hat alle Würckung / welche von der Calaminthen und andern Müntzen ist vermeldet worden. Ein wunderliche Geschicht von der wurtzel der Katzenmüntz / hat Leonhard Thurneiser zum Thurn / im 1. theil von dem Minerischen Wasser in dem 6. Buch im 44. cap. mit nachfolgenden Worten beschrieben. Es ist männiglich bekannt / daß ein Nachrichter im Schweitzerland gewesen / den ich gekennt hab / welchen die Ubelthäter / so verurtheilt / allezeit gar hart erbarmt und gedaurt haben / und wo er nicht diese wurtzel erstlich ein wenig gek???wet / und darnach under die Zungen genommen / hätte er keinen / wie hoch er das verschuldet / auß ursach menschlichen mittleidens (das er von Natur oder vielleicht auß schwäche seines hertzens hatte) richten mögen. So bald er aber die wurtzel / wie gemeldt / gebraucht / ist ihm augenblicklich ein zorn und grimm ankommen / und gantz blutgierig (Kalte Gebresien des Haupts / Brust / Magen un̅ Mutter / Wind im Leib / Schwindel / Krampff / Fallende Sucht / Schlaffsucht / Engigkeit der Brust / versteckte Weiberzeit.) worden / welches mir viel ehrliche Leuth / die das offt von ihme gehört haben / zeugnuß geben werden. Das auß der Katzenmüntz destillierte Wasser dienet sonderlich zu allen kalten Gebresten des Haupts / Brust / Magen und Mutter / vertheilet die W???nde im Leib / ist gut wider den Schwindel / Krampff / fallende Sucht / Schlaffsucht und Engigkeit der Brust / befürdert die versteckte Weiberzeit / davon morgens nüchter drey oder vier loth getruncken. CAPUT CXIX. Bachbungen. Beccabunga. Namen. BAchbungen / Wasserbungen / heißt Lateinisch / Beccabunga. Anagallis aquatica, Sium aquaticum. Frantzösisch / Berle. Englisch / Broocklime / Siepurslane. Dänisch / Lemmicke / Ledmyge / Vandarfue. Niderländisch / Waeterpoege / Bachpoege. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Bachbungen mit rundlichten blättern / welche in beystehender Figur überzwerch stehet / und mit dem buchstaben A. bezeichnet ist / Anagallis aquatica minor vel major folio subrotundo, C. B. aquatica flore coeruleo, folio rotundiore minor, & major, J. B. Veronica aquatica folio subrotundo, Raji. hat weisse / zaßlichte wurtzeln / röthlichte / runde / dicke / safftige / zur erden sich neigende stengel / welche / [683] so sie den grund bestreichen / frische fäserlein in die erden treiben / und neue / kleine / weisse / faßlichte würtzelein gewinnen. Die blätter stehen an den knödlein gegen einander über / haben länglichte stielein / sind sattgrün / dick / rundlicht / fett / safftig / und ein wenig zerkerfft. Die liechtblauen blümlein erscheinen nicht an dem gipffel der stengeln / sondern kommen zwischen den blättern auß denselben fast in gestalt einer ähre herfür / auff welche die breiten Samen-täschlein folgen / so mit vielem kleinen samen angefüllet sind. Dieß Kraut hat keinen sonderlichen geschmack / doch ziehet es sich endlich auff eine kleine schärffe / oder fast unempfindliche bitterkeit. Es wächßt häuffig in feuchten wasserichten gründen / sonderlich da gute Wasserquellen sich finden / welche den Winter durch nicht überfrieren. Dieses Kraut erscheinet an etlichen orten weit grösser mit allen seinen theilen / und wird für ein sonderbar Geschlecht von denen Herren Bauhinis und andern gehalten. 2. Die Bachbungen mit ablangen blättern / welche in der figur auffrecht mit B. abgezeichnet stehet / und eines grösseren und kleinern geschlechts erscheinet / Anagallis aquatica major & minor folio oblongo, C. B aquatica flore coeruleo, aut purpurascente, folio oblongo major & minor, J. B. Veronica aquatica folio oblongo major & minor, Raji. treibet auß den Gläichen der stengeln zaßlichte würtzelein nidsich in die erden. Das grosse Geschlecht davon hat einen geraden / eckichten / dicken / holen / über elen hohen / von unden röthlichten Stengel. Das kleinere Geschlecht aber hat einen dicken / hohlen / runden Stengel. An beyden Geschlechten erscheinen die blätter ohne stiel an den gläichen der stengeln gegen einander / sind lang / schmal / an dem umbkreiß zerkerfft. Neben den blättern steigen beyderseits die blumenzweiglein / in ähre-gestalt empor / und werden mit kleinen / einblättigen / blauen / oder purpurfarben blümlein außgezieret; auff welche die mit kleinem samen angefüllte gefäßlein folgen. Wächßt in den Brunnwasser-gräblein / wie die vorige. Man findet auch das grössere Geschlecht mit viereckichten stengeln / und Poley-formigen blättern. Eigenschafft. Bachbungen hat ein nitrosisch-flüchtiges / gelindes / und sehr wenig scharffes / bitterlichtes Saltz bey sich / dadurch sie erwärmt und feuchtet / das scharffe geblüt versüßt / das saltzichte unreine wesen durch den Harn und andere wege außtreibt / verstopffungen eröffnet / zähen schleim erdünneret / den Athem erleichteret / das scharbockische / melancholische geblüt reiniget / aller säure widerstehet / und so wol innerliche als äusserliche Wunden säuberet und heilet. Man muß das kraut in dem Brachmonat samlen / wenn die Sonn in dem Zwilling gehet. Gebrauch. (Scharbock / Lendenstein.) Dieses Kräutlein hat gleiche tugend mit dem Brunnkresse / aber doch in geringerem grad. Im Frühling wird er nutzlich im Salat gebraucht / insonderheit ohne Eßig / von denen welche mit dem Scharbock / oder Lendenstein geplaget sind; darumb man es in den Seestatten mit dem Brunnkreß auch (Wunden.) zu den Speisen gar viel geniesset. Die Bachbungen ist auch ein köstlich Wundkraut / so sich jemand verwundet hat / der nehme dieses Kraut / thue darzu ein wenig Saltz und Spinnweb / und binde es mit einem doppelten tüchlein auf die wunde̅. (Offener Schaden der Schienbeinen vom Scharbock. Geschwulst der Füssen.) So man die Bachbungen zu einem pflaster in Bier kochet / und über die Schienbein leget / heilet es die offenen Schäden / welche vom Scharbock herkommen. Wenn jemanden die Füß geschwollen sind der lege Bachbungen mit ein wenig Saltz gesprengt darauff. Der auß der Bachbungen frisch außgepreßte und filtrierte Safft / auff vier loth / (Scharbock / Gelb- und Wassersucht / dreyoder viertägig Fieber.) oder das davon destillierte Wasser auff 8. biß 10. loth morgens und abends einen monat lang getruncken / reiniget das scharbockische / versaltzene / zähe geblüt / heilet neben dem Scharbock auch die Gelb- und Wassersucht / vertreibt das drey- und viertägige Fieber. Man kan annoch Brunnkresse / Wegrich / Löffelkraut und dergleichen mit destillieren / oder den Safft zugleich mit darauß trucken und gebrauchen. In dem übrigen hat dieß Kraut alle Tugenden mit dem Brunnkresse oder breiten Wegrich gemein. (Gold???-aderschmertzen. Versteckter Harn / Bauchwürm / Stein / Miltzesucht.) Bachbungen in Wasser zu einem pflaster gekocht / und übergelegt / stillet den schmertzen der Gulden-ader. Das destillierte Wasser auß diesem kraut wird zu befürderung des Harns und Steins / tödtung der Bauch-würmen / und insonderheit wider die Miltzkranckheit gelobt / biß 8. loth morgens und abends davon getruncken. CAPUT CXX. Thymiankraut. Thymus. Namen. THymiankraut / Thym / Thymell / Römischer oder welscher Quendel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Thymus, Thymum. Italiänisch / Thymo. Frantzösisch / Thym, Mariolaine d' Angleterre. Spanisch / Tomillo salsero. Englisch / Thyme. Dänisch / Thimian. Niderländisch / Tym / Tymmoes. Geschlecht und Gestalt. 1. Das frembde und warhaffte allhier abgebildete Thymiankraut / Thymus capitatus, qui Dioscoridis, C. B. Thymum Creticum sive antiquorum, J. B. Ist ein klein staudicht kräutlein mit vielen kleinen / zarten / schmalen blättlein besetzt / die haben zu oberst länglichte / schüppichte köpfflein / voller / kleiner / schöner / leibfarber Blümlein. Auff dem Kraut spüret man keinen samen / denn er wächst auß den zerriebenen knöpfflein / oder dürren verfallenen blümlein auf der Erden. Die wurtzel ist holtzicht / und hat kein nutzen in der Artzney. Es wächst in Candien / Apulien / Griechenland / Syrien / Italien / Franckreich und Hispanien. Wohnet gern an mageren und steinichten orten / welche die Sonn stäts haben. Auß Italien ist dieses
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Frembd Thymiankraut. Thymus exoticus. Gewächs auch zu uns gebracht / und von fleissigen Gärtnern auffgebracht worden. Man zielet es in den Gärten und Häsen / wie ein kleines Bäumlein. Es blühet späth erst gegen dem St. Johanns Tag. 2. Das gemeine Thymiankraut / Thymus vulgaris folio tenuiore, C. B. vulgare rigidius, folio cinereo, J. B. hat ein kleine holtzichte wurtzel mit dünnen zaseln. Der stengel wächßt kaum einer spannen hoch / ist starck / rahn / viereckicht / in nebenzweiglein getheilt / und gemeiniglich mit vielen grünlichten blättern bekleidet / so schmäler als des kleinen Quendels werden. An dem oberen theil erscheinen viel weisse Blumen. Der same ist klein / rund und schwartz. Dieses kraut änderet sich an der farb der blätteren / denn etliche sind grün und wolriechend / andere werden weiß und riechen übel / diß letstere ist rar. Man findet noch eine art des Garten Thymiankrauts / welches breitere und schwartzgrüne blätter bringet / auch purpur-braune oder weißlichte Blumen trägt: Thymus vulgaris folio latiore, C. B. In dem Spanischen Königreich Valentia / bey dem Meergestad Alicanta / wird an sandichten orten ein geschlecht des Thymiankrauts gefunden / so gar keinen Geruch von sich gibet: Thymum inodorum, C. B. Eigenschafft. Thymiankraut ist warm und trocken im dritten grad / eines lieblichen Geruchs und am Geschmack etwas bitter / führet ein ölicht-flüchtiges / milt-aromatisches saltz bey sich / dadurch es aller säure widerstehet / die flüsse tröcknet / schleim erdünneret / verstopffungen eröffnet / dem Haupt / Hertzen / Magen / Nieren und Mutter dienstlich ist / die Nerven stärckt / und die Weiberzeit treibt. Gebrauch. (Schwerer Athem / verstandener Harn / und monatliche reinigung der Weiber todte leibsfrucht / nachgeburt Bauch würm / gerunnen Blut.) Ein handvoll Thymiankraut in einer halben maß weissen Weins gesotten / und davon morgens nüchter getruncken / ist gut denen / so ein schwären Athem führen / und umb die Brust viel Schleim haben / davon sie stätigs keuchen und husten / treibet den verstandenen Harn / monatliche Reinigung der Weiber / todte Leibsfrucht und Nachgeburt / tödet die Bauchwürm / und zertheilet das gerunnen Blut. In Spanien pflegt man dieses Kraut in wasser zu sieden / alsdenn mit deme die Gefäß außzuwaschen / darinnen man Wein oder Oliven behalten will. (Kaltes Haupt un̅ Magen / schwindel / fallende Sucht kalte Flüß / Husten / blödes Gesicht würm der kinder / erkaltete Mutter / versteckte reinigung / todte frucht / nachgeburt) Das destillierte Thymiankraut-wasser löffelweiß gebraucht / stärcket das kalte haupt und Magen / bewahret vor dem Schwindel und der fallenden Sucht / zertheilet die kalten Flüß / benimbt den Husten / stärcket das Gesicht / und vertreibt den Kindern die würm. Ist den erkalteten Weibern ein fast nutzlich wasser / denn es erwärmt die Mutter / und reiniget sie von aller feuchter schleimiger materi / befürderet die versteckte reinigung / die todte Frucht und Nachgeburt. Man kan auch das auff dem destillierten wasser schwimmende öl sonderbahr auffassen / und tropffenweiß in allen obangeregten zuständen gebrauchen. Gleiche würckung hat die davon mit Brantenwein außgezogene essentz / oder der Spiritus davon destilliert / nach dem das Kraut 8. oder mehr tag in dem Brantenwein gebeitzt gewesen. Welcher Spiritus dem l' Eau de la Reine d' Hongrie, oder Ungarischem Roßmarin-Brantenwein gantz gleich kommet / oder wol gar übertrifft. Außwendig braucht man dieß Kraut zu den Wasserbäderen / Fußwassern / und dergleichen. CAPUT CXXI. Saturey. Satureia. Namen. SAturey heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Satureia, Cunila, Thymbra. Italiänisch / Satureia, Thimbra, Coniella, Peuerella, Satureggia. Frantzösisch / Sariette d' Angleterre. Spanisch / Axedrea, Sagorida, Segurella. Englisch / Sauoury. Dänisch / Sarkoennel. Niderländisch / Saturey / Ceulen. In hochteutscher Sprach wird es auch genent Sedeney / Künel / Joseplein / Gartenhysop / Kalbsysop / Zwibelysop / Hünerfüll / Sergenkraut / Kilchenseplin. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Saturey / Satureia hortensis s. Cunila sativa Plinii, C. B. ist ein gemein / wol bekant / hübsch Gartenstäudlein / mit vielen knodichten / etwas haarigen / runden / holtzichten / röthlichten ästlein. Die blätter vergleichen sich fast dem gemeinen Hyssop / sind etwas haarig / dicklicht / sattgrün / eines lieblich starcken geruchs / und scharffen geschmacks / haben auch kleine löchlein wie des
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Gemeine Saturey. Satureia hortensis. St. Johanns-krauts blättlein; auß derer mitten kriechen kleine ähren mit leibfarben Blümlein / und nachfolgenden kleinen / schwartz braunen sämlein herfür. Die wurtzel ist holtzicht und in vielen zaseln zertheilt / und hat in der Artzney keinen gebrauch. Saturey mit Thymian-blättern. Satureia Thymi folio. 2. Man findet noch ein ander Saturey dem Thymian gantz gleich / außgenommen / daß sie in allen stucken kleiner sind / und bringt auch nicht köpfflein wie der Thymian / sondern ähre / darinnen stehen purpurbraune blümlein / sie wächßt in rauchem und magerem erdreich. Diese Saturey zielet man zu Prag in den Gärten: Satureia Thymi folio, Casp. Bauh. Satureia Dioscoridis. Matth. Eigenschafft. Saturey ist warm und trocken im dritten grad: führet ein miltflüchtiges / ölichtes saltz bey sich / und hat gleiche würckung mit dem Hyssop; sonderlich treibt sie durch den schweiß / löset den schleim ver Brust / und ist dem Haupt dienstlich. Gebrauch. Es schreibet Camerarius und Tragus, daß die Saturey nutzlich von gemeinen Leuthen mit der Speiß gekocht werde / sonderlich bey jungem Fleisch und den Fischen: seye der Armen Gewürtz / denn sie lust zum essen erwecket / den Magen erwärmet / die dawung befürderet / das Gesicht stärcket / und zu ehlichen wercken reitzet. Der gemeine Mann pfleget die dürre Saturey under die Würste zu hacken / davon sie anmütiger und gesunder werden. Er läßt sie auch mit den Erbsen und anderem gemüß oder Hülsenfrüchten kochen / denn sie benimbt ihnen die blähung. Fernes würtzen die Armen im Herbst ihren Cappes oder Compost mit der Saturey / denn davon bekomt er einen guten geruch und lieblichen geschmack. (Blödes Haupt un̅ Gesicht / Engbrüstigkeit / Lungsucht / versteckter Harn und weibliche Blum.) Zwey handvoll Saturey in ein maß weissen Wein gelegt / und davon getruncken / stärcket das blode Haupt und Gesicht / ist gut den engbrüstigen und Lungsüchtigen / denn sie zertheilt den koder / und befürderet den außwurff / treibet den Harn und die weibliche Blum. Saturey neben anderen stucken in wasser gesotten / und offt warm davon getruncken / (Engbrüstigkeit / Husten / Mandeln- und Zäpfflein-geschwulst. Kalte flüß / Schlag.) lößt den Schleim der Brust / leichteret den schweren Athem / und vertreibt den Husten; und so man damit gurgelt / so vertreibt es den schmertzen und die geschwulst der Mandeln / und deß Zäpffleins. Die kalte flüssige Leuth sollen sich der Saturey fleissig bedienen / dieselbe in Wein legen / und davon offt trincken / denn sie vor dem Schlag bewahret. Die schwangeren Weiber aber müssen sich vor disem Kraut hüten / weilen es leicht die Geburt abtreiben könte. Es hat die Saturey alle Tugend und Krafft / so im vorhergehenden Capitel von dem Thymiankraut erzehlt / und im nachfolgenden Capitel vom Quendel gemeldet wird / derohalben eins für das ander wol kan genommen werden. In der Schlaffsucht / da die Leuth nicht (Schlaffsucht.) erwachen wollen / kan man etliche händvoll dieses Krauts in Wein sieden / und darinnen genetzte tücher offt warm über das Haupt schlagen; man kan auch nach belieben das Säcklein / darinnen das Kraut selbst ist / also warm überlegen.
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CAPUT CXXII. Zahmer Quendel. Serpillum sativum. Namen. QUendel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Herpyllus, Herpyllum, Serpillum. Italiänisch / Serpillo, Serpollino, Sermollino. Frantzösisch / Serpolet, Serpoulet. Spanisch / Serpol, Serpilo. Englisch / Wildtime / Wildbetonii. Dänisch / Vorfruesenge halm / wild Thimian. Niderländisch / wilde Tym / onser Vrouwen Bedtstroo. In hochteutscher Sprach wird er auch genant vnser Frawen Bettstro / Künlein / Hünerköl / kleiner Costentz und Hünerferb. Geschlecht und Gestalt. 1. Der zahme Quendel / Serpillum sativum, C. B. majus latifolium, Ejusd. item vulgare majus. Ejusd. wächßt ein spannen hoch über sich / und kriecht nicht also auff der erden wie der wilde. Er ist der gestalt der ästlein und blättern nach dem Wolgemuth fast gleich / aber viel kleiner / und am geruch dem Majoran ähnlich; trägt purpurfarbe Blumen in geährten köpfflein; im übrigen ist er eines scharfflichten geschmacks. 2. Der Citronen-Quendel / Serpillum Citri odore, J. B. foliis Citri odore, C. B. hat ein dünne / holtzichte / kleine / und braun-schwartze wurtzel / so an den gläichen ihre zaseln bringet / und sich auff dem boden außspreitet. Er kommet mit dem gemeinen Quendel fast überein / allein sind seine blätter schwärtzer und dicker / auch so man sie zerreibt / geben sie einen Citronen-geruch von sich. Die stengel wachsen viereckicht / seine Blumen erscheinen purpurfarb und dicker als an dem vorigen / der Same ist sehr klein und schwartzlicht. Er wächst alhier auff den Bergmatten / bey dem Schloß Dorneck und Landskron. Man findet ihne auch in Oesterreich / Ungern und Mähren. Wilder Quendel. Serpillum sylvestre. 3. Der wilde Quendel / Serpillum sylvestre, vulgare minus, C. B. vulgare, J. B. kriecht und pflantzet sich auff der Erden mit vielen dünnen / runden und biegigen stengeln / daran hangen die länglichten blätter / kleiner als am Poley: bey deren ursprung stossen andere stengelein herfür zu beyden seiten mit kleinern blättlein. Oben an den stengeln stehen weiß-purpurfarbe blümlein; offtermals werden sie schneeweiß / und wie runde kügelein gestaltet / die bißweilen wollicht sind / die wurtzel ist zertheilt und zasicht. Erwächst auff den felsen / büheln / bergen / dürren auen und wiesen / blühet vom Mäyen an den gantzen Sommer auß / und gibt ein scharffen geschmack von sich. Dieses Gewächs änderet sich / denn bißweilen bekommet es runde / und zu zeiten spitzige und schmälere blätter. In Oesterreich / Ungarn und Mähren / gibet es ein Geruch wie Nußbaumen-laub von sich / zuzeiten aber ist es ohne geruch. Eigenschafft. Der Quendel ist warm und trocken im anfang des dritten grads / führet ein ölichtbalsamisches / flüchtiges / miltes saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft das Haupt / die Nerven und Mutter zu stärcken / Flüsse zu tröcknen / verstopffungen zu eröffnen / Wind zu vertheilen / und schmertzen zu stillen. Gebrauch. Quendel hat gleiche tugend wie die Saturey / von welcher im vorhergehenden Capitel gehandlet worden. (Gifft.) Der Quendel dienet wider das Gifft / in der speiß oder dem tranck gebraucht / daher ihn die Alten den müden Schnittern in der Kost gegeben / auff daß / wenn sie ruhen oder [687] ungesund wasser trincken müsten / vor allem Gifft bewahret wurden / wie droben auß dem Virgilio angedeutet worden. Der grüne Quendel wird an etlichen orten in der Küche zu dem Fleisch und den Fischen gebraucht. So man den Quendel sechs oder siben tag läßt im Wein ligen / so wird ein guter Eßig darauß: Der Geruch des Quendels thut dem Hirn wol. (Grimmen versteckter Harn / Grieß / Stein und Weiberzeit / weisser Weiber fluß. Blödes Haupt / gesicht / matzen / schwindel / Husten / faule Magen fieber.) Ein handvoll Quendel in einer halben maß weissen Wein gesotten / und davon getruncken / stillet das Grimmen / befürdert den versteckten Harn / Grieß / Stein und Weiber-zeit / und stillet den weissen schmertzhafften Weiberfluß. Das destillierte Quendelwasser löffelweiß gebraucht / stärcket das blöde Haupt / Gesicht un̅ den Magen / benimt den Schwindel / dienet wider den Husten / treibt fort den versetzten Harn / Stein / Grieß und Weiber-zeit: soll ein gut mittel seyn für die faulen Magen-fieber. CAPUT CXXIII. Gemeiner Majoran. Majorana vulgaris. Namen. MAjoran heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Majorana, Amaracus, Sampsuchum. Italiänisch / Maggiorana, Majorana. Frantzösisch / Marjolaine, Marone. Spanisch / Majorana, Almoradux. Englisch / Marjorain / Marieroine. Dänisch / Meyran. Niderländisch / Maeryeleyne-truyd / Marioleyne. In Hochteutscher Sprach wird er auch genennt Maseran / Maseron / Meyron und Meylen. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Majoran / Majorana vulgaris, C. B. majori folio ex semine nata, J. B. Hat ein holtzichten Stengel mit vielen zarten Neben-ästlein / daran viel kleine / runde / weiß-grawe und wolriechende Blätter stehen: Er blühet mit grünen schüppichten knöpflein / darauff weisse / subtile Blümlein erscheinen / welchen ein kleiner / brauner samen nachfolget. Die Wurtzel ist holtzicht / und mit vielen zaseln umbgeben. Das gantze Gewächs riecht wol / ist am geschmack ein wenig bitter / mit einer lieblichen schärffe. Er wird gesäet und gepfläntzet / muß aber am Schatten stehen / in alten Mist gesetzt / und offt begbssen werden. Er ist ein recht Sommer-kralit / darumb er fast den gantzen Sommer über blühet / kan kein Frost erdulden / derohalben soll man ihne gegen dem Winter außsetzen / und in warmen Kelleren behalten: Eine Art des Majorans mit stärckern Aestlein / breitern Blättern / und runderen Köpflein / wird in dem Fürstlicken Eystättischen Lustgarten angetroffen / und breit-blättiger Majoran genennet. Kleiner oder Edler Majoran. Majorana tenuifolia sive Nobilis. 2. Der kleine oder Edle Majoran / Majorana tenuifolia, C. B. tenuior & lignosior, J. B. vergleicht sich gantz und gar dem vorigen / doch daß er in allen stucken kleiner / auch am geruch stärcker ist. Zuweilen wird dieser in die Natur des gemeinen Majorans verwandelt / da seine Stengel mit vielen Fäden verwirret werden. Eigenschafft. Der Majoran hat ein aromatisch-balsamisches / milt-flüchtiges Saltz bey sich / und dadurch die Eigenschaffe zu wärmen / [688] zu tröcknen / den Schleim zu erdünneren / das Haupt / die Nerven / Brust / Magen und Mutter zu stärcken / die monatliche Reinigung wider zu bringen / und innerliche Verstopffungen auffzulösen. Gebrauch. (Alte und kalte Gebresten des Haupts und der Muttes.) Der Majoran wird fürnemlich zu den alten und kalten Gebresten des Haupts und der Mutter gebraucht / denn er ein sonderliche krafft hat das Hirn und die Mutter zu erwärmen und zu stärcken. Dieses Kraut ist ein edles Gewürtz in der Kost / denn es den Speisen einen lieblichen und anmüthigen geschmack gibet. Für die kalten Gebresten des Haupts: (Kalte Gebresten des Haupts.) Nim Majoran / Salbey / Roßmarin / Betonien / Melissen jedes ein halbe handvoll / zerschneide alles / binde es in ein säcklein / schütte darüber zwey maß weissen Wein / und thue morgens und abends ein trunck darvon. (Wassersucht / schwerlich harnen / Bauchgrimmen / Bläst der Mutter. Stärckung des Haupts. Schnuppë.) Majoran-kraut in weissem Wein gesotten / und darvon getruncken / ist gut wider die anfangende Wassersucht / schwerlich harnen / Bauch-grimmen / treibet die Frauenzeit / und zertheilet die Bläst der Mutter. Der Majoran wird zu Stärckung des Haupts gar nutzlich unter die Laugen gethan. Frischer Majoran mit den Fingeren ein wenig zerrieben / und in die Naßlöchlein gethan / macht niessen / zertheilet den Schnuppen / und reiniget das Haupt. Majoran in Wein gesotten / darnach den (Mangel am Gehör / Ohrensausen.) Dampff durch ein Trächterlein in die Ohren gelassen / stärcket das Gehör / und stillet das Ohren-sausen. Majoran-pulver in die Nasen gezogen / macht niessen / und reiniget das Haupt wol. (Beschreibung eines treflichen Nieß-pulvers oder Schnuptabacs.) Allhier kan ich nicht umnbgehen / ein treffliches Nieß-pulver oder Schnup-tabac zu beschreiben / welchen die Wol-ehrwürdigen Herren Patres Benedictini, des loblichen Gotteshauses Beinwyhl im Stein / im gebrauch gehabt / muß aber in einer guten Apotheck zubereitet werden: Nim des besten Indianischen Tabacs ein halb loth / Florentinische Irißwurtz ein quintlein / runde wilde Galgantwurtz 15. gran / Paradießholtz 7. gran / gelber Santal 1. scrupel / Nägelein 1. quintl. des besten Zimmets 15. gr. Muscaten-blüth 7. gran / Storacis Calamitae, Benzoin jed. 15. gran / Roßmarin-blüth / Mäyenblümlein / rothe Rosen jedes ein halb quintl. Lavanderblümlein 7. gr. Majoran / Specierum Diambrae jed. 15. gr. Bisam und Zibet jed. 1. gran / destilliertes Rosenholtz-öl 5. tröpflein. Mache auß allem ein reines Pulver. Dieser (Schlag / Fallende Sucht / Verstopffung der Nasen / Mangel am geruch / böse feuchtigkeiten des Hirns. Versteckte Naßlöchlein bey jungen Kindern.) Schnup-tabac ist sehr nutzlich zu verhütung des Schlage und der fallenden Sucht / eröffnet die Verstopffung der Nasen / wendet den mangel des Geruchs / reiniget das Hirn von allen bösen Feuchtigkeiten / und stärcket zugleich das Haupt. Der frische Majoran wird nutzlich gebraucht den jungen Kindern / so erst auß Mutterleib kommen / wenn ihnen die Naßlöchlein verstopfft sind / und schwerlich den Athem führen / als wenn sie ersticken wollten / denen soll man frischen Majoran zerreiben / und für die Naßlöchlein halten. Oder nim frischen ungesaltzenen Butter und süß Mandel-öl jed. ein halb loth / Majoranwasser ein quintlein / zerlasse es auff einem (Kalte Gebresten des Haupts / Fallende Sucht / Schlag / Zittern / Krampff / Schwindel / verlegene Sprach / Grieß / versteckter Harn und Weiberzeit / unfruchtbare Weiber / erkalte Mutter / weisser Fluß. Wehtagen des Haupts / verlohrener gernch. Kalte Gebresten des Haupts / Magen un̅ Mutter / schwaches Hertz / verstopffung der Leber. Mutterbläst / Schlag / Fallende Sucht / Krampff / Hauptweh von kälte / böse Feuchtigkeitë des Haupts. Ohnmachten.) warmen Teller / und thue darvon dem Kind in die Naßlöchlein. Das destillierte Majoran-wasser ist trefflich gut wider alle kalte Gebresten des Hirns / die fallende Sucht / den Schlag / das Zitteren / den Krampff und Schwindel / bringt die verlegene Sprach wider / und stärcket das Hertz / treibet den Harn und Grieß / erwärmt die Mutter / und befürdert die Monat-zeit / ist nutzlich den unfruchtbaren Weibern / erwärmt die Geburts-glieder / und vertreibet allen kalten Schleim / und den weissen Fluß der Bärmutter / morgens und abends ein paar loth darvon getruncken. In Majoran-wasser leinen tüchlein genetzt / und über das Haupt laulicht gebunden / benimt die Wehetagen desselbigen / so von kälte herkomt. So man es durch die Nasen obsich ziehet / bringt es den verlohrenen geruch wider / und reiniget das haupt garwol. Die Conserva Majoranae, oder der Majoran-zucker / (welcher wie der Rosen-zucker bereitet wird) ist sehr gut zu den kalten Gebresten des Haupts / Magens und der Mutter / stärcket das schwache Hertz / und eröffnet die Verstopffung der Leber. Von dem destillierten Majoran-öl drey tropffen in weiffem Wein genommen / treibet die Frauen-zeit / vertheilt die Bläst der Mutter / wehret dem Schlag / fallender Sucht / Krampff und langwierigem Hauptweh von kälte verursachet: ist ein fürnehmes Mittel / das Haupt von allen bösen Feuchtigkeiten zu reinigen. Der Majoran-Balsam wird zu Stärckung des Haupts und Verhütung der Ohnmachten in die Nasen / an die Schläff und auff den Wirbel des Haupts gestrichen. ENDE des Dritten Buchs.
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Das Vierte Buch /
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Von den Kräuteren / CAPUT I. Mastich-kraut. Marum. Namen. MAstich-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Marum, Sampsuchus sive Marum Mastichen redolens, C. B. Clinopodium quibusdam, Mastichina Gallorum, J. B. Frantzösisch / Herbe Mastic. Englisch / Herbst-Mastick / or Mastick-thyme. Gestalt. Dieses Kraut ist wenig bekannt. Matthiolus hat solches von Jacobo Antonio Cortuso auß Padua empfangen. Es hat weißgraue dünne blätter / kleiner als des Majorans / unden breit / oben außgespitzt / am geruch sehr lieblich / am geschmack scharff / bringt hohe / dünne / holtzichte ästlein / und purpurweisse blumen. Es wächßt in Asien und Egypten / von dannen es auch Herren Cortuso erstlich zukommen ist. Eigenschafft. Dieß Kraut ist mit flüchtig-ölichtem scharffem Saltz begabt / daher es wärmt / trocknet / eröffnet / und alle die kräfften hat / welche dem Candischen Dictam zugeschrieben worden. Gebrauch. (Kalte Gebresten des Haupts und Magens / verstopffte Leber / Wasser und Gelbsucht / versteckter Harn und Weiberzeit / Gifft. Starcker Monatfluß der Weibern.) Von diesem Kraut eine handvoll in einer halben maß weissen Weins gesotten / und davon getruncken / dienet zu den kalten Gebresten des Haupts und Magens / öffnet die verstopffte Leber / hilfft in der Wasser- und Gelbsucht / fürderet den Harn und die Weiberzeit / und widerstehet allem Gifft. Die Rinde von diesem Kraut in dem Brach- und Hewmonat gesamlet / zu pulver gestossen / und ein quintlein davon alle morgen nüchter in dick-rothem Wein eingenommen / kan auch den gefährlichsten und langwürigen Monat-fluß der Weibern stillen. CAPUT II. Italiänischer Steinklee. Melilotus Italica.
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Namen. ITaliänischer Steinklee heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Melilotus Italica, Sertula campana. Italiänisch / Meliloto. Geschlecht und Gestalt. Under denen vielen Geschlechten des Steinklees finden sich allhier abgerissen und in figuren fürgestellet; 1. Der Italiänische Steinklee / Melilotus Italica, Fuchs. corniculis reflexis major, C. B. Melil. s. Sertula campana, Matth. Trifolium Italicum, s. Melilotus Italica corniculis recurvis, J. B. wächßt bald von der holtzichten Wurtzel / wird wie ein Stäudlein über elen hoch / mit kleinen blättlein / wie der Klee / die an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft sind / hat kleine gelbe blumen / welchen krumme schötlein folgen / in welchen ein kleiner röthlichter Samen verschlossen ist / so am geruch nicht unlieblich. Dieses ist der rechte Steinklee / so in den Gärten gezielet wird / aber in Italien / in der Landschafft Campania umb Neapoli wächßt er für sich selbst / da man auch kräntzlein darauß machet / daher er Sertula campana heisset. Für diesen Italiänischen Steinklee brauchen unsere Medici und Apothecker den gemeinen Steinklee / so an der krafft und würckung nicht ungleich ist. Gemeiner Steinklee. Melilotus vulgaris. 2. Gemeiner Steinklee / grosser Steinklee / Honigklee / edler Steinklee / unser lieben Frauen Schühlein / heißt Lateinisch / Melilotus vulgaris, Melilotus nobilis, Trifolium caballinum. Italiänisch / Meliloto, Trifoglio caballino Frantzösisch / Melilot. Spanisch / Meliloto. Englisch / Melilote. Dänisch / Amur / Steenklee. Niderländisch / groote Steenclauere. Gestalt. Der gemeine Steinklee / Melilotus vulgaris, Park. Melil. Officinarum Germaniae, C. B. Trifolium odoratum, s. Melilotus vulgaris flore luteo. J. B. ist dem wilden Steinklee fast gleich / wächßt mit seinen runden / etwas gestriemten / schwachen / und ästichten stengeln offt biß zweyer elen hoch / seine blätter sind dem Italiänischen Steinklee fast gleich / am umbkreiß ein wenig zinnelicht. Oben an den stengeln trägt er gemeiniglich gelbe / und bißweilen weisse blumen. Dieses Kraut wächßt überall an steinichten orten / neben den wegen / blühet fast den gantzen Sommer über / hat weisse / dünne / zähe / mit kurtzen zaseln begabte wurtzeln. Eigenschafft. Der gemeine Steinklee ist einer mittelmäßigen Natur / doch etwas mehr warm als kalt; führet neben einem alkalischen saltz annoch viel ölicht-balsamische milte theilgen bey sich / und hat daher die eigenschafft zu erdünnern / zu erweichen / zu maturieren / schmertzen zu lindern / auch zu vertheilen / das Haupt und Nerven zu stärcken / und die Nieren und Blasen zu reinigen. Das gantze Kraut wird gebraucht / und im Brach- und Hewmonat / der Samen aber im Augstmonat gesamlet. Gebrauch. (Geschwollene Gemächt.) Zu dem geschwollenen Gemächt soll man nehmen Steinklee-blumen / Chamillen-blumen / Leinsamen und Bonen-mehl / jedes ein halbe handvoll / Wermuth ein wenig / solches in Milch zu einem pflaster sieden / und zwischen zweyen tüchern gestriechen / warmlicht überlegen. (Hitzige geschwulst der Mutter / Affterdarm / Gemächt und heimlichen orten.) Zu der hitzigen Geschwulst der Mutter / des Affterdarms / der Gemächt und heimlichen orten. Nim Eybisch-wurtzel ein loth / Eybisch-kraut / Pappeln / Steinklee / Camillen-blumen gestossen jedes ein quintlein / Gerstenmehl / Leinsamen-mehl jedes ein halb loth / siede alles in Milch zu einem pflaster / und lege es zwischen zweyen tüchern gestriechen warmlicht über das geschwollen ort. (Sand / Grieß / hitzige Geschwulst der Mutter / Mastdarms un̅ Gemächts.) Dem destillierten Steinklee-wasser wird insonderheit von den Alten auß gewisser erfahrung zugelegt / daß es das Haupt und Gedächtnuß stärcke / und die Nieren und Blasen von Sand und Grieß reinige / drey loth zu nacht vor dem schlaff getruncken. Eusserlich wird es gebraucht zu hitziger geschwulst der Mutter / des Mastdarms und Gemächten / ein badschwam oder tüchlein darinnen genetzt / und warmlicht übergelegt. Das in den Apothecken zubereitete Emplastrum (Harte geschwulst.) de Meliloto oder Steinklee-pflaster erweicht und zertheilt alle harte geschwulst / und milteret den schmertzen derselbigen; vertreibt auch die Mandlen-geschwulst des Halses / außwendig übergeschlagen. 3. Garten-Steinklee oder Siebenzeit wird in der Schweitz Schabziegerkraut genennt / dieweil man ein sonderlichen Käß / welcher Schabziegeren heisset / mit diesem Kraut machet. Lateinisch wird er genennet Lotus
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Garten-Steinklee. Lotus hortensis odorata. hortorum odorata, Trifolium odoratum, Lotus hortensis, Lotus sativa, odorata, annua, J. B. Italiänisch / Loto salvatico. Frantzösisch / Trefle odoriferant. Englisch / Gardenclauer / dweet Trefoil. Niderländisch / Sevengetyden-claver of cruyt. Gestalt. Der Garten-Steinklee wird in Teutschland nicht auff dem Feld / sondern in den Gärten gezielet. Er ist ein recht Sommerkraut / muß jährlich wie der Coriander vom kleinen gelben sämlein gegen dem Frühling auff gebracht werden. Gehet erstmahls auff wie der gemeine Klee / je drey blätter an einem länglichtem stiel / doch spitziget und äschenfarb / glatt / zerkerfft / und etwas rundlicht. Gegen dem Hewmonat steiget er in seinen runden stengel / der ist hol / glatt / weiß / mit vielen zincken oder rüthlein besetzt / und durchauß mit spitzigen Klee-blättlein bekleidet. Ein jedes zincklein hat seine getrungene purpurblaue / riechende blümlein / in der höhe kleiner denn der Wiesenklee. Auß jedem blümlein wird ein stachlichtes kölblein / gleich wie an der blumen der Benedictenwurtzel / darin ist der gelbe / runde samen / als Hirsen-körnlein / in seinen spitzigen häußlein verschlossen. Die wurtzel ist holtzicht / dünn / schlecht / kurtz / weiß wie am Dillkraut. Das gantze Gewächs ohn die wurtzel / hat ein besondern geruch / beynahe als ein wollriechendes Gummi / ist aber am geschmack bitter. Die alten Weiber wissen wol / daß dieses Kraut zum tag siben mahl seinen geruch hat / und so offt auch widerumb verliert (daher man es auch Siebenzeit nennet) so lang es stehen bleibet. Nachdem es aber außgerupfft / auffgehaben und gedörrt ist / behält es den geruch für und für / doch wenn trüb wetter entstehen will / ereugt sich der geruch so gewaltig / daß es jederman im hauß / wo das Kraut hangt / fühlen und riechen muß / daher es billich ein Wetterkraut genennet wird. Eigenschafft. Dieser Klee hat viel ölicht-balsamische / milt-flüchtige / mit bitterem / groblicht-alcalischem Saltz vermischte theile bey sich / und daher eine mittelmäßige Natur und Ei enschafft zu wärmen / zu trocknen / zu erweichen und zertheilen / zu lindern / Wunden und Schäden zu säubern und zu heilen. Im Hewmonat wird das blümlein / in dem Augstmonat aber der samen gesamlet. Gebrauch. Die blümlein dieses Krauts thut man in ein glaß / gießt Baumöl darüber / läßts an der Sonnen lang stehen / thut auch nach belieben ein wenig Terbenthin darunder / so gibt es ein fürtreflich Wund-öl / welches die Weiber bey uns Blümlein-öl nennen / und (Wunden / Schäden / Grimmen /) äusserlich zwar zu heilung allerhand frischen / geringen Wunden / Versehrungen und Schäden / wie auch zu linderung der Schmertzen gebrauchen; inwendig aber wider (Sand der Nieren / gerunnen Blut.) das Grimmen / gerunnen Blut / Sand und Grieß der Nieren / und allerhand anderen innerlichen Versehrungen eingeben. Steinklee mit langen krum̅en Schötlein. Lotus siliquis Ornithopodii. 4. Der Steinklee mit langen krummen Schötlein / Lotus siliquis Ornithopodii, J. B. bekomt auß seinem weissen / hartlichten / und mit wenig zäserlein begabten würtzelein etliche rahne schößlein / die in etliche neben-ästlein / so anderthalb zoll weit von einander stehen / underschieden sind / in deren Gläichlein hangen fünff blätter / under wel [692] chen die zwey underen den drey oberen an der grösse nicht gleich kommen / haben keinen sonderlichen geruch. Auff den gipffeln sitzen gelbe blümlein / wie in dem krum-gehörnten Steinklee / und sind mit schwartzen linien durchzogen. Diesem folgen auß einem gläichlein zwey / drey auch mehr hülsen oder schoten / so anderthalb oder auff das höchste zween zoll lang / krum / zusammen getruckt / und schwartzbraun sind / welche augenscheinlich mit samen angefüllet. CAPUT III. Sesel. Seseli. Namen. SEsel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Seseli, Seselis, Seseli Massiliense, Seselinum, Cordyla, Silis, Platycyminum, Saxifragia montana, Saxifragia major, Siler montanum, Seselios. Italiänisch / Seseli, Siler montano, Sejar montano, Silio montano. Frantzösisch / Siler montain. Spanisch / Siler montesino. Englisch / Siler. Niderländisch / Seseli van Marseillen. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt Seselkraut / Maßilischer Sesel / Berg-sesel / Roßkümmel und Zirmet. Berg-Sesel. Seseli montanum. Geschlecht und Gestalt. Es werden allhier verschiedene Geschlecht der Sesel vorgestellet. 1. Das erste Geschlecht / der Berg-Sesel / Seseli montanum Foeniculi solio, C. B. montanum angustifolium 3. Clus. folio Seseli Massiliensis Matthioli, semine Angelicae, J. B. Hat ein lange / dicke Wurtzel / eines guten Geruchs. Die Blätter vergleichen sich den Blättern des Fenchels / sind doch dicker. Der Stengel ist starck und steiff / fingers-dick / knodicht / gestriemt / in etliche ästlein zertheilt / wie der Stengel des Ferulkrauts / wird auff anderthalb elen lang / er hat seine Neben-zweiglein / auff welchen breite / dem Dillkraut ähnliche weisse Blumen-kronen wachsen / darinnen ein eckichter / langer Samen wächßt / der ist eines guten Geruchs / und an dem Geschmack scharff. Dieses Kraut wächßt viel auff den rauchen Feldern bey Maßilien und andern orten in Languedock und Italien / wird auch in grosser menge in Apulien / auff dem Berg Gargano / und auff den Berg-matten in Nider-Oesterreich und Steyrmarck / gefunden. Bey uns zielet man es in den Lustgärten / so es einmal auffgebracht wird / bleibet es etliche Jahr unversehrt / denn es den Winter-frost in unsern Ländern wol leiden mag / zudem so gehet es in einem jeden Erdreich auff. Marsilischet Sesel. Seseli Massiliense. (A. Der erwachsene Sesel.) (B. Die jungen Blätter.) (C. Der Samen.) 2. Der Marsilische Sesel / Seseli Massiliense, Matth. Massiliense Ferulae folio, C. B. Massiliense nuperorum, folio aliquatenus simili Visnagae, J. B. Hat ein grosse / lange / weisse Wurtzel wie der Fenchel / die strecket sich tieff in das Erdreich hinein / also daß man sie schwerlich gantz außgraben kan / hat ein guten Geruch / und ein räsen Geschmack. Die Blätter sind den Fenchelblättern ähnlich / aber breiter / steiffer / dicker / und auch nicht so viel wie am Fenchel / von Farben weißlicht. Der Stengel ist steiff / mit Gläichen unterschieden wie der stengel des Ferulkrauts / anderthalb elen lang / auß den Gläichen wachsen umb den stengel Neben-zweig herauß / darauff kommen Kronen herfür / mit weissen Blumen / wenn die [693] vergehen / folgt der Samen / der ist grösser als der Aniß-samen / hat ein starcken geruch und räsen geschmack wie die Wurtzel. Dieses Geschlecht wächßt sehr viel in Languedock und umb Maßilien; daher es auch Maßilischer Sesel genennt wird. Allhier findt man es auff dem Crentzacher-berg / und in dem Hüninger-wald umb Michelfelden. Es wird auch wie das vorige in den Gärten gezielet. Eigenschafft. Seselkraut wird gesamlet im Brachmonat / ist warm und trocken im anderen / die Wurtzel aber und der Samen im dritten grad; Hat ein flüchtig-scharffes / mit etwas ölicht-aromatischen theilen begabtes saltz bey sich / und daher die Eigenschafft zu erdünneren / zu zertheilen / Verstopffungen zu eröffnen / den Athem zu erleichteren / den Harn / Sand und Schleim zu treiben / die monatliche Reinigung zu befürderen. Gebrauch. (Kaltes Hirn / blödes Gesicht / Fallëde Sucht.) Die Wurtzel und der Samen des Sesels erwärmt das kalte Hirn / stärcket das blöde Gesicht / und widerstehet der fallenden Sucht kräfftiglich; entweder im Pulver auff 30. gr. schwer offt genommen / oder in halb Wein halb Wasser gesotten / und darvon bißweilen getruncken. (Mangel des Gesicht bey alten Leuthen.) Ein gutes Pulver für alte Leuth zu stärckung des Gesichts: Nim Sesel-samen / Zimmet jed. ein halb loth / Roßmarin-blüth / Fenchel / Aniß / Augentrost-kraut jed. ein quintlein / Parißkörner / Cubeben / Muscaten-blüth / Nägelein jed. ein halb quintlein / stosse alles zu einem reinen Pulver / und nim morgens und abends ein messerspitz voll in rothem Wein ein. Den Sesel-samen dem Vieh eingegeben / (Schwere Geburt bey dem Vieh.) macht es desto leichter zu gebähren. Aethiopischer Sesel. Seseli AEthiopicum verum. 3. Aethiopischer Sesel / Seseli AEthiopicum verum Salicis folio, C. B. AEthiopicum fruticosum folio Periclymeni, J. B. hat Blätter dem Ephew ähnlich / außgenommen daß sie kleiner sind / und bißweilen lang / wie die Waldlilien-blätter. Die Staud ist schwartz / mit stengeln / zweyer armen hoch / daran wachsen ästlein spannen lang / und zu zeiten länger / bringt Dolden wie der Dill / darinnen ein fester / bitter und schwartzer samen ligt / am geruch stärcker denn Massilier-Sesel / wächst allhier auff dem Muttentzer-berg. Griechischer Sesel. Seseli Peloponnense. 4. Peloponnesischer oder Griechischer Sesel / Seseli Peloponnense, Matth. sive Cicutaria quorundam, J. B. Cicutaria latifolia foetidissima, C. B. hat blätter wie der Schirling / aber breiter und dicker. Sein stengel ist grösser als des Massilischen Sesels. Er trägt breite Krönlein / darinnen ein bitter und starck-riechender Samen sich findet. 5. Der haarige Berg-Sesel / Seseli montanum cicutae folio subhirsutum, C. B. hat ein dicke wurtzel / auß welcher breite / schwartz-grüne / und dem wilden Körffelkraut ähnliche blätter herfür kommen / die wegen den Haaren / damit insonderheit die Stiel besprenget / rauchlicht sind. Der stengel ist bißweilen mehr als anderthalb elen hoch / knöfficht / hol / dick / und ein wenig haarig / hat seine nebenästlein / und wird mit wenig / den obigen ähnlichen / aber kleinem blättern umbgeben. Oben auff erscheint ein grosse weisse Kron von Blumen / welcher ein ablanger doppelter samen nachfolget / so mit einem sehr dünnen spitzlein oder Tüpfflein begabet / und am geschmack dem Mattkümmel gleich ist. Es wächßt zwischen den Felsen / auff dem hohen Berg Wasserfall genant / und blühet mitten im Sommer. Mit glatten blättern wird [694] es auff den Oesterreichischen Alp-gebürgen / insonderheit auff dem Schneeberg gefunden. 6. Der glatte Berg-Sesel / Seseli montanum cicutae folio glabrum, C. B. Alpinum sive montanum primum Clusio, folio splendente, flosculis albis, J. B. it. Ligusticum alterum Belgicum foliis ferè Absinthii, semine rotundo, Ej. hat einen runden hohlkehligen und knöpffichten stengel / der ist mehr als zwo elen hoch / und in neben-ästlein zertheilt: die blätter sind wie der wilden Pasteney-blätter zerschnitten: die Dolden oder Kron bestehet auß kleinen weissen Blumen / denen ein kleiner gewürtzter samen nachfolget. Das gantze Kraut vergleicht sich an dem geruch der Pasteney / und wächßt auff den nassen wiesen zu Michelfelden. 7. Der Matten-Sesel / Siler pratense, Dod. Seseli pratense, C. B. Silaum quibusdam flore luteolo, J. B. ist dem Berg-Sesel gleich / wächset zweyer elen hoch. Die blätter sind breit / schwartz und in viel stück zertheilt. Die dolde vergleicht sich mit des Berg-peterleins kron / aber der Samen ist kleiner / ein wenig scharff und geringen geruchs. Die wurtzel scheinet aussen schwartz / und inwendig weiß. Man findet es in Franckreich auff den matten und feuchten orten. In Holland wird es in den Gärten gepflantzet. Allhier kom̅et es auff den Wiesen des Muttentzer-Bergs her für. CAPUT IV. Panax und andere Gummi. Heraclischer Panax. Panax Heracleum. Namen. PAnax heisset Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Panax, Panax Heracleum, Panax Herculeum; Italiänisch / Panace heracleo. Das Gummi oder Safft / welcher auß der wurtzel und dem stengel dieses Krauts gesamlet wird / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Opopanax, Gummi Panacis, Lacryma vel Succus Panacis. Italiänisch / Opopanaco. Frantzösisch / Opopanac. Spanisch / Opopanaque. Gestalt. Der allhier abgebildete Heraclische Panax / Panax Sphondylii folio, sive Heracleum, C. B. Sphondylium majus sive Panax Heracleum quibusdam, J. B. hat eine weisse dicke wurtzel / die sich gleich von ihrem haupt in 6. oder 7. wurtzeln eines kleinen Fingers dick abtheilet / sind eines zimlichen starcken geruchs / und räsen / schaffen / bitterlichten geschmacks / haben wenig Neben-würtzlein. Die blätter sind mit fünf schnitten zertheilt / und gerings herumb zerkerfft / vergleichen sich etlicher massen den blättern des Feigenbaums / sind an der farb graß-grün / rauch und scharff / ligen auff der Erden außgebreitet. Die stengel sind lang und hoch / fast wie die stengel des Ferul-krauts / mit weissen härlein / als wenn sie mit weisser Wollen umbgeben wären / daran stehen auch gerings umbher blätter / die sind aber viel kleiner als die / untersten. Oben am Gipffel trägt er schöne Kronen / wie ein Schatthütlein / mit weissen oder gelben Blumen / die bringen einen wolriechenden / breiten am geschmack scharffen und hitzigen samen. Dieses Kraut wächßt bey Cyrenen in dem Land Lybia und Macedonia / wie auch in Beotia und Phocide / der Landschafft Arcadia. Heutiges Tages findet man es auch in Apulien / auff dem Apenninischen Gebürg / und Engelsberg Gargano in grosser menge / wird auch hin und wider in unserem Ober- und Nider-teutschland in den Lustgärten gepflantzet. Der Safft Opopanax, oder Heilwurtzgummi / wird von den Inwohnern selbiger Orten auff folgende weiß gesamblet. Wenn die stengel herfür stossen / und noch zart sind / so umbgrabet man sie / und verwundet die wurtzel / darauß fliesset ein hartzichtiger safft / den empfanget man auff des Krauts blätter / welche man zuvor in die gemeldten Gruben undergestrewet hat / wenn er getröcknet ist / gewinnet er außwendig eine gelbe Saffranfarb / den hält man alßdenn auff. Desselbigen gleichen verwundet man auch die stengel / in dem Sommer zur zeit der Ernd / den safft welcher darauß fliesset / samlet man wie vorgemeldt. Die besten Wurtzeln sind dick / völlig / weiß / trocken / nicht runtzlicht und wurmstichig / am Geschmack scharff und hitzig / und mit einem Würtz- oder Specerey-geruch begabet. Der Same ist der beste / welcher von dem mittelsten stengel gesamlet wird / der aber von den neben-zweigen / ist schwächer und unkräfftiger. Der beste Opopanax ist bitter am Geschmack / außwendig gelb und Saffranfarb / inwendig weiß oder bleich-gelb / glatt / fett / und der leichtlich zertrieben oder zerlassen wird / so man Wasser oder Essig darüber giesset / und der einen harten Geruch von sich giebet / der schwartze nnd weiche ist nicht [695] gut. Er wird gefälschet mit dem Gummi Ammoniac und Wachs: aber der betrug wird dadurch erkan̅t / daß der ohngefälschte Opopanax, wenn er mit den fingern im Wasser gerieben wird / zergehet / und eine Milchfarb überkomt / wie solches Dioscorides lib. 3. cap. 52. berichtet. Der berühmte Joh. Rajus will in seinem Kräuterbuch / dieses Panax-safl / oder Gummi werde nicht auß disem Heraclischen Panax / sonderen auß dem Pseudocosto Matthioli, oder vermeinten Costwurtzel / welche oben in dem 38. Capitel deß 2. Buchs / an dem 353. und 354. blatt beschrieben und abgebildet stehet / gezogen; als welche vermeinte Costwurtz etgentlich allhier in dieses Capitel gehöret / weilen sie ein geschlecht des Panax ist / und auff Latein sonsten heisset / Panax Herculeum majus, Ger. Panax Pastinacae folio, an Syriacum Theophrasti? C. B. item Panax costinum, Ejusd. Sphondylio vel potiùs Pastinacae Germanicae affinis Panax vel Pseudocostus flore luteo, J. B. Eigenschafft. Der Gummi Opopanax ist warm im dritten / und trocken im anderen grad; Hat neben seinen ölicht-balsamilchen oder gummosisch-wasserichten theilen / auch ein saurlicht subtiles saltz / und also die Eigenschafft zu erweichen / zu erdünneren / verstopffungen der Brust von zähem schleim auffzulösen / den Husten zu stillen / den harn und grieß zu treiben / geschwär und wunden zu säuberen / und zur heilung zu befürderen / und den leib gelind zu purgieren. Gebrauch. (Abgefallen Zäpflein des Halß.) Der Rauch von Opopanax in den Mund empfangen / hebt widrumb auff das abgefallen Zäpflein des Halses. (Todte Leibsfrucht.) Opopanax auff glüende kohlen gelegt / und den dampff darvon in die Mutter empfangen / führet auß die todte Leibsfrucht / so aber die noch lebendig wäre / solle man diesen Rauch nicht gebrauchen / denn er hoch schädlich ist. Wider die fallende Sucht: Nim Heilwurtzen-gumnu / (Fallende Sucht.) rohes rothes Spießglaß / Bibergeil / und des besten Drachen-bluts jeder gattung gleich viel / zerstosse alles zu reinem pulver unter einander / und gibe dem Patienten alle morgen ein quintlein auff einmal in Betonien- oder Schlüsselblumenzucker ein. (Tröpflingharnen / gerunnen Blut und Milch / Gifft / Todte Frucht / Nachgeburt / Engbrüstigkeit.) Das Pulver von diesem Gummi auff 30. gran schwer offt eingenommen / vertreibt nicht nur das schmertzlich tröpfling-harnen / sondern es vertheilt auch das gerunnene Blut im Leib / die gerunnene Milch in den Brüsten / vertheilt das Gifft von gifftigen Thier-bissen / treibt die Nachgeburt und todte Frucht / erleichtert auch den Athem. Wider das schmertzliche Hufftwehe: Nim Heilwurtzen-gummi 2. loth / Wachs 6. (???Hufitweh.) loth / Hartriegel-öl 8. loth / Camffer 1. loth / das Gummi zerlaß mit ein wenig Wein-essig / darnach zerlasse das Wachs / Oel und Camffer / vermischs wol mit dem Gummi / und mache ein Pflaster darauß / welches du über das schmertzhasste Glied legen / und offt erfrischen kanst. Asclepische Neilwurtz. Panax Asclepium. Der Asclepische Panax / Panax Asclepium, Tab. Libanotis Ferulae folio & semine, C. B. Hat ein weisse / dicklichte wurßel / darauß ein gläichichter / schmaler / mit grossen / tieffen / zerspaltenen / haarigen blättern bekleideter / gestriemter stengel über elen-hoch auffwächßt. Die blätter sind eines starcken und wolriechenden geruchs. An dem gipffel des stengels und seiner zweigen erscheinen schöne / goldgelbe / starck-riechende Blumen-krönlein / auff welche ein breiter / flacher / langer / doppelter / weisser samen folget. Wächßt in Apulien und andern heissen Ländern von sich selbsten. In Teutschland aber wil es in den Gärten gepflantzet seyn. Es hat dieß Gewächs / sonderlich in dem Samen / viel ölicht-balsamische / mit scharffem saltz vermischte theile / und dadurch die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / zu zertheilen / zu reinigen / zu säuberen und zu heilen. Wird in der Artzney in Teutschland nicht gebraucht. Gummi Ammoniac. Gummi Ammoniacum. Namen. DEr Gummi Ammoniac heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hammoniacum, Ammoniacum, Gutta Amoniaca. Italiänisch / Armoniaco, Ammoniaco, Gomma Ammoniaca. Frantzösisch / Ammoniac. Spanisch / Aguayaque. Gestalt. Dioscorides Lib. 3. Cap. 53. schreibt / der Gummi Ammoniac ist ein Safft eines Ferulkrauts / welches in Lybia bey Cyrene / und bey dem Tempel des Heydnischen Abgotte / Jovis Ammonis wächßt. Der beste [696] Ammoniac ist / welcher wol gefärbt / und kein holtz noch steinlein hat / mit kleinen Körnlein / dem Weyrauch ähnlich / fest / lauter / mit seinem geruch dem Bibergeil gleich / und am geschmack bitter. Es werden des Saffts zwey Geschlecht heutiges tags zu uns gebracht: Das erste aber so jetzt beschrieben / ist schwerlich zu bekommen: Das andere Geschlecht ist mit steinlein / sand und anderem unrath vermischt / wird in grosser menge zu uns geführt / und ist allen Apothecken gemeiner als das erste und beste: Diesen pflegt man auff folgende weiß zu säuberen: Nim des Gummi Ammoniac so viel du wilt / zerstoß ihn ein wenig / thu ihn in ein steinernen Hafen / gieß frisch Brunnwasser darüber / laß also 24. stund verdeckt stehen / und des morgens sittiglich über einem Kohlfeurlein zergehen / darnach seige es durch ein starck tuch / und druck es hart auß / so bleiben die steinlein / sand und aller unrath in dem tuch / laß folgends widerumb sittiglich sieden mit stätem rühren / biß er diek wird / denn gieß es auff ein stein / welcher ein wenig mit Oel gesalbt seye / formiere stücklein darauß / nach deinem gefallen / und behalt sie zum gebrauch. Auff solche weiß kan man alle unsaubere Gummi oder Säfft / so sich nicht stossen lassen / wol säuberen. Eigenschafft. Der Gummi Ammoniac hat ölicht-schleimige / mit saurlichtem / mild-flüchtigem saltz vermischte theile / und dardurch eine krafft zu erwärmen / zu zertheilen / zu zeitigen / zu eröffnen / zu laxieren / den schleim zu erdünneren / sand und grieß zu treiben / und den athem zu erleichteren. Er ist warm in dem ende des anderen / und trocken im ersten grad. Der beste ist / welcher rein / nicht sandicht / in grösseren stücken / außwendig gelb / inwendig weiß / zwischen den fingeren klebicht-weich wird / und da man ihne anzündet / eine helle flammen von sich gibt / läßt sich in wasser solvieren. Gebrauch. (Kurtzer Athem / geschwollen Miltze.) Ein serupel gesäuberten Ammoniac in einem weich-gesottenen Ey eingenommen / ist gut für den kurtzen Athem / und das geschwollene Miltz. Wider die Erhartung des Miltzes: Nim (Erhartung des Miltzes.) Gummi Ammoniac 2. loth / zerlasse ihn mit Meerzwibel-eßig / thue darzu Cappern- und Tamariscen-öl jed. 1. loth / darmit schmiere den ort des Miltzes warmlicht. Galbenkraut und sein Gummi. Galbanifera Ferula cum suo Gummi. Namen. BAlbenkrautheißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Metopium, Ferulago, Ferula Syriaca, Ferula foemina, Ferulago latiore folio, C. B. Ferula folio glauco, semine lato, oblongo, quibusdam Thapsia ferulacea, J. B. Das Gummi oder der Safft heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Galbanum. Italiänisch / Galbano. Frantzösisch / Galbanon, Galban. Spanisch / Galbano, Galvano. Galbenkraut. Galbanifera Ferula. Gestalt. Das Galbenkraut ist ein Geschlecht des Ferulkrauts / welches nach dem Bericht Dioscoridis Lib. 3. Cap. 92. in der Landschafft Syrien wächßt / an gestalt dem Ferulkraut fast gleich / so viel sonderlich den gläichichten stengel belangt. Die blätter sind kleiner als des Roßfenchels. Die Wurtzel ist aschenfarb / eines fingers dick / und voll hartzigen Saffts. Es bringt seine Blumen auff Kronen wie das Ferulkraut. Der Samen ist lang / breit und leicht wie der Angelica-samen / eines lieblichen und guten geruchs. Der beste Safft oder Gummi Galbanum, ist dem Weyrauch ähnlich / gelb / körnlicht / lauter / fett / nicht holtzicht / und der etwas von seinem Samen und Kraut in sich vermischthat / eines starcken geruchs / nicht sehr feucht noch gar dürr. Er wird gefälschet mit Bonenmehl / Hartz und Ammoniac. Heutiges tags findt man den gefälschten Galbensafft hin und wider / wiewol er auß Syrien nach Alexandria / und von dannen gen Venedig auch sauber (außgenommen seines samens und stücklein von seinem stengel / die mit vermischt sind) gebracht wird. Derowegen sollen die Apothecker fleißige achtung geben / damit sie nicht betrogen werden: welcher mit dem samen und stücklein von dem kraut und stengel vermischt ist / kan nach der anmahnung Tabernaemontani leichtlich auff diese weiß gesäubert werden. Nim des Galbensafft ein pfund / weniger oder mehr nach deinem wolgefallen / zerstoß ihn ein wenig in einem Mörser / thue ihn hernach in ein steinen häfelein / und gieß ein gut theil siedend wasser darüber / decke es zu / laß über nacht in einem warmen ort stehen / des morgens thue es herauß in eine pfann / laß sittiglich zergehen / und ein wenig sieden / biß aller Safft [697] vergangen ist / darnach seige es durch ein tuch / alßdenn laß es widerumb sittiglich auff einem kohlfeuerlein sieden / biß zu bequemer dicke eines Saffts / und behalt es in einer büchsen zum gebrauch / also ist man allezeit mit gesäubertem Galbansafft versehen. Eigenschafft. Der Galbensafft ist warm im dritten / und trocken im andern grad: führet ein ölichtschleimiges saurlichtes saltz bey sich / dadurch solch Gummi besser in wasser als in öl sich zerläßt / und dabeneben alle die tugenden hat / welche wir oben dem Ammoniac-gummi zugeschrieben. Gebrauch. (Verhaltene Monatblum / todte Frucht.) Galbensafft angezündet / und den dampf in die Mutter empfangen / bringet die verhaltene Monatblum / und treibet fort die todte Frucht. (Gifftige Thier und Ungeziefer.) Der dampff von dem Galbensafft verfaget die gifftigen Thier und Ungezieffer / daher Virgilius Lib. 3. Georg. spricht: Disce & odoratam stabulis incendere cedrum, Galbaneoq???ue agitare graves nidore chelydros. Der Rauch von Cedern-holtz und Galban treibet auß Die Schlangen / und bewahrt vor Nattern dir dein Hauß. (Hüneraugen.) Galban-gummi an dem brennenden licht / oder auch in wenig Eßig verlassen / auff leder gestrichë / un̅ über die Hüneraugen der Füssen gelegt / benimt nicht nur deroselben schmertzë / sondern erweicht und vertheilt sie allgemach. (Mutterwehe. Bauchgrimmen.) Wenn dieses Gummi destillirt wird / so gibt es ein sonderlich Oel / welches in den Mutterwehen und Bauchgrimmen fürtrefflich ist / in und umb den Nabel gesalbt. Man kan es auch mit destilliertem Lorbeer- und Chamillen-öl vermischen / und also gebrauchen. Das Oel wird also destilliert: Rim Galban-gummi ein pfund / gebrannte Kißlingstein anderthalb pfund. Zerstosse alles under einander / und destilliere es auß einet gläsernen Retorten in der Sand-capellen; so gehet ein weisses Wasser mit dem Oel hinüber / welches man rectificiren / oder noch einmahl überziehen kan. Theophr. Paracelsus hat folgendes Oel zubereitet / (Galbanetum Patacelsi.) welches man Galbanetum zu nennen pflegt: Nemt Galban-gummi 12. loth / Ephew-gummi 6. loth / zerstoßts under einander / und destillierts in dem Sand auß einer gläsernen Retorten: zu dem destillierten (Bauchgrimmen / Mutterwehe. Gliederschmertz / Contractur / Labmheit.) Oel mischt schönen Terbenthin 24. loth / Lorbeer- und Spicken-öl destilliert jedes 2. loth / destillierts noch einmahl / so habt ihr einen trefflichen Glieder-balsam / welchen man in dem Grimmen und Mutterwehe über den Bauch und in den Nabel / in den schmertzen der Händen und Füssen aber / wie auch in der Contractur und Lahmheit / über die Glieder selbsten / und in die Gelencke sehr nutzlich schmieren kan. (Auffsteigen der Mutter und böse Dämpff derselbigen.) Es wird in etlichen Apothecken ein pflaster von dem Galbensafft gemacht / davon auff ein tuch oder leder gestriechen / und über den undern Leib gelegt / wehret dem auffsteigen der Mutter / und zertheilet alle höse dämpff derselhigen.

CAPUT V.
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Candianischer Sesel. Tordylium. Namen. CAndianischer oder Cretischer Sesel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tordylium, Gordylium, Seseli Creticum, Seseli Candiacum, Ordelium, Tardylion, Tardylis, Italiänisch / Seseli cretico. Englisch / Harte Woorts of Candie. Geschlecht und Gestalt. Der allhier abgebildete kleinere Cretische Sesel / Seseli Creticum minus, C. B. Caucalis minor pulchro semine sive Bellonii, J. B. Tordylium & Gordilion, Dod. Hat eine dünne / holtzichte / einfache / weisse wurtzel / davon ein gestreiffter / haariger stengel schuhe-hoch auffwächßt; bekomt haarige / rauche / zerkerfte / breitlichter, an langen stielen hangende / gegen einander stehende blätter / nnd ein dolkderbusch voller weissen blümlein / welchen geschiltete / schöne / nicht sonderlich haarige / ringsumb mit krausem bräm gezierte samen nachfolgen. Das Kraut hat etwas geruch / und einen scharfflichten geschmack. Wächßt häuffig von sich selbsten bey Montpelier in Franckreich / wie auch umb Messanain Sicilien. Blühet im Brach- und Hewmonat. Sonsten hat es noch ein grösser Geschlecht dieses Sesels / Seseli Creticum majus, C. B. Cam. Tordylium majus, Lob. Item ein kleinere Art desselben mit süßlicht-aromatischer wurtzel / Seseli Creticum minimum, C. B. Tordylium minimum Apulum, Col. Item ein Cretischer Sesel mit grösserer Frucht / Seseli Creticum fructu majore, C. B.
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Eigenschafft und Gebrauch. Dieses Kraut hat. etwas flüchtigen / aromatischen / milten Saltzes bey sich / und daher eine eigenschafft zu wärmen und zu trucknen / die monatliche Reinigung zu befürdern / den Harn zu treiben / und den brennenden Harn-schmertzen zu stillen / wie auch den Außwurff der Brust zu befürdern. (Haruwinde / Wind. Verlohrene Monatblum.) Ein quintlein von dem samen dieses krauts zu pulver gestossen / und mit Pappeln- oder Burglen-wasser eingenommen / stillet die Harnwinde / wie auch das Tröpflein-harnen / treibt die monatliche Reinigung / und vertheilt die Wind. (Sand und Schleim der Nierë / Wunden / Gefchwär.) Gleiche würckung hat auch der auß dem zerstossenen frischen Kraut gepreßte Safft / und reiniget die Nieren von allem Schleim und Sand / heilet auch Wunden und Geschwär; Man kan desselben biß über ein loth täglich einmahl eingeben. Mit Zucker-candel / (Koder und Schleim der Brust.) oder Honig vermischt / und offt davon geschleckt / reiniget die Brust von zähem Koder und Schleim / und macht wol außwerffen. CAPUT VI. Grosse Indianische Sonnenblum. Flos Solis Peruvianus. Namen. BRosse Indianische Sonnenblum heißt Lateinisch / Flos Solis Peruvianus, Lob. Chrysanthemum Peruvianum, Dod. Flos Solis prolifer, Herba maxima, J. B. Helenium Indicum maximum, C. B. Italiänisch / Fiore di Sole. Frantzösisch / Fleur du Soleil. Spanisch / Flor du Sol. Englisch / Sunne flower. Niderländisch / Sonnebloeme. Geschlecht und Gestalt. Die grosse Indianische Sonnenblum ist ein hohes Gewächs / viel grösser als ein Mann / wächßt in Spanien / auch zu zeiten bey uns über zwölff biß zwantzig schuh hoch. Hat einen stracken / geraden und starcken stengel / fast eines arms dick / mit breiten / grossen / rauchlicht-haarigen / an langen stielen Hangenden blättern besetzt / so rings umbher etwas zerkerfft sind. Oben am gipffel erscheinet ein grosse blum / der Goldblumen gleich / aber viel grösser / fast wie ein ziemlich breit Bareth / oder ein grosser breiter / runder Teller / rings umbher mit vielen goldgelben blätterlein besetzt: wenn dieselbige abfallen / bekomt man einen länglichten / schwartzen samen / welcher selten zeitig wird. Es meldet Camerarius, daß er eine blum gehabt / die guten zeitigen samen biß 2364. getragen. Sie wächßt sonsten in America und Peru von sich selbst / in Teutschland aber wird sie in vielen Lustgärten gepflantzet / ist gar gemein worden / und blühet etwas langsam in dem Sommer. Auß den blumen fließt zuzeiten ein dünnes / durchsichtiges Hartz in geringer quanität / welches an farb / geruch / und geschmack dem Venetianisehen Terbenthin gantz ähnlich. Peruanische blübende Sonnenblum. Flos Solis Peruvianus prolifer. Camerarius beschreibt noch ein Geschlecht der Sonnenblumen / welche auch hiebey abgemahlet / und viel stengel und blumen trägt. In Italien hat sie vier und zwantzig blumen / zu Nürnberg aber zehen gehabt. Parkinson schreibt / daß er auff ein zeit 60. äste an diesem Gewächs gezehlet: Flos Solis prolifer s. ramosus Peruvianus: Helenium Indicum ramosum, C. B. Eigenschafft. Die stiel der blättern / und der in dem Herbstmonat oder später habende same hat ein recht miltes / balsamisches / süßlichtes / [699] nehrhafftes wesen in sich / und also mehr tugend zu nehren / als aber in der Artzney. Gebrauch. Camerarius vermeinet / dieses Gewächs seye ein Wundkraut / und schreibt dabey / er habe offt ein röthlicht Gummi an den stengeln gefunden / welches / wie ihme ein fürnehmer Herr gesagt / in Spanien zu den Wunden gebraucht werde. So ist sich auch zu verwundern / daß so man dieses Krauts stengel etliche mahl von einander bricht / allein die eusserste schelffen gantz bleibet / und so man die widerumb zusammen bindet / sehr bald wider zusammen wächßt / und gleich wie an einem Beinbruch ein callum oder Maser verursachet. Die blumen dieses Gewächses von den blätterlein wol gesäuberet / und mit Butter / Saltz und Gewürtz gekocht / gibt eine speise ab / so da lieblicher als die Sparglen und Artischocken / erwecken grossen lust zu den ehlichen wercken. Gleiche lieblichkeit und tugenden haben auch die stiel der blättern / auff obige weiß gekocht und zubereitet. CAPUT VII. Aniß. Anisum. Namen. ANiß oder Eniß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anisum. Italiänisch / Aniso. Frantzösisch / Anis. Spanisch / Matalahuga, Anis, Yerva dulce. Englisch / Anise. Dänisch und Niderländisch / Anyß. Gestalt. Es soll der berühmte alte Heidnische Philosophus Pythagoras den Aniß sehr gepriesen / und hoch gehalten haben. Bey den alten Teutschen ware er auch in hohem werth / daher sie ihn auß Candien / und andern fremden orten bringen lassen. Heutiges tags wächßt er bey uns überflüßig / denn man ihne am Rheinstrom in grosser menge zielet / sonderlich aber in den Straßburgenrischen und Speyerischen Feldern / also daß wir auch andern Völckern mittheilen können. Es hat der Aniß ein kleine / harte / holtzichte und weisse wurtzel / mit vielen kleinen zaseln behängt. Die blätter sind zerkerfft / wie der Peterlein / werden aber grösser und ründer / anzusehen wie die jungen blätter des Liebstöckels / sind weißfärbig und eines süssen lieblichen Geruchs. Im Hewmonat gewinnet er runde / hole und kleine stengel / mit schönen weiß-blühenden kronen / die vergleichen sich des Bockspeterleins / oder des Corianders Krone. Der Samen / so nach den abgefallenen blümlein folg / ist weißfärbig / dicker als des runden Fenchels / und auch kürtzer / er hat ein sonderlichen anmüthigen süssen geruch und geschmack. Die Alten loben den / so in Candien / Syrien und Egypten wächßt / wir aber wollen bey dem unsern bleiben / sintemahl wir denselben allezeit frischer haben können. Der Anißsamen / wenn er trocken und an keinem feuchten ort behalten wird / so bleibt er drey Jahr bey guten kräfften. Es muß der Aniß ein fetten und wolgetüngten boden haben / darinn wächßt er sehr wol fort / sonderlich so dessen mit giessen wol gewartet wird. Man soll ihn im Hornung und Mertzen säen. In Böhmen komt der samen kleiner als an andern orten herfür. Eigenschafft. Der Aniß-samen hat ein flüchtig-ölichtes miltes saltz bey sich / und daher eine krafft zu erwärmeu / zu trocknen / und zu zertheilen / das Haupt / Brust und Magen zu stärcken / und die Wind zu vertheilen; ist warm im andern und trocken im ersten grad: wird in der Artzney innerlich und äusserlich gebraucht. Gebrauch. (Blähung des Magens / miltz und der Därm / Banchweh Grimmen und Wassersucht. Abnehmen der Milch bey säugëden Weibern / erkaltete Männer zu ehlichen wenken / stinckender Athem / sich / kalte Brost / keichen / alter Hulten / kalter magen / wind / windige wassersucht Leibwehe / Grimmen Lenden un̅ Nierenweh) Es wird der Aniß-samen heutiges tags bey uns Teutschen / wie bey den Alten / nicht allein in der Artzney / sondern auch in der speiß gebraucht. Man bachet ihn bißweilen in das Brot / und machet gemeiniglich das Zucker-brot damit / er gibt dem Brot nicht allein ein guten lieblichen geschmack / sondern wird auch nutzlich in etlichen Kranckheiten gebrauchet: als nemlich in den Blähungen des Magens / Miltzes und der Därm / im Bauchweh / Grimmen und der Wassersucht. Der Anißerhält den säugenden Weibern die Milch / und dienet den erkalteten Männern zu den ehelichen wercken. Er macht einen wolrichenden Athen / in dem Mund gefewet und hinab geschlucket / stärcket das blöde Gesicht / erwärmet die kalte Brust / vertreibet das Keichen / dienet wider den alten Husten / erwärmet und stärcket den erkalteten Magen / zertheilet und führet auß die Wind / daher man ihn in der windigen Wassersucht fleißig brauchen soll. Er dienet wider das Leibwehe / Grimmen / Lenden- und Nieren-wehe / so von Blästen verursachet wird. Joh. Schroederus Lib. IV. Pharmacop. Med. [700] (Schleim im Magen und Därmen bey jungen Kindern.) Chym. class. I. berichtet / so man 20. gran gestossenen Aniß den jungen Kindern in der pappen eingebe / führe es den überflüßigen schleim von dem Magen und den Därmen ob und nidsich gar sanfft auß. (Blödes Haupt / Gesicht un̅ Magen / Wind im Leib / auffblähung des Miltzs Mutter-kranckheiten mangel der Milch bey fäugenden Weibern / stinekender Athem / Wassersucht.) Man pflegt den Aniß-samen auch mit Zucker zu überziehen / wird als denn Confectio Anisi, Aniß-confect genennt. So man dessen ein halben löffelvoll zu sich nimt / stärckt er das blöde Haupt / Gesicht und Magen / zertheilt die Winde im Leib / dienet wider die Auffblähung des Miltzes / verhütet den Stein / und ist den Weibern / so stäts auff Mutter-kranckheiten geneigt / sehr nutzlich / mehret den Säugammen die Milch / machet ein wolriechenden Athem. Ferners ist dieses Confect dienlich den Wassersüchtigen / und drucket nider die auffsteigende Dämpff / nach der Mahlzeit geessen. Das in den Apothecken destillierte Anißwasser kan nutzlich zu allen innerlichen Kranckheiten gebraucht werden / zu denen der Aniß-samen gut ist. Doch soll man nicht über ein klein löffelein voll nehmen / denn es gar zu hitzig ist / daher sich hitzige Naturen darfür hüten sollen. (Grimmen / Keichen / starcker husten / windige Wasser sucht / Koder um die Brust / kalter Magen und Mutter.) Die auß dem destillierten Aniß-öl / in den Apothecken gemachte Täfelein gebraucht / oder ein paar tropfen dieses Oels in einem löffel voll weissen Wein eingenommen / dienet wider das Keichen / Grimmen / starcken Husten / und windige Wassersucht / befürderet den Außwurff / reiniget die Brust von allem Koder / stärcker den kalten Magen und Mutter. Man kann dessen 8. biß 12. tropffen auff einmahl in Brühen oder Wein einnehmen. (Destilliert Aniß öl.) Dieses Oel aber pflegt man also zu destillieren: Stoßt ein guten theil Aniß-samen groblicht / thut ihne in einen zinnenen oder kupffernen kolben / gießt frisch Wasser darüber / laßts ein tag über macerieren / destillierts hernach / und wenn sich das Oel von dem Wasser geschieden / so nemts mit Baumwolle ordenlich weg. Wenn man guten Branntenwein über (Aniß-Spiritus.) den zerstossenen Aniß-samen gießt / acht tag darüber stehen läßt / hernach destilliert / so bekomt man den Spiritum Anisi, oder Anißgeist / welcher mit Zucker versüßt / auch nach (Magenblödigkeit / Wind / Engbrüstigkeit / Hauptflüß) belieben mit destillierten Wassern etwas gebrochen / und also löffelweiß offt genommen / eine fürtreffliche Artzney ist zu stärckung des Magens / Zertheilung der Winden / Erleichterung des engen Athems / Verhütung der Haupt-flüssen / und Vertreibung der Ohnmachten. Ein paar gran Zibeth und Bisam in destilliertem Aniß-öl zerlassen / hernach mit Baumwolle in den Nabel gethan / und mit einem sehr warmen tuch den Bauch bedeckt / (Bauchgrimmen / Bläst.) stillet das hefftige Bauchgrimmen / und schmertzen von den Blästen / dienet sehr denen Kindern / welche mit solchem schmertzen offt hefftig geplaget werden. Blaue Mähler vom schlagen / fallen / oder (Blaue Mähler.) stossen / werden sonderlich geschwind vertheilet / wenn man das destillierte Aniß-öl überschmiert / oder den Aniß-geist offt warmlicht mit zartem leinenen tuch überschlägt. CAPUT VIII. Wiesen-kümmel. Carum. Namen. WIesen - kümmel heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Caros, Carum, Careum, Cuminum pratense, Carui officinat. C. B. Italiänisch / Caro, Carvo. Frantzösisch / Carui. Spanisch / Alcaravea. Englisch / Carraway. Dänisch / Danskkommen. Niderländisch / Carue / Suyckerpeen. In Hochteutscher Sprach wird er auch genennt Weiß-kümmel / Feld-kümmich / Mattkümmel / weil er in grasichten Feldern / und sonderlich in den Matten oder Wiesen / hin und wider wächßt. Man nennet ihn auch Weg-kümmel / dieweil er zu zeiten neben den Strassen / an den grasichten Wegen gefunden wird. Andere und sonderlich die Köch / nennen ihn Fisch-küm̅el und Speißkümmel / dieweil sie ihn in der Speiß und insonderheit im Fisch-sieden gemeiniglich gebrauchen. Gestalt. Der Wiesen-küm̅el hat ein lange / schlechte und glatte wurtzel / wie Pastenach / inwendig gar holtzicht. Der geschmack vergleicht sich etlicher massen der Bibernellen / doch viel milter und nicht so scharff. Das Kraut oder blätter sind der gelben oder rothen Pastenach-blättern ähnlich. Die stengel sind rund / knöpfficht / mit gläichlein / inwendig hol / auff die anderthalb biß zwey elen lang / sonderlich wo er fetten grund erlanget. Oben an dem stengel und neben-ästlein desselbigen / gewinnet er schöne kronen / die blühen weiß / wie der Körbel / und kommen erst im andern Jahr / nach dem der samen ist auffgangen / herfür. In dem Brachmonat / wenn die blümlein abfallen / folget der samen / so da [701] rund / länglicht / graufarb / und eines scharffen / guten Würtz-geruchs ist. So der samen zeitig wird und abfällt / so verdirbt das Kraut / stengel und wurtzel mit einander / erjüngert sich also jährlich von dem außgefallenen samen wider. Er wächßt auff den dürren Wiesen / die in der höhe ligen / in starckem erdreich / als im Schweitzerland / Schwaben / Westereich / Schwartzwald / Neckerthal / Sarthal / und auch in dem Wormbser- und Altzheymer-gaw. Etliche pflantzen ihn in die Gärten / so wird er viel grösser und bequemer zur speiß / wie die Pastenach / man soll ihne in dem Mäyen / gegen Auffgang der Sonnen / under andere Küchen-kräuter / in guten / reinen / und wolgedüngten Grund säen / denn also komt er viel besser herfür. Eigenschafft. Der Wiesen - kümmel ist warm und trocken im dritten grad / wird innerlich und äusserlich in der Küche und Artzney genutzt. Gebrauch. (Kalter Magen / schwache Därm / Bläst / Grimmen / schwindel / schwache Däwung / stinckender Athem.) Es ist der Wiesen - kümmel in gantz Teutschland sehr gebräuchlich. Etliche bachen ihne mit dem Brot / andere kochen ihn in den Suppen / und sieden die Fisch und Krebs damit ab. Er erwärmt und stärckt den kalten Magen und schwache Därm / zertheilt die Bläst / stillet das Grimmen / benimt den Schwindel / befürdert die Däuung / bringt lust zum essen / macht ein wolriechenden (Gebrechen der Nieren Stein / Sand / Grieß / verstopffung der Nieren und Blasen Nachweh / versteckte Kindbetter reinigung. Erkalteter Magen / blödes Gehör / verschleimte Brust / Keichen / mangel der Milch bey säugenden Weibern / windige Bläst der Mutter / Lendenschmertzen kalter Magen / Auffblähung / Grimmen / Windwassersucht.) Athem: er dient auch wider die Auffblähung des Miltzes und der Mutter / vor sich selbst oder aber in der Speiß genutzt: ist ein heilsame Artzney den alten betagten Leuthen / sollen ihn täglich in der Speiß nützen. Er hilfft auch wider die Gebrechen der Nieren / treibet auß den Stein / Sand und Grieß / und eröffnet die Verstopffung der Nieren und Blasen. Die Weiber brauchen die Wiesenkümmel - süpplein für die Nachwehe / und die Kindbetter - reinigung darmit zu befürderen. Die Apothecker pflegen den Wiesen-kümmel mit Zucker zu überziehen. Er dienet wol dem erkalteten Hirn und blöden Gehör / reiniget die verschleimte Brust / und vertreibt das Keuchen / er mehret den säugenden Weibern die Milch / zertheilt die windigen Bläst der Mutter / legt den Schmertzen der Lenden / erwärmt den kalten Magen / hilfft der Däwung / wehret dem Auffblähen und Grimmen / denn er zertheilet die Winde / derowegen ist er denen fast dienlich / die mit der Wind - wassersucht behafftet sind / und stäts grimmen von Winden her haben. Er hilfft die Fisch / kalte Speisen und Frücht abdäwen. CAPUT IX. Dillkraut. Anethum. Namen. DIllkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anethum. Italiänisch / Aneto. Frantzösisch / Aneth. Spanisch / Eneldo. Englisch / Dill. Dänisch / Dillkraut. Anethum. Dild. Niderländisch / Dille. In Hochteutschet Sprach nennet man ihn ferners Dill / Dyll / Till und Hochkraut. Gestalt. Das Dillkraut ist wol bekant / und allen Gärten gemein. Die wurtzel daurt über den Winter nicht / ist klein / kurtz / weiß und holtzicht. Es hat zerspaltene blätter / wie der Fenchel / aber sie sind kleiner / schmäler und kürtzer / riechen auch nicht so wol. Der stengel ist rund / mit vielen Gläichen / oben am ende bringt er mit seinen neben-zweiglein schöne / gelbe / gekrönte Blumen / eines lieblichen und süssen Geruchs. Wenn die abfallen / folget hernach ein dünner / scharff-schmäckender Samen. Wenn der Dill - samen außfällt / verdorret das gantze Kraut mit den stengeln / blättern und wurtzeln / erjüngt sich jährlich selbst von dem außgefallenen Samen / denn es ein recht Sommer-gewächs ist. So man den Samen im Frühling säet / gehet er am vierdten Tag auff / und läßt sich sehen. Das Dillkraut liebt ein warmen Grund / der etwas sandicht und nicht zu fett ist / da die Sonn wol hinkommen kan. Welcher es schön und groß haben will / muß es offt begiessen. Eigenschafft. Das Dillkraut / und sonderlich sein Same hat ein flüchtig - ölichtes bitterlichtes scharffes saltz / und daher die Tugenden mit dem Frenchelsamen gemein / nemlich zu erdünneren / zu zertheilen / geschwulst zu zeitigen / die milch zu mehren / bläst zu vertreiben / mitten schlaff zu erwecken / den Magen und Mutter zu stärcken / schmertzen zu stillen. Man gebraucht blätter / blust und samen; welche in dem Brach- Heu- und Augst [702] monat / ja der Same wol erst in dem Herbstmonat eingesamlet werden. Gebrauch. (Löcher und geschwären des männlichen Glieds.) Dillkraut mit seinen stenglen zu Aschen gebrant / ist eine heilsame Artzney / zu den löchern und geschwären des männlichen Glieds / das Pulver darein gesäet / es reiniget und heilet sie gewaltig. Diese Artzney ist auch den Alten nicht unbewust gewesen / daher der Poet Macer spricht: Ulcera praecipuè membri curare virilis, Dicitur, iste cinis infusus saepius illis. Etliche machen auch auß dieser Aschen mit Honig ein lindes Sälblein / und streichen die Löcher und Geschwär offt mit an. Aber nichts bessers ist / denn Fäselein von leinenem Tuch geschaben / und diese mit demselben in die Löchlein gelegt / solches soll man des tags zweymal thun / und zuvor den schaden allwegen mit Wein oder Wasser reinigen / darinn Mirthen - blätter gesotten sind. Mit dieser geringen Artzney hat Th. Tabernae montanus vielen geholffen / die sich an ungesunden Weidern verunreiniget / und solche umbsich fressende Löcher bekommen haben / daß wo er ihnen nicht zu hülff kommen / man ihnen das männliche Glied hätte müssen hinweg schneiden / wie denn etlichen geschehen / die sich unerfahrnen Wundärtzten und Bartschärern vertrawet haben. (Fraul fleisch in den Wunden und umb sich fressenden Geschwären / geil fleisch in frischen Wunden.) Diese gemeldte Aschen von Dillkraut in die faulen Wunden und umbsich fressende Geschwär gestrewet / verzehret das faul Fleisch darinnen / und fürdert sie zur heilung: es nimt auch hinweg das übrige geil Fleisch in den frischen wunden und schäden / welches verhindert daß die Wunden nicht schliessen können / daher obgemeldter Poet sprich: Rodit crescentes cinis hic in vulnere carnes: Vulnera quae serpunt & sordida vulnera curat. (Mangel der Milch bey säugende weibern Kluxer / zuruckbleibender Harn / Zahnweh.) Das destillierte Dillkraut-wasser Morgens und Abends zwey oder drey loth getruncken / bringt den säugenden Weibern viel Milch / zertheilt die Wind im underen Leib / wehret dem Kluxer oder Hescher / und fürdert den Harn. Warm im Mund gehalten / vertreibt das Zahnweh / denn es ziehet die bösen Flüß herauß. (Grimmen / Leibweh / innerliche un̅ ausserliche schmertzen / beulë / Geschwulst und harte Knollen / leibweh un̅ Kluxer bey jungen Kindern.) Das in den Apothecken zubereitete gekochte Dillöl / stillet das Grim̅en / Leibweh / und alle andere innerliche und äusserliche schmertzen. Es zertheilet die beulen / geschwulst und harte knollen / warmlicht damit gesalbet. Den jungen Kindern / so Leibwehe haben / solle man mit Dill-öl das Bäuchlein warmlicht anschmieren / das Mäglein damit gesalbet / vertreibt ihnen den Kluxer oder Heschen. Die wurtzel und schößlein dises Krauts in (Schleim und Sand der Nieren.) Wasser gesotten / und davon offt ein gläßlein voll getruncken / reiniget die Nieren / treibt den harn / schleim und sand auß. Auß dem Samen wird ein öl / wie auß Aniß destilliert / wenn man 4. biß 6. tropffen davon in einem loch Mandelöl einnimt / so (Kluxer.) vertreibt es den Kluxer oder Hescher gantz gewiß. Dieß Kraut wird auch nutzlich in den (Viel wachen.) Fuß wassern gekocht / und gebraucht wenn die Leuth nicht wol schlaffen können. Das frische über der heissen Herdstatt gedem̅te Kraut auff den Scheitel des (Kopffschmertzen.) Haupts gelegt / vertreibt den Kopffschmertzen. So pflegt man auch dieß kraut und samen zu den schmertzen - stillenden und vertheilenden Muß - pflastern / oder Cataplasmaten nutzlich zu gebrauchen. (Flußrauchpulver.) Dillen-samen mit Kümmel - samen / Agstein / Mastix / Storax und gedörtem Nachtschatten-kraut / zu grobem pulver undereinander gestossen / über die Glut gestrewet / und damit beräucherte Tücher übergeschlagen / (Schmertzë??? von kalten Flüssen.) vertreibt und stillet allen schmertzen / so von kalten flüssen herrühret. CAPUT X. Kümmel. Cyminum. Namen. Kümmel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cyminum, Cuminum sativum. Italiänisch / Comino, Cumno. Frantzösisch / Comin Cumin. Spanisch / Cominos. Englisch / Cummin. Niderländisch / Comyn. In teutscher Sprach heißt er auch Kümich / Römischer Küm̅el / Pfeffer-kümmel / Garten-kümmel / Krämer-kümmel / Garten-kümmel / Linsen - kümmel und Venedischer Kümmel. Gestalt. Der Kümmel hat ein weisse und dünne wurtzel / klebet allwegen außwendig auff dem Grund / wächßt nicht undersich / wie die andern dergleichen Gewächs / darauß komt nur ein eintziger Haupt-stengel / mit vielen neben-zweiglein / der wird selten über anderthalb spannen hoch. Die blätter vergleichen sich dem Fenchelkraut / sind doch etwas klei [703] ner und kürtzer / am obertheil gewinnet er ein schönen dolder oder kron / mit vielen blümlein / gleich wie der Dill oder Fenchel / darauff folgt ein langer samen / der ist von farben grau / mit gelbfarb vermischt / eines starcken doch nicht unlieblichen Würtz - geruchs / ist am geschmack etwas bitter / mit einer lieblichen schärffe. Wenn der samen zeitig wird / so verdirbet die wurtzel / und erjüngert sich diß Gewächs jährlich selber von dem außgefallenen samen. In heissen Ländern / als in Egypten / Mohrenland / Galatien / Asien und Cilicien / wächßt er von ihm selber / aber bey uns in Teutschland wird er allein in den Gärten gezielet. In der Insul Malta bringt der Kümmel zweyerley samen; der eine ist länglicht und spitzig / gibt ein starcken geruch und scharffen geschmack von sich. Der ander ist kleiner / weiß / dem Aniß ähnlich / und eines süssen geschmacks. Er wird in Malta viel gesäet / under das Brot gebachet / und in andere Länder versendet. Eigenschafft. Der Kümmel hat ein öltcht-flüchtiges / miltes saltz bey sich / hiemit eine krafft zu erwärmen / zu zertheilen / zu öffnen / zu tröcknen und zu treiben. Ist warm im dritten / und trocken im anfang des dritten grads. Wird heutiges tags nicht allein zu der Artzney gebraucht / sondern hat auch seinen platz bey den Köchen gefunden / die ihne zu den speisen gebrauchen Gebrauch. (Windige Auffblähung des Leibs / Grimmen / zuruckbleibende monatliche Blum.) Der Kümmel dienet wider die windige Auffblähung des Bauchs / miltert das grimmen in den Därmen / und treibet die monatliche Blum der Weiber. Man soll ihn aber nicht täglich brauchen / sonst verursacht er ein bleiche farb. So ein Pferd Grimmen im Leib hat: (Grimmen im leib der Pferden.) nim Kümmel - Rauten- und Fenchel-samen ein halb loth / zerstosse und vermische es mit Wein / und schütts dem Pferd warm ein. (Ohrenschmertz.) Kümmel-samen mit Fenchel-samen und Weckholderbeer zerstossen / in ein säcklein gethan / wol gewärmt / und so heiß mans erleiden kan über die Ohren geschlagen / zertheilet deroselben schmertzen. (Wind / weisser Weiberfluß / harnwinde.) Kümmel-samen kan man auff ein quintl. schwer wider die Wind und Bläst offt essen. Dienet wider den weissen Fluß der Weiberen / und die Harnwinden. (Grimmen Leibweh / Wind.) Etliche tropffen des auß Kümmel - samen / wie auß dem Aniß - samen destillierten Oels in einem löffelvoll weissen Wein eingenommen / ist treflich gut in dem Grimmen und Leibweh / so von Kälte und Winden verursacht wird. Wilder Kümmel. Cyminum sylvestre. Namen. Wilder Kümmel heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Cyminum sylvestre, Cyminum agreste, Cyminum Thebaicum, Cyminum sylvestre capitulis globosis, C. B. sylvestre primum, valdè odoratum, globulosum, J. B. Italiänisch / Cimino salvatico. Frantzösisch / Cumin sauvage. Spanisch / Cominos montesino. Englisch / Komely - cummin. Niderländisch / Wilo Comyn. In Sachsen wird er Haber - kümmel genennt. Wilder Kümmel mit runden Knöpfflein. Cyminum sylvestre capitulis globosis. Wilder Kümmel mit langen / krummen Schoten. Cuminum sylvestre alterum. Matth.
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Geschlecht und Gestalt. 1. Der wilde Kümmel mit runden köpfflein / Cuminum sylvestre capitulis globosis, C. B. Hat ein kleine / lange und weißlichte Wurtzel / mit wenig zaseln / auß welcher krumme / schmale / ein oder anderthalb spannen lange und gebogene stengel herfükommen. Die Blätter sind mit tieffen Schnitten zertheilt wie das Körbelkraut. Auff den gipffeln der stengeln erscheinen runde / weise köpflein / darinn der samen ligt. Er wächßt in Lycien / Galatien / Asien und in der Provintz Franckreich von sich selbst / aber bey uns wird er vom Samen in den Gärten gezielet. 2. Der wilde Kümmel mit langen / krummen Schoten / Cuminum sylvestre alterum, Matth. Hat ein kleine / untüchtige und gelbe wurtzel. Die stengel sind glatt / und länger als des vorigen / werden auch in viel Nebenästlein abgetheilt. Seine weichen blätter vergleichen sich den Rauten- oder den Taubenkropffs - blättern. Die Blumen am oberen theil der stengeln sind gelb von sechs ungleichen blättlein / wenn die abfallen / so wachsen hernach lange / krumme schoten wie Bocks - hörner / die sind mit gläichen unterschieden / darinnen ist der samen verschlossen / der vergleicht sich dem Geißrauten - samen / wird jedoch schwärtzer und länglichter. Es wächßt überflüßig in Spanien. Ein kleinere Art wird in dem Französischen Languedock gefunden. CAPUT XI. Coriander. Coriandrum, (A. So arst vom samen auffgangë.) (B. So er in stengel trittet / verliert er die untern blätter.) (Y. Blümlein inwendig der Kron.) (O. Außwendig herumb.) († Frischer Samen.) (??? Dürrer Samen.) (* Ein Korn von einander geschnittë.) Namen. COriander heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Corium, Coriandrum. Italiänisch / Coriandolo, Coriandro. Frantzösisch / Coriandre. Spanisch / Culantro. Englisch / Dänisch und Niderländisch / Coriander. Gestalt. Der gemeine Coriander / Coriandrum majus, C???. B vulgare, Park. Hat ein weisse / einfache / dünne / holtzichte wurtzel. Die ersten blätter / so er noch jung ist / vergleichen sich den blättern des Petereins oder Körffels / werden im auffwachsen je länger je zinnlichter / und kleiner. Der stengel ist rund / krum / zart / glatt / mit marck außgefüll / ästicht / wenn er zu seinem rechten Gewächs komt / wird er gegen zwey elen hoch. Oben am ende des stengels und den Neben - ästlein bekomit er viel schöne Kronen wie der Peterlein / mit fünff - blättigen / weissen blumen. Darauff folgt ein runder / gestreiffter / leichter samen / der ist inwendig hohl / und eines sehr guten und lieblichen geruchs / da doch das gantze gewächs des Coriande???rs wie die Wandläuß übel stincket / daher sich höchlich zu verwundern / daß ein solch stinckend Kraut / so ein wolriechenden samen geben soll. Der Coriander wächßt in Italien an etlichen orten von sich selbst / aber bey uns in Teutschland wird er in den Gärten gezielet / und jährlich vom samen auffgezogen. In den warmen Ländern / trägt er grösseren samen. Umb Straßburg wird er in grosser menge gepflantzet / also daß viel ihre nahrung darvon suchen / und denselben in den Messen oder Jahrmärckten verkauffen / der wird denn in andere Landschafften geführet. Wenn man aber den Coriander säen wil / so ist der alte samen dienlicher / denn je älter je besser er dar zu ist / doch soll er nicht verlegen / schimlicht oder wurmstichig seyn. Er mag allerley erdreich leiden / doch liebet er am meisten ein fett und feuchtes / so an der Sonnen ligt / denn der Coriander allwegen kräfftiger und besser wird / der in freyer Sonnen als der im Schatten gewachsen ist. Er soll im Herbst und Frühling gesäet werden / doch gerathet er viel besser / wenn man ihn in den warmen Ländern im Hewmonat / in den temperierten aber im Augstmonat / und in den kalten orten im Herbstmonat / säet. Dieser samen gehet am 25. tag auff / bißweilen auch etwas späther / sonderlich aber wenn der samen frisch ist. Wil man haben / daß er bald auffgehe / so muß man den Boden etliche tag zuvor wol mit Mist düngen / und den samen im wasser weichen / zum düngen aber ist Schaff- und Geiß - mist am allerbesten. Eigenschafft. Der Coriander - samen ist warm im ersten / und trocken im anderen grad; hat ein miltes / ölicht - flüchtiges / aromatisches saltz / und daher die tugend den magen zu stärcken / Wind zu vertheilen / die däwung zu beförderen. Gebrauch. Theodorus Tabernaemontanus vermeinet neben andern Botanicis, daß der Coriander ein gifftige / schädliche natur in ihm habe / daher man ihne also bereiten solle: Nim Coriander - samen sauber gereiniget / viel oder wenig nach deinem gefallen / thue ihn in [705] ein steinë oder irrbin geschirr / schütte darüber ein guten scharffen Weineßig / daß dieser darüber gehe / laß ihn darinn vier und zwantzig stund beitzen / darnach schütte den Eßig hinweg / und laß den samen wider trocken werden / solchen behalte zum gebrauch / also hast du ein bereiteten Coriander / welchem durch diese beitzung alle schädlichkeit benommen ist. Aber der Dänische Königliche Leib-Medicus, Herr Simon Pauli, beweiset weitläuffig in seinem Quadrip. Botan. Class. 3. p. m. 276 daß der Coriander-samen keine gifftige Eigenschafft bey sich. habe. Er läßt gern zu / daß man den Coriander-samen auff angezeigte weiß bereite / doch hält er darfür / man könne ihne auch / so er ein jahr altist / ohne einige bereitung sicher gebrauchen. In dem Kraut selbsten aber / weilen es einen so unlieblichen stinckenden geruch von sich gibt / darffwol ehender ein unreiner / grober gifftiger Schwefel / wie in dem Bilsenkraut steiken. (Auffstossen des Magens / auftsteigende Dämpffe / stinckender Athem / schwaches Haupt un̅ Magen / stinckender Athem / Schlag.) Der bereitete Coriander-samen vor sich selbst gebraucht / vertreibet das Auffstossen des Magens und auffsteigende dämpffe / stärcket das Haupt und den Magen / macht einen wolriechenden Athem. Man pflegt den bereiteten Coriander-samen in den Apothecken mit Zucker zu überziehen. Er stärckt das Haupt und Magen / vertreib den Schwindel und stinckenden Athem / behütet vor dem Schlag / und schleust den Magen-mund nach dem essen ju / so man nach belieben etwas dieses verzuckerten samens zu sich nimt. (Frantzösische Ptisane.) Die Frantzosen bereiten ihre nicht unliebliche Ptisane für die Krancken auff folgende Art. Nehmt Süßholtz 3. loth / Aniß und Coriander jedes 1. quintlein / ungestampffte Gersien 2. löffelvoll. Kocht alles in 2. maß frisch Brunnwassel / biß viermahl auffwallet / hernach gießt annoch 4. maß frisch ander Brunnwasser dazu / seigets durch ein tuch / und gebts dem Krancken zu trincken. CAPUT XII. Eppich. Apium. Namen. DErrechte Garten-Eppich oder gemeine Peterlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Apium hortense, Apium sativum, Apium domesticum, Petroselinum vulgi. Italiänisch / Petrosello, Apio domestico, Petrosemolo, Petroselino, Petrosillo. Frantzösisch / Persil, Persil du jardin, Persil domestique. Spanisch / Perexil. Englisch / Persele / Garde Parselp. Dänisch / Persillie / Petersillie. Niderländisch / Petercelie / Peterselie. InTeutscher Sprach wird er auch genennt Petersilg und Petersilien. Geschlecke und Gestalt. 1. Der gemeine Garten-Eppich oder Peterlein / Apium hortense seu Pertroselinum vulgò, C. B. hortense multis, quod vulgò, Petroselinum, palato gratum, J. B. Petroselinum vulgare, Park. Hat ein lange / weisse / glatte wurtzel / mit vielen neben-jincklein / wie der Fenchel / eines guten und wolriechenden geschmacks Gemeiner Garren-Eppich oder Peterlein Apium hortense, s. Petroselinum vulgò. (???. Die undern blätter des krausen Peterleins) (??? Die oberen blätter.) (??? Die mitleren.) schmacks und geruchs / mit einer ziemlichen schärffe auff der Zungen. Die blätter sind außgeschnitten / klein zerferfft / und gröber zerschnitten als der Körffe / von farben liechtgrün. In Spanien bringt er rundlichte gekerffte blätter. Die stengel sind halb rund / auff die anderthalb oder fast zweyer elen lang / mit vielen nebenzweiglein / welche allererst im zweyten jahr / nach dem er gesäel worden / von der wuktzel herfür wachsen. Auff den Gipffeln der stengeln und nebenzweiglein wachsen kleine krönlein mit gelben blümlein / darnach folget ein kleiner samen / dem Ammey-peterlein samen / oder dem samen des Wasser-Eppichs gleich / der ist wolriechend / am geschmack etwas scharff / und von farben gelb-grün. Wenn der Peterlein seine stengel stosset / so verlieren sich die blätter / werden länger / spitzer und schmäler / also daß sie (wenn es der geruch nicht thäte) kümmerlich vor Peterlein möchten erkant werden. Der Peterlein begehret ein lucken feuchten grund / wiewol er kein erdreich auß, schlägt / allein wächßt er in einem lustiger als in dem andern. 2. Der krause Peterlein / Apium vel Petroselinum crispum, C. B. ist dem jetztgemeldten mit wurtzel / stengel / Blumen / samen / geruch und geschmack gantz gleich / allein daß die blätter vielfältig / gedoppelt oder gefüllt / und schön gekräuselt sind. Der Peterlein gerathet wol / wenn man den samen in warmen Ländern im Hewmo nat / in mittelmäßigen aber / im Au???stmonat / und in kalten orten im Herbstmonat säet. Etliche säen ihn bey uns im Christmonat / alsdenn kan man gegen dem Mäyen schönen jungen Peterlein haben.
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Candischer Peterlein. Petroselinum Creticum. 3. Der Candische Peterlein / Petroselinum Crecicum, C. B. vergleicht sich gar mit dem gemeinen / allein wächßt er kleiner / und bringt dickere blätter. Der kleinere same ist schwarßlicht. Die wurtzel wird daumensdick / lang / weiß / und mit einer dünnen / rothen oder schwartzen rinde bedeckt / welche leichtlich mit dem finger sich von der wurtzel / so man in Candien zu den Speisen gebraucht / abschälen läßt. Eigenschafft. Der Peterlein ist warmer und trockener Natur / biß in anfang des andern grads. Er wird nicht allein in der Speiß von männiglich genutzt / sondern auch zu der Arßtzney innerlich und äusserlich gebraucht. Sonderlich hat der samen und die wurtzel desselben / wegen seines milt-flüchtigen saltzes / und übriger wenig schwefelichten theilen / die krafft zu eröffnen / zu löse / den Harn / Schleim und Sand zu treiben / auch Wind und allerhand Geschwulsten der Leber / Miltzes und Faulfleisches zu vertheilen. Die Wurtzeln sollen im Frühling zu der Artzney gesamlet werden. Gebrauch Dieweil der Peterlein in aller Speiß gar gemein ist / hab ich nicht unterlassen wollen seine krafft und tugend anzuzeigen / in welchen franckheiten er in den speisen zu gebrauchen / und in welchen er vermitten werden soll. (Kalte Leber / Nieren un̅ Blasen / Versropffung der innerlichen Glieder / sonderlich der Leber / Gelb- und Wassersucht /) Es hat der Peterlein die krafft zu eröffnen / zu stärcken und zu erwärmen / er erwärmet und stärcket diefalte Leber / Nieren und Blasen / er offnet die Verstopffung aller in nerlichen Glieder / sonderlich der Leber / er vertreibt die Gelbsucht / treibet den Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und Blasen: derowegen dienet er trefflich wol / so man kalte (Mutter / zuruck bleibende monatliche reinigung der weiber.) ihn bey dem Fleisch / Fischen / Suppen / und andern Speisen kochet / die erkaltete / schwache und blöde Leber zu stärcken und zu erwärmen. Er ist gut in der Wasser- und Gelbsucht / deßgleichen in allen kalten kranckheiten der Leber / Miltzes Nieren und Blasen. Er dienet der kalten Mutter / befürdert die zuruck bleibende monatliche Reinigung der Weiber. In allen diesen erzehlten kranckheiten soll man Peterlein-wurtzel und Kraut in den Speisen gebrauchen. (Worinnen der Peterlein schädlich.) Hingegen muß man in allen kranckheiten des Haupts und der Augen sich desselben enthalten. Carolus Stephanus bezeuget / daß die jenige / so von der fallenden Sucht sind erlediget worden / widerum von newem in dieselbe gefallen / wenn sie Peterlein geessen. Die säugenden Weiber sollen auch kein Peterlein essen / denn er minderet ihnen die Milch. Derowegen solte der alte böse Brauch bey uns Teutschen billich abgeschafft werden / da man den Kindbetterinnen / wenn man ihnen gute Süpplein machen wit / in allen Peterleinwurtzel sieden läßt / denn dardurch manchmal die Kinder verderbt / also daß sie nicht allein der gesunden Milch beraub???t / sondern auch darvon die fallende Sucht bekommen. (Verlohrne Farbe / wegen einer langwürigen kranckheit. Sand / Grieß.) Wenn einer seine natürliche Farbe von wegen einer langwürigen Kranckheit verlohren hat / der soll Peterlein-wurtzel und kraut in allen seinen Speisen gebrauchen. Peterlein-wurtzel und kraut fleissig in der Speiß gebraucht / behütet den Menschen vor dem Stein / denn er führet alles Sand und Grieß fort. So einer gesunde Pferd haben wil / soll er ihnen Peterlein-wurtzel und kraut bißweilen under dem Futter zu essen geben. (Verstopffung der Leber / Sand Stein / verstandener Harn.) Das in dem ansang deß Frühlings auß kraut und wurtzeln destillierte Peterleinwasser eröffnet die verstopffung der Leber / reiniget die Nieren und Blasen / führet auß den Sand und Stein / und treibet den verstandenen Harn fort / Morgens nüchtern 3. oder 4. loth darvon getruncken. (Wassersucht.) Für die Wassersucht: nehmt zu Aschen verbrante Schnecken samt den häußlein / Peterlein-samen / Fenchel-samen jeder gattung ein loth / zerstosst alles zu reinestem pulver / und mischt nach belieben ein paar loth Zucker darunder / gebt alßdenn dem Patienten alle Tag viermahl eines quintleins schwer davon in brühen ein. Es reiniger auch die (Sand und Schleim der Nieren. Preservatif wider das Grieß.) Nieren / und treibt neben vielem wasser auch allen versessen Schleim und Sand. Ist also denen mit dem Grieß behaffteten Leuthen ein sonderlich praeservativ, wenn sie alle 14. tag oder 3. wochen / ein biß zweymahl das Grieß davon einnehmen. (Schleim der Brust / Husten / Engbrüstigkeit / Leber- und Miltz-verstopffung.) Ein handvoll Peterlein-wurtz / grün oder dürr in einer maß frisch Brunnwassers biß auff die helffte eingesotten / hernach durchgesiegen / Hyssopen-Syrup damit vermischt / und also offt davon eingegeben / löset den Schleim der Brust / stillet den starcken Husten / erleichteret den schweren Athem / und eröffnet die verstopffung der Leber und Miltze. Den auß frischem Peterlein-kraut samt [707] der wurtzen außgepreßten / und durchgesiegenen (Blut-sveyë Blutharnë versaltzen / saur und zähe geblüt versessener Harn / nieren-schleim Gelb- und Wassersucht.) safft täglich Morgens und Abends 10. biß 14. tag lang / auff 4. oder 5. loth getruncken / heilet nicht nur das Blutspeypen und Blutharnen / sonderen reiniget auch das versaltzene / saure und zähe Geblüt / eröffnet alle innerliche verstopffungen / treibt den Harn / und führet alle unreinigkeiten der Nieren wol auß / heilet auch die Gelb- und Wassersucht. Man kan nach belieben ein wenig Zucker damit vermischen. (Stincken der Athem.) Frischen Peterlein rohe / oder auch den verzuckerten Peterlein-samen geessen / vertreibt allen stinckenden Athem von Knoblauch / Taback / Wein / bösen auffsteigenden Dünsten oder andern ursachen. (Versesiener Harn / verlohrene Monatblum / Gelbsucht / Wassersucht / Leibs abnehmen / Bauchwürm / vergiffte thierbiß / Nierë und Lendëwehe / verschleimte kalte Mutter / verstopffte Krößadern.) Guten Peterlein-samen zu pulver gestossen / und bey einem quintlein schwer Morgens und Abends in brühen eingenommen / förderet nicht nur den Harn und monatliche reinigung der Weibern / sonderen vertreibt auch die Gelbsucht / Wassersucht / Leibsabnehmen von verstopfften Krößaderen / und allerhand Würm der Därmen; ist auch gut wider die gifftigen Thierbiß / und vergifftige schädlichkeit des Quecksilbers. Wider das Nieren- und Lenden-weh / wider die verschleimte Mutter / und die verstopfften Kröß-aderen: Nim Peterlein-kraut und wurtzen / Spargen-wurtz / Hasel-wurtz jedes 2. loth / Poley-kraut / Melissen-kraut / Odermänig / weissen Andorn jedes ein handvoll / Wachholderbeer ein halb loth / Fenchelsamen / Aeniß jedes 1. quintlein / zerhacke und zerstosse alles under einander / thue es in ein säcklein / giesse ein maß alten weissen Wein / und ein halb maß wasser darüber / laß wohl vermacht / ohne alles kochen / stehen / und gibe alle Morgen und Abend ein glaß voll davon zu trincken. (Stein der Nieren un̅ Blasen.) Wider den Nierenstein: nim Peterleinsamen 2. loth / Steinbrech-wurtzel / Hawhechel-wurtzel / Bibernellen wurtzel und Samen / Heidnisch Wundkraut-blätter / Liebstöckel-wurtz und Samen jedes 1. loth / Pfeffer ein halb loth / Zucker 4. loth / zerstosse alles zu reinstem pulver under einander / und nim offt eines quintleins schwer davon in Pappelen-wasser ein / wenn es die noth erforderet / und du in das Lenden- bad sitzen wilt. Zu einem praeservatif wider den Stein / braucht man das pulver so offt der Mond voll oder new wird / ein- oder zweymahl / ist ein herrlich mittel / und von vielen bewährt erfunden. (Entzündung und schmertzen der Augen und Brüsten / Rothlauft / wild Fewr.) Frisch Pelerlein gestossen / mit frischem Weißbrot und Eyerklar zu einem Pflaster vermischt / und offt laulicht übergeschlagen / zertheilet die entzündung und schmertzen der Augen / und der Brüsten / wie auch den Rothlauff / oder das Wild-fewer / an den Armen oder Füssen. (Haaraußfallen.) Peterlein-kraut mit Stabwurtz / und Weiden-blätteren in Laugen gesotten / und das Haupt damit gezwagen / dienet wider das Haar-außfallen. (Zahnpillë.) Wider das schmertzliche Zahnwehe von holen Zähnen / nim Peterlein-samen ein loth / Pfeffer-samen anderthalb quintlein / Bilsensamen ein quintlein / stosse diese samen zu reinem pulver / vermisch ein halb quintl. außgetruckneten Magsamen-saffts (Opii genant) mit Wein zerrieben darunder / und stoß alles zu einem teiglein zusammen / darauß formiere Pillen in bequemer grösse / und wen̅ du Zahnschmertzen hast / so stecke bißweilen ein Pillen in die höle deß Zahns / halte es eine stund darinnen / und verwahr das Haupt wohl warm / so wird sich der schmertz bald stillen. Diese Pillen ziehen offt viel Speichel / welchen man nicht hinunder schlucken / sondern außspeyen muß. Peterlein-kraut zu einem Muß gestossen / (Gerunnene Milch / Geschwulk Hitz und schmertzen der brü???) mit Honig vermischt / wie ein Pflaster auff tuch gestriechen / und über die Brüste warm geschlagen / zertheilet die zusammen gerunnene Milch / und davon entstandene schmertzliche Geschwult / vertreibet auch die hitz und entzündung. Gleiche würckung hat das Peterlein-kraut mit gleichviel Hünerdarm-kraut undereinander ein wenig gestossen / hernach mit frischem Butter in einer pfan̅en geröstet / un̅ wie ein pflaster übergeschlagen. (Harn-versteckung.) Peterlein-kraut / Knoblauch / und Wachholderbeer / nach belieben genommen / under einander gestossen / mit rothem Wein zu einem Mußpflaster gekocht / hernach dick auff tuch gestrichen / und also warm über den undern Leib geschlagen / beförderet den Harn trefflich. (Säigeret schleimige Wein.) Peterlein-kraut samt dem Samen in ein Weinfaß geworffen / und den säigeren / schleimigen Wein darüber geschütter / macht ihn bald wider hell und klar. (Abstehende schwache Fische der Weybern.) Wenn in einem Fisch-weyher die Fische schwach werden / und abstehen wollen / so wirf underschiedliche handvoll frisch Peterleinkraut hinein / davon kommen sie wider zu kräfften. Also kan man auch in einen Brunnen / darinnen man Fische lang zu halten begehret / offt ein handvoll Peterlein-kraut werffen. (Hauptschmertzen.) Peterlein-wasser gewärmt / ein tüchlein darinnen genetzt / und also walmlichl offt über die Stirn und Schläffe geschlagen / vertreibt alle hitzigen und andere Schmertzen des Haupts / und macht schlaffen. (Zu einem Lendenbad.) Zu einem Lendenbad nemt Peterlein. kraut samt der wurtzel / Bingelkraut / Pappelen jedes vier handvoll / edle Salbeyen / Nachtschatten-kraut / Chamillen-blust jedes 2. handvoll / Wachholderbeer / Knoblauchwurtz jedes ein handvoll. Zerhackt und stoß???alles under einander / thuts in einen langen schmalen sack / siedet den im Wasser zu einem Lendenbad / und wenn ihr in dem Bad sitzt / so gürtet den Sack umb die Lenden; er erweicht die Nieren trefflich / daß alle versteckte Sand / Grieß und steinlein durchkommen können / und hiemit aller Lendenschmertz vergehen. Berg-Peterlein. Oreoselinum. Namen. DEr Berg-Peterlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oreoselinum, Apium montanum, Apium cervinum, Petroselinum montanum. Italiänisch / Apio montano, Petrosello montano. Frantzösisch / Persil des monts. Spanisch / Apio montesino, Perexil monte [708] sino Englisch / Mountaine Persele. Niderländisch / Bergheppe / Bergh-peterselie. In Hochteutscher Sprach wird er auch Berg-eppich und Hirtz-peterlein genennt. Gestalt. Der Berg-Peterlein hat ein weisse / dicke wurtzel / ist fast einer elen lang / aber auch kleiner und fürtzer / nach dem sie jung oder alt / so man sie zerschneidet / gibt sie einen milch-weissen / hartzichten safft / der ist / gleich wie auch die wurtzel / eines bitteren und scharffen geschmacke / wiewol doch der safft stärcker und schärffer ist als die wurtzel. Von dieser wachsen gegen dem Frühling viel zerkerffte blätter an besonderen stielen herfür / vergleichen sich an der gestalt dem Peterlein / ligen auff der erden weit außgespreitet / und dick übereinander. Zwischen den blätteren komt herfür ein runder stengel mit holkälen und gläichen wie der stengel des Dill-samens / der wirb elen-lanq und auch länger / hat neben-ästlein / darauff wachsen Dolden oder Krönlein mit weissen blümlein wie an dem Schirling / wenn die abfallen / folgt ein länglichter / doppelter / breiter samen / der ist grösser denn der Dill-samen / und auch dicker / von farben grauschwartz / wolriechend / am geschmack scharff wie die wurtzel. Er wächßt auff den Bergen. Nach Theodori Tabernaemontani bericht / findet man ihn überflüßig bey Cronweissenburg auff dem Wurmberg / im Behwald und am Gebürg unter Bergzabern. Carolus Clussius zeiget an / daß er auff den Oesterreichischen Gebürgen und Wienerischen Hügeln gemein seye. Allhier wird er auff dem Muttentzer- und Crentzacher- berg gefunden. Eigenschafft. Der Berg-Peterlein ist warm und trocken im dritten grad; Führet ein schärffer flüchtiges saltz bey sich als der gemeine Peterlein / und hat also desselben tugenden in höherem grad. Gebrauch. Theodorus Tabernaemontanus hat auß eigener (Stein / Grieß / Pest.) erfahrung wargenommen / daß die Berg-Peterlein-wurtzel wider den Stein / Grieß und Pest mit anderen Artzneyen nutzlich gebraucht werde. (Gelbsucht / Verstopffung der Leber und Miltz / Zahnweh / Schleim im Haupt. Anstecken de kranckheiten der Schweinë und Schafen.) Rembertus Dodonaeus Histor. Stirp. pempt. 5. Lib. 4. Cap. 3. rühmt diese wurtzel wider die Gelbsucht / Verstopffung der Leber und Miltz / auch so man sie käwe oder verbeisse / soll sie das Zahnweh stillen / und das Haupt von dem Schleim reinigen. Erliche geben sie den Schweinen in ihrer Speiß / wen̅ sie mit einer ansteckenden Seuch behafftet. Andere nehmen zwey theil dieser wurtzel / und ein theil gepülverte Wachholderbeere mit saltz vermischt / geben solches den Schaffen zu lecken / die mit einer ansteckenden Kranckheit angegriffen worden. Der Berg-Peterlein wird auch zu den Lenden- und Mutter-bädern gebraucht. (Pest / Mutter-schmertzen / wind sucht / grim men / versetzter harn stein / grieß) Das destillierte Bergpeterlein-wasser dienet wider die Pest / Mutter-schmertzen / Windsucht / Grimmen / treibet den versetzten Harn / führet auß den Stein und Grieß / befürderet die versteckte monatliche Reinigung der Weibern (versteckte monatliche reinigung der Weiber.) / so man morgens und abends etliche loth darvon trincket. Im übrigen kan dieser Peterlein zu allerhand andern Kranckheiten mehr dienen / wider welche der gemeine Peterlein oben gerühmet worden / weilen sich in beyden einerley tugenden finden. Grosser Garten-Peterlen. Apium hortense maximum. Namen. GRosser / breit-blättiger Garten-Peterlein heißt Griechsch / [Greek words]. Lateinisch / Apium hortense maximum, Apium hortense latifolium, C. B. Anglicanum magnum quibusdam. Frantzösisch / Italiänisch und Spanisch / Seleri. Englisch / Selerey. Gestalt Auß des grossen Gar en- Peterleins länglichten / weissen / und nach der grosse des gantzen gewächs nicht sonderlich dicken wurtzel / kommen die blätter hetfür / mit holkälen / bleich-grünen / und einer oder anderthalb spannen langen stielen. Die blätter werden erstlich in drey theil zerschnitten / und ein jedes derselbigen widerumb in drey theil zertheilet / die sind ringsweiß zerkerfft / auch bleich-grün / und drey- oder viermal grösser als an dem gemeinen Peterlein. Zwischen den blättern entspringt ein dünner / holkälichter stengel / so einer oder anderthalb spannen lang ist / bey dessen gipffel ablange / schmale und ohnzerkerffte blätter hetfürkommen. Er trägt ein kleine / weisse Kron mit kleinen blümlein gezieret / welchen der samen / so dem gemeinen Peterlein-samen ähnlich / aber zwey- oder dreymal grösser / [709] und mit einem gewürtz-geschmack begabet ist / nachfolget. Ward erstlich unter dem Namen des Engelländischen Peterleins allhier gepflantzet. In Italien isset man die wurtzel / stengel und blätter; allhier aber und in Teutschland wird allein die wurtzel in der Speiß genossen. Eigenschafft und Gebrauch. Weilen dieß Kraut durchauß gleiche Eigenschafft hat mit dem gemeinen Peterlein / als wird er auch an statt desselben hin und wider theils in den Küchen / theils in der Artzney gebraucht. Wasser-eppich / oder Sellert. Apium pallustre. Namen. WAsser-eppich heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Eleoselinum, Apium aquaticum, Apium palustre, Paludapium, Apium officinarum, Apium rusticum. Italiänisch / Apio palustre, Apio aquatico. Frantzösisch / Persil de marais. Spanisch / Perexil de agua. Englisch / Wattre perßly / Smallage / Marsche. Niderländisch / Watterkersse / Eppe / Jouffrouw merck. In Hoch-teutscher Sprach wird er auch genant / Epff / Eppich / Hepffen / Bauren-eppich / Wassermerck und wilder Eppich. Gestalt. Der Wassereppich / Apium palustre s. Officinarum, C. B. vulgare ingratius, J. B. palustre s. Off. Eleoselinum veteribus, Ejusd. hat eine weisse / dicke / gerade / tieff in die Erden tringende / bißweilen in etliche köpfflein getheilte wurtzel. Darauß gehen viel gezähnlete / eingeschnittene / mit laugen / röthlichten / gestreifften / holkeligen stielen begabte Blätter; auch viel dicke / gestreiffte / holkelige Stengel / so da über elen hoch auffsteigen / und hin und wider knoden haben / bey welchen die blätter herfür kommen. An denen orten aber / da die stengel in ihre äste zertheilet werden / erscheinet von einem kurtzen stiel der Blumen-busch / welcher zerstrewet ist / und mit fünff??? lä eigen weißlichten Blümlein versehen / denen folgen gestreiffte sehrkleine Samen. Das gantze Kraut hat einen starcken geruch / und räsen bitteren geschmack / sonderlich aber ist der Samen mit einen scharffen geschmack begabet. Wächßt gern an nassen und feuchten orten / als bey den lachen / pfülen / graben / und schattichten feuchten Gärten / zwischen den mauren und zäunen. In Italien ist er zu erst / hernach aber auch in Franckreich / Teutschland und anderstwo in die Gätten gepflantzet / und also zahm gemacht worden / daß er nun für eine liebliche und nützliche Speise under dem namen deß Selleri dienet. In Pflantzung dieses nutzlichen Krauts bereitet man darzu einig lang wol bedüngtes oder bemistetes und fettes Bette / und säek den samen erstlich gar früh im Hornung / oder so bald die erde offen / demnach wider im Aprill oder Mäy mit zunehmendem Mond / darein. Nachdem nun das Kraut auffgegangen und fingers-lang worden / so versetzt man die pflantzen andersiwohin / sonderlich an die Rände der Betten / darauff andere sachen gesäet / oder auff ein Bett besonders / darüber kleine Kurchen gezogen / damit die behäuffung desto füglicher geschehë mögt. Denn nach dem sie starck / und etwan eines fusses hoch zu werden beginnen / so häuffet man die erden zu beyden seiten auff biß an den Hertzschoß / und läßt sie also fortwachsen. Uber 3. oder 4. wochen häuffet man abermahlen die erden auff beyden seiten / und zwar immer höher / und läßt sie so fortwachsen biß sie weiß genug. Der samen / weilen er bey uns nicht allezeit wol reiff wird / kan füglich anderstwoher verschrieben werden. Gegen dem Winter aber muß man diese gewächse in die Keller bringen; wenn aber der Grund nicht naß / und der Winter nicht zu hart / können sie auch wol im Garten außdauren / wenn sie wol mit Mist eingemacht und verwahret werden. Eigenschaffe. Dieses Kraut / Wurtzen und Same / hat ein flüchtiges / alkalisches / temperirt-scharfflichtes Saltz / neben sehr wol gejohrenen / wenig schwefelichten theilgen bey sich / und daher die eigenschafft zu wärmen / zu trucknen / den Harn ju treiben / die Nieren zu reinigen / den Magen / Kröß / Hertz und Mutter zu stärcken / den Athem zu erleichteren / das versaltzene Geblüt zu reinigen / und die innerlichen Verstopffungen zu eröffnen. Gebrauch. In den Küchen wird der Sellenng auff zweyerley art gebraucht / rohe und gekochtrohe nimt man von dem weiß gemachten Sellering die Wurtzen / so viel man deren verlangt / wascht sie rein mit Wasser / schneidet die undern und neben-zasern / wie auch das überflüßige und nichts nutzende Kraut davon / legt sie alsdenn in ein saubere schüssch / setzet demnach in einem absonderchen [710] schüsselein Pfeffer / Saltz / und des besten frischen Baumöls under einander gemischt / dabey; wenn man nun die Wurtzel essen will / so tunckt man sie zuvor in das Baumöl / und genießt sie also / entweder mit dem daran gelassenen Kraut / oder ohne dasselbe. Etliche pflegen auch Rosen-eßig oder gemeinen Eßig mit dem Oel zu vermischen / und diese Wurtzen also gleich einem Salat zu essen. Das beste am Sellering ist der Hertzschoß / oder Hertzkohl / wegen seiner sonderlichen weiche und zärtigkeit. Sonsten pflegt man sie auch bey dem Fleisch zu kochen / welches denn köstliche Brühe abgibt. Oder man nimt die Wurtzel gantz mit dem Hertzschoß / säuberet sie wol / siedet sie in Brunnwasser wie die Sparglen / wenn sie weich genug / so bestrewet man sie mit Pfeffer und Saltz / gießt Baumöl und Essig darüber / und isset sie also. (Schwacher Magen / schlechte Däwung / unrein geblüt / verstoffung der Leber und Miltzs.) Diese Wurtzel und Kraut / wenn sie bey kräfften / auff alle weise genossen / stärcken den Magen / befördern die Däwung / machen ein gutes gesundes Geblüt / und eröffnen alle innerliche Verstopffungen der Leber / Lungen / Miltz / Mutter und Nieren / vertreiben alle Traurigkeit und Melancholey. Ist also ein durchgehend gesundes essen / so da von vielen Kranckheiten den Menschen behüten kan. (Schwindsucht / ???gsüichsucht / Miltzsucht / Nieren un̅ Ledenweh Engbrüstigkeit / husten / Gelbsucht / Undäwigkeit / grob / zähe Geblüt / Geschwär / Scharbock) Das davon destillierte Wasser täglich morgens und abends auff acht / oder der darauß gepreßte und durchgeseigte Safft auff vier loth / mit oder ohne Zucker / lange zeit getruncken / vertreibt alle Schwindsucht / alle Gläich- und Miltze-sucht / wie auch das Nieren- und Lenden-wehe / befördert gewaltig den Harn / erleichteret den kurtzen Athem / löset den Husten / vertreibet die Gelbsucht / macht gute Däwung des Magens / und reiniget das grobe / dicke / zähe Geblüt / sonderlich welches mit saurem Scharbockischem Saltz angefüllet ist. Man kan solch mittel auch außwendig / so wol als inwendig zu reinigung / säuberung und außheilung allerhand fauler Schäden und Geschwären nutzlich gebrauchen. Gleiche Würckung hat auch die Selleringbrühe / wenn man nemlich ein siedend heisse Brühe über das zerhackte frisch-grüne kraut täglich gießt / ein halb stund verdeckt stehen läßt / hernach siechtet / und also warm trinckt / welches denn neben andern Gutthaten / sonderlich (Melancholey.) auch ein recht fröliches Gemüth machet. (Innerliche Verstopffung / verlohrene Monatzeit der Weiber) Die Wurtzel des Sellerings in den Brühen gesotten / oder in den Kräuterweinen mit eingemischt / und davon täglich getruncken / eröffnet alle innerliche Verstopffungen der Leber / Miltze / Mutter / Nieren und Lungen / bringt den Weibern die verlohrene Monatzeit wider / und dienet auch in allen obangezogenen Kranckheiten. Hievon läßt sich nicht nur der Geist oder Spiritus, durch Branntenwein / darin man (Sellering-Spiritus.) das Kraut und Wurtzen in dem Herbst- oder Wein-monat einbeitzt / und demnach destilliert / sondern auch die wahre Essentz nach Paracelsi manier / wie auß der Melissen ziehen / davon drunten im 35. Capitel dieses Buchs. Wenn man den ersteren Spiritum mit frischem Brunnwasser / darinnen genugsam Zucker verlassen ist / vermischt / so hat man das rechte Eau de Selleri, oder Selleringkrafftwasser / welches heut zu tage im ruff ist / und treffliche würckungen zu stärckung des Hertzens und Magens hat / etliche löffel voll bißweilen davon / sonderlich nach der mahlzeit eingenommen. CAPUT XIII. Gemeiner Liebstöckel. Hipposelinum vulgò Levisticum. Namen. LIebstöckel / Laubspickel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ligusticum, Libysticum, Levisticum, Italiänisch / Ligustico, Libistico, Levistico. Frantzösisch / Liveche. Spanisch / Livistico. Englisch / Lovage. Dänisch / Loestilcke / Loebstilcke / Lybsticke / Laftsticke. Niderländisch / Lavas / Lavetse. Geschleckt und Gestalt Der gemeine in den Gärten gepflantzte Liebstöckel / Levisticum vulgare, Ger. Park. Ligusticum vulgare foliis Apii, J. B. Ligusticum vulgare, an Libanotis fertilis Theophr. C. B. Stosset bald auß seiner dicken / holtzichten wurtzel grosse zweige mit den blättern / die sind zwey- oder dreymal grösser als am Wasser-Eppich / sonsten ihme gleich / eines starcken geruchs und geschmacks. Die stengel wachsen drey elen hoch und zu zeinen höher / sind rund / dick / knöpfficht / hohl und streifficht. Seine Dolden blühen gelb oder weiß. Der Samen ist grösser als der Eppichsamen / breit / gestriemt / graulicht / wolriechend / eines scharffen / räsen geschmacks. Man pflantzt ihne gemeiniglich in die Gär [711] ten / blühet im Sommer / und bringt den reiffen samen im Augstmonat. Die wurtzel dieses Krauts bleibt wol biß in die 12. Jahr unversehrt im erdreich / alle Jahr schlägt sie wider im Frühling auß / und vergleichen sich die ersten blättlein der jungen Angelica / hernach aber werden sie je mehr und mehr dem Eppich-kraut ähnlicher. Liebt von natur einen schattichten ort. Die wurtzel / wenn sie mit einem Messer oder anderm Instrument verwundet wird / gibt einen wolriechenden / braunen Safft wie Hartz / von sich. Frembder Liebstöckel. Ligusticum Dioscoridis. Der frembde Liebstöckel / Ligusticum Dioscoridis verum, Tab. Ligusticum, quod Seseli officinarum, C. B. Wächßt viel in Italien in der Landschafft Ligurien auff den Apenninischen Bergen / gemeiniglich am schatten und bey den wasseren. Er bringt ein schmalen stengel / ist mit den gewerben der Dill / und mit den blättern dem Italiänischen Steinklee oder der Geißrauten ähnlich / außgenommen / daß sie zärter und eines stärckeren geruchs sind / auch je näher sie dem obersten theil des stengels kommen / je schmäler sie werden. Auff dem gipffel des stengels erscheinen besondere kronen / deren ein schwartzer / fetter und langer samen nachfolgt / so einen scharffen geschmack und gewürtz-geruch von sich gibt. Die wurtzel ist weiß / und eines starcken geruchs. Die Einwohner der Landschafft Ligurien gebrauchen den samen zu ihren Speisen an statt des Pfeffers. Der Italiänische Liebstöckel / Ligusticum quorundam foliis Angelicae, J. B. Ligusticum alterum, Matth. Wächßt von sich selbst mit zerkerfften / zugespitzten blättern / deren gemeiniglich fünff an einem stiel stehen. Oben trägt er weißlichte Dolden / darauß braunlichter samen wird. Die wurtzel ist außwendig Italiänischer Liebstöckel. Ligusticum Italicum. (A. Gamerarii Figue so er vom Kraut abmahlen lassen.) (B. Matthi??? oli Figur.) (C. Liebstöckel-samen.) falb / und inwendig weiß / oben werden viel Haar daran gesehen / welche von den abgedörrten Blätter-aderen überbleiben. Eigenschafft. Der Liebstöckel ist warmer und trockener natur; Führet viel ölicht-flüchtiges / räßlichtes / alkalisches saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft durchzudringen / zu eröffnen / zähen schleim zu erdünnern / den magen und mutter zu stärcken / den Harn / grieß und sand zu treiben / die monatblum zu befürdern / die brust zu reinigen / den athem zu erleichtern / die wunden und schäden zu reinigen und zu heilen / auch die wind und bläste zu vertheilen. Die Wurtzel samlet man im Aprill und Mäy / die Blätter im Brachmonat / und den Samen im Herbst. Gebrauch. (Schweinung an einem Glied.) Der berühmte Wundartzt Felix Würtz vermeldet / wenn man die wurtzel des Liebstöckels grabe / so die Sonn in den Widder gehet / und sie anhänge / seye es ein bewehrt mittel wider die Schweinung oder Abnehmen eines Glieds. Das destillierte Liebstöckel-wasser reiniget (Versteckte Reinigung bey den Kindbetterinnen / Nachweh / gerunnen Blut im Leib / versetzter Härn und Weiberfluß / Engbrüstigkeit.) die Kindbetterinnen nach der Geburt / verhütet die Nachweh / zertheilet das gerunnen Blut im Leib / befürdert den versetzten Harn und Weiberfluß / treibt den Stein fort / und ist den Engbrüstigen dienlich / ein paar loth davon offt getruncken. Der verzückerte Samen dieses gewächs / bißweilen auff ein halb loth geessen / dienet ingleichem zu allen obangeregten Kranckheiten. Der rohe Samen aber zu pulver gestossen / und mit warmem altem weissen Wein eines quintleins schwer mit Zucker vermischt / [712] ein- oder mehr-mahl eingenommen / zertheilet (Bauchgrimmen / Mutterblähung. Tröpfleinharnen / versteckte Monatblum. Würm.) die Wind und Bläst / stillet das Grimmen und Mutter-blähungen / treibt den Harn / und lindert das schmertzliche tröpfflein-harnen / fürdert die Monatblum der Weibern / und treibt die Würm auß. Gleiche Würckung hat das Kraut / Samen und Wurtzel / in Wein gesotten und davon getruncken. (Wind und Bläst.) Welche mit vielen Winden und Blästen geplaget werden / die können mit bester würckung folgendes Pulver täglich gebrauchen: Nim Liebstöckel-samen 1. loth / Aniß- und Fenchel-samen jedes ein hald loth / Zimmet 3. quintl. Cubeben / Muscaten-blüth jed. 1. quintlein / zerstosse alles zu reinstem pulver unter einander / und mische ein pfund Zucker darunter / davon nim hernach offt ein halben löffelvoll übers mahl / entweder trocken / oder auff einer gebähten und in Wein geweichten Sehnitten Brot / ein. (Schleim der Brust / Husten / Häiserkeit. Engbrüstigkeit / verschleimte Nieren.) Das Kraut samt der Wurtzel mit Süßholtz / Alant-wurtz / Feigen / Brustbeeren und Meertrauben in wasser lang gesotten / auff die letst ein paar löffelvoll Honig darein geschüttet / hernach geseiget / und täglich morgens und abends ein glaßvoll warm davon getruncken / löset den zähen Schleim der Brust / macht außwerffen / stillet den Husten / leichteret den kurtzen Athem / vertreibt die Hä???serkeit / und reiniget die verschleimten Nieren. Das Kraut samt der Wurtzel mit Betonien / Sinaw / Ehrenpreiß und Sanickelkraut in halb weissem Wein halb wasser gesotten (Falltrank / verstopffte Mutter / Leber / Miltz vergiffte Thier-biß.) / und davon täglich ein paar mahl ein glaßvoll getruncken / ist ein köstlich Falltranck / zertheilet das gerunnene Geblüt / säuberet und heilet auch allerhand garstige / unreine Schäden / eröffnet die verstopffte Mutter / Leber / Miltz und Nieren / und vertreibt alles Gifft von Schlangen- und anderer Thieren-Bissen. Die Wurtzel samt dem Kraut und Samen unter einander gestossen / in eine Kannen mit weissem Wein gelegt / auch ein Ducaten / oder andere guldene Müntz darzu gethan / und also zehen biß zwölff tag davon getruncken / sich aber dabey alles andern Geträncks fleißig enthalten / eröffnet alle innerliche (Gelbsucht / weisse Kranckheit der Weibern.) Verstopffungen / und heilet die Gelbsucht so wol als die weisse Kranckheit der Weibern auß dem grund auß. In Pestzeiten auch bey anderen regierenden (Pest / regierende gifftige Seuche.) gifftigen Seuchen ist folgender Kräuterwein dienstlich: nehmt Liebstöckel-kraut 4. handvoll / die wurtzel davon 6. loth / Angelica-wurtz 4. loth / Cardobenedicten-kraut / Ehrenpreiß / Melissen / Rauten jedes 3. handvoll / Wehrmuth zwey handvoll / zerhackt alles under einander / thuts in ein sauber Weinfaß / welches bey 40. maß haltet / gießt in dem Herbst süssen Weinmost darüber / laßt ihn darüber wol verjäsen / und nach 6. wochen zeit trinckt täglich ein glaß voll davon bey der Mahlzeit / so werdet ihr von der Seuche bewahret bleiben. (Halßweh / Kehlsucht.) Durch den holen stengel dieses Krauts immer getruncken / dient wider das Halswehe / und die Kehlsucht. Auß der wurtzel und kraut ziehet man mit Brantenwein eine Essentz / welche auff 20. und mehr tropffen offt eingenommen / in allen oberzehlten Kranckheiten eine treffliche würckung von sich spüren läßt. Wenn man den Branntenwein von dieser Essentz biß auff die Honig-dicke abzieht durch einen recipienten in der Sand-capellen / so kriegt (Todte Frucht / Nachgeburt / schwere Geburt.) man das Extractum, welches ein herrliches mittel ist / die todte Frucht / und Nachgeburt abzutreiben / ja auch die Geburt zu beförderen; wenn man dessen biß 20. gran zu pillen gemacht auff einmahl eingibt. (Schwache Mutter / Unreinigkeit der Haut / Sand / Schleim / Stein der Nieren / Monatlicher Zeit verlurst.) Eusserlich läßt sich dieß kraut sehr nutzlich in allerhand Bäderen gebrauchen / zu stärckung und säuberung der schleimigen Mutter / reinigung der Haut / beförderung des Harns und der monatlichen reinigung / abführung des sands / steins und schleims der Nieren. Man kan aber annoch / Odermänig / Chamillen / Steinklee / Stabwurtz / Pappelen / Erbisch / Salbeyen / Katzenmüntz / Beyfuß und dergleichen andere Kräuter damit vermischen. (Unreine Haut / Angesicht zart / schön und weiß zu machen.) Sonsten kan das wasser / darinnen frisch Liebstöckelkraut / oder wurtzen eine zeitlang gesotten worden / wol dienen zu säuberung der unreinen Haut / wie auch das Angesicht zart schön und weiß zu machen / wenn man es Morgens und Abends damit wascht. Gleiche würckung wird dem destillierten wasser zugeschrieben. (Sehrigkeit des Munds. Halß-Mandelngeschwulst.) In der sehrigkeit des Munds / Hals und Kehle / wie auch in dem Mandlen- und Zäpflein-geschwulst / ist zumahlen dieses destillierte wasser sehr gut / offt damit warm gegurgelet. Liebstöckel-kraut samt der wurtzel / Sanickel-kraut / Heidnisch-Wundkraut / und Spitzenwegerich / undereinander zerhackt / (Wunden / Geschwar.) in Wein gesotten / und damit die frischen Wunden / und allerhand Geschwär und Schäden / ordenlich außgeputzt / säuberet und beförderet sie mächtig zur heilung. CAPUT XIV. Wahrer Alexandrinischer Peterlein. Petroselinum Macedonicum verum. Gestalt. DEr wahre Alexandrinische Peterlein / Apium Macedonicum, C. B. Apium s. Petroselinum Macedonicum multis, J. B. Petroselinum Macedonicum verum, Ger. Hat blätter wie der gemeine Eppich / sind doch kleiner und krauser. Trägt ein dicken / eckichten stengel / mit vielen nebenzweigen / darauff stehen weisse Dolden / darinnen findet man bittern Samen / am Geruch lieblicher denn Ammey. Die wurtzel ist lang und weiß / wie der gemeine Petersilg / doch am geschmack schärffer und bitterer. Man nennet es Lateinisch Petroselinum Macedonicum, Macedonischen Peterlein / darumb daß der allerbeste auf etlichen Gebürgen in Macedonien wächßt: wiewol man es auch in der Landschafft Epyro findet / welche an Macedonia stoßt. Man braucht seinen Samen zu dem edlen Theriack und
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Wahrer Alexandrinischer Peterlein. Petroselinum Macedonicum verum. andern Artzmeyen / die man wider das Gifft pfleget zu bereiten. Dieses Gewächs hat Johannes Jacobus Cortusus von Padua / auß einem Garten / Matthiolo zugesendet. Es wil bey uns wol gewartet seyn / und den Vermeinter Alexandrinischer Peterlein / oder Smyrnen-kraut. Pseudopetroselinum Macedonicum sive Smyrnium. Winter über im Keller verwahret werden / denn es die kälte nicht leiden kan / trägt selten Samen / zu zeiten erst über drey oder vier Jahr. Vermeinter Alexandrinisch. Peterlein Gestalt. Der vermeinte Alexandrinische Peterlein / Pseudopetroselinum Macedonicum, Smyrnium. Matth. Hipposelinum Theophr. vel Smyrnium Dioscod. C. B. Macerone, quibusdam Smyrnium semine magno nigro, J. B. Hat einen stengel wie der Eppich / aber seine blätter sind breiter / fett / gegen der Erden gebogen / derb / geben einen Würtz-geruch / mit einer lieblichen Schärffe / von Farben grüngelb. Auff den Stengeln wachsen Krönlein oder Dolden / voller weisser Blümlein / darvon kombt schwartzer / länglichter / dicker samen / der hat einen scharffen Würtz-geruch und Geschmack. Die wurtzel ist eintzig / wolriechend / am Geschmack scharff / weich / außwendig zu schwartz / und inwendig zu grün oder weiß geneiget. Auß der wurtzel und auch zuweilen auß dem stengel rinnet ein Safft / welcher wie ein Myrrhen riechet. Quaqueranus schreibet / daß dieser Peterlein in der Provintz Franckreich an etlichen feuchten und schattichten Brunnen / eines Manns hoch wachse / und brauche man allda die wurtzel sambt den Sprößlein in dem Salat / welches auch in Griechenland / Engelland und Holland zu geschehen pflegt. Candisch Smyrnenkraut. Smyrnium Creticum. Gestalt. Das Candianische Smyrnenkraut / Smyrnium Creticum, Matth. peregrinum rotundo folio, C. B. Creticum perfoliatum, J. B. Bringet unden bey der Erden fast solche blätter / wie der vermeinte Peterlein auß Alexandra / wachsen doch nicht so nahe bey einander / sind dicker / an dem umbkreiß zerkerbt / und auff der andern seiten bey dem [714] stiel außgeschnitten. Aber die anderen blätter / so besser oben stehen / sind viel anderst gestaltet / denn die stengel aller zweiglein gehen allesambt durch die rippichten aufferhebten blätter / als wären sie dardurch gezogen / wie in dem kraut Durchwachs. Gemelte blätter sind rund / steiff / schön / und haben an dem Umbkreiß keine Kerffen. Der stengel ist fest / ziemlich dick / steifficht / und bey der blättern durchbohrung knöfficht. Auß denselbigen Flügeln oder Gewerben gehen andere zweiglein mit langen striemen. Auff dem obertheil dieser zweiglein / erscheinen dolden oder kronen / fast wie im Fenchel / von weissen blümlein / die brinken gelb-schwartzen / runden / doch oben auff gespitzten / und auff allen seiten eckichten / am Geschmack scharffen und ein wenig bitteren samen. Die wurtzel ist safftig / riechet wol / schmäckt scharff / mit einer bitterkeit vermischt. Die rinde ist außwendig schwartz / und inwendig weiß oder grawlicht. Es wächst viel auff dem Berg Amano in Cilicien / und wird zu uns auß Candien gebracht. Man findet es bey uns in etlichen Gärten / und pflegt von dem abgefallenen oder gesäeten samen jährlich auffzugehen. Eigenschafft. Diese Kräuter haben einerley tugend und eigenschafft mit dem Peterlein oder Sellering / und dörfften wol auff gleiche weise mit denselben nutzlich gebraucht werden. CAPUT XV. Weisterwurtz. Imperatoria. Namen. MEisterwurtz heißt Lateinisch / Imperatoria, Astrantia, Smyrnium hortense, Laserpitium Germanicum, Ostrutium, Magistrantia. Italiänisch / Imperatoria. Frantzösisch / Otruche, Imperatoire. Englisch / Masterwort / Pellilorii of spaine. Dänisch / Astrentz / Astrix / Mesterurt. Niderländisch / Mesterwortel. In Teutscher Sprach wird sie auch wegen ihrer vortrefflichen krafft genennt Käyserwurtz / Magistrantz und Astrentz. Gestalt. Nach Theodori Tabernaemontani Beschreibung hat die Meisterwurtz eine knod- und gläichichte Wurtzel / wie die Natterwurtz oder das Theriac-kraut; sie ist eines fingers dick / und auch bißweilen dicker / mit vielen Zaseln / kriechet und fladert hin und her in der Erden / wächßt mehr nebensich / denn undersich / also daß viel neben-zincken von einer Wurtzel sich außstrecken / darauß besondere stöcklein herfür wachsen: mit solchem kriechen und fladern nimt dieses Gewächs da es hin gesäet wird / ein grossen platz ein / daß es schwerlich zu erösen ist. Diese Wurtzel ist außwendig grau-schwartz / und inwendig weiß / gibt ein zähen / gelben Safft / der ist gleich wie die Wurtzel / eines sehr hitzigen und räsen geschmacks / also daß er die Zung brennet / vielmehr als ein Geschlecht des Pfeffers thun mag. Die blätter sind sattgrün / und vergleichen sich den blättern des Bärenklaws. Ein jedes blatt ist erstmals in drey vollkommene unterscheid zerschnitten / rund und circkelweiß: darnach ein jedes zerschnitten blatt widerum mit zweyen oder dreyen schnitten halber zerspalten / und außwendig gerings herumb mit kleinen kerfflein zerkerfft wie ein Sägen. Der stengel ist klein und schmal / gläichicht / wie die stengel des Dillkrauts / auff die anderthalb elen hoch / auß den Gläichen wachsen herfür viel neben-zweiglein / die bringen viel schöne / hübsche kronen oder dolden / wie die Schatthütlein / den kronen der wilden Angelick ähnlich / und tragen viel kleine weisse blümlein / wie der Aniß oder Coriander: wenn die abfallen und vergehen / folget ein dünner / grauschwartzer Samen / wie der Dill. Das gantze Gewächs hat einen starcken geruch. Man findet es viel in Oesterreich und Steyrmarck / umb Trient / in den hohen Gebürgen des Schweitzerlands / auf dem Schwartzwald und im Churer-Bisthum. So man es in den Gärten zielet / hält es sich fast lang darinn. Der Baursmann zielet es vor das Rindvieh / wächßt gern in schwartzem erdreich und dunckelen orten. Man säet es im Christ monat / wie die Angelick / und versetzt die auffgegangene Stöcklein in dem Mäyen / schuhs-weit von einander. Die beste pflantzung ist / daß man die Wurtzel außgrabe / von einander reisse / und was junge Schoß hat / das setzt man / wie gemeldet / schuhs-weit von einander. Es blühet gegen dem Hewmonat / und zeitiget der Samen gegen dem Herbstmonat / alsdenn wird er gesamlet. Die Wurtzel soll im Frühling zum gebrauch der Artzney auffbehalten werden / zu welcher zeit sie am besten und vollerzeitigen Gaffts ist. Man findet in unsern Schweitzer-gebürgen / insonderheit auff dem Lucernischen Fracmont / noch ein andere art der Meisterwurtz / welche Camerarius auch allhier abgemahlet / und Imperatoriam alpinam, Berg- [715] Meisterwurtz Berg-Meisterwurtz. Imperatoria alpina. oder Bergstrentz genennet hat: ist allerdings kleiner als die vorgemeldte. Casparus Bauhinus nennet sie Imperatoriam montanam minorem, die kleinere Berg-Meisterwurtzel. Sie ist kräfftiger als die / welche man in den Gärten zielet. Eigenschafft. Es gibt nicht allein der starcke geruch / sondern auch der scharffe und brennende geschmack eine anzeigung / daß die Meisterwurtz / welche im Aprillen und Mäyen die beste krafft hat / viel ölicht-flüchtiges alkalisches scharfes saltz bey sich führe / un̅also hitzig seye; denn sie in der schärffe alle hitzige Gewürtz übertrifft / derowegen die Wurtzel im dritten / und der Safft gar nahe biß in den vierten grad hitzig und trocken geachtet wird. Sie widerstehet allem Gifft / treibt durch den Schweiß / lößt allen Schleim der Brust / Nieren und Mutter / zertheilt die Wind / tödtet die Würm / säuberet und heilet die Geschwär / beförderet den Harn und die Monat-blum. Gebrauch. Die Meisterwurtz ist trefflich gut wider (Gifft / Pestilentz.) alles Gifft / soll insonderheit / wenn die Pest regieret / gebraucht werden. Meisterwurtz im Mund gekewet / reiniget (Flüß / stinckender Athem.) das Haupt von den Flüssen / und vertreibt den stinckenden Athem. (Kalter magen kalte Männer und unfruchtbare Weiber / Grieß / lendenstein / zuruckbleibe̅der harn Monat-blum / nachgeburt Muttergrimmen / Nachwehe.) Das destillierte Meisterwurtz-wasser erwärmet den kalten Magen / und stärcket denselben / ist sonderlich gut den kalten Männern und unfruchtbaren Weibern / es treibt den Harn / Grieß und Lendenstein / fürderet die weibliche Monat-blum / und führet die Nachgeburt auß / ist sehr dienlich wider das Mutter-grimmen und die Nachwehe / so man ein paar loth auff einmahl trincket. Ein halb quintlein gestossener Meisterwurtz vor der ankunfft des viertägigen Fiebers in weissem Wein eingenommen / und etliche mahl widerholt / vertreibt das viertägig (Viertägig Fieber.) Fieber / doch solle der Leib zuvor purgiert seyn. (Bräune / Entzündung des Halses.) Frische Meisterwurtz in scheiblein zerschnitten / an ein faden gebunden / und umb den Halß gehenckt / soll nach dem bericht D. Friderici Hoffmanni, die Bräune und andere Entzündungen des Halses vertreiben. (Hitze der Fiebern.) Sonsten pflegen unsere Weiber solche scheiblein den Kindern umb den Halß / und umb die Hände zu binden / die grossen Hitzen damit außzuziehen in den Fiebern. (Zittermähler.) So man das pulver der Meisterwurtz mit Schweinen-schmaltz zu einem sälblein vermischet / vertreibt es die alten Zittermähler. (Bauchgrimmen / Mutterblähungen schwacher / kalter Magen.) In dem Bauch-grimmen von Winden oder scharffem Schleim / ist bessers nichts / alß bißweilen ein / oder zwey scheiblein von frischer Meisterwurtz geessen. Es stillet auch die Mutter-blähungen / und stärcket den schwachen / blöden / kalten Magen. Die Essentz von Meisterwurtz mit Brantenwein (Schlechte Däwung des Magens / verschleimte / kalte Mutter / Wind / Grimmen / verlohren??? Monatzeit / schleim der Brust / stinckender Athem / drey und viertägige Fieber / Schlagfluß / Gich??? Fallende Sucht / Nierensand / und schleim.) gemacht / und biß 15. oder 20. ???ropffen auff einmahl bißweilen in einem destillierten Wasser eingenommen / stärcket die Däwung des Magens / reiniget und erwärmet die verschleimte kalte Mutter / zertheilet die Wind und Bläst der Därmen / stillet das Grimmen und Bauchwehe / befördert den Schweiß und die Monatliche Reinigung / löset den Schleim der Brust / und mache??? außwerffen / vertreibet den stinckenden Mund und Athem / stillet die nachlassenden drey- oder vier-tägigen Fieber / wenn man solche Essentz ein oder zwey stund vor jedem acces einnimt. Verhütet endlich die Schlagflüß / Gichter und fallende Sucht / reiniget die Nieren von allem Sand und Schleim / gleiche Würckung in allem thut auch der weisse Wein / darinnen Meisterwurtz samt dem Kraut gesotten worden. (Unsinnige Thieren Biß.) Meisterwurtz gedörrt / zu pulver gestossen / und davon 30. biß 40. gran schwer etliche mahl mit weissem Wein eingegeben / dienet wider das Gifft aller unsinnigen und anderen Thier-bissen / von Hunden / Katzen / Füchsen / Schlangen / Ottern / Spinnen / Scorpionen und dergleichen. (Pest / gifftige seuchen.) In der Pest und andern gifftigen Seuchen ist folgendes pulver für ein praeservatif nutzlich zu gebrauchen. Nim Meisterwurtz / praepariert Hirschhorn jedes ein loth / Sauramffer-samen 3. quintlein / Scorzonerenwurtzel ein halb loth / Zucker ein loth / zerhacke und zerstoße alles under einander zu einem subtilen pulver / davon kan man alle tag / oder über den andern tag biß 30. und 40. gran auff einmahl in Wein einnehmen. Gleiche würckung hat die mit Zucker eingemachte (Engbrüstigkeit / schwacher Magen.) Meisterwurtz / davon man alle morgen / ehe man in den Lufft gehet / ein halb loth oder mehr essen kan. Sie stärckt beneben auch den blöden Magen / und erleichteret den schweren Athem. (Schlagfluß / schlafsucht.) In der Schlaffsucht und den Schlagflüssen / schneide die Haar von dem Scheitel des Haupts / stosse alsdenn frische saffti [716] ge Meisterwurtz / samt einer Zwiebeln oder Knoblauch zu einem Muß / streichs auff tuch / bestreue es mit Saltz / und schlage es also über / beneben blase das pulver von Meisterwurtz in die Nase des Patienten. Das auß der Aschen des Krauts und Wurtzel dieses Gewächs außgelaugte Saltz / auff (Drey oder viertagig Fieber.) ein halb quintlein schwer etlich mahl ein stund vor dem drey- oder viertägigem Fieber / nach dem der Leib zuvor wol gereiniget worden / eingenommen / mag solche Kranckheiten auß dem grund auß vertreiben. (Destilliert Meisterwurtz-öl.) Man kan auch auß der gedörrten Meisterwurtz / samt dem Kraut / wenn es in samen gehet / ein zimlich flüchtiges Oel außziehen und destillieren / welches zu allem gut / dafür die Meisterwurtz gerühmet wird; man kan davon 2. biß 4. oder 6. tröpflein auff einmahl eingeben.

CAPUT XVI.
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Gemeiner Teutscher Fenchel. Foeniculum vulgare Germanicum. (Italiänischer Fenchel.) Namen. DEr Fenchel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Marathrum, Foeniculum. Italiänisch / Finocchio, Fenocchio. Frantzösisch / Fenoüil. Spanisch / Hinojo. Englisch / Fennel / Finkel. Dänisch / Fenikel / Fennig-kaal. Niderländisch / Venckel / Vinckel. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier zwey Geschlecht des Fenchels abgemahlet / der gemeine / und der Italiänische Fenchel. Der gemeine Teutsche Fenchel / Foeniculum vulgare Germanicum, C. B. vulg. minus acriore & nigriore semine, J. B. sylvestre, C. B. hat eine lange / schlechte / weisse und dicke Wurtzel / die ist am geschmack süß / mit einer lieblichen schärffe / auff eine kleine bitterkeit geneigt / mitten durch die Wurtzel gehet ein hartes holtzichtes Marck. Das Kraut oder Blätter vergleichen sich dem Bärwurtzkraut / sind doch grösser und länger / das ist zinnlicht wie das reineste Schaffthew / so in den finstern feuchten Thälern wächßt / von farben satt- oder schwartz-grün. Der Stengel ist rund / knöpfficht oder gläichicht / wie der Liebstöckel oder andere Kronen-kräuter / dreyer elen hoch / oder Mannes-lang / innwendig mit weissem lucke̅ Marck außgefüllt. Oben am Stengel / wie auch an den Nebenästlein / trägt er schöne Dolden oder Kronen / die bringen im Hewmonat viel gelbe blümlein / darauß folget der Samen / der ist länger als der Aniß / wird im Herbstmonat zeitig / alsdenn soll er auch gesamlet werden / er hat einen guten Geruch / ist am Geschmack süß und lieblich / mit einer schärffe. Dieser Samen und seine Wurtzel bleiben kräfftig und gut biß in das dritte Jahr. Der Fenchel liebet einen warmen Lufft / vielmehr als ein kalten / und ein steinichten boden. Einen festen leimichten Grund mag diß Gewächs in keinen weg nicht leiden / und so es schon darein gesäet wird / komt es selten fort. Man pfleget den Fenchel in dem Frühling und Herbst zu säen / deßgleichen auch zur selbigen zeit / wenn er zu dick stehet / zu versetzen / und so man das thun will / soll man ihn in zimlich dünn Erdreich pflantzen. Der Samen muß nicht über ein Jahr alt seyn / wenn er bald fortkommen soll. Im wachsen muß er sauber gejättet / und vom Unkraut gereiniget werden / biß daß er zu seiner vollkommenheit gerathen / sonst kan er leichtlich von dem Unkraut versticket werden / also wird er desto vollkommener und kräfftiger. Es kan der Fenchel-stock den Winter wol dulden / und bleibt wol zehen oder zwölff Jahr unverletzt / sonderlich aber an steinichten ungebauten orten / die er denn liebt / da ist er auch am sichersten vor den Mäusen und Ungezieffer. Es bringt der Fenchel seine Blumen und Samen allererst im zweyten Jahr. Der Italiänische Fenchel / Foeniculum vulgare Italicum semine oblongo, gustu acuto, C. B. ist dem gemeinen Fenchel / so viel das Gewächs und die Gestalt belanget / gantz durchauß gleich / allein scheinet er etwas vollkomlicher / an Stengeln / Blättern / Kronen und Samen. Der Samen / wie auch das Kraut / ist / so viel den Geschmack belanget / süsser / als der gemeine Fenchel / und ist der Samen auch bleich-gelber. Er wächßt viel zu Rom / Florentz / und insonderheit zu Bononien / von dannen der lieblichste und süsseste gebracht wird. Der runde Fenchel / Foeniculum semine rotundo minore, C. B. rotundum flore albo, J. ???. hat ein kleine zaßlichte Wurtzel. Der Stengel ist kleiner und kürtzer als des gemeinen. Die Blätter sind breiter und auch kürtzer. Die Dolden blühen weiß. Der Samen wird kleiner als des vorigen / länglicht und rund wie der Mattkümmel. Sonsten komt er dem geruch und geschmack nach mit dem gemeinen Fenchel überein. So man den Samen im Herbst säet / so wird das gantze [717] gewächs grösser und kräfftiger. Bey uns Teutschen ist es nicht fast gemein in den Gärten. Eigenschafft. Von dem Fenchel werden in den Artzneyen die obern Gipffel / Stengel / Kraut / Wurtzen und Samen gebraucht / welche denn samtlich / insonderheit aber der Samen / mit einem milten / flüchtigen / balsamischen und aromatischen saltz angefüllet / und davon die Eigenschafft haben / gelind zu wärmen und zu tröcknen / den magen zu stärcken / wind zu vertheilen / den athem zu erleichtern / das gesicht zu läutern / das gehör zu stärcken und zu verbessern / verstopffungen zu eröffnen / die nieren zu reinigen / nieren- und lendenwehe zu stillen / und die Flüsse des Haupts zu tröcknen. Gebrauch. (Augen-wehe und Entzündung.) Aeusserlich dienet das destillierte Fenchelwasser den Augen wol / welche da entzündet sind / und mit röthe und schmertzen beladen / man kan es entweder allein / oder mit Wegerich- und Schellkraut-wasser / auch dem Tutien-pulver vermischet / wärmen / und darinnen genetzte tüchlein offt warmlicht über die Augen schlagen. (Milch der säugenden zu vermehren / Wind Pocken / Schleim der Brust.) Fenchel-kraut in wasser gesotten / und davon zu trincken geben / dienet in allen oberzehlten Kranckheiten / sonderlich aber macht es viel Milch bey den Säugenden / zertheilt die Wind / treibt wol auß die Kinder-blattern oder Pocken / und reiniget die Brust vom Koder. (Ohrenschmertz un̅ Fluß / verlohren Gehör.) Fenchel-samen mit Kümmel-samen / Wachholderbeeren / und ein wenig Camffer unter einander gemischt / in säcklein gethan / solche gantz heiß gemacht / und über die Ohren geschlagen / vertreibet den grossen Schmertzen deroselben / zertheilet den Fluß darinnen / und bringet das geminderte Gehör wider. Fenchel-kraut frisch / safftig / rein zu einem (Blöd Gesicht / schwacher Magen und Mutter.) Muß zerstossen / hernach doppelt gewicht Zucker darunder gemischt / und in wolvermachtem glaß an der Sonnen etliche tag wol unter einander vergehen lassen / gibt einen köstlichen Fenchel-zucker ab / von welchem täglich ein- oder mehrmahlen einer Muscatnuß groß eingenommen / das Gesicht treflich läutern / oder sonsten erhalten / die Mutter auch beneben und den Magen stärcken kan. Andere nehmen gesäuberten Fenchel-samen anderthalb loth / gedörrt Augentrostkräutlein / praeparierte Corallen jed. ein halb loth / Gewürtz-nägelein / Zimmet / Muscaten-blüth / langen Pfeffer / Cubeben jed. 1. quintlein / zerhacken und stossen alles zu reinem pulver unter einander / rührens unter 12. loth schönen wolverschaumten Jungfrawen-honig / und machen also eine Latwerg darauß / welche täglich in Castanien-grösse eingenommen / das Gesicht herrlich stärcken kan. (Schwindel.) Wider den Schwindel: Nim Fenchel-samen 1. loth / Aniß-samen / Coriander-samen / Pöonien- oder Baninien-wurtz jedes ein halb loth / Meisterwurtz / Cubeben / Nägelein / Majoran jed. 1. quintlein / zerhacke und zerstosse alles zu reinstem pulver unter einander / mische annoch ein halb pfund Zucker darzu / und isse davon täglich nach belieben. (Fell der Auge̅ / dunckel Gesicht. Augen-entzündung.) Der auß frische̅ Fenchel-kraut außgedruckte und filtrierte Safft bißweilen laulicht in die Augen getriefft / verzehret die Fell der Augen / läutert das dunckele Gesicht / und vertreibt alle Entzündung der Augen. Man kan diesen Safft auch mit andern nutzlichen Sachen vermischen. Auß dem Fenchel-samen läßt sich auch ein Spiritus wie auß dem Aniß (davon oben) destillieren / wie auch eine Essentz mit Brantenwein außziehen / und ein Laugen-saltz / wenn das Kraut samt der Wurtzel gebrannt ist / machen / welche denn samtlich in allen oberzehlten Kranckheiten nutzliche Artzneyen abgeben. Wenn man das Fenchel-kraut im Brachmonat / da der Mond in Schütz gehet / oder es gegen dem vollen Liecht ist / morgens vor Sonnen Auffgang / da der Thaw darauff / abnimt / und nach Paracelsi manier / wie drunden bey der Melissen im 35. Capitul angemerckt worden / zubereitet / so bekomt man die wahre und geistreiche Fenchel-Essentz / welche auch in allen oberzehlten Kranckheiten die beste würckung thut. (Koder um die Lungen und Brust / Mangel der Milch bey säugenden Weibern. Augenk???anckheiten / Wind / Magenwehe / Leibwehe / Grimmen / darmgicht / Keichen / schwerer Athem / Mutterschmertzen / Lendenweh Verstopffung und Blähung des Miltzs / schmertzlich Harnen / Grieß / Stein / blödes und dunckeles Gesicht.) Der Fenchel in der Speiß und Artzney gebraucht / ist dienlich denen / so umb die Lungen und Brust mit Koder umbfangen sind / er macht auch den säugenden Weibern viel Milch. Ferners pflegt man den Fenchel-samen in den Brot-teyg einzuwürcken. Solches Brot wird nutzlich genossen in allen Kranckheiten der Augen / vertheilet die Wind / ist dienlich denen / so mit Magenweh / Leibweh / Grimmen und Darmgicht beladen sind: dienet im Keichen / schweren Athem / Mutter-schmertzen / Lendenweh / verstopffung und blähung des Miltzs / und ist denen nutz / so schwerlich harnen / und mit dem Grieß und Stein behafftet sind. Es ist der Fenchel ein edle Artzney / das blöde und dunckele Gesicht zu stärcken und wider zu bringen / und das gute Gesicht zu erhalten / so man oft und viel Monat durch / ihne in dem Mund kewet und isset / solches haben die Menschen von den Schlangen erlernet / welche jährlich ihr Gesicht an dem Fenchel erholen / sonderlich wenn sie die Haut abstreiffen / wie solches Plinius lib. 20. natur. hist. cap. 23. bezeuget. (Erhaltung des guten Gesichts.) Ein gute Träseney zu erhaltung des Gesichts: nim Fenchel-samen 1. loth / bereiteten Coriander 3. quintlein / langen Pfeffer / Galgant / Augentrost / jedes anderthalb quintlein / Zimmetrinden / Muscaten-nuß / Muscaten-blüth / Roßmarin-blüth jedes ein halb quintlein / Zucker 8. loth. Stoß alles zu einem reinen Pulver / für ein Träßney / von welcher man ein halben löffelvoll auff ein gebähte und mit rothem Wein angefeuchte schnitten Brot schütten / und also niessen kan. Fenchel-samen vor sich selbst geessen / ist ein bewehrte Artzney die Wind in dem Leib zu zertheilen und außzuführen. Es ist der Fenchel ein angenehmes kraut [718] den Bienen / denn sie es lieben / und gern darumb wohnen. (Mangel der Milch bey säugenden Frauen) Ein gut Pulver den säugenden Frawen die Milch zu bringen: nim Fenchel-samen ein halb loth / Lattich-Peterlein-Dill- und Aniß-samen / jedes ein quintlein / bereiteten Chrystal ein halb loth. Stosse alles zu einem reinen Pulver / davon gib der Frawen ein halb quintlein alle Morgen nüchtern. (Dunckele Augen / blödes Gesicht / Hauptflüß schwache gedächtnuß Schwindel Mangel der Milch bey säugenden Weibern / verstopffung der Brust und Lunge̅ vom koder / huste̅ / Lenden- und Nierenschmertzen / Undäwen der schwangeren Wei bern / böser Lufft / vergiffte Ansteckung / stinckender Athem / Sod / Häiserkeit / rauche ???ehlen.) Der gemeine Mann brauchet den Fenchelsamen / wie er gewachsen ist / aber den reichen Leuthen muß man ihn mit Zucker überziehen / damit er desto süsser und lieblicher werde / diesen nennet man Fenchel-zucker / oder Fenchel-confect. Es wird höchlich gelobt zu den dunckelen Augen / denn es stärcket das blöde Gesicht wunderbarlich / dienet sehr wol wider die Hauptflüß / stärcket die Gedächtnuß / ist gut vor den Schwindel / lang und wol in dem Mund gekewet. Es macht den säugenden Frawen viel Milch / eröffnet die Verstopffung der Brust und Lungen vom Koder / vertreibt den Husten / mehret den männlichen Samen / legt den Lenden- und Nieren-schmertzen / stillet den schwangern Weibern das Undäwen / thut widerstand dem bösen Lufft und aller vergifften Ansteckung / machet ein wolriechenden Mund / und vertreibt den stinckenden Athem. Es stillet den Sod und Auffsieden des Magens / und vertreibt die Häiserkeit und Räuhe der Kehlen. Welcher ein gutes Gesicht begehrt zu behalten / der soll alle morgen nüchtern / wenn er auffstehet / und zu nacht wenn er zu bett gehet / Fenchel-zucker essen. Er ist auch sehr dienlich den (Unwillen und Erbrechen des Magens / trockener Husten.) schwangern Weibern / denn er stärcket die frucht in Mutter-leib / stillet den Unwillen und Erbrechen des Magens / ist dienlich zu dem trocknen Husten / erhält die natürliche wärme des Menschen / und stärcket die lebliche Geister / derowegen alte betagte Leuth ihnen dieses Confect sollen lassen befohlen seyn / und so sie es von wegen Mangel der (Koder auff der Brust un̅ Lungen Husten / Verstopffung der Leber / Miltzes / Niere̅ und Blasen / Grieß / Stein und schleim der Blasen / Gelbsucht / Unwillen des Magens / mangel der Milch bey säugenden Weibern / zuruckbleibende Monat-blum / Wassersucht / versteckter harn / blöd Gesicht / Wind / kalter Magen un̅ Mutter Leibwehe / stein / saud / milch mangel säugender Weiberen.) Zähn nicht mehr geniessen können / sollen sie es zu einem reinen Pulver stossen lassen / und morgens und abends dieses pulvers ein löffelein voll mit einem schnittlein Brots in gutem W???in geweicht essen / das wird sie bey der gesundheit erhalten. Destilliertes Fenchel-wasser morgens und abends / jedes mahl ein paar loth getruncken / reiniget die Brust und Lungen vom Koder / macht weit umb das Hertz / und ein helle Stim / vertreibt den Husten / eröffnet die Verstopffung der Leber / Miltzes / Nieren und B???asen / treibet auß das Grieß / den Stein und den Schleim der Blasen / davon er wächßt. Es wehret der Gelbsucht und dem unwillen des Magens / bringt den säugenden Weibern viel Milch / und treibt die Monatblum. Ist ein edle Artzney in der Wassersucht und Versteckung des Harns / offt drey oder vier loth getruncken. Etliche tröpfflein des destillierten Fenchelöls in einem löffelvoll weissen Weins offt genommen / stärcket das blöde Gesicht / und vertheilt die Wind im Leib gar wol / dienet dem kalten Magen / Mutter und Leibweh / befürderet den Harn und die Weiber-blum / treibt den Stein und Sand / und mehret den säugenden Weibern die Milch. CAPUT XVII. Wahrer Alexandrinischer Ammey. Ammi verum Alexandrinum. Namen. AMmey heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ammi, Ami, Ammium, Amium. Italiänisch / Frantzösisch und Spanisch / Ammi. Englisch / Ameos. Niderländisch / Ammy. Gestalt. 1. Der wahre Alexandrinische Ammey / Ammi alterum semine Apii, C. B. odore Origani, J. B. hat eine kleine / dünne / weisse Wurtzel / und zarte Blätter wie der Möhren-kümmel / die sind aber kleiner und schmäler / wie auch der ästichte / gläntzende / knodichte stengel / und die krönlein oder Schatthütlein / mit ihren weissen blümlein. Der Samen wird klein und milwicht / von farben schwartzgrau / eines scharffen geschmacks wie der Pfeffer / mit einer Bitterkeit vermischt / und eines fast lieblichen geruchs / wie der Candische Wolgemuth. Der Samen ist erstlich auß Aegypten von Alexandria zu uns gebracht worden / von welchem man ihne hernach bey uns in den Gärten gepflantzet hat / muß alle Jahr von neuem samen erneueret werden / denn es ein recht Sommer-gewächs ist / das gar keinen Frost leiden kan. Er begehrt einen guten / erbauten / fetten und gedüngten grund / welcher der Sonnen wohl gelegen ist. Man soll diesen samen im Mertzen oder ende des Aprillens säen / und so er anfäht auffzugehen / öffters mit lauem wasser begiessen.
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2. Der gemeine Ammey / Ammi majus, C. B. vulgare majus latioribus foliis, femino minus odorato, Raj. Ist grösser als das vorige Geschlecht / hat eine schlechte / dünne wurtzel; einen dicken / gestriemten / mit ablangen / breiten / viel-spältigen blättern bekleideten stengel / auff welchem die weiten / weissen / mit langen blättlein unterstützten Blumen-krönlein / auff länglichten stielen erscheinen / und einen grossen / schlecht riechenden samen nach sich bringen. Wächßt von sich selbsten häuffig in Italien und Sicilien auff den Feldern / Aeckern / in den Weinbergen und Gärten. 3. Der Ammey mit kleinstem / wolriechenstem Samen / so da in dem Augst- und Herbst-monat ihre weissen Blümlein herfürbringt / Ammi semine tenuissimo & odoratissimo, J. B. parvum foliis foeniculi, C. B. Park. Eigenschafft. Der Ammey-samen hat ein scharffes / flüchtiges / aromatisch-ölichtes saltz bey sich / und daher die Eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu lösen / zu erdünnern / zu eröffnen / den Magen / Hirn / Hertz und Mutter zu erwärmen und zu stärcken / den Harn zu treiben / die monatliche Reinigung zu befördern / und dem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. Ein halb quintlein Ammey-samen zerstossen (Muttergrimmen / verstandener Harn / Weiberblum / Gifft.) / und in weissem Wein eingenom̅en / dienet wider das Mutter-grimmen / treibet den verstandenen Harn und die Weiberblum / widerstehet dem Gifft / daher es auch zum Theria??? gebraucht wird. Der wahre Ammey-samen / welchen man auß Alexandria bringt / dienet treflich (Unfruchtbarkeit der Weibern.) wol wider die Unfruchtbarkeit der Weibern / denn die erfahrung hat bezeugt / daß durch hülff dieses Samens viel Weiber fruchtbar worden: So man ihne zu pulver stoßt / und ein quintlein schwer in Wein oder Fleischbrühen / morgens über den anderen tag / drey stund vor dem Imbiß-mahl einnimt / soll er bey den Weibern die Empfängnuß befürdern; der Mann aber muß dem Weib eheliche Liebe erzeigen an diesem tag / in welchem dieser Samen nicht gebraucht wird: auff das höchste kan dieser Samen vier- oder fünff-mal genommen werden. Ist ein fürtrefliche und öffters gut befundene Artzney. CAPUT XVIII. Gemeiner Berthram. Pyrethrum vulgare. Namen. BErthram heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pyrethrum. Italiänisch / Piretro. Frantzösich / Piretre, Pied d'Alexandre, Pied de Lisandre. Spanisch / Pelitre. Englisch / Bartram / Wilde or bastard pelitarii. Dänisch / Bertram. Niderländisch / Peretrum. In Teutscher sprach wird er auch genent Berthram / Pertrem / Zahnwurtz / Speichelwurtz und Geyfferwurtz. Gemeiner Berthram. Pyrethrum vulgare. Der gemeine Berthram / Pyrethrum vulgare officinarum, Park. flore Bellidis, C. B. dessen die Apothecker gemeiniglich sich in zubereitung der Artzneyen bedienen / wird auch von Conrado Gesnero in hortis Germaniae, Pyrethrum Germanicum, Teutscher Berthram / der frembde aber / Pyrethrum Italicum, oder Italiänischer Berthram genennet / von welchem Casparus Bauhinus vermeldet / obwolen er gemeiniglich ein weisse Dolden trage / so habe er ihne doch in dem Paduanischen Garten mit einer gelben Kron / und längern blättern gesehen. Gestalt. Der gemeine Berthram hat eine schlechte und glatte Wurtzel / fast eines fingers dick / und einer spannen lang / am Geschmack sehr hitzig und brennend. Die blätter sind den blättern des Garben-krauts so ähnlich / daß sie / wenn sie noch jung sind / nicht wol von einander mögen underschieden werden. Die stengel werden anderthalb spannen lang / und auch bißweilen länger / an dem giffel derselben erscheinen in dem Ende des Mäyens allererst im zweyten Jahr / nach dem er gepflantzet oder gesäet worden / schöne / grosse und gestirnte Blumen / den Johannes-blumen ähnlich / allein die Blume ist grösser / dicker / und außwendig mit rothfarben sprenglein gemahlet / gleich wie an der Maßlieben zu sehen. Inwendig ist ein Blume mit einem goldgelben Apffel gefüllt / rings herumb mit weissen blättlein besetzt / darauß wird der Samen / welcher im Heumonat zeitig / davon zielet man junge pfläntzlein / wiewol er sich selbst besamet / so man den Samen außfallen läßt. Dieses Gewächs wird bey uns in den Gärten gezielet / und ist gut auffzubringen / denn es ein [720] jedes Erdreich annimt. Es wächßt viel in Italien auff dem Apenninischen Gebürg / in Böhmen und Schweitzerland / auff den Bergen von sich selbst / aber es ist nicht so hitzig und räß / als das so auß den Orientalischen Orten zu uns gebracht wird. Frembder Berthram. Pyrethrum umbelliferum. Der frembde Berthram / Pyrethrum umbelliferum, C. B. wird von Dioscoride in dem 3. Buch im 82 cap. also beschrieben. Er bringet seine stengel und blätter / der wilden Feldmöhren und dem Fenchel ähnlich / mit einem runden weissen Blum-krönlein oder Schatthütlein / dem Dillen gleich / hat ein lange wurtzel / fingers-dick / am geschmack fast hitzig und brennend. Hieron. Tragus hat ihne auff dem Schwartzwald / Spessart / im Waßgäw und Idar gegen der Eyfel gefunden. Ein kleinere art wird auff dem Schweitzerischen Berg Gotthard angetroffen; Pyrethrum umbelliferum foliis Anethi, C. B. Pyrethrum Gesneri, J. B. Eigenschafft. Die Berthram-wurtzel / welche zu end des Mäy und anfang des Brachmonats die beste krafft hat / führet ein sehr scharffes / beissendes / flüchtiges / aromatisch-ölichtes Saltz bey sich / ist deßwegen sehr hitzig / räse / und brennend / warm und trocken über den dritten grad; und hat die eigenschafft zu erdünnern / zu eröffnen und zu zertheilen / widerstehet aller säure / und daher entste henden fäulung / treibt durch den Harn / Schweiß und Speichel / tröcknet die Flüß / bringet die monatliche Reinigung / erweckt die verlohrene Mannheit / und bringet Lust zu ehelichen Wercken. Gebrauch. Berthram-wurtzel zu pulver gestossen / und ein quintlein desselben etlich mahl ein (Drey- und viertägig Fieber.) paar stund vor dem acces des drey- oder viertägigen Fiebers mit einem guten Trunck Malvasier-Front niacker- oder anderem starckem Wein eingenommen / mag solche Kranckheit auß dem Fundament heilen. Sie dienet auch denen schwachen erkalteten Ehemänneren / (Schwache Ehmänner Schleim der Brust / erkaltete Magen un̅ Mutter.) zu beförderung der ehelichen Wercken / und hilfft ihnen wider fein in den Sattel. Löset endlich den schleim auff der Brust wol auff / macht außwerffen / erwärmt und stärckt den erkalteten Magen und Mutter / und führet den zähen kalten Schleim darauß. (Zahnpillen für das Zahnwehe.) Köstliche Zahn-pillen für das Zahnwehe in die holen faulen Zähne / können auff folgende weise bereitet werden: nim guten alten Theriack / der zimlich trucken / 1. loth / gepülverte Berthram-wurtz anderthalb quintlein / lang Pfeffer-pulver ein halb quintlein / Gewürtznägelein-pulver 20. gran / Bilsenkraut-samen ein halb quintlein / rectificirten / oder doppelten Branntenwein ein wenig / misch alles zu einem harten teiglein / und mache bequeme Rügelein oder Pillen darauß / davon man offt eines in den holen Zahn legen kan. Die Berthram-wurtzel wird hoch gerühmt (Zahnwehe.) wider das Zahnwehe / und das nicht ohne ursach / denn der zähe / saure saltzichte und kalte Schleim / so sich unter die Zähn und Biller setzet / und Zahnschmertzen erwecket / wird von dieser Wurtzel gewaltig herauß gezogen / so man sie im Mund wol kewet / und darinn hält. Dieweil aber diese Wurtzel durch ihr hefftiges brennen die Zunge und den Mund verletzet / und die Haut auffetzt / wickeln etliche die Wurtzeln in ein tüchlein und kewen daran / darnach legen sie es über den Zahn / zeucht nichts desto weniger viel Schleim herauß. Die Wurtzel in Eßig gesotten / und die durchgesiegene Brühe warm im Mund gehalten / hat gleiche würckung. Berthram-wurtzel ein loth / Salbey ein handvoll / in weissem Wein gesotten / und die durchgesiegene Brühe warm im Mund gehalten / stillet auch das Zahnweh. Die Alten haben gepflegt die Berthramwurtzel (Kalte feuchtigkeit und zäher Schleim.) in dem Mund zu kewen / damit die kalten Feuchtigkeiten und den zähen schleim auß dem Haupt und Hirn zu reinigen / daher der Poet Serenus spricht: Purgatur cerebrum mansâ radice Pyrethri. Der kewet in dem Mund den Berthram ohne schaden / So er in seinem Haupt mit Flüssen ist beladen. (Fallende Sucht.) Berthram-wurtzel an Halß gehenckt / und auff blosser Haut getragen / auch offtermals daran gerochen / dienet wider die fallende Sucht / insonderheit bey jungen Leuthen / welches auch der Poet Macer bezeuget: Suspensum collo pueris prodesse caducis Dicitur, & solo succurrere fertur odore. So jemand mit der Seuch / davon die Menschen fallen / Starck angegriffen wird / der lasse ihm gefallen
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Den Berthram an den Halß / und rieche auch daran / Denn wird die Kranckheit nicht so offt ihn stossen an. Berthram-wurtzel zerstossen / in gebranntem (Verlohrene sprach.) Wein gebeitzt / und auff die lahme Zung gestrichen / bringt die verlohrene Sprach wider. Zu verhüten / damit das Bier nicht saur (Bier vor der Säure zu bewahren.) werde / sondern frisch und gut bleibe / soll man 2. loth Berthram-wurtzel klein schneiden / ein gute handvoll zerschnitten Tausendgulden-kraut darzu thun / und es in einem sauberen / leinenen säcklein in das Bier hencken. (Schlaffsucht. Schlagfluß.) In schweren Schlaffsuchten und Schlagflüssen / nehmt Berthram-wurtzel / Osterlucey-wurtzel / Meisterwurtzel jed. 1. loth / Wolgemuth / Roßmarin / Haselwurtz-blätter jedes ein halbe handvoll / Tausendguldenkraut-blümlein / Ringel-blumen jedes so viel man zwischen fünff finger fasset / Kresse-samen / Fenchel-samen jed. ein halb loth / zerstoßt alles unter einander / siedets in frischem wasser / seigets durch ein tuch / vermischt Rosenhonig / Rauten-öl jed. 2. loth / Saltz 1. quintl. darunder / und macht also ein Clystier darauß / welches man in rechter wärme beybringen kan. In dem übrigen kan man auß dieser wurtzel ein aromatisch-flüchtiges Oel / wie auß dem Pfeffer und andern Gewürtzen / destillieren / und gibt also gleiche Artzneyen mit andern Gewürtzen her. CAPUT XIX. Weyrauch-wurtzel. Libanotis. Namen. WEyrauch-wurtzel oder frembder Roßmarin heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Libanotis, Herba Zea, Campsanema. Italiänisch / Rosmarino. Spanisch / Romero. Englisch / Rosemarii / Frankincense. Der Samen dieses frembden Roßmarins heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Canchrys, Cachrys. Italiänisch / Seme de Rosmarino. Spanisch / Simiente di Romero. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Weyrauch-wurtzel / oder der frembde Roßmarin / Libanotis Ferulae folio, semine anguloso, C. B. Libanotis Cachryophoros quibusdam floribus luteis, J. B. hat ein dicke / grosse und weisse wurtzel / welche ein guten geruch wie der Weyrauch gibt / daher sie auch den Namen empfangen. Die Blätter vergleichen sich etlicher massen dem Fenchelkraut / außgenommen / daß sie breiter und dicker sind / spreiten sich unden her auff der erden rund auß wie ein Rad / und haben einen lieblichen geruch. Der Stengel wird elen-lang und auch bißweilen länger / mit vielen Neben-zweiglein / darauff wachsen weisse oder gelblichte schöne Kronen oder Schatthütlein / die bringen viel weissen samen / dem samen der Bärenklawen ähnlich / an der gestalt rund und eckicht / an dem geschmack zanger / räß und hartzicht / und so er ein wenig gekäwet wird / brennet er die Zunge wie Berthram. Er wächßt an wilden und rauchen orten in dem Gebürg. Dieses Kraut hat Tabernaemontanus in grosser menge im Hertzogthumb Burgund gefunden / nicht weit von Burbon in dem Wald / wie man auff Ischurtilles reiset. Man findet es auch in dem Gebürg bey Bisantz und andern orten mehr. Weisse Hirschwurtz. Libanotis latifolia Aquilegiae folio. 2. Weisse Hirschwurtz / Libanotis latifolia [722] Aquilegiae folio, C. B. item, latifolia altera sive vulgatior, Ejusd. Ligusticum Rauvvolfii, foliis Aquilegiae, J. B. Hat ein dicke / zaßlichte / mit ungleicher dunckel-brauner Rinden umbgebene / auch mit weissem / bitterem marck angefüllte Wurtzel / daräuß viel dicke / rauche / gläntzend-grüne / mit purpurrichten Adern gezierte Blätter an langen stielen Herfürkommen / und tieffe einschnitt haben. Bringt nur einen runden / knodichten / gestreifften / weißlichten / biß drey elen langen / in vier oder fünff äste außgetheilten stengel hervor / auff welchem ein grosse Kron voll kleiner / weisser Blümlein erscheinet / und lange / breite / gestreiffte / braun-rothe / mit scharfflichtem bittern Würtz-geschmack begabte Samen nach sich bringet. Eigenschafft. Die Weyrauch-wurtzel führt etwas flüchtig-aromatisches saltz bey sich / und ist warm und trocken im anderen grad. Wird in Teutschland zur Artzney nicht gebraucht. CAPUT XX. Teutsche Bärenklaw. Sphondylium. Namen. TEutsche Bärenklaw heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Sphondylium, Branca ursina Germanica, Planta ursina. Italiänisch / Spondilio, Branca orsina. Frantzösisch / Branche ursine. Dänisch / Bioerne-klo / Bioerne-labbe. Niderländisch / Beerenclawe. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Teutsche Bärenklaw / Sphondylium vulgare hirsutum, C. B. Sphondylium quibusdam, s. Branca ursina Germanica, J. B. hat eine dicke Wurtzel / wie der Fenchel oder Pastenach / wird etwan elen-lang / und thut sich unden her in etliche underschiedliche Wurtzeln auß / ist inwendig weiß und voller gelben Saffts / wie ein dünn Hartz / gleich wie der Liebstöckel oder die Meisterwurtz / eines zimlichen guten geruchs und räsen scharffen geschmacks. Die blätter sind sehr groß / schwartz-grün und rauch: ein jegliches hauptblätt ist zertheilet in fünff oder sechs nebenblätter / außgeschnitten / an der gestalt einer grossen Bären-klauen gleich. Die stiel darauff die gemelten blätter stehen / sind jeder eines mittelmäßigen fingers dick / mit braunen äderlein durchzogen. Zwischen den blättern wächßt ein dicker / raucher und runder stengel gegen dem Mäyen herfür / auff anderthalb elen lang / der ist mit Gläichen unterschieden / wie der stengel des Fenchelkrauts oder der Engelwurtz / hat seine neben-ästlein und zweige / darauff kommen in dem Mäyen schöne Dolden und Kronen / mit vielen weissen gedrungenen blümlein (denn selten trägt er purpurbraune blumen) die sind allerding anzusehen / wie die blümlein und weisse kronen des Maßholders / doch etwas kleiner: wenn diese abfallen und vergehen / so folget ein breiter doppelter samen / der ist grösser und breiter als der Dill-samen / je zwey sämlein zusammen gesetzt / wie zwey tellerlein. Sie wächßt gern in rauhen / felsichten Graß-gärten und sandichten Wiesen und Rechen der Weingärten / also daß man sie nicht achtet in die Gärten zu pflantzen / sintemahl sie in grosser menge allenthalben genugsam gefunden wird. Mit schönen krausen blättern wächßl sie am Saar-strom / zwischen Saar alben und Saarbrücken auff den Wiesen / deßgleichen am Necker-strom / sonderlich auff den Matten / umb das Closter Newenburg. 2. Die haarige Bärenklaw / Sphondylium hirsutum foliis angustioribus, C. B. An Sphondylium crispum, J. B. Tab.? wird von der gemeinen Bärenklaw nur an den blättern unterschieden. Denn wie jener sehr grosse und mehrentheils auß fünff breit-rundlichten neben-blättern zusammen gesetzte blätter hat / so ist dessen blatt in viel ablange / spitzige spalten / und solche widrumb in andere ohn alle ordnung zertheilt / die alle an dem rand zerkerfft sind. Es wächßt auff den Bündnerischen Alp-gebürgen und in der Laußnitz. 3. Die glatte Berg-Bärenklaw / Sphondylium Alpinum glabrum, C. B. J. B. hat ein dicke weisse wurtzel. Der stengel ist zweyer elen hoch / und mit gläichen underschieden. Die blätter sind glatt / bleich-grün / und ohne den stiel ein spannen lang und zwey breit / deren jedes gemeiniglich in drey theil doch nicht biß auff den stiel zercheilt / und rings herumb zerkerfft ist. Die undern blätter haben spannen-lange / rauche und haarichte stiel. Auff dem gipffel des stengels sitzet ein Dolde oder Kron mit weissen blumen / die sind kleiner als an den andern Bärenklawen. Ein runder und flacher samen folget hernach. Man findet sie allein auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall. Blühet und trägt seinen samen im Hewmonat. 4. Die kleine Berg-Bärenklaw / Sphondylium Alpinum parvum, C. B. J. B. überkomt [723] auß seiner Wurtzel ein schuh-hohen stengel / welcher zu oberst in ein drey zoll langes ästlein getheilet wird. Er ist mit bleich-grünen blättern umbringt / und mit langen stielen begabt. Ihre blätter werden in drey oder vier theil zerschnitten / deren etliche rund / andere spitzig / an dem umbkreiß gekerfft und haaricht sind. Auff dem Gipffel des stengels sitzet ihre Kron mit weissen breiten blumen / denen ein dünner breiter same nachfolget. Das gantze Kraut hat subtile haar / und wird auf den Oestereichischen Alpen gefunden. Eigenschafft. Die Teutsche Bärenklaw ist warmer und trockener Natur / führet viel wässericht-nitrosisch-saltzichte theile / und daher die Tugend zu erweichen / zu eröffnen / und schmertzen zu lindern. Muß im Mäy und Brachmonat gesamlet werden. Gebrauch. Teutsche Bärenklaw ein handvoll genommen und klein gehackt / mit guter fleischbrühen zum wenigsten ein halbe stund sieden lassen / alsdenn durch ein sauber Tuch gedruckt / und morgens nüchtern außgetruncken / darauff biß mittag gefastet / führet ohn (Schleim / Gallen.) einigen schaden gar sanfft den Schleim und die Gallen auß. Dieses Kraut wird insonderheit zu den (Verstopffung des Leibs.) Clystieren gebraucht / dadurch den Leib offen zu behalten. Ein dienliches Haußclystier wird also gemacht / wenn der Leib kein rechte öffnung hat. Nim Teutscher Bärenklaw zwey handvoll / Pappeln / Eybischkraut jedes ein handvoll / Aniß ein halb loth. Siede solches in frischem wasser / alsdenn nim der durchgesiegenen brühen 20. loth / oder ein quartal / vermische darunter Roßmarin-honig 6. loth / Dill-öl / Chamillen-öl jedes zwey loth / mache darauß ein Clystier. (Grimmen / Lendenweh Seitenstechen.) Solches bringet nicht allein die öffnung / sondern ist auch im Grimmen / Lendenwehe / und Seitenstechen / so von der Brust / Leber oder Miltz herrühret / sehr nutzlich. Die Polen brauchen dieses Kraut viel zu den Speisen / sonderlich in den Suppen. An etlichen orten in Polen und Littaw soll man auch auß den blättern und samen in wasser gekocht / mit zusatz des Saurteigs / einen tranck machen / welchen die Armen an statt des Biers trincken. CAPUT XXI. Gertenkraut. Ferula. Namen. GErtenkraut / Ferulkraut oder Steckenkraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Narthex, Ferula. Italiänisch / Ferola. Frantzösisch / Ferule. Spanisch / Palmatoria, Cannahexa, Cannaheja. Gestalt. Nach der Beschreibung Theod. Tabernaemontani, hat das Gertenkraut / Ferula foemina Plinii, C. B. Ferula folio Foeniculi, semine latiore & rotundiore, J. B. eine grosse und lange Wurtzel / die schwerlich gantz kan außgegraben Gertenkraut. Ferula. werden / ist voll weissen hartzichten Saffts / wie die Wurtzel des Berg-peterleins / eines starcken / doch nicht stinckenden geruchs. Es gewinnet einen knöpfichten / dicken / holen und eintzigen stengel / wie das gemein rohr / der wird 4. oder 5. elen lang / daran wachsen die neben-zweige zu beyden seiten biß oben an. Die blätter von unden an biß oben auß vergleichen sich den Fenchel-blättern / außgenommen daß sie rauher und breiter sind. Oben an den Gipffeln des Haupt-stengels und der neben-zweige gewinnet es grosse schöne kronen / mit schatthüclein / dem Dillkraut gleich / die blühen im Brach- und Hewmonat gelb. Wenn die blümlein abfallen / folget hernach ein langer / dünner und breiter samen / der ist fast noch so groß als der samen der Angelick / eines starcken geruchs und räsen scharffen geschmacks. Wenn die stengel nach abfallung des samens dürr / so werden sie gar leicht / alßdenn samlet man dieselbigen in Büschlein / und brennet sie im Fewr / wie ander reissig holtz. Es bleibet dieses Gewächs das gantze Jahr über unversehrt stehen. Im Frühling stoßr die wurtzel ein newen Sproß oder Auge herfür / so sich einem harten Eyerdotter vergleicht / das bricht man ab / wickelt es in ein Tüchlein oder naß Papier / bratet es in heisser Aschen / bestrewet es darnach mit Pfeffer und Saltz / und isset es / ist an dem geschmack anmüthig / und ein sondere speiß den erkalteten Männern / so zu den ehelichen wercken unvermöglich sind / denn es bringet Lust und Begierd zum Beyschlaff. Dieses Kraut wächßt gern in warmen und sonnreichen Ländern / in steinichten orten / zwischen den klüfften und felsen. Man findet es viel in Italien / Hispanien / Portugal / in den Canarischen Inseln / in der Provintz Franckreich und Languedock. In [724] Apulien wird es in solcher menge gefunden / daß man es zum Fewr wie ander Holtz gebrauchen In Teutschland wächßt es nicht von ???bsten / sondern wird allein zum Lust ??? Gärten gezielet / darinn es denn viel??? ???alten wird. Der stengel ist bey den A??? den Lehrmeistern gebraucht / und dahero von Martiali lib. 10. Epigram. 61. Sceptrum paedagogorum, der Schulmeistern Scepter genennet worden / die Kinder in der Schul darmit zu züchtigen / daher die Lateinische Sprüchwörter kommen: ille adhuc est sub ferula, er ist noch under der Lehr des Schulmeisters: ille manum ferulae subduxit, er ist dem Gewalt des Schulmeisters entlassen. Auß diesem anlaß hat der Poet Juvenalis Satyra 1. geschrieben: Et nos ergo manum ferulis subduximus, & nos Consilium dedimus Scyllae. Die Ruthen soll nunmehr mir keinen schaden bringen / Es wird mein guter rath dem Scylla wol gelingen. Eigenschafft. Das Gertenkraut führet ein groblichtscharffes ölichtes saltz bey sich / und hat deßwegen eine Krafft zu wärmen und zu tröcknen: Wird in der Artzney sonderlich nicht gebraucht. Gebrauch. Gertenkraut ist den Eseln eine anmütige Speiß / dem andern Vieh aber ein tödlich Gifft. Der stengel dieses Gewächs / wen̅ er außgetrocknet / ist gantz leicht / aber doch also steiff und fest / daß man ihne zu Spatzierstecken gebrauchen kan. CAPUT XXII. Haarstrang. Peucedanum. Namen. DEr Haarstrang heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Peucedanus, Peucedanum, Foeniculum porcinum. Italiänisch / Peucedano, Finochio porcino. Frantzösisch / Fenoüil de pourceau, Queve de porc, Peucedane. Spanisch / Yervato, Yervatun, Hinojo porcino. Englisch / Horestrange / Sulphurwort. Niderländisch / Verckensvenckel / Solferwortel. In Teutscher Sprach heißt er auch Säufenchel / Schwebelwurtz / Himmeldill / und Haarstaarck. Geschlecht und Gestalt. 1. Der allhier abgemahlte Haarstrang / Peucedanum Germanicum, C. B. minus Germanicum, J. B. vulgare, Park. Hat eine lange / grosse / dicke wurtzel / die ist außwendig schwartz und inwendig weiß / mit wenig kleinen zaseln behenckt / er bringt über der Erden einen grawen Bart / wie die Säubürsten / daher man auch ihne Säwfenchel nennet. Durch diesen rauchen Bart oder Bürsten / dringet herfür ein runder schmaler stengel / wie der Fenchel / daran unden neben der wurtzel viel blätter bey einander fest gedrungen wachsen / die sind grösser als die blätter des Fenchels / den Zirbelbaum-blättern sich fast vergleichend / außgenommen / daß sie linder und weicher sind. Oben am stengel / wie auch an den neben-ästlein / gewinnet er schöne kronen oder Dolden / die sind voll Doter-gelben Blümlein / wenn die abfallen / folgt ein dünner leichter samen / wie der samen des Dillkrauts / wird jedoch länger. Die wurtzel ist lang und groß / an dem Geschmack scharff / bitter und fast mühselig zu graben / denn sie stehet sehr tieff. In dem außgraben gibt die wurtzel von sich einen sehr starcken Geruch / welcher das Haupt mercklich verletzet / also daß einem schier geschwindet / derowegen die Alten gelehret / wenn man diese wurtzel graben wil / daß man sich under der Nasen mit Rosen-öl salben soll / dem starcken Geruch widerstand zu thun. Im Herbst / wenn die blätter schier vergangen / und im Frühling / wenn sie wider herfür kommen / ist diese wurtzel am allerkräfftigsten / denn in solcher zeit findet man an den wurtzeln ein schwefel-gelben gestandenen safft / gleich dem Weyrauch / und geschihet das sonderlich / so die Wurtzel durch die Würm oder ander Ungeziefer / und sonst in andere weg verletzet wird. Nach dem außgraben wird diese wurtzel schwartz / denn sonst ist sie weißfärbig. Es wächßt dieses Kraut auf dem Donnersberg / Spessart / Spitzberg / Ydar / deßgleichen im Schwartzwald / Waßgaw / und am Rheinstrom / in den Matten und Wäldern / sonderlich aber umb Lauterburg / im Stifft Weissenburg / und umb die Churfürstlich Statt Oppenheim / auch auff der Weyden / wie man nach Mäintz räiset / so überflüssig / daß man von diesen orten gantz Europa genugsam damit versehen könte. Auff der gemelten Weyde hat Theod. Tabernaemontanus Wurtzeln armes-dick / und über zwo / auch in drey elen lang außgegraben. Carolus Clusis hat den [725] Haarstrang in grosser anzahl under Regenspurg und Straubingen / auff denen an der Donau ligenden Matten angetroffen. Kleiner Haarstrang. Peucedanum minus. 2. Der kleine Haarstrang / Peucedanum minus, C. B. Saxifraga 3. Matth. Selinum montanum pumilum Clusii, foliis Foeniculi aut Peucedani, flore albo, semine Selini, J. B. vergleicht sich mit den blättern dem Fenchelkraut; sind aber dennoch länger / dünner / und weniger; sein nidriger stengel kommet auch mit dem Fenchel-stengel überein / welcher oben seine Dolden trägt von weissen blümlein / so einen wolriechenden samen nachbringet. Die Wurtzel ist weißlicht / und am geschmack der Pasteney ähnlich / wächßt auff grossen felsen. 3. Ein grössere und vollkommenere Art mit stengeln und blättern wird in Italien gefunden / und dahero grosser Italiänischer Haarstrang / Peucedanum majus Italicum, C. B. genennet. Er wächßt viel auff den Ananiensischen Bergen / und Lauretanischen Hügeln / wie auch umb Rom / welcher mehrmal grösser wird als jener / so man in Franckreich umb Narbona findet. 4. Der Sicilianische Haarstrang mit gelben blumen und haarigen blättern / Peucedanum Siciliae, foliis hirsutis, floribus luteis, J. B. Eigenschafft und Gebrauch Haarstrang-kraut und Wurtzel / ist mit einem ölicht-flüchtigen / scharfflichten Saltz begabt / und hat dannenher die tugend zu eröffnen / zu erdünnern / dem sauren zu widerstehen / die Brust zu erleichtern / allen darin versessenen Schleim zu verzehren / durch den Schweiß und Harn zu treiben / zu erwärmen und zu tröcknen. Man pflegt insonderheit die Wurtzen zu gebrauchen / welche in dem Frühling / da sie noch voll saffts ist / muß gegraben werben: welche man entweder dörrt und zu pulver stoßt / und biß auff 30. oder mehr gran auff einmahl davon öffters eingibt / oder man kocht sie neben andern sachen im Wasser / und gibt das tranck davon zu trincken / welches denn Krafft hat (Hussten / Wind / Sand und Schleim der Nieren Fallende Sucht / Schwindel Schlaffsucht / verloh???ne monatblum.) den Husten von zähem Schleim zu heilen / Wind zu vertreiben / Verstopffungen der Leber und Mutter zu eröffnen / die Nieren zu reinigen / Schleim und Sand zu treiben / die fallende Sucht / Schwindel und Schlaffsuchten zu heilen / und die Monatliche Reinigung den Weibern wider zu bringen. Die Wurtzel samlet man im Mäy / da die Sonn in Zwilling gehet; das Kraut aber im Brachmonat. CAPUT XXIII. Zahmer schwartzer Coriander. Nigella sativa. Namen. SChwartzer Coriander heißt Grieschisch / [Greek words]. Lateinisch / Melanthium, Nigella. Italiänisch / Melantio, Nigella. Frantzösisch / Nielle, Poivrette, Nielle barbue. Spanisch / Neguilla, Axenuz. Englisch / Coriander of Rome / Hard Pepperwort. Dänisch / Sort Coriander / Sortkommen. Niderländisch / Nardus saedt. In Teutscher Sprach wird er auch genennt / schwartzer Kümmich / Römischer Coriander / Schab-ab / Narden-kraut / Narden-samen / und St. Catharinen-blum. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / der zahme schwartze Coriander / Nigella flore minore simplici [726] candido, C. B. Melanthium calice & flore minore semine nigro, & luteo, J. B. Nigella Romana s. sativa, Park. Hat ein harte / kleine und holtzichte wultzel. Die blätter sind zerspalten wie am Taubenkropff / jedoch grüner. Der stengel ist elen-hoch / und mit vielen Neben-zweiglein begabet / auff dem gipffel des stengels / wie auch oben an den Neben-zweiglein / bringt er weiß-blaue / fünff-blättige blumen / die sind rund und einem rädlein ähnlich / auß ihnen werden runde knöpflein / mit sechs fachen unterschieden / in einem jeden fach ligt der samen / welcher von farben schwartz / bißweilen gelblicht / selten aber weiß / und eines sehr anmüthigen Würtz-geruchs / hingegen gibt die Wurtzel / Stengel und Blätter keinen geruch von sich. Er wird mit sonderlichem fleiß in die Lustgärten gezielet / und liebet einen fetten grund. 2. Das andere Geschlecht / Nigella flore minore pleno &: albo, C. B. Melanthium capite minore flore multiplicato, J. B. Vergleicht sich dem vorigen / außgenommen / daß die gelbe oder weisse Blum manigfaltig gedoppelt und schön lustig anzusehen ist. Es wird auch in den Gärten gepflantzet / und in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten mit weissen Blumen angetroffen. 3. Das dritte Geschlecht des zahmen schwartzen Corianders / Nigella flore majore coeruleo plen, C. B. Melanthium capite vel calice & flore majore pleno, J. B. Ist grösser und lieblicher als des vorigen / aber viel geringer am geruch. Die Blume ist himmelblau und gefüllt. Die wurtzel ist holtzicht und gelb: Bekomt einen schüh-hohen / dünnen / runden / glatten / gestreifften / harten stengel / und großlichten / ablangen / runtzlichten / schwartzen samen. Es wird bey uns von dem Samen in den Gärten gezielet. Wächßt von sich selbsten in Aegypten / allda man den Samen den Kindern für die Würm eingibet. Die Aegyptischen Weiber / denen ihre monatliche Reinigung zuruck bleibet / lassen den Rauch von diesem Samen zu sich in die Mutter gehen, Man findet es auch in dem vorgemeldten Lustgarten. 4. Der wilde schwartze Coriander / Melanthium sylvestre, Matth. Nigella angustifolia flore majore simplici coeruleo, C. B. Melanthium capite & flore majore, J. B. Uberkomt dünnere / zerschnittene blätter als der zahme. Die Stengel und Blumen vergleichen sich schier mit den vorigen / allein werden die köpflein grösser. Der Samen ist schwartz / spitzig / bitterlicht und wolriechend. Er wächßt auff dem Feld und ungebauten Aeckern. 5. Der wilde schwartze gehörnte Coriander / Melanthium sylvestre cornutum. Nigella arvensis cornuta, C. B. Melanthium sylvestre seu arvense, J. B. Komt mit seinen Stengeln / Blättern und Blumen mit dem vorigen überein / der underscheid ist allein an den köpflein / denn diese sind länger / und in fünff oder sechs hörnlein oben außgespitzt. Es wächßt an umgebauten orten. 6. Der Candische schwartze Coriander / Nigella Cretica, C. B. Melanthium simplici flore Creticum, Clus. Hat ein länglichte / dünne und groblichte wurtzel mit wenig zaseln. Wilder schwartzer Coriander. Melanthium sylvestre. Wilder schwartzer gehörnter Coriander. Melanthium sylvestre cornutum. Der gekälte / grüne und glatte stengel / wächßt nicht gar einer elen hoch / welcher sich darnider leget / und ein wenig ob der wurtzel in dünne und länglicht-runde Neben-zweiglein zertheilt wird. Die ersten auff der erden außgespreitete blätter / haben tieffe kerffen wie der gemeinen Rittersporen-blätter / welche aber an dem odern theil des stengels ste [727] hen / sind grün-schwartzlicht / ablang / und wie der Gartenkreß zerkerfft. Auff einem jeglichen Neben-zweiglein sitzt ein fünffblättige Blum Nagels-grösse / die ist von anfang grün-schwartzlicht / bald aber himmel-blaulicht / deren Spitzen ihre grüne farb behalten / sie vergleicht sich der Blumen des wilden schwartzen Corianders / ist jedoch viel kleiner / in der mitte sihet man viel grüne fädemlein mit himmel-grauen tüpflein / welchen fünff- und sechs-eckichte köpflein nachfolgen / die in so viel länglichte hörnlein wie die Hirschen-hörner gedrähet / außgehen / und ein schwärtzlicht Sämlein in sich halten. Eigenschafft. Der schwartze Coriander-samen ist mit flüchtigem / ölicht-scharffem saltz begabet / und hat eine tugend zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / den schleim der brust auß zuführen / die milch der säugenden zu mehren / den harn zu treiben / die monatliche Weiber-reinigung zu befördern / niessen zu machen / und vergiffte Biß zu heilen. Der samen wird meistens gebraucht; denn das Kraut viel unnütze / böse feuchtigkeit hat. Man samset ihne ven dem zahmen Kraut / so in den Gärten gepflantzt wird. Gebrauch. (Verlohrener geruch.) Den verlohrenen Geruch wider zu bringen: Nim schwartzen Coriander / oder Narden-samen / den röste ein wenig ob dem feur / darnach binde ihn in ein seiden tüchlein / und rieche offt daran. Nim auch morgens nüchter bißweilen ein klein wenig des gepülverten schwartzen Corianders in die Nasen / daß du davon niessest / es ist manchem Menschen / der seinen Geruch verlohren hatte / mit dieser Artzney geholffen worden. (Schlange̅ / gisstige Thier / Schaben in Kleydern.) Schwartzer Coriander auff glüende Kohlen gelegt / und damit geräuchert / vertreibet die Schlangen / und andere gifftige Thier. In säcklein zwischen die Kleyder gelegt / tödtet die Schaben / und verhütet / daß sie nicht darein kommen. (Versteckte Weiberreinigung und Nachgeburt.) Schwartzer Coriander-samen auff ein gluth gelegt / und den Dampff zu sich in die Mutter empfangen / treibt fort die versteckte Weiber-reinigung und Nachgeburt. Schwartzer Coriander-samen in ein säcklein gethan / und unter die Küssen gelegt / vertreibt die Flöh und Wandläuß. (Milchmangel der Säugenden Engbrüstigkeit / Lendenwehe / drey- und viertägig Fieber. Gelbsucht.) Das Pulver von dem Samen auff ein quintlein schwer bißweilen mit süssem Wein eingenommen / vermehret den Säugenden die Milch / dienet wider die Vergifftung der Thier-bisse / macht leichten Athem / vertreibt den Schmertzen der Lenden und Nieren / heilet die drey- und vier-tägigen Fieber / wie auch die Gelbsucht. Ein guten Schnup-tabac kan man folgender weiß bereiten: Nim Virginischen (Schnuptabac.) Tabac 2. loth / Rosenholtz ein loth / Betonien-blümlein / Roßmarin-blust jedes ein halb loth / schwartzen Coriander-samen / Mäyen-blümlein / Storax / Benzoin jed. ein quintlein: Zerstosse alles unter einander (Verlohrener geruchversteckte Nasen.) zu einem groblichten pulver / von welchem man offt etwas in die Nasen schnuppen kan / dienet zu Eröffnung der versteckten Nasen zu Eroberung des verlohrenen Geruchs / und zu Linderung des Kopffwehes. CAPUT XXIV. Kleberkraut. Aparine. Namen. HLeberkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Aparine, Philanthropon, Lappago, Asperugo. Italiänisch / Aparine, Speronella. Frantzösisch / Grateron. Spanisch / Presera. Englisch / Goose grasse / Goes haerte. Dänisch / Beyler / Suerie / Smaa burrer Niderländisch / Kleefkruydt. Gestalt. Kleberkraut hat viel kleine / zarte und viereckichte / rauche stengel / umb welche rings herumb lange blättlein zirckelweiß stehen / anzusehen wie die sternen / se ein stern gläichsweit von dem andern / wie in der Röthe. Auß diesen Gläichen oder Gewerben wachsen neben-zincken / mit weissen und bißweilen purpurfarben blümlein / welchen der samen nachfolgt / der ist grau / rund / gebogen / in der mitte ein wenig hol / gestaltet als ein Nabel. Das Kraut / stengel und samen sind gantz rauch / hencken sich an die Kleider / wie andere Kletten. Die Wurtzel ist dünn und untüchtig. Kleberkraut wächßt im Flachs / deme es nicht wenig schadet denn es zieht ihne zu boden / deßgleichen thut es aller Gartenfrucht. Man findet es auch in den Hecken und hinder den Zäunen. Eigenschafft und Gebrauch. Das Kleberkraut führet ein grobes / mit ölichten theilgë vermischtes saltz / un̅ hat daher die kräfften zu wärme̅ / zu trocknen / anzuhalte̅ / die verstopfung der Leber und Nieren zu er [728] öffnen. Wird in der Artzney nicht sonderlich gebraucht. (Schleim / Stein und Sand der Nieren / weisse und rothe Ruhr Gelbsucht / Samenfluß.) Das destillierte Wasser davon / oder das Kraut in Wasser gesot???en / und das Tranck offt getruncken / treibt Stein und Sand trefflich auß den Nieren / stillet die weisse und rothe Ruhr / vertreibt auch die Gelbsucht / und den geringen Samenfluß / so da nicht von unreinem Beyschlaff herkommet. Die Bauren pflegen solches Kraut bißweilen durch die Kühmilch zu ziehen / alle unreinigkeiten darauß zu bringen / welche denn gern an solchem Kraut hangen bleiben. CAPUT XXV. Zahme Röthe. Rubia sativa. Namen. (Die Beer.) (Der Samen.) ROethe / Ferber-röthe oder Ferberwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rubia, vel Rubea tinctorum, Rubia tinctoria, Rubia infectoria. Italiänisch / Rubbia, Robbia. Frantzösisch / Garance. Spanisch / Ruvia. Englisch / Madder. Dänisch / Farrerröte. Niderländisch / Crapve. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / die zahme Röthe / Rubia tinctorum sativa, C. B. kriecht auff der erden mit viereckichten rauchen stengeln / wie das Kleberkraut / doch ist sie viel dicker / härter / schärffer und stärcker. Die grünen schmalen blätter stehen rings herumb wie die sternen am Kleberkraut / die blümlein erscheinen bleichlicht. Der same ist rund / erstlich grün / darnach roth / endlich so er gar zeitig / gewinnet er ein schwartze farb. Die dünne / lange rothe Wurtzel steiget nicht tieff in die erden / sondern fladert auff dem grund. Sie wird an vielen orten / in Italien / Franckreich / Spanien / Holland / Braband / Flandern und Teutschland in den äckereng pflantzet / sonderlich in Schlesien / und zwischen Hagenaw und Straßburg / auch jährlich bey den Ferbern ein grosse summa gelds darauß gelöset / die Wurtzel wird im Augst- und Herbstmonat außgegraben / getröcknet / und zum gebrauch auffgehalten. Sie ist erst zwey oder drey jahr nach der pflantzung gut zu gebrauchen / denn je länger sie in der erden bleibt / je besser sie färber. Dieses Gewächs pflantzet man nicht vom samen / sondern von den jungen Spargen oder Dolden / die werden auff dem grund abgeschnitten und im Sommer wider eingelegt / also gewinnet es mit der zeit andere zum verkauff dienliche Wurtzeln. 2. Die wilde rauche Röthe / Rubia sylvestris aspera, quae sylvestris Dioscoridis, C. B. sylvestris Monspessulana major, J. B. wächßt für sich selbst an etlichen orten in den Hägen / vergleicht sich mit der zahmen / hat jedoch ein grössere Wurtzel und schwartz-grüne blätter. Ein längere art mit schmäleren blä???tern findet man in Franckreich bey Montpelier in den Oelbaum-gärten und Dornbüschen. Rubia sylvestris longioribus foliis, Park. montana angustifolia, C. B. Glatte wilde Röthe. Rubia sylvestris laevis. 3. Die wilde glatte Röthe / Rubia sylvestris laevis, C. B. Mollugo montana angustifolia, vel Gallium album latifolium, Ejusd. überkomt kleinere stengel und blätter als die zahme. Die wurtzel ist nichl so roth / dünn und zasicht. Sie wächßt in wilden orten an den Wegen / zwischen den Stauden und Zäunen. Sonderlich hat sie holtzichte wurtzeln / außwendig mit dunckel-brauner Rinde bedeckt / inwendig weiß / mit vielen faseln behengel. Bekomt viel lange / schwache / zur [729] erden sich neigende / viereckichte / hole / glatte / zerbrüchliche / knodichte / ästige stengel / welche an ihren knoden insgemein mit acht länglicht zugespitzten / hoch-grünen / glatten blättlein bekleidet / und mit vielen weissen / auß den knödlein der stengeln außgehenden blümlein gezieret sind. 4. Die Matten-Röthe / Rubia pratensis laevis acuto folio, J. B. C. B. bekomt auß ihrer wurtzel gemeiniglich nur einen glatten / viereckichten / röthlichten / und elen-hohen stengel / auß dessen glätchen entspringen halbspannen lange neben-zweiglein / auff deren obertheil viel bleiche vierblättige blümlein sitzen: ein jedes gläich wird rings umbher mit vier glatten und spitzigen blättern umbgeben / die ein zoll lang sind. Es wächßt in Wallis auff den Wiesen / bey dem Leuckerbad / soll auch auff den Matten bey Leipzig gefunden werden. 5. Die vierblättige Röthe / Rubia quadrifolia rotunda laevis, C. B. bringt auß der haarigen und röthlichten wurtzel / dünne / viereckichte und gläichichte stengelein / die höher als ein spannen / und deren etliche in neben-zincklein zertheilt sind. Jedes gläich an den stengelein umbgeben rings umbher vier runde / aderichte und rauchlichte blätter: auff den gipfflen der stengelein sitzen mit haarigen stielein vierblättige und weißlichte blümlein / denen ein zweyfach kleines und rauchlichtes häuptlein nach folget. Es wächßt bey dem Gottshauß Einsidlen und auff dem Gotthards-berg / soll auch umb Straßburg herfür kommen. 6. Die schmale Berg-Röthe / Rubia montana angustifolia, C. B. hat ein roth- und zaßlichte wurtzel. Die stengel sind glatt / rund / hohlkählicht / wachsen höher als ein elenbogen / und werden mit gläichen unter schieden. Bey einem jeden gläich kommen sechs oder sieben schmale / lang- und rauchlichte blätter herfür / so den stengel rings herumb umbgeben / und sich dem Megerkraut vergleichen. An den gewerben erzeigen sich sehr kleine zincklein; es wird aber der stengel in viel neben-zweiglein zertheilt. Auff dem gipfel erscheinen viel weisse / vierblättige blümlein / denen kleiner / runder samen mit seinen stielen nachfolget. Sie wächßt bey uns auff den rauhen büheln. Zu Montpelier in Franckreich überkomt sie subtilere / kürtzere und rauchere blätter / deßgleichen auch in Oestereich / allda sie hin und wider auff den Felsen gesehen wird. Rubia saxatilis, C. B. 7. Die rauche Meer-Röthe / Rubia maritima aspera, C. B. 8. Die vierblättige Röthe / mit doppeltem rauchem samen / Rubia quadrifolia semine duplici hispido, J. B. wächßt bey Maßmünster im Suntgaw. 9. Die breitblättige / haarige / Welsche Ferber-Röthe / Rubia quadrifolia vel latifolia laevis, C. B. quadrifolia Italica hirsuta, J. B. 10. Das breitblättige ästichte Stern-Megerkraut / Mollugo montana latifolia ramosa, C. B. Rubia sylvatica laevis, J. B. 11. Der gelbe haarige Waldmeister / Cruciata vulgaris, Park. hirsuta, C. B. Gallium latifolium, Cruciata quibusdam flore luteo, J. B. 12. Die vierblättige / glatte Ferber-Röthe mit schmalen blättern / Rubia quadrifolia glabra angustifolia, J. B. Eigenschafft. Die gemeine zahme Röthe hat ein mittelmäßige Natur; führet ein balsamisch-ölichtes Saltz / dadurch sie eröffnet / und alles verwundte und versehrte heilet. Die wurtzel wird allein gebraucht / und in dem Mäy gesamlet. Gebrauch. (Gelbsucht / versteckte monatliche reinigung.) Die Röthe wird unter die Träncker wider die Gelbsucht / und Versteckung der monatlichen Weiber-reinigung gebraucht. Es werden auch darauß Wund- und Fallträncker zubereitet / davon sie denn gantz roth / gleichsam als mit Blut gefärbt werden. Plinius lib. 24. Histor. Rer. natur. cap. 11. schreibet: Dieses Kraut nehme die Gelbsuche hinweg / wenn man es anhencke und nur beschaue: aber es gehöret ein starcker Glaub darzu. (Verftopfte Leber / Gelbsucht / anfangende Wassersucht / Schleim / Sand.) Das destillierte Wasser von der Röthe auff zwey oder drey loth morgens nüchtern getruncken / eröffnet die verstopffte Leber / wehret der Gelbsucht und anfangenden Wassersucht / treibet den Harn / Schleim und Sand fort. (Wassersucht / versteckter harn.) Auß dem Kraut wird in den Apothecken ein Saltz bereitet / welches zu der anfangenden Wassersucht sehr dienlich ist; denn es eröffnet die verstopffte Leber / und treibt den Harn mit gewalt fort. Man nimt davon ein halben scrupel in Erdbeer-wasser ein. CAPUT XXVI. Wegerkraut. Gallium. Namen. MEgerkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gal [730] lium, Galium, Gallatium, Gallerium. Italiänisch / Galio. Frantzösisch / petit Muguet. Spanisch / Coaja de leche yerva. Englisch / Cheese runnes / Maydes here. Dänisch / Klammerurt. Niderländisch / Walstroo. In Teutscher Sprach heißt es ferner Walstro / unser Frauen Bettstro / unser Frauen Wegstro. Die Sachsen und Meißner nennen es Labkraut und Raynritzen. Geschlecht und Gestalt. 1. Das wahre Megerkraut / Gallium luteum, C. B. verum, J. B. hat ein harte zasichte wurtzel / die fladert und kriecht im grund wie die Quecken / darauß wachsen runde / dünne / bintzichte / zarte stengel / die sind mit schmalen / spitzigen / schwartz-grünen / gestirnten blättlein zurings umbher besetzt / von unten an biß oben auß / je ein gestirntes gesetzlein der blätter gläichs-lang über dem andern / wie die blätter am Klebkraut / außgenommen daß sie viel kleiner und schmäler sind. Gegen dem Mäyen bringet es viel schöne / gelbe oder weisse blümlein / die wachsen drauschlicht und gedrungen in einander / eines lieblichen geruchs. So sie abfallen / folget ein kleiner schwartzer samen / je zwey sämlein bey einander gesetzt / nicht grösser als die Magsamen-körnlein. Man findetes allenthalben auff dürren Matten / an den Rechen der Aecker und Weinberg / neben den Strassen und Wegen / und in den dürren grasichten Baumgärten. Es schreibt Camerarius in Horto Medico, p. m. 63. daß dieses Kraut mit einem lieblichen geruch die herzunahenden ungewitter vorbedeute / gebe auch einen lieblichern geruch von sich / so der Regenbogen erscheine. Also meldet Fridericus Hoffmannus in Clave Pharmaceutica Schroederiana p. m. 479. etliche halten gemeiniglich dafür / wenn man dieses Kraut in die Stuben / da die Zechbrüder sich voll sauffen / auff den Ofen stelle / so lang es erwarme / verursache es / daß sie einander in die haar gerathen. 2. Das Candianische Berg-Megerkraut / Gallium montanum Creticum, Park. Alp. exot. 3. Das weisse Wasser-Megerkraut / Gallium palustre album, C. B. album, J. B. 4. Das rothe Megerkraut / Gallium rubrum, C. B. flore rubro Sprengerianum, J. B. Eigenschafft. Das gemeine gelbe Megerkraut hat ein flüchtigen / nicht unlieblich sauren / geistreichen safft / neben etwas ölichten theilgen in sich / und dadurch die eigenschafft zu kühlen / zusammen zu ziehen / zu heilen. Wird in der Artzney so viel als nichts gebraucht. Wenn solch Kraut gantz frisch grün / da es erst eingesamlet ist / fluchs destillieret / so gehet erstlich ein Wasser / so da ohne geschmack / aber den geruch der gelben blumen führet / auff ein paar loth herüber / demnach komt der saure geistreiche safft / gleich einem lieblichen Eßig / bey die fünff in sechs loth / welcher die siedend heisse gleichsam in einem augenblick scheidet und gerinnen macht / endlich folgt mit stärckerem fewr etwann ein halb loth gelbes nicht unliebliches öls. Solche säure ist in diesem Kraut heimlich verborgen / und zeigt sich in der Destillation besser; in dem Saurampffer aber ist die säure gantz offenbar / und dennoch / wenn man ihne also destillieret / bekomt man keinen solchen Eßig. Zu end des Mäy ist dieß Kraut in seinen besten kräfften. Gebrauch. Megerkraut in Wasser gesotten / und die (Mägerey oder Magek junger Kindern.) jungen Kinder / so mit dem dürren ruffechtigen Grind geplagt sind / welchen man gemeiniglich die Mägerey oder den Mager nennet / darinn gebadet / heilet denselbigen. (Nasenbluten.) So man die blumen zerstoßt / und in die Nasen stecket / sollen sie das bluten stillen. Megerkraut legen die Bauren in die Milch / damit sie gerinne und zusammen lauffe.

CAPUT XXVII.
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Schwalben-wurtz mit weissen Blümlein. Hirundinaria flore albo. Namen. SChwalben-wurtz oder St. Laurentzen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Asclepias, Vincetoxicum, Hirundinaria, S. Laurentii Herba. Italiänisch / Vincitossico, Asclepiade. Englisch / Smallowes-wort. Dänisch / Suale-rod. Niderländisch / Swaluwe-wortel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Schwalben-wurtz mit weissen blümlein / Hirundinaria flore albo. Asclepias flore albo, C. B. Asclepias s. Vincetoxicum multis floribus albicantibus, J. B. Hat viel grüne / runde und zähe stengel / daran stehen die blätter / je zwey gegen einander / und ein paar von dem andern gläichs-weit gesetzt / vergleichen sich fast dem Ephew / sind doch länger / spitziger / starck und glatt. Auff [731] den gipffeln der stengeln wachsen weisse blümlein / wenn diese verblühet / so folgen hernach länglichte / spitzige schöttlein / etwann fingers-lang / welche inwendig mit weisser Wollen gefüllet sind / in welchen auch der Samen / gleich wie bey der Entzian / ligt. Wenn die schöttlein sind zeitig worden / so thun sie sich auff / anzusehen wie ein fliegender Schwalbe / und fliegt der gefiederte / wollichte Samen dahin. Die Wurtzel ist gantz zasicht / in einander geschrenckt und verwickelt / mit unzehlich viel kleinen / runden und weissen Würtzelein / die sind am Geschmack süßlicht und ein wenig scharff. Etliche Wurtzeln werden so groß / daß ein Stock auff die zehen pfund schwer wiget / wie solches Hieronymus Tragus im Ydar bey Birckenfeld wargenommen hat. Die Schwalben-wurtz wächßt in wilden Bergen / Wäldern / rauchen und sandichten orten / fürnehmlich aufft dem Schwartzwald und im Wasgäw. Allhier findet man sie auff dem Muttentzer-berg und anderstwo. Schwalben-wurtz mit schwartzlichten Blümlein. Hirundinaria nigro flore. 2. Es ist noch ein andere Art der Schwalben-wurtz / welche viel stengel hat / aber sie sind höher als der vorigen / sie windet sich umb die nächsten gewächs / und wird offt 6. elen hoch. Das Blümlein ist schwartzlicht. Die schotten werden länger und grösser. Im übrigen vergleicht sie sich mit der vorbeschriebenen. Wächßt viel umb Montpelier in Franckreich. Das gantze Kraut ist mit einem gelben unanmüthigen Safft angefüllet: Hirundinaria flore nigro. Asclepias flore nigro, C. B. 3. Die schmal-blättige Schwalben-wurtz mit gelber Blum / Asclepias angustifolia flore flavescente, Hort. Reg. Paris. & Blaes. 4. Die Candianische Schwalben-wurtz mit einer schotten von doppeltem Spitz / Asclepias Cretica Clusii, J. B. Asclepias siliquâ bifido mucrone, C. B. Eigenschafft. Die Schwalben-wurtz hat ein unliebliches / bitterlichtes grobes saltz / neben etwas schwefelichten theilgen / und daher die eigenschafft allem gifft zu widerstehen / milt zu wärmen / zu eröffnen / den harn zu treiben / die monatliche Weiber-reinigung zu befürdern / und wunden zu heilen. Man muß sie im Mäyen samlen. Gebrauch. Die Schwalben-wurtz ist ein herrliche Artzney wider alles Gifft / daher sie Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Vincetoxicum, das ist / ein Uberwinderin des Giffts / genennt wird / derohalben man sie wider die Pest gar nutzlich gebrauchet. Schwalben-wurtz ein halb pfund über nacht in einer maß weissen Wein gebeitzt / darnach den dritten theil eingesotten / alle morgen einen laulichten trunck davon gethan / und im Bett darauff geschwitzt / bekomt (Wassersucht.) wol den Wassersüchtigen / es solle die Kranckheit zu den Fußsolen herauß ziehen / und ein gewisse Artzney seyn / wie solches Petrus Matthiolus und andere berühmte Botanici in ihren Kräuter-büchern / berichten. Ich pflege nicht mehr als ein vierling der Wurtzel zu nehmen / da es denn eben so kräfftig / und nicht so gar unangenehm heraußkomt. Es läßt sich auß diesem Kraut die wahre Essentz ziehen / nach Paracelsi manier / wie drunden bey der Melissen im 35. Capitul gezeiget wird / und welche in obangeregten zuständen das fürnehmste mittel ist. (Versteckte monatliche Reinigung / Mutterweh.) Diese Wurtzel ist in hefftigem gebrauch bey den Weibern / welche davon nutzliche träncker sieden / die versteckte monatliche Reinigung wider zu bringen / und das Mutterweh zu stillen. (Alte böse Schäden / faule Wunden.) Erfahrene Wund-ärtzt brauchen die Schwalben-wurtz / alte böse Schäden und fauie Wunden damit zu reinigen / und zur Heilung zu befürdern / sie hat in solchen zuständen gleiche krafft mit der Holwurtz. (Gifft / Pest / Geld- und Wassersucht / Versehrung un̅ Schädigung an heimlichen Gliedern bey Mann und Weib / böse Schäden / faule Wunden.) Das destillierte Schwalbenwurtz-wasser auff zwey oder drey loth getruncken / widerstehet allem Gifft / und insonderheit der Pest / treibet die weibliche Blum / und ist dienlich in der Gelb- und Wassersucht. Es soll von erfahrenen Wund-ärtzten gebraucht werden / darmit alle Versehrung und Schädigung an den heimlichen Gliedern bey Mann und Weib / deßgleichen böse Schäden und faule Wunden zu reinigen und zu heilen / zarte leinene tüchlein darinn genetzt / und laulicht übergelegt. CAPUT XXVIII. Wirbeldost. Clinopodium. Namen. WIrbeldost heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Clinopodium, Pulegium montanum. Italiänisch / Clinopodio.
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Gemeiner Wirbeldost. Clinopodium Origano simile. Wilder Feld-Wirbeldost. Clinopdium arvense Ocymi facie. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Wirbeldost / Clinopodium Origano simile, C. B. quorundam Origani facie, J. B. Ist ein staudicht Kräutlein / wächßt an steinichten Bergen / zwo spannen hoch. Der stengel ist holtzicht / viereckicht und rauch. Die blätter vergleichen sich beynahem dem Quendel / sind doch breiter / und ein wenig haarig. Die braunlichte Blüth ist rings umb den stengel unterschiedlich gesetzt wie am Andorn / und gestaltet wie ein Bettfuß. Selten bringet er weisse blumen. Die wurtzel ist dünn und zasicht. 2. Der wilde Feld-Wirbeldost / Clinopodium arvense Ocymi facie, C. B. Acinos multis, J. B. Clinopodium alterum, Ma???h. hat eine einfache / dünne / mit wenig zaseln begabte wurtzel. Seine stengel erscheinen röthlicht / viereckicht / nahe der erden rund / haarig / mit gegenstehenden / länglicht-zugespitzten / zerkerfften / oben grünen / unden weißlichten / an kurtzen stielen hangenden blättlein bekleidet / zwischen welchen die purpurfarben gehelmten blümlein / auß einem ablangen gestreifften kelchlein herfürkommen / deren helmlein etwas überweltzet / das lefftzen-blätlein dreyspältig / auch mit einem weissen flecklein / inwendig aber mit einem purpurfarben Mönlein gezieret ist / der Samen ist wie im vorigen. Wächßt häuffig umb unser Statt. 3. Der Berg-Wirbeldost / Clinopodium montanum, C. B. Acini pulchra species, J. B. blühet im Mäy und Brachmonat auff dem Jurasser-berg. 4. Der breitblättige Wirbeldost / Acinos latifolia, C. B. Ocymum garyophyllatum Monachorum sive Acinos Columnae, J. B. 5. Der Candianische Wirbeldost / Clinopodium Creticum, Alpin. exot. Eigenschafft. Der Wirbeldost hat ein ölicht-balsomisches flüchtiges Caltz bey sich / und daher die eigenschafft zu erwärmen / zu tröcknen / den Hauptflüssen zu widerstehen / Magen / Hertz und Mutter zu stärcken / Wind zu vertheilen / die monatliche Reinigung der Weibern zu befördern / die verstopffung des Miltzes sonderlich zu eröffnen / und das saure schwere geblüt zu versüssen und zu verbessern. Wird im Brachmonat in dem Vollmond gesamlet. Gebrauch. (Unsiunige melanchelische Leuth) Die zweiglein des Wirbeldosts in weissem Wein gesotten / und davon getruncken / bringet die unsinnigen melanchelischen Leuth widerum zu recht / soll an vielen warhafftig befunden und bewehrt seyn worden / wie solches Nicolaus Braunius bezeuget. (Wartzen.) Mit dem Safft des Wirbeldosts die Martzen offt bestrichen / macht sie mit der zeit abfallen / man muß sie aber zuvor mit einem messerlein ein wenig auffritzen. Übrigens kan dieses Kraut wie das Basilienkraut / mit welchem es einerley kräfften hat / gebraucht werden. CAPUT XXIX. Grosser Bathengel. Teucrium. Namen. BRosser Bathengel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Teucrium. Italiänisch / Teucrio. Frantzösisch / grande Germendrée. Geschlecht und Gestalt. 1. Der grosse Bathengel / Teucrium, C. B.
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Grosser Bathengel. Teucrium. Teucrium multis, J. B. ist mit seinen runden / krausen / zerkerbten blättern / und blauen geährten blümlein / der Gamanderlein ähnlich / wächßt spannen-hoch: die Wurtzel ist auß vielen / kleinen / dünnen / weissen / holtzichten Zaseln zusammen gesetzt: er bringt seinen samen in kleinen täschlein verschlossen. Das gantze Gewächs ist durchauß bitter / wie die Gamanderlein. Man findet es auff den Feldern / Wiesen und Acker-reihnen / blühet im Wäyen / Brach- und Hewmonat. 2. Der Griechische oder Böotische grosse Bathengel / wächßt zu zeiten Manns-höhe / wird aber gemeiniglich niderer. Sein Haupt-stengel ist kleinen fingers-dick / mit einer weissen rinden bedeckt / und in etliche graue neben-zweige zertheilt / deren zwey gegen einander über stehen. Die Blätter sind dem vorigen gleich / jedoch grösser / an dem umbkreiß tieff gekerfft / unden grau / oben schwartz-grün und sehr bitter. Die blume ist weiß ohne helm / auß derer mitte etliche lange faseln herfür kommen. Er wächßt nicht weit vom Meer in Böotien / und auff den Bergen bey Calpa. 3. Der Americanische Bathengel mit rundlichten Blättern; Teucrium Americanum procumbens Veronicae aquaticae foliis subrotundis, Hermann. Hort. Lugd. Bat. Hat eine dünne / zaßlichte / bleiche wurtzel / welche spannen-lange / viereckichte / sich zur erden neigende stengelein über sich treibt. Bekomt je zwey und zwey gegen einander stehende / glatte / fette / gantz wenig gekerffte blätter / zwischen welchen den stengel hinauff / allezeit bey der seiten ein kleines / blasses / gehelmtes Blümlein erscheinet / und ein Samen-häußlein nach sich bringt / darinnen vier rundlichte / dunckel braun-rothe Samen wachsen. 4. Der Candianische Bathengel / Teucrium Creticum, J. B. Creticum incanum, C. B. 5. Der nichts-riechende Berg-Bathengel mit grosser Blum / Teucrium Alpinum ???odorum magno flore, C. B. it. Teucrium foliis Scorodoniae, Ejusd. dessen wurtzel ist weiß / ablang / dünn-härig / und fladert in dem boden herumb. Er hat etliche holtzichte / röthlichte und haarige stengel / die bißweilen in neben-zweiglein außgetheilt / und einer halben spannen hoch wachsen / biegen sich auff die erden / und sind mit rundlichten kleinen blättern umbgeben / welche haaricht / runtzlich / zerkerfft / und an gastalt den oberen blättern der wilden Salbeyen ähnlich sind / denen das gröste blatt / dein nagel an dem kleinen finger nicht zu vergleichen ist. Auff den gipffeln der stengeln erscheinen grosse und purpur-blaue blumen / gleich wie in einer ähre. Wächßt auff St. Bernhards-berg und im Augstthal in der Schweitz. Eigenschafft. Der gemeine grosse Bathengel hat feine / balsamische / milt-flüchtige öl-theilgen / neben einem alkalischen Saltze / dadurch es eines der besten Wund-kräutern ist / und die eigenschafft hat gelind zu wärmen und zu tröcknen / das saure scharffe geblüt zu versüssen und zu verbessern / innerliche Gliederverstopffungen zu eröffnen / die Brust zu reinigen / Hertz und Mutter zu stärcken / Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen / auch gelind durch den Schweiß oder Harn zu treiben. Gebrauch. (Koder auff der Brust und Lunge̅ / Husten der / Menschen und des Rindvihs / verstopffte Leber und Miltz / verstandener Harn und Stein / unordentliche monatliche Weiberreinigung.) Der grosse Bathengel in weissem Wein oder Wasser gesotten / durchgesiegen und davon getruncken / reiniget die Brust und Lungen vom Koder / miltert den Husten / daher die Schäffer solches Kraut mit Saltz dem Rind-vieh wider den Husten eingeben. Er eröffnet auch die verstopffte Leber und Miltz / treibt den verstandenen Harn und Stein / und bringt die monatliche Weiber-reinigung in ihren natürlichen gang. Er hat gleiche krafft mit der Gamanderlein / wie auch mit Betonien und Ehrenpreiß. CAPUT XXX. Gamanderlein. Chamaedris. Namen. BAmanderlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chamaedrys, Chamaedrops, Linodrys, Trissago, Quercula, Serratula, Calamindrina. Italiänisch / Camedrio, Calamandrina, Quercivola, Germandera. Frantzösisch / Germandreé. Spanisch / Camedreos, Camedro. Englisch / Germander. Dänisch / Verglemme migicke. Niderländisch / Germander. In Teutscher Sprach heißt er auch klein Bathengel / blau Menderle / Blamanderle / Erd-weyrauch und Vergiß mein nicht. Geschlecht und Gestalt. 1. Der grosse kriechende Gamanderlein / Chamaedrys major repens, C. B. major latifolia, Ger. emac. wächßt ein oder anderthalb spannen hoch und richt wol / er hat kleine zer [734] kerffte Grosser Gamanderlein. Chamaedrys major repens. Kleiner Gamanderlein. Chamaedrys minor repens. blätter / je zwey gegen einander gesetzt / dem Eichen-laub fast ähnlich / auch ein wenig hart und rauch. Er gewinnet im Brach- und Hew-monat zwischen den blättern braun-röthlichte oder weisse blümlein / an dem holtzichten stengel auff und auff / denen der kleine samen in seinem täschlein nachfolget. Die Wurtzel wird in viel zaseln zertheil und hat wenig safft. Man findet ihne auff ungebauten / rauchen und steinichten orten. In der Insul Coreyra oder Corfu wächßt er zwey elen hoch / und werden die blätter zwey oder dreymahl grösser als an dem vorigen. 2. Der kleine kriechende Gamanderlein / Chamaedrys minor repen, C. B. vulgò vera existimata, J. B. bringt fast gleiche brärter als der vorige / allein sind sie dünner / tieffer zerspalten / schwartzlicht / und stehen dick in einander. Die stengel werden viereckicht / dünn / holtzicht und zwey spannen hoch / mit vielen neben-zweiglein / welche von den braunen blumen / so zwischen den blättern wie an der vorigen herfür kommen / in gewisser weite umbgeben werden. Die Wurtzel ist weiß und zertheilt. Das gantze Gewächs ist lieblich anzusehen / riecht wol und gibt ein bitteren geschmack von sich. 3. Der dornichte Gamanderlein / Chamaedris spinosa, C. B. J. B. wächßt ein oder anderthalb spannen / selten aber einer elen hoch / ist auch wegen seiner zarten wolle weißgrau und haarig. Die stengelein sind viereckicht und gläichicht: er zerspreitet seine ruthen oder schößlein hin und wider / die blätter sind lang und rundlicht / tieff gekerfft. Seine gelb-röthlichten blumen erscheinen auß ihren wollichten kelchlein / und kommen zwischen den blättern herfür / allda auch zu zeiten zween und bißweilen mehr spitzen / wie ein angel entspringen / so bald kürtzer bald länger sind. Zu zeiten wächßt auß den glätchen ein schößlein herfür / auff dessen gipffel ein sehr subtiler dorn sitzet / den blumen folget ein runder / schwartzlichter und in dem kelchlein verschlossener same nach. Er wächst in Italien / ist erstlich von Padua auß dem Bembianischen Garten nach Basel kommen. 4. Der Berg-Gamanderlein mit Cisten Rößlein / Chamaedris Alpina Cisti flore, C. B. Alpina Simleri, Camer. hat ein lange / harte / holtzichte und bittere Wurtzel / die ist von schwartzen zaseln behengt / und mit einer rothen Rinden bedeckt. Die blätter vergleichen sich der Gamanderlein / sind jedoch kleiner / oben grün unden aber weiß. Die drey quer hand hohe stengel werden schwartzbraun / hart und holtzicht. Sie ligen gemeiniglich auff der erden / also daß auß ihnen bißweilen kleine würtzelein wachjen / die sich wie ein Waasen vermehren. Auff ablangen stielen erscheinen im Brachmonat schöne weisse blumen ohne geruch / den Cistenrößlein ähnlich / sie bestehen auß acht oder neun blättern / und haben in der mitte viel fäselein / wenn die blumen abfallen / folget im Augstmonat der mit Wolle über zogene same. Er wächßt auff den Alpgebürgen in Oestereich / Steyrmarck / Franckreich und Saffoyen. Man findet ihne auch auff den Schweitzerischen Bergen / insonderheit auff dem Bernischer Stockhorn und Nessenberg / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont oder Pilatus-berg / allda man ihne Hirtzwurtz nennet. 5. Der felsichte Berg-Gamanderlein / Chamaedris Alpina saxatilis, C. B. Wächßt auff dem höchsten Gipffel des Oesterreichischen Etscher-bergs / und sonsten nirgends [735] anderstwo. Es ist ein nider Kräutlein / hat halb spannen-lange wollichte zweiglein / an welchen allezeit die blättlein gegen einander über stehen / zwischen welchen auff den gipffeln der stengelein länglichte / gekerffte / himmel-blaue und breite Blumen mit zweyen fäsemlein / erscheinen / wenn nun diese vergehen / kommen dicke und grosse schoten hernach / so mit kleinem Samen angefüllt sind. Die Wurtzel kriecht mit ihren dünnen zaseln hin und wider. 6. Der kleine haarige Berg-Gamanderlein / Chamaedris Alpina minima hirsuta, C. B. Hat ein dünnes / haariges Würtzelein / auß welchem ein (bißweilen aber zwey oder drey) dünne zweiglein / zween oder auff das höchste drey zoll hoch / herfür kommen. Die bläter neben der wurtzel sind klein / rund / haarig / zerkerfft und dicklicht / es hangen aber keine blätter an den zweiglein / die endlich in stielein außgehen / deren jedes ein blaues blümlein trägt / welchem kleine / glatte und enge täschlein nachfolgen. Es wächßt auff den gipffeln der Schweitzerischen und Tyrolischen Alp-gebürgen / wird auch auff der höhe des Bergs Baldo bey Verona in Italien gefunden. 7. Der Oesterreichische Gamanderlein / Chamaedris Austriaca foliis tenuissimè laciniatis, C. B. Hat ein holtzichten / runden / haarigen und schuh-hohen stengel / welcher sich in Neben-zincklein außbreitet. Die blätter sind ein wenig haaricht / rauch / und in schmale fälte zertheilt. Seine blumen scheinen himmel-blau / wie ein länglicht ähre / denen runde und zwey-spältige köpflein nachfolgen / in welchen ein sehr kleines sämlein verschlossen liget. 8. Der Spanische Gamanderlein / Chamaedris Hispanica foliis tenuissimè divisis, C. B. Hat viel ein dünneren stengel als die vorigen / er ist auch rund / nur ein wenig haaricht und mit vielen gläichen unterschieden. Die blätter sind kürtzer / schmäler / und ziehen sich bey den gläichen zusammen. Der stengel gehet auff ein Wasen mit sehr dünnen blättlein auß / und wird bey dem obersten gläich in zween drey zoll lange stiel ohne blätter zertheilt / auff denen ihre blümlein sitzen. 9. Der vermeinte / grosse / breit-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria major latifolia, C. B. Bekomt auß seiner wurtzel viel viereckichte / haarige stengel / so elen-hoch / auch bißweilen höher wachsen / und mit gläichen unterschieden sind. Die großlichten Blätter vergleichen sich der gemeinen Gamanderlein / deren jederzeit zwey gegen einander über stehen / und an dem umbkreiß gekerfft / auch eines bittern geschmacks sind. Die obern stengel werden in etliche Nebenästlein zertheilt / so ein ablanges ähre von himmel-blauen vier-blättigen Blumen tragen / denen glatte zwey-spältige köpflein voll kleinen Samens nachfolgen. Die Wurtzel ist zaßlicht / und bringt jährlich neue stengel herfür / welche zu underst auch ihre zaseln haben. Er wächßt auff vielen Büheln und Bergen in Ungarn / Oesterreich / Mähren und Böhmen an steinichten orten zwischen den Stauden. 10. Der vermeinte kleine / breit-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria minor latifolia, C. B. Chamaedryos falsa species, Teucrium 5. Clusii, J. B. Bringt auß seiner wurtzel viel braun-rothe und zween zoll lange rüthlein oder stengelein herfür / so auff dem boden ligen / und von ihren gegen einander über stehenden blättern umbgeben werden / die sich des gemeinen Gamanderleins-blättern vergleichen / sind jedoch kleiner / an dem umbkreiß gekerfft / und eines bitterlichten geschmacks. Oben werden die rüthlein in Neben-zincklein getheilt / die tragen geährte / vier-blättige / himmel-blaue oder aschenfarbe blümlein / in deren mitte zwey fäsemlein sich befinden / denen glatte und mit röchlichtem samen angefüllte schötlein nachfolgen. Die wurtzel ist sehr zaßlicht / und stoßt jährlich neue rüthlein herfür / so bißweilen unten auch ihre zaseln haben. Er wächßt in Oesterreich / insonderheit umb Wien auff ungebauten trockenen Aeckern / und kleinen Büheln an den Wegen. 11. Der vermeinte kleine / schmal-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria minor angustifolia, C. B. Hat eine schwärtzlichte / holtzichte und zaßlichte wurtzel. Seine viel ästlein sind einer spannen hoch / rund / röthlicht / hart und etwas haaricht / neigen sich auff die erden / und zertheilen sich in viel Neben-zweiglein. Die Blätter neben der Wurtzel sind nicht zerkerfft / stumpff / breitlicht und bißweilen ablang / die übrigen blätter aber neben den stengeln / findet man zerkerfft / kurtz / schmal und spitzig / es hat in einem ablangen ähre viel bleich-blaue und vier-blättige Blumen / die mit fäsemlein begabt sind / welchen ein kleiner Samen in kleinen täschlein nachfolget. Es blühet in dem Sommer auff ungebauten und trocknen Aeckern / und wird allhier bey Brüglingen häuffig gefunden. 12. Der vermeinte grosse / schmal-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria major angustifolia, C. B. spuria angustifolia, J. B. Bekomt auß einer dünnen / langen / kriechenden / holtzichten / faßlichten wurtzel / viel runde / haarige / dünne / holtzichte / über der erden zerstrewte / qwer-hand lange rüthlein; daran je zwey und zwey gegen einander stehende / gekerbte / ablange blättlein erscheinen; diese Rüthlein werden oben in etliche neben-ästlein getrennet / welche denn mit himmel-blauen blümlein also in ähre gestalt gezieret werden / daß die undern blümlein jederzeit ehender als die obern außschlieffen. Diese Blümlein sind mit einem furtzen / dünnen stielein unterstützet / und haben dabey zugleich ein dünnes / ablanges / grünes blättlein. Wächßt durchgehends fast in den Wiesen neben den Bächlein; wie auch auff den dürren und trocknen Heiden umb Basel. 13. Der vermeinte kleine / rund-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria minor rotundifolia, C. B. spuria latifolia s. Foemina, J. B. Wurtzelt mit vielen zaseln in die erden / bißweilen wurtzeln einige zur erden sich neigende rüthlein ein. Treibt wollichte / dünne / runde und schwache stengelein spannen-hoch über sich / an welchen je und je zwey gegen einander stehende / gekerbte / haarige / satt-grüne / et [736] was runtzlichte / zugespitzte blättlein ohne stielein erscheinen / zwischen welchen die blawen einblättigen / aber in vier schnitte getrennten blümlein / mit weissen Näbelein / und schönen Linien gestreifft / an kurtzen stielein herfür kommen / welche inwendig ein sehr dünnes Viol-braunes stielein / neben zwey zäserlein mit weissen köpflein / haben. Das Kelchlein des Blümleins ist vier-blättig. Die Samen-gefäßlein sind flach und zwey-hölig. Blühet im Mäy bey Muttentz und Mönchenstein in den Dornbüschen umb Basel; Hat einen bitterlichten geschmack / aber keinen geruch. Die blättlein / so oben an den Gertlein sich finden / sind öffters mit länglichten stielein begabet. Eigenschafft. Der Gamanderlein hat ein bitteres / alkalisches / groblichtes Saltz / neben wenig balsamisch-ölichten theilgen / und hiemit die eigenschafft zu tröcknen / gelind zu wärmen / den Flüssen zu widerstehen / das Gehirn und die Nerven zu stärcken / die Verstopffung der Leber / Miltz / Faulfleisches und Mutter zu eröffnen / allen Schleim zu verzehren / auch Wunden und Schäden zu säubern und zu heilen. Man muß es im Brachmonat gegen dem Vollmond einsamlen / und werden die blätter und blümlein allein gebraucht. Gebrauch. Gamanderlein zwey hand voll in einer (Stätiger Husten / schwerlich harnen / versteckte monatliche reinigung der weiber / verstopfftes Miltz / anfangende Wassersucht / viertägi Fieber / gerunnen Blut / Würm / weisser fluß der erkaltetë weibern. Brüch / drey und viertägig Fieber.) maß weissen Wein gesotten / durchgesiegen und darvon getruncken / ist gut denen / so stätigs husten / und schwerlich harnen: befürderet die monatliche Reinigung der Wieder / eröffnet das harte und versiopffte Wiltz / wehret der anfangenden Wassersucht und viertägigem Fieber / zertheilet das gerunnene Blut im Leib / tödet die Würm / und ist ein dienliche Artzney den erkalteten Weibern / so mit dem weissen Fluß behafftet sind / soll auch die Brüch geschwind heilen / wie Tragus bezeuget. So man drey tag nach einander ein quintlein des gepülverten Gamanderleins in Tausendguldenkraut-wasser einnimt / soll es das drey- und viertägige Fieber vertreiben / aber der Leib muß zuvor gereiniget sevn. ??? Etliche geben diesem Kraut grosses Lob (Podagra.) wider das Podagra oder Zipperlein / so man es in weissen Wein siedet / und morgens nüchter / sechtzig tag nach einander / einen warmen trunck darvon thut. Aber der Leib soll zuvor purgieret seyn / und muß der krancke die sauren und sehr gesaltzenen speisen meiden. Diese Artzney haben die Genueser Käyser Carolo dem Fünfften zugeschickt / und bezeuget / sie seye an vielen Podagrischen oder Gliedsüchtigen Menschen / insonderheit aber an dem Cardinal Doria, gut befunden worden / also daß sie in vielen Jahren das Podagra nicht mehr empfunden / wie solches Vesalius in seinem Büchlein de usu Radicis Chinae p. m. 49. berichtet. D. Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmac. Med. Chym. sect. 1. p. m. 436. lobet auß eigener erfahrung nachfolgende Träncker wider die Glidersucht und das Podagra / so man nachdem der paroxysmus oder Anstoß der Kranckheit fürüber ist / sechtzig tag nach einander gebrauchen solle. Nim Gamanderlein / Erdpin / und Tausendgulden-kraut jedes ein handvoll / siede es in einem wolverschlossenen hafen in zwey maß Wasser / biß die helffte eingesotten ist / alsdenn seige es durch ein sauberes tuch / und behalte es zum gebrauch. Davon soll man allzeit morgens / zu mittag / und abends vor dem essen zween löffel voll nehmen. Oder nim Scorzonera-wurtzel / geschaben Süßholtz jedes zwey loth / Gamanderlein zwey handvoll / Violen / Roßmarin-blüth jedes ein halbe handvoll / Frantzosen-holtz vier loth / Rosinlein drey loth / sechs Datteln. Zerschneide alles und siede es in einem verschlossenen hafen in vier maß frisches Brunnwassers / biß die helffte eingesotten ist / alsdenn seige es durch ein sauber tuch / und behalts zum gebrauch. Davon soll man morgens / zu mittag / und abends vor dem essen ein glaßvoll trincken. Man kan auch einen Zucker oder Conservam, so wol auß den blättern / als insonderheit auß den blümlein / welche man zu end des Brachmonats samlen muß / bereiten / und in oberzehlten zuständen gebrauchen. Etliche machen eine Essentz und Extract mit Branntenwein darauß / und bedienen sich deroselben zu stärckung der Gliedern / und tröcknung aller Hauptflüssen. Man kan biß 20. und mehr tropffen davon auff einmahl einnehmen. (Koder um die Brust / schwerer Athem / hustë Würm / Gelbsucht / Brüch und versehrung des Leibs / unsauber geblüt / verstopffte Leber und Miltz / anhebende Wassersucht / ve???standene Weiberreinigung / todte Geburt / erkaltete weiber / weisserfluß.) Das destillierte Gamanderlein-wasser ist gut den jenigen / welchen die Brust mit Koder umbfangen / einen schweren Athem haben / stetigs husten und keichen / tödet die Würm / vertreibet die Gelbsucht / heilet die Brüch und Versehrung des Leibs / reiniget das unsaubere Geblüt / eröffnet die verstopfte Leber und Miltz / wehret der anhebenden Wassersucht / treibt den Weibern ihre verstandene Reinigung / und befürdert die todte Geburt. Ist ein nutzliche Artzney den erkalteten Weibern / so mit dem weissen Fluß geplagt werden / man kan in allen solchen Zuständen morgens nüchtern / und abends zwo stund vor dem Nachtessen / vier oder fünff loth dieses Wassers trincken. CAPUT XXXI. Wasserbathenig. Scordium. Namen. WAsserbathenig oder Lachen-knoblauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Scordium, Trissago palustris. Italiänisch / Scordio. Frantzösisch / Scordion. Spanisch / Camedreos de arroyos. Englisch / Water germander. Dänisch / Skordium / Gamanderlogs-urt. Niderländisch / Water gamandree. Gestalt. Wasserbathenig hat blätter wie der Gamanderlein / sind aber grösser / lind / weißlicht / haarig / an dem umbkreiß nicht so tieff zerkerbt / am geschmack bitter und zusammen ziehend / sie riechen nach Knoblauch / daher das Kraut Lachen-knoblauch genennt wird.
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Wasserbathenig. Scordium. Er gewinnt braunfarbe / gevierte und haarige stengel. Die blumen kommen mitten an von dem stengel zwischen den blättern herfür. Die wurtzeln sind dünn und vielfaltig zertheilt. Der Wasserbathenig wächßt gern in feuchten orten / sonderlich so sie in der höhe ligen. Er blühet im Brach- und Hewmonat. Man samlet ihn in der blüth / und trocknet ihn am schatten. Den besten bringet man auß Candien / wiewol der jenig / so in Teutsch- und andern Landen wächßt / nicht zu verwerffen ist. Wo man ein junges zweiglein hinsetzt / in feuchten grund / da bekleibt es sehr bald / und wenn es ein zeitlang gewohnt im grund / so fladert es umb sich in seinem kriechen / gleich wie der Poley / und hänget sich an mir seinen kleinen zaseln. An etlichen orten komt der Wasserbathenig grösser / an etlichen kleiner herfür. Man findet ihn viel umb Mümpelgart / Welsch-Neuenburg und Lausanna. Eigenschafft. Der Lachen-knoblauch hat ein bitteres / scharfflichtes / mit wenig schwefelichten theilgen vermischtes Saltz / und daher die eigenschafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / allem Gifft zu widerstehen / Würm zu tödten und zu treiben / durch den Schweiß zu würcken / zu eröffnen / zu säubern / und zu zertheilen. Man gebraucht allein die blätter / welche man mitten im Brachmonat / ehe das Kraut vollkommen in das Blust schießt / gegen dem vollen Mond samlen soll. Es läßt sich auß diesem Kraut auch die wahre Essentz nach Paracelsi manier ziehen / wie auß der Melissen / davon drunden am 35. Capitel. Gebrauch. Von dem Wasserbathenig vermeldet Galenus Lib. II. de Antidotis cap. 24. Es wird von glaubwürdigen Männern geschrieben / als in einer Feldschlacht der erschlagenen Leichnam viel tag ohnvergraben ligen verblieben / waren alle dieselbige / welche ohngefehr auff den Wasserbathenig gefallen / nicht so bald wie die übrigen verfault / und sonderlich an dem ort des Leibs / damit sie das Kraut angerührt haben. (Würm der Kindern.) Das destillierte Wasser auß dem Wasserbathenig / und der auß dem Safft in den Apothecken zubereitete Syrup tödtet die Würm bey den Kindern / so man ihnen bißweilen ein paar löffelvoll gibet. Wasserbathenig ist eines von den fürnehmsten mitilen / welche man wider die Pest gebraucht / darumb er auch unter den Theriack vermischt wird. (Pest.) Auß diesem Kraut wird in den Apothecken eine Lattwerge zugerichtet / welche man Diascordium nennet / ist erstlich von Hieronymo Fracastorio besehrieben worden / hat ein grosses Lob wider die Pest / daß sie auch den jenigen / deren an der Pest ihres auffkommens kein hoffnung mehr gewesen / geholffen habe. Man nimt nach dem alter der Krancken / ein quintlein oder ein halb loth / zerläßt es in Saurampff-wasser / gibts dem Krancken ein / darauff er im Bett zugedeckt / wol schwitzen solle / muß aber etliche mahl widerholt werden. Als bey uns zu Basel Anno 1668. die Pest starck angesetzt / hat Dr. Verzascha mit den übrigen Herren Medicis diese Artzney trefflich gut befunden / denn mit deren viel Menschen vom Tod errettet worden. Sie ist nicht so hitzig wie der Mithridat und Theriack. CAPUT XXXII. Wäyenblümlein. Lilium convallium. Namen. WAyenblümlein / Meyenriß oder Zaucken??? heißt Griechisch / [Greek words] Anguillatae, [Greek words] Dalechampii. Latei [738] nisch / Lilium convallium, Ephemerum non lethale, Callionymus, Chamaecytinus. Italiänisch / Giglio convallio. Frantzösisch / Muguet. Dänisch / Lilieconvalli / Maymaanets blomster / Mayblommer. Niderländisch / Meyenbloemckens. Geschlecht und Gestalt. 1. Gemeine Mäyenblümlein / Lilium convallium album, C. B. convallium vulgò, J. B. ist ein Kraut / von zweyen grünen langen blättern neben einander gesetzt / hat in der mitte ein subtil dreyeckicht stengelein / daran stehen kleine / schneeweisse blümlein / fünff oder sechse / in der gestalt wie die Cymbal-glöcklein / zu rings umbher scharticht wie ein Säge. In einem jeden glöcklein ist ein purpurfarb oder goldgelb flecklein / sind eines lieblichen edlen geruchs / und bittern geschmacks. So die blümlein im Sommer verwelcken und abfallen / werden schöne rothe körnlein darauß. Sein wurtzel ist weiß / dünn / zasicht, und steigt nicht tieff in die erden. Sie wachsen gern an feuchten orten / und sonderlich in den Wäldern. Allhier in dem Muttentzer- und Münchensteiner-Wald / auch durchgehends bey den Hägen findet man sie häuffig. Es gibt auch eine mit röthlichten / aber nicht so wolriechenden blumen / Lilium convallium flore rubente, J. B. C. B. 2. Mäyenblümlein mit doppelter reihe blumen / Lilium convallium cum pulchris florum ordinibus, J. B. 3. Die grossen Mäyenblümlein / Lilium convallium Alpinum, C. B. convallium magnum, J. B. 4. Die breitblättigen Mäyenblümlein / Lilium convallium latifolium, C. B. J. B. Eigenschafft. Die Mäyenblümlein haben ein flüchtig saurlichtes Saltz mit etwas wenigs ölichtbalsamischen theilgen vermischt bey sich / und dadurch ein bitterlichte schärffe / hiemit die eigenschafft zu tröcknen / gelind zu wärmen / das Haupt und Nerven zu stärcken / den Schleim des Gehirns zu erdünnern / desselben Drüsen-verstopffungen zu eröffnen / auch eusserlich niessen zu machen. Man muß die blümlein im Mäyen gegen dem Vollmond / früh morgens / da der thau noch darauff sitzt / zum gebrauch einsamlen. Die Wurtzeln sind selten im gebrauch / machen aber doch auch niessen. Ubrigens brauchet man von dem Gewächs nichts. Gebrauch. Wider die Schmertzen des Podagrams (Podagra /) lobet Camerarius in Horto Med. p. m. 89. nachfolgendes mittel. Nim frische Mäyenblümlein / fülle damit ein sauber Geschirr / und vermache es wol / alsdenn vergrabe es in einem Ameissen-hauffen ein monat-lang / so findest du hernach ein dicken Safft / welcher sich dem Oel vergleichet / mit diesem soll man die Podagrämische Glieder ansalben. Es dienet wider die Darmgicht / oder das (Darmgicht??? und Grimmen der Kindern / anfahender Aussatz.) Grimmen der Kindern / so man ihnen das Bäuchlein warmlicht damit anschmieret. Es ist auch gut wider den anfangenden Aussatz / wenn man die aussätzigen örter damit ansalbet. (Schwaches Haupt und Hertz / schwere Geburt / fallende Sucht / Schlag / schwindel / verlohrne Sprach / Gichter / Grimmen un̅ Würm junger kinder / schwaches Hertz / Ohnmacht blödes Haupt / fallende Sucht / Schlag.) Das destillierte Mäyenblümlein-wasser auff ein oder zwey loth getruncken / stärcket das schwache Haupt und Hertz / befürdert die schwere Geburt / widerstehet der fallenden Sucht / dem Schlag und Schwindel / bringet wider die verlohrne Sprach. Den jungen Kindern / welche von den Gichten / Grimmen und Würmen geplaget / soll man bißweilen ein löffelein voll eingeben. Der Mäyenblümlein-zucker wird wie der Rosen-zucker gemacht / er stärcket das schwache Hertz / wendet die Ohnmacht / bekomt wol dem blöden Haupt / ist gut denen / so der fallenden Sucht underworffen / oder den Schlag besorgen / wenn sie nach belieben einer Muscatnuß groß darvon nehmen. Der Graffen von Hohenloh berühmtes Schlagwasser: Nim Mäyenblümlein anderthalb (Gräfflich Hohenlohisch Schlagwasser.) pfund / Lavander-blumen ein halb pfund / Lindenblust / Peonien-blust / Peonien-wurtz jedes vier loth / Osterlucey / braune Betonien-blätter jedes zwey loth / grünen Eichenmistel vier loth / Bibergeyl / gemeinen schwartzen Pfeffer jedes ein loth / Cubeben zwey loth. Zerschneide es alles klein / und zerstoß groblicht / giesse darüber guten weissen Wein / daß er ein quer hand breit darüber gehe / mache die Kanne fest zu / und laß ein gantzen Monat an der warmen Sonnen stehen und weichen / hernach destilliers mit sanffter geringer hitz / behalts in einem glaß / wol vermacht. Darvon gibt man dem / so sich des Schlags besorgt / in der (Schlag / Gichter.) Wochen fünff oder sechs löffel voll / zu unterschiedlichen mahlen morgens und abends: und für die Gichter ein oder zween löffel voll morgens nüchter über den andern tag. Herren Johann Langen / weyland Churfürstlichen Pfältzischen Archiatri, berühmtes Haupt-wasser. Nim Mäyenblümlein zwölf handvoll / darüber schütte starcken weissen Wein / daß er einer quer hand breit darüber gehe / lasse es fünff tag stehen / darnach destilliere es mit gelindem feur in Balneo Mariae oder Marien-bad / alsdenn thue darzu Zimmet sechs quintlein / Muscatnuß ein loth / langen Pfeffer zwey quintlein / Lavandelblumen zwey loth / Roßmarin-blust / Stöchas-blust jedes ein loth / Cubeben zwey quintlein / Eichen-mistel / Peonien-wurtzel / weisser gemeiner Dictam-wurtzel jedes ein (Fallende Sucht / Gichter / Schlag. schwindel kalte kranckheiten des Haupts.) loth. Dieses alles soll man groblicht zerstossen / hernach in obigem Wein eingebeitzt etliche tag stehen lassen / und es widerumb destillieren. Dieses Wasser wird hoch gerühmt wider die fallende Sucht / Gichter / den Schlag / Schwindel / und andere Kranckheiten des Haupts / so von kälte und feuchte herrühren. (Mäyenblümlein Geist mit Brantenwein / oder starcken anderen Wein. Spititus Lil. convalper Infusionem.) Auß den Mäyenblümlein läßt sich also auff zweyerley art ein Geist oder Spiritus ziehen / erstlich durch den Branntenwein / welchen man über die von dem Taw annoch nasse und zerhackte Mäyenblümlein giessen / etliche tag in einem wolvermachten glaß darüber stehen lassen / hernach durch den gläsernen helm in dem Marien-bad überziehen und destillieren kan. An statt des Branntenweins mag man auch wol ein Spanischen / Malvasier / oder guten Frontiniacker-wein [739] darüber schütten / und hernach also destillieren / da denn der Geist der Mäyenblümlein zugleich mit dem Geist solcher Weinen übersteigen / (Wäyenblümlein Brantenwein.) und zusammen / den so genannten gemeinen Mäyenblümlein-geist / außmachen wird. Etliche füllen auch nur ein glaß mit Mäyenblümlein an / giessen Branntenwein darüber / und lassens also stehen an der Sonnen ohne andere destillation / und gebrauchens das jahr über / meistens äusserlich zu vertreibung blauer Mählern / Geschwulsten und dergleichen. (Spiritus Lil. conval. per fermentationem.) Der andere und wahrere Geist wird auß denen gejohrenen oder gesäurten Mäyenblümlein gezogen / und auff folgende weise bereitet: Fülle ein gläsernen kolben mit frischen / vom Morgentaw annoch feuchten (wo möglich) Mäyenblümlein an / nach belieben kan man ein wenig Hebel oder Saurteig darzu werffen: Vermache das glaß wol / setze es in Keller bey 6. Wochen oder zwey Monat lang / damit die Blümlein durch einen innerlichen jast gleichsam zu einem Safft werden: Solchen Safft destilliere hernach in einer Sand-capellen auß dem Kolben-glaß über einen übergesetzten gläsernen Helm / so kriegstu einen übergesetzten gläsernen Helm / so kriegstu einen stattlichen Spiritum (Schlagflüß Gliederlähme / schwindel / fallende Sucht / Gicht / Miltzsucht.) oder Geist / welcher in Schlagflüssen / Glieder-lähme / Schwindel / Gichtern / der fallenden Sucht und der Miltzesucht ein fürtrefliches mittel ist. In dieser Destillation ist das erste übergehende wasser gering / und wird weggesetzt / der darauff kommende Spiritus aber wird absonderlich behalten; und wenn man ihne rectificiert / so steiget das darinnen sich findende flüchtige Saltz zu erst hinüber / und hängt sich an die Wände des glases / darauff folgt denn auch der lieblichere und gantz feine Geist / welchen man samt dem flüchtigen Saltz auffheben kan. Das wenige Oel / so zu letst in der Destillation übersteigt / ist nichts nutz. Man nimt von diesem Geist 12. biß 15. tropffen übers mahl ein; kan ihne auch außwendig gebrauchen. Wenn man diesen fermentierten Geist ein (Mäyenblümlein-Essentz mit eigenem Spiritu außgezogë.) anderes jahr über frische Mäyenblümlein gießt / und viel tag in wolvermachtem glaß in warmem sand stehen läßt / so bekomt man die Essentz von Mäyenblümlein über / welche / auff 10. biß 12. tropffen offt mit Betonien-wasser eingenommen / in allen oberzehlten Kranckheiten annoch bessere Würckung als der pure Geist allein / thun kan. (Ambern-Essentz.) Eben dieser fermentierte Geist über die wolriechende Ambra gegossen / gibt durch die gelinde wärme des sands in etlichen tagen (Schwachheit / ohnmacht. Schlagfluß / gicht.) eine sehr köstliche Haupt- und Hertzstärckende / auch die Lebens-geister auffweckende Essentz / deren man sich in allerhand Schwachheiten / Ohnmachten / Schlagflüssen und Gichtern nutzlich / so wol außwendig über dem Scheitel / Genick / Schläffen und unter der Nasen / als auch innerlich tropffen-weiß in den Krafft-wassern / gebrauchen (Schwache Ehmänner verlohrene Srach) kan. Die schwachen Ehemänner können diese Essentz eben auch sehr nutzlich gebrauchen / umb dadurch zu ehelichen Pflichten desto geschickter zu werden. Wenn einer die Red verlohren / wird dieselbe wider zuwegen gebracht / so man etliche tropffen dieser Essentz mit ein wenig Honig offt auff (Sauseu und läute??? der Ohren verlohren Gehör / schlechte Gedäch???nuß.) die Zunge trieffen läßt. Wenn man etliche tropffen davon mit Baumwollen in das Ohr schiebt / vertreibt es das sausen / brausen und läuten desselben / von Flüssen herrührend / und bringt das verlohrene Gehör wider. Die jenigen / so mit schlechter Gedächtnuß behafftet / befinden sich bey dem gebrauch dieser Essentz auch wol / auff 10. biß 12. tropffen öffters eingenommen. Man pflegt auch zuweilen guten Weineßig über die Mäyenblümlein zu giessen / und darüber stehen lassen / hernach aber sich solchen Eßigs zu bedienen zu äusserlichen Uberschlägen über die Stirn / und die Pulß in hitzigen Haupt-schmertzen und Fiebern. Ein köstlich Schnupff-pulver / welches (Schnupff???pulver.) zugleich ein wenig niessen machet / und das Hirn wol reiniget / kan auff folgende weise bereitet werden: Nim Florentinische Veielwurtz / Virginischen Tabac jedes 4. loth / Zucker 3. loth / Majoran / rothe Rosen / Lavendel-blust / Roßmarin-blust jed. 1. loth / Mäyenblümlein ein halb loth / Paradießholtz / Rosen-holtz / Benzoin jedes anderthalb quintlein / Bisam und Ambra jedes 5. gran: Mische und stosse alles unter einander zu einem groblichten Pulver / von welchem man morgens / auch abends / wenn der Magen nüchter ist / schnupffen kan. CAPUT XXXIII. Weisser Andorn. Marrubium album. Namen. WEisser Andorn oder Lungen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Prasium, Marrubium album, Marrubium candidum, Italiänisch / Marobio, Marobbio, Frantzösisch / Marrube, Marrubin. Spanisch / Marrubio, Marruvio. Englisch / [740] Horchound. Dänisch / Rubicke / Maru / Marube / Huid rubicke / Marck-rubicke. Niderländisch / Malroue / Malrueuie / wit Andoren. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine weisse Andorn / Marrubium album vulagare, C. B. album, J. B. ist eine Staud / elenbogens hoch / rauch / grauweiß / mit gevierten und rauchen Gerten / daran stehen dicke rundlichte / zerkerbte / rauche / geruntzelte blätter / von farben grauweiß / sie riechen wol / und schmäcken bitter. Die Blumen sind weiß / stehen in stachlichten häußlein rings umb den stengel wie ein wirbel / ein gesätz über dem andern. Nach abfallung der Blumen findet man schwartzen / runden und rauchen Samen. Die wurtzel ist hart und in viel zaseln zertheilt. Er wächßt gern auff ungebawten orten / neben den Mauren / Zäunen und alten Hoffstätten. Blühet im Brach- und Hewmonat / alsden̅ er zu mancherley Nutzbarkeit eingesamlet wird. Man findet ihne überflüssig im Oberen-Elsaß / bey Ensisheim / Colmar / Horburg und andern orten: wird bey uns in den Gärten gepflantzet. 2. Der Oesterreichische weisse Andorn / Marrubium alterum Pannonicum, Clus. bringt auß seiner wurtzel viereckichte / starcke und glaichichte stengel herfür / so bißweilen elen hoch wachsen / und in viel nedenzweig getheilet werden. Bey jedem gläich stehen zwey blätter gegen einander über / die sind zwey zoll lang / ein zoll breit / und an dem umbkreiß gekerfft / sie vergleichen sich den vorigen / werden jedoch schmäler und nicht also rund / gantz graw / an dem geruch nicht unlieblich / an geschmack aber bitter und scharf. Die Blumen sind den vorgemelten ähnlich / kommen auß weichen weissen kelchlein herfür / und umbringen den oberen stengel sam̅t den nebenzweiglein wie ein wirbel. Alle Jahr bringet die wurtzel viel newe nebenschoß herfür. Er ist umb Wien so gemein / daß er an dem rand der Weinbergen und Ackeren / wie auch auff den trockenen graßichten Felderen häuffig gefunden / zugleich in den gruben der Statt Wien / in welchen sich kein wasser, auffhält / angetroffen wird. 3. Der Candische weisse Andorn / Marrubium album angustifolium peregrinum, C. B. Creticum, Ger. album angustiore folio, J. B. hat ein runden dünnen stengel / so mit etlichen nebenzincklein begabet ist / die mit einer zarten wollen überzogen sind. Die blätter werden länger / schmäler und ein wenig gekerfft. Er trägt kleinere Blumen als der gemeine / so jedoch einen lieblicheren Geruch von sich geben. Man bringet ihne viel auß Candien nach Venedig / von darauß er weiters versendet wird. Mehr andere Geschlechte werden von anderen beschrieben. Eigenschafft. Der gemeine weisse Andorn / dessen blätter allein im gebrauch sind / und zu end des Brachmonatz sollen gesamlet werden / hat ein gelind / flüchtiges / scharfflichtes / mit groben / ölichten theilgen vermischtes saltz / und hiemit die Eigenschafft zu eröffnen / zu zertheilen / zu säuberen / zu dünneren / ver stopffungen der Lungen / Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / die Monatliche Weiber- reinigung zu beförderen / zu erwärmen / und zu tröcknen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber und Miltz / Koder umb die Brust / versteckte monatliche reinigung der weiber Gelbsucht / schwacher magen / abnehmen des Leibs / unlust zur speiß / Würm.) Ein handvoll des weissen Andorns in einer halben maß weissen Weins und frisches Brunnwassers gesotten / alsdenn durch ein reines tuch gesiechtel / mit gutem Zucker lieblich gemacht / und davon nach belieben getruncken / eröffnet die verstopffung der Leber und des Miltzes / reiniget die Brust vom Koder / treibet die versteckte monatliche Reinigung der Weiber / tödet die Würm im. Leib. Ist dienlich wider die Gelbsucht und verzehrung des Leibs / stärcket den schwachen Magen und bringet den Lust zur speiß wider. Welche aber einige versehrung in den Nieren oder Blasen haben / die sollen des weissen Andorns sich enthalten. (Zäher Schleim und Koder auff der Brust und Lungen / Husten / blutspeyen verstopffte Leber und Miltz / schwere kindsweh. Husten / alte gebresten der Brust un̅ Lungen / Engbrüstigkeit / Lungenkranckheiten alter Leuthen.) Das destillierte weisse Andorn-wasser / erweichet den zähen schleim und Koder auf der Brust und Lungen / vertreibt den Husten / stillet das blutspeyen / eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / so man dessen bißweilen ein paar loth trincket. Man soll auch so viel den Weibern geben / so in schweren Kindsnöthen ligen / denn es erleichteret die Geburt. Der in den Apothecken zubereitete Syrup von weissem Andorn dienet fürnemblich für den Husten / und langwirige veraltete Gebresten der Brust und Lungen / denn er erweicht gar wol den zähen schleim / und befürderet ihne zum außwurff: ist ein nutzliche Artzney alten Leuthen / so keuchen / oder schwerlich athmen / und andere Gebrechen der Lungen haben: man kan davon nach belieben ein löffel voll nehmen. CAPUT XXXIV. Schwatzer Andorn. Marrubiastrum. Name. DEr schwartze Andorn heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Prasium foetidum, Marrubiastrum, Ballote, Marrubium nigrum. Italiänisch / Marrobiastro, Marrobio bastardo, Marrobio negro. Frantzösisch / Marrubin noir, Marrubin puant. Spanisch / Marrubio negro. Englisch / Stynking horchound. Niderländisch / Schwarte Andorn / Schwarte Malrut. Gestalt. Der schwartze Andorn hat viereckichte schwartze und rauche stengel. Mit den blätern vergleicht er sich dem weissen Andorn / sind doch grösser / mehr zerkerbt / ein wenig rund / darzu haarig / schwartz / underschiedlich von einander gesetzt / und eines unangenehmen stinckenden geruchs. Die purpurbraune blumen stehen umb den stengel rings herumb wie rädlein. Nach der blüht findet man schwartzen / langen und dreyeckichten samen / je zwey oder drey sämlein in einem
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Schwartzer Andorn. Marrubiastrum. stachlichten häußlein nicht grösser als der Agley-samen. Er wächßt gern bey den wegen / alten Gebäuen / Zäunen / Kirchhöfen und andern ungebauten orten. Es gibt noch einen schwartzen Andorn / runden / so denn einen mit langen schmäleren blättern / Marrubium nigrum rotundifolium & longifolium, C. B. mehr anderer zu geschweigen. Eigenschafft. Der schwartze Andorn hat ein grobes und fixes / mit unreinen ölichten theilgen vermischtes saltz / und daher schlechte tugenden in der Artzney. Gebrauch. (Grindige außgebrochene köpff) Der schwartze Andorn wird wegen seines starcken geruchs nicht inwendig gebraucht. Die Lauge darinn schwartzer Andorn gesotten / ist nutzlich den grindigen und außgebrochenen köpffen / darmit gewaschen. CAPUT XXXV. Wellissen. Melissa. Namen. MElissen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Melissa, Apiastrum, Citrago, Melissa hortensis, Melissophyllum. Italiänish / Melissa. Frantzösisch / Melisse. Spanisch / Torongil, Yerva abejera, Cidrera. Englisch / Bawme. Dänisch / Hiertens fryd. Niderländisch / Melisse / Melissenkruyd. In Teutscher Sprach nen̅et man sie auch Frawen- oder Mutterkraut / Bienenkraut / Imenblat / Biensauge und Honigblum. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht die Garten-Melissen Garren-Melissen. Melissa hortensis. / Melissa hortensis, C. B. vulgaris odore citri, J. B. Citrago, Gesn. hat ein zinckichte / runde holtzichte / mit vielen weissen faseln tioff in die Erden tringende wurtzel. Siegewint viel viereckichte stengel / so elenhoch und zu zeiten höher werden. Die blätter vergleichen sich dem schwatzen Andorn / sind jedoch grösser / länger und nicht so haarig. Sie bringt im Hewmonat bleich- gelbe Blumen umb die stengel in kleinen hülsen; der same ist kleiner als der Agley-same. Man pflantzet sie in die Gärten fast überrau in Italien / allda sie auch auff den Bergen gefunden wird / gibt dieses kraut ein Citronen-geruch von sich / aber in Teu schland riecht es von anfang schier wie die Wantzen / je mehr man aber daran riecht / je annemlicher der geruch wird. Ist den Bienen ein anmütig kraut / denn sie den Honig-saft darauß saugen / dahero es auch seinen Griechischen und Lateinischen Namen bekom̅en hat. Bey Augspurg findet man ein wohlriechende art der Garten-Melissen / auß welcher man allda ein Zucker-latwerg wider den Schwindel machet. Joh. Bauhinus berichtet Tom. 3. Histor. Plantar. Universal. lib. 28. cap. 12. daß diese Melissen auch zwischen Waldenburg Baßler-gebtets und Ballstatt / gefunden werde. 2. Die Syrische Melissen / Melissa Syriaca laevis, Melifla Moluccana odorata, C. B. Molucca, J. B. wächßt zwey oder drey elen hoch / hat ein weisse holtz- und zaßlichte wurtzel / auß welcher runde / dicke / gestreiffte und hohle stengel herfür kommen / deren je zween gegen einander gesetzet sind / an welchen die blätter hangen / so rings umbher zerkerfft werden. Neben den stielen der blätteren stehen umb die stengel / schr kleine dörnlein / [742] welche von sechs oder sieben weissen glöcklein gleich einem trächterlein bedecket sind / so anzusehen wie ein häutlein / es ist jedoch etwas steiff / und oben herumb mit abschewlichen dörnen besetzt. Mitten auß den glöcklein erscheinet ein purpurfarbige oder weisse Blum wie an der todten Nesseln / welcher ein weisser / eckichter und spitzer same nachfolget / sie gibt ein lieblichen geruch von sich. Man findet deren noch ein art / welche rauchere stengel bringet / auch sind die glöcklein nicht also weiß / sonder etwas braunlicht und enger / mit schärfferen längeren und härteren dörnen umbringt. Sie gibt einen unlieblichen geruch von sich. Molucca asperior foetida, J. B. Melissa Moluccana foetida, C. B. Man findet beyde in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten. Türckische Welissen. Melissa Moldavica s. Turcica. (??? Blaue Blum.) (??? Weisse Blum.) 3. Die Türckische Melissen / Melissa Moldavica s. Turcica floribus coeruleis & albis, Melissa peregrina folio oblongo, C. B. Turcica multis dicta, J. B. Pseudo-Melissa, Rivin. bringet vie???eckichte röthlichte und ästige stengel herfür / so zwey elen hoch wachsen. Die blätter vergleichen sich mit den Brenn-nesseln / sind jedoch kleiner. Die Blumen erscheinen auff den gipfflen der stengeln / werden blaw oder weiß / und machen zwischen de blättern gleichsam einen zirckel. Die wurtzel ist zaßlicht / und der same länglicht und schwartz / sie gibt ein Eitronen-geruch von sich. Man hat sie erstlich auß der Moldau zu uns gebracht / alda sie von sich selbsten wächßt / wird nunmehr auch in Italien un̅ Teulschland in die Gärten gepflantzet. Mit blauen und weissen Blumen kommet sie in vorgemeltem Lustgarten hersür. 4. Die wilde haarige wenig riechende Melissen / Melissen / Melissa sylvestris hirsutior, minus odorate, Raj. wächßt bey Livorno, in Italien. 5. Die Sicilianische staudichte Melissen mit offenen weiten kelchlein / und einem starcken geruch / Melissa fruticosa Sicula, calice amplo, patulo, Raj. wächßt umb Messina in Sicilien. Eigenschafft. Es ist die Melissen eines der herrlichsten Kräuteren / so da voll des reinesten / lieblichsten / flüchtigen / ölicht-Aromatischen Saltz-geistes ist / und hierdurch stattliche Eigenschafften hat wol zu erwärmen und zu tröcknen / das Haupt / Hertz / Magen und Mutter zu stärcken / die Lebens-geister zu erwecken und auffzumunteren; schmertzen zu stillen / flüsse zu tröcknen / den zähen schleim aller orten zu erdünneren / und zu vertheilen / verstopffuugen des Miltzes und der Mutter zu eröffnen / wind und bläste zu stillen / die monatliche Weiber-reinigung zu beförderen / und das gantze unreine Geblüt zu verbesseren. Man muß sie samlen im Brach- und Heumonat / wenn der Mond im Stier oder Löwen gehet. Man gebraucht allein die Blätter. Gebrauch. Auß der Melissen werden underschiedliche (Der Melissen???geisß) herrliche Artzneyen zubereitet / als da sind der Spiritus oder Geist / welcher entweder durch die infusion mit Brantenwein / da man die frische Melissen etliche tag in Brantenwein Per infusionem. einbeitzt / hernach so fort destillieret; (Per infusionem) oder durch die fermentation bereitet / da man nemblich eine quantitet zerschnittener Melissen in ein Kolbenglaß setzet / ein wenig saurteig darzu wirfft / das Glaß wol vermacht / doch wo möglich / daß man an einem ort ein kleines löchlein offen läßt / welches man (Per ferme̅tationem.) mit einem zäpflein stopffen und nach belieben auffmachen kan; demnach solch Glaß in Keller in Aschen oder Pferdmist setzet / und also 56. oder mehr wochen stehen läßt / biß das Kraut wol under einander gejohren und gesäuret hat: damit aber das Kolbenglaß in währendem jasten nicht zerspringe / welches mir denn etlich mahl begegnet / so kan man täglich ein oder zweymahl das zäpfflein auß obgedachtem löchlein ziehen / hiemit nur einen augenblick lufft lassen / so wird alle gefahr des verspringens vorbey gehen. Wenn denn das kraut solcher gestalten außgejohren / so thut man das Kolbenglaß auff / setzt fluchs ein Helm darüber / stellet ihn in die Sand-capellen / setzt einen recipienten vor / und destilliert also den Spiritum, oder den über alle massen lieblich riechenden / und durchtringenden Geist herauß / welchen man demnach beliebig rectificiren kan. Dieser Geist auff ein paar tropffen mit Wein / oder einem destillierten Wasser (ohnmach??? Mutterweh / Her???tzensban: gigkeit / winde / schlagflüß??? lahme glider.) öffters eingenommen / hat treffliche Tugenden die undergetruckten Lebens-geister wider auff zurichten / Ohnmachten / Mutterwehe / und allerhand andere Schwachheiten und Hertzens-bangigkeiten zu vertreiben / Wind und Bläste zu vertheilen / Schlagflüsse zu verwehren / und abzutreiben / die er arlahmten Glieder wider zu recht zu bringen / die Mo [743] natliche(Verlohrne monatblum / saurunrein geblüt.) Weiber-reinigung wider zu bringen / und das unreine / dicke / saure Geblüt / zu versüssen und zu reinigen. Wenn man sonsten Branntenwein / oder den eigenen Melissen-geist über die frisch zerhackte Melissen schüttet / und über acht oder (Melissen Essentz.) mehr tag in warmem sande wol vermacht stehen / hernach filtriert / oder durch grobes tuch lauffen läßt / oder allein den gefärbten Branntenwein abschüttet / so hat man die Melissen-Essentz / welche in allen oberzehlten kranckheiten dienstlich ist / 15. biß 20. tropffen offt davon gebraucht. (Die wahre Essentz auß Melissen nach Paracelso.) Paracelsus hat das Erste und Beste Wesen / welche gleiche oder bessere Würckungen als die vorigen hat / auß diesem Kraut / wie auch auß dem Schellkraut auff folgende weise gezogen. Man samlet das Kraut kurtz vor der Sonnen auffgang / da der Thau noch darauff ligt / nimt dessen so viel man genug hat / stosset es in einem marmorsteinernen Mörsel / so viel möglich / zu einer gantz reinen Massa, thut solches hernach in ein grosses Phiol-glaß mit einem langen halse / schließt dieses hierauff mit dem Hermetischen Siegel wol zu / und digerirt also die Massam einen gantzen Philosophischen Monat / das ist 40. tag lang / also daß die Phiol mit Sege-spänen / oder klein geschnittenem Stroh / oder Heckerling wol umbgeben / und also in Pferdmist gesetzet seye. Wenn bemeldte zeit verflossen / muß man das Gefässe auff / und die materi / so zu einem Liquore oder Wasser worden / herauß thun / dieselbe außpressen / und das reine vom unreinen / in der digestion im Marien-bad bey einer gelinden wärme absondern / damit die gröbsten theile sich zu boden setzen / hernach gießt man den Liquorem durch neigung auff die seite ab / oder / welches besser ist / so filtriert man solchen überzwerch durch Baumwollen in einem gläsernen trichter. Diesen also purificierten Liquorem muß man in eine Phiol thun / umb das Sal fixum, so man auß der außgepreßten Massa des Krauts / oder auß dem getrockneten Kraut selbsten außgezogen hat / damit zu vereinigen / welches seine tugenden daurhaffter machet. (Kalte Gebresten des Haupts / Hertzens / Magens / und der Mutter / Mutterweh / schlag fallende Sucht / schwindel / krafftlose Kindbetterinnen die sich nicht gnug reinigen.) Die Melissen ist dienlich zu den kalten Gebresten des Haupts / Hertzens / Magens und der Mutter. So die Weiber nur an dieses Kraut riechen / stillet es das Mutterweh. Sie wird nutzlich gebraucht zu dem Schlag / der fallenden Sucht und dem Schwindel / so man ein handvoll Melissen in ein maß weissen Wein legt / und darab trincket. Es pflegen an etlichen orten die Weiber küchlein von Melissen zu bachen für die Kindbetterinnen / welche krafftloß sind / und sich nicht genug reinigen / sie nehmen die zarten jungen schößlein / zerstossen sie / und bachen sie mit Eyern und Zucker. So man in trüben und abgefallenen (Trüber abgefallener Wein.) Wein ein büschelein Melissen hencket / wird er widerumb lauter davon. Melissen und Chamillen-blumen in ein leinen (Unrühige Mutter.) säcklein gethan / in Wein gesotten / zwischen zweyen tellern außgetruckt / und warm über die unrühige Mutter gelegt / stillet dieselbige. D. Simon Pauli erzehlet in Quadripart. Bot. (Versteckte monatliche reinigung.) class. III. p. m. 393. er habe etliche Weiber gekennt / welche ihre monatliche Reinigung befürderet / wenn sie frische Melissen nur in die strümpff gelegt / und darauff gegangen sind. (Das haar bey seiner farb zu behalten.) Melissen in der Laugen gebeitzt / und damit gezwagen / behält das haar bey seiner farbe / daß es nicht so bald grau wird. So man die Bienen- stock mit diesem Kraut reibt / sliegen die Bienen nicht hinweg. (Kaltes schwaches Haupt / schwinbel / Schlag / ohnmachten / grimmen / erkaltete mutter melancholey. Bärmutter / starckes Leibweh von kalie / schwache gedächt???ß Melancholey / schwaches Hertz / Bauchgrimmen / erkaltetes Haupt / Magen un̅ Mutter.) Das destillierte Melissen-wasser stärcket das kalte schwache Haupt / dienet wider den Schwindel und Schlag / wehret den Ohnmachten / stillet das Grimmen / und ist nützlich der erkalteten Mutter / so man offt ein paar löffel voll darvon nimt. Ja es dienet auch wider die Melancholey. Das destillierte Wasser von Melissen / nach dem dieselbe zuvor etliche nächt in weissem Wein gebeitzt worden / ist insonderheit dienlich wider die Bärmutte??? und starckes Leib-grimmen von kälte / zwey oder drey löffel voll davon genommen / dienet auch zu stärckung der schwachen Gedächtnuß. Die Conserva Melissae, oder der Melissenzucker / ist den melancholischen Leuthen dienlich / vertreibt schwermüthige Gedancken / stärcket das schwache Hertz / stillet das Bauchgrimmen / ist gut dem erkalteten Haupt / Magen und Mutter / so man nach belieden davon einer Muscatnuß groß nimt. Er wird wie der Rosen-zucker gemacht / davon an seinem ort. Ein trefflich mittel wider die Melancholey (Schwermuth.) oder Schwermuth. Nim Melissen-zucker zwey loth / Buretsch- und Ochsenzungenblümlein-zucker jedes ein loth / Alkermes- Latwerg ohne Bisam ein halb loth. Stosse es mit Granaten-syrup in einem sauberen Mörsel durch einander / davon kan man nach belieben einer Muscatnuß groß nehmen. CAPUT XXXVI. Kiechender Andorn. Stachys. Namen. KIechender Andorn heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Stachys, Marrubium agreste. Italiänisch / Stachi, Salvia montana. Frantzösisch / Sauge molle. Englisch / Base Horehound. Geschlecht und Gestalt. 1. Der Teutsche grosse Feld-Andorn / Stachys major Germanica, C. B. Stachys Funchsii, J. B. hat ein zaßlichte Wurtzel / die fast fingers-dick wird. Seine wolriechende blätter vergleichen sich dem gemeinen Andorn / allein sind sie länger und gantz wollicht. Erbekomt einen viereckichten / rauchen und wollichten stengel / auß dessen gewerben gemeiniglich purpurfarbe / selten aber weisse blumen herfür kommen / so gleichsam als ein ähre oben auß stehen. Der same ist rund wie der Cappes-same und schwartzlicht / das gantze Kraut riecht starck. 2. Der Italiänische kleine Feld-Andorn / Stachys minor Italica, C. B. bringt einen viereckichten stengel herfür. Die blätter sind weiß / wollicht / und wie die grosse Salbey
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Teutscher grosser Feld-Andorn. Stachys major Germanica. Italiänischer Feld-Andorn. Stachys minor Italica. gestaltet / an de farb aber kommen sie mit dem Wundkraut überein. Er trägt purpurfarbe blumen / der runde samen ist in seinem hülßlein eingeschlossen. 3. Der Candische Feld-Andorn / Stachys Cretica, C. B. bringet auß seiner holtzichten Wurtzel viereckichte und elen-hohe stengel herfür / so mit einer weissen Schälwollen bekleidet werden. Die blätter sind aschenfarb / lind / haarig und ablang; welche bey der wurtzel herfür kommen / die wachsen mit ihrem ablangen stiel höher als ein spannen / an der breite aber erreichen sie nicht gar ein zoll / sie sind schier ohn geruch / oder geben doch einen lieblichern geruch von sich als andere / hingegen die jenige / so under den blumen sich erzeigen / und den stengel umbgeben / wachsen kurtz / schmal / und ohne stiel / bey jedem Gläich stehen zwey blätter gegen einander über. Die blumen erscheinen purpurfarb / und umbringen den stengel. Der Same ist rund und schwartz. Er wächßt in Candien / allda auch bey dem Dorff Lasda eine dornichte Art dieses Krauts angetroffen wird / Stachys spinosa Cretica, C. B. Sideritis spinosa, J. B. 3. Der riechende Berg-Andorn / Pseudoftachys Alpina, C. B. Salvia alpina Tab. hat ein röthlichte / und in dicke lange zaseln zertheilte wurtzel / auß welcher viel haarige und an dem umbkreiß zerkerbte blätter herfür kommen / die sind den Scharlach-blättern gleich / aber kleiner / drey zoll breit / und vier zoll lang / mit weiß-wollichten langen stielen begabet / und geben einen starcken geruch von sich; zwischen den blättern erheben sich viereckichte / roth und haarichte stengel / die anderthalb elen hoch / und mit Gläichen underschieden sind / welche mit rauchen und runtzlichten blättern / so länger als die vorigen / umbgeben werden: bey deren anfang offt zu beyden seiten / ein halb oder gantz spannen-langes ästlein herauß gehet: rings herumb bey den oberen glaichen wachsen auß rauchlichten schläuchlein roth-weisse blumen / in welchen ein runder samen behalten wird. Vorgemelter Herr hat auff den höchsten gipffeln des Solothurnischen Bergs Wasserfall / in dem Hewmonat dieses Kraut öffters blühend gesehen / welcher es auch auß Hn. Friederich Mevers Garten / under dem Namen des Andorns / von Straßburg empfangen: Es ware aber höher als zwey elen / und hatte grössere blätter / welche keinen starcken geruch von sich gaben / so zweiffels ohn der pflantzung zuzuschreiben ist. 4. Der stinckende Wasser-Andorn / Stachys palustris foetida, C. B. Galeopsis angustifolia foetida, J. L. hat eine knodichte kriechende wurtzel; röthlichte / viereckichte / haarige / rauche / hole / biß zwey elen hoch auffsteigende stengel / bey dessen gläichen allwegen zwey gegen einander stehende / lange / schmale / zugespitzte / weich-haarige / an dem umbkreiß zerkerffte / biteer-schmäckende und scharffriechende blätter erscheinen. Die blumen stehen ähre-weiß / purpurfarb / mit einem gescheckten lefftzen-blatt; darauff folgen in dem fünffach eingeschnittenen kelchlein des blümleins / vier schwartze / gläntzende samen-kernlein. Wächßt hin und wider an den bächlein und wassern / sonderlich umb Baselbey Michelfelden / und in den feuchten Aeckern bey Dornach. Dabeneben hat es annoch ein Pyreneischen Andorn / Stachys Pyreneica, Hort. Reg. Paris. Item / ein Feld-Andorn mit graulichten Betonien-blättern / Stachys Betonicae folio subincano, Hermann. Catal. Hort. Lugd. Bat. [745] Item ein Berg-Andorn mit Betonien-blättern / Stachys Alpina foliis Betonicae, Dodart. Mem. Eigenschafft und Gebrauch Der riechende Andorn hat gleiche Natur wie der weisse Andorn: die übrigen aber sind schlechter an tugend / und werden deßhalben zur Artzney nicht aebraucht. Es sollen sich aber schwangere Weiber vor diesem Kraut hüten. CAPUT XXXVII. Hirschzung. Scolopendria. Namen. HIrschzung heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Phyllitis, Scolopendria vulgaris, Lingua cervina officinarum, Scolopendrium. Italiänisch / Lengua cervina. Frantzösisch / Lengue du cerf. Spanisch / Lengua cervina, Lengua de ciervo. Englisch / Harts tongue. Dänisch / Hiortetung / Milturt. Niderländisch / Hertstonge. Gestalt. Die gemeine Hirschzung hat eine schwartze / haarichte und zusammen gedrungene wurtzel. Die blätter sind lang / etliche steiff auffgereckt / etliche einer Zung oder Miltz nicht ungleich / grün / vornen glatt / aber an dem Rucken erhaben / weil durch ein jedes blatt ein rundes / braunes / haarichtes ripplein gehet / darneben auff beyden seiten viel braun-gelbe lange Zwerch-striche / als kleine würmlein. Sie bringt weder Stengel / Blumen noch Samen / jedoch hat man durch die Vergrösserungs-gläser die Samen-gefäßlein in unzahlbarer menge gantz klar und deutlich in denen gelblichten Zwerchstrichen wargenommen. Wächßt in schattichten Bergen und steinichten Thälern / auch bey etlichen Brunnen und feuchten Mauren / insonderheit umb Glarus und Baden im Ergäw / allhier findet man sie auff dem Muttentzer-berg. Sie ändert sich mit den blättern / denn etliche sind breit / die anderen schmal / offt werden sie bey den Brünnen sehr klein gesehen. Wird nunmehr in den Gärten gepflantzet. Eigenschafft. Die Hirschzung ist kalter und trockner Natur; hat viel irrdische / mit alkalischem Saltz vermischte theilgen / und daher die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / das scharffe scharbockische geblüt zu versüssen / die Verstopffungen des Miltzes zu eröffnen. Gebrauch. Die Hirschzung über Nacht in Wein gelegt (Miltzsucht.) / und am Tag darvon getruncken / ist gut den Miltzsüchtigen. Auß den blättern der Hirschzungen wird (Miltzkranckheiten.) ein Zucker zubereitet / wie auß den Rosen. Er ist den Miltzsüchtigen sehr gut / so sie bißweilen einer Muscatnuß groß davon nehmen. Es wird auch ein sehr nutzlicher Kräuterwein für alle Miltz-kranckheiten zur Herbstzeit mit frischem Most auß der Hirschenzungen gemacht. Nim Fenchelwurtzel sechs loth / Alantwurtzel vier loth / Cappers-wurtzel drey loth / Tamariscken-rinden acht loth / Hirschenzungen acht handvoll / Betonien / Burretsch / Cardobenedicten / Tausendgulden-kraut jedes drey handvoll / Löffelkraut / edel Leberkraut / Odermenig / Wermuth jedes zwey handvoll; zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber fäßlein / schütte darüber ein Ohmen oder dreißig maß guten weissen Mosts / laß alles wol verjäsen / und ein wochen sechs oder acht stehen / alsdenn trincke morgens nüchter und bey dem mittagsessen nach der suppen ein gläßlein voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch mit gutem alten Wein angesetzt werden. (Verstopffte Leber un̅ Miltz / Stein / schwartze Gelbsucht / schwermütigkeit / unmuth / traurigkeit Miltzsucht viertägig Fieber. Gefallen Zäpfflein / Geschwär des Rachens / versehrt zahnfleisch. Miltzsucht.) Das destillierte Hirschzung-wasser eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / befürdert den Stein und Harn / wehret der schwartzen Gelbsucht / widerstehet der Schwermüthigkeit / Unmuth und Traurigkeit / welche ohn sonderliche ursach die Melancholischen und Miltzsüchtigen pflegt zu plagen / ist auch gut für das viertägige Fieber / so man nach belieben ein paar loth darvon trincket. Es dienet auch zu dem gefallenen zäpflein / den Mund damit gegurgelt / heilet die Geschwär des Rachens / und das versehrte Zahnfleisch ???aulicht damit solche ort gewaschen. Das in den Apothecken zubereitete Hirschenzungen-saltz / auff ein halben scrupel in seinem Wasser eingenommen / ist gut wider alle Miltz-kranckheiten. Folgendes Kraut wächßt nirgend in Italien als allein zu Rom / umb St. Sixti Closter / an etlichen alten feuchten Hoffstätten / neben dem grossen Amphitheatro, von dannen hat es Aloysius Anguillarius, wie es allhier abgemahlt / Matthiolo zugeschickt. Die blätter vergleichen sich der Hirschzungen / darumb haben etliche Hemionitim Hirschzungen gedeutet / aber unrecht. Denn obwol Hemionitis mit der gemeinen Hirschzungen an der gestalt viel zuträgt / so sind
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Vermeinte Hirschzungen. Hemionitis Dioscoridis. doch seine blätter kürtzer / unden an dem stiel breit und außgeschnitten / oben außgespitzt wie ein pfeil / auff dem rucken zu beyden seiten mit gelben erhebten strichlein gemahlt / mitten zwischen diesen strichlein gehet ein dick ripp wie in der Hirschzungen / hat sehr viel dünne würtzelein. Ist am geschmack zusammenziehend und ein wenig bitter. Ein kleinere art findet man in Engelland an schattichten orten. Ich halte es hierin mit dem berühmten Joh. Rajo, welcher diese Hemionitidem nur für einen lusum Naturae, und also für die wahre Hirschzung / welche zuweilen nach unterscheid der orten / ihre figur umb was wenigs ändert / wie solches etwan auch in andern Kräutern ebener massen zu geschehen pflegt.

CAPUT XXXVIII.
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Klee. Trifolium. Namen. KLee heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Trifolium. Italiänisch / Trifoglio. Frantzösisch / Trefle. Spanisch / Trebol. Englisch / Trifoile. Dänisch / Troeblad. Niderländisch / Klaver / Klaverbladt. Hartzklee heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Trifolium asphaltites, Trifolium bituminosum. Italiänisch / Trifoglio bituminoso. Englisch / Trifoile. Niderländisch / Groote klaver. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Hartzklee / Trifolium Asphaltites s. Bituminosum odoratum, C. B. Trifol Hartzklee. Trifolium asphaltites. Bitumen redolens, C. B. ehe denn er in die stengel tritt / gewinnet bald an der wurtzel bintzichte stiel / und an jedem stiel drey rundierte blättlein / die haben erstlich einen geruch wie Rauten / darnach so sie vollkommener werden / ist der geruch wie Hartz / und so man sie zwischen den Fingern zerreibt / geben sie einen klebigen Hartz-safft. We???er bringet er zarte schwartze Bintzen-rüthlein / daran wachsen lange spitzige blätter / mit kleinen tüpfflein besprenget. Die Blum erscheinet purpur-braun oben an dem gipffel. Er bringet samen wie der wilde Saffran / jedoch kleiner / die wurtzel ist lang / dünn und tieff. Wächßt auff den Büheln / Feldern und ungebawten orten. Man findet ihn viel umb Luca / und im gantzen Tuscanien / in Apulien / und in der Insel Ilva / da er häuffig wächßt / aber bey uns Teutschen wird er allein in den Gärten gepflantzet. Die underen blätter / ehe der Hartzklee seinen stengel herfür bringet / werden rund / so er aber in stengel trittet / sind sie spitzig. Auß dem Italiänischen Samen / wenn man ihne in Teutschland dem Erdreich vertrauet / wächßt er mit seinem Hartz-geruch / und bringet zugleich auch samen / so er aber widerum gesäet wird / kom̅et er ohne geruch und geschmack herfür / wie denn er in dem Fürstl. Eystettischen Garten mit und ohne geruch angetroffen wird. Eigenschafft. Der Hartzklee hat dicke / ölichte / mit saurlich???m gelindem saltz vermischte theile / darumb er erwärmet und tröcknet wie das Hartz / deme es sich an dem Geruch vergleicht. Gebrauch. Von dem Hartzklee schreibet Dioscorides [747] lib. 3. cap. 23. Etliche berichten / wenn jemand / der von Schlangen gebissen worden ist / die Wunden mit der brühe / darinnen die wurtzel un̅ die blätter dieses krauts gesotten sind / bähe / so soll ihm der schmertzen darvon vergehen. Wenn sich aber ein anderer / der sonst ein Geschwär hat / bähen wurde mit derselbigen brühen / damit ein solcher ist geheilet worden / so bekomme er allerdingen einen Schmertzen / als wäre er auch von den Schlangen oder gifftigen Thieren gebissen. Etliche geben dieser Klee-blätter drey / oder so viel seines Samens in Wein zu trincken / (Drey- und viertägige Fieber.) wider das dreytägige Fieber / in den viertägigen aber vier / damit sie die Umbgänge der Fieber vertreiben. Ob nun solches in der warheit gegründet / wird die erfahrung mit sich bringen. 2. Der Americanische Klee / Trifolium Americanum, C. B. J. B. überkomt eine wurtzel / die ist in viel faseln zertheilt / so unden an der wurtzel hangen. Er bringet runde stengel mit vielen nebenzweiglein / welche sich auff die seiten lencken / und mit dreyen grün-schwartzen rundlichten blätteren neben ihren stielen besetzt / auch einen Hartz-geruch von sich geben. Auff den gipffeln der stengeln erscheinen weißlichte geährte blümlein. Der same ist rundlicht und ein wenig breit. Er ist erstlich auß America in Holland / und darauff in Teutschland gebracht worden / allda er im Hew- und Augstmonat in den Gärten blühet. Biberklee. Trifolium sibrinum. 3. Der Wasser- oder Biberklee / Trifolium fibrinum, Tab. palustre, C. B. Limonium, Cord. in Dios. bringt einen grünen / glatten und elen hohen stengel. Die blätter sind fett / dick / breit und glatt / eines scharffen geschmacks / je drey an einem stiel. Mitten am stengel erscheinen die weissen gestirnten blumen / denen runde Schöttlein nachfolgen / in welchen sein rother Same / eines bitteren geschmacks dem Hirs ähnlich / verschlossen ist. Die wurtzel wird in viel andere getheilet / so hin und wider fladert und allenthalben außschlägt. Man findet ihne in Teutschland / Engelland und Holland / auff sumpfichten Wiesen und wässerigen Awen. Bey uns ist er lange zeit in denen sumpffichten / wässerigen Wiesen bey Michelfelden gewachsen. Dieser Wasserklee änderet sich nach gelegenheit des orts da er wächßt / denn an einem ort wird er grösser / und bringt rundere blätter / am anderen komt er kleiner herfür / und trägt spitzigere blätter: Es blühet dieser Klee im Brach- und Heumonat / und hat also seine beste krafft in derselben zeit. Eigenschafft. Es ist der Biberklee mit vielem flüchtigem / scharffem / alkalischem saltz angefüllet / und hat dadurch die Eigenschafft / zu eröffnen / den zähen schleim zu erdünneren / zu vertheilen / durch den Schweiß oder Harn zu treiben / Magen / Miltze und Mutter zu stärcken / das Scharbockische / versaltzene / scharffe sawre Geblüt zu veränderen / und zu versüssen / den kurtzen Athem zu erleichteren / Koder von der Brust abzuführen / den Eßlust zu beförderen / und die Monatliche Weiber-reinigung zu erwecken. Die blätter werden allein gebraucht / und hat die wurtzel keine sonderliche kräfften. Gebrauch. Alle Morgen und Abend frisch Biberklee auff eine handvoll genommen / zerhackt / ein heisse Brüh darüber geschüttet / wol verdeckt stehen lassen / biß die Brüh in rechter wärme (Scharbock versaltzen Geblüt / versessener Harn / Wassersucht / Gelbsucht / Melancholey / Miltzsucht / Drey und viertägige Fieber / monatliche reinigung.) ist / hernach solche durch ein Tuch gegossen / und also getruncken / auch damit 14. tag biß 3. wochen fortgefahren / ist ein herrliche Artzney den Scharbock auß dem grund zu heilen / alles versaltzene Geblüt zu versüssen und zu reinigen / durch den Harn zu treiben / die ansetzende Wassersucht zu heilen / die Gelbsucht / Miltzesucht und Melancholey zu vertreiben / drey- und vier-tägige Fieber zu stillen / die Monatliche Weiber-reinigung zu beförderen. Der geschmack von diesem Kraut ist so unannemlich nicht / alß des Löffelkrauts. Gleiche würckung hat auch der auß diesem frischen zerhackten und zerstossenen kraut außgepreßte / und durch fließpapier getreuffte Safft / Morgens und Abends auf 3. biß 4. loth mit ein wenig Zucker eingenommen. Er dienet auch fürtrefflich denen Persohnen (Leibs abnehmen / Schwindsucht.) / welche mit Abnehmen des Leibs und der Schwindsucht behafftet / sonderlich da die Krößaderen und inwendige Trüsen verstopfft sind. Eben dieser Safft dienet auch äusserlich (Geschwär / faule schäden.) zu reinigung und säuberung aller Geschwären und faulen Schäden / und zu deroselben glücklicher und geschwinderer heilung. Oder man pflegt dieses Kraut in Meer- oder Saltz-wasser zu kochen / und damit die Scharbockischen Geschwär an den Füssen [748] fleissig warm zu waschen / indessen inwendig zugleich die Brüh von diesem Kraut / oder den Safft / oder auch das davon destillierte Wasser zu geben / so heilet sich alles gantz hüpsch un̅ schön in kurtzer zeit auß / wen̅ die Geschwär auff obige weise gewaschen / so legt man annoch frische Biberklee-blätter darüber / oder so man sie frisch nicht haben kan / pflegt man nur dürre / und in dem destillierten Biberklee-wasser eingeweichte blätter zu nehmen. In den Bierländeren kocht man die blätter allein in dem Bier / und gibt solches täglich denen Patienten zu trincken / welche mit (Scharbock) dem Scharbock behafftet sind. Zu außziehung und vertheilung der (Hauptflüß) Hauptflüssen dienen auch die gedörten / und an statt des Tabacks geschmauchten blätter dieses Krauts / welche denn viel lieblichern geruch von sich geben / als der Taback / und gantz und gar keine Trunckenheit erwecken. (Augenschmertz / Entzündung und Trieffen.) In der Augen-entzündung / Schmertzen / und fliessung der Augen ist folgendes Augenwasser trefflich gut; rühre ein stücklein Alaun in dem weissen von einem Ey so lang herumb / biß ohngefehr 20. gran davon zerlassen / mische hernach under solch Eyerklar 4. loth destilliert Biberklee-wasser; wärme solch Augen-wasser des Nachts / wenn du schlaffen gehen wilt / duncke ein vierfach leinen tüchlein darinnen / und binde es über die Augen / so wird sich die Entzündung und der Schmertzen bald verlieren. Inwendig aber kan man auch ein paar mahl von dem Bier oder Wasser trincken / darinnen Biberklee / ein wenig gesotten worden. In dem übrigen kan man alle die Artzneyen auß diesem Kraut ziehen und bereiten / wie auß dem Brunnkreß; davon oben an dem 421. und 422. und auß dem Löffelkraut / davon an dem 439. blat gehandlet worden. Zumahlen solche drey Kräuter durchauß gleiche eigenschafft und würckung haben / hiemit auß allen die Artzneyen auff gleiche weise können gezogen und zubereitet werden. 4. Der Wiesen-klee / Trifolium pratense purpureum, C. B. purpureum vulgare, J. B. Gewinnet auß seiner zasichten wurtzel / runde / bintzichte / und etwann elen-hohe stengel / mit angehängten Neben-zweiglein / deren gewerblein mit dreyfaltigen blättern bekleidet sind. An den mittelsten stengeln erscheinen schöne liecht-braune / runde und gedrungene Blumen. Gegen dem Hewmonat / wenn die Blumen verwelcken / findet man den runden Samen in seinem häußlein verschlossen / so am geschmack den Wicken ähnlich ist. Im Aprillen thun sich jährlich die zusammengelegten Klee-blätter herfür / ein jedes in drey theil zertheilet / auff seinem stengelein / wiewol nach dem bericht Herren Tragi, bißweilen vier oder fünff blättlein an einem stiel gesehen werden. Er hat auff eine zeit ein Klee mit sechs blättern gefunden / darüber er sich nicht wenig verwundert / und erachtet / daß die natur ihre heimliche verenderung in diesem gemeinen Kraut behalte / dieweilen es sich auch über den vorstehenden Ungewittern entsetze / in deme es alßdenn seine blätter untersich neigen solle / Wiesen-klee. Trifolium pratense. gleich wie an mehrern gewächsen solches wargenommen werde. So viel Tragus. Zu zeiten findet man an den blättern einen weissen oder schwartzen Flecken. Es gibt dieses Klees annoch andere Gattungen / als ein groß Wiesen-klee mit purpurfarben Blumen / Trifolium pratense purpureum majus, Raj. Ein klein Wiesen-klee mit purpur-blümlein / Trifolium pratense minus, flosculis purpureis. C. B. Ein Wiesen-klee mit weissen Büschel-blümlein / Trifolium pratense album, C. B. pratense flore albo minus, & foemina glabrum, J. B. Ein vier-blättig weisses Klee / Quadrifolium hortense album, C. B. Eigenschafft. Der gemeine Wiesenklee mit purpurfarben / oder weissen Büschel-blumen zu end des Mäy gegen dem Vollmond gesamlet / hat ein sehr miltes / gelind-flüchtiges / recht balsamisches / etwas scharfflichtes Saltz / in seinen safftigen blättern verborgen / und dadurch die Eigenschafft / nicht nur eine köstliche nahrung / sondern auch stattliche Artzney / so wol dem Viehe als dem Menschen zu geben; reiniget und versüsset daß scharffe / versaltzene / saure Geblüt / eröffnet die innerlichen verstopffungen der Leber / Nieren / Miltz- und Krößaderen / macht einen leichten Athem / ein fröliches Gemüth / und guten Eßlust / mehret den Säugenden die Milch / vertreibt den Scharbock / und heilet Wunden und Schäden. Gebrauch. Wer obige würckung vonnöthen hat / der kan auff die angeregte zeit solch Kraut samlen lassen / und entweder den außgetruckten Safft / oder die davon gesottene Brüh / oder daß davon doppelt oder dreyfach destillierte wasser / auff 6. und mehr loth täglich ein paar mahl trincken.
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Spitz-klee. Trifolium pratense acutum. 5. Der Spitz-klee / Trifolium pratense album, à Fuchsio depictum, sive mas, J. B. Trifolium pratense acutum. Vergleicht sich dem Wiesen-klee / allein sind die stengel rauch und haarig / er hat auch längere / haarige / spitzige blätter / und bringt weisse Blumen herfür. 6. Der Feld-klee / Trifolium pratense luteum capitulo Lupuli, C. B. pratense luteum foemina flore pulchriore, sive lupulino, J. B. Uberkomt ein fasichte wurtzel / und bintzichten stengel / welche mit runden / und bißweilen länglichten / aderichten blättern besetzt werden. Er trägt gelbe Blumen und runde köpflein. Blühet den Sommer über. Man findet ihne auff den Feldern und Wiesen. 7. Der Berg-klee / Trifolium montanum purpureum, C. B. Hat starcke / gerade und schuhes-hohe stengelein. Er bringt wenig länglichte / schmale / aderichte und dreyspitzige blätter / so obsich sehen / und auß einem gewerblein herfür kommen / auch an dem umbkreiß bißweilen nur oben hin / zu zeiten aber tieffer gekerbt sind. Auff dem stengelein erscheinen die purpurfarben / und wie ein kügelein zusammen gedrungene blumen / in dem Mäy und Brachmonat. Er wird allhier auff den bergichten Matten / insonderheit auff dem Crentzacher-berg / gefunden. Es hat dessen ein grössere und kleinere Art. 8. Der süsse Alp-klee / Trifolium montanum spicâ longissimâ rubente, C. B. purpureum majus folio & spicâ longiore, J. B. Hat ein lange / dicke Wurtzel / so mit einer bleichen Rinden bedeckt / und mit etlichen länglichten zaseln begabet wird; Sie hält ein weissen süssen Safft in sich; an ihren wachsen viel stengelein / die sich zur erden neigen / daran drey-spältige / länglichte / schmale und glatte blätter herfür kommen / so mit wenigen an dem angriff empfindlichen kerffen und länglichten stielen gezieret sind. Zwischen den Blättern entspringet ein (bißweilen zween) glatter / nackender / und drey oder vier zoll hoher Stengel / auff dessen gipffel acht oder zehen grosse purpurfarbe und geährte Blumen erscheinen / deren jegliche auß einem ablangen und mit fünff spitzen begabten kelchlein / mit ihrem eigenen stiel herfür kommen. Er wächßt viel auff den Bernischen Alp-gebürgen. Ein grössere Art wird in Franckreich bey Montpelier / in dem also genannten Jardin de Dieu, Gottes-Garten / gefunden. Die / weilen seine Wurtzel sich dem Süßholtz an dem geschmack vergleichen / nennet man ihne in Spanien / Spanisch Süßholtz / Trifolium Alpinum flore magno, radice dulci, C. B. 9. Der haarige Alpen-klee / Trifolium saxatile hirsutissimum, C. B. Hat ein holtzichte wurtzel / so überzwerch kriecht / und mit einer rothen Rinde bedeckt ist. Er bringt keinen Stengel / das gantze gewächs ist nicht zween oder drey zoll lang / und vermeint man / es bestehe auß vielen zusammen gesetzten Kräutlein. Seine Blätter sind klein / weich / aschen- oder silber-farb / auch oben gekerfft / und sitzen auff kurtzen stielein. Zwischen den blättern kommen kleine / runde / und mit langen stielen begabte köpflein herfür / in deren mitte kleine / weiche und gelbe Haar gesehen werden. Er wächßt auff den höchsten Schweitzerischen Alp-gebürgen. 10. Der Frießländische Klee / Trifolium fragiferum Frisicum, C. B. Vergleicht sich mit seinen Blättern dem gemeinen Wiesen-Klee / allein werden sie an den Blumen unterschieden. Die kleinen leibfarben Blumen sind wie ein kügelein zusammen gedrungen / welchen ihre hohle hülßlein nachfolgen / so an der gestalt und farb mit den rothen Weinbeeren übereinkommen / und sich darauff wie ein köpflein zusammen ziehen / so einem Erd- oder Himbeer ähnlich / jedoch grösser wird. Es ist noch ein andere Art dessen viol-farbe köpflein mit den Brommbeeren übereinstimmen. Beyde bringen ihre Blumen und köpflein im Brachmonat. Sie wachsen auff den Feldern die im Winter vom wasser überfrohren gewesen / an unterschiedlichen orten in Frießland / insonderheit aber umb die Statt Gröningen. 11. Der süsse Candische Klee / Trifolium peltatum Creticum, C. B. J. B. Hat ein dünne / ablange und zaßlichte wurtzel / auß deren nicht gar spannen-lange stengel herfür kommen / so von kleinen blättern bekleidet werden / die sind ein wenig gekerfft / in drey theil zerspalten / und mit langen stielen begabet. Auff den gipffeln der stengeln sitzen vier oder fünff gelb-bleiche Blumen nach der ordnung / welchen gelbe / flache / dünne / und halb circul-runde schöttlein nachfolgen / die in ein faden-werck außgehen / und ein oder das andere sämlein in sich halten. Allweil diese schöttlein weich sind / isset man sie / denn sie einen sehr süssen geschmack von sich geben / wenn sie aber hart werden / sind sie sehr bitter. Er wächßt in Candien. 12. Der Candische dornichte Klee / Trifo [750] ???ium spinosum Creticum, C. B. aculeatum Creicum, J. B. hat ein ablange haarige wurtzel / und überkomt viel eckichte stengel / so ein oder anderthalb spannen hoch wachsen / auch sich widerumb auff die Erden neigen / und in viel gläichichte neben-ästlein getheilet sind / die werden von grünen / ablangen und spitzigen Kleeblätteren umbringet / so an einem stiel hangen / gegen einander über stehen / und in einen kleinen dorn außgehen. Bey einem jeden gläich erzeigen sich auch oben und unden zween dörne. Seine him̅elblawe fünff-blättige Blum sitzet auff einem kurtzen stiel / in deren mitte zehen fäsemlein mit gelben düpfflein gesehen werden; zwischen denen ein grünes köpflein verborgen liget / so mit fünff ecken begabet wird / in deren jedem ein rother same verschlossen liget. Josephus Casabona hat ihne auß des Groß-Hertzogen zu Florentz Lustgarten zu Pisa in den Fürstlichen Stuttgartischen Lustgarten / und Johannes Robinus Königlicher Frantzösischer Gärtner in den Fürstlichen Münpelgardischen Lustgarten erstlich übersendet / wie solches Johannes Bauhinus Tom. 2. Histor. Plantar. universal. lib 17. cap. 67. berichtet. 13. Der Venedische Schneckenklee / Trifolium maritimum tomentosum, C. B. cochleatum marinum, sive Medica marina, J. B. ist ein kleines gewächs / seine rauche und wollichte stengel ligen auff der Erden weit außgebreitet. Die Blümlein erscheinen goldgeld / denen ihre schöttlein nachfolgen / welche sich den Schnecken vergleichen / sie werden auch rauch und wollicht. Der same ist dem Ginsten-samen ähnlich. Er wächßt bey Venedig und an dem Mittelländischen Meer. 14. Der Englische Schneckenklee / Trifolium cochleatum fructu latiore, C. B. Medica scutellata, J. B. vergleichet sich dem vorigen mit seinen schöttlein / allein sind sie grösser / und nicht so rauch oder wollicht. Die blätter kommen mit dem gemeinen Wiesenklee überein. Die wurtzel ist dick und durch einander geflochten. Seine stengel wachsen schier elen-hoch / auff dessen gipffel gestirnte blümlein erscheinen / welchen die runde Schnecken-schöttlein nachfolgen / darinnen der same verborgen liget. Man findet ihne viel in Engelland. 15. Der dornichte Schneckenklee / Medica folliculo spinoso, Lob. Lugd. Trifolium cochleatum fructu nigro hispido, C. B. cochlea tum alterum, Dod. hat eine dünne faselichte wurtzel; darauß runde / schwache stengelein spannen-hoch auffwachsen / die mit kleinen rundlichten / oder wie ein Hertz gestalteten / an dem umbkreiß gantz nicht zerkerfften / glatten blättern bekleidet / und mit gelben blümlein gezieret sind; auff welche die runden / dornichten / geschneckten samen-gefäßlein / mit kleinen weißlichten samen angefüllet erscheinen. 16. Der nidrige / geährte / auff allen Feldern bey uns wachsende Klee / Trisolium arvense humile spicatum, C. B. Lagopod. Matth. Tab. 17. Der grosse und kleine Klee mit rauchen / schaumigen köpfflein / Trifolium capitulo spumoso aspero majus & minus, C. B. wächßt bey uns auff den Aeckeren zu Michelfelden / Dornichter Schneckenklee. Trifolium cochleatum alterum. wie auch an dem Gestad des Rheins bey der Baar. 18. Der stachlichte Feldklee / mit kleinen haarigen drey-blättlein / gelblichten zusammen gedrungenen Blümlein / und stachlichten samen-gefäßlein; wächßt dey uns auff den Feldern vor St. Johannser Stattthor / Medica echinata minima, J. B. Trifolium echinatum arvense, fructu minore, C. B. Hasenklee. Lagopus.
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Namen. HAsenklee / Katzenklee / Hasenfuß / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lagopus, Lagopodium, pes Leporis, Lotus campestris, pes leporinus. Italiänisch / Lagopo, piede di lepre. Frantzösisch / Pied de lievre. Spanisch / Pied de liebre. Englisch / Haresfoote. Dänisch / Haareklefver. Niderländisch / Hasenpootkens / Hasenvoetkens. Gestalt. Der Katzenklee hat einen dünnen / runden und haarigen stengel. Die blätter sind dem gemeinen Wiesenklee ähnlich / aber doch kleiner. Bringt länglichte / gedrungene / haarige / weiche köpfflein / die vergleichen sich den Sellen- oder Felber-ketzlein im Lentzen / und so sie zeitig werden / haben sie ihren kleinen / runden samen wie der Hirs. Die wurtzel ist klein und holtzicht. Er wächßt in dem Geträid und den Früchten hin und wider. Sawrklee. Trifolium acetosum. (1. Italiänischer sawrklee mit gelben blumen.) (2. Gemeiner Saurklee mit weissen blumen.) Namen. SAwrklee heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oxytriphyllum, Alleluja, Acetosa, Tricordium, Trifolium acetosum, Oxys Plinii. Italiänisch / Trifoglio ascetoso. Frantzösisch / Pain de cocu. Englisch / Vodsour. Dänisch / Goege brod / Goege mad / Skowsyrer / Surkleffner / Bogesyrer / Farresyrer / Bogebrod. Niderländisch / Coeckorck broot. In Teu???cher Sprach nennet man ihn auch Buch-ampffer / Hasen-ampffer / Guckauchs-klee / Buchklee / Hasen-klee / Buchbrot und Gauchklee. Gestalt. Der Sawrklee hat eine braunrothe / knöpflichte wurtzel / darauß entspringen viel kleine / zarte / dünne Stiel. An jedem stiel stehen oben drey blätllein / erstlich so sie herfür kom̅en sind sie zusam̅en gewunden / darnach so sie sich auffthun / werden sie sattgrün / weich / und wie kleine Hertzlein gestaltet. Neben den Kleeblättern dringen die weissen Blumen herfür / ein jede besonder auff ihrem stiel. Die Blümlein sind durchauß mit kleinen purpurfarben äderlein unterzogen. Nach abfallung derselben folgen kleine spitzige knöpstein / mit gelben samen gefüllt. Er wächßt an schattichten Orten / in den Wäldern und an den Felsen / blühet in dem Aprill und anfang des Mäyens / ist in Teutschland gar wol bekant. Dessen wird noch ein Geschlecht gefunden / welches in Italien gemein ist / und hier bey dem andern abgemahlt worden / mit gelben Blümlein / welche / wie auch die blätter kleiner sind als des gemeinen / und solches trägt kleine schöttlein / darauß der Samen / da er gar reiff / von ihm selber springt / welches er auch thut / wenn man ihne anrühret / und scheinet doch / die schöttlein oder knöpfflein seyen noch gantz / und nichts darinnen / solches hat etlichen Ursach gegeben / daß sie vermeinet / er trage keinen Samen. Eigenschafft. Der Sawrklee hat ein saurlicht milt-flüchtiges saltz in seinem safft / und davon ein saurlicht-lieblichen Geschmack / ist kalt und trocken / an seiner krafft dem Sawrampffer gleich / darumb es auch ein sawren Safft gibt. Gebrauch. (Innerliche entzündungen / durst / hitzige Fieber / Gifft.) Es wird ein Wasser von diesem Kraut gebrennt / welches nutzlich ist zu allen innerlichen Entzündung-n / löschet den Durst / wehret den hitzigen Fiebern / erfrischet das Hertz / und widerstehet dem Gifft / so man davon nach belieben ein paar Loth trincket / damit laulicht gegurgelt / heilet es die Geschwär des Munds und wehret der Bräune. (Hitz / durst / Pestilentzische Fieber.) Der Sawrklee-zucker / wird wider die Hiß / den Durst und Pestilentzische Fieber gebraucht. Man kan davon nach wolgefallen einer Muscatnuß groß nehmen. Er wird wie der Rosen-zucker gemacht. Hr. D. Buthleri sicheres mittel wider die Pest: nim ein pfund Sawrklee / stosse es ein halbe stund lang allein / darnach thue darzu 3. pfund feinen Zucker / rein gepülvert / und stetigs wol under einander gestossen / alßdenn nim 8. loth Mithridat oder Orvietan, den stosse mit dem vorigen auch eine halbestund lang / und thue es darnach in einen Hafen von Porcelinen / oder ander verglasurt Geschirz. Davon soll man in Pestilentz-zeiten einer Muscatnuß groß des Morgens nüchtern einnehmen / und wenn man sich etwan beförchtete / man wäre von gedachter Kranckheit angegriffen / so nehme man noch einmal so viel davon ein. Es läßt sich auch ein Syrup auß dieses Krauts safft gleich im Frühling machen / und auff die art / wie andere bereiten / welcher denn herrlich gut ist in allen hitzigen und Pestilentzialischen Fieberen / Julep davon zu machen / oder under die Kraff???wasser [752] zu mischen; der von dem Kraut außgepreßte Safft hat ein schöne röthlichte farb. So kan man auch das Essential-saltz auß (Essential-Saltz.) diesem Kraut auff folgende weise bereiten: Koche eine ziemliche menge oder quantität / des auß dem zerstossenen Saur-klee außgepreßten und durch stieß-papier gereinigten Saffts biß über die helffte also ein / daß er bicklicht wird / setze ihne demnach in einen kühlen Keller / damit bas Cristall-saltz auß dem erdickerten Safft in dem Geschirz anschiessen möge: nim solches Saltz alsdenn weg / und koche den übrigen Safft ferners wie den ersten / und lasse das Saltz darauß in dem Keller wider anschiessen; Endlich zerlasse das gesamlete Cristall-saltz in frischem Wasser / filtriere es durch fließpapier / und koche es auff gelindem feur bey nahem gantz ein / tröckne es endlich gar in dem warmen lufft auß / so hastu das wahre / lieblich-saurlichte Essential-saltz dieses Krauts / (Hitzige un̅ schleimige Sall / Fieber hitz un̅ Durst / verlohrner Eßlust / Leber verstopffung.) welches ein treffliches mittel / die scharffe / jastende / schleimige Galle zu demmen / und zu zertheilen / die grosse Hitze und Durst in den Fiebern zu löschen / den Eßlust zu erweeken / und die verstopffte Leber zu eröffnen / dienet auch sonderlich denen in grosser Hitz reisenden persohnen / zu löschung des dursts / und verhütung allerhand Kranckheiten. Man nimt ein paar gute messerspitz voll dieses Saltz / vermischt Zucker nach belieben darunder / zerläßts also in frischem gutem wasser / und trinckt solch kühlende unschädliche Tranck nach belieben / biß der durst abgelöschet ist. CAPUT XXXIX. Edel Leberkraut. Hepatica nobilis. Namen. EDel Leberkraut / gulden Leberkraut oder Guldenklee heißt Lateinisch / Epatica, Hepatica nobilis, Trifolium nobile, Trifolium aureum, Trifolium magnum, Trinitas, Epimedium, Herba Trinitatis. Italiänisch / Herba trinita, Trifoglio aureo, Epatica. Frantzösisch / Hepatique. Spanisch / Empeyne. Englisch / The heard Trimty / Liverwort. Dänisch / Lefverurt / eddel Kleffver. Niderländisch / Edel Levercruyt / Gulden Levercruyt. Gestalr. Das edel Leberkraut gewinnet viel haarige stengel und blätter / wie die Haselwurtz / jedes in drey theil zertheilt / sind fett / vornen mit weissen mackeln besprenget / auff dem Rucken braunlicht / wie Schweinbrot. Im Mäyen bringet es auff einem jedem stengel eine weisse liecht-blaue Veyel oder Blum / die glitzet wie ein Stern / und hat in der mitte ein haarigen putzen / wie die Rosen / auß demselbigen wird ein rauches knöpfflein / darinnen ligt ein länglichter liecht-blauer samen. Die wurtzeln sind viel fältig / dünn und röthlicht. Man findet es in den Schweitzerischen Gebürgen / auff dem alten Berg bey Baar / umb Waßgaw / in Westphalen bey Corbach. Es wird auch zwo stund von Basel in der Rheinfeldischen Herrchafft angetroffen. Man pflantzet es wegen seiner fürtrefflichen Tugend in die Gärten. Man findet dieses Gewächs in Oesterreich / mit schönen röthlichten / und zuweilen mit gar weissen blumen. In Italien trägt es gefüllte liecht-blaue blumen / wird auch heutiges tags nicht nur hin und wider in Fürstlichen Lustgärten / sondern auch bey uns allhiel in vielen Gärten / mit weissen / rothen / liecht- und himmel-blauen blumen angetroffen. Eigenschasst. Das edel Leberkraut ist kalter und trockner Natur: hat ein flüchtiges / alkalisches / miltes Saltz / neben wenig temperierten ölichten theilgen / und hiemit die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / zu eröffnen / zu reinigen und zu heilen. Gebrauch. (Verstopffte schwache und hitzige Leber.) Es wird dieses Kraut insonderheit gelobt die verstopffte Leber zu eröffnen / die schwache Leber zu stärcken / und die hitzige Leber zu kühlen / treibet darbey den Harn / reiniget die Nieren und Blasen / heilet die versehrte Därm. Ist den jenigen nutzlich / die sich in dem Venus-handel zu viel geübet. (Brüch der jungen Knaben.) Das edel Leberkraut zu pulvel gestossen / und davon den jungen Knaben / welche gebrochen sind / in weissen Wein eingeben / heilet ihnen die Brüche / man muß aber / wie Baptista Sardus anzeiget / mit diesem Tranck viel tag nach einander anhalten. (Mundfäule / Geschwulst der Mandeln und Zäpffleins.) Dieses Kraut in Wasser gesotten / und den Mund damit gegurgelt / heilet die Mundfäule / leget die Geschwulst der Mandeln und des Zäpffleins. Das destillierte edel Leberkraut-wasser hat (Hitzige Leber / Gelbsucht.) gleiche Tugend / kühlet insonderheit die hitzige Leber / und widerstehet der Gelbsucht / davon nach belieben ein paar loth getruncken. CAPUT XL. Polium. Polium. Namen. POlium heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Polium. Englisch / Poley. [753] Frantzösisch / Polium. Spanisch und Italiänisch / Polio. Auffrecht Meer-Polium. Polium erectum maritimum. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / das auffrecht Meer-Polium / Polium montanum erectum maritimum, Monspeliacum, C. B. Monspessulanum, num, J. B. ist ein grau-weiß Kraut / mit länglichten blättern begabet / die sind an dem umbkreiß ein wenig gekerfft / sie stehen an den stengeln von unden biß oben underschiedlich von einander / und wachsen viel kleine blätter zwischen den grossen. Es hat viel holtzichte / weisse / runde und gerade stengel / die tragen oben weisse köpfflein oder blumen. Die wurtzel ist eintzig mit angewachsenen zaseln / Das gantze Gewächs riechet scharff und wohl. Es wächßt nicht allein an den orten / die an dem Meer ligen / insonderheit an dem gestad des Mittelländischen Meere / sondern auch auff underschiedlichen Bergen und büheln / daher man es Meer- und Berg-Polium nennen kan: fürnemlich findet man es bey der Frantzösischen Insul Magalona / so in der Landschafft Narbona liget. Casparus Bauhinus hat auff diesem Polium noch ein anders wachsen gesehen / wird von ihme Epipolium genennet. 2. Das kleine Meer-Polium / Polium matitimum supinum Venetum, C. B. candidum tenellum tomentosum flore purpureo & albo, J. B. ist ein nidriges Kräutlein / zarter und weisser als das vorige / dem Quendel ähnlich / und mit vielen ästlein begabet / so sich mehrentheils auff der erden außbreiten / und an deren gipffel braune blumen erscheinen. Das gantze Gewächs ist wollicht / und eines sehr lieblichen geruchs. Es wächßt in der Venetianischen Insul Lio / und am gestad pes Adriatischen Meers, Noch ein kleinere art mit weissen blumen wird neben dem erstbeschriebenen in dem Spanischen Königreich Murcia gefunden. Berg- oder Feld-Polium. Polium montanum, s. campestre. 3. Das Berg- oder Feld-Polium / Polium montanum Lavendulae folio, C. B. Polium montanum sive campestre, hat ein harte / holtzichte und zerspaltene wurtzel / so mit vielen haarigen zaseln begabet ist. Seine blätter vergleichen sich den Lavendel- oder wilden Roßmarin-blättern / sie sind dick / auf dem Rucken grau / weiß und hart. Die stengel werden dünn / rund / weißlicht / und gewinnen auch oben weisse knöpflein oder blumen: es ist am geruch geringer als die vorigen. Man findets auff den Bergen / Büheln und Feldern / wächßt allhier an sandichten orten umb den Birßfluß / und bey Michelfelden / wie auch bey der Wiesendruck. Es wird von etlichen wilder Lavendel genennt. Dieses Gewächs änderet sich an den blättern / denn bißweilen breitere / und bißweilen schmälere herfür kommen. 4. Das gelbe Berg-Polium / Polium montanum luteum, C. B. stehet meistentheils mit seinen grauen siengeln schier aufflicht / denn nur etliche zur erden gebogen sind. Die blätter werden gantz weiß / oben auß den köpfflein kommen gelbe blümlein herfür. Es wächßt viel in den Spanischen Königreichen Granata und Valentia. 5. Das kleinste Polium / Polium montanum repens, C. L. montanum minimum, Ger. ist kaum fingers-lang und bringt subtile ästlein. Seine blättlein sind hart / weiß und schmal. Oben am stengel erscheinen drey oder 4. weisse blümlein. Es gibt keine̅ sonderlichen geruch von sich. Man findet es umb Wien in Oesterreich / auff den gemeinen strassen. Eigenschafft. Das Polium hat viel flüchtiges / ölich [754] tes / scharfflicht-bitteres Saltz / ist daher warm und trocken im dritten grad / und hat die eigenschafft den Harn und monatliche Weiber-reinigung zu treiben / dem Gifft zu widerstehen / innerliche Verstopffungen zu eröffnen / Flüsse des Haupts und der Brust zu vertheilen / und auff zutröcknen / die Gedachtnuß zu stärcken / und den Magen zu erwärmen. Gebrauch. Obwohlen dieß Kraut in der Artzney wenig gebraucht wird / so mag es doch an statt des Hyssopen / oder Majoran sehr wol gebraucht werden / weilen es gleiche Tugend mit solchen Kräutern hat. Frisch grün Berg-Polium auff die Stirn gebunden / vertreibt die rothen / flüßigen und trieffenden Augen / welchem Mittel / nach Matthioli Bericht / keines zu vergleichen seyn soll. CAPUT XLI. Grosse gemeine Pestilentz-wurtz. Petasites vulgaris rubens. Namen. PEstilentz-wurtz heiße Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Petasites, Tussilago major. Italiänisch / Tussilago magiore. Frantzösisch / Petasite. Spanisch / Sombrerera. Englisch / Butterbur. Dänisch / Storhoffurt / Storhoffblad / Pestilentzrod / Pestilentzurt. Niderländisch / Pestilentiewortel / Dockebladeren. Gescblecht und Gestalt. 1. Die grosse gemeine pestilentz-wurtz / Petasires major & vulgaris, C. B. vulgaris rubens rotundiore folio, J. B. Komt mit dem Pestilentz-wurtz mit weissen Blumen. Petasites flore albo. Mertzen herfür / gewinnt einen braunen / fetten / holen / wollichten / und spannen-hohen stengel / der ist mit länglichten blättlein bekleidet. Oben auff diesem stengel erscheinet die drauschlichte und bleich-leibfarbe blum / anzusehen wie ein schöne traub in der blüth / verwelckt mit dem stengel / und verfliegt ohne samen. Alßdenn schleichen die runden / grawfarben blätter auß der Erden herfür / die sonderlich auf dem Rucken graw sind / ehe denn sie erwachsen / vergleichen sie sich dem Hufflattich / werden darnach viel grösser und breiter als das grosse Klettenkraut. Ein jedes blat hat seinen eigenen / braunen / haarichten un̅ holen stengel / darauf sitzt es wie ein breiter Huth auff einem stab. Die wurtzel wird etwan arms-dick / inwendig weiß und luck / eines starcken guten geruchs / und bittern geschmacks / wo sie hin gepflantzet wird / ist sie schwerlich zu vertilgen / also hefftig schlichtet und flichtet sie sich in die Erden. Sie wächßt auff feuchten gründen und bey den wassern / wie auch auff etlichen Wiesen / dadurch die fliessenden bächlein rinnen / insonderheit in Oesterreich / Ungaren und Steyrmarck. Allhier findet man sie häuffig neben den bächlein bey St. Jacob / wie auch hin und wider auff unserer Landschafft / wie denn in dem Brachnmonat des 1695. Jahrs / zwischen dem Stätlein Liechstall und dem Bad Schawenburg auff einer Bach-wiesen ein ziemliche menge dieses Krauts angetroffen / dessen blätter von verwunderlicher grösse gewesen. Zumahlen ich eines der grössesten davon abgemessen / welches in der länge 24. in der breite 32. und in dem umbkreiß 192. qwer-finger gehalten. Sie blühet im anfang des Mertzens. Die wurtzel wild insonderheit zur Artzney gebraucht / dahero man sie auch in [755] die Gärten pflantzet. Hieronymus Tragus berichtet in dem 1. theil seines Kräuterbuchs im 138. cap. Daß die wurtzel auff ein zeit in seinem Garten seye drey elen breit zu rings umbher gekrochen / und habe die haupt-wurtzel viel junge herfür gestossen. 2. Die weisse Pestilentz-wurtz / Petasites minor, C. B. Petasites albus anguloso folio, J. B. bekommet in dem Hornung / ehe die blätter wachsen / viel dicke weisse Blumen / die sind kleiner als die vorigen / und werden zu einem flug-haar. Ihre blätter sitzen auff langen stielen / und vergleichen sich dem Hufflattich. Die wurtzel kriecht hin und wider in dem Erdreich / und pflantzet sich jährlich von sich selber fort. Sie wächßt umb die Meißnische Bergstätt / so man auff St. Joachims-thal reiset. 3. Die Africanische Pestilentz-wurtz mit Gold- oder Butterblum-blättern / Petasites Africanus Calthae Palustris folio, Hermann. Catal. Hort. Leyd. Eigenschafft. Die Pestilentz-wurtz ist warm und trocken im andern grad / führet ein flüchtig - aromatisches / bitteres saltz bey sich / und hat daher die Eigenschafft zu erdünneren / zu eröffnen / allem Gifft zu widerstehen / den Athem zu erleichteren / die würm zu töden / den Harn und die Monatliche Weiber - reinigung zu beförderen / den schweiß zu treiben. Man muß sie gleich im Mertzen außgraben / und zum gebrauch anwenden. Gebrauch. (Pest.) Die lange Erfahrung bezeuget / daß diese wurtzel wider die Pest gar nutzlich gebraucht werde / daher man sie auch Pestilentz-wurtzel nennet. Das destillierte Pestilentzwurtz - wasser hat gleiches lob wider die Pest / so jemand mit dieser Seuch wäre angegriffen / diesem solle man also bald 6. loth des wassere zu trincken / und ein quintlein des besten Theriacks geben / darauff in dem Beth wol zugedeckt zu schwitzen. Solches wasser Löffelweiß gebraucht / stillet auch den Weiberen (Mutterweh / Würm) das Mutterweh / und tödtet die Würm im Leib. Die auß dieser Wurtz mit gutem Brantenwein (Pestilentzische Fieber / Verstopffung der Lungen / Leber / Miltz und Mutter / verlohrene monatliche reinigung / Gelb- und Wassersucht.) außgezogene Essentz zu 15. und mehr tropffen auff einmahl öffters gebraucht / ist ein herrliches Praeservativ-mittel wider die Pestilentziallschen / und andere ansteckende Fieber. Sie eröffnet auch die Verstopffung der Lungen / Leber / Miltz und Mutter / bringet die verlohrne monatliche Reinigung / vertreibt die Gelb- und Wassersucht. Wenn man von dieser Essentz den Brantenwein biß zur Honig-dicke abzieht / so hat man das Extract, welches in allen obigen Kranckheiten nutzlich in Pillen-form kan gebraucht werden. So mag man auch diese Wurtzel / wie die Calmuß-wurtz mit Zucker einmachen / und für ein Praeservativ-Artzney gebrauchen. CAPUT XLII. Hufflattich. Tussilago. Die Blumen des Hufflattichs. Flores Tussilaginis. Gemeiner Hufflattich. Tussilago vulgaris. Namen. HUfflattich / Brandlattich oder Roßhuff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tussilago vulgaris, Farfara, Ungula caballina. Italiänisch / Farfara, Farfarella, Passo d’ asino, Unghia di cavallo. Frantzösisch / Pas d’ asne, Pas de cheval. Spanisch / Unna de asno. Englisch / Fole foot / Colts [756] foot / Horse foot. Dänisch / Heste how / Howblad / Howurt / Folfod / Hesteblad. Niderländisch / Hoefbladeren / Peerdsklawe. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Hufflattich / Tussilago vulgaris, C. B. hat blätter / die vergleichen sich einem Roßhuff / gegen der erden sind sie aschen-farb / oben grün / und an dem umbkreiß uneben und eckicht. Im Mertzen bringet er seine wollichte stengel / die sind spannen-lang / darauff stehen gelbe / gefüllte blumen / ohn alle blätter. Aber diese blumen samt dem stengel sind so unwehrhafftig und flüchtig / daß wenn die blätter herfür kommen / so sind die stengel und blumen schon vergangen / und werden stengel / blumen und blätter nimmer bey einander gefunden. Die blätter aber bleiben den gantzen Sommer über / darumb etliche ( so das Kraut nur an den blättern kennen) haben vermeinet / es age weder stengel noch blumen / welches nicht wahr ist. Er hat ein weisse / fladerichte wurtzel / wächßt gern in feuchten orten und bey den wassern. 2. Der Oestereichische Berg-Hufflattich / Tussilago Alpina rotundifolia canescens, C. B. Alpina minor folio rotundo, J. B. überkom̅et 5. oder 6. blälter / die sind schier zirckel-rund / der gemeinen Gundel-räben nicht ungleich / an dem umbkreiß ein wenig gefalten und gekerfft / oben runtzlicht und von schwartzgrüner farb gläntzend / unden weiß und gleichsam mit schärwollen umblegt / gibt von anfang ein trucknenden / hernach ein bitteren geschmack von sich / der stengel ist hohl / nackend / spannen - hoch / und mit grawem gauch - haar begabet / er trägt ein mosichte purpurfarbe Blum / so nach ihrer zeitigung davon fliegt; bald darauff verdorret und verdirbt der stengel / also daß man die übrige zeit dieses Kraut ohne stengel sihet. Die zaßlichte wurtzel kriecht und spreitet sich wol auß. Er wächßt in Oestereich und Steyrmarck / auff den höchsten gipfflen der Bergen / und wird mit dem Alpköl zu einem wasen. Man findet ihn auch auff dem Luternischen Fracmont und Bündtnerischen Berg Praulio. Er blühet gemeiniglich im Brachmonat / und bißweilen erst im Augstmonat. In den Gärten kommet er mit seiner Blumen schon im Aprillen herfür / und bringet zugleich einen grösseren stengel. Noch ein andere art / deren blätter etwas breiter und nicht so weiß und gläntzend sind / wird bey dem Kloster Newenburg in Oestereich gefunden. 3. Der Schweitzerische Alp-Hufflattich / Tussilago Alpina rotundifolia glaba, C. B. hat ein schwartzlichte / kleinen fingers dicke / und mit vielen zaselen begabte wurtzel / auß welcher ein elen - hoher / haariger / röthlichter / gestriemter / und raucher stengel herfür kommet. Bey der wurtzel wachsen an langen stielen 5. oder 6. schwartzlichte und rauche blätter / die an dem umbkreiß zerkerfft / und ungleicher länge sind. An dem stengel sihet man zwey oder drey schmälere blätter / auff dessen gipffel / welcher bißweilen in nebenästlein zertheilet wird / sitzet ein zimlich Glatter Berg - Hufflattich. Tussilago Alpina rotundifolia glabra. grosse mosichte und gelbe Blum / die endlich wie wolle davon fliegt. Er wächßt auff den Schweitzerischen Aplgebürgen / und wird auff dem Berg Baldo bey Verona mit schmäleren blätteren gefunden. Eigenschafft. Der Hufflattich hat ein bitterlichtes alkalisches saltz / und daher die Eigenschafft zu eröffnen / zu tröcknen / zu kühlen / zu heilen / den schleim der Brust zu erdünneren / und zum außwurff zu beförderen. Man samlet die Blumen im ersten Frühling / die Blätter im Mäy- und Brachmonat / und die wurtzen im Aprillen. Gebrauch. (Husten / Koder auf der Brust / schwerer Athem.) Ein handvoll Hufflattich in ein maß weissen Wein gelegt / und davon nach belieben getruncken / wehret dem Husten / reiniget die Brust von dem Koder / und macht (Hitzige geschwulst un̅ Schäden.) einen leichten Athem. Die frischen blätter äusserlich auffgelegt / (Seitenstich / bruftgeschwär / Husten / kurtzer Athem / Brust- und Lungenkranckheitë hitzige geschwulst an heimlichen orten der Weiber.) kühlen alle hitzige Geschwulst und Schäden. Das destillierte Hufflattich-wasser ist sonderlich gut für den Seitenstich / Brust-geschwär / Husten / kurtzen Athem / und andere Brust- und Lungen-kranckheiten / so man davon nach belieben drey oder vier loth trincket. Wenn eine Frau an heimlichen orten ein hitzige Geschwulst empfindet / soll sie leinene tüchlein in diesem Wasser netzen / und laulicht zu sich stossen. Der Hufflattich-Syrup kühlet / lindert / (Hitzige Brustkranckheitz Husten / seitenstich / kurtzer Athem / lungsucht / versaltzene scharffe Flüß.) erweicht / wird derhalben in den hitzigen Brust-kranckheiten nutzlich gebraucht: ist dienlich wider den Husten / Seitenstich / kurtzen Athem / Lungensucht / und die versaltzene scharffe Flüß / welche von dem Haupt auff die Brust und Lungen fallen / so man nach belieben davon ein löffelvoll nimt. An den Wurtzeln des Hufflattichs findet sich im anfang des Winters / wenn sie [757] nemlich wol zeitig ist / gleichsam ein liechtblaue Woll / welche von den schüppen und anderm unrath wol gereiniget / ohn / oder mit ein wenig Berg-saltz in Laugen gesotten / und an der Sonnen widerumb getröcknet / einen trefflichen Zundel gibt / als welcher das feur gern und leichtlich fängt / und derowegen in Italien fast zu allen Feurzeugen gebraucht wird / denn es zündet sich fast im ersten streich an / wie solches Matthiolus und Castor Durantes bezeugen. D. Joach. Becher berichtet in seinem Kräuterbuch / p. m. 390. er habe in einem alten Authore gelesen / daß lang vor dem Gebrauch des Rauch-tabacks / die Alten die gedörrten Hufflattichs-blätter in pfeiffen wie Taback gebraucht / denn der rauch dieser blätter über (Brust und Lungenkrauckheiten.) alle massen gut zu der Lung und Brust ist. Dioscorides hat die blätter auff glüende kohlen gelegt / und durch einen trechter dem krancken den rauch davon in den mund fangen lassen / aber unsere Taback-pfeiffen sind bequemer darzu. Dieses mittel solle bey den Engelländern gemein seyn. Myrzhen / Mastix / Silberglette / und die blätter samt dem dörren Blust in weissem Wein gesotten / hernach zarte tüchlein darinnen (Brand der wassersüchtigen füssen) genetzt / außgetruckt / und warm übergeschlagen / stillet den Brand / Hitz und Schmertzen an denen wassersüchtigen / offenen und schwürenden Füssen. Die auß der Wurtzel und Blumen mit Branntenwein außgezogene Essentz / und davon gemachtes Extract, sind in allen obangezogenen Kranckheiten dienlich. Von der Essentz nimt man 15. 20. biß 30. tropffen / von dem Extract aber 20. biß 25. gran in pillen öffters ein. CAPUT XLIII. Dotter-Blum. Caltha palustris. Namen. GRoß Wasserschmaltz-blum / Dotterblum / Mooß-blum / Gold - blum / Butter-blum / Goldwiesenblum / heißt Lateinisch / Populago, Caltha palustris. Frantzösisch / Soulcy. Italiänisch / Fior rancio, fiox d’ ogni mese. Englisch / Marigold. Dänisch / Soelsick. Niderländisch / Goutbloemen. Gestalt. Die Dotter-blum gewinnet grössere blätter als der schwartze Pappelbaum / sie sind schier gestaltet wie der Hufflattich / allein werden sie an dem umbkreiß nicht so eckicht / und sind an der underen seiten nicht graw. Der stengel wächßt elen-hoch / mit vielen nebenzweiglein / die tragen oben goldgelbe blumen oder rößlein / wenn diese abgefallen / so bleibt ein köpflein wie am Agley-kraut / darinnen gelber Samen liget. Die wurtzel ist weiß und vielfaltig zertheilt. Sie wächßt im Frühling auff feuchten Matten und bey den springenden Brünnen. Man findet noch eine andere alt / welche mit vielen gelben blättlein außgefüllet / und dahero gefüllte Dotterblum genennet wird. Sie wächßt häuffig auff den Matten umb Saltzburg und in Bäyeren. Wegen ihrer schönen zierd pflantzet man sie in die Gärten. In Engelland gibt sie ein wohlriechenden geruch von sich / man brauchet sie nicht viel zur Artzney. Joachimus Camerarius vermeldet / daß zu Nürenberg der gemeine Pöbel die gedörte und gepülverte Dotter - blum in einer Brühen / oder in Wein einnehme / und darauff im Beth wohl schwitze / die böse farb von der Gelbsucht damit zu vertreiben. Eigenschafft. Die blätter der Dotter-blum haben in ihrem vielem safft ein alkalisches / flüchtiges / temperiertes saltz / neben wolgejohrenen schwefel- oder ölicht- balsamischen theilgen / und dannenher treffliche tugenden / das scharffe Scharbockische / saure und versaltzene geblüt zu reinigen / und zu versüssen / die verstopffung der Leber und Miltze zu eröffnen / den Säugenden die Milch zu mehren / Wunden und Schäden zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. Obwohlen dieß so gemeine Kraut bißher in der Artzney nicht sonderlich gebraucht worden / so glaube ich doch / daß die obbeschriebenen Tugenden und Eigenschafften darinnen sich finden / und deßwegen eben so nutzliche Artzneyen abgeben könne / als viel andere Kräuter. CAPUT XLIV. Scheißkraut. Cacalia. Namen. SCheißkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cacalia, Leontice, Carvi agreste Officin. Englisch / Strange Coltsfoot. Frantzösisch / Carvi sauvage.
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Gestalt. Carolus Clusius Lib. III. Stirpium Pannon. Hist. cap. 20. & lib. V. rarior. Plantar. Histor. cap. 19. gesellet dem Hufflattich ein Kraut zu / welches er Cacalia nennet / und auff den Oestereichischen und Steyrmärckischen Gebürgen gemein ist. Dieweilen er aber auch bey uns auff dem Berg Wasserfall / und in dem Langenbruckischen Wald herfürkomt / wollen wir seine Beschreibung allhier beystzen. Das grawe Scheißkraut / Cacalia foliis crassis hirsutis, C. B. Cacalia quibusdam, J. B. ist mit vielen blättern gezieret / welche sich dem gemeinen Hufflattich vergleichen / sind doch umb etwas grösser / schier zirckel-rund / an dem umbkreiß gekerfft / oben bleich-grün und unden grau / an welchen viel adern oder nerven sich erzeigen / eines unangenehmen / hitzigen und bitteren geschmacks / sie stehen auff purpurfarben und holkelichten stielen. Der stengel wird bißweilen zweyer elen hoch / in dem übrigen ist er an der gestalt den stielen gleich / an welchem auch andere blätter mit ablangen stielen an unterschiedlichen orten herfür kommen / sind aber kleiner als die vorigen / schmäler und auch ringweiß zerkerfft. Der obere theil des stengels / und seine äusserste neben - zweiglein haben purpurfarbe köpflein wie ein dolder / welcher purpurfarbe vierblättige blumen / eines geringen doch annehmlichen geruchs trägt / die alsdenn zu einem flug-haar werden / in welchen der ablange Samen ligt. Die wurtzel ist vielhauptig / mit weissen / langen Zaseln begabet / und stoßt alle jahr neue schoß herfür. Carolus Clusius zweifflet nicht / es habe dieses Kraut gleiche würckung mit dem Hufflattich. Eigenschafft und Gebrauch. Es hat dieß Kraut mit der Dotterblum durchauß gleiche eigenschafft und tugend / wird aber eben so wenig in der Artzney gebraucht / doch wissen die Bauren damit faule schäden bald zu heilen. CAPUT XLV. Beyfuß. Artemisia. Namen. DEr Beyfuß heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Artemisia, Herbaregia. Italiänisch / Artemisia. Frantzösisch / Armoise, Herbe du St. Jean. Spanisch / Artemisa, Altamissa. Englisch / Mugwort / Motherwort. Dänisch / Byncke / Graabone. Niderländisch / Byvoet / St. Janseruyt. In Teutscher Sprach wird der Beyfuß auch genennt Buck / St. Johanns-gürtel / Sonnenwend-gürtel / Himmelker / rothe Buckten. Gestalt. Der Beyfuß hat eine holtzichte / süßlicht aromatisch-schmäckende wurtzel / eines kleinen fingers dick / mit vielen faseln / darauß wachsen fünff oder sechs hohe stengel / die sind holtzicht wie die Hanffstengel / schön braunroth / zweyer oder dreyer elen lang / rund / gestreifft / fingers-dick / kurtz / haarig / Beyfuß. Artemisia. mit vielen neben-zincklein / die gewinnen viel weisse kleine knöpflein / gestaltet wie der Wermuth. Die stengel und neben-ästlein sind gerings herumb mit magern blättern umbgeben / doch grösser als die blätter des Wermuths / mit viel zincken tieff zerspalten / von unten an biß oben auß / die untersten blätter sind am grösten / werden den stengel hinauff je länger je kleiner / schmäler / und wenig zerspalten / auff der oberen seiten sattgrün / unden aber gantz weiß. So man ihne zwischen den fingern reibt / gibt er einen lieblischen guten Geruch. Er wächßt an rauhen ungebauten orten bey den Wasser-gräben / an den strassen / und an den gräben der Felder / wird selten in den Gärten gezielet. Er blühet im Brach- und Hewmonat / alsdenn er mit der blüth eingesamlet / und an schattichtem lufft zum gebrauch der Artzney auffgetrocknet wird. Unter dem Beyfuß ist kein unterscheid / denn daß etlicher braunrothe / und der andere weisse stengel gewinnet / beyde sind inwendig voll marcks wie der Holder. Eigenschafft. Der Beyfuß führet ein alkalisches / etwas aromatisches / milt-flüchtiges Saltz bey sich / dadurch er die eigenschafft hat zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / und zu zertheilen / die verschleimte Mutter zu reinigen / die monatliche Reinigung / wie auch die Frucht und Nachgeburt zu treiben: endlich die Verstopffung des Faulfleisches / der Leber und Miltze zu eröffnen. Der rothe Beyfuß wird kräfftiger gehalten als der weisse. Gebrauch. Es hat die Königin Artemisia des Heidnischen Königs Mausoli Ehegemahl / mit diesem kraut viel Kranckheiten geheilet / derowegen es auch von ihren in Griechischer [759] und Lateinischer Sprach den Namen Artemisia überkommen. Zu unsern Zeiten treibet man viel Aberglauben mit dem Beyfuß. Etliche graben dieses kraut auff gewisse Tag und Stund / suchen kohlen oder Thorellenstein darunter / das hencken sie an vor das Fieber und übrige Kranckheiten. Andere machen Kräntz darauß / gürten sie umb den Leib / werffen sie darnach mit besonderen sprüchen am St. Johannes Tag ins Fewr / vermeinen darmit alles ihres Unglücks entlediget zu werden. Solche Kohlen-gestaltete Materie pflegt man an dem St. Johannstag / oder umb solche zeit auff den Mittag bey / und under Beyfuß-wurtzel außzugraben / zu dörren / und zu pulver zu stossen / von diesem pulver offt einen guten Messerspitz voll eingenommen / heilet die fallende Sucht bey Alten und Jungen / sonderlich aber bey denen / welche dem Wein und Zorn nicht ergeben sind. Man findet auch Leuth / die sich einbilden / so man den Beyfuß in den Schuhen under den Füssen trägt / und über Feld wandert / solle man keine Müdigkeit spühren. Aber Matthiolus setzt recht darzu: Glaubs wer da wil. (Verschlossene mutter verstandne Blum / unrath der Mutter.) Beyfuß in weissem Wein gesotten / und davon Morgens und Abends ein Gläßlein voll getruncken / eröffnet die verschlossene Mutter / führet auß die verstandene Blumen / und reiniget die Mutter von allem Unraht. (Husten des Rindviehs) So man Beyfuß-kraut zu pulver stosset / und es dem Rindvieh mit Saltz zu lecken gibt / ist es gut für den Husten. (Büchsekugel-schuß) Wenn ein Mensch mit einer Büchsenkugel geschossen worden / so nim frischen Beyfuß / stoß ihn wol mit Wein / drucke den Safft herauß / davon gib dem verwundten des Tages zweymal ein paar Löffelvoll zu trincken / und gieß auch ein wenig warmlicht in die Wunden / es vertreibet des pulvers (Pulverleschung.) schmertzliche entzündung / und ist eine gewisse Pulver-leschung. So man aber das kraut nicht grün haben kan / soll man es in halb Wein und Wasser sieden / dem Verwundten Morgens und Abends ein halb quart darvon zu trincken geben / und so man den krancken verbindet / die wunden auch darmit warmlicht außwaschen. Mit solcher Artzney hat Theodorus Tabernaemontanus in Belägerung der Statt Metz / und in andern Heerzügen / grossen Danck verdienet / denn ihme diese Artzney nimmer gefehlet. (Verstandene Monatzeit der Weiber.) Die verstandene Monatzeit der Weiber wider zu bringen: nim Beyfuß drey handvoll / Salbeyen / und Poley jedes zwey handvoll / Saltz ein handvoll. Siede es in genugsam wasser / mache ein Fußbad darauß / darinn bade die Füß Morgens und Abends ein halbe stund lang / acht tag / ehe sich die Monat-zeit erzeigen solle. (Viertägig Fieber.) Zum viertägigen Fieber: nim Beyfuß zwey handvoll / Cardobenedicten / St. Johannskraut jedes ein handvoll / schneide es klein / siede es in zwo maß weissen Wein / biß der dritte theil eingesotten / davon gibe dem Krancken Morgens und Abends ein becherlein voll zu trincken. Welcher von einer schweren Kranckheit genesen (Mattigkeit und Lähmung der Füssen.) / und eine grosse spüret / also daß er nicht wol gehen könte / der nehme rothen Beyfuß vier hand voll / Salbeyen / Odermenig / Camillen jedes zwey hand voll / siede es in Wein / lösche darinnen glüende Kieselstein ab / und lasse davon den Dampff an die Füsse gehen. Simon Pauli schreibet in Quadripart. (Geschwollene Knie.) Botan. Class. 3. p. 208. er habe ein alte Frau gekennt / deren beyde knie hefftig geschwollen waren / nach dem sie nun dieselbige mit rothem Beyfuß beräucheret / seye die Geschwulst davon vergangen. (Schwere Geburt / todte Geburt / verstecktes Bürdlein / versteckter Harn / Gelb- und Wassersucht / Milben im Haar / Grind.) Das destillierte Beyfuß-wasser auff sechs loth getruncken / hilfft den Frauen leichtlich gebären / treibet fort die todte Geburt und das Bürdlein / morgens nüchtern genommen / befürdert die verstandene Monatblum der Weiber. Es machet wol harnen / und dienet wider die Gelb- und Wassersucht. Das Haupt mit diesem wasser laulicht gewaschen / vertreibt die Milben im haar / und heilet den Grind. So man das destillierte wasser nicht haben kan / soll man das Kraut im wasser sieden / und gleicher weiß das Haupt mit waschen. (Bleiche kalte Weiber / kranckheiten von der Mutter / versteckte monatliche reinigung / todte Leibes-frucht / zuruckgebliebene nachgeburt) Der in den Apothecken zubereitete Beyfuß-syrup dienet sonderlich den kalten bleichen Weibern und Jungfrauen / denn er vertreibet kräfftiglich alle Kranckheiten der Mutter / stärcket dieselbige / befürderet die versteckte monatliche Reinigung / todte Leibesfrucht / und Nachgeburt: davon nimt man nach belieben drey loch / in sechs loth Beyfuß-wasser. Wenn man in dem Brachmonat die frisch grünen und blühenden Schoß dieses (Beyfuß-Essentz.) Krauts zerhackt / in ein sauber Glaß thut / guten Brantenwein darüber gießt / biß er drey finger oben außgehet / hernach drey oder mehr tag in warmem Sand wol vermacht stehen / endlich alles wol durch ein tuch truckt / und durch fließ-papier filtriert oder lauffen läßt / so hat man die Beyfuß-Essentz / welche auff 15. biß 25. und 30. tropffen öffters eingenommen / in allen oberzehlten Kranckheiten fürtreffliche Würckungen thut. Die Indianische wollichte Moxa, durch deren anzündung auff einem schmertzenden oder auch mit Podagra angegriffenen theile des Leibs man offt sehr gute Linderung verspüret / solle nicht anders seyn / als eben das wollichte wesen der Beyfuß-blättern / welches man denn zuwegen bringt / so man die wolgedörrten blätter dieses Krauts zwischen den fingern so lang reibet / biß sie zu wolle werden. CAPUT XLVI. Traubenkraut. Botrys. Namen. TRaubenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Botrys, Herva uva, Artemisia Turcica, Patientia Italorum, Botrys Ambrosioides vulgaris, C. B. Botrys plerisque Botanicis. J. B. Italiänisch / Botri, Patienza. Frantzösisch / Pyment, Mille grain. Spanisch / Biengranada. Englisch / Oke of Hierusalem. [760] Dänisch / Drüeurt. Niderländisch / Piment / Druyvenkruyt. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Schabenkraut / Krottenkraut / Lungenkraut und Türckischer Beyfuß. Traubenkraut. Botrys. Gestalt. Das gemeine Traubenkraut hat ein weisse außgebreitete / kurtze / zaselichte / gerad undersich gehende wurtzel / auß deren komt im Frühling herfür ein eintziger / runder / röthlichter / gekrümter und rauch-haariger stengel / eines Kinds-fingers dick / und drey oder vier spannen lang / mit viel neben-ästlein / einem stäudlein gleich. Unden an dem ästlein wachsen länglichte blätter / die sind klebericht / gekerfft / tieff eingeschnitten / und dem Eychenlaub ähnlich. An den stengeln und neben-zweiglein wachsen oben zwischen den blättern viel gelbe blümlein herfür / der Trauben- oder Weinreben-blüth nicht ungleich / darauß wird viel kleiner samen / wie der Magsamen / doch kleiner / welcher im Augst- und Herbstmonat so dick in einander hangt wie die Trauben / ist gelbfarb / und wie das gantze Gewächs eines starcken / doch lieblichen anmuthigen Wein-geruchs / und bitteren geschmacks. Wenn der same zeitig wird / so fallen die blätter ab. Ist ein Sommer-gewächs / und muß jährlich widerumb von dem samen auffgezielet werden / wiewol wo es einmahl hingepflantzet wird / wächßt es vor sich selbst wider von dem außgefallenen samen. Es wächßt gern bey wasser-gräben / regen-bächen und feuchten orten. Bey uns in Teutschland wird es in den Lustgärten gepflantzet / aber in Franckreich / Italien und Böhmen wächßt es vor sich selbst. Eigenschafft. Das Traubenkraut ist mit einem flüchtigen / aromatisch-ölichten Saltz-geist begabet / und hat demnach die eigenschafft zu erwärmen / zu trocknen / zu eröffnen / zu erdünneren / Wind zu zertheilen / den Athem zu erleichtern / zu heilen / und den Schleim der Brust zum außwurff zu befürdern. Man samlet es im Brach- und Hewmonat gegen dem Vollmond. Gebrauch. (Kurtzer Athem Gebresten der Bruft und Lungë Verstopffung der Leber / nieren und Mutter / Gelb- und Wassersucht.) Dioscorides lob et das Traubenkraut wider den kurtzen Athem. Theod. Tabernaemontanus schreibet auch / er habe das offtermahls gut befunden / so man das Kraut in weissem Wein siedet / und morgens und abends ein Tisch-becher voll trincket. Ist also gebraucht / ein heilsame Artzney wider alle Gebresten der Brust und Lungen / öffnet die Verstopffung der Leber / Nieren und Mutter / vertreibt die Gelbsucht und verhütet die Wassersucht. Dieses Kraut gedörrt / zu pulver gestossen / mit Honig zu einer Lattwerg gemacht / und davon nach belieben einer Muscatnußgroß (Lungsucht.) genommen / ist trefflich gut zu der Lungsucht. Matthiolus hat mit dieser Artzney vielen geholffen / welche schon Eyter durch (Husten.) den Husten außgeräuspert haben. In Meissen / da dieses Kraut deßhalben Lungenkraut genennt wird / nimt man das Pulver in weissem Wein / oder in Honig zu einer Lattwerg vermischt / wider die Lungsucht ein / wie solches Camerarius in Horto Med. p. m. 29. berichtet. Das Traubenkraut in die Gewand-kästen gelegt / macht dieselben nicht allein wolriechend / sondern verhütet sie auch vor Schaben (Schaben und Motte̅.) und Motten. Ist in Franckreich und Niderland gar gemein. Traubenkraut in Laugen gesotten und damit gezwagen / vertreibt die Milben im Haar. (Milben im Haar.) Dieß Kraut in Oel gekocht / und mit solchem Oel den Nabel und Bauch warm gesalbet / (Grimmen Wind.) vertheilet die Wind / und stillet das Grimmen. Der Syrup von diesem Kraut kan auff folgende weise bereitet werden: Nim frisch Traubenkraut 3. handvoll / brennende Nessel / Hederich-kraut jed. 2. handvoll / rothe Köhl-blätter / Roßhuben-blätter jedes anderthalb handvoll: Koche alles in wasser zusammen / seige es durch ein tuch / mische doppelt gewicht Zucker darunter / laß ein wenig zum Syrup einkochen. Andere bereiten von diesem Kraut einen Zucker / auff die (Langer Husten / Brustgeschwär.) art wie den Rosen-zucker. Beyde diese Artzneyen dienen in langwierigen Husten / und Brust-geschwären wol / so man davon offt einnimt. Traubenkraut gedörrt / zu pulver gestossen / solches auff ein gluth geworffen / und den (Mutterfluß.) rauch davon in den Mutter-halß gehen lassen / stillet den Mutter-fluß. (Zäpfflein-Mandelngeschwulst / Flüsse und Entzündung der Augen.) So kan man dieß Kraut auch nutzlich zu den Gurgel-wassern / in den verschleimten und entzündeten Halß-zäpflein und Mandeln; wie auch den außgepreßten Safft / oder das destillierte Wasser in denen Augenentzündungen und Flüssen / sehr nutzlich gebrauchen. Das destillierte Traubenkraut-wasser [761] (Kurtzer Athem / Grimmen und Hertzgesperr der kindern / versteckte Monatblum und reinigung in der kindbette / nachweh.) vertreibt den jungen Kindern das Grimmen und Hertz-gesperr / macht ihnen weit umb die Brust / so man bißweilen ein klein löffelein voll eingibet. Auff fünff oder sechs loth morgens und abends getruncken / fürderet die Monatblum der Weiber / reiniget die Kindbetterinnen / insonderheit stillet es die Nachwehe / so man 20. gran gestossenen Zitwan darunter mischet / oder diesen in mangel des Wassers in Wein einnimmet. CAPUT XLVII. Klein Traubenkraut. Ambrosia. Namen. Klein Traubenkraut / Ambrosienkraut oder Tausendkorn heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Ambrosia, Botrys ambrosia, Artemisia botroides. Italiänisch / Ambrosia. Frantzösisch / Petit pyment. Niderländisch / Cleyn Druyven-cruyt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das klein Traubenkraut oder rechte Ambrosien-kraut der Alten / Ambrosia maritima, C. B. Ambrosia quibusdam, J. B. Ist ein staudicht Kräutlein einer elen lang / hat ein dünne / holtzichte wurtzel / einer spannen hoch und auch höher / von deren wachsen herfür fünff oder sechs / auch weniger und mehr kleine stengel / mit holkehlen und viel neben-ästlein unterschieden / unden umb die stengel und ästlein hat es kleine Rautenblättlein / die sind oben an den stengeln länger / grösser und tieffer zerschnitten / den obersten Beyfuß- oder Wermuth-blättlein gleich / zwischen den blättlein wachsen herfür viel runde / rauche und stachlichte knöpfflein / die sind zusammen gedrungen wie ein Träublein / und kommen nach den zugeschlossenen wolriechenden Blümlein; Wen̅ die knöpflein zu ihrer zeitigung gelanget / findet man darinn ein runden / schwartzen samen / welcher am geschmack nicht unlieblich ist. Das gantze gewächs ist weißlicht / hat einen lieblichen / süssen und anmüthigen geruch wie die Trauben-blüth. Es wird bey uns in den Lustgärten gezielet / aber in Languedock in Franckreich / wächßt es von sich selbst in den Feldern. 2. Das höhere frembde Ambrosien-kraut mit schlecht-riechenden / tieff eingeschnittenen Beyfuß-blättern / Ambrosia foliis Artemisiae inodoris elatior, Herman. Cat. Lugd. Bat. Klein Feld-Traubenkraut. Ambrosia campestris repens, C. Baub. 3. Das kleine oder niedrig-kriechende Feld-Traubenkraut / Ambrosia campestris repens, C. B. Coronopus Ruellii, sive Nasturtium verrucosum, J. B. Hat ein lange / dicklichte wurtzel / auß welcher etliche ästichte / rauchlichte stengelein herfür spriessen / und über der erden her kriechen / welche denn so fort mit tieff eingeschnittenen / dem Kresse sich vergleichenden / auch räßlichten blättern bekleidet / und mit kleinen weissen blümlein gezieret werden / auff welche die unebnen / und gleichsam stachlichten Samen-häußlein folgen / in deren jedem ein einiges schwartzes Samen-körnlein sich erzeiget. Wächßt hin und wider bey uns und anderstwo auff den Feldern / und wird in der Artzney wenig oder nichts gebraucht. Eigenschafft. Das kleine Traubenkraut hat neben vielen irrdischen theilgen / ein alkalisches / mit wenigem balsamischem Oel vermischtes saltz / und dadurch die krafft zusammen zu ziehen / und hindersich zu treiben / zu säubern / zu tröcknen und zu heilen.
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Gebrauch. Klein Traubenkraut in weissem Wein gesotten / und mit der durchgesiegenen Brühen den Mund warmlicht gegurgelt / (Halß-geschwär.) heilet die Halß-geschwär / wie solches Theodorus Tabernaemontanus berichtet. CAPUT XLVIII. Storckenschnabel. Geranium. Namen. DAs erste Geschlecht des Storckenschnabels heißt Lateinisch / Geranium myrrhinum, Geranium cicutarium, Rostrum Ciconiae, Rostrum gruinum, Gruina, Acus pastoris, Acus moschata, Geranium Cicutae folio minus, C. B. Italiänisch / Becco di oca, Becco di grue. Frantzösisch / Bec de grue, Bec de Cigogne, Aiguille du berger. Spanisch / Pampillos. Englisch / Storksbill / Crancsbill. Dänisch / Storckeveb / Cranehalß. Niderländisch / Oyvaerts-beck / Kornenbeck. Das ander Geschlecht des Storckenschnabels heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Geranium S. Roberti, Geranium Robertianum, Gratia Dei. Italiänisch / Aco moscato, Herba de San Roberto. Frantzösisch / Herbe du S. Robert, Bec de cicogne sentent le musc. Englisch / Hearb Robert. Dänisch / S. Rubbers-urt. Niderländisch / Robertscruyt. In Teutscher Sprach wird es genennt / St. Ruprechts-kraut / Gichtkraut / Gottes-gnad / auch Rothlauff-kraut / dieweil es zum Rothlauff / so man es frisch überlegt / dienlich ist / und klein Schellwurtz / oder Schwalbenkraut / den̅ es mit der Schellwurtz bey widerkunfft der Schwalben blühet. Das dritte Geschlecht des Storckenschnabels oder Taubenfuß / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Geranium alterum Dioscoridis, Pes columbinus, Geranium columbinum, Geranium malvaceum seu balsaminum. Italiänisch / Geranio colombino, Pie di colombi. Frantzösisch / Pied de pigeon. Spanisch / Pie di paloma. Englisch / Dovefoot. Dänisch / Duefot. Niderländisch / Duyvenvoet. Das vierte Geschlecht des Storckenschnabels heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Geranium coeruleum, Gratia Dei coerulea, Geranium batrachioides. Italiänisch / Gratia di Dio. Frantzösisch / Grace de Dieu. Spanisch / Gracia de Dios. Niderländisch / blaeuw Godts-genade. In Teutscher Sprach wird es genennt / blau Gottes-gnade / blau Schnabelkraut / und blauer Storckenschnabel. Das fünffte Geschlecht des Storckenschnabels heißt Lateinisch / Geranium Illyricum, Geranium Dalmaticum, Geranium tuberosum. Italiänisch / Becco di grue de Dalmatia. Frantzösisch / Bec de grue de Dalmatie. Spanisch / Pampillos de Dalmatia. Engl. Storcksbill of Illiria. Niderländisch / knobbelachtig Kranenbeck. In Teutscher Sprach heißt es / Sclavonisch Schnabelkraut / und Dalmatischer oder Windischer Storckenschnabel. I. Storckenschnabel. Geranium Cicutae folio. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium Cicutae folio minus & supinum, C. B. moschatum folio ad Myrrhidem accedente minus, J. B. hat ein runde / weisse wurtzel / fingers-lang / ist am Geschmack süß wie die Rapuntzeln. Die kleinen / tieff zerkerfften blätter vergleichen sich dem Schierling. Die stengel sind länglicht / mit gläichichten knöpfflein / ein wenig roth / haarig / und rauch. Im Aprillen bringt es viel Presilgen-braune blümlein / von fünff blättlein / an gekrümten stielen / darauß werden köpfflein mit langen schnäbelein / die vergleichen sich den Kranich-schnäbeln / darinnen der samen verschlossen ist. Dieses Kraut ist eines ziemlichen guten geruchs / doch nicht so starck wie das St. Ruprechts- oder Roberts-kraut. Es wächßt gern in mageren sandichten gründen und auff den alten Hoffstätten / bißweilen gibt es ein Bisem-geruch von sich / zu zeiten ist es ohne geruch. 2. Das ander Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium Robertianum primum & secundum, C. B. Robertianum murale, J. B. hat ein dünne / lange wurtzel / mit wenig zaseln oder neben-würtzlein / von farben leber-farb. Die blätter vergleichen sich dem Anemonerößlein / oder dem gemeinen Körbelkraut / ein wenig haaricht / und zum theil röthlicht. Die stengel sind rund / braunroth / haaricht / mit gläichichten knöpfflein / darauß die blätter und neben-ästlein wachsen / elen-lang / und auch bißweilen länger. Oben am end der stengel und neben-ästlein bringet es in dem Aprill herfür schöne purpur-rothe blümlein / von fünff blättlein / die findet man schier den gantzen Sommer blühend. Wenn die aber abfallen und vergehen / folget einem jeden blümlein ein langes kleines schöttlein / oben
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II. Storckenschnabel. Geranium Robertianum. außgespitzt wie ein Kranich-schnäbelein. Dieses gantze Gewächs hat einen starcken / doch nicht unlieblichen geruch. Es wächßt gern auff alten Mauren / in den Zwingern und Stam̅-löchern der abgehauenen Bäumen / an schattichten / feuchten und kühlen orten. Auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall wird es bißweilen mit einer schnee-weissen blumen angetroffen. III. Storckenschnabel. Geranium columbinum. 3. Das dritte Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium columbinum, Ger. folio Malvae rotundo, C. B. folio rotundo multum serrato, sive columbinum, J. B. hat eine weisse / dünne / zaßlichte und lange wurtzel / am geschmack herb und rauch. Die blätter sind rund / wie die blätter der kleinen Käßpappeln / gerings herumb zerschnitten / auff der letzen seiten aschen-farb / mit vielen ripplein oder äderlein durchzogen. Der stengel ist klein / rund / haaricht / eines schuhs lang / nicht dicker als ein Strohalm / mit vielen gläichichten gewerblein / die sind an der farb braunlicht / am obersten theil der stengel und neben-ästlein gewinnet es blaue purpurfarbe blümlein / kleiner als des vorgemelten / blühen fast den gantzen Sommer. Wenn die vergehen / folgen hernach lange spitzen / die vergleichen sich den Kranichs-köpffen / mit ihren schnäbelein / in denen ist ein grauer samen verschlossen / dem samen des Radenkrauts gleich. Es wächßt neben den strassen / auff wüsten / ungebauten Feldern / auff den Kirchhöfen und in den Kraut-gärten / under andern Unkräutern / erjüngt sich alle Frühling widerumb selbst / denn es den Winter-frost nicht leidet. Dieses ist zweyerley / groß und klein; das grössere überkomt längere stengel / und weichere blätter. Das kleinere wird in allem kleiner und hat rauchere blätter. Ferners werden die blätter bißweilen in tieffe / und zu zeiten in kurtze und breite fälte oder kerffe getheilet. IV. Storckenschnabel. Geranium batrachiodes. 4. Das vierte Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium Batrachiodes, J. B. Geranium batrachiodes, Gratia Dei Germanorum Lobelio, C. B. hat eine lange / dicke / starcke / bittere / zusammen-ziehende / und roth-farbe [764] wurtzel / mit vielen zaseln behenckt / ist inwendig holtzicht. Die blätter sind grösser / denn der andern Storckenschnäbel / wie die blätter des grossen Hahnenfuß / mit sieben oder acht spalten zertheilet und tieff zerschnitten / sonst gerings herumb zerkerfft / die hangen an langen / dünnen / grünen stielen. Von der wurtzel kommen herfür etliche runde / fette / lange stengel / die sind unden von der wurtzel her etwas röthlicht / ein wenig wollicht oder haarig / mit gläichichten gewerben oder knoden abgetheilet. Oben an den g???pffeln kommen im Mäyen und Brachmonat / feine schöne blaue blumen herfür / die vergleichen sich an der gestalt und grösse den Anemone-rößlein / darauff folgen die samen-schnäbel / wie in den andern / zimlich groß / doch kürtzer und schöner anzusehen. In einem jeden schnäbelein findet man fünff lange / süsse körnlein / das ist der samen / die springen zuletzt selber auß. Es hat auch dieses Kraut einen ziemlich guten geruch. Dieses Gewächs / wiewol es viel in Teutschland von sich selbst herfür komt / so wird es doch von wegen seiner schönheit / und hübschen / lieblichen blauen blumen / auch in den Lustgärten gezielet. Man findet es viel im Neckerthal auff den wiesen / zwischen Necker-gemünd und der Churfürstlichen Statt Heidelberg / und bey dem Kloster Newenburg / deßgleichen auch in der Oberpfaltz in Bäyern / bey der Statt Amberg / in den wiesen und andern grasichten orten. Es wächßt auch auff den Alp-gebürgen in Oestereich und Steyrmarck. Mit blauen und weissen blumen wird es in dem Fürstlichen Eistettischen Lustgarten gesehen. V. Storckenschnabel. Geranium tuberosum majus. 5. Das fünffte Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium tuberosum majus, C. B. tuberosum, J. B. bulbosum, Matth. hat ein dicke / knorrichte / runde wurtzel / wie die Erd-castanien / mit wenig kleinen neben-würtzlein / von farben schwartzbraun / innen aber weiß / am geschmack unlieblich und zum Unwillen reitzend. Die blätter sind den blättern der Anemone-rößlein gleich / weiche von ihrem mittel in fünff theil / ein jedes mit tieffen schnitten abgetheilet ist / die hangen an sehr langen stielen / zu der Erden sich neigend. Die stengel / deren es drey oder vier hat / sind dünn / auff die anderthalb spannen lang / mit gläichichten gewerben oder knöpflein. Die blumen sind purpurfarb / von fünff blättlein / deren jedes ein gestalt hat wie ein hertzlein / gleich wie die blümlein des rothen oder weissen Widerstoß / anzusehen wie kleine rößlein / die blühen schier den gantzen Som̅er über: wenn die abfallen / folgen hernach länglichte schnäbelein / wie die Kranichschnäbel. Dieses Gewächs wird in den Niderlanden zu Mecheln und Brüssel / deßgleichen auch bey uns in Teutschland in den Lustgärten gezielet / ist erstlich auß Dalmatien und Windischland zu uns gebracht worden / in welchen orten es von sich selbsten wächßt. VI. Berg-Storckenschnabel. Geranium saxatile. 6. Das sechßte Geschlecht des Berg-Storckenschnabels / Geranium saxatile, Park. Lucidum saxatile, C. B. lucidum. J. B. beschreibet Johannes Thalius in Harcynia Saxo-Thuring. p. m. 45. also. Er wird viel gefunden auff den Felsen umb das Schloß Honstein / wie auch an dem Berg bey Ilfeld / Hartzberg genant / und andern orten daselbst: hat fast blätter wie das vierte Geschlecht / allein daß sie glätter und röthlichter sind / daran lange / rothe stiel und schöne purpur-braune blümlein hangen / der kleine samen ist gelb / und die wurtzel subtil / klein / gelblicht / pflegt [765] sich in den Gärten durch den außgefallenen samen gar sehr fortzupflantzen. Er wird in dem Frürstlichen Eystettischen Garten angetroffen. VII. Storckenschnabel. Geranium Althaeodes. 7. Das siebende Geschlecht / Geranium Althaeae folio, C. B. Althaeodes majus, Park. malvaceum, J. B. hat weiche / bleichgrüne / etwas ablange und haarige / an dem umbkreiß gekerffte / an 2. biß drey zoll langen stielen hangende blätter / die lange / fingers-dicke wurtzel treibt viel haarige / dicklichte stengel spannen-hoch über sich. Zwischen den blättern gehet ein langer stiel hervor / darauff underschiedliche blawe / fünffblattige Blumen erscheinen / welche in zoll oder anderthalb zoll lange samen-schnäbel außgehen. Viel andere Geschlecht der Storckenschnäbel werden von anderen Botanicis in ihren Kräuter-büchern beschrieben / welche wir aber bey zusetzen keine zeit haben. Eigenschafft. Die Storckenschnäbel haben ein mittelmässige / wärmende / kühlende und trocknende Natur. Sonderlich aber hat das erste Geschlecht / St. Ruperts-kraut oder Gottsgnaden ein flüchtiges / alkalisches / ölicht-balsamisches saltz bey sich / und dadurch die tugend zu eröffnen / zu erdünneren / zu zertheilen / zu säubern und zu heilen. Gebrauch. Dieß Kraut frisch genommen / auff heisser herdstatt gedemt / hernach über die geschwollenen / und mit wassericht-schleimigen feuchtigkeiten (Geschwollene ölbein.) angefüllten Beine täglich frisch gelegt / vertheilet allgemach alle geschwulst. In dem krebssischen schaden der Brust / und (Krebs.) anderen theilen des Leibs / dienet dieß Kraut innerlich in den Wundtränckeren / und äusserlich in den Salben und Wund-pflastern. Herr Theodorus Tabernaemontanus, hat von Caroli V. Römischen Käysers Wundartzet / Vincentio Serra, die Gottes-gnad oder St. Ruprechts-kraut / innerlich zu den Wund-tränckern / und äusserlich in den pflastern / mit grossem Nutz der Krancken sehen brauchen / auch selbsten hernach erfahren / daß es so wohl innerlich als äusserlich ein heilsam kraut ist. (Verstandner Harn des Rindviehes. Entzündete und geschwollene Brüst der säugenden weiber. Hitzige Fieber. Nasenbluten.) Dieses Kraut zu pulver gestossen / und dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben / treibt ihnen fort den verstandenen harn. St. Ruprechts-kraut über die entzündeten und geschwollenen Brüst der sängenden Weiber gelegt / zertheilet die Geschwulst und stillet den Schmertzen. Diß Kraut ist gut in den hitzigen Fiebern / so man es mit Essig und ein wenig Saltz stosset / alßdenn bindet mans auff die Fußsolen / zieht die Hitz gewaltig auß. St. Ruprechts-kraut in die Nase gesteckt stillet das Nasen-bluten. (Geschwulst de Weiber an heimlichen orten.) St. Ruprechts-kraut vier handvoll / breiten Wegrich zwo handvoll / grün und frisch in einem Mörsel zerstossen / und den Safft durch ein tuch außgedruckt / ist ein edle Artzney für die geschwulst der Weiber an heimlichen orten / so man leinene tüchlein darinnen netzet / und lawlicht auff den schaden legt. (Gerunnen blut im Leib / sand Nierenstein / grosse hitze des Mundsschrunden auff der Zungen. Mundfäule.) Das destillierte wasser von diesem kraut / so man drey oder vier loth davon nüchtern trincket / zertheilet das gerunnen Blut im Leib / treibet den Harn / führet auß Grieß / Sand und Nierenstein. Ist ein gewisse Artzney wider die Bräune / und grosse hitze des Munds in den Fiebern. So die Zunge von hitz auffgerissen und voller schrunden wäre / solle man ein wenig Kütten-kernen in diesem wasser weichen / solches gibt ein dünnen schleim / davon man offt mit einem Federlein in die Schrunden und auff die Zung streiche / es löschet wol und heilet. Zu der Mundfäule ist dieses wasser auch gut den Mund offt damit gesäubert. (Schädigung und versehrung an heimlichen orten bey Mann un̅ Weib.) In diesem wasser leinene tüchlein genetzt und lawlicht übergelegt / heilet und reiniget alle schädigung und versehrung an heimlichen orten bey Mann und Weib.

CAPUT XLIX.
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Ruhrkraut. Gnaphalium. Namen. RUhrkraut heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gnaphalium, Centunculus, Tomentum. Italiänisch / Gnafalio. Frantzösisch / Herbe du cotton. Englisch / Cudwort / Cottonwede. Niderländisch / Ruercruydt. Geschlecht und Gestalt. I. Das Meer-Ruhrkraut / Gnaphalium maritimum, C. B. maritimum multis, J. B. hat eine dicke / lange / schwartze / holtzichte / zerspaltene wurtzel / auß welcher viel weisse / wollichte stengel herfür kommen / die werden fast schuhs hoch / und mit weissen wollichten blät [766] lein Meer-Ruhrkrant. Gnaphalium maritimum. besetzt / welche weich wie ein Sammet anzugreiffen sind. Oben an den stengeln erscheinen grosse / gelbe / runde und knopffichte Blumen / die nach der zeitigung davon fliegen. Es wächßt bey dem Meer insonderheit aber an dem Gestad des Mittelländischen Meers. Groß gemein Ruhrkraut. Gnaphalium vulgare majus. 2. Das grosse gemeine Ruhrkraut / Gnaphalium vulgare majus, C. B. Germanicum. J. B. vergleicht sich dem ersten mit seiner wurtzel / Stengeln und blättern / allein wird es grösser / und trägt runde / knöpffichte / bleichgelbe und wollichte Blumen im Brach- und Heumonat / deren ein theil mitten an den glaichen der stengeln / ein theil aber auff den gipffeln herfür kommen. Man findet es auf sandichten äckeren. 3. Das Rosen-Ruhrkraut / Gnaphalium roseum hortense, C. B. kommet auß einem kleinen Samen in den Gärten herfür. Das gantze Kraut ist graw / und lind wie Sammet / es hat ein dünne / haarichte und vier zoll lange wurtzel / auß welcher bißweilen mehr / und zu zeiten weniger ästlein entspringen / so sich zuruck lencken / drey zoll lang und mit runden blätteren umbringet sind / auff deren gipffel in dem Mäy ein außgebreitete Blum / wie ein Rosen mit jhrem goldgelben äpffelein sitzet. Ein kleinere art wird in Franckreich bey Montpelier / an dem Berg Cero, und umb Massilien an felsichten orten gefunden; Gnaphalium umbellatum minimum, J. B. roseum sylvestre, C. B. Das kräutlein ist graw und wollicht / es wird kaum länger als ein zoll. Sein würtzelein ist röthlicht und haarig / das stengelein wird ein halben zoll lang / und mit wollichten zusammen gedrungenen blümlein begabet / welche rosenfarb mit einem gelblichten äpffelein erscheinen. 4. Das Americanische Ruhrkraut / Gnaphalium Americanum latifolium, C. B. bekomt auß seiner wurtzel viel hohlkählichte stengel / die neigen sich gegen der Erden / wachsen elen hoch / auch bißweilen kürtzer / und werden mit wollen überzogen. Die sind mit ablangen / schmalen Weiden-blättern umbgeben / so oben schwartz-grün / unden graw / und an dem umbkreiß wollicht scheinen. Oben auff zertheilen sich die ästlein / und tragen gleichsam ein lang-geziertes haar von Blumen / die sehen kugel-rund / und hanget jede an ihrem stiel. Sie bestehen auß vielen auff einander ligenden silberfarben blättlein / die gemeiniglich sich hinder sich kehren / daß man in deren mitte viel gelblichte / und mit einem flug-haar besprengte fäsemlein wahrnemmen kann / so leichtlich davon fliegen. Carolus Clusius schreibt / man hab es erstlich auß der newen Welt gebracht / dahero er solches Americanisches Ruhrkraut genennet / darauff ist es auch in den Fürstlichen Mümpelgartischen und Eystettischen Lustgarten gepflantzet worden. 5. Das Berg-Ruhrkraut / Gnaphalium montanum flore rotundiore, album, purpureum, C. B. Pilosella major & minor quibusdam, aliis Gnaphalii genus, J. B. Ist ein zart / graw und wollicht kräutlein / so kaum einer hand hoch wächßt / es hat ein zasicht kriechend würtzelein / an dessen gipffel weiche / knöpffichte / etwan sechs oder sieben blümlein / fast wie ein wolle stehen. Seine blätter sind weich / grün / und ein wenig rauch / liegen zum theil auff der Erden herumb wie die kleinen Zeitlosen. Im Elsaß bringet es auch seine nebenästlein. Dieses änderet sich mit seinen Blumen / denn man findets mit weissen / rothen / braunen und leibfarben Blumen / etliche werden roth und weiß gesprengt. Allhier wächßt es auff dem Erentzacher Berg / und bißweilen in dem Wald / durch welchen man nach Augst gehet. Mitlängeren blätteren und blumen wird es in Ungaren / Steyrmarck / Oesterreich / Mäh [767] ren und Böhmen auff den Büheln und Bergen angetroffen. Alp-Ruhrkraut. Gnaphalium Alpinum. 6. Das Alp-Ruhrkraut / Gnaphalium Alpinum magno flore, folio oblongo, vel etiam brevi, C. B. Alpinum pulchrum, J. B. Leontopodium majus, Park. wächßt gemeiniglich nicht gar drey quer hand hoch. Die understen blätter vergleichen sich mit dem kleinen Maußohren-kraut / sind inwendig haarig / außwendig aber grün und wollicht / länger und kürtzer / eines tröcknenden und bitteren geschmacks. Seine stengel / wie auch die blätter / so dieselbigen umbgeben / sind mit runder Scheer-wollen überzogen. Oben auff halten die Stengel fünff / sechs / oder mehr breite blättlein / welche man für Scheerwollen ansihet. Auß deren mitte entspringen ein oder mehr köpflein / mit bleichen blümlein. Die wurtzel ist dick / schwartz / und mit etlichen braun- oder dunckel-schwartzen zaseln begabet. Es wächßt auff den Felsen der Alp-gebürgen in der Schweitz und in Oestereich / als auff dem Schneeberg / Dürrenstein und Etscherberg. Blühet im Hew- und Augstmonat. Eigenschafft. Die Ruhrkräuter haben ein grobes / bitterlichtes / mit irrdischen theilgen eingeflochtenes Saltz / ziehen deßwegen zusammen und trocknen / werden in der rothen Ruhr gebraucht. Mansamlet sie im Heumonat. Gebrauch. Des ersten Ruhrkrauts blätter werden an statt der Scheer-wollen oder Flocken gebraucht / die Polster damit zu füllen. Das von dem andern Geschlecht des Ruhrkauts destillierte Wasser / wird nutzlich (Krebs an den Brüsten.) wider den Krebs an den Brüsten gebraucht / so man leinene tüchlein darinnen netzt / und alle tag einmahl überschlägt / denn es verhindert den Krebs / damit er nicht entschwere oder auffbreche. Etliche weichen in diesem Wasser die blätter von der Haselwurtz ein / und legen sie mit nutz über. CAPUT L. I. Rother Steinbrech. Filipendula I. Namen. ROther Steinbrech oder Filipendelwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oenanthe, Filipendula, Saxifraga rubra. Italiänisch / Filipendula, Enanthe. Frantzösisch / Filipende, Filipendule. Spanisch / Filipendula. Englisch / Drope wort. Dänisch / Roed Sternbrecke / Boender Muskat. Geschlecht und Gestalt. I. Der erste rothe Steinbrech / Filipendula vulgaris, an Molon Plinii, C. B. Filipendula, J. B. hat viel runde / länglichte wurtzeln / deren hangen je vier oder fünff an einem dünnen würtzlein / welcher dieses Gewächs viel hat / gleich als wenn sie an dürren fäden hiengen / sind der gestalt halben den kleinen unzeitigen Oliven zu vergleichen / außwendig rothfärbig / und inwendig weiß / eines bitteren geschmacks. Die blätter vergleichen sich dem Genserich-kraut / sind aber tieffer und mehr zerkerfft. Der stengel wird fast anderthalb elen hoch. Oben an den stengeln hat es viel neben-zweiglein / darauff wachsen schöne / wolriechende / weisse blümlein in dem Brachmonat / welchen ein schüppichter samen folget / dem Pimpernellen-samen ähnlich. Dieses Kraut wächßt in bergichten Wiesen / feuchten / steinichten gründen / umb [768] das Berghauß Kestenburg / die Newenstatt / Benßheim / Heppenheim / an den Bergstrassen / in beyden Gebürgen des gantzen Rheinstroms / umb Tübingen oben am Osterberg / und andern vielen orten. Man findet es allhier in den Muttentzer-Bergmatten gegen Münchenstein. Es hat auch desselben ein kleinere art / Filipendula minor, C. B. II. Rother Steinbrech. Oenanthe Apii folio. II. Rother Steinbrech. Oenanthe Chaerophylli foliis. 2. Der ander rothe Steinbrech / Oenanthe Apii folio, C. B. Oenanthe sive Filipendula Monspessulana Apii folio, J. B. komt mit seiner wurtzel mit dem ersten überein / allein ist sie etwas breiter und quecker. Der stengel wird fast anderthalb elen hoch. Die blätter sind kleiner und schmäler als an dem ersten / den Blättern des Bertrams oder des Eppichs ähnlich. Am gipffel des stengels gewinnet er viel kleine wiesse blumen wie krönlein. Es wächßt in grasichten gründen / auff den büheln / an sonn-reichen orten / und ist nicht so sehr gemein als der erste. 3. Der dritte rothe Steinbrech / Oenanthe Chaerophylli foliis, C. B. succo viroso, Cicutae facie, J. B. Filipendula Cicutae facie Lobelii, Ger. überkomt wurtzeln wie die vorigen / allein sind sie etwas grösser und länger. Die stengel vergleichen sich mit der andern. Die blätter werden dem Schirling ähnlich. Seine weisse blümlein wachsen auch auff ihren schatt-hüttlein. In Italien wächßt er an lustigen orten / und auff den Bergen von sich selbst / bey uns zielet man ihne in den Gärten. 4. Der rothe Wasser-Steinbrech / Oenanthe aquatica, C. B. Oenanthe, sive Filipendula aquatica, J. B. hat zwey oder drey lange wurtzeln / und daneben viel dünne würtzelein / Rother Wasser-Steinbrech. Oenanthe aquatica. die zwischen den grösseren und einem haupt herauß wachsen / und am geschmack bitterlicht sind. Von dem haupt der wurtzelen wachsen herfür / dicke / fette / hohlkälichte und elen-hohe stengel. Unden neben den stengein kommen herfür die understen blätter / so sich den blättern des Wüterichs vergleichen / welche aber am stengel herauff wachsen / haben eine gleichheit mit der Rauten / außgenommen daß sie schmäler sind. Auff dem gipffel der stengeln gewinnet er weisse gekronte blümlein / darauff folget der same / so dem Schirling-samen ähnlich ist. Er wächßt an sumpfichten orten neben den pfülen und fliessenden wassern / allhier auff den sumpfichten matten zu Michelfelden. Er gibt ein geruch wie der Wasser-Eppich von sich. Eigenschafft. Die wurtzel und blätter des ersten und letzten rothen Steinbrechs führen ein bitteres / groblichtes / alkalisches / mit vielen irrdischen / und wenig ölichten theilgen vermischtes scharffes Saltz bey sich / dadurch sie die krafft haben zu erdünnern / gelind zusammen zu ziehen / zu wärmen / zu tröcknen / Harn / Grieß und Nieren-schleim außzutreiben / Verstopffung der Drüsen / der Leber und Miltz zu eröffnen. Gebrauch. Die wurtzel dieses Krauts in halb Wein / halb Wasser gesotten / auch nach belieben Peonien- oder Baninien-wurtzel darzu gethan / und davon alle morgen und abend ein (Fallende Sucht.) glaßvoll getruncken / vertreibet die fallende Sucht. Gleiche würckung hat das Pulver der gedörrten wurtzel / auff 40. gran schwer offt und viel eingenommen. Von obigem Tranck täglich ein paar mahl sechs biß acht [769] (Verstandener Harn / Schleim und Sand der Nieren Kröpffe.) loth getruncken / treibt den verstandenen Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und Blasen von allem Schleim und Sand / vertheilet auch die Kröpff. CAPUT LI. Erdcastanien. Bulbocastanum. (1. Erdeastanien.) (2. Ein junges würtzelein.) (3. Ein alte wurtzel.) (4. Blumen und Same) Namen. ERdcastanien heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Bulbocastanum, Balanocastanum, Agriocastanum, Castanea terrae, Castanea porcina, Nucula terrestris, Bulbocastanum folio Apii, C. B. Oenanthe prima Matthioli. Englisch / Karthches-nut / Kepper-nut. Niderländisch / Aerdaecker / Aerdnoot. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Erdkesten und Schäffersnüß. Gestalt. Die Erdcastanien überkomt ein grosse / runde wurtzel / so sich der Erdschäuben-wurtzel vergleichet / allein ist sie uneben und eckiger / außwendig graw-schwartz / und inwendig voller marck / eines süssen und nicht unlieblichen geschmacks. Die blätter sind schmal und tieff zerschnitten / unden herumb etwas dem Coriander ähnlich / und oben auß kleiner. Die stengel wachsen anderthalb spannen hoch. Im Augstmonat erscheinen ihre weisse blumen auff kronen wie am Dillkraut / denen folget der schwartzgrüne / wolriechende same nach / welcher kleiner ist als der Aniß. Dieses Gewächs findet man hin und wider in Teutschland auff den äckern / feldern und in den Weingärten / sonderlich aber in Burgund / dem Elsas / in Franckreich / in der Chur-Pfaltz bey der Statt Odenheim auff St. Petersberg; es wächßt auch viel in Engelland und Niderland / liebet einen festen und fetten grund. Eigenschafft. Die Erdcastanien ist warmer und trockner Natur: führet ein nahrhafftes / mit flüchtigem balsamischem Saltz angefülltes süßlichtes fleisch bey sich / und hat also die eigenschafft viel und gute nahrung zu geben / den Samen zu mehren / und zu ehlichen wercken zu reitzen. Gebrauch. Die Erdcastanien werden von den Bauren rohe geessen / sie sind aber anmüthiger / so man sie in der aschen bratet / und mit Saltz isset. Die Schwein fressen sie gar gern / und werden auch fett davon / derowegen man sie Säu-castanien nennet. CAPUT LII. Grosse Dürrwurtz. Conyza major. Namen. Dürrwurtz / Hundsaug heißt Grieschisch / [Greek words]. Lateinisch / Conyza, Cunilago, Pulicaria. Italiänisch / Conyza, Pulicaria. Frantzösisch / Herbe des puces. Spanisch / Yerva de las pulgas. Englisch / Fleabane. Dänisch / Tordenurt / Troldurt. Niderländisch / Coniza. Geschlecht und Gestalt. I. Die gemeine grosse Dürrwurtz / Conyza mas Theophr. major Dioscoridis, C. B. major Monspeliensis odorata, J. B. wächßt biß über elen hoch / mit einem rauch-haarigen / holtzichten / steiffen / ästigen stengel / die blätter vergleichen sich den Oliven-blättern / sind doch grösser / rauch und fett / zollbreit / und biß 3. zoll lang. Sie bringt rothgelbe / geährte / und wohlriechende Blumen / so dahin fliegen / die wurtzel ist holtzicht. In grosser menge findet man sie an der Donaw / bey Re [770] genspurg / allhier wächßt sie in den Hecken bey Michelfelden. Die wurtzel ist dick / zasicht / und daurhafft / das gantze Kraut hat ein klebichten safft / und riecht strack. Die kleine Dürrwurtz. Conyza minor. 2. Die kleine Dürrwurtz / Conyza minor vera, J. B. foemina Theophrasti, minor Dioscoridis, C. B. hat einen kürtzeren / zärteren / und grünen stengel / bringt dünnere und schmälere blätter / trägt gelblichte Blumen wie runde kügelein / so auch davon fliegen. Die wurtzel ist mit haaringen faselen behengt / sie wächßt in feuchten gruben bey den Aeckeren. Diese wird in Teutschland meistentheils zur Artzney gebraucht / blühet im Augstmonat. 3. Die mitlere Dürrwurtz / Conyza media Asteris flore luteo, vel tertia Dioscoridis, C. B. media Matthioli flore magno luteo, humidis locis proveniens, J. B. überkomt ein zasichte wurtzel / auß welcher fast anderthalb elen hohe / dickere und weichere stengel herfür wachsen. Die blätter sind gegen der ersten und anderen mittelmässig / sie stehen ohne ordnung umb den stengel / und vergleichen sich der Müntzen. Sie trägt oben an den zweiglein runde goldgelbe Blumen / eines schweren / doch nicht unlieblichen / geruchs / welche endlich zu einer flüchtigen wollen werden. Wächßt an feuchten orten / allhier findet man sie bey Michelfelden. Sie wird auch Goldwurtz genennet. 4. Die Wiesen-Dürrwurtz / Conya palustris, serratifolia, C. B. bekommet auß ihrer dünnen wurtzel einen rothen stengel / welcher mit schmalen blättern bekleidet wird / so etwas haaricht / ein wenig gekerfft / und in ein spitz außgehen / oben tragen etliche ästlein grosse gelbe Blumen wie die vorigen. Sie wächßt auff den feuchten Matten oder Wiesen. Die mittlere Dürrwurtz. Conyza media. Die Wiesen-Dürrwurtz. Conyza palustris. 5. Die Oesterreichische Dürrwurtz / Conyza Austriaca 3. Clus. Ger. Pannonica lanuginosa, C. B. überkomt gerade / feste und harte stengel / so mit einer grawen wollen bedeckt / und bißweilen schuh-hoch wachsen / an die sen hangen lange / weiche / graue und haarige blätter / mit einem langen herfür gehenden rucken; welche bey der wurtzel sind / haben ein stiel / die aber den oberen theil des [771] stengels umbfassen / bekommen ein kurtzen oder keinen stiel: so man die blätter zerreibt / geben sie kein unlieblichen geruch von sich / an dem geschmack aber sind sie bitter und scharfflicht. Auff dem gipffel der stengeln / und den nebenzweiglein / sitzen grosse Blumen / wie am Alant / diese bestehen auß vielen gelben blättlein ohne geruch / so das mittlere bleiche schäublein umbgeben. Die wurtzel ist lang / schwartzlicht / daurhafft / am geschmack bitter und scharff; sie kriecht um̅her / bißweilen wirfft sie bey dem ursprung der stengel viel weisse zaselen allenthalben von sich. Sie wächßt an trockenen / dürren / und zasichten orten / nicht weit von Wien umb Baden in Oestereich. 6. Die himmelblawe Dürrwurtz / Conyza coerulea acris, C. B. Senecio, sive Erigeron coeruleum aliis Conyza coerulea, J. B. hat ein zasichte und zerspreirete wurtzel / auß welcher ein zimlicher dicker stengel herfür kom / an deme schmale zweiglein entspringen / so mit wenig blättlein besetzet sind. Die himmelblawen blümlein werden länglicht / so in ein weiß oder röhtlicht flughaar außgehen. Dises kleine Gewächs änderet sich an den blättern / denn etliche bringen kürtzere und breitere / andere aber längere und schmälere blätter: ferners wächßt eine auffrecht / die andere kriechend. 7. Die grosse Alpen-Dürrwurtz / Conyza Alpina coerulea major, C. B. bekommet auß ihrer holtzichten wurtzel einen dicken / rauchen und spannen-langen stengel / welcher bald in drey neben-zweiglein / und deren etliche in stiel zertheilt werden: umb den stengel wachsen wenig haarige / rauche und dicke blätter / welche drey oder vier zoll lang / ein zoll schmäler / und mit etlichen nerven underschieden sind: auff jedem stiel sitzt ein himmelbawe blum / welche gleicherweiß wie die vorige davon fliegt. Sie wächßt auff St. Bernhards-berg. 8. Die kleine Alpen-Dürrwurtz / Conyza coerulea Alpina minor, C. B. ist ein dünnes und etwas haariges kräutlein / so einer halben spannen hoch / und zu zeiten höher wird / es hat ein schwartze zasichte wurtzel / und einen runden rahnen stengel / auff welchem auch ein einige himmelblawe blume sitzet / der vorhergehenden zwar ähnlich / aber drey mahl kleiner / und mit vielen düpfflein begabet / so hernach wie eine wolle davon fliegt. Es hat bey der wurtzel viel schmale / bleich-grüne / drey zoll lange / und mit stielen begabte blättlein / under welchen die kürtzeren den stengel umbgeben. Man findts auff dem Gotthards-berg. Eigenschafft. Die Dür???wurtz führen ein scharffes / mit hartz-ölichten theilgen vermischtes saltz / und sind warm und trocken im dritten grad: eröffnen / erdünneren / zertheilen / treiben durch den Harn / säuberen und heilen; vertreiben die Flöhe und Wantzen. Gebrauch. Castor Durantes berichtet in seinem Kräuterbuch im 269. blat / wenn die Geissen von dem Kraut der Dürrwurtz essen / müssen sie davon sterben. (Versteckter Harn / sand und Grieß / schleim in den Nieren und blasen hinderstel. lige monatliche reinigung der weiber) Das auß der Dürrwurtz destillierte wasser / auff drey oder vier loth getrúncken / treibet den Harn / Sand und Grieß fort / reiniget die Nieren und Blasen von allem schleim / und bringet den Frawen ihre monatliche Reinigung wider. CAPUT LIII. Vnserer Frawen Handschuh. Baccharis. Namen. INser Frawen Handschuh / Groß Dürrwurtz / Baccharis / heißt Grieschisch / [Greek words]. Lateinisch / Baccharis. Conyza major vulgaris. C. B. major Matthioli, Baccharis quibusdam, J. B. Englisch / Great Fleabane / Ploumans Spicenard. Gestalt. Groß Dürrwurtz hat viel zerstrewte / nicht neff die Erden dringende / holtzichte / zerbrüchliche / bitter-scharffe / nach Zimmet riechende wurtzen / davon die weiß-wollichten / steiffen / rauchen / gestriemten / schwartz purpurrichten stengel biß zwey oder mehr elen hoch auffsteigen; und hin und her ablang-breite / weich-wollichte / etwas an dem rand zerkerffte / scharff-bittere / und starcklicht-riechende blätter / also bekleidet / daß sie den stengel ohne stiel umbfassen Auf dem gipffel der stengeln erscheinen viel übelriechende / gelbe / flughaarige blümlein / und demnach auch kleine / ablange / schwartzbraune samen / in dem Hew- und Augstmonat. Wächßt auff rauchen und harten Felderen. Eigenschafft. Dieß Kraut hat ein scharfflicht / aromatisches saltz / neben irrdischen / rauchen theilgen bey sich / und also die Eigenschafft zu eröffnen / zu erdünneren / die Monatzeit und todte Frucht zu treiben / den Athem zu erleichteren / de Harn zu beförderen / zu wärmen ond zu tröcknen. Das pulver von dem dürren kraut und wurtzen / ziehet auch ein wenig zusammen. Man gebraucht die wurtzel / so in dem Mäy eingesamlet / und gedörrt wird. Gebrauch. (Schlangëbiß / Engbrüstigkeit / Monatzeit Husten.) Diese wurtzel in Wein gesotten / und davon offt getruncken / verhütet alle gefahr von dem Schlangen-biß; macht den Engbrüstigen einen weiten Athem / treibet die Monatzeit der Weibern / befürderet den Außwurff / und stillet den Husten. Die Alten haben darfür gehalten / dieses Kraut seye dienlich wider die Zauberey / und mache die bösen Zungen kraffiloß / dahero Virgilius des Burgermeisters Asimii Pollionis Sohn also glückwünscht: At tibi prima Puer nullo munuscula cultu, Erranteis Hederas passim cum Baccare tellus, Mista???ue ridenti colocasia fundet Acantho. Vor dir / ô werthes Kind / die schönen Kräuter gaben Das Erdreich schüttet auß / so grosse Tugend haben /
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Das kriechende Ephew / den weichen Bären-klaw / Den riechenden Bacchar auff ungebawter Aw. Und Ecclogâ VII. spricht er - - - - Baccare frontem Cingite, ne vati noceat mala lingua futuro. Umbringe mit Bacchar des jungen Dichters Haar / Damie die Lästerzung verschone seiner gar. CAPUT LIV. Gelbe Nägel-Veiel. Leucojum luteum. Namen DIe gelbe Nägel-Veiel / oder gelbe Veiel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Viola lutea, Leucojum luteum, Leucojum aureum, Chairi, Flos Chairi. Italiänisch / Viola gialla. Frantzösisch / Girofle jaune, Violette jaune. Spanisch / Violeta amarilla. Englisch / Walle gyllofer. Dänisch / Gulfiolitter. Niderländisch / Geel vioole. Geschlecht und Gestalt. Die gelbe Nägel-veiel / Leucojum luteum vulgare, C. B. Luteum vulgo cheiri, flore simplici, J. B. wächßt wie ein kleines bäumlein / hat viel ästlein mit länglichten / schmalen und graw-schwartzen blättern besetzt / oben an den ästlein bekomt es viel beysammen stehende knöpfflein / auß welchen die schöne liebliche Blümlein / je mit vier blätlein entspringen / welche wenn sie abfallen / kom̅en hernach länglichte dünne schöttlein / fast eines Fingers lang / in welchen der runde / breite und gelbe samen verschlossen ligt. Die wurtzel ist gar holtzicht und zertheilt / stehet nicht tieff in der Erden. Die gelbe Veieln wachsen gern / wo man sie hinpflantzet / am liebsten aber auf den Mauren und Gebäuen. Zu Cölln am Rhein findet man sie allenthalben auff den Mauren / auß den Fugen der Steinen herfür wachsen. Allhier zu Basel kommen sie auff vielen Tächern herfür. Es ist noch ein Geschlecht der gelben Veieln / diesem gantz gleich / allein daß seine blumen vielmehr blätter haben / daher es auch gefüllt gelb Veiel / Leucojum luteum flore pleno, J. B. genennet wird: Es bringet keinen samen / sondern muß von den jungen zweiglein gepflantzet werden. Man zielet sie von wegen der schönen Gestalt in den Lustgärten / blühen im angehenden Mäyen / fast biß auff den Winter. Petrus Pena und Matthias Lobelius in Advers. nov. Stirp. p. m. 140. berichten / daß sie zu ihrer zeit noch auff den H. Weynacht-tag geblüht habe. 2. Die grosse Eystettische gelbe Veiel / Leucojum luteum magno flore, C. B. ist die Königin über alle. Der stengel wird bißweilen anderthalb elen hoch / an welchem gläntzende / schwartz-grüne blätter herfür kommen / die sind viel breiter und spitziger / als an allen andern Veieln / auff mancherley weiß zusammen gewunden / und an dem oberen theil gleichsam mit düsselen überzogen. Auf den gipffeln des stengels erscheinen goldgelbe / wohlriechende blumen / so breiter als ein Philippinischer thaler werden / sie wird in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / wie auch anjetzo in vielen Gärten angetroffen. 3. Die wilde gelbe Nägel-Veiel mit des Habichs-kraut blättern / Leucojum luteum sylvestre Hieracifolium, C. B. hat ein dick und weißlichte wurtzel / so in ablange / haarige faseln außgehet / umb welche viel blätter bey der erden sich außbreiten / die sind länglicht / etwas rauch / und in dem Sommer wie das Habichkraut zerspalten: an dem gestriemten / graulichten und schuh-hohen stengel werden sie ablang / breitlicht / bleich-grün / gekerfft / rauchlicht / und stehen wechselweiß gegen einander über / der gröste theil des stengels erscheinet im vollem blust / die blumen sind gelb und vierblättig / kleiner als an der gemeinen gelben Veiel / und mit langen stielen begabet / welchen 3. zol lange / und enge schotten nachfolgen / so oben auff beyden seiten sich ein wenig zuruck neigen. Sie wächßt auff dem Schwartzwald bey Newstatt. 4. Die wilde Berg-Veiel mit schmalen blättern / Leucojum luteum sylvestre angustifolium, C. B. überkommet bey ihrer wurtzel viel grüne blätter / so sich mit der gemeinen gelben Veiel vergleichen / sie sind jedoch schmäler / und eines bitteren geschmacks / zwischen denen ein / und bißweilen mehr gestriemte stengel herfür schiessen / die schuhshoch und auch höher wachsen / daran viel vierblättige blumen erscheinen / so der gemeinen Nägel-Veiel ahnlich werden / sind aber kleiner / und nicht so wolriechend / denen lange hörnlein voll glatten samens nachfolgen. Die wurtzel ist lana / weiß / und mit vielen dünnen zaseln begabet. Sie wächßt auff den bergen bey Baden in Oesterreich und auff dem Leutenberg.
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Eigenschafft. Die blumen der gelben Nägel-Veyeln sind mit einem balsamischen / milt-flüchtigen / saltzichten öl begabet / und haben also die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / die Haupt-flüsse zu zertheilen / das Hertz zu stärcken / Schmertzen zu stillen / zu erweichen / zu zertheilen / zu säubern / zu heilen / die monatliche Reinigung zu befürdern / die Leibsfrucht und das Nachbürdlein abzutreiben. Gebrauch. (Haupt-un̅ Schlagflüsse.) Diese Nägel-Veieln werden füglich under alle die Artzneyen / so da wider die Schlagflüsse dienen / mitgenommen. Man kan auch also eine Essentz mit Kirschen-Brantenwein davon außziehen / und auff 15. biß 20. tropffen davon offt in Wein wider die Flüsse einnehmen. (Versteckte monatliche reinigung der Weiber) Wider die versteckte monatliche Reinigung der Weiber. Nim Alant-wurtzel / Calmuß / Entzian-wurtzel jedes ein loth / Beyfuß-kraut / Roßmarin / weissen Andorn / gelbe Nägel-Veielblumen jedes ein kleine handvoll / Lorbeer ein halb loth / Zimmet und Saffran / jedes ein quintlein. Zerschneide alles / und binde es in ein säcklein / schütte darüber zwey maß alten weissen Wein / lasse es vier und zwantzig stund stehen / alsdenn trincke man alle morgen nüchter ein glaßvoll davon. Schwangere Weiber solle sich vor den gelben Nägel-Veieln hüten / denn sie die Leibs-frucht abtreiben. (Schwache erkaltete Glieder un̅ Mutter / Schlag.) Die in den Apothecken zubereitete Conserva Cheiri, oder der gelbe Nägel-Veieln Zucker / stärcket und erwärmet die schwachen und erkalteien Glieder des Leibs / insonderheit aber die Mutter / und bewahret für dem Schlagfluß. (Auffsteigen der Mutter schwere kindsnöth.) Das gelde Nägel-Veiel-öl wehret dem Auffsteigen der Mutter / und befürdert die Geburt in den Kinds-nöthen / so man den undern Leib warmlicht mit ansalbet daher die Hebammen jeder zeit dieses Oel bey handen haben sollen. Dieß Oel stillet auch den (Darmgicht) jungen Kindern die Darmgicht / so man ihnen das bäuchlein warmlicht darmit ansalbet. (Kaltes Haupt und Mutter / versteckte monatliche reinigung der Weiber todte f: ucht zuruck bleibende Affter- oder Nachgeburt / Schlag / verlohrne Sprach.) Das destillierte gelbe Nägel-Veieln-wasser stärcket und erwärmet das kalte Haupt und die Mutter / befürderet die versteckte monatliche Reinigung der Weiber / die todte Frucht und Affter- oder Nachgeburt gewaltiglich / verhütet den Schlag / und bringet wider die verlohrne Sprach / man kan davon nach belieben ein paar loth trincken. Weisse und braun-rother Nägel-Veiel. Leucojum album & purpureum. Geschlecht und Gestalt. 1. Die weisse Nägel-Veiel / Leucojum incanum majus, C. B. hyemale & diu durans, purpureum, roseum, ac etiam album, J. B. hat ihren namen bekommen / nicht von ihren blumen / denn sie nicht allezeit weisse trägt / sonderen dieweil sie grawe oder aschen-farbe blätter hat. Der stengel wird hart / gerad / ästig / rund / und zwey oder drey schuh hoch. Ihre blätter sind länglicht / weiß / weich und Weisse und braun-rothe Nägel-Veiel. Leucojum album & purpureum. haarig / wie das Wollkraut. Auff dem obersten theil der stengeln erscheinen im Frühlig vier-blättige Blumen / gemeintglich schneeweiß / und zu zeiten aschen-farb / denen schmale und länglichte schöttlein nachfolgen / darinn der breite und rothe same liget / die wurtzel ist lang / starck / weiß / scharff und etwas zaßlicht. 2. Ein kleinere art wird in den Gärten angetroffen / so im ersten Jahr vom samen auffgehet / und ihre blumen im Brach- oder Hewmonat herfür bringet / sie ist in allem kleiner / riechet wohl / und leidet keine frost / derohalben so bald der same zeitig wird / verdirbt der stock mit einander / dahero muß man den samen vor dem Winter auff heben / und sie alle Jahr gegen dem Frühling erneweren: Leucojum incanum minus, C. B. aestivum flore purpureo & roseo ac albo, J. B. 3. Die weisse überauß wohlriechende Veiel / Leucojum album odoratissimum folio viridi, C. B. hyemale, diu durans, flore albo, folio viridi & livido glabro, J. B. hat ein zerspaltene wurtzel / der stengel wird grün-ästig und bißweilen kleinen fingers dick / die blätter sind dick / grün / gläntzend / und den gemeinen gelben Nägel-Veilen ähnlich. Ihre Blumen erscheinen weiß / vierblättig / und riechen insonderheit gegen Abend trefflich wohl / dahero man sie in Teutschland Bisam-Nägelein nennet: Den Blumen folgen lange / dicklichte und grüne schöttlein nach / welche zwischen dem häutlein ein doppelten samen in sich halten. Sie bleibt etliche Jahr / so man sie im Winter in dem Keller auffbehält. Die braun-rothe Nägel-Veiel / komt mit der gemeinen weissen überein / allein sind [774] die Blumen braun-roth / purpur- oder leibfarb / und werden die Blätter auff beyden seiten graulicht. In dem Eystättischen und vielen andern Lustgärten werden die Nägel-Veieln auch angetroffen / mit gefüllten rothen / purpurfarben und weissen Blumen. Man findet auch gescheckte / volle / purpurfarbe und weisse / mit bluts-tröpflein besprengte Nägel-Veiel; Ferners sihet man weisse / mit rothen oder braunen streifflein gescheckte Nägel-Veiel. Breite Meer-Veiel. Leucojum maritimum latifolium. Geschlecht und Gestalt. 1. Die breite Meer-Veiel / Leucojum maritimum latifolium, C. B. Hat ein zasichte und haarige wurtzel / auß welcher etliche ein oder anderthalb spannen hohe stengel herfür kommen / so sich weit über die blätter erheben. Auff ihrem gipffel erscheinen blaupurpur-braune blümlein / denen lange und breite schöttlein nachfolgen / die mitten mit einem zarten häutlein unterschieden / und ein breiten röthlichten samen in sich halten. Die blätter sind lang / breit / dick / weich / grünlicht und gekerfft. Sie wächßt am Gestad des Meers / und wird in Holland in die Gärten gepflantzet. 2. Die grosse braune Meer-Veiel / Leucojum marinum maximum, Park. maritimum Camerarii, J. B. item, Leucojum maritimum magnum, latifolium, Ejusd. maritimum sinuato folio, Hat eine länglichte / dicke / und undenauß in viel faseln zertheilte wurtzel / auß welcher zween oder drey glatte / stengel herfür kommen / so mit länglichten / spitzigen und schmalen blättern besetzet / auch in der mitte wie ein Hacke zerkerfft sind. An den gipffeln der stengeln erscheinen braune Blumen / welchen ihre schöttlein wie an den vorigen nachfolgen. Sie wächßt an dem Ufer des Mittelländischen Meers in Spanien und Franckreich / allda auch ein kleinere Art gefunden wird. Man zielet sie in Niderland in den Gärten. Weisse dreyblättige Mertzen-Viol. Leucojum bulbosum triphyllon. Geschlecht und Gestalt. 1. Die weisse dreyblättige Mertzen-Viol / Leucojum bulbosum minus triphyllon, J. B. Trifolium minus, C. B. hat eine kleine / auß vielen weissen / bitter-scharfflichten / und schleimig-schmäckenden häutlein bestehende Zwibeln: davon nur ein eckichter / dünner / holer / nackender stengel spannen-hoch auffsteiget / welcher biß an die helffte samt den blättern in einer weissen scheide eingeschlossen ist. Die zwey dabey erscheinenden / bleich-grünen / langen Lauch-blätter begleiten den stengel nahe biß an den gipffel / auff welchem an einem langen / mit einem scheidlein umbgebenen stiel ein einige / auß drey milch-weissen / länglichten blättlein bestehende blume erscheinet / welche inwendig annoch drey kleinere / kürtzere / schmälere und rauchere blättlein / neben sechs gelben fädemlein / oder köpfflein / und einen weissen stiel hat. Auff die blum folget ein Samen-köpfflein / an gestalt einer Olivengleich / darinnen ein weisser same sich enthält. Die Wurtzel und das Kraut geben einen unlieblichen geruch von sich / die blumen aber wenig oder keinen. Blühet im Hornung oder Mertzen. Wächßt überall auff vielen Matten / und wird auch in die Gärten gepflantzet. 2. Die weisse viel-blättige Mertzen-blum / Leucojum bulbosum hexaphyllum cum unico flore, rariùs bino, J. B. bulbosum vulgare, C. B. ist dem vorigen Geschlecht an gestalt durchauß gleich; bekomt aber etwan mehr blätter / offt auch zwey weisse / sechs- oder sieben-blät [775] tige Weisse viel-blättige Mertzen-blum. Leucojum bulbosum hexaphyllon. Glocken-blumen; welche einen geringen nicht unlieblichen geruch von sich geben / und ein biren-formiges samen-schöttlein nach sich bringen / darinnen ein weißgelber / ablanger / harter samen außwächßt. CAPUT LV. Zahm Scharlachkraut. Horminum sativum. Namen. SCharlachkraut / Scharley / wilde Salbeyen / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Horminum, Sclarea, Gallitrichum, Scarlea, Centrum galli, Orvala. Italiänisch / Hormino, Sclarea. Frantzösisch / Orvale. Englisch / Clary. Dänisch / Skarleye / Skarlager / Graakuse. Niderländisch / Scharleye. Geschlecht und Gestalt. 1. Das zahme Scharlachkraut / Horminum sativum, C. B. comâ purpureo-violaceâ, J. B. vergleicht sich dem Andorn mit seinen blättern / allein sind sie etwas grösser / und ein wenig rauch. Der stengel wird viereckicht / und einer halben elen hoch. Die purpurfarben blumen schlieffen / ein Gesetz über das andere / zwischen den blättern an dem stengel herfür / denen ein schwartzer / länglichter same in kleinen hülßlein nachfolget / welche untersich gegen der wurtzel hangen / so holtzicht / dick und zaßlicht ist. Es wächßt häuffig in Apulien / Illyrien und gantz Griechenland / wird auch in Teutschland in die Gärten gepflantzet. Wild Scharlachkraut mit Salbeyblättern. Horminum sylvestre foliis Salviae. 2. Das wilde Scharlachkraut / Horminum sylvestre foliis Salviae, Horminum pratense foliis serratis, C. B. Gallitrichum sylvestre vulgò, s. sylvestris Sclaraea, flore purpureo, coeruleove magno, J. B. bringet blätter / so der Salbey ähnlich sind. Der stengel ist rauch / haarig / gestriemt / viereckicht / und anderthalb schuh hoch. Die blumen erscheinen himmelblau mit purpur-braun vermischt. Der runde / schwartz-braune samen ligt in seinem schöttlein / die neigen sich gegen der erden. Man nennet es auch wilde Sal [776] bey. Es wächßt in Teutschland / Franckreich und durchgehends auff den matten. Wolriechend Scharlachkraut. Horminum Sclaraea dictum. 3. Das wolriechend Scharlachkraut / Horminum Sclaraea dictum, C. B. sativum vulgare s. Sclaraea, Park. Gallitrichum sativum, J. B. Uberkomt grössere und breitere blätter als das zahme / werden darzu etwas rauch / krauß / aschenfarb-grün. Der stengel ist dicker / haarig / starck / viereckicht / über elenhoch. Mitten an vom stengel entspringen viel zweiglein mit geährten / weiß-blauen und wolriechenden blumen / darauß die schöttlein wachsen / darinnen steckt schwartzer runder und durchscheinender same. Die wurtzel ist schwartzlicht / zerspalten / und gehet nicht tieff in das erdreich. Es wächßt an dürren und ungebauten orten / etwan auch auff den Mauren / wird wegen seines lieblichen geruchs in die Lustgärten gepflantzet / darinnen es denn hoch auffwächßt. 4. Das Eyrisch Scharlachkraut / Horminum Syriacum, C. B. Gallitrichum exoticum flore magno albo, J. B. Hat einen viereckichten stengel mit subtilen Haaren / welcher sich in Neben-zincklein zertheilet / und höher als ein elen wächßt. Die undern blätter sind rauchlicht / gefaltet / einer spannen lang und breit / die obern aber werden schmal / länglicht und glatt. Die blumen erscheinen weiß / ein gesätze über das ander. Der graue / kleine same ligt in seinem hülßlein / ist mit rothen ripplein begabet / auch hin und wider mit schwartzen linien besprenat. Er gibt keinen geruch von sich / und schmeltzet unter der Zungen wie der Basilien-samen / aber das kraut / welches von dem samen leichtlich wächßt / wenn es seine blumen trägt / gibt einen lieblichen / und der Basilien umb etwas ähnlichen geruch von sich. Bernhardus Paludanus hat es im Jahr 1578. auß Syrien gebracht / von welchem es Camerarius empfangen / und zu Nürenberg in seinem Garten gepflantzet. Es wird auch in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. 5. Das gelbe Scharlachkraut / Horminum luteum glutinosum, C. B. Galeopsis species, lutea, viscîda, odorata, nemorensis, J. B. Hat viereckichte und etwas haarige stengel. Die blätter sind klebicht / und am umbkreiß wie eine Sägen gekerfft. Die blumen erscheinen gelb / der samen wird schwartzlicht / die wurtzel ist daurhafft / zaßlicht / und bleibet viel Jahr. Es wächßt in Italien auff den Tridentinischen Alp-gebürgen / dahero es auch Italiänisch oder Tridentinisch Scharlachkraut genennet wird. Man findet es allhier auff dem Muttentzer-berg. In Holland pflantzt man es an etlichen orten in die Gärten. Es wird in Ungarn auff allen Hügeln und Bergen angetroffen. Wächßt auch hin und wider in Oesterreich / dahero es auch in dem Eystättischen Lustgarten gezielet worden. Es gibt ein geruch wie der Kampfer von sich. Sein außgetruckter Safft reiniget die faulen bösen schäden und bewahret sie vor dem kalten brand. 6. Das Oesterreichische Scharlachkraut / Horminum sylvestre salviaefolium minus, C. B. Gallitrichum glabrum folio Salviae flore purpureo, J. B. Hat eine grosse daurhaffte und daumens-dicke wurtzel / so mit einer schwartzen Rinden überzogen ist / und alle jahr neue schoß herfür bringet / auß welcher etliche / viereckichte / starcke / gestriemte / und etwas haarige stengel entspringen / die bißweilen elen-hoch wachsen. Seine blätter werden groß / haarig / gespitzt / runtzlicht / und am umbkreiß wie ein sägen gekerfft. Die nebenzweiglein sind mit purpurfarben Blumen würtelweiß biß oben auß gezieret / dahero sie sich einer gebogenë oder schwanckenden ähre vergleichen. Der kleine schwartze samen ligt in seinem hülßlein / es blühet im Brachmonat. Man findets hin und wider an den strassen umb Wien in Oestereich / wie auch auff den Berg-Matten / bey den berühmten Klösteren Maria-zell und H. Creutz / und anderen bergichten orten in Oestereich und Steyrmarck. 7. Das Wiesen-Scharlachkraut / Horminum sylvestre majus foliis profundiùs incisis, C. B. Gallitrichum sylvestre comâ virescente, J. B. hat kleinere stengel alß das fünfte / sie sind jedoch auch viereckicht und haarig. Die blätter werden auch kleiner / ablang / und tieffer zerschnitten. Die wohlriechende blumen erscheinen himmelblaw / und zu zeiten weiß oder leibfarb. Seine zeitigen schötlein schwancken nidsich / und halten ein schwartzen samen in sich / die wurtzeln sind schwartz und zaßlicht. Es wächßt in Teutschland auff den trockenen Wiesen / in Böhmen wird es häuffig auff den grasichten büheln und am rand der äckeren gefunden. 8. Das Candische Scharlach-kraut / Horminum minus supinum Creticum, Park. C. B. Gallitrichum flore minimo albo, J. B. hat ein schuh-hohen / haarigen / und viereckichten [777] stengel / der ist selten in neben zincklein zertheilt / seine wenige blätter sind umb etwas haarig / daumens-breit und drey zoll lang / bißweilen gefaltet / zu zeiten aber insonderheit die undere / in tieffe kerffe zerschnitten. Es trägt rings umb den stengel wenig weisse blume wie ein lang und gebogen ähre / darauff folget ein schwartzer same nach. Es wächßt in der Insul Candien. 9. Das Pirenäische Scharlachkraut / Horminum Pyrenaicum minus album Betonicae facie, C. B. bekomt auß seiner holtzichten / schwartzen und zaßlichten wurtzel / ein runden und haarigen stengel / der nicht gar spannen hoch / und bißweilen doppelt wird. Es hat wenig dicke / wollichte und gekerffte blätter / so bey der wurtzel rund / und mit langen stielen begabet sind. Den mitleren theil des stengels umbgeben zwey der Betonien ähnliche blätter / sind aber dicker und kürtzer / auch werden ihnen zwey kleine köpfflein undergelegt / es trägt weisse geährte Blumen wie die Betonien: Man findets auff den hohen Pirenäischen Bergen / die gegen Spanien ligen. Eigenschafft. Das Scharlachkraut / sonderlich das wolriechende / so man in den Gärten pflantzet / führet in seinen blumen und blätteren ein flüchtiges / balsamisches / miltes / mit irrdischen groblichten theilgen vermischtes saltz / und hat dadurch die Eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / zu zertheilen / das Haupt / Nerven / Magen / Hertz und Mutter zu stärcken / das saure / versaltzene Geblüt zu versüssen un̅ zu verbesseren / Wunden und Schäden zu heilen und zu säubern. Man muß es im Brach- und Heumonat samlen. Gebrauch. Das gedörrte Kraut zu pulver gestossen und davon in die Nase geschnupfft / ziehet (Hauptflüß.) den Rotz herauß / und reiniget das Gehirn von Flüssen; macht ein wenig niessen. Die frisch grünen blätter pflegt man in (Nieren verschleimung.) Butter mit Eyeren vermengt zu bachen / gibt anmuthige Küchlein ab / welche die Nieren reinigen und stärcken / auch zur geilheit reitzen sollen. Der schleim auß dem samen dieses krauts (Augen entzündung / röthe und schmertz.) mit Rosen-wasser außgezogen / hernach mit Fenchel-wasser vermischt / und warm mit tüchlein über die Augen geschlagen / benimt deroselben entzündung / röthe / und schmertzen. Das Kraut in wasser zu einem Bad gekocht / (Schleim der Mutter / weisserfluß / versteckte monatliche reinigung unfruchtbarkeit.) und solches gebraucht / stärcket und reiniget die Mutter von allem kaltem schleim / vertreibt den weissen fluß / bringt die Monatliche Reinigung / macht fruchtbar / und säuberet die Nieren. Man kan auch eine Essentz mit Brantenwein auß diesem Kraut ziehen / welche in allen oberzehlten Kranckheiten gut ist / 20. tropffen auff einmahl davon genommen. So man das Scharlachkraut in ein Faß voll rothen Wein hencket / gibt es dem Wein einen angenehmen Mußcateller-geschmack. Er wärmet und stärcket das kalte Haupt (Kaltes haupt / blöder magë / weisser Weiberfluß.) und den blöden Magen / und nimt hinweg den weissen Fluß der Weiber. So man aber ihne zu viel braucht / bringt er Hauptweh. Fabricius Hildanus, Ambrosius Paraeus und Antonius Mizaldus vermelden / so man den zahmen Scharlachkrauts-samen in die Augenwinckel schiebet / führe es mit hinauß / was in das Aug gefallen ist. CAPUT LVI. Gemeine todte Nessel. Galeopsis, s. Urtica mortua. Namen. TOdte oder Taube Nessel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Galiopsis, Urtica mortua, Urtica iners, Lamium, Urtica innoxia. Italiänisch / Ortica morta. Frantzösisch / Ortie morte, Ortie ne piquant point. Spanisch / Ortiga muerta. Englisch / Netle Dead. Dänisch / Doednelde / Doffnelde / blinde Nelde. Niderländisch / Doode Netel. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der Todten Nessel / Lamium purpureum foetidum folio subrotundo, sive Galiopsis Dioscoridis, C. B. Galeopsis s. Urtica iners folio & flore minore, J. B. vergleicht sich mit ihren blätteren der brennenden Nessel / sind jedoch kleiner / ringsumbher zerkerbt / auch etwas weisser / und brennen nicht. Der stengel ist viereckicht / mit weissen / gelben oder purpurbraunen Blumen gezieret / denen ein schwartzer samen nachfolget / die wurtzel ist zasicht. Das gantze Kraut gibt einen starcken geruch von sich / wächßt allenthalben an den wegen und bey den zäunen. Man findets grösser und kleiner / die blum ist gemeiniglich purpurbraun oder roth / selten aber weiß / gelb oder [778] gesprengt. Es ist noch eine art / die sich auff den boden neiget / und umb einander kriecht. 2. Das ander Geschlecht der Todten Nessel / Lamium purpureum vel album non foetens, folio oblongo, C. B. Galeopsis s. Urtica iners, floribus albis, J. B. hat drey oder vier viereckichte stengel / so schuh / selten aber elen hoch wachsen / die blätter vergleichen sich der gemeinen Nessel / sind ablang / werden am umbkreiß gekerfft / weich / wollicht / und brennen nicht. Umb den stengel stehen neben den blätteren / braun-rothe / gelbe oder weisse Blumen / würtel-weiß herumb / ein gesätz über dem anderen gläichs-hoch / in stachlichten hänßlein / welchen ein runder / raucher und schwartzer same nachfolget. 3. Das dritte Geschlecht der Todten Nessel / Lamium maculatum, C. B. Urtica mortua maculis albis respersa, Col. ist mit ihren viereckichten stengeln und zerkerfften blätteren dem vorigen ähnlich / allein sind die blätter runder / und haben weisse düpfflein / als wären sie mit mehl besprengt / so man sie zerreibt / geben sie ein stinckenden geruch von sich. Ihre Blumen erscheinen etwas braun-roth / würtel-weiß umb den stengel gesetzt / und an gestalt einer Mönchs-kappen gleich: die wurtzel ist schlecht / auß welcher viel stengel herfür kommen. Wantzenkraut. Lamium montanum Melissae folio. 4. Das vierte Geschlecht der Todten Nessel / Wantzenkraut genant / Lamium montanum Melissae folio, C. B. Melissa adulterina quorundam, amplis foliis, & floribus ingrati odoris, J. B. hat einen viereckichten elen-hohen stengel / die blätter vergleichen sich der Melissen / aber sie sind nicht so groß / und eines seltzamen Geruchs wie die Wantzen oder Wandläuß. Ihre rings umb den stengel gewundenen Blumen sind bleich-braun / weiß / oder gesprengt / und in kleinen häußlein begriffen / in welchen sich nach der blüth der same samlet / so kleiner als der Agleyen same wird. Die wurtzel hat viel nebenwürtzelein durch einander / damit sie sich wie die gemeine Nessel hin und wider in die Erde flechtet. Sie wächßt in den Wäldern häuffig / aber in Oestereich und Ungarn / wie auch umb Franckfurt / und in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten wird sie under dem namen der Fuchsen-Melissen beschrieben. Man findet es auch im Franckenland / Schwaben / und allhier auff dem Mutten zer-berg. Eigenschafft. Die Todte Nessel haben wenig schwefelicht-öhlige / mehr aber alkalisch-saltzichte und irrdische theilgen bey sich / und daher die eigenschafft zu tröcknen / zu kühlen / anzuhalten / das sawre scharffe geblüt zu versüssen / verstopffungen zu eröffnen / die Nieren und Harngäng zu säuberen / auch zu heilen / und alle Blutflüsse zu stillen. Gebrauch. Die erfahrung bezeuget / so man die Todte Nessel mit den braunen Blumen in wasser (Rothe ruhr.) siedet / und darvon trincket / stillet sie die rothe Ruhr / gleich wie die mit den weissen (Weisser Weiberfluß.) Blumen den weissen Fluß der Weibern hinweg nimmet. Von der stinckenden Todten Nessel schreibt man / so man das kraut zerstosset / und mit seinem safft auf den wurm am finger lege / heile es denselbigen. CAPUT LVII. Grosse weisse Seeblum. Nymphaea alba major. Namen. SEeblum heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Nymphaea, Nenuphar. Italiänisch / Nymphaea, Giglio di ac [779] qua, Giglio Bianco du acqua, Giglio distagno. Frantzösisch / Nenufar, Herbe blanc d’eau. Lis d’estang. Spanisch / Escudete del rio, Nenufar, Higo del rio golfano. Englisch / Watter lillii. Dänisch / Aakande / Soeblad / Soeblomster. Niderländisch / Plompe. In Teutscher Sprach wird die Seeblum auch genant Wassermänchen / Hartzwurtz / Harstrauch / Wasserlilien / Seepupen / Seepompen. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse weisse Seeblum / Nymphaea alba major, C. B. alba, J. B. überkomt ein dicke / knodichte / und mit vielen faseln behengte wurtzel / mit welcher sie in der erden stecket / außwendig ist sie mit schwartzen flecken besprenge / inwendig aber weiß und luck. Sie wird bißweilen schenckels-dick / zwey elen lang und auch länger. Ihre blätter sind oben grün / und unden purpur-braun / groß / breit / dick / fett / glatt / rundlicht / bey dem stiel zerspalten / fast anzusehn wie ein hertz / und schwimmen auff dem wasser. Die blume ist weiß / wie ein schöne weisse gefüllte Lilien / so von dreißig mehr oder mindern blättern bestehet; im innern theil der blumen sihet man ein schöne goldgelbe Sonne / mit vielen gelben zaselen oder butzen ohn allen geruch. Nach abfallung der weissen blättern solcher blumen / folgen die köpfflein / in welchen ein schwartzer glitzender same ligt / wie der Hirß. Die stengel / daran die blätter und blumen herfür kommen / sind lang / rund und glat / sie wächßt im moraß oder sumpffen und stillstehenden wasseren / (allhier bey Michelfelden / und dem Schloß Fridlingen) Man findet sie viel in Egypten bey dem Fluß Nilus / allda / wie auch in Italien umb Venedig bey Nidergang der Sonnen dieses Kraut under das wasser sich verbirget / wenn die Sonn aber auffgehet / auch sich widrumb erzeiget. Die Egyptier essen die rohen stengel mit ihren köpflein in dem Sommer / denn sie sind süßlicht und kühlen wohl. 2. Die grosse gelbe Seeblum / Nymphaea major lutea, C. B. lutea, J. B. Ist der ersten gantz ähnlich / allein werden ihre blätter etwas länger. Die Blumen erscheinen schön gelb / mit fünff kurtzen runden blätteren besetzt / anzusehen wie ein Kose. Die zugeschlossene köpffe / ehe denn sie zur blüth außbrechen / sind gantz rund wie ein kügelein / und mit grünen blätteren überzogen. In der mitte wächßt ein rund und spitziges köpflein / mit vielen gelben bützlein umbsetzet / in welchem der Same gefunden wird. Die wurtzel ist weiß / rauch und knöpfficht / sie wächßt auch in stillstehenden wasseren und im Moraß. 3. Die kleine gelbe Seeblum / Nymphaea lutea minor flore fimbriato. C. B. J. B. Ist der ersten gleich / allein sind ihre wurtzeln / stengel / blätter und blumen kleiner / so mit drey oder fünff weissen spitzigen blättlein besetzet ist / welcher die häuptlein nachfolgen / darinnen der same / wie der Magsame verschlossen ligt. Sie wächst in obermelten orten. In Böhmen wird sie auch ausser den wasseren gefunden. Die grosse gelbe Seeblum. Nymphaea lutea major. Kleine gelbe Seeblum. Nymphaea lutea minor. 4. Die Schweitzerische kleine Seeblum / Nymphaea Helvetica minor, Nymph. alba minor, C. B. hat subtile cirkel-runde blätter / so auß einer zwey finger langen wurtzel herfürkommen / die ist theils grün / theils gelblicht / unden aber krum: sie bringet etliche knöpff / so in der mitte zwey schwartzlichte puncken haben. Von der wurtzel kommen auch viel weisse dicke und schwammichte za [780] seln Die Schweitzerische kleine Seeblum. Nymphaea Helvetica minor. / die acht finger lang werden / und keinen geschmack von sich geben. Camerarius hat keine Blumen an ihren wargenommen. Sie wächßt im Schweitzerland / bey dem Dorff Schwamedingen / Züricher-gebiets / und anderstwo. Die kleinste weisse Seeblum oder Froschenbiß. Nymphaea alba minima. 5. Die kleinste weisse Seeblum oder Froschenbiß / Nymphaea alba minima, C. B. minor s. Morsus Ranae, J. B. überkomt an statt ihrer wurtzel kleine fäßlein / so under sich wachsen / die blätter sind klein / rund / und schwimmen auff den wasseren / zwischen den blätteren kommen lange stiele herfür / daran die blümlein im Hewmonat erscheinen / die haben drey weisse / rundlichte und glatte blättlein / in der mitte aber sind sie gelb. Eigenschafft. Die wurtzel / blätter / blumen / und samen der Seeblumen haben theils viel wasserichte / theils auch nitrosisch-saltzichte theilgen bey sich / und dadurch die eigenschafft starck zu kühlen / durchzutringen / gelinden schlaff zu bringen / die geilheit zu hemmen / den weissen Fluß der Weiberen / und den Samenfluß der Männeren zu stillen / das brennen des Harns zu milteren. Gebrauch. (Schön gelb Haar zu machen.) Es sollen die Jungfrawen die wurtzel der gelben Seeblumen stätigs in der Laugen haben / und das Haupt darmit waschen / denn sie macht ein schön gelbes Haar / daher sie auch Haarwurtz genennt wird. (Mangel des schlaffs bey den melancholischen.) Simonis Pauli fürtreffliches Fußbad für die Melancholischen Leut / welche nicht schlaffen können: Nim frische weisse Seeblumen sechs handvoll / frische Weidenblätter / Lattich jedes drey handvoll / gedörte Chamillen-blumen zwey handvoll / Aschen von einem Buchbaum / Saltz jedes ein handvoll / siede es in wasser zu einem Fußbad / darinnen man die Füß ein stund lang gelind warm halten kan. (Hitzige Kranckheiten des Haupts / Pest / hauptweh / Fieber / seitenstich / unkeusche Träum / fleischliche Begierd. samenfluß. Hitz-blätterlein / kupffern angesicht.) Das destillierte Seeblumen-wasser ist dienlich in allen hitzigen Kranckheiten des Haupts und der Pest / wehret dem Hauptweh und allen Fiebern / lindert den schmertzen des Seitenstichs / benimt die unkeuschen Träum und fleischliche Begierd / Samenfluß / so man davon nach belieben etliche loth trincket. Eusserlich gebraucht / reiniget es das Angesicht von allen hitzblätterlein / und machet ein schöne weisse haut / darum es nach dem bericht Nicolai Agerii sonderlich denen dienlich ist / so ein roth kupffern angesicht haben. Seeblumen-samen zu pulver gestossen / (Samenfluß / weisser fluß der Weibern.) und davon offt 40. biß 60. gran mit einem destillierten Wasser eingenommen / vertreibt den weissen Mutterfluß der Weibern / wie auch den Samenfluß der Männern; Man kan auch auß dem samen und süssen Mandelkernen mit Lattich-wasser eine Milch machen / und davon nach belieben trincken / stillet ebenmäßig obige Kranckheit / und vertreibet (Harnbrennen / Hirnwuth / Taubsucht.) auch das Harn-brennen / und ist denen blöden und hirn-wüthenden persohnen eine nutzliche Artzney / als welchen man auch sonsten ein halb loth des zu pulver verstossenen samens auff einmahl offt eingeben kan. Die wurtzel dieses Krauts in der stund / da die Sonn in Krebs gehet / außgegraben / gedürret / und an den Halß gehenckt / vertreibt (Schwindel) allen Schwindel. (Liebs- und Mutter-Melancholey der Jungfrau???) Das destillierte Seeblumen-wasser muß man denen Weibern oder Jungfrauen täglich eine zeitlang zu trincken geben / welche vor allzu grosser Liebe und Geilheit in Melancholey oder Taubsucht gerathen. Der in den Apothecken zubereitete einfache Seeblumen-Syrup kühlet gar wol / [781] (Entzündung der Leber / Nieren und eingeweids unkeusche Träum / samenfluß / grosse Hitz der Fieber / Durst / hauptweh. Hitzige Fieber / Schwindsucht / hauptweh / mangel des Schlaffs. Hitziges hauptweh / Mangel des schlaffs hitzige Nieren / Samenfluß.) bringet einen sanfften Schlaff / milteret die Entzündungen der Leber / Nieren / und des gantzen Eingeweids / hindertreibt die unkeusche Träum / stillet den Samen-fluß / und die grosse Hitz der Fieber / wehret dem Durst und Hauptweh / so man davon nach belieben ein paar loth mit Endivien- oder Lattichwasser einnimt. Die Conserva Nymphaeae, oder der Seeblumen-zucker / ist dienlich in hitzigen Fiebern und der Schwindsucht / bringet den Schlaff / und wehret dem Hauptweh / man kan darvon einer Muscatnuß groß nehmen. Das Seeblumen-öl wird in vielen kranckheiten gebraucht. An die Schläff und Stirnen laulicht gestrichen / wehret dem hitzigen Hauptweh / und bringet ein sanfften schlaff. Welcher hitzige Nieren hat / oder mit dem Samen-fluß behafftet / der lasse sich umb die Nieren mit Seeblumen-öl laulicht anschmi???ren. JACOBI BONTII Nymphaea Indica. Indianische Seeblum. Die Indianische Seeblum beschreibet Jacobus Bontius Lib. VI. Histor. natur. & medic. c. 38. Dieses Kraut ist wol würdig / daß es beschrieben werde / theils wegen seiner trefflichen tugenden / theils auch wegen seiner sehr schönen blum / und endlich wegen der wunderbahren frucht / so auff die blumen folget. Diese Seeblum komt mit der unserigen / mit den breiten / runden blättern / stengel und wurtzel gäntzlich überein: mit der blumen aber ist sie von unserer Seeblumen unterschieden / welche in Holland entweder weiß oder gelb ist / diese aber ist schön purpur-roth / mit ihrem annehmlichen geruch der unsern nichts nachgebend. Mit der frucht uud langen kelchlein ist sie auch der unsern ungleich / welche sich obenher gantz eben erzeigt / als wenn sie mit einem messer mitten entzwey geschnitten wäre. Die frucht vergleicht sich den kleinen wärtzen / ist rings herumb underschieden / und an der zahl dreyßigfältig / deren jegliche / so sie allgemach grösser worden / ein besonder kelchlein einnimt; wenn sie aber gantz zeitig / eine Haselnuß / so die schale davon gethan wird / an der gestalt und dem kernen vorstellet / der geschmack ist auch wie der Haselnuß / welcher jedoch etlicher massen dumm und wässerig ist / des Elements natur ähnlich / in welchem dieses Kraut wächßt. Was seine eigenschafften anbelangt / ist es im dritten grad kalt / und kommet also mit unserer Seeblumen (Hitzige kranckheit / und Fieber rothe Ruhr.) überein. Die Brühe von dem gekochten Kraut / wie wir es von den Malajern erlernt / gebrauchen wir in hitzigen Kranckheiten und Fiebern / Hauptweh und der rothen Ruhr. CAPUT LVIII. Geißbart. Ulmaria. Namen. GEißbart / Bocksbart / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ulmaria, Barba caprae, Barba hirci, Barba capri. Regina prati, Barbi capra, Argentilla major, Barba caprae floribus compactis, C. B. Frantzösisch / Barbe de Chevre. Englisch / Meadow-sweet. Niderländisch / Reynette. Gestalt. Geißbart hat ein dicke / außwendig schwartze / inwendig aber rothe / mit sehr viel zaseln behengte / nicht übel riechende wurtzel; auß welcher ein eckichter / glatter / steiffer / holer / röthlichter stengel / ein oder mehr elen hoch gerad auffsteigt. Seine einseits runtzlichtgrüne / anderseits aber weisse und rauche blätter sind gleich wie an der Odermenig gar tieff zertheilet / mit kleinen nebenblätlein / [782] an braunfarben rippen geläichs-lang von einander gesetzet / und rings umbher zerkerffet. Auff dem gipffel des stengels erscheinen kleine / weisse / fünffblättige lieblich riechende blümlein / zusammen gedrungen / und fast wie eine Traube anzusehen: wenn diese verfallen / so bleibet ein kleines krummes sämlein / wie kleine spitzige würtzelein / ein jedes mit dreyen zäpfflein. Wächßt bey uns an dem Gestad des Rheins / nahe gegen dem Rothen Hauß / auch hin und wider auff feuchten Wiesen / an den Bächlein / blühet im Hewmonat. Eigenschafft. Dieß Kraut sampt der wurtzel führet ein balsamisches / milt-flüchtiges / alkalisches liebliches saltz bey sich / und hat also eine herrliche Tugend allem sawren / etzenden gifftigen wesen zu widerstehen / das Geblüt zu reinigen / verstopffungen zu eröffnen / schweiß zu treiben / das Miltze und Leber zu stärcken / Wunden und Schäden zu säuberen / und zu heilen / allerhand Blutflüsse zu stillen. Die wurtzel gräbt man im Mäy und Brachmonat / die blätter und blumen im Hewmonat. Gebrauch. Die blätter dieses Krauts im Hewmonat abgebrochen / in Wein gelegt / und davon getruncken / geben durchauß einen geschmack (Unmuth. Traurigkeit / miltzesucht / gifftige krankheiten.) wie die Bibernelle. Erquickt das hertz / macht frewdigen muth / reiniget das Geblüt / stärckt und öffnet das Miltze / und bewahret vor giftigen Kranckheiten. Man kan auch eben zu solchem end und zweck die wurtzel zu end des Mäyen außgraben / und entweder frisch in Wein legen / oder gedörrt so wol als frisch in halb weissen Wein / halb wasser kochen / und davon fleissig trincken. (Weisse und rothe ruhr / goldaderfluß / mutterfluß / Schäden / Gesch wär / Fistel.) Die gedörrte wurtzen / oder blätter in wasser gesotten / und solch tranck offt getruncken / stillet die rothe und weisse Ruhr / wie auch den Gold-Aderfluß / Mutterfluß / und dergleichen. Es reiniget und beförderet auch alle Schäden und langwirige geschwär / und Fisteln zur heilung. Außwendig dienet es ebenmässig zu säuberung und reinigung der (Wunden.) Wunden und Schäden: wie denn under anderem Felix Würtz / der vorzeiten berühmte Wund-artzt / sein bekantes heilpflaster darauß neben anderen sachen bereitet / und mit grossem nutzen gebrauchet. Es läßt sich auß den blättern und blumen / ja auß der wurtzel selbsts mit Brantenwein (Essentz.) eine treffliche Wun-essentz durch die digestion in einem wolvermachten glaß (Extract.) außziehen / ja auch hernach das Extract davon machen / und zu heilung der Wunden und Schäden sehr nutzlich gebrauchen. (Unrein versaltzen saur geblüt.) Da destillierte Wasser von diesem Kraut treibt durch den schweiß / reiniget das Geblüt von allen versaltzenen / scharfflicht-sauren seuchtigkeiten / erfrischt das Hertz / heilet (Raud.) alle Raud und Schäbigkeit / so man nur täglich ein oder zwey gläser voll davon trinckt. Es wird auch füglich in den hitzigen Kranckheiten gebraucht / zu besserer außtreibung des nöthigen Schweisses. Waldbart. Drymopogon. Es wächßt bey uns auch hin und wider in den Hägen / an feuchten orten / sonderlich gegen dem Rothen Hauß / ein Kraut / welches dem vorigen ausser den Blumen / zimlich nahe komt / und eigentlich auff Teutsch Waldbart / Lateinisch / Barba caprae floribus oblongis, Melandrion Plinii, C. B. Ulmaria major s. altera, Park. genennet wird. Bekomt ein dicke / faselichte / mit dicker / röthlichter Rinden überzogene wurtzel; auß welcher glatte / runde / marckichte stengel biß 2. oder 3. elen hoch auffsteigen / und mit ablangen / außgespitzten / gekerfften blättern ohne nebenblättlein bekleidet / auch oben auf mit sehr kleinen weissen blümlein / welche da gleichsam einen langen weissen Geißbart bilden / gezieret werden. Blühet im Hew- und Augstmonat. An Tugend und Eigenschafft komt dieß Kraut mit dem vorigen überein. CAPUT LIX. Miltzkraut. Asplenium. Namen. MIltzkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Asplenium, Scolopendrium verum, Ceterach officinarum. Italiänisch / Aspleno, Scolopendra, Cetrach. Frantzösisch / Ceterac, Scolopendre. Spanisch / Doradilla. Englisch / Citrach / Miltwast / Spleenwort. Dänisch / Milturt. Niderländisch / Steenuaeren / Miltecruyt. Gestalt. Dieses rechte Miltzkraut / Asplenium s Scolopendria, Ceterach officinarum, C. B. Asplenium [783] s. Ceterach, J. B. hat blätter nicht über ein finger lang / deren viel auß einer schwartzen / zasichten und haarigen wurtzel herfür kriechen / ein jedes blättlein ist zerschnitten / und vergleicht sich mit seinen kerffen dem Engelsüß oder einem halben Mond / sind oben schön grün / unden gelblicht / auch gantz rauch / als wären sie mit staub überzogen / welches aber nichts anders ist / als die subtilesten samen-gefäßlein sind. Es wächßt in den Gebürgen / an den Felsen / Steinklüfften und Rissen / allerdings wie die Maurrauten / wie solches Casparus Bauhinus in seinem Tabernaemontano berichtet. Insonderheit findet man es auf dem Schwartzwald / in Saffoyen und Wallis. Es ist in Italien / Franckreich / Spanien / Engelland und Holland sehr wohl bekandt. Eigenschafft. Das Miltzkraut führet neben vielen irrdischen theilgen ein groblicht alkalisches saltz / dadurch es die eigenschafft hat allem sauren zu widerstehen / das saure geblüt zu versüssen / die verstopffung des Miltzes und Nieren zu eröffnen / den Schleim / Sand und Stein der Nieren zu erdünneren / und zu treiben / Ruhren und Blutflüsse zu stillen. Gebrauch. (Auffblähung / verstopffung / geschwulst und härte des miltzs / schwartze Gelbsucht / viert ägigs Fieber / Nieren un̅ blasenstein) Ein hand voll Miltzkraut in einer maß weissen Wein gesotten / und darvon getruncken / ist dienlich wider die auffblähungen / verstopffungen / geschwulst und härte des Miltzs / die schwartze Gelbsucht und viertägiges Fieber. Das destillierte wasser von dem Miltzkraut getruncken / ist gut wider den Nieren- und Blasenstein / wie solches Camerarius in Horto medic. p. m. 23. berichtet.

CAPUT LX.
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Grosser Spicant. Lonchitis aspera major. Namen. SPicant / Miltzkraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lonchitis, Longina, Calabrina, Asplenium sylvestre. Italiänisch / Lonchite. Englisch / Splenewort. Niderländisch / Brachvaaren / Frantzösisch / Lonchite. Geschlecht und Gestalt. 1. Der grosse Spicant / Lonchitis aspera, C. B. aspera major, Ger. altera cum folio denticulato, s. Lonchitis altera Matthioli, J. B. vergleicht sich mit seinen blättern dem Miltzkraut / sie sind jedoch länger / tieffer zerschnitten / und kommen an der gestalt dem Engelsüß nahe / werden spannen-lang / und beyderseits mit ungleichen rauchen kerffen zertheilet. Er bringt weder stengel / noch sichtbare blumen; der same aber bestehet in dem eisengrauen pulver / welches sich an den undern seiten der blättern findet. Die wurtzel ist dünn und zerspalten. Er wächßt an schattichten und feuchten orten. Die frische blätter übergelegt befördern die heilung der Wunden / und wehren der Entzündung. Man findet ihne auff dem Bernischen Nessenberg / und Lucernischen Fracmont. Kleiner Spicant. Lonchitis aspera minor. 2. Der kleine Spicant / Lonchitis aspera minor, C. B. altera folio Polypodii, J. B. Hat nach der Meinung Petri Matthioli, dünnere und schmälere blätter als der vorige / die sind zugleich haarig / rauch und kommen mit dem Engelsüß ein mehrers überein. Also wächßt er in Italien anschatt- und staudichten örtern / und hat gleiche Tugend. Es wächßt nicht weit von hier / auff dem also genannten Reichensteinischen Berg / so in der Fürstlichen Baßlerischen Herrschafft Birseck liget. In Teutschland / als auff dem Schwartzwald / ???dar / Waßgaw / und [784] Durstberg kommet er nach dem bericht Hieronymi Tragi in einer andern gestalt herfür / denn seine wurtzel ist schwartz / zusammen gedrungen / und durch einander geflochten / wie die pfuden oder wasen in den Weyhern / von anfang sind die blätter auch rumbgebogen / und wachsen etwan zwantzig biß sechtzigblätter auß einer wurtzel / sie werden schmäler als am Hirschenzungen-kraut / und zu beyden seiten mit grossen kerffen zerschnitten / biß zum mittleren braunen ripp / welches auß der wurtzel herfür kriecht: diese zerschnittene und lange schmale blätter ligen auff der erden außgespreitet / anzusehen wie ein langer Wurm. Gegen dem Brachmonat stoßt dieses Gewächs noch andere schmälere blätter herfür / die sind allerdings zerkerfft wie am Engelsüß / und wachsen stracks übersich wie lange Hanen- oder Cappaunen-federn. Diese gefiederte blätter sind auff den seiten mit kleinen gelben düpflein besprengt / und werden die ripplein durch die blätter gantz kästenbraun. Gegen dem Herbst verderben diese federn / und bleiben die ersteren blätter über den Winter unversehrt. Vermeinter Spicant. Pseudolonchitis Maranthae. 3. Der vermeinte Spicant / Pseudolonchitis. Lonchitis folio Ceterach, C. B. aspera Maranthae, J. B. bringet auß einer schwartzen zernagten wurtzel seine blätter herfür / die sich dem Miltzkraut vergleichen / sind jedoch kleiner / mehr zerschnitten / und haben rothe stengel. Er wächßt bißweilen drey quer hand hoch / gemeiniglich aber wird er etwas nidriger. Man findet ihne an wilden und steinichten orten / und in den Lustwäldern / auff einem rauchen boden. Er wächßt viel auff den Steyrmarckischen Alp-gebürgen. Eigenschafft. Diese Spicant-kräuter haben viel irrdische / und etwas alkalisch-saltzichte theilgen / daher sie mit der eigenschafft begabt zu tröcknen / die verstopffte Leber und Miltze zu eröffnen / und das saure geblüt zu versüssen. Wird aber in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT LXI. Monrauten. Lunaria racemosa minor. Namen. MOnrauten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Selinitis, Recta Lunaria, Lunaria minor, Lunaria botryitis. Italiänisch / Lunaria minore, Lunaria del grappolo. Frantzösisch / Petite Lunaire. Englisch / Moonwort. Dänisch / Maanerude. Niderländisch / klein Moencruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Monrauten / Lunaria racemosa minor vel vulgaris, C. B. botryitis J. B. hat ein kleines weisses würtzlein / mit vielen kleinen neben-würtzlein oder zaseln / davon wächßt nur ein eintziges rundes stengelein / kaum einer halben spannen oder qwer hand hoch / daran nur ein blatt gesehen wird / das ist auff beyden seiten in sieben oder acht kerffen zerspalten / ein jedes theil anzusehen wie grosse Rauten-blätter / oder wie zween halbe Mond gegen einander über. Am obern theil des stengels gewinnet sie ein gedrungenen / röthlichten / runden samen / gleich dem Ambrosien- oder Trauben-kraut. Es wird dieses Kräutlein im Hewmonat in den hohen grasichten Wäldern / an sonnreichen orten gefunden / sonderlich aber bey Heydelberg / auff aller Heiligen Berg. In den Gärten will es sich nicht halten / wenn es [785] schon gepflantzet / und seiner wol gepflogen wird. Es wächßt auch überflüßig umb Tübingen / am Osterberg / und auff den Ungarischen Alp-gebürgen / insonderheit auf den Alp-matten. Man findet es häuffig umb Cläven in Bündten / allda die Bauren mit diesem Kraut die offene Schäden des Viehs zu heilen pflegen. Die Monrauten bringt gemeiniglich zehen oder zwölff blätter. Casparus Bauhinus hat sie in Italien auff dem Berg Baido mit neunzehn blättern angetroffen. Grosse Wonrauten. Lunaria racemosa major. 2. Die grosse Monrauten Lunaria racemosa, ramosa major. C. B. bringet mehr blätter / und bißweilen auch mehr ästlein / wie an der figur zu sehen ist. Sie wächßt an dunckeln feuchten orten / allwo sie viel und gute nahrung hat. 3. Die Schlesische Monrauten mit zerschnittenen blättern / Lunaria racemosa multifido folio, C. B. botryites ramosa Silesiaca, J. B. 4. Die kleine Monrauten mit Frauenhaar-so denn eine andere mit Mutterkrautblättern / Lunaria racemosa minor Adianti, & alia Matricariae folio, Brenii. Eigenschafft. Die Monrauten hat neben vielen irrdischen theilgen / auch ein alkalisches / etwas groblichtes / wenig balsamisches Saltz bey sich / und daher die eigenschafft zu kühlen / zu tröcknen / zu säubern / zu heilen / gelind zu sammen zu ziehen und zu stopffen / absonderlich aber aller Säure zu widerstehen / und solche zu verändern. Gebrauch. (Bauchfluß unmäßiger Blutfluß und weisser Fluß der Weiber / samen fluß der Män̅er) Die Monrauten in rothem Wein gesotten und darvon getruncken / ist aut??? wider die Bauchflüß / stillet den unmäßigen Blutfluß und weissen Fluß der Weiber / wie auch den Samen-fluß der Männern. Die Monrauten wird auch nutzlich zu den Wund-tränckern gebraucht / denn sie ein heilsam Kräutlein ist. CAPUT LXII. Roßeysen-kraut. Ferrum equinum. Namen. ROßeysen-kraut / Pferdeysen-kraut / Huffeysen-kraut / heißt Lateinisch / Ferrum equinum, Solea equina, Ungula equina. Frantzösisch / Fer de cheval. Italiänisch / Sferra cavallo. Englisch / Horseschoe Vetch. Niderländisch / Peerts-ysen. Geschlecht und Gestalt. Das allhier abgebildete Roßeysen-kraut / Ferrum equinum siliquâ singulari, C. B. Solea equina, J. B. hat eine weisse / holtzichte / mit wenig zaseln begabte wurtzel / davon steigen vieleckichte / gestreiffte / mit neben-zweiglein begabte stengel. Die blätter erscheinen wie an den Peltschen / welche zu beyden seiten an langen stielen stehen / sind oben breit / unden spitzig / anzusehen wie kleine hertzlein; zwischen denselben kommen die kleinen gelben blümlein herfür / darauff folgen viel schoten / die sind einwerts gekrümt oder gebogen / und mit runden spalten zertheilt. Aussen an dem umbkreiß dieser runden spalten findet man kleinen weissen samen / der ist gehörnt wie der Mond / daher es die Alchymisten für ein Geschlecht der Monrauten halten. In Italien nennet man es Sferra cavallo, dieweilen etliche der Meinung sind / wenn die Pferde auff die weide gehen / und auff dieses Kraut offt tretten / sollen ihnen die Huffeysen abfallen. Andere wollen / es trage den namen vielmehr von der gestalt des samens / als daß es die krafft habe / den Pferden die Eysen ab [786] zuziehen / derer meinung ich auch beypflichte. Man findets in Franckreich umb Montpelier / an dürren / steinichten orten / und bringet allda im Brachmonat seine gelben blumen. Dieses Kraut ist der Teutschen gelben Steinwicken gantz ähnlich. 2. Das Roßeysen-kraut mit vielen schoten / Ferrum equinum siliquâ multiplici, C. B. [Greek words], Col. 3. Das Teutsche Roßeysen-kraut mit den schoten auff den gipffeln der stengeln / Ferrum equinum Germanicum, siliquis in summitate, C. B. Ornithopodio affinis, vel potiùs Soleae aut Ferro equino Herba, J. B. wächßt bey uns auff dem Muttentzer / und andern umbk???egenden Bergen. CAPUT LXIII. Grosse Wiesen-Waßlieben. Bellis major pratensis. Namen. DIe grosse Maßlieben / welche auch Gänßblum / Baumbällichen / Tausendschöngen / und St. Johannsblum genennet wird / heißt Lateinisch / Bellis major, Bellium majus, Bollis sylvestris major, Consolida media vulnerariorum. Italiäniseh / Primo fiore maggiore, fiore maggiore de primavera. Frantzösisch / Grand primevere. Spanisch / Bellorita mayor. Englisch / Greate daysie. Niderländisch / St. Petersbloemen. Die kleine Maßlieben heißt Lateinisch / Bellis minor hortensis, Consolida minor. Solidago minima officinarum. Italiänisch / Primo Fiore minore, Fiore minore di primavera. Frantzösisch / Petite consire, Pasquette, Marguerite. Spanisch / Bellorita. Englisch / Daysie. Dänisch / Tusindfryder / Tusindpitter / Faatillifs / Putibug / Marrerosen. Niderländisch / Madelieue Kerffouwe / Margriete-bloemen. In Teutscher Sprach wird sie auch genant Zeitlosen / Osterblumen / Magdlieblen / Massüselen und Maßblümlein. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Wiesen-Maßlieben / Bellis major, J. B. major vulgaris sive sylvestris, Park. sylvestris major, caule folioso, C. B. bekommet ihre scharff-schmäckende wurtzeln mit vielen dünnen zaßlen wie der Reinf???arn. Ihre dicke blätter werden bey ihrem anfang schmal / gegen der erde aber breit und rund / ringsherumb gekerfft / und ligen umb die wurtzeln auff der Erden / die undern blätter / so an dem stengel stehen / sind länglicht / und vergleichen sich den blättern der Creutz-wurtz. Von der wurtzel entspringen viel runde / mit blätteren bekleidete / steiffe und haarige / oder glatte stengel / die wachsen elen-hoch und zu zeiten höher. Oben erscheinen grosse Blumen mit weissen blätteren / welche in der mitte einen goldgelben Apffel haben / und über den gantzen Sommer / auch diß gegen dem Winter dauren / sie sind gemeiniglich einfach / und selten gefüllt / bißweilen sihet man zwey Blumen auff einem stiel. Sie wächst auff den Wiesen und am grasichten rand der Aeckeren. 2. Die grosse Berg-Maßlieben mit rauchen blätteren / Bellis Alpina major folio rigido, C. B. Alpina major foliis angustis rigidis, J. B. hat ein holtzichte / schwartze und kriechende wurtzel / welche nur auff einer seiten ihre zaselen von sich spreitet. Der stengel wächßt höher alß ein elen / ist rund und gestriemt / umb welchen rauche und am umbkreißtieff zerkerffie blätter ohne stiel hin und wider stehen / etliche werden stumpff / andere rund / spitzig / 5. oder 6. zoll lang / und schier em zoll breit. Auff dem gipffel des stengels erscheint die einige Blum / so grösser ist als die vorige / auch in der mitte gelb / und wird das äpffelein mit weissen blätteren umbringt / welchen ein länglichter same nachfolget. Sie wächßt in Italien bey Verona auf dem Berg Baldo. 3. Die grosse Berg-Maßlieben mit spitzigen blätteren / Bellis montana major folio acuto, C. B. hat ein kürtzeren stengel als die vorige / die blätter werden auch kleiner / zwey oder drey mahl schmäler / nur ein wenig gekerfft / spitzig und nicht rauch. Die Blume vergleicht sich mit der erst beschriebenen / ist jedoch kleiner. Man findet sie in Italien bey Padua auff den Euganeischen Bergen. 4. Die mitlere Maßlieben / Bellis media sylvestris, Ger. sylvatica, J. B. sylvestris nudicaulis non ramosa, Raj. sylv. media caule carens, C. B. ist zweyerley / das Männlein und Weiblein. Das Mänlein mit dem buchstaben A. bezeichnet / pflegt zween diß auff acht stengel herfür zu bringen / ein jeder trägt seine Blum / bißweilen geschicht es / daß auf einem stengel zwey blumen erscheinen / alßdenn er auch nicht rund / sonderen breiter wird / die blätter sind lang und schmal. Das Weiblein mit dem buchstaben B. bezeichnet / bringet ein eintzigen stengel / der ist rö [787] ther Die mitlere Waßlieben. Bellis media. als am Mänlein / die blätter sind breiter / beyde wachsen in den Wäldern. Die kleine Waßlieben. Bellis minor. 5. Die kleine Maßlieben / wild Maßblümlein oder Maßlieben / Bellis minor, Bellis sylvestris minor. C. B. minor sylvestris spontanea, J. B. bringet kleinere blätter / die sind nicht tieff gekerfft / und ligen auff der Erden außgebreitet; die stengelein sind zart / biegig / rund und nicht gar drey quer hand hoch. Die Blume änderet sich an der farb / denn das gelbe äpffel in wird von weissen und rothen blättlein umbgeben / etliche sind inwendig roth und am umbkreiß weiß / überkommen auch bißweilen eine grüne farb / die kleine wurtzel ist vielfältig zerspalten: sie wächßt auff den Matten und Weiden. Die Garten-Waßlieben mit grossen und kleinen Blumen. Bellis hortensis flore magno & parvo. 6. Die Garten-Maßlieben / Bellis hortensis flore pleno, magno & parvo, C. B. hortensis prolifera, Ejusd. hortensis, sive flore multiplicato, J. B. überkomt dünne und zaßlichte stengelein. Die blätter sind grün / rund / länglicht und oben hin gekerfft. Ihre blum bestehet von vielen zusam̅en gedrungenen blättlein / sie wird gefüllt / groß und klein / auch änderet sie sich an der farb / denn etliche sind roth / auch braun-schwartz oder gesprengt / andere werden weiß oder leibfarb. Hier. Tragus vermeldet / daß wenn die Garten-Maßlieben lang an einem / insonderheit feuchtem ort verbleiben / die Blumen gantz grün werden / welches auch Johannes Bauhinus in dem Fürstlichen Stuttgartischen Lustgarten wahrgenommen hat: Hingegen stossen die weißgefüllte Blumen / so man sie nicht bald abbricht / andere nebenblümlein auß den köpfflein der ersten / also das etwan 4. oder fünff blümlein von einer Blumen herausser wachsen / wie in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten zu sehen ist. Man findet noch eine art in den Gärten / deren stiel ein wenig haartig ist / und von zwey oder drey weit voneinander stehenden ablangen und rundlichten blättlein umbfasset wird. Die Blume ist mit fünff blätteren underlegt / Bellis hortensis pediculo folioso, C. B. 7. Die himmel-blawe Ma???lieben / Bellis coerulea caule folioso, C. B. Globularia coerulea. Col. hat ein holtzichte / starcke und zaßlichte [788] wurtzel / die wird außwendig roth und inwendig weiß / ihre stengel wachsen ein oder anderthalb spannen / selten aber elen hoch / sie sind rund / gestriemt / röthlicht / und werden mit blätteren bekleidet. Die blätter so sich auff der Erden außbreiten / sind glatt / adericht und am geschmack bitter. Auf dem gipffel des stengels erscheinen dicke und runde himmel-blawe Blumen. Allhier findet man sie bey dem Schloß Dorneck / Solothurnischer Herrschafft / und im Hüninger-Wald. Sie änderet sich an der grösse des gewächs / breite der blätteren / und höhe der stengeln. Sie wächßt häuffig hin und wider in Oestereich und Ungarn / auff grasichten wegen und felderen. Man findet sie auch in Bündten umb Cur / in Franckreich bey Montpelier / und in Sicilien / die Holländer pflantzen sie in ihre Gärten. 8. Die Berg-purpurbraune Maßlieben / Bellis coerulea caule nudo, C. B. so im Aprillen oder Mäyen ein purpur-braune / und bißweilen blawe blume trägt / welche grösser als die vorige ist. Sie wächst auff allen Bergen in Oestereich und Ungarn / zwischen den felsen und steinichten orten. 9. Die gelbe Acker-Maßlieben / Bellis lutea foliis profundè incisis major. C. B. Chrysanthemum arvense, Tab. erscheint im Brachmonat mit einer schönë bleichen / bißweilen auch gold-gelben blumen. Sie wächßt in gebawten Felderen zwischen dem Wäitzen und Haberen. Theod. Tabernaemontanus berichtet / er habe sein lebenlang diese Blumen häuffiger nicht gesehen als im Wester-wald / zwischen Limburg und Hohenburg / allda die Haberfelder im Hewmonot so voll stehen / als wenn sie dahin gesäet / oder mit gelben tücheren bedecket wären. Mehrere Geschlechter werden bey andern Botanicis beschrieben / welche wir kürtze halben allhier übergehen. Eigenschafft. Die Maßlieben-Blumen und Kraut / haben ein nitrosisch-balsamisches / gelind-flüchtiges saltz / neben vielen safftigen theilgen / un̅ dadurch die eigenschafft zu erdünnern / zu eröffnen / innerliche und äusserliche Wunden / Geschwär / Schäden und Fisteln zu säuberen / und zu heilen / alles gerunnene und gestockte geblüt / wie auch die schleimigen / zähen feuchtigkeiten und flüsse zu erweichen / flüssiger zu machen / und durch den Außwurff / schweiß oder Harn / zu vertheilen. Dienet sonderlich der verstopfften Lungen / Leber / Miltz / Nieren / Kröß und Faulfleischlein. Man gebrauchet theils die wildë Maßblümlein / theils auch die rothen und weissen Garten-Maßlieben / welche man denn samlen muß / da die Blumen frisch außgeschloffen. Im Mäy und Augstmonat hat man die wilden kleinen Maßlieben am kräfftigsten / da der Mond in Krebs gehet; im Brach- und Hewmonat aber die Garten-Maßblümlein. Gebrauch. Wilde oder auch Garten-Maßblümlein ohne oder mit dem Kraut in wasser gesotten / und davon offt ein warmen trunck gethan / dienet sonderlich denen / welche bey (Hullen??? / Lungsucht / gestockt / gerunnen geblüt / zäher schleim / scharbockische / saure / versaltzene geblüt / schleim un̅ sand der Nieren.) grosser hitze sich einsmahls erkältet / oder ein starcken trunck kalten wassers gethan; verhütet also den davon etwan entstehenden Husten und Lungsucht; Ja dieses Tranck heilet auch solche Kranckheiten selbsten auß dem grund auß / es vertheilet alles gestockte / und gerunnene gebüt / erdünneret allen hin und wider versessenen zähen schleim / reiniget das Scharbockische / gesaltzene und saure Geblüt / säuberet die Nieren von allem Sand und Schleim; beförderet die heilung aller Schäden und Wunden. (Husten der Kinderen.) Denen mit dem Husten behaffteten Kinderen / pflegt man solche blümlein frisch oder dürr in Milch zu kochen / hernach zu sichten / und denn mit solcher Milch die brey oder pappen erst zuzurichten. Das Kraut und Blumen von Maßlieben mit Schlangenwurtz in halb weissen wein halb wasser / oder auch / mit zumischung eines halben loths Wermuth-saltzes / in einer (Gelb- und Wassersucht.) maß wasser allein gesotten / und davon Morgens / Abends / und Nachts 6. biß 10. loth getruncken / heilet alle Gelb- und Wassersucht. Auß dem Kraut und Blumen kan man ein Conservam, oder Zucker / wie den Rosenzucker bereiten / welcher denn trefflich in allen (Husten / Lungsucht / blutspeyen /) Brust- und Leber-kranckheiten dienet / sonderlich in dem Husten / Lungsucht / und Blutspeyen: man nimt offt einer Mußcatnuß groß davon. Den Syrup auß Maßlieben kan man also zurüsten: Nim die rothen Garten-Maßlieben-blumen anderthalb pfund / zerhacke oder stosse sie ein wenig / giesse zwey pfund frisch Brunn-wasser darüber / laß 24. stund lang verdeckt / an einem warmlichten ort einweichen und maceriren / trucks hernach durch ein tuch / mische drunter anderthalb Pf. feinen Zucker / kochs auff gelindem Feur zur dicke eines Syrups / welchen man (Husten / Lungen geschwar / Brustwunden / verstopffung der Leber und Miltzs gerunnen Blut.) darauff mit zugemischtem Eyerklar / zuletz auff dem Fewr läuteren kan. Dieser Syrup dienet fürirefflich in dem Husten / Lungengeschwär / wunden der Brust / und anderen theilen / in verstopffung der Leber und Miltzes / und zu vertheilung des gerunnenen Bluts. Es läßt sich auch eine Essentz auß diesem Kraut ziehen / man nimt der frischen / in dem (Maßliebë-Essentz.) Brachmonat zwey tagnach dem Vollmond morgens frühe gesambletë blumen und kraut nach belieben / zerhackt ein wenig / spritzt von dem mineralischen Vitriol-thaw / oder dem wasser / welches auß dem rohen Vitriol in der Sand-capellen destillieret worden / ein wenig darüber / gießt demnach Brantenwein / biß daß es drey quer finger darüber außgehet / läßts demnach in wolvermachtem glaß etliche tag über an warmem ort stehen / truckts hernach durch ein tuch / und läßt endlich solche Essentz durch fließpapier lauffen / damit sie lauter werde. Man kan sie endlich mit der tinctur von Klapperrosen / oder mit zugeworffenem rothem Santal-pulver zu einer schönen rothen farb bringen. Diese Essentz ist fürtrefflich gut wider (Blutflüsse / blutspeyen nasenblutë) alle obangezogene Kranckheiten / dienet sonderlich zu stillung aller Blutflüssen / der rothen Ruhr / Blutspeyen / Nasenbluten / [789] und (???rothe ruhr Wunden / Schäden.) dergleichen / hilfft auch zu sicherer heilung aller Wunden und Schäden / 15. biß 20. tropffen offt davon mit einem destillierten wasser eingenommen. Die gedörrten blumen / kraut und wurtzen zn reinem pulver gestossen / Zuckercandel darunder gemischt / und von diesem pulver alle tag dreymahl ein paar gute messerspitz (Lungsucht / Wassersucht / ruhr / rothe ruhr) voll / eine lange zeit durch eingenommen / heilet die Lungsucht / Wassersucht / Ruhren / und rothe Ruhren / sonderlich wen̅ man zugleich solch frisch oder gedörrte kraut und wurtzen in dem wasser siedet / und davon offt einen trunck thut. Die Garten-Maßlieb / mit weissen gefüllten blumen / entweder rohe im Salat ohne Essig / oder das gekochte Tranck davon / oder (Weisser Fluß der Weibern.) auch der darauß zugerüstete Zucker offt cingenommen / heilet den weissen beschwerlichen fluß der Weiberen. Die Maßlieben werden sonderlich zu den (Lungen???geschwär) Wund-tränckern und in den Lungen-geschwären gebraucht. Die kleine Maßlieben / wenn sie noch jung ist / mit saltz / essig und baumöhl wie ein Salat (Harter Bauch.) geessen / befördert den stulgang. Man kan auch die blätter in einer Fleischbrühe kochen / und dieselbe trincken / thut gleiche wückung: Daher pflegen die Weiber dieses kraut und blumen in wasser zu sieden / und den jungen Kindern davon zu trincken geben / die Leibsöffnung dardurch zu erhalten. (Lungengeschwär / Wunden / verschrung des Eingeweids.) Das destillierte Maßlieben-wasser heilet die Lungen-geschwär / alle innerliche wunden und die versehrung des eingeweids / so man Morgens nüchter / und Abends 2. stund vor dem essen 5. oder 6. loth trincket. CAPUT LXIV. Pöonien-rosen Wännlein. Poeonia mas. Namen. Pöonien-rosen heist Griechsch / [Greek words] Lateinisch / Poeonia. Italiänisch / Peonia. Frantzösisch / Pivoine. Spanisch / Rosa albadera, Peonia. Englisch / Peonii / Dänisch / Pöonie / Pionrose. Niderländisch / Pioene pione. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt Päonien / Päninien-rosen / Pfingstrosen / Gichtrosen / Königsblum / Benedictenrosen / Pöonien-blumen und Gichtwurtz. Geschlecht und Gestalt. Das Pöonienrosen-Männlein / Poeonia mas, Ger. folio nigricante splendido, quae mas, C. B. praecocior, J. B. hat ein fingers-dicke und spannen-lange wurtzel / die ist inwendig weiß und außwendig roth / sie gibt einen herben / zusammen ziehenden geschmack von sich. Die schwartzlichte und gläntzende blätter vergleichë sich den grossen Nußbaum-blättern / sind jedoch breiter / dicker / je drey / vier / fünff oder mehr / oben sattgrün / unden etwas wollicht / und an langen / röthlichten stielen hangend. Oben auff den stengeln erscheinen die grossen / rothen / oder leibfarben blumen / darinnen etliche mit gelben köpflein gezierte / purpurfarbe fäserlein sich finden. Diese blumen werden auch von etlichen grünen und gehölten blättern understützet. Nach verwelckung der blumen / erscheinen selten drey / öffters fünff und mehr weisse / in dem anfang gläntzend-wollichte samen-hörnlein / die oben auff mit einem rothen / blutfarben sträußlein bezieret sind / und neben sich etliche feurrothe / mit gelben / mehligen gipffelein begabte zäserlein haben. Wenn aber diese hörnlein grösser worden / und bey der zeitigung von einander springen / und sich krümmen / so weisen sie eine sehr schöne / zu beyden seiten gestellte Reihe von samen-körnern / welche erstens schön gelblicht / demnach schwartz-blau / und endlich schwartz / sonsten aber rund / dick / und mit weißlichtem Marck außgefüllet erscheinen. Der same wird runder als an dem Weiblein / sonst kommet es mit diesem fast überein. Es ist in Teutschland nicht wol bekannt / wird in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten mit purpur-rothen und leibfarben blumen angetroffen. Man findets in den hohen Saphoyischen Gebürgen / Franckreich umb Narbona / auff dem Veganio / und in Italien bey der Statt Lugano und Como / auff dem Berg Monte generoso genant. 2. Die gemeine Teutsche Pöonien-roser / Poeonia foemina, Ger. foemina vulgatior, J. B. communis vel foemina, C. B. überkomt an ???ihrem stiel viel blätter / die sich etlicher massen der schwartzen Nießwurtz blättern vergleichen / sie sind erstlich braunroth / hernach werden sie grün / und endlich aschenfarb. Der stengel wächßt anderthalb schuh hoch / und zu zeiten höher / mit vielen neben-zweigen. Am oberen theil derselben erzeigen sich runde knöpffe / die brechen auff / und werden zu schönen / rothen Rosen / jedoch grösser als die gemeinen / und innwendig mit gelbem haar gezieret. Wenn die Rosen-blätter abfallen / folgen dicke / rauchlichte und weiche schöttlein nach / je zwey
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Pöonien-rosen Weiblein. Poeonia foemina. oder drey neben einander / welche so sie sich auffthun / sihet man darinn rothe körner in der grösse der Erbsen / diese wenn sie alt werden / gewinnen ein schwartze farb / aber das inwendige Marck ist weiß / am geschmack süßlicht / und am geruch nicht fast lieblich. Die wurtzel wird außwendig schwartzlicht / inwendig weiß und luck / bekomt viel knöpff wie Eichlen / und gibt einen starcken gerlich von sich. Es ist diese Pöonien-rosen / so von etlichen auch das Weiblein genennet wird / nunmehr in Teutschland in den Gärten gar gemein / und wächßt von den kleinen abgeschnittenen wurtzeln gar gern / wenn man sie aber vom samen zielet / komt sie öffters erst im andern jahr herfür. Mit weissen blumen wird sie in Candien / in den thälern der höchsten bergen angetroffen. In dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten findet man sie auch mit weissen blättern / die sind aber an etlichen orten mit rother farb besprengt. Joachimus Camerarius hat eine art auß dem Fürstlichen Casselischen Lustgarten bekommen / welche bleiche blumen getragen. In vielen Lustgärten des Teutschlands wird diese Pöonien-rosen auch mit gefüllten rothen / und bißweilen leibfarben blumen angetroffen. Vorgemelter Camerarius meldet / er habe eine gesehen / welche bey fünff hundert kleine und grosse blätter getragen / der stock seye erstlich auß Spanien nach Antorff geschiekt / und umb fünffzehn Ducaten verkauffet worden. 3. Das Pöonien-rosen Weiblein / Poeonia foemina altera, C. B. promiscua, strictiore folio, J. B. überkomt einen zwey spannen hohen stengel / auß welchem viel neben-zweige / und an denselben gekerffte blätter herfür wachsen. Auff dem stengel und neben-zweigen erscheinen grosse rothe blumen wie ein Rose / welchen etliche hülsen nachfolgen / in denen / wenn sie sich eröffnen / man viel rothe körner findet. Die wurtzel gewinnet sieben oder acht knöpffe / den Eychlen ähnlich. Wird in den Gärten me stens gepflantzet / und blühet im Mäyen / es soll auch auff den bergen und felsen gefunden werden. 4. Die Spanische nidere Pöonien-rosen oder das Zwerglein / Poeonia foemina Hispanica pumila, Park. tenuiùs laciniata, subtus pubescens, flore purpureo, C. B. hat kurtze / schwartz-grüne / aderichte / und oben hin gekerffte blätter / sie bringet nur einen eintzigen stengel / so mit einer purpurfarben blumen / die kleiner ist als die andern / gezieret wird. Man findet sie in Fürstlichen Lustgärten. 5. Die fremde Pöonien-rosen / Poeonia Pomi aurantii colore, C. B. vergleicht sich mit ihrer wurtzel der Affodill. Die blätter sind grün und oben grau. Ihre blum bestehet auß acht Pomerantzen-färbigen blättern. Sie wird auch in denen Fürstlichen und andern Lustgärten gefunden. 6. Die grosse Constantinopolitanische Pöonien-rosen / Poeonia Byzantina prior, Clus. peregrina flore saturè rubente, C. B. ist mit wurtzeln und stengeln der gefüllten nicht ungleich. Ihre blätter werden dicker. Oben erscheint die schöne blum mit acht oder mehr hoch-rothen blättern. Sie wächßt auch in obvermeldtem Lustgarten / allda noch ein kleine art mit auff???echten / nur ein wenig gekerfften blättern / und einer kleinern blum angetroffen wird. Poeonia Byzantina altera, Clus. peregrina flore dilutè rubente, C. B. Eigenschafft. Die Pöonienrosen-wurtz und samen haben etwas balsamische / mit alkalischem miltem saltz vermischte theilgen / und dahero die eigenschafft / das Haupt und Nerven zu stärcken / die Mutter zu eröffnen / die Monatliche Reinigung und nachfluß der Weiberen zu befürderen / das Männlein ist viel kräfftiger als das Weiblein. Die blumen soll man im Mäyen / den samen im Augstmonat / aber die wurtzel zu anfang des Frühlings / ehe sie die rothen zapffen stosset / oder im Herbst / so der stengel verwelcket ist / graben und zu mancherley Nutzbarkeit behalten. Sie bleibet zwey oder drey Jahr gut / wie Agerius berichtet. Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmacop. Med. Chymic. sect. I. rathet / man solle die wurtzel 3. tag vor dem Newmond / morgens in aller frühe vor der Sonnen auffgang im Mertzen graben. Gebrauch. Es hat die Pöonien-rosen mit ihrer wurtzel / (Fallende Sucht.) blättern und samen ein sonderliche unerforschliche Krafft wider die fallende Sucht / daher auch darauß das berühmte Marggräffische Gichtpulver also bereitet wird. Nim Pöonienrosen-wurtzel in dem abnehmenden Mond gegraben ein halb loth / Eichenmistel / geschaben Helffenbein und Elends-klawen / Hirschhorn philosophicè präpariert / rothe und weisse Corallen und Perlein präpariert jedes ein halb quintlein: stosse alles zu (Schlag / fallende Sucht.) einem pulver. Dieses ist dienlich zu verhütung des Schlags / und der fallenden sucht / [791] (seuchtes Haupt / Schrättelein / schwere Träum / gichter bey jungen Kindern.) stärcket das feuchte Haupt / wehret dem Schrättelein und schweren Träumen / man kan darvon nach belieben ein halb quin lein / schwer in einem Löffel voll weissen Wein einnehmen: So man die Gichter an den jungen Kindern besorgt / soll man ihnen einer Erbs groß in eimen Löffel voll Lindenblust-wasser eingeben. (Versteckte reinigung der Kindbetterin̅en.) Die Pöonienwurtzel zu pulver gestossen / und eines quintleins schwer in Melissenwasser auff zwey mahl eingenommen / befördert die versteckte reinigung der Kindbetterin̅en. Galenus schreibt lib. 6. de simplic. Medicament. Facultat. cap. 96. er habe einen Knaben (Fallende Sucht.) gekant / welcher von der fallenden Sucht / so lang er die Pöonienwurtzel am hals getragen / frey ware: Obwolen nun dieses mittel / wie Matthiolus in lib. 3. Dioscorid. cap. 140. schreibet / viel Artzt betrogen / so ist es jedoch von Camerario, Costaeo und Fernelio nutzlich gebraucht worden / und dahero nicht gäntzlich zu verwerffen. Fernelius lib. 2. de abdit. rer. caus. cap. 17. rühmet insonderheit die wurtzel von dem Männlein. Petrus Matthiolus meldet im 3. buch von Kräuteren im 109. cap. Er habe von einer erfahrnen und glaubwürdigen Person vernommen / so man ein halb loth Bibergeil und drey händ voll Pöonien-rosen in einer pinten (das sind vier pfund / macht bey uns ein starcke maß) weissen Wein siedet / und alßbald das Kind auß Mutterleib kommet / es darinn badet / solle es vor den Gichtern und fallenden Sucht sicher seyn. Dise Artzney ist bewehrt erfunden an acht Kinderen einer Mutter / von welchen die zwey ersten / denen man dieses mittel nicht gebraucht / an den Gichteren gestorben / nach dem aber die Mutter solches an den übrigen fünffen versucht / waren sie alle dadurch von den Gichtern befreyet. (Grimmen bey jungen Kindern.) In den Apothecken zu Lübeck wird nachfolgendes Kinderpulver bereitet / darvon man den jungen Kindern / so sie in den Gedärmen von dem grim̅en und winden grossen schmertzen leiden / ein messe???pitzlein voll in der Pappen eingiebet. Nim Pöonienrosen-wurtzel / Florentinische Veielwurtz jedes ein Loth / Saffran 40. gran / des besten Zuckers ein loth / Zucker candel 3. quintl. stosse alles zu einem reinen pulver. So man die gestossenen körner oder samen (Stein bey jungen Kindern.) der Pöonienrosen den jungen Kindern in der Pappen eingibet / bewahren sie vor dem Stein. Auß der Pöonien hat auch Dr. Verzascha ein sonderbahres Haupt-wasser gemacht. Nim Pöonienwurtzel acht loth / Eichenmistel 2. loth / Pöonienblumen 8. loth / Meyenblümlein / Betonienblumen jedes 4. loth / Lindenblust 3. loth / Rautenblust / Rosmarinblust jedes 2. loth / Pöoniensamen außgeschelt 3. loth / Zim̅et 2. loth / Cubeben / Nägelein jedes 1. loth / Muscatnuß / Muscatblust jedes 2. quintlein: Nach dem alles zerschnitten / schütte darüber alten weissen Wein / Betonien-wasser und Melissen-wasser jedes ein maß / lasse es acht tag stehen / hernach destilliere es über den Helm dem Marienbad. Dieses wasser ist bey Alten und Jungen von vielen Jahren hero nutzlich befunden (Schlag / schwindel / schlaffsucht fallende sucht / kalte flüß / gichter der Kinder.) worden / für den Schlag / Schwindel / Schlaffsucht / fallende Sucht / Gichter und kalte Flüß des Haupts. Man kan es auch den Kindern eingeben / welche von den Gichtern geplagt werden. Das destillierte Pöonienrosen-wasser bekomt den jungen Kindern wol / so man die Gichter an ihnen besorget / wehret auch der fallenden Sucht / wenn man ihnen nach belieben ein Löffel voll eingibt. (Schwindel / fallende sucht / flüßiges Haupt / auffsteigen der Mutter Gelbsucht / verstopffung der Leber und Rie???en. Schlag / fallende sucht / gichter junger Kinder.) Die Conserva Poeoniae, oder der Pöonienrosen-zucker ist sehr gut wider die fallende Sucht / den Schwindel und andere schwachheiten des Haupts / von kälte verursacht / dienet wider die Auffsteigung der Mutter / Gelbsucht und verstopffung der Leber und Nieren / so man nach belieben einer Muscatnuß groß nimmet. Der Pöonien-syrup ist dienlich wider den Schlag / die fallende Sucht und Gichter / insonderheit der jungen Kindern / so man davon ein Löffelein voll einnimmet. CAPUT LXV. Grosser Meerhirs. Lithospermum majus erectum. Namen. MEerhirs / Perlehirs / oder Steinsamen heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lithospermum, Milium Solis, Milium soler. Italiänisch / Litospermo, Miglio del Sole. Fratzösisch / Gremil, Herbe aux perles Grain perlée. Spanisch / Mijo de Sol. Englisch / Gromell. Dänisch / Steenbrecke / Steen irß. Niderländisch / Perlenkruyt / Steensaet. Geschlecht und Gestalt. 1. Der grosse gemeine Meerhirs / Lithospermum majus erectum. C. B. Lithospermum [792] s. Milium Solis, J. B. überkommet ein dicke / holtzichte wurtzel / welche sich tieff in die Erden steckt / und mit zaseln begabet ist; auß derselben wächst ein runder / starcker und elenhoher stengel / so in viel neben-zweiglein zertheilet wird. Die blätter sind rauch / schwartzlicht und etwas schmäler als die Olivenblätter. Oben auf den neben-zweiglein trägt er weisse blümlein / die zwischen den blättern herfürkommen / denen folget ein weisser / glitzender / runder / steinichter same nach / anzusehen wie ein Perlein / in der grösse des Hirs. Man findet ihne an ungebawten orten. Allhier wächst er in den Wäldern bey Augst / Weil / Hünningen und anderstwo häuffig. Er wird auch an etlichen orten in die Gärten gepflantzet. Wilder Meerhirs / oder Perlehirs. Lithospermum arvense radice rubrâ. 2. Der Perlehirs / oder wilde Meerhirs / Lithospermum arvense radice rubrâ, C. B. nigrum, flore albo, semine Echii, J. B. bekommet auß seiner röthlichten und safftigen wurtzel / elen-hohe stengel / welche in andere dünne und rauche neben-zweiglein getheilet werden. Er bringt ohne ordnung schwartzlichte blätter / die sind kleiner als des vorigen / auch nicht so hart und rauch. Oben auff den zweiglein erscheinen in dem Mäy fünffblättige weisse blümlein / denen ein schwartzer same nachfolget / dessen drey oder vier körner in seinen eigenen hülßlein ligen / so sich dem Ochsenzungen-samen vergleichen. Es wächßt in den Aeckeren zwischen den Geträiden. 3. Der nidrige / breitblättige Meerhirs / mit langer / schwartzer / dicker / holtzichter wurtzel; rauchen / haarigen / schwartz-grünen / biß zwey zoll langen / halb zoll breiten / zugespitzten blätteren; dünnen / schwartzlichten / schuhe-hohen / gebogenen stengelein / und violen-farben blümlein / Lithospermum minus repens latifolium, C. B. majus Dodonaei, flore purpureo, semine Anchusae, J. B. wächßt bey uns auff den Aeckeren. 4. Der Meerhirs mit weisser / holtzichter / in zwey theil getrennter wurtzel; kleinen / schmalen / zugespitzten / wechselweiß stehenden Leinkraut-blätteren; spannen-hohem / geradem / rundem / glattem / steiffem / grünen / offt einfachem / bißweilen in ästlein getheiltem / schleimicht-schmäckendem stengel / welcher von der wurtzel / biß an die flügelein ins gemein nackend ist; obenauß ist der stengel nicht nur mit blättlein / sonderen zugleich mit ein-zwey- oder dreyfachen biren-formigen Frucht-knöpfflein gezieret / darinnen die grün-gelblichten blümlein / und darauff folgender same stecket: Lithospermum Linariae folio, C. B. Lingua passerina, Tab. wächßt bey uns / wie auch umb Genff / Montpelier / und anderstwo häuffig auff den Felderen. Eigenschafft. Der samen des Meerhirs / welchen man zu der Artzney gebraucht / ist warm und trocken im andern grad / führet ein scharfflichtes / mit irrdischen / alkalischen theilgen / eingeflochtenes saltz / und hat dadurch sonderlich die eigenschafft den Harn / Stein und Sand zu treiben / wie auch die schwere Geburt zu beförderen. Gebrauch. Es schreibet Dioscorides, Aetius und Fernelius, daß der samen des Meerhirß 1. quintlein schwer gepülvert / und im weissen Wein (Stein.) getruncken / die Nieren reinige / den Stein breche / und den Harn forttreibe. Matthiolus vermeldet dabey / es seye auch ein köstliche (Schwere kindsnoth nachgeburt.) Artzney den Weibern / so in schweren kindsnöthen ligen / er habe vielen damit geholffen / treibe auch die Nachgeburt fort. (Tägich Fieber.) Im täglichen Fieber ein quintl. des Meerhirß in weissem Wein / kurtz vor dem paroxysmo, oder anstoß des Fiebers eingenommen / und etliche tag nach einander mit fortgefahren / vertreibet solches. CAPUT LXVI. Cerinthe. Cerinthe. Namen. CErinthe / heißt Lateinisch / Cerinthe. Englisch / Hony-wort. Frantzösisch / Italiänisch und Niderländisch / Cerinte. Gestalt. Die grosse allhier abgebildet stehendt Cerinthe / Cerinthe s. Cynoglossum montanum majus, C. B. quorundam major versicolore flore, J. B. hat ein lange / grosse / dicke und weisse wurtzel / worauß drey / vier oder 5. runde / safftreiche stengel bey elen hoch auffsteigen / und mit viel länglichten / stumpffen / an farben grünen / und gleichsam als himmel-blawen / mit weissen flecken bezeichneten / ein wenig rauch-haarigen blätteren bekleidet werden. Neben den blättern kommen auch andere zweiglein herfür / welche sich wen [793] den Cerinthe. Cerinthe. und biegen gleich dem Sonnen-wirbel / und mit länglichten / holen / mitten und außwendig gelben / anderseits aber / da sie an denen ästlein hangen / roth-purpurbraunen / bißweilen auch gantz gelben Blumen gezieret werden: nach deren verwelckung / knöpfflein erscheinen / in deren jedem gemeiniglich zwey kleine / schwartze samenkörnlein / in grösse der Erven gefunden werden: wächßt in Portugal von sich selbsten / und blühet im Frühling. Es gibt annoch underschiedlich andere Geschlechter der Cerinthe / welche wir kürtze halben zu übergehen genötiget werden. Biß hieher sind diese kräuter in der Artzney nicht gebraucht worden: dennoch werden sie in die Gärten gepflantzet; wie sie denn auch in unserem Medicinalischen Garten allhier anzutreffen. CAPUT LXVII. Hanff. Cannabis. Namen. HAnff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cannabis. Italiänisch / Canape, Frantzösisch / Chanvre. Spanisch / Can̅amo. Englisch / Hemp. Dänisch / Hamp. Niderländisch / Kemp / Kennep. Geschlecht und Gestalt. Der Hanff ist zweyerley geschlechts??? das Männlein und Weiblein. Das Männlein / Cannabis sativa mas, breitet sich auß in neben-zweige / wächßt bißweilen so hoch / daß es fast wie ein zimliches Hanff. Cannabis. bäumlein anzusehen / und kan man zu bereitung des Büchsenpulvers / auß dem stock gute kohlen brennen. Das Weiblein / Cannabis sativa foemina, hat keine nebenäste und samen / auch ist der Stengel zärter / wird gemeiniglich Femel genen̅t / und blühet häuffig mit kleinen bleichgrünen / drauschlichten blümlein / welche unfruchtbar abfallen und vergehen / es wächst auß des Männleins samen / und gibet subtiler Werck denn das Männlein. Beyde Geschlecht haben einen holen / rauchen / viereckichten / haarigen / schlechten stengel / blätter wie der Escherbaum / doch kleiner und schmäler / neben umbher mit kleinen schärtlein wie ein sichel zerkerbt / 5. oder sechs blätter hangen an einem stiel / anzusehen wie die finger an der außgebreiteten hand. In dem Männlein sind sie grösser und schwartzgrüner. Die wurtzel ist weiß / holtzicht / eintzig / mit vielen angewachsenen zaseln. Sie riechen beyde so starck / daß einem das Haupt möchte wehe thun. Die fünffblättigen / außwendig purpurfarben / inwendig weißlichten blümlein kom̅en in dem Männlein zwischë den flügelein der blätteren herfür; in dem Weiblein aber werden selten / oder gar keine blümlein gefunden. Der same ist rund / glat und aschenfarb / inwendig mit weissem / süssem und fettem Marck gefüllt. Liebt ein fettes / wolgedüngtes / feuchtes Erdreich / und läßt nichts sonderlichs neben sich wachsen. Eigenschafft. Der Hanffsamen hat grobe / ölichte / mit wenig saltzicht-festen theilen vergesellschaffte theile / und dadurch ein krafft schmertzen zu stillen / schlaff zu bringen / und die schärffe der etzenden feuchtigkeiten / sonderlich in de nen Geburts-gliedern zu linderen.
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Gebrauch. (Gifftiger / Venerischer / schmertzhaffter samenfluß.) Obwohlen dieß Kraut in der Artzney wegen seiner schlaffbringenden / und dum̅ machenden krafft nicht sonderlich gebraucht wird. So pflegt man dennoch denen / so da mit gifftigem / venerischem Samen-fluß gequälet sind / eine Milch etwan auff folgende art darauß zu machen: Nim Hanffsamen 2. loth / süsse Mandelkernen ein loth / Kürbsenkernen / Cucumernkernen jedes ein halb loth / zerstosse die geschelien kernen mit dem samen in dem Mörsel wol under einander / giesse Burglen- oder Lattich-wasser / Fischmüntz-wasser jedes nach belieben darüber / rührs wol durcheinander / trucks durch ein tuch / so wirds ein grawlichte milch werden / diese Milch kan man demnach mit dem Seeblumen-syrup versüssen / und also offt denen Patienten ein trüncklein davon zukommen lassen. CAPUT LXVIII. Engeltranck. Alisma. Namen. ENgeltranck heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Alisma, Matth. Caltha apina. Gesn. Damassonium, Lugd. Nardus Celtica altera, Lobelij. Chrysanthemum latifolium, Dod. Doronicum Plantaginis folio, C. B. In Teutscher Sprach wird er auch genant Lucianskraut / Waldblume / Laugenklaut und Mutterwurtz. Gestalt. Der Engeltranck hat blätter wie der Wegrich / sie sind doch schmäler / weicher / haarig / und gegen der Erden gebogen. Er bringet einen dünnen haarigen / und schuh-hohen stengel mit nebenzincken / darauff erscheinen in dem Brachmonat goldgelbe blumen / wie an den Küdillen. Die wurtzel ist vielfältig / dünn und wolriechend. Bey den Böhmen ist dieses Kraut gemein / man f???ndet es auch umb Nürenberg und Helmstadt / wächßt in den Wäldern und feuchtem Erdreich / wie auch auff den Schweitzerischen / Bündnerischen und Elsaßischen Gebürgen. In Steyrmarck wird er auff den Wiesen mit himmel-blauen Blumen angetroffen. Dieses kraut ist eigentlich ein geschlecht der Gembsenwurtz / und gehört also zu dem 62. Capitel des dritten Buchs. Eigenschafft. Dieses Kraut ist neben vielen irrdischen / und wenig balsamischen ölichten theilen / mit einem subtilen alkalischen saltz begabet / und hat also die eigenschafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / dem Gifft zu widerstehen / durch den schweiß zu treiben / das gerunnene Geblüt zu vertheilen / und das saure / scharffe / gesaltzene geblüt zu versüssen / und zu verbesseren. Gebrauch. (Vergifftes Vieh.) Dieses Kraut wird zu pulver gestossen / und dem Vieh eingeben / wenn es nicht essen kan / oder so man vermeint / daß ihme Gifft beykommen seye. (Fahl / inwendige verletzung von schwerer arbeit.) In Sachsen wird es von dem gemeinen Volck den jenigen gebraucht / so ein schweren fahl erlitten / oder sich mit starcker arbeit inwendig verletzt haben. Man nimmet zwey handvoll / siedet es in einer maß Bier / gibt dem krancken alle morgen ein guten trunck darvon / decket ihne wol zu / und läßt ihne darauff schwitzen / alsdenn empfindet der Krancke am verletzten ort ein paar stund zimlichen schmertzen / wird aber ihme auff solche weiß geholffen / wenn aber kein inwendige verletzung geschehen / empfindet der Krancke kein ungelegenheit. Zu Dantzig ist diese Artzney in vielem gebrauch / dieweilë er aber allda nicht wächßt / wird er auß Nider-Sachsen dahin geführet. CAPUT LXIX. Schlangenmord. Scorzonera. Namen. SCorzoneren / Artist / oder Schlangenmord heißt Lateinisch / Scorzonera, Viperaria, Scorzonera Hispanica, Tragopogon peregrinus. Italiänisch / Scorzonera. Spanisch / Escorzonera. Dänisch / Schlangemyrder / Kapatte. Englisch / Vipers / Vipers-grasse. Frantzösisch / Salsifix. In Teutscher Sprach nennet man sie Schlangenmord / dieweil vielen Leuten damit ist geholffen worden / welche von den Schlangen Escorzo genant / verletzet waren. Geschlecht und Gestalt. 1. Der Spanische Schlangenmord / Scorzonera Hispanica, Scorzonera latifolia sinuata, C. B. Tragopogon Hispanicus, sive Escorzonera aut Scorzonera, J. B. überkomt spannenlange blätter / die spreiten sich auff die erden / und gehen bald von der wurtzel auß / ein jedes hanget an einem langen stiel / auch sind etliche an der seiten ein wenig einwerts
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Spanischer Schlangenmord. Scorzonera Hilpanica. gebogen. Der stengel wächßt anderthalb spannen hoch / und ist mit gewerben unterschieden: nahe bey demselben schiessen andere blätter herfür / die sind kleiner und kürtzer als die vorigen. Er bringt oben goldgelbe gefüllte blumen / wie an dem Bocksbart-kraut / wie er denn mit demselben grosse verwandnuß hat. Wenn diese vergehen / werden darauß grosse haarige köpffe / in welchen der same wie im Bocksbart / unden liget. Die wurtzel ist fingers-dick / rund / spannen-lang / und bißweilen länger / wird fast schlecht / außwendig schwartzlicht / inwendig weiß und ohne zaseln / läßt sich leichtlich brechen / und gibt einen süssen / zähen milchsafft von sich. Er blühet zeitlich / und verliert seine blumen im Hewmonat. 2. Der Teutsche Schlangenmord / Scorzonera Germanica, Tab. latifolia altera, C. B. überkomt grüne / spitzige und gantze blätter / die werden zwey und bißweilen drey mahl breiter als am Bocksbart-kraut / vergleichen sich den Abbiß-blätteren / und werden in der mitte der länge nach / mit einer weißlichten adern durchzogen. Der stengel wächst elen-hoch / ist holtzicht / und wird in nebenzweiglein getheilet / so oben ablange / aderichte und geschüppte kelchlein herfür bringen / auß denen gefüllte / goldgelbe blumen entspringen / den Bocksbart-blumen ähnlich / welchen ein länglichter / weisser und gehäuffter same nachfolget. Die wurtzel ist aussen röthlicht / fingers-dick / süß / und voll zähen-Milch-saffts. Also komt er in dem Fürstlichen Eistettischen Lustgarten herfür. Man findet ihne auch in Thüringen / Böhmen / Steyrmarck und Bäyern umb Ingolstatt. D. Joh. Mich. Fehr berichtet in dem eingang seines Büchleins / so er von dem Schlangenmord in Lateinischer Sprache geschrieben / daß er umb Schweinfurt / im Jahr 1651. ein Schlangenmord-wurtzel außgegraben / die zwey pfund gewogen habe. 3. Der Oesterreichische Schlangenmord / Scorzonera latifolia humilis nervosa, C. B. Tragop. species, sive Scorzonera humilis latifolia, J. B. Scorzonera Pannonica, Tab. hat breite / dicke und kurtze blätter / die mit fünff adern der länge nach durchzogen sind / und einen hitzigen bitteren geschmack von sich geben / zwischen welchen ein rahner / gestriemter / und schuh-hoher stengel herfür komt / so mit wenig blättern besetzt ist. Auff ihme erscheinet eine grosse goldgelbe blum / deren ein raucher same nachfolget. Die wurtzel ist lang / daumens-dick / inwendig weiß / und mit einer schwartzen / runtzlichten rinde bedeckt. Wenn man sie zerbricht / fließt ein Milch-safft darauß / der mit der zeit gelblicht wird. Er wächßt in Oestereich auff den Bergen / insonderheit nicht weit von Baden. 4. Der himmel-blaue oder purpurfarbe Ungarische Schlangenmord / Scorzonera angustifolia subcoerulea, C. B. Tragop. species, sive Scorzonera major angustifolia subcoeruleo flore, J. B. auff Teutsch auch Artifi / hat viel lange / schmale blätter / zwischen welchen ein holer / grüner / starcker und elen-hoher stengel herfürkomt / so mit etlichen ablangen blättern besetzt / und oben in gewisse nebenästlein getheilet wird / auff welchen ein anmüthige / himmel-blaue oder purpurfarbe blume sitzet / deren der gemeine same nachfolget. Die eintzige wurtzel wächßt kleinen fingers dick / und ist mit einer schwartzen / runtzlichten und dicken rinde bedeckt / so oben haarig wird / wenn man sie verwundet / fliesset erstlich ein weisser / hernach ein dunckelrother Safft herauß. Beydes wächßt in Ungarn auff dem Prellenberg / Leytenberg / und andern Ungarischen orten. Er blühet im Aprillen und Mäyen. Eigenschafft. Die in dem Mäyen außgegrabene milchsafftige wurtzel hat ein alkalisches / mit milten balsamischen theilen vermischtes süßlichtes / auch in dem andern Geschlecht bitteres saltz bey sich verborgen / und dadurch die eigenschafft allem Gifft in allen kranckheiten trefflich zu widerstehen / durch den Schweiß / unvermerckliche Außdämpffung / und den Harn zu treiben / das unreine / scharffe geblüt zu reinigen und zu versüssen / die verstopffungen der Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / das Hertz zu stärcken / das gemüth freudig zu machen / auch Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen. Gebrauch. Die Scorzoneren-wurtzeln / sonderlich die süssen des ersten Geschlechts / und die in den Gärten gepflantzten Artifi / des letzten Geschlechts / werden in den Küchen mit Saltz / Butter und Gewürtz / in dem Herbst-Wein- und Wintermongt / zu einer angenehmen und gesunden speise gekocht / als welche trefflich gute nahrung dem Geblüt und Leibe gibt. Der außgepreßte Milch-safft auß diesem Kraut oder wurtzel / mit Fenchel- oder Liebstöckel-wasser vermischt / und offt warm mit (Entzünbung / schmertz- und flecken der augen / schwach gesicht.) tüchlein über die Augen geschlagen / vertreibt [796] die entzündungen / schmertzen und Flecken der Augen / stärckt auch das schwache Gesicht. Die gedörrte wurtzel kan man entweder allein / oder neben andern sachen in Wasser sieden / und solch Wasser für ein ordinari (Gifftiger Thierbiß / pestilentzische fieber.) Tranck denen Patienten geben / welche von gifftigen Thieren gebissen worden / oder welche mit hitzigen / pestilentzialischen Fiebern / und anderen gifftigen kranckheiten angegriffen sind. Solche gedörrte wurtzel zu pulver gestossen / kan man auch auff 30. biß 50. gran schwer offt in obangeregten kranckheiten einnehmen. Auß der wurtzel / bißweilen auch auß den blättern / blumen und samen / kan man eine Extract außziehen / und zwar auff zweyerley weiß; denn erstlich kocht man die frisch grüne und safftige wurtzel / kraut und samen in dem destillierten Scorzonerenwasser / in verdeck tem geschirr / seigts hernach durch ein dick tuch / kocht es ein wenig ein / so hat man die Essentz; wenn man es aber biß zur dicke des Honigs einsiedet / so gibt (Exiract.) es das Extract ab; welches etliche für trefflicher halten / als die mit Brannienwein außgezogene Essentz und Extract, obwolen auch diese ziemlich kräfftig sind / auff 15. biß 30. tropffen oder gran übers mahl offt genommen. Dienen alle in oberzehlten kranckheiten. Etlich schreiben / daß der Safft der Scorzonera in Hispanien so kräfftig seye / daß wenn die Schlang Escorzo damit berühret (Pestilentzische Fieberschwaches Hertz und Mutter / schwindel / verstopffte Leber und Miltz / traurigkeit / Pest / fallende Sucht / Magentrucken / Hertzzitteren / schwindel / Ohnmachten und Mutterweh.) werde / sie alßbald erstarre / wenn man ihr es aber in den mund thue / so sterbe sie alsobald. Das destillierte Wasser der Scorzonera ist gut wider die pestilentzische Fieber / stärcket das schwache Hertz und Mutter / wehret dem Schwindel / und eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / so man darvon nach belieben ein paar loth trincket. Die mit Zucker eingemachte Scorzonera-wurtzel eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / vertreibet alle Traurigkeit / bewahret vor der Pest / dienet für die fallende Sucht / Magen-trucken / Hertz-zittern / Schwindel / Ohnmachten und Mutterweh / so man nach belieben ein stücklein davon isset. CAPUT LXX. St. Johannskraut. Hypericum. Namen. SI. Johannskraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hypericum, Herba S. Johannis, Herba pericon, Herba di S. Giovanni. Frantzösisch / Millepertuis. Spanisch / Corazoncillo, Yerva de Sant Juan. Englisch / S. Johnswoort. Dänisch / Hypericon / S. Hans-urt / Blodblomster. Niderländisch / S. Janskruydt. Geschlecht und Gestalt. Es finden sich dieser Kräutern viel Geschlecht / davon wir aber allein die bekantesten allhier kürtze halben beysetzen wollen. Gemein St. Johannskraut. Hypericum vulgare. I. Das gemeine St. Johannskraut / Hypericum vulgare, C. B. vulgare, s. Perforata, caule rotundo, foliis blabris, J. B. hat eine harte / holtzichte wurtzel / so hin und wider in der erden sich zerspreitet / auß deren viel runde / holtzichte / braun-rothe und elen-hohe stengel herfür kommen / die mit andern neben-astlein besetzet sind. Auff dem gipffel der stengeln erscheinen im Hewmonat die blümlein / mit fünff gelben blättlein und haarichten pützlein oder fäserlein. Seine blätter sind etwas breit / auch länger als rund / den Dosten- oder Gauchheil-blättern umb etwas ähnlich / so man sie gegen dem tag hält / sihet man viel löchlein darinn / alß wenn sie mit nadeln durchstochen wären. Die blätter und blumen / wenn man sie zwischen den fingern zerreibet / geben einen braun-rothen blut-safft von sich. Den blumen folgen die schötlein nach / welche fornen spitzig / an dem stiel rund / etwas weit / und einem Gersten-korn gleich sind / in denen sehr kleiner same verschlossen ligt / so erstlich roth / hernach schwartz / und am geruch dem Hartz ähnlich wird. Es wächßt allenthalben in den hecken und an den rheinen der äckeren. Dieses Gewächs änderet sich / denn bißweilen bringet es breitere / und zuzeiten schmälere blätter / auch werden seine stengel an feuchten orten viereckicht / anderstwo aber rund. Man findet noch ein kleinere art / dessen blätter nicht durchstochen sind. 2. Das ander Geschlecht des St. Johannskrauts / Harthew genannt / Hypericon Ascyron dictum IV. s. Androsaemum hirsutum, C. B. Hyp. Ascyron dictum, caule quadrangulo, J. B. hat ein weißlichte wurtzel / so nicht tieff in der erden stecket / und in viel zaseln zertheilet ist / auß welcher braun-rothe stengel herfür schiessen / die grösser als am gemeinen sind. Seine blätter werden dünn /
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St. Johannskraut / Harthew genant. Hypericum Ascyron dictum. mit striemen nach der länge durchzogen / auch viel breiter und länger als am vorigen. Die blumen erscheinen dotter-gelb / der same ist klein / schwartzlicht / und am geruch wie Hartz / welcher zwischen den fingern zerrieben / dieselbige färbet / als wenn sie mit blut angestrichen wären. Es kommet an feuchten orten herfür / und wächßt allhier an grasichten orten des Muttentzer-bergs. St. Johanns- oder Cunrads-kraut. Androsaemon. 3. Das St. Johanns- oder Cunradskraut / Androsaemum, Matth. Hypericum elegantissimum non ramosum folio lato, J. B. Ascyrum s. Hypericum bifolium glabrum, non perforatum, C. B. Ist ein staudicht Gewächs / mit schmalen rothen ästlein. Seine blätter sind länger und spitziger als am vorigen / auch wachsen zwilchen jedem paar andere blättlein herfür. Wenn man die blätter zerstoßt / geben sie ein Safft wie rother Wein von sich. Es bringt am gipffel des stengels viel neben-zweiglein / die sind wie flügel außgebreitet / umb welche fünffblättige / gelbe blümlein erscheinen. Der same ligt in hülsen verwahret / so dem schwartzen Magsamen sich vergleichet. Es wächßt an feuchten orten / allhier findet mans an bergichten orten bey dem Dorff Erentzach. 4. Das stinckende St. Johanns- oder Conrads-kraut / Androsaemum foetidum, Park, capitulis longissimis filamentis donatis, C. B. Ruta Hypericoides, quibusdam Sicilianae affinis, sive Tragium, J. B. kommet mit dem vorigen umb etwas überein / hat aber schmälere und kleinere blätter / die sind glatt und grün / seine stengel werden staud- und holtzicht. Es bringt grosse gestirnte gelbe blumen / deren sechs blättlein mit einem spitz / und die samen-köpfflein oben in fäserlein außgehen / so sehr kleinen / ungleichen samen in sich halten. Das gantze Kraut stincket wie ein Bock / wächßt viel in Candien / und wird auch im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten gefunden. 5. Das Sicilianische St. Johannskraut / oder Engelländisches Grundheil / Androsaemum maximum frutescens, C. B. Siciliana, aliis Caeciliana, vel Androsaemum, J. B. hat ein mürbe / holtzichte / und anderthalb schuh lange wurtzel / auß welcher starcke / der länge nach gestriemte / röthlichte und gläntzende gerten entspringen / die haben etliche gewerbe / auß denen zwey blätter gegen einander über wachsen / so unden bleich und oben safft-grün werden. Die blümlein erscheinen gelb / wenn sie abfalen folgen anfangs rothe / und endlich schwartze beerlein hernach / welche inwendig voll kleiner samen stecken. Dieses Kraut bleibet stätigs grün / und hat einen starcken doch nicht unlieblichen geruch. Es wächßt in Sicilien und Engelland in den wäldern. In Italien / Flandern und anderwerts / pflantzet man es in die Gärten / wie es denn auch im vorgemelten Lustgarten angetroffen / und St. Cecilien-kraut genennet wird. Man gebrauchts viel in Sicilien und Engelland zu den Wundtränckern / Wundbalsam und Wundsalben. 6. Der Erdkieffer / Coris lutea, C. B. Coris Hypericoides quorundam, J. B. Ist ein staudicht Kräutlein / mit auffgereckten / holtzichten / runden / knod- und röthlichten stengeln / die werden spannen-hoch oder ein wenig höher / und fürnemlich an den knoden mit länglichten blättlein besetzt. Oben auff dem gipffel der stengeln erscheinen gelbe blumen wie am St. Johannskraut / denen kleiner schwartzer samen in seinem hülßlein nachfolget. Die wurtzel ist steiff / zimlich lang und schwartz-roth. Er wächßt an
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Erdkieffer Coris. dürren ungebauten orten / und hat gleiche würckung mit dem St. Johannskraut. Eigenschafft. Das St. Johannskraut hat in den blumen / blättern und samen ein recht balsamisches / alkalisch-saltzichtes öl / und daher die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu säubern / zu heilen / zu lindern / schmertzen zu stillen / das gestockte und gerunnene blut zu vertheilen. Gebrauch. Auß diesem Kraut läßt sich ein trefflicher (Wund-balsam.) Wund-balsam auff folgende weise bereiten: Nehmt in dem May oder Brachmonat St. Johannskraut / dessen blümlein noch nicht außgeschloffen / 4. loth / der schößlein von blühendem Wullkraut 2. loth: Zerhackts under einander / gießt des besten doppelten oder rectificierten Branntenweins 12. loth darüber / laßts wolvermacht so lang stehen / biß der Branntenwein wol gefärbt worden / druckt es hernach durch ein tuch / mischt annoch ein paar loth Terbenthin darzu / laßts 3. tag und nächt an warmem ort digetieren / so habt ihr einen fürtrefflichen Wund-balsam / äusserlich zu den Wunden / auch innerlich zu gebrauchen. St. Johannskraut ist ein treffliches Wund-kraut / darumb es gar viel zu den Wund-tränckern gebraucht wird. (Verletzung im Leib von einem schweren Last.) In Polen pflegt man die Blumen mit Butter und ein wenig Saltz / im Bier den jenigen einzugeben / welche von einem schweren Last im Leib verletzt worden. (Würm der Pferden im Leib.) Der auß dem St. Johannskraut außgedruckte Safft den Pferden eingegossen / tödtet die Würm. Man muß ihnen aber zugleich Odermänig-kraut zu essen geben. Das in den Apothecken auß dem St. Johannskraut zubereitete Saltz auff 10. gran in Scabiosen-wasser eingenommen / bekomt (Seitenstich.) denjenigen wol / so am Seitenstich darnider ligen. Ins gemein pflegt man das St. Johanskraut im Brachmonat zween tag nach dem Vollmond frisch blühend zu samlen / die Schößlein wol zerhacken / Baumöl darüber zu giessen / und an der Sonnen eine zeitlang stehen zu lassen / daß man das gemeine St. Johannskraut-öl habe / welches denn in (Wunden.) Heilung der Wunden treffliche würckung thun kan / so es nur fleißig gebraucht wird. Auß den Blümlein wird mit Branntenwein die Essentz oder Tinctur außgezogen / und durch Fließpapyr gesichtet / in wolvermachten gläseren auffbehalten / welche denn auff 20. und mehr tropffen offt mit einem destillierten Wasser eingenommen / nicht nur zu heilung der Wunden / Geschwären / (Geschwär / Fistel / Versehrung / Stein und Sand der Nieren / Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Wassersucht / weisse Weiber-kranckheit.) Fisteln und Versehrungen dienet / sondern fürnemlich auch zu abtreibung alles Sandes / Schleims und Steinen der Nieren / zu Eröffnung innerlicher Verstopffungen der Leber / zu heilung der Gelb- und Wassersucht / ja auch zu der weissen Kranckheit der Weibern und Jungfrawen nutzlich gebraucht wird. Der Samen dieses Krauts zu pulver gestossen / und eines quintleins schwer bißweilen eingenommen / säubert die Nieren / reiniget (Versteckter Harn / monatliche Reinigung / Nieren- und Blasenstein.) und heilet deroselben Geschwär / treibt den Harn / bringt die monatliche Reinigung / bewahret vor dem Nieren- und Blasen-stein. Das destillierte St. Johannskraut-wasser wird nutzlich gebraucht / alle frische Wunden / alte / faule / bose Schäden von grund (Frische Wunden / alte / faule / böse Schäden.) herauß zu heilen / darvon morgens und abends ein paar loth getruncken / und ausserhalb die Wunden und Schäden darmit laulicht gewaschen / und zarte leinene tüchlein darinn genetzt / und übergelegt. (Wunden / verwundte Sennadern / erkaltete Gebrechen de??? Gliedern un̅ Gewerben / Bra̅d vom Fewr / Grimmen der jungen Kindern.) Das St. Johanns-öl äusserlich gebraucht / heilet die Wunden / sonderlich aber die verwundten Senn-adern / ist dienlich zu allen erkalteten Gebrechen der Gliedern und Gewerben / und zu dem Brand vom Fewr. Es ist auch gut wider das Grimmen und die rothe Ruhr / so man den Bauch warmlicht darmit schmieret / denn es legt den Schmertzen / und stopffet den Durchlauff. In Italien pflegt man den jungen Kindern / die das Grimmen haben / das Bäuchlein darmit laulicht anzusalben.

CAPUT LXXI.
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Erdpin. Chamaepitys. Namen. ERdpin / Feld-cypressen / Jelänger-jelieber oder Schlag-kräutlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Chmaepitys, Ajuga, Iva arthritica. Italiänisch / Camepitio, Iva. Frantzösisch / Yve musquée, Ive muscate, Ive artetique. Spanisch / Pinillo oloroso, Yva artetica. Englisch / Ground-pine. Dänisch / Selagurt. Niderländisch / Veldt-cypres. Es ist nicht die Amara dulcis, welche auch von etlichen Jelänger jelieber genennet / und davon droben in dem I. Buch gehandelt wird.
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Gemeiner Erdpin. Chamaepitys vulgaris. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Erdpin / Chamaepitys vulgaris, Park. vulgaris odorata flore luteo, J. B. lutea vulgaris sive folio trifido, C. B. Kriecht auff der erden / hat lange / schmale blätter dem Roßmarin ähnlich / sind jedoch kleiner und weisser / darzu rauch / und stehen dick in einander an dünnen bügigen stengeln / sie geben einen geruch wie der Fiechtenbaum von sich / dahero sie auch an der gestalt ihme umb etwas gleich sehen / und dieses Kraut in Griechischer Sprach [Greek words] nidrige Fiechten genennt wird. Er bringt zarte / gold-gelbe blümlein zwischen den blättern am gantzen stengel. Die wurtzel ist spannen-lang / und voll dünner zaseln. Er wächßt im magern / sandichten und ungebauten erdreich / allhier aber in gebauten Feldern am Wiesenfluß und bey dem Dorff Riechen. Camerarius hat neben dem gemeinen Erdpin / so mit der Ziffer I. gezeichnet / noch einen mit Ziffer II. abmahlen lassen / der soll sehr schön / subtil / und gleichsam mit gelben härlein bekleidet seyn. Mit viel zerschnittenen blättern und einer wollichten blumen / wird er in Oesterreich und Ungarn an vielen orten angetroffen. 2. Der Oesterreichische Erdpin / Chamaepitys coerulea Austriaca, C. B. Ist ein sehr schönes Kraut / nach seiner erwachsung bringet er schuhes-hohe stengel / welche bißweilen nur spannen-lang werden / sie sind viereckicht / starck / mit einer Wollen beschweret / und mit vielen gewerben umbringet / an welchen auff beyden seiten blätter herfürkommen / so sich den vorigen vergleichen / sind jedoch breiter / und in vier auch bißweilen mehr spält getheilt / oben grün und gläntzend / unden adericht und graulicht / sie geben keinen unlieblichen geruch / und einen hitzigen doch nicht unangenehmen gesch mack von sich. Die oberen theil der stengelein werden wirtel-weiß mit rauchlichten kelchlein umbringet / auß welchen sehr schöne / grosse Viol-braune blumen herfür schiessen / so unden etwas weißlicht / und mit blutigen düpflein besprengt sind. In jedem kelchlein ligen gemeiniglich vier ablange / eckichte und schwartz-gläntzende same-körner. Die wurtzel ist hart / zaßlicht und schwartz / welche jährlich neue stengel herfür bringet. Er wächßt viel auff den Rucken des Bergs / so an das Dorff Radaun stosset / nicht weit von Petersdorff / anderthalb Meil von Wien in Oesterreich. Carolus Clusius hat auff einem andern Berg-rucken / nicht weit von Stareberg / ihne häuffig mit rothen / auch eine art mit aschen-farben blumen / wargenommen. Er wird auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Vermeinter Frantzösischer Erdpin. Pseudo-Chamaepitys Gallica. 3. Der vermeinte Frantzösische Erdpin / Pseudo-Chamaepitys Gallica. Chamaepitys spuria, multifido folio, Lamii flore, C. B. hat ablange / haarige / und in drey theil zerschnittene blätter. Der gestriemte stengel wächßt spannen-hoch / welcher oben purpur-braune blumen trägt / so auß fünff blättlein bestehen / und in der mitte gar lange fädemlein haben / sie vergleichen sich den Ochsenzungen-blümlein / sind jedoch länger. Die wurtzel ist holtzicht / krum / und oben in etliche ästlein zertheilet. Das gantze Kraut riecht wol / und ist etwas bitterlicht. Er wächß in Franckreich umb Castelneuf an stein- und bergichten orten.
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Eigenschafft. Der Erdpin hat ein hartzicht - balsamischen / mit saurlicht - gelind - flüchtigen theilen vermischten Safft / und dadurch die eigenschafft zu erwärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / zu heilen / das Hirn / Leber und nerven zu stärcken / zu erdünneren / den harn / monatliche weiber - reinigung / todte frucht und nachbürdelein abzutreiben. Gebrauch. Dieß Kräutlein gedörrt / mit der besten Rhebarbara - wurtzel und Tausendguldenkraut - schößlein zu pulver gestossen / jedes gleich viel vermischt / hernach ein sehr lange zeit eines quintleins schwer morgens nüchter mit einem gläßlein voll Selering- oder Brunnkresse - wasser eingenommen / heilet (Podagra.) das Podagram / bringt die Leuth wider auff gute Füß / und verhütet absonderlich / daß solche Kranckheit nicht offt widerkomt. (Scharbockisch versaltzen Geblüt / Wunden / Schäden / Haupt - un̅ Schalgflüß.) Die mit Branntenwein außgezogene Essentz / hat eine krafft das scharbockische und versaltzene Geblüt zu reinigen / Glieder zu stärcken / Wunden und Schäden zu heilen / Haupt- und Schlag - flüß zu vertreiben:??? Man kan biß 20. tropffen auff einmahl davon einnehmen. (Kalte Gebresten des Haupts / schwindel / fallende Sucht / schlag / verstopffung der Leber / Miltz und Nieren / Gelbsucht / versteckter Harn und monatliche reinigung.) Ein handvoll Erdpin in einer maß weissem Wein gelegt und darab gatruncken / ist gut zu den kalten Gebresten des Haupts / für den Schwindel / fallende Sucht und den Schlag / dienet wider die Verstopffung der Leber / Miltzes und Nieren / vertreibt die Gelbsucht / treibt den Harn und die monatliche Reinigung der Weibern. Das destillierte Erdpin - wasser ist gut zu den kalten Gebresten des Haupts / der Verstopffung der Leber und Gelbsucht / so man darvon morgens nüchtern ein paar loth (Kalte Gebresten des Haupts / Verstopffung der Leber / Gelbsucht.) trincket. Die Conserva Chamaepityos, oder der Erdpin - zucker / dienet wider den Schlag / fallende Sucht und die Glieder - kranckheiten / so man nach belieben einer Muscatnuß-groß gebraucht. Im übrigen hat der Erdpin (Schlag / fallende Sucht / Gliederkranckheit.) gleiche würckung mit der Gamanderlein. CAPUT LXXII. Beronien. Betonica. Namen. BEtonien heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Betonica, Serratula, Vetonica, von den Spanischen Völckeren Vetonibus, die sie erstlich sollen erfunden haben. Italiänisch / Betonica, Bettonica, Vettonica. Frantzösisch / Betoine. Spanisch / Bretonica. Englisch / Betony. Dänisch und Niderländisch / Betonie. Gestalt. Die Betonien gewinnet einen subtilen / viereckichten / rauchen und elen-hohen stengel. Sie hat lange weiche blätter / die sind etlicher massen dem Eychenlaub ähnlich / zurings herumb zerkerfft / gleich wie ein sägen / (daher sie etliche Serratulam nennen /) und geben einen feinen guten geruch von † Braune und * weisse Betonien. † Betonica purpurea & * alba. sich. Die blätter / so nahe gegen der wurtzel stehen / sind grösser als die oberen. An dem spitz des stengels bringt sie braune geährte blumen. Nach der Blüth folget langer / eckichter und schwartzer samen / in löcherigen ähren. Die wurtzel ist zasicht und subtil / wie an der weissen Nießwurtz. Sie wächßt gemeiniglich in den wäldern / auff den wiesen / rechen / an den wegscheiden und strassen. Blühet im Brach- und fürnemlich im Heumonat. Wächßt allhier auch bey Michelfelden / und auff dem Muttentzer- und Crentzacher - berg. Es wird in Oestereich und Ungarn kein berg / wald noch wiesen angetroffen / auff welchen die braune Betonien von zweyerley art nicht herfürkommet. Die einte hat ein kürtzere blumen - ähre / und blühet früh. Die andere bekomt ein längeres / weicheres und braunschwartzes blumen-ähre / blühet später / und wächßt höher / obwohlen beyde an einem ort gesehen werden. Die weisse Bekonien hat viel runtzlichte und etwas haarige blätter / so sich im übrigen mit der vorigen vergleichen / auß deren mitte kommen viereckichte / gläichichte / haarige und schuh-hohe stengel herfür / die sich oben in nebenzweiglein wie flügel außtheilen. Bey jedem gläich / an einem ort umbgeben den stengel die blätter / welche kleiner sind als die underen blätter / sie haben keine stiel / geben ein guten geruch / und ein bitterlichten geschmack von sich. Der stengel und nebenzweiglein tragen oben ein dickes ähre / auß deren schneeweisse blumen entspringen. Der braunschwartze samen ligt in seinem hülßlein. Die wurtzel stosset alle Jahr frische stengel herfür. Sie wachßt in Oestereich auff dem Neuberg / Etscherberg [801] und am allermeisten aber bey Zerhof / ein meil under Gamingen / gegen Herrenalben und Dürrestein. Sie blühet im Hewmonat. So man sie in die Gärten pflantzet / kommet sie zierlich herfür. Leonhardus Fuchsius schreibet / man finde sie auch viel umb Rotenburg am Necker. Johannes Bauhinus hat sie in der Fürstl. Mümpelgartischen Herrschafft / zwischen dem Dorff Isle und Longeville / wie auch umb Besort und Raupach angetroffen. Eigenschafft. Betonien - blätter und blümlein / welche man in dem Mäy und Brachmonat einzusamien pflegt / führen ein alkalisches bitterlichtes / etwas balsamisches saltz / und haben dadurch die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / das Haupt und Nerven zu stärcken / die Brust / Nieren und Mutter zu reinigen / zu eröffnen / zu erdünneren / zu säuberen und zu heilen. Die wurtzel muß in dem Vollmond des Aprill-monats: die blätter aber zu end des Mäy / oder im Brachmonat samt den Blumen gesamlet werden. Gebrauch. Die Betonien ist in ihrer Krafft so fürtrefflich und berühmt / daß auch des Römischen Käysers Augusti Leib-Artzt / Antonius Musa, ein Büchlein davon geschrieben / und daher ein Italiänisch sprichwort lautet: Tu hai più virtu, che non hà la Betonica, Du hast (Koder auff der brust un̅ lungen / verstopffte leber / miltz nierenstein fallende sucht / schwindel / Schlag / Krampff / zittern und erslarren der glieder / kalte kräckheiten des Haupts / schwacher magen un̅ däwung / Gelbsucht / schwache leibsfrucht weisser mutterfluß Flüß des Haupts.) mehr Tugend als die Betonien. Denn keine kranckheit den menschen angreiffen kan / zu welcher die Betonien nicht nutzlich gebraucht wird. Es hat die lange erfahrung bezeuget / daß die braune Betonien / so man sie in weissen Wein leget / und darab trincket / die Brust und Lungen von allem Koder reinige / die verstopffte Leber und Miltz eröffne / und den Stein in den Nieren fort treibe. Also dienet sie auch wider die fallende Sucht / den Schwindel / Schlag / Krampff / das Zitteren und erstarren der Glieder / und alle kalte kranckheiten des Haupts. Uber das stärcket sie auch den schwachen Magen / befürderet die Däwung / vertreibet die Gelbsucht / erhält die Frucht im Leib / und reiniget die Mutter von dem weissen Fluß. Das Pulver der Betonien-blumen in die Nasen geschnupfft / reiniget das Haupt von den Flüssen. Betonien-safft in frische wunden gethan / (Wunden hauptwunden.) behält sie rein / und hefftet sie zu / ist sonderlich gut zu den wunden des Haupts. Das destillierte Betonien-wasser stärcket (blöder undäwiger / kalter / verschleimter magen / unwillen / verstopffung der Leber / miltz / wassersucht / gelbsucht / grieß / sand stein der nieren und blasen / kalter seich / schmerlich oder tröpflingharnë / kalte mutter Koder auff der brust / lungen / husten schwaches und kaltes haupt.) den blöden / undäwigen / kalten / verschleimten Magen / stillet den Unwillen desselbigen / eröffnet die verstopffung der Leber und Miltzes / wehret der Wassersucht und Gelbsucht / reiniget die Nieren und Blasen vom Grieß / Sand und Stein / hilfft denen / so mit dem kalten Seich / schwerlich oder tröpfling-harnen beschweret sind. Es erwärmet die kalte Mutter / reiniget die Brust und Lungen von Koder und Eyter / benimt den Husten / stärckt und erwärmet das schwache und kalte Haupt / verhindert den Schlag und die fallende Sucht / so man darvon nach belieben ein paar loth trincket. Die Conserva florum Betonicae, oder der Betonien blumen - zucker / ist dienlich zu allen Kranckheiten / in denen das destillierte wasser gebraucht wird. Insonderheit aber stärcket es das schwache Haupt / Ma en und Glieder / widerstehet der fallenden Sucht / wendet die Ohnmachten des Hertzens / ist denen (Conserva florum Betonicae.) nutzlich / so von dem Schlag berühret / oder Lungensüchtig sind / man soll davon offt einer Muscatnuß groß nehmen. Das in den Apothecken zubereitete Betonien (Verstopffte leber / gelb- und wasser sucht / böse feuchtigkeiten des magens / schleim der nieren.)-saltz eröfnet die verstopffte Leber / bekommet wol in der Gelb- und Wassersucht / verzehret die bösen feuchtigkeiten des Magens / und treibt den Stein auß den Nieren fort / so man zehen gran in einem trüncklein des destillierten Betonien-wassers einnimt. Das in den Apothecken gemachte Betonien-pflaster ist trefflich gut in den Hauptwunden (Hauptwunden spreissen von der hirnschalen.) übergelegt / denn es bringet sie zur heilung / und ziehet die spreissen der Hirnschalen herauß / soll deßhalben von den Wund-Aertzten in solchen zufällen fleissig gebraucht werden. (Schmertzen des Haupts.) Wenn man dieses pflaster mit Indianischem Balsam / Rauten-öl / Agstein-öl / dem Tacamahaca-pflaster / und dergleichen vermischt / hernach auff leder gestrichen / auff den rasierten scheitel des Haupts legt / so vertreibt es allen schmertzen des Haupts. Die gedörrten blätter von diesem kraut / lassen sich für Thee / komlich und nutzlich gebrauchen / weilen sie einerley Tugenden mit dem Thee haben. Die mit Brantenwein davon außgezogene Essentz / und hierauß endlich gemachtes Extractum, kan man in allen obangeregten Kranckheiten sehr heilsamlich gebrauchen. Man pflegt auß den blümlein der braunen Betonien auch eine Tinctur mit dem destillierten / un durch den eigenen Spiritum (Hauptschmertzen / migräne / Flüsse / Wundens Fieber / fallende sucht.) saurlicht gemachten Vitriol - wasser (ist Phlegma Vitrioli spiritu proprio acidulatum) zu bereiten / welche in den Hauptschmertzen / Flüssen / Migräne / und denen Fieberen / welche auff Geschwär / oder empfangene wunden erfolgen / ja in der fallenden Sucht selbsten ein herrliches mittel ist / 12. biß 20. tropffen auff einmahl davon offteingenommen. Der in den Apothecken gemachte Syrup von Betonien / hat schöne Tugenden in allen Haupt - kranckheiten / wie auch bey heilung der wunden un̅ schäden / man pflegt ihne mit anderen Artzneyen vermischt ein zugeben. Die in dem Frühling frisch außgegrabene und geessene Betonien - wurtz solle das Hirn dumm / und den Menschen / also wie der Wein / truncken machen. CAPUT LXXIII. Schartenkraut. Serratula tinctoria. Namen. SChartenkraut / Ferber-scharten / oder Sichelkraut heißt Lateinisch / Serratula tinctoria, Serratula, Jacea aromatica, Jacea caryophyllata, Serretta, Centauroides aut Centaurium majus sylvestre Germanicum. Italiänisch / Serratola, Fior de tintore.
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Schartenkraut. Serratula tinctoria. Frantzösisch / Herbe des giang teinturiers. Dänisch / Engeskiar. Englisch / Daw-wort. Gestalt. Das Schartenkraut hat eine braunschwartze wurtzel / welche auß vielen dünnen würtzelein bestehet / die geben im Frühling / ehe das Kraut seine stengel bekommet / einen lieblichen Würtz-geruch von sich. Die blätter sind grün / groß / breit / rauch / hart / und rings herumb mit kleinen scharffen scharten / wie ein Sichel zerkerfft. Die stengel werden rund / dünn / braun / elen-lang und auch länger / auff welchen und den neben-zweiglein erscheinen zu end des Sommers schöne purpur - braune blumen / auß ihren rauchen / schüppichten häußlein oder köpfflein. Es wächßt viel hin und wider am Rheinstrom in den feuchten Wäldern / sonderlich im Wormser-gaw / an dunckeln orten / wie auch umb Cronweissenburg / bey dem Berghauß St. Paul und St. German / und auff vielen andern Bergen und Wäldern. Man findet es auch häuffig in Böhmen / Engelland / Normandey und Holland. In Dennemarck und Schonen komt es viel herfür / allda es auch in andere Länder zur Färberey versendet wird. Dieses Kraut änderet sich an den blättern / etliche sind überall gekerfft / wie ein Sichel / andere bringen bey der wurtzel gantze blätter / die übrigen aber sind tieff zerschnitten / die dritten werden mit gleichen spälten an beyden orten zertheilt. Eigenschafft. Schartenkraut ist warm und trocken im andern grad; führet etwas alkalisches / heimlich scharfflichtes Saltz / dadurch es die krafft hat zu erdünnern / zu erweichen / zu eröffnen / zu zertheilen und zu heilen. Gebrauch. Zwey handvoll Schartenkraut in anderthalb maß weissem wein gesotten / biß der dritte theil verzehret ist / alsdenn durch ein tuch gesiegen / und alle morgen nüchtern ein halb quart warmlicht getruncken / zertheilet das (Gerunnen Blut von einem Fall.) von einem Fall gerunnen Blut im Leib. Das Schartenkraut ist auch ein gutes Wundkraut / daher es auch zu den Wundtränckern gebraucht wird. Die Tuchmacher bedienen sich dieses Krauts zu dem färben. CAPUT LXXIV. Grosse Matterwurtz. Bistorta major. Namen. NAtterwurtz oder Schlangenwurtz heißt Lateinisch / Bistorta, Serpentaria, Colubrina. Italiänisch / Bistorta. Frantzösisch / Bistorte. Spanisch / Bistorta. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Natterwurtz / Bistorta major, Ger. major rugosioribus foliis, J. B. radice minùs intortâ, C. B. überkommet ein viereckichte wurtzel / die ist außwendig schwartz / inwendig roth / am geschmack streng / und wie ein Natter in einander geschrencket. Die blätter so bald sie herfür gehen / sind spitzig / gestaltet wie zünglein / und mit rother farb vermischet / hernach werden sie lang / breit / runtzlicht / herumbgebogen / auff einer seiten schwartz - auff dem rucken aber blau-grün / und stehen meistentheils nahe bey der wurtzel. Der runde / zarte und elen-hohe stengel ist mit gar wenig kleinen / spitzigen / und reinen zünglein ähnlichen blättern bekleidet. Auff dem gipffel des stengels erscheinen im Mäyen oder Brachmonat geährte leibfarbe blumen / denen der samen nachfolget / so sich dem Sauramffer-samen vergleichet. Sie wächßt in grosser menge auff den Gebürgen / welche Böhmen und Schlesien von ein [803] ander scheiden / allda auch die Elbe ihren ursprung nimmet. Bey uns findet man sie an schattichten orten / auff den Wiesen / wie auch auff dem Schwartzwald / Odenwald / Spessart / und an der Eyfel auff dem Ydar bey Veldentz an der Mosel. Dieses Gewächs änderet sich / denn bißweilen sind die wurtzeln mehr / und zu zeiten weniger in einander geschrenckt / auch werden die blätter bißweilen grösser und runtzlicht / zuzeiten aber kleiner und glatt. 2. Die grosse Berg-Natterwurtz / Bistorta Alpina maxima, C. B. hat ein verwirrte und gläichichte wurtzel / die ist außwendig schwartzlicht / inwendig weiß / und mit haarigen zaseln behencket / auß welcher knöpffichte / gestriemte / zwey elen hohe und meistentheils nackende stengel herfür kommen / deren jeglicher ein vier zoll langes ähre mit leibfarben blumen trägt. Die blätter sind länglicht / spitzig / adericht / oben grün unden aber bleich-blau oder auch grau / deren etliche elen-lang wachsen / sind aber schmal / und nur drey zoll breit. Man findet sie in Schlesien auff den höchsten Bergen. Wittlere Berg- Natterwurtz. Bistorta Alpina media. 3. Die mittlere Berg-Natterwurtz / Bistorta Alpina media, C. B. minima, J. B. kommet mit der ersten meistentheils überein / allein ist sie viel kleiner / und sind die blätter am rand mit kleinen düpfflein gezieret / als wären sie gar subtil gekerfft. Sie wächßt auff den Schweitzerischen und andern Alp-gebürgen / wird häuffig auff dem Leberberg oder Jurten gefunden. 4. Die kleine Natterwurtz / Bistorta Alpina minor, C. B. hat einen dünnen und gläichichten stengel / der ist bißweilen drey quer hand - gemeiniglich aber spannen-hoch / und trägt oben geährte weißlichte blümlein. Die blätter werden viel kleiner als an der ersten / sind oben grün - unden aber graulicht / sie bedecken selten ein finger - nagel / bißweilen aber wachsen sie grösser / und werden am umbkreiß mit etlichen äderlein underschieden. Die wurtzel ist klein / zusammen gebogen und in einander geschrenckt / aussen schwartzlicht / inwendig weiß / und mit vielen dünnen zaseln behenckt. Sie und das gantze Kraut gibt einen herben geruch von sich. Man findet sie auff den höchsten Bergen in Oestereich und Steyrmarck / wird auch allda in die Gärten gepflantzet / in welchen sie ihre gestalt und grösse nicht verlieret. Eigenschafft. Die Natterwurtz führet grobe / alkalische / rauche theil / und hat dadurch die tugend zusammen zu ziehen / zu stopffen / zu heilen / und gerunnen Blut zu vertheilen. Ist kalt und trocken biß in den dritten grad / wird gesamlet / wenn die Sonn in Krebs gehet. Gebrauch. (Bauchflüß / starcke monatliche Weiberreinigung /) Wider allerley Bauchflüß und starcke monatliche Weiber-reinigung. Nim Natterwurtz und Tormentillwurtz jedes ein loth / siede solches in zwey maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und laß den Krancken nach belieben davon trincken. Solches Tranck ist auch dienlich denen / welche mit der Pest angegriffen worden / oder welche (Pest / Gifft.) vermeinen / daß ihnen Gifft beykommen seye. (Unzeitige Geburt / starcke monatliche reinigung) Das Pulver der Natterwurtz / auff zehen Pfeffer-körnlein schwer / in einem weichen Ey / morgens nüchtern / etliche tag nach einander eingenommen / bewahret die schwangeren Weiber für unzeitiger Geburt / und wehret der starcken monatlichen Reinigung. Ein halb quintlein der Natterwurtz tätlich morgens nüchtern in gestäheltem wasser (Samenfluß.) eingenommen / ist eine sonderliche Artzney wider die Gonorrhoeam oder den Samenfluß / jedoch soll der Leib zuvor gereiniget seyn / wie Camerarius recht berichtet. Die Natterwurtz ist sonderlich kräfftig in (Wundenbluten.) frischen Wunden das Blut zu stellen / wie Agerius solches nicht mit weniger nutzbarkeit zu vielmalen gewiß und wahr befunden: denn zu dem daß dieses Pulver das Blut gewaltiglich ohne schärffe stillet / trocknet es auch die Wunden / und fürderet sie zur Heilung. Das destillierte Natterwurtz-wasser stillet (Rothe Ruhr / Durchlauff starcke monatliche reinigung / Gifft / Pest / Wunden / alte / faule / umb sich fresseude Geschwär / Krebs.) die rothe Ruhr / den Durchlauff / die starcke monatliche Reinigung der Weiber / widerstehet dem Gifft und der Pest / so man solches auff zwey oder drey loth trincket. Es hat auch dieses Wasser ein groß Lob das Blut zu stillen / die Wunden / und alte / faule / stinckende / umb sich fressende Geschwär / damit fleißig außgewaschen / zu der heilung zu befürdern. Wie es denn auch zu dem Krebs an dem Rucken und der Nasen gleicher weiß gebraucht wird. (Nachbürdelein / Mutterblutfluß.) Wenn einem Weib nach der Geburt ein stücklein Nachgeburt in der Mutter geblieben ist / und dadurch ein Blutfluß / wie es gemeiniglich zu geschehen pflegt / entstunde / so ist folgendes sehr bewehrt erfunden worden. Nim Natterwurtz drey loth / Majoran / [804] Hyssopen- und Poley-kraut jedes ein halbe handvoll: zerhacke alles under einander / siede es in frischem Brunnwasser / und wenig Weins / seige es durch ein tuch / mische ein wenig Zimmet-wasser darunder / und gib der Patientin offt davon zu trincken. CAPUT LXXV. Brauner Weiderich. Lysimachia purpurea. Namen. WEiderich heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lysimachium, Lysimachia, Salicaria. Italiänisch / Lisimachia. Frantzösisch / Corneole, Soulsie d’eau, Percebosse, Lysimachie. Spanisch / Lysimachia. Englisch / Willowherb. Niderländisch / Wederyck. Geschlecht und Gestalt. 1. Der braune Weiderich / Lysimachia purpurea, quibusdam spicata, J. B. spicata purpurea fortè Plinii, C. B. hat viereckichte / röthlichte und zwey elen hohe stengel / auß deren gläichen oder gewerben kommen seine blätter herfür / die sich dem Weiden-laub vergleichen / sind jedoch grüner und dünner. Mitten zwischen diesen blättern entspringen zarte zweiglein / an denen kleinere blätter / als an den stengeln wachsen. Die wurtzel ist lang / vielfältig / und steckt nicht tieff in der erden. Oben bringt er geährte braune blumen im Brach- und Hewmonat. Er wächßt bey den bächlein / im nassen oder feuchten erdreich. Der stengel wird gemeiniglich von zweyen / bißweilen auch von dreyen / selten aber von vier blättern auff beyden seiten umfasset. Ein kleinere art dieses Krauts / dessen rothe blumen nicht geähret / sondern nur auß sechs blättlein bestehet / wird an vielen orten in Ungarn auff feuchten matten / und in den Insuln der Donau / meistentheils aber oberhalb Preßburg im Brach- und Hewmonat angetroffen. Lysimachia rubra non siliquosa, C. B. purpurea Pannonica, J. B. Gelber Weiderich. Lysimachia lutea. 2. Der grosse gelbe Weiderich / Lysimachia lutea major, quae Dioscoridis, C. B. lutea, J. B. überkomt ein geringe / und seitwerts wachsende wurtzel / welche viel starcke / runde / etwas eckichte / und zwey oder drey schuh hohe stengel mit vielen gläichen herfür bringet / an deren jedem zwey / drey oder vier länglichte schmale blätter stehen / den Weidenblättern fast gleich / allein sind sie nicht zerkerfft. Oben an den zweiglein erscheinen gelbe blumen / welchen ein kleiner runder same̅ wie Coriander nachfolgt. Erwächßt an obgemelten orten / wird allhier bey Michelfelden gefunden / und allein zur Artzney gebraucht. 3. Der Oestereichische gelbe Weiderich / Lysimachia lutea minor, soliis nigris punctis notatis, C. B. lutea minor, J. B. hat ein starcken / wollichten / harten / und mit haarlocken überzogenen stengel / so elen-hoch / und bißweilen höher wächßt / an welchem gemeiniglich vier / auch bißweilen nur drey weiche und graue blätter / in gewisser ordnung / mit ihren stielen gegen einander über stehend gesehen werden / so unden mit schwartzen pünctlein gezeichnet sind: diese geben erstlich einen saurlichten geschmack von sich / hernach ziehen sie den speichel fort. Bey dem oberen theil des stengels entspringen auß der schoß der blättern seine mit etlichen gelben blumen beschwerte ästlein. Auff dem gipffel aber des stengels erscheinen im Brachmonat die gelbe blumen für sich selbst / welche auß fünff spitzigen blättlein / und so viel gelben fäsemlein bestehen. Die wurtzel ist gläichicht / und kommen auß jeglichem gläich neue sprossen herfür / sie bringet auch ihre faseln / mit welchen [805] sie sich in dem boden fest anhält. Er wächßt häuffig auff den Oestereichischen Alp-ge-bürgen / und in den Thäleren / Haw-wälden und Matten der benachbarten Landschafften. Nicht weil von Wien findet man ihne am Wasser / wird auch im Fürstlischen Eystettischen Lustgarten angetroffen. 4. Der schotichte Weiderich / Lysimachia siliquosa hirsuta magno flore, C. B. siliquosa hirsuta, majore flore purpureo. J. B. hat ein runden / haarigen / holen / und zwey elenhohen stengel / so in neben-zweiglein getheilet wird. Die blätter sind ablang / schmal / ein wenig gekerfft / haarig / auch wegen ihrer Wollen grau und weich. Oben auff den gerten erzeigen sich lange / zusammen gefaßte schoten / auff deren gipffel purpurbraune und vierdlättige blumen im Sommer erscheinen / in den schoten aber liget ein kleiner / weisser oder röthlichter / und in Wollen eingewickleter same. Man findet noch tin kleinere art / lysimachia siliquosa hirsuta parvo flore, C. B. siliquosa hirsuta flore minore, J. B. welche auß ihrer dünnen und zaßlichten wurtzel ein oder den andern wollichten schuhhohen stengel herfürbringet / in dem übrigen hat er auch kleinere blätter und schoten. Beyde wachsen bey uns an sandichten orten am Wiesen-fluß. 5. Der Schweitzerische Berg-Weiderich / Lysimachia chamaenerion dicta Alpina, C. B. Hat ein zaßlichte wurtzel / auß welcher runde / und am obern theil weißlichte stengel herfür kommen / die einer spannen-bißweilen auch schuhes-hoch wachsen / und mit zweyerley blättern umbgeben sind / denn etliche den Roßmarin-blättern ähnlich werden / sind jedoch kürtzer / schmäler / und ohne ordnung gesetzt / andere aber scheinen sehr kurtz / welche entweder zwischen den vorigen ligen / oder auß ihrer schoß entspringen. Oben auff den stengeln sitzen mit langen blauoder weißlichten stielen / schöne purpur- oder weiß-blaue / vier-blättige / und zimlich grosse blumen / denen vier kurße und grüne blätter unterlegt sind auß der mitte der blumen entspringen etliche fäsemlein / denen lange und enge schöttlein nachfolgen / in welchen und kleiner mit Wollen beiprengter samen verschlossen ist. Er wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen. Von die sem Geschlecht sind allein der grösse der blättern und blumen halben unterschieden / der breit- und der schmal-blättige Wiesen-Weiderich / mil langen / viereckichten / röthlichten Samen-schoten / und purpurfarben / vier-blättigen Leucojen-blumen / Lysimachia Chamaenerion dicta latifolia, C. B. speciosa, quibusdam Onagra dicta, Siliquosa, J. B. Et, Lysimachia siliquosa, speciosa, angustifolia, Ejusd. Lysimachia Chamaenerion dicta angustifolia, Ejusd. 6. Der grosse und kleine schottichte / glatte Weiderich / Lysimachia siliquosa major & minor, C. B. Wächßt bey uns in wasser- und felsichten Orten. 7. Der himmel-blaue Weiderich / Lysimachia coerulea galericulata, vel Gratiola coerulea, J. B. Hat ein geringe wurtzel / so nicht tieff in die erden gehet / auß welcher dünne / schmale stengel herfür kommen / die fast schuhes-hoch wachsen. Seine blätter sind länglicht / spitzig / und am umbkreiß ein wenig gekerfft / zwischen welchen blau-lichte blümlein erscheinen. Man findet ihne auff feuchten Wiesen / auch bey etlichen bächlein in Teutsch-Nider- und Engeliand / allda er auch mit weissen blumen gesehen wird. Allhier wächßt er bey Michelfelden in sumpffichten orten / und bey kleinen Hüningen. Ein paar handvoll dieses Krauts in zwey maß Wasser gesotten / und davon nach belieben getruncken / soll das dreytägige Fieber vertreiben / dahered er von Theodoro (Dreytägig Fieber /???) Tabernaemontano, Tertianaria, Fieberkraut / genennt wird. So man mit diesem gesottenen Wasser den Mund außschwencket / ist es sehr gut für die Bräune im Halß. Eigenschafft. Der Weiderich ist kalter und trockener natur: Führet viel irrdische / grobe und saltzichte theile / daher er die eigenschafft hat anzuha ten / zu stopffen / zusammen zu ziehen und zu heilen. Gebranch. Dioscorides schreibt / Lib. 4. Cap. 3. Wenn die Naßlöcher mit diesem Kraut gestopfft (Nasenbluten / schlangen und fliegen dertreiben.) werden / so lasse das Nasenbluten alsobald nach. Der Weiderich angezündet / gibt von sich einen scharffen Hampff oder Rauch / welcher die Schlangen vertreibt / und die Fliegen tödtet. Das auß dem Weiderich destillierte Wasser / ist sehr dienlich wider den Leberfluß / und die starcke monatliche Reinigung der Weibern / wie auch wider die rothe Ruhr / so man davon nach belieben etliche loth trincket. CAPUT LXXVI. Wegtritt. Polygonum. Namen. Wegtritt / Weggraß / Denngraß oder Blutfraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Polygonum, Sanguinaria, Centumnodia, Corrigiola. Italiänisch / Poligono, Correggiola. Frantzösisch / Corrigiole. Spanisch / Corriola, Correhuela. Englisch / Knotgrasse. Dänisch / Urygraß / Hundrede-knuder / Housegrdeß. Niderländisch / Weghgras / Duysendknoop. Geschlecht und Gestalt. l. Der Wegtritt Männlein / Polygonum mas vulgare, Ger. latifolium, C. B. Polygonum sive Centinodia, J. B. Kriecht jährlich auß einer grossen / weissen und zasichten wurtzel mit vielen zarten zincken und reifflein herfür / daran ein jedes gläich keinen fingers-breit vom andern ist / und stehen an jedem zwey schmale blätter gegen einander über / so sich dem welschen Quendel vergleichen / zwischen welchen ein weiß oder leibfard blümlein erscheinet / deme ein dreyeckichtes sämlein nachfolget. Dieses Kraut wächßt etwan so lang an einander / daß man grosse Burde Graß darmit binden kan. Er wächßt auff ungebautem / trockenem erdreich und neben den Strassen / allhier auch auff den grossen Plätzen in der Statt.
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Wegtritt Männlein. Polygonum mas. Wegtritt Weiblein. Polygonum foemina. 2. Der Wegtritt Weiblein / oder Thannenwädel / Polygonum foemina, Matth. Dod. Tab. Equisetum palustre brevioribus foliis polyspermon, C. B. hat ein roth-schwartzlichte / zarte und gläichichte wurtzel / so sich überzwerch außspreitet / dem leimichtenboden anhanget / und mit haarigen zaseln begabet ist / auß welcher im anfang des Frühlings / ehe die stengel sich erzeigen / etliche dolden / oder spargen herfükommen / die sind zart / weißlicht / gut zu essen und wie ein ähre gestaltet / sie werden gemeiniglich für seine blumen gehalten. Er bringt zu zeiten einen / bißweilen drey- oder vierfache / gerade / runde und glatte stengel / die sind dem zarten rohr ähnlich / aber viel dicker als die Bintzen / auch mit dicken gewerben underschieden / und wachsen höher als ein ele. Auß den gewerben kommen furtze / schmale / weiche und grüne blätter nicht weit von einander herfür / deren undere de kleinen Leinfraut-die oberen aber den Than̅en-blätteren sich vergleichen / an welchen bißweilen zehen oder mehr ablange und röthlichte körner bey den gewerben in zierlicher ordnung wachsen / zu zeiten aber werden keine daran gesehen. Man findet ihn an nassen orten / bey den bächlein und stillstehenden wasseren / allhier auch bey Michelfelden. Er wird von D. Casparo Bauhino under die geschlechter des Schafftheues nicht unbillich gerechnet / mit welchem er auch in seinen fräfften übereinfom̅et. Deßwegen er auch bereits droben in dem 8. Capitel des anderen Buchs / under den Schafthewen kürtzlich beschrieben worden / allwo er billicher als hier stehen kan. 3. Der Felsen-Wegtritt / Polygonum saxatile, C. B. hat ein dünne / weisse und holtzichte wurtzel / mit haarigen zaseln. Er kriecht mit vielen ablangen / glälchichten ästlein hin und wider / unb welche rundlichte blätter stehen / die sind ein zoll lang / ein halben zoll breit / oben grün / unden weiß und gleichsam mit staubmehl besprenget / auch werden sie nach und nach kleiner / auß den gewerblein kom̅en leibfarbe blumen herfür. Er wächßt zwischen den spalten der felsen an hohen Schlösseren / allhier findet man ihne an den felsen des Schlosses Waldenburg und benachbar ten Schlösseren. Der breite Meer-Wegtritt. Polygonum maritimum. (???olnischer Weg???tritt mit Beeren.)
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4. Der breite Meer-Wegtritt / Polygonum Maritimum latifolium, C. B. marinum, J. B. ligt auff dem boden / ist gantz weiß / aber dicker und kürtzer / alß der erste. Er hat ein schwartze / dicke / holtzichte / verwirrte und spannen-lange wurtzel / auß welcher röthlichte gertlein herfür kommen / so mit gläichen underschieden / und mit dünnen weissen schüpplein begabet. Seine blätter sind dick und grün / welchen weisse / glatte und gläntzende blätlein bey den gläichen angesetzt werden. Die blümlein erscheinen röthlicht / auch bißweilen weiß und vierblättig / denen ein schwartzer dreyeckichter same nachfolget / so in weissen hülßlien liget. Er wächßt am gestad des Adriatischen Meers. Ein viel grössere und schönere art hat D. casparus Bauhinus an dem gantzen bezirck des Mittelländischen Meers in dem Narbonesischen Frankreich angetroffen. 5. Der Polnische Wegtritt / Polygonum Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum & Cam. ep. C. B. hat ein kleinere wurtzel als die vorige / auß welcher auch kürtzere reißlein und gläichichte stengelein herfür kommen / welche dünne und spitzige blättlein umbgeben. Oben auf den stengelein erscheinen weisse blümlein zwischen grünlichten schüpplein. Bey der wurtzel bringet er seine beere / darauß die Polacken ein schöne rothe farb zu ihrem grossen nutzen bereiten. Er wächßt in Polen an sandichten orten. 6. Des Wegtritts / so in Westrich Knawel genennet wird / Polygonum angustissimo gramineo folio, C. B. tetium Dodonaei, sive tenuifolium, J. B. findet man in den feuchten Jahren auff den äckeren vom Lenßen an biß in Herbst / fürnemlich aber in den Rübenfelderen. Er ist ein dranschlicht und 3. quer hand hohes stäudelein / dessen ästlein und zincken von gewerblein angefüllet sind. Seine kleinste aschenfarbe blättlein werden spitzig. Er bringet viel grünfarbe gestirnte blümlein und samen / als Hirsenkörnlein / so einen starcken geruch von sich geben. Die wurtzel ist von zaseln haaricht / und nicht fingers-lang / er gibt dem Rindvieh ein gutes futter. 7. Der Spanische Wegtritt / Polygonum minus candicans, C. B. Paronychia Hispanica Clusii, s. Anthyllis nivea, J. B. 8. Der kleine weißlichte Wegtritt / Polygonum littoreum minus flosculis spadiceo albicantibus, C. B. 9. Der kleine Wegtritt / oder das Harn- oder Bruchkraut / Polygonum minus, sive Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab. Ist ein klein glatt oder haarig gewächs / so sich auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein geringes und in der Erden steckendes würtzelein / auß welchen schwancke und schmale / mit vielen gläichen und zarten Linsen-blättlein besetzte reißlein herfürkommen / an welchen der kleine zusammen gedrungene samen häuffig wächßt / daher er auch Millegrana, Tausendkörner / genennet wird. Man findet ihne an trockenen und sandichten / etwan auch an feuchten orten bey den wasserbächen. Vor zeiten nennete man ihne zu Pariß Herba Holleriana, wie Antonius Valesius in Exercit. ad lib. I. de Intern. Morb. cap. 62. berichtet / denn es hatte der berühmte Parisische Rleiner Wegtritt / oder Harnkraut. Polygonum minus, vel Herniaria. Artzet / D. Jacobus Hollerius, dieses Kräutlein wider die Brüche mit grossem nutzen sehr viel gebrauchet / derowegen es auch den namen Hernia, Bruch-kraut erlanget. Eigenschafft. Es führet der Wegtritt viel indische / grobe / alkalisch-saltzichte theilgen bey sich / und hat deßwegen die Eigenschafft zu stopffen / anzuhalten / zusammen zu ziehen / Wunden und Schäden zu reinigen / und zur heilung zu befürderen. Gebrauch. (Bauchflußrotheruhr / Weiberfluß / blutspeyen / nasenbluten.) Der Wegtritt hat ein gute krafft / allerley Flüß des Leibs zu stillen und zu stopffen / als da sind Bauchflüß / rothe Ruhr / Weiberfluß / Blutspeyen / Nasenbluten / so man ein handvoll dieses Krauts in einer maß weissen Weine siedet / und davon dem krancken zu trincken gibet. So man zu diesem (Sehrigkeit / Schädigung un̅ verletzung an heimlichen orten bey Mann und Weib.) Tranck ein wenig Honig thut / soll es ein über die massen heilsame und bewehrte Artzney seyn / für die Sehrigkeit / Schädigung und Verletzung an heimlichen orten / bey, Mann und Weib / denn es solcher orten die äussersten Schäden heilet / wie solches, Nicolaus Agerius berichtet. (Inner-un̅ äusserliche Hitz der leber / magë / Mutter / haupt / nieren un̅ andern Gliederë / bauchflüß / rothe und weisse ruhr / drey-un̅ viertägig Fieber /) Das destillierte Wegtritt-wasser hat ein grosses Lob überkommen / wider alle innerund äusserliche Hitz / wo dieselbige nur zu spühren ist / es seye an der Leber / Magen / Mutter / Haupt / Nieren / oder anderen Gliedmassen / stopfft alle Bauchflüß / rothe und weisse Ruhr / so man 4. oder 5. loth davon trincket / widerstehet auch also dem drey- und vier-tägigen Fieber / wenn man, es vor dem Paroxysmo oder Anstoß des Fiebers einnimt. So jemand ein gar starcke Purgation eingenommen hat / solle er von [808] (stein / grieß / Sand / Würm.) diesem Wasser trincken. Es führet auch den Stein / Grieß / Sand und Harn fort / reiniget die Nieren und Blasen / tödtet die Würm bey jungen und alten Leuthen. (Schöne. Rothlauff wild Feur / hitzige wundë / alte Schäden an heimlichen Gliedern Man̅s un̅ Weibs.) Dieses Wasser löscht alle äusserlich Hitz von der Schöne / Rothlauffen oder wilden Fewer / wehret allen bösen Zufällen der hitzigen Wunden und alten Schäden / sonderlich aber an heimlichen Gliedern der Männern und Weibern / leinene tüchlein darinn. genetzt / und übergelegt. Eine handvoll Harnkraut in eine maß weissen Weins gesotten / und darvon getruncken (??? und Blasen-stein.) / treibt den Nieren- und Blasen??? Kindern vom Pulver des Harnkrauts ein messerl???lein-voll in der Pappen sehr offt eingibet / heilet es ihnen die Brüch / wenn sie darbey ein dienliches bändlein tragen. Nach folgendes Pulver (Brüch bey jungen kindern und andern.) ist auch köstlich wider die Brüch der jungen Leuthen / so man morgens nüchter ein messerspitz-voll in der Pappen oder dem destillierten Harnkraut-wasser eingibet / und darbey ein komliches band trägt: Nim Wahlwurtzel ein halb loth / Harnfraut / Durchwachs / Sanickel / Garbenkraut jedes 1. quintlein / stosse alles zu einem reinen Pulver unter einander. (Verstopffung der Leber / Gelbsucht / versetzter Harn / Sand und Stein / Bruch.) Das auß dem Harnkraut destillierte Wasser / öffnet die Verstopffung der Leber / vertreibt die Gelbsucht / reiniget die Nieren / und führet den versetzten Harn / Sand und Stein auß. Vorgemeldter Valesius rühmt es sehr wider die Brüch / und vermeldet darbey / daß zu seiner zeit ein Jüngling zu Pariß / welcher vom starcken springen / ein grossen Leisten-bruch bekommen / nachdem er neben einem dienlichen band und überlegung des Emplastri contra rupturam oder Bruch-pflasters / ein guten trunck dieses Wassers zu sich genommen / in etlichen tagen gäntzlich (Würm in den Wunden oder Gesch wärë der Pferdë.) seye geheilet worden. Das Pulver des Harnkrauts in die Wunden oder Geschwär der Pferden gestrewet / tödtet die Würm derselben. CAPUT LXXVII. Weißwurtz. Polygonatum. Namen. WEißwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Polygonatum, Sigillum Salomonis, Sigillum S. Mariae, Italiänisch / Frassinella, Ginochietto. Frantzösisch / Seau de Salomon, Signer de Salomon. Spanisch / Fraxinela. Englisch / Solomons Seale / Whiteroote or celij scala. Dänilch / Houidrod / Salomons segel / Salolomons signete / Verckun / Ledurt. Niderländisch / Salomons segel. Geschlecht und Gestalt. l. Die grosse breitblättige Weißwurtz / Polygonatum latifolium vulgare, C. B. Polygonatum vulgò Sigillum Salomnis, J. B. übelkomt ein runden / glatten / elen-hohen und offt höhern stengel / der ist zu beyden seiten mit schönen grünen / und der länge nach gestrinemten blättern bekleidet / die vergleichen sich dem Lorbeer-laub / sind jedoch breiter und Grosse Weißwurtz. Polygonatum majus. glätter / eines stehet neben dem andern / auch etwan zehen oder zwölff an jedem stengel / sie haben ein zusammen ziehenden geschmack wie die Quitten und Granat-äpftel. Zwischen den blättern kommen im Mäyen schöne weisse / und mit grüner farb vermischte blumen herfür / an der gestalt wie kleine Zwibellin / und wachsen derselbigen allzeit mehr als der blättern / denn auß jedem winckel der blättern zwey / drey oder mehr blumen herfür schlieffen. So sie verblühet / werden runde körner darauß / in der grösse der Erbsen / die sind erstlich grün / hernach schwartz. Ihre wurtzl fladert auff dem grund / ist weiß / weich / lang / knöpficht / daumens-dick / starck / und riechet wohl. Sie wächßt meistentheils auff den Büheln und Bergen / wird auch bißweilen auff den Feldern und in den Wäldern im fetten grund angetroffen. Allhier findet man sie zwischen den Hägen / nicht weit von Mönchenstein. 2. Die gemeine schmalblättige Weißwurtz / Polygonatum vulgatius. Latifolium flore majore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex singularibus pediculis, J. B. hat eine weisse knopffichte wurtzel / die under der erden überzwerch friecht / und voll schleimigen saffts ist. Im Frühling stoßt sie ihre weiche und weißlich???e dolden oder spargen herfür / an welchen im anfang die blätter herumb gewelßt sind / die sich / wenn die schößlein grösser werden / hernach weiters auffthun / und den blättern des Zungen-blatts ähnlich scheinen. Bey dem ursprung der blättern wachsen weisse / ablange und etwas grünlichte blümlein / welche in schwartze beere verwandlet werden / so dem Ephew oder Heidelbeeren sich vergleichen / in denen weisser und harter samen verschlossen ligt. Sie blühet
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Gemeine Weißurtz. Polygonatum vulgatius. Im Mäy / die beere aber werden erst im Augstmonat reiff; wäckßt in Ungarn / meistentheils auff den waldichten Bergen / als auff dem Leytenberg oberhalb Manderstorff / Brutersodorff / und andern Unganrischen Bergen über der Donau; wie auch jenseit dem Drav-fluß / bey dem Schloß Greben. Sie wird auch underhalb Franckfurt am Mäyn in den Wäldern angetroffen. 3. Die größte Weißwurtz / Polygonatum latifolium Maximum, C. B. majus vulgari simile, J. B. wächßt zwey mahl höher als die vorigen / überkomt dickere wurtzel und stengel / wie, auch breitere blätter / trägt vielmehr blumen und grössere beere. Sie wächßt zwischen der vorigen in Oestereich und Ungarn an schattichten orten. 4. Die Oestereichische Weißwurtz / Polygonatum latifolium Ellebori albi, C. B. amplitudinis foliorum Ellebori albi, J. B. überkomt ein gleichen stengel wie die vorigen / so bißweilen höher wächßt / und mehr zuruck gebogen wird. Die blätter sind zweymahl breiter alß an den übrigen / und vergleichen sich bißweilen an der breite mit den weissen Nießwurtz-blättern. Sie werden hart / adericht / glatt / heiter-grün / und geben im anfang ein saurlichten / hernach ein scharffen geschmack von sich. Die Blumen sind der vorigen ähnlich / jedoch ohne geruch / und hangen jwey oder drey blumen an einem ablangen stiel: die frucht wird der gemeinen gleich / die wurtzel aber ist lang / krum und gläichicht. Sie wächßt häuffigin Oestereich / zwischen Brunn und Weißpach / auch in andern bergichten Wäldern / und blühet mit den vorigen. 5. Die Baßlerische Weißmurtz / Polygonatum latifolium minus flore majore, C. B. hatein weisse / runde und zaßlichte wurtzel / auß deren mitte ein gestriemter stengel entspringt / so nicht gar schuhs-hoch wächßt / ein wenig gebogen / und mit stärkeren blättern als an der gemeinen bekleidet ist. Auß jedem winckel der geflügelten blättern hangt an einem cheil des stengels ein grosse weisse blum herfür / so keinen geruch von sich gibet / und auff ihrem besondern kurtzen stiel sitzet / deren die beere nachfolgen / welche nach der zeitigung kesten-braun werden / und ein harten samen in sich haltë. Sie wächßt an steinichten orten allhier auff dem Muttezer-berg / wird auch in der nachbarschafft auff dem Crentzacherberg gefunden. 6. Die Brasilianische Weißwurtz / Polygonatum latifolium perfoliatum Brasilianum, C. B. wächßt in Brasilien bey den Tuobinambous. 7. Die schmale Weißwurtz / Polygonatum angu???tifolium non ramosum, C. B. angustifolium, J. B. wächßt in den bergichten wüldern / insonderheit auff dem Schwartzworld / wie auch in Böhmen / Mähren und Steyrmarck. Man findet sie auch auff dem Solothurnischen Berg Wassertfall. 8. Die Virginische Weißwurß / Polygonatum Virginianum, Park. wird in der Insul Virginien gefunden. Eigenschaffr. Die Weißwurtz / davon die wurtzen meistens gebraucht werden / führet ein flüchtigscharffes saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft zu wärmen / zu zertheilen / faule garstige Schäden / Geschwär und Wunden zu säuberen / die unreine haut rein zumachen. Man samlet sie im Mäy oder Brach-monat / die Beere sollen eine klafft haben über und under sich zu purgieren. Gebrauch. Für die Sommer- oder Laubflecken habe ich nichts besser gefunden / als folgend Salb (Sommeroder Laubflecken.) und Wasser. Nim Pomaden, dritthalb loth / des weissen von Gänßeyern ein hald loth / gedörrte und zu pulver gestossene Weißwurtz anderthalb quintlein / weissen Praecipitat, Rindergall jedes ein quintlein / Weinstein-saltz / Aronwurtz-pulver / jedes ein halb quintlein / mische alles in einem gläsernen mörsel wol under einander / schmiere in dem ersten Frühling alle nacht die Sommerflecken wol an / doch daß der Augen verschonet werde / den folgenden morgen / ein stund zuvor ehe man in den Lufft gehet / wasche das Angesicht mit folgendem lau-gemachten wasser sauber ab: nim destilliert Weißwurtz-wasser / weiß Gilgen-wasser / Rosenwasser / Bonenblust-wasser / destilliert Mäyen-thau jedred drey loth / des zu Wasser geflossenen, Weinstein-saltzes (Ol. Tart. per deliq.) ein halb loth / mische alles wol durch einander. (Blaue Mähler vom schlagen.) Die Weißwurtz zerstossen / und auff die vom schlagen verursachten blauen Mählergelegt / zertheilet das gerunnen Blut in wenig tagen (Milben im Haar / flüßig Haupt / Grind.) Die Weißwurtz in laugen gebeitzt und damit gezwagen / vertreibt die Milben im haar / heilet das flüßige Haupt und den Grind. Das destilliene Weißwurtz wasser äusserlich gebraucht / nimt hinweg alle Flecken / Masen und blaue Mähler / so von stossen schlagen oder fallen verursache werden / ma [810] chet das Angesicht und die Händ schön weiß / glatt und wolgestalt. Die scheutzlichen Mutter mähler offt darmit gewaschen / und von ihm selbst trocknen lassen / sollen davon mit der zeit vertrieben werden. CAPUT LXXVIII. Gemeiner Singrün. Clematis Daphnoides flore simplici. Namen. SIngrün / Ingrün / Ewiggrün / Streit- oder Beerwinek heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Clematis Daphnoides, Clematis Pervinca, Vinca pervinca. / Italiänisch / Provenca Frantzösisch / Pervenche. Spanisch / Pervinca. Englisch / Perwincke / Pervincle. Dänisch / Singrön / Ingrön / Vintergrön. Niderländisch / Vinckoorde. Geschlecht und Gestalt. Der gemeine Singrün / Clematis Daphnoides flore coeruleo & albo, J. B. Daphnoides major & minor. C. B. Clematis Daphnoides flore simplici. Kriecht auff der erden hin und wider / er gewinnet schwancke / knöpffichte / und bintzen-dicke gertlein / die haben zu beyden seiten glatte / etwas breite und länglichte bläter / ein paar nach dem andern / dem Lorbeerlaub ähnlich / allein daß sie viel kleiner / grüner / steiff und starck sind. Im Mertzen bringt er zwischen den blättern schöne braunblaue blumen herfür / anzusehen wie Burretsch-blumen / die hangen an langen stielen / und ist jede blum mit vier oder fünff blättlein ohn allen geruch besetzt. Er hat viel dünne würtzelein / so in der erden fladern. Dieses Kraut bleibt allzeit grün / darumb macht man im Winter kräntzlein darauß / welche von etlichen auch den verstorbenen Junggesellen und Jungfrauen auffgesetzt werden / dahero man es Todten-kraut nennet. Hieronymus Tragus meldet im 1. Theil von der Kräutern unterscheid im 130. cap. er habe im Jahr ???535. an S. Marcus-tag einen Todten-kopff sehen außgraben / welcher mit diesem Kraut gekrönet / und es unversehrt auff dem kopff verblieben ware. Der gemeine Singrün trägt bißweilen auch weisse / selten aber rothe oder braunlichte blumen / zuzeiten schließt eine blum in der mitte die andere ein. Er wächßt gern an schattichten orten / in den Graßgärten / auff den mauren / hinder den zäunen / under den hecken und an den felsen. Ein andere art mit breiteren blättern / dickern gertlein und grössern braun-blauen blumen wächßt an vielen orten in Spanien und im Narbonensischen Franckreich / insonderheit aber in grosser menge umb Montpelier. Gefüllter Singrün. Clematis flore pleno. Der gefüllte Sinngrün / Clematis Daphnoides flore pleno, stellet uns ein überauß schönes Gewächs vor / die farb der zierlich gefüllten blumen zieht sich von himmel-blau auff braun-roth. Ist erstlich auß Oestereich in den Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / wie auch in andere Gärten des Teutschlandes gebracht worden. Eigenschafft. Singrün führet ein balsamisches / heilsames / alkalisches / irrdisches Saltz bey sich / dadurch er die eigenschafft hat Wunden und Geschwär zu heilen / anzuhalten zusammen zu ziehen / aller säure zu widerstehen / und das etzende Gifft der Wunden und Schäden zu tödten. Man samlet es im Brachmonat. Gebrauch. Weilen der Singrün ein so fürtreffliches [811] Wundkraut ist / als werden auch seine blätter fleissig zu den meisten Wund-tränckern gebraucht / da man neben dem Singrün auch andere heilsame Kräuter in halb wasser und weissen Wein / Bier / oder auch in Wasser allein siedet / und offt davon trincket. Wallwurtz / Singrün / spitzen Wegerich / und Wullkraut-blumen in Gerstenwasser gesotten / hernach das gelbe von einem Ey / samt ein paar loth Rosen-öl under solch wasser gemischt / ein Clystier darauß gewacht / und in rechter wärme den Menschen (Rothe Ruhr.) beygebracht / heilet die rothe Ruhr sonderlich. (Milchmangel der säugenden.) Frische Singrün-blätter auff heisser herdstatt ein wenig gedemt / hernach auff die Brüste gelegt / vermehret den Säugenden die Milch. Wenn man solche blätter im Wasser wol (Halßwehe Zapflein- und Mandeln geschwulst / Kehlsucht / Bräune.) siedet / und damit offt warm den Halß gurgelet / ziehet es allen Schleim von Mandeln und Zäpfflein auß / stillet hiemit das Halßwehe / erweckt bessern und leichtern Athem / und zertheilet die Kehlsucht / Bräune und Entzündung des Rächens. Es muß das Krau zu solchem end erst im Herbstmonat eingesamlet werden. (Starcker Werberfluß.) Welchen Weibern ihre monatliche Reinigung zu starck fliesset / die sollen ein handvoll Singrün mit einem loth Tormentillwurtz in einer maß rothen Wein sieden / und (Fluß der Guldenader.) davon nach belieben trincken. Dieses Kraut dienet auch wider den starcken fluß der Gulden-ader. Matthiolus schreibet / daß die Weiber so ihre monatliche Reinigung zu starck haben / (Starcker Weiberfluß / unzeitige geburt.) frischen Singrün oben an beyde Schenckel binden sollen. Er lasse auch also getragen / die schwangeren Weiber in kein unzettige Geburt gerathen. Wider das Nasen-bluten soll man das grüne Kraut zerstossen / und auff die Scheitel (Nasenbluren.) des Haupts legen. Auch ist es gut / daß man die blätter im Mund halte / davon sich auch das Nasen-bluten stillet / wie solches Johannes Costaeus Lib. 1. de univers. stirp. natur. cap. 24 anzeiget. Es wird dieses Kraut sehr gerühmet von (Trüder abgefallener Wein.) den Weinhändlern / die trüben abgefallene Wein in kurtzer zeit widerumb lauter damit zu machen: man muß den Wein in ein ander Faß ablassen / Singrün darein legen / und es widenrumb zuschlagen. (Durchbruch.) Das destillierte Singrün-wasser ist dienlich denjenigen welche mit dem stetigen Durchbruch behafftet sind / so man nach belieben darvon ein paar loth trincket. CAPUT LXXIX. Leinen oder Waldreben. Clematis. Namen. LEinen oder Waldreben heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Clematitis, Clematis altera. Italiänisch / la Clematide. Frantzösisch / l’Herbe aux Geneux. Englisch / Climber / or Travellers-jop. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Leinen oder Waldreben mit weissen Leinen oder Waldreben mit weissen Blumen. Clematis flore albo. Blumen / Clematitis sylvestris latifolia, C. B. latifolia sive Atragene quibusdam, J. B. Ist fast allenthalben gemein / wächßt gern in trockenen Gräben an den Zäunen und Mauren: in etlichen büschen und hecken sihet man dieses gewächs die bäum hinauff kriechen. Ihre blätter vergleichen sich dem Ephemlaub / haben am umbkreiß kleine spalten / und wachsen gemeiniglich fünff scharffschmäckende / mit etzendem Safft begabte blätter an einem stiel / anzusehen wie das Kraut an den welschen Bonen. Der stamm ist den jungen Weinreben ähnlich / gantz schwanck / zähe / und binden fast dienlich / darzu sie auch am meisten gebraucht wird. Im Hewmonat bringt sie schneeweisse / vier-blättige / wolriechende / und bißweilen gefüllte blumen / oder Linden-blüth gleich / denen gefiderte und wollichte köpfflein wie ein grauer Bart / nachsolgen / das ist der samen / so ein hitzigen / scharffen geschmack wie der Hanenfuß / von sich gibet. Die Natur spielet wunderlich mit den Spalten dieser blättern / und wird ihr Rebholtz bißweilen Arms-dick. 2. Die Leinen oder Waldreben mit braunen Blumen / Clematis coerulea vel purpurea repens, C. B. Clematis s. Flammula flore coeruleo & purpureo scandens, J. B. Uberkomt ein gar zasichte und bey dem stengel dicke wurtzel / welche lange / runde / zähe / schwancke und röthlichte stengel mit Neben-zweiglein herfürstosset / so sich an die zäun und bäume wie der Hopff oder Weide hänget. An den Stengeln oder Reben gewinnt sie lange stiel / an welchen länglichte und breite blätter mit zween oder drey spalten wachsen. Oben trägt sie braune blumen von 4.
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Leinen oder Waldreben mit braunen Blumen. Clematis flore purpureo. blättlein / denen der scharffe und brennende samen nachfolget. 3. Die Ungarische Leinen oder Waldreben / Clematis Pannonica flore coeruleo surrecta, J. B. Clematitis coerulea erecta, C. B. Wächßt von sich selbsten in Ungarn auff den Matten bey Stampffen / 2. Meil jenseit Preßburg / und an dem gestad des Donau-flusses oberhalb Preßburg. Sie blühet im Mäy und Brachmonat / der Samen aber wild im Augstmonat zeitig. 4. Die Brennwurtz oder Blatterzug heißt Lateinisch / Flammula, Flammula Jovis, Flammula recta, C. B. Clematis s. Flamula surrecta alba, J. B. Italiänisch / Flamola. Frantzösisch / Espece de Liseron. Spanisch / Vitalba recta. Hat eine weisse / zaßlichte und vielfache wurtzel / darauß etliche / röthlichte / bißweilen auch grüne / glatte / runde / hohle / knodichte stengel biß 2. elen hoch / gerad über sich steigen / ohne daß sie sich an etwas anhengen. Die blätter stehen an den ästlein etwas lang / zugespitzt / auff einer seiten etwas grau-haarig / anderseits aber schwartz-grün. Oben auff dem stengel erscheinen viel weisse / vier-blättige / mit grünlichten gipffelein gezierte blümlein / welchen der samen wie in der Waldreben nachfolget. Wächßt häuffig in Nider-Oesterreich und Ungarn in allen Hau-wäldern / insonderheit aber umb das Gestad derjenigen Flüssen / welche sich in die Donau ergiessen. Man findet sie auch in Sachsen umb Dreßden und Wittenberg. Eigenschafft. Die Brennwurtz ist warm und trocken im vierten grad: Hat scharffe / corrosivische saltz-theilgen / und dadurch die eigenschafft Brennwurtz. Flammula recta. zu etzen / Blasen zu ziehen / zu erdünnern und zu zeitigen. Gebrauch. (Geschwär.) Welcher ein hart Geschwär hat / das zu keiner zeitigung sich wendet / dieser zerstosse Brennwurtz-kraut mit Oel / und lege es wie ein Pflaster über / so macht es dasselbige zeitig / und etzet es auff. CAPUT LXXX. Grosse Wallwurtz. Symphytum majus.
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Namen. WAllwurtz / Schwartzwurtz / Schmeerwurtz un̅ Beinwell heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Symphytum alterum, Symphytum majus, Consolida major, Solidago, Inula rustica. Italiänisch / Consolida maggiore. Frantzösisch / Oreille d’Asne, Grande Consire, Grande Consoulde, Grande Consolide. Spanisch / Suelda mayor, Consuelda mayor. Englisch / Walwort / Conmfrey. Dänisch / Consolide / Storconsolide / Kongsalverod / Storundurt / Kulsuckerrod. Niderländisch / Waelwoortel / Walwortel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Wallwurtz / Symphytum consolida major, C. B. Symphytum magnum, J. B. Ist aussen kohl-schwartz / inwendig aber gantz weiß / kleberig und schlipfferig wie Schmaltz / auch darzu dick / und gehet etwan zwey elen tieff in die erden. Jhr stengel wächßt elen-lang und bißweilen länger / er wird dick / eckicht / und an den ecken mit außgewachsenen linien erhaben / ist hohl wie der Hasen-köhl / und mit langen blättern bekleidet / welche ein geschmack als der Burretsch von sich geben. Die blätter / so gegen der erden stehen / sind breiter und länger / aber die am stengel werden kleiner und schmäler. Der stengel und die blätter sind haarig und rauch / wenn man sie anrühret / jucken sie die Haut. Sie trägt im Brach- und Hew-monat junge / hohle Schellen den Schlüssel-blumen gleich / und bringt den samen in grünen hülßlein. Sie wächßt gemeiniglich auff den Wiesen / Graß-gärten / feuchten Auen und Wasser-gestaden. Allhier findet man sie in den feuchten Matten bey Muttentz und Michelfelden. Etliche unterscheiden diese grosse Wallwurtz in das Männlein und Weiblein. Das Männlein trägt purpurfarbe oder braun-blaue blumen / das Weiblein aber bringt weisse oder bleich-gelbe / selten aber gold-gelbe blumen / wie im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten zu sehen ist. 2. Die knodichte Wallwurtz / Symphytum tuberosum, J. B. majus tuberosâ radice, C. B. Hat einen eckichten stengel / der voll saffts ist / und gemeiniglich schuhes-hoch wächßt / an welchem weniger blätter als am vorigen herfürkommen / sie sind auch kleiner / zarter / nicht so rauch / und schier ohne geschmack. Auff den Neben-ästlein erscheinen ablange / hole / bleiche blumen wie an der ersten / sie geben kein geruch von sich / werden am umbkreiß in fünff kerffe getheilt / und haben in der mitte fünff fäsemlein neben einem zäpflein. Der samen vergleicht sich dem vorigen. Die wurtzel ist lang / ästicht / zart / brüchig / kleinen fingers-dick / mit vielen knoden und haarigen faseln begabet. Man findet sie in Oesterreich und Ungarn in allen Wäldern / an schattichten orten / insonderheit unter den Stauden. Joachimus Cametarius hat dieses Gewächs auch umb Saltzburg angetroffen / allda sie von sich selbsten herfürkomt. Jhre blätter und gelbe blumen sind viel kleiner als ander ersten. Sie kriecht sehr umb sich. Knodichte Wallwurtz. Symphytum tuberosum. Die wurtzel ist weiß und gar knodicht / wie die Figur * außweiset. Man pflantzet sie in Teutschland auch in die Gärten. 3. Die Americanische Wallwurtz / Symphytum Americanum. Eigenschafft. Wallwurtz führet neben schleimicht-balsamischen theilgen / auch ein miltes / alkalisches heimlich-flüchtiges Saltz bey sich / und hat hiemit die Tugend und eigenschafft zu kühlen / zu erweichen / anzuhalten / zu erdickern / die schärffe der feuchtigkeiten zu lindern / das blut zu stillen / und zu heilen. Man gebraucht die wurtzel zur Artzney / welche in dem Vollmond des Mertzen oder Aprillen muß außgegraben werden. Etliche bedienen sich auch der in dem Mäy und Brachmonat eingesamleten blättern und blumen. Gebrauch. Man destilliert das Wasser auß dem kraut und wurtzel zu end des Mäyen: auß den blumen läßt sich ein Zucker bereiten: auß der wurtzel aber pflegt man die Essentz und das Extract zu machen. Giesse über den schleim welcher auß der in Wasser gekochten Wallwurtzen gemacht / und dicklicht gesotten worden / Brantenwein / lasse es etliche tag über in dem warmen Sand stehen / hernach schütte die Essentz gemächlich oben ab / und bediene dich deroselben nach belieben und nothdurfft (Blutflüß / Ruhr / rothe ruhr Leistenbruch / Beinbruch. Wunden.) / in allerhand Blutflüssen / Ruhren / rothen Ruhren / Leistenbrüchen / Beinbrüchen / und Wunden; man gibt 12. biß 20. und mehr tropffen auff einmahl / und das offt ein. Wenn man den Brantenwein hievon biß auff die dicke des Honigs abzieht / so bleibt das Extract übrig / welches man auf 15. biß 30. gran auff einmahl in gleichen Kranckheiten einnehmen kan. Etliche bereiten die Essentz auff folgende [814] weiß: zerhacke und stosse die frische Wallwurtz (Essentz un̅ Exmact.) zu einem Muß / mische ein viertheil Läib Rocken- oder Weitzen-brot wol darunder / besprenge es mit gutem Malvasier- oder Frontiniacker-wein / in einem glaß mit einem engen langen Halß / vermache es mit Spanischem Wachs wol zu / digerirs eine zeitlang im Marienbad / oder Roßmist: trucks hernach auß / digeriers noch ein wenig / scheide die an dem boden sitzende Hefen und unreinigkeiten davon ab / und behalte die blutrothe Essentz entweder gantz zum gebrauch auff / oder ziehe die geistreichen feuchtigkeiten ein wenig auff gelindem Sandfeur ab / daß du den Extract davon bekommest. Wenn man die wurtzel lang im Wasser kocht / so wird es davon gantz schleimerig / daß mans ohne widerwillen nicht trincken kan. Die Wundärtzt sollen die Wallwurtz in ehren (Starckes Bluten.) halten / denn sie zu allen Wunden / Brüchen und Schäden sehr nutzlich ist. Sie machen darvon eine gute Blutstellung / denn sie nehmen das Pulver der Wallwurtz / vermischen es mit warmen Wasser und Hanffen-werck / schlagen es über / es bacht sich an / wird bald hart / und stopfft fein. (Rotheruhr starcker weiber-fluß Lungen-un̅ Nieren-geschwär / samenfluß / blutiges harnen. Offene schäden / überbein / Krätze / Frantzösische oder außsätzige Raub.) Ein loth gedörrter Wallwurtz in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / und davon getruncken / dienet wol wider die rothe Ruhr / starcken Weiber-fluß / Brüch / Lungen- und Nieren-geschwär / Blutspeyen / Samenfluß / und blutig harnen. Die wurtzel zerschnitten / zerstossen und hernach starck außgepreßt / gibt ein öl oder fettigkeit von sich / dieselbige eine zeitlang an der Sonnen destillirt / ist gut für die offene Schäden / Uberbein / Krätze / Frantzösische und außsätzige Raud / damit gesalbet. Der in den Apothecken zubereitete Wallwurtz-Syrup ist sehr dienlich in der Lungensucht / denn er die Brust von allem Eyter (Lungsucht) reiniget und die Lungen stärcket. Man mischt ihne auch nutzlich under die Wundträncker. Wenn man dieß Kraut samt der wurtzel wol in dem wasser zu einem Bad siedet / und die jungen Wittweiber darinnen bißweilen baden macht / so werden sie wider gleich als die Jungfrauen. In den Wunden und Beinbrüchen stosse (Beinbrüch Wunden.) Gottsgnaden-kraut / frische safftige Wallwurtzen jedes gleich viel / in einem steinernen Mörsel zu einem Muß-pflaster undes einander / mische das pulver von Bruch-Wall- oder Beinstein darunder; schlage demnach solch Pflaster offt über die Wunden und Beinbrüch / so werden sie ehender davon heil. Gleiches thut dieses pulver / mit dem Wallwurtz-extract vermischt und über geschlagen. Sonderlich aber mag diese wurtzel allein zu einem schleimigen Muß gestossen / oder die dürre wurtzel mit Wein zu einem Muß-pflaster gekocht / und offt warmlicht übergeschlagen (Entzündung / brand und schmertzen der Sehnadern und Nerven.) / die Geschwulst / Entzündung / ja den Brand selbsten der verwundten Gelencken / Sehn- und Spann-adern / samt allem Schmertzen sehr geschwind hinweg nehmen und vertheilen; auch wenn das Glied schon auffgelauffen / und schwartz-braun worden wäre. (Wundsalb oder Pflaster.) Ein köstliches Heil- und Wund-pflaster / so von D. Barbette erfunden / auch von mir bewährt gefunden worden: nim Rosen-öl 24. loth / des schleims von Wallwurtzen / Bleyweiß jedes 12. loth / gelb Wache 8. loth / Minien / Gold-glätte / und zubereiteten Gallmey-stein jedes 6. loth. Mische alles nach der Kunst wol durch einander zu einem pflaster oder salbe / welche man äusserlich bey heilung der Wunden fürtrefflich befunden. (Brüch / verwundung / blutspeyen Lungsucht / bauchflüß / blut harnë / rothe ruhr. Wunden / geschwär / schrunden der lefftzen / brüsten / händen un̅ füssen. Rothe ruhr bauchflüß / unmäßige reinigung der weiber / blutharnë / schleim der Brust und Lungen / blutspeyen Lungsucht.) Das destillierte Wallwurtz-wasser dienet alle innerliche und äusserliche Versehrung / Brüch und Verrenckung zu heilen / wehret dem Blut-speyen / der Lungsucht / allen Bauch-flüssen / Blut-harnen und der rothen Ruhr / so man davon 4. oder 5. loth trinckt. Tüchlein darinn genetzt und übergelegt / heilet die Wunden / Geschwär / Schrunden der Lefftzen / Brüsten / Händen und Füssen. Die mit Zucker eingemachte Wallwurtz ist dienlich wider die rothe Ruhr und andere Bauchflüß / stillet die unmäßige monatliche Reinigung der Weibern und das Blut-harnen / reiniget die Brust und Lungen von allem Eyter und Schleim / wehret dem Blutspeyen und der Lungsucht / so man darvon nach belieben ein stücklein isset. CAPUT LXXXI. Braunellen. Brunella. Namen. BRaunellen oder St. Antoni-kraut heißt Lateinisch / Brunella, Consolida minor, Prunella vulgaris. Italiänisch / Consolida minore. Frantzösisch / Herbe au Charpentier, Prunelle. Englisch / Bugle. Dänisch / Brunell. Niderländisch / Bruynelle. Braunellen hat ihren Namen / dieweil sie zu der Bräune der Zungen sehr dienlich ist.
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Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Braunellen / Prunella vel Brunella vulgaris, Park. flore minore vulgaris, J. B. major folio non dissecto, C. B. Hat ein dünne wurtzel mit vielen haarigen zaseln / auß welcher ein viereckichter / fetter und haarichter stengel herfür komt / so spannen-hoch und zu zeiten höher wächßt. Die satt-grünen und rauchlichten blätter vergleichen sich fast dem Balsam oder der Müntz / sie sind gantz / und bißweilen nur obenhin gekerfft. Auff den gipffeln der stengeln und Neben-ästlein erscheinen geährte / purpurfarbe oder himmel-blaue / selten aber weisse blumen. Sie wächßt auff den Wiesen / Büheln und in den Wäldern an trockenen orten. Blühet vom Frühling an biß in Herbst. Allhier findet man sie bey den Dörfferen Muttentz / Mönchenstein / Lörch und Crentzach. 2. Die Oesterreichische oder Ungarische Braunellen / Brunella coeruleo magno flore, C. B. flore magno, folio non laciniato, J. B. Hat einen weichen / haarigen / gläichichten und drey quer-hand hohen stengel / an jedem gläich stehen zwey blätter gegen einander über / die sind ein wenig haarig / und kommen schier mit der gemeinen Braunellen überein. Ihre köpfflein werden oben auff den gipffeln der stengeln grösser als an der vorigen. Die blumen vergleichen sich an der Gestalt mit der gemeinen / wachsen aber viel grösser / sie geben keinen unangenehmen geruch von sich / und ist ihr helm gemeiniglich braun-roth / bißweilen weißlicht / und zu zeiten aschenfarb / in jedem hülßlein ligen vier samen-körner. Die wurtzel ist schwartz / und mit vielen dicklichten / weissen zaseln begabet / sie bringt jährlich ihre neue schoß herfür. Man findet sie in Oesterreich und Ungarn / wie auch in Beyeren und Francken / an den Wegen in rauchem und leimichtem grund. Sie blühet im Brach-Hew- und Augst-monat / alßdenn auch der samen zeitig ist. Ferners wird in Oesterreich und Ungarn an graßichten orten eine art der Braunellen angetroffen / derer blätter lang / und in tieffe spalten zerschnitten sind. Ihre blum komt mit der gemeinen überein / aber sie endert sich an der farb / denn sie wird weiß / grau / leibfarb / braunroth / und blühet bißweilen schon im Mäyen. 3. Die Braunellen mit zerschnittenen blättern und weissen kleinen blumen / Brunella folio laciniato, C. B. Prunella flore albo parvo, folio laciniato, J. B. 4. Die kleine / weisse Braunellen / Brunella minor alba, laciniata, C. B. Prunella flore magno albo vel purpureo, folio laciniato, J. B. Beyde wachsen bey uns auff den Matten an dem Wiesen-fluß. 5. Die Braunellen mit schmalen Hyssopen-blättern / Prunella angustifolia, J. B. Hyssopifolia, C. B. Eigenschafft. Braunellen ist mit einem alkalischen / mild-flüchtigem saltz / neben vielen irrdischen theilgen begabet / davon die eigenschafft entstehet / zu kühlen / zu zertheilen / entzündungen zu stillen / zusammen zu ziehen / zu säubern und zu heilen. Man samlet sie im Mäyen oder Brachmonat gegen dem Vollmond. Gebrauch. Die Braunellen ist ein köstliches Wundkraut / denn sie sänfftiglich heilet / und alle Versehrung mildert: daher man sie zu den Wund-tränckern gebraucht. An etlichen orten isset man die jungen blättlein zum Salat. (Versehrung des Munds / Bräune / Mundfäule.) Das destillierte Braunellen-wasser ist ein treffliche Artzney für alle Versehrung des Mundes / insonderheit in der Bräune und Mundfäule / so man offt den Mund damit gurgelet / oder nachfolgend Gurgelwasser darauß machet. Nim Braunellen-wasser / Wegrich-wasser jedes sechs loth / Granatensyrup / Rosen-honig / Maulbeer-safft jedes 1. loth. (Entzündung und versehrung an heimlichen orten bey Mann und Weib.) Dieses Wasser soll auch in Entzündung und Versehrung an heimlichen orten bey Mann und Weib laulicht gebraucht werden / leinene zarte tüchlein darinn genetzt / und des tags offtmahls so bald es ertrocknet / widerumb frisch übergelegt.

CAPUT LXXXII.
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Guldengünsel. Consolida media. Namen. GUldengünsel oder St. Laurentzkraut heisset Lateinisch / Consolida media, Consolida Sarracenica, Solidago Sarracenica, Bugula, Symphytum medium, Herba St. Laurentii. Italiänisch / Morandula, Herba Laurentiana. Frantzösisch / Herbe au charpentier. Englisch / Bugle. Niderländisch / Senegroen. Geschlecht und Gestalt. 1. Der blawe oder leibfarbe Guldengünsel / Consolida media pratensis coerulea & purpurea, C. B. media, quibusdam Bugula, J. B. [816] überkommet eine wurtzel wie der Wegerich / so sich nicht tieff in die erde pflantzet / auß welcher ein haariger / zarter / holer und spannen-hoher stengel entstehet / der mit vielen / weichen / braunen blättern besetzet ist / am stengel erscheinen geährte blumen / deren etliche zwischen den blättern / andere aber auf dem gipffel des stengels gesehen werden. Er wächßt auff den Matten / Feldern und Aeckeren / wird auch in den Gärten gezielet. Dieses kraut änderet sich an den blätteren und blumen / die blätter werden bißweilen breiter / und zu zeiten schmäler / auch ein wenig zerkerfft / die blume wird gemeiniglich himmelblau / selten aber aschenfarb / offt leibfarb. An vielen orten / sonderlich umb Dillingen / auff sumpffichten Wiesen findet man ihne groß und schön mit weissen blumen. Man solle ihne im Brachmonat im Newmond einsamlen / wenn die Sonn in Zwilling gehet / vor ihrem auffgang. 2. Der gelbe Guldengünsel / Consolida media flore luteo, C. B. ist kleiner als die vorigen / hat runde gekerffte blätter / und trägt ein gelbe blum / scheinet nur eine andere art vorigen Geschlechts zu seyn. 3. Der Italiänische Guldengünsel / Consolida media coerulea Alpina, C. B. An Consolida media Genevensis, J. B. überkommet ein zaslichte wurtzel / der stengel ist viereckicht / gestriemt / ein wenig haarig / schuhs-hoch / und mit etlichen ablangen blättern begabet / die werden schmal / dick / rauch und am umbkreiß gekerfft / sie hangen an länglichten stielen / und stehen je zwey blätter gegen einander über. Auff dem gipffel des stengels erscheint die geährte him̅el-blawe blum. Man findet ihne auff dem Berg Baldo in Italien / wie auch umb Genff. Eigenschafft. Der Guldengünsel ist mit einem subtilen nitrosisch-balsamischen saltz / und vielen irrdischen theilgen begabet; hat daher die eigenschafft zu kühlen / zu eröffnen / zu säuberen / und zu heilen / auch wohl das gerunnene geblüt / und andere zähe feuchtigkeiten zu zertheilen; man muß es im Mäy und Brachmonat einsamlen. Gebrauch. Der Guldengünsel hat gleiche krafft und würckung / wie die Braunellen / darumb er auch in solchen Kranckheiten gebraucht wird / von welchen im vorher gehenden Capitul meldung geschehen. (Gerunnen Blut / Gelbsucht / Verstopffung der Leber und Miltz / inwendige Wunden / Darmbrüch.) Ein handvoll des Guldengünsels in einer Maß frisches Brunnwassers gesotten / und darvon getruncken / zertheilet das gerunnen Blut / dienet wider die Gelbsucht / Verstopffung der Leber und Miltzs / heilet die inwendigen Wunden und Därmbrüch. Das destillierte Guldengünsel-wasser hat gleiche würckung / so man insonderheit morgens nüchtern / und Abends zwey stund vor (Frantzösische Schäden.) dem Nachtessen / 5. oder 6. loth trincket: die Frantzösischen Schäden damit gewaschen / bringet sie zur heilung. CAPUT LXXXIII. Steingünsel. Symphytum petraeum. Steingünsel. Symphytum petraeum. Namen. STeingünsel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Symphytum petraeum, Consolida petraea, Alum Plinii. Italiänisch / Simphito petreo. Gestalt. Der Steingünsel hat ein lange / röthlichte wurtzel / die ist fast fingers-dick / auß welcher viel zarte / dünne ästlein kommen / so mit kleinen schmalen blättlein besetzt sind / gleich wie der Quendel / seine blumen werden blau / eines guten geruchs und süssen geschmacks. Er wächßt gemeiniglich auff den Steinfelsen und ungebawten orten. Eigenschafft. Der Steingünsel ist mittelmässiger Natur: hat ein milt-scharfflichtes / alkalisches saltz bey sich / und dadurch die eigenschafft zu eröffnen / zu reinigen und zu heilen. Gebrauch. (Schleim und Speichel im Mund.) Die Blum des Steingünsels in dem Mund gekewet / ziehet den Schleim und Speichel im Mund an sich. CAPUT LXXXIV. Berg-Sanickel. Sanicula Alpina. Namen. BErg-Sanickel oder Bären-öhrlein heißt Lateinisch / Auricula ursi, Sanicula alpina, Arthritica alpina, Lunaria arthritica, Paralytica alpina, Primula veris pachyphyllos. Italiänisch / Orechia orso. In Oestereich nennet man ihne wolschmeckende Schlüsselblum. In dem Schweitzerland wird er genennt Flüeblum / dieweil er auff
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Gelber Berg-Sanickel. Sanicula Alpina vel Auricula ursi lutea. den Schweitzer-gebürgen oder Alpen / welche wir Flüe nennen / gar gemein ist. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gelbe Berg-Sanickel / Sanicula Alpina lutea, C. B Auricula ursi flore luteo, J. B. überkomt fette / dicke / gelblicht und am umbkreiß gefaltene blätter / in der grösse des mitleren Wegrichs / er hat ein runden / fetten / und spannen-hohen stengel / darauff erscheinen viel blümlein den wohlriechenden gelben Schlüsselblumen ähnlich / dahero er von Camerario Berg-Schlüsselblum genennet wird. Die wurtzel ist vielfaltig und zaßlicht / wie die weisse Nießwurtz / er wächßt auff den hohen Bergen / zwischen den grossen Felsen / insonderheit in Wallis und Safoyen. Man findet ihne auch in grosser menge in Oestereich und Steyrmarck auff dem Schneeberg / Newberg / Etscher und Glinsen-feld. Im Schweitzerland kommet er auf dem Bernischen Stockhorn und Nessenberg / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont herfür. In den Gärten wird er an schattichten orten gepflantzet / allda er lang dauret. Dieses kraut änderet sich mit den blättern und blumen / die blätter werden bißweilen glatt / grün oder graw / zu zeiten dick / dünn / groß oder klein / seine Blumen erscheinen bißweilen bleich- oder goldgelb / gar selten aber weiß oder blaw / zu zeiten grösser oder kleiner / je 10. 20. oder 30. an der zahl. 2. Der röthliche Berg-Sanickel / Sanicula Alpina purpurea, C. B. Auricula ursi, s. Primula veris Alpina flore rubente, J. B. Man findet ihne auff den Tyrolischen Bergen / bey Inßbrug. 3. Der schmalblättige Berg-Sanickel / Sanicula Alpina angustifolia, C. B. Auricula ursi angustifolia, colore rubente, J. B. hat ein dicklichte wurtzel mit vielen weissen haarigen zaselen / auß welcher je 5. oder 6. safftige / fette und schmale blätter herfür kommen / so am umbkreiß von der mitte biß zum spitz des blats / wie ein segen gekerfft / und ein bitteren geschmack von sich geben. Zwischen ihnen entspringt sein blosser / glatter un̅ drey zoll langer stengel / auff welchem ein zusammen gedrungen köpfflein stehet / auß deme je vier oder fünff schöne rothe Blumen herfür schiessen / die auß fünff zweyspaltigen blättlein bestehen. Er wächßt in Kerndten und Ober-Steyrmarck auff etlichen Alpgebürgen / fürnemlich aber auff dem Thauen- und Judenberg. Er blühet zu end des Hewmonats / wenn der Schnee abgehet. In den Gärten bringet man ihne nicht fort. Ein gleiche art mit kleineren blättern hat R. P. Gregorius de Regio, ein Capuciner und fleissiger nachforscher der Kräuteren auff den Tyrolischen Bergen angetroffen / und es genant / Sanicula Alpina Tyrolensis. 4. Der kleinste Berg-Sanickel / Sanicula Alpina, minima carnea, C. B. It. Alpina minima nivea, Ejusd. Auricula ursi minima, flore carneo & niveo, J. B. Wächßt auff dem höchsten gipffel des Schneebergs. 5. Der Berg-Sanickel / mit ungekerfften blätteren / Sanicula Alpina rubescens, folio non serrato, C. B. Auricula ursi carnei coloris, foliis minimè serratis, J. B. Man findet ihne auff dem Schneeberg / und in grosser menge auff den Steyrmarckischen Alpgebürgen. Breitblättiger Berg-Sanickel. Sanicula montana. 6. Der breitblättige Berg-Sanickel / Wund-glöcklein / Heil-glöcklein / Alp-Sa [818] nickel / H. Dreyfaltigkeit-glöcklein / Sanicula montana latifolia, laciniata, C. B. Cortusa, J. B. überkommet viel graw-schwartze würtzelein an dem underen theil des stengels / wie die Christwurtz / von denen wachsen im Frühling herfür / viel runde / eckichte und dicke blätter / jedes auff seinem dicklichten stiel / die sind in viel kleine underscheid zerschnitten und darzwischen zerkerfft / am oberen theil aber voll aderen / gläntzend / und ein wenig wollicht / zwischen den blätteren schießt herfür ein starcker / gerader / runder und blosser stengel / der wird röthlicht / schuhes-hoch / haaricht und ohne blätter / auff welchem im ende des Mäyens und Brachmonats neun oder zehen schöne purpurrothe rößlein sich erzeigen / die vergleichen sich etlicher massen den Schlüsselblumen / und hangen an ihrem stiel wie kleine glöcklein / inwendig am boden aber sind sie weiß / und haben gelbe fäsemlein / eines sehr anmüthigen geruchs / denen auffrechte köpflein nachfolge̅ / so einen schwartz-braunen samen in sich halten. Man findet ihne in den hohen Gebürgen zwischen Bisantz und Mümpelgart / wie auch im Veschgebürg / und auff den Lottringischen Bergen / zwischen Spinal und Fontenau. In Oestereich und Steyrmarck wächst er auff allen Alp-gebürgen an schattichten orten. In Italien komt er nirgends herfür als im Vicentinischen bezirck / so man Valle stagna nennet / allda er auch mit braun-blawen und weissen blumen gesehen wird. Die Hirten im Veschgebürg nen̅en ihne der H. Dreyfaltigkeit-glöcklein / dahero auch Theod. Tabernaemontanus ihme den nahmen Campanula S. Trinitatis gegeben hat. Er hat auch von den Hirten wargenom̅en / daß er ein trefflich heilsam wundkraut (Schäden / Wunden /) seye / alle Schäden und Wunden zu heilen / so man von dem außgepreßten safft dieses krauts in dieselbige treuffet. Die Hirten (Husten der Schafen und des Rindviehs Keuchen der Pferden) stossen ihne zu pulver / vermischens mit saltz / und gebens den Schaffen und dem Rindvieh wider den Husten ein. So man dieses kraut zerschneidet / und den Pferden under ihr Futter vermischt / solle es ihnen das keuchen vertreiben. 7. Der rund-blättige Oestereichische und Steyrmarckische Berg-Sanickel / Sanicula Alpina foliis rotundis, C. B. Sanicula Alpina major Austriaca. Hat viel runde blätter / die sind mit langen stielen begabet / am umbkreiß zerschnitten / oben grün / unden aber etwas weißlicht und sehr haarig. Die grünen / haarichten stengel wachsen schuhs-hoch / auch bißweilen höher / und werden oben in viel neben-zweiglein getheilet / auff welchen je drey oder vier weisse blümlein sitzen / so auß fünff blättlein bestehen / und inwendig gleichsam mit blutigen düpflein gezeichnet sind / den mittleren theil der blumen besitzen zweyspaltige hülßlein mit zehen fäsemlein / so ein schwartzes sämlein in sich halten. Die wurtzel ist oben schüppicht und etwas dicklicht / auch mit vielen weissen zaseln begabet. Er wächßt auff allen Bergen in Oestereich und Steyrmarck an schattichten orten / man findet ihne auch häuffig auff dem Leberberg oder Jura / und auff dem Solothurnischen Wasserfall. Blühet im Brachmonat / auch Rund blättiger Oestereichischer Berg-Sanickel. Sanicula Alpina Austriaca foliis rotundis. bißweilen später. So man ihne in die Gärten pflantzet / bleibet er gar gern / und blühet eher. Er ist wegen seiner schönheit werth daß man ihne darinn auffer ziehe / wird auch (Wunden.) zur heilung der Wunden sehr gelobt. 8. Der Schweitzerische Berg-Sanickel / Auricula Ursi Helvetica. Sanicula alpina flore variegato, C. B. Auricula ursi, flore rubro, maculis exalbidis, foliis subhirsutis. J. B. Wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen. 9. Der fette Berg-Sanickel / Sanicula montana flore calcari donato, C. B. Pinguicula Gesneri, J. B. ist ein schönes Kraut / überkommet bey der wurtzel je vier / fünff oder mehr breite / bleichgrüne / dicke / fette und safftige blätter / so in ein spitz außgehen / und ein bitteren geschmack von sich geben / auß deren mitte etliche zarte / dünne / blosse und spannen-hohe stengelein entspringen / auff welchen weisse oder purpurfarbe blumen mit einem länglichten spörlein oder schwäntzlein sitzen / denen runde / und mit einem spitzlein begabte köpflein nachfolgen / so ein lang-schwartzlicht sämlein in sich halten. Die wurtzeln sind dünn / zaßlicht und weiß. Er kommet von sich selbst in Oestereich auff dem Schneeberg / Dürrenstein / und anderen Alp-gebürgen an denen orten herfür / welche von dem zerschmoltzenen Schnee noch angefeuchtet sind. Man findet ihne auch auff dem Lucernischen Fracmont und in Bäyern. Die Wund-ärtzt pflegen ihne nicht zu den Wundtränckern zu gebrauchen / denn er das Gliedwasser leichtlich verursachen solle. Eigenschafft. Der Berg-Sanickel ist mit einem wassericht-balsamischen und alkalischen Saltz [819] begabet / und hat die tugend zu kühlen / zu tröcknen / gelind zusammen zu ziehen / zu säubern / zu heilen / die scharff-sauren feuchtigkeiten des geblüts zu miltern / und zu versüssen. Gebrauch. Diese gattung Kräuter kan man in den Wund-tränckern am besten gebrauchen / zu (Geschwär / versehrung Wunden / Lungsucht /) Heilung innerlicher und äusserlicher Geschwären / Versehr- und Verwundungen / zu der Lungen- und Lebersucht. Es lassen sich die Kräuter auch dörren und zu pulver stossen / welches denn in gedachten kranckheiten eben trefflich bewähret ist; indem sie / sonderlich das letzte Geschlecht / der fette Berg-Sanickel / schon wunder gethan haben in (Husten / Lungen-geschwär.) Heilung der Wunden und Schäden; wie auch in Husten von Flüssen und Lungen-geschwären / man kan entweder das pulver des Krauts mit Honig vermischt / oder das davon mit wasser gesottene tranck gebrauchen. Die Jäger brauchen die wurtzel des Berg-Sanickels (Schwindel) wider den Schwindel / derowegen sie ihne Schwindel-kraut / und Krafft-kraut nennen. Conr. Gesnerus schreibet in seinem Büchlein de Herbis Lunariis, daß der Berg-Sanickel mit den gelben blumen / welcher am besten under allen andern riecht / in Wein gethan (Zahnwehe von kalten Flüssen.) / ihme einen sondern guten geruch mittheile / und wider das Zahnwehe von kalten Flüssen dienlich seye / so man ihne wol im Mund zerbeisse. CAPUT LXXXV. Sanickel. Sanicula. Namen. SAnickel / Sennickel oder S. Laurentzen-kraut / heißt Lateinisch / Sanicula à sanando, vom heilen / dieweil der Sanickel alle Wundkräuter mit seiner heilsamen krafft übertrifft / Diapensia, Herba S. Laurentii. Italiänisch nennet man ihne auch Sanicula. Frantzösisch / Sanicle. Englisch / Sanikle / Sanikell. Dänisch / Sanickel. Niderländisch / Sanickel / Sanicle. Gestalt. Der Sanickel hat ein schwartz-zaselichte wurtzel / der Christwurtzel fast ähnlich / ist inwendig weiß / eines herben und bittern geschmacks. Die blätter sind rund / wie die blätter des Taubenfußs / in fünff unterscheid zertheilet wie das Fünffsinger-kraut / von farben liecht-grün un̅ glatt / sie werden neben herumb auch weiter / ein jedes in zwey theil zerschnitten / und gerings herumb zerkerfft / jegliches blatt hat seinen besondern stengel / von farben roth-braun / welcher stengel und blätter viel von seiner wurtzel herfür wachsen. Mitten auß dem stöcklein dringet ein dünner / glatter / bintzichter stengel / ohn alle gewerb oder gläichlein / auff die anderthalb spannen hoch herfür / der breitet sich oben auß in viel kleine / darauff erzeigen sich im Brachmonat viel schöne / drauschlichte / weisse blümlein / gleich wie kleine krönlein / auß welchen hernachmals ein samen folget wie kleine Klettlein / der sich an die kleider hencket wie der samen des Kleberkrauts oder Odermenigs / die geben widerumb junge stöcklein. Wiewol der Sanickel über den Winter unter allem Schnee und Eiß schön grün und unversehrt bleibt / verwelcken doch die blätter gegen dem Frühling und verdorren / erjüngen sich aber jährlich im anfang des Aprillen wider mit neuen blättern. Dieses kraut wächßt nach Tabemaemontani bericht / nicht allein in dem hohen Gebürg / sondern auch in den feuchten Thälern und dunckeln Wäldern / ist in Teutschland sehr gemein / und wird überflüßig darinn gefunden. An denen orten / die den Bergen und Wäldern entlegen sind / wird es von wegen seiner vielfältigen nutzbarkeit in den Gärten gezielet. Es erfordert der Sanickel ein fett schwartz erdreich und dunckeln ort / da die Sonn nicht hinkommen mag. Dieses kraut wird im Brachmonat mit seinen blumen zu mancherley nothdurfft eingesamlet / und im schatten getrocknet. Er wächßt allhier auff dem Muttentzer- und Crentzacher-berg. Eigenschafft. Der Sanickel führet viel alkalisches / mit balsamischen theilgen vermischtes Saltz / ist deßwegen warm und trocken im andern grad / hat die eigenschafft das geblüt zu reinigen / zu säubern und versüssen / alle sauren / scharffen saltz-feuchtigkeiten zu eröffnen / säuberen und zu heilen. Wird im Brach- und Hewmonat gesamlet. Gebrauch. Der Sanickel ist unter allen Wund-kräutern das gebräuchlichste Kraut bey den Wund-ärtzten / dessen sie sich täglich in ihren Wund-tränckern bedienen / damit sie auch viel außrichten. (Innerliche verwundung der Brust / eingeweyds /) Ein handvoll Sanickel in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / heilet die innerliche Verwundung der Brust / Eingeweids und [820] der Därm / und stillet die unmäßige weibliche Monatblum. Das destillierte Sanickel-wasser ist ein heilsame Artzney zu den innerlichen Brüchen (Innerliche Brüch / versehrung / Wunden / mundfäule Geschwär des Halses / versehrung und löcher heimlicher örter.) und Versehrungen / heilet die Wunden inwendig von grund herauß / so man morgens nüchter vier oder fünff loth trincket. Esheilet die Mundfäule und die Geschwär des Halses / so man damit laulicht gurgelt. Die Versehrungen und Löcher der heimlichen örter offtermahls darmit gewaschen / leinene tüchlein darinn genetzt / und darüber gelegt / bringt dieses Wasser auch zur heilung. Auß dem Sanickel kan man mit Branntenwein (Essentz.) auch die Essentz außziehen / welche denn fürtrefflich ist zu allen Wunden und Schäden / solche außzuheilen. Man nimt sie auff 15. biß 30. tropffen übers mahl. (Weisse un̅ rothe ruhr / weisser weiber-fluß.) Wenn diese Essentz biß zur Honig-dicke abgeraucht wird / so hat man das Extract von Sanickel / welches in pillen-form / mit andern Artzneyen vermischt / kann gebraucht werden / sonderlich in der weissen oder rothen Ruhr / und in dem weissen Fluß der Weibern. (Kräuter zum wundtranck für die Soldaten.) Zu den Wund-tränckern für die verwunten Soldaten / dienen folgende: nim Sanickel vier händvoll / Sinnau / Wintergrün / Ehrenpreiß / In- oder Sin-grün / jedes drey händvoll / Betonien / Schlangenkraut / Odermenig / Samanderlein / Spitzen oder Breiten Wegrich / rothe Rosen jedes zwey händvoll / Beyfuß / Maußöhrlein / Genserich jedes ein handvoll. Zerhacke alles klein under einander / und wenn mans zu brauchen hat / so nimt man ein handvoll davon / siedets in einer oder anderthalb maß wasser; wenn kein Fieber vorhanden / nimt man auch wol ein wenig Wein darzu / wenns eine weile gesotten / so seigt mans durch ein tuch / und gibt dem Patienten oder verwundten täglich zwey oder drey mahl davon zu trincken. CAPUT LXXXVI. Rittersporen. Consolida regalis. Namen. RIttersporen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Consolida regalis, Consolida regia, Herba sive flos S. Otiliae, Flos regius, Equitis calcar, Equestre calcar, Pes alaudae, Calcatrippa, Delphinium vulgare. Italiänisch / Consolida regale, Sperone di cavalliero. Frantzösisch / Pied d’aloüette. Englisch / Larckes clawe / Larckes spurre. Dänisch / Ridderspore / Hanespore / Blaahanefod / Blaaknob / Knob / Korurt. Niderländisch / Ridderspoore. In Teutscher Sprach wird er auch genent / St. Otilienkraut oder blum / Ritter-blum und Lerchenklawe. Geschlecht und Gestalt. 1. Der wilde Rittersporen / Consolida regalis arvensis, C. B. regalis flore minore, J. B. Delphinium arvense, Park. hat ein schlecht / dünn / weiß und holtzicht würtzelein / darauß wächßt nur ein eintziger stengel mit vielen nebenzincklein / die samt dem hauptstengel / mit tieff zerkerfften blättlein bekleidet sind / Wilde Rittersporen. Consolida regalis arvensis. und im Brachmonat viel schöne purpur / blaue blumen ohne geruch herfür bringen / an einer jeden blum wird das einte blättlein lang / hol / spitzig und herumbgebogen / wie ein sporen der Alten. Wenn die blumen abfallen / folgen länglichte schöttlein nach / in welchen ein grau-schwartzes sämlein liget. Er wächßt häuffig in Teutschland / in den Korn-äckeren und Frucht-felderen / darinnen er sich selbst vom außgefallenen samen erjüngert. Der wilde Rittersporen änderet sich mit seinen einfachen und gefüllten blumen / denn sie erscheinen auch weiß / roth und vielfärbig. Dr. Leonhard Rauwolff berichtet im 1. theil seiner Reiß in die Morgenländer / im 1. cap. daß er den Rietersporen mit gelben wohlriechenden blumen / in der Frantzösischen Provence, drey meil von Nimes / zu Pontegard auff dem uhralten und herrlichen Gebäw gesehen habe. 2. Der Neapolitanische Rittersporen / Consolida regalis latifolia parvo flore, C. B. regalis peregrina parvo flore, J. B. regalis Neapolitana. Die blumen vergleichen sich mit der vorigen / werden jedoch öffters kleiner / welchen ablange schöttlein nachfolgen / so ein kleinen samen in sich halten. D. Casparus Bauhinus hat ihne von Ferrando Imperati Apotheckeren zu Neapoli empfangen / darauf ist er allhier auch in unsere Gärten gepflantzet worden. 3. Der zahme Rittersporen / Consolida regalis sativa, Ger. regal. Hortensis flore majore, aut minore, simplici vel pleno, coloribus variis. vergleicht sich an seiner wurtzel / stengel / blätteren / blumen / und samen mit der wilden / er wächßt jedoch grösser und schöner. Seine einfachen oder gefüllten Blumen erscheinen gemeiniglich himmel-blaw / werden aber zu zeiten auch leibfarb / weißgrau / [821] braunroth und gesprengt / welche mit ihren anmüthigen farben die. Lustgärten trefflich außzieren / und in dem Fürstl. Eystettischen Lustgarten zu sehen sind. Eigenschafft. Der Rittersporen ist mittel-mässiger natur / wird derohalben in hitzigen und kalten Kranckheiten gebraucht; führet ein alkalisches / gelind-balsamisches saltz / neben vielen irdischen theilgen bey sich / und hat die eigenschafft zu eröffnen / zu linderen / die scharffen und sauren feuchtigkeiten zu versüssen / das Hirn und nerven zu stärcken / verstopffungen zu eröffnen / durch den harn zu treiben / zu zertheilen / auch würm zu tödten. Gebrauch. (Verstopffung des Miltzs / verstandener harn / Stein / Grieß / Sand / blödes gesicht / Würm.) Rittersporen in weissem Wein gesotten / und von dem durchgesiegenen Wein Morgens und Abends ein Bächerlein voll getruncken / eröffnet die verstopffung des Miltzs / reiniget die Nieren und Blasen / treibet fort den verstandenen Harn / führet auß den Stein / Grieß und Sand / stärcket das blöde und dunckele Gesicht / und tödet die würm. Ein bewährtes Tranck für die würm im Leib: Nim Rittersporen 2. hand voll / Wasser-bathengel ein hand voll / Maußöhrlein / Osterlucey-kraut jedes ein halbe hand voll / zerschneide alles klein / legs in ein sauber geschirr / schütte darüber zwey maß weissen Wein / lasse es bey dem Feur sieden / so lang als man ein hart Ey siedet / alßdenn seige den Wein durch ein sauber tuch / und gib dem Krancken Morgens und Abends drey stund vor dem essen ein bächer voll warmlicht zu trincken. Th. Tabernaemontanus vermeldet / er habe mit diesem Tranck einem Jüngling geholffen / der jahr und tag grossen schmertzen im Leib von den Würmen erlitten / es seye darauff ein Wurm von ihme kommen / der nahe zwey elen lang ware. Die Wund-ärtzte brauchen die Rittersporen auch zu ihren Wund-tränckern / denn es ein heilsames Wundkraut ist. Das destillierte Rittersporn-wasser ist gut (Grimmen darmgicht Reissen im Leib / Gichter / Husten Brust-geschwär / verstandener Harn junger kindern rothe Augen.) wider das Grimmen und die Darmgicht / 4. oder 5. loth davon getruncken / den jungen Kindern ist es dienlich / wider das reissen und wehethumb im Leib / die Gichter und Kindleinwehe / wider den Husten und inwendige Brust-geschwär / befürdert auch bey jhnen den verstandenen Harn / so man ihnen offt ein paar Löffel voll eingibet. Es nimmet hinweg die röthe der Augen / so man bißweilen etliche tröpfflein darein lässet tropffen. Die Conserva Consolidae regalis, oder der Rittersporn-zucker / wird wie der Rosen-zucker gemacht / ist ein erfahrne Artzney wider (Soth / Reissen un̅ darmgicht der jungen Kinder.) den Soth / so man davon einer Muscatnuß groß nimmet / dienet auch den jungen Kindern / vor das reissen und die Darmgicht / wenn man ihnen davon ein Messerspitzlein voll offt eingibet. Dieweil die blawe Farb dem Gesicht anmüthig / ist der gemeine Mann beredt / welcher die Rittersporn-blumen des Tages einmahl beschawe / der werde desselbigen Tags am Gesicht nicht beschädiget / darumb hencken etliche die auffgedörrten Blumen in büschlein gebunden / in die Gemach und Schlaff-kammern / damit sie es ohn underlaß beschawen können. CAPUT LXXXVII. Groß Mauß-öhrlein. Pilosella major. Namen MAuß-öhrlein heißt Lateinisch / Pilosella, Auricula muris lutea. Italiänisch / Pilosella, Orecchio di topo. Frantzösisch / Piloselle, Oreille de rat, Oreille de souris. Spanisch / Oreja de raton. Englisch / Mouse car. Dänisch / Müßören. Niderländisch / Muysoore / Naghelkruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine kriechende grössere Mauß-öhrlein / Pilosella minor vulgaris, repens, Park. major, repens, hirsuta, C. B. majore flore, f. vulgaris repens, J. B. kriecht mit seinen dünnen zasichten würtzelein in der erden hin und wieder / nehrt sich also selber / und bringet viel newe sprossen. Es ist durch das gantze Jahr mit seinen blätteren auff dem grund außgespreitet / die sind weiß / rauch / haarig / eines trocknenden geschmacks / und dem Maßlieben-kraut ähnlich / ein jedes blättlein ist anzusehen wie die ohren der Mäusen. Gegen dem Mäyen trägt es schöne bleichgelbe / auch bißweilen goldgelbe / gefüllte und zirckelrunde blumen auff dünnen haarichten stielen / deren es etwan 6. oder 7. auch underweilen weniger bekommet / nach dem das kraut mit seinen wurtzein weit umb sich gekrochen ist. Auß diesen Blumen wird endlich ein grawer oder schwartzer / dün [822] ner / ablanger / kleiner haarichter same / welcher leichtlich davon fliegt. So man in dieses kraut schneidet / gibt es ein bittere milch von sich. Es wächßt allenthalben auff magerem / sandigem und graßichtem Erdreich. Gemeines Mauß-öhrlein Pilosella vulgaris. 2. Das kriechende kleinere Mauß-öhrlein / Pilosella major repens, minùs hirsuta, C. B. minor folio angustiore minùs piloso, repens, J. B. bringt oben und unden linde / glatte und grüne / schmale blätter / an deren seiten sich sehr leichte haar erzeigen / es bekomt ein oder das ander bloß und spannen-hohes stengelein / so mit keinen oder doch wenig haaren begabet ist / und entweder nur ein grosse / oder zwey biß drey kleine blumen trägt. Die übrigen stengelein kriechen wie die vorigen auff dem boden herumb / so auß einer rothen und zaßlichten wurtzel entspringen. Es wächßt an graßichten orten. 3. Das auffrecht-stehende Mauß-öhrlein / Pilosella major erecta, C. B. minore flore, hirsutior & elatior non repens, J. B. Wächßt bey der Churfürstlichen Statt Heidelberg / auf dem Gebürg hinder Aller Heiligen-berg / und an vielen orten auf dem Ostwald / auch bey uns an den Stattmauren / und auff dem Crentzacher-berg. 4. Das ander auffrechte Mauß-öhrlein / Pilosella major erecta altera, C. B. major prima, Tab. Wächßt an vorgemelten orten / sonderlich in feuchtem sandichtem boden. Eigenschafft. Maußöhrlein führet ein bitteres / groblichtes / mit irrdischen theilgen wolvermischtes Saltz / neben wenigem Milchsafft / und hat also die eigenschafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / zusammen zu ziehen / anzuhalten und zu stopffen / auch wol die wunden und geschwär zu säubern und zu heilen. Es muß im Mäyen oder Brachmonat / da es milchsafftig ist / gesamlet werden. Gebrauch. (Verstopffung der Leber / gelbsucht.) Maußöhrlein- und Erdbeer-kraut jedes ein handvoll in einer maß weissen Weins gesotten / und denn morgens und abends ein halb quartal getrunken / eröffnet die Verstopffung der Leber / und vertreibet die Gelbsucht / ist ein guter Tranck wider den Nieren- und Blasenstein. Maußöhrlein-kraut und Geißbart-blätter in dem Mäyen und anfang des Brachmonats frisch genommen / gestossen / den safft darauß gepreßt / und etliche wochen lang morgens und abends vier loth davon mit ein wenig Zucker vermischt / getruncken / ist eine (Fallende Sucht / versehrung geschwär / wunden / Blutspeyen.) Artzney wider die fallende Sucht / heilet auch alle innerliche und äusserliche versehrungen / Geschwär und Wunden / vertreibet das Blutspeyen. Man kan auch nach belieben die under einander gestossenen Kräuter in gutem rothem Wein sieden / durchseigen / und so wol morgens als abends ein glaßvoll davon trincken. Maußöhrlein-kraut / Geißbart-blätter / Singrün / Wegerich / und Tausendguldenkraut in Wein gesotten / mit solchem Wein alle (Wunden faule schäden / Fistel.) Morgen und Abend die Wunden / böse (Wunden faule schäden / Fistel.) faule Geschwär / auch wohl fistulosische löcher und schäden damit außgewaschen / hernach das rein gepülverte Maußöhrleinkraut-pulver entweder trocken / wenn der ort feucht / oder mit Rosen-honig und Terbenthin in Eyerdotter zertrieben / vermischet / eingestrewet / heilet trefflich wol und bald auß. Maußöhrlein-kraut zu einem reinen Pulver (Schwache verwundte und verblute menschen.) gestossen / und desselbigen einer halben Ducaten schwer offt in einem weichen Eygegeben / bringet die schwachen / verwundten und verbluteten Menschen widerumb zurecht / gleich als wenn sie vom Tod erlöset wurden / derowegen dieses kräutlein in hohen würden von erfahrnen Wund-ärtzten gehalten wird. Es hat ein solche gewaltige krafft zu stopffen / daß wen̅s die Schaffe auff der Weide essen / gerahten sie in eine solche verstopffung des Bauchs / daß sie offtermals davon sterben müssen / darumb denn auch die fleissigen Schaff-hirten ihre Schaff nicht in die Thäler und Felder treiben / da des Maußöhrlein-krauts viel wächßt / gemeldtes übel zu verhüten. Ein hand voll Maußöhrlein-kraut in einer (Unmässiger Blutfluß der Weiber / hefftiges erbrechen von der von der Gallen / rothe ruhr Bauchfluß / wunde̅ Brüch.) Maß weissen Weins gesotten / Morgens nüchtern und Abends ein halb quartal darvon getruncken / stillet den unmässigen Blutfluß der Weiber / vertreibet das hefftige Erbrechen von der Gallen / ist dienlich in der rothen Ruhr und starcken Bauchflüssen / heilet Wunden und Brüch / derowegen es auch zu den Wund- und Bruchtränckern gebraucht wird. Maußöhrlein-kraut mit seinem würtzlein im Mäyen gesamlet / gewaschen / in dem (Brüch der jungen Kindern.) schatten gedörret / darnach zu einem reinen pulver gestossen / ist ein gutes mittel für die Brüch der jungen Kindern / so man ihnen in der Pappen oder einem Breylein / Morgens und Abends einer Haselnuß groß eingibet.
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So ein Dorn oder Holtz jemanden im fleisch stecket / der nehme frisch Maußöhrlein-kraut / stosse es mit Hasen-schmaltz / und (Spreissen / dorn / und Nägel im fleisch.) lege es über wie ein pflaster. Wenn es aber im Winter wäre / daß man das Kraut nicht grün haben könte / alsdenn stosse man das Kraut zu einem pulver / und vermische es mit Hasen-schmaltz zu einer Salbe / streichs auff ein tüchlein und legs über / es ziehet spreissen / dorn und nägel auß. So man ein handvoll Maußöhrleinkraut in einem quartal Wasser und weissen (Mundgeschwär / zahnweh / nasenbluten.) Wein siedet / und damit den Mund offt gurgelt / heilet es die Löcher und Geschwär des Munds / ist auch ein bewehrtes mittel für das Zahnweh. Das Kraut zu pulver gestossen / und ein wenig davon in die Nasen gethan / stillet das Nasen-bluten. Wider den Feyffel der Pferden ein gute (Feyffel der pferden.) Artzney. Nim Maußöhrlein-kraut / Gundelreben und Sevenbaum jedes drey loth / stosse es zu einem pulver / und gib dem Pferd je zu achtzehn wochen ein loth under dem futter vermischt / zu essen. (Geschwulst an schenckelen und füssen der pferden und des rindviehs.) Wenn ein Pferd an den schenckeln und füssen geschwollen ist / so siede Maußöhrleinkraut wol mit weissem Wein / binde es also warm dem Gaul über die Geschwulst. Solches bekomt auch dem Rindvieh in diesem zustand wol. (Dunckele Augen der Roß.) So ein Roß dunckele Augen hat / schneide Maußöhrlein klein / und gib es ihme under seinem Futter vermischt zu essen. (Versehrung der pferd vom vernageln.) Wenn ein Pferd vernagelt worden / soll man ihme den Nagel außziehen / Maußöhrlein-kraut klein geschnitten / in seinem Futter zu essen geben / und es etliche tag in dem Stall stehen lassen / so heilet die versehrung / wenn es schon schwüret / und das Roß sehr hincket. Theod. Tabernaemontanus hat solches offtermals mit grosser verwunderung gesehen / und selbsten erfahren / derowegen das Maußöhrlein auch Nagelkraut genennt wird. (Blutspeyen / verstopffung der Leber / Wasser- und Gelbsucht. rothe Ruhr.) Das destillierte Maußöhrlein-wasser dienet wider das Blutspeyen / eröffnet die verstopffung der Leber / wehret der Wasser- und Gelb sucht / rothen Ruhr und Bauchflüssen / heilet die versehrten Därm / Brüch und Wunden / stopffet den unmässigen Blutfluß der Weiber / und tödet die Würm / so (Bauchflüß Würm.) man Morgens und Abends 4. oder 5. Loth davon trincket. Es dienet auch wider die geschwär (Geschwär und löcher des munds Zahnfleisches / halß und heimlicher orten.) und löcher des Munds / Zahnfleischs und Halß / offtermals damit gewaschen / den Mund außgespühlet / und den Halß lawlich damit gegurgelt: heilet die Löcher / Geschwär und Schädigung der heimlichen Orten / damit gewaschen / Tüchlein darinn genetzt / und in die Schäden gelegt. CAPUT LXXXVIII. Scabiosen. Scabiosa. Namen. SCabiosen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Scabiosa. Italiänisch / Scabiosa. Frantzösischl / Scabieuse. Spanisch / Escabiosa. Englisch / Scabius. Dänisch / Grosse Scabiosen mit schüppichten köpflein. Scabiosa major capitulis squam̅atis. Srabioß / Skaburt. Niderländisch / Scabiose. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt Apostemen-kraut / Postemenkraut und Grindkraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Scabiosen / Scabiosa major capitulis squam̅atis, C. B. major, Matth überkomt ein weisse / lange / schlechte und dicke wurtzel / mit wenig neben-würtzlein / die ein süssen geschmack von sich gibt. Ihre blätter / so anfangs von der wurtzel herfür schiessen / werden lang / breit / spitzig / und nicht gekerfft / wenn diese nun vergehen / folgen alsdenn andere hernach mit tieffen kerffen und schnitten. Sie bringt auß der wurtzel runde / gestriemte / und zwey elen hohe stengel mit vielen neben-zweiglein / die blätter an diesen sind kleiner als die understen bey der wurtzel / und noch mehr zerschnitten. Auff den stengeln und neben-zweiglein erscheinen im Brachmonat runde / dünne und schüppichte köpfflein / darauß schlieffen schöne braune blumen / denen ein kleiner schwartzer same nachfolget. Sie wächßt im ungebauten erdreich / insonderheit im Wormser- und Altzeyer-gaw neben den strassen / bey dem rand der äckeren / und etlichen orten auff den bergen / wie sie denn allhier auff dem Muttentzer-berg angetroffen wird. 2. Die gemeine Scabiosen / Scabiosa pratensis hirsuta, quae officinarum, C. B. major vulgaris Ger. major communior folio laciniato, J. B. überkomt ein gerade / lange / weisse / fingersdicke wurtzel mit etlichen neben-würtzelein. Die blätter sind lang / breit / weich / wollicht / und offt nicht so tieff zerspalten wie der ersten / sonsten eines scharfflichten geschmacks. Der stengel ist rund / haaricht und safftiger
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Gemeine purpur-blaue Scabiosen. Scabiosa pratensis hirsuta. als der vorgemelten. Er wächßt fast zwey elen hoch / und kommen daran wenig kleine / mit zweyen oder dreyen schärtlein zertheilte blätter herfür. Auff dem gipffel der stengeln erscheinen schöne / runde / breite und purpur-blaue blumen / wie ein schatthütlein / die sind von vielen blümlein zusammen gesetzt / gleich den Bienen-häußlein. Sie wächßt in grasichten Hüglen / in le michten gebauten Feldern / auff den Wiesen und Bergen. 3. Die Frantzösische Berg-Scabiosen / Scabiosa fruticans angustifolia alba, C. B. montana calidarum Regionum major Lobelii, J. B. In der Provintz Franckreich und Languedock / wie auch in Saphoyen / wächßt sie in zimlicher menge von sich selbst / in Teutschland und Holland wird sie in die Gärten gepflantzet. 4. Die Elsaßische Scabiosen / Scabiosa fruticans latifolia alba, C. B. Item alba gemino capite, Ejusd. montana calidarum Regionum major Lobelii, J. B. Item glabra foliis rigidis viridibus, Ejusd. Man findet sie im Elsaß / insonderheit bey Schlettstatt. 5. Die Oestereichische Scabiosen / Scabiosa multifido folio, flore flavescente, C. B. multisido folio, albo flore, vel potiùs [Greek words]J. B. Man findet in Oestereich kein Wiesen oder Acker / auff welchem diese Scabiosen nicht gesehen wird. Sie wächßt auch in Sachsen / Thüringen / Meyssen / Hessen / Beyern / Steyrmarck und Mähren an dem rand der äckeren und sonnreichen orten. 6. Das sechßte Geschlecht der Scabiosen / Scabiosa prolifera folio latiore, aut tenuiore, item foliis Gingidii, C. B. prolifera, J. B. Lob. wird wegen seiner zierd in die Lustgärten gepflantzet. 7. Die Berg-Scabiosen mit glatten blätteren / Scabiosa montana glabra foliis Scabiosae vulgaris, C. B. glabra carnosis foliis virentibus, flore ex coeruleo purpureo, J. B. wächßt in Oestereich und Steyrmarck auff dem Schneeberg / Schneealben und anderen hohen Gebürgen / an grasichten orten. Umb Wien findet man sie auff den Büheln / sie blühet alda im Brach- oder Hewmonat. 8. Die rothe Scabiosen mit gantzen blättern / Scabiosa latifolia non laciniata secunda, C. B. latifolia rubro flore, J. B. Wächßt im Veschgebürg / in dunckelen orten und in den Wäldern. Man findet sie auch schier in allen Hauwäldern neben den hägen / an schattichten orten durch gantz Oestereich und Ungaren / allwo noch ein andere art gesehen wird / so grössere schwartze blätter / und schwartz-braune blumen trägt / welche auch allhier auff dem Muttentzer-berg und auff dem Roßberg bey Maß-Münster angetroffen werden: Scabiosa montana latifolia non laciniata rubra & prima, C. B. latifolia purpurascente ex nigro flore, J. B. Item Scabiosa maxima dumetorum folio non laciniato, Ejusd. 9. Die Italiänische Grabiosen / Scabiosa argentea angustifolia, C. B. graminea argentea, J. B. Italica. Wächßt in Italien bey Vicentz / auff dem Berg Sumano. 10. Die Indianische Scabiosen / Scabiosa peregrina rubra, capitulo oblongo. C. B. rubra Indica, Ger. rubra peregrina, quibusdam Indica, J. B. Wird von den abgebrochenen schossen in den Gärten fortgepflantzet / und in dem Fürstl. Eystettischen Lustgarten angetroffen. Jacobus Bontius berichtet / lib. 6. Hist. Natur. & Med. cap. 61. daß eine art der Indianischen Scabiosen in Java häuffig wachse / Scabiosa Javanica, Boni. welche nicht so viel blätter als die Europeische herfür bringe / und himmel-blawe Blumen trage / die mit blättlein alß einem kelchlein bedeckt werden. Sie ist gleicher würckung mit der unserigen. Die Maläyer gebrauchen sie zum Gemüß / und halten sie auch für ein köstliche Artzney in allen Brust-kranckheiten. 11. Die kleine wohlriechende Scabiosen / Scabiosa minor capitulo globoso odoro, C. B. parva odorata floris foliis maculis infestis, J. B. wächßt in den Felderen / Aeckeren / auff den Büheln und Wiesen / und gibt ein bitteren geschmack von sich. Man findet noch etliche andere arten der kleinen Scabiosen / Scabiosa capitulo globoso foliis in tenuissimas lacinias divisis, C. B. welche in grosser menge gegen dem Gebürg am Rheinstrom / auff grasichten dürren hügeln / und auff den Bergen / an sonnreichen orten wachsen / wie auch auf den bergichten Matten / so in den Thäleren zwischen dem Gebürg ligen / sonderlich am Mäyn- und Necker-strom / zwischen Moßbach und Neckergemünde. 12. Die allerkleineste Scabiosen / Scabiosa stellata minima, C. B. wächßt auff den Bergen im kalcksteinichten Erdreich. 13. Die Spanische grosse Scabiosen / Scabiosa major Hispanica, Ger. stellata folio laciniato major, C. B. major cum pulchro semine, J. B. Wächßt in Spanien an den strassen / ungebauten orten und Weingärten. In Teutschland wird sie von dem Spanischen [825] samen in die Lustgärten gezielet / denn sie bey uns wegen der spathen blüth und einfallender kälte schwerlich zur zeitigung des samens gelanget. Eigenschafft. Die Scabiosen / sonderlich das andere Geschlecht / welches in der Artzney meistens pflegt gebraucht zu werden / führet ein alkalisches / gelind balsamisches / etwas flüchtiges Saltz bey sich / und hat daher die eigenschafft milt zu wärmen / und zu tröcknen: durch den schweiß zu treiben / allem Gifft zu widerstehen / zu eröffnen / Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen / auch den schleim der Brust zu erdünnern und zum außwurff zu befördern. Man samlet sie zu end des Mäyen gegen dem Vollmond. Gebrauch. (Koder und zäher Schleim auff der Brust und Lungen / Geschwär und innerliche Apostem der Brust und Lungen.) Die Scabiosen wird zu vielen Gebrechen / innerlich und äusserlich gelobt. Man geblauchet sie heutiges tags fürnemlich zu der Brust und Lungen / dieselbige von allem Koder zu reinigen / den zähen Schleim abzulösen / die Geschwär und innerliche Brust-apostemen / sonst Pleuritides und Empyemata genennt / zu erweichen und zu zertheilen in welchen zuständen nachfolgendes tranck sehr dienlich ist. Nim geschaben Süßholtz ein halb loth / fünff rothe Brustbeerlein / drey frische Feigen / (Hefftiger und unruhiger Hussë Engigkeit umb die Brust / kurtzer Athem / zaher Schleim der Brust / Lungen koder / Apostemen der brust / lungen und seiten / wust und eyter der Brust / beschwerlicher Außwurff. Purpeln) Scabiosen / Roßhuben jedes ein handvoll / Aniß-samen ein quintlein. Zerschneide alles / und siede es in zwey maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / alsdenn thue vier loth Zucker darzu. Davon kann der Krancke nach belieben trincken / und solches an statt seines ordinari-trancks gebrauchen. Es benimt den hefftigen und unruhigen Husten / machet weit umb die Brust / und einen leichten Athem / zertheilet allen innerlichen zähen Schleim der Brust / und den Lungen-koder / erweichet die Apostemen oder Geschwär der Lungen / Brust und Seiten / reiniget den Wust und Eyter davon / und machet leichtlich außwerffen. Scabiosen-wurtzel den Kindern an den Halß gehenckt / verhütet daß die Purpeln ihnen die Augen nicht verderben. (Milben im Haar.) Scabiosen-kraut in die Laugen gelegt / und das Haupt darmit gezwagen / vertreibet die Milben im Haar. Ein gute Grind-salbe: Nim Scabiosensafft (Grind.) vier loth / Loor-öl drey loth / lasse es über einer linden gluth mit einander sieden / biß sich der safft verzehret hat / darnach trucke es durch ein tuch / und vermisch darmit (Fisteln / alte fliessende Geschwär / krebs-schäden.) rein gepülverten Schwefel und Silberglette jedes ein quintlein. Wider die Fisteln / alte fliessende Geschwär und Krebs-schäden ist folgender Wund-tranck sehr dienlich. Nim Scabiosen-wurtzel zwey loth / Benedicten-wurtzel ein loth / Schwalben-wurtzel ein halb loth / Scabiosen-kraut zwey hand voll / Ehrenpreiß / Odermenig und Sanickel jedes ein handvoll: Zerschneide alles / thue es in ein saubere kannen / schütte darüber zwey maß weissen Wein und ein maß Wasser / vermache die kanne wol / stelle sie hernach in einen kessel mit siedendem Wasser / und lasse sie darinn vier stund sieden / folgends thue sie herauß / lasse es also erkalten / damit nichts verrieche / hernach sichte den tranck durch ein saubertuch davon ab / behalte ihn an einem kühlen ort / und gib dem Krancken alle morgen und abend ohngefehr ein halb quartal davon zu trincken. (Husten / Brust geschwär / seiten stich / schleim / koder und deyter auff der Brust und ???ungen / un???eines Geblüt / Außsatz / Frantzosëkranckheit / Pocken / gifftiger Lufft. Pest.) Das destillierte Scabiosen-wasser ist fast dienlich wider den Husten / Brust-geschwär / Seiten-stich / reiniget die Brust und Lungen von allem Schleim / Koder und Eyter / so man bißweilen vier oder fünff loth trincket. Es säubert auch das Geblüt von aller Unreinigkeit / daher es denen fast nutzlich / welche zu dem Außsatz geneigt / oder mit der Frantzosen-kranckheit behafftet sind / treibet die Pocken oder Blattern der Kindern gemählich auß / erweckt gelinden Schweiß / stärcket das Hertz wider den gifftigen Lufft. Welchen die Pest angestossen hat / der soll alsobald ein quintlein schwer des besten Theriacks in einem Trunck Scabiosen-wasser einnehmen / und darauff wol schwitzen. (Seitenstich / oder Brust geschwar.) Ein quintlein Schab-pulver von eines wilden Schweins Zahn / oder zubereitete Krebsstein / in einem Trunck Scabiosenwasser in ein oder zweymahl eingenommen / ist gut wider den Seiten-stich oder Brustgeschwär. (Versehrung / schäden und löcher der heimlichen Glieder.) Scabiosen-wasser ist eine heilsame Artzney wider die Versehrung / Schäden und Locher der heimlichen Glieder bey Mann und Weib / laulicht damit gewaschen / leinene tüchlein darinn genetzt und übergelegt. (Brustigeschwär / husten / koder un̅ s???leim der Brust.) Der in den Apothecken zubereitete Scabiosensyrup / dienet wider die Brust-geschwär und den Husten / reiniget die Brust von allem Koder und Schleim / so man nach belieben ein löffelvoll nimt. Die Conserva florum Scabiosae, oder der Scabiosen-blumen Zucker hat gleiche würckung wie der Syrup / so man nach wolgefallen einer Mulcatnuß groß gebrauchet. (Engbrüstigkeit / Pest / Frantzosen / Außsatz / grind.) Das in den Apothecken zubereitete Scabiosen-saltz wird nutzlich gebraucht wider die Engbrüstigkeit / Pest / Frantzosen / Aussatz und den Grind / so man 15. gran schwer davon morgens in einem trüncklein Scabiosen-wasser einnimt. Ende des Vierten Buchs.
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Das Fünffte Buch /
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Von den Kräuteren / CAPUT I. Wassernuß. Triblulus aquaticus. ???(Wassernüsse.) (Die Frucht.) (Die Blätter.) (Die Blum.) Burtzeldorn. Tribulus terrestris. Namen. WAssernuß heißt Greichisch / [Greek words]. Lateinisch / Tribulus aquaticus, Tribulus aquatilis, Tribulus lacustris. Italiänisch / Tribolo acquatico Spanisch / Abrojo, Abrollo. Frantzösisch / Chastagne d’eau, Saligot, Trufe, Chastagne de riviere. Niderländisch / Waternoot / Minckysers. In Teu scher Sprach nennet man sie auch Spitznuß / Seenuß / Stachelnuß und Weihernuß denn diese Nüsse in den Fischweihern und Wassergräben wachsen. Gestalt. Die Wassernüsse haben breite / scheibichte und dicke blätter mit viel adern / sind auff dem rucken mit wackeln besprengt / am umkreiß ein wenig zerkerbt / und hangen an langen und dicken stielen. Der stengel ist oben dicker als unden. Die wurtzel ist lang und mit etlichen haarichten zäserlein behengt. Sie bringen nach den kleinen weissen blümlein / so im Brachmonat erscheinen / eine schwartze Frucht / in der glösse einer Castanien / die hat drey stacheln oder spitzen / anzusehen als drey hörner. Die äusserste rinde ist hart / das marck inwendig weiß / am geschmack den Castanien nicht ungleich / derhalben sie in Frantzösischer Sprach Chastagnes d’eau, Wasser-castanien genen̅t werden. Das arme Volck isset die Wassernüß wie Castanien / sonderlich in theurer zeit kochen sie diese Frucht / dörren und mahlen sie / und dachen Brot darauß. Eigenschafft. Die Wassernüß sind etwas feuchtes Natur / haben doch balsamisch temperierte / saltzichte / mit wolgejohrnen / irrdischen vermischte theilgen / und also die eigenschafft zimliche nahrung / und dem geblüt eine gute complexion zu geben.
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Gebrauch. Dioscorides schreibt lib. IV. cap. 15. Die Thracier / welche bey dem Wasser Strymona wohnen / mesten ihre Pferd mit dem grünen Kraut der Wassernüß / und machen auß ihren süssen kernen Brot. Man finder noch eine Stachelnuß / so man Burtzeldorn nennet / Tribulus terrestris. J. B. terrestris Ciceris folio, fructu aculeato, C. B. wächßt auff den wüsten Hoffstetten / auch neben den fliessenden Wassern und am Meer. Er hat lange / dün̅e / runde / rothe / gläichichte und haarige gertlein / die fladern auff dem grund. Die blätter vergleichen sich den Linsen / außgenommen daß ihrer mehr an einem stiel zu beyden seiten stehen / sind auch kleiner. Die blum erscheint in dem Hewmonat / auff langen stielen / gelb / fünffblättig; die frucht aber ist mit fünff harten starrigen stacheln besetzt / und hat in der mitten ein erhaben köpfflein. Die wurtzel ist dünn / zasicht / weiß einfach und etwas hart. Er wird viel an dürren / sandichten orten / umb Montpelier in Franckreich / und bey Verona in Italien gefunden. CAPUT II. Weisser runder Steinbrech. Saxifraga rotundifolia alba. Namen. STeinbrech heißt Lateinisch / Saxifraga, Saxifragia. Italiänisch / Sassifragia. Frantzösisch / Saxifrage, Cassepierre. Englisch / Saxifrage. Dänisch und Niderländisch / Steenbrecke. Geschlecht und Gestalt. 1. Der weisse Steinbrech / Saxifraga rotundifolia alba, C. B. alba, radice granulosa, J. B. überkomt runde / und ein wenig gekerffte blätter wie die Gundelrebe / sie werden aber fetter / linder / und ligen gemeiniglich auff der erden außgespreitet / obwohlen etlichewenige auch am stengel wachsen. Mitten auß dem stöcklein dringet ein runder / gerader / dünner / haarichter und esen-hoher stengel mit wenig nebenzweiglein herfür / so auf ihren gipfeln weisse / fünffblättige blumen tragen / wie die Kräntz-nägelein gestaltet / sind jedoch viel kleiner / und lassen ein zwey-gehörnet hülßlein nach sich / in welchem der kleine same wie staub verschlossen liget. Die wurtzel ist braun und zaßlicht / an deren viel körnlein hangen / anzusehen wie der Eyerstock in der Hennen / denn also wachsen diese runde / leibfarbe körnlein an einander in der erden / sie scheinen nicht grösser als Coriander-same / sind am geschmack bitter / und werden in den Apothecken für den samen verkaufft. Er wächßt insonderheit in Teutschland und Böhmen / an dürren / rauchen / steinichten und sandigen Bergen / wie auch in den Bergwiesen und sandigen Graßgärten. Allhier findet man ihne auch an sandichten orten hinder dem Neuenhauß. Er blühet im Mäyen / zu welcher zeit man ihne einsamlen soll / denn hernach verschwindet er. Dieser wird gemeiniglich zur Artzney gebraucht. Ein kleinere art mit goldgelben blümlein wächßt häuffig in Engelland / Braband und Flandern an feuchten und wässerigen orten. Italiänischer Steinbrech. Saxifraga Italica. 2. Der Italiänische Steinbrech / Saxifraga Italica, Satureja spicata, C. B. Satureja foliis tenuibus, s. tenuifolia S. Juliani quorundam, J. B. hat ein kleine zertheilte wurtzel / darauß viel schmale stengelein wachsen / die sind mit spitzigen schmalen blättlein besetzt. Oben auff dem stengelein erscheinen geährte purpurfarbe blumen. Man findet ihne auff den felsen und rauhen orten. Er änderet sich an den blättern. Auffdem Berg S. Juliani umb Pisa bringeter garschmale blätter / welcher aber zu Rom und Neapoli auff [828] den tächern und an den wänden herfür komt / erzeigt sich mit breitern blättern. Dieses Kraut ist von Matthiolo unter die Steinbrech gesetzet worden / gehöret aber eigentlich under die Saturey zu dem 121. cap. des Andern Buchs. Frantzösischer Steinbrech. Saxifraga Gallica. 3. Der Frantzösische Steinbrech / Saxifraga Gallica, secunda, Cam. Ep. Matth. Satureja montana, C. B. durior, J. B. bringet in gewisser weite an seinen stengelein kleine / schmale / dicke und länglichte blätter / denen allzeit kleinere nachfolgen / so sich oben häuffig erzeigen / und nicht so weit von einander stehen. Auff den gipffeln der stengelein erscheinen purpurfarbe oder weisse blumen von keinem unlieblichen geruch. Die wurtzel ist holtzicht. Er wächßt auch auff den felsen und steinichten orten in Franckreich. So man ihne in die Gärten pflantzet / bringet er breitere blätter als der wilde / wie denn beyde allhier abgemahlet worden. 4. Der grosse Steinbrech / Saxifraga magna, Mattb. Caryophyllus saxifragus, C. B. vergleicht sich beynahe einem stäudlein / er hat ein holtzichten / zusammen gewundenen und fingers-dicken stengel / mit vielen dünnen und harten neben-schossen. Er bringet lange spitzige blättlein. Die blümlein erscheinen weiß / denen kleine bälglein / so oben ringsherumb mit außgekerfften krönlein versehen / und sich der wilden Basilien vergleichen / alsdenn nachfolgen / in welchen kleiner rother same ligt. Die wurtzel ist also in die felsen eingewachsen / daß man sie ohn deren zersprengung nicht herauß bringet. Er wächßt in Italien bey Verona auff dem Berg Baldo. Ein kleinere art wird in Thüringen gefunden / und sehr viel wider den Stein gebraucht. Grosser Steinbrech. Saxifraga magna. 4. Der schmalblättige Herbst-Steinbrech mit gelber getüpffelter blume / Saxifraga angustifolia autumnalis, flore luteo guttato, Breyn. 5. Der weisse Steinbrech / so da knorren oder kolben bey den blätteren trägt / Saxifraga alba altera bulbifera, Park. Saxifraga ad folia bulbos gerens, C. B. Eigenschafft. Das erste / als das wahre Geschlecht des Steinbrechs führt ein bittres nitrosisch-miltflüchtiges saltz bey sich / und hat die Eigenschafft gelind zu wärmen / den schleim zu erdünneren und zu zertheilen / verstopffung zu eröffnen / den Harn zu treiben / auch wunden und geschwär zu säuberen / und zu heilen. Man samlet das kraut und wurtzen im Mäy oder Brachmonat / im Hew- und Augstmonat aber den Samen. Gebrauch. (Grieß / Sand / Stein.) Es wird der Steinbrech für ein köstliche Artzney gehalten / wider den Grieß / Sand und Stein in den Nieren / und der Blasen / daher er auch seinen Namen haben sol / daß er für andern Kräutern den Stein zerbreche und außführe. Man nimt ein hand voll Steinbrech-kraut / siedet es in einer Maßweissen Weins / so lang als man ein hart Ey siedet / davon kann man nach belieben ein Trunck thun. (Verstandener harn / grieß Sand / Schleim und Stein der Nieren und Blasen) Das zu end des Mäy / oder anfang des Brachmonats destillierte Steinbrech-wasser morgens nüchtern auff 4. oder 5. loth getruncken / befördert den verstandenen Harn / reiniget die Nieren und Blasen vom Grieß / Sand / Schleim und Stein. Die mit Brantenwein auß dem kraut und wurtz in dem Brachmonat außgezogene Essentz / ist sehr gut zu allen obangeregten [829] zufälllen; 15. biß 20. tropffen / offt davon (Wunden / Schäden.) genommen. Sie beförderet auch die heilung der Wunden und Schäden; man kan sie auch außwendig in denen digestiv-sälblein nutzlich gebrauchen. Sonsten läßt sich dieß kraut auch in waser sieden zu den Lenden- und Nieren-wasser-Bäderen. Ein köstlich Grieß-pulver ist folgendes: Nim Steinbrech-samen 1. loth / Kressen-samen / Mespelnstein / Fenchelsamen jedes ein halb loth / präparierte Krebstein / Cardobenedicken-saltz / jedes anderthalb quintl. Zucker anderthalb loth / zerstoß alles zureinstem pulver under einander; von welchem denn die mit dem Grieß und Nieren-schleim beladene Persohnen / offt / sonderlich aber in dem Neu- und Vollmond 1. quint. übers mahl in gesottenem (Harnwinde / kalte Seich.) Süßholtz-wasser einnehmen können. Es reiniget die Nieren gewaltig / vertreibet auch die Harnwinde / und kalte Seiche. CAPUT III. Vermeinter rother Been. Limonium s. Been rubrum officinarum. Namen. LImonium oder vermeinter Been heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Limonium, Leimonium. Italiänisch / Limonio. Englisch / See Lavender. Geschlecht und Gestalt. 1. Limonien oder vermeinter rother Been / Limonium s. Been rubrum officinarum maritimum majus, C. B. majus multis aliis Been rubrum, J. B. Hat eine dicke / rothe / am Geschmack zusam̅enziehende / in etliche häuptlein zertheilte wurtzeln / darauß blätter wachsen wie an dem Lendenkraut / aber kleiner / glätter / und gläntzender / nicht schwartz / sondern schön grün: zwischen denselben steigë dünne / nackende / in viel neben-ästlein außgetheilte stengel schuhs-hoch empor / an welchen die weiß-blawen / kleinen / einblättigen / und fünfffach eingeschnittenen / mit röthlichtem kelchlein understützten blümlein häuffig und dick erscheinen / und einen ablangen / schwartz-röthlichten samen nach sich bringen. Wächßt in saltzichten Sümpffen an dem Meer. Einer kleineren art dieses krauts / mit kürtzeren / aber etwas außgespitzten blättern wird von Casp. Bauhino, in dem Pinace gedacht / deren Figur allhier auch abgebildet / stehet / Limonium alterum, C. B. Matth. Weer-Limonium. Limonium s. Been album. 2. Das Meer-Limonium mit öl-blätteteren / Limonium s. Been album minus maritimum oleae folio, C. B. parvum Narbonense oleaefolium, Lob. vergleicht sich mit dem vorigen zimlich / hat jedoch nidrigere / nichtso ästichte stengel / kleinere / auff der Erden außgebreitete / dicke / den ölblätteren sich etlicher massen vergleichende blätter; und viel / dick in einander stehende / weissere blümlein: die wurtzel ist hart / roth / eines herben zusam̅en ziehenden geschmacks / wächßt in felsichtem Meergestad in der Provintz Franckreichs. 3. Das kleine Meer-Limonium mit dicken / glatten / rundlichten hertz-blättern / Limonium maritimum minus, foliis cordatis, C. B. Wächßt an dem Meer bey Montpelier in Franckreich. Ein gleiches geschlecht aber mit längeren blätteren hat Bocconus, und nach jhme Joh. Rajus in Sicilien umb Panormo und Augusta häuffig angetroffen / Limonium Siculum folio cordato, Boccon. 4. Das nidrige Limonium mit wilden Maßlieben-blätteren / Limonium maritimum minus foliis cordatis, C. B. 5. Das kleine Limonium / mit blätterich [830] ten blätteren / Limonium minus annuum bullatis foliis, vel echioides, Botan. Monsp. 6. Das Syrisch Limonium / Limonium peregrinum folio Asplenii, C. B. quibusdam rarum, J. B. foliis sinuatis. Ger. Leonhard Rauwolff hat es in Syrien bey der Statt Joppe angetroffen / und wird auch in dem Fürstl. Eystättischen Lustgarten gefunden. 7. Das holtzichte / Galläpffelein auf den blätteren tragende Limonium / Limonium Lignosum gallas ferens, Boccon. 8. Das kleineste / haarichte Meer-Limonium / Limonium maritimum minimum, C. B. marinum fruticosum hirsutum, Bocc. 9. Das nidrige in einander geflochtene Limonium / Limonium reticulatum supinum, Bocc. Eigenschafft und Würckung. Es führet das Limonium viel saltzicht-irdische grobe theilgen. Daher der samen so wol als die wurtzel eine krasst haben zu tröcknen / anzuhalten / zusammen zu ziehen / und zu stopffen. Wird in der Artzney nicht sonderlich gebraucht. In etlichen Apothecken pflegt man diese wurtzel an statt der wahren Arabischen rothen Been-wurtzel / welche allein in Armenien wächßt / und eine wolriechende / krum in einander gedrähete wurtzel hat / zu gebrauchen; ich wolte aber lieber die Tormentill- oder die Natterwurtz darfür zu nutz ziehen. CAPUT IV. Peruvianische Wunder-Veiel. Mirabilis Peruviana. Namen. PEruvianische Wunder-Veiel / Indianische Veiel / gescheckt Indianische Blum / heißt Lateinisch / Mirabilis Peruviana. Ger. Solanum Mexicanum flore magno, C. B. Jasminum Mexicnum, sive flos Mexieanus multis, J. B. Spanisch / Mirabillas del Peru. Englisch / the Marvel of the World. Gestalt. Die Indianische Wunder-Veiel ist ein sehr schönes und anmüthiges Gewächs / fast anderthalb elen hoch / hat eine grosse / dicke / zersyaltene / lange / mit wenig faseln begabte / von aussen schwartze / inwendig weisse / dem geschmack nach ansänglich todte / hernach aber scharfflichte / und etwas beissende wurtzel: daraus ein daumens-dicker / starcker / safftiger / gelblicht-grüner / ästichter / mit vielen knoden begabter stengel auffsteigt / und bey jedem knoden zwey gegen einander stehende / bey dem stiel breite / hernach zugespitzte / glatte / schön grüne / mit vielen äderlein durchzogene / safftige / unlieblichen / auff die letzt scharfflichten geschmack von sich gebende blätter trägt. An den stengeln erscheinen schöne wolriechende blumen / mit mancherley saubern farben gezieret / deren etliche schön zinnober-roth / etliche gelb / etliche auch halb gelb und roth / andere widerumb weiß und bleich / oder gescheckt / gantz lustig und lieblich anzusehen / unden auß spitzig / oben herumb rund / und weit von emander gethan / inwendig mit sechs länglichten krummen fäßlein. Diese blumen stehen in runden hülßlein mit vielen zincken / gleich wie im Taback-kraut. Es blühet von dem Hewmonat biß in den Weinmonat / wenn keine reiffen fallen / so daß wenn eine blume verwelcket / andere wider frisch herfür kommen. Der samen ist anfänglich grün / hernach braun / und hat ein weisses marck bey sich. Dieß Gewächs ist zu erst auß America in Spanien / hernach von dannen in andere Europäische Länder kommen / und durch den samen in die Lustgärten zur zierde gepflantzet worden. Es pfleget auch auff das nachfolgende Jahr von der wurtzel wider auffs neue außzuschlagen / wen sie von der Winterskälte nicht verletzet worden.

CAPUT V.
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Wintergrün. Pyrola. Namen. WIntergrün / Holtzmangold / Waldmangold oder Waldköhl / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pyrola, Pirola, Beta sylvestris. Italiänisch / Pirola. Frantzösisch / Pirole. Englisch / Wintergreen. Dänisch / Wintergrön / Winterlilie. Niderländisch / Wintergreon. Er wird also genant / dieweilen er über den Winter grün verbleibet. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Wintergrün / Pyrola vulgaris, rotundifolia major, C. B. Pyrola, J. B. bekomt auß jedem stäudelein fünff oder sechs rundlichte / dicke / glatte / gläntzend-schwartzgrüne / auff langen stielen stehende / steiffe und satte blätter wie das Birenlaub / sie werde jedoch kleiner: zwischen denselben steigen zarte / runde / und spannen-hohe / mit etlichen
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Gemeiner Wintergrün. Pyrola vulgaris. kleinen spitzigen blättlein begabte stengel herfür / welche in dem Mäyen schneeweisse und wolriechende blumen wie Mäyen-blümlein tragen / die sind mit fünff blättlein also besetzt / daß die zwey oberen einem helm / oder aber einer zweyspältigen Lippe gleich sehen / in der mitte haben sie gelbe fäsemlein wie die Rosen / denen ein rother / pulver-reiner same in rothem häuptlein nachfolget. Die wurtzel ist weiß / und fladert hin und wider. Er wild in Teutschland / Oestereich / Ungaren / Böhmen und Mähren in den wäldern / allhier aber auff dem Muttentzer-berg / und umb Mönchenstein gefunden. Der geschmack des gantzen krauts ist bitter und zusammen ziehend. 2. Der Wintergrün mit gekerfften blättern / Pyrola folio mucronato, ferrato, C. B. folio serrato, J. B. secunda tenerior Clusii, Ger. Wächßt auff den hohen Gebürgen in Oestereich und Steyrmarck an schattichten orten. Man findet ihne auch bey Losannen auff den Bergen so an den Genffer-See stossen. Er blühet im Brach-Heu- und Augstmonat. Allhier wächßt er auff dem Mönchensteiner-berg / dem Solothurnischen Wasserfall und Crentzacher-berg. Auff dem Lucernischen Fracmont wird eine art mit kleineren blättern und einer leibfarben blum angetroffen. 3. Der kleinste Wintergrün / Pyrola rotundifolia minor, C. B. minima, Eyst. 4. Der Schlesische Berg-Wintergrün / Pyrola Alsines flore Europaea, C. B. Herba trientalis, J. B. 5. Der Brasilianische Wintergrün / Pyrola Alsines flore Brasiliana, C. B. 6. Der staudichte Wintergrün mit grösseren weiß-purpurichten blumen / Pyrola fruticans J. B. frutescens, Arbuti folio, C. B. Eigenschafft. Der Wintergrün in dem Mäyen gesamlet hat ein bitteres / grobes / mit wenig balsamischen mischen theilgen vermischtes saltz / neben vielen irdischen theilen / und dadurch die eigenschafft zu kühlen / zu trocknen / Wunden und Geschwär zu säuberen und zu heilen. Die drey erstern geschlecht sind bey uns im gebrauch. Gebrauch. Der Wintergrün hat grosses Lob die (Wunden / fliessende Schäden / und Fifleln) Wunden / fliessende Schäden und Fisteln zu heilen / wie solches die erfahrung bezeuget / darumb es die Wund-ärtzt in die Wundträncker gebrauchen. Ein gutes Wundtranck (Wundtranck.) wird also gemacht: Nim Wintergrün / Ehrenpreiß / Singrün / Betonien / Sinaw / Sanickel jedes ein hand voll / Scabiosen / spitzen Wegrich jedes ein halbe hand voll. Zerschneide die Kräuter klein / binde sie in ein säcklein / und lege sie in eine zwomäßige kannen / gieß darüber anderthalb Maß weissen Wein / und ein halb maß frisch Brunnen-wasser / laß in einem Kassel mit siedendem Wasser sieden / biß der dritte Theil sich schier verzehret. Von solchem Tranck gib dem Verwundten Morgens und Abends ein bächer voll zu trincken. (Geschwär der Nieren.) Ein hand voll Wintergrün mit einem loth Wahlwurtz in einer maß weissen Wein gesotten / und davon getruncken / heilet die Geschwär an den Nieren. (Wunden / alte faule Schäden.) Das destillierte Wintergrün-wasser alle tag Morgens nüchter auff 6. loth getruncken / heilet die Wunden / und reiniget äusserlich alte faule Schäden / damit gewaschen. Folgendes Wundtranck ist schon bey vielen sehr bewährt erfunden worden: Nim Heidnisch Wundkraut samt den Blumen / Wintergrün / Sanickel / Beyfuß oder rothe Bugglen / rothen Mangold / Ehrenpreiß / rothe Rosen / Cardobenedieten / jeder gattung gleich viel / im Mäyen und Brachmonat gesamlet / dörre solche Kräuter / stosse sie zu grobem pulver under einander / und behalte solches in einer blechenen oder zinnenen Büchsen / oder in einer schachtel wol auff; wenn man es nun brauchen wil / so nemt so viel man zwey oder dreymahl zwischen fünff singeren fassen kan / thuts in eine zinnerne Kannen oder Flaschen / gießt ein halb maß weissen alten Wein / sambt einer halb maß Wasser darüber / vermachts wol / stellts in einen Kessel mit warmem wasser / und laßts ein halb stund lang auf gelindem fewr wol sieden; hernach sichtet man es / und gibt dem patienten alle Morgen und Abend / ja auch wohl drey mahl des Tags ein glaß voll zu trincken. Es tröcknet wol (Wunden / Geschwär.) auff / und beförderet die heilung aller innerlichen und äusserlichen versehrungen / wunden und schäden; wenn man ein paar messerspitz voll Linden- oder Eichenkohlen mit Essig abgelöscht und zu pulver gestossen / wie auch ein guten messerspitz voll gepülverter Sevenbaum-blätteren darzu mischt / so vertheilet es auch alles gerunnen blut / und ist (Fall.) also ein rechtes Falltranck bey denen be [832] wehrt / welche ein schweren Fall gethan. Man muß aber das pulver von Sevenbaum außlassen / wo ein ergiessen des Bluts zu förchten. Mit Brantenwein läßt sich auch eine Essentz außziehen / welche zu heilung der wunden und geschwären / auch der Lungen und anderer innerlichen versehrung nutzlich kan gebraucht werden / 20. biß 30. tropffen täglich ein paar mahl in Wegrich-wasser eingenommen. CAPUT VI. Gemeine Benedictenwurtzel. Caryophyllata vulgaris. Namen. BEnedictenwurtzel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lagophthalmus, Oculus leporis, Caryophyllata, Herba benedicta, Geum Plinii. Italiänisch / Garofanata, Gariofillata, Herba benedeta. Frantzösisch / Herbe galiot, Resize, Benoiste, Salmonde, Sanemonde. Spanisch / Sanamonda. Englisch / Avens / Avenes. Dänisch / Benedicteurt / Benedictroed / Bentzurt / Veylckeroed. Niderländisch / Nagelcruyt / Gariophilaet. In Teurscher Sprach heißt sie auch Benedictenkraut / Sanamundkraut / Nardenwurtz / Garafelwurtz / Hasenaug / Heyl aller Welt / und Gariofilat. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Benedictenwurtzel / Caryophyllata vulgaris, C. B. vulgaris flore parvo luteo, J. B. überkommet eine mit vielen zaseln behenckte wurtzeln / die wild aussen schwartz / inwendig roth / und kleinen fingersdick / auch unten stumpff / als wenn sie abgenagt / und im boden abgefaulet / sie gibt grün und dürr / einen angenehmen geruch / wie die Nägelein von sich / insonderheit wenn sie im Frühling gegraben / gereiniget und am schatten getrocknet wird; jhre blätter sind rund / eckicht / an dem rand gekerfft / und tieff zerspalten wie das Erdbeerkraut / von farben grün / und am angriff rauch / als der Odermenig / deren wachsen gemeiniglich untenher fünff an einem stiel / die untersten sind sehr klein / und zwey gegen einander über gesetzt / die oberen aber werden groß / jedoch dem stengel herauff widerumb kleiner. Dieses gewächs bringet alle Jahr ein newen stengel / neben dem alten / so im Winter verdorret / er wird braun-roth / rund / haarig / und fast anderthalb elen lang / oben theilet er sich in etliche nebenzweiglein / die tragen bleich- oder saffran-gelbe fünffblättige blumen / so bißweilen grösser / auch zu zeiten kleiner werden / und sich den Blumen der Tormentill / oder des Genserichs bedienen. Wenn diese abfallen / folgen hernach rauche knöpflein / in der grosse unserer Haselnussen / die werden grün-braun / und wie kletlein anzusehen / jedoch sind die spitzlein nicht scharff / sonder lind und weich / ein jedes spitzlein hat unten ein dickes kölblein / das ist der same / so dieser zeitig worden / zerbricht das kölblein / darvon alßdenn widerumb junge stöcklein herfürwachsen. Sie ist allenthalben in Teutschland gemein / man findt sie im harten feuchten Erdreich / sonderlich an schattichten orten / als an den Mauren / hinder den Zäunen / in den Hecken / und Dornbüschen / sie wird von vielen wegen ihrer trefflichen nutzbarkeit in die Gärten gepflantzet: Allwo man sie demnach auch mit grösseren Blumen antrifft / Caryophyllata vulgaris majore flore, C. B. Wasser-Benedictenwurtzel. Caryophyllata aquatica.
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2. Die Wasser-Benedictenwurtzel / Caryophyllata aquatica nutante flore, C. B. aquatica flore rubro striato, J. B. vergleicht sich der ersten mit ihrem stengel und blättern / also daß sie beyde schwerlich zu unterscheiden sind. Allein ist ihre wurtzel drey quer hand lang / braun-roth und fingers-dick / sie hat wenigere zaseln / und gibt einen bitterlichten geschmack / und kein starcken nägelein-geruch von sich. Jhre blumen erscheinen bleichlicht / mit etwas wenigs purpurfarb vermischt / und werden einer schellen ähnlich. Endlich verursacht der haarige same ein grösser knöpflein als am ersten / welches gemeiniglich nach abfallung der blumen auff einem braun-rothen kelchlein sitzet. Sie wächßt in den wäldern / sumpffichten orten / und auff den feuchten matten / für nemlich in Braband und Engelland. Ist Hieronymo Trago erstlich auß dem Gengebacher-wald hinder Offenburg zukommen. Man findet noch ein art mit gefüllten blumen / so allhier neben den einfachen abgebildet ist; Caryophyllata aquatica flore multiplici altera, C. B. Berg-Benedictenwurtzel. Caryophyllata montana. 3. Die Berg-Benedictenwurtzel / Caryophyllata mo̅tana, Ger. alpina lutea, C. B. montana flore magno luteo, J. B. hat wurtzë mit wenigeren zaseln / und riecht auch nicht so starck als die erste / ist am geschmack herb und trocken / wächßt fingers- und bißweilen daumens-dick / die blätter vergleichen sich auch den vorigen / allein daß sie runder / liecht-grüner / und drey oder viermahl grösser sind: ein jedes blat wird gemeiniglich in drey spalten zertheilt / und mit kleinen schnittlein umkerfft. Der stengel wird rund / fast anderthalb elen lang / und wie das gantze kraut mit raucher wolle überzogen / auff welchem schöne gelbe / selten aber braun-rothe oder weisse blumen von sechs blättern / wie Cisten-rößlein erscheinen / denen ein schwartzlichter same nachfolget. Sie wächßt auff den bergen an grasichten orten / als im Vesch-gebürg / Waßgaw / in Oestereich / Ungarn / Normandey und Engelland. Petrus Andreas Matthiolus hat sie erstlich in Böhmen auff dem Berg Corcomos angetroffen / allwo der Elbfluß entspringet. Man pflantzet sie auch in die Gärten. Es hat noch ein kleinere art dieses Geschlechts / Caryophyllata Alpina minor, C. B. 4. Die Bündnerische Benedicten-wurtzel / Caryophyllata Alpina quinquefolia, C. B. pentaphyllata, J. B. Wächßt auff den Bündnerischen Alp-gebürgen nicht weit von Cleven. 5. Die Benedicten-wurtzel mit Gundelräb-blättern / Caryophyllata foliis Hederae terrestris, C. B. 6. Die Italiänische Benedicten-wurtzel / Caryophyllata Alpina Apii folio, C. B. Eigenschafft. Die Wurtzel von diesem Gewächs wird allein in der Artzney gebraucht / und deßwegen in dem Mertzen und Aprill bereits außgegraben. Führet ein balsamisches / miltflüchtiges / mit irdischen theilen wolvermischtes Saltz / und hat daher die eigenschafft zu eröffnen / gelind zu wärmen / zu tröcknen / anzuhalten oder zusammen zu ziehen / Flüsse zu verhüten / das Haupt / Hertz / Miltz und Magen zu stärcken / gerunnen Blut zu zertheilen und zu heilen. Gebrauch. (Schwaches Haupt und Hetz / blödes Gesicht / grimmen / Mutterweh / kalter verschleimier magen / geschwär der Lungen / verstopf fung der Leber / versehrung inerlicher glieder / blutspeyë, blutharnen / melancholey / närrische Phantasey / unsinnigkeit. Geschwär und löcher im Halß-Zahnweh. Weisser weiber-fluß) Die Benedicten-wurtz stärcket das schwache Haupt und Hertz / ist gut wider das blöde Gesicht / vertreibet das Grimmen und Mutterweh / bekommet wol dem kalten verschleimten Magen / bessert die Däwung / reiniget die Geschwär der Lungen vom Eyter / eröffnet die Verstopffung der Leber / und heilet die Versehrung aller innerlichen Glieder / so man ein loth in einer maß weissen Wein siedet / und nach belieben davon trincket. Also gebraucht / ist sie auch gut wider das Blutspeyen / Blutharnen / Melancholey / närrische Phantasey / und behütet vor der Unsinnigkeit. So man Geschwär oder Löcher im Halß hat / soll man Benedicten-wurtzel und Kraut in halb Wasser und weissen Wein sieden / und den Mund offt damit gurgeln. Der Rauch der Benedicten-wurtzel in den Mund gelassen / stillet das Zahnweh. Benedicten-wurtzel gepülvert und den dritten theil einer Ducaten schwer in rothem Wein genommen / stillet den weissen Weiberfluß. (Frische un̅ alte Wunden / Geschwär / Fistel.) Ein nutzliches Wundtranck zu frischen und alten Wunden / Geschwären und Fisteln. Nim Benedicten-wurtzel zwey loth / Benedicten-kraut / Sanickel / Ehrenpreiß / Wintergrün / Heidnisch Wundkraut jedes ein handvoll / zerschneide alles klein / thue es in ein saubere kanne / schütte darüber ein maß weissen Weins und frisch Brunnwassers / verbinde die kannen wol / stelle sie in einen kessel mit siedendem Wasser / lasse es darinn sieden / alsdenn thue die kanne herauß / wenn es kalt worden ist / seihe es durch ein sauber tuch / behalte den tranck auff / und gib dem krancken morgens und abends ein glaß voll davon zu trincken.
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(Löcher un̅ Wunden der Pferden auff dem Rucken.) Benedicten-wurtzel und kraut zu pulver gestossen heilet die löcher und Wunden die vom reiten oder sattel verursacht worden / darin gestrewet. Welcher ein schweren fall erlitten hat / deme (Fall.) soll man ein halb quintlein schwer gestossene Benedicten-wurtzel mit Körbleinkraut-wasser mehrmahlen eingeben. (Haupt- un̅ Brust-flüß.) Wider die Haupt- und Brust-flüß / nim Sassafras-holtz 4. loth / Benedicten-wurtzel anderthalb loth / frisch grüne Roßmarinschößlein ein loth. Zerhacke alles under einander / thue es in eine kanne oder flasche / gieß 2. maß köstlichen Wein darüber / vermachs wol / setze es in einen kessel mit Wasser / koche es demnach vier oder mehr stund auff gelindem feur / laß erkalten / und gib täglich zwey mahl davon ein glaß voll zu trincken. Die Benedicten-wurtz im Mund gekäwet / (Stinckender Athem.) vertreibt den stinckenden Athem und übeln geruch des Mundes. (Abgefallener Wein oder Bier.) Wenn ein Wein oder Bier abgefallen ist / und den geschmack verlohren hat / soll man Benedicten-wurtzen darein hencken / so komt er widerumb zu recht / und gewinnet ein lieblichen geruch und geschmack davon. (Schwaches Haupt und Hertz / Grimmeu / mutterweh Löcher und Geschwär im Halß.) Das destillierte Benedictenkraut-wasser stärcket das schwache Haupt und Hertz / stillet das Grimmen und Mutterweh / so man darvon etliche Löffel voll gebrauchet; damit gegurgelt heilet die Geschwär und Löcher des Halses. Auß der Benedicten-wurtzel wird ein nutzlicher Kräuterwein bereitet. Nim Benedicten-wurtzel sechs loth / Alant-wurtzel zwey loth / braune Betonien / Scabiosen-kraut / Ehrenpreiß / Cardobenedicten jedes drey hand voll / Tausendgulden-kraut / Wermuth jedes zwey hand voll / schütte darüber ein halben Ohmen weissen Weins / und laß es vierzehen Tag stehen / alßdenn trincke alle (Kalter undäuiger Magen / schwaches Haupt un̅ Hertz / pest / verstopffung der Leber / koder auff der Brust / Frantzosen-kranckheit.) morgen nüchter und bey dem mittagessen nach der suppen ein gläßlein voll darvon. Dieser Wein ist alten Leuten fast nutzlich / und denen so ein kalten undäwigen Magen haben / er stärcket das schwache Haupt und Hertz / verhütet vor der Pest / eröffnet die Verstopfung der Leber / reiniget die Brust vom Koder / er dienet auch wider die Frantzosen-kranckheit / und ist denen ein nutzlicher Tranck / welche viel Fisch / kalte speisen und frücht essen. CAPUT VII. Burretsch. Borrago. Namen. BUrretsch / Burrage / Burres / heißt Lateinisch / Borrago. Italiänisch / Borragine. Frantzösisch / Bourroche, Bourrache. Spanisch / Barraja, Borraza. Englisch / Borage. Dänisch / Borras / Boratz. Niderländisch / Bernagie. Gestalt. Der Burretsch / Buglossum latifolium, Borago, C. B. Borrago floribus coeruleis & albis, J. B. wächßt fast allenthalben in den Gärten / mit breiten / länglichten / rauchen / stachlichten und geruntzelten blättern. Der stengel Burretsch. Borrago. wird elen-hoch / bißweilen höher / darzu fett / hol / mit sehr kleinen / stachlichten dörnlein besetzt / und oben auß in viel zweiglein zertheilt / die tragen liebliche / gantz himmelblaue blümlein / mit fünffblättlein gestirnt / in der mitte stehet ein schwartzspitzlein. Und ob wol diese blumen gemeiniglich himmelblaw erscheinen / so findet man doch auch etliche / die schneeweiß / andere die leibfarb und bleich sind. So diese vergehen / wachsen schwartze kernlein darnach / etwan zwey oder drey neben einander / die fallen auß / und pflantzen sich stets selber / es seye gleich im Frühling / Sommer oder Herbst / denn wo der Burretsch einmahl hingerathet / ist er nicht bald zu vertreiben. Der same kan in dem erdreich vor der frost wol unbeschädigt bleiben / so fern er den Mäusen nicht zu theil wird / die ihme wegen seines süssen Geschmacks hefftig nachsetzen. Die wurtzel ist glatt / weiß / rund / daumens-dick / spannenlang / am Geschmack süß und klebicht. Eigenschafft. Der Burretsch führet ein subtiles flüchtiges / balsamisches / temperiertes saltz mit sich / neben seiner übrigen wasserrichten feuchtigkeit. Er wird zur Artzney gesamlet / wenn die Sonn in Zwilling oder Krebs gehet: man kan die wurtzel / blätter / und blümlein gebrauchen / die haben eine Tugend gelind zu wärmen / das Hertz zu stärcken / die Lebensgeister zu erfrischen / die verstopffung des Miltzes zu eröffnen / ein frölich gemüth zu machen. Gebrauch. (Ohnmachten / Hertzklopffen /) Das destillierte Burretsch-wasser erfrewet und erquicket das Hertz / wehret den Ohnmachten und dem Hertzklopffen / reiniget [835] (Meläncholen / schwere Träum.) Das Geblüt / benimt die Melancholey und schwere Träume / so man darvon nach belieben 6. oder 8. Loth trincket. Die conserva florum Borraginis, oder der Burretsch-zucker wird wie der Rosenzucker gemacht. Er stärcket das Hertz und die lebendige Gifft / traurigkeit. Geister / widerstehet allem Gisst / fürnemlich aber ist er gut wider die Traurigkeit / so man darvon einer Mustatnuß groß nach belieben offt nimmet. Viel Medici rathen in der Melancholey zu auffweekung der Ledens-geisteren / den Burrelsch in brühen gesotten; aber hiedurch verliehret er sein subtiles flüchtiges saltz / von welchem die fürnembste würckung herrühret; weßwegen denn besser gelhan wird / wen̅ man neben dem Burretsch / auch Scorzoncren-wurtzel / Melissen / Bibernellen / Körbleinkraut und Ochsenzungen nimt / und in einem wolverdeckten hafen mit brühen siedet; so werden solche brühen desto kräfftiger und kan man sie eine geraume zeit Morgens und Abends einnehmen. Will man einen Gyrup davon haben / so fan man auß dem frischen und annoch zarten kraut den safft außtrucken / denselben stehen lassen / biß sich alles grobe zu boden gesetzt / den lauteren safft nehme man oben ab / und destilliere ihn in dem Marien-bad / biß daß von zwölff pfund saffts / drey pfund in dem Helm zuruck bleibet; diese drey pfund giesse folgende über frische gestossene blümlein von Burretsch / laß vier und zwantzig stund an einem warmen ort stehen / giesse hernach den safft wiederumb über frische blümlein / laß widerumb stehen; solches thue man so fort zu dem dritten mahl: Trucke hernach den safft wol durch ein tuch / laß ihn stehen / biß er flar wird / mit diesem klaren safft vermische ferners drey pfund gestosse nen Zucker / laß in einem wol vermachten glaß eine weile an der Sonnen oder einem warmen ort stehen / biß der Zucker wol vergangen; so hat man einen sehr guten Syrup / davon offt ein oder zwey löffelvoll eingenommen / stärcket das Hertz / erquicket und belustiget die von Traurigkeit ermatteten Lelensgeister; und ist also den Melancholischen sehr dienstlich. Man kan aber solchen Syrup wol mit dem auß dem safft in dem destillieren überzogenen wasser zu einem Julep vermischen; ja bißweilen mit solchem Burretsch-wasser / das destillierte Melissenwasser auch vermischen. Die blümlein von Burretsch werden heut Zu tag auch under die Salät gemischet / nicht allein für die zierd / sondern auch wegen ihrer gesunden trafft / und heilsamer würckung. Ein sehr lieblich und Hertzstärckend (Krafftwasser.) Krafftwasser in allen Kranckheiten / da der Patient schwach ist / nutzlich zu gebrauchen / ist folgends: Nim Borretsch-wasser 3. loth / Violen-wasser / Schlehenbust-wassser / Zim met-wasser / Rosen-wasser jed. 2. loth / Lindenblust-wasser / anderthalb loth / Melissen-wasser / schwartz Kirschen-wasser jedes ein loth / Rosen-julep / oder Citronen-syrup 2. loth / vermisch alles under einander / und gebrauch es löffelweiß. Äuß den blümlein läßt sich Mit Branntenwein (Burre??? Essentz.) eine Essentz ziehen / welche auf 20. oder mehr tropffen offt genommen / sehr hertzstäkend / und frölich machend ist. Besser und kräfftiger wird die Essentz / so man sie mit der Spießglaß-tinctur / und der Essenß von Ringelblumen vermischt. Das Zimet-wasser pflegt man auch heut zu tag mit dem außgepreßten Burretsch-safft zu destillieren / danmit es desto hertzstärcken cker werde. Wenn man das Kraut sampt den blümlein (Burretsche gent.) lein zerhackt / in die fermentation setzt / hernach destilliert / so kriegt man den Burretschgeist / oder Spiritum, welchen man in allen obangeregten Kranckheiten auff 15. biß 20. tropffen offt geben kan. CAPUT VIII. Gemeine Ochsenzung. BugIossum vulgare. Namen. DSchsen-zunge heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Buglossum, Lingua bubula, Lingua bovis, dieweil die blätter sich einer Ochsenzungen vergleichen. Italiänisch / Buglossa, Frantzösisch / Buglose. Spanisch / Borraja. Englisch / Buglosse / Oretongue. Dänisch / Oxetunge. Niderländisch / Buglosse. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemcine Ochsenzunge / Buglössum vulgare, J. B. angustifolium majus, C. B. überfomt längere blättet als der Burretsch / sie sind aber auch rauch un̅ stachlicht. Die rundë stachlichten / rauch-haarigen stengel wachsen fast 2. elen hoch / daran stehen viel ausgereckte zweialein / so purpur-farbe / und bitzweilen weisse oder schwartze blümlein tra [836] gen Ochsenzung mit schwartzen / braunen / und weissen Blumen. Bunglossum flore nigro, purpureo & albo. (A. schwartze) (B. braune) (C. weisse blumen) darauß schwartzer samen entspringet / die wurtzel vergleicht sich mit der Burresch wurtzeln / sie wächßt an sand. chten or en / und. wird wegen ihrem trefflichen nutzen in die Gärten gepflantzet. Dieses kraut änderet sich an den blätteren und blumen: die blätter werden zu zeiten breiter / auch bißweilen schmäler / die blumen erscheinen himmelblaw / weiß / roth / violen-farb und gescheckt. Ein grössere kommet in Italien und Franckreich / ein kleinere art aber inTeutschland hei sür. 2. Die schmalblätlige kleine zahme Ochsenzunge / Buglossum angustifolium, minus, C. B. vulgare angustifolium minus, J. B. 3. Die wilde grosse schwartze Ochsenzunge / Buglossum sylvestre majus nigrum, J. B. 4. Die kleine wilde Ochsenzunge / Buglos sum sylvestris minus, C. B. Echiun Fuchsii s. Borrago sylvestris, J. B. 5. Die wilde kleine rauchere Ochsenzunge / Buglossum syvestre minus alterum & aspetius, C. B. Wächßt bey uns viel auff den Felderen. 6. Die jährige Ochsenzunge mit fleinen dunckel-erdfarbigen blünilein / und Samenebläßlein / Buglossum annuum pullo flore minimo vesicarium, Raji. 7. Die Candische gescheckte Ochsenzunge mit wolrtechender Blum / Borrago muralis variegata flore odorato Cretica, Zanoni. Buglossum Lusitanicum bullatis foliis, Moris Praelud. 8. Die Spanische Ochfenzunge mit Burretsch-blätteren / Buglossum latifolium semper bringt breite und rauche blätter herfür / deren erste mit weissen flecken gemeiniglich bezeichnet sind / auß welcher schoß hernach schwartze / grüne entspringen / die an einem rauchen und elen-hohen stengel hangen / und zu oberst schöne himmelblawe blümlein tragen / die wurtzel ist zasicht / zertheilt und daurhafft / der samen wird schwartz und viel kleiner als Burmsch-samen / also kommet er im Fürstlichen Eystettischen Lustgarlen herfür. Man pflantzet ihne auch in Engelland / Holland und Braband in die Gärten / und wird allda zur Speiß und Artzney viel gebraucht. Eigenschaffe. Die gemeine Ochsenzung komt an Eigenschaft und Tugend mit dem Burretsch überein / also daß man eines für das andere gebrauchen kan. Wird im Blachmonat / oder zu end des Mäyen zum gebrauch gesamlet. Gebrauch. Es wird auß der Ochsenzungen ein wasser destilliert / und auß den Blumen ein Zucker gemacht / haben gleiche würckung wie das destillierte Burretsch-wasser und det Burretsch-zucker. CAPUT IX. Weich stachlichter Distel. Cirsium. Namen. DEr Weich-stachlichte Distel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cirsium, Carduus spinulis mollioribus, Spina mollis. Frantzösisch / Cirsion. Italiänisch und Spanisch / Cirsio. Englisch / Single headed Thistle. Niderländisch / Groote Dauw-distel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die frembde allhier abgemahlte Ochsenzunge / Cirsium foliis non hirsutis, floribus [837] compactis. C. B. Carduus Cirsium Monspeliacum folio longo glabro Matthioli, J. B. hat blätter wie die gemeine Ochsenzungen / auß genommen / daß sie länger sind / an den enden stachlicht / und sonst allenthalben ein wenig rauch und weißlicht. Ehe das Kraut in stengel tritt / ligen gemeldte blätter auff der Erden / außgespreitet wie die Rosen / darnach wenn der stengel herfür stoßt / nimt er die blätter mit sich / und bekleidet sich darmit. Der stengel ist zart / dreyeckicht / zwener elen hoch / trägt ein runden rauhen knopff / daran hangen braun-blawe Blumen drauschlicht bey einander / die verstiege mit der Zeit. 2. Der breitblättige weich-stachlichte Wie sen distel / mit glattem / gestreifftem / zwey elen hohem stengel / bleich-grünen / langen / weichen / eingeischnittenen oder gekerfften / brtiten, blättern / grossen / weichen / bleichgelben blumen-köpffen; Carduus pratensis latifolius, C. B. pratensis Tragi, J. B. wächßt bey uns auft allen feuchten Wiesen / und neben ben Bächlein. 3. Der weich-stachlichte Wiesen-distel / mit folbichter Affodill-wurtzel / Carduus pratensis Asphodeli radice latifolius, C. B. bulbosus Monsp. sive Acanthus sylvestris quibusdam, foliis laciniatis, J. B. 4. Der weich-stachlichte Wiesen-distel / mit langen / breiten / schwartz-grünen / tieff eingeschuittenen / glatten / grünen / stachlichten blättern / blatt-reichen / ästichten stengeln; einfachen / schüppichten / purpurfarben blum-köpffen / und dicker / safftiger / mit langen faseln begabter Affodill-wurtz; Carduus pratensis Asphodeli radice, foliis profundè & tenuiter laciniatis, C. B. Carduus Cirsium dictus folio laciniato nigrius, & idem cum Asphodeli radicibus bulbosis, J. B. Jacea aculeata s. tuberosa, Tab. wächßt bey uns auff den wiesen bey Michelfelden / wie auch auff den feuchten Berg-matten hin und wider. 5. Der Wiesen-distel mit einfacher faßlicher wurtz / rundem / gestriemtem / geradem / steiffem / manns-hoch auffsteigendem / blattreichem / astigem / lang- und rauch-haarigem stengel / schmalen / tieff eingeschnittenen purpurfarbichten / scharff-stachlichten blättern / vielen / fleinen / schüppichten / purpur-köpffen / carduus, palustris, C. B. wächßt bey uns auff den wiesen bey Michelfelden / wie auch auff dem sandichten feuchten Grund dem Wiesenfluß nach. Eigenschaffe. Diese Distel führen samtlich viel grobe / irdische / bittere / wenig ölichte Saltz-theilgen / dadurch sie gelind wärmen / durch den Harn und schweiß treiben können; sie werden aber in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT X. Rothe Ochsenzung. Anchusa. Namen. ROthe Ochsenzung heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anchusa, Buglossum rubrum. Italiänisch / anchusa, Frantzösisch / Orchanette. Spanisch / Soagen Rothe Ochsenzung. Anchusa puniceis floribus. Ancusa. Englisch / Alchanet / Orchanet. Dänisch / Rädoxetunge. Gelchlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht / Anchusa Echii foliis & floribus, C. B. Item, Anchusa puniceis floribus, Ejusd. Monspeliaca, J. B. hat blätter wie die gemeine Ochjenzung / sind doch härger / raucher / länger / grüner / und eher denn der stengel herfür komt / ligen diese blätter auff der erden allenthalben außgespreitel / haben gar subtile Dörnlein / der stengel ist elenhoch / rauch / mit subtilen kleinen stachelnbesetzt / zertheilet sich oben in etliche zweige / darauff stehen braun-rothe blumen / wie an der wilden Ochsenzungen / auß diesen blumen entspringet der äschfarbe / länglichte samen. Der geschmack des krauts findet sich wie in der Ochsenzungen / nicht unlicblich / aber schärffer und tröcknender. Die wurtzel ist fingers-dick / holtzicht / roth / lang / und gibt zur zeit der Ernd einenso rothen safft / daß sie zwischen den fingern zerrieben / die hand blutroth färbet. Es wächßt auff fettem Erdreich / am meisten auff ungebauten orten und auff den Acker-reinen. 2. Die gelbe grosse rothe Ochsenzung / Onosma, C. B. Matth. Ich halte dafür es seye eigentlich Anchusa lutea major, C. B. major floribus luteis, J. B hat eine lange / dicke / mil vielem rothem safft begabte wurtzel; davon sehr viel lange / schmale / an dem rand rauch-haarige blätter hervor kommen / und sich über der erden außbreiten; zwischen denselben aber steigt ein dünner / rauchhaariger stengel schuhes-hoch / auch höher empor / und bringt auff dem gipffel ein büschelein holer / gelber blümlein / darauff der ascharbe / gläntzende / mit schwartzen düpfflein bezeichnete / dreyeckichte samen folget. Blühet im Brachmonat bey Lyon auff magern äckern.
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Rothe Ochsenzung. Onosma, s. Anchusa lutea major. Rleine gelbe rothe Ochsenzung. Anchusa lutea minor. 3. Die gelbe kleine rothe Ochsenzunge / Anchusa lutea minor, C. B. J. B. Hat ein kleinere / lange / mehrfache / rothe wurtzel in dem Mäy / hernach wird sieholtzicht / außwendig mit schwartzlichter etwas haariger Rinde bedecket: davon wachsen etliche nidrige / Höhe / rothe / weiß-haarige / rauche / mit schmalen rauch-haarigen / ablangen / aber doch fürtzern als in vorigem Geschlecht / begabte stengel / so biß anderhalb schuh hoch auffsteigen / und oben in zwey schößlein getrennet werden / welche voll länglichter / gelber / holer / fünfffach eingeschnittener / honig-safftiger blümleirt stehen / davon ein jedes vier ablange / haarige samen nach sich bringet. Blühet im Mäy. Schmalblättige rothe Ochsenzung. 4. Die schmalblättige rothe Ochsenzung / Anchusa angustifolia, C. B. minor lignosior, J. B. ist ein staudicht gewächs / mit einer starcken / holtzichten röthlichten wurtzel; rauchen / holtzichten / haarigen gerten wie in dem Roßmarin. Die. blätter vergleichen sich der gestale nach den Hyssopen-blättern / sind rauchhaarig / hart / ohne geruch und geschmack. Die blümlein stehen an den äussersten schößlein / kommen auß langen felchlein / purpurfarb / in fünff einschnitt gecheilet: darauff erscheinen die samen wie in der gemeinen Ochsenzungen / groß / aschfärbig. Wird bey Montpelier auff magern feldern gefunden. Eigenschafft. Die rothe Ochsenzunge hat viel nitrosisch-irdische / mit schwefelichten vermischte theil / und daher eine frafft zu kühlen / zu säubern / zu heilen und zu zertheilen. Wird in der Artzney wenig gebraucht. Gebranch. Von dem Geschlecht der wilden Ochsenzungen schreibet Dinscorides Lib. IV. cap. 24. also: Die blätter und wurtzeln sind gut wider die gifftigen Thier / und sonderlich wider der Nattern biß geessen / getruncken / oder angchenckt. Denn wenn femand die blätter oder wurtzel fäwet / und darmit einem giff [839] tigen Thier in den mund speyet / stirbt es alsobald darvon. Es wird die wurtzel zu der so genanten (Jungfran-milch) Jungfran-milch gebraucht / welche auff folgende weiß gemachtwird: Nemtein viertelmaß Brantenwein / so da viermahl rectificirt seye / Storar / Benzoin jedes 4. loth / drey oder vier kleine wurtzeln von rother Ochsenjungen / zerhackt und zerstoßt alles under einander / gießt den Brantenwein darüber / daßer 4. biß 6. quer finger über die matery außgehet; laßts auff gantz gelindem glut-fewer ein wenig sieden; oder stellts für acht oder mehr tag in warm sand / wolvermacht; seiget hernach die roche Tinetur durch fließ-papier. Von dieser Tinctur ein wenig mit weiß Gilgen- und Rosen-wasser vermischet / gibt eine milch ab / mit deren man das Angesicht und Hände waschen (Angesichts unreinigkeit) kan. Nimt die unreimgkeint des Angesichts hinweg / kühlet ab / und hält die haut sauber und rein / kühlet die hitzen wol ab. Die Färber brauchen diese wurtzel / damit das tuch / und die Mahler das Holtz und Wachs roth zu färben. Mit dieser wurtzel pflegen etliche in Teutschland einen rothen Butter zu machen. Man nimt ungesaltzenen Butter / ein wenig Wein / und ein theil dieser wurtzel / siedet es so lang / biß es eine rothe farb überkommet. Dieser Butter ist denen nutzlich (Fall.) / welche hoch gefallen sind / innerlich und äusserlich zu gebrauchen. CAPUT XI. Gemeitte wilde Ochsenzunge. Echium vulgare. Namen. WIld Ochsenzung heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Echium. Italiänisch / Buglosa salvatica. Frantzösisch / Buglose sauvage. Spanisch / Yerva bivorera, Yerva de la bivora. Englisch / Wilde Buglosse. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine wilde Ochsenzung / chium vulgare, C. B. J. B. hat lange / haarige / rauche und stechende blätter / wie die obgemeldte rothe Ochsenzung / allein daß sie kleiner sind. Von einer wurtzel stoßt sie runde / rauche und stachlichte / mit schwartzen tüpfflein bezeichnete stengel / an denen stehen zu beyden seiten blätter als zween flügel / rauch haarig / ablang / schmal / ungekerfit / die für und für gegen dem gipffel übersich kleiner und fürtzer werden. Bringt am gantzen stengel / so bißweilen 2. oder 3. singer breit wächßt / neben den blättern gemeinlich him̅elbaue / un̅ zuzeiten purpur-rothe oder aschen-farbe blumen / darauff folget ein röthlichter samen / an der gestalt anzusehen wie ein Schlangenköpfflein. Die Wurszel ist nicht fingers-dick / etwas schwarß und zertheilt. Wächßt auff den äckern an den reihen / sonderlich bey der strassen. Wild Ochsenzung mir weissen blumen. Echium flore albo. 2. Es wird ein Art der wilden Ochsenzungen Mit weissen blumen an berg- und sandichien orten in Teutschland gefunden / ist der vorigen gleich / allein etwas grösser und raucher / wächßt grad auff / und mird in viel Neben-zweige zercheilet. Man pftantzet sie lusts halben in die Gärnen. Echium majus & asperius flote albo. C. B. albo flore majus. J. B. 3. Die Oestereich ische wilde Ochs???zung / Echium sylvestre lanuginosum. C. B. pallo note. Clus. 4. Die Ungarische wilde Ochsenzung / Echium sylvestre hirsurum maculatum, C. B. rubro flore. J. B.
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5. Die Spanische wilde Ochsenzung / Echium Hispanicum, flore calcari donato, C. B. Eigenschafft. Dieß Kraut hat ein groblichtes / alkalisches / mit wenig balsamisch-ölichten vermischtes saltz / und daher die eigenschafft zu trocknen / gelind zu wärmen / durch den schweiß zu treiben / und allem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. Nachdem Alcibius von einer Natter an seinem knie gestochen worden / hat er dieses kraut in dem mund gekäwt / den safft herab geschluckt / und die zerknirschten blätter auff die Wunden gelegt / ist also von dem Gifft erlediget worden / wie solches der alte Nicander berichtet / daher diese kraut den namen Alcibion überkommen. CAPUT XII. Gemeine Hundszungen. Cynoglossum vulgare. Namen. Hunds zungen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cynoglossum, Cynoglossa, Lingua canina. Italiänisch / Frantzösisch / Langue de chien. Spanisch / Lengua de perro. Englisch / Hounds tongue / Dogstongue. Dänisch / Hundelunge / Uldborrer. Niderländisch / Hondstonghe. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Hunds zungen / Cynoglossum vulgare, J. B. majus vulgare, C. B. hat eine dicke / außwendig schwartze / inwendig weisse / dem geruch nach stinckende / sonsten aber unlieblich süß schmäckende wurtzel; bringt über elen hotze / ästichte / mit dem alter hole / wollichte simgel; welche in dem ersten Jahr breitlichte / nachgehends aber / da sie erst den stengel trägt / schmälere / gespitzte / weiche / wollichte / scharff-riechende / und stinckende blätter. Die blümlein erscheinen röthelstein-roth / einfach / aber fünfffach eingeschnitten / kommen auß einem haarigen kelchlein / darauff folgen vier stachlichte / etwas flache läpplein / darinnen nur ein einiger samen sich sindet. Wächßt durchgehends an ungebawten / jedoch fettlichten orten / und blühet im Brachmonat: wenn sie in die Gärten gepflantzt wird / wächßt sie höher. Eine kleinere art hat es annoch / welche an mageren orten wächßt / Cynoglosae vulgaris minor species, & candidior, J. B. So denn eine grosse in denen Niderländischen Gärten viel gepflantzte / Hunds zungen / Cynogloffum maximum Belgicum, C. B. 2. Die grosse Berg-Hundszungen mit röthlichtem stengel / Cynoglossum sylvaticum rubente caule, C. B. Cynoglossa montana maxima frigidarum Regionum, Col. 3. Die kleine Hundszungen mit blawer blum / Cynoglossum minus, C. B. J. B. minus flore coeruleo, Park. 4. Die breitblättige Candianische stinekende Hundszungen / Cynoglossum Creticum latifolium foetidum, C. B. Creticum secundum Clusii, J. B. 5. Die Hundszunge mit vielfarbiger blume / Cynoglossum fructu umbilicato, C. B. 6. Die schmalblättige Berg-Hundezunge mit gebüschelter Blum / Cynoglossum globoso flore, C. B. Cynoglossa media montana incana, angustifolia altera, flore globoso, frigidarum Regionum, Columm. 7. Die Candianische Hundszungen mit schmalen silberfarben blätteren / Cynoglossum Creticum argenteo angusto folio, C. B. Cynoglossa media argentea, Apula, campestris calidarum Regionum, Col. 8. Die stättzgrünende Hundszungen / Cynoglossum sempervirens, C. B. Cynoglossa folio virenti, J. B. Vergleichet sich in vielen mit dem ersten geschlecht der Hundszungen / hat aber nicht so einen starcke Geruch / und keine grauweisse blätter. Es blühet im April und Mäyen auff den schattichten Bergen im Elsaß gegen Lothringen. Johannes Bauhinus berichtet Tomo 3. Histor. Plant. univers. lib. 33. cap. 10. daß er dieses Kraut erstlich auf einem Berg bey Maß-Münster gefunden / und von dannen in den Fürstlichen Mümpelgartischen Garten versetzet habe. 9. Die Oestereichische Hundszungen / Cynoglossum medium, C. B. Wächßt in Oestereich bey der Statt Wien / an den wegen / äckeren und auff den rauchen umbligenden Bergen / wie auch in Ungarn und Mähren an dürren orten. Eigenschafft. Die Hundszungen führet viel unreine / grobe / stinck ende / ölichte / mit alkalischem / miltflüchtigem Saltz vermischte theilgen / und hat dadurch die eigenschafft anzuhalten / zu tröcknen / schlaffen zu machen / zu kühlen / zu erdickern / zu stopffen / Flüsse zu stillen / und allen schmertzen zu lindern. Man bedienet sich allein des ersteren Geschlechts / und samlet die wurtzen im Mäy un̅ Brachmonat.
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Gebrauch. (Rothe Ruhr / Samenfluß) Die wurtzel der Hundezungen gedörrt / zu pulver gestossen / und ein quintlein schwer davon in rothem Wein genommen / dienet wider die rothe Ruhr und den Samenfluß. (Hitz und schmertzen der Feigwartzen.) Die wurtzel mit teig über zogen / in heisser aschen gebraten / darnach den teig darvon gethan / und die gebratene wurtzel in den After gestossen / nimt die hiß und schmertzen der Feigwartzen / und fördert sie zur heilung. (Allte schäden / böse Blattern / Grind Fisteln.) Es wird auß dem Hundszungen-safft ein Salbe gemacht / welche zu den alten Schäden / bösen Blattern / Grind / und Fisteln dienlich ist. Nim Hunds zungen-safft / Rosen-honig jede gleich viel / siede es sittiglich / biß sich der safft zum theil verzehret / darnach mache es mit Terbenthin zu einer Salbe / mit welcher man die bemelte Schäden bestreichen soll. (Löcherige Geschwär an heimlichen orten. Feigwartzen.) Das destillier Hunds zungen-wasser ist gut wider die Feigwartzen und löcherige Geschwär an heimlichen orten / so man sie damit wäscht / leinene tüchlein darinn netzt und (Geschwär des Mundes von der Frantzösichen seuch. Flüß / hustë schmertzen / verlohrner schlaf / ruhr blut-flüß / Haup-un̅ brust-flüß.) überlegt. Unter die Gurgelwasser vermischt / heilet es die bösen Geschwär des Munds / welche von der Frantzösischen Seuche herkommen. In den Apothecken werden Pillen auß der Hundszungen-wurtzel bereitet / von welchen zwey biß vier gran bißweilen ein genommen / nicht nur Schlaff bringen / sondern auch Schmertzen / und starcken / trockenen / von dünnen scharffen Flüssen herrührenden Husten stillet / Ruhren und Blutflüß vertreidet / und denen Haupt- und Brust-flüssen wehret. CAPUT XIII. Wilde Bastlien mit weisser blum. Ocymastrum flore albo. Namen. WIlde Bastlien oder Widerstoß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ocymoides, Ocymastrum, Lychnis sylvestris. Italiänisch / Basilico salvatico. Frantzösisch / Basilic sauvage. Spanisch / Albahaca montesina. Englisch / Wilde Basil. Geschlecht und Gestalt. 1. Die wilde Basilten mit weisser blum / Lychnis sylvestris alba simplex, C. B. Ocymastrum, s. Ocymoides, Matth. Ocymoides album multis, J. B. gleichet mit den blättern der zahmen Basilien / sind adericht / fett und etwas rauch / hat eine daurhaffte / lange / ze???theilte / bitterlicht-scharffe wurtzel. Der stengel ist elen-hoch / haarig / eckicht / rund / Knodicht / hol / und hat viel zweige / die tragen weisse / und bißweilen rothbraune / mit fünff runden / in der mitte tieff eingeschnittenen / und auß einem langen kelchlein herfür kommenden blumen / darauß entspringen hülsen wie im Bilsenkraut / mit einem weiten bauch und engen halse / wie krüglein / sind auch oben zinckicht / darinnen ligt schwartzer samen / (so er zeitig) dem schwartzen Coriander gleich. Wächßt auff den Wiesen / unter dem Getreyd / neben den Zäunen / und auff den äckern an den rechen. Wilde zu Nacht wolriechende Basilien. Ocymastrum noctiflorum. 2. Die nachts-blühende wolriechende Basilien / Lychnis noctiflora, C. B. Ocymoides non speciosum, J. B. Ocymastrum noctiflorum. Trägt nur des nachts im Augst- und Herbstmonat ein schöne leibfarbe / weisse blume / die gar lieblich riecht / am tag aber thut sie sich gantz und gar wider / als wenn sie verwelckt wäre. Das hülßlein darauß sie wächßt / ist nicht also auffgeblasen wie an [842] den andern / sonst siehet es ihnen gleich / ist aber klebricht anzugreiffen / daß die Mucken / so darauff sitzen / daran kleben bleiben. Bekomt eine einfache / dicke / weisse / holtzichte wurtzel; davon nur ein runder / haariger / steiffer / ästichter stengel elen-hoch auffsteigt / und spitze / gegen einander stehende / schwartzgrüne / haarige blätter vorbringt. Diese art wehret nur zwey Jahr / und verjünget sich darnach wider vom samen / da dargegen die andern viel Jahr bleiben. Sie wächßt auch nicht so hoch als dieselben. Wilde Basilien mit gefüllten weisse blumen. Ocimastrum flore pleno albo. (* Wilde Basilien mit rothen einfachen blumen.) 3. Die wilde Basilien mit gefüllten weissen blumen / Ocymastrum flore pleno albo, Lychnis sylvestris alba multiplex, C. B. Ist dem ersten Geschlecht durchauß gleich / nur daß es breitere blätter / und gefüllte blumen trägt / wird in den Gärten gepflantzet / und allein darinnen gefunden. 4. Die wilde Basilien mit rothen einfachen blumen / Lychnis sylvestris flore rubello, Ger. sylvestris s. aquatica purpurea simplex, C. B. Ozymoides purpureum multis, J. B. hat eine weisse / fingers-dicke / bitter-sccharfflichte / mit vielen faseln begabte wurtzel / davon etliche knodichte / haarige / hole / bißweilen röthlichte stengel elen-hoch auffsteigen; und bey jedem glätch mit zweyen ablangen / breiten / zugespitzten / haarigen / weichen / gegen einander stehenden Wegerich-blättern bekleidet werden; auff deren gipffel etliche / schön rothe / oder purpur-farbe auß fünff eingeschnittenen blättlein bestehende blumen zwischen zwey blättern zugleich an länglichten stielen / auß gestriemten wollichten / grün-röthlichten kelchlein herfürkommen. Wächßt hin und wider an den hägen / feuchten gräben / und schattichten feuchten wäldern. Man findet sie auch mit gefüllter blum in den Gärten / Lychnis purpurea multiplex, C. B. Ja bißweilen mit gefüllter grüner blum / Lychnis prolifera flore viridi, C. B. Ocymastrum flore viridi, Cam. Ep. Matth. Wilde staudichte Basilien. Ocymastrum frucicosum. Kaden- oder Korn nägelein. Pseudomelanthium.
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5. Die wilde staudichte Basilien / Ocymastrum vel Ocimoides fruticosum, Camer. Lychnis frutescens myrtifolia, Been albo similis, C. B. Been albo Officinarum similis, planta semper virens, J. B. hat blätter wie der Myrtenbaum / gleissend / grün / mit schönen röthlichten blumen / welche auch zuweilen / jedoch etwas leibfarber / gar gefüllt gefunden werden. 6. Die Raden- oder Korn-nägelein / Pseudomelanthium, J. B. Mauh. Githago, Trag. Lychnis segetum major, C. B. hat ein weisses einfaches würtzelein / darauß runde / knodichte / hole / haarige / in etliche äste getheilte stengel über elen hoch auffsteigen / mit schmalen / langen / außgespitzten / lang-haarigen / weißgrauen blättlein bekleidet / und auff dem gipfel mit fünffblättigen / purpur-rothen / in des mitte eingeschnittenen / und schwartz getüpfelten / auß ablangem / gestriemtem haarigem kelchlein herauß kommenden blumen gezieret sind; darauff folget ein ablanges / fast eychel-formiges / mit grossem eckichtem / gestriemtem / schwartzlichtem bitterem samen außgefülltes hülßlein. Blühet im Mäyen und Brachmonat unter dem Geträide auff de feidern. 7. Die wilde / reche Feld-Basilien / Lychnis segetum rubra, foliis Perfoliatae, C. B. Vaccaria. J. B. Dod. Myagrum Vaccaria quorundam, Tab. Blühet bet uns in dem Brach- und Heumonat auff den Feldern / under den Früchten / sonderlich gegen Michelfelden. 8. Wilde Marien-nägelein / Lychnis sylvestris, quae Been album vulgò, C. B. Been album officinarum, J. B. Papaver spumeum, Lob. Herba articularis, Tab. Wächßt bey uns auff allen Feldern; trägt bißweilen auch etwas haarige blätter. 9. Die breithlättige wilde Basilien mit gestriemten und geschwollenen blumen-kelchlein / Lychnis sylvestris latifolia, caliculis turgidis striatis, C. B. Muscipula major calice turgido ventricoso, J. B. Wächßt bey uns auff den Hüninger-feldern. 10. Die schmalblättige wilde Basilien mit gestriemtem geschwollenem blumen-kelchlein / Lychnis sylvestris angustifolia, caliculis turgidis striatis. C. B. Muscipulae majori, calice ventricoso similis, J. B. 11. Die wilde klebichte / breitblättige / weisse Berg-Basilien / oder hoher Steinbrech / so da zu end des Mäyen und im Brachmonat eine weisse blume trägt / Lychnis montana viscosa alba latifolia, C. B. Saxifraga elatior, Lon. Polemonium petraeum Gesneri, J. B. wächßt bey uns auff dem Muttentzer- und Crentzacher-berg. 12. Das gemeine Seyffen-fraut / Saponaria major laevis, C. B. vulgaris, J. B. Wächßt bey uns an den Zäunen / und dem Rheinstrom nach / auch hin und wider an den wasserbächlein. Eigenschafft. Alle Widerstoß oder wilde Basilien halben neben vielen irdischen theilgen ein bitteres / alkalisch-temperiert-ölichtes saltz / und daher die eigenschafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / anzuhalten / und allem Gifft zu widerstehen / Wunden und Schäden zu heilen. Das Seiffen-kraut hat mehr flüchtigscharffes Saltz / und daher noch mehr eigenschafft zu eröffnen / zu zertheilen / die monatliche Reinigung zu befördern / den Schweiß und Harn zu treiben; Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen / die Schäbigkeit und Raud zu vertreiben: Kröpff und andere Geschwulsten zu vertheilen; die wurtzel kan hierzu in dem anfang des Brachmonats gesamlet werden. Die destillierten Wasser von diesen kräutern sind gut zu zertheilung der Augenschmertzen und Entzündungen. CAPUT XIV. Wärgenrößlein. Lychnis coronaria. Namen. WArgenrößlein heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lychnis coronaria, Rosa Mariana, Coeli rosa, Flos coeli, Rosula coelestis, Flamma vel Flammula Jovis. Italiänisch und Spanisch / Lychnide coronaria. Frantzösisch / Oeillet. Englisch / Rose campion. Niderländisch / Christus voghen. In Teutscher sprach wird es auch genennt Frawenrößlein / Marienrößlein und Himmelrößlein. Gestalt. Das Märgenrößlein ist von den Alten Lychnis coronaria genennt / darumb daß seine blumen zu den kräntzen / die blätter aber zu den Lucernen sind geblaucht worden. Wiewol man auß mangel seiner Beschreibung nicht eigentlich wissen kan / welches das wahre Lychnis der Alten seye / so wächßt doch in Böhmen gemeiniglich in den Gärten ein Kraut / welches Matthiolus für das rechte Lychnis hält. Es hat purpur-braune Rößlein oder blumen / gestaltet wie die weisse Veieln / darzu lange blätter wie die Ringelblumen / sind aber aschenfarb / grün und haarig oder wollicht. Der stengel ist auch haarig / einer elen hoch / darauß entspringen viel zweiglein / die tragen oben am Gipffel rauche / länglichte / streiffichte knöpfflein / darauß schlieffen die schönen blumen aber ohn geruch. Es bringt einen runden / kleinen und gelblichten samen.
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Die Märgenrößlein änderen sich mit ihren blumen / denn etliche bringen liecht-rothe / andere leibfarbe blumen. Man findet sie auch mit weissen blumen / und rothen oder leibfarben linien oder tüpfflein besprenget. In etlichen Lustgärten werden sie auch mit gefüllten rothen blumen angetroffen. Die Märgenrößlein von Jerusalem / oder die Constantinopolitanische blum / Lychnis hirsuta flore coccineo major, C. B. Flos Constantinopolitanus miniatus, albus & varius, J. B. überkommet ein lange wurtzel / so in dünne neben-würtzelein zertheilet wird / und ein bitterlichten geschmack von sich gibet / auß welcher viel dünne / hole / rauche und zwey elen hohe stengel herfürkommen / die mit etlichen gläichen abgetheilet sind / daran zwey länglichte / spitzige / rauche und schwartz-grüne blätter hangen. Oben an den stengeln erscheinen viel zusammen gesetzte köpflein / darauß die schönen blumen / den Ringelblumen ähnlich / doch ohne geruch / im Brach- und Hewmonat herfür schiessen. Der röthlichte kleine same ligt in langen / spitzigen hülßlein. In dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten wird dieses schöne Gewächs mit weissen / zinnober- und leibfarben blumen angetroffen. Eigenschafft Der samen der Märgenrößlein ist mit etwas flüchtigem Saltz begabt / und deßwegen warm und trocken im andern grad: eröffnet / durchtringet / zertheilet / und widerstehet dem Gifft. Gebrauch. Dioscorides schreibt Lib. 3. c. 115. Wenn an den Scorpionen dieses kraut anhält / so werden sie nach etlicher Außsag davon faul / träg und unkräfftig zu beschädigen. CAPUT XV. Leberblümlein. Gramen Parnassi. Namen. LEberblümlem oder Parnasser-graß / weisser Wintergrün / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gramen Parnassi, Gramen hederaceum. Hepatica alba, Flos hepaticus, Gramen Parnassi flore albo simplici, C. B. Parnassi Dodonaeo, quibusdam Hepaticus flos, J. B. Englisch / Graß of Parnassus. Niderländisch / Graß van Parnasso. Frantzösisch / Gramen de Parnasse. Gestalt. Dieß Kraut hat ein kleines / erdfarbiges braunes / inwendig weisses / mit vielen haarzäselein belangtes / mit grundichtem / tröcknendem / gantz gelind zusammen ziehendem geschmack begabtes würtzelein; darauß viel rundlichte / etwas zugespitzte / von farben liechtgrüne / den blättern des Ephews sich vergleichende / jedoch kleinere / und gantz nicht eckichte / safftige blätter an langen stielen auffwachsen. Zwischen solchen blätteren steigen demnach auch dünne / kahle / sünffeckichte / hole / oder mit wenigem märck angefüllte stengelein über halb spannen hoch Leberblümlein. Gramen Parnassi. gerad empor. Ein jedes stengelein hat nur ein eintzeles blatt / von welchem es also umbfasset wird / gleich ob es durchgewachsen wäre. Am oberen theil aber des stengeleins erscheinet in dem Hewmonat ein weissel / fünffblättiges / grosses / mit wasserfarben äderlein durchzogenes / wolriechendes blümlein; welches mit einem fünff- und rund-blättigen / grünen / von jedem ecke des stengeleins außwachsenden kelchlein understützet wird; und inwendig viel weisse / mit gelben runden köpfflein gezierte zäserlein hat. Nach verwelckung der blum folget ein dickes / eckichtes / auffgeblasenes / oben zugespitztes / bleich-röhtlichtes knöpfflein / in der grösse einer kleinen Haselnuß / welches viel kleine / ablange / gelb-rothe sämlein bey seiner zeitigung in sich hält. Wächßt in feuchten wiesen und gründen / bey uns umb Michelfelden / bey dem Schloß Gundeldingen / wie auch auff unserer Landschafft in den feuchten Berg-matten / bey dem Dorff Rigetschweil sehr häuffig. In dem Jahr 1691. habe ich es mitten im Hewmonat bey dem Dörff St. Margarethen in dem Rheinthal / (als ich mit Herren Dr. Anhorn / berühmtem Statt-Artzt zu St. Gallen / und anderen werthen Freunden / alldorten an dem Gestad des Rheins vor Mittag ohngefehr spatzierete) bereits blühend angetroffen / da ein jedes blümlein mit einem lieblichen Bisam-geruch jederman ergetzte. Man findet annoch eine art dieses krauts mit schöneren / grösseren und gedoppelten Blumen / anzusehen wie ein Stern / da die blättlein der blumm nicht rund / wie in dem vorigen / sondern etwas gespitzt sind. Es soll in Braband von sich selbsten wachsen; sonsten wird es in den Gärten auch gepflantzet: Gramen Parnassi albo pleno flore, C. B.
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Eigenschafft. Das Leber-blümlein hat neben vielen irdischen und sehr wenig flüchtig-öligen theilgen auch ein alkalisches / groblichtes saltz / und dadurch die eigenschafft zu kühlen / zu trocknen / anzuhalten / Wunden und Geschwär zu säuberen und zu heilen. Man kan zu dem end dieß kraut in dem Hewmonat / oder anfang des Augstmonats einsamlen / der same wird erst im Herbstmonat / oder später zeitig / und wird gerühmet zum Harntreiben / und verstopffungen zu eröfnen. Gebrauch. Es kan dieses kräutlein gleich dem Wintergrün / oder Sanickel gebraucht werden / weilen sie einerley krafft zusammen haben. Ich habe mithin eine Essentz von diesem kraut mit Brantenwein gemacht / und solche ein wenig inspissirt, welche mir demnach herlich (Wunden und Schäden.) zu heilung allerhand wunden und schäden gedienet / so wol äusserlich als innerlich auf 20. und mehr tropffen täglich gebraucht. (Schleim und Grieß der Nieren) Ein quintlein von dem samen bißweilen eingenommen / treibt schleim und grieß durch den Harn und reiniget die Nieren. Ein köstliches Wund - tranck: Nim Sassafraß-holtz 2. loth / Leberblümlein-kraut und blumen / drey handvoll / Wintergrün ein handvoll / Sanickel / Singrün / Mäyenblüm??? in / Lindenblüt / jedes ein halbe handvoll / zerschneide diese stück under einander / thue sie in ein Kannen / giesse anderthalb maß destilliert Betonien-wasser darüber / vermache oder verlutiere den deckel der Kannen wol / laß es in einem kessel mit wasser 4. stund lang wol sieden / seige es folgends und trucke es durch ein grobes tuch / und gibe einem verwundten Patienten alle Morgen und Abend 4. loth davon zu trincken. Ist sonderlich (Hauptwunden.) in denen Wunden des Haupts bewährt gefunden worden / da man äusserlich zugleich das Betonien-pflaster gebraucht.

CAPUT XVI.
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Gliedtraut. Sideritis. Namen. BLiedkraut heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Sideritis, Heraclea, Ferruminatrix. Italiänisch / Siderite. Englisch / Wallsage. Niderländisch / Glidkruyt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Gliedkraut / Sideritis vulgaris hirsuta erecta, C. B. vulgaris hirsuta, J. B. hat eine kleine / gelb- und zaselichte wurtzel. Die blätter vergleichen sich dem Andorn / außgenommen daß sie länger sind / etlicher massen den Salbeyen- und Eychen-blättern gleich / aber kleiner / rauch / runtzlicht / und gerings herumb mit vielen schnittlein zerkerfft. Die stengel sind viereckicht und haarig / fast anderthalb spannen lang / haben viel neben-zweiglein / zwischen den blättern erscheinen runde knöpflein / den Spinn - wirteln gleich / wie an dem Andorn auch zu sehen / die stehen voller schöner weißgelder Blümlein / welchen ein schwartzer Samen Gemein Gliedkraut. Sideritis vulgaris hirsuta. nachfolget. Dieses Gewächs hat ein zimlich lieblichen Geruch / und ist am Geschmack etwas herb und zusammenziehend. Man findet es an steinichten / trockenen hügeln und rechen / deßgleichen auff den bergen / die der Sonnen wol gelegen sind / und dieweil es hin und wider in unserë Teutschland wol zu bekommen ist / wird es nicht in den Lustgärten gezielet. Es wächßt viel umb Wien in Oestereich. 2. Das nidrige Gliedkraut / Sideritis Alsines Trissaginis foliis, C. B. hat ein kleine dünn-harige wurtzel. Der stengel ist schuhslang / viereckicht / und ein wenig rauch von haaren / welcher alßbald bey seinem ursprung in neben - ästlein / und diese widerumb in andere auff die Erden gebogene nebenzweiglein / außgetheilet wird / gleich wie an dem Hünerdarm mit Gamanderlein - blättern / welchen es doch an grösse weit übertrifft: der blättern find wenig / an gestalt des vorgedachten Hünerdarms / jedoch grösser und am umbkreiß zerkerfft: bey dem anfang der blättern erscheinen / auß rauchlichten kelchlein oder knöpflein / liechtblawe / ablange blumen / welchen ein kleiner rundlichter samen nachfolget. Dieses wird umb Straßburg gefunden. 3. Das dritte geschlecht des Gliedkrauts / Sideritis arvensis latifolia glabra, C. B. glabra arvensis, J. B. wächßt allhier am gestad des Wiesenflußs gegen kleinen Hüningen / wie auch umb Montpelier und Languedeck / in Franckreich. 4. Das vierte geschlecht des Gliedkrauts / Sideritis hirsuta procumbens, C. B. Sideritis Clusio Hispanica, hirsuta, J. B. wächßt bey Regenspurg auff den Matten / nicht weit??? von der Donaw. Man findets auch am Meer [846] ligenden orten bey den Apenninischen Gebürgen / und im Narbonesischen Franckreich. Gemein Gliedkraut oder Zeisigkraut. Sideritis arvensis angustifolia. 5. Das fünffte geschlecht des Gliedkrauts Sideritis arvensis angustifolia rubra, C. B. Ladanum segetum, quorundam flore rubro, J. B. so allhier under dem namen Zeisigkraut abgemahlet / hat ein viereckichten stengel / der drey quer hand hoch / wie auch höher wächset / und in viel neben-ästlein getheilet wird. Die blätter werben länger als am Andorn / und vergleichen sich der Salbey / sie sind krauß / weißlicht und geben kein unanmütigen geschmack von sich / seine bleiche blumen kommen würtelweiß oben am stengel Herfür / es wächßt an dürren orten. 6. Das sechßte geschlecht des Gliedkrauts / Sideritis hirsuta vulgaris humilior, C. B. secunda Clusio capitato flore, J. B. Wächßt viel auff den äckeren zwischen dem Geträid in Nider-Oestereich und Ungarn. Eigenschafft. Das Gliedkraut ins gemein hat ein bitterlichtes / alkalisches / etwas ölicht-balsamisches saltz / neben vielen irdischen theilgen / und daher die eigenschafft zu tröcknen / anzuhalten / zu eröffnen / zu reinigen / Wunden und Schäden zu säuberen und zu heilen / man samlet sie im Brach- und Heumonat. Gebrauch. (Wunden / Geschwär / weisser Weiberfluß.) Alle Gliedkräuter dienen fürtrefflich zu den Fall- und Wund - tränckeren / in halb Wasser und weissen Wein gesotten / und davon getruncken; mögen allerhand Wunden vonstich / hieb / und schüß außheilen. Mithin reinigen und heilen sie auch innerliche Geschwär / und treiben gelind durch den Harn / und stillen die weissen Mutterflüß. Das grüne zerstossene / oder auch dürre (Wunden / Brand.) und zu pulver geriebene Gliedkraut mit Rosenhonig zu einem sälblein angemacht / hat eine krafft allerhand Wunden zu heilen / und den Brand zu löschen. CAPUT XVII. Breit Heidnisch Wundkraut. Virga aurea latifolia. Namen. HEidnisch oder Gulden Wundkraut heißt Lateinisch / Virga aurea, Solidago Saracenica, Consolida Saracenica. Italiänisch / Verga aurea. Frantzösisch / Verge d’or. Englisch / Golgenrod. Dänisch / Gyldenvundurt. Niderländisch / Güldenroede. Geschlecht und Gestalt. 1. Das breite Heidnisch Wundkraut / Virga aurea latifolia serrata, C. B. aurea sive Solidago Saracenica latifolia serrata, J. B. hat glatte Oliven-blätter / allein sind sie länger und breiter / sonderlich die nahe bey der wurtzel stehen / sie haben auch am umbkreiß subtile kerfflein. Die stengel werden braunroth / holszicht / und ein oder zwey elen hoch. Oben trägt es im Augstmonat seine geährte / gelbe blumen / so nach der zeitigung davon fliegen. Mart findts in den wäldern und bergichten orten im fetten boden / wie auch auf den büheln / am rand der äckeren und in den Weingärten. Es wächßt allhier auff dem Muttenszer - berg und im Hüninger - wald. Dieses kraut änderet sich an den blätteren / denn sie werden länger / breiter / kürszer und wie ein Segen gekerfft / auch bißweilen mit weissen striechen gezeichnet. 2. Das schmale Heldnisch Wundkram / Virga aurea angustifolia minùs serrata, C. B.
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Schmal Heidnisch Wundkraut. Virga aurea angustifolia. aurea vulgaris latifolia, J. B. hat ein zertheilte überzwerch in die Erden gehende / braunschwartze / weiß-faselichte / mit aromatischem geschmack begabte wurtzel; davon etliche gestriemte / etwas haarige / mit dickem marck angefüllte stengel über elen hoch gerad auffsteigen / und wechselweiß unden bey der wurtzel breitere / oben auff schmälere / außgespitzte / schwartzgrüne / dißweilen ein wenig gekerffte / und haarichte blätter herfürbringen. Die blumen erscheinen in dem Augstmonat an eigenen länglichten stielen / oben an dem stengel hinauff gelb / und wie sternen gebildet / welche in einen flaumichten samen außgehen. Wächßt an schatt- und waldichten feuchten orten / bey uns umb Hüningen / wie auch auff den Schauenburger-Muttetzer- und Mönchensteiner-bergen. 3. Das Mexicanische Heidnische Wundkraut / so in den Gärten gepflantzet wird; Virga aurea Mexicana, C. B. Virga aurea Limonii folio panicula uno versu disposita, Hort. Reg. Paris. 4. Das grosse Heidnische Wundkraut / Virga aurea major vel Doria, C. B. Alisma Matthioli, sive Doria, J. B. blühet im Hew- und Augstmonat / bey Montpelier an dem gestad des Baches Lade. 5. Das gröste Americanische Wundkraut / Solidago maxima Americana, Cornut. Eigenschafft. Das gemeine breite und schmale Heidnische Wundkraut hat ein bitteres / alkalisches / miltflüchtiges / balsamisch-ölichtes saltz bey sich / und daher gute krafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / wunden zu säuberen und zu heilen / die innerlichen verstopffungen der Leber / Miltz und Nieren auffzulösen / wie auch sonderlich den Stein / Schleim / und Sand zu treiben / das gerunnen blut zu vertheilen / dem Gifft zu widerstehen / und Würme in dem Leib zu tödten. Man muß es erst in dem Augstmonat samlen. Gebrauch. (Verstopffungen / versteckter Harn / Sand und Schleim der Nieren Wunden / Geschwär.) Auß den Wurtzen / blättern und blumen under einander zerhackt / läßt sich mit zugiessung gul???en Wein-branntenweins eine Essentz außziehen / welche auff 30. tropffen offt eingenommen herrliche tugend hat alle säure des geblüts zu versüssen / Verstopffungen zu eröffnen / Harn zu treiben / Sand und Schleim auß den Nieren auß zuführen / und fürnemlich Wunden und Schäden zu reinigen und außzuheilen. Das Heidnisch Wundkraut wird nicht allein zu den äusserlichen / sondern auch zu den innerlichen Wunden gar nutzlich gebraucht / daher es billich zu den Wund-tranckern solle genommen werden. Es berichtet Matthiolus und Dodonaeus stirp. Hist. pempt. (Stein / Nierenweh Sand.) I. lib. V. cap. 26. daß dieses Kraut ein sonderliche krafft habe wider den Stein und das Nieren-weh / also daß es den Sand und Stein außführe / über das reinige es auch die Nieren und Harngäng von allem schleim / dadurch offtermahls der Harn auffgehalten wird. Man siedet ein handvoll dieses krauts / in halb weissen durchtringenden Wein und Wasser / und gibt dem Krancken nach belieben davon zu trincken. (Alte / offene fliessende Schäden.) Man kan auch das Pulver gebrauchen zu den alten offenen und fliessenden Schäden / daß man dasselbige darein strewe / denn es verzehret und trocknet auß alle böse feuchtigkeit / so sich darinn versamlet / macht die Wunden widerumb frisch / behält sie rein / und bringet sie widerumb zusammen. Sonsten kan die wurtzel und das kraut zu pulver gestossen / und biß auff ein quintlein davon underschiedliche mahl in brühen eingenommen / allen Sand / Stein und dicken Schleim auß den Nieren und Blasen fürtrefflich treiben. (Sand / Schleim / Stein / rothe Ruhr.) Das destillierte Heidnisch Wundkrautwasser befürdert den Harn / führt den Sand / Schleim und Stein auß den Nieren und der Blasen / ist dienlich wider die rothe Ruhr / so man davon drey oder vier loth öffters trincket. (Versehrung des Munds.) In der Versehrung des Munds wird es zu den Gurgel-wassern nutzlich gebraucht. CAPUT XVIII. Winde. Convolvulus. Namen. Winde / Zaunglocken / Windenkraut und Baumwinde / heißt Lateinisch / Convolvulus, Volubilis. Italiänisch / Vilucchio, Herba campanella. Frantzösisch / Liset, Herbe aux cloches. Spanisch / Campanilla yerva. Englisch / Bindtweed. Niderländisch / Winde / Wranghe. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Winde / Convolvulus major albus, C. B. major, J. B. Smilax laevis, Matth. hat eine lange / weisse und zasichte wurtzel / auß welcher seine vielfaltige / runde und
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Grosse Winde. Convolvulus major. schwancke stengel oder Reben / umb die bäum / zäun / und alles was sie erreichen / sich umbwinden und umbwickeln. An den reißlein überkomt sie lindere und weiche blätter / welche beynahe wie ein pfeil gestaltet sind / den blättern des Ephews fast gleich. Die blumen sind schön weiß und rund / inwendig hol wie ein klöcklein / oder wie Litien-blumen anzusehen. Wenn die blumen vergehen / folgen runde Bollen hernach mit dünnen häutlein / in welchen ein eckichter schwartzer und bißweilen röthlichter samen ligt. Es ist dieses kraut gar übel zu vertreiben / dieweil die wurtzel allzeit neue und junge Spargen wie an den Hopffen herfür stosset. Etliche pflantzen sie für die fenster / da man sie artlich in die höhe gewehnen kan / auch dick in einander wächßt / und wie ein grüner teppich anzusehen ist. Kleine Winde. Convolv. minor. 2. Die kleine Winde / Convolvulus minor arvensis, C. B. Helxine, Cissampelos multis, sive Convolvulus minor, J. B. Ist der ersten mit wurtzeln / stengelein / blättern und blumen gantz und gar gleich / außgenommen / daß sie in allen ermelten stücken kleiner ist. Die blumen riechen etwas lieblich / sind von farben weiß / leibfarb / und bißweilen mit rothen purpur-braunen striemlein durchzogen / die sind hol wie kleine klöcklein; so die abfallen / findet man schwartzen jamen in runden knopfflein verschlossen: auß den stengeln kriechen etliche auff der erden herumb / andere aber umbwinden alles was sie ergreiffen können / und drucken also andere fruchte und kräuter zu boden. Beyde Geschlechte wachsen neben den zäunen in den Weingärten / und blühen im Sommer: sind auch mit einem Muchsafft angefüllet. 3. Die blaue Winde / Convolvulus coeruleus hederaceo anguloso folio, C. B. Nil Arabum quibusdam sive Convolvulus coeruleus, J. B. hat ein kleine / weisse / zasichte wurtzel / auß welcher viel runde / glatte und schwancke stengelein wie strick herfür wachsen / an denen grüne und weiche blätter sich erzeigen / die grösser sind als am kleinen Ephew. Die blumen erscheinen schön blau und etwas zertheilt / denen runde schöt lein nachfolgen / in welchen der same verborgen ligt. Sie wird in Italien / Franckreich und Holland viel in die Gärten gepflantzet. 4. Die schwartze oder Buch-Winde / Convolvulus minor, semine triangulo, C. B. niger, Dod. Volubilis nigra, Tab. überkomt eine geringe kurtze wurtzel / auß welcher viel dünne / schwancke und röthlichte ästlein herfür wachsen / mit denen sie sich umb die nächsten bäume / stauden / oder was sie erreichen kan / von unden an biß oben auß umbwindet / zieht alles so viel ihr immer möglich zu boden / und sie bleibt oben schweben. Ihre blätter werden etwas lang / breit und spitzig / fast wie der Ephew / außgenommen daß sie dünner und weicher sind. An den ästlein trägt sie im Sommer weisse beysammen stehende blümlein / denen ein dreyeckichter / schwartzer kleiner same in röthlichten häutlein nachfolget. Sie wächßt neben den zäunen / in den Weingärten und Flachs-feldern / welche sie zu boden ziehet. Eigenschafft. Die Winden haben ein scharffes / etzendes Saltz / neben übrigen wenig schwefelichten / vielen irdischen und safftigen theilgen / auch daher die eigenschafft / durch den stulgang allerhand feuchtigkeiten außzutreiben / und zu purgieren; allen schleim zu erdünnern / auch wol etwas durch den Harn zu treiben. Gebrauch. (Verstopffung des Leibs.) Die Bauren pflegen zuweilen ein haudvoll dieses Krauts / mit oder ohne wurtzel / neben ein wenig Fenchel- oder Aniß-samen / oder Weckholder-beeren in halb Wasser / halb weissen Wein / oder auch in Wasser allein zu sieden / und dieß tranck morgens frühe außzutrincken / welches denn offt den Leib sänfftiglich zu mehrmalen durch den Stulgang reiniget. (Röthe der Augen.) Auß den klöcklein der Winden wird ein Wasser destillirt / welches die röthe der Augen hinweg nimt / so man etliche tröpfflein darein thut. (Harn winde.) Morgens und abends ein paar loth dieses Wassers getruncken / dienet wider die Harnwinde. CAPUT XIX. Elatine. Elatine.
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Kundblättige Elatine. Elatine folio subrotundo. Spitzblättige Elatine. Elatine folio acuminato. Namen. ELatine / heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Elatine, Linaria Elatine dicta. Englisch / Fluellin / or Speedwell. Geschlecht und Gestalt. 1. Die rundblättige Elatine / Linaria Elatine dicta folio subrotundo, Raji. Elatine folio subrotundo, C. B. mas folio subrotundo, J. B. Veronice foemina, Matth. treibt auß einer einfachen / weissen / dünnen / wenig zaßlichten / gerad???in die erden dringenden wurtzel / einen dünnen / runden / kaum quer hand hohen stengel über sich; die zweiglein aber / so über der erden hin außgebreitet sind / werden bißweilen spannen-lang. Die blätter erscheinen daran wechselweiß rundlicht / bleichgrün / oder grawlicht / haarig / weich / ins gemein an dem rand gantz und gleich / bißweilen aber auch ein wenig gekerbt / und mit gantz kurtzen stielein begabet. Neben diesen blättern kommen in dem Hew- und Augstmonat einfache / lange dünne stiel / mit kleinen gelblichten spörlein-blümlein / wie an dem Lein- oder Flachs-kraut gestaltet / welche wol auffgesperrt / ein grün-gelblichtes Lipplein / und das obere blättlein erdfarbig / und eingeschnitten haben. Das kelchlein aber der blümlein ist fünfffarbig; endlich folget ein hochlichtes in zwey hölein getheiltes samen-gefäßlein / darinnen der kleine samen ligt. Wächßt hin und wider auff den feldern nach der Ernd. 2. Die spitzblättige Elatine / Elatine folio acuminato, flore luteo, C. B. Linaria Elatine dicta folio acuminato, Raji. Elatine, Matth. folio acuminato, seu foemina foliis angulosis, J. B. Ist von dem vorigen anderst nicht unterschieden / als daß es kleiner ist / und kleine / außgespitzte / mit öhrlein unden begabte / haarige / am geschmack herbe / und etwas zusammen ziehende blättlein hat / dem blättern der Winde an der Figur nicht ungleich. Wird in den Frucht-äckeren hin und wider / bey uns auff dem Birß-feld / auch denen Hüninger- und Haltinger-feldern gefunden. Eigenschafft und Gebrauch. In diesen Kräutlein findet sich ein alkalisches / ölicht-balsamisches / bitteres saltz / neben vielen irdischen theilen; daher sie die (Krebssische Schäden und Geschwär.) tugend haben zu tröcknen / alle schädliche säure zu tödten / böse Schäden / faule krebsische Geschwär / auch Wunden zu säuberen und glücklich außzuheilen. Wozu denn sonderlich das doppelt destillierte Wasser / oder der darauß gepreßte safft / innerlich und äusserlich gebraucht / nutzlich ist. CAPUT XX. Egelkraut. Numularia. Namen. EGelkraut / Schlangenkraut / klein Natterkraut oder Pfennigkraut heißt Lateinisch / Numularia, Hirundinaria, Serpentatia, Centummorbia, Lunaria minor. Italiänisch / Lunaria minore Dineraria. Frantzösisch / Herbe monnoyere, Herbe à cent maladies. Englisch / Twopenny graß. Dänisch / Pengeblad / Pengeurt / Krybendys Pengeurt. Niderländisch / Penninckkruyd / Eghelkruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine / grosse Egelkraut / Numularia major lutea, C. B. Numularia, sive Centummorbia, J. B. hat ein dünnes würtzelein / mit etlichen kleinen zaseln behenckt / auß de [850] nen Egelkraut. Numularia. viel dünne / zarte reißlein wachsen / mit welchen es under andern kräutern / wie eine Schlang hin und wider schleiffet / daher es auch Schlangenkraut oder Egelkraut genennet wird / an den zweiglein hat es sehr kleine fäselein / mit denen es sich auff dem boden anhencket. An den reißlein wachsen zu beyden seiten runde / fette / dicke / und aderichte / grüne blätlein / fast eines fingers breit oder auch breiter / welche einem Pfenning gleich sind / daher man es auch Pfenningkraut nennet. Zwischen den stengeln und blättern überkomt es im Mäyen an kleinen stielen / goldgelbe / gestirnte blümlein / denen am gelben Hahnenfuß fast gleich. Es blühet im Mäyen / und wächßt in feuchten wiesen / rheinen und grasichten wäldern / (allhier in dem Münchensteiner- und Wieler-wald.) Ist ein edel Wundkraut / und im Hewmonat in seiner würckung am kräfftigsten. So mans in die Gärten pflantzet / kommet es in allem grösser herfür. 2. Das kleine Schlangenkraut mit sehr dünnen / über der Erden her kriechenden stengelein / und purpurfarben blumen / Numularia minor flore purpurascente, C. B. rubra, J. B. blühet in sumpfichtem erdreich / mitten im Sommer. 3. Das Africanische Schlangenkraut / mit gauchhaarigen blätteren / Numularia mucronata Promont. bonae spei, Bod. à Stapel. Eigenschafft. Das im Hewmonat gesamlete Schlangenkraut hat viel irdische / mit nitrosischem / durchtringendem / bitterlichtem Saltz vermischte theilgen / und also die eigenschafft zu kühlen / zu tröcknen / zu säubern / zu heilen / das saure / gesaltzene / scharfflichte geblüt zu reinigen und zu verbessern / auch gelind anzuhalten. Gebrauch. Von dem gebrauch des Egelkrauts schreibet Nicolaus Agerius in dem 1. theil seiner Teutschen Apotheck an dem 65. cap. auff nachfolgende weise. Uber alle erzehlte Wundkräuter hab ich kaum eins dermassen schnell / sauber und rein heilen sehen / denn eben das Egelkraut / und lange Zeit bey mir selbst als ein besonder offt bewehrt und erfahren (Aeusserliliche und innerliche schäden.) stuck gehalten / denn in heilung äusserlicher und innerlicher schädigung kaum ein kräfftigers gefunden werden mag. Ich habe in der Nothdurfft / als mir kein ander Wundkraut bequemlich in der eil zum Schaden in frembden Ländern bey der hand war / dieß Egelkraut als ein höchsten nothhelffer allzeit gebraucht / und seine wunderbarliche tugend (Sorgliche Wunden.) befunden / in manchen sorglichen wunden / sonderlich der zeit / als ich dieser Kunst täglicher Erfahrnuß zu lieb durch Schlesien in Pohlen gereiset bin. Manche Wundtränck hab ich von diesem Kraut allein bereitet / in mangel anderer Wund-kräuter / und hat solches allezeit zum besten erschossen. Dieses kraut mit W???in gesotten / und täglich genutzt / zertheilt das gelieffert blut / (Gerunneu Blut im Leib. Alte Wunden.) so von dem schlagen / fallen und stossen im leib zusammen gerunnen ist: Es reiniget die alten Wunden von allem Eiter und fäulung / darumb es fleißigen Wund-ärtzten fürnehmlich gebräuchlich seyn soll. Diß heilsam kraut haben die Schlangen erstlich angezeigt / welche wenn sie verwundt sind / sich (Bruch bey den jungen Kindern.) darmit heilen. So viel D. Agerius. Wenn ein Kind mit einem Bruch behafftet ist / soll man ihme morgens nüchter ein halbe Ducaten schwer des gepülverten Egelkrauts (Blutspeye̅ Lungsucht / Bauchflüß starcke monatliche reinigung der weiber Mund-geschwär un̅ Scharbock Versehrung der Lungen / Leber und Gedärm / Durchlauf rothe ruhr starcker weiberfluß. Bräune.) in der Pappen eingeben. Ein handvoll Egelkraut in einer halben Maß Wasser und Wein gesotten / ist gut wider das Blutspeyen / Lungsucht / Bauchflüß und starcke monatliche Reinigung der Weiber: das Kraut in Milch gesotten / und damit laulicht gegurgelt / heilet die Mund-geschwär und den Scharbock. Das auß dem Egelkraut destillierte Wasser dienet wider die Versehrung der Lungen / Leber und Gedärm / stopffet die Durchläuff / rothe Ruhr und Weiber-flüß / davon nach belieben etliche loth getruncken. Es ist auch ein sonderlich mittel wider die Bräune des Halses / damit fleißig gegurgelt. Die auß dem Egelkraut mit Branntenwein außgezogene Essentz / ist eine treffliche Wund-Essentz / davon man offt 15. biß 20. tropffen auffs mahl einnehmen kan. CAPUT XXI. Sonnenthau. Rorella. Namen. DEr Sonnenthau heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rorella, Ros Solis, Drosium. Frantzösisch / Rosée de Soleil. Englisch / Rosa Solis / or Sundey. Niderländisch / Loopich-cruyt. Geschlecht und Gestalt. 1. Der rundblättige Sonnenthau / Rorella rotundifolia, Ros Solis folio rotundo, J. B. C. B. treibt auß einer zaßlichten / dünnen wurtzel /
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Rund- und breit-blättiger Sonnenthau. Rorella rotundifolia & latifolia. viel runde / in mitte wie ein löffel etwas hole / an länglichten stielen hangende / bleichgrüne / an dem umbkreiß mit dünnen / röthlichten haar-fädemlein gezierte / und auch in der größten Sommerhitze mit tröpfflein gleichsam des thaues / behengte und angefeuchtete blättlein. An dem undern theil dieser blättlein finden sich ebener massen biß auff die helffte dergleichen haar-fäserlein / welche aber kürtzer sind. Mitten zwischen den blättern steigen zwey oder drey runde / dünne / röthlichte / nackende stengel fast biß spannen-hoch empor / und werden oben auß mit weissen / auß länglichten in fünff einschnitte getheilten kelchlein gehenden blümlein gezieret / denen ablange / an der figur und grösse einem Weitzenkörnlein nicht ungleiche / mit samen angefüllte samen-gefäßlein nachfolgen. Blühet im Hewmonat / auff feuchten / sumpfichten wiesen und matten. 2. Der lang-blättige Sonnenthau / Rorella longifolia, Ros Solis folio oblongo, C. B. J. B. ist allein den blättern nach von dem vorigen unterschieden / als welche in diesem Geschlecht nicht circkelrund / sondern ablangrund sich erfinden. 3. Der rund-blättige Sonnenthau / mit stäts grünender wurtzen / Rorella rotundifolia radice perenni, foliis erectis. Wächßt in Engelland. 4. Der lang-blättige Sonnenthau mit stäts grünender wurtz / Rorella longifolia perennis. Wächßt bey Doncestres in Engelland. 5. Der lang-blättige größte Sonnenthau / Rorella longifolia maxima. Eigenschafft. Der Sonnenthau führet viel scharffes / flüchtiges / durchdringendes Saltz / so daß es äusserlich auffgelegt / die Haut beynahem auffbeißt und geschwären machet; hat deßwegen eine krafft zu wärmen / zu trocknen / allen zähen Schleim zu erdünnern / und in eine bewegung zu bringen / den Koder von der Brust abzuführen / Verstopfungen zu eröffnen / durch den Schweiß und Harn zu treiben / Stein / Sand und Grieß von den Nieren abzuführen / und die Lebens-geister zu erwecken. Etliche samlen den davon außschweissenden Gummi-safft. Sonsten aber wird dieß Kraut zu end des May oder anfang des Brachmonats / in dem Vollmond eingesamlet. Gebrauch. Es ist vermuthlich / daß in diesem kraut mehr kräfften stecken / als man bißher wargenommen. (Engbrüstigkeit / husten Lungun̅schwindsucht / sand un̅ schleim der nieren / verlohrene blum der Weibern / Wunden / Schaden.) Der Safft auß dem frischen kraut getruckt / mit Zucker vermischt / und bißweilen davon ein löffelvoll eingenommen / hat trefliche würckung in der Engbrüstigkeit und Husten / so von zähem Schleim herkomt / mag auch gar die noch nicht zu starck angesetzte Lung- und Schwindsucht auß dem grund außheilen. Reiniget die Nieren und Blasen von allem Sand und Schleim / bringet wider die versteckte Monatblum der Weibern / säuberet / reiniget / und heilet alle Wunden und Schäden. (Hertzklopffen / Ohnmacht / Schwachheit / glieder zittern Schlagflüsse / Husten / Engbrüstigkeit Stein und Sand der Nieren / Bauchgrimmen.) Auß diesem mit weissem Wein angefeuchteten kraut destilliert man auch ein Wasser / welches sehr nutzlich gebraucht wird löffelweiß in dem Hertz-klopffen / Ohnmachten / Schwachheiten / Glieder-zitteren / Schlagflüssen / Engbrüstigkeit und Husten / Stein und Sand der Nieren und Blasen. Es stillet auch das von Winden herrührende Bauchgrimmen. Man kan auch Zuckercandel / oder einen lieblichen Syrup damit vermischen / und also gebrauchen. Das Ros Solis, Rossoglio solle ehdessen auß dem Safft dieses krauts neben allerhand gewürtzen gemacht und zubereitet worden seyn. Dodonaeus aber / als ein erfahrener Artzt verwirfft den innerlichen gebrauch gäntzlich / und sagt daß es allzu scharff seye / und gleichsam wie Gifft würcke. Kan seyn / daß es an einem ort mehr kräfften bekommet / als an dem andern. CAPUT XXII. Hexenkraut. Circaea. Namen. HExenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Circaea, Solanifolia Circaea dicta major. C. B. Ocymastrum verrucarium, J. B. Circaea Lutetiana, Lob. Englisch / Enchanters Night-schade. Gestalt. Das Hexenkraut hat ein weisse mit vielen knödlein überzwerch in der Erden kriechende / wenig zaßlichte wurtzel / von welcher ein
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Hexenkraut. Circaea. gerader / dünner / mit marck angefüllter / runder / wenig und kurtz-haariger stengel / schuhes-hoch ohne ästlein empor steigt / und je zwey und zwey gegen einander stehende / breite / außgespitzte / wenig gekerbte blätter an halb zoll langen stielen herfür bringen; oben auff aber eine ähre voll weisser / kleiner mit zweyen eingeschnittenen blättlein / wie auch zweyen fäserlein / einem stielein / und zwey-blättigen kelchlein begabte blümlein trägt. Auff welche die runden / nidsich gebogenen samen folgen. Wächßt in schattichten / feuchten gründen / bey den zäunen / und in wälderen; bey uns in dem Wielerwäldlein. Ein kleinere art dieses krauts wächßt auf den Alpgebürgen hin und wieder / Solanifolia Circaea Alpina, C. B. CAPUT XXIII. Mohren-weitzen. Melampyrum. Namen. MOhren-weitzen / Kühe-weitzen / Brand / Braun Fleischblumen / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch Melampyrum Italiänisch / Melampiro. Frantzösisch / Blé noir de vache, de boeuf. Englisch / Cow-wheat. Niderländisch / Peerdbloem. Geschlecht und Gestalt. 1. Die roth-ärige Mohren-weitzen / Melampyrum purpurascente comâ, C. B. Melampyrum multis s. Triticum vaccinum, J. B. Crataeogonon flore vario, Park. hat ein kleines / holtzichtes / mit wenig fäßlein begabtes würtzelein / davon ein viereckichter / haariger / purpurrichter stengel fast gerad empor steigt / Mohren-weitzen. Melampyrum. und mit gegenstehenden / schwartz-grünen / langen / rauchlichten / Flachskraut-blättern bekleidet / oben auff aber zwischen den kürtzeren blättlein / mit purpurricht- und gelben etwas haarigen blümlein / daran das helmlein purpurfarb / das lipplein gelbroth / der rucken gelb / und das übrige purpurricht ist / gezieret wird: darauff hernach lange / geschwollene / in zwey häußlein getheilte / und mit zwey oder drey kleinen schwartzen samen angefüllte gefäßlein folgen. 2. Die kleinste gelbe allhier zugleich abgebildete Kühe-weitzen / Melampyrum luteum minimum, C. B. luteum, Tab. 3. Die Himmelblawe Kühe-weitzen / Melampyrum coeruleâ comâ, C. B. Melampyro affinis Parietaria coerulea quorundam, J. B. wächst in bergichten Wäldern bey Grenoble in Franckreich. 4. Die gelbe breitblättige Mohren-weitzen / Melampyrum Sylvaticum flore luteo, s. Satureja lutea sylvestris, J. B. luteum latifolium, C. B. Wächßt bey uns in der oberen Hart / wie auch auff dem Muttentzer-berg / und der Wasserfall. 5. Die gelbe Purpurricht-gelbe Mohrenweitzen / Melampyrum cristatum, J. B. luteum angustifolium, C. B. wächßt bey uns an obigen orten. 6. Die Griechische haarige Mohren-weitzen / Melampyrum lanuginosum Boëticum, C. B. Eigenschafft. Die Mohren-weitzen hat irdische balsamische / milt-flüchtige theilgen / und dadurch ein temperierte Tugend. Wird in der Artzney nicht gebraucht / schadet auch under dem Mehl nichts / wenn es schon etwan under dem Getreid darunder komt.
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CAPUT XXIV. Rödelkraut. Pedicularis. Namen. Rödel / Rödelkraut / Läußkraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pedicularis, Crista Galli, Ruta pedicularia, Fistularia. Englisch / Cocks-Comb / Rattle. Niderländisch / Hanekamekens / Ratelen. Geschlecht und Gestalt. 1. Das braune allhier abgebildet stehende Rötelkraut / Pedicularis pratensis purpurea, C. B. quibusdam Crista Galli flore rubro, J. B. Alectorolophos. Hat ein weisse / runtzlichte / bittere / dicklichte / mit zaseln begabte wurtzel. Auß welcher kleine / kurtze / dünne / eckichte stengel auffwachsen / deren etliche über der Erden her ligen / etliche aber auffrecht stehen. An diesen stengeln wachsen demnach kleine / graw-grüne / krause zinnelichte blätter / fast wie die Läuse anzusehen. Die Blumen erscheinen auß weichen / glatten / röthlicht-grünen bläßlein / und sind roth / bißweilen leibfarb / oder weiß / deren oberes eingeschnittenes blättlein wie ein schnabel gestaltet / daß undere lipplein aber drey einschnitt hat; inwendig finden sich in zwey hölein vier gelbe zäserlein / neben dem purpurfarben stielein in der mitte. Darauff folget der schwartz-braune / runde samen in grossen geschnäbelten hülßlein. Blühet im Brachmonat / wächßt allhier in sumpfichten Wiesen bey Michelfelden. 2. Das purpurrothe Wasser-Rödelkraut / welches viel grösser ist / als das vorige / und ein haariges kelchlein trägt; Pedicularis palustris rubra elatior, Raj. 3. Das Berg-Rödelkraut / mit weisser wurtz und bleicher Blumen-ähre / Crista Galli montana, floribus pallidis in Spicam congestis, Raj. 4. Das Alpen-Rödelkraut mit schwartzer wurtz und vielen Farnkraut-blättern / Pedicularis Alpina Filicis folio major, C. B. major Dalechampii, J. B. 5. Das gemeine gelbe Läußkraut / Pedicularis pratensis lutea, vel Crista Galli, C. B. Crista Galli foemina, J. B. Blühet im Brachmonat / bey uns auff allen dürren Matten und Felderen: der samen wird bald zeitig. Joh. Bauhinus gedenckt annoch des Läußkraut-Männleins / welches in allen seinen theilen das vorige weit übertrifft / und umb Genff auff allen Matten neben dem erstern gefunden wird / Crista Galli mas, J. B. 6. Das Sieilianische grosse gelbe / oder auch gescheckte Läußkraut / Crista Galli spicata flore luteo magno Messanensis, Raj. Item Crista Galli spicata flore vario ex albo & purpureo, Ejusd. 7. Das gelbe Alpen-Läußkraut / Crista Galli Alpina lutea, C. B. Alpina flore luteo, radice nigra, J. B. 8. Das schmalblättige Berg-Läußkraut / mit bleicher blum / so auff etlichen Bergen umb unser Statt wächßt / Crista Galli angustifolia montana, C. B. 9. Das büschel-blumige gelbe Läußkraut / Crista Galli umbellata, C. B. Eigenschafft und Gebrauch. Diese Kräuter samtlich haben viel irdische / wenig andere nutzliche theil bey sich / derowegen sie in der Artzney nicht gebraucht werden. CAPUT XXV. Fingerhut. Digitalis. Namen. FIngerhut / Fingerhutblumen / Waldglöcklein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Digitalis, [854] Nola sylvestris. Italiänisch / Gantelli. Frantzösisch / Digitale, Gantelez, Gant nostre Dame, Doigtier. Niderländisch / Fingerhoet cruyt. Dänisch / Fingerurt. Englisch / Foxglove. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gelbe Fingerhutblum / Digitalis lutea magno flore, C. B. Flore majore, folio latiore, J. B. hat eine kurtze / krumme / mit vielen faseln behengte wurtzel / auß welcher etliche ekichte / wenig haarige stengel elen-hoch auffwachsen / und mit langen / spitzigen / breiten / gekerfften / bitterlicht-scharffen / oben auff glatten und schwartz-grünen / unden aber von haarigen aderen runtzlichten blätteren / bekleidet werden. Oben an den stengeln erscheinen im Brach- und Hewmonat grosse / gelbe / von innen und aussen haarige / an kurtzen stielen hangende / einblättige Glocken-blumen / formieret wie ein Fingerhut; wenn diese verfallen / so findet man einen breiten und langen samen in hülßlein verschlossen. Wächßt bey uns auff dem Muttetzer- und umbligenden anderen Bergen. 2. Der gelbe Fingerhut mit kleiner bleichgelber Blumen und schmäleren blätteren; Digitalis lutea vel pallida parvo flore, C. B. It. angustifolia lutea parvo flore, Ejusd. flore minore subluteo, angustiore folio, J. B. wächßt umb Mönchenstein herumb. 3. Die gemeine purpurfarbe Fingerhutblumen / Digitalis purpurea folio aspero, C. B. purpurea, J. B. Ist ein grösseres kraut / als an der gelben / bekomt offt ein fingers-dicken / eckichten / haarigen / röthlichten stengel; purpurfarbe blumen / und ablange / zugespitzte / haarige / gekerffte / oben schwartzgrüne / unden grawe an langen stielen hangende blätter / und endlich einen kleinen samen. Von diesem geschlecht hat es auch noch etliche arten / mit weisser / fleischfarber / rothgelblichter blumen. 4. Der grösseste Fingerhut mit schmalen / eisengrawen Blumen / Digitalis angustifolia flore ferrugineo, C. B. ferruginea flore angustiore, J. B. Eigenschafft und Gebrauch. Das Fingerhut-kraut und Blumen hat ein bitter etzendes scharffes saltz / und dadurch eine krafft über und under sich zu purgieren. Wird in der Artzney wenig gebraucht: Ein gute handvoll davon in halb Wasser halb Wein gesotten / und das Tranck offt getruncken / solle eine krafft haben durch purgieren (Fallende Sucht.) die fallende sucht auß dem grund auß zu heilen; man kan aber noch Engelsüß und andere Kräuter damit vermischen. Das (Wunden.) Kraut in Wein gesotten / und die Wunden und Schäden damit fleissig außgewaschen / befürderet die heilung deroselben trefflich. CAPUT XXVI. Genserich. Anserina. Namen. GEnserich heißt Lateinisch / Anserina, Argentina, Potentilla, Argemone altera. Italiänisch / Potentilla. Frantzösisch Genserich. Anserina. / Bec d'oye, Aigremoine sauvage, Argentine. Spanisch / Agrimonia salvage. Englisch / wilde Tansey / Silverweed. Dänisch / Storroellicke / Genserick / Soelffurt. Niderländisch / Ganseyck / Silverkruyd. In Teutscher Sprach wird er auch genent Grensing / Gänß-kraut / Grinsing / Gränsich / Grunsing und Silberkraut. Gestalt. Der Genserich ist fast jederman bekant. Er hat eine lange zasichte wurtzel / die blätter ligen auff der Erden / sind vielfaltig zerspalten / und gerings herumb zerkerfft / den blättern der Odermenig / oder des Reinfahrns ähnlich / doch von farben gantz weiß / oder äschenfarb-graw / und gläntzend wie ein Silber auff der oberen seiten / lind und zart an dem griff von der Wollen damit sie überzogen sind. Die wurtzel stosset neben den blättern viel lange / dünne / runde Fäden / so hin und her auf der Erden umb sich kriechen / welche auch außsprossen und kleine zäserlein an statt der wurtzeln und blättern bringen / gleich wie das Fünfffinger-kraut oder Erdbeer-kraut / darauß denn junge und newe stöcklein werden / mit solchem fladern und hin und wider kriechen / spreitet sich das gemelte kraut hefftig und weit auß / also daß von einem stöcklein mehr als zwantzig werden. An den hin und her kriechenden fäden oder stielen wachsen schöne / bleichgelbe blümlein / von fünff blättlein gerings herumb besetzt / den blümlein des Tormentills oder Fünfffinger-krauts ähnlich. Dieses Gewächs hat keinen sonderlichen Geruch oder Geschmack. Man findet es allenthalben an graßichten Awen und feuchten Gärten / die kurtz Graß haben / und uneben oder bühelicht sind / deßgleichen an den grasichten [855] Wasser-gestaden / fürnemlich da die Gänß weiden. Derowegen etliche dafür halten / dises kraut habe den Namen Genserich daher bekommen / daß es von den Gänsen sehr geliebet / und abgeweidet wird. Eigenschafft. Der Genserich ist kalter und trockner Natur / führet ein salpetrisches / durchtringendes saltz bey sich / und hat daher gute kräfften den Harn zu treiben / Stein und Grieß von den Nieren abzuführen / verstopffungen zu eröffnen / zu säuberen / zu heilen. Die wurtzel davon ist lieblich und gut zu essen. Gebrauch. (Bauchflüß starcke monatliche reinigung der weiber blutspeyen brüch / wunden / wacklende Zähn / luckes zahnfleisch / zanschmertzen / gafallen Zäpfflein des munds) Ein handvoll Genserich in einer halben maß Wasser und weissen Wein gesotten / und davon getruncken / stellet die Bauchflüß und starcke monatliche reinigung der Weiber / ist gut wider das Blutspeyen / heilet die Brüch und Wunden. So man ein wenig Essig darzu thut / und damit lawlicht gegurgelt / stärcket es die wacklende Zähn und luckes Zahnfleisch / mildert die Zahnschmertzen / und hebt auff das gefallene zäpflein des Munds. Wider den weissen Weiberfluß: Nim Genserichkraut ein loth / geschaben Helffenbein ein halb loth / weisse Corallen und Agstein / ohne fewr zubereitet Hirtzenhorn jedes (Weisser weiberfluß.) ein quintlein. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gibe Morgens nüchter ein halb Ducaten schwer von diesem pulver in destilliertem Genserich-wasser ein. Man solle auch das kraut in Wein legen und stetig darab trincken. Genserichkraut in halb Wasser und weissen (Mundfäule / löcher im hals / wacklende Zähn / zahnweh.) Wein gesotten / darnach die brühe durch ein tuch gesiegen / den Mund und Hals öffters damit gegurgelt / heilet die Mundfäule und löcher des Hals / stärcket die wacklenden Zähne / und milteret das Zahnweh. (Rothe ruhr / blutflüß.) Genserich-kraut an die Fußsolen gebunden / oder darauff gegangen / soll die rothe Ruhr / auch andere Blutflüsse stillen. In dem Mäyen / morgens da ein Thaw gefallen / Genßrich-kraut / und Rockenckornkraut genommen / zerhackt / den safft davon außgepreßt / mit rothem Wein vermischt / durch fließpapier fliessen lassen / und drey oder mehr Morgen nach einander allezeit (Nierenstein / grieß un̅ schleim der Nieren.) 14. loth davon getruncken / ist ein treffliches mittel wider den Nieren-stein / zermalmet ihne / und treibt auch allen Schleim und Grieß fort: Gleiche würckung hat auch das von dem Genserich gemachte saltz; und die davon mit Brantenwein / oder dem Mäyenthaw-Spiritu außgezogene Essentz / auff 20. und mehr tropffen auff einmahl genommen. (Hitze der Fiebern.) Genserich mit Saltz und Essig gestossen / und über die Fußsohlen gebunden / wehret der Hitz in den Fiebern. Des destillierten Genserichkraut-wassers / (Nierenstein ruckenweh / weisser fluß der weiber versehrung der därm / rothe Augen / flecken der Augen.) Morgens und Abends / jedesmal 4. oder 5. loth getruncken / ist ein bewehrte Artzney / den Nierenstein auß zuführen / das Ruckenweh zu vertreiben / den weissen Fluß der Weiber zu stillen / und die versehrung der Därmen zu heilen: äusserlich gebraucht / dienet es wider die rothe Augen und deren flecken. In Engelland brauchet man dieses wasser / (Flecken und masen des Angesichts.) die flecken und masen des Angesichts damit gewaschen / zu vertreiben.

CAPUT XXVII.
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Odermenig. Agrimonia. Namen. ODermenig heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Eupatorium Veterum, Eupatorium verum, Eupatorium Graecorum, Hepatorium, Hepatitis, Agrimonia, Agrimonium. Italiänisch / Agrimonia Frantzösisch / Aigrimoine, Eupatoire. Spanisch / Agrimonia. Englisch / Agrimonii. Dänisch / Aggermane. Niderländisch / Agrimoni In Teutscher Sprach nennet man sie auch Agermeng / Agrimonien / Adermenig / Bruchwürtz / Leber-kletten und Königskraut. Gestalt. Die Odermenig ist ein wol bekant kraut / hat ein schwartz-braune wurtzel / mit vielen Zincken / die ist hart und höltzicht / grösser und länger als die wurtzel des Benedictenkrauts / hat keinen Geruch / aber ein bitteren geschmack / mit einer zusammenziehung. Die blätter sind in viel kleine blättlein zerspälten / gleich wie das Genserich-kraut / von farben graw oder aschenfarb / dieselbige neben-zerschnittene blättlein sind widerum gerings herumb mit kleinen schnittlein zerkerfft / wie die Sicheln / oder wie die kerff am Fünffingerkraut. Im ende des Mäyens kom̅en gemeiniglich von einer wurtzel zween lange / holtzichte / rauche und haarichte stengel / die wachsen gerad über sich auff / einer elen hoch / und auch bißweilen höher: an denen erscheinen kleine / bleich-gelbe / gestirrnte [856] blümlein eines an dem andern / gerings herrumb biß oden auß: wenn die blümlein vergangen und abgefallen / erscheinen kleine / rauche kletlein / die hengen sich an die Kleider der fürgehenden / darinnen findet man weisse und süsse Körnlein / das ist der samen / darauß junge Stöcklein wachsen. Dieses kraut wächßt hin und wider in den hecken / auff den strassen / neben den wegen / an den rechen der äcker / auff nidrigen büheln / hinder den zäunen und mauren / und auch etwan in trockenen wiesen und wäldern. Blühet fast den gantzen Sommer durchauß. In Italien / sonderlich bey Capra rola, und in Franckreich / findet man eine sondere art der Odermenig / welche gar wol riecht / will aber nicht gern bey uns in den Gärten gewohnen; Eupatorium odoratum, C. B. Eigenschafft. Die Odermenig ist mit einem bitterlichbalsamischen Saltz begabet / deßwegen warm und trocken im ersten grad: er öffnet / reiniget / treibet durch den Harn und Schweiß / und tröcknet die Flüsse. Gebrauch. (Verstopffung der Leber und Miltzes / Gelb- und Wassersucht / alte faule Fieber / würm versteckter Harn und weiblicher monatfluß kalter Harn.) Es ist die Odermenig ein edel Leberkraut / denn sie fürnemlich vor anderen Kräuteren der Leber dienlich / eröffnet die Verstopffung derselbigen / so man ein handvoll Odermenig in einer maß Wasser siedet / und davon nach belieben trincket. Solches tranck eröffnet auch das verstopffte Miltz / vertreibet die Gelb- und Wassersucht / und die faulen alten Fieber / welche von Verstopffung der Leber und des Miltzes herrühren. Es tödtet auch die Würm / bringet den weiblichen Monat-fluß / und treibet den Harn. Ist ein gut mittel zu dem kalten Harn. Die Lebersüchtige sollen die Odermenig in weissen Wein legen / darüber zu trincken. (Bett harnen.) Agrimonien-kraut zu pulver gestossen / und dessen ein halb quintlein zu nacht vor dem Schlaff eingenommen / ist gut denen / welche den Harn lassen in das Bett lauffen. Oder nim Agrimonien-kraut ein quintlein / Eichlen ein halb quintlein / Weyrauch 20. gran / Coriander-samen / Armenischen Bolus / Arabisch Gummi jedes 10. gran / präparierte Hüner-magen auß der Apotheck ein halb loth / Zucker zwey loth. Stosse alles zu einem pulver- und gib davon morgens und abends ein gute messerspitz voll in Wein. (Gelbsucht.) Wider die Gelbsucht ist nachfolgendes tranck bewehrt erfunden worden. Nim Odermenig zwey handvoll / Wegwart und Taubenkropff-kraut jedes ein handvoll / Schellkraut-wurtzel zwey loth / Aniß und Fenchelsamen jedes ein quintlein. Zerschneide alles klein / thue es in eine saubere kannen / schütte darüber zwey maß frisch Brunnwasser / verbinde die kanne wol / und setze sie in einen kessel voll siedenden Wassers / laß es etliche stund mit einander sieden / alsdenn thue die kannen herauß / und wenn es erkaltet seige es durch ein sauber tuch / und gib dem Gelbsüchtigen morgens und abends ein trunck davon. Odermenig gepülvert / und eine halbe Ducaten (Viertägig Fieber.) schwer mit warmem Wein getruncken / vertreibt das viertägig Fieber / wenn manes ein zeitlang brauchet / sobald man vermeinet daß das Fieber vorhanden seye / man muß aber darauff niderligen. Es ist auch gut so man drey handvoll Odermenig in zwey maß Wasser siedet / und den krancken davon nach belieben trincken läßt. (Erbgrind.) Wider den Erbgrind des Haupts. Nim Agrimonien-safft / und schmiere den Kopff offtmahls warm damit. Das Kraut in Wein gesotten / und das Haupt damit gezwagen / heilet auch den Erbgrind. Nim Sauramffer-wurtzel gedörret ein loth / Odermenig zwey handvoll / Salsaparill und Sassafraß jedes ein loth / siede solches (Schwacher Magen und Leber / scharff Geblüt / Frantzosenkranckheit.) in zwey maß Wasser / so lang als man ein hart ey siedet / alsdenn siechte es / und behalts zum gebrauch. Solches tranck stärcket den schwachen Magen und Leber / reiniget das geblüt von seiner schärffe / und ist denen insonderheit dienlich / so mit der Frantzosen-kranckheit behafftet sind. (Geschwulst der Gemächt oder Hoden. Schrunden an füssen von kälte oder Fersen Außbruch.) So man die Odermenig in Eßig oder Wein siedet / und wie ein pflaster über die Gemächt oder Hoden schlägt / soll es die Geschwulst allda vertreiben. Wenn man Odermenig mit Alant-wurtzel in Wasser siedet / und die Füß darinn badet / heilet es die schrunden an den Füssen von kälte oder der Fersen Außbruch. Der rauch der Odermenig solle die Mucken / Wespen und alle gifftige Thier vertreiben. Die Agrimonien wird auch zu den Wundtränckern gebraucht / denn sie ein trefliches Wundkraut ist. (Frische Wunden.) Ein gut Wundtranck zu den frischen Wunden. Nim Odermenig-kraut zwey handvoll / Sanickel / Betonien / breiten Wegrich / jedes ein handvoll. Zerschneide alles klein / thue es in ein kanne / schütte darüber zwey maß frisches Brunnwassers / verbind die kanne wol / und lasse es in einem kessel mit Wasser sieden / seige den tranck darnach ab / und lasse den Verwundten alle morgen und abend ein halb quartal trincken. (Verstandner Harn.) Die Agrimonien wird auch zu den Lenden-bädern gebraucht / den verstandenen Harn fort zu treiben. (Müdigkeit der Füssen.) Die Agrimonien im Wasser gesotten / und ein Fußbad davon gemacht / zieht alle Müdigkeit auß den Füssen. (Mangel der Leber und Miltz / Gelbsucht / viertägig Fieber / Wassersucht / Würm.) Das destillierte Agrimonien-wasser ist sehr dienlich zu allen mängeln an der Leber und Miltz / denn es eröffnet die Verstopffung derselben / vertreibt die Gelbsucht / viertägig Fieber und Wassersucht / tödtet die Würm / abends und morgens jedes mahl vier oder fünff loth getruncken. Joachimus Camerarius berichtet in Horto Medico p. m. 7. (Nierensand.) daß der Cardinal Petrus Bembus darvor gehalten / zur Außführung des Nieren-sands seye kein besseres mittel / als der fleißige gebrauch dieses Wassers. Es dienet auch wider (Geschwär und Löcher des Halßs / versehrung des munds Mundfäule / Essen im Mund der jungen Kindern.) die Geschwär und Löcher des Halses / Versehrung des Munds / Zahnbiller und die Mundfäule / ihne wol darmit gewaschen und außgespület. Es heilet auch das essen im Mund der jungen Kindern / so man ihnen die Zunge und dm Mund offt darmit außwäscht.
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CAPUT XXVIII. Gemeiner Wasserdost. Eupatorium vulgare. Namen. WAsserdost / Hirtzklee / oder St. Kunigundis-kraut / heißt Lateinisch / Eupatorium vulgare, Eupatorium Avicennae, Herba S. Kunigundis. Italiänisch / Eupatorio volgare, Eupatorio d'Avicenna. Frantzösisch / Eupatoire vulgaire. Dänisch / Flocksurt / Kunigunds-urt / Hiorte Klefver / Niderländisch / Boelkens-cruyt / Manneken. Englisch / Hemp-or Dutch-Agrimony. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Wasserdost / Eupatorium vulgare, Eupatorium cannabinum, C. B. adulterinum, J. B. hat ein lange zasichte wurtzel / mit vielen zincken / die kriecht hin und her im grund wie die wurtzel des Attich-krauts. Die blätter sind lang / von farben sattgrün / und ein wenig rauch / mit kleinen schnitttlein zerkerfft / wie die blätter am Hanffkraut. Er gewinnet ein runden / roth-braunen stiel / der wird zwey und auch bißweilen drey elen lang / inwendig mit weissem marck angefüllt / und außwendig auch ein wenig rauch / mit etlichen nebenzweiglein / an dem obern theil derselbigen bringet er in dem Hewmonat schöne Dolden oder Kronen / mit vielen kleinen leibfarben blümlein / den blumen des Baldrians ähnlich / so dieselben zeitig werden / so wird ein wollichter samen darauß / der wird von dem Wind hinweg getrieben. Dieses Kraut bringet alle Jahr neue stengel herfür / ist eines bitteren geschmacks / und zimlich guten geruchs. Es wächßt an feuchten orten auff den rechen / nahe bey den fliesenden bächen / und auff den Wasser-gestaden hin und wider / ist sehr gemein und bekant. Wenn man es in den Garten pflantzet / wird es zimlich lang / und wächßt wol / doch will es auch gern begossen seyn / so harret es darinn in das dritte Jahr und darüber. Man findet es allhier bey den Bächlein / und in feuchten orten bey Michelfelden / und anderstwo. 2. Das ander Geschlecht des Wasserdosts / Cannabina aquatica folio tripartito diviso, C. B. Verbena supina, Trag. Verbesina sive Cannbina aquatica flore minùs pulchro, elatior & magis frequens, J. B. überkomt eine zaßlichte wurtzel / mit vielen dünnen beywürtzelein. Die blätter wachsen an ihrem stiel und neben-stengeln gegen einander über / ein gesätz über dem andern / auß ihren gläichen oder gewerben / sie sind den vorigen ähnlich / werden jedoch spitziger / länger und tieffer zerkerfft / aber nicht rauch. Der stengel ist braun-roth / wie auch die nebenzweiglein / fast anderthalb elen hoch / und nicht so holtzicht wie der vorige / er wird auch mit glaichen underschieden / darauß von unden an biß oben auß seine nebenästlein herfür wachsen / schön und lustig anzusehen / als ein drauschlicht blümlein. Die blumen so oben am haupt-stengel und an den neben-zweiglein zwischen den blättern auff ihren stielen erscheinen / sind gelb / und wird ein jede blum umb ihren apffel mit acht blättlein besetzt / anzusehen wie die blumen des gelben Sternkrauts / die erzeigen sich von dem understen neben-zweiglein / biß oben auß / der apffel wird auch gelb / und mit schwartzen düpflein oder pünctlein bezeichnet / eines starcken geruchs / wie Thann- oder Pinn-hartz. Der same ist dem Bertram-samen ähnlich / lang / zusammen gedruckt und rauch / also / daß er sich an die kleiner henget / er wird im Herbstmonat zeitig. Das gantze Kraut ist am geschmack fast bitter / blühet im Hew- und Augstmonat. Es wächßt viel in wasserigen und feuchten orten / hin und wider am Rheinstrom / und an den außgelauffenen Wassern / auch nahe bey dem Gebürg / am gestade der frischen bächlein / und darinnen / allwo das das wasser nicht so streng lauffet. Allhier findet man ihne / wie auch den nechstfolgenden / an feuchten orten bey Michelfelden. Joachimus Camerarius meldet in Horto Medico, daß der berühmte Conradus Gesnerus von Zürich an ihme selber erfahren / daß die wurtzel dieses Wasserdosts der weissen Nießwurtzel an der würckung nachkomme. 3. Das dritte Geschlecht des Wasserdosts / Cannabina aquatica folio non diviso, C. B. Verbesina pulchriore flore luteo, J. B. vergleicht sich mit seiner wurtzel der vorher gehenden / auß welcher ein brauner / runder / gläichichter / und anderthalb eien langer stengel herfürkomt / so in viel neben-zweiglein getheilet wird / die blätter werden gemeiniglich in drey / bißweilen aber in fünff oder sechs theil wie die finger zerschnitten. Im Augstmonat bringet er schwartz-gelde / runde / ungestirnte / und doch gefüllte blumen / und ist ein jede blum in ein grünes rundes rädlein gesetzt / anzusehen wie ein Aug mit braunen brauen. Der same hat zwey spitz [858] lein / damit er sich an die kleider hencket. Er wächßt an feuchten wässerigen orten / auff den Gräben / an den Pfützen / und ist in Teutschland sehr gemein. Eigenschafft und Gebrauch. Der Wasserdost führet bitter-saltzichte / alkalische / und etwas schwefelichte / durchtringende theilgen / daher er wärmet und tröcknet / die Verstopffung der Leber / Miltze und Faulfleisches eröffnet / auch wol durch den Harn treibet / und die Wunden und Geschwär säuberet und reiniget / und zur Heilung beförderet. Hie wurtzel solle gelind über sich und under sich purgieren / wenn man / so viel als zwischen fünff finger mag gefasset werden / in Wein kocht / und das tranck trincket. Das kraut aber des Wasserdosts kommet in seiner würckung mit der Odermenig überein / daher er auch in solchen Kranckheiten nutzlich für geschrieben wird / in welchen man die Odermenig gebrauchet. Ist ein gutes Wundkraut; äusserlich und innerlich zu gebrauchen. Solch Kraut in halb Wasser / halb weissen Wein gekocht / vertreibt nicht allein die (Gelbsucht /) Gelbsucht / sondern heilet auch allerhand Wunden / säuberet und reiniget die Geschwär. Man gibt ihne auch den keichenden Pferden / (Keichen der Pferdë / Husten des Rindviehs) und dem hustenden Rindvieh. Die Jäger haben wargenommen / daß die geschossenen Hirsch dieses Kraut essen / und sich damit heilen. CAPUT XXIX. Leberbalsam. Ageratum Graecorum. Namen. LEberbalsam heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Ageratum, Eupaetorium Mesue, Mentha corymbifera minor, Balsamita minor. Italiänisch / Herba giulia, Agerato, Eupatorio di Mesue. Englisch / Everlasting / Cottonweet / Mothweed / Mandelein. Niderländisch / Leverbalsem. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier zwey Geschlecht des Leberbalsams vorgestellt. Das erste Geschlecht / Ageratum foliis serratis, C. B. Ageratum ple???isque, Herba Julia quibusdam, J. B. Costus minor hortensis, Gesn. hat eine überzwerche / holtzichte wurtzel / eines kleinen fingers dick / mit zaseln behencket / darauß wachsen viel stengel / die sind dünn / rund / holtzicht / und etwas rauch / auff die anderthalb schuh lang / mit vielen länglichten / rauchen blättern bekleidet / den blättern des Tausendgulden-krauts oder Ysops ähnlich / anßgenommen / daß sie etwas breiter / und nicht so spitzig / gerings herumb mit tieffen schnittlein / gleich einer sägen zerkerfft sind. Oben an den stengeln gewinnet es schöne / gelbe dolden oder blumen / von farben und gestalt wie die gefüllten Rheinblumen / oder wie die blumen des Frauenkrauts / allein daß sie kleiner sind / die blühen fast den gantzen Somner hinauß. Das gantze Kraut ist am geschmack sehr bitter / und eines guten geruchs. Dieses gewächs wird allein bey uns in den Lustgärten gezielet / denn von sich selbst wächßt es nicht in Teutschland / aber in der Italiänischen Landschafft Toscanien wird es in grosser menge gefunden / und wächßt gern in sonnreichen orten. Valerius Cordus vermeldet / es werde auch auff den bergen bey Würtzburg angetroffen. Klein Leberbalsam. Ageratum flore albo.
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2. Das zweite Geschlecht / Ageratum foliis serratis, flore albo, C. B. hat auch ein harte / holtzichte wurtzel / die theilet sich von ihrem Haupt in drey oder vier theil / mit wenig Zaseln oder neben-wurtzeln. Die stengel und blätter vergleichen sich dem ersten in allen dingen / außgenommen daß die blätter etwas breiter und kürtzer / und die blumen weiß sind. Dieses wird wie das erste bey uns allein in den Gärten gezielet / aber in der Provintz / Franckreich und Languedock wächßt er nach Theodori Tabernaemontani bericht von sich selbst überflüßig / allda auch das erste Geschlecht gefunden wird. Es gibt sonsten noch ein Geschlecht mit ungekerfften blättern / Ageratum foliis non serratis, C. B. Wie auch ein Africanischer Leberbalsam mit eingeschnittenen blättern / Ageratum Africanum foliis laciniatis inodorum, Raj. Eigenschafft. Der Leberbalsam ist warm im ersten / und trocken im andern grad; führet ein alkalisch-bitterlicht-balsamisches Saltz / und hat also die eigenschafft zu eröffnen / zu erdünnern / zu säuberen / zu heilen / Würm zu töden und außzutreiben. Gebrauch. (Bauchwürm der Kindern.) Die obersten schößlein samt den blumen und dem kraut / über nacht in weissen Wein gebeitzet / und den Kindern morgens nüchtern / drey stund vor der mahlzeit / ein klein Pfenning-gläßlein voll darvon zu trincken geben / tödet und vertreibet die Bauchwürm / wird also in Italien viel gebraucht. Der samen von diesem kraut den jungen Kindern eingeben / wie man den Wurmsamen ein zugeben pflegt / hat gleiche würckung die Würm zu töden und außzutreiben. Leberbalsam-kraut ein halbe handvoll / (Zahnweh von kalten Flüssen.) mit ein wenig Roßmarin und Bertramwurtzel / in einem quartal weissen Weins gesotten / und mit der durchgesiegenen brühen den Mund gespühlet / dienet wider das Zahnweh / so von kalten Flüssen herkomt. (Verstopffung der Leber / langwierige Fieber / anfahende Gelb- und Wassersucht / mutter grimmen.) Das destillierte Leberbalsam-wasser ist ein köstliche Artzney wider die Verstopffung der Leber / langwierige Fieber / anfangende Gelb- und Wassersucht / morgens und abends / drey oder vier loth darvon getruncken. Also gebraucht / treibet es den Harn / stillet das Mutter-grimmen / und tödet die Würm bey jungen und alten Menschen / den jungen mittelmäßigen Menschen gibt man vier loth / den Kindern von zehen biß auff fünff Jahr / drey loth / den vierjährigen und die darunder sind / anderthalb loth / und den gar jungen Kindern / ein loth. Das Leberbalsam-kraut und Natter zünglein oder Gottsgnaden-kraut / mit einander verstossen / hernach in gutem Baumöl gesotten / durch ein tuch getruckt / und ein wenig Wachs / Pech / und Terbenthin darunder zerlassen / gibt ein trefflich Wund pflaster (Wunden und Schäden.) ab / Wunden und Schäden damit auß zuheilen. Man kan Silberglette auch darunder mischen. CAPUT XXX. Fünfffinger-kraut. Quinquefolium. Namen. Fünfffingerkraut oder Fünffblat heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Quinquefolium, Pentaphyllon. Italiänisch / Cinquefoglio. Frantzösisch / Quintefeullie, Cinquefeullie. Spanisch / Cinco en rama. Englisch / Cinquefoile / Floefingergrasse. Dänisch / Feinfinger-urt. Niderländisch / Vyfvingerkruyd / Vyfbladerkruyd. Gemein Fünfffingerkraut. Quinquefolium vulgare. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Fünfffingerkraut / Quinquefolium vulgare, Ger. majus repens, C. B. Pentaphyllum sive Quinquefolium vulgare, repens, J. B. überkomt ein lange dunckelbraune wurtzel / sie ist nicht fast dick / ???fladeret hin und wider mit ihren neben-würtzelein / und gibt ein herben geschmack von sich. Die blätter ligen auff dem boden / spreiten sich weit auß / und hengen sich mit ihren langen fäden an den grund. Im end des Mäyens trägt es gelbe Blumen / welche beyderseits an dünnen stielen / zwischen den blätteren herfür schiessen / und sich des Genserichkrauts-blumen vergleichen / so hernach verschwinden / und kein Frucht noch Samen bringen / denn es sich selbs von den fäden erjüngeret. Man findet es an grasichten reinen / hinder den zäunen und ungebawenen orten / die wurtzel soll gegraben werden / wenn die Sonn im Widder ist. 2. Das Fünfffingerkraut mit silberfarben blättern / Quinquefolium erectum folio argenteo, C. B. Pentaphyllum erectum, foliis profundè sectis, subtus argenteis, flore luteo, J. B. überkomt ein lange schwartze holtzichte wurtzel / so ein rauchen geschmack wie die Tormentill-wurtzel von sich gibet. Seine blätter werden silberfarb / und auff beyden seiten mit wollichten härlein überzogen / sie
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Fünfffingerkraut mit silberfarben blättern. Quinquefolium foliis argenteis. sind lind / auch tieffer zerschnitten als andere Geschlecht / deren fünff und etliche mahl sieben blätter bey einander stehen. Der stengel wächßt anderthalb spannen hoch / mit vielen nebenzweiglein / die oben bleichgelbe fünffblättige blümlein tragen / auß welchen samen-bringende knöpfflein werden / so sich des Tormentil-samen knöpfflein vergleichen. Man findets in steinichten / dürren gründen / in den hecken / an den felsen / mauren / alten gebäwen und sandigen graßplätzen. 3. Das Fünfffingerkraut mit weissen blumen / Quinquefolium album majus alterum, C. B. Pentaphyllum album, J. B. Quinquefolium flore albo. überkomt ein zasichte wurtzel / wie der Sanickel / von welcher viel blätter auff runden stielen / und auff einem jeden stiel ein besonder blatt herfür wächßt / so in fünff blätter getheilet wird / sie sind am oberen theil schön grün / unden aber gantz aschenfarb / es werden auch die understen und breitesten blätter gar nicht gekerfft / wie am gemeinen Fünfffingerkraut / hingegen haben die obersten längere und schmälere blätte sehr kleine kerfflein / so man kaum sehen kan. Theod. Tabernaemontanus hat an ihme niemahlen keinen samen wahrgenommen / man findet es in trockenen wäldern / auff dem Spessart und im Waßgaw / nicht weit von der Statt Käysers-Lautern: es wird auch im Fürstl. Eystättischen Lustgarten angetroffen / alda zugleich vom samen nichts gemeldet ist. Hingegen berichtet Carolus Clusius, daß nach abfallung der Blumen ein wollicht kelchlein gesehen werde / so einen glatten samen in sich halte / der sich dem Hanenfuß-samen vergleiche. Es wächßt in Oestereich??? Fünfffingerkraut mit weissen Blumen. Quinquefolium flore albo. auff einem waldichten Bühel oberhalb Mantersdorff / wie auch in allen bergichten Wäldern / welche sich von dem Donaw-fluß an die Alpgebürg ziehen. Es blühet im Aprillen / Mäyen und bißweilen erst im Herbstmonat. Ein kleinere art wird auf den Oestereischen und Steyrmarckischen Alpgebürgen angetroffen: Quinquefolium album minus alterum, C. B. Roth Wasser-Fünfffinsgerkraut. Quinquefolium palustre rubrum.
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4. Das rothe Wasser-Fünfffingerkraut / Quinquefolium palustre rubrum, C. B. Pentaphyllum vel potiùs Heptaphyllum flore rubro, J. B. bekomt ein lange / linde und schwartze wurtzel / so mit gläichen underschieden wird / an welcher viel zaselen oder würtzelein hangen. Seine linde / lange / und hohlkählichte stengel / die von der wurtzel herauß stossen / ligen auff der Erden / darvon nebenästlein über sich wachßen / daran 5. und bißweilen 7. blätter auff einem stiel gesehen werden / welche sich dem gemeinen Fünfffingerkraut vergleichen / sind aber schmäler und länger / oben grün und unden aschen-farb / über der mitte des stengels und ferners hinauff erscheinen gestriemte purpur-braune blumen / von fünff oder sechs blättlein: darauff folger ein rothe harte frucht den unzeitigen Erdbeeren ähnlich / inwendig trocken / und eines herben geschmacks. Man findet es in feuchten sumpffichten Wiesen / und anderen wässerigen orten im Waßgaw / hin und wider. 5. Das Walenstadische Fünfffingerkraut / Quinquefolium album majus, C. B. 6. Das Bündnerische Fünfffingerkraut / Quinquefolium album minus, C. B. Wächßt an felsichten orten in Bünten bey der Statt Chur. 7. Das nidrige Alpen-Fünfffingerkraut / Quinquefolium minus repens Alpinum aureum, C. B. Pentaphyllum Alpinum splendente aureo flore, J. B. Wächßt an grasichten orten auff den Oestereichischen Alpgebürgen. 8. Das Oestereichische Fünfffingekraut / Quinquefolium repens minus lanuginosum luteum, C. B. Pentaphyllum minus molli lanugine pubescens, J. B. Ist sehr gemein an den wegen in Oestereich / Ungarn / Mähren und Böhmen / und fängt an mit dem eingehenden Frühling zu blühen. Bey ihm wächßt noch ein kleinere art / dessen dünnere stengelein nicht grün / sonder purpurfarb werden. Quinquefolium minus repens aureum, C. B. Pentaphyllum parvum hirsutum, J. B. 9. Das neunte Geschlecht des Fünfffingerkraut / Quinquefolium rectum luteum, C. B. Pentaphyllum rectum majus, J. B. Findet man an feuchten grasichten rheinen / an den bächen / und neben den strassen / insonderheit im Elsas. Wird auch / dieweilen es nicht allenthalben gemein ist / in die Gärten zum gebrauch der Artzney gepflantzt. Dieses kraut verändert sich an den blättern und blumen. Es überkomt drey / fünff / sechs gemeiniglich aber sieben blätter an einem stiel / seine blumen erscheinen bleichgelb / weiß und roth. 10. Das Elsaßische Fünfffingerkraut / Quinquefolium fragiferum, C. B. findet man viel in dem Elsassischen Gebürg bey Obernähem / an Sonnreichen orten / wächßt auch in Ungarn zwischen dem Raab-Muhr- und Draw-fluß. 11. Das eilffte Geschlecht des Fünfffingerkrauts / Quinquefolio fragifero affinis, C. B. Wächßt gern an grasichten orten / erjüngert sich auch selbs / denn es sich im hin und her fladeren einwurtzlet / also daß es in kurtzer zeit einen zimlichen platz einnimt. 12. Das kleinste Fünfffingerkraut / Quinquefolium minus repens luteum, C. E. Pentaphyllum minus folio subtus albicante, J. B. 13. Das gelbe Berg-Fünfffingerkraut / Quinquefolium montanum luteum erectum hirsutum, C. B. Wächßt nicht weit von hier auff dem Cräntzacher-Berg. 14. Das Schweitzerische Fünfffingerkraut / Quinquefolio similis Enneaphyllos, C. B. Wächßt auff den Schweitzerischen Alpgebürgen. Eigenschafft. Alle Fünfffingerkräuter / sonderlich aber das erste und grosse Geschlecht / und fürnemlich desselben wurtzel hat viel irdische / alkalische / groblichte saltz-theilgen / und dadurch die eigenschafft zu trocknen / anzuhalten / auch wol zu eröffnen / allem sauren zu widerstehen / das scharffe Gifft zu töden / wunden und schäden zu säuberen und zu heilen. Man muß es aber im Aprill und Mayen außgraben / samlen / und am schatten dorren. Gebrauch. (Schwaches Haupt / Flüß / Ruhr / bauchflüß / viertagige Fieber.) Ein Loth Fünfffingerkraut-wurtzel in einer maß Wasser gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / und darvon nach belieben getruncken / stärcket das schwache Haupt / denn es die flüß außtröcknet. Tabernaemontanus vergleichet diese Wurtzel der köstlichen China-wurtzel. Dieses Tranck ist auch dienlich wider die rothe Ruhr / allerley Bauchflüß / und das viertägige Fieber. (Zahnweh / Mund-geschwär.) Fünfffingerkraut-wurtzel täglich im mund getewer / verwahret die Jähn unverletzt / und verhütet das Zahnweh. Deßgleichen thut auch die wurtzel / so man sie in weissen Wein siedet / und alle Morgen den Mund und Zähn darmit außwäscht / also heilet sie auch die Mundgeschwär. (Unfruchtbarkeit der Weibern.) Wenn die Unfruchtbaren Weiber die Fünfffingerkraut-wurtzel zu pulver stossen / und sechtzig Tag nacheinander davon alle Morgen ein halbe Ducaten oder quintlein schwer in Wein einnem̅en / soll es sie fruchtbar machen. (Lungsucht.) Wider die Lungensucht nim frisch außgepreßten und geläuterten Fünfffingerkraut-safft / sauberen Jungfrawen-Monig / und frischen Mäyen-butter jedes acht loth / thue es in ein pfänlein / und lasse es über einem kohlfeurlein sieden / biß es zur dicke einer Latwerg wird / hernach bewahre es in einem Zucker-glaß: von diser Latwerg solle der Lungsüchtige alle Morgen ein halben löffel voll nehmen / solches sittiglich im Mund vergehen / und gemächlich herunder schleichen lassen. (Wunden.) Nachfolgendes Wund-tranck ist zur heilung aller Wunden dienlich: Nim Fünfffingerkraut anderthalb handvoll / Sanickel / Hirtzklee / Wegrich / Natterwurtz-kraut und Ehrenpreiß jedes ein halb Hand voll / zerschneide alles klein / thu es in ein saubere Kannen / schütie??? darüber zwey maß Brunnwasser / und ein halbe maß weissen ???Wein / verbinde die Kannen wol / stelle sie in einen Kessel voll siedenden wassere / lasse es etliche stund darinn sieden / wenn es alsdenn erkaltet / seige den Tranck durch ein sauber tuch / und bewahr es zum gebrauch. Von [862] diesem Tranck solle der verwundte alle Morgen und Abend ein glaß voll zu sich nehmen. (Wilchmangel der Geissen.) So man will daß die Geissen viel Milch geben / muß man ihnen etliche tage nacheinander frisch Fünfffingerkraut zu fressen ge ben / che man sie trincken läßt. (Geschwär des munds versehrung des Halßs.) Fünfffingerkraut und wurlzel zu pulver gestossen / und mit Honig zu einem sälblein vermischt / darmit die Geschwär des Mundes angestrichen / heilet dieselbigen / und alle andere Versehrung des Halses: darneben soll man auch das Kraut und wurtzel in wasser sieden / solches hernach durch ein sauber tuch seigen / ein paar löffelvoll Rosen-honig darzu thun / und den Mund des tags offtermahls damit außwalchen. (Mundfäule / Geschwär des Halses / Scharbock) Zu der Mundfäule und Geschwär des Halß ist nachfolgendes Mund-wasser dienlich / so auch den Scharbock heilet: nim Fünfffingerkraut mit der wurtzel ein hand vo / Scabiosen / Wegrich und Rolen-blätter jedes ein halbe handvoll. Siede es in einer halben maß frisch Brunnwassers / biß ohngefehr der halbe theil eingesotten / alsdenn seige es durch ein sauber tuch / thue darzu 5. loth Rosen-honig / gebranten Alaun ein qu. damit wasche den Mund und Zahnfleisch offtermahls laulicht / und gurgele auch den Halß damit. (Stinckender geruch der zähnen und mundes.) Fünfffingerkraut mit der wurtzel in Wasser ser gesotten / und mit der durchgesiegenen brühe den Mund offtermahls warm gewaschen / auch lang im Mund gehalten / vertreibt den übelen geruch der Zähnen und Munds. (Verruckung oder Geschwulst der Füssen an den Pferden.) Wenn ein Pferd den Fuß verruckt hat / oder an demselbigen geschwollen ist / so nim ein guten theil Fünfffingerfrauts / siede es in Wein / thue darzu ein. klumpen Butter / lasse solches sieden / biß das fraut weich wird / alsdenn binde es morgens und abends dem Pferd umb den Fuß / so warm als es zu erleiden ist / thue solches fünff tag nach einander / so wird dem Pferd geholffen. Auß dem Fünfffingerkraut und wurtzel wird nachfolgender nutzlicher Wein zubereitet: nim Fünfffingerkraut-wurtzel acht loch / Tormentill-wurtzel vier loth / Benedicten-wurtzel drey loth / Fünfffingerkraut / Betonien sechs handvoll / Gamanderlein / Erdpin / Cardobenedicten / Tausendguldenkraut / Wermuth jedes drey handvoll / zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber fäßlein / so ein Ohmen oder dreyßig maß hält / schütte darüber so viel guten weissen Most / laß alles wohl verjäsen / und ein Wochen sechs oder acht stehen / alsdenn (Schwindsucht / flüß / Zipperlein Hufftschmertzen / glidersucht verstopffung der Leber / Miltzes und Nieren / Stein in ben Nieren und Blasen / lahme Glieder /) trincke morgen nüchter oder bey dem mittagessen nach der Suppen ein gläßlein voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch mit gutem alten weissen Wein angesetzet werden. Dieser Wein ist fürtrefflich gut den flüßigen Menschen / so zur Sckwindsucht geneigt sind / er verzehret die Flüß / dienet wider das Zipperlein / Hufft-schmertzen / Kniewehe und alle Gliedersucht / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltz / treibt den Harn / läßt den Stein in den Nieren und Blasen nicht wachsen / stärcket die lahmen schwachen Glieder / (Schlag / bauchflüß / weisser weiberfluß / unfruchtbarkeit. Nasenbluten.) verhütet den Schlag und alle Kranckheiten so von Flüssen herkommen / er stopffet auch alle Bauchflüß / ist dienlich wider den weissen Weiber-fluß / und befürdert die Empfängnuß. So man die Fünfffingerkraut-wurtzel in der hand behält / biß sie erwarmt / soll sie das Nasen-bluten stillen. (Verstopffung der Leber / Miltz Nieren und Blasen / Grieß / Stein / viertägig Fieber / offene schäden / fiflelnkrebs / zittern der Händen.) Das destillierte Fünfffingerkraut-wasser morgens und abends auff vier loth getruncken / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltz / treibet den Harn / reiniget Nieren und Blasen / führet auß Grieß und Stein / und vertreibt das viertägig Fieber / es heilet auch offene Schäden / Fistlen und den Krebs / so man tüchlein darinnen netzt und warmlicht auff den schadhafften ort schlägt. Die Händ offtermahls mit diesem wasser gewaschen / und von sich selbst lassen trockin werden / vertreibt das Zittern. CAPUT XXXI. Tormentill. Tormentilla. ???(Ein jung würtzlein / wie solches zu zeiten neben den andern in Gärten gepflantzet zu wachsen pfleget.) (Die grosse Berg-Tormentill.) (Ein sonderilche art mit sehr langen wurtzeln auß der Schweitz.) Namen. TOrmentill heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tormentilla, Heptaphyllum. Italiänisch / Tormentilla, Herba Settefoglia. Frantzösisch / Tormentille. Spanisch / Set en rama. Englisch / Setfoile / Tormentill. Dänisch / Tosmentille / Roednee / Blodroed. Niderländisch / Tormentille. In Teutscher sprach wird sie auch genennt Hertzwurtz / Siben-Fünfffingerkraut / Feigwurtz / Blutwurtz / Rothguntzel / Rothwuntz / roth Heilwilrtz / Ruhrwurtz und Birckwurtz / dieweil dieses Gewächs gemeiniglich in denen onten gefunden wird da viel Birckenbäum stehen. In Sachsen nennet man es Heydecker.
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Gestalt. Die gemeine Tormentill / Tormentilla vulgaris, Park. Matth. officin. sylvestris, C. B. hat eine länglichte wurtzel / mit viel knorren / rund / un̅ von farben braun-schwartz / mit vielen zaseln / inwendig aber ist sie schön roch un̅ leibfarb / am geschmack zusammenziehend / trocken und rauch wie die Eycheln. Von dieser wurtzel kommen jährlich im Aprillen herfür dünne / runde und zarte Stengelein / wie die Bintzen-hälmer / die werden nicht viel über spannen lang / etwann vier oder fünff und bißweilen mehr / dieselbigen sind von unten an biß oben auß / etwann gläichs lang von einander / mit tieff-zerspaltenen blättlein bekleidet / ein jedes blatt in sieben / und auch etwann in 5. doch mehrentheils in 7. underschiedliche blättlein zercheilet / un̅ gerings herum mit kleinen schnittlein zerkerfft. Im Mäyen erscheinen bleichgelbe blümlein / den Fünfffingerkrauts-blümlein ähnlich / außgenom̅en / daß sie nur 4. blättlein haben. Wenn die blättlein abfallen und vergehen / folgen hernach kleine knöpfflein / die sind anzusehen wie die anfangende Erdbeerknöpflein. Nach Theod. Tabernaemontani Bericht wächßt dieses Kraut viel in dem Gebürg / im Waßgaw / Ostwald / Spessart und Schwarßwald hin und wieder / gemeiniglich aber da es viel Birckenbäume hat: In etlichen orten auff dem Schwartzwald / und anderen obgemelten orten / sonderlich da es kühl und dunckel ist / wird die Tormentillwurtzel drey oder viermal grösser / als sie in den gemeinen Birckenwälderen wächßt. In dem Tirolischen Gebürg / insonderheit umb den Piler-see / da viel gute Kräuter wachsen / hat Camerarius ein art der Tormentill gefunden / welche viel grösser ist als die gemeine / denn die Wurtzel scheint sehr groß und blutroth / derowegen sie im Schweitzerland und anderen orten Rothwurtz genant wird / sie gibt auch einen lieblicheren geruch / daher sie billich vor der gemeinen soll gebraucht werden. Ist allhier auch abgemahlet / wächßt häuffig und kräfftig auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen; Tormentilla Alpina vulgaris major, C. B. Diese Wurtzel samt den blumen der röthlichten Nessel in dem Bachofen gedörrt / und hernach zu Pulver gestossen / solches alßdenn (Wundenbluten.) in die Wunden gestreuet / solle das hefftige bluten gewaltig stillen. Eigenschafft. Die in dem Mäy und Brachmonat gesamlete Tormentill-wurtzel ist mit einem bitterlichten groben Saltz / und vielen irrdischen alkalischen etwas schwefelichten theilgen begabet / tröcknet deßwegen / ziehet zusammen / wiederstehet dem Gifft / und stillet allerhand Bauch- und Blut-flüsse. Gebrauch. (Flüß des Haupts / fallende Sucht / schwindel / Hauptweh von kalten Flüssen) Es ist die Tormentill-wurtzel ein herrliche Artzney wider die Flüsse des Haupts / Fallende Sucht / Schwindel / und Hauptweh von kalten Flüssen / man kan ein loth dieser Wurtzel in einer maß Wasser sieden / so lang als man ein hart Ey siedet / und nach belieben davon trincken. Dieser tranck (verwunte Brust und Geschwär der Lungen Gifft / Pest allerley Bauchflüß rothe rubr Würm / Frautzosëkranckbeit.) heilet auch die verwundte Brust und Geschwär der Lungen / stäreket das Hertz / treibet das Gifft auß dem Leib / dienet wider die Pest / allerley Bauchflüß / und die rothe Ruhr / tödtet die Würm und ist dienlich in der Frantzosen-kranckheit. Die krafft und Würckung der Tormentill-wustz / ist nach Tabernaemontani meinung / deren ich gäntzlich beypflichte / nicht außzugründen / noch zu beschreiben. Man hat diese wurtzel durch langwierigen gebrauch dermassen wider die Pestilentz bewehrt befunden / daß man heutiges tages schier kein mittel angiebet / die pestilentzische Vergifftung zu verhüten oder außzutreiben / es muß die Tormentill-wustzel dabey seyn. (Starcker schauder oder frost / Pest.) Wenn jemanden ein starcker schauder oder frost anstiesse / und wüste nicht / was dalauß werden wolte / es wäre gleich in Sterbens-läufften oder zu andern zeiten / der nehme alsobald ein halb quintlein Tormentillwurtzel und so viel Theriacks / vermische es mit drey loth Sauramff-wasser / trincke es auff einmahl ein / und schwitze wol darauff im Bett / so gehet die Kranckheit durch den Schweiß hinweg. Diese Artzney soll man auch denen gebrauchen / welche von der Pest sind angegriffen worden / denn sie bewähret ist. (Bauchflüß weisse und rothe ruhr) Ferners findet man unter allen wurtzeln kaum eine / die da besser ist wider alle bauchflüß / rothe und weisse Ruhr / man gibt??? den Krancken ein quintlein schwer der gestossenen Tormentill-wurtzel in einem Trüncklein Wegrich-wasser auff zwey mahl ein. (Rothe Ruhr.) Wenn die roche Ruhr regieret / sieden etliche ein loch Tormentill-wurtzel in einer maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und vermischen darnach ihren Wein darmit. Andere legen die wurtzel zerschnitten in ihren Wein / und trincken darüber: beydes ist wol gethan. (Unmäßiger blutgang der Weiber.) Den unmäßigen Blutgang der Weiber zu stillen / ist bald kein dienlichere Artzney / als die Tormentill-wurtzel / man soll der Frauen ein quintlein schwer dieser gestossenen wurtzel in zwey mahl morgens und abends eingeben. Deßgleichen sollen die Weiber diese wurtzel in Wein legen / oder ein loth (Starcker fluß der gulden Ader.) in einer maß Brunnwasser sieden / und darvon nach belieben trincken. Solcher Tranck stillet auch den starcken Fluß der gulden Adern. (Schwache Leibsfrucht unzeitige Geburt.) Tormentill-wurtzel klein geschnitten und in Wein gelegt / ist ein nutzliche Altzney den schwangeren Weibern / so sie darvon trincken / denn sie stärcket die schwache Frucht in Mutterleib / und verhütet die frühzeitige Geburt. Solches thut auch das pulver / bißweilen den dritten theil eines auintleins mit einem weich-gesottenen Ey eingenommen. (Weisser Mutterfluß.) Ein loth Tormentill-wurtzel in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / und solches ein Monat lang getruncken / ist gut wider den weissen Mutter-fluß. (Wacklende Zähn / übler geruch berfelben.) Tormentill-wurtzel in Wasser gesotten / und von der durchgesiegenen brühen im Mund gehalten / das Zahnfleisch auch damit gewaschen / befestiget die wacklenden [864] (Gifft / Flüß des Haupts / innerliche versehrung der Brust und Gedärm / rothe Ruhr unmäßige Weiber???reinigung / Geschwär und versehrung heimlicher orten bey Mann un̅ Weib.) Zähne / und vertreibet den übelen geruch derselbigen. Das destillierte Tormentill-wasser dienet wider alle Gifft / stärcket das Hertz / stillet die Flüß des Haupts / heilet die innerlichen Versehrungen der Brust und Gedärm / erhält die Frucht in Mutterleib / ist qut für die rothe Ruhr / und wehret der übermäßigen Weiber-reinigung / so man bißweilen ein paar löffel voll davon nimmet. Es dienet auch zu den Geschwären und versehrungen an heimlichen orten bey Mann und Weib / damit laulicht gewaschen / leinene tüchlein darinnen genetzt / und warmlicht übergelegt. CAPUT XXXII. Erdbeerkraut. Fragaria. (Berg-Erdbeerkrant.) Namen. ERdbeer-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Fragaria, Fragula, Herba fragae, Trifolium fragiferum. Italiänisch / Fragolaria. Frantzösisch / Fraisier. Spanisch / Mayvere. Englisch / Strawberybusch. Dänisch / Jordbärlyß / Jortbärurt. Niderländisch / Aerdbesienkruydt. Erdbeer heißt Lateinisch / Fragum. Italiänisch / Fragola, Fraga. Frantzösisch / Fraise. Spanisch / Mayvera. Englisch / Strawbery. Dänisch / Jordbär. Niderländisch / Aerdbesie. Geschlecht und Gestalt. Es werden gemeiniglich drey Geschlecht des Erdbeerkrauts gefunden. Das erste Geschlecht des Erdbeerkrauts hat eine schwartz-braune und zasichte wurtzel / die ist inwendig bleichgelb / eines zusammenziehenden trocknen Geschmacks / wie die Tormentill-wurtzel. Von deren stossen die blätter im Mertzen herfür / die sind erstmals runtzlicht / zusammen gefallten wie die Wiesen-klee / deren findet man nicht mehr als drey auff einem stiel: wenn sie sich auffthun und fortwachsen / werden sie grösser / schier anzusehen wie die blätter des Agrimonienkrauts / sind doch breiter und kürtzer / auffder seiten gegen der erden gantz aschenfarb / runtzlicht / mit vielen rippen / ein jedes blatt gerings herumb wie ein sägen zerkerfft / gleich wie die blätter der Betonien. Dieses Gewächs flechtet weit umb sich hin und wider auff der erden / mit seinen langen / zarten und dünnen fäden / welche sich widerumb mit fast kleinen zasichten würtzlein an den grund anhengen / und also von sich selbst junge stöcklein herfürbringen. Es gewinnet dieses kraut keine stengel / sondern von der wurtzel wachsen herfür zwey oder drey lange / rauche / haarichte stielgen zwischen den stielen darauff die blätter wachsen / die bekommen am obertheil schöne grüneknöpfflein / thun sich im Aprillen auff / und werden schöne / weisse und fünffblättige blümlein darauß / deren jedes inwendig ein gelbes bützlein oder äpfflein hat / auß welchen hernachmahls / so die weissen blättlein der blümlein abfallen / schöne / grosse / rothe Beer / mit vielen kleinen knöpfflein im Mäyen werden / die sind innerlich gantz weiß / und voller kleiner sämlein / eines süssen anmüthigen geschmacks und lieblichen geruchs. Dieses kraut wächßt nach Th. Tabernaemontani bericht in grosser menge in unserem Teutschland von sich selbst / neben den Hecken / in den Bergen / Matten / grasichten Rechen der Weinbergen / und in den Ködern oder abgehauenen Wäldern hin und wider. Wiewol man aber das gemelte Gewächs allenthalben häuffig von sich selbst wachsend findet / wird es doch gleichwol der lieblichen anmuthigen Frucht halben dieser zeit gemeiniglich in den Lustgärten gezielet / darinnen sie denn viel grösser wachsen. Das Erdbeerkraut / so auff den Bergen wächßt / und allhier auch abgemahlet worden / ist ein mager kräutlein / mit einer kleinen und etwas ungeschmackten Frucht. Diese Erdbeer-frucht änderet sich an ihrer grösse und farb / etliche wirdroth / die andere hält das mittel zwischen weiß und roth. Man findet auch insonderheit in den Holländischen Gärten die Frucht zweymahl grösser als die gemeine / so mit grüner / gelber / bleicher und weisser farb besprengt ist. In Engelland und in der Insul Virginia kommen die größten Erdbeer herfür. In dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten werden sie in der gestalt einer kleiner Pflaumen angetroffen. Simon Pauli schreibt Class. III. Quadripart. Botan. p. m. 306. er habe auff eine zeit Erdbeer gesehen / welche sich einem nicht gar zeitigem Pfersich verglichen. In Italien auf den Burgeischen Alp-gebürgen trägt dieses Gewächs zwey mahl Frucht / als im Frühling und Herbst / sie wird zusammen gedrungen / gestriemt / und gibt ein geschmack wie die Himbeer von sich. Das andere Geschlecht ist mit wurtzel / kraut und blumen dem jetztgemeldten durchauß gleich / außgenommen / die Beeren oder
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Weisse Erdbeer. Fraga alba. Frucht werden an diesem schneeweiß / haben auch wie die andern einen süssen anmuthigen geschmack und lieblichen geruch. Dieses Geschlecht ist nicht gemein in Teutschland / wie das vorige / doch wird es heutiges tags auch in grosser menge fast in allen Lustgärten gepflantzet. Es wächßt im Schweitzerland bey Ober-Baden / wie Conradus Gesnerus in Hortis Germaniae berichtet. Johannes Thalius meldet in Harcynia Saxono-Thuringica, p. m. 43. Die blätter werden etwas kleiner und schwärtzer / die Frucht seye nicht so kernicht / aber süß und gantz weiß / bißweilen aber am underen theil schneeweiß / am oberen aber / so man sie gegen der Sonnen hält / röthlicht. Wenn man sie abbreche / gebe sie ein scheinbar geräusch von sich / dahero man sie Knackelbeer und Preßling nenne. Es wächßt in rauhen orten / und sonnreichen büheln auff dem Sachsen-Thüringischen Hartzwald. Das dritte Geschlecht ist den vorgemelten gleich / aber die blätter sind viel haar- oder wollichter / auff beyden seiten aschenfarb und gläntzend wie die blätter des Genserichs. Die Frucht wird nicht gantz roth / sonder bleibet leibfarb / oder halb roth und halb weiß / am geschmack fast anmuthig und lieblich / ist im Brach- und Hewmonat zeitig. Sie wächßt auff grasichten rechen und plätzen / deßgleichen auff den wiesen in dem Wormbsergaw / da ihrer denn am meisten gefunden wird. Man nennet sie Lastbeer und Haarbeer. Werden heutiges tages auch in den Lustgärten gezielet. Eigenschafft. Die wurtzel samt dem Erdbeerkraut und Frucht ist kalter und trockner natur; führet neben vielen irdischen theilgen sonderlich ein nitrosisch milt-flüchtiges Saltz bey sich / und hat die eigenschafft zu kühlen / zu eröffnen / zu reinigen / und durch den Harn zu treiben. Gebrauch. (Durst / hitziger Magen und Nieren.) Die Erdbeere sind ein schöne und anmuthige Frucht / sie löschen den durst / bekommen wol dem hitzigen Magen und Nieren. Nach dem sie gewaschen / soll man kräfftigen Wein / guten Zucker und ein wenig Zimmetpulver / oder auch guten Kirschen-branntenwein mit Brunnwasser wol geschwächt / und mit Zucker versüßt darüber schütten / und also geniessen / aber man muß sie essen vor andern speisen / wenn der Magen leer ist / denn diese Frucht bleibet nicht lang / fordert den Stulgang und Harn. So man die Erdbeer nach den Speisen isset / verderben sie die Däwung / und erwecken leichtlich das Fieber / darumb es ein böser brauch bey uns Teutschen / daß man diese Frucht zum beschluß der mahlzeit geniesset. Theod. Tabernaemontanus schreibt / es seye ein wunderbarlich ding an den Erdbeeren zu mercken / daß wiewol ihr kraut hin und wider auff der erden ligt / und Schlangen / Nattern / Blindschleichen / und ander gifftiges Ungezieffer ohn unterlaß darüber kricht / die Frucht oder das kraut gleichwol nicht bald von ihnen vergifftet werde / wie auch die tägliche erfahrung solches bezeuge / sintemahl das Baursvolck und die Kinder Sommers-zeit diese Beeren abpflücken / solche ungewaschen essen / und ihnen doch niemahlen ein eintziger schaden derwegen zugestanden / welches ein anzeigung seye / daß dieses kräutlein und seine Frucht dem Gifft widerstehen. Aber Johann von Bevervick vermeldet im 2. Buch vom Schatz der Gesundheit cap. 5. wie es übel gethan seye / daß etliche die Erdbeer ungewaschen auff die tafel bringen / in dem sie meinen / daß sie trocken / wenn sie nur mit reinen händen abgepflückt worden / besser seyen / als gewaschen. Aber ausser dem / daß bißweilen etliche kleine Spinnen oder Würmlein / wie er D. Beverwick selbsten solches vielmahl wargenommen / darunter seyn können / so pflegen sie auch zuweilen von den Krotten und Schlangen / durch ihren gifftigen athem / speichel oder harn besudelt und vergifftet zu werden / und dem davon essenden Menschen grosse und gefährliche kranckheiten anzurichten / wie denn Fabr. Hildanus dessen ein sonderbar Beyspiel in der 38. Anmerckung des Fünfften Hunderts an den tag gegeben. Die rohen Erdbeer sollen alte / flüßige und kalte Leut meiden / deßgleichen die ein kalten undäuigen Magen haben / und zu den Fiebern und Grimmen geneigt sind / denn sie leichtlich diese Kranckheiten erwecken. Wenn solche Menschen aber ihnen nicht abbrechen können / sich dieser Frucht zu enthalten / sollen sie dieselbige auß einem guten Elsaßischen / Rheinischen / Malvasier oder Spanischen Wein essen. (Weisse Weiberkranckheit / Samenfluß.) D. Simon Pauli vermeldet / so man das Erdbeerkraut im rothen Wein zu einem Pflaster siede / und zwischen zweyen tüchern auff die Scham warmlicht lege / solle es die weisse Weiber-kranckheit und den Samenfluß stillen. Ein loth Erdbeerkraut-wurtzel in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / so [866] (Miltzsucht Verstopffung der Leber / Gelbuscht / verwundung der Brust / entzündete Leber und Miltz / rothe Ruhr / unmäßiger Blutfluß der Weiber / Grieß und Stein verstandener Harn / Geschwär den Nieren) lang als man ein hart Ey siedet / und darvon nach belieben getruncken / ist gut den Miltzsüchtigen / dienet wider die Verstopffung der Leber und die Gelbsucht / heilet die verwundung der Brust / löschet die Hitz der entzündeten Leber und Miltz / reiniget die Nieren und Blasen / stillet die rothe Ruhr / und den unmäßigen Blutfluß der Weiber / führet auß das Grieß und den Stein / treibet fort den verstandenen Harn / und heilet die Geschwär der Nieren. Herren D. Rolfincii vortrefflich Grießwasser. Nim frische Erdbeer vier pfund / Malvasier-Wein zwey pfund / Wachholderbeerwasser anderthalb pfund / Peterleinwurtzwasser zwey pfund / Gundelreben vier hand voll / weisse Steinbrech-wurtzel zwey loth / Pfersing-kernen und schwartz Kirschen-kernen zerstossen jedes anderthalb loth / lasse es in einem wolvermachten Gefäß ein Monat durch stehen / als denn destilliers und behales auff in einem sauberen glaß. Welche das (Grieß / Stein.) Grieß und Stein besorgen / nehmen davon bißweilen ein oder zwey löffelvoll; die aber von dem Grieß oder Stein angegriffen worden / sollen morgens nüchter / oder wenn der Magen leer ist / drey oder vier löffelvoll gebrauchen. (Verstopssung der Leber und Miltzes / Gelbsucht / Nieren stein / Außsatz / viel schwitzen.) Erdbeerkraut-wasser ist kräfftig die Verstopffung der Leber und Miltzes zu eröffnen / die Gelbsucht zu vertreiben / die Nieren / Harngäng und Blasen zu reinigen / das Grieß und den Nierenstein zu brechen und außzuführen / den Außsatz zu verhüten / dem viel schwitzen zu wehren / morgens und abends vier oder fünff loth getruncken. (Schwaches Hertz / Durst / erhitzte Leber hitzige Fieber / innerliche Hitz / hitzige Nieren / unsauber geblüt / hitzige Lungen / verstandener Harn / Grieß / Außsatz.) Das Erdbeer-wasser ist ein ebel Wasser das Hertz / so von hitz schwach ist / zu laben und zu stärcken / derowegen es nicht unbillich zu den hertz-stärckenden Wassern gebraucht wird. Ferners löschet es den Durst / kühlet die erhitzte Leber / dienet wol in hitzigen Fiebern / wehret aller innerlichen Hitz / bekomt wol den hitzigen Nieren / reiniget das / unsaubere Geblüt / machet weit umb die Brust / kühlet die hitzige Lungen / treibet den verstandenen Harn und Grieß fort / bewahret vor dem Außsatz / so man morgens und abends jedes mahl vier oder fünff loth trincket. (Masen / Flecken / rothe blätterlein des Angesichts Geschwär des munds mundfäule) Das Angesicht mit Erdbeer-wasser gewaschen / vertreibet die masen / flecken / rothe und hitzige blätterlein desselben / den Mund mit diesem Wasser gegurgelt / heilet die Geschwär desselbigen und die Mundfäule. Casparus Hoffmannus Lib. II. de Medicam. Officinal. cap. 95. rathet denjenigen / so die (Wassersucht / versetzung des Harns.) Wassersucht oder einige Versetzung des Harns im Leib besorgen / sie sollen sich des in den Apothecken bereiteten Erdbeer-syrups bedienen. Zeiget auch an / er habe eine persohn gekennt / welche nach dem sie zu viel Erdbeer geessen / habe sie viel stücklein derselben durch den Harn von sich gegeben / daß man vermeinte / es verfliessen ihro die Nieren. Also tringen die Erdbeere den Nieren zu. CAPUT XXXIII. Gemeiner Augentrost. Euphrasia Namen. AUgentrost heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Euphrasia, Euphragia, Eufrasia. Italiänisch / Eufragia, Eufrasia. Frantzösisch / Eufraise. Spanisch / Eufragia. Englisch / Eyebrigt. Dänisch / Oynetroest. Niderländisch / Oogentroost / Claerooge. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Augentrost / Euphrasia vulgaris, Park. officinarum, C. B. Ist ein schön / drauschlicht kräutlein / wächßt span̅en hoch / und hat ein gering würtzelein / auß welchem seine blümlein zwischen den blättern herfürkommen / die sind gemeiniglich von dreyerley farben / als weiß / blaw und mit gelben düpfflein. Die blätter werden schwartzgrün / krauß und klein / rings herumb etwas zerkerfft / am geschmack ein wenig zusammen ziehend / und etwas bitter. Er wächßt auff den Wiesen / und blühet im anfang des Herbsts. Man findet ihne alhier häufftig bey dem Wiesenfluß / und auff den Michelfeldischen Matten. Camerarius hat ein grössere art des Augentrosts fast mit gelben blumen gefunden in Francken / bey dem Margräffischen Flecken Bajersdorff / sie wächßt auch in Oestereich und anderstwo / dahero Casparus Bauhinus den Augentrost in den grösseren und kleineren unterscheidet. Der grössere ist vielästig / und bringt kürtzere blätter. Der kleinere überkomt breitere blätter / und hat schier allezeit auf den Bergen nur einen stengel / so bißweilen auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen mit gelben Blumen kurtz wächßt. Die farb der Blumen ändert sich / gemeiniglich scheint sie gelbweiß / zu zeiten wird sie himmelblaw. Beyde werden in dem [867] Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / under dem namen Augentrost mit weisser und purpur-blaulichten Blumen / vorgestellet. Diese wird allein zur Artzney gebraucht und gesamlet / wenn die Sonn in Krebs gehet. 2. Der Italiänische Augentrost / Euphrasia pratensis Italica latifolia, C. B. Wächßt häuffig auff den Matten in Italien / also daß er an etlichen orten die Erden wie ein braunrother teppich zieret / wird auff den Römischen strassen / und zu Rom auff dem Berg Testatio gefunden / wie auch hin und wider im Königreich Castilien / insonderheit umb Escurial. Er ist bitter / und wird nach dem bericht Fabii Columnae für den anderen Augentrost Matthioli, von den Apoteckeren in Italien gebraucht. 3. Der schüppichte Augentrost / Euphrasia pratensis lutea, C. B. Coris Monspessulana lutea, J. B. Wächßt in rauchen / feuchten und bergichten orten in Ober-Oestereich: man findet ihn auch auff den Schweitzerischen Bielischen Alp-gebürgen / wie auch bey dem Gottshauß Einsiedlen / und in den Pirenäischen Bergen. 4. Der braune Augentrost / Euphrasia pratensis rubra, C. B. parva purpurea, J. B. wird ein schön drauschlicht kräutlein / so sich einem bäumlein vergleichet. Es wächßt allenthalben auff den Wiesen und grasichten feuchten Gründen. Es wird auch ein kleinere art gefunden / dessen blümlein schön liechtgelb erscheinen. Theod. Tabernaemontanus hat es erstlich in Hoch-Burgund nicht weit von Bisantz in grasichten orten angetroffen / darnach in der oberen Graffschafft Catzenelenbogen / wenn man von Darmstatt auff Franckfort reiset / da es neben der Landstrassen in grosser menge wächßt: beyde findet man allhier. Ee wird dieses kräutlein Augentrost genennet / nicht nur daß es wider die Augen-kranckheiten zu gebrauchen seye / sondern auch / dieweilen es die Augen im anschawen erlustiget / denn es als ein liebliches gewächs anzusehen ist. Es hält nach dem bericht vorgemelten Herrens der gemeine Mann darfür / daß die Rinder und Pferde von diesem Kraut viel Läuse überkom̅en / wenn sie dasselbige essen. Eigenschafft. Der Augentrost ist warmer und trockener natur im anderen grad: führet ein alkalisches etwas flüchtiges / mit vielem irdischen umbfangenes saltz / und hat dadurch die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / gelind zu wärmen / zu eröffnen / zu vertheilen und zu reinigen. Ist sonderlich den Augen ein dienstliches kraut. Gebrauch. Es hat dieses Kräutlein seinen Namen daher bekommen / dieweil es zu den dunckelen Augen und stärckung deß Gesichts gar nutzlich gebraucht wird. Ein hand voll dieses Krauts in ein maß (Blödes Gesicht / Gelbsucht.) weissen Wein gelegt / Morgens und Abends ein Trunck darvon gethan / stärcket das blöde Gesicht / dienet auch wider die Gelbsucht / wie Hieronymus Tragus berichtet. Auß diesem Kraut wird ein nutzliches Pulver also bereitet: Nim Augentrostkraut und Blumen ein loth / Zimmet ein halb loth / weissen Ingber / Cardamömlein / Cubeben / Muscatblüth / Fenchelsamen jedes 1. quintl. feinen Zucker 12. loth / stosse alles zu einem reinen Pulver wie ein Träsney. Von diesem Pulver strewe Morgens und Abends ein halben Löffel voll / auff eine mit gutem (Abnehmen des gesichts bey alten Leuten kalte Flüß des haupts schwache gedächtnuß / blöder Magen / schwindel.) Wein erweichte schnitten Brot / und geniesse es alßdenn. Dieses ist ein gute Artzney das abnehmende Gesicht bey alten Leuten zu erhalten / reiniget das Haupt von kalten Flüssen / stärcket die schwache Gedächtnuß und blöden Magen / vertreibet den Schwindel. So man wil / kan man den Zucker in Augentrost-wasser vergehen lassen / und täfelein darauß giessen / von welchen man nach belieben eines nimmet. Welche hitzige Augen haben / sollen dieses Pulvers und Täfelein / wie auch des Augentrosts-wein müssig gehen / denn solche ihnen zu hitzig sind. (Blödes Gesicht von kalten Flüssen / Gelbsucht / Stein.) Das destillierte Augentrost-wasser stärcket das blöde Gesicht / so von kalten Flüssen herkomt / vertreibet die Gelbsucht / und bricht den Stein / so man Morgens nüchter drey oder vier loth trincket. (Blödes Gesicht / kalte flüß des haupts Gelbsucht.) Die Conserva Euphrasiae, oder der Augentrost-zucker / wird wie der Rosenzucker gemacht / ist fürnemlich gut zu dem Gesicht / denn er erhält dasselbige / stärcket zugleich das schwache Haupt / reiniget es von kalien Flüssen / und dienet wider die Gelbsucht / so man Morgens und Abends einer Muscatnuß groß darvon nimmet. Castor Durantes schreibet in seinem Kräuterbuch von dem Augentrost also: Etliche legen ihn zur zeit des Herbsts in Most / und lassen ihn darüber jähren / er macht die alten verdunckelten Augen gleichsam widerumd jung und frisch / und nimt alle mängel darvon hinweg / es seye der Mensch so alt er immer wolle / derowegen wo solche mängel auß kalten groben Feuchtigkeiten entstanden / da halte mit solchem Wein ein gantzes Jahr an: du komst derselbigen samtlich ab / also daß du ferners keiner Brillen bedarffst / ob du wohl sie zuvor viel Jahr gebraucht / sintemal solcher Wein seine kräfte in den kalten flüssen sonderlich zu erzeigen pflegt: So viel Durantes. In einer maß des Mosts kan man ein kleine handvoll Augentrosts nehmen / und ihne wol verjähren lassen / alßdenn trincke man ihne. CAPUT XXXIV. Taubkorn. Phoenix. Namen. TAubkorn heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Phoenix, Anchiops, Hordeum murinum, Hordeum sterile, Lolium murinum, Lolium rubrum, Triticum murinum, Lolium sylveltre, Frumentum tectorum. Italiänisch / Fenice, Gioglio salvatico. Frantzösisch / Yuroye sauvage, Yuroye de souris. Spanisch / Alcacer del muro. Englisch / Waldbarly / Waybenet / Reddarnell. Niderländisch / Muysenkoren. In Teutscher
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Taubkorn. Phoenix. Rosenwurtz. Radix Rhodia. Sprach wird es auch genent / Mäußgersten / Mäußkorn / wilder Dinckel / und in Sachsen und Meissen / Fürsthaber. Gestalt. Das Taubkorn / Phoenix Lolio similis, J. B. Gramen loliaceum angustiore folio & spicâ, C. B. hat ein zasichte wurtzel wie das Lulch / die blätter sind den blättern der Gersten ähnlich / außgenommen / daß sie kürtzer und schmäler scheinen. Die halme werden zweyer spannen hoch / mit knoden und gewerben unterschieden / derer sind gemeiniglich sieben oder acht von einer wurtzel / darauff wachsen lange vielfältige Aehren / von farben Castastanien-braun / ein jedes Aehr ist in viel kleine Aehrlein zertheilet. Es wächßt auff den Feldern / neben den strassen und auff den Tächern. Eigenschafft. Das Taubkorn ist mit vielen irdischen / und etwas groben irdischen theilgen begabet / daher kühler und trockener Natur; wird in der Artzney nicht gebraucht. Gebrauch. Diosuorides schreibet von dem Taubkorn also; Etliche sagen / es hab die besondere eigenschafft / daß es in braunrothe Wollen gebunden und angehencket / alle Verblutungen gewaltig stille. CAPUT XXXV. Rosenwurtz. Radix Rhodia. Namen. KOsenwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rosea radix, Rhodia radix. Italiänisch / Radice Rhodia. Frantzösisch / Racine sentant les roses. Spanisch Rosenwurtz. Radix Rhodia. / Rays Rhodia. Englisch / Rosewort. Dänisch / Rosenrod. Niderländisch / Roosenwortel. Gestalt. Die Rosenwurtz wächßt viel in Kärnten / Ungarn und Steyrmarck auff den Gebürgen / bringt runde stengel / etlicher massen hol / darzu Arms-lang / umb und umb mit blättern besetzt. Diese blätter sind länglicht / auffgespitzt / fett und dick wie Burgel oder Haußwurtz / und an dem Umbkreiß subtil zerkerfft. Oben an dem Gipffel trägt sie grüne Dolden / wie die Wolffsmilch Tithymalus cyparissias genant / so sie aber verblühet hat / werden gemeldte Dolden röthlicht. Ihre blum ist bleich oder rothfarb / die wurtzel wird uneben / knollicht / dick / dem vermeinten Costo, welchen man von dem Berg Gargano bringt / ähnlich / hat ein glatte scheinbarliche Rinden / und dieweil die wurtzel frisch ist / scheint sie aussen braunlicht / inwendig weiß / so sie aber dürr worden / ist sie in̅erlich röthlicht / und aussen schuppicht. Wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt / gibt sie einen lieblichen Rosen-geruch von sich / daher sie auch den namen bekommen. Weiter so ist sie under allen wurtzeln die werhafftigste / denn so man sie außgegraben hat / und behält sie an einem ort / da es nicht allzu dürr sey / nach etlichen Monaten mag man sie widrumb pflantzen / so wächßt sie von neuem. Ihr wohnung ist auff den höchsten Bergen. Man findet sie auff den Alp-gebürgen nicht weit von Saltzburg / wie auch auff den Genfischen und Savoyschen oder Piemontesischen Bergen: wird in Italien / Franckreich / Engelland und Holland wegen ihres lieblichen Geruchs in allen Lustgärten gepflantzet / allda sie an schattichten orten gern herfür komt.
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Eigenschafft. Die Rosenwurtz hat ein mittelmässige natur. Wenn sie alt und wol trocken / ist sie an Gestalt und Geschmack der fremden China-wurtzel so ähnlich / daß man leicht darmit betrogen wird; wiewohl auch dieser betrug so groß nicht ist / weilen sie beyde einerley tugend bey nahem haben. Gebrauch. So man an die Rosenwurtz riecht / wird das Haupt dadurch gestärckt. Rosenwurtz frisch zerhackt / mit Gundräblein (Hauptschmertzen.) vermischt / und über den Scheitel und Stirn gebunden / vertreidt allen Hauptschmertzen. Gleiche würckung hat das wasser / darinnen die Rosen-wurtz gesotten worden / so man damit auß Pfersing-Cucumern- und Kürbis-kernen / neben einem wenig zerstossenen weissen Magsamen / eine Milch macht / solche laulicht und offt darinnen genetzte tücher über die Stirn schlägt. CAPUT XXXVI. Grosse Bibernell. Pimpinella saxifraga major Namen. BIbernell heißt Lateinisch Pimpinella, Pampinula, Pampinella, Tragoselinum, Apium hircinum, Petroselinum hircinum, Pimpinella hircina, & saxifraga. Italiänisch / Pimpinella, Petrossllo salvatico. Frantzösisch Pimpinelle. Spanisch / Pimpinela. Englisch / Burnet. Dänisch / Quoesurt. Niderländisch / Bevernelle / Bevrenaert / Pimpernelle. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Steinpeterlein / und Bocks-peterlein. Die grosse Bibernell heißt Lateinisch / Pimpinella major, Tragoselinum majus, Pimpinella saxifraga major umbellâ candicâ, C. B. Saxifragia hircina major, J. B. Italiänisch / Pimpinella maggiore. Frantzösisch / grande Pimpinelle. Spanisch / Pimpinela major. Englisch / greot Burnet. Niderländisch / groot Bevernelle. Klein Bibernell. Pimpinella saxifraga minor. Die kleine Bibernell heißt Lateinisch / Tragoselinum minus, Pimpinella saxifraga minor, C. B. Saxifragia hircina minima, Pimpinella crispa Tragi, J. B. Italiänisch / Pimpinella minore, Petrosillo, salvatico minore. Frantzösisch / Petite Pimpinelle. Englisch / littel Saxifrage. Niderländisch / kleyn Bevernell. Diese wird gemeiniglich Pimpinella, oder Bibernell von den Artzten und Apoteckeren ohne einigen ferneren zusatz genennt. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Bibernell überkomt ein lange / glatte und weisse wurtzel / so sich der gemeinen Gartenpeterlein-wurtz vergleichet / am geschmack räß und zanger wie der Ingber ist / auch nach ihrer verletzung ein hitzigen scharffen und gelblichten safft von sich gibet. Die blätter sind schwartz-grün und gläntzend an einem theil / am anderen aber gar nicht / bißweilen werden sie zerschnitten und underschieden biß zum mittleren stengelein / zu beyden seiten anzusehen wie der grosse Peterlein / oder die kleinen Pastenachenblätter. Gegen dem Mäyen stosset von der wurtzel herfür ein knöpffiger / langer und holer stengel / mit vielen nebenzincklein / auf welchem cronen oder dolden wie schatthüttlein mit vielen weissen blumen erscheinen / denen ein wolriechender same nachfolget / so dem gemeinen Peterlein-samen sich vergleichet / ist jedoch hitziger und schärffer auff der Zungen. Er wächßt in steinichten Matten / auff den rechen der Weinberg / und anderen [870] grasichten orten / in den Zwingeren und Bäumgärten. Allhier wächßt sie auff den Muttenzer-matten und Erentzacher berg. An etlichen orten werden bey der wurtzel keumen gefunden / deren marck sich in ein rothe farb verwandlet / so man zum Carmesin in färben gebrauchet. Auff dem Lucernischen Fracmont oder Pilatus-berg / findet man sie mit schönen purpurfarben cronen / die wurtzel ist starck und voll saffts; Pimpinella faxifraga major, umbellâ rubente, C. B. 2. Die kleine Bibernell hat eine lange / dünne wurtzel / ohne zaseln oder nebenwürtzelein / ist an dem geschmack schärffer unb hitziger auff der Zungen / alß die wurtzel der grossen Bibernell. Die blätter / blumen und stengel verglieben sich auch der grossen aller gestalt nach / allein daß sie viel kleiner / und die stenglein und ripplein etwas braunroth seind: sie blühet auch im Mäyen. Der samen ist gleich dem falschen und grossen Ammeysamen / wolriechend / schärffer und zangerer / als der samen der grossen Bibernell. Sie wächßt auff den steinichten Bergen / graß- und sandichten rechen / die in der höhe ligen: auch überall in den Matten. 3. Die kleinere Bibernell mit Sperbenkraut-blätteren / Pimpinella saxifraga major altera, C. B. faxifraga minor, foliis Sanguisorbæ, J. Raj. Saxifragia hircina minor, foliisSanguisorbæ, J. B. 4. Die Sfricanische grosse Bibernelle / Pimpinella saxifraga Africana major. J. Raj. Eigenschafft. Die Bibernell ist mit scharffem / flüchetigem / wenig öhlichtem saltz begabet / und hat die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu erweichen / zu zertheilen / dem Gifft zu widerstehen / durch den Harn und Schweiß zu treiben / und die Monatliche Weiber-reinigung zu beförderen. Soll gesamlet werden / wenn die Sonn in Löwen gehet. Gebrauch. Die Bibernell bewahret den Menschen vor allerhand Gifft / ist dem gartzen Leib dienlich / denn sie erwärmet den Magen / die Leber / Nieren und Blasen / und stärcket sie. Diese wurtzel soll in Sterbens-läuffen fleissig gebraucht werden. Das rohe Bibernellen-kraut / wenn es noch jung ist / brauchet man auch zum Salat / dem Magen den Lust zur Speiß wider zu bringen / den (Grieß / Sand / Stein.) Harn zu fürdern / die Nieren und Blasen von dem Grieß / Sand und Stein in reinigen. Darneben ist die Bibernell auch ein (Frische wunden / alte schäden.) treffliches Wundkraut / das nicht allein die frischen Wunden / sondern auch die alten schäden heilet / derowegen sie zu den Wundtränckern gebraucht wird / die Erfahrung hat (Hauptwunden.) bezeugt / daß sie gar nutzlich zu den Hauptwunden seye. In Franckreich ist man der meinung / welcher (Wütender hundsbiß.) Mensch die Bibernell fleissig gebrauche / diesem können der wütenden Hunden biß keinen Schaden zufügen. Dahero berichtet Johannes Palmarius Constantinus in lib. de Morsu canis rabidi & Hydrophobia cap. 3. Es habe Heinrichs des anderen Königs in Franckreich Jäger / als er an einer schweren Kranckheit darnider lage / dem berhümten Artzet Johanni Fernelio, bey guter trew angezeigt / was massen die Bibernell (Wasserfurcht / biß der wütenden hunden.) wider die Kranckheit der Wasserfurcht nach empfangenem tauben Hundsbisse / ein solche krafft besitze / daß welcher sie etliche Morgen / entweder in einem Salätlein / oder auff ein andere weiß zubereitet / nach dem biß des wütenden Hunds / als von welchem solche Wasserfurcht herrühret gebrauche / davon keine ungelegenheit empfange. Vorgemeldter Jäger hat es erstlich an den Königlichen Hunden wargenommen / welchen er solch kraut nach dem sie von einem rasenden Hund gebissen worden / zu essen gegeben. (Mangel der Milch bey den Säugammen.) Die kleine Bibernell hat ein wunderliche Art die Milch zu mehren / denn wenn sie die Säugammen nur im Busen auff der haut tragen / bringet sie in sechs stunden die milch so gewaltig / daß man das kraut hinweg thun muß / wie solches Dr. Sebizius in seinen Anmerckungen zu Herren Tragi Kräuterbuch berichtet. (Grieß / Sand / Stein und schleim in den Nieren und blasen / erkalte mutter / verftandene Monatblum. Gifft / unsauber geb üt / Pest / erkalter Magen / grimmen / Pest / erkalte mutter / Grieß / Schleim und Stein in den nieren und der blasen.) Das destillierte Bibernellen-wasser / so man Morgens 4. oder 5. loth davon trincket / führet das Grieß / Sand und Stein / treibet den Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und Blasen von dem schleim / erwärmet den Weibern die erkaltete Mutter / und bringet ihnen die verstandene Monatblum / dienet wider das Gifft / reiniget das unsaubere Geblüt / bewahret vor der Pest. Die Bibernell-wurtzel wird mit Zucker eingemacht / wie die Wegwart-wurtzel. So man Morgens und Abends ein stücklein davon isset / bekomt sie wol dem erkalteten Magen / befürderet die Däwung / stillet das Grimmen / erwärmet die erkaltete Mutter / bewahret vor der Pest / und reiniget die Nieren und Blasen von dem Grieß / schleim und Stein. So man die Blumen der Bibernell mit Zucker wie den Rosen- oder Betonien-zucker (Melancholey / grillen hauptfluß / schwindel / kalter seich magen sieber / grimmen / gifft / hauptweh mangel an der gedecht nus / stein / husten verstopffung der Leber.) einmachet / und bißweilen einer Muscatnus gros darvon einnimmet / vertreibt er die Melancholische grillen und Phantaseyen auß dem kopff / stärcket das Haupt / zieht die Flüß herauß / dienet wider den Schwindel und kalten Seich. Er ist auch gut wider die Magen-sieber / stillet das Grimmen / bewahret vor Gifft / und treibt das empfangene Gifft widrumb wom Hertzen; stillet das Hauptweh / stärcket die Gedächtnuß / ist gut wider den Stein / Husten und verstopffung der Leber. CAPUT XXXVII. Groß Sperbenkraut. Sanguisorba major. Namen. DAs groß Sperbenkraut heißt Lateinisch / Sanguisorba major, Sanguisorba pratensis, Pimpinella sanguisorba major, C. B. Sanguisorba majore flore spadiceo, J. B. Pimpinella Italica major. Italiänisch /
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Groß Sperbenkraut. Sanguisorba major. Sorbastrella maggiore, Strella maggiore. Frantzösisch / Grande Sanguisorbe. In Teutscher Sprach wird es auch genent / groß Blutkraut / groß Italiänische Pimpernell / groß Kölbleinkraut / groß Blut-tröpfflein und Wurmwurtz / dieweil es wider den außwerffenden Wurm der Pferde dienlich ist / und denselben vertreibet. Die anderen Namen hat es daher / daß es etlicher massen der Bibernellen / so viel die blätter belangt / ähnlich ist / und wider die Bauchflüß dienet. Klein Sperbenkraut. Sanguisorba minor. Das kleine Sperbenkraut heißt Lateinisch / Sanguisorba minor, J. B. Pimpinella Italica minor, Pimpinella sanguisorba minor hirsuta, C. B. Item, sanguisorba minor hirsuta laevis, Ejusd. Italiänisch / Sorbastrella minore Strella minore. Frantzösisch / Petite Sanguisorbe. In Teutscher Sprach wird es auch genent / klein Italiänisch Pimpinell / klein Blutkraut / Herrgotts-bärtlein / klein Kölblein-kraut / klein Blutströpfflein und Megelkraut. Geschlecht und Gestalt. Das grosse Sperbenkraut hat eine lange / krumme und holtzichte wurtzel / die ist röthlicht / und eines herben zusammen ziehenden Geschmacks. Die blätter sind länglicht / rauch und gerings herumb zerkerfft / schier anzusehen wie die blätter des Betonienkrauts / werden doch linder / dünner / zärter und etwas blawfärbig. Die stengel wachsen elen elen-lang / und auch bißweilen länger / grün und rund / wie die Rockenhälmer / braunfarb / mit vielen neben-zweiglein / die sind wie stengel glatt und doch mit härlein / einer zarten Wolle ähnlich / ein wenig über zogen Auff den stengeln erscheinen an statt der blumen schöne Kästen-braune kölblein / die sind voller löchlein oder häußlein / thun sich gegen dem Brachmonat auff / darauß kommen kleine grüne blümlein / die haben in der mitte gelbe härlein / wenn die vergehen / so komt hernach ein raucher eckichter / grawer samen / darauß wider jung??? stöcklein wachsen. Man findet dieses krau???viel an dem gantzen Rheinstrom / auff den dürren Wiesen / ungebawten Aeckern und Graß-feldern / so die Sonne stäts haben mögen. Das kleine Sperbenkraut hat ein kleinere wurtzel / die ist etwas gelbfarb / ziehet doch nicht desto weniger den Mund zusammen / so man die kewet / wie die erste / ist sonst der jetztgemeldten mit blättern / blumen und samen durchauß gleich / außgenommen daß es viel kleinere / lustigere / zartere und auch drauschlichte blätter hat. Beyde Geschlecht des Sperbenkrauts / haben einen Geruch wie die Cucumern / doch ist der Geruch des kleinen Geschlechts anmüthiger. Es wächst viel in dem Gebürg und / steinichten Leitengrund / an den hügeln und rechen der strassen / hin und wider an dem Rheinstrom / deßgleichen im Ostwald und Franckenland. Dieweil auch dieses Gewächs zätiet und linder ist / denn das grösser / als wird es fast in allen Gärten gepflantzt zu den Saläten / Suppen und andern Speisen / dadurch es denn noch geschlachter / und in der Speiß zu gebrauchen milter wird. Eigenschafft. Die beyde Geschlecht der Sperbenkräuter haben ein mittelmässige / kühlende und trocknende Natur; | sind mit einem temp???tirt-balsamischen flüchtigen saltz begabt / uns haben die eigenschafft zu eröffnen / zu erdünneren / das saure scharffe geblüt zu versüssen und zu reinigen; das Herr zu stärcken / anzuhalten / zu säuberen / und zu heilen / auch / die Flüsse zu verhüten; kan im Mäy und Brachmonat gesamlet werden.
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Gebrauch. Das klein Sperbenkraut ist so gemein worden / daß auch die Köch dessen in der Küche nicht entbehren wollen / denn es nicht allein täglich zu den Saläten gebraucht / sondern auch nutzlich mit andern kräutern zu den Suppen vermischet wird. Dises kraut wird auch heutiges Tages in dem Mäy und Brachmonat frisch in den Wein gelegt / darab zu trincken / denn es demselben (Starcke haubtflüß Lung und Schwindsucht / Melancholey.) ein anmüthigen Geschmack mittheilet / ist denen dienlich / so mit starcken Haupt-flüssen beladen sind / sonderlich so dieselben auff die Brust und Lungen fallen / denn es verhütet vor der Lungen- und Schwindsucht. Ist auch den melancholischen Menschen (Unmässiger Blutgang der weiber.) nutzlich. Ferners stopffet es den unmässigen Blutgang der Weiber / vor allen andern Kräutern / so man es in Kost nutzet / oder aber in Wein legt / und darab trincket. (Mißgeburt.) Gleicher gestalt gebraucht / dienet es den schwangern Weibern sehr wol / denn es verhütet sie vor der Mißgeburt. (Außwerffender wurm der Pferden.) Wider den außwerffenden Wurm der Pferden / ist das groß Sperbenkraut ein gewisse erfahrne Artzney / derowegen es auch Wurmwurtz genent wird. Man soll dem Pferd die wurtzel des Krauts anhencken / und das Kraut klein zerschnitten mit dem Futter vermengen. Das Kraut auh in sein Trincken legen / und darab trincken lassen. Oder man kan das Kraut zu pulver stossen / und Pferd des Tags dreymal / jedes mahl ein loth / mit Wasser zertrieben einschütten. Man gebrauche nun das gemeldt Kraut / wie man wil / so ist es gut und hilfft / welches Theodorus Tabernaemontanus etlich mahl selbst erfahren / und auch andere gelehret / die es allwegen bewehrt erfunden. Diese Kunst hat ihme Käysers Caroli V. Huffschmid effenbahret / der es vor ein sonderlich Geheimnuß hielte. (Versehrung der Lungen / därm und aller innerlicher glieder.) Das Sperbenkraut-waser Morgens und Abends auff 3. oder 4. loth getruncken / heilet alle verschrungen der Lungen / Därm und aller innerlicher Glieder.

CAPUT XXXVIII.
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Stein-Leberkraut. Lichen petræus. Namen. LEberkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lichen, Lichen petraeus. Lichen saxatilis, Hepatica, Hepatica saxatilis, Hepatica, sive Jecoraria fontana. Italiänisch / Lichene, Epatica. Frantzösisch / Hepatique, Porcorau. Spatnisch / Empeynè. Englisch / Leverwort / Ston Leverwurdt. Dänisch / Steenlefverurt / Oxemule. Niderländisch / Steenleverkruyt. In Teutsher Sprach nennet man es auch Stein-Leberkraut / Steinflechten / Mooßflechten und Brunn-Leberkraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Stein-Leberkraut / Lichen petraeus latifolius, sive Hepatica fontana, C. B. Lichen, s. Hepatica fontana, J. B. kriecht weit Stein-Leberkraut. Lichen petræus. umb sich / mit vielen schuppichten fetten blättern. Die wurtzel ist wie eine haarichte weiche wolle / damit es sich an die Felsen der Brunen anknüpffet. Das Kraut ist auff der einen seiten satter-grün / mit vielen feiten blättern überschossen / und durch einander gefalten oder gerumpffet / auff der andern seiten aber braunlicht. Auff der grünen seiten gewinnet es gegen dem Mäyen viel kleine blättlein / gleich wie die Meer-linsen / darauß fette / kurtze und dünne stiel wachsen / gleich als Netzfäden / auff einem jeden stiel sihet man ein schönes blümlein / wie sternlein oder rädlein gestaltet. Es wächßt an kalten / feuchten und schattichten orten / bey den brunnen und an den steinen / blühet im Mäyen. Allhier findet man es in der Carthuß an den feuchten mauren / und bey dem brunnen zu Briglingen; wie auch hin und wider in feuchten Höfen und schattichten matten. 2. Das krönlichte Stein-Leberkraut / Lichen perraeus umbellatus, C. B. 3. Das Stein-Leberkrauf mit gestirnten moosichten blümlein / Lichen petraeus cauliculo calceato, C. B. 4. Das kleinste Stein-Leberkraut mit grünen blättern und weissen erhöhten düpflein / Lichen petraeus minimus, fructu Orobi, C. B. Lichen alter acaulis [Greek words], Col. 5. Das moosichte Stein-Leberkraut mit bleich-grünen etwas haarigen blättern / Lichen petraeus muscosus racemosus C. B. 6. Das Stein-Leberkraut mit Mond-gestalteten blümlein / Lichen sive Hepatica lunulata [Greek words], Raj. 7. Das kleinste Stein-Leberkraut mit gekerfften blättern / Lichen minimus, foliolis laciniatis, Raj. Eigenschafft. Das Stein-Leberkraut führet neben vielen irdischen theilgen / auch ein schleimigölichtes / wässeriges und flüchtiges Saltz / ist daher eines wässerigen / etwas wenigs [873] bitterlichten geschmacks / und hat die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / die scharffen feuchtigkeiten zu versüssen / das versaltzen geblüt zu reinigen / Verstopffungen der Wasser-äderlein / und der innerlichen Drüsen zu eröffnen / auch trefflich die Wunden / Geschwär und Schäden zu heilen. In dem übrigen kühlet und trocknet es. Man kan es in dem Frühling und Herbst / etliche Monat durch zum gebrauch samlen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Hitz der Leber.) Es ist dieses kraut der Leber sehr dienlich / daher es auch den namen Leberkraut überkommen. So man ein handvoll in ein maß weissen Wein legt / und darvon trinckt / stärcket es die Leber / eröffnet die Verstopffung derselbigen / dienet wider die Gelbsucht / und wehret der Hitz der Leber. (Samenfluß.) Etliche geben ein halb quintlein des gestossenen Leberkrauts in einem weich gesottenen Ey denen / welche mit der Gonorrhœa oder dem Samenfluß behafftet sind. Das destillierte Leberkraut-wasser löschet (Ve stopffung und nunatürliche Hitz der Leber / Gelbsucht / hitzig Fieber und Bauchfluß.) die unnatürlich Hitz der Leber / eröffnet die Verstopffung derselbigen / vertreibet die Gelbsucht / dienet wider die hitzige Fieber und Bauchflüß / so man morgens und / obends drey oder vier loth trincket. Dieß kraut gedörrt zu pulver gestossen / alle morgen und abend ein halb quintlein davon mit brühen eingegeben / hat eine (Lungsucht / Wassersucht / Schwindsucht / Husten / Blutaußwerffen rothe und weisse Ruhr / Samenfluß.) verwunderiliche würckung in allen innerlichen Geschwären / in der Lungsucht / Wassersucht / Abnehmen und Schwindsucht der Kindern. Es vertreibet allen Husten / reiniget die Brust von allem Schleim / versüsset alle scharffe gesaltzene Feuchtigkeiten / stillet alles Blut-außwerffen durch den Husten / wie auch die rothen und weissen / und den Samen-fluß bey Manns - und Weibs-bildern. Es lebt dermahlen noch eine Frau bey uns / welche vor sechs und mehr Jahren zum zweyten mahl vollkommen lungsüchtig / und davon bereits gantz außgezehret gewesen / so aber jedesmahl durch hülff dieses pulvers / wie auch des saffts von diesem kraut gäntzlich wider genesen / zu gutem fleisch kommen / und seit der zeit gesund ohne einigen Husten und Engbrüstigkeit gelebet. Widerumb habe ich verschiedene junge Knaben / welehe an dem gantzen Leib mit einer Wasser-geschwulst angefochten / und dadurch mercklich geplagt wurden / mit dem pulver dieses krauts in zeit vollkommen zu recht gebracht / dabey ich aber dieses frische zerhackte kraut in ihr gesotten ordinaritranck / da es annoch warm ware / werffen lassen. Man kan auch auß diesem Kraut einen Syrup machen / dabey aber muß man wol acht haben / daß man ihne nicht zu starck / sondern nur gantz gelind koche / damit er nicht schleimischt und zähe werde / welches denn gern geschiht / weilen viel schleimichtes (Husten / Lungengeschwär / Lungsucht.) safft in dem Kraut sich findet. Dieser Syrup löffelweiß offt genommen / reiniget die Brust / säuberet und heilet die Lungen-geschwär und Lungsucht / ja andere innerliche Geschwär und Schäden / stillet auch allen Husten. CAPUT XXXIX. Stern-Leberkraut / oder Waldmeister. Hepatica stellata, s. Matrisylva. Namen. SIern-Leberkraut / Waldmeister oder Hertzfrewd / heißt Lateinisch / Hepatica stellata, Asperula sive Rubeola montana odora, Matrisylva. Italiänisch / Asperella odorata, Asperella cordiale, Stellaria. Frantzösisch / Muguet. Englisch / Woodbinde / Honeysuckles. Dänisch / Buckar / Skowmercke / Mysker. Niderlädisch / Levereruyt / Waldmeester. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Stern-Leberkraut / Hepatica stellata, Tab. Asperula, S. Rubeola montana odora, C. B. Matrisylva, Trag. Rubiis accedens Asperula quibusdam, s. Hepatica stellaris, J. B. hat weisse und zarte würtzlein / auß denen viereckichte stengel einer spannen hoch herfür kommen / welche mit gestirnten / grünen und rauhen blättern / so dem weissen Megerkraut ähnlich sind / gläichs-weit von einander umbgeben werden. Die weissen vierblättigen blümlein / deren vielan dem obern theil der stengeln drauschlicht sitzen / geben einen lieblichen geruch / welchen rauche köpfflein nachfolgen / darinn der kleine haarige samen verschlossen ist. Blühet im Mäyen / wächßt in den Wäldern. In Holland wird es in die Gärten gepflantzet. Es wächßt viel von sich selbsten in Oerstereich und Ungarn. Man findets allhier auff dem Muttentzer-berg und anderstwo häuffig. 2. Das Stern-Leberkraut mit blauen / ablangen / unden haarigen / gebüschelten / an langen stielen hangenden / vierblättigen blümlein / Asperula cœrulea arvensis, C. B. Ru [874] bia cœrulea erectior, elatiorvè, J. B. Wächßt bey uns auff denen Birß-felderen / auch anderstwo / und bringt einen hohen stengel. 3. Das kleine / kriechende / blaue Stern-Leberkraut / Rubeola arvensis repens cœrulea, C. B. Rubia parvo flore, cœrulea se spargens, J. B. Eigenschafft. Das erste Geschlecht des Stern-Leberkrauts / als der Waldmeister / welchen man zu end des Mäyens samlen soll / hat ein miltflüchtiges und subtiles alkalisches Saltz / neben wenig balsamischen theilgen / und dadurch die Eigenschafft gantz gelind zu wärmen / das unreine geblüt zu reinigen / die sauren melancholischen saltze dar auß zu führen / verstopffungen der Leber / Miltz / und Mutter zu eröffnen; die Monatliche reinigung zu beförderen / das Hertz zu stärcken / und zu erquicken. Gebrauch. Man pflegt das frische Kraut den Mäyen durch etwan in brühen zu kochen / und solche täglich zu reinigung deß geblüts / und eröffnung aller innerlichen verstopffungen zu geniessen. Eine gleiche würckung kan die davon mit Branntentwein außgezogene Essentz haben / so man davon öffters biß 20. tropffen einnimmet. In dem Sommer / wenn dieses Kraut noch frisch ist / pfleget man es in den weissen Wein zu legen / und darab zu trincken / stärcket die Leber erfreuet das Hertz / befürdert die Däuung / und bringet lust zur speiß. (Verstopffung der Leber Gelbsucht.) Das destillierte Wasser auß diesem kraut / ist dienlich wieder die Verstopffung der Leder und die Gelbsucht. CAPUT XL. Lungenkraut. Pulmonaria. (1. Lungenkraut.) (2. 3. Andere zwo Arten.) (4. Eyprian Hößlein / wächßt in dem mooß oder under dem gemeinen Lungenkraut / an alten häumen / wie Hößlein.) Namen. LUngenkraut heißt Lateinisch / Pulmonaria, Muscus pulmonarius, Lichen arboreus sive Pulmonaria arborea, J. B. Muscus arboreus pulmonatius, C. B. Italiänisch / Polmonaria. Frantzösisch / Herbe aux pulmons. Englisch / Lungwort. Dänisch / Lungeurt Niderländisch / Longerkruyd. Gestalt. Lungenkraut von seiner Gestalt und Krafft also genant / ist ein gewächs an moosichten Eych- oder Buch-bäumen / und auff den Steinfelsen / in den dunckelen Wäldern. Hat weiche blätter / die sind breit / gerümpffet / über einander geschossen / weit von einander zerkerbt / mit vielen grüblein / oben schön grün / unden aber weiß / mit gelber farb vermischt / und mit vielen mackeln besprengt. Eigenschafft. Das Lungenkraut ist ein wenig warmer und trockner natur: hat viel irrdische / rauhe theile / und dadurch die krafft zu tröcknen und zusammen zu ziehen. Gebrauch. Es hat dieses Kraut ein sonderlich lob überkommen (Lungsuch.) wieder die Lungsucht / daher man es auch Lungenkraut nennet. Man stosset es zu einem pulver / vermischt ein halb loth mit vier loth Honig / zu einer Latwerg / davon soll der Krancke nach belieben einer Muscatnuß groß nehmen. (Husten / Engbrüstigkeit / blutspeyen bauchfluß / unmäßige Weiberzeit.) Ein hanbvoll Lungenkraut in eine maß weissen Wein gelegt / und darab getruncken / ist gut wieder den Husten / die Engbrüstigkeit / Blutspeyen / langwirigen Bauchfluß und die unmäßige Weiberzeit. Die Hirten stossen das Lungenkraut zu (Keichen un̅ Husten des Rindviehs) pulver / vermischen es mit Saltz / und geben es dem Rindvieh wieder das Keichen und den Husten. CAPUT XLI. Rheinblum. Stœchas citrina. Namen. DIe Rheinblumen haben daher ihren namen / dieweil sie an dem Rheinstrom / zwischen Speyer und Wormbs in grosser menge wachsen. Etliche nennen sie Motten-blumen / denn sie die Motten und Schaben von den kleidern treiben. Andere heissen sie Jüngling / darum daß die blumen nicht verwelcken. Die Rheinblumen nennet man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Stœchas citrina, Amaranthus luteus, Chrysocome, Coma aurea. Italiänisch / Amaranto giallo. Frantzösisch / Herbe aux tignes. Dänisch / Heidelblommer / Reinblomme. Niderländisch / Mottenkruyd / Kynblomme. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine teutsche Rheinblumen / Elichryson sive Stœchas citrina latifolia, C. B. Stœchas citrina Germanica latiore folio, J. B. Hat zarte runde stengel und zweiglein / auch lange und schmale blätter / wie der Hysop /
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Rheinblum. Stoechas citrina. (* Eine art auß Candien.) Frembde Rheinblumen. Stoechas citrina exorica. aschenfarb / wollicht / und am geschmack bitter. Ein jedes stengelein bringt oben am gipffel gold-gelbe / runde / knöpffichte Blumen im Brach- und Heumonat: diese blumen verwelcken nimmer / sondern behalten allezeit ihr farb / daß man auch mitten im Winter kräntze darauß machen kan / sind am geruch lieblich / und am geschmack ein wenig bitter. Die wurtzel ist dünn / schwartz und nicht lang. Wächßt auff rauchem / trocknem / sandichtem Erdreich / und dürren Heyden / an dem Rheinstrom / zwischen Worms / Speyr / und anderstwo. Eigenschafft. Die Rheinblumen sind warmer und trockner natur: haben viel ölicht-flüchtiges bitteres Saltz bey sich; eröffnen / tröcknen / vertheilen / säuberen / heilen / und treiben durch den Harn. Gebrauch. (Würm / Verstopffung der Leber / Gelbsucht.) Ein Handvoll Rheinblumen in einer maß weissen Wein gesotten und darab getruncken / tödtet die Würm / wie solches Tragus auß eigener erfahrung berichtet. Dienet auch also wieder die verstopffung der Leber und Gelbsucht; treibet den Harn / und löset den Schleim und Sand von den Nieren ab. (Milben und Nüß des haupts) Die Rheinblumen in laugen gesotten und damit gezwagen / verjagt die Milben und Nüß auff dem Haupt. (Motten und Schaben der Kleidern.) Wenn man die Rheinblumen zu den kleidern legt / vertreiben sie die Motten und Schaben. Man findet in Italien und anderen warmen Ländern / ein schöne wolriechende art der Rheinblumen / hat viel subtilere blätter / und oben kleinere blümlein beysammen / darauß raucher / wollichter samen wird / welcher alßdenn verpfliegt / und ungern auffgehet. Aber das Gewächs kan man durch die zweiglein / wie Roßmarin oder Eypreß überflüßig pflantzen / auch sehr fein buschicht und rund / wie kleine bäumlein ziehen. Der stamm wird holtzicht: Elychryson s. Stoechas citrina angustifolia, C. B. Stoechas citrina tenuifolia Narbonensis, J. B. Dessen wilde Art wird umb Nimes und Montpelier in Franckreich gefunden / ist gantz grau von farben / und eines schuhs hoch / hat aber keinen geruch / und ein klein würtzlein: wächßt gern an altem gemäuer. Die blumen sind der andern gleich / und der samen / welcher gern auffgehet: Elychryson foliis oblongis, Stoechadi citrinae similis, C. B. Stoechas citrina tenuifolia altera, J. B. CAPUT XLII. Sonnen-Goldblum. Helichrysum Dioscoridis. Namen. SOnnen-Goldblum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Helichrysum. Italiänisch / Helicriso. Englisch / Goldenmothewort. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier zwey Geschlecht der Sonnen-Goldblumen vorgestellt. Das erste Geschlecht / welches das wahre Helichrysum Dioscoridis ist / Helichrysum, Matth. Elichryson foliis Abrotani, C. B. Heliochryson quorundam foliis Abrotani, J. B. hat eine kleine holtzichte wurtzel / mit vielen zaseln / darauß wachsen gerade / weiß - grüne stengel / einer elen lang / die sind mit starcken tieff zerschnittenen Blättlein bekleidet / je ein
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Sonnen-Goldblum. Helichrysum Dioscoridis. Italiänische Sonnen-Goldblum. Helichrysum Italicum. gesätz gläichs weil über dem andern / den blättern der Stabwurtz etlicher massen ähnlich. Am obern theil bringt es schöne / goldgelbe / knöpffichte Blumen / Kronen - weiß zusammen gedrungen / gleich wie die Blumen des Reinfarns / welche ihre gläntzende schöne goldfarb lange zeit behalten. Es wächßt bey uns in Teutschland nicht von sich selbst / sondern wird allein in den Lustgärten gezielet. In der Provintz / Franckreich und Languedock aber / wächßt??? es viel in rauhen / dürzen / sandichten und ungebawten Matten. Wird auch in Hispanien und Candien gefunden. Das ander Geschlecht / die Italiänische Sonnen-Goldblumen / Helichrysum Italicum, Matth. Millefolium tomentosum luteum, C. B. Stratiotes lutea, Clus. Ist mit der wurtzel dem ersten gleich / mit den blättern aber und gekräuselten, Blumen kleiner??? / die blätter wachsen gleich von der wurtzel herauß / und nicht also Gesetz-weiß an den stengeln über einander / anzusehen wie die kleinen Straußfederen / wiewol es auch an den stengeln??? etliche blättlein gewinnet / die sind aber eintzig / und deren wenig. Dises wäcyßt von sich selbst in Italien / und wird allein bey uns in den Garten gezielet. Eigenschafft. Beyde Geschlecht der Sonnen-Goldblumen sind warm und trockner Natur / und haben gleiche eigenschafft mit den Rheinblumen. Gebrauch. (Motten / Schaben.) Die Sonnen-Goldblume zu den Kleidern gelegt / behütet sie vor den Motten und Schaben. CAPUT XLIII. Gemein Eisenkraut. Verbena communis. Namen. Das gemeine Eisenkraut oder Eisenkraut - männlein heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Peristereum, Ju???onis lacryma, Verbena mas, Verbenaca, Verbena recta, Verbena communis, [877] toeruleo flore, C. B. Verbena mascula, Verbena vulgaris, J. B. Italiänisch / Verminacola, Verbena, Berbena. Frantzösisch / Verveine. Spanisch / Verbena. Englisch / Vervaine. Dänisch / Jernurt. Niderländisch / Ysercruyt / Yserhert. In Teutscher Sprach wird es auch genent Eisenreich / Eisern / Eisenhart und Taubenkraut. Das Eisenkraut-weiblein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Verbenaca supina, J. B. Verbenaca foemina, Verbena tenuifolia, C. B. Hierobotane. Italtänisch / Verbena femina. Flantzösisch / Verveine femelle. Spanisch / Verbena femina. Englisch / Spanisch Vervaine / holce Vervaine. Niderländisch / Eleyn Spaensch Ysercruyt. In Teutscher Sprach wird es auch Spanisch Eisenkraut / Italiänisch Eisenkraut / und klein Eisenkraut genent. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Eisentraut oder Männlein / Verbena communis coeruleo flore, C. B. überkomt ein lange dünne und zasichte wurtzel / auß welcher harte / rippichte / viereckichte und dünne stengel herfür wachsen / so selten über elen hoch mit vielen nebenästlein von unten auff erscheinen / welche mit außgeschnittenen blättern besetzt sind / die sich dem jungen Eychenlaub vergleichen / jedoch werden sie kleiner / schmäler / auff der einen seiten sattgrün / auff der anderen aber weißlicht / und ist ein jedes blatt schier anzusehen wie ein Hanenkam̅. Auff den gipffeln der stengeln erzeigen sich grüne knöpflein / darauß werden himmelblawe / bißweilen auch weißlichte fünffblättige blumen / deren man selten über vier oder fünff an den stengeln sihet / wenn die blumen abfallen / folget ein kleiner länglichter same nach in obgemelten knöpftlein / so dem rothen Wegrich - samen umb etwas ähnlich ist. Das grüne kraut gibt ein zimlichen guten geruch von sich / wird aber am geschmack etwas bitter. Man findet es allenthalben in Teutsch- und Welschland in den Dörfferen / hinder den zäunen / an den mauren / auff den Kirchhöffen / neben den strassen / und an anderen harten / rauchen ungebauten orten / also daß es keiner anderen pflantzung nöthig ist. Das kraut soll zur Artzney gesamlet werden / wenn die Sonn in die Jungfraw tri???tet / die blümlein aber wenn die Sonn in Löwen gehet; die Verbena Indica Bontii komt mit diesem Geschlecht überein. 2. Das Eisenkraut-weiblein / Verbena tenuifolia, C. B. vergleicht sich mit seiner wurtzel dem Männlein / die viereckichten stengel wachsen selten über anderthalb spannen hoch / und ligen mit ihren ästlein untenher auff dem boden. Seine blätter sind des Männleins blättern fäst ähnlich / allein werden sie tieffer und subtiler gekerfft / und von farben grün auff blaw geneigt. Die Blumen erscheinen schön Leibfarb-blau / sind aber kleiner / wie auch der Same / als am Männlein. Es wächßt in Apulien und Spanien: In den Niderländischen Lustgärten wird es vom Spanischen Samen gezielet. Das Peruanische stäts grünende Eisenkraut ist eine grössere art von diesem geschlecht / Verbena Peruana, C. B. 3. Das Italiänische Eisenkraut / Verbena nadiflora, C. B. J. B. Wächßt in Italien umb Neapoli / ist erstlich von Ferrante Imperato, einem vornehmen Neapolitanischen Apotheckern D. Casparo Bauhino zugeschickt worden. 4. Das Canadensische Eisenkraut / mit Neßlen-blätteren / Verbena Vrticae folio Canadensis, Hort. Paris. & Lugd. Bat. Eigenschafft. Das Eisenkraut ist warm und trockener natur; hat ein milt-flüchtiges / balsamisches saltz / neben vielen irdischen theilgen / und daher die lugend zu eröffnen / zu zertheilen / zu säuberen und zu heilen / das Haupt und Leber zu stärcken / den verstandenen Harn zu beförderen / Grieß / Sand und Schleim der Nieren abzutreiben / Schmertzen zu stillen / und die Haupt-Augen- und Zahn-flüsse zu vertreiben. Gebrauch. (Schmertzen des haupts.) Eisenkraut ist ein gutes Kraut wider alle schmertzen des Haupts. Forestus lib. 9. observat. med. cap. 52. erzehlet / er habe einem Diener / welcher vor grossen Hauptschmertzen gleichsam verzweiflen wolte / dieses Kraut frisch an den Halß gehenckt / darvon alsobald der schmertzen gewichen seye. (Verstopffung der Leber und miltzs / Gelbsucht / verstandener Harn / Stein.) Ein handvoll Eisenkrauts in einer maß weissen Weins gesotten / und davon Morgens nüchtern und Abends getruncken / ist gut wider die verstopffung der Leber und Miltzs / vertreibet die Gelbsucht / befürdert den verstandenen Harn / und führet den Stein auß. Es haben die Heyden mit dem Eisenkraut viel Fabelwerck getrieben / wie bey dem Plinio libr. 25. histor. natur. cap. 9. zu lesen ist. (Taubsucht) Wenn ein Mensch nicht richtig in dem Haupt wäre / und solches von der Melancholey herkäme / diesem mache nachfolgende Laugen / und lasse den Krancken alle Tage damit zwagen / wird ihme wol bekommen. Nim Eisenkraut zwey handvoll / Majoran / Haselwurtz mit dem kraut / Wegwarten / Ochsenzung / Beyfuß und Quendelkraut jedes ein handvoll: diese stuck soll man zerschneiden / und in drey maß Laugen den dritten theil einsieden lassen / alßdenn dieselbige gebrauchen / wie angezeiget. (Hitzige geschwulst insonderheit an den Gemächten.) Es wird in den Apothecken ein sälblein auß dem Eisenkraut gemacht / welches man Unguentum Jovis nennet. Solches wehret allen hitzigen Geschwulsten / insonderheit aber die sich an den Gemächten erzeigen / wenn man sie damit ansalbet. Wenn man Eisenkraut in ein Taubhauß leget / sollen sich die Tauben darinn gern halten / und andere frembde Tauben sich daselbst versamlen / denn sie haben einen desondere Liebe zu diesem Kraut. (Verstopf-???pfung der Leber und Miltzes / Gelbsucht / Würm / Grieß / Stein / drey und viertägig Fieber /) Das destillierte Eisenkraut-wasser löset auff die verstopffung der Leber und des Miltzes / führet auß die Gelbsucht / tödet die Würm / vertreibet das Grieß und den stein / ist dienlich für das drey- und viertägige Fieber / Morgens und Abends 3. oder 4. loth davon getruncken: Es soll auch das Eisenklaut-wasser den Säugmüttern viel Mich [878] (Milchmangel.) machen / auff angezeigte weiß gebraucht / wie solches glaubhaffte Leuth bezeugen. Eisenkraut-wasser ist ein köstliches mittel (Hauptweh) wider das Haupt-wehethum / leinene tüchlein darinn genetzet / übes die Stirn laulicht gebunden / und so offt solches trocken / wider erfrischet. So man aber dieses Wasser kräftiger zu diesem Gebrechen haben wollte / soll man zu einem becher voll Wasser zwölff Pfersing-kernen nehmen / dieselbigen schelen / darnach klein stossen / und mit dem Eisenkraut-wasser durchstreichen wie ein Mandelmilch / leinene tüchlein darinn netzen / und laulicht überschlagen. (Flüßige / dunckele / trübe Augen.) Das Eisenkraut-wasser ist auch ein gut Augen-wasser / denn es die flüßige Augen tröcknet / und die trüben dunckelen Augen erläutert / so man etliche tröpfflein darein giesset. Eisenkraut-wasser heilet die Mundfäule / (Mundfäule / versehrung des Halß / Geschwär an beimlichen orten.) und alle Versehrung des Halß / den Mund offt laulicht damit gegurgelt und außgespühlet. Es dienet auch zu den Geschwären der heimlichen örter bey Mann und Weib / dieselbigen offtmahls damit gewaschen / leinene tüchlein darinn genetzt und übergelegt. (Melancholey / hauptflüß / schwaches Hertz und Gedächtnuß / Husten / Würm.) Auß den blumen des Eisenkrauts wird eine Lattwerg oder Zucker wie von den Rosen / gemacht / die ist sehr gut den melancholischen oder schwermüthigen Leuten / sie machet frölich / vertreibt die schweren Gedancken / darauß viel kranckheiten entspringen / dienet wider die Flüsse des Haupts / stärcket die Gedächtnuß / und schwaches Hertz / vertreibt den Husten und die Würm auß dem Leib / so man morgens und abends einer Muscatnuß groß darvon eine lange zeit nimmet. Der auß dem frischen zerhackten kraut außgetruckte Safft / mit dem auß weissem Magsamen / oder Bilsen-samen außgepreßten (Hauptschmertzen.) öl vermischt / und an die Schläffe gestriechen / vertreibt alle grosse Haupt-schmertzen. Gleiche würckung hat das Kraut / wenn man es frisch zerhackt / und über die Scheitel / die Stirn und die Schläffe bindet. (Unzeitige Geburt.) Wenn man die unzeitige Geburt verhüten will / so nehme man Eisenkraut-wasser acht loth / Kinder-balsam zwey loth / präpariertes pulver von wolgedörr???en Krebsschalen ein halb loth / Zucker ein loth / mische alles under einander / und geb dem schwangeren Weib täglich etliche löffel voll davon ein. (Harte Miltz- und Leber-geschwulst.) Wer ein auffgeschwollen und erhartete Miltz oder Leber hat / der zerhacke das frische safftige Eisenkraut / vermische es mit Eyerklar / und Gersten- oder Rocken-mehl zu einem dicken pflaster oder Cataplasma, und binde es also warm etliche Nächte über / so wird sich die Geschwulst verwunderlich ohn einigen schmertzen vertheilen. Es ziehet aber einen rothen schweiß auß / gleich ob es blut wäre. CAPUT XLIV. Hyacinth. Hyacinthus. Gemeiner Hyacinth. Hyacinthus vulgaris. Namen. HYacinth oder Mertzen-blum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hyacinthus. Italiänisch / Hiacinto, Cipolla di cane, Cipolla canina. Frantzösisch / Jacinthe. Spanisch / Mayas. Niderländisch / Jacinth. Englisch / Hyacinth. Geschlecht und Gestalt. Von denen sehr vielen Hyacinthen-geschlechtern werden allhier nur fünffe fürgestellet. Der gemeine Hyacinth / Hyacinthus comosus major purpureus, C. B. maximus botryoides comâ coeruleâ, J. B. Hyacinthus vulgaris, Matth. hat eine zwibelichte wurtzel / darauß ein dünner / glatter und graß-grüner stengel wächßt / fast einer spannen hoch / bißweilen auch höher. Mitten an diesem stengel biß oben auß überkomt er schellichte blumen / deren etliche blau sind / etliche purpur-braun / ein theil weiß auch gelb / und ein theil leibfarb; wenn die blumen zeitigen / so neigen sie sich gegen der erden / und bleiben lang hangen / ehe denn sie verwelcken: die blätter vergleichen sich fast den Knoblauch - blätteren / deren etliche schmal / andere aber etwas breiter sind. Der samen ligt in kleinen hülsen. Der Tripolitanische Hyacinth / Hyacinthus Tripolitanus, J. B. exoticus, flore Phalangii, C. B. blühet in dem Monat Aprill / hat lange und gar schmale blätter / wächßt zimlich hoch / und gewinnet zu oberst vier schöne blumen / an welchen die blättlein mit ihrer farb und grösse den dreyen auffgerichteten blättlein in der blauen Lilien ähnlich sind. Die wurtzel ist zwibelicht / aber nicht groß / wie solchen D. Leonhard Rauwolff im I. theil seiner Reißbeschreibung im 9. cap. beschrieben / und ihne neben andern zierliehen Gewächsen Hr. Camerario zugesendet hat.
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Tripolitanischer Hyacinth. Hyacinthus Tripolitanus. Orientallischer Hyacinth. Hyacinthus Orientalis. Der Orientalische Hyacinth / Hyacinthus orientalis caule maculato. C. B. orientalis, Matth. orientalis coeruleus, Tab. orientalis, quibusdam Constantinopolitanus, J. B. komt mit Lilien-blättern herfür / sind aber kleiner / schmäler / fetter / und steigen mit ihren spitzen ob sich. Der stengel ist dick / an welchem die himmelblauen blumen / an gestalt der Lilien doch etwas kleiner / sich erzeigen. Die wurtzel ist zwibelicht und schüppicht. Ein anderer Orientalischer Hyacinth. Hyacinthus Orientalis alter. Tranblichter Bisaiffi???-Hyacinth. Hyacinthus racemosus moschatus. Der andere Orientalische Hyacinth / Hyacinthus orientalis maximus, C. B. orientalis alter, Matth. ist diesem gar gleich / weder allein / daß die blätter breiter / fetter / und an dem oberen theil stumpff sind. Matthiolus hat diese beyde von Jacobo Antonio Cortuso [880] auß Padua empfangen / welchem sie auß Orient zugeschickt worden. Der traublichte Bisam-Hyacinth / Bulbus vomitorius, Matth. Hyacinthus racemosus moschatus, C. B. Hyacinthus odoratissimus dictus Tibcadi & Muscari, J. B. bringt auß einer grossen / weissen / mit dicken zaseln begabten Zwibel-wurtzen fünff oder sechs über der erden außgebreitete / dicke / safftige blätter; zwischen welchen in dem Frühling ein dicker / safftiger / runder / nackender / schwacher stengel auffwächßt / so mit vielen purpuricht-grünen / oder weißlichten blumen-zincken / wie ein Wasser-krüglein gestaltet / gezieret wird. Wenn nun diese anheben zu verwelcken / so geben sie den lieblichsten Bisam-geruch. Darauff folget der schwartze runde samen in einem grossen dreyeckichten köpfflein. CAPUT XLV. Magsamen. Papaver hortense. Namen. MAgsamen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Papaver. Italiänisch / Papavero. Frantzösisch / Pavot. Spanisch / Dormidera, Rosella. Englisch / Poppie. Dänisch / Valmue / Mankop. Niderländisch / Mancop / Heul / Eul. In Teutscher Sprach wird er auch genennt Oelmagen / Oelsamen / Mön / Män und Mahe. Geschlecht und Gestalt. Der Magsamen ist männiglich bekant / wird gepflantzet im Acker-feld und in den Gärten. Seiner sind viel Geschlecht / allein an den farben / blumen und samen unterschieden / sonst kommen sie mit wurtzeln / kraut / stengeln und milch überein. Gefüllter Magsamen. Papaver pleno flore. Der erste Magsamen blühet gantz schneeweiß / und bringet weissen samen. Der ander bringt braun-leibfarbe oder rothe blumen / und schwartzen samen. Des dritten blumen sind weiß / gegen den köpfflein mit rothen flecken besprengt. Der samen ist bleichgelb. Der vierte trägt blumen / die sind gegen dem köpfflein weiß / mit braunen tüpfflein scheckiert / und hat grau-farben samen. Es werden viel arten des Magsamens hin und wider gefunden. Unter andern ist sonderlich ein schöne art weisses Magsamens / welcher umb Venedig / und nicht weit vom Meer in Holland gesäet wird / und grosse knöpff wie ein zimlicher Granat-apffel trägt / voll schönen / süssen und weissen samens. Die stengel wachsen drey oder vier elen hoch / darauff stehen schöne / grosse / schneeweisse blumen / zum meisten mit vier blättern / die zuweilen gantz / zuweilen am umbkreiß wie flammen zertheilet / welches man auch an dem andern Magsamen / was farb er immer ist / wahrnimt / denn man auch schönen feur-rothen / oder gar leibfarben / oder weiß mitten in der blum / außwendig gerings herumb roth / oder auch viel andere farben findet. Es ist aber zu unsern zeiten der allerschönste in vielen Gärten gemein worden / mit schönen grossen gefüllten blumen allerley farb / welche auch bißweilen von gantzen blättern zusammen gesetzt / und inwendig umb den knopff lustig gekräuselt / bißweilen sind die blätter alle in kleine fasen gleich zerschnitten / und sehr seltzam durch einander verwirret / daß es lieblich anzusehen ist. Der samen aber ist in den knöpffen viel weniger und kleiner / als in dem ungefüllten Magsamen / denn die grosse menge der blätter an den blumen nimt ihm die krafft: sol [881] che / wenn man sie nicht zu rechter zeit säet / werden widrumb einfach. Das Kraut an allen Magsamen ist haarig / zerkerbt / zimlich breit und lang / aschenfarb-grün / am geschmack bitter / wächßt ohne stiel am stengel / der ist fingers-dick / rund und haarig. Die blumen / wie gemeldet / sind schön und groß von farben. Wenn sie abfallen / folgt der samen in köpfflein verschlossen / am geschmack etwas süß und ölicht. Eigenschafft. Der Magsamen ist kalt im vierten oder letzten grad. Der weisse wird sicherer gebraucht als der schwartze. Er führet ein klebichtes / mit saurlicht-flüchtigem scharffem saltz vermischtes öl / und hat dadurch die tugend die Lebens-geister zu hemmen / zu undertrucken / ihren einfluß in die Nerven zu hindern / oder gäntzlich zu stillen / allen schmertzen zu lindern / Ruhren und andere Ergiessungen zu stillen / Schlaff zu bringen / und dem von scharffen flüssen herkommendem Husten zu wehren. Gebrauch. In den Apothecken wird ein Syrup auß dem weissen Magsamen gemacht / Syrupus (Mangel des schlafs.) de Papavere albo simplex genennet. Er bringt dem Menschen den Schlaff widerumb / man soll ihne nicht höher als anderthalb loth einer gestandenen persohn eingeben. Jungen Leuthen von sechs Jahren gibt man ein halb loth / von zwölff Jahren ein gantzes loth / von acht und zwantzig biß viertzig oder mehr Jahren / anderthalb loth / zu nacht / wenn man pflegt schlaffen zu gehen. (Subtile / hitzige / versaltzene / scharffe flüß / Husten / häisere stimm.) Ferner bereitet man in den Apothecken runde täfelein auß dem weissen Magsamen / welche man Diacodion in solido usitatum nennet / sind trefflich gut die subtilen / hitzigen / versaltzenen scharffen flüß / und den davon herkommenden Husten zu stillen / dienen wider die häisere stim̅ und rauhe kehlen / so man davon nach belieben nimmet. Der weisse Magsamen wird auch in den Apothecken zu dem Brustbeerlein-Syrup / zu dem Diacodio J. B. Montani, zu dem Brustpulver / genant Pulvis anonymus, und zu anderen sachen mehr gebraucht / welche denn samtlich in obangezogenen zufählen / wie nicht weniger zu stillung der Schmertzen / und verursachung des Schlaffs gebraucht werden können / und zwar läßt sich von dem Brustbeerlein-safft / zwey / von dem Diacodio Montani aber ein löffel voll / und von dem Brustpulver ein halb quintlein übers mahl in Scabiosen- oder Hyssopenwasser offt einnehmen. Opium, Indianischer Magsamen-safft. Der Indianische Magsamen-safft wird also bereitet. Nach dem der Morgenthaw verschwunden ist / nehmen die Indianer die grossen Magsamen-köpff / wenn sie voller safft sind / verwunden solche mit einem Messer fein gemächlich / und nicht tieff wie ein Stern / und lassen den safft in ein Geschirr hinein fliessen / welcher alßdenn gemeiniglich von sich selber trocknet. Nach art der Landschafft verändert sich sein Farb. Der weisse Safft wird auß Cayr / der schwartze und harte auß Aden / der gelbe und weiche / (welcher auch der beste ist) auß Cambaja und Decan zu uns gebracht. Vor etlichen Jahren hat die Landschafft Thebais / an Egypten stossend / diesen Magsamen-safft überschickt / daher man ihne Thebaischen Magsamen-safft genennet / heut zu Tag wird er auß dem Egyptischen Cayr / auch dem Arabischen Aden / meistentheils aber auß dem Ost-Indischen Cambaja und Decan in Europam und Teutschland gesendet. Obwolen etliche Medici den Gebrauch der Artzneyen / welche auß dem Indianischen Magsamen-safft gemacht sind / für sehr gefährlich halten und außruffen / so hat jedoch Hr. Matthias Tillingius, weitberühmter Prof. Medicus auff der Hessen-Schaumburgischen Universität zu Rinteln / in seinem Buch / Anchora salutis sacra, seu de Laudano opiato, genent / welches er An. 1671. in truck gegeben / genugsam erwiesen / daß es ein vorgefaßter wahn und vergebliche Forcht seye. Demnach auch in Hoch-loblicher Eydgnoßschafft / von etlichen Jahren hero / weiland des wohl-erfahrnen Chymici, Herren D. Exii Pilulen / welche von diesem Indianischen Magsamen-safft bereitet sind / wegen ihrer fürtrefflichen Würckungen in grossen Ruff kommen / sie aber von gewinnsüchtigen Apotheckern meistentheils anderst gemacht werden / habe ich auß sonderbahrer Liebe und schuldiger pflicht gegen meinem gemeinen Vatterland / dieses Hochwerthen Stands / die wahre ohnverfälschte composition oder Zubereitung dieser Exischen Pilen / an das Tagliecht geben sollen. Nim Indianischen Magsamen-safft / oder des besten Opii acht loth / Orientalischen Saffran ein loth / Bisam / Ambra / Magisterium der Perlein jedes ein scrupel / destilliertes Aniß-Zimmet- und Muscatnuß-öl jedes 20. tropffen / des besten Melissen-spiritus 2. gemein pf. oder 64. loth. Den Indianischen Magsamensafft un̅ Saffran zerschneide klein absonderlich / alßdenn vermische es / hernach extrahiere es dreymal nur hinder dem warmen Ofen / jedesmal mit so viel Melissen-spiritus, biß es ein rothe farb überkomme. Die zwey ersten mal separiere es per inclinationem, das letzte mal aber exprimiere die klare Tinctur / hernach filtriere die drey Tincturen zusammen in ein Kölblein / und ziehe sie ab in dem Balneo Mariae zu einer weichen massa, under welche / wenn sie noch warm ist / die andern species ordenlich müssen gemischet werden. Den abgezogenen Spiritum Melissae hat Hr. D. Matthias Harscherus, weyland wohlverdienter Professor in loblicher Universität und Statt-Artzt allhier / welcher die Beschreibung dieser Exischen Pilen mir mitgetheilt / in den Mutter-kranckheiten nutzlich gebraucht / so auch dahero in hiesigen Apothecken (Kopff??? / Zähnschmertzen / Grimmen Erbrechen Nieren Miltz und Mutter??? / ??? /) Aqua hysterica D. Matthiae Harscheri genennt worden. Diese berühmte Exische Pilulein sind sehr nutzlich / in dem grossen Kopffweh / Zahnschmertzen / Grimmen / Erbrechen / in den schmertzhafften Nieren-Miltz- und Mutterkranckheiten / Podagra / Glieder-sucht / und in allen anderen Leibs-beschwerden / wo kein [882] gifftig hitziges Fieber / Ohnmachten / und (schmerhafte kranckheiten / mangel des schlafs.) keine schlaffsucht sich erzeiget. Sie stillen den schmertzen in allen Kranckheiten / und verursachen ohn einige schwächung der Natur ein sanfften Schlaff. Man nimt auff einmal nur ein Pilulein / so ein gran wiget. Von diesem Opio wäre noch viel zu schreiben / und sonderlich von allerhand schönen darauß gemachten Artzney-mittlen / weilen aber gefährlich mit dem gebrauch (Opii schädlichkeit.) deroselben umbzugchen / als halte ich besser seyn / solche stillschweigend zu übergehen / den̅ dergleichen zweyschneidig Schwert / denen in der Artzney schlecht erfahrenen Leuten in die hand zu geben: denn ob gleich gemelte Artzneyen in Schmertzen / Husten / Bauchgrimmen / Schlafflosigkeit / und etlichen anderen Kranckheiten fürtreffliche würckungen thun können / so sind sie hingegen in anderen zufällen ein lauteres Gifft: wie denn heut alle vernünfftigen und wolerfahrenen Practici diesen Magsamen-safft in folgenden Kranckheiten höchstens verbieten / als da sind Schlagflüß / Fallende Sucht / Schwindel / Schlaffsucht / schwache Gedächtnuß / Lahmheit / Contractur / Seitenstich / Ohnmachten / Hertzklopffen / schwach Gesicht / Taubsucht / schlecht Gehör / Engbrüstigkeit vom Schleim der Brust / Kehlen-entzündung / Kinder-pocken / Hitzig- und Flecken-Fieber / Wassersucht / und viel andere mehr. Bey den Kinderen / jungen Knaben und Mägdlein soll man des Opii gäntzlich müssig gehen. CAPUT XLVI. Kornrosen. Papaver erraticum. Namen. KOrnrosen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Papaver erraticum, Papaver fluidum, Papaver rubrum. Papaver erraticum majus, [Greek words], Dioscor. Theophr. & Plinio, C. B. erraticum rubrum campestre, J. B. Italiänisch / Papavero salvatico, Papavero del la biada, Papavero di campo. Frantzösisch / Pavot sauvage, Pavot de blé, Coquericoq, Pavot de champs. Spanisch / Amapola. Papola. Englisch / Wild redde popie. Dänisch / Vild valmue. Niderländisch / Rooden huel / Korenroosee. In Teutscher Sprach heissen sie auch Klapperrosen / Feldmagsamen und Grindmagen. Gestalt. Die Kornrose wächßt auff dem Feld / beynahe in allen Früchten / und bißweilen in so grosser menge / daß auch das gantze Feld anzusehen ist / als wäre es mit diesen Rosen überzogen. Man findet sie vom Mäyen an biß in den Herbst. Gewinnet dünne / runde / gerade stengel und äste / die sind gantz rauch und haarig / elen-hoch / hat blätter wie der weisse Gartensenff / tieff zerspalten / doch länger und raucher: der knopff am stengel ist mit zweyen grawen härigen Häutlein beschlossen / so bald die blum herfür wil / fallen diese häutlein von einander / und schlägt also die schöne rothe Blum oder Rose herfür. Die blätter an dieser blumen fallen ab / alßdenn erscheinet ein länglichter knospen / rings umbher mit schwartzem Haar besetzt. In demselbigen findet man Samen / an der farb ein wenig braun / und am geschmack etwas bitter. Die wurtzel ist fingers dick / weiß / etwan gelb / mit vielen nebenwurtzeln gezieret und bitter. Sie wird von etlichen in die grössere und kleinere Klapperrosen unterschieden. Carolus Clusius hat Camerarium berichtet / daß er die Kornrosen mit gefüllten Blumen ohngefehr in einem Acker zwischen den Früchten angetroffen habe. Sie wird gar selten mit einer weissen Blumen gefunden. Auff den Pyrenäischen Gebürgen kommet sie mit einer grossen / einfachen / vier-blättigen und gelben Blumen herfür / wie solches Casparus Bauhinus in prodromo Theatri Botanici lib. 5. cap. 3. berichtet. Eigenschafft. Die Kornrosen sind kalter Natur biß in dritten grad: haben ein scharfflicht-bitteres flüchtiges saltz mit balsamisch-ölichtem vermischt / davon die eigenschafft entstehet zu linderen / zu eröffnen / schmertzen zu stillen / Husten zu zertheilen / schlaff zu bringen. Gebrauch. Zu Trient in Tyrol pflegen die Bauren die ersten blätter der Kornrosen wie ein gemüß zu sieden / vermischen Käß und Butter darunder und gebrauchen es also zur speiß. (Seitenstich.) Wider den Seiten-stich ein bewährtes mittel: Nim Kornrosen-blumen / Krebsstein / Eberzahn / Hechtküfel / Bersigstein / Cardobenedicten-samen jedes ein quintl. stosse alles zu einem reinen pulver / davon gibe dem jenigen welcher vom Seiten-stich angegriffen worden / nach vorhergegangener Aderlässe / auff dem Arm der krancken seiten / etliche mahl ein halb quintlein in einem Trunck Scabiosen-wasser ein. Ein handvoll Kornrosen in einer maß weissen Wein gesotten / und darvon getrun [883] cken (Starcke monatliche reinigung. Hitzige fieber / Seiten-stich / Bräune / starcker weiberfluß Entzündung des halß / bräune / mund fäulung. Schöne / rothlauff / wildfewr / versehrung oder verunreinigung der heimlichen orten bey mann und weib. Rothe stecken des angesichts. Husten / Seitenstich / hitzige Fieber / dürrer halß / brustkranckheit.) / ist den Weibern dienlich / wider den starcken Fluß der monatlichen Reinigung. Das auß der Kornrosen gebrante Wasser ist nutzlich in allen hitzigen Fiebern / wider den Seiten-stich / die Bräune und den starcken Weiber-fluß / so man davon ein paar loth trincket. Es wird auch under die Gurgelwasser vermischt / denn es wehret aller entzündung des Halß / der Bräune und Mundfäulung / so man lawlicht damit gurgelt. Das Kornrosen-wasser ist auch ein köstliches Mittel wider die Schöne / Rothlauff / Wildfewr / versehrung oder verunreinigung der heimlichen orten / bey Mann und Weib / mit einer hitzigen geschwulst / so man Tüchlein darinnen netzet / und lawlicht überschlägt. Es nimt auch die rothen flecken des Angesichts hinweg / so man sie des Tags zwey mahl damit wäscht. In Syrien umb Alepo macht man auß Kornrosen-blumen mit Zucker eine Latwerg / welche die Einwohner allda viel wider den Husten gebrauchen. Sie ist nunmehr in Teutschland auch bekant / und in dem Seitenstich / hitzigen Fieberen / dürrem halß und anderen Brust-kranckheiten sehr dienlich. Der auß den Kornrosen in den Apothecken zubereitete Syrup / demmet die starcke (Hitzige fieber / bräune / seitenstich.) enttzündung in den hitzigen Fiebern / wehret der Bräune / und ist insonderheit wider den Seiten-stich und allen Husten dienlich / so man davon nach belieben ein löffelein voll offt nimmet. CAPUT XLVII. Wilder gehörnter Magsamen. Papaver cornutum. Namen. WIlder gehörnter Magsamen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Papaver cornutum, Papaver corniculatum. Italiänisch / Papavero cornuto. Frantzösisch / Pavot cornu. Spanisch / Dormidera marina. Englisch / Horned poppie. Niderländisch / Horenet heul / Horne heul. Gestalt. Der gehörnte Magsamen hat aschenfarbe / rauche / fette Blätter / die sind an dem umbkreiß tieff zerspalten. Sein Stengel ist elen-hoch / rund / rauch / trägt bißweilen gelbe / zuzeiten auch braunrothe und himmelblawe Blumen. So dieselben abfallen / kommen lange / gekrümte schotten oder hörner hernach / wie im Fenugreck oder Bockshorn / oben mit dreyen kleinen spitzlein versorget. In diesen schotten ligt ein häutlein / darzwischen findet man sehr kleinen und schwartzen samen. Die wurtzel ist dick / schwartz / und nicht tieff in die Erden geheft. Der gelbe gehörnte Magsamen / wie Dioscorides anzeiget / wächßt an den wilden rauhen orten / so am Meer ligen. Castor Durantes hat an dem Adriatischen Meer bey Loreto ihne viel gesehen. In Teutschland wird er nicht viel gefunden / muß in den Gärten gepflantzet werden. Den rothen Magsamen hat Matthiolus in Böhmen und Mähren in grosser Menge gesehen / auff der Strasse die gegen Wien gehet. Eigenschafft. Der gehörnte Magsamen ist nach der meinung Leonhardi Fuchsii und Castoris Durantis warm und trockner natur. AEtius Tetrab. IV. serm. 1. cap. 45. schreibet / daß der gehörnte Magsamen ein gifftige Natur an sich habe / ist derowegen nicht im Leib zu gebrauchen. Der stachlichte Magsamen bekomt auß seiner dünnen / ablangen und zaßlichten wurtzel / ein runden und holkehligen stengel / welcher mit den kleinsten stacheln begabt / voll weissen marcks / anderthalb spannen hoch / auch bißweilen höher / und in neben-astlein zertheilet ist: die blätter / so erstlich auß dem samen herfür kommen / sind ablang und schmal / die nachfolgenden aber / wie auch die an dem stengel / findet man gleich wie der gehörnte Magsamen zerschnitten / nicht haarig / sondern lind und gläntzend / welche den mitlern stengel umbgeben / sind drey oder vier zoll lang / zwey zoll breit / und an dem rand mit gelben und spitzigen stacheln bewaffnet: an dem oberen theil erscheinen die blätter grün / mit weißlichten Nerven / als mit zartem pulver besprengt / an dem underen theil aber grau / mit nerven als kleinen stacheln gespitzt. Auff den gipffeln der nebenästlein sitzet ein gelbe blum / welche auß fünff oder sechs / bißweilen aber nur vier blättlein bestehet / und den geruch des grossen Schellkrauts in etwas von sich gibet: welcher ein ablanges / fünff / sechs oder viereckichtes köpflein nachfolget / so mit vielen gelben fädemlein umbgeben wird: an seinem obern theil / wenn es noch jung und zart / ist es roth / so es
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Stachlichter Magsamen. Papaver spinosum. aber zeitig / wird es schwartzlicht / und von vielen steiffen dörnlein rauch. Es ligt gantz voll schwartzen samens / der sechs mahl grösser ist als anderer Magsamen / rund / außgespitzt und zierlich gestriemet. Er blühet in dem Hew- und Augstmonat / und muß in dem Herbst gesäet werden. Der samen dieses Gewächs ist unter dem namen Figo del inferno, Höllischer Feigen / erstlich von D. Joachimo Camerario dem Jüngern / auß Engelland nach Nürnberg gebracht worden. Das gantze kraut steckt voll gelben saffts / wie das grosse Schellkraut / derowegen zweifele ich / ob es nicht das Glaucium Dioscoridis seye? denn derjenigen meinung kan man nicht wol beypflichten / so es für das Schellkraut oder Lieb-apffel / wie auch für den braun-rothen gehörnten Magsamen halten. Vorgemelter Joachimus Camerarius hat den samen auch Johanni Bauhino geschickt / welcher ihne in den Fürstlichen Mümpelgardischen Garten gepflantzet / auß deme das Gewächs herfür kommen / in dem Augstmonat geblühet / und in dem nachfolgenden Jahr sich von dem abgefallenen samen verjüngert hat. Er wird auch im Fürstlichen Eychstettischen Lustgarten angetroffen. CAPUT XLVIII. Römischer Fellriß. Hypecoum Matthioli. Namen. ROemischer Fellriß / Kornkümmel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hypecoum, Hypecoon, Cyminum corniculatum. Italiänisch / Hypecoo. Englisch / Hypecoum. Römischer Fellriß. Hypecoum Matthioli. Gestalt. Der Römisch Fellriß oder die Venediger Pappel / Hypecoon, C. B. Hypecoum siliquosum, J. B. wächßt in Italien auff den Aeckern / mit Taubenkropff- oder Erdrauchblättern / aber viel grösser / derer hangen gemeiniglich drey an einem stiel / sind an dem umbkreiß zerspalten / ein wenig rauch und weißlicht. Sein stengel ist arms-hoch / rauch / und mit viel neben-zweigen besetzt / die sind auch rauch / darzu biegig und schwanck. Bringet bleichgelbe blumen wie Bilsenkraut / doch sind sie unden bey den kelchlein / darauß sie schlieffen / ein wenig purpur-braun. Mitten in den blumen erscheinet ein schönes gold-gelbes pützlien. Nach den blumen folgen runde / auffgespitzte / streiffichte / haarige knospen / mit einem dünnen häutlein bedeckt / haben oben ein klein deckelein oder hütlein / wie ein sternlein. In diesen knospen ligt ein schwartzer und raucher samen eingewickelt. Man nennet sie auch Wetterrößlein. Wird in Teutschland in die Gärten gepflantzet. Eigenschafft und Gebrauch. Dieses Kraut hat gleiche theilgen / und hiemit auch gleiche eigenschafft mit dem Magsamen; wie denn D. Hermannus erfahren / daß der safft des Krauts schlaffen gemacht.

CAPUT XLIX.
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Gemein Bilsenkraut. Hyoscyamus vulgaris. Namen. BIlsenkraut / Bilsam oder Bilsen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hyoscyamus, Apollinaris, Faba suilla. Italiänisch / Jusquiamo, Fava porcina. Frantzösisch / Jusquiame, Jusquiance, Hanchane, Hanebane. Spanisch / Velenno. Englisch / Henbane. Dänisch / Bulme / Sowbonne / Husebone / Fandensnasser.
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Gewein Bilsenkraut. Hyoscyamus vulgaris. Niderländisch / Bilsen / Mal-kruyd. In Teutscher Sprach wird es auch genent Bilsamen / Bilsamkraut / Schlaffkraut / Säwbonen / Rindswurtzel und Zigeunerkraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Bilsenkraut / Hyoscyamus niger vel vulgaris, C. B. vulgaris, J. B. Hat breite / lange / aderichte / fette / rauche und dunckel-aschenfarbe blätter / bißweilen sind sie außgeschnitten und in spitzige fält getheilt / zu zeiten aber werden sie gantz / es bringt fette / runde und wollichte stengel / so von der mitte an viel nebenzweiglein bekommen / daran stehen bleichgelbe schellen nach der ordnung biß oben auß / jedoch nur auff einer seiten. Der Samen so darinnen zeitiget / vergleicht sich dem Magsamen / ist jedoch grauer. Die safftige und weisse Wurtzel wächßt spannen-lang in das Erdreich. Das gantze Gewächs gibt ein starcken unlieblich-stinckenden geruch von sich. Man findets an ungebauten orten / neben den strassen und äckeren; allhier kommet es häuffig vor dem Aeschemer- und St. Johanns-Thor / und bey Michelfelden herfür. 2. Das weisse Bilsenkraut / Hyoscyamus albus, J. B. albus major vel 3. Dioscor. & 4. Plin. C. B. item Hyoscyamus albus minor, J. B. & C. B. Ist dem gemeinen fast gleich / doch sind die blätter ein wenig weicher / wollichter / fetter / und stehen nicht so dick in einander. Mit den blumen vergleicht es sich auch dem ersten / sie werden jedoch bleicher / und bißweilen gantz weiß. Es trägt nicht so viel schellen wie das gemeine / welche linder sind und einen weissen samen bringen. Man findet es viel in Franckreich um die Statt Aurange, und weiter biß an den Ronenfluß. Weiß Bilsenkraut. Hyoscyamus albus. In Teutschland / Engelland und Holland pflantzet mans in die gärten / es bleibet aber selten über ein Jahr. Gelb Bilsenkraut. Hyoscyamus luteus. 3. Das gelbe Bilsenkraut / Hyoscyamus luteus, Ger. Hyosc. Peruvianus, Tabern. Nicotiana minor & Eyst. C. B. Priapeja, quibusdam Nicotiana minor, J. B. Hat ein lange / weisse und fingers dicke Wurtzel / auß welcher ein
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runder haariger stengel herfürkomt / so bey nahe anderthalb elen hoch wächßt / mit andern nebenzweiglein / an denen ein zarte wolle gefunden wird. Die blätter sind nicht so zerkerfft wie die vorigen / sondern rund / fett / weich / wollicht und eines starcken geruchs. Die blumen erscheinen auß einem haarigen kelchlein / gelb / in fünff einschnitte getheilet / denen runde knöpfflein nachfolgen / in welchen viel schwartz-gelber samen verschlossen ligt. Es wird auch in den gärten gezielet / da denn von dem samen ein grosse menge herfür schiesset / aber jährlich vergehet. Dieses Kraut tödtet die Flöh / denn so man mit demselben oder seinem safft die haut der Hunden anreibt / fallen ihnen die Flöh ab. Sonsten kan man diß gewächs eigendlich under die geschlechter des Tabacks zehlen. Candisches grosses Bilsenkraut. Hyoscyamus Creticus luteus major. 4. Das Candische grosse Bilsenkraut / Hyoscyamus Creticus luteus major, C. B. luteus minor, J. B. Bekomt elen-hohe / starcke / ästige / runde und mit einer weichen wolle überzogene stengel / die blätter sind breit / rundlicht / eingeschnitten / gleichsam umbnaget / haaricht und mit einem langen stiel begabet / auß deren neben-blättlein kommen wollichte stielein herfür / so auß einem haarichten und fünffspitzigen hülßlein entspringen. Die drey oberen blätter der Blumen sind grösser und gelb / die underen aber bleich / auß deren mitte fünff purpurfarbe fädemlein mit gelblichten spitzen neben einem ablange̅ griffel gleicher farb entspringen: wenn die Blumen abfallen / werden die hülßlein hart / welche ein kleinen röthlichten samen in sich halten. Josephus Casaubonus hat ben Samen erstlich auff Stuttgard geschickt / da ihne D. Johannes Bauhinus in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Garten gepflantzet / und hernach seinem Bruder D. Casparo Bauhino zugeschickt. Man findet in Candien noch ein kleinere art dieses Bilsenkrauts / welches für ein sonderbar geschlecht gehalten wird / Hyoscyamus Creticus luteus minor, C. B. Syrisch Bilsenkraut. Hyoscyamus Syriacus. 5. Das Syrische Bilsenkraut / Hyoscyamus Syriacus, Cam. Hyosc. rubello flore, C. B. peculiaris flore purpurascente, J. B. Wächßt in den gärten elen-hoch / und überkomt einen steiffen / mit grauer wolle umgebenen stängel / in der dicke des kleinen fingers / an diesem sind die blätter hin und wider zerstreut / und dem gemeinen Bilsenkraut nicht ungleich / sie sind jedoch kleiner an und vielen zerkerfft / allweil die blätter noch jung / wachsen sie mit einer langen wolle herfür. Der obere theil des stengels wird in etliche schwanckende und eingebogene nebenästlein zertheilet / die zwischen den kleineren / schmälern und unzerkerffteren blättern ihre kelchlein tragen / auß welchen die blumen von anfang bleich wachsen / so hernach grösser werden und eine anmüthige braunrothe farb überkom̅en. Den blumen folgen auffgeblasene köpfflein nach / in welchen der same liget. Bernhardus Paludanus hat den samen mit sich auß Syrien gebracht und Carolo Clusio übersendet / von welchem dieses gewächs auch in seinem garten herfürkommen ist. 6. Die andere art des Syrischen Bilsenkrauts / Hyoscyamus cauliculis spinosissimis, AEgyptiacus, C. B. Hyosc. Syriacus, J. B. Ist diesem nicht ungleich / und D. Camerario von einem aschenfarben samen gewachsen / allein bringt sie grössere blätter und trägt mehrere blumen / welche von anfang bleich-gelb / hernach etwas braunlicht und kleiner scheinen.
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Ein andere art des Syrischen Bilsenkrauts. Hyoscyamus cauliculis spinosissimis, AEgyptiacus. Diese beyde geschlecht halte ich mit Joh. Rajo gäntzlich für eines. Eigenschafft. Das Bilsenkraut ist hitziger Natur wie solches seine würckung mit sich bringet; hat ein scharffes flüchtiges saltz / neben groben schwefelichten unsauberen theilgen / und dadurch die Eigenschafft die Lebensgeister in ihrem einfluß zu hemmen / oder etwann auch in einen wuth zu bringen / schmertzen zu stillen / flüsse der Brust zu erweichen / schlaff zu bringen / und anzuhalten. Innerlich gebraucht mannur den samen auff 3. biß 5. gran übers mahl / und diß auch selten / zu stillung der schmertzen / anhaltung der Blutflüssen / und Ruhren. Gebrauch. (Blutspeye̅.) Wider das Blutspeyen dienet folgende Latwerg trefflich / nim rothen Rosen-zucker / Violen-zucker / jedes 2. loth / Quitten-latwerg / 1. loth / Praeparierte Corallen / und Blutstein jed. 30. gran / Kirschenbaum-gummi 20. gran / Bilsensamen 40. gran / Quitten-syrup so viel nöthig eine Latwerg darauß zu machen / mische alles wol durch einander / und lasse dem Patienten alle drey oder vier stund ein guten messerspitz voll davon einnehmen. Es dienet aber auch diese Latwerg (Husten flüsse der Brust. Ruhr / Gliederschmertz / Schlafflosigkeit.) widel die flüsse der Brust / und den starcken Husten / erwecket guten Schlaff / stillet alle Ruhren / wie auch den schmertzen der Glieder. Gleiche würckung hat auch folgendes Pulver; Nim Bilsenkraut-samen / weiffen Magsamen jed. 30. gran / praeparierten Coriander 40. gran / Fenchelsamen 20. gran / Mastix 10. gran / Weyrauch 5. gran / gepülverten Blutstein 1. quintl. Zucker ein loth / zerstosse alles zu reinem Pulver under einander / und gibe ein halb quintlein übers mahl davon ein. Auß dem gepülverten / und ein wenig gerösteten Bilsenkraut-samen wird ein Oel außgepreßt / welches zu stillung allerhand schmertzen äusserlich sehr nutzlich gebraucht wird. In dem (Hauptschmertzen.) wird es an Hauptschmertzen. die Schläff gestrichen / man Pflegt es auch under andere Oele zu mischen / und also außwendig (Steitenstich.) zu gebrauchen. In dem Seitenstich übergeschmirt / ist es fürtrefflich. Die frischen und auff heisser herdstatt ein wenig welck gemachten Bilsenkraut-blätter (Podagrische schmertzen.) über die mit podagrischen schmertzen angegriffene glieder gebunden / vertheilet alle Geschwulst und Schmertzen. (Zahnschmertzen.) In dem Zahnschmertzen mische Bilsensamen-öl / Gewürtznägelein-öl jed. gleichviel under einander / duncke es in holen schmertzenden Zahn / so wird die Pein davon bald vergehen. (Zähn ohne schmertzen außreissen.) Wiltu daß dir ein fauler Zahn ohne schmertzen außgerissen werde / so mische Bilsenkraut-samen / Ammoniar-gummi / und Zucker jed. anderhald quintl. zu einem einen Pulver under einander / rühre es under Gänß-schmaltz / ein wenig Wachs und Terbenthin zu einer salb / damit schmiere etliche mahl das Zahnfleisch wol an / so wird der Zahn in dem außreissen wol lassen. Doch soll das Bilsenkraut mit seinen blumen und samen nicht ohne sonderbahre vorsichtigkeit in Leib genommen werden / denn es nicht allein dem Menschen / sondern auch dem Viehe schädlich und tödlich ist. Solches kan man auch an den Fischen im Wasser warnehmen / denn wenn man Bilsensamen ins Wasser wirfft / werden die Fische tobend davon / springen auff / und kehren zu letzt das weisse über sich / also daß man sie mit den händen fahen kan. Die Hüner auff den balcken fallen herab / wenn sie mit Bilsensamen beräuchert werden / und so sie den samen essen / sterben sie gar darvon. Also macht er auch die Menschen schlaffend und toll / wenn sie diesen samen gebrauchen. Matthiolus hat Bauren-kinder gekant / welche ihne geessen / die wurden also unsinnig davon / daß die Eltern vermeinten / ihre Kinder seyen vom bösen Geist besessen / daher nennen es die Bauren in Italien Disturbio. So die wilden Schwein von diesem kraut essen / kommet sie der krampff an / werden aber beym Leben erhalten / wenn sie Wasser trincken und darinn baden. Die Krebs helffen ihnen auch widerum zu recht. So jemand sich besorgt / er habe Bilsenkraut oder den samen genossen / der trincke von stund an Geißmilch / oder nehme Zwibeln oder Knoblauch mit Wein zu sich. CAPUT L. Psyllienkraut. Psyllium. Namen. PSyllienkraut oder Flöhsamen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Psyllium, Herba pulicaris, Cynops.
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Psyllienkraut. Psyllium. Italiänisch / Psillio. Frantzösisch / Herbe de puce, Herbe aux puces. Spanisch / Zargatona. Englisch / Fleawort / Fleabane / Fleesede. Dänisch / Psillieurt / Loppeurt. Nidersändisch / Bloykruyt. Geschlecht und Gestalt. Es werden allhier unter einer Figur zwey Geschlecht des Psyllienkrauts mit A. und B. bezeichnet / fürgestellet. Das 1. Geschlecht / Psyllium majus erectum, C. B. J. B. hat ein lange weisse wurtzel mit vielë zaseln. Der stengel wird selten über ein schuh hoch / mit vielen neben-zweiglein / hat blätter des Hirschhornskraut-blättern fast ähnlich / außgenommen / daß sie länger / grauer und raucher ohne zincken sind. Das gantze kraut / wenn es erstmahls herfür komt / ist wie das gemeine graß anzuschen. Gegen dem Brachmonat kommen allererst die stengel herfür mit ihren dünnen neben-ästlein / die bringen am obersten der gipffel kurtze gedrungene knöpfflein / welche sind graufarb / mit fast kleinen gelben blümlein / die blühen im Hew- und Augstmonat. Wenn dieselben abfallen und vergehen / folget der kleine samen / welcher bey seiner zeitigung hart und schwartz / allerdings den Flöhen gleich wird / daher er denn auch seinen namen empfangen hat. Er wächßt in Italien und in etlichen orten Teutschlands / im harten / rauhen / ungebauenen erdreich / auch etwann in äckern und weinbergen / wird aber / nach Th. Tabernaemontani bericht / an vielen orten / den mehrentheil in den Lustgärten vom samen auffgezielet / blühet fast den gantzen Sommer über / in dem ende des Augstmonats fängt der samen an zu zeitigen / welcher von diesem Gewächs am gebräuchlichsten ist / und in dem Herbst zur Artzney gesamlet wird. Das andere Geschlecht / Psyllium majus supinum, C. B. J. B. theilet seine wurtzel in viel theil auß / mit vielen grauen / haarichten und angehenckten zäserlein / hat viel mehr nebenästlein als das vorige / mit vielen unzählichen blättern bekleidet / und durch einander verwirret / die sind auch graulicht und haarig / aber länger und dünner / denn die blätter des ersten Geschlechts. Es hat auch mehr knöpflein / aber ein wenig kleinere als des vorigen / sonst sind sie an gestalt und dem samen dem ersten gleich. Dieses Geschlecht wird allein bey uns in den Lustgärten gezielet. Wohin man es aber einmahl pflantzet / besamet es sich alle Jahr selbst / und ist darnach (gleich wie auch das erste Geschlecht) nicht leichtlich außzureutten. Eigenschafft. Das Psyllienkraut hat ein Eigenschafft zu kühlen / denn der samen ist kalter natur biß in den andern grad / und führet ein schleimicht-scharfflichtes saltz bey sich / dadurch er die krafft hat / zu erweichen / zu zertheilen / zu kühlen und zu heilen. Gebrauch. Demnach das Psyllienkraut umb etwas ein gifftige eigenschafft in sich hält / als solle es nicht in dem Leib gebraucht werden. (Augen- und Kehlenentzündung) Außwendig aber wird der mit Burglen-Wegrich- oder Fenchelkraut-wasser außgezogene schleim sehr nutzlich zu den Augen- und Gurgel / wassern / in der Augen- und Kehlen-entzündung gebrauchet. CAPUT LI. Gemeiner Nachtschatten. Solanum vulgare. Namen. NAchtschatten oder S. Barbarakraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Solanum hortense, Morel [889] la, Uva lupina, Uva vulpis. Italiänisch / Solatro, Herba morella. Frantzösisch / Morelle. Spanisch / Yerva mora. Englisch / Nightshade / Morell. Dänisch / Natteskade / Sacobär / Suineurt / Hundeurt. Niderländisch / Nachtschaed. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Nachtschatten / Solanum bacciferum I. sive Officinarum, C. B. hortense seu vulgare, J. B. ist ein staud mit vielen neben-ästlein und zincken / etwan elen-hoch. Die blätter sind schwartzgrün / lind / weich / voller safft. Die blümlein erscheinen gestirnt und bleichweiß / stehen drauschlicht bey einander / ein jedes blümlein ist anzusehen wie die Blumen des Je länger je liebers / haben inwendig ein gelbes zäpfflein. Wenn dieselben abfallen / kommen die runden Beer hernach in der grösse wie Weckholder / darinn steckt kleiner samen. Die farb an diesen beeren ist nicht einerley / denn etliche sind grünlichs / oder braunroth / andere schwartz / und etliche gelb. Die wurtzel ist weiß / schlecht und fasicht. Man findet den Nachtschatten hinter den zäunen / neben den mauren / an schatlichten orten und in den Gärten. Blühet den Sommer über / und wird seine Frucht in dem Herbst zeitig. Ist ein recht Sommerkraut / denn so bald ein kalte frost darüber geht / muß es verderben / daher es alle Jahr von newem wächßt / und nicht von der wurtzel außschlägt. Allhier zu Basel in sandichten orten bey Michelfelden / kome̅t er kaum ein spannen hoch herfür. 2. Der baumichte Nachtschatten / Solamun fruticosum bacciferum, C. B. Strychnodendros, J. B. ist eine zwey / biß drey elen hohe staude / die wurtzel wird holtzicht / ablang und weiß. Er hat viel sattgrüne äste / an welchen viel schmale und am umbkreiß ein wenig gleichsam zernagte und spitzige blätter sich erzeigen / zwischen denen weisse blumen an ihren eigenen stielen hangen / welchen rothe beere wie Corallen oder Kirschen nachfolgen / so in ihrem safft glatten / weissen samen in sich halten. Also komt er im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten herfür. Er wird auch in anderen Europäischen Gärten angetroffen. Eigenschafft. Der gemeine Nachtschatten ist kalt im 2. grad / in dem trocknen und feuchten mittelmässig / hat ein zusammenziehende und zuruck treibende Natur: führet ein flüchtiges / scharfflichtes / mit etwas grobem schwefelichtem vermischtes saltz / dadurch er die Lebensgeister in ihrem lauff hemmet / schmertzen stillet / entzündungen zertheilet / und allerhand gifftige Schäden reiniget und heilet. Gebrauch. Der gemeine Nachtschatten wird nicht sicher in Leib gebraucht. (Hitz an heimlichen orten.) So jemand an heimlichen orten ein grosse hitze spüret / der soll zarte Tüchlein in destilliertem Nachtschatten-wasser netzen / und solche warmlicht überlegen. (Grosses Harnbrennen.) Das destillierte Nachtschatten-wasser / so es ein drey Jahr alt ist / wird gelobet wider das grosse Harnbrennen / darvon Morgens und Abends ein paar loth getruncken. (Umb sich fressende Krebsschaden.) Der außgepreßte Safft von der Nachtschatten soll äusserlich zu den umb sich fressenden Krebeschäden gebraucht werden. Herr Nicolaus Agerius in dem 1. theil der Teutschen Apotheck im 112. Cap. berichtet / (Hitziges jucken oder hefstiges beissen in den Beinbrüchen / böse Hitz und Entzündung in den Schäden / sonderlich / an hiemlichen orten.) daß auß dem Nachtschatten-safft ein sehr nützliches Sälblein auff nachfolgende weiß bereitet werde / welches das hitzige jucken und hefftig beissen in allen Beinbrüchen stillet / und alle böse hitz oder Entzündung in einem jeden Schaden / sonderlich aber an heimlichen Orten / löschet. Nim des saffts von der gemeinen Nachtschatten / und Wegrichsafft jedes anderthalb loth / Granatäpffel-safft ein loth / grün Baum- und Rosen-öl jedes vier loth / frische Populeon- und Rosen-salb jedes zwey loth / Gold- und Silberglett jedes vier loth / bereitete Tutia drey quintlein / Bleyweiß und abgewaschenen Kalck / jedes anderthalb loth. Diese stück läßt man von einem Apothecker nach der Kunst durch einander mischen / welcher zuletzt ein halb quintlein gepülverten Campffer darzu thun solle. Egyptischer Nachtschatten. Solanum AEgyptiacum. Nach dem bericht Herrn Dappers / in seiner Beschreibung von Africa / wird in Egypten ein sonderbare Art der Nachtschatten gefunden. Dieses gewächs hat eine lange / dicke und röthlichte wurtzel / welche sehr starck riecht. Der stiel / so einfach / breit und rund ist / und vier oder fünff elenbogen hoch auffschießt / wird in unterschiedliche Zacken vertheilt: daran dunckel-braune blätter hangen / die auff beyden seiten tieff eingeschlitzt sind. Die Blume / die einen lieblichen Geruch hat / ist schön / unten schmal und oben breit / von aussen und von innen weiß / darauß wird eine rundhafftige Frucht / welche mit einer dornichten schale / wiewol sie auch bißweilen keine schale hat / umbgeben ist / und viel gelbe samenkörnlein in sich hält / die endlich bleich werden. Wer diesen samen isset / wird dumm / sinnloß und truncken; wiewol er endlich wieder zu sich selbst kommet. Eben dieselbe Krafft schreibet man auch den Blumen zu. Die Spanischen Aertzte vertreiben diese Sinnlosigkeit sonderlich mit Erbrech-tränckern / und starcken Abspielern oder Clystieren. CAPUT LII. Rother Nachtschatten. Solanum halicacabum vulgare. Namen. DEr rothe Nachtschatten heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Solanum halicacabum, Vesicaria, Solanum vesicarium. Italiänisch / Halicacabo. Frantzösisch / Culebol, Coqueret, Alquaquenge, Baguenaude, Cerise d'outre mer. Spanisch / Acarreodor de suenno, Bexiga de petro, Alquecangi, Arquilexios. Englisch / Alkakingie / Wintercherry. Niderländisch / Kriecken ouer zee. In Teutscher Sprach wird er auch genent Boborellen /
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Rother Nachtschatten. Solanum halicacabum vulgare. Schlutten / Judenkirschen / Judenhüttlein und Judendöcklein. Gestalt. Im Aprillen stossen die jungen Dolden der rothen Nachtschatten herfür / darauß werden stengel Arms-lang / und neigen sich zu der Erden. Die blätter sind der gemeinen Nachtschatten etwas gleich / doch breiter und steiffer. Er bringt auch weisse Blumen / aber grössere / darauß wachsen hole / grüne und gantz verschlossene säcklein oder blasen / in der grösse einer welschen Nuß / und zu zeiten grösser / mit acht striemen oder holkeelen nach der länge durchzogen / diese Blasen werden zuletzt bleichroth / darinn ligt unden am boden angehefft ein rund rothes beer / als ein rothe Kirschen anzusehen / doch glätter und schöner / am Geschmack bitter / mit kleinem und weissem samen gefüllt. Die wurtzel ist weiß / und verkriecht sich ins Erdreich hin und her mit ihren zincken. Wächßt gemeiniglich in den Weingärten / darauß er nicht leichtlich kan vertrieben werden / wo er einmal einwurtzelt. Er blüht den gantzen Sommer / aber die frucht erzeigt sich im Augst- und Herbstmonat. Wächßt allhier inner der Statt-maurenbey dem Closter St. Alban / wie auch in den hecken umb Brüglingen / und in den Weingärten des Muttentzer-bergs. Eigenschafft. Der rothe Nachtschatten ist kalt und trocken im andern grad. Die beere führen ein subtiles durch tringendes saltz / und haben ein außtreibende krafft / sollen zu ende des Augsts- oder im Herbstmonat gesamlet werden / wenn sie hübsch roth sind; führen sonderlich den Schleim und Sand von den Nieren ab. Gebrauch. Auß den Judenkirschen werden Zeltlein in den Apothecken gemacht / welche man Trochisci alkekengi, oder de Halicacabo nennet. (Schwärung der Nieren und Blasen / eyter harnen. Hitz und schärffe des harns.) Wenn man sie zu einem reinen pulver stosset / und ein quintlein schwer darvon in Geißmilch einnimmet / ist denen gut / welchen die Nieren oder Blasen schwären / und eyter harnen / benimt auch die hitz un̅ schärffe des Harns. So man wil / kan man eben wider solche Zustände auß einem quintlein des Pulvers 60. Pilulein machen / und alle Morgen 10. darvon einnehmen. Man pflegt auch zur Herbstzeit auß den Judenkirschen ein guten Wein zu machen. Man nimt dieser rothen Beer 20. loth / legt sie in ein Ohmen oder 30. maß süsses weisses (Sand / Grieß / Stein in den nieren und blasen.) Mosts / und läßt alles wol verjähren. Alßdenn trincket man Morgens nüchtern ein gläßlein voll: dieser Wein treibt den Harn / und mit demselben Sand / Grieß und Stein auß den Nieren und Blasen. (Schleim / sand / grieß und stein in den nieren / harngäng und blasen / geschwär an den nieren eyterichter blutiger harn.) Von den Judenkirschen wird ein nutzliches Wasser destilliert: desselbigen Morgens und Abends jedes mal auff drey oder vier loth getruncken / jungen Kindern aber auff ein loth eingeben / reinigt die Nieren / Harngäng und Blasen / von allem schleim / Sand / Grieß und Stein / ist auch denen gut / welchen die Nieren schwären / Eyter und Blut harnen. Indianische grüne Judendöcklein oder Schlutten. Solanum vesicarium Indicum. Gestalt. Dieses frembde Gewächs hat blätter wie die Boborellen / jedoch ein wenig zerkerst / der stengel ist eines fingers dick / offt dreyer elen hoch / eckicht und knospicht mit vielen zweiglein / die Blume vergleicht sich auch mit den [891] Judendöcklein / ist jedoch mehr zertheilt / welche inwendig blaulichte spitzlein hat. Die schöttlein sind wie an der schlutten / bleiben aber stätig grün / oder da sie gegen der Sonnen stehen / wenn sie gar zeitig sind / werden sie ein wenig braunlicht. Die Beer in diesen schotten sind auch grüner farb / welche so groß werden / daß sie auch die schotten entzwey reissen. Das gantze Gewächs hat keinen sonderlichen Geschmack / ist von des Großfürsten zu Florentz Gärtnern Josepho Casabona erstlich Dr. Camerario zugeschicket worden. Es wird auch im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten angetroffen. CAPUT LIII. Grosse Nachtschatten mit schwartzen Kirschen. Solanum melanocerasum. Namen. BRosse dolle oder Wald-Nachtschatten heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Solanum majus, Matth. Solanum hortense nigrum, Trag. Solanum somniferum, Fuchs. Solanum [Greek words]C. B. Mandrogara, Theophrasti. Italiänisch / Solano maggiore, Herba Donna bella. Frantzösisch / Morelle, Mortelle. Spanisch / Yerva mora mayor. Englisch / Dwale / Greate morell. Niderländisch / Groote Nachtschaed / Dullkruyt / Dullebesien. Gestalt. Der grosse Nachtschatten ist ein feine staud / wie ein bäumlein / mit vielen nebenästlein zweyer oder dreyer elen hoch. Die stengel sind zum theil kesten-braun. Die blätter Italiänische grosse Nachtschatten. Herba Donna bella. vergleichen sich dem gemeinen Nachtschatten / allein daß sie grösser und von farben schwärtzer sind. Im Mäyen und Brachmonat gewint er lange hole Blumen / wie schellen / braunfarb und bleich. Wenn diese schellen außfallen / wachsen runde / grüne Kirschen oder Beer hernach / ein jedes Beer sonderlich an seinem stiel hinten zu / ist in einem außgeschnittenen oder gestirnten deckel halb begriffen / die zeitigen gegen dem Augstmonat / werden schwartz und glatt / in der grösse einer Weinbeer / inwendig gantz voll braunes saffts und kleiner kernlein / auf der Zungen süß und ungeschmack. Die wurtzel ist bißweilen Arms-dick / lang / weiß und safftig / verkriecht sich hin und her im grund. Dises gewächs bleibt über das gantze Jahr / und im angehenden Frühling verjüngt es sich. Er wächst in den Wäldern und Gebürgen in Ydar in der Graffschafft Veldentz / auff der Nache / deßgleichen hat Hieronymus Tragus ihne auch umb Harnbach / im Wald der Scheid genant / gefunden. Carolus Clusius hat ihne auff den Oesterreichischen und Ungarischen Wald-bergen angetroffen. An etlichen orten wird er in Teutschland in die Gärten gepflantzet / wäre aber besser / man liesse ihne darauß. Man findet ihne zweyerley: Einer trägt kleinere blätter und blumen / der andere hat grössere blätter und blumen / und wird in Italien sonderlich gepflantzet / trägt den Namen Donna bella, weilen das Italiänische Frawen-zimmer mit desselben destilliertem Wasser / oder außgetrucktem safft das Angesicht offt wäschet / und schön weiß oder blaß machet. Eigenschafft. Der grosse Nachtschatten ist kalter Natur im dritten grad; führet ein stinckendes öl / neben scharffen / gifftigen saltz-theilgen [892] bey sich / darumb sie in der Artzney nicht gebraucht wird. Gebrauch. So jemand die Beer der grossen Nachtschatten isset / machen sie den Menschen fast doll und unsinnig / als hätte ihn der Teuffel besessen / ja sie bringen ihn fast gar umb das Leben. Matthiolus hat wargenommen / daß etliche Knaben / welche diese Beere für Weinbeere genossen / davon gestorben / denn es haben dieselbe ein lustiges ansehen / werden derohalben in Italien Herba Donna bella, das ist schöne Frau genennt. (Harte geschwulst und Krebs der Brüsten.) Die frisch grünen / auff warmer Herdstatt welck gemachten blätter / auff die mit harter / auch wol krebsischer Geschwulst angefochtene Brüste offt gelegt / erweichet und vertheilet dieselben verwunderlich. So daß auch (Krebsisch geschwär.) der darauß gepreßte safft ohn einiges bedencken sehr nutzlich in denen krebsischen Geschwären kan gebrauchet werden. CAPUT LIV. Griebling-baum oder Tartuffeln. Solanum tuberosum esculentum. Namen. GRiebling-baum / Tartuffeln / Nachtschatten mit knorrichten wurtzen / Indianischer Papas / heißt Lateinisch / Solanum tuberosum esculentum, C. B. Papas Americanum, J. B. Battata Virginiana, Ger. Picnocomus Dioscoridis, Cortus. Papas Indorum Arachidna Theophrasti fortè, Papas Peruanum, Clus. Italiänisch / Tartoffoli. Frantzösisch / Tartuffen. Englisch / Potatoes of Virginia. Geschlecht und Gestalt. 1. Der Indianische grosse Nachtschatten / Des Indianischen Griebling-baums Frucht / Blumen und Wurtzen. Papas Indorum fructus, flos & radix. Solanum Indicum majus, welchen wir hieher ziehen / weil seine Frucht gut zu essen / wird von Jacobo Bontio Lib. 6. Hist. natur. & med. cap. 35. also beschrieben. So viel man auß den blättern / blumen und der Frucht dieses Gewächs abnehmen kan / ist mehr als gewiß / daß es ein Geschlecht des Nachtschatten seye / ohn allein daß die Früchte viel grösser sind als an der unsrigen / allermassen sie zuzeiten eines arms länge übersteigen / und solch eine glatte Rinde haben / daß man darin die menschliche gestalt wie in einem spiegel ersehen kan. Die blätter an dieser Frucht sind haaricht / und gleichsam mit wolle überzogen. Die Frucht ist fast eines arms dick / und voll kleines samens / dergleichen auch in den Beeren unsers Nachtschattens gefunden wird. über das sind die Früchte in diesem Land gar gut zu essen / und eines anmüthigen geschmacks / wenn sie mit Wein und Pfeffer gekocht werden / alßdenn haben sie ein geschmack wie unsere Artischock. Ist eine gemeine speiß bey den Indianern und den Unserigen allda / gleich wie bey uns die Rüben sind. Sie geben ein gute Nahrung / und weil sie den Harn befördern / sind sie in den Nieren-kranckheiten und dem Blasenstein nutzlich. 2. Der Nachtschatten mit knorrichten wurtzen oder Grieblingbaum / Solanum tuberosum esculentum, C. B. hat einen dicken / eckichten / gestreisten und etwas haarichten stengel / welcher 2. oder 3. elen hoch / selten aber in Manns-höhe herfür komt / wird in viel schwache neben-äst zertheilt / die sich / wofern man sie nicht unterstützt / auff die erden legen. Auß deren Gewerben entspringen dicke und eckichte stiel oder zweiglein / darauff die blumen sitzen. Die blätter / welche zum ersten herfür wachsen / vergleichen sich dem St. Barbelkraut oder Winterkreß / sind schwartzbraun un̅ etwas haarig / die übrigen [893] aber bleich-grün / spannen-lang und ohne stiel / darneben werden die an einem ripp hangende blätter / in sechs und acht / mehr oder wenigere theil underschieden / sind gantz / und rund ablang / zwischen jedem blat ligen zwey sechs mahl kleinere blätter / und wird allezeit ein theil / welcher grösser als die andern und der siebende oder neunte ist / an dem bord wahrgenommen. Seine zierliche blumen sind außwendig weißbraun / inwendig purpurfarb oder himmelblau / an der zahl zehen / zwölff oder mehr / under welchen etliche beschlossen / wenig aber offen stehen / die wenn sie groß sind den Melantzanenblumen sich vergleichen. Sie bestehen von einem sonderbahrem blatt / sind fünffeckicht / und mit gelblichten oder graßgrünen striemen unterzogen / auß deren mitte gemeiniglich fünff röthlichte oder auch gelbe fädemlein mit einem grünlichten / fürauß gehenden gipffel oder zäpfflein herfür kommen: diese blumen geben einen geruch wie das Lindenblust von sich: mit gefüllten blumen findet man es in Oestereich: ihnen folgen die runden früchte nach / deren viel bey einander stehen / und mit langen stielen / wie die gemeine Nachtschatten / begabet sind / mit ihrer grösse vergleichen sie sich etliche einer kleinen Nuß / andere einer Haselnuß / etliche scheinen noch kleiner zu seyn. Die unzeitigen früchte sind schwartzgrün / die zeitigen aber schwartz-roth / selten weiß und gestriemt / voll weissen lucken saffts / welches mit vielen / kleinen / breiten / rundlichten und dunckel-schwartzen samen angefüllt. Die Wurtzel ist knorricht / bißweilen einer faust groß / etwann einer hand lang / zuzeiten klein / uneben / und mit etlichen merckzeichen begabet / allwo die jungen schoß in dem zukünfftigen Jahr herfür kommen werden / ein schwartzbraunes häutlein bedecket sie / und scheinet das marck satt und weiß. Man findet zuzeiten / daß der knorren / auß welchem das kraut wächßt / wenn er außgegraben wird / leer und welck ist. Bey dem ursprung des stengels fladern auff der erden viel zaßlichte / ablange und weisse wurtzeln / so bißweilen tieff in die erden kriechen / und denen noch andere knorrichte wurtzeln angewachsen sind / also daß man / wenn das kraut gegen dem Winter außgegraben worden / viertzig knorren oder runde wurtzeln / (andere haben fünfftzig gezehlet) daran wargenommen. Man grabt die wurtzeln darumb auß / damit sie in dem Winter nicht faulen / und stellet sie an ein warm ort: andere behalten sie in einem mit trockenem grund gefüllten geschirr / und befehlen sie im Frühling widerumb dem erdreich. Die Burgunder biegen die äst / und decken sie mit erdreich / auff daß sie mehr knorren bekommen. Dieses Gewächs blühet bey uns im Hewmonat / offt biß in den Herbst hinauß / und leidet von dem ersten Reiffen grossen schaden. Es ist erstlich auß der Insul Virginia in Engelland / von dannen in Franckreich und andere ort gebracht worden / etliche wollen / es seye erstlich auß America in Spanien / und hernach in Italien kommen. Wird in Indien Papas Benzoni und Openauk genennt. Herr Casp. Bauhinus hat dieses Gewächs unter die Nachtschatten gezehlet / dieweilen seine blätter mit den Goldäpffels-blättern / die blumen mit den Melantzanen-blumen / die frucht aber mit den beeren der gemeinen Nachtschatten sich vergleichet / der samen und der geruch dieses Gewächs kommet auch mit dem Nachtschatten überein. Die Indianer bedienen sich der wurtzeln an statt des Brods: sie graben dieselbigen auß / tröcknen sie an der Sonnen / brechen sie entzwey / und bereiten auß den stücken eine speiß chunno genannt / welche sich lang hält: es wird auch von ihnen der Papas grün / und bißweilen gekocht oder gebraten / genossen / wie solches Josephus à Costa in seiner Indischen Histori berichtet / welcher ferners anzeiget / daß in wärmerm Erdreich eine art der Papas gepflantzet werde / auß welcher die Indianer eine speiß oder tracht Locro genannt zubereiten. In der Insul Virginia / allda er an feuchten und pfützigen orten wächßt / isset man die wurtzel in Wasser / oder auff eine andere weiß gekocht. In Europa werden bißweilen die wurtzeln wie die Grübling in der aschen gebraten / und nach abgezogener haut mit Pfeffer genossen. Andere schneiden die gebratenen und gereinigten wurtzeln scheiblein-weiß / schütten ein fette gepfefferte brühe darüber / und essen sie. Die Italiäner kochen sie mit Hammelfleisch wie die Rüben und Pastenach / die Engelländer aber bereiten sie zu mit Oel / Eßig und Pfeffer: also sollen sie die ehelichen Werck befördern / den Samen mehren / und den Schwindsüchtigen nutzlich seyn. Casp. Bauhinus verme det ferners / der gebrauch dieser wurtzeln / welche die Burgunder Indische Artischock nennen / seye in Burgund verbotten / dieweil sie vermeinen / daß dieses Gewächs den Außsatz oder die Maltzey verursache. Nach Hr. Dr. Elsholtzen / Brandenburgischen Leib-Artzten / bericht / können diese Tartuffeln durch samen fortgebracht werden / wiewol langsam: derohalben nehmet die rothen knollen deroselben / und leget sie in den Fasten mit dem Vollmond ein / zwey zoll tieff / und vier von einander / gleichfals in ein fett / mürbes / und etwas sandig erdreich / so wachsen sie wol / vermehren sich mercklich / blühen im Sommer schön purpur-weiß / und bringen hernach runde äpfelein voller samen. Im Weinmonat / weil sie den Winterfrost nicht wol ertragen / nehmet sie auß der erden / leset die grösten auß zur speise / die kleinen leget im keller in sand / oder thut sie nur bloß in einen korb / und setzet sie in ein von dem frost befreytes gemach / davon könnet ihr denn auffs Frühjahr wider etliche in die erden bringen. Will man sie aber im geländ behalten / so muß man sie nur tieff eingraben / und mit stroh wol bedecken. Die Frantzosen pflegen solche wol gekochten / und scheiblein-weiß geschnittenen Griebling in Pasteten / und allerhand andere speisen / zu thun. Sonsten pflegt man auch die wolgekochten Griebling mit Saltz und Pfeffer anzusprengen / hernach in Oel zu verwahren / auch mit Rinderblasen umwickelt / in fremde Land zu versenden / da sie denn nur herauß genommen / gesäuberet / [894] und also mit Zimmet / oder Pfeffer und Zucker / oder mit Pfeffer und ein wenig Essig zu essen / und einen guten trunck Malvasier-Spanischen- oder Frontiniacker-Wein darauff zu thun. CAPUT LV. Schlaffbeer. Solanum somniferum verticillatum. Namen. SChlaffbeer heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Solanum somniferum. Italiänisch / Solano somnifeto. Spanisch / Orvale. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier zwey Geschlecht der Schlaffbeer fürgestellt. Das erste / Solanum somniferum verticillatum, C. B. somniferum, Matth. verticillatum, J. B. Ist ein kraut mit vielen zweigen / die lassen sich nicht leicht biegen / sind holtzicht / und mit vielen fetten blättern bekleidet / welche sich den Quitten-blättern vergleichen. Die blumen stehen zurings umb den stengel / ein gesätze über dem andern / von farben röthlicht. Die Früchte sind gelbe beere in Hülsen verwahret. Die wurtzel ist lang / steiff / bißweilen arms-dick / mit einer röthlichten rinden bedeckt. Es wächßt an dem Meer und steinigen orten. Carolus Clusius Lib. II. stirp. Hisp. cap. 58. & Lib. V. rarior. Plantar. Hist. cap. 2. berichtet / man finde es viel in Hispanien bey der Statt Malaga / komme in dem Hornung mit blumen und samen herfür / und pflegen etliche Jahr zu bleiben. Bey uns muß man es alle Jahr säen / und bringt doch schwerlich samen. Das andere Geschlecht / Solanum somniferum bacciferum, C. B. somniferum alterum, Matth. Cam. hat schmälere und sehr aderichte Schlaffbeer. Solanum somniferum bacciferum. blätter / gevierte stengel / purpur-weisse blumen / gestaltet wie ein Fingerhut / die hangen an langen stielen. Auß diesen blumen werden schwartze oder schwartz-braune beer / die haben inwendig viel körnlein. Gemelte beer sind mit einem grünen deckelein oder schelffen halber bedecket / und ist dieses deckelein am aussern theil zerkerfft wie ein krönlein / hat eine grosse knollichte weisse wurtzel. Blühet im Mäyen / und im Brachmonat bringet es die Frucht. Wächßt in grosser menge umb die Statt Gornitz / auff dem Berg Salvatin / und in Westphalen / sonderlich bey dem Schloß Teckelburg / allda man es Walckenbaum nennet. Georgius Buchananus Lib. VII. Hist. Rer. Scotic. p. m. 204. vermeldet / wie dieses kraut viel in Schottland wachse / man habe seinen Safft auff ein zeit unter dem Wein / Bier und Brot vermischt / als solches nun in ihrer feind der Dennemärcker Läger gebracht / und sie es unwissend gebraucht / sind sie davon gantz schlaffend und unbesonnen worden / darauff die Schottländer wider die Dennemärcker und ihren Fürsten Suenonem, den Sieg erhalten haben. Eigenschafft und Gebrauch. Weilen dieß gewächs viel flüchtig-scharffes etzendes saltz / neben unreinen / groben / schwefelichten theilen führet / und dadurch die Lebensgeister des Leibs in ihrem ein fluß hemmet / und in gantz unordenliche bewegung bringet / als wird es in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT LVI. Rauchapffel. Stramonia. Namen. RAuchapffel oder Stechapffel / heißt Griechisch / [Greek words] Latei [895] nisch Rauchapffel. Stramonia. / Stramonia, Pomum spinosum, Solanum spinosum, Nux metella Arabum, Hyoscyamus Peruvianus, Cord. hist. Solanum pomospinoso, rotundo longo flore, C. B. Solanum multis dictum, s. Pomum spinosum, J. B. Stramonium fructu rotundo deorsum spectante & aspero, Column. Italiänisch / Noce metella, Pomo spinoso, Paracoculi. Frantzösisch / Pomme espineuse, Pomme de Peru. Englisch / Thorneappel. Niderländisch / Dornappel. Gestalt. Die Rauchäpffel sind ein fremd gewächs / erstlich auß den Orientalischen Ländern zu uns gebracht / welches man jetzund in etlichen Gärten / mehr zum lust als zum nutz oder gebrauch / zielet / denn es ist schön anzusehen / sonderlich dieweil es blühet und frucht trägt. Es wächßt elen-lang / mit einem dicken / runden / steiffen stengel und nebenzincken / aschenfarb-grünen / weichen / und fetten blättern / gestaltet wie der Milten oder Nachtschatten blätter. Am stengel und zweigen bringt es lange / grüne / streiffichte knöpff / darauß schlieffen lange / weisse / striemichte Glockenblumen / schier wie weisse Lilien / eines lieblichen geruchs / die erzeigen sich in den Hunds-tagen / stehen nur am morgen offen / im mittag / und wenn die Sonne scheinet / thun sie sich zusammen. Nach verfallung der blumen folgen hernach grüne und rauche äpffel / in der grösse einer welschen Nuß / in der mitte mit einem fürchlein überzogen / voll glatten samens wie in der Allraun. Die wurtzel ist in viel zaseln zertheilt. Dieses Gewächs verdirbt von der kälte / muß jährlich widerum gesäet werden. Eigenschafft. Die Rauchäpffel sind kalt im vierdten grad: führen ein etzendes gifftiges saltz neben unreinen ölichten theilgen. Gebrauch. Die Rauchäpffel sind ein gefährliche Speiß / denn so jemand ihren ein halb loth einnimt / tödten sie den Menschen. Wenn sie einer unwissend gebraucht / der solle alsobald einen trunck Wermuth-wein thun / oder ein quintl. schwer Theriack einnehmen. Stinckender Rauchapffel. Stramonia foetida. Namen. STinckender Rauchapffel / heißt Lateinisch / Stramonia foetida, Solanum spinosum foetidum, Datura, Solanum foetidum pomo spinoso oblongo, C. B. Stramonia altera major, sive Datura quibusdam, J. B. In Teutscher Sprach wird er Igelkolben oder Stachelnuß genannt. Gestalt. Die stinckende Rauchäpffel kommen viel stärcker und grösser als die vorigen herfür / denn sie eines Manns-hoch wachsen. Die blätter sind breiter und mehr zerkerfft. Die Blume ist schneeweiß / der vorigen an der Gestalt gleich / aber ein wenig kleiner. Die Frucht ist länglicht / in vier theil underschieden / sehr stachlicht wie ein Igel. Inwendig hat es auch einen unterscheid / sehr artlich zu sehen / der vierfacht von einander abgesöndert / mit schwartzem samen außgefüllet / welcher ehe er reiff wird / so schön hell und weiß ist als ein Perlein / darauß er jährlich auffgebracht wird / denn im Herbst verdirbt er wie ander Sommer-gewächs. Das gantze Kraut stincket sehr heßlich / und ist ohne zweifel wegen seines gifftigen / etzenden ölichten saltzes schädlich zu gebrauchen. CAPUT LVII. Melantzen-äpffel. Mala insana.
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Melantzen-äpffel. Mala insana. Namen. MElantzen-äpffel oder Melantzen / heissen Lateinisch / Mala insana, Ger. Solanum pomiferum fructu oblongo, C. B. J. B. Pyra insana, Solanum hortense. Italiänisch / Petranciani, Melanzana, Melongena. Spanisch / Verangenas. Niderländisch / Verangenes. Gestalt. Die Melantzen-äpffel sind ein frembdes gewächs in Teutschland / werden lusts halben bey uns in den gärten und scherben gezielet / können aber kein frost dulden / derhalben wo ein kühler Sommer und Herbst anstehet / zeitigen sie selten oder gar nicht. Es hat nur einen runden / steiffen / rauchen / elen-hohen / röthlichten / fingers-dicken / von unden auff gleich ästichten stengel; der bringt grosse / breite / lange blätter / fast wie die obgemeldte Rauch-äpffel / sind auch rauch / und an dem umkreiß ein wenig gefalten / auff langen dicken stielen sitzend / und gleichsam mit einem mehl-pulver besprenget. Die blumen erscheinen in geöffneten häfelein gestirnt / doch nicht einerley farb / denn etliche sind weiß / etliche schön purpur-farb oder rothbraun. So die blumen vergehen / kommen gegen dem Herbst schöne / ablange oder runde / glatte und weiß-braune / oder gelbe Aepffel / darinnen ist kleiner / gelber oder weisser samen. Die wurtzel ist vielfaltig zertheilt und kurtz. Eigenschafft. Die Melantzen-äpffel sind feuchter und kalter Natur; haben viel irdische theile / neben einem scharffen ölichten saltz / und geben eine ungesunde / zu gifftigen Kranckheiten anlaß gebende speise. Gebrauch. In Italien sind die Melantzen-äpffel in täglichem Gebrauch. Man siedet diese Aepffel in Wasser / darnach schälet man sie / und schneidet sie in stücklein / die bestrewet man mit Meel / und röstet sie in siedendem öl oder butter / alßdenn bestrewet man sie mit Pfeffer und Saltz / ist nicht ein unliebliche Speiß / aber sie gibt dem Leib böse Nahrung / daher auch diese äpffel Mala insana, ungesunde Aepffel / genennet werden / denn sie verursachen melancholische Feuchtigkeiten / verstopffung / den Krebs / Außsatz / Hauptweh / Traurigkeit / Verhärtung der Leber und Miltzs / und langwierige Fieber / wie solches Castor Durantes bezeuget. Ist also besser / so diese Melantzen-äpffel nicht gebraucht würden. Goldäpffel / oder Liebesäpffel. Poma amoris, vel aurea. Namen. BOldäpffel oder Liebäpffel heissen Lateinisch / Poma aurea, Poma amoris, Ger. Solanum pomiferum fructu rotundo striato molli, C. B. Mala aurea, odore foetido, quibusdam Lycopersicon, J. B. Italiänisch / Pomi d' oro. Frantzösisch / Pomme d' amour, Pomme d' or, Pomme doreé. Englisch / Goldappel. Niderländisch / Guldenappel. Gestalt. Der Goldapffel hat ein zertheilte wurtzel / auß welcher sehr lange / schwache / inwendig hole / langhaarige / zur erden sich neigende / ästichte stengel wachsen / an welchen die blätter hangen / etwas breit / groß / tieff zerkerfft / bleichgrün / und eines starcken unfreundlichen Geruchs. Die Blumen sind an kleinen stielen / von kleinen spitzigen blätlein / gelb / einblättig / aber in fünff theil eingeschnitten / dessen kelchlein haarig / und [897] auff zoll-langen stielen sitzend; nach denselben folgt ein runde breite Frucht / wie ein Apffel / von Farben roth / goldgelb oder braun / wird offtermals sehr groß / und gehet jährlich vom samen auff. Man pflantzet bey uns diese äpffel in den Gärten / blühen im Augst- und Herbstmonat. Eigenschafft. Die Goldäpffel sind kalter und feuchter Natur; haben ein salpetrisch / flüchtiges / etwas ölichtes saltz / und dadurch die eigenschafft zu kühlen / zu zertheilen / und schmertzen zu linderen. Gebrauch. In Italien isset man die Goldäpffel mit Pfeffer / öl und Essig gekocht / aber es ist ein ungesunde Speiß. Der auß dem kraut frisch außgetruckte (Brennende trieffende augen / überröthe / wildfeur.) und gewärmte safft / in die Augen getreufft / und mit tüchlein darüber gebunden / heilet deroselben scharffe / trienffende flüsse / vertheilet auch die überröthe / und das wilde feur / fleissig darüber geschlagen. CAPUT LVIII. Alraun Männlein. Mandragora mas. Namen. ALraun heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mandragora. Italiänisch / Mandragora. Frantzösisch / Mandragore. Spanisch / Mandragora, Mandragola. Englisch / Mandrake. Niderländisch / Mandragora. Die Alraun wird von dem Pythagora [Greek words], das ist Menschenförmig / geheissen / dieweil sie dem Menschen / sonderlich an den Beinen etwas gleich ist / wie die Figur außweiset. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier zwey Geschlecht der Alraun / das Männlein und Weiblein / fürgestellt. Das Alraun Männlein hat grosse breite blätter wie der Mangold / aber zart bleichgrün / glatt / mit vielen Adern durchzogen / und auff der Erden zurings umbher außgebreitet: hat kein stengel / sondern bringt etliche bleich-gelbe oder grüne blumen an stielen / auff deren verwelckung ziemlich grosse saffran-farbe Aepffel folgen / die einen starcken geruch / und inwendig ein weissen breiten samen haben. Die wurtzel ist bißweilen Arms-dick / und in der mitte gleich wie in zween Schenckel zertheilt. Alraun Weiblein. Mandragora foemina. Das Alraunweiblein hat schmälere / kleinere und schwärtzere blätter / vergleichen sich etlicher massen den schmalen Lattich-blättern / und ligen außgebreitet auff der Erden / eines übeln und starcken geruchs. Trägt kein stengel / kleinere blumen und äpffel / nicht grösser als die Nespeln / inwendig voller samen wie die kernen in den Biren. Die wurtzel ist außwendig schwartzlicht / inwendig weiß / mit einer dicken rinden überzogen. Beyde Alraun wachsen in grosser menge in Griechenland und der Insel Candia / wie auch an vielen orten in Italien / insonderheit in Apulien auff dem Berg Gargano. Man zielet sie auch in den Gärten zu Neapel / Rom / Venedig und andern orten. Der berühmte Casp. Bauhinus berichtet in seinen Anmerckungen über Herrn Tabernaemontani Kräuterbuch / er habe zu Padua in den Gärten ein art Alraun gesehen / welche viel kleinere und dunckelere blätter hatte / die blumen waren blaw und viel grösser als an den vorigen / die äpffel scheinten rund / bleichgelb und wolriechend / derer auch gedencket Carolus Clusius lib. 5. rarior. plant. hist. cap. 3. & lib. 2. stirp. Hispan hist. cap. 57. und vermeldet / wie sie in Hispanien über Gades [898] bey Xerex de Ie frontera, und auch zwischen Calpen und Malacam, im Hornung zeitige Flucht bringe. Diese wild auch in dem Eystettischen Lustgarten angetroffen: Mandragora flore subcoeruleo purpurascente, C. B. Eigenschafft. Die Alraun ist kalt im dritten und trocken im ersten grad: führet ein grobes ölichtes / flüchtig-scharffes saltz / davon die eigenschafft / die Lebensgeister in ihrem einfluß zu hemmen / schmertzen zu stillen / tumb zu machen / und schlaff zu erwecken. Man soll sie wegen ihrer gifftigen art / in den Leib gantz nicht brauchen. Hat ein sonderliche natur / denn je grösser die kälte Winters zeit ist / je mehr sie unter die Erden schlieffet: der samen komt langsam / und bißweilen erst nach einem Jahr herfür. Gebrauch. Allhier ist nothwendig anzumahnen / daß die wurtzel / so von den Landstreichern feil getragen und verkaufft wird / nicht die wahre Alraun / sondern ein verfälschte wurtzel seye: denn sie schneiden die Schmerwurtz / wenn sie noch frisch ist / in eines Menschen gestalt / stecken Gersten -oder Hirß-körnlein an die ort / da sie wollen haar haben / darnach verscharren sie diese geschnitzte wurtzel in sand / biß auß gemelten Körnlein zäserlein wachsen / welches gemeiniglich in dreyen wochen geschicht / alßden̅ graben sie es wider auß / schaben die angewachlenen zäserlein mit einem scharffen Messer / und machen sie also fein subtil / als wären haar an dem Haupt / Bart und bey der Scham; damit werden die einfältigen betrogen / welchen diese verfälschte wurtzel von den leichtfertigen Landstreicheren für die rechte Alraun verkaufft wird / denn sie überreden die Leut / die rechte Alraun seye schwerlich zu bekommen / müsse under dem Galgen mit grosser Lebens gefahr gegraben / und durch einen schwartzen Hund an einem Strick außgerissen werden / der Außgräber aber solle die Ohren wol verstopffen / denn so er die wurtzel höre schreyen / seye er seines Lebens nicht sicher. Was ist das anderst? als wie man vom Farnsamen sagt / wer den Farnsamen wil holen / der muß keck seyn / und den Teuffel können zwingen. Solchen Diebsbetrug machen diese Lottersbuben dem gemeinen Mann / quia vulgus vult decipi, darumb sind wir hie / sprechen die Landstreicher / als welche diese verfälschte wurtzel / oder falsche Alraun sehr theuer verkauffen / geben leichtsinnig auß / sie mache du Leuth glückselig / und die Weiber fruchtbar / man müsse sie alle Sambstag in Wein und Wasser baden / sauber einwickeln / und heimlich auffbehalten. Damit aber diese Landstreicher ihre Schelmerey / deren sie voll sind / besser bemänteln / bringen sie herfür / was Flavius Josephus im 7. buch von den Jüdischen Kriegen im 23. cap. schreibt: aber es wird allda der Alraun nicht mit einem wort meldung gethan / sonder allein der wurtzel Baraas gedacht. Diese Buberey hat Matthiolo ein Landstreicher selbsten offenbahret / als er ihne zu Rom an der Frantzosen-kranckheit geheilet / welcher ihme etliche solcher geschnitzten wurtzeln gezeiget / und gesagt / er hätte bißweilen den Reichen eine allein für dreissig Ducaten verkaufft. Die Alraun ist em schädlich kraut / solle nicht in den Leib gebraucht werben. Hamilcar der Carthaginenser / als er wider die Lybier einen Krieg führete / hat unter ihren Wein Mandragoram, oder die Alraun vermischen lassen: nachdem diese nun in einen tieffen Schlaff gefallen / sind sie von ihme in die Flucht gejaget worden. Außwendig hat die Alraun eine krafft / alle harten und krebsischen geschwulsten zu erweichen und zu zertheilen / man vermischt den safft darvon mit Am̅oniac-gummi in destilliertem Essig oder Brantenwein verlassen / zu einem pflaster / und legts fleissig über. CAPUT LIX. Wolffswurtz. Aconitum pardalianches, Matth. Namen. DIe Wolffswurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Aconitum. Italiänisch / Aconito. Frantzösisch / Aconit. Englisch / Wolffebane / Libertsbane / Monkshood. Niderländisch / Wolffswortel. Geschlecht und Gestalt. Es werden uns allhier neun Geschlecht der Wolffswurtzel fürgestellet. 1. Das erste Geschlecht der Wolffswurtzel / Aconitum pardalianches genant / hat Matthiolus erstlich erfunden nicht weit von Trient / auff dem Gebürg des Thals Ananiae, solches vielen gelehrten Leuthen dargestellet / und in die Hände gegeben / unter welchen die fürnehmsten / alle Jhro Käyserlicher und Königlicher Majestät Leib-Medici waren / als nemlich Julianus Alexandrinus, und Johannes Odoricus Melchoirus von Trient / Stephanus Lauraeus auß Flandern / Joannes Crato von Breßlaw / Ridera auß Hispanien / Franciscus Parthenus von Roboret: darauf hat solches Wolffgang Meyerpeck von Freyberg abgemahlet / wie die Figur außweiset. Es wächßt auff hohen kalen Gebürgen / doch an schattichten orten / unter [899] den Felsen und Steinklüfften / hat drey oder 4. blätter / die vergleichen sich dem Schweinbrodt oder den wilden Cucumern / außgenommen daß sie kleiner / und darzu ein wenig haarig sind. Die stiel / daran sie hangen / sind ein wenig rauch: der stengel ist span̅en lang / und auch ein wenig rauch. Die wurtzel ist zimlich lang und dick / gekrümt und gestaltet wie ein Scorpion-schwantz / darzu weiß und gläntzend wie Alabaster. Camerarius in Epitome Matthioli vermeldet / es seye dieses erste Geschlecht der Wolffswurtzel also rar und seltzam / daß es den fleissigsten Nachforschern der Kräutern noch zur zeit nicht in das Gesicht kommen / darumb er auch nichts gewisses von ihme schreiben könne: dieweilen aber Matthiolus sich auff Zeugen beruffen / die es mit ihme gesehen / und allhier mit Namen nennet / lässet es Camerarius dadey verbleiben. Der hochgelehrte Conradus Gesnerus von Zürich hält es für ein Gedicht: die weitberühmten Botanici, Johannes und Casparus Bauhini wollen auch von ihme nichts wissen. Gelbe Wolffswurtz. Aconitum Lycoctonum. 2. Die gelbe Wolffswurtzel / Aconitum Lycoctonum luteum, C. B. folio Platani, flore luteo pallescente, J. B. hat blätter dem Ahorn gleich / sind doch länger / schwärtzer und an dem Umbkreiß mehr zertheilt / der stengel ist fast zweyer elen hoch / trägt oben bleichgelbe / spitzige Hütlein / darauß wird schwartzer eckichter samen / in underschiedlichen schotten verschlossen / welche sich der Agleienshelffen vergleichen / sind aber kleiner. Die wurtzel ist schwartz und in viel zincken zertheilt. Man findet es insonderheit auff dem Berg Baldo bey Verona in Italien / wie auch auff den Oestereichischen und Steyrmarckischen Bergen / häuffig aber auff einem Berg ob Petelstorff / zwey meyl von Wien / und auff den Schweitzer-gebürgen / insonderheit auff dem Lucerner-Fracmont. Sie wächßt auch auf dem Schwartzwald / Spessart / Waßgaw und Ydar / wie auch in den Hawwälden / sonderlich wo viel graß stehet / bey Stolberg und Ilfeld. Sie wird auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Auff den hohen Bergen kommet sie mit einem grösseren stengel und breitern blättern herfür: an nidrigen orten aber hat sie einen kleinern stengel und schmälere blätter / auch wird die Blum bißweilen bleicher. Blawe glatte Wolffswurtz. Aconitum coeruleum glabrum. 3. Die blawe Wolffswurtz / Aconitum coeruleum glabrum flore Consolidae Regalis, C. B. Lycoctonum flore Delphinii, J. B. gewint einen dicken / fetten und streiffichten stengel / zweyer elen hoch / und bißweilen höher. Die blätter sind viel grosser / haben auch mehr und tieffere spalien als das ander Geschlecht / auff dem rücken grauweiß / stehen an breiten außgehölten stielen. Der stengel wird in der höhe in etliche zweige zertheilt / die sind mit purpurblawen Blumen besetzt / fast wie der Rittersporn / doch etwas grösser / bringen folgends ihren samen in rundierten Schöttlein. Die wurtzel ist vielfaltig wie die Christwurtz. Sie wird auch auff etlichen Bernischen Alp-gebürgen gefunden / alda man sie grosse Berg-Rittersporen nennet. 4. Die Berg-Wolffswurtz / Ranunculus montanus Aconiti folio, flore globoso, C. B. Aconitum 3. Matth. Ranunc. flore globoso, quibusdam Trollius flos, J. B. hat blätter wie der Hanenfuß / außgenommen daß sie viel grösser / mit weissen Mackeln besprengt / rauch und scheutzlich anzusehen sind. Der Stengel wird rund / oben erscheinen Blumen von farben gelb / an gestalt wie die Rosen. Die
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Berg-Wolffswurtz. Ranunculus Aconiti folio montanus. wurtzel komt mit den zwey vorigen Geschlechtern überein / allein daß sie schwärtzer ist. Sü kommet häuffig in Italien auff dem Berg Baldo herfür. Winter-Wolffswurtz. Aconitum hyemale. 5. Die Winter-Wolffswurtz / Aconitum hyemale, Ger. unifolium luteum bulbosum, C. B. Ranunculus cum flore in medio folio, radice tuberosâ, J. B. hat ein weisse / scharffe und hitzige wurtzel / so auß vielen knorren wie die Amonerößlein-wurtzel bestehet / und mit gläichen underschieden wird / auß welcher keine stengel wachsen / sondern viel spannen hohe läre und dünne stiel herfür kommen / an deren oberen theil ein eintziges blatt sich erzeiget / das in viel theil / wie der Taubenfuß / oder das Eysenhütlein gespalten wird: in der mitte des blatts erscheinet die gelbe Blum / so der Hanenfuß-blumen ähnlich / und auß sechs blättlein bestehet / auß deren mitte viel spißlein herfür schiessen / deren jedes ein gelb köpflein trägt. Wenn vie blume groß und ablang wird / scheint sie bleichgelb / so sie aber kleiner ist / wird sie sattgelb. Den Blumen folgen auff ihren stielen vier oder sechs gerade schotten nach / so dünner sind als die schwartzen Nießwurtz-schotten / in welchen ein runder zusammengedrungener und röthlichter same verschlossen liget. D. Casparus hat sie auff den Euganeischen Bergen im Aprill blühend in Italien bey Padua angetroffen. Wolffswurtz mir bleichen Blummen. Aconitum lycoctonum albis pallidisvé floribus. 6. Wolffswurtzen mit bleichen Blumen / Aconitum Lycoctonum albis pallidisvé floribus, C. B. überkomt blätter wie das Blaweisenhütlein-kraut / sind aber viel grösser / und mit weissen oder bleichen Adern durchzogen: die Blume ist bleich-gelb. 7. Die schmalblättige gebogene Wolffswurtzel / soll sich mit ihren purpurfarben Blumen dem jenigen vergleichen / welches Carolus Clusius lib. 3. stirp. Pannon. Cap. 1. & lib. 5. rarior. plantar. histor cap. 9. Aconitum lycoctonum comâ nutante, nennet; Aconitum comâ inflexâ foliis angustioribus, C. B. 8. Die ästichte Wolffswurtzel / Aconitum ramosum parvo flore, C. B. vergleicht sich mit ihren blättern den Reben-blättern. Die
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Schmalblärtige gebogene Wolffswurtz. Aconitum comâ inflexâ foliis angustioribus. Grosse gebogene Wolffswurtz. Aconitum inflexâ comâ maximum. Aestichte Wolffswurtz. Aconitum ramosum parvo flore. Blumen sind röthlicht. Die wurtzel ist vierfach / welche von einem dicken Haupt entspringet. 9. Das neunte geschlecht der Wolffswurtzel / Aconitum inflexâ comâ maximum, C. B. Lycoct. comâ nutante maximum, J. B. hat ein doppelte außgestreckte wurtzel / auch kleinere / rahne und mehr außgeschnittene blätter als das Blaueisenhütlein-kraut: bekomt ein gelbe Blum. 10. St. Christoffelskraut / Aconitum racemosum, C. B. Christophoriana, Gesn. hort. Tab. Dod. hat ein dicke und mit vielen zaseln behenckte wurtzel / die ist außwendig schwartz / inwendig gelblicht / und stoßt alle Jahr frische stengel und blätter herfür / die stengel sind dünn und schuhs-hoch / die blätter werden breit / weißlicht / spitzig und ringsumbher gefärfft. An den stengeln erscheinen zarte mosichte und weisse blümlein / welchen ein runde / schwartze Frucht / wie ein Traube nachfolget / so mit einem striemen durchgezogen ist. Es wächßt in Teutschland in den wäldern / so am Rhein und der Mosel ligen. Eigenschafft und Gebrauch. Die Wolffswurtz ist ein sehr gifftiges / mit recht etzend-scharffen / ölichten saltztheilgen begabtes kraut / und soll deßwegen gar nicht in Leib genommen werden / denn sie tödtet den Menschen. So lang es auff dem Feld stehet / isset kein Vieh darvon. Aber man dörret und stosset die wurtzel zu pulver / mischet sie mit Fleisch / das streuet man in die Wälder / so alßdenn die Wölffe /??? Füchs und Hund darvon essen / müssen sie sterben.

CAPUT LX.
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Grosse Waldenser Wolffswurtz. Tora Valdensis major. Namen. DIe Waldenser Wolffswurtzel heißt Griechisch / [Greek words]. Latei [902] nisch / Grosse Waldenser Wolffswurtz. Tora Valdensis major. Thora, vel Tora Valdensis; Aconitum Pardalianches. Kleine Waldenser Wolffswurtz. Tora Valdensis minor. Gestalt. Die grosse Waldenser Wolffswurtz / Aconitum pardalianches 1. sive Thora major, C. B. Thora folio Cyclaminis, J. B. Thora Valdensis, Clus. Pan. Tab. hat blätter wie das Schweinbrot-kraut / sind an dem umbkreiß zerkerfft und rauch / aber nicht haarig: von einer wurtzel kommen zwey / drey / vier auch fünff blätter herfür: im anfang des Sommers bringet sie ihre blumen / welche mit dem samen sich dem Hanenfuß blumen und samen vergleichen: hat viel wurtzeln / die von einem haupt hersprossen / sind im anfang sehr weiß / wenn sie aber dürr werden / bekommen sie ein rothe farb. Sie ist einer brennenden Natur / und übertrifft mit ihrem Gifft das Blauey enhütlein-kraut. Die Jäger vergifften mit dem safft ihre pfeile. Die kleine Waldenser Wolffswurtz / Tora Valdensis minor, Aconitum pardalianches alterum, sive Thora minor, C. B. Ranunculus grumosâ radice 3. Clus. hist. überkomt kleinere blätter / deren sie auff das höchste drey / gemeiniglich aber nur ein blatt hat: die blumen sind auch kleiner. Die wurtzeln haben ein länglichten anhang / dem Scorpionenschwantz gleich / mit welchem sie sich fortpflantzen. Beyde wachsen auff den Saffoyischen und Waldenser-gebürgen. Man findet sie auch im Wallis. CAPUT LXI. Einbeer. Herba Paris. Namen. EInbeer / Wolffsbeer oder Sternkraut heißt Lateinisch / Aconitum salutiferum, Herba Paris, Uva versa, Solanum quadrifolium, Uva vulpina. Italiänisch / Herba Paris. Frantzösisch / Raisin de renard. Englisch / One berrie herbe truelone. Dänisch / Itboer / Fireblad / Ulfsbär. Niderländisch / Wolsbesien. Gestalt. Matthiolus und Tragus beschreiben dieses [903] kraut also. Einbeer hat einglatten / runden stengel / welcher braun / länger als ein spannen / und ohn alle knöpff ist. An der mitte??? desselbigen stehen gemeiniglich vier schöne grüne blätter / bißweilen drey / fünffe oder sechse / wie ein Stern von einander gesetzt. Ein jedes blatt ist gestaltet wie ein Hartriegel- oder Nachtschatten-blatt. Oben am stengel erscheinen widerum kleine und länglichte blätter / da ein schönes gestirntes blümlein mit dreyerley farben zertheilet / erstlich mit vier schwartz-grünen kleinen blättlein / darnach acht kleine gelbe härlein / und in der mitten desselben gestirnten blümleins sihet man ein gantz purpur-braunes viereckichtes knöpfflein / wie ein äuglein anzusehen / in welcher mitten ein schwartz-braun rundes Beer stehet / wie ein groß Heydelbeer / eines wilden doch süssen geschmacks / darinnen viel kleiner weisser samen ligt. Die wurtzel ist fast lang / erdenfarb / hin und wider außgespreitet wie ein langer wurm. Es wächßt in dicken schattichten und feuchten Wäldern / deßgleichen an etlichen reihen am Gebürg und bey den Hecken. Wächßt allhier in schattichten orten des Muttentzer-Münchenstein- und Reichensteinischen-beras / wenn es allda das erste mahl herfür komt / brinat??? es drey / hernach vier / und bißweilen fünff blätter. Eigenschafft. Einbeer sind kalter und trockner Natur / führen etwas ölichten / schlaffbringenden saltzes mit sich / dadurch es die ???tugend hat die Lebensgeister zu hemmen / schmertzen zu stillen / entzündungen zu vertheilen / und schlaff zu bringen. Sebrauch. Matthiolus schreibt / daß sich die jenigen irren / welche Einbeer-kraut für das erste geschlecht der Wolffswurtzel halten / denn es seyen die Beeren nich so gifftig / als sie vermeinen / man habe etlichen / welche ihrer vernunfft gantz beraubet gewesen / mit dem samen geholffen. Man gabe solchen Krancken alle morgen drey Wochen nach einander ein quintl. schwer von den gedörrten kernern oder samen auß den Beeren / in warmen Wein ein. Man soll aber gewarsam damit umgehen. (Schmertzen der Guldenader.) Auß den Beeren wird ein Oel gemacht so den grossen Schmertzen der gulden Ader stillet / wenn man es warm mit einem tüchlein offt überiegt. D. Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmac. Med. Chym. sect. 1. schreibt / man solle die Beere einsamlen vor auffgangder Sonnen / wenn sie in Zwilling gehet. Fünf / sechs biß neun gedörrte Beer zu Pulver gestossen / und (Fallende sucht verlierung des verstands / langwierige Kranckbeiten.) in Lindenblust-wasser eingegeben / sey gut wider die fallende Sucht: ein halb quintl. von disen gestossenen Beeren den jenigen gebraucht so an dem Verstand nothleiden und verruckt an den Sinnen werden / bekomme ihnen gar wohl / wie auch denen welche in langwirenden Kranckheiten oder von Zauberey ihren Verstand verlohren haben. CAPUT LXII. Eisenhütlein. Napellus. Namen. EIsenhütlein heißt Lateinisch / Napellus, Aconitum coeruleum. Italiänisch / Napello. Frantzösisch / Coqueluchon de Moine, Chaperon de Moine, Chaperon de fou. Spanisch / Napello. Englisch / Wolfebane. Danisch / Blamünckskappe / Stromhatt. Niderländisch / Monieckscappen / Wolfswortel. In Teutscher Sprache nennet man es auch Blaueisenhütlein / Narrenkappen / Teuffels-wurtz / blau Wolffs-wurtz / Rapen-blumen / und Münchs-kappen. Gestalt. Des Eisenhütleins blätter stehen auff langen dünnen ???stielen / sind auff dem Rucken grau-weiß. Ein jedes haupt-blat ist in 6. zerspaltene neben-blätter zertheilt. Der stengel komt zweyer elen hoch / röthlicht / streifficht / und läßt sich bald brechen. Die blumen stehen oben an dem stengel nach einander offen / von farben blau / und ist ein jede hole blum anzusehen nicht anderst als ein Eisenhütlein. So diese blumen abfallen / folgen fleine auffgereckte schöttlein hernach / drey an einem stiel / darinn ligt kleiner schwartzer samen verborgen. Die Wurtzel ist rund und auffgespitzt / mit viel kleinen neben-zaseln zu beyden seiten / die sind in einander geschrenckt wie ein Netz / und von farben schwartz. Das Eisenhütlein änderet sich mit seinen blätteren und blumen. Die blätter werden breiter und schmäler. Die blum erscheinet gemeiniglich him̅elblau / bißweilen aber auch braunroth / rosenfarb / weiß / oder mit him̅elblauer und weisser farb vermengt / dahero es im Fürstl. Eystettischen Lustgar [904] ten gescheckt Ersenhütlein genennet wird. Es wächßt viel auff den Oesterreichischen / Schweitzerischen / Bündtnerischen / Saltzburgischen / Steyrmärckischen / und Böhmischen Alp-gebürgen. Eigenschafft. Nach der Meinung Avicennae ist das Eisenhütlein warm und trocken im vierten grad / hat ein starck-etzendes Saltz bey sich / dadurch es alles auffbeißt / hiemit ein rechtes unbrauchbares Gifft ist. Gebrauch. Vor diesem Kraut sollen alle Menschen ein grosses abscheuen tragen / dasselbige keines wegs weder in Leib noch äusserlich gebrauchen / denn es das ärgste Gifft ist. Wenn die Wurtzel des Eisenhütleins in der Hand des Menschen nur erwarmet / tödtet sie ihne. Es ist auch dieses Gifft so starck / daß man ihme mit keiner Artzney widerstand thun kan / wie solches Matthiolus mit nachfolgender Histori beweiset / welche zu Prag Anno 1561. geschehen ist. Ihr Hochfürstliche Durchleucht Ertzhertzog Ferdinand / hatte ein berühmtes Pulver wider allerley Gifft / ist an vielen Persohnen bewähret worden / insonderhet an einem zum todt verurtheilten Ubelthäter. Diesem gab man erstlich Arsenicum oder weiß Rattenpulver / darauff zittert er wunderbahrlich / geschwal unter dem Angesicht / und gestellte sich / as bruckte ihn die hinfallende Sucht / darauff gab man ihm Ihro Durchleucht Pulver / alßbald würget er das Gifft von sich / ward also bey seinem Leben erhalten / und von der verdienten Leibs-straff befreyet. Da nun Ihr Käyserliche Majestät in obgedachtem Jahr zu Prag Hof hielte / wolte man obgemeltes pulver auch wider das Eisenhütlein oder den Napellum versuchen / dieweilen dises kraut vor allen andern Gewächsen das ärgste Gifft ist. Man holte das Eisenhütlein auff dem Böhmischen Gebürge / welches die Böhmen Krokonaß nennen / da die Elbihren ursprung nimmet / ligt an der Gräntze zwischen Böhmen und Schlesien / zwey meilwegs von dem Stättlein Hohenelb genannt / daselbst wächßt dieses ertz-gifftige kraut in grosser menge. Von der wurtzel nam man ein quintlein schwer zu pulver gestossen / und mit Rosen-zucker vermischt. Solches gab der Scherg in gegenwart Ihrer Käyserl. Majestät / und Fürstl. Durleucht / auch anderer namhafftiger Leuthen / einem starcken jungen Mann / der sein Leben mit Diebstahl verwürcket hatte / und morgens solte gehenckt werden. Man gabs ihme aber in der meinung / so er das Gifft durch obgenantes Pulver überstehen würde / ihne loß zu lassen. Der arme mensch nahme das Gifft willig / denn er wolte lieber also sterben / als offentlich vor allem Volck gehenckt werden / darzu hoffet er / es würde ihm gelingen wie dem ersten / der das Arsenicum oder weiß Ratten-pulver eingenommen hatte. Als er nun das Gifft zu sich genommen / saß er bey anderthalb stund in der warmen stuben / und fühlet nichts sonderliches von dem Gifft. Da vermeinten die Doctores, das Böhmische Eisenhütlein wäre nicht so gifftig / wie die alten Lehrer von dem ihrigen schreiben: darzu achteten sie / dieweil das kraut schon in stengel getretten / blätter / blumen und samen getragen hatte / der wurtzel wäre die krafft nicht wenig entgangen / derhalben sahen sie für gut an / man solte der blätter und blumen beydes zusammen ein halb quintlein stossen / und es dem armen Sünder über das vorig mit Rosen-zucker einzunehmen darreichen. Als solches geschehen / fühlte er noch in zweyen stunden keine Beschwernuß. Nach gemelten zweyen stunden klagte er / daß er am gantzen Leib müde werde / und seye ihme das Hertz schwer und matt / doch redte er starck / und sahe frisch umb sich. Man greiffte ihm an die Stirne und Pulß-aderen / an der Stirn empfand man einen kühlen schweiß / und der Pulß fing an zu verschwinden. Da sich nun das Gifft dieser gestalt gnugsam beweißte / gab man ihme alsobald offtgemeltes Pulver wider das Gifft in Wein zu trincken. Da ers getruncken hatte / verwand er die Augen schcutzlich / sperrete das Maul / krüm̅ete den Holß / saß auf einem stock / und wäre dißmal auff die erden gefallen / wo ihne der Scherg nicht gehalten: dieweil besprengte man ihm das Antlitz mit Weineßig / und rupfte ihn bey den haaren / da kam er alsbald wider zu sich selbst / und machte sich unrein: darnach legte man ihn auff stroh / alsobald klagte er / wie ihn ein schauder oder kälte anstiesse / nachdem übergab er sich / und speyete viel stinckenden wust oder gewässer auß / von farben ge??? und bleichschwartz / darauff saget er / fühlet er besserung / aber nicht lang hernach wendet er sich auff die ander seiten / als wolte er schlaffen / da man ihme doch den schlaff verbotte / starb also sanfft ohn alle andere zufälle / gleicher weise als wäre er enischlaffen: das Antlitz wurde ihme bleich-schwartz. Auß dieser Histori erscheinet klar und wahr zu seyn / was Avicenna von dem Eisenhütlein oder Napello geschrieben / daß es namlich so ein starck Gifft seye / welches sich mit keiner Artzney vertreiben lasse / derohalben solle man sich vor diesem kraut wol fürsehen / daß man sich nicht daran vergreiffe / wie solchesetlichen Krauffleuthen zu Antorff begegnet / welche die wurtzel des Eisenhütleins im Salat geesen / und gleich darauff gestorben sind. Etliche vermeinen / der Bezoar- und Smaragd-stein widerstehen dem abscheulichen Gifft des Eisenhütleins. CAPUT LXIII. Grosser Schirling. Cicuta major. Namen. SChirling / Schierling / Wutzerling oder Wüterich heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cicuta, Cicutaria vulgaris. Italiänisch / Cicuta. Frantzösisch / Cigue, Segue. Spanisch / Ceguta. Englisch / Hemlock / Dänisch / Skarutyde / Hundekrecks. Niderländisch / Dullekervell / Scheerlinck.
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Grosser Schirling. Cicuta major. Geschlecht und Gestalt. 1. Der grosse Schirling / Cicuta major, C. B. Cicuta Veteribus & Neotericis, J. B. hat ein stengel mit vielen knoden / ist etwan 7. schuh lang / schier wie des Fenchels / und inwendig hol. Die blätter vergleichen sich dem Kerffel-kraut / sind schwartz-grün / zinnelicht / mit vielen schnitten zerspalten / am geruch starck und stinckend / bißweilen werden sie breiter / zu zeiten aber dün̅er oder schmäler. In der höhe gewinnet er viel nebenzweiglein / die tragen weisse gekrönte blumen wie der Aniß. So ist auch der Samen dem Aniß nicht unähnlich / doch weisser und eines bösen geschmacks. Die Wurtzel ist lang / schlecht wie der Pestnachen / und riecht übel. Das Kraut blühet gegen dem Heumonat / wächßt allenthalben gern / sonderlich an ungebauten orten / hinder den zäunen / in den kühlen schattichten zwingern / und alten verfallenen Mauren unter den unkräutern. Wächßt allhier zu Basel inner der Stattmauren bey dem Steinen-thor / und neben den wänden der gärten / zwischen der Neuen- und St. Johanns-Vorstadt / wie auch an dem Weg der Cliben / und bey dem Hauß Michelfelden. Man findet ihn häuffig in Bäyeren umb Landshut / wie auch an der Schweiß bey Keyserstuhl / den allda nechsten Flecken und Dörfferen / welche an dem Rhein ligen Eigenschafft und Gebrauch. Der Schirling erhitzet sehr / führet ein recht etzend-scharffes ölichtes Saltz / wie solches der weitberühmte Herr D. Joh. Jac. Wepfferus in Historiâ Cicutae aquaticae weitläuffig und gründlich beweiset. Ist der halben ein gantz schädlich und tödtlich Kraut / so man es innerlich gebraucht. Er trägt billich den tyrannischen Namen Wütrich / denn die Athenienser haben den Philosophum Socratem mit Schirlingsafft getödet. Matthiolus und Tragus haben wargenommen / daß etliche Schirling-wurtzel für Pestenach geessen / welche entweder gestorben / oder doll und unsinnig darvon worden. Ferners gibt die erfahrung / wenn die Gänß von dem Schirling essen / fahen sie an zu wüten. In der Landschafft Toscana in Italien / so die Esel vom Schirling essen / fallen sie umb / und schlaffen so hart / als wären sie todt. Es hat sich nach dem bericht D. Matthioli auff eine zeit begeben / daß etliche Esel auff dem Feld also für todt gelegen sind / da solches etliche Bauren wargenommen / und vermeinet / die Esel wären gestorben / haben sie ihnen die Haut abziehen wollen / als sie nun dieses schier halb vollendet / erwachten die Esel vom schmertzen / und die Bauern erschracken sehr. Kleiner Schirling. Cicuta minor. 2. Man findet noch ein kleinere Art des Schirlings / welche mit dem Peterlein sich vergleichet / daher ihne Theodorus Tabernaemontanus Gleiß- oder Hunds-peterlein nennet; Petroselinum caninum, Tab. Cicuta minor Petroselino similis, C. B. Cicutaria Apii folio. J. B. Er hat ein spannen-lange wurtzel / der Peterlein-wurtzen ähnlich / ist aber kleiner / und gibt einen unlieblichen geruch von sich. Die blätter sind dem Peterlein also gleich / daß man sie kaum von einander unterscheiden kan / außgenom̅en daß der Gleißsattgrüne und übelriechende / hingegen der Peterlein liecht-grüne und wolriechende blätter hat. Es gewinnet der Gleiß auch einen runden stengel / welcher im ersten Jahr seine weisse blümlein auff den krönlein oder dolden wie der Peterlein bringet / darauff ein länglichter samen wie der Kümmel nachfolget: da unterdessen der Peterlein erst im zweyten Jahr zum stengel auffschießt / und [906] seine gelbe blumen trägt: auß welchem der unterscheid gnugsam wahrgenommen wird. Er wächßt gemeiniglich in den Gärten mit andern Muß-kräutern / sonderlich aber mit dem Peterlein: hat eine gifftige Eigenschafft bey sich / denn er die Menschen doll und unsinnig machet / wenn auß unachtsamkeit man ihne vor den rechten Peterlein in der Speiß gebrauchet. Wird wegen seines unangenehmen Geruchs auch Stinckpeterlein genent. 3. Der grosse Wasser-schirling mit schmalen Baurensenff-blätteren / Cicuta aquatica Gesneri, J. B. Sion Erucae folio, C. B. 4. Der breitblättige heßlich stinckende Schirling / Cicutaria latifolia foetidissima, C. B. Seseli Peloponense Matthioli, sive Cicutaria quorundam, J. B. wächßt bey uns hin und wider auff den Misthäuffen. 5. Der rechte Wasser-schirling / Cicuta aquatica, Wepfer. Cicutaria palustris tenuifolia, C. B. Phellandrium, vel Cicutaria aquatica quorundam, J. B. wächßt bey uns umb Michelfelden / in Schwabenland aber bey Doneschingen / im dem Wasserbächlein. Herr Dr. Joh. Jac. Wepffer / weyland berühmter Statt-artzt in Schaffhausen / und underschiedlicher Fürsten des Reichs / auch anderer fürnehmer Herren gewesener Leib- Medicus, hat hievon ein sonderbahres Buch in offentlichen Truck Lateinisch herauß gegeben. CAPUT LXIV. Schwämm. Fungi. Namen. DIe Schwämm werden Griechisch genennt / [Greek words]. Lateinisch / Fungi. Italiänisch / Fongi. Frantzösisch / Champignon, Potiron. Spanisch / Hongo. Englisch / Mushrome / Toadstoel. Niderländisch / Kampernoel / Padden stoel. Geschlecht und Gestalt. Alle Schwäm̅e sind weder Kräuter noch Wurtzeln / weder Blumen noch Samen / sondern nur ein überflüssige Feuchtigkeit der Erden / Bäumen / fauler Höltzer, und anderer fauler Dingen / darumb sie auch ein kleine zeit wären / innerhalb sieben tagen ist ihr geburt und abgang / denn was da bald auff komt / nimbt auch bald ab: sonderlich aber kriechen sie herfür / wenn es donnern und regnen wil / daher Juvenalis sagt: Et facient laetas optata tonitrua coenas. Die Schwämme werden komlich in zwey theil underschieden. Die ersten pfleget man zu essen. Die andern sind zu der Speiß untauglich. Von den Schwämmen / welche man pflegt zu essen. Derer sind jehen Geschlecht. Das erste Geschlecht / sind die Morchen / Morcheln oder Mourachen / allenthalben bey uns gemein / den verleckerten Mäulern ein angenehme Speiß / sind an der Gestalt rund / als ein Hüthlein / außwendig voller, Löchlein / wie die Binen-häußtein / und an der Farb graw. Diese finder man in dem Mäyen allein / wachsen auff fetten Wiesen / auch umb die Aecker an den Rechen. Werden in dem heissen Wasser zuvor erquellet / darnach mit Butter und Gewütz zugerichtet. Erd-morchen und gemeine Morchen, Tubera. Das ander Geschlecht nennet man Erdmorchen / an etlichen orten Erd-äpffel und Grüblein / Griechisch heißt es [Greek words]. Lateinisch / Tuber, Boletus. Frantzösisch / Truffe. Italiänisch / Tortufo, Tortufolo. Spanisch / Turma de tierra. Sie sind rund / wie die äpffel / mit einer Schwartzen oder erdfarben haut bedeckt / die ist uneben / und har viel schrunden. Ihrer sind zweyerley / denn etliche haben weiß Marck / die anderen schwartzes / beydes ist mürb zu essen. Man findet [907] auch das dritte Geschlecht / ist aber nicht so gut / wolgeschmackt und groß / hat ein rötthlichte glatte haut / schwartz-blaw und klebericht Marck. Sie wachsen gern in dürrem / sandichtem Erdreich / ohne adern und wurtzeln. In dem Frühling grabt man sie auß der Erden. Sie haben keinen nutz in der Artzney / allein bratet man sie under heisser Alchen / bereitet sie mit Saltz und Pieffer. Ist nicht ein unliebliche Speiß. Wächßt häuffig in Italien / umb Hetrurien und Rom: man findet sie auch viel im Elsaß bey Harburg / Würtenbergischer Mümpelgardischer Herrschafft / in dem Wald. Das dritte Geschlecht / nen̅et man Herrnplitz / sind oben braun und unden ein wenig gelb / müssen zuvor von dem Koch / ehe sie zur Speiß dienen / abgeschelet werden / darnach zerschneidet und zerhackt man sie / und bereitet sie mit Butter und Gewürtz. Das vierdte Geschlecht / sind die Reißken / nidrige Schwämm / oben röthlicht / unden streiffiche / die bratet man / bestrewet sie mit Saltz und Pfeffer / und isset sie. Das fünffte Geschlecht / sind die Pfifferling oder Pfefferling / welche man also nennet / umb des hitzigen Geschmacks willen / der sich dem Pfeffer vergleichet: sind von Farben gantz weiß / rund / und etliche breiter als ein Teller / welche so sie zerbrochen werden / geben sie weisse / scharffe / hitzige Milch: diese wachsen in hohen finstern Wäldern / und werden von den armen Leuthen auff glüender Kohlen gebraten / und mit Saltz geessen. Das sechste Geschlecht / sind die Heyderling oder Träuschling / den runden breiten Hüthlein ähnlich / unden braun und oben bleichfarb: diese werden in dem Brachmonat / wenn es feucht wetter ist / zum ersten ersehen biß in Augstmonat / auff den Heyden / graßichten Aeckern / und dürren Wiesen / sonderlich wo das Rindvieh zu weiden gehet. Diesen wird / ehe sie zur Speiß dienen / das obere häutlein abgeschelet / darnach mit Gewürtz und Butter zubereitet. Das siebende Geschlecht / sind die Rehling oder Hendel-schwäm / wachsen in den feuchten Wäldern / sind einer gleissenden gelben gestalt: diese quellet man / und nach dem sie gehackt / pflegt man sie mit Butter / Imber und Essig zu bereiten. Das achte Geschlecht / sind die Brötling / welche nicht grösser als die Heyderling / sind gantz braun und geben weisse / süsse Milch / werden in hohen Wäldern gefunden / und von etlichen also roh geessen. Das neundte Geschlecht / sind die Eychschwämm oder Hasen-öhrlein / anzusehen wie ein gekocht Kalbs-kröß / gantz graw und bleichfärbig: man findet sie im Augstmonat bey den Wurtzeln der Eychbäumen: etliche pflegen sie wie andere Schwämm zu bereiten. Das zehende Geschlecht / sind die Röling / Rolschwäm oder Augstschwäm / vergleichen sich mit den Henderling / sind doch etwas bleicher / kommen umb St. Johanns Tag herfür / in außgebranten Sträuchen und Hecken. Im Königreich Neavolis findet man Stein / die das gantze Jahr Schwäm geben / man legt sie in Keller / bedeckt sie ein wenig mit guter Erden / und befeuchtet sie mit einem lawlichten Wasser / so bringen sie in vier oder fünff tagen schwäm / die gut zu essen und den Harn treiben sollen / wie denn auch der Stein an ihm selbsten den Harn befürdert. Von den Schwämmen / die zu der Speiß untauglich sind. Das erste Geschlecht / ist der Lerchenschwam / von welchem droben in dem ersten Buch im 78. cap. wie auch in dem dritten Buch im 81. cap. gehandelt worden. Das ander Geschlecht / sind die Bubenfist / gantz runde / weißlichte schwäm / wie ein grosse Leder-balle / welche offt in der grösse eines Kopffs gefunden werden / wenn sie dürr worden / reisten sie auff / und lassen ein gelben Staub von sich. Wachsen auss den Awen und graßichten Feldern. Das dritte Geschlecht / sind die Hirschschwämm / also genant / dieweil sie ihren ursprung von den Hirschen haben / und gern wachsen / wo viel Hirschen sich befinden / sie stecken under der Erden / und werden von den Hirschen selbst offenbahret / wenn sie zu etlichen Zeilen des Jahr mit den vorderen Füssen in die Erden schanen / daselbst findet man diesen Schwam. Er ist rund / uneben / aussen schwartzlicht / inwendig weiß / eines schweren Geruchs / sonderlich weil erfrisch ist / wenn nun die Hirschen diesen geruch empfinden / schanen sie darauff. Das vierdte Geschlecht / sind die Fliegenoder Mucken-schwäm / denn von diesen die Mucken und andere Thier sterbem / so ihnen ein Aaß darauß bereitet wird. Diese sind roth und mit weissen tüpfflein als mu blättern besprengt. Das fünffte Geschlecht sind die grosse gelbe Schwäm / unter den Kyferbäumen / deren das Rindvieh begierig ist / wird aber kranck darvon. Das sechßte Geschlecht / die Bad- oder Meer-schwäm wachsen am steinichten Ufer des Meers. Welcher ein mehrers von den Schwämmen zu wissen begehret / der lese Caroli Clufii historiam Fungorum rariorum plantarum Historiae additam. Johannis Bauhini tom. ???. histor. Plantar universal. lib. 40. à cap. 1. usque 81. Andreae Caesalpini lib. 16. de Plantis cap. 36. & seqq. Gebrauch. Demnach die Schwäm, nicht anders sind / als ein überflüssige Feuchtigkeit der Erden / werden sie als ein schädliche Speiß in den Leib gebraucht. Sie blähen den Leib auff / machen viel Wind und Schleim / verursachen ein kurtzen Athem / Verstaumung / Grimmen und den jähen Todt / daher der gemeine Verß recht lautet: Boleti lethi causa fuêre mei. Gewißlich ist sich, zu verwundern / daß nicht alleein bey den Alren / sondern auch zu unsern Zeiten an grossen Herren Höfen / die Erd-morchen so hoch gehalten werden. Die Römer waren sonderliche Liebhaber dieser Speiß / welche sie nach der Aussaa Martialis. lib. 13. Epigrammar. 48. auch dem Gold und Silber vorgezogen:
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Argentum atque aurum facile est laenam???ue togam???ue Mittere, boletos mittere difficile est. Dahero als der unhöffliche Caecilianus, bey seinem gehaltenen Gastmahl die Morchen allein genossen / und den eingeladenen Gästen keine mitgetheilt / hat es Martialem also sehr verdrossen / daß er ihme von des Käysers Claudii Morchen / (welche nach dem bericht Taciti lib. 12. Annalium circa finem, ihm sein eigene Mutter die Agrippina, nur damit ihr Sohn / der grausame Nero, zur Regierung gelangen könte / mit Gifftt zubereitet / von denen er auch hat sterben müssen) zu essen angewünscht / wie solches Martialis selbsten lib. 1. Epigrammat. 21. bekennet. Dic mihi, quis furor est? turbâ spectante vocatâ Solus boletos Caeciliane voras. Quid dignum tanto tibi ventre gulâ???; precabor, Boletum, qualem Claudius edit, edas. So jemand gifftige oder unbereitete Schwemm gessen hat / und vermeinet er müsse davon ersticken / der soll alsobald vier loth frisch Mandelöl Mit einer fleischbrühen trincken / und sich erbrechen / alßdenn ein Trunck Wermuthwein thun / auch bißweilen ein Messer-spitz voll Theriac oder Mithridat zu sich nehmen. (Alte fliessende schäden / bluten.) Der dürre Bubenfist mit seinem mehl und staub / dienet wol den alten fliessenden schäden / sie werden davon trocken / und schicken sich zur heilung. Die Balblerer legen ein stücklein von disem Schwam auf die Ader (Starcker stuß der Goldader.) nach der Lässe / wen̅ sich das Blut nicht stellen will: man strewet auch von diesem mehl auff die Goldader / wenn sie zu starck fliesset. Johannes Crato leget auch ein stücklein die ses Schwämme auff die Goldader: Es stillet nicht allein das Geblüt / sonderen heilet auch die versehrten Ort besser als einige Artzney: dessen man ihme als einem erfahrnen Medico Glauben zustellen solle / wie er solches in consiliis Medicis à Scholzio collect. consil. 107. außtrucklich bekennet. Die rothen fliegen-schwäm soll man in Milch sieden / und den Fliegen darstellen / darvon sterben sie / man soll aber sorg haben / daß niemand anders damit geschädigt werde. CAPUT LXV. Erdnuß. Ornithogalum. Namen. ERdnuß / Vogelmilch / Feld- oder Acker-zwibel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ornithogalum luteum, Bulbus sylvestris, Cepa agrestis, Sisyrinchium. Italiänisch / Ornitogalo. Frantzösisch / Churle, Oignon blanc champestre. Spanisch / Cebolla blanca. Geschlecht und Gestalt. Von den vielen Geschlechten der Erdnüssen und Feld-zwibeln werden allhier zwey Geschlecht vorgestellt. 1. Das erste Geschlecht / Ornithogalum umbellatum medium angustifolium, C. B. vulgare & verius, J. B. Hat etliche dünne / schmale / lange und weiche blätter / welche in der mitte mit einer milch-weissen linien durchzogen sind / sie ligen auff der Erden / und umgeben Erdnuß. Ornithogalum. den underen theil des siengels / der zart / bißweilen anderthalb schuh hoch / aber gemeiniglich kürtzer ist / an welchen etliche Nebenzincklein oder stiel herfür kommen / die inwendig weisse / und außwendig graßgrüne sechs-blättige blumen tragen / auß denen sechs-eckichte Hülsen werden / welche zusammen-getrungenen schwartzen samen in sich halten. Ist mit einer weissen / bitteren wurtzel begabt / an deren viel kleine zwiblein und zaseln hangen. Es wächßt viel und schön in Sachsen umb Dreßden auf den wiesen; auch allhier in den Weinbergen umb Bettingen. 2. Das ander geschlecht / Ornithogalum spicatum flore albo, C. B. spicatum albo flore Monspess. J. B. Ist grösser / die blätter sind elen lang und singers-breit / welche einen starcken / runden / und anderthalb elen hohen stengel an dem underen theil umgeben. Dieser ist mit vielen / einer ähren gleichen blumen gezieret / die schier den halben theil des stengels besetzen / an der farb sind sie der vorigen gleich / allein haben sie inwendig gelbe tüpfflein. Der samen erscheint darauff in dreyeckichten köpfflein / ablang / schwartz / runtzlicht / klein / ungleich / die Wurtzel ist einer Zwibel ähnlich / groß und weiß. Es wächßt in schöner menge in Italien und Franckreich nahe bey Montpelier zwischen der Saat. Beyde Geschlecht bringen keinen nutzen inder Artzney. 3. Der wilde gelbe Feld-zwibel / Ornithogalum luteum, C. B. Bulbus sylvestr. Fuchsii flore luteo, s. Ornithogalum luteum. J. B. wächß???bey uns auff den äckeren bey St. Jacob. 4. Der grössere breitblättige Feld-zwibel mit weißgrünen blumen / Ornithogalum angustifolium majus floribus ex albo virescentibus, C. B. Asphodelus bulbosus Dodonaei, sive Ornithogalum spicatum flore virente, J. B. [909] Blühet im Brachmonat umb den Berg Saleve bey Genff. 5. Der breitblättige grösseste Feld-zwibel / Ornithogalum latifolium & maximum, C. B. maximum floribus prosus niveis, J. B. 6. Der Neapolitanische Feld-zwibel mit grossen inwendig weissen / außwendig bleichgrünen blumen / Ornithogalum exoticum magno flore, minore innato, C. B. Neapolitanu, J. B. 7. Der groste gekrönnte Arabische Feldzwibel / Ornithogalum umbellatum maximum, C. B. Lilium Alexandrinum s. Ornithogalum magnum Syriacum, J. B. 8. Der kleine Spanische Feld-zwibel mit weiß-blaulichten blümlein / Ornithogalum umbellatum flosculis ex albo subcoeruleis, C. B. hispanicum minus, J. B. 9. Die gelb-grüne Indianische Vogelmilch / Ornithogalum luteo virens, Cornuti. CAPUT LXVI. Wahrer Hermodactylen. Hermodactylus verus. Namen. WAhrer Hermodactylen heißt Gritechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hermodactylus, Iris tuberosa folio anguloso, C. B. Het modactylus verus, Matth. Tab. Lugd. Englisch / Hermodactyles. Gestalt. Augerius Busbekius, da er im Namen Käyserlicher Majestät Gesandter an den Türckischen Hoff ware / hat Anno 1562. den Hermodactylum, wie er allhier abgemahlet / von Constantinopel gebracht / und Matthiolo neben andern schönen Kräutern geschencket. Daß aber dieses Gewächs / wie es die Figur außweißt / für den wahren Hermodactylum zu halten seye / haben Matthiolum zwey ursachen darzu bewogen. Erstlich / dieweil dises Kraut zu Constantinopel und in den umligenden Orten überall Hermodactylus genennet wird. Zum anderen / daß die Wurtzeln zertheilet / außgespreitet und gestaltet sind / wie die Finger an des Menschen Hand / darzu sihet man in jedem Fingeri oben ein Nagel / gleich wie eines Menschen Nagel / denn Hermodactylus ist un Griechisch wort welches auff Teutsch laulet ein Finger Hermetis. Das Kraut hat lange / schmale blätter / zweyer spannen hoch / oder villeicht höher / die vergleichen sich den blattern des Eschlaubs / oder der Affodillmurtz / außgenommen / daß sie viel schmäler und grüner sind. Die blätter / welche unden bey der Wurtzel stehen / sind viel kürtzer als die anderen. Er hat vier wurtzeln / die gehen auß eine Ursprung / sind wie ge neldet anzusehen wie die Finger / an der farb bletch-roth / und die Nägel weiß. Auch haben diese würtzeln an dem obertheil / das da auff dem grund ligt / und da erstlich die blätter herauß schleichen / subtile zaseln / wie die Haare / sonst sihet man solche zaseln nirgend an den wurtzeln. Mitten auß dem Krautt tritt der stengel herfür. Die blum ist Matthiolo nicht zu sehen worden / aber ein langlichterr krummer Knospen / gestaltet wie ein Birren / und fast wie die Knospen der Wiesen-zeitlosen / von dannen hero ist der schädliche Irrthum geflossen / daß man die Wiesen-zeitlosen für Hermodactylum fast in gantz Europa gebraucht hat. Wird zu unserer zeit aup Syrien gebracht / und leichtlich verfälscht. Es ist nicht ohn / daß der wahre hermodactylus wider die Glieder-kranckheiten / und insonderheit / das Podagra / von vielen gerühmet wird / dieweilen er aber dem Magen schädlich / als sollen seine darvon bereiteten Artzneyen ohn verwilligung eines Medici niicht gebraucht werden. Falscher Hermodactylen. Pseudo-Hermodactylus.
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Der falsche Hermodactylen / Pseudo-Hermodactylus, Matth. Dens canis latiore rotundioreq???ue folio, C. B. Hermodactylus Mesuaei, folio maculoso, & Dens canis, Gesn. hort. Ist ein schön Gewächs / bringt zwey und selten drey blätter / fast wie Lilien oder Beer-knoblauch / mit vielen braunen Mackeln besprengt. Die Blum wächßt auff einem glatten braunlichten stengel / bleich-purpurfarb / mit braunen fäsemlein und einem weissen stifftlein in der mitten gezieret. Die blättlein biegen sich übersich / so die Sonn warm scheinet / wenn sie aber abfallen / wächßt ein dreyeckicht knöpfflein / voll gelbes samens. Die wurtzel ist länglicht / unden dicker als oben / deren offt etliche beysammen gefunden werden / wie die Figur anzeiget. Er wächßt viel in Steyrmarck: in Italien / Franckreich und Safoyen findet man es mit weissen blumë. Des wahren Hermodactylens wurtzen sind weiß / feste / hart / lassen sich aber leicht zu Mehl zerreiben. Da hingegen die wurtzen der Zeitlosen / welche in den Apothecken an statt der Hermodactylen gebraucht werden / bey ihrer außdörrung runtzlicht und schwartz erscheinen. Dennoch / weil der wahre Hermodactylen nicht wol zu bekommen / so bedient man sich der Zeitlosen mit weissen blumen / als welche da nicht gifftig ist / wie andere Zeitlosen. Die wurtzen aber solcher Zeitlosen werden auß den Orientalischen Ländern zu uns übergebracht. Eigenschafft. Es hat die wurtzel dieses Gewächs ein scharff / etzendes saltz / dadurch es die Natur und Eigenschafft bekommen zu erwärmen / den Leib durch den Stulgang zu reinigen / den zähen versaltzenen Schleim / auch auß den Gelencken abzulösen und fortzutreiben / daher sie in der Gläichsucht / Podagra / und dergleichen nicht unnutzlich gebraucht wird. Gebrauch. Die Hermodactylen-wurtzel wird in pulver von 20. biß 40. oder 50. gran in starcken Naturen / mit ein wenig praeparierten Weinstein vermischt / eingegeben. Sonsten pflegt man es in einem wasser / oder halb weissen Wein / halb wasser / oder auch gar in gutem altem weissen wein allein auf ein halb loth / oder 3. quintl. schwer über Nacht einzuweichen / worzu man denn auch annoch Fenchelsamen / praeparierten Weinstein / Scortzoneren- und Wegweisen-wurtzel thun kan / damit die würckung desto gelinder und besser abgehe. Sonsten pflegt man auch ein extract davon zu machen mit Brantenwein / oder dem Aeniß-geist / dem Weckholderbeer-geist / dem Zimmetwasser / dem Melissen-geist / und dergleichen / von welchem man hiß 15. oder mehr gran auffs mahl geben kan / und zwar in form einiger Pillen. (Podagra / gläichsucht hurensenche / oder Frantzosen-kranckheit.) Solche Purgation ist vorzeiten wider die Gelencksucht oder das Podagra gebraucht worden / und wird auch noch heut zu tage von etwelchen dawider / gleich wie auch wider die Huren-seuche / oder Frantzosen in den Schwitz-tränckern nutzlich angewendet. Weilen man aber annoch nicht sonderbahr gewiß ist / der rechten würckung solcher zumahlen nicht vollkommen bekanter wurtzel / als wollen die Fürnehmsten und Erfahrensten Aertzte / heut zu tage / lieber die besser bekante Nießwurtz darfür gebrauchen / wie sie denn hierdurch sicherer würckung hoffen können. CAPUT LXVII. Grosser Hünerdarm. Alsine major. Namen. Hünerdarm heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Alsine, Morsus gallinae, Hippia. Italiänisch / Gallinella, Centone, Pavarina, Budella di gallina, Pizza gallina, Morso di gallina. Frantzösisch / Mouron, Morgeline, Mor geline, Moron, Morron. Spanisch / Moruges, Murojes. Englisch / Chickweed. Dänisch / Arffue / Jordarfne / Hoensebid / Gaaseheel. Niderländisch / Muer / Muerkruyd / Nagelkruyd. In Teutscher Sprach wird er auch genent Hünerbiß / Vogelkraut und Gänßkraut / dieweil er ihnen ein angenehme Speiß ist / und dienlich / wenn sie kranck sind. Geschlecht und Gestalt. 1. Der grosse Hünerdarm / Alsine major, Matth. media, C. B. vulgaris sive Morsus Gallinae, J. B. hat ein zasichte wurtzel / von welcher zwey elen hohe stengel herfürkommen / auch öffters / wenn sie sich understützen können / in Manns-höhe auffschiessen / welche von breiteren und längeren blätteren alß am kleinen / umbgeben werden. Seine weisse gestirnte Blumen / in deren mitte sich rothe fädemlein erzeigen / sitzen auff länglichten stielen / denen ablange hülßlein nachfolgen / so ein gelbes sämlein in sich halten. Er [911] wächßt viel an feuchten orten in den Stauden / Gärten und auff den grasichten äckerë. Kleiner Hünerdarm. Alsine minor. 2. Der kleine Hünerdarm / Alsine minor multicaulis, C. B. item, minor Lini capitulis, Ejusdem. it. minor foliis rotundis, Ejusdem. minima, J. B. findet sich in allen Wein- und Krautgärten / je fetter dieselbigen sind / je frewdiger / grüner und safftiger dieses Kraut auff den grund sich lageret / und herumb fladeret / seine wurtzeln sind allerdings zasicht wie dünne härlein / die stenglein werben rund / weich / und durchauß safftig. Er gewinnet weisse blümlein / zwischen seinen burtzlichten blättlein / auff beyden seiten der stenglein / denen beschlossene gefäßlein nicht grösser als der Meerhirß nachfolget / darinnen ein gelbes samlein liget. 3. Der grösseste / daurhaffte Wald- hünerdarm / Alsine altissima nemorum, C. B. item Aquatica major. Ejusd. major repens perennis, J. B. wächßt in feuchtem / morastigem Erdreich. 4. Der grosse schmalblättige Hünerdarm / Alsine angustifolia, C. B. maxima Lugdunensis, J. B. 5. Der grösseste / breitblättige Berg-hünerdarm / Alsine montana latifolia flore laciniato, C. B. nemorosa maxima montana, Joh. Raj. 6. Der haarige Feld-hünerdarm mit grosser Blum / Alsine arvensis hirsuta magno flore, C. B. Auricula muris quorundam flore parco, vasculo tenui longo, J. B. 7. Der kleine ablang-blättige Wasserhünerdarm / Alsine palustris minor folio oblongo, C. B. 8. Der kleinste Wasser-hünerdarm mit weissen Blümlein / und kleinem Coriander-samen / Alsine palustris minima flosculis albis, fructu Coriandri exiguo, Meniz. 9. Der glatte Berg-hünerdarm / Alsine alpina glabra, C. B. prod. Er wächßt gern in feuchten steinichten orten / und wird häuffig umb das Sultzburger-bad in der Oberen Marggraffschafft Baden gefunden. Man findet es auch in Bündten / auff dem Spligelberg / allwo es aber in allem kleiner / nicht über ein halbe spannen hoch wächßt / und mit einer holtzichten wurtzel herfür kommet. 10. Der Bintzen-blättige Berg-hünerdarm / Alsine alpina junceo folio, C. B. prod. blühet in dem Mäyen / wächßt auff den Schweitzer- und Genffischen Bergen. 11. Der kleinste / glatte Berg-hüne darm / Alsine Alpina minima glabra, C. B. Er blühet im Sommer auff den Schweitzerischen Gebürgen / dem Lucernischen Fracmont und bey dem Pfeffers-bad. 12. Der kleine Hünerdarm mit gläichichten stengeln / Alsine Spergul??? facie. C. B. Er wächßt allhter an den Wegen / insonderheit zwischen dem Newenhauß / und dem Fürstl. Marggräffisch-Durlachischen Schloß Fridlingen genant. Eigenschafft. Der Hünerdarm ist kalter und feuchter Natur: führet ein nitrosisch-flüchtiges miltes saltz bey sich / dadurch er die eigenschaft hat zu eröffnen / zu kühlen / und dem Gifft zu widerstehen. Gebrauch. Es wird auß dem Hünerdarm ein wasser (Fieber / Schwindsucht / grosse hitz. Gichter bey den Kindern.) destilliert / ist gut denen / so da Fieber haben und Schwindsüchtig sind / wenn sie davon nach belieben 4. oder 5. loth trincken. Dienet auch den Kindern welche mit glossen Hitzen angegriffen worden / und bey denen man die Gichter besorget / so man ihnen bißweilen ein Löffel voll gibet. CAPUT LXVIII. Saltzkraut. Anthyllis.
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(Saltzkraut mit Linsen blättern.) (Meersaltzkraut.) Namen. SAltzkraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Anthyllis, Anthyllon. Itallänisch / Anthillide. Englisch / Dea-Chickweed. Geschlecht und Gestalt. Es hat dieser Saltz-kräuter zwey Geschlechter / deren erstes / als das Saltz-kraut mit Linsen-blättern / Anthyllis maritima lentifolia, C. B. Alsine littoralis follis Portulacae, Ejusd. Anthyll. lentifolia Peplios effigie maritima, J. B. Kriecht in sandichtem grund weit herumb / und ist mit vielen zur erden sich neigenden / dünnen / viereckichten / biegigen / ästlein begabet; diese ästlein aber werden mit kleinen dicken / safftigen / grünen / glatten / nach saltz schmäckenden Hünerdarm-blättlein bekleidet; und an den aussern gipffeln mit subtilen / grünlichten blümlein gezierei; denen zimlich grosse samen-gefäßlein mit grossem samen folgen. 2. Das äschgrawe Meersaltz-kraut / Anthyllis maritima, Alsinefolia, C. B. Paronichya s. Alsinefolia incana, J. B. hat ein einfache wurtzel / viel röthlichte / querhand lange / in schößlein zertheilte / und mit sehr kleinen / ablang runden / glatten / graulichten blättlein bekleidete stengelein / welche mit kleinen / weissen / vierblättigen blümlein geziert / und den gantzen Som̅er durch blühend in den weinbergen um̅ Montpelier gefunden werdë. Eigenschafft. Diese in dem Saltz-erdreich herfürkom̅ende kräutlein kühlen und trocknen / haben viel nitrosisch-saltzichten saffts in sich / und daher die eigenschafft durch den Harn zu treiben / auch äusserlich Wunden und Geschwär zu säuberen und zu heilen. CAPUT LXIX. Wasserlinsen. Lens palustris. Namen. WAsserlinsen / Meerlinsen oder Wasser-mooß heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lens palustris, Lens lacustris, Lens aquatica, Muscus palustris, Lenticula palustris. Italiänisch / Lente de gli paludi, Lente aquatica. Frantzösisch / Lentille d'eau. Spanisch / Lenteja, del aqua. Englisch / Duyckmeat. Dänisch / Aandemad. Niderländisch / Waeterlinse / Endgroen / Endtengroen. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Gemeine Wasserlinsen / Lens palustris, J. B. Lenticula palustris vulgaris, C. B. Ist nichts anders / denn ein Wassermooß oder Fettigkeit der stillstehenden Wassern. Schwimmet allwegen oben ohne wurtzel / und ist stets grün. Ein sonderliche Speiß der Endten und Gänß / wie auch der Hüner / so man es mit einem Sieb auß dem Wasser zeiht / mit Weitzen-kleyen vermischt / und den Hünern zu essen gibt. Die Wasserlinsen sind ein anfang und Samen anderer Wasser-kräuter / denn so bald diese Linsen auß den stillen Wasser-gräben etwan durch ein Fluth in fliessende Bäch kommen / wo sie sich an dem Gestad erhalten mögen / werden sie breiter / gewinnen kleine weisse zaseln under sich / darmit hencken sie sich an die wasser-gestaden / mit der zeit wachsen auß denselbigen andere Bachkräuter / dem Brunnkreß nicht ungleich. Solches glaubte Matthiolus, welches aber heut zu tag von vielen billich in zweifel gezogen wird. Vierblättige Wasserlinsen. Lens palustris quadrifolia. 2. Die vierblättige Wasser-linsen / Lens palustris quadrifolia, J. B. Lenticula palustris quadrifolia, C. B. hat vier blättlein / kreutzweiß an einander gesetzet / sind auch ein wenig rund / und hangen an langen stielen. Es [913] bringt gehäuffeten samen / in der Gestalt und grösse der Linsen / doch nicht so flach / darzu ist er dunckel / derb und hart. Dieses Kraut hat Jacobus Cortusus von Padua Matthiolo zugeschickt. Casparus Bauhinus hat es nicht allein umb Padua / sondern auch im Sundgaw gefunden. Eigenschafft. Die Wasser-linsen sind kalt und feucht im andern grad: führen ein nitrosisches / flüchtiges / miltes saltz / und hat dadurch die eigenschafft zu kühlen / durch den Harn zu treiben / und entzündungen zu vertheilen. Gebrauch. (Innerliche Hitz der sieber / Pest anfangend geschwulst der brüsten und gemächten gifftige raud.) Das destillierte Wasser von den Wasserlinsen / ist nutzlich wider die grosse innerliche Hitz der Fieber / und zur zeit der Pest / davon offt 4. oder 5. loth getruncken. Leinene Tüchlein darinn genetzt / und warmlicht über die anfangende geschwulst der Brüsten und Gemächten gelegt / dienet wol / ist auch gut wider die gifftige Raud. CAPUT LXX. Klein Pfeilkraut. Sagitta minor. Namen. PFeilkraut heißt Lateinisch / Sagitta, Sagittalis, Sagittaria, Barba sylvana. Italiänisch / Saetta. Frantzösisch / Queve d'arondelle. Niderländ. Serpenstonghe. Geschlecht und Gestalt. Das kleine Pfeilkraut / Sagitta aquartica minor latifolia, C. B. minor, Matth. J. B. hat blätter / unden mit zweyen / und oben mit einer spitzen / gestaltet wie ein drey-spitziger Pfeil / an deren oberem theil erzeigen sich braune flecken. Die stiele / daran sie stehen / sind dreyeckicht / zweyer elen lang / und bißweilen länger / nach dem das Wasser / darinnen sie wohnen / tieff ist / darzu sind die stiel inwendig luck. Der stengel steiget nicht höher als die blätter / ist gerad / schön / glatt und luck / wie die Bintzen / trägt oben neben-zweiglein / darauff erscheinen weisse blumen / ein jede mit dreyen dünnen blättlein besetzt / die stiele darauff gemeldte Blumen / erscheinen gegen einander / zwischen diesen stielen kommen runde / braune kügelein herfür / in der grösse der Haselnüß / darinnen ligt ein dünner samen. Die wurtzel ist viel faltig zertheilet / zasicht und weiß / mit faseln behengt. Groß Pfeilkraut. Sagitta major. 2. Das grosse Pfeilkraut / Sagitta aquatica major latifolia, C. B. major, J. B. Matth. gleichet dem kleinen / allein ist es in allen dingen grösser / sonderlich in den blättern / und sind sie auch nicht so sehr auffgespitzt. 3. Das kleine schmalblättige Pfeilkraut / Sagitta aquatica minor angustifolia, C. B. minor angustifolia, J. B. Diese Pfeilkränter hat Matthiolus in grosser menge in Böhmen gefunden / nicht fern von dem Städtlein Chlunitz / und auch an den Gestaden der Moldaw. Sind in keinem Gebrauch. Das grosse Pfeilkraut wächßt allhier bey Michelfelden. Joh. Rajus hält darfür / daß diese drey Pfeilkräuter nur ein geschlecht seyen.

CAPUT LXXI.
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Haußwurtz. Sempervivum. Namen. HAußwurtz nennet man Donderbar / darumb daß ihnen etliche einbilden / wenn dieses Kraut auff einem Hauß wachse / werde der Don̅er nicht darein schlagen. Sempervivum heißt man es / dieweil es Sommer und Winter grün bleibt / und von keinem Wetter verderbet wird.
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Grosse Haußwurtz. Sempervivum majus. Die grosse Haußwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sedum majus, Sempervivum majus, Barba Jovis, Caulis Jovis. Italiänisch / Sempervivo maggiore. Französisch / Grande joubarbe, Grande jombarbe. Spanisch / Puntera, Siempreviva mayor. Englisch / Great seagreen / Great houseleek / Great diegreen. Dänisch / Shmißloock. Niderländisch / Donderbaerd. Die kleine Haußwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sedum minus, Sempervivum minus, Crassula minor, Vermicularis & Illecebra major, Vermicularis flore albo, Aizoon minus foemina. Italiänisch / Sempervivo minore, Pignola. Frantzösisch / Petite joubarbe, Trique madame. Englisch / Prickmadam. Niderländisch / Cleyn Donderboerd. Die kleinste Haußwurtz / Maurenpfeffer oder Kotzenträublein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Vermiculatis, Illecebra, Sempervivum minimum, Sedum minimum. Italiänisch / Granellosa, Grassella. Französisch / Pain d'oiseau. Spanisch / Puntera minima, Siempreviva minima. Englisch / Stonecrop / Stonehore. Niderländisch / Muerpeper. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Haußwurtz / Sempervivum majus, C. B. J. B. wächßt an den Mauren / und auff den Häusern / ein jedes Stöcklein mit seinen fetten / dicken / safftichten und auffgespitzten blättern / ist gedrungen / gefalten und hart zusammen gesetzt / anzusehen wie ein gefüllter oder doppelter Stern / die ersten fetten blätter sind krum gebogen zu der Erden. In dem Hewmonat wachsen auß diesen gefüterten / gestirnten stöcklein / blaunrothe / haarichte / hole stengel / spannen-lang / die bringen in der höhe ihre blaune Blümlein neben einander gesetzt / ein jedes blümlein aber für sich selbst vergleicht sich einem offenen Flachs-knoten / vergehen gegen dem Herbst ohn allen samen / die blätter aber bleiben unbeschädiget über den Winter grün. Kleine Haußwurtz. Sedum minus. 2. Die kleine Haußwurtz / Sedum minus teretifolium album, C. B. Item minus luteum ramulis reflexis, Ejusd. minus folio longiusculo tereti flore albo, J. B. wächßt auff den Mauren / alten Dächern / und etlichen sandigen heissen Feldern und Heyden Bleibt allezeit grün wie die grosse. Die stengel sind gedrungen voll fetter / safftiger zäpfflein / ein jedes zäpfflein vergleicht sich einem Weitzen-korn / ist doch ein wenig länger. Hat in der höhe ein graß-grüne oder bleich-gelbe Sternblum. In etlichen ist dieseblum weiß. Beyde diese Geschlechte sind kalter Natur im dritten grad; führen ein nitrosisch / flüchtiges / miltes saltz / in vielem safft verborgen / dadurch sie die Eigenschafft haben / wohl zu kühlen / zu zertheilen / der Gallen sast zu demmen / verstopffungen zu eröffnen / und die Gichter und Kindlein-wehe zu vertreiben. 3. Die kleinste Haußwurtz / Sempervivum minumum, Matth. minus vermiculatum repens acre, C. B. parvum acre flore luteo, J. B. wächßt auf den Steinen und Mauren der Gärten. Ist an gestalt der kleinen Haußwurtz nicht sehr ungleich / allein daß die stengel kleiner und subtiler sind / mit viel mehr und kleinern blättlein allenthalben / und dick in einander gesetzt. Trägt gelbe gestirrnte blümlein. Sie ist warmer Natur / scharff / räß / zerzerrt die haut / und frißt dieselbige auff. 4. Die gebaumte Haußwurtz / Sedum majus arborescens flofculis candidis, C. B. majus arborescens, J. B. derer allhier gesetzte Figur der Mahler umb etwas zu klein gemacht /
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Kleinste Haußwurtz. Sempervivum minimum. Gebaumte Haußwurtz. Sedum arborcscens. hat Camerarius abreissen lassen von einem frischen Gewächs / welches Ihro Durchl. Herren Wilhelm / Landaraffen zu Hessen / neben andern schönen Kräutern in seinen berrlichen Garten auß Italien nach Cassel gesendet ware. Matthiolus gedenckt in Comment. ad lib. 4. Dioscorid. cap. 86. noch zweyer Geschlechten / deren das einte / so grösser ist / und viel schoß trägt / Augerius Busbekius, ihme von Constantinopel mitgebracht / das ander aber Jacobus Antonius Cortusus, auß der Insul des Jonischen Meers Coreyra / zugeschickt. Beyder Figur ist allhier abgemahlet. AVGERII BVSBEKII Gebaumte Haußwurtz von Constantinopel. Sempervivum arborescens Constantinopolitanum. JACOBI ANTONII CORTVSI Gebaumte Haußwurtz auß der Insel Corcyra. Sempervivum arborescens Corcyranum. Die gebaumte Haußwurtz wächßt bißweilen zwey elen hoch / ist Arms-dick / und stosset nebenzu ihre äst herfür / so Daumens [916] dick / auch zuweilen dicker / und in andere stöcklein getheilet sind / die in der höhe als in einen Ring oder Kreiß außgehen / welcher auß vielen hart zusam̅en gesetzten blättern / wie in der grossen gemeinen Haußwurtz / bestehet. Die blätter sind fett / safftig / und einer Zungen gleich / denn sie sich von dem undern Theil allgemach in die breite außtheilen / sie haben an dem Umbkreiß so subtile Kerffen / daß man deren kaum wahrnimt. Das bäumlein ist mit einer dicken / fetten und safftigen Rinden überzogen. Auf den Gipffeln der Aesten erscheinet bißweilen ein dicker und gleichsam blättichter stengel mit vielen Bollen / welche mit der zeit in bleich-gelbe und gestirnte Blumen außschlagen. Wenn diese nunmehr zeitig worden / und anfangen in samen zu gehen / wird der stengel dünner / und der same klein und schwartz. Camerarius in Epitome Matthioli meldet / die Haupt-wurtzel werde in viel neben-wurtzeln zerspalten. Dieses Gewächs grünet allezeit / denn ehe es seine alte blätter abwirfft / kommen zuvor newe herfür. Es wird von den ästen leichtlich gezielet. Carol. Clusius hat die gebaumte Haußwurtz erstlich gesehen in einem Portugalischen Dorff Raguelos, alß er von Madrid nach Lisabona gereiset / allda von andern orten er sie auch auff den Dächern wahrgenommen. In Italien Hispanien und Holland wird sie in erdenen Geschirren auffgebracht / und in die Lustgärten gestellet / kan aber keine kälte leiden / daher man sie im Winter in einem warmen Gemach versorgen muß. Camerarius zeiget an / daß dieses Gewächs von sich selbsten gar viel in Candia / Rhodo / Zazinto / und den Insuln des Mittelländischen Meers herfür komme. Carolus Clusius, Johannes Bauhinus und Andreas Caesalpinus, halten es für die rechte grosse Haußwurtz Dioscoridis, denn es mit ihrer beschreibung zimlich überein komt. 5. Die Indianische baumichte Haußwurtz / Sedum arborescens Indicum, arborescens, Bontii. Frutex parasiticus baccifer Sempervivi aemulus flore odoratissimo, Joh. Raj. beschreibet Jac. Bontius lib. 6. Histor. Natur. & Med. c. 36. also. Diese Staude wächßt in Indien / nicht auff der Erden / sondern auff den Bäumen / welche die Frucht Mangas tragen / oder auf einer sonderbaren Eychen / von den Indianern Kiatigenant. Sie ist also diesen Bäumen angewachsen / gleich wie bey uns der Mooß oder Eychen-mispel / welcher doch auch an den bemeldten Bäumen gefunden wird. Die blätter dieses Gewächs vergleichen sich mit dem Geschmack der Saurampffer / sie sind aber lang / den blättern des Flöh-krauts gleich / doch viel dicker und safftiger / wie die blätter der Haußwurtz / die bey uns auf den Tächern wächst / und in Niderländischer Sprach Huys-look genant wird. Sie hat wunderliche und in die länge runde wurtzeln / auß welchen Zaseln wachsen / die einen Stein oder Baum umbfassen / und ohne Erden angehefftet / also fort wachsen / in der grösse der Eycheln / an der Gestalt wie die Handhab eines Spieß oder Lantzen / welchen die Persische und Türckische Reuter noch heutiges tags Indianische baumichte Haußwurtz. Sedum aborescens Indicum. gebrauchen / und bey den Europäischen Völckern meistentheils in abgang kommen ist. Sie trägt eine kleine Blumen / der Gauchheil-blumen gleich / ist aber weiß / und hat einen gewürtzten Geruch / dem Citronengeruch ähnlich / also daß ich die Zeit meines Lebens kein anmüthigern geruch niemahlen gerochen habe. Bey den Malajern vermeint man / wider die Kranckheiten des Haupts und der Nerven / seye kein bessere Artzney als dieses kraut / daher auß seinen Blumen und (Gichter / Krampff / Cholera, oder brechruhr.) blättern ein Conserva-zucker oder Lattwerg / als ein sonderliches mittel für die Gichter / den Krampff und die Choleram, (ist ein Kranckheit in deren alles ob- und undersich fort gehet) gemacht wird. Ich hab auch treffliche würckung an diesem kraut wider (Rothe Ruhr.) die rothe Ruhr gefunden / denn die blätter haben eine zusammenziehende krafft / und gleichen geschmack wie vnser Vatterländischer Saurampffer / ist aber dem Mund viel annehmlicher. Die eingemachten Blumen (Hertzens schwachheit.) stärcken das hertz / gleich wie bey uns die Burretsch- oder Ochsenzungen-blümlein. Die Frucht ist halben Fingers lang / eines schleimichten und unangenehmen Geschmacks / so man dieselbige überzwerch aufschneidet / erzeigt sich der samen ein wenig grösser als der Hirß / ist auch schleimicht / welcher kreuß-weiß ligt / und schier ein schloß mit vier Bollwercken gezieret / andeutet. So viel man auß dem Geschmack wahrnehmen kan / ist dieses kraut kalt und trocken / mit seiner verborgenen Tugend aber widerstehet es aller Fäulung und Verderbnuß / daher es billich wider obgemelte Kranckheiten für ein sonderliches Hülff-mittel bey den Einwohnern gehalten wird. Als ich dises schreibe / hat ein alter Malajer / welcher bey den seinigen die Artzney-kunst glücklich geübet / [917] (Gifftige wunden.) mir angezeiget / es seye wider die gifftigen Wunden der Javanischen Dolchen oder Spiessen kein bessere Artzney / als dises kraut. Dieweilen auch die grausamste Javanen / ihre Pfeil in dem Geblüt der aller-gifftigsten Heydöcks / welche sie Cecco nennen / einzuduncken pflegen / ist darauß abzunehmen / daß dieses kraut auch wider die Biß der giftigen Thier nutzlich seye. Daher vorgemelter Herr Bontius disem Kraut / wegen seiner fürtrefflichen würckung / nachfolgende verß zu Ehren auffgesetzt hat: Rosa vale, & violae, quas Arcticus orbis adorat; Nam meliùs multò complentur odoribus aurae Flore hoc sedifero, quem dives Java virentem Ostendit, diris pellit contagia morbis, Ac gustu oxalidos gratum diffundit acorem, Et semper toto viridis spectatur in anno; Scorpius hanc plantam nec tanget araneus unquam, Antidotum hinc Medicis adversus dira venena. Ihr Rosen lebet wol / weicht ihr Violen weicht / Die gantz Europa ehrt / weil hier die Luft durchstreicht Viel besserer Geruch / den diese Haußwurtz hegt / Die nunmehr Java zeigt / wenn sie zu grünen pflegt / Die schweren Seuchen wehrt / daß sie nicht erblich sind / Dem angenehme säur die Zung wie Saurampff find. Die man durchs gantze Jahr beständig grünend sicht / Die Blum die keine Spinn noch Scorpion je sticht / Die Haußwurtz welche da dem allerstärksten gift Von denen Aertzten wird zum gegengift gestift. 6. Die Felsen-haußwurtz mit gescheckter Blum / Sedum saxatile variegato flore, C. B. hat neben seiner dünnen wurtzel / auch viel dünne und zween zoll hohe stengelein / die auff dem Boden fladern / mit ihren kleinen zaseln dem Erdreich anhangen / und mit vielen rundlichten / bleich-grünen blättern / die kleiner als die Linsen anzusehen / bekleidet sind: an dem obersten theil der zweiglein entstehen viel ablange und kleine stielein / deren jedes ein vier-blättige Blumen trägt / die scheckiert / oder mit mancher Gattung / als weisser / purpurbrauner und schwartzrother farb / neben einem schönen Anblick begabet ist / daher dieses kräutlein gleich wie ein hübscher Waasen oder Mooß die Felsen außzieret. Es kommet häuffig herfür / zwischen Wallis und dem Augst-thal auff dem Gletsch-berg / welcher bald das gantze Jahr über mit Schnee bedeckt ist. Auf dem Gotthards-berg wird es allein mit schwartz-rothen / und auff den Bündnerischen Alp-gebürgen mit himmel-blawen Blumen gefunden. Es wächßt auch noch eins in Wallis / bey dem Leugger-bad / auf dem hohen Berg die Gemme genant. 7. Die rauche Berg-haußwurtz / Sedum alpinum foliolis crenatis asperis, C. B. Es blühet im Hewmonat / und wird auf St. Bernhards grossem Berg / und dem Gotthard gefunden. 8. Die Feld-haußwurtz mit röthlichter Blum / Sedum arvense flore rubente, C. B. dieses kraut wird nicht weit von hier auff den Aeckern / umb und bey Hünningen / in dem Herbstmonat schon dürr gefunden / welches auff den lettichten Aeckern / bey den Pyreniäschen Bergen in Italien / aber etwas kleiner wachsen thut. 9. Die breitblättige Berg-haußwurtz / Sedum montanum latifolium flore purpureo, J. B. Es wächßt auff den Bündnerischen und Tyrolischen Alp-gebürgen. 10. Die kleine gelbe Berg-haußwurtz / Sedum parvum montanum luteum, J. B. bringt einen und zu zeiten etliche stengel / bißweilen einer spannen hoch / und mit vielen blättern bekleidet / wird oben in neben-zincklein zertheilt / welche schöne gelbe blümlein tragen. Die würtzlein spreiten sich auf dem Erdreich auß. Es wächßt auf obgemelten Bernischen Bergen und dem Gotthard / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont / allda ferners eine Art mit den kleinsten Aschen-farben blättlein und weissen blümlein gefunden wird. 11. Die kleine stachlichte Berg-haußwurtz / Sedum alpinum, hispidum, spinosum, flore pallido, J. B. überkomt viel dünne / und drey zwerch hand hohe stengel / an welchem schmale spitzige blätter gegen einander über stehen / und insonderheit den undern theil des stengels umbgeben / oben wird er in nebenzincklein zertheilt / deren jegliches ein bleiche blumen trägt / und ein köpfflein dem Flachs ähnlich nachfolget / auß welchem ein schwartzer samen / wie pulver herauß fällt. Johan. Henricus Cherlerus hat es auff dem Gotthards-berg gefunden. Eigenschafft. Die meisten / sonderlich aber die gemeine Haußwurtz / führet ein heimliches alkalisches flüchtiges saltz in vielem wasserichtem safft verborgen / und hat dadurch die Eigenschafft / zu kühlen / Hitzen und Brand zu löschen / Durst und allerhand Schmertzen zu stillen. Gebrauch. Auß der Haußwurtz wird ein Wasser destilliert / (Hirnwütende / hitz / Entzündung und geschwulst der zarten glieder / als der Frauenbrüst und Heimlichkeit Weibs und Manns. Würm.) welches aber wegen seiner grossen kälte nicht leichtlich soll in Leib gebraucht werden. So man reine leinene tüchlein in diesem Wasser netzet / und laulicht über die Stirn bindet / bringet es den Hirnwütenden ein stille ruh: dienet auch also für alle Hitz / Entzündung und Geschwulst der zarten Glieder / als der Frauen Brüst und Heimlichkeit Weibes und Manns. Ein halb löffelein voll des Haußwurtzsaffts mit ein wenig weissen Wein eingenommen / treibet die Würm auß. D. Solenander rühmt den Haußwurtz-safft / (Schmertzen der Goldader.) wider den schmertzen der Goldader / insonderheit so man ihne mit dem Populeon-sälblein vermischt / darvon auff ein leinen tüchlein streicht / und laulicht überlegt. (Nasenbluten.) Wenn einer hefftig auß der Nasen blutet / dem soll man Baumwollen in Haußwurtzsafft duncken / und in die Naßlöchlein stecken. Es solle aber dieses alles nur von der grossen und kleinen Haußwurtz verstanden werden. (Sicht / kindleinwehe / nachschrecken.) Insonderheit aber wird der frisch außgepreßte Safft der gemeinen Haußwurtzen wider die Gichter / Kindlein-wehe / Fallende [918] Sucht / und Schlaffschrecken der zornmütigen alten und jungen leuthen gut gefunden / löffelweiß bißweilen mit Zucker genommen. (Mandlen- und Hals-Entzündung oder Kehl sucht.) In den Hals- oder Mandlen-entzündungen ist nichts bessers als der außgepreßte Haußwurtzen-safft mit Salmiax vermischt und destillieret; hernach mit Kingertenblust-wasser / darinnen lebendig zerstossene Krebs gekochet worden / vermenget / und offt lassen in Hals sprützen. Das destillierte Haußwurtzen-wasser / oder auch der Safft / dienet äusserlich in denen Augen-entzündungen laulicht mit tüchlein offt übergeschlagen. (Geschwollene schenckel der Pferd.) Wenn ein Pferd geschwollene Schenckel hat. Nim Haußwurtz / Holderblätter / Wolffskraut / Rauten und Wullkraut / jedes ein Handvoll / zerstoß alles wol / siede es in Essig und Butter / binds dem Pferd warm über / und wenn du das Pflaster abnimst / so wasche es mit Wasser / darinn Tann-zapffen gesotten sind. (Wartzen / Hühneraugen.) Der außgepreßte Safft über die Wartzen und Hühneraugen offt gestrichen / und denn die zerknitschten blätter übergebunden / vertreibt sie von grund auß. (Trockne / harte Zunge.) Wer in den Friebern offt ein trockene harte Zunge hat / der nehme offt ein blättlein Haußwurtz in Mund / und keue es herumb. Man muß aber das aussere häutlein darvon thun. Haußwurtzen-blätter zerstossen / ein wenig (Brand.) mit Schmeer oder Butter gekocht / gibt ein gute Brandsalbe ab. Die Mutter- und Röhrgen-geschwär werden sehr wohl durch folgend sälblein geheilet: Nim Haußwurtzen-safft 8. loth. Silberglette 2. loth / das gelbe von zwey Eyern / rühre es wol und lang in einem bleyernen Mörsel undereinander / davon muß man (Geschwär der mutter und Röhrgen.) hernach in die Mutter der Weiberen / oder Röhrgen der Männeren offt laulicht einsprützen. Welsch Harnkraut. Cepaea. Namen. WElsch Harnkraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Cepaea. J. B. C. B. Matth. Italiänisch / Cepea. Gestalt. Das Welsch Harnkraut sihet der kleinen Haußwurtz / oder wie Dioscorides schreibet / dem Burgel gleich / allein daß die blätter gegen dem Burgel etwas schwärtzer sind / hat ein dünne Wurtzel / und weisse oder gelbe blümlein. Es wächßt viel auff den gebürgen bey Padua und Bononia. In Holland pflantzet man es in den Gärten von dem samen / so auß Italien geschickt wird. Gebrauch. Die blätter dieses Krauts mit Spargenwurtzeln (Harnwind räudigkeit der blasen.) in weissem Wein gesotten / und darvon getruncken / dienet wieder die Harnwinde und Räudigkeit der blasen. CAPUT LXXII. Groß Nabel-kraut. Umbilicus Veneris. Namen. NAbelkraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Cotyledon, Umbilicus Veneris, Acetabulum. Italiänisch / Ombilico di Venere, Coperchio della padella. Frantzösisch / Escuelle, Nombril de Venus. Spanisch / Scudetes. Englisch / Pennywort / Venusnavil. Dänisch / Nawelurt / Pigernesnawel. Niderländisch / Navelkruyd / Venus navel. Geschlecht und Gestalt. 1. Das groß Nabel-kraut / Umbilicus Veneris, Matth. Cotyledon major, C. B. Cotyle [919] don vera radice tuberosâ, J. B. Wächßt mit vielen runden / holen / eingebogenen blätlein / wie ein Hafen-deckelein oder eines Menschen Nabel gestaltet / bringt dünne runde stengel um und um / mit braunlichten blumen besetzt. Die Wurtzel ist einer Oliven gleich / mit angehenckten zaseln. Man findet es auff den alten verfallenen Mauren und Hoffstätten. In Italien / in der Landschafft Toscana, ist es fast überall gemein. Mittel Nabelkraut. Umbilicus Veneris alter. 2. Das mittel Nabelkraut / Umbilicus Veneris alter, Matth. Cotyledon media foliis oblongis serratis, C. B. Sedum serratum, J. B. Hat viel fette / breite blätter / gestaltet wie ein Zünglein / die sind um die Wurtzel gedrungen in einander gesetzt / wie an der grossen Haußwurtz / eines zusammen ziehenden Geschmacks. Hat einen eintzigen dünnen schuh-hohen stengel / der gehet mitten auß dem Circkel der blätter / und trägt weisse fünffblättige blumen / so mit rothen tüpfflein besprenget sind. Der same ist klein und schwartz. Die Wurtzel ist lang / dünn / mit viel umschweiffenden zäserlein. Man findet es auff ven Felsen / in den Bergen bey Como / auff dem Gotthard / Oesterreichischen und Steyrmarckischen Alp-gebürgen. Wächßt auch auff dem Bernischen Stockhorn und Nessenberg / wie auch auff dem Genffischen Berg Saleve. 3. Klein Nabelkraut mit runblichten gekerfften Blätteren / Cotyledon minor foliis subrotundis serratis, C. B. Hat eine dünne / zaselichte und schwartz-braune Wurtzel / umb welche viel blätter stehen / so kleiner als ein halber Nagel / und nicht wie in dem erstgemeldten Nabelkraut sich länglichten zünglein vergleichen / sondern rund / dick / weißlicht / und etwas zusammen ziehenden Geschmacks sind: zwischen den blätteren komt ein halb-zu zeiten gantz spannen langer stengel herfür / welcher rauchlicht / und mit wenig blättern umgeben ist. Auff den stielen an dem gipffel erscheinen die blumen / so weiß und um viel kleiner / als in dem vorgemeldten sind: bestehen auß fünff und bißweilen sechs blättlein / auch haben sie in der mitten kleine fädemlein / als mit rothen tüpfflein besprenget / und sind die blättlein der blumen zu zeiten wie mit dreyen Linien durch zogen / so daß man vermeinet / die blumen wären einer bleich-purpurrothen farb. Der samen ist schwartz / und ligt in kleinen köpfflein verschlossen. Es wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen / klebet an den Felsen / und blühet im Brach- oder Heumonat. CAPUT LXXIII. Zymbalkraut. Cymbalaria. Namen. ZYmbalkraut / kriechend Nabelkraut / heißt Lateinisch / Cymbalaria, C. B. flosculis purpurascentibus, J. B. Gestalt. Dieses zarte Kräutlein wächßt auß den Mauren / und hanget herab mit gar viel dünnen zarten stenglein / an welchen blättlein sind wie Ephew / doch etwas fetter / an langen stielen. Die blümlein sind klein / gelb und blaulicht / hänget sich an mit seinen krummen Fädemlein. Wächßt viel in Italien / sonderlich zu Padua an den alten Mauren. Wird auch im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / deßgleichen allhier zu Basel hin und wider an den inneren Stattmauren / und anderstwo angetroffen. Eigenschafft. In dem Zymbalkraut steckt ein heimlich flüchtiges / alkalisches / miltes saltz / und hat dadurch die Eigenschafft gelind zu wärmen / zu eröffnen / zu vertheilen / das scharffe / me [920] lancholische / versaltzene Geblüt zu reinigen. Gebrauch. (Weisser Weiberfluß.) Etliche geben dieses Kraut den Weibern wider den weissen Fluß / mit Essig und Oel wie ein Salat zu essen. Man kan es auch in allen Leber-Miltz- und Mutter-zuständen gebrauchen. CAPUT LXXIV. Römische Nessel. Urtica Romana. Namen. NEssel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Urtica. Italiänisch / Ortica. Frantzösisch / Ortie. Spanisch / Ortiga, Hortiga. Englisch / Nettle. Dänisch / Nelde. Niderländisch / Netel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Römische Nessel / Urtica Romana, Ger. Matth. Urens pilulas ferens, prima Dioscoridis, semine Lini, C. B. Romana s. mas cum globulis, J. B. Hat ein runde holtzichte Wurtzel / mit vielen zaselen / auß welcher ein runder / holer und raucher stengel herfürkommet / so fast zweyer elen hoch wächßt. Die blätter sind etwas schwartzgrün / rauch und tieff zerkerfft / wenn man sie anrühret / brennen sie sehr. Zwischen den blätteren erscheinet ein rothe oder bleichgelbe und zasichte blüth / ne???en welcher runde / rauche / und stachlichte knöpfflein oder bollen stehen / darinnen ein glatter same verschlossen liget / der ist erstlich am geschmack süß / hernach hitziger als Pfeffer / und vergleicht sich etwas dem Leinsamen. In Teutschland wird sie auß dem samen in die gärten gepflantzet. 2. Die gemeine grosse Nessel / Urtica major vulgaris, J. B. urens prima & secunda, sive Gemeine grosse Nessel. Urtica major. Heiter-Nessel. Urtica minor. urens maxima & altera urens, C. B. Hat ein gelbe lange Wurtzel / so hin und her durcheinander in die erden kriechet / gegen dem Frühling stosset sie jährlich neue dolden herfür / darauß wachsen etwann von einer wurtzel fünff oder sechs / mehrere oder wenigere / rauche und viereckichte stengel / die ein theils mit rothbraunen / ander theils mit schwartzgrünen blätteren bekleidet / und wie ein Sägen gekerfft sind / auch sehr übel brennen. [921] Zwischen den blätteren wächßt der same an den stengeln in außgebreiteten purpurbraunen hülßlein / welcher / so man ihne außreibet / ist er weiß / und dem Hirß nicht ungleich jedoch kleiner / sie wächßt etwan drey elen hoch / und werden die Stengel und Wurtzeln bißweilen röthlicht. 3. Die Heiter-nessel / Urtica urens minor, C. B. minor annua, J. B. Ist am stengel und blätteren kleiner alß die vorige / sie wächßt selten drey spannen hoch / der stengel wird rund / die Wurtzel ist kurtz / die blätter sind schmäler. Sie wird billich Sommer-nessel genannt / denn sie kan die kälte nicht leiden / und muß sich jährlich vom außgefallenen samen erjüngeren / so grösser ist alß in der vorigen. Beyde wachsen hinder den zäunen / bey den alten Mauren und anderen ungebauten orten. 4. Die stachlichte Nessel mit gekerbten blätteren / Urtica aculeata foliis serratis, C. B. Wächßt bey uns auff den Felderen. 5. Die Römische Nessel mit St. Peterskraut-blätteren / Urtica Romana s. Pilulifera altera Parietariae foliis, Hort. Paris. Es ist nicht ohn / daß man gemeiniglich darfür hält / die brennende krafft der Nesseln komme von einem sale caustico, oder brennenden Saltz her / welches von Helmontio sal urticale, Nessel-saltz genennet wird. Aber Fridericus Hoffmannus, Clave pharmaceutica Schroederiana p. m. 367. berichtet / so man die Natur und Eigenschafft der Nesseln recht betrachte / befinde sich die sach anders. Offenbahr ist / daß von fürtrefflichen Medicis die Nesseln wider die Brust- und Lungenkranckheiten / in welchen man alle scharffe und brennende Artzneyen verbietet / gelobet werden. Ferners sihet man durch das Microscopium, an der gantzen Nesseln kleine dörnlein / wie ein drey-spitzige Nadel gestaltet / welche so man sie anrühret / an der Haut solches jucken verursachen. Dominicus Chabraeus in Append. Sciagraph. stirp. p. 649. und vor ihme Rembertus Dodonaeus pemptad. 1. stirp. histor. l. 5. cap. 35. vermeinen / daß die Nessel brenne / verursache ein rauche wollen / die als ein Angelsteche / dahero dieses kraut nicht von sich selbsten / sonderen mit den angeln ein hitzige Geschwulst an der Haut erwecke / derohalben so man die Nesseln zerstosse oder koche / brenne sie nicht mehr / weilen dardurch diese rauche Wollen ihre krafft verliere. Andere schreiben die brennende krafft der Nesseln nicht den nadeln oder angeln zu / sondern vielmehr einem durchscheinenden safft / mit welchem diese Dörnlein umgeben sind / solcher safft werde auch durch das Microscopium an den Nessel-blumen gesehen / so man nun ihn außtrucke / lasse sich das Kraut ohn einige ungelegenheit anrühren. Eigenschafft. Die Nessel ist warm und trocken im dritten grad. Führet ein alkalisch-miltes saltz bey sich / und hat davon die Eigenschafft zu eröffnen / zu zertheilen / das Geblüt zu reinigen / zu säuberen / zu heilen / durch den Harn zu reinigen / und den Stein zu treiben. Gebrauch. Wol-vorgemelter Herr Fridericus Hoffmannus vermeldet ferners / man solle an St. Mariae Magdalenae Tag / wenn die Sonn in den Löwen geht / morgens früh / den von dem Thau noch angefeuchteten Nessel-samen samlen / und ihne an dem Schatten trocknen. Alßdenn nim von diesem samen sechs loth / gedörret zartes Eychen-laub oder blätter und Süßholtz / jedes vier loth / stosse alles zu einem reinen Pulver / und thue darzu Zucker / so viel zur Lieblichkeit nothwendig ist: von diesem Pulver gebrauche alle Wochen / insonderheit aber in dem Neu- und Vollmond / ein halb oder gantzes quintl. Diese Artzney (Stein.) treibet den Stein wie Sand fort. Die grosse Nessel-wurtz hat ein sondere krafft / den Menschen vor dem Stein zu bewahren / so man sie dörret / zu Pulver stosset / und dessen ein halb oder gantzes quintl. einnimmet. So man die grosse Nessel-wurtz in Wein siedet / und alßdenn Zucker darzu thut / ist (Husten / Engbrüstigkeit.) dieser Tranck dienlich wider den Husten und Engbrüstigkeit / welche von einem dicken oder zähen Schleim herkommet. Auß dem Nessel-samen bereitet D. Hoffmannus in Thesauro pharmaceut. sect. 1. num. (Schweinung der äusserliche Glieder.) 8. ein wasser für die Schweinung der Glidern also: Nim des kleinen oder Heyternessel-samen 12. loth / Heydenreich oder wild Meerrettich 6. loth / Aron-wurtzel / langen Pfeffer jedes 48. loth / schütte darüber Malvasier / Rheinischen oder anderen starcken Wein / laß es 14. Tag stehen / schüttle es alle Tag zwey oder dreymal auff / hernach destilliere es in einem Alembico oder Helm / und behalte es. In diesem Wasser soll man ein Tuch netzen / und alle Tag zwey oder dreymal das schweinende Glied darmit starck anreiben. Die Wurtzel der Nesseln gewaschen / und mit ein wenig Saffran wol gestossen / darnach den Safft mit einem weissen Wein darauß gedruckt / davon ein paar löffelvoll etliche tag nach einander eingenommen / und darauff geschwitzt / ist dienlich in der langwärenden (Gelbsucht.) Gelbsucht. Honoratus Castellanus ein berühmter Medicus in Franckreich hat befohlen / zu verhütung des Grieß und Steins / vom Frühling biß auff den Mäyen / die zarten Schößling der Nessel zu sieden / und darvon zu trincken. Joachimus Camerarius in Horto medico p. m. 183. berichtet / daß zu seiner Zeit der fürnehmste Medicus zu Pariß / den zu pulver gestossenen Nessel-samen / in dem Violenoder (Seitenstich / brustgeschwär.) einem andern Brust-syrup / wider den Seiten-stich und Brust-geschwär gebraucht habe. Prosper Alpinus in libro de plantis AEgypti cap. 42. meldet / daß die Weiber zu Alexandria (Verstopffung der monatlichen reinigung.) in Egypten wider die Verstopffung der monatlichen Reinigung / sich des Nessel-samens nutzlich bedienen / sie kochen ihn mit Myrrha / und lassen den Dampff zu sich. (Offene böse und um sich fressende schäden.) Wider allerley offene böse Schäden / so umb sich fressen: Nim die oberen schößlein von den Nesseln / weil sie Blumen und Samen tragen / darnach drucke es durch ein Tuch / so gehet ein grüne feuchtigkeit darauß / damit bestreiche den Schaden.
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(Nasenbluten.) So man den safft der Heiter-Nesseln in die Nasen thut / stillet er das bluten. (Starcker weiberfluß) Nach dem rath Dr. Hoffmanni ist wider den starcken Weiberfluß nichts bessers / als der safft der grossen Nesseln / so man gegen Abend umb 6. Uhren 10. oder 12. loth einnimt / ihne mit Weitzen-mehl auch vermischt / und auff den undern Ort des Leibs leget. Gegen Mitternacht muß man beydes noch einmal a???so gebrauchen. Oder man zerstosset das gemeine Nesselkraut / und bindet es auff die Fuß-sohlen / und auff die höle der Händen / wie solches Petrus Borellus Centur. 1. Observ. med. 95. berichtet. (Seitenstich / unreine wunden) Das destillierte Nesselkraut-wasser / ist gut für den Seiten-stich / befürdert den Außwurff / und reiniget die Wunden / so man sie damit wäschet. Die blätterlein der Nesseln heilet Rosenöl und Rosen-wasser / mit Eyerweiß zerklopft und angestrichen. (Drey oder viertägig Fieber. Verstopffung des Kröses / faulfleisch / gelbsucht / wassersucht.) In denen drey oder viertägigen Fiebern / wie auch in verstopffung des Kröses / Faulfleisches / der Leber / und Nieren / hiemit in der Gelbsucht / Wassersucht / Schleim der Nieren dienet fürtrefflich / der auß frischen brennenden zerstossenen Nesseln außgepreßte / und gesiegte safft / auff vier und mehr loth / täglich ein paar mahl etliche wochen durch getruncken. Er reiniget auch das (Scharff / zähe geblüt / seitenstich.) scharffe / zähe geblüt / vertheilet den Seitenstich / und ist auch äusserlich zu säuberung und heilung der Wunden und Geschwären zu gebrauchen. CAPUT LXXV. Hertzgespan. Cardiaca. Namen. HErtzgespan oder Hertzgesperr heißt Lateinisch / Cardiaca, J. B. Melissa silvestris, Marrubium Cardiaca dictum, fortè primum Theophrasti, C. B. Frantzösisch / Creneuse. Agripaume. Englisch / Motherwort. Dänisch / Hiertespan / Seiurt. Niderländisch / Hertengespan. Hertzgespan oder Hertzgesperr wird dieses kraut genennt / dieweil es zu dem Zittern oder klopffen des Hertzens / und dem Bresten / so man Hertzgespan an den Kindern nennet / dienlich gebraucht wird. Gestalt. Der Hertzgespan ist ein zinnelicht kraut mit hohen / viereckichten / knöpffichte̅ und schwartzen stengeln. Die blätter sind dem grossen Nesselkraut nicht sehr ungleich / schwartz und tieffer zerkerfft / ein paar gläichs hoch von dem andern. Die Blumen erscheinen braun mit weiß vermischt / und stehen zurings umb den stengel. Die wurtzel ist gelb / krum und zasicht. Wächßt fast allenthalben bey den alten Mauren. Blühet am meisten im Heumonat. Man findet es allhier bey den Zaünen oder Hägen umb St. Jacob. Eigenschafft. Der Hertzgespan ist warm im andern und trocken im dritten grad: führet ein flüchtiges / miltes saltz / neben etwas schwefelichten theilgen bey sich / dadurch er zertheilet / eröffnet / stärcket / durch den schweiß und harn treibt. Gebrauch. (Hertzgespan der Kindern / hertzklopffen / zur???bleibender harn / monatliche reinigung und geburt) Das auß dem Hertzgespan destillierte wasser ist den Kindern gut / welche das Hertzgesperr haben / so man ihnen bißweilen ein paar Löffel voll gibet. Ferners auff vier oder fünff loth getruncken / stärcket es das Hertz / wehret dem Hertzklopffen / treibet den Harn und monatliche Reinigung der Weiber / und befördert die Geburt. CAPUT LXXVI. Braunwurtz Männlein. Scrophularia mas.
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Namen. BRaunwurtz heißt Lateinisch / Scrophularia, Millemorbia, Ficaria, Ferraria, Castrangula, Scrophularia major. Italiänisch / Scrofolaria. Frantzösisch / Scrofulaire, Grande scrophulaire. Englisch / Greatfigwort / Kernellwort. Dänisch / Brunrot / Sowrod / Ormurt. Niderländisch / Groot Spenkruyd / Groot Helmkruyd. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Groß Feigwartzen-kraut / Knodenkraut und Sauwurtz. Geschlecht und Gestalt. 1. Die stinckende Braunwurtz Män̅lein / Scrophularia mas, Scrophularia nodosa foetida, C. B. vulgaris & major, J. B. überkomt auß seiner wurtzel viel eckichte / röthlichte und anderthalb elen hohe stengel / an denen starcke / schwartzlichte / und ein wenig gekerffte blätter hangen / so sich den Nesseln vergleichen / sind jedoch etwas glatter / und am geruch starck / so man sie zerreibet. Auff dem gipffel der stengeln und nebenästlein / erscheinen braunrothe blümlein / wie ein helm oder holes Schnecken-häußlein / so zu runden außgespitzten knöpflein voller samen werden. Die wurtzel ist weiß / groß und knollicht. Es wächßt an feuchten und bißweilen trockenen orten / bey den Hägen und alten Mauren. Man findets allhier bey Michelfelden. Braunwurtz Weiblein. Scrophularia foemina. 2. Das Braunwurtz Weiblein / oder die weisse Nachtschatten / Scrophularia foemina, Scrophul. aquatica major, C. B. maxima radice fibrosâ, J. B. vergleicht sich dem Männlein mit den blumen / samen / blätteren / stengeln / und dem geruch. Der underscheid ist an der grösse und farb. Der stengel und die blätter sind sattgrün / das gantze kraut wächßt in Manns-höhe / die wurtzel hat gar wenig knollen. Man findets bey den Wasser-gruben. Welche braune stengel und blätter trägt und nicht stinckt / wird Wasser-betonien genent / Betonica aquatica minor, Park. Scrophularia palustris non foetida, s. Aquatica minor, C. B. 3. Die frembde Braunwurtz / Scrophularia peregrina, Cam. Park. folio Urticae, C. B. flore rubro Camerarii, J. B. hat keine knollen / ihre blätter und rothe blumen sind schöner als an der vorigen / sonsten kommen sie mit einander überein / sie erjüngt sich jährlich von ihrem samen. 4. Die Braunwurtz / Hundsraute genant / Scrophularia Ruta canina dicta vulgaris, C. B. Scrophularia tertia Dodon. tenuifolia, Ruta canina quibusdam dicta, J. B. wächßt bey uns hin und wider am gestad des Rheins. 5. Die kleine Hundsraute / Scrophula???ia Ruta canina dicta minor, Moris. 6. Die Candianische breitblättige Hundsraute / Scrophularia foliis Filicis modo laciniatis, vel Ruta canina latifolia, C. B. 7. Die Braunwurtz mit gefalteten blättern / Scrophularia foliis laciniatis, C. B. 8. Die Portugesische Braunwurtz / Scrophularia Lusitanica, Hort. Leyd. Scorodoniae foliis, Moris. 9. Die frembde Braunwurtz mit Wundkraut-blättern / Scrophularia peregrina, Telephii folio, non descripta, Hort. Lugd. Bat. Frembde Braunwurtz. Scrophularia peregrina. 10. Die Braunwurtz mit gelber Blume / Scrophularia flore luteo, C. B. lutea magna amplis foliis, J. B. Sie blühet im Mäyen und Brachmonat / der same aber wird in dem Augstmonat zeitig. D. Leonhardus Doldius, [924] hat den Samen auß D. Camerarii Garten von Nürenberg / D. Casparo Bauhino zugeschickt / welchem dieses schöne Gewächs etlich Jahr allhier in seinem Garten glücklich herfür kommen. Eigenschafft. Die Braunwurtz ist mit stinckend-ölichtem / miltem saltz begabet / deßwegen warmer und trockener Natur; eröffnet die verstopffungen / zertheilet / reiniget und heilet. Gebrauch. Die Braunwurtz wird mehr äusserlich (Kalte geschwär / Drüsen / Kröpff / allerhand gewächs / halßdrüsen.) als innerlich gebraucht. Nicolaus Agerius berichtet / die Braunwurtz habe auß vielfältiger erfahrung den ruhm bekommen / die kalten Geschwär / Drüsen / Kröpff / allerhand Gewächs / und was sich von kaltem zähen Schleim erweckt / zu milteren / zu erweichen / zu lösen und zu vertreiben / sonderlich aber die gefährlichen Halßdrüsen / wenn dieselbigen anfahen zu schwären / darvon denn scheutzliche Löcher kommen. Man muß die wurtzel wol säuberen / und zu einem dünnen Muß in einem steinern Mörsel stossen / Pflaster-weiß streichen / und also überlegen. W???nn diese Halß-drüsen offen sind / soll man die Braunwurtz und das kraut in Wein wol sieden / alßdenn mit dem Wein den Schaden behen / und die wurtzel und kraut wol zerstossen / wie gesagt / Pflaster-weiß überlegen. (Kröpff.) Etliche rühmensehr die Braunwurtz wider die Kröpff / dahero sie auch Scrophularia genent wird / sie vermeinen / wenn man die wurtzel nur an den halß hencke / so vertreibe sie die Kröpff. Camerarius hält mehr darvon / so man die Braunwurtz mit gesaltzenem Butter wol zerstosset / alßdenn bey einem kleinen Feur siedet / solches durchtreibet / und pflaster-weiß überlegt. Auß der Braunwurtz wird ein bewehrte (Grind / Räudigkeit.) Salb zu allerhand Grind und Räudigkeit gemacht / von welcher Hieronymus Tragus also schreibt. Im Mäyen nim das kraut mit den wurtzeln schön gewaschen und wol gesäubert / darnach gestossen und den Safft außgedruckt / denselbigen Safft behalt übers Jahr in einem engen Glaß wol verstopfft / und so man ein Salb darauß wil bereiten / sol man nehmen des außgetruckten Saffts / Wachs und Baumöl / jedes gleich viel / mit einander erwallet auff einem Kohlfeuer / alßdenn vermischt zu einer Salbe. Ich sag dir fürwahr / daß damit grosse Bresten / so man schier für Aussatz halten wolte / geheilet sind worden / darmit gesalbet. Hab sie auß Christlicher Lieb nicht allein mögen behalten. Dr. Fridericus Hoffmannus wil / man solle die wurtzel in dem Hewmonat zwey Tag nach dem Vollmond / bey dem Nidergang der Sonnen einsamlen. (Schmertzen der Guldenadern.) Der Safft der Braunwurtz wird auch äusserlich zu den Schmertzen der Gulden-Adern gebraucht. Henricus ab Heer lib. 1. observat medic. 20. meldet. So jemand mit den Schmertzen der Gold-adern sehr geplaget werde / der solle etwas wenigs von der Braunwurtz oder dem Kraut in der Speiß oder dem Tranck einnehmen. Es werden darauff die Schmertzen sich stillen. Die gedörrte wurtzel von diesem Gewächß / wird von vielen mit under die Kröpffpulver gemischet / und mit guter würckung gebraucht. CAPUT LXXVII. Meermoß. Muscus marinus. Namen. MEermoß oder Corallenmoß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Muscus maxinus, Muscus maritimus, Corallina officinarum. Italiänisch / Corallina. Frantzösisch / Coraline, Mousse de mer, Mousse marine. Spanisch / Malorquiama. Englisch / Zeamosse. Niderländisch / Seemos. Gestalt. Der Meermoß wächßt an den Felsen und Klünsen des Meers / die von dem Anstoß des Wassers befeuchtet werden. Man findets auch in den Muscheln und Schnecken-schalen. Etliche schreiben / es wachße an den Zweigen der Corallen / daher soll es den Namen Corallen-moß bekommen haben. Dieweil dieses kraut grün und frisch / ist es anzusehen / wie ein subtil klein kräutlein / wenn es trocken und dürr worden / hat es fast ein gestalt wie der gemeine Baummoß ist am Geschmack gesaltzen. Der beste Meermoß ist ein wenig röthlicht. Man findet underschiedliche Art dieses Meermoß. Camerarius hat allhier sieben fürgebildet. Der erste ist jetzund beschrieben. Der ander ist ein klein zweiglein schwefelfarb / von vielen als gelencken zusammen gesetzt. Der dritte wächßt auff weissen Tof [925] steinen / von farben auch schwefel-gelb. Der vierte auff röthlichten Steinen. Der fünfte auff Muscheln / deßgleichen auch der sechßte und siebende / ist schön weiß oder etwas blaw-grünlicht / wird auch röthlicht gefunden / doch wachßen sie alle dicker in einander / denn sie allhier des Mahlers Unfleiß angedeutet hat. Eigenschafft. Der Meermoß ist mit saltzicht-irdischen theilgen angefüllet / hat daher die Eigenschafft / zu tröcknen / zu stillen / anzuhalten / die Würm zu treiben. Gebrauch. Der Meermoß dienet trefflich wider die Bauch-würm / wie solches die erfahrung bezeuget / denn so man ihne zu einem pulver gestossen / in weissen Wein oder Milch (Würm.) einn???mmet / treibt er alle Würm durch den Stulgang ohn alle deschwernuß fort. Matthiolus hat wargenommen / daß von einem Kind durch diese Artzney 70. Spulwürme gegangen sind. Den Kindern / welche under vier Jahren / gibt man den dritten theil eines quintleins / denen aber die darüber sind / ein halb quintlein / alte Leuth können ein quintle n schwer einnehmen. Aber dieser Moß soll nicht alt oder verlegen seyn / dar zu muß man ihn erst zu einem pulver stossen / wenn man ihn gebrauchen wil / auch soll das pulver nicht gar zu rein / sondern ein wenig groblicht seyn / damit es desto länger im Magen und den Gedärmen verbleide???. Ein andere Art des Meermoß. Muscus marinus alius. Gestalt. Dieser Meermoß hat ein gar andere gestalt als der vorige / wie es die Figur genugsam anzeiget. Er gewinnt blätter wie der Lattich / die sind in einander gerümpfft / gehen unten auß einer wurtzel ohne stengel. Wächßt an den Meerfelsen und Schalen der Meerfischen / die mit Erden beklebt sind. CAPUT LXXVIII. I. Mannsharnisch. Androsaces. II. Mannsharnisch. Androsaces altera. Gestalt. DEr Mannsharnisch / Androsaces, Matth. Androsac. Matth. sive Fungus petraeus marinus aut Umbilicus marinus, J. B. Androsaces Chamaeconchae innascens, vel minor, C. B. It. Androsaces petrae innascens, vel major, Ejusd. ist ein klein Meer-gewächß [926] lein / man findet es auff den gestriemten Muscheln / mit glatten / kleinen / glantzichten stielen / darauff stehet ein klein schildlein / gestaltet wie ein Nabel / darumb es auch Umbilicus marinus, Meernabel genennet wird. Unter dem wasser ist es grünlicht / wenn es aber dürr wird / ist es weißlicht. Der ander Mannsharnisch / Androsaces Matthioli altera, J. B. Alsine affinis Androsace dicta major, C. B. wächßt offt zwey spannen hoch / trägt weißlichte Blumen / und nach benselbigen folget in kleinen knöpfflein ein braun Sämlein. Carolus Clusius hat ihne viel in Oesterreich umb Wien und Baden angetroffen. CAPUT LXXIX. Samkraut. Potamogetum. Namen. SAmkraut oder Seehalten-kraut / heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Potamogetum Fontinalis. Italiänisch / Potamogeto. Frantzösisch / Espi d’eau herbe des estenges. Spanisch / Vezina de rios, Espigada. Niderländisch / Fonteyn-kruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Samkraut Potamogiton rotundifolium, C. B. rotundiore folio, J. B. wächßt in stillen Wassern und Gräben / hat lange / runde / knodichte stengel / und viel blätter daran / wie Wegrich-blätter / welche im wasser ein wenig empor schwim̅en. Im Heumonat bringet es leibfarbe / geährte Blumen / wie der grosse Wegrich / die werden nach der verfallung zu kleinen runden knöpfflein / darinn ligt harter Samen verschlossen. 2. Rembertus Dodonaeus pempt. 6. stirp. hist. lib. 5. cap. 2. beschreibet noch ein ander Samkraut / welches hat viel runder stengel / breite und länglichte zugespitzte blätter / sind aber kleiner als an dem gemeinen: zwischen den blättern bringt es viel kleine weisse blumen; darauß ein breiter samen / wie an den wilden Wicken / entspringet. Es wächß under den wasseren / die nicht tieff sind / daß nur das oberste ein wenig herauß gehet / wird viel in Holland gefunden / von Dordrecht biß gehn Breda: Potamogetum aquis immersum folio pellucido lato, oblongo, acuto, Raj. foliis angustis splendentibus, G. B. Fontinalis lucens major, J. B. 3. Samkraut mit krausen blättern / Potamagiton foliis crispis sive Lactuca ranarum, C. B. Fontinalis media lucens, J. B. 4. Das graß- und ästichte Samkraut / Potamogiton gramineum ramosum, C. B. J. B. Potamog. millefolium s. foliis gramineis ramosum, Raj. Eigenschafft. Das Samkraut führet viel irdische / Alkalische / wenig saltzichte theilgen in seinem safft / und hat daher allein die krafft zu kühlen / zu trucknen / und anzuhalten. Gebrauch. (Bauchfluß rothe ruhr.) Es wird das Samkraut gar selten gebraucht / dennoch ein handvoll in einer maß weissen Wein gesotten / und davon getruncken / stillet den Bauchfluß / und heilet die rothe Ruhr. CAPUT LXXX. Hunds - köl. Apocynum. Namen. HUnds-köl heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Apocynum, Cynocrambe, Brassica canina, Periploca. Italiänisch / Apocino.
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Geschlecht und Gestalt. 1. Der rund-blättige Hunds-köl / Apocynum folio subrotundo, C. B. folio rotundo flore ex albo pallescente, J. B. Ist eine Staud mit langen Räblein / die sind zähe und schwang wie ein band / lassen sich nicht leicht brechen. Gleichet mit den blätteren dem Ephew / außgenommen daß sie weicher und spitziger sind / geben einen gelben safft und schweren geruch. Die blümlein erscheinen weiß / und fünffblättig / darauff folgen die kleinen / harten / schwartzen samen / in langen spitzigen wollichten Schotten verschlossen. Dieses Kraut wächßt viel in der Insul Creta / um Tripoli und in Syrien / daher es Matthiolus bekommen. Die erfahrung lehret / daß die Hunde von diesem Kraut sterben / aber so man ihnen die Schwalden-wurtz darauff gibet / soll es ihnen nichts schaden. Kriechender Hunds-köl. Apocynum repens. 2. Der kriechende Hunds-köl / Apocynum repens, Matth. Folio oblongo, C. B. Apocynum sive Periploca scandens, folio longo, flore purpurante, J. B. Wächßt sehr hoch / und hält sich an die nechsten stauden an / wo sie deren keine erreichet / muß sie auff der Erden ligen: die underen blätter sind zugespitzt / die oberen vornen stumpff / bringet viel blümlein bey einander / von farben schwartz-roth: darauff folgen lange schotten oder hörner / je zwey und zwey an einander / in denselbigen ligt wollichter samen / grösser als des ersten / die blätter und das gantze Gewächs ist voller scharffer Milch. Wächßt viel in Apulien und Calabrien. Eigenschafft. Es hat der Hunds-köl viel scharffes etzendes Saltz / und soll daher in den Leib nicht gebraucht werden. Gebrauch. So man die blätter des Hunds-köls mit Schmaltz stosset / ein Teig darauß machet / und den Wölffen oder Füchsen zu essen gibet / werden sie lahm und sterben davon. CAPUT LXXXI. Groß weiß Garbenkraut. Millefolium majus. Namen. GArbenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Millefolium, Myriophyllum. Italänisch / Millefoglio. Frantzösisch / Millefueille. Spanisch / Mil en rama. Milhoja. Englisch / Milfoile / Yarrow / Noseblede. Dänisch / Roellicke / Garbe. Niderländisch / Gaerwe / Garwe / Garbe / Duysenbladt. In Teutscher Sprach heißt es auch Tausendblatt / Garb / Gerbel / Gerwel / Schabab und Schaffripp. Geschlecht und Gestalt. 1. Das groß weiß Garbenkraut / Millefolium majus, Matth. vulgare album, C. B. Millefolium Stratiotes pennatum, J. B. Vberkomt ein lange / schwartze und zasichte Wurtzel / so hin und wider fladert. Seine blätter / ehe denn es in stengel trittet / werden zinnelicht zerspalten / kleiner als der Fenchel / und dem Krottendill ähnlich / allein sind sie schwartz-grüner. Gegen dem Brachmonat gewinnet es runde / hole stengel bey anderthalb elen hoch / die mit vorgemelten blättern biß oben auß bekleidet werden. Je höher seine blätter den stengel hinauff wachsen / je schmäler und kleiner sie scheinen / gestaltet wie die Augbrauen oder flügelein der jungen Vöglen. Am oberen theil der stengeln erscheinen schöne kronen mit weissen blumen / [928] an länglichten stielen / des wilden Bertrams blumen ähnlich. Wenn die vergehen / wächßt der Same im inneren Apffel / so mit dem Chamillen-samen überein stimt / man findets allenthalben an harten orten / in dürren wiesen / graß-gärten / an grasichten rechen / und neben den Wegstrassen. Groß roth Garbenkraut. Millefolium purpureum majus. Klein Garbenkraut. Millefolium minus. 2. Das grosse rothe Garbenkraut / Millefolium purpureum majus, C. B. Hat ein zimlich dicke Wurtzel / auß welcher viel einer oder anderthalb elen hohe stengel herfür kommen. Die blätter vergleichen sich den vorigen. Es trägt ein grosse Krone von schönsten braun-rothen und fünffblättigen blumen / auß deren mitte bleichgelbe spitzlein entspringen / welche sie noch anmüthiger machen. Es wächßt viel in Italien und wird in Teutschland in die gärten gepflantzet. 3. Das kleine rothe Garbenkraut / Millefolium vulgare purpureum minus, C. B. Komt mit dem ersten überein / allein es wird in allem kleiner / und trägt purpurbraune blumen. 4. Das Candische Garbenkraut / Millefolium incanum Creticum, C. B. Hat holtzichte / runde / graue und anderthalb spannen hohe stengel. Die blätter sind ablang / wie Zähn zerkerfft / grau und den vogel-federn ähnlich. Oben theilen sich seine stengel in nebenästlein auß / so ein dicke kron von weißgelben blumen tragen. Es wächßt in Candien. 5. Das Alp - Garbenkraut / Millefolium Alpinum incanum, carneo flore, C. B. Alpinum Clusii, parvum, nonnihil incanum, carneum, J. B. Ist ein artliches kräutlein / so spannenhoch wächßt / bey der Wurtzel ligen viel graulichte und dünn zerschnittene blätter / alß wenn sie auß den kleinsten blättlein bestünden. Seine weisse stengelein sind zimlich dick mit gläichen / doch kleineren blätteren umgeben. Die leibfarbe Blumen-kron wird sehr dick; die Wurtzel ist zasicht / und vergleicht sich mit der ersten. Man findet es in den Steyrmarckischen Alp-gebürgen / auff dem Juden-berg und Spital. 6. Das gelbe Garbenkraut / Millefolium tomentosum luteum, J. B. C. B. 7. Das kleine wolriechende Garbenkraut / Millefolium odoratum minus Monspeliensium, Hort. Blaes. Eigenschafft. Das Garbenkraut ist mittelmässiger Natur / erwärmet und trocknet sänfftiglich. Führet alkalische / etwas ölichte / irrdische saltz-theilgen / und hat davon die Eigenschafft allerhand Ruhren / und Bluten zu stillen / innerliche und äusserliche Geschwär zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. Hieronymus Tragus schreibt. Das Garbenkraut seye einer widerwärtigen Natur / (Blutige Wunden.) denn so man es zerknitscht / und auff die blutigen Wunden leget / gestehet das Blut / hingegen wenn einer ein blättlein in die Nasen thut / über ein kleine weile folget das Blut hernach. Es ist eines von den fürnehmsten Wundkräuteren / dahero es zu den Wundtränckern billich gebraucht wird. Ein hand voll Garbenkraut in einer Maß weissen Wein gesotten und darvon getruncken / bewahret die schwangern Weiber / daß sie nicht vor der Zeit um die Leibsfrucht kommen. (In̅erliche versehrung.) Das destillierte Garbenkraut-wasser heilet alle innerliche Versehrung / und die Brüche (Brüch / gerunnen Blut / unmässiger und Bkutfluß / und weisser mutterfluß spulwürm / mundfäule geschwär des Zahnfleischs un̅ Halses / versehrung heimlicher Glieder.) / zertheilet das gerunnene Blut / stillet den unmässigen Blutfluß / und den weissen Mutterfluß der Weiber / führet auß die Spulwürm / morgens und abends drey oder vier loth getruncken. Eusserlich gebraucht unter [929] die Gurgelwasser / heilet es die Mundfäule / und Geschwär des Zahnfleisches und des Halses. So man leinene tüchlein darinn netzet und laulicht überlegt / heilet es die versehrung der heimtichen Glieder bey Manu und Weib. Wasser-Garbenkraut mit dün̅en und kurtzen blättern. Millefolium aquaticum capillaceo breviq???ue folio. Wasser - Garbenkraut oder Wasser-Violen mit einem glatten stengel. Millefolium sive Viola aquatica caule nudo. Namen. WAsser - Garbenkraut heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Myriophyllum, Millefolium palustre, Millefolium aquaticum, Foeniculum aquaticum, Maratryphyllum palustre. Italiänisch / Miriophyllo, Millefoglio acquatico. Frantzösisch / Millefeuille d’ eau, Millefeuille aquatique. Spanisch / Milhoia de agua. Englisch / Watermilfoile / Waterparrow. Niderländisch / Watergaerwe / Watervenckel. In Teutscher Sprach heißt es auch Wassergarb / Fenchelgarb und Wasserfenchel. Geschlecht und Gestalt. 1. Das Wasser-Garbenkraut mit dünnen kurtzen blätteren / Millefolium aquaticum umbellatum capillaceo brevi???ue folio, C. B. hat eine wurtzel mit wenig zaseln / die ist kinds-fingersdick / trägt auch nur einen eintzige̅ / zarten stengel / umb welchen viel dünne kurtze blätter stehen / so sich den Fenchel-blättern vergleichen / dahero es auch Fenchel-Garbenkraut genennt wird. Der stengel ist roth / von mancherley gestalt / alß wäre er mit fleiß zubereitet. Oben überkommet er viel gelbe blumen auff kronen; es gibt ein geschmack und geruch wie das Wasser-Schaftheu von sich. Es wächßt in den pfützen und außgelauffenen stillstehenden wassern. 2. Das Wasser - Garbenkraut oder die Wasser-violen mit einem glatten stengel / Millefolium aquaticum s. Viola aquatica caule nudo, C. B. überkomt ein lange dünne wurtzel / die hat unden am ende viel zaseln wie ein Roßschwantz. Die blätter werden etwas breiter und länger als des vorigen / und ligen auff dem Wasser. Der stengel ist zwey oder drey schuh lang / glatt / gestriemt und hol. Am obern theil des stengels erscheinen fünffblättige weisse blumen. Es wächßt gern in alten wassern / die von dem außlauffenden Rhein stehen bleiben / sonderlich umb Worms / allda man es. häuffig findet. 3. Das dritte Geschlecht des Wasser-Garbenkrauts / Millefolium aquaticum foliis Abrotani, Ranunculi flore & capitulo, C. B. Wächßt auch an wasserichten orten und in den Lachen. 4. Das vierte Geschlecht des Wasser-Garbenkrauts / Millefolium aquaticum foliis Foeniculi, Ranunculi flore & capitulo, C. B. findet man an sandichten Lachen und stillstehenden Wassern. 5. Das gestirnte Wasser-Garbenkraut / Stellaria aquatica, Lob. Icon. C. B. findet man in stillstehenden bächlein. 6. Das gefiderte und geärte Wasser-Garbenkraut / Millefolium aquaticum pennatum spicatum, C. B. wächßt gern in den Fischweyern. 7. Das gehörnte Wasser-Garbenkraut / Millefolium aquaticum cornutum majus & minus, C. B. wächßt allhier in dem bächlein bey dem Schloß Hiltelingen. 8. Das Wasser-Garbenkraut mit kahlem stengel / Millefolium aquaticum Equisetifolium caule nudo, C. B.
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9. Das Wasser-Garbenkraut mit gelber blum / Millefolium aquaticum lenticulatum, C. B. aquat. flore luteo galericulato, Lob.

CAPUT LXXXII.
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Wullkraut Weiblein. Verbascum foemina flore albo. Namen. WUllkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Verbascum, Candela regia, Candela Regis, Candelaria, Lanaria, Tapsus barbatus. Italiänisch / Verbasco, Tasso barbasso, Barbaroschio. Frantzösisch / Bouillon. Spanisch / Gordolobo, Barnasso. Englisch / Mullein. Dänisch / Jernurt. Niderländisch / Wolkruyd / Wolblaederen. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Kertzenkraut / Brennkraut / Himmelbrand / Feldkertz und Königskertz. Geschlecht und Gestalt. Man hat viel Geschlecht der Wullkräuter / doch sind die zwey fürnehmsten das weisse und schwartze. Des weissen findet man widerumb zwey Geschlecht / das Weiblein und das Männlein. 1. Das weisse Wullkraut Weiblein / Verbascum foemina flore albo, C. B. Item, Verbascum foemina flore luteo magno, Ejusd. Verbascum maximum Meridionalium odoratum duplex, luteum & album, J. B. Gewinnet viel grosse / breite blätter wie der Alant / sind doch linder und weicher / darzu weiß / aschenfarb / grün und wollicht. Bringt einen dicken stengel / der ist umb und umb mit blättern bekleidet / diese je höher sie an dem stengel hinauff stehen / eins an dem andern / je kleiner und schmäler sie sind. Oberhalb den blättern erscheinen die gold-gelben / bißweilen auch weissen / wolriechenden blumen / zurings umb den stengel biß oben auß / ein jede Blum ist gestaltet wie ein klein Rößlein / mit fünff blättlein unterschieden. Nach verfallung dieser blumen folgen runde haarige bollen oder knöpfflein voll kleines samens. Der lange stengel ist mit seinen blumen anzusehen wie ein schöne leuchtende Kertz / daher es auch Königskertz genennt wird. Die wurtzel ist zimlich lang / holtzicht / fingers-dick / schwartzlicht / am geschmack herb und streng. Wullkraut Männlein. Verbascum mas angustioribus foliis, floribus pallidis. 2. Das Wullkraut Männlein / Verbascum mas foliis angustioribus, floribus pallidis, C. B. Pulverulentum flore luteo parvo, J. B. Hat eine weisse / bittere / nicht sonderlich dicke wurtzel; daran wachsen runde / mit weissem Mehl überzogene stengel biß zwey elen hoch empor. Die understen blätter erscheinen offt schuhes-lang / auch länger / hand-breit oder breiter / ohne stiel / sind wollicht / an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft / finden sich wechselweiß den stengel hinauff; und haben / da man sie zerreibt / einen starcken geruch / und erdichten Krautgeschmack. An den gipffeln der stengeln formieren die zusammengedrungenen / auff kurtzen stielen stehenden / einblättigen / bleichgelben blümlein / gleichsam ein Aehre. 3. Das schwartze Wullkraut / Verbascum nigrum flore ex luteo purpurascente, C. B. nigrum flore parvo, apicibus purpureis, J. B. Bringt hohe / gestriemte / purpurfarbichte / wenig haarige stengel: kleinere / wenigere / wechselweiß auff langen purpurichten stielen sitzende / etwas gekerffte / grüne / stinckende / nicht sonderlich wollichte blätter / in gestalt der Salbeyen-blättern / aber grösser.
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Schwartz Wullkraut. Verbascum nigrum flore ex luteo purpurascente. Bringt an den gipffeln der stengeln wenig kleine / saffran-gelbe / mit purpurfarben zäserlein begabte blümlein / und samen wie in dem gemeinen Wullkraut. Wächßt bey uns in sandichtem grund nahe der Wiesen. Salbeyen-blättig breites Wullkraut. Verbascum latis Salviae foliis. 4. Das Salbeyen-blättige breite Wullkraut / Verbascum latis Salviae foliis. C. B. Salvia fruticosa lutea, latifolia, s. Verbascum sylvestre quartum Matthioli, Park. bringt auß einer holtzichten mit vielen faseln in die erde tringenden wurtzel / underschiedliche viereckichte / graulichte stengel; an welchen runtzlichte / breite / rund außgespitzte / graue Salbeyen-blätter / jedoch grösser erscheinen / und an dem gipffel kleine büschelein voll gelber Salbeyen-blümlein nachbringen. Dahero auch Johan. Rajus dieß Gewächs / gleich wie das nechst folgende mit under die Salbeyenkräuter nicht unbillich gesetzet. 5. Das Salbeyen-blättige schmale Wullkraut / Verbascum angustis Salviae foliis, C. B. Monspeliense flore luteo hiante, J. B. 6. Das gemeine / gelbe / grosse / breitblättige Wullkraut Männlein / Verbascum mas latifolium luteum, C. B. bringt auß einer weissen Steckrüben-wurtzel einen steiffen / geraden / glatten / bißweilen Manns-hohen / daumens-dicken / ästichten stengel / mit vielen / schön gelben / grossen / süß riechenden / an zoll-langen / haarigen stielen stehenden blumen gezieret / darauff ein schwartzer samen folget. Wächßt bey uns am Wiesen-fluß. Klein Wullkraut mit gehörnten Wagsamen-blättern. Verbascum nigrum folio Papaveris corniculati. 7. Es wird ein klein Wullkraut gefunden mit blättern wie des gehörnten Magsamens / sonst mit blumen und samen dem Wullkraut ähnlich / Verbascum nigrum folio Papaveris corniculati, C. B. crispum & sinuatum, J. B. Solches ist Matthiolo vom samen auffgangen / derowegen seine Figur auch hieher gesetzt worden. Es wächßt von sich selbst in Franckreich und Engelland hin und wider auff ungebauten sandichten äckern / auff den strassen / an den rechen / und hinter den zäunen. 8. Das Wullkraut mit kleiner weisser blum / Verbascum Lychnites flore albo parvo, C. B. flore albo parvo, J. B. wächßt hin und [932] wider bey uns / sonderlich an dem Wiesenfluß. 9. Das schmal- und dick-blättige / ästichte Wullkraut / mit goldgelber blum / Verbscum angustifolium ramosum, flore aureo, folio crassiore, J. B. 10. Das Salbeyen-rundblättige Wullkraut / Verbascum subrotundo Salviae folio, C. B. sylvestre Salviae folium exoticum folio rotundiore, J. B. 11. Das nidrige Dänische Wullkraut / Verbascum Danicum humile, Park. Eigenschafft. In den blumen und blättern des Wullkrauts stecken viel schleimicht-balsamische / mit alkalischem saltz begabte theilgen / dahero die eigenschafft fürnemlich schmertzen zu stillen / auch Wunden innerlich und äusserlich zu säubern und zu heilen. Gebrauch. (Wartzen.) Der Safft des Wullkrauts an die Wartzen gestrichen / soll sie vertreiben / wie Agerius anzeiget. (Gestochene wundë der Pferden von Dörneren und Standen. Vernaglete Roß.) So ein Pferd sich in die dörner oder stauden gestochen hat / nim Wullkraut / siede es in Wasser / und wasche den schaden mit. Wenn ein Roß vernagelt worden / so nim Wullkraut / zerknirsche es zwischen zwey steinen / und schlage es dem Roß ein. Das Wullkraut-öl wird also bereitet. (Geschwulst un̅ schmertzen der Goldader.) Nim frische Wullblumen / thue sie in ein glaß / schütte darüber gut Baumöl / laß es etwas zeit an der Sonne wol zugedeckt stehen. Dieses öl ist sehr gut wider die Geschwulst und Schmertzen der Gold-ader / so man sie darmit laulicht ansalbet. CAPUT LXXXIII. Schabenkraut. Blattaria. Namen. SChaben- oder Motten-kraut hat seinen namen daher bekommen / dieweil es die Schaben zu sich zieht / und so es auff die erden geworffen wird / kriechen die Schaben darzu. Man nennet es auch Gold-knöpflein / denn die Jungfrauen seine knöpflein vergulden lassen / und alsdenn solche zu ihren kräntzen gebrauchen. Lateinisch heißt es Verbasculum, Blattaria. Italiänisch / Blattaria. Frantzösisch / Blattaire, Herbe vermineuse, Herbe aux tignes. Englisch / Mothmallin. Dänisch / Mallurt. Niderländisch / Mottenkruyd. Gestalt. Das gemeine Schabenkraut / Blattaria lutea folio oblongo laciniato, C. B. lutea, J. B. ist dem Wullkraut ähnlich / außgenommen / daß die blätter nicht so weiß und haarig / sondern grün und rings herumb zerkerfft sind. Es trägt viel stengel. Am obersten theil der stengel bekomt es gelbe blumen / am geruch und gestalt dem grossen Wullkraut gleich. So bald die blumen verwelcken / werden knöpfflein darauß wie an dem Flachs / darinnen ligt der samen. Wächßt gern an denWegstrassen / neben den Weingärten / auff den Rechen / und bißweilen neben den fliessenden Wassern. Dieses ist zweyerley / das einte wächßt vier elenbogen hoch / und hat drey / vier / fünff oder mehr köpfflein beyeinander. Das andere ist niderer / trägt jedes köpfflein absonderlich / und überkomt viel gemeine blätter. Man findet eine Art des Schabenkrauts bißweilen mit weissen oder grünen blumen / welches roth-braune oder blaue Violenblumen trägt / hat schwärtzere blätter / so nur ein wenig gekerfft sind / Blattaria flore coeruleo vel purpureo, J. B. flore purpureo, C. B. CAPUT LXXXIV. Schlüsselblum. Primula veris. Namen. DIe Schlüsselblum heißt Lateinisch / Primula Veris, Herba paralysis, Herba arthritica, Verbasculum odoratum, Clavis S. Petri, Primula pratensis. Italiänisch / Fiore di prima vera, Brache di cuculo. Frantzösisch / Primevere, Braye de cocu. Spanisch / Bellorita, Vellorita. Englisch / Primrose / Coweslyppe. Dänisch / Oxendriff / Oxendroewel / Koblomster / Rodriff / Haneleeg / Marrenögel. Niderländisch / S. Peeterskruyd / Schlutelbloem. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt Himmelschlüssel / St. Peters-schlüssel / Handschuhblum und Fastenblum. Geschlecht und Gestalt. 1. Die wolriechende Schlüsselblum / Verbasculum pratense odoratum, C. B. Primula Veris odorata flore luteo simplici, J. B. Wächßt in trocknen wiesen und graß-gärten / ligt auff der Erden außgebreitet / mit weißfarbigen geruntzelten blättern. Zwischen denselbigen
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Schlüsselblum. Primula Veris. Wilde Schlüsselblum. Primula Veris flore inodoro. komt ein runder / glatter stiel herfür / spannen hoch und aschenfarb. Am gipffel eines jeden stiels hangen dottergelbe blumen eines lieblichen geruchs / die schleichen auß holen weissen Säcklein / nicht anders als auß kleinen Cymbalen oder Schlüsselröhrlein / etwann eilff mehr oder minder auß einem stiel. So die blumen außgefallen / werden kleine Magsamen-köpfflein darauß / mit kleinen schwartzen samen gefüllt. Die Wurtzel ist weiß und zasicht wie des Wegrichs. 2. Die wilde Schlüsselblum / Verbasculum pratense vel sylvaticum inodorum, C. B. Primula Veris caulifera, pallido flore inodoro, aut vix odoro, J. B. findet sich gemeiniglich auff den Bergen und in den Wäldern. Ist dem ersten gleich / außgenommen daß es breitere blätter hat. Die blumen sind ohne Geruch gantz bleichgelb / schier weißfarb und zu zeiten gar weiß. Camerarius schreibt / man finde neben diesen beyden Geschlechtern noch viel Arten der Schlüsselblumen. Die schönste ist groß / gelb und gefüllt. Die anderen sind bleichgelb / auch gefüllt / offt vier mal so groß als die gemeinen / kommen erstlich auß Engelland / man muß aber ihnen fleissig abwarten / sonst werden sie einfach / und zuweilen wider gefüllt. Das dritte Geschlecht ist auch gelb / gefüllt / als wenn zwey kleine blumen in einander wären gesteckt. Die einfachen findet man auff feuchten wiesen in Tyrol / Bäyern / Oesterreich / und anderswo / schön purpurfarb / zu zeiten leibfarb: welche wol riechen / sind zweyerley Art / klein und groß / unter denen auch gar weisse sind / sie bleiben nicht gern in den gärten / sondern in schattichten feuchten orten: darnach ist ein ander Geschlecht / welches auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen wächßt / und auß einer Wurtzel viele bleiche blumen auff einem grossen Stock bringet / ein jegliche hat ihren kurtzen nidrigen stiel / welcher im Frühling unter dem Schnee / und darnach wider im Herbst biß in Winter blühet / hat schöne / gelbe / dotterfarbe blümlein. Letztlich ist eine kleine Art mit grünlichten und kraußlichten blümlein / die auch in Engelland gefunden wird. Eigenschafft. Die Schlüsselblumen sind warmer und trockener natur: Führen ein flüchtiges / balsamisches / aluminosisches saltz / davon sie die kräfften haben zu tröcknen / zu eröffnen / die Nerven und das Hirn zu stärcken / denen Lebens-geistern ihre natürliche bewegung wider zu geben / die Flüsse zu stillen. Die blätter und blumen werden sonderlich / bißweilen auch die wurtzel / gebraucht; welche man denn im ersten Frühling samlen muß. Gebrauch. Joachimus Camerarius in Hort. Med. p. m. 22. vermeldet / daß die wurtzel der Schlüsselblum gepülvert / so man den Kindern darvon gibet / nutzlich wider die Würm gebraucht werde. (Würm.) Johannes Schroederus Lib. IV. Pharmacop. Med. Chym. class. 1. berichtet / so man die Schlüsselblum-wurtzel in Eßig beitze / und davon ein wenig in die Nasenschnupffe / soll es das Zahnwey wunderlich stillen. (Zahnweh.) Etliche Weiber nehmen Schlüsselblumen und Weißwurtz / beitzen es in weissen Wein / (Flecken / Masen un̅ Sprenckel des Antlitz.) alßdenn destillieren sie es. Mit solchem Wasser waschen sie das Angesicht / in hoffnung es soll alle flecken / masen und sprenckel des Antlitzs vertreiben. (Schlag / Gicht / kaltes Hirn / verfallene Sprach / schwaches Hertz und leibsfrucht) Das destillierte Schlüsselblumen-wasser ist denen dienlich / welche der Schlag ge [934] rühret / und mit den Gichten behafftet sind / erwärmit das kalte Hirn / bringt wider die verfallene Sprach / stärcket die Frucht in Mutterleib / und das schwache Hertz / darvon nach belieben ein paarlöffel voll genommen. Gleiche würckung hat der Schlüsselblumen-zucker / welcher wie der Rosen-zucker gemacht wird / so man darvon nach belieben einer Muscatnuß groß nimt. Auß den wolriechenden blumen und blättern dieses Krauts läßt sich eine fürtreffliche Glieder-Essentz mit Kirschen-branntenwein außziehen / welche innerlich tropffen-weiß eingenommen / äusserlich aber übergeschlagen / (Schmertze̅ von kalten Flüssen / erlahmte Glieder von schlagflüssen.) und die Glieder damit gewaschen / die von kalten Flüssen herrührende Schmertzen stillet / ja auch die von Schlag-flüssen erlahmte Glieder / wen̅ es nicht lang angestanden / wider zu ihrer vorigen bewegung bringet. Wen man dieß Gewächs in sich selbsten fermentiren und johren läßt / und hernach destilliert / so gibt es einen herrlichen Ge???st / oder Spiritum per fermentationem ab / welcher oberzehlte würckung hat / auch offt über den (Schlaffsucht.) Scheitel des Haupts warm geschlagen / alle Schlaffsucht benimt / und Schlagflüsse vertheilt. Auß den wolriechenden blumen bereitet man auch den Zucker / wenn man sie zu einem reinen Muß verstoßt / und gleiches gewicht Zucker darunder mischt / hernach an der Sonnen wol vergehen läßt. CAPUT LXXXV. Mohrenkraut. AEthiopis. Namen. MOhrenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Italiänisch / Ethiopida. Englisch / Ethiopian Clary. Lateinisch / AEthiopis, Matth. multis, J. B. foliis sinuosis, C. B. item AEthiopis foliis in profundas lacinias divisis, Ejusd. Sclarea AEthiopica, s. AEthiopis laciniatis & non laciniatis foliis, Park. Gestalt. Das Mohrenkraut gleicht mit den blättern dem Wullkraut / denn sie sind überauß rauch und haarig / neben der wurtzel dick in einander gesetzt. Sein stengel ist viereckicht / dick / rauch / und zwey schuh hoch / hat oben viel neben-ästlein / an welchem seine weisse blumen der länge nach gesetzt sind. Der samen ligt in hülsen / je ein paar neben ein ander / in der grösse wie der Erven. Die wurtzel ist zasicht und tieff gefladert / so sie verdorret / wird sie schwartz und hart wie ein Horn. Es wächßt in Mohrenland / Griechenland und Illyrien / daher es erstlich zu uns gebracht worden. Es bleibet gern in unsern Gärten / trägt das erste Jahr keinen samen / und ist gar wollicht. Er wird in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten angetroffen. Joh. Rajus hat es mit unter die wilde Salbeyen / oder Scharlachkräuter gesetzet. Eigenschafft und Gebrauch. Das Mohrenkraut hat durchauß gleiche Natur und eigenschafft mit dem gemeinen Wullkraut. CAPUT LXXXVI. Hasen-öhrlein. Bupleuron. Namen. HAsen-öhrlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Bupleuron, Auricula leporis, Isophyllon. Englisch / Hares-ear. Geschlecht und Gestalt. 1. Das allhier abgebildete schmal-blättige Hasen-öhrlein / Bupleuron folio subrotun [935] do, sive vulgatissimum, C. B. item Bupleuron angustifolium, Ejusd. Catal. Plant. Basil. Auricula leporis, umbellâ luteâ, J. B. Herba vulneraria, Trag. hat ein kleine / runtzlichte / scharff schmäckende / erwas grüne und zaßlichte wurtzel; davon ein dünner / runder / glatter / gestriemter / mit vielen knödlein begabter / holer / ästichter / bißweilen röthlichter stengel elenhoch empor steigt; und lange / rundlicht zu sammen gebogene / mit vielen adern durchzogene blätter; auch an den gipffeln kleine / gelbe Fenchel-blümlein in dolden-büschelein trägt; worauff endlich der kleine scharfflichte samen / wie Peterlein-samen / folget. Wächßt in Teutschland und Italien in bergichten wäldern häuffig / wird bey und neben den zäunen bey St. Jacob / wie auch auff dem Muttentzer-berg angetroffen. 2. Hasen-öhrlein mit scharffen breitern blättern / Bupleuron folio rigido, C. B. Auricula leporis altera, s. rigidior, J. B. Bupleuron latifolium, Tab. 3. Das kleine schmalblättige Hasen-öhrlein / Bupleuron minus angustifolium Monspeleinse, Joh. Raj. annuum angustifolium, Botan. Monsp. 4. Das kleinste Hasen-öhrlein / Bupleuron angustissimo folio, C. B. Auricula leporis minima. Eigenschfft und Gebrauch. Obwolen dieß kraut ein ölicht-scharffes / flüchtiges / miltes saltz / sonderlich in dem samen führet / und daher eine eigenschafft hat zu wärmen / zu eröffnen / zu zertheilen / durch den harn und Schweiß zu treiben / auch Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen / so wird es dennoch wenig oder gar nicht gebraucht. CAPUT LXXXVII. Durchwachs. Perfoliata. Namen. DUrchwachs heißt Lateinisch / Perfoliata, Perfoliatum, Herba perforata. Italiänisch / Perfogliata. Frantzösisch / Percefeuille. Englich / Troughwax / Thorowwaxe / Thorowleafe. Dänisch / Igiennemvext. Niderländisch / Deurwas. Dieses Kraut wird Durchwachs und Stopffsloch genennt / dieweil seine stengel durch die blätter wachsen / und das loch gleichsam verstopffen. Man nennets auch Bruchwurtz / denn es viel zu den Brüchen gebraucht wird. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Durchwachs / Perfoliata vulgatissima, sive arvensis, C. B. Perf. simpliciter dicta, vulgaris annua, J. B. hat einen runden / dünnen und braunen stengel / mit vielen nebenzweiglein / wie ein drauschlicht bäumlein. Die stengel der zweiglein gehen durch die aderichten und aufferhebten blätter / als wären sie dadurch gezogen / sie werden nicht rund / sondern ein wenig auffgespitzt / den Erbsen-blättern nicht fast ungleich / jedoch zarter und glatter. Auf dem gipfel der zwieglein erscheinen gekrönte / gelbgrüne blümlein. Der same wird graw-schwartz / die wurtzel ist schlecht / weiß und zasicht. Man findet ihne auff den Feldern / am rand der Aeckern / in den Weingärten und anderen orten. Die Stein- und Bruchschneider pflantzen ihn in ihre Gärten. Krauser Durchwachs. Perfoliata crispa. 2. Auß dem gemeinen samen wächßt bißweilen der krause Durchwachs / voller blätter und blumen / so auch allhier abgemahlt ist / Perfoliata crispa s, muscosa, Cam, flore multiplici, C. B. 3. Der langblättige Berg-Durchwachs /
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Berg-Durchwachs. Perfoliata montana Perfoliata montana latifolia, C. B. item alpina angustifolia media, Ejusd. Alpina magna longifolia, J. B. hat längere blätter als der gemeine mit mehr gefüllten blumen. Er schlägt von der wurtzel alle Jahr widerumb auß / welche scharff und eines gewürtzten geschmacks ist. 4. Der Schweitzerische Alp-Durchwachs / Perfoliata alpina latifolia minor, C. B. hat ein röthlichte wurtzel mit wenig dünnen zaseln / der stengel ist dünn / rahn / glatt / hol und mehr als elen-hoch / und wird in nebenzweiglein wie in ein dolden zertheilt / dessen mitte umgeben glatte / aderichte un̅ anderthalb zoll breite blätter / so des Kühkrauts-blättern sich vergleichen. Auff den gipffeln der stengelein er scheinen blümlein als schautthütlein / denen ein schwartzer / lang- und eckichter samen nachfolget. Er wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen. 5. Der Wallisser Durchwachs / Perfoliata alpina angustifolia minor, C. B. Wächßt in Wallis auff den Alp-gebürgen. 6. Der kleine Durchwachs mit gebogenen ästlein / Perfoliata minor ramis inflexis, C. B. annua longioribus foliis, J. B. 7. Der kleine Durchwachs mit Hasen-öhrlein-blättern / Perfoliata minor angustifolia Bupleuri fol. C. B. Auriculae leporis affinis Odontitis lutea Valerandi & Dalechampii, J. B. 8. Der schmalblättige grosse Alp-Durchwachs / Perfoliata Alpina angustifolia major, sive folio anguloso, C. B. 9. Der schmalblättige kleinste Alp-Durchwachs / Perfoliata Alpina angustifolia minima s. Bupleurum angustifolium Pyrenaicum, C. B. 10. Der großblättige Alp-Durchwachs / Perfoliata alpina gramineo folio, sive Bupleurum angustifolium Alpinum, C. B. Der berühmte Königliche Botanicus in Franckreich / Hr. Pitton Tournefort, zehlet alle geschlechte des Durchwachs under die Bupleura, oder Hasen-öhrlein / und will sie anderst nicht genennet haben. Eigenschafft. Der Durchwachs ist warmer / jedoch mehr trockener Natur; führet viel schleimicht / irdische und grobe alkalische saltztheigen; hat daher die Eigenschafft anzuhalten / gelind zusammen zu ziehen / zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. Der samen des Durchwachs zu pulver gestossen / und darvon einer Erbs groß den jungen Kindern in der Pappen offt eingeben / (Brüch junger Kinder.) heilet ihnen die Brüch: man soll ihnen auch alle Morgen nüchtern ein trüncklein destillierten Durchwachs-wassers zu trincken geben. (Uberbein.) Auff die Uberbein legt man die zerstossene Durchwachs-blätter mit nutzen. Auß dem Durchwachs-kraut kan man mit Brantenwein ein treffliche Essentz außziehen / welche denn herrlich gut ist / allerhand (Wunden Schäden.) Wunden und Schäden zu reinigen und bald zu heilen / inwendig auff 15. biß 20. (Nabel-un̅ Leistenbruch.) tropffen öffters eingenommen. Sie dienet auch zu heilung der Nabel- und Leisten-brüchen. Das gedörrte Kraut / oder auch der Samen davon zu pulver gestossen / wie auch der auß dem kraut gepreßte lafft wird sehr nutzlich zu den Wund-pflastern / und Salten gebraucht / wie auch zu den Bruch-pflastern. CAPUT LXXXVIII. Groß Kletten. Lappa major. Namen. BRoß Kletten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lappa major, Bardana, Personata. Italiänisch / Lappa maggiore. Frantzösisch / Le gros Glatteron, grande Glouteron, grande Bardane. Spanisch / Lampazo, Bardana, Paganeacera mayor. Englisch / Great Burdock / [937] Clot-burr. Dänisch / Storskreppe / Tordenskreppe / Burrer / Storburrer / Agerburrer / Agerskreppe. Niderländisch / Groote klisse. Geschecht und Gestalt. 1. Die gemeine grosse Kletten / Lappa major, Arctium Dioscoridis, C. B. Personata s. Lappa major aut Bardana, J. B. Hat sehr breite / lange / schwartz-grüne blätter / die sind an der seiten gegen der Erden aschenfarb. Der stengel ist rund / wieß und mit purpurroth vermischt: hat viel neben-zweig / daran wachsen grosse Kletten-knöpff mit viel gebogenen Häcklein / damit sie sich an die Kleider hencken. Diese Kletten sind erstlich grün / darnach blühen sie schön licht-braunroth. Der same ist lang und graufard. Die Wurtzel wird schlecht / lang / aussen schwartz / und inwendig weiß. Wächßt an wüsten Orten / und auff Misthäuffen bey den zäunen. Ein schöne Art dieser grossen Kletten wird bey Leipzig gefunden / ist von der gemeinen an dem knopfflein unterschieden / denn bey desselbigen blumen viel dicke blätter / wie an dem Rosen-wegerich / zusammen gesetzt sind / deren jedes in einen zarten spitz außgehet. Casparus Bauhinus in prodromo Theatri Botanici lib. 5. cap. 21. nennet sie Lappam roseam, Rosen-kletten: ist ihme von Ludovico Langermanno Professore zu Giessen zugeschickt worden. 2. Ein andere Art hat sein Bruder Johannes Bauhinus bey Befort wargenommen / welcher köpfflein mit zarter Wolle durchzogen sind / in dem übrigen ist sie der gemeinen Kletten nicht ungleich: Personata altera cum capitulis villosis, J. B. Lappa major montana capitulis tomentosis, sive Arctium, C. B. Eigenschafft. Die grosse Kletten sind warmer und trockner Natur; führen miltflüchtige / nitrosische / saltzichte theilgen mit etwas ölichten vermischet / davon die Eigenschafft / zu eröffnen / zu erdünneren / zu zertheilen / den Athem zu erleichteren / durch den Harn und Schweiß zu treiben / Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen. Gebrauch. Auß der grossen Kletten-wurtzel wird in den Apothecken ein Wasser zubereitet: ist vor etlichen jahren von den Augspurgischen Medicis wider die Pest mit grossen Nutzen gebraucht (Pest.) worden. Es befördert den Schweiß kräfftiglich: man gibt es auff drey oder vier loth etlich mal nutzlich / denn dardurch das Pestilentzische Gifft auß dem Leib getrieben wird. Wenn solches Wasser auß dem Kraut und der Wurtzel doppelt destillieret wird / so (Podagrische schmertzen.) ist es ein treffliches Mittel wider die Podagrischen Schmertzen / man wärmt es nur ein wenig auff dem Glut-feuer / dunckt ein leinen zart tuch darinnen / und schlägt es über die Podagrischen / mit schmertzhaffter Entzündung und Geschwulst gekränckte Glieder / so wird der Schmertz in wenig stunden sich verlieren / und dem Patienten bald wider auff die Füsse helffen. Man muß aber das Wasser im Mäyen / oder mit außgehendem Augstmonat destillieren. Der samen der grossen Kletten wird wider (Stein.) den Stein sehr gebrauch; ein quintl. alle 14. tag / oder alle Monat davon eingenommen. (Husten nu̅ Lungsucht der Schafen.) Die Hirten pflegen den hustenden und lungsüchtigen Schaffen die wurtzel der grossen Kletten klein geschnitten / unter ihr Futter nut nutz zu gebrauchen. (Möhnig und andere gebresten der Augen der Pferden.) Wenn ein Roß möhnig ist / oder andere Gebresten der Augen hat / soll man ihme Kletten-kraut / Wolgemuth / Baldrian und Entzian unter dem Futter zu essen geben. Die zerknitschten und welck gemachten blätter über die alten Wunden / Geschwär / (Wunden / Geschwär / Gelenckaußweichung.) außgewichene / und wider eingerichtete gelencke offt geschlagen / heilet sie sehr bald und wol auß. Die Wurtzel kan man mit Zucker einmachen / (Grieß / Sand / Schleim der Nieren Engbrüstigkeit / Husten.) oder candieren / und denen nutzlich zu essen geben / welche mit Grieß / Sand und Schleim der Nieren behafftet sind; ja welche einen kurtzen Athem / trockenen Husten / oder auch mangel an Liebes-reitzung haben. Die Wurtzel in gutem Wein gekocht / gesichtet / und davon offt ein glaßvoll eingenommen / (Viertägig Fieber.) heilet das viertägige Fieber auß dem grund auß. Das Kraut und Wurtzel frisch grün zerhackt / (Brand vom Feur.) und in Butter gekocht gibt eine herrliche Brandsalbe ab / welche offt übergeschmiert / die vom Feur verbrannten Glieder bald wider heilet / und den brennenden Schmertzen geschwind stillet. Wenn man das Kraut und Wurtzel verbrennet / so speyet es Feuer von sich wie der Salpeter / wovon man denn geurtheilet / daß ein solches Saltz darm̅en sich finden müsse. CAPUT LXXXIX. Kleine Kletten. Lappa minor. Namen. KLeine Kletten heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lappa minor, Xanthium. Italiänisch / Lappa minore. Frantzösisch / Petit Glatteron. Spa [938] nisch / Bardana menor. Englisch / Lesse burre / Lowse burr-dock. Dänisch / Gaaseskreppe / Spitzeburrer. Niderländisch / Cleyne clisse. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Bettlerläuß / Bubenläuß / Igelskletten und Spitzkletten. Geschlecht und Gestalt. 1. Die kleine Kletten / Lappa minor, Xanthium Dioscoridis, C. B. Xanthium s. Lappa minor, J. B. Hat einen stengel Elenbogens hoch / fett / eckicht / und mit vielen tüpfflein besprengt. Die blätter sind den Miltenblättern etwas gleich / lind / weich / aschenfarb und zerkerfft / am Geschmack dem Gartenkressen ähnlich. Die Frucht ist rund in der grösse einer Oliven / stachlicht wie ein Igel / henckt sich an die Kleider. Die Wurtzel ist roth und zasicht. Wächßt gern auff alten Hoffstädten / hinter den Zäunen / sonderlich aber auff den brachäckern. Mit diesen Kletten haben etliche ein sonderbahre erfahrung. Denn wenn man im Herbst / so obgemeldte Kletten zeitig und auffgethan werden / in einer jeden deroselben zwey Gerstenkörner verschlossen findet / soll es ein gut und fruchtbar Jahr bedeuten: werden aber zwey spitzige Haber-körnlein gefunden / halten sie das gegentheil / nemlich ein künfftige Theurung der Früchten. Aber dieser Auffmerckung gibt Camerarius schlechten Glauben. 2. Die Canadensische dickere kleine Klette / Lappa Canadensis minori congener, sed procerior, Hort. Reg. Paris. Eigenschafft. Die kleine Kletten ist warmer und trockener Natur; hat viel scharffe / etwas bittere / ölichte saltz-theilgen / und dadurch die eigenschafft zu erwärmen / zu zertheilen / zu eröffnen / das unreine / auch maltzichte geblüt zu reinigen / und durch den Harn zu treiben. Gebrauch. Die kleine Kletten-wurtzel zu pulver gestossen / mit guter Rhebarbara vermischt / und davon öffters mit Wein eingenommen / (Aussatz.) solle die wurtzet des anfangenden Aussatzes hinweg nehmen / wie Matthiolus berichtet. CAPUT XC. Gemeiner Taubenkropff. Fumaria vulgaris. Namen. DEr gemeine Taubenkropff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Fumaria, Fumus terrae. Italiänisch / Fumoterra. Frantzösisch / Fumeterre. Spanisch / Palomilla. Englisch / Fumitory / Fumiterre. Dänisch / Jordroeg / Jordroegsurt. Niderländisch / Duynekernel / Grysecom. In Teutscher Sprach heißt es auch Erdrauch / Tauben-körbel und Katzen-körbel. Der gelbe Taubenkropf heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Fumaria lutea, Fumaria corydalis, Illyrica & montana. Englisch / Gemeiner Taubenkropff. Fumaria vulgaris. Vellwfumitory. Niderländisch / gele Erdroock. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Taubenkroff / Fumaria vulgaris, J. B. non bulbosa I. seu officinarum & Dioscoridis, C. B. Item Fumaria minor folio oblongo capillaceo, Ejusä. hat ein dünne spitzige und lange wurtzel mit vielen zaselen / an welcher seine blättlein im anfang des Aprillen sich erzeigen / die vergleichen sich dem Coriander / sind jedoch zarter / weicher und graw. Der stengel wächßt halb elen hoch / mit vielen nebenästlein / die werden wie die stengel viereckicht / an deren gipffel lustige zusammen gedrungene und purpur-braune blümlein im Mäyen herfür kommen. Nach der blüt besamet er sich rund / wie der gemeine Coriander / er ist am geschmack bitter / und wenn er beschnitten wird / so traufft er / und wäinet wie die beschnittene Räben im Mertzen. Man findet ihne allenthalben in den Weingärten / Zwibel- und Cappes-gärten / Gersten- und Flachs-felderen / deßwegen er gemein und männiglich bekandt ist / denn wo er einmahl eingewurtzlet / läßt er sich nicht widerumb außtilgen. Umb Montpelier in Franckreich bekomt er sehr dünne blätter mit weissen blumen. 2. Der kleine Taubenkropff / Fumaria minor tenuifolia, C. B. minor sive tenuifolia surrecta, J. B. Ist kleiner und zarter asl der vorige. Er ist auch am geschmack bitter wie der gemeine. In Teutschland findet man ihne nicht von sich selbst / sondern muß in den Gärten vom Samen gezielet werden / in denen er gern und bald wächßt / auch wo man ihne einmahl hinsäet / komt er jährlich widerumb herfür / und besamet sich also widerumb selbsten. In der Provintz Franck [939] reich / Langendock und Montpelier / wie auch in Spanien wächßt er von sich selbst / sonderlich in kiesicht- und sandichten orten. Diser kleine Taubenkropff ändert sich / seine stengelien wachsen bißweilen gerad auff / zuzeiten fallen sie nidsich. Die blume erscheint zuzeiten purpurbraun / zuzeiten aber wird sie von rother / weisser / grüner und gelber farb besprengt. Er wird auch im Fürstlichen Eystettischen Lnstgarten angetroffen. Gelber Taubenkropff. Fumaria lutea. ???(Gelber Tauben kropff mit Samen.) (Mit der Blum.) 3. Der frembde gelbe Taubenkropff / Fumaria lutea, C. B Fumaria Corydalis, quibusdam Split. Matth. hat viel wurtzeln / die sich in der Erden von einander außbreiten / sie sind klein / lang / weißlicht und der Christwurtz ähnlich / auß welchen sieben oder acht dünne / zarte und anderthalb spannen hohe stengel herfür kommen / so viel blätter tragen / welche sich den blätteren des Hanensporen / oder der Hohlwurtzel vergleichen / sind aber kleiner und graw. Im Heu- und Augstmonat trägt er oben an dem stengel schöne gelbe blümlein / welchen länglichte schöttlein nachfolgen / in denen ein schwartzer / gläntzender und runder same liget. In den Windischen Ländern / Italien und der Provintz Franckreich / wächßt er von sich selbst / auff den Bergen und Hügeln. In Teutschland pflantzet man ihne in die Gärten. In Apulien solle man ihne auff dem Engelsberg Gargano mit weissen blümlein antreffen. 4. Der breit Taubenkropff / Fumaria claviculis donata, C. B. cum capreolis, J. B. Im Mäyen trägt er auff den stengeln und nebenästlien / schöne weißlichte und mit liechtrother farb vermischte blümlein / den gemeinen ähnlich / doch sind deren nicht so viel / sonder etwan vier oder fünff neben einander. Man findet ihne im Gülcher-land / sonderlich im Hertzogthumb Bergen und Zutphen / in den Hecken / hinder den Zäunen / und an den Rechen der Feldern. Ein grössere art wird in Flandern zwischen Gent und Bruck / bey Kneßlaw angetroffen. Eigenschafft. Der Taubenkropff ist warm im ersten und trocken im andern grab. Er wird zur Artzney in dem Mäyen und Brachmonat vor auffgang der Sonnen eingesamlet. Ist mit einem milt-flüchtigen / bitteren / scharffen / wenig ölichten saltz begabet / dadurch er die eigenschafft hat zu erdünneren / zu eröfnen / das geblüt zu reinigen / und von denen gesaltzenen melancholischen feuchtigkeiten zu erledigen / wie auch durch den schweiß zu treiben / und allem gifft zu widerstehen. Ist dem Hertzen / Leber und Miltze sehr dienstlich. Gebrauch Geißmilch mit Taubenkropf gescheiden / und davon alle Morgen / durch den gentzen Mäyen ein Bächer voll getruncken / ist denen (Unrein geblüt / krätz) dienlich / welche ein unrein geblüt haben / und mit der Krätz geplagt werben. Der Taubenkropf-saffe ist ein nutzliche Artzney / (Frantzosen-kranckheit.) denen welche mit der Frantzosen-kranckheit behafftet sind / so sie dessen 4. loth / ein Monat oder 40. Tag lang / alle Morgen und Abend / drey stund vor dem Mittag- und Nachtessen trincken. Mit dieser Artzney ist einem Goldschmied und Schreiber geholffen worden / wie solches Tabernaemontanus bezeuget. Diesen Safft kan man über das gantze Jahr behalten / wenn man ihne auß dem frischen kraut preßt / einmal bey dem Kohlfeuer läßt erwallen / durch ein Tüchlein seichtet / ein wenig Baumöl darauff gießt / und oben wol zustopffet. (Unfauber geblüth / Grind / Schäbigkeit / krätz / beissen der haut flechten / mägerey / maltzey / frantzosen kranckheit böfe verunreinigung der haut. Böfer giftiger beissiger griud??? aussatz.) Das destillierte Taubenkropff-wasser etliche wochen durch Morgens nüchter auff 6. loth getruncken / reiniget das unsaubere geblüt / vertreibet den Grind / die Schäbigkeit / Krätz / beissen der Haut / Flechten und Mägerey. Ist ein sehr nutzlich Wasser denen / so zu der Maltzey / Frantzosen-kranckheit und böser Verunreinigung der Haut geneigt sind. Die jenigen / so mit dem bösen gifftigen beissigen Grind behafftet sind / und sich vor dem Aussatz förchten / sollen alle Monat ein quintlein des besten Theriacks einnehmen / sechs loth Taubenkropff-wasser darauf trincken / und wol schwitzen: darneben müssen sie im Frühling und Herbst / zum wenigsten drey wochen lang / alle Morgen und Abend / jedesmal 4. loth Taubenkropff-wasser mit 2. loth Hopffen-wassen vermischt / trincken. (Schleim des hirus / verlohrner??? geruch.) Taubenkropff-wasser in die Naßlöcher eingesupt / reiniget das Hirn vom Schleim / und bringt wider den verlohrnen Geruch. Unsere Leuth haben im Gebrauch / daß / ehe sie in das Bad gehen / sie zuvor ein wenig Holder-Attich- oder Wachholder-muß mit einem Trüncklein Taubenkropff-wasser einnehmen / denn sie halten darfür / es treibe den Schweiß tapffer auß / wie denn solches wahr ist. Die Conserva Fumariae, oder der Tauben [940] kropff-zucker(Unrein / verbrandt melancholisch geblüt grind / kräß / flechten / iucken der haut / frantzosenkranckheit wasser un̅ gelbsucht.) in den Apothecken zubereitet / ist gut denen / so ein böß / unrein / verbrandt und melancholisch Geblüt haben / und mit dem Grind / Krätz / Flechten und Jucken der Haut geplaget sind. Dienet wider die Frantzosen-kranckheit / Wasser- und Gelbsucht / so man darvon nach belieben einer Mußcat-nuß groß einnimk. Man pflegt auch mit Branntenwein die Essentz auß Taubenkropff zu ziehen / welche denn sehr gut ist in allen oberzehlten Kranckheiten / von 10. biß 25. tropffen übers mahl täglich davon viel tage oder wochen lang eingenommen. Bey uns wird das destillierte Taubenkropff-wasser denen Kindern sehr nutzlich off??? zu trincken gegeben / bey welchen die Pocken (Kindsblättern.) oder Kinds-blatteren außbrechen; denn es sie sehr gelind außtreibet. CAPUT XCI. Gemeine Holwurtz. Fumaria bulbosa radice cavâ. Name. NAch Herren Theodori Tabernaemontani und Matthioli gründlichem berich / hat man die Holwurtzel vor die techte runde Osterlucey in die Apothecken fälschlich eingeführet / welcher Irrthum / wiewol er von vielen angezeigt / wird er doch noch heutiges tags in den Apothecken erhalten / so doch die Holwurtz gantz und gar keine gemeinschafft oder einige vergleichnuß mit der Osterluceyen hat. Es ist aber dieses kraut mit allen seinen Geschlechtern eine art des Taubenkropffs: Griechisch heißt es / [Greek words] Lateinisch / Capnus chelidonia, Capnium chelidonium, Capnus phragmitis, Fumaria altera, Fumaria bulbosa, Fumaria tuberosa, Aristolochia adulterina, Radix cava. Italiänisch / Capno chelidonio. Frantzösisch / Racine creuse, Espece de Fumeterre, ayant la racine fassonnée en bulbe. Englisch / Hollowroote. Dänisch / Hulroed / Roodhanekam. Niderländisch / Holwortel. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Holwultz / Fumaria bulbosa radice cavâ major & minor, C. B. radice cavâ flore purpurascence & albo, J. B. hat eine runde wurtzel wie die Erdscheiben / derer sind zweyerley Arten / denn die eine ist inwendig gar hol / als wenn sie außgehölt wäre / und die andere gar nicht / haben zimlich viel kleine nebenwürtzlein oder zaseln / sind außwendig graw / inwendig dunckel-gelb / eines bitteren geschmacks. So bald im Hornung der schnee abgangen / und das eiß zerschmoltzen ist / stossen beyde geschlecht ihre dolden herfür / im Mäyen folgen hernach runde / glatte stengel / die werden einer spannen lang / mit zerkerfften / satt-grünen blättern / breiter als des Taubenkropffs besetzt / und vergleichen sich fast den blättern der Ackeley oder Schellwurtz. Am gipffel kommen bald hernach die schönen purpur-braune gedrungene blumen / an jedem stengel eine / die ver gleichen sich der blumen am Bynsaug oder Taubenkropff / und sind im anfang des Aprillens in voller blüth. Nach der blüth folgen kleine schötlein / wie die schötlein am Entzian / darinnen ist ein schwartzer / glatter und gläntzender samen verschlossen: an einem jeden sämlein hanget ein weiß würmlein / damit es an die schötlein angehefftet ist. Im Mäyen wird der samen zeitig und fällt auß. Die blätter verwelcken so bald es donnert / denn dieses Gewächs den Donner nicht leiden kan / und verlieren sich mit ihren stengeln. Die wurtzeln bleiben den Sommer und Winter über / biß wider der Frühling komt / in der erden verborgen. Man sindet dieser Kräuter vier Geschlecht / nur mit den blättern unterschieden / denn an einem die blätter breiter und grösser / an dem andern schmäler und tieffer zerschnitten sind / sonsten mit den blumen einander gleich / die sind schön purpur- oder presilgen-braun / und werden diese vier Geschlecht für die Männlein gehalten. Unter diesen hat auch ein jedes sein Weiblein / welches seinem Männlein mit wurtzeln und blättern gleich ist / allein daß die blumen nicht purpur- oder presilgen-braun / wie am Männlein / sondern schnee-weiß sind / dadurch sie denn unterschieden werden. Alle diese kräuter wach sen gern an kühlen orten / in starckem Erdreich / hinter den jäunen / an den hecken / weingärten und zwingern / neben den Wegstrassen und etlichen Gebürgen und dunckelen Wäldern. Es ist wol zu mercken / daß dieses Kraut mit der gantzen wurtzel nicht gefunden wird wo das mit der außgehölten wurtzel wächßt / doch werden sie beyde an obgemelten orten angetroffen / aber ein jedes besonder / als wenn gleichsam diese beyde Gewächs von Natur einen besondern haß zusammen trugen. 2. Der andere grosse und kleine Kolbenwurtzige Taubenkropff mit gantzen und [941] nicht holen wurtzeln / Fumaria bulbosa radice non cavâ major & minor, C. B. bulbosa radice solidâ, calcari & folio cristato, J. B. 3. Der Spanische Felsen-Erdrauch mit breitern blättern / Fumaria Hispanica saxatilis, foliis amplioribus cordatis, semine compresso, Tournef. 4. Der Canadensische Erdrauch mit schuppichter wurtzel / Fumaria Canadensis radice tuberosâ squamatâ, Dodart. Mem. 5. Der knorrichte wurtzlige Erdrauch / Fumaria tuberosa insipida, Cornut. Eigenschafft. Die Holwurtz ist warm im andern und trocken im dritten grad; un̅ mit einem scharffen / bittern / milt-flüchtigen saltz begabet. Gebrauch. Die Holwurtz fomt der würckung halben mit dem Taubenkropff und der Osterlucey meistentheils überein. CAPUT XCII. Welscher Körffel. Myrrhis. Namen. MYrrhen-Körffel / welscher Körffel / wilder Körbel heißt Griechisch / [Greek words] Lateinische / Myrrhis, Conile. Italiänisch / Myrrhide, Mirrade finochiella. Frantzösisch / Cerfueil musque, Persil d' Asne. Englisch / Sweete Chervil. Dänisch / Kösfvel. Gestalt. Der Welsche oder Spanische Körffel / Myrrhis magno semine longo sulcato, J. B. major vel Cicutaria odorata, C. B. Ist mit seinen blätteren dem Schiering gantz ähnlich / bringt einen hohen stengel / mit viel rippen oder streiffen in die länge durchzogen. Oben erscheinen weisse kronen oder blumen / darauff folget spitziger / langer samen. Die wurtzel ist lang / rund / zart / und eines guten geschmacks wie die gelben Rüben. Ein kleine Art dieses Gewächses findet man viel in Savoyen / Myrrhis minor, C. B. Eigenschafft. Der welsche Körffel ist warmer natur im anderen grad; hat durchauß gleiche theilgen / und hiemit auch die tugend mit dem Körffelkraut. Gebrauch. Der welsche Körffel mit Fleischbrühen gekocht / befördert den verstandenen Harn.

CAPUT XCIII.
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Gemeine Angelick. Angelica satica. Namen. ANgelick heißt Lateinisch / Angelica, Smyrnium Cordi. Italiänisch / Angelica. Frantzösisch / Angelique herbe. Spanisch / Angelica. Englisch / Angelied. Dänisch / Angelicke / Engelurt. Niderländisch / Angelica. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt / H. Geist-wurtz und Engelwurtz / umb ihrer fürtrefflichen Kraffe wider das Gifft / gleich als wenn her H. Geist / oder die lieben Engel dem Menschlichen Geschlecht diese heilsame Wurtzel insonderheit geoffenbahret und gezeiget. Gischlecht und Gestalt. 1. Die gemeine gebräuchliche Angelick / so wir die zahme nennen / (dieweil sie bey uns allein in den Gärten gepflantzet wird / wiewol sie anderstwo von sich selbsten in dem [942] Gebürg wächßt) Angelica sativa, C. B. J. B. hat eine dicke lange wurtzel / die von einem haupt sich in etliche wurtzeln außtheilet / mit zimlichen zaseln oder neben-würtzlein / außwendig braun und inwendig weiß / eines sehr anmuthigen / guten und lieblichen geruchs / an dem geschmack räß / hitzig und bitter. So man die wurtzel auffschneidet / gibt sie einen gelben hartzichten safft / der ist an dem geschmack sehr scharff und hitzig. Die blätter sind länglicht und rund / wie die blätter des Alexandrinischen Peterleins zerschnitten / und gerinse herumb zerkerfft / von farben sattgrün / und an dem geruch nicht unlieblich. In dem dritten und auch bißweilen in dem vierten Jahr steiget von der wurtzel herfür ein dicker und grosser rohrichter stengel / mit knorren und gläichen / wie der stengel des Liebstöckels / der wird fast dreyer und auch bißweilen vier elen hoch. An dem stengel gewinnt sie auffgeblasene säcklein / auß denselben kommen herfür schöne dolden oder kronen / wie schatthütlein / gleicher weiß wie an dem Fenchel / die tragen gelbe blümlein / darauff folget ein breiter dünner samen / der vergleichet sich dem samen der Beerenklauen / ist doch blätterichter / dünner und leichter / hat einen guten geruch und scharffen geschmack / wie die wurtzel. Von dem samen zielet man junge stöcklein / den säet man umb St. Martins-tag / auff folgende weiß. Man legt den samen über nacht in ein frisch wasser / des morgens wird er in ein gut schwartz erdreich geworffen / der thut sich an dem Frützling auß dem grund / wie der samen des Körffels / und sind die ersten blättlein dem Peterlein-traut gleich. Diese junge stöcklein jetzt man in dem Neuen-licht im Mäyen auß / auff die anderthalb schuh von einander. In dem vierten Jahr stossel der stengel herrür / bringet blumen und samen / wenn der abfällt / wird der stengel und die wurtzel holtzicht / und verderben. So man die Angelick in ein guten fetten grund setzt / besamet sie sich selbst / darauß denn junge stöcklein wachsen / die man versetzen kan / sie müssen aber einen wolgebauten grund haben / und auch vom Unkraut gereiniget / und offtermahls mit überschlagenem wasser begossen werden. So man die wurtzel zum gebrauch der Artzney samlen / und über Jahr halten will / soll solches im Frühling geschehen / ehe sie den stengel stossen / zn welcher zeit sie denn am kräftigsten sind / und muß man sie / wenn sie zuvor sauber gewaschen / und von dem grund gereiniget / in einer warmen stuben aufftröcknen / alßdenn bleiben sie lang gut / sonsten werden sie von wegen ihrer fetten feuchtigkeit bald schimmelicht und verderben. Wächßt von sich selbst in grosser menge auff dem Risen-berg in Böhmen / und an den Schlesischen grentzen. Die se änderet sich an der wurtzel, welche bey uns dicker wird / und leichtlich verdirbt / in Böhmen aber wächßt sie kleiner und schwartz / läßt sich auch länger auffbehalten. 2. Die wilde grosse Angelick / Angelica sylvestris major, C. B. sylvestris magna vulgatior, J. B. Angelica aquatica, Raj. vergleicht sich der vorigen mit wurtzel / stengel / blättern Wilde grosse Angelick. Angelica sylvestris major. und blumen / allein ist sie in allem kleiner. Die blätter werden bleichgrüner / und die wurtzel weiß-farbiger. Die blum erscheint gelb oder weiß. Ist am geruch und geschmack milter. Sie wächßt in schattichten dunckelen orten an den Wasser-gestaden / Bächen / und in graßichten Baumgärten. In feuchten orten bringt sie dünnere blätter herfür. Man findet sie allhier bey Michelfelden. Eine Art mit grossen gelben oder weissen Cron-blumen / wird in Norwegen / Ißland / Pommern / Schonland / ja auch bey uns in feiten / feuchten Gründen etwan angetroffen / Archangelica s. Angelica Tabernaemontani s. Scandiaca, Hort. Leyd. Angelica aquatica, C. B. Archangelica, Lob. 3. Die Berg-Angelick / Angelica sylvestris montana, C. B. Ist der erstgemeldten mit wurtzeln und blättern gar ähnlich / allein gibt sie am geruch und geschmack der gemeinen nichts vor / wild jedoch kleiner. So man den stengel am obern theil der wurtzel abschneidet / gibt sie ein mehrern und schärffern geschmack von sich als die zahme. Theodorus Tabernaemontanus hat sie viel angetroffen am Gebürg der Graffschafft Zweybrücken / und auff den Bergen so Lothringen / Hoch-Burgund und das Elsaß scheiden. 4. Die wilde kleine Angelick / Angelica sylvestris minor s. erratica, C. B. sylvestris repen, J. B. Wächßt bey uns viel hin und wider an den zäunen. 5. Die wilde haarige Angelick / so nichts riecht / Angelica sylvestris hirsuta inodora, C. B. J. B. 6. Die gläntzende Canadensische Angelick / Angelica lucida Canadensis, Cornus. 7. Die bey den knödlein blühende Berg-Angelick / Angelica Alpina ad nodos florida, Tournef.
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8. Die Canadensische Angelick mit Affodill-wurtzel / Angelica Canadensis tenuifolia, Asphodeli radice, Tournef. Eigenschafft. Die zahme Angelick ist warm im dritten und trocken im zweyten grad. Führet viel aromatisch / flüchtiges / scharfflicht-miltes saltz / dadurch sie krafft hat allem Gifft zu widerstehen / das Hertz zu stärcken / Schweiß zu treiben / die Monatliche Weiber-Reinigung zu beförderen / Würm zu töden / Verstopffungen zu eröffnen / auch Wunden / alte Schäden und Geschwär zu heilen. Man soll die Wurtzel zur Artzney einsamlen / wen̅ die Sonn in Zwilling / und der Mond in den Krebs gehet. Gebrauch. Die Salsen der Angelick sind bey den Engelländern gebräuchlich / sie machen auch Suppen von den Blättern / die wol schmäcken / sonderlich wenn sie von dem jungen kraut der wilden Angelick bereitet werden. (Pest.) In sterbens-läuffen ist die Angelick ein treffenliche vorbewahrung wieder die Pest / so man die Wurtzel in dem Mund behält und keuet / insonderheit zur zeit wenn man außgehen wil. So aber jemand von der Pestilentz angegriffen worden / dem solle man alsobald ein halb quintlein zerstossener Angelica-wurtzel / und ein quintl. Theriac / in einem trüncklein Cardobenedicten-wasser eingeben / und ihne in dem Beth wol zugedeckt schwitzen lassen. (Unnatürliche Schäden.) Man hat durch den täglichen Gebrauch der Angelick erfahren / daß dieselbe grosse hülff leiste / die unnatürlichen Schäden zu heilen / so etwan nach einer schmertzhafften Geschwulst auffbrechen / darauß den̅ bißweilen Abenteurliche ding gehen / als Liechtputzen / alle Lumpen / Werck oder Garn / und andere dergleichen dinge mehr / die geachtet werden / daß sie durch Zauberey herkom̅en / wie es denn dem bösen Feind ein geringe Kunst ist / solche ding (so es von Gott dem Herren ihme zugelassen wird) durch seine Werckzeug in ein Glied zu gaucklen: ob schon aber solche Schäden scheinen unnatürlich zu seyn / können sie jedoch durch fleissiges und einbrünstiges Gebett zu Gott mit natürlichen mitteln widerumb geheilet werden. Solche Schäden hat Theod. Taber naemontanus sonsten mit nachfolgendem Wund-tranck curi rt. Nim Angelick-blätter zahme und wilde / Teuffelsabbis-kraut / die obersten Gipffel von St. Johanskraut / Ingrünkraut / Sanickel / Widerthon / Beyfuß jedes ein halbe hand voll / frisch Brunnwasser ein maß / weissen alten Wein ein halb maß Zerschneide die Kräuter / thue sie in ein grosse zinnerne Flaschen / schütte das Wasser und den Wein darüber / lasse es in einem Kessel mit heissem Wasser sieden / wenn es kalt worden ist / alßdenn thue die Flaschen auff und nicht eher / damit die Geister nicht verriechen / denn seichte es durch ein tuch und gib dem schadhafften menschen morgens und abends auff die 6. loth warmlicht davon zu trincken. Wenn jemand unrein Wasser getruncken hat / und er sich beförchtet / daß ihme davon (Lebendige Thier in des Menschen Leib.) ein lebendiges Thier in dem Leib gewachsen seye / der soll alle Tag ein halb quintl. gestossener Angelica-wurtzel in einem trüncklein Wein einnehmen. (Angelick-Essenß.) Nim Angelica-wurtz / Benedicten-wurtz / Pestilentz-wurtz / Cardobenedicten / Betonienkraut / Wacholderbeer jedes ein loth / Wermuth ein halb loth / zerschneide alles wol under einander / thue es in ein groß Glaß / welches oben weit seye / schütte darüber so viel Spiritus vini, oder destillierten Branntwein / daß er alles bedecke / und etwan eines daumens-dick darüber gehe / mache das Glaß wol zu / und laß es also vierzehen Tag stehen / darnach thue den Branntwein darvon / und verwahre ihn in einem wolverstopfften Glaß. Man kan nach belieben auch Zucker (Kalte-Magen-kranckheiten / Grimmen von Kalte / Würm / Pest.) dazu mischen. Von diesem Spiritu solle man zwölff oder fünffzehen tropffen in weissen Wein / Morgens nüchtern einnehmen. Er ist gut für alle kalte Magen-tranckhei???n / und Grimmen von Kälte / treibet auß die Würm / und bewahret den Menschen vor der Pest. So man gestossene Angelica-wurtzel und (Mutterkranckheiten.) Zitwen / jedes ein halb quintlein in Melissenwasser auff zweymahl den Weibern eingibt / ist es ein dienlich mittel wider die Mutterkranckheiten. (Trunckenheit zu verhüten.) Wenn man ein stücklein dieser wurtzel in einer Bohnen grösse gebraucht / soll es die Trunkenheit verhüten. Etliche beitzen die Angelica-wurtzel in Essig / ist aber nicht recht gethan / denn die besie krafft in dem Eßig zuruck bleibet. Andere Leuth sind beredet / wenn sie die (Zauberey / böß Gespenst / Pest.) Angelica-wurtzel bey ihnen traqen / soll ihnen kein Zauberey oder böß Gespenst schaden können. Andere hengen sie auff die blosse Haut an den Halß / zur verhü???ung der Pest. (Grimmen von Kälte / Mutterschmertzen / Nachweh / Gisst / Pest.) Das destillierte Angelica-wasser / stillet das Grimmen im Leib / von kälte verursachet / vertreibet die Mutter-schmertzen und Nachweh / befürdert die Geburt und Nachgeburt / widerstehet allem Gifft und der Pest / so man darvon nach belieben ein paar loffel voll einnimt. Auß der wurtzel wie auch dem samen der Angelick läßt sich nicht nur mit Branntenwein ober dem Salmiac-geist eine Essentz / und Extract außziehen; welche in Pest- und andern ansteckenden zeiten sehr nutzlich gebraucht werden; sondern man pflegt auch das öl darauß zu destillieren / welches denn mit Zucker in täfelein gebracht / und zu einem praeservatif wider die Pest / und andere ansteckende Seuchen / in den Mund zerlassen und geschlucket / oder wider außgespyen wird. (Magenwehe / Blähung des Bauchs / Mutterwehe.) Destilliert Angelick-öl mit Muscatnuß-öl vermischet / und über den Nabel wacker gesalbet / vertreibet das Grimmen bey Kindern und erwachsen. Etliche tropffen davon eingenommen vertheilet das ängstende Magenwehe und Blähung des Bauchs / wie auch das Mutterwehe. (Gisst / zähe Gall des Magens / Verstopfiung der mutter.) Auß der aschen der verbrannten Angelick wird ein Saltz gezogen und außgelauget / welches ein treffliches mittel ist wider alles Gifft / wider die zähe und schleimige Galle des Magens / wider die Verstopffung [944] der Mutter / und bringet die Monatzeit wider; man nimt 10. biß 20. gran auffs mahl. CAPUT XCIV. Gemein Sternkraut. Aster Atticus vulgaris. Namen. STernkraut heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Aster Atticus, Bubonium, Amellus. Italiänisch / Aster Attico, Amello. Frantzösisch / Petite Aspergoutte, Petit Muguet, Estoile herbe. Spanisch / Estrella yerva. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Sternkraut / Aster Atticus coeruleus vulgaris, C. B. bringet zwey / drey oder mehr und bißweilen nur einen stengel herfür / so gerad / steiff / holtzicht und gelbschwartz wird / und oben gestirnte / gläntzende blumen trägt / welche sich den Chamillen-blumen vergleichen / sie haben inwendig ein gelbes äpffelein / so gemeiniglich mit himmelblauen und bißweilen purpurfarben blättlein besetzet ist / denn selten das äpffelein gantz weiß wird. Die blätter am stengel sind länglicht / auffgespitzt / rauch / schwartz-grün / und am geschmack ein wenig bitter / je höher sie am stengel stehen / je kleiner scheinen sie gegen den understen. Die wurtzel ist in viel theil zertheilt / und riecht ein wenig nach Nägelein. Es blühet im angehenden Herbst. Den blumen aber folget ein eckichter same nach / welcher von dem Lufft oder von dem Wind leichtlich verfliegt. Man findet es auff den Gebürgen / in den Thälern / und beschorenen Wald-wiesen / allhier auch auff dem Muttetzer-berg. Dieses ist zweyerley / denn eines hat breitere / das andere schmälere blätter. Welches früh blühet / steigt nicht so hoch / als das jenige / so späth mit seiner blüth herfür komt: beyde werden unter dem namen des grossen und kleinen Sternkrauts im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten angetroffen. Man findet sie auch beyde in Oestereich / Ungarn und Mähren. Klein Alp-Sternkraut. Aster Atticus Alpinus alter. 2. Das kleine Alp-Sternkrauf / Aster Atticus Alpinus alter, C. B. Item, Aster montanus coerleus magno flore, foliis oblongis, Ejusd. Aster purpureus montanus, J. B. wächßt kleiner als das vorige / deme es sich mit se nen blättern und himmelblauen blumen vergleichet / welches obwohlen es sich von der wurtzel fortpflantzet / bekommet es jedoch wollichten samen: bißweilen wach sen bey der wurtzel haarichte bläßlein an den blättern. 3. Das frembde Sternkraut / Aster Atticus peregrinus, Aster luteus foliolis ad florem rigidis, C. B. Atticus Massilioticus, Tab. hat ein zasichte wurtzel / so sich weit zertheilt: auß derselben kommen herfür drey oder vier harte / rauche und haarichte stengel / an welchen lange / rauche / schwartzgrüne und haarichte blätter stehen / die werden zuzeiten breiter / und bißweilen schmäler / auch der spitzen Salbey ähnlich. Im Sommer erscheint oben am stengelein gold-gelbe blum / so mit fünff oder sechs schmalen / spitzigen / halten und rauchen blättern besetzt ist. Es wächßt für sich selbst in Spanien und Franckreich / an feuchten orten. In Teutschland pflantzet man es in die Gärten. 4. Das gelbe Sternkraut / Aster Atticus lureus montanus villosus magno flore, C. B. hat ein kriechende wurtzel / mit vielen nidsich hangenden zaseln / die wol riechen / und mit ihrem geschmack sich etwas dem Zimmet vergleichen. Seine stengel sind mittelmäßig /
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Frembd Sternkraut. Aster Atticus peregrinus. Gelb Sternkraut. Aster Atticus luteus. und schiessen an gewissen orten auß der wurtzel herfür. Oben am stengel erscheinen 3. oder 4. neben-zweiglein / welche goldgelbe blumen mit einem gespitzten scheiblein tragen / so endlich davon fliegen. Die haarige̅ blätter stehen ohne stiel an den stengeln gegen einander über / als wenn sie dieselben gleichsam wie flügel umbfasseten. Es wächßt in dicken Wäldern oder Forsten. In America kommen seine stengel zwey elen hoch herfür. 5. Das Oestereichische Sternkraut / Aster luteus major foliis Succisae, C. B. Pannonicus major, sive 3. Austriacus 1. Clus. hat ein dicke und krumme wurtzel / mit vielen weißlichten zaseln / so neben zu seine schößlein herfür stoßt / auß welcher im anfang viel grünlichte blätter kommen / die sich den Scabiosenoder Abbis-blättern vergleichen / mit einer zarten wollen begabet / und am geschmack etwas scharff und bitterlicht sind. Zwischen den blättern entspringt ein runder stengel / so gemeiniglich röthlicht und elen-hoch / auch bißweilen höher wird / an welchem spitzige und etwas gekerffte blätter stehen. Zu oberst ist der stengel in etliche nebenästlein getheilt / die grosse blumen tragen / und auß viel fünffblättigen / runden / gelben blümlein wie ein köpfflein bestehen / welche von ablangen / breiten und ebenen blättern umbringet werden / so mit einer schönen gelben farb / jedoch ohne geruch / begabet sind. Ihnen folget ein eckichter same nach / der in den köpflein zwischen einer haarlockigen materi ligt. Es wächßt hin und wider auff den Oestereichischen und Steyrmarckischen Alpgebürgen / wie auch auff den Wienerischen hügeln / allwo dessen noch etliche andere geschlechte / welche wir benöthigter kürtze halben über gehen / gesehen werden. Eigenschafft. Das Sternkraut ist kühler Natur. Wird nicht bald zur Artzney gebraucht. CAPUT XCV. Gemein Sinnaw. Alchimilla vulgaris major.
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Namen. SInnaw heißt Lateinisch / Alchimilla, Pes Leonis, Stellaria, Leontopodium Herbariorum, Drosera, Drosium vel Psiadium Cordi. Italiänisch / Stellaria, Piede de leon Frantzösisch / Pied de lion. Spanisch / Pie de leon. Englisch / Ladies mantle / Great santole / Great Sanikel / Lionsfoote. Dänisch / Loewefod / Synaw. Niderländisch / Synnauwe / Onser vroawen mantel. In Teutscher Sprach heißt er auch unser Frauen Mantel / Sindawe / Löwen-fuß / Löwen-tappen / und Gulden-gänserich. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Sinnaw / Alchimilla vulgaris major, C. B. Pes leonis s. Alchimilla, J. B. Hat ein Wurtzel / die ist außwendig schwartz / Fingers-lang / holtzicht / wächßt über zwerch in der Erden / und hat viel zaseln oder angehenckte würtzlein / am Geschmack bitter und rauch. Die blätter sind rund / zusammen gefalten / gekräuselt / und gerings herum mit kleinen Kerfflein zerkerfft / in neun oder zehen spitzige underscheid zerspalten / wie ein Stern oder auffgethaner Löwen-fuß / von farben falb. Die langen und rauchen stiel / darauff die blätter stehen / ein jedes blat auff seinem eigenen stiel / kommen im Frühling bald von der Wurtzel herfür / darneben wachsen auch herauß dünne / runde stenglein / fast anderthalb spannen lang / welche sich oben in etliche zincklein oder nebenzweiglein außspreiten. Zwischen den gewerblein der gemeldeten neben-zweiglein / wachsen nechst den stenglein viel kleinere / doch auch runde und zerkerffte blätlein biß oben auß. Am gipffel und den enden derselbigen erzeigen sich im Mäyen und Brachmonat gemeiniglich drauschlichte / grüne oder bleiche / selten aber weisse blümlein / denen folget ein kleiner samen nach im Hewmonat / dem Magsamen ähnlich / ist doch von farben gelblicht / in grünen böllelein verschlossen. Nach Hrn. Theod. Tabernaemontani bericht / wächßt er gern an graßichten orten / in feuchtem grund / und in den Wiesen so im Gebürg ligen / an Haldungen und Rechen / wird von wegen seines vielfältigen gebrauchs in den Gärten gezielet / und im Brachmonat gesamlet / wenn er in voller blüth ist. 2. Der Berg- oder Silber-Sinnaw / Alchimilla argentea, Matth. Alpina Pentaphyllos, Raj. Pentaphyllum s. potiùs Heptaphyllum argenteum, flore muscoso, J. B. Tormentilla Alpina folio sericeo, C. B. Hat ein dicke / schwartzlichte / und drey quer-hand lange wurtzel / auß welcher drey oder mehr runde / starcke / gläichichte und spannen-hohe zweiglein herfürkommen. Seine blätter sind mit langen stielen begabet / und werden gemeiniglich in sieben (bißweilen aber in fünff oder neun) theil biß an den stiel zertheilt / sind oben grün / unden aber von silbern Haaren gläntzend / wie ein Stern gestaltet / und am rand gekerfft. Auff den zweiglein sitzen viel drauschlichte / gestirnte weisse blümlein / denen ein grün-gelbes sämlein in seinem hülßlein verschlossen / nachfolget. Er wächßt auff den Schweitzerischen Gebürgen / sonderlich Berg- oder Silber-Sinnaw. Alchimilla argentea. auff dem Lucernischen Fracmont / wie auch auff den Bündtnerischen und Savoyschen Alpen / an graßichten orten und Wiesen. Man stoßt die wurtzel zu pulver / (Blutflüß-Nasenbluten. Rothe Ruhr.) und gibt davon wider allerley Blutflüß. Etliche hencken die Wurtzel an Halß für das Nasen-bluten. Von der gepülverten Wurtzel in Brühen eingenommen / ist wider die rothe Ruhr dienlich. 3. Der kleinste Alp-Sinnaw / Alchimilla montana minima, Column. 4. Der fünff-blättige Alp-Sinnaw / Alchimilla Alpina quinquefolia, C. B. Alpina minor, Tournefort. Wächßt in der Schweitz / auff dem grossen Berg St. Bernhard und Gotthard genannt. Blühet im Augstmonat. Eigenschafft. Der Sinnaw ist mit milt-flüchtigen / balsamischen / alkalischen theilgen begabet / und hat also ein mittelmäßige oder temperierte natur / daß er nicht zu viel erkältet noch erwärmet / ziehet zusammen / reiniget das versaltzene / versüsset das scharffe Geblüt / widerstehet aller säure / säubert und heilet. Wird gesamlet vor der Sonnen Auffgang / wenn sie in die Zwilling oder Krebs gehet. Gebrauch. Under die rechten Wundkräuter gehöret der Sinnaw / denn er heilet nicht allein die Wunden / sondern löschet auch die Hitz derselbigen. (Bruch.) So ein Mensch gebrochen ist / er seye jung oder alt / der lasse zwey handvoll Sinnaw in einer Maß Wasser sieden / so lang als man ein hart Ey siedet / und trincke davon. Den jungen Kindern soll man auch ein messer [947] spitzlein (Starcke monatliche reinigung / weisser Weiberfluß.) voll von der Sinnaw in der Pappen morgens und abends eingeben. Dieses Tranck stillet auch die starcke monatliche Reinigung / und den weissen Weiber-fluß. Ein hand voll Sinnaw in einem quartal frischen Brunnwassers gesotten / darnach (Löcher / Verwundung / Geschwar im Halß und Mund. Mundfäule / Versehrung und Schaden im Mund und Halß. Fliessung des Harns nach der Geburt.) durchgesiegen / ist ein heilsam Wasser zu allen Lochern / Verwundung und Geschwären des Halses und Munds / damit zum offtermal warmlicht gegurgelt / und den Mund außgespühlet. Es heilet auch die Mundfäule und alle andere Versehrung und Schäden in dem Mund und Halß. Wenn ein Fraw nach der Geburt den Harn nicht halten kan / soll sie nehmen ein handvoll Sinnaw / Rheinfarn / Heydnisch Wundkraut / Beyfuß und weiß Wullkraut jedes ein halbe handvoll / diese stuck in wasser sieben / und des tags dreymal den Dampff darvon empfangen. (Geschossene Wunde̅.) Ein heilsam Wundtranck zu den geschossenen Wunden / welcher den Brand des Pulvers löschet / die Wunde vom grund außheilet / und keine Entzündung darzu schlagen läßt: Nim Sinnaw-kraut ein handvoll / Beyfuß / Gauchheil / Maußöhrlein-kraut / Steingünsel / Wintergrün jedes ein halbe handvoll / Schwalbenwurtz ein loth / zerschneide alles klein / vermischs durcheinander / thue es in ein Kannen oder Flaschen / schütte darüber ein maß Brunnwasser und ein halb maß weissen Wein / vermach die kannen wol / lasse sie in ein kessel voll siedenden wassers ein stund stehen / alßdenn siechte es durch ein sauber tuch / und gib dem geschossenen morgens und abends ein glaß voll laulicht darvon zu trincken. Dieß Wund-tranck dienet in allerhand andern Wunden und Schäden. Man vermischt auch den Safft außdiesem Kraut mit denen Wund-salben / gleich wie das gedörrte und zu pulver geriebene Kraut mit den Wund-pflastern. Ja es läßt sich auch auß demselben eine Wund-Essentz ziehen / und tropffen-weiß inwendig gebrauchen. (Brüch / versehrte Gedärm / starcker Weiberfluß / Mundfäule / Versehrung des Munds / verwundter / versehrter un̅ schwüriger Halß.) Das destillierte Sinnaw-wasser morgens und abends jedesmal 4. oder 5. loth getruncken / ist denen fast dienlich / die gebrochen sind / sonderlich aber den jungen Kindern / so man ihnen bißweilen ein paar löffel voll darvon zu trincken gibt. Darneben heilet es die versehrten Gedärm / und stillet den starcken Weiber-fluß. Mit diesem Wasser den Mund öffters laulicht gewaschen / und den Halß darmit gegurgelt / heilet die Mundfäule / und alle Versehrung desselbigen / wie auch den verwundten / versehrten und schwürigen Halß. Das Wasser mit leinenen tüchlein auff die Brüst gelegt / soll verhüten / daß sie nicht grösser werden. (Weisser Weiberfluß / versehrte Gedärm.) Die Conserva Alchimillae, oder der auß den Sinnaw-blümlein zubereitete Zucker / ist ein edle Artzney den Weibern / welche mit dem weissen Mutter-fluß belästiget sind / er heilet auch die versehrte Gedärm / so man unterweilen einer Muscatnuß-groß darvon nimt. CAPUT XCVI. Isopyron. Gestalt. DIoscorides schreibt von dem Isopyro also. Das Kraut / Griechisch und Lateinisch Isopyron, und von etlichen Phaseolus genant / dieweil seine blätter / welche den Aniß-blättern ähnlich sind / am obersten theil gedrehete Zincken haben / wie die Welsche Erbsen / die man Phaseolos nennet: auff dem obersten theil des stengels bekomt es kleine zarte köpflein / welche voller samen sind / an dem Geschmack dem schwartzen wolriechenden Coriander gleich. Camerarius hat des Matthioli Figur außgelassen / dieweil sie mit der beschreibung des Isopyri nicht überein komt / dahero an dieser stell des Theodori Tabernaemontani Figur ist beygesetzt worden / welche aber in warheit nichts anders fürbildet / als einen schwartzen Kümmel oder Schadab / an welchen unden etliche Aniß-blätter angemahlet sind; und der sonsten oben in dem 23. Cap. des vierten Buchs under dem Namen des schwartzen wilden Corianders / Nigellae angustifoliae flore majore simplici coeruleo, C. B. beschrieben worden. CAPUT XCVII. Kampfferkraut. Camphorata. Namen. KAmpfferkraut / Gampffer / heißt Lateinisch / Camphorata, Chamaepeuce, Selago. Englisch / Stincking. Wird Kampfferkraut genennet / weilen / so man es
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Kampferkraut. Camphorata. zwischen den Fingeren zerreibet / einen geruch wie Kampffer von sich läßt. Geschlecht und Gestalt. 1. Das allhier abgebildete Kampfferkraut / Camphoratae congener, C. B. Camphorata altera, Tab. Anthyllis altera Italorum, Germ. bringt sechs oder sieben spannen-lange stengelein von einer kleinen / holtzichten / etwas faßlichten wurtzel herfür; daran die kleinen außgespitzten blättlein etwas grösser / und nicht so dich in einander erscheinen / als an dem gemeinen haarigen Kampfferkraut. Am oberen theil der stengelein kommen zwischen den blättlein herfür kleine / zarte / wollichte / bleichgelbe blümlein / ohne sonderen geruch / und trucknendem geschmack. 2. Das kleine kahle Kampfferkraut / so bey uns hin und wider auff den Aeckern / sonderlich gegen Bintzen und Oetlingen wächßt / Camphorata glabra, C. B. Ist vielleicht mit vorigem ein geschlecht / wenigst nicht viel davon underschieden. 3. Das haarige gemeine Kampfferkraut / Camphorata Monspeliensium, J. B. hirsuta, C. B. hat eine bey nahem fingers-dicke / harte / holtzichte wurtzel / mit wenig zaseln / oder nebenwürtzelein; darauß wachsen holtzichte / weisse / haarige / und ästichte stengel schuhhoch auff / und bekommen wechselweiß hin und wider knödlein / so da mit vielen / kleinen / haarigen / zarten / steifflichten / mit scharffem geschmack / und aromatischem würtz-geruch begabten blättlein umbgeben / anzusehen / wie die Lerchen-blättlein. Blühet im Augst- und Herbstmonat / und bringt ein krautiche gefäßlein / darauß vier kleine / mit rosen-farben gipfelein begabte zäserlein wachsen; darauf folgt demnach der schwartze ablange samen. Wächßt umb Montpelier und Nimes in Franckreich. Eigenschafft und Gebrauch. Das Kampfferkraut hat flüchtig-balsamische saltz-theilgen bey sich / und daher die krafft zu wärmen / zu trucknen / zu eröffnen / zu säuberen und zu heilen. Die Leib- und Wund-Aertzt in Langendock / gebrauchen es zu allerhand innerlichen und äusserlichen Wund-Artzneyen. CAPUT XCVIII. Studentenkraut. Scoparia. Namen. STudentenkraut heißt Lateinisch / Scoparia, Linaria Scoparia, C. B. Herba Studiosorum, Tab. Linaria Belvedere dicta, J. B. Scoparia s. Osyris Graecorum, Ger, Italiänisch / Bel vedere. Englisch / Broome tode Flaxe. Gestalt. Das Studentenkraut hat eine dicklichte / mit schwartzen zaseln begabte wurtzel / davon viel zerbrüchliche / rauche zweige / fast elenhoch auffsteigen / und mit vielen länglichten / am geschmack etwas bittern Leinkrautblättern bekleidet werden. Die blümlein erscheinen dabey sehr klein / krauticht / in fünf theil getrennet / bißweilen purpurfarbicht / darauff folget sehr kleiner / runder / schwartzlichter samen in dem Augst- und Herbstmonat. Wird in Italien / wegen seiner stäten grüne nicht nur in den Gärten gepflantzet / sondern auch in die erdene geschirr geziehlet. Eigenschafft. Das Studentenkraut ist mit einem alkalischen / flüchtig-balsamischen saltz begabet / [949] und hat daher die eigenschafft zu säubern / zu heilen / die Krätze zu vertreiben / wird aber dennoch wenig gebraucht. CAPUT XCIX. Braun-blawe Veiel. Viola purpurea. Namen. BLaue Veiel oder braune Violen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Viola, Viola purpurea. Italiän. Viola porporina, Viola pavonazza, Viola mammola. Frantzösisch / Violette, Violette de Mars. Spanisch / Violeta. Englisch / Violet. Dänisch / Fioler. Niderländisch / Vioole / Violette. Geschlecht und Gestalt. 1. Die braune blaue Veiel / Viola purpurea Martia. J. B. Martia purpurea flore simplici odoro, C. B. hat runde blätter schier wie der Ephew / sind jedoch zarter / kleiner und ligen auff der erden. Sie haben keine stengel / sondern dünne / fingers-lange stiel / deren jeder ein wolriechendes braun-blaues blümlein oder Veiel trägt / so gemeiniglich auß fünff blättlein bestehet / das mittelste under diesen blättlein bringet ein hol hütlein / inwendig mit einem gelben düpfflein besprengt / auß diesen Veieln werden runde / graßfärbige Hülßlein / oder verschlossene Böllelein voller samen wie Hirß. Die wurtzel ist lang / dünn und zasicht. Die Veiel-stöcklein / nach dem sie verblühet / erjüngen sich zweyfaltig / einmahl vom außgefallenen samen / zum andern thun sich die stöcklein hin und wider mit ihren langen fäden außbreiten / hencken sich an die erden / und wachsen von einem etwan zehen oder zwölff stöcklein / welche man ferners wie junge Erdbeer-stöcklein auffziehenkan. Für die besten Veieln werden gehalten / welche bald im Mertzen blühen / denn ihre krafft von der heissen Sonnen noch nicht außgetrocknet / oder vom nassen wetter ertruncken ist. Sie wachsen gemeiniglich an schattichten orten / in Zwingern / bey den Mauren / Gärten / Zäunen und Büheln / und werden allein zur Artzney gebraucht. 2. Die wilde Hunds-Veiel / Viola Martia inodora sylvestris, C. B. coerulea Martia inodora sylvatica, in cacumine semen ferens, J. B. hat ein weiß / lang und runtzlicht würtzelein / die blum ist himmelblau und bißweilen weiß / ohne geruch. Sie bringt zuzeiten grössere und runde / bißweilen lange / spitzige und schmälere blätter. 3. Die weisse Mertz-Violen / Viola Martia alba, C. B. Martia flore albo odorato, J. B. ist der ersten ähnlich / allein werden die blumen weiß / sie gibt bißweilen einen lieblichen / zuzeiten aber keinen / oder nur einen geringen geruch von sich / und bekommet diese auch rahnere blätter. Die weissen Veieln wachsen in grosser menge im Ananiensischen bezirck / allda sie im Monat Aprill häuffig blühen / daß so man sie von weitem ansihet / sie das gesicht betriegen / und für weisse außgespante tücher gehalten werden. 4. Die gefüllte Veiel / Viola Martia multiplici flore, C. B. wird schön und gantz wolriechend / sie hat gefüllte blumen / die sich an der farb änderen / denn sie werden purpurbraun / leibfarb / weiß / und scheckiert oder gesprengt / so offtermahls im Herbst widerum blühen. Wenn man sie zu viel samen läßt tragen / und an gelegene warme ort nicht außsetzet / werden sie öffters widrum ein???ach. Joh. Costaeus schreibet / daß zu Constantinopel eine art der gefüllten Veiel in der grösse einer Bisem-rosen herfür komme / so besser rieche als die Europeische / derer zwey blumen im anfang des essens genommen / den Leib öffnen sollen. 5. Die gelbe Veiel / Viola Alpina rotundifolia lutea, C. B. Martia lutea, J. B. 6. Die rundblättige glatte Wasser-Violen / Viola palustris rotundifolia glabra, Moris. 7. Die grosse haarige / nicht riechende Mertzen-Violen / Viola Martia major, hirsuta, inodora, Moris. 8. Die kleinblättige purpurfarbe Berg-Violen / Viola alpina purpurea exiguis foliis, C. B. montana purpurea solidiore folio, J. B. 9. Die Berg-Violen mit zerschnittenen blättern / so in Pündten wächßt / Viola alpina folio in plures partes dissecto, C. B. montana folio multifido, J. B. 10. Die Americanische Violen mit Granadillen-blättern / Viola Americana foliis Granadillae, Hort, Reg. Par. Eigenschafft. Die wolriechenden Violen müssen im ersten Frühling Morgens / da der Thaw noch darauff sitzt gesamlet werden. Sind mit einem heimlich scharfflichten / nitrosischen saltz / und flüchtig-ölichten theilgen begabt / und haben also die eigenschafft zu kühlen / zu erweichen / gelind zu laxieren / zu lösen / und zu eröffnen. Der samen davon wird auch zum laxieren in den Nieren-Kranckheiten sonderlich gebraucht. Die blätter aber die [950] nen sonderlich den Leib zu erweichen / in Clystieren und Pflastern. Gebrauch. (Entzündetes Haupt / Hertz und Leber / Hitz der Fieber / trockner Husten. Grosse hitz Leibs-verstopffung / Gichter / Durst / Seitenstechen junger kinder.) Das destillierte Violen-wasser stärcket und kühlet das entzündete Haupt / Hertz und Leber / löschet die Hitz der Fieber / ist gut für den trocknen Husten / so man davon nach belieben 4. oder 5. loth trincket. Die Conserva Violarum, oder der Veielzucker / wird den jungen Kindern sicher eingeben / wenn sie grosse Hitz befinden / dieselbige lindert er / hält ihnen auch den Leib offen / stärcket das Hertz / und bewahret sie vor den Gichten / leget den Durst und das Seitenstechen. Der berühmte Veiel-syrup wird also gemacht. Man nimt der gereinigten und von den knöpffen abgezupfften Violen-blätter ein pfund oder 32. loth / gießt darüber vier quartal sauberes heisses Wassers / das fast schon hat wollen auffwallen / dieses läßt man über Nacht stehen: hernach drucket man es zwischen einer zinnenen Preß / oder zween stöcken in einem sauberen leinenen Tuch wol auß / von diesem außgedruckten blawen Safft nimt man ein pfund / und rein gestossenen Zucker 2. pfund / thut es zusam̅en in ein zinnen oder wol gelöscht erden Geschirr / das oben kan zugemacht werden / (desser aber sind die zinnenen Flaschen / so man sie haben kan /) darauff setzt man solches in einen Kessel mit Wasser / und läßt es auff dem Fewr so lang stehen / (jedoch daß man underweilen mit einem höltzenen Koch-löffel den Zucker in dem Safft wol auf- und umbrühre) biß das Wasser einmal oder zwey auffgesotten seye: auff diese weiß wird der Zucker gäntzlich zerlassen / und der Safft in rechter dicke seyn / welchen man also heiß durch ein sauberes leinen Tuch in ein erden Geschirr schütte / und so er erkaltet / in einem anderen trocknen und sauberen Geschirr zu dem Gebrauch auffbehalte. (Grossehitz / durst und verstopffung bey jungen kindern / seitenstechen / rauhe der kehlen / und husten Hitziges hauptweh.) Der Veiel-syrup wird nutzlich den jungen Kindern gebraucht / wenn sie grosse Hitz haben / Durst leiden / und verstopfft sind: Er dienet auch wider das Seitenstechen / Rauhe der Kehlen und den Husten / davon nach belieben ein Löffel voll genommen. Das Veiel-öl an die Schläff und Stirn gestrichen / stillet das hitzige Hauptweh / insonderheit so man auch Rosen-öl darzu thut. Wird gemacht wie das Rosen-öl. (Schrundë der händen füssen / affter / geburts-glieder und der wärtzlein an den frawen brüstë Hitzige geschwulst / seitenstich / entzündete Leber und Nieren.) Ein Sälblein von Veiel- und Rosen-öl mit weissem Wachs bereitet / heilet die Schrunden der Händen / Füssen / Affter / Geburts-glieder und der Wärtzlein an den Frawen-brüsten. Die hitzige Geschwulsten mit Veiel-öl angesalbet / zertheilt sie / linderet den Schmertzen des Seitenstichs / kühlet die entzündete Leber und Nieren / so man den ort damit anschmieret. Den Nabel mit Violen-öl warmlicht gerieben ist nutzlich wider das Harn-brennen. (Harnbrennen.) Auß dem zerstossenen samen mit Pfersingkernen vermischt / macht man mit zugiessung Pappelen- nnd Erdbeere-wassers ein Milchlein / welches den Leib und die Nieren von ihrem schleim wol reiniget. Man muß ein loth Violen-samen / und ein halb loth Pfersing-kernen hiezu nehmen für eine erwachsene Persohn. Auß den frischen Violen wird die purpurblaue Farb sich in das zugegossene heisse Brunnwasser gern ziehen / und also die Violen-tinctur abgeben / welche lieblich under dem Wein / oder allein zu trincken ist / und sehr wol abkühlet / auch die Leber stärcket / und allen Durst löschet. Wenn man aber die Violen in grosser menge zusammen thut / und under sich johren oder fermentiren läßt / hernach destilliert / so bekomt man einen sehr trefflichen Violengeist über / welcher dem Rosen-geist an Lieblichkeit und kräfften nichts nachläßt. CAPUT C. Auffrecht wachsendes Freysamkraut. Viola erecta. Namen. FReysamkraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Viola jacea, Herba Trinitatis, Viola tricolor, Viola flammea. Italianisch / Jacea, Herba de la Trinita. Frantzösisch / Pensees, Menues pensees. Englisch / Penses / Hearts case. Dänisch / Floejels blomster / Fiols blomster / Trefoldigheds blomster / Stiffmoder. Niderländisch / Penseen. In Teutscher Sprach nennet man es auch Dreyfaltigkeits-blumen und Jesusblümlein. Geschlecht und Gestalt. 1. Das auffrecht wachsende Freysamkraut / Viola tricolor erecta, an Jovis flos Theophrasti 6. Hist. 6. C. B. item, Viola Martia arborescens purpurea, Ejusd. Jacea tricolor surrectis caulibus, quibusdam arborea dicta, J. B. hat [951] gerade / steiffe / und elen-hohe stengel; ihre blätter werden breit / gespitzt / und am rand gekerfft. Die blumen erscheinen blau und weiß / fünffblättig / auff länglichten stielen sitzend / derer zwey seiten-blättlein an dem inwendigen theil mit weissen haaren und strichlein bezieret. Hierauff folgen lange schöttlein / in drey hölein getheilet / darinnen ein kleiner weisser samen wächßt. Die wurtzel ist zaßlicht und daurhafft / das gantze kraut aber mit einem schleim-geschmack begabet. Zahm Freysamkraut. Viola tricolor hortensis. 2. Das zahme Freysamkraut / Viola tricolor hortensis repens, C. B. Jacea tricolor, sive Trinitatis flos, J. B. wird in den Gärten gepflantzet / und zu den Blum-sträussen und Kräntzen gebraucht. Der stengel ist dreyeckicht / streifficht / knöpfficht / und inwendig hol. Die blätter sind erstlich rund / darnach wachsen sie in die länge / haben kerffen an dem umkreiß / hangen an zimlich langen stielen. An dem ursprung eines jeden stiels stehen andere kleine blätter. Es wachsen auch auß den Knöpffen oder Gewerben andere lange / blosse / dünne stiel / darauff erscheinen die schönen Blumen / von vielen und fürnemlich dreyen Farben zusammen gesetzt. Ein jedes Blümlein hat fünff blättlein; die zwey obersten sind gemeiniglich gantz veyelbraun / die andern zwey weiß / und das fünffte gelb. Etliche dieser Blumen haben zwey him̅el-blawe blättlein neben den braunen / mit schwartzen striemlein unter zogen / aber mitten in der gantzen Blum werden diese am meisten in den gelben Sternlein wahrgenommen: Zum dritten findet man auch drey blawe blättlein / under den zweyë veyel-braunen gesetzt. Mitten in denen allen sihet man das Sternlein. Diese Blumen sind zwar lustig anzusehen / aber ohne Geruch. Wenn sie abfallen / gewinnt dieses Kraut seinen gelb-farben samen / in bollen oder knöpflein verschlossen / und so derselbige zeitig wird / reissen sich die bollen auff / alßdenn sihet man die kleinen gold-farben sämlein neben einander gesetzt. Die wurtzel ist nicht lang / aber dargegen mit vielen härlein zasicht. Wild Freysamkraut. Viola bicolor arvensis. 3. Das wilde Freysamkraut / Viola bicolor arvensis, C. B. Jacea bicolor frugum & hortorum vitium, J. B. wächßt von sich selbst auf den Aeckern / gleichet dem zahmen fast in allen Dingen / aber die blätter und blumen sind kleiner / und von Farben nicht so schön / sondern gelb und blaw / oder gelb und weiß. Beyde Geschlecht / zahm und wild / kom̅en im Frühling nach den braunen Veieln herfür / und blühen den gantzen Sommer hinauß. Uber diese Blumen ist sich wegen des grossen underscheids zu verwunderen / denn wiewol sie gemeiniglich dreyerley Farben haben / jedoch sind sie also vermischt / daß fast allezeit ein Blum anders sihet als die ander. Man findet sie auch offt gar weiß / gelb oder braun. 4. Es wächßt noch ein viel grössere Art in den Schweitzerischen Gebürgen / mit grossen gelben Blumen / jedoch schön braun gestreiffet / riechen gar wol / und werden die Blumen gegen dem Herbst offt gar gelb. Viola montana lutea grandiflora, C. B. 5. Man findet noch ein Geschlecht / mit gar grossen wolriechenden braunen Blumen / welches auß dem Fürstlichen Garten zu Stutgard Camerarius bekommen hat: Viola montana tricolor odoratissima, C. B. Ja [952] ceae tricolotis sive Floris Trinitatis genus flore luteo & purpureo magno, repens non annuum, J. B. 6. Das nidrige schmalblättige Berg-Freysamkraut mit weissen Blumen / Viola montana pumila angustifolia flore niveo odoro, C. B. 7. Das Spanische / langblättige / staudichte Freysamkraut / Viola Hispanica fruticosa longifolia, Tournef. 8. Das Pyrenäische lang-geschweiffte Freysamkraut / Viola Pyrenaica longiùs caudata, Teucrii folio, Tournef. Eigenschafft. Das Freysamkraut hat etwas flüchtignitrosisch-ölichten saltzes in einem schleimichten safft verborgen / und dadurch die eigenschafft das geblüt gelind zu reinigen / alle schärffe und säwre gewaltig zu linderen / und zu versüssen / gemächlich innerliche verstopffungen zu eröffnen / zu kühlen / den schweren Athem zu erleichtern / und allerhand Schäden und Geschwär zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. (Freisam oder Sichter.) Das destillierte Freysamkraut-wasser / ist gut den jungen Kindern / welche mit dem Freysam oder Gichter / von grosser hitz geplaget (Lungenkranckheiten.) sind / so man ihnen oft ein paar Löffel voll gibet: wird auch in den Lungenkranckheiten gebraucht. (Rothlauff.) Etliche Weiber / die mit dem Rothlauff behafftet sind / trincken sechs oder acht loth dises Wassers / und schwitzen darauff in dem Beth. (Frantzosen-kranckheit.) Camerarius meldet / daß dieses Freysamkraut-wasser nutzlich von den jenigen gebraucht werde / welche die Frantzosen-kranckheit haben; man soll ihnen neun oder mehr Tag / Morgens und Abends jedesmals 6. Loth zu trincken geben / und sie darauff schwitzen lassen: aber der Leib soll zuvor wol gereiniget seyn. (Raud.) Welche sehr räudig sind / die sollen offt 6. oder 8. loth dieses Wassers trincken / alßdenn in ein Badstub gehen / und wol schwitzen. Die Blümlein gesamlet / so die Sonn in Zwilling gehet / darauß ein Lattwerg mit (Geschwär und verstopffung der Lungen und Leber / keichen und husten / flüß / melancholey / gifft / Pest.) Zucker / wie die Rosen-Lattwerg gemacht / und davon offt einer Muscatnuß groß genommen / ist gar köstlich wider die Geschwär und verstopffung der Lungen und Leber / vertreibet das Keichen und Husten / beförderet den Außwurff / reiniget das Haupt von den Flüssen / stärcket das Gesicht / behält den Menschen bey guten Sinnen / dienet wider die Melancholey / wehret dem Gifft und der Pestilentz. CAPUT CI. Gemein Zahnkraut. Dentaria pentaphyllos. Namen. ZAhnkraut heißt Lateinisch / Dentaria, Consolida dentaria, Symphitum dentarium, Sanicula dentaria, Dentaria quinquefolia, Gemein Zahnkraut. Dentaria pentaphyllos. Viola dentaria, Dentaria minôr. Italiänisch / Dentaria minore. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Zahnkraut / Dentaria pentaphyllos, C. B. Coralloides prima quinquefolia, J. B. hat eine lange ungleiche wurtzel / von vielen knödlein oder gläichen zusammen gesetzt / so man die von einander absöndert / sind sie anzusehen wie Menschen-zähn / daher es auch den Namen Zahnkraut überkommen. Die blätter sind breiter / und grösser als des Fünfffinger-krauts / je fünff an einem stiel / gerings herumb zimlich tieff zerkerfft / fast den blättern des Hanffkrauts ähnlich / außgenommen daß sie kürtzer werden. Es gewinnet ein schmalen runden stengel / der wird nicht viel über spannen lang / darauf wachsen purpurbraune schöne blümlein / die sind den braunen Garten-veieln ähnlich. Wenn die abfallen und vergehen / so folgen auch solche schöttlein hernach / wie die schöttlein der gemeldten Violen / darinnen ist der samen verschlossen. Dieses Kraut wächßt in den dunckeln / feuchten Wäldern / in den Gebürgen / fürnemlich aber in dem Schwartzwald / und auff dem Gebürg unten am Feldberg bey Königstein / und anderen mehr Orten. Es bringt seine Blumen im end des Aprills und im Mäyen. Man findet es allhier auff dem Muttetzer- und Reichensteinischem Berg. Dieses änderet sich mit seiner wurtzel und blätteren. Die wurtzel hat bißweilen mehrere / zu zeiten mindere knödlein / so wie Menschen-zehen gestaltet sind. Die blätter werden an etlichen satt-grün und rauch / an anderen aber bleich-grün und weich. 2. Das ander Geschlecht des Zahnkrauts / [953] Dentaria heptaphyllos, C. B. Coralloides altera s. septifolia, J. B. wächßt in finstern wäldern im Waßgaw und auff dem Donnersberg. 3. Das dritte geschlecht des Zahnkrauts / Dentaria heptaphyllos baccifera, C. B. Coralloides minor bulbifera, J. B. wächßt im Thüringer-wald / und an dunckelen orten des Spessarts und Schwartzwalds / wie auch in andern bergichten Wäldern des Teutschlands. 4. Das vierte geschlecht des Zahnkrauts / Dentaria triphyllos, C. B. enneaphyllos Clusii, J. B. findet man in den Gebürgen / dunckeln orten und wäldern / insonderheit in Oesterreich / Steyrmarck / Kärnten und Ungarn. 5. Das fünffte geschlecht / das Eystettische Zahnkraut / Dentaria baccifera foliis Ptarmicae, C. B. findet man allein im Eystettischen Lustgarten. Eigenschafft. Das Zahnkraut hat viel irrdische / zusammen ziehende / und etwas scharfflichte / grobe saltz-theilgen / dannenher die eigenschafft zu tröcknen / etwas zu wärmen / zusammen zu ziehen / und zu heilen. Gebrauch. Das Zahnkraut komt mit dem Sanickel in seiner würckung überein / daher es billich zu den Wund-tränckern soll gebraucht werden. Dieses Kraut zu pulver gtstossen / und (Brüch junger Kinder.) den jungen Kindern welche gebrochen sind / alle morgen ein messer-spitz voll in der pappen / oder einem löffel voll Sanickel-wasser eingegeben / heilet die Brüch. CAPUT CII. Gemein Zungenblat. Laurus Alexandrina fructu pediculo insidente. Namen. ZUngenblat heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Hypoglossum, Laurus Alexandrina, Uvularia, Bislingua. Bonifacia. Italiänisch / Bislingua, Bonifacia. Frantzösisch / Herbe appelleé lingua pagana, Bislingua. Spanisch / Lengua de cavallo. Englisch / Horsetonge / Bubletonge. Niderländisch / Tonghenblad / Beelkruyd. In Teutscher Sprach nennet man es auch Zapffenkraut / Hanckblat / Hackenblat / Auffenblat und Keelkraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Das Zungenblat / Laurus Alexandrina fructu pediculo, vel etiam folio insidente, C. B. Bonifacia s. Bislingua, J. B. Hypoglossum, Matth. Hat blätter wie der Mäußdorn / doch viel grösser / steiff / adericht / und oben mit scharffen Zippen. Die blätter stehen je zwey und zwey gegen einander / und mitten darunter schiesset ein klein blättlein herfür / anzusehen wie ein zünglein. Auß desselbigen blättleins Ursprung wachsen beere / die sind erstlich grün / darnach werden sie roth / wie in dem Rusco, oder Mäußdorn. Die stengel an diesem Kraut sind rund / streifficht / grün und schwanck / wie an der Weißwurtz. Die Wurtzel ist schier allerding dem Mäußdorn gleich. Es wächßt in den Gebürgen / und sonderlich in nassen Orten. Man findet es viel in Ungarn / Franckreich und um Genua. Scheißlorbeer-kraut. Chamaedaphne. 2. Scheißlorbeer-kraut / Chamaedaphne, Matt. Laurus Alexandrina & Chamaedaphne, Col. Ist ein Staud anderthalb elen hoch mit vielen ästen und zweigen / die sich als die Riemen biegen lassen. Die Rinde an den ästen ist gantz zäh. Die blätter / welche von der mitten an auffwerts an den ästen stehen / vergleichen sich dem Lorbeerlaub / sind doch weicher / zärter / kläbericht / lassen sich auch nicht [954] gern brechen: sind scharff und brennend im Mund und Rachen. Die blumen erscheinen etwas weiß und leibfarb / am Geruch nicht unlieblich: darauß werden erstlich rothe / darnach wenn sie zeitig / schwartze beer. Die Wurtzel ist holtzicht und lang. Wächßt gern in hohen Wäldern. Demnach diese beer sehr hitzig und scharff sind / werden sie nicht in der Artzney gebraucht. Eigenschafft. Das Zungenblat ist warmer und trockner natur: führet alkalisch-irrdisehe saltztheilgen / und hat davon die tugend zu zertheilen / zu säuberen und zu heilen. Gebrauch. (Gefallen Zäpfflein im Halß / feucht geschwollenes Hauffblat / Geschwär im Halß / Mundfäule.) Ein kleine Hand voll Zungenblat in einem quartal frisch Brunn-wasser gesotten / und den Mund damit laulicht gegurgelt / dienet wider das gefallene Zäpfflein im Halß / trocknet das feuchte geschwollene Hauffblat des munds / heilet die Geschwär desselbigen / und die Mundfäule. Gleiche krafft soll es haben / wenn man nur darüber trincket. (Brüch.) Das Pulver des Zungenblats wird auch zu den Brüchen gerühmet / dessen ein halb quintlein alle morgen in einem trüncklein destillierten Wallwurtz-wasser eingenommen / und wiewol es dem jenigen / so es also gebraucht / in den ersten tagen bedunckt / als wolle ihm alles Gedärm durch den Bruch auß dem Leib herauß weichen / so heilet es doch denselbigen nachmahls fein zu / daher in den gemeldten ersten tagen die darzu gehörige Bänd erforderet werden / die das Gedärm zu ruck halten / wie solches Matthiolus und Castor Durantes berichten. CAPUT CIII. Zapffenkraut. Hippoglossum. Namen. ZApffenkraut / Hauckblat / Auffenblat / Keelkraut / heißt Lateinisch / Hippoglossum, Lugd. Laurus Alexandrina, Matth. Polygonatum latifolium ramosum, C. B. J. B. Uvularia, Bonifacia, Lingua pagana. Gestalt. Das Zapffenkraut hat fast blätter wie der Mäußdorn / sind doch grösser / und streifficht / stehen an dem stengel ohne stiel. Zwischen den blätteren und stengeln bringet es an langen / nidsich hangenden / dünnen stielen / blümlein wie Mäyenblümlein / welche unden mit schwartzen flecklein gesprenget. Darauff folgen rothe beere in Erbsen grösse. Seine zweige sind spannen-lang / offt länger / darzu schwanck / und biegig. Die Wurtzel findet sich dick / weiß / knollicht / und sehr zasicht / wie in dem Mäußdorn / doch grösser / weicher und wolriechender. Wächßt auff den hohen Gebürgen / sonderlich dem Dürrenstein und Wechsel in schattichten wälderen. In Teutschland wird es auch wol in den Gärten geziehlet. Eigenschafft und Gebrauch. Die Wurtzel führet ein scharfflichtes saltz / dadurch sie wärmet / eröffnet / trocknet / säuberet / und die monatliche Weiberblumen bringet.

CAPUT CIV.
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Purpurbrauner Orant. Antirrhinum purpureum. Namen. DRant heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Antirrhinum, Caput canis, Caput vituli. Italiänisch / Antirrino. Frantzösisch / Oeil de chat, Teste de veau, Museau de veau, Gueule de veau, Mouron violet. Spanisch / [955] Cabeza de ternera. Englisch / Caluessnout / Snapdragon. Niderländisch / Orant / Knaptandekens-kruyt / Kalfsmuyl / Kalfsneusel / Kalfssnuyte. In Teutscher Sprach nennet man ihn auch Dorant / Sterckkraut / Brackenhaupt / Kalbsnasen und Hundskopff. Geschlecht und Gestalt. 1. Der Purpurbraune Orant / Antirrhinum purpureum, Ger. vulgare, J. B. majus alterum folio longiore, C. B. Ist ein staudicht Gewächs / auff schwartz geneigt / mit viel zweigen und blättern. Diese blättern sind länglicht / dick / ein wenig rauch / an dem Umkreiß gar nichts zerkerbt. Der stengel in der mitte ist dick und steiff / mit viel nebenzweigen besetzt / läßt sich also das gantze Gewächs ansehen / wie ein klein bäumlein. An den gipffeln der zweige bringt es viel purpur-braune blumen / schicht-weise nach einander gesetzt / vergleichen sich den blumen Fingerhut genant / sind nicht offen / sondern zugethan. Nach abfallung dieser blumen folgen knöpffe oder bollen / einer Bohnen groß / allerdings gezeichnet wie ein Kalbskopff / darinnen ligt kleiner samen. Es hat viel Wurtzeln / in der dicke des kleinen Fingers / mit viel kleinen angehängten zäserlein. Grosser Feld-Orant. Antirrhinum arvense majus. 2. Der grosse Feld-Orant / Antirrhinum arvense majus, C. B. angustifolium sylvestre, J. B. ist dem ersten fast gleich / mit blättern / blumen und knöpffen / außgenommen daß die blätter schmäler sind / und an dem obertheil der zweiglein gestaltet schier wie ein Stern. Die blumen sind leibfarb / mit einem gelben schlund des Löwen mund ähnlich. 3. Der kleine Feld-Orant / Antirrhinum arvense minus, C. B. vergleicht sich mit dem vorigen / allein ist er kleiner / denn er gar selten Kleiner Feld-Orant. Antirrhinum arvense minus. einer elen hoch wächßt: trägt kleine weisse blumen / und hat auch einen sehr kleinen samen / welcher der nasen eines Kalbskopffs gleich sihet. Wächßt in den Wein-gärten und auff den Aeckern. Felsen-Orant. Antirrhinum saxatile, foliis Serpilli. 4. Der Felsen-Orant / Antirrhinum saxatile foliis Serpilli, C. B. kommet mit seinen blättern und blumen mit dem vorigen überein / [956] allein sind sie auch kleiner: die purpurfarbe blumen wachsen nicht an dem obern theil / sondern neben dem ursprung der blättern herfür / auß welchen dünne köpfflein werden / der Kalbs- oder Affen-hirnschalen ähnlich / in denen kleiner samen ligt. Wächßt gemeiniglich an dem rand der Gärten und andern ungebauten orten. 5. Der gelbe Orant / Antirrhinum lute??? flore, C. B. flore luteo grandi, Camer. 6. Der weisse Orant mit zerschnittenen blättern / Antirrhinum folio dissecto, C. B. album serrato folio, J. B. 7. Der schmal - blättige / grosse / frembde Orant / mit hoch - rother Blume / Antirrhinum angustifolium majus peregrinum ruberrimo flore, Hort. Reg. Paris. 8. Der lang-blättige Orant / mit grosser milch - weisser Blume / Antirrhinum longifolium majus Italicum flore amplo niveo lactescente, Hort. Reg. Paris. 9. Der Spanische / haarige Orant / Antirrhinum Hispanicum villosum, Valerianae rubrae folio, Tournef. 10. Der Spanische Orant mit Costentzblättern / Antirrhinum Hispanicum villosum, Origani folio, Tournef. 11. Der hohe / Spanische Orant mit schmalen Blättlein / Antirrhinum Hispanicum altissimum, angustissimo folio, Tournef. Eigenschafft. Der Orant hat viel irrdische / saltzichte theilgen / und also die eigenschafft zu tröcknen / anzuhalten / und zu heilen. Gebrauch. (Gespenst und Sauberey.) Die alten Weiber brauchen den Orant wider die Gespenst und Zauberey / hencken ihn entweder an / oder beräuchern sich darmit / legen ihn in die Schuh / in das Beth / und in das Hauß. Matthiolus schreibt / er habe in eines Herren Schloß an einem Ketten - hund wargenommen / der sonst stäts thät bellen / wenn er frembde Leuth sahe / daß derselbige Hund in acht tagen nicht gebellet hab / und dieweil man vermeint der Hund wäre durch böse Leuth bezaubert / die vielleicht etwas arges in demselbigen Schloß zu begehen im Sinn hätten / hat man dieses Kraut in die Hunds - hütten gelegt / bald darnach hat der Hund widerumb gebellet. Bartholomaeus Carrichter beschreibt in seinem Kräuterbuch an vielen orten etliche Artzneyen / welche er auß dem Orant wider die Zauberey zubereitet / und den Krancken gebraucht habe / dieweilen aber darbey wichtige / und von den Theologis und Medicis noch nicht erörterte Fragen einfallen / ist allhier weiters davon zu schreiben nicht nöthig. CAPUT CV. Frawen-Haar. Adiantum. Namen. Frawen - Haar oder Venus - Haar / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Adiantum, Capillus Veneris, Capillus terrae. Italiänisch / Capelli di Venere. Frantzösisch / Cheveu de Venus, Capil vener herbe, Frawen - Haar. Adiantum. Chevelure de Femme. Spanisch / Culantrillo de Pozo. Englisch / Venus hart-Dänisch / Venushaar / Fruerhaar. Niderländisch / Vrouwenhayr. Gestalt. Das Frawen - Haar hat ein haarige / schwartze wurtzel; auch zarte / braun-schwartze / gläntzende stengel: die blätter sind klein und rundlicht / vergleichen sich dem Coriander / dieweil er jung und noch nicht in die stengel gestiegen ist / sind darzu weißlicht / zurings herumb zerspalten und zerkerbt. Es bringt weder blumen noch samen. Wächßt viel in Franckreich umb Montpelier / in Italien und Piemont / von dannen es zu uns in Teutschland zur Artzney gebracht wird. Eigenschafft. Das Frawen - Haar hat ein mittelmäßige natur / zwischen kalt und warm. Führet ein gelind alkaliches / etwas ölichtes saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft zu eröffnen / das scharffe melancholische Geblüt zu reinigen und zu versüssen / den Harn und Schweiß gelind zu treiben / aller Fäulung zu widerstehen / zu säubern / zu heilen / die verstopfften Leber- und Miltze - trüsen auffzulösen. Gebrauch. (Schwerlicher Athem / Keuchen / Gelbsucht / Blutspeyë / Seitenstechen / versteckter Harn und monatliche reinigung der weiber.) Eine hand voll Frawen - Haar in einer maß frischen Brunnwassers gesotten / und davon getruncken / ist gut wider den schwerlichen Athem oder Keuchen / die Gelbsucht / stillet das Blutspeyen und Seitenstechen / befürdert den versteckten Harn und die monatliche Reinigung der Weibern. Frawen - Haar hat seinen Namen daher / dieweil es dick und schön Haar machet / wenn [957] (Mangel des Haars / Schuppen des Haupts.) man es in der Laugen brauchet / und darmit zwaget / soll auch das außgefallene Haar widerumb wachsen machen / und die Schuppen des Haupts vertreiben. (Stäter husten / keuchen / Engbrüstigkeit.) Das destillierte Frawenhaar-wasser ist gut wider den stäten Husten / das Keuchen und Engbrüstigkeit / reiniget die Brust von allem Koder / eröffnet die Verstopffung der (Koder auff der Brust / Verstopffung der Leber und Miltz.) Leber und Miltz / führet auß den Nieren- und Blasen - stein / so man morgens nüchtern 5. oder 6. loth davon trinckt. Der in den Apothecken zubereitete Syrupus (Nieren- un̅ Blasenstein.) Capillorum Veneris simplex, oder einfache Frawenhaar - syrup / wird gebraucht wider die hitzigen Gebresten der Brust / eröffnet die Verstopffung der Lungen / Leber / Miltz / Nieren und Blasen / befürdert den Außwurff / dienet im Seitenstich. CAPUT CVI. Widertodt. Trichomanes. Namen. Widertodt heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Trichomanes, Polytrichum officinarum, Herba capillaris, Barba Herculis, Adiantum rubrum. Italiänisch / Politrico. Frantzösisch / Politrichon. Spanisch / Politrico. Englisch / Common / Maiden haire. Niderländisch / Wederdoot. In Teutscher Sprach nennet man ihn auch Abthon / Widerthon / roth Steinbrech und Steinfeder. Gestalt. Der Widertodt scheint ein Geschlecht des Frawen - haars zu seyn. Wächßt auß alten Mauren / an dunckeln und feuchten orten / sandichten Felsen / in Wäldern und an den Brünnen. Ist ein wasicht stöcklein / ungefehr spannen - hoch. Die stengel sind Kästen - braun / ein jedes auff beyden selten mit runden kleinen blättlein durchauß besetzt / wie ein kleine Strauß-feder / oder dem Farrnkraut gleich / doch viel kleiner. Diese blätter sind an der einen seiten gegen der Erden mit vielen braun - gelben tüpfflein besprengt / bringt weder blumen noch samen. Die wurtzel ist schwartz / auß vielen kleinen härlein oder fäsemlein zusammen gesetzt. Dieses Kraut soll im anfang des Herbsts gesamlet werden. Man findets bißweilen grösser und zuzeiten kleiner / gibt dem Frauenhaar an der krafft nichts vor. Nach dem bericht Nicolai Braunii, ist sein destilliertes Wasser denjenigen sehr gut / welchen die Leber zu faulen anfängt. Hat sonderlich eine krafft die verstopfften Kröß-adern zu eröffnen / und also das Abnehmen und Schwindsucht zu heilen. CAPUT CVII. Maur - Kauten. Ruta muraria, s. Paronychia prima, Matth. Namen. MAur-Rauten heißt Lateinisch / Ruta mutaria, C. B. J. B. Paronychia, Ruta muralis, Salvia vitae, Park. Adiantum candidum sive album. Italiänisch / Paronychia, Ruta della muraglia. Frantzösisch / Rüe de muraille, Rüe de mur, Sauve vie. Spanisch / Ruda de muralla. Niderländisch / Steenruyte. Englisch / Wall - Rüt / Tentwort. Gestalt. Hieronymus Tragus beschreibet die Maurrauten also. Die Maurraut wächßt auß den Rissen und Fugen der Mauren / gewinnet kurtze stengelein / fingers-lang / etwan 40. oder 50. auß einem waßichten schwartzen würtzlein / das sind nichts anders denn blätlein / welche allesambt gleich lang / wachsen [958] neben einander gantz drauschlicht / sind mit ihren Kerffen zerspalten / wie der junge Coriander / aber mit der Gestalt den Weinrauten- blättlein gantz gleich / auff der lincken seiten gewinnen diese Rauten-blättlein jhre gold-gelbe Tüpfflein / nicht anderst als der Engelsüß / und das nimt man im Heumonat am ersten wahr: das Maur-büschelein gewinnet kein andern stengel oder blumen / bleibet also mit seinen blättlein über den Winter grün / welches ein sonderlich wunder der Natur ist / daß ein kleines kräutlein in trockenen Felsen und Steinen / im Winter und Sommer / grün unversehret bleiben kan / fahet nicht an zu verderben / es seyen denn zuvor andere junge und newe blättlein vorhanden / die kriechen jährlich gegen dem Aprillen zwischen den alten blätlein herfür / gantz stumpff / rumb gebogen wie die ersten blätter an der Hirtzzungen. Die Maurrauten hat gleiche Krafft / wie das Frawen - haar / daher eines für das ander wol kan gebraucht werden. Fridericus Hoffmannus in Clave pharmaceutica Schroederiana p. m. 537. schreibet; Es (Brüch der Knaben.) l???ige ein sonderbare kraft in der Maurrauten / die Brüch der Knaben zu heilen / wen̅ man ihnen dieses Kraut zu pulver gestossen / zehen Tag nach einander eingibet. CAPUT CVIII. Finger-nagelkraut. Paronychia altera Matthioli. Namen. DAs Finger-Nagelkraut heißt Lateinisch / Paronychia altera, Matth. Anthyllis maritima Alsinefolia, C. B. Gestalt. Das Finger-Nagelkraut ist ein drauschlicht Stäudelein / hat ein runde / weisse und zasichte wurtzel / kaum eines Fingers lang / auß welcher schmale ästlein kommen / beynahe einer spannen hoch / mit vielen gewerblein / an denen kleine aschenfarbe blätter wachsen / die werden bißweilen rund / und zuzeiten länglicht / auff den gipffeln der ästlein überkomt es seine dolden von weissen blümlein / nach welchen der samen folget /(Finger-geschwär / Stein.) wie Hirsen-körnlein / eines starcken geruchs. Es wächßt am Meer / wird gelobt wider die Finger-geschwär / daher es den Namen bekommen. Matthiolus rühmet es wider den Stein. CAPUT CIX. Leinkraut Osyris. Namen. LEinkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Osyris, Linaria. Italiänisch / Linaria. Frantzösisch / Linaire. Spanisch / Linaria. Englisch / Wild Line or Flax / Linewort / Roadflax. Dänisch / Wildhoer Wildtorskemund / Skideurt. Niderländisch / Wild Vlaß. In Teutscher Sprach nennet man es auch Harnkraut / Krotten-flachs / wilder Flachs / unser Frawen Flachs / Nabelkraut und Flachskraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Das gemeine Leinkraut / Linaria vulgaris lutea flore major, C. B. lutea vulgaris, J. B. Ist der kleinen Wolffsmilch so gleich / daß man sie kaum von einander underscheiden kan / aber das Leinkraut gibt kein Milchsafft wie die Wolffsmilch / daher der alte Lateinische Reim lautet: Esula lactescit, sine lacte Linaria crescit. Seine stengel sind gerad / schwartzlicht / zart / zäh und elen-hoch. Die blätter stehen allenthalben umb den stengel dick an einander / von unden biß oben an / sind länglicht und den Flachs-blätteren gleich / doch kleiner und schmäler / erstlich schwartz-grün / darnach röthlicht. Die Blumen erscheinen liecht-gelb / gestaltet wie Rittersporen. Mitten in diesen Blumen / siehet man gantz dotter-gelbe striemlein ohn allen [959] geruch / die werden zu runden knöpffen oder bollen / darin ligt breiter schwartzer samen wie Entzian. Die wurtzel ist schlecht / davon andere würtzelein entspringen / so neben herumb kriechen. Blühet den gantzen Sommer über biß gegen dem Herbst. Es wächßt auff ungebauten Rechen und den Mauren / in den Gärten / hinder den Zäunen. 2. Das Leinkraut mit weissen Blumen / wird bey Michelfelden / und auff dem Reichensteinischen Berg angetroffen / Linaria montana flosculis albicantibus, C. B. 3. Das Dalmatische Leinkraut mit breiten blätteren und gelben grossen Blumen / Linaria latifolia Dalmatica, C. B. maxima foliis Lauri Dalmatica, J. B. 4. Das dreyblättige grosse Leinkraut / Linaria latifolia triphyllos major, C. B. 5. Das kleine dreyblättige Leinkraut / Linaria triphyllos minor lutea, C. B. trifolia, J. B. 6. Das Sicilianische Leinkraut mit vielen stengeln / Linaria Sicula multicaulis, Molluginis folio, Boccon. 7. Das vierblättige grawblumige Leinkraut / Linaria quadrifolia exiguis flosculis cinereis. C. B. 8. Das vierblättige gelbe Leinkraut / Linaria quadrifolia lutea, C. B. 9. Das gelbe Berg-Leinkraut / Linaria lutea montana Genistae tinctoriae folio, C. B. 10. Das Leinkraut mit kleinster gelber Blum / Linaria lutea flore minimo, C. B. 11. Das nidrige gelbe Leinkraut / Linaria pumila supina lutea, C. B. lutea parva serpens, Joh. Bauh. 12. Das Ungarische Leinkraut mit bleicher Blum / Linaria flore pallido rictu aureo, C. B. Pannonica flore luteo minore quàm in vulgari, J. B. 13. Das fettblättige nidrige Leinkraut / Linaria pumila foliis carnosis, flosculis minimis flavis, C. B. lutea parva annua. J. B. 14. Das grosse Purpurfarbe wolriechende Leinkraut / Linaria purpurea major odorata, C. B. purpurea magna, J. B. 15. Das auffrechte / blawe Feld-Leinkraut / Linaria arvensis coerulea erecta, C. B. odorata Monspessulana minor coerulea, J. B. 16. Das nidrige purpurfarbe Leinkraut / Linaria purpurea parva, J. B. quadrifolia supina, C. B. 17. Das haarige Felsen-Leinkraut / Linaria saxatilis Alsines, vel etiam Thymi aut Polygoni folio villoso, Tournefort. 18. Das kriechende blawe Leinkraut / Linaria coerulea repens, C. B. purpurea parva foliis sine orline dispositis, J. B. 19. Das bleichblumige Leinkraut / Linaria flore pallido, rictu purpureo, C. B. 20. Das Spanische haarige Leinkraut / Linaria Hispanica Numulariae folio: Item Hispanica tenuifolia villosa & viscosa: Item Hispan. trifolia & latifolia villosa, Turnefort. Neben diesen hat es noch viel mehr Leinkräuter / weilen sie aber meistentheils frembd / als finden wir unserem fürhaben zu wieder / deren samtlich zu gedencken. Eigenschafft. Das gemeine Leinkraut führet ein scharffes nitrosisch-flüchtiges saltz / und hat davon die eigenschafft zu wärmen / zu zertheilen / zu tröcknen / durch den Harn starck zu treiben / allen versessenen zähen Schleim zu erdünneren / die verstopffungen der Kröß-aderen / Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / die Monatliche Weiber-reinigung zu beförderen / Geschwär und Schäden zu säuberen und zu heilen / auch die entzündung der guldenen Aderen zu zertheilen. Gebrauch. (Wassersucht / Gelbsucht / versteckter Harn verstopffung der Leber und Miltzes.) Das destillierte Wasser des Leinkrauts ist trefflich wider die Wassersucht / denn es treibet den versteckten Harn gewaltig fort / dienet auch wieder die Gelbsucht / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltzs / so man morgens nüchtern fünff oder sechs loth davon trincket. Das auß dem Leinkraut in den Apothecken (Geschwulst un̅ schmertzen der Gulden-Ader.) zubereitete Sälblein / Unguentum de Linaria genant / wird hochgelobt wider die Geschwulst und Schmertzen der gulden Ader / so man davon auff ein reines tüchlein streichet und warm überleget. Man bereitet es also: Nim Leinkraut mit den blumen / ein oder zwey handvoll / zerstosse es wol / kochs mit Schweinen-schmaltz / drucke es nachmals durch ein Tuch / was nun durchgangen / vermisch mit einem oder mehr Eyerdotter / daß ein Sälblein darauß werde / davon man wie angezeigt gebrauchen solle. Als Herr D. Wolffius diese bewehrte Artzney Weyland dem Durchleuchtigen Fürsten und Herren / Herren Ludwig dem Aeltern / Landgraffen zu Hessen / geoffenbahret / hat er ihme dafür jährlich ein gemästeten fetten Ochsen verehren lassen. CAPUT. CX. Schwartze Nießwurtz. Helleborus niger.
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Namen. SChwartze Nießwurtz oder Christwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Helleborus niger, Veratrum nigrum. Italiänisch / Hellebolo negro. Frantzösisch / Ellebore noir. Spanisch / Verdegambre negro, Veratro negro. Englisch / Blacke helledore. Niderländisch / Zwart nieskruyd. Geschlecht und Gestalt. 1. Das erste Geschlecht der schwartzen Nießwurtz / Helleborus niger, Matth. niger hortensis flore viridi, C. B. niger vulgaris flore viridi vel herbaceo, radice diuturnâ, J. B. Hat neun blätter an einem stiel. Die blätter sind lang / schmal / zurings herum zerkerbt / schwartzlicht / und an dem Angriff ein wenig scharff. Der stiel ist lang und holkehlicht. Das Kraut bringt einen starcken stengel und blumen / gestaltet wie die Rosen / der umsatz an disen blumen ist von fünff weissen / braunrothen / oder gelb-grünen blättlein besetzt / denn die Blum erscheint von anfang weiß hernach purpurfarbig und endlich grün. Mitten in dieser Blum stehen auffgespitzte schöttlein mit fünff oder mehr fächlein an einander / darinnen ligt länglichter schwartzer samen verwahret. Die Wurtzel ist wasicht / schwartz und in einander geschrenckt / am Geruch starck / fast wie der Holunder / auff der Zungen bitter / scharff und widerwertig. Man findet sie auff den Bergen und Büheln. Schwartze Nießwurtz mit Rosenfarber Blum. Helleborus niger flore roseo. 2. Das ander Geschlecht der schwartzen Nießwurtz / Helleborus niger flore roseo, C. B. niger flore albo, interdum etiam valde rubente, J. B. gewinnet steiffe blätter / wie Löwentapp / deren blätter stehen sieben an einem langen runden stiel / sind auch an dem umkreiß zerkerbt / aber die äussersten blätter auß diesen sieben an beyden enden / sind dem nächsten blatt zugethan an einem stiel: die andern drey stehen in der mitte frey / das ist / ein jedes an seinem besondern stiel. Der stengel ist rund / glatt / fest / nicht einer elen hoch. Die blumen erscheinen an langen / runden / glatten stielen / gestaltet wie die Rosen / von farben gleich purpurbraun. In der mitte stehen zusammen gedrungene schöttlein / acht neben einander / zwischen weissen fäsen / darinn ligt länglichter samen. Hat unzehlich viel wurtzeln / wie die erste / sind doch schwärtzer und dicker / am Geschmack bitter / scharff / unangenehm / und am Geruch unlieblich. Diese wächßt auff ebenen ungebauten Orten / und neben fliessenden Wassern. Man findet sie in grosser menge in Ober-Oesterreich um die Stadt Steier / vier Meil von Lintz gelegen / wie auch auff den Bergen in Schwaben / Meissen / Thüringen / Sachsen / und andern orten Teutschlands. Sie blühet im Jenner biß auff den Aprill / ob sie schon mit Schnee bedeckt ist. Matthiolus hält dafür / daß diese von den Apotheckern zu den Artzneyen solle gebraucht werden. 3. Noch ein sonderlich geschlecht der schwartzen Nießwurtzel / Elleborus niger Saniculae folio minor genennt / beschreibet Caspar. Bauhinus in prodromo Theatri Botan. lib. 5. cap. 9. Es hat viel schwartze wurtzeln / und hangen von einem kleinen köpflein gar viel zaseln hinab: die blätter mit langen stielen begabet / sind rundlicht / daumen-nagels breit / in sieben kurtze und schmale underscheid biß auff die mitte zerschnitten / und rings herum zerkerfft / an dem stengel aber mit kurtzen stielen sehr subtil zerspalten: zwischen den blättern entstehen zwey oder drey glatte stengelein / einer spannen hoch / und mit einem oder ein paar blättern bekleidet / an deren gipffel erzeigen sich bißweilen nebenzu kleine stielein / welche weisse / zusammen gerollte und flockichte blumen tragen. In summa dieses Geschlecht komt in allem mit dem Veratro nigro, oder schwartzen Nießwurtzel Dodonaei, und der Astrantia nigra, oder schwartzen Meisterwurtz Lobelii überein / allein wird es kleiner. Wächßt auff den Alp-gebürgen / dem Lucernischen Fracmont / Bündnerischen Spliegel / und den Pirenäischen Bergen. Ob aber diese schwartze Nießwurtz oder kleine schwartze Meisterwurtz eine starcke purgierende krafft / wie die gemeine schwartze Nießwurtzel in sich halte / zweiffle ich sehr. Denn die grosse schwartze Meisterwurtz ein zusammen ziehende eigenschafft hat / und gar wenig wie die Rhabarbara purgiret / wie solches Theod. Tabernaemontanus in dem 1. Buch der 3. Section im 15. cap. berichtet. Eigenschafft. Die schwartze Nießwurtz ist hitziger und trockner Natur im dritten grad: führet ein scharffes etzendes / vitriolisches Saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft starck zu purgieren / zu erdünnern und zu eröffnen.
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Gebrauch. Man solle die schwartze Nießwurtz innerlich nicht brauchen / sie werde denn von einem wolerfahrnen Medico eingerathen. Gleichwol pflegt man das davon mit branntenwein außgezogene Extract, wie auch die wurtzeln in denen purgierenden Kräuterweinen nutzlich zu gebrauchen. Vermeinte schwartze Nießwurtz. Pseudohelleborus Matth. Namen. VErmeinte schwartze Nießwurtz heißt Lateinisch / Pseudohelleborus, Helleborus Hippocratis, Buphthalmon Dioscoridis, Helleborus niger, ferulaceus Theophrasti, Helleborine tenuifolia, Helleborastrum nigrum, Helleborus niger tenuifolius Buphthalmi flore, C. B. Gestalt. Die vermeinte schwartze Nießwurtz wächßt zweyer spannen hoch / mit zarten / weichen stengeln / und kleinen subtilen blättlein / wie die Stabwurtz oder Fenchel: bringet goldgelbe gläntzende blumen wie Kühdill / doch ein wenig grösser: darauß entspringen länglichte knöpffe / fast anzusehen wie die Brombeer / hat auch schwartze wurtzeln / wie die schwartze Nießwurtz / doch nicht so viel / sind auch zärter. Wächßt in Böhmen in grosser menge / und sonderlich umb die Statt Prag / blühet in dem Aprillen und Mäyen. Man findet sie auch in Teutschland an vielen orten / sonderlich umb Jena in Thüringen / und umb Wien in Oesterreich / da sie die Kräuter-weiber für die rechte schwartze Nießwurtz zu Marckt bringen / soll aber nicht darfür (wie es offt von den Apotheckern geschicht) gebraucht werden. Läußkraut. Consiligo. Blumen und Samen des Läußkrauts. Flos & semen Consiliginis. Gestalt. Der vermeinten schwartzen Nießwurtz hat Matthiolus annoch das Läußkraut zugesellet: Helleborus niger foetidus, Consiligo Plinii, C. B. niger sylvestris adulterinus, etiam hyeme virens, J. B Seine wurtzel ist dick / und mit vielen zaseln behenckt / auß welcher ein hoher stengel wächßt / so in etliche zweiglein [962] abgetheilet wird / deren jedes neun blätter trägt / daher man es Enneaphyllum nennet. Die bleich-grüne blumen kommen fast mit der schwartzen Nießwurtz blumen überein / sind inwendig mit einem schöttlein besetzt / darinn der schwartze samen ligt. Das gantze Gewächs stinckt übel / blühet im anfang des Sommers: wächßt auff rauhen und steinichten bergen / bißweilen grösser und zu zeiten kleiner. Man soll es nicht in den Leib gebrauchen / denn es die Läuß / davon es den namen Läußkraut hat / nicht allein tödet / sondern es sterben auch die Füchs und Wölff darvon / wenn sie es genossen haben. Wächßt allhier hin und wider in zimlicher menge. CAPUT CXI. Weisse Nießwurtz. Helleborus albus. Namen. WEisse Nießwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Helleborus albus, Veratrum album. Italiänisch / Helleboro bianco. Frantzösisch / Ellebore blanc. Spanisch / Verdeyambre blanco, Yerva de ballesta. Englisch / White ellebore. Niderländisch / Wit niescruyd. Gestalt. Die weisse Nießwurtz / Helleborus albus flore subviridi, C. B. albus, J. B. hat einen stengel elen-hoch / bißweilen höher / inwendig hol / außwendig mit etlichen häutlein bedeckt / welche sich abschelen / wenn er dürr wird. Die blätter vergleichen sich dem Wegerich oder Entzian / sind aber nicht so lang / mit braunlichten striemen durch zogen. Zwischen den blättern / und oben am gipffel des stengels zu beyden seiten / erscheinen viel drauschlichte / grünlichte / und bißweilen schwartz-rothe blümlein wie sternlein / darauß werden kleine schöttlein / darinnen ligt der samen. Die wurtzel ist dicker als ein daum / außwendig braun erdfarb / inwendig aber weiß und luck / mit viel weissen / zarten neben-wurtzeln rings herumb besetzt / am geschmack scharff und hitzig / so man sie kewet / ziehet sie den speichel wie Bertram. Wächßt gern auff den kalten wilden Gebürgen / überall in Teutschland / als im Schweitzerland / Schwartzwald / Elsaß und andern orten. Sie wird auff dem Bernischen Nesso oder Niessen-berg / als von welcher er seinen namen bekommen / in grosser menge gefunden. Allda findet man noch eine andere art / so dieser in allem gleich / weder daß sie kleinere blättlein hat / den spitzen Wegrichblättern ähnlich / und schwartz-rothe blumen / deren jegliche auff ihrem eigenen stielein sitzet / den stengel umbgeben. Man findet die weisse Nießwurtz auch auff dem Lucernischen Fracmont oder Pilatus-berg. Eigenschafft. Die weisse Nießwurtz ist mit einem scharff etzenden vitriolischen saltz oder gifft begabet / deßwegen warm und trocken im dritten grad; purgieret sehr starck über und under sich / und wird deßwegen inwendig nicht sonderlich mehr gebraucht. Gebrauch. (Schlaffsucht.) So jemand von der Schlaffsucht angegriffen worden / also daß man ihne kaum erwecken kan / soll man ihme einer Erbs groß von der gepülverten weissen Nießwurtz durch einen Federkengel in die Naß öchlein blasen. Die weisse Nießwurtz sol nicht in Leib gebraucht werden / denn sie den Menschen lo hart zum Erbrechen treibet / daß er auch davon ersticken kan. Wenn man die Fliegen vertreiben will / soll man Nießwurtz in Milch sieden und es ihnen fürstellen / soviel davon essen müssen sterben. Deßgleichen mit Mehl vermischet und den Mäusen dargestellt / tödet sie auch. CAPUT CXII. Vermeinte weisse Nießwurtz. Helleborine. Namen. VErmeinte weisse Nießwurtz / Helleborin-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Helleborine, Elleborine, Epipactis. Englisch / White Hellebore. Geschlecht und Gestalt. 1. Das breit-blättige Helleborin-kraut / Helleborine montana latifolia, C. B. Elleborine Dononaei, J. B. bringt auß einer weissen / bittern / zaßlichten wurtzel / ein oder mehr fast elen-hohe / runde / und gleichsam mit Mehl angesprengte stengel / an welchen die aderichten / ablang zugespitzten / bittern blätter ohne stiel wachsen / und wechsel-weiß siehen. Die helffte des stengels wird mit blumen gezieret / welche bey nahem denen in der Stendelwurtz gleich kommen / und mit zweyen weissen samt dreyen grünlichten blättlein also begabet / daß sie einer Mucken mit auffgesperrtem Rachen gleich sehen. Unter
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Vermeinte weisse Nießwurtz. Helleborine. jedem blümlein stehet ein holes auff kurtzem stielein sitzendes köpfflein / in welchem endlich ein sehr kleiner same wie reines pulver / wächßt. Blühet im Sommer in schattichten Wäldern; bey uns auff dem Muttentzer-Mönchensteiner- und andern nahe ligenden Bergen. Wird zuweilen mit weissen / grünen / leibfarben und purpur-rothen blumen in Oesterreich und Ungarn gefunden. 2. Das schmal-blättige Wasser-Helleborinkraut / Helleborine angustifolia palustris sive pratensis, C. B. Damasonium flore herbaceo intus nonnihil albicante, J. B. Wächßt allhier auff den feuchten Matten bey Michelfelden. 3. Das Helleborin-kraut mit schwartzrother Blum / Helleborine altera atro-rubente flore, C. B. Elleborine botryoides s. Alisma racemosum, J. B. Item, Helleborie montana angustifolia, spicata, C. B. J. B. Wächßt bey uns auff dem Muttentzer-berg. 4. Das weiß-blumige Helleborin-kraut / Helleborine flore albo, vel Damasonium montanum latifolium, C. B. Damasonium Alpinum sive Elleborine floribus albis, J. B. Wächßt bey uns in den Mönchensteiner- und Schauenburger Berg-wäldern. 5. Das schmal-blättige / purpurfalbe Berg-Helleborinkraut / Helleborine montana angustifolia purpurascens, C. B. Damasonium purpureum dilutum, s. Elleborine 6. Clusii, J. B. Wächßt allhier auff dem Muttentzer- und Mönchensteiner-Berg. 6. Das fleischfarbige Helleborin-kraut / Helleborine flore carneo, C. B. J. B. 7. Das weiß-gelblichte Helleborin-kraut / Elleborine albo-sublutea, J. B. 8. Das kleine drey-blättige Helleborinkraut / Elleborine tenella tribus in caule folus praedita, J. B. Helleborine 7. Clusii, C. B. 9. Das Alpen-Helleborinkraut mit gelber Blum / Damasonium Alpinum floribus luteis, J. B. 10. Das Helleborin-kraut mit runder Blum / Helleborine flore rotundo sive Calceolus, C. B. Damasonii species quibustlam s. Calceolus Mariae, J. B. CAPUT CXIII. Zweyblat. Ophris. Namen. ZWeyblat oder wilder Durch wachs heißt Lateinisch / Ophris, Bifolium, Ophris bisolia, C. B. Pseudo-orchis. Italiänisch / Helleboro bianco falso. Englisch / Twayblade. Niderländisch / Twecblad. Gestalt. Matthiolus hat dieses Kraut hieher gesetzt / dieweil es mit seinen blättern recht wie die weisse Nießwurtz gestaltet ist / ader derer sind nur zwey / dar zwischen schießt der stengel herfür / der bringt bald von der mitte an biß oben auff grün-gelbe / und zuzeiten weisse blümlein / mit jhren außgereckten Zünglein wie Vögelein auffgethan. Die wurtzel ist dünn / mit vielen angehenckten zaseln / eines guten geruchs. Es wächßt gern auff den feuchten / wasserichten Wiesen / und blühet im Mäyen. Man findet es allhier groß und klein auff dem Berg bey dem Dorff Muttentz. Ein andere Art auch groß und klein mit dreyen blättern / wird bey dem Schloß Landskron gefunden; Ophris trifolia, C. B. Eigenschafft. Das Zweyblat ist warmer unb trockener [964] natur; Führet einige nitrosisch-balsamische theilgen bey sich / und wird in der Artzney sonderlich nicht gebraucht. CAPUT CXIV. Einblat. Unifolium. Namen. EInblat heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Monophyllon, Unifolium. Italiänisch / Unifoglio. Frantzösisch / Unefeüille. Englisch / Oneblade. Dänisch / Itblad. Niderländisch / Eenbladt. Gestalt. Einblat hat subtile / zasichte wurtzeln / mit welchen es hin und wider kriecht / auß der wurtzel wächßt ein einiger stengel / dünn / bintzicht / nicht über spannen-hoch / daran es vor seiner Blüth ein Blatt bekomt / welches rund und doch ein wenig gespitzt ist / wenn es aber blühet / so gewinnt es noch eines / oben am stengel trägt es weisse gestirnte / wolriechende blümlein / darauß endlich rothe beerlein werden. Es wächßt an schattichten orten / und blühet in dem Mäyen. Man findet es allhier auff dem Crentzacher-Berg.

CAPUT CXV.
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Wunderbaum. Ricinus. Namen. WUnderbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ricinus, Cataputia major. Italiänisch / Mirasole, Girasole. Frantzösisch / Herbe du Soleil, Palme de Christ. Spanisch / Higuera del infierno. Gemeiner Wunderbaum. Ricinus vulgaris. Englisch / Palma Christi. Dänisch / Undertroe / Kaarstroe. Niderländisch / Molenkruyt / Wonderboom. In Teutscher Sprach nennet man jhn auch Creutzbaum / Zeckenkörner / Mollenbaum / Römischer oder Türckischer Hanff. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Wunderbaum / Ricinus vulgaris, J. B. Ist als ein fremder gast zu uns kommen. Wird in den Gärten gepflantzet von dem samen. Wenn dieser samen die Keimen herfür stoßt / bringt ein jedes korn erstmahls zwey runde blätter / jedes einer doppelten Ducaten breit. Folgends kommen runde / breite blätter / zwischen denselbigen ein runder / holer / rohrichter zarter stengel / mehr denn Manns-hoch / ist braun und ein wenig weißfarb / darzu schmutzig / als wäre er mit mehl bestrewet / mit grossen schwartzen blättern gezieret. Ein jedes Haupt-blatt hangt an einem glatten / runden und langen stiel / ist zertheilt / eines in sieben / das ander in acht oder neun blätter / und sind an dem Umbkreiß zerkerfft. So Regenwetter angeht / thun sich die blätter übersich und empfangen den Regen / daß man etwan über drey tag wasser darinn findet. In der höhe gewinnt der stengel ästlein mit jhren gewerben und knöpffen / und an jedem gipffel derselbigen ästlein wächßt ein traubichter dold länger als ein spannen / der bringt zweyerley blüth / gelb und roth. Der erste oder underste ist gelbfarb / ehe die auffgehen / sind es runde spitzige knöpfflein / so die verblühen / fallen sie ab ohne Frucht. Die andere blüth ob derselbigen ist roth / wie die Saffran-blumen / nach deren kommen dreyeckichte / länglichte / bartichte körner / als wären sie mit weichen und subtilen stacheln besetzt / von farben grün-weiß. Wenn die zeitig werden [965] thun sie sich auff / und fällt der graue glatte samen herauß / welcher sich einem grossen Hundszecken der gestalt nach vergleichet. In diesem samen ist ein fett Marck / darauß haben die Egyptier zu ihren Ampeln und Liechtern öl gemacht. Die wurtzel ist spannen-lang / und in vier theil zertheilt / gehet doch nicht tieff in das erdreich. Dieser Wunderbaum ist ein recht Sommer-gewächs / mag in Teutschland kein reiffen oder frost erleiden / muß jährlich im Aprillen vom samen in den Gärten auffgebracht werden. 2. Der grosse Americanische Wunderbaum mit schwartzem samen / Ricinus major, semine nigro, C. B. major Americanus Curcas dictus & Faba purgatrix Indiae occiduae, J. B. 3. Der grosse Africanische oder Syrische Wunderbaum / Ricinus major Africanus, Sytiacus, vel AEgyptiacus, Park. 4. Der kleine Americanische Wunderbaum / Ricinus Americanus minor, C. B. 5. Der Americanische Wunderbaum mit klein zerschnittenen blättern / Ricinus Ameticanus tenuiter diviso folio, Breyn. 6. Der kleine Indianische Wunderbaum mit Nachtschatten-blättern / Ricinus minor Indicus Solani foliis, Breyn. 7. Der grosse Africanische Wunderbaum mit kno???ichtem stengel / Ricinus Africanus maximus, caule geniculato rutilante, Hort. Reg. Par. 8. Der grosse Americanische Wunderbaum mit grünem stengel / Ricinus Americanus major, caule virescente, Hort. Reg. Par. Eigenschafft. Dieweil der Wunderbaum / sonderlich in seinen körnern / ein starck es etzendes saltz und gifft hat / und dadurch den Leib nicht nur allzu starck bewegen / sondern auch sehr gefährliche Entzündungen und Brand darinnen erwecken kan / als soll er keines wegs zur Artzney inwendig gebraucht werden. CAPUT CXVI. Springkraut. Lathyris. Namen. SPringkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lathyris, Cataputia minore. Frantzösisch / Grande espurge. Spanisch / Tartago. Englisch / Spurge. Niderländisch / Sprinck kruyd / Sprinckkoren. In Teutscher Sprach nennet man es auch Springkörner / Springwurtz und Treibkraut. Gestalt. Springkraut bringet einen eintzigen setngel / der ist braunfarb / elen-lang / fingersdick / hol / mit langen fetten blättern bekleidet / anzusehen wie die Mandel-blätter / sind doch schmäler / linder / auff der einen seiten weißfarb / und mitten mit einer weissen rippen durchzogen. Am gipffel gewinnt der stengel viel ästlein und neben-zweiglein / daran stehen viel kleinere blätter denn unten / den Ephew-blättern etlicher massen gleich / sind nahe an den zweigen hol. Zwischen diesen Springkrant. lathyris. blättern bringet ess seine Frucht / das sind die grüne Nüßlein / ein jedes mit dreyen fächlein oder häußlein unterschieden / und in einem jede fächlein ein samkörnlein wie Hanff. Alsbald die Nüßlein dürr werden / springen sie mit einem knall von der Sonnen hitz auß. Die körner / so man sie schelet / sind weiß / fett und süß / zuletzt aber brennen sie als der Aron. Die wurtzel ist klein und holtzicht. Das gantze Kraut gibt weisse zähe milch. Wächßt gern an sandigen doch gebauten orten und in den Gärten. Eigenschafft. Das Springkraut ist warm im dritten / und trocken im ersten grad: führet ein gifftig etzend / ölichtes saltz / dadurch es dem Leib gefährliche Entzündungen und Brand zufügen kan. Gebrauch. Die Springkörner sind ein sehr gefährliche Artzney / deßhalben sie nicht innerlich sollen gebraucht werden. Nicolaus Agerius berichtet / daß die Landstreicher mit diesen Körnern viel Menschen getödet haben. CAPUT CXVII. Wolffsmilch. Tithymalus. Namen. WOlffsmilch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tithymalus, Herba lactaria, Esula officinarum. Italiänisch / Titimalo, Tortumaglio, Frantzösisch / Herbe à lair, Tithymale. Spanisch / Lechetrezna. Englisch / Scalettice / Wolfesmilcke / Milke / Thistle. Niderländisch / Wolffsmelck.
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I. Sonnenwendende Wolffsmilch. Tithymalus helioscopius. II. Cypressene Wolffsmilch. Tithymalus cyparissias. Geschlecht und Gestalt. Es gibt der Wolffsmilch sehr viel Geschlecht / von welchen wir allhier etliche in der Figur vorstellen / und annoch etlicher anderen anregung thun. 1. Die Sonnenwendende Wolffsmilch / Tithymalus helioscopius, aut solisequus, J. B. Helioscopius, C. B. Matth. wird also genennt / die weil es sich mit den gipffeln nach der Sonnen wendet. Wächßt hinter den alten Gebäuen / Mauren und wüsten Orten. Hat blätter fast wie der Burgel / doch etwas runder und dünner. Stost von der wurtzel drey oder vier stengel / die sind spannen-hoch / rund / zart / fett / röthlicht und voller Milch: blühet gelb / darauff folgen runde knöpfflein in der grösse deß Corianders / darinnen ligt kleiner samen eines brennenden geschmacks. Die wurtzel ist weiß mit angehenckten zäserlein. 2. Das ander Geschlecht ist die Cypressene Wolffsmilch / Tithymalus cyparissias, Matth. J. B. C. B. item Tithymalus cupressinus, J. B. wächst spannen-hoch. Der stengel ist rund / holtzicht / bleichroth / scharff / mit viel neben-zweigen und ästlein / die sind mit schmalen langen blättlein bekleidet / fast wie Eypressen. Oben trägt es rothgelbe Dolden mit kleinen samen. Die wurtzel ist vielfaltig und weißlicht. Das gantze Kraut ist voller Milch. Man findet es gemeiniglich auff den sandichten Heyden und feuchten Auen. Es gibt von diesem Geschlecht etliche sonderbahre gattungen / als zum Exempel / da die blätter dem Fiechten-laub ähnlich / Tithymalus foliis Pini, fortè Dioscoridis Pityusa, C. B. Tithymalo Cyparissiae similis, Pityusa multis, J. B. wie auch eine art / deren blätter mit saffran-gelben düpflein gezeichnet sind / Tithymalus cyparissias foliis punctis croceis notatis, C. B. III. Wolffsmilch. Tithymalus characias. 3. Das dritte geschlecht der Wolffsmilch / Tithymalus characias, Matth. Tab. Characias rubens peregrinus, C. B. Amygdaloides s. Characias, J. B. wächßt mit einem / oder mehr rothen / fingersdicken stengeln elen-hoch / und etwan höher. Die blätter vergleichen sich [967] dem Olivenlaub / sind aber schmäler und länger / beneben schön grün / dick / hart / und milchsafftig. In der höhe theilt es sich in viel neben-äste / zirckelweiß gesetzt / mit breiten holen knöpflein / die sind gestaltet wie ein kleine Wanne oder Badstande / bringen in tieffen kelchlein einige schwartze blümlein / und haben kleinen samen. Die wurtzel ist dick und holtzicht. Das gantze Gewächs ist voller Milch. Man findet es in rauhen und bergichten Orten. IV. Wolffsmilch. Tithymalus myrsinites. 4. Das vierdte Geschlecht der Wolffsmilch / Tithymalus myrsinites latifolius, & angustifolius, C. B. myrsinites, J. B. Matth. hat blätter den Myrten-blättern gleich / sind doch grösser / steiff / spitzig und stechend. Die stengel werden anderthalb schuh hoch. Bringt seine Frucht ein Jahr umb das ander / eines scharffen beissenden Geschmacks. 5. Das fünffte Geschlecht / Tithymalus paralius, J. B. Matth. maritimus, C. B. ist spannen-hoch / mit fünff oder sechs bleichrothen stengeln und schmalen langen blättlein / bringt einen bundfarben samen / bey nahe wie die Erven / in runden knöpfflein. Die blume ist weiß / die stengel und blätter geben einen Milchsafft. Man findet es in Italien bey Hetruria, in grosser menge / an dem Berg Argentano, und umb die Statt Aquilegia. 6. Das sechßte Geschlecht / Tithymalus dendroides sive arboreus, Matth. J. B. myrtifolius arboreus C. B. breitet sich weit auß / mit vielen drauschlichten ästen / wie ein kleines Bäumlein / und bleich-rothen stengeln / ist voll Milchsafft. Die blätter sind zarter denn das Myrten-laub / der same ist klein. 7. Die kleinste Wolffsmilch / Tithymalus V. Wolffsmilch. Tithymalus paralius. VI. Wolffsmilch. Tithymalus dendroides. leptophyllus, Matth. minimus angustifolius annuus, J. B. Tithym. s. Esula exigua, C. B. hat ein ablanges dünnes würtzelein / darauß entspringen etliche zweiglein / welche mit schmalen und spitzigen blättern umbgeben sind. 8. In den Schweitzerischen hohen Bergen / thälern und wäldern / wie auch allhier
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VII. Die kleinste Wolffsmilch. Tithymalus leptophyllus. auff dem Muttetzer-berg / findet man ein kraut / das ist mit stengel / blumen / blättern / milchsafft und wurtzeln der Wolffsmilch oder Springkraut so gar ähnlich / daß mans kaum underscheiden kan / aber die wurtzel und der Milchsafft ist gantz süß / brennet gar nicht / wie die Treibkörner. Die Blume erscheint grün oder roth. Der kleine gelbfarbe same / so auch außspringet / ist rund und dem Hirse gleich / Tithymalus montanus non acris, C. B. Esula dulcis, Gesn. hort. Non acris flore rubro, J. B. 9. Die wilde Wolffsmilch / mit Mondblumen / Tithymalus sylv. lunato flore, C. B. wächßt bey uns in Wälderen. 10. Die Myrten-blättige Wolffsmilch / mit Wartzen-gestalteter Frucht / so bey und auff dem Muttetzer und Chrischone-berg wächßt / Tithymalus myrsinites fructu Verrucae simili, C. B. verrucosus, J. B. 11. Die Leinkraut-blättige Wolffsmilch / Tithymalus Linariae folio, C. B. Catal. Pl. Bas. vel Tithymalo maritimo affinis Linariae folio, Ejusd. amygdaloides angustifolius, Tab. wird allhier in dem Wald under Hünningen gefunden. 12. Die breitblättige / Teutsche Feld-Wolffsmilch / Tithymalus arvensis latifolius Germanicus, C. B. platyphyllos Fuchsii, J. B. wächßt allhier in den Rüben-felderen. 13. Die kleine Felsen-Wolffsmilch / Tithymalus exiguus saxatilis, C. B. J. B. 14. Die dornichte Meer-Wolffsmilch / Tithymalus maritimus spinosus, C. B. 15. Die Meer-Wolffsmilch mit purpurfarben blumen / Tithymalus maritimus purpurascentibus floribus, C. B. Esula rara in Lio Venerorum Insulâ. 16. Die Wolffsmilch mit gekerften blättern / Tithymalus characias folio serrato, C. B. serratus Dalechampii, J. B. 17. Die stäts-grünende Wolffsmilch / Tithymalus characias amygdaloides, C. B. sylvaticus toto anno folia retinens, J. B. 18. Die Indianische Wolffs-milch / Esula Indica, Bont. Bekomt eine solche höhe / daß sie auff die grösten Bäum steiget / ist offtmals dicker als ein Arm / hat gar viel dornichte Knorren / welche doch / weil sie lind sind / nicht stechen / seine blättlein wachsen hin und wider / und sind den blättern der jenigen Haußwurtz sehr ähnlich / so man in der Niderländischen Sprach Huys-loock zu nennen pflegt. Sein stengel ist dreyeckicht / und wenn er verwundt wird / so springet der Milchasafft wie auß der Wolfsmilch herfür / also / daß so man sich nicht hütet / leichtlich die Kleider / und was noch ärger ist / das Angesicht und Augen beflecke werden / welchen er von wegen seiner brennenden krafft sehr zu wider ist. Auß diesem Safft wird ein nutzliches Extractum gemacht wider die mißfarb des Leibs / Wassersucht / Lähme und übrige kalte Gebrästen / welche mit geringen Artzneyen nicht können hinweg genommen werden / man gibts von 10. biß 20. gran. Es ist kein unterscheid weder an der Gestalt / noch dem Wachsthum / zwischen diesem Kraut und dem jenigen / welches den gelben Safft von sich gibet / den man in den Apothecken Gutta gemou, vel Cambodia, bey den Indianeren aber Lonan Cambodia nennet / weilen es in Cambodia, so dem Königreich China nahe gelegen / herfür komt / allwo auch die beste Aloe häufsig außgepreßt wird. In Europa wird dieser Safft Gummi Gutta oder Gutta gamandra geheissen / welcher die wässerigen Feuchtigkeiten / die sich in dem gantzen Leib lange zeit versamlet haben / oben und unten außführet / darum er in der Wassersucht / drey- und viertägigem Fieber sehr nutzlich gebraucht wird: Dr. Verzascha bezeuget / daß er mit dieser Artzney etlichen Manns- und Weibs-personen geholffen / welche von der Wasser-sucht / drey- und viertägigem Fieber angegriffen waren: und habe diese Artzney den Krancken zwey- oder drey mal nicht höher als auff zehen gran mit Wegwart-wasser oder Rosen-lattwerg vermischt eingeben / man kann sie von drey hiß auff sieben / auch zehen gran nach dem alter des Krancken gebrauchen: sie ist ferners dienlich wider alle ansteckende Raud / Grind und den Anfang des Aussatzs. Jacobus Bontius Method. medend. Indica cap. 9. berichtet / daß die Wassersucht bey den Indianern gar gemein seye / und mit dieser Artzney glücklich curiert werde. 19. Die Teuffelsmilch / Tithymalus palustris fruticosus; & Tithym. foliis brevibus aculeatis, C. B. Magnus multicaulis, sive Esula major, J. B. Wächßt elen-hoch / und bißweilen höher / mit vielen zusammen gedrungenen kleinen spitzigen blättern. Bringt ein klein purpurfarbiges blümlein / und ein breites sämlein wie die Linsen. Die Wurtzel ist dick / weiß und milchsafftig. Man bringet sie von dem Berg Gargano auß Apulia, wird fälschlich für Turbetum oder Turbith verkaufft.
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Teuffelsmilch. Pityusa sive Esula major. Sie wächßt auch in der Schlesien an etlichen Orten / und umb Basel bey Michelfelden / und Schaffhausen. Hundsmilch. Peplis. 20. Hundsmilch / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Peplis, Peplium, Peplis maritima folio obtuso, C. B. Italiänisch / Peplio. Spanisch / Peplide. Ist ein kleines stäudlein / mit sehr viel kleinen / zarten / rothen oder weissen ästlein / und gläntzenden stenglein / fast anderthalb spannen hoch. Die blätter sind zärter als an der runden Wolffsmilch. Die blumen erscheinen bleichgelb / nach welchen der samen folget / fast wie an der runden Wolffsmilch / doch ein wenig grösser / voll scharffer Milch. Wächßt am Ufer des Tyrrhenischen und Adriatschen Meers. Runde Wolffsmilch. Peplus. 21. Die runde Wolffsmilch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Peplus s. Esula rotunda, C. B. J. B. Italiänisch / Peplo. Frantzösisch / Resueille matin des vignes. Spanisch / Peplo. Ist ein staudichtes Kräutlein / voll weissen saffts wie Milch / mit kleinen blättern / den Weinrauten-blättern ähnlich / allein daß sie breiter sind. Unter den blättern hat es einen kleinen runden samen / gleich dem weissen Mohnsamen / ist doch kleiner. Es wächßt in den Gärten unter den Reben und neben den Zäunen. Eigenschafft und Gebrauch. Weilen die Geschlechter der Wolffsmilch meistens ein etzend-scharffes / recht gifftiges saltz in sich haben / als werden sie zu der Artzney nicht gezogen. CAPUT CXVIII. Seidelblast von Montpelier. Alypum. Namen. DEr Seidelblast von Montpelier / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Alypum, Matth. Penae, Tab. Thymelaea foliis acutis capitulo Succisae, s. Alypum Monspeliensium, C. B. Alypum Monspelianum s. Frutex terribilis, J. B. Englisch / Herb terrible. Frantzösisch / Herbe terrible.
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Seidelblast von Montpelier. Alypum. Gestalt. Herren Matthiolo ist das Alypum vom samen auffgangen / wie es allhier mit dem Buchstaben A. gezeichnet ist. Erstlich wächßt es auß seiner harten / holtzichten / dicken / schwartzen wurtzel fett und dick / aber im Herbst wird es je länger je dünner wie kleine Gertlein / die untersten blätter fallen ab / die obersten aber bleiben / wenn es alt wird / ist es gar ein subtil staudicht Kräutlein mit rothen stengelein / wie es Matthiolus abgemahlet / und mit dem Buchstaben M. bezeichnet. Trägt purpurfarbe / auff schuppichten kelchlein sitzende blümlein. Die blätter sind dick / schmal und zugespitzt. Das gantze gewächs ist voller Milch / darumb es auch von Matthiolo unter den Wolffsmilch-kräutern seinen ort gewonnen. Ist eines sehr bitteren geschmacks / und hat viel etzend-scharffe / starck-purgierende / ölichte saltz-theilgen bey sich / darumb es auch in der Artzney nicht gebraucht wird. CAPUT CXIX. Wild Aurin. Gratiola. Namen. WIld Aurin heißt Lateinisch / Gratiola, J. B. Centauroides, C. B. Limnesium, Gratia Dei. Italiänisch / Gratiola, Stanca cavallo. Frantzösisch / Grace de Dieu. Gestalt. Der wild Aurin bringt auß einer Federkiel dicken / weissen / über zwerch-wachsenden / mit vielen weissen zäserlein begabten Wild Aurin. Gratiola. wurtzel / unterschiedliche runde / von unden röthlichte / oben auff weiß-grüne stengel / anderthalb spannen lang. Die blätter vergleichen sich etlicher massen dem Hysop / sind doch breiter / linder / ein wenig geschartet / und stehen an dem stengel allwegen zwey gegen einander. Zwischen den blättern erscheinen gemeiniglich purpur-braune / bißweilen aber gelbe blümlein. Wächßt viel in Italien / auff den feuchten Wiesen und Awen / auch in dem Berner-Gebiet bey Yverdon, und andern Orten. Mit weissen Blumen wird er im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Joh. Bauhinus gedenckt eines Berg-Aurins / welcher sehr klein seye / Gratiola Alpina, J. B. Eigenschafft. Der wild Aurin ist warm und trocken im andern grad: Führet ein ölicht-bitteres / scharffes / vitriolisches saltz bey sich / und hat daher die Tugend über- und under-sich starck zu purgieren / zu eröffnen / zu reinigen / zu säubern und zu heilen. Gebrauch. Demnach der wild Aurin den Magen und die Leber hefftig schwächet / als soll er nicht leichtlich in den Leib gebraucht werden / Die Pferd / wenn sie auff der Weid von diesem Kraut essen / gewinnen sie den Durchlauff darvon / und werden mager / daher die Friauler / bey denen es in grosser menge wächßt / dasselbe Stanca cavallo nennen. Auß dieses Krauts blättern pflegt man in den Italiänischen Spitälern ein Zucker und Latwerg zu bereiten / wie man bey uns den Rosen-zucker macht / darvon man den armen Krancken eingibet / die Gallen und Schleim auß dem Leib zu treiben / wenn kein Fieber vorhanden ist. Dienet wider die [971] (Gelbsucht / Hufftweh / Wassersucht / Würm.) Gelbsucht / Hufftweh / Wassersucht / und tödtet die Würm. Die frischen oder auch gedörrten blätter dieses Krauts in Wein gekocht / mit solchem Wein täglich die Wunden zweymal warm (Wunden.) außgewaschen / demnach solche Blätter in die Wunden gethan / und endlich ein leinen tuch in diesem Wein getunckt / und warm übergeschlagen / heilet die Wunden sehr glücklich und geschwind / so daß es von etwelchen darumb für ein Geheimnuß gehalten wird. CAPUT CXX. Syrische Scammonien. Scammonia Syriaca. Namen. SCammonien oder Scammonia heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Scammonia, Scammonium, Matth. Scammonia Syriaca, C. B. Syriaca flore majore Convolvuli, J. B. Italiänisch / Scammonia. Frantzösisch / Scammonée. Spanisch / Escamonea. Englisch / Scammonie. Geschlecht und Gestalt. 1. Die Syrische Scammonien / bringt auß einer wurtzel viel zähe / schwancke / dreyer elen lange zweige. Die blätter vergleichen sich dem Ephew oder Zaunglocken / außgenommen / daß sie weicher sind / und dreyeckicht fast wie ein Pfeil. Bringt weisse / runde / hohle blumen / gestaltet wie die Körblein / unten eng / oben weiter / eines schweren geruchs. Die wurtzel ist lang und dick wie ein Arm / darzu weiß / auch eines schweren geruchs und voller saffts. Diesen Safft samlet man auß der wurtzel / läßt ihn trocken werden / alßdenn wird er Scammonium genennt: man bringt ihn von Alexandria auß Egypten und Syrien gen Venedig. Es ist sich nicht zu verwundern / daß dieser Safft gefälscht zu uns gebracht wird / dieweil die Barbarischen Völcker ihres Nutzens halben die wurtzel samt den blätteren zerschneiden / und den Safft mit gewalt herauß trucken / damit sie viel verkauffen können / da der rechte Safft nur auß der wurtzel ein wenig hinwider zerschnitten herauß lauffen solle. Daß aber bißweilen auß einem stück eine grosse Dosis ohne beschwernuß / hingegen eine kleine Dosis hefftig purgiert / ist die ursach / dieweil die Scammonien gar offt mit der Wolffsmilch verfälscht wird. Die beste wird von Antiochia gebracht / ist wie ein Gummi / hell / brüchig / gelb / nicht sonderlich schwer / an die Zung gehalten / milchicht / doch nicht scharff erhitzend / sonsten es auch eine anzeigung wäre / daß Wolffsmilch darunter vermischt seye. Die Scammonien ist nun durch den samen auch in unsere Gärten kommen / darinnen sie offt / wenn man sie im Winter außsetzt / biß in das dritte Jahr bleibet / bringet aber nicht gern reiffen samen. Scammonien von Montpelier. Scammonia Monspeliensis. 2. Die Scammonien von Montpelier / Scammonia Monspeliensis, Gesn. hort. Monspeliaca foliis rotundioribus, C. B. Monspeliaca flore parvo, J. B. wächßt zwey oder drey elen hoch / und bißweilen auch höher. Die wurtzel ist zasicht / schoßreich / mürb / elen-lang / und kleinen fingers dick / inwendig bleichgelb / außwendig dunckel-schwartz / und ein wenig röthlicht / wenn man sie kewet knastlet sie / und so man sie lang in dem mund hält / ist sie scharff mit einer süsse: durch die mitte der wurtzel gehet ein gelbes ripp / welches wenn es gebrochen wird / voll kleiner löchlein stecket. Die stengel sind hol / im anfang auff [972] recht / hernach kriechen sie hin und wider wie die Winde. Die blätter scheinen aschenfarb / rund / gehen in ein spitz auß / und haben ein krummen stiel. Sie trägt gestirnte blumen mit fünff weissen blättern. Der samen ist eckicht. Blühet im Brach- und Hewmonat. Das gantze Gewächs stecket voll weissen saffts wie Milch. Ist scharff und hitzig im dritten grad. Etliche gebrauchen diesen safft für die rechte Scammonien. Daher die Maßilienser in Franckreich mit der Montpelierischen Scammonien und der Colophonien / die wahre Scammonien also wissen zu verfälschen / daß man den betrug schwerlich finden kan. Sie wird auch im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten angetroffen. Eigenschafft. In den Apothecken nennet man den rohen safft auch Scammonium, wenn er aber präparirt ist / wird er Diagridium genannt. Dieser safft ist hitziger natur / führet ein scharffes / hartzichtes saltz bey sich / und hat dadurch die Eigenschafft den leib starck zu purgieren / auch wol / da man ihne nicht vorsichtig eingibt / Entzündungen zu erwecken. Gebrauch. Paulus AEgineta meldet / daß dieser safft dem Magen schädlich seye / und ihne leichtlich verderbe. Mesues setzet noch hinzu / daß er auch die Därm im Leib und alle andere innerliche Glieder verletze / das Geäder eröffne / und dem Hertzen zu wider seye. Fernelius zeigt an / man solle diesen safft keinem jungen oder alten Menschen / auch keiner schwangeren Frauen / oder schwachen Persohnen eingeben / sondern allein starcken Leuten. Es sollen auch ihne diejenigen nicht gebrauchen / so mit einem hitzigen Fieber / oder sonst einer geschwinden schwachheit angegriffen sind. Dieweil denn dieser safft so gefährlich purgiert / muß man mit gutem bedacht darmit umbgehen / auff daß er nicht mehr schaden als nutzen bringe. Dieses solten etliche gewinnsüchtige Apothecker / welche sich als Doctores nicht allein dem gemeinen Mann / sondern auch hohen Stands-personen vorstellen / billich zu hertzen nehmen / denn gleich wie sie sich gemeiniglich mit der Scammonien betriegen lassen / also geben sie hernach diese wider alle Kranckheiten ehrlicher Leuten ein / dadurch bey vielen nicht die edle gesundheit / sondern der bittere todt befürdert wird. Was nun für unheil diese mit ihrer verfälschten Scammonien anrichten / verursachen andere mit den Spießglaß- oder antimonialischen Täfelein und Erbrech-tränckern / wie auch mit den Purgier-säcklein / von der schwartzen Nießwurtz gemacht / dessen Dr. Verzascha ein sonderliches Exempel in seinen Observationibus Medicis Observ. 73. dargestellet hat. Von diesen unbillichen Apotheckern schreibet der Königl. Dänische Leib-Medicus, Thomas Bartholinus, an den Frantzösischen Medicum, Guidonem Patinum, Centur. II. epist. med. 1. recht und wol. Die Haut beisset also diese Salbenmacher unter allen Völckern / daß ihnen unmöglich ist / sich in den schrancken ihres beruffs zu halten / denn sie / als schnöde Prahler bey den Krancken sich verstohlner weiß eindringen / und da sie solten derselbigen underen Schlund allein außwaschen / unterstehen sie sich frefentlich den oberen Schlund zu beflecken / verlassen also ihre pflicht und dienst / welche sie den Herren Medicis zu erzeigen schuldig sind / nur darmit dieser guter namen und wohlfart sie hinderlistig nachstellen können: welches alles Lissetus Bonancius in seiner Frantzösischen gedruckten Erklärung der Fehlern und Betrugs / welche von solchen Apotheckern begangen werden / genugsam erwiesen: welche Thomas Bartholinus mit dem Italiänischen Gespräch Joh. Ant. Lodetti, von gleichem Inhalt in Latein trucken lassen. Gleichwol läßt sich theils das Magisterium dieses Purgier-saffts / theils auch das mit Schwefel-rauch durchzogene Scam̅onienpulver annoch sehr wol und nutzlich / andere Purgier-Artzneyen damit zu stärcken / gebrauchen. Man muß aber allezeit präparirten Weinstein / oder Wermuth-saltz / oder andere dergleichen Kräuter-saltz darzu mischen / damit sich der Purgier-Scammonien safft in den Därmen nicht anhänge / und brand erwecke. CAPUT CXXI. Erdbyr. Apios. Namen. ERdbyr heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Apios, Tithymalus tuberosus. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Erdbyr / Apios, J. B. Matth. Tithymalus tuberosâ pyriformi radice, G. B. ist ein kleines Kräutlein mit zwey oder drey röthlichten zweiglein / so sich ein wenig über die Erden erheben. Die blätter sind ein [973] wenig lang / schmal und grün / der samen ist klein / die wurtzel gleicht einer Byrn / außwendig schwartz / inwendig aber weiß und safftreich. Ist ein frembd Gewächs in Teutschland / wird in Candien / Cypern und Apulien gefunden. Zuweilen bekomt sie eine dicke grosse wurtzel / beneben kleinere schößlein / und blättlein; offt aber auch kleinere wurtzen und hingegen längere stengel / und grössere blätter. 2. Erdbyr mit ablanger wurtzen / Tithymalus tuberosâ oblongâ radice, C. B. Apios s. Ischias altera, J. B. 3. Die Teutsche kolbicht-wurtzlichte Erdbyr / Tithymalus tuberosus Germanicus, C. B. CAPUT CXXII. Erdnuß. Pseudoapios. Namen. ERdnuß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Pseudoapios, Matthioli. Chamaebalanus, Dod. Panis porcinus, Lon. Glandes terrae, Lob. Ger. Lathyrus arvensis repens tuberosus, C. B. Englisch / Carthnutpease. Dänisch / Jordnadder / Heelenoedder. Niderländisch / Eerdnoten / Eerdeekel / Eerderkelen / Nuysen met steerten. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Erckelnuß / Erdtfeige / Erdtmandel und Säubrot. Gestalt. Hieronymus Tragus beschreibt die Erdnuß also. Die wurtzeln der Erdnuß sind zimlich dick / und ein wenig lang / wie kleine Rüblein oder wilde Biren / erdenfarb / inwendig weiß / eines süssen Castanien-geschmacks. Es hangen etwan drey oder vier Nüßlein als lange Feigen an einem dünnen Faden / und ligen tieff im Letten-grund verborgen. Welche Nüßlein / wo sie mit dem Pflug nicht zerstoret werden / stossen sie ??? Jahr newe Frücht / die bleiben im selben Jahr weiß und zart. Wenn die Schwein dieser Nüß gewahr werden / wühlen sie hefftig darnach. Dieses Gewächs bringet im Brachmonat seine liebliche / wolriechende / Rosenfarbe Blumen / nach welchen kleine schöttlein erfolgen / darinnen der same ligt. Bey uns umb Basel findet man es in den Weitzen-Gersten- und Speltzen-feldern. An etlichen Orten werden die Blumen gesamlet / und ein Wasser darauß gezogen / welches fälschlich für Rosen-wasser gegeben wird. Wird in der Artzney nicht gebraucht. CAPUT CXXIII. Farnkraut Männlein. Filix mas. Namen. FArnkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Filix. Italiänisch / Felce. Frantzösisch / Fougiere, Fougere, Feuchiere. Spanisch / Helecho. Englisch / Fearne brake. Dänisch / Bregne / Flacktoere / Keyservaaben. Niderländisch / Vaeren / Varen. Geschlecht und Gestalt. 1. Das Farnkraut Männlein / Filix mas, Matth. non ramosa dentata, C. B. Filix vulgò mas dicta, s. non ramosa, J. B. ist an dem rücken liecht-grüner als vornen / hat weder Blum noch frucht. Die blätter stehen an einem langen / rippichten / auffgereckten stiel / zu beyden seiten wie gefiedert / doch nicht gerad gegen einander / rings herumb zerspalten. Sind im Mäyen / auff der seiten gegen der Erden / mit viel kleinen tüpfflein besprengt / wie das Geschmeiß der Raupen. So bald diese tüpfflein / welche die blümlein / und den staubichten samen außmachen zeitig werden / fallen sie ab wie ein meel oder [974] staub. Hat ein zusammen gepackte wurtzel / gantz haarig / über einander gedrungen als ein Wasen / oder wie die Wurtzel an der Hirsch-zungen. Farnkraut Weiblein. Filix foemina. 2. Das Farnkraut Weiblein / Filix foemina, Matth. ramosa major, pinnulis obtusis non dentatis, C. B. major & prior Trago, s. ramosa repens, J. B. gleichet mit den blättern dem Männlein: der underscheid ist / daß es viel zweiglein an ihm hat / darzu stehen die blätter höher und weiter vom stammen als an dem Männlein. Die wurtzel ist roth / ein wenig mit schwärtze vermischt / und sind ein theil der wurtzeln blutroth. Das Farnkraut wächßt allenthalben in tunckelen / schattichten / feuchten / sandichten Gründen und Thälern / deßgleichen an den Rechen und Sandfelsen / aber am liebsten in den Wäldern. Die wurtzel soll man im Herbst außgraben. Allhier wächßt das Männlein auff dem Muttentzer-berg / das Weiblein aber in dem Wald bey Augst. Wenn man die wurtzel des Männleins zerschneidet / erscheinet auff jeder seiten der zerschnittenen wurtzel ein schwartzer auffgethaner Vogel / anzusehen als ein Adler mit zweyen köpffen in einem weissen Feld / das ist aber nichts anders als die schwartze äderlein / so zertheilet sind / darumb hat Tragus offt gewettet / er wolle des Käysers Wapen mit einem schnitt mahlen: er solle sich auch in den unzeitigen Cucumeren und in den köpffen der Meer-krebsen erzeigen. Man findet auch an den blättern des Männleins / sonderlich an den jungen Stöcken eine wollichte Matery / welche eigendlich der samen ist / und mit der zeit abfället / davon hernach das Farnkraut auffgehen solle / wie solches Andreas Caesalpinus lib. 16. de plantis cap. 2. berichtet. 3. Ein wunderliches Farnkraut / welches in Indien in den Virginischen Insuln wächßt / beschreibt Johannes Bodaeus à Stapel, in commentar. ad lib. 4. hist. plant. Theophrasti cap. 3. so sich mit dem Farnkraut vergleichet / in wässerigen oder sumpffichten orten gefunden / und von Matthia Lobelio, wie auch gemeiniglich in Holland Osmunda genennet wird: Filix Indica Osmundae facie, Bod. à Stap. Hort. Paris. Diese blätter (welches ja wunderlich) können das anrühren der Menschen nicht leiden / denn an welchem ort sie betastet werden / entspringet allda ein rubiginosa macula, gleichsam ein rostiger Flecken / welcher / wie der kalte Brand an dem menschlichen Leib / das gantze blatt verderbet / so alsdenn erst abfällt / wenn ein new blatt herfür kommet. 4. Das kleine ästichte / gezähnlete Farnkraut / Filix ramosa minor pinnulis dentatis, C, B. 5. Das kleinblättige / und sehr dünn gezähnlete Farnkraut / Filix non ramosa pinnulis tenuissimis, & tenuissimè dentatis, C. B. wächßt allhier dem Wiesen-fluß nach. 6. Das weisse Frawenhaar / mit Farnkraut blättlein / Filicula fontana major, s. Adianthum album Filicis folio, C. B. 7. Das kleine Wasser-Farnkraut / Filicula fontana minor, C. B. fontana, Tab. 8. Das stachlichte grosse und kleine Farnkraut / Filix aculeata major & minor, C. B. beyde findet man auff dem nicht weit von hier gelegenen Berg Wasserfall. Eychfarnkraut. Filix querna. 9. Das Eychfarnkraut / Filix querna, C. B. arborea, Trag. Dryopteris, Matth. wächßt an den stäm̅en der alten mooßichten Eychbäumen. Man findet es auch an den Steinen / und bißweilen an feuchten Orten. Ist dem Farnkraut ähnlich / außgenommen daß es mit vielen kleineren schnittlein zerkerfft ist. Seine wurtzel ist in einander geflochten / rauch / am geschmack herb und zusammenziehend. Dieweil dieses kraut sich dem Engelsüß umb etwas vergleichet / haben [975] es etliche Apothecker darfür gebraucht / aber es ist nicht recht / denn diese wurtzel schädlich / auch sind die blätter nicht so rauch wie am Engelsüß. Eigenschafft. Das Farnkraut ist warm im ersten und trocken im dritten grad: hat alkalisch-irdische / etwas schwefelicht-bittere grobe saltztheilgen / und dadurch die eigenschafft zu eröffnen / zu säubern und zu reinigen / zu heilen / aller säure zu widerstehen / und fürnemlich alle Kranckheiten des Miltzes zu steuren. Gebrauch. Die Weiber sollen sich vor der wurtzel des Farnkrauts hüten / denn welche schwanger sind / kommen dadurch umb die Leibsfrucht / die aber nicht schwanger sind / werden unfruchtbar / wie solches Nicolaus Agerius berichtet. So man ein stück dieser wurtzel einem (Gefallen Pferd.) Pferd so nidergefallen / und man nicht wissen kan / was es für ein gebresten seye / unter die Zungen legt / fängt es bald an zustallen / und stehet widerumb auff / wie solches Matthiolus anzeiget. (Brand des Feurs / heissen Wassers / Oel und dergleichë.) Ein sonderliches Mittel Herrn Matthioli für den Brand des Feurs / heissen wassers / öls und dergleichen. Nim die wurtzel des Farnkrauts zerstossen / und zwing den safft herauß: wenn die wurtzel zu trocken ist / so befeuchte sie mit Rosenwasser oder gemeinen Brunnwasser / stosse sie / alßdenn gibt sie auch einen schleimigen safft: dieses soll nicht für den Brand zu bezahlen seyn / denn wo er nicht wil leschen / ist diese Artzney die beste / dessen man sich billich muß verwundern. (Alte Schäden.) Ein treffliches Mittel zu den alten Schäden / welches Matthiolus auch jederzeit gut befunden hat. Nim die wurtzeln von Farnkraut ein han dvoll / säubere sie / schneide sie zu kleinen stücklein / gieß zwey pfund alten weissen Wein darüber / und laß es halb einsieden: mit diesem Wein wasche den Schaden / und streue das pulver von der gedörrten wurtzel darein. (Würm.) Die wurtzel des Farnkrauts zu pulver gestossen / und darvon ein halbes oder gantzes quintlein nach dem alter des menschen eingenommen / treibet die würm wacker auß / dannenher solche Artzney von Frid. Hoffmanno in Clave Pharmaceut. Schroeder. p. m. 475. eine rechte Pest der langen und breiten würmen genennet wird. CAPUT CXXIV. Engelsüß Polypodium. Namen. ENgelsüß heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Polypodium, Filicula. Italiänisch / Polipodio. Frantzösisch / Polypode. Spanisch / Polipodio, Filipodio. Englisch / Polypody / Okeferne. Dänisch / Engelsoede / Eegebregne / Mariebregne. Niderländisch / Boomvaren / Eyckenvaren. In Teutscher Sprach nennet man ihne auch Gemein Engelfüß Polypodium vulgare. Süßfarn / Süßwurtzel / Baumfarn und Tropffenwurtz. Geschlecht und Gestalt. 1. Der gemeine Engelsüß / Polypodium, J. B. vulgare, C. B. Ist ein Kraut ungefähr einer spannen hoch. Seine blätter sind dem Farnkraut ähnlich / und in spalten zertheilt / beyderseits des stiels stehen diese gespaltene blätter ungleich gegen einander / sind inwendig überall glatt / aber auff dem rucken haben sie roth-gelbe / erhebte und rauche tüpflein: darinnen die blümlein und der samen stecket. Die Wurtzel begibt sich nicht tieff in die Erden / fladert doch überzwerch auff dem grund / ist krum und knorricht / mit viel kleinen fäßlein / außwendig roth-schwartz / inwendig aber grün-farb / am geschmack süß mit einer geringen bitterkeit. Gewinnt weder stengel noch blumen. Das Kraut grünet den gantzen Winter über / behält auch seine blätter biß auff den Frühling / die verwelcken erst / und fallen ab / wenn andere neue hernacher folgen. Soll zu end deß Augstmonats gesamlet werden. Er wächßt an den Felsen / Eychbäumen / alten Mauren / und auch zwischen den Steinen in den brünnen. Der beste wird in den Eychbäumen gefunden. 2. Der Britannische Engelsüß mit eingeschnittenen fider-blättlein / Polypodium Cambro-Britannicum pinnulis ad margines laciniatis, Raj. 3. Der Engelsüß auß der Insul Ilva. Polypodium Ilvense, Lugd. J. B. 4. Der Indianische Engelsüß mit Eychblätteren / Polypodium exoticum foliis Quercûs, C. B. Indicum, J. B. 5. Der grosse goldgelbe Engelsüß / Polypodium majus aureum, Plumer. 25.
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6. Der Engelsüß mit kleiner kriechender wurtzel / Polypodium radice tenui & repente, Plumer. 25. 7. Der schwartze dünn-geschnittene Engelsüß / Polypodium nigrum tenuiùs sectum, Plumer. 26. 8. Der Engelsüß mit weiten einschnitten / Polypodium incisuris Asplenii, Tournef. Eigenschafft. Die Wurtzel von der gemeinen Engelsüß führet ein zimlich temperiertes / jedoch mehr scharfflichtes / wenig ölichtes saltz / neben vielen alkalischen irrdischen theilen bey sich / ist deßwegen süß / eröffnet sonderlich die verstopffungen der Leber / des Miltzes und Faulfleisches / purgieret sehr gelind / und reiniget sonderlich das melancholische / saure / schwere Geblüt / wärmt und tröcknet gantz gelind. Gebrauch. Es wird der Engelsüß mit anderen Artzneyen (Miltzkranckheiten.) zu den Kranckheiten des Miltzes gebraucht. Fürnemlich aber in denen Purgierenden und anderen geblüt-reinigenden Kräuter-weinen / zu denen man sie biß zwey loth und mehr nehmen kan. (Schweinsterben. Ubriges Nasenfleisch.) Wenn die Schwein anfangen zu sterben / soll man ihnen Engelsüß zu essen geben. Die Engelsüß-wurtzel gepülvert / und darvon in die Nasen gethan / sol das übrige Fleisch Polypus genannt / verzehren. (Melancholisch geblut Außsatz / Husten / schwere Träum / viertägig Fieber.) Wenn man ein Wasser darauß brennen wil / soll man den Engelsüß nehmen / welcher in den Eychbäumen gefunden wird: diesen muß man mit kraut und wurtzeln zerhacken / und ein wasser darauß destillieren. Es reiniget das melancholisch Geblüt / verhütet den Aussatz / befördert den Außwu???ff / vertreibet die Melancholey und schwere Träume / ist gut wider das viertägig Fieber / so man nach belieben fünff oder sechs loth offt darvon trincket. CAPUT CXXV. Ringelblum. Calendula. Namen. RIngelblum heißt Lateinisch / Calendula, Caltha. Italiänisch / Fior rancio, Fior d'ogni mese. Frantzösisch / Solsie, Soulsie. Englisch / Marigold. Dänisch / Soelficke / Morgenfro. Niderländisch / Gondbloeme. Geschlecht und Gestalt. 1. Die gemeine Ringelblume / Calendula vulgaris, C. B. sativa, Raj. Caltha, J. B. Ist ein Kraut wie ein stäudlein. Der holtzichte stengel wächßt ungefährlich arms-hoch. Die blätter sind lang / und fornen ein wenig zugespitzt / doch etliche mehr rund als spitzig. Auff den stengeln erscheinen erstlich und vor den blumen die knöpfflein / wie grüne Flachs-bollen / die thun sich denn auff / darauß werden schöne saffran-gelbe gestirnte blumen / innen und außwendig eines angenehmen doch starcken geruchs. Wenn die blumen verfallen / folgen runde köpfflein Kingelblum. Calendula. hernach / das ist der samen. So mans von einander thut / ist ein jeder same zusammen gebogen / wie ein Circkel oder Scorpionschwantz. Die wurtzel ist schlecht / weiß und zasicht. Blühet im Mäyen / und wehret in steter blüth für und für / biß an den kalten Winter: wird fast allenthalben in den Gärten von dem samen geziehlet / denn wo sie wächßt / besamet sie sich alle Jahr selbst. Der gröste unterscheid / so an der Ringelblumen gespüret wild / ist allein an den blumen / denn etliche werden gefüllt / andere ungefüllt. Etliche haben den unterscheid an den nebenblümlein / dieweil auß den blumen viel andere neben-blumen mit langen stielen herfür wachsen / deren bißweilen acht / offtmahls neun oder mehr gezehlet werden / dahero man sie auch prolificam nennet / als wenn sie gleichsam andere junge blumen gebähreten. In dem Fürstl. Eystettischen Lustgarten und anderstwo wird die volle Ringelblume mit neben-blümlein / die volle gelbe Ringelblum / wie auch die Ringelblum mit roth-gelbem grund oder butzen; und die bleich-gelbe Ringelblum angetroffen. 2. Die wilde Feld-Ringelblum / Caltha arvensis, / C. B. minima, J. B. Eigenschafft. Die Ringelblumen sind mit einem balsamischen / gelind-flüchtigen alkalischen saltz begabet / und haben die eigenschafft milt zu wärmen / zu tröcknen / das Hertz / Leber und Mutter zu stärcken / auch deren verstopfungen zu eröffnen / dem Gifft zu widerstehen / den Schweiß und monatliche Weiber-blum zu befördern / die schwere Geburt zu erleichsteren / zu reinigen und zu heilen. Gebrauch. Das Kraut samt den blumen in weissem (Schleim auff der Brust.) Wein gesotten und davon getruncken / reiniget die Brust von allem Schleim / stärcket [977] (Blöder magen / Geibsucht / versteckte monatliche reinigung der Weiber.) den blöden Magen / vertreibt die Gelbsucht / (wenn kein Fieber sich erzeigt) benimt das Hertzklopffen / so den Weibern von verhaltung ihrer monatlichen Reinigung herkomt / die dieses Kraut befürderet / dergleichen würckung verrichtet es / so man das frische junge Kraut im Salat gebraucht. Nicolaus Agerius schreibt / daß die Frantzosen es in die Eyer-kuchen bachen / und gebens den Weibern zu essen / welchen die monatliche Reinigung zu wenig fließt. Ringelblumen und Kraut gedörrt / angezündet / (Versteckte Nachgeburt. Gelb Haar zu machen.) und den Rauch von unden auff empfangen / befürdert die Nachgeburt. Die blumen mit laugen gesotten / macht ein gelb haar. (Verstopffte Leber und Mutter / versteckter monatlicher Weiber-fluß.) Das in den Apothecken zubereitete Ringelblumen-saltz eröffnet die verstopffte Leber und Mutter / dienet wider die Gelbsucht / und befürdert den monatlichen Weiberfluß / so man 10. gran davon in seinem destillierten wasser etliche mahl einnimt. Die mit Branntenwein davon außgezogene Essentz / und darauff gemachtes oder erdickertes Extract, auff 12. 15. biß 20. tropffen oder gran übers mahl eingenommen / dienet in allen bereits angezogenen auch folgenden Kranckheiten fürtrefflich wol. (Hitzige Fieber.) Der Ringelblumen-eßig wird wie der Rosen-eßig gemacht / ist dienlich in den hitzigen Fiebern / so man leinene tüchlein darin netzt und sie auff die Pulß-adern der Händen und die Fußsolen bindet. (Wartzen.) Wenn man die Ringelblumen an die Wartzen reibt / daß sie feucht werden / alsdenn mit Pferd-harn abwäscht / von sich selbst trocknen läßt / und solches drey oder viermal verrichtet / fallen die Wartzen hinweg / wie solches Frid. Hoffmannus in Clave pharmac. Schroeder. p. m. 428. berichtet. (Nachgeburt / weisser Weiberfluß / würm Gelbsucht.) Joachim. Camerarius in Hort. med. p. m. 33. lobet den dampff von der Ringelblumen zu beförderung der Nachgeburt / die in dem ofen gedörrte blätter wider den weissen Weiberfluß / den samen für die Würm / und den von dem Kraut und blumen gekochten tranck (Verstopffung der Leber / Gelbsucht / versteckte remigung der weiber Pest.) für die Gelbsucht. Das destillierte Ringelblumen-wasser ist gut wider die Verstopffung der Leber / darvon die Gelbsucht verursacht wird / befördert die versteckte Reinigung der Weiber / und dienet wider die Pestilentz / so man darvon nach belieben 3. oder vier loth trincket.

CAPUT CXXVI.
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Scorpionkraut. Scorpioides. Namen. SCorpionkraut heißt Lateinisch / Scorpioides Matth. Telephium Scorpioides, J. B. Telephium Dioscoridis, s. Scorpioides ob siliquarum similitudinem, C. B. Item, Scorpioides Portulacae folio, Ejusd. Joh. Rajus mischet dieß Kräutlein unter die Kleeblatt. Gestalt. Scorpionkraut ist ein kleines Kräutlein / stoßt viel stengelein von einer wurtzel / an derselbigen stehen je drey blätter beysammen / ein gesätz über dem andern / und zimlich weit von einander / an den gipffeln bringt es schotten / Scorpionkraut Scorpioides Matth. die sind mit vielen knoden zusammen gepackt und gebogen / anzusehen wie ein Scorpion-schwantz / daher es auch den namen Scorpionkraut bekommen. Die wurtzel ist dünn / weiß und vielfaltig. Dieses (Scorpionstich.) Kraut ist warm und trocken. Gestossen und auffgelegt heilet den stich des Scorpions. CAPUT CXXVII. Grosse Krebsblum. Heliotropium majus.
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Namen. KRebs-blumen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Heliotropium, Solsequim, Cauda scorpionis, Herba cancri. Italiänisch / Heliotropia. Frantzösisch / Tourne sol, Herbe au cancre. Spanisch / Torna sol, Girasol, Heliotropia. Englisch / Turnsole / Scorpionstayle. Dänisch / Scorpions-urte / Soelwender / Scorpionrumpe / Krebsblomster / Vorteurt. Niderländisch / Kreeffteruyd. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Scorpionkraut / Sonnenwend / Scorpion-schwantz / und Wartzenkraut. Geschlecht und Gestalt. 1. Die grosse Krebsblumen / Heliotropium majus. Matth. majus flore albo, J. B. majus Dioscoridis, C. B. gewinnt blätter wie die Basilien / sind doch grösser / raucher und weisser / wenden sich mit der Sonnen. Auß der wurtzel gehen drey oder viel / und offtmahls mehr stengel mit vielen gläichen. An dem obertheil der stengel erscheinen viel weisse oder bleich-gelbe blumen / auff zwey zertheilten sprößlein / die biegen sich gegen einander in der gestalt wie ein Scorpion-schwantz oder Krebs-scheeren. Auß den blumen werden beyderseits kleine / grüne und rauche knöpfflein darinnen ligt der samen verschlssen. Die wurtzel ist schlecht / gering und mit wenig faseln behenckt. Wächßt auff den Feldern / Büheln und Weingärten / (allhier bey St. Jacob und der Cliben) im Elsaß stehen die acker voll. Es thut sich nicht eher herfür als im Sommer. Man findet es auch in unsern Gärten / darinnen es sich besamet / und nicht bald widerumb herauß zu bringen ist. Eigenschafft. In diesem Kraut werden viel irrdische / grob-ölichte / und alcalische / milt-scharffe Saltz-theile gefunden / davon die eigenschafft entstehet zu wärmen / zu trucknen / schleim zu erdünneren / verstopffungen zu eröffnen / aller etzender säure zu widerstehen / wüste / garstige Geschwär zu säubern und zu heilen. Gebrauch. Dioscorides lib. IV. cap. 193. schreibt. Daß seines samens vier körner ein stund vor dem (Drey / und viertägig Fieber.) eingang des viertägigen Fiebers / mit Wein getruncken / dasselbe vertreibe / drey körner aber solcher massen gebraucht / das dreytägige Fieber hinweg nehme. Camerarius setzt recht hinzu. Ist vielleicht an der Zahl nicht so viel gelegen. (Krebsschäden.) Der safft dieses Krauts dienet wider die Krebs-schäden / sie darmit angefeuchtet. Matthiolus vermeldet / dieses Kraut seye den Ameysen so hefftig zu wider / daß so man es auff einen Ameysen-hauffen lege / und die löcher darmit verstopffe / sterben sie allesamt. Etliche schreiben / wenn man mit einem zweiglein dieses Krauts umb das loch / in welchem ein Scorpion wohnet / einen zirckel ziehe / gehe der Scorpion nimmer herauß / sondern müsse darinnen verderben. Der same dieses Krauts mit saltz vermengt (Wartzen.) und auffgelegt / soll die Wartzen vertreiben. Kleine Krebsblumen. Heliotropium minus. Gestalt. 2. Die kleine Krebsblumen / Heliotropium minus, Matth. minus supinum, C. B. minus quorundam s. supinum, J. B. hat blätter wie die grosse / außgenommen daß sie runder sind. Bringet einen hangenden runden samen. Wächßt in den Mooßlacken / und neben den stehenden Wassern. Man nennet dieses Gewächs Heliotropium tricoccum Plinii, weil es 3. beerlein beyeinander in einer hülsë hat. Man findet es viel in Italien und Franckreich bey Narbonen / allda die Bauren im Herbstmonat solche Beerlein häuffig samlen / und verkauffen es den Färberen / die eine schöne braune Farb Tournesol genant / darauß bringen / darinn färben sie Tüchlein / damit man den Wein und anders roth machet. Diese kleine Krebs-blumen gehet auch in unseren Gärten wol auff / kommet aber nicht zum samen. CAPUT CXXVIII. Läußkraut. Staphisagria. Namen. LEußkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Staphisagria, Herba pedicularis. Italiänisch / Staphisaria. Frantzösisch / Staphisaigre, Herbe aux pous, Spanisch / Fabaraz, Habarraz, Paparraz. Englisch / Licebane / Staves-acre. Dänisch / Luußurt / Staphis-ander. Niderländisch / Luyskruyd. In Teutscher Sprach nennet man es auch Stephans-körner / Speichelkraut / Bißmüntz / Mäuß- und Rattenpfeffer.
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Läußkraut. Staphisagria. Griechischer Sesel. Thapsia. Gestalt. Die blätter des Läußkrauts vergleichen sich dem laub der wilden Räben / in sieben oder sechs / und zu zeiten weniger theil zerschnitten. Die Blumen wachsen auff sonderen stielen / sind schön himmel-blaw / und ist ein jede blum in sechs under schiedliche blätlein getheilt. Nach abfallung der Blumen folgen grüne schelffen oder Häußlein / darin̅ ligt dreyeckichter schwartzt-brauner samen beschlossen / inwendig weiß und an dem Geschmack scharff. Die wurtzel ist schlecht und holtzicht. Es wächßt in Apulien / Calabrien / Dalmatien und im Friaul / bey dem Meer. Man zielet es in Teutschland in etlichen Gärten / aber der same gehet langsam auff. Eigenschafft. Das Läußkraut ist warm und trocken biß in den vierten grad. Ist mit einem scharffen brennend-flüchtigen ölichten saltz begabet / dadurch es die tugend hat under und übersich sehr starck zu purgieren / den Speichelfluß zu erwecken / Läuse zu töden. Gebrauch. Dieweil dieses kraut ein gefährliche Artzney ist / und den Menschen leichtlich erstecket / wird es nicht in den Leib gebraucht. Ein quintlein des samens zerstossen / und mit einem Loth frischem Butter durch einander vermischt / vertreibt und tödet die Läuß. CAPUT CXXIX. Griechischer Sesel. Thapsia. Namen. GRiechischer Sesel / Thapsia / oder Turbith / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Thapsia, Turbith. Italiänisch / Thapsia. Englisch / Scortchinus Fennel. Hat seinen namen von der Insul Thapso bekommen / in welcher es erstlich erfunden worden. Geschlecht und Gestalt. 1. Der Griechische Sesel / Thapsia, Matth. Carotae folio, C. B. Carotae facie, J. B. it. Turbith Garganicum s. Thaps. semine latissimo, Ejusd. Ist dem Gertenkraut oder der Ferulae gleich / hat aber zartere stengel / blätter wie Fenchel / oben ein dolde / wie der Dill / an jedem zweiglein ein gelbe blumen / und einen breiten same̅ / wie das Gertenkraut oder Ferula, aber etwas kleiner. Die wurtzel istaußwendig schwartz / inwendig weiß / lang / scharff / und mit einer dicken Rinden bekleidet / derohalben etliche Landbetrieger sie für Turbethum, oder Turbith verkauffen / denn sie sind einander gleich. Es wächßt in grosser menge in Apulien auff dem Berg Gargano / von dannen bringt man die Rinden der wurtzel zu uns. Man pflantzt es auch in Italien in etlichen Gärten. 2. Das grösseste Turbith mit sehr breiten blättern / Thapsia maxima latissimo folio, C. B. Th. Salmanticensis, s. 3. Clusii magna flore luteo, semine lato, J. B. 3. Das Turbith mit Fenchel-blätteren / Thapsia Foeniculi folio, C. B. Thaps. 2. Clusii flore luteo, foliis tenuioribus Foeniculi penè instar, J. B. 4. Das sehr stinckende Turbith / Thapsia foliis Libanotidis foetidissima, C. B. 4. Clusii, Tuero dicta, foliis glutinosis, radice nigrâ foris, J. B. Eigenschafft und Gebrauch. Die Thapsia ist sehr hitzig und scharff / mit etzendem scharffen / vitriolischen etwas ölichtem saltz begabet / wird derowegen gefährlich in den Leib gebraucht.
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Wenn Käyser Nero in der Nacht auff der Gassen Händel angestellt / und davon Stöß in dem Angesicht bekommen / hat er mit dem Safft der Thapsiae, Weyrauch und Wachs alsobald die Streichmähler bestrichen / damit man dieselbige auf nachfolgenden Tag an ihme nicht wahrnehmen könte / wie solches Plinius lib. 13. histor. natur. cap. 22. berichtet. CAPUT CXXX. I. Spanische Pfrimmen. Genista Hispanica. Namen. PFrimmen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Spartium. Italiänisch / Spartio. Frantzösisch / Genest d'Espagne. Spanisch / Espartio, Retama, Incestra. Englisch / Broome. Niderländisch / Spaensche Braem. Geschlecht und Gestalt. 1. Der Spanische Pfrimmen / Spartium, Matth. Genista Hispanica, Juncea, J. B. Spartium arborescens seminibus Lenti similibus, C. B. Ist ein Art der Ginst / wächßt mit langen Gerten und wenigen kleinen blättern / die sind gerad und zäh / lassen sich nicht bald zerbrechen / damit werden auch die Weinreben gebunden: Bringt gold-gelbe blumen wie die gilbe Veieln / darauß kriechen rauche länglichte schöttlein / darinn ist samen den Linsen ähnlich / verschlossen. Wächßt in grosser menge in Hispanien und Africa / allda bereitet man bänder darauß zu den Schiffen. Die Armen machen ihnen geflochtene Schuh auß diesem Gewächs / und brauchen es für Hanff zum Gespinst / wenn er zuvor in warmem wasser ertränckt ist. II. Spanische Pfrimmen. Spartium sive Genista Hispanica. 2. Spanische Pfrimmen mit rundem samen-gefäß und einfachem samen; Spartium alterum monospermum semine reni simile, C. B. Hispanicum Lobis rotundiusculis, flore luteo, J. B. 3. Spanische Pfrim̅en mit weisser blum / Spartium Hispanicum flore candido, J. B. tertium flore albo, C. B. 4. Drey-blättige Spanische Pfrim̅en / Spartium triphyllon, C. B. Genista radiata s. stellaris, J. B. 5. Purgierende Pfrimmen / Genista sive Spartium purgans, J. B. 6. Candianische Pfrimmen / Spartium Creticum, Alpin. exot. 7. Baumichte Pfrimmen / Genista arborea Cretica folio perpetuo, Zanon. 8. Vermeinte Spanische Pfrimmen / Genistae Hispanicae Affinis, C. B. CAPUT CXXXI. Ginst. Genista. Namen. GInst / Genst oder Genster heißt Laeinisch / Genista. Italiänisch / Genestra. Frantzösisch / Genest. Spanisch / Genesta, Hiniesta. Englisch / Broome. Dänisch / Gifuel. Niderländisch / Braem. Gestalt. Die gemeine Ginst / Genista angulosa & scoparia, C. B. angulosa trifolia, J. B. Ist eine Staude Manns-hoch / mit einem krummen Stamm / daran ist die Rinde / aussen gelblicht / inwendig schwartzlicht / fest und zähe / man macht gute Bögen darauß zu den Armblüsten. Auß dem stamm gehen
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Ginst. Genista. viel Ruthen / die sind dünn / gerad / grün / weich / zähe / schwang / ohne Knoden / am obern theil stachlicht / und inwendig mit weissem Marck gefüllt. Mit diesen Ruthen hefftet man die Weinreben / man macht auch andere Bänder darauß. Die Blätter an gemeldten Ruthen sind länglicht / fast wie in dem Flachs / doch dicker. Das gantze Gewächs ist am geschmack bitter. Es trägt viel gold-gelbe blumen / darauß werden runde / lange schöttlein / in welchen der samen verschlossen ist / den Wicken nicht ungleich: dieser same ist außwendig schwartz und inwendig gelb. Der Ginst wächßt an den sonnreichen Büheln. In dem Hertzogthum Florentz findet man ihne in grosser menge. Im Mäyen und Brachmonat blühet er / alßdenn ist offt ein gantz Feld oder Bühel mit Ginst überzogen / und lustig anzusehen / wegen der gold-gelben dlumen / deßgleichen man auch in Teutschland warnimt. Diese Blumen sind den Bienen angenehm / daher pflegt man sie umb die Bienen-stöck zu legen. Eigenschafft. Der Ginst ist mit einem ölicht-milten / groblichten / alkalischen saltz / und vielen irrdischen theilgen begabet / und hat die eigenschafft zu erdünneren / zu eröffnen / gelind zu wärmen / zu tröcknen / den Harn zu treiben. Gebrauch. An etlichen orten da die Pfrimmen häuffig wachsen / beitzet man die Pfrimmenknöpfflein / darauß die blümlein kommen / in Eßig und Saltz ein / und braucht sie an statt des Cappern / daher sie auch Teutsche Cappern genennt werden. Sie wachen lust zum essen / eröffnen Miltz und Leber / treiben den Stein auß. (Unlust zur Speiß / verstopstes Miltz und Leber / Stein.) Die Conserva Florum Genistae, oder der auß den Blumen der Ginst / in den Apothecken zubereitete Zucker / befürdert den Harn und Stein / eröffnet das versteckte Miltz und Leber / ist gut wider das Podagram / so man nach belieben einer Muscatnuß groß nimt. (Podagra. Nieren un̅ Blasenstein / verstandener Harn / Wassersucht.) Das auß den Blumen der Ginst destillierte Wasser / treibet den Stein auß den Nieren und der Blasen / befürdert den verstandenen Harn / und ist gut wider die Wassersucht / so man darvon morgens nüchtern 5. oder 6. loth trincket. Vngarischer Ginst. Genista Pannonica. Gestalt. Der Ungarische Ginst / Chamaegenista sagittalis, C. B. Genistella herbacea sive Chamaespartium, J. B. hat ein holtzichte wurtzel / auß welcher viel schmale / harte Gertlein herfürkommen / mit wenigen / schmalen und länglichten blättern: oben an den stengeln erscheinen seine gelbe geährte Blumen / denen länglichte und schwartze schöttlein nachfolgen. Wird viel in Ungarn gefunden. Wächßt auch umb unser Statt hin und wider. CAPUT CXXXII. Filtzkraut. Cuscuta. Namen. FIltzkraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Cuscuta, Cassutha, Cassytha, Podagra aut angina lini. Italiänisch / Cuscuta. Frantzösisch / Gutte de lin. Englisch / Wood-dodder. Dänisch / Hoersilcke /
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Filtzkraut. Cuscuta. Cuskurt / Skurwpaahumle. Niderländisch / Schorfte / Wranghe. In Teutscher Sprach nennet man es auch Seidenkraut / Flachsdotter / Range und Flachsseiden. Gestalt. Das Filtzkraut ist gleich einem verwirten Garn / mit viel fäden durch einander geflochten. Es hencket sich an die anderen gewächs / ohne wurtzel und blätter: bringet weisse blumen. Die früchte sind runde knöpflein / voller kleines samens / wie in den Klapper-rosen. Die fäden oder Haarlocken sind zu zeiten weiß / bißweilen roth / in der grösse als die Säiten auff den Geygen. Das weisse wächßt gemeiniglich auff etlichen dürren wiesen / daselbst über zieht es das Graß / gleich als ein Spinnen-gewüppe / dardurch es nicht wol mag übersich wachsen. Das rothe findet man viel in dem Flachs / auch an den zäunen / Bäumen / Stauden und anderen gewächsen / daran flechtet es sich so dick / daß es auch bißweilen die stauden zu boden ziehet. Das beste Filtzkraut wird an der Pfrimmen gefunden. Eigenschafft. Filtzkraut ist warm im ersten und trocken im andern grad: führet neben vielen irrdischen theilgen / auch ein alkalisches saltz / und hat davon die Eigenschafft das versaltzene / unreine saure Geblüt zu reinigen / und die verstopffung der Leber / Miltz und Nieren zu eröffnen. Gebrauch. (Verstopffung der Leber und miltz / gelbsucht / wassersucht / viertägig Fieber.) Ein Handvoll Filtzkraut in einer maß weissen Wein gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / und davon nach belieben getruncken / ist gut wider die verstopffung der Leber und Miltz / dienet in der Gelbsucht / Wassersucht und viertägigen Fieber. (Gelb- und Wassersucht / stein Grieß / versteckte weiber-blum / unreines Geblüt / Aussatz / viertägig Fieber.) So man von dem destillierten Filtzkraut-wasser morgens und abends fünff oder sechs loth trincket / ist es gut für die Gelb- und Wassersucht / befürderet den Stein / das Grieß und die Weiberblum / reiniget das Geblüt / behütet vor dem Aussatz / und dienet in dem viertägigen Fieber. Thymseiden. Epithymum. Namen. THymseyden heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Epithymum, Cuscuta minor, Cassuta minor. Italiänisch / Epitimo, Gamba del thimo. Frantzösisch / Teigne de thym. Spanisch / Cabellos o flores del thomilho. Gestalt. Matthiolus schreibet von der Thymseyden / daß sie seye ein Geschlecht des Filtzkrauts / und könne wol klein Filtzkraut genennet werden / dieweil sie viel kleine fäden und haarlocken habe. Man nennet sie Epithymum oder Thymseyden / dieweil sie auff dem Thymo oder Thymien wachse. Dioscorides meldet / ihre blumen seyen den fremden Thymian gleich / habe dünne leichte knöpfflein / mit kleinen stielein / wie Haar. Casp. Bauhinus hat sie nicht allein auff dem Thymian / sonderen auch auff der Saturey / Polium / Dictam / Gamanderlein / Isop / Quendel / Majoran / Dosten und anderen / wachsen gesehen. Eigenschafft. Die Thymseiden ist warm und trocken / führet ein scharfflichtes saltz / neben etwas ölichten theilgen / und hat die Eigenschafft nicht nur zu eröffnen / sondern auch gelind zu purgieren. Gebrauch. Dieweil die Thymseyden zimliche Hitz [983] und Durst bringet / soll sie nicht leichtlich allein gebraucht werden. CAPUT CXXXIII. Wilder Saffran. Cnicus. Namen. WIlder Saffran heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Cnicus s. Cartamus, J. B. Crocus Sarracenicus, Cnicus s. Carthamum officinarum, C. B. Italiänisch / Zaffrano salvatico, Zaffrano Saracinesco, Zaffrano detto cartamus, Grana per li papagalli. Frantzösisch / Saffran bastard, Saffran sauvage, Cartame, Graine au perroquets. Spanisch / Alazor, Azafran, Borde o romin, smiente de papagayo. Englisch / Bastard saffron / Mock saffron. Dänisch / Vild safran. Niderländisch / Wild bastaert safraen. Gestalt. Der wilde Saffran bringt einen eintzigen stengel / der ist zweyer elen hoch / rund / gerad / streifficht / hart und holtzicht / darzu mit vielen neben-zweigen besetzt. Er gewin̅t nicht viel blätter / und die blätter die er hat / sind länglicht / dick / hart / adericht / grün / vornen und auch an dem umkreiß mit schwachen stacheln besetzt / hangen an keinem stiel / sondern stehen hart an dem stengel und zweigen. Je höher sie an dem stengel und zweigen stehen / je kleiner sie sind. An den gipffeln des gemeldten stengels und der zweygen sihet man runde / stachlichte Distel-köpffe / die sind aussen an dem umkreiß mit kleinen blättern zu rings herumd staffiert / anzusehen wie ein Stern. Wenn sich diese Distelköpff zu der blüht auffthun / bringen sie schöne / gelbe / gefüllte / wolriechende blumen / nahe wie der rechte Saffran. So man diese Saffran-blumen nicht bey zeiten samblet / verfligen sie. Der same ist weiß / eckicht / mit einer harten und glatten rinden bedeckt / fast gestaltet wie die Gerstenkörner / doch ein wenig grösser / inwendig mit weissem / fettem / süssem Marck gefüllt. Die Wurtzel ist lang / dünn / zasicht / hat keinen nutz in der Artzney. Wird in den gärten und äckeren gepflantzet. Eigenschafft. Der samen des wilden Saffrans ist warm im dritten grad. Führet ein scharffes / etzendes saltz / und hat die Eigenschafft starck zu purgieren. Gebrauch. Die armen Leuth brauchen die gedörrten blumen des wilden Saffrans zu der Kost / wie den rechten Saffran / er färbet die speiß gelb / und macht den Stulgang fertig. Es wird offt der rechte Saffran von betrüglichen Krämern / mit dem wilden Safran verfälschet. Der samen des wilden Saffrans ist den Papageyen ein gemeine und annehmliche Speiß / purgieret sie aber nicht / da er doch sonsten starck purgieret. CAPUT CXXXIV. Gifftheyl. Antora. Namen. GIfftheyl oder Heylgifft heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Antora, Antitora, Antura, Anthora, Aconitum salutiferum, Zedoaria Avicennae & Serapionis, Napellus Moysis. Italiänisch / Antoro. Frantzösisch / Antolle. Englisch / The Counter poysonto Moncks-hood / or salutary Wollffs-bane.
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Wurtzeln vom Gifftheyl. Antorae radiees. Gestalt. Nach der beschreibung Theod. Tabernaemontani hat das Gifftheyl ein zweyfache Wurtzel / auch unterweilen ein dreyfache / vergleichet sich der runden Eyperwurtz oder Knabenkrauts-wurtzel / ist außwendig schwartzbraun / gerümpfft / und inwendig weiß / eines sehr bitteren / unlieblichen geschmacks. Der stengel wird anderthalb spannen lang und bißweilen länger / ist rund und steiff. Die blätter daran / deren es viel hat / sind breit / und in viel schmale zincken tieff und subtil zerspalten / den blättern des Napellenkrauts gleich / außgenommen daß sie viel zarter und kleiner zerschnitten sind / je ein Gesetz über dem anderen / oben am stengel / deßgleichen über der mitte desselben / zwischen den blätteren herauß / bringet es bleichgelbe und bißweilen blaue blumen / die sind den blumen des Eisenhütleine ähnlich / wenn die vergehen / folgt ein schwartzgrauer samen / fast dem Narden-samen gleich / in kleinen Häußlein verschlossen. Dieses Gewächs findet man in dem Gebürg bey Genff und Saphoyen / auch in den Alpen des Schweitzerlands und Bündten / von dannen es zu uns gebracht wird. Man zielet es auch bey uns in den gärten / und wächßt gern / so es mit der Wurtzel also grün und frisch gesetzt wird. Von dem samen aber komt es langsam herfür / denn es selten vor dem dritten Jahr auffgehet. Dieses Gewächs hat nicht allzeit gleiche Wurtzel / wie die Figur anzeiget. Denn etliche sind eintzig und rund / andere haben zwey Wurtzeln bey einander / welche zu zeiten lang / bißweilen etwas rund sind. Etliche haben drey wurtzeln bey einander / andere vergleichen sich einem Scorpion / wie Camerarius berichtet. Eigenschafft. Das Gifftheyl ist warmer und trockner Natur: führet ein bitterliches scharffes / ölichtes saltz / und hat die Eigenschafft zu purgieren / allem Gifft zu widerstehen / das Geblüt zu reinigen / und zu eröffnen. Gebrauch. Die Wurtzel des Heylgiffts wird höchlich (Gifft / gifftiger Thierbiß / Pestilentz / Gifft des krauts Thore und Napellenkrauts.) gelobt wider alles Gifft / und die gifftigen Thier-biß / deßgleichen auch wider die Pest / und das tödtliche Gifft des krauts Thorae oder Waldenser Wolffswurtz und des Napellen-krauts / welches alles andere Gifft weit übertrifft / also daß auch der beste Theriack ihme kein widerstand thun mag: so man dem Krancken ein quintlein schwer dieser Wurtzel in Cardobenedicten-wasser eingibet / führet er das Gifft durch den Stulgang / Harn und Erbrechen auß. CAPUT CXXXV. Rebkresse oder Lämmer-lattich. Lactuca agnina. Namen. REbkresse / Lämmer-lattich / Feld-lattich / Acker-lattich / Winter-lattich / Lämmer-weyd / Niesel-kraut / Nössel-kraut / Nitzlein-kraut / heißt Lateinisch / Lactuca agnina, Lactuca arvensis, Gratia Gallinae, Locusta. Frantzösisch / Sallade de Chanoine. Niderländisch / Veld-croppen. Englisch / Lambes-lettuce or Corn-sallet. Gestalt. Der gemeine Rebkresse / Locusta herbae prior, J. B. Lactuca agnina, Ger. Valeriana campestris inodora major, C. B. Ist ein durch gantz Teutschlands bekanntes Kraut / hat ein kleines / dünnes / weisses / mit süßlichtem / [985] oder fast keinem geschmack begabtes würtzelein / mit etlichen zaselen; die blätter / wenn sie im Hornung erstmahls herfürkommen / sind den blätteren des jungen Lattichs ähnlich / daumens breit / lind / weich / von farben liecht-grün / rundlicht / ohne stiel / am geschmack den wurtzen gleich. Im Mäyen wachsen von der wurtzel etliche / dünne / eckichte / in zwey ästlein zertheilte stengelein / an welchen die blätter kleiner erscheinen; oben auff den gipffeln deroselben aber erscheinen kleine / weißblaue / ablange / fünffach eingeschnittene / schöne blümlein; und darauff ein runder / weisser / etwas flacher same. Wächßt hin und wider bey uns in den Felderen / weinbergen / und gräßgärten. Es hat noch eine art dieses Krauts mit grösseren blumen und wurtzen / deren blätter oben an den stengeln etwas gekerfft sind: Wächßt hin und wider in Flandern und Braband; Lactuca agnina s. Valerianella foliis serratis, Raj. Locusta altera foliis serratis, J. B. Eigenschafft und Gebrauch. Es führet dieses Kraut viel nitrosischsaltzichte / durchtringende / und wasserigsafftige theile / und hat dadurch die Eigenschafft zu kühlen / zu erweichen und zu linderen. Es werden diese Kräuter in den Küchen gebraucht / sonderlich bey abgehendem schnee in dem Winter / biß zu ende des Aprillen / da es anhebt den stengel zu stossen. Man bereitet davon gute Salät mit Essig / Baumöl / Saltz / und wem beliebig / ein wenig Pfeffer. In dem Mertzen pflegt man die jungen Rapuntzeln mit ihrem Kraut darunder zu mischen / welches denn sehr liebliche / und den gallichten Naturen sonderlich dienstliche Salät abgibt. (Leibs verstopffung. Gallengrimmen.) In der Leibes-verstopffung / und Gallengrimmen ist die Brühe / darinnen diß Kraut wol gesotten worden ein treffliche Artzney / offt warm getruncken. CAPUT CXXXVI. Tabac. Tabacus. Namen. DAs Kraut Tabac hat diesen Namen von dem Americanischen Ländlein Tabaco, in der neuen Hispanischen Provintz Jucaton, bey 44. Meilen oberhalb Mexico, von den Spaniern das Land der sieghafften Mutter Gottes / Terra beatae Virginis victoriosae, genennet / weilen der eroberer der neuen Hispanien Ferdinandus Cortesius einen stattlichen Sieg von den Barbaren daselbst erhalten. Dieses Kraut ward von den Spaniern in selbiger gegend am ersten gefunden / und derowegen auch darnach genennet / denn bey den Einwohneren derselben Ländern hat es andere Namen. Die Peruaner und Brasilianer nennen es Petum, die übrigen Indianer Picielt, welches / wie Nicolaus Monardes meldet / daselbst sein gemeinster Namen ist. In Europa wird es gemeiniglich Nicotiana genennet / REMBERTI DODONAEI Peruvianisch Bilsenkraut oder Tabac. Hyoscyamus Peruvianus sive Tabacum. diesen Namen hat es bekommen von Johanne Nicotio, welcher Francisci II. Königs in Franckreich / Rath und Gesandter an dem Königlichen Hoff in Portugal gewesen. Dieser als er Anno 1560. zu Lisabona sich auffhielte / allwo dazumal die Königliche Hoffhaltung gewesen / ward ihme von einer Holländischen Adels-persohn / dieses frembde und erst neulich auß der Landschafft Florida überbrachte gewächs / verehrt. Welches er als etwas rares oder seltsames mit sonderbahrem wolgefallen auff- und mit sich nach Hauß nahme / in seine Lustgarten pflantzen liesse / und viel junge Pfläntzein darauß zeugete. Nach diesem schickte er den samen davon seiner Königin Catharinae de Medices, mit bericht von der Tugend dieses Krauts / die liesse es in des Königs Lustgarten pflantzen und zielen / und als es dem bericht nach in allen proben köstlich und heilsam erfunden worden / wollte sie es mit keinem andern als ihrem eigenen Namen ferner außkommen lassen. Daher wurde es genennt / Herbe de la Reine Mere, das Kraut der alten Königin / wie auch Catharinen-kraut und Herba Medicea. Andere Frantzosen nennen es Herbe du grand Prieur, das Kraut des grossen Priors, weilen dieser auff einer Meerreiß zu Lisabona außtrettend / und bey gedachtem Gesandten zukehrend / von ihm etliche solche Pfläntzlein empfangen / und also der erste dieß Kraut in Franckreich solle gebracht haben. In Italien wird es genennet Tornabona, weilen es von einem Bischoff und Gesandten dieses Namens Nicolao Tor [986] nabono, von dem Frantzösischen Hoff erstlich dorthin geschickt worden. Andere wollen der Cardinal de S. Cruce, damahliger Päbstlicher Nuncius oder Gesandter / habe es auß Portugal mit sich nach Rom gebracht / daher es Herba S. Crucis, das Kraut des H. Creutzes / genennet worden. In Engelland hat es der trefliche Admiral Franciscus Dracke, umb das Jahr Christi 1586. erstlich eingebracht / und bekannt gemacht. Von Casp. Schvvenckfeldio wird es Herba Sancta & Sana Sancta, das heilige und heilsam heilige Kraut / von Camerario das Ost-Indianische Wundkraut / von andern Buglossum antarcticum, Mittländische Ochsenzungen / und Panacea, Heil aller Welt / auch Indianische Beinwelle genennet. Rembertus Dodonaeus pempt. 3. Lib. 4. Cap. 22. nennet es Hyosciamum Peruvianum, Peruvianisch Bilsenkraut. Der Namen Tabac aber ist gleichsam sein eigener / gemeinster / und aller Welt gewoh???licher Namen. Dänisch heißt er Toback / Nicotian / Necotian / Indianske vundu???. Englisch / Tabaco. Geschlecht und Gestalt. Johannes Neander beschreibt in sua Tabacologia, dreyerley Geschlecht des Tabacs. 1. Das erste Geschlecht / genennt der grosse / breitblättige Tabac / Nicotiana major latifolia, C. B. major sive Tabacum majus, J. B. Hat ein holtzichte / starcke / aber kurtze wurtzel / mit vielen sprößlein und zäserlein unterwachsen / von aussen weißlicht / aber inwendig gelb und bitter. Es wächßt auff einem geraden stengel / in der dicke eines gemeinen stocks / 4. oder 5. Schuh / offtmals wenn er in ein warm und sett erdreich gesäet ist / so viel elen hoch. Dieser stengel ist grün / mit zarter Wolle überzogen / fett und ölicht / (zumahlen wenn er außgewachsen) mit weissem Marck angefüllet und ästicht / rund und hart: an demselben herumb wachsen die blätter zimlich geräumig / und etwas grösser als an der Wallwurtz / von der mitten an / da sie am breitesten und also gleichsam bucklicht sind / sich allgemach und wohl lang zuspitzend / grün / gelblicht / harten geruchs / safftig / und gleichsam etwas leimicht / daher das kleine Ungezieffer daran behangen bleibet / scharffen geschmacks / klebericht / an den Enden glatt und unzerkerbt. Oben an den gipffeln oder neben, ästlein wachsen Blumen / auß eingekerbten Blatt-kelchlein / jede auff einem besondern stiel / von unten enge / oben sich erweiterende / und in ein fünff-eckichtes Glöcklein (fast wie eine Trompeten gestaltet) sich endende / bleich - roth oder fleisch - farbig: mitten darinnen wird ein liecht-grünes herfürragendes kölblein / von fünff zarten fädemlein umbgeben. Wenn die Blum verwelckt ist / so wird ein hülßlein darauß / in demselben wächßt ein gar kleiner runder samen / welcher erstlich grün ist / hernach aber wenn er gezeitiget / schwartz - roth wird. Dieses wird von etlichen das Männlein genennet. 2. Das andere Geschlecht / genennt der grosse / schmal-blättige Tabuc / Nicotiana major angustifolia, C. B. Nicotiana s. Tabacum folio angustiore, J. B. Hat eine holtzichte / Grosser schmal-blättiger Tabac. Nicotiana major angustifolia. viel-sprößichte und gantz haarichte wurtzel. Der stengel wächßt anderthalb el???n hoch / ist runtzlicht / grün und ästicht. Seine blätter hangen an einem stiel wie an dem Solano oder Nachtschatten / Bella donna genennt / doch etwas breiter und grüner / sind wollicht / länglicht / dick und safftig. Die Gipffel des stengels und der ästlein tragen purpur-röthlichte blümlein / fast in der form der vorigen. Auff die blumen folgen kleine hülsen / welche oben ein länglichtes grüblein haben / auß dessen mitte ein dickes / kurtzes und rothes fädemlein herfürgehet. An beyden ecken des grübleins ziehet sich ein fürchlein hinunter biß auff den boden / welcher mit einem gelben Ringlein gezieret ist. Sie tragen gelblichten samen / aber dessen gar wenig. Dieses nennt man das Weiblein. AEgidius Everhardus berichtet / wie dieses ander Geschlecht zuzeiten auß dem samen des ersten wachse: denn so des Männleins samen / wenn es in saat geschossen ist / sich hin und her verstrewet / und auff die erde fällt / so wird übers Jahr das Weiblein darauß wachsen: ja wenn man das Männlein nicht in hitzigen / fetten / wohl umbhackten und gemisteten boden / sondern in ein dürr und sandicht erdreich säet / sowächßt kein Männlein / sondern das Weiblein darauß / und zwar so häuffig / daß es nicht mehr von dannen außzureuten / und des säens nicht mehr vonnöthen ist. 3. Das dritte Geschlecht / der kleine Tabac genennt / Nicotiana minor & Eyst. C. B. Priapeja, quibusdam Nicotiana minor, J. B. Ist anderthalb schuh hoch. Die wurtzel wächßt untersich / ist weiß / einer spannen lang und fingers dick. Der stengel ist rund / fett / zart / rauch und bleich-grün. Die [987] blätter hangen an etwas kürtzern stielen als des vorigen / sind grün / rundlicht / fett / safftig / und ein wenig haarig. Die blume ist gelb-roth / und gestaltet wie die vorhergehende / aber viel kleiner / im übrigen hol / und in fünff zwey-getheilte Zünglein sich endend. Das kelchlein vergleicht sich mit der ersten Art / gleich wie auch der samen / nur daß er etwas grösser und gelbliche ist / welcher nach abwelckung der blumen / in einem rundlichten knöpfflein erwächßt. Die Erzielung dieses Krauts belangend / so wird davon geschrieben / daß es in der Insul Hispaniola / in Spanien / und anderen warmen Ländern / umb die Herbst-zeit gesäet werde. Die erfahrung gibt es / daß es auch unsern boden nicht verschmähet / und bey uns wohl bekommet / wenn nur seiner fleißig gewartet wird. In unseren Ländern pflegt dieß Gesäm nicht eher / als biß das Jahr von dem Frühling etwas erwärmt / und zu anfang des Monats oder mitten im Aprill / darnach das Feld oder Jahr-gang ist / in die erde zu kommen. Clusius heißt es im Augst-ode Herbst-monat säen / weilen so kleiner same lang in der erden ligen müsse / ehe er außkeimet / wie es denn / wenn er im Mertzen oder Aprill gesäet / allererst im Augstmonat blumen treibet und samet. Aber die erfahrung hat ein anders gelehret / nemlich daß dieser samen / wenn er im Monat Aprill zur erden gebracht worden / viel eher und glücklicher auffgangen / auch viel fruchtbarere und längere stengel / viel grössere und fettere blätter getrieben / als wenn man ihn im Herbstmonat gesäet. Im zunehmen des Monds wird er gesäet / und im abnehmen geblättert. Der same läßt sich schwerlich überwintern / wenn er nicht in höltzernen oder irrdenen gefässen / oder in flechten und körben auffbehalten / und in den Kellern / Stuben und Speiß-kammern / oder in andern warmen orten beygesetzet wird / solcher gestalt kan er biß ins dritte und vierdte Jahr unverdorben bleiben. Dieses Kraut bekommet nicht wohl in sandichten und thonichten Feldern / sondern es wil ein gutes / fettes / und in diesen unseren kalten Ländern ein wohl gemistetes erdreich haben / also daß die Dung verweset / und gantz in die erden verwandlet seye / soll demnach allemal über das andere Jahr Küh-mist mit untergemenget werden. Man findet / die etwas von der reinsten und durch die reuter getriebenen Asche darunter vermischen / aber also pflegt es langsam zu wachsen / und späth zu zeitigen. Es hat gleichsam einen grossen durst / und lechtzet stäts nach wasser / darumb wil es zum öfftern / doch sänfftiglich / begossen seyn / sonderlich wenn es heisse Sonnen- und Sommer-tage gibet / und die erde lang nicht vom Himmel durch Regen befeuchtet worden. Der platz muß platt und eben / schatticht und feucht / und die Feldlein wol / und etwan drey schuh breit seyn / damit es raum habe / denn wo es eng stehet / so wächßt es nicht gerad auff / auch nicht in die höhe / grösse oder breite. Es wil auch heisse Mittags-sonne / und zuruck ein Mauren haben / damit ihm der Nord-wind nicht schädlich sey / und einen Widerstrahl von der Sonnen haben möge / denn vor den Winden wil es geschützet seyn / weil es hoch / aber schwach und geschwanck zu wachsen pflegt. Doch so es wohl tieff eingewurtzelt ist / mag ihm alßdenn kein Wind mehr schaden. Kein Kälte / wie gesagt / kan es leiden / darumb wenn man diese Saat wil überwinteren / so muß ein besonderer warmer ort im Garten darzu erwehlet / oder es muß mit Stroh und Flechten bedeckt / unter einer Schupffe oder Wetterdächlein / an die Schutzmaur gesetzt werden. Wenn aber die Mittags-sonne scheinet / so soll man ihm die Mittags-lufft geben / und zu dessen behuff ein thürlein gegen Mittag öffnen. Wenn man säet / soll man mit dem Finger oder stock ein grübelein fingerstieff in die Erde machen / darnach zehen oder zwölff körnlein oben und unten mit Kühmist gefüttert / zugleich hinein werffen / und alßdenn das grüblein wider zuscharren. Denn weilen der same so gar klein ist / stehet zu förchten / es möchte derselbe unter der Erden ersticken / wenn man weniger körnlein einsetzte. Etliche pflegen es / wie sonst den Lattich und andere Kräuter / den samen mit Erden vermischend / und den Grund wol durch einander rührend zu säen. Es stoßt gar langsamb auff / wenn es aber hervorkeimet / und noch jung und zart ist / muß es vor kälte und frost wol bewahret / und des nachts zugedeckt werden. Wenn es auffgangen / und in die grösse einer Kraut-pflantze erwachsen ist / weil auß jedem körnlein ein besonders und eigenes schößlein und stengel außwächßt / und die jungen fasichten wurtzeln sich in einander verwirren / weilen auch im auffwachs die grossen blätter einander berühren / und also beschädigen möchten / so soll man mit einem grossen Messer einen umkreiß / tieff in die Erden umb die wurtzeln herumb schneiden / die Erde sambt Wurtzel und Kraut außgraben und außheben / alßdenn nach dem der Grund von der Wurtzel abgelößt worden / das Kraut in einen Züber voll wassers werffen / die jungen schößlein empor und auffschwimmen lassen / eins nach dem andern herauß nehmen / und jedes pfläntzlein besonders wider mit seiner eigenen abgelößten Erden / darauß sie gewachsen / bekleiden / und also wider einsetzen: sie müssen aber drey Schuh breit von der Maur / und jedes ein paar oder anderthalb Schuh breit von dem andern gesetzt werden. Wenn der Grund nicht zum besten ist / wie er seyn soll / so muß das Erdreich auff obbemelte weisse verbessert / und mit stetem begiessen und jungen Sätzlingen dem wachßthum zu hülff gekommen werden. Ferners / wenn er sich so ferrne in die höhe gestreckt / daß nun die Blumen an den gipffeln herfürbrechen wollen / soll man / ehe denn sie daher knöpffen / alle spitzen und kiemlein abkneipen / auch alle seiten-schößlein und neben-blättlein / so zwischen den andern und grossen hervor treiben / hinweg schneiden. Denn den Tabac soll man in diesen Landen keines wegs Blumen tragen / und in den samen schiessen lassen / (ein paar feldlein außgesetzt / daß man den samen habe) wenn er seine völlige krafft behalten soll / [988] weilen das beste theil derselben sich in die blüthe ziehet. Uber das so werden gemeiniglich unten am stengel zwey blätter (die Spanier nennen sie Bascheros) gefunden / welche dem Tabac allen geschmack benehmen / wenn sie den andern untermengt werden: diese nun samt den andern überflüßigen blättern muß man beyseits thun / und allein zehen oder zwölff grosse blätter an dem stengel hangen lassen. Jetztbesagte abgeschnittene junge blätter / schößlein und blum-knöpfflein / doch die zwey untern Bascheros genant / nicht mit gemeint / (welche gar müssen hinweg geworffen werden) soll man zusammen in einem mörser stossen / und den außgepreßten safft in einem guten neuen Spanischen Wein oder Malvasier (in Holland nehmen sie Dantziger Vier darzu) auffsieden lassen / fleißig abschaumen / und wenn er verschaumt / ein gut theil soltz darzu thun / also daß er einen saltzichten Meerwasser-geschmack bekomme: darnach muß man Aniß und Ingwer auffs kleinest gepülvert reichlich darein werffen / und ihn widerum eine stund lang sieden und auffwallen / nach solchem verkühlen / untersitzen lassen / endlich das lautere davon abschütten. Dieser safft oder brühe (in Spanien Caldo genennet) kan in einem wolvermachten gefäß auffbehalten und wol verwahret werden / daß es nicht lufft habe / und die krafft nicht davon außduffte. Wenn nun die am stock gelassene blätter (in welchen die gantze krafft des krauts steckel) gezeitiget / so müssen sie hart am stengel abgeschnitten / und jedes absonderlich in jetztgedachtem safft / nach dem er zuvor beym feur biß zum sud (sieden aber darff man ihn nicht lassen / denn also würde er abermahl seine krafft verdufften) warm gemacht worden / eingetuncket werden. Wolte es zu langweilig und beschwerlich fallen / ein blatt nach dem andern ein zutuncken / so kan man ein leinen tuch auff einer Tenne in einer Schewer / oder sonst an einem ort / da die Sonne und der Wind nicht zu kan / auff- und außbreiten / eine reihe blätter / auff das allerengste an einander / darauff und auff diese wider ein andere legen / alßden̅ einen Sprengwadel in mehr gedachten safft eintuncken / und solche blätter damit besprengen und anfeuchten / nach diesen wider ein paar reihen legen und besprengen / und so fortan / biß der reihen so viel werden / daß sie eine höhe von anderthalb schuh machen. Solcher massen besprenget / muß man dieß blätter-werck in der eile / und weil es noch warm ist / in mehr leinene tücher fest zusammen wickeln: im fall aber solcher tücher nicht genugsam wären die wärme zu halten / so kan man Pferdmist darumb herlegen / und ihm also auch von aussen wärme geben / damit die blätter in stätem brudel verbleiben; auff daß sie aber nicht zu sehr erhitzt werden / mag man täglich darzu schauen / und sie also lana brühen / biß daß sie die farb verändern. Wenn sie nun durch würckung dieses brudels roth oder nur röthlicht worden (welches leichtlicht zu erkennen / wenn man sie gegen das liecht hält) so ists zeit / daß man sie wider auffwickle / und von einander nehme: denn zu viel gebrühet / wurden sie schwartz werden / welches ein anzeigung wäre / daß sie verbrand und verdorben seyen. Muß demnach dieses mit sonderm fleiß verhütet werden / als welches hierinnen das hauptwerck ist. Hierauff müssen diese blätter an einem dicken faden oder seilgarn / welchen man unten durch die dicke nerven oder sturtzeln ziehet / angereihet / und also an einem lustigen aber nicht sonnichten on auffgehengt werden. Wenn sie nun also auch wol auffgetröcknet sind / müssen sie mit stricken büschel-weiß auffs festeste / welches ja fleißig zu beobachten / zusammen geraittelt / und rund über einander gewalcket werden / der gestalt daß ein jeder solcher bund in der rundung die breite eines Spanischen Thalers bekomme. So denn werden sie endlich gleicher weiß gantz eng und dichte in die küsten gepacket / eingepresset / und also fort verführet und verschicket. Solch ein fleißige wart / pflege und zubereitung wird erfordert / wenn der Tabac soll gut und kräfftig werden. Dieweilen aber demselben in unsern Ländern wenig nachgekommen wird / sonderlich im bauen / ist es kein wunder / wenn dieß Kraut auch bey uns nicht so gut wächßt / damit es solchen unfleiß räche / und die schlechte wartung so ihm widerfähret / mit schlechtem wachsthum vergelte. Wiewol nach der güte desselben nicht viel mehr gefragt wird / wenns nur Tabac ist / und viel Gelt einträgt. Diese art und weiß erwehnter massen auß Spanischem Wein und Malvasier einen safft abzukochen / und den Tabac damit zu brühen / haben die Spanier erfunden. Doch ist vermuthlich / die Wilden in America werden / bevor unser Wein über Meer zu ihnen kommen / auß ihrem Palmen-tranck / oder ihrem Wein Decoccos, oder sonst auß einem saft / oder vielleicht auß nachtwasser / wie man ihnen schuld gibt / eine brühe abgesotten habë. Sonsten in unsern Ländern wird er auff etwas andere weise / als zuvor erwehnet ist / zubereitet. Zuvorderst pflegt man ihn / wenn er von der staube abgenommen worden / nicht so gar und etwann eine quer hand dick auff einander zu legen / auch nicht über vier und zwantzig stund also ligen zu lassen / anderst wurde er sich selber anzünden / und über einander vermodern. Demnach so wild er alsobald mit einer nadel / blatt vor blatt angehefftet / und als denn auff einem boden / da der lufft durchstreichen kan / damit er trocken werde / auffgehänget / beydes aber wol eng beysammen: wenn er getrocknet / wird er etwas schwartzlich: von den Faden wird er wider abgenommen bey feuchtem wetter / denn bey warmen und trockenen wetter pflegen die blätter sich zu verbröckeln / welcher staub und mist denn gar nicht zu gebrauchen. Wenn er also wider vom boden genommen / und auß dem faden gezogen worden / wird er / weil er etwas zusammen laufft / auß einander gestrichen / und die aber / so in der mitten ist / herauß gezogen. Wenn er nun auch geädert ist / wird er widerumb auß einander gestrichen / mit der brühe angefeuchtet / mit der hand überfahren / folgends ein blatt ins ander gelegt / ungefehr fingers-dick und elen-lang / und also (welches man würste nennet) fest in einander gedrehet und ge [989] sponnen / damit sie nicht leichtlich auß einander gehen. Nach diesem wird er in die baiß oder brühe ungefehr vier und zwantzig stund lang gelegt / da er denn durch und durch feucht wird / und die farbe besser annimt: hiernechst wird er noch immer feucht angesprenget / und mit feuchten händen in kleine rollen zu ein und zwey pfunden auffgewicklet / überall mit zwecken gehefftet / und fest auff einander geschlagen. Endlich wird er in gantze und halbe küstlein geschlichtet / und feucht eingepresset / biß er fast auff einander verquollen / und also Kauffmannsgut worden. Eigenschafft. Von der Eigenschafft dieses Krauts gibt es ungleiche meinung. Monardes und Dalechampius halten den Tabac vor warm und trocken im andern / Eduardus Donc im dritten / Sebizius vor warm im andern und trocken im ersten / Caesalpinus vor warm im ersten und trocken im dritten grad. Andere wollen ihm die wärme gar absprechen / und daß er von natur kalt seye / damit beweisen / weil dessen rauch gleichsam eine Entgeisterung zu erwecken pfleget / und die Vernunfft verrucket / daher wollen sie / wie droben erwehnt / ein Geschlechts-art mit dem Bilsenkraut darauß machen. Matthias Lobelius setzt ihn warm oder vielmehr hitzig im andern grad / weil er eines scharff-beissenden geschmacks ist. Paulus Renealmus macht einen unterscheid unter dessen grünen und dürren blättern / und eignet jenen den andern / diesen den dritten grad der wärme und trockne zu. Gewiß ist es / daß der Tabac einen scharffen geschmack hat / durstig machet / und die Sinne verrucket / welches ohne hitz schwerlich geschehen kan. Demnach muß man dieß gestehen / daß ein scharffes / flüchtiges / etzendes / vitriolisches saltz / neben groben / schwefelichten theilgen in dem Tabac sich finde / und davon die eigenschafft entstehe / über sich und under sich starck zu reinigen / Speichel-fluß zu erwecken / niesen zu machen / Wunden und Schäden zu säuberen / zu heilen / Schmertzen zu stillen / der Fäulung zu widerstehen. Gebrauch. Die krafft und würckung des Tabacs ist in Europa am allerersten in oben gedachtem Lisabona bekant worden / denn als vorermelten Frantzösischen Gesandtens / Herrn Nicotii, Kammer-Edelknab ihm angezeigt / wie daß seiner Bluts-verwanten einer / ein anderer Kammer-Edelknab / von dem Kraut / so er von ihm empfangen / genommen / dasselbe zerstossen / und also mit samt dem saftt (Offener Schaden im Angesicht.) auff einen offenen Schaden / denn er im Angesicht hart an der Nasen hatte / und der schon biß auff das Knorbel-bein hinein gefressen / übergelegt / und sich wol darauff befunden / hat der Gesandte denselben Page oder Edelknaben zu sich erfordert und befohlen / daß er das Kraut ferner also gebrauchen solte. Wie er nun solches neun oder zehn tage nach einander gethan / (inzwischen aber offtmahls zu des Königs in Portugal vornehmsten Leib-artzt / umb sich zu besichtigen / und die würckung des Krauts erlernen zu lassen / sich verfüget) ist der schade gantz und gar erstorben / auch vollkommenlich / sauber und rein damit außgeheilet worden. Nach der zeit / als eben dieses Gesandten Koch ihm selber den Daumen fast gantz und gar mit seinem scharffen Küchenmesser abgeschnitten hatte / lieff der Hoffmeister eilends zu dem frischen Kraut / und legt es über: als nun dieses fünff oder sechsmal nach einander beschehen / da war auch dieser schade geheilet: darauff kame dieses Kraut in der gantzen Statt / seiner herrlichen tugend halber / in grossen ruff / und ward wie oben erwehnt / das Kraut des Gesandten genennet. Wenig tag hernach kam ein Edelmann / des gedachten Page oder Edelknaben / der den schaden im Angesicht gehabt / Vatter / vom Land hinein zu dem Gesandten / der hatte fast zwey Jahr lang einen offenen schaden (Offener Schaden am Schenckel.) an einem Schenckel gehabt / und bate / daß er ihm doch auch von seinem Kraut mittheilen wolte / welches er leichtlich erhielte; als er es nun ohngefehr zehen oder zwölff tag angedeuter massen übergelegt und gebraucht / konte er mit einem gesunden Schenckel / und gantz heil / sich wider auff seine Güter begeben. Nach dieser dritten Wunder-würckung fienge diß Kraut erst recht an im gantzen Land berühmt zu werden / und lieffe Jederman von allen Enden zu / auß begierde von diesem Kraut zu haben und zu gebrauchen. Unter anderen kame auch ein Weib / die hatte ein Geschwär / welches ihr (Geschwärdes Angesichts.) gantzes Angesicht überzoge / daß sie mehr einer heßlichen Larffe / als einem Menschen gleich sahe / da sie aber diß Kraut erlangte und gebrauchte / ward auch sie in zehen tagen geheilet / kame wider / und zeigte sich dem Gesandten viel anderst / als er sie zuvor gesehen. Als er nach der zeit wider in Franckreich ware / und ungefähr ein Hauptmann ihm auffstiesse / der seinen Sohn / welcher einen Kropff hatte / zum König führen (Kropff.) wollte / daß er geheilet würde / (denn man gibt vor / wie daß die Könige in Franckreich die Gnade von Gott haben / die Kröpffe mit ihrem Anrühren zu heilen / wobey sie diese Wort sprechen: le Roy te touche, Dieu te gueri! der König rühret dich an / Gott heile dich!) An diesem gedachte er die Tugend dieses Krauts auch zu prüfen / und als derselbe solches obbeschriebener massen etliche tag nach einander über den Kropff gelegt / ist solcher nach und nach verschwunden. Die beste würckung dieses Krauts muß man in den blättern / oder bey abgang derselben / in dem samen suchen: doch ist dieser nicht so kräfftig als jene. Die blätter gebraucht man entweder weil sie noch grün / frisch und wol zeitig sind / oder trocken und gebeitzt / wie denn im Winter geschehen muß / oder man pflegt sie gedörrt gar klein zu pulver zu stossen. Grün sind sie am kräfftigsten / wie sie aber über Winter / Jahr und Tag grün zu erhalten / wird von etlichen diese anweisung gegeben. Man thut sie in ein gefäß voll öl / und wenn man sie gebrauchen wil / schüttet man das öl auß / und tröcknet die blätter zwischen einem leinenen tuch ab / denn sollen sie so gut zu nutzen seyn / als wenn sie frisch vom Stock herkämen.
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(Tabacvulver.) Will man aber das pulver davon haben / so geschiehet es auff nachfolgende weiß: man nimt der mittelmäßigen und schönsten blätter / reihet sie an einen faden / und hengt sie in eine kammer / da keine Sonne / Wind oder Feur zukomme. Also läßt man sie hangen / biß man ihrer vonnöthen hat: alsdenn nimt man sie herab / pülvert und gebraucht (Gifftige Wunden.) sie. Daß der Tabac wider das Gifft ein heilsame Artzney seye / haben die Spanier in Indien gelernet. Denn als die Canibalen / (welches wilde Völcker sind / und ihre pfeile auffs schädlichste zu vergifften pflegen) auff der Insul S. Johannis de portu divite einen Streiff thäten / und daselbst in der Anlände etliche Spanier verwundeten / und es ihnen an Branntenwein (welchen sie sonsten in dergleichen Wunden zu giessen pflegten) mangelte / nahmen sie / von einem Indianer darzu angewiesen / den außgetruckten safft dieses Krauts / liessen ihn in die Wunden trieffen / und legten ein Tabacblatt oben darüber: damit wurden ihnen nicht nur die schmertzen gestillet / und andere Zufälle / welche dergleichen Gifft nach sich zu ziehen pfleget / abgewendet / sondern auch die Wunden auß dem Grund geheilet. Die Indianer / wenn sie zu Krieg ziehen / tragen allemahl ein starckes Gifft (welches bald tödtet / wenn man nur biß auffs Blut geschossen worden) in einem Hirschfuß / in einem andern Gefäß aber den außgepreßten safft dieses Krauts bey sich / pflegen also mit jenem ihre Feind zu tödten / mit diesem aber sich selber bey Leben zu erhalten. Wenn sie aber das grüne und frische Kraut nicht haben können / so tragen sie es gedörret bey sich / welches auff die Wunden gelegt eben (Gifft.) dasselbe verrichtet. Zu Antorff / wie AEgidius Everhardus in seiner Panacaea gedencket / hat dieser safft mit Butter einer Katzen eingegeben / ihr das beygebrachte Gifft wider (Gifftige Thier-biß.) abgetrieben. Daher ist es auch ein gut Hülff-mittel wider die gifftigen Bisse der rasenden Hunde oder Wölffe / wenn in einer viertelstund hernach / ober zehlter massen / der safft hinein getreufft / und das Kraut auffgeleget (Frische Wunden.) wird. Andere frische Wunden / wenn sie nicht tieff sind / werden durch diesen safft und Kraut in einem tag geheilet. Wenn aber die Wunde zu tieff ist / muß man sie zuvor mit weissem Wein sauber außwaschen / mit einem reinen schwamm oder tuch außtröcknen / alsdenn leinene tüchlein in den safft einnetzen / und mit den zerstossenen blättern überschlagen. Man kan auch / daß sie desto eher heile / dieselbe in- und außwendig mit gemeltem safft waschen und säubern. Wenn keine frische blätter zu bekommen sind / mag man die dürren pülvern / und in die Wunden strewen / wenn sie zuvor gesäubert worden / denn das pulver hat alle die würckung die das frische Kraut hat. Mit diesem safft denselben überschlagend / kan man auch die (Pestilentzäysen / offene schäden.) gifftige Pestilentz-äysen / wie nicht weniger alte offene Schäden / wenn sie auch schon biß auffs Bein hinein gefressen hätten / außheilen. (Frantzösische Nasen geschwär.) Herr D. Sebizius hat damit zwey abscheuliche Frantzosen-hafftige Nasen-geschwär heilen / und unzehlich viel Würme außtreiben sehen. Die Indianer / wie Nicolaus (Hunger und Durst.) Monardes schreibet / pflegen mit diesem Kraut ihren hunger und durst zu stillen / folgender gestalt. Sie brennen die Muscheln gewisser Wasser-schnecken / und pülvern sie: darnach nehmen sie solches pulver und Tabac-blätter / eines so viel als des andern / knetten es zusammen / und gleichsam zu einem teig / auß diesem formiren sie kleine kügelein / etwas grösser als die Erbsen / trocknen sie an einem schattichten ort / und heben sie denn zum gebrauch auff. Wenn sie nun durch die grossen Sand-wüsten / da weder zu beissen noch zu brocken ist / reisen müssen / nehmen sie ein küglein nach dem andern in den Mund / und saugen daran / daß sie vergehen / und der safft in den Magen fliesset. Solcher gestalt können sie ohne minderung der Leibs-kräfften drey oder vier tage ungeessen und ungetruncken bleiben. (Tabacrauch.) Gewiß ist es / daß der Tabac-rauch / wenn er mit maß gebraucht wird / nutzlich seye den Phlegmaticis, oder denen / welche kalter Natus (Schleim auff der Brust / kaltes Haupt.) sind / denn er führet den Schleim und die übrigen Feuchtigkeiten von der Brust und auß dem kalten Haupt / erwärmet und stärcket dasselbige. Hingegen ist er hochschädlich denen hitzigen Naturen / denn er ihnen leichtlich Hauptweh verursacht. (Tabacpfeiffen.) Die Pfeiffen oder Tabac-trinck gefässe belangend / so sind die längsten die besten: denn solcher gestalt verkühlet und läutert sich der rauch in etwas / bevor er in den Mund (Feuchtes Gehirn.) eingehet / oder nach dem Gehirn steiget. Nachfolgendes Compositum wird denjenigen mitgetheilet / die eines rauchs vonnöthen haben / das feuchte Gehirn zu trocknen / das kalte Haupt zu erwärmen / aber den blossen Tabac-rauch nicht wol vertragen können. Ist vor ein Hoch-Fürstliche Person von einem berühmten Hoff-Medico auffgesetzt worden. (Sonderlicher Tabac) Nim Calmus / Galgant-wurtz jedes ein loth / Nägelein zwey scrupel / Lavander-blumen / rothe Rosen / Nägelein-blumen / Muscaten-blüth / Roßmarin / Majoran / Lorbeerblätter jedes ein scrupel / Indianischen Tabac ein loth / Coriander / Cubeben / Cardamömlein jedes einscrupel / Weyrauch / Mastix / Styrax calamit / Benzoin / weissen Agstein / Ladanum jedes zwey scrupel / gelben Santal / Rosenholtz / Zimmetrinden jedes ein quintlein / Bisam zwey gran. Diese stück zusammen gehackt / so klein als man den Tabac schneidet / in die pfeiffen eingefüllet und angezündet / gibt einen überauß lieblichen rauch / welcher nicht allein dem Haupt trefflichen nutzen bringet / sondern auch das gantze Zimmer an statt eines Rauchwercks wolriechend machet. Ferner ist das Tabac ulver eine kräfftige Artzney / durch Niesen das Haupt von (Kalte flüß.) kalten Flüssen zu erleichtern / und durch die Nase außzuführen / insonderheit so man es mit andern stärckenden pulvern vermischt. (Nutzliches Schnupffpulver.) Ein nutzliches Nieß- oder Schnupff-pulver wird also gemacht. Nim Majoran / Betonien-blümlein / Mäyen-blümlein / Indianischen Tabac jedes 1. quintl. Amber 2. gran / Bisam 1. gr. stosse alles zu einem reinen pulver. Man muß aber dieses pulver nicht zu viel gebrauchen / denn durch das stätige schnupfen und vielfältigen niesen das Haupt [991] gefährlich erschüttert wird / dadurch leichtleich ein Ersteck-fluß erfolgen könte. Der Tabac-schmauch oder rauch in den Mund gezogen / dient auch sonderlich denen / welche bey langwirigen Kranckheiten viel verstopffung des Affters leiden; in dem er (Leibsverstopffung.) den Leib eröffnet / und das Fließ-wasser allgemach wider in eine natürliche Bewegung durch die Drüsen bringet. Hiezu läßt sich aber an statt des Weins lieber Bier trincken / als wordurch die öffnung öffters viel besser befördert wird. Etliche sind auch her / welche den Tabacsrauch (Rauch-Clystier.) wie ein Clystier in den Affter blasen / und also die Oeffnung geschwind zuwegen bringen; mag wol angehen / wo es nur nicht zu offt practicieret / oder zu viel rauch auff einmahl eingeblasen wird / als wordurch die Drüsen des Affterdarms zu sehr außgetrocknet / oder auch verstopffet werden könten. (Gliederschmertzen. lahmigkeit) In allerhand Glieder-schmertzen / ja auch in der Lahmigkeit pfleget der Tabac-rauch offt wunder zu thun; sonderlich bey denen / welche an das schmauchen noch nicht gewehnet sind. So habe ich in dem Weinmonat deß 1694. Jahrs zu Wien in Oesterreich einem Fürnehmen Herren öffters auffgewartet / welcher in dem 64. Jahr seines Alters so frisch und bering als ein dreyssigjähriger Mann herumb gieng; Dieser hatte vor 18. Jahren den lincken Arm ohngefehr also starrend und mit solchem Schmertzen umbfangen bekommen / daß er bey 19. Wochen lang / so tags so nachts / keine Ruhe / kein Schlaff / auch schlechten Appetit zum Essen hatte / und also gäntzlich außzehrete: den Arm konte er währender dieser zeit nicht zum Leibe bringen. In solchem Zustand bediente er sich hunderterley mittel / reisete hin und wider herumb / bey fürnehmen Medicis etwann Hülff zu finden; und nach deme weder die geistreichen äusserlichen noch innerlichen Mittel etwas verfangen wolten / fienge er endlich an auß einrathen des berühmten Dr. Bontekoe Tabac zu schmauchen / dessen er zuvor gar nicht gewohnt war; wordurch er denn anfangs gleich dürmlicht ward / und über eine stund schlaffen kunt. Er fuhr also mit dem schmauchen fort / gerieth darüber wider in einen Schlaff / in welchem er die übrige Nacht sehr ruhig zubrachte / und des morgens seinen Arm wider zum Leibe zu bringen vermochte. Wordurch er denn bewogen worden mit diesem Mittel fort zu fahren / nicht nur biß er vollkommen wider genesen / sondern auch die übrige Zeit des lebens / umb die edle Gesundheit neben beobachtung bester Diaet zu bewahren. Es erfuhre aber bemeldter Herr von diesem Tabac-schmauchen annoch einen anderen sehr merckwürdigen Nutzen / denn als er bey 12. jahren her allezeit im Frühling und Herbst ein sehr starckes Blutspeyen (Blutspeyë.) nicht ohne gefahr bekommen / und dabey in wenig stunden bey drey oder mehr pfunden Blut verlohr / ward er nach dem Tabac-schmauchen von dieser beschwerde zu mahlen gäntzlich entlediget. (Ansteckende seuchen.) Zu denen zeiten / da gifftige Kranckheiten und ansteckende Seuchen umbgehen / findet sich der Taback-rauch als ein sonderliches Bewahrungs-mittel / zumahlen da der Mensch des tags nur etliche wenig Pfeiffen voll schmauchet / und keinen überfluß damit begehet. Die frisch grünen / etwas gestossenen / und auff warmer Herdstatt welck gemachten Tabac-blätter über die Gelenck gebunden / (Podagra.) zertheilen die Podagrischen Schmertzen und Geschwulst. (Schleim / Sand / Greiß und Stein der Nieren.) Das destillierte Wasser von Tabac-kraut bißweilen auff vier oder sechs loth getruncken treibt verwunderlich allen Schleim / Sand / Grieß / und Stein auß den Nieren. Das destillierte Oel von Tabac ist so scharff / daß wenn mans nur auff wenig tropffen einer Katze / Fuchs / und anderen thieren / sonderlich aber denen geflügelten eingibet / sie alsobald davon sterben müssen. Dürre oder grüne Tabac-blätter in Wein (Schupichte Raud.) gesotten / und mit solchem die schuppichte Raud des Haupts / und anderer Gliederen warm öffters gewaschen / heilet solche. Kranckheit allgemach sehr wol. Tabac über Nacht in Wein gelegt / und den folgenden Morgen solchen durchgesiegenen Wein getruncken / purgieret über sich und under sich / und reiniget also den Magen und Därm wacker auß. Auß den frischen safftigen blätteren wird auch der Safft außgepreßt / und ein Syrup davon gekocht / welcher Löffelweiß bißweilen (Husten / Engbrüstigkeit / Lungsucht.) genommen / trefflich ist wider den Husten / Engbrüstigkeit und Lungsucht. In dem ich dieses zu Papier bringe / langt mir ein schreiben von einem guten Freund und geistlichen Herren ein / dessen Inhalt / so fern er diese Tabac-Materi betrifft / ich hiemit beyzusetzen nicht unnutzlich erachtet / als womit ich so wol die Beschreibung des Tabacs / als auch des gantzen Kräuterbuchs enden will. IM übrigen ist mir noch ohnentfallen / was ich vor einem Jahr (da mich Jhr Excellenz, als wir in Juncker *** Behausung in St. Gallen beysam̅en gewesen / in der Küche mit dem Feurtrichter erwischt) und seither / öffters zugesagt; Nemlich die Ursachen schrifftlich einzugeben / welche mich bewogen nicht allein selbst den Trinck-tabac zimlich zu gebrauchen / sondern auch dem weit-meisten theil unsers Climats-bewohnern sehr heilsam zu schätzen; welches versprechen nunmehr zu entbinden ich allein empirice, nicht aber auß medicinalischem Grund reden wil: Es haben es viel andere subtilere Köpff allbereit gewagt / sonderlich aber auff der bejahenden seiten neulich Anno 1691. Doctor Peintema sub tit. Panacea: Auff der läugnenden seiten / Doctor Screta in seinem Tractat de Febri Castrensi, allwo ich aber an statt einiger einkommender Trivialien / weitere verfängliche Haupt-gründe erwartet hätte: Die Mittelbahn hat gehalten Doctor Tappius Orat. de Tabacco, zu Helmstätt / Anno 1673. welches die Gelehrtesten sind / so ich von dieser Materi auffgeschlagen. Mir zweiffelt [992] nicht Ihr Excellenz werde in Dero Opere Botanico, vermittelst des aller-grundmäßigsten Aussatzes / mich erfahren lassen / ob das jenermahlige voltegieren wider den Tabacrauch in schertz oder ernst gemeint gewesen? Mich betreffend / hatte ich selbigen annoch vor einem halb-dotzet Jahr hertzlich gehaßt: und wie man einst die Canalien auß den Badstuben mit dem stinckenden Rauch des angezündeten Lülchsamens weggebracht: Plin. I. XVIII. 17. also dorffte man kein andere Peitschen mich zu verjagen als Tabacrauch: Ich wußte nicht wofür ich die Leuth halten müsste / die die Pfeiffen immer am Maul hatten / als wie Polyphemus die seinige am Halß. Virgil. AEn. l. III. Enfin, ich meinte / niemand hätte wahrhafftiger geredt / als der den Tabac ein pestilentzisch-schädlich-höllisches Gifft benamset / wie H. Benzo in Hist. N. Orb. l. I. 26. Aber / wie mehrmahl die gescholtene Kräutgen selbst müssen genossen werden / so ergienge es auch mir endlich nicht anderst. Ich war von Jugend auff sehr ungesund / mit vielen heillosen Catharren, (Hauptflüß / Zahnschmertzen / Zahnfleisches- und Antlitzesgeschwulsten.) sonderlich unsinnigem Zahn-schmertzen / und darneben erwachsenen Zahnfleisches- und Antlitzes-geschwulsten / die meistentheils inwerts außgebrochen / ungläublich tormentiert / am studieren / predigen / außgehen / schändlich verhindert / und fast drey viertheil der guten Zeit verdrießlich beraubet. Wider diese Lumpen-Kranckheit nun hatte ich von langer zeit unsäglich viel langsame Curen und Hand-mittel vorgenommen / wie mir jeder Artzt / Land-terminierer / alte Frau / ja die desperation selbst gerathen / purgieren / Aderlässe / Schrepffen / außhüngeren / abzäpffen des Schlums / räucheren / Blater-ziehen / mouches, mineralien / Chymische Essentzen / Zelltlein / Wurtzen / etzen / brennen / wärme / bewegung / ruhe / zerknitschte Kräuter in die Ohren / Baumwollen mit hunderterley Liquoren in den Mund gesteckt / kurtz zu sagen: Promtius expediam, quot amaverit Hippia moechos, Quot Themison aegros autumno occiderit uno: Damit ich zuweilen nur predigen könte / hatte ich in der noth den Mund mit siedend-heissem / von Pfeffer und Saltz durchmischten Eßig gefüllt / und halbe Stunden voll gehalten / daß ich denn auff der Cantzel umb das Maul geschienen wie ein abgestandener Fisch / sc. und alles ohne einigen / oder mit so geringem effect, daß es sich der Müh und Plagerey nimmer nicht verlohnte. Also zu leben ware wahrhafftig ocio nojoso, ja ein unerduldliche Folter- banck / daß ich endlich zu peremptorischen entschlüssen genöthiget worden: Einsmals reißte ich in halber desperation nach der nächst-gelegenen Statt St. Gallen / woselbst mir ein erfahrener Chirurgus auff der Stelle vier starcke Zähn außreissen müssen / und hätten sicherlich noch einige daran sollen / wenn jener darzu zu bringen gewesen wäre; durch dieses gewaltsame verfahren nun brachte ich meinen Feind auff andere / aber nicht schönere maximes, denn an statt die Zahnschmertzen sich verlohren / zeigt sich der Unrath etliche tag hernach in dem untersten Gläich des lincken Mittel-fingers mit einer hitzig-rothen / so schmertzlichen Geschwulst / daß ich in ein dotzet Tagen kaum ein stündige Nacht-ruh genossen. Ich liesse ihn durch dienliche Pflaster zeitigen und herauß citieren / so denn auch geschehen durch vier nachgesetzte Löcher / die ein zimliche Zeit offen gehalten / und endlich mit grosser müh zugeheilt werden müssen. Bald kam das ohngemach mit gleicher manier in den Daumen / letztlich noch in einen andern Finger / ohne daß mir jemand zu sagen wußte / wie dise kurtzweil abzuschaffen wäre: Endlich ließ ich mich bereden / oder recht zusagen / erbitten / von einem nechstwohnenden trefflichen Gönner / diesen letsten Probschuß zuthun / und ordenlich Tabac zu rauchen: welches / so schwer es mich anfangs angekommen / so nutzlich / ja wunderthätig hat es nachmahls / und Gott sey danck! bißher in 6. Jahren außgeschlagen / daß ich in dieser gantzen Zeit kaum drey oder vier mahl (und zwar so ich des Tabacs etwan entrathen / und intercalieren gemust:) sehr geringe / kurtze Zahnschmertzen gefühlt / und aller Catharren und vorigen ohngelegenheiten wundersam entladen lebe / wie alle / die mich kennen und zuvor gekannt haben / mit Bestürtzung bekennen müssen: so hat sich auch bey jüngeren jahren ein sonderes übel offtmals bey mir vermercken lassen / üble und schlechte Däuung (Schlechte Magendäuung.) des Magens / Dyspepsia frequens & mira, unâ cum Dysuria saepè quadam, dessen ich nunmehr auß des Tabac-dunsts Gunsten lange zeit vergessen / ausser vor einem Jahr / da ich etliche Tag mit der Hemitritea zu schaffen / und wegen der lang underbleibenden Egestion oder Leibs-öffnung grosse Angst und Schmertzen außgestanden; die gebrauchten Mittel wollten / weiß nicht warumb / nichts fruchten / daß ich mir endlich eine Tabacs-pfeiffen ins Beth bringen lassen / (Verstopffung des Leibs.) mit sothanem Effect, daß stracks etliche Sedes erfolgt / und ich mich eh alß vermuthet / durch des Höchsten Gnad / wider völlig ermunteret. Anderer Würckungen / so ich bey geringen Lymphae exundantiis, oder Reumen sc. vielmahl handgreiflich beobachtet / wil umb kürtze geschweigen. Ihr Excellenz kennet so wol als ich einen Hochedlen / Fürtrefflichen Freund / und kan so wol auß vielmahliger ansicht / als auß dessen Correspondenz, genugsam beobachtet haben / wie verdrießlich selbiger mit verschiedenen Catharren, (Augenentzündung.) sonderlich aber einer obstinaten Augen-plag und Entzündung lange Jahr sich schleppen müssen; diesem hab ich vor ungefehr 3. Jahren oder mehr / wiewol mit grosser Mühe / das Tabac-fumiren / welches mir so wohl zu statten kommen / auch auffgeschwätzt / ob wol Er es nun nicht starck gebraucht / hat es dennoch dessen Augen so perfect curiert / daß Er diese gantze zeit über nicht das geringste Ungemach mehr verspühret. Ich wil jetz geschweigen / was auff mein einrathen der Tabac-rauch bey vielen andern gefruchtet: Item, wie selbiger mir vielmahl an gefährlichen orten / dahin mich meine Beruffs-geschäfft getrieben / vor das einige Praeservatif [993] sansam gedient. Also kan ich Ihr Excellenz nicht verhalten / daß ich den Tabac-rauch / nicht zwar auff unmäßige Schmeckscheidtierers manier / sondern nach meiner Nothdurfft / doch fleißig / und allerding täglich / sonderbar bey und gegen der Nacht / gebrauche / und mich / nächst des Höchsten Gedeyen / dabey sehr wol / auch diese Schlußfolg unaußnehmlich befinde / daß wir öffters etwas außschelten / und hassen / welches uns / recht verstanden / zu ersprießlichsten Diensten taugen kan. Ich wil zwar mit Peintema auß dem Tabac-kraut kein Panacea oder Universal-Artzney machen / denn die andern Kräuter möchten mit AEsopo sagen: Wenn der Tabac alles kann / so können wir andern nichts. Auch wil ich mit den Virginischen Heyden ihn nicht den Götteren opffern / noch darfür halten / er stille in das Wasser geworffen das Ungewitter: Ross. de Rell. p. 180. Auch wurde ich vielleicht irren / wenn ich beredt seyn wollte / der Tabac wäre die rechte / schon so lang verlohrene NEPENTHES / von dem Homero gepriesen: - - - -[Greek words]. Iliad. ???. Aber ich kan auch nicht beytretten dem Wahn derjenigen / die ein pestilentzischhöllisch Gifft darauß machen / oder auß dessen gebrauch per se ein Laster formiren wollen. Hinderet mich auch wenig / daß dieser Meinung auch Fürnehme und Hoch-verrühmte Medici, und andere sonst verständigste Leuthe beypflichten: den̅ auch sie wissen und mercken nicht alles / sind auch zuweilen durch ihre affecten und eingewurtzelte Vorurtheil heßlich incantirt. Ich selbst habe vor Jahren einen welt-beruffenen alten Medicum sagen hören / die Circulatio Sanguinis sey ein Diabolicum inventum: ja meines entsinnens habe eben diese Wort auch de Venaesectione bey dem weitbekanten Georg Hornen gelesen. Also ist kein wunder / daß solchen auch der Tabacs-gebrauch / der mit seiner temperirten Wärme des Geblüts Kreißlauff und die Bewegung anderer Leibs-säfften mercklich förderet / als ein neue Invention, so die alte Zeiten und Lehrsätze billich jaloux machen kan / höchlich mißfället; ich glaube vor gewiß / wenn der Tabac etwelchen Herren Medicis so gewinnträchtig wäre / als andere simplicia, die bey ihrem Gebrauch etwas mehreren Ceremonien anlaß / und deßwegen vortheilhafftige Bemühungen geben können / es solte weit milter davon geurtheilet werden. Ich habe nicht allein von den nachtheilen / die sie ihm beymessen wollen / keinen verspüret / sondern auch niemanden gekant / der bey reguliertem Gebrauch etwas ohngelegenes verspürt habe. Man ladet dem Tabac sonderlich auff / er truckne hefftig auß / und mache den Gebraucher dürr und hager; welches ich wol glaube / wo man den MODUS IN REBUS auß der acht läßt: Alßdenn thut es nicht der Tabac / sondern der stete Rauch / ob er schon von Stroh oder Papier wäre. Item / wenn man gantze Krausen des stärckest- und hitzigsten Weins dazu außstürtzet: Sonst kan ich Ihr Excell. versichern / daß ich erst angefangen etwas fleischicht zu werden / seit ich den Tabac ordenlich gebrauche: werde es aber ihm gern dancken / so ich enthebt bin feist oder bewanstet zu werden: wiewol man solcher Leuthe wol so viel under den Tabac-schmauchern findet / als nicht under andern. Obbenantes Becher-stürtzen bey dem Tabac / kan vielleicht auch eine ursach seyn / warumb bey manchem unordenlichen Tabac-schmaucher sich übermäßige Galle zeuge / das Geblüt erhitzet / die Pori außgestopffet / ein kupferichtes antliß gemachet / Gezitter in den Gliedern verursacht / Semen vitale minuirt, die Däwungs-krafft samt dem Eßlust zerstöret / und ander beklagendes Unheil mit Roß und Karch selbst geholet wird: und ist beyneben keine von diesen Ungelegenheiten / die sich nicht ausser der Tabac-zunfft eben so frequent einstelle. Ich / der ich bey meinem gemäßigten Tabac-schmauchen selben excess weder begehen soll / noch pflege / habe / Gott lob / dergleichen niemahl verspüret / vielmehr (Mangel der Däwung und Eßlusts.) aber den Gegentheil / sonderlich was die Däwung und Estlust belangt / da ich zuvor an diesen beyden sonderlichen mangel gehabt. Das verdrießlichste / so man dem Tabac aufbürdet / ist / daß sein Gebrauch unter die Sünden / Aergerlich- oder üppigkeiten / oder doch schändliche Gewohnheiten gezehlet / und von einigen Gassen-Englen / mit weiß nicht wie Theologischen Anathematen angefochten wird / die mit dem bekanten Scriverio sagen; wer Wein / Bier und Tabaclieb habe / könne keine Geistes und Gottseligkeits-funcken in seinem Gemüthe empfangen. sc. Ich habe ohnlängst bey einer ansehenlichen Zusammenkunfft an anderm ort / ein ohngefehr umb den weg ligendes Buch / under dem stoltzen Titul / Ehrenholds zufällige Andachten / auffgeschlagen / und erster ansicht ein Histörgen gefunden / von einem Mann / der spaten Abends von dem Gelach heimwollend / in einen Weyer gestürtzt und ersoffen: weil nun dieser an statt des Habermanns eine Tabac-pfeiffen in dem Schiebsack soll gehabt haben / so verdammt ihn der Author deßwegen in das höllische Feur zu allen Teufften. Diesen Auffschlag hab ich / ohne worrsprechen / einem beystehenden trefflichen Herren meines Stands / den seine Complexion auch zu gebrauch des Tabacs gemüssiget / dargereicht; ohnmöglich ist mir zu erzehlen / mit was vor ungedult und mißfallen er diesen Blacker wider die Wand geschmissen: Ich hatte ihn gleichwol entschuldigt / daß er vielleicht in dem Wahn gestanden / man könte ohne den Habermann so wenig betten / alß ohne die Tabacpfeiffen schmauchen. Dieses habe zur kurtzweil erzehlen wollen. An solchen Rhadamantischen urtheilen nun haben sonder zweifel die einige Schuld / die Mißbraucher des Tabacks / so darauß ein ununderbrüchliches Passetemps, und truckne Debauche machen / wie jener die Schärstuben also benamt / ein heiloses / oder wol üppiges Leben darzu führen / allerhand garstige Zotten und unziemlichkeiten mit dem Rauch außspeyen / ja wol herrlich gar Hauß und Hoff mit der entfallenden Glut in den Brand stecken / sc. Wie dergleichen / ohn [994] geläugnet / nunmehr auff allen gassen / leider! zu sehen. Aber laßt uns abusum ab usu sönderen / und bekennen / daß Tabacschmauchen kein Moralische Action ist / die an sich selbst gut oder böse seyn könne. Viel weniger / alß Wein-trincken / denn Weintrincken ist ein Müssiggang / und kan anderst / alß bey feyrender Arbeit nicht geschthen. Vina parant afinos, faciunt???que furoribus apros. Der Wein / wenn er auff fähigen Zunder fället / alarmiert. Dagegen ist der Tabac ein gantz unschuldiges Kraut / auff dessen Glut unreine Mücken nicht bald zu sitzen kommen: Ich glaube der alte Hieronymus, der sich zu entgifften so manche selbstmarter ersonnen / hätte nicht wenig darauff gehalten. Würde deßwegen mancher nicht das unrechtere thun / wenn er an statt des Tabacs das übrige Wein-trincken / fressen allerhand hitziger Gewürtzen / Roman-lesen / Dantzen / und anders missen wurde. Auch hindert das Tabac-schmauchen keine / auch wichtigste Geschäffte / wenn es nicht dieselbige gar förderet. Wer mit einem feuchten Haupt und Hirn behafft lebet / wird keine bessere Gedächtnuß-stärckung antreffen / alß ein mäßiges Tabac-schmauchen / wie ich selbst handgreifflich erfahren. So vertreibet auch der Tabac die Schlaff-sucht / und underhält die Geister in fertiger Bewegung. Er ist ein beförderer des stillschweigens / welches zu allen verrichtungen die gröste Bequemlichkeit; weil man da (nach Socratis redensart) lehret eine glüende Kohlen im Mund halten / so lehrnt man auch Heimlichkeiten verschweigen. Stob. p. m. 50. Darumb wünschet jener / daß bey wichtigen zusammensprachungen Tabac möchte geraucht werden / damit einer oder andrer sich weil machen könte den vorgebrachten sachen nachzudencken / und von überflüssigem plauderen abgehalten wurde. Worp. Pan. cap. 10. v. 9. Und wil uns eben diser Author bereden / daß der Tabac wunderthätige Krafft habe den Geist selbst zu schärffen / fertige und sinreiche Einfälle zuhegen / zu sonderem nutzen aller Studierenden / worüber die jenige keine verächtliche Lache auffschlagen werden / welche considerieren / daß zu den operationen des Gemüths in dem Hirn / die Leibes-Structur und Rechtmässigung des Geblüts mächtig viel / wo nicht das meiste beytrage / und hiemit was zu diesem dienlich / jenem keine schlechte Dienst erweisen könne. Ich hatte vor diesem etwann schertzweiß philosophieret / daß sich die vorhandne Ideae in dem blauen Tabac-wölcklein / welches in das Gehirn steiget / erspieglen / sichtbar / und gegenwärtig werden / ja sich reverberieren und vervielfältigen / wie der Regenbogen in den underschiedlichen stellungen der Wolcken. Das ist so gar nicht zu läugnen / daß die erlegene Sinne dadurch hurtiger werden / wie ein träges Pferd under dem man ein Feur anzündet. Ich lasse mir von einem der aller herrlichsten Theologen dieses Seculi erzehlen / daß er alle seine Schrifften / die bey den Gelehrten in mächtigem werth sind / bey diesem räuchlein abgefaßt / dem er mit den Augen nachsteigend / seine Einfälle empfangen. Und was sol ich sagen / wie mancher melancholischer Grill / der an Gemüth und Leib überlästig ist flieget nicht mit dem Tabac-rauch in die Lufft? Man sagt mir von den Froschen in dem Nil-fluß / daß sie ein Rohr überzwerch in das Maul nehmen / und damit verhinderen / daß sie von Crocodilen nicht können verschlungen werden / AElianus, nî fallor, Author est. Also komt / glaube ich / under irrdischen mittlen / die Pfeiffe in dem Maul manchem wol zu statten / daß er nicht vom Grißgrammen / und Schwermütigkeit gar verschlungen wird. Ich selbst habe etwas davon handgreifflich erfahren. Der Ursach steht ein andermahl nachzudencken. Im übrigen / wenn auch die gröste Hässer des Tabac-schmauchens gleichwol gestehen / daß er eine von den allerheilsamsten und wunderthätigsten Kräuteren / so uns die grosse Apotheck des Höchsten darreichet / so möchte ich sie gern fragen / welches Kraut oder Artzney sich dem Menschen so vortrefflich appliciert / alß der Tabac? da nicht das materialische Kraut selbst mit samt seinen faecibus, auch nicht der Rauch / sonder allein die reinste und defaecierteste Geisterlein / das Haupt durchreisen: und dessen inn- und äusserliche poros benöthigter weiß eröffnen? worauß leichtlich zu schliessen / wie wenig er / so gebraucht / schaben könne? Sind demnach einige die mit Gewalt ein Arsenicum oder Opium gleichwol darauß machen wollen / so laß ich ihnen ihren Wahn / und dancke Gott / daß ich es besser weiß / und erfahren habe. Mir behaget zu zeiten eine Pfeiffe anzustecken / und befinde mich in dieser Einsamkeit / sonderlich bey sothanen langweiligen Winternächten / die vielleicht ein anderer mit Gläser-stürtzen und Spielen sc. abkürtzet / wol dabey. Dum mea contorquet nocturno stamina fuso Uxor, & haud fesso pollice fila vocat: Cantillo interdum & nigrantem exugo Tabaccum, Lassus quippe libris, non satiates eis. Multa super Priamo narrat, super Hectore multa, Non responsurum garrula multa rogat. Hanc ego dum vitam contemplor, saepe videtur Cum Junone mihi Juppiter esse sua! So hab ich ohnlängst einen guten Freund berichtet. Aber zur Sach zu kommen / muß eins und anders bey dem Tabac-schmauchen in acht genommen werden / dessen einige underlassung vielleicht alles Unheil anrichtet. Alß da ist der MODUS IN REBUS: Peintema erlaubet täglich zwantzig Tabac-pfeiffen / aber mich duncket auch der dritte theil zu viel seyn. Beneben sind die Lüffte und Zeiten / item Wohn-orte / Speisen / Complexionen / Kräfften / Zufälligkeiten / sc. ohngleich / nach welchen allen sich underschiedlich zu richten ist. Das Wein- oder Bier-sauffen bey dem Tabac halte vor höchst-schädlich / und ob wol der Gebrauch der Choccolate, Coffé, Thé und anderer tränckern zuträglicher ist / so finde doch das beste seyn / daß man gar nicht / oder wenig dazu trincke / dagegen sich gewehne / die Salivam durch stetes außspeyen nicht allzusehr auß [995] zulähren. Morgens / sonderlich nüchter / Tabac-schmauchen / dünckt mich schädlicher alß nutzlich / wiewol einige das Gegentheil halten / denn der Rauch scheint sich dennzumahl allzusehr ni???sich zu ziehen / und dem Magen durch verliehrung des Eßlusts und anderen Ohngelegenheiten beschwerlich zu seyn. Also habe befunden / daß er stracks vor / oder nach dem Essen nicht tauget. Wenn ich zu dem Tabac-schmauchen etwas schaffe / mich bewege / sprache / verspüre ich ihne dienlicher. Ich liebe dazu ein Zimmer / daß nicht zu kalt / sonderlich aber nicht zu warm. An dem Tabac selbst befinde viel gelegen zu seyn / denn einiger ist verfälscht / schimmlicht / übel gedörrt / schwartz / halbfaul / mit viel Salpeter vermischt / sc. den ich vor vergifftet halte und fliehe. Ich gebrauche kleine Pfeiffen / mit engen röhrlein / damit der Rauch nicht zu starck nachgehe; lang / damit er sich etwas abkühle / ehe er in den Mund kommet / und verachte deßwegen nicht den Gebrauch der Persier die den Rauch ledig durch das Wasser in einem halbvollen wolverschlossenen gefäßlein gehen lassen / so beyneben seine artige Curiosität hat. Vid. Olearius Itin. Pers. l. 15. 17. Item ich liebe saubere Pfeiffen / theils damit kein gewaltsames ziehen / welches ich überauß nächtheilig erfahren / erforderet werde; theils damit nicht die ölichte / acescierende / stinckende Materia, welche sich endlich in den tubis samlet / nach / in den Mund / gehe / und alß eine gewalthätige Purgation ohngelegenheit mache / sc. Haben nun einige der alten von einzelen Kräutern gantze Lob-bücher abgefast / alß Chrysippus vom Kappes / Pythagoras von der Meer-zwibel / Marchion von dem Rettich / Diocles von den Rüben / Phanias von der Nessel / Apulejus von der Bethonien (villeicht auch einer von dem Tabac selbst / denn ich starcke Vermuthungen habe / daß dieser vor alters nicht so unbekant gewest / alß ohnlängst uns:) so wird mir nicht verargt seyn / wenn ich / in dem ich doch von dieser Materi schon so viel Wort gemacht / zur Kurtzweil beyfüge eine ELEGIA TABACCARIA. DEspretus plantas inter dixisse Tabaccus Fertur: surgetis, non procul hora, mihi. Ceu quondam Linum stolidae sprevistis, & illud Inter vos tandem sceptra corusca tulit. Si mihi difficilis natura negavit odorem Melleolum, & pictas invidet illa genas, Virtute, ingenio pensabo, oleriq???ue virenti Torrida quantumvis praeferar herba: Scio. Macte Tabacce pater! coepit complerier augur Hoc melos, & jamjam tollis in alta gradum: Te celebrant doctiq???ue libris, & carmine vulgus, Te procul à Zephyris plurima pinus agit: Te pius aurelo circumplicat institor ostro, Te sectusq???ue elephas, cultaq???ue gemma tegit: Te petit aurato spacians in limine Princeps, Mars amat, & fumum torva Minerva tuum. Te quoque, praetextum variè mentita, virago Inter, purpureo, nos trahit, ore, sedens: Quem capitis torpor, lippi quem morsus ocelli, Quem stomachi aut dentum crux maledicta coquit, Auxilium petit ille tuum, te vulnera jungit, Mille tuo pestes igne regente fugit. Lurida maestitiae piceo sata sanguine nubes Irruit? en nubem pellere nube venis! Nepenthen vatis cultam te pollice credunt Maeonii, qualem cura dolorq???ue pavent. Nota diu non illa fuit: Te reddere clamant, Quâ breve, quâ longum Sol jacit orbe jubar. Hoc forsan mordet, crepitante quòd ustulat igne Te quicunque usus in, jubet ire, suos? Sed fletus moderare frutex! sic itur ad astra, Sic meliore secas aëra parte Tui! Quâ super expires, portatilis AEthna, tenellis Argillis vigili ducta labore nitet. Ustrinam fugiant thus, aurum, sanguine laurus Juncta Tibi, nunquam gloria talis erit. Quisque Tabaccicremâ cum coerulam arundine nubem Eglomerat, laudes vertit in, ora, tuas: Jungere amicitias, detergere mentis acumen, Volvere consilium, laetitiámque clues. Fortunate frutex! si quid mea carmina possunt, Ipse choragus, ages mactus honore, canit. Post reliqui proceres, nec abest qui ritè favillas Pallentes grandi condus honore legat. Quae, malùm! erat, didicisse velim, tam vita tuenda, Quam tu tam pulchrae prae velis ire neci? Quàm Te Zelotypo felix! perstringit ocello Caetera per campos turba neglecta suos! Lilia, gelsiminum, biferique rosaria Paesti Tollere syrma Tibi, lingere sputa velint; Hoc meditans fatis contraria fata repende, Et placida raucum suscipe fronte melos: Fors factus septem melior post secula vates Carmine magnicrepo Te venerabor. Abi. In dem ich aber dieses alles sage / so protestiere gleichwol / daß wo man mir mit verfänglichen Gründen wird weiß machen können / daß ich mich bey meiner gewiß vermeinten Erfahrung betriege / entweder Veratrum pro antidoto gebrauche / oder über die Schnur der Anständigkeit damit hauwe / ich alle Augenblick entschlüssig seyn wolle / mit meiner Tabac-pfeife zu procedieren / wie einst Minerva mit der Hirtenpfeife / da sie gewahret / daß durch deren Gebrauch ihr Angesicht verstellet worden / Ovid. art. II. I procul hinc, dixit, non es mihi TIBIA tanti? Sonderlich aber werde Ihr Excellenz hiemit erbitten dem gutachten sehr viel deferieren / und verbleibe damit ???
|| [ID01012]
Register der Kräutern / in Hoch-Teutscher Sprach. NB. Es beliebe dem Leser zu beobachten / wo diese wort (und geschlecht) in dem Register stehen / sie allwegen bedeuten / daß mehrere Figuren oder Geschlechter solgen.
|| [ID01021]
Das Andere Register / Von der gewissen und durch die lange Erfahrenheit der Gelehrten bestätigter Krafft oder Würckung aller und jeder in diesem Kräuter-buch beschriebenen Gewächsen wider alle Kranckheiten durch den gantzen Leib an Menschen und Vieh. Welche Artzneyen meistentheils in Teutscher Sprach noch niemahlen offenbahret worden / also daß sie in keinem andern Teutschen Kräuter-buch zu finden sind / auch wider alle Kranckheiten in Abwesenheit und Gegenwart der Medicorum oder Aertzten / als die besten Hauß-mittel nutzlich ohn einige Gefahr gebraucht werden / daher dieses Register einen fleißigen Leser erfordert / welchen seine Müh im Auffschlagen gewißlich nicht gereuen wird. Das Dritte Register / Allerhand nutzlicher Artzneyen / für allerley Zuständ des Menschlichen Leibs / und anderer Sachen / welche in diesem Kräuter-Buch beschrieben werden. Ende der Teutschen Registern.
|| [ID01035]
Register der Kräutern in Lateinischer Sprach.
|| [ID01043]
|| [ID01046]
Register der Kräutern in Erantzösischer Sprach. Ende des Erantzösischen Registers.
|| [ID01047]
Register der Kräutern in Hriechischer Sprach. Register der Kräutern in Hriechischer Sprach. Register der Kräutern in Hriechischer Sprach. Ende des Griechischen Registers.
|| [ID01051]
Register der Kräutern in Spanischer Sprach. Registex der Kräutern in Italiänischer Sprach.
|| [ID01055]
|| [ID01056]
|| [ID01057]
|| [ID01058]


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