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THEATRVM BOTANICVM
das ist:
Neu Dosskommenes
Kräuter-Buch /
Worinnen
Allerhand Erdgemächse der Bäumen /
Standen und Kräutern / welche in allen vier Theilen der Welt / sonderlich aber in
Europa herfür kommen / neben ihren sonderbahren Eigenschafften / Tugenden / und
Fürtrefflichen Würckungen / auch vielen herrlichen Artzney-mittlen und deren
Gebrauch / wider allerley Kranckheiten an Menschen und Vieh /
Mit sonderbahrem Eleiß auff eine gantz neue Art und Weise /
dergleichen bißher in keinem Kräuter-buch gesehen noch gefunden worden /
beschrieben /
Auch mit schönen / theils neuen figuren gezierer / und neben deners ordenlichen /
so wohl Kräuter-als Kranckheit-Registern / mit nutzlichen Marginalien
vorgestellet sind.
Allen Aertzten / Wund-ärtzten / Apotheckern / Gärtnern / Hauszvättern und
Hauß-müttern / sonderlich auch denen auff dem Land wohnenden Krancken und
Presthafften Persohnen höchst nutzlich und ergetzlich.
Erstens zwar an das Cagliecht gegeben von
Herren Berrhard Derzascha.
Anjetzo aber In eine gantz neue Ordnung gebracht / auch mehr als umb die Helffte
vermehret und verbessert
Durch
THEODORVM ZVINGERVM,
Der Artzney Doct. und bey Loblicher Universitet zu Basel Professorem.
BASEL /
Gedruckt und Verlegt durch Jacob Bertsche / Im Jahr M. DC. LXXXX
In franckfurt zu sinden bey Joh. Philipp Richtern.
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die auffwachsende Jugend aller orten dergestalten aufferzogen ??? underrichtet
werden kan / dasz sie demnach in allerhand Lelens-gattung dem gemeinen Wesen
nutzlich und beförderlich seyn sönnen.
Wenn denn Ewer Gnaden / sc. biszhero auch einen mercklichen Eyfer zu Auszzierung
und Berühmt-machung unserer / sonsten ohne dem sehr anmuthig gelegenen / auch
mit herrlichsten Brunnwassern / und gesundem freyen Lufft begabten / von Wein /
Wilch / Bonig / Korn und allen zu Nahrung des Leibs dienlichen Victualien
reichlich fliessenden Statt / Preiszwürdigst erzeiget / auch zu dem ende
ohnlängst die Universitets-Vorstehere / nicht nur mit ansehenlicher Verbesserung
dero ??? / sonderen auch miteinem sehr borcheilhafft gelegenen Medicinischen
Garten begnadiget / und immer dahin bemühet ist / solches zu unsterblichem Ruhm
gemeiner Statt angesehene Klein od in vollkom̅ene Schönheit zu
bringen: Als erachte ich alter Schuld- und Billigkeit gemäsz zu seyn / bey
solchem anlasz auch mein Onderthänig-Danckbarlichstes Gemüch offentlich gegen
Ewer Gnaden auszzuschütten / ??? dieses auff eine newe Wanier auszgeführte
Kräuter-Buch mit ???-gehorsamer Zuschmbung und Dedicierung Ewer Gnaden hohem
Schutz demütig anzubefehlen / underchänig bittend / die darinn auffgewendete
Wühe und Arbeit mit dero hohen Gewogenheit zuwürdigen / und bey etwan ruhenden
anderen Statts-wichtigkeiten deroselben einen und anderen gnädigen Einblick zu
gönnen. Senn ob bielleicht nicht viel darinnen sich finden möchte / welches den
berlurst der köstlichen / zumahlen auch weit wichtigeren Geschäfften
zugewidmeten zeit erstatten könte / so dörffte dennoch underweilen etwas
fürkommen / so Ewer Gnaden erheblichen Neigungen gemäsz / und einiger massen
beliebig wäre. In hoffnung solcher hohen Gnaden-gewogenheit werde ich im
gegenthetl neben getrewster fortsetzung meines Vnderthänigen Gehorsams / den
Allerhöchsten mit eyferigstem Gebätt anzuflehen nicht ermüden / dasz er nicht
nur unseren Ereyen Stand Basel / neben de [ID00010] nen übrigen Orten gemeiner Löblicher Eydgnoszschafft auff un
denckliche Jahr hinausz in stätem Erieden / beharrlich Eydgno
sisch-auffrichtigster Dertrawlichkeit / bestem Elor / und unbetrüt tem Wolstand
Gnädigst zu erhalten / sonderen auch fürnemlich darinnen Ewer Gnaden / sc.
inßgesamt und besonders / mit dem Geist der Lorcht seines heiligen Namens / der
Weiszheit / der Gerechtigkeit / und der wahren Eydgnossischen Dapfferkeit
ferners miltgütigst beyzustehen / zu dem ende alle zu Seel und Leib
ersprieszlichst gedeyliche Wolfahrt gütigst mitzutheilen geruhen wolle; Damit
durch dero kluge / und von oben herab gesegnete Berahtschlagung und weise
Regierung / die Ehre unsers Gottes eyfrigst gerettet / die Edle Gerechtigkeit
ruhmlich beförderet / Kirchen und Schulen sorgfältig geeyfnet / und endlich die
Ruhe / Eried und Wolstand unsers Gemeinen Vatterlands bot allen widerwärtigen
und feindlichen Anläuffen gewaltig beschirmet werden möge. Also wünschet ausz
innerstem Grund des Gertzens / welcher sich nicht nur höchstberbunden glaubet /
sonderen auch darbey eine wahre Lrewde bezeuget mit underthänigem respect zu
leben und sterben /
Hochgeachte / Wol-Edle / Lestrenge / sc.
Lnädige Herren und Gbere /
Ewer Gnaden / sc.
Vnderthäniger Gehorsamer Burger
Theodor Zwinger / Dr. An
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An den Günstigen Leser.
ICh komme abermahlen / gewiß aber für das leszste mahl mit einem Teutschen Werck
auffgezogen / und werde hiemit die von vielen Medicis auff mich bißher
geworffene Ungunst weiters vermehren / zumahlen da diese Arbeit / welcher ich
nun über die sechs Jahre obgelegen / etwas gantz neues mit sich bringet / so
bißher in keinem Kräuter-buch zu finden gewesen. Denn ob gleich Hr. Dr.
Verzaschae selig. vor achtzehen Jahren in offentlichem Truck erschienene
Kräuter-Buch das Fundament / und der Zettel zu diesem Werck gewesen / so wird
doch der günstige Leser eine solche Aenderung und Beytrag darinnen finden / daß
es nicht nur in eine andere Ordnung gebracht / sonderen auch über die Helffte
vermehret / ja durchgehends verbesseret worden / und hiemit einem gantz neuen
Werck ähnlicher ist / alß dem vorigen Verzaschae Kräuter-buch. Vielleicht aber
möchten darinnen hin und wider nicht nur Truck-sonderen auch andere Fehler
gefunden und beobachtet werden / welche dem günstigen Leser belieben wolle mir
zu übersehen / oder doch also zu verbesseren / damit ich selbsten einen Nutzen
und Freude davon haben könne / zumahlen da ich mir gantz keine grosse Sachen /
Geschicklichkeiten oder Wissenschafften einbilde / sonderen hertzlich gern immer
lehrne / und von einem jeden mich eines besseren berichten lasse. Auff eine
Special-Ordnung in setzung der Kräuteren habe ich gantz nicht reflectiert /
weilen solches / wenn es die Gelegenheit zugaben wurde / lieber in Lateinischer
als Teutscher Sprach thun wollte / weilen eben in diesem Stück under den
Gelehrten heutiger Zeit underschiedliche Meinungen fürkommen / welche dem
Teutschen Leser keinen Nutzen bringen. Mein fürnembster Zweck aber ist gewesen /
die Kräuter hin und wider etwas genawer zu beschreiben / auch dero Temperament /
Tugend und Würckungen auff eine neue Art an den Tag zu geben / mithin auch über
etliche hundert frische Kräuter-figuren beyzufügen / und aller Orten schöne und
leichte Zubereitungen allerley nutzlicher Artzney-mittlen auff die Bahn zu
bringen / damit sonderlich die auff dem Land wohnende / von Medicis und
Apoteckeren entfernte Krancke und Presthaffte arme Leuch einige Hülff / Nutzen /
und Trost darinnen finden möchten; wie denn dergleichen Personen auch Menschen
sind / hiemit einem ohn-interressierten Medico eben so wol / als die Reichen /
zu erbarmen stehn / dergestalten daß / wo man nicht gleich bey ihnen seyn kan /
wenn sie etwan kranck werden / man dennoch eine solche Sache ihnen nicht
mißgönne / darauß sie zuweilen sich einige Hülffe schaffen mögen / biß der
ordenliche Medicus gegenwärtig seyn kan. Will man sagen / daß dergleichen Arbeit
denen Wundärtzten / oder auch den Marckischreyeren und Vieh-ärtzten Anlaß gebe
zu Vermehrung ihrer gesuchten Practic, so muß ich zwar gestehen / daß solches
eben offt wol geschehen könne / oder zu geschehen pflege. Wenn aber ein Fürst
oder Magistrat dergleichen Stümpel-ärtzt in ihrem Land dulden und leiden mag /
so zweiffle ich / ob mit Undertruckung dieser Teutschen Arbeit solcher Leuthen
ungeschicktes Handwerck werde darnider ligen / zumahlen da sie / in Ermanglung
ordenlicher Artzney-mittlen / eben offt den kurtzen Weg (wie sie zu sagen
pflegen) in Heilung der Kranckheiten fürnehmen / und mit allerhand
Segen-sprechereyen dein Patienten auff die Füsse zu helffen kein bedencken
tragen. Dessen aber allen ungeacht / wenn ich in solcher meiner Arbeit / welche
mich offt saur genug ankommen / einen groben Fehler begangen / so will ich alle
diejenigen Herren Medicos, welche sich durch offenbahrung allerhand vermeinten,
Geheimnussen offendieret oder scandalisieret befinden / hiemit willig umb
Verzeihung gebetten / beneben aber zugleich versprochen haben / anjetzo einiges
Lateinisches Werck zu verfertigen / welches sie etwan besser contentieren möchte
/ aller massen ich auch grösseren Lust zu demselbigen bezeuge / und wo ich nicht
durch vielfältiges bitten zu verfertigung dieses Kräuter-buchs wäre gemüssiget
worden / ich es in Warheit von mir selbsten nicht wurde underfangen haben. Lebe
wol.
Des Verlegers Zugab an den Leser.
ZU Außfüllung dieses Blats / hab ich dem geneigten Leser mit wenigem andeuten
wollen / was mich veranlasset hat / dieses Werck in meinem Verlag zum Druck zu
beförderen / als wüsse derselbe / daß vor Jahren / auff Absterben Herren Doctor
Verzasche / alle Exemplar so noch von der ersten Edition dieses Kräuter-Buchs
vorhanden gewesen / zusampt den Kräuterstöcken an mich erkaufft habe. Weilen
aber dieses Werck schon vor einigen Jahren gantz auffgangen ist / und selbiges
seither / so wohl von Außländischen als Einheimischen Persohnen starck
desiderirt, als bin bewegen worden / solches dem jetzmahligen Auctori, Herren
Theodor Zwinger / der Artzney weltberühmten Doctori, zu verbesseren und zu
vermehren zu übergeben / wie er denn selbiges umb die helffte und mit noch sehr
vielen nutzlichen Kräuter-Figuren vermehret und verbesseret / auch in eine gantz
newe Manier und bessere Ordnung gebracht hat / wie solches der geneigte Leser im
durchgehen selbsten sehen wird.
|| [ID00012]
CARMINA GRATVLATORIA In THEATRVM BOTANICVM Clarißimi Viri DN. THEODORI
ZVINGERL, Phil. & Med. Doct. atque in Acad. Basil. Phys. Profess. Acad.
Natur. Cur. Collegae Dict. Aristorelis. Fusa à FAVTORBVS, COLLEGIS ET AMICIS.
I.
QVi Librum, Zvingere, tuum legit, ambigit, an Tu
Plus herbis, an plus debeat herba Tibi.
Virturem herbarum dum Libri nos docet Auctor;
Viturem Auctoris quaelibet herba docet.
JOH. RVD. BECKII, Philos. & Med. Doct.
Logices in Acad. Basil. Profess.
II.
QVot stirpes capit iste liber? quot cernimus herbas?
Scilicet hîc orbis totius hortus adest.
Inter tot plantas mundi veterisque novique,
Stirps, at quàm salubris! non numerata tibi est.
Floruit haec patrio plus quàm ter dena Lyceo
Lustra, & non uno germine floret adhuc.
Vah! quot corporibus tulit aegris ista salutem?
Vah! quoties animis certa medela fuit?
Cùm nil praetereas, stirpem cur praeteris istam?
AEdibus illa tamen crescit, Amice, tuis.
Quàm fallor! docet usque liber quod abesse putabam:
Vires Zvingeriae stirpis ubique refert.
Cognato & Collegae conjunctiss.
p.
SAMVEL WERENFELSIVS, Eloq. in Acad. Pat. Prof.
III.
In Botanicum Ingentis & laboris & eruditionis
OPVS
Exellentißimi & Celeberrimi
ZVINGERI
Ode cum Epigrammate
A.
INlustres Academias & inter
Micat Rauraca: Rauracos Atlantes
Inter, ceu Medicis vetusta laus est:
ZVINGERI medicos ut inter exstant:
|| [ID00013]
ZINGERUS proavos ut inter iste
Micat nec minimus nec imus, omneis:
Inter sic etiam VIRI labores
Hoc dextra micat improbâ volumen
Congestum, canit hyssopotenus quo
A cedro vegetos olusculorum
Mores, gesta, genus, locum, ruinas:
Et, cistâ veluti feras Noachus,
A Letho frutices libro recondit
Facundè, nitidè, decenter, aptè,
Ut supra nihil, ut nihil supra sit.
Nunc cantent alii, quid iste doctis,
Iste quid Medicis, quid iste cunctis
Sit fructûs, liber, optimi daturus,
Et laudis meritae suo satori:
Poetae faciant, Cameana, Apollo!
Hi namque & memorant, & ista possunt.
Nemus, gramina, & herbulas locutas
Audivi, referam, referre fas sit!
Dixerunt hederae, chorum trahentes:
Lambemus foliis Viri venustis
Limen. Pòst rutilo rosa, haud morae, ore:
Sternam, quo graditur frequente, callem.
Passim; mollis amaracus ferebat;
Illi melleolos refundam odores.
Et quartum abrotanum tacere nevult;
AEternùm faciam Virum viere.
Nepenthe sequitur, piumque moly:
Pestes, tristitias, malos dolores
Depulsos dabimus: deinde multa
Jasminum, ricinus, ligustra, myrtus
Dudaim, violae, alcamilla, caltha.
Sed verbosior, atque facta laurus
Ipsa le crepitantior crepante,
Non ulli pietate, ait, secunda
Exornabo Virum frequente plexu
Baccis pendula gemmeis; quid ultra?
In Daphnen rediens, olus, venustam
Scito pectore, candidis lacertis
Constringam: meus est, meus manebit!
Haec laurus, Stupui novas loquelas,
Quas nunquam Pliniis, Dioscorisve,
Theophrasticulis, Tragis, Tabernae-
Montanis, atavis oluscularIs
Suae tam citò plantulae dedissent!
Applausi attonitis, (amica palma
Inclinata suae per aeva palmae:)
His, inquam meritis rependet AEther,
Tyche, Pheme, Hygiia mille mella!
Nobis si faveant, dabunt faventes
ZVINGERI similes habere centum!
B.
HEROUM. PERIISSE. GENUS. FUGE. CREDERE. LECTOR.
ZVINGERUM. HEROEM. SEXTUPLA. CAUSA. VOCAT.
FORMA. STATURA. ADGNOMEN. VIRTUS. FAMA. LABORQUE.
PULCHRA. PROCERA. DOMANS. ENTHEA. CLARA. GRAVIS.
GOTTHARDI HEIDEGGERI.
|| [ID00014]
IV.
VIta hominum misera est, & tristibus anxia morbis,
Mole suâ fragili frangitur at??? ruit.
Tot premitur morbis, quos qui comprêndere vellet,
Icariae numerum dicere vellet aquae.
Non aetas hominum, non sexus tutus ab omni
Vllus tam saevo lethifero??? malo.
Scilicet infamis contracta subjicit huicce malo.
Non hîc divitiae, non aeris acerus & auri
Immunem quemquam praestat ab hocce malo
Larga tamen pietas ejus, qui cuncta tuetur,
È cujus pendet nostra favore salus.
Prospexit miseris, miserum??? miserta creavit,
Qui mediâ scirent arte levare malum
Quos inter clarum nomen ZVINGERE faterit
Jure tuum, haud gentis gloria parva tuae.
Quem hactenus ingenii vires coluisse per artes
Solertis vegetas juvit Apollineas.
Haud pridem edideras celebrem doctum??? Libellum,
SECURI ac PROMPTI sub titulo MEDICI.
Nunc varias monstras distinctas floribus herbas
Quid??? Machaoniâ succus in arte queat.
Vive, vige??? diu sapienter in arte docendo
Ac operae fructus edere perge tuae.
Post TE victurae, per TE sic vivere chartae
Incipient, nomen sparge & in Orbe tuum.
M. EMANUEL BLEYENSTENIUS. S. M. C.
Et P. G. Basil.
V.
HErbarum variis impleta volumina formis,
Saepeque serpentis pharmaca certa mali,
Auctaque tot rursùs clarorum cura virorum,
Et meliore datas ordine nuper opes,
Magnum opus omninò, totus mirabitur orbis,
Cùm doctas avido volverit ore schedas.
Ast etiam meliore datas hoc ordine gazas,
Auctaque clarorum tot modo cura virûm,
Nec tentata semel varii medicamina morbi,
Et quae plantarum quamque figura notet,
Quamvis maximum opus, nullus mirabitur orbis,
ZVINGERI nomen cùm leget in titulo.
Zu Teutsch.
DIeses Buch / in dem man sihet abgebildet jedes Kraut /
Und die Kräfften / die darauß wider böse Seuchen fliessen /
Worin grosser Männer Arbeit in der Welt vermehrt wird lauf /
Und in neuem Ordnungs-reyen werden solche Schäß geschaut /
Wird ja / als ein grosses Werck / alle Welt bewundern müssen /
Wenn sie wird darüber hin ihre Augen lassen schiessen.
Doch auch diese neue Ordnung / in der dieses Buch man schauf /
Das mit vieler Müh vermehrt in die Welt man läßt außgehen /
Daß man Mittel lernt / vor welchem auch dem Todt schier selbsten graut /
Die Beschreibung / und die Bildnuß / die zukommet jedem Kraut /
Ist zwar trefflich viel / doch wird keine Wunderung geschehen /
Wenn man nur den ZWINGERS Nahm in dem Titulblat wird sehen.
PHILIPPUS ADAM. Brucker. / SS. Th. St. Basil.
CAPUT I.
Namen.
APffelbaum heißt Griechisch [Greek words].
Lateinisch / Malus, Pomus. Italiänisch / Melo, Pomaro. Frantzösisch / Pommier.
Spanisch / Manzano. Englisch / Apple-tree. Dänisch / Abildtroe / Ebletroe.
Niderländisch / Appelboom.
Apffel nennet man Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Malum, Pomum. Italiänisch / Mela, Pomo. Frantzösisch / Pomme.
Spanisch / Manzana. Englisch / Apple. Dänisch / Abild / Eble. Niderländisch /
Appel.
Gestalt.
Der Apffelbaum ist männiglich bekannt / er wachßt auß einem einigen Stamme / wie
andere grosse Bäume / mit vielen sich weit außbreitenden ästen / 2. biß 3.
Manns-höhe Seine Rinden ist zimlich glatt / dick / außwendig aschen-farb / und
bißweilen mit Mooß umbhänget / inwendig gelb / auß welcher ein gelbe Farb
gemacht wird / so man sie mit Wasser und Alaun siedet. Die Blätter sind etwas
rund und länglicht / zuweilen ein wenig außgespitzt / und an dem Umbkreiß etwas
zerkerfft; Fallen gleich bey Anfang des Winters von den Bäumen / und kommen in
dem Mäy des folgenden Frühlings frisch wider hervor. Dieser Baum blühet ins
gemein im Lentzen mit einer weissen / oder auch leibfarben nicht unlieblich
riechenden Blume / welsche auß fünff Blättlein bestehet / und oben auff der
Frucht sitzet. Er hat wenig Wurtzeln / die da nicht tieff stecken / sondern hoch
under der Erden herkriechen.
Herr Wolffgang Jacob Dümler berichtet in seinem Baum- und Obs-Garten / wenn man
zwey Reiser / eines von süssen / das ander von sawren Apfflen genommen / subtil
von einander spaltet / und sawr und süß zusammen bindet / also daß eines Zweiges
Rinden die andere berühret / so werdendie Aepffel halb süß / halb sawr. Und auff
solche weise kan man mit vier unterschiedlichen Zweigen viererley Geschmack in
einen Apffel bringen. Solche Zweiglein aber müssen in gut Erdreich gesetzet
werden. Also kan man durch allerhand Künste vielerley Art Aepffel zuwegenbringen
/ sonderlich aber durch impffen und pfropffen / denn so man zum Exempel die
geschnittene Peltzreiß vor dem impffen in frisch Hecht-blut unten eintuncket /
oder so man sie auff einen gestüm̅leten Erlen-stock stecket /
sollen die Früchte davon roth werden. Wenn man aber hingegen diese Reiser auff
sawre oder wilde Biren-bäume / oder auff Quitten stauden / und Kästen-bäume
gantz nidrig peltzet / wird das Obs goldgelb / oder kästen-farb / und zeitiget
allererst in dem Weinmonat. Ein Apffel- und Birnz-weig jeden subtil von einander
gespalten / auch so es seyn kan / die äuglein zusammen geschnaitet / und
beyderley G???ttung fest zusammen gebunden / mit vermengtem Wachs und Gummi
genaw verstrichen daß kein Wasser dazwischen dringen mag / und also auff einen
Peltz-stock geimpffet / so [2] gewinnet die
Frucht zugleich Apffel und Birn Gestalt und Geschmack. Wenn der Apffelbaum seine
Früchte bald / und zwar / ehe sie zeitig werden / abwirffet / mag man zu den
grossen Wurtzeln raumen / bieselben auffspalten / etliche wenig Steinlein darein
stecken / so behalt er die Frucht biß zur Zeitigung.
Geschlecht.
Die Frucht des Apffels ist nur eines Geschlechts: Aber der Gestalt / Grösse /
Geschmack / Farb / und der Zeit ihrer Zeitigung nach / ist sie so mancherley /
daß man solche Gattungen alle schwerlich er zehlen kan. Der Gestalt nach /
findet man etliche Apffel rund / andere zusammen gebogen / oder auch eckicht.
Der Grösse nach sind etwelche groß / andere klein oder mittelmäßig. Etliche sind
mit einer gantz rothen / andere mit halbrother oder striemichter / andere
widerumb mit einer bleichen / gelb- oder grünlichten Haut über zogen. Unter
dieser Haut sitzet das gemeiniglich weisse / bißweilen auch in etlichen
Gattungen rothe Fleisch / welches in der unzeitigen frucht hart ist / und einen
herben / rohen / zusammenziehenden / in der zeitigen aber einen weichen / und
milten Safft haltet / der / gleich in allen dergleichen safftigen grossen
Früchten / in kleinen häutichten dünnen Hülßlein also eingeschlossen ist / daß
er nicht zusammen rinnen kan. Wenn nun solcher Safft dem Geschmack nach
veränderlich / also findet man auch süsse / sawre / halb sawrlichte / weinichte
Aepffel. Die wilden Aepffelbäum / so in den Wäldern zu wachsen pflegen / haben
allesambt einen rohen / herben Safft und Geschmack. Die Auctores Horti
Malabarici beschreiben in dem ersten Theil desselben etliche Aepffelbäume /
deren Früchte gantz bitter sind. Der Zeit nach gibt es frühe und späte Aepffel.
Die frühen werden zu End des Heumonats / und Anfang des Augsten reiff; die
späten aber erreichen vor mitte des Herbsts- und Anfang des Wein-monats ihre
Zeitigung nicht. So ist auch ein grosser Unterscheid zu machen zwischen den
Aepffeln welche bald faulen / oder lind und teig werden / deren innerlicher
Safft ziemlich dünn / wassericht / und bald in eine Jäsung gerathet / dadurch er
scharfflicht wird / die zarten hautichten Bläßlein / in denen er eingeschlössen
war / zerbeißt / und in eine Fäulung bringet: und zwischen denen / welche sich
nicht nur den Winter über / sondern gantze Jahr halten lassen / deren
innerlicher geistreicher Safft / wenn er schon in eine Jäsung gerathet / dennoch
dadurch nicht scharff und sawrlicht / sondern vielmehr milt / süßlicht und
anmuthig wird / hiemit seine Bläßlein unangetastet lasset. Ein jeder Apffel
hanget an seinem besondern Stiel / welches in ein Grüblein zu underst an
demselben gehet / ja dieses Stielein theilet seine zäserichten Fibren durch den
gantzen Apffel hinauß / damit der Nahrungssafft dadurch über all in die Frucht
einfliessen / und eingetrieben werden könne. Oben auff dem Apffel ist ein ander
Grüblein / auff welchem das Blümlein desselben gestanden / dessen außgedörrtes
Hülßlein gemeinlich biß zur Zeitigung der Frucht verbleibet. Mitten im Apffel
sitzen die Samen-körnlein / und zwar ein jedes mit einem besondern mit
hartlichter Haut umbgebenen Häußlein; bißweilen werden auch zwey in einem
Häußlein gefunden. Solcher Same ist bey unzeitiger Frucht weiß / oder grünlicht;
wenn aber die Frucht zeitig / ist er braunschwartz: Alle diese Samen sind an der
seiten / da sie gegen dem Stielein sich wenden / flach / auff der andern seiten
aber spitz; und wenn man sie auffschneidet / werden sie inwendig weiß erscheinen
/ haben auch einen süßlichten Geschmack.
Der Apffelbaum wachßt gern in temperirtem Erdreich / da es weder zu trocken /
noch zu heiß / oder allzu feucht und kalt. Dannenhero er in Italien / Indien /
Africa / und dergleichen heissen Ländern sehr rar ist; Ja auch selten in denen
an dem Meer ligenden Orten angetroffen wird. In den Wäldern wird er hin und
wider gefunden / und unter die wilde Art solches Baums gezehlet / wenn aber
solcher wilde Baum in den Gärten geimpffet oder gepfropffet wird / entsprosset
darauß eine zahme und zur Speiß wol dienliche Frucht. Darum auch ihro viel
glauben / daß anfänglich alle solche Bäum eine wilde Natur gehabt haben.
Zwey Gattungen Aepffel finden sich / welche unter die gemeine Aepffelbäume in
einem wolbestellten Baumgarten nicht können gepflantzet werden / als da sind die
Paradeiß - und Zwerch-äpfflelein / denn die Bäumlein sind nicht groß / sondern
klein und nidrig / welche einen schlechten Raum erfordern: derohalben sie gar
wol an die Gebäu oder gar in die Winckel gesetzet werden können / wenn sie nur
guten Grund haben / und derselbige fleißig umgehacket / auch mit erfaultem
Rinder-mist getünget wird / denn im Graß tragen sie wenig oder gar keine Frucht
/ am tauglichsten sind sie zu den Obs-gehägen.
Der Paradeiß-äpffeln sind zweyerley / roth und weisse / die Früchte zeitigen gar
bald. Die Stämme dörffen keines peltzens / sondern kommen entweder von dem Samen
/ als von Kernen / oder von den Beyschossen auff / und tragen wol im dritten
Jahr nach der Versetzung: Die Beyschosse erzeigen sich an diesem Bäumlein gar
häuffig / und weil sie dem Stam̅ / wie auch den Früchten den Safft
benehmen / so müssen sie zeitlich weggeschnitten / und zu zeiten nur eines zu
versetzen gelassen werden: nach dem die rothen an der Sonnen stehen / so färben
sie sich desto besser. Die Zwerch-äpffel gleichen den weissen Paradeiß-äpffeln /
aber das Stäm̅lein ist geringer / und erfordert mit den
Paradeiß-äpffelein gleiche Pfleg und Wart.
Johannes Bauhinus tom I. hist. plantar. univers. lib. 1. cap. 1. stellet über die
sechtzig Arten der Aepffeln mit ihren Figuren für / welche meistentheils umb das
Bollerbad im Würtemberger Gebiet wachsen / un̅ daher viel von ihme
in dem Fürstlichen Mümpelgardisehen Lustgarten gepftantzet worden. Valerius
Cordus lib. 3. plantar. hist. cap. 10. beschreibet mehr als dreißig Geschlecht.
Die mancherley Gattungen der Aepffeln / so bey unsern zeiten in Teuschland
gefunden werden / hat Hr. Wolffgang Jacob Dümler in dem 2. Theil seines Baums-
und Obs-Gartens im 1. Cap. wie auch Herr Joh. Sigismund Eltzholtz in seinem
Underricht von dem Garten-Bau / dem Alfabet nach also verzeichnet:
|| [3]
- ADams-äpffel groß / roth und leibfarb.
- Alant-äpffel.
- Amberger-äpffel.
- Appies-äpffel einfach und doppelt.
- Augst-äpffel.
- Articher.
A.
- BAch-äpffel weiß und roth.
- Baleuner-äpffel.
- Bäyrische Aepffel.
- Beltzer / süsse Art.
- Berg-äpffel.
- Biechenbrunner / oder Kreißling.
- Bischoffs-äpffel.
- Blau-äpffel.
- Blanduriller.
- Blut-äpffel.
- Bohemische Aepffel.
- Bolch-äpffel.
- Borsdörffer / der frühen mit langen Stielen / halb gelb und roth.
- Borsdörffer / der späten und grösseren mit wärtzë
- Braitling.
- Brabanter groß und klein.
- Breithartling.
- Bresilgen äpffel.
- Buch-äpffel.
- Büner-äpffel.
- Bulger / so groß.
- Burg-äpffel.
B.
- CAlvillen roth.
- Calvillen weiß.
- Sommer-Calvillen.
- Carpendier- oder Capannier-äpffel / roth und
- Citronat-äpffel. (weiß.
- Cyrus-äpffel.
C.
- GEmengte Aepffel / zweyerley Farb und Geschmack.
- Gänß-äpffel.
- Glaß-äpffel.
- Sommer Glocken-äpffel.
- Winter Glocken-äpffel.
- Gold-äpffel.
- Goltzer-äpffel.
- Groß-äpffel.
- Grawlinge.
- Grappe cul.
- Grünscheibling.
- Grüninger / oder Grunacher äpffel.
- Grißlacher.
- Grittelinge von Reims.
- Gülderlinge einfach.
- Gülderlinge doppelt.
- Günckerling-äpffel.
G.
- HAlbierte Aepffel.
- Haßlacher-äpffel.
- Härtlinge oder Hart-äpffel.
- Häußling.
- Heinning-äpffel.
- Henger äpffel.
- Hennegawer-äpffel.
- Henffenfelder-äpffel.
- Hentzenberger-äpffel.
- Herren-äpffel.
- Herren-äpffel / 6. oder 7. auff einem Stiel.
- Herrgotts-äpffel.
- Hermelting.
- Hochschwertzen / süß.
- Hohenländer-äpffel.
- Hoff äpffel,
- Holländisch äpffel.
- Hollarsen auß Flandern.
- Holtz-äpffel.
- Honig-äpffel roth und weiß.
- Hundert marck.
- Hütlings-äpffel.
H.
- JAcobs-äpffel.
- St. Johanns-äpffel.
- Johannes-äpffel / Mala praecocia, roth.
- Johannes-äpffelein / klein.
- Juncker-äpffel.
- Jungfrawen-äpffel.
- Juppen-schwencken.
J.
- KAnt-äpffel.
- Kärling Winter-äpffel.
- Kartecken-äpffel. (grün.
- Käyser-äpffel / roth und
- Korn-äpffel / roth un̅ weiß.
- Kirschen-äpffel.
- Klapffer-äpffel.
- Süß Kläpfferling / oder Breitsüßling.
- Kling-äpffel.
- Knecht-äpffel.
- Kneckerlein / roth gestriemt und weiß.
- Kol-äpffel.
- Königling.
- Kraut-äpffel.
- Kreid-äpffel.
- Krobser / roth und lang.
- Krobser Nürenberger art.
- Kühn-äpffel.
- Küntzen-äpffel.
- Kupfferschmid-äpffel.
- Kutzenmuser.
K.
- LAng Lebens-äpffel / dawren ins ander Jahr.
- Langstieler-äpffel.
- Langheimer-äpffel / gestriemet und weiß.
- Leyer-äpffel.
L.
- MAgd-äpffel / groß und roth gestriemt.
- Magd-äpffel / gantz roth.
- Magd-zitzen.
- Matthes-äpffel.
- Magdalenen-äpffel.
- Macherling.
- Malinger-äpffel.
- Malzicher-äpffel.
- Meer-äpffel.
- Meerlacher-äpffel ohne Kern.
- Meicher-äpffel.
- Melonen äpffel.
- Meyling-äpffel.
- Münch-äpffel.
- Muß-äpffel / breit / rund / klein und gelb.
M.
- PAllenner-äpffel weiß und grün.
- Sommer Pallier.
- Winter Pallier.
- Pappelinge auß Engelland.
- Einfache Paradeiß-äpffel / rothe und weisse.
- Doppelte Paradeisen.
- Pariser-äpffel.
- Par-äpffel.
- Passamenter-äpffel.
- Passepome / roth / weiß / und hellweiß.
- Pater noster äpffel.
- Peltzer / gelb.
- Pfingst äpffel.
- Ulmer Pfälling.
- Pfaffen äpffel.
- Pfaffen-schlappen.
- Pflantz-äpffel.
- Poltz-äpffel oder Gotthard.
- Posenreuter.
- Post-äpffel.
- Present äpffel.
- Prunner-äpffel.
P.
- RAben-äpffel.
- Namburen / roth / weiß und grün.
- Reige-äpffel.
- Reinetten / frühe / späte / gelbe / grawe / weisse.
- Ribaw.
- Rosenhäger.
- Weisse Rosenhägener.
- Roßlacher.
- Rostocker.
- Weisse Rostocker.
- Röttling.
- Rousseau d'hyver.
- Rubiner / weisse und rothe / beyde gestriemt.
R.
- SAchsen äpffel.
- Sag-äpffel.
- Saffrancker.
- Sauer äpffel / groß und klein.
- Schaffmüller.
- Schem-äpffel.
- Scheublinger / groß und klein Winter-obs.
- Schlotter-äpffel / sonst
- Kern-äpffel genannt.
- Schmaltz-äpffel / oder Schmeltzling.
- Schmeckling / roth.
- Schweitzer-äpffel.
- See äpffel / oder Meer-äpffel.
- Seider-äpffel,
- Semmel-äpffel.
- Sinder-äpffel.
- Sittenbacher-äpffel.
- Sommer-äpffel / roth und weiß.
- Sommer-schäcklings-äpffel.
- Spiegler.
- Stettiner-äpffel.
- Stigritzer-äpffel.
- Grosse Streiffling / roth und grün.
- Streimer.
- Suß-äpffel.
S.
- Sommer Taurich.
- Winter Taurich.
- Teller-äpffel.
- Tröstling-äpffel.
- Trauben-äpffel / so träublich beysammen hangen.
T.
- WAller stätter-äpffel.
- Wein-äpffel.
- Weinglinger / säwr.
- Winden-äpffel / bitter. Alles Winter-obs.
- Welser âpffel.
- Weinfurchen.
- Weißling / oder Sayäpffel.
- Weidling roth.
- Klein Wettich.
- Gelb Wettich.
- Welsch Wettich.
- Grün Wettich.
- Würtemb. winterobs.
- Weynacht-äpffel.
- Wiegen-äpffel.
- Wienische Aepffel.
- Weyden-äpffel.
- Winter-äpffel.
- Wolffsberger-äpffel.
- Wuterlinge.
- Wurtzen-äpffel.
W.
- ZApffen-äpffel.
- Zapffer / länglicht / roth / braun.
- Zipffel äpffel.
- Zenit-äpffel.
- Zigeuner-äpffel / gantz schwartz / roth.
- Grosse und kleine Zucker-äpffel.
- Zülich-äpffel.
- Züricher äpffel.
- Zwerch-äpffel.
- Zwiefel-äpffel.
Z.
- AIchsbirn / Früh-obs.
- Alantbirn / Pyra Palatina.
- Amadotten.
- Anthonsbirn.
- Augstbirn / Pyra Augustana
A.
- BAchosenbirn.
- Badersbirn.
- Bantzbirn.
- Sommer-Winter- und Herbst - Bergamotten.
- Bergamotti Bugy.
- Benfelderbirn.
- Bezydery.
- Bickelbirn.
- Biesembirn.
- Blutbirn.
- Bocksbirn.
- Bonnbirn / von der Stadt Bonn bey Cöllen am Rhein.
- Sommer Bonchretinen / oder Malvasierbirn.
- Winter - Bonchretinen.
- Borstelbirn / groß.
- Bratbirn oder Pregelbirn.
- Brechbirn.
- Brixerbirn / roth.
- Brixerbirn / weiß.
- Brixerbirn / graw.
- Brobbirn.
- Brutte bonne.
- Buchberbirn.
- Bunte Birn.
- Butzbirn.
- Buxbirn / oder kleine Muscateller.
- Buttenheimerbirn.
- Butterbirn.
B.
- CAdillae. de la Champagne.
- Camelbien.
- Christbirn.
- Citronenbirn.
- Clausbirn.
- Comadye.
- Coulle. soif.
- Crocusbirn.
- Corallbirn.
- Creutzbirn.
C.
- DOllbirn.
- Doppelt Blüth.
- Dornbirn / welsche / Dornbirn / klein / mit Stacheln.
- Dresenerbirn groß / alles Spatt-obs.
D.
- ENgelbirn. Eschenweckerin / frühe.
- Estbirn.
- Espine Rose.
- Espine d’hyver.
- Eyerbirn.
- Eysenhüttle birn.
- Excellentbirn.
E.
- FAustbirn.
- Fenchelbirn.
- Feldbirn.
- Flachsbirn.
- Fleischbirn.
- Flugbirn.
- Florentinerbirn.
- Franckfurterbirn.
- Frantzösische Birn.
- Foccasolar-birn.
- Frübebirn.
F.
- Gänskopffbirn.
- Geiglerbirn.
- Glaßbirn.
- Glockenbirn.
- Goldbirn.
- Görlitzer.
- Grabenbirn / groß.
- Grabenbirn / klein.
- Gräfflingerbirn.
- Graßbirn.
- Grauebirn / ober Grawling.
- Grünling.
- Grommerbirn.
- Günckerlesbirn / füllicht.
- Güntersbirn.
G.
- HAberbirn.
- Hamelswänste.
- Hanffbrin.
- Haubirn.
- Hafenbirn.
- Haußbirn.
- Hamburgerbirn.
- Hängelbirn.
- Hellgartenbirn.
- Henschbirn.
- Hetzewetzerin.
- Hölpener.
- Hirschbirn.
- Honigbirn / groß.
- Honigbirn / klein.
- Honigbirn / gelb / sonst Kranßbirn.
- Holbirn / frühe.
- Holbirn / spat
- Holtzbirn / vielerlen Art.
- Holländische Birn.
H.
- JAeobsbirn.
- Johannsbirn.
- Isembert.
- Jsbauten.
- Jungfraubirn / groß.
- Jungfraubirn / klein.
- Junckerbirn.
J.
- KAchelbirn.
- Kapperzenbirn:
- Kandelbirn / Kantbirn / Würgbirn.
- Katzenkopff / groß.
- Katzenkopff / mittelmäßig.
- Katharinabirn.
- Kaulbirn.
- Käysersbirn.
- Kellerbirn.
- Käßbirn.
- Kirchbirn / groß.
- Kirchbirn / klein.
- Clair ville.
- Klosterbirn.
- Klunckerbirn.
- Klunsbirn.
- Knechtsbirn.
- Knochenbirn.
- Kochelbirn.
- Köhlbirn.
- Königsbirn / Pyra Regalia.
- Kragelbirn / Pyra superba.
- Krautbirn.
- Kräuselbirn.
- Krawelbirn.
- Kugelbirn.
- Küttenbirn / Pyra cydonia.
K.
- LAngstieler / gelb.
- Laitschbirn.
- Laderbirn.
- Leonhardsbirn.
- Leywarnebirn.
- Lemmelosen.
- Lersbirn.
- Lautenbirn.
- Löwenbirn.
- Lorbirn.
L.
- MArgarethenbirn.
- Martinbirn.
- Mannsbirn.
- Maulbirn.
- Maraumbirn.
- Malvasterbirn.
- Martin-sec.
- Maulatschbirn.
- Meindelbirn.
- Meelbirn.
- Melonenbirn.
- Messir Jean gris.
- Mescherling.
- Mittendick.
- Mechelsbirn.
- Mönichsbirn.
- Moulle bouche.
- Müllingsbirn.
- Muscatellerbirn / frühr.
- Muscatellerbirn / groß.
- Muscatellerbirn / klein.
- Muscatellerbirn / halb roth halb gelbe.
- Müntzerbirn.
- Meerkuki.
M.
- PFaltzgräverin / roth.
- Pfaltzgräverin / weiß.
- Parlesbirn.
- Parißbirn.
- Paradeißbirn.
- Packellemischbirn.
- Pfeiffbirn.
- Pfaffenbirn.
- Pfunbbirn.
- Pferdbirn.
- Pechkugeln.
- Persingy.
- Pragerbirn.
- Sommer-Pomerantzenbirn.
- Winter Pomerantzenbirn Portail.
- Preußische Birn.
P.
- RAtzenschwantz.
- Regelbirn / frühe.
- Regelbirn / spat.
- Reifacherbirn.
- Reinbirn / gelb.
- Rittersbirn / Pyra strangulatoria, oder Strengbirn.
- Rosenbirn.
- Rothbirn / innen und außwendig roth.
- Röthelbirn.
- Römischbirn.
- Rousselet d’esté.
- Rousselet d??? hyver.
- Rulandsbirn.
- Rundel- ober Trundelbirn.
- Ruderoffsbirn.
R.
- SAfftbirn / Winter- und Sommer-safftige.
- Saint Michel.
- Saltzburgerbirn.
- Saurbirn ober Sporbirn.
- Schaffbirn.
- Scheibelbirn.
- Schleisischbirn.
- Schmaltzbirn.
- Schönbergerbirn.
- Schelbirn.
- Scholtzenbirn oder Parißbirn.
- Schweitzerbirn.
- Schildbirn.
- Schwartzburger.
- Schwartzlingerbirn.
- Schurbirn.
- Seebirn.
- Seidlingerbirn.
- Sommerbirn / groß.
- Sommerbirn / grün.
- Spittelbirn.
- Speckbirn.
- Spiegelbirn.
- Spatbrecher oder Wildbrechetbirn.
- Spindel- oder Rautenbirn
- Staffelbirn.
- Steckbirn.
- Steinbirn.
- Stockmeßbirn.
- Süßbirn groß.
- Süßbirn klein.
- Sucrin noir.
S.
|| [9]
- WAldbirn.
- Wachsbirn.
- Weibersterben.
- Wallenbirn.
- Wasserbirn.
- Weingiffterbirn.
- Wienerbirn süß und gelb.
- Winterbirn / weiß.
- Winterbirn / grün un̅ rund
- Winterbirn / graw.
- Weinmartsbirn.
- Weiß öpfferlingbirn.
W.
- ZAnckbirn.
- Zapffelbirn.
- Zeitbirn.
- Zuselbirn.
- Zelnerbirn.
- Ziegelbirn / von der Ziegelfarb.
- Zöllnerbirn.
- Zuckerbirn / frühe und späte.
Z.
|| [11]
Kleine Quitten. Mala cydonia minora.
Grosse Quirten. Mala cydonia majora.
diese Blum fünff Blättlein / deren jedes ein halben zoll breit / un̅ rundlicht / auch ein weißgrün und haaricht ander blättlein under sich hat /
so hernach den Putzen der Frucht abgibt / wie denn gleich under diesen blättlein
ein wollicht Knöpflein sich weiset / auß welchem bey Abfall der obristen
blättlein des blusts / die Frucht wachset / und täglich biß zu ihrer
Vollkommenheit zunimmet. Auß einem ästlein wachset nur eine blum / und nicht
viel / wie auff den Apffelbäumen. Mitten zwischen den blättlein solcher blum
stehen viel purpurfarbe Fädelein mit gelben Gipfelein empor.
Dioscorides, Galenus und andere machen der Quitten nur zwey Geschlecht / groß und
klein.
Die kleinen sind rund / mit holkeelen außgetheilet / goldfarb / mit einer zarten
Wollen bekleidet und wolriechend / diß sind die rechten und gemeinsten Kütten.
Die grossen sind süß / aber nicht so kräfftig und wolriechend als die ersten. Man
findet auch in Kelheim / und anderswo im Land zu Bäyren / eine wilde art von
Quitten / die doch durchauß den einheimischen sich vergleichen / allein daß die
Stauden und Frucht viel kleiner und wilder sind.
Nach Herren Dümlers bericht lieben die Quittenbäume zwar kalten und feuchten
Lufft / jedoch der mittelstand zwischen kalt und feucht ist ihnen nicht zuwider.
Sie wachsen gern in fettem Erdboden und Letten / auch in Gründen und Thälern.
Bey ihren Wurtzeln treiben sie genugsame junge Zweige / darvon für und für wider
Stauden / oder wen̅ man sie sauber außzencket / junge bäumlein
gezielet / und fortgesetzt werden können. Allein muß fleißige Auffsicht gehalten
werden / ob die Zweiglein mit Wurtzeln versehen und zu versetzen tauglich sind:
denn / so sie derselben mangeln / schlagen sie nicht an / wo sie aber mit
Wurtzeln versehen / bekommen sie leichtlich.
Die Quitten blühen langsam / nemlich am ende des Mäyen / wenn die besorgliche
Gefröst fürüber. Obwolen die Quittenbäume oder Stauden klein und niedrig sind /
bringen sie doch die allergrösten Früchte. Wil aber jemand dieselben recht groß
und vollkommen haben / so biege er den Zweig / daran der Quitten-apffel hanget
in einen Hafen mit Erdreich / und laß den Apffel darinnen wachsen / so wird er
recht groß werden.
So man ein Menschen-antlitz / oder eine andere Gestalt an einem Quitten-apffel
haben will / so laß man sich einen Topff machen / der ein Menschen / angesicht /
oder sonsten eine andere Form inwendig habe. Wenn denn die Quitten verblühet /
biege man den Ast mit der Quitten darein: wie sich das Siegel ins Wachs drucket
/ also wird sich auch die in dem Topff gemachte Form in die Quitten drucken /
anwachsen und daran bleiben. Gleichermassen kan man mit Kürbsen / Pfeben /
Erdäpffeln / sc. verfahren / und ihnen mancherley gestalten anbilden.
Wenn die Quitten-stauden viel Früchte tragen sollen / muß man alles Graß umb sie
hinweg thun / damit den Wurtzeln / so nicht tieff in die Erden kriechen / der
Safft nicht entzogen werde. Man muß sie auch fleissig hacken / und von dem
Unkraut säubern / so wachsen sie lustig / bringen viel Früchte / bezahlen die an
sie gewandte Arbeit reichlich / und verdienen ihren Ort oder Stelle gar wol.
Weil die Wurtzeln viel Nebenschosse treiben / müssen dieselben immer
weggeschnitten / drey auffs meiste vier Stämmer bey einander gelassen werden.
Die Tüngung von dem verwesten Mist und Aschen umb [12] die Stämmer gestrewet / machet daß die
Früchte groß wachsen.
Die beste Zeit Quitten-stauden zu versetzen / ist in dem Herbst gegen
Allerheiligen tag. Ob wol man nicht gewohnt ist die Quitten zu peltzen / so
können doch Zweyge von Leonischen / Poßner und andern Quitten-arten in rechter
zeit abgenommen / wider auff Quitten / auch auff Birn und Apffelbäum in den
Stam̅ geimpffet werden. Diese bringen hernach schöne und
grosse Früchte.
Die Quitten lang zu behalten / darff man sie in kein Gemach thun / in welchem
Weintrauben auffgehangen oder auffbehalten werden / denn sie faulen davon gar
bald: hingegen in Hirsch / oder Spreuer gelegt / bleiben sie lang.
In Indien werden zwey sonderliche Geschlecht des Quittenbaums gefunden.
Der erste ist nach der Beschreibung Jacobi Bontii lib. 6. histor. natural.
& medic. cap. 8. ein hoher Baum mit breiten Zweigen und
Limonien-gleichen / aber schmäleren blättern / so sich leicht zerreiben lassen.
Die Früchte sind den Citronen ähnlich / ehe sie reiff werden / ist die Rinde
grün / so sie aber zur Zeitigung gelanget / scheinen sie gelb. Die Rinde ist
sehr hart / lasset sich nicht brechen / sondern man muß sie mit dem Messer
zerschneiden: Das inwendig Fleisch sihet / wie in der Quitten / gelb / und
beschleußt in der mitte den Samen / welcher mit einer klebrigen Materie / (aber
häuffiger als in der Europeischen Quitten) umbher bestrichen ist / weßwegen
vorgemelter Herr ihme den Namen Quitten (Entzündung des
Halses / Durchfäule.) gegeben hat: Solcher klebrige Schleim dienet für
die Entzündung des Halses / Zahngeschwär und Durchfäule / oder Schwämchen auff
der Zunge der Kinder. Wenn diese Quitten-äpffel noch grün sind / haben sie weiß
nicht was für einen widrigen Geruch bey sich / nach dem sie aber reiff worden /
riechen sie den jenigen Marieviolen gleich / so von den Arabern Keiri genennet
werden. (Rothe Ruhr. Erbrechen.) Dieser
Quitten-apffel gebraten ist ein ungezweiflete Artzney wider die rothe Ruhr und
starck Erbrechen des Magens. Man findet diesen Baum hin und wider in den Wäldern
/ von dannen die Schwartzen mit besonderm Fleiß die Früchte abholen / und nach
der Statt feil tragen / oder wider vorernante Kranckheiten selbst auffheben /
denn so man sie noch grün abbricht / können sie trefflich lang wehren / und
werden umb des inwendigen Schleims willen von den Niderländern Slymappelen /
Schleimapffel geheissen.
Der ander Quittenbaum wächßt nach dem Bericht Garciae ab Horto lib. 2. Plant.
Ind. in der Landschafft Bengala / daher man die Frucht Bengalische Quitten
nennet. Mit seiner Grösse vergleicht er sich dem Oelbaum. Die Blätter sind mit
ihrer Gestalt und Geruch dem Pfersig-laub ähnlich. Er trägt wenig Blumen / so
bald abfallen. Die Frucht erzeigt sich anfänglich zart und grün-schwartzlicht /
mit einer dünnen Rinde / in der Grösse der Pomerantzen / mit reiffer Zeitigung
aber gelanget sie zu der Grösse eines Quitten-apffels. So man die Rinde dörret
wird sie so hart als ein Indische Nußschale: Auß diesem Apffel wird wie in
Teutschland eine Lattwerg gemacht / welche die Artzt in Guzarata wider die rothe
Ruhr gar nutzlich gebrauchen. So dieser Apffel in dem braten zerberstet /
brennet das herauß springende Marck wie ein Büchsen-pulver.
Eigenschafft.
Alle Quittenbäume / und was daran ist und wachset / haben eine Krafft zusammen zu
ziehen: sonderlich aber sind dessen gebrauchbare Früchte / mit einem sauren /
rauchlichten / nicht vollkommen gejohrenen??? Safft begabet / welcher gleich den
saurlichten herben Birn / mit vielen saltzichten groben / und wenig
schwefelichten geistreichen Theilen angefüllet. Die Samen der Frucht sind mit
einer schleimichten Materie überzogen / welche sich gern in allerhand Wassern
zerlasset / und solche schleimig machet. Nach der Alten aussag / ist die Frucht
dieses Baums kalt im ersten / und trocken im Anfang des andern Grads.
Gebrauch.
(Eine weisse gallerichte Marmalade zu machen.)
Auß den Quitten pflegt man allerhand anmüthige Sachen für die Patienten zu
machen. Als wenn man eine weisse gallerichte Marmalade von Quitten haben will /
so nehmet Quitten / die wol reiff / lasset sie recht mürbe in siedheissem Wasser
werden / schälet sie hernach / und leget sie beyseit; Darnach nemt rohe Quitten
/ schälet sie / und nehmet die Körner auß / alßden̅ presset und
seihet den Safft durch ein Tuch: wäget demnach die mürbe Quitten / nehmet
doppelt so viel Zucker / zerlasset ihn in halb so schwer des rohen Quittensaffts
/ laßt ihn stehen / und schaumet ihn wol ab / thut die Quitten-schnitten darein
/ lasset es zusammen auff gelindem Feur sieden / biß es zur Gallerey wird /
alsdenn thut es in Gläser.
(Eine rothe Marmalade.) Will man eine rothe
gallerichte Marmalade haben / so schälet die Quitten / nehmet die Körner herauß
/ und werffet sie gleich in kalt frisch Wasser / damit sie nicht schwartz
werden. Darnach schneidet sie in dünne Schnitten / und werffet sie allezeit
wider ins kalt Wasser; alsdenn zu jedem Pfund dieser Quitten / nehmet drey Pfund
Zucker / hernach leget eine Lage Zucker in die Pfanne / und denn eine Lage
Quitten / und machet es so fort / biß sie alle in die Pfanne geleget sind /
sehet aber zu / daß die Oberlage Zucker sey / setzet es hernach zum gelindem
Feur und decket sie wol zu: wenn ihr mercket / daß sie mürb werden / und
anfangen roth auß zuschen / so lasset sie hurtig fortsieden / biß alles recht
klar werde / und der Syrup gallericht / alsdenn hebet ihn auff. Solche
Gallereyen sind sehr lieblich / stärcken den Magen und (Hertz und Magenschwachheit Halßbräune.) das Hertz
/ machen einen guten Mund / verwehren die Halsbräune / stillen die Ruhren / und
verhindern das auffstossen und erbrechen (Ruhr oder
Bauchl auf. Auff stossen und erbrechen.) des Magens / wenn bißweilen
nach belieben davon genommen wird.
Der Schleim so von den Quitten-kernen / mit Rosenwasser außgezogen wird / dienet
(Rothe fliessende augë. Schrundë der wartzen an
der weiber brüsse. ??? Brand vom Feur. ???) wider die rothe fliessende
Augen / und heilet die Schrunden der Wärtzlein an der Weiber Brüsten /
insonderheit aber wird er wider den Brand vom Feur gelobt. Dahero Simon Pauli in
Classe 2. Quadripart. Botanic. p. m. 89. von dem berühmten Holländischen Artzt
Petro Foresto schreibet / er habe seinem Sohn / [13] als er auß Unvorsichtigkeit mit dem Angesicht auff glüende Kohlen
gefallen / und dadurch das einte Auge in grosser Gefahr stunde / allein mit
diesem Quittenkernen-schleim / wie auch noch bey andern Leuten den Brand
glücklich gelöschet. Solche Würckung thut er noch besser / wenn er mit
Froschleich- oder dem auß faulen süssen Apffeln destillirten Wasser außgezogen
wird.
Quittenkernen in Rosen- und Brunellenwasser geweicht / ein paar Loth Violen-syrup
darzu gethan / und bißweilen ein paar Löffelvoll darvon in Mund genommen /
dienet (Bräune / Geschwär des Halses. Unwillen und
würgë des Magës überflüßige Stulgäng.) wider die Bräune / und heilet
alle Geschwär des Halses mit Verwunderung.
Rohe Quitten in weissem Wein zu einem Pflaster gekocht / und zwischen einem Tuch
warmlicht über den Magen gelegt / benimbt den Unwillen und Würgen des Magens /
stillet auch den überflüßigen Stulgang und allerhand Ruhren.
(Quitten-latwerg) Quitten-latwerg zu machen /
nehmt wolzeitige schöne Quitten / die nicht steinicht sind / solche geschälet /
in viertel zerschnitten / die samen samt dem putzen herauß gemacht / solle man
in einem sauberen erdenen Hafen / mit Wasser oder Wein nach eines jeden belieben
so lang sieden / biß sie weich und gantz wie Muß werden / hernach also warm mit
einem höltzernen Löffel durch ein härin Sieb treiben / damit was hart oder
steinicht / noch zuruck bleibe / darauff solle man von dieser pulpa oder Gemüß
zwey Pfund / und Zucker ein Pfund / oder so man die Latwerg süß wil haben / auch
zwey Pfund Zucker nehmen / solches in einem erdenen Hafen mit einander kochen /
so lang / biß es die Dicke einer Latwerge hat / und hernach also warm in saubere
Zucker-lädlein giessen. So man wil / kan man under diese Latwerg / nach dem sie
ihre rechte Dicke bekommen / und ehe daß man sie in die Lädlein giesset /
folgendes Gewürtz / als Zimmet und Nägelein / jedes ein halb loth /
Muscaten-blüt ein quintlein Galgant und Inguer / jedes ein halbes quintlein /
rein oder groblicht gestossen / nach jedes wolgefallen / darunter vermischen.
Diese Larwerg ist fast anmüthig zu geniessen / und sehr nutzlich (Böser undäwiger kalter Magen / unwillen / Erbrechen und
Bauchflüß.) dem bösen undäwigen Magen / bringet lust zum essen /
erwärmet den erkälteten magen / stillet den Unwillen / Erbrechen und die
Bauchflüß / so man morgens und abends davon ein stuck zu sich nimmet. Ist den
schwangern Weibern sehr dienlich.
(Quittenwasser.) Die beste zeit der
Quitten-destillierung ist / so sie wol zeitig sind / gehackt / gestossen und
gebrandt: Ouitten-wasser vier loth abends und morgens getruncken / ist fast gut
dem (Böser magen / unwillen / Erbrechen / Auffstossen /
Bauchflüß. rothe und weisse ruhr) bösen Magen / denn es stärcket ihn /
behält die Speiß / vertreibet den Unwillen / Auffstossen und Erbrechen / stillet
allen Fluß des Bauchs / rothe und weisse Ruhr.
Der Quitten-syrup / auß dem Gafft mit Zucker zu einem Syrup gekochet /
löffel-weiß gebrauchet / stillet die Ruhr / kräfftiget den Magen / und macht die
eingenommene speiß behalten.
(Quitten einzumachen.) Quitten einzumachen: Nehmet
schöne Quitten / die nicht so gar wol zeitig sind / solche geschälet / in
Schnitz zerschnitten / in Wasser gesotten / daß sie ein wenig weich werden /
darauff solle man die Quitten auß dem Wasser nehmen / mit Zimmer und Nägelein
spicken / in geläuterten Zucker legen / in solchem so lang sieden / biß der
Zucker die Dicke eines Syrups oder Saffts bekommen hat; und denn in Gläser
zusam̅en thun / und zu dem Gebrauch auffbehalten. Diese
eingemachte Quitten sind dem Magen sehr gut / stärcken denselbigen / und wehren
allen (Bauchfluß) Bauchflüssen kräfftiglich. So
jemand besorget / daß ihme bey einer Mahlzeit durch starckes trincken das Haupt
angegriffen werde / der solle sich bey dem Tisch der gekochten und eingemachten
Quitten bedienen. Sie werden auch nutzlich von den schwangern Weibern gebraucht.
Die Quitten / welche mit Cecropischem oder Attischem / das ist / mit dem besten
Honig eingemacht worden / haben die alten Römer als eine anmüthige und kräfftige
speiß bey ihren köstlichen Gastereyen genossen / daher Martialis lib. 14. Epigr.
24. spricht:
Si tibi Cecropio saturata cydonia melle Ponentur, dicas haec melimela mihi.
(Quittensafft / oder miva cydonlorum.) Der
Quitten-safft / Miva cydoniorum genannt / wird nach Herren Agerii meinung also
gemacht: Nehmet der besten zeitigsten Quitten / und reibet sie auff einem
grossen Reibeisen fast klein / truckt den Safft durch ein Tuch / so viel ihr
dessen haben wollt / setzt es auff ein Kohlfeurlein / und last sieden / so lang
bis das halbe theil einsiedet / demnach thut halb so viel guten fürnen Wein /
oder neuen süssen Most darzu / als des Saffts gewesen ist / laßt wiederumb
sieden / so lang biß es ein wenig dicklicht wird / alßdenn vermischet darunter
den dritten theil Zucker / und laßt es mit einander noch ein wenig kosrhen /
(Unwillen / Auffstossen und Erbrechen des Magens.
Bauchfluß.) biß es die Dicke eines rechten Saffts habe. Dieser Safft
stärcket den Magen / bringet lust zur Speiß / hilfft der Däuung / stillet den
Unwillen / Auffstossen und Erbrechen des Magens / stopffet den Bauch / ist sehr
nußlich in der rothen Ruhr. Die Spanier trincken von diesem Safft in
Sterbensläufften / vermeinen dardurch von der Pest gefreyet zu seyn / und das
sich wol zu verwundern ist / bringet er / sonderlich bey alten Leuthen einen
Schweiß.
(Erbrechen. Unwillen / und Auffstössen des Magens /
Bauchflüß und rothe Ruhr bey ???fungen ??? kindern.) So man mit
Quitten- und Mastir-öl den Magen warmlicht ansalbet / nimbt er das Erbrechen und
Auffstossen des Magens / wehret den Bauchflüssen und rother Ruhr / sonderlich
bey den jungen Kindern.
CAPUT IV.
Mespelbaum. Mespilus.
Namen.
DEr erste Mespel- oder Nespelbaum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mespilus aronia Veterum, J. Bauh.
Mespilus folio laciniato spinosa fructu majore esculento Joh. Raji. Mespilus
apii folio laciniato C. Bauh. Italiänisch / Azarolo.
Der ander Mespel- oder Nespelbaum heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Mespilus vulgaris, Joh. Bauh.
Mespilus foliis integris & congeneribus J. Raj. Mespilus folio laurino
non serrato sive Mespilus sylvestris C. B. Italiänisch / Nespolo, Mespolo.
Frantzösisch / Neflier. Spanisch / Niespero. Englisch / Met
|| [14]
lartree.
1. Mespelbaum. Mespilus Aronia.
2. Mespelbaum. Mespilus.
Dänisch / Mespeltroe / Aberolff. Niderländisch / Mispelboom.
Die Frucht Mespel- oder Nespel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Mespilum. Italiänlsch / Nespola, Mespola.
Frantzösisch / Nefle. Spanisch / Niespera. Englisch / Metler / Openarße. Dänisch
/ Mespel. Niderländisch / Mispel.
Geschlecht vnd Gestalt.
Der erste Mespel- oder Nespelbaum ist niedrig / hat ein hartes Holtz; die Blätter
vergleichen sich mit denen an den Hagendorn Stauden; jedoch sind sie etwas
grösser und Dicker / ins gemein an drey-bißweilen auch an mehr orthen tieff
eingeschnitten. Die Aeste und Blätter sind etwas wollicht. Die Blüthe ist weiß
und klein. Die Frucht / so hernach folgt / ist rohtlicht und rund wie ein Cymbel
formirt / kleiner als die gemeinen Nespel / zeitiget langsam / und tauget nicht
eher zu essen / biß sie weich wird; in Griechischer Sprach / heisset diese
Frucht [Greek words], das ist / drey-körnig /
von wenn der dreyen steinen / so darinnen gefunden werden / und rotbfärbig sind.
Diese werden die Italiänischen Nespel genandt; weil sie meisten theils in
Italien / sonderlich im Königreich Neapolis / und in Sicilien häuffig wachsen.
Von dannen sie nach Rom gebracht / und in den Gärten der Herren Cardinälen
gezielet werden. Petrus Mathiolus hat jhren viel erstlich zu Neapolis / in des
Cardinals Pompeii Colummae Lustgarten gesehen / welcher an der Stras Perdigrotta
liget / da man in des Virgilii Maronis Grab hinauß spatztiert. Die Inwohner
essen diese Frucht mit Lust / denn sie schmäcket wol / machen sie auch mit
Zucker oder Honig ein; Auch sind diese Früchte sehr angenehm den schwangern
Weibern / denn sie benemmen den unnatürlichen / oder auch falschen Gelust / sie
dienen dem Magen / stillen die Bauchflüß / und das Würgen: Obwohlen dieser Baum
auch in Teutschland wachßet / mag er doch nicht zur Frucht gebracht werden.
Der ander Mespel- oder Nespelbaum ist uns in Teutschland gar wol bekandt / weil
er hin und wider in den Gärten wachßet. Er bleibt etwas niedrig und mag dem
Apffelbaum nicht gleich werden / die Blätter kommen etwas mit den
Lorbeerblätteren überein / und sind haaricht / das Holtz aber vest und zähe /
die Aeste stachlicht / die Blüte weiß / sich auff Leibfarb ziehend / fünff
blätticht / deren jedes Blättlein breit / und oben in der mitte etwas
eingeschnitten / kom̅t im Aprillen und Mäyen hervor. Die Früchte
werden etwas grösser als die Galläpffel / sind anfangs grün und etwas grau /
auch hart und sauer / oben mit fünff-zenckichten Putzen besetzet; ein jede
Frucht hat unten fünff harte / dreyeckichte Steine oder Körner. Im Herbst / wann
es schon ein oder zweymahl gefroren hat / werden die Früchte abgenommen / denn
die erste Gefrost schadet ihnen nichts / sondern macht sie nur mürd; und weil
sie gleichwol noch nicht zu essen sind / sondern ein weisses hartes und zusammen
ziehendes Fleisch haben / muß man sie auff Stroh legen / da sie denn erst recht
weich und teig werden; haben einen saurlichten lieblichen Geschmack / und sind
gut zu essen.
Der Nespelbäum leidet allerley Lufft / und wachset in sandigem / steinichtem /
und leimichtem Erdreich / oder Letten mit Sand vermischt. Er wird gesäet von den
inwendigen Körnlein / als seinem Samen / aber die zweiglein kommen langsam auff
/ daher die Peltzung ihnen befürderlich und verbesserlich ist. Er wirb geimpffet
in sich selbst / wie auch in Birn / Aepffel / Quitten und Weißdornen. Die
Zweiglein oder Peltzreiser sollen auß der [15] mitte des Baums genommen werden / denn an den Gipffeln ist ergebrechlich / und
unten herumb sind sie zerstossen und schadhafft. Wenn ein Mesrel-reiß in einen
Buchdorn / oder Hagenbucher-stämmer in die Rinde geimpffet wird / so wachsen
darauff schöne und grosse Frücht; Kommen die Würme in den Stafft / so nehme man
Oelhäffen / oder ein wenig Kalch / und Baumsalbe / bestreiche damit die
Wurmlöcher / und stüre oder siebe den Anstrich mit einem Griffel in die Löcher /
so werden die schäftlichen??? Gäste vertrieben. Zwischen Straßburg und Baden
wachsen die Nespeln für sich selbst überflüssig an ungebauten Orten /
insonderheit in der Lichtenaue.
Der Hochgelehrte Julius Caesar Scaliger, Exercit. 181. fect. 13. schreibet / daß
manin Cortopal (ist eine Landschafft in Indien) Mespelbäume finde / welche
weisse Frücht tragen / so groß als ein Apffel.
Eigenschaffe.
Die Mespel / wenn sie nicht gelegen / und ihr Safft noch ungejohren / bestehen
auß vielen sauren herben theilen / ziehen starck zusammen. Wenn sie aber auff
dem strohe etwas milter und flüchtiger worden / ziehen sie nicht mehr so viel
zusammen; jedoch erdickern sie das Geblüt und stopffen: und haben also eine
kalte und trockene Natur.
Gebrauch.
Der Stein auß den Mespeln zu Pulver gestossen / und eines halben oder gantzen
quintleins schwer in einem Trunck weissen Weins öffters eingenommen / treibet
den (Marggräflsch??? Grießpulver. ???) Schleim
und Stein auß den Nieren und Blasen: dannenhero er auch zu dem Marggräflschen
Grieß- oder Stein-pulver genommen wird / dessen Zubereitung auß folgenden Sachen
bestehet. Nehmet der Steinen auß den Mespeln / praeparirten Weinstein /
Trochiscor. è specieb. diatrag. frigid. jedes ein quintl. Hauhechelwurtz /
Güßholtz / geschälte Melonen-kern / Meerhirsch-samen / jedes 20. gran.
Steinbrech-samen / Genster-samen / Rettich-samen / Eibisch-samen / jedes 10. gr.
praeparirte Krebstein anderthalb quintlein / weissen Candel-zucker ein halb
loth. Alles muß reinestem Pulver gestossen werden / (Schleim / Sand / Stein der Nieren.) ist gut zu treibung Schleim /
Sands und Stein der Nieren / und wird von vielen zu einem praeservativ für den
Stein gebraucht / sie nehmen es alle zeit 2. oder 3. Tag vor dem Voll- und
Neumond ein paar mahl eines quintleins schwer ein.
(Bauchflüß. Rothe und weisse Flüß der Welbern.)
Die zeitigen Nespeln sind eine treffliche Artzney wider allerley Bauchflüß;
rothe Ruhr / Samenfluß / starcken rothen und weissen Weiberfluß / daher sie auch
in Teutschland mit Honig oder Zucker / wie die Birn eingemacht werden.
Das Holtz wird gebraucht zu den Jägerspiessen und Geißlen: Man macht auch darauß
Bengel und Knüttel / zum fechten und kämpffen / die sind nach der Lehr Herren
Camerarii auch fast gut den bösen Weibern / damit die Lenden zu schmieren.
Die Blätter kan man zu den Bädern gebrauchen / (Mutterfluß der Weibern.) in dem Mutter-fluß der Weibern / oder nach
den Kindbetten / damit sich der Leib wider eng zusammen schliesse.
CAPUT V.
Zahmer Sperwerbaum.
Sorbus domesticus.
I. Wilder Sperwerbaum;
I. Sorbus silvestris.
|| [16]
II. Wilder Sperwerbaum.
II. Sorbus torminalis.
Namen.
DEr zahme Sperwerbaum wird auch genannt Speyerling / Sporäpffel / Sorbäpffel /
Sperbyren / und Schmerbyren / heißt Griechisch / ??? [Greek words]. Lateinisch / Sorbus, 7. B. sativa, C. B. Legitima.
Park. Italiänisch / Sorbo, Sorbolo, Sorbolaio. Frantzösisch / Cormier. Spanisch
/ Serval. Englisch / Servicetree. Niderländisch / Sluypperboom.
Die Frucht heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sorbum. Italiänisch / Sorba, Sorbella. Frantzösisch / Corme.
Spanisch / Serva. Englisch / Service. Dänisch / Raeneboer / Niderländisch
Suypper.
Der erste wilde Sperwerbaum oder Meelbaum / heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sorbus sylvestris,
foliis domesticae similis, C. B. Sorbus aucuparia, J. B. Ornus s. Fraxinus
sylvestris, Park. Italiänisch / Sorbo salvatico. Frantzösisch / Cormier sauvage.
Spanisch / Serval salvage. Englisch / Quicken-tree.
Der andere wilde Sperwerbaum wird auff Teutsch sonsten auch genennet Arschrösel /
Eschrösel / Aressel. Lateinisch / Sorbus torminalis, Matth. Lon. Dod. Park.
Mespilus Apii fol. non spinosa, sive sorbus torminalis, C. B. torminalis
& Crataegus Theophrasti, J. B. Englisch / The common Servicetree or
sorb.
Hierzu zehlet man gleichheit wegen noch andere Geschlechter / als da sind 1.
Sorbus alpina. J. B. sylvestris Aria Theophrasti dicta. Park. Alni effigie
lanato folio major, C. B. Sorbi torminalis alterum genus, Cam. Teusch / wilder
Sperwerbaum. Italiänisch / Metallo. Englisch / The wlite Beam-tree. 2. Wilder
Englischer Sperwerbaum. Lateinisch / Sorbus sylvestris Anglica, Park. Englisch /
Ned Chess-apples / or Englisch wild Service.
Geschlecht vnd Gestalt.
Der Sperwerbaum ist zweyerley / namlich das Mänlein und Weiblein. Sie werden an
der Frucht underscheiden / denn die Aepffel des Mänleins sind rund??? / und an
dem Weiblein langlicht / wie ein Ey oder Birn: es sind auch des Mänleins Aepffel
an dem geruch lieblicher / als des Weibleins.
Diese zwey Geschlecht werden widerumb getheilet / in das zahme und wilde. Der
zahme Sperwerbaum steiget auff mit einem graden hohen Stam̅en /
spreitet seine äste in die höhe und weite / hat Blätter gleich dem Eschbaum /
außgenohmen / daß sie schmaler / auff dem Rucken weißlicht / und an dem umkreiß
zerkerbt sind / hangen an einem langen still / siben oder acht paar
nacheinander. Die Blühte hanget mit den Blätteren an einem ästlein / und
sprosset auß einem stielein / so über ein zoll lang; Sie ist weiß und
drauschlicht viel an einander. So die Blumen abfallen / erscheinen Birlein- oder
Apffel / auff der einen seiten bleichgelb / auff der anderen roth; im Herbst
werden sie zeitig / da samlet und hängt man sie in büschlein gebunden auff /
oder legt sie auff stroh / biß sie weich / oder teig werden / wie die Mespeln /
denn ehe kan man sie nicht essen / wegen ihrer rauchheit und herben Geschmack.
Das Holtz ist gantz derb und vest / darauß macht man Tische / und auß den Gerten
Geißeln. Die Rinde ist ein wenig rauch / gelblich-weiß / die wurtzel gehet tieff
in das Erdreich / ist hart und rothlicht. Dieser Baum ist in Teutschland und
Italien gemein in Engelland aber währet er für sich selbsten nicht / er liebt
ein bergichtes / feuchtes / fettes und kältlichtes Erdreich.
Der gemeine oder erste wilde Sperwerbaum hat keinen underscheid von dem zahmen /
außgenohmen in den Beeren- oder Früchten / die hauffenweiß und traublicht
beysammen stehen / sind gelb-roth auff minienfarb ziehend / fast in der grösse
???wie die Pesselbeere / haben gar einen anderen Geschmack als die zahmen / in
dem sie gar unlieblich sawr / und so man viel davon isset / ein erbrechen
erwecken. Diese Beere werden von den Bauren / über den Winter zum Vogelstellen
auffbehalten / denn sie den Drosseln und Haselhüneren sehr angenehm. Dieser Baum
wachßt viel auff den Burgundischen / Lotthringischen und Elsasischen Gebürgen /
wie auch auff dem Lucernischen Fracmont / und bey uns auff dem Muttentzer Berg.
Der ander wilde Sperwerbaum / oder Torminalis sorbus, Plinii. Mespilus Apii folio
sylvestris non spinosa, s. sorbus torminalis, C. B. hat blätter gleich dem
Räblaub / die sind glat und starck. Er tragt runde langlichte eisenfarbe etwas
rauche häuffig beysammen stehende Beer / wie Trauben / an einem langen stiel /
haben einen sauren und herben Geschmack / doch wenn sie teig und mürb worden /
sind sie anmütig saurlicht. Der Baum ist ziemlich lang / mit einer glatten
rinden bedeckt / welche an den ästen braunroth / und unden an dem Stammen weiß /
überall bitter und zusammen ziehend / das Holtz laßt sich bald umwenden und
biegen. Man fin [17] det ihne in
zimblicher menge bey Stolberg / und Ilfeld / wie auch in Oesterreich und
Hungaren. In dem Weinmonat bringet man diese Früchtë in Wien auf den Marckt /
welche die Jugend und arme Leut einkauffen. Bey uns wächßt er auff dem
Muttentzer und Reichensteiner Berg.
Das vierdte Geschlecht / Aria Theophrasti, wachßet auß einem geraden und starcken
Stam̅en auff / mit einer röhtlichten Rinde / sonderlich an den
aussersten Aesten. Seine Blätter sind ablang rund / runtzlicht / an dem nidrigen
theil weißgraw / oben aber grün / an dem umbkreiß zerkerbt / eines zusammen
ziehenden Geschmacks / hangen an kurtzen haarichten Stiehlelin. Sein Blust komt
büschelein weiß / wie an dem Sperwerbaum / hervor / ist weiß und nicht übel
riechend / hat vier Blättlein. Nach dem Blust folgen kleine Apffelein / kleiner
als Haselnüsse / roht / mit ein wenig wollen überzogen; haben ein gelblichtes
Fleisch / so da anfänglich eines rauchen Geschmacks / nachgehnds aber / wen̅ sie auffgehalten worden / und jhr innerlicher Safft gejäsen /
und also täig worden / sind sie sehr anmuhtig zu essen / ziehen nicht so viel
zusammen / als die Früchten der übrigen geschlechteren dieses Baums / und geben
den Burgundischen und Lothringischen Bauren in dem Winter ein delicate Speiß ab:
wie sie denn sonsten auch gleich den Brustbeerlein / den Husten linderen / und
den außwurff beförderen.
Der wilde Englische Sperwerbaum / wachsst höher nicht als ein Gestäude / sein
stam̅ und äste sind mit einer weißgrawen / oder äschfarben
Rinden umbgeben. Die Blätter sind langlicht und breit / an dem umkreiß nicht
zerkerbt. Die Blühte hat ein Moosichte Farb; auß deren ein Frucht wachßt in der
Grösse der wilden Birn / von aussen röhtlicht / eines herben geschmacks; jedoch
wenn sie biß in den Winter gelegen / und jhr Safft gejohren / pflegen sie von
den Englischen Bauren in ermanglung anderer Früchten geesssen zu werden.
Eigenschafft.
Die Speyerling sind einer kalten und trockenen Natur: weilen sie viel irdische /
sawre / und saltzichte / mit gar wenig schwefelichten vermischte Theilen in sich
haben / und dannenher die Fibren zusammen ziehen / auch anhalten und stopffen.
Gebrauch.
So man die Speyerling büschelein weiß zusammen bindet / und in einem trockenen
Gemach auffhencket / mögen sie eine gute zeit dauren / und so man sie brauchen
will / laßt man sie in Wasser / oder Wein erquellen: (Durchbrüch des Leibes. Rothe ruhr Mutterflüß.) man kan sie auch
darinnen sieden und geniessen / dienen also wider allerley Durchbrüch des Leibs
/ die rothe Ruhr / und starcke Mutter-flüß.
Man kan auch diese Früchten schälen / die Körner darauß thun / hernach in dem
Wasser mit Zucker / gleich wie Quitten kochen / und also einmachen. Auff solche
weise stärcken sie den Magen / ziehen seine luck gewordene Fibren und Nerven
gelind zusammen (Erbrechen. Ruhr.) / erwecken den
Eßlust / und stillen offt das Erbrechen und die Ruhr.
Man schneidet die unzeitige Speyerling auch von einander / dörret sie in dem
Bachofen / und machet ein reines Pulver darauß / welches wider obbemeldte
Durchläuff in einer Brühe gebraucht wird / dahero Martialis lib. 13. Epigr. 26.
recht schreibet: Sorba sumus, molles nimium durantia ventres,
Aptius haec puero quàm tibi poma dabis.
Die Blätter und Beere von dem andern wilden Sperwerbaum / oder Torminali Sorbo
Plinii, kan man nutzen / so die zahmen Speyerling nicht vorhanden. Dieser baum
wächsst viel am Hartzwald / dessen Einwohner die Beerlein / als eine sondere und
gewisse (Rothe Ruhr.) Artzney wider die rothe
Ruhr gebrauchen.
CAPUT VI.
Feigenbaum. Ficus.
Namen.
DEr Feigenbaum heißt Griechisch [Greek words].
Lateinisch / Ficus. Italiänisch / Fico, Ficajo, Ficaja. Frantzösisch / Figuier.
Spanisch / Higuera. Englisch / Figtree. Dänisch / Figentroe. Niderländisch /
Vyghboom. Die Frucht oder Feigen heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ficus. Italiänisch / Fico.
Frantzösisch / Figue. Spanisch / Higo. Englisch / Fig. Dänisch / Figen /
Niderländisch / Vygen.
Der kleine oder nidrige Feigenbaum ist von dem andern nur der Grösse nach
unterscheiden; und trägt bey den Lateinern den Namen Ficus humilis, C. B. Ficus
pumila, Matth. Dod. Chamaeficus, Lobel.
Die fürtrefflichen Botanici und Gebrüdere Casparus, und Joh. Bauhinus, thun in
ihren Schrifften auch meldung eines wilden Feigenbaums / Ficus sylvestris
Dioscoridis, C. B. oder Caprifici, J. C. dieser aber ist von dem
|| [18]
Kleiner Feigenbaum. Chamaeficus Lob.
vorigen anderst nicht vnterscheiden / als der Pflantzung wegen / da der wilde
ohngepflantzt für sich selbsten wachßt / vnd nicht so gute Früchten bringt / als
der sonderlich in den Gärten gepflantzte und wol abgewartete Baum bringen kan.
Gestalt.
Der Feigenbaum wachset zwar nicht gar hoch; jedoch aber kan der Stam̅ / durch fleissige Pfleg und Wart zur Manns-höche gebracht werden. Er wil
warme und mittelmäßige Lufft haben; gegen Auffgang und Mittag soll er frey
stehen / aber gegen Mitternacht und Abend versichert seyn. Die Rinde ist
aschen-farb / zart und dünn / wenn dieselbe geritzt wird / laßt sie einen
weißlichten / bitteren / klebrichten Milchsafft von sich fliessen / so dem
Geruch nach / gleichwie auch andere Theile des Baums sich der Rauten
vergleichen. Die Aeste sind anfangs grün / hernach werden sie dem Stam̅ an der Farb ähnlich. Sie vergleichen sich auch mit den Weinreben
/ denn sie lassen sich biegen / ziehen und anhefften. Daher kan man die
Winterhäuser der Pomerantzen- und Citronen-wände / gegen Mitternacht / welche
gemeiniglich den Sommer durch stehen bleiben / damit bekleiden / und an Geländer
anhefften. Sie geben nicht allein dem Garten zu Sommers-zeit eine schöne Zierd /
in dem sie mit ihrem grünen und breiten Laub die gantze Wand bedecken / sonder
man kan auch den Sommer durch und durch die Menge zeitiger Feigen davon haben.
Die Wurtzeln sind gelb / viel und zasicht / schlieffen nicht tieff in die Erden
/ sondern breiten sich umb den Sta̅ auß / darumbkan er nicht das
gantze Jahr über im Feld dauren / sondern / so er darinnen stehet / (mo er nicht
im vorgedachten Pomerantzen-hauß seine stellhat) vor Winters außgehaben / und in
einen Keller gethan werden muß: Derowegen werden in Teutschland meistentheils
Feigenbäum in grossen Scherben / und in höltzernen Küblen behalten / daß sie im
Herbst abgehaben / und zu andern Bäumen in die Winterung können getragen werden.
Es will auch dieser Baum eine fleißige Wart haben / denn in sandichtem und
magerem Grund kommet er nicht fort / die Früchte heben zeitlich an zu welcken /
zu verderben und ab zufallen / derohalben muß ihm gutes schwartzes Erdreich
gegeben / dasselbige offt gehacket / und im Herbst mit Vogel-mist getünget und
vermischet werden. Die Blätter sind dem Weinreben-laub nicht unähnlich / groß /
breit / rauch / starck / und gleichsam von aussenher / (meistens an fünff Orten)
eingeschmitten. Ins gemein sagen die Baum-gärtner; dieser Baum bringe seine
Früchte ohne einige vorhergehende Blüte / sondern stosse zugleich mit den
Blättern seine Frücht herfür / welche erstlich wie ein klein Knöpfflein oder
Wärtzel ist / (die Lateiner nennen sie Grossos) mit der Zeit aber zu einer
Feigen wird / und allererst im andern Jahr zeitiget. Aber Cordus, Bauhinus, und
nach ihnen alle heutigen berühmten Botanici haben in acht genommen / daß der
Feigenbaum seine Blüthe inwendig in der Frucht habe / denn wenn die obbemeldte
Frucht beginnet zu ihrer Vollkommenheit zu gelangen / und bereits die Grösse und
Figur einer kleinen Birn überkommen / so ereignen sich in der Feigen zarte
Fäserlein / welche weiß vnd purpurfarb sind; dieselbe wachsen auß dem Fleisch
der Feigen / machen mitten in der Frucht eine Höle und geben also die wahre
Blüte der Feigen ab / welche viel hundert Jahr unbekand war / und erst von dem
berühmten Kräuter-beschreiber Cordo erfunden worden.
Die Frucht welche man Feigen heisset / wachset langsam / und wenn sie recht
zeitiget / wird sie süß und lieblich zu essen; Der Feigen werden
underschiedliche Arten gefunden / davon einige ihren Namen von der äusserlichen
Gestalt her haben; wie denn etliche länglicht rund sind / wie die Birn; etliche
scheibel-rund / wie die Aepffel; andere halten das mittel. Andere haben den
Namen von der Farb: denn es schwartze / grüne / blaue / gelbe / purpurfarbe und
braune Feigen gibt. In Italien werden sie nach den Landschafften / in welchen
sie wachsen / genennet: Denn immer eine Landschafft die andere mit Güte
übertrifft. Das Fleisch an den zeitigen Feigen ist weich / und inwendig / da die
Blühte gewest / voller Körnlein. Etliche wollen / man könne auß den zeitigen
Körnlein / als auß einem Samen / junge Bäumlein erzichen / aber wir wollens in
Teutschland nicht versuchen / weil wir von denen / auß den Wurtzeln herfür
wachsenden Schößlingen genugsam junge Bäumlein haben können. Wer es will
probieren / der kan ihn auch under die Rinden impffen im Aprill. Etliche halten
dafur daß solches noch umb St. Viti Tag geschehen könne / weil der Feigenbaum
immer / auch den Sommer durch / seine Feuchtigkeit habe. In Maulbeer-Ahorn- und
Eppichbaum kan er beydes mit Aeuglein und Reisern versetzet werben.
|| [19]
Zwey sonderbare Ding kan man an den Feigen beobachten / als 1. die inwendige
blüthe / und 2. die Zeitigung deroselben / welche Caprificatio genennet wird.
Jenes ist schon beschrieben / dieses aber mit wenigem zu vermelden / und zu
mercken / daß nicht alle Feigen am Baum äßig / und vollkommen zeitig werden /
sondern etliche hart und ungeschmackt bleiben. Damit nun dieselben auch zur
vollkommenen Zeitigung gelangen / werden sie von der Natur caprificirt, mit
welchem es nachfolgende bewandtnuß hat. In der unzeitigen Frucht ereignet sich
eine Fäule / auß derselben wachsen Mucken / welche die Frucht durchbeissen und
durchlöcheren / also daß sie auß und einschlieffen können. Dadurch kommet nicht
allein der Sonnen wärme in die Frucht und zeitiget dieselbe sondern die Mucken
saugen auch die übrige Feuchtigkeit auß / daß die eingekommene Wärme sie desto
eher zeitigen möge / wenn aber solche caprificatio nicht geschicht / fallen die
Früchte hart und unzeitig ab / da sie denn zu nichts taugen. Welche Feigen aber
an sehr warmen Orten wachsen / die bedörffen dieser caprification gar nicht /
denn sie werden von sich selbst zeitig: ingleichem diejenigen / welche gegen
Mitternacht stehen / die werden von dem Nordwind außgetrocknet; ebener massen
die Feigen / welche an staubigen Fahrwegen wachsen / die werden von dem Staub
außgetrocknet. Auff bemeldter Caprification wollen viel heutige Botanici gar
nichts halten / und zweiflen sehr daran / darumb auch deroselben wenig mehr
geachtet wird.
Der Feigenbaum hat die Würme zu Feinden / als davon sein Stam̅
durchlöchert und durchfressen wird. Wenn man solches mercket / soll man den
schadhafften oder durchlöcherten Ort mit ungelöschten Kalck bestreichen / und
ihn auch fleißig in die Löcherthun / so werden dieWürme vertrieben. Will man
bald zeitige Feigen haben / so bestreich man dieselben mit succo caepae
longioris, langen Zwiebelsafft. Sollen die Früchte groß werden / so kan man dem
Baum die Gipffelspitzlein benehmen / alsdenn kan der Safft desto weniger
verschiessen / und muß in die Frucht sich ergiessen.
Die Feigen wachsen in grosser Anzahl in Italien / Spanien und Franckreich. Sie
werden gedörrt zu uns in Teutschland auffdreyerley weise gebracht: erstlich / in
grossen geflochtenen Körben / so man Korb-feigen nennet: Zum andern in Kisten
mit Lorbeer-blättern bedeckt / Laub-feigen genannt: Drittens in kleinen runden
Körblein / so man Marsilische feigen nennet / dieweilen sie auß Franckreich von
Marsilien und umbligenden örtern herkom̅en / welche zwar kleiner
als die andern / aber am Geschmack viel kräfftiger sind.
In beyden Indien werden underschiedliche Gattungen gefunden. In dem Congianischen
Reich wachsen sie in ziemlicher Anzahl und Grösse. Die grösten sihet man in der
Insul St. Helenae. In der Landschafft Capitis Bonae Spei, der guten Hoffnung /
tragen die Feigenbäum jederzeit ihre Frucht. Josephus Acosta vermeldet / daß in
West-Indien underschiedliche Thäler seyen / allda die Feigenbäume durch das
gantze Jahr ihre Frucht bringen: darneben seye wunderlich / daß in dem Reich
Peru / allwo die Feigenbäum häuffig stehen / etliche ein halbes Jahr auff einer
seiten / das andere halbe Jahr aber auff der anderen seiten ihre Frucht herfür
stossen. Durch Gottes sonderbare schickung begibt sich auch / daß allda die
Feigenbäume ihre Blätter nicht verlieren / damit man wider die gifftigen Stich
der Peruanischen Spinnen ein gewisses Hülff-mittel an der hand habe / welches
der auß den blättern fliessende Safft ist / so man zwey oder dreymal in die
Wunden davon eingiesset / wie Nicolaus Monardes in histor. simplic. medicam. c.
62. berichtet. In Ost-Indien fürnemlich in der Gegend von Goa und Malabar /
findet man der Feigen die Fülle von mancherley Gattungen. Die so am meisten
wachsen / und am gemeinsten sind / nennen die Indianische Portugiesen Figos
dartas, Hoff-feigen / sie sind etwas dick. Es ist noch eine andere Art / die
etwas kleiner und außwendig glatt / Senoryn genannt / solche sind von den besten
/ haben einen sehr lieblichen Geruch / und über die massen guten Geschmack. Die
dritte Art wird Cadolyn genennet / und gleichfahls hoch geachtet. Aber die
allerbesten heisst man Chyncaloyn / wachsen meistentheils in der Landschafft
Malabar / diese werden nicht sehr gelb / bleiben außwendig fast alle grün sind
schmal und lang / haben einen sonderlichen lieblichen und anmüthigen Geruch /
als ob sie voll Rosenwasser wären. Noch viel andere Feigengeschlecht mehr hat es
in Ost-Indien / darunder theils sehr grosse lang und dick / wachsen gemeiniglich
viel in Cananar / an dem Gestade Malabar / werden wegen des grossen überfluß
gedörret ohne Schalen / die man zuvor abnimt / und also in gantz Indien herumb
verführet und verkauffet. Weil aber diese im Schlingen etwas rauher als die
andern / ißt man sie nicht rohe / sondern gebraten / und wenn sie geröstet /
schälet man sie gleich denen / so man will dörren / zerscheibt sie / und gießt
Wein darüber / welches ein liebliches Essen / und besser schmäcket als gebratene
Quitten. Ebner massen werden sie auch wie die andere in die Länge geschnitten /
und mit Zucker gebacken / welches in Indien gar gemein ist. In summa / die
Feigen sind eines des besten und nothdürfftigsten Obsts in gantz Indien / auch
des gemeinen Volcks tägliche Nahrung. In der Ginesischen Landschafft Ivinnan /
bey der Statt Tali wachßt unsere Europeische Art Feigen gar herrlich und häuffig
daher / und wird von den Sinesern Blumen-lose Frucht genennet / darumb / daß sie
im wachsen nicht wie andere Früchte eine Blüthe voran schicket / wie solches P.
Martinus Martini S. J. in Atlante Sinensi p. m. 153. berichtet.
In dem Horto Malabarico, dessen underschiebliche Theile bereits in Holland
getruckt worden / sind folgende Geschlecht der Feigen beschrieben und abgemahlet
zu finde̅.
1. Atty alu. Hort. Malab. Ficus Malabarensis folio oblongo acuminato, fructu
vulgari aemulo. D. Syen. annot. in Hort. Malab. Ist ein Indianischer / grosser /
dicker Feigenbaum / dessen äste häuffig und weit auß einander gebreitt.
|| [20]
Die Wurtzel dick / mit vielen zaselichten Nebenwürtzelein / hat under der
schwartzlichten ausseren Haut eine Weisse auf roth sich ziehende Rinden / welche
so sie aufgeschnitten und abgezogen wird / gleich eine röhtere Farb bekomt. Die
Blätter sind ablang / außgespitzet / zweymahl so lang als breit / haben kein
Geruch / aber einen zusammenziehenden Geschmack / die Frucht hangt an kleinen /
dicken stiehlein / komt mehrfach auß einem Sprösslein / ist der Europäischen
Feigen sonsten bey nahem gleich / wachst gleich andern Indianischen Feigen
dreymahl des jahrs hervor / und wird von den Indianern zur speise genossen /
folgende geschlechter aber werden wenig / oder gar nicht geessen.
2. Are alu, H. M. Ficus Malabarensis, folio cuspidato, fructu rotundo, parvo,
gemino. D. Syen. Ist widerumb ein grosser starcker Feigenbaum / dessen Stam̅ von zweyen menschen kaum mag umbfasset werden; Seine blätter
hangen an langen dünnen stiehlein / haben die Figur wie ein Menschenhertz. Die
Blüthe siht man nicht / und scheinet in der Frucht verborgen zu ligen. Die
Feigen wachsen zwischen den Blättern je zwey und zwey hart zusammengefügt auß
den sprößlein herauß / sind klein und rund / und haben einen kleinen
schwartzlichten Samen in sich.
3. Tsiela, H. M. Ficus Malabarica fructu Ribesii förmâ & magnitudine. Ist
ein grosser dicker Feigenbaum bey 70. schuhe hoch / dessen Stam̅
bißweilen 18. schuhe in dem Umkreixß hat; hat ablange / zugespitzte Blätter. Die
Frucht sproßt auß den ästlein zwischen den blätteren ohne stiehlein hervor; ist
den St. Johanns Träublein der grösse halben nicht ungleich / hat viel
braunlichte körnlein in sich; ist ohne Geschmack und Geruch.
4. Tsiakela, H. M. Ficus Malabarica semel in anno Fructifera, fructu minimo. Ist
ein Feigenbaum dem vorgehenden in meisten dingen gleich / doch kleiner / und hat
kleinere beerlein oder feiglein; welche deß jahrs nur einwahl wachsen.
5. Teregam, H. M. Ficus Malabarica foliis rigidis, fructu rotundo, lanuginoso
flaccescente, cerasi magnitudine. B. Comelin. Ist ein Feigenbaum bey 30. schuhen
hoch / dessen früchte rund / wollicht / in der grösse unserer schwartzen grossen
Kirschen / erstlich grün / hernach gelblicht; haben viel körnlein in sich /
sonsten aber kein Geruch / noch Geschmack.
6. Perin Teregam, H. M. Ficus Malabarica foliis asperis major, fructu itidem
rotundo, lanuginoso majore. Ist ein Geschlecht des vorigen baums / aber grösser
/ und höher.
7. Jtty alu, H. M. Ein Malabarischer Feigenbaum / mit dicken gläntzenden
blätteren / und kleiner / runder Frucht. Ficus Malabarensis folio densiusculo
nitente, fructu parvo rotundo coronato.
8. Jitti Are alou, H. M. Ein Malabarischer Feigenbaum mit blutrother runder
flacher Frucht. Ficus Malabarica folio Mali cotonei, fructu exiguo, plano,
rotundo sanguineo. D. Comelin.
9. Tsierou-meer-alou, H. M. Ficus Malabarica folio & fructu minore
praecedenti.
10. Katou alou, H. M. Ficus indica, 1. B. Jndica arcuata, Park. Jndica foliis
Mali cotonei similibus, fructu Ficubus simili in Goa, C. B. Arbor radicosa,
Linschot.
11. Pecalu, H. M. Ein Malabarischer Feigenbaum mit doppelter hochrother farbe.
Ficus Malabarensis folio crassiusculo majori, fructu intese rubente D. Syen.
12. Atty-meer-alou. H. M.
13. Hondir-alou. H. M.
14. Arbor peregrina fructum Ficui similem gerens, J. B. Clus. exot. lib. 1. cap.
11.
Hiebey aber ist wol zu beobachten / daß die sechs ersten Geschlechter der
Aegyptischen Feigenbäumen / wie die Europaeischen fortgepflantzet werden / und
auf gleiche Art wie dies??? von sich selbsten sich vermehren und fortwachsen:
entweders durch den Samen / oder durch einige auß der wurtzeln auffteigende
nebenstämlein / oder durch zweigen / und pfropfen. Die drey letzteren
Geschlechte hingegen haben auch einen grossen dicken Stam̅e / auß
dessen oberem Theil viel dünne Faseln herauß wachsen / und nidsich hängen / auch
endlich unden an dem Stammen wieverumb anwachsen / und denselben nach und nach
mehr verdickeren. Die fünff mittleren Geschlechte aber lassen solche dünne
Faseln oder Rancken nicht auß dem Stamm / sonderen auß ihren Zweigen herfürgehen
/ im anfang / da sie noch jung sind / welche herunderwerts hangen / und
allgemächlich nach der Erden wachsen / biß sie endlich gar hineinkriechen /
wurtzel schlagen / und also zu jungen Bäumen werden. Alsdenn nehmen solche
widerwachsende Rancken stets in der Dicke zu / daß sie wie neue Stämme oder
Bäume anzusehen / und gewinnen oben an allen seiten Zweige / welche sich
ebenmässig wie die ersten mit außwerffung etlicher Rancken in die Erde
fortpflantzen. Nach dem auch diese Rancken in Bäume worden / wachsen abermahlen
Zweige darauß / die eben dergleichen Rancken an die Erde werffen / und neue
Bäume zeugen. Weil nun solches unauffhörlich fortgehet / geschicht bißweilen /
daß ein einiger Baum mit allen seinen eingesenckten nebenbäumen ein gantze
Italiänische Meil rund umb sich her besetzet / und man kaum wissen kan / welches
der ursprüngliche Baum oder die rechte Mutter aller eingesenckte̅
Bäumen seye / ohn allein auß der dicke dieses Baums / welcher offt von 3.
Männeren nicht kan umfasset werden. Nicht allein aber werffen die untersten
Zweige dergestalt Rancken in die Erde / sondern auch die öbersten / daher offt
ein einiger Baum einen grossen und dicken Pusch machet. Wenn man nun einen
Durchgang dadurch haben will / hauet man die schmalsten stäm̅e ab
/ und machet rechte Gallereyen oder gewölbte Lustgänge unter den Bäumen / darinn
man sich vor der Sonnenhitze verbirget. Denn auß den grossen nidergebogenen
Zweigen sprossen sehr viel kleine herfür / welche so dicht in einander
geflochten / daß kein Sonnenschein dadurch dringen kan. Wie weiten Raum diese
Bäume mit ihren Zweigen und Laube einnehmen / hat man darauß genug zuermessen /
daß unter einem einigen Baum bey dreztausend Menschen stehen können. Von [21] der vielfaltigen und krum̅en Wegen willen / die unter diesem Baum sich befinden / höret man
solchenWiderschall / daß man wol drey oder viermal seine eigene Stimm / so man
geruffen hat / wider vernimmet. Herr Johan Albrecht von Mandelslo / in dem 1.
Buch seiner Hinreise nach Ost-Indien im 7. Cap berichtet / er habe diesen
Wunderbaum zu Gamron oder Ormus angetroffen / an dessen Haubt-stamm war ein
kleine Capelle gebauet / in welcher ein Indianischer Heiliger begraben liget.
Bey der Thür sasse ein Indischer Pfaff / der das Grab verhütete. Er empfienge
ihn freundlich mit Datteln / Nüssen / Mandeln und einem kühlen Trunck Wasser /
führete ihn in die Capelle zum Grabe / dasselbe war mit Türckischen bundten
Bohnen dick bestreuet / oben auf dem Grabe stunden etliche brennende Lämpen /
welche der Pfaff weder Tag noch Nacht muß verleschen lassen / über der Begräbnuß
war ein kleiner Himmel mit Seiden-zeug gemachet.
Goropeus Becanus in lib. 5. rerum Gallicar. p. m. 131. und Indo-scythyca pag.
mihi 485. schreibt daß der verbottene Baum im Paradeiss / von dessen Frucht
wider Gottes ernstlichen und außgetruckten Befehl unsere erste Elteren Adam und
Eva geessen / dieser Indische Feigenbaum gewesen seye. Martinus Mylius hat des
Becani Schein-grund seinem Lustgarten der Weißheit angehencket / welche hernach
Wolffgang Jacob Dümler in dem 2. theil des Baum und Obsgarten im 3. Cap.
widerholet. Dieweilen aber es dem Heiligen Geist nicht belieben wollen in seinem
göttlichen Wort den eigentlichen Namen des verbottenen Baums und die Gestalt
seiner Frucht uns zuoffenbahren / lassen wir es auch darbey bewenden.
Eigenschafft.
Die Feigen haben einen etwas schleim- und öhlichten / mit einem flüchtigen
temperierten saltze vermengten Safft in sich / dannenher sie wol erdünneren /
erweichen / alle schärffe versüssen und die Säure des Geblüts milteren können.
In dem Baum selbsten ist ein schärfferes öhlichtes Saltz / und Safft verborgen.
Daher die Alten ihme ein warme Natur zugeschrieben.
Gebrauch.
Die Feigen ist ein edle und gesunde Frucht / insonderheit so sie mit Trauben und
Mandeln genossen wird / dahero Eobanus Hessus recht geschrieben.
Ergo tot inter opes regnantis fructibus anni
Prima locum merito ficus & uva tenent.
Utraque nam succis implet melioribus, & nil
Quae noceant uitij damna ferentis habent.
(Kalter busten Engbrüstigkeit.) Ein gutes
Brusttranck wider den kalten Husten und Engbrüstigkeit. Nim Süßhölß ein halb
loth / vier Feigen / acht Brustbeerlein St. Johan̅isbrot 1. halb
loth / Aenis und Fenchel jedes ein quintlein / zerschneide alles / und binds in
ein tüchlein / siede es in zwomaß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet /
und lasse den Krancken nach belieben davon trincken.
(Grimmen.) Wider das Grimmen: Nim dürre Feigen /
weissen Hundskot jedes ein halbe handvoll / siede es in anderhalbpfund oder
quartal Wein zum dritten theil ein / siechte es alsdann / thu ein wenig Saltz
darzu / und gebrauche es wie ein Clystier.
Rembert. Dodonaeus histor. stirp. pempt. 6. (Schware
Geburt.) lib. 3. cap. 15. schreibt. So die schwangeren Weiber umb die
Zeit ihrer Niderkunfft täglich etliche Feigen esse / sollen sie desto leichter
gebähren. Diesem rath folgen die Weiber zu Franckfurt fleissig. Feigen in Wasser
gesotten / und den Mund offt damit geschwenckt (Geschmät des halses.) / öffnet die inwendigen Geschwär des halses.
Johannes Bauhinus tom. 1. plantar. histor. universal. lib. 1. cap. 56. meldet von
Galeno, er habe die dürren Feigen und Meertrauben in seinem Alter viel gebraucht
/ in der Jugend aber vor dem acht und zwantzigsten Jahr sich wegen anderen
Früchten übel befunden / derowegen aller derjenigen biß in das hohe Alter sich
enthalten und allein der Feigen und Meertrauben genossen / auch darneben gespürt
/ daß diejenigen / so seinem Rath gefolgt / ihr Leben zu einem hochen Alter
gebracht. Vorgemelter Herr schreibet auch von dem fürnemsten Weltweisen in
Griechenland Platone, wie er die Feigen und Trauben also geliebet / daß er
derowegen [Greek words], ein Liebhaber der
Feigen und Trauben genennet worden.
Die frischen / neuen Feigen dienen denjenigen (Grieß.) so mit dem Griess behafftet / denn sie treiben den Sand auß.
So man der frischen Feigen zu viel isset / machen sie den Durchlauff / der sich
doch bald selbst stillet.
Die mit einem kurtzen Athem behafftet / (Kurtzer
Athem.) und umb die Brust mit Koder gefangen sind / sollen Feigen in
gebrantem Wein übernacht erquellen / und früh nüchteren ein paar essen; es macht
den Athem leichter / und reiniget die Brust.
Feigen gesotten / und den Kinderen warm (Blatteren
Urschlechten.) zu trincken geben / macht die Blateren und Urschlechten
bald herausser kommen / ja verhinderet / daß die Durchschlecht nicht die Lungen
angreiffen / und eine Lungsucht erwecken: vertreibet auch das Blut-harnen in
solchem Zustand. Simon Pauli in quadripart. botan. class. 3. lobet nachfolgendes
Tranck: Nemt geschaben Hirschenhorn ein loth / sechs gedörte Feigen / Agley- und
Fenchelsamen jedes ein halb loth / bindet alles in ein Säcklein / siedets in zwo
maß Wasser / und gebt den Kindern nach belieben davon zutrincken. Oder an statt
dessen nehmt ein dotzet fette Feigen / Hirß-samen vier loth / Roseinlein ein und
ein halb loth / geraspelt Hirtzenhorn ein loth. Siedet alles zusammen in
etlichen maß Wassers / mischet hernach Stabiosen- und Fenchel Syrup darunder /
und gebts also den kinderen / so die Durchschlechte haben / zu trincken / es
treibt nicht nur wol auß / sondern machet auch / daß die Pocken nicht
allzugrosse Gruben und Löchlein in dem Angesicht zurucklassen.
Morgens früh nüchtern ein paar Feigen / mit etwas wenigs Pfeffer genossen /
reiniget (Nieren und blasen remigung.) die
Nierren und Blaseu von Schleim und Sand.
Wenn man etwan ein hitzige Geschwulst [22] (Geschwär der Zahnbilderen.) oder Geschwär
an den Zahnbilderen hat / ist nichts bessers / als ein stücklein von einer
Feigen darauff gelegt / denn es zeitiget geschwind / und öffnet zugleich das
Geschwär / wiewol nicht ohne vorhergehenden Schmertzen. Gleiche Würckung haben
auch die Feigen / wenn sie neben Eibischblätteren / Camillenblust / und Saffran
in Milch gekochet / und die warme Milch offt in dem Mund auf der Seiten des
Geschwärs gehalten wird; es zeitiget und öffnet in gar kurtzer Zeit.
Die Feigen werden under die Erweich-pflaster gar nutzlich gebraucht / daher
vermuthlich / es habe auch deshalben der Prophet Jesajas befohlen / ein Pflaster
von Feigen zunehmen / welches man dem krancken König Hiskia auff seine Drüsse
legen müssen / daß er gesund werde / wie in dem Buch des Propheten Jesajae im
38. Cap 21. v. zu lesen.
Dieweilen die Feigen dem Leib zimliche Nahrung geben / werden sie viel in der
Hungersnoht gebraucht. Daher Athenaeus lib. 3. Deipnosophist. è Polybii
Megalopol. l. 12. erzehlet / daß Philipp / Persei Vatter / nach dem er mit
voller Kriegsmacht Asiam verderbet / und seine Soldaten von den Magnesieren
wegen Mangel des Brots mit Feigen beschencket / auch dadurch bey dem Leben
erhalten worden / ihnen dafür die eroberte Statt Myante verehret habe.
Caput VII.
Maulbeer feigenbaums 2. Geschlecht.
Sycomori duo genera.
Namen.
MAulbeerfeigen- oder Egyptischer Feigenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sycomorus, Moroficus,
Ficus Pharaonis, Ficus AEgyptia. Italiänisch / Sicomoro, Ficomoro, Fico di
Egitto. Frantzösisch / Sicomore, Figuier d’ AEgypte. Spanisch / Higuera de
Egypto. Englisch / Figtree of Egypte.
Geschlecht und Gestalt.
Es finden sich drey Geschlechte dieses Aegyptischen Feigenbaums. Daß erste ist
Ficus folio Mori, fructum in caudice gerens, C. B. Sycomorus sive Ficus
AEgyptia, Rauvvolff. Park. Sicomorus, J. B. Matth. Dod. Pothel Theveti, Lugd.
Ist ein Baum an grösse dem weissen Maulbeerbaum gleich / hat auch bey nahem mit
demselben gleiche Blätter; doch sind dise Feigenblätter beständig / da hingegen
die Maulbeerblätter in dem Winter gantz abfallen. Die Frucht wachst zum theil
auß dem Stammen / theils auch denen dem Stammen nächsten grossen Aesten; ist
halb den Feigen / halb den Maulbeeren gleich / dennenher sie auch Sycomorum oder
Moroficum genennet worden. Diese Feigen stecken auch voll kleiner Körnlein /
welche von den Griechen [Greek words] genennet
werden; obwolen Alpinus, Rauvvolfius und andere das Widerspiel hievon
geschrieben. Sie sollen langsam zeitigen / und einen wässerigen nicht
unangenehmen Geschmack haben: wenn solche abgelesen werden / wachsen gleich
andere hervor / also daß er in einem Jahr drey oder vielmahl Früchte bringet;
jedoch bringet er so viel Früchten nicht hervor / man verwunde ihn denn mit
vielen Streichen / da denn auß den geschlagenen Wunden erstlich ein Milchsafft
heraußfleißt / hernach aber kleine ästlein wachsen / deren jedes zwey / drey /
vier / ja biß sieben Feigen traget. Das Holtz des Baums ist roht und hart; wenn
man ihn umbhauet / bleibt er fortan grün / und wird nicht dürr / es seye denn
daß man ihn ins Wasser werffe / da er nun zu boden under dem Wasser ligt /
dörret er allgemach / und schwimmet alsden empor. Dieser Baum wachst nicht nur
in Egypten / sondern auch in Syrien / da er von den Einwohneren umb Schattens
willen gepflantzet wird. Ja es soll eben auch ein solcher Maulbeer-Feigenbaum
gewesen sein auf welchen der kleine Zacheus (Lucae c. 19.) gestiegen / damit er
den Herren Jesum sehen könte / als Er durch die Statt Jericho gienge.
Das andere Geschlecht ist Ficus folio Sycomori, fructum non in caudice ferens, C.
B. Ficus altera seu Cypria, Park, Sycomorus in Cypro, Cord, in Diosc. Ficus
Cypria Diosc. J. Bauh. Mumeitz Arabum, Rauvvolf. Lugdun. Ein Maulbeer-Feigenbaum
dem vorigen fast durchauß gleich außgenommen / daß seine Früchte nicht auß dem
Stammen unmittelbar / sondern auß absonderlichen an den ästlein Hangenden
Zweiglein / so einer spannenlang sind und keine blätter zugleich haben /
hervorkommen. Diese Früchte sind gleich denen deß vorigen Baums / ablang rund /
in der grösse der Zwetschgen. Der Baum wachst in der Insulen Cypren / Rhodis /
wie auch Syrien.
Daß dritte Geschlecht ist Sycomorus foliis minoribus, C. B. Sycomoro similis, J.
B. Ein Baum dem Maulbeer-feigenbaum ähnlich / hataber kleinere Blätter / wie
auch kleine gelbe Früchten. Sonsten dem Samen / Aesten / Rinde̅
Figur der Frucht / milchichten Safft / und scharffen Geschmack der blättern nach
dem Feigenbaum gantz gleich. Der Baum ist [23] niemahlen ohne Früchten / diese aber kom̅en nicht zur
vollkommenen Zeitigung / Er vermehrt sich / oder wird auch durch Zweiglein / so
in die Erden wachsen / fortgepflantzet.
Mit welcher Gestalt der Maulbeer-Feigenbaum in Egypten zu unseren zeiten
herfürwachse berichtet D. Dapperus in seiner Beschreibung von Egypten am 83.
Blat also. Der Stamm des Egyptischen Feigenbaums ist nicht hoch aber breit / und
theilet sich in 2. oder drey breite Zacken / von welchen wider andere starcke
und lange Jacken oder Aeste nahe neben einander außschiessen / darunder die
Reisende des Sommers vor der Sonnenhitze beschirmet / in einem kühlen und
angenehmen Schatten sitzen können. Der gantze Baum gleichet mit Stammen / Zacken
/ Früchten / Milch / raucher Beschaffenheit der Blättern und Farb dem
Feigenbaume / und mit der Gestalt und Grösse der Blätter dem Maulbeerbaume /
wiewol desselben Blätter dicker und raucher sind / auch des winters nie
abfallen. Dieser Baum ist nach vieler Zeugnusse so fruchtbar / daß er niemahls
ohne Frucht sich befindet / welche nicht oben an den Gipfeln sondern bey den
Stammen und von der dicken Zacken hervor wachsen. Die Früchte / so man Feigen
nennet / sind nach des Baums grösse zuachten / nur mittelmäßig groß / nicht dick
bauchicht wie die gemeine Feigen / und ragen nicht weit auß den Kerben des
Stam̅s herfur; den̅ die Rinde des Baums / wenn
er Früchte tragen sol / muß allezeit aufgeschnitten werden: auß diesen Schnitten
oder Kerben fliesset fort und fort Milch / darauß ein kleiner Zweig wachset /
welcher drey / fünff / sieben auch wol mehr Feigen traget. Diese sind inwendig
hohl / und mit einem gelblichten kleinen Zeuge / darinnen gemeiniglich Würme
nisten / bestreuet. Solche Feigen sind dem Magen sehr schädlich / und machen ihn
schwach und eckelhafftig: aber wol??? gesunder sind sie denë / die auf dem Wege
von der Sonne erhitzt werden / und einer Kühlung nöhtig haben / weil sie
mittelmäßig kühl und sehr feucht sind; sie verursachen auch offnen Leib / und
genäsen alle heisse und harte Geschwulst / wenn man sie als ein Pflaster darauf
leget.
Der Römische Rechtsgelehrte Ulpianus lege x. in AEgypro ???. de extraordinariis
criminibus ziehet von diesem Baum nachfolgendes Gebott an. Niemand understehe
sich einen Aegyptische̅ Feigenbaum auß zureüten. Den̅ diese Bäume pflantzet man gemeinlich auf die Täm̅e an dem
Nil-fluß / damit sie durch ihre Wuntzeln umb so viel fester wurden / und daß
Nil-wasser / welches man durch Oeffnung solcher Tämmen auf die Felder zur
Wässerung außgelassen / wider aufgehalten werden möchte.
CAPUT V.
Granat-apffelbaum. Malus punica.
(1. Blüht des zahmen Granat - apffelbaums. 1.
Cytinus.)
(2. Blüht des wilden Granatapffelbaums. 2.
Balaustium.)
Granat-apffel Mala punica.
Namen.
GRanatapffel-baum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Malus punica, Italiänisch / Mela grano.
Frantzösisch / Grenadier, Arbre portant des grenades. Spanisch / Granado,
Granadero. Englisch / Pom granattree. Dänisch / Granatebletroe / Granattroe.
Niderländisch / Granae???appelboom.
Granatapffel he???set Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Malum punicum, Malum granatum. Frantzösisch /
Grenade, Pomme de grenade. Spanisch / Granada. Englisch / Pomgranat. Dänisch /
Granateble / Granat. Niderländisch / Granatappel.
|| [24]
Gestalt.
Der Granatapffel-baum wachst nicht hoch. Seine Blätter vergleichen sich gar nahe
dem Myrtenlaub / sind schmal / dick / gleissend / sattgrün / haben rothe
Aederlein / und hangen an rothen Stielein / wenn man sie zerreibt / so geben sie
einen scharffen unlieblichen Geruch von sich. Die Aeste lassen sich biegen und
sind stachlicht. Die leibfarbe fünffblättige Blumen stehen offen wie die
Körblein / mit einem gestirnten Rande / darauß schlieffen zarte purpurrothe
Blätlein / wie in den Klapperrosen / mit kleinen Härlein und Knöpfflein in der
Mitte. Nach disen Blumen erscheinen grosse runde Aepffel / die sind außwendig
mit einer röthlichten / dicken / harten / jedoch zerbrüchlichen holtzichten Haut
umgeben / inwendig gelb / mit vielen rothen / ecketen / safftigen / harten
Granen oder Kernen besetzt / daher sie den Namen bekommen: werden auch Punica
genant / von den Poenis sive Carthaginensibus, Carthaginenseren / bey welchen
die Edelsten wachsen. Die äussere Rinde dises Baums ist Aschenfarb / das innere
Holtz aber gelb.
Die Granatäpffel werden in drey Geschlecht / dem Geschmack nach underscheiden /
denn etliche sind süß / etliche gantz sawer / etliche haben eine Mittelart /
sind weinsäurlich.
Heinrich der Vierte dises Namens / König in Hispanien / hat ihme zu einem
Königlichen Waapen den Granatapffel erwehlet / mit diser Uberschrifft: ACRE
DULCE, Scharff-süß / damit hat er wollen zu erkennen geben / daß ein rechter
König die Schärffe mit der Wiltigkeit mäßigen solle / wie solches Franciscus de
Mendoza S. I. in commentario ad lib. I. Regum c. 14. v. 2. berichtet.
Die Granatäpffel waren bey den Königen und Fürsten ein angenehme Frucht.
Plutarchus in Apophthegmatum initio schreibet von dem König Dario. Man habe ihm
ein grossen Granatäpffel aufgeschnitten / und gefragt / was für eine Sach er
wünschte in solcher Anzahl zu besitzen / als viel Kernen sich in diesem Apffel
findeten? gab er zur Antwort: Er wüntschte ihm so viel Zopyros als Kernen da
seyen; Den̅ Zopyrus ein getrewer Diener des Königs ware / welcher
sich selbsten Nasen und Ohren abschneidete / umb sich bey den Babylonieren
seines Königs Feinden also einzukauffen / damit er von denselben zu einem
Feld-obristen angenom̅en wurde. Als er nun solches erlanget / hat
er seinem König die Statt Babylon übergeben. Jedoch hat Darius öffters sich
vernemmen lassen / er wolte lieber Zopyrum an seinem Leib ohn gestümlet
anschauen / als hundert Babylon besitzen. Ein solche Liebe haben die alten
Könige gegen ihre getreue Diener getragen! AElianus lib. I. variar. histor. cap.
33. vermeldet: als der König Artaxerxes eine Reiß durch Persien angestellet /
habe ihme Mises einen überauß grossen Granat-apffel in einer Wannen verehret /
über deren Grösse der König sich verwunderet und gefragt / auß welchem Garten er
dieses Geschenck herbringe? Darauf er geantwortet: auß seinem Hause / welches
den König also gefrewet / daß er ihne auch mit Königlicher Verehrung begabet
hat.
Man findet den Granatäpffel-baum in grosser Mänge in Italien / Hispaneen / und
etlichen Provintzen in Frankreich. In Teutschland / Holland und Engelland wird
er allein in den Gärten mit Mühe gezielet.
Eigenschafft.
Die Süssen Granaten haben einen milten Safft / so da auß vielen wässerigen /
gelinden saltzichten / und wenig schwefelichten / zugleich etwas flüchtigen
spirituosen Theilen bestehet: Dadurch er nicht nur die nervosischen Fibren des
Mundes gelind und mit Fühlung einer süssen Lieblichkeit angreiffet! sondern auch
den Magen und Hertz stäreket und die Lebensgeister erquicket. Die Sauren
Granaten aber haben einen Safft / so auß vielen scharfflichten sauren
Saltz-theilen bestehet / deren Schärffe die Fibren deß Magens und der Därmen
beissen und zusammenziehen / hiemit viel erkälten / Grimmen erwecken / das
Geblüt schärffen / erdickeren / und desselben überflüßige Hitz dämpffen und
abkühlen kan. Die Bitzelichten endlich haben einen säurlicht / flüchtigen /
angenehmen Safft / welcher zu löschung deß Dursts Erdünnerung allerhand zehen
und schleimigen Feuchtigkeiten wol dienet / auch das jastende Geblüt mäßig
abkühlen kann. Die Blühte dieses Baums / wie auch seine Rinde / Blätter / und
die holtzichte Haut der Früchten sind zumahlen eines bitterlichten /
zusammenziehenden / Geschmacks / dennenher ein grobes Saltz / mit vielen
irrdischen / und wenig schwefelichten Theilen darinnen verborgen.
Gebrauch.
(Durst / hitziger Magen / Gall / Unwillen / Mattigkeit
und Schwachheit des Hertzens / seltzame Gelüste der schwangeren Wei ???ber /
Samenfluß / Fieber.) Die Weinsauren Granaten sind die berühmsten /
kühlen und erfrischen den Mund / löschen den durst / sind gut dem hitzigen Magen
/ unterdrucken die Gall / fürdern den Harn / bringen Lust zum Essen / wehren dem
Unwillen des Magens / dienen trefflich wol wider die Mattigkeit und Schwachheit
des Hertzens / sie vertreiben auch die seltzamen Gelüste der schwangeren Weibern
/ und sind gut wider die Verfliessung des Mannlichen Samens. Man brauchet sie in
den Fiebern / da man die Kernen mit Zucker bestreuen / und den Safft außsaugen
kan.
Auß den Granatäpffeln presset man eine̅ Safft / der wird mit Zucker
zu der Dicke eines Syrups gekocht. Wenn man doppelt schwer Zucker nimt / und
hiemit nicht lang muß kochen lassen / so bleibt er schön roth. (Hitzige pestilentzische Fieber.) Solcher ist gar
gut zu den innerlichen hitzigen und pestilentzischen Fiebern / so man ihn mit
gekochtem Gersten-wasser / oder distilliertem Saurampffer-wasser / zu einem
Julep vermischt und trincket / denn er stärcket / löschet (Durst / Hitziger Magen.) den Durst und kühlet den
hitzigen Magen
So man in diesen Safft oder Syrup ein stücklein gebähtes Brot eintuncket / isset
/ und (Erbrechen des Magens.) bald darauff den
Safft trincket / thut er merckliche Hülff wieder das Erbrechen des Magens / so
von der Gallen pfleget herzukommen. Dieser Safft mit Wegwart-Burgel- oder
Rosenwasser getruncken / hilfft (Bluten.) wider
das Bluten.
Dieser Syrup gemischet mit Rosenho [25] nig / (Fäule des Mundes und Zahnfleischs.
Geschwollener Halß und geschossen Zäpflein.) ist trefflich gut wider
die Fäule im Mund und des Zahfleischs. Welchem der Halß inwendig geschwollen /
oder das Zäpfflein geschossen wäre der gurgele lawlicht mit diesem Syrup und
Brunellenwasser.
Die Blumen von den zahmen Granatäpffeln nennet man Cytinum, wiewol der äusserste
Knopff oder calix fürnemlich also genant wird / sie ziehet zusam̅en und trocknet. (Wacklende Zähne: böses
Zahnfleisch.) Die wacklende Zähne samt dem bösen Zahnfleisch / werden
nutzlich gewaschen mit der Brühe / darinnen Granat-äpffelblüht gesotten ist. Man
dörret auch die Blumen / stoßt sie zu Pulver / und gibt solches auff 15. biß 20.
(Rothe und weisse Ruhr.) und mehr Gran
öffters ein zu Stillung des Blutens / der Rothen und Weissen Ruhren.
Die Rinden der Granatäpffel nen̅et man Malicorium und Sidium, in
den Apothecken aber Cortex granatorum, sie ziehet auch zusammen und trocknet.
So man diese Rinde in Wein kocht / und (Würm.)
denselben trincket / tödtet er alle Würm im leibe: Constantinus schreibet / das
seye der Granaten sonderliche Krafft.
Eine sonderliche Artzney zum Blut (Blut zu
stillen.) stellen: Nimb Granaten-rinden / Römischen Vitriol und Alaun /
jedes ein Scrupel / stoß zu Pulver / und streue davon auff / es stellet das
Bluten an allen äusserlichen Orten des Leibs.
Von den zarten Blättlein der zahmen Granaten-blüht wird ein Latwerg wie der (Weisser Weiberflus: starcke monatliche Reinigung der
Weiber) Rosen-zucker gemacht / diese Latwerg oder Granatenblüht-zucker
bekomt den Weibern treflich wol / so mit dem Weissen Fluß behaftet / und denen
die Monatliche Reinigung zu starck fliesset / wie solches Franciscus Calzolarius
ein Veronesischer Apotecker an vielen Weiberen wahrgenommen / und hernach (Samenflus: durchbruch des Leibs / rothe Ruhr.)
Petro Matthiolo geoffenbahret hat: Er ist auch sehr nutzlich wider den
Samen-fluß / Durchbrüche des Leibs und die rothe Ruhr: Man nimt davon nach
belieben ein Mußcatnuß groß.
(Offene Schäden an heimlichen Orten bey Mann und
Weib.) Wider die offene Schäden an heimlichen Orten bey Mann und Weib:
Nim̅ gedörrte Granaten - rinde / gebranten Badschwam / guten
Aloes / jedes ein quintlein / gebranten Alaun ein halb quintlein stosse alles zu
einem reinen Pulver und streue davon in den Schaden / es bringet ihn bald zur
Heilung.
(Rothe Ruhr.) Ein Granatapffel in einem wol
vermachten Hafen zu Pulver in dem Ofen verbrant / und davon ein Messerspitzvoll
in Wein oft gegeben / ist ein gute Artzney wider die rothe Ruhr.
Daß Wasser / darinnen Granaten Rinden gekochet worden / den Kinderen so die (Durchschlechte / oder Kinderblatteren.)
Kinderblatteren oder Durchschlechte bekommen wollen / über die Augen offt warm
geschlagen / oder dieselbe damit warmlicht gewaschen / verhindert die Blattern
dahin zu kommen / und solche zu verderben. Noch besser aber ist es / wenn auf
folgende weiß ein Augenwasser zu eben demselben Zweck zubereitet wird. Nim̅ der Rinden von Granatäpffeln 3. quintl. oder ein loth; geuß
fünff diß 6. loth Rosen-Fenchel- und Wegerich-Wasser darüber / laß ein Weile in
warmem Sand oder Aschen stehen / hernach seige es durch fließpapier / und mische
darunder praeparierte Tutien 40. gran / Saffran 4. biß 6. gran / Camffer 3.
gran. Solches kan man jeweilen frisch wärmen / auffrüttlen und überschlagen.
Wilder Granatbaum.
Der wilde Granatbaum ist dem zahmen ähnlich / allein daß er kürtzer und
stachlicher ist / bringet keine Frucht / sondern nur dicke Blüht / die man
Balaustia nennet / wie bey der Figur mit num. 2. angedeutet worden.
Er wachst viel in Syrien umb Alepo / Africa / und im Spanischen Königreich
Granata. In Persien sind die wilden Granatäpffel alle saur werden viel in
Kanabach an den Bächen herumb stehend gefunden. Die Persier nemmen die Kernen
herauß / tröcknen sie auf / und handlen darmit in andere Oerter: sie werden
gebraucht / die Speisen darmit schwartz und saurlicht zu machen / man weichet
sie alsdenn im Wasser / und truckt den Safft durch ein Tuch: die Persier pressen
auch den Saft frisch auß / verwahren ihn wol / und färben gemeiniglich ihren
Reiß bey den Gastereyen darmit / er gibt ihme ein anmütige Säure / denn diese
Völcker in und bey ihren Speisen gern säurlichte Säft gebrauchen / wie bey dem
Adamo Oleario in dem 5. Buch der Persianischen Reise - beschreibung im 9. Cap.
zu lesen ist.
Herr Wolfgang Jacob Dümler meldet in seinem Baum- und Obsgarten / im 2. theil am
10. Cap. Weil die Granat-bäume auß warmen Landen / sonderlich auß Italien / zu
uns gebrachtwerden / so wollen sie ihrer Natur und Eigenschafft nach / einen
warmen Lufft und gut Erdreich haben / auch weil sie in der Winterkälte nicht
dauren / in den Kellern oder andern warmen orten auffbehalten werden.
Am allersichersten werden die Granatenbäume von den Nebenschossen / so nächst am
Stammen von der Wurtzel auffschiessen??? / im Frühling fortgepflantzet / doch
soll man die jungen Schosse eher nicht abstechen / biß man versichert ist / daß
sie genugsame Wurtzeln haben / und zum versetzen tauglich sind. Die Versetzung
kan in Scherben geschehen / und wenn die Sträuchlein erstarcket / mag man auch
grössere Gefäß zu denselben nehmen: wie man denn hier zu höltzerne Kübel oder
viereckichte Küsten machet / welche anderhalb oder gar zwey Schuhe weit sind. Es
begibt sich auch / daß die in Kübeln oder Küsten gepflantzte Granatbäume anfahen
im wachsen still zu stehen / daß sie keine junge Zweyge mehr treiben: solches
ist ein Merckmahl / daß sie des Gewurtzes zu viel haben / und das Gefäß zu eng
ist / darum muß man sie im nechsten Frühling säuberlich außheben / ihnen die
außwendige Wurtzel mit dem Hebmesser abschneiden / alßdenn sie wider in die
Kübel oder Küsten setzen / und mit guter Erden außfüllen. Schoor-erden mit
Weyden-geniest vermischt / ist sehr gut hierzu sonderlich aber Schwein-mist. NB.
Die versetzten Bäume sollen nicht alßbald an die Sonne gestellet / sondern
etliche Tage im Schatten gelassen werden. In grosser Herren Gärten haben die
Granaten-bäume ihre Stelle in dem Pomerantzen-hauß / da stehen sie in der Erden
/ schlieffen mit ihren Wurtzeln tieff [26] eyn / und bleiben an einer Stätte: Diese müffen im Sommer fleißig begossen
werden. So kan man auch denen in den Küblen und Küsten mit giessen nicht
leichtlich zuvil thun / sonderen sie wachsen nur desto lustiger. Welcher massen
beydes von Samen oder Kernen / und von abgebrochenen Gipffel-zweyglein die
Granatäpffel-bäume können geziehlet werden / daß weißt ein wolgeübter Gärtner zu
practiciren. Es kan auch hiervon das siebende Cap. im Blumengarten Herren Georg
Vischers gelesen werden.
Nie Granatapffel- und Myrtenbäum sollen eine natürliche Zuneigung zusammen haben
/ daß so man eine Myrten neben die Granaten pflantzet / so wachsen die
Granatäpffel desto schöner / und werden grösser / wen̅ sie aber
weil von einander stehen / so lauffen sie im Erdreich mit den Wurtzeln zusam̅en / und flechten sich in einander / nicht anderst als ob sie
einander umbfiengen.
CAPUT IX.
Citronenbaum. Malus Citria.
DEr Citronenbaum ist vorzeiten in Teutschland nicht bekant gewesen / weil er ein
außländisch und eines sehr warmen Landes Gewächs ist. Plinius nennet ihn den
Assyrischen Baum / dieweil er erstlich auß Assyria kommen. Es werden die
Citronaten auch Medische Aepffel geheissen / weil sie von einem Neapolitaner /
Palladius genant / am ersten auß Media in Italien gebracht worden. Jetziger Zeit
aber sind beydes Bäume und Früchte in Teutschland gar wol bekan̅t
/ und werden in vielen wolbestellten Gärten gefunden / geziehlet und
fortgebracht. Worauß nach Herren Dümlers meinung so viel abzunehmen / der
grundgütige Gott habe dem hochloblichen Teutschland / einen so milten Himmel und
temperierten Lufft gegeben / daß auch diese edle Bäume sambt ihren köstlichen
Früchten und anderen mehreren außländischen Gewächsen / so anfangs sehr ferrn
hergebracht worden / darinnen so wol wachsen / als an ihrem Mutter-ort / von
welchen man doch vor hundert und wenigern Jahren nichts gewust hat.
Der Citronapffel wird auch Judenapffel genennet / weil die Juden ihn zu Haltung
ihres Laubhütten-fests gebrauchen / wie solches in dem 21. Cap. der Lateinen
Judenschul / des hochgelehrten und weitberühmten Herren / Johannis Buxtorffii,
S. S. Theol. und Profess. alhier zu Basel außgeführet wird.
Namen.
Citronenbaum heisset Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Malus medica, C. B. Matth. Cord. Dod. Lob. J. Raji??? Malus citria,
Lugd. Lon. Citrus, Tab. Malus assyria. Italiänisch / Cedro. Frantzösisch /
Citronier. Spanisch Cidral. Englisch / Citrontree Dänisch / Citronetrde.
Niderländisch / Citroenboom.
Citronen / Citrinat / Citronat-apffel / nennet man Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Malum citrium, Malum
Persicum, Malum Medicum. Italiänisch / Cedrone. Französisch / Citron. Spanisch /
Cidra. Englisch / Citron. Dänisch / Citrone. Niderländisch / Citroen.
Gestalt.
Dieser Baum ist einer mittelmäßigen Höche wie auch der Pomerantzen und
Limonien-baum / mit einem kurtzen Stammen. Die Nebenzweyge sind biegig und grün
/ haben ihre zarte und spitzige grüne Stacheln / welche fast eines zollslang
hart an den Blätteren auß den Aesten hervorgehen. Die Blätter hangen an kleinen
Stielen hin und her ohne Ordnung / sind ablang / breit / glatt / starck riechend
/ an dem Umbkreiß ein wenig zerkerbt / an dem oberen Theil gläntzend und schön
grün / unden aber etwas bleicher / vergleichen sich also den Lorbeerblättern /
sind aber etwas grösser. Sie haben auch in der Mitte eine Ader / welche viel
Aestlein auf die Seiten schicket / und hin und wider kleine Plätzlein formieret
/ darinnen kleine mit einem durchscheinenden Safft angefüllte Bläßlein sind;
dennenher alle Kräuterbeschreiber bißher darfürgehalten / diese Blätter seyen
gleich den St. Johanniskraut-blättern durchlöcheret; weilen solche
durchscheinende subtile Bläßlein in denen gegen der Son̅en
gehalten Blättern nicht gesehen worden. Diese Blätter bleiben auch im Sommer und
Winter grün / sind von dem Laub der Pomerantzen und Limonien wenig underscheiden
/ als daß diese an dem Umkreiß nicht zerkerbt. Die Blumen neigen sich ein wenig
zu purpurroth / sind dick / in der Mitte stehen weisse Härlein oder Fäsichen /
mit gelben Köpflein / von aussen haben sie kleine Bläßlein mit einem öhlichten
wolriechenden Safft angefüllet. Mitten zwischen obigen weissen Härlein findet
sich ein dicklickter Stiel / welcher oben in dem Gipfelein gespalten / unden
kugelicht / sonsten aber mit einigen [27] von
öhlichtem Safft angefüllten Bläszlein besprengt. Welche Blumen mit solchem Stiel
nicht begabet / die bekommet keine Frucht / sonderen fallet bald wider ab: denn
ausz bemeldten Stielen / so sie wachsen und zunehmen / erwachset nach und nach
die Frucht. Wie nun der Baum stäts grünet / also traget er auch Früchte über das
gantze Jahr / daß wenn die ersten zeitig sind / alsbald die anderen nachfolgen /
und hiemit kan man das gantze Jahl hindurch zeitige Aepffel haben. Das Zeichen
der Zeitigung ist / so sie eine rechte Gold-farb gewinnen an der äusseren Rinden
/ die hat Buckelen oder Bollen / und ist mit unzalbaren Bläszlein voll öhlichten
wolriechenden Saffts begabet. Under diser gelben dünnen Haut stecket eine weisse
dicke Rinden / die da weder Safft / noch Geschmack oder Geruch hat. Auch sind
die Citronatäpffel langlecht / wie die Limonien / haben aber mehr und derber
Fleisch / das ist / safftig und säurlich: darinn ligt der Samen / wie die
Gersten-körner / allein daß er grösser / dicker und bitter ist. Die Schale an
diesem Samen ist gleichsam holtzicht / die inwendige Substantz aber ist weiß und
bitter. Es ist nicht ein kleiner Underscheid in disen Aepffeln / der Grösse und
Geschmack halben / denn etliche wachsen so groß / fast als die Melonen /
sonderlich die / welche man auß Liguria / und auß den Inseln des Adriatischen
und Egyptischen Meers / und andern fernen Orten bringet: etliche sind kleiner /
widerumb etliche die allerkleinesten / fast wie die Limonien / oder ein wenig
grösser / als die man ausz dem Gard-see Lacus Benacus genant bringet / und diese
werden zur Speiß die besten geschätzt / denn obwol die andern grösser und
schöner / sind sie doch eines harten und nicht so lieblichen Geschmacks / aber
dieweil sie mehr Fleisch haben / werden sie in den Apothecken mit Zucker
eingemacht.
Geschlecht.
Es ist eigentlich der Citronen nur ein Geschlecht; gleichwol machen die Botanici
einige Underscheid / welche sie etwann in den Blättern / Blumen / Früchten und
deroselben Grösse Geruch und Geschmack / auch in dem Ort des Wächsthumbs /
finden. Der weitberümbte Casparus Bauhinus gedenckt in seinem Pinace fünfferley
Arten diste Baums / welche da sind. 1. Malus medica vulgaris, der Gemeine
Citronen-baum / den wir widerumb in den zahmen / so in den Gärten gepflantzet
wird und wilden so da für sich selbsten in heissen Länderen sonderbar in Indien
wachset / außtheilen. 2. Malus medica maxima pulpâ plurimâ, der grösseste
Citronenbaum mit häuffigem Gafft. 3. Malus medica fructu ingenti tuberoso, Ein
Citronen-baum / mit grosser knorrichter Frucht. 4. Malus medica, ein
Citronenbaum / so von dem Käyser Carolo V. auß Hungaren in Spanien gebracht
worden / dessen Frucht nach Clusij Meinung die allerlichste sein solle. 5. Malo
medicae affinis Javanensis folio rotundiore. Wenn wir andere Bücher durchgehen /
ja unsere eigene Erfahrung zu Rath ziehen / so finden wir noch mehrere
Gattunge̅ der Citronen-bäume̅/ welche am besten
nach verschiedener Beschaffenheit der Frucht auf folgende Weise außgetheilet und
verzeithnet werden können. Der Grösse nach werden die meisten Früchten gefunden
wie grosse Birn oder Apffel. Es hat aber Herr Hieronymus Welsch in seiner
Retsbeschreibung berichtet / daß umb Sevilien in Spanien Citronen wachsen eines
Menschenkopfs groß. So findet man sie in Guinea nach dem Zeugnuß H. Hemmersam in
seiner Reibbeschreibung / zwey Faust groß / oder noch grösser; von welcher
Grösse auch zu uns auß Langendock geschicket worden. Dem Gewicht nach solle es
nach dem Bericht H. Joh. Baptistae Ferrarij in Hesperid. 1. 2. cap 3. In
Calabria / und anderen Italiänischen Provintzien Citronen geben / welche biß auf
20. und mehr Pfundt im Gewicht haben. So meldet auch Gesnerus / dasz solche
Frucht biszweilen auff zehen pfundt Gewichts ersteige: diejenigen aber / welche
nach unseren Teutschen Landen gesendet werden / wägen ins gemein von 6. biß 10.
Untzen; wiewolen Raritet halben auch zwey-biß drey-pfündige etwann herfliegen.
Der Figur und Gestalt nach ist der Citronatapffel auch underschiedlich /
insgemein ist er langlicht / jedoch kan er durch die Kunst offt gar
wunderbarliche Figur bekommen: theils werden rund wie die Quitten; andere Formen
sich wie Pfeben und Küm̅erlinge: etliche bekommen eine Männliche /
andere eine Weibliche Gestalt: man hat auch gefunden / welche wie ein
Gehörnichter Polnischer oder Türckischer Schuhe gebildet waren / dergleichen
Johannes Bauhinus der Berümbte Würtenbergische Fürstl. Medicus in dem Fürstl.
Hoffgarten zu Stuttgart vor Zeiten gesehen. So wird in Ephemerid. Natur. Curiof.
Dec. 1. Ann. 9. Obs. 3. eines Citronatapffels gedacht / der wie ein Hand
gestaltet war. Es gibt auch treffliche Gärtner / welche bey den Haffneren
allerhand Formen brennen lassen / mit verschiedenen innwendigen Figuren; jedoch
daß die Form an einem Ort ein kleines Loch habe / dardurch der Lufft eingehn /
und die Wachsthumb der Frucht beförderen können: solche Formen nun wissen sie
der hervorwachsenden Frucht also anzuhengen / daß sie hernach in dem Zunehmen
die Gestalt der in der Form eingeschlossenen Bildnuß bekommet; wenn sie denn
mercken / daß der Apffel solche Figur bereits bekom̅en / so heben
sie die Form hinweg / damit der Apffel bey seiner vollkommenen Zeitigung / durch
die Strahlen der Sonnen / auch seine natürliche Farb erlangen möge. Ich habe
auch bey einem Jahr her Früchten gesehen davon die eine Helffte ein Citronen an
Farb / Gestalt / Safft und Geschmack / die andere Helffte ein Pomerantzen war;
welche Frucht durch eine kunstreiche Zusammenfügung beyderley Samen / oder
Peltz-reiser und Aneinanderwachsung deroselben theilen ausz dem darausz
entsprossenem Baum entspringen soll. So pflegt man auch durch das Aeuglen oder
Impfen der Pomerantzen auf Citronen / oder Citronen auf Limonien und Pomerantzen
/ dergleichen Bäume zuzurichten / welche zwey- oder dreyerley Früchte
hervorbringen. Deß Geschmacks wegen sind die meisten Citronen saur / doch ist
solche Säure lieblicher / wenn die Frucht wol zeitig / hingegen haben die annoch
unvollkomlich [28] reiffen einen herbe̅ sauren safft. Es gibt auch Citronen / deren Safft süß ist;
dergleichen nach H. Jacobi Sponij Reiszbeschreibung sehr viel umb die Statt
Patras in Morea wachsen sollen. In den Europaeische̅ Ländern aber
sind sie rar. Der inwendigen Substantz nach gibt es der Citronen / welche viel
Safft / andere so da wenig haben; einige haben viel Kernen / andere wenig in
sich; Obangezogener Joh. Bapt. Ferrarius hat in acht genom̅en /
daß welche auß dem Mäy-monateblust hervorwachsen / einen scharff-sauren Safft /
und viel Samen: die aber auß dem Blust desz Augst- oder Herbst-monats
entspringen / haben viel Safft / aber wenig und zimlich trockenen Samen: Die auß
dem Wein- und Winter-monatsblust herkommen / haben wenig Safft und Samen.
Meistens aber ist sich über diejenigen Citronen zu verwundern / da eine Frucht
in der anderen gewachsen / wie denn dergleichen underschiedliche Exempel in den
Ephemerid. N. Curios. German. aufgezeichnet stehn.
Der Citronatapffelbaum will einen fettlichten / warmen Grund haben / welcher von
Zeit zu Zeit durch frische Regen will angefeuchtet werden: er wachst hurtiger
fort an denen Orten / da der Nordwind nicht zukommen kan; denn er einmahl
mercklichen Schaden von der Kälte leidet. In unseren Landen hält man solche
Bäume mehr umb der Zier / als nutzes halben / und werden in höltzernen mit Grund
angefüllten Fässeren aufgehalten / damit man sie Winterszeit in warme Keller /
oder andere vor äusserlicher Kälte verwartë Ort bringen und verstellen könne:
Alle Frühling muß man aber frischen Grund / welcher von dem fruchtharen
Himmelsthau durchstralet ist / ihnen zukommen lassen.
In Indien / Brasilien / und dergleichen entfernnten warmen Länderen hat es
Früchten und Bäume welche sich mit dem Citronen-Baum mercklich der Blätteren und
Früchten halben vergleichen / darumb sie von etlichen zu diesen Bäumen gezehlet
werden. Als da sind. 1. Samacifera Javanensis, welche von Johanne Bauhino
Histor. Plant. univ.
lib. 1. cap. 44. beschrieben worden. 2. Ibacamuci, davon Margraf. Histor. plant.
Brasiliens. lib. 3, cap. ultim. schreibet. 3. Quauhyyac Ocuilensium, deren
Nierenbergius Histor. exot. lib. 14. cap. 74. gedencket. 4. Mangostan. von
welcher J. Bontius in Histor. medic. Indiae Oriental. lib. 29. sect. 3. cap. 7.
p. m. 1662. Meldung thun.
Egenschafft.
Es sind in dem Citronenbaum vielerley Eigenschafften / nach Underscheid seiner
Theilen verborgen. Man bedient sich in den Artzneyen bey nahem nur des Apffels /
und der Blumen. Die ausserste gelbe Haut des Apffels hat viel öhlichten /
flüchtig-salßichten / und geistreichen Saffts in sich / dadurch sie erwärmt /
eröffnet / durchtringet / und durchschneidet / die wind und blähunge̅stillet / die unvermerckliche Außdämpfung beförderet / dem Gifft
widerstehet / die Lebensgeister aufmunteret und vermehrt / die Flüsse des Haupts
zerheilt / das Hertz und Magen stärcket. Die innere / dicke / weisse / harte
Rinden / ist auß einer irdichten / geist- und krafftlosen Matery zusamengesetzt
/ hiemit in der Artzney nichts nutz. Under dieser Rinden sitzet der dünne saure
Safft in seine̅ Häutlein und Bläszlein eingeschlossen / welcher
ausz vielen saltzlichten nicht gar flüchtigsauren Theilgen bestehet / welche
Cörperlein vierecket mit runden Spitzlein verwahret seyn sollen; daher solcher
Safft kühlet / erdickeret / zusammen ziehet / und also der überflüßigen Hitze
des Geblüts / und dem Durst widerstehen / auch das Pestilentzialtsche / von
einem corrosivischen Alcali herrührende Gifft / tödten kan. Er wird auch under
die schweiß- und harn-treibende / under die hertzerlabenden und Magen-appetit
erweckenden / ja under die fiebrischen Mittel mit Nutzen / wegen seines
beissenden / und stürtzenden gelind-sauren Saffts gemischet. Der Samen hat mehr
irdichte und grobe Theil / in welchen einige flüchtige / zur künfftigen
Fortpflantzung nöthige Theil / verborgen stecken / in sich / darumb er auch
bitterlicht / und under die eröffnenden / erdünnerenden / schweiß-treibenden /
und nienren-reinigenden Mittel kan gezehlet werden. Die Blumen haben einen
flüchtigen / öhlichten Safft bey sich / dadurch sie erquicken / stärcken, die
Lebensgeister erfrischen / und das dicke Geblüt erdünneren mögen.
Gebrauch.
Auß der aussersten gelben frischsafftigen (Destilliert
Citronenrinden-wasser.) Rinden dieser Frucht / wird mit zuschüttung
etwas Wassers / ein sehr wol riechendes / geistreiches Wasser über den Helm
destillieret / welches erstlich wegen denen herumbschwimmenden öhlichten
Theilgen gantz weiß / hernach aber / da das Oehl sich oben auff dem Wasser
zusammengezogen / klar und lauter wird. Das Oehl kan man hernach mit Baumwollen
von dem Wasser scheiden / und absonderlich aufhalten. Solch Wasser wird noch
kräfftiger / wenn die Rinden vor der Destillation mit ein wenig weissen Wein
angesprengt werden. Das wolriechende Wasser / wird meistens außwendig zu
Reinigung des Angesichts neben anderen Sachen / wie auch zu wolriechender
Abwaschung der Händen gebraucht: das Oehl aber / auf etliche Tropffen bißweilen
mit anderen Sachen eingenom̅en / stärcket den Magen / vertreibt
Wind und davon herrührendes Grimmen / stärcket das Hertz / erquickt die
Lebensgeister: dises Oehl lasset sich nicht lang halten / sondern bekommet bald
einen Terpentin-geruch über.
Auß dem sauren auß gepreßten Safft wird (Citronen
Syrup.) mit Zucker ein Syrup gekochet / sehr lieblich / und zu Julepen
in Ablöschung febrilischer Hitze̅/ und anderer Jasten des Geblüts
nutzlich. Wenn er aber auf folgende Weiß gemachet wird / ist er noch
härtzstärckender: Nemmt deß auß frischen Citronen gepressten allerfeinsten
Saffts / der in dem Balneo Mariae biß auf zwey Drittheil eingesotten seye / drey
Pfund / der äussersten gelben mit dem Reibeisen frisch abgeraspelten
Citronen-Rinden ein Pfund / oder nach Belieben anderhalb Pfund laßt es drey Tag
nacheinander an einem warmen Ort / in einem wol [29] vermachten Glaß oder irdenen
Geschier stehen. Demnach truckt den Safft under einer Preß starck darauß /
mischt desz besten und zu reinstem Pulver gestossenen und zuvor an der Sonnen /
oder auff dem warmen Ofen wol auszgetrockneten Canarien Zuckers / der noch warm
seye / vier Pfundt darzu / laßts denn in dem Balneo Mariae, oder Marienbad auf
gelindem Feur wol zergehen / so wird ein herrlicher Syrup darausz / der allem
Gifft widerstehet / das Hertz gewaltig stäzcket / hiemit in hitztigen
pestilentialischen Fiebern höchst (Pestilentzialische
Fieber) ersprießlich under die Julep und Krafftwasser zu mischen.
(Schwachheiten. Citronen-Rinden-Syrup.) Auß den
Rinden aber kan man auf folgende Weiß am besten den Syrup machen. Nemmt der
äussersten gelben klein zerschnittenen Rinden von frischen Citronen ein Pfundt /
Malvasier- oder deß besten Frontniacker Weins zwey Pfundt: Laßts 3. Tag an einem
warmen Ort under einander vermischet stehen / destillierts hernach auß einer
glässernen Cucurbiten biß zu Außtrocknung der Rinden. In dieses wolriechende
Wasser beitzet und digerieret wiederumb ein Pfundt frische gelbe Rinden / so von
der inneren weissen dicken Rinden wolgesäubert worden / laßts drey Tag also
stehen / und destillierts hernach wiederumb. Endlich nemt noch ein halb Pfundt
solcher frischer gesäuberter Rinden / digerierts und beiszts annoch zwey Tag in
dem destillierten Safft; truckts alsdenn starck auß / laßts durch ein
Fleißpapier lauffen / damit es lauter und klar werde. Demnach nemmt alle
eingebeitzte destillierte / und auszgedruckte Rinden zusammen / kocht sie in
vier Pfund frisch Brunnwasser / laßts eine Zeitlang wol sieden / truckt hernach
die Brühen ausz / mischt zwey Pfundt gestossenen Canarien Zucker darunder; wenns
also erkaltet / so gießt obiges wolriechendes Wasser darzu / rührts immerdar
umbeinander / biß der Zucker wol zergangen und vermenget / so wird ???in
köstlicher / und sehr kräfftiger Syrup darauß: welcher da nußlich kan Löffel
weiß gebraucht / oder mit destillierten Wassern und (Schwacher Mage̅. Wind. Grimmen. Magenwehe.
Hertzensschwachheit.) andern Sachen vermischet werden / zu stärckung
deß Magens bey schlechter Däuung / vertreibung der Winden / stillung des
Magenwehes und Grimmens / Erquickung der Lebensgeisteren / Erlabung deß
schwachen Hertzens.
(Syrup ohne Feur.) Auß dem säurlichten Safft laßt
sich auch ohne Feur auf folgende Weise ein Syrup machen. Man schneidet die
Safftigen Citronen in runde Schnitten / legt sie hernach zwischen saubern
Leinwat also auf einander / daß allwege zwischen solchen Schnitten rein
gepülverter Candelzucker gestreuet seye: disen angefüllten Leinwad henget man in
einen Keller auff / stellet ein erden Geschierr darunder / so wird allgemach auß
den Citronen ein Safft herunder fliessen / so da sehr lieblich / und anmühtig
kühlend in allen innerlichen (Innerliche Hitz.)
Hitzen / Durst / Bitterkeit des Mundes / sc
(Durst.) So pflegt man auch gantze Citronen
zerstücken / (Bitterkeit deß Mundes.) und nach
dem die Kernen davon gethan in Wasser zu kochen / bisz sie weich werden /
hernach Zucker in solchem Wasser zu verlassen / zu einem Syrup kochen / und also
diesen Syrup über die gekochten Stücke zu giessen / so hat man eingemachte
Citronenschnitz / (Citronen einzumachen.) welche
da zu obbemeldten Zuständen sehr gut. Auf gleiche Weise kan man die abgenommenen
Citronen-schalen allein einmachen / oder weich Candieren.
Will man einen Citronen-balsam haben / (Citronen
Balsam.) so nehme man außgepreßt Mußcatenöhl / ziehe durch doppelt
oder dreyfachen Branntenwein allen Geruch darauß / hernach mische das auß der
Citronen-schalen destillierte Oehl darunder / so hat man den verlangten
lieblichen Balsam.
Wenn man aber die äusserste gelbe Rinden (Elaeosaecharum Citri) von Citronen an hartem Zucker durchgehends
abschabt / so bekommt man ein Elaeo. saccharum Citri, oder Citronen-schalen
Zucker über / so da komblich gebraucht wird den Mund lieblich zu machen / oder
mit einer Treßney zu vermischen / umb den Magen zu stärcken.
Ausz zubereitetem Weinstein / dem Gafft / (Citronen
Täfelein.) und rein zerschnittenen Rinden von Citronen macht man mit
genugsamem Zucker / breite Täfelein / welche da sonderlich durch den Harn
treiben / und von denen / die den Saurbrunnen trincken / bißweilen ersprießlich
gebraucht werden.
Wenn man die gantzen Citronen / oder (Candierte
Citronen-Schalen.) deroselben Rinden in dem Syrupisterten Zucker kocht
/ und hernach trucknet / so bekommt man trockene candierte Citronen-schalen.
So kan auß dem Safft der Citronen ein (Essentialisch
Citronen-Salts.) Sal Essentiale, natürliches Saltz gebracht werden /
wenn man den außgepreßten Safft filtriert / hernach ein gut theil einkocht / und
in Keller setzt / so wird solches anmütig säurlichte essentialische Saltz
anschiessen / welches (Galle desz Magens. Leibs
Verstopffung.) gut ist gallichte Feuchtigkeiten deß Magens zu dämpffen
/ den Appetit zu erwecken / die Oeffnung deß Leibs zu erhalten / inwendige
Hitzen abzukühlen.
Es lassen sich auch trockene kühlende Syrup (Trockene
kühlende, Syrup.) machen / welche komblich auf den Reisen können
mitgeführet werden. Zum Erempel; Nemmt deß auß Citronen-Safft Essentialischen
auf obige Manier gemachten Saltzes; Praeparierten Weinsteins / jedes zwey loth.
Citronen-schalen Zucker / auf obbeschriebene Weise gemacht / und
Rosenzuckertäfelein (Sacchari rosat, tabulat.) jed. 6. loht. mischt alles zu
einem reinen Pulver durcheinander. Von diesem Pulver kan man nun auf der Reise
etwann einen Löffelvoll under ein halbmasz frisch Brunnwasser mischen / und auß
einem Glaß in das andere eine Weile giessen. Diesen trüben jedoch anmütigen
(Durst. Innerliche Hitz.) Julep kan man
hernach zu Löschung deß Dursts und der innerlichen Hitzen nach und nach
ausztrineken.
Das Sal volatile Oleosum citratum, oder (Flüchtigöhlichte Citronen-Saltz.) flüchtige öhlichte Citronen-saltz
wird leicht gemacht / so man nur den tartarisierten Branntenwein mit dem
destillierten Oehl auß Citrone̅-schalen begiesset / so viel er in
sich schlucken mag / hernach solchen Branntenwein / mit dem flüchtigen
urinosischen Salmiar-geist wol / vermenget. Dieser flüchtige (Hitzige Fieber.) öhlichte Geist ist sehr gut in
allerhand hitzigen und anderen Fieberen / auch sonsten / da (Stockung deß Geblüts.) sich das Geblüt hin und
wider stecket / in dem Kreißlauff verhinderet wird / oder wol gar [30] umb das Hertz herumb stocken will / und
eine Bangigkeit erwecket. Man kan bißweilen / 6. 8. biß 10. Tropffen davon mit
Cardobenedickten-Scabiosen- oder anderem destilliertem Wasser eingeben / und da
ein Schweiß erfolgen wolte / denselben beförderen.
Die Citronen-äpffel haben eine sonderliche gute Eigenschafft / darmit sie dem
Gifft Widerstand thun / daher Athenaeus lib. 3. Deipnosophist. cap 7. edit.
Lugdunens. also schreibet. Daß eine Citron / wenn sie vor genommener Speiß und
Tranck genossen wird / ein trefflich Mittel wider alles Gifft seye / hab ich
gewiß erkundiget von einem meiner Mitburgeren / welchem die Verwaltung Egypten
anvertrauet ware / denn al ser zween Ubelthäter zum Tod verdamt / daß sie solten
den Thieren vorgeworffen warden / wie dergleichen Leuthen zu geschehen pfleget /
und sie nun in das solchen Mörderen zur Straff bestimte Schauhauß hingiengen /
hat eine Obsverkäufferein an dem Weg auß erbärmde ihnen eine Citron / so sie in
Händen hatte / und albereit davon geessen / gegeben / welche sie angenommen und
genossen: bald hernach als sie den grossen und erschröckliche̅
Schlangen Aspides genannt vorgeworffen worden / und diese die Menschen gebissen
/ ist ihnen kein Leib widerfahren / welches den Landsverweser nicht wenig
bestürtzt / der auch hernach den Kriegs-knecht / so sie verwacht / befragt / ob
sie was geessen oder getruncken? als er nun erfahren / daß ihnen ohne Arglist
nur von Citron gegeben worden / hat er den folgenden Tag befohlen / dem einten
eine Citron / dem anderen aber nichts zugeben / darauff jener aufder Schlangen
Stich kein Leib empfangen / dieser aber alßbald gestorben / auß welchen so
vielfältigen Proben man genugsam ersehen / daß die Citronen allem Gifft
widerstehen. Solches bestätiget auch der hochgelehrte Herr Fridericus Hoffmannus
in clavi pharmac. Schroeder. p. m. 445.
Die eingemachte Citrone̅ sind den schwangern (Falscher Gelust der schwangeren Weibern / Melancholey /
Abnehmen des Leibs / gifftige Kranckbeiten / kalter Magen / stinckender
Atheni / Lungsucht / Ohnmacht heiten des Hertzen.) Weibern gut / so
mit unnatürlicher und falscher Gelust behafftet / sie vertreiben die Melancholey
/ dienen wider das Abnehmen des Leibs / stärcken das Hertz / wiederstehen dem
Gifft / daher sie in Sterhensläuffen nutzlich genossen werden.
Die eingemachte Citronschelfen stärcken den kalten Magen / befürdern die Däuung /
vertreiben den stinckenden Athem / dienen in der Lungsucht / wehren den
Ohnmachten und Schwachheiten des Hertzens.
Der Citronensafft-syrup wird nutzlich gebrauchet wider alle hitzige und
pestilentzische Fieber / löschet die unnatürliche Hitze / stillet den Durst. Er
ist auch gut denen / welche (Hitzige und
pestilentzische Fieber / unnatürliche Hitze / Durst / Trunckenheit.)
sich mit starckem Wein überfüllet haben / so sie zu Nacht vor dem Schlaff / und
Morgens nüchtern mit frischem Brunnwasser ein Julep machen und trincken / wie
solches Agerius bezeuget.
Der gantze Apffel wird insgemein wegen seines flüchtigen alkalischen Oehls / und
miltsaurlichten Saffts / wieder den Scharbock sehr dienstlich gebraucht:
Dannenhero daß Schiffvolck / so dald es irgendwo anländen kann / da Citronen und
Pomerantzen wachsen / mit denselbigen den Scharbock zur Stunde vertreibet / und
frisch und gesund wider an seine Arbeit gehet.
CAPUT X.
Limonienbaum. Malus Limonia. Pomerantzenbaum Pomus aurantia.
|| [31]
Namen
LImonien nennet man Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Malum Limonium. Italiänisch / Limone. Frantzösisch / Limon.
Spanisch / Lima, Limon. Englisch / Limons. Niderländisch / Limoen.
Pomerantzen heissen Grierhisch / [Greek words]
Lateinisch / Malum nerantzium, Pomum arrangiae, Pomum aurantium. Italiänisch /
Arancio, Naranzo, Melaranzo. Frantzösisch / Orange. Spanisch / Narania. Englisch
/ Orenge. Dänisch / Pomerantz. Niverländisch / Oranieappel.
Gestalt und Geschlecht.
Die Limonien und Pomerantzen könnenin das Geschlecht der Citrinat gerechnet
werden / und sonderlich die Limonien / die vergleichen sich mit Gestalt und
Krafft den Citrinaten / außgenommen daß sie kleiner sind und langlicht / haben
nicht so eine dicke Haut oder Rinden / sind auch safftiger / am Geschmack saur
und bleich. Die Pomerantzen aber sind runder / und so sie zeitig / gewinnen sie
eine goldrothe Farb. Die Rinde ist dicker und bitterer als an den Limonien. Der
innerliche Safft und Geschmack ist nicht in allem einerley / denn etliche sind
saur / etliche süß / etliche weinsaur. Die Blätter an die sen Bäumen vergleichen
sich fast dem Lorbeer-laub / sind dick / glatt / wolriechend und außgespitzt.
Die Aeste sind biegig / zehe und stachlicht. Die Rinde ist grün-weiß. Beyder
Baum hat Weisse von aussen bißweilen auf Leibfarb sich ziehende / und
wolriechende Blumen / die samlet man / und brennet darauß ein gar lieblich und
wolriechend wasser. Diese zween Bäume grünen stets / und tragen auch über das
gantze Jahr Früchte / wie der Citronenbaum. Ihre Blätter scheinen auch mit
vielen kleinen Löchlein durchboret zu sein / ist aber nicht anderst / als wie
mit den Citronen Blätteren / davon in obigem Capitel / beschaffen.
Die Limonien werden zwar / nach Anmerckung vorgemeldten Herren Dümlers / in
Teutschland hin und wider in den wolbestellten Gärten / von den Kernen gezielet
/ und durch das Aeuglen zur Frucht gebracht: auch werden zu Som̅erszeit dreyerley / als Blühte / junge und zeitige Früchte an dem Limonienbaum
gesehen / und mehr wegen Lustes als wegen des Nutzens underhalten / worzu Fleiß
und Unkosten gehöret. Denn die Ziehlung derselben ist mühselig. Die Kernen
müssen über zwey Monat in der Erden ligen / ehe sie keymen und herfür wachsen.
Daher ist es gut / so man die Kernen in dem Hörnung oder Mertzen säet / so kan
man im Mäyen und Brachmonat deren Wachsthumb sehen. Wenn solche Bäumlein drey
oder vier jährig seyn / kan man sie impfen oder äuglen / daß sie bald fruchtbar
werden: denn läst man sie / wie sie von den Kernen gewachsen sind / so bleiben
sie entweder gar wild und unfruchtbar / oder tragen gar langsamb / etwan
allererst in dem dreyßigsten Jahr / und doch gar wenig. Im Feld / so guten Grund
hat / oder der mit Schoorerden / Holtzmist oder Weiden-geniest verbessert ist /
kommen sie zwar am besten fort / aber vor dem Winter müssen sie außgehaben /
oder mit einem Hauß überbauet / und für Frost / so sie gar geschwind verderbet /
verwahret werden. Das Außheben ist ihnen auch nicht nutz / denn sie werden
dadurch an den Wurtzeln von der Erde entblösset / und können vor dem Winter
nicht leichtlich mehr in der Erden bekleben / daher stehen viel den Winter durch
ab.
In Kübeln oder Kästen / so anderthalb oder zween Schuh weit / können sie in guter
der fortgebracht / und den Winter über in Kellern und Gewölben erhallen werden:
Da muß man fleißig acht haben / wenn die Blätter anfangen weiß zu werden / daß
man sie außhebe / denn es ist eine Anzeig / das Gefäß sey ihnen zu enge / und
ihnen im Wachsthumb hinderlich. Darumb sie im Frühling außgehöben / die
äussersten Wurtzeln abgeschnitten / denn wider eingeletzet / und die Gefässe mit
guter Erden außgefüllet werden müssen so wachsen die Bäume wider lustig / die
Blätter werden grün / und die Blühte sampt den Früchten ereigen sich nach und
nach. Die Limonienbäume und Früchte werden auß Spanien / Italien und Franckreich
zu Wasser und Land in Teutschland gebracht. Die Frucht-bäume / so auß Italia
kommen / lassen sich zwar in den Gärten fortbringen; jedoch lehret die Erfahrung
/ daß die Widlinge / so mit geschlachten äuglein geimpffet werden / daurhaffter
seyen.
Ferners meldet Herr Dümler / der Pomerantzenbaum wolle ein warme Stell / gut
Erdreich und ein fleißige Wart haben / darumb werden ihm in grosser Herren:
Gärten höltzerne Häuser gebauet / so man im Frühling wider abbrechen / und im
Winter mit Feur durch die Oefen erwärmen kan: denn es ist diesem Baum gut / daß
er seine unbewegliche Stelle habe / so kan er desto lustiger wachsene. Sine
Früchte sind rund / groß und klein / wenn sie zeitigen / gewinnen sie eine
goldrothe Farb / und werden gar schön: der Geschmack ist nicht einerley / denn
etliche Früchte sind süß / wie sonderlich die Pomerantzen auß Portugal / etliche
aber sauer ihre vorhergehende Blüht ist weiß und wolriechend Sie wachsen in
Spanien / Italien und Franckreich häuffig / von dannen sie auch in andere Länder
Europae geführt werden.
Die Pomerantzen-bäume werden in Teutschland von ihren Kernen und Schößlingen
auffer zogen / welche zwar schön wachsen / aber wild / stachlicht / und gar lang
unfruchtbar bleiben / darumb muß ihnen zu bequemer Zeit mit dem Aeuglen zu der
Fruchtbarkeit geholffen werden. Die Kernen / wie auch von Citronen / sollen im
außstecken wol beobachtet / und die Spitze / da der Keym herfürkombt / under
sich gewendet / anderthalb Zoll tieff in gutes Erdreich gestecket / und offt mit
laulichtem Wasser begossen werden.
Es können auch Pomerantzen / Citronen / Seven / Cypreß / Granate-bäum / sc. von
den Gipffel-zweyglein gezielet werden / man muß sie aber unten eines glieds lang
/ wie die Roßmarin-pflantzen / zerknirschen / sie in gut Erdreich stecken / und
ihr fleissig warten / so [32] kan man sie wol
fort bringen. Man wil aber die / so von Kernen oder Schößlingen gezielet werden
/ für beständiger und daurhaffter halten / als die von den Gipffel-zweygen
zuwegen gebracht werden.
Wenn es geschicht / daß der Pomerantzenbaum erfrieret / so muß man ihn biß auff
die Wurtzel hinweg raumen / die Wurtzel aber im guten Erdreich bleiben lassen /
es treiben dieselben wider Schößling herfür / wo nicht im ersten / doch im
andern / auch wol im dritten Jahr / als die Erfahrung mit erfrornen Bäumen
bewähret hat / welche für untüchtig hinweg geworffen / aber auffs neue
eingesetzt / und biß an die Wurtzel beschnitten / wider junge Zweyge getrieben
haben.
Die Sinesischen Pomerantzen / deren in dem Königreich Sina die Menge ist /
vergleichen sich mit den Europeischen / so viel die Gestalt belangt; anregendt
aber die Güte derselben / findet man etliche Geschlechte darunder / die durch
die Europeische mehr beneidet als verglichen werden. In der Sinesischen
Landschaff Hugnang wachset neben den gemeinen eine besondere Art von Pomerantzen
/ welche man allda Winter-pomerantzen nennet. Darum daß dise / wenn die andere
vergangen / erst im Winter anheben zu zeitigen: sie schmecken außbündig gut /
und viel lieblicher weder die unsrigen. Mit den edelsten Pomerantzen aber wird
die Sinesische Landschafft Fokien von der Natur beglücket / und zwar in grossem
Uberfluß / den̅ alda streitet ihre Grösse und Gestalt mit den
grössesten in Europa gantz zweifelhafft / am Geruch / Lieblichkeit und Anmuth
erhalten sie auch den Sieg. Die Gestalt und Beschaffenheit dieses Baums ist
nicht viel anders / weder des unsrigen Gewächs / sondern fast gleich / doch aber
die Frucht im Geschmack underschieden / als welcher einer lieblichen
Muscateller-trauben gleichet / beydes am Geruch und Geschmack / also daß man
weder in Italien noch in Spanien / dergleichen Gewächs von Pomerantzen bißher
gesehen oder gerochen: es ist aber die Frucht von Natur also beschaffen / das
sie ihre goldgelbe und härtliche Schale willig fahren lasset / und das Fleisch
in dem Häutlein / damit es bekleidet und unterscheiden / auch in seine kleine
Theile abgesöndert wird. So man die Frucht mit der Schalen zwischen brettern
truckt / und in Zucker einmacht / haltet sie sich ein gantzes Jahr / und
versorgen sich mit dieser Leckerey nicht allein die Sineser im Lande zu guter
Erquickung / sondern auch die Außländer / wie solches der berühmte P. Martinus
Martini, S. I. in seinem neuen und zierlichen Sinesischen Atlaß berichtet.
Es gibt der Limonien auch in Italien und Spanien vielerley Arten / sonderlich
aber sind sie der äusserlichen Gestalt und Grösse halben underschieden. Cordus
hat viererley Arten; Casparus Bauhinus in seinem Pinace, neunerley; Ferrarius
und Commelinus über die zwantzigerley aufgezeichnet.
In dem Horto Malabarico finden sich auch noch drey sonderbare Arten der Limonien
/ nemlich: I. Mal Naregam, auf Malabarisch: Lateinisch aber Malus Limonia pumila
sylvestris Zeilanica fructu monopyreno D. Hermanni. Ist ein Baum mittler grösse
/ mit einer glattë äschfarben Rinden / welche einen Aromatischen scharffen
Geschmack hat. Die Wurtzel aber ist weiß / mit rothlichter Rinden umbgeben /
sonsten eines aromatischen Geruchs / und bittern Geschmacks / die Aeste haben
Stachel und Blätter / den kleinen Europaeischen Bäumen gantz gleich / die Blumen
aber kommen büschelein-weiß auß einem Schößlein hervor; diese Blümlein sind
klein / weiß / wolriechend / auß vier langrunden / und zugespitzten / dicken
weichen Blättlein bestehend. Die Frucht ist klein / an der Grösse und Gestalt
den Oliven gleich / hat aber oben auf ein kleinen Stachel / wie ein Dörnlein;
ist anfänglich grün / wen̅ sie aber reiff / so wird sie gelb wie
ein Citrone; hat ein dünne bittere Schalen / und mitten in sich eine Höle mit
einem sonderen etwas bitterlichten / in seinem eigenen Häutlein steckenden Safft
angefüllet; in welchem zugleich ein ablang runder etwas zugespitzter weisser
Kern verborgen / am Geruch und Geschmack den Limonien-blätteren gleich.
2. Tsierou Katou-Naregam. Malus Limonia Indica fructu Pusillo; Ein Indianischer
Limonien-baum mit kleiner Frucht. Ist ein kleines Bäumlein 6. biß 7. Schuhe hoch
/ hat ein gelblichtes hartes Holtz / ohne Geruch oder Geschmack / die Blätter
stehen gegeneinander vorüber / und hat ein jedes Zweiglein zwey oder drey paar /
und an dem Gipfel insgemein nur ein Blat. Die Blümlein kommen neben den Stacheln
auß den Aestlein hervor / sind weiß / sehr wolriechend am Geschmack bitter wie
die Wurtz / auß fünff ablangen runden in die ründe außgebreiteten Blättlein
bestehend / und mit einem grünen in fünff Theil underschiedenen Kelchlein
understützet. Seine Frucht ist in der Grösse der Traubenbeere / hat drey Kernen
in sich / in dem übrigen an der Farb / Safft und Geschmack den Limonien / oder
der vorigen Indianischen Frucht gleich.
3. Moul-Ila, seu Moul-Elavou. Malus Limonia Indica floribus umbellatis fructu
parvo. Ein Indianischer Limonien-baum 15. Sch???he hoch / mit knodichten
Aestlein / einer dunckelgrünen scharfflichten Rinden; dicken / harten und
spitzigen Stacheln / die Wurtzel hat einen Aromatischen etwas zusammenziehenden
Geschmack / die Blätter sind gegeneinander Paar und Paar-weiß gesetzet / weich /
oben schwartz-grün / unden bleich-grün und gläntzend. Die Blümlein kom̅en an den äussersten Aestlein büschelein-weiß hervor / sind auß
vier ablang-runden etwas grünlichten Blättlein zusammen gesetzt; welchen eine
runde dunekel- oder braungrüne kleine Frucht hernach folgt / dem Geruch nach den
Citronen ähnlich / am Geschmack aber hat sie zwar ein sauren Safft in sich /
ihre dicke Schalen aber ist schärffer als der Citronen Schalen.
Die Pomerantzen werden auch in underschiedliche Arten außgetheilet / D. Casparus
Bauhinus hat viererley; Ferrarius aber noch mehrerley Gattungen aufgezeichnet.
Eigenschafft.
Die Limonien haben in allem gleiche Ei [33] genschafften mit den Citronen. Die Pomerantzen aber haben ein Rinde
mit einem bittereren Oehl begabet / welches wegen seines schwefelichten flüchtig
- alcalischen Saltzes trefflich eröffnen / wärmen / Wind vertheilen / Schmertzen
/ Grimmen und Magenwehe stillen / die Verstopffung der Trüsen eröffnen / und
alle zehe dicke Feuchtigkeiten erdünneren und flüchtiger machen kan.
Gebrauch.
Ein Limonien rund-weiß zerschnitten / mit Roßwasser und Zucker angemacht / darvon
nach belieben ein Scheiblein geessen / erfrischet (Hitzige Fieber / Durst.) den Mund in hitzigen Fiebern / löschet den
Durst und Hitzen / bekombt wol dem Magen / dämpffet die Gallen / und bringet
Lust zum essen.
Der Limonien-syrup / (so in den teutschen Apothecken gemeiniglich unter dem Namen
(Fäulung und Würm im Leib / hitzige Fieber und
wütende Galle / durst / mattigkeit und Ohnmacht des hertzës / grosse Hitz /
Stein / pestilentzische Fieber / hertzzitteren. Verborgene Schrifft.)
Citronen-syrup verkaufft wird) dienet wider die Fäulung und Würm im Leib /
wehret den hitzigen Fieberen und wüten der Gallen / lindert den Durst / nimmet
hinweg die Mattigkeit und Ohnmacht des Hertzens / so von grosser Hitz herkombt /
treibet den Stein fort / insonderheit aber wird er nutzlich gebraucht in den
pestilentzischen Fieberen / mit Saurampffer-wasser ein Julep davon gemacht. Mit
Burretsch-wasser zu sich genommen / stärcket er das Hertz / und stillet das
Hertzzitteren.
Wenn man mit Limonien-safft auff Papier schreibt / kan es nicht gelesen werden /
soman denn die Schrifft an das Feur haltet / kommen die Buchstaben hervor /
braun oder schwartzlicht / daß man sie lesen kan. Den (Rosen-zucker schön roth zu machen. Angesicht schön zu machen.)
Rosen-zucker schön roth zu machen / muß man ein wenig Limonien oder
Citronen-safft darunder rühren.
Dem Angesicht eine liebliche Klarheit zu bringen / oder dieselbige zu erhalten
kan man folgendes Wasser gebrauchen. Nem̅t in dem May-monat der
frischen Milch von einer schwartzen Kuhe / gießt sie in ein Glaß / thut dar zu
8. klein zerschnittene Limonien oder Citronen / vier gleichmäßig zerschnittene
Pomerantzen / weissen Candelzucker 2. loth / venetianischen Borax I. loth /
destilliert es über ein gläsernen Helm in dem Sand- oder Marien-bad / so daß das
Feur mittelmäßig / und allzeit gleich seye / endlich laßt das destillierte
Wasser einen gantzen Tag unbewegt stehen / thuts hernach in wolvermachte Gläser.
Wenn man es nun brauchen will / muß man es zuvor ein wenig lau machen / und das
Angesicht mit einem darein gedunckten weichen Leinwat gelind waschen / wider
abtrocknen / und vor einer Stund nicht an Lufft gehen; darumb es besser deß
nachts zu gebrauchen. Will man es lieblich haben / thue man ein wenig Rosen-
oder Pomerantzen-blustwasser dar zu. Dieses Wasser vertreibt auch (Röte und Seiren deß Angesichts.) die Röte oder die
Seiren deß Angesichts / so man under 6. loth desselben / ein quintl. deß
Sublimierten süssen Quecksilbers wol vermischt und zerlasset / und also Tücher
in dem gewärmten Wasser eingetunckt über die rote Nasen / oder übrige Ort des
Angesichts legt.
Oder: Nemmt 12. geschälte und klein zerschnittene Limonien oder Citronen / 12.
frische Hünereyer / 6. klein zerhackte Lambsbeiner / ein gut Stück von einer
Kürbis / und von einer Melonen / weissen Candelzucker 8. loth / Venetianischen
Borax ein halb loth / weiß Gilgen-wasser / Roß-wasser / jedes ein halb Maß /
destilliert alles under einander in dem Marien-bad / das destillierte Wasser kan
man wie das vorige brauchen. Oder nemt deß auß frischen Limonien / oder Citronen
außgepreßten Saffts vier loth / Roß-wasser / weiß Gilgen-wasser /
Bonenblust-wasser / jed. zwey loth / Sublimiert süß Quecksilber / (Mercurij
dulcis) auß den wolbestellten Apotecken anderhalb quintl. vermischt alles wol
auf gelinder Wärme under einander / biß der Mercurius zerlassen; Von diesem
Wasser kan man alle Nacht etwas wenigs wärmen / ein zartes leinen Tüchlein
darinnen kuncken / und also warm über das Angesicht (Unreinigkeit des Angesichts) schlagen / nimmt alle Unreinigkeit
hinweg. Den folgenden Morgen kan man das Angesicht wieder mit Bonenblust- und
Roß-wasser abwaschen.
Man brennet auch ein Wasser auß dem (Hitzige
Fieber) Safft der Limonien / welches mit dem Syrup wider die hitzigen
Fieber zu einem Julep vermischet wird. Die Weiber brauchen solches / das
Angesicht damit klar zu machen / (Flecken des
Angesichts und Leibs Würm) es ist auch gut wider andere Flecken des
Leibs / tödtet auch die Würm: weilen aber in Teutschland der Limonien=safft
ziemlich theur ist / als wird diß Wasser bey uns nicht destilliert / sondern auß
Italien zu uns gebracht / oder auß Citronen dafür genommen.
Ein liebliches Tranck für den Durst insonderheit in den Fieberen wird auß den
Limonien also gemacht. Nimm ein safftige Limonade (Limonien) oder Citronen / zerschneide sie in Stück / schütte ein Maas
frisches Brunnwasser darüber / laß etliche Stund stehen / hernach seüge es /
trucks wol auß / und thue dar zu sechs loth feinen Zucker. Oder nimm vier loth
Citronen-safft / ein Maaß frisches Brunn-wasser / sechs loth feinen Zucker /
vermisch es und brauchs für dein Tranck.
Die äussere Rinde der Pomerantzen gepülvert / und ein halb quintlein / in einem
frischen lind gesottenem Ey eingegeben / ist gut wider (Gelbsucht. versteckter Harn.) die Gelbsucht: in
Peterlein- oder Erdbeerwasser getruncken / befürdert sie den versteckten Harn.
So man mit Pomerantzen-safft die Speisen begiesset / gibt es ihnen einen
lieblichen (Blödigkeit des Magens.) Geschmack /
dadurch der Blödigkeit des Magens gewehret / und die Däuung befürderet wird.
Die eingemachten / oder auch candierten (Ohnmachten /
kaltes Magen.) Pomerantzen-schelffen stärcken das Hertz / wehren den
Ohnmachten / bekom̅en wol dem kalten Magen / und fürdern die
Däuung.
Eine frische Pomerantzen creutzweiß aufgeschnitten / mit halb Wasser und Wein
gekocht / zuletst etwas wenigs Zucker darzu gethan / davon offt ein Stücklein
genossen / (Schwacher Magen. Schwacher Leib.)
stärcket den schwachen Magen / erweckt Lust zum essen / macht gute Däuung / und
gibt dem gantzen Leib eine sonderliche Krafft.
Das destillierte Wasser auß der Pomerantzen-blüht wird sonderlich fleißig zu
Neapoli und Luca gemacht / allda man es Napham und Angelicam nennet / hat gar
einen [34] (Pestilentzische und gifftige Fieber.) anmütigen Geruch. Ist trefflich
gut in den pestilentzischen und gifftigen Fieberen innerlich zu gebrauchen /
den̅ es treibt den Schweiß gewaltig / stärcket das Hertz / und
erquicket die lebendigen Geister / wird als ein Hertzstärckung zu den
Krafftwasseren / und zu den (Gefährliche Kindsnöthen
der schwangeren Weiber.) Pulß-überschlägen genutzet. In Hispanien gibt
man es mit Poley-wasser den Weiberen / welche in gefährlichen Kindesnöthen ligen
/ löffelweiß ein.
Etliche Tröpflein von dem destillierten Pomerantzen-öhl in einem löffelvoll
weissen Wein eingenommen / stärcken und erwärmen (Kalter Magen / Ohnmacht deß Hertzens / schwacher Leib / Gifft / die mit
Lebensgefahr zuruck bleibende Leibes Frucht. Magentreßney.) den kalten
Magen / nehmen die Ohnmachten des Hertzens hinweg / geben Kräffte dem schwachen
Leib / wehren dem Gifft / treiben die Würm auß / stillen das Grimmen / und
befürderen die mit lebensgefahr zuruckbleibende Leibes-frucht.
Was sonsten auß Citronen praepariert werden kan / mag auch mit diesen beyden
Früchten geschehen.
Will man ein liebliche Magen-treßney haben / nehme man ein frische wolzeitige
Pomerantzen / schabe an einem Reibeisen das äusserste gelbe Häutlein rein davon
ab / mische Zimmet / Nägelein / Cubeben / Mußcatnuß / sc. rein gepülveret
darunder / thue Zucker darzu / biß es lieblich wird. Von diesem (Däuung befördren.) Pulver kan man offt zu
stärckung des Magens und der Däuung ein paar messerspitzvoll nehmen.
CAPUT XI.
Adamsapffelbaum. Pomus Adami.
Namen.
Der Baum dieser Apfflen heisset Lateinisch / Malus Adami, C. B. Pomus Adami, I.
B. Malus Assyria vel Poma Adami, Park.
Adamsapffel heisset Lateinisch / Pomum Adami, Pomum Assyrium. Italiänisch /
Lomia, Pomo, d'Adamo. Frantzösisch / Pomme d'Adam, Poncire. Englisch /
Aßiriantree.
Es wird ins gemein von den Gärtneren un̅ abergläubigem Pöfel die
Frucht darumb Adamsäpffel geheissen / weil sie dergleichen Apffel seyn soll /
welchen unsere Stammmutter Eva von dem verbottenen Baum genommen / davon geessen
/ und auch dem Adam gegeben / Genes. cap. 3. v. 6. zum Zeichen dessen wäre er
mit dem Zahnbiß bemercket worden. Aber man kan eigentlich nicht wissen / was der
unsern ersten Eltern verbottene Baum für eine Frucht getragen habe / wie solches
der hochgelehrte Herr Johann Heinrich Heidegger / H. S. D. und Professor zu
Zürich / in seiner Historia Patriarcharum exercitatione 4. §. 48. genugsam in
folgenden verteutschten Worten darthut und bestätiget.
Was der verbottene Baum für ein Geschlecht gewesen / ist eigentlich nicht
bekannt. Moses nennet ihn einfältiglich einen Baum. Theodoretus, Moses,
Barcephas, Procopius, und andere / welchen der meiste Theil beystimmt / meinen /
es sey ein Feigenbaum gewesen / worzu sie von folgender Ursach bewegt werden /
daß so bald unsere erste Eltern davon geessen / sie sich bedeckt haben: Sie
bedeckten sich aber mit Feigenblättern / und also eben von dem Baum / welcher
ihnen dazumahlen am allernächsten war. Allein diese Ursach beweiset solches gar
nicht: denn es konte nahe bey dem Baum / von welchem sie die Frucht genommen /
ein Feigenbaum gestanden sein. Es scheinet auch nicht / das Eva dem Adam die
Frucht bey dem Baum (von welchem sie herkommen) überreichet habe. So ist auch
vermuthlich / Eva seye nicht alsobald / nach dem sie die Frucht geessen hatte /
schamroth worden / und habe sich also anderstwohin begeben. Und wenn sie sich
auch gleich / nach dem sie die Frucht geessen / alsobald geschämet hätte / wurde
sie doch zweiffelsohn vielmehr ein Abscheuen gehabt haben vor solchem Baum / als
aber sich mit seinen blättern bedecken wollen. Und wie hat auch von dem
Feigenbaum können gesagt werden / daß er sehr lieblich seye anzusehen?
Derohalben sagen wir billich / das Moses sich nur allhier des Worts eines Baums
/ einfältiglich habe bedienen wollen / unsern Fürwitz damit zu zäumen und in
zuhalten.
Gestalt.
Die Adams-äpffel sind an Art und Kräfften nicht fern von den Limonien / denn der
Baum / darauff sie wachsen / tragt gleiche Blätter / wie der Limonien-Baum /
allein daß sie grösser und breiter sind: deßgleichen sind auch die Aeste
schwanck / und mit grünen Rinden bekleidet. Er blühet wie der Citronenbaum. Die
Früchte oder Aepffel erscheinen rund / zwey oder dreymal grösser / als die
Pomerantzen / haben nicht ein sehr dicke Rinde / fast wie die Limonien. Diese
Rinde ist gerümpffet und uneben / mit etlichen Ritzen oder Schrunden / gleich
als hätte man mit den Zähnen darein gebissen. Das Fleisch im Apffel ist voll
säurlichen Saffts / wie die Limonien / doch nicht so lieblich am Geschmack: es
stecket auch Samen darinnen wie in den Citronen oder Limonien / mit weissen und
bitteren Kernen.
|| [35]
Die Adams-äpffel wachsen in grosser Menge in Italien / fürnemlich umb Verona /
bey dem Gard-see / oder Laco Benaco, wie auch in Portugal und Hispanien.
In Candien findet man grosse Bäum voll Citronen / Limonien / Pomerantzen / und
Adams-äpffel.
Die Griechen trucken deren Safft auß / füllen Fäßlein damit / und verkauffen
solche den Türcken / so sie nach Constantinopel und an andere Ort der Türckey
führen / sich dieses Saffts an statt des Agrests / oder des Saffts von den
unreiffen Trauben zubedienen.
Herr Johannes Rajus meldet in seiner Historia Plantar. Lib. 29. sect. 3. cap. 4.
von fünfferley Gattungen dieses Apffels / welche der äusserlichen Gestalt nach
meistens underscheiden.
Ligenschafft.
Dieser Baum sambt seiner Frucht / hat gleicht Eigenschafft mit dem Citronen- und
Pomerantzen-baum. Dennenher man auch alle Artzney-mittel darauß machen kan / die
man auß obigen Früchten zu machen pflegt.
Gebrauch.
Der Safft auß diesen Aepffeln hat alle Würckung / welche dem Limoniensafft
zugeschrieben wird / doch ist er nicht so kräfftig: (Grind und Räude.) insonderheit aber dienet er wider den Grind und
Räude / so man einen Apffel mitten entzwey schneidet / gestossenen Schwefel
darauff streuet / ein wenig under der warmen Aschen bratet / und damit die
schabige Haut bestreicht.
CAPUT XII.
Cacao Frucht / Cacao, Cacavate.
Namen.
DIe Frucht Cacao, hat ihre Namen auß America / da sie wachset / bey nahem alleine
her; wie denn die Lateinischen Scribenten / dieselbige ingleichem Cacao, oder
Cacavate nennen. Von Johanne Bauhino hat sie auch den Namen Avellanae Mexicanae;
und von Casparo Bauhino, Amygdalae similis Guatimalensis, bekommen. Johannes
Rajus, der heutige berümbte Englische Botanicus nennet auf Englisch / The Caco
Tree.
Der Baum / so diese Frucht tragt / wird bey den Americaneren Cucavaquahuitl, oder
Cacaotal geheissen. Lateinisch / Arbor Cacari, Cacavifera, Fr. Hernand.
Geschlecht und Gestalt.
Es sollen vier Geschlechte dieses Baums gefunden werden / der Grösse nach allein
underscheiden: die zwey Ersten werden genennet Cacahuaquahuitl: das dritte
heisset bey den Americanern Xuchicacahuaquahuitl, dessen Frucht von aussen roth
/ im übrigen den anderen gleich. Das vierdte nennen sie Tlalcacahuaquahuitl, so
die kleinsten Früchten tragt. Alle diese Bäume aber wachsen gern in feuchtem /
schattichtem / fettem und moosichtem Grunde: werden in America oder West-Indien
/ und sonderlich in desselben Provintzien / Guatimala, Nova Hispania, Nicaragua,
Cuba, Hispaniola, Jamayca mit grossem Fleiß gepflantzet / kommen auch wol
selbsten im Wald und schattichten Thäleren hervor. Sie tragen Früchte von
ungleicher Grösse; die Grösseren gebrauchen sie an statt des gelts / die
kleinern aber zu ihrem Getränck / davon unden Meldung geschihet. Alle diese
Bäume sind so zarter Natur / daß sie weder die starcke Hitz der Sonnen / noch
die herbe Kälte der Nacht / noch auch grosse Wetter erdulden können. Dennenhero
die Americaner allezeit grosse schattichte Bäume / welche Cacaoquanantli von
ihnen genennet werden / darneben pflantzen / damit sie under deroselben Schatten
von allen äusserlichen Feinden gesicheret seyen. Die Spanier setzen gantze
Felder voll solcher Bäumen / eben wie die Europaeer ihre Weingärten: in dem
andern Jahr tragen sie schon Früchten / und hernach zweymahl deß Jahrs / umb den
Brachmonat / und den Jenner / nach dem zwantzigsten Jahr aber fangen sie an zu
verderben.
Der gröste dieser Bäumen ist von mittelmäßiger grösse / dessen Stamme bey nahem
so dick / als der Stamme unserer Zwetschgen- und Pflaumen-Bäumen wird: hat
durchgehends eine glatte Rinde / und spreitet sich gleich den Kirsch-bäumen rund
umb in viel Aeste auß / welche allgemach oben dünner werden / und sich zusammen
thun / das der Baum gleichsam zugespitzt wird. Die Blätter sind dunckel-grün /
etwas schmaler und länger als die Pomerantzen-blätter; hangen mit gantz kurtzen
Stielein an den Aesten. Die Blume ist groß / gelb-weiß / gleich dem Saffran /
nach deren Abfall / dünne / grüne / länglicht / und wollichte Zäserlein
verbleiben / auß welchen hernach die Birn-würbelgestaltete Früchten / so sie
Caca [36] vacentli nennen
hervorwachsen; die da / wenn sie reiff werden / den Melonen an Dicke / Grösse
und Gewicht nichts nachgeben / auch einstheils saffran gelb / und wo sie der
Sonnen etwas entgegen stehen / roth und fleischfarbig werden / beneben der Länge
nach / wie die Melonen / mehrfacht eingeschnitten sind / oder eingebogne Höle
haben. Ihr inwendiges Fleisch ist mit zehen biß zwantzig / oder auch mehr Kernen
begabet / welche den welschen Pimpernüßlein an Gestalt gleich / aber in der
Grösse unserer Mandlen und mit einer dunckelrothen Haut umbgeben sind. Diese
Kernen haben inwendig eine öhlichte / dünne / kästenbraune / bitterlichte / aber
doch nicht unliebliche / nehrhaffte Substantz / auß deren man mehr Oehl / denn
auß den Mandlen pressen kan. Dieser öhlichte Safft sitzt in den Kernen wie ein
weisse Milchichte Sultz / welche in dem Mund alsobald vergehet. Wenn die
Americaner solche Früchten eingesamblet / nehmen sie die Kernen herauß / ziehen
ihnen die aussere Haut ab / säubern sie von dem anklebenden Schleim / und dörren
dieselben alsdenn an der Sonnen auf leinenem Tuch / oder Bintzen- oder
Strohdecke biß sie gantz dörr sind: alsdenn stossen sie solche zu Pulver / oder
zu einer massen, welches ein Anzeigung ist / daß auch in den gedörrten Kernen
annoch ein kleb- und öhlichte Matery verborgen seye. Auß dieser Masse oder
Klumpe / machen sie hernach mit zuthun anderer Sachen ihre Chocolate, welche
übel Meer in unsere Europaeische Land geführet wird / und viel besser ist / als
die man auß denen zu uns übergeführten Kernen in Engelland / Holland oder
anderstwo machet / weilen diese obwol gedörrte Kernen / annoch underwegs von dem
Meerlufft aller hand Feuchtigkeiten an sich ziehen / dadurch sie schimlicht /
faul oder räheling werden.
Eigenschafft.
Von diesem Baum wird nichts / als der Kernen gebraucht / welchen die
Americanische Männer und Weiber auch frisch ohne einigen Schaden der Gesundheit
essen. Er hat ein häuffiges Oehl / mit etwas rauchlichtem wenigem Saltz in sich
/ dadurch er ein bitterlichten / mit gelinder Süßigkeit lieblich vermischten
Geschmack bekommt / und ein recht temperierte Eigenschafft hat / die scharffen
Feuchtigkeiten zu milteren / die Säure deß Magen-saurteigs zu versüssen / die
zehen und schleimerigen Flüsse zu erdünneren / die Ledensgeister zu erfrischen /
den überflüßigen Stulgang durch gelinde zusammen ziehende Krafft zu mäßigen /
wenn man sie nur mäßig gebrauchet: so sie aber ohne Maß geessen werden /
erwecken sie gefährliche Verstopffungen / und Schaden der Gesundheit / darumb
auch die Americanischen Weibsbilder / so dergleichen Früchten lieben / und
täglich geniessen / gantz bleich / oder bleyfarbig in dem Angesicht werden.
Gebrauch.
Der Kern von der Frucht dieses Baums gibt viel Nahrung; man muß ihn aber mit Maß
geniessen / eben wie die Mandlen / damit er nicht das Geblüt zu viel erdickere /
und öhlicht mache. Sonderlich soll er wegen seiner schaumigen / schwefelichten /
mit flüchtig temperiertem Galtz vermischten Feuchtigkeit den Samen bey dem
Menschen vermehren / und hiemit die Mannheit erwecken und beförderen. Damit aber
solche Krafft dieser Kernen desto grösser werde / als pflegen die Americaner
auch andere kräfftige Sachen darzu zu mischen / und also eine vermischte Artzney
zu machen / welche sie Chocolata nennen / und in Form der Zapfen / wie man die
Pflaster in den Apotecken macht / oder grosser Täfelein und Küchlein in Europam
zuversenden. Damit man aber eigendlich wisse / wie solche Chocolata zubereitet
werde / und worzu sie dienen solle / als kan man folgende auß etlichen heutigen
Botanicis zusammengetragene Beschreibung nach belieben lesen.
Chocolata, Chocolati.
Chocolata, Chocolate; auf Italiänisch / Spanisch / Frantzösisch und anderen
Sprachen / hat es den Americanischen Namen behalten; auf Latein aber mag es
Succolata Indorum genennet werden. Bedeutet entweders die auß den Cacao Kernen /
sambt anderen zugemischten Dingen bereitete Massam, oder den hierauß gemachten
Tranck. Die massen aber der Chocolate wird auf underschiedliche Weiß zubereitet.
Ehe die Hispanier in Americam geschiffet / haben die Indianer solch Tranck nur
auß den Kernen Cacao allein gemachet / und nichts nach der Lieblichkeit
gefraget; dieses Tranck aber brauchten sie ordinari bey ihren Mahlzeiten / wie
wir den Wein oder das Bier trincken. In Jamaica schelen sie die Kernen / dörren
sie hernach / stossen sie groblicht / und machen ein-zwey-biß drey-pfündige
Kuchen darauß; welche an dem Schatten weitere gedörret aufbehalten werden: so
sie aber hernach das Tranck davon haben wollen / schaben sie solche Kuchen an
dem Keibeisen zu reinem Pulver / und zerlassen dasselbe in Wasser / und mischen
nach belieben Zucker darunder. In andere Insulen schelen sie die Kernen / dörren
sie auf gelindem Feur / oder an der Sonnen gemächlich / stossen sie in einem
marmorsteinenen Mörsel gantz rein / machen Kuchen darauß / auß welchen sie
hernach entweder allein oder mit Eyeren und ein wenig Mayzij Meel kleine
Küchlein / oder Täfelein formieren / welche zwischen Papier an dem Schatten /
(denn an der Sonnen schmeltzen sie) getrucknet / und gehärtet / demnach zu
täglichem Gebrauch über ein Jahr aufbehalten werden. Solche Kuchen / oder
Küchlein bringen die Europaeischen Kauffleute mit auß America in Engelland /
Spanien und Holland / und soll die beste Chocolate sein / auß welcher sie
allererst die vermischte bey uns gebräuchliche Chocolate machen.
Die Spanier aber / wie auch andere in Americam schiffende Europaeische Kauffleute
/ welche auf die Lieblichkeit des Trancks viel halten / haben auch
underschiedliche Sachen mit der Kuchen solcher Indianichen Kernen vermischet:
wie denn Marrado schreibet / daß die Chocolate mehrertheils auß folgenden Sachen
gemachet werde; als nemblich / man nehme der Kernen Cacao, 700. Zucker anderhalb
Pfund. Zimmet 4. Loht. [37] Chilles, oder
Mexicanischen Pfeffer 14. Körner; Gewürtznägelein ein loht. Vanillen 3. Schotten
/ oder an deren Stelle / Aeniß-samen 4. loht. Achioten einer Haselnuß groß.
Etliche mischen annoch ein wenig Pomerantzenblust-wasser / Bisam und Ambra / wie
auch Hirtzenzungen Pulver darzu: an deren Statt / andere die Mandel- und
Haselnuß-kernen / wie auch das Pulver von Alexandrinischen Rosen damit
vermengen. An vielen Orten thut man annoch das Türckische Korn Mays genannt /
Indianischen Hirß / Xochinacatlis, oder Oreiuelas, (Oregioella, Clus. exot. Flos
auriculae) Mecaxochitl, dessen Frucht dem langen Pfeffer gleich / Xoconochitl,
(Piper Tavasci, Hernand. Piper odoratum Jamaicense Nostratibus.) Carpobalsamum,
Officin. auch andere Sachen darzu. Damit aber die Chocolate wol außfallen / so
trucknen und dörren sie die Sachen / so gedörret sollen werden (die Achioten
außgenommen) auf gantz gelindem Feur / ein jede absonderlich / rühren sie under
dem Dörren immerdar / damit sie nicht anbrennen / oder schwartz und bitter
werden / auch die Kräfften nicht sambtlich verlieren: stossen hernach oder
reiben jede sonderbar auf einem weiten / glatten / etwas gehöllten Stein / so
sie Metatl, oder Metate heissen / zu reinem Pulver; solche Pulver vermengen sie
in einem sauberen Gefäß / mit der gestossenen Cacao, damit zuvor die Achiote
vereiniget worden / und rühren alles wol undereinander zu einer weichen Kuchen /
welche sie hernach wieder auf obiger steinenen Tafel / darunder ein klein
Kohlfeur gestellet ist / wol reiben / Täfelein darauß formieren / auf Papier an
dem schattichten trockenen Lufft trucknen / und hart lassen werden / hernach in
höltzenen Büchsen zu dem Gebrauch aufbehalten. Anjetzo nehmen die gemeinen Leuth
in America zu der Chocolate nichts anders als die Kernen von Cacao, Aenis-samen
/ Chilles oder Pfeffer (an dessen Stelle andere den Zimmet vorziehen) und
Achioten / so ein auß den Kernen der rothen Frucht deß Achiotl, Changuarica,
oder Pamaqua Baums außgetruckter / und auff dem Feur erdickerter Safft ist /
welcher die Kräfften hat zu eröffnen / die schleimige Feuchtigkeit zu erdünneren
und flüßig zu machen; auch wegen seiner röthe der Chocolate die Farb geben muß.
In Europa soll die beste Chocolate zu Cadix in Spanien gemachet werden. Die
beste Chocolate aber ist diese / so da nicht schimlet / und einen lieblichen
angenehmen aromatischen Geschmack hat / wenn man sie in dem Mund keuet / oder
zerlassen trincket. Sie muß auch nicht alt / von den Motten und Würmen nicht
durchlöcheret sein und keinen seltzamen faulen / rähelingen Geruch haben.
Daß Tranck von dieser Chocolate wird auf verschiedene Weise bereitet. Die
Gemeinen in Jamaica schaben mit einer zinnernen Feilen / oder einem Reibeisen
alle Morgen / so viel sie nöthig haben / von der Chocolate Kuchen rein hinweg:
demnach zerlassen sie etwas weniger ihres Cassavae Brots in frischem klarem /
kaltem Wasser / welches leicht geschichet; dieses Wasser sambt dem Brot stellen
sie über das Feur / wenn es zu sieden anhebt / werffen sie die geschabene
Chocolate hinein / rühren es mit einer höltzernen Spatel / oder Löffel offt umb
/ lassen es ein Viertelstund kochen: wenn es gekochet / giessen sie es in eine
Schüsseln auß / mischen ein wenig Zucker darzu / und setzen es ihren
Arbeitsleuten täglich warm zu trincken vor. Andere rühren die geschabene
Chocolate in dem kalten Wasser mit einem höltzernen Stössel so lang umb / biß
sie einen Schaum von sich gegeben / diesen Schaum thun sie in ein ander
Geschirr; das Wasser aber setzen sie mit genugsamen Zucker über das Feur / und
wenn es wol warm / auch der Zucker zerlassen / so giessen sie es über den zuvor
abgesönderten Schaum / und trinckens also warm. Etliche füllen das Geschirr / so
sie voll Chocolate außzutrincken verlangen / mit siedendem frischen Brunnwasser
halb auf / zerlassen ein wenig Chocolate pulver darinnen / rührens mit einer
höltzernen grossen Gabel durcheinander / biß es dick und schaumig seye / hernach
füllen sie das Trinckgeschirr mit heissem Wasser / darinnen Zucker zuvor
verlassen worden / gantz voll / und trincken die Chocolaten also warm. Viel
kochen nur Chocolate-pulver / und Zucker in Wasser / biß ein fetter Schaum oben
auf schwimmet / und trinckens also warm. An den offentlichen Mahlzeiten pflegen
die Americaner die Chocolate auch kalt also zu trincken; sie rühren das Pulver
davon in kaltem Wasser / biß der Schaum vorhanden / thun den Schaum in eine
Schüssel / zerlassen alsobald Zucker in obigem Wasser / und giessen es hoch über
den Schaum herunder / trinckens hernach also kalt; viel aber können solch Tranck
/ weilen es zu sehr kühlen soll / nicht vertragen. Heut zu tage bereiten sie es
in Franckreich auf folgende Weise: man gießt so viel Bächer voll Wasser in das
Chocolate Geschirr / so viel Persohnen zugegen sind / welche zu trincken
verlangen / wenn das Wasser siedet / wirfft man auf jeden Bächer Wassers / 2.
loth Chocolate-pulver / und eben so viel Zucker hinein / rührts also wol under
einander / biß es gantz schaumend ist / gibts alsdenn warm zu trincken. An Statt
des Wassers nehmen etliche Kühemilch / und das Gelbe von frischen Hünereyeren;
auf welche Weise sie zwar lieblicher / aber nicht durchauß so gesund wird.
Die zubereitete Chocolate wird von vielen nur trocken mit weit besserem Appetit
geessen / als / da sie gekocht ist / getruncken. Die Zuckerbecken pflegen sie
auch zu verzuckeren / oder in die Marcipan / Biscuit / und andere Leckereyen zu
thun.
Wenn man aber die Ingredientien / so zu der Chocolate genommen werden / wol
erweget (Kalter schwacher Magen. Mattigkeit der
Lebens-geistern. Schwachheit deß Hertzen. Husten. Schleim auf der Brust.
Schwerer Athem.) / wird man nicht unschwer abnehmen können / daß diese
Sach eben so wol eine Speise als eine Artzney mag genennet werden / denn sie
recht temperierter Natur und Eigenschafft ist / gibt viel Nahrung / stärckt und
wärmt den kalten / und erkühlet den allzuhitzigen Magen / löscht den Durst /
erfrischt und vermehrt die Lebens-geister / stärckt das Hertz / ist gut für den
Husten / erweicht und macht außwerffen / heilt die versehrten Lungen /
erleuchteret den schweren Athem; erquickt die von harter Arbeit ermatteten
Glie [38] der
(Ruhr. Ehelicher Wercken Schwachheit und
Verlurst.) / stillet den öffteren Stulgang und Ruhr / sonderlich mit
Muscatnuß / und Mandlen angerühret. Fürnemblich aber erweckt / und reitzet sie
zur Geilheit und Liebeslust dennenher die übel versorgten Weibesbilder solch
Tranck ihren Ehemänneren offt nicht ohne erwüntschten Liebesnachtruck zurüsten.
Man kan ihn öffters auch gantze Jahr auß trincken / ist alten und jungen gleich
nutzlich.
CAPUT XIII.
Pfersingbaum. Malus Persica.
Rothe Pfersing. Mala Persica rubra.
Namen.
PFersing- oder Pfersig-baum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Persica, Malus Persica. Italiänisch /
Persica, Pelco. Frantzösisch / Pescher. Spanisch / Pexego. Englisch / Beachtree.
Dänisch / Persichtroe. Niderländisch / Perseboom / Perseleer.
Pfersing / oder Pfersich nennet man Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Malum Persicum. Italiänisch / Persica.
Frantzösisch / Pesche. Spanisch / Persego. Englisch / Peach. Dänisch / Persick.
Niderländisch / Perse.
Gestalt und Geschlecht.
Der berümbte Herr Dümler / beschreibet ihn also. Der Pfersingbaum ist eine schöne
Garten-zier / und ein Baum rechtmäßiger Grösse / denn er wachset hoch auff / und
breitet sich auß mit seinen Aesten. Der Stamm wird Starck / ist anfangs mit
einer röthlichten Rinden / welche hernach braunlicht wird / bekleidet. Die
Blühte / so vor den Blätteren sich ereignet / ist gar schön und anmüthig / mit
fünff leibfarb rothen Blätteren besetzet / welche in der Mitte viel purpur-farbe
und weißlichte Zäserlein hat: diese Blühte hanget ohne Stiel an den Aesten. Die
Blätter sind länglicht / spitzig / rings umbher zerkerfft / und eines bitteren
Geschmacks. Die Früchte / welche nach der Blühte erfolget / ist underschiedlich
/ nach des Baums Art und Geschlecht: etliche sind frühe / etliche spathe /
andere grosse und kleine / etliche sind inwendig am Marck weißlich / etliche
gelb / es sind auch ein theil rothfärbig und gar schön: sonst ist die Frucht
fleischig und safftig / außwendig mit einer zarten Wolle umbgeben / und
gleichsamb mit einem Spalte eingeschnitten. In der Mitte ligt ein harter raucher
Stein / welcher inwendig schön und glatt ist / auch einen weissen Kern hat / so
eines bitteren doch annehmlichen Geschmacks ist.
Dieser Baum ist keiner wärhafften Natur / und gelanget nicht zu hochem Alter /
weil er mancherley Gefahr und Zufällen underworffen / denn die Kälte kan ihm
bald schaden / rauhe Lufft ihn hindern / Unsauberkeit des Grunds verderben / und
die überflüßige Fruchtbarkeit auff einmal alle Krafft ihm benehmen / oder sambt
der Wurtzel auß dem Grund herauß reissen: dennenhero ist vonnöthen / daß man
immer junge Sträuchlein hernach ziehe / daß man den Abgang wider ersetze.
Erfrieret ein Pfersingbaum / so muß man nicht alßbald im Frühling den gantzen
Baum mit Wurtzeln und allem herauß graben / sondern man kan ihn anfangs nur biß
an das Erdreich weg schneiden / damit er von denen noch in dem Boden stehenden
frischen Wurtzeln wieder außschlage / und solcher Gestalt bald wider zur
Fruchtbarkeit gelange: wenn der Sommer fürüber und keine junge [39] Schoß vorhanden / so ist es Zeit / daß
man die Wurtzel auch außreüte. Mercket man im Grund an den Wurtzeln eine
Unsauberkeit / so muß zu denselben geraumet / der alte hinweg und neuer gute
Grund dahin gethan werden. Ist die Fruchtbarkeit überflüßig / so muß man
zeitlich den Baum mit Stützen underbauen / daß die Aeste nicht abreissen / noch
der Baum auß dem Boden beweget / sonderen die Früchte daran erhalten / und zur
Zeitigung gebracht werden. Die überflüßige Feuchtigkeit ist den Pfersingbäumen
auch schädlich / denn sie verursachet faule und abfallige Früchte / derselben
aber abzuhelffen / wird unden in den Stamm / oder in die grosse Wurtzel ein Kiel
von Nespel- oder Kriechenholtz geschlagen / daß der Stamm oder Wurtzel
auffgespalten bleibe / so ziehet sich die übrige Feuchtigkeit herauß.
Ob wol der Pfersingbaum in allen Orten in warmem / feuchtem und sandigem Erdboden
wächset / so muß er doch in unserem Teutschland gegen Mittag gesetzet werden /
und vor dem rauchen Nordwind gesichert seyn / damit er für Frost bewahret zu der
Fruchtbarkeit gelange.
Es werden auch die Pfersingbäume in die Weingärten gesetzt. In oder an die
Blumenfelder taugen sie gar nicht / denn ob sie zwar schmale Blätter haben / so
geben sie doch einen Schatten in die Felder / und hinderen das Blumenwerck. Den
Weingärten sind sie auch nicht gar wol anständig / weil sie so wol den Trauben
als den Blumen die Sonnen-strahlen fürhalten. Derohalben muß man sie in
Weingärten also pflantzen und setzen / daß ihr Schatten die Weinstöcke nicht
berühre. Hierbey ist auch diß zu mercken / daß die Pfersingbäume einen guten
wolgetüngten Grund begehren / und in Waasen nicht gut thun / sonderen wässerige
und ungeschmackte Früchte bringen.
Die Pflantz- und Setzzeit ist alhier auch zubeobachten. Pfersing wie auch
Marillen und Mandelkern kan man schon in dem Jenner / im zunehmenden Mond / in
gute mittelmäßige feuchte Erden / so in einem weiten Scherben ist / und an einem
laulichten Ort stehet / stossen / die werden bald keimen und auffgehen / alßdenn
können sie folgend wider in dem wachsenden Mond in kleine Geschirr / so mit
gutem Erdreich gefüllet sind / wol umbgesetzet / und etwas feuchter / biß in den
April erhalten werden. Wenn nun ein Sträuchlein vier oder sechs Blättlein
getrieben / alßdenn kan man sie widerumb in dem zunehmenden Mond mit der Erden
auß dem Geschirr heben / oder dasselbe gar zerbrechen / und an die Stelle setzen
/ da man eines Pfersingbaums bedürfftig ist / so wird ein solcher Gestalt
versetztes Zweyglein noch densel / ben Sommer über ein hohes und lustiges
Bäumlein werden / welches bald seine Frucht bringen / und dem Garten-herren
Nutzen geben wird.
Ist das Erdreich offen / so kan man schon in dem Hornung / oder im Anfang des
Mertzens / jedoch zween oder drey Tage vor dem Vollmond / Pfersing- und andere
Steinobs Kernen / in wolgebauten Grund stossen; diese wachsen hernach fein
hurtig. Man kan sie zwar auch zur Herbst-zeit stossen / welche hernach in dem
Frühling herfür wachsen / jedoch wegen der Feldmäuse / so den Winter durch
diesen Kernen nachstellen / sie auffkieffen und fressen / ist die
Frühlings-pflantzung am allerbesten. Die Frühlings-zeit ist auch zum versetzen
der jungen Pfersingbäumlein am bequemsten / weil dieselbe noch in dem Herbst
schossen / und gar spath neue Aestlein treiben. Aber doch muß man auch in dem
Frühling nicht zu lang warten / weil sie zeitlich trucken und treiben. Andere
Bäume / wenn man sie versetzet / müssen gestümlet oder geschnäidet werden / aber
dieses ist dem Pfersingbäumlein zuwider / denn sie werden gäntzlich versetzet.
Ingleichen ist den jungen Pfersingbäumlein der Schnitt des Heb- oder anderer
eisernen Messer zuwider. Aber dieses ist ihnen fürträglich / daß wenn sie in
ersten Jahren starck zu wachsen beginnen / und viel Zweyge treiben / daß man
dieselben alßbald säuberlich mit den Fingeren abklemme / damit ein schöner /
gerader Stamm gezogen werde. Wenn man aber die Aeste mit einander lässet
auffwachsen / so werden sie dick / und bleibet der Baum niderträchtig. Im Herbst
wird zu den Wurtzeln geraumet / in die Gruben werden die abgefallenen
Pfersingblätter gethan / und mit Erdreich bedecket / alßdenn faulen sie / und
geben dem Baum gute Tüng und Nahrung. Andere Bäume werden durchs peltzen
gebessert / aber die Pfersingbäume bleiben / wie sie von den Kernen gezielet
werden / und können nicht besser gemacht werden / ist der Kern gut / so wird
auch die Frucht gut. Aber mit Tüngen und fleißigem hacken kan ihnen grosser Nutz
geschafft werden. Will aber jemand das Peltzen mit den Pfersingen probieren /
derselbe pfropffe einen Nusbaum-stock / und besprenge denselben Pfersingbaum
offt mit Ziegen-milch / so wird er fruchtbar / und bringet grosse
Pfersing-äpffel / die inwendig Nüsse haben.
Wilst du daß ein Baum halb Pfersing und halb Nuß trage / so nimb von einem jeden
ein Zweyglein / schneide sie in der Länge von einander / und theile auch die
Augen / alßdenn richte zwey halbe Augen gleich zusammen / binde und verwahre sie
mit Baumwachs / schneide nicht alle Nebenschoß hinweg / so werden halb Pfersing
und halb Nüsse wachsen. Auff solche Weise kan man auch Marillen oder Mandelkern
zu Pfersing vereinigen.
Wenn zur Sommers-zeit durch langwirige Sonnen-hitz das Erdreich außgetrocknet
wird / so manglen auch die Pfersingbäume ihrer dürfftigen Nahrung / weil ihre
Wurtzeln nicht tieff in die Erden schlieffen. Daher lassen sie ihre Früchte
unzeitig abfallen: daß nun dieselben zu vollkommener Zeitigung verbleiben /
müssen die Bäume mit laulichtem Wasser täglich / oder über den anderen Tag
begossen werden.
In Franckreich hat man eine Frucht Prunopersicum, ist außwendig wie ein Pflaumen
/ und der Kern eines Pfersings.
Die alten Teutschen haben von dem Pfersingbaum nachfolgends denckwürdiges
Sprichwort.
|| [40]
Pfersingbaum und Bauren G'walt / Wächset schnell / vergehet bald.
Herr Walter Schultzens in dem 3. Buch seiner Ost-indischen Reise-beschreibung im
16. Cap. beschreibet die Indianischen Pfersing also. Die Frucht / von den
Niderländeren und Indianeren Mangos genennt / wachset an Bäumen / so dem Baum
Jaka nicht unähnlich sind. Diese Mangos scheinen so groß wie ein Pfersich / sind
aber länger / und im Anfang grün / hernach werden sie gelblichter: wenn man
ihnen die dünne Schale nimt / findet man in derselben ein safftiges Marck / so
säurlich und etwas zähe im schneiden befunden wird: inwendig sitzet ein Stein /
so dem Pfersich-stein nicht ungleich ist. Diese Frucht wird von den
Ost-indischen Völckeren häuffig über zückeret / auch wol eingesaltzen / und
hernach an-stat des Areks auffgestellet / ist in dem übrigen ein gutes Mittel
wider das hitzige Fieber. Zu Ormutz sollen die allerbesten / und zwar so
begierlich und reissend verkaufft werden / daß da sonst der Marckt mit allerhand
köstlichen Indianischen Früchten angehäuffet / dennoch fast alles für dieser
Frucht verschmächet werde / wie solches Garcias ab horto lib. 2. plant. histor.
cap. 9. berichtet / und darneben vermeldet / es seye nach dem Unterscheid der
Länderen auch die Frucht von verschiedener Güte: derjenigen / die in Ormutz
befindlich / schreibt er den ersten und besten Preis zu; den anderen derselben /
die in Guseratte wachset; den dritten dieser / die Balagate zeuget. Er erinneret
sich / zwey Stücke dieser Obsfrucht gesehen zuhaben / welche vier Pfund und ein
halbs gewogen. Auf seinem Landgut in Bombami hatte er einen Baum / so dieser
Früchte zweyerley Arten getragen / und im Maymonat solche / die zwar den übrigen
mit Geschmack und Geruch weit vorgangen / gegen dem Außgang des Herbst aber
andere / welche noch Köstlicher gewesen. Darneben wachsen sie auch lieblich in
den fürnemsten Städten des Königs Nizamoxa / als in Chacanna / Quindor /
Madanager und Dultabado: man findet sie ferners gut in der Landschafft / Malabar
/ Goa / Bengala / Pegu und Moluca. Die Frucht hat ein grünröthlichte Farb / und
gibt einen annemlichen Geruch von sich. Man isset sie / wie in Teutschland die
Pfersich / auß Wein: sind auch kalter und feuchter Natur wie die Pfersing. Sie
werden in Indien mit Zucker / und bißweilen zerschnitten mit Eßig / Oel und
Saltz eingemacht. Die frischen Kernen genossen tödten die Würm im Leib wegen
ihrer Bitterkeit / gleich wie bey uns die Pfersichkernen. Die Sinesische Flora
R. P. Michaelis Boym S. I. berichtet / daß diese Frucht bey den Sineseren Manko
genennet werde / und sehr überflüßig in den Südlichen Landschafften herfürkomme;
sie seye bey den Indianeren mancherley Gattung / wäge / wenn sie groß / zwey
auch zu zeiten drey Pfund / sonderlich so sie entspriesset auß dem Zweige eines
Baums / der dem Cederen-baum eingepropffet / von dessen Frucht sie den Geruch
und Runtzelichte Haut nicht unzierlich entlehnet. Bey welcher Gelegenheit er
zugleich andeutet / daß die Impffung und Propffung auff andere Bäume in Sina
nicht auffsolche Weiß geschehe / wie bey uns in Europa: angemerckt die Sineser
nur einen Zweig von der Manga abschneiden / solchen an den Zweig oder Ast eines
anderen Baums schlecht anbinden / und mit Mist oder Leim bedecken / worauff die
Zweige mit der Zeit sich ehlich vergatten / zusam̅en in einen Leib
verwachsen / und Früchte herfür bringen / deren etliche / wenn sie reiff / grün
/ andere gelb oder roth sind / auch inwendig ein süsses / gelbes oder
purpurfarbiges Marck haben: das inwendige Kernlein seye so bitter wie Bellota /
und tödte die Würm im Leib.
Under die frembden Pfersichbäum wird auch der Jambosbaum gezehlet / welchen
Bernhardus Paludanus in notis ad Linscotti part. 4. cap. 9. und Christophorus à
Costa in libro aromat. cap. 48. also beschreibet. Die Indianer halten diesen
Baum hoch / und ward erstlich auß Molucca zu ihnen gebracht. Er ist so groß wie
die grösten Spanischen Pomerantze-bäume / breitet sich mit neben Aesten weit
herum / und gibt ein grossen Schatten / derohalben er fast schön anzusehen ist.
Der Stamm und die Aeste haben ein aschenfarbe Rinden. Die Blätter sind schön und
lind / länger als die Breite einer Hand / mit einem dicken Faden in der Länge /
und vielen durchlauffenden Aederlein / außwendig gar grün / inwendig etwas
bleicher / mit Blümlein / die sich aus dem rothen auf die Purpurfarbe ziehen /
und vielen Fädemlein in der Mitte / die auch lieblich anzusehen sind / sie haben
ein Geschmack wie die Zincklein an den Weinräben. Die Frucht ist in der Grösse
einer Birn / oder nach etlicher Meinung eines grossen Spanischen Galläpffels:
dieser Früchte sind zweyerley Art / eine ist dunckelroth / sihet als ob sie
schwartz wäre / hat gemeiniglch keinen Kernen / ist geschmackter den̅ die andere / welche blauroth / oder auß dem roten purpurfärbig /
mit einem lieblichen Rosengeruch / hat in sich ein weisses und hartes Steinlein
oder Kern / nicht gar rund / in der Grösse eines Pfersichkerns / weiß und mit
einem rauchen Häutlein überzogen. Diese / ob sie wol nicht so groß wie die
vorige / ist doch angenehmer den leckermäuligen Leuten. Sie riechen alle beyde
wie liebliche Rosen / sind kalt und feucht / gantz sanfft und lind / mit einem
dünnen Häutlein umbgeben / das man mit keinem Messer kan abschälen. Dieser Baum
wurtzlet sehr tieff und wird in vier Jahren fruchtbar / tragt auch durch das
gantze Jahr / und wird nimmer ohne Frucht oder Blüth gesehen: Denn er
gemeiniglich entweder voller Blüth / oder voll zeitiger und unzeitiger Früchten
stehet. Ja wenn die Blümlein abfallen (von welchen das Erdreich anzusehen ist /
als wäre es mit roter Farb angestrichen) so wachsen widerumb frische: dahero
etliche Früchte erst anfangen zu wachsen / andere zu zeitigen / etliche aber
schon zeitig sind / und gelesen oder abgebrochen werden. Wenn man den Baum
schüttelt / fallen die zeitigen alsobald ab / so man aber die Aeste untersich
zeucht / reissen sie leichtlich. Man isset diese Frucht über dem Tisch vor
anderen Speisen / und sonsten auch den gantzen Tag über. Die Blüth und [41] Frucht w???den von den Indianeren mit
Zucker eingemacht und in den hitzigen Fieberen gebraucht / den Durst damit
zuvertreiben.
In den Europaeischen Länderen werden underschiedliche Gattungen der Pfersingen
beobachtet / deren Underscheid aber allein bald in der Frucht erhellet.
Sonderlich sind diejenigen Pfersing hochgeachtet / deren inwendiger Stein
selbsten von einander spaltet / und welche deßwegen für Weiblein gehalten
werden; als da sind 1. Gemeine weiche Pfersing / so wol grüne als weisse;
Persica molli carne, vulgaris, viridis & alba, C. Bauh. 2. Die
Blüt-Pfersing / Persica succo quasi sanguineo, C. B. Persica rubra. Lon. welche
vonaussen wollicht / inwendig roth. 3. Pfersing mit gefülter Blum / Persica
flore pleno, welche zur Curiositet in den Gärten geziehlet wird. Die übrigen
aber behalten ihre Steine auch nach der Zeitigung hart beschlossen / under
welche Gattungen gezehlet werden.
1. Die harten / grossen Hertz- oder Muscateller-pfersing / Persica dura carne
candida, aliquando ex albo subrubente, C. B. Persica duracina, Matth. Lob.
Persica Hispanica, Melocotonea quorundam, J. Bauh. Diese werden offt einer Faust
groß / haben ein hartes weisses / an dem Umbkreiß etwas grünlichtes / umb den
Stein herumb rothes / sonsten aber wolgeschmacktes / weinichtes / an dem Stein
hart anklebendes Fleisch. Sind mit einer hartlichten wolligen Haut überzogen /
zeitigen spat.
2. Die kleinsten weissen Pfersing / frühe oder St. Johannis Pfersing / Persica
minima alba, J. B. Persica aestiva Armeniacis similia, C. B. Praecocia, Tab.
Sind wolgeschmackte Pfersing / mit weisser wollichter Haut umbgeben / und einem
weissen den kleinen Steinen anklebenden Fleisch begabet / werden zu end deß Heu-
und Anfang deß Brachmonats reiff / und kommen zu der Grösse der kleinen
Marillen.
3. Kleine weisse Pfersing / Persica parva alba, J. B. haben ein liebliches von
den Steinen sich gern lösendes Fleisch.
4. Mittelmäßige weißlichte Pfersing / Persica mediocria albida, J. B. Haben ein
bleich gelblichte Haut / und sind mit weissem von den Steinen gern abgehenden
Fleisch begabet.
5. Grosse weisse Pfersing / Persica alba maxima, J. B. haben ein safftiges /
nicht ungeschmacktes Fleisch / so an dem Stein nicht hart anklebet. Ihre Haut
ist / wie der übrigen / wollicht.
6. Weisse schleimicht-safftige Pfersing / Persica alba mucosa &
succulenta, J. B. deren Frucht / so sie geöffnet / und leicht getruckt wird /
alsobald in einen Safft zerrinnt / welcher saur-weinicht / mit etwas Bitterkeit
vermischet / das Fleisch haltet an dem Stein sehr hart an / welches denn ein
Zeichen / daß die Frucht nicht von den besten ist.
7. Mittelmäßige gelbe Pfersing / Persica lutea mediocria, J. B. sind äusserlich
gelb / haben ein hartlichtes wolgeschmacktes / von den Steinen sich gern
sönderendes Fleisch; sind nicht so rund als die übrigen / und haben einen
tiefferen Känel oder Spalt in der Mitte.
8. Grosse gelbe Pfersing / Persica maxima lutea, J. B. welche an der Farb und
Grösse den Quitten gleich / haben ein hartlichtes / schmackhafftes / von den
Steinen leicht abgehendes Fleisch.
9. Kleine kahle Pfersing / Persica parva glabra, J. B. haben ein gelblichte
glatte Haut / und ungeschmacktes an den Steinen anhafftendes Fleisch.
10. Quitten Pfersing / Persica dura, carnea buxea, J. B. Haben ein goldgelbe Farb
/ angenehmes / safftiges / weinichtes Fleisch und sind bey nahem die gesundesten
under allen.
11. Nuß-Pfersing / glatte Pfersing / Persica juglandina; Nuci persica, C. B.
Matth. J. B. Der Baum dieser Frucht ist nidriger / als die übrigen Pfersingbäum;
der Stamm / und die grösseren Aeste sind mit einer weißlichten Rinden bedeckt /
die kleineren Zweig aber sind roth; der Blätter und Blumen halben ist von dem
Pfersingbaum kein Underscheid. Die Frucht aber ist kleiner und ründer / grün /
fleisch- und saffticht / ohne Spält und Ritz / von aussen glatt / und mit keiner
Wollen umbzogen; daß innere Fleisch ist keck / hartlicht / eines sehr lieblichen
Geschmacks; in welchem ein harter Stein gleich einer Nuß lieget / mit einem
bitteren Pfersingkerne beladen. Solcher Nuß-pfersinge hat Parkinsonus
siebenerley Arten in seinem Paradiso aufgezeichnet / zu denen Johannes Rajus in
Histor. Plantar. noch mehr Gattungen gesetzet / welche meistens der Farb der
Früchten halben underscheiden.
12. Mandel Pfersing / Persica amygdala, Matth. Persica Amygdaloides, C. B.
Amygdalopersicum, J. B. Camer. Park. auff Englisch The Almonde Peach. Der Baum
ist dem Pfersingbaum gleich / hat auch eine dem Pfersing ähnliche Frucht / diese
aber mit mehrerem Fleisch als die Mandel Frucht / und mit wenigerem / als der
Pfersing begabet. Der inwendige Stein / ist in der Figur und Grösse des
Mandelsteins; hat aber Runtzel wie der Pfersingstein; sein Kern ist dem
Geschmack nach süß wie die Mandlen / kan auch darfür geessen werden; daß Fleisch
aber der Frucht schmackt wie Pfersing. Diese Frucht pflegt man / ehe der
inwendige Stein hart wird / gleich den unreiffen Nussen / in Honig / oder Zucker
einzumachen.
Man könte noch wol mehr Gattungen dieser Frucht finden und auffzeichnen / wie
denn durch Impfen und Pfropfen alle Jahr frische Arten hervorwachsen /
sonderlich in Italien und Franckreich / da man sich absonderlich auff vielerley
Art der Früchten / durch die Kunst befleißiget. Der Berühmbte Herr Johann
Sigismund Elsholtz hat in seinem Tractat von dem Gartenbau neun- und
neuntzigerley Gattungen Frantzösisch aufgezeichnet / deren Namen er auß dem /
An̅o 1670. heraußgegangenen Büchlein / Instruction pour
cognoitre les bons Fruits, gezogen.
Eigenschafft.
Die Blume deß Pfersingbaums ist bitter / hat einige scharffe gelind purgierende
Saltztheile in ihrem Safft berborgen. Die Pfersing haben dergleichen auch bey
sich / sie sind aber mit vielen wasserichten Safft also vermischet / daß sie
keine solche Wür [42] ckung haben
können / es sey denn / daß man solcher Früchten zu viel esse / massen sie gern
jäsen / und in dem Leib faulen / hiemit schädliche Durchbrüch erwecken: in dem
Kernen befindet sich ein mit saurem Saltz vermengtes Oehl / daher man einen
sauren Geist neben einem harntreibenden Oehl darauß distillieren kan.
Gebrauch.
Die Pfersinge bekommen dem Magen nicht gar wol / und so man ihren zu viel isset /
bringen sie Schleim / erkälten den Leib / und erwecken faule Fieber / deßhalben
soll man sie mäßig brauchen / nicht nach der Speiß / sondern zuvor / damit sie
nicht lang in dem Magen ligen / sondern schnell durchgehen / also erweichen sie
den Bauch. Etliche essen sie auß einem guten Wein / so in Spanien gar gemein
ist.
Die Latwerg von Pfersingblüht wird mit Zucker wie die Rosenlatwerg gemacht / ist
den Kindern sehr nutzlich / welche mit den (Würm.) Würmen geplaget sind / sie ist nicht so unlieblich einzunehmen /
als der Wurm-samen: gleiche Würckung hat auch daß von der Blüht destillerte
Wasser / oder der darauß gepreßte Safft.
So man nim̅t fünfftzig Pfersingkernen / hundert Kirschen-nüßlein /
eine handvoll Holderblüht / solches in ein Maß Malvasier thut / und in einem
erdenen Hafen zehen Tag stehen lasset / darnach alles mit einander in einem
gläsernen Helm destillirt / gibt (Stein.) es ein
kräffug Wasser für den Stein / so man dessen am Morgen nüchtern ein paar Löffel
voll einnimmet / wie solches Herr Agerius vor anderen bezeuget hat.
Die Blüht von den Pfersingen / wie ein Salat bereitet und geessen / bringet den
Stulgang (Wasser-sucht.) / ist den
Wassersüchtigen nutzlich.
Geschälte Pfersingkerne / sechs oder sieben (Stein.) eingenommem treiben den Stein: sollen auch die Truckenheit
verhinderen / so man sie vor dem Essen gebrauchet.
(Haaraußfallen.) Welchen das Haar außfallet / der
stosse Pfersingkern / mache mit Eßig darauß ein Sälblein oder Müßlein / und
schmiere damit den kalen Ort.
Das auß dem Pfersingblüht destillierte (Würm und
Verstopffung des Leibs bey jungen Kinderen.) Wasser laxiert die jungen
Kinder und tödtet bey ihnen die Würm.
Auß dem Pfersingblüht machet man in den Apotecken einen nutzlichen Syrup /
welcher auff 1. oder 2. loth nach dem Alter / jungen Kindern eingegeben / sie
gar fein und sanfft (Würm.) purgieret: ist
trefflich den Kindern die Würm zuverireiben / welchen der Wurmsamen zu hitzig
ist / und nicht allen ohne Schaden gegeben wird / sonderlich das zerstossene
bittere Pulver / welches von den Landfahrern und gewinnsüchtigen Apotheckern /
die Leuth damit zu betriegen / feil gebotten wird. Bey gestandenem alter Manns-
und Weibs-personen / von vier biß auff sechs loth / morgens nüchtern mit
gebührender Lebens-ordnung gebrauchet / führet er die wässerige und gallichte
Feuchtigkeiten wol auß / tödtet die Würm. Ist ein edle Artzney / weil sie der
Natur im geringsten kein Schaden zufüget.
Pfersingkernen-öl in die Ohren getropffet / (Ohrenschmertzent. Haupt-weh. Grimmen / Grieß. Schmertzen der guldenen
Aberen.) linderet deren Schmertzen: an die Schläff gestrichen / dienet
wider das Hauptwehe: ein paar loth Morgens nüchtern getruncken / miltert das
Grimmen und Grieß: es ist auch dienlich zu den schmertzhafften guldenen Aderen /
sie darmit warmlicht angeschmieret / und ein wenig Baumwoll darauff geleget / so
gleichfalls in dem Oel erbeitzet worden.
(Schmertzen des Haupts.) Für das Kopfwehe nemmt
deß auß Eisenkraut gepreßten / und dick gekochten Saffts ein halb loth / deß auß
weissem Magsamen / und Pfersingkernen außgepreßten Oehls jed. ein quintl. mischt
es wol zu einem Sälblein durcheinander / welches man offt auff den Scheitel und
an die Schläff schmieren kan.
Man kan auch auß den Kernen ein dienstliche Milch bereiten: Nemmt Pfersingkernen
3. quintl. weissen Magsamen 2. quintl. Eisenkraut- und Betonien-wasser / jed.
vier loth. Zerstoßt die Samen und Kernen in dem Mörsel / gießt die Wasser
darüber / rührts wol under einander / truckts durch ein Tuch / so ist es eine
Milch / mit deren man annoch ein loth Rauten-eßig / oder ein quintl. geläuterten
Salpeter vermischen kan. Diese Milch offt gewärmt / ein Tuch darein geduncket
(Hauptweh.) / und warm über die Stirnen und
Schläff gelegt / dienet zu Stillung deß (Schlaff
bringen.) Schmertzens in dem Haupt / macht schlaffen / so man in
Fieberen oder andern Hitzen des Haupts nicht schlaffen kan.
CAPUT XIV.
Marillen-baum mit grosser Frucht / Malus Armeniaca fructu majore.
MArillen / Barillen / Barellelin / Goldpfersing / oder St. Johanns-pfersing
heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch
/ Malum armeniacum, prae [43] cox.
Italiänisch / Armellina. Frantzösisch / Abricot. Spanisch / Alvarcoque,
Albarcoque. Englisch / Apricots. Niderländisch / Vroegepersen / Avantpersen /
Abricock.
Der Baum wird genennet / Malus Armeniaca, minor & major,
Marillen-Barillenbaum. Griechisch / [Greek
words].
Gestalt und Geschlecht.
Der grosse Marillenbaum ist ein Baum rechter Höhe / welcher sich gar wol in einen
Obsgarten schicket / sein Stamm ist starck und mit schwartzer raucher Rinden
umbgeben: die Aeste breiten sich weit auß: die Blätter vergleichen sich mit dem
Laub des schwartzen Pappelbaums / sind breit / oben gespitzt / und am Umkreiß
zerkerfft: die Blüht ist weißlicht: die Frucht vergleicht sich den Pfersingen /
ohne daß sie kleiner und goldfärbig / das Fleisch dieser Frucht ist süß und
lieblich / inwendig hat sie einen harten Stein / der ist auff beyden Seiten
erhaben / läßt sich nicht leicht brechen / in diesem ligt ein Kern / der ist in
etlichen bitter / wie der Pfersingkern / in etlichen süß / wie die Mandeln:
welcher underschiedliche Kern Geschmack daher rühret / weil ein Baum für dem
anderen besser verpfleget und gewartet wird / daher ist auch einer vor dem
anderen besser und vollkommener.
Marillenbaum mit kleiner Frucht / Pomus Armeniaca minore fructu.
Der kleine Marillen-baum hat auch eine rechte Höhe / dicklichten starcken Stamme;
seine Blätter sind breiter und kürtzer als der Pfersingbäumen / den Nerven nach
röhtlicht gesprengt / am Geschmack saurlicht / die Blüthe ziehet sich von
leibfarb auff weiß / seine Frucht ist wenig grösser als die Pflaumen / van
aussen und innengelb / deren Fleisch keck und satter / ja auch schmackhaffter
als her Pfersingen / söndert sich von dem Stein gern ab.
Ins gemein werden die Marillen von ihren Kernen fortgepflantzet / gleich wie die
Pfersing / aber sie werden nicht so groß als die gepeltzten. Das rathsamste ist;
wenn man sie von kernen ziehlet / daß man nach den grösten Arten sonderlich nach
den gepeltzten trachte: da aber dieselben nicht zu bekommen / kan man mit gutem
Grund den ungeimpfften auch zimlich wol forthelffen. Worbey auch dieß in acht zu
nehmen: wenn man die Marillen von Kernen fortbringen will / daß man gleich
anfangs den Stein an den Ort setze / da er verbleiben soll / denn weil der
Marillen-bäume wurtzel tieff in die Erden schlieffen / so sind sie zum außgraben
und versetzen nicht gar tauglich / sonderen wird ihnen vielmehr Schaden gethan:
wenn sie aber je müssen versetzet werden / so kan dasselbe bald im ersten oder
anderen Jahr geschehen / ehe die Wurtzeln tieff einschiessen: die Versetzung
geschicht bey uns in dem Frühling / aber in warmen Orten im Herbst.
Die ungepeltzten lassen sich gegen Morgen und Mittag pflantzen / mögen in etwas
die Kälte erleiden / übertreffen auch vielmal die gepeltzten / mit Mänge oder
Vielheit der Früchte. Die gepeltzten aber können die kalte Lüffte gar nicht
erleiden / sondern wollen eine warme Stelle und wolverwahrten. Ort haben. In
Orten und Enden / die gegen Mittag frey stehen / und von Mitternacht mit hohen
Gebäuen verwahret sind / kommen sie am besten fort / zumahlen wenn sie so nahe
an den Häuseren stehen / daß der Sonnen Widerschein die daran wachsende Früchte
würcken kan / so werden dieselben groß und wolgeschmackt. Wenn sie aber frey
stehen / so wird deroselben Blühte leichtlich beschädiget / daß sie welcket /
und sambt dem Stiel abfället / auch die junge Schosse verderben.
Ins gemein wollen die Marillenbäume ein gut wolgebauet Erdreich haben / welches
fleißig gehacket / und vom Graßwachs befryet ist; schwerer leimichter Boden ist
für sie nicht gut: sandichter Grund ist ihnen zwar im Winter nicht zu wider /
aber im Sommer taugt er nicht zu der Früchte Wachsthumb / denn die Früchte
werden von solchem Grund gar klein: darumb muß man noch vor Winters mit gutem
Bau / wolerfaultem Rinder-mist tüngen / so wachsen davon schöne und grosse
Früchte.
Marillen werden in sich selbst auff Pfersing und Pflaumenbäume geimpffet / und
muß dasselbige zeitlich fürgenommen werden / weil diese Bäume bald Safft
bekommen und frühe trucken: das Spalt-zweygen ist hierzu am bequemsten / damit
sie zeitlich Frucht tragen: das Aeugeln tauget auch hierzu. Wegen der
Peltzreiser ist genaue Auffsicht zu haben / daß man so viel müglich Laubreiser
vor den Blutreiseren erwehle / den die jenigen so Blutäuglein haben / gehen
gemeiniglich wider zuruck / welche aber nur Laub-augen haben / die wachsen
lustig / und bringen bald schöne und grosse Früchte.
Gleich wie die Marillenbäume im Anfang des Frühlings blühen / also zeitigen die
Früchte im Anfang des Sommers / denn [44] nach den Kirschen im Brach- und Heumonat wenden sie für anderm Obst reiff /
(daher man sie auff Latein Mala praecocia nennet) sind dem Tisch eine Zierd /
und dem Menschen eine angenehme Speiß.
Etliche halten es für eine gewisse Regel oder Anmerckung / daß wenn die Marillen
gar wol gerathen / ein geringer Weinwachs zubesorgen / aber guter Wein zu
erwarten seye.
Eigenschafft.
Marillen haben einen geringen Unterscheid vor den Pfersingen / sind auch mit
einem leicht jäsenden Safft begabet / darinnen ein verderbliche / scharfflichte
Säure verborgen. In den Kernen steckt ein Oehl mit etwas flüchtig-saurem Geist
vermischet / davon sie ein Krafft zu lösen / und zu erdünneren haben.
Gebrauch.
Die Marillen sind dem Magen bequemer als die Pfersing / denn sie verderben nicht
so bald darinnen / und so man sie zum Beschluß nach anderen Speisen isset /
steuren sie die hitzige Dämpffte / und lassen sie nicht in das Haupt steigen. So
sie mit Zucker oder Honig eingemacht werden / sind sie gar angenehm.
Man presset auß den Marillen-kern ein Oehl / von dem schreibt der alte Mesue, es
seye eine auß den fürnehmsten Artzneyen / zu der hitzigen Geschwulst des Affters
und der güldenen Adern / denn es kühlet und benimbt den Schmertzen. Es dienet
auch wider das Wehethumb der Ohren und Nasen von Hitz / und wider die Schrunden
der Brüste / sonderlich so man es mit Hirschen-unschlit mischet / und warmlicht
anstreichet.
Es werden die Marillen auch geschälet / wenn sie noch nicht vollkommen reiff /
hernach in Wasser ein wenig gekochet / und endlich in saubere Geschirr gethan /
und zu Syrup-dicke gekochter Honig oder Zucker / mit dem Wasser / darinnen die
Marillen gekochet / darüber gegossen / und also eingemacht.
CAPUT XV.
Zürgelbaum. Lotus.
(1. Zürgelbaum. 2. Die gantze Frucht. 3. Ein Blat. 4.
Ein auffgeschnittene Frucht. † Die Blüt.)
Vermeinter Zürgelbaum. Pseudolotus.
Namen.
Zürgelbaum heißt Griechisch [Greek words].
Lateinisch / Lotus. Lotus arbor fructu cerasi, J. B. C. B. Italiänisch / Loto
albero. Frantzösisch, Alisier. Spanisch / Almez. Englisch / The Nettlatree.
Gestalt und Geschlecht.
Der Zürgelbaum / wiewol er bißweilen sehr hoch und breit gefunden wird / so
wachst er doch gemeiniglich in des Birnbaums Grösse: hat einen dicken Stammen /
tragt langlichte Blätter / wie die Stein-eych / die sind am Angriff scharff /
und an dem Umbkreiß zerkerfft. Die Blüthe soll nur zwey Blättlein haben / und
oben auff der Frucht sitzen: Seine Früchte sind groß als die Kirschen / hangen
auch fast neben jedem Blatt an langen Stielein verwandeln sich in mancherley
Farben / denn erstlich erscheinen sie grün / bald bleichgelb / darnach so sie
zeitigen / roth / endlich so sit gantz zeitig werden / (welches im Weinmonat
geschicht) gewinnen sie ein schwartze Farbe / haben wenig Fleisch und Safft / am
Geschmack nicht unlieblich und ein hartes Steinlein in sich. Dieser Baum [45] wachst in grosser mänge in der Insul
Pharis / von der Frucht haben sich die Innwohner derselben Oerter genehret / und
sind daher Zürgel-Esser genannt worden. Nicht minder wachst er auff dem Land /
als nemlich in Africa / denn man liset bey dem Theophrast. libr. 4. histor.
plantar. cap. 4. daß das Heer des Ophelli / als er wollt gehn Carthago ziehen /
sich von dieser Frucht in Mangel anderer Speiß erhalten habe / solche Mänge
dieser Bäum ist an denselbigen Orten. So ist auch dieser Baum in Italien gemein
/ wiewohl an diesem Ort die Frucht nicht so lieblich und süß ist / welches dem
Underscheid der Ländern und des Luffts / darvon die Gewächse geändert werden /
zu zuschreiben. In Teutschland habe ich diesen Baum nirgend gesehen / denn
allein in der Landschafft Tyrol / in dem Umkreiß der Statt Tramin / daselbst
nennet man ihn Zürgelbaum / und die Beere Zürgel. Johannes Bauhinus hat ihn in
den Hägen umb die Statt Rom / wie auch in Langendock bey Montpelier gesehen.
Es ist noch ein anderer Baum in Italien / welchen Matthiolus auch allhier hat
abmahlen lassen: Etliche vermeynen / es seye der rechte Zürgelbaum / aber
dieweil er in etlichen Stücken mit der Beschreibung des rechten wahren
Zürgelbaums nicht zuträgt / hat er ihn Pseudolotum, das ist / den vermeinten
Zürgelbaum genennet. Er bringet steiffe Blätter / fast gestaltet wie des
Birnbaums Laub. Seine Beer hangen dick bey einander / sind schön anzusehen blau
/ außgespitzt / und am Geschmack nicht unlieblich. Andere haben gemeynet /
dieser Baum seye das Frantzosenholtz / mit denen haltet er es auch nicht / denn
man weißt / daß das Frantzosenholtz eine andere Gestalt hat / wie auch
Matthiolus von glaubwürdigen Spanieren und Portugaleseren (so den Baum in
fremden Landen gesehen haben) berichtet. Dieser Baum bleibet auch in unseren
Gärten / jedoch muß man ihn fleißig zudecken.
Eigenschafft.
Es wird von diesem Baum in der Artzney nichts gebraucht / jedoch hat er eine
zusammenziehende Krafft in sich / wie denn dessen Frucht / so sie reiff / zwar
süß und annemblich ist / aber darneben zugleich was wenigs zusammenziehet: Und
daher viel irdichte / auch wohl rauche saltzichte Theil / die da nicht
sonderbahr flüchtig sind / bey sich hat.
Gebrauch.
Die Frucht kan man / wie andere Früchten / in Zucker einmachen / und denen zu
essen (Ruhr. Erbrechen. Nasenbluten.) geben /
welche mit Durchbruch / rother Ruhr / oder vielem Erbrechen behafftet. Es ist
auch solche eingemachte Frucht denen gut / welche dem Nasenbluten / oder anderen
Blut-Ergiessungen underworffen.
Die Rinden von diesem Baum in Wasser gekocht / und das Wasser für ein ordinari
Tranck getruncken / ist auch wider obbemeldte Kranckheiten gut und nutzlich. Mit
diesem gekochten Wasser das Haupt bißweilen (Haar-außfallen.) gezwagt / verwehret das Haar-außfallen / und soll
schöne gelbe Haar machen.
CAPUT XVI.
Thierleinbaum. Cornus.
Namen.
THierleinbaum / Cornelbaum-Männlein / Kürberen oder Welscher Kirsenbaum / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Cornus. Italiänisch / Cornio. Frantzösisch / Corneillier. Spanisch / Cornizo,
Cornejo. Englisch / Cornelltree / The Corneliancherry. Dänisch / Corneoletroe.
Niderländisch / Cornoelieboom.
Gestalt.
Der Thierleinbaum wachst in mittelmässiger Länge / hat viel knödichte starcke
Aestlein / die entsprossen auß einem kurtzen Stamm. Der gantze Baum ist mit
einer rauchen / Aschenfarb-braunen Rinden bekleidet / die hat einen sehr
strengen und zusammen ziehenden Geschmack. Das Holtz ist sehr hart / man macht
darauß Speychen an die Räder / und andere feste Werckzeuge. Seine schwartz-grüne
Blätter vergleichen sich dem Faulbaum oder Hartriegel / sind glatt / aderich /
in der mitten breit / oben auffgespitzt. Die Blüht komt in dem ersten Frühling
vor den Blätteren auß den äussersten Zweiglein der Aesten / von gantz kurtzen
Stihlein häuffig herfür / und bestehet auß vielen von purpurfarb auff gelb sich
ziehenden Blättlein / innert welchen annoch underschiedliche gleichfarbe kleine
Blättlein sich finden / von deren Zusammenfügung acht / neün / biß zehen
haarichte Gipfel auffsteigen / so sich in vier Saffran-gelbe Blättlein
außbreiten / welche kleine gelbe Zäserlein in sich haben. Auß den Blümlein
wachsen langlichte Beer / den Oliven allerding gleich / erstlich sind sie grün /
darnach so sie zeitigen / erscheinen sie schön gelbroth / und bißweilen / so sie
gantz reiff worden / gewinnen sie eine [46] schwartzlichte Farb. Wenn sie unreiff / so haben sie einen herben / rauchen
Geschmack; so sie zeitig / gewinnen sie eine liebliche / mit gantz gelinder
zusammen ziehender Säure temperierte Süßigkeit. Diese Frucht hat auch einen
ablang runden harten Stein in sich / mit einem süßlichten dünnen Kernen begabet.
Sonsten hat es auch der Thierlein / welche in den Gärten geziehlet / wachsgelb /
oder purpurroth bleiben / wenn sie gleich reiff werden. Der grösse nach habe ich
auch kleinere und grössere gesehen. Die Frucht wird in dem Augst- und
Herbstmonat erst reiff.
Plinius l. 21. histor. natur. cap. 12. schreibt / man solle den Thierleinbaum
nicht zu den Bienen-Häußlein setzen / denn so die Bienen oder Immen die Blumen
essen / bekommen sie ein Durchbruch / und sterben darvon.
Hieronymus Tragus in dem 3. Theil seines Kräuterbuchs im 37. cap. berichtet / man
finde den Thierleinbaum in zimlicher Mänge / zwischen den Städten Metz und Trier
in den Hecken wie andere wilde Bäum / an der Mosel aber / dem Rheinstrom und
Elsaß werde er in die Gärten gepflantzet.
Es wird auch eine wilde Art dieses Baums in Meissen / Thüringen /
Nider-Oesterreich und Dalmatien gefunden / welcher einer Stauden ä???nlich /
durch die Pfantzung aber zu einem schönen Baum wird / auch süsse und grössere
Früchten bringt als der zahme.
Eigenschafft.
Die Rinden / Blätter und Frucht dieses Baums sind kalt und trocken / ziehen
zusammen / stopffen allerley Flüsse im gantzen Leib. Sind also mit vielen
irdichten auch ettwas rauch saurlicht gesaltzenen Theilen begabt.
Gebrauch.
Man bereitet auß diesen Beeren eine Latwerg auff solche Weiß / wie die
Quitten-Latwerg / gemacht wird: Diese Latwerg nennet man Cornelinam, ist sehr
dienlich in (Durchlauf) allem Durchlauff / darvon
nach Belieben einer Muscatnuß groß genommen.
Diese Frucht wird auch mit Zucker / wie die Kirsen eingemacht / und denen so mit
der Ruhr / Erbrechen / oder Bluten behafftet sind / zu essen geben: sie
erfrischen den Mund / und stärcken den Magen.
Man bereitet ein sonderlichen Wein auß diesen Beeren also: Nimm rothen Wein /
(Thierlien Wein.) der klar und recht dick ist
/ 25. Maß / zeitige Cornelbeere 5. Pf. gestähelt Wasser / oder darinn die
Schmiede gebrennt Eysen ablöschen / 3. Maß / thue alles zusammen in ein sauber
Fäßlein / lasse es 15. Tag stehen / darnach zeuhe den Wein ab in ein ander Faß.
Dieser Wein ist ein edel Tranck wider alle (Durchbruch
bey Mann und Weib.) Durchbrüch des Leibs bey Mann und Weib.
Die Frucht gedörret / zu Pulver gestossen / und biß auff ein Quintlein davon
öffters eingegeben / stellet durch seine zusammenziehende Krafft alle Ruhren /
alles Bluten / es seye durch die Nasen / Stulgang / Harn- oder Mutter-Gänge. Man
kan aber auch die gedörrte Thierlein in Wasser sieden / und dergleichen
Patienten zu trincken geben.
Diese dörrte Früchten rein zerstossen / mit Myrten / Mastix oder Quitten-Oehl zu
einem Pflaster gemacht / nach belieben / ein zerstossene Muscatnuß / sambt ein
wenig Saurteig damit vermischt / offt warm über den Magen und Leib geschlagen /
stellet das (Leibwehe. Erbrechen.) Erbrechen /
Leibwehe und Ruhren.
CAPUT XVII.
Hartriegel. Virga sanguinea.
Namen.
HArtriegel Kürbeeren / falscher Cornelbaum / heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch Virga sanguinea, Cornus
foemina, Corniolus. Italiänisch / Cornio, salvatico, sanguineo, sanguinello
Frantzösisch / Corneillier sauvage. Spanisch / Cornizo salvage. Englisch /
Dogtree / The Female Cornel / Dog-Berry-Tree / Gatter-Tree / Prickwood.
Niderländisch / Wilt Cornoelieboom.
Gestalt.
Hartriegel wachst in den Sträuchen und Hecken / mit vielen Aesten / welche mit
einer Blut-röthlichten / etwas nach Wein riechenden Rinden umbgeben. Seine
Blätter sind schwartz-grün / schier wie an dem Erlenbaum. Im Brachmonat gewinnt
er bleichweisse / nicht übel riechende / mit vier Blättlein begabte /
drauschlichte / gestirrnte Blümlein / fast wie der Attich / viel auff einem
Stiel / aber doch kleiner; darauß entspringen grüne an blutrothen Stielein
hangende / den Wachholderbeeren gleiche Beerlein / im Herbst werden sie zeitig
und schwartz / wie an dem Beinholtz / haben Steinlein mit zwey Kernen in sich.
Der Stam̅ ist von Art ein hartes Holtz / widerlegt sich dem Eisen
/ läst sich schwerlich schneiden und durchbohren / dennenher er auch den Namen
Hartriegel bekommen hat. Was von Rad [47] speychen und Karch-geschirr darauß gemacht wird / das ist wärhafft und
beständig / zerreist und bricht nicht bald.
Gebrauch.
In Tyrol zu Trient und in umbligenden Orten / kocht man die Beere des Hartriegels
in Wasser / alsdenn preßt man ein Oel darauß / welches allda / wie bey uns das
Nußöl / Nachts zu dem Liecht gebrauche wird. Ferners berichtet Matthiolus, daß
in Hetrurien diejenigen / welche von den Bissen der wütenden Hunden geheilet
worden / so sie ein Stuck von dem Hartriegel in den Händen behalten / biß es
erwarmet / davon wiederumb rasend werden.
In Italien pflegt man auß dieses Baums Holtz ein Wasser zu destillieren / welches
/ da (Kröpff.) es sonsten je möglich / die
Kröpffe hinweg nimbt / im Fahl aber dasselbig nicht geschehen kan / so macht es
dieselben kleiner.
CAPUT XVIII.
Pflaumenbaum. Prunus.
Namen.
PFlaumenbaum / heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Prunus. Italiänisch / Prugno, Prugnuolo. Frantzösisch / Prunier.
Spanisch / Pruno. Englisch / Plummetree. Dänisch / Kreigetroe. Niderländisch /
Pruymborm / Pruymelee.
Die Frucht oder Pflaum / heißt Griechisch / [Greek
words] Lateinisch / Prunum. Italiänisch / Prugna, Brugna, Pruna.
Frantzösisch / Prune. Spanisch / Prunas. Englisch / Plumme. Dänisch / Kreige /
Blomme. Niderländisch / Pruyme.
Geschlecht und Gestalt.
Von den Pflaumenbäumen schreibet zierlich Herr Dümler also. Die Pflaumenbäume
sind gar wol bekant / und werden underschiedliche Gattungen in den Gärten
angetroffen / wird auch kein wolbestelter Baumgarten seyn / in welchem nicht
eine sonderbare Art der Pflaumenbäume gewiesen wird. Solche / und so viel
derselben namhafft gemachet werden können / hieher zu setzen / wäre dem Lefer
verdrießlich / darumb für dißmahl nur ins gemein von den Pflaumenbäumen etwas
weniges angezeiget werden soll.
Die Pflaumenbäume sind ziemlicher Höche / und haben eine feine Breite. Die
Blätter sind den Apffelbaum-Blätteren nicht ungleich / ohne daß sie an der Farb
nicht so grün / sondern etwas auff schwartzes zicken / sind glatt / und im
Umschweiff zerkerfft. Die Blühte ist weiß / fünffblättig / ereignet sich in dem
April. Der Stam̅ wird starck und dick / das Holtz röthlicht /
sonderlich auff den Kern zu / darumb es von Schreineren und Holtzdrechßleren
vielfaltig gearbeitet wird. Die Rinde ist schwartz und rauch / lässet einen
Gummi von sich fliessen. Die Früchte sind mancherley / etliche sind schwartz /
etliche blau / etliche roth / etliche weiß / etliche auch grün / andere sind
braun und purpurfarb / dem Geschmack nach / sind einige süß / andere saurlicht /
etliche herb / oder mittelmäßigen Geschmacks / ins gemein doch eines safftigen
und lieblichen Fleisches. An der Figur ???gibt es runde / lange / Biren- und
Eyer-förmige / grosse / kleine / mittelmäßige / in welchen ein harter Stein mit
einem bitteren Kern verborgen liget.
Es werden die pflaumenbäume auff dreyerley Weiß geziehlet. Erstlich wachsen sie
von der Wurtzel von sich selbst auff. Darnach werden sie von den Kernen
gepflantzet / und über das durch das peltzen nicht allein fortgebracht / sondern
auch verbessert. Denn meistentheils Pflaumenbäume haben die Eigenschafften / daß
sie viel Nebenschosse und auß den Wurtzeln viel Brute treiben. Die Beyschosse /
so nahe den Stämmern stehen / sind zeitlich hinweg zu thun / weil sie den Safft
entziehen / und die Frucht hindern. Welche aber etwas ferrn vom Stammen
auffwachsen / davon kan man etwas stehen und auffwachsen lassen / wenn nemlich
in dem Herbst von der Brut das schönste Zweyglein wird erwehlet / und die andern
hinweg gehauen werden. Auff solche weiß kan man hin und wider junge Bäumlein
ziehlen / welche auff fleißige Pflege und Wart / auch erlangter Erstarckung
außgegraben / und versetzet werden können. Bey welcher Versetzung die Stümlung
oder Abwerffung der Aeste nicht zuvergessen / sondern fleißig in acht zu nemmen
ist / denn so alle Aeste glatt hinweg geschnitten werden / so wachsen sie von
neuem desto lustiger / und tragen in kurtzer Zeit viel Früchte.
Die Kernen werden entweder vor Winters in dem Wintermonat / oder nach Winters in
dem Anfang des Frühlings / auch wol / wenn anderst das Erdreich offen / noch in
dem Hornung / einer Spannen tieff in die Erden gestossen / davon wachsen schöne
Bäumlein.
Es können zwar die Pflaumen auff Apf [48] fel-Nuß-Mandel-Pfersing-Kirschen- und andere Stämmer gepeltzet werden
/ aber es ist beydes kein Bestand / und wenig Fruchtbarkeit von solchen zu
hoffen / darumb werden sie am bequemsten in sich selbst gezweyget / dadurch dem
Baum zu mercklicher Fruchtbarkeit geholffen wird. Denn under allem Steinobs ist
das peltzen auf eigene Stäcklein den Pflaumen am zuträglichsten / weil sich zur
Peltz-Zeit der Gummi nicht so starck ereignet / wie in anderen Gattungen des
Stein-Obsts.
Under den Pflaumen gibt es eine Art / so man Pruna asinina, Roßpflaumen nennet /
welche zwar äusserlich eine schöne Gestalt haben / aber zu essen nicht gar
angenehm sind / die können durch peltzen verbesseret / und dem Geschmack
annehmlich gemacht werde̅. Das äuglen und schelffenpeltzen kan
auch an den Pflaumenbäumen practicieret werden: Jedoch ist ihnen die Peltzung in
Spalt am bequemsten / denn die Erfahrung hat bewähret / daß die Reiser darvon
hoch wachsen / und gar bald zur Fruchtbarkeit gelange̅ / gestalten
manches Reiß im ersten Jahr nicht allein biß auff zehen Schuh lang / in die Höhe
gewachsen / sondern noch im selben Jahr Früchte getragen. Die Reiser mögen im
auffsentzen entweder bey dem Gläich oder beym Aeuglein genommen werden / allein
wenn der Stamm dick / solle man das Reiß bey dem Gläich einschneiden / damit es
das trucken des Stämmers desto besser erleyden möge. Die Reiser selbst sollen
nicht zu lang seyn / denn übermäßige Länge ist ihnen an dem auffwachsen
hinderlich / die Länge eines Fingers ist ihnen schon genug.
Der Grund mag seyn wie er will / steinicht / sandicht / merglicht / so wachsen
sie doch darinnen ohne sonderbare Wartung fort; jedoch einen guten feuchten und
fetten Boden verachten sie nicht / sonderen ist ihnen gar bequem und nutzlich:
mittelmäßig Erdreich aber ist ihnen am zuträglichsten. Den neue̅
Mist dulde̅ sie nicht weil die Früchte darvon wurmicht / und vor
der Zeit abfällig werden; aber der alte und wolgefaulte ist ihnen / sonderlich
den grossen und gezweigten Bäumen sehr nutzlich / das fleißige umbhacken bekombt
ihnen gar wol; gestalt sie auch im Baufeld besser bekommen als im Wasen.
Der Pflaumenbäume Stell will warm seyn / damit derselben Früchte schön und
wolgeschmackt werden. Sie mögen zwar auch die Kälte erleyden / aber die Bäume
werden müßicht / und die Früchte unlieblich. Sie dörffen auch nicht enge
zusammen gestzet werden / sondern weiter als die Biren von einander stehen /
damit der Lufft ihnen beykommen / und der Wind ihre dicke Büsche durchwehen /
sonderlich das alte Laub gäntzlich abwerffen / und die Bäume reinigen möge. Es
mögen auch diese Bäume / wenn sie schon ziemlich groß sind / versetzet werden /
weil ihnen hierdurch kein Schade geschicht, sondern wenn sie nur recht
gestümmelt werden / schöner und lustiger wachsen / bringen auch mehrere
Früchten.
Hie ist zu mercken / daß die Pflaumen vor andern ihre Anstöß und Hinderungen
haben / deßhalben einem Gärtner obliget / auff dieselben Achtung zu haben / und
so viel an ihnen ist / allen Schaden zu wenden. Sind die Bäume an Stamm und
Aesten müßicht / so muß man das Gemüß fleißig abschaben / dar zu das Schabmesser
tauglich oder in desselben Mangel zur Zeit des Regens mit einem härinen Tuch das
Gemüß abwischen oder abreiben. Werden sie an der Rinden schadhafft / daß der
Gummi heraußfliesset / darff man dasselbe nicht stehen / hart und alt werden
lassen / sondern man soll die schadhaffte Rinden biß auff die frische oder gute
außschneiden / und den Schaden mit der Baum-Salbe verstreichen / auch nach
Beschaffenheit verbinden. Das dürre Holtz muß man ihnen benehmen / denn läst man
es ihnen / so verdirbet der Baum gar bald. Lassen die Bäume gähling ab / daß sie
keine Frucht mehr bringen / und gleichwol grün sind / so ist thunlich / daß man
zu den Wurtzeln grabe / frischen Grund darzu schütte / und denselben mit
Weinreben-Aschen vermenge.
Die Zwetschken sind eine Art der Pflaumen / under welchen das beste Lob denen
zugeeignet wird / so Pruna Damascena, von den alten Scribenten genennet werden /
alldieweil sie von dem Berg Damasco in Syrien erstlich hergebracht worden sind.
Ob diese in Teutschland wachsen / wird von vielen gezweiffelt / da doch hingegen
von andern die Hungarischen Zwetschken für Damascenen Pflaumen geachtet / welche
nunmehr in Teutschland häuffig gebauet / und auff mancherley weiß grün und dürr
genutzet werden.
Die gedörrten Pflaumen / so man auß Oesterreich / Hungarn / Böhmen / Siebenbürgen
/ und andern Ländern zu uns bringt / pflegt man nun ins gemein Zwetschken zu
nennen.
Die Frucht zeitiget vor Michaelis / ist langlicht / die Schelffen blau / das
Fleisch gelb und süß / der Kern im Stein etwas bitter. Es ist auch eine Art /
die man Pruna Iberica, Spanische Zwetschken nennet / weil man sie auß Spanien
gebracht / dieselben sind rund / dick / und klebet das Fleisch starck am Stein /
löset sich nicht so schön ab / als in den Hungarischen / und sind an Farb blau.
Uber diß ist noch eine blaue Art langlichter Zwetschken / Testiculi caprini
genennet.
Obwohlen die Zwetschken-Bäume von Kernen und Brut auffwachsen / so werden sie
doch durch das peltzen mercklich verbessert / als oben von den Pflaumen ins
gemein gesagt worden. Im Bawfeld wird die Frucht süsser und vollkommener / als
im Wasen / wollen auch eine temperierte Lufft und warme Stelle haben /
sonderlich die langlichten / welche / wenn sie nicht zwischen Häuser gesetzet
werden / daß sie auffenthalt haben / so erfrieren sie gar bald in der freyen
Lufft. Newer Mist taugt nicht für sie / wenn aber wolgefaulter Rinder-mist ihnen
zugehacket oder beygethan wird / so ist es ihnen fürträglich. Weil die
Zwetschken-Bäume / so von Brut und Kernen auffwachsen / im Anfang viel freche
Schoß / so den Baum buschicht machen / treiben / und die Sonnen-Strahlen
auffhalten / als müssen immer die innern und kleinen Aeste außgeschnäidet / und
der [49] Baum erdünnert werden / denn
wenn solches nicht geschicht / so heben die Aeste an zu dörren / nach einander
abzustehen / und die Bäum zuverderben / welches bey den gepeltzten nicht
vonnöhten ist / weil solche Bäume lange und rahnige Aeste treiben. Will man
Zwetschkenbäume versetzen / so soll es nächst dem Newmond / etwan drey oder zwey
oder ein Tag bevor geschehen / welches bey anderm Steinobs so genaw nicht in
acht genommen / sondern im wachsenden Mond / wie auch derselbe seyn mag /
versetzet werden.
Spilling. Pruna cerea.
Pruna cerea, gelbe Pflaumen / oder Spillingbäume / kommen im Gewächs mit den
andern Pflaumenbäumen überein / ohne daß ihre Früchte / wenn sie zeitigen /
Wachsgelb werden. An der Form sind sie langlicht / und ihre Kernen spitzig /
auch am Geschmack lieblich. Derer sind zweyerley / kleine und grosse. Die kleine
Spillingen sind den andern Pflaumen nicht unähnlich / ohne daß sie etwas
länglicht sind. Die grösten gleichen an der Gestalt den Hühner-Eyeren / und sind
nicht so wohl geschmackt / als die kleinen.
Die Myrobalanen / oder Mirabellen-Pflaumen / Pruna myrobalana, sind eine
anmühtige Pflaumen-Art / welche erstlich auß Arabien in Griechenland / von
dannen in Italien und Franckreich / vor kurtzer Zeit aber in Teutschland
gebracht worden. Ihr Baum / Prunus myrobalana, ist ein schnellwachsender Baum /
welcher bald zu einer feinen Grösse kommet; sein Stamm ist mit einer glatten
Rinden umbgeben: Die Rinde ist braun und weiß getüpffelt seine Blätter sind zum
theil den gemeinen Pflaumenblättern / theils den Kirschenblättern ähnlich / zart
und lind / rings umher zerkerfft. Die Blühte ist weiß / und ereignet sich mit
der Mandel- und Pfersing-blühte / entweder im Mertzen oder im Anfang des
Aprillen. Eben daher / weil dieser Baum früh blühet / kan desselben Blühte gar
leicht im kalten Frühling schaden nehmen / veßhalben ist achtung zu geben / daß
man diesem Baum eine solche Stelle eingebe / da ihm der kalte Nordwind und die
scharffe Lufft nicht beykommen kan / zwischen Gebäwen und Gemäuren kan die
Blühte sicher seyn. Nach der Blühte folget die Frucht / welche rund ist / theils
wird sie in der Grösse wie ein ziemliches Tauben-Ey / theils wie eine gemeine
welsche Nuß / hanget an einem langen subtilen Stiel / als an einem seidenen
Faden: anfangs wird die Frucht grün / darnach zeitiget sie / und gewinnet ein
von purpurroth auff schwartz sich neigende Farb / ist zwar süß / aber doch sehr
wässerig / und nicht einem jeden angenehm rohe zu essen / weilen sie dem Esser
in das Angesicht / oder auff die Kleider zuspritzen pfleget. Sein Fleisch klebet
starck an dem kleinen Stein / welcher einen süßlichten Kernen bey sich führet.
Es gibt auch ein weisse und gelbe Art dieser Mirabellen-Pflaumen / welche an
Lieblichkeit der ersten nichts nachgeben.
Es will der Myrobalanenbaum / wie allbereit Meldung geschehen / eine warme Stell
und mittelmäßige Lufft / auch einen guten Grund haben. Das peltzen ist ihm gar
nutzlich und anständig / denn es kan dardurch die Frucht nicht allein verbessert
/ sondern auch also vermehret werden / daß sie traubicht beysammen hangen. Er
wird in sich selbst / wi??? auch auff Zwetschken- oder Pflaumen-Stämmer, in Kern
und Rinden / wie es dem Gärtner beliebig / gepeltzet / wobey auch diß zu
mercken: weil der Myrobalanen-Baum geschwind und buschicht wächset / daß man
denselben mit erhawen erdünnere / damit die Lufft und Sonne ihme beykommen möge.
Es wird auch eine sonderliche Gattung der Pflaumen in Teutschland hoch und werth
gehalten / welche Pruneolen / Brigniolen / Pruna Briolensia, oder Brignolensia
genennet werden / weilen man sie bißher von Brignols, einer Statt der
Landtschafft Provence in Franckreich / geschälet / die Kernen oder Stein darauß
genommen / und wie die Feigen in Schachteln eingemacht / in andere Länder
gebracht. Sind röthlicht / auff gelb sich ziehend an der Farb; haben ein keckes
saur-süsses Fleisch / sambt einem kleinen länglichten harten Stein / welcher
einen bitterlichen Kernen bey sich führt.
Sonsten werden durch das impffen und pfropffen vielerley Art zahmer Pflaumen in
Italien / Franckreich / und anderstwo herfürgebracht. Wie denn Casp. Bauhinus
16. einheimischer / und 12. außländischer dem Pflaumenbaum ähnlicher Gattungen
in seinem Pinace gedeneket. Johannes Rajus erzehlet in seiner Historiâ Plantarum
p. 1529. dreyßigerley Arten der besten Pflaumen / welche in Engelland
gepflantzet werden: und Johann Sigismund Elsholtz ziehet in seinem Gartenbaw auß
einem Frantzösischen Tractätlein 170. underschiedliche Arten dieser Frucht an.
|| [50]
Eigenschafft.
Die zeitigen Pflaumen haben ein luckes Fleisch / und einen leicht jäsenden Safft
in sich / so da mit scharff-sauren etwas etzenden Saltz-theilen begabet / welche
in denen nicht gar reiffen Pflaumen / sonderlich aber den Spillingen weit
schärffer sind. Dennenher diese Frucht reiff und mäßig gebraucht laxieret;
unreiff aber und unmäßig geessen / gefährliche Durchbrüch und rothe Ruhren
erwecket. Die gesundesten Pflaumen sind / welche an dem Geschmack zum theil süß
/ und auch etwas säurlich sind. Die Blüthe hat gleiche Eigenschafft. Die Blätter
aber haben ein Krafft den Schleim zu lösen und zu zertheilen.
Gebrauch.
(Ver stopffung des Leibs.) Welcher auff die
Verstopffung des Leibs geneigt / der nehme 2. Loth erlesene Senetblätter / Aniß
ein halb Loth / binde solches in ein sauberes Tüchlein / schütte darüber ein
halb Quartal frisches Brunnwassers und weisses Weins / lege darzu ein vierling
süsser Zwetschken / lasse alles ob einem kohl-Feürlein allgemach sieden / biß
der halbe Theil eingesotten / alßdenn thue vier Loth gestossenen Zucker / und
ein quintl. gestossenen Zimmet (Laxier-Zwetschken) darzu. Von diesen Laxier-Zwetschken kan man zur Zeit
der Leibs-Verstopffung / morgens nüchtern fünff / sechs oder sieben / und so
viel Löffelvoll Brühen einnehmen. Es wird dieses Mittel gar nutzlich in den
Saurbrünnen- und Baden-Curen gebrauchet / und soll zu derselben Zeit nicht auß
der acht gelassen werden. Arme Leuthe / so am hitzigen (Hitzige Fieber / Bräune / dürre Zunge / Durst.) Fieber und Bräune
kranck sind / legen die Zwetschken in frisch Wasser / lassen sie erquellen / und
halten sie darnach in Mund / das feuchtet und erquicket die dürre Zunge / und
lindert den Durst.
Es werden in den Apothecken sonderlich gebrauchet die Damascener Zwetschken /
darfür gewöhnlich die Hungarische und Böhmische Zwetschken / auch in Mangel
dieser / unsere außgedörrete blaue Pflaumen genommen werden. Auß Mähren bringet
man die Prinner-Zwetschken. Sonderlich werden gerühmet die Briniolen / welche
dürr ohne Kern in Schachteln verwahret zu uns (Hitzige
Fieber.) kommen / und eingeweichet in den hitzigen Fiebern eine gute
Erquickung sind.
Zu Bononien in Italien pflegt man den (Pflaumen-Safft) Pflaumen-Safft / wie bey uns den Quitten-Safft etwas dick
zu sieden / und hernach in Schächtelein zugiessen. Ist den Krancken ein
sonderliche Erlabung.
Die gedörrte guten Zwetschken in weissem Wein ein wenig gekocht / und mit Zucker
besprengt / sind bey der Tafel ein gesunde Speiß / und halten auch zugleich
einen offenen Leib / daher Martialis Libr. XIII. Epigrammat. XXIX. schreibet.
Pruna peregrinae carie rugosa senectae
Sume, solent duri solvere ventris onus.
Wann du willt deinen Bauch von Feuchtigkeiten raumen /
So esse bey dem Tisch zuweiln gedörrte Pflaumen.
Wenn man auß einer frischen Citronen ein wenig Safft darauff giesset / sind sie
den Krancken noch anmütiger / denn sie kühlen und halten den Mund sauber.
Die Blätter neben Salbeyen und Herbst-Rosen in halb Wein oder halb Eßig und
Wasser gesotten / mit ein wenig Rosenhonig vermischt / und offt warm gegurgelet
/ verzehre̅(Schleim des Halses und der
Mandeln.) und zertheilen den in den Mandlen und Zäpflein steckenden
Schleim / und vertreiben also deroselben Geschwulst.
CAPUT XIX.
Schlehendorn. Prunus sylvestris.
Namen.
SChlehendorn oder Schlehenbaum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Prunus sylvestris, Acacia Germanica.
Italiänisch / Prugno salvatico. Frantzösisch / Prunier sauvage, Prunellier,
Prunier de buisson. Spanisch / Pruno salvage. Englisch / Slootree. Dänisch /
Slaentorn. Niderländisch / Sleedorn / Sleendoren.
Schlehen die Frucht nennet man Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Prunum sylvestre. Italiänisch / Prugno salvatico.
Frantzösisch / Prunelle, Prune de buisson. Spanisch / Pruna salvage. Englisch /
Sloe. Dänisch / Slaen. Niderländisch / Slee / Sleebruyme.
Gestalt.
Der Schlehendorn ist überall gemein in Wälden / im Felde / und bey den Zäunen. Er
ist ein niedrig stachelicht Bäumlein: tragt Blätter wie der Pflaumenbaum /
allein daß sie schmäler / harter und raucher sind. Der Stamm ist röthlicht /
rauch / dick / hart / läßt sich nicht biegen / sondern knacket bald und
zerbricht. Im Lentzen erzeiget er sich vor den Blätteren mit vielen weissen
Blümlein / und ist ein jedes Blümlein mit fünff [51] weissen Blätlein besetzet / darinnen stehen viel zarte Härlein / mit
gelben Gipffelein / und ein grüner langlichtes Stiel in der Mitten: Diese
Blümlein riechen beysammen wohl / eines allein aber fast nichts: Am Geschmack
sind sie bitter. Auff solche Weise blühen fast alle Obstbäume / als Pflaumen /
Kirschen / Aepffel und Biren / doch findet man etwan mehr Härlein und Tüpflein
derselben / als in der Schlehenblüht. Auß gemeldten Blumen schlieffen braun-
oder blauschwartze Beere / deren etliche groß / andere klein / etliche rund /
andere ablang sind / eines herben und strengen Geschmacks: man isset sie / wenn
sie zuvor von der kälte sind mild worden. Die armen Leuthe sengen die Schlehen
etwan über dem Feuer / damit sie derselben mögen geniessen / das lehret sie der
Hunger.
Der Schlechendorn / wenn er fleißig versetzt und gepfropffet wird / verändert
sich / und wird innheimisch und zahm / darvon / wie hier zu sehen / die grossen
Schlehen / die noch so groß sind als die andern / und Italiänische Schlehen
genant werden / herkommen: solche zeitigen ehender / und sind auch lieblicher
und besser zu essen. Man nennet sie auch Habersthlehen / Pruna sylvetria
praecocia.
Es ist auch etwas sonderlich zu mercken an disen Früchten / denn zu derselbigen
Zeit / da sie verblühet / wenn es sehr regnet / wird die Frucht verwandelt in
eine leere lange Hülsen / die nennen sie gemeiniglich in Italien Turcas. Solches
kombt von einer gewissen gattung Mucken her / welche bey solcher Zeit die Blüthe
durchstechen / und ihre Eylein dahin legen.
Eigenschafft.
Das gantze Gewächs hat viel grobe / ungejohrene / zusam̅enziehende
Saltztheilgen in sich / dadurch es zusammen ziehen kan. In der zarten Blüthe
aber befinden sich mehr flüchtige schwefelichte / mit etwas scharflicht etzendem
Saltz vermischte Theilge / dadurch sie die Eigenschafft haben zu laxieren / und
wegen ihrer Bitterkeit die Würm zu treiben.
Gebrauch.
Die Schlehen in rothem Wein gesotten / sind anmüthig zu essen / man mag sie also
(Durchlauff / rothe Ruhr.) wider den
Durchlauff und rothe Ruhr gebrauchen.
Etliche nehmen Schlehenblüht / dörren und stossen es zu Pulver / geben des 1.
quintlein in einem Trunck warmen weissen Weins / soll manchem Menschen wider den
(Stein.) Stein geholffen haben.
(Seitenstich / Husten / Nieren- und Blateren Schleim /
Sand und Grieß.) Auß dem Schlehenblüht wird in den Apotecken ein Sprup
wie der Violensyrup gemacht / welcher gar Sanfft den Leib öffnet und laxieret /
dienet wol in dem Seitenstich und Husten / reiniget die Nieren von Schleim /
Sand und Grieß: man gibt ihn biß auff sechs loth den erwachsenen; jungen
Kinderen aber von einem halben / biß auff 2. oder 3. loth; löset ihnen den
Schleim von der (Würm.) Brust / und treibt auch
die Würm auß.
Ehe dann die Schlehen anfangen blau zu werden / soll man sie brechen / in einem
Mörsel (Zäher Wein.) klein zerstossen / solche in
zähen Wein geworffen / wol gerühret und darnach zugeschlagen / bringen ihn
gewißlich widerumb zu recht: Man kan dise gestossene Schlehen im Lufft dörren /
und übers Jahr zu diesem gebrauch behalten.
Der graue weißlichte Mooß / welcher an den Stauden gefunden wird / in rothem Wein
gesotten / und darvon übergeleget / verhindert (Brüch.) das Zunehmen der Brüchen. Solcher Mooß gedörret / zu Pulver
gestossen / (Nasenbluten.) und eines halben
quintleins schwer offt eingegeben / dienet zu stillung des Nasenblutens / (Blutflüß.) auch anderer Blutflüssen / und
Durchbrüchen.
(Seitengeschwär / Brustkranckheiten / Heitz- und
Magen-drucken.) Das distillierte Schlehenblüht-wasser ist gut wider
die Seitengeschwär und Brustkranckheiten: wird auch nutzlich getruncken wider
alles drucken umb das Hertz und Magen.
Auß den zarten Schößlein des Schlechendorns wird ein Wasser distilliert / welches
(Hitzige Geschwulst und Geschwär des Halses von
der Ungarischen und Frantzösischer Seuche.) die hitzige Geschwulst und
Geschwär des Halses in den Ungarischen und Frantzösischen Seuche hinwegnimt / so
man den Mund offt mit außschwencket.
So man Schlehen-safft streichet an die Ort / da man begehret keine Haar zu haben
/ machet es dieselbe kaal und glatt.
(Vorfallung des Mastdarms.) Welchem der Mastdarm
außgienge / der soll ihn mit Schlehen-safft bestreichen / oder Schlehen-pulver
darauff zettein / und den Affter mit einem warmen Tüchlein wider hinein drucken
/ darnach ein Säcklein mit Haber wärmen und darauff sitzen / wie solches Agerius
bezeuget.
(Eingemachte Schlechen.) Nicolaus Braunius lehret
die Einmachung der Schlehen / und den Schlehen-compost / wie auch den
Schlehen-wein also. Nimb wolzeitige Dornschlehen / die alle Stiel haben / daran
giesse zwey theil Honig / und ein theil Wein / laß sieden / biß der Wein
verzehret ist / setze die Schlehen in Schalen / oder worinn du wilt / mit den
Stielen übersich / daran giesse den Honig / bedecke es mit einem Brettlein und
etwas darauff / daß sie von der Brühe bedeckt werden / und setz es in einen
Keller.
(Schlehencompost.) Den Schlehen-compost macht man
also. Nimb wolzeitige Schlehen / Nespeln / die nicht gar zeitig sind / wol
reiffe geschelte Quitten / geschnitten und vom Saamen gesäubert / jedes so viel
du wilk: gefället es dir / so bestecke die Quitten mit Gewürtz / nach dem sie
zuvor in Honig und Wein etwas sind gesotten worden / alßdenn beschwär es für dem
Auffschwimmen. Dise also eingemachte Schlehen werden nutzlich gebrauchet in
allerley (Bauchflüß.) Bauchflüssen.
(Schlehenwein.) Zum Schlehen-wein pflegt man die
zeitigen Schlehen zu samblen / zerstosset sie in einem Mörser / machet sie zu
runden Bollen / trocknet sie in einem warmen Ofen / wirfft sie darnach in ein
Faß / und schüttet Wein (Hitziger Magen / Bauchflüß /
Blutspeyen / starcker Weiberfluß / Nieren / Schleim und Sand.)
darüber. Diser Wein bekombt ein schöne rothe Farb / und einen lieblichen Geruch.
Ist dem hitzigen Magen ein angenehmer Tranck / denn es stärcket und fühlet ihne
/ wird nutzlich gebrauchet in allerley Bauchflüssen / Blutspeyen und starckem
Weiberfluß / fürdert den Harn / reiniget die Nieren und Blasen von dem Schleim
und Sand.
|| [52]
Ein Handvoll gedörrt Schlehenblust in Wein oder Wasser gesotten / und getruncken
/ laxieret gantz gelind den verstopfften Leib. Man kan sie auch in Milchschotten
zugleichem Zweck sieden.
Schlechenblust-wasser gewärmet / Zuckercandel (Häisere.
Husten. Engbrüstigkeit.) darinnen verlassen / und also warm offt davon
löffelweiß genommen / ist gut wider die Heisere des Halses / löset den Schleim
der Brust / stillet den Husten / und linderet die Engbrüstigkeit.
(???ieblich Krafftwasser für die Krancken.) Zu
einem hertzstärckenden Haußkrafftwasser nemmt 4. loth Schlechenblustwasser / 3.
loth Borretschwasser / ein halb loth Roswasser / Hymbeer- oder Citronen Syrup /
2. loth / Zimmet-wasser / so man will ein halb loth / Manus-christ Täfelein ein
loth / Mischt alles wol under einander; gibt ein sehr lieblich und kräfftig.
Wasser / davon man dem Patienten offt ein paar Löffelvoll geben kan.
CAPUT XX.
Myrobalanen-baum. Myrobalanus
Namen.
IN Africa hat es annoch sonderbare Art der Pflaumen-bäumen / von welchen die
Früchten in Europam hinüber gebracht werden. Avicenna hat sie insgemein Dilegi,
und Serapio, Hartileg genennet. In unseren Apotecken aber werden sie
Myrobalanen. Lateinisch / Myrobalam, Myrobalani, Myrabulani geheissen. Englisch
/ Myrobalanes. Frantzösisch / Mirobalanes.
Geschlecht.
Die Alten Araber haben viererlen Geschlecht dieser Frucht erkannt; Garcias ab
Horto aber will fünfferley haben / deme auch viel beystimmen: sie werden hin und
wider in den Apotecken angetroffen: darumb sie auch in folgende Lateinische Vers
gebracht worden.
Myrobalanorum species sunt quinque bonorum,
Citrinus, Chebulus, Bellericus, Emblicus, Indus.
Das erste Geschlecht ist der gelbe Myrobalanen-baum / Myrobalanus citrina, Park
citrea, Mes. Myrobalani teretes citrinae, bilem purgantes. C. B. Myrobalani
citrinae. J. B. Myrobalani flavae, citrinae, luteae, Tabern. Er soll Blätter
haben wie der Sperwerbaum; Seine Frucht aber ist ablang / rund / satt getrungen
/ runtzlicht etwas grösser als ein Muscatnuß / mit fünff Seiten oder Ecken / so
der Länge der Frucht nachstreichen / begabet / under dem äusseren Häutlein
steckt alsobald ein Kelchlein wie ein Küsselein / so da zerbrüchlich / gummicht
/ etwas herb sauerlicht; darauff folgt eine dicke Schalen / welche eckicht der
Länge nach / und durch gehend mit kleinen Löchlein durchgraben / so da kleine
Hölen mit Honig-süssem-Safft angefüllet machen; innert dieser Schalen steckt ein
langer / öhlichter / ungeschmackter und mit einem purpurroten Häutlein umgebener
Kern.
Das andere Geschlecht ist der schwartzbraune Myrobalanen-Baum / Myrobalanus
Chebula. Park. Myrobalani maximae, oblongae, angulosae, pituitam purgantes, C.
B. Myrobalani Chebulae, Tab. Quebolia & Quebulgi, Arab. Myrobalani
Chebulae, citrinis similes, nigricantes, Joh. Bauhin. Ist ein Baum / der Blätter
tragt / wie der Pfersing-baum; seine Frucht aber ist den gelben Myrobalanen
durchauß gleich; also daß viel Kräuter-Beschreiber / under denen auch die
Monachi in Mesuem sind / glauben / die gelben Myrobalanen seyen nichts anders /
als die unreiffen Myrobalani chebulae. Diese Myrobalanen sollen eingemacht /
oder candiert sehr lieblich und gut seyn.
Das dritte Geschlecht sind die grünen Bellerischen Myrobalanen / Myrobalanus
Bellerica, Park. Myrobalani rotundae belliricae Casp. Bauh. Belleregi, Arab.
Myrobalani bellericae rotundiores J. B. Ist ein Baum mit etwas äschenfarden
Blättern / in der Figur der Lorbeer-Blätteren. Wenn die Frucht davon noch grün
ist sie rund / glatt / einer Nuß groß / hat viel und dick Fleisch; wenn sie aber
gedörrt / so ist sie gerümpfft / wie die Zwetschken. Die besten sind groß und
schwär. Ihr imwendige Schalen ist zwar eckicht / aber nicht so durchlöcheret /
wie die vorgehenden / hat einen grossen Kernen.
Das vierdte Geschlecht machen die Indianischen Myrobalanen. Myrobalanus Indica,
Park. Myrobalani Indae, nigrae, sine nucleis. J. B. Indicae, Lob. Tab.
Myrobalani nigrae, Octangulares C. B. Dieser Baum soll Blätter haben gleich den
Weiden-blätteren. Seine Frucht ist in grösse der Oliven / satt / knodicht / an
Farb schwartzlicht / wie Pech; deren inwendige Matery wie Berghartz oder dick
Süßholtz-safft schwartz-gläntzend / und hart ist: Hat einen sauren / aber nicht
herben oder rauhen Geschmack / und keinen Kernen in sich; welches daher kombt /
weilen die Frucht gantz unreiff / da der Kernen [53] sambt seiner Schalen noch nicht gewachsen / abgenommen / gedörret /
und versendet wird. Wenn sie aber zur Zeitigung kommet / so ist sie nicht ohne
Kern / wie denn Joh. Rajus den Anfang solcher Kernen in underschiedlichen
dergleichen Früchten in acht genommen. Von dieser Frucht müssen erwehlet / und
andern vorgezogen werden / welche schwartz / hart / dick / satt / und schwär
sind.
Das fünffte Geschlecht ist der Aeschenfarbe Myrobalanen-baum. Myrobalanus
Emblica, Park. Empelica, Matth. Myrobalani Emblicae in segmentis nucleum
habentes, angulosae. J. B. Myrobalani Emblicae, C. B. Dieser Baum ist in der
grösse des Palmenbaums / hat klein zerkerffte Blätter: Seine Frucht ist etwas
rund / und runtzlicht; mit sechs Ecken / oder Furchen: Hat ein glattes / sattes
/ nicht durchlöchertes / am Geschmack saurlichtes / und etwas herbes Fleisch;
wenn sie gut sind / sollen sie im Wasser zu Boden fallen. In Mitte der Frucht
sind sechs Hölen oder Grüblein / darinnen sechs underschiedl???che
schwartz-braune drey-eckichte Kernen stecken. Diese Frucht wird offt eingemacht
/ oder candiert auß Africa in Europam über geführt. Joh. Rajus vermeint / diese
Frucht seye ein Gattung schwartzer Brustbeere / und gehöre also dahin / weilen
sie viel Kernen habe; weilen sie aber von allen Botanicis bißher under die
Myrobalanen gesetzet worden / als hat er sie auch dabey stehen lassen.
Eigenschafft.
Die Myrobalanen haben ins gemein viel irrdichte / grobe / wie auch saure /
zusammen ziehende / und scharflichte Saltz-theilgen in sich / baher sie theils
zusammen ziehen / theils auch gelind laxieren und viel kühlen.
Gebrauch.
Alle Arten der Myrobalanen / wenn sie gedörrt zu reinem Pulver gestossen / und
20. biß 30 / 40. gran schwär in Wegerich-Wasser offt eingenommen werden / haben
eine (Ruhr. Bluten.) Krafft zu stopffen / die
Ruhren zu hemmen / das Geblüt zu erdickeren / und allerhand Bluten zu stillen.
Zu welchem Zweck denn folgendes Pulver sonderlich gut / nemmt gepülverte (Sonderlich Stopff-Pulver.) Myrobalanen /
praeparierte Armenische Erden / jed. ein halb Loth. praeparierte Corallen /
gegraben Einhorn-pulver jed. ein quintl. Muscatnuß / Mastix / jed. ein halb
quintl. Zucker ein Loth. Zerstosset alles zu reinem Pulver / und gebt dem
Patienten alle Morgen und Abend zwey gute Messerspitz voll in Mandel-Milch ein.
Ist auch gut / (Rothe Rhur.) wider die rothe Ruhr
/ allein muß man in deroselben nicht alsobald stopffen / sonderen zuvor den Leib
reinigen / zu dem End kan man ein Loth Myrobalanen sambt den Kräuteren Sanickel
/ Odermänig / Garbenkraut / Wegerich / und dergleichen / in Wasser sieden / und
einen guten Trunck davon eingeben zum gelinden laxieren. Denn so die Myrobalanen
gesotten werden / so ziehen sich fast allein die purgierenden Saltz-theilge auß
denselben in das Wasser / die zusammen ziehenden irrdichten aber blieben zuruck.
(Verstopffung des Miltze / und der Lebern.) Die
Leber und das Miltze gelind zu laxieren: Nemmt Frawen-Haar / Odermänig /
Hirtzen-Zung / Melissen / Borretsch / Taubenkropff / oder Erdrauch / jed. ein
handvoll / Engel-süß-Wurtzen / Benedicten-Wurtzen / jed. ein halb Loth.
Fenchel-samen ein quintl. zerhacket alles under einander / siedet es in einer
Maas frischen Wassers / sichtet das gesottene Wasser / leget ein paar Loth
Myrobalanen / sambt 3. quintl. Rhabarbara-Wurtzen / und 1. quintl. praeparierten
Weinstein / über Nacht darein / den folgenden Morgen kocht es noch ein wenig /
sichtet es durch ein Tuch / und gebt alle Morgen dem Patienten ein Glaß voll
davon zu trincken. (Matzen Blödigkeit.) Es ist
auch nutzlich den Magen und Därm zu reinigen / und zugleich zu stärcken / bey
denjenigen / welche zu vielen Durchbrüchengeneigt.
CAPUT XXI.
Sebesten. Myxa.
Namen.
SEbesten oder schwarfze Brustbeerlein heissen Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sebestena, Sebesten, Myxa, Myxarium.
Italiänisch / Sebesteni. Frantzösisch / Sebeste. Englisch / The Sebesten /
Assyrian-Plum.
Gestalt.
Man bringet die Sebesten auß Syrien und Egypten / von Alexandria gen Venedig /
von dannen in das Teutschland; und wie die Kaufleuthe bezeugen / so gleichet der
Sebesten-baum unserem Pflaumen-baum / außgenommen daß er kleiner ist. Hat von
Farben einen weißlichten Stamm und grünlichte Aeste. Die Blätter sind rund
und [54] starck. Die Blühte ist weiß und
klein. Die Früchte vergleichen sich den kleinen Zwetschken / inwendig ligt ein
dreyspitziger Nußstein / an dem das Fleisch der Frucht starck anklebet / und in
welchem drey ablange / den Melonen-Kernen am Geschmack gleiche Kernen stecken.
So diese Frucht zeitiget / wird sie schwartz-grün / und an dem Geschmack süß /
hat ein zähes Fleisch oder Marck / auß dem machen die Syrer und Egyptier einen
köstlichen Vogel-leim. Man bringet diese Frucht zu uns dürr und gelumpffet /
aber besser ist sie völlig / fett / nicht verlegen oder wurmstichig.
Es wird auch ein wilde Art der Sebesten gefunden / aber ihre Blätter sind nicht
so breit und dick / auch ist die Frucht nicht so groß / vollkommen und gut.
Vor diesem ware der Sebestenbaum in Italien gar rar / jetzund aber ist er in den
Gärten allda sehr gemein.
Herr Agerius vermeynet / daß die Sebesten auch könnten bey uns gepflantzet werden
/ denn sie sich auff die Nespel und dergleichen Stämmlein gern impffen lassen.
Eigenschafft.
Die Sebesten halten das Mittel / sind nicht zu warm / noch zu kalt / haben der
Complexion halben Gemeinschafft mit den Zwetschken / jedoch findet sich in
denselben annoch ein schleimichter / mit temperierten flüchtigen Saltz-theilen
vermischter Safft / dadurch er erweichen / linderen / scharffe Flüsse versüssen
und lösen kan.
Gebrauch.
Die Sebeften geessen oder gekocht / dienen der krancken Brust / benehmen den
scharffen (Scharffer Husten / Bauchwürm / tröpflinger
und hitziger Harn.) Husten / tödten die Bauchwürm / und sänfftigen das
tröpflinge und hitzige harnen.
Dieses Tranck wird also bereitet. Nimb zehen Sebesten / Süßhotz ein halb Loth /
Odermänig-kraut zwey Hand voll / Aeniß ein Quintlein / binde alles in ein
Säcklein / siede es in 2. Maaß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und
gibe dem Krancken davon nach Belieben zu trincken. Solches Tranck ist auch
dienlich den Kindern / (Würm der Kinderen.) so
von den Würmen geplaget sind.
Das frische / oder auch halb getrucknete Fleisch dieser Frucht biß auff zwey oder
dritthalb Loth geessen / kan auch den verstopfften Leib / wie die Cassia
purgieren; worauß (Verstopffung des Leibs.) zu
schliessen / daß sie auch ein Krafft hat die innerlichen Verstopffungen zu
eröffnen / die Brust zu erleichteren; den versessenen Schleim der Lungen zu
erdünneren / und (Schleim der Brust.) zum
Außwurff zu beförderen.
CAPUT XXII.
Namen.
DIe Brustbeerlein heissen Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Zizypha, Jujubae. Italiänisch / Guiggiolo.
Frantzösisch / Jujube. Spanisch / Azofeifa. Englisch und Niderländisch / Jujube.
Gestalt.
Die Brustbeerlein bringt man auß Italien /
Brustbeerlein. Jujubae.
(1. Bruftbeerlein.)
(2. Wilbe Brustbeerlern.)
darinnen sie wachsen. Der Baum wachst gemeiniglich zweyer Mensehen Länge. Sein
Stamm ist gewunden / und gleich wie mit eines Weinstocts Rinden bedeckt / an der
Farb schwartzroth. Das Holtz vergleicht sich dem Hagdorn. Die Wurtzeln sind
steiff und fest. Er hat fast überall lange / hart und spitzige Stachlen. Auß den
grossen Aesten entspriessen andere kleine / gebogne / bleichgelbe Nebenzweiglein
/ die sind etwas länger als eine Spann / auff denselben Zweiglein zu beyden
Seiten stehen die Blätter fast gegen einander / sie sind nicht groß / doch
langlich / dick / zerkerbt und starck. Nach den Blättern kommen bleichgelbe und
mosichte Blumen / auß denen wachsen Beere in Gestallt der Oliven / die sind
erstlich grün / darnach so sie zeitigen / gewinnen sie ein goldrothe Farb / und
einen süssen Geschmack / haben einen stein oder Kern wie die Oliven, Die beste
Brustbeerlein bringt man auß Apulien. Man pflegt die Frucht im außgehenden
Herbstmonat zu sammlen / in Püschlein zu binden und auffzuhencken / daß sie
dörren. Die wilde Art wird bey der andern Figur angedeutet / wachst auff den
Feldern zu Verona in Italien und bey Montpelier in Franckreich / sie wird sehr
stachlicht.
Den zahmen Brustbeerlein-baum pflantzet man in Franckreich und Spanien in die
Gärten.
Dieser Baum ist nummehr in Teutschland auch wohl bekannt / mit was für einer
Gestalt er aber in den Nürenbergischen Gärten herfürkommen / beschreibet Herr
Wolffgang Jacob Dümler in dem 2. Theil seines Baums- und Obstgarten im 14. Cap.
also. Der Brustbeerlein-baum wachset hoch / und breitet sich weit auß: er
treibet einen geraden [55] Stammen / dessen
Holtz wüst und außwendig mit einer schwartzrothen schüppichten Rinden bekleidet
ist / dem Apffelbaum nicht ungleich. Seine Aeste sind lang und starck / auß
welchen viel Nebenästlein herfürspriessen / an denen die Blätter ungleich gegen
einander versetzet sind / dieselben erscheinen länglicht / glitzend / und umbher
etwas zerkerfft. Die Blühte ist bleichgelb / und ereignet sich gar bald /
nemlich zum Anfang des Frühlings im Mertzen / darinn er für ein Sommerbott und
Ankündiger des Vorjahrs mag geheissen werden: Die Blühte bestehet in
Neben-Blümlein / so traubicht an einander an kurtzen Stielen hangen. Die Früchte
/ welche auß der Blühte folgen / sind nicht kleine / sondern zimlich grosse Beer
/ den Oliven nicht ungleich / eriganen sich anfänglich grün / nachmahls
rothgläntzig / und wenn sie über zeitig werden / schwartzlicht / alsdenn wenn
sie nicht abgenommen werden / faulen sie von sich selbsten ab. Die zeitigen
Früchte sind eines süssen und lieblichen Geschmacks / und haben inwendig einen
harten und eintzlichten Stein / in welchem ein bitteres Kernlein in Linsen
grösse mit einem röthlichten Häutlein überzogen / enthalten ist.
In anderen Orten wird dieser Baum für ein Rarität / sonderlich wegen seiner
frühen und schönen Blüthe / auch wegen seiner hochfärbigen und gläntzenden
Frucht / gehalten / so nur in Kübel oder grosse Scherben gesetzet / und im
Winter unter getragen werden. Aber zu Nürenberg wird er ins gemein für ein
Stein-Obst-Baum geachtet / auch Sommer und Winter wie andere Bäum im Feld
gelassen. Vorgemeldter Herr kan mit Wahrheit sagen / daß dieser Baum ein daur-
und wehrhafftes Gewächs seye / auß eigener Erfahrung hat er auch gelehrnet / daß
solche Bäume dreyßig und mehr Jahr / doch immer ein Jahr mehr als das andere
getragen / und keiner von denselbigen nicht abgestanden / sonderen jederzeit
frisch und gesund verblieben.
Von denen auß den Wurtzlen auffschiessenden Zweigen / wird dieser Baum besser als
von den Kernen geziehlet. Zu Nürenberg werden auch die jungen Schößlinge in
Scherbe̅ gepflantzet / welche man wegen ihrer frühen und
schönen Blühte / auch lieblichen Früchten / für die Fenster in den Wohnhäuseren
setzet / aber solches geschicht nur zum Lust und nicht zum Nutz. So lassen sich
die in den Scherben erstarckte Bäume ins Feld versetzen / in welchem sie zu
einem grossen Wachsthumb gelangen. Sie bedörffen keiner sonderbahren Pfleg /
sondern nehmen mit einem mittelmäßigen Grund und Lufft verlieb / jedoch die
warme Mittags-Lufft treibet seine Blühte also / daß offtmahls noch bey liegendem
Schnee derselbe am Baum gesehen wird: denn die Blühte und Fruchtknospen
verstärcken sich im Winter also / daß sie schon im Jenner zum außfallen bereit
sind. Sie bedörffm auch keines peltzens noch pfropffens / sonderen gerahten von
ihrer Pflantzung zum fruchtbahren Wachsthumb. Was seine Verpflantzung betrifft /
muß mit desselben Schößlingen / wie mit anderen von der Wurtzlen abgerissenen
Sträuchen verfahren werden.
Den Indianischen Brustbeerlein-baum / (so da ist Jujuba Indica, C. B. Ber Indica
fructu Jujubino, J. Bauh. Malus Indica Lusitanis, Ber & Bor Acostae,
Park.) beschreibet Christophorus à Costa in Libr. aromat. Cap. LI. also. Er ist
ein grosser Baum mit vielen Blätteren / Blumen und Früchten begabet. Die Blätter
sind nicht also eins / wie an dem Apffelbaum / ob wohl sie sich sonsten mit
dessen Blätteren vergleichen / oben erscheinen sie satt-grün / unden aber weiß
und rauchlicht / wie die Salbey-Blätter / mit einem zusammenziehenden Geschmack.
Die Blumen sind klein / weiß / ohne Geruch / und bestehen auß fünff Blättlein.
Die Frucht ist den Brustbeerlein gleich / derer eine grösser und lieblicher als
die andere / sie kommet niemahlen zu solcher Zeitigung / daß man sie wie unsere
Brustbeerlein auffbehalten / und in andere Länder verschicken kan. In Canara
nennet man sie Bar oder Ber / in Malago aber Vidaras. Die in Malaca und Balagate
wachset / wird für die beste gehalten.
Eigenschafft.
Die Brustbeerlein haben gleiche Kräfften und Eigenschafften mit den Sebesten /
außgenommen / daß sie nicht laxieren / sonderen allein die scharffen
Feuchtigkeiten linderen und versüssen. Agerius lobet die frischen / grossen /
langlicht-runtzlichten / vollen / marckichten / safftigen und gewichtigen /
welche in der Artzney sollen gebraucht werden.
Gebrauch.
Zwölff Brustbeerlein in einer Maaß Wasser gesotten / und darvon getruncken /
(Rauhe käl scharffer husten / seitëgeschwär
brennende schärffe des harns versehrung der Nieren un̅ Blasen
/ kindsblatter / Vberröhte.) ist gut für die rauhe Käle / scharffen
Husten / das Seiten-Geschwär / und für die brennende Schärfte des Harns / heilet
die Versehrung der Nieren und Blasen / wird auch also gegeben in den
Kindsblatteren oder Urschlichten / und in den fewrrothen Geschwulsten /
Erysipelara, oder Vberröhte genannt.
Diese Frucht in der Kost genutzt / bekomt dem Magen nicht zum besten / denn sie
bringet wenig Nahrung / wird langsam verdäwet / und schadet dem Miltz.
Nimb wolgesäuberte Gersten ein halbe handvoll / rothe und schwartze Brustbeerlein
/ jedes zehen / Roseinlein zwey Loth / Süßholtz ein halb Loth / Aniß ein halb
Loth / binde alles zerschnitten in ein sauberes Tüchlein / siede es in zwey Maaß
Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und lasse den Krancken nach
belieben darvon trincken. (Durst / busten /
Seitenstechen.) Dieser Tranck löschet den Durst / befürderet den
Außwurff in dem Husten / und mildert das Stechen in der Seiten.
Der in den Apothecken gemachte Brustbeerlein-Syrup / Löffelweiß zu sich genommen
(Alter Husten / Brust-Lung- und Lufftröhrë
Kranckheiten / versehrung der Nieren un̅ Blasen.) /
dienet zu dem alten Husten / Brust-Lung- und Lufftröhren-Kranckheiten / wird
auch nutzlich zu der Versehrung der Nieren und Blasen gebrauchet.
Lac. Lacca.
Umb die Zweig / oder Ruthen des obgemeldten Indianischen Brustbeerleinbaums / [56] wachst ein sonderbahrer Gummi / so man
in den Apotecken Lac / Laccam, nennet; klebet fast wie Körner an / ist
durchsichtig / fewrroth / auff schwartz sich ziehend / inwendig durchlöcheret /
worinnen ein schwartze Matery stecket / die sich leicht zerreibenlaßt. Dieser
Gummi hat keinen sonderlichen Geschmack / macht den Speichel gantz roth /
zergehet auch in dem Wasser / und gibt demselben ein hoch-rothe Farb oder
Tinctur: Wenn man es auff glühende Kohlen wirfft / pfeiset es erstlicht /
hernach gibt es ein geringen hartzichten Geruch von sich / endlich gewinnt es
Flammen. Garcias ab Horto hat sich eingebildet / dieser Gummi werde von grossen
geflügelten Ameissen / auff die Art / wie der Honig von den Bienen gemacht /
weilen wir aber dergleichen Gummi an vielen andern Bäumen auch sehen / als
glaubet Johannes Rajus mit Johanne Bauhino, daß solch Gummi zu gewissen Zeiten
auß den Aestlein oder Zweigen heraußschweisse / und von der Sonnen-Hitz in
solche Form zusammen rinne. In Pegu und Martabar / soll das beste zubekommen
seyn / und werde allda Trec genennet.
Dieses Gummi wird theils sambt den Aesten / daran es wachset / zu den Europaeren
gebracht / und Lacca Sumetri genennet; theils auch in Knollen ohne Aeste / under
dem Namen Laccae Comberti zu uns gesendet. Acosta berichtet / daß solches Gummi
bißweilen mit Hartz und Wachs verfälscht werde.
Eigenschafft.
Dieses Gummi hat einige Balsamische / und temperierte Alkalische / aller Säure
widerstehende Saltztheilgen bey sich / daher es in dem Wasser gern vergehet; in
dem übrigen soll es die Krafft haben zu erdünneren / zu eröffnen / das Geblüt zu
reinigen / vor Fäulung zu bewahren / auch den Schweiß und Harn zu beförderen.
Gebrauch.
Weilen dieses Gummi ein Schweiß-treibende Krafft hat / auch innerliche
Verstopffung / durch Erdünnerung und Verzehrung des zähen Schleims / eröffnen
kan / (Verstopfder Leber und des Miltze.
Gelbsucht.) mag man es wohl in aller Verstopffung der Leber und des Miltz
/ hiemit auch der Gelbsucht nutzlich gebrauchen. Als man nehme
Osterlucey-Wurtzen / zubereitete Krebsstein / zubereiteten eröffnenden Stahel /
Gummi Lac / jed. ein quintl. / stosse alles undereinander zu reinem Pulver / und
gebe dem Patienten alle Morgen und Abend ein halb quintl. mit Schellkraut-Wasser
/ ein.
(Kinderblattern oder Pockë. Rohtsucht.) Wollen die
Kinderblattern / oder Durchschlechte / wie auch die Rothsucht bey den Kindern
nicht recht herauß / so nemmt zubereitet Hirschhorn / ein quintl. Gummi Lac /
ein halb quintlein / mischt es zusam̅en zu einem Pulver / theilts
in 6. gleiche Theil / und gebt alle 6. Stund eines davon mit
Scabiosen-Taubenkropff- oder Cardebenedicten-Wasser und Violen-Syrup ein.
(Hitzige Fieber.) In den hitzigen Fiebern nemmt
Gummi Lac / praepariert Hirtzenhorn / Schweiß-treibend in guten Apotecken
wohlbereitetes Spießglaß / jedes ein quintl. Armenischen Bolus / gegraben
Einhorn / praeparierte Krebsstein / jed. ein halb quintl. zerstoßt alles zu
reinem Pulver / und gebet alle Morgen und Abend dem Patienten 20. biß 30. Gran
schwär davon in Täschelklaut-Holderblust-Frawendistel- oder Körbelkraut-Wasser /
mit ein wenig Hymbeere-Syrup / vermischt / ein.
Außwendig pflegt man solch Gummi wehr zu gebrauchen / und ist es sonderlich under
die Digestiv-Sälblein von den Wundärtzten zu vermischen / weilen es reiniget
(Fistulierte faule schäden.) / und heilet /
hiemit zu allerhand fistulierten und anderen faulen Schäden, auch (Wunden.) Wunden zu gebrauchen. Wie denn folgendes
Digestiv-Sälblein treflich gut ist. Nembt Terpentin in Wegerich-wasser wohl
abgewaschen 4. Loth. Geigenhartz 2. Loth. Gummi-Lac und Myrrhen zu reinem Pulver
gestossen jed. 1. Loth. gelb Wachs ein halb Loth / das gelbe von 2. oder 3.
Eyeren / darinnen man allervorderst den Terpentin verrühren und zerlassen muß /
Saffran ein halb quintl. mischt alles wohl durcheinander zu einem Sälblein /
welches in die Schäden und Wunden zu thun. Oder man kan allein Terpentin in dem
Eyergelben verrühren / hernach wohlgepülverte Myrrhen / Gummi-Lac / und Mastix
darunder mischen.
Zu dem-Lucken und von dem Scharbockischen (Versehrte /
blutende Zahnfleisch.) Saltz-Geblüt versehrten / offt blutenden faulen
Zahnfleisch zu heilen ist nichts bessers / als Gumm-Lac zu reinem Pulver
gestossen / mit Rosenhonig vermischt / und offt an die Zahnbilder geschmieret.
Heutiges (Wacklende Zähn.) Tages aber pflegt man
ein Tinctur auß diesem Gummi zu machen / welche das faule Zahnfleisch verzehrt /
frisch wachsen macht / das gute steiffet und stärcket; ist auch (Fistel. Bein-fäulung.) gut zu den Injectionen in
die fistulosischen Schäden / Bein-Fäulungen und dergleichen. Herr Fridericus
Deckers, hat diese Tinetur auff folgende Weise in seinen Exercitae. (Tinetur auß Gummi Lac.) Pract. bereitet: Nembt
Gummi Lac zu reinstem Pulver gestossen ein Loth / gebrannten Alaun / ein halb
Loth / des Salmiax Geistes / (Spirit. Sal. Armon.) so in der Destillation zu
letst fliesset / und nicht so starck ist / ein Pfundt. Mischt alles in einem
sauberen Glaß under einander / lasset es an einem warmen Ort / es seye warm Sand
oder Aschen / stehen / biß es zu einer hell-rothen Tinctur worden / alsdenn
sichtet das roth-gefärbte Wasser durch fließpapeir. Mit dieser Tinctur soll man
das lucke / faule / und stinckende Zahnfleisch alle Tag wenigst einmahl fein
sachte waschen / so wird es sich nach und nach widerumb heilen. Oder man kan
diese Tinctur auch under Rosenhonig mischen / und also die Zahnbilder damit offt
schmieren. Oder nembt von dieser Tinctur 4. Loth. des auß Löffelkraut- und
Bachpungen-Safft destillierien Geistes / jed. 1. quintl. des auß Weinstein Saltz
geflossenen Oehls (Ol. tartar. per deliq.) ein halb quintl. Mischt alles
undereinander / und waschet das versehrte Zahnfleisch damit. Der berühmte
Hadrianus à Mynsicht, laßt in seinem Armamentario Me [57] dico-Chymico, bey Bereitung
dieser Tinctur / an statt ein Pfundt Salmiax-Geistes / die Solutionem Lapidis
Medicamentosi Crollii cum Aquâ Salviae & Rosarum factam, oder das
Galbeyen- und Rosen-wasser / darinnen der Lapis medicamentosus Crollii zerlassen
worden / diß auff 3. Pfundt nehmen / und die Tinctur damit an warmem Ort
außziehen.
Wan kan auch ein dünnes Gälblein auß folgenden Sachen bereiten: Nemmt gebrannt
Helffenbein / gebrannte Oliven-Stein / jed. ein Quintl. Gummi-Lac 40. gran /
Wyrrhen / Dracken-blut / jed. ein halb Quintl. Weyrauch / gebrannten Alaun /
jed. 20. gr. Rosenhonig 2. Loth. Syrup auß Tormentill-Wurtzen gemacht / nach
Belieben. Was zu Pulver kan gestossen werden / stosset under einanderen / und
mischet solch Pulver alsdann under den Honig und den Syrup / biß es ein dünnes
Wüßlein wird. Dieses Müßlein täglich an das luckc Zahnfleisch geschmieret /
macht es steiff / und bevestiget die Zähn / damit sie nicht außfallen.
Ausser diesem in den Apotecken sich findenden Gummi-Lar / hat es noch ein durch
die Kunst zu Florentz und anderstwo zubereitetes Lar / welches die Mahler
sonderlich brauchen / zu der Artzney aber bißher nicht angewendet worden. Wie
man solches am schönsten und besten bereiten möge / beschreibet weitläufftig
Antonius Nerus Florent. in seinem Tractätlein / de Arte Vitrariâ cap. 116. pag.
m. 193. ut & in notis C. Merrerti ad hoc Caput pag. 402. wie auch der
Weltberühmte Herr Robertus Boyle in dem Büchlein de Coloribus Experiment. 49.
pag. m. 454.
CAPUT XXIII.
Zahmer Oelbaum. Olea Domestica.
Namen.
DEr zahme Oelbaum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Oliva, Olea sativa, domestica. Italiänisch /
Olivo. Frantzösisch / Olivier. Spanisch / Olivo, Azeytuno. Englisch / Olivetree.
Niederländisch / Olyffboom / Oliveboom.
Der wilde Oelbaum wird auff Griechisch genennet [Greek
words] Lateinisch / Oleaster, Olea sylvestris, Cotinus.
Italiänisch / Olivo salvatico. Frantzösisch / Oliver sauvage. Spanisch /
Azebuche. Englisch / wilde Olivetree. Niederländisch / wild Olyffboom.
Wilder Oelbaum. Olea Sylvestris.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier zwey Gattungen des Oelbaums vorgestellet / der Zahme und
Wilde; welche doch Geschlechts-halben von einander nicht unterscheiden.
Der zahme Oelbaum wachset dick und hoch auff / gewinnet viel Aeste / mit denen er
sich weit außbreitet. Der Stamme ist guten theils knorricht / mit einem bitteren
Geschmack. Seine Blätter sind langlicht / schmal / spitz / fett und hart / an
kurtzen Stihlen hangend. Die Blumen erscheinen vierblättig weiß / und hangen wie
die Trauben beysammen / denen die Frücht oder Beere nachfolgen / so erstlich
grün / hernach gelb / [58] wiederumb
purpurroth / und endlich wenn sie zeitig / schwartz und ölicht werden / sind
innwendig mit einem ablangen harten Kern besetzt: Das Fleisch dieser Frucht gibt
thei??? einen fetten / süssen Oelsafft / theils auch eine wasserende bittere
Oel-Trusen / Amurcam.
Der wilde Oelbaum ist kleiner in allem als der zahme / hat dornichte Aest / er
überkombt aber mehr Beere / welche kürtzer und kleiner sind / auch weniger Safft
in sich haben / als die zahmen Oliven. Auß dem zahmen Oelbaum kan durch
schlechte Wartung leicht ein wilder / und auß einem wilden leicht durch gute
Sorge der Pflantzung ein zahmer Oelbaum werden.
Beyde Geschlechte der Oelbäumen wachsen an vielen Orten in Italien / Portugall /
Franckreich und Spanien. Sie blühen im Brachmonat. Man nimbt die Frucht ab im
Winter- und Christmonat / (In dem Spanischen Königreich Granata aber / erst in
dem Hornung/) wenn sie etwas runtzlicht worden / thut man sie under die Kelter /
schüttet Wasser daran / und presset das Oel auß. Welche man mit Saltzwasser will
einmachen / die soll man abnemmen / wenn sie noch etwas grün und nicht recht
zeitig sind. Bey Sevilla in Spanien und Lisabona in Portugal findet man Oelbäume
/ so weisse Frucht tragen. Carolus Clusius lib. 1. rarior. plantar. histor. c.
XVII. hat nicht weit von obvermeldter Statt Sevilla / oder Sevilien in dem
Jenner an den Oelbäumen ein Mistel wahrgenommen / so haüffig an ihnen wachset /
und grossen Schaden bringet / denn die Einwohner offt viel Aest / auch bißweilen
ein grossen Theil der Oelbäumen fällen müssen / damit das Vbel nicht weiters um
sich fresse / sonsten darvon alle Bäum verdurben / oder unfruchtbahr wurden.
Dieser Mistel tragt keine weisse / wie an etlichen anderen Bäumen geschicht /
sonderen purpur-rothe Beere.
In der Griechischen Insul Corcyra wachsen die Oelbäum in der Höhe des Eychbaums /
und grünen jeder zeit. In Brasilien findet man Oelbäum / welcher Frucht ein
bösen Geschmack und unlieblichen Geruch von sich gibet.
In den Morgenländeren werden die Oelbäum in grosser Anzahl gesehen. Was massen
bey der Statt Jerusalem in Berg gelegen / welcher wegen viele dieser Bäumen der
Oelberg genennet worden / bezeuget die Evangelische Histori an etlichen Orten.
Er ist noch zu unseren Zeiten / weilen allda unser Heyland IEsus sein heiliges
Leyden angetretten / und auff demselbigen seine Glorwürdigste Himmelfahrt
gehalten hat / sehr berühmt / und eines von den fürnehmsten Orten / welches noch
heut zu Tag von den Bilgeren besuchet wird. R. P. Franciscus von Rheinfelden /
Capuciner-Ordens / beschreibet diesen Berg außführlich / in seiner newen
Jerosolymitanischen Bilgerfahrt / und berichtet zugleich / daß er nicht allein
mit vielen schönen Oelbäumen annoch gezieret / sonderen auch
Feygen-Citronen-Limonen-Pommeranzen- und Palmenbäum trage / so man den Berg /
welcher zimlich hoch und rauch seye / hinauff komme.
In Africa ist ein Oelbaum-Wald von dem obersten Schloß zu Carthago biß zu der
Statt Tunis gangen / ware ein schöne Lust der Einwohner / und als Anno 1535. im
Tuniser-Krieg / da Muleasses mit seinem Bruder umb das Reich gefochten / und
beyde hernach dem Meerräuber Barbarossae im Raub worden / auch Roscetes /
Muleaßis Bruder / auß Grimm wider die von Tunis denselben Wald muthwillig
verbrannt hat / haben solches die Tuniser für das erbärmlichste Spectacul und
grösten Schaden in solchem Krieg gehalten / wie P. Jovius lib. XXXIII.
berichtet.
Die Athenienser hielten den Oelbaum in hohem wehrt / dahero wenn jemand ihne
verderbte / wurde er für Gericht gezogen / und als ein Kirchenräuber gestrafft.
Nachdem die Lacedämonier gedachten Athenienseren ihre Aecker mit Fewr und
Schwerdt verhergten / haben sie allein den Oelbäumen verschont / denn sie
selbsten solche verehreten / und sich zugleich vor der auffgesetzten Straff
förchteten / welche von den Athenienseren so wohl Freunden als Feinden
auffgesetzet ware.
Der Oelbaum ist bey den Alten auch ein Zeichen des Friedens gewesen: Denn man hat
vor zeiten die trefliche Helden / wenn sie ihre Feind geschlagen / und wiederumb
Friede auffrichteten / mit Oelbäum-Kräntze gezieret. Also hat die Taube nach der
Sündflut ein Oelzweig gebracht / zum Zeichen / daß wieder Fried auff Erden wäre.
Genes. VIII. V. II.
Die Oliven werden nach Underscheid der Länderen im Wintermonat / Christmonat /
Jenner und Hornung abgebrochen / alßdenn auff die Böden der Gemachen zerstrewet
/ biß sie von dem wasserichten Safft befreyet / etwas trocken / und runtzlicht
werden. Demnach thut man sie under die Preß oder Trotten / gießt heiß Wasser
darzu / und truckt das Oel gemächlich darauß / da denn das erstere / ehe die
Steine zerbrochen / außgepreßte Oel das lieblichste / subtilste und beste ist.
Das andere / da die Steine under der Trotten zerbrochen werden / ist schon
schlechter / und bekombt etwas anderen Geschmack. Das letste ist endlich das
schlimste. In Langendock und Hispanien machen sie die unzeitigen Oliven mit
Zucker oder Honig ein. Es hat der Oliven underschiedliche Gattungen / deren
Underscheid meistens in der Grösse / Gestallt und Farb bestehet.
Der Oelbaum will weder ein faltes / noch ein allzu warmes Erdreich / sonderen
einen fetten / sandichten / satten und etwas feüchten Boden haben. In
Teutschland / und denen gegen Norden gelegenen kalten Länderen wachst er nicht /
es seye dann etwann in Gärten / da er guten Boden habe / und vor der
Winters-Kälte könne bewahret seyn / allwo er zwar blühet / aber niemahlen keine
Früchten bringet. Wie er denn sonsten auch in den warmen Länderen von der Frost
der all zu kalten Winteren bald abstirbet; wie solches Johannes Rajus, der
heutige berühmte Botanicus in Engelland / in dem Jahr 1665. in der Landschafft
Provence in Franckreich erfahren / allwo der damahlen [59] vorher gegangene strenge Winter /
etliche tausend Oelbäum mit unbeschreiblichem Schaden der Einwohneren / zu grund
gerichtet / welche doch alle auß der Wurtzel wieder frisch hernach
außgeschlagen. Dieser Baum wachst nicht gar geschwind / aber er kan biß auff
zwey hundert Jahr dauren.
Wenn die Oliven noch nicht anfangen zu zeitigen / preßt man einen herrlichen
Safft darauß / so nicht so gar ölicht ist / und Omphacinum genennet wird.
Sonsten hebt man sie von den Bäumen / da sie anheben schwartzlicht zu werden;
denn also haben sie am meisten Oel und wenig Trusen / oder heffen bey sich; und
dieses ihr gemächlich außgepreßtes Oel ist durchsichtig / etwas gelblicht /
eines süssen annehmlichen Geschmacks / obwohlen die Oliven selbsten / darauß es
gepresset wird / einen bitteren / scharffen und eckelhafften Geschmack haben.
Eigenschafft.
Die Blätter des Oelbaums haben zwar etwas ölichten fetten Saffts / aber er ist
mit vielen ungejorenen bitteren leichten Saltztheilgen also vermischet; daß sie
davon eine Krafft bekommen / zusammen zu ziehen / zu stopffen / und die
Feuchtigkeiten zu erdickeren. Die Oliven selbsten aber haben ein süsses Oel in
sich / sambt etwas wenig wasserichten ungeschmackten Saffts. Das Oel / so man
Baum-Oel ins gemein nennet / hat die Kräfften zu erweichen / zu linderen /
laxieren / alle innerliche Gänge glimpffig zu machen / die Tröckne der Brust zu
linderen / die Schärffe der Flüssen zu versüssen / die Wunden zu heilen. Die
eingemachten Oliven haben eine Eigenschafft durch den Harn zu treiben / und
machen den Harn stinckend / wie die Sparglen. Hiebey aber ist nicht zu läugnen /
daß / obwohlen ein offenbahre fette Süßigkeit in diesem Oel verspüret / dennoch
auch ein scharff saures etzendes Saltz darinnen verborgen / durch welches es
alle Metall / ausser dem Gold angreiffen und corrodieren fan: dannenher auch
dieses Oel zu den Wunden / sonderlich der Nerven und Beinen nicht soll gebraucht
werden / es seye denn / daß durch das kochen über dem Fewr diese saure Theile
veränderet / und das Oel also alcalisiert seye.
Gebrauch.
(Gestockt Blut.) Welche hart gefallen sind /
können etliche Tag nacheinander ein paar mahl des Tags drey biß vier Löffel voll
Baumöl / welches zuvor durch das ledige kochen seinen verborgenen saur-etzenden
Geist verlohren / trincken / alß davon das geronnene Blut mag zertheilt / und zu
seinem Kreiß-Lauff befürderet werdë.
(Häisere / Husten / Engbrüstigkeit.) Die eine
häisere Stimme haben / oder mit einem zähen Fluß auff der Brust / starckem
Husten und Engbrüstigkeit behafftet sind / befinden sich sehr wohl / wenn sie
gekochtes Baumöl mit Rosen-honig offt Löffel-weiß schlecken; davon wird der
Schleim in den Lufft-röhren der Lungen wohl abgelößt / daß manihne außwerffen
kan.
(Wunden.) Außwendig wird das Baumöl zu gar vielen
Wund-Pflasteren und Salben gebraucht. Sonderlich aber ist es zu den (Paracelsi Wund balsam.) Wund-balsamen dienlich /
dergleichen Paracelsus auff folgende Weiß gemacht. Nun̅ Baumöl ein
halb pfund / Terpentin ein viertels pfund / thue es zusammen in ein sauber
Geschirr / fülle das Geschirr mit zwey Theil zerschnittener St.
Johannes-kraut-Blümlein / und einem Theil Wull-kraut-Blümlein auff; gieß darüber
anderthalb Maß guten weissen Weins / laß es sieden / biß der Wein einsiedet /
darnach stelle es in einem Glaß an die Sonnen ein Monat oder (Andere Wund balsam.) zwey lang: Folgender Balsam
ist auch nicht zu verwerffen: Nimm Baumöl ein Pfund / weissen Wein ein Schoppen
oder ein viertel Maß / Wegerich / St. Johannes-kraut / heydnisch Wund-kraut /
Wallwurtzen / rothe Rosen / Garben-kraut / jed. ein Handvoll; zerhacke alles
under einander / thue es neben dem Wein und Baumöl in ein sauber Becke / siede
es gemächlich so lang / biß die Kräuter genug / und der Wein abgesotten / trucke
es durch ein Tuch / und behalte solch Oel zum gebrauch auff. Wil man es aber
brauchen / so nehme man forderist halb Wein und Wasser / darinnen nach belieben
heydnisch Wund-kraut / Eibischwurtz / und Gratiola gesotten / wasche damit die
Wunden wohl auß / trückne sie widerumb / und streiche alßdenn das Oel mit einer
Federen in die Wunden. Oder nimm Baumöl ein halb pfund / Terpentin ein viertels
pfund / Regen-würm ein viertels pfund / rothen Mangold / Chamillem-blust / St.
Johannes-Blumen / jed. ein hand-voll. Die Regenwürm / Mangold und Blumen in dem
Baumöl wohl gesotten / und durch ein Tuch getrucket / in ein Glaß gethan /
endlich den Terpentin darunder gemischet / und an die Sonne gestellet / gibt
einen guten Balsam / davon zur Zeit der Noth in die Wunden gethan / heilet
wunderbarlich.
(Samaritanischer Balsam.) Etliche machen auch
einen guten Wund-Balsam allein auß Oel und Wein / welches sie under einander so
lang kochen / biß ein dicklichter Balsam darauß wird. Solchen nennen sie
Samaritanischen Balsam / nach dem Exempel des Barmhertzigen Samariters in dem
Evangelio Luc. X. welcher einem auff der Reise zwischen Jericho und Jerusalem an
dem Weg gefundenen halb todten Menschen Oel und Wein in die von Mörderen
geschlagene Wunden gegossen. Ist ein guter Balsam / welchen aber Theopharastus
Paracelsus mit zuthun anderer Sachen verbesseret / wie oben zu sehen.
(Ziegelöl. Oleum laterum, sive philosophicum.)
Sonsten wird auch auß dem Baumöl mit Ziegelscherben vermischt / ein köstliches
Oel auff folgende Weiß destilliert. Nem̅t kleine Ziegelscherben /
macht sie wohl fewrig / werfft sie demnach in Baumöl / wenn sie also viel Oel in
sich geschlucket haben / so thut sie in ein Retorten Glaß / und destilliert in
dem offenen Fewr ein Oel darauß; welches Oleum Philosophicum oder Latericium
genennet wird / schön roth und durchsichtig ist / auch herrliche Kräfften zu
erdünneren / auffzulösen / und durch zutringen hat / darumb es (Harte Geschwulst. Erkaltete Gelaich.) auch zu
Erweichung und Vertheilung harter Geschwulsten / Erwärmung und Stärckung
erkalteter Nerven und Gelencken / Vertheilung der Flüssen in den Ohren /
da [60] von
(Vbles Ge??? Flüß in den Ohren) das üble Gehör /
Ohren-leüten herkommet / mit Baumwollen darein gethan / mit grossem Nutzen
gebraucht wird.
In Italien und Hispanien / da man das (Grieß.
Lendenwehe. Stein. Schwindsucht. Leibs-Abnemmen.) Oel häuffig hat /
pflegt man auch fürnehme Leuth in demselben zu baden / wenn sie mit dem Grieß /
Lendenwehe / und Stein behafftet sind / damit es alle Gäng erweiche. So werden
auch Kinder und erwachsene Persohnen / so mit der Schwindsucht und Abnehmen des
Leibs behafftet sind / darinnen offt gebadet.
(Verstopffung des Leibs.) In Clystieren ist das
Olivenöl gar gemein / weilen es den anhaltenden Stullgang beförderet. Praevotius
hat von Zeiten bey einem Edelman̅ den lang verhaltenen Stullgang
allein mit Baumöl beförderet / in dem er ihm ein Pfund desselben / wie ein
Clystier / einspritzen lassen. Welche vor den Clystieren ein Abscheuhen tragen /
lassen sich ein Schnitten Brot auff glüender Kohlen rösten / bestreichen solche
mit dem besten Baumöl / und essen sie vor der Mahlzeit / davon bekommen sie auch
Offnung. Ist ein Mittel / welches sonderlich den schwangeren Weiberen dienlich
zu Beförderung des Stullgangs.
(wilb Feur. umb sich fressende Geschwär.
Carbunckel.) Die Blätter des Oelbaums gestossen und auffgelegt / wehren
dem wilden Fewr / den um sich fressenden geschwären und Carbuncklen.
Frische Oliven vor der Speiß genossen / machen den Bauch flüßig / stärcken den
Magen / und erwecken Lust zum essen. Hingegen sind die alten dem Leib schädlich.
Nach dem Bericht Herren D. Casp. Bauh. in Pinace Theatri Botanici Lib XII. sect.
III. werden dreyerley Arten der Oliven in Teutschland gemeiniglich zu uns
gebracht. I. Erstlich / die Spanische Oliven / welchesehr groß und fleischicht
sind / Andreas Caesalpinus hat sie schier in der Grösse der Nussen gesehen. II.
Die Genuesische / so man auß Italien; und Frantzösische / die man meistentheils
auß der Narbonesischen Landschafft bringet / diese sind etwas kleiner. III. Die
ablange und schwartz-grüne Oliven / welche bey dem Comer-See wachsen / und
insonderheit zu uns in das Schweitzerland / deren sich bey den Speisen zu
bedienen / gebracht werden.
(Grimmen.) Das Oel auß den zeitigen Oliven gepreßt
und getruncken / bewegt zum Stullgang / ist gut für das Grimmen / erweicht die
Harngäng / und heilet innwendig.
(Wunden.) In Westphalen gibt man den Verwundten
alle Tag Baumöl mit warmem Bier zu trincken / die Krancken brauchen es so starck
/ daß auch ihr Schweiß nach Oel riechet / wie solches Johannes Schroederus in
Pharmacop. Med. Chym. lib. IV. class. I. anzeiget.
(Würm.) Fridericus Hoffmannus in clave
pharmaceutica Schroederiana lib. IV. sect. I. p. m. 517. berichtet / so man ein
wenig Laugen / die auß gebrannten Räbwellen und Bohnen gemacht seye / mit Baumöl
vermischt trincke / töde es die Würm im Leib.
In Italien / Franckreich und Spanien / wird das Oel an statt des Butters
gebrauchet.
Bey den Griechen und Lateineren ware die vielfaltige Gewohnheit / daß sie ihre
Leiber mit Baumöl salbeten / daher liset man von Pollione Romulo, alß ihne der
Keyser Augustus fragte / durch was Mittel er in dem hundersten Jahr seines
Alters die Kräfften des Gemüths und Leibs erhalten habe / gabe er zur Antwort:
Innwendig mit Mett / außwendig mit Oel. Auff diese Weiß beantwortete auch
Democritus die Frag desjenigen / wie der Mensch beständiger Gesundheit geniessen
könne: wenn er nemlich die äusserlichen Glieder mit Oel / die innwendigen aber
mit Honig anfeuchten werde.
In den Morgenländeren pflegte man den anwesenden Gästen die Ehre auch anzuthun /
daß man ihr Haupt mit Oel salbete / daher unser Heiland IEsus dem stoltzen
Phariseer / dessen Gast er ware / fürgeworffen hat / Luc. 7. 46. Oleo Caput meum
non unxisti, du hast mein Haupt nicht mit Oelgesalbet.
CAPUT XXIV.
Böhmischer Oelbaum mit seiner Blumen / Frucht und Kern.
Olea Bohemica, cum suo Flore, Fructu & Ossiculo. Olea sylvestris folio
molli incano. C. B.
PEtrus Andreas Matthiolus hat in dem Königreich Böhmen / einen Baum in zimlicher
grösse under dem Nam̅en des Oelbaums angetroffen / ist aber nicht
der rechte. Er hat Blätter wie die Weyden oder Schaffmüllen / die sind graw /
weich / ohngefehr anderhalb Zoll lang / und ein Zoll breit. Seine Aeste
vergleichen sich auch der Weyden / haben etliche Stachlen / und werden mit einer
glatten weißlichten Ründen umbgeben. Die Blüht ist weiß / und sehr wohlriechend.
Er tragt an etlichen Orten [61] Früchte oder
Beere / die vergleichen sich den rechten Oliven / außgenommen / daß sie kleiner
und oben gespitzt sind. Wächst von sich selber in den Böhmischen Wälden / und in
den Gärten bey den Häuseren. Carolus Clusius lib. I. Rar. plant. histor. cap.
XXI. schreibt / daß dieser Baum in Spanien / im Königreich Granata / bey der
Statt Guadir wachse / er blühet im Anfang des Sommers / und im Herbst werden die
Frücht zeitig. Die Spanier nennen ihn wegen des lieblichen Geruchs der Blumen /
Arbol del Parayso, Paradeiß-baum. Matthiolus hat ihne zu seiner Zeit in des
Keysers Ferdinand Lustgarten zu Wien gesehen. Zu Lyon / Paris und anderen
Frantzösischen Stätten / wie auch in Engelland / Holland / Saffoy / wird er in
zimlicher Anzahl in den Gärten gefunden / allda er keine Frücht tragt / oder
wenn er schon Beere bringet / kommen sie doch zu keiner Zeitigung.
Nach Herren Doctor Rauwolfs Bericht / wachster von sich selber in Syrien /
Morenland / und auff dem Berg Libano. In Teutschland wird er in etlichen Gärten
gepflantzet / allda er über den Winter bleibet. Johannes Bauhinus hat diesen
Baum in des Freyherren von Schvvendy Garten im Elsas angetroffen / und davon
etliche zeitige Beere in dem Herbstmonat bekommen. In dem Fürstlichen
Mümpelgartischen Lust-Garten hat er etliche Schößlein gesetzt / welche ihme
seines Vatters Bruder / Hugo Bauhinus, ein fürnemmer Wundartzt zugesandt hat /
sie sind ihme glücklich herfürkommen / und etliche in der grösse eines Baums
gewachsen blüheten alle Jahr / aber brachten selten ihre Frücht.
Azedaraeth / Azedaraeth Arbor.
Namen.
ONder die Zahl der Oelbäumen mag auch gezehlet werden der wilde Azedaraeth
Oelbaum / auff Lateinisch / Azedaraëth arbor fraxini folio, flore coeruleo,
Casp. Bauh. Pseudosycomorus, Matth. Azadaracheni arbor, Joh. Bauh. Italiänisch /
Arbore de gli Patre nostro. Frantzösisch / Arbre saint. Englisch / Bead-tree.
Gestalt.
Dieser Baum ist mittelmäßiger Grösse; seine Rinde ist in den jungen glatt / in
den erwachsenen aber rauch / und voll Ritz oder Spält. Tragt zerkerffte /
Ellen-lange Blätter / gleich dem Aeschbaum: An den aussersten Aestlein zwischen
den Blätteren kom̅en viel von langen Stielen hangende kleine /
wohlriechende / ungeschmackte / auff fünff außgebreiteten Blättlein bestehende
Blümlein Büschel-weiß hervor: Auff welche auch viel Bitter-süsse / anfangs grüne
/ hernach aber weiß-gelblichte / grosse / stinckende Beere folgen / in welchen
ein harter / fünff-bißweilen sechs-ecketer / mit weissem unlieblichem Marck
angefüllter Kern enthalten ist. In Italien / Spanien / Franckreich und Engelland
wird dieser Baum in die Lustgärten gepflantzet.
Zur Artzney kan dieser Baum nicht gebraucht werden / weilen er ein gifftige Natur
hat / daher auch die Beere desselben / welche biß in den Winter am Baum stehen /
müssen also verwahret werden / daß sie niemand zu essen bekomme / weilen
angemerckt worden / daß die Hünd und andere Thier / welchen man solche zu
fressen eingebracht / gestorben. Auß den Kernen aber pflegen die Catholischen
ihre Pater-noster-Kügelein zu drehen.
CAPUT XXV.
Gelb Presilgenholtz / mit seiner Blumen / Frucht und einem Stücklein des Holtzes.
Cotinus Plinii cum suo Flore, Fructu & ligni portiuncula.
Namen.
BElb Presilgenholtz / heißt Lateinisch / Coccygria oder Cotinus, Plin. Cotinus,
C. B. Cotinus coriaria, Dodon. Rhus, Turn.
Gestalt.
Dieweil der wilde Oelbaum in Griechischer Sprach [Greek
words] genennet wird / hat Camerarius auß diesem Anlaß den Cotinum
Plinii oder das gelb Presilgenholtz allhier auch beschrieben. Es ist ein kleiner
Baum mit einem krummen dünnen Stammi / welchen die Färber abschellen / und zur
gelben Farb gebrauchen. Die Ründe ist gelb-roth / und das Holtz bleich. Die
Blätter vergleichen sich des Birrn-baums Blätteren / doch sind sie ründer /
hangen an röthlichten Stielen / und sind den Blätteren der Pistacten gleich /
haben einen etwas zusammen ziehenden Geschmack / jedoch nicht unlieblich. An
|| [62]
Gelb Prefilgenholtz. Cotinus Plinii.
den oberen Theilen der Zweigen kombt ein langer haarrichter Busch herfür /
darinnen erscheinen in harten Schaalen etliche gelblichte / flache und fast
drey-eckichte Sämlein / so gering / daß man sie kaum zerschneiden kan. Die
bleiche und subtile Blüht erscheint im Meyen und Brachmonat / man nennet es
wegen der Gleichheit und des Nutzens gelb Presilgenholtz / und in Ungaren
Farblauff. Es wachst viel umb Trient / Verona und anderen Orten in Italien /
insonderheit aber auff dem Berg Apennino. Wird auch in Oesterreich / Ungaren /
Böhmen und Franckreich in den hohen Wälden gefunden.
Eigenschafft.
Dieser Baum hat viel herbe / saurlichte / gesaltzene und irrdische Theilen /
dannenher er zusammenziehen / erdickeren und stopffen kan.
Gebrauch.
In der Artzney braucht man dieses Gewächses wenig / doch mag das gesottene (Mundund Hals-Geschwär. Mandlen-Geschwulst) Wasser
/ darinnen die Blätter dieses Baums gekochet worden / zum Mund-spülen / und
gurgelen in den Mund und Hals-Geschwären / auch Geschwulsten der Mandlen wohl
dienen.
Die Färber aber brauchen die Wurtzen desselben / und färben die Tücher fewrroth
damit. Mit der Rinden des Baums aber können sie gelb färben. Die Gerwer bedienen
sich der Blätteren und Aestlein / ihr Läder damit zu säuberen.
CAPUT XXVI.
Dactel-Baum. Palma.
Palma enascens.
(Diese Figur zeigt an / wie die Dacteln erstlich auß
dem Kern unter sich / und darnach erst in die Höhe wachsen.)
Namen.
DActelbaum / oder Palmbaum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Palma. Italiänisch / Dattero, Albero di
Datteri. Frantzösisch / Arbre de Dattes, Palme, Dattier. Palmier. Spanisch /
Palma. Englisch / Palmtree / Datetree. Niderländisch / Palmboom / Dattelboom.
|| [63]
Dacteln heissen auff Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Palmula, Dactylus. Italiänisch / Datteri. Frantzösisch / Datte, le
Fruit de la Palme. Spanisch / Datil. Englisch / Date / the Fructe of the
Palmtree. Dänisch und Niderländisch / Dadelen.
Geschlecht und Gestalt.
Der Dactelbaum ist für allen anderen Bäumen / sonderlich an folgenden Sachen und
Zeichen / zu erkennen. Erstlich / wachst er auß einfachem Stamme gerad in die
Höhe auff; demnach wird solcher Stamme in keine Aeste / wie andere Bäume
außgetheilet / oder außgebreitet / sondern gibt nur einen einigen Schoß oder
Zweige in die Höhe von sich / welcher sehr groß wird: Dennenher diejenigen
Botanici hierinnen irren / wenn sie den Palmenbäumen Aeste zuschreiben / denn
was sie für Aeste halten / sind nichts anders / als doppelte Blätter / welche
fast an allen Dactelbäumen zu gewissen Zeiten abfallen. Drittens / haben alle
Palmbäum gestreiffte Blätter / fast wie die Rohr in den Wasseren; Viertens / ist
ihre Blumen dreyblättig. Welche Bäume nun solche Kennzeichen an sich haben / die
kan man under die Palmenbäume mit gutem Fuge zehlen. Die Medici und Botanici
aber haben in fernen Landen bißher underschiedliche Gattungen der Palmenbäumen
angetroffen.
1. Die erste Gattung dieser Bäumen ist der gemeine Palm- oder Dactel-Baum / Palma
major, C. B. vulgaris, Park. Dactylifera major vulgaris, Johnst. Dieser Baum
wachst auß einem Stamme gerad in die Höhe biß über die zwantzig Schritt weit
auff; ist unden bey der Erden etwas dünner und schwächer alß oben. Hat eine
rauche / unebne Rinden / mit dicken / gleichsam stapffel-weiß gesetzten Zapffen
/ daran gut auff- und abzusteigen; welche Zapffen nichts anders sind / alß
hinderbliebene Wurtzeln der abgefallenen Blätteren. An statt der Aesten / deren
dieser Baum mangelt / hat es viel neben auß und in die Höhe stehende
dreyeckichte / gleichsam auß vielen Faseren (filamentis) zwischen welchen ein
Marck stecket / zusammengesetzte / gestreiffte Blätter / welche schmal / aber
bey drey Elenbogen lang / und unden eines kleinen Fingers dick sind / nach und
nach aber gegen ihrem aussersten Theil dünner werden. Auß diesen dicken und
gleichsam doppelten Blätteren wachsen beyderseits kleinere / einfache / eines
halben Zolls breite / hartschneidende / und in einen scharffen Spitz außgehende
/ abwerts hangende Blätter. Den jenigen Kiel aber / so in einer ablang Hülsten /
gleich einer Blasen / biß auff den Frühling verschlossen bleibt / hernach aber
auß dieser geöffneten Hülsten hervorhanget / und die Früchten der Dacteln trägt
/ mag man wohl einem Kehrbesen vergleichen: Denn anfangs / da er zwischen den
dicken Blätteren in solcher Taschen eingeschlossen stecket / ist er dünn
zusammen gepackt / kaum eines halben Zolls breit / nachgehends aber ausser
dieser Taschen / oder starcken Hülsen / theilet er sich in viel Reiser / oder
Elen-lange dünne Stöcklein auß / also daß ein Reiser ausser dem anderen von dem
Kiel außgehet: Diese Reiser oder Stecklein sind an ihrer undern kahlen Seiten
viereckicht / gleich ob sie mit einem Messer also geschnitten wären / auf der
obern Seiten aber / sind sie ungleich gedrähet / und durch viel Knorren / daran
die Dactel hangen / uneben gemacht. Die Hülsen / darinn solche Sachen den Winter
durch verborgen ligen / thun sich in dem Frühling auff / alsdenn sprossen
anfänglich die Reiser / und an dem knorrichten Theile deroselben die Blümlein /
trauben-weiß herfür / welche klein / weiß / dreyblättig / und wohlriechend sind.
Den Blumen folgen die grünen Dactel nach / welche erst in dem Herbstmonat reiff
werden / und alß grosse Trauben von den Bäumen hangen: Diese Dactel hangen
vermittelst ihrer flachen Knöpflein an den Reiseren oder Stecklein; wenn sie
reiff / haben sie ins gemein ein äusserliche dunckelrothe Rinden; under deren
ligt das fette süsse Marck oder Fleisch / welches ein weisses auß vielen dünnen
Fädemlein zusammen geflücktes Häutlein / mit einem ablangen Steinlein / in sich
begreifft. Diese Frucht änderet sich an der Grösse / Gestalt und Farb: Man
findet ablange / dicke / grosse / den Pflaumen gleich: andere sind rund und
klein / alß die Eichele; etliche scheinen gelb / grün und roth zu seyn. Alle
Palmenbäume haben kurtze / satte / nicht gar dicke / aber sehr in einander
geflochtene Wurtzen / so daß sich zu verwundern / wie ihre so grosse / dickund
schwäre Stäm̅e / in der Lufft sich steiff halten / und von keinen
starcken Winden so leicht mögen übern hauffen gestürtzet werden. Weilen denn
diese Bäume allem Last wiederstehen / und sich nicht leich biegen oder
niedertrucken lassen / als haben die alten Römer vorzeiten ihre sieghaffte
Kriegs-Oberste / nachdem sie ihre Feinde im Streit dapffer überwunden / zu einem
Zeichen ihrer Heldenmüthigen Dapfferkeit mit Palmenzweigen gekrönet.
Dieser Baum will ein saltzichten / satten / warmen Boden haben / daher er in
Persien / Syrien / Aegypten / Morenland gern wachßt. Im Jüdischen Land um̅ die Statt Jericho ist er auch viel gewachsen / dannenher die
Statt berühmt / und eine Palmenstatt in der H. Schrifft Deut. 34. v. 3. Judic.
1. V. 16. 2. Chron. 28. V. 15. genennet worden. In Italien / Spannien und
Franckreich / da es ein sehr warm und saltzicht Erdreich hat / wird er mit Mühe
und Arbeit in den Gärten gepflantzet / und trägt selten Früchte. In Teutschland
aber ist er entweder gar nicht / oder doch schwerlich / und nur eine geringe
Zeit aufzubringen. Man liset von Käyser Maximiliano, daß als er auf eine Zeit
über Land reisende einen Bauren angetroffen / der da Stämme in seinen Acker
gesegt / habe er denselben zu sich kom̅en lassen / und ihne
gefragt / was für Früchte er allda pflantzete? der Baur antwortete dem Käyser /
er setze Dactelbäume / worauff der Käyser hertzlich gelacht / und zum Bauren
gesprochen: Ey lieber Mann / die Dacteln tragen erst über hundert Jahr ihre
Früchte / du wirst es nicht erleben / daß du davon essen kanst. [64] Ja / Gnädiger Herr / antwortete der
Baur / ich weiß es wohl / ich thue es GOtt zu Ehren / und den Nachkömmlingen zum
Nutzen: Welche Rede dem Keyser so wohl gefallen / daß er dem Bauren hundert
Gulden verehren liesse.
2. Das andere Geschlecht oder Art / Palma vinisera Theveti. J. B. C. B. wird in
Aethyopien oder dem Morenland gefunden / die Moren oder Schwartzen / wenn der
Baum noch jung ist / nennen ihne Quan. Er hat viel Aeste mit langen Dörnen / und
schmahlen doch langen Blätteren / die wohl über zween Schuh lang sind / darauß
sie ein Werck / welches man zu Fisch-netzen und kleinen Stricken gebraucht / zu
machen wissen. So er eine Manns Länge hoch auffgeschossen ist / traget er Frucht
oder Nüsse / die so groß sind alß eine Olive / hierauß wird das Palmen-öl
gemacht. Wenn der Palmenbaum hoch und groß worden / alß der zuweilen vierzehen
oder fünffzehen Schuh hoch auffschiesset / hat er unden herumb weder Aest noch
Blätter / sondern stehet alß ein Mast / und tragt nur oben auff dem Gipffel
seine Blätter / denn die understen verfaulen / oder vergehen allgemach und
fallen ab / in dem oben in der Höhe newe herfür schiessen: Ein solcher
wohlgewachsener Palmenbaum wird Tougoo von den Schwartzen genennet / ist sehr
daurhafft und gibt Wein und Oel in einem Jahr. Den Wein / welcher in ihrer
Landsprach Mignoll heisset / zapfen die Schwartzen auß dem Boume / in dem sie
ein Loch in den Baum bohren / an dem Ende / da die Blätter zu wachsen beginnen:
Hierauß tropfft alßdenn der Wein in ein Topff / so man darunder gehängt. Dieser
Safft oder Wein sihet der Farbe nach alß Molcken auß / wann er noch frisch ist /
gibt er ein süssen und lieblichen Geschmack von sich / des anderen Tags aber
wird er saurlicht / und in kurtzer Zeit zu starckem Eßig: Solcher Wein nimmt das
Gehirn ein / und machet die Menschen gantz truncken. Auß einem Baum kan man in
einem Tag ohngefehr zwey Stübichin zapfen ohn einigen Schaden / wenn die Frucht
des Baums reyffig ist. Diese Frücht sind eine Art Nüsse / etwas grösser alß
Oliven / welche Trauben-weiß beyeinander wachsen / und von innen ein harten Kern
mit einem süssen Marck haben. Wenn die schwarzen solche abgenommen / stampffen
sie dieselbigen / und sieden sie zweymal / denn schwimmet das Oel oben / wird
mit den Schalen abgeschöpfft / und in Töpffen bewahret. Dieses Palmen-öl
gebrauchen die Moren an statt des Butters oder Oels von Oliven / welches sie
allda nicht haben / bestreichen damit ihren Leib von oben biß unden zu / die
Haut glatt und blinckend zu machen / so sie vor eine sonderliche Schönheit
halten. Die Kerne dieser Nüssen haben die Schwarzen stäts im Mund / wie solches
D. Dapper in seiner eigentlichen Beschreibung von Africa und dem Land der
Schwarzen am 390. Blatt berichtet.
3. Die dritte Art ist der Guineische Palmbaum / Palma Coccifera ex Guinea. C. B.
Nucula indica altera. Park. Welcher in Guinea bey den Gold-Ertz-Gruben häuffig
wachset: dessen nidsich hangende Blätter biß 15. Schuhe lang: die gold-gelbe
Frucht aber fette Kernen in sich haben / auß welchen die Einwohner einen
ölichten dünnen Safft außpressen / so sie Palmen-öl nennen / und under die
Speisen zur Lieblichkeit mischen. Sie pflegen auch in den Baum zu bohren / da
denn ein süsser Safft / der Milch-schotten ähnlich / außfliesset / dene sie mit
wildem Honig vermengen / und ein Tranck darauß machen / welchen sie Palmen-wein
nennen; wenn er unmäßig genossen wird / macht er auch truncken.
4. Das vierdte Geschlecht ist ein Indianischer Palmbaum / Palma indica coccifera
C. B. Palma sive Nux indica vulgo ferens Coccos, Park. Tenga, Hort. Malab. Die
Frucht dieses Baums / Coccos, genannt / ist zuweilen so groß alß ein
Menschen-kopff / aber in der Gestallt ablang / rund / wie ein Kürbiß. Auß diesem
Baum zapffen die Einwohner auch einen geistreichen Safft / Suri, genannt /
welcher lieblich auß saur / süß und gesaltzenem Geschmack vermischet / auch die
Krafft hat / truncken zu machen. Auß diesem Safft destillieren sie einen
Brannten-wein; sie machen auch einen Eßig / ja gar einen Zucker darauß / den sie
Tagram nennen. Alles wird außführlich von den Auctoribus Horti Malabarici
beschrieben.
5. So hat es auch noch viel andere Gattungen der Palmbäumen bey den Botanicis;
und sonderlich in dem Horto Malabarico, welche sambtlich allhier außführlich zu
beschreiben / mein Zweck nicht ist. Wollen allein ihrer Namen / und der
Botanicorum, von denen sie beschrieben worden / gedencken. Das fünffte
Geschlecht seye also: Ein Brasilischer Palmbaum mit glattem Stamme und Früchten
in der grösse der Hüner-eyer. Palma Brasiliensis, caudice glabro, fructu ovi
gallinacei magnitudine. Pindoba Brasiliensibus, Marggr. 6. Ein Indianischer
Palmbaum mit Früchten / so den Pflaumen ähnlich. Palma Indica caudice in annulos
protuberantes distincto, fructu pruniformi. Todda panna. Hort. Malab. 7. Ein
Brasilische Stech-Palmen mit Früchten / so den Zwetschken an Grösse und Gestallt
ähnlich. Palma Brasiliens. aculeata, fructu Pruni Damasceni magnitudine
& figurâ. J. Raji. Palma Brasiliensis quinta seu Tucùm, Pison. 8. Ein
Brasilischer Palmbaum mit äschfarben Blätteren. Palma Brasiliensis septima seu
aquè, Pison. Palma Brasil. vinifera, foliis cinereis. J. R. 9. Ein Brasilischer
oder Americanischer Palmbaum mit Trauben gestalteter Frucht. Palma Brasil.
octava, Jraibà dicta, Pison. Palma Brasil. farinifera, An Prilerii? id est,
Palma Americana fructu racemoso, C. B. 10. Ein edler Jamaischer Palmbaum. Palma
nobilis, seu Regalis Jamaicensis & Barbadensis, der biß auff 250. Schuh
hoch wachsen soll. 11. Ein Javanesischer Palmenbaum mit längsten Blätteren.
Palma Javanensis longissimo folio. C. B. Palmae Indicae genus Lantor dictum. J.
B. 12. Ein Palmenbaum mit grossen Scharlach-beeren. Coccus de Maldiva, Park.
Palma coccifera figura ovali, C. B. 13. Ein Brasilischer Palmbaum mit einer
Pflau [65] men - Frucht.
Urucuri-iba, Marggr. Pison. Palma Brasil. farinifera, fructu Pruni, cupulae
insidente, J. R. 14. Ein anderer Brasilischer Palmbaum. Palma Brasil. nona,
Miriti dicta, Pison. 15. Wiederumb ein Brasilischer Palmbaum. Palma Brasil.
decima, Mirajaiba dicta, Carol. Pison. 16. Ein Brasilischer Palmbaum mit kleinen
Scharlach-beeren. Jocara, & Jucoara, Marggr. Giocarà, Pison. Palma
Brasil coccifera minor, J. R. 17. Ein Americanischer stachlichter Palmenbaum.
Palma Americana spinosa, C. B. Palma Hayri, Park. Palma Brasil. sexta sive Ayri,
Pison. 18. Ein Indianischer Palmbaum mit sitzender Frucht / Faufel genannt.
Caunga, Hort. Malab. Palma, cujus fructus sessilis, Faufel dicitur, C. B. Areca
sive Faufel, sive Avellana Indiana versicolor, Park. 19. Ein Malabarischer
wilder Palmbaum. Katou-Indel. Hort. Mal. Palma sylvestris Malabarica, folio
acuto, fructu Pruni facie, D. Comelin. 20. Ein Indianischer Palmenbaum mit
doppelten Blätteren. Palma Indica, folio bicomposito, fructu racemoso, Schunda
pana, Hort. Mal. 21. Ein Wein-Palmen / mit stachlichter Frucht. Palma vinifera,
fructu ex arboris trunco spinoso, C. B. 22. Ein Palmen mit Scharlach-beeren /
und gefalteten Blätteren. Das Männlein und Weiblein. Palma coccifera folio
plicatili flabelliformi foemina, Carimpana, Hort. Mal. Item, Palma coccifera
folio flabelliformi mas. Ampana, H. M. 23. Ein Berg-Palmbaum. Palma montana,
folio plicatili flabelliformi maximo, semel tantùm frugifera, Codda panna, sive
Palma montana Malabarica, Hort. Mal. 24. Ein Brasilischer Palmbaum / mit
Falt-Blätteren / und schüppichtem Stamme. Palma Brasiliensis prunifera folio
plicatili seu flabelliformi, caudice squammato. Caranaiba, &
Ananachicarivi Brasilianis, Marggr. Pison.
25. Für das 25. Geschlecht setzen wir die kleine oder niedrige Palmen / Palmam
humilem, deren Figur allhier zu sehen.
Kleine Palmen. Palma humilis.
Namen.
DIese Palmen wird auff Griechisch von Theophrasto genennet / [Greek words]. Lateinisch heißt sie / Palm humilis,
Palma minor, C. Bauh. Palma humilis spinosa & non spinosa Hispanica, J.
B. Palma folio plicatili seu flabelliformi humilis, Joh. Raji. Italiänisch /
Cefaglioni. Englisch / Owart-Palm.
Gestalt und Geschlecht.
Sie wachst in Sicilia und Ilva in grosser Mänge / wie auch in Spanien und bey der
Statt Siena und Pisa / in sandichtem saltz-Erdreich. Ist nicht viel über ein
Elen hoch / vergleichet sich mit den Blätteren dem Palmenbaum / allein daß sie
kleiner und kürtzer sind. Bringt ihre Blumen seiten-werts auß haarrichtem Putzen
/ darauß entspringen die Beer oder Trauben / wie die beygesetzte Figur genugsam
für Augen stellt. Nahe gegen der Wurtzel gewinnet sie einen runden Knollen oder
Bollen / der ist mit sehr viel Hülsten verwahret / den schelet man /
Kleine Palmen. Palma humilis.
besprengt ihn mit Pfeffer un̅ wenig Saltz / den̅ er
ist am Geschmack sehr lieblich und mürb / gehöret für die Italiänische und
Spanische Leckmäuler. Man nennet diesen Knoll n Cerebrum, ein Gehirn. Rembertus
Dodonaeus schreibet / Stirp. Histor. pempt. VI. Lib. III. Cap. 28. man bereite
dieses Gehirn darumb mit Saltz und Pfeffer / dieweil es gern viel bläst / und
böse Feuchtigkeiten verursache. Die Reißlein von diesem Palmen-Geschlecht tragt
man fast in gantz Italien feil in der Fasten / damit schmucken sie ihre
Oelzweige am Palmtag zur Weihung. Man macht auch gute währ afftige Körbe und
Bäsen darauß.
Eigenschafft.
Der Palmenbaum hat ausser der Frucht nichts / daß in der Artzney oder den Speisen
gebraucht wird. Indessen steckt er voll Saffts / welcher theils einen brennenden
Schwefel-geist / theils auch ein sawres tartarisches Saltz zimblich mit sich
führet / dennenher er auch / nach dem er auß dem verwundten Baum außgeflossen /
nicht lang seinen natürlichen lieblichen Geschmack behaltet / sondern bald sawr
und zu Eßig wird. Die Rinden und das Holtz / haben viel grobe / irdische / mit
rauch-sawrlichtem Saltz vermengte Theile / welche mit den schwefelichten also
vergesellschafft / daß eine zusammenziehende Krafft darauß entstehet. Die
Dacteln aber haben etwas ölichte mit heimlichem sawrlichtem Geist vermischte
Theile / dennenher sie übel zu verdäwen / den Magen beschwären / viel Wind und
Blähungen machen / die Leber und das Miltze verstopffen / dem Haupt ein
Schmertzen verursachen / wenn sie zu viel geessen werden. Hingegen haben sie die
Eigenschafft das flüßige Geblüt zu erdickeren / zusammen zu [66] ziehen / die Ruhren und Blutflüssen zu
mässigen oder zu stillen / und die allzu grosse Schärffe des Geblüts zu
linderen.
Gebrauch.
Die Dacteln werden nicht viel gebraucht. Die Africaner / bey denen sie gemein /
essen (Häisere des Halfes. Husten. Leibsfrucht
stärcken. Milch vermehren.) sie wohl zeitig für die Häisere des Halses
/ und den Husten. Ihre schwangeren Weiber geniessen sie zu Stärckung der
Leibes-Frucht / und die Kindbetterinnen zu Vermehrung der Milch. Welche
Nutzbarkeit denn solche Früchte diesen Leuthen wohl geben können / alß die nicht
nur starcke Mägen / sonderen auch einen viel herrlicheren und kräfftiger
verzehrenden Sawrteig darinnen haben / denn die Europae???r / der n schwächere
Mägen von solcher Frucht alle oberzehlte Unge???egenheiten erwarten müssen.
Es sind doch etliche her / welche ein sonderlich (Harnbrennen. Pulver auß Dactelu.) Mittel wider den brennenden Harn
auß den Dacteln auff folgende Weise bereiten. Nembt der Dacteln / so viel ihr
wollt / raspelt oder feilet ihre Steinlein zu reinstem Pulver / das Fleisch
zerschneidet in kleine Stücklein / dorret sie in dem Bachofen / dadurch der
saure Geist verzehret wird / und stoßt sie ebenmäßig zu subtilem Pulver / dieses
Pulver mischet wohl under einanderen / thut gleiches Gewicht Zucker darzu /
mischt alles nachmahlen wohl zusammen / und gebt dem Patienten alle Morgen und
(Safft zu obigem Pulver) Abend drey
Messer-spitz-voll in folgendem Safft ein: Darzu nembt Lattich-Seeblumen- und
Chamillen-Wasser / jed. zwey Loth. Pappelen-Wasser / ein und ein halb Loth.
Eibisch Syrup nach des Fernelii Manier gemacht 2. Loth. Violen-Syrup ein Loth.
Zimmet-wasser ein halb Loth. Mischet alles wohl durcheinander.
Weilen die Dacteln eine stopffende Eigenschafft haben / als kan man so wohl den
Trunck des Wassers / darinnen sie geso???ten / als auch ihr Pulver auff ein halb
quintl. schwär offt eingenommen / zu Stillung allerhand (Bluten der Nasen guldenen Aderen. Blutspeye̅ Dick Magenpflaster) Ruhren / des vielen Blutens der Nasen /
guldenen Aderen / Blutflusses der Weiberen / Blut-speyen / eingeben. Aeusserlich
mag man auch die gedörrten Dacteln mit Muscatnuß / Mastix / Wachholderbeere und
Zimmet zu Pulver stossen / solches (zu Stillung)
under Quitten-Latwerg / geröstete und gepülverte Brot-rampff / und ein wenig
Saurteig wohl rühren / alles zusammen in rothem Wein undereinander ein wenig zu
dickem Muß / oder einem Cataplasma kochen / Solches hernach dick zwischen ein
doppeltes Tuch streichen / und also warm über den schwachen Magen und Bauch
l???gen. Stillet (des Erbrebrechens. Grim̅ens. Ruhren. Vertheilung der Winden.) das Erbrechen / Grimmen / Ruhr
/ und rothe Ruhr / stärcket den Magen / vertheilet die Wind und Blähungen.
Das Pulver von Dacteln gebrauchen sie auch außwendig zu Reinigung der fressenden
Schäden / Zusammenziehung der gebrochenen (gifftige
Schäden.) und schweissenden Aederlein / davon solche fressende Schäden
immer underhalten werden: Zu Verkleinerung des angelauffenen und verschwollenen
Halszäpfleins (Zäpfleingeschwulst.) / wenn man
das Pulver durch ein Röhrlein daran blaßt.
Die Dacteln werden bey uns auch offt (Dacteln-Wasser.) im Wasser gesotten / und das Wasser den zu der
Schwindsucht geneigten Kinderen zu trincken gegeben / damit sie davon Nahrung
haben sollen. Wenn nun die Kinder zu vielen und gefährlichen Durchbrüchen
geneigt / mag man es wohl gebrauchen: so (den Kinderen
schädlich.) sie aber den Verstopffungen mehr underworffen / ist es
höchst schädlich / und mag erst eine Verstopffung in den Milch-Aderen des
Gekröses / dadurch der Nahrung-safft natürlicher Weise gehen soll / erwecken /
hiemit ein Abnehmen des Leibs verursachen.
CAPUT XXVII.
Tamarinden. Tamarindi.
Namen.
DEr Tamarinden-Baum heißt auf Lateinisch / Tamarindus, J. B. Park. Siliqua
Arabica, quae Tamarindus, C. B. Balam-pulli, seu Maderam-pulli, H. Malab.
Englisch / The Tamarind-Tree.
Die Tamarinden aber werden genennet / Tamarindi, Dactyli Indi, acidi. Griechisch
/ [Greek words].
Gestalt.
Herr Walter Schultzen beschreibet in dem 3. Buch seiner Ost-Indischen Reise im
12. Cap. den Tamarindenbaum also. Die Tamarinden / so in vielen Indianischen
Länderen gefunden wird / wachst häuffig in Bengalen.
Der Baum ist mehrentheils schön / groß und lustig anzusehen / hat viel
außgebreitete hohe Zweig und Blätter: Er wachst leicht auff / und hat keiner
sonderlichen Wartung nöthig. Ich hab die Tamarinden-bäume / wie bey uns die
Lindenbäume an den Strassen / Märckten und Plätzen zur Lust auffwachsen gesehen.
Die Blühte ist der Pfersich oder Mandeln-blüte nicht ungleich / werden aber
endlich weisser: Auß dieser Blüte wachst hernach die Frucht länglicht / aber ein
wenig krum herauß. Die Hülsen gleichen unsern inländischen Bohnen / erst sind
sie grün / hernach werden sie grau. Diese Hülsen sind bey nahe eines Fingers
lang. [67] Wenn die Sonne undergeht /
verbergen sich die Früchte under den Blätteren / und kommen des Morgens mit der
Sonnen Auffgang wieder hervor. In einer jeden Hülse sind drey biß vier kleine
braunfarbichte Bohnen / so außwendig mit einem leimichten Marck / welches
eigentlich die Tamarinde ist / bedeckt zu seyn befunden werden. Alß ich einmals
durch starckes gehen erhitzet worden / prüffte ich auß Fürwitz ein Tamarinde /
merckte aber / daß sie herbe und saur ware. Die Indianer und Portugeser wissen
ihre Speisen durch die Tamarinden lieblich zubereiten / und wohl schmackend zu
machen. Sie wird auff unterschtedliche Weise überzuckeret / wie auch wohl
eingesaltzen / und hernach in alle Welt versendet / die überzuckerten und
eingemachten aber sind die besten und schmackhafftigsten; Sie entblössen die
Tamarinden von ihren Hülsen / und knätten dieselben vermittelst dero leimichten
Feuchtigkeit zusammen / und machen grosse Klumpen und Stücke dar auß / welche
alßdenn mit Zucker oder dergleichen in Töpfe gelegt / verkaufft / und in andere
Länder verführet werden; Auff solche weis geht man etwas unsauber mit dero
Zubereitung umb / sind auch mehrentheils sehr wolfeil / ungeachtet dieselben /
wegen ihres saurlichen guten Geschmacks / wie auch wegen ihrer kühlenden und
Blut-reinigenden Krafft sehr begehret / und nutzlich von vielen gebraucht
werden.
Mit was für einer Gestalt der Tamarinden-baum in Egypten angetroffen werde /
beschreibet Prosper Alpinus in lib. de plant. AEgypt. c. X. sehr schön und
weitläufftig. Er wachst in der Grösse des Pflaumenbaums / hat dicke Aest / seine
Blätter vergleichen sich den Myrten-blätteren / und die weissen Blumen dem
Pomeranzen-blust / auß deren Mitte schiessen drey dünne Fäden / darauß dicke
Schoten wachsen / die erstlich grün / darnach im reifen äsch-graw sind / und von
innen etliche ungleiche Körner haben / die in einem schwarzen saurhafftigen
Marck ligen. Dieser Baum wachset nicht häuffig in Egypten / ist auch nicht
einheimisch / sondern wird auß Arabien und Morenland dahin gebracht / und in die
Lust gärten gepflantzet. Die Blätter folgen alle zeit der Sonnen nach / darumb
sie auch Sonnen-folger genennet werden: Denn wenn die Sonne under gehet /
schliessen sich die Blätter zu / und öffnen sich mit der Sonnen Auffgang wieder:
auch schliessen sich die Schoten im Undergehen der Sonnen zwischen die Blätter
so dick zusammen / daß sie dieselben vest halten / und denn erst wieder loß
lassen / wenn die Sonne auffgehet: Dieses umbkehren der Blätter wird sonst auch
in andern Egyptischen Gewächsen angemerckt / als in Acacia / Abrus / Absus /
Sesban: Mit den Blätteren des Tamarinden-baums / welche im Winter nicht abfallen
/ säurlich un̅ angenehm von Geschmack sind / vertreibt man in
Egypten den Kinderen die Spulwürme. Die Araber machen die kleinen / wie auch die
reiffen und grossen Schoten samt dem Marck mit Zucker ein / solches eingemachte
Marck nemmen die Reisende mit sich / und leschen darmit in den Wildnussen den
Durst / wenn sie durch die Hitz der Sonne entzündet sind / und treiben zugleich
die verbranten Feuchtigkeiten von unden auß. Sie trincken auch das Wasser /
darinnen ein zimlicher Theil Tamarinden geweichet ist / mit Zucker vermischt /
wieder allerley Fieber / denn dieser Trunck ist denen / die auß Erhitzung
durstig sind / sehr angenehm / er kühlet / und leschet den Durst auß der massen
/ wird in allen Entzündungen der Leber und Nieren / wie auch wider den
Samen-fluß nutzlich gebraucht.
Den Arabern folgen die Türcken nach / denn auch diese / wenn sie in dem Sommer
eine weite Reiß anstellen / Tamarinden mit sich nemmen / meisten theils den
Durst damit zu stillen: Wird in der Türckey viel gebraucht / dahero kein Jahr
fürübergehet / daß man nicht in Alcair mehr alß drey tausend Pfund Tamarinden
verkaufft. Johannes Bauhinus tomo I. histor. plantar. universal. lib. XII. c.
IV. schreibt / daß in dem Königreich Buzarathe viel Seeräuber sich auffhalten /
welche die reisenden Kauffleuth auffangen / und ihnen Tamarinden mit Meerwasser
zu trincken geben / damit sie ein Durchbruch des Leibs überkommen sollen: Die
Ursach ist / dieweilen die Kauffleuth / wenn sie den Seeräubern von weitem gewar
werden / ihre Perlen und Edelgestein verschlucken / auff daß man sie derselben
nicht beraube / so die Seeräuber wohl wissen / dahero sie ihnen diesen Tranck
einschütten / damit sie solche hinunder geschluckte köstliche Sachen durch den
Stulgang von sich geben müssen.
Die Frucht / so man in den Apothecken Tamarinden nennet / hat einen sauren und
zusammenziehenden Geschmack / wird selten zu uns gantz gebracht / sondern
zerstossen / und in einen Klumpen oder Klotz formiert / so man den zertheilt /
findet man darinnen gelbe Kernen mancherley Gestalt. Die besten Tamarinden sind
rothschwartz / weich / frisch und ädericht. Nach der Gestalt / die allhie
abgemahlet / ist Herren Camerario und anderen diß Gewächß anderhalb Spannen hoch
auffgangen / aber darnach im Winter verdorben. Seine Blätter thun sich zu Nacht
oder bey trübem Wetter zusammen. Es hat ein lange Schoten. Garzias ab horto lib.
I. aromat. Ind. Hist. Cap. XXIIX. schreibt viel davon / und zeigt an / daß
dieses Gewächs in India Puli und Ambili genannt werde / aber von den Arabern
Tamarindi, das ist Indianische Dacteln / nicht daß es den Dacteln zu vergleichen
oder dahin zu zehlen seye / sondern dieweil sie kein anders bequemeres Wort
haben finden können / und es inwendig steinichte Kernen in sich haltet.
Eigenschafft.
Die Tamarinden-Frucht hat ein lieblich sauren Safft / mit gelind purgierenden
Saltz-Theilen in sich / deßwegen sie die Eigenschafft hat / innerliche Hitzen zu
löschen / die Gall gelind außzuführen / dem Durst zu stearen / das viele
Erbrechen zu stillen / vnd allzu grosse Schärffe des Geblüts zu milter ???.
|| [68]
Gebrauch.
(Gallen / verbran̅te und böse
Feuchtigleiten im Leib / durst / Gelbsucht. Hauptschmertzen.)
Tamarinden treibt durch den Stuhlgang die Gallen / auch andere verbrannte und
böse Feuchtigkeiten / so sich im Magen und den Därmen gesamlet habe̅ / miltert alle Kranckheiten / so von Hitz herkommen / löschet den Durst /
hilfft wohl den Gelbsüchtigen / leget den Schmertzen des Haupts / und macht Lust
zum essen. In solchen obgemeldten Zuständen kan man für ein Persohn von 30.
Jahren nachfolgendes Purgier-träncklein machen. Nimm frische Tamarinden zwey
Loth / Senetblätter 1. Loth / Anissamen 1. quintlein / zerschneide alles / thue
es in ein sauber Geschirrlein / schütte darüber ein halb quartal
Wegweisen-wasser / laß über Nacht stehen / und Morgens bey dem Fewr ein Wahl
thun / darnach treibe alles durch ein sauberes Tüchlein / trincke es laulicht /
und gebrauche darauff ein Stund umb die ander biß zu dem Mittag-essen ein
lauters Fleisch-brühlein.
(Hitzige Naturen / Durst / Sodt des Magens. hitzige
Fieber.) Die Conserva oder Latwerg von den Tamarinden gemacht / dienet
den hitzigen Naturen / löschet den Durst und den Sodt des Magens / ist gut in
allen hizigen Fiebern: temperiert sonderlich die Gall und ihr flüchtig ölichtes
hitziges Saltz.
(Welche Tamarinden die beste? Hitzig Fieber.) Zu
dem Gebrauch muß man die Tamarinden außwehlen / welche frisch /
schwartzrothlicht / lind / zart / safftig und weinsäurig sind. In den hitzigen
und anderen Fieberen / da der Leib immer verstopfft / kan man 2. biß drey oder
vier Loth in einer Maß oder mehr Wasser / neben geraspeltem Hirtzenhorn oder in
Milchschotten sieden / und (Verstopffung des
Leibs.) so es gesichtet / demnach dem Patienten ordinari zu trincken
geben; wird die Hitz, des Fiebers löschen / und den Leib offen behalten.
(Pulpam, oder geläuterten safft der Tamarinden zu
machen.) Die Pulpa oder das Marck und gereinigte Safft der Tamarinden
wird also gemacht; Thut die außgenommenen Tamarinden in ein roßhärenes Sieb mit
kleinern Löchlein / gießt ein wenig warm Wasser darüber / truckt allgemach mit
einem umbgekehrten höltzernen Löffel den dicken Safft durch das Sieb / und
behalt ihn also auff. Diese Pulpam kan man mit Rosen- oder Borretsch-Zucker
vermischen / auch ein wenig Nägelein-Syrup (Tamarinden-Latwerg. Laxier-Tamarinden-Julep.) darzu thun / gibt ein
sonderlich gute Latwerg ab / davon der Patient offt in Fiebern oder in vielem
Erbrechen / zu Stärckung des Magens / Erlabung des Hertzens / und Löschung
innerlicher Hitzen etwas nehmen kan. Diese Pulpa kan auch auff 2. 3. biß 4. Loth
mit Wegweissen-wasser verlassen / und zu gelinder Außführung der Gallen für
einen Julep zu trincken gegeben werden.
(Wie die Milch damit zu scheiden.) Welche die
Geißmilch-schotten Cur gebrauchen wollen / können mit nichts bessers die Milch
scheiden / alß mit dem geläuterten Tamarinden-Safft / wiewohl man auch die rohe
Tamarinden darzu nehmen kan. Man laßt zuvor auff gelindem Fewr ein Wahl oder
Sutt über die Milch gehen / wenn sie nun auffwallet / wirfft man ein paar
Messer-spitz-voll Tamarinden darein / so wird sie sich bald scheiden / den
sichtet man sie / und trinckt die warme Schotten davon.
CAPUT XXVIII.
Cuciofera.
Namen.
DIeses Gewächs ist ein Baum / welcher keinen teutschen Namen hat. Auff Griechisch
wird er genennet [Greek words] / Lateinisch /
Cuciofera Palmae facie, J. B.
Gestalt.
Der Baum welchen Theopharstus Cucioferam nennet / und in Africa wachst / ist dem
Dactelbaum ähnlich / außgenommen / daß dieser gerad und unzerspalten über sich
steigt / jener aber / so er zum theil auffgewachsen ist / spaltet sich / und
gewinnet zween Stämme. Gleicher Weiß werden diese zween Stämmer wiederumb
abgetheilt. Er tragt nicht viel Zweige oder Gerten / und die sind kurtz / die
Rinde ist wie am Dactelbaum. Er bringt seine sonderliche Frucht / die allhie
abgemahlet / und ist so groß / daß man sie kaum mit einer Hand begreiffen kan /
jedoch werden sie in solcher Grösse nicht zu uns gebracht. Am Geschmack süß und
gar lieblich / an der Farb und Gestalt gelblicht wie ein Quitten-apffel. Der
innerliche Nußstein ist einer welschen Nuß groß / fast vierecket / unden breiter
/ oben spitziger / hat eine harte / gerümpffte / roth-Schwartze Schalen /
inwendig anzusehen wie ein Marmelstein / ist auch härter / mitten darinnen
siehet man ein Grüblein so groß / daß ein Haselnuß mit ihrer Schalen könnte
darinnen ligen / aber das Grüblein ist leer / hat keinen Nußkern. Auß diesem
Holtz machen die Persier Bethstolen: Sie sagen dieser Baum habe gleiche Krafft
mit dem Dactelbaum / sonderlich aber (Lendenstein.) loben sie das steinigte Nußbein / stossens zu kleinem
Pulver / und Trinckens in Wein wider den Lendenstem.
|| [69]
CAPUT XXIX.
Musa, Musa.
Namen.
Musa / ist auff Lateinisch / Musa arbor, J. B. Palma humilis longis latis???ue
foliis, C. B. Pacoeira, Pison. Bala, Horr. Mal. Englisch / The Plantain-tree.
Gestalt.
Die Musa wachst sechs oder mehr Elen hoch / biß sie endlich zu einem vollkommenen
Baum wird. Jhre Wurtz ist dick / rund / zwey biß drey Spannen lang / mit vielen
haarichten Zaseren / hat ein weisses Holtz / auß deme / so es verwundet wird /
ein weiß und fettlichter Safft / so etwas süß und zusammenziehend / fliesset.
Der Stamm hat eine schupichte Ründe mit Blätteren voll besetzt. Diese sind einer
Elen lang und ein halbe breit / auch mit einem breiten und dicken Rippe in der
Mitte durchzogen. Im Sommer verwelcken die Blätter / entweder auß eigener Art /
oder von der Sonnen-hitz / also daß sie alle abfallen / und im Herbst die Rippe
nackend stehen. Under denen oben auff dem Baum außgebreiteten Blätteren finden
sich sechs / sieben / biß acht neben einander stehende / weiß-gelbe Blumen /
deren jede beyläuffig zwey Finger lang. Dieses Gewächs überkom̅t
keine Aeste / sondern auß seinen Sprößlein etliche besondere nach beysammen
stehende Früchten / von rohter Farb und einer Hand lang: dieser wird rings
herumb am Stamm ein zimliche Anzahl gefunden / wie denn ein jedes Sprößlein von
10. biß 20. und der gantze Baum so fort biß auff 60. 80. 100. ja 150. tragen
kan. Wenn sie reiff / schneidet man den Ast oder Sprossen sambt den Früchten ab:
ja den Baum selbsten hawt
Frucht der Musa. Musae Fructus.
man umb / weil er mehr nicht alß ein Jahr dauret und Früchte tragt. In ihrer
Zeitigung bekommen sie ein gelblichte Farb / vergleichen sich den Feigen / und
in der Grösse den kleinen Cucummeren. Jhre Schale oder Ründe ist auch denen an
den Feigen ähnlich / sie wird nicht mitgeessen / sondern hinweggeworffen. Die
Frucht ist alles Marcks und Kernen frey / kommet auch in etwas mit den Melonen
überein: Von Anfang scheinet sie ungeschmackt zu seyn / sonderlich denjenigen /
die ihrer nicht gewohnt / schmacket aber hernacher je länger je angenehmer. Sie
wächst in Indien / in der Landschaffe Canara / Decan / Buzarathe / Bengala / und
Malavar: Insonderheit wird diese Frucht gerühmt / welche in Martaban wachst /
und erstlich auß Bengala dahin gebracht worden / deßhalben man sie Martabanische
Feigen nennet. Man findet dieses Gewächs auch in Africa / Syrien / Aegypten und
Cypren / von dar man es nach Venedig bringet.
Eigenschafft.
Die Frucht dieses Baums / hat ein gesundes / zur Speiß wohl dienliches
nehrhafftes Fleisch in sich / welches mit einem geistreichen / auß miltem Saltz
und Oehl wohl temperierten süssen Safft begabet.
Gebrauch.
(Brust- und Lungen-Kranckheit. Harnbrennen.) Die
Einwohner dieser Landen gebrauchen diese delicate Frucht in der Speiß / bedienen
sich auch derselbigen in den Brust- und Lungen-Kranckheiten / insonderheit aber
wider das Harn-brennen. Sie beförderet den Stulgang / ist den schwangeren
Weiberen nutzlich und erwecket den Lust zu der ehlichen [70] Liebe. Die Indianer pflegen sie zu
rösten / und mit gestossenem Zimmet in Wein zu weichen / sollen also viel
lieblicher als die gekochten Quitten seyn: Man schneidet sie auch in der Mitte
entzwey / beschüttet sie mit Zucker / laßt sie in einer Pfannen kochen / und
besprengt sie hernach mit Zimmet / gibt auff diese Weiß ein angenehme Speiß.
Diese Früchte nach der Länge von einander geschnitten / und an der Sonnen
getrocknet / sind an dem Geschmack und der Nahrung besser alß die dürre Feygen:
auff Brätteren in den heissen Ofen geschoben und gebachen / behalten sie einen
lieblichen Geschmack: So man sie aber zu viel gebraucht / beschwähren sie den
Magen und verstopffen die Leber.
CAPUT XXX.
Myrtenbaum. Myrtus.
Namen.
MYrtenbaum heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Myrtus. Italiänisch / Mirto, Mortina, Mortella. Frantzösisch /
Myrte, Meurte, Murte. Spanisch / Arraihan, Arrayan. Englisch / Myrtree.
Niderländisch / Myrthus.
Gestalt und Geschlecht.
Der gemeine Myrtenbaum / Myrtus communis Italica, C. B. hat die Grösse des
Granaten-baums / er wachst auff mit gleichen langlichten / dicken / allezeit
währenden / wohlriechenden Blättern allein daß sie grüner sind und schön
anzusehen. Er ist zweyer Geschlecht / der zahme und wilde. Der zahme ist
allenthalben grösser und schöner / seine Aeste stehen dick ineinander / sind
zähe und biegig / haben ein rothe Ründen / riechen wohl / und sind am Geschmack
scharff. Er bringet weisse wohlriechende / bald einfache / bald gefüllte oder
vielfache / fünffblättige Blumen; denen folgen ablange oder runde Beere / die
vergleichen sich dem Singrün / darnach sind sie roth / endlich schwartz /
darinnen stecken viel Körnlein: diese Beer haben einen zusammenziehenden / und
nicht unlieblichen Geschmack.
Der wilde ist grüner und viel kleiner als der zahme / zeucht auch hefftiger
zusam̅en.
An den alten Bäumen wachst am Stammen ein ungleich von mancherley Farben knospet
Gewächs / welches gleich alß ein Hand den Stamm umbfahet / und [Greek words] Myrtidanum, genannt wird / dasselbig
ist viel kräfftiger zusammen zie hender Natur / alß die Blätter oder der Samen.
Der Myrtenbaum wachst an warmen und sonnreichen Orten / in Italien am Ufer des
Venedischen Meers / wie auch in dem Toscanischen / Romanischen und
Neapolitanischen Gebieth; in Franckreich und dessen Provintzen und Langendock.
Auch wird er in den Wälden sambt dem Lorbeerbaum gefunden. In Hispanien und
anderstwo werden mehr Arten der Myrtenbäum angetroffen / die man in Holland in
die Gärten pflantzet / davon besihe Carolum Clusium lib. I. hist. stirp. Hispan.
cap. XXXIII. & lib. I. rarior. plantar. histor. cap. XLIII.
Eigenschafft.
Der Myrten-baum bestehet auß vielen rauchen irdichten / und etwas balsamischen
Aromatischen gesaltzenen Theilen / dennenher er sambt allem was er an sich hat /
die Eigenschafft hat zusammen zu ziehen / zu stopffen und zu tröcknen.
Gebrauch.
(Blut-außwerffen / Versehrung der Blasen. Haar schwartz
machen. Außfall des Mastdarms und der mutter Finger-geschwär un̅ aufgewachsen Fleisch bey den nägeln. Mundfäule.) Die Myrtenbeerlein
dürr zerstossen und eingenommen / helffen wider das Blut-außwerffen / und die
Versehrung der Blasen.
Das Wasser / darinnen diese Beer gesotten sind / schwärtzt das Haar / so mans
offt darmit waschet.
Die Beer gesotten und ein Bähung davon gemacht / kommet zu hilff dem Außfall des
Mastdarms und der Mutter.
Die dürren Blätter gepülvert und eyngestrewet / sind behilflich wider das
Finger-Geschwär und auffgewachsen Fleisch bey den Nägeln.
Myrten-blätter in Wasser gesotten und den Mund laulicht darmit gewaschen / heilet
die Mund-fäule.
(Geschwär der Nasen.) Wider die Geschwär der
Nasen: Nimm zerstossene Myrtenblätter / geuß dazu Wein und Honig / mische es
über einem Kohlfewr / biß es dick und ein Pflaster wird / und lege es auff den
Schaden.
(Geschwär des munds.) Wider die Geschwär des
Munds.: Nim̅ Myrtenkörner ein halb Loth / Odermännig und
Braunellen jedes ein halbe Hand voll / siede es in einem Quartal frischen
Brunnwassers sichte es durch ein Tuch / thue dar zu 4. Loth Rosenhonig und
gebrauche es wie ein Gurgelwasser.
(Haupt-un̅ Hertz-stäncken.) Das von
den Blättern distillierte Wasser / gibt ein lieblichen Geruch von sich /
stärcket das Haupt und Hertz / wird mit andern wohlriechenden Wasseren
vermischt.
|| [71]
(Rothe Ruhr / Durchbrüch / Schrundë des Mastdarms /
Wolff am Hinderen.) Das Oct von den Beeren des Myrtenbaums gemacht /
dienet auch in der rothen Ruhr und anderen Durchbrüchen / so man den underen
Leib warmlicht damit anschmieret / es heilet die Schrunden des Mastdarms / und
ist gut zum Wolff am Hinderen / damit laulicht angeschmieret.
(Myrten-Syrup zumachen.) Auß der Myrthen wird auch
folgender vermischter Syrup / nach Mesue Beschreibung / in den Apothecken
gemacht: Nem̅t Myrtenbeere 5. Loth / rothe Rosen / weissen und
rothen Santal / Sumach, oder Färber-Schlüng-baum / Granaten-blust / Erbselen /
jed. 4. Loth und 1. quintl. Zeitige aber noch harte und nicht gelegene Mespeln
12. und ein halb Loth / deß auß wilden Apffeln und Quitten frisch außgepreßten
Saffts jed. ein halb Pfundt. Siedet alles undereinander in acht Pfundt frisch
Brunn-wassers / biß der halb Theil eingesotten / sichtet den restierenden Safft
durch ein sauber Tuch / mischt 3. Pfundt Zucker darunder / und kochet es ferner
biß es die Dicke eines Syrups hat. Dieser Syrup ist sehr kräfftig bey denen
(Blutspeyë.) so Blut speyen / oder einen
warmen / von (Hitziger Husten / Nasenbluten /
Weiberfluß / Guldene Ader fluß / Erbrechen. Ruhr / viel harnen.)
dünnen scharffen Flüssen herrührenden Husten haben: So dann anderen / die mit
dem Nasenbluten / oder dem starcken Fluß der guldenen Aderen / Blut-harnen
behafftet sind. Es stillet auch den starcken Fluß der Weiberen / das Erbrechen /
alle Ruhren / und das überflüßige harnen. Man kan entweder pur offt ein
Löffel-voll davon nehmen / oder destillierte gute Wasser darunder mische̅.
Tarentinischer Myrtenbaum.
Myrtus Tarentina.
Der Tarentinische Myrtenbaum / Myrtus minor vulgaris, C. B. Tarentina, Matth.
Cam. hat viel kleinere und steiffere Blätter / alß der gemeine / auch rundere
und kleinere Früchte / die sind am oberen Theil gekrönet / an der Farb
schwartz-purpur / haben inwendig viel weisse kleine Stein-kernlein. Er blüher
wie der gemeine Myrtenbaum.
Außländischer Myrtenbaum.
Myrcus exotica.
Der außländische Myrtenbaum / also genennet / darumb daß er vor Zeiten von
frembden Orten her in Italien / sonderlich in dem Königreich Neapoli und in
anderen wohlgerüsten Gärten gepflantzet worden / Myrtus angustifolia Boetica, C.
B. Myrtus exotica, Matth. Tragt Blätter / die sind an der Gestalt dem Myrtenbaum
gleich / doch spitziger / steiffer und in grösserer Mänge / offt stehen sie so
dick in einander / daß man kaum die Aeste sehen mag. Die Frucht ist länglicht
wie an dem gemeinen Myrtenbaum / aber am Geschmack nicht so lieblich / sonder
raucher und magerer.
Auß diesen zweyen Myrtenbäumen pflegt man Zäune und Laubwerck zu flechten / denn
die Blätter und Blumen geben ein guten Geruch. Man brennet auch wohlriechende
Wasser darauß. Werden in den Artzneyen wie der gemeine Myrtenbaum gebrauchet.
Mit was für einer Gestalt das Myrtenbäumlein in Teutschland / insonderheit zu
Nürenberg / in den Gärten herfürkomme / beschreibet Wolffgang Jacob Dümler / in
dem 2. Theil des Baum- und Obstgarten im 9. Cap. also. Das Myrtenbäumlein hat
eine seine und schöne Gestalt / wachset auff mit zähen Aesten / welche sich
leichtlich biegen lassen / dick in einander stehen / und mit einer rothen Rinden
umbgeben. Die Blätter sind glatt / glitzend / ein wenig breit und spitzig:
Dahero bey uns zwey Gattungen / breit und schmal blätterige / angetroffen [72] werden: Die Farb der Blättern ist
sinngrün. Die Blumen sind weiß / inwendig mit bunten Fäßlein umbsetzet / nach
welchen die Frucht / nemlich langlichte Beer folgen / dieselben scheinen anfangs
grün / darnach roth / und wenn sie zeitigen sind sie schwartz / in welchen viel
kleine Körnlein sich finden. Beedes Blätter und Blumen geben einen lieblichen
Geruch von sich. An dem Slam̅ ereignet sich ein ungleiches
Knospen-Gewächs / welches gleichsam alß eine Hand den Stamm umbgreiffet und
zusammen haltet. Das Myrten-bäumlein hat vor andern Gewächsen diese Eigenschafft
/ daß wenn es im April anfangt zu blühen / es die Blumen nicht gleich wegwirfft
/ sondern lang behalt / und ob gleich etliche verwelcken / so sind doch schon
wider andere vorhanden / so das Bäumlein zieren / und währen solche Blumen biß
in den Herbst / ja gar in den Winter hinein / zumahl wenn derselbe mit warmem
Wetter anfähet. Die Blumen sind schön / und den Maßlieben- oder
Margarethen-Blümlein gleich. An sich selbst ist es ein weiches Gewächs / so die
Winterkälte nicht vertragen kan / darumb dörffen wir es nicht ins Feld setzen /
sondern muß in Scherben und Kübeln gepflantzet werden / damit man es in
Winters-zeit in Keller setzen könne. Es wird erziehlet von seinen Zweigen / die
wie Roßmarin gepflantzet werden / auch von jungen Schossen / so die Wurtzeln
außtreiben / oder von Zerreissung der Wurtzel fortgepflantzet. Zu seinem
Wachsthumb will es haben ein fettes Erdreich / einen sonnichten Ort / und
fleißige Begiessung / so wird es schön und lustig. Die frechen oder allzulang
herfürreichende Aestlein kan man mit der Buchsscheer abschneiden / und das
Bäumlein eine Kugel-runde Form oder eine Gestalt / nach des Garten-Herren
Gefallen / anmachen / wie nun dieselbe ist / also wird sie eine Zeit-lang
bleiben / und nicht geschwind verwachsen.
CAPUT XXXI.
Heydelbeer. Myrtillus.
Namen.
HEydelbeer heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Myrtillus, Vitis Idaea. Italiänisch / Mirtillo. Frantzösisch /
Airelle. Dämsch / Boeller / Boellerys / Blaboer. Niderländisch / Crakebesien /
Hauerbesien. Englisch / The Bilberry-busch.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt der Heydelbeeren underschiedliche Art und Geschlecht. Das Erste ist die
grosse Heydelbeer-Stauden / Myrtillus grandis, sive Vitis Idaea magna quibusdam,
J. B. Vitis Idaea foliis subrotundis exalbidis, C. B. Diese ist wohl staudicht /
hat runde ästichte anderthalb Elen lange Gerten oder Sprößlein / von sattem und
hartlichtem Holtz. Hat etwas ablange / runde / glatte / unzerkerffte Blätter /
welche saurlichten zusammenziehenden Geschmacks / und den Winter durch
Heydelbeer. Myrtillus.
abfallen. Ihre Beere sind so groß alß Wachholderbeere / hangen an langlichten
Stiehlen / haben ein lieblich saurlichten weinigen Geschmack / mit etlichen
kleinen gelblichten Kernlein bey sich. Wachst in den Oesterreichischen /
Steyrmarckischen und Burgundischen Alp-Gebürgen.
2. Das Andere Geschlecht ist Vitis idaea fructu nigro, J. B. Vitis idaea foliis
albicantibus oblongis, J. B. Dessen Aestlein biegsam über der Erden nidrig
herstreichen / und under dem Mooß ???derselben bißweilen verborgen ligen / hat
etwas zerkerffte und haarichre Blättlein; und tragt runde / erstlich grüne /
hernach rothe / endlich schwartze an langlichten Stiehlen hangende Beere /
welche offt in der Grösse der Kirschen / und ein safftiges wohlgeschmacktes
Fleisch haben / in welchem keine Steinlein / sondern nur kleine flache Samen
stecken / an der Zahl ins gemein fünff.
3. Das Dritte Geschlecht ist der gemeinere Heydelbeer-strauch / Vitis idaea
foliis oblongis crenatis, fructu nigricante, C. B. Vaccinia nigra vulgaria,
Park. Er wird zu Zeiten Elen hoch: Seine Gertlein sind vierecket und grün / ist
mit zarten Buxbaumen Blätlein gekleydet / die sind an dem Umbkreiß ein wenig
zerkerbt. In dem Mäyen bringet er runde braun-rothe Blümlein wie Schellen / in
deren Mitte ein rothes Zäpflein stehet. In dem Brachmonat erscheinen die
blawschwartze Beer / in Grösse und Gestalt der Weckholder-beeren. Die Wurtzel
breitet sich auff dem Erdreich auß / und bringet herfür newe Stäudlein. Er
wachst auff den Alpgebürgen / in den Einöden und finstern Thäleren in
Teutschland / Franckreich und Engelland / auff dem Schwartzwald und den
Schweitzerischen Gebürgen / [73] insonderheit
aber auff dem Lucernischen Fracmund: Man findet ihne auch im Elsaß / Burgund /
Saphoyen / Lothringen / bey Befort und Maßmünster auff dem Rosenberg. Dieweil in
Oestereich und Steirmarck die Jäger diese Beer gar gern essen nennet man sie
allda Jäger-beer. In der Pfaltz hin und wider / sonderlich umb Heidelberg herumb
solle er auch häuffig wachsen / darumb viel glauben / daß diese nunmehr zu
elendem Steinhauffen gemachte Statt davon ihren Namen bekommen.
4. Das Vierdte Geschlecht ist die rothe Heidelbeer / Vitis idaea foliis
subrotundis non crenatis fructus rubro, C. B. Vitis idaea semper virens, fructu
rubro, J. B. Vaccinia rubra buxeis foliis, Park. Englisch / Red whorts / Or
whorts Leberries. Auff Teutsch nennet man sie auch Kraußbeer / Griffelbeer / und
rothe Steinbeer.
Rothe Heydelbeer. Vitis Idaea rubra.
Ist ein geringes Stäudlein / mit runden Aestlein. Seine Blätter vergleichen sich
den Buchs-blätteren / sind bißweilen rund / bißweilen ein wenig zugespitzt / an
etlichen Orten blößlich zerkerbt / sonsten bitteres / zusam̅en
???ziehenden Geschmacks. Die Blümlein erscheinen Trauben-weiß / in dem May und
Brachmonat / weiß und dick / auß welchen auff den Gipflen rothe Beere
herfürkommen / so einen saurlichten und zusammenziehenden Geschmack von sich
geben: gemeinlich hangen Beere einer kleinen Erbsen groß an einem Schößlein. Die
dünne Wurtzel kreucht hin und wider. Diese rothe Heydelbeer wachsen auch auff
dem Luternischen Fracmund / in den Brabändischen Wäldern auff dem Brockenberg /
im Elsas auff dem Rosenberg / wie auch auff dem Ballonberg / so an Lothringen
stosset. Man findet dieses Stäudlein gern under dem Tannenbaum / und bey
Nürenberg in den Wälden neben den andren Heydelbeeren.
5. Das Fürffte Geschlecht ist Bär-Beeren-Staud / Uva Ursi. Vitis idaea, foliis
carnosis & velut punctatis, Idaea Radix Dioscoridis, C. B. Uva Ursi seu
Vaccinia Ursi apud Clusium, Gerh.
Bärbeer-Staud. Uva Ursi.
Dieses Stäudlein wachst bey nahem ein Schutze hoch auff: Seine Aestlein breiten
sich auff der Erden auß / sind zähe / biegig / und mit einer röthlichten Rinde
bedeckt: Es gewinnet viel kleine und dicke Blätter / die haben einen bittern und
zusammenziehenden ???Geschmack: Oben an den Gipflen bekom̅t es
weisse oder leibfarbe Blümlein / welche Trauben-weiß beysammen hangen / seine
Frucht soll roth und rund seyn / wie ein kleine saure Kirschen. Es bleibet stäts
grün und blühet im Mertzen. Seine Wurtzel ist klein und starck. Es wachst in dem
Spanischen Königreich Granata. Allhier umb Basel wird es auff St.
Christiana-Berg / gemeiniglich Chrischona-Berg genandt / gefunden. Joh. Rajus
hat sie auch bey Genff auff einem Bühel la Bastie genannt / gefunden.
Eigenschafft.
Die Heidelbeer-staude hat gleiche Eigenschafft mit dem Myrtenbaum / jedoch nicht
in so hohem Grad / denn die Heidelbeere zartere Theile / und einen umb etwas
subtilern Safft haben. Sie ziehen indessen auch miltiglich zusammen / kühlen das
jastende Geblüt / und stopffen.
Gebrauch.
Beydes die frische und dürre Heidelbeere werden wider die rothe Ruhr / und andere
(Durchläuffë des Bauches.) Durchläuffë des
Bauchs genossen / auch von den Hirten und Bauren an statt der Erdbeere geessen.
Derowegen man die frischen [74] Heide beere
in Böhmen / Teutschland / auch (Durst.) hin und
wider feil tragt / und zu Löschung des Dursts gebraucht.
Die rethen Steinbeer gedörrt / gepülvert / und bißweilen eines halben Quintleins
schwä??? mit Pappelen-wasser eingenommen / dienet nicht nur zu Stillung der
Ruhren (Ruhr. ???) und Bauch-flüssen / sondern
auch wider den (Stein / Sand und Schleim der
Nierë.) Stein / Grieß / Sand und Schleim der Nieren / welches sie
außführen.
Die rothen Steinbeer in Wasser gesotten / färben dasselbe / daß es einem rothen
Wein (Gesotten Wasser für den Durst.) gleich
sihet / wird auch wohl geschmackt und lieblich für den Durst zu trincken.
Wenn man den Safft auß den frischen / reiffen Heidelbeeren außtruckt / durch ein
fließ-papeir trieffen laßt / und mit Zucker zu einem Syrup kocht / gibt es einen
lieblichen (Geblüt ablüblen.) Safft ab / welcher
sehr dienstlich zu Abkühlung des Geblüts und allen übrigen Kranckheiten / wider
welche der Myrten-syrup in vorigem Capitel gerühmet worden.
Etliche thun auch die Beere in das Baumöl / (Hendelbeer
öl.) kochen sie darinnen / (man kan die Blätter auch darzu nehme / )
trucken hernach das Oel durch ein Tuch. Mit diesem Oel das Haupt bißweilen
geschmieret / verhinderet (Haar außfallen.) das
Haar-außfallen. Man kan es auch mit Muscatnuß und Mastix-öl vermischen / und den
Bauch derjenigen damit (Erbrechë. Ruhr.) offt
warm salben / welche mit einem Bauchfluß oder Erbrechen behafftet.
CAPUT XXXII.
Spindelbaum. Evonymus.
Namen.
SPindelbaum oder Hahn-hödlein heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Evonymus. Italiänisch / Fusano. Frantzösisch
/ Cherme, Chermine. Bonnet du Prestre. Englisch / Spindletree / or Prickwood.
Niderländisch / Papenhut.
Gestalt.
Der Spindelbaum wachst gemeiniglich under den Hecken / neben den Landstrassen.
Seine lange / zerkerffte / außgespitzte grüne Blätter vergleichen sich dem
Granatenlaub oder Sinngrün / allein daß sie grösser sind: Der Stamm ist Arms
dick / mit einer graw-farben und zähen Rinden bekleidet / darzu mit langen
geraden Ruthen oder Aestlein umb??? angen / welche / da sie noch jung sind / ein
gantz viereckichte und grüne Rinden haben. Im Frühling erscheinet seine weisse
oder bleiche vier-blättige / mit vier kleineren grünlichten Blättlein
understützte Blüht / darauff folgen schöne Rosin-rothe Beer / mit vier Ecken /
wie in der Rauten / in welchen vier ablang-runde bittere Körnlein verschlossen
ligen / ein jedes under einem dünnen gold-gälben Häutlein. Das Holtz ist steiff
/ fest / gelb / wie der Burbaum. Die Weiber lassen ihnen Spindeln darvon drehen.
Das gantze Gewächs / dieweil es noch grün ist / riechet starck und übel /
insonderheit aber die Rinde und Blüht. Die Blätter und Frucht ist den Ziegen und
Schaafen eine tödtliche Speiß / daher sie weder von Menschen noch Vieh soll
gebrauchet werden.
Eigenschafft.
Der Spindelbaum / wie auch seine Frucht oder Beere / haben ein scharff etzendes /
mit unlieblichem Schwefel vermichtes Saltz in sich / daher sie die Eigenschafft
haben starck über sich und under sich zu purgieren / oder auch gar Entzündungen
zu machen / wenn sie solten innerlich gebraucht werden. Es wird aber dieses
Gewächs wenig oder gar nicht zu Nutz gezogen.
Gebrauch.
Es sind bißweilen Bawren her / welche 3. oder 4. der zeitigen Beere dieser
Stauden essen / und davon über sich und under sich (Schädliche Purgierung.) wacker gereiniget werden. Es ist aber ein
gefährliche Purgier-Artzney / weilen sie gar leicht innerliche Entzündungen
anrichten / und hitzige gifftige Fieber erwecken kan.
(Haar gelb machen.) Aeusserlich kan man die Beere
in Laugen kochen / die Haar und das Haupt damit zwagen / so macht es die Haare
gelb.
Das Pulver von den gedörrten Beere mit Butter vermischt / und das Haupt der
Kindern (Läuse des Haupts.) damit geschmieret /
tödtet und vertreibet die Läuse.
CAPUT XXXIII.
Kieschenbaum. Cerasus.
Namen.
KIrschenbaum heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cerasus. Italiänisch / Ciriegio, Ciregiaio. Frantzösisch /
Cerisier. Spanisch / Cuindo. Englisch / Cherytree. Dänisch / Kirseboertroe.
Niderländisch / Kriekboom.
Kirschen heissen Griechisch / [Greek words].
|| [75]
Kirschenbaum. Cerasus.
Lateinisch / Cerasa. Italiänisch / Ciregie. Frantzösisch / Cerise. Spanisch /
Cuinda. Englisch / Ehery. Dänisch / Kirseboer. Niderländisch / Krieken.
Geschlecht und Gestalt.
Demnach ich befunden / daß Herr Wolffgang Jacob Dümler / vor allen andern die
Kirschen am zierlichsten beschrieben / habe ich nicht underlassen sollen / ihre
artliche Beschreibung auß seinem schönen Baum- und Obstgarten hieher zu setzen.
(Wober der Namen Cerasus.) Ins gemein wird darfür
gehalten: Der Kirschbaum werde von den Lateinern darumb Cerasus geheissen / weil
er von der Statt Cerasunt / in der Pontischen Landschafft gelegen / durch den
streittbahren Römer / Lucium Lucullum, in Italien gebracht worden / als
Athenaeus anzeiget. Aber weil in Italia die Kirchenbäume nicht nur in den Gärten
/ sondern hin und wider in den Wäldern von sich selbst wachsen; auch Diphilus
Siphinius, ein fürtreflicher Artzt / welcher zu Zeiten Lysimachi, des grossen
Alexandri Nachfolgers / gelebet / allbereit schon der Kirschen gedacht / als kan
man der gemeinen Muthmassung nicht Beyfall geben.
In den Nürenbergischen Gärten / und an anderen Orten des Teutschlands / werden
meistentheils gefunden Kirschbäume mit einfacher und gefüllter Blühte. Die mit
schlechten und einfachen Blumen blühen / sind sehr fruchtbar / die aber gefüllte
Blumen haben / bringen wenig Früchte / denn die gefüllte Blumen nehmen gar zu
viel Krafft hinweg.
(Vielerley Art Kirschen.) Es werden auch die
Kirschen also underschieden / daß meistentheils nur eine Kirsche auff einem
Stiel wächst / auch bißweilen zwo / drey oder mehr / an einem Stiel hangen.
Wegen der Farben ereignet sich auch ein mercklicher Underscheid. Denn etliche
sind roth / etliche weiß / etliche schwartz / etliche gelb / etliche roth und
gelb zugleich / etliche braun / etliche purpurfärbig. Am Geschmack sind etliche
süß / etliche saur. Umb gewisser Ordnung willen / wollen wir von dreyen Arten
schreiben: 1. Kirschen / 2. Amarellen / 3. Weichsel.
(Gemeines??? Kirschenbaum.) I. Cerasus der
Kirschbaum ist männiglichen wohl bekant / ein schönes / gerades und hohes
Gewächs / welches sich bißweilen in vier und zwantzig Elen hoch erstrecket. Der
Stamm wird starck und dick / daß er offtmahls im Umbfang zwo Elen / nach eines
Manns Elenbogen gerechnet / begreiffet. Die Rinde ist glatt und schwartz-weiß.
Seine Blätter sind länglicht / wie die Nespeln / ohne daß sie härter / breiter /
und rings umbher zerkerfft sind. Die Blühte ist weiß / der Birn- und
Nespeln-Blum nicht unähnlich / fünff blättig / sie ereignet sich zeitlich in dem
Frühling / in derselben stecket ein kleines Knöpflein / so der Anfang der
folgenden Frucht ist: wenn es nun in der Blühte Kälte oder langwirige Nässe
gibet / so verdirbet und erschwartzet sie. Dannenhero kan man noch in währender
Blühte sehen / ob die Kirschen gerahten werden oder nicht? Sind bemeldte
Knöpflein grün / so ist Hoffnung vieler Früchte / wenn sie aber schwartz / so
wachset entweder wenig oder gar nichts. Wenn die Knöpflein in der Blühte frisch
und grün geblieben / so wachset sie geschwind / und wirffet allgemach die Blühte
von sich. Die Zeitigung folget im Brach- und Hewmonat. Das Häutlein der zeitigen
Kirschen ist zart / das Fleisch weich / safftig und süß / der Stein hart / und
der darinn ligende Kern bitterlicht.
(Underscheid der süssen Kirschen.) Die Gattungen
der Kirschen sind underschiedlich / grün / braun / schwartz / gelb / weiß / roth
/ roth und gelb zugleich / etliehe klein / andere groß / als da sind die
Ungarische / Welsche und Spanische Kirschen. Nach der äusserlichen Gestalt oder
Form werden sie auch benamset / denn etliche sind rund / etliche länglicht /
etliche geformieret wie ein Hertz. Wer seine Kirschenbäume mit peltzen zu
verbesseren begehret / der trachte nach den grösten / und denen / so am ehesten
zeitigen / so kan er deren Früchten bald geniessen.
(Stelle dieser Kirschë.) Dem besten Grund streben
die Kirschbäume nicht nach / sondern sind mit geringen oder gemeinen Boden zu
frieden / wenn nur derselbe feucht ist. Sie kommen auch auff Hügeln und Bergen
wohl fort / weil sie die Höhe sonderlich lieben. Frischer Lufft ist ihnen auch
nicht zuwider / darumb man sie gar wohl gegen Mitternacht setzen kan / denn sie
mögen den Nordwind gar wohl leyden / und ohne Schaden in demselben überwintern.
(Was bey ihrem Wachsthumb zu thun.) Weil die
Kirschbäume mit ihren Gipflen so hoch auffzuschiessen pflegen / daß man
deroselben Früchte nicht wohl habhafft werden kan / so ist es thunlich / daß man
ihnen die Gipffel zeitlich außschneide / so breiten sie sich fein auß / und
tragen desto mehr Früchte / welche man bequem abnehmen kan. Dahingegen auff den
hohen Kirschbäumen die [76] Früchte nur den
Vögeln zu theil werden. Eben auß dieser Ursach / weil die Kirschenbäume hoch
auffwachsen / kan man damit in einen: Garten einen angenehmen Schatten machen;
wenn man nemlich dieselben gegen Mittag pflantzet / so halten sie der Sonnen
heisse Strahlen auff / beschirmen den Menschen für Hitze / und geben demselben
einen anmüthigen Schatten / damit können auch die Som̅er-lauben
und Sommer-häuser beschirmet werden / worzu man mit guten Reisern besetzte Bäume
nehmen solle / welche nicht allein mit ihren anmüthigen Schatten / sondern auch
mit ihren guten Früchten die Menschen erquicken.
(Wie der Baum fortgepflantzt werde.) Gleichwie ins
gemein das Steinobst von seinen Kernen wird fortgeblacht und vermehret / also
kan man auch absonderlich mit den Kirschenbäumen verfahren. Aber weil sie bey
uns häuffig von der Bruth auffgehen / und sich selbst fortpflantzen / so kan man
dieselben zum versetzen gebrauchen / und zu seines Zeit mit guten Peltzreisern
pfropffen.
In dem Herbst / als im Wein- und Wintermonat ist die beste versetz-zeit. Denn die
Winter-feuchte ist den Kirschenbäumen gar zuträglich / sie wollen auch tieff
gesetzet seyn. Sie können zwar auch in dem Frübling versetzel werden / ehe sie
außschlagen; aber es ist mißlich. Denn folget auff diß versetzen ein heisser
Sommer / so geden sie zuruck / und stehen ab / wenn man ihnen mit dürfftiger
Begiessung nicht zu hülff kommet. Diß ist auch hie zu melden / daß es denen in
dem Herbst außgegrabenen Kirschenbäume nicht schade / wenn sie gleich nicht
alsobald wider versetzet werden / sondern den gantzen Winter durch unversetzet
bleiben / da sie nur mit den Wurtzeln in dem frischen Erdreich ligen / wenn nun
im Winter der Erdboden offen / so kan man dieselben setzen / wenn es Gelegenheit
gibet und auff solche Weis die Stämmer hierzu in Bereitschafft halten.
Wenn ein newgesetzter Kirschenbaum in dem ersten Jahr Blühe-knospen treibet / so
soll man dieselben nicht auffgehen lassen / sondern sämbtlich abbrechen. Denn
läßt man sie verblühen / so wird dem Baum seine beste Krafft entzogen / und
derselbige in dem Wachsthumb gehindert / oder wohl gar verderbet.
Etliche wollen / man solle die Kirschenbäume drey Tage nach dem Newmond setzen /
so bekommen sie wohl: Andere erwehlen hier zu den jenigen Wochen-tag / an
welchem zuvor der Christ-tag gehalten worden: Aber in Wahrheits-grund taugt
hierzu alle Zeit / und hat man deßhalben nicht auff des Mondes Liecht zu sehen.
(Wird am besten in sich selbsten geimpffet.)
Obwohl der Kirschbaum auff underschiedliche Stämmer anderer Gattung gezweyget
wird / so ist doch solche Zweygung nicht daur- und wehrhafft. Ist derowegen das
beste / daß er in sich selber geimpffet werde / da wächset er lustig / und wird
fruchtbahr. Under den Peltz-arten ist dem Kirschenbaum die Spalt-zweygung am
nutzlichsten. Allein muß Fleiß angewendet werden / daß des Marcks / beydes am
Zweyg und am Stammet / so viel möglich verschonet / auch der Stammer nicht zu
hart gebunden werde. Dann auff solche weiß / weil die Kirschen-reiser bald
wachsen / nicht allein die Rinden eingesehnitten / sondern auch das Reiß gar
hart gedruckt wird. Darumb ist rathsam / wann das wachsen des Reises vermercket
wird / daß man die Bänder auffthue und loder mache / damit das Reiß seinen
Wachsthumb ungehindert forttreiben kan
(Was bey dessen Zweygung zu thun.) Wegen des
Kirschenbaums Peltzung ist auch diß zu mercken / daß man zu Zurüstung und
Beschneidung des Reises ein subtil und scharffes gutes Messerlem gebrauche / daß
man hurtig und ungesehändet das Reiß zurüste / denn ist das Messerlein nicht
scharff / so kan es gar leicht geschehen / daß sich die obere Rinden von der
inneren abschelet welches denn dem Reiß am wachsen merckliche Hindernuß bringet
/ denn es vermag nicht den Safft an sich zu ziehen / umb deß willen ist Fleiß
anzuwenden / daß die äussere und innere Rinden am Reiß unversehrt auff und
aneinander bleiben. Solcher massen kan das Reiß ungehindert Safft ziehen und
lustig wachsen. Es ist auch diß Mittel nicht zu verwerffen / sondern zum
fruchtbahren Wachsthumb befürderlich: Ehe man den Kirschenbaum peltzet / daß man
zuvor umb den Peltzstock fleitzig hacke / und das Erdreich aufflucke / dasselbe
von Graß und Unkraut säubere / auch wo es vonnöhten / guten frischen Grund
zulege / so spühret es der Baum mercklich.
(Der Mist ist ihnen schädlich) Der Mist ist
durchauß dem Kirschenbaum zuwider. Denn die Erfahrung bezeuget es / daß wenn
demselben / sonderlich einem jungen Baum / Mist wird zugeleget / so wird / durch
desselben Wärme / der Safft gar zu starck getrieben / daß derselbe ersticket /
und sich die Rinde von dem Baum lediget. Wo man nun mit Schrepffen oder Lassen
dem noth-leydenden Baum nicht zu Hülffe. kommet / so ist es umb denselben
geschehen.
Uber diß ist wegen des Peltzens auch zuerinneren: Daß die Kirschen-stämmer auff
das genaweste bey dem Erdboden abzupeltzen / damit der Stämmer eine feine und
ebene Gestalt bekomme. Die Rinden-peltzung ist ihm darumb nicht anständig / weil
dieselbe entweder zu frühe oder zu spath / vor oder nach verflossenem Gummi /
muß gehandelt werden / dann in Zeit des auffwallenden Saffts lässet sich nichts
thun / sondern verursachet Hindernuß an dem Wachsthumb. Wie zeitlich sich der
Safft in den Kirschbäumen ereigne / ist daher abzunehmen / weil man desselben
Reiser auff den Christ-tag kan blühend machen: Man nehme Kirschenäste / setze
sie zwischen St. Andreae- und Barbarae-Tag in frisch Fluß-wasser / stelle sie in
einen warmen Ort / und gebe ihnen (An Weyhnachten
Blüht zu haben.) alle Tage frisch Wasser / so wird sie umb Weyhnachten
so schöne Blüht haben / als im Frühling.
Wer gerne bald / in drey / vier oder fünff Jahren / schöne gepeltzte
Kirschenbäume haben / und auffer ziehen will / der lasse ihm in Höltzern /
schöne / gerade / hohe / wilde [77] Kirschen-stämme / dick wie Drischel-stecken / oder grösser / in dem Herbst
außgraben / stümlen und wider einsetzen / wenn die von der Einsetzung an ein
Jahr gestanden / und angeschlagen / sollen sie in dem folgenden Frühling auff
die Aeste oder Gäbelein gezweyget / und dieselben mit mancherley (Wie man underschiedlich Arten Kirschen auff einem Baum
haben könne.) Gattungen guten Kirschen / einen Ast mit halb roth und
halb gelben / der andere mit rothen allein / der dritte mit gelben / der vierdte
mit schwartzen / und so fortan / mit Ungarischen / Welschen und Spanischen
Früchten besetzt werden / so wird der Garren-Herr in kurtzer frist oder wenigen
Jahren / auff einem Baume underschiedliche Gattung Früchte haben.
(Kirschen ohne Kern zu haben.) Weichsel und
Kirschen ohne Kernen wachsen zu machen / zeiget Johannes Colerus mit diesen
Wortenan. Schele im Mertzen einen Weichselbaum / der eines Fingers groß oder
dick sey am Stamm / und spalte den vom Wipffel an biß auff die Wurtzel / und laß
dir ein Eisen machen / das vornen krumb sey / und zeuch mit dem Eisen den Kern
allen / zu beyden Seiten auß dem Bäumlein / binde es denn fein zusammen / und
bestreiche das Bäumlein gar wohl / mit Kindermist und mit Leimen. Darnach über
ein Jahr / wenn es verwachsen und verheylet ist / so gehe zu einem andern
Bäumlein dieses Geschlechts / das noch keine Frucht getragen hat / denselben
pfropffe alßdann auff das Bäumlein / so bringt dasselbe Frucht ohne Kern.
(Kirschen und Weintrauben auff einem Baum zu
haben.) Kirschen und Wein-trauben auff einem Baum zu haben: Setze ein
Weinstock neben ein Kirschenbaum / bohre ein Loch übersich durch den Stamm des
Baums / das so groß ist / als die Reben dick ist / schabe von der Reben die
äusserste Schale biß auff die grüne / und stecke die Reben in das Loch /
dasselbe verwahre fleißig mit der Baum-salben / und laß es wachsen / wenn nun
die Reben wohl eingewachsen ist / so schneide sie von seinem Mutter-stock ab /
und bestreiche den Schnitt mit Baum-salbe / so traget der Baum zweyerley Früchte
/ nemlich Kirschen und Wein-trauben.
Wenn man Kirschen-zweyge auff Maulbeer-bäume pfropffet / so wird es geschehen /
daß Kirschen daran wachsen biß auff Martini.
(Wie Kirschen über den Winter zu behalten.)
Kirschen über den Winter zu behalten: Laß dir einen Zimmermann oder
Röhrenmeister ein Erlenholtz außbohren / thue reiffe Kirschen darein / schlage
zu beyden Enden hinden und vornen Zapffen für / daß kein Tröpflein Wassers noch
Lufft hinein kom̅en kan: wirffs in einen kühlen Brunnen oder
sonsten in ein frisch Wasser / laß darinnen ligen biß mitten im Winter / so
bleiben sie dir so schön / als wenn sie allererst von dem Baum abgebrochen
wären. Ingleichen wenn gantze ungequetschte Kirschen auff Wallwurtz in ein Faß
geleget werden / so lang man dieselben nicht rühret / so bleiben sie frisch und
gut / und zum essen tauglich.
(Wie der Fäulung des Baums zubegegnë.) Wenn ein
Kirschbaum an seinem Stam̅ oder an den Aesten zu faulen beginnet /
so bohre ein Loch under der Fäule / oder lasse dem Baum / als oben gedacht / so
fliesset die übrige Feuchtigkeit herauß / und wird der Baum erhalten.
II. Cerasus Duracina rubella, der Amarellen-baum (Zahme
Kirschen / Amarellë.) ist eine Art der zahmen Kirschenbäume / so nur
in den Gärten gefunden werden. Von dem hiebevor beschriebenen Kirschenbaum ist
er in gewissen Stucken underscheiden. Denn er wachst nicht hoch / auch nicht
gerade auff. Seine Aeste sind nicht gleich und geschlacht / sondern in einander
vermenget / auch gar schwach / und zum auffsteigen unbequem / wachsen mehr gegen
dem Erdboden / als in die Höhe / sind auch geschmeidig und leicht zu brechen.
Die Blätter sind etwas rund / und in dem Umbkreiß zerkerfft. Die Blüht ist weiß
/ fünffblättig / und die darauß folgende Frucht / gegen die anderen Kirschen
gehalten / was hart-häutig / daher sie Cerasa duracina heissen. Die Farbe des
Häutleins ist röthlicht / und das Fleisch goldfärbig / und hat einen lieblichen
saurlichten Wein-Geschmack / inwendig einen harten Stein / mit einem bittern
Kern.
Die Amarellen-bäume werden von den Kernen und von ihrer Brute fortgepflantzet /
und taugen nicht zum peltzen / sondern müssen / wie sie von den Kernen gewachsen
/ und von der Brute herkommen / versetzet werden. Daniel Rhagorius gedencket
noch einer Art / welche schwartz ist / die geimpffet werden will / und auß der
Türckey herkommen / dannenher sie auch den Namen Amarellen haben.
(Weichselbaum.) III. Cerasus acida nigricans, der
Weichselbaum gehöret zwar auch zum Kirschengeschlecht / aber es ist doch
zwischen ihnen ein gewisser Underscheid / gleichet auch nicht allerdings dem
Amarellen-baum. Die Blühte ist weiß / und die zeitige Frucht gar wohl wein -
geschmackig / ja scharff sawr / und ändert sich an der Farbe wohl viermal.
Erstlich ist sie grün / darnach wird sie roth / drittens purpur-färbig / und
wenn sie gar zeitig ist / schwartz-braun / der Kern im Stein ist nicht so bitter
als der andern.
Die Weichsel-bäume findet man aller Orten / bey Gärtnereyen in Stätten / Flecken
und Dörffern / ist ohnnöthig die jungen von Kernen anzuziehen / denn in solchen
Weichsel-gärten sich viel junger Brut und Bäumlein befinden / die in dem Herbst
außgegraben / alß denn gantze Flecken / ein oder mehr Morgen-felds / hübsch
Zeil-weiß und nach der Schnur / wie umb die Statt Forchheim und Spalt / im
Stifft Aichstätt zu sehen / versetzet werden. Die Zweyglein / so von der Brut
auffwachsen / wenn sie eines Fingers oder Spießruthen dick / können auff der
Stell / da sie auffgewachsen / auff das niedrigste / ob dem Erdreich abgepeltzet
/ mit aller Art welcher Weichsel-reiser besetzet / und alßdenn / wenn sie sich
in die Aestlein außgebreitet / an die jenigen Oerter / dahin man sie haben will
/ versetzet werden.
Die Kirschen-bäume / sonderlich deren Gipffel außgeschneidet sind / damit sie
dick werden / und sich außbreiten / kan einer von dem anderen zwölff Schuhe weit
gesetzet werden. In gleicher Weite kan man auch die Amarellen- und
Weichsel-bäume pflan [78] tzen / wenn
man aber grosse Spatzier-gänge damit besetzen will / ist genug / daß die Weite
sich biß auff neun oder zehen Schuhe erstrecke.
Es können auch die Kirschen oder Weichsel-stämmlein gar füglich zu dem
Gartengehäge gebrauchet werden / denn sie gardicht in einander wachsen / allein
die Gipffel müssen abgestützet / und auff solche Weise das wachsen in die Höhe
verwehret werden / ohne die wilden Kirsch-stämmer / so man zwo oder drey
Klaffter weit von einander mitten auß dem Hag / umb Zierlichkeit willen / in die
Höhe will wachsen lassen. Zu welchem Gehäg auch Pflaumen / Zwetschgen / Kriechen
/ Haselnuß-stauden / sc. können gebrauchet werden.
Eigenschafft.
Die süssen Kirschen haben einen schwefel- oder ölichten Geist in ihrem Safft
verborgen / darumb sie die Eigenschafft haben / die Lebens-geister zu erquicken
/ das Haupt und Nerven zu stärcken: Sie müssen aber nicht allzu häuffig geessen
werden / weilen sie leicht in dem Leib jäsen / und einen Durchbruch erwecken
könnten. Die sauren hingegen temperieren und löschen / vermittelst ihres sauren
halb - flüchtigen oder geistreichen Saffts / die innerlichen Hitzen / und Jast
des Geblüts / kühlen ab die scharffe entzündende Gall / und sind ins gemein den
gallichten Mägen dienlich. Die gar sauren haben auch ein Krafft zusammen
zuziehen und zu stopffen / sonderlich die gedörrten.
Gebrauch.
Auß den schwartzen Kirschen wird ein Spiritus oder geistreich Wasser distilliert
/ welches Löffel-weiß gebrauchet / treflich gut ist (Schlag / Lähmung der Glieder / Gichter / Verlierung der Sprach.)
wider den Schlag / Lähmung der Glieder / Gichter und Verlierung der Sprach /
daher die jenigen offt von diesem Wasser ein Löffel-voll nehmen sollen / welche
sich vor dem Schlag besorgen / oder auff die Gichter geneiget sind. Diß Wasser
aber ist ein schwefelichter brennender Geist / und wird also gemacht. Nembt der
schwartzen süssen Kirschen nach belieben / stoßt sie / und haltet sie in
eichenen Fäßlein / so lang / biß sie jäsen / und einen saurlichten weinigen
Gesuch von sich geben / darnach destilliert sie in zinnernen / kupffernen / oder
gläsernen Kolben / so kriegt man das Wasser. Das von den sauren Amarellen
destilliertes Wasser (Hitzige Fieber / Pest
durst.) wird gebrauchet in hitzigen Fiebern und der Pest / denn es kühlet
alle innerliche Glieder / erwecket Lust zu der Speiß / und löschet den Durst: so
es mit den Kernen destilliert wird / treibet es den Harn / und reiniget die
Nieren und Blasen / wie solches Agerius anzeiget.
Ein sonderliches Mittel / so für die jenigen (Dummelicher und schwerer Kopff.) gut / welchen der Kopff dummelich
und schwer ist. Man soll nehmen 4. Pfund schwartzer Kirschen ohne die Kernen /
welche in einem Mörsel sollen zerstossen / und mit den Kirschen in einem
gläsernen Geschirr vermischt werden; dar zu thue man ein Handvoll Balsam oder
Müntz / und auch so viel von der obersten Spitzen am Roßmarin / Zimmet /
Muscatnuß / jed. I. Loth / darnach schütte auff dieses alles ein Maaß Spanischen
Wein / mache das Geschirr wohl zu / und laß es 24. Stund lang stehen / darnach
destilliere es im Marien-bad. Von diesem Spiritu oder Wasser solle man Morgens
und Abends vor dem Schlaff etliche Löffel-voll nehmen. Mit diesem Mittel ist
eine vornehme Fraw / von einer grossen Hauptschwachheit (Grosse Haupt-Schwachheit / dummeliche schwere des
Kopffs.) / und obgedachter dummelichen Schwere des Kopffs erlediget
worden / und haben auch viel andere die gute Würckung dieses Wassers in der That
erfahren. Im Anfang des Frühlings destillieren etliche die mittlere Kinden des
Kirschen-baums per descensum, mit starckem Fewr / und bekom̅en ein
Wasser / welches sehr lieblich / oder nach Biesem und Zibeth riechen solle / und
zu den wohlriechenden Schmuck-wasseren gebrauchet werden könne.
Die Kernen der Kirschen-steinen treiben Schleim und Sand auß den Nieren / man
(Schleim / Sand der Nieren.) kan sie
entweder dörren und zu Pulver machen / oder frisch verstossen / mit Pappelen-
und Burtzelen-wasser ein Milch davon machen / und solche zu trincken geben. Das
auß diesen Kernen frisch außgepreßte Oel ist gut in dem Lendenwehe / äusserlich
überzuschmieren (Lendenwehe.) / wie auch zu den
Schminck-salben / (Angesichts Unreinigkeiten.)
weilen es die Unreinigkeiten des Angesichts wegnehmen solle.
Auß den Kirschbäumen wachst auch ein Gummi / welches ein öffnende / erdünnerende
und zertheilende Krafft hat. Ein halb Quintlein davon im Wein zerrieben / und
offt eingenommen / löset den Schleim auff (Schleim der
Brust Husten.) der Brust / und ist gut alte Husten zu stillen.
Wenn man die schwartzen Kirschen zerstoßt / und ohne Wein destilliert / so geben
sie nicht den Spiritum oder Geist der Kirschen / wie der auß dem gejohrenen
Safft auff oben angeregte Manier zu geben pflegt / und Kirschen-brannten-wein
genennet wird / sondern (Aqua Corasorum
nigrorum.) nur ein kräfftiges Hertz-stärckendes Wasser / welches nicht
unbillich zu allerhand Krafftwasser gebrauchet / oder auch pur zu Stärckung
(Schwachheit des Hertzens.) getruncken wird.
Auß diesem Wasser wird in allhiesigen Apotecken das gemeine Krafftwasser also
zubereitet: (gemein Krafftwasser.) Nimb schwartz
Kirschen-Melissen-Violen-Schlehenblüt- und Burretsch-wasser / jed. andert-halb
Loth. Linden-blüt- und Zimmet-wasser / jed. 2. Loth / Rosen-wasser 3. Loth /
Rosen-julep 6. Loth / vermische und behalte es in einem sauberen Glas auff. Ist
ein Hertz-stärckend Wasser / davon man nach belieben Löffel-weiß nehmen kan.
(Amar ellen Latwerg.) Eine Latwerge von Amarellen
oder Weichseln zu machen. Nimb gemeldter Kirschen von den Stielen abgestrupfft /
so viel du wilt / koche sie in einem gelöschten erdenen Hafen / mit wenig
weissen Wein / so lange biß sie sich von den Steinen schälen / hernach treibe
sie durch ein härin Sieb mit einem höltzernen Löffel. Von diesem
durchgetriebenen Safft nimb ein Pfund sambt einem halben Pfund gestossenen
Zucker / solches koche wiederumb in einem erdenen gelöschten Hafen auff einem
gelinden Kohl-fewer / rühre es beständig umb / damit es nicht an dem Boden
anbrenne / so lange biß es / wenn es erkaltet ist / die dicke [79] einer Latwerge überkommet. Diese
Latwerge (Durst / erhitzigter Magen / hitzige Fieber
und Kranckheiten.) ist kräfftig den Durst zu löschen / und die
Krancken zu erlaben / dem erhitzigten Magen fast anmüthig / und in allen
hitzigen Fiebern und Kranckheiten nutzlich / treibet den Harn / und bringet dem
Krancken Lust zu dem essen.
Weichseln und Amarellen einzumachen. Nimb frische hübsche Weichseln / die ohne
Flecken / und nicht gar zu wohl zeitig sind ein Pfund / und so viel Zucker /
diesen siede und läutere / wenn er etwas mehr als halber gesotten ist / lege die
Weichseln darein / und siede sie sanfft bey einem gelinden Kohlfewer / so lange
biß sie eine gantz dicke Brühe bekommen / hernach laß sie umb etwas erkalten /
und in ein sauber Geschirr legen. Diese eingemachte Kirschen sind nicht minder
nutzlich als die Latwerg / sonderlich zu (Hitzige
Krauckheiten / verdorreter Mund / Zung / Hals und Kälen / Durst.)
einer Labung in hitzigen Kranckheiten / sie befeuchten und erquicken den
verdorreten Mund / Zung / Halß und Kälen / löschen den Durst / erwecken eine
Lust zur Speiß / dämpffen die Gall / und stärcken das Hertz.
Kirschen-syrup wird auff nachfolgende Weise gemacht. Nimb Weichseln / so viel du
wilt / presse sie in einem saubern Tuch wohl auß / thue den Safft in ein rein
Glaß / laß ihne stehen / biß er verjäsen und sich wohl geläutert hat. Von diesem
Safft nimb 2. Pfund / und so viel Zucker / oder aber so man ihne nicht zu saur
will haben / 4. Pfund Zucker / koche solches miteinander in einem gelöschten
erdenen Hafen / auff einem gelinden Kohl-fewer / biß daß er die rechte Dicke
eines Syrups oder Saffts überkomme. Dieser Syrup soll in keinem kupfferen
Geschirr bereitet werden / weilen er in demselbigen leichtlich angegriffen und
bitter wird. Er hat gleiche Tugend mit der Kirschen-Lattwerge und eingemachten
Kirschen / man kan davon und mit frischem (Hitzige
Krauckheiten.) Brunn-wasser ein Julep anmachen so in hitzigen
Kranckheitë angenehm und treflich ist.
Ein Kirschen-wein zu machen. Nimb Weichseln nach Belieben / zerstosse solche wohl
/ weilen die Kern dem Wein den besten Geruch geben / thue sie in ein Fäßlein /
schütte darüber einen guten rothen Wein / und laß ihn 14. Tage ruhen. Dieser
Wein ist nutzlich zu trincken in starcker Sommerhitz / denn er löschet den Durst
/ eröffnet die Leber / reiniget die Nieren sambt der Blasen / und treibet den
Harn. Etliche hencken Gewürtz darein / welches denn eines theils zur
Lieblichkeit dienet; anders theils auch die allzu sehr kühlende Krafft des
Weichslensaffts temperieret.
Der Hochgelehrte Herr Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmacop. medic. chymic.
Sect. I. berichtet / so man ein Hand-voll der Blätter des Kirschenbaums in Milch
siede / und sie hernach trincke / solle sie die versteckte (Gelbsucht.) Gallen außführen / und die Gelbsucht
hinwegnemmen. Die gedörrten Kirschenstiel in ein Säcklein gebunden und Wein
darüber gegossen / solchen hernach getruncken (versetzte Weiberreinigung.) / bringet die versetzte Weiber-reinigung
wieder.
CAPUT XXXIV.
Wilder Kirschen-baum.
Cerasus sylvestris.
Namen.
DIe wilden Kirschen / Cerasa sylvestria, sind diejenigen so von sich selbsten
auff den Felderen / oder in Wälderen wachsen; deren hat es auch etliche Arien:
als da sind
I. Erstlich die süssen wilden Kirschen / Cerasus major ac sylvestris fructu
subdulci nigro colore inficiente. C. bauh. Cerasus sylvestris fructu nigro
& rubro, J. B. Englisch / Black Cherrytree / Mazzards. Ist ein grosser
Baum / wachst schön gerad auff / hat eine glatte außwendig äschfarbe / innerlich
grüne Rinde / darunder ein starckes sattes und braun-röthlichtes Holtz: Seine
Blätter sind etwas länger als des Pflaumenbaums / tieff zerkerfft / gläntzend
grün / bitterlichten Geschmacks. Die Blühte ist weiß / und kombt Büschelein-weiß
auß einem Aestlein / hangt an dünnen anderthalb Zoll langen Stiehlein / und hat
funff Blättlein. Die Frucht ist klein / rund / am Geschmack süß / an der Farb
aber underschiedliche / denn etliche gantz schwartz werden / und mit
schwartzrother Farbe die Finger färben; andere aber bleiben roth. Alle haben
einen runden / harten glatten Stein / in welchem ein weisser außgespitzter /
bitterer / mit einer gelblichten Haut überzogener Kerne. Auß dem quillet ein
gelbes sattes Gummi. Wachst in meisten Europaeischen Ländern. Die Bauren in der
Schweitz dörren und verkauffen sie in den Stätten. Etliche brennen auch auß den
Schwartzen den Spiritum, auff die Art / wie oben gemeldet.
Saure wilde Kirschen. Cerasus pumila, Chamaecerasus, Matth.
|| [80]
2. Die kleinen sauren wilden Kirschen / Cerasa pumila, C. B. J. B. Park. Englisch
/ The dwart Cherry. Ist ein Bäumlein von ungleicher Höhe / denn es in fettichtem
Erdreich biß auff zwey und mehr Elen hoch steiget / in trockenem Boden aber
kombt er über ein Elen hoch nicht. Hat kleine dünne Schößlein / welche hin und
wider kleine Knorren haben / auß denen andere Schößlein / mit kleinen wohl
grünen Blättlein wachsen; neben diesen aber kommen zugleich zwey / drey biß
fünff Blümlein herfür / so da fünff weisse Blättlein haben / und dem
Kirschen-blust / sonsten der Gestalt nach / gleich. Ausser diesen mit Blümlein
und Blättern gezierten Schößlein / wachsen noch andere zerkerffte grössere
Kirsch-blätter / so eines bitterlichten Geschmacks. Die Frucht ist klein / rund
/ roth / fleisch- und saffticht eines herben unlieblichen zusammenziehenden
Geschmacks. Wachst in Oesterreich / Ungaren / Böhmen und Mähren auff erhobenen
Orten / an den Wegen / und Marcken der in der Höhe ligenden Reben.
Wilder bitterer Kirschenbaum. Machaleb.
3. Bittere wilde Kirschen / Cerasus XV. sive Ceraso affinis, G. B. Machaleb
Germanicum, Park. Cerasus sylvestris amara, Machaleb putata, J. Bauh. Englisch /
Rock Cherry. Ist ein dem Kirschbaum ähnlicher mit Aesten und Schossen wohl
begabter Baum / hat eine mit vielen Rissen zerspaltene / unebene / etwas
äschen-grauwe Rinden; Blätter dem Birckenbaum nicht ungleich / doch kleiner /
ablang / adericht / und artig zerkerfft. Die Blühte ist dem Kirschen-blust
gleich / aber kleiner / die Fruchtklein / rund / schwartz / bitter / färbend.
Wachst an felßichten Bergen und Büheln in der Schweitz / Teutschland und
Franckreich. Dannenher Gesnerus diesen Baum Chamaecerasum Petraeam, oder
Petrocerasum nennen wollen. Die Frucht wird von den Amßlen / Turteltauben / und
anderen kleinen Vögeln sehr begierig gesucht.
4. Schwartze Vogel-Kirschen / Cerasus avium nigra & racemosa, Ger.
racemosa fructu non eduli, C. B. Cerasus racemosa quibusdam, aliis Padus, J. B.
Englisch / The wild Cluster-Cherry / or Birds-Cherry. Ist ein Baum / der dem
Stammen / Rinden und zerkerfften Blättern nach dem Kirschbaum sehr ähnlich. Wenn
aber die Frucht reiff / so werden die Blätter unden weiß / und oben
schwartz-grün. Die Blühte hanget an einem sonderbaren / langen Schößlein
Trauben-weiß / in dem übrigen dem Kirschen-blust gleich / riechet ein wenig /
und hat auch Fäserlein mit gelben Gipffelein in sich / und zwischen denen ein
grünes Stiehlein / so auß einem Knöpflein / als dem Anfang und Fundament der
künfftigen Frucht / außgehet. Die Frucht ist schwartz / süß / aber nicht gar
lieblich / mit einem langlichten / harten / unebenen Stein; hanget Trauben-weiß
an den Schößlein. Wachst umb Basel auff den Bergen / wie auch bey Genff / Lyon
herumb / und in den Lotthringischen Gebürgen.
CAPUT XXXV.
Lorbeer-Kirschbaum. Lauro-cerasus.
Namen.
LOrbeer-Kirschbaum / mag Griechisch genennet werden / ??? Lateinisch /
Laurocerasus, J. B. Clus. Cerasus folio laurino, C. B. Cerasus Trapezuntina,
sive Laurocerasus, Park. Englisch / The Cherry-Bay / Commonly called the Laurel.
|| [81]
Dieser Baum ist nach Joh. Bauhini Beschreibung ein lieblicher und lustig
aussehender Baum / stäts grünend; hat Blätter wie der Citronen-baum / 2. biß 3.
Finger breit / an dem Umbkreiß ein wenig zerkerfft / glatt / dick- und fettlicht
/ anmüthig grün / eines bittern zusammenziehenden Geschmacks. Die Rinde der
Aesten ist grün / das inwendige Holtz aber weiß: Treibt an den alten höchsten
Aesten / zwischen des vorigen Jahrs Blätteren / Fingers lange Spießlein oder
Sprößlein herauß / an welchen mit kurtzen Stiehlein viel kleine / weisse /
fünff-blättige / nichts riechende Blümlein Trauben-weise wachsen; Denen die
lieblich-süsse / ablange / blaw-rothe Früchten folgen / welche etwas grösser als
die Kirschen / und einen runden harten Stein / mit einem bittern Kernen begabet
/ in sich haben.
Dieser Baum soll erstlich von Trapezunt nach Constantinopel / und von dannen
hernach in Italien / Hispanien / Franckreich / Teutschland und Engelland / da er
in den wohlbestellten Gärten hin und wider wohl und hurtig auffwachst / blühet /
und Früchte tragt / und die Kälte wohl erdauren mag / gebracht worden seyn.
CAPUT XXXVI.
Faulbaum. Frangula.
Namen.
MAn nennet diesen Baum umb seines übelen Geruchs willen / Faulbaum oder Leußbaum.
Andere geben ihm den Namen / Zapffenholtz / darumb / daß die Küffer auch darauß
Zapffen in die Weinfässer machen. Lateinisch heisset er Frangula, Alnus nigra
baccifera, J. B. C. B. Avornus. Italiänisch / Frangola. Frantzösisch / Aune
noire. Spanisch / Alamo negro. Englisch / Allertree / butehers pricktree / The
black Aldertree. Niderländisch / Sporckenhout / Pylhout.
Gestalt.
Der Faulbaum ist einer mittelmäßigen Höhe / treibt viel gerade Gerten von der
Wurtzel biß auff 7. oder 8. Elen hoch / eines Daumens dick / und ästicht: hat
Blätter wie der Kürbeer-baum / und ein Rinde wie die Erlen. Diese Rinde ist
aussen mit weissen Mackeln befleckt / inwendig aber gelb / und so man sie kewet
/ färbet sie gelb. Die in dem Mayen erscheinende kleine Blüht zeiget sich
bleich-weiß. Die Beere sind in der Erbeß grösse / mit einer Holkehlen
underscheiden / gleich als wären zwey Beere zusammen gewachsen / zeitigen im
Herbst- und Weinmonat. Diese Beere sind erstlich grün / darnach gelb / endlich
schwartz / eines gantz unannehmlichen Geschmacks / in einem jeden stecken zween
Kernen / die vergleichen sich den Wolffs-bohnen / sind etwas grösser denn die
Linsen / haben auch einen inneren Kern. Das Holtz ist mürb / davon es auch den
Namen bekommen hat.
Eigenschafft.
In diesem Gewächs stecken viel herbe zusammen ziehende / wie auch
scharfflicht-etzende Theil / davon der Baum / sonderlich seine Rinden / die
Krafft hat zu laxieren / und zusammen zuziehen / wie die Rhabarbarawurtzel. Er
purgiert und treibt Gallen und Schleim / und zwar die frische grüne Rinden
obsich und nidsich; die gedörrte aber allein nidsich.
Gebrauch.
Dodonaeus stirp. histor. pempt. VI. lib. II. cap. XXV. meldet / daß die inwendige
Rinde von den Bauren gebraucht werde / wenn sie den Leib reinigen wollen / denn
sie den dicken zähen Schleim / und die Gallen unden / auch oben auß mit grosser
Ungelegenheit des Magens außführet: ist derohalben eine starcke Bauren-artzney /
vor welcher sich die blöden Naturen hüten sollen.
Das Laub soll dem Rindvieh nutzlich seyn / und den Kühen auch viel Milch machen.
Die Kohlen von diesem Baum soll gut Büchsen-pulver geben.
Ein guten Laxier-kräuter-wein für die (Laxierkräuter
wein.) Wassersüchtigen kan man auff folgende Weise bereiten: Nem̅t Osterlucey-wurtz / Schwalben-wurtz jedes ein Loth; Eppichwurtz
ein halb Loth. Der gedorrten inneren Rinden des Faulbaums 2. Loth.
Odermänig-kraut / Creutz-Entzian / Filtz-kraut / Melissen jeder Gattung ein
Hand-voll / Cardebenedicten-kraut / Wehrmut-kraut / jed. ein halbe Hand-voll.
Wachholderbeere / Fenchel-samen jed. anderthalb Quintlein. Zimmet I. Quintl.
zerschneidet und zerhacket alles durcheinander / siedets in anderthalb oder zwey
Maß Wassers / biß der vierdte oder fünffte Theil ohngefehr eingesotten / sichtet
es hernach / und gebt dem [82] Patienten alle
Morgen / und da es nicht sonderlich purgieret / auch alle Abend zwey Stund vor
dem Essen 8. biß 10. Loth davon zu trinken. Führet Gall und Wasser auß durch den
Harn und Stulgang / eröffnet (verstopffte Leber.
Gelbsucht / Wassersucht.) die verstopffte Leber / und heilet die Gelb-
und Wassersucht.
Die gelbe Rinde dieses Baums mit Eyerklar und ein wenig Alaun in Wein gesotten /
und mit diesem warmem Wein offt die mit der Raud behafftete Glieder gewaschen /
heilet (Raub.) die Raud und Schäbigkeit in wenig
Zeit gewiß.
CAPUT XXXVII.
St. Johannes - brodt / mit der auffgeschnittenen frucht.
Siliqua cum fructu dissecto.
(*Die anfangende Gestalt der frucht / wenn die Blüht
abgefallen ist.)
Namen.
DIesem Gewächs haben die Teutschen den Namen St. Johannsbrodt geben / dieweil
etliche der Alten in dem Wahn gesteckt / als wenn St. Johannes / der Evangelist
und Apostel / von solcher Frucht seine Nahrung empfangen / und dardurch das
Leben verlängert hätte / gestalten er nach der gemeinen Meinung gelehrter
Leuthen das 89. Jahr erreichet / deren auch Cardinalis Baronius der weitberühmte
Historicus ad Ann. Christi CI. beypflichtet.
Die Griechen nennen dieses Gewächs / [Greek
words]. Lateinisch heißt es / Siliqua, Siliqua arbor, S. Ceratia, J.
B. Siliqua edulis, C. B. Siliqua dulcis s. vulgatior, Park. Caroba, Offic.
Italiänisch / Carobe, Carobole. Frantzösisch / Carouge. Spanisch / Garrouo.
Englisch / Silicktree / Carobtree. Niderländisch / St. Johans-broot.
Gestalt.
Dieser Baum wachset in dem Königreich Neapel / und sonderlich in Apulien /
Candien / Cypren / Egypten / und anderen heissen Länderen in grosser Mänge. Er
wird zimblich hoch / seine Aeste aber spreissen sich mehr auß in die Breite /
als in die Höhe. Die Rinde ist blauw-aschen-farb / wie am Zürgelbaum. Er tragt
Blätter wie der Escherbaum / doch sind sie breiter / harter / dünner und runder
/ blühet im Winter. In Hispanien umb Valentia und anderstwo / bringet er eine
langlichte Blüht / welche wie ein Julus oder zasichtes Kätzlein und Nußblüht vom
Nußvaum her ab hanget / und sich hernach in viel Blümlein auffthut / die
röthlicht Purpur-farb sind. Er bringet seine Frucht im Sommer und Herbst /
nemblich die langen krummen Schoren / sind eines Fingers lang / und Daumens
dick; darinnen ligt der Stein-harte Samen / welcher dem in den Caßien-röhren so
ähnlich / daß man sie vor einander schwerlich erkennen kan. Die von dem Baum
frisch kommenden Schoten haben einen unlieblichen Geschmack; wenn man sie aber
auff eine geflochtene Weidenhurt außbreitet / und dorret / gewinnen sie einen
lieblichen und süssen Geschmack. Sie haben zwischen ihrem Fleisch einen Safft
gleich dem Honigseim / sonderlich die / so in den Orientalischen Länderen
wachsen / derhalben pressen die Indianer / Egyptier und Araber / den Honig-safft
herauß / und machen damit den Ingwer / Myrobalanen und andere Früchte ein.
In den Morgenländern / fürnemblich in Syrien und dem Jüdischen Land / ist dieser
Baum also gemein / daß man seine Früchte auch den Schweinen zu essen fürwirffet
/ wie solches Claudius Salmasius in exercitat. Plinian. p. m. 460. berichtet.
Dieweilen denn Luc. XV. 16. das Wörtlein [Greek
words] in der Grund-sprach stehet / ist nicht zu zweiflen / daß der
verlohrene Sohn gewünscht / nicht mit Treebern oder Kleyen / sondern mit dieser
Frucht seinen Bauch zu füllen. Welcher meinung auch Cornelius Jansenius in
Commentario ad hunc locum beypflichtet / wie bey dem Cornelio à lapide in dict.
comment. zu sehen ist. Carolus Clusius lib. I. histor. stirp. hispan. cap. VIII.
& lib. I. rarior. plant. histor. cap. X. zeiget an / daß in dem
Spanischen Königreich Valentia diese Frucht in grosser Menge wachse / und dem
Vieh für sein Futter dargegeben werde.
In Teutschland wird das Johannes-Brodt von den Kernen geziehlet / auch in
Scherben oder Kübeln fortgebracht und überwintert / aber es bringet keine Frucht
/ sondern neben den Blättern nur seine schöne Blüte / welche sich im Frühling
gar häuffig ereignet / nach derselben folgen allererst die Blätter.
Eigenschafft.
St. Johanns-brodt hat ein süssen Safft bey sich / jedoch mit heimlich
scharfflichtflüchtigë mittelmäßig ölichtem Geist vermischet. Daher ist dieser
Frucht Eigenschafft / [83] zu lösen / zu
erdünneren / die jastende Schärffe der Feuchtigkeiten zu hemmen / zu versüssen.
Gebrauch.
Zwey Loth St. Johanns-brodt in einer Maß Wasser gesotten / und davon getruncken
(Husten / Lungsucht. Engbrüstigkeit.) /
hilfft wider den Husten / Lungsucht / Schwären Athem / und beförderet den Harn.
St. Johanns-brodt mit destilliertem Seeblumen-wasser gekocht zu einem Safft / und
von dem Safft offt genommen / ist trefflich gut in allen widerspenstigen Husten
/ denn es ihne sehr linderen und wegnehmen kan.
Gedörrte St. Johanns-brötlein zu Pulver gestossen / und das Pulver auff ein
quintlein schwär / entweder trocken / weil es süß / oder mit Violen-safft und
Wegerich-wasser genommen / benim̅t alsobald das Brennen oder Sod
des Magens / stillet auch die Harn-strenge oder Schärffe und Brennen des Harns /
versüsset den schaffen Schleim der Brust / und linderet den Husten.
CAPUT XXXVIII.
I. Wild St. Johanns-brodt / oder Judas-baum.
1. Siliqua sylvestris, vel Arbor Judae.
(2. Seine Frucht.)
(3. Blüht.)
Namen.
DIeser Baum wird Lateinisch Siliqua sylvestris genennt / nicht daß er für eine
wilde Art deß Johannsbrodt solle gehalten werden / sondern dieweil er
Fingers-lange dünn-häutige röthlichte Schoten tragt / darinnen ein glatter
harter Samen ist / braunlicht / wie die Kernen im rechten Johanns-brodt / aber
kleiner. Die Blätter sind rund / wie an der Hasel-wurtz / aber nicht so dick.
Ehe diese Blätter herfürkommen / bringet er liebliche Blumen / im Anfang des
Frühlings an dem Stammen und Seiten der Aeste / schön purpurfarb / an etlichen
findet man sie auch weißlicht / darauß die gemeldten Schoten werden. Er wachst
in Italien / Hispanien und Franckreich bey Narbona. In Teutsch- und Holland aber
wird er in den Gärten gepflantzet. Man nennet ihn gemein ich Arborem Judae,
Judas-baum / von einem Gedicht her / als hätte sich der Verräther Judas daran
auffgehenckt / deßwegen er auch noch heutiges Tags krum̅ wachse /
und nicht auffrecht gewehnet werden könne.
CAPUT XXXIX.
Meer-Kirschbaum. Arbutus.
Namen.
MEer-Kirschbaum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Arbutus, Comarus, Theophr. Italiänisch / Arbuto.
Frantzösisch / Arboisier. Spanisch / Madronno. Englisch / Crabtree / The
Strauberry tree. Niderländisch / Haech Appelboom. Die Frucht wird von Plinio
genennet / Unedo.
Gestalt.
Meer-kirschbaum wachst in Candien und Italien in grosser Mänge; tragt Blätter /
wie der Lorbeerbaum / außgenommen / daß sie ein wenig kürtzer / dicker / mehr
bleich als grün / an dem Umbkreiß allenthalben zer [84] kerbt / und in der Mitte mit
einer rothen Rippe durchzogen sind / sonsten bleiben sie auch immer grün. Die
Rinde am Stam̅ ist röthlicht / scharff und schupicht. Die Aeste so
darauß entspriessen / sind etwas röther und glätter. Im Hew- und Augstmonat
erscheinen die weissen kleinen / holen / wohlriechenden Blumen / fast anzusehen
/ wie die schönen Mäyen-blümlein / (Lilii Convallii) hangen Traußen-weiß
aneinander. Nach Verfallung dieser Blumen folgen die runden Flüchte / fast in
der Grösse der Storäpffeln / die sind erstlich grün / darnach gelb / und so sie
die rechte Zeitigung erreichen / gewinnen sie eine rothe Farb / sind am Angriff
etwas rauch / und uneben wie die Erdbeeren; haben kleine Kernlein in sich / dem
Geschmack nach sind sie süß / und etwas herb oder streng: den Amseln und
Gramat-vöglen ein sehr angenehme Speiß / derohalben brauchen sie die
Vogel-steller zu ihren Globen und Netzen / fangen damit im Winter viel Vögel /
denn zu der Zeit ist diese Frucht zeitig; Mit den Blätteren haben die Gerber zu
thun. Diesen Baum findet man auch in Portugal / und der Frantzösischen
Landschafft Narbona.
Eigenschafft und Gebrauch.
Der Meer-Kirschbaum ist einer räsen und herben Natur. Dioscorides, Galenus und
Athenaeus schreiben / daß seine Frucht Haupt-schmertzen verursache / aber
Carolus Clusius lib. I. rarior. plantar. histor cap. XXX. berichtet / daß er in
seiner Reiß nach Lisabona wahrgenommen / wie underschiedliche Leuth sich dieser
Frucht zur Speise bedient / er selber habe viel ohne Schaden geessen / doch
waren sie nicht so lieblich / als die Erdbeere. Aber Johannes Bauhinus hat / so
offt er sie geessen / Schmertzen in dem Magen davon bekommen. In Spanien sollen
sie auch nicht so schädlich außfallen / worauß zu schliessen / daß sie an einem
Ort einen miltern / in andern Ländern aber einen herberen Safft und Fleisch
bekommen: So kan sie auch wohl ein Mensch besser vertragen / als der andere. Ja
es ist vermuthlich / daß diß gantze Gewächs viel irrdichte / herbe / ungejohrene
/ saltzichte Theil / und dennenher gute Kräfften habe zusammenzuziehen / zu
stopffen / das Geblüt zuerdickeren / und ihme seine natürliche Flüßigkeit etwas
zu benehmen.
Auß den Blätteren und Blumen destillieren etliche in dem Marien-bad auß einem
gläsernen Kolben ein Wasser / welches trefflich gut seyn soll wider die
Pestilentz und alles Gifft.
Das Holtz gibt sehr gute satte kohlen ab / welche von denen / so mit Metall
schmeltzen umbgehen / gesuchet werden.
CAPUT XL.
Libenbaum. Taxus.
Namen.
LIbenbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Taxus, Smilax. Italiänisch / Tasso,
Masso. Frantzösisch / If. Spanisch / Texo. Englisch / Gray / Badger. Dänisch /
Eibentroe. Niderländisch / Ivenboom.
Gestalt.
Der Eibenbaum vergleichet sich mit den Blätteren dem Tannenbaum / ist doch nicht
so groß / grünet stäts / bringt kein Hartz / dargegen aber rothe Beere / grösser
als die Erbsen. Die Blätter sind nicht so breit / als ein Kornstengel; auch
nicht so rund wie die an der rothen Pech-tannen: aber spitziger als die an der
weissen Tannen / durchauß gleich grün. An den aussersten Schößlein der Aesten /
durchgehends zwischen den Blättlein / kommen viel gantz kleine / ablange und
schüpichte Köpflein herfür / darauß gleichsam wie Blümlein schimmeren / den
Wachholder-blümlein nicht unähnlich / und an der Farb grün-bleich / welche
hernach meistentheils in moosichte Gipffel außwachsen. In dem Augstmonat fangt
er an Beere zu tragen / welche in einem Kelchlein stecken / fast wie die
Eicheln. Da sie aber in dem Wintermonat zur Zeitigung kommen / haben sie keine
Gleichheit mehr mit der Eichel; sondern in dem an einem kurtzen Stihlein
hangenden schüppichten Kelchlein sitzet die Frucht / so etwas grösser als ein
Wachholder-beere / aber oben auff offen / gleichsam mit einer Fleisch-haut
umbgeben / schön und scharlach-gläntzender Farb / inwendig hol / und mit einem
schleimichten süssen Safft begabet; in welchem ein Kern stecket / kleiner als
ein Pfefferkorn / etwas flach / mit einem harten braunlichten Häutlein umbgeben
/ eines nicht unlieblichen Marcks.
Eigenschafft.
Der in Teutschland / Schweitz und Burgund sc. wachsende Baum / hat ein
schwe [85] felichtes etzendes
gifftiges Saltz bey sich / daß derohalben seine Beere geessen ein rechtes Gifft;
durch dessen getrunckenen Safft Cativulcus der Lütticher König / nach Jul.
Caesaris Bericht / Lib. 6. de Bell. Gall sich selbsten solle entleibt haben. In
Engelland aber wollen sie ihne nicht so gifftig machen.
Er wachst auff den Gebürgen hin und wider / und bey Bruntraut auff dem Freyberg /
Franche Montaigne genannt. Man findet ihn häuffig in der Graffschafft hohen Embs
/ in Bündten / bey Feldkirch / und auff den Schweitzerischen Bergen.
Gebrauch.
Weilen dieser Baum etwas gifftiges soll in sich haben / hat ihn deßhalben
Dioscorides nicht under den Bäumen im Ersten / sondern im vierdien Buch under
anderen gifftigen Dingen beschrieben. In Franckreich in der Landschafft Narbona,
soll dieser Baum also gifftig seyn / daß diejenigen / so darunder schlaffen /
oder under seinem Schatten ruhen / kranck werden / und zuweilen sterben /
welches insonderheit geschicht / wenn der Baum blühet; Dieses aber kan von dem
Eibenbaum / der in Engelland und Holland wächst / nicht verstanden werden / denn
derselbe unschädlich ist / wie solches Rembertus Dodonaeus stirp. histor. pempt.
6. lib. 5. c. 5. Petrus Pena, & Matthias Lobelius in advers. p. m. 450.
bezeugen.
Dahero in Engelland die Frucht oder Beere von den Knaben sicher genossen / und
der stäts grünende Baum selbsten auff den Todten-gärten oder Kirchhöfen
gepflantzet worden / theils daß man under deren Schatten ohne einige
Ungelegenheit spatzieren könnte: theils auch zu einem Zeichen der
Unsterblichkeit der Seelen und des ewigen Lebens / auff welches die begrabenen
Leichnam harreten. Hingegen schreibt Matthiolus von den Tridentischen
Etbenbäumen / daß zu seiner Zeit diejenigen / welche die Beere / wegen ihrer
Süßigkeit geessen / in hitzige Fieber und starcke Bauch-flüß mit grosser
Lebens-gefahr gerahten seyen. Deßgleichen berichtet Johannes Bauhinus tom. I.
hist. plant. univers. lib. 9. cap. 3. es sey alles Rindvieh / so die Blätter von
dem Burgundischen Eibenbaum geessen / davon gestorben.
Auß dem Holtz dieses Baums sind zu jeder Zeit Bögen gemacht worden / daher
Virgilius
Ituraeos Taxi torquentur in arcus.
Die Schreiner und Trechsler bedienen sich dieses satten und braun-röthlichten mit
vielen Aderen zierlich durchstrichenen Holtzes viel zu allerhand Sachen / auch
wohl zu Musicalischen Instrumenten.
CAPUT XLI.
Mastixbaum mit seiner Blüt / Frucht und Schoten an Blättern / neben einem
Zahnstührer.
Lentiscus cum flore, fructu & folliculis, nec non appicto dentiscalpio.
Namen.
Mastixbaum heißt Griechisch [Greek words]
Lateinisch / Lentiscus. Italiänisch / Lentisco. Frantzösisch / Lentisque.
Spanisch. Arcol de Almaciga. Englisch / Masticketree. Niderländisch /
Mastieboom.
Mastix heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Mastiche, Resina lentiscina. Italiänisch / Mastice. Frantzösisch /
Mastic. Spanisch / Almaciga. Englisch / Masticke. Niderländisch / Mastic.
Geschlecht und Gestalt.
Mastixbaum ist in Teutschland unbekan̅t. In Italien wachßt er in
grosser menge / nicht allein auff den Felderen / sondern auch auff den Gebürgen
und am Meer. Den allerbesten findet man in der Insul Chio / und bald allein an
diesem ort bringt der Baum das Gummi oder Hartz / welches man Mastix nennet.
Dieser Baum ist zweyer Geschlecht / der hohe und nidrige. Der hohe hat die länge
eines mittelmässigen Baums. Der nidrige ist in Italien gemein / hat keinen
sonderlichen aufgerichten stamm / denn bald von der wurtzel steigen die zweige
und gerten auff wie in der Haselstauden. Beyde Bäume haben blätter wie der
Myrrhenbaum / außgenommen daß sie kleiner sind / fett / mürb / sattgrün / an dem
umbkreiß / und bey dem stiel ein wenig roth / riechen starck / und grünen stäts.
Die Rinde ist röthlicht / zäh und schwanck. Die Frucht ist wie röthlichte Beer
oder Weintrauben. Auch siehet man an disen Bäumen schoten / die sind an der
spitzen gebogen wie ein krumbs hörnlein / in diesen schotensteckt ein reine
klare feuchtigkeit / auß welcher geflügelte würme wachsen / wie in den schoten
deß Rüstholtzes un̅
Terbenthin [86] baums. Diese Bäume
geben so ein scharffen geruch / daß sie auch das Haupt damit beschwären.
Wenn die Einwohner der Insul Chio / den Mastix samlen wollen / so pflegen sie
zuvor an gewissen tagen die Bäume zu verwunden / alßdenn treufft dieser safft
gar weiß herab / welcher bald im mund zergehet / und essen es die Leuth allda zu
stärckung deß magens: je älter er wird / je gelber er scheint. Der beste Mastix
ist klar / lauter / ohne erden oder steinlein / gedügen / trocken mürb / und so
man jhn schüttlet / rauschet er.
Die Insul Chio ligt an dem Aegeischen Meer / das ort aber / wo der Mastix am
meisten wachßet / wird Catamorea genant / alda mehr Bühel als Berg sich befinden
/ auff welchen die Einwohner jhre Mastixbäum mit sonderbahrem fleiß pflantzen /
von diesen kommet der beste Mastix her / so in gantz Europa verschicket wird /
davon sie jährlich auff die zwantzig tausend Ducaten einkommen ziehen / wie
solches Herr Joh. Jacobus Hoffmannus, wohlverdienter Professor Histor. in
Loblicher Universitet zu Basel / in suo Lexico Universali, sub nomine Chio,
berichtet. Petrus Bellonius lib. 2. observat. cap. 9. zeiget an / das von den
Einwohnern der Insul Chio, bey pflantzung der Mastix-bäumen so viel unkösten als
immer in Europa, zu erhaltung der Weingärten angewendet werden; weilen ihr
gröstes Reichthumb in verkauffung des Mastix bestehet / lassen sie sich keiner
müh im geringsten dauren / denn so man den Mastixbäumen nicht fleissig abwartet
/ bringen sie auch wenig nutzen. Der Mastixbaum kompt in diser Insul in solcher
menge herfür / daß die Einwohner dem Türckischen Käyser jährlich vier oder fünff
tausend Ducaten / auff abschlag der zwölff tausenden / welche sie jährlich ihme
als ein tribut oder Schatzung bezahlen müssen / nur in Mastix erlegen.
Petrus Andreas Matthiolus in comment. ad lib. 1. Dioscord. cap. 75. berichtet
ferners / das in obvermelter Insul Chio aller Mastix der Obrigkeit zugestellt
werde / auch wenn die Einwohner zu Herbstzeit in ihren eigenen Aeckeren jhne
aufflesen / müssen sie dem gemeinen Gut jhn ohne beding einliferen: es werde
auch dem jenigen die Hand abgehawen / welcher den Mastixbaum auff seinem oder
einem anderen Acker außreutet.
Man findet den Mastixbaum auch in Hispanien / Portugal und Apulien / insonderheit
aber in Franckreich / in der Provintz Langendock / und dem Delphinat. Alda er in
grosser menge / doch ohne Mastix herfür kompt. In Candia tragt er gelben /
bitteren und schlechten Mastix.
Auß dem holtz dieses Baums machet man in Franckreich / Hispanien und Italien
nutzliche Zahnsteurer / und schicket sie von dar auß in Teutschland: waren schon
zu Martialis zeiten bekant / dahero er lib. 14. epigram. 18. also schreibet:
Lentisco melius: sed si tibi frondia cuspis Defuerit, dentes penna levare potest.
Eigenschafft.
Der Mastixbaum hat in allen seinen theilen einen herben / anziehenden /
balsamischen Safft / und demnach eine zusam̅enzichende und
trockene natur. Der Mastix aber ist der auß dem Baum außgeflossene Balsam /
weleher mit einem rechten aromatischen flüchtigen temperirten Saltzgeist
vergesellschafftet / hiemit die eigenschafft hat / alle scharffen / sauren /
etzenden feuchtigkeiten zu versüssen / und also auch gefährlichen durchbrüchen
und blutflüssen durch eine Balsamische gelind anhaltende krafft zu steuren.
Gebrauch.
Mastix ist ein gutes mittel zu dem Magen / denn die erfahrung bezeuget / so man
alle Abend / wenn man schlaffen gehet / drey (Magenschmertzen.) körner Mastix gantz verschlingt / stille solches
den Magenschmertzen.
Ein loth Mastix / sambt ein wenig pomerantzen-schalen / in einer maaß frisches
brunwassers gesotten und davon getruncken / ist gut für die rühr / sonderlich
auch für die rote (Ruhr.) ruhr.
(Stincken der athem / Schleim vom Haupt.) Mastix
zerkäwet macht einen guten Athem / und zeucht den schleim vom Haupt / macht sie
außspeyen.
Wider allerley Bauchflüsse: nim̅ Mastix und Fischmüntz-öhl jedes
ein loth / lasse darmit (Allerley Bauchflüsse.)
den Bauch warmlicht wol anschmieren.
Auß der rinden / wie auch auß der wurtzel und gekochten blätteren / pressen
etliche den Safft auß; von dem ein wenig getruncken (Rothe Ruhr. Bauchlauff.) / stillet die ruhr / rohte ruhr / und
blutflüsse. Die rind / oder das holtz in wasser gekocht und getruncken / hat
gleiche würckung. (zahnfleisch stärcken.) Ist
auch alles gut zu stärckung deß zahnfleisches.
(Mastixpilulein zu machen.) Die Mastix-pilulein
werden auff folgende weise gemacht; nem̅et außerlesenen Mastix ein
loth / Lerchenschwam in zeltlein ein halb loth / der besten Aloes zwey vnd ein
halb loth / stößt alles rein under einander / rührt ein wenig Roßhonig darunder
/ biß es ein dicke masse wird / auß deren kan man hernach pilulein nach belieben
formieren / und von solchen pilulein biß auff 20. oder 25. gr. (Preservatif für den Schlag. brust-flüß.
Hauptschmertzen. Augen stärcken. Mutter reinigen.) übers mal nehmen.
Sie laxieren gelind / wie die Franckforter pilulein / behüten den Menschen vor
allerhand kalten Schlag- und Brust-flüssen / stärcken das Haupt / vertreiben
desselben flüß und schmertzen; erhalten das Gehirn / Augen und Ohren bey jhren
natürlichen kräfften / und reinigen die Mutter von allen überflüssigen unreinen
feuchtigkeiten.
(gemein Mastix???öl) Gemein Mastixöl wird also
gemacht: nem̅et Rosenöl ein pfund / Mastix drey loth / zerlaßts
auff gelindem Feur under einander / und treibts durch ein tuch: ist gut
äusserlich (Erbrechen. Grimmen. Bauchflüß. Mutter.
wehe.) über zuschmieren / wider das erbrechen / grimmen / bauchflüß /
muttermehe / erweicht die geschwülsten; zertheilet die entzündung der Zungen /
und zahnfleisches / mit Roßhonig vermischt / und warm in mund genommenstärckt
die Gelencke. Ist auch gut für den (undäwiger
magen.) undäwigen Magen der Kinderen / mit mußcatnußöl vermischt / und
warm offt übergestrichen.
(destilliert Mastixöl.) Das destillierte Mastixöl
aber bekompt man / wenn man ein- und ein halb pfund gebrander Kißlingsteinen mit
ein pfund auß [87] erlesenen Mastix in
dem Mörsel / rein under einander stoßt / und also auß einer in Sand gesetzten
retorten durch gelindes Feur destilliert; man kriegt also erstlich ein subtiles
wasser / hernach ein gelbes / und zu letst ein rothes balsamisches Oel / welches
mit Baumwollen davon zu scheiden. Hat gleiche / aber weit stärckere kräffte /
als obiges / kan mit Salben und Pflastern vermischet werden.
(Starcke Flüß. Husten. Geschwär der Lunge̅
/ des mage̅s. und der Därmen.) So jemand mit starcken
Flüssen und dem Husten behafftet ist / der ein inwendiges Geschwär in der Lungen
/ Magen oder den Gedärmen hat / der nemme ein quintlein außerlesenen Mastix /
vermische es under zwey loth alten Rosenzucker / und nemme bißweilen einer
Muscatennuß groß darvon auch solle er zu zeiten etliche Gran Mastix in einem
lind gesottenen Ey gebrauchen.
Mastix zu Pulver gestossen / auff leinen Thuch gestreuet / wohl gewärmt / und
denn mit einem Messer gestrichen / gibt ein Pflaster ab / welches über den Magen
und Bauch (Erbrechen.) gelegt das Erbrechen und
Ruhr stellet. Das Pulver auff Taffet gestrichen und auf vorige weise zu einem
Pflaster gemacht / dises an die Schläffe und hinder die Ohren geleget / (Zahnwehe.) stillet das Zahnwehe.
(Hufftwehe. Gelänck oder Geläich. schmertzen.) Zu
dem Hufft / und anderen Gelenckschmertzen / so von kalten flüssen herkom̅en / nemt Mastix / Myrrhen / Kümmin / Poley / Salbey / Lorbonen /
jedes ein loth / hackt und stoßt alles zu reinem Pulver under einander / rühret
Honig / sampt ein wenig Wachholder-Brantenwein darunder / daß es ein Pflaster
abgebe / welches man offt frisch warm über die Hufft / oder anderes Gelencke
schlagen kan.
(Geistreich Wasser von Mastix leicht zu machen.)
Ein Geistreiches wasser von Mastix laßt sich folgender massen bereiten. Werfft
Mastix-körner auff glühende kohlen / oder gluth / faßt den Rauch davon in einen
newen irdenen Hafen / wenn er nun wohl voll Rauch / so füllet ihn alsobald mit
frisch Brunnwasser an / und deckt ihn wohl zu / denn also wird das Wasser alle
Kräfften vom Mastix an sich ziehen / ja so gar das geistreich balsamische Oel
vereiniget sich mit dem Wasser / un̅ gibt eine der besten
Artzneyen für diejenigen (Rothe und weisse Ruhr.)
ab / so mit der Ruhr / rothen Ruhr / weissen Ruhr behafftet sind / wenn sie
davon nach belieben trincken.
(Erbrechen des mage̅s.) Wider das
starcke Erbrechen des Magens: Nimb schönen Mastix ein Quintlein / Indianische
Nägelein ein halb quintlein / erlesene rothe Rosenblätter ein hand voll / siede
es ein wenig in einem quartal weissen Weins / sichte es alßdenn durch ein Tuch /
und gibs dem Krancken in zweymahl ein.
(Schwacher magen bey alten Leuthen.) Ein köstlich
stärckend Magenwasser für alte Leuth / ist in der Königlichen Residentz Statt
Coppenhagen in grossem ruff: Nim̅ schönen Mastix / sechs loth /
Cardamömlein / Zimmet / Galanga / Zitwar / jedes ein loth / Arabische
Costenwurtz / Aloesholtz / Muscatenblüt jedes ein quintlein / Indische
Gewürtz-nägelein ein halb quintlein / guten Brantenwein drey pfund: lasse es
drey Tag an einem warmen Ort / in einem wohlvermachten Geschirr stehen / alßdenn
distilliere es nach der Kunst / und mache es mit Zucker lieblich. Alte Leuth
können zu stärckung des Magens nach belieben ein Löffel voll gebrauchen.
CAPUT XLII.
Mastix-Baum auß Peru / Lentiscus Peruviana.
Namen.
PEruanischer Mastix-baum / ist auff Lateinisch / Lentiscus Peruviana, C. B.
Lentisco Peruvianae similis Molle dicta, Park. Molle, J. B. Aroeira, Marggr.
Gestalt.
Der Peruvianische Mastix-baum wird also genant / dieweil er dem gemeinen Mastix
baum ähnlich ist, er hat viel biegige Aest / so under sich sehen / und mit einer
roth- und runtzlichten Rinden bedeckt: seine Satt-grüne Blätter sind wie an dem
Mastix-baum gantz / aber spitziger und länger / auff beyden seiten zwey / die
doch nicht gerad gegen einander stehen / es hangen fünff-siben-wte auch neun-biß
zehen an einem Stiel: in der mitte der Blättern sihet man ein weisse Linien /
und neben zu runtzlichte äderlein / welche meisten theils an dem underen theil
wahrgenom̅en werden. So man die Blätter zerstoßt / geben sie
einen angenehmen Fenchel-geruch von sich / auff den gipfflen der spannen langen
ästlein / sitzen die kleinen Blümlein / wie ein dünne Traube / sind weis / und
bestehen auß fünf-spitzigen Blätlein / so daß sie gleichsam wie sternlin
gebildet. Diesen folgen runde Frücht / mit kleinen stielen und hülschen / werden
Trauben weiß zusammen gehäufft / sind erstlich grün / bald roth / hernach
schwartzlicht / fett / und wie Pfeffer scharff / mit einem dünnen häutlein über
zogen / in der grösse der Sparglen-Beeren. deren Marck auch einen scharffen
Geruch und Geschmack / dem Geschmack und Geruch [88] den Wachholder-beeren gleich / von sich gibet. Der Same ist erstlich
auß America naher Rom / under dem namen Pfeffer / gebracht / und in des Herren
Cardinals Marci Antonij Columnae Garten / von einem Apothecker im Herbstmonat
gesäet worden; ware in dem folgenden Jahr fünf ellen hoch auffgewachsen / aber
der Same zur keinen zeitigung kommen / wie solches Edoardus Vorstius erinnert /
der Herren Casparum Bauhinum mit einem Ast sambt den Beeren begabt / so allhier
abgemahlet. Jetzunder aber ist er dem Mastixbaum in der Höhe gleich / dessen
Elen-lange mit Blumen und zarten Beeren besetzte Aeste bemeldter Bauhinus von D.
Johanne Neuderfero mit andern sehr schönen Sachen zu einer Verehrung empfangen
hat / neben dem Gummi / so auß der eingeschnittenen Rinden fleüßt: Denn bey den
Americaneren samlet man auß der verwundten Rinden ein weis dem Mastix ähnliches
Gummi / davon die Einwohner ein Quintlein schwär in Wasser zerlassen / und es
für ein Purgation gebrauchen / dieweilen es alle böse Feuchtigkeiten /
insonderheit bey den Wassersüchtigen / sanfft außführet.
Eigenschafft.
Dieser Baum hat ebenmäßig einen balsamischen / heilenden / nutzlichen / gelind
anhaltenden Safft in sich. Das Gummi aber soll zugleich etwas scharfflichtes
Saltz heimlich mitführen / vermittelst dessen es die Eigenschafft zu laxieren
habe: wie denn Corvinus ein Römer / den Johannem Bauhinum auß eigener Erfahrung
berichtet / daß anderthalb quintl. dieses Gummi im Wein zerlassen / ihne wohl
gereiniget habe.
Gebrauch.
Auß den Aestlein dieses Baums werden Zahnsteürer gemacht. Die Rinden in Wein
(Gliederwehe.) gekocht / und damit die
Glieder warm gewaschen / vertreibt deroselben Schmertzen. Das Pulver der Rinden
in die Wunden gethan / reiniget und heilet sie geschwind: Diß Pulver in Wein
gesotten / und den Wein (Wunden.) sambt dem
Pulver über die Wunde geschlagen / halt sie sauber und heilet sie bald. Solcher
(Luckes Zahnfleisch) Wein an das lucke
Zahnfleisch gestrichen / heilet und stärcket es.
CAPUT XLIII.
Indische Moringa. Moringa Indica.
Namen und Gestalt.
WOhl-vorgemeldter Herr Bauhinus rechnet in pinace Theatri Botanici lib. II. sect.
2. ferners zu den Mastixbäumen denjenigen Baum / welchen er nennet / Arborem
exoticam Lentisci Folio: ist nichts anders als Moringa, Ferrar. Park. Acost.
Mouringon, Hort. Mal. Moringa Lentisci folio, fructu magno anguloso, in quo
semina Ervi. J. Bauh. Er wachst fünff Manns Höhe / eines Man̅es
dick / ist mit einer äusserlich schwartzlichten / innerlich aber weissen / dem
Geruch und Geschmack nach dem Kresse oder Meerrettich sich vergleichenden Rinde
umbgeben. Seine Blätter / deren zwey allezeit an einem Spannen-langen Stiel
hangen / sind langlicht /
Indische Moringa. Moringa Indica.
dünn / weich / und füllen die Elenlange Sprößlein biß zu ausserst an. Der Baum
aber hat nicht viel Aeste / und gibt derowegen auch wenig Schatten / ist mit
vielen Gläichen begabt / also daß so wohl die Stauden als die Aestlein gar bald
brechen. Die Blätter sind satt-grün / am Geschmack aber wie die
Stäck-rüben-Blätter. Die Blüthe ist weiß / auß zehen Blättlein bestehend / und
hangen an krummen Stielen an den äussersten Aestlein: innert der Blüthe stecket
ein ablanges grünlichtes Knöpfflein / so ein weisses Haar von sich gibet / und
das Fundament der Frucht ist. Nach der abfallenden Blüthe folgen die Früchte /
welche eines Schuheslang / in der Dicke eines Rettichs / die sind achteckicht /
dunckelgrün / inwendig weis / voll Marcks / und in gewisse Hülßlein
underscheiden: in welchen der runde mit einer bleichen harten Haut umbgebene
Samen ligt / in welchem ein weisser Kernen sich findet / so dem Geschmack nach
schärffer als die Blätter. Diese Frucht wird mit dem Fleisch gekocht / oder auff
andere Weiß zubereitet. Die Wurtzel dieses Baums gebrauchen die Einwohner an
statt des Einhorns / Bezoar und Theriacks wider allerhand Gifft und Biß der
gifftigen Thieren / insonderheit der schädlichen Schlangen / Cobras de Capellas
genannt. In Cholerâ oder schrecklicher Under- und übersich-giessung der Gallen
ist diese Wurtzel sehr gut befunden worden. Man vermischt sie auch under die
Artzneyen / so die verbrannten Feuchtigkeiten außführen / ist denjenigen wohl
bekannt / welche mit dem Aussatz behafftet / deren viel durch fleißigen Gebrauch
dieser Wurtzel / von dieser abschew / [89] lichen Kranckheit erlöset worden. Er wachst häuffig an underschiedlichen Orten
in Indien / fürnemlich aber in der gantzen Provintz Malabar / bey dem Fluß
Mangate / allwo man ihne überflüßig findet / und er viel Frucht traget / welche
gemeiniglich auff dem Marckt / wie in Spanien die Bohnen verkaufft werden.
CAPUT XLIV.
Terbenthinbaum sampt seiner Frucht / Knöpffen / Hörnlein und Mucken.
Terebinthus cum suo fructu, folliculis, corniculis & culicibus.
Namen.
TErbenthin-baum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Terebinthus. Italiänisch / Terebinto.
Frantzösisch / Terebinthe, Arbre de la Terebinthine. Spanisch / Arbol de la
Trementina, Cornicabra. Englisch / Turpentinetree. Niderländisch /
Termentynboom.
Gestalt.
Obwohl der Terbenthin-baum weder in Teutschen noch um̅ligenden
Landen wachst / dieweil man aber sein Hartz (welches der rechte Terbenthin ist)
auß Syria und Cypern gehn Venedig / von dannen zu uns verhandlet / und die
Kauffleuth auch leicht den Baum zu uns bringen und gewehnen könnten / hab ich
nicht underlassen wollen / sein Gestalt zubeschreiben. Er wachst in Griechenland
und Syrien in schöner Länge / deßgleichen auch in Italien / Portugal / Hispanien
und Franckreich umb Mompelier / allein daß er allda nicht so viel Hartz von sich
gibt / als in den andern Landen. Die Blätter sind gestaltet wie im Eschbaum /
doch viel ründer / dicker und fetter / grünen stäts. Sein Holtz ist zähe. Die
Wurtzeln sind starck / begeben sich tieff in die Erden. Die Blumen erzeigen sich
wie im Oehlbaum / doch röthlicht / hangen häuffig und Trauben-weiß an den
Knorren der Aestlein / in dem Aprellen. Die Früchte oder Beerlein sind auch roth
/ darnach grünlicht / mit graw vermischt / wenn sie zeitig werden /
zusammengedrungen / wie die Weintrauben / groß als die Lorbeern / einer harten
und hartzichten Natur Auch tragt dieser Baum rothe gebogene Knöpffe / wie die
Bockshörnlein / inwendig hol / darinn wachsen etliche Würmlein oder Mucken mit
einer Feuchtigkeit wie im Lerchenbaum. Das Hartz rinnet von dem Stamm / kombt
durch die Rauffleuth von Hand zu Hand in unser Land. Erstlich bracht man es
geläutert und außgewaschen / jetzund aber bringt man auch das rohe / wie es an
ihme selber vom Baum kombt / solch Hartz braucht man zu vielen Dingen. Das best
ist weiß / klar / liecht / auff blaw geneigt und wohlriechend. Diß Hartz
übertrifft alle andere / nach ihme ist das Hartz vom Lerchenbaum / Fiechten und
Thannen. Vorzeiten da man den rechten Terbenthin zu uns nicht brachte / haben
die Apothecker das Lerchen-hartz dafür genommen / und ihme den Namen Terbenthin
zugeeignet. Der Terbenthin wachst gern an dürren / steinichten und Sonnreichen
Orten.
Eigenschafft.
Dieses Baums Blätter / Samen und Rinde haben ein hartzichte / herbe /
zusammenziehende Natur / wie der Lerchen-baum. Terbenthin-hartz aber hat viel
balsamische / ölichte / flüchtig-saure geistreiche Theile in sich / davon es die
Eigenschafft hat zu erweichen / erdünneren / zähen Schleim der Brust zulösen /
allerhand innerliche und äusserliche Versehlungen mit seinem heilsamen Balsam
zuheilen; scharffe Feuchtigkeiten der Blasen / Nieren und Samen-gefässen
zuversüssen; den Harn zutreiben / welchem es auch einen rechten Violen-geruch
zuwegenbringt; Schleim und Sand von dannen abzuführen / das Geäder zustärcken.
Gebrauch.
Schöner gewaschener Terbenthin eines Quintleins schwär eingenommen / macht (Verstopffung des Leibs. Versteckung der weiblichen
Reinigung und des Harns. Unrath der Brust / Leber / Miltz / Nieren und
Blasen. Alter Husten Keichen / eiterig blutspeyen / Stein / Hufftweh /
Podagra Zipperlin.) sanffte Stuhlgäng / treibt der Weiber Reinigung
und den Harn / reiniget die Brust / Leber / Miltz / Nieren und Blasen von allem
Unrath. Dienet wider den alten Husten / Keichen / eiterig Blut-speyen / den
Stein / Hufftweh / Podagra und Zipperlein / denn er öffnet / reiniget / wärmet
und stärcket das Geäder. Cermison nennet ihne sanctissimam Medicinam, das ist /
die heiligste Artzney / wegen seines viel nutzbaren und heilsamen Gebrauchs.
Dieweil aber den Terbenthin einzunemmen etwas widerwertig / solle man ihne auff
nachfolgende Weiß gebrauchen: Nimm ein frisch Ey / schütte den Dotter und das
Weisse herauß / geüß in die Schalen ein wenig Veiel-syrup / darnach nimm ein
stücklein von dem Terbenthin / auff ein Messer-spitz / laß ihne in das Ey / geüß
abermahl ein wenig [90] Veiel-syrup darüber /
und trincks also auß dem Ey / so wird der erste und letste Geschmack auff der
Zungen süß seyn / und der Terbenthin darzwischen in Hals hinab schleichen / auß
dem schlüpfferigen Ey / ohne alle Beklebung oder mercklichen Ungeschmack:
solches thue mit dem anderen und dritten Theil / biß du ihne gar eingenom̅en hast. Auch soll man mercken / daß man den Terbenthin mit dem
Wasser zuvor abwasche / welches dem bresthafften Glied nutzlich ist / als zu der
Brust mit Scabiosenwasser / zu der Leber mit Cicorien- oder Wegweisen-wasser /
zu dem Miltze mit Burretschwasser / zu den Nieren und Blasen mit Bappeln-wasser
/ zu der Mutter mit Melissenwasser / zu den Glieder-Kranckheiten mit
Betonien-wasser. Die Abwaschung aber halten etliche für unnutzlich / zumahlen
dadurch viel von des Terbenthins balsamischem flüchtigen Saltz / darinnen sein
meiste Würckung bestehet / abgeht.
(Harnwinde. kalter Seich.) Terbenthin mit
Burgel-wasser gewaschen und eingenommen / ist trefflich gut zu der Harn-winde
und kalten Seich.
(Verstopffung des anderen Leibs / der Leber / Miltz /
grimmen / Nucke̅weh / Grieß / versetzter Harn. Alte und neue
Wunden / harte Geschwär / böse Grind an Leuthen und Vieh.) Ein gut
Hauß-Clystier wider die Verstopffung des underen Leibs / der Leber und Miltz /
wider das grimmen / Rucken-weh / Grieß und versetzten Harn. Nimm Fleischbrühen
ein Quartal / verlasse darinn 1. Loth guten Terbenthin / 2. Loth Camillen-öl /
und brauche es zu einem Clystier.
Terbenthin und weisses Hartz werden zu Salben und Pflaster vielfaltig von den
Wundärtzten erwehlet / denn sie reinigen die alten und newen Wunden / erweichen
die harten Geschwär an allen Orten / heilen böse Grind an Leuthen und Vieh.
Nimm gut Baumöl 3. Pfund / Terbenthin und gelb Wachs jed. ein halb Pfund / Santel
und Drachen-blut jed. 2. quintlein / laß das Oel in guten weissen Wein sieden /
alßdenn thue den Terbenthin zuvor mit Rosen-wasser gewaschen darein / darnach
das Wachs / und laß alles miteinander sieden / allezeit herumbrührend / biß der
Wein gantz außgesotten seye / darnach solle man die übrige obgedachte Sachen
auch darzu thun / und es auff dem Fewr lassen / biß es wie ein Salbe wird.
Dieser Balsam heilet allerley (Newe Schäden /
Quetschungen / Entzündung / Geschwâr / in dem Fleisch steckendes Holtz /
Splitter und Dörn. Aussatz.) newe Schäden / ist trefflich für alle
Quetschungen / Entzündungen und Geschwär: er ziehet auß den Schäden alles was /
in dem es in das Fleisch gangen / verletzt hat / Holtz / Splitter / Dörn und
anders dergleichen.
Terbenthin mit Salniter und Vitriol vermischt und angestrichen / reiniget den
Aussatz.
Der Spiritus oder Geist destilliert vom Terbenthin / davon etliche Tröpfflein in
einem Löffel voll warmer Brühen oder weissen Wein eingenommen / ist gut wider
das (Grimmen. und Grieß.) grimmen und Grieß /
jedoch soll man damit bedachtsamb handlen / denn solcher zu offt gebraucht /
thut mehr schaden als nutzen / weil er gar zu starck treibet.
Die Terbenthin-pilulen / neune darvon (Versezuna des
Harns Sands / Grieß und Steins.) ein Grund vor dem Nachtessen genommen
/ treiben fort den Harn / Sand / Grieß und Stein / so in den Nieren / Harngängen
und der Blatter sich gesam̅let / reinigen die Nieren / stillen den
Schmertzen des Grieß / und (bren̅ender
harn.) linderen das brennende harnen: Sind auch sonderlich gut denen /
so mit einem gifftigen (Samenfluß / Geschwär der Samen
gefässen.) scharffen Samen-fluß / Entzündung und Versehrung der
Samen-gefässen behafftet. Die Terbentin-pilulein kan man auff folgende Weise
machen: Nem̅t praeparierten (Terbenthin-pilulein.) weissen Agstein ein- und ein halb quintlein /
praeparierte Krebstein ein halb quintl. Frischen lauteren Venetianischen
Terbenthin ein quintl. gestossenen Zimmet 12. gr. Vermischts wohl undereinander
/ und macht Pilulein darauß einer Erbsen groß / von denen man 6. biß 8. auff
einmahl Morgens und Abends nehmen kan.
(Vermischter Terbenthin-safft.) Man kan auch auß
Terbenthin ein sehr nutzliches Träncklein machen / wie denn Felix Platerus
vorzeiten folgendes zurichten lassen: Nem̅t das gelbe von einem Ey
/ frischen lauteren Terbenthin / guten Honig / jed. 1. Loth; rühret alles in
einem Marmorsteinenen Mörsel wohl undereinander / biß es weiß / wie Milch-raum
wird; demnach mischt alten weissen guten dünnen Wein / Glaß-kraut-wasser und
Bonenblust-wasser jed. 3. Loth / Syrup von Citronen-safft / 2. Loth / darunder:
rührts noch mehr / daß es weiß wird / und behaltets alßdenn zum Gebrauch auff.
Von diesem Safft bißweilen ein paar Löffel-voll genommen / ist (Schleim / Sand / Stein der Nieren un̅
Blasen.) herrlich gut zu Außtreibung des Schleims / Sands und Stein
der Nieren und Blasen; zu innerlicher Versehrung und Geschwär dieser Theilen /
welche sie lindert und heilet. Es stillet auch den brennenden Schmertzen (Geschwär der Nieren un̅ Same̅gefässen. Samenfluß.) der Geburts-gliederen von innerlicher
Versehrung / reiniget und heilet die Samen-gefäß / in dem gifftigen Samen-fluß
und Venerischen Kranckheit; benim̅t dem hitzigen Harn seine
brennende Schärffe.
Will man einen solchen Terbenthin-syrup laxierend haben / so nehmet des lauteren
ungewaschenen Terbenthins 2. Loth / verrührt und zerlaßt ihne in dem gelben von
Eyeren / hernach mischt darzu des in den Apotheken / nach Fernelii Composition,
bereiteten Eibisch-syrups 4. Loth. Wegweisen-syrup mit Rhabarbaren gemacht 3.
Loth. Pfersing-blust-syrup 2. Loth. Schlehenblust- und Wegerich-wasser jed. nach
belieben / biß ein dünnlichter Safft darauß wird. Von diesem kan man einem
Patienten Morgens und Abends / etliche Tag nacheinander (Geschwär und Versehrung der Same̅gefässen. bren̅ender Harn.) 2. biß 3. Löffel-voll
eingeben. Dienet sonderlich zu Heilung der innerlich verwundten oder versehrten
Samen-gefässen / zu Stillung des Samen-flusses / zu Versüssung desselben
entzündender und brennender Schärffe / zu Linderung des Harn-bren̅ens / (Lende̅weh.) und Milterung
der Lenden- und Gliederweh-tagen. Zu gleichem Zweck kan man auch folgende
Terbenthin-pilulein machen: Nem̅t lauteren ungewaschenen und
ungekochten Terbenthin / Gummi auß Frantzosen-holtz jed. 1. Loth / Essentz von
Beyfuß ein halb Loth. wohl zubereitet Stahel-pulver / praeparierten Agstein /
jed. 1. quintl. Campfer / destilliert Agstein-öl / jed. 6. gran. Mischt alles zu
einer Massen undereinander / macht Pilulein darauß Erbsen Grösse / davon kan [91] man ein halb Quintlein übers mahl
Morgens und Abends nehmen.
Wenn die Harngänge der Nieren von (Eyterichte
Verstopffung der Nierengefässen. Blut und Eyter harnen.) Eyter
versteckt / auch der Mensch Blut und Eyter harnt. Nem̅t lautern
ungewaschenen Terbenthin mit dem gelben von einem Ey verlassen 2. Loth.
Eibisch-syrup nach Fernelii Composition, 4. Loth. Ehrenpreißwasser 6. Loth.
Heidnisch Wundkraut-Essentz 1. quintl. Hauchechel-wurtz / praeparierte
Krebsstein jed. ein halb Quintl. Mischt alles undereinander / und gebt dem
Patienten Morgens und Abends 2. Löffelvoll davon ein.
(Wundbalsam.) Der Terbenthin ist auch jederweilen
wegen seiner balsamischen Krafft / und daß er ein rechtes flüchtiges
balsamisches Saltz in sich hat / zu allen Wund-salben / und Pflastern gebraucht
worden. Folgenden Wundbalsam habe ich demnach sehr köstlich befunden. Nem̅t der weissen stinckenden Blümlein / deß in den Gärten wachsenden
Garten-klees oder Sibenzeit 3. Loth / Wullkrautblumen / St.
Johanns-kraut-blümlein / jed. 1. Loth. Gartenklee-samen ein halb Loth / Zerhackt
alles undereinander / gießt 1. Pfund gut Baum-öl / und anderthalb Pfund alten
weissen Wein darüber / kochet alles beysammen / biß der Wein eingesotten /
demnach sichtet und trucket das Oel durch ein Tuch / vermischt 4. Loth
Terbenthin / und nach belieben 1. Loth Peruanischen Balsam darunder / laßts in
einem wohlvermachten Glaß an der Sonnen etliche Wochen stehen / so habt ihr
einen köstlichen Wund-balsam / welcher in frischen und anderen Wunden und
Schäden sehr nutzlich kan gebraucht (Rothe Ruhr.)
werden. In der rothen Ruhr kan man auch diesen Balsam mit Milch und dem gelben
von einem Ey vermischen / und als ein Clystier offt beybringen / thut treffliche
Würckung / (Trang.) auch zu Stillung des Trangs /
wenn man ihne zugleich an den Affter schmiert.
(Wundpflaster.) Ein gut Wund-pflaster kan man auff
folgende Weis bereiten. Nem̅t frisch Baumöl / grün Wachs /
Silber-glette jed. 18. Loth. Gummi Galbanum / Opopanax / Bdelliunt / Ammoniac /
jed. 2. Loth. Lorbeer-öl 4. Loth. Wachholder-öl / rein gepülverte Myrrhen und
Weyrauch / jed. 1. Loth. Essentz mit Branntenwein auß Gewürtz-nägelein gezogen
1. Quintl. Terbenthin 4. Loth. Eßig oder weissen Wein 6. Loth. Die Oeler / Wachs
/ Terbenthin und übrige Gummi kochet zu erst mit dem Eßig oder Wein / biß dieser
eingesotten / und vollkommen abgedämpfft / hernach rühret die Pulver von
Silberglette / Myrrhen und Weyrauch eine Weil darunder / zu letst mischt die
Essentz der Nägelein darein / setzts vom Fewr / und rühret es biß es zu einem
Pflaster worden / welches man darauff nach belieben zu Zapffen machen kan.
Dieses Pflaster ist sehr gut zu allen Schäden und Wunden / laßt nichts böses dar
zuschlagen / tröcknet die scharffen Feuchtigkeiten darinnen auff / und
beförderet die Heilung gewaltig.
(Destillation des Terbenthins.) Den Terbenthin
pflegen die Apothecker auch auff folgende Weise zu destillieren. Füllt ein
Retorten-glaß dritten Theils mit dem auß unserem einländischen Lerchenbaum /
oder auß dem außländischen Terbenthin-baum geflossenen Hartz an; setzt sie in
eine Sand-Capellen; legt einen guten Recipienten vor / vermacht die Fugen mit
Teig und Papier wohl: Thut allgemach Fewr under die Retorten; so wird erstlich
der balsamische weißlichte Liquor gehen / so ein flüchtig saurlichter
Mercurialischer Geist ist: alßdenn macht das Fewr etwas stärcker / und laßts
also fortgehen / biß man verspürt / daß das subtile balsamische gelbe Oel under
einem kleinen weissen Wolcken-dampff zu erscheinen anhebt / welcher Dampff bald
zu einem dünnen Oel in dem Recipient verwandlet wird: in dem aber muß das Fewer
annoch nach und nach verstärcket werden / so lang biß diese weisse Wölcklein ein
Ende haben; demnach hebt den Recipienten ab / legt einen frischen vor / und
verstärcket das Fewr allgemach weiters / so lang biß die herauß kommende
Tropffen gantz hoch-gelb erscheinen: änderet darauff den Recipienten noch
einmahl / gebt den höchsten Grad des Fewrs / so wird bey nahem die vollkommene
eingelegte Matery des Terbenthins under der Gestalt eines balsamischen / dicken
/ blutrothen Oels herauß destillieren. Der Terbenthin-geist (Terbenthin-geist.) ist gut in den Kranckheiten
der Brust / lößt und erdünneret den zähen Schleim / und führt alle
Unreinigkeiten durch den Harn; Man gibt ihn von 4. biß 8. oder 12. Tropffen in
einem destillierten Wasser zum öfftern mahl. Aber wegen seines scharffen Geruchs
/ und unguten Geschmacks / ist er den meisten Patienten widerwärtig. Das
weißlichte oder bleich-gelbe (Terbenthin-öl un̅ balsam. Brustkranckheiten Pest.) Terbenthin-öl pflegen
viel Medici, nicht nur ausserlich in den Wund-balsamen / sondern auch innerlich
in den Brust-kranckheiten / Husten / ja in der Pest selbsten zugebrauchen / auff
etliche Tropffen für ein mahl: das rothe balsamische Oel dienet zu allerhand
kalten Flüssen und Feuchtigkeiten auß (Gliederwehe von
Erkältung) den erkalteten Gelencken und Gliederen zu vertheilen / die
Geäder und Spann-aderen zu stärcken / und alles wiederumb zu der natürlichen
Wärme zu bringen.
(Balsamus sulphuris Terebinthinatus.) Den
Schwebel-balsam mit Terbenthin / bereitet man also: Nem̅t
destillierten Terbenthin-geist 12. Loth. Schwebel-blumen 2. Loth. Mischt und
digeriert es an warmem Ort so lang / biß der Terbenthin-Spiritus die Tinctur von
dem Schwebel außgezogen / den gantz rothen Balsam filtriert hernach durch ein
Tuch / und behaltet ihn auff. Man kan biß auff 12. Tropffen offt denen eingeben
/ welche mit Husten / Flüssen der Brust / Geschwär der Lungen / ja auch
Versehrungen allerhand innerlichen Theilen geplaget sind; Er heilet geschwind /
und benim̅t allen scharffen Feuchtigkeiten die etzende Schärffe.
Terbenthin mit zubereitetem Armenischem Bolus / und ein wenig Scorpionenöl zu
einem Pflaster oder Salbe gemacht / solche auff Leder gestrichen / und warm über
die Nieren und das Creutz gelegt / stellet das (Lenden- und Mutter-wehe.) Lenden- und Mutterwehe / erwärmet den Ort /
daß in den Nieren und in der Mutter sich keine schleimige Feüchtigkeiten sam̅len können.
|| [92]
CAPUT XLV.
Cypressenbaum. Cupressus.
Namen.
CYpressenbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cupressus, Cyparissus. Italiänisch / Cipresso, Ciparisso,
Frantzösisch / Cypres. Spanisch / Ciples. Englisch / Cypressetree. Niderländisch
/ Cypressenboom.
Gestalt und Geschlecht.
Der Cypressenbaum wachßt nicht in Teutschland und Italien / oder man bringe und
pflantze ihn allda. In der Insul Candia findet man ihn so gemein / wie bey uns
den Eychbaum. Er ist zweyerley Geschlecht / das Männlein und das Weiblein. Das
Weiblein ist oben auff gespitzet / aber das Männlein breitet sich mehr auß. Er
ist ein langer / gerader Baum / eines dicken Stammes / hat seine äste nur oben.
Er tragt blätter wie der Sevenbaun / allein daß sie leichter / langer und grüner
sind. Dreymahl im Jahr bringt er zäpslein. oder nuß / die vergleichen sich denen
im Lerchenbaum / sind doch dicker / herber und derber. Solche zäpflein sampt den
blättern werden zu uns gebracht und in den Apothecken gebraucht / man nennet sie
nuces cupressi. Sie werden gesamlet im Jen̅er / Mayen und
Herbstmonat. Auch gibt dieser Baum ein Hartz aber wenig / gleicht dem Than̅en-hartz mit gestalt und tugend. Das holtz an diesem Baum ist
gantz vest / und reucht gar starck / hat aber keinen sonderlichen geschmack /
wie die Rinden / welche einen bitterlichen zusammen-ziehenden geschmack hat. Es
ist auch ein gemeines Kraut / welches man Cypressen nennet / von welchem
hernacher soll gehandlet werden.
Dieser Baum ist nunmehr in Teutschland wohl bekan̅t / wird beydes
von dem Samen und den zarten Zweiglein / so von den ästen abgebrochen werden /
fortgepflantzet. Der Same muß mit allem fleiß gesam̅let werden /
denn desselben körnlein sind sehr klein. Im Aprill soll er gesäet werden auff
ein vest gemachtes ebenes Erdreich / der Same wird durch ein Sieb gerädelt / und
lind zugedeckt / denn under vesten oder schweren Erdreich mag er sich nicht
empor heben / und hernach jedes mahls über den dritten Tag nach der Sonnen
undergang sänfftiglich begossen / denn viel begiessen schadet ihm. Die Zweiglein
werden im Meyen oder im anfang deß Brachmonats gepflantzet. Beydes die Säung und
Pflantzung ist Herren Wolfgang Jacob Dümlern wol gerahten / wiewol man die / so
von dem Samen sind / für die währhafftesten will gehalten haben. Hie zu Land
werden sie nur in Kübeln gepflantzt / und in denselben sehr hoch gebracht / auch
hat man noch nie erfahren / daß ein Gärtner über Winter im Feld einen stehen
lassen / da er doch ein stäthsgrünender und daurhaffter Baum ist. Ins gemein
sagt man / daß der Cypreßbaum keiner sonderbaren pfleg noch warth bedörffe; mit
mittelmässigem Erdreich sey er zu frieden / dörffe nicht offt begossen / nicht
getünget noch geschneidet / auch nicht gehacket werden / sondern wachse von sich
selbst. Aber wolvorgemeldter Herr Dümler hat erfahren / daß gutes Erdreich /
fleissige begiessung / sonderlich aber die anbindung / damit er gerad fort und
übersich schiesse / sehr viel genutzet / und die wachsung mercklich befördert
habe. Es ist dieser Baum den Lustgärten ein sonderbahre Zier / insonderheit wenn
zween gegen einander oder mehr zu deß Garten eyngang gesetzet werden.
Eigenschafft.
Cypressenholtz hat einen bren̅enden Geist / sampt einem flüchtig
sauren saltz in sich / dadurch es die krafft hat durchzudringen / zu eröfnen /
den schleim zu erdünneren und zu lösen / auch das Geäder zu stärcken. Die
Blätter und Nuß haben viel herbe / saurlichte / gesaltzene / ölichte Theil /
dadurch sie zusammenziehen / stopffen / anhalten / und tröcknen.
Gebrauch
So man die Blätter deß Cypressenbaums in Wein seudet / ein wenig Myrrha darzu
thut / und davon trincket / hilfft es denen / (Entgehen des Harns / tröpfflig barnen.) welchen der Harn ohn ihren
willenentgehet: auch ist solcher Wein denen gut / die mit Noth tröpflig harnen.
Auß dem Cypressenholtz kan man einen Spiritum distillieren / welcher neben seinen
öhlichten theilen / auch auß einem flüchtigen sauren saltz / welches etwas durch
das Feur (Miltzesucht. Wind und Blähungë des Leibs
Schlagfluß.) figiert worden / bestehet. Dieser Cypressengeist ist gut
in der verstopffung des Miltzes / in den Winden deß underen Bauchs / und der
Miltzensucht selbsten / da man ihn täglich von 12. biß auff 20. tropffen / mit
Taubenkropff- und Borretsch-wasser geben (Gischt und
fallende Sucht. Lam̅igkeit.) kan. Dieser Spiritus wird
auch nutzlich wieder die fallende Sucht / Schlagflüß / und Lam̅igkeit der Gliedern gebraucht mit Be [93] konien- oder Mäyenblümlein-wasser. Er (Würm.) treibt die Würme von den Kinderen / mit Schlehenblust-wasser
gegeben.
Die Cypressen-nüß klein gestossen / und mit Wein getruncken / sind gut wider die
(Bauchflüß. rote Ruhr.) Bauchflüß und rothe
Ruhr. Die brühe / darinnen die Cypressen-nüsse gesotten sind / hat gleiche
krafft dieses Tranck ist auch den jenigen gut / so gebrochen sind. Der Rauch von
den Cypressen-nüß / und dem obersten spitzlein der Blättern / vertreibt die
Wandläuß auß den Bettladen / gleich wie die Feyelspäne von dem Cypressenholtz
die Kleider vor den Schaben und Motten bewahren / wie solches Castor Durantes in
seinem Kräuterbuch p. m. 302. berichtet.
CAPUT XLVI.
Grosser Weckholder. Juniperus major.
Kleiner Weckholder. Juniperus minor.
Namen.
WEckholder nennen etliche Wachholder / Wachalter / Wachholderbaum / Krametstaud /
dieweil die Krametvögel seine Beern gern essen: In Preussen nennet man ihne
Kattichbaum und Kattichstrauch. In Latein wird er genant / Juniperus, darumb /
daß er fast allein under den Bäumen seine Frucht schier in das zweyte Jahr trägt
/ welche auch nicht zeitigen / wenn schon newe wachsen. Griechisch heißt er /
[Greek words]. Italiänisch / Ginebro.
Frantzösisch / Genevre. Spanisch / Enebro. Englisch / Junipertree. Dänisch /
Eneboertroe. Niderländisch / Geneuer boom.
Geschlecht und Gestalt.
Deß Weckholders sind zwey Geschlecht / nemblich klein und groß. In Teutschland
wächßt allein der kleine / ist ein Staude männiglich bekant. Der grosse steigt
auff in die höhe / wie ein rechtmässiger Baum mit schönen grossen beeren. Man
findet disen Baum in Italien und Hatrurien. Er gibt von sich ein Hartz oder
Gummi / das vergleicht sich dem Mastix / wird in den Apothecken Sandaraca, oder
Vernix, das ist / trockener Virnis genannt.
In Hispanien braucht man das Holtz von disem Baum in aufferbawung der Häusern zu
den Balcken. Er ware auch in Judea bekan̅t / daher man von Elia
dem Propheten im ersten Buch der Königen im 19. Cap. liset / daß er in der
Wüsten / dahin er vor der rasenden Königin Isebel geflohen / sich under ein
Weckholderbaum gestecket.
In der Provintz in Franckreich wird der Weckholder genen̅t Cade,
und sind die Beer daran dreymahl grösser als an dem kleinern / hat auch grösere
blätter. Das Holtz reucht wol / und gibt einen liquorem, oder Safft / welchen
sie daselbst huile de cade nennen. Dises Weckholders innere Kerne gebrauchen die
Medici, oder Artzte in Africa / an statt des ligni Guajaci, oder Frantzosenholtz
/ mit gutem Nutz wider die Frantzosen-kranckheit / wie solches Herr Camerarius
berichtet.
Beyder Weckholder Staud und Baum hat spitzige blätter / wie Roßmarin / sind doch
schmäler und stachlicher / grünen stäts. Das Holtz ist vest / währhafftig /
wolriechend / röthlicht und fett / die Rinde rauch und schäbicht / der Stamme
nicht dick.
Die Weckholderbeer sind erstlich grün / darnach wenn sie zeitigen / so werden sie
schwartz: der gestalt nach rund / in der grösse der Erbsen: haben ein braunrotes
/ scharflichtes Fleisch / eines hartzicht-süssen Geschmacks / in welchem drey
ablange dreyeckichte Kernen stecken.
|| [94]
Der Weckholder wachßt auff ungebautem Erdreich in den Wälden / Bergen / auch auff
ebenem Felde under anderen Stauden. An etlichen orten / da diese Bäum nicht
gemein sind / pflegt man die zeitigen Beer zu säyen / welche gern auffgehen.
Eigenschafft.
Der Weckholder und seine Beer haben ein miltes flüchtiges Balsamisches Saltz in
sich / vermittelst dessen sie die krafft haben / alles zeh-schleimichte zu
erdünneren / alles scharffe zu milteren / alle verstopffungen der kleinen
äderlein zu lösen / die Lungengefäß / und Nierengänge zu erweiteren; die
verstekten kleinen äderlein zu öffnen / die Nerven zu stärcken / den Harn zu
treiben / das Gesicht zu stärcken.
Gebrauch.
So man die Weckholderbeer nur ein klein wenig zerstosset / weissen Wein darüber
schüttet / und davon nach belieben trincket / soll es ein köstliches
Hilff-mittel wider das (Grieß / Steinlein /
Sand.) Grieß seyn / den̅ es die Steinlein und Sand / ohne
Ungelegenheit außführet / wie solches D. Simon Pauli in quadri part. Boran.
class. IV. p. m. 563. nicht genugsam rühmen kan.
(Grimmen.) Für das Grimmen. Nim̅
Weckholderbeer drey Loth / Calmus / Zitwar / Zimmet / Galgan / Rauten / Aenis-
und Fenchelsamen / jedes anderthalb Loth / Pomerantzen-schalen 1. Loth /
Lorbeeren 2. Loth / giesse darauff Malvaseyer-wein / so viel daß drey oder vier
Finger breit übergehet / laß es acht Tag lang zusammen stehen / davon kan man
nach belieben ein paar Löffel-voll nehmen.
(Flüchtig saurer Geist auß Weckholder-holtz.) Auß
dem Weckholder-holtz kan man durch die Retorten einen sauren flüchtigen Geist
destillieren / welcher innerlich nicht gebrauchet / ausserlich aber zu
Solvierung der Corallen etwann angewendet wird.
(Venerische Seüche.) In der Venerischen Seuche /
laßt sich das Weckholderholtz an statt deß Frantzosenholtzes zu den
Schwitz-tränckeren mit guter Würckung gebrauchen.
(Weckholder beere Geist.) Wen̅ man
die Weckholderbeere verstoßt / mit lauem wasser / darinnen ein wenig Saurteig /
oder Zucker verlassen ist / begießt / hernach verdeckt an einem verwahrten ort
stehen laßt / biß es in einander gejastet / und darauff auß einem zinneren oder
kupfferen Kolben distillieret / so bekom̅t man erstlich ein
Spiritum, oder brennenden Geist / welchen man den Spiritum baccarum juniperi
nennet; (destilliert Weckholderbeere-öl Husten /
Engbrüstigkeit / Flüsse auff der Brust.) Nach diesem Geist folget das
Wasser / und damit das Balsamische öl. Beydes ist ein gutes praeservatif wider
das Grieß / und den Stein; auch herrlich wider den Husten / die Engbrüstigkeit /
Flüsse der Brust / grimmen deß Leibs / blähung des Miltzes und dergleichen. Von
dem Spiritu nim̅t man einen biß zween Löffelvoll aufs mahl: von
dem öl aber 3. 4. biß sechß tropffen in Brühen oder Wein. Dieses Oel braucht man
auch äusserlich (Magëweh. Grimmen.) zu den Magen-
und Grimmen-sälblein mit Muscatnuß-öl / Wermuth-öl / frischen Butter und Wachs
zu vermischen / und über den Bauch zu schmieren. An statt (Außgepreßt Weckholderbeereöl.) dieses
destillierten öls aber macht man auch ein ander öl / da man die Weckholderbeer
zerstoßt / mit warmen Baumöl begießt / und denn das öl außpreßt. Dieses öl mit
Capaunen-schmaltz vermischt / Saffran ein wenig darunder gerührt / und über die
Brust geschmiert / erweicht und linderet den Husten / macht außwerffen.
Das destillierte Wachholderöl Tropffenweiß in Violensafft / oder sonsten etwas
eingegeben / (Würm. Harns Versteckung.) treibt
auch / oder tödet die Würm in den Därmen / und beförderet den Harn gewaltiglich.
(Elixier von Weckholderbeer.) Das Elixier von
Weckholderbeer ist von Schroedero auff folgende weiß beschrieben. Nem̅t der außgelesenen wolreiffen Wachholderbeeren nach belieben /
stoßt sie groblicht / gießt Erdbeer- oder Ehrenpreiß-wasser / oder beydes
darüber / laßts ein Tag lang an einem warmen orth digeriren / truckts alßdenn
auß / distilliert den außgetruckten Safft / biß er die consistentz oder dicke
eines Honigs hat; über diesen Weckholder-honig gießt deß Weckholder-Spititus /
so viel man nöthig erachtet / digerirts an der Sonnen oder an warmen orth / biß
sich der Safft in dem Spiritu zimblich zerlassen / sichtets durch ein Tuch / so
habt ihr das Elixir gemacht / von deme man einen Löffel-voll übers mahl nehmen
kan; ist sehr gut zu verhütung deß (Schlagfluß.
Lendenwe??? Sand / Grieß / Engbrüstigkeit / Grimmen.) Schlags / der
Lendenschmertzë / treibt Grieß / Sand / und kleine Steinlein ab / und verhütet /
daß keine frische wachssen; ist gut wider die Engbrüstigkeit / vertreibt
Magenschmertzen / un̅ das von Winden herrührende Grimmen. Mit
diesem Elixir hat sich ein und der andere von dem sonst viel anhaltenden Grieß-
und Lendenwehe loß gerissen und bewahret.
Die Aschen von dem Wachholderholtz in Wasser gekocht / die Laugen davon genommen
/ und biß ein häutlein über dem wasser stehet / eingesotten / hernach von dem
Feur an einen kalten Ort / sonderlich in den Keller (Weckholder-saltz.) gesetzt / wird ein Saltz an dem Boden / und den
Seiten deß Geschirrs anschiessen machen / welches das Weckholdersaltz / sal
juniperi heisset. Dieses Saltz auff ein halb- oder gantzes quintlein schwer mit
einem destillierten wasser eingenommen / verzehrt alle schleimichte (Versessene Wasser in dem Leib. Sand und Grieß der
Nieren.) Feuchtigkeit / eröffnet die Gänge der Nieren / und treibt die
in dem Leib versessenen Wasser dadurch / lößt die sandichte in Stein sich
verwandlende Matery ab.
Wenn man diese Aschen in sauberen Leinwat thut / und weissen dünnen Wein dadurch
sichtet / so wird solcher Wein den Schweiß und Harn sehr starck treiben / und
(Versessene schleimige Feuchtigkeiten.) alle
hin und wider versessene schleimige Feuchtigkeit aufflösen / und auff bemeldte
Weis außtreiben.
Das Holtz zu Pulver geraspelt / und solch (Hauptstärckend Käpplein.) Pulver mit Agstein / Storax / Meyenblümlein
/ Schlüssel-blümlein / Betonien-Salbeyen-Lavendel- und Roßmarin-blümlein / wie
auch rothen Rosen / undereinander zu grobem Pulver verhackt und gestossen /
hernach in ein leinen oder taffet Käpplein genähet / und solches auff dem Haupt
getragen / (Hauptschmertzen. Flüß. Schlageflüß.)
vertreibt die Schmertzen / wärmt und stärckt das kalte flüßige Gehirn /
vertheilt die Flüsse / und bewahrt den Menschen vor Schlagflüssen.
|| [95]
(Tranck von Weckholderbeer) Die Lappländer kochen
die Weckholderbeere / wie wir Caffé oder Thée bereiten / im Wasser / und
trincken solches für den Lust / (Ist ein Praeservatif
wider den Nierenstein.) oder zu einem Praeservatif; treibt durch den
Harn / und verhinderet / daß weder Stein / noch Grieß sich in den Nieren oder
Blasen sam̅len kan.
Mit Weckholder-beere würtzen unsere Weiber in der Schweitz auch das Kabißkraut
und die Rüben / wenn sie solche einsaltzen wollen; gibt denen Sachen ein
anmuthigen Geschmack.
Ein halb dotzet / oder ein dotzet Weckholderbeere alle Morgen nüchtern geessen /
stärcket neben dem Magen / auch insonderheit (Schwach /
blöd Gesicht. Starren.) das Gesicht / läuteret und erhaltet es / ja es
bewahret vor dem Starren: man muß aber lange Zeit damit fortfahren / ja es
gantze Jahr auß gebrauchen. Weckholderbeere in Wasser gesotten / und den Dampff
davon (Wölcklein der Angen. Augen-Trüßlein / Auglieds
Geschwärlein oder Gerstenkörn lein.) lassen in die Augen gehen /
vertreibet die Entzündung und Wölcklein deroselben / stärcket die Auglieder /
und vertheilet auch die in den Augliedern bißweilen wachsende unschmertzliche
Trüßlein / wie auch die entzündende Gersten-körn / welche beyde von den Medicis
Grandines und Hordeola genennet werden.
Ein paar Weckholderbeer Morgens (Kalter schleimiger
Magen / Husten / Blähung des bauchs. Auffstossung der Mutter / Krampff /
verstopffte Leber und Nieren / versetzte Frawenzeit / Stein / Gifft /
Peftilentz.) nüchter zu sich genommen / oder Weckholderbeer in weissen
Wein gesotten und darvon getruncken / bekommet wohl dem kalten schleimigen Magen
/ reiniget die Brust / stillet den Husten / die blähung deß Bauchs / das
auffstossen der Mutter und den Krampff / eröffnet die Leber und Nieren / treibet
den Harn / der Frawen zeit und den Stein / wehret dem Gifft und der Pestilentz:
In summa die Weckholderbeer sind zu vielen dingen nutz / deßhalben hat der Koch
solche Beerlein zu sich in die Kuche beruffen.
Ein gewaltige Artzney wider den Stein: Nim̅ ein loth
Weckholderbeere / geuß darüber in einë glaß so viel Brantenwein / daß er die
Beer wol bedecke / stopff das glaß zu / laß (Stein.) es stehen vier tag / rührs bißweilen / nach gemeldten vier tagen
seig den Wein ab / trucke ihn wol auß / und geuß jhn über andere frische Beer /
laß aber vier tag stehen / und siegs ab wie zuvor. Solches thue zum dritten
mahl: diesen Wein soltu zur notthurfft behalten / und wol bewahren. So dich der
Stein rühret / nim̅ dieses Weins ein eßlöffel voll / misch jhn mit
anderem weissen Wein / trinck es warm / sitze darnach in ein Lendenbad mit ein
paar handvoll Eybschen / Pappeln / Camillen-blumen und Flachs-samen abgesotten /
verharre darinnen ein halbe oder gantze stund / doch soltu achtung haben / daß
du nicht bald nach dem essen in das Lendebad sitzest / oder wenn sonst der Leib
verstopfft ist.
(Verstandene Weiber-zeit.) Zu widerbringung der
lang verstandenen Weiberzeit: Nim̅ zwo handvoll Weckholderbeer /
zerstoß sie / geuß darüber guten starcken weissen Wein / siede jhn halb eyn /
seig jhn ab / thue darzu ein quintlein Safran. Von diesem Wein muß man anfangen
trincken / wenn die Weiberzeit sich erzeigen soll / und alle Morgens früh etlich
tag nach einander einen zimlichen Trunck thun: so das übel gar zu lang gewähret
/ soll man hernach die Rosenader an beyden füssen öffnen lassen.
(Pestilentz.) Wo die Pestilentz regieret / soll
man offt Weckholder-holtz und Beeren in allen Gemachen räucheren / darinnen man
wohnet; auch nach belieben offt ein paar Beern in dem Mund käuen.
Weckholderbeer mit Rosenblätter in Wein gesotten / und damit warm den mund (Zahnwehe.) außgespühlet / ist gut wider das
Zahnweh.
Die Alchymisten sagen / daß die brennende Kohlen von Weckholderholtz mit seiner
eigenen Aschen bedeckt / über etliche Monat glüen. Wahr ist / daß gemeldte
Kohlen am längsten vor allen anderen glüend bleiben / daher im 120. Psalmen
vers. 3. 4. gesagt wird: Was kan dir die falsche Zungen geben / und was kan sie
dir für gewinn bringen? Sie ist wie scharpffe Pfeile eines Starcken / und wie
Weckholder Kohlen. Wie denn auch solche übersetzung auß dem Hebreischen
grundtext der Cardinal Robertus Bellarminus in seiner außlegung über diesen
Psalmen mit dem heiligen Hieronymo für gut und recht erkennet.
Von dem distillierten Weckholderbeerwasser Morgens nüchter ein löffel voll
getruncken / (Kalter Magen / Bläst / Bauchgrimmen /
Grieß / Verstandene zeit der Weiber / Fell der Augen.) ist gut dem
kalten Magen / erwärmet denselbigen / verzehret allen bösen schleim / so sich
darinn verhaltet / zertheilet die bläst und bauchgrimmen. Es wird auch das
wasser gebraucht für das Grieß / befürderet den Harn / reiniget die Nieren und
Blasen: Weckholderbeerwasser mit Beyfußwasser getruncken / bringt den Weiberen
ihre verstandene zeit widerumb: Weckholderwasser in die Augen getropfft / soll
die fell darinn vertreiben / wie solches Nicolaus Baunius bezeuget.
(Schwache und erkal???tete Glieder.) So man die
schwachen und erkalten Glieder mit Weckholderbeer- und Meyenblümlein-brantenwein
warmlicht anreibet / stärcket es dieselbige / und bringt sie widerumb zu recht.
Dieser Weckholderbeere-brantenwein / wird entweders auff obbeschriebene weiß
zubereitet / oder man gießt über die zerstossenen Weckholderbeere nur einfachen
Brantenwein / und destilliert ihne so fort.
(Erkaltete / erlammte Glieder.) Zu der erwärmung
und stärckung der erkalteten Gliederen / nemt ein gute handvoll zerstossene
Weckholderbeer / ein handvoll zerhackte Mayen- und Lavanderblümlein / ein halbe
handvoll Mayoran- und Roßmarinblümlein / ein löffel voll gestossenen Pfeffer /
mischt alles under einander in ein Glaß / gießt ein pfund doppelten Brantenwein
darüber / vermachts wol / laßt am warmen ort eine zeitlang stehen / wäschet
alßdann offt die Glieder damit.
Weckholdermuß so nichts anders / alß der auß frischen zeitigen Wachholderbeeren
außgepreßt / und eingekochte Safft ist / treibt den (Pestilentz.) schweiß / ist sonderlich zur zeit der Pestilentz / als
ein schutz- und hilffmittel zugebrauchen / so man Morgens nüchter einer
Mußcatnuß groß einnimmet.
Welcher ein mehrers von dem gebrauch deß Weckholders zu wissen begehrt / der lese
deß hochgelehrten Herren Danielis Beckeri teutsche Weckholder-Apotheck.
|| [96]
CAPUT XLVII.
I. Sevenbaum ohne Beeren.
I. Sabina sine Baccis.
II. Sevenbaum mit Beeren.
II Sabina baccifera.
Namen.
SEvenbaum oder Sade-baum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Sabina, Savina. Italiänisch / Sabina.
Frantzösisch / Savinier. Spanisch / Sabina. Englisch / Sauinetree. Dänisch /
Sevenbom. Niderländisch / Saveboom / Savelboom.
Geschlecht und Gestalt.
Sevenbaum ist zweyerley. Der eine hat Tamariscken-blätter / doch sind sie
stachlicher / eines starcken / scharpffen und hitzenden Geruchs. Das ander
Geschlecht ist den Cypressen mit den Blättern gleich / sind nicht so stachlicht.
Beyde kommen darinn überein / daß sie immer grünen / und blauwschwartze Beere
tragen / in der Grösse der Weckholder-beeren; welche doch an denen in unseren
Landen sonderlich von den Schößlein gepflantzten Bäumen selten erscheinen / und
dadurch etlichen Botanicis Anlaß gegeben hat zu glauben / daß dieser Baum keine
Früchten trage. Der Frucht dieses Baums gehen keine eigentliche Blümlein vorher
/ sondern nur kleine Anfäng der Beeren / welche auff krumlichten Stihlen sitzen
/ und auß drey / vier oder fünff grünen Knöpflein bestehen.
Dieser Baum bedarff keiner sonderlichen mühe / denn wenn die gepflantzten
zweiglin ein Jahr lang in der Erden gestanden / und angeschlagen / dieweil sie
nicht verderben / können sie alßdenn ins Feld gesetzt werden / da sie Sommer und
Winter bleiben / auch lustig wachsen. Ob aber gleich die Sevenbäum nicht hoch
schiessen / sonderen mit ihren Gipflen / sich bald zur seiten neigen / so können
sie doch an pfäle gebunden / kertzen gerad auffgezogen / und wie die
Cypressenbäume zu einer Pyramidal-Form gebracht werden / so nun der Sevenbaum
solcher gestalt mitten in ein Blumenfeld gesetzt wird / gibt er demselben Zier
und Schmuck.
Der Sevenbaum wird sehr von den Schlangen geliebt / also daß auff ein zeit /
nicht weit von Como in Italia / bey demselbigen gar ein grosse menge Schlangen
sich gesamlet / und von vielen sind gesehen worden / wie solches Camerarius auß
dem Cardano berichtet.
Eigenschafft.
Der Sevenbaum hat ein gar scharffes balsamisches / oder resinosisches saltz bey
sich / dadurch es die Eigenschafft hat / das Geblüt gewaltig zu erdünneren / zu
schärffen / und insonderheit die Aderen der Mutter / auch andere sich leicht
öfnenden Aderen / zu öfnen / und die verstopfften Harngänge auffzulösen.
Gebrauch.
Sevenbaum befürdert der Frawenzeit mit gewalt / und den Harn so hefftig / daß
bißweilen Blut mitgehet: Die todte Frucht treibt er forth / daher die gottlosen
Weiber / so in Unzucht schwanger werden / ihre Kinde / in Mutter Leib
mörderischer weiß mit Sevenbaum umbbringen / und hernach also tod abtreiben:
Ferners gebrauchen auch die Hexen den Sevenbaum zur Zauberey. In solchen fählen
ist vonnöthen ein strenge Einsehung der hohen Obrigkeiten / die solten den
Apotheckern verbieten / damit sie den Sevenbaum und andere sorgliche Artzneyen
nicht so liederlich verkaufften / wie denn an wohlbestellten Orten mit ernst
darüber gehalten wird.
|| [97]
Sevenbaum gepülvert und mit Milch-raum vermischt / gibt eine heilsame Salbe (Grind auff dem Haupt der jungen Kindern.) zum
Grind den jungen Kinderen auff dem Haupt. Etliche sieden den Sevenbaum in
Milch-raum / und salben die gründichte Häupter darmit.
Grüner zerstossener Sevenbaum übergelegt (Wurm.) /
solle den Wurm tödten.
Wenn man die Blätter dieses Baums / gleichsam zu reinem Pulver verhackt / und
verstoßt / oder das Pulver von gedörrten Blättern nim̅t / und
solches mit rein gepülvertem Venetianischem Glaß vermischt / beydes hernach
zusam̅en under Honig rührt / in eine Nuß-schalen thut- und
also über den Nabel der Kinderen bindet / so wird der Honig (Nabelwurm der Kinderen.) den Nabel-wurm / welcher
offt den Kinderen ein Abnehmen verursacht / heraußlocken / das übrige aber wird
ihne tödten. Will man aber wissen / ob ein Kind solchen Wurm habe / so binde man
ihme über Nacht ein lebendige Grundelen über den Nabel / wenn die Grundelen den
folgenden Morgen auff der Seiten zernaget ist / so kan man gewiß sagen / daß ein
Nabel-wurm vorhanden.
Auß den zerhackten Aesten und Blätteren mit Wasser angefeuchtet / laßt sich nicht
nur (destilliert Oel.) das wasser / sondern ein
öl zugleich mit destillieren. Etliche Tropffen von diesem Oel bißweilen
eingenommen / treibt die monatliche Reinigung und todte Frucht hefftig.
Destilliertes Sevenbaum-wasser auff 3. Loth Morgens nüchter getruncken / bringt
(Versteckte monatliche Zeit / todte Geburt /
zuruckbleibendes Nachbürtlein / wurm an den Fingeren.) die monatliche
Zeit der Frawen / treibet die todte Geburt und das Nachbürtlein fort. Ein Tuch
darinn genetzt / und über den Finger geschlagen / tödtet den Wurm daran.
Sevenbaum-blätter werden auch neben anderen Wund-kräuteren zu den Fall-tränckeren
nutzlich gebraucht / denn sie das gerunnene und gestockte Blut gewaltig
vertheilen / wo aber ein starckes Bluten der Wunden zubesorgen / muß man deren
müssig gehen. Sonsten aber die Seven-blätter (Schäden
der beinen.) in Wein gesotten / und mit solchem Wein alte Schäden der
Beinen außgewaschen / reiniget und beförderet sie zur Heilung.
CAPUT XLVIII.
Grosser Cederbaum. Cedrus Libani.
Namen.
CEderbaum heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Cedrus. Italiänisch / Cedro. Frantzösisch / Cedre. Spanisch /
Cedro. Englisch / Cedartree. Niderländisch / Cederboom.
Geschlecht und Gestalt.
Des Cederbaums sind zwey Geschlecht / der Groß und Kleine.
Der groß wachst in schöner Länge / der Thannen ähnlich / hat eine glatte Rinde /
außgenommen das Ündertheil / welches etwas schrundicht und uneben ist. Von unden
an biß auff den Gipffel stehen die Aeste an dem Stammen rings herumb / je eine
Schicht nach der anderen. Die Blätter sind schmal und spitzig / gleichwie im
Lerchen- oder Fiechtenbaum / doch kürtzer und nicht so stachlicht. Er tragt
Zäpfflein einer
Grosser Cederbaum. Cedrus Libani.
Spannen-lang / wie die Thannen / darinn ligt der Samen / wie im Cypreßbaum / auß
dem Stamm fleüßt ein weiß / feucht Harß / welches darnach von der Sonnen Hitz
dick / und gleich körnicht wird. Das Holtz ist sehr hart / währhafftig /
röthlicht von Farben / und faulet nimmer: Dahero haben die Heiden auß diesem
Baum ihre Götzen schnitzen lassen. Der König Salomon hat auch von diesem Holtz
den Tempel Gottes gebawet. Dieser Baum wachst im Jüdischen Land auff dem Berg
Libano / und in Africa auff dem Berg Atlante. Daher von dem König Salomon
vermeldek wind 1. Reg. c. 4. v. 33. Daß er geredt habe von dem Ceoer an zu
Libanon / biß an den Isop / der auß der Wand wächst; welche Bücher aber der
König Hißkias solle verbrennt haben / weil das Volck vermeynte / alle Vernunfft
zu heylen steckte in denselben / und demnach schier gar nichts mehr von der
Göttlichen Hülff hielte.
Des grossen Cederbaums sind zwey Geschlecht: Eines blühet nicht / und bringt doch
Früchte. Es solt aber die Frucht an dem Baum über sich gemahlet seyn worden. Das
ander blühet / und trägt keine Frucht.
Herr Melchior Lüßy / Ritter und Land-Ammann zu Underwalden / berichtet in seiner
Hierosolimitanischen Reiß-beschreibung im. 13. Cap. Daß er in besteigung des
Bergs Libani 13. Stund zugebracht / und weilen er sehr gewünscht die Cederbäum
zu sehen / habe er auch endlich ihre Art angetroffen: Es seye sich zuverwunderen
/ daß solche schöne Bäum auff den Felsen herfürkommen. Die Bäum wachsen hoch und
dick / blühen immerdar / 6. oder 7. Menschen können den Stamm nicht umbfassen /
ihre Frücht seyen den Forchen- oder Tann-zapffen gleich / jedoch grösser. Jhme
und den Seinigen seye [98] ein Aestlein mit
zween Zapffen oder Früchten von dem Cederbaum verehrt / und darbey angezeigt
worden / daß an einem anderen Ort des Bergs ein kleinere Art dieses Baums
wachse. Er habe auch alte und von langer Zeit umbgeworffene Bäum allda geschen /
welche noch unverdorben / sich den Eschen oder dem Ahorn vergleichten. Er hat
zweyerley Hartz bey sich / eines in den Knorren oder Knöpffen / so da weiß / gar
nicht bitter / und keines scharff-hartzichten Geruchs: Das andere schwitzt von
sich selbsten auß dem Baum / dieses / so es dörr und trocken / riecht wie
Erdbeere / und so man es versucht / riecht es noch harter; aber es klebt den
Zähnen dergestalten an / daß man es kaum mehr davon bringen kan.
In dem Königreich Congo wird der grosse Cederbaum in solcher Mänge und Dicke
gefunden daß man auß seinem Holtz die Schiffe zubereitet. In der Insul Tercera
macht man auß dem Cedern-holtz / Karren / Wagen- und Schifflein. Man findet ihn
auch auff den Americanischen Gebürgen Andes / in der Landschafft Virginea und
Florida.
Cederbaum auß Phönicien. Cedrus
Phoenicia.
(Mistel.)
(Die Frucht gantz und zerschnitten / daß die drey
Körnlein zu sehë.)
Cederbaum anß Lycia. Cedrus
Lycia.
Der kleine Cederbaum ist auch zweyerley: Der eine wachst in Phönicien / den
nennen etliche / von den dörnichten und spitzigen Blättern / Oxycedrum, das ist
/ spitzigen Cederbaum. Man findet ihn auch in Italien / auff den Bergen Lapidiae
und in Istrien. Der ander wachst in Lycien einer Landschafft in klein Asien.
Welcher in Phönicien hersürkom̅t / ist dem Weckholderbaum fast in
allen Stucken ähnlich / allein daß er rothe / süsse und grössere Beere bringt;
ja es ist nichts anders als eine Galtung eines grossen Weckholderbaums; es wird
auch ein besonderer Mistel daran vermercket / dessen Carolus Clusius lib. 1.
stirp. Hispanic. histor. cap. 28. & lib. 1. rarior. plant. histor. cap.
26. gedencket. Er wachst auch in Hispanien / oderhalb Sagobia und Guadarama /
allwo er in solcher Höhe und Dicke herfürkom̅t / daß man sein Holß
zu den Balcken in den Häuseren gebrauchet. Der in Lycien gefunden wird / hat
mehr Blätter / sind aber kleiner / und nicht so stachlicht / vergleicht sich
auch etwas der Weckholder-stauden. Seine Rinde ist röthlicht. Die Aeste zäch wie
im Sevenbaum. Er tragt viel kleinere Beere als der erste / und die stehen allein
am Obertheil der Aeste.
Diese Beer sind erstlich grün / bald werden sie gelb / endlich so sie recht
zeitigen / gewinnen sie ein rothe Farb / am Geschmack bitter / am Geruch
lieblich. Deßgleichen auch die Blätter / so man sie zwischen den Händen zerreibt
/ riechen gar wohl Er wachst auch bey Maßilien und Avignon in Franckreich.
Johannes Bauhinus hat ihne auff dem Berg Cerho bey Montpelier angetroffen.
Carolus Clusius schreibt / man finde ihn bey dem Tyrrhenischen Meer / zwischen
Calpe und Malaca.
Es melden die Historien / daß die Cederen auch in andern Ländern der Welt
gefunden werden / als in der grossen Insul Japan hinder China am äussersten
Morgen / welche der Cedernbäum hin und wider voll ist / die solche Höhe und
Dicke bekommen / daß man grosse Säulen und Mastbäume darauß zumachen pflegt.
Deßgleichen in West-Indien sind die Cedern / die vorzeiten so hoch gehalten / so
gemein / daß man sie nicht allein zum bauen / sondern auch zu Schiffen brauchet:
und andern viel Orten mehr / als am grünen Vorgebürge in der Insul Maderu / bey
der Magellanischen Meerenge. Ja in der Insul Terzere im Atlantischen Meer ist
der [99] Cedern so eine Mänge / daß man
nicht allein Schifflein / Wägen und anders darauß macht / sondern auch kein
ander Brennholtz weißt / wie solches Samuel Fabricius lib. 5. cosmotheor. sacr.
cap. 16. berichtet.
Es gedencket Plinius lib. 16. cap. 40. daß eine Cedern in der Insul Cypren
gehawen / und zum Königlichen Schiffe Demetrii des Antigoni Sohns gebraucht
worden / hundert und dreyßig Schuhe hoch / und so dick gewesen / daß sie drey
Manns-persohnen kaum umbfassen können.
Eigenschafft.
Der Cedernbaum hat in seinen Blättern und dem Holtz ein hartzichtes / mit vielem
scharffen / saurlichtem und bitteren Saltz vermischtes Oel / darumb er auch in
der Artzney nicht gebraucht wird / weilen er eine etzende / gifftige Schärffe
mit sich führet / dadurch er leicht die innerlichen Theil des Leibs angreiffen /
entzünden / und in einen gefährlichen Brand bringen könnte. Ausserlich aber kan
der Wein / darinnen die Blätter oder Zapffen und Nüsse / oder auch die Rinden
und das Holtz selbsten der Cedern gesotten worden / die Leüß-sucht heilen / den
Wurm in den Geschwären tödten / (Länßsucht. wurm der
geschmären. Würm deß Leibs.) die Raud der Thieren vertreiben. Wenn man
ein wenig von den Blätteren / neben anderen Sachen in Milch kochet / und ein
Clystier davon den Krancken zugibt / tödtet es die grossen und kleinen Würme der
undern Gedärmen / und führet sie auß. Das Gummi oder Hartz under andere Sachen
zum balsamieren vermischt / und die Leichnamb der Menschen / nachdem die
innerlichen Glieder zuvor außgehoben worden / damit wohl zu underschiedlichen
mahlen gesalbet / haltet sie lange Jahr frisch.
CAPUT XLIX.
Gemeiner Lorbeerbaum.
Laurus vulgaris.
Wilder Lorbeerbaum.
Laurus Sylvestris.
Namen.
LOrbeer-baum heißt Griechisch / ???. Lateinisch / Laurus. Italiänisch / Lauro.
Frantzösisch / Laurier. Spanisch / Laurel. Englisch / Laurel / Baytree. Dänisch
/ Laurboertroe. Niderländisch Lauwerboom / Lauwrierboom.
Gestalt.
Der Lorbeerbaum ist in Italien und Hispanien sehr wohl bekannt / denn er wachst
daselbst nicht allein in den Gärten und Weinbergen / sondern auch in den Wälden
und Gebürgen / sonderlich so sie nahe dem Meer ligen. In Teutschen und anderen
mitternächtigen Landen findet man diesen Baum nicht / oder man bringe ihn von
frembden Orten dahin. Er bekom̅t in warmen Ländern eine gute
Baumes Höhe; sein Stamme ist glatt / ohne Knorren / mit einer dünnen Rinden
umbgeben. Er hat langlichte / gespitzte / dicke / steiffe / satt-grüne und
wohlriechende Blätter / die bleiben über den Winter grün / haben einen scharffen
Aromatischen bitterlichten Geschmack / und hangen mit kurtzen Stihlen an den
grünen Aesten. Er tragt auch kleine gelb-weisse Blumen. Die Beer sind erstlich
grün / darnach so sie zeitig werden / schwartz / auß denen preßt man ein Oel /
das nennet man Lor-öl. Der gantze Baum ist schön und [100] reücht wohl. Blühet im Mertzen und
Aprillen / die Beere zeitigen zu End des Augstmonats / fallen selbsten nicht vom
Baum.
Der wilde Lorbeerbaum wird offt zimlich hoch / hat etwas lindere und rauchere
Blätter / als der rechte Lorbeerbaum. Tragt die Blumen oben beyeinander / die
sind weißlicht / mit ein wenig Purpurfarb vermischt. Die Beer / wenn sie zeitig
/ werden blaulicht. Wachst viel umb Ancona / und bey Spoleto in Italien / und
noch viel mehr umb Narbona in Franckreich / in dem Wald Valena / und auff dem
Berg Ceto / wird auch in Portugal gefunden.
Der Lorbeerbaum / so er in Teutschland gepflantzt wird / wachst gern in allerley
Grund / doch aber ist der gute Grund und die warme Lufft ihm gar angenehm. Wird
gepflantzet von seinem Samen oder Beeren / und von seinen Zweigen oder Rüthlein
/ im Mertz oder April / wenn der Safft in den Baum-rinden auffwallet. Das
Hepmesser ist diesem Baum zuwider. Mancher meynet / mit Abschneidung der
untüchtigen Acste wolle er ihm eine schöne Gestalt anmachen / aber er muß
erfahren / daß der Baum verdirbet / weil ihm der Schnitt schadet. Will aber
einer je etwas davon abschneiden / so soll er den Schnitt mit Baumwachs bald
verstreichen / damit Lufft und Regen nicht zum Marck dringe / denn wo solches
geschicht / muß der Baum abstehen. In den Gärten wird er umb seiner schönen und
stäts-grünenden Blättern willen gezihlet und erhalten / kan die Winter-kälte
nicht erdulden / darumb wird er in Kübeln oder Kästen gepflantzet / daß er den
Winter über in einem warmen Ort versorget werde. Wenn man die Rüthlein oder
Beyschösse verpflantzen will / muß man nachsehen / ob dieselbe Wurtzeln haben /
denn welche derselben manglen / von denenkan man keine Hoffnung schöpffen / daß
sie anschlagen und wachsen werden / wo es etwann nicht ungefehr geschihet. Mit
Pflantzung der Beer gehet es zwar langsam zu / aber doch ist es ein gewisse Sach
/ da hingegen die verpflantzten Beyschoß leichtlich abstehen: doch aber wenn sie
bekommen / so wachsen bald feine Bäumlein darauß / dessen Aeste nur in die Höhe
zu steigen begehren / wie solches Herr Wolffgang Jacob Dümler in seinem
ernewerten Baum- und Obst- garten / in dem 10. Cap. berichtet.
Der Fürst Tiberius hat das Wetter übel geförchtet / daher wenn es anfieng zu
donneren / satzte man ihm ein Lorbeer-krantz auff / denn der Lorbeerbaum ist in
diesem Ruff / daß kein Wetter in den Ort / da Lorbeerstauden sind / schlägt:
welches ein Heidnischer Aberglaub ist / denn Andreas Lacuna berichtet / daß Anno
1539. zu Rom in dem Pallast des Hertzogen von Castro der Strahl in einen schönen
Lorbeerbaum gefahren seye.
Ben den Römeren ward der Lorbeerbaum zum Sieg und Triumph in grosser Würde
gehalten. Denn die Hauptleuth / so im Krieg den Sieg erhielten / wurden mit
Lorbeer-kräntzen gekrönet. Deßgleichen gab das gemeine Volck ihren Fürsten auff
den ersten Tag Jenner Lorbeer-laub und Feygen für ein Wunsch eines
new-glückseligen Jahrs / denn es vermeynte / wo Lorbeer-stauden und Feygen wären
/ daselbst könnte kein Unglück hinkommen.
Von dem Ursprung eines Lorbeerbaumwalds zu Rom / erzehlen Svetonius und Livius
diese seltzame Geschicht. So bald Livia Drusilla mir dem Römischen Keyser
Augusto vertrauet ware / ist sie nach seinem Meyerhoff Vejentanum gereiset /
underwegs hat ihren ein fürbey-fliegender Adler eine weisse Henne / welche einen
Lorbeer-zweig voller Beerlein zwischen dem Schnabel hielt / in den Schoos
geworffen Diese hat kurtz hernach ein so grosse Mänge Küchlein außgebrütet / daß
der Hof ein Hennen-Hof daher genennt ware / und auß dem Lorbeerzweig ist ein
solcher Wald voll Lorbeer-bäume herfürgewachsen / daß die Römische Keyser / wenn
sie über ihre Feinde getriumphiert / von dannen sich mit Lorbeer-zweigen
versehen haben.
Eigenschafft.
Der Lorbeerbaum hat in seiner Rinden / Blätteren und Beeren neben den irrdischen
Theilen auch zimblich balsamischen / flüchtigen / milten Saltzes bey sich / also
undereinander temperiert / daß er dadurch die Eigenschafft hat / gelind alle
schleimichten / zähen Feüchtigkeiten zu durchschneiden und zu erdünneren / alles
saure und scharffe zu linderen und zu versüssen / die Nerven und Spann-aderen zu
stärcken / innerliche Verstopffungen der Lebern / Miltze und Mutter zu öffnen /
den Harn / Sand und Schleim durch die Nieren zu treiben; endlich auch die Wind
in den Gedärmen zu vertheilen.
Gebrauch.
Etliche geschelte Lorbeer in Wein geweicht / denselbigen getruncken / bekombt
wohl den Kindbetterin̅en / welche nach der Geburt ein (Nachwehe und versteckter Nachfluß der Kindbetterinne̅.) Bauchweh oder Grimmen haben. Linderet die Schmertzen
/ und treibt zugleich den versteckten Fluß.
So jemand den Harn nicht kan ablassen; Nim̅ Lorbeer 2. Loth /
Weckholder-beer ein Versteckter Harn Loth / drey Knoblauch Häupter / zerstoß
alles / geüß darüber rothen Wein / sieds biß es dick werde / wie ein Pflaster /
streichs auff ein Tuch / und legs warmlicht über den underen Leib.
(Versteckte monatliche Reinigung.) Wider die
verstandene Monatliche Weiber-zeit. Nim̅ Majoran / Poley / rothe
Bucken / jed. ein Hand-voll / Muscatenblüht 1. Quintlein / Lorbeer ein halb Loth
/ nach dem alles groblicht zerschnitten / thue es in ein Säcklein / schütte
darüber ein halb Maß weissen Wein / siede es / biß der dritte Theil eingesotten
/ wenn es ein wenig erkaltet / trucke das Säcklein auß / und laß die Fraw
solches drey Morgen nach einander trincken.
(Würm der Pferden.) Wider die Würm der Pferden im
Leib. Nim̅ Lorbeer / Eberwurtz / Entzian / jed. 1 Loth / Zitwan /
Ingwer und Bibergeil / jed. ein halb Loth / stosse alles zu einem reinen Pulver
/ und schütte es dem Pferd in zwey mahl in Bier oder Wein ein.
(offene schäden der Pferden.) Eine nutzliche
Salbe / für die offene Schäden der Pferden. Nim̅ Lorbeeren 7. Loth
/ Honig 12. Loth / alt Schmär 8. Loth / Rö [101] mischer Vitriol 2. Loth / Alaun 3. Loth / Grünspan 2. Loth
/ diß alles gepulveret / under einander am Fewer zerlassen / fein gemach gekocht
/ und in ein Gefäß gethan / ist ein bewährte Salbe.
Johannes Ruellius lib. 1. de natura stirp. cap. 92. berichtet. So man
Lorbeer-holtz mit Ephew-holß hart auffeinander reibe / und ein Zundel darbey
halte / geben diese 2. Höltzer durch das starcke reiben / ein Fewer von sich.
(Erkaltete Glieder.) Zu stärckung der Gliederen
und erwärmung der erkalteten Geläncken / siede man die Blätter und Beere dieses
Baums in Wasser oder halb Wein / wasche die Glieder offt warm damit / oder man
kan ein Tuch darinnen netzen / und überschlagen / ja auch die Lorbeere
zerstossen / in frischen Butter / neben Salbeyen / Mayoran und Lavendel / kochen
/ hernach sichten / Rindermarck / und ein wenig Weckholder-Brantenwein darunder
rühren / und diese Geäder-salbe offt warm umb die Knie / Knoden / und andere
erschwachte / oder erkaltete Glieder schmieren. Es lassen sich auch die Blätter
und Beere in den Fußwasseren kochen.
(Kalte Geschwulsten.) Will man kalte Geschwulsten
zertheilen / kan man abermahlen die Lorbeer under die Lavament / oder Bähungen /
wie auch under die Cataplasmaten nutzlich gebrauchen.
Das auß den gedörrten Lorbeern gemachte (Pest und
hitzige Fieber. Würm.) Pulver ist in der Pest und Pestilentzischen
hitzigen Fiebern ein treffliches Schwitz-mittel / welches zugleich die Würm in
den Gedärmen und dem Geblüt tödtet / man kans mit destilliertem
Körbelfraut-Wegerich-Cardebenedicten-wasser / und ein wenig destilliertem Eßig /
auch Citronen-syrup öffters eingeben.
(Gekocht Lorbeer-öl.) Das gekochte Lorbeeröl
bereitet man also: Nem̅t frische wol reiffe Lorbeer nach belieben
/ zerstoßt und kocht sie in frischem wasser / sichtet und trucket alles wol
durch ein Tuch / laßts erkalten / so werdet ihr das verlangte öl auff dem wasser
schwimmen sehen / welches ihr mit Baumwollen scheiden könnet. Dieses öl hat
herrliche Kräfften zu erweichen / zu eröffnen / zertheilen / lösen / erwärmen
(Bläst.) / die wind und blähungen zu
vertreiben / die Geäder / Nieren / Magen / ja den gantzen Leib zustärcken. Man
kan es offt warm über die leidenden theile schmieren; in die Clystier gemischt /
tödet es die Würm / und ziehet blähungen hinweg. In (Frost der Fieberen. Sausen der Ohren. Läm̅e der Gliederen.
Schüppen des haupts) der frost der Fieberen wird es nicht ohne nutzen
den Ruckgrat hinunder gesalbet. In die Ohren mit Baumwollen gethan / vertheilet
es die flüß / bringet das gehör wider: die erlameten Glieder damit gesalbet /
bringet sie zu recht. Reiniget das Haupt von allen schüppen / so man es mit
frischem Butter überschmieret / diese weisse schüpplein mögen auch wol mit dem
Wein oder Wasser / darinnen Lorbeer und Lorbeerblätter gesotten / warm
abgewaschen werden. Vber die Lenden und den underen Bauch geschmieret / stärcket
die erkalteten Nieren und Mutter. (Finnë des
Angesichts.) Zu den Finnen deß Angesichts zu vertreiben: Nemt ein halb
loth Pomaden / 1. quintlein Lorbeeröl / ein halb quintlein Mercurii dulcis, 12.
tropffen Weinsteinöl auß dem Saltz geflossen / mischts under einander / und
schmirts täglich über / biß alles vergangen.
Das auß den zerstossenen und mit warmem Wasser begossenen Lorbeeren destillierte
öl hat gleiche / ja kräfftigere würckungen als das vorige: man kan es auch
inwendig auff 6. biß 8. tropffen eingeben. Ausserlich dienet es auch zu
vertreibung des Krampffs Krampff. der Gliederen / wenn man es mit Weckholderbeer
/ oder Mäyenblümlein-Brantenwein vermischet / und das Glied darmit warm wascht.
Das köstliche Lorbeer-pflaster bereitet man (Emplastr.
è bacc. laur. das Lorbeerflaster.) also: Nem̅t Weyrauch
/ Mastix / Myrrhen jedes 2. loth / Lorbeer 4 loth / wilden Galgan / Costi /
jedes 2. loth / gekocht und außgepreßt Lorbeer-öl / Venetianischen Terbenthin /
gelb Wachs jedes 1. loth / abgeschaumten Honig so viel man nötig. Terbenthin /
Wachs / und Oel zerlasset forderist undereinander / setzt es von dem Feur / und
rühre die übrigen zu pulver verstossenen Sachen darunder / so lang / biß es
erkaltet / und dick wird. Dieses pflaster ist sehr gut für alle innerlichen und
äusserlichen Glieder / wenn sie mit Blähungen und Schmertzen sehr belästiget
sind. Wenn man gleiches gewicht Geißkaht / oder getruckneten Kühkaht damit
vermischt / und über die Wasser-geschwulsten schlagt / mag es solche wol
vertheilen.
Folgenden eröffnenden Wein pflege ich nicht ohne sonderliche würckung denen
Jungfrawen / oder Weibsbilderen zu rathen (Verstandene
/ schlechte / unordenliche Reinigung der Weibs-bilderen.) / welche die
Monatliche Reinigung entweder verlohren / oder schlechtlich haben / oder auch
unordenlich verspüren. Nem̅t Stahelfeileten in einem bündelein
gebunden 1. loth. Poleykraut / Roßmarin / Beyfuß jedes ein halbe handvoll /
Zimmet / Lorbeere jedes 1. quintlein / Muscatenblüth / Pomer antzenschalen /
Saffran / und Wermuth-saltz jedes ein halb quintlein / Zucker 4. loth /
zerschneidet alles under einander / thuts in einen newen verglasurten Hafen /
giesset darüber weissen alten Wein / frisch Brunnwasser jedes ein halb Maß;
vermacht den Hafen mit einer Blatteren / oder sonsten wol / laßts ein tag oder
vier stehen: demnach gebt der Patientin alle Morgen und Abend drey oder vier
Löffel voll ein / läßt sie ein wenig darauff spatziren: von sauren und
gesaltzenen Sachen müssen sich solche Persohnen hüten.
Wenn man ein stuck gedörrt Lorbeerholtz / an ein ander stuck desselben Holtzes
reibt / und Schwefel darauff strewet / so wird der Schwefel alsobald in Flammen
gehen.
CAPUT L.
Arabischer Bohnenbaum / auß dessen
Frucht man das Tranck Coffée macht.
Bon-Arbor Arabica, ex cujus Fructu fir
Potus Coffée.
Namen.
DIeser Baum Bon, hat den Arabischen Namen bey allen übrigen Sprachen behalten /
auff Latein wird er von Joh. Bauhino beschrieben under dem Namen Bon vel Ban
arbor, item Buna, [102] Arabischer
Bohnenbaum. Bon-Arbor Arabica.
Bunnu & Bunchos Arabum. Ist sonsten auch Bon arbor cum fructu suo Buna,
Park. Evonymo similis AEgyptiaca fructu Baccis Lauri simili, Casp. Bauh. Er wird
aber mit unrecht AEgyptiaca genennet / weilen er weder von sich selbsten / noch
gepflantzet in Aegypten / sondern allein in Arabiâ felici wachsset. Buna, ex quâ
in Alexandria fit potio, Clus. Faba Arabica, Quorundam.
Die Frucht / oder vielmehr derselben Pulver und davon gemachtes Tranck / wird
genennet Coffée, Café, Cophé, Caphé, Cavé, Cavet, Chué, Caveat, Chaubé, Choana,
Cahueh, Cahoüeh, Cahué, Coava.
Gestalt.
Der Baum Bon, vergleicht sich der grösse halben / theils auch den ästen und
blättern nach / unseren kleineren Kirschbäumen; den̅ er gantz
dünne äste / und kleine dicke / satte / wohlgrüne blätter hat / welche zeitlich
und geschwind abfallen / und ihre farb immer behalten. Die Blume, ist weiß / die
Fruch???der grösse und gestalt nach dem Lorbeerbaum ähnlich / scheint an der
farb etwas grün und schwartzlicht / hat ein doppelte Rinden / die aussere ist
dick / sehwartzlicht / und wird gemeiniglich von der Frucht / ehe sie verschickt
wird abgezogen: Die innere aber ist dünn und weißgraw. Die Frucht oder Bonen
zeigt sich ablang rund / und beyder seits der länge nach eingeschnitten / daher
sie leichtlich nach abziehung der ausseren Schalen oder Rinden / in zwey gleiche
stuck oder kernen zertheilet / und also auch auß Arabien vielfaltig verschicket
wird: Diese Kernen sind auff einer seiten rund / auff der anderen aber flach mit
einem spalt / oder höle der länge nach durchzogen / und da sie frisch / haben
sie einen saurlichten Geschmak.
Es wachsset dises Bäumlein allein / so viel man annoch dessen bericht hat / in
dem glükseligen Arabien / Arabiâ Felici, so heut zu tag Yemen heisset; und zwar
auff desselben grossen und weiten Felderen gegen Mittag: von dannen die
gesamleten Bonen oder Früchten nach Mora Louhëia, und andere Port deß rothen
Meers / und darauff weiters nach Gedda, einer Arabischen Seestatt geführet
werden. Zu Gedda werden sie in Schiffe geladen / und ferners nach einer anderen
Seestat / Sues genant / welche etwan 22. meil von Cairo der grossen Statt in
Aegypten ligt / gebracht. Es wird auch geschrieben / daß an diesem ort jährlich
auß Arabien über die 25000. Säck voll / deren jeder bey drey Centner oder 300.
pfund solcher Bonen halten / übergeführt werden. Die Araber pflegen auch viel
nach Meka, alwo der Türckische Abgott Mahomet begraben ligt / [103] auff die Jahrmarckt zu bringen / und
alda zu verkauffen; allwo denn die Türckische Caravanen, welche nach Meka
wallfahrten viel auffkauffen / und auff ihren Camelen in Asien hinüber führen.
Das Cafè-Tranck ist zwar schon bey 40. Jahren her in Franckreich bekandt gewesen
/ aber erst bey 20. oder 30. Jahren gebraucht worden. In Engelland ist es
bereits vor etlich 50. Jahren bekandt worden / seine eigentlichen Tugenden
wußten sie nicht gleich / wie solches auß Baconis de Verulamio schriften zu
sehen. Darumb es auch erst diese letzsten Jahr her in gebrauch kommen. In
Teutschland hat man es auch bey kurtzen Jahren zu trincken angefangen / da das
schröckliche Weinsauffen in einen kleinen abgang gerahten. In den Orientalischen
Länderen mag es wol von 200. Jahren her bekant gewesen seyn / obwolen es nicht
gleich anfangs getruncken / oder zutrincken erlaubt worden / zumahlen auch
Ludovicus Bassano An. 1545. Antonius Menavinus An. 1548. und Franciscus
Sansovinus An. 1563. von drey den Türcken und Asiatischen Völckeren gewohnlichen
Geträncken geschrieben / aber deß Café-Trancks mit keinem wort gedacht. Da
Sultan Helim, in dem Jahr 1517. und 1518. Egyptenland mit Krieg überzoge / haben
die Türcken alda solch Tranck gebrauchen sehen / und zugleich erfahren / daß
dasselbe bey Egyptern schon lange zeit im gebrauch gewesen / und ursprünglich
von den Araberen / bey welchen es bereits vor hundert und mehr Jahren zu
trincken angefangen worden / herkommen; wurde aber dazumahlen von jhnen noch
nicht getruncken. Heut zu tage aber ist solch Tranck bey den Morgenländischen
Völckeren in solche gewohnheit gerathen / daß es nun täglich Morgens nach dem
Frühstuck von jederman getruncken wird. Prosper Alpinus, ein Italiänischer
berühmter Medicus und Professor zu Padua, der ohngefehrd vor 100. Jahren in
Egypten gereiset / auch ein Lateinisch Buch von der Egypteren Artzneyen Anno
1591. in offentlichen Truck zu Venedig außgehen lassen / und nach ihme Joh.
Veslingius, so eine geraume zeit sich alda auffgehalten / haben zu erst von
diesem Tranck geschriben.
Wie aber der Café-Tranck zu erst erfunden seye / beschreibet under anderem
Faustus Nairon Maronira, der Chaldeischen und Syrischen Sprachen in Collegio
Romano Professor, in einem discurß / welcher in den Ephemeridibus Eruditorum
Italiae, Anno 1671. zu finden. Es hatte / schreibt er / ein Cameloder wie andere
darfür halten / ein Geißhirt etlichen Mönchen erzehlet / daß zuweilen seine
Camel / oder Geissen / denen er hütete / die Nächte mit springen und gumpen ohne
schlaff zubrächten / welches der Abbt alsobald dem Futter solcher Thieren
zuschriebe. Damit er aber dessen gewisser wäre / hat er sich an den ort / da das
Viehe geweidet wurde / begeben / und wahrgenom̅en / wie daß die
Thiere deß vor dergleichen wachtbaren spring-nacht vorhergehenden Tags / viel
Früchte von gewissen daherum wachsenden stauden zweifelsohn essen müßten.
Samlete hierauff / seinen fürwitz zuvergnügen / von eben denselben Früchten /
siedete sie in frischem wasser / und trancke das wasser / fande darauff / daß
jhme der schlaff verhalten / und er gantz frisch wachtbar und hurtig wurde.
Dan̅enher habe der Abbt anlaß genommen solch Tranck auch
seinen Mönchen zu geben / damit sie jhren nächtlichen Bättstunden desto besser
abwarten könten; welches denn wol von statten gienge. Dabey aber hat man nach
und nach mehr andere Tugenden und Kräfften dieses Trancks in obacht genommen und
erfahren: daß hernach die Kauffleuth solches zu lieben und zu Nutz zu ziehen
angehebt / auch deßwegen offentliche und heimliche Gebätt / zum Zeichen ihrer
Danckbarkeit / für die Monchen Scyadli und Aydro, denen sie die erfindung
solcher Frucht zuschreiben / angestellet.
Eigenschafft.
Die Frucht dieses Baums hat einen zimlichen theil eines flüchtigen ölichten
Saltzes bey sich / welches aber nicht als durch die destillation / oder die heut
zu tag bekante röstung zu haben. Wenn man ein pfund außerlesenen sauberen Café
auß einer Retorten in einen wohlvermachten Recipienten destillieret / so werden
sie beyläufftig 9. loth phlegma oder wasser mit was wenigs flüchtigë Saltzgeist
vermischt; 5. loth dickes schwartzlichten öls / welches in der rectification
gelb wird / abgeben / daß in der Retorten zuruckbleibende caput mortuum aber
wird bey nahem auff die 8. loth wägen: daß also under dem destillieren / obwolen
die gefässe wol vermacht werden / ein guter theil verschwindet / welches anders
nichts als subtile / überauß flüchtige theil müssen sein.
Wenn man die Frucht ohne vorher beschehene röstung in wasser siedet / wird das
wasser eine schlechte krafft davon bekom̅en; wo man aber die
Frucht erstlich röstet / alßdenn zu einem pulver stosset / und dieses pulver in
wasser siedet / so wird sich das flüchtige ölichte / alcalische Saltz hervor
machen / und in das wasser ziehen / davon denn das wasser die Tugend und
Eigenschaft bekomt / die Lebensgeister in dem Leib und Nerven auffzuwecken / und
zu vermehren / innerliche verstopffungen auffzulösen; den hin und wider
sitzenden Schleim und Flüsse zu zertheilen / den Kreißlauff des Geblüts zu
befürderen / die Brust von Flüssen zu befreyen / die Nierengänge zu öffnen / den
Saurteig deß Magens zu stärcken / summa den gantzen Leib gering / hurtig / und
den Geist wachtbar zu machen.
Gebrauch.
(Caffé. Tranck.) Diese Frucht wird anderst nicht
/ als in dem Tranck gebraucht / und damit sie jhre kräfften desto leichter von
sich geben könne / wird sie zuvor geröstet / und zu pulver gestossen (Röstung der fruch wie sie geschehen solle.) Diese
röstung aber muß mit sonderlichë vortheil geschehen / den̅ so die
Bonen oder Früchten zu viel geröstet werden / geben sie einen unlieblichen
bitteren Geschmack / ja zu gutem theil ein entkräfftetes Getränck ab; so sie
aber zu wenig röstung bekommen / wird das Tranck davon eben nicht unanmütig /
aber das flüchtige Saltz bleibt annoch in [104] dem Pulver zu viel verborgen / daß es sich auch in der kochung in
das wasser nicht so vollkommen und häuffig begeben kan. So ist denn ein gewisse
maß der röstung in acht zunemmen / welche eben von wenigen getroffen wird / auch
in den Orientalischen Ländern selbsten nicht / wie denn Herr Bernier, welcher zu
Alcair in Egypten sich lang aufgehalten / berichtet / daß nur zwey Würth
dazumahlen den ruhm vor anderen gehabt / daß sie gut Caffé zubereiten können; da
doch nach Veslingij zeugnuß / bey sie zwey tausend Caffé Trinckhäuser / darinnen
diß zubereitete Tranck gleich dem Wein in den Weinhäuseren / verkauffet wird /
in Alcair sich finden sollen. Dergleichen Caffé-Häuser werden auch heut zu tag
zu Pariß und anderen grossen Orten in Franckreich / wie auch in den
Engelländischen / Niderländischen und etlichen Teutschen grossen Stätten bereits
in zimlicher anzahl angetroffen / darin̅ das Caffé für den Lust
allein getruncken wird. In den Eydgnossischen Stätten der Schweiß ist es von
wenig Jahren her erst bekandt / und anfänglich von den Medicis den Krancken
angerahten und gebrauchet worden: ist aber doch so gemein noch nicht / ja der
mehrer theil deß Volcks weißt davon nichts / denn ob man es jhme schon viel
rühmen und recommendieren wolte / wurde es doch die wolnehrende Milch weit
vorziehen / alß die da groß / starck und fett machen kan / da hingegen das Caffé
die fettigkeit des Leibs verzehret / und mager machet.
(Wie das Caffé am besten zu bereiten?) Wil man das
Caffé wol zubereitet habë / so thut die Bohnen in ein eisernes oder ehrenes
Becke / oder Bratpfanne / setzt solche über eine Gluth / da kein flam̅e bey ist / so bald die Bohnen nun warm worden / muß man sie mit
einem eiseren Löffel oder Spathen ohne Auffhören umb einander rühren / biß sie
halb gebraten oder geröstet sind / welches darauß zu erken̅en /
wen̅ die Bohnen eine Castanienoder braunschwartzlichte Farbe /
und schwartze flecklein bekommen / auch öhlicht erscheinen; alßdenn muß man
siegleich vom Feur abnehmen / und zu reinem pulver stossen / welches anderst
nicht / als geröstet Brot riechen und schmacken wird. Oder / wie in der Figur zu
sehen die Bohnen dises Baums A. werden über der Glut sänfftiglich gebraten / in
dem eiseren Instrument oder Rohr B. durch welches ein Spiß mit dem deckel C.
gehet / welcher über der Glut herumb getrieben wird / biß die Frucht halb
gebraten / und also geröstet / daß sie Castanien braun / mit schwartzen flecken
worden; alßdann stoßt man sie zu pulver. Dieses pulver aber muß in einer
blechernen wohlschliessenden Büchs / oder in einem lederen Sack fleissig
auffbehalten / und also verwahret werden / daß der Lufft nicht darzu kommen /
und dem flüchtigen Saltz / welches durch das rösten auß den innersten theilen
der Bohnen hervor getriben worden / anlaß geben kan davon zu fliegen: daher auch
das zubereitete Caffé, je länger es behalten wird / je mehr es von seinen
kräfften verlieret / daß also die Caffétrincker weit besser thun / wenn sie
nicht viel auff einmal zubereiten lassen / damit sie desto öffter frisches
bekommen. So ist auch zuzusehen / daß man damit nicht getäuschet werde: denn man
leicht under ein pfund gutes Caffé, ein paar p???und geröstete Bonen unseres
Landes / oder geröstet Brotrampff vermischen kan / daß es auch der beste
Caffétrincker nicht wol mercken kan. Obwolen ich gäntzlich darfür halte / daß
solcher betrug gar wol zu entschuldigen seye / zumahlen in unseren Bonen bey
nahem so viel krafften stecken als in dem besten Caffé / wie ich d???nn solches
mit eigener Erfahrung bezeugen kan.
Das Tranck aber wird auf folgende weise bereitet: Nemt ein sauberes zu solchem
zweck gemachtes Geschirr / in form eines Wasserkrugs / oder einer kleinen
geschnabelten Wasserkanten / deren deckel wol schließt / sie seye nun von Blech
/ Zinn / oder Silber; (Wie das Tranck davon zu
machen?) gießt ein pfund frisch Brunnwasser hinein / laßts wol sieden /
alßdenn werfft zwey / biß drey quintlein Caffé- pulver hinein / laßt auf der
Glut / oder anderem gelindem Feur etliche wahl darüber gehn / doch also / daß /
wenn das Wasser biß an den Deckel auffwallet / man es ein wenig vom Fewer setze
/ damit der Deckel von der auffwallung nicht auffgehoben werde / und der
geistreiche Dampff davon fliege. Wenn etliche wall also darüber gegangen /
setzet man es vom Feur in die warme Aschen / oder sonst einen warmen orth / laßt
es stehen / biß sich das pulver zu boden gesetzet / alßden̅ gießt
man das braunschwartze Caffé-wasser sein sachte in ein oder mehr kleine irdine /
oder silberne / oder zinnene schüsselein / darein man zuvor nach belieben ein
wenig rein gestossenen Zucker gethan / und supft dises Wasser / so warm man
immer kan / auß. Man kan nach belieben ein / zwey / ober mehr Schüsselein voll /
ja ein quart Maß davon trincken. Wenn mehr Persohnen in Gesellschafft beysam̅en / welche dieses Tranck zu trincken begehren / so muß man ein
grösser Caffé-Geschirr haben / und mehr Wasser hinein giessen / auch auff ein
jede Persohn / fast ein halb loth deß pulvers hinem werffen.
(Zu was Zeit das Caffé zu trincken?) Die Zeit
belangend / da das Caffé soll getruncken werden / so mag es ein gesunder ein
jede stund des Tags trincken. Der aber ein schwachen undäwigen Magen hat / wird
es am besten gleich auf das Essen geniessen / den̅ also wird es
die Däwung sänfftiglich beförderen / alle wind und b???ähungen verhinderen /
auch die so genanten / in das Haupt steigenden Dämpffe verhüten. Welche es denn
wider die Bleich- und anhebende Wassersucht / oder auch wider den Husten /
Häisere deß Halses / Engbrüstigkeit / sc. gebrauchen wollen / können es Morgen
nüchteren / wie auch vor / oder gleich nach dem Essen trincken.
(Würckung des Trancks.) Dieses Tranck nun /
obwolen es von vielen annoch verachtet wird / hat überauß herrliche würckung /
in vielerley Zuständen und (Hauptschmertzen / Micrene,
Flüsse / schwindel / Schläfferigkeit / schwache Gedächtnuß.)
Gebrechlichkeiten deß Menschlichen Lebens. Dann erstlich die jenigen / so mit
Flüssen deß Haupts / mit schwacher Gedächtnuß / mit der Micrene, und
Kopfschmertzen / mit Schwindel / mit vielfaltiger schläfferigkeit geplaget sind
/ welche sich auch vor gefährlichen Schlagflüssen zu förchten haben / dise
samptlich werden mit köstlicher würckung [105] alle morgen ein stund vor der Mahlzeit / oder auch gleich auff das Morgen-
oder Nachtessen solch Tranck geniessen / wo sie nur eine lange zeit damit
fortfahren / zumahlen man es auch jahr und tag ohne einige gefahr trincken kan.
(Trunckenheit.) Dieses Tranck ist auch gut für die
trunckenheit / welche davon geschwind vertrieben wird / wenn sie nicht all zu
groß ist; welches denn die tägliche erfahrung mit sich bringen kan. Dennenher
auff eine zeit in Engelland die offentlichen Caffé-häuser verbotten worden /
weilen die darinnen zusammenkommende Leuthe bey so nüchterem Geträncke viel
heimliche sachen abgeredet und angesponnen haben; da hingegen die weinhäuser
jederman zu besuchen erlaubet ware / weilen bey diesem tranck der verstand nicht
so wohl beysammen bleibt / daß man viel heimliche Anschläge dabey abfassen
möchte.
(Ist den Studierenden nutzlich.) Die Gelehrten und
Studierenden / wenn sie des nachts zu lesen / schreiben und zu studieren haben /
trincken mit trefflichem nutzen gleich nach dem nachtessen dieses Tranck / denn
dardurch wird die schläfferigkeit verhinderet / der geist auffgeweckt / und die
däwung des magens wohl befürderet: welches ich denn an mir selbsten da ich bey
nächtlicher weile eben diese beschreibung auffgesetzet / mit herrlicher würckung
verspüret.
(Schwartze Zähn.) Ein gutes Zahn- pulver / welches
die zähne weiß machet und reiniget / laßt sich leichtlich auff folgende weis
bereiten: Nem̅t Taback-aschen / und deß außgekochten hernach wider
getrockneten Caffé-pulvers jed. 2. loth / Florentinische Veyelwurtz 1. loth /
Corallen anderthalb loth / Zimmet 1. quintl / stosset alles under einander zu
sandichtem pulver; damit kan man jedesmahl nach der Mahlzeit die zähne wohl
reiben und reinigen / wird sie nicht nur sauber und schön weiß erhalten /
sondern auch vor Fäulung bewahren.
(Dunckelheit des Gesichts / Augenschmertzen /
Augenentzündung.) Weilen denn solch Caffé- tranck mit einem so wilten
/ flüchtigen / Aromatischen saltz-geist begabet / als kan es auch die augen klar
/ lauter / und das gesicht gut und scharff erhalten. So mag auch nur der warme
dampff desselben in die augen offt gelassen / alle schmertzen / schwach- und
blödigkeiten / alle geschwulst und entzündungen darauß (Augen-geschwärlein. Augliedstrüßlein.) vertreiben / ja auch die
Hordeola oder Gersten-körnlein (welches kleine rothe geschwärlein zwischen den
haaren der augliederen) und Grandines, oder geschwullene / harte / zwischen der
Haut der augliederen sitzende / in grösse der erbsen erscheinende
unschmertzliche Trüßlein vertheilen / sonderlich / da man Fenchel-samen zugleich
mit dem Caffé siedet.
(Häiserigkeit / Hustë. Engbrüstigkeit / rauche
Stimm.) Wider die Häisere des halses / wider Husten und Engbrüstigkeit /
so von kalten flüssen und zähen schleimigen feuchtigkeiten herkommen / kan man
das Caffé so wohl nüchtern / als nach den Mahlzeiten geniessen. Dennenher auch
viel Prediger / umb eine helle stimme und leichten athem zu machen / das Caffé
vor der Predigt / mit guter würckung wohl warm einnehmen.
(Lungsucht.) Wenn der Mensch zur Lungsucht geneigt
/ oder bereits mit deroselben angegriffen / wird er mit grossem nutzen die
Caffé- milch trincken / welche auff folgende weise kan zugerüstet werden: Nem̅t gute Küh-milch / wo möglich von einer schwartzen Kuhe / siedet
davon nach belieben / werfft ein wenig zucker darein / und wenn sie auff
zuwallen beginnet / ein halb loth biß drey viertel loth Caffé-pulver darzu /
laßts noch ein wenig kochen / sichtet alßdenn die milch / und gebt sie dem
Patienten alle Morgen und Abend also wohl warm zu trincken. Oder man kan das /
Caffé-pulver absonderlich in wasser sieden / und mit diesem Caffé- tranck die
siedende milch vermischen / und also warm zu trincken geben. Oder man kan die
mit zucker versüßte milch zu erst / und das Caffé bald darauff trincken. In
allwegen wird das Caffé die scheidung der milch durch sein Alralisch-flüchtiges
saltz verhinderen. Durch solche Caffé-milch sind nicht nur viel von der bereits
angefangenen Lungsucht / sondern (Podagra oder
gläichsucht.) auch anderevon dem Podagra oder Gläichsucht befreyet
worden / wenn sie nur eine lange zeit damit fortgefahren.
(Hertzklopffen / Brustwassersucht.) Das Caffé-
tranck dienet auch denen / welche mit Hertz-klopffen behafftet sind / und in der
gefahr einer Brust-wassersucht stehen / weilen es die verstopffungen der trüsen
und aderen in der brust eröffnet / und den schleim durch den harn außführt.
Adsonderlich aber ist es dem Magen sehr dienstlich / wellen es / fürnehmlich
gleich auff (Schlechte Däwung / Magë-trucken / wind
und blähungen / schlechter Appetit / Sod oder brennende dämpsse des magës.
Erbrechen.) die mahlzeit / oder auch wohl nüchteren offt getrunckë /
die däwung beföroeret / das Trucken wegnim̅t / die sawren
feuchtigkeiten / davon der Sod / Grim̅en / Gläichsucht Därmgicht
Grieß oder schleim der nieren herkom̅t / versüsset und veränderet;
den Appetit erwecket / die fibren und nerven stärcket / die auffsteigenden
dämpffe hemmet / die blähungen und Winde zertheilet / das Erbrechen stillet oder
zufälliger weise etwann erwecket / wenn es den in dem magen sitzenden zähen
schleim angreiffet und erdünneret / welcher hernach den magen zum erbrechen
reitzet.
(Grimmen bauchlauff. Sod oder brennen des halses /
miltze-verstopffung und Bangigkeit / rothe Ruhr.) Wider das Grim̅en / Bauchlauff / wider die brennende heissen / auß dem magen in
den hals nachjastender däwung / auffsteigende dämpffe, wider die Blähungen und
angstbringende versteckungen des miltzes / wider die rothe Ruhr hat dieses offt
/ ja nach erheischender noth / täglich zwey biß drey mahl genossene tranck sehr
heilsame würckungen.
(Durst.) Es hat auch die kraft den Durst zu
stillen / in allerhand kranckheiten. Ja bey gesunden (Jastende Hitz des Leibs.) tagen / da etwann der Leib von grosser hitz
jastet / ist zu löschung des dursts und abkühlung nichts bessers / als eben
dieses tranck.
Wenn man es den Kindern offt / ja bißweilen täglich zu trincken gibt / vertreibet
es (Würm. Verstopffungen derlebern und des kröses.
langwirige Kranckheiten.) die Würm / hinderet deroselben wachsthumb /
und bewahret die Lebern und die gekröß-aderen vor verstopffungen.
In langwirigen kranckheiten / die ursprünglich von schlechtem magen herkommen /
bringt dieses heilsame tranck die krancken bald widerumb auff die Füsse.
(Verstopffung der Leberen.) In verstopffung der
Leberen und anderen Trüsen des Leibs / und dennenher vielfaltig entstehender
allgemeiner Wassersucht / da auch oft die haut an dem gantzen Leib
aufgeschwollen wird / ist dieses tranck ein herrliches und bewährtes mittel /
als welches solche [106] Kranckheit bey
jungen und alten zuweilen gäntzlich vertreibet / in dem es das geblüt von seinem
übermäßigen wässerigen theile durch seine harn-???reibende krafft befreyet. Ja
welche zur Wassersucht eine disposition von natur haben / die werden sich
vermittesst dieser fleißig gebrauchten Artzney dafür gewiß bewahren. Daher auch
under den Asiatischen und Africanischen Völckeren / von denen solch tranck
täglich gebrauchet wird / die Wassersucht sehr rahr / ja fast unbekandt seyn
soll.
(Weisse Sucht der Weibsbilderen / Chlorosis.) Die
Werbsbilder oder Jungfrawen / so mit der von verstopsfter monatlichen Reinigung
herrührenden weissen Sucht behafftet sind / befinden sich bey dem täglichen
Caffétrincken auch wohl / in dem es das geblüt (Versteckte monatliche reinigung.) wohl reiniget / und die monatliche
Blumen wider bringet. Deßwegen auch die Africanischen Weiber das Caffé öffters
trincken (Schmertzë von der reinigung der
Weiberen.) in währender zeit ihrer Reinigung / wenn sie gering ist. Die
weiber / welche vor ihrer Reinigung mit grossem Rucken- oder Leib-schmertzen
geplaget sind / finden bey solchem tranck auch merckliche linderung. (Schlechter Fluß der Kindbetterinnen.) Die
Kindbetterinnen / bey denen der Nachfluß zu schwach ist / trincken das Caffé mit
grossem nutzen / und bewahren sich damit vor vielen offt nachfolgenden Zufählen
/ wiewohlen man es nicht zu offt noch zu häuffig gebrauchen soll / damit es
nicht die milch mindere.
(Grieß / Sand / Sachleim / Stein der Nieren un̅ Blasen.) Die von schleim / sand und grieß angefüllte
Nieren werden von diesem harn-treibenden Caffé-tranck auch wohl gereiniget:
Deßwegen alle zu dem Nieren- oder blasenstein / oder zu versteckung des harns
geneigte persohnen solch tranck fleißig trincken sollen / als dadurch sie von
solcher schmertzhafften (Fahrende Sicht oder
glaichsucht) kranckheit bewahret leben können / weilen es die
saltzichten groben theile des geblüts wacker außtreibet. Dennenher es auch bey
den Schweden / Dähnen und Niderländeren wider die fahrende Gläichsucht sehr hoch
gehalten wird.
Diejenigen persohnen / welche mit häuffiger (Fettigkeit
des Leibs.) Leibs-fettigkeit und flüßigem wasserichtem geblüt
belästiget sind / werden durch das tägliche Caffé- trincken endlich etwas mager
und leicht / verlieren einen guten theil von ihrer übrigen fettigkeit / und
werden von dem wässerigen theil des geblüts befreyet. Es muß aber von solchen
persohnen bey nüchterem magen getruncken werden / da es mehr würckung hat.
(Welchen dieses Tranck schädlich.) Magere
Persohnen / welche eines gallichten oder melancholischen Temperaments / und
zugleich ein scharffes gleichsam verbranntes geblüt / einen fewrigen / unruhigen
/ all zu-wachtbaren geist haben / müssen dieses trancks müßig gehen / als
dadurch sie leicht das geblüt in einen gefährlichen jast bringen / und die
Lebens-geister also vertreiben könnten / daß der gantze Leib in eine trägheit
und grosse mattigkeit gerahten möchte. Wenn aber die Magerkeit nicht von einem
hitzig-scharffen geblüt / sondern von schwachem magen herkommet / da mag das
Caffé mit nutzen getruncken werden / und nach gestärcktem magen die Leuth auch
etwas fett machen.
D. Simon Pauli in commentar. de Abusu Tabaci & herbae Thee p. m. 46. hat
diesen Trank verworffen / dieweilen er vermeint / der menschliche Leib werde
dadurch zu hefftig außgetrucknet. Aber D. Laurentius Straussius antwortet
darauff / daß solches von dem mißbrauch zu verstehen sey / denn man sonsten auch
die Rhabarbara / China / Sassafraß und viel andere Europäische Artzneyen /
welche ein stärckere Krafft zu trucknen / als dieser Tranck haben / nicht mehr
gebrauchen / sondern dieselbige abschaffen müste. Ja es ligt Sonnen -klar an dem
tag / und die tägliche erfahrung bestätiget es aller orten / daß dieser Tranck
mässig und ordenlich morgens nüchter / oder auch nach der mahlzeit mit wenig
Zucker etwas zeit gebraucht / vielen Menschen wider obgemelte Kranckheiten
treffliche bey ???ülff leiste.
Daß aber der unmässige und überflüssige gebrauch dises Trancks die fleischlichen
begierden außlösche / hat Adam Olearius in dem 5. Buch der Persianischen
Reise-Beschreibung im 17. Cap mit einer artlichen obwohlen zweifelhafften
geschicht erweisen wollen. Die Persier schreiben von einem König Sultan Mahmud
Kasuin, welcher vor dem Tamerlanus in Persien regieret hat / daß derselbe an das
Cahvvae-wasser / oder Coffe-tranck sich so sehr gewehnet / daß er auch semes
Ehegemahls darbey vergessen / und vor dem beyschlaff einen eckel bekommen /
welches die Königin übel empfunden / denn als sie einsmals im Fenster gelegen
und gesehen / wie man einen Hengst zu wallachen nidergeworffen / habe sie
gefragt / was dieses bedeuten solte? und da man jhren mit verblümten worten
vorbracht / man wolte dem P???erd die wollust und den muthwillen ben???m̅en / daß es nicht auff andere springen / oder sich an die Stuten
kehren solte / habe sie vermeinet / es wäre dieses alles nicht nöthig / man
solte ihm nur Cahvvae-wasser zu trincken geben / es würde dem König bald gleich
werden.
Die Persier melden auch von dieses Königs Sohn mit namen Mahomet / als derselbige
nach seines Vatters tod zur Regierung kom̅en / habe er sehr viel
auff die Poeterey gehalten / und einem damahls berühmten Poeten / namens Hakim
Firdausi anbefohlen / er solte ein Poetisch Werck von lustigen er sindungen
schreiben / für jeglichen Vers wolte er jhm ein Ducaten geden. Firdausi setzet
sich / und schreibet sechtzig tausend Verß / welche noch heutiges Tags in
Persien gelesen / und hoch gehalten werden. Als das Werck übergeben / und der
junge König zwar seiner zusage nach dem Poeten lohnen wil / widerzahten es die
Rähte / so viel an einen Poeten zu wenden. Er nehme wol mit einer geringeren
verehrung vorlieb. Dem Poeten wurden nur etliche Ducaten geschicket / welches
ihne sehr verdrossen / dahero alsobald andere Verß an den König schreibet /
worinnen er die geschickte Gaabe durchzeucht / wie es nemlich kein Königlich
geschenck / Handwercks-leuth als Becker und Schuster pflegten solches zu
verehren / ob er denn nicht eines Königs Sohn / sonder Beckers-art und Geblüth
wäre. Der König verstehets / als wenn er jhn einen Beckers- [107] Sohn gescholten / klagets auß
ungedult seiner Mutter / und fraget / ob nicht Sultan Malmud sein Vatter
gewesen? Die Mutter vermercket / daß der Poet / weil er diß geschrieben / mehr
wissenschafft darvon haben müsse / bekennets dem Sohn in geheimb daß / weil der
König das Cahvvae-wasser / oder Coffé - tranck offt und allzuviel getruncken /
dadurch auch alle Hoffnung zu einem Erben erloschen wäre / sie umb Erben deß
Reichs zu haben / den Hof-Becker der weisse Arm gehabt / zugelassen hätte Wäre
derowegen der Becker nicht gewesen / so wäre er ihr Sohn auch nicht / rieth also
/ daß er den Poeten befridigte / damit es nicht ferner offenbahr wurden.
Dieweil denn der übermässige Gebrauch dieses Trancks die fleischliche Lüste / zu
welchen doch die Persier von Natur sehr geneigt / und die meisten ihr höchstes
Gut darinnen suchen / vertilget / haben die Persischen Poeten dieses Cahvvae -
wasser / oder Coffétranck zu schelten nachfolgendes beit gemacht.
Ohn sye ru ki namiust kahvvae
Katil naum kathehi schahevve.
Ist auff Teutsch so viel:
Cahwae du schwartzes Angesicht /
Daß man dich doch mag leiden?
Wo du hinkom̅st / muß man da nicht
Die Lust und Beyschlaff meiden?
Daß aber solche Geschicht zweifelhafftig / oder doch die erkaltete Natur
obbemeldten Persischen Königs nicht von dem gebrauch deß Coffé - trancks /
sondern vielmehr von einer anderen ursach her gerühret / müß die tägliche
erfahrung bezeugen / da viel tausend Ehemänner in Europâ, Asiâ und Africâ
gefunden werden / welche ungeacht deß täglichen Coffé - trancks die Welt voller
Kinder machen.
CAPUT LI.
Walddistel. Agrifolium.
Namen.
WAlddistel / Stechbaum / Stechapfel / oder Steckpalmen / heisset Griechisch /
[Greek words] Lateinisch / Agrifolium,
Aquifolium, Ilex V. sive aculeata baccifera folio sinuato, C. Bauhin.
Itallänisch / Agrifolio. Frantzösisch / Houx, Housson. Spanisch / Azebo.
Englisch / Holly / Holmetree. Dänisch / Christtorn / Maretorn / Skowetidzel.
Niderländisch / Hulst.
Gestalr.
Dieses Baums blätter grünen stäts / vergleichen sich dem Lorbeerbaum / sind umb
den gantzen umbkreiß stachlicht / sonsten dick und fett. Die Rinde der ästen ist
glat / grün / zähe / und biegicht / eines unlieblichen geruchs und geschmacks.
Seine Blüthe ist klein / schön / grünlicht / vierblätticht / gebüschelet an
kleinen stielein hangend. Im Herbst folgen rothe / liechte / kleine / runde /
unliebliche süßlichte Beere / die haben inwendig vier weisse / dicke /
gespaltene Kernen. Auß seiner Rinden machen etliche den Vogelleim also: Sie
vergraben die abgeschälte rinde mit den
Walddistel Agrifolium.
blätteren in die Erden an einen feuchten ort / biß an den zwölfften tag / alßdenn
wenn sie verfaulet ist / stossen sie es / und waschens in reinem wasser / was
zähe und schleimicht bleibt / daß brauchen sie für Vogelleim. Wenn man in diese
Stauden / dieweil sie jung sind / weisse Rosen peltzet / sollen sie grünlicht
werden. Er wachßt in Teutschland / Frankreich und Engelland in den Wälden / auff
den Schweitzerischen und Burgundischen Gebürgen / am meisten aber bey dem
Plum̅ers / oder Plombiere Bad in Lothringen. Auff dem Idar bey
dem Berghauß Veldentz / gegen der Mosel wachßt er so hoch und groß / daß er auch
anderen Bäumen gleich wird.
Eigenschafft.
Dieser Baum hat einen schleimichten Safft bey sich / darinnen ein scharfflicht
gelind etzendes Saltz verborgen; daher die rinde / blätter und beere eine
eigenschafft den Leib zu purgieren haben: hiemit einer warmen und feuchten Natur
sind.
Gebrauch.
Rembertus Dodonaeus stirp histor. pempt. 6. (Grimmen
und Leibwehe.) lib. 1. cap. 20. berichtet / daß die Beere dieses Baums
wider das Grimmen nutzlich seyn / und die bösen feuchtigkeiten durch den
Stulgang außführen / so man deren zehen oder zwölff einnimt. In den Bierländeren
pflegen die gemeinen Leut die Blätter dieses Gewächses in Milch und Bier zu
kochen / und mit köstlicher würckung wider das Leibweh / und halßstarrige
Grim̅en zu trincken.
CAPUT LII.
Buxbaum. Buxus.
Namen.
BUxbaum heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Buxus. Italiänisch / Bosso, Basso. Frantzösisch / Bovis. Spanisch /
|| [108]
Buxbaum. Buxus.
Box. Englisch / Boxtree Dänisch / Buxbomtroe. Niderländisch / Boxboom.
Gestalt.
Der Buxbaum hat viel blätterreiche äste / mit einer weißlichten schüppigen Rinden
umbgeben. Er wachßt gern under dem kalten und freyen Himmel / verlieret seine
blätter nimmer / als welche stäts grün bleiben / beneben klein / glatt / gar
nahe rund / eines scharffen unlieblichen geruchs / auch etwas dick und doppelt
zu seyn scheinen / wie man sie denn mit einem subtilen Messerlein also von
einander schneiden und sönde???en kan / daß auch der erfahrenste meynen sollte /
es seyen zwey sonderbare blätter eines anderen Gewächses. Neben den blätteren
erzeigen sich kleine knöpflein traubenweiß beysammen / welche in kleine
fäserlichte Blümlein außwachsen / die da fünffblättig / gelbgrünlicht sind / und
in dem Hornung und Mertzen sich erzeigen: denen folgt in dem Sommer die
dreyeckichte / mit drey samen-holein begabte Frucht / in deren jeder zwey
ablange rötlicht und runde Samen-körnlein / für welchen alle Thier ein
abscheuhen haben. Sein Holtz ist gelb / bitter / auch dick und hart / daß es
sich gleich wie Eisen dem Feuer widersetzet / und gibt weder Flammen noch
Aschen; dennenher es nim̅er faulet / in dem es von keinen Würmen
wol mag zernaget und durchlöcheret werde̅: schwun̅et
nicht bald auff dem Wasser / wie ander Holtz / weilen es wenig und sehr enge
lufftlöchlein hat.
Eigenschafft.
Der Buxbaum hat ein zähes und hartes Holtz / führet ein sauerlichten / flüchtigen
Saltz-geist / neben einem narcotischen öhl bey sich / welches anderst nicht /
als durch ein starcke destillation herauß gezogen wird. Ins gemein wird darfür
gehalten / daß dieses Holtz zusammen ziehe / trückne / und eine schlaffbringende
/ schmertzenstillende krafft habe.
Gebrauch.
Man soll sich nicht under den Buxbaum legen noch viel weniger darunder schlaffen
/ dieweil sein geruch dem Hirn und der gantzen Natur deß Menschen widerwärtig.
Etliche tröpflin deß auß dem Buxbaumholtz (zahnschmertzen.) bestillirten öhls / mit Baumwolle in den
schmertzhafften Zahn gethan / stillet den Schmertzen desselben.
Deß Buxbaums - blätter in der Laugen (Gelb haar
machen.) gesotten / und mit derselben nachmahls das Haupt gewaschen /
machet die Haar nicht nur gelb / sondern auch starck wachßen.
Auch ist das Holtz nützlich zu Löfflen / Kammen Büchsen und Preiffen: dienet auch
den Formschneidern / denn die Figuren werden reiner darauß geschnitten / alß auß
dem Birenbaum - holtz.
(Venerische kranckheit.) Sonsten wird auch das
Holtz in der Venerischen Kranckheit / an statt deß Frantzosen-holtzes gebraucht.
Der auß dem Holtz destillierte Geist / sampt dem Oel / auff (Fallende Sucht.) etliche tropffen offt eingegeben
/ dienet wider die fallende Sucht.
CAPUT LIII.
Schwartzer Maulbeerbaum.
Morus nigra.
Namen.
DEr Maulbeer-baum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Morus. Italiänisch / Moraro, Moro. Frantzösisch /
Meurier. Spanisch / Moral. English / Mulberrytree. Dänisch Morboertroe.
Niderländisch / Moerbesieboom.
Die Frucht oder Maulbeer heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Morum. Italiänisch / Mora. Frantzösisch / Meure.
Spanisch / [109] Mora. Englisch / Mulberry.
Dänisch / Morboer. Niderländisch / Moerbesie.
Geschlecht und Gestalt.
Der schwartze Maulbeerbaum hat einen dicken Stam̅ / welcher
gewunden und knöckerich / mit einer zähen / dicken / runtzlichten Rinden
umbgeden. Er wachset gemeiniglich krumb / und gewinnet eine feine höhe. Die äste
breiten sich weitschweiffig auß / und die dicken starcken wurtzeln lauffen auch
weit herumb / zchlieffen aber nicht tieff in die Erben. Die blätter sind breit /
rundlicht / und vornen zugespitzet an der farbe schwartzgrün / im angriff rauch
und haarig / rings umbher zerkerfft / und am geschmack süßlicht. An statt der
Blühte hat er grüne wollichte schosse oder kätzlein / welche sich im Mäyen
ereignen.
Die an kurtzen stielein hernachkommende Früchte / so traublicht auch dicker und
länger als die Brombeere sind / erzeigen sich anfangs grün / und am geschmack
rauch / darnach werden sie roth und saur / und endlich schwartz / mit einem
blutrohten Safft / so süßlicht ist. Die Früchte zeitigen nicht zugleich /
sonderen nach und nach. Vom Hewmonat an biß in den Herbst kan man frische Beere
haben. Dieser Baum / wenn er nicht von der strengen Winter kälte im zarten und
jungen wachßtumb verderbet wird / gelanget zu einem hohen Alter.
Sonsten will er einen warmen und mitelmässigen Lufft / einen fetten und
wohlgetüngten Erdboden haben. Er liebet auch kalckichten Grund / darum̅ er in Stätten zwischen, den hänseren / oder anderwerts zwischen
den Gebäwen / da Mördel oder Maurkalck und feuchtigkeit ist / gar schön
auffwächset / mit grünem Laub bekleidet / und häuffiger Frucht seine stelle
zieret und verdienet.
Die kälte kan er gantz nicht leiden / und ist under allen Bäumen mit seinen
Blühtbrossen der letzte. Etliche nen̅en ihn den weisen und klugen
Baum / weil er seine Blühte nicht eher herfür stossen soll / biß daß er
mercke??? / daß keine Kälte mehr vorhanden seye / alßdenn schlage er erst auß
und bekleide sich. Aber die erfahrung hat / zum wenigsten in unseren Ländern /
ein anders bezeuget / denn vielmals der Reiffe die außgefallene Maulbeer-blätter
also betroffen / daß sie erfroren / und hernach au der Sonnen gantz und gar
verdorret.
Er wird geimpffet in sich selbst / ingleichem in Pfersich - Buchen - Kästen -
weiß Pappel - und weiß Kirschen - bäume. Auff Feigenbäume zwischen rinden und
holtz kan er auch gar füglich gesetzet werden, Etliche sa???ren / weisse
Maulbeere können von dem schwartzen Maulbeerbaum erhalten werden / wenn man in
denselben weisse Pappel- oder weisse Krischen - reiser peltzet. Andere hingegen
sind widriger meinung / und geben für / wenn man schwartze Maulbeer- reiser in
einen weissen Pappelbaum impffe / so trage der Baum hernach weisse Früchte /
welches wir / weil die alten Baumgärtner hiervon nichts melden / an seinem ort
beruhen lassen. Diß ist gewiß / daß der Maulbeerbaum von seinen nebenschossen /
welche die wurtzel nächst am stamm übersich treiben / muß fortgepflantzet
werden. Die nebenschoß muß man jedesmahl vor dem Winter fleißig in acht nehmen /
daß man sie wider auff den boden biege / und mit erden / wie die Weinreben
zudecke / die alten stämmer aber biß an die äste mit stroh verbinde / damit sie
vor der grimmigen Winter-kälte gesichert seyen. Der Maulbeer-baum wird auch mit
seinen Aesten fortgepflantzt: wenn ein gipffel-schößlein / etwann ein- oder
anderthalb schuh lang fein einshüßig / ohne gäbelein abgebrochen / und in gut
erdreich gepflantzet wird / so bekleitbet dasselbe / und wachset zu einem
bäumlein. Diese pflantzung muß entweder im Hornung oder Mertz beschehen / und
zwar ehe tag und nacht gleich werden. Zwar von den kleinen kernen / so in den
beeren sind / können die Maulbeerbäume auch gesäet werden / und solche Saat muß
man mit lawlichtem wasser fleißig täglich begiessen / biß sie außwachsen / und
in etwas erstarcken / aber die Früchte / so künfftig daran sich ereigen / arten
sich gar ungleich / darumb ist die pflantzung mit den ästen viel gewisser.
Weil nun die Maubeer-bäume mancherley veränderung unterworffen sind / daher bald
dieser bald jener Ast zu schwelcken / abzustehen und zuverdorren anhebt / so
sollen sie jedesmals im dritten Jahr außgebrochen / und die dürren und faulen
äste hinweg gethan werden / so wird der baum grün und lustig. Die versetzung der
erstarckten stämmer soll im Wein- oder Wintermonat geschehen / die jungen und
zarten aber müssen im Mertzen versetzet werden.
Wer nicht gern Mucken in seinem Hauß hat / der pflantze nur keinen Maulbeerbaum
nahe hinzu: denn beydes den süssen Früchten und den klebichten blättern flieget
das geschmeiß häuffig nach / und suchet dann seinen auffenthalt in den nächsten
wohnungen. Die beere werden in ihrem safft lang und gut auffbehalten.
Der weisse Maulbeer - baum ist nunmehr auch in Teutschland wohl bekannt / weil
desselben blätter den Seiden - würmeren zur nahrung gebraucht werden. Dieser
Baum wächset etwas höher als der schwartze Maulbeerbaum / daher sich auch seine
wurtzel weit außbreiten. Seine blätter sind länglicht / zart und zerkerfft / die
äderlein darinnen sind weißlicht / subtil und so artig gestaltet / daß sie
gleichsam einen königlichen Seepter mit Lilien vorstellen. Die Beer sind weiß
und kleiner als die schwartzen / an dem geschmack überauß süß und lieblich:
anfangs sind sie grün und streng / aber wenn sie zeitig werden / weiß / mild und
safftig / werden aber gleichwohl nicht so sehr genützet / als die schwartzen /
denn sie gegen diesen unscheinlich sind. Mehrentheils wird er / wie allbereit
gemeldet / um der blätter willen gezogen / damit nun diese desto eher
herfürstossen / muß im Newmonden guter Mist zu desselben wurtzeln gethan werden.
Die Seidenwürmer / so mit diesen blättern ernehret werden / essen auch die
Blätter von dem Rüstbaum. Sie werden auch in ermanglung
|| [110]
Weisser Maulbeerbaum. Morus alba.
gedachter blättern mit Salat / Endivien und Lactucken oder Lattich gespeiset.
Wenn man die weissen Maulbeer-blätter den Seidenwürmern zur speise abbrechen wil
/ muß man acht haben / daß dieselben nicht feucht oder naß sind: den̅ solcher gestalt sie / wie auch alle andere Feuchtigkeiten den
Seiden-würmern schädlich sind / darumb müssen die Blätter / wenn sie vom Thaw
feucht sind / abgewischet / oder so sie vom Regen naß worden / bey dem Fewr
abgetrücknet werden.
Beyderley arten Maulbeerhäume begehren guten warmen und feucht - sandichten
grund: wenn sie versetzet werden / muß man weite und tieffe gruben machen / und
dieselbe mit gutem erdreich / so mit erfaultem Rinder - mist vermischet ist /
außfüllen / zu den kleinen Zweiglein pflegen etliche drey qwer - Finger hoh
Aschen zu schütten. Die Bäume wollen auch nicht nahe zusammen / noch nahe zu
andern bäumen gesetzet werden / denn sie hinderen einander mit ihrem schatten.
Fast wundersamb ist / daß obwol dieser Baum langsamb außschläget / gleichwohl
aber gar schnell wachset / und off??? mals in einer nacht seine blätter
gleichsam mit einem gerausch herfür stosset / und des andern tags schön
bekleidet da stehet / worauff seine Früchte folgen / und bald zeitigen.
Ein sonderliche Art der Maulbeeren wachset in dem Königreich Norwegen / darauß
ein kostliches / geistreiches wasser und Latwerg / als ein bewärtes mittel wider
den Scharbock zubereitet wird. Der Baum lasset sich an kein ander ort versetzen
/ daher / als man ihne in dem königlichen Dähnischen Lustgarten zu Coppenhagen
öffters hat auffbringen wollen / ist er allezeit verdorret / wie solches Simon
Pauli in Quadripart. Botan. class. III. p. m. 404. berichtet.
Eigenschafft.
Die blätter und rinde haben viel wässerige mit schleimichtem / flüchtig
saurlichtem saltze vermischte theile bey sich / davon sie die Eigenschafft haben
zu stopffen / zu linderen und zusammenzuziehen. Die Frucht aber so sie reiff /
ist mit vielem wasserichtem safft begabet / welcher zugleich viel sau???licht
subtile Saltz-theile / und dadurch die Tugend hat allen zähen Schleim in dem
halß und desselben trüsen sonderlich zu zerbeissen / beneben zu kühlen / und den
Entzündungen des Halses zu steuren.
Gebrauch.
Die Maulbeer erforderen ein guten starcken Magen / als denn sind sie gesund. Die
Alten pflegten sie im Sommer morgens früh vor auffgang der Sonnen abzubrechen /
und zu abkühlung bey dem end des Immismahls zugebrauchen: den rechten gebrauch
der Maulbeeren aber hat ein unbekannter Poet also angedeutet:
Wer will mit gutem nutz der Maulbeern frucht geniessen /
Laß sich die rechte Weiß zu lehrnen nicht verdriessen:
Die Frucht nicht allzu reiff ist dienlich auff die letzt /
Am besten aber reiff vorm essen sie ergetzt.
Der Maulbeersafft wird in den Apothecken gewohnlich auff diese weiß bereitet /
und von ihnen Diamoron genennet. Nim̅ Maulbeer - safft 12. loth /
Brombeer - safft / und schönen geläuterten und verschaumten Honig / jed. 24.
loth / süssen gesottenen wein 6. loth / laß die Säffte mit den Honig und
gesottenen wein auff einem gelinden Kohlfewer gemählich zur dicke eines syrups
siede̅.
(Gebresten. Fäulnuß / Erhitzigung und bräune des Halses
un̅ munds / nidergeschossen Blad oder Zäpflein.)
Dieser safft wird gemeiniglich unter die Gurgel-wasser vermischet / ist ein
kräfftige Artzney für alle gebresten / fäulnuß / erhitzigung und Bräune des
Halses und munds / ziehet auch widerumb auff das nidergeschossene blat oder
Zäpflein / und wehret den zufallenden flüsssen: Man nim̅t zu
dieses saffts 2. loth / Braunellen-wasser 6. loth / macht es laulicht / und thut
den Rachen mit außspühlen.
(Zäher schleim un̅ koder umb die Brust /
innerliche Geschwär / hitziger husten / versehrter un̅
verschwollner Halß / verwundte kälen / dunckele Augë / ???blasenste in bey
jungen Kinderen.) Von den Maulbeeren / die nicht gar zeitig sind /
wird ein wasser gebrannt / welches allen zähen schleim und koder umb die brust
erweichet / innerliche Geschwär vertreibet / und den hitzigen Husten heilet. Ist
ein gut Halß-wasser zu dem bösen versehrten und verschwollenen Halß und
verwund???er Kälen / macht klare augen / so man bißweilen warm darein trieffet
Castor Durantes schreibt / so man dieses wassers 4. loth den jungen Kindern /
die mit dem Blasen-stein gequälet sind / zu trincken gebe / bekomme es ihnen gar
wohl.
Wenn man zu dem auß Maulbeeren außgetruckten und geläuterten safft Zucker
vermischt / und auff gelinder gluth kochet / so gibt es einen saurlichten syrup
ab / welcher nicht nur in Julepen zu ablöschung der innerlichen hitzen dienlich
/ sondern auch die (Durchfäule.) Durchfäule oder
Blätterlein der Jungen und des Munds durch seine schärffe auffbeisset und
heilet.
Die Blätter und Rinden in wasser oder halb theil eßig gesotten / und das tranck
in dem Mund gehalten / stillet den Zahn-schmertzen.
|| [111]
CAPUT LIV.
Alaternenbaum. Alaternus.
Namen.
ALaternenbaum wird genennet auff Lateinisch / Alaternus major & minor,
Park. Spina Bourgi Monspeliensium, & Alaternus, J. B. Philyrea elatior
& humilior, C. B. Frantzösisch / Dalader, Sauguin blanc. English /
Fruitles Pribet.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden dises Baums zwey geschlechte von Carolo Clusio sonderlich beschrieben.
(Erstes Geschlecht.) Das erstere Geschlecht /
so von Casp. Bauhino Philyrea elatior & humilior genennet ist / hat
zweyerley Arten / deren eine zu einem Baum auffschiesset / lange / biegsame /
nicht gar dicke / mit einer äusserlich weiß grünlichten / innerlich gelben
rinden umbgebene äste hat. Seine ohne ordnung an den ästen hangende be blätter
sind etwas grösser / als der Stecheychen / sonsten dick / an dem umbkreiß ein
wenig zerkerfft / schwartzgün / eines unlieblichen bitter-scharfflichten
geschmacks. Neben dem ursprung jeder blätteren wachsen die grünbleichen / den
Oelbaum-blumen bey nahem gleiche Blümlein trauben weiß auß langen stiehlein in
dem Frühling / ja zuweilen in dem Winter herfür. Die andere Art aber solches
Baums ist durchauß kleiner / außgenommen / daß sie grössere Blümlein hat / denen
die traubenweiß beysam̅en hangende kleine Beere folgen / die
erstlich grün / hernach röthlicht / endlich auch etwas schwartz werden / und
drey Kernen oder Samen in sich haben.
Dieses erstere Geschlecht deß Alaternenbaums ist von Clusio umd Lisabona in
Portugal und anderen orten / von / Joh. Rajo aber in Italien bey dem Mari Infero
sonderlich / wie auch umb Montpelier herumb auff felsichten Hügeln gesehen
worden. Sonsten aber wird es in grosser Herren Gärten gepflantzet / weilen es
stäts grünet / die kälte des leidenlichen Winters erdauret / und sich wie der
Bux hauen laßt: es wachßet entweder von dem Stam̅ / oder denen in
die erden gesteckten schößlein auff. In dem Königlichen Garten zu Pariß / wie
auch in dem Garten zu Leiden / ist dieß Gewächß auch gepflantzet worden. In der
Artzney wird es nicht gebraucht / die Färber aber kochen auß den gelben stücken
deß Holtzes eine schwartzblaue Farbe.
(Anderes Geschlecht.) Das andere Geschlecht ist
der Alaternenbaum mit breiten blättern / Alaternus latifolia Celastrus dicta
Herm. H???. Celast. Theophr. Park C. B. Er wachßet über Man̅s höhe
/ hat einen steiffen harien Stammen / so da in viel äste außgebreitet / welche
da sie jung sind / mit einer grünen / da sie aber alt werden / mit einer
dunckelbraunen Rinden / beneben aber mit häuffigen gegen einander stehenden und
stäts grünenden Blättern begabet / welche eher nicht abfallen / biß wider
frische herfür gewachsen; sind sonsten an grösse deß ersteren Geschlechtes
Blättern gleich / aber in dem übrigen nicht zerkerfft. An dem aussersten theil
der jungen ästlein / wachsen zwischen den blättern von langen stielein kleine
vier oder fünff blättige gelbgrüne wohlriechende Blümlein traubenweiß herfür /
welche sich gar spät auffthun / endlich aber in Beere oder Früchten sich
verwandlen / den Myrtenbeeren an der grösse gleich / welche nach und nach ein
schöne Corallen-fard dekom̅en / haben nur einen ablangen / etwas
dreyeckichten Kernen. Dieser Baum ist in dem Garten zu Leiden in Holland vor
diesem gepflantzet worden.
CAPUT LV.
Holderbaum. Sambucus.
|| [112]
Namen.
HOlder / Hollunder / oder Holderbaum / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Sambucus, Sambucus domestica
Italiänisch / Sambuco. Frantzösisch / Sureau, Suseau. Spanisch / Sacuo, Sambuco,
Sambugo. Englisch / Eldertree. Dänisch / Hyld / Hyldetree. Niderländisch / Vlier
/ Vlierboom.
Gestalt.
Der Holder hat daher seinen namen bekommen / daß seine zweig inwendig hol und
voller marck sind. Der gemeine Holder wächßt auff in der grösse eines Baums /
auß einem holtzichten / aber leicht zerbrüchlichen Stam̅en / mit
gantz runden / äschenfarben ästen / die sind inwendig hol / und mit marck
außgefüllt / haben wenig holtz / aber eine dreyfache Rinde / deren äusserste in
den jungen schossen grünlicht / in den alten aber äschgraw; die mittlere
hingegen / Cortex Medianus, ist gantz grün / und fibroß. Die innerste / so das
holtz berühret ist gelblicht und safftig. Die Blätter an den ästen sind gleichs
weiß gesetzt / gemeiniglich fünff / etwan siben oder acht beyeinander / dem
Nußlaub etlicher massen gleich / doch kleiner ablang und zerkerbt / darzu eines
starcken geruchs und bitterlichten widerwertigen geschmacks. An dem äusserlichen
theil der ästen bringt es ein runde dolde / die tragt vor St. Johannes Tag
weisse / fünffblättige / nicht unlieblich riechende büschelein / weiß beysam̅en hangende Blumen / auff deren abfall in dem Augstmonat kleine
Beere folgen / welche erstlich grün / hernach so sie reiffen / purpur-schwartz /
sind / und einen auff gleiche weise färbenden / dem geschmack nach weinsauren
unlieblichen Safft geben. Der Holder wachßt gern in den Hägen / an schattichten
rauchen orten / und neben den wasseren.
Es gibt auch sonsten eine art dieses Holders / welcher weisse Beerlin tragt /
Sambucus acinis albis, J. B. und wider umb eine andere / die da vielfaltig
eingeschnittene Blätter hat / Sambucus folio laciniato. C. B.
Eigenschafft.
Die Blüthe hat etwas flüchtige / geistreiche / mit wenig schwefelichten
vergesellschaftete Saltztheile in sich / davon sie die Eigenschafft hat
innerlich zwar den Schweiß und Harn zu treiben / das schleimichte zu erdünneren
/ äusserlich aber zu zertheilen / und den Schmertzen zu stillen. In den Beeren
findet sich ein gleichmässiger schweißtreibender Safft / welcher auß denselben
von den Bauren pfleget außgepreßt / gesichtet / zur dicke gekochet / und under
dem nam̅en deß Holdermuß verkauffet zu werden. In denen gantz
frisch herfürkommenden ersten schößlein stecket ein mit scharffem etzenden saltz
begabter Safft / dadurch sie die Eigenschafft haben über und under sich zu
purgieren / und öffters mit grossem gewalt. Starcke Arbeitsleuth mögen wol auff
ein dotzet oder mehr dergleichen Schößlein under einem Salat zu ihrer purgation
essen. Die mittlere und innere Rinde / hat gleiche / jedoch nicht so harte
würckung innerlich / ausserlich aber zertheilet sie gewaltig. Die Blätter und
Stengel haben annoch geringere krafft.
Gebrauch.
Dioscorides schreibt / der Holder und Attich haben beyde eine Krafft / damit sie
trucknen / das Wasser durch den Stulgang treiben / seyen jedoch dem Magen
schädlich.
Der jungen Holder-zweig ein oder schößlein ein halb dotzet allein / oder mit
Spinat / in Wasser ein wenig gekocht / und wie ein Salat (Gallen / Schleim / un̅ wasser.)
geessen / treiben fort die Gallen / Schleim und Wasser / über und under sich.
Der Holder-essig bekomt dem Magen wol / machet lust zum essen / und zertheilt den
dicken zähen Schleim.
Es wachßen auch Schwämlein an dem (Hals-geschwär / böse
Augen / Wassersucht.) Holder / (welche man Lateinisch Fungus sambuci
vel Auricula Judae, und Teutsch Holder-schwämlein nennet) so man sie in Essig
und halb Wasser legt / lauffen sie darinnen auff / sind gut zu den
Halß-geschwären / damit offt warm gegurgelet. Diese Schwämlein in Fenchel- und
Wegerich-Wasser eingeweicht / und solch Wasser alsdann warm mit tüchlein über
die Augen offt geschlagen / benimmet denselben die Röthe / Hitz / Schmertzen /
und Entzündung. Man pflegt auch Holderschwämlein in der Milch zu sieden / und
den Kinderen davon päpplein zu kochen / soll sie wol trühen vnd zunehmen machen.
Etliche geben sie gepülvert für die Wassersucht ein.
Die grünen Blätter des Holders zerstossen / (Wurm am
Finger.) und über den Wurm am Finger gelegt / soll ihne bald heilen.
Holderblüth-wasser Morgens und Abends fünff- oder sechs loth davon getruncken /
(geschwulst / Wassersucht / Verstopffung der Leber
/ Miltz und Nieren.) erweichet die Brust / ist gut für die Geschwulst
/ Wassersucht / eröffnet die Verstopffung der Leber / Miltzes und Nieren /
treibet auch den Schweiß in Fieberen.
Das Holdermuß oder Holderseltz / wird nutzlich gebraucht für alles Gifft /
Geschwulst (Gifft / Geschwulst / Wassersucht.)
und die Wassersucht / denn es durch den Schweiß die schädlichen Feuchtigkeiten
außtreibet / so man einer halben Nuß groß darvon nimmet / daher es in
Teutschland an unterschiedlichen orten also gebraucht wird / ehe man in das Bad
gehet / den Schweiß desto besser zu befürderen.
Wenn man reiffe Holderbeere in einem steinernen mörsel zusammen stosset / hernach
kugeln darauß machet / in der grösse der Taubeneyern / solche ein wenig in dem
Bachofen trucknet / hernach den zehenden oder zwelfften theil eines Fäßleins
damit anfüllet / und frischen Weinmost darüber giesset / darüber verjähren
lasset; oder aber wenn man ein guten alten weissen Wein darüber eine zeit lang
stehen lasset / se hat man einen köstlichen Holderbeer-wein / welcher bißweilen
getruncken / das Geblüt reiniget / den Schleim und Sand auß den Nieren führet /
vor Wassersucht bewahret / den Athem leicht machet / und das viele Wasser (Verstopfte Leber / auffblähung des Leibs /
Wassersucht.) auß dem Geblüt abführet.
Die Conserva florum sambuci, oder der Holderblüth-zucker / eröffnet die
verstopffte Leber / vertreibt die Auffblähung des [113] Bauchs / und wehret der Wassersucht /
so man darvon nach belieben einer Muscatnuß groß einnimmet.
D. Johannis Wolffii, weyland Professoris zu Marpurg / bewehrte Artzney für die
rothe (rote Ruhr.) Ruhr. Mit außgepreßtem
Holderbeersafft und Weitzen-mehl / knette man einen rechtschaffenen Teig / auß
diesem Brötlein gemacht / und solche gantz trocken außgebacken / nachgehnds sie
wider gepülvert / und mit vorermeldtem Safft aber geknetten / zu Brot gebacken /
und wie vor hart außgebacken: ein solches zum dritten mal gebackenes Brodt rein
gepülvert / mit gleichviel Mußcatnuß vermengt / und seiner ein quintlein in
einem weichen Ey eingeschlungen / bekommet gar wohl dem Krancken / und stillet
die Ruhr.
Ein sonderliches Amuletum, oder Artzney (fallende
Sucht.) welche man anhencket / wider die fallende Sucht / wird von Johanne
Hartmanno in Praxi chymiatrica cap. 7. also beschrieben. Man nimmet ein
Holderschoß / welches auff einem alten Weidenbaum gewachsen ist / schneidet
solches in kleine scheiblein / deren neune man in ein leinen oder seiden
säcklein bindet / hencket es an den hals / so weit hinunder / daß es des
Krancken Magen berühre / und laßt es so lang hangen / biß es von sich selber
bricht / oder hinunder fallet: alßdenn solle man das abgefallene säcklein mit
der Hand nicht anrühren / sondern mit einer Zangen fassen / und in ein abgelegen
ort verscharren / damit nicht andere darvon angesteckt werden. Vorgemeldter Herr
befihlet auch / so lang die Krancken dieses säcklein an dem hals tragen / daß
sie durch die außgehölten rohr dieser Holderschossen ihr Tranck zu sich nehmen /
und sich vor allen starcken Gemüths-bewegungen hüten sollen.
Von dieser sonderlichen Artzney berichtet der Königliche Dänische Leib-Medicus
und Professor zu Coppenhagen / Thomas Bartholinus centur: 4. Histor. rarior.
anatomic. 69. wie durch solches mittel viel von der fallenden Sucht seyen
erlöset worden. D. Ahasverus Painck, Statt-artzt zu Coppenhagen / hat ihme
angezeigt / daß er denjenigen / welche (Gichter.)
von den Gichtern angegriffen waren / dieses mittel auff vorgemeldte weiß
gebrauchet / darauff alßbald die Gichter nachgelassen.
Holderblust mit ein wenig Saffran rein zerhackt / in milch gekocht / und wie ein
Cataplasma, (entzündete Gelencke in der
gläichsucht) oder dick Pflaster über die entzündeten Gelencke in der
Gläichsucht warm übergeschlagen / zertheilet / und stillet den Schmertzen. Wenn
man diß Blust mit Camffer in wasser kochet / zuletst ein wenig Branntenwein
darunder mischet / leinene tücher darinnen tuncket / und über die mit (Uberröthe / Rose / Erysipelas.) der Rose / oder
Uberröthe angefochtene Glieder offt schlaget / mag es solche zertheilen / und
den fewrigen brennenden Schmertzen stillen. Welche forchtsame Weiblein aber die
äusserliche benässung des Gliedes ohne ursach scheuhen / denen kan man folgendes
(Pulver zur Uberröthe.) Pulver angeben: Nehmt
gedörrtes und zu pulver gestossenes Holderblust / geschabene weisse Kreiden jed.
2. loth / Myrrhen und Weyrauch jed. 1. loth. Zerstosset alles zu reinem pulver
under einander / thut nach belieben ein halb loth Bley-zucker darzu. Solches
pulver kan man auff blau papier strewen / und solches also trucken auff das
glied schlagen / auch bißweilen erfrischen. Das von Holderblust gesottene wasser
getruncken / treibet auch den Schweiß / vertheilet (geronnen Blut.) das geronnene Blut / und zertheilet die Rose. Besser
aber siedet man dieses Blust in milch-schotten / und gibt solche alle morgen
auch denen zu trincken / welche mit dem (Scharbock) Scharbock behafftet / denn sie nicht nur durch den Schweiß /
sondern auch miltiglich durch den Stulgang reiniget. Wenn aber die säugenden
weiber diß gedörrte Blust (verlohrene Milch der
säugenden.) in Kühmilch-schotten sieden / tücher darinnen nässen / und
warm über die Brüste schlagen / so vermehret es ihnen die milch. Diejenigen
welche mit Haupt-schmertzen / und (Hauptschmertzen.
Wachen.) übermäßiger Wachtbarkeit geplaget sind / lassen sich mit
grossem nutzen dieses Blust umb den kopff legen / denn es vertheilen /
Schmertzen linderen / und einen gelinden Schlaff erwecken kan.
Der auß der mittleren Rinde des Holders frisch außgepreßte Stafft auff 2. biß 3.
loth morgens nüchtern mit ein wenig Schlehenblust- und Zimmet-wasser eingenommen
/ (wassersucht.) führet den versessenen Schleim
und wasser / in den wassersüchtigen durch den Stulgang / bißweilen auch durch
das erbrechen auß. Man pflegt auch diese Rinden nur in frisch Brunnwasser oder
milch-schotten zu sieden / und solchen Krancken ordinari zu trincken geben / zu
außführung der wassern durch den Harn und Stulgang.
Frische Ephew-blätter mit der mittleren Rinden von Holder zerhacket / in butter
gekochet / (Brand.) und den butter durch ein
tuch getruckt / gibt die köstlichste brand-salbe ad / die offt über das
gebrannte Glied geschmieret / die hitze gleich löschet / und bald heilet. Andere
zerlassen ein wenig Camffer in dem auß den Rinden frisch außgepreßten und
filtrierten Safft / oder in desselben destilliertem Wasser / ziehen hernach den
schleim damit auß den Quitten-kernen auß / und gebrauchen solchen zertheilenden
/ hitz-löschenden schleim äusserlich mit grossem nutzen zu dem Brand.
Das Marck auß den dünnen ästlein genommen / zerschnitten / und eines halben (Sand Schleim der nieren / Lendëweh.) uintleins
schwär bißweilen eingegeben / ist ein herrliches mittel / den in den Nieren
versessenen sandichten schleim außzutreiben / den Harn zu beförderen / das
Lendenwehe zu heilen.
(Fieber. Destillierte Holdergeist.) Der auß dem
fermentierten oder gejohrenen Blust destillierte geist ist sehr kräfftig den
Schweiß in den Fiebern / und hitzigen Kranckheiten außzutreiben; löffel-weiß mit
destillierten Wasseren eingenommen.
Wenn man über das Holdermuß einen (Tinetur oder Essentz
auß Holdermuß.) guten Branntenwein / oder besser den Holdergeist / in
einem Kolben- oder langen destillierglaß giesset / daß er 4. Finger breit
darüber außgehet / das glaß wohl vermachet / in das Balneum Mariae, oder warm
sand / oder warme aschen 5. oder 6. tag lang setzet / täglich ein wenig
umbrüttelt / und nach verfliessung solcher zeit alle auß dem glaß genommene [114] matery / durch fließ- oder
lösch-papier sichtet / so wird man ein röthlichte Essentz oder Tinetur haben /
welche auff I. quintl. schwer / mit destillierten wasseren / und einem gelind
kühlenden Violen- oder Hymbeer-syrup eingenommen / den schweiß in gelinden
Fieberen / Rose / sc. mit trefflicher würckung treibet / sonsten aber auch die
Nieren reiniget / und das überflüßige wasser auß dem Geblüt abführet. Will man
ein Extract haben / so ziehe man durch die Destillation in dem Balneo arenae von
dieser Tinctur so viel Geist ab / biß das übrige in der dicke des honigs sey /
so wird man ein Schweiß- und Harn-treibendes-Extract haben.
(Essentz auß den Holderbeeren. Tinctura granorum
Actes.) Eine andere gantz kräfftige Essentz macht man auch auß den Beeren
auff folgende weise. Zerstoßt ein guten theil der gedörrten schwartzen Beeren /
gießt Branntenwein / oder Holderblust-geist darüber / laßts ein tag oder acht in
warmem sand stehen / sichtet hernach die rothe Tinctur / welche man Essentiam
Baccarum Sambuci, oder Tincturam Granorum Actes nennet / durch fließ-papier /
und behalt sie in wohl vermachtem glaß auff. Diese Tinctur ist sonderlich
gerühmt in den (Mutterwehe.) Mutter-blähungen /
Mutter-gichteren / biß auff ein löffel-voll oder zwey davon auff einmahl
genommen. Wenn man von dieser Tinctur / die man sonsten auch mit den
Mutter-wasseren vermischen kan / ein guten theil des geistes abziehet / so hat
man das (Extractum Granorum Actes.) Extractum
Granorum Actes, auß welchem man mit dem Pulver auß Myrrhen / Bibergeil und
Agstein Mutter-pillen machen / und solche zu Reinigung der verschleimten / und
Oeffnung der versteckten Mutter auff 12. biß 20. gran schwer öffters eingeben
kan; sonderlich auch zu verhütung der Mutter-auffstossungen.
(Del auß den Körnlein der Holderbeer / macht
erbrechen.) Das auß den getruckneten steinichten Körnlein der
Hollunder-beeren außgepreßte / hernach / wenn es etwas zeit gestanden / und sich
geläuteret durchgesigte öl auff 30. biß 40. gr. schwer in Brühen frühe nüchteren
eingenommen / reiniget den Magen / und treibt den Schleim und Gallen durch das
erbrechen auß.
Waldholder. Sambucus montana.
Namen.
Das andere Geschlecht des Holders heisset auff Teutsch / Waldholder. Auff Latein
/ Sambucus montana, Sambucus racemosa rubra, C. B. Park. racemosa, acinis
rubris, J. B.
Gestalt.
Der Waldholder oder wilde Hollunder wird in den dunckeln Wälden der Alp-gebürgen
in Lotthringen / Burgund / Schweitz / Kernten und Teutschland gefunden / ist dem
gemeinen Holder allerdings gleich / allein daß er die blumen nicht in einer
Dolden bringet / wie der Holder / sondern zusam̅en gedrungen / wie
an den Weinräben / sie kommen auch früh im Jahr / nemlich im Aprillen herfür /
von farben bleich-gelb / ein jedes als ein kleines Sternlein / darauß, werden in
dem Augstmonat rothe Träublein / eines unlustigen geschmacks.
Waldholder. Sambucus montana.
Dieser Waldholder hat gleiche Natur mit der gemeinen Nachtschatten / soll
deßhalben in Leib nicht gebraucht werden.
Schwelckenbaum oder Schneeballen.
Sambucus rosea vel aquatica.
Namen.
Der Schwelcken- oder Schneeballenbaum / heisset Lateinisch / Sambucus aquatica
sive Palustris, Park aquatica, J. B. aquatica flore tum simplici, tum globoso
pleno, C. B. Sambucus rosea & aquatilis sive palustris, Ger. Englisch /
Water Elder / und The Gelderland Rose.
Geschlecht und Gestalt.
Der Schwelcken-baum ist auch ein Ge [115] schlecht des Hollunders / wachst mit breiten Blättern / wie der Ahorn
an wässerigen Orten. Man findet ihne zweyerley / das Männlein bringt ein schöne
/ runde / kugliche Blüht / mit vielen schnee-weissen Blümlein zusammen gesetzet
/ welche man Schneeballen nennet / solche fallen ab ohne Frucht. Das Weiblein
blühet auch weiß / wie der Holder / aber die äussersten blümlein sind wie ein
krantz herumb / etlich vielmal grösser denn die inneren / bringen aber keine
beere / sonderen die kleineren / welche inwendig wachsen / tragen rothe beere /
in welchen ein breit körnlein liget / wie ein Hertzlein gestaltet / an farben
auch roth / so man sie isset / machen sie einen Unwillen und Erbrechen. Dieses
wachst in meisten Ländern Europae für sich selbsten. Das Männlein aber wird fast
allein in den Gärten geziehlet / und tragt bald weisse / bald purpur- oder
leib-farbe blumen.
Indianischer Holder. Sambucus Indica.
Den Indianischen Holder / beschreibet Jacobus Bontius lib. VI. Histor. natur.
& medic. cap. 17. also. Dieser Holder kombt an seiner gestalt mit dem
unserigen nicht über ein / denn die blätter sind im umbkreiß nicht zerkerfft /
sondern eben: under den blumen ist zwar kein grosser underscheid / noch an den
beeren / allein sind diese grösser und weniger: am geruch und würckung kan man
erkennen / daß es Holder seye / gleich wie auch die äste / so ein weisses Marck
in sich halten / sich mit demselbigen vergleichen.
Attich. Ebulus.
Namen.
ATtich oder Nider-holder heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Ebulus, Sambucus humilis, parva Sambucus.
Italiänisch / Ebulo. Frantzösisch / Hieble. Spanisch / Yezgo. Englisch /
Danewort /
Attich. Ebulus.
Dwart-Elder / Wall-wort. Niderländisch / Hadickboom / Adick.
Gestalt.
Der Attich ist dem Holder an gestalt und geruch fast gleich / doch kleiner / hat
ein weisse / kriechende wurtzel / eines fingers dick / auß welcher runde stengel
wachsen / fast eines Manns hoh / und voll marcks / zu beyden seiten mit grossen
schwartz-grünen blätteren besetzt / wie die Holder-blätter / deren etwan 5. oder
7. an einem stiel gegen einander stehen / eines übeln starcken geruchs. Oben am
stengel überkombt er wie an dem Holder seine weisse gekrönte blümlein / mit
wenig purpur-farb vermischt / die viel lieblicher als die Holder-blüht riechen /
auß welchen in dem Augst- und Herbst-monat runde schwartze beerlein werden. Er
ist an etlichen orten gar gemein / und blühet im Brachmonat / wachset viel an
gemeinen Wegen.
Es haben die alten Heyden Abgötterey mit den Attich-körnern getrieben / und ihre
Götzen damit gemahlet / auff daß sie desto gnädiger seyen. Nach dem Attich ist
die rothe farb Minium auffkommen / welche sie auff gleiche weiß gebrauchet /
daher Virgilius spricht:
Pan Deus Arcadiae venit, quem vidimus ipsi Sanguineis ebuli baccis minio???ue
rubentem.
Eigenschafft.
Der Attich hat durchauß gleiche Eigenschafft mit dem Holder / ja seine wurtzel
und beere haben noch schärffere / wasser außführende theil in sich; daher auch
die Alten ihme die krafft zugeschrieben im anderen Grad zu wärmen und zu
trucknen.
Gebrauch.
(Wassersucht.) Der Attich wird wie der Holder
nutzlich zur Wassersucht gebraucht.
|| [116]
Die jungen Dolden im Frühling in weisem wein gesotten / und wie ein Salat geessen
/ erweichen den bauch zum stulgang.
(Starcke monatliche reinigung der weiber.) Die
rothe Attich-wurtzel / aber nicht die rinden / in dem Frühling gesamblet / und
zu pulver gestossen / ist gut wider die starcke monatliche Reinigung der weiber
/ man gibet davon ein halb quintlein in rothem wein ein.
Der Samen deß Attichs gepülvert / und (Wassersucht.) eines halben quintleins schwer / mit weissem wein / alle
morgen eingeben / ist sehr gut wider die Wassersucht: gleiche würckung hat der
Wein / darinnen die innere rinden eingeweichet ist / täglich davon getruncken.
Das destillierte Attich-blüht-wasser / und die Attich-latwerg- oder Muß / hat
gleiche würckung / wie das Holderblüht-wasser und Holder-muß / und werden auff
gleiche weise (Wassersucht.) zubereitet: man
gibt den wassersüchtigen offt ein biß zwey messer-spitz-voll von dem Muß zu
essen; erweicht und treibet nach und nach.
Welcher ein mehrers von dem Holder begehret zu wissen / der lese des
Hochgelehrten Herren Danielis Beckeri nutzliche kleine Hauß-Apotheck / in
welcher neben dem Wachholder / der Holder gar weitläusfig und sehr nutzlich
beschrieben wird.
CAPUT LVI.
Grosser Mäußdorn. Ruscus major.
Namen.
MAeußdorn heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Ruscus, Myrtus sylvestris, Myrtus acuta, Bruscus,
Ruscum, Oxymyrsine, Myrtacanta, Spina murina. Italiänisch / Rusco, Pongi topi,
Mirto salvatico. Frantzösisch / Brusc, Ruse, Myrte sauvage, Bouys poignant.
Spanisch / Gilbardera, Jusbarda, Brusco. Englisch / Butchersbroome / Knehollyn.
Dänisch / Mußdorn. Niderländisch / Stekende palm / Muyßdoren.
Gestalt.
Mäußdorn ist ein kleines Bäumlein / elen hoh oder höher / und grünet stets / hat
viel schößlein und blätter wie die Heydelbeer-stauden / außgenommen daß sie
steiffer / grüner / und oben an der Spitzen stachlicht sind / fast anzusehen /
wie ein klein Spieß-eisen / hangen ohne stiel an den ästlein / haben einen
bitteren kräfftig zusammenziehenden geschmack. In mitte dieser blätteren kom̅t
Kleiner Mäußdorn. Ruscus minor.
ein gantz kleines blümlein hervor / welches an einem kurtzen subtilen stielein
hanget / und da es sich von einander thut / auß drey breitlichten blättlein
bestehet. Auß diesen wachsen nach und nach schöne rothe Corallen-beer / grösser
als Sparglen / eines süßlichten geschmacks / einen doppelten / harten / grossen
/ und einseits erhabenen / anderseits flachen kernen in sich verwahrende / der
aber doch leichtlich in zwey theil mag gespalten werden. Die wurtzel ist
knollicht / spreitet sich mit ihren Zaseln auff der Erden weit umb / wie graß /
darauß schleichen Dolden / wie an den Sparglen. Ferners / so gehen auß der
wurtzel viel runde / ästige und streiffichte stengel / lassen sich nicht leicht
brechen / haben inwendig weiß marck. Dieses Gewächs findet man in Italien sehr
viel an rauchen orten / neben den Strassen. In Teutschland ist es seltzam / und
ob es wohl in Garten-kacheln gepflantzet wird / bringt es doch selten Samen.
Eigenschafft.
Der Mäußdorn hat in seiner Wurtzel / [117] Blätteren und Beeren / neben seinen vielen irdischen / dennoch auch einen
guten theil saltzichter / halb flüchtiger / mit etwas ölichten vermischte
Cörperlein / dadurch sonderlich die wurtzel eine krafft hat zueröffnen / und die
Fibren an den kleinen äderlein dergestalten zustärcken / daß sie / was in ihnen
versteckt ist / wohl forttrucken / hiemit auch von verstopffungen befreyet
werden mag / sonderlich weilen sie zugleich auch den zähen schleim angreiffen /
erdünneren und flüßiger machen kan. Sie wird also auch bißher under der zahl der
fünff eröffnenden wurtzeln gerechnet / welche wärmen und trucknen.
Gebrauch.
Zu Venedig und anderstwo in Italien macht man auß dieser Staud die Kehrbäsen. Man
hengt sie auch zum fleisch / denn die Mäuß und Ratten werden durch ihre
stachlichte blätter abgehalten und vertrieben / daher sie auch den Teutschen
Namen bekom̅en.
(Verstopfte Nieren / Blasen / Stein / verstandener Harn
/ monatliche reinigung der weiber / Sand / Wassersucht.) Die Wurtzel
in Wein gesotten / und davon getruncken / öffnet die verstopffung der Nieren und
Blasen / treibet den Schleim / Sand und Stein auß / befürderet den verstandenen
Harn und monatliche Reinigung der Weiber / und dienet wider die Gelbsucht.
Fridericus Hoffmannus in Clave pharmaceutica Schrœderiana p. m. 536. berichtet /
so man dieses Tranck ein gantzen Monat gebrauche / bekom̅ es in
der Wassersucht gar wohl; wie denn bereits underschiedliche Medici mit dem
Tranck von dieser Wurtzel etliche Wassersüchtigen vollkommen geheilet / bey
welchen die Wasser durch dieß mittel häuffig durch die Blasen / ja auch durch
die Mutter selbsten fortgeloffen.
CAPUT LVII.
Mandelbaum. Amygdalus.
Namen.
MAndelbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Amygdalus. Italiänisch / Amandolo, Mandolo. Frantzösisch /
Amandier. Spanisch / Almendro. Englisch / Almoudtree / Dänisch / Mandeltroe.
Niderländisch / Amandelboom.
Die Frucht / oder der Mandelkern heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Amygdala, Amygdalum. Zu den zeiten Catonis,
hat man sie Nuces Graecas, Griechische Nüsse genennet. ???aliänisch / Amandola,
Mandola, Mandoria. Frantzösisch / Amande. Spanisch / Almendra. Englisch /
Almond. Dänisch / Mandel. Niderländisch / Amandel.
Gestalt.
Der gemeine Mandelbaum Amygdalus dulcis & amara, I. B. ist nach der
Beschreibung Herren Dümlers / ein Baum zimlicher länge / welcher einen dicken
Stam̅ treibet: desselben rinde ist rauch und schrundicht. Er
hat wenig Wurtzlen / und bißweilen nur ein eintzige / daher kombts / daß manche
Mandelbäume / wenn sie nicht bey andern Bäumen stehen / und derselben Schirm
haben / zu boden geworffen werden. Seine blühte ist fünffblättig / schön /
purpurfarb und weißlicht / ereignet sich zeitlich / und kombt für den blättern.
Die blätter sind dem Pfersinglaub ähnlich / langlicht / schmal / oben zugespitzt
/ und am umbschweiff zerkerfft. Die Frucht / so man Mandelkern heisset / ist
gebildet wie ein Hertz / hat anfangs von aussen her eine grüne Schalen / welche
wenn sie sich auffthut / ist es ein zeichen der zeitigung; alßdenn wird eine
Schale gesehen / welche an etlichen weich / an etlichen hart ist: darinnen
steckt der Kern in einem rothen / gleichsam mit sandichtem pulver gesprengten
häutlein verschlossen. Die Kernen sind zweyerley / süß und bitter: die süssen
sind bald grösser / bald kleiner / bald mittelmässig.
Die stell oder ort des Mandelbaums soll sonnicht seyn / daher kommen sie in
warmen Ländern / als in Apulien / Sicilien / Egypten / Candien / Italien / und
im Delphinat Franckreichs / besser fort / als in kälteren Länderen / in denen
sie zwar grünen / aber wenig oder keine Früchten bringen. Der grund darff auch
nicht überauß köstlich seyn / weil derselbe dem Mandelbaum übrige Feuchtigkeit
gibet / und auch die Frucht hindert / er nimbt mit einem frischen Sandböden
vorlieb.
Von den Kernen werden die Mandelbäume geziehlet / welche von guter Art / und auß
einem mit wärme temperierten Land und Lufft sind. Ehe man die Kernen stecket /
können dieselben 24. Stund in Mistwasser gelegt / und denn anderthalb schuh
tieff / in die Erden / entweder in dem Wintermonat oder Hornung gestossen
werden. Sie können auch durch das peltzen verbessert / in sich selbsten under
die Rinden oder in den spalt geimpffet werden: sonsten setzet man sie auch auff
Pfersing- und Pflaumen-stäm̅er. Die hiezu gehörigen Reiser müssen
zeitlich / ehe [118] sie äuglein gewinnen und
grünen / gebrochen und von der mitte oder Gipffel des Baums genommen werden. In
kalten orten / wo man sich befahret / daß die blühte durch die reiffen verderbet
/ und die Früchte gehindert werden möchte / da grabet man umb den Baum zu den
wurtzeln / leget dahin kleine kiselsteine / schüttet sand dar zu und begießt sie
mit warmem wasser. So bald man aber sihet / daß die blühte herfür wil / müssen
beydes sand und steine hinweg gethan / und die Grube mit dem außwurff wider
zugemacht werden / weil sie blühen und Frucht tragen / soll man von dem Stam̅ nichts arbeiten. Im Herbst mag zwar das schlechte Erdreich mit
wolgefaultem mist getünget werden / aber im Sommer unberührt bleiben.
In Teutschland werden die Mandlen in dem Speyrischen Bistumb / fürnemlich bey
Landaw / in zimlicher menge gefunden: nach Hieronymi Tragi bericht wachßen zwey-
oder dreyerley art der Mandeln an dem Rheinstrom / insonderheit an der Hart umb
Widesheim / Newstatt / und fürter hinab biß gen Wachenheim.
Die fürnemste West-Indische Mandelbäum sind nachfolgende.
Der Americanische Mandelbaum hat lange und schmale blätter / wie auch ein lange
und zimlich grosse Frucht / darinnen etliche bittere steinlein ligen / so nach
Bisem riechen. Die Kernen geben ein geschmack wie die bittere Mandeln / doch ist
er etwas unlieblich: sie sind der Brust sehr gesund: man zeucht davon ein
ölichten Safft / welcher erweichet / und die würckung der bitteren Mandeln zu
haben scheinet.
Der Mexicanische Mandelbaum hat ein gelben stamm / wie auch gelbe wurtzeln und
blätter / die oben grün / aber unden weißlicht sind. Er tragt fünfffaltige
bleich-leibfarbe Blühte. Seine frucht ist hart / rund / dunckelgelb und
fleckicht / man kan sie für Mandeln gebrauchen / und dienet gebraten sehr wol
zur Confect-taffel.
Die der Peruanischen Mandeln ähnliche Frucht ist schön anzusehen / r und /
gewunden oder gedrehet / und Castanien-braun / inwendig mit einem
mandel-ölichten Kern außgefüllt / der eine schwartzbraune schalen hat / inwendig
weiß und zweyfach ist / oben wie die Mandeln / dar zu wolschmackend wie
Haselnuß-kernen: soll sonsten nirgend durch gantz Anterica / wie Nicolaus
Monardes in Histor. simplic. medicamentor. cap. LX. berichtet / gefunden werden
/ ohne neben dem fluß Marannon. Man isset sie beydes frisch und gedörret /
gebraten oder geröstet aber ist sie besser: wird zum confeckt auffgesetzt / weil
sie den Magen sehr wol außtrucknet und stärcket / so man aber zuviel davon isset
/ verursachet sie schnuppen und tummigkeit des Haupts. Ist bey den Americaneren
und Spanieren in grossem preiß / auch nicht unbillich / sintemahl sie eines
anmütigen geschmacks und guter natur zu seyn scheinet.
Die Mandeln von Cachapoyas beschreibet Continuator Acostae lib. IV. Histor.
Indiae occident. cap. XXVI. also. Alle andere Mandeln sind diesen nicht zu
vergleichen. Es ist unsers wissens keine liebreichere / anmüthigere und
gesundere Frucht in West-Indien / als diese. So bezeuget ein gelehrter Medicus,
daß weder in Spanien / noch in Indien / einige Mandel-frucht mit dieser
zuvergleichen seye / wegen deren trefflichen Tugenden. Sie sind kleiner als die
zu Andes / und etwas grosser als die in Spanien / mürb zu essen / haben viel
safft / sind etwas bitterlicht und süsses geschmacks / und wachsen an sehr hohen
Bäumen / die voller zweige stehen. Gleich wie nun diese Frucht werth ist / als
hat sie auch die natur in häußlein gesetzt / wenn nun diese dürr sind / kan man
sie leichtlieh auffmachen / und die Frucht herausser bringen.
Die Mandlen von Andes sind nach der beschreibung gemelten Cotinuatoris, eine art
wie Cocos, welche das inwendige obst nicht aneinander / sondern an statt
desselbigen eine anzahl kernen haben wie Mandeln / und ligen darinnen wie kernen
in einem Granatapffel. Diese Mandeln sind dreymahl grösser als die Spanische /
und am geschmack etwas harter / feuchter und ölhafftiger. Man braucht sie in
essen zu schleckereyen / Marcipan / so sonst von Mandeln gemacht werdë / und
andern dergleichen dingen. Man nennet sie Mandeln von Andes / weil sie daselbst
über flüssig wachsen. Sie sind so hart / daß man sie schwerlich mit einem
grossen stein auffschlägt / wenn man die Frucht haben wil. Man glaubt nicht / da
ein solcher Baum seiner grösse nach / so viel Mandeln tragen soll.
In dem Alten Testament hat Gott der Herr die Mandeln als eine liebliche Frucht zu
einem herrlichen wunderwerck gebraucht / denn in dem 4. Buch Mosis am 17.
gelesen wird / als Moses auß Göttlichem befelch von den zwölff geschlechten
Israels / zwölff ruthen nemmen / und sie in die Hütten des Stiffts für die
Bundslade legen müssen / habe darauff morgens die ruthe Aarons gegrünet / und
nach auffgehung des blats zeitige Mandeln getragen. Ein rechtes wunderwerck
Gottes! Daß diese dürre ruthen auff einmahl / und in so kurtzer zeit / grüne
blätter / blüth und früchte herfür brachte / damit angedeutet wurde / wie das
Priesterthumb bey Aaron und seinen nachkömlingen verbleiben und fortgepflantzt
werden solte.
Eigenschafft.
Die süssen Mandlen haben nebe̅ ihren irrdischen theile̅ viel ölichten / mit wasseriger heimlich gesaltzener feuchtigkeit temperirten
safft in sich: dadurch sie die eigenschafft haben zu erweichen / die scharffen
feuchtigkeiten zu linderen und zu versüssen / die schmertzen zu stillen. In
ihrer hülsen oder schalen aber haben sie ein rauches saltzichtes ol / welches
einen rauchen halß / und häisere Stim̅e machet / wenn man viel
davon isset. Sonderlich aber geschihet solche würckung von den alten Mandlen /
auß denen die wasserige temperierende feuchtigkeit bereits außgetrucknet. Diese
süssen geschälten Mandlen / wenn sie gantz frisch / ohne runtzlen sind / geben
viel nahrung dem Leib und Geblüt: und da man sie also gantz geniesset / pflegen
sie wegen ihrer irdischen substantz zu stopffen; [119] da hingegen das davon frisch außgepreßte öl den Leib gelind öffnet.
Die Bitteren Mandlen haben ebenmässig viel ölichten / aber mit einem gewissen
scharflicht etzenden saltz vermischten Saffts bey sich / daher sie zwar in dem
menschlichen Leib nicht viel schaden können / sonderen die krafft haben zu
reinigen / zu öffnen / verstopffungen zu lösen / den Harn zu treiben / und die
bläst und wind zu vertheilen. Vielen Thieren aber sind sie ein tödliches Gifft /
wie wir dann An. 1678. und 1679. bey Herren Dr. Jacob Wepfern / dem berühmten
Medico in Schaffhausen / Storchen / Hüner / Tauben und Füchs / denen wir die
verstossenen Mandlen eingegeben / damit gleich getödet haben / welches er mit
mehrerem beschrieben in seinem gelehrten Tractatu de Cicut. Aquatic. pag. 235.
& seqq.
Gebrauch.
(Trunckenheit.) Etliche schreiben / daß die
bittern Mandeln die trunckenheit verhüten sollen. Man muß aber / nach der
erinnerung Herren Nicolai Braunii, nicht zu viel sauffen / sonst werden sie
wenig helffen.
Plutarchus lib. 1. sympos. quaest. VI. berichtet / daß diese Sauffkunst von dem
Artzet des Drusi, welcher ein Sohn deß Käisers Tiberii ware / hergeflossen seye;
diser Artzt pflegte vor der mahlzeit fünff oder sechs bittere Mandeln zu essen /
und also behielt er den sieg über alle Trincker an der Taffel / wenn er aber den
gebrauch der bitteren Mandel underlassen / wurde er alsdenn leichtlich von dem
Wein überwunden. Diese würckung aber sollen sie haben / weilen sie den Wein
gleich wider durch die eröffnete harngänge abführen.
Die bitteren Mandeln werden zerstossen / (Viertägig
Fieber.) und mit einer Imberbrühe vermischet / wider das viertägige
Fieber offt gegeben / sonderlich auch in der frost.
Die Mandelkern stärcken die Brust / Magen (Schwindsucht.
Bauchflüß. verlierung der kräffte̅ in langwirige̅kranckheiten.) / Gedärm / Leber / Nieren und Blasen / wenn sie gantz
frisch und safftig sind.
Die Mandelmüßlein sind dienlich den schwindsüchtigen / und die mit den
Bauchflüssen behafftet / oder in langwirigen kranckheiten von kräfften abkommen
sind.
(Häisere käle / schwindund lungsucht / busten / hitziger
Harn / versehrte Nieren un̅ Blasen / Wehetag des Gedärms /
un̅ der mutter Bauchgrimmen / Stein / verstopffung des
Leibs / Nachwehe der weiber. Grimmen. hitzige Fieber /
Leibsverstopffungen.) Das auß den safftigen süssen Mandlen frisch
außgepreßte öl / hat eine besondere krafft / die rauche häisere käle zu lindern
/ bekom̅t den schwind- und Lungensüchtigen wol / stillet den
Husten und den hitzigen Harn / heilet die versehrten Nieren und Blasen /
benim̅t alle inneren wehtag des Gedärms und der Mutter /
insonderheit aber hat es den ruhm wider das Bauchgrimmen und reissenden Stein /
beweget zugleich den Stulgang / und erweichet alle daselbst steckende harte
materi / miltert die nachwehe der Weiber. Man nimt es auff drey oder vier loth
ein. Aber es soll frisch außgepreßt seyn.
Der Königliche Dänische Leib-Medicus, Simon Pauli schreibt in classe II.
Quadripart. botanic. p. m. 18. So in dem Grimmen / hitzigen Fiebern und anderen
Kranckheiten sich starcke Leibs-verstopffungen anmelden / welche auff den
Gebrauch allerhand anderer Artzneyen nicht weichen / solle man dem Krancken ein
Clystier von achtzehen loth süsses Mandelöls geben / dadurch nicht allein dem
versteckten unflath fortgeholffen / sondern auch der Leib offen behalten (Seite̅stich / Brust geschwär.)
werde. Ferners rahtet er / in dem Seitenstich oder brustgeschwär / den
schmertzhafften ort mit süssem Mandelöl offt warmlicht anzuschmieren. Auch solle
man den neugebornen Kindern alßbald süß Mandelöl eingeben / damit sie von allem
in Mutterleib erhaltenem unrath gereiniget / und a???o von den Gichten behütet
werden.
(Mackaronen zu machen.) Auß den geschälten süssen
Mandelkernen / mit Zucker / weiß Meel / und Eyern wol under einander gestossen
und gerühret / wird ein Teig gemacht / darauß die Mackronen formiert / und in
dem Ofen gebacken werden / gibt sehr anmütige und kräfftige Brötlein ab / welche
man auch den Krancken in ihrem gesottenen wasser / ja offt in Malvasier-wein
erweicht und zu essen gibt.
(Mandelmuß und Turten.) So bereitet man auch auß
den gesiossenen süssen Mandlen ein kräfftig liebliches müßlein / wenn man sie
mit Zucker und Roßwasser ein wenig ob gelinder gl???t kochet: gibt eine speise /
sonderlich denen Krancken / welche mit der Ruhr behafftet sind. So pflegen auch
die Pastetenbecker auß Mandlen / Eyern / Zucker und Teig anmütige Turten zu
backen / welche gesunde und krancke stärcken können.
(schwerlich gehör / sausen der Ohren.) Das bitter
Mandelöl hat ein sonderlich Lob überkommen / wider das schwerliche Gehör und das
sausen der Ohren / so man baumwollen darein tunckt / und in die Ohren thut: doch
solle man es nicht zu offt gebrauchen / damit das tympanum, oder zartes
gehör-häutlein nicht relaxiert, oder allzu luck werde.
(Bauchflüß.) In allen Bauchflüssen wird auß den
Mandelkernen ein dienliche milch also zubereitet. Nim̅ ein halb
loth gebrannt hirschhorn / siede es in einer halb maß frischen brun̅wassers / so lang als man ein hart Ey siedet / siechte das wasser / alßdenn
nim̅ ein vierling frischer Mandelkern / schütte sie in heiß
wasser / laß sie ein kleine weil darinn / biß daß man sie schälen kan / demnach
giesse kalt wasser darunder / damit ihnen die hitz kein kraft entziehe / so sie
geschält / stosse sie gantz klein / fasse sie in ein sauber tuch / daran giesse
ein wenig von diesem gesottenen Hirsch???ornwasser / treibs mit einem Löffel und
hartem trucken umb und durch: alßdenn schütte das übrige gesottene
hirschhorn-wasser auch darzu. Diese milch kan man nach gefallen mit gutem Zucker
und ein wenig Ros-wasser (Mangel der milch bey den
Säugammen.) süß und lieblich machen. So die Müttern oder Säugam̅e wenig milch haben / soll man den Kindern von dieser Mandelmilch
zu trincken geben.
(Allerley Ruhr des Leibs.) Es werden auch die
verzückerten Mandelkern wider allerley Ruhr deß Leibs nach belieben genossen.
Auß den Mandelkern / Roßwasser und Zucker machen die Apothecker ihre Marcipan /
damit die krancken / welchen alle speiß zu wider ist / oder mit einem starcken
(durchlauff.) durchlauff behafftet sind /
kräfftiglich zu stärcken / denn sie geben dem Leib nahrung / sind auch anmütig
am geschmack.
In dem Seiten-stich / wenn man zu Ader [120] (Seitenstich / und Geschwär der Brust.)
gelassen / und ein paar schweiß-treibende Artzneyen eingegeben / ist nichts
bessers / als drey biß vier loth süsses Mandelöl zu einoder mehrmahlen
eingenommen: oder man kan Violen / Klapper-rosen / Hyssopen / Roßhuben /
Maßlieben / Eysenkraut- und dergleichen Syrup / sc. neben destilliertem
Ehrenpreiß- und Gundräblein-wasser damit vermischen / und offt ein paar
löffelvoll davon einnehmen; erweichet und löset allen versessenen schleim der
Brust / macht außwerffen / und erleüchteret den Athem; eröffnet und reiniget die
Geschwär der Brust und Lungen.
(Leibwehe und Grimmen.) Zu stillung des Leibwehes
und Grim̅ens / auch Eröffnung des Leibs / hat der berühmte Felix
Platerus folgende Mixtur gebraucht / welche wir auch zum öfftern sehr köstlich
und kräfftig befunden. Nem̅t frisch außgepreßt süß Mandel-öl 3.
loth / Malvasier-wein / oder guten Frontiniack anderthalb loth / weissen
Magsamen-syrup 1. loth. Mischet es undereinander / und gebts auff einmahl zu
trincken.
(Hände weich und sauber zu erhalten.) Die Hände
fein zart / sauber / lind und glatt zu machen: Nem̅t der frisch
geschälten bitteren Mandeln 2. Pfundt / stoßt sie in einem steinernen mörsel zu
gantz zartem Muß / under dem stossen kan man offt ein wenig destillierten Eßig
giessen: darnach stosset annoch / und rühret wohl darunder der Brosam von
weissem Brot 1. Pfundt / und das gelbe von 8. hart gesottenen Eyeren; under dem
durcheinander rühren / kan man widerumb offt von dem destillierten Eßig darzu
mischen / biß es zu der dicke einer Salbe wird / endlich streüet annoch ein
quintlein gebrannten Alaun darunder und behaltet solche Salbe in einem erdinen
geschirr auff. Von dieser Salbe kan man täglich / oder alle zwey oder drey tag
ein wenig in die hände nehmen / und dieselbigen so lang damit reiben / biß die
Salbe gantz trucken und gleichsam zu pulver worden; demnach kan man die hände
allein mit einem truckenen sauberen / leinenen tuch abreiben. Ist ein
bewähr???es mittel / dessen sich viel Furstliche Persohnen / auch Adeliches
Frawen zimmer in Teutschland / welche sonsien die hände wenig besudlen und
waschen müssen / mit solcher würckung gebrauchen / daß ihre hände und ärme
verwunderlich zart und schön davon werden. Wenn diß müßlein oder sälblein in dem
Geschirr trucken wird / kan man nur ein wenig destillierten Wein-eßig wider
darunder rühren. Andere nehmen an statt dieses müßleins nur allein die
Mandelkuchen / darauß das süß öl frisch außgepreßt ist / und reiben damit offt
die hände wol / davon sie denn auch weich und zart werden.
(Köstlich Pomadensälblein / das Angesicht schön / weiß
und rein zu machen und zu behalten.) Das Angesicht sauber zu machen
und zu erhalten / kan man folgende Pomaden machen. Nem̅t gemein
Pomaden-sälblein einund ein halb loth / deß auß safftigen süssen geschälten
Mandlen / auß Kürbsen- und Kukum̅ern-samen frisch kalt / und ohne
feur außgepreßten öls / jeder gattung ein halb loth / Magisterii Marcasitae
anderthalb quintl. weiß praecipitiert oder gestürtzt quecksilber 1. halb quintl.
Camffer 20. gran. mischt und rühret alles wol under einander zu einem sälblein.
Oder nem̅t deß auß süssen Mandeln frisch ohne feur außgepreßten
öls 4. loth / gantz frischen Wallraths / oder spermatis ceti 1. loth. deß
weissesten wachs 1. halb loth / weiß praecipitiert quecksilber anderthalb
quintlein / Camffer nach belieben 40. gran. Zerlaßt und rührt alles über gantz
gelinder glut durch einander zu einem zarten sälblein. Wenn man nun schlaffen
gehen will / bestreicht man damit das Angesicht hin und wider / sonderlich da
allerhand rothe galanterien / Seiren und Blätterlein sind / laßts über nacht
also sitzen / den folgenden morgen aber muß man das Angesicht ein halb oder
gantze stund zuvor / ehe man in den luft gehet / mit folgendem oder dergleichen
wasser warmlicht wol abwaschen. Nemt Bohnenblust-wasser 4. und ein halb loth /
weiß Gilgen-Weißwurtzen- und Rosen-wasser / jedes 2. loth / deß auß einer
safftigen Citronen frisch außgepreßten saffts 1. und ein halb loth. mischt alles
under einander in ein sauber glaß. Oder nemt Seedlumen-Bohnenblust / Wegerich-
und Weißwurtzen-wasser / jeder gat???ung 4. loth / weissen Tragant ein loth /
zerlaßt dieß Gummi in den wasseren / hernach thut nach belieben darzu Bleyzucker
1. quintl. mischt alles under einander. Oder nemt destilliert
Fröschenleich-wasser 4. loth / weiß. Gilgen- und Pomerantzenblustwasser jedes 2.
loth / Tragantschleim mit Rosenwasser außgezogen ein halb loth / Venetianischen
Borraß 1. quintl. mischt alles under einander. Dieses sälblein reiniget /
erfrischet / kühlet und machet auch das Angesicht (Flecken / Seiren / Schüppë / schwärtze des Angesichts.) weiß /
vertreibet alle Flecken / Schüppen / Massen / und Seiren / und nim̅t die von der Sonnen-hitz verursachte Schwärtze hinweg. Welche weibsbilder
aber mit keinen rothen Seiren und Galanterien des Angesichts gezieret sind /
erhalten die rein-klar- und schonheit ihrer Angesichtern mit folgendem
Pomaden-sälblein: Nim̅t deß auß süssen nicht (Eine gemeinere Pomaden.) alten Mandeln / ohne
fewr / frisch außgepreßten Oels 4. loth / Spermat. ceti rec. oder frischen
sauberen Wallrath 1. loth / weiß schön Wachs ein halb loth. Zerlaßt diese stuck
auff einer gelinden gluth gemählich durcheinander / rührts mit einer höltzenen
Spatel wol umb / und gießts hernach in saubere Büchsen. Mit dieser Pomaden soll
man das Angesicht gantz salben / und den folgenden morgen entweder trucken mit
zartem Leinwat abreiben / oder mit einem obbeschriebener wasseren warm
abwaschen.
(Die schrunden der Wärtzlein an den Brüsten der
Säugenden zu verhüten und zu heilen.) Die geschrundenen und
geschworenen bösen wärtzlein der Brüsten an den Säugenden zu verhüten: Nemt ein
loth frisch Hirschenunschlit / lasset es auff einer glut in einem erdinen
geschirrlein gemählich zergehen / thut denn alsobald einer haselnuß groß
frischen ungesaltzenen Butter darzu / mischet annoch ein löffel voll frisch
außgepreßt süß Mandelöl / samt einem löffel voll Brantenwein darunder / rühret
es alles über dem Feur ein kleine weil under einander / nemts alßdenn vom Feur /
rührts so lang herumb / biß es dick wird. Mit diesem sälblein sollen die
schwangeren Weiber einen Monat vor der Geburt die wärtzlein täglich zweymahl
salben / so werden sie also weich / daß sie nach der Geburt under dem Säugen
niemahlen geschrunden werden. Will man aber die [121] Schrunden der wärtzlein heilen / so lasse man bey obigem sälblein
den Brantenwein auß / und mische hingegen Milchraum weisse geschabene Kreiden /
und ein wenig Peruanischen Balsam darunder / und schmiere die wärtzlein offt
damit. Man kan auch nach belieben den Brantenwein ohne einige gefahr damit
vermischet lassen.
CAPUT LVIII.
Pimpernüßlein. Pistacia.
Namen.
PImpernüßlein / oder Pistacien-kernen / heissen Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Pistacia. Italiänisch /
Pistacchio. Frantzösich / Pistache. Spanisch / Alfozigo. Englisch /
Pisticknuttree / Pistachio. Niderländisch / Pingelen.
Gestalt.
Die Pimpernüßlein wachsen viel in Persien / Arabien / Syrien und Indien / man
bringet sie am meisten vo??? Damasco und Alexandria gehn Venedig / wiewohl sie
auch umb Neapolis / in Sicilia / und in etlichen Gärten zu Venedig wachsen /
doch können sie an diesen orten nimmer recht zeitig werden. Dieser Baum ist mit
seinem stamm / rinden und blättern dem Terbenthin-baum so gar ähnlich / daß fast
kein underscheid zwischen ihnen zuvermercken: daher Matthiolo derer meinung
gefallet / welche wollen / dieser Baum seye des Theophrasti Terbenthinbaum / von
welchem er schreibet / daß er Mandeln trage. Sein stamm ist dick / mit
außgebreiteten ästen und äschfarber rinden begabet; hat bald rundlichte / bald
außgespitzte blätter / etwas grösser als der Terbenthinbaum.
Die Nüsse hangen am äussersten theil der äste / gleich wie Trauben / lustig
anzusehen / außwendig haben sie eine lederharte schalen / die riechet gleich wie
nach Gewürtz. Under dieser schalen ist ein weisser harter Nußstein / in welchem
ein langlichter Kern ligt / mit einem rothen häutlein bedeckt / in der grösse
der Haselnüssen. Das Marck im Kern ist grün / fett und ölicht / hat einen
geschmack wie unsere Pimpernüßlein / aber er ist lieblicher und süsser. Die
blüthe hanget drauschlicht / röthlicher farb an den äussersten stäudlein.
Eigenschafft.
Die Pistacien-nüsse / wenn sie frisch / dick und schwer sind / haben einen
ölichten / geistreichen / mit flüchtigem alcalischem miltem saltz temperierten
Safft bey sich / daher sie die Eigenschafft haben / viel und gute nahrung dem
geblüt zu geben / die Lebens-geister zu stärcken / und den Samen zu vermehren /
auch wohl die liebe Venus auffzuwecken / und die zähen Flüsse zu erweichen und
auff zutrocknen.
Gebrauch.
Die ersten Gipffel von den Pimpernüßlein werden in den Orientalischen Ländern
geessen / wie bey uns die Sparglen. In Italien genießt man dieser Nüßlein neben
den Mandeln und Feigen zur Fasten-speiß.
Diese frembde Pimpernüßlein sind gut den flüßigen Leuthen / denn sie zertheilen
den (Zäher schleim der Brust / verstopffte Leber /
unwillen / langwirige Kranckheiten.) zähen schleim / deßhalben
reinigen sie die Lungen und Brust / dienen zu der verstopfften Lebern / stärcken
sie sambt dem Magen / benehmen das grausen und unwillen / bringen lust zum essen
/ sind gut den mageren Leuthen / und geben krafft der natur nach außgestandenen
langwirigen Kranckheiten.
Die Apothecker thun nicht recht / daß sie das wohlriechend häutlein von dem
inneren Kern abschälen und verwerffen / denn dieß häutlein hat eine krafft /
darmit es sittiglich zusammenziehet / und die innerlichen Glieder stärcket.
Zu Venedig macht man Marcipan von diesen Früchten / welcher sonderlich für a???
und kalte Manns-persohnen gar gut gehalten wird / daß sie der Liebe eingedenck
seyn mögen und können.
Auß diesen kernen kan man auch folgende Täfelein bereiten: Nem̅t
frische süsse Mandeln / gute Piengen oder Pineas, jeder gattung 6. loth / der
vier klein zerschnittenen Hertz-blumen / jed. gattung nach belieben / Chocolaten
4. loth / der besten frischen Pistacien-nüssen 2. loth / weissen Zucker in
Rosen- und Zimmet-wasser verlassen 16. loth. Zerhackt / zerstoßt und rührt alles
auff gelindem fewr undereinander / biß es ein rechte dicke hat / gießts hernach
auff ein höltzerne tafelen / zwischen lange brättlein / daß sie kalten und hart
werden / schneide sie hernach (Manu heit zu
beförderen.) zu viereckichten Täfelein: diese Täfelein sind nicht nur
denen offt zu essen nutzlich / welche ihren weiberen gern offt mannlich (Ver???ohrene kräfften des Leibs.) mit dem
Venus-werck auffwarten; sondern auch anderen / die nach langwirigen Kranckheiten
widerumb kräfften und stärcke vonnöthen haben.
Alte Männer können folgendes für ein sonderlich geheimnuß behalten und brauchen /
wenn sie anderst ihren etwann noch jungen Weibern angenehm bleiben wollen. [122] Nehmt deß auß den besten und frischen
Pistacien frisch außgepreßten Oels ein löffelvoll; das gelbe von einem Ey /
Ambra ein Messerspitz-voll / weissen Candel-zucker / so viel man zwischen fünff
Finger fassen kan / rühret alles auff warmer aschen wohl undereinander / daß es
ein Latwerg abgibet / davon kan man offt ein paar messerspiß- oder kleine
löffelein-voll nehmen; ist ein von Fürsten bewehrtes mittel die Natur zu
stärcken / und die Liebe zu reitzen.
CAPUT LIX.
Wild Pimpernüßlein. Staphylodendron.
Namen.
WIld Pimpernüßlein heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Nux vesicaria, Pistacium sylvestre,
Staphylodendron. Italiänisch / Pistacchio salvatico, Frantzösisch / Pistache
sauvage. Spanisch / Alfocigo salvage. Englisch / Bladdernut. Dänisch /
Pimpernoedder. Niverländisch / Pimpernoten.
Gestalt.
Dieser Baum ist mit dem stamm / ästen / grünlichter Rinden / vielem weissem
weichen Marck / und spitzig zerkerfften Blättern dem Hollunder gar nahe ähnlich.
Er hat weißlichte / drauschlichte / fünffblättige / nach Holder riechende
Blühte. Die Früchte stecken in grünen Hülsen oder Blasen / sind roth und kleiner
als die Haselnüß / in zwey säcklein getheilet / darinnen stecken die grünlichten
und süssen kernen / welche dem Magen unwillen bringen / und noch keinen Gebrauch
in der Artzney haben. Es wachst dieser Baum in Italien / Franckreich / Böhmen
und Teutschland / allhier aber hin und wider umb die Statt. Man findet ihne auch
viel bey Araw / und zwischen Solothurn und dem Schloß Waldenburg. Er blühet im
May / seine Frucht aber zeitiget erst im Herbstmonat.
CAPUT LX.
Nußbaum. Nux juglans.
Namen.
NUßbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Juglans, Nux juglans, Nux regia vulgaris. Italiänisch / Noce.
Frantzösisch / Noyer. Spanisch / Nogal. Englisch / Nuttree. Dänisch /
Noeddetroe. Niderländisch / Nootboom / Nootelaer.
Die Frucht oder Nuß heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Nux. Italiänisch / Noce. Frantzösisch / Noix.
Spanisch / Nuez. Englisch / Nut. Dänisch / Noedde. Niderländisch / Noot.
Gestalt.
Der Nußbaum ist / wie mäniglich bekan̅t / ein hoher / grosser und
dicker baum / welcher mit seinen starcken / langen Wurtzeln weit umb sich grabet
/ und einen zimlichen raum erforderet. Der Stamm wird starck / offt zwey oder
drey Elen dick / die rinde ist aschenfarb / und reißt an etlichen orten sehr
auff / zumahl wenn die bäume alt sind. Die äste sind starck / und breiten sich
weil auß / die blätter sind grün / breit und lang / auch eines ???starcken
geruchs / und unlieblichen zusammenziehenden geschmacks. Im anfang des Frühlings
ereignen sich an diesem baum grüne zasichte zapffen / welche hernach gelb werben
und abfallen. Diesen folget alßbald die Blühte / so grün und wie ein äuglein
gestaltet ist: so viel derselben auff einem stiel sind / so viel Nüsse wachsen
auff demselben: die blühte ist klein / und wenn sie sich auffthut / wie ein
kelchlein formieret / auß welchem die Nuß herfürkombt. Joh. Rajus [123] haltet die Julos, oder zasichte Zapfen
für die rechte blühte dieses baums / und zwar nicht ohne ursach / weil sie alle
eigenschafft der blühte haben. Die Frucht oder Nuß ist mit einer dreyfachen
Decke verwahret; Erstlich / und zwar äusserlich ist eine grüne / dicke /
safftige schelffe / von welcher der Nußschelffen-safft und farb bereitet wird /
diese thut sich mit der zeit auff / spaltet sich in zwey theil / und fället ab.
Demnach erzeiget sich die andere / und zwar holtzichte harte schale / so viel
runtzeln hat / diese bleibet fest verschlossen / biß man sie eröffnet / alßdenn
spaltet sie sich auch in zwey theil. Plinius nennet sie die zweyspaltige
Nußhöle. Nach dieser folget ein dünnes / gelbes häutlein / in welchem der
schnee-weisse kern stecket / derselbe wird mit einem kreutzweiß gestalten
holtzichten blättlein in vier theil abgetheilet: diese dünne holtzichte
blättlein werden bey den Lateineren Nauci genennet / wir Teutschen heissen es
das böglein oder Nußsättelein / von diesem ist das Sprichwort erwachsen / nauci
non facio, ich achte es nicht eines Nuß-sattels werth.
Die Nuß werden der grösse / figur / hartigkeit und geschmack-halden in viel arten
und gattungen abgetheilet: denn 1. ist die Nux juglans s. Regia vulgaris, die
gemeine Nuß / deren kerne sich von der hülsen schwerlich lösen und schälen laßt.
2. die Pferd- oder Welsche-Nuß / Nux caballina, die offt so groß / als ein
mittelmäßiger Apffel wird; ihr kern aber ist klein / und füllt die höle der
schalen nicht auß / hat auch so guten geschmack nicht als die vorige. 3. Die Nux
juglans fructu tenero, & fragili putamine; die Nuß mit dünner leicht
zerbrüchlicher schalen. 4. Nux juglans fructu serotino, späthe Nuß / deren
blätter und früchte erst umb St. Johann-tag herfürkommen / hernach aber mit den
übrigen Nussen zeitigen: dergleichen hat Joh. Bauhinus umd Zürich / Dalechampius
umb Lyon herumb gesehen. 5. Nux juglans folin serrato, Nußbaum mit zerkerfften
blätteren / und längeren zarteren Nussen. 6. Nux juglans alba & nigra
Virginensis, schwartze und weisse Virginische Nuß / welche kleiner als die
vorigen / aber ein sehr harte schalen haben: under diesen soll ein gattung seyn
/ die einen sehr safftigen kernen hat / auß welchem sie einen milch-safft
pressen / und zu den Speisen gebrauchen.
Es verachten die Nußbäume kein Erdreich / sondern kommen in einem jeden grund
wohl fort / allein trocken Erdreich und erhabene örter sind ihnen am
angenehmsten. Auff der ebene wachsen sie auch wohl auff / gestalten an dem
Rheinstrom grosse plätze damit besetzet sind. Weil diese bäume sich weit
außbreiten / dörffen sie under viertzig schuh nicht zusammen genähert werden /
damit nicht einer dem anderen in dem wachßthumb hinderlich seye. Ob gleich das
Nußbaum-holtz ein festes und daurhafftes holtz ist / auß welchem schönes
schrein- und taffelwerck gemachet wird / so sind sie doch in sich selbsten
weiche bäume / welche im harten winter leichtlich erfrieren. Worbey zuerinneren
/ wenn je die Nußbäume erfroren sind / daß man sie nicht alsobald vom grund auß
hinweg hawe / sondern nur die erfrorenen äste davon schneide / und die grünen
stchen lasse / oder allesambt gleich stümle / denn es kan geschehen / daß wenn
der baum nicht zu alt ist / derselbige im folgenden Sommer wider außschläget /
und newe äste treibet: auff solche weiß bekleiden sie sich wider schön / und
gelangen zu voriger Fruchtbarkeit.
Ihre Dolden oder Blust-zapffen ereignen sich mit den blättern im April / und der
früchte zeitigung geschihet im Herbstmonat / welche eher ihre zeitigung erlangen
/ die werden von dem Augstmonat / Augst-nüsse geheissen.
Die Nußbäume bedörffen keiner sonderbaren Wart / sondern wachsen von sich selbst
auff / in hecken und gesträuchen / dahin die Nüsse fallen. Wil man sie aber
pflantzen / so soll man darzu gute kernen erwehlen / die kan man alßbald nach
abgang des winters stecken / und mit der spitzen under sich kehren / aber auff
solche weise haben sie wohl 15. oder 20. Jahr / ehe sie früchte tragen / zu
wachsen. Etliche rathen / man solle die Nüsse bevor fünff tag lang in eines
jungen Kindes harn / oder in Küh-milch legen / so werden desselben Früchte so
süß / als Mandeln / sollen auch wenig öl haben / und also gar nicht schädlich
seyn in dem essen. Von den schossen / so von den wurtzeln an dem stamm
herfürkommen / können sie auch fortgepflantzet werden. Das peltzen ist an ihnen
heutiges tags nicht üblich / wiewohl vor alters / alß Palladius anzeiget / das
zweigen auch mit ihnen fürgenommen worden. Aber die erfahrung hat biß anhero
gelehret / daß die Nußbäume und Pechbäume durchs impffen nicht gebessert werden
/ oder nicht wohl fortkommen.
Im Wintermonat kön̅en die Nüsse auch gesteckt werden / wie die
Mandeln / wenn die schosse zwey oder drey Jahr erreichet / sollen sie
außgegraben und versetzet werden. Wie öffter ein Nußbaum versetzet wird / je
bessere Frucht er träget / wen̅ man die jungen stämmer an den ort
setzet / da sie bleiben sollen / so soll es nach der schnur zeilweiß geschehen /
und der raum zwischen zweyen Bäumen auff 40. Schuh sich erstrecken. Im setzen
soll man eine steinerne schale oder einen breiten hafenscherben under die
wurtzel legen / daß er keine der künfftigen Fruchtbarkeit sehr hinderliche
spitz-wurtzel under sich in die Erden treibe / sondern dieselben auff der seiten
bekomme / und der Baum fruchtreich werde. Wer junge Nuß-stämmer in seinem Garten
oder Feld pflantzen wil / der nehme in obacht / daß sein schatten nicht auff
andere Bäume- oder Früchte im Garten den Tag übergehe / sondern an solche örter
/ da der schatten ausserhalb des Gartens gewendet werde: Denn solcher schatten
nicht zwar den Menschen / wie etliche auß falsch-eingebildetem wahn fürgegeben /
sondern dem wachßthum der Neben-gewächsen schädlich. Derowegen auffsichtige
haußvätter geben in jhrë Garten dem Nußbaum seine stelle gegen Mitternacht /
damit der schatten über den Garten hinauß falle; anden setzen ihn an die rangen
oder wege / daß er die Feldfrüchte nicht hindere / und schadet ihm nicht / ob
er [124] gleich an solcher und
dergleichen stätte mancherley anstösse leyden muß / denn er wird wegen der Nüsse
vielfaltig zerworffen und zerschlagen. Das ist aber wunderbarlich / daß je mehr
in dem Herbst der Nußbaum zerschlagen wird / je mehr er Frucht das künfftige
Jahr tragen soll. Daher die verßlein erwachsen.
Nux, Asinus, Mulier simili sunt lege ligata: Haec tria nil fructus faciunt, si
verbera cessant.
Darum̅ wird des Nußbaums / wenn man die Früchte abschläget / gar
nicht geschonet; sondern tapffer in denselben geschmissen. Etliche Gärtner
stümlen jährlich die äste am Nußbaum / und wollen solcher massen des Baums
Fruchtbarkeit vermehren.
Wil jemand / daß sein Nußbaum früchte mit weichen schalen trage / die man
zwischen den Fingern zerdrücken kan / so schütte Aschen an desselben wurtzel /
und begiesse offt den Baum mit langen.
Wenn ein versetzter Nußbaum nicht fortwachsen wil / sondern anfahet zu stecken /
und beginnet das ansehen zu gewinnen / als ob er verderben wolle / so mache mit
einem spitzigen holtz ein loch zu der wurtzel / und giesse Kühadel hinein / oder
zerrühre Kühmist im Wässer / und gieß es an die wurtzel / der Baum wird wider
wachsen.
Hastu einen Baum der Steinnüsse trägt / und woltest gern weiche und gute Nüsse
haben / grabe jhn auß / und setze ihn an einen anderen ort / so änderen sich die
Früchte / bekommen grosse Kernen und dünne schalen.
Wenn man die holtzichte schale von der Nuß thut / also daß der Kern in seinem
zarten häutlein gantz und unverschret ist / so wickle denselben in eine
Baumwolle / oder dünnes tüchlein / oder in ein zartes Rindlein / als man an
Birckenbäumen findet / oder sonst in ein Baumblat / damit er von den Ameisen
sicher sey / grabe ihn also in die Erden / so solle darvon ein Baum wachsen /
der Nusse tragt / welche keine schale haben / wie Africanus und Florentinus
fürgeben.
Eigenschafft.
Die frischen Nußkernen haben viel ölichten / mit milten etwas flüchtigen
saltztheilen vergesellschafften / saffts in sich / von dannen die eigenschafft
entspringet gute nahrung dem Geblüt zu geben / auch den Samen zu mehren / allem
Gifft zu widerstehen. Daß darauß gepreßte öl hat auch die Krafft die schmertzen
zu stillen / die entzündungen der äusserten häutlein deß Leibs zu vertheilen und
zu kühlen / alle scharff etzenden säffter in denselben zu versüssen. In den
außgetruckten Kernen / erzeiget sich schon ein rauches jrdisches Saltz neben dem
reheligen öl / dadurch der halß und die lufftröhren / wenn sie viel geessen
werden / uneben und rauch / auch die stim̅??? haiser / und sonsten
dem Haupt und Magen allerhand wehetage verursachet werden. Die äusserste grüne
schalen haben einen geistreichen Balsamischen / mit flüchtigem vitriolischem
saltz vermischten safft / welcher sonderlich die eigenschafft hat / die
innerlichen hals / als zäpfleins und mandlen entzündungen / oder geschwulsten zu
zertheilen und zu heilen / wie auch innerliche verstopffungen zu eröffnen / das
Haupt zu stärcken / den bösen schleim deß Magens zu verzehren / und in die Därme
fort zuführen. Wegen jhres vitriolischen scharfflichten saltzes sollen sie auch
zum Erbrechen bewegen / allein diese krafft ist so gering / daß sie vielmehr die
fibren deß Magens gantz gelind reitzen und bewegen / und dadurch demselben
ursach geben allen überflüssigen schleim in die därme fortzutreiben. Die innere
harte schalen / ehe sie hart / soll ebenmässig eine zum erbrechen bewegende
eigenschafft haben / wird aber nicht gebraucht. Also auch die Juli oder zapfen
der Blüthe / haben vermittelst solchen etzenden saltzes eine krafft erbrechen zu
machen / wenn sie frisch sind / werden aber darzu nicht gebraucht. Nach der
Alten meinung wärmen die frischen Nüß im ersten / und trucknen im anderen grad
mit etwas feuchtigkeit. Die gedörten Nüsse aber seyen warmer und truckener Natur
/ die äusserste grünen schalen / wie auch die blätter und rinde ziehen zusammen.
Gebrauch.
Welche mit grossem Augenwehe und Ohrensausen behafftet sind / sollen keine Nuß
essen.
Das gelbe bittere häutlein der Nußkernen gedörret / gepülvert / und einer Ducaten
schwer in weissem Wein oder Melissenwasser eingenommen / soll ein treffliches
mittel für das Grim̅en seyn / wie Herr Fridericus Hoffmannus in
Clave pharmac. Schrœderiana p. m. 49. solches hoch bezeuget.
Die dürre Nüsse in Wasser eingeweicht / biß man sie von den schalen kan
entledigen / alsdenn von solchen gereiniget / ferners etliche Tag in Brantenwein
gelegt / und derer / (Versteckte Weiberblum.)
acht Tage vor der zeit da sich die Weiberblum soll erzeigen / täglich zwey am
Morgen nüchter genommen / gehen nach der meinung Petri Matthioli und Castoris
Durantis, zu befürderung der versteckten Monatblum / allen anderen mitteln vor.
Das außgepreßte Nußöl wird gerühmt (Schrunden an den
Wärtzlein der Brüsten bey den Säugammen. Fliessende und beissende raud der
Gliedern.) wider die schrunden an den wärtzlen der Brüsten / bey den
Säugam̅en / so man dieselben darmit ansalbet / und alßdenn
Zucker rein gepülvert darein streuet. Dieses öl ist auch sehr nutzlich zu
beschmierung der mit einer fliessenden / beissenden Raud angefochtenen Gliederen
/ denn es kühlet / remiget / linderet und heilet gemächlich.
Es wird nicht unbillich gefragt / warumb die Schola salernitana schreibe?
Post pisces nuces, post carnes caseus adsit. Daß man nach den Fischen Nuß essen
solle: hierauf wird von D. Melchiore Sebizio in seinen anmerckungen zu Hieron.
Tragi Kräutterbuch im 66. Cap. deß 3. Theils / geantwortet / die ursach seye /
dieweil die Fisch in dem Magen zimlichen schleim verursachen / und also ihne
leichtlich verderben / sonderlich diejenige / welche in stillen und faulen
Wassern sich auffhalten / hingegen erwärmen die Nüsse / verhüten die Fäulung /
und befürderen die Däwung des Magens.
Mithridates hat etliche frische Nuß-kernen (Pestilentz.) mit zerstossenen Rauten-blättern und Feigen offt geessen /
und sich dadurch vor der [125] (Giffitge Seuch.) Pelstilentz und anderen gifftigen
Seuchen bewahret.
Umb St. Johanns-tag stoßt man die grünen Nüß / und brennet ein Wasser darauß /
und zwar am besten auff folgende weise: (Röstliches
Nußwasser zu destillieren.) Nehmt zu end des Monats May / auch gleich
im anfang des Brachmonats einen guten theil grüner Nüsse; wäget sie / und nehmt
das gewicht wohl in acht / stosset sie denn in einem steinernen mörsel zu einem
groben Muß / solches thut in ein Kolbenglaß / setzset ihm einen gläsernen helm
auff / und kleibet papier darumb / damit der Lufft nicht durchziehen mag: Setzet
den kolben also in eine Sand-capellen / leget ein glaß für den helm / mit papier
verwahret: Setzet fewr under / welches allgemach biß zu dem dritten grad muß
verstäreket werden; laßt das wasser also destillieren / jedoch daß die Nuß nicht
gantz außgetrucknet werden und anbrennen. Giesset dieses wasser in ein glaß /
werffet ein wenig Zimmet und rothen Santal darzu / und laßts also wohl vermacht
täglich umbrüttlen. Ohngefehrd den 15. Brachmonat / laßt wider so viel Nüß
brechen und samblen / daß sie das obige gewicht außmachen / stosset sie gleicher
weiß zu einem Muß / giesset obiges destilliert wasser darüber / und destilliert
es also nochmahlen / und behaltet das wasser auff. Endlich laßt zu anfang des
Hewmonats widerumb gleiches gewicht der grünen Nussen samblen / stosset sie /
giesset das zum anderen mahl destillierte wasser darüber / und destillierts also
zum dritten mahl / werfft annoch ein wenig Zucker / Zimmet und rothen Santal
darein / und rüttelts eine zeit-lang täglich umb; so habt ihr das Nuß-wasser
auff die beste manier zubereitet. Von diesem Wasser alle morgen einen oder zwey
löffel-voll genommen / (Ungedäwte Feuchtigkeiten.
Verstopffung der Leber und Miltze. Drey- und viertägig Fieber. Sand und
Schleim der Nieren.) verzehret alle ungedäwten Feuchtigkeiten des
Magens / eröffnet die Verstopffungen der Leberen und des Miltzes / erweckt Lust
zum essen / stärcket das Haupt / vertreibet allgemach die drey- und viertägigen
Fieber / verhütet bösen Lufft / und treibt den Schleim / Sand und Stein der
Nieren auß. Etliche brauchen es under die Gurgel-wasser. Leinen tüchlein darinn
genetzt / und über die Wunden gelegt / laßt keine Entzündung darzu schlagen:
auff gleiche weiß gebrauchet / ist es gut wider alle Hitze (Carbunckel / Pestilentz-blatter / offene Schäden der
beinen mit faulem Fleisch / Glied-wasser / sausen und brausen der
Obren.) zu den Carbunckeln und Pestilentz-blattern. Diß Wasser dienet zu
den bösen offenen Schäden der Beinen / darinn sich faul Fleisch erzeiget. Ist
auch gut wider das Gliedwasser / damit gewaschen. Wider das sausen und brausen
der Ohren soll man ein wenig in die Ohren tropffen lassen / wie solches Herr
Braunius berichtet.
Auß den aussersten grünen Nußschelffen wird ein Safft in den Apothecken gemacht /
so man Roob nucum nennet / auff solche weiß: Nimm der grünen Schelffen von den
Nüssen / die zerstoß und trucke den Safft auß: dessen nimm ein halb pfund /
geläuterten Honig ein vierlings pfund / siede beydes zu der dicke eines Saffts.
Es ist dieser Safft sehr (Hals-geschwär.)
nutzlich wider die Halß-geschwär / so man sich mit Braunellen-wasser damit
gurgelt / wie solches vorgemeldter Herr auch bezeuget. (Gut Gurgelwasser.) Oder man kan folgendes
Gurgel-wasser machen: Nehmt Haußwurtzen-stäudelein 2. hand-voll / 6. lebendige
Krebs / stoßt sie under einander in einem mörsel / truckt den Safft herauß /
vermischt damit 6. loth Kingerten-blust-wasser / und 3. loth diese Nußsaffts:
dieses Gurgel-wasser ist eines der sichersten und besten / so man machen kan;
man mag entweder offt warm damit gurglen / oder es lassen in Hals sprützen. Wenn
nur ein schleim ohne Entzündung in dem Hals / kan man ein wenig Eßig oder
Salpeter darunder mischen.
Wie die unzeitigen Nüß sollen eingemacht werden / ist fast jedermann bekandt. Man
(Nüsse einzumachen.) gebrauchet sie nicht
viel zur Artzney / sondern zu einem Lust / deren des abends nach dem Nachtessen
mit einem Schlaff-trunck zu geniessen. Nach Herren Agerii meinung sollen sie
gegen St. Johannis Tag abgebrochen / ehe daß sie inwendig hart sind / und
schalen gewin̅en / mit einem spitzigen holtz durchlöchert / und
kreutzweiß durchstochen werden: alßdenn auff 9. oder 10. Tag in ein frisch
wasser gelegt / welches aber solle des tags einmal oder zwey erfrischet werden /
so lang biß die Nüß ihren bitteren Geschmack verlieren / darnach geschälet / in
einen kessel gethan / und gemählich gesotten / biß sie lind und mürb sind; ist
aber sonderlich acht zu haben / daß sie nicht zu lang sieden / und gar zu einem
Muß werden: trockne sie denn wohl auff einem sieb / und besteck sie mit Zimmet
und Nägelein: mache einen Syrup darzu von Honig oder Zucker / laß ihne zu
rechter dicke sieden: wenn du ihne abhebest von dem fewr / so lege die
besteckten Nüß darein / laß erkalten und beschwäre sie / daß sie nicht empor
schwimmen / ziehet denn der Syrup etwas Feuchtigkeit an sich / so laß
sanfftiglich ob einem linden kohlfewer sieden / biß der Syrup dick genug werde.
Etliche bestecken die Nüß nicht / vermischen aber gut Gewürtz / als Zimmet /
Ingber / Nägelein / Muscatnuß / Galgan / Cardamömlein und Cubeben / rein
gestossen under den warmen Honig oder Zucker / und legen (böser Lufft. Kalter Magen / schwache Däwung.)
ihre Nüß darein / ist nicht eine böse meinung. Diese eingemachte Nüß erwärmen
den erkalten Magen / befördern die Däwung / und stärcken den Menschen / bewahren
ihne auch vor gifftigem schädlichem Lufft.
CAPUT LXI.
Indianische Nuß. Nux Indica.
Namen.
DIe Indianische Nuß heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Nux Indica, Palma Indica, Nucifera, vel
Coccifera, C. B. Italiänisch / Noce di India. Frantzösisch / Noix des Indes.
Spanisch / Coco de Indias. Englisch / Indian nut. Niderländisch / Indische noot.
Gestalt.
Die Indianische Nüsse oder Meernüsse sind in den Apothecken wol bekant: kommen
|| [126]
Indianische Nuß. Nux Indica.
???(Judianische Nuß.)
(Die bartichte schale.)
(Die harte schale.)
(Der Kern.)
(Ein besonder In dianisch Nüßlein.)
von einem Baum / welcher sich den Palmen vergleicht / und bereits oben under den
Geschlechtern der Palmen / under dem titul Palmæ Indicę cocciferæ, beschrieben
worden.
Die Früchte sind sehr groß / hangen an dem Baum wie Melonen / in grossen Rinden
verwahret / außwendig schwartzroth / hart und zähe / inwendig aber haben sie
eine solche substantz / welche zwischen den Fingern verrieben / gleich wie Haar
empfunden wird. Unter dieser Rinden ligt eine andere dreyeckichte /
haarlockichte oder bartichte schale / die ist vornen anzuschen fast wie ein
Menschen-antlitz / sehr hart wie ein horn / darinnen stecket der Kern / so groß
alß ein Ganß-ey / ist leer und hol / eines Fingers dick / weißlicht / zähe /
fett / süß am Geschmack / wie Butter / und ist mit einem dünnen rauchen häutlein
bedeckt / das eine farbe wie die bartichte Schale hat. Hie besten sind / welche
frisch und inwendig einen süssen safft geben.
Eigenschafft.
Diese Nuß hat viel ölichte / aromatische mit flüchtigem saltz temperirte theil
bey sich / dadurch sie die eigenschafft hat zu wärmen / zu stärcken / das
flüssige schleimerige Geblüt zu erfrischen / die Ledensgeister zu erwecken / das
Hertz und Magen zu stärcken.
Gebrauch.
Die eingemachte Indianische Nüsse / welche zu uns gebracht werden / stärcken das
(Schwaches haupt und magë. Nierenstein.
Schwindsucht.) Haubt und Magen / mehren den natürlichen Samen /
reitzen zu den ehelichen Wercken / treiben den Stein auß den Nieren / dienen den
magern und schwindsüchtigen Leuthen / so man bißweilen ein stücklein darvon zu
sich nimmet.
CAPUT LXII.
Mußcatnuß. Nux moschata.
???(Muscatnuß??? auffgeschnittë / daß man sehe a die
innerste härteste Schalen. b Die Muscat-blüht. c Die äusserste grüne
rinden.)
(Ist eine gantze Muscatnuß.)
(Der kern in der harten Schalen ligend.)
(Der innerste kern oder Nuß ausserhalb der Schalen
gantz.)
(Zerschuitten.)
(Eine lange Muscatnuß.)
(Zer. schnitten.)
Namen.
MUßcatnuß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Nux mochata, Nux myristica, Nux aromatica, Nucista. Italiänisch /
Noce moscata. Frantzösisch / Noix muscade. Spanisch / Nuez muscada, nuez de
especia. Niderländisch / noote muscate. Englisch / Nutweg-tree.
Gestalt und Geschlecht.
Es gibt der Muscatnussen etliche Geschlecht und Gattungen.
1. Das erste Geschlecht ist die gemeine runde Muscatnuß / Nux moschata fructu
rotundo, C. B. Nux aromatica fœmina, I. B. Deren Baum den Pfersing- oder auch
den Birnbäumen nicht gar ungleich kom̅t; hat eine äschgrawe Rinde
und viel braun???öthlichtes Marck in seinem löcherigen boltz: ist mit vielen
ästen gezieret / an denen glatte / schön grüne / dünne / und da man sie mit
Fingern zerreibet / lieblich riechende länglichte blätter häuffig von kleinen
stielein wechselweise herunder hangen / welche gedörrt annoch eine aromatische
und gewürtzichte schärffe und tugend haben. Seine Blüthe ist dem Birn- oder
Kirschen-blust an grösse und farbe gleich / fallt gern von dem Baum / und hat
wenig geruch. Wenn die blüthe abgefallen / so erscheinet erstens die äusserste
schalen oder hülsen der Frucht / runtzlicht / grün / rauch und dick; welches mit
zunehmender runder Frucht zugleich fortwachset / und da die Frucht reiff zu
werden beginnet / mit vielen purpurfarben und goldgelben flecken underscheiden
wird / fast wie bey uns die Marillen / oder Pferfing auch zu thun pflegen. Diese
Frucht wachßt in der grösse der Zuckerbirn; In der zeitigung thut sich ihr
rauche äusserste schalen von einander / und zeiget also die mit jhrer schönen
purpurfarben [127] Muscat-rinde oder
Blüthe / Macis, umbhülte Nuß; welche denn also außgehoben / gesamlet / und
verkauffet wird. Daß hiemit die Muscatnuß mit drey schalen oder hülsen überzogen
/ davon die ausserste dick und grün: die mittlere weiß / dünner / erstlich
purpurfarb / hernach goldgelb / so man Muscatblust nennet; die dritte und
innerste / hart und höltzern ist. Wiewol bißweilen die mittlere manglet / wenn
die Nuß sehr geschwind zunimt / ehe die Blühte ihre stärcke erlanget.
Dieser Baum wachßt von sich selbsten häuffig / in der under dem AEquatore
ligenden Insul Banda, welche drey meilen lang / und eine breit geschätzet wird:
grünt und blühet immer / und tragt deß Jahrs dreymahlen Früchten / welche
meistens in dem Augst- und Herbstmonat / wie auch in dem Mertzen / und denn nach
dem das wetter günstig / auch in anderen Monaten eingesamlet werden / und weilen
mehr und weniger reiffe Früchten auff den Bäumen sich finden / als muß man die
allerreiffesten außwehlen / denn sie sich sonsten nicht wol halten lassen. Die
gesambleten / und von ihrer aussersten mürben schalen erledigten Nüsse dörret
man an der Sonnen / wenn sie dürr / so sönderet man die Muscatblüthe sampt der
inneren schalen davon / und waschet die Nüsse hernach mit Kalck-wasser / als
dadurch sie am besten vor aller fäulung bewahret werden. Auff bemelter Insel
Banda werden die Muscatnuß in solcher menge gefunden / daß gantze Schiffe damit
beladen / und durch die Niderländischen Kauffleuth fast die gantze Welt dadurch
versorget wird. Die Einwohner dieser Insul pflegen auch viel solcher Nüssen ehe
sie reiff worden / sampt den grünen schalen in zerlassenem Zucker zu legen / und
einzumachen / und als die besten confecturen in gantz Indien zu verführen / wie
sie denn nicht nur sehr anmüthig zu essen / sonderen auch wegen ihrer
aromatischen tugend dem Hertzen und Magen treffliche krafft geben.
Diese Nüsse werden von underschiedlichen Vöglen gefressen / sonderlich aber von
einer gewissen art weisser Tauben / welche die Nüsse sampt dem Mußcatblüthe
verschlingen / und deßwegen von den Kauffleuthen Neut-erters / Nußfresser
genennet werden: Diese Vögel aber geben die Nüsse ohne die blüthe unden wider
gantz von sich / welche / da sie alsdenn auff fruchtbahres Erdreich fallen /
viel geschwinder aufwachsen als die gepflantzten Nüsse / ihre Früchten aber sind
der fäulung auch eher underworffen.
Das andere Geschlecht ist die ablange Mußcatnuß / Nux moschata fructu oblongo, C.
B. Nux myristica oblonga, sive mas, Ger. Nux aromatica mas, I. B. Pala Metstri
Moluccensibus, Raij. deren Baum hat offt eines schuhes länge / und 3. zoll
breite / dicke / oben graulichte / unden hell oder gläntzend grüne blätter. Die
Nüsse sind grösser / als des vorigen Geschlechts / ablang und fast viereckicht /
welche nicht wie jene auß den geläichen / sondern von den gipflen der ästen
hervorwachsen. An kräfften aber ist diese Nüsse der vorigen bey weitem nicht zu
vergleichen / deßwegen solcher Baum für ein wilde art von vielen gehalten wird.
Auch seine blüthe / obwohlen sie dürr eine schönere farbe als der vorigen
behaltet / hat dennoch gar einen geringen theil deren kräfften / welche die
obige besitzet. Ob aber nicht diese unkräfftige blühte / mit der vorigen
vermischet / und also verfälschet / den unverständigen verkaufft werde / lasse
ich an seinem ort gestellet seyn.
Eigenschafft.
Das erstere alß das bessere Geschlecht der Mußcatnuß hat / wie nicht weniger die
Muscatblüte / viel ölichte mit flüchtigem geistreichem saltz vermischte theile /
neben einer irdischen substantz in sich / derowegen solche Nüsse und blüthe eine
aromatische / oder gewürtzichte wol erwärmende und trucknende eigenschafft und
natur haben / das Haupt / den Magen und die Mutter stärcken / gelind
zusammenziehen / auch schlaf bringen / und schmertzen stillen / die Wind
zertheilen / die Däwung befürderen / den Ohnmachten / und dem Hertzklopffen
widerstehen / das Erbrechen und Ruhr stillen das Gesicht und die spannaderen
stärcken. Die besten Nuß sind / welche safftig / schwer / nicht wurmstichig /
rund / äschenfarb / und röhtlich erscheinen / auch einige durchhinlauffende
weißlichte striemen haben.
Gebrauch.
Etliche Medici gebrauchen die dürren Mußratennuß lieber alß die frischen auß
India zu uns gebrachten / und mit Zucker eingemachten / dieweilen sie nicht so
bald wie diese das Haupt zu starck angreiffen / daher alß auff ein zeit nach dem
bericht Matthiae Lobelii in Observat. stirp. pag. m. 570. ein fürnemme
Schwangere Fraw in Engelland der safftigen frischen Muscatennuß gelüstete / vnd
sie derselben bey zehen oder zwölff geessen / ist sie davon im Kopff gar toll /
wie truncken worden. Jacobus Bontius in notis ad Garc. ab hort. Aromat. Histor.
cap. 20. vermeldet / er habe etliche gesehen / die von dem vielen gebrauch der
frischen Muscaten-nüssen in grosse Lebens-gefahr kommen / denn sie mehr als ein
tag an der Schlaffsucht unbeweglich darnider gelegen seyen. Die Inwohner der
Insul Banda kochen auß der grünen schalen der Muscatennüß ein Gemüß / gibt ein
geschmack von sich / wie bey uns das Gemüß von sauren gekochten Aepffeln / und
bringet auch ein starcken Schlaff.
So man wil / kan man in Teutschland die Muscatennüß also einmachen. Nimm der
frischen Muscatennüß / lasse sie zehen tag in einer starcken laugen einbeitzen /
biß sie weich werden / alßdenn schabe das äusserste Häutlein davon / und wasche
sie biß die lauge nicht mehr an ihnen gespühret wird hernach trückne sie und
schütte Zucker darüber / der zur dicke eines Sprups gekocht seye. Morgens und
abends vor der Mahlzeit davon (Wind / kalter zustand
des magës und der mutter / Schwache Leibesfrucht.) genommen /
zertheilen sie die Wind / dienen wider die kalte Zuständ des Magens und der
Mutter / und stärcken die schwache Leibes-frucht bey schwangeren Weibern.
Ein Muscatnuß gestossen / dar zu 12. loth Rosenhonig / und 4. loth Brantenwein
gethan / miteinander langsam gekocht / biß der Brantewein verrochen / darvon
alle [128] Morgen nüchter 3. Löffel-voll
genommen / (Schmertzë des magës.) milteret nach
dem Bericht Petri Matthioli wunderlich den Schmertzen des Magens und der
Gedärmen / so von Kälte und Winden verursacht worden.
Wenn zu Venedig ein Fraw in gefährlichen (gefährliche
Kindesnöth.) Kinds-nöthen liget / geben die Weiber allda ihren von der
Muscatnuß ein.
Johannes Bauhinus tom. I. Histor. plantar. univers. lib. 3. cap. II. schreibt /
als er in Italien von Florentz auß nacher Hauß zu Fuß gewollt / und auff den
Apenninischen Bergen viel wasser getruncken / habe ihne einsmahls (Leibweh. Grimmen. Bläst.) ein starckes Leibweh
oder Grimmen angegriffen / also daß der Bauch von aufftreibung der Blästen
geschwollen wurde: nachdem nun sein Reiß-gespan / Oswald Gebelkofer / nachmahls
Ihro Durchleucht Hertzogen zu Würtenberg Leib-Medicus ihme etliche
Muscaten-nüsse mitgetheilt / und er von denselbigen geessen / haben die
Schmertzen alsobald nachgelassen / und sie beyde ihre Reise glücklich vollendet.
(Blöder Magen. schwache Mutter.) Man destilliert
auß den Muscatennüssen / weis Brot und starckem Wein / in dem Balneo Mariae ein
Wasser / welches den blöden Magen und schwache Mutter stärcket / so man morgens
und abends ein löffel-voll darvon nimmet.
(Durchbruch. Ruhr.) In den Durchbrüchen und Ruhren
/ da kein Fieber mit ist / wird man die geschabene Muscatnuß / mit rothem altem
Wein vermischet / sehr kräfftig und mutzlich finden. Also laßt sich auch von
Muscatnuß / Armenischer zubereiteten Erden / praepariertem Dracken-blut /
geschabenem Blutstein / und Tormentill-wurtzen ein Pulver machen / welches nach
belieben mit Zucker versüsset / morgens und abends eines halben oder gantzen
quintl. schwär eingenommen / die gemeine weisse oder gilbe / ja auch die rothe
Ruhr stillen kan. Zu gleichem zweck (rothe Ruhr.)
kan man das geschabene Pulver bißweilen auff ein halb quintl. schwär mit einem
lindgesottenen Ey geniessen.
Die sorgfälligen Weibsbilder nehmen zuweilen ein stuck geschnittenen Brots /
rösten es auff der gluth / tuncken es in ein kräfftiges Magen- oder
Mutter-wasser / bestrewen (Grimmen. Ruhr. Frucht in
Mutterleib stärckë. frühzeitige Geburt.) es hernach mit dem Pulver von
der Muscatnuß / und schlagens also warmlicht über den Nabel; stillet das Grimmen
/ und allerhand Ruhren / stärcket die Frucht in Mutter-leib / und verhütet die
frühezeitige Geburt.
Wenn man ein tropffen oder zwey von dem destillierten Muscatblust-öl mit den
purgieren den Pulvern vermischet / so werden sie dadurch lieblicher / erwecken
keinen grossen widerwillen in dem Magen / und verhinderen die von der Purgation
sonst entstehende Grimmen erweckende Wind.
Auff folgende weiß kan man gute Magentreßneyen (Magen
blödigkeit.) machen: Nemt verzuckerten Aeniß / Fenchel / Coriander-
und Küm̅elsamen / weissen Ingwer jedes 8. loth / der besten
Zimmetrinden 2. loth / Calmuß-wurtzen 1. loth. Mußcatnuß ein halb loth /
zerstoßt alles groblicht under einander / davon kan Morgens nüchtern zu
stärckung deß magens / und nach (Wind.) dem essen
zu verhütung der winden geessen werden. Oder / nemt deß besten Zuckers ein und
ein halb Loth / Muscatnuß I. quint. Muscatblüst I. halb quint. Gewürtz-nägelein
/ Galangen-wurtzel jed. I. und ein halb quint. weissen Ingwer 80. gran /
Coriander-samen ein quintl. rothe Rosen 40. gran / weissen Zucker 2. Pf.
zerstoßt alles under einander zu reinem pulver; von welchem auff einer
gerösteten / und in gutem starckem Wein geweichten schnitten Brot etliche
messerspitz voll offt / (Flüsse. verstopfft
Miltze.) zu stärckung deß schwachen Magens / verhütung allerhand
schädlichen Flüssen / eröffnung deß verstopfften Miltzes geessen werden. Oder
nemt Zimmet / Nägelein / gedörten Mayoran / Mußcatnuß / und der geschabenen
gelben äussersten haut von einer frischen Pomerantzen / jeder gattung nach
belieben / zerstoßt alles mit genugsamem Zucker gantz rein undereman der / und
brauchis wie obiges pulver.
(Blödes Haupt / stinckender Athem / schwaches Gesicht /
Hertz / Magen un̅ Leber / auffblasen Miltze / versteckung des
harns / bauchfluß / rothe Ruhr / Erbrechen und Würgen des Magens. Bläste in
den Därmen / Erkaltung der Mutter / schwindel.) Die Mußcatnuß im mund
gekewet und genossen / stärcket das Haupt / macht ein wolriechenden Athem /
erkläret das Gesicht / gibt krafft dem schwachen Hertz / Magen und der Leber /
wehret dem auffblasenen Miltz / und treibet den Harn: ferners stopffet sie /
stellet den Bauchfluß / rothe Ruhr / das erbrechen und würgen des Magens: Sie
zertheilet die bläste in dem Gedärm / dienet den Weiberen wol / welche an der
Mutter erkaltet / so in diesen Zuständen ein halbe Mußcatnuß zerstossen / in
einem trunck weissen oder rohten Weins in zwey oder dreymal eingenommen wird.
Man zersticht eine Mußcatnuß mit einem Pfriemen / darnach beitzet man sie ein
Tag und ein Nacht im rothen Wein / letstlich bratet man sie ein wenig über den
kohlen / solches ist für den Schwindel eine kräfftige Astzney.
Ein dienstliches Magenpflaster: Nim̅ des besten Mithridat /
streiche ihn fein dicke auf Leder einer halben hand breit darnach strewe
Mußcat-pulver darauff / und lege es über (Erbrechen
und Auffstossen des Magens.) den Magen / ist gut wider das Erbrechen
und auffstossen des Magens.
Es wird auch in kleinen Fässern mit einer oder zwey Mußcatnuß dem Wein mit viel
grösserem Nutz eingeschlagen / denn mit dem Schwefel.
(Wehtagen der Glieder und Sennader von Kälte /
Erbrechen des Magens / Grimmen / Lenden-Grieß / Schwachheiten der
Mutter.) Das außgepreßte Mußcaten-öl ist gut zu den wehtagen der Glieder
und Senn-adern / so sich von kälte erregen. Ein wenig von disem öl in einer
warmen Brühe zerlassen und eingenommen / dienet wider das Erbrechen des Magens /
Grimmen / Lenden-grieß und schwachhei en der Mutter. Ist insonderheit den
Kindern dienlich / die mit dem Grim̅en geplaget sind / so man sie
umb das Näbelin darmit ansalber. Dieses öl ist das corpus oder der grund aller
Balsamen / aber man muß zuvor Brantenwein darüber giessen / un̅(Grimmen der jungen Kinderen.) so lang
stehen lassen / biß er dem öl allen aromatischen Geruch benommen / alßdenn laßt
sich mit solchem öl ein jedes von anderen Kräutlein destilliertes öl
tropffenweiß vermischen / und ein Balsam davon machen: vermischt man Zimmet-öl
damit / so hat man ein Zimmet-balsam; vermischt man Nägelein- oder ein ander
destilliert / öl / so hat man Nägelein- oder einen anderen Balsam.
Gleiche Tugend hat auch das destillirte [129] Muscaten-nußöl / so man drey tropffen in einem Löffel-voll weisses Weins
einnimmet (Kalter Magen / Wind / grimmen / stinckender
Athem.) / denn es erwärmet den kalten Magen / stärcket denselbigen /
verzehret alle böse Feuchtigkeit des Leibs / zertheilet die Winde / lindert das
Grimmen / macht ein guten Athem / und ist behülfflich wider die gebrechen der
Blasen.
So die jungen Kinder mit Erbrechen des (Erbrechen des
Magens und starcker Durchlauf bey jungen Kindern.) Magens / und einem
starcken Durchbruch behafftet: Nim Quitten-öl und Mastic-öl / jedes ein halb
loth / außgepreßtes Muscaten-öl I. quintl. damit solle man dem Kind des tags
etlich mahl das Bäuchlein warmlicht anschmieren.
Die Muscatenblüth gibt einen lieblichen geruch / scharffen geschmack / und gelbe
Farb von sich. Sie hat gleiche kraft wie die Muscatnuß selbst / aber dieweil sie
an der substantz (Bläst / Hertz-zitteren / kalter und
schwacher Magen.) subtiler / ist sie auch kräfftiger zu allen
obgenanten Gebresten / zertheilet sehr die bläste / und dienet wohl für das
Hertzzittern: fürnemlich aber wird die Muscaten-blüth gebrauchet den kalten und
schwachen Magen zu erwärmen und zu stärcken / sie hilfft und befürdert die
däwung / und verzehret alle böse Feuchtigkeit des Magens. Das öl so auß dem
Muscaten-blüth destillirt wird / hat gleiche Tugend / wie das destillirte
Muscatnußöl.
Das Gummi vom Muscatnuß-baum / wird zu zeiten mit anderen Specereyen von den
Portugalesern in Italien gebracht; ist schön roth / riechet über die massen wol
/ so man es anzündet. Johannes Baptista Montanus meldet / daß er offt erfahren
habe / wie es so eine kräfftige und gewisse Artzney seye / die schwachen Glieder
in der Gliedsucht und dem Podagra zu stärcken.
CAPUT LXIII.
Haselnüsse. Nuces avellanae.
Namen.
HAselnuß heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Nux avellana, Nux Pontica, Nux Praenestina, Nux Herculea.
Italiänisch / Noccivola, Nocello, Avellane, Avellana. Frantzösisch / Noisette,
Avelaine. Spanisch / Avellana. Englisch / Haslenut / Filberdnut. Dänisch /
Heßle. Niderländisch / Haselnoot.
Die Hasel-staude heißt Lateinisch / Corylus. Italiänisch / Avellano, Noccivolo.
Frantzösisch / Noisillier, Noisettier, Avelainier. Spanisch / Avellano. Englisch
/ Hasletree. Dänisch / Hesletroe. Niderländisch / Haselnoteboom / Haseler.
Gestalt.
Nach Herren Dümlers Bericht wird der Haselstrauch Nux avellana genennet / weil
desselben Früchte nicht wie die Baum-nüsse abgeschlagen / sondern weil sie in
ihren schalen fest stehen / abgebrochen oder abgerissen werden / denn in
Lateinischer Sprach avellere, zu Teutsch abreissen, heisset: wiewohl Plinius
meldet / daß sie vorzeiten Abellinae, Abellinische Nüsse / von der Statt
Abellino in Campania genennet worden. Theophrastus heisset sie Heracleotische
Nüsse / dieweil sie von der Statt Heraclea am Pontischen Meer in andere örter
gebracht worden. Eben also ist es auch bewandt mit dem Namen / da sie
Prenestinische Nüß geheissen / weil sie von der Statt Preneste / welche in der
Romanischen gegend ligt / in andere Gärten kommen. Gestalten noch heutiges tags
geschicht / daß ein gärtner ein frembdes Gewächs nach dem ort / von welchem er
es bekommen hat / zu benamsen pfleget. Gleichmäßige beschaffenheit hat es mit
den guten und langen Haselnüssen / welche man zu Nürenberg darumb Celler-nüsse
heisset / weil sie häuffig umb das Kloster Cell bey Würtzburg wachsen / und von
dannen Sträuche und Früchte gebracht werden.
Die Haselstaude gehöret under die sträuche und niedrige Gewächse / welche
schwancke ruthen treibt / an welchen rund zugespitzte / wolriechende Blätter
wachsen / so im umbkreiß zerkerfft sind. Für die Blühte haltet man ins gemein
die scharlach-farbe auß den Sprößlein der ästen vor dem Frühling sich erzeigende
Zäserlein: eigentlich aber soll man die langlichten grünen Zäpflein / Julos, für
die rechte Blüthe halten / welche / ehe sie abfallen / gelb werden. Die Früchten
hangen büschel-weiß beysammen / und steckt eine jede Nuß in einer rauchen und
hartlichten / grünen / sawrlicht zusammenziehenden Schelffen biß zu ihrer
Zeitigung / da sich die Schelffe voneinander thut. Die Frucht oder Nuß ist
entweder rund oder länglicht / außwendig hat sie ein holtzichte schalen / in
welcher der Nußkern ist / welchen ein subtiles häutlein bedecket / so da
entweder weiß oder roth / der kern aber ist weiß / und eines süssen lieblichen
Geschmacks.
Die Nüsse sind mancherley / etlich wild / etliche zahm. Die wilden sind rundlicht
/ wachsen in wäldern / hecken und büschen / werden aber verbessert / wenn sie in
gut Erdreich versetzet / und fleißig geschneidet werden / [130] haben ein weisse schalen / welche
nicht durchgehends mit der schelffen bedecket. Solcher sind vielerley Art /
nemblich Gemeine / welche klein und überall in Wäldern und Hägen anzutreffen:
und Spanische / welche groß / rund / und in Hispanien für sich selbsten wachsen
/ bey uns aber in den Gärten gepflantzt werden: man pflegt sie auch Italiänische
Haselnüsse zu nennen. Casp. Bauhinus nennet sie Amygdalas sativas fructu rotundo
maximo. Die zahmen sind länglicht / und werden Lampertische Nüsse geheissen /
sind theils roth / theils weiß am häuslein. Die rothen nennet man Ruhr-nüsse /
weil man sie wider die rothe Ruhr gebrauchet / so man aber derselben unzeitig zu
viel isset / können sie auch die rothe Ruhr verursachen / sonderlich bey der
jungen Bursch / so des Naschwercks begierig sind: die weissen werden
Celler-nüsse geheissen / von dem zuvor gedachten Würtzburgischen Kloster.
Die Haselnuß-sträuche wachsen zwar an allen orten / und achten nicht / wie der
Lufft oder das Feld beschaffen / jedoch schadet ihnen ein guter grund nicht /
sondern kommen in demselben wohl fort / sonderlich wenn sie nahe an Bächen
stehen. Beydes umb Zier und Nutzens willen werden sie in die Gärten gepflantzt /
an die Geländer gebunden / und über die Sommer-hütten gebogen: sonst pflegt man
sie Zeil- oder Wechsel-weiß / da sie andern Gewächsen nicht hinderlich sind / zu
setzen: sonderlich taugen sie in die Häge / denn ihre Ruthen und Gerten lassen
sich biegen und lencken. Sie nehmen auch vorlieb in den ecken und winckeln / die
sonst wenig geachtet werden. Allein muß man wohl in acht nehmen / daß man sie
vom übrigen holtz / und inwendiger bruth außbutze und schneide / so werden sie
schön und fruchtbar.
Die fortpflantzung der Haselnuß-stauden kan auff viererley weiß geschehen. I. Von
der bruth / so unden von der Wurtzel wächset / die kan ruthen-weiß verpflantzet
werden. 2. Können gantze Stauden außgegraben / dieselben zertheilet / und
absonderlich versetzet werden. 3. Werden die Nüsse gesteckt / und davon sträuche
erzeuget / welche weiß zwar etwas langsam hergeht / aber man ist gleichwohl der
Frucht versichert. 4. Weil die Haselnuß-stauden zähe und lange ruthen haben /
die sich biegen lassen / so können sie auch mit eingraben fortgebracht werden.
Man grabet nahe an der Stauden eine grube / sencket die ruthe darein wie ein
Weinreben / scharret sie zu / und läßt den gipffel herfürgehen: Solcher wachst
in die höhe / und die ruthe treibet Wurtzel unter sich / wenn man dessen
versichert ist / so wird die ruthe vom Mutter-stamm abgelöset. Worauß klar und
offenbahr / daß ihnen die peltzung nicht anständig. Die Pflantz- und Versetzung
der Nüsse und Sträuch / kan im Herbst umb Allerheiligen-Tag / bald nach abgang
des Sommers / vier Tag vor dem Newmond fürgenommen werden / denn hierzu die
Herbst-zeit / gleich wie zu allem Stein-obst am bequemesten.
Wenn die Haselnuß-stauden sehr dick / hoh gewachsen / und alt worden sind / so
erfolget gemeiniglich / daß die Frucht daran nicht mehr gerahten / und nicht so
vollkommen sind als zuvor / sondern hölerich und wurmicht werden / das ist ein
Merckmal / daß der Stamme krafft- und safftloß werde / darumb ist der nächste
Weg / solche alte stämmer außzuhawen / damit sich der stock mit newen Zweygen
wider verjüngere. In den Niderländischen Stein-gruben / da man die Stein-kolen
gräbt / da erzeigt sich ein dünnes / fliegendes Lufft-fewr / welches in den
Gruben oder Schächten hin und wider lauffet / und umbschweiffet oder schwebet:
so man aber nach demselben mit Hasel-ruthen / Stecken oder Gerten schläget / so
gibt es die flucht / und schwinget sich davon. Doch sind die jenigen / so es
also wegschlagen und verjagen wollen / mit gantz weissem Gewand angethan / und
dasselbe muß von gantz newer / sauberer leinwad sein / so niemahls gewaschen und
auch nicht abgetragen ist: denn an einem solchen Kleid oder Gewand kan diß
schwebende Lufft-fewr nicht hafften. Die natürliche ursach / daß solche
Fewrflammen / oder wie man es pflegt zu nennen Wischmännlein / mit Haselgerten
vertrieben werden / ist diese; dieweil nemlich ein jedes Berg-wachs von feuchte
wird genehret und erhalten: hergegen von deme / was trocken ist / vertilget und
verlöschet. So denn die Hasel-ruthen truckner Natur ist / also wird sie umb so
viel desto bequemer solches Fewr / so vom Bergwachs seinen ursprung hat /
vertreiben und löschen. Eben solcher gestalt thut auch das fewer in dem
wunderbaren brennenden Heckelberg in Ißland / welches das werck oder kuder vom
hanff und flachs nicht verbrennet / und doch das wasser in sich schlucket /
verzehret und gleichsam außbrennet.
Es wird von den Haselstauden auch die Wünschel-ruthe geschnitten / solches ist
ein Haselruthe / welche in zwey zincken / gestalt einer Gabel gerad auß der
Erden auffgewachsen / also daß an den beyden Zincken kein Nebenschoß oder
Zweyglein sey / und solche ruthe wird in den Bergwercken gebrauchet / die Aderen
und Gänge der Metallen damit zu suchen. Denn in welchem Stollen under der Erden
Gold oder Silber ligt / da schlägt die ruthe / so man mit vortheil zu beyden
Händen gefasset darüber trägt / bald under sich / und neiget sich gegen dem ort
/ da die Aderen und Gänge gedachten Metalls sich hinstrecken. Warumb aber allein
die Haselstaude / und nicht auch die andern stauden oder bäume / so eben an
denselben orten wachsen / eben solche krafft und würckung haben / als welche
doch in demselben grund und boden erhalten / und vom Safft gleiches erdreichs
ernehret und erquicket werden / solches ist ein verborgen Werck und Heimlichkeit
der Natur. Es wollte denn seyn / daß der Haselstauden holtz eine sonderliche
eingepflantzte zuneigung zu den Metallen habe / welche die natur solchem holtz
einverleibt und darinn verborgen / und solches mögen alßdenn die Feuchtigkeiten
des Erdbodens / welche mit des Metalls natur verwandschafft haben / noch mehr
stärcken und vermehren: welche feuchtigkeiten die [131] Wurtzeln an den Haselstauden auß dem
nahe ligenden Erd-grunde mit sambt der Nahrung / darvon sie wachsen / an sich
ziehen und schöpffen; daß aber solches auß natürlichen ursachen geschehe / hat
der fürtreffliche Naturkündiger P. Athanasius Kirckerus S. J. lib. 3. Mundi
magnetic. part. 5. cap. 3. genugsam erkläret.
Der Bauren einfältiges auffmercken hat dennoch wahrgenommen / daß / so man eine
Schlang mit einem stecken oder gerten von Haselstauden schlaget / sie alsobald
erstarre / sich außstrecke / und darauff sterbe. Daß nun die Schlange vielmehr
von dem streich einer Hasel-gerten / als sonsten von einem andern könne
erschlagen werden / solches geschicht daher / weil solche ruthe sehr schwanck
ist / und der streich deßwegen die theil an der schlangen / da sie ihre klafft
hat / desto gewaltiger und harter berühret / und die Gläich-beinlein am Ruckgrad
/ welche sie insonderheit antrifft / zutrennet und von einander schlägt: da wird
alßdenn der Schlangen die krafft ihrer natürlichen bewegung entnommen / daß sie
sich nicht mehr mit vortheil bewegen / noch in der Flucht for???kriechen kan /
und muß also in kurtzer zeit auß grossem Schmertzen vor hunger und gantz
krafftloß sterben.
Die Vicentische Haselnüsse haben in Italien den höchsten ruhm / dieweil sie ein
solchen anmütigen geschmack geben / daß sie schier mit den Pimpernüßlein können
verglichen werden / denn in allen Haselnüssen nicht ein gleicher geschmack sich
befindet / etliche sind süß / andere rauch / unanmüthig und hartlicht zu essen.
Auf den Tridentinischen Bergen in Tyrol wachsen die wilden Haselnüßstauden in
solcher grossen anzahl / daß man sie nach der zeitigung in Säck verwahret. In
Franckreich stehen die Berg und Lustwälder voll dieser stauden. In Saffoyen bey
Losanna und Lyon werden der grossen Haselnüsse angetroffen / auch in den
Königreichen Dännemarck und Norwegen die Haselnüß mit solchem überfluß gefunden
/ daß sie zugleich in andere Landschafften verschickt werden.
In Macedonien wachst die Haselstaude in der gestalt eines hohen Baums mit breiten
blättern / und hangen die Nüsse dick beysammen / wie an einem grossen
Traubenkam̅. Die Vngarischen Gesandtë von Ofen nach
Constantinopel / haben ihne in Macedonien / und auff dem Thracischen Berg Harmo
gesehen / under welchen Paulus Rubigallus ware / der solches Valerio Cordo
erzehlete / wie er in Comment. ad lib. I. Dioscorid. cap. 180. berichtet.
Ein sonderbare art der Haselnüssen findet sich zu Constantinopel / welche von dem
Türckischen Käyser alda / und den fürnemsten am Hoff für einen köstlichen
Schleck gehalten werden: wird von J. Bauh. Avellana Byzantina, von C. Bauh. aber
Avellana peregrina humilis genennet. Carolus Clusius Lib. I. rarior. plantar.
Histor. cap. 7. beschreibet sie also. Diese Haselstaud wachset in der Türckey
nicht über einer elen hoch: die äussere hülsen an der Frucht ist groß / dick /
in vier theil zertheilt / und mit einer harten rauchen Wolle überzogen. Die
Frucht vergleicht sich mit unseren Haselnüssen / scheinet aber kleiner zu seyn /
und ligt in einer harten schale.
Die frembde purgierende Haselnuß Avellanam purgatricem, C. B. Park. purgatricem
novi orbis. J. B. beschreibet Carolus Clusius in notis ad Nicolai Monardi
Histor. simpl. medicam. cap. 47. also. Diese Haselnuß ist mit einer zähen und
weichen Rinde bedecket / welche theils aschenfärbig / theils schwartzlicht
scheinet: nach derselbigen sihet man ein andere schale / die nicht so dick ist
wie der gemeinen Haselnuß / und den Kernen begreifft / welcher weiß / hart / mit
einem dünnen häutlein überzogen / und an der grösse und geschmack mit unseren
Haselnüssen übereinkom̅t. Die gantze Nuß ist auff einer seiten
etwas glatt. Nicolaus Monardes vermeldet / daß diese Frucht ein purgierende
krafft habe / daher sie die versetzte Gallen und Schleim oben und unden
außtreibe: man gibt sie von einem halben biß auff ein gantzes quitlein / und
bratet sie zuvor / damit sie etwas schwächer würcke. Sie wachset in der Insul
St. Dominici / und wird alda von den Spaniern und Indianeren zimlich gebraucht.
Indianische Haselnüsse. Nuces Avellanae Indicae.
(I. A. Die gantze Nuß.)
(B. Die an dem underen theil zerschnittene Nuß.)
(C. Die mitten entzwey geschnittene Nuß.)
(D. E. Die haarige Schale der Nuß.)
(2. a. Die andere offene Nuß.)
(b. Ihr auß sere Rinde oder Schalen.)
(3. ???. Die offene Schale der dritten Nuß.)
(???. Ihr außgehobener Kern.)
(* † Etliche andere gattungen der Indianischen
Haselnussen.)
In den Ostindianischen Landschafften und Königreichen hat es auch unter den
vielen arten der Palmen-bäumen etliche / welche dergleichen Nüsse herfür bringen
/ so da wegen ihrer lieblichkeit zu essen / und gleichheit mit unseren
Haselnüssen / Indianische Haselnüsse genennet worden / obwolen die Bäume / daran
sie wachsen gantz keine ähnlichkeit mit unseren Haselstauden haben. Doctor
Casparus Bauhinus hat in seinem Pinace underschiedlicher gattungen / deren Nüsse
in unserer Figur vorgestellet sind / anregung gethan. Als da ist
|| [132]
1. Die Guineische Nußpalmen / welche dergleichen Nußkernen in ihren Früchten
Herfür bringet / Palma coccifera ex Guineâ, C. B. Avellana Indica, Lob. Tab.
Avellanae Indicae species, Matth. Lugd. welche bereits oben an dem 64. blatt
beschrieben worden.
2. Die Indianische Nuß / mit haariger oder gefotzelter schalen / Avellana
angulosa villis obsita, si modò à priori, nimirum Palma cocciferâ Brasilianâ,
diversa sit, C. B.
3. Der Indianische Palmenbaum / dessen sitzende Frucht Faufel genennet worden /
Palma cujus fructus sessilis Faufel dicitur, C. B. Avellana indica, Matth.
Faufel sive Areca, Garz. Avellana Indica, cujus fructus Areca, Acost. Caunga, H.
Mal. Es ist dieser gattung deß Palmenbaums zwar bereits an dem 65. blat oben mit
Namen gedacht worden weilen wir aber deroselben Nussen figur alhier beygesetzt /
wollen wir zugleich die beschreibung des Baums kurtzlich beyfügen. Es ist dieser
Baum starck / wächst etwan 40. biß 50. schuh hoch / hat ein schwartzlichte /
ablange wurtzel / spannen dick / welche viel weisse / auch schwartzbraune neben-
wurtzeln außstosset. Der Stamme ist bey der Wurtzel spannen dick / im übrigen
mit einer hellgrünen Rinde bedecket / die Aest / oder vielmehr Blätter kommen je
zwey auff einmahl creutzweiß auß dem Stam̅e herfür / also daß
eines auß dem anderen scheinet herauß zu wachsen. Solche blätter umbfassen das
obere theil deß Stammens / wie ein scheide ihren Degen / und geben also den
gipffel des Baums ab; die ausseren blätter oder äste fallen nach und nach / wenn
ihre wurtzeln oder füsse gebrochen / ab. Es sind aber solche blätter gestreimet
wie floßfederen / oder als ein kam̅ gestaltet / deren innere rippe
/ worein die zähne der blättern gehen / oben auff etwas hol / unden rund und
überal grün ist. Die Zähn aber diser blätter stehen creutzweiß gegen einander /
und sind drey biß vier schuh lang / auch ohngefehrd vier zoll breit. Auff dem
gipfel deß Baums kommen zwischen den blätteren / ja zwischen jedem blatt ein
scheidenformige / ohngefehrd vier spannen lange kiste oder Schoten herfür /
welche an dem inneren theil etwas hol / an dem ausseren aber erhaben / in dem
übrigen glatt und gleich / anfänglich etwas weiß-grün / demnach aber gelbweiß.
Diese Schoten begreiffen in sich die zweige oder schoß voll Blumen und Früchte:
wenn nun die schoten durchwachst / so stoßt sie das / darauß sie gewachsen /
hinweg / und alßden̅ kommen die zweige herfür / deren undere und
dickere theile mit zarten Früchten begabet sind; die dünnere theile der
schößlein aber erzeigen beyderseits kleine / eckichte / weisse blümlein / welche
auß drey rauchen / spitzigen / und dicklichten blättlein bestehen / die in sich
neun gelb-weisse / dünne fäserlein ohne gipffelein schliessen. Die Früchten so
sie jhre vollkommene grösse erlanget / sind abläng-rund / oben und unden etwas
dünner / mit einer dicken rinden oder schalen umbgeben / ihr fleisch ist
braunroth / und begreifft in seiner mitte ein weisses marck / so der kerne oder
samen ist. Wenn die Frucht noch jung und zart / so ist sie glänzend weiß / an
weissen schößlein hangend / nicht rund / sondern eckicht / und zu meistem theil
mit den ablang-rundlichten blättlein deß kelches umbfasset. Sie haben auch v. el
dünnen / hellen / und zusammenziehenden saffts in ihrem fleisch verborgen: wie
aber hernach das fleisch zunim̅et / also verlieret sich allgemach
der safft / und wenn sich aller safft verloren / so beginnet das fleisch harter
zu werden / und der inwendige kern zu wachsen: endlich wird die / das fleisch
ohnmittelbar umbgebende Rinde / goldgelb / und ist annoch mit einer ausseren
harten / dicken / erstlich zwar weissen / demnach grünlichten schalen bedecket.
Die Frucht bekommet ein Monat / nach dem sie auß der Schoten zu schlieffen
angefangen / den wasserichten safft; drey Monat hernach ist sie mit safft
angefüllet; und nach sechs Monaten / ist das Fleisch der frucht hart. Im
sibenden Jahr nach der pflantzung bekommet der Baum seine erste Frucht ins
gemein / bißweilen auch / wenn das Erdreich wol fruchtbar / im fünfften oder
sechßten Jahr; er dauret biß in das 50. Jahr / und darunder 30. Jahr in gutem
flor. Die inwendige substantz deß Kernens ist mit weissen und röthlichten Aderen
besprenget / gleich der Mußcatennüssen. Der Baum wächst nur in sandichtem
Meerboden. Die grossen Herren in Indien essen bald täglich die Frucht dieses
Baums / oder keuen sie in dem mund mit den blätteren Betle, und vermeinen
dadurch einen lieblichen und guten Mund zu behalten: Sie soll auch das
Zahnfleisch stärcken / die zähne vor der fäulung / und den Menschen vor Zahnwehe
bewahren / den Magen stärcken. Wie denn auch durch die erfahrung bestätiget
worden / daß bey denen Indianeren / welche dieß mittel gebrauchen / kein
Zahnfäulung / kein Zahnweh / oder übler geruch deß Mundes zu finden.
Was die Frucht an sich selbsten belangt / so gibt es deren verschiedene
veränderungen / welche von Casp. Bauhino, auß dem Linschotano angezogen werden.
So beschreibet auch Joh. Bauh. Hist. Plant. lib. 3. cap. 189. & 190.
etliche dergleichen Indianische Nüsse / welche Früchten von diesem Baum zu seyn
scheinen.
4. Der Ostindianische Palmbaum mit ablanger Frucht / so der vorigen ähnlich.
Palma cujus fructus oblongus Faufel similis, C. B. Avellanae indicae genus
oblongum, Lob. Clus. in Garz. Nux oblonga, quae Faufel cum suo involucro aequat,
Lugd. Casp. Bauhinus hat diesen Baum under die Palmenbäum gesetzet / da er viel
mehr zu dem Mußcat-nußbaum zu rechnen ist; wie er denn auch in Horti Malabarici
Part. 4. tab. 5. pag. 9. genennet worden / Nux myristica major spuria
Malabarica, s. Panam-Palka.
Eigenschafft.
Die Haselnüsse haben in ihren Kernen ein scharfflichtes / rauhes / und
zusammen-ziehendes / in einem ölichten safft verborgenes saltz / dennenher sie
die kählen rauch machen / und eine häisere erwecken können: sonderlich da sie
außgetrucknet / in deme sie die trüsen deß halses zusammen ziehen / daß sie den
zu anfeuchtung deß Rachens nöthigen Safft nicht von sich lassen können. Darumb
ha [133] ben die Alten
Kräuter-Historici solchen Nüssen eine mittelmässig warme / und truckene Natur
zugeschrieben.
Gebrauch.
Dioscorides lib. 1. cap. 169. schreibt / daß nach etwelcher aussag / die schale
oder schelffe der Haselnussen gebran̅t / darnach klein gestossen /
mit öl vermischt / und der Kinderen Scheitel auff dem Kopff damit gesalbet / die
grawen Augäpfel der Kinderen schwartz mache. Janus Cornarius bezeugt auch in
Emblemat. ad libr. 1. Dioscorid. c. 139. Er habe durch öfftere erfahrung und
proben wahrgenommen / daß dieses mittel mit der warheit übereinstimme.
Die Hasselnüsse zu äschen gebrannt / und mit Schweinen schmaltz vermischt /
hinderen (Haar außfallen.) das Haar außfallen /
und machen es widerumb zu wachsen. Josephus Quercetanus sect. (Seitenstich / Bauchfluß. Rothe Ruhr / rother und weisser
Weiberfluß.) 3. diaetet. polyhistor. cap. 3. berichtet / so man das
rothe häutlein oder schelfe der Haselnüsse mit rothen praeparirten Corallen auf
1. quintlein schwer in Kornrosen-wasser eingebe / seye es ein bewährtes mittel
für den Seitenstich: es wird auch wider den Bauchfluß / rothe Ruhr / und
starcken rothen und weissen Weiberfluß gebraucht.
Etliche füllen die lären schalen der Haselnuß mit quecksilber an / vermachen sie
in wachs / oder überziehen sie mit rothem sammet / und binden sie mit einer
schnur an den (Pest.) halß / sich damit vor der
Pest zubewahren.
Hercules Saxonia Lib. 10. Medic. pract. cap. 52. schreibet / es seye zu Padua in
Italien die tägliche gewohnheit / daß die säugenden Weiber sich / so bald sie
die Milch verliehren / (Mangel der Milch bey säugenden
Weiberen.) von den Apoteckeren ein läre Haselnuß mit quecksilber
anfüllen / und mit wachß widerumb zumachen lassen / wenn sie nun solche mit
einer schnur an den hals binden / kommet ihnen die Milch nach wunsch widerumb.
(Stich und Biß der gifftigen Thieren.) So man die
Haselnüß-kern mit Rauten und Feigen zu einem pflaster stosset / und solches über
den schaden legt / dienet es wider den Stich und Biß der gifftigen Thieren.
Das auß dem holtz der Haselstauden destillirte öl wird sehr gerühmt wider die
fallende Sucht / so man den Krancken ein paar tropffen in Lindenblust-wasser
eingibet. Wen̅ man ein wenig Baumwollen mit etlichen (Fallende Sucht / Zahnschmertzen.) tropffen dieses
oels anfeuchtet / und sie auff den Zahn leget / stillet es den unleidenlichen
Zahnschmertzen. Aber man muß dieses holtz samlen / so die Sonn in Widder gehet /
zween oder drey Tag vor dem Newmond / es hernach in kleine stücklein
zerschneiden / eine gläserne Retorten damit halb anfüllen / und in dem Ofen bey
offenem Fewr destillieren / so wird erstlich ein saurlichtes Wasser / und
hernach das Oel in den Recipienten übersteigen / dieses Oel muß gesönderet / und
über dem lebendigen Kalck in der Sand-capellen rectificieret werden: solle das
rechte Oleum Heracleum Rulandi seyn.
So man etliche Tropffen in ein paar Löffel-voll Tausend-Guldenkraut-wasser (Würm.) einnimmet / tödtet es die Würm / und
treibet sie mit dem Stullgang fort / auch wenn man die lebendigen Würm mit
diesem Oel besprenget / sollen sie davon sterben. In (Schwäre Geburt / Todte Leibes-frucht / Zuruckgeblieben bürdelein.)
Melissen-wasser ein paar tropffen genommen / befürderet die schwäre Geburt /
führet auß die todte Leibes-frucht und zuruck gebliebenes Bürdelein.
Der weitberühmte Chymicus, Johannes Agricola in Chirurgia parva tractat. 5. p. m.
651. (Schaden von Zauberey.) berichtet / wenn
ein verborgener Schaden / so von Zauberey herrühret / nicht auffbrechen wolle /
und der Schmertzen immer ansetze / solle man nehmen Hunds-schmaltz 4. loth /
Beeren-schmaltz 8. loth / Capaunenschmaltz 12. loth / Hasel-mispeln 2. handvoll:
diesen muß man klein hacken und wohl stossen / daß er zu einem Safft werde /
alßden̅ ihne in ein glaß thun / mit den schmaltzen vermischen
/ das Glas wohl vermachen / und zween Monat an der Sonnen stehen lassen / so
werde ein grüner Balsam darauß / womit man die Bäulen und schmertzhaften Oerter
salben kan / er zertheilet den Schmertzen bald: wenn aber der Schaden auffgehet
/ kan man ihne mit nachfolgendem Pflaster zuheilen. Nimm die wurtzel von dem
grossen Faarenkraut 4. loth / das Kraut Widerthon / Daurant jedes zwo hand-voll
/ Eisen-kraut ein hand-voll / diese frische Kräuter hacke klein / und koche sie
in Widerthon-wasser / darnach presse es auß / und thue das außgepreßte in ein
Pfannen oder Hafen / darzu vermische Blut von einem jungen Hund 4. loth / rothe
geriebene Corallen 2. loth / Wachs ein pfundt / Hartz auß den Haseln-stauden 2.
loth / Terbenthin 4. loth / und mache es zu einem Pflaster. Wenn man aber
erkennen wil / ob die Kranckheit von Zauberey herrühre / soll man nehmen reine
Aschen von einer Hasel-stauden / und solche in ein Töpfflein thun / hernach muß
der Krancke seinen harn darüber lösen / das Töpfflein wohl verbinden / und von
sich selber an der Sonne außtrücknen lassen: darauff soll man die Asche herauß
nehmen / und von einander brechen / wenn nun die Kranckheit von Zauberey
herkombt / so werden in der Asche Haar herfür gewachsen seyn / wenn es aber ein
natürliche Kranckheit ist / findet man im geringsten nichts / wie vorgemeldter
D. Agricola berichtet.
So man der Haselnüsse zu viel isset / beschwären sie den Magen / bringen
Hauptwehe / und solches thun die dörren mehr als die frischen / wiewohl auch die
frischen / so sie nicht wohl zeitig sind / und derer zu viel gebraucht werden /
die rothe Ruhr verursachen / wie droben angedeutet.
Haselnüsse geben nicht so gute nahrung / als die süssen Mandlen / weil diese ein
gelinderes balsamisches Oel haben.
(Hauptflüsse.) Gebratene Haselnuß mit ein wenig
Pfeffer genutzt / zertheilen die Haupt-flüsse.
Die Milch auß den Celler-Haselnüssen (Grieß /
Schneide̅der Harn. Stein.) ist gut wider das Grieß
und schneidenden Harn. Dr. Crato schreibt / wie daß nicht wenig derjenigen / so
mit dem Stein behafftet waren / genesen seyen / wenn sie vor dem Imbiß- oder
Nacht-essen / neün oder zehen Haselnüsse geessen haben.
(Raud an den Armen und Händen.) Das auß den
frischen Haselnüssen destillierte Wasser ist gut für die Raud an den Armen und
Händen / damit gewaschen.
Die Schalen umb etwas gebrannt / her [134] nach zu reinem Pulver gestossen / treibet nicht (Sand und Schleim der nieren.) nur sand und schleim
der Nieren durch den harn / sondern erweckt auch den gebährenden einen Trang und
Kindes-wehe / und beförderet (Kindsweh.) also die
Geburt. Viel Wehmütteren (Pulver für die
Wehemütteren.) haben zu solchem ende folgendes Pulver immer bey sich / und
geben es den gebährenden Weiberen ein / wenn das Kind an der Geburt stehet / und
keine krafft da ist zu gebähren. Nehmt der auff obige weise zubereiteten
Haselnuß-schalen 1. loth / Venetianischen Borras / Zimmet jed. ein halb loth /
Saffran 1. quintlein / Zucker ein halb loth. Zerstosset alles zu reinem pulver
under einander / und gebt eines halben quintleins oder 40. gran schwär auff
einmahl davon ein.
(Reiß-kohle̅ der Mahleren zu
machen.) Auß den Haselnuß-gerten pflegen die Mahler und andere Künstler
ihre Reiß-kohlen zu brennen / mit welchen sie die erste Lineamenten zu reissen
und zu mahlen pflegen.
Der auff der Hasel-stauden wachsende Mistel gedörret / zu reinem pulver gestossen
/ und eines halben quintleins schwär offt eingegeben / (Fallende Sucht.) ist trefflich gut denjenigen /
so mit der fallenden Sucht behafftet sind. Dieser Mistel wird kräfftiger
geschätzet / als der Eichene Mistel.
CAPUT LXIV.
Eychbaum. Quercus.
Namen.
EYchbaum heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Quercus. Italiänisch / Quercia. Frantzösisch / Chesne. Spanisch /
Roble, Robre. Englisch / Oake. Dänisch / Eeg / Eegetroe. Niderländisch / Eycke /
Eyckenboom.
Gestalt und Geschlecht.
Es gibt der Eychbäumen underschiedliche Geschlechter.
1. Ist der gemeine Eychbaum mit kurtzen und langen stielen / Quercus vulgaris
brevibus ac longis pediculis, J. B. C. B. Wachst mit einem dicken / harten /
geraden Stam̅en auf; ist mit einer dicken / vielspältigen /
rauchen / inwendig röthlichten Rinden umbgeben: hat grosse sich weit
außbreitende äste. Seine blätter sind lang / oben stumpff und nicht außgespitzt
/ auff den seiten aber mehrmaht weit eingeschnitten; welche anfänglich zart /
und hernach dicker / glatt und sattgrün werden. Vmb St. Georgen tag schiessen
die gelblichten / fäßligen / langen zäpflein mit dem Laub hervor. Nach solchen
erscheinen
Galläpffel und Blüt des Eychbaums.
Gallae & Flores Quercus.
alsobald die gantz kleinen purpurrothen zaserichten Blümlein auff ihren eigenen
stielein: darauß wachsen hernach die in einem schüsselein sitzende Eychlen /
drey oder vier auff einem dünnen / bald langen / bald kurtzen stiel. Diese
Eychel haben an dem aussersten gipffel einen kurtzen / jedoch nicht gar
spitzigen stachel; in dem übrigen sind sie eines herben zusammen ziehenden /
rauchen bitteren Geschmacks / an der grösse und figur vergleichen sie sich den
Oliven; die schüsselein worinnen sie stecken / bedecken und umbfassen kaum den
dritten theil derselben. Ob aber die Eychlen deständig seyn / nimt man umb St.
Jacobs Tag wahr / als umb welche zeit die Eycheln auß ihren schüsselein
gedrucket werden. Ein jede Eychel hat nach dem schüsselein zwey häut; deren
aussere eine zähe / harte schalen / die innere aber ein braunfarbiges bitteres
häutlein ist. Dieser Eychbaum wird von etlichen für das Män̅lein
gehalten / und ist bald kein Land zu finden / darinnen er nicht angetroffen
wird. Dalechampius in Histor. Lugd. gedencket annoch deß Weibleins / so in
felsichten und rauchen [135] orten wachse /
und an den aussersten ästlein nicht ein weisse / wie das Mänlein / sondern ein
röthlichte Rinden habe / beneben mit kleineren blättern / und Eycheln begabet
seye. So hat auch Casp. Bauh. under diesem ersten geschlecht der Eychbäumen
vielerley gattungen und underscheid in acht genommen; Eine mit breiten blättern
/ und kürtzeren stielen; so er Quercum Latifoliam marem brevi pediculo nennet.
2. Widerumb mit breiten blättern / langen stielen / kleinen Früchten; Quercus
Latifolia foemina. 3. Den Eychbaum mit breiten immer grünenden blättern /
dergleichen nach Clusii bericht in den Gebürgen Calpi, und denen so dem Freto
Herculeo nahe sind / wachsen sollen / Quercus latifolia perpetuò virens. 4. Den
Eychbaum mit langen stielen / Quercus latifolia longo pediculo. Der Früchten
halben aber hat es vielerley gattungen / in dem etliche grosse / etliche kleine
/ etliche mittelmässige tragen.
2. Das andere Geschlecht ist der kleine Eychbaum / Quercus parva sive Phegus
Graecorum & Esculus Plinii, Casp. Bauh. Phegus vel Esculus, J. B. Ist
ein nidriger Baum mit einem gantz dicken stam̅en / stehet nicht
sonderlich gerad auffrecht / hat eine wohl süsse Eycheln. Welche selten doppelt
/ mehrertheils aber einsam von jhrem stiel herfür wachst / und auff ihrem
gipffel einen spitzigern stachel hat als die gemeine: läßt sich in dem übrigen
essen / alß wie man die Castanien zu essen pflegt; wiewohlen sie viel gebrauchet
/ schmertzen des Haupts und Wind verursachen soll.
3. Ist die Hageyche / so in Oesterreich / Steyrmarck / und Dalmatien wächst / und
runtzlichter ist / auch kleinere blätter und früchten bringt; dessen blätter
nicht so breit / auch auff der einten seiten etwas weißlicht / oder grawlicht.
Quercus foliis molli lanugine pubescentibus altera species, C. B. Robur II.
Clusii. J. B.
4. Ein niedriger Eychbaum / oder Hageychen / welcher offt Manns-höhe nicht
übersteiget / und viel Galläpffel in der grösse der Nussen hergibt. Quercus
gallam exiguae nucis magnitudine ferens, C. B. Robur III. Clusii, J. B.
5. Ein gantz niedrige Hageyche / dessen blätter harter / kleiner / an den seiten
nicht tieff eingeschnitten / sonderen nur gleichsam mit spitzigen Zähnen
zerkerffe; auff einer seiten zwar etwas weiß / aber nicht wollicht: trägt auch
Galläpffel / mit spitzigen ecken / welche aber bleicher an farbe / als die
übrigen. Quercus foliis muricatis non spinosis, glande superiori simile, C. B.
Robur IV. Clusii, J. B.
6. Ein Hageyche / so dem vorigen fast gleich / hat aber kürtzere / mehr gewundene
/ auch mit runtzlichterer Rinden umbgebene gerten. Seine Galläpffel sind kleiner
/ wachsen an den aussersten ästlein / sind glatt / ohne ecken / und
schwartz-brauner farb. Dieses so wohl als vorhergehendes geschlechte wachsen in
den Einöden des Königreichs Portugal umb Lisabona herumb; und wird von den
Einwohneren daselbsten Carvalla genannt. Quercus foliis muricatis minor, C. B.
Robur V. Clusii, J. B.
7. Ein Eychbäumlein / welches selten über ein Schuhe hoh wachset; hat kleine
schößlein / so der gestalt nach den gemeinen Eychsprößlein durchauß gleich.
Seine blätter vergleichen sich an der gestalt dem nächst vorher gemeldten
geschlecht / sind aber etwas grosser. Clusius hat es umb Lisabona herumb häuffig
gefunden. Quercus pedem vix superans, C. B. Robur VII. Clusii, J. B.
8. Ein Eychbaum oder Hag-eyche / so nicht über Manns-höhe steiget / vergleicht
sich dem gemeinen Baum in dem übrigen; tragt kleine Galläpffel / die da
gemeiniglich zwey / drey / und mehr beysammen wachsen. Wachst in Oesterreich und
Dalmatien. Quercus humilis Gallis binis, ternis, aut pluribus simul junctis, C.
B. Robur VI. Clusii, J. B. Dieses Geschlecht mag gar wohl zu dem anderen
Geschlecht gerechnet werden.
9. Ein Eychbaum mit stachlichten Hülsen oder Schüsselein ihrer Eycheln / welche
Schüsselein von Vallonia auß Dalmatien in Oesterreich gebracht / und von den
Gerwern zu steiffung des leders / gleichwie bey uns die rinden des Eychbaums /
gebraucht werden: sind groß und mit dicken / vielen / scharff-spitzigen stacheln
umbgeben / von innen aber haarig. Quercus calice echinato glande majore, C. B.
AEgylops, sive Cerrus mas majore glande, Park.
10. Ein Eychbaum / dessen Eycheln klein / und mit rauch-haarichten Häußlein oder
Bächerlein begabet. Ist sonsten dem gemeinen Eychbaum an grösse und gestalt
ähnlich; seine blätter hangen an langen / dünnen stielen; hat sonsten auch
kürtzere und knorrichte ästlein. Die Bächerlein der Eycheln aber haben kurtze
und dicke Stiel. Wachst in Dalmatien / auch in Oesterreich und Mähren häuffig.
Haliphlaeos sive Cerrus foemina minore glande, Park. Quercus calice hispido,
glande minore, C. B. Haliphlaeos putata, & Cerrus foemina Dalechampii,
J. B.
Johannes du Choul in Histor. Quercûs cap. XIV. vermeldet / daß zu seiner zeit in
Franckreich in dem Lust-wald Tronsac unweit der Statt Bourges ein Eychbaum seye
gefunden worden / von einer unbeschreiblichen länge und dicke / dahero auß
Befehl Königs Francisci, er gleichsam mit einem Wall und Pallisaden oder Pfälen
umbgeben worden / damit der König sich nach der Jagdt under diesem wunderbarlich
schönen Baum öffters erlustigen könnte. Johannes Bauhinus tom. 1. Histor plant.
univ. lib. 7. cap. 1. beschreibet diejenige grosse und zierliche Eyche / welche
allhier zu Basel auff St. Peters Platz vorzeiten gestanden / auff folgende Art.
Dieser Eychbaum hatte eine solche dicke / daß drey Männer ihne kaum umbfassen
konnten: Sein Stam̅e ware kürtzer als eines Manns länge / von
welchem sieben sehr grosse äste außgiengen / deren jeder die grösse eines
gemeinen Eychbaums hatte / und sich weit außbreitete. Alle diese äste waren
rings umb den Baum herumb mit dreyfacher ordnung höltzener Säulen undersetzt /
deren die niedrigste ein Sechs-eck / die mittlere ein Neun-eck / die äusserste
und höchste ein Sechzehen-eck formierte; also daß die weitbe [136] rümbten Philosophi und Medici,
Conradus Gesnerus von Zürich / und Hieronymus Cardanus von Mayland / den
umbkreiß dieser Eychen bey 100. schritten weit befunden haben; wie solches der
erstere zwar in libr. de Hort. German. p. 275. der andere aber Libr. 6. de Rerum
varietat. cap. 23 bezeuget. Obvermeldte grosse äste theilten sich in unzahlbare
Neben-äste auß / die endlich in der mitte sich widerumb zusammen schrauckten /
und eine zimbliche Hole machten / welche sich artig einer Schalen verglichen.
Der srembde Ahorn / oder Maßholder-baum / under welchem Licinius Mutianus mit
18. Persohnen Mahlzeit gehalten / ware diesem Baum bey weitem nicht
zuvergleichen / als der da weit mehr Persohnen under seinen außgebreiteten ästen
fassen und überschatten konnte. Christian Wursteisen meldet auch in dem 6. Buch
seiner Baßler-Bistumbs Histori / im 4. Capitel / daß als Keyser Friderich auff
St. Peters Platz in Basel Anno 1473. ein Panquet angestellet / sein Hof-gesind
ihr Abend-mahlzeit under diesem Wunderbaum eingenommen haben. In dem Jahr 1623
aber bey aufführung der newen Schantzen / und befestigung der Statt-mauren / ist
diese schöne Wunder-eychen auß angeben deß frembden Schantzmeisters / nicht ohne
sonderliches mißfallen einer Ehren-burger-schafft / umbgehawen worden.
Bey den Römeren ware vor zeiten der gebrauch / von den blättern dieses Baums
schöne Kräntze zu flechten / und diejenigen damit zu bekrönen / so einen
Römischen Burger bey dem Leben erhielten. Also ware Scipio Africanus, nach dem
er seinen Vatter / welcher bey dem Fluß Ticino mit Hannibale unglücklich
gefochten / und von ihme verwundet worden / mit zwey solcher Kräntzen gekrönet /
dieweilen er zugleich seinen Vatter / und einen Burgermeister von der Feinden
Hände erlöset.
Auff den blättern der Eychbäumen hanget sonderlich vor anderen der honigsüsse
Thaw / welchen die Bienen gar fleissig abzuklauben / und in ihre häußlein
einzusamlen wissen; daher sie auch Morgens frühe / wenn sie einen solchen Thaw
riechen / hauffenweiß solchen Bäumen zufliegen / und den Thaw ablecken / ehe er
von der Sonnen auffgetrucknet wird.
Sonsten ist kein Baum / welcher mehreren mißgewächsen underworffen / als eben
dieser Baum / welche mißgewächse / oder mißfrüchte fast sambtlich von dem
fliegenden Gewürm herkom̅en; denn wenn die Mucken mit ihren
gifftigen bissen / die häutlein der blättern / oder der zarten schößlein und
kleinen ästlein dieses Baums durchstechen / oder auch ihre fruchtbahren eylein
darein legen / so werden die versehrten zäserlein also von dem zufliessenden
Nahrungs-safft deß Baums wider die Natur außgebreitet / und gebären ein solche
mißgeschwulst / darin̅en hernach gemeinlich ein Würmlein oder
Maden auffgehalten und verwahret / biß er sich in seine vollkommenheit bringet /
und zu einer Mucke wird.
Under dergleichen Mißfrüchten sind allervorderst auch wegen jhrer nutzbarkeit
bekant / (Galläpffel.) die so genanten
Galläpffel / Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Gallae. Italiänisch / Galla. Frantzösisch / Noix de galle, deren
viel gattungen sind / der grösse / figur / farb / gewicht / und rauchigkeit nach
underscheiden: ins gemein / wie sie von den Krämeren verkaufft werden / sind sie
rund / leicht / durchlöcheret / glatt / bißweilen etwas knorricht und uneben /
eines rauchen zusammen-ziehenden irdichten geschmacks.
In Engelland tragen die Eychbäume keine Galläpffel / sie wachsen in Böhmen / in
Hispanien / auch in unseren Ländern / auß den stämmen und ästen der Bäumen ohne
stiel hervor; und zwar mehrertheil deß Nachts / sonderlich da die Sonne auß dem
zeichen der Zwillingen außgehet; deß Tags aber mag die Sonnenhitze verhinderen /
daß sie nicht wachsen können: wie sie den̅ auch / wenn den
folgenden Tag nach ihrem nächtlichen wachßthumb grosse Sonnenhitz ist /
gemeiniglich dorren / oder doch zu keiner sonderlichen grösse kommen; in deme
der / zu den von den würmen durchstochenen zäserlein oder fibern des Baums /
fliessende safft von ausserlicher hitz mehrertheils verzehret wird / da er
hingegen / wenn der Lufft etwas kühl / stehen bleibt / und erdickeret / hiemit
nach und nach zu einem Galläpffel außwachsen kan. Die Hageychen sollen die
besten und meisten äpffel geben; die weissen kommen geschwind in einer Nacht
herfür / dorren aber auch bald wider: die schwartzen hingegen bleiben länger
hafften / wachsen bißweilen groß auff und fälben mehr.
Demnach bringet das Eychenlaub umb die Herbstzeit auff der underen seiten
bißweilen auch kleine äpffelein wie Erbsen / sechs- oder siben an einem blatt /
darinnen auch würme oder maden wachsen / so in dem folgenden Jahr / oder auch in
warmer Herbstzeit in Mucken- oder Schnacken verwandlet werden. Solche
Mißfrüchten werden von Joh. Bauhino genennet Pilulae foliorum Quercus, sind
schwam̅icht / glatt / bleich / oder an dem theil / da die
Sonne anscheint / roth / weich / eines saurlichten / zusammenziehenden
geschmacks: in Engelland und Teutschland werden sie häuffig an dem Eychenlaub
gefunden.
Drittens wachsen auch an den grünen zweigen der Eychbäumen in dem Frühling
schwammichte / weiche / safftige / sawre / und starck zusammenziehende
Mißfrüchten / in der grösse gemeiner Baumnüssen / uneben hoggericht / weiß- oder
gelblicht wie die Apffel / aber auff einer seiten mit schön rother farbe
gezieret: haben würmlein in sich / welche sich darinn sonderbahre hölein zu
ihrer wohnung außgegraben.
Viertens wächst gemeiniglich im Herbst an den alten Eychen / nahe bey der wurtzel
ein schwammichtes Gewächs / oder Excrementum, (so bißweilen auch umb Nürenberg
herumb gefunden worden) welches zart / im anfang röthlicht / und endlich hart
wie holtz wird: hanget gleich wie Traubenbeere umb die wurtzel herumb an
einander / darumb es den namen Uvae Quercinae davon getragen; hat auch einen
sehr herben zusammenziehenden Geschmack.
|| [137]
Eychtrauben. Uva quercina.
Endlich solle deß Mistels / Visci quercini, so auff dem Eychbaum auch wachst /
nicht vergessen werden / welcher dem anderwerts beschriebenen Mistel zwar
ähnlich / aber an Tugenden weit kräfftiger von vielen Medicis gehalten wird.
Eigenschafft.
Es hat der Eychbaum in allen seinen theilen ein vitriolisches / gelind
zusammen-ziehendes saurlichtes Saltz / neben vielen irrdichten / und wenig
ölichten theilen in sich. Daher er die Eigenschafft bekommen zu stopffen /
zusammen-zuziehen / alle Blut- und Wasser-flüsse / Ruhren / rothe Ruhren /
Samen-ergiessung / und dergleichen zumässigen und anzuhalten; dem dünnen
flüßigen Geblüt ein bessere Consistentz zu geben / und den Haupt-flüssen zu
steüren. In dem Eychenen Mispel stecket ein heimlich / scharfflicht / flüchtig
und saurlichtes saltz / dadurch es die krafft hat zu eröffnen / zu durchtringen
/ und insonderheit die gifftige Wurtzel der Gichten und fallenden Sucht zu
tödten.
Gebrauch.
Mit der geschabenen Rinden bereiten die Gerwer das Läder. Auß dem Holtz werden
sehr viel sachen von Schreineren und anderen verarbeitet / weilen dasselbe mit
dem alter immer härter wird.
Die Schüsselein oder Bächerlein der Eycheln / wie auch die Schalen und Häutlein
der Eycheln selbsten gedörret / geröstet / und zu pulver gestossen / dienen
sonderlich wider (Rote ruhr.) die rothe Ruhr /
wenn man auff ein halb quintlein schwer dem Patienten bißweilen davon / mit
Muscatnuß und gebrannten Hirschhorn-pulver eingibet. Gleiche würckung hat auch
die Eych-trauben / und der Eychen Mispel.
Eychen-laub / Genserich-kraut / Chamillen-blüthe und Wull-kraut zusammen verhackt
/ in ein säcklein gethan / solches in milch oder wasser / darinnen ein fewrig
Eisen abgelöscht worden / gesotten / und über den Affter warm offt geschlagen /
stillet den (Trang in der roten Ruhr.)
Arß-kützel oder Trang und Zwang in der rothen Ruhr / bey jungen und alten. Wo
man aber solch säcklein in halb Eßig und halb Wasser kochet / und es hernach
über (Mutterfluß der Weibern.) den underen Bauch
laulicht leget mag es den starcken Mutter-fluß der Weiberen stellen.
Eychener Mistel gedörrt zu pulver gestossen / und biß auff ein halbes / ja ein
gantzes quintlein schwer offt eingenommen / dienet (Fallende sucht Blutflüsse / Ruhr.) nicht nur wider die / aller de
Sucht / sondern stillet auch sonderlich wohl die Ruhren und starcke Blut-flüsse
der Weiberen / sonderlich so man es in einem lind gesottenen Ey einnimmet.
Auß dem Eychenholtz kan man durch die (Destillation deß
Eychenholtzes.) Destillation auch einen saurlichten Geist / und ein
stincken des Oel ziehen / wie auß dem Frantzosen-holtz: daher es auch an statt
deß Frantzosen-holtzes in den Tränckeren wider die Frantzösische Sucht kan
gebraucht werden.
(Wundtinerur / oder Essentz. Essentia quercus.
genant.) Wenn man über die zerhackten ersten Schößlein der Eychen in dem
Frühling Brantenwein gießt / und an einem warmen ort etliche tag stehen laßt /
so gibt es eine heilsame Wund-tinctur oder Essentz ab / von deren man innerlich
offt biß auff 30. und mehr tropffen nehmen kan. Diese Essentz / durch abziehung
wenig Brantenweins erdickeret / ist annoch kräfftiger: und da man denselben in
Balneo arenae biß zur dicke des Honigs abziehet / gibt es ein Extractum ab /
(Extractum toliorum quercus.) welches sehr
gut ist mit andern anhaltenden Mittlen zu Pilulein zu machen / und wider die
rothe- oder andere Ruhren / und Blutflüsse einzugeben. Etliche zerhacken allein
diese Schößlein deß Eychen-laubs / pressen den Safft darauß / filtrieren ihne /
und inspissieren denselben durch die Destillation in dem Balneo arenae zu einem
Extract, welches aber dem vorigen Extract nichts an Kräfften vorthut.
(Hitzige blateren. Frische wunden.) Frisch
Eychen-laub über hitzige Blattern gelegt / ziehet die Hitz auß denselbigen / und
heilet sie. So man aber die frischen blätter zerhackt / zerstoßt / und über newe
Wunden legt / mag es nicht nur allein das bluten stillen / sondern auch
dieselben zu geschwinder Heilung beförderen.
Eychen-laub in dem Meyen frisch abgepflückt / zerhackt / und destilliert / gibt
ein nutzliches wasser ab; welches offt getruncken / den Sod deß Magens stillet /
sand und (Sod deß Waagens. Lendenwehe. Durchbrüch.
Blutspeyë. Blutflüsse.) schleim auß den Nieren und Lenden sanfft
treibet; Ruhren und Durchbrüch nach und nach anhaltet; das blut-speyen stillet;
ja auch alle andere Blut-flüsse mäßiget / und linderet / sonderlich / wenn man
etwann Quitten- oder Wegerich-syrup annoch darunder mischet. Wenn man solch
wasser wärmet / tücher darinnen tuncket / außtruckt / (Brennblatern an Füssen.) und also warm über die hitzigen
Brenn-blatteren der Füssen schlaget / mag es solche vertheilen / und heilen.
Die zu Pulver gestossene Eychen-rinde / oder das Low der Gerweren in rothem wein
/ oder dem wasser / darinnen die Schmied das Eisen ablöschen / gesotten / und
den [138] Dampff davon offt an Leib gehen
lassen / (Trang. Außfall des Affterdarms und
Mutterhalses.) stillet nicht nur den Trang in der rothen oder weissen
Ruhr / sondern heilet auch den Außfall des Affter-darms / und des Mutter-halses
bey den Weibern.
Die Eychtrauben gedörret / zu Pulver gestossen / (Ruhr.
Harn-bluten. Nasenbluten) und davon eingegeben / heilet die gemeine
und rothe Ruhr / auch das Harnbluten / Nasen-bluten / und andere Blutflüsse.
Den Eychen-Mispel samblen die Abergläubischen nicht / als wenn Sonn und Mond in
dem Zeichen deß Krebses zusam̅en kommen. Alßdenn halten sie ihne
am kräfftigsten / nicht nur innerlich zu gebrauchen / sonderen auch äusserlich
anzuhengen / wie sie den̅ Bündelein davon machen / und an halß
hengen / die fallende Sucht zu vertreiben.
(Geheimnuß wider die fallende Sucht.) Etliche
machen ein Geheimnuß auß folgendem pulver / dazu nemt deß pulvers von verbranten
Froschen / deß pulvers von dem in heissem Ofen und in wolverschlossenem erdenem
Hafen außgedörrten Nachbürdelein einer gesunden Gebährerin. Eychenmispel jed. 2.
quintlein / mischt solche subtil gestossene pulver wol under einander / und gebt
dem Patienten alle Morgen ein quintl. davon in brühen ein. Solch pulver kan der
Patient jährlich drey biß viermahl einnehmen / und sich im übrigen in der
vorgeschribenen diaet wol verhalten. Ich kenne verschiedene Persohnen / denen es
sehr wohl zugeschlagen / und von der Kranckheit abgeholffen.
Galläpffel dienen wegen ihrer trucknendcn / und starck zusammenziehenden Krafft
zu vielen äusserlichen Kranckheiten / und sonderlich (Mundfäule. Mundgeschwär.) wider Mundfäule / und Mundgeschwär / wenn
man rothe Rosen / Granatenblühte / Eychel-kelchlein / Cypressen-nüsse und
Galläpffel under einander verstoßt / in Wein bey den Alten / und Wasser bey den
Jungen siedet / und offt den Mund damit warm außwaschet. Man kan auch ein wenig
Roshonig damit vermischen / so ist es desto heilsamer.
Galläpffel / Muscatnuß / Mastix / gelben Rosen-samen / gesigelte Erden / Bolarmen
/ Zimmet und Gewürtz-nägelein / jeder gattung ein quintlein oder ein halb loth
zu reinem pulver undereinander gestossen / hernach mit zerlassenem Wachs /
Terbenthin (Magenpflaster.) und ein wenig
Quitten-öl zu einem Pflaster angerühret / solches auff leder gestrichen / und
also warm über den Magen geschlagen (Unwillen / Würgen
/ Erbrechen. Ruhr. Grimmen und Leibwehe.) / stillet den Unwillen /
Auffstossen / Erbrechen / Ruhren / Durchbrüch / Grimmen; stärcket auch die
Däwung deß Magens.
Die Wundärtzte bedienen sich auch des Pulvers von Galläpffeln / strewen solches
(Faule Schäden zu säuberë.) in faule Schäden
/ dadurch sie denn solche von allem geilem Fleisch / und anderen faulen /
unnützen Feuchtigkeiten wohl sauberen und trucknen.
(Schwartze Dinten zu machen.) Gute schwartze
Dinten zu machen / nehmt der kleinen schwären Galläpffeln 10. loth. Zerstosse
sie zu grobem Pulver / Vitriol 6. loth / Arabisch Gummi 4. loth. Mischt alles
undereinander / thuts in einen verglasurten Hafen / gießt darüber 4. pfundt
heissen rothen Wein / vermacht den Hafen wohl / setzt ihne 14. tage an die
heisse Sonne / oder auff den warmen Ofen / so habt ihr gute schwartze Dinien.
Den Nutz deß Eychen-holtzes kan man nicht genugsam beschreiben / under allem
holtz ist kaum eines das währhafftiger / zu mancherley Gebäw mehr gebraucht wild
/ als das Eychenholtz.
(Blutspeyen / allerley Bauchflüsse / starcke Blödigkeit
der Weber / Samenfluß / Röhrleingeschwär.) Eychenlaub in wein oder
wasser gesotten und getruncken / stillet das Blut-speyen / allerley Bauchflüsse
/ der Weiber starcke Blödigkeit / Samen-fluß / und heilet das Röhrlein-geschwär.
Das Regen-wasser / so in den höhlen und gruben der alten Eychbäumen stehen bleibt
/ heilet den offenen und erschworenen Grind / so man denselbigen damit waschen
thut.
(Grind. Durchlauff von der Leber / Starcker
Bauch-Mutter- und Samen-fluß / Röhrleingeschwär.) Das destillierte
Eychenlaub-wasser hilfft trefflich für den Durchlauff von der Leber / so man
alle tag morgens nüchter 4. loth trincket / deßgleichen stellet es den starcken
Bauch-Mutter- und Samen-fluß / und heilet das Röhrlein-geschwär.
Es ist kaum ein heilsamers Wasser wider das Blut-außwerffen / und sonderlich für
die Kinder so mit der rothen Ruhr behafftet. Dieses Wasser bricht und treibet
den Stein / (Blut-außwerffen / rothe Ruhr der Kinder /
Stein / Grieß / Blut-harnen.) befürderet das Grieß auß den Lenden /
und wehret dem Blut-harnen / ist deßhalben denen nutzlich / so Spanische Mucken
gebraucht haben / darauff leichtlich ein Blut-harnen erfolget.
Dieses Wasser heilet die Mund-fäule und andere Schäden deß Halses / wie auch die
(Mundfäule / Hals-schäden / hitzige rothe
Geschwulst der Gemächte an Mann un̅ Weibspersohnen.)
hitzige rothe Geschwulst der Gemächte an Mann- und Weibs-persohnen.
Welcher an den Beinen braune oder schwartze Hitz-blateren hat / der netze
Tüchlein in diesem Wasser / und schlage sie laulicht darüber.
Dieses Wasser mit tücheren laulicht umb ein entzündetes Glied geschlagen / kühlet
es / und heilet auch alte Schäden / so man sie (Braune
oder schartze Hitz-blateren an den Beinen.) damit gewaschen / von sich
selbst laßt trucken werden.
Die weißlichten Pferd kommen schwartze Haar über / so man im Frühling ein paar
hand-voll frischer Bollen von den Eychbäumen (Entzündetes Glied / alte Schäden.) ihnen under das Futer etwas zeit
zu essen gibet / wie solches Fridericus Hoffmannus libr. IV. Pharmacop. Med.
Chym. sect. I. p. m. 529. berichtet.
CAPUT LXV.
Stecheychen. Ilex.
Namen.
STecheyche heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Ilex. Italiänisch / Quercia verde, Rovere. Frantzösisch / Chesne
verd, yeuse, hieuse. Spanisch / Enzina. Englisch / The Holm Qak / Marlet Qak.
Geschlecht und Gestalt.
Es hat der Stecheychen zweyerley Geschlecht / deren ersteres ein Baum ist / in
der grösse eines Apffel- oder Birnbaums / Ilex arborea, J. B. Ilex major
aculeata & non aculeata Park. Ilex I. seu folio oblongo ferrato,
|| [139]
I. Stecheychen. I. Ilex angustifolia.
II. Scharlackbeer / Matthioli.
II. Cocum infectorium, Matthioli.
I. Stecheychen. I. Ilex latifolia.
II. Stecheychen mit Scharlachbeeren, Cameranii. II. Ilex coccigera, Camerarii.
(I. Ein Aß mit der Frucht.)
(A. Die Blütbe.)
(B. Die Beer.)
C. B. und Ilex IV. seu folio rotundiore molli, modiceq???ue sinuato, C. B. Ilex
angustifolia & latifolia. Diese Eychen hat ein derbes / festes /
roth-schwartzes / mit einer braun-schwartzen Rinden umbaebenes Holtz / auch weit
mehr / und kürtzere äste / denn der Korchbaum; seine blätter glünen immer / sind
oben auff graw / aber unden weißlicht / runder / kleiner als deß Korchaums /
eines zusam̅en ziehenden geschmacks / an den alten erwachsenen
Bäumen insgemein ohne stacheln / bey jungen und auffwachsenden aber / welche
noch keine Eycheln tragen / allezeit an dem umbkreiß stachlicht. An den
aussersten ästlein bringt er viel kleine / ablange / zaserichte zäpflein /
welche sich in moosichte gelbe / mit reinem pulver besprengte Blümlein
außbreiten. Die Eycheln wachsen nicht auß solcher [140] blüthe / sondern kommen auß
sonderbaren stielein hervor / und sind den gemeinen Eycheln gleich auch bald
grösser / bald kleiner; werden bißweilen schwartz / ehe sie reiff sind / und
geben ein sonderlich Gum̅i / so da dem geschmack nach zwar
erwärmend / aber nicht unlieblich. Wenn sie aber reiff / so ist ihre schalen
schwartz / der kern aber weiß / satt / und süß; dennenher sie auch in dem Wein-
und Wintermonat in Hispanien nach Salmatica und anderen Stätten zu Marckt
getragen / und von den Spaniern / nicht anderst als wie von uns die Castanien /
oder Haselnüsse geessen werden.
Dieser Baum wachst in den Spanischen / Italiänischen und Frantzösischen Wäldern:
und ist der blättern halben auch in etwas underscheiden / weilen einer breitere
und rundere / der andere aber längere / schmalere und zugespitztere blätter
tragt. Johannes Rajus hat an den jungen Bäumen die blätter eingebogen /
stachlicht und breit / an den alten aber ablang / bald stachlicht / bald eben
und gleich / an dem umbkreiß auch nicht zerkerfft / un̅ den ölbaum
blättern ähnlich angemercket.
An Eigenschafft und Kräfften ist dieser Baum dem Eychbaum durchauß gleich. Auß
dessen Holz werden gute Kohlen zu schmeltzlung der Metallen gemacht; weilen sie
satt sind und das Feur lang halten / auch mit ihrem dampff kein tollen Kopff
machen.
???2. Das Andere Geschlecht der Stecheychen / dessen zwey Figuren / wie im
vorigen allhier vorgestellet worden / wird auf Teutsch genennet Scharlachbeer /
Scharlachgrän / oder Carmasinbeer / Kermes-körner / Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Coccus baphica, Coccus
infectoria, Coccus tinctoria, Kermes, vel Chermes, Granum tinctorium, Ilex
coccigera, I. B. Aquifolia sive coccigera, Park. Ilex aculeata cocciglandifera,
C. B. Italiänisch / Grani de tinctore, Grani di scarlato. Frantzösisch / Graine
à teindre la escarlate. Spanisch / Grana de tintoreto. Englisch / Scarletberry.
Niderländisch / Schaerlaecken-greyn. Sie werden Scharlachbeer genannt darumb /
daß man die schöne Scharlach- oder Carmasinfarb darauß bereitet.
Ist ein drauschlichte Staud / wie ein blümlein mit viel blätteren besetzt / die
sind dick / langlicht / zurings-herumb stachlicht / wie die blätter an den
Stechpalmen / doch viel kleiner. Tragt viel moosichte zäpflein / an den
blätteren erzeigen sich in dem Aprillen und Mäyen rothe Beer in der grösse der
Pfefferkörner / oder ein wenig grösser / die sind inwendig hol und leer. Sie
wachsen nicht allein in Italien / Spanien / Galatia / Armenia / Asia und Cilicia
/ sondern auch in Polen und Böhmen / wie auch an den Felsichten Bücheln umb
Montpelier, Nimes, Avignon, und anderstwo in Langendock / und Provence in
Franckreich. Matthiolus hat zu Podiebrad / in dem Käyserlichen Thier garten / 8.
meil von Prag gelegen / diese Scharlachbeer an etlichen Eychbäumen gefunden /
allda sie auß dem Stam̅ herauß gewachsen sind. Die Eycheln dieses
Bäumleins sind so groß / oder bißweilen grösser / als die an dem grossen
Eychbaum.
Camerarius beschreibet auß Petri Quiquerani lateinischem Buch / de laudibus
Provinciae in Gallia, die Scharlachbeer also. In der Provintz Franckreichs
findet man viel Scharlachbeer / sonderlich in grosser menge bey Arelate / an dem
Ort / welches man von Alters her Campus lapideus nennet. Sie wachsen an einer
Art deß Eychbaums / Ilex, Steineichen genannt / welcher klein und wie ein
Stäudlein bleibet. Man findet sie alda auff ebenen Feldern / jedoch die ein
wenig in die höhe sich begeben / und darbey kleine dürre Hügel sind. Erstlich
mitten im Frühling / wenn es geregnet hat / wachset an den stauden etwas /
welche sie pisi matrem, Mutterbeer nennen / denn darvon kommen die anderen Beer
her / und jenes sind gemeiniglich an einer Stauden fünff / welche im anfang deß
Sommers / wenn es heiß wird / voller kleiner Würmlein / die man schier nicht
sehen kann / stecken / und auffspringen: Diese werden weißlicht / und kriechen
über sich / und wo sie an der Aestlein Augen kommen / bleiben sie da sitzen /
und werden groß / alß ein Hirskörnlein ist. Allda nemmen sie weiter zu / und
werden Aschen-farb / sehen auch nicht mehr als ein Würmlein / sonder als Erbes /
welche / wenn sie zeitig sind / samlet man sie / in dem sie alßdenn widerumb
voller gefärbter Würmlein sind. In dem tragen aber zerreißt offt das aussere
zarte Häutlein entzwey / und werden dieser Würmlein I. pfund umb ein Cronen
verkaufft. Die Beerlein aber / wenn sie eins theils Würmlein noch in sich haben
/ gibt man ein viertheil umb ein Cronen. Diese Würmlein regen sich nicht ehe /
biß sie auff ein Tuch an die Sonnen gelegt werden / alßdenn empfinden sie die
wärme / und begehren davon. Aber es stehet stätigs einer darbey / und treibet
sie so lang mitten auff das Tuch zusammen / biß sie sterben. Zu dieser Zeit /
und bey drey Tag hernach / riechen sie so lieblich / als Bisam / Ambra und
Citronen-blüht. Wenn etliche Beerlein gantz bleiben / auß denen werden hernach
viel kleinere Würmlein / welche davon fliegen. In einem Jahr hat man auß
gemeldtem Campo lapideo, bey Arelate / von disen Scharlachbeeren bey
eilfftausend Cronen einkommens gehabt. Dieses schreibet Quinqueranus von dem
Cocco, oder Scharlach / der in Franckreich wachst. Es werden aber solche Körner-
oder Grana auch in Engelland und anderstwo an den Kirschbäumen und deroselben
kleinen Schößlein gesehen / welche den̅ sambtlich nichts anders /
als gewisse nestlein seyen / welche die Mucken an den blätteren und sprößlein
dergleichen Bäumen durch ihre bisse zuwegen bringen / und ihre fruchtbare Eylein
darein legen / die hernach von der Sonnen-hitz außgebrütet / und anfänglich zu
Würmen / endlich aber auch zu fliegenden Mücklein werden.
Eigenschafft.
Dieses Bäumlein / hat alle eigenschafften mit dem Eychbaum gemein / die
Scharlachbeere sind auch ein wenig zusammen ziehender Natur / haben aber
zugleich wegen den flüchtigen / geistreichen theilen der Würme / so darinnen
stecken / und zu pulver gebracht werden / wie auch wegen einiger wohlrie [141] chenden Balsamischen theilen /
eine krafft die Lebens-geister zu erquicken / das Geblüt zu erdünneren / und zu
erfrischen / das Hertz zu stärcken / und den Gebärenden zu hülffe zu kommen.
Gebrauch.
Von disem Baum werden meist die Körner / Cocci, Grana Kermes, gebraucht / und
zwar / wenn sie wohl zeitig / werden sie für die Färber gesamlet / auff ein
außgebreitetes leinen Tuch an die Sonnen gesetzet / und anfänglich / da sie noch
safftig / täglich etliche mahl umbgekehret / damit sie nicht zu heiß werden.
Wenn denn ein rothlichtes pulver auff ihnen ligt / kan man es durch ein Sieb
absönderen / und die Körner wider frisch auff das Tuch an die Son̅en streuen / biß sich wider ein pulver darauff erzeiget / welches man ebener
massen absönderen / und hernach solch werck so offt verrichten soll / biß die
Körner kein pulver mehr geben. So bald sich aber die auff den Beeren stehende
röthlichte pulver-körnlein zu regen anheben / muß man sie mit dem schärffsten
Essig besprengen / hernach mit den fingeren zerreiben / und in pilulein
formieren / welche hernach an der Sonnen müssen gedörret werden. Wenn man aber
solche / sich selbs bewegende / und lebendige pulverkörnlein / welche anders
nichts als lebendig gewordener Wurmsamen ist / stehen lasst / und mit keinem
Essig besprenget / so wird auß einem jederen würmlein bald darauff ein kleines
fliegendes mücklein / welches / da es etliche wenig tage frey herumb geflogen /
endlich nach geänderter farbe todt dahin fället. Wenn die Beere von allem pulver
oder wurmsamen gesäuberet / so wascht man sie mit Wein / legt sie an die Sonne /
und wenn sie trocken / thut sie in ein Sack / reibt sie darinnen wohl / daß sie
gläntzend werden / da sie denn einen gantz lieblichen geruch von sich geben. Mit
solchem pulver vermischt man obiges Wurmsamenpulver / und färbt Scharlach-roth
damit.
Von den Scharlachbeer wird die berühmte Confectio Alkermes, oder
Alkermes-Lattwerg gemacht / von denen Johannes Stephanus Strobelbergerus und
Laurentius Eichstadius geschrieben. Welche mit Ambra und Bisam zubereitet wird /
ist den Männern dienlich / die aber ohne Ambra und Bisam gemacht worden / sollen
die Werber gebrauchen.
Dise Lattwerg stärcket das Hertz / und die lebendigen Geister kräfftiglich /
daher stillet (Ohnmachten / Hertzklopffen / schwaches
Hirn / Schlag / Melancholey / schwache Leibesfrucht / Gifft.) sie die
Ohnmachten und das Hertz-klopffen. Sie bekommet trefflich wol dem schwachen Hirn
/ verhütet den Schlag / ist sehr dienlich den Melancholischen / welche immerdar
traurig sind / stärcket die Kinder in Mutter-leib / und widerstehet allem Gifft
/ so man Morgens und Abends einer halben Muscatnuß groß einnimmet.
Als Doctor Verzascha sich in Franckreich zu Mompelier / auff der weitberühmten
Universitet / bey Herren Carolo Sanche, Apotheckern auffgehalten / hat er von
demselben die wahre Beschreibung der Alkermes-lattwerg / auß sonderhahrer
Freundschafft bekommen / welche denen Herren Apotheckeren gefallen hier
beygesetzt wird.
???. Syr. chermes ???xvj. sacchar. opt. ???viij. cinnam. elect. santal. citrin.
ana ???iij. margarit. oriental. praepar. lapid. lazuli legit. praepar. ambrae
griseae verae ana ???j. moschi oriental. ???ß. fol. aur. gr. xv. succ. pomor.
dulc. & aq. rosar. ana q. s. F. confectio. Pro mulieribus si paretur,
Ambra Grysea, atque Moschus omittuntur.
Weilen aber solche Confection zimlich verfälscht in Teutschland / bißweilen
gebracht wird / als lassen etliche sorgfältige Herren Apothecker offt allein den
Syrupum Kermes auß Franckreich kommen / und mischen den rest selbsten darunder /
damit bekommen sie (Wie der Syrupus Kermes bereitet
werde.) eine gute Latwerge. Den Syrup / oder Syrupum Kermes bereiten
sie aber auff folgende weiß. Sie stossen die frischen Beeren in einem steinernen
Mörsel / trucken sie durch ein Sieb / damit sie das Muß / oder die Pulpam davon
haben / mit dieser Pulpâ vermischen sie gleiches gewicht Zucker / und machen ein
Conservam - oder dicke Latwerg darauß; zu dieser Latwerg nehmen sie hernach
Roßwasser / den auß den Courtpendu, Pomis redolentibus, frisch außgepreßten /
und filtrierten safft / rohe Seiden / und Zucker / vermischen es gantz wol
undereinander / und machen einen Syrup darauß / so man Syrupum Kermes zu nennen
pfleget.
(Lieblich Krafftwasser zu machen.) Mit dieser
Alkermes-Latwerg kan man auff folgende weiß ein sehr liebliches und
Hertz-erlabendes Krafftwasse anmachen / und den Patienten Löffelweiß geben. Nemt
Schlehenblust / Borretsch- und Scabiosenwasser / jedes 2. loth / Zimmetwasser 1.
loth / Granaten-Syrup anderhalb loth / Hymbeer-Syrup 1. loth / Alkermes-Latwerg
ein quintl. Rosen-julep ein halb loth / mischt alles wol under einander.
(Hertz-stärckung.) Alkermes-Latwergen können die
Patienten offt allein messerspitz weiß zur erlabung geniessen. Ein wenig
deroselben mit einem Schlagwasser / oder Wachholder-brantenwein vermischt / und
auff das Hertzgrüblein geschlagen / stärckt das Hertz fein in Schwachheiten.
CAPUT LXVI.
Rorchbaum. Suber.
Namen.
KOrchbaum- oder Pantoffelholtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Suber. Italiänisch / Sugero, Souero.
Frantzosisch / Liege, Spanisch / Alcornoque. Englisch / Corktree. Niderländisch
/ Korckboom.
Gestalt und Geschlecht.
Der Korchbaum ist ein langer Baum mit einem dicken stamm. Die blätter vergleichen
sich dem Eschenbaum / sind aber länger und bleiben stäts grün. Die Rinde / so
man Pantoffelholtz nennet / ist sehr dick / darauß machen die Schuster
Pantoffel-sohlen. Es brauchen sie auch die Fischer / und machen davon ringe an
ihre garn / denn es umb seiner leichte willen (damit es ob dem wasser bleibt)
die bleyene Fischkloben auffhebt. So man die Rinde abschelet / dorret der Baum
nicht / sondern es wachst ein andere / derohalben findet man gemeiniglich zwo
|| [142]
I. Korchbaum mit breiten Blärteren. I. Suber latifolium.
II. Korchbaum mit schmalen Blätteren. II. Suber angustifolium.
Rinden an diesem Baum. Er tragt kleine und dürre Eycheln / die haben gleiche
krafft mit den blättern.
Der Korchbaum ist zweyerley: Der eine hat schmalere / längere und spitzigere
blätter / wachst in Italien umb die Statt Pisa. Deß andern blätter sind etwas
breiter / kürtzer / runder / an dem umbkreiß zerkerft / und an etlichen orten
mit spitzigen scharten: er hat seine wohnung umb die Statt Rom. Man findet den
Korchbaum auch in Franckreich und Spanien.
Eigenschafft.
Der Korchbaum hat gleich dem Eychbaum viel irdichte / vitriolische saltz-theilen
in sich / dennenhero er auch die Eigenschafft hat zu trucknen / anzuhalten und
zusam̅enzu ziehen: allen Ruhren und Blutflüssen zu
wide???stehen / und zu steuren; auch dcn Samenfluß zu stillen.
Gebrauch.
(Bluten / Samenfluß / Röhrlein-geschwär.) Die
Rinde deß Korchbaums zu pulver gestossen / und mit Wegerich-wasser getruncken /
stillet das überflüssige bluten / auß welchem ort deß Leibs es kommet. So man
sie aber in Wasser siedet / und davon trincket / ist es gut für den Samenfluß /
und das von scharffem etzendem Samen entstandene Geschwär in der Röhren deß
Männlichen Glieds. Wenn man sie zu Aschen brennet / und davon in warmen Wein
offt ein messerspitz (Blutspeyen.) voll einnimt /
stellet es das Blutspeyen. Die gedörrten Eychlen dieses baums zu pulver
gestossen / und eines quintleins (Bauchflüsse /
Mutterflüsse.) schwer zuweilen mit Wegerich-wasser eingenommen /
stellet die Ruhren / Bauch- und Mutterflüsse.
Auß diesem Pantoffelholtz kan man auch runde / dicke Ringe außschneiden / mit
einem auß Wachs / Terpentin / Myrrhen / und Mastix gemachten pflaster wol
überziehen / und also den Weidern in den vorderen Leib stossen / wenn sie mit
dem auß all der Mutter / oder deß Mutterhalses belästiget sind / denn sie nach
und nach solchen außfall wider heilen mögen.
CAPUT LXVII.
Korcheych. Phellodrys.
|| [143]
Namen.
KOrch-eych heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Phellodrys, quasi Suberi quercus.
Gestalt und Geschlecht.
Die Korch-eyche ist mittler Natur zwischen dem gemeinen Eychbaum / und der
Stech-eyche; daher etliche dieselbe für das Weiblein der Stech-eychen halten:
sein von der Rinde befreytes Holtz / ist dunckler als in der Eych / und weisser
/ denn in der Stecheyche; tragt grössere blätter / als dise Stech- und kleinere
als die gemeine Eyche. Man findet sie in Italien bey Siena in grosser mänge.
Casp. Bauhinus bringt etliche Geschlecht dieses Baums in dem Pinace für: Als da
sind
1. Die weisse Korch-eyche mit weissen breiten blättern / und weichen stacheln /
Phellodrys candicans latifolia molliter aculeata, C. B. Phellodrys alba
latifolia, Lugd.
2. Die weisse Korch-eyche mit schmalen / zerkerfften blättern / Phellodrys
candicans angustifolia serrata, C. Bauh. Phellodrys, Marth. Ad.
3. Die schwartzlichte / breitblättige Korcheyche / mit stachlichten Einschnitten.
Phellodrys nigricans latifolia, incisuris spinosis, C. B. Phellodrys nigra
latissimis foliis, Lugd.
4. Die schwartzlichte / schmalblättige Korch-eyche / Phellodrys nigricans
angustifolia, C. B. Phellodrys nigra mediocribus foliis, Lugd.
5. Die Korch-eyche mit dreygespitzten blättern / und stachlichtem Eych-kelchlein
/ Phellodrys foliis muricatis, C. Bauh. foliis muricatis, calice glandis
echinato, Lugd.
Eigenschafft.
Dieß Baumgewächs hat gleiche Eigenschafft mit den Eychbäumen ins gesam̅t.
CAPUT LXVIII.
Buchbaum. Fagus.
Namen.
BUchbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Oxya Graecorum, J. B. Fagus. Italiänisch / Faggio. Frantzösisch /
Fau, Fauteau, Hestree. Spanisch / Haya. Englisch. Beechtree. Dänisch / Boeg /
Boegetroe / Afuboeg / Riisboeg. Niderländisch / Beuckeboom.
Gestalt.
Der Buchbaum hat nicht viel / noch auch tieffe wurtzeln / er wachst sehr hoch mit
viel ästen. Die Rinde ist glätter als im Eychbaum. Das Holtz ist weiß /
fleckicht / satt und fest: seine blätter sind zart und glatt / wie an dem
Pappelbaum. Mitten auff dem blat wachst gemeiniglich ein spitziges kügelein /
welches lieblich sihet wie ein schön rothlicht äpffelein. Dieser Baum wird under
die Eychbäume gerechnet / wiewol sein frucht mit den Eychlen nicht zuträgt / man
nennet sie Bucheckern und Buchnüßlein / außwendig ist sie mit einem runden /
rauchen / stachlichten Igels-kölblein bedecket / inwendig ligt der drey-eckichte
Kern / mit einer dünnen / glatten / braunen / zähen schalen verschlossen / fast
wie die Castanien. Diese Frucht schmeckt süß / und zeücht ein wenig zusammen.
Die Schwein haben sonderlichen lust zu diesen Buchnüßlein / und wird das fleisch
wohlgeschmackt und lieblich darvon. Auch ist diß ein angenehme Speiß der
Eychhörnlein / Drosseln / Amseln und andern Vögeln. Cornelius Alexander schreibt
/ daß die Einwohner in der Statt Chio / als sie vom Feind belägert gewesen /
nichts anders zu essen gehabt / denn diese Nüßlein / darmit sie sich erhalten /
biß der Feind ist abgezogen.
An diesem Baum sind sonderlich zu beobachten / die langen schüppichten / spitzen
Schößlein / durch welche der Baum leichtlich / auch in dem Winter / von andern
bäumen underscheiden wird. Diese sind gemeiniglich eines Zolles lang / mit einer
dicken gläntzenden haut umbgeben / welche / da die blätter außschlieffen / sich
abschälen / und davon fallen. Wenn die blätter außzubrechen beginnen / so
erscheinen zugleich runde mit vielen gelben gipffeln gezierte mosichte zäpfflein
/ Juli, welche die Blüthe dieses Baums sind.
Der Buchbaum wachst in den Wälden / Gebürgen / und auff ebenem Felde. Er ist in
Teutschland sehr gemein. Man findet jhne auch in Cärnten / Crain und Steyrmarck.
Eigenschafft.
Die Rinden / Blätter und Früchten dieses Baums haben gleiche Eigenschafft mit den
Eychbäumen. Werden nicht sonderlich in der Artzney gebraucht. Nach der Alten
meinung sind die blätter kalter / und die Frucht warmer Natur.
Gebrauch.
(Allerhand Grind und Raud an Menschen und Vieh.)
Das Wasser / welches in den hohlen Buchen und alten Eychbäumen gefunden wird /
gibt ein edle Artzney / zu allerhand Grind und Rauden deß gantzen Leibs an
Menschen und Vieh / damit warm offt gewaschen.
|| [144]
(Natern vertreiben.) Mit einem Buchbaumen Reißlein
vertreibt man die gifftigen Natern.
Auß den faulen Buchbäumen brennet man Weidäschen zum färben.
(Gebrauch der rinden) Die Rinde vom Buchbaum
brauchen die Bawren zu vielen dingen / denn sie machen darauß mancherley Gefäß
und Kösbe.
Im Wasser bleibt sein Holtz unverzehrt / ja es wird fester und steiffer davon /
zu vielen dingen nutzlich / als zu Wagen / Latten / Betthen / Tischen und
Schiffen.
(und des holtzes.) Auß dem Holtz des Buchbaums
haben die Alten jhre Weingeschirr zubereitet / daher Menalcas bey dem Virgilio
Eclog. 3. seine Trinckgeschirr hochhaltet / welche jhme der Kunstreiche
Alcimedon auß diesem Holtz geschnitten / wann er spricht:
Verum id-quod multo tute ipse fatebere majus, (Insanire libet quoniam tibi)
pocula ponam Fagina, coelatum divini opus Alcimedontis.
Die Poeten haben auch ihre Reimen oder vers auff die grüne Rinde dieste Baums
gezeichnet / daher Mopsus bey dem Virgilio spricht:
Imo haec viridi nuper quea cortice fagi
Carmina descripti, & modulans alterna notavi,
Experiar, tu deinde jubeto certet Amyntas.
Die Hirten pflegten bey den Alten under dem anmütigen Schatten des Buchbaums mit
ihrer Herde zu ruhen / und ein lustiges Waldliedlein anzustimmen / dahero der
auß seinem Vatterland durch den Krieg verjagte Meliboeus den Hirten Tityrum also
angeredt: Tityre, tu patulae recubans sub tegmine Fagi, Sil vestrem tenui Musam
meditaris avena, Nos patriae fines & dulcia linqimus arva.
CAPUT LXIX.
Castanien. Castanea.
Pferd-Castanien. Castanea equina.
Namen.
CAstanien- oder Kesten-baum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Castanea. Italiänisch / Castagno.
Frantzösisch / Chataigner. Spanisch / Castanno. Englisch / Chesnuttre. Dänisch /
Castanietroe. Niderländisch / Castanienboom.
Castanien oder Kesten heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch Castanea, Glans Jovis, Glans Sardinia. Italiänisch
/ Castagna. Frantzösisch / Chataigne. Spanisch / Castanna. Englisch / Chesnut.
Dänisch und Niderländisch / Castanie.
Geschlecht und Gestalt.
Der gemeine Castanienbaum wachst in schöner länge / und greifft mit seinen ästen
weit umb sich. Hat bißweilen auch einen sehr dicken stam̅en /
welchen drey Männer nicht wol umbfassen mögen. Sein holtz ist fest / und der
fäulung nicht underworffen. Die Rinde ist schwartzlicht aschenfarb. Er tragt
blätter wie der gemeine Nußbaum / außgenomme daß sie breiter sind / an dem
umbkreiß zerkerfft / gerümpffet oder gefalten / und haben mehr äderlein. Im
Sommer bringt er seine wollichte / bleiche / lange / nidsich hangende mit
gelblichten gipflein / oder blümlein / welche denen an dem Nußbaum durchauß
ähnlich. Die Frucht oder Castanien ist an der einen seiten glatt und flach / an
der anderen erhöhet und rund ligt in dreyen hülsen verwahret. Die erste ist
dün̅ / röthlicht / herb und bitter / die andere zähe und braun
/ die dritte und äusserste gantz rauch / stachlicht / wie ein Igelshaut. Gegen
dem Herbst aber reissen diese Igels-köpflein von einander / und fallen die
zeitige braune [145] Castanien herausser /
und sind drey / zwey / bißweilen nur ein weisser Kern darinnen. Man kan sie auch
mit stangen herab schwingen wie die welschen Nüß. Will man wissen / welche
Castanien gut sind / soll man sie in kalt wasser schütten / so fallen die
frische zu boden / aber die verlegenen und bösen schwimmen empor.
In der Italiänischen Landschaff Hetruria oder Toscana sind der Kästenbäume zwey
geschlecht / nemlich der zahme und wilde. Die zahmen sind widerumb zweyerley;
der eine bringt grosse Castanien / der ander kleine. Die zahmen Castanien / so
sie ein wenig gelegen / lassen sich abschelen / haben einen lieblichern und
süssern geschmack. Aber die wilden lassen sich nicht schelen / oder man siede
sie zuvor / gehören mehr für die Schwein als für die Menschen.
Auff den Gebürgen / da es an Getreyde mangel / nehren sich die Imwohner von den
Castanien / denn sie braten und essen sie. Auch machen sie Meel und Brot darauß
/ derohalben wo viel Castanien wachsen / darf man sich keiner hungersnoth
besorgen.
Der Kästenbaum wächst lieber an bergichten und schattichten orten / als auff dem
Felde und sonnreiche Stellen.
(Pferd-Castanien / Castanea equina.) Es ist noch
ein ander frembd geschlecht der Castanien / welches Herr Matthiolus allhier
wegen seiner schönen gestalt hat abmahlen lassen. Disen zweig sampt der frucht
hat jhme von Constantinopel gesendet Herr Augerius Busbekius, Käiserlicher
Gesandter allda. Es ist ein langer Baum / tragt blätter wie der Creutzbaum / die
haben sechs spalten biß zum stiel / der ist lang und dünn. Die stachlichten
schelffen vergleichen sich in der grösse mit den unsern / aber sie sind
gelblicht / an einer jeden ligt ein Castanien dicker und runder als die unsere.
Die rinde an dieser Castanien ist schwastzlicht / außgenommen an dem vordern
theil / da sie an der stachlichten schelffen hafftet / ist sie weißlicht / und
hat ein zeichen eines Hertzen. Unter dieser schalen ist kein ander häutlein /
wie in unser das rothe runtzlichte. Sie schmacken vast wie die unsern / sind
doch süsser und nicht so lieblich zu essen. Die Türcken nennen sie
Pferd-Castanien / darumb daß sie den keuchenden Pferden sehr behülfflich sind.
Er wachst auch in Candien.
Der Kästenbaum liebet kalte Lufft / jedoch verschmähet er gelind / warm und
laulichte auch nicht; in feuchtem Erdreich belustiget er sich sehr / sonderlich
wächst er gern an nidrigen und duncklen orten / vorauß gegen Mitternacht.
Schwartzer grund / kolen und der weiche Tuffstein ist jhm bequem / in leimen /
letten / heissen und mageren sand mag er nicht wachsen. Er wird von den jungen
schößlingen / so von der wurtzel auffwachsen / fortgepslantzet / wenn dieselben
so fern kommen / daß sie faseln oder putzen gewinnen / pflegt man sie zu
versetzen. Er wird auch von den kernen gezielet / die setzet man im Hornung in
ein gut wohl gebawt und getünckt Erdreich / einer spannen tief / tieffer sollen
sie nicht gesetzt werden / denn sie wachsen sonst nicht auß. Die spitze muß
nicht undersich / sonder auff eine seit gewant werden / damit des käums
auffwachsen befürderet werde / zu jedem kern muß ein stäblein gestecket werden.
Auß den gelegten kernen wachsen bald schöne Bäume / welche fleissig umbhacket /
gewartet und außgeschneidet werden müssen. Die Kästen / so man setzen will /
wirft man zuvor in ein wasser / welche zu boden fallen sind tauglich / die aber
empor schwimmen / sind nichts nutz / und von den würmen meistens außgefressen.
Das peltzen ist jhnen gar nutzlich / denn die fruchtbarkeit wird dardurch
vermehrt. Die art des äugelns ist hiezu am bequemsten / doch muß das äuglein
oder pfeiflein nicht von einem in selbigem Jahr gewachsen / sonder von einem
zweyjahrigen schoß genommen werden. Wenn aber solches bey angehendem safft
geschehen soll / eh die Augen trucken / als kan des peltzens erfahrner
leichtlich erachten / daß solche Kästen-peltzung / da man die geschlachten Bäume
nicht zu gegen hat / schwerlich ins werck zu stellen seye. Zu dem sind die Bäume
und reiser truckener natur / welche nicht bald mit safft anlauffen / noch die
reiser wie andere geschwind fortwachsen / wo aber die peltzung geräht / so
werden die davon folgende Frücht zahm. Andere setzen sie auff Eychstämmen / da
kommen sie nicht uneben. Es wollen zwar etliche zwischen grossen /
mittelmässigen und kleinen kästen ein underscheid machen / aber es bedarff
desselben nicht / dieweil sie alle drey auf einem Baum wachsen / und nur von den
verkäuffern also erklaubet werden.
Im Elsaß werden die Kästenbäum in grosser anzahl / ja gantze Kastanien-Wälder
gesehen / und die Frucht hin und wider in Teutschland versendet. In Italien sind
sie gar gemein / allda man die Tarentinische und Neapolitanische Kastanien
insonderheit rühmet. Im Frantzösischen Delphinat stehen die Wälder auch voll
Kästenbäum / deren Frucht / so man für die beste haltet / in gantz Franckreich
geführet wird. Sie wächst auch im Schweitzerland / Pünten / Saphoyen / Pays de
Vaux, und in der Churfürstlichen Pfaltz. Man findet jhne auch in der
Americanischen Insul Virginia und Flonda.
(Peruanische Castanien / Castanea Peruana. Castaneareni
leporino similis, C. B.) In der Königlichen Landschafft Peru wird ein
sonderliche art der Kastanien angetroffen / welche Carolus Clusius lib. I.
rarior. plant. histor. c. 5. also beschreibet. Diese Castanien / wenn sie an
beyden seiten nicht ein wenig eingetruckt wäre / insonderheit wo der stiel
stehet / ist umb etwas kugel-rund / und mit einer dicklicht / brüchtgen und
schwammichter Rinde bedeckt. Sie ist braunsch wartz und doch ein wenig
gelblicht: zu underst befinden sich viel dünne aber starcke dörn / so inder
schalen / welche den kernen einschliesset / steiff anhangen: die Schale oder
schlffe ist auch dunckel-schwartz / nicht dick / zähe und schwerlich zu brechen
/ inwendig aber glatt und gläntzend / in welcher der kerne liget / so an der
grösse und farb einer geschelten Mandlen / an der gestalt aber den Hasen-nieren
sich vergleichet / und an dem geschmack mit den gemeinen Mandlen und Kastanien
überein komt.
So ist auch ein sonderbahr geschlecht / [146] (Purgier-Castanien / Castanea purgatrix.)
der Purgier-Kästenbaum / Castanea purgatrix, C. B. Americana cathartica, Park.
Dessen Frucht zwar in keiner stachlichten / sondern in einer glatten schalen
stecket / in dem übrigen aber den Castanien nicht ungleich / obwolen ohne haut /
und bey nahem viereckicht / in zwey theil / durch ein dünnes häutlein
underscheiden / welches häutlein auch den gantzen kernen umbziehet. Wird auß
Nicaragua in new Hispanien geführet / und hat neben seinen ölichten theilen auch
ein scharflicht etzendes purgierendes Saltz in sich; daher die Inwohner solche
Frucht entweder frisch purgierens halben essen / oder gedörret zu pulver stossen
/ und das pulver davon in brühen oder wein einnehmen.
(Malabarische Castanien / Castanea Angelina
Malabarica.) In dem Malabarischen Horto hat es auch annoch ein geschlecht
/ Ansjeli, Castanea, Malabarica Angelina dicta, Hort. Malad. Angelina arbor, C.
B. Ist ein Baum von mercklicher grösse / dessen Stamme zuweilen sechzehen schuhe
in dem bezirck hat: wird mit vilen knorrichten / runden ästen begabet / so da
rauch wollicht / und braun sind. Sein holtz ist hart / satt weißlicht / mit
einer dicken von aussen grünen / inwendig aber weissen Rinde umbgelen / welche
mit einer äschfarben dem geschmack nach herben Reisten bedecket. Seine blätter
hangen an kurtzen / runden / haarichten stielen / sind ablang rund / dick / glat
/ einer spannen lang / und einer hand breit / oben auf schwartz / grün-gläntzend
/ unden aber heiter grün / und mit kurtzen subtilen haaren besetzet / und
deßwegen rauch / auch an den fingeren flebend. An statt der Blumen bringt er an
dem aussersten theil der ästen grüne / inwendig weisse / runde / und zaserichte
zäpflein / Julos welche einer spannen lang / eines fingers dick; und da sie dör
/ wie die Kertzen können angezündet / und gebraucht werden. Die Früchten / so
Angelicae genent werden / sind ablang rund / mit einer dicken stachlichten /
grünen / und dennoch gelblichten schalen umbgeden; hangen an runden / dicken /
braunroten und wollichten stielen. Inwendig under den schalen / und in den
Kernen sind auch kleinere ablang runde / gestreiffte Früchten verborgen / in der
grösse unserer Bonen / eines saurlicht-weinigen geschmacks / und anmuthigen
geruchs. Auß der frischen / auffgeschnittenen Frucht wird gemeinlich ein
Milchweisser Safft fliessen.
Diser Baum wächst durchgehend in Malabar auf fels- und sandichtem Erdreich /
sonderlich in den Wälderen Kalycolan. Seine Früchten werden jährlich in dem
Christmonat zeitig / und bleibt der Baum biß hundert Jahr fruchtbar.
Eigenschafft.
In dem Castanienbaum finden sich gleiche eigenschafften / wie in dem Eychbaum;
jedoch sind die Castanien-früchte eines süssen geschmacks / geben wegen ihres
ölichten mit jrdischen vielen theilen vermischten saffts / gute nahrung nahrung
/ werden aber nicht wol in allen Mägen verdauet / und erwecken viel winde bey
den meisten / die solcher frucht in der Speise geniessen: trucknen also / und
sind etwas wärmender Natur.
Gebrauch.
Die Castanien werden zum Nachtisch hin und wider viel gebraucht / und zwar nicht
rohe / sondern zuvor under der heissen Aschen gebraten / oder in einer
Bratpfannen geröstet; hernach pflegt man deroselben Kernen mit saltz und pfeffer
zu essen; oder man schälet sie / gießt hernach Citronen- oder Pomerantzen-safft
/ sambt ein wenig Roßwasser / oder Zimmetwasser und Zucker darüber / und genießt
sie also.
(Ruhr / Blutspeynë. Rote ruhr.) Gantze Castanien
in Wasser wol gesotten / geben ein nutzliches Tranck für die jenigen / so mit
Ruhren / roter Ruhr / Blutspeyen und dergleichen behafftet sind.
Auß den Kernen mit Pappelen- und Burgeln-wasser ein Milch / wie Mandel-milch
gemacht / und solche offt getruncken / ist gut (Harnbrennen.) wider das Harn-brennen / umb so viel desto mehr / wenn
man ein wenig weissen Magsamen zu der bereitung solcher Milch mitnimmet.
So man der Castanien zu viel isset / verursachen sie Haup-schmertzen und viel
bläste im Leib / denn sie sind hartdäwig. Die gebratene Castantien sind nicht so
schädlich als die rohen / und so man sie mit Pfeffer und Saltz isset /
befürderen sie die ehelichen Werck.
Das holtz vom Castanienbaum brauchet man zu vielen dingen / denn man macht darauß
Balcken / Latten / Bretter / Rebstecken und Weinfässer. Das holtz ist untauglich
zu brennen / so man es anzündet / kracht es ohne underlaß / also daß sich die
kohlen gar zerstrewen.
CAPUT LXX.
Gerberbaum. Rhus.
Namen.
GErberbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sumach Arabum, Rhus folio Ulmi, C. B. Coriaria, Dod. Rhus ob [147] soniorum, Lob. Clus.
Italiänisch / Sumaco. Frantzösisch / Sumach. Spanisch / Zumaque. Englisch /
Common / oder Currierssumack. Niderländisch / Sumack.
Geschlecht und Gestalt.
Dieses Bäumlein wächst häuffig bey Mompelier in Langendock auff erhabenen Büheln
/ so denn auch in Italien auff dem Apenninischen Gebürgt / in Spanien aber
häuffig bey der Statt Salmantica / da sie mit sonderbarem fleiß gepflantzet /
und nicht geringer als die Reben / gebandet werden. Bey unseren Zeiten wird der
Gerberbaum in Teutschland auch in den Gärten geziehlet / und in verschiedene
gattungen abgetheilet / deren erste / der gemenie Gerberbaum ist / Rhus sive
Sumach, I. B. Er ist ein Bäumlein / welches etwan̅ fünff oder
sechs schuh hoch wächst: seine mit einer wollichten rinden umbgebene äste / sind
nidrig und schwach. Die blätter erscheinen länglicht / außgespitzt / haaricht /
und rings umher wie ein säge zerkerfft / zwey und zwey hangen gegen einander /
eilff / zwölff auch dreyzehen auff einer seiten; die stiele sind rötlicht; An
den gipfflen zwischen den blätteren / wachsen die Blust-kolben wie trauben
gestaltet in welchẽ hernach ein röhtlichter same ligt. Die wutzlen schlieffen
nicht tieff in de Erden / sondern kriechen under den wasen her. Das mit einer
saurlichten haut umbgebene Marck im stamme und ästen / ist wie an gemeinen
Holderbäumen / und daher nicht starck: wenn er gebrochen oder geschnitten wird /
dringet ein weisser safft / gleich wie an den Feigenbäumen herfür. Wenn im
Herbst seine blätter abfallen / sind schon newe knöpsfe vorhanden / welche in
die vorige stiele sich eingedrungen / und artige grüdlein in dieselben gemachet
/ als an den abgefallenen blättern zu sehen ist. Dieser Baum mag die
Winters-fälte wol erdulden: und da er irgendwo in das Feld gesetzet wird /
vermehret er sich durch die auß den wurtzeln immer frisch auffsteigenden schoß
gar bald / und starck / so daß man offt die vielfaltigen schosse außhawen muß.
Welcher nun diesen Baum begehrt zu haben / der darff nur ein solches zweiglein
einsetzen / in wenig Jahren wird er etliche bäumlein darvon haben. Er bedarff
keiner sonderbahrer wahrt / sondern wachset von sich selber / und kommet auch in
schlechtem und steinichtem Erdreich wohl fort. Weil das bäumlein noch jung ist /
darff man nicht viel daran brechen oder schneiden / den̅ durch den
bruch oder schnitt gehet der Milchsafft auß / und verdirbet es bald / darumb muß
man dasselbe eh man das messer daran legt / in etwas erstarcken lassen.
2. Die andere gattung ist der Virginische Gerberbaum / Rhus Virginianum, C. B.
Englisch / Buckshorn. Ist etwas grösser als der gemeine: Seine äste sehen den
zarten und frisch auffwachsenden Hörneren der jungen Hirschen so gleich / daß
wenn man sie nur obenhin ansihet / man sie für anders nichts als dergleichen
hörner halten wurde; in dem sie gleicher weise haaricht / auch gleiche farb und
figur haben. Wenn solche äste verwundet werden / so geben sie ein bleichen
Milchsafft von sich / welcher kurtz hernach in ein Gummi verdickeret wird. Die
blätter sind auch grösser / spitziger / weicher und grüner / als an dem gemeinen
Bäumlein / deren jedes fünff biß sechs zoll lang / die oberen blätter sind
dennoch den weissen Jasmin blättern gleich. Die zapffen an den aussersten ästen
sini auch grösser alß an dem gemeinen Baum / wollicht und lind zu betasten /
dick und braunroth / auß vielen kurtzen röthlichten stocken zusammen gedrungen /
zwischen denen annoch röhtere kleine blümlein hervor kommen; auff welche der
rothe / runde / etwas flache häuffige samen folget. Die wurtzel streicht weit
und breit under der Erden herumb / und stoßt offt weit von dem stamme einige
sprossen auß. In dem Academischen Garten zu Leiden hat es eine art dieses Baums
/ mit kurtzen / schmalen / auch nicht so steiff zerkerfften blätteren / so
ursprünglich auß Brasilien kombt.
3. Das dritte Geschlecht ist der Gerberbaum mit dreiten blätteren / Rhus
Myrtifolia Monspeliaca, C. B. Rhus Plinii Myrtifolia, Park. Dessen stamme ist
eines daumens dick / zerbrüchlich / hol / wie holder / mit einer aschfarben /
fleckichten Rinde begabet: hat viereckichte / zwey ellen lange ästlein / deren
in schoner reihen stehende blätter / den Brustbeerblätterren nicht unähnlich /
aber doch spitziger und grösser sind. Die Blüthe ist klein / grün / traubenweiß
zusam̅en gedrungen / mit vielen / zum theil schwartzlichten
gipffelein. Die Frucht ist fünfferkicht / in grösse der Erbsen / wächst umb
Mompelier viel / sonderlich an dem Gestad des Bachs Lade.
4. Das vierte Geschlecht ist Rhus Myrtifolia Belgica, C. B. Myrtus Brabantica,
sive Elaeagnus Cordi, Ger, Gale frutex odoratus Septentrionalium Elaeagnus, Dod.
I. B. Englisch / Sweet Willow / Gaule / dutch Myrtle. Ist ein holtzichte Staude
/ welche selten ellen hoch wächst / in viel äste aüßgebreitet / mit einer
braunroten / glatten Rinde begabet; Seine blätter sind den kleinen weiden nicht
ungleich / glatt / und etwas grawlicht. An den aussersten ästlein wachsen
schüppichte / braunröthliche / schöne zäpflein; die rinde ist bitter / und
ziehet ein wenig zusammen. Die blüthe ist bleichgelb / welche die traubenweiß
zusam̅en gedrungene Samen folgen / in denen ein fettlichter
Kern / so da stärcker / als die Citronenfarbe Stöchas / riechet: liebt
ungebawtes / jedoch auch sumpffichtes Erdreich; wächst viel in dem Nordischen
theil Engellands bey Wareham / einem Stättlein in der Graffschafft Dorcester.
Blühet im Mäyen und Brachmonat / hat einen sehr bitteren geschmack / also auch
viel ölichte rauche / mit irdichten wol vermischte theil in sich / derenthalben
solche Staude die krafft sonderlich hat die Würm auß dem Leib zu treiben. Mit
dessen wohlriechenden ästlein und blättern / pflegen die Engelländer in dem
Sommer die Zim̅er jhrer Häuseren zu zieren.
Eigenschafft.
Der gemeine Gerberbaum hat in seinen blättern und samen / viel ungejohrne /
ir [148] dichte / rauche
saltztheilgen in sich / dannenher er die krafft gewonnen das Geblüt zu
erdickeren / zu kühlen / zusam̅enzuziehen; und hiemit allen
Durchbrüchen / allen Blutflüssen / zu widerstehen / und zu stewren.
Gebrauch.
(An???fal deß Affters.) Wider den Außfal des
Affterdarms bey jungen Kinderen; Nim̅ erlesenen Mastix / und den
Samen deß Gerberbaums jedes ein halb loth / thue es in ein säcklein / siede es
in rothem Wein / truck es alßdenn auß / und legs dem Kind laulicht über / so
bald der After wider im Leib ist.
(Rothe Ruhr.) So man die blätter siedet / und
darvon trincket / helffen sie wider die rothe Ruhr.
Der Samen / welchen man gemeiniglich in den Apothecken hat / hat gleiche krafft.
(Durchlauf rothe ruhr.) So man etwas wenigs mit
der Speiß gebrauchet / dienet er wider den Durchlauff und rothe Ruhr.
(Weisser finß der Weiber.) Welcher Frawen der
weisse Fluß zu starck gehet / die soll Eychenlaub und disen Samen mit einander
in wasser kochen und trincken.
(Faul fleisch Raller Brand. Finger geschwär.) Die
blätter in laugen gesotten / färben das Haar schwartz. Mit Honig angestrichen /
wehren sie dem faulen Fleisch / dem kalten Brand / und dem Finger-geschwär.
Die Gerber brauchen die rinden und blätter / das Leder damit zu gerben und dick
zu machen.
CAPUT LXXI.
Schlingbaum. Viburnum.
Namen.
SChlingbaum oder kleiner Mehlbaum
heißt Lateinisch / Viburnum, C. B. Lantana vulgò, I. B. Italiänisch / Viburno,
Lantana. Frantzösisch / Viorne. Englisch / Wayfaringtree. Niderländisch / Cleyne
esche.
Gestalt.
Der Schlingbaum ist ein kurtz staudicht Bäumlein. Seine äste sind zweyer elen
lang / eines fingers dick / sehr zähe und schwanck / also daß man gantz füglich
damit binden und winden kan / haben ein schwam- und marckicht holtz / sind mit
einer braunröhtlichten / mit meelichtem pulver gesprengten Rinde umbgeben. Seine
blätter vergleichen sich fast denen im Ulmenbaum / oder Pantoffelholtz / doch
sind sie schmäler / grawlicht / haarig / und an dem umbkreiß subtil zerkerfft /
eines zusammenziehenden geschmacks. Seine Blüthe ist anzusehen wie ein
bleichweisse dolden / darauff folgen beere / erstlich grün / darnach roth und
endlich schwartz / süß und schleimicht; welche einen flachen / breiten /
gestreiffelten / mit einer harten schalen umbgebenen samen von sich geben;
zeitigen in dem Herbstmonat. Die wurtzel fladert weit umb sich auff dem grund.
Dieses Bäumlein wächst bey den zäunen und hecken.
Man stoßt die rinden / wurtzel und äste / und macht darauß ein vogelleim.
Eigenschafft.
Dieser Baum hat viel schleimichtes öl / neben saurlichtem verborgenem saltz in
sich. Deßwegen hat er die krafft anzuhalten / und ein wenig zusammenzuziehen;
wegen seiner viscositet oder schleimigkeit aber kan er auch die schärffe der
feuchtigkeiten in sich schlucken / und also offt die chmertzen linderen. Wird
sonst für kalter und trockener Natur gehalten.
Gebrauch.
(Bauchflüß rothe ruhr starcke monatliche Reinigung der
Weiberen.) So man die Beere dieses Bäumleins / ehe denn sie schwartz
werden / an dem lufft dörrt / alßdenn zu pulver stosset / und von diesem pulver
einnimbt / hilfft es wider die Bauchflüß / rothe Ruhr / und die starcke
monatliche reinigung der Weiberen.
(Hitzige geschwulst des halses / wackelnde Zähn.)
Wenn man die blätter in wasser siedet / solches durch ein tüchlein seigt /
alßdenn ein wenig Essig dazu thut / und damit den Mund offt außspühlet / leschet
es die hitzige geschwulst des Halses / und stärcket die wacklenden Zähn.
(Haar außfallen / schwartz harr machen.) So man
die Blätter in der Laugen siedet / und damit zwaget / dienet es wider das Haar
außfallen / und macht es schwartz.
CAPUT LXXII.
Styrax. Styrax.
Namen.
STyrax heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Styrax, Storax, Styrax folio Mali cotonei, C. B.
Italiänisch / Storace. Frantzösisch / Storax. Spanisch / Estoraque. Englisch /
Storax. Niderländisch / Storax.
Gestalr.
Styrax ist ein Baum an der länge und gestalt dem Quittenbaum gleich / hat doch
viel kleinere blätter / die sind fett / länglicht / rund / und auff dem rucken
wollicht weißgraw. Die Blüthe ist dem Pomerantzenblust ähnlich / weiß /
vielblättig / wolriechend /
|| [149]
Styrax. Styrax.
an langen stielen viel beysammen hangend. Die Frucht ist gar nahe rund / in der
grösse der Haselnuß / mitdoppelter Schale oder Rinden / wie auch einem Kernen
begabet: die aussere Schalen ist safftig / und grün / der aussersten schalen der
Mandlen gleich; und wen̅ die Frucht reiff / so berstet sie in drey
theil von einander / und zeiget alßdenn die innere / harte / holtzichte /
dunckel-gelbe Schalen / in welcher der ölicht fette / wolriechende / dem
geschmack nach scharffe Kern ligt / so sich an kräfften und tugenden dem
hartzichten Styrax-safft vergleicht. Dieser Baum wächst von sich selbs häuffig
in Cilicien / Syrien / Pamphilien / wie auch auff dem Romanischen boden / in
Villâ Adriani, und hin und wider in den Hägen / sonderlich umb den Ort Tusculum:
Man pflantzet ihne aber auch anderwerts in die Gärten; in den Europaeischen
Länderen gibt er kein Gum̅i von sich. In den Asiatischen und
Africanischen warmen Länderen aber / fliesset entweder auß der von sich selbsten
auffreissenden / oder ver letzten Rinde ein gantz wolriechendes Gum̅i oder Hartz / Styrax genannt / welches zweyerley / nemlich trocken / Styrax
sicca, und in den Apothecken Styrax calamita (à Cannarum calamis, von den
Schilffrohren / darinnen es in die ferne am sichersten geführel wild) und
fliessend / so Styrax liquida, geheissen wird.
Das trockene Gummi / Styrax calamita, welches vor zeiten auß Pamphilien in Rohren
gebracht worden / ist anders nichts als der ölichte / wolriechende / gummosische
/ erhartete Safft / so auß dem beschriebenen Baum zu schweissen pfleget / und
dem Myrben Gummi nicht unähnlich ist. Das beste Styrax-Gummi aber soll fett /
gelb / völlig und wolriechend seyn / auch wen̅ man es zwischen den
händen zerreibt / gleich einem Honigsafft von sich geben. Das fliessende
Styrax-Gummi ist ein fetter / ölichter Safft in der dicke eines Balsams /
schwartzbraun / scharffriechend / daß er auch wegen allzustarcken geruchs
unlieblich fürkommet / am geschmack scharfflicht / in welchem deß trocknen
Styracis geruch einiger massen sich erzeiget. Worauß aber dieser flüssige
Styrax-Balsam gemachet werde / ist noch nicht wol bekant; Cordus will glauben /
er seye auß dem Styrace Calamita, mit Oel / Wein und Terbenthin auff ein gewisse
weise gekocher und gemachet. Andere sagen / es werde auß dem Gum̅i
dieses Baums Styrax liquida allein außgekochet / die foeces diser coction aber
geben die Styracem siccam ab.
Eigenschafft.
Dieser Baum / und sonderlich das davon in unsere Länder übergebrachte /
wolriechende Gummi hat viel Balsamische / ölichte / mit etwas flüchtigem
temperiertem saltz vermischte theil / derentwegen es die Tugend hat zu erwärmen
/ zu erweichen / zu zertheilen / das Haupt / Brust / Magen und Mutter zu
stärcken / die scharffen Flüsse zu versüssen / und dieselbigen von der Brust und
Lufftröhren zu vertreiben. Es soll auch ein heimliche schärffe in sich haben /
dadurch es den Leib gelind laxieren könne.
Gebrauch.
In den Apothecken werden gewisse Pilulein / Pilulae de Styrace, von diesem Gummi
und anderen sachen componiert, welche eine treffliche würckung haben / den von
einem (Husten und gesaltzenescharffe flüß.)
scharffen gesaltzenen Fluß entstandenen trockenen Husten zu stillen / wenn man
offt deß Nachts acht biß zehen gran davon mit Violen- oder Klapper-rosen-Syrup
eingibt. Sie dienen sonderlich wol denen Schwangeren / welche mit gefährlichem
Husten geplaget.
Styrax-körner mit gepülvertem Saffran / preparirtem Stahel und Terbenthin zu
kleinen Pilulein / in ber grösse der Erbsen gemacht / und täglich 8. biß 10.
zweymahl (Monatliche reinigung befürderen.) in
Poley-wasser eingenommen / bringt den Weiberen ihre verlohrene Monatliche zeit
widerumb.
Ein wolriechendes pulver in Säcklein zu (Wolriechen des
pulver zu Kleidersäcklein / und hauptstärckendt Käpplein.) thun / und
solche zu den Kleideren zu legen / damit sie den guten geruch davon annehmen /
kan man auff folgende weise bereiten: Nemt Florentinische Veyelwurtz 6. loth /
rote Rosen 4. loth / Mayoran / Gewürtz-Nägelein / außerlesenen Styrax / jedes I.
loth / Rosenholtz / Benzoin / gelben Santel jedes ein halb loth /
Violen-blümlein ein und ein halb quintlein / Bisem mit Rosengeist zerlassen ein
quintl. Mischt alles zu einem pulver wol under einander; dieses pulver kan man
in taffete säcklein einnähen / und solche in die Tröge zwischen die Kleider
legen / oder in den Taschen der Kleideren tragen / oder man kan annoch ein loth
Agstein / Betonien und Salbey-blümlein jedes ein halb loth damit vermischen /
und solch pulver hernach in Kräuter- käpplein nähen / und diese Käpplein auff
dem Kopff tragen / als welche das Haupt und Hirn stärcken / Flüsse verhüten /
und die unvermerckliche außdämpffung des Haupts beförderen.
Will man gute wolriechende Rauchpulver haen / so nemme man Mastix / Wey [150] rauch / Wachholder-gummi /
Gewürtznägelein / Agstein jedes I. loth / Benzoin / Styrax jedes ein halb loth /
zerstosset alles under (Wolriechen des rauch
pulver.) einander zu einem wolriechenden Haupt- und Gleider-stärckenden
Flußrauch-pulver. Oder nemt geraspelt Wachholderholtz 6 lot / Weyrauch 4. loth /
Mastix ein und ein halb loth / Ladani I. loth / Styrax 3. quintl. zerstosset
alles under einander zu einem pulver. (Ranchtäselein.) Man pflegt auch Rauchtäffelein auß eben diesen sachen
zubereiten / als da folgende sehr wolriechend sind: nemt eines der
obbeschriebenen Rauchpulveren 8. loth / Asae dulc. 3 loth / Styrax 2. loth.
Tragantschleim mit Roswasser außgezogen / so viel als nöthig / rühret alles zu
einem Teig undereinander / auß welchem man Trochiscos, oder Rauchzältlein
formieren und an dem Lufft trocknen kan. Oder nemt weissen Santal zu pulver
geraspelt 8. loth / Asae dulc. Styrax / Mastix / Ladani / Weyrauch jedes I. loth
/ Tragantschleim mit Roswasser außgezogen / so viel als nöthig / mischt und
rührt alles zu einem Teig / und macht alßdenn (Rauch???ertzlein.) Täfelein darauß. Oder nemt Kohlen von Lindenholß
12. loth. Asae dulc. Styrax jedes ein halb loth Ladani, Tamahac. jedes I. quint.
Bisem mit Rosengeist zerlassen 6. gran. Zibeth 3. gran. Peruanischen Balsam 40.
gr. destilliert Zimmetöl 3. tropffen / Tragantschleim mit Roswasser verlassen
ein wenig / mischt alles zu einen??? schwartzen Teig zusam̅en /
formieret kertzlein darauß / und laßt sie am Lufft trocken werden.
(Pomaden / oder köst licher Bisemapffel.) Ein
köstliche wolriechende Pomaden laßt sich auff folgende weise bereiten. Nemt deß
feinsten Ladani I. loth / Benzoin / Styrax jedes ein halb loth / deß pulvers von
Rosenholtz / von gelben Santel / und von Florentinischer Veyelwurtz jedes I.
quintlein / Gewürtznägelein / Citronenschalen Aloesholtz / Zimmet jedes 10. gran
/ Bisam und Ambra in Rosengeist verlassen jedes 6. gran / Zibeth 5. gran
Tragantschleim mit Roswasser zerlassen so viel nötig / mischt alles under
einander / und macht ein paar runde Kugelen darauß / mit deren man in Rosder
Pomerantzen-blust-wasser gelegt / die Hände oder auch das Angesicht waschen- und
sauber rein / und wolriechend machen kan.
(Destilliert Styraröl / zu Haupt- und
ohren???üssen.) Wenn man Styrax zerstoßt / ein paar tag in Roswasser
einbeitzt / hernach auß einem gläsernen Kolben in Sand oder Aschen destillieret
/ und anfänglich / biß das Wasser hinüber / klein Feur gibt / hernach wenn das
öl kommet / daß Feur stärcket / so kriegt man das destillierte öl / dessen 2.
biß 3. tropffen offt mit Betonien-wasser für die Hauptflüß genommen; ausserlich
aber ein paar tropffen mit Baumwollen wider das sausen in die Ohren gethan
werden können.
Ein sonderliches Magen-pflaster; Nim zwey loth Styrax / stosse es allein und zwey
loth aloem succotrinam klein gestossen wie Mehl / laß es mit einander sieden /
mit einer Echtmaß Rosenwasser / damit es sich besser (Schwacher magë / erbrechen / auffstossen des Magens.) miteimander
vermische / wenn das Rosenwasser versotten ist / soll mans erkalten lassen /
darnach mit Rosenhonig ein Teig darauß machen / davon auff ein Leder streichen /
und auff den Magen legen. Dieser Teig ist wolriechend / stärcket den schwachen
Magen / und ist gut wider das erbrechen und auffstossen desselbigen.
CAPUT LXXIII.
Myrrha Myrrha.
Namen.
MYrrha heisset Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Myrrha. Italiänisch / Mirra. Frantzösisch / Mirrhe.
Spanisch / Mirra. Englisch / Mirrhe. Niderländisch / Mirre. Es wird aber dieser
Name so wol dem Myrrhenbaum / als dem darauß fliessenden Gummi gegeben.
Gestalt.
Myrrha ist ein Gummi oder Hartzichter Safft eines Baums in Arabien / in denen
wälden / da auch Weyrauch wächst. Man sagt der Myrrhenbaum wachse bey fünf ellen
hoch / nicht ohne dornen mit einem harten stamm / knorrichter und scharffer
Rinde. Seine blätter vergleichen sich dem ölbaum / sind doch kleiner / krauser
und stachlichter. Myrrha wird zu uns gebracht auß Egypten von Alexandrig / dahin
die Araber auff Camelthieren jhre edle Gewürtze täglich führen. Die beste ist
allenthalben gleichfärbig / leichthrüchig / nicht schwer / wolriechend / am
Geschmack bitter / und etwas scharpff / aber solche wird bey uns selten gefunden
/ denn die wir hahen / ist gemeiniglich veraltet und verdorret.
Was massen in den Morgenländeren / sonderlich bey den Juden der gemeine Gebrauch
ware / ansehenlicher Leuthen Leichnam / sie damit vor der frühzeitigen verwesung
zu bewahren / mit der Myrrha und anderen Specereyen zu salben / lehret uns
der [151] heilige Evangelist Johannes
Cap. 19. v. 40. Daher von Nicodemo v. 39. vermeldet wird / daß er Myrrha und
Aloe undereinander gemenget / bey hundert pfunden gebracht habe / den Leichnam
unsers Heylands Jesu damit köstlich zu Balsamiren.
Ferners / ware bey den Orientalischen Völckeren gebräuchlich / grosse Herren
neben anderen Geschencken auch mit der Myrrha zubegaben / daher der H.
Evangelist Matth cap 2. v. II. berichtet: Daß die weisen auß Orient / oder von
Auffgang unseren Heyland Jesum nicht allein mit Gold und Weyrauch / sondern auch
mit der bitteren Myrrhen begabet / dadurch sie nach der außlegung der Alten
Kirch-Vättern andeuten wolten / es werde dieser newgeborene König zu seiner zeit
auch die bitterkeit des Todes empfinden. Insonderheit ware diese durchgehende
gewohnheit bey den Persiern eingewurtzlet / jhre Könige mit den köstlichsten
verehrungen / und in mangel derselbigen auch nur mit einer baar handvoll
frisches Wassers / wie der Syneta den Persischen König Artaxerxem /
zubeschencken.
Eigenschafft.
In der Myrrhen stecken viel ölichte / balsamische / und saltzichte / scharffe
bittere / und scharff-riechende Theil / mit welchen sich auch underschiedliche
jrdische gelind anhaltende vermischet befinden. Daher solch Gum̅i
die eigenschafft hat zu eröffnen / zu erweichen / zu erdün???n / zu zeitigen /
zu vertheilen / aller fäwlung zu widerstehen; dem dicken Geblüt seine natürliche
consistentz und kreißbewegung widerzubringen / auch endlich wegen seinen
jrdischen theilen / gelind anzuhalten / und die scharffen sauretzenden
feuchtigkeiten zu linderen / und zu verbesseren; die Galle zu vertheilen /
Leber- und Magen zu stärcken.
Gebrauch.
(Extract auß Myrrhen. Verlorne reinigung der weiber.
Verderbter magen. Würm. Geblütsreinigung.) Auß der Myrrhen kan man mit
Brantenwein ein Extract machen / daß man hernach in allerhand Pillulein zu
widerbringung der verlorenen Monatzeit der Weiberen / zu stärckung deß von der
Gallen ver derbten Magens / zu abtreibung der Würmen / und reinigung deß Geblüts
gebrauchen kan.
Folgende Essentz ist auch herrlich gut: (Essentz auß
Myrrhen.) Nemt der besten außerlesenen Myrrhen vier loth /
Weinstein-geist / Spirit. Tartari 6. Loth / laßts etliche stund lang in warmer
Aschen verdeckt stehenz hernach gießt Tartarisierten Brantenwein darüber / so
wird sich in wenig zeit die Tinetur erzeigen / welche man hernach siltrieren /
und zum gebrauch auffbehalten kan. Mag den erwachsenen biß auf 15. und den
Kindern auff 2. 3. biß 6. tröpflein (Magen- und
mutterwehe. brustslüsse. Würm. Kindsblatern / oder Pocken.)
beygebracht werden; dienet den Alten wider Magen- und Mutterwehe / wider die
Flüsse der Brust; in dem übrigen tödtet sie auch die Würm / treibt die
Kindsblattern / oder Pocken gewaltig auß; eröffnet die verstopffte Leber / und
heilet die Gelbsucht.
(Gelbsucht. Destillierte öl. Würm im ???eib.) Das
destillierte öl auß Myrrhen von 2. biß 6. oder 8. tropffen offt eingenommen /
tödet und treibet die Würm / bewahret das Geblüt vor fäwlung / und behütet also
den (Fäulung deß Geblüts. Muttervers???ffung.)
Menschen vor Pestilentz / und anderen ansteckenden Seuchen / eröffnet die
verstopffte Mutter / bringt die verstandene Monatliche Reinigung wider /
eröffnet auch die verstopffte Leber.
(Monatliche reinigung. Myrrhen wird zum Theriack
gebraucht / und zu dë Mithridatio Damocratis.) Die Myrrhen wird
sonsten auch zu dem Venetianischen Theriack Andromachi, und dem darauß gemachten
Himlischen Theriack / wie auch zu dem Mithridatio Damocratis gebraucht; welches
denn gewisse Latwergen sind / die dem Gifft gewaltig widerstehen / solches auß
dem Leib treiben / oder dergestalten töden / daß es nicht mehr schaden kan. Sind
auch gute bewahrungs-mittel vor allen ansteckenden Seuchen: stillen alle Grimmen
und Bauchlauffen / davon aber zu end dieses Kräuterbuchs absonderlich gehandlet
wird.
(Preservativ-pulver wider die Pest / und ansteckende
seuchen.) Ein gutes praeservatif / oder Bewahrungs-pulver vor der Pest
kan folgendes seyn: Nemt Myrrhen / Aloesholtz / Armenischen Bolus /
Schweißtreibend Spießglaßpulver / zubereitet Hirtzenhorn jedes ein halb loth /
Muscat-blüthe / Gewürtznägelein / Saffran / jedes ein halb quintl. ???eissen
Kandel-zucker 2. loth. Mischt und stoßt alles zu reinem pulver / davon man zwey
Messerspitz voll auf einmahl mit Wein oder Honig einnehmen kan. Under diß pulver
kan man auch nach belieben Schwefelblumen ein quintl. mischen.
(Pocken / Durchschlechte / oder Kindsblattern.)
Zu außtreibung der Pocken / oder Kindsblatteren: Nemt praeparirt Hirschhorn /
Mineralischen Bezoar / praeparirterote Corallen / Armenischen Bolus jedes ein
quintl. Steckrüben-samen / außerlesene Myrrhen jedes 40. gran / deß besten
Zuckers I. halb loth. stoßt alles zusammen zu einem reinen pulver / davon kan
man einem erwachsenen Menschen biß auff ein quintl. einem Kind aber biß auff 15.
oder 18. gran Morgens und Abends mit Scabiosen / oder Taubenkropffwasser
eingeben.
(Würm im Leib.) Zu tödung und außtreibung der
Würmen: Nemt Wehrmuthkraut / Tausendguldenkraut / Wurmsamen / Wegerichsamen /
praepariert Hirschhorn / Myrrhen jedes ein halb loth / außerlesene Sennablätter
drey quintl. der besten Rhebarbara I. quintlein / Saffran ein halb quintl.
Zucker I. loth / mischet und stoßt alles zu einem reinen pulver / von welchem
man 15. gran biß auff 40. geben kan: sonderlich wenn der Mono im absteigen ist.
(Schwäre Geburt.) Wenn die Kinder an die Geburt
kom̅en / und schlechte Krafft da ist zu gebären / so sollen
die Wehmütteren folgendes pulver den Gebärenden in Wein / oder Poley- und weiß
Gilgenwasser eingeben: Nemt Cassienholtz / Zimmet jedes ein halb loth / Myrrhen
/ Färber-röthe-wurtzel (Rubiae Tinctorum) jedes I. quintl. Venetianischen Borras
/ Saffran jedes 40 gran / Zucker ein halb loth / mischt alles zu einem reinen
pulver / davon man I. halb quintl. auff einmahl geben kan.
(Elixir proprietatis Paracelsi.) Sonderlich ist
des Paracelsi Elixir Proprietatis hoch zu halten / dessen beste beschreibung
folgende ist: Nemt außerlesene Myrrhen / Aloes und Saffran jedes ein quart pfund
/ laß in Pelicano mit arenâ ascendiren, auff das milteste zween Monat / darnach
separiere per [152] Alembicum das Oleum von
denen fecibus sine adustione herüber: das Oleum digerier mit circulato einen
Monat lang in gleichem Gewicht / darnach behalts. In den Apothecken wird es
durchgehends auff folgende weiß gemacht: Nemt Aloes / Myrrhen jedes 4. loth /
Saffran 2. loth / besprengt die Myrrhen forderst mit dem sauren Schwefelgeist /
thut hernach alles zusam̅en in ein glaß / gießt rectificierten
Brantenwein darüber / daß drey finger über die Matery gehe; digerierts 8. tag
lang / gießt hernach den gefärbten oder tingierten Brantenwein ab / schüttet
annoch frischen Brantenwein an die species, digerirt??? noch einmahl / gießts
widerumb ab / mischts mit dem vorigen / filtriert solche (Ein gut preservativ. Verderbter Magen / Galle Schleim /
Fäulung des Geblüts.) Tinctur oder Elixir, und behaltets zum gebrauch
auff. Man kan 12. biß 15. tropffen darvon in Wein- oder Brühen einnehmen;
stärckt und erwärmt den Magen / zertheilt die Gallen / und anderen zähen Schleim
im Magen / Gedärm / Leber und Miltz / bewahret das Geblüth vor fäulung / und
erweckt den Appetit.
Zu heilung der Scharbockischen Mundfäule / (Scharbockische Mund fäule.) kan man Myrrhen / neben Tormentill- und
Osterlucey-wurtzel / roten Rosen / Wegerich / Granatenblust / Roßmarin / Mastix
/ Weyrauch / Sumach / und ein wenig Alaun / in dem Wasser sieden / und mit
solche̅ gesichtetem Wasser den Mund zuvor oft (Zähnwacklen.) und warmlicht außwaschen. Wen̅ die Zähne wacklen / und das Zahnfleisch faulet / so kan man
bedeutete species in rotem Wein sieden / seigen / hernach Roßhonig und
Maulbeersafft darunder mischen / und also offt den Mund außwaschen; auch gleich
darauff folgendes sälblein an die Zähnbilder schmieren. Nemt Roßhonig 4. loth /
Mastix / Myrrhen / Weyrauch / Agleysamen / gebranten Alaun jedes 1. quintl.
mischt alles wol under einander.
(Magenstärckende / und Wunden heilende Pflaster und
Salben. Geschwollene Füß.) In die Magenstärckende / auch Wund- und
andere Pflaster; in die digestiv-sälblein / wird die Myrrhen ebenmässig sehr
nutzlich gemischet.
Zu vertheilung der von wasserichten feuchtigkeiten geschwollenen Füssen ist
folgender überschlag sehr köstlich: Nemt Fischmüntz / Majoran / Ehrenpreiß jedes
ein handvoll / Holderblust ein halbe handvoll / Lorbonen / Wachholderbeere /
Myrrhen / Mastix und Weyrauch jedes ein halb loth / Schwefel ein quintl. mischt
und kocht alles mit einander in frischem Regen- oder Kalchwasser / oder in halb
Wein / halb Essig / biß es halb eingesotten; das geseigte Wasser wärmt offt /
tunckt ein tuch darein / truckts auß / und schlagt also dämpffend über die Füß.
Wenn man Silberglätte / rote Rosen und Aloes darmit vermischet / und in (Brand.) Kalchwasser und Destilliertem Essig kochet
/ so gibt es einen trefflichen überschlag wider den Brand.
(Würm.) Gestossene Myrrha eines scrupels schwer in
Burgel-wasser getruncken / tödtet die (Viertägig
Fieber.) Würm. Welche das viertägige Fieber haben / die können
gestossener Myrrha eines halbe̅ quintleins schwer in warmem
weissem Wein / eine stund vor des Fiebers Ankunfft trincken / solches sollen sie
dreymal thun: jedoch muß es nicht in dem anfang geschehen / sondern wenn das
Laxier-säcklein droben im ersten Capitul beschrieben / ist gebrauchet worden.
Myrrha wird den Artzneyen zugelegt / welche man wider das Gifft bereitet / daher
(Pest.) wird sie in der Pest gebraucht.
(Gestanck der Füssen.) Myrrha und Alaun in Wasser
gesotten / und die Füß damit gewaschen / nimbt dero Gestanck hinweg.
CAPUT LXXIV.
Camffer. Camphora.
Namen.
CAmffer / Campher / heißt auff Lateinisch / Camphora, Caphura, Cafura.
Italiänisch / Camfora. Frantzösisch / Camphre, Camfre. Spanisch / Camfor.
Niderländisch / Camfer.
Gestalt.
Der Camffer fleüßt auß einem Baum / welcher sich dem Nußbaum vergleicht / hat
weißlichte Blätter wie die Weyden. Der mittelmäßig dicke Stamm scheint
aschenfarb / und bißweilen auch schwartz. Der Baum ist hoch / mit vielen
außgebreiteten ästen / und eines schönen ansehens. Ob er aber Blumen und Frücht
trage / hat Garcias ab Horto nicht erfahren können. Daß der Camffer auß einem
holtz fliesse / hat vorgemeldter Herrr erstlich an einem auß Camfferholtz
gemachten Tisch bey seinem Apothecker / hernach an einem anderen stuck
Camffer-holtz / welches Schenckels-dick dem Herren Gubernatori Johanni de Crasto
verehret worden / endlich an einer Tafelen bey einem Kauffmann wahrgenommen. Er
fleüßt herauß sehr weiß / ohne rothe oder schwartze Flecken / wird mit keinem
Werckzeug herausser gezogen / man kocht ihne auch nicht / damit er weisser werde
/ wie etliche schreiben.
Camffer ist zweyerley: Der einte wächst in der Insul Burneo; der andere aber in
China. Der erste wird in unsere Landschafften nicht gebracht / derohalben man
sich auch nicht verwundern soll / daß dessen ein pfund so viel kostet / als des
anderen hundert pfund. Der Chinesische Camffer wird gleichsam zu runden Brötlein
gestossen / und in Europa geführet. Die Inwohner vermischen auch darunder etwas
wenigs von dem Camffer auß Burneo / und verkauffen ihn alßdenn für Burneischen.
Johannes Rajus meldet / daß man auch auß der Rinden der Canellen-wurtzen /
(Radicis Canellae Zeilanicae) durch die Destillation einen Camffer heraußbringe.
Der gute Camffer hat ein weisse farb ohne Flecken / ist durchsichtbar wie ein
Crystal / reücht wohl / brennt leichtlich / also daß er seine Flammen noch in
dem Wasser erzeiget: so man ihne destilliert / bleibet nichts zurück: wird
leichtlich von dem Lufft verzehret / und verschwindet wie ein flüchtig saltz:
ferners schmeltzet er bald in einem heissen und in der mitte zerschnittenen Brot
/ denn wenn er darinn außtrocknet und harter wird / ist er [153] verfälscht. Dieweilen der Camffer
geschwind verfleügt / soll man ihne in einer von marmorstein / zinn oder bley
gemachter Büchsen auffbehalten / und Hirs-Flachs- oder Flöh-samen darzu legen.
Andere verwahren ihn mit etlichen gran Pfeffer.
Eigenschafft.
Der Camffer ist bey nahem anders nichts / als ein Sal volatile oleosum, oder
flüchtiges saltzichtes Oel / welches dannenher die tugend und eigenschafft hat /
aller Fäulung des Geblüts zu widerstehen / die schärffe der gifftigen
Feuchtigkeiten zu hemmen und zu versüssen / den Schweiß zu treiben / alle
Versteckungen des Geblüts auff zulösen / zu zertheilen / die wütende
Lebens-geister in eine sanffte ruhe zu bringen; das stockende Geblüt umb das
Hertz herumb zu erdünneren / und in sein natürlichen Fluß und Bewegung wider zu
bringen; den Gichtern zu steüren.
Gebrauch.
(Pestilentz / gifftiger Thiere Biß und Stich.)
Camffer bewahret den Leib vor Fäule / wird derohalben denen Artzneyen zugethan /
welche man wider die Pestilentz / Gifft / gifftiger Thiere Biß und Stich
bereitet.
(Hitzige pestilentzische Fieber.) Camffer / ein
paar Gersten-körner schwer in einem trüncklein Scabiosen- oder
Saurampffer-wasser offt eingenommen / ist gut wider die hitzigen
pestilentzischen Fieber. In (Würme der Kinderen.
Samenfluß der Mannen. Weisser Fluß der Weibern. Gichl / Fallende
Sucht.) einem trüncklein Burgel-wasser vermischt / und den Kindern zu
trincken geben / vertreibet die Würme. Mit Seeblumen-wasser offt getruncken /
stillet den Mannen ihren natürlichen Samen / wenn er ihnen in dem Schlaff wider
Willen entfähret: den Weibern aber die weisse fliessende Kranckheit.
So jemand mit der fallenden Sucht oder den Gichtern angegriffen wurde / solle man
ihme 3.. tropffen des destillierten Camffer-öls in einem löffel-voll
Lindenblust-wasser alsobald eingeben.
Baumwollen mit etlichen tropffen deß (Zahnschmertzen
Sausen der Ohren.) destillierten Camffer-öls angefeuchtet / hernach
auff den / schmertzhafften Zahn gelegt / linderet den Schmertzen: in die Ohren
gethan / stärcket das Gehör / und vertreibt das Sausen und Brausen deroselben.
(Unkeusche Lust.) Camffer benimbt die unkeusche
Lust / auch so man nur daran reücht / nach dem alten Sprichwort:
Camphora per nares castrat odore mares.
Wird zu dem Ende auch auff etliche gran schwer in Pilulein und Seeblumen-wasser
bißweilen eingenommen.
(Grosse Hitz der Augen.) Wider die grosse Hitz der
Augen-entzündung. Nimm bereitete Tutia 1. quintlein / Camffer 2. gran /
Wegerich-Fenchel- und weiß Rosen-wasser jed. 2. loth: vermische es / und lasse
davon bißweilen etliche tropffen in die Augen-winckel fallen.
(Kalter Brand.) Auß dem Camffer wird ein
nutzlicher überschlag für den kalten Brand gemacht / dessen sich die Wund-ärtzt
bedienen können. Nimm Benedicten-wurtz 2. loth / Angelica-wurtz 1. loth /
Wasser-knoblauch 2. handvoll / Rauten / Cardenbenedicten / Wermuth jedes ein
hand-voll: Zerschneide alles / und kochs in halb Wasser und weissen Wein / nimme
darvon ein Mas / thue darzu gestossene Aloes / Myrrha und Camffer in Brantenwein
zerlassen / mische es wohl durcheinander. So mans brauchen wil / muß man es
wiedrumb wärmen / doppelt gelegte tücher darinn nässen / und warm über den
Schaden legen / so von dem kalten Brand angegriffen worden.
Schwangere Weiber sollen sich vor dem Camffer hüten / auch muß man ihn denjenigen
Weibern / welche sein Geruch nicht leiden können / in den Mutter-kranckheiten
nicht gebrauchen.
(Erbrechen.) Wider das vielfaltige Erbrechen des
Magens. Mische ein wenig Brantenwein / darinnen Camffer zerlassen ist / under
Venetianischen Theriack / oder auch Hiacinthen Confection, streichs auff ein
tuch / und lege (Blödigkeit des Hertzens.) es
denn laulicht auff das Hertzgrüblein / so wird sich das Erbrechen alsobald
stillen / und auch das Hertz dadurch gestärckt werden.
(Angesicht sauber / gläntzend und schön zu
machen.) Das Angesicht gläntzend und roth zu machen. Nimm fünff Maß Most
oder süssen Wein / ein viertel Maß Honig / Weyrauch / Myrrhen / jed. anderthalb
loth; destilliere alles in einem Kolben-glaß / biß nichts mehr gehet; zerlasse
hernach in diesem destillierten Wasser 3. quintlein Alaun / und ein halb loth
Camffer: lege rothen Santal annoch darein / laß sichen biß das Wasser dich roth
genug zu seyn beduncket / denn thue den Santal dar auß / und seige den Rest
durch ein Tuch in ein sauber glaß. Mit diesem Wasser das Angesicht des nachts
oder am morgen gewaschen / und von selbsten lassen ertrucknen / reiniget nicht
nur dasselbe von allen Unsauberkeiten / sondern macht es auch gläntzend / und
lieblich röthlicht.
Wenn man des Nachts in einem kleinen wohl verschlossenen Gemach oder Zimmer
Brantenwein / darinnen Camffer wohl zerlassen / in einem schüsselein auff die
gluth setzet / und also wohl außdämpffen läßt / hernach einsmahls mit einem
brennenden Liecht in das Gemach trittet so wird in einem augenblick der Lufft
des Zimmers gantz entzündet werden / und grossen Schrecken bey den Unwissenden
erwecken; diese Flamme aber verschwindet gleich / und zündet nichts an.
Als Hr. Doct. Verzascha sich in Franckreich / bey Herren Carolo Sanche, berühmten
Apotheckern zu Montpelier, an der Kost auffgehalten / hat er ihme die
Beschreibung nachfolgender zweyer Wasseren / auß sonderlicher Freundschafft
mitgetheilet / welche auß dem Camffer bereitet / auch von dem Frawenzimmer allda
hoch gehalten / und wider (Unreinigkeit des
Angesichts.) allerley Unreinigkeiten des Angesichts nutzlich gebraucht
werden / welche wir allhier den Herren Apotheckeren in Teutschland zu gefallen
beysetzen wollen.
???. Aqu. fontan. ???vj. ponder. civil. Mercur. sublimati zij. Virid. aeris zi.
Fel. vitri, Sacch. cand. ana ???. Misce, bulliant usque ad tertiae partis
consumptionem, postea adde Borac. Camphorae (Laubflecken der Angesichts.) ana zj. sol. s. a. misce. Dieses Wasser
wird insonderheit wider die Laubflecken in dem Angesicht gerühmet.
???. Mercur. sublimat. ???. Boracis ???. Camphor. ???. Sacch. cand. ???ij.
Sacchar. opt. ???i. Alumin. roch. ???ij. Fel. Vitri ???ß. Album ovornum. vi.
Succi Limon. ???iiij. Pinear. recent. ???vi. Sem. papav. alb. ???i. Aqu.
fluvial. ???vj. coq. Mer [154] cur.
cum albumin. ovor. ad duritiem in vase terreo vitreato, in einem gelöschten
erdinen Geschirrr / postea illum agita in mortar. marmor. consistentiam
liniment. dein ex pineis & semine papav. para seorsim emulsionem, tandem
misce omnia, reliquas???ue species subtilissimè pulverisat. adde, stent in cella
vinar. per 15. dies, postmodum filtra. Dieses Wasser wird auff den Abend wider
allerley Unreinigkeit des Angesichts laulicht gebraucht.
(Pest / und pestilentzi???lische Fieber.) Henisius
ein berühmter Medicus zu Verona in Italien / hat destilliert Agstein- und
Citronen-Rinden-öl / under das mit gutem fetten Bolo destillierten Camffer-öl
vermischet / und zu underschiedlichen mahlen cohobiert / damit hat er ein
überauß trefliches öl wider die Pestilentz / und andere gifftige seuchen
bekom̅en; mit welchem er so schöne und vielfaltigen Curen in
der Pest zu Verona gethan / daß ihme zu Ehren eine Triumphsaul solle
auffgerichtet worden seyn. Man gibt 2. biß 4. oder 6. tropffen auff einmahl eyn.
Camffer mit Rauten und Wachholderbeere vermischet / in Bündelein gethan / und an
die Puls / auch nach belieben zwischen die Brüste gehänget / vertreibet
allerhand Fieber. Wenn man aber auß Pfersing-kernen / bitteren Mandeln /
Kürbsen-kernen und / weissem Magsamen / mit
Froschleich-Nachtschatten-Seeblumen-Betonien- und Haußwurtzen-wasser ein
Milchlein machet / den auß ein paar lebendig verstossenen Krebsen außgepreßten
Safft / sambt etlichen gran des Camffers damit vermischet / und offt wärmet /
ein tuch darein tuncket / außtruckt / und warm über die Stirnen / und an die
(Hauptschmertzen.) Schläff bindet / so wird
solcher überschlag den Schmertzen des Haupts gewaltig stillen.
(Taubsucht.) In der Taubsucht / nicht nur deren /
so mit pestilentzialischer Kranckheit angegriffen / sondern auch anderer /
welche kein Fieber haben / ist der Camffer ein herrliches Mittel / weilen es die
wütenden Lebens-geister zur Ruhe bringet / und einen sanfften Schlaff erwecken
mag. Zum Exempel: Nehmt Wachholder-beere ein löffel-voll / Rauten ein paar
Stäudelein / Opii ein halb quintlein / Bisam 4. gran. Zerhackt alles zusammen in
kleine Bündelein / tunckt solche in Camffer-brantenwein / haltet sie für die
Nasen offt / bestreicht auch den Scheitel / die Schläffe und die Puls damit
fleißig.
(Destilliert Camffer öl ist in mänge nicht zu
haben.) Das destillierte Camffer-öl wird sonderlich verlanget / aber man
kan es recht in Quantität nicht haben; und weiß ich bißher noch von keinem
Chymico, welcher solch Oleum genuinum in mänge hätte machen können; als von
einem einigen berühmten Doctore und Medicinae Professore, einer gewissen
Universitet in Teutschland / welcher durch Zusatz einer sonderen fetten Erden
dises Oel in guter Quantität per Retortam zu erlangen getrauet.
(Zahnwehe.) Das gemeine Camffer-öl / so anders
nichts / als Camffer in Mandel-öl zerlassen ist / wird wider das Zahnwehe
gerühmet / wenn man etliche Tropffen davon in die holen / faulen Zähne giesset.
CAPUT LXXV.
Weyrauch. Arbor Thurifera.
Namen.
WEyrauch heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Thus, Olibanum. Italiänisch / Incenso. Frantzösisch / Encens.
Spanisch / Encienso. Englisch / Frankincense / Incense. Niderländisch /
Wierooke.
Stell.
Weyrauch ist der Myrrhen Nachbar / den̅ sie wachsen deyde in
Arabien / in einerley Wälden / doch nicht an allen orten des Landes / sondern
nur an einer stell / welche sich nach der länge etwan in hundert / nach der
breite in fünfftzig Italiänische meilen erstreckt. Derselbige kreiß ligt gegen
dem Aufgang / umb und umb mit Felsen / auch zum theil mit dem Meer umbringet.
Die Völcker / so den Weyrauch samlen / und in welcher Lande solche Bäume wachsen
/ werden genant Mynäi / die lassen keinen frembdling dar zu / die Weyrauch-bäume
zubeschawen / derohalben wir von der gestalt solcher Gewächse nichts gewisses
haben / wiewol etliche sagen / dieser Baum trage Lorbeerblätter. Man findet ihne
meistentheils in dem Königreich Saba / daher Virgilius spricht:
India mittit ebur, molles sua thura Sabaei.
Den Weyrauch samblen obgenante Völcker zweymahl im Jahr / nemlich im Lentzen und
in den Hundstagen / in der grösten hitze / denn zu dieser zeit ist der Baum am
schwangersten / da sie mit eisen in des Baums Rinden überall hacken / damit der
Safft [155] abfliesse / indessen den Baum
unden herum̅ mit Matzen oder Decken / welche auß Palmen-blättern
geflochten sind / belegen / und auff solche blätter den außtrieffenden safft
samlen. Wo aber solche Decken nicht kön̅en undergebreitet werden /
machen sie auff der blossen Erden einen ebenen umbkreiß / aber der Weyrauch / so
auff die Erden fallet / wird schwerer / dunckeler und nicht so kräfftig: der
andere / welchen man auff die Matzen fangt / wird lauterer und köstlicher. Vber
diese alle ist der beste / welcher an seinem Baum bleibt kleben / wie körner /
diesen nennet man das Männlein / und sonderlich so er von einem jungen Baum
entspringet. So ist auch der Som̅er-weyrauch dem Lentzen-weyrauch
an farbe und kräfften weit überlegen: kurtzlich darvon zu reden / der beste
Weyrauch ist weiß / klar / unzertheilt / rund / fett / läßt sich bald anzünden /
und gibt ein helle flamme von sich / reucht wol / ist leicht mit den Zähnen zu
zermalmen / und klebt nicht an wie Mastix.
Eigenschafft.
Der Weyrauch hat viel hartzicht / balsamische / mit wenig flüchtigem saltz und
etwas irdischem vermischte theil / dadurch er krafft hat das versehrte zu heilen
/ scharffe gesaltzene Flüß zu versüssen / und gelind zu stopffen und anzuhalten.
Gebrauch.
Ein halb quintl. gestossenen Weyrauchs / (Blutspeyë /
Blutfluß Mann un̅ Weibs / Würgen / Erbrechen des Magens /
bauch flüsse rote Ruhr.) mit Wegbreit-wasser eingenommen / ist gut
denen / so Blut speyen / dienet auch zu allen Blutflüssen Man̅s
und Weibs / steuret dem würgen / Erbrechen des Magens und allerley Bauchflüß.
Ein köstliche Artzney wider die rothe Ruhr: Nim weissen Weyrauch / Mastix /
praeparirte Armenische Erden / rothe Corallen / Hirschenhorn / Blutstein / jedes
ein halb quintlein / stosse alles zu einem reinen pulver / und gib dem krancken
ein Messerspitz voll ein.
(Kalte Flüß und übrige Feuchtigkeiten des Haupts.)
In kalten flüssen und übrigen Feuchtigkeiten des Haupts / pflegen viel etliche
schone körner des besten Weyrauchs / nachts vor dem schlaff zu verschlucken /
und thun sich wohl darbey befinden.
(Schwache Gedächtniß.) Andere sind der meinung /
der Weyrauch stärcke die Gedächtniß / so man in dem zeichen des Scorpions /
morgens / mittags und nachts vor dem Schlaff drey körner hinab schlucke.
(Kalte Flüß des Haupts.) Wider die kalte flüß des
Haupts / solle man nachfolgenden Rauch brauchen: Nim weissen Weyrauch / Mastix /
Agstein und Storax / jedes ein halb loth / mache es zu einem groben pulver /
strewe davon ein wenig auff glüende kohlen / und beräuchere das Haupt darmit.
(Rothe trieffende Augen.) Zu den rothen
trieffenden Augen / ein warhafftiges mittel: Nim weissen Weyrauch / stecke ein
stücklein an die spitze des Messers / und zünde es bey einem wachsliecht an /
wenn nun der Weyrauch bren̅et / lösche ihn ab in zweyen löffel
voll Roßwasser: zünde also den Weyrauch etlich mal an / und lösche ihn allzeit
in dem Roßwasser widerumb ab / denn mische under das Roßwasser ein Löffel voll
Frawenmilch / und lasse davon in die Augen trieffen: Es lindert den schmertzen /
benimt den fluß und die röthe der Augen. Ist nach dem bericht Herren Matthioli
offt bewährt befunden worden / doch soll man zuvor eine Ader öffnen / und den
Leib purgieren.
(Affter geschwär.) Weyrauch lindert des Affters
böse Geschwär / so man ihne klein zerstossen / mit Milch vermischt / und auff
leinen tüchlein zulegt.
(Hitzige geschwullene Brüst des Frawen.) Zu den
hitzigen geschwollenen Brüsten der Frawen nach der Geburt / ist der Weyrauch gut
/ so man ihn mit Armenischem Bolo und Rosenöl vermischt / und die geschwulst
darmit ansalbet.
(Zwang zu dem Stulgang.) So jemand zum stulgang
offt genötiget wird / und doch wenig verrichten kan / der soll Weyrauch auff
glüende kohlen werffen / und den rauch in den Affter empfangen.
Es haben die blinden Heiden zu ihrem erdichteten Götzendienst / den Weyrauch gar
viel gebraucht / ihren falschen Götteren damit zu räuchern / und also derselben
Gnad zu erwerben. Dahero als Alexander der grosse in seiner Jugend ohn einige
sparsamkeit den Weyrauch auff die Altär außgesträwet / hat sein Lehrmeister
Leonides ihne hart darüber besprochen / wie er nemlich alsdann auff solche weiß
opfferen könte / wenn er über die Völcker / bey denen der Weyrauch wachse /
herrschen wurde. Als nun dieser großmächtige Monarch das Königreich Arabia under
sein Gewalt gebracht / schickte er diesem Leonidi ein mit Weyrauch beladenes
Schiff / und vermahnte ihn / daß er den Götteren davon reichlich opfferen solte
/ wie solches Plinius lib. 12. Histor. natur. cap. 14. berichtet.
(Alte Schäden.) Sonsten wird der Weyrauch bald zu
allen Wundsalben und Pflasteren gebraucht / dieweilen er durch seine Balsamische
theil sehr heilsam ist / und die scharffen etzenden (Wunden,) feuchtigkeiten gewaltig versüsset. Folgendes Pflaster habe
ich sonderlich nutzlich gefunden zu heilung alter schäden. Nemt Rinderschmaltz
(Köstlich Pflaster.) 4. loth /
Hirschen-unschlit ein loth / Rosenöl / St. Johan̅eskraut-öl jedes
2. loth / gelb Wachs 3. loth / Weyrauch / Myrrhen / Galbanum / Mastix /
Terbenthin jedes ein halb loth / Silberglätte ein loth. Mischt und rührt alles
auff gelindem Feur wol durcheinander zu einem pflaster.
(Hauptschmertzen.) Weyrauch mit dem weissen von
einem Ey zerrühret / und an die Schläffe auff einem tuch geleget / vertreibet
den Schmertzen (Micraine.) des Haupts und die
Migrene.
CAPUT LXXVI.
Fichrenbaum. Pinus.
Namen.
FIchtenbaum heißt Griechisch / [Greek words],
oder wie andere wollen / [Greek words].
Lateinisch / Pinus. Italiänisch / Pino. Frantzösisch / Pin. Spanisch / Pino.
Englisch / Pinetree. Niderländisch / Pynboom. In Teutscher Sprach wird er auch
sonsten genennt Hartzbaum / Kinholtz / Kyffer-holtz / Foren-holtz und Feüren.
|| [156]
I. Zahmer Fichtenbaum.
I. Pinus sativa.
III. Wilder Fichtenbaum.
III Pinus sylvestris Mugo.
Geschlecht und Gestalt.
Der Fichtenbäumen sind underschiedliche Geschlecht und Gattung in Italien
Franckreich / Teutschland / Böhmen und Pohlen anzutreffen.
I. Das Erste Geschlecht ist der zahme Fichtenbaum / Pinus sativa, C. B. Pinus
ossiculis duris, foliis longis, J. B. Ist ein hoher /
II. Wilder Fichtenbaum.
II. Pinus sylvestris.
IV. Wilder Fichtenbaum.
IV. Pinus sylvestris Cembro.
mit seinem Stamme gantz gerad auffschiessender Baum / hat eine runtz- und
röth-lichte Rinde / und darunder ein steiffes / gelblichtes / starck-riechendes
/ fettes holtz. Seine Aeste breitet er umb den Stammen in gerader Linien auß /
so daß die understen äste immer die längsten / die übrigen aber biß zu dem
Gipffel des Baums nach Proportion
|| [157]
V. Meersichren. Pinus maritima.
VI. Meersichren. Pinus maritima secunda.
allezeit kürtzer über einander siehen. Auß den kernen der runtzlichten rinden an
den ästen / wachsen die langen gantz schmalen / scharffaußgespitzten blätter /
deren je zwey und zwey unden zusam̅en gewachsen / aber gleich von
einander gehen / und an den seiten / da sie gegen einander stehen / etwas
außgehölt / den Meerbintzen gleich / etwann zweyer handbreit lang. Dieser Baum
tragt grosse / dicke / gewirbelte / und in viel eng - zusammengedrungene schüpen
bestehende zapffen / oder zirbeln / welche zu Latein Coni geheissen werden.
Diese Coni oder Zirbel haben dicke / holtzichte, gläntzende köpffe / durch deren
knorrichte substantz / die zapffen gantz uneben werden. Ihre schupen sind eines
zolles breit / sonderlich bey den köpffen / da sie noch einmahl so groß und
breit / als rund. Bißweilen lassen sie ein weisses / starck-riechendes hartz von
sich fliessen. Haben ein sonderbare Nuß / so Zirbelnus / [Greek words], Strobilus, Nux pinea geheissen wird / under den
schüpen verborgen / mit einer harten schwartzen schalen begabet / in deren ein
weisser / süsser / fetter kern sich befindet / so man Pineam nennet. Die wurtzel
dieses Baums gibt keine nebenschoß von sich / daher er allein durch den Samen
hervor wachset, Umb Ravenna in Italien ligt ein zimlicher Wald von diesen Bäumen
/ wächst aber auch in Langendock / Spanien und anderstwo von sich selbsten. Ja
er wird in Engelland / Franckreich und Holland in die Gärten gepflantzet.
II. Das Andere Geschlecht ist der Fichtenbaum / dessen Nüsse eine leicht
zerbrüchliche schalen haben / Pinus, cui ossicula fragili putamine, s. Cembro,
I. B. Pinus sylvestris montana tertia, C. B. Dieser ist von dem ersten
Geschlecht darinnen underscheiden / daß er etwas kürtzere blätter hat / etwan
einer handbreit lang; seine zapffen sind auch kleiner als der vorigen / und die
schüpen runtzlicht; ha??? einen dreyeckichten / gewirbelten / roten / dünnen und
zerbrüchlichen stein / auch einen kurtzen / dicken kern / so dem geschmack und
materi nach sich dem obigen vergleicht. Er wächst in Bündten häuffig / alwo die
Bauren solche Kernen essen.
III. Das Dritte Geschlecht ist der gemeine wilde Fichtenbaum / Pinus sylvestris,
C. B. Pinus sylv. vulgaris Genevensis, & Taeda, J. B. Dieser hat ins
gemein einen gekrümbten stam̅e / dessen Rinde unden an dem Baum
gantz rauch / und voller ritzen und tieffen spälten ist / sonsten etwas
äschfarbig; oben auff aber ist sie gantz schüpicht und roth. Die sprößlein der
ästen sind zerbrüchlich / und wenn sie abgebrochen werden / so sihet man
zwischen der Rinden kleine löchlein / darauß das hartz außschweisset. Dieser
erwachsene Baum hat nicht mehr gerade / sonderen gekrümte äste / mit starrigen /
harten / dünnen / langen blättern / welche doppelt auß einem löchlein außgehen /
und da sie einander ansehen / etwas außgehölt / und scharpff stechend sind / dem
geschmack nach zusammenziehend / und die äste ringsherumb bekleidend. Die
zapffen hangen mit kurtzen stielen also fest an den seiten der ästen an / daß
wenn frische zapffen herauß wachsen / die alten annoch daran hangend gesehen
werden. Die schüpen der zapffen sind ablang / und haben under sich einen
schwartzlichten / mit weissem marck angefüllten samen / in der grösse deß
Fenchelsamens verborgen. Erwächst in Teutschland / Franckreich / Spanien / und
der Eydgnoßschafft hin und wider häuffig / wird auch in Engelland in den
Baumgärten grosser Herren gepflantzet / und steigt sehr hoch und starck auff;
gibt auch das beste hartz von sich. Von diesem Baum [158] werden kleine spän / oder stücklein
holtz geschnitten / welche bey uns Kienspän genennet / und wegen ihres häuffigen
Liechtbrennenden fetten hartzes / in den Kuchen gebrauchet werden. Ja es werden
auß den fetten sprossen und ästen dieses Baums Fackel gemacht / welche bey den
Lateineren Taedae heissen / und zum leuchten gebrauchet werden. Zu diesem wilden
Fichtenbaum kan auch der Pinus latifolia julis virescentibus aut pallescentibus,
Casp. Bauh. oder niger, latiore folio, julis pallescentibus, Park. gerechnet
werden / als welcher bey nahem nichts von demselben underscheiden.
IV. Das vierte Geschlecht ist der Oesterreichische dünnblättige Fichtenbaum /
Pinaster tenuifolius julo purpurascente, C. B. Park. Pinaster Austriacus
tenuifolius, J. B. Dieser wächst in Oesterreich / Böhmen und in unserer
Eydganoßschafft vielfaltig; die Weinschencken in unserer Statt Basel / stecken
solche für ihrer Häuser / zum zeichen / daß sie Wein außschencken. Er hat einen
krummen stammen / weit von einander gebreitete äste / deren sprosse viel dünner
/ die blätter weit kleiner und zarter / auch die zapffen geringer / als in
vorigen Geschlechten. An den aussersten ruthen der sprößlein wächst eine trauben
von dünnen zaseln an / welche nicht grün oder gelb sind wie die vorigen sondern
purpurfarb / und dennoch in ein reines pulver vergehen / da indessen neue schoß
in einem häutlein eingeschlossen hernach wachsen.
V. Das Fünffte Geschlecht ist der Bergzirbelbaum / mit auffgerichteten zapffen /
Pinaster conis erectis, C. B. Pinaster pumilio montanus, Park. An pinus sylv.
Mugho sive Krain, I. B. Pinus sylv. Mugo Matthioli, I. Raji. Wächst nicht über
Mannes Höhe / sonderen theilet sich gleich über der wurtzel in die dicke /
schüpichte / mit dicker Rinden bedeckte äste auß. Seine blätter sind kürtzer /
dicker und stumpfer als der vorigen Geschlechten. Hat kleine auffwerts stehende
zapffen / eines zolls lang. Wächst in Steyrmarck und Oesterreich auff den
Gebürgen zwischen den Felsen und Klippen.
VI. Das Sechßte Geschlecht ist der kleine Meerzirbelbaum / oder Meerfichtenbaum /
Pinus Maritima minor, C. B. Park. Pinaster tertius Hispanicus humilis, I. B. Ist
ein Baum von zimlicher Höhe / wie das obige vierte Geschlecht / wirb aber in
zähe / biegsame äste getheilet / deren Rinde nicht so dick / noch so schüpicht /
wie in obigen. Seine ruthen sind dünn / die blätter klein / hart und immer
grünend / wie die übrigen. Hat auch kleine dünne zapffen mit einem
schwartzlichten kleinen Kern. Dieses Geschlecht soll allein in Spanien wachsen.
VII. Das sibende Geschlecht ist der grosse Meer - zirbelbaum / Pinus maritima
major, C. B. maritima major fructifera, Park. Pinus sylvestris maritima conis
firmiter ramis adhaerentibus, J. B. Dieser ist dem Stammen / Blätteren und
Aesten nach dem Berg - fichtenbaum nicht ungleich / hat aber glatte äste und
zapffen / so gegen einander an den ästen mit dicken holtzichten kurtzen Stielen
steiff angehefftet / und drey qwer Fingers lang sind; hat auch ein weisses holtz
/ und ein sehr starck riechendes gelblichtes hartz. Under diesem Geschlecht
findet sich auch eine gattung mit kleineren zapffen / derer Baum auch nicht so
hoch auffschiesset.
VIII. Das Achte Geschlecht ist ein wilder Fichtenbaum mit kurtzen blättern /
Pinus sylv. foliis brevibus glaucis, conis parvis albentibus, Joh. Raji. Dieser
wächst mit einem geraden stam̅e / zu einem hohen und grossen Baum
auff / sein Rinde ist weißlicht / und nicht sonderlich rauch; hat sonsten kurtze
/ breite / dunckelgrüne / oder etwas grawlichte blätter / und kleine /
gewirbelte / scharffe / weißlichte zapffen / mit gantz geringen samen. Er wächst
von sich selbsten auff den Steyrmärckischen Hochgebürgen / und in Engelland hin
und wider / sonderlich aber wird er wegen seines lieblichen aspects und
schönheit halben in den Lustgärten gepflantzet. Die gattung Fichten / welche
nach Bellonii erzehlung / an dem Berg Olympo, in Phrygien wachsen solle / kom̅t mit dieser bey nahe überein.
IX. Das neunte Geschlecht ist ein wilder Fichtenbaum / dessen Zirbeln bald
abfallen / Pinus sylvestris Idae Troadis, cujus coni facilè decidunt, J. B. Nach
Bellonii Beschreibung tragt dieser Baum in dem Mertzen kurtze zaserichte
Zäpflein oder Julos, wie die Hasel-stauden / umb welche zeit die Zapffen von den
Fichtenbäumen des Bergs Olympi abzufallen pflegen. Die Stiel / daran solche
Zirbeln oder Zapffen hangen / sind so zart / daß wenn die Frucht zeitig worden /
sie gar leicht von einem jeden Wind von dem Baum mag abgetrieben werden.
Hier soll ich nicht unvermeldet lassen / daß die rothe Tannen / so in unseren
Landen wächst / für Fichten gehalten / oder auch also genennet werden / da sie
doch zimblich davon underscheiden sind. Die Fichten sind in Teutschland eben rar
/ und wenig anzutreffen / dahero sie auch in der Artzney so viel nicht
gebrauchet werden.
(Fiechtenhartz.) Auß den Rinden diser Bäumen /
entweder von selbsten / oder da sie zuvor verletzet werden / fließt ein fetter /
ölichter / klebender Safft oder Hartz / welches leicht in einem Oel-safft
vergehet / in Wasser aber nicht mag zerlassen werden. Dieser hartzichte Safft
ist zweyerley / nemlich ein flüßiger / weißlichter und starck - riehender / der
auß den wilden Fichtenbäumen sonderlich zu rinnen pflegt; und ein trockener /
welcher auß den spälten der Rinden / oder umb die abgeschnittenen äste
außschweisset. Bißweilen fließt auch umb die zapffen herumb ein Hartz auß /
welches man Resinam strobilinam nennet. Wenn man dieses Hartz mit wasser so lang
siedet und kochet / biß seine Kleberigkeit und Geruch vergangen / und er sich
zerreiben / oder zu Pulver leicht stossen läßt / so wird er bey nahem
schnee-weiß werden. Wenn man aber solch flüßiges Hartz / gleich als den
Terbenthin destillieret / so wird zu erst ein unnütz säwrlichtes Wasser /
hernach aber das öl herauß fliessen / und endlich ein trockene / etwas annoch
(Geigen???hartz) hartzichte Matery in der
Retorten verbleiben / so man Colophoniam oder Geigen-hartz [159] nennet. Obwohlen auch diß Hartz darauß
entstehet / wenn man das Tannen-hartz kochet und reiniget / da denn solch Hartz
zuruck bleibet / und gleiche kräfften mit anderen Hartzen und Pech hat / auch
etwann zu Pflasteren gebraucht wird.
(Pech.) Das Pech aber wird auff folgende weise
nicht nur auß Fichten / sondern auch auß rothen Thannen / und anderen Hartz -
treüffenden Bäumen gemachet. Man bereitet erstlich ein sonderdaren boden von
Kalck / oder Ziegel - blatten also zu / daß er in der mitte etwas tieff seye /
und gleichsam eine Höle habe / in welche von allen seiten des bodens alles dahin
/ wie in das Centrum zusammen fliesse. Wenn ein solcher boden zugerüstet / so
zerstucket man das Fichten- oder Thannen-holtz in kleine brettlein / und beuget
solche auff dem boden auff / als wie man holtz auffeinander zu beugen und zu
legen pflegt / oder wie es die Kohlen - brenner zu thun pflegen; demnach
bedecket man solche Scheiter - beuge mit Buchbäum- oder Thannen-schossen /
vermacht alles mit staub oder lett / doch daß oben auff ein loch gelassen werde
/ auff diesem loch aber zündet man ein Fewr an / so wird alles ölichte Pech nach
und nach auß den scheitern außfliessen / und auff den boden in das centrum
zusammen rinnen / darauß es auch durch einen Canal in Geschirr fliessen mag.
Auff solche weise (Pix liquida.) bekomt man das
flüssige Pech / Picem liquidam, welches hernach durch die kochung / und
abtreibung der wasserichten feuchtigkeit / (Pix
arida.) trucken und hart gemacht / und Pix arida, & rasilis, auff
Griechisch [Greek words], geheissen wird.
Kochet man aber solch Pech nicht gantz trucken auß / sondern nur etwas dick /
daß es wie weicher Leim seye / so gibt es das (Pix
navalis.) Schiff-pech / oder Picem navalem ab / damit (Schiffpech.) die Schiffe angeschmieret und
verpichet werden. Und da dieses in Wasser geweicht / und gezogen wird / so wird
es von den Schustern zu anschmierung ihres Leders / oder auch ihrer (Zopissa.) schnieren gebraucht. Zopissa, ist das
Schiffpech / auß Wachs und Hartz gemacht welches von denen lang in dem Meer
gebrauchten Schiffen abgeschaben wird. (Pisselaeum.)
[Greek words], Pisselaeum aber ist nichts
anders / als das Wasser / welches in der destillation des Pechs oder des Hartzes
zu erst herauß fließt.
Eigenschafft.
Die Fichtenbäume haben so wol in ihrer Rinden / alß in den Blättern / und
Schossen viel Balsamische / ölichte / mit flüchtigem / temperirt - saurlichtem
saltz vermischte theile in sich; dadurch sie krafft haben alle scharffen
gesaltzenen feuchtigkeiten zu versüssen / oder zu milteren / das versaltzene
scharbockische Geblüt zu verbesseren / alles versehrte zu heilen / schleim und
sand durch den Harn gelind zu treiben; die Ruhren und rote Ruhren zu stillen.
Die Piengen oder Nuclei pinearum aber haben eine gantz gelinde / fette /
milchichte substantz bey sich / dadurch sie die eigenschafft haben / die
scharffen gesaltzenen flüsse zu temperiren / der Häisere / und dem Husten zu
steuren / den Männlichen Samen zu vermehren / die Harnwinde / und schärffe deß
Harns zu linderen.
Gebrauch.
Die ersten / oder die jungen äussersten schößlein dieses Baums in Wasser wol
gesotten / und von diesem Tranck Morgens und Abends ein Glaß voll getruncken /
heilet (Scharbok.) allen Scharbock über die
massen wol.
Fürnemlich aber werden die Piengen / oder Pigneolen, das ist / die Kernen / so in
den Zirbelnussen des zahmen Fichtenbaums (Männliche̅samenverlurst.) wachsen / zur speise / bey dem
Nachtisch in Italien auffgesetzt / bey uns aber zur Artzney sonderlich
gebraucht. Wenn sie frisch sind / geben sie eine treffliche Nahrung.
Das auß disem Kernen frisch außgepreßte öl / auff underschiedliche tropffen mit
Chocolate, oder Wein / oder Zimmetwasser (Verlorene
Man̅heit /) offt eingenommen / ware ein secretum
eines Fürstens / zu erweckung der geilen Mannheit.
Die Piengen mit Zuckercandel und was wenigs süßholtz-pulver / zu einem pulver
gerieben / und offt davon trocken nach belieben (Häisere / Husten / Brustflüß.) geessen / vertreibet die Häisere /
stillet den Husten / und versüsset die scharffen auff die Brust fallenden
Flüsse.
Auß den verstossenen Piengen mit Schlehenblust / Wegerich / Pappeln- und
Scabiosen-wasser / eine Milch gemacht / auch Brustbeerlein - Syrup damit
vermischet / und offt etliche löffelvoll davon getruncken / ist nicht nur gut
wider oberzehlte Kranckheiten / (Harnwinde. Samenfluß
rote Ruhr.) sondern stellet und lindert auch die Harnwind / den
Samenfluß und den schmertzen der roten Ruhren / heilet demnach die versehrung
der Nieren / Gedärmen / und Männlichen Glieds.
(Stärckender Marcipan.) Zu einem Hertzstärckenden
Marcipan / nembt Piengen-kern / so nicht reheln 6. loth / süsse frisch geschälte
Mandlen 4. Loth / rote Rosen ein halb loth / Pistacien frisch 2. loth / gelben
Santel-pulver / Zim̅et-pulver jedes I. quintl. Zucker in
Rosenwasser verlassen / so viel man nöthig / stoßt alles in einem Mörsel zu
einem Teig wol under einander / macht Marcipan darauß / welche auff gelinder
Gluth ein wenig gehärtet / oder getrucknet werden müssen. Diese Marcipan offt
von denen Patienten geessen / welche durch schwere oder langwirige Kranckheiten
von kräfften kom̅en / stärcket und nehret sie fürtrefflich wol.
Wenn man sie lieblich und kräfftiger haben will / soll man die Piengen / und
geschelte Mandlen eine weile zuvor in Roßwasser einweichen.
(Täfelein zu stärckung des Hertzens und Magens.)
Folgende Täfelein sind auch sehr lieblich und kräfftig / das Hertz und den Magen
zu stärcken / die Mannheit zu erwecken: nemt frische Pistacien / und Piengen
jedes 1. loth / Candierte Indianische Nuß 3. quintl. süsse Mandeln frisch
geschälet ein halb loth. Candierte Knaben-wurtz / Candierte Man̅streuwurtz jedes ein und ein halb quintl. Alkermes Confection mit Bisem und
Ambra 1. quintl. Specier diambr. und diatrion piper. jedes ein und ein halb
quintl. Zucker mit Zim̅etwasser verlassen / so viel man nöthig hat
/ stoßt und rührt alles wol auff gelinder gluth under einander / biß es eine
rechte dicke habe / gießts [160] hernach auß
auff ein darzu bereitetes brett / und laßts zu Täfelein erkalten.
(Geschwulst Eyterbenlen. Sand / Stein / Samenfluß / Raud
/ Wunden.) Das Fichtenhartz hat wegen seines häuffigen Balsamischen
öls / und flüchtigen saurlichten Geists die kräfften Geschwulsten zu zeitigen /
zu eyte en / bißweilen auch zu vertheilen; den Harn / Schleim / Sand und Stein
zu treiben; den Samenfluß zu stillen / wenn es trucken mit pilulein eingenom̅en wird / die Podagrischen Schmertzen zu lindern / die Raud zu
heilen. Dahero es zu solchen zwecken / in pflasteren / Salben / und Wund-öl
gebrauchet wird: fürnemlich komt es under das Emplastrum spleneticum Fabrit. ab
Aquapend. Item Emplast. santalinum, Emplast. malacticum cum Gum. Emplast
citrinum vulg. de lapid. calaminar. Emplastr. nigr. und andere mehr.
(Geschwulst.) Das Pech hat auch wegen seines
hartzichten öls die Eigenschafft zu erweichen / zu eyteren / bißweilen auch die
Geschwulsten zu zertheilen: Man gebraucht es sehr zu Pflastern sonderlich in dem
Emplastro Nervino Vigonis. Item Emplast. Oxycroceo Communi Nicolai, Emplast
Basilico majore und minore Mesue. Emplast de Minio Nicol. Massae. Emplast. ad
Tophos, und anderen mehr.
(Raud und Schäden deß Viehs.) Das flüssige dünne
Pech heilet die Raud / und fliessende Schäden deß Viehs / wenn es offt warm
auffgestrichen wird; sonderlich verwaret es solche schäden vor den Mucken /
welche sonsten darauff sitzen / ihre Eylein dahin legen / und also anlaß zu
einem faulen Wurmschaden geben könten.
(Oleum Templinum.) Das Oleum Templinum genant
wird auß den grünen zapffen deß wilden Fichtenbaums bereitet / und per descensum
mit gelindem Feur destilliert. Dieses öl mit zwey theil Rosenöl vermischet / ist
in gutes mittel in allen Wunden / sonderlich auch deß (Wunden des haupts) Haupts da die Hirnschalen gebrochen; es heilet
auch die Zittermahl / und vertreibet die Wartzen / wie solches von dem berühmten
Hr. D. Joh Jacobo Wagnero, Histor. natur. Helvet. angezeigt wird.
Das Pech wird aber meistens zu verpichung der Schiffen gebraucht / damit das
Wasser n???gend eintringen möge.
Der gemeine Weyrauch unserer Apothecken / solle anders nichts seyn / als die
tropffen Hartz / welche von den ästen deß Fichtenbaums zu boden fallen / und
allda erharten.
CAPUT LXXVII.
Rother Thannenbaum. Abies rubra.
Weisser Thannenbaum. Abies alba.
Namen.
DEr rothe Than̅enbaum heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Picea, Abies rubra, Abies conis
deorsum spectantibus. Italiänisch / Pino. Frantzösisch / l’Arbre d’ou degoute la
poix. Spanisch / Pino berme???o. Englisch / The commun Firrtree. Niderländisch /
Root Dennenboom.
Der weisse Thannenbaum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Abies, Abies alba, Abies mas conis sursum
spectantibus, C. B. Italiänisch / Abete. Französisch / Sapin. Spanisch / Abeto.
Englisch / Vsite firre tree. Niderländisch / wit Dennenboom.
Den Thannenbaum ins gemein erkennet man daran / daß er nicht zwey an einander
hangende / sondern ???intzele blätter / und zwar rings umb die äste traget; da
hingegen an dem Fichtenbaum nur zu beyden seiten der ästen herab hangen. Die
blätter der Thannenbäumen /
|| [161]
A. Ein Zweiglein mit alten und newen blättern / und auch die schüplein da die
newen schoß herauß wachsen sollen. B. Gelblichte Blüt. C. Ein junger Thanzapff.
D. Ein vollkommener Thanzapff. E. Ein inwendiger st.???el des Thanzapffens /
wenn die schüpe davon genom̅en w???rden. F. Schüpenzünglein / Kern
und Samen.
sind dennoch auch kürtzer und schmäler / als der Fichtenbäumen.
Die Thanäpffel / oder Thanzapffen heissen Lateinisch / Coni, Strobili.
Frantzösisch / Pomme de Sapin. Englisch / Für-Appels. Niderländisch /
Dennen-Appelen.
Gestalt und Geschlecht.
Rothe und weisse Thannen wachsen auff den Gebürgen / und sind einander zimlich
ähnlich / so daß sie auch von den Holtzhawern offt nicht wohl underscheiden
werden / denn sie beyde von mercklicher höhe sind / und einer grösse / auch
einerley blätter haben. Die sind länglicht / hart und dick / in gestalt deß
Roßmarins: die äste stehen creutzweiß gesetzt: doch ist nachfolgender
underscheid zwischen der rothen und weissen Thannen.
Die rothe hat viel grüner / breiter / weicher und glätter Laub / das sticht nicht
also / und ist auff dem rucken nicht so weiß / bringt ein schwartzlichte zähe
Rinden / die läßt sich biegen wie ein riemen. Die äste neigen sich gemeiniglich
gegen der Erden / das holtz ist viel schöner und nutzlicher / denn es hat nicht
so viel knöden. Seine zapffen sind rund / und einer spannen lang / hangen von
den äussersten ästlein nidsich werts / sind meist auß schüpen componiert, welche
in der mitte breit / bey dem ursprung / da sie an dem inwendigen kaum hangen /
schmal und vornen auff außgespitzt: inwendig haben sie zwey kleine
braunschwartze / mit einem wolriechenden scharffen öl angefüllte Kernen oder
Samen. Die frisch von d m Baum gehobene zapffen stecken voll hartz / und riechen
sehr wol; sie werden aber erst in dem Herbstmonat reiff.
In der weissen Thannen sind die blätter auff der einen seiten aschenfarb / die
Rinde am stamm zärter und weisser / und so man sie biegt / bricht sie bald.
Sonsten steigt dieser Baum eben wie der vorige mit einem geraden stamme auff /
und werden beyde höher als der Fichtenbaum: der weisse hat auch eine gleiche
dicke / ohne knorren / biß an die äste hinauff / und wird dieser undere theil
dieses Baums biß an die äste von Plinio lib. 16. cap. 33. und Vitruvio lib. 2.
c. 21. Sapinus, der obere ästichte theil aber Fusterna genennet / daß hiemit
Bellonius und andere irren / wenn sie auß dem Sapino ein sonderbares Geschlecht
dieses Baums machen wollen. Umb den Stammen herumb wachsen bald vier / bald
fünff / bald sechs oder mehr äste / und das biß zu dem gipffel hinauff: und zwar
stoßt der Baum alle Jah???r frische reihen äste auß / daß man bey nahem darauß
von dem Alter desselben urtheilen kan. Diese äste bringen ihre ruthen und
sprößlein kreutzweiß herfür. Die übersich sehende zapffen / Strobili, sind viel
kleiner als an dem roten Thannenbaum / haben einen weißlichten Samen under den
schüpen / so mit einem fetten scharffen safft angefüllet sind. Die blätter sind
nicht spitzig und stechend / hangen an den sprößlein / wie die jähn in dem
kam̅; und sind zu ausserst in zwey gantz subtile theil / wie
eine gabel / getrennet: vergleichen sich sonsten mit den blättern deß Eibenbaums
/ das holtz ist weiß / glat und weich.
Beyde Bäume wachsen in den Schweitzerischen / Schwäbischen und anderen Gebürgen /
so wol Teutschlands / als anderer Länderen Europae, häuffig. Grünen stäts /
stossen aber im Meyen / wenn die newen blätter herfürtrucken / die alten hinweg.
Sie geben auch viel hartz von sich / welches an etlichen Bäumen von selbsten
herauß quillet / und an denselben grosse bäulen / so man Thannen-blatteren
nennet / auffwirffet / welche voll klares lauteren hartzes stecken / so sich dem
Terbenthin vergleicht / und von den Weidleuthen gesamlet wird / zu heilung
allerhand Wunden und Schäden; das / so auß dem weissen Thannen schwitzt / riecht
lieblich / ist lauter fast wie Weyrauch / und wird ins gemein weiß hartz
genennet. Sonsten pfleget man das hartz auf folgende weise zu samlen.
In dem abnehmenden Mond deß Monats Mey / schneiden die Bauren an dem Stammen
dieser Bäumen / so hoch sie mit der Art langen können / die Rinden zwey biß drey
Finger breit ein / und reissen also biß zwey schuhe hoch von der Erden / die
Rinden in bemelter breite herunder / lassen hernacher einer hand breit Rinden
stehn / schneiden demnach wider ein paar fingers breit ein / und reissen den
Riemen biß unden herab; und fahren also biß rings umb den Baum herum̅ fort. Nach verfliessung zweyer [162] oder dreyer Monaten sind diese Wunden mit Hartz dergestalten
überzogen / daß man es abschaben kan: wie sie denn durch sonderbahre schabmesser
dasselbe abkratzen / und in gewisse von der Rinden deß Schmärbirlein-baums
gemachte schächtelein auffheden. Demnach schlagen sie es in Ballen zusammen /
daß es also von holtz / laub / spriessen und der Rinden geläuteret werde: thuns
darauff in Säcke / werffen die in grosse Kessel / schmeltzens also ob dem Feur /
pressen die Säck auß / und fassen das lautere Hartz auff in höltzerne Gefässer.
??? Auß disem Hartz brennen sie demnach das Pech auch auff gewisse Manieren auß
/ daß es durch sonderbahre höltzerne Canal in einen Ofen fliesse / und in
höltzene Schüssel abtreuffe.
Es gibt aber auch annoch ein nidrig Geschlecht deß Thannenbaums / Picea minor, C.
B. Picea pumila, J. B. Dieser Baum bleibt nidrig / bringt Nüsse in der grösse
der Haselnussen / welche auß hohlen in ein stehend blättlein außgehenden schüpen
bestehen.
Endlich hat Fr. Hernandez, einen Mexicanischen Thannenbaum / Abietem Mexicanam,
Avevetl & Ahoëhoëtl indigenis, beschrieben: welcher ob er wol von den
Spanieren Cedern- oder Sevenbaum genennet worden / dennoch der Frucht und
übrigen gestalt halben / under die Thannenbäume billich mag gerechnet werden. Er
hat ein rothe Rinden / etwas kleiner und dünnere blätter / als die vorigen: gibt
auch ein Hartz durch zugelegtes Feur gekochet: auf welche manier das zerlassene
Hartz auß dem Holtz zu boden fliesset. Dieses Than̅enbaums werden
vier sonderbare Arten / als die gröste / mittlere / kleine und kleineste / von
Nardo Antonio Reccho lib. 3. Rer. Med. nov. Hisp. Cap. 66. beschrieben.
(Terbenthin vieterley. ???) Das flüssige dünne
Hartz / so man auß den Fichten-Thannen- und anderen Bäumen hat / und under dem
Namen Terberthin verkauffet word / ist viererley gattung: denn
1. Erstlich ist der Cyprische Terbenthin / Terebinthina Cypria, welcher auß dem
obbeschriebenen Terbenthin-baum fliesset / und so wol in der Insula Chio / alo
Cypren davon gesamlet wird.
2. Der andere ist der Venetianische Terbenthin / Terebinthina Veneta; so auß dem
biß auff das Marck geborten Lerchenbaum quillet / auch Resina Laricis heisset.
3. Ist der Straßburgische Terbenthin / Terebinthina Argentoratensis, welcher auß
den knorren der jungen Thannenbäumen gesamlet wird / und ins gemein dem
Venetianischen Terbenthin billich vorgezogen wird: gestalten er weit lauterer /
klarer und wolriechender / auch weniger zähe ist als der vorige.
4. Ist der gemeine Terbenthin / welcher weißlicht / dick und trüber ist als die
übrigen / auch von dem gemeinen wilden Fichtenbaum gesamlet / und von Marseille
zu uns geführet wird.
Eigenschafft.
In dem Thannenbaum / und allen seinen theilen / auch dem Hartz selbsten /
besindet sich ein häuffiges / mit saurlichtem wässerigem Geist vermischtes zähes
öl; neben vielen irdischen theilen: hat daher die Eigenschafft / innerlich und
ausserlich die Wunden und Schäden / auch die verschrungen der Nieren
Samengefässen / und Gedärmen zu heilen; Schleim und Sand zu treiben: das
Podagrische / und Scharbockische gesaltzene Geblüt zu versüssen.
Gebrauch.
(Werden zu den Mastbäumen gebraucht.) Die
Thannenbäum werden sonderlich zu den grossen Meerschiffen gebraucht / die
Mastbäume darauß und anders zu machen. Sebastian. Münsterus berichtet in dem 5.
Buch seiner Weltbeschreibung im 87. Capitel. Daß bey der Statt Zofingen /
Berner-gebiets ein Wald seye / welcher sich biß an den Fluß Aaar ziehe / wird
genennet der Bonwald / hat die schönsten Bäume / so in gantz Europâ wachsen /
denn darinnen viel Thannen gefunden werden / so auff 130. schuhe hoch / und biß
110. schuhe lang zu brauchen sind. Dieser bedienten sich vor Jahren die Genueser
/ welche sie durch hülff deß Aar-flusses in den Rhein / von dannen hinunder in
die See / und so fort über das Englische / Spanische / und Mittelländische Meer
/ nach Genua geführet / solche zu den Mastbäumen zu gebrauchen.
Auß den jungen mit Hartz angefüllten (Spiritus
Strobilorum.) zapffen / wird durch die fermentation, und darauf
folgende destillation, ein Spiritus herfür gebracht / welcher wie Küm̅in reucht; dieser Spiritus über die äussersten zarten zerhackten
grünen schößlein / oder die / jungen zapffen dieses Baums gegossen / und in
warmem Sand oder Aschen etliche tag stehen (Essentz
auß den schößlein oder zapssen) lassen / ziehet die Effentz /
Essentiam pini vel Strobilorum Pini, wol auß / welche auff 10. biß 15. tropffen
täglich eine zeit-lang mit Löffelkraut wasser eingenommen / ein treffliches
(Scharbok???.) mittel wider den Scharbock /
und davon (Sand / Stein / Schleim der Nierë / Miltze
verstopffung. ??? scharbockische Gläich- oder Glieder-sucht / Lam̅igkeit.) herrührende zufälle ist. Treibt auch Schleim /
Sand und Stein der Nieren und Blasen / eröfnet die verstopffungen deß Miltzes /
verzehret allen versaltzenen zähen Schleim in den Gedärmen / und vertheilet die
Wind / und Blähungen; vertreibet auch nach und nach die reissende fahrende
Scharbockische Gicht- oder Gläichsucht und Lammigkeit.
Der Mistel / welcher etwan / obwolen selten auff dem Thannbaum gefunden wird /
gedörrt / zu pulver gestossen / und alle Morgen ein halb quintl. biß zu einem
quintl. davon eingenommen / vertreibet das gemeine (Podagra.) Podagra.
Die blätter und zapffen täglich in Wasser (Schwache
glieder / lam̅igkeit.) gesotten / Bäder davon gemacht /
und darinnen gebadet / stärcket die Glieder trefflich / vertreibet auch die
Scharbockische Gicht- und Lam̅igkeit / und wenn man nur Fußwasser
davon machet / kan es die verstopffung (Monatliche
reinigung der Weibern.) monatlicher Reinigung der Weibern
widerbringen.
In den kleinen zäpflein wird zuweilen ein gelbes pulver gefunden / welches
schwefelichter Natur / und gleich dem Schwefel alsobald in flammen zu bringen
ist. Dieses pulver wird zu nichts gebraucht / es seye denn / daß man etwan
possen damit anstellen wolle.
|| [163]
(Wenn die kinder frat werden.) Das pulver aber /
welches in dem von Würmen zernagten Thannenholtz gefunden wird / und wurm-mehl
genennet ist / gebraucht man mit trefflicher würckung denen Kinderen / welche
fratt werden / und von dem scharffen Harn eine geschundene hautbekommen. Man
pflegt es nur offt trucken auffzustreuen / es kühlet und heilet.
Man kan auch auff folgende weiß ein gute (Eine andere
gute Essentz von den schößlein der Thannen.) Essentz machen: Nemt der
frischen safftigen zweiglein dieser Bäumen / kocht sie ein paar stund lang in
Wasser / dieses Wasser siedet biß zur dicke deß Honigs ein / so habt ihr das
Extract; gießt über dieses extract den von Löffelkraut destillierten Geist /
digerierts etliche tag / filtriert es / so habt ihr die herrlichste Essentz /
welche täglich biß 20. auff 30. tropffen eingenommen / den Scharbock auß der
wurtzel auß heilet.
Die jungen schößlein und blätter deß Thannenbaums werden von dem hochgelehrten D.
Johanne Michaele sehr gelobt / wider den Scharbock / und die darauß erfolgende
Contractur- oder Gliederlämmung / (Scharbo??? und die
darauß erfolgende Contractur / oder Glider lammung.) welches die
Schweden / als sie vor etlichen Jahren mit den Moscowitern Krieg geführet / wol
erfahren / denn als der Scharbock in ihrem Läger hefftig zugenommen / haben sie
diese schößlein und blätter in Bier oder Wasser gesotten / und mit diesem Tranck
/ die am Scharbock gefährlich darnider gelegenen Krancken geheilet / die
Gesunden aber vor demselbigen glücklich verwahret. Dieser Tranck wird also
bereitet: Nim der jungen schößlein des Thannenbaums drey hand voll / siede
solche in einer maaß Wasser und weissen Wein / in einem wol zugedeckten geschirr
/ biß ein halbe maaß eingesotten / hernach trucke alles durch ein sauber Thuch /
und gebe dem Krancken alle Morgen 4. loth davon zu trincken.
CAPUT LXXVIII.
Lerchenbaum mit seiner Blüt Frücht und Samen. Larix ejusq???ue flores, fructus
& semina.
Ein Zweig vom Lerchenbaum, Laricis ramulus.
Namen.
LErchenbaum- oder Lerchenthannen / heißt Lateinisch / Larix. Italiänisch /
Larico. Frantzösisch / Larege, Melese. Spanisch / Larice. Englisch / Lerchtree.
Niderländisch / Lerckenboom.
Gestalt.
Der Lerchenbaum wächst auff den Gebürgen von einem geraden dicken Stam̅en / in schöner länge / mit einer dicken Rinden / die hat viel
risse oder spalten / inwendig ist sie röthlicht. Die lange / dünnen äste stehen
ringe umb den stamm ordenlich geschichtet / je einer über den anderen / wie in
einer stiegen: seine gertlein sind zäh wie in den Weiden / gelblicht / eines
lieblichen Geruchs. Die blättlein sind langlicht / weich / schmäler als in den
Fichten / ja dünn wie Roßhaar / und nicht sonderlich spitzig / eines zolles oder
mehr lang / grün / hangen an den ästen / gleich wie die fasen oder fransen an
einem knopff. Gegen dem Winter werden sie bleich / verdorren / und fallen nach
und nach ab: und ist also der Lerchenbaum under allen andern Bäumen / welche
zäpflein tragen / allein über den Winter blos und nacket. Seine mit kurtzen /
dicken / krummen stielen fest an den ästen anklebende zäpflein- oder zirbeln /
vergleichen sich den Cypressen / sind doch schwächer / am geruch nicht
unlieblich / haben zwischen ihren schüpen / einen zweyfa [164] chen mit weissem süssem marck
begabten samen. Die Blumen / oder vielmehr die anfäng der zäpflein / so im
Lentzen purpurfärbig / an aussersten gipffeln der zartesten ästlein herfür
stossen / riechen lieblicher. Das holtz ist sehr hart / sonderlich mitten im
stam̅ / allda hat es auch ein röthlichte farb / läßt sich
derhalben zu allem Gebäw bequemer und füglicher brauchen als die anderen. Man
macht gemeiniglich die Tachrinnen darauß.
Herr Josias Simler schreibt in seinem Commentario de Alpibus: Die Alten haben
gemeint / daß diß holtz nicht leichtlich brenne / noch Kolen darauß können
gemacht werden: aber er zeiget an / daß an etlichen örkern in Wallis kein ander
holtz gebren̅t werde / als von Lerchen / und anderswo in den
Gebürgen keine andere Kolen / in den Eisenbergwercken / als von diesem holtz /
gebraucht werden. Er vermeldet weiter daselbst / daß vor allen anderen Bäumen
des Gebürgs / fürnemlich dieser zur Artzney gezogen werde / und hielten ihn die
Inwohner der Alpen so kräfftig / daß sie ihre Spannbetter darauß machen / damit
sie also von dieser Seuch desto sicherer wären. Auch pflegen sie die frischen
sprößling und zweig im Wasserbad zu sieden / wie auch ein Wasser darauß zu
destilliren / welches sonderlich kräfftig wider diese Kranckheit seyn soll.
Der Lerchenbaum bringt einen Schwam̅ Agaricus (ab Agariâ Sarmatiae
Regione) genannt / welcher in allen Apotecken gebraucht wird / man klaubt ihn ab
/ nachdem er dürr worden / und ritz oder spält bekommen will. Dieser
Lerchenschwam ist bald groß / bald klein / nach dem er viel oder wenig nahrung
empfanget; ja er bekom̅t zuweilen die grösse eines Menschenkopffs.
Der beste ist leicht / schneeweiß / laßt sich mit den Fingeren zu Mehl
zerreiben: sein Geschmack ist anfänglich süß / hernach bitter / endlich umb
etwas zusammenziehend. Zu verwerffen aber ist derjenige / so schwartzlicht
schwer / und sich nicht zerreiben laßt / oder inwendig fasen hat.
Auß dem Lerchenbaum fleüßt gar ein kostliches Hartz / welches der farb nach / dem
Honig gleich / zäh / wird nimmer dick. Dieß verkaufft man durchgehends für den
rechten Terbenthin / der doch / wie im vorigen Capitel zu lesen / von einem
anderen Baum fliesset. Dieweil aber die Kauffleuth vor zeiten den rechten
Terbenthin zu uns nicht brachten / haben die Artzt und Apothecker darfür diß
Lerchenhartz brauchen müssen / und ist es durch solchen stätigen Brauch dahin
kommen / daß solch Lerchenhartz noch auff den jetzigen tag Terbenthin genennt
wird. So man diß Lerchenhartz samlen will / durchbohret man den Baum im Sommer /
mit einem langen Näbicher biß zum Marck / so fleußt nach und nach auß dem loch
viel Hartz / welches desto schöner und liechter anzusehen / je jünger der Baum
ist. Der Lerchenbaum wird viel auff den Schweitzerischen / Bündtnerischen /
Ungarischen / Orstereichischen??? und Tyrolischen Alpgebürgen / wie auch in dem
Saltzburgischen und Nürenbergischen gefunden.
Eigenschafft.
In dem Lerchenbaum findet sich viel hartzichtes / mit saurlichtem Geist
vermengtes öl; welches doch mit einem scharffen etwas etzenden und purgierenden
saltz begleitet ist. Dahero sein weiches Hartz auff ein quintl. schwer mit dem
gelben vom Ey / und Cardebenedieten-wasser verrühret / den Leib durch den
Stulgang fein purgieret / auch in dem übrigen die Nieren reiniget / das
Harnbrennen stillet / und die versehrung der Blasen / und Samengefässen heilet.
In den blättern und rinden deß Baums hat es auch irdische zusammen ziehende
theile.
Der Lerchenschwam aber hat under seinen viel jrdischen theilen / auch ein
hartzichtes etzendes saltz verborgen / daher er sonderlich die krafft hat /
nidsich zu purgieren / Schleim und Gallen auß der Brust / und dem underen Leib
zu frühren; Die Mutter / Leber / Nieren / und Miltze zu eröffnen: die Monatliche
zeit zu beförderen. In pulver gibt man ihn auff ein quintl. und in Infuso auff
ein halb loth biß 3. quintl. schwer. Damit er aber wegen seiner schärffe nichts
schade / als wird er mit Wein / darinnen Ingwer gekochet worden / zu zelten oder
Trochiscos gemacher.
Gebrauch.
So man von bem alten Lumper oder Leder / welches unden im stock / nach bey dem
Marck des Lerchenbaums gefunden wird / (Bluten
der???wunden.) ein stücklein auff die frischen Wunden leget / soll es
das Bluten stellen / und deren heilung defürderen.
(Nießpulver.???) Der Mooß / so an dem Baum wächst
/ wird nutzlich zu dem Nießpulver gebraucht.
Die Alten Aertzte haben den Lerchenschwam under die Hertz-stärckenden mittel
gezehlet / und ihn auch in den Theriack beförderet: weilen er aber in solcher
composition keinen nutzen hat / als wird er billich davon nunmehr
außgeschlossen.
Zum purgieren aber ist er sehr dienlich / wird in pulver niemahlen eingenommen;
sonderen kan in die Laxier-Kräuterwein komlich gethan werden; als da folgender
höchst (Nutzlichen??? Larie???wein.) nutzlich
ist. Nemt Alantwurtz / Osterluceywurtz / Berwurtz jedes ein halb loth / Betonien
/ Melissen / Poley / Scabiosen / Wegweisen und Wermut-kraut jedes ein halbe
handvoll / Wachholderbeere / Fenchelsamen / Ackeleysamen jedes ein quintlin
außerlesene Senneblätter 2. loth. Lerchenschwam 1. loth. Zimmet / Ingwer und
Weinstein-saltz jedes 40. gran zerhackt und stoßt alles wol under einander /
thuts in ein sauber säcklein von sendel / oder leinwat / gießt ein maß alten
weissen Wein / sambt einer halb maß Wasser darüber / laßts über Nacht an einem
warmen orth stehen / setzts demnach in den Keller / und trinckt alle Morgen ein
gut (Schlei??? auff der Brust / Lungen / Leber /
Nieren??? / huften. reiniget die Därm von schleim u??? Gallen / ???)
Tischglaß voll / von 6. biß 8. untzen / davon. Dieser Wein hat die Tugend allen
Schleim von der Brust / Lungen / Leber / und Nieren abzuführen / die Mutter zu
reinigen / vnd zu öfnen / Husten zu vertreiben / die Reinigung der Weibern zu
befürderen / und alle überflüssige schleimige Feuchtigkeiten / sampt aller Gelle
auß dem Magen / Leber / Gedärm und Geblüthe außzuführen.
|| [165]
In den Apothecken werden Pilulae de Hierâ cum agarico zubereitet / welche biß
auff 20. gr. schwär auff einmahl mit einem Tropffen Agstein- oder Fenchelöl
eingenommen / wohl purgieren / und den Schleim von der Brust / Magen / Gedärm
und Nieren abführen.
Das Lerchenhartz / Resina Laricea, ist am Geschmack / Geruch und Tugend herrlich.
Kan zu allen Salben und Pflasteren gebraucht werden / worzu der Terbenthin er
forderet wird; heilet den Grind / und alle andere Rauden / so man es offt mit
ein wenig weisser Kreiden / und St. Johanne-öl vermischet / überschmiert.
CAPUT LXXIX.
Baum des Lebens. Arbor Vitae.
Namen.
DEr Baum deß Lebens / heißt auff Latein / Arbor Vitae, Ger. Park. Thuya
Theophrasti, C. B. Cedrus Lycia, Lob. Arbor Vitae, sive Paradisiaca vulgò dicta,
odorata, ad Sabinam accedens, J. B. Englisch / The Tree of Life. Frantzösisch /
Arbre de Vie.
Gestalt.
Es ist dieser Baum zwar ein frembd Gewächs / läßt sich aber doch in Europa auch
pflantzen / und wächst mit einem geraden / knorrigen Stamme zu einer guten höhe
und grösse auff; hat eine äschfarbe etwas röthlichte Rinden / ein hartzichtes
holtz / gleich dem Thannenbaum / äste wie flügel außgebreitet / auß denen
widerumb auff beyden seiten andere flache ästlein herfür kommen / die alßdenn
mit immer grünenden / vielen ablangen blättern begabet / so mit den
Cypressen-blältern übereinkommen / allein daß sie breiter sind. Der Baum wächst
über Mannes höhe nicht auff / riehet starck und wol / auch wen̅ er
schon lange zeit gehauen ist und gelegen hat. Im Frühling erscheinen kleine
gelblichte Blümlein an den äussersten spitzen der ästlein / denen kleine von
zarten schüplein zusammengepackte zäpflein nachfolgen / welche anfänglich grün /
demnach bleich / endlich bey ihrer vollkommenen zeitigung schwartzlicht werden /
und in vier hole theil von einander reissen / darauß vier ablange / mit
scharffem / bitterlichtem marck begabte samen / wie sprew sich erzeigen / die
zäpflein hangen so vest an dem Baum / daß sie nicht abfallen / biß ihre stiel
gantz verdorret. ??? Er ist zu den zeiten Francisci I. Königs in Franckreich /
auß der Americanischen Provintz Canada erstlich in Franckreich gebracht / und
von gedachtem König mit dem namen deß Baums deß Lebens begabet / hernach aber
auch / weilen er von seinen in die Erden gesteckten Zweigen / oder auch vom
Samen gern auffwachset / in andere Länder Europae geführet worden / wie er denn
hin und wider in fürnehmer Herren Gärten anzutreffen ist.
Der weltberühmte Casparus Bauhinus, alß er sich eben zu der zeit zu Paris
studierenshalben auffgehalten / hat etliche Zweige dises Baums auß dem
Königlichen Garten / so dazumahl von Johanne Robino verpfleget worden / in deß
Durchleuchtigsten Fürsten / Herren Friderichs / Hertzogen zu Würtemberg / Grafen
zu Mümpelgart / sc. Garten / welchem sein Bruder / Doctor Johan̅es
Bauhinus, als Ihr Durchl. bestellter Leib-Medicus vorgestanden / nach Mümpelgart
gesendet. In Holland und anderstwo ist er nunzumal sehr gemein / kommet an einem
schattichten ort wohl fort / und kan die kälte erleiden.
Eigenschafft.
Weilen in diesem Baum viel ölicht / balsamische / mit flüchtigem / sawrlichtem
saltzgeist vermischte theil sich befinden / als hat er die Eigenschafft zu
erdünneren / zu vertheilen und zu erwärmen / den Schleim auf der Brust zu lösen
/ und die geringen verstopffungen der innerlichen theilen zu eröffnen.
Gebrauch.
Es wird dieses Gewächs nicht sonderlich gebraucht; doch meldet Camerarius, daß
man auß dem flein zerscheiterten Holtz ein geistreiches / saurlichtes Wasser /
neben einem öl destillieren könne / welche gewärmt / und mit warmen darinnen
genetzten Tüchern über die Podagrischen Glieder geschlagen / die Schmertzen
legen und vertheilen sollen.
CAPUT LXXX.
Drachenbaum. Draco Arbor.
Namen.
DRachenbaum / wird von allen auff Lateinisch Draco Arbor genennet. Sein Gummi
aber wird auff Griechisch genennet / [Greek
words]. Lateinisch / Lachryma, Gummi, oder Sanguis Draconis. Teutsch /
Drachen-blut. Frantzösisch /
|| [166]
Drachenbaum. Draco Arbor.
???(Ein Blat des Drachenbaums.)
Sangue Dragon en Larmes. Englisch / Dragons-blood. Niderländisch / Draecke of
Dragoens-bloedt.
Gestalt.
Dieser Baum wächst mit einem dicken Stamm hoh auff / scheinet von weitem dem
Fichtenbaum gleich / hat 8. biß 9. Aeste / fast zweyer Elen hoh / welche
sambtlich ohne Blätter sind; sie zertheilen sich aber oben auff widerumb / ein
jeder in 3. oder 4. andere ästlein / so da eines Elenbogens hoh / und eines Arms
dick / gantz bloß / und ohne Blätter / an welcher Gipffel dicke Knöpffe wachsen
/ mit vielen Blättern besetzet / so einer Elen hoh auffwachsen / und eines
Daumens dick sind; in der mitten mit einer Rippen durchzogen / bey nahe wie die
Blätter der Beyel-wurtz; auff den seiten etwas röthlicht / bleiben stäts grün.
Der Stamme ist sehr rauch / und mit einer vielfaltig gerissenen Rinden umbgeben;
auß welchem in den Hunds-tagen ein gantz rothes Gummi fleußt / so man Gummi
Draconis, Drachenblut nennet. Das Holtz ist gantz fest und hart; die gelbe
Frucht hanget Trauben-weiß an den Aesten / in der grösse der Kirschen / am
Geschmack etwas saur / mit einem dünnen Häutlein bekleydet / hat auch einen
steinichten Kern. Er soll in den Canarischen Insuln / wie auch bey Lisabona
wachsen. Das Drachen-blut aber wird meistens auß der Insul Sancti Portus, der
Neuen Welt zu uns gebracht.
Eigenschafft.
Von diesem Baum wird anders nichts gebraucht alß das Gummi / welches wegen seiner
hartzichten Klebigkeit / und irdischen rauchen Saltz-theilgen die krafft und
eigenschafft hat zu heilen / zusammen-zuziehen / und anzuhalten / auch den
etzenden Feuchtigkeiten ihren gewalt und schädliche schärffe zu benemmen / das
Blut in Wunden und sonsten zu stillen.
Gebrauch.
Es wird dieses Gummi von den Jubeliereren zu den gläntzenden Blätllein under die
Edelgestein in Ringe zu legen gebraucht / diesen Steinen desto besseren glantz
zu geben. Die Glaß-mahler bedienen sich desselben auch / zu der Carmasin-rothen
Farb.
Sonsten wird dieses Gummi in der Artzney (Rote ruhr
Blutflüß??? / Guldneaderflüß / Blutspeyë.) innerlich und äusserlich
nicht ohne nutzen gebrauchet: Innerlich zwar kan man es in Pulver auff 10. biß
15. gran schwer allein / oder mit anderen Pulveren vermischet / offt in der
rothen Ruhr / Blutfluß der Mutter und guldenen Aderen / auch dem Blutspeyen mit
Wegerich-wasser einnehmen. Folgendes vermischtes Pulver mag zu solchem zweck
sehr wohl dienen: Nemt gegraben Einhorn / sigillierte Erden / praeparierte rothe
Corallen jed. anderthalb quintl. Drachenblut / praepariert Hirschhorn /
zubereiteten Schmaragd jed. ein halb quintl. Laudani Opiati 4. gr. Mischt alles
zu einem reinen Pulver / theilts in 12. gleiche Theil / davon morgens und abends
eines in Wegerich- oder Tormentill-wasser kan genom̅en werden. So
läßt sich auch Tormentillwurtz / zubereiteter Blutstein jedes ein halb loth.
Muscatnuß / Drachenblut jed. 1. quintl. mit ein wenig Zucker zu einem Pulver
mischen / und offt davon in obigen Kranckheiten ein guter Messer-spitz-voll
eingeben.
(Herm Hagendorns Wund. Essentz.) Hr. Hagendorn
hat folgende Wund-Essentz trefftich befunden. Nemt der besten Mumien /
Drachenblut jed. 2. loth. Japonische Erden / Myrrhen / Tormentill-wurtz jedes 1.
loth. Rothe Rosen / St. Johan̅skraut-blümlein jed. ein halb loth.
Rothen Santal 3. quintl. Muscatnuß 1. quintlein. Zerhackt und stoßt alles
zusammen / thuts in ein glaß / gießt Tartarisierten Brantenwein darüber / laßts
etliche Tag in der Digestion stehen / so habt ihr eine gute Tinetur / welche man
zum Gebrauch auffbehalten kan. Von dieser Tinctur morgens und abends (Wunden / Schäden / saure / faulëde schärffe des
Geblüts.) 20. biß 30. Tropffen auff einmahl in Brühen genommen /
dienet zu Heilung allerhand Schäden und Wunden / reiniget das Geblüt / und
benimbt demselben alle saure faülende Schärffe.
(Sonderlich Zahnpulver die zähn weiß??? zu halten / und
das zahnfleisch vor fäulung zu bewahren. ???) Folgendes Zahnpulvers
pflege ich mich mit gutem Nutzen zu bedienen. Nemt des Gebeins vom Fisch Sepia
4. loth. Florentinische Veielwurtz / Drachenblut jed. 1. loth. Rothe Corallen
anderthalb loth. Rothen Santal 1. loth. Zimmet anderthalb quintl. gebrannten
Älau 40. gran. Zerstoßt alles undereinander zu einem nicht allzu reinen Pulver;
Mit diesem Pulver kan man allezeit nach dem essen die Zähne reiben / und nach
belieben mit wasser den Mund wider außspülen oder nicht. Wird die Zähn sauber /
weiß behalten / und sie sambt dem Zahnfleisch vor Fäulung bewahren.
|| [167]
CAPUT LXXXI.
Frembder Ahorn.
Platanus.
(1. Sein Ast.)
(2. Ein Blat.)
(3. Die Frucht.)
(4. Der wollichte Samen.)
(5. Ein besonder Blat.)
Teutscher grosser Ahorn.
Acer majus Germanicum.
Namen.
ERembder Ahorn heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Platanus. Italiänisch / Platano. Frantzösisch Plane. Spanisch /
Platano. Englisch / Planetree. Niderländisch / Plaen boom.
Teutscher Ahorn / Maßholder oder Waldeschern heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Acer. Italiänisch /
Platano acquatico, Piede di oca. Frantzösisch / Erable. Niderländisch /
Booghaut. Englisch / The commun Maple.
Gestalt.
Der rechte frembde Ahorn wächst nicht in Italien und Teutschland / oder man
pflantze ihn allda. Vor zeiten sind diese Bäum über das Jonische Meer gehn Rom
gebracht / und in grossen ehren wegen ihres lustigen schattens gehalten worden /
also daß man auch ihre wurtzlen mit Wein begossen hat / davon sich dieser Baum
erfrischet. Er wächst so hoch und breit auff wie der Nußbaum / hat ein glatte /
dicke Rinde / die Blätter vergleichen sich dem Weinbeerlaub / sind groß / breit
/ hart und steiff / in 5. oder 6. abschnitte rings umb getheilet / mit dünnen /
langen / rothen stielen / und bleichen Blümlein / so in rauche wollichte kleine
knöpflein oder beeren außgehen; welche / da sie im Herbst zur zeitigung kommen /
so springen sie voneinander / und werffen kleine / ablange / gelbe / rauche und
wollichte Samen auß. Es wird sonderlich von einem solcher Bäumen in Lydia
gelesen / so an der Strassen bey einem Brunnen gestanden / daß in desselbigen
Stamm ein Spelunca oder Höhle 80. Schuh weit gewesen / dessen äste die grösse
eines gantzen baums bekommen / und einen solchen schatten von sich gegeben / daß
Licinius Mutianus ein gewaltiger Römer sich offtmahls mit 8. seiner Gesellen vor
dem Wind und Regen darunder beschützet / und zu dem öffteren auch mit
denselbigen darunder Mahlzeit gehalten. König Xerxes hat ihme den schatten
dieser Bäumen so wohl gefallen lassen / daß er in Lydia einen gantzen Tag mit
seinem gewaltigen Heer under denselbigen verharret / wie solches Castol Durantes
in seinem Kräuterbuch p. m. 772. auß dem Plinio erzehlet.
Der frembde Ahorn wächst in Griechenland / Candien / Cypren und andern Insuln deß
Jonischen Meers / an feuchten Orten und Wasseren. In Spanien / Sicilien und zu
Constantinopel pflantzet man ihn in die Lust-gärten. Die Inwohner des Bergs
Athos in Macedonia / machen auß dem Stamme dieses Baums ihre Schifflein.
Johannes Rajus hat viel dergleichen erwachsene Bäume gesehen. Franciscus Baco,
Baro Verulamii, hat diesen Baum auch in Engelland gepflantzet. Ja der erste
Römische Käyser / Julius Caesar, hat in der Statt Corduba einen überauß schönen
Ahorn / der sich einem Lust-wald vergleichte / mit seiner eigenen Hand gesetzet
/ welcher von Martiali lib. 9. Epigramm. 62. beschrieben wird.
Wie der Teutsche Ahorn in den Nürenbergischen Gärten und anderstwo angetroffen
werde / beschreibet Herr Dümler in seinem Baum- und Obst-garten im 2. Theil [168] am 17. Cap. guten theils also. Er ist
ein hoher und grosser Baum / welcher sich mit seinen zierlichen Aesten rund und
weit außbreitet / die Rinde ist etwas röthlicht / welche aber im alter schwartz
wird. Der Stamm wachset hoh und gerad auff: Die Blätter sind breit wie das
Weinlaub / haben gemeinlich 5. einschnitte / obenher schwartz-grün / unden
grawlicht / und auf beyden seiten wollicht / sonsten eines zusammen ziehenden
bitterlichten Geschmacks. Solche Blätter vergleichen sich grösse und gestalt
halben / den Blättern deß frembden Ahorns. Es gibt aber auch eine art dieses
Baums / an welchem die Blätter klein / und fast wie Ephew gebildet / hat auch
kleinere Aeste und Stammen / und wird Acer campestre & minus, kleiner
Ahorn genennet. So hat es auch andere gattungen / da die Blätter nur drey
einschnitte haben / Acer trifolium, C. B. oder da die Blätter groß / rund / und
nicht so tieff eingeschnitten. Acer majus folio rotundiore minus laciniato, an
opalus Italorum? Die Blüthe lasset sich im Meyen sehen / ist mosicht und
weiß-grün. Die Früchte / so hernach folgen / und im Herbstmonat zeitigen / sind
gleich zweyen Flügeln an den Wasser-Sommer-vögeln / (Papilionibus aquaticis) in
der mitte aber sind zwey weisse Kernlein eines lieblichen Geschmacks. Das Holtz
wird zu zierlichem und kunstlichem Schreiner-werck angewendet.
CAPUT LXXXII.
Eschbaum. Fraxius.
Namen.
ESchbaum oder Eschern heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Fraxinus. Italiänisch / Frassino. Frantzösisch /
Fresne, Fraine, Fraisne. Spanisch / Fresno, Freno. Englisch / Ashtree. Dänisch /
Ask / Esketroe. Niderländisch / Eschenboom / Esch.
Geschlecht und Gestalt.
Der Eschbaum ist zweyer Geschlecht. Der erste Fraxinus vulgaris excelsior, C. B.
wächst mit einem geraden / einfachen / dicken stammen hoh auff / hat ein weiß /
dick / ädericht holtz / ohne knoden / leicht und krauß. Der ander wächst
nidriger / rauher / härter und gelber. Jeder Baum hat eine weisse Rinde. Die
blätter vergleichen sich dem Lorbeerbaum / sind umbher zerkerfft / oben etwas
spitzig / hangen in 5. oder 6. facher ordnung an den zweiglein gerad gegen
einander über / zu ausserst aber ist nur ein blat / eines bitterlichten /
scharffen geschmacks.
Die Aeste stehen auff beyden seiten zinnicht / weiß und haarig ist die Blüth.
Oben stecken die Früchte in kleinen länglichten außgespitzten hülsen. In der
Frucht liget ein kleiner Kern oder samen verschlossen / gleich eine̅ Haberkörnlein / roth / fett / scharf / mit einer mercklichen bitterkeit: wind
seiner gestalt halben in den Apothecken Lingua Avis genen̅et.
Neben dem Ast des Eschbaums / hat der Mahler das zusammen gerümpfft Gewächs /
oder Knollen abgebildet / welches gemeiniglich an den zweigen desselben / wenn
die Frucht nicht auß-sonderen miß-wachset / wie viel aneinander gewachsene
Pillen gefunden wird. Conradus Gesnerus in hort. German. berichtet / daß die
Schweitzerische Eschbäum / welche umb Wallenstatt wachsen / gar viel Frücht
tragen.
Eigenschafft.
Die Blätter / Rinden / Holtz und Samen dieses Baums / welche zun Artzneyen
gebraucht werden / haben ein etwas hartzichtes / durchtringendes / mit einem
saurlicht / flüchtigen saltz vermischtes öl bey sich / davon nicht nur ein
bitterkeit dieser theilen herrühret / sonderen auch die Eigenschafft / allen in
dem Leib versessenen Schleim auffzulösen / die verstopffungen zu eröffnen / das
allzu dicke Geblüt widerumb in seine natürliche consistentz zu bringen; die
Nieren- und Samengefäß wol zu reinigen; allerhand Schäden und Wunden zu säuberen
und zu heilen. Gelind zu wärmen und zu trucknen.
Gebrauch.
Auß den zarten verhackten schößlein dieses Baume destilliert man das Wasser /
welches sehr kräfftig / das verlohrene Gehör wider (Ohrenwehe.) zu bringen / und den in den Ohren steckenden fluß zu
zertheilen; die Ohren damit (Zittern der
Händen.) warm außgewaschen / auch bißweilen davon getruncken. Dieses
Wasser wird gerühmet / das zitteren der Händen zu vertreiben / solche damit warm
offt gewaschen.
Man kan auch die frisch zerhackte Rinden in Cardenbenedickten-wasser / worinnen
etwas wenigs von dem Spiritu salis vermischet / wol sieden / das gesottene
Wasser auff der gluth biß zur dicke eines Honigs einkochen / so hat man ein
Extractum, welches sehr gut zu den drey oder viertägigen Fieberen ist: man kan
darvon biß auff 15. oder mehr gran mit anderen sachen zu pilulein vermischt
einnehmen.
|| [169]
Die mittlere Rinde dieses Baums kan man an statt deß Frantzosen-holtzes mit gar
guter würckung gebrauchen. Ja sie hat auch bey nahem so gute Kräfften wider das
drey- (Drey- und vier tägig Fieber.) oder
viertägig Fieber / als die Rinde der Chinkina. Dahero ich folgendes Tranck wider
dergleichen Fieber immer mit bestem nutzen gebrauche. Nemt der mittleren Rinden
deß Eschbaums ein und ein halb loth / der Rinden Chinkina ein halb loth /
Wermuthpulver I. quintl. zerstoßt alles zu gantz reinem pulver / thuts in ein
glaß / gießt 4. pfund alten / weissen / köstlichen Wein darüber / rührts täglich
etlich mahl umb / damit die krafft wol darauß gezogen werde / und gebt von
diesem Wein dem Patienten alle Morgen 8. biß 10. loth / sambt dem pulver zu
trincken: damit man aber das pulver mit trincke / muß das glaß / ehe man davon
nimt / umbgerüttelt werden. Es vertreibt innert 8. oder 14. tagen solche Fieber
gewiß / wo nur der Leib zuvor wol gereiniget ist / und gute diaet gehalten wird.
Den kleinen Kern oder Samen / welchen die Apothecker Linguam avis nennen / die
weil er einem Vogel-zünglein gleich ist / samlet man im Herbst- oder Weinmonat.
Matthiolus dörret ihne im Bachofen / stosset ihne als denn zu pulver / und gibet
davon in weissem Wein (Grieß. Gelb- und
Wassersucht.) wider das Grieß nutzlich ein. Ist aber auch gut wider die
Gelb- und Wasser-sucht / offt eines halben quintl. schwer / oder mehr davon
eingenommen. Die Chymici destillieren darauß ein öl. Der weitberühmte Doctor
Johan̅ Küfer / underschiedlicher Reichs-Fürsten gewesener
wolverdienter Leib-Medicus, (Nierren und
Blasenstein.) hat solches wider die Nieren und Blasenstein in hohem werth
gehalten. Als vor etlichen Jahren ein wohlbekanter Kauffman̅
alhier an dem Nierenstein gefährlich darnider lage / und man ihme fürgabe / daß
der Stein wegen seiner grösse / den Harngang nicht durchdringen könne / hat er
des vorgemeldten D. Küfers meinung über seinen zustand schrifftlich begehret /
welcher ihme dieses (Destilliert
Eschbaumsamen-öl.) destillierte öl in nachfolgendem pulver zu gebrauchen
eingerahten hat. Nim des besten Zuckers 2. loth / geläuterten Salpeter zween
scrupel / destilliert Eschbaum-samen-öl fünff tropffen / Candisch Morenkümmel-öl
drey tropffen / mach darauß ein pulver. Nachdem nun der Krancke von diesem
pulver etlich mahl ein Messerspitz vol genommen / hat er selbst empfunden / wie
das steinlein auß dem Harngang / in die Harnblase gewichen / alda es etliche Tag
verblieben / und endlich durch gebrauch der Lende-bäderen fortkommen ist.
Auß dem Holtz dieses Baums werden die Spieß-stangen / Tisch / Gefäß und ander
Haußgeräth gemacht / man bereitet auch Trinckgeschirr davon / auß welchen so man
(Miltzekranckheit.) beständig trincket /
bekom̅et es den Miltzsüchtigen wol. Etliche bedienen sich der
Rinden / an statt deß Frantzosenholtz nicht ohne sonderen nutzen.
In den Apotecken wird auß den frischen Rinden und den ästen ein Saltz zubereitet
/ (Rohtsucht und Blattern der Rinber.) welches
den Harn und den Schweiß starck treibet: wenn die Kinder von der Nohtsucht und
den Blatteren angegriffen worden / solle man ihnen 10. gran von diesem Saltz /
und so viel Hirschhorn / ohne fewr bereitet / in ein paar loth
Cardenbenedickten-wasser eingeben. D. Simon Pauli, und Fridericus Hoffmannus
halten viel auff dieser Artzney. Dieses Saltz eines halben quintleins schwer
offt mit (Unreine Nieren. Versessener Harn.
Wassersucht.) Fenchelwasser getruncken / reiniget die Nieren / treibt
den Harn / und vertheilet die Wassersucht. Johannes Schröderus lib. 4. Pharmac.
med. chymic. class. I. p. m. 72. schreibet. Es vermeinen etliche / so man mit
dem Eschbaum-holtz / welches am St. Johanns-tag (Frische wunden.) gehauen worden / die frischen Wunden und gestossene
oder zerknitschte Ort anreibe / seye es ein bewährtes Heyl-mittel. Sie hauen das
Holtz vor Auffgang der Sonnen / andere aber in dem Puneten deß Mittags. (Wundholtz) Die gute Würckung dieses Wund-holtzes
/ hat auch der berühmte Ettmüllerus an etlichen Persohnen mit verwunderung
gesehen.
CAPUT LXXXIII.
Manna. Manna.
DEmnach in der Italiänischen Landschafft Calabria / welche in dem Königreich
Neapoli ligt / die in Teutschland gebräuchliche Manna weistentheils auff dem
Eschbaum gefunden wird / wollen wir derselbigen Beschreibung allhier auch
beysetzen.
Die Manna ist ein guter und safftiger Dampff der Erden / welcher durch die hitz
der Sonnen herauff gezogen / in dem Lufft zu einem süssen Safft außgekocht /
durch die kälte der Nacht zusammen gedrungen / und wie ein Thaw auff den
blättern der Bäumen / Stauden / wie auch auff den Kräuteren / dem Erdboden und
den Steinen gefunden wird / wie solches Antonius Deusingius, Profess. Groning.
und Joh. Chrysost. Magnenus, Patavinus Profess. in dissertationibus suis de
Manna, weitläuffig außführen. Thomas Cornelius aber / Med. Doct. von Consentin
in Calabria gebürtig / hat auß eigener erfahrung Herren Joh. Rajo bezeuget / daß
solch Manna nicht ein Himmels-thaw seye / so auff die blätter dieses Baums
falle: sondern viel mehr ein auß den blättern und ästen desselben
herauß-schweissender Safft / wie er denn dessen zu einem beweißthum leinene
Tücher umb die Zweige gebunden / und den folgenden tag under diesen Tücheren /
dennoch das Manna auff den blätteren sitzend / gefunden. Ja es schreibet Pena
und Lobelius, daß solch Manna auch auß den abgeschnittenen / und in Keller
gesetzten ästen / wiewohl nicht so hell / geflossen.
Petrus Matthiolus in Commentar. ad libr. I. Dioscorid. cap 73. berichtet / daß
die Manna auf etlichen Bäumen behalten und dicke werde / auff anderen aber wie
ein Honig hinabrinne. Beyde habe er in dem Meyen und Brachmonat Anno 1546. in
der Coritiensischen Graffschafft / wie auch dem Faro-Juliensischen Gebieth / und
umbligenden orten wargenom̅en / dahero jede gattung in zimlicher
menge gesamlet. Diejenige / welche an den zweigen deß Eschbaums / Hagenbuchs und
Feigenbaums hanget / ware [170] einem Gummi
gleich / und an der falb weiß / aber welche auff die blätter des
Mandlen-Pfersich- und Eychbaums gefallen / rinnete wie ein fliessender gelber
Honig hinab.
Julius Alexandrinus hatte die Manna bey Trient in dem Ananiensischen Gebürg /
aber auff den Lerchenbäumen und den Wiesen gesehen / von welcher Petrus
Spozzalancius, ein Apothecker / Herren Matthiolo ein halb pfund verehret.
Andreas Caesalpinus lib. 2. de plantis cap. 13. berichtet / daß die Manna auch
auf dem hohen Italiänischen Berg Apennino, in den Hundstagen bey schönem wetter
/ insonderheit aber auff den Eych- und Weidenbäumen gefunden werde / so der
Calabrischen Manna ähnlich seye.
Man findet die Manna auch in dem Frantzösischen Delphinat / und der Landschaft
Narbona / insonderheit bey dem Stättlein Brigançon.
Cornelius à Lapide S. I. in Commentar. ad Exod. cap. 16. vermeldet / daß in
Pohlen ein sonderliche art der Manna / wie ein Thaw auff den Kräuteren / in dem
Brach- und Hewmonat gefunden werde: Man samlet sie vor auffgang der Son̅e in einem Sieb / schüttlet das hülßlein davon / reiniget und
zerstosset sie / alsdenn giesset man Wasser dazu / und kochet sie wie ein Muß /
welches vorgemelten Herren Jesuiten / nicht unangenehm zu seyn bedunckte. Die
Körnlein dieser Manna sind lang und rötlicht / vergleichen sich dem Hirß. Wenn
die Sonne auffgangen ist / springet das hülßlein / denn fallet das körnlein zu
boden und verdirbt.
Die Manna in Calabria wird gesamlet von auffgang des Sibengestirns / so
gemeiniglich in dem April geschicht / diß zu desselbigen nidergang in dem
Wintermonat: Man liset sie gemeiniglich vor Tag auff / denn etliche die
Sonnenhitz nicht erduldet / sondern leichtlich verschmeltzet / daher wenn die
Manna in grosser anzahl auf den Bäumen liget / und die Einwohner besorgen / daß
vor auffgang der Sonne / sie alle nicht einsamlen können / pflegen sie die äste
der Bäumen mit abzubrechen / in einen schattichten ort zustellen / und alßdenn
sie erst einzusamlen. Ferners so die Calabrer vermeinen / daß die Rinde der
Bäumen (wie es denn offt geschicht) die Manna verschlucket und an sich gezogen /
schneiden sie hernach in die Bäume. Der Königliche Dänische Leib-Medicus, Herr
Thomas Bartholinus centur. I. Epistol. med. 54. berichtet / daß die Einwohner
den Stam̅ des Baums zu allen seiten auff nachgezeichnete weiß)
(verwunden / und am nechst folgenden Morgen den außtrieffenden Safft auffassen /
ihne mit höltzern Messern abschaben / säuberen und in einem gefäß behalten: die
Messer müssen von holtz oder bein gemacht seyn / sonsten die Manna ein schwartze
farb bekommet. Diesen gesamleten Safft schüttet man hernach auff einen der Sonne
entgegen gewenten Tisch / damit die wässerige feuchtigkeit und säure / welche
der Manna ihre süssigkeit nimmet / verzehret werde / solches wider holet man
öffters.
Die Orientalische Manna / welche man auß Syria / und von Memphi bringet / lasset
sich nicht ein Monat auffbehalten / dahero nichts besser ist / als sich der
Calabrischen Manna zubedienen / so etwelche Jahr gut verbleibet. Sonsten ist die
Manna zweyerley: die einte fliesset von sich selbsten zum theil auß den Zweigen
/ da die stiel der blättern anhangen / zum theil auß den blättern selbsten. Die
andere ist durch kunst auß dem Baum gezwungen / und wird von den Calabrern
Sforzatella genennet.
Die unverfälschte Manna soll durchsichtbar / weiß / schwer / lieblich und süß
seyn. Ob die Man̅a / welche die Israeliter in der Wüste für ein
Speiß genossen mit unserer Manna übereinkomme? Ist ein solche frag / die bey den
gelehrten biß auff diesen Tag noch nicht gäntzlich erörteret. Vielen gefallet
die meinung des Hochgelehrten Herren Andreae Riveti in Commentario ad Exod. cap.
16. 31. Manna Israelitarum fuit aliquid extraordinarium, nunquarn antea visum,
nec etiam, postquam cessavit, repertum, cumque cibus Angelorum appelletur,
& singulari Dei opere praeparatus in Sacra Scriptura ubique
depraedicetur, causam hîc naturalem piè & religiosè removendam censemus.
Die Manna der Israeliter ware ungewohnlich / zuvor niemahlen gelehen / und nach
dem sie auffgehört / nicht mehr gefunden / dieweil sie auch ein Speiß der Engeln
/ und in der H. Schrifft als ein sonderbar Werck Gottes gepriesen wird / halten
wir Christlich und gewissenhafft darfür / daß bey der Israelitischen Manna alle
natürliche Ursach solle außgeschlossen werden. Was nun derjenigen / welche sie
under die gemeine Manna rechnen / gründe anbelangt / hat der hochgelehrte Herr
Johannes Buxtorffius F. in Exercitat. sacra ad histor. mannae c. 2. solche
weitläuffig widerlegt / und stattlich erwiesen / daß die Israelitische Manna
kein natürliche sach / sonder ein wahres Wunderwerck gewesen seye.
Die Calabrische Manna / so gemeiniglich in Teutschland gebraucht wird / ist ein
gelindes (Schleim / wässerige feuchtigkeit
Brustkranckheit / Husten / Engbrüstigkeit.) / und der Natur
annemliches purgiermittel / führet insonderheit den Schleim und wässerige
Feuchtigkeiten auß / ist in den Brust-kranckheiten sehr dienlich / denn sie
reiniget die Brust von allem Schleim / und nimmet den Husten hinweg. Alte Leuth
/ so mit der Engbrüstigkeit und dem Husten behafftet / nemmen 5. loth Manna
lassen es in einem halben glaß voll weissen Weins / auff einem kohlfeurlein
vergehen / sichten es hernach durch ein reines tüchlein und trinckens Morgens
nüchter warmlicht.
Man kan auch die Manna wol außerlesen / in Wegweisen-wasser auf der gluth
zerlassen / ein paar messerspitz voll praeparierten Weinstein dar zu werffen /
endlich durch ein Tuch sichten / ein löffel voll oder zwey Zimmetwasser darmit
vermischen / und also warm zu trincken geben.
Den Kinderen ist es auch eine nutzliche Artzney / denen man es nach erforderung
des Alters von einem halben loth / biß auf zwey / ja zwey und ein halb / auch 3.
loth / in Milch zerlassen / und mit ein wenig Mehl zu einer Brey gemacht: oder
in einem Weinwarm oder Brühe zerlassen eingeben kan: reiniget die Brust und
Magen wol / macht die Kin [171] der
bißweilen erbrechen / und also den zähen Schleim außwerffen.
Ein nutzlicher Syrup von der Manna wird auch in den Apotecken bereitet / welcher
von 1. loth biß 4. oder 5. loth zum Laxieren kan eingegeben werden.
CAPUT LXXXIV.
Nimbo.
CHristophorus à Costa in libro aromatum ex editione Clusij p. m. 287. Beschreibet
einen sonderlichen Baum / welcher in India wachset / und von den Einwohneren
Nimbo genennet wird: Dieweil nun Casparus Bauhinus in pinace Theatr. Botan lib.
II. sect. 4. jhne dem Eschbaum zugesellet / wollen wir seine Beschreibung auch
alhier beysetzen.
Der Nimbo von den Malabaren Bepole genennt / ist an der grösse dem Eschbaum
gleich: der Stamm ist dick / mit einer stinckenden / schwartzlichten bitteren
Rinden umbgeben. Die Blätter bleiben im̅er grün / glatt / an dem
umbkreiß zerkerfft und spitzig / eines schwefelichten unlieblichen geruchs / und
saurlicht-bitteren geschmacks. Die äste tragen viel blätter / und kleine weisse
auß fünff blättlein bestehende Blumen / die in der mitte gälbe fädemlein haben /
und ein geruch wie der riechende Garten-klee / Melilotus hortensis odoratus, von
sich geben. Sein Frucht ist den kleinen Oliven ähnlich / bleichgelb / mit einer
zarten haut bedeckt / (Unsa ubere hole wunden / bey
Menschen und vieh.) wächst auff den gipfeln der ästlein. Dieses Baums
blätter sind etwas bitter / dienen sehr wol in den unsauberen und holen Wunden /
so man sie zerstosset / und mit Limoniensafft überlegt; denn sie zeitigen /
reinigen (Würm im Leid.) und schliessen die
Wunden. Der safft von den blättern / ist nutzlich die Würm im Leib zu töden und
auß zutreiben / in Wein / Wasser / oder Hüner-brühen eingenommen / auch
äusserlich allein / oder mit ein wenig Rindergall / Essig und Aloe vermischt /
in den Nabel gestrichen; ist ein gemeine Artzney in India bey den Christen und
Ungläubigen / insonderheit auff der Küsten Malabar / deren Einwohner von den
Würmen hefftig geplaget werden. Das auß der Frucht gepreßte (Wunden / Krampf.) öl / lindert die schmertzen der
Nieren / die Malabarer brauchen es zur heilung der Wunden und wider den Krampff.
In dem vierten theil des Horti Malabarici, wird dieser Baum under die Oelbäum
gerechnet / und Karibepou, Lateinisch aber / Olea Malabarica Nimbo dicta, fructu
racemoso rotundo, geheissen.
CAPUT LXXXV.
Pappelbaum. Populus.
Namen.
DEr weisse Pappelbaum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Populus alba. Italiänisch / Pioppo bianco.
Frantzösisch / Peuplier blanc. Spanisch / Alamo blanco. Englisch / Poplartree.
Niderländisch / Abeelboom / Albboom. In Teutscher Sprache wird er auch genennt /
weiß Pappelweiden / Sarbaum und weisser Albeerbaum.
Schwartz Pappel- oder Albeer-baum heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Populus nigra. Italiänisch / Pioppo
negro. Frantzösisch / Peuplier noir. Spanisch / Alamo negro. Englisch / Asp.
Niderländisch / Popelierboom / Popenboom / Popelier.
Libyscher Pappelbaum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Populus Libyca vel tremula. Italiänisch / Pioppo
montano. Frantzösisch / Tremole. Niderländisch / Rateleer / Espenboom.
Americanischer Pappelbaum heisset Lateinisch / Populus rotundifolia Americana, C.
B. Populus novi orbis, J. B.
Geschlecht und Gestalt.
Es sind allhier vier Geschlecht deß Pappel-baums abgemahlet.
Der weisse Pappelbaum tringet mit seinen Wurtzeln nicht tieff in die Erden. Der
Stamm wächst geschwind und bald in die höhe / tragt oben viel Aeste / und ist
mit einer weissen glatten Rinde bedeckt. Die Blätter sind ecket / breit und
zerkerft / dem Winter-grün oder Weinreben-laub ähnlich / allein scheinen sie
kleiner; sind oben glatt und grün / unden aber mit einem weiß-grawen wollichten
Häutlein / wie die Roßhubenblätter bedeckt zu seyn. An den Zweigen kommen
bißweilen länglichte und wollichte Zapffen herfür. Er wird leichtlich von dem
Wind umbgeworffen / und lasset sein weisses holtz sich bald spalten. Zu zeiten
ist dieser baum unfruchtbar / also daß er auch gar nicht blühet. Wächst
insonderheit allhier bey Michelfelden / und sonsten hin und wider gern an
wasserigen Orten / und den Gestaden der Flüssen.
|| [172]
Weisser Pappelbaum. Populus alba.
Libyscher Pappelbaum. Populus Libyca.
Schwartzer Pappelbaum. Populusnigra.
Americanisch. Pappelb. Popul. Americ.
Der schwartze Pappelbaum steigt zu zeiten höher als der weisse / hat auch mehr
äste. Der Stamm ist gemeiniglich dicker / sein Rinde glatt / das holtz hart /
gelblicht / und läßt sich nicht gern hawen. Die Blätter sind nicht ecket / auch
nicht so groß alß an dem weissen baum / jedoch breit / spitzig / rings umbher
jerkerft / glatt / grün / und hangen an langen stielen. Er trägt länglichte
Zapffen / nach welchen traublichte ästlein herfürwachsen mit runden Beeren /
welche nach ihrer zeitigung wie ein Wolle darvon fliegen. Seine Wurtzeln gehen
tieff in die Erden. Ehe die blätter sich erzeigen / kommen erstlich länglichte
knöpflein wie ein Gerstenkorn / doch etwas grösser / fett und ölicht / so man
sie anrühret / kleben sie an die Finger / sind gelblicht und eines angenehmen
Geruchs / darauß endlich die blätter werden. Diese knöpflein oder junge
schößlein nennet man in den Apothecken / Oculos vel Gemmas Populi,
Pappelbaums-augen / auß welchen / und nicht von den traublich [173] ten beeren / das Unguentum
populeon gemacht wird. Es wächst auch an diesem Baum ein Hartz / wie an den
Pflaum- und Kirsch-bäumen. Man findet ihn allhier vor dem Steinen-Thor / bey dem
Birßig-Bach / und dem Dorff Binningen / allda er meisten-theils seine Frucht
traget.
Der Libysche Pappelbaum steigt hoh wie die vorige / ist mit seinem Stamm und
Rinde dem schwartzen gleich / tragt längere und schwärtzere Zapffen / und sind
die blätter auch schwärtzer / härter / rundlicht / an dem umbkreiß zerkerft /
hangen an langen stielen / darvon sie auch jederzeit zittern / wenn schon kein
wind sich erzeiget. Ist in Teütschland und Böhmen wohl bekannt / man nennet ihn
Aspenbaum / daher das Sprichwort kommet: Du zitterst wie ein Aspenlaub. Er
wächst allhier auff dem Muttentzer-berg. Johannes Bauhinus tom. I. Histor.
plantar. universal. Lib. 8. Cap. 8. berichtet / daß bey dem Marckflecken
Passavant / welcher der Fürstlichen Abbtey Murbach zugehört / und an Burgund
stosset / die Rinde von den jungen Alpenbäumen in Manns-höhe abgezogen werde /
darauß mache man Facklen Brandons genannt / sie brennen leich???lich / und geben
ein hellen schein von sich / wie diejenigen / so auß Thannen-holtz / oder von
Wachs und Hartz bereitet werden.
Der Americanische Pappelbaum hat knodichte äste / auß deren jedem ein dickes /
starckes / breites und rundes Blatt an einem kleinen stiel herfürkombt / er
tragt länglichte Zapffen / mit vielen kleinen beerlein begabet / die sind am
geschmack hitzig / etwas gesaltzen / und ziehen hefftig zusammen. Er ist
erstlich von den Englischen Kauffleuthen auß America gebracht worden / wie
Petrus Pena und Matthias Lobelius in Adversariis stirpium p. m. 441. berichtet.
Die Heyden / welche bey dem Altar Herculis vor zeiten opfferten / wurden mit den
Zweiglein und Blättern des Pappelbaums gekrönet / denen die Salii, Priester deß
Abgotts Martis, nachfolgeten / dahero Virgilius Lib. 8. AEneidos schreibet:
Dixerat: Herculea bicolor cum populus umbra, Velavitque comas foliisque innixa
pependit. Tum Salii ad cantus, incensa altaria circum, Populeis adsunt evincti
tempora ramis.
Dieweilen die Pappelbäum meisten theils an den Wasser-gestaden herfür kommen /
ware ihr Schatten den Alten sehr angenehm / under welchen sie sich auffhielten /
darvon Horatius Lib. 2. Ode. 3. spricht:
Quà Pinus ingens albaque Populus
Umbram hospitalem consociare amant
Ramis, quà obliquo laborat
Lympha fugax trepidare rivo.
Eigenschafft.
Beyde Pappelbäum / darunder der schwartze allein im Gebrauch / haben viel
irdische theil / mit etwas balsamischem Oel / und gar wenigem flüchtigen saltz
in sich verborgen / daher sie eine zimlich temperierte Eigenschafft haben / die
Lebens-geister wider zu ruhe zu bringen / Schmertzen zu linderen und zu kühlen.
Wird doch von den Alten mehr warm als kalt geachtet.
Gebrauch.
(Mangel des Haars.) Die Weiber legen die ersten
Knöpflein des schwartzen Pappelbaums in ihre Laugen / damit ihre Haar schön und
lang wachsen.
(Wartzen. Zittermäler.) Der Safft / welcher auß
den holen Aspen fleüßt / soll die Wartzen und Zittermäler vertreiben.
(Hitz der Fiebern.) Das in den Apothecken
gemachte Unguentum Populeon löschet die Hitz der Fieber / so man davon an die
Schläff / und an die Pülß der Hände und Füssen streichet. Stillet das von Hitzen
herkommende Kopffwehe / macht gelind schlaffen. Es vertreibet auch die
Entzündung der guldenen Adern.
Man kan auch im Frühling auß den Pappel-knospen oder Schößlein / ehe die Blätter
außbrechen / ein Oel oder Sälblein kochen / wenn man sie verhackt und in
schweinen Schmerr ein wenig siedet / hernach außtruckt und erkalten läßt. Solch
Sälblein (Brand / Zittermäler / Geschundene Haut /
Guldener Ader-hitz.) ist von mir in Brand / es sey von was für feur es
immer wolle / wie auch in geringen Haut-entzündungen / Zittermählern / da die
äusserste Haut von scharffen gesaltzenen Feuchtigkeiten geschunden worden; in
Geschwulst und Hitz der guldenen Adern / sehr kühlend und geschwind heilend
erfunden worden; da man es offt laulicht übergestrichen. Gleiche Würckungen hat
auch das auß denen mit Rosen-öl gekochten Pappelknospen außgetruckte Oel.
CAPUT LXXXVI.
Erlenbaum. Alnus
Namen.
ERlenbaum heißt Griechisch / [Greek words],
Lateinisch / Alnus, Italiänisch / Alno. Frantzösisch / Aune. Spanisch / Aliso.
Englisch / Aldertree. Dänisch / Elleträ. Niderländisch / Elsenboom.
Gestalt.
Der Erlenbaum ist in Teutschland und Böhmen wohl bekannt / wächst gern an den
Wasser-gestaden und feuchten Gründen / trägt Blätter wie die Haselstauden / aber
sie sind dicker / zäher oder glätter / gleich als wäre diß laub mit leim und
fettigkeit überzogen / haben auch viel äderlein. Er bringet eine grüne
länglichte frucht oder knospen / in gestalt der Maulbeeren / die ist gleich wie
mit vielen schüpen zusammengesetzt / zeitiget im Herbst / und hat inwendig
schwartzgelben Samen. Etliche sind gar unfruchtbar. Deß Baums Rinde ist
außwendig schwartzlicht / inwendig röthlicht. Das holtz ist weich und roth /
wird gebraucht zu den Schiffen und Grundvesten der Häusern an wasserichten
örtern / denn im Wasser verdirbt es nimmer / wird je länger je stärcker / und
gleich den Steinen / auß der ursach legen die Venetianer Gründe und Pfähle von
Erlenholtz / darauff sie ihre Häuser ins Wasser bawen.
Johannes Bauhinus tom. 1. Histor. plantar. Universal. cap. 6. vermeldet / er habe
zu Bononien bey Ulysse Aldrovando / und zu Verona bey Francisco Calceolario, wie
auch zu
|| [174]
Erlenbaum. Alnus.
Häriger Erlenbaum.
Alnus hirsuta.
Venedig in etlichen orten stücker von dem holtz des Erlenbaums gesehen / welche
zu Steinen worden / daher man in der Kunstkammern vorgemeldten Calceolarii von
diesem steinigen holtz oder höltzernen Stein solche Lateine Vers liset:
- - videas lapidescere Sarni
Coeruleo sub fonte Alnum, filicisq; maniplos,
Et paleae intortos lento cum vimine culmos.
Casparus Bauhinus in pinace Theatri Botanic. Lib. II. Sect. 5. berichtet / daß er
neben den Wurtzeln des Erlenbaums ein ästig Gewächs wahrgenommen / welches sich
der Eychbaums-trauben vergleiche.
Eine Art mit längeren / grünen Blättern wächst allhier an wässerigen Orten /
zwischen dem Dorff Muttentz und Münchenstein.
Noch ein sonderbares Geschlecht deß Erlenbaums / beschreibet Casparus Bauhinus in
suo Matthiolo emaculato ad Lib. 2. Dioscorid. cap. 94. wird von ihme Alnus
hirsuta, folio incano der härige Erlenbaum genennt. Dieser Baum ist kleiner als
der vorige / hat längere und spitzere Blätter / an dem umbkreiß mit grösseren
Kerffen begabet / obenher sind sie nicht fett / sondern lind wegen seiner
kleinen und bald unsichtbaren Wolle / die an dem Rucken völler und äschenfarb
ist. Seine zusammengedrungene Rätzlein bringen ein ablange Frucht. Er wächst
under Hüningen an dem Rhein.
Der Erlenbaum / welcher in allen stücken auch kleiner ist / und keine leimichte
Blätter trägt / wird auff den Oesterreichischen und Steyrmärckischen Bergen
gefunden.
Eigenschafft.
Es wird zwar dieser Baum in der Artzney nicht viel gebrauchet / doch soll in
seiner Rinden und Blätteren ein bitterlichtes / Aluminosisches / etwas
flüchtiges saltz under vielem Phlegmatischen klebichtem Safft stecken / dadurch
er die Eigenschafft hat zu zertheilen / zu kühlen / auffzulösen / Entzündungen
zu vertreiben / und Geschwulsten deß Zäpfleins und der Mandlen zu heilen.
Gebrauch.
(Flöhe vertreiben.) Das grüne Laub morgens frühe
/ da der Taw noch auffligt / gesamlet / und in die Kammern gestreüet / da viel
Flöhe innen sind / und über ein stund wider außgefeget / nun̅e die
Flöhe sauber hinweg / sonderlich / wenn man annoch Roßmist darunder menget /
denn die Flöhe an solchen zähen Blätteren kleben bleiben.
Sonsten werden die Stämmer dieses Baums zu Venedig und anderstwo zu den
Fundamenten der Gebäwen / wie auch zu den Schiffen gebrauchet / weilen solch
holtz in dem feuchten Erdreich nicht faulet / sondern vielmehr in dem
gesaltzenen Meerwasser nach und nach eine steinerne immerwärende daurhafftigkeit
bekombt.
Das grüne Laub ist äusserlich gut zu hitzigen Schäden / welck gemacht / und also
auffgelegt. In die Schuh gethan also grün / und darauff gegangen / ziehet auß
den Schmertzen / Hiß und Müdigkeit der Füllen.
Erlen-rinde brauchen die Läder-färber zu schwartzer Farb. Dieselbige Rinde und
alt Eisen legen die Schuster in das Wasser / nach etlichen Tagen wird es
schwartz wie Dinten. Auch brauchen etliche die Fruche oder Knospen zu der Dinten
/ an statt der Galläpffel.
|| [175]
CAPUT LXXXVII.
Bircken. Betula.
Namen.
BIrcken heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Betula. Italiänisch / Betula. Frantzösisch / Bouleau. Englisch /
Beechtree. Dänisch / Birck / Bireketrä. Niderländisch / Berckenboom / Berck /
Berckeler.
Gestalt.
Die Bircken ist fast überall ein bekandter starcker Baum. In seiner Jugend
bringet er ein braune Rinde / darnach so er auffkomt / werden die äussersten
Rinden je länger je weisser. Die Blätter vergleichen sich dem schwartzen
Pappelbaum / allein daß sie kleiner / inwendig rauher und grüner sind / an dem
umbkreiß zerkerft / und hanget jedes sonderbar an kurtzen stielen. Sein Samen
bringet er in gedrähet oder runden zäpflein / Julis, so denen am Haselbaum
gleich sind / herfür / und läßt solche Zäpflein in dem Herbst abfallen. Das
Holtz ist weiß / zähe und biegig.
Dieser Baum ist vorzeiten in grossen Ehren gewesen bey den Römeren / denn die
Stattknechte haben ihn der Obrigkeit / als Ruthen vorher getragen. Man macht
auch jetzund Ruthen / Bäsen / Sättel und Reiffe zu den Weinfässern darauß. Wird
heut zu tag zu Abstraffung der ungehorsamen Jugend gebraucht.
Auß den Bircken werden die besten Kohlen gemacht / denn sie glüen lang / und
dämpffen nicht ins Haupt / derohalben brauchen sie die Bergknappen / wenn sie
Metall oder Ertz schmeltzen / denn sie geben ein starckes Fewr.
Die Bircken wächst fast überall in Wälden und Gebürgen / auch an unfruchtbaren
örtern / jedoch feuchtem Boden.
In Italien findet man sie selten. In Franckreich sind ihrer gar viel / daselbst
kocht man auß den Rinden / als die da fett sind / ein Pech / auch schneiden sie
Fackeln darauß / die brennen / als wären sie mit Pech geschmieret.
Eigenschafft.
In der Rinden und Blätteren dieses Baums findet sich ein häuffiger wässeriger
Safft / mit etwas Nitrosischen / flüchtigen Saltz-theilen / und einem
schwefelichten zähen Gummi vergesellschafftet. Daher es die Eigenschafft hat
auffzulösen / zu zertheilen / das Geblüt zu reinigen / den Harn zu treiben /
Wunden und Schäden zu säuberen und zu heilen.
Gebrauch.
Es ist under allen Bäumen kaum einer / der so zeitlich den Safft an sich ziehet /
als die Bircken / denn gleich im anfang des Lentzens hat sie ihren Safft so
vollkomlich / daß wenn sie mit einem Messer geritzt wird / alßbald ein süsses
tauter Wasser herauß fleüßt / so man Bircken-wasser nennet. Von welchem
Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmacop. Med Chym. Sect. 1. p. m. 413.
nachdencklich (Nieren-un̅ Blasenstein.
Schmertzliches harnen. Hitzige Leber. Untüchtigkeit zu den ehelichen
Wercken.) also schreibt. So man darvon Morgens nüchter ein Glaß-voll
trincket / haltet man es für das beste Mittel zu verhütung des Steins in den
Nieren und Blasen. Den alten Leuthen / welche mit schmertzen harnen / bekommet
es auch wohl. Es löschet die grosse hitz der Leber / und dienet denjenigen / die
durch Zauberey zu den ehelichen Wercken untüchtig sind.
Der ordenliche und nutzliche Gebrauch deß Bircken-saffts oder Wassers / zu
verhütung (Nieren un̅
Blasenstein.) des Nieren- und Blasen-steins / bestehet in nachfolgenden
Puncten. 1. Solle man frischen / süssen / und kein sauren oder johrenden Safft
gebrauchen / denn dieser leichtlich grimmen oder kopffwehe verursachet. 2. Solle
man in den ersten Tagen nicht über 12. loth trincken / hernach allgemach biß
auff 24. loth auffsteigen / nachdem es die Leibs-kräfften zulassen. 3. Solle man
auff den Trunck spatzieren. 4. Muß man ihne Morgens nüchter trincken / und vor
keiner Stund darauff essen. Wenn man aber gespürrte / daß der Magen dadurch
geschwächt wurde / kan wohl ein stücklein guter Magen-täfelein gebraucht werden.
5. Wenn der Safft sich verstecken und der Harn zuruck bleiben wollte / können
wohl geringe Harn-treibende Artzneyen / als Fleisch-brühlein / darinn Peterlein
gekocht / Terbenthin-pilulein / oder andere dienliche Mittel gebraucht werden.
So Leibs-verstopffungen sich anmeldeten / wolle man sich eines Hauß-clystiers
bedienen. 6. Muß man den Gebrauch dieses Saffts ohngefehr drey Wochen
fortsetzen. 7. Solle man dieses Wasser im ersten Frühling / ehe die Blätter
außbrechen / auß der geritzten Rinden und ästlein samlen; denn so bald die
Blätter herfürkommen / ist dieses Wasser nicht mehr kräfftig. Einen nutzlichen
Bircken-wein zu machen / nimmet man des frischen Bircken-saffts zwölff theil /
Honig ein theil / läßts in einem ehrenen Kessel sieden / und verschaumt es / biß
ein Ey oben-auff schwimmen kan / hernach thut man es in [176] ein höltzernes Fäßlein / hencket ein
Säcklein darein / in welchem zween oder drey Löffelvoll Bierheffen / und
Nägelein 1. oder 2. quintlein gebunden sind / und läßt es also verjähren / der
also verjohrene Safft / welches zu zeiten in 12. Tagen auch öfftermahls später
geschicht / wird von der trusen abgelassen / und im weinkeller zum gebrauch
auffbehalten. Dieses Tranck ist insonderheit im Winter nutzlich Morgens nüchter
/ nachdem man zuvor ein Brühlein genommen / auff 6. oder 8. loth getruncken /
denn dardurch die Nieren vom Sand entlediget werden. 8. So man den Bircken-safft
in erdinen Geschirren oder zinnenen Flaschen lang begehrt auffzubehalten / kan
man ihnen nur mit ein wenig Schwefelrauch einbrennen.
Etliche pflegen diesen Safft mit fleiß zu destillieren. Er wird also sonderlich
gelobet in der Wassersucht / mit Hollunder-wasser vermischt, und offt darvon
getruncken. Dieses Wasser tilget auch auß die Flecken und Masen am Leib / macht
ein klare Haut / heilet die Mundfäule / so man den Mund damit außschwencket.
So man den Pferden die Füß mit Bircken-safft reibet / bekommen sie darvon gute
Füß.
Schlechte Leuthe lassen Bircken-laub in wasser sieden / und baden darinn für die
Räude / ist sehr gut / insonderheit so man noch zwey theil Weinstein und ein
theil Salpeter darmit siedet.
Auff dieses Baums weisse Rinde haben die Alten geschrieben / ehe denn das Papier
erfunden worden.
An diesem Baum wächst zuweilen ein Schwamm / welcher gedörrt zu Pulver gebracht /
und auff die guldenen Aderen gelegt / deroselben Flüß alsobald stillet.
CAPUT LXXXVIII.
Rüstholtz. Ulmus.
Namen.
Rüstholtz / Rüstbaum / Lindbast oder Ulmenbaum heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ulmus. Italiänisch /
Olmo. Frantzösisch / Orme, Ormeau. Spanisch / Olmo. Englisch / Elmetree. Dänisch
/ Ulmträ / Elmeträ / Elm / Ulm. Niderländisch / Olmboom / Olm.
Geschlecht und Gestalt.
Ins gemein werden von den Botanicis nur zwey Geschlechte dieses Baums
beschrieben. Johannes Rajus aber gedencket viererley Arten oder Geschlechten.
1. Das erste Geschlecht ist der gemeinste Rüstbaum / Ulmus vulgatissimus folio
lato scabro, Ger. emac. Ist ein grosser / dicker Baum mit vielen ästen; hat an
seinen jungen ästen ein äschfarb-röthlichte Rinden / so da bald glatt / bald mit
tieffen durch die länge gehenden Spälten begabet / im übrigen sehr zähe. Die
Rinde deß veralteten Baums theilet sich in Spälte auß / und ist sehr ungleich
und runtzlicht. Das innere holtz ziehet sich der farbe nach von gelb auff roth;
ist sonsten sehr hart und zähe / sonderlich wenn
Rüstholtz. Ulmus.
es dürr worden. Seine Blüthe kombt auß den knödlein der äussersten ästen herfür /
auß vielen schwartz-röthlichten zäserlein oder Staminibus bestehend. Darauff
folgen die Hülsen oder flachen Täschlein / welche ins gemein ablang / rund /
groß und dünn / auch einen kleinen / zarten / flachen, weissen / süssen Samen in
sich haben / der da in dem Mund zerkewet / viel Safft / so wohl als die Rinde /
gibet. Endlich nach dem Samen erscheinen auch die Blätter / welche anfangs hell
/ schön grün / hernach aber dunckel-grün / beneben ablang / krauß / zerkerft /
3. biß 4. Finger lang / und 2. biß 3. qwer-Finger breit; je eines nach dem
andern an den ästen hangend. An den Blättern aber wachsen jährlich kleine /
etwas runde / hogerichte / hole Täschlein / underschiedlicher figuren; darinnen
ein zäher schleimichter safft sich befindet / auß welchem kleine Würmlein
wachsen. Dieser Safft wird im May / ehe die Würme darauß wachsen / gesamlet.
2. Das andere Geschlecht / Ulmus folio glabro, Ger. emac. ist diesem ersten gantz
gleich / an grösse und anderem / außgenommen / daß es mehr nidergebogene / und
in die breite sich außdähnende äste / wie auch beyderseits glatte Blätter hat.
3. Das dritte Geschlecht ist der kleine Rüstbaum / Ulmus minor folio angusto
scabro, Ger. emac. minor, Park. Ist den vorigen Geschlechtern an gestalt
durchauß gleich / außgenom̅en / daß er kleiner und nidriger ist.
4. Das vierdte ist Ulmus latissimo folio scabro, Ger. emac. Wächst in ein
merckliche höhe auff; hat ein äusserlich schwärtzere Rinden / als das erste
Geschlecht / sonsten aber auch so zähe. Das holtz aber ist nicht so fest und
zähe / als desselben; die Blätter sind länger und breiter als der vorigen /
beyderseits rauch.
|| [177]
Denckwürdig ist / was Carolus Clusius, der weitberümbte Botanicus, berichtet /
wie nemlich die Wurtzeln deß Rüstholtzes / oder der Ulmenbäumen / so man in
Spanien bey dem Fluß Thormis findet / in kleine Zaseln oder Neben-würtzelein
außgehen / in welchen / wenn sie von dem herzufliessenden Wasser überschwemmet
werden / Thierlein wie kleine Hewschrecken wachsen / und verborgen ligen / diese
samlen die Fischer auff zu einem Aaß: welche aber grösser worden / und auß den
Würtzelein geschloffen / fliegen wie die rechte Hewschrecken davon / kommen
jedoch in gewisser zeit ihrem Geschlecht in das Wasser widerumb zuruck.
Eigenschafft.
Die Rinden / Aeste und Blätter dieses Baums / haben viel ungejohrene irdische
theile in sich / dannenher sie anhalten / zusammenziehen / und wegen
schleimeriger alcalischer feuchtigkeit Wunden und Schäden heilen. Die Täschlein
aber haben ein schleimichten häuffigen alcalisch-flüchtigen safft / welcher wohl
zertheilen / resolvieren / entzündungen der Augen sc. vertreibet; hiemit ein
nitrosisch flüchtig saltz bey sich hat.
Gebrauch.
Der Rüstbaum säubert un̅ ziehet zusam̅en.
Die Blätter / Rinden und Zweyge machen dick / hefften die Wunden / daher Galenus
Lib. 8. de simplicium Medicament. facult. cap. 68. bezeuget / er habe auff eine
zeit allein (Wunden.) mit diesen Blättern eine
frische Wunden geheilet.
Die Rinde gestossen / ein quintlein schwer (Schleim /
wässerichte Feuchtigkeiten.) mit Wein getruncken / macht Stulgänge /
treibt den Schleim unden auß / und sonderlich die wässerichte Feuchtigkeiten /
ist eine Bauren Artzney.
Die lautere Feuchtigkeit oder der Safft / welcher in den grünen gerümpfften
Knöpfflein gefunden / und im Hewmonat gesamlet wird / macht ein hübsch Angesicht
und glatte Haut / so man sie damit bestreicht. Fallopius brauchet und lobet ihn
zur heilung (Wunden.) der Wunden; noch viel
träfftiger soll seyn das Oel darauß destilliert. Welche Kinder (Bruch bey jungen Kinderen.) mit einem
Leisten-bruch behafftet sind / denen soll man leinerne tüchlein in diesem safft
nässen / solche über den Schaden legen und mit einem band wohl verwahren.
Matthiolus haltet es für ein bewährtes Mittel.
Wenn man den Baum zerspaltet / fleüßt auß dem Marck ein feuchtigkeit / diese auff
(Haar außfallen.) das Haupt gestrichen /
machet das Haar wachsen / und verhütet sein außfallen. Solches thut auch die
innerste Rinde / so man sie lang im Wasser siedet / alßdann die auff der Brühen
schwimmende fettigkeit abnimt / und sie an die kaale stell streichet.
CAPUT LXXXIX.
Hagenbuchen / oder Spindelbaum.
Ostrya Ulmo similis, Carpinus cum Flore & Fructu.
Namen.
HAgenbuchen oder Spindelbaum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Carpinus s. Betulus, Ger. Ostrya Ulmo
similis,
Hagenbuchen. Carpinus.
fructu in Umbilicis foliaceis, C. B. Fagus sepium, vulgò Ostrys Theophrasti, J.
B. Frantzösisch / Carne. Italiänisch / Carpino. Englisch / The Hornbeam / Or
Hardbeam tree.
Gestalt.
Dieß ist ein zimlich hoher Baum / mit einem dicken Stamm / einer weißlichten /
gleichen Rinde / und festem / hartem / weissem holtz. Er hat längere Blätter
denn der Rüstbaum / beyderseits glatt / an dem umbkreiß zerkerfft / und
gleichsam mit spitzigen stacheln versehehn. Im anfang deß Frühlings erzeigen
sich an den ästen kleine / blättichte / ablange zäpflein / welche mit vielen /
spitzigen / in einander gedrungenen braun- oder schwartz-grünen Blättern
umbgeben sind. Die Frucht aber hanget von langem stiel / zwischen engen blättern
verschantzet / fast in form eines Pyramiden gestreiffelt / und holtzicht. Er
wächst durchgehends in meisten Ländern an den Hägen und in Wälderen.
Gebrauch.
Auß dem Holtz macht man Mühleräder / Winden und dergleichen. Wenn im Frühling die
Rinde deß Baums geritzet wird / gibt er gleich dem Birckenbaum einen
wässerichten Safft von sich. Es soll auch auß dieser Rinden ein Gummi fliessen.
In der Artzney wird nichts von ihme gemacht.
CAPUT XC.
Tamariscken. Myrica sive Tamarix.
Namen.
TAmariscken heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Myrica, Tamariscus, Tamarice, Tamarix. Italiänisch / Tamarisco.
Frantzösisch / Tamaris, Tamarin.
|| [178]
Tamariscken. Myrica sive Tamarix.
(1. Frantzöfische Tamariscken.)
(2. Gemeine Tamariscken.)
Spanisch / Tamariz, Tarahe, Taray, Atarfe. Englisch / Tamariske. Niderländisch /
Tamaristenboom.
Gestalt und Geschlecht.
Tamariscken / Tamariscus fruticosa folio crassiore s. Germanica, C. B. ist ein
Bäumlein / das wächst allermeist bey den Wassergestaden / fürnemlich an der
Donau / Lech / Isar / und am Rhein. Es trägt Blätter gleich wie der Sevenbaum
oder Cypreß / allein daß sie schmäler und grüner sind. Seine Blum ist mosicht
und haaricht.
Man findet die Tamariscken allhier bey dem Birß-fluß / insonderheit aber an dem
Rheinstrom / zwischen Hüningen und Brysach / in den Awen deß Rheinflusses. In
dem Ertz-bisthumb Saltzburg wachset sie in grosser mänge / dahero man auß ihrem
holtz Fäßlein machet / und solche nach Wien in Oesterreich schicket. Zu
Franckfort am Mann werden auch diese Fäßlein verkaufft / welche nach Herren Dr.
Schröders Bericht gemeiniglich eine Maß halten / und auß dem holtz der
Tamariscken / so an dem Rheinstrom wachset / bereitet sind. In Italien zu Rom
kommet sie an dem Ufer der Tyber in zimlicher menge herfür / allda man sie in
den Gärten zielet / denn wachset sie in grosser höhe / und wirfft ein breiten
schatten von sich. Mathiolus berichtet / es leye bey seinen Lebzeiten zu Rom in
dem Spittal zum heiligen Geist / ein solcher Tamarisckenbaum gestanden / under
dessen anmütigen schatten er sich mit spatzieren öffters erlustiget habe. Die
Tamariscken-staude wird in Teutschland auch in den Gärten gepflantzet. Nach
Herren Dümlers Bericht gehet sie zu Nürenberg also auff: Die Wurtzel ist zimlich
dick / der Stamm manigfältig / die Rinde sehr bitter / und an der Farb
röthlicht. Die Blätter sind grün und gleichen dem Gevenbaum. Die Blüthe ist grün
und purpurfärbig / in der mitten mit gelben zäserlein / so in dreyeckichten
kelchlein stecken / begabet; wen̅ dieselben abfallen / folget ein
weisser / wollichter same / der bald hinweg fleügt. Von den bey- oder
neben-schossen wird diese staube fortgepflantzet / und an andere örter gebracht.
Sie liebet ein seuchten boden. Ob zwar die Neben-zweiglein sich nicht gern
versetzen lassen / sondern in den Gärten bald verderben / so kan man doch mit
fleißiger Wart und begiessung etwas davon bringen / zur Garten-zier behalten /
und im Nothfall zur Artzney gebrauchen.
Die Frantzösische Tamariscken / Tamarix major, sive arborea Narbonensis, J. B.
altera folio tenuiore sive Gallica, C. B. wächst in Franckreich umb Narbona /
mit vielen kleinen Blümlein / fast traubenweiß / von farben Leibfarb / bringet
kein haarichten samen / sondern kleine beerlein / welche an die Sonne gelegt
sich bewegen / von wegen eines kleinen würmleins / so darinnen wächst / wie
solches Petrus Pena und Matthias Lobelius in Adversariis Stirp. p. m. 447.
berichten.
In Spanien bey der Statt Alcala de Henares, wächst dieser Tamariscken-baum in
solcher dicke / daß man ihne mit beyden Armen schier nicht umbfassen kan.
Diodorus Siculus berichtet von dem Charonda, daß er ein Gesätz angeordnet / man
solle den Verläumbdern / welche mit ihren faulen Lästerzungen ehrliche Leuth
angreiffen / ein von Tamariscken-blättern gemachten Krantz auffsetzen / und sie
hernach als ein offentliches Schawspiel durch die gantze Statt hin und wider
führen / denn nach dem bericht Plinii, die Tamariscken von dem gemeinen Volck
für ein unglückseligen Baum gehalten wurde. Von den Persischen Priestern
schreibet Strabo, daß sie zu seiner zeit / wenn sie einem alle Flüch an den Hals
wünscheten / Tamariscken-büschelein in der Hand hielten. Nicander vermeldet /
der Abgott Apollo habe in der Insul Lesbo mit einem Tamariscken-zweig seine
Weissagungen geoffenbaret.
Eigenschafft.
Die Tamariscken hat einige schwefelichte / mit einem etwas ungejohrenen saltz /
und vielen irdischen vermischte theile bey sich; daher man ihro die Natur
zuschreibt zu reinigen und durch zudringen / mit einer zusammen-ziehenden
krafft. Es solle die Tamarisckenrinden sein sauber mit einem messerlein
abgeschaben / fleißig auffgetrucknet / und in höltzernen kästlein auffgehalten
warden / wie solches Nicolaus Agerius berichtet.
Gebrauch.
Es wird die Tamariscken insonderheit gelobet / daß sie eine besondere krafft habe
/ (Geschwullen und verstopfft Miltze.) das
geschwullen und verstopffte Miltz zu eröffnen / daher Geschirr auß Tamariscken
holtz für die Miltzen-süchtigen gemacht werden. Ferners wird zu allen Gebrechen
des Miltzes ein gutter Wein auß Tamariscken bereitet / der in dem Capitul von
der Veielwurtzen beschrieben stehet.
Durch den stätigen und langwährenden Gebrauch des gesottenen Wassers von Ta [179] mariscken-rinden und Rosinlein
/ sollen etliche nach der aussag der alten Aertzten von dem (Maltzey.) anfang der Maltzey erlediget worden
seyn.
Das Tamariscken-holtz samt der Rinden zu aschen verbrannt / und auß der aschen
das Saltz außgelanget / hernach durch einsiedung (Verstopffung der Lebern un̅ Miltze. Versteck ter Harn.
Wassersucht.) des Wassers / biß es ein häutlein bekombt / an einem
kühlen ort lassen anschiessen / und getrucknet / ist sehr gut zu allen
Verstopffungen der Lebern und des Miltzes / treibt auch den versteckten Harn in
der Wassersucht und sonsten; man kan es von 15. biß auff 30. 40. gran auff
einmahl eingeben.
(Extractum Tamarieis valdè adstringens.) Wenn man
rectificierten Brantenwein über die zerstückte Rinde giesset / hernach
digerieren lasset / die Tinctur abgiesset / und zur dicke des Honigs widerumb
den Brantenwein abziehet / so hat man ein Extract, welches auff der Zungen über
alle massen zusammenziehet / dannenher in Pilulein zu (Ruhr. Bluten.) allerhand anhaltenden Ruhren und Bluten mag gebrauchet
werden.
Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmacop. (Glieder- und
Wasser-sucht.) medic. chymic. Sect. 1. berichtet / daß nachfolgendes
Tranck wider die Glieder- und Wasser-sucht treflich diene / denn es die bösen
Feuchtigkeiten wunderlich aufftröckne. Nim̅ Tamariscken-rinden 12.
loth / frisches Brunn-wasser 6. maß / siede solches biß zu dem halben theil ein
/ alßdann sichte es / und thue darzu rothen Zucker-candel nach belieben: Diesen
Tranck solle der Krancke entweders (Mängel des
Miltzes.) pur oder mit etwas Wein vermischt gebrauchen.
(Kranckheiten von melancholischë Feuchtigkeiten.
viertägig Fieber. Schwartze Gelbsucht. Schwere ersch reckliche Träume.
Grieß.) Von dem destillierten Tamariscken-wasser / morgens und abends
3. oder 4. löffelvoll genommen / ist eine trefliche Artzney zu allen Mängeln des
Miltzes / und benimbt alle Zufäll / so von der melancholischen Feuchte ihren
ursprung haben / als das viertägige Fieber / die schwartze Gelbsucht / schwere
schreckende Träume: es wird auch für das Grieß gelobet / wie solches Nicolaus
Agerius vor andern angezeiget hat.
PROSPERI ALPINI
Egyptischer Tamarisckenbaum. Tamariscus AEgyptiaca, Atle dicta.
Gestalt.
Diesen Baum beschreibet Prosper Alpinus in Libr. De Plant. AEgypti cap. 9. also.
Der Egyptische Tamariscken-baum kommet mit seiner länge und gestalt mit der
gemeinen Tamariscken nicht überein / denn er wie ein grosser Olivenbaum wachset
/ ja oberhalb Egypten / an dem ort Sahit genannt / als ein grosser Eychbaum
angesehen wird / auß dessen holtz die Einwohner ihre kohlen brennen / [180] deren sich gantz Egypten und Arabien
bedienet / man machet auch auß dem holtz viel gefäß für die krancken. Die
Blätter vergleichen sich den gemeinen Tamariscken-blättern / sind aber länger
und rahner: Es erscheinen daran viel grüne fäserlein wie an etlichen Schaffthew
/ sie hangen an den Aesten / und grünen stäts. Seine wenige Frücht sind grün /
hart / in der grösse der Nüß / ohne Kern / und den Galläpfeln ähnlich: an der
gestalt kommen sie nicht überein / denn etliche sind lang / kurtz / rund / breit
/ dick / und andere rahn. Weilen dieser Baum in und ob Egypten in grosser mänge
wachset / brauchet man sein holtz meistentheils zum fewr / denn man allda an
anderem brenn-holtz mangel leidet. Die Einwohner bedienen sich der Blätter wider
die (Verstopffung deß Miltzes.) Verstopffung des
Miltzes / und trincken deßhalben auch auß den Gefässen / welche von dem
Tamariscken-holtz gemacht sind. Die Egyptischen Weiber sieden die Rinde im (Vberflüßige Monatzeit.) wasser / und trincken
solches für die starke monatliche Reinigung / darzu auch die Frucht dienet. Das
holtz wird wider die ansteckende Raud / Aussatz und die Frantzösische Seuch /
(Raud / Aussatz.) an statt des
Frantzosen-holtz von vielen gebraucht. Die Egyptier nen̅en den
Baum Atle.
CAPUT XCI.
Weiden. Salix.
Erdweiden. Salicula repens.
Namen.
WEiden heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Salix. Italiänisch / Salce, Salice. Frantzösisch / Seaux. Spanisch
/ Sauze. Englisch / Willowor / Sallowtree. Dänisch / Pyl / Pylletroe.
Niderländisch / Wilgfeboom. In Teutscher Sprach wird er auch genennt Weidenbaum
/ Wilgenbaum / Welge / Felber und Felbinger.
Geschlecht und Gestalt.
Ins gemein haben die Weiden einen kurtzen Stammen mit langen ästen: die zu oberst
auß dem Stamme / gleich als auß einem Haupt / heraußkommen / die sind zähe / und
lassen sich biegen. Die Blätter wachsen lang und schmal / unden aber aschenfarb.
Ihre Blumen stehen gleich wie die Schüpen zusammen gesetzt / und so sie sich
auffthun / sind sie haarig und wollicht / darumb man sie kätzlein nennet. Diese
kätzlein blühen gelb / und die Blüht riehet wohl / so die Weiden verblühet haben
/ fallen die langen zäpflein ab / sind zu grawer Wolle worden / und fliegen
darvon / wenn sie vom Wind getrieben werden.
Es gibt der Weiden vielerley Geschlechte / deren
I. Ist der grosse weisse / zerbrüchliche Weidenbaum / Salix vulgaris alba
arborescens, C. B. Salix maxima fragilis, alba, hirsuta, J. B. Salix arborea
angustifolia alba vulgaris, Park. wächst zu einem grossen Baum / seine Blätter
sind eines halben Zolls breit / und dritthalb Zoll ohngeferd lang / beyderseits
weiß wollicht / und bißweilen ein wenig zerkerfft / hangen eines umb das ander
an den Gerten. Trägt länglichte zäpflein / deren eine nur Blumen / die andern
aber nur Samen tragen. Die Blust-tragende zäpflein sind unfruchtbar / und wenn
sie ihre zaserichte Blüthe außgebreitet haben / fallen sie wider ab / und dörren
auß. Die Samen-reiche zäpflein aber haben keine Faden-kleine Blüthe / sondern
nur allein Samen-gefäßlein / darinnen [181] die Samen mit Gauchhaar bedecket ligen. Welche Bäume nur allein Blust-zäpflein
ohne Samen tragen / werden Männlein / die aber Samen allein haben / Weiblein
genennet.
Von diesem und anderen Geschlechten wollen etliche die Salicem Roseam, oder
Rosen-weiden / underscheiden und absönderen / da doch solche Rosen anders nichts
sind / als kleine Büschelein / zusammen-gewachsener und gedrungener kleiner
Blättlein / in form der Rosen / darinnen ich allezeit kleine länglichte Würme
gefunden / zum zeichen / daß solche Rosen von anders nichts herkömmen / als von
Bissen gewisser Mucken / da denn der auß den Wunden außfliessende Nahrunas-safft
die Blättlein und Fäserlein zusammenwachsen / und gleichsam als Schüpen
übereinander ligen macht. Solche Rosen oder eigentliche Mißgewächse kommen an
den äussersten ästlein herfür.
II. Das ander Geschlecht ist die nidrige schmal-blättige Weiden / Salix pumila
angustifolia infernè lanuginosa, J. B. pumila, brevi, angusto???ue folio incano,
C. B. Hat eine Wurtzel Fingers dick / mit dünnen fäserlein; wächst mit dünnen /
biegigen Gerten / so einer Elen lang / auff; welche von ihrer mitte / biß an den
äussersten gipfel viel kleine / weiche / weiß-grawe / in form der Aehre zusammen
gepackte blümlein tragen / so aber nach ihrer Verwelckung endlich in Flug- oder
Gauch-haar (papposam lanuginem) verwandelt werden. Die Blätter sind schmal /
oben grün / unden mit grawweissem gläntzendem Haar bedecket. Wächst viel in
Oesterreich und Dalmatien.
III. Das dritte Geschlecht ist die zerbrüchliche Weiden / Salix folio lato,
splendente fragilis, C. B. Salix spontanea fragilis Amygdalino folio auriculata
& non auriculata, J. B. Wächst zu einem mittelmäßigen Baum auff; die
Rinde der Gerten ist glatt und gelb-roth; die ästlein brechen gern. Seine
Blätter sind schmal / unden außgespitzt / gleich allen Weiden-blättern /
bißweilen 4. Zoll lang / und ein biß anderthalb Zoll breit / sonsten glatt /
gläntzend / mit kurtzen stielen ohne ordnung an den Gerten hangend. Trägt
zäpflein mit fäserichten blümlein / darunder gelbe blättlein stehen: wächst in
feuchten wässerichten orten / gleich der gemeinen weissen Weiden.
IV. Das vierdte Geschlecht ist eine biegige Weiden / Salix viminalis, Park. Salix
folio auriculato splendente flexilis. An Salix folio Amygdalino utrinque virente
aurito, C. B. Wächst zu keinem Baum auff / die Rinde an den zarten ruthen ist
gelb-grün: die blätter hangen wechsel-weiß / sind 2. oder 3. zoll lang / ein
oder anderthalb zoll breit / nach und nach außgespitzt / an dem umbkreiß schön
zerkerft / oben auff schön gläntzend grün / unden aber bleicher: bey dem
ursprung der blättern hat sie beyderseits kleine Nebenblättlein / wie
Ohrläpplein / rund und auch zerkerft. Trägt zäpflein wie das vorige Geschlecht.
V. Das fünffte Geschlecht ist die Weiden mit breiten Lorbeer-blättern / Salix
folio laureo sive lato, glabro, odorato. An Salix latifolia non hirsuta cum
Gallis, J. B. Die dünnen gerten oder ruthen dieser Weiden sind schwartzlicht;
sie hat die breitisten Blätter under allen / welche den Lorbeer-blättern
zimblich gleich / glatt / oben auff gläntzend hoh-grün / unden aber bleicher /
2. biß 3. zoll lang / und über anderthalb zoll breit / an dem umbkreiß mit
kleinen Zähnlein zerkerft / an kurtzen stielen hangend / wohlriehend sind.
VI. Das sechste Geschlecht ist die Weiden mit Mandlen-blättern / Salix folio
Amygdalino, utrinque aurito, corticem abjiciente. Die hat länglichte / schmale
und scharff außgespitzte blätter / den Mandeln- oder Pfersich-blättern etwas
gleich / schön zerkerft; mit kleinen anhängen gleich den Ohrläpplein neben den
stielen gezieret. Die Rinde spaltet sich auff / und sönderet sich von dem holtz
ab. Die Farb der Gerten ist gelb.
VII. Ist ein gelbe Weiden mit dünnen Ruthen / Salix sativa lutea folio crenato,
C. B. Salix lutea tenuior sativa viminea, J. B. Die Ruthen dieser Weiden sind
sehr biegig / zähe / und zu bindung der Reben am dienstlichsten / hat ein gelbe
Rinde wie Eyer-dotter / so eines bittern Geschmacks. Seine blätter sind biß 3.
zoll lang / und eines halben zolls breit / sonsten glatt / von unden etwas
haaricht / klein / an dem umbkreiß zerkerft / was wenigs zusammenziehend.
VIII. Ist die rothe unzerbrüchliche Weiden / Salix vulgaris rubens, C. B. Salix
rubra minimè fragilis folio longo angusto, J. B. Ist die gemeine Weiden der
Gärtneren hin und wider zu dem binden; sein Rinde ist zimlich roth / hat lange /
spitzige / beyderseits glatte / mit scharffen zähnlein zerkerfte Blätter. Ihre
Gerten ziegen sich offt auch auff gelb.
IX. Ist die nidrige Weiden mit schmalen / blaulichten Blättern / Salix humilior,
foliis angustis subcoeruleis, ex adverso binis. Salix tenuior, folio minore,
utrinque glabro fragilis, J. B. Seine aussere Rinde an den Aesten ist
äschfarbig; hat lange / schmale / gegen einander an den ästlein stehende blätter
/ nicht zerkerft / trägt für andern gantz kleine Blumen-zäpflein. Dieses
geschlecht trägt auch offt an den gipfeln der Aesten oder zweigen kleine
Mißgewächs / in gestalt der Rosen / auß etlichen von Würmen zernagten / und
zusammen gewachsenen blättern bestehend / darinnen auch Wurm-samen / oder
lebendige würme sich bißweilen finden. Ihre Blüthe ist bleich; An den Blättern
wachsen gern rothe Knöpflein / darinnen auch Würme. Der Same ist klein /
schwartzlicht / mit einer weissen Wolle umbzogen.
X. Ist ein nidrige schmal-blättige Weiden / Salix pumila linifolia incana, C. B.
Salix pumila angustifolia pronâ parte cinerea, J. B. pumila angustifolia recta,
Park. Hat dünne / zähe / biegige / gerade / mit gelblichter Rinden bedeckte
rüthlein / eines schuhes lang. Ihre Blätter sind in der länge eines zolls /
schmal wie an dem Flachs / oben auff grün und äschfarb / und wenn sie noch jung
/ gantz weiß-graw. Das Blust kombt gelblicht an weissen zäpflein vor den
blättern hervor / geht aber endlich in wollichte [182] Fäserlein. Die Wurtzel ist Fingers-dick / schwartz / krum / mit
dünnen faseren begabet. Die Salix humilis repens angustifolia, Lobel. scheinet
dieser Weiden gantz gleich zu seyn. Sie wächst umb Franckfurt am Mäyn in
feuchten Wäldern / sumpfichten Bergen; wie auch hin und wider in Engelland.
XI. Ist ein breit-blättige Weiden / Salix latifolia folio utrinque glabro,
supernè splendente. An Salix pumila folio utrinque glabro, J. B. Salix pumila
repens, Lob. Salix pumila latifolia prior, Clus. Hat ein dicke mit starcken
fasern begabte Wurtz: Ihre Aeste breiten sich über der Erdenher / so häuffig /
daß sie den Erdboden mit ihrem schatten bedecken / sonderlich weilen sie mit
vielen wechsel-weiß stehenden blättern gezieret: Diese Blätter sind beyderseits
glatt / breitlicht / und rund außgespitzt / eines zollslang / bißweilen länger /
oben auff hoh grün / gläntzend: Sie trägt viel kleine zäpflein / Julos, welche
auß vielen Samen-gefäßlein mit flanmichtem Samen (papposo Semine) außgefüllet /
zusammengesetzt sind.
XII. Ist ein nidrige kriehende Weide / Salix latifolia repens, C. B. Salix pumila
latifolia secunda, Clus. Diese ist der vorigen bey nahem gleich / außgenommen /
daß sie mehrere sprößlein an den Aesten / wie auch spitzigere Blätter / oben
auff wohl grün / unden aber gläntzend / hat.
Alle diese bißher beschriebene Weiden haben zwar dünne / aber doch satte /
hartlichte Blätter: Die folgenden Geschlechter aber haben dickere und weichere
Blätter.
XIII. Ist die breit-blättige runde Weide / Salix latifolia rotunda, vel folio ex
rotunditate acuminato, C. B. Salix latifolia infernè hirsuta, J. B. Diese ist
der Blättern halben veränderlich / ins gemein aber hat sie einer Hand breit
lange / unden weiß-graw haarichte / oben auff wohl grüne / runtzlichte Blätter /
so eines / ohne schärpffe oder bitterkeit / zusammen ziehenden geschmacks sind.
Trägt zäpflein / mit Saffran-gelben fäserlein angefüllet. Die Samen-tragende
zäpflein aber haben in ihren trauben-weiß an einander hangenden gefäßlein /
Samen / so mit einer weissen Wolle überzogen. Ihre dicklichte ruthen aber sind
mit einer haarichten / grawen / bittern Rinde umbgeben / in dem übrigen
zerbrüchlich. Wächst viel in feuchten Hägen / ihr kohlen fassen das fewr sehr
geschwind / und werden deßwegen zu dem Büchsen-pulver zu machen / angewendet.
Die Mahler brennen auch die rüthlein dieser Weide zu kohlen / welche sie hernach
zum ersten abzeichnen gebrauchen / das man nach belieben wider außlöschen kan.
XIV. Ist die Weide mit den längsten Blättern / Salix angustis &
longissimis foliis crispis, subtus albicantibus, J. B. Salix oblongo, acuto,
incano folio, C. B. Diese hat sehr lange / weich-biegige Gerten / welche allein
mit blättern / und keinen Nebenschößlein begabet. Die Blätter aber sind sehr
lang / schmal und häuffig an den ruthen / auch an dem umbkreiß krauß. Sie wächst
an den Bächlein der Weisen oder Matten. Auß diesen Weiden pflegt man allerhand
Körbe / Wannen / Gitter und dergleichen zu machen.
XV. Ist die Weide mit langen gelblichten Blättern / Salix folio subluteo longo,
non auriculata, vimine subluteo aut rubro., J. Raji. Diese wächst gern under den
Weiden-stauden / und steigt zu einem mittelmäßigen baum auff / ist mit dünnen
gelblichten ruthen / drey zoll langen und eines zolles breiten / außgespitzten /
unden bleich-grünen / oben auff grawlichten Blättern begabet.
XVI. Ist die nidrige rund-blättige Weide / Salix humilis repens rotundifolia, J.
Raji. Wächst in sumpfichten orten der Bergen / ist in dem übrigen den gemeinen
Weiden gleich.
XVII. Ist ein nidrige breit-blättige Weiden / Salix humilis latifolia erecta, C.
B. Diese ist der breit-blättigen Wasser-weiden gantz gleich / außgenommen / daß
sie kleiner / und weit nidriger / allen ihren Theilen nach / ist. Ihre blätter
sind ablang / rund außgespitzt / runtzlicht / unden wollicht / weich. Die
zäpflein sind klein / gelb und rund. Wächst umb Michelfelden bey Basel.
XVIII. Ist die nidrigerund-blättige Bergweide / Salix pumila montana
rotundifolia, C. B. Wächst gar nidrig von der Erden auff / hat röthlichte
ästlein / fast kal / an deren gipffel dennoch unberschiedliche runde /
runtzlichte / glatte / dicklichte blätter wachsen / mit langen stielen. Man
findet sie viel in den Bündtnerischen Alp-gebürgen.
Noch drey sonderliche Geschlecht der Weiden / beschreibet Casparus Bauhinus in
Prodromo Theatr. Botan. lib. 12. cap. 8.
Das erste Geschlecht / Salix alpina angustifolia repens, non incana, hat ein
wurtzel / so mit einer schwartz-rothen Rinde bedeckt ist / auß welcher schößlein
herfürkommen / die sind einer spannen lang / und auff der Erden zerspreitet / an
deren sie auch mit ihren Haar-kleinen wurtzlen angehefftet / jedoch schwingen
sich etliche zweiglein in die höhe. Die schößlein werden mit langen und
breitlichten blättlein umbgeben. Die blumen kommen mit den andern überein / in
derer abwesenheit niemand dieses Gewächs für ein Weiden-geschlecht ansihet. Es
wächst viel auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen und dem Lucernischen
Frarmund.
Das ander Geschlecht / Salix saxatilis minima, wächst kaum zwey zoll hoh / auß
seinen würtzelein kommet ein dicklichtes stämmlein / so kaum anderthalb zoll
lang ist / welches in 2. oder 3. äftlein zertheilet wird / die auff dem boden
ligen und ein zoll lang sind. Hat kleine aderichte / schwartz-grüne und
rundlichte Blätter / in deren mitte sitzet ein klein rundlichtes knöpflein / das
gleichsam auß vielen beerlein bestehet / welche / so sie zeitig und sich
auffthun / ein linde / weisse und kleine Wolle / als auß einem dreyeckichten
Häußlein herfürkombt. Es wird bey den gipflen der Schweitzerischen Alp-gebürgen
auff den Felsen sitzende gefunden.
Das dritte ist Salix Alpina Pyrenaica, Wächst kaum halb Elen hoh / mit dünnen
ästichten ruthen / langen / kleinen / an dem um̅kreiß haarichten
blättern. Die Aehre des Blusts ist eng / weich oder lind / eines zolls lang.
Wird auff den hohen Pyrenäischen Gebürgen gefunden.
|| [183]
PROSPERI ALPINI
Egyptische Weiden.
Calaf seu Ban.
Man findet in Egypten ein staudicht Bäumlein / welches nach der Meinung Prosperi
Alpini in libro de Plantis AEgypti cap. 15. ein Geschlecht der Weiden ist / es
wächst an feuchten orten / in der höhe der Schaffmüllen / seine blätter
vergleichen sich in etwas den Weiden-blättern / sind aber grösser / länger und
breiter. Die blumen erscheinen wie länglichte / weisse und wollichte Ballen /
welche bey dem ursprung der blättern an dem Stamm herausserkommen / es trägt so
viel Ballen / als Blätter an dem Baum stehen. Auß diesen Ballen oder Blumen
destillieren die Egyptier ein Wasser / Macahalaf genannt / wird von ihnen zur
stärckung des Hertzens / und wider das Gifft sehr gerühmt / sie brauchen es zur
Pest-zeit für ein heimliches Hilff-mittel. Das Wasser / in welchem diese Blumen
über Nacht gelegen / oder bey dem Fewr ein wall gethan / dienet wider die
Schmertzen des Haupts / und erhaltet die Kräfften. Sie geben solches
insonderheit denjenigen zu trincken / so mit einem Fieber behafftet sind.
Weiters findet sich ein Syrischer Weidenbaum / Salix Syriaca folio oleagineo,
argenteo, C. B. Saffaf Syrorum, Salicis species, J. B.
Dieser ist dem Stam̅e / Aesten und Zweigen nach / dem Birckenbaum
nicht unähnlich / hat lange / dünne / weiche / bleich-gelbe ruthen / an denen
blätter wie an der Schaffmüllen hangen. Auß den Aesten gehen hin und wider
spannen-lange zweige hervor / darauß in dem ersten Frühling / wollichtlinde /
und bleiche lieblich riehende Blümlein wachsen; diese werden von den Einwohneren
Halepi gesamlet / und hoh gehalten / denn sie auß denselben ein sehr herrliches
und kostbares Krafftwasser destillieren. Rauvvolfius und Clusius halten diese
Weide für den Elaeagnon Theophrasti. Serapio aber nennet sie Zurumbeth.
Rauvvolfius beschreibet annoch eine Arabische Weide / welche ist Salix Arabica
foliis Atriplicis, C. B. humilis Arabica foliis Atriplicis, Park. Garb Maurorum
Salicis genus, J. B. Ist ein Baum so nicht hoh steiget / dessen äusserste Gerten
zerbrüchlich sind / und also zu dem Reben-binden nicht wol taugen. Seine Rinde
ist bleich-gelb / wie auch die einer Hand-breit lange / und zwey Fingerbreite /
an dem Umbkreiß / gleich der Melten zerschnittene blätter gleiche farbe haben.
|| [184]
Eigenschafft.
Die Rinde / Blätter und Zäpflein der Weiden / haben ins gemein viel grobe /
irdische / nicht scharffe nitrosische Saltz-theil / mit ??? zimblichen Phlegmate
/ und wenigem flüchtigem Schwefel vermischet / bey sich; daher sie trucknen /
kühlen / gelind anhalten / auch etwas durch den Harn treiben.
Gebrauch.
Die Blätter der Weiden bey Sommerszeit in die Gemach gestrewet / darinn mit
hitzigem Fieber behafftete Patienten ligen / bringen eine nutzliche /
unschädliche Kühlung des Luffts.
(Hitzige Fieber.) Die Blätter in den Fußwassern
gekochet / und die Füsse darinn gebadet / kühlen wol / und erwecken einen
angenehmen Schlaff.
(Schlaff bringen.) Ein Wasserbad von
Weiden-blättern gemacht / ist denjenigen / so anfangen einen Hofer zu bekommen /
vor allen andern mitteln sehr bequem / dieweil es alle Geschwulst wunder
barlicher weiß vertreibet / wie Castor (Hofer.)
Durantes berichtet.
Das Laub von den schößlein der weissen Weiden / so erst im Meyen sind
außgeschlagen / abgestreiffet / destilliert / und dieses Wassers jedesmal vier
loth Morgens und Abends getruncken / ist gut für das Grieß und den Stein /
treibet die Würm / den Harn und die todte Geburt auß. Die Angen (Grieß / Stein / Würm. versteckter Harn. todte Geburt /
Grind / Augen-röthe.) damit gewaschen / benimbt es die Röthe / und
macht sie lauter / heilet den Grind auff dem Haupt / und machet das Haar hübsch.
Das Wasser getruncken / darinn die blätter gesotten sind / wehret / daß die
Weiber nicht schwanger werden / vertreibet auch die Lust zur Unkeuschheit.
Ebener massen auch der Safft / welcher auß denen zerschnittenen Zweigen / in dem
Frühling außfließt / den (Fruchtbarkeit der Weiberen
vertreiben. Geilheit.) Weibern zu trincken gegeben / vertreibet
denselben alle übermäßige Geilheit / dadurch sie offt in einen Wuth gerathen.
Die Rinde zu aschen gebrannt / in Eßig gebeitzet und übergelegt / vertreibet die
Wartzen und Hüner-augen.
(Wartzen. Hüneraugen.) Die Kätzlein der Weiden
auffgebunden / stillen das bluten.
CAPUT XCII.
Caßia. Cassia solutiva.
Namen.
CAßia heisset Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Cassia nigra, Cassia fistula, Cassia solutiva sive purgans, Siliqua
AEgyptia vel Indica. Italiänisch / Cassia. Frantzösisch / Casse laxative.
Spanisch / Canna fistola. Englisch / Caßia. Niderländisch / Caßie. Malabarisch /
Conna.
Gestalt.
Caßia / welche man jetzund gemeiniglich zu gelinden Pur gationen brauchet /
wächst in Egypten / auff einem hohen Baum. Die äusserliche Rinde ist aschenfarb
/ das holtz ist inwendig fest und derb / nahe gegen der Rinden gelb / an dem
innertheil oder kern schwartz / gleichermassen wie das Fr???-holtz / Guajacum
genannt; hat auch grosse Wurtzein wie der Nußbaum. Die Blätter sind spitzig. Der
gantze Stamm reücht starck / dieweil er frisch ist / alßbald er aber dürr
Caßia. Cassia solutiva.
wird / verlieret er den geruch. An den Aesten hangen Röhren / fast einer Elen
lang / und bißweilen länger / sind rund / derb / schwartz-braun / inwendig mit
weichem / kohl-schwartzem / süssem Marck gefüllt: doch ligt solch Marck nicht
gantz aneinander / sondern ist mit vielen holtzichten Lämlen und Mändlen
underscheiden. Zwischen jeden Lämlen stecken harte kernen / anzusehen wie kleine
Hertzlein / und denen in St. Johanns-brot fast ähnlich / daß man sie beyde nicht
wohl von einander erkennen kan.
Die allerbeste Caßien-röhren werden von Memphi und Alexandria auß Egypten zu uns
gebracht / sind frisch / schwer / derb / nicht sehr dick / und so man sie
schüttelt / höret man die inwendigen Kernen nicht rauschen / denn wenn sie
rauschen / ist es eine anzeigung / daß der natürliche Safft darinnen
außgetrucknet seye. Der Safft aber muß schwartz-gläntzend seyn / und einen
Aromatischen / lieblichen / süssen keineswegs herben geschmack haben.
D. Bernhardus Paludanus, welcher sich in Egypten auffgehalten / und alles mit
grossem fleiß erforschet / hat Camerario ein Ast des Caßien-baums mit seinen
Blättern und Röhren zugeschickt / davon diese Figur genommen ist.
In was für einer Gestalt der Caßienbaum in Egypten herfürkomme / berichtet D.
Dapperus in seiner Beschreibung von Africa im 112. Blat also. Er wächst allda in
grosser menge in nidrigen und feuchten an der See gelegenen örteren / und ist am
Stamme den Zacken-blätteren / und der Rinde nach / welche glatt / weich und
äsch-graw / dem Nußbaum gantz gleich / wiewohl viel zierlicher in allem. Aber an
den stielen hangen viel mehr blätter als am Nußbaum / nemlich jeder seite
gemeiniglich fünff in einer [185] Reihe /
auch sind sie noch eins so lang / und am ende spitz. Die Blüthe ist den gelben
Violen sehr gleich / gold-gelb / wolrietzend / sonderlich in der Morgenstunde /
daher auch die Egyptier gemeiniglich under diesen bäumen Lust wandeln gehen.
Jeder baum hat in der mitte sehr viel dünne stiele / die allgemach groß werden /
und sich in dicke Pfeiffen veränderen / diese zeitigen / und bleiben am baume
das gantze Jahr durch hangen. Zu Alkair pflückt man diese Pfeiffen ab allein im
Sommer-monde / da wider viel kleine und grüne auß den blumen entsprüssen /
welche allgemach grösser un̅ endlich schwartz werden. Die Pfeiffen
/ welche bey Damiate wachsen / haben dickere schalen und wenig marck / aber die
von Alkair und Alexandria sind sehr dünn von schalen und voll marcks / darumb
man auch diese vor die besten hält. Man findet ihrer zweyerley / nemlich
schwartze und röthlichte / welche sie Abes nennen / nach der Farbe des Volcks /
und vor die besten halten. Prosper Alpinus in libr. de Plantis AEgypti cap. 2.
will / daß die Pfeiffen / welche im schütteln klappern / die besten seyen: aber
er irret sich / denn dieses bedeutet / daß ihr süsses marck vertrucknet ist. Im
zei???igen fallen sie vielmahls / wenn ein Wind wehet / von den bäumen / und
denn sind sie nicht zugebrauchen; darumb pflegen etliche viel Pfeiffen mit einem
bande zusammen zu binden / damit sie durch den Wind nicht an einander stossen /
und abfallen können. So viel Dapperus.
Der Caßia-baum wächst auch in dem Indischen Java / Canara / Malabar / Decan /
Guzarate und Cambaya. In der Insul S. Dominici, und Johannis de portu divite
wird er in grosser menge gefunden. Der Americanische Caßienbaum / welcher
grösser seyn soll als die andern / wächst in Hispaniola / Cuba / Jamaica nicht
ohne ungelegenheit der übrigen Früchten / denn die Ameissen sich in solcher
grosser menge bey diesen bäumen versamlen / daß sie auch alles / was in der nahe
gesäet wird / hinwegfressen / und also den Einwohneren grossen Schaden zufügen.
Eigenschafft.
Die Caßien wird von den Alten für warm und feucht im ersten grad gehalten. Die
Rinde dieser Caßien-pfeiffen / wie auch der Safft selbsten / obwolen er süß am
geschmack / haben doch ein scharffes saures saltz bey sich verborgen: dannenher
sie die Tugend empfangen zu laxieren / und allerhand unreinigkeiten auß den
Gedärmen und dem Geblüt abzuführen. Der Safft aber wird allein genossen / und
zwar in Italien und Franckreich / allwo die Leuthe hitzige Mägen / und ein
jastendes Geblüt immer haben / ist er in gemeinem gebrauch. In Teutschland aber
wird er wenig genutzet / weilen er sonderlich viel Blähungen erwecket. Man muß
ihne bey jedem gebrauch frisch außnehmen / denn er sonsten gleich saur wird.
Gebrauch.
Man brauchet allein das Marck auß den Röhren / also frisch genommen / das nen̅et man in den Apothecken / florem oder pulpam Cassiae, löscht die
Hitze / treibet auch die Gallen und Schleim durch sanffte Stulgänge auß: man mag
es geben zu jederzeit / alten und jungen Leuthen / schwangeren Weiberen / und
Kinderen / ohn alle schew und schaden. Man kan auff einmal 2. loth schwer
einnemmen / entweder allein essen / oder in einer warmen Hüner-brühen zertreiben
und trincken.
(Grieß.) Welchen das Grieß offt pflegt
anzustossen / der soll alle Monat Morgens früh zwey loth frisch außgezogener
Caßia gebrauchen.
Jacobus Bontius Lib. 6. Rerum natural. & medicar. Cap. 10. lobet sie
hefftig / mit Venedischem (Frantzösischer
Sacmen-fluß.) Terbenthin oder Gummi Benzoin vermischt / wider den
Frantzösischen Samen-fluß.
Die frisch außgezogene Caßia wird nach dem Bericht Herren Friderici Hoffmanni
Lib. 4. Pharmac. med. chym. Sect. 3. under die überschläg oder pflaster
vermischt / welche zertheilen / und den Schmertzen stillen / darumb er
nachfolgenden überschlag wider die (Hitzige
Gliederkranckheit.) hitzige Glieder-kranckheiten hoch rühmet / soman
zwischen zweyen tücheren gestrichen / davon warmlicht auff den schmertzhafften
ort leget. Nimm obvermeldter Caßia ein loth / Gersten- und Bonen-mehl jedes drey
quintlein / Eppich- und Quitten-safft jedes anderthalb loth / rothen Santal ein
loth / Violen-Rosen- und Seeblumen-öl jedes so viel zu einem überschlag
vonnöthen ist.
Ferners dienet die Caßia wider alle hitzige (Brust- und
Nieren kranckheit. Hitz und Durst in den Fieberen. Stein /
Seitenstich.) Brust- und Nieren-kranckheiten / stillet die Hiß und Durst
in den Fiebern / wehret daß der Stein bey dem Menschen nicht zunemme / ist in
dem Seiten-stich auch dienlich / so man von der frisch außgezogenen Caßia (denn
die alte saur und nichts nutz ist) bißweilen einer Muscatnuß groß nim̅et.
Caßia von Mompelier. Cassia Monspel.
|| [186]
Die Caßia von Mompelier beschreibet Herr Casparus Bauhinus in suo Matthiolo
emaculato also. Sie ist eine kleine Staud / welche auß ihrer harten und
holtzichten / mit einer dicken sehr zusammenziehenden Rinden bedeckten / Wurtzel
Elen hohe / auch zuweilen höhere ruthen oder gerten herfürbringet: diese sind
dünn / zäh / holkälicht und schwartz-grün / an welchen schmale und dem Flachs
ähnliche / aber safftige und bittere Blätter hangen. Ihre dick-zusammenstehende
/ grünlicht-gelbe / und des Cornelbaums ähnliche blüthe kommet bey dem ursprung
der blätter herfür / welchen die auff ihrem eigenen stiel sitzende Frucht
nachfolget / so erstlich grünlicht / hernach wenn sie zeitig worden / den
Sparglen-beeren ähnlich ist. Diese Frucht haltet einen steinichten Kern und ein
weisse Marck in sich / so von anfang süßlicht / darauff etwas scharff ist.
Dieses Gewächs haben wir offt zu Mompelier wargenommen / wiewolen es auch in
Italien bey Rom / und in Hispanien gemein ist. Leonhardus Rauvvolffius hat es
auff dem Berg Libanon bey Jerusalem angetroffen.
CAPUT XCIII.
Zimmerbaum. Arbor Cinnamomi.
Zimmerrinde. Cinnamomum.
Namen.
ZImmetrinde heisset Griechisch / ???. Lateinisch / Cinnamomum, Cassia lignea,
Canella orientalis. Italiänisch / Canella, Cinnamomo. Frantzösisch / Canelle.
Spanisch / Canela. Englisch / Cinnamon. Niderländisch / Caneel.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden der Zimmetrinden underschiedliche Gattungen von den Botanicis
beschrieben / deren
I. Erste ist die gemeine Malabarische Zimmetrinden / Cinnamomum sive Canella
Malabarica & Javanensis, C. B. Canella sive Cinnamomum vulgare, J. B.
Carva, Hort. Malab. Ist ein biß vier oder fünff Mann hoch auffsteigender Baum /
dessen Wurtzel dick ist / gerad in die Erden nidsich stehet / und mit einer
starck nach Camffer riehenden Rinden begabet / sonderlich wenn man sie ein wenig
reibet. Er hat ein hartes / festes / weißlichtes holtz / ohne geruch. Der Stamm
des baums läßt sich mit einem Arm umbfassen / und sendet viel Aeste und Zweige
von sich auß / hat durchgehends ein grüne Rinde / welche hernach mit dem alter
röthlicht wird / und vermittelst einer dünnen haut das holtz umbgibet /
äusserlich aber mit einer äschfarbigen Rüfen überzogen ist. Diese rothe Rinde
nun seiner zeits abgeglaubet / und an der Sonnen oder warmem Lufft getrucknet /
gibt die Zimmetrinde ab: und wenn die Rinde von dem gantzen Baum abgeschunden /
so stirbet berselbe ab. Diese Malabarische Zimmetrinde soll der gemeine so
genan̅te Zimmet seyn / aber doch nicht so scharff / als die
Zeilonische Canella oder Zimmetrinden / welche in den Apothecken Cassia lignea
vera genennet wird. Das inwendige holtz des Baums ist ohne geruch / weiß und
hart. Die Blätter kommen bald einfach bald doppelt von kurtzen stielen herfür
zuhangen / sind noch einmahl so lang als breit / obenauß zugespitzt / [187] ins gemein findet man sie spannen lang
/ oben auff satt grün / unden etwas bleicher. Auß den stielen gehen drey heiter
grüne / auch wol gelblichte Aderen oder Nerven in das Blatt auß / deren mittlere
allezeit was dicker / und sich beyderseits des Blatts sehen lassen; Auß diesen
Haupt-aderen theilen sich sehr viel Neben-äderlein auff die seiten durch das
blatt hin. Die blätter haben sambtlich ein starcken aromatischen geruch /
sonderlich da sie zerzieben werden / ja sie riehen und schmacken wie Zimmet /
wiewol nicht so hefftig. Die in dem Jenner herfürkommende Blüthe ist klein / hat
die figur eines Sternens / mit sechs weiß-grünlichten / etwas ablangen und
runden blättlein / lieblichem geruch / und kurtzen grünlichten stielein begabet:
In mitte der blüthe ist ein hertzlein / so auß zwey reihen grünlichter fäserlein
mie gelben gipfelein bestehet; Diese fäserlein aber umbfassen den grünen dünnen
stiel / so an dem gipfel schwartzlicht ist; welcher stiel denn der anfang oder
fundament der folgenden Frucht ist. Die Früchten sind ablange / runde Beere wie
die Eycheln / eines scharflichten geschmacks / und in sechs-eckichte Kelchlein
eingefaßt.
II. In der Insul Zeilon aber soll der beste und kräffligste Zimmetbaum wachsen /
welchen Casparus Bauhinus, Canellam Zeilanicam, der heut zu tag berühmteste
Hermannus, Botanices Professor &c. zu Leiden / aber Laurum Zeilanicam
baccis caliculatis nennet. In welcher Gestalt auff der Insul Zeilon der Canell-
oder Zimmet-baum angetroffen werde / berichtet Herr Walter Schultzen in dem 2.
Buch der Ost- Indischen Reise-beschreibung im 20. Cap. Was die Insul Zeilon am
berühmtesten machet / ist der Canellbaum / welcher in den Einöden in
ungläublichem überfluß / so daß gantze Canellwälder zufinden sind. Der
Canellbaum ist dem Oranien-baum nicht ungleich; seine zweige aber haben nicht so
viel Aeste und Knoten / sondern sind gleich und gerade. Die Blätter haben ein
gestalt wie die Lorbeer-blätter. Die Blüthe ist weiß / und eines angenehmen
geruchs. Die Früchte aber sind wie die Oelbeeren / worauß die Einwohner ein Oel
machen / welches ein sehr kräfftiges Artzney-mittel ist. Die Affen / Meerkatzen
und Vögel fressen die Beere gern / wenn sie aber auff die Erde niderfallen /
alßdann wachsen junge Canell-sprößlein auß denselben wider hervor. Wenn nun
solche groß worden / so hawet man die alten ab / damit die jungen raum und lufft
zu wachsen haben mögen. Der baum hat eine doppelte Rinde / deren außwendige sehr
dünn ist / und abgebrochen werden muß; die inwendige aber / nemlich der Zimmet
an und für sich selbst / wird alßdann in länglichen stücken von dem baum
abgeschnitten / an die Sonne geleget und getrucknet / welche hernach von sich
selbst zusammenrollen / und eine rothe Farbe bekommen. Ich machte mich auß lust
an diese Arbeit / fand aber in dem Baum eine fettigkeit / und gar geringen auch
keinen geschmack. Wenn dem baum die Rinde genommen / so muß er ohngefehr drey
Jahr zeit haben / ehe und bevor er eine newe Canellschale befombt; inzwischen
scheinet es / (wie leicht zu erachten) als wollte der baum verdorzen; erhält
dennoch hernach seine vorige Eigenschafft wider. Zwischen Puntogale und Negumbo
wächst der beste und reineste Canell / welcher dreyerley gattung ist / nemlich
der feinste / feine / und unfeinste oder gröbste / welcher von den alten bäumen
gebrochen wird. Es wird auch ein wilder Canellbaum gefunden auff Malabar. Die
Einwohner zimmeren offt ihre Häuser auß Canell-???äumen / oder bedienen sich des
holtzes in den kuchen / zum kochen und braten / welches alsdann einen lieblichen
geruch von sich gibt. Und ob gleich der Canell im dritten grad warm zu seyn
befunden wird / so fleüßt dennoch auß der safftreichen wurtzel / nicht nur ein
wohlriehendes Wasser hervor / sondern auch eine Art Camffer. Die Einwohner
wissen die grüne Canell-schale sehr künstlich und über die massen subril / in
kleine kästlein / laden und stäbe einzulegen / wie ich denn auch selbst
dergleichen gehabt habe / die mit feinem Canell gezieret und eingelegt waren. So
viel Herr Schultzen.
Den Canell oder Zimmet beschreibet Philippus Baldaeus, weiland Diener deß
Göttlichen Woris auff Zeilon / in seinem Buch von der grossen und berühmten
Insul Zeilon im 50. Cap. also. Der Canell fällt allein auff dieser Insull schön
und rein / wie er mag gewünschet werden. Er wird bey den Zingalesen genannt /
Cureneo potto, und der baum Curindo-gas, davon etliche nun treflicher grösse
werden. Die blätter sind denen am Zitronenbaum nicht ungleich / jedoch ein wenig
schmäler: die blüche ist weiß / eines lieblichen und süssen geruchs / worauß
eine Frucht erwachset / wie eine kleine Oliven / etwas gelblicht / davon die
Einwohner ein Oel machen / an farbe und krafft dem Muscaten-öl gleich / sehr
heilsam und gut für viel Kranckheiten / hat einen geruch und geschmack wie der
Canell an sich selbst.
Der Canellbaum hat eine zweyfache Rinde übereinander / davon die äusserste mit
einem frum̅en messer wird abgeschälet / und alßdann der Canellbast
mit einer krumb messer-spitze / erstlich rund herumb / und darnach in die länge
von dem baum abgelöset / und auffs Feld in die Sonne zu trucknen geleget / die
also denselben durch ihre hitze in einander rollet. Der Baum / nachdem er also
geschälet / wachset nicht weiter / sondern es kommen von den Früchten / so in
die Erde fallen / newe Bäume herfür: Das holtz vom Canellbaum ist weiß / lind
und gut / und wird von den Einwohneren viel zum bawen gebraucht. Zu verwunderen
ist es / daß diese Canellbäume nicht durch gantz Zeilon / sondern allein an
etlichen gewissen orten wachsen: Denn im gantzen Reich Jafna patnam, noch auch
auff der Insul Manaar, ist keiner zu finden / sondern allererst über dem Fluß
Chilau, in den Landen Negumbo, und innerhalb / auch umb Gale her. Diese bäume
wachsen auch nicht ordenlich beyeinander her / sondern stehen hin und wider in
den Wäldern / wie ich im reisen erfahren und gesehen habe / daß meine Diener
(als ich auff Gale den [188] Kirchen-dienst
versahe) under dem Brandholtz manchmahl Canellholtz mit ins Hauß gebracht /
welches auffs fewr gelegt / einen sehr lieblichen geruch gabe.
Es ist auch anmerckens werth / daß auß der Wurtzel deß Canellbaums nicht allein
ein wolriehend Wasser wie Camffer / sondern an sich selbst der stärckste Camffer
herfürkom̅t. Ich hab runde / weisse Kügelein davon in meiner
verwahrung gehabt / die ich von wegen des starcken geruchs nicht vertragen
konnte. Von besagtem Canellbaum / als er grün ist / werden viel Wasser gebrannt
/ die sehr gesund und lieblich von geruch.
Die Einwohner wissen von der Rinde dieses Baums sehr nette Kabinethlein und
Schreibtische zu machen. Ich hab eins dergleichen bey mir von treflicher dicke
und grösse / so mir bey meiner Abreise von Zeilon / im Jahr 1665. von dem
mannhafften Capitain Major, Pierre du Pon, zum Gedächtniß verehret worden.
III. Das dritte Geschlecht deß Zimmetbaums ist der wilde Malabarische Canellbaum
/ Canella sylvestris Malabarica. Katou-Karva, Hort. Malab. Dieser ist dem
Zeilonischen nicht gar ungleich dem geruch und geschmack nach: aber er wächst
höher auff / hat grosse ablang-runde blätter / zwey spannen lang / und zwey hand
breit. Er wächst in den Gebürgen Berckencour und Teckencour, grünt immer /
blühet im Hew- und Augstmonat / und bringt seine Früchten erst im Christmonat
oder Jenner.
Das Folium Indum officinarum & Malabathrum, J. B. Tamala patra, Ger.
Tamala patrum sive Folium, C. B. Cadegi Indi i e. Folium Indum Arabibus, Eidem.
Ist nichts anders als ein blatt vom Zeilonischen Zimmetbaum / oder von dem
wilden Malabarischen Canellbaum.
IV. Das vierdte Geschlecht ist der Peruanische Zimmetbaum / Cinnamomum sive
Canella Peruana, C. B. Canella Peruana fructu Pileo simili, J. B. Laurus
Americana, J. Raji. Ist ein mittelmäßiger Baum / immer grünend / hat Blätter wie
der Lorbeerbaum. Die Frueht hat die figur eines Hütleins / so groß als ein
Reichsthaler / durchgehends von purpurfarb / auff schwartz ziehend / inwendig
glatt / äusserlich rauch / dem geruch und geschmack nach sich durchauß dem
Zimmet vergleichend. Die Rinde dieses Baums aber soll keinen sonderlichen geruch
haben. Die beste frafft bestehet in der Frucht. Wächst in der Provintz Sumanco.
Ligenschafft.
Der Zimmethaum / und sonderlich dessen Rinde hat ein aromatisches mit flüchtigem
saltz vergesellschafftetes Oel under seiner irrdischen Substantz verborgen /
dahero sie gute würckung hat das Geblüt zu erdünneren / das Hertz und Nerven zu
stärcken / den Eß-lust zu erwecken / Grimmen zu stillen. Wird von den Alten für
warm und trorken in dem dritten grad geachtet.
Gebrauch.
Ein gut Pulver / die Speisen damit zubereiten / so in Italien gar gabräuchlich
ist / und Herr Nicolaus Braunius beschreibet. Nim̅ Zimmetrinde 2.
loth / Imber / Zucker jed. 1. loth / Saffran 1. quin lein / Nägelein /
Muscaten-blüt / Galgan / Muscatennüß jed. 15. gran / mache alles zu Pulver / und
vermische es wol durch einander. Dieß Pulver wird genannt / Species dulces pro
cibariis, dieweil es sehr in der Kost genutzt wird.
Eine gute Hauß-träßney für Mann- und Weibs-persohnen. Nimm Zimmet / weissen
praeparierten Agstein / rothe praeparierte Corallen / Muscatenblüt / Cubeblein /
Nägelein / rothen Santal / jedes ein quintl. ein (Blödes Haupt / Magen / Leber und Mutter.) halb pfund Zucker / stosse
alles zu einem Pulver. Diese Träßney / so man davon des Morgens nüchtern / und
Abends zwey stund vor dem Nachtessen / auff eine schnitten Brots / mit etwas
rothem Wein angefeuchtet / ein halben löffel voll oder mehr sprenget / und isset
/ stärcket das blöde Haupt / Hertz / Magen / Leber und Mutter.
(Bläst / versteckter Harn und Weiberzeit.)
Gestossenen Zimmet eines halben quintleins Schwer / mit warmem Wein getruncken /
zertheilet die Bläst / fürdert den Harn und weibliche Reinigung / hilfft dem
erkalteten (Erkalteter Magen un̅ Hirn.
schwaches Gesicht und Hertz / Gelbsucht / anfangende Wassersucht.)
Magen und Hirn / stärcket das Gesicht und Hertz / öffnet die Verstopffung in der
Gelbsucht / und anfangender Wassersucht.
Auß dem Zimmet machen die Frantzosen ihr Ros solis, dieweilen aber solches in
Teutschland nunmehr wohl bekannt / und für ein gutes Magen-wasser gebraucht wird
/ wollen wir seine Beschreibung allhier beysetzen. Nimm guten Zimmet vier loth /
rothen Santal ein halb quintlein / ein Maß des besten Brantenweins / lasse es
drey tag stehen / sichte es / thue darzu wohlriehend Rosen-wasser und
Zucker-syrup jedes ein pfund / verwahre es in einem sauberen Geschirr. Zu
Stärckung des Leibs brauchet man davon etliche Löffel voll nach belieben.
(Abgeftandene oder zuruckbleibende Leibes-frucht.
versteckte Nachgeburt.) So die Leibsfrucht bey einer schwangeren
Frawen abgestanden / oder nicht fort wil / auch die Nachgeburt sich verstecket
hat; Nim̅ Zimmet / Burres / Saffran jed. Ein scrupel / gibs der
Frawen in drey loth Hertzgley- und roth Bucken-wasser ein / ist ein treflich
Mittel.
(Kranckheiten von Kälte / Schleim / Wind und Unwillen
des Magens / Bauchgrimmen / Ohnmacht versteckler Harn und Weiberzeit /
stinckender Athem / Reichen / Krampff / Schlag / fallende Siechtag / kalte
Mutter kranckheiten.) Das mit Wein destillierte Zimmetwasser
löffel-weiß gebrauchet / gibt dem Menschen frafft wider alle Kranckheiten / so
sich von Kälte erheben / denn es erwärmet und stärcket die Glieder / verzehret
den Schleim und die Winde / stillet den Unwillen des Magens und Bauch-grim̅en / wendet die Ohnmacht / treibet den Harn und die weibliche
Reinigung / macht ein guten Athem / hilfft wider das Keichen / Krampff / Schlag
und fallende Sucht / ist wider die kalten Mutterkranckheiten insonderheit hoch
gerühmt.
Auß dem Zimmetbaum aber werden vielerley Sachen außgezogen. Denn auß der Rinde
der Wurtzeln destilliert man ein Oel mit einem flüchtigen Saltz; welches dem
Camffer am geruch / gestalt und fräfften ähnlich; ist durchsichtig / und etwas
gelblicht / eines starcken geruchs / und scharffen geschmacks; zündet sich sehr
geschwind an / und brennt durch eine weiß- und blaulichte (Destillieri Zimmetöl.) Flamme gantz auß / so daß
nichts davon zuruckbleibt. Dieses öl so mit einem flüchutigen [189] Saltz in der Destillation auffsteigt /
fleügt geschwind davon / wenn es nicht in wohlvermachtem Glaß auffgehalten wird
/ ja wenn es schon auff gefarbte Kleider etwann fallet / so verschwindet es nach
und nach / ohne daß es einigen Flecken zuruck lasset. Setzet man soch Oel ine
nem Geschirr über die Gluth / so steiget es in form eines weissen Rauchs in die
Lufft / welcher Rauch denn von einem brennenden Liecht gleich in Flammen
verwandelt wird. Wenn ein leinen Tuch darein getaucht angezündet wird / so wird
allein das Oel / nicht aber das Tuch verbrennen; und wenn denn das Feuer
außlöschet / so wirfft der Leinwat erstlich ein Camffer-geruch von sich / und da
dieser vorbey oder geschwächet wird / so gehet darauff ein lieblicher
Zimmet-geruch von dannen auß. Wenn der Rauch dieses Oels durch ein drey- oder
vierfaches Tuch gelassen wird / so verwandelt er sich auff dem obersten Tuch in
ein weisses ölichtes Saltz / oder in Camffer / und bleibt da ankleben; worauß
denn Sonnen-klar erhellet / daß solch Oel anders nichts / als ein flüchtig
alfalisches Saltz seye / mit einem flüchtigen Oel vergesellschafftet.
Auß der Rinde des Stammens aber wird (Zimmetöl. auß der
Rinden.) das rechte Zimmet-öl oestilliert. Auß den Blättern befom̅t man durch die Destillation erstlich ein trübes Oel / welches
aber bald hernach gelblicht und durchscheinend wird / mit einem süssen und
scharffen geschmack / in dem Wasser sitzet es zu boden.
(Auß den Früchten.) Auß den Früchten kriegt man
ein Oel / so dem Wachholder- öl gleich / jedoch etwas nach Zimmet oder Nägelein
riehend: so kochet man auch auß den Früchten ein fettes / dickes öl wie wachs /
welches zu Salben / Pflasteren / wie auch zu Kertzen machen dienlich ist; auch
sonsten ein schmertzen-stillendes öl / zu innerlichem und äusserlichem gebrauch
ein nutzliche Artzney. Die zerriebenen Blätter deß Zimmetbaums riehen mehr nach
Nägelein als nach Zimmet.
Die Rinde der Wurtzel in Wasser gesotten / oder zu Pulver gemacht / mit Honig
vermischet (Husten. Wind und Bläst.) / und
eingegeben / macht wohl durch den Husten außwerffen; vertreibt sonsten auch die
Blähungen und Wind. Die Milch / darinnen Zimmetrinde gekochet ist / offt
getruncken (Ruhr.) / stillet die Ruhr oder
Bauch-fluß. Ja wenn man gantz frischen Zimmet in rothem (Starcker Weiberfluß.) Wein siedet / und zu
trincken gibet / so stillet es den übermäßigen Fluß der Weiberen.
(Schwindel.) Die Blätter und Blumen gedörrt / zu
pulver gestossen / und mit Zucker eingegeben / vertreibet den Schwindel.
Das flüchtige auß der Rinde der Wurtzel destillierte Camffer-öl ist herrlich gut
für (Lämmung der Gliederen.) die Lämmung der
Gliedern: Item für das Podagram und andere Schmertzen der (Podagra. Gliederwehe.) Gliedern / welche durch
desselben anschmierung vertrieben werden; hat sonsten alle die kräfften / so wir
an seinem ort dem Camffer zugeschrieben.
Das Zimmet-öl bekom̅t man durch die Destillation von den Rinden des
Stammen / und zwar in zimlich kleiner quantität. Auß diesem Oel mit dem in
Rosenwasser verlassenen Zucker vermischet / macht man Täfelein (Erkalteker Magen / Leber / Mutter.) / welche gut
zu stärckung des erkalteten Magens / Lebern / Mutter / und zu erlabung des
Hertzens / zu erwärmung des Gehirns.
(Lämme / Grimmen.) Das Oel auß den Blättern /
dient herrlich wider die Lammheit / wider das grimmen / auch wider andere kaise
Kranckheiten.
Die beste Zim̅etrinde zu pulver gestossen / rectificierten
Brantenwein darüber geschüttet / und underschiedliche tag in der Digestion deß
warmen Sands stehen lassen / gibt ein (Zimmetessentz.) herrliche Zimmet-essentz oder Tinctur ab / welche alle
Tugenden und Eigenschafften deß Zimmets in sich hat; wird aber sonderlich zu
bereitung eines Hippocratischen Weins gebraucht; da man Zucker oder Honig in
gutem rothem Wein auff dem Fewr zerlasset / hernach von dieser Zimmet-essentz so
viel darunder schüttet / biß der süsse Wein lieblich darnach schmäcket. Zu
solchem zweck aber kan man offt eine vermischte Essentz nehmen; als wenn man
Zimmet / Nägelein / Cubeben / ein wenig Ambra und Bisam zusammen in ein Glaß
setzet / und durch zugegossenen Brantenwein die Tinctur außziehet.
CAPUT XCIV.
Wagellanische Zimmetrinde.
Cortex Winteranus.
Namen und Gestalt.
DIese Magellanische Rinde wird von Casparo Bauhino Laurifolia Magellanica cortice
acri: von Johanne Bauhino aber Cortex Winteranus acris sive Canella alba
genennet. In den Apothecken heutiges Tags hat sie den Namen Corticis Winterani
behalten / und zwar darumb / weil sie nach der erzehlung Caroli Clussi von
Wilhelm Winter / so den Doctor Franciscum Dracke / biß zu der Magellanischen
Meerenge / Anno 1567. begleitet / von dannen in dem folgenden Jahr in Engelland
zuruck gebracht worden. Ist eine Rinde / so der geringern Zimmetrinden der
Substantz und Farb halben nicht unähnlich / ins gemein aber dicker / und etwas
äschenfarb / außwendig rauch / inwendig aber etwas geritzt und gespalten / eines
lieblichen geruchs und sehr scharffen geschmacks / die Zungen nicht weniger als
der Pfeffer beissend. Das Blatt deß Baums ziehet sich von grüner Farb auff weiß.
Er trägt Beere und Früchten Trauben-weiß zusammen gebunden; ein jedes Beere hat
viel Kernen in sich.
Ligenschafft.
Die Rinde hat wenig phlegmatischen Safft bey sich / daher seine schwefelichte und
flüchtige Saltz-theilgen / desto mehr ihre scharffe Krafft erzeigen / von denen
sie auch die Natur und Eigenschafft hat / allen überflüßigen zähen Schleim / im
Magen / Gedärm und Geblüt zu verzehren und zu erdünneren / Eßlust zu erwecken /
Verstopffungen zu eröffnen / sonderlich in der Mutter / Miltze und Leberen / die
monatliche Reinigung zu beförderen / und das scharbockische [190] versaltzene Geblüt zu verbesseren und
zu reinigen.
Gebrauch.
Diese Rinde läßt sich für Zimmekrinde / als deren sie dem geschmack nach nicht
gar unähnlich / der kräfften und tugenden halben aber gantz gleich ist /
gebrauchen / hiemit zu allen denen Kranckheiten nutzlich mag vorgeschrieben
werden / in denen der Zim̅et gelobet ist.
(Zuruckbleibende Monatli che Reinigung.) Die
Jungfranwen oder Weiber / welchen die monatliche Reinigung zuruck bleibt / oder
schlechtlich von statten gehet / können folgenden Wein sehr nutzlich trincken /
als welcher von vielen Persohnen sehr bewähret worden. Nehmt Stahel-feileten in
einem Bündelein gebunden ein loth / Corticis Winterani, oder dieser
Magellanischen Zimmetrinden ein halb loth / Nägelein ein quintl. Muscaten-blust
ein halb quintlein / Betonien / Poley / Roßmarin / Beyfuß / weissen Andorn jeder
gattung so viel man zwischen fünff Finger fasset / Pomerantzenschelffen /
Saffran / Wermuth-saltz jed. 40. gran / Zucker 4. loth. Zerschneidet und stosset
alles under einander / gießt in einem saubern Glaß ein halb Maß alten weissen
guten Wein / samt einer halb Maß Wasser darüber / vermacht das Glaß mit einer
Blasen wohl / laßts also vier Tag an einem warmlichten ort stehen / seiget es
hernach / und gebt der Patientin alle Morgen und Abend 3. biß 4. löffel voll zu
trincken; von allen sauren und scharff gesaltzenen Sachen / muß sie sich
indessen wohl hüten.
CAPUT XCV.
Krämer-nägelein. Caryophyllum.
(1. Mutternagelein.)
(2. Jhre äusserste Rinden.)
(3. Der inwendige Kern.)
(4. Die 2. Theil deß Kerns.)
Namen.
KRämer-nägelein / Kraut-nägelein / Gewürtz-nägelein heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Caryophyllum,
Caryophyllus aromaticus fructu oblongo, C. B. Caryophylli Indici, J. B.
Caryophylli Veri, Clus. Ger. Italiänisch / Garofolo. Frantzösisch / Clou de
Girofle. Spanisch / Clave de Girofe, & de Especias. Englisch / Cloves.
Niderländisch / Giroffel-nagel.
Gestalt.
Die Krämer-nägelein sind die Frucht eines Baums in India / der gleichet sich mit
seinem Stamm und Holtz dem Buxbaum / mit der Rinde dem Oelbaum / an grösse
unserer Kirschbäumen / mit den Blättern dem Zimmet-baum / außgenommen / daß sie
ein wenig runder und kürtzer sind. Diese Frucht oder Nägelein schwinget man ab
im Sommer / so sie zeitig worden. Die besten sind schwartz / schwer / nicht
leicht zerbrüchlich / scharff beissend am geschmack / oben an den Knöpfflein
breit / und so man sie zwischen den Fingern zerdruckt / geben sie eine kleine
ölichte Feuchtigkeit von sich.
Die gegenwärtige Contrafactur ist genommen / von einem Zweyglein ohne Blätter /
welches Franciscus Calzolanus, Apothecker zu Verona Matthiolo gesendet hat. An
dieser Figur sihet man auch die Mißnägelein / daß sind die groben / ungerathenen
Nägelein / die man Antophyllos, Mutter-nägelein / nennet: Item die Stiel / daran
die Nägelein hangen / Fusti genant. Die blätter aber / welche under den
Zweyglein abgemahlet ligen / hat Matthiolus von den Portugalesern bekom̅en. Es sind hiebey auch dreyerley Blätter abgerissen / und mit
dem ersten Buchstaben der Autorum, Matthioli, Clusii, Gesneri, die sie
beschrieben / gezeichnet worden.
Garzias ab horto lib. I. Aromat. Hist. cap. 21. beschreibet diese Frucht etwas
weitläuffiger also: Die Krämer-nägelein sind die Frucht eines Baums / welcher
sich mit seiner Gestalt und grösse dem Lorbeerbaum vergleichet. Die blätter sind
auch den Lorbeer-blättern ähnlich / außgenom̅en / daß sie etwas
schmäler. Der Baum ist mit vielen Aesten besetzt / und blühet gar voll. Die Blum
er zeigt sich erstlich weiß / darnach grün / endlich röthlicht / und wenn sie
hart ist / wird sie zur Frucht / welche man Nägelein nennet / dieweil sie sich
mit ihren spitzigen Köpffen den eisern Nägelein vergleichen: so man dieselbige
darnach samlet und außdörret / bekommen sie ein schwartzlichte Farb. Es meldet
auch Garzias, daß die grüne Blum alle andere Blumen am Geruch übertreffe / und
daß die Einwohner die Frucht von den Bäumen abschwingen / ein Tag zween oder
drey trucknen / darnach verwahren / und in frembde Länder verschicken. Es wächst
kein Graß umb den Nägelein-baum / dieweil die Wurtzel den Safft auß dem Erdreich
gantz und gar an sich ziehek. Der Baum soll von den abgefallenen Nägelein
wachsen / auß welchen erstlich ein junges Stäudlem entspringet / so innerhalb
acht Jahren zu einem Baum wird / welcher in die hundert Jahr bestehet. Man
samlet die Nägelein von dem 15. [191] Herbstmonat biß in Hornung / aber nicht mit den Händen / wie etliche wollen /
sondern man muß sie mit Gerten von den Bäumen abschwingen.
In dem Kömgreith Sina ist der Baum / darauff die Nägelein wachsen / so groß / wie
ein Europaeischer Birnbaum / hat bißweilen ein geraden / bißweilen auch einen
krumen Stamm / der so dick wie ein Mann / und dessen Rinde deß Oelbaums Rinde
nicht unähnlich. Die Blätter / deren etliche allein / etliche bey häuflein
zusammen sitzen / sind fast wie die blätter unserer Birn-bäumen / hangen an
länglichten stielen / und haben mitten in die länge einen dicken strich oder
nerven / davon an beyden seiten viel kleine äderlein abgehen. Der Baum hat sehr
viel grosse und kleine Zweige / welche sich zuletzt mit zarten Schößlingen
endigen: auß dero Spitzen gehen dünne stengel herfür / daran die Nägelein bey
10. oder 20. zusammen sitzen. Oben im Kopffe derselben befindet sich die Blume /
welche auß vielen an einander gefügten Fäserlein bestehet / im blühen weißlicht
/ darnach grünlicht / folgends röthlicht / endlich schwartz ist / und einen so
starcken Geruch / wie die Frucht selbst von sich gibt / jedoch einen stärckeren
bey truckenem / als nassem Wetter: woran auch die Fruchtbarkeit oder
Unfruchtbarkeit dieser Bäume hanget / weil sich in trucknen Jahren daran mehr
Früchte als Blätter befinden. Inmittelst gibt die Erfahrung / daß auch bey gutem
Wetter die Fruchtbarkeit derselben nicht alle Jahr gleich sey: denn sie umb das
sibende Jahr weniger Früchte bringen / nicht anders / als ob alsdann die Natur /
so durch grosse Fruchtbarkeit erschöpfft / sich wider erholen wollte.
Diese Fruchte / die Nägelein / sind zähe / so lange sie wachsen / aber hart /
wenn sie jhren Wachsthum erreichet; ihre Farbe ist anfänglich roth / und wird
hernach schwartz. Jhre Erndte oder einsamlung geschicht nur einmahl im Jahr /
vom Weinmonat biß in Hornung / etliche werden mit Händen abgelesen / etliche mit
Stangen oder Fleglen abgeschlagen. Diejenigen so alßdann auff den Bäumen sitzen
bleiben / fallen im folgenden Jahr von sich selber ab / da sie zwar nicht so
scharff am geschmack / alß die abgeschlagene / doch grösser und dicker sich
befinden / auch dahero thewrer geschätzk / und zu Samen gebraucht werden / umb
welcher ursach willen die Indianer sie Antophyllos, der Früchten Mutter zu
nennen pflegen. Wo etliche von diesen selbst abgefallenen Nägelein auff der
Erden ligen bleiben / und der Grund gut ist / geschichts / daß sie under sich
wurtzlen / und über sich grünen / so daß innerhalb acht oder neün Jahren
erwachsene Bäume darauß werden / die neben anderen zu gewöhnlicher zeit Früchte
bringen. Es sind die Nägelein / wenn sie erst von den Bäumen kommen / röthlicht
/ auch ein wenig schwartzlicht / und damit sie gantz schwartz werden / trucknet
man sie in der Sonnen / auch werden sie zu verhütung der Wurmstiche / ein
gewisse zeit über / in Saltz-Seewasser gelegt / und hernach in der Sonnen wider
getrücknet. Wenn sie dergestalt zugerichtet / können sie dauren / und überall in
die gantze Welt / wie geschicht / gesendet werden. Noch eines kan ich mit
stillschweigen nicht vorbeygehen / weil es überauß wunderseltzam und denckwürdig
ist / nemlich daß die Indianer / wenn sie Nägelein verkauffen / oder die
verkaufften liefferen wollen / gemeiniglich ein grosses Faß mit Wasser in die
Nägel-scheüer setzen / welches Wasser denn in kurtzer zeit auß dem Fasse sich
gäntzlich in die Nägelein zeücht / und dew Gewichte / zu grossem vortheil deß
besitzers / mercklich vermehret: Ja / das noch wunderbarer / man befindet
hernach die Nägelein fast so viel schwerer / als vorhin das Wasser schwer
gewesen.
Die Moluccischen Insuln Thernaten / Mackian / Mutier und Baziam sind ehrmahlen
mit Nägelein überflüßig befruchtet gewesen / daß man sie nach aussaa Herren von
Mandelslo die Nägelein- oder Nelcken-Insulen geheissen; Jetzo aber gäntzlich
davon entlößt / nich zwar durch stieffmütterliche ungewogenheit der Natur /
sondern des Glücks / welches der milten und gütigen Mutter ihre Gaaben dem Land
mißgegönnet / denn die Einwohner dieser Insulen haben sich von den Herren
Holländeren mit etlich tausend Thaleren verblenden / und durch solche silberne
Redkunst überreden lassen / alle daselbst vorhandene Nägelein-bäume mit der
Wurtzel außzureissen / damit solches Gewürtz künfftig nicht gar zu wohlfeil
wurde / und ihre hoffnungen eines grossen gewinns schmälerte. Vber welche
unverantwortliche That Herr Guilhelmus Piso in Mantissâ aromaticâ cap. 5.
nachfolgende bedenckliche Klag führet. Unsere Leuthe / gleich wie sie einig und
allein ihren Profit / Vortheil und Gewinn gar embsig suchen; also lassen sie
sich dabey interessieret beduncken / daß ein so edles Gewürtz nicht durch die
Menge / und Göttllich verliehene Fruchtbarkeit wohlfeil werde. So kühnlich darff
der unmäßige Gesätz- und vernunfft-lose Geitz sich understehen / dem Herren der
Natur / und Geber alles guten selbsten / seine milte Güte und Wolthätigkeit
auffzurücken. Es sind aber noch übrig under den Moluccischen Insuln Tidor und
Marigeron / welche in Spanischer Gewalt / und ingleichem Annboine / dahin die
Niderländer noch zur zeit handeln. An solchen örtern findet man / Gott Lob !
noch einen guten Vorrath von Nägelein-gewächs / wenn solches nicht wäre / wurde
man wenig von diesem edlen Gewürtze in Europa mehr sehen.
Die Gewürtz-nägelein / wenn sie gantz zeitig / reiff und auffgeschwollen sind /
werden ins gemein Antophylli, die unreiffen aber Caryophylli aromatici genennet.
Sie werden zimlich verfälscht in Europam gebracht / weilen sie eins theils in
dem saltzichten Meer-wasser eingebeitzt / hernach auch in Europa / damit sie
desto schwerer seyen / mit Wasser angefeuchtet werden / dadurch dann ihrer
krafft ein merckliches abgehet. Ja es glauben viel / es werde in Indien zuvor
das öl umb etwas darauß destillieret / ehe sie in Europam gebracht werden /
nur [192] damit man sie in diesen Landen
nicht pflantzen könne.
Eigenschafft.
Die Nägelein haben viel scharffes / mit flüchtigem Saltz vermischtes öl / daher
sie alle dem Zimmet zugerechnete Eigenschafften in höherem grad besitzen.
Gebrauch.
Es werden die Krämer-nägelein in der (Schlag / Krampff /
Zitteren / Unempfindlichkeit der Glieberen.) Speiß und Artzney mit
grossem Nutzen gebraucht: Sie dienen wider alle Kranckheiten des Haupts / so von
Kälte ihren Ursprung haben / als da ist der Schlag / Krampff / Zittern und
Unempfindlichkeit der Gliedern.
Welcher ein kalten blöden Magen hat / (Kalter blöder
Magen / Erbrechen.) nicht wol däwet / und sich viel erbrechen muß /
der mache ihm ein solch Magen-pulver: Nimb Calmuß / Galgan jedes ein halb loth /
Zimmetrinden / Imber und Nägelein jedes ein quintlein / Muscatenblust /
Pariß-körner und Pfeffer jedes ein halb quintlein / feinen Zucker 20. loth /
stoß alles zu einem reine̅ Pulver / und nimb darvon ein halben
Löffel voll auff einer mit Malvasier oder rothem Wein angefeuchten schnitten
Brot.
(Aufblähen des Magens / Bauchgrimmen.) Wider das
Auffblähen des Magens und Bauchgrimmen / so von Kälte herkombt / sind auch die
Nägelein gut / darzu man nachfolgende Tresney gebrauchet: Nimb Zimmetrinden ein
quintlein / Nägelein / Muscatblust / Aniß / Fenchel / Imber / Galgan jedes ein
halb quintlein / Zucker fein acht loth / stosse alles zu einem reinen pulver /
und brauche es wie ein Tresney.
(Würgen / Erbrechen un̅ Durchlauff des
Magens.) Wider das Würgen / Erbrechen und den Durchlauff des Magens /
so von Kälte verursacht wird; Nimb ein schnitten gebähet Brot / nässe sie in
Malvasier / bestrewe sie mit ein wenig gestossenen Nägelein / und niesse also
dieselbige.
(Ohnmachten des Hertzens.) Es werden auch die
Nägelein gar nutzlich gebraucht wider die Ohnmachten des Hertzens / daher man in
Portugall auß den frischen Nägelein ein köstlich Wasser brennet / das garwol
riecht / und ein kräfftige Hertzstärckung ist.
(Gut wohlschmackend Bier zu machen.) So man gut
wol-schmackend Bier haben wil / soll man in das Faß ein halb loth zerstossene
Nägelein und so viel gedörrte Lorbeern in einem Säcklein hängen.
(Schwindel / Ohnmachten.) Nägelein im Mund gekewet
/ vertreibet den Schwindel / und wendet die Ohnmachten des Hertzens.
(Kalte Flüß.) Avenzoar schreibet / er habe von
langer zeit erfahren / daß so man gestossenes Nägelein-pulver auff die Scheitel
des Haupts strewet / verzehre es die kalten Flüß / man muß aber zuvor die
Scheitel mit Brantenwein anfeuchten / damit das Pulver kleben bleibe / und ein
Nachthauben oder ein Käpplein auffsetzen.
Auß den Krämer-nägelein wird auch ein köstliches Oelgemacht. Es gibet Krafft
allen natürlichen Gliedern des Leibs / reiniget (Melancho lisches Geblüt / Schwindel /) das melancholische Geblüt /
stärcket das Haupt und Hertz / ist sonderlich gut wider den Schwindel / Morgens
nüchtern zwey Tröpflein in einem Löffel voll weissen Wein eingenommen. Auff
gleiche weiß dienet es (Kalte Gebresten der Mutter und
Gedärm / Bauchgrimmen / kalter Magen / Erbrechen. Zahnschmertzen.)
auch wider die kalte Gebresten der Mutter und Därmen / vertreibet dahero das
Bauchgrimmen: über das ist es auch dem kalten Magen sonderlich gut / stärcket
und erwärmet denselbigen / und stillet das Erbrechen. Einpaar Tröpfflein in ein
wenig baumwollen gegossen / und auff die schmertzhaften Zähn gelegt / stillet
den Schmertzen.
Das Nägelein-öl wird auff folgende weiß destilliert: Nehmt einen guten theil der
Gewürtz-nägelein / stoßt sie zu einem dicken Pulver / gießt loh Wasser darüber /
laßts also vier tag in warmem Sand stehen / destilliert es hernach auß einem
zinnernen oder kupffernen Kolben / und sönderet das Oel mit Baumwolken / oder
durch ein Separierglaß davon ab. Auff gleiche weiß wird auch auß Zimmet /
Muscaten-blüthe / Muscatnuß / Pfeffer und Zittwen-wurtzen das Oel destillieret
und separieret.
So werden auch die Gewürtz-nägelein zu viel anderen Compositionen gebrauchet /
als zum Exempel / in das Anhaltische Schlagwasser / in alle Lebens- und
Magen-wasser / in die Aquam auream, oder Gicht-wasser Johannis Langii, in das
Elixir Vitae Matthioli, die Aquam Apoplecticam Langii, Aquam Physagogam, und
Mastichinam Zvvelferi, in den Balsamum Embryonum, oder Kinder-balsam / in die
Aquam Carbunculi, und viel andere mehr.
(Ohumachten / Schlag / Schlaffsucht / Gichter.)
Der Nägelein-balsam vnter die Nasen gestrichen oder daran gerochen / wendet die
Ohnmachten / verhütet den Schlag / Schlaffsucht und Gichter.
Garzias ab horto meldet / daß die Moluccaner die grünen Nägelein mit Saltz und
Essig einmachen / und sich derselbigen gebrauchen / ja wenn sie noch gar zart
sind / machen sie diese mit Zucker ein / welches gar ein liebliche anmüthige
Speiß seyn soll.
CAPUT XCVI.
Amomen. Amomum.
|| [193]
Geschlecht.
Das erste Geschlecht dieses frembden Gewächs / ist Amomum verum Ger. emac. Park.
racemosum, quod verum esse credimus Amomum, C. B. Amomum novum, Cardamomi
vulgaris facie, sive Indicus racemus, I. B. Dieses Gewächs wird von niemand
gantz beschrieben / seine Frucht oder Trauben allein aber hat Dr. Nicol.
Maronea, in seinem büchlein von dem Amomo, also auffgezeichnet. Es ist / sagt er
/ ein kleine Frucht / in form der Trauben / ohne stiel / auß einem schößlein /
oder gerilein herfür wachsend / auß zehen oder zwölff Beeren bestehend / welche
also hart zusammen gedrungen / daß sie einander kleine höle eintrucken. Diese
Frucht wird von einem runden / daumens langen / scharffriechenden und
schmäckenden Holtz / so mit blätteren / hauffenweiß gezieret / getragen. Die
längsten blätter sind über einen halben zoll nicht lang / im übrigen dünn /
fibrosisch / scharff und starck riechend. Der Frucht oder Beeren deß Amomi figur
und dicke ist rund / und in grösse eines mittelmässigen Traubenbeers. Diese
Fruchttäschlein des Amomi, sind außwendig mit gantz subtilen fäserlein / oder
nerven / wie auch mit holen linien gestreiffelt und gezieret. In solchen Beeren
allen stecken drey reihen Samen / welche eckicht / und mit dünnen häutlein
umbgeben / auch dicht auff einander ligen / daß sie nicht grösser scheinen als
drey eintzele ablange Samen. Die farb dieser Beeren / gleich wie auch des
Holtzes ist in etlichen weiß / in anderen bleich / in den dritten etwas
braunroth. In den weissen Früchten sind die Samen gemeiniglich nichts nutz; in
den braunrothen aber sind sie gut / von aussen schwartzbraun / von innen aber
weiß / satt / leicht zerbrüchlich / eines starcken nicht unlieblichen geruchs /
ja dem Geruch deß gemeinen Lavendels nicht unähnlich; die außgehobenen Samen
riechen hefftiger / aber nicht mehr so angenehm.
II. Das ander Geschlecht ist das Amomum spurium, Ger. Park. Amomum spurium
foliosum, C. B. Hamama Arabibus, i. e. Rex columbinus. Amomum verum quorundam.
I. B. Dieses Gewürtz ist von Johanne Bauhino in der gestalt der Aehre deß
Arabischen Stöchas gesehen worden / mie vielen schüppicht über einander ligenden
blättlein / so weißgelb / wolriechend / eines bitterlichen scharffen /
kleberigen Geschmacks.
Eigenschafft.
Dise Frucht und Samen hat wenig saft / aber etwas flüchtigen saltzes und öls in
sich / dannenher die Tugend zu erwärmen / die Lebens-geister auffzuwecken /
alles dicke und zähe zu erdünneren und zu resolviren; die verstopffungen deß
Miltzes / des Gekröses / Faulfleisches und der Mutter zu eröffnen.
Gebrauch.
(Harte geschwulst.) Amomen zerstossen / under die
vertheilenden pflaster gemischt / und über harte Pituitosische geschwulsten
gelegt / verzehret und vertheilet dieselbige nach und nach.
(Bienen un̅ Scorpionen-stich.) Das
pulver mit dem Basilien-kraut vermischt / und über die Bienen-stich /
Scorpionen- und (Schlangen-biß.) Schlangen-biß
gelegt / mag sie wol heilen.
(Versteckte monatliche reinigung / Nierensand und
Schleim.) Sonderlich ist solch pulver nutzlich / zu stärckung des
Magens / vertreibung der Hauptschmertzen / widerbringung der versteckten
monatlichen reinigung / außtreibung des Nierensands und Schleims.
CAPUT XCVII.
Gemeiner pfeffer. Piper vulgare.
Namen.
DEr gemeine Ost-Indische Pfeffer heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Piper. Italiänisch / Pepe. Frantzösisch /
Poivre. Spanisch / Pimienta. Englisch / Pepper. Niderländisch / Peper.
Stell und Gestalt.
Der gemeine Pfeffer wächst in Indien / ist zweyerley / rund und lang. Die Spanier
und Portugaleser / welche über Meer auff Calecuth / Taprobana / Jaua und andere
Insulen des Indianischen Meers schiffen / von dannen allerley Specereyen
abzuholen / beschreiben uns den Pfeffer also.
Der runde schwartze Pfeffer wächst auff zarten Reben / die sich zu den andern
nächsten Bäumen gesellen / und daran auffsteigen. Diese Reben oder Gertlein sind
dem Singrün nicht vnähnlich / aber die Blätter vergleichen sich dem
Citronenlaub. Die Frucht oder der Pfeffer wächst zusam̅en
gedrungen / wie Trauben. Im Weinmonat werden diese Beer zeitig / als dann liset
man sie ab / legt sie auff ein Matzen von Palmenblättern geflochten / und läßt
sie in der heissen Sonnen dörren / biß sie schwartz und runtzlicht werden / so
gemeiniglich in dreyen tagen geschicht.
Der runde weisse Pfeffer wird vnzeitig eingesamlet / und von seiner ausseren
Schalen gesönderet / darumb ist er nicht so lieblich und scharff als der
schwartze.
|| [194]
Der lange Pfeffer hat seinen besonderen Baum / daran hangt er wie ein wurm oder
butzen an der Haselstauden / mit viel kleinen Körnlein besetzt. Dieser Pfeffer
ist der schärffste.
Der runde / weisse und lange Pfeffer werden meistentheils zu de̅
Artzneyen gebraucht / dargegen ist der schwartze runde Pfeffer mehr in der küche
bekannt.
Das Gewächs des runden Pfeffers / wie es allhie gestaltet / hat Matthiolus nicht
gesehen / ist aber ihme von einem Portugaleser / welcher zu Calecut gewesen /
also abgemahlet worden. Die gantze Trauben / wie die Körner beysammen wachsen /
hat er offt gesehen / und ist ihme erstlich von Francisco Calzolario
Apotheckeren zu Verona mitgetheilet worde̅.
In der abgerissenen Figur ist Matthioli Pfeffer / wie ihme ein Portugaleser
denselbigen zugestellet / mit M bezeichnet. Die andern blätter hat Camerarius
selber offt under dem in menge gelegenen Pfeffer gesamlet / und die Frucht in
Essig gebeitzt / mit dem Imber und Cardamömlein / von guten Freunden bekommen.
Ist wol möglich / daß diese spitzige blätter / die sonst sollen etwas kleiner
seyn als die von den Citronen / und sich das gantze Gewächs an andere Bäume
sonderlich an den Dattelbaum und den baum Faufel genannt / wie die Weinstöck und
Eppich anhänget / von dem jungen Gewächs seyn / oder vnterwegen zu sehr dürr
worden. Etliche zeigen auch an / daß der weisse runde Pfeffer nicht an einem
Gewächs mit dem schwartzen als ein vnzeitiger wachse / vielmehr seye er ein
absonderliches Gewächs / vnterscheiden von andern / wie die schwartze und weisse
Weinreben: wird weniger gefunden / und ist auch viel besser als der schwartze.
Dieweilen aber des Matthioli Figur von fürnemmen Botanicis in Zweiffel gezogen
wird / ist allhier ein bessere beygesetzt worden / so den grossen und kleinen
Pfeffer / wie auch die Trauben des schwartzen Pfeffers besser fürbildet.
Der beste Pfeffer ist / welcher nicht sehr runtzlicht / nicht verlegen oder
wurmstichig / auch nicht schuppicht / sondern frisch / schwer / derb / schwartz
und am geschmack scharff ist. Man fälschet auch den Pfeffer / aber dieser betrug
wird erkannt / so man die Körner ins Wasser legt / denn der falsche Pfeffer
zergehet / nach dem er weich worden / aber der rechte Pfeffer bleibet gantz.
Herr Johann Albrecht von Mandelslo berichtet in seiner Morgenländischen
Reisebeschreibung im 141. blat / daß in Malabar der Pfeffer sehr häuffig wachse
/ welcher wegen seiner groben Körner / schwere und güte / der allerbeste in
gantz Indien gehalten werde / (nach diesem der auff Sumatra und dann der auff
Java) die Einwohner treiben darmit sehr grossen Handel / und werden jährlich auß
Cananar / Calicut und Cochin etlich tausend Centner außgeschiffet.
Herr Walther Schultzen beschreibet mit me???rerem berich / in seiner
Ostindianischen Reise / im 3. buch am 16. cap. den Pfeffer also: Der Pfeffer ist
zweyerley der runde und der lange.
Der runde Pfeffer wird nicht weit von dem Meer-Busen gesäet und gepflantzet /
auff einem fetten Lande / und komt bey eingesteckten Pfälen / wie der Weinstock
an den Rebenpfälen / empor. Wenn man ihn mit asche und mist tünget / wächset er
länger denn die gewöhnlichen Pfäle sind / und hänget herunter wie der Hopffe /
oder die Türckische Bohnen / ist auch so zähe wie dieselben / und hat viel
schößlinge / welche / wo sie sich an keinen Bäumen oder Sträuchen auffhelffen
können / nidrig bey der Erde hinkriechen. Säet man ihn auff ein fettes Land / so
bringet er innerhalb Jahrs / häuffige Früchte / und nimbt an Fruchtbarfeit von
Jahren zu Jahren / nach dem der Grund beschaffen / zu oder ab. Die Wurtzel / so
er in die Erde schlägt / ist voll kleiner zäher faseln. Die blätter sind den
Epheu-blättern nicht vngleich / haben in der mitte eine breite holkehle / davon
viel strichlein an beyden seiten abgehen; sie wachsen auß den Knospen der Zweige
/ und sind außwendig gantz grün / jnwendig aber nur bleich-grün gefärbet. Es
sitzet der Pfeffer bey gantzen Püsch- oder Träublein zusammen / welche nicht nur
mitten an den Zweigen / sondern auch vorn an den spitzen hangen. Die
Pfefferkörner sind zu erst grün / aber hernach wenn sie reiff worden / schwartz.
Die reiffen Körner werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze haut
viele Runtzeln bekomt: wenn dieses geschehe / und der Pfeffer seine schärffe
erhalten / so wird er alsdenn in alle Welt verführet. Wenn diese haut frisch und
grün weggenommen wird / entstehet eine besondere art Pfeffer / der runde weisse
Pfeffer genannt / welcher schärffer / thewrer / und anmühtiger / als der
schwartze fällt / auch von fürnehmen Leuthen in Indien offt an statt des Saltzes
gebraucht wird. Und nimbt man [195] solche
schwartze haut der gestalt hinweg / daß man den reiffen Pfeffer in See-wasser
leget / darin̅ die haut schwellet / barstet / und ihr die weissen
Körner leichtlich nemmen lässet / welche man hernach in der Sonnen dörret. Er
wächst häuffig in Malacca / auff Groß-Sumatra / wie auch auff der Insul Groß
Java / also daß jährlich viel Schiffs-ladungen hin und wider versendet werden.
Der lange Pfeffer wächset sonderlich in Bengalen / Malabar / und in andern
Asiatischen Ländern: diesen Pfeffer gebraucht man allda nicht zur Speise /
sondern zur Artzney / allermeist wider den gifft / dem er auch kräfftig
widerstehet / und daher theurer / denn der ander verkaufft wird. Zwischen seinem
und dem vorigen stamm / ist schier kein unterscheid / ohne / daß der blätter
farbe und gestalt ein wenig anders fällt. Es wächset ebenmässig bey gantzen
püschlein / und zwar an zimlich langen stenglen / welche offt viel Feuchtigkeit
bey sich haben; wenn selbige sich verlieret / werden die körner wurmstichig: er
brennet im übrigen so sehr auff der zungen und im halse / wie der runde.
Eigenschafft.
Der Ost-Indische Pfeffer ist warm und trucken im vierdten grad: Hat ein scharffes
/ flüchtiges / häuffiges / alkalisches Saltz und wenig öl bey sich / daher sehr
gute Eigenschafften / überall durchzudringen / zu eröffnen / die dicken Säffter
zu erdünneren / und der Säure zu widerstehen.
Gebrauch.
(Ralter verschleimter magen / bläst.) Der
Ost-Indische Pfeffer stärcket den kalten magen / verzehrt de̅
sauren schleim desselbigen / macht den natürlichen saurteig wider flüchtig und
gut / befürderet die däwung / macht lust zum essen / und vertreibet die bläst.
Ein sonderlich pulver / Species fortes genannt / man brauchet es / so man etwas
starck würtzen will. Nimb schwartzen Pfeffer zwey Loth / Ingwer ein Loth / des
besten Saffrans ein halb quintlein / Nägelein / Galgant jedes ein quintlein:
stoß alles zu einem reinen pulver.
(Kälte oder frieren des Fiebers.) Es werden viel
Leuth gefunden / welche wider das kalte oder frieren deß Fiebers nemmen langen
Pfeffer / Calmus / Zittwan / Ingwer / und Entzian / legen diese stuck in
gebranten Wein / und thun von anfang des Frosts eintrüncklein davon. Etliche
trincken Pfeffer mit Wein wider das schütteln der Fieber. Andere brauchen wider
das langwürige Fieber nachfolgende Artzney: Sie nemmen Pfeffer / Ingwer /
Zittwan / Zimmet jedes ein wenig / schneiden alles zu kleinen stücklein /
trincken es in gutem warmen Weinessig / und legen sich alsdann in ein warm bett.
Aber diese schlagen nicht bey allen wol an.
(Viertägiges fieber.) D. Franciscus Joëlis, in der
hohen Schul zu Gryphswalden Professor, vermeldet / so man etliche tag
nacheinander neun pfefferkörnlein verschlucke / sollen sie das viertägige Fieber
vertreiben.
Es wird auß den pfefferkörnlein auch ein öl destilliert / welches an kräfften und
tugenden dem destillierten Nägelein-öl gleich. Es gibt aber viel weniger öl auß
als andere Gewürtze. Von disem distillierken öl drey biß vier tropffen mit dem
Extract von Entzian-wurtzel zu pillen vermischt / oder allein in Wermuth-Essentz
etlich mahl vor dem (Viertägig Fieber.) anstoß
der viertägigen Fieberen / nach zuvor wol gereinigtem Leib / eingenommen / ist
ein sehr bewährtes mittel solche Kranckheit auß dem grund zu vertreiben.
CAPUT XCVIII.
Wohrenpfeffer. Piper AEthiopicum.
Gestalt.
DEr Mohrenpfeffer wächst in langen schotten wie die Faseln oder Erbsen. Die
körner sind kleiner als der gemeine Pfeffer. Man bringt ihn mit andern Gewürtzen
auß Egypten und der Statt Alexandria / darumb er auch Egyptischer Pfeffer
genennt wird. Die schwartzen Mohren brauchen wider das Zahnweh diesen Pfeffer
(Zabnweb.) gleich wie wir den Bertram / sie
kewen ihn im mund / und legen ihn auf den bösen Zahn.
CAPUT XCIX.
West-Indianischer Pfeffer.
Siliquastrum.
Namen.
WEst-Indianischer / Brasilianischer oder Calecutischer Pfeffer / heißt Lateinisch
/ Siliquastrum, Piper Indicum, Piper Calecuticum, Piper Hispanicum, Piper
Brasilianum, Piper Capsicum. Italiänisch / Pepe Cornuto, Pepe d’India.
Frantzösisch / Poivre des Indes occidentales. Englisch / Peper of India.
Niderländisch / Bresilie Peper / Peper von Indien.
Gestalt.
Der West-Indianische Pfeffer wächst wie ein drauschlichtes Bäumlein mit vielen
|| [196]
West-Indianischer Pfeffer.
Siliquastrum.
Dreyerley West-Indianischer Pfeffer.
Siliquastri varietas triplex.
(???Runder pfeffer.)
(???Pfeffer wie ein Hertz.)
(???Langer pfeffer.)
holen ästlein / die werden mit schwartzgrünen blättern bekleidet / vergleichen
sich bey nahe den gemeinen Nachtschatten-blättern / sind jedoch spitziger un̅ schmäler: die blümlein erscheinen bleichweiß in grösse der
jetzgedachten Nachtschatten / darauß folgen grüne schotten / fingers lang; bey
dem stiel sind sie breit / an dem ende spitzig / wie die schäiden. Ehe sie
zeitig / werden sie zuvor am Stamm gantz schwartzgrün / darnach verwandlen sie
sich in ein schöne klare Corallen rothe farbe. Etliche bleiben gelb oder
schwartz / an der gestalt sind sie breit / länglicht / rund und sonst anderst
formiert. Dise Frucht hat viel breiten gelben samen der ist am geschmack
hitziger / schärffer und hänniger als sonst kein pfeffer. Von solchem samen mag
man jährlich newe stöcklein auffzielen / welche doch nicht allezeit gerahten /
oder zeitig werden mögen / die wurtzel ist eintzig / weiß und zaßlicht.
Der West-Indianische Pfeffer ist ein frembd Gewächs / und auch newlich in
Teutschland auffkom̅en wird in den schärben und wurtzgärten
gezielet. Er mag keine kälte dulden / muß außgesetzt / da er noch jung ist / und
nicht geblühet hat / oder in dem Winter in der Stuben behalten werden / so
bringt er im folgenden Sommer widerum frucht.
Eigenschafft.
Der West-Indianische Pfeffer erhitzet und tröcknet im vierten grad: hat viel
scharffes / flüchtiges / alkalisches saltz / neben wenigem öl bey sich / und
daher gleiche eigenschafft mit dem gemeinen Pfeffer.
Gebrauch.
Der West-Indianische Pfeffer hat nach der meinung Matthioli, eben die krafft /
wie der gemeine Pfeffer / darmit man die speiß würtzet. Aber Rembertus Dodonaeus
pempt. 5. lib. 4. cap. 26. vermeldet wol / daß die nicht recht thun / welche
diesen Pfeffer an statt des gemeinen Pfeffers täglich gebrauchen / denn er der
Leber und anderen innerlichen Gliederen schaden zufüget.
R. P. Gregorii de Reggio, Capuciner-Ordens / außführliche Beschreibung der 12.
Geschlechten das West-Indischen oder Americanischen Pfeffers.
(Vier Geschlecht des Americanischen pfeffers / mit
ihrer auffgereckten frucht.)
|| [197]
(Vier Geschlecht des Americanischen Pfeffers / mit
jhrer undersichhangender frucht.)
(Vier andere Geschlecht des Americanischen
pfessers.)
Demnach gemelter P. Gregorius, ein wolerfahrner Botan c???s, den West-Indischen /
oder Americanischen Pfeffer / wie er in Italien zu Bononien fortgepflantzet wird
/ in Italiänischer Sprach zierlich beschrieben / und es darauff Carolo Clusio,
dem fürnehmen Botanico damaliger zeit / belieben wollen / solche Beschreibung in
die Lateinische Sprach zu übersetzen / habe ich nicht umbgehen können / diese
zwölf Geschlecht neben jhren Figuren / wegen jhrer zierlichkeit in Teutscher
Sprach alhier bey zubringen.
Das erste Geschlecht des Americanischen Pfeffers vergleicht sich mit seinen
blättern dem Garten-Nachtschatten-kraut / jedoch sind sie etwas grösser und
länger / der stengel ist zwo elen hoch / und bißweilen höher / wie auch nidriger
/ nach dem er an ein ort gepflantzet wird / entweder in scherben / oder in den
Gärten im fetten Grund / er scheinet grün / und mit knöpffen oder gläichen
unterschieden. Seine weisse Blum bestehet auß 5. oder 6. blätlein / wie die
gemeine Nachtschatten-blum / auß welcher ein runde auffrecht-stehende Frucht
wachset / so sich einem Apffel vergleichet die ist von anfang grün / wenn sie
zeitiget / röthlicht / und so sie zur volkommenen zeitigung gelanget / hat sie
eine farb wie die rothen Corallen. Er wird auch im Fürstlichen Eystättischen
Garten gefunden.
Das ander Geschlecht vergleichet sich dem ersten mit seinem stengel / blättern
und blumen / denen ihr frucht nachfolget / so einë hörnlein ähnlich ist / und
drey oder mehr qwer finger lang wird / sie stehet mit jhrem spitz auffrecht /
ist von anfang grün und hernach roth.
Das dritte Geschlecht bringet ein nidrigen stengel / und kleinere blätter herfür
/ als die vorigen. Die Blum ist jhnen gleich / wenn sie abfallet / erscheinet
die auffgereckte Frucht / die umb das halbe kleiner / erstlich grün und nach
jhrer zeitigung roth / wie die Corallen wird. Man findet es auch in vorgemeltem
Garten.
Das vierte Geschlecht hat einen geraden stengel / so zwey oder drey elen hoch
wachset / und in viel nebenzweiglein getheilt ist / welcher hernach mit
wunderlich schönen Blumen und Früchten gezieret wird. Die Frucht ist von anfang
grün / wenn sie zeitiget / schwartz / und nach jhrer zeitigung roth. Die blätter
sind den Lorbeerblätteren ähnlich. Es wächst auch in dem Fürstlichen
Eystättischen Garten.
Das 5. Geschlecht vergleichet sich mit seinen blättern / der grossen
Garten-Basilien / der stengel ist anderthalb elen hoch. Die Blumen sind weiß /
und bestehen auß 5. oder 6. blättlein welchen die Frucht nachfolget / so an
jhrem stiel nidsich hanget / ist an der gestalt dem Hertzen gleich / erstlich
grün und nach der zeitigung roth / wie ein Corallen. Dieses wird auch in dem
Fürstlichen Eystättischen Garten gefunden.
Das sechste Geschlecht wird an seinen blätteren von dem Garten-Nachtschattenkraut
nicht underscheiden. Der stengel steigt zwey elen hoch / und bringt bey jedem
gläich ein Blum / so den vorigen ähnlich ist / deren die Frucht wie ein Oliven
nachfolget / welche von anfang grün / nach der zeitigung roth / und an jhrem
stiel nidsich hanget.
Das sibende Geschlecht vergleichet sich mit seinen blättern und blumen dem
Nachtschatten / der stengel ist zwey elen hoch / die Blumen sind weiß / auß
welchen die Frucht entspringet / so mit einer wilden Kirschen übereinstimmet /
und an einem jeden gläich nidsich hanget / sie ist erstlich grün / und nach der
zeitigung roht. Man findet jhne [198] auch in
dem Fürstlichen Eystättischen Garten.
Das achte Geschlecht ist mit seinem stengel und blättern auch dem
Nachtschattenkraut ähnlich. Die Frucht wird breit und runtzlicht / komt an der
farb mit der vorigen überein / und gibt einen lieblichen Geruch wie die
Pomerantzen von sich.
Das neunte Geschlecht bringet gleiche blätter wie die vorigen / der stengel ist
anderthalb elen hoch / die Blumen sind weiß / denen die Frucht nachfolget / so
fünff qwer finger und ein halben lang wird / auch gegen der Erden hanget / und
sich einem Gämbfen-hörnlein vergleichet. Mit der farb kommet sie mit den vorigen
überein. Es wird auch in dem Fürstlichen Eystättischen Garten angetroffen /
allda zugleich ein kleinere art herfürkomt.
Das zehende Geschlecht bringet kleinere blätter als die vorigen / wächst elen
hoch / trägt weisse blumen / denen ein Frucht nachfolget / so wie die vorige
gestaltet / jedoch umd das halbe kleiner ist.
Das eilffte Geschlecht kommet an der gestalt mit den zwey vorhergehenden übereyn
/ und wird allein in diesem underscheiden / daß seine Frucht nicht so spitzig /
sondern gleicher dicke ist / an dem äussersten theil scheinet sie etwas enger /
und mit einem nerven begabet zu seyn / welcher sie gleichsam in zwey theil
unterscheidet. Er wird auch wie das nachfolgende in obgemeltem Garten gefunden.
Das zwölffte Geschlecht vergleicht sich mit seinem stengel / blättern und blumen
mit den vorigen / der gröste underscheid ist an der farb der frucht / welche wie
eine zeitige Pomerantzen goldgelb scheinet.
Wen̅ nun die stengel / äste und blätter diser zwölff Geschlechter /
des West-Indischen oder Americanischen Pfeffers recht betrachtet werden /
befindet sich genugsam / daß sich die blätter den Nachtschatten- oder des
Lorbeerbaums-blättern vergleichen / und wegen ihrer sattgrünen farb schwartz
licht scheinen. Ihre stengel und äste halten ein Marck in sich wie der Holder /
sind in viel äste / und diese widerumd in andere nebenzweiglein zertheilt / an
denen zwey ungleiche blätter hangen / zwischen welchen meistentheils die weissen
blumen herfür kom̅en / so in 5. oder 6. blättlein wie ein stern
getheilet / und in der mitte wenig fädemlein haben: wenn die Blumen abgefallen /
wachsen allgemach jhre schotten hernach / so ungefehr eines fingers lang und
daumen breit sind. Wenn man nun dise schotten öffnet / findet man viel samen
darinn / der den Linsen ähnlich und weiß-gelblicht ist. Ihre vielfaltige
wurtzeln sind zasicht. Diser Americanische Pfeffer ist sehr scharff / also daß
er auch die haut auffetzet: so man die schotten öfnet und den samen herauß nimt
/ gibt er einen solchen scharffen geruch von sich / daß man oft niessen / starck
husten und sich mit gewalt erbrechen muß. So man jhne offters anrühret / ziehet
er eine solche hitz in die Hände / als wenn sie in dem Fewr gehalten wurden /
wie den̅ solches vorgemelter P. Gregorius selbsten erfahren / als
er den samen auß den schotten genommen hatte / dahero man die händ bey zeiten
mit frischem Brunnwasser oder Wein abwäschen solle.
Dieweilen in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten noch zwey schöne grosse
Geschlecht des West-Indischen Pfeffers gefunden werden / wollen wir jhre
Beschreibung alhier auch beysetzen.
Das erste Geschlecht des grossen Indianischen Schoten-pfeffers hat viel gantze
un̅ grüne blätter / so länger und mehr außgespitz sind / als
die breiten Basilien- oder gemeine Nachtschatten-blätter / sie tragen lange
stiel und um̅geben ohne ordnung den stengel / welcher grün /
holkelicht / und in viel nebenzweig zertheilet wird. Seine kleine Blumen sitzen
auff jhren stielen / kommen auß den gläichen der blättern herfür / und bestehen
auß 5. weissen blättlein / welche das grüne in der mitte ligende sternlein
umbfassen. Die Frucht ist rund / und etwas kleiner als die Pomerantzen / auch
mit etlichen spalten oder furchen durchzogen / sie hanget nidsich / ist von
anfang grün / und bekomt bey jhrer zeitigung ein anmüthige rothe Corallenfarb /
wild auch mit vielem samen angefüllt / welcher rund in der grösse der Linsen /
und am geschmack scharff ist / die lange und rahne wurtzel wird mit dünnen
zaseln behenckt.
Das ander Geschlecht ist von dem ersten allein an der Frucht underscheiden /
welche roth / rundlicht / und etwas kleiner als die Melantzen-äpffel scheinet /
unden gehet sie in einen unschädlichen spitz auß. Dieses Geschlechts wird noch
ein kleinere art alda angetroffen / so gantz runde schoten und unden ein
scharffen spitz hat.
CAPUT C.
Jamaischer Pfeffer-baum.
Piper Jamaicense.
Namen.
DEr Jamaische Pfeffer-baum heißt auff Lateinisch / Piper Jamaicense, Arbor
Jamaicensis piper ferens, piper odoratum Jamaicense nostratibus, I. Raj. Amomum
quorundam odore caryophylli, I. B. Amomum aliud quorundam, &
Caryophyllon Plinii Clusio suspicatum, Park. Caryophyllus aromaticus fructu
rotundo, Caryophyllon Plinii, C. B. Xocoxohitl, sive Piper Tavasci, Fr.
Hernandes. Piper Chiapae, D. Redi. Arbor piper ferens, Theveti, Lugd. Englisch /
Dweet-scented Jamaica-Pepper; or All-spice.
Gestalt.
Ist ein zimlicher Baum / dessen wurtzeln und Stamme ein hartes / festes / weisses
holtz haben / und mit zweyfacher rinde bedeckt sein sollen / deren in̅ere zwar dick / braunschwartz / und eines scharffen Geschmacks;
die aussere aber dünner / einer gelb-grawlichten farb / und annoch schärffer am
geschmack seye. In den blätteren erzeige sich der grösse halben ein underscheid
/ in dem etliche biß sieben zoll lang und drey breit / andere kürtzer und
schmäler; alle aber sind unzerkerfft / oben außgespitzt / einer grawlicht-grünen
|| [199]
Jamaischer Pfeffer-baum. Piper Jamaicense.
farb / und sehr scharffen geschmacks. Die Blüthe erscheine scharlach-roth / und
in gestalt des Granatenblusts; mit einem geruch der Pomerantzen-blühte. Die
Frucht wächst büschelein-weiß beysammen / und wie die Weintrauben / viel an
einem kam̅. Sie ist rund / grösser als der runde Pfeffer / mit
einer braunschwartzen / runtzlichten rinden oder schalen / begreifft zwey
schwartze / mit einem grün-schwartzen häutlein bedeckte kernlein in sich / die
äusserliche figur dieser Frucht kommet sonsten sehr wol / mit dem Granatäpffel
überein: sie hat einen scharffen Gewürtz-geschmack / fast wie die
Gewürtz-nägelein. Darumb sie auch heut zu tag häuffig in Engelland geführet /
und daselbsten als ein Gewürtz zu den Speisen in den Küchen gebraucht wird; man
nennet es aldorten All-spice / weil es an statt aller anderen Gewürtzen dienet.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es hat diese Frucht gleiche Eigenschaffe mit den Gewürtz-nagelein / ist warm und
trocken im dritten grad / und also mit einem aromatisch-ölicht-flüchtigen saltz
begabet; dadurch sie die Tugend bekom̅en das Hertz zu stärcken /
die erkaltete Mutter zu erwärmen / die verstopffungen zu eröffnen / die
monatliche Reinigung zu befürderen / den harn zu treiben / die verlohrene Man̅heit wider zu bringen. Kommet hiemit auch in die composition der
Chocolate, wird sonsten meistens in der Küche annoch gebraucht.
CAPUT CI.
I. Egyptischer Schotendorn. I. Acacia AEgyptiaca.
(1. Der ersten acaciae gantze Frucht. 2. Die hülsen
auffgebrochen. 3. Der Same. 4. Ein Dorn. 5. Gummi derselben. 6. Dessen art
sich einem wurm vergleicht. † Ein dürrer ast.)
II. Egyptischer Srechdorn. II. Acacia.
(† des Bellon acacia. 1. des Matthi acacia. 2.
Derselben Zweiglein.)
|| [200]
Namen.
EGyptischer Schotendorn heißt Griechisch [Greek
words]. Lateinisch / Acacia AEgyptiaca, Acacia vera, I. B. Acacia
foliis scorpioidis leguminosae, C. B. Acacia Dioscorid. Ger. Italiänisch /
Acacia.
Gestalt.
Der Egyptische Schotendorn ist in der grösse des Maulbeerbaums / ein dornichter /
staudichter und krummer Baum / hat ein dunckel-äschfarbe Rinde / und
bleichgelbes Holtz: die Blätter vergleichen sich den Linsenblättern / stehen
gegen einander über / und sind sehr häuffig an den ästlein. Die Blüthe ist gelb
/ sehr schön / wolriechend / rund wie ein kügelein zusammen gedrungen / und so
groß / als kleine Kirschen / mit unzahlbaren fäserlein / so staub von sich
werffen / gezieret; Auß dieser Blüthe wachsen Schoten auß / den schoten der
Feigbonen nicht unänlich / schwartzbraun an der farb / lang / und ins gemein mit
8. biß 10. braunroten / in sonderbahren hölen verschlossenen samen angefüllet.
Auß den unreiffen schoten und samen wird ein safft gemacht / und an der Sonnen
getrucknet / den nennet man auch Acaciae succum, wiewohl man jhn selten
warhafftig zu uns bringet / denn die Acacia, so jetzt die Apothecker brauchen /
ist ein safft von den Schlehen: dieweil aber dieser sehr zusammenziehet / wird
er nicht vnbillich an statt des wahren Acaciae genommen. Der safft soll erwehlet
werden / welcher schwartzlicht und bleichroth ist / auch einen guten geruch hat.
Eigenschafft.
Dieser Baum / und sonderlich der davon gebrauchte safft hat viel wasserichte /
mit herbem rauchem saltz vermischte / auch irdische theil in sich / und dadurch
die krafft zu kühlen und zusam̅en zuziehen. Wird von den alten für
kühlend und trucknend gehalten.
Gebrauch.
(Umb sich fressende geschwär. Nägel-geschwär.)
Dieser safft hilfft wider die Geschwär / so weiter umb sich fressen / und dienet
auch zu den Geschwären der Nägeln.
Arabisch Gummi / Gummi Arabicum.
Auß dem Egyptischen Schotendorn fliesset nach vieler meinung das so genannte
Arabische Gummi / Gummi Arabicum, welches eine alcalische / schwefelichte Natur
in sich neben etlichen flüchtigen saltz-theilen hat; dadurch es die Eigenschafft
erworben / zu lösen / zu erweichen / zu vertheilen / und die schärffe der
feuchtigkeit zu linderen.
Arabisch Gummi zu reinem pulver gestossen / und eines halben quintleins schwer
(Raucher hals.) Morgens und Abends in warmer
Kühemilch genom̅en / vertreibt den rauchen hals / (Schleim der brust. Schärsfe des harns.
Harnstrenge.) erweichet den schleim der Brust / macht ihn außwerffen /
benimt dem heissen Harn seine schärffe / und linderet die Harnstrenge. Wen̅ man es neben anderen sachen in Pilulein formieret / und davon
täglich eingibet / so mag es den zehen schleim der Brust erdünneren vnd
verzehren.
Arabisches Gum̅i zerlassen / auff ein tuch (Hüneraugen.) gestrichen / und über die
Hüner-augen gelegt / zertheilet sie nach und nach.
Ein ander Geschlecht Acaciae.
Ein ander Geschlecht Acaciae, welches bildnuß wir auch hier abgemahlet / wächst
in Italien / ist viel kleiner und zarter als das erste / nidrig und stachlich.
Dises Bäumlein hat blätter wie Rauten / sein same ist kleiner als der Linsen /
und ligt in Schötlein verschlossen / im Herbst wird er zeitig / hat auch einen
zusammenziehenden Geschmack. Die Schoten haben einen Goldglantz / so man sie an
die Sonnen haltet.
CAPUT CII.
Schaffmüllen. Vitex.
Namen.
SChaffmüllen / Keuschbaum / oder Abrahamsbaum / heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Vitex, Agnus castus,
Salix amerina. Italiänisch / Vitex, Agno casto. Frantzösisch / Arbre appellé
Agnus castus. Spanisch / Gatillo casto, Arbol del paradyso, Agno casto,
Sauzegatillo, Pimiento. Englisch / The Chast-tree.
Geschlecht und Gestalt.
Schaffmüllen ist zweyer Geschlecht / nemlich groß und klein. Die grosse wächst
auff wie ein Baum im anfang / jedoch wenn er älter wird / pfleget er sich
widerumb zu krümmen / hat geährete und purpurweisse Blumen wie der Lavendel / so
im Augstmonat erst sich sehen lassen. Die kleine traget mehr Zweyge / wächst wie
ein Strauch / die Blühte ist purpurfarb. Beyder Geschlecht blätter vergleichen
sich dem Weidenlaub / sind grawlicht / weich / und hangen je fünff an einem
zoll-langen Stiel / wie im Fünffingerkraut / sind bißweilen an dem umkreiß
zerkerfft: bringen viel runden gelblichten samen / in ge [201] stalt des Pfeffers auch eines
scharffen geschmacks / und werden von deß blümleins zurück gelassenem kelchlein
eingefasset. Die Aeste lassen sich biegen / daß auch die Bauren bänder darauß
machen. Die Rinde ist am gantzen stamm weißlicht. Beyde Schaffmüllen findet man
neben den Wassern / auch zu zeiten an rauhen orten / und umb die zäune: Wird in
Teutschland / Franckreich und Italien in den Gärten gepflantzet: In Sicilien
aber und umb Neapoli herumb wächst sie hänffig für sich selbsten.
Eigenschafft.
Schaffmüllen ist warm und trocken im dritten grad / am geschmack scharff und
etwas zusammenziehend: hat doch ein alcalisch flüchtiges saltz und etwas
schwefelichte theile in ihrem safft verborgen / und also die eigenschafften zu
erdünneren / zuzertheilen / und den jast deß geilen samens zu dämpfen.
Gebrauch.
Die Völcker Cauhi, wie Valerius Cordus in Annotat. ad Dioscorid. lib. 1. cap 136.
schreibet / kochen mit dieses baums Zweyglein und Samen ihr Bier / dieweil sie
keine Hopffen haben / welches zugleich schlaffen und truncken machet.
So man des samens ein halb quintlein (Krancke Leber und
miltz / wassersucht / Bläst / mangel der milch / versetzte
weiber-reinigung.) mit wein trincket / hilfft er der krancken Leber und
Miltz / ist dienlich der wassersucht / treibet die Bläste / mehret den säugenden
weibern die Milch / und befürderet ihre monatliche Reinigung. So viel mit
Seeblumen oder Burgelwasser getruncken / nutze er denen / welche mit der
Gonorrhoea oder Samenfluß (Samenfluß.) behafftet
sind. So man zu viel nimmet / machet er schlaffen und schwächet das haupt. Die
blätter / blumen und samen dämpften (Böse
Gelüst.) die böse gelüst. Daher die weiber zu Athen in Griechenland /
welche zu ehren der Abgöttin Cereris die Keuschheit bewahren musten / mit dieses
baums Blättern ihre Betther bestreweten. (Hitzige
geschwulst der mutter.) Die Blätter oder Samen im wasser gesotten und
darein gesessen / leget hin die hitzige Geschwulst der Mutter.
(Ritz im hinderen.) Die Ritzen im hindern /
heilet der samen / in wasser gesotten / und darauff geleget.
Herr Malachias Geiger / weyland Statt-Artzt zu München in Beyern / bereitet auß
dem samen der Schaffmüllen ein sonderlich Wasser / welches zur dämpffung der
Unkeuschheit nutzlich seyn solle / daher es von jhme in Microcosmo hypochondr.
cap. 30. Aqua castitatis, das Wasser der Keuschheit genennet wird. Nim
Siegel-erd 6. loth / Schaffmüllen-samen 3. loth / Rauten-Seeblumen-Lattich- und
weissen Magsamen jedes 2. loth / Hanff-Sauramff-Burgeln-Endivien-Meerhirs-Am̅ey- und Coriander-samen jedes anderthalb loth / Escherwurtz /
Hundszungen / Natter- und Florentinische Veiel-Wurtz jedes 1. loth / weissen /
rothen und gelben Santal / Camffer / jedes 3. quint. Wermuth / krause Fischmüntz
/ Schelkraut Röhrlein- und Eisenkraut / Weidenblätter jedes ein halb loth /
zerschneide und zerstosse alles / schütte alten weissen Wein darzu / daß er ein
hand hoch darüber gehe / lasse es 8. tag stehen / hernach destillier es in
Balneo Mariae. Man nimt darvon 2. biß in 4. loth nach belieben.
CAPUT CIII.
Lindenbaum Männlein. Tilia mas.
Lindenbaum Weiblein. Tilia foemina.
|| [202]
Namen.
LIndenbaum heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Tilia. Italiänisch / Tiglia. Frantzösisch / Tillet,
Til. Spanisch / Teja. Englisch / Linden or teile tree. Dänisch / Lind /
Lindetroee. Niderländisch / Lindenboom / Linde.
Geschlecht und Gestalt.
Der Lindenbaum ist zweyerley / das Männlein und Weiblein. Sie sind underscheiden
am Stamme und an der gestalt. Der Stam̅ oder das holtz im Männlein
ist härter / knorrichter / gröber und rothgelblicht / im Weiblein aber
weißlichter. Die rinde des Männleins ist dicker / läßt sich auch wegen seiner
härte nicht biegen / aber des Weibleins rinde ist biegiger und weißlichter / auß
welcher man Kästlein und Basten zum binsten macht. Das Männlein traget weder
Blumen noch Frucht. Dargegen hat das Weiblein beydes Blumen und Frucht. Die auff
fünff blättlein bestehend und wohlriechende Blume ist mit einer hülsen
eingedeckt / und dieweil sie in dem deckel steckt / ist sie grün / so man sie
entblößt / sihet sie weißlicht oder doch bleichgelb. Das Weiblein blühet im
Mäyen und Brachmonat / tragt ein länglichte frucht in grösse der Bohnen / mit
fünff erhabenen und streimeten ecken / in welcher frucht kleine körnlein /
gleich wie im Metlen / verschlossen sind. Es hat blätter wie Ephew oder
Wintergrün / doch sind sie weicher / in der ründe mehr gespitzt und zerkerft.
Der Lindenbaum wächst in Gebürgen / Gründen / Dörfferen / vor den Kirchen und
Klösteren / denn er breitet seine äste weit auß / gibt einen dicken und
lieblichen schatten / darunter man sich im heissen Sommer erkühlen kan.
Es werden in den Stätten die Lindenbäum zu einer sonderlichen Zier gepflantzet.
Conradus Gesnerus in hort. German. p. m. 284. hat vor 100. Jahren von der
Lustbarkeit diser Bäumen sein wertes Vatterland / eine hochlöbliche Statt Zürich
also gerühmet. In vnserer Statt zieren viel hohe Lindenbäum den Pfältzischen
Bühel / welchen man gemeiniglich den Hoff nennet / als von schönster
Linden-busch / es werden auch ausser der Statt / bey den Ring-mauren schöne
grosse Lindenbäum gesehen / neben welchen Bäncke gemacht sind / auff denen
diejenige / so under jhrem Schatten mit spatzieren sich erlustigen /
insonderheit alte Leuth ruhen können. Der gröste hat ein solchen dicken Stam̅ nidsich / welcher von zween Männern bey weitem nicht umbfaßt
wird. Insonderheit werden zween ansehnliche Lindenbäum under der Statt / bey der
Limmet gesehen / in derer mitte stehet ein Hauß / auff dessen beyden seiten
ebene bretter zusam̅en gehen / allda versamlen sich die / so übung
suchen / mit den Mußqueten zu schiessen / man berettet allda etliche Tisch / bey
denen sich grosse anzahl der Gästen / als in einem Eß-saal erlustiren können /
welche von den ästen und zweigen der Lindenbäumen gleichsam umbfangen werden.
Der Fürstliche Wirtenbergische Archiater, Johannes Bauhinus tom. I. histor.
plantar. univers. lib. 8. cap. I. Lobet unser Staat Basel wegen jhrer schönen
Lindenbäumen also. Die Statt Basel triumphieret mit der anzahl und lust jhrer
Lindenbäumen neben den edelsten Gaben der Natur / die sie besitzet. Alda sihet
man etliche Schau-plätz mit solchen Bäumen besetzt / als die fürnemsie Zier
dieser anmütigsten Statt / denn der gantze Brachmonat / mit dem halben theil des
Meyens / treibet öffters den lieblichen geruch der Blumen durch die Statt /
nicht ohne grosse erlustigung der Inwohneren und Außländischen. Vor anderen aber
ist derjenige Lindenbaum als ein sonderliches Gartner-Kunst-stuck bereitet /
welcher neben der Thumkirch als in einem Königlichen Lust-garten / oder
mächtigen Bollwerck (so man gemeiniglich die Pfaltz nennt) in der mitte stehet /
alda jederman / nicht allein die herumbligende Landschafften / sondern auch den
Rhein / wie er beyde Stätt scheidende vorbey fliesset / mit sonderbahrer
ergetzlichkeit anschawet.
In vielen orten Teutschlands pflegt man die äste des Lindenbaums nach der ordnung
in die weite außzubreiten / und mit pfälen zubefestigen / damit under jhrem
schatten / welcher vor allen Bäumen der gesundeste seyn soll / die Menschen in
dem Som̅er sich erlustigen können / daher der Lateine verß lautet:
Filia sub tilia ducit subtilia fila.
Adamus Lonicerus im vierten Theil seines Kräuterbuchs im 46. cap. berichtet / daß
zu seiner zeit in dem Closter St. Alban / in der Churfürstl. Statt Mäintz / ein
Lindenbaum mit 22. grossen steineren Säulen underbawet gestanden seye / welcher
doch jährlich beschnitten wurde.
Für ein ander Geschlecht wird gehalten der Lindenbaum-Männlein / Tilia mas
Matthioli, Tilia maximo folio, I. B. Tilia montana maximo folio an mas
Theophrasti, C. B. Dieser Baum hat ein dicken Stam̅ / viel äste /
ein haarige und röhtlichte Rinde. Er tragt grosse blätter / welche nicht bald
rund wie an dem Weiblein scheinen / sondern in ein spitzig eck außgehen / die
gestalt der blättern vergleicht sich des zahmen Maulbeerbaums-blättern / oben
sind sie tieff zerkerfft / grün-schwartz / an dem underen theil gleissend / und
drey- oder vier mahl grösser / als die blätter des Weibleins. Dr. Casparus
Bauhinus hat niemahl keine Blum oder Frucht an jhr wargenommen / ob wohl er jhne
auff dem Muttentzer-berg / dahin er alle Jahr mit der in der Artzney und
Kräuter-kunst studierenden Jugend / als zu einer außgerüsteten Schatz-kammeren
ohnzahlbarer Gewächsen spatzieret / öffters besichtiget hat.
Eigenschafft.
Der Lindenbaum ist warmer und trockener Natur / hat in seinem Blust / und anderen
theilen einen schwefelichten / mit temperiert säurlicht-flüchtigem saltz
vermischten Geist bey sich / und hiemit die Eigenschafft das Haupt und Nerven zu
stärcken / das Geblüt zu reinigen / alle sauren scharffen feuchtigkeiten
zuversüssen Schlagflüssen un̅ Gichtern zu steuren / den
unordenlichen Lauff der Lebens-geisteren zu hemmen / und [203] schmertzen der Gliederen zu stillen.
Der Lindenbäumene Mistel hat gleiche würckung und eigenschafft. Wenn man diesen
Mistel / oder auch die Blumen nach der Kunst fermentiren laßt / hernach
destilliert / so kriegt man einen brennenden Geist oder spiritum darauß.
Gebrauch.
(Fallende Sucht / Schlag / schwindel / kalte Gebresten
des Hirns / Bauchgrimmen / versehrte Därm / rothe Ruhr / Schlag.) Das
destillierte Lindenblüt-wasser löffelweiß gebrauchet / wird hochgelobt wider die
fallende Sucht / den Schlag / Schwindel / und andere kalte gebresten des Hirns /
ist gut wider das Bauchgrimmen / bekomt wol den versehrten därmen nach der
rothen Ruhr. Welchen der Schlag getroffen hat / dem solle man offt ein löffel
voll Lindenblüth / Mäyenblümlein- und schwartz Kirschenwasser / durch einander
vermischet einschütten. So die jungen Kinder mit den Gichtern behafftet / (Gichter der jungen Kindern.) soll man den halben
theil Poeonien- und Lindenblüth wasser nemmen / und jhnen offt ein Löffel voll
geben. Dises wasser brauchen (Fleken des angesichts /
Blattern im Halß / Mundfäule.) die Weiber zu außtilgung der Flecken im
Angesicht: es heilet auch die Blattern im Halß und die Mundfäule.
Wenn die jungen Kinder von den blästen grosse Bäuchlein überkommen (so man das
Hertzgespan nennet) soll man jhnen bißweilen ein löffel vol Lindenbluth-wasser
geben. Auß den inneren rinden wird mit frischem Wegerichwasser ein schleimiger
safft gezogen / welcher den Brand löschet. Der safft / so auß dem verwundten
Lindenbaum fleußt / macht das Haar widerumb wachsen / so man das kaale orth
damit anfeuchtet.
Die kernlein oder beere / oder frucht des (Ruhr.)
Lindenbaums zu pulver gemacht / werden gelobt in der Ruhr und dergleichen
Bauchsflüssen / wie denn auff eine zeit darmit viel Kriegsvolck ist erhalten
worden. Etliche körnlein auff einmahl verschluckt / stellen das (Nasenbluten.) bluten der Nasen gewaltig / wie
solches bey einer hohen Person Camerarius selbsten erfahren hat. Man kan diese
beere auch mit Essig zerstossen / und in die Nasen thun. Die Conserva florum
tiliae oder der Lindenblust-zucker / wird wider die fallende Sucht gerümt.
(Sterben der Pferd.) Vor das sterbë der Pferd:
Nim schwämme / die auff und an den Lindenbäumen wachsen / thue solche in der
Pferde wasser / und laß sie darvon trincken / so stirbet nicht leichtlich ein
Pferd von ansteckender kranckheit.
Der bren̅ende Geist durch die fermentation auß der Blüthe / oder
dem Mistel destillirt / auß 15. biß 20. oder mehr tropffen öffters in (Schwindel / fallende Sucht / Schlagfluß.)
Betonien-wasser eingegeben / vertreibt den Schwindel / und fallende Sucht;
verhütet auch Schlagflüß / und anders / sc.
Der Lindene Mistel gedörret / zu pulver gestossen / und von dem Pulver den
Kindern biß auff 20. gran / den erwachsenen aber biß auff 40. 50. oder 60.
granschwer / öffters (Gicht.) eingegeben /
vertreibt Gichter und fallende Sucht nach und nach.
Die Blätter dieses Baums in Wasser oder Milch gekocht / tücher darein getruckt /
und warm über den Affter geschlagen / stillet (Arß-zwäg Arß-kützel / eder-trang.) den Arszwang / oder Arskützel / da
man immer vergebens zur nothdurfft getränget wird.
Die Kohlen von dieses Baumes holtz entweder im pulver auff 20. biß 30. gran
schwer eingegeben / oder solche in halb Wasser halb Wein gesotten / und das
tranck davon offt (Geronnen blut.) eingenom̅en / zertheilet alles geron̅en Blut / in denen so
etwan schwäre fäll gethan.
CAPUT CIV.
Thee-Blätter. Folia Thée.
Thée Bontii.
|| [204]
Namen.
DAs Thee-Gewächs behaltet in allen Sprachen seinen ursprünglichen Namen;
Breynius, der berühmte Botanicus zu Dantzig / nennet es in Latein The Sinensium,
sive Tiam Japonensibus Sonsten wird es von Johanne Bauhino under dem Titul Chaa,
Herbae Japoniae, beschrieben. Die Tartaren und Persianer heissen es Tay, oder
Tzay.
Gestalt.
Diß Gewächs ist mehr einer Stauden / als einem Baum zu vergleichen; ist dennoch
dick und mit vielen ästen besetzet; hat dunckelgrüne / an dem umbkreiß
zerkerffte blätter / welche eines trucknenden und etwas bitterlichten
Geschmacks; trägt viel blümlein / mit 5. bleichen oder weißlichten blättlein /
und darzwischen-stehenden fäserlein begabet: denen folgen beer oder früchten /
erstlich grün / hernach so sie getrucknet / mit einer runtzlichten
dunckel-braunen Rinden umbgeben; etliche deroselben sind rund / und nur mit
einem samen / andere sind zwey- oder drey-eckicht / mit etlichen / in
sonderbahren hölen eingeschlossenen / samen begabet. Dieser same begreifft einen
bleichen runtzlichten / am geschmack erstens süssen / hernach aber bitteren /
und widerwillen erweckenden kern in sich / welcher mit einem dünnen äschfarben
häutlein umbzogen / und ein erwärmende / trucknende krafft in sich hat. Die
Japanier machen umb den Hornung runde löcher / etwan 8. zoll tieff / in ein
gutes temperiertes Erdreich / daß weder zu sandicht / noch allzu leimicht / noch
auch saltzicht seye / werffen etwan 30. biß 40. samenkörner in ein loch hinein /
decken das loch mit grund wol zu / ja / wenn ein scharffe kälte einzufallen
begunte / werffen sie noch stroh darüber. Auß diesen samen sprossen hernach offt
6. 8. 10. biß 14. und mehr schößlein hervor / deren wachsthumb denn der Natur
einig überlassen wird. Sie wachsen aber über 5. schuhe hoch nicht; man haltet
diejenigen für die besten / welche dick und dicht an einander herfür kommen /
und also auch weichere bessere blätter haben.
Diese Blätter werden von den Einwohnern in Japonien erst in dem 3. Jahr / in dem
Aprellen und Mäyen abgeklaubt / und in Körben nach Hauß getragen / alwo sie
hernach die blätter auff heisse eiserne blatten werffen / mit den händen so lang
herumb rühren / biß sie welck worden; demnach legen sie solche auff sauber
papier / oder auff eine strohmatzen / und wehen sie mit einem dicken
Cartenpapier / biß sie erkaltet; darauf setzen sie solche wider auff einen
flachen korb von Indianischen Rohren gemacht / reiben sie sachte herumb / biß
sie krauß werden; darnach rühren sie dieselben nochmahlen auff gewärmten und
nicht gar heissen sauberen blatten / so lang herumb / biß sie etwas hartlicht
und dörr worden. Endlich lassen sie sie widerumb erkalten / legen sie noch
etliche mahl auff gelinder warme blatten / kehren sie drauff immer umb / biß sie
genugsamb dörr sind: demnach werffen sie solche in erdene glassurte Häfen /
lassen sie 5. biß 6. tag verdeckt stehen / sönderen hernach die grossen blätter
von den kleinen / und dörren sie zu mehrer sicherheit noch einmahl / auff einer
warmen eisernen blatten / oder blech / darauff sie auch in blechene Büchsen
verwahret / und in ferne Land / weit und breit geführet werden / lassen sich
auch Jahr und Tag in solcher verwahrung ohnversehrt halten / und geben keinen
unlieblichen geruch von sich / ohngefehrd wie frisch gedörtes Hew. Die grossen
blätter werden von Fürsten und Herren allein sehr thewr bezahlt und erkaufft /
so daß das Pfund davon offt über 25. und 30. Reichsthaler in dem preiß steiget:
das pfund aber der besten kleinern blättern kan man meistens umb zehen
Reichsthaler haben / ja auch wolfeiler. Es wächst diese Kraut in vielen orten in
Japonien / wie auch in China / von dannen es zu uns herüber geführet wird.
Weilen aber mit diesen Außländischen mittlen offt zimblicher betrug geschihet /
und ein mancher ehrlicher Teutscher ein außgesogenes / oder bereits außgekochtes
/ hernach wider getrucknetes Kraut für seinen blawen Husten zu gebrauchen
bekommet / als muß man die zeichen des besten Thee-krauts wol in acht nehmen.
Das beste Kraut aber ist / welches gantz frisch / nicht staubig / oder halb zu
pulver worden / welches eine dunckelgrüne farbe; einen süssen lieblichen geruch
/ dem Violen-geruch etwas gleich / und einen bitterlichten auff süß sich
neigenden geschmack hat. Welche blätter aber schwartz / und halb pulver sind /
auch einen schlechten oder fast keinen geruch haben / dise sind entweder schon
außgelaugt / oder sonsten verfälscht.
Eigenschafft.
Es haben die Thee-blätter neben ihren irdischen theilen / ein gelindes fast
unempfindliches Balsamisches flüchtiges Alcali: das frische Brunnwasser / mit
welchem das übliche Thee-tranck gemacht wird / bestehet widerumb nach deß
berühmten Adelichen Philosophi und Mathematici, Des Cartes, auß kleinen /
länglichten / schlipfferichten und sehr weichen biegigen theilen / welche gleich
dem Quecksilber / sich überal durchschlieffern können / die röhrn und aderen
mögen auch so klein seyn als sie immer wollen. In solcher betrachtung nun kan
dem Thee-tranck gar wol die Eigenschafft zugeschrieben werden / daß es allen
zähen schleim deß Geblüts erdünnere und resolviere / die überflüssigen
saltz-theile diluire, das scharffe Fließwasser / oder Lympham versüsse / die
säffter flüssig mache / und deroselben kreißlauff befördere / dem sauren überal
widerstehe / die verstopffung kleiner äderlein öffne / die wind vertheile / die
däwung deß Magens befördere / das Haupt und die Nerven stärcke / die
unvermerckliche durch-dämpffung deß Leibs gelind restituire, den Harn treibe /
und was dergleichen mehr ist. Ja es haben underschiedliche fürtreffliche Medici
darfürgehalten / die erhaltung einer beharrlichen Gesundheit / und verlängerung
deß Lebens könne durch fleissigen gebrauch dieses Theetrancks zuwegen gebracht
werden. Nach der [205] alten Aertzten meinung
wurde solchem Kraut und Trunck eine miltiglich wärmende und trucknende krafft
zugeschrieben worden seyn.
Weilen aber solch Kraut auß fernen Länderen zu uns gebracht wird / als pflegt man
auch an dessen stelle Salbeyen / Betonien / Ehren-preiß / Basilien-kraut-blätter
auff gleiche weiß zubereiten / trucknen / und das Tranck davon unseren gemeinen
Leuten zu verordnen / welche dann gleiche / ja etwan bessere würckung davon
spüren / als andere von dem Thee.
Gebrauch.
Ins gemein wird das Thee bey uns also bereitet / man nimt deß Krauts ein halbes
oder gantzes quintlein / thut nach belieben ein wenig Betonien / oder
Ehrenpreiß-blätter darzu / legt sie in ein zinnenes / blechenes / oder
Silberners Käntlein / gießt ein oder zwey gläser mit heissem Brunnwasser darüber
/ laßts in warmem Sand / Aschen / oder in einem warmen Ofen noch ein stund oder
zwey stehen / hernach gießt man die Goldgelblichte brühen davon ab / läßt nach
belieben ein wenig Zucker darinnen vergehen / und trinckts also warm / man kan
es Morgens und Abends vor dem Nachtessen geniessen / und darüber noch eine stund
in dem Gemach an gelinder wärme bleiben / oder deß Morgens so viel länger in dem
Bett verharren / nach dem Nachtessen bricht es den Schlaff allzuviel.
(Scharff gesaltzen Geblüt.) Dieses warme
Thee-wasser macht die sauren scharffen Saltze auß dem Geblüt außdämpffen;
welches darauß leichtlich abzunehmen / wenn man ein violblawes tüchlein auff die
Brust oder under die Arme leget / da man auff das getrunckene Wasser schwitzet /
so wird die violbraune Farb sich in die rothe verwandlen / gleich wie der blawe
v???olensafft / wenn man ein saures saltz hinein wirfft / purpurroth / und
hingegen von einem alcalischen flüchtigen saltz / grün wird.
(Müdigkeit.) Es benimt auch solch Tranck alle
müdigkeit / so von starcker Leibs-übung herkommet / denn es frischet die
Lebens-geister wider auff / volatilisieret, und treibet die säffter auch durch
die kleinesten Canal fort / daß also die wärme mit den Lebens-geistern / häuffig
wider überal einfliessen kan.
(Schleim des Magens.) Wer etwan zu viel hartdäwige
Speisen geessen / und daher cruditeten zu beförchten hat / der trincke gleich
wol warm Thee / so wird der Magen gestärcket / und die däwung beförderet werden.
(Trunckenheit. Hauptschmertzen Micraine.
Schlaffsucht.) Hastu dich bey einer Mahlzeit etwan beräuscht: Bistu mit
der Micraine, oder auch einer Schlaffsucht beladen; trincke wacker Thee / so
wird dir die Trunckenheit geschwind weichen / die Micraine sich setzen / und die
Schlaffsucht vergehen / daher es auch den Nacht-studierenden Gelehrten ein sehr
bequemes mittel ist / den Schlaff etwas zu brechen.
Sonsten hat von dem rechtmäßigen Gebrauch dieses Krauts der weitberühmte Medicus,
Herr Johannes Schroederus, diesen nachfolgenden Bericht auffgesetzt. Die Thée
oder Thea, hat ein sonderliche Krafft die böse (Böse
Dünste / Flüsse / Haupt-un̅ Brustkranckheit / Augenflüß /
Schwermuth deß Haupts / Engbrüstigkeit / Hertzklopffen / blöder Magen.
schwache Glieder / Stein. Trunckenheit.) Dünste zu zertheilen /
dannenhero es in allen Zufällen / welche auß den Dünsten entstehen / nutzlich
gebraucht wird. Insonderheit ist dieses Kraut sehr dienlich in Flüssen / und
dannenhero entstehenden Haupt- und Brustkranckheiten / Augenflüssen / Schwermuth
deß Haupts / Engbrüstigkeit / Hertzklopffen sc. stärcket den blöden Magen /
befürdert die Däwung / und ist gut für die schwachen Glieder und den Stein:
dahero die Chineser / welche es fleißig gebrauchen / von den
Glieder-kranckheiten / Nieren- und Blasenstein sollen befreyet seyn. Es wird
auch gebraucht zu Verhütung der Trunkenheit / wenn man es vor dem Trunck einnimt
/ oder aber die auß dem trincken entstandene ungelegenheit zu zertheilen / kan
man es nach der Trunckenheit gebrauchen. So man auch begehrt den Schlaff
abzuhalten und zu wachen / wird dieses Kräutlein sehr gerühmt. In Summa / man
haltet darvor / daß es die Krafft deß Menschen erhalte / und ihne zu einem hohen
Alter bringe / darbey aber nachfolgende Puncten zu beobachten sind. Erstlich /
ist der gemeine Gebrauch in Indien / daß sie solches Kräutlein in gelinder Wärme
gedörret / in Wasser sieden / zum Geschmack nur ein wenig Zucker darzu thun /
und also warm hinein trincken / man kan auff einmahl deß Kräutleins ein halb
quintlein nemmen / deß Wassers so viel man auff einmahl trincken wil / deß
Zuckers nach belieben; dafern man es aber gebrauchen wil / eine angestossene
Kranckheit zu vertheilen / kan man dieses Kräutleins ein quintlein sieden. Zum
andern / die Japonier gebrauchen vielmehr das gepülverte Kräutlein in warm
Wasser / oder in ihrem Getranck eingenommen / und kan solches geschehen von
einem halben biß auff ein quintlein. Zum dritten / kan man es füglicher
gebrauchen / so man es destilliert. Nemlich man nehme deß Kräutleins vier loth /
giesse darüber Fürnenwein / oder nach belieben ein destilliert Wasser / so zu
der Kranckheit dienlich ist / darzu man es gebrauchen wil / als zum (Grieß.) Grieß oder Stein das destilliert
Erdbeeren- oder Peterlein-wasser / zum Haupt das schwartz Kirschen- oder
Mayoran-wasser ein Maß / und thue nach belieben ein loth Zimmet darzu / laß es
ein oder zween Tag stehen / und destilliere es darnach durch das Balneum Mariae
biß auff ein halb Maß / darvon brauche man morgens ein oder zwey löffel voll.
Zum vierdten / mag man die Theam eingebeitzt auch nutzlich gebrauchen: nemlich
man nehme deß Kräutleins drey loth / giesse obgemeldter destillierter Wassern
oder Malvaster-wein den vierten theil einer Maß darüber / und trincke darvon
morgens zween / drey oder vier Löffel voll: da man auch wegen angenehmen
Geschmacks darzu wenig Zimmet und Zucker vermischen wollte / stehet zu belieben.
Zum fünfften / wil man eine Latwerg darauß machen / so stosse man das Kräutlein
zu einem Pulver / zerlasse guten Zucker in einem dienlichen destillierten Wasser
/ siede es ein / biß es wie ein Syrup wird / und vermische das Pulver darunder
zu einer Latwerg / so man ein halb loth Pulver nimt / muß man anderthalb [206] loth Zucker nemmen / von dieser
Latwerg kan man einer Muscatnuß groß nach belieben gebrauchen. So man wil / kan
man auch auß so viel Pulver und Zucker / Täfelein in der Apotheck machen lassen
/ die auch nach belieben zu gebrauchen sind. Zum sechßten / muß man in der
Decoction oder Siedung dieses Kräutleins gemachsam verfahren / damit die beste
Krafft nicht wegrauche. Die zeit zu gebrauchen / obige Fäll außgenommen / ist
des morgens nüchtern / da die Krafft desto besser in den Leib kom̅et / und ob zwar solches täglich ohne schaden geschehen könnte / jedoch aber /
weilen durch offtmaligen Gebrauch die Natur sich daran gewehnete / und also
schlechte Würckung nachfolgte / ist besser / daß es nur wochentlich zwey oder
dreymahl gebraucht werde / es seye denn / daß andere Zufäll / solches sich mehr
zu bedienen / erforderten. Schließlich ist auch dieses zu beobachten / daß der
Schlaff als eine Ersetzung der Geistern / ein nothwendiges mittel zu Erhaltung
des menschlichen Lebens und der Kräfften seye / derohalben der Gebrauch solches
Krauts auch darnach zu richten.
Daß aber dieses Kraut Thée in obvermeldten Kranckheiten und Zufällen nutzlich
gebrauchet werde / ist auß nachfolgenden wahrhafften Zeugnussen genugsam zu
beweisen.
Herr Adam Olearius in seiner Persianischen Reiß-beschreibung in dem 5. Buch im
17. Cap. p. m. 599. gibt uns nachfolgende Anweisung von diesem Kraut. Es ist
oben im 6. Cap. dieses Buchs gedacht worden / daß zu Ispahan am Maydam unter
andern Krügen auch einer seye / welchen sie Tzai-Chattai-Cham geheissen / in
demselbigen / wie auch an andern Orten trincken sie (nemlich die Perser) ein
heiß schwartz Wasser / welches gekocht wird auß einem Kraut / so die Vsbekischen
Tartarn von Chattai in Persien bringen. Es hat länglichte spitze Blätter / etwan
einen zoll lang und einen halben breit: sihet / wenn es gedörret / schwartzlicht
/ rollet und krümmet sich als Würme zusammen / es ist aber eben das / was die
Chineser Thée, die Japaner und Indianer Chia und Cha nennen / denn bey diesen
Nationen oder Völckeren diß Kraut in hohem Werth gehalten wird. Die Perser
kochen es mit klarem Wasser / Aniß oder Fenchel: etliche thun auch ein wenig
Nägelein darzu / und versüssen es mit Zucker / hat eine zusammenziehende Art. Es
wird diesem Wasser von den Persern / Chinesern / Japanern und Indianern ein
fürtrefliche Krafft und Würckung zugeschrieben. Es soll dem Magen / Lung und
Leber / dem Geblüt / ja allen Theilen deß Menschen heylsam seyn / selbige
reinigen / stärcken / und (Stein / Hauptwehe.)
den Stein vertreiben / das Hauptweh / und alle übrige Feuchtigkeiten / wordurch
der Mensch träg und schläfferig wird / benemmen. Einer der diß Wasser fleißig
gebraucht / soll etliche Nächt munter und wachtsam ohne Beschwerung deß Schlaffs
sitzen / und die Kopff-arbeit mit lust verrichten können. Wenn es mäßig genossen
wird / soll es den Menschen nicht allein allezeit bey guter Gesundheit erhalten
/ sondern auch zu einem hohen Alter bringen. Es ist dieses Kraut nunmehr auch in
Holland wohl bekannt / und bringen es die Ost-Indien-Fahrer mit herauß / man kan
es zu Amsterdam habhafft werden / wiewohl noch nicht in grosser Menge / weilen /
wie ich berichtet worden / die Frantzosen es sehr an sich kauffen sollen. Diese
Nationen empfangen ihre Gäste / welchen sie sehr gütlich thun wollen / mit einem
solchen Trunck Wasser. Es muß auch im Absch ed der Valet-trunck seyn. Sie haben
sonderliche und gar saubere Gefässe / in welchen es gekochet und zubereitet
wird. Von denen werden etliche sambt dem Kraut bey uns in der Gottorffischen
Kunstkammer verwahret.
Herr Johannes Albertus de Mandelslo berichtet in seiner Indianischen
Reiß-beschreibung / Cap. 11. p. m. 42. von diesem Kraut also. Sonsten
gebrauchten wir bey unsern täglichen Zusammenkunfften deß Abends viel von dem
schwartzen Wasser / so auß dem Kraut Thée gekocht wird: dieses Thée-wasser
trincken ist in Indien gar gemein / und wird nicht allein von den Indianeren
sondern auch von den Engelländern und Holländern sehr beliebt und genutzet /
soll allen faulen Schleim außführen / den Magen wärmen / und die Däwung
befördern: wir trunckten dasselbe täglich drey mal / nemlich deß Morgens frühe /
nach der Mittagsmahlzeit / und auff den Abend. Die Perser trincken auch ein
schwartz Wasser / Cahuue genannt / ist diesem an der Farb gleich / massen beyde
gar heiß getruncken werden / denn das Cahuue soll sehr kühlen / und daher die
Natur unfruchtbar machen / deßwegen es auch die geilen Perser gern gebrauchen:
dieses Thée aber soll den Magen und die innerlichen Glieder mäßig wärmen und
stärcken. Ich halte gäntzlich darfür / daß vom Gebrauch dieses Krauts / weil es
ein zusammenziehende Krafft hat / mein Leibs-beschwerung sich enderte / und der
Bauchfluß auffhörete.
Herr Wilhelm Leyl / gewesener Gubernator und Commendant in Ost-Indien / wegen
Ihrer Königlichen Majestät zu Dännemarck / Norwegen / sc. auff dero Vestung
Danisburck / hat Herren Simoni Pauli, Königlichem Leib-Medico, von der Thée
nachfolgenden Bericht zugestellt. Dieses Kraut Thée erhaltet den Magen / macht
gute Däwung / erwärmet die Glieder / trucknet alle böse Feuchtigkeiten / treibet
dieselbe auch durch den Harn und sonsten hinweg / vertreibet (Stein / Grieß / Podagra.) den Stein / Grieß und
alle podagrische Flüsse / also daß ich selbsten / in so vielen Jahren ich allda
gewohnet / durch dessen Gebrauch nächst Göttlichem Segen keine plag von dem
Podagra gehabt / wormit ich jetziger zeit / und so bald ich wider in Europam
gekommen / nicht wenig belästiget werde. Es wissen auch die Chineser von keinem
Stein-schmertzen zu sagen. Summa das Thée erhaltet den Leib frisch und gesund.
Wenn jemand truncken ist / macht es ihn bald hernach widerumb nüchtern. Wofern
man begehrt in der Nacht oder sonsten wachend zu seyn / so gebraucht man seiner
/ es [207] erhaltet alsdann einen lange weil
wachend / und lustig zu seiner Verrichtung. Man gebraucht aber nur das Wasser
darvon / und zwar so warm getruncken / als möglich ist / jedes mal einen Pegel
biß anderthalb / weniger oder mehr / nachdeme einen jeden gelüstet / deß Morgens
nüchtern / mit ein wenig eingemachter Confectur von Imber oder sonsten / deß
Mittags nach der Mahlzeit / auch wohl zwischen der Mahlzeit / wie auch deß
Abends nach der Mahlzeit / oder sonsten wie es einem beliebet / weil es keinen
Schaden thut / ob man es schon viel gebrauchet. Dessen decoctum muß also
geschehen; in einem Topff einen halben Pott gut Wasser genommen / dasselbe
gekocht / und alßdann einen löffel voll von selbigem Kraut darein gethan / den
Topff wohl zugedecket / und lassen dasselbe ein viertel Stund stehen / und
immittelst etliche mal umbgeschüttelt / hernach das Wasser allein getruncken /
und welcher es wegen deß bittern Geschmacks also nicht trincken kan / der thue
darbey Zucker-candel / wenn er es auß dem Becher trincken wil / aber es würcket
besser ohne den Zucker. Und also kan dieses Kraut zweymal vom Wasser erwärmet /
und mit Nutzen gebraucht werden / gibt aber nicht mehr Krafft als zu zweymal von
sich.
Der fürtrefliche Jesuit Martinus Martinius schreibet von diesem Kraut in seinem
Lateinischen newen Atlante Sinensi p. 166. also. Die Chineser vermeinen / daß
durch den Gebrauch (Stein / Podagra.) dieses
Krauts sie von dem Stein und Podagra sicher seyen / nach dem essen darvon
getruncken / stärcket es den Magen und beförderet die Däwung / wehret der
Trunckenheit / bringet lust zum trincken / und verhütet den Schlaff.
Der Jesuit Alexander Rhodius berichtet in seinem Frantzösischen Tractätlein /
Sommaire de diverse voyage &c. in Paris Anno 1653. getruckt / daß dieses
Kraut ihme in der (Hauptschmertzen.) Micraine
oder Haupt-schmertzen treflich bekommen seye / denn wenn er von dem Wasser / in
welchem dieses Kraut gesotten / einen Trunck gethan / haben sich die
Kopffschmertzen gleich verlohren / als wenn man dieselbe ihme mit der Hand
hinweg gewischet hätte.
In der schönen Beschreibung des Keyserthumbs Sina zu Amsterdam / Anno 1676.
getruckt / wird von dem Kraut Thée nachfolgender Bericht mitgetheilet. Unter
andern heylsamen Kräutern hat das Sinische Reich fast ein eigenes Kraut oder
Gepüsche / auff Sinisch Thé und Cha genannt / davon die Sineser und ihre
benachbarte Völcker den Tranck machen / der mit dem Kraut eben dieselben Namen
Thé und Cha hat. Die Blätter dieses Krauts oder Gepüsches sind den wilden
Rosen-blättern was ähnlich / und soll niemand zweiflen / daß der Thé eine Art
Rosen seye / jedoch ist er nicht wild / sondern zahm / auch kein Baum oder Kraut
/ sondern ein Pusch / weil er sich in viel Zweig und Reißlein vertheilet und
außbreitet. Dieser Pusch wird im Felde auff kleinen Hügeln gepflantzet / etwan
drey Füß von einander / und wachset so hoch und breit / wie ein Europaeische
Rosen-staude. Eß sitzen die Zweige dieses gantzen Pusches / von unten biß oben
an den Gipffeln / allenthalben voll Blumen / und dünner Blättern / welche foran
spitz zu lauffen / umbher wie ein Säge eingekerffet / und dunckel-grün von Farbe
sind / fast wie die Palmen-blätter / ohne daß sie was breiter und spitzer
fallen. Und wiewohl die Blätter deß gantzen Pusches einerley Form und Gestalt
haben / ist doch ihre Grösse so underschiedlich / daß man an einigen Püschen
wohl fünfferley Blätter sihet. Die erste und grösseste Art / derer Gestalt mit
den Blättern och Garten-balsambaums gäntzlich übereinkommen / sitzen an den
untersten Zweigen: darauff folget die andere Art / welche viel kleiner denn die
erste ist: Dergestalt werden alle fünff Arten der Blättern / von unten biß oben
/ immer kleiner. Aber wie viel ihre Grösse kleiner wird / so viel wird alleweg
ihr Preiß oder Werth grösser: Denn wenn die Blätter gedörret und zubeteitet /
gilt das Pfund derer / so der ersten Grosse sind / 5. Holländische Schilling /
oder 30. Steüber / die von der andern Grösse / 15. Schilling / die von der
dritten / 2. Reichsthaler / oder 5. Holländische Gulden / die von der vierdten /
15. Gulden / oder 6. Reichsthaler / die von der fünfften und letsten Grösse /
50. ja zum öfftern 100. Gulden / oder 20. biß 40. Reichsthaler / wo sie wohl
bereitet sind.
An den Zweiglein sitzen anfänglich grüne Knospen / worauß hernach Blümlein mit
weissen Blättern hervor kommen / die inwendig gelb / und an Grösse / Gestalt und
Farbe den Blumen deß Hagendorns sehr ähnlich / wiewohl underschiedlichen Geruchs
sind: wenn diese Blumen abgefallen / bleibet ein Knopffübrig / darinn sich ein
schwärtzer Samen befindet / auß welchem / nach dem man ihn in die Erde gesäet /
innerhalb drey Jahren newe Püsche hervor wachsen / von dero Blättern man
jährlich eine reiche Erndte haben kann / auch an denen Orten / in Sina und Japan
/ da es / eben wie in Holland / hagelt und schneyet. Dannenhero nicht geringe
Hoffnung vorhanden / daß man diß Kraut auch in Holland / und an andern
Europaeischen Orthen glücklich pflantzen könne / wenn nur der Same in einem
Kästlein wohl verwahret anhero gebracht / und an schattichte fruchtbare örter
gesäet wird: Die Blätter werden fast täglich abgebrochen / im Schatten gedörret
/ und zu dem Tranck Thé oder Cha verwahret: welchen Tranck man allda für und für
gebraucht / nicht allein über und zwischen der Mahlzeit / wenn man mit den
seinigen allein ist / sondern auch wenn ein Freund zum andern kombt / ihn zu
besuchen. Ja / wer an grosser Herren Höfen was zu verrichten hat / dem wird auch
von stund an / nachdem man ihn wider zu sitzen genöhtiget / ein Becher dieses
Geträncks praesentieret. Wenn man allda diesen Tranck trincket / oder vielmehr
hineinschlurffet / muß er allzeit warm seyn / nach Art der alten Römer / die
mehr von warmem / als kaltem Wasser hielten. Die Krafft und Würckung dieses
Trancks ist / daß er den unmäßigen Schlaff vertreibet / insonderheit aber
befin [208] den sich gantz
wohl darnach diejenigen / welche den Magen mit Speise überladen / und das Gehirn
mit starckem Geträncke beschweret haben: denn er trocknet / und nim̅t weg alle übrige Feuchtigkeit / und vertreibet die auffsteigende Dünst oder
Nebel / so den Schlaff verursachen: er stärcket auch die Gedächtniß / und
schärffet den Verstand / wo man aber zuviel darvon trincket / vermehret er die
Galle. Es erheben die Sineser die Krafft und Tugend dieses Trancks biß an den
Himmel / und schreiben es allein demselbigen zu / daß sie weder vom Podagra /
noch vom Blasen- und Nieren-stein wissen. In der Zubereitung und Niessung dieses
Trancks / ist zwischen den Sinesern und Japonesern ein mercklicher unterscheid.
Denn die Japoneser stossen die Blätter zu Pulver / und giessen siedend heisses
Wasser darauff / in ein Krüglein oder Becher / darein eben ein guter Trunck
gehet / welches sie denn zusammen so heiß schlürffend hinein ???incken. Die
Sineser aber / sonderlich gemeine Leuthe / werffen etliche Blätter in ein
Krüglein mit heissem Wasser / lassen es ein wenig stehen / biß das Wasser die
Krafft der Blättern an sich gezogen / und trincken es denn fein warm / oder
schlürffen es vielmehr eyn / also daß sie nicht das geringste von den Blättern
zugleich in den Mund und Magen bekommen. Etliche Sinische grosse Herren lassen
diesen Tranck auff folgende weiß bereiten. Man nimbt ein Hand voll Thé-blätter /
und wirfft die in siedend heisses Wasser / darnach geüßt man zu dem Wasser
gekochte süsse Milch / nur den vierdten Theil / so viel als deß Wassers ist /
und thut ein wenig Saltz darein: das trincke man alßdann so warm auß höltzernen
Schalen oder Bechern / die inwendig mit Silber beschlagen / oder schlurffet es
vielmehr / eben wie die andern / hinein: welches schlurffen / wie die erfahrung
bezeuget / dem Geschmack eine viel grössere Wollust / denn das trincken
verursachet. Diesen Tranck so heiß getruncken / halten die Sineser eben so hoch
als die Alchimisten ihren Lapidem Philosophorum.
Wenn denn das Thée-tranck so herrliche Tugenden hat / kan ich auch nicht
unfüglich diese Beschreibung mit denen Ermahnungs-worten beschliessen / damit
weyland der weit-berühmte Dr. Waldschmid / gewesener Professor zu Marpurg /
seine Dissertation von dem Thée geendiget. Darumb denn / es wollen die
Potentaten und grosse Herren / die da Millionen Centner Sorgen über den
verwirrten Zustand Europae auff sich ligen haben / gnädigst belieben / zu
Erhaltung ihrer Gesundheit heiß Thée-wasser zu trincken. Trincket Thée ihr
Dames, daß ihr nicht zu frühe alt werdet. Trincket Thée ihr Herren Politici, die
ihr pro Patria rathet und sinnet. Trincket Thée ihr Herren Geistliche / die ihr
eweren Leib mit predigen abmattet. Trincket Thée ihr Herren Medici, daß an euch
nicht wahr werde / aliis inserviendo, inficimur & consumimur / in dem
wir anderen auffwarten / werden wir selbsten angestecket / und sterben dahin.
Trincket Thée ihr Herren Philosophi, daß euch die Notiones secundae, und subtile
Distinctiones keine gefährlichen Wind und Blähungen verursachen. Trincket Thée
ihr Herren Officierer / auff daß ihr Alerd seyt / dem urplötzlich auffstossenden
Feind hurtig und hertzhafft under die Augen zu tretten. Trincket Thée ihr Herren
Studiosi more Palatino, auff daß euch keine Cantharides in Kopff steigen.
Trincket Thée alle die ihr durstig seyt. Ein jeder / der Lust hat / trincke nur
Thée, damit er in seinem Stand / und nach seiner Profession sein Ampt wohl
vereichten könne.
CAPUT CV.
Kinkinna oder China Chinae.
Namen.
DIe Kinkin̅a oder China Chinae, wird in Teutschland Indianisch /
Americanisch und Peruvianische Fieber-Rinden oder Pulver geheissen. Latein aber
/ Peruvianus cortex febrifugus. Kinkinna China Chinae, Quinquina & Ganna
naperide. Spanisch / Palo de calenturas.
Gestalt.
Die Kinkinna oder China Chinae, ist ein Eisen- oder Kestenfarbe Rinde / welche
sich der rinde eines jungen Eychbaums vergleichet / eines bittern und der
Entzian-wurtzeln etwas ähnlichen Geschmacks. Die Herren Jesuiter haben sie auß
dem Königreich Peru An. 1650. nach Rom gebracht / in ihrem Collegio allda
verkaufft / und in Europa versendet. Etliche halten die Cassiam caryophyllatam,
oder den Zimmet nach den Nägelein riechend / für die Kinkinna / aber sie
betriegen sich und andere / denn die wahre Kinkinna gibt keinen Geruch und
Geschmack wie [209] die Nägelein von sich /
sondern ist / wie angezeiget / etwas bitter.
Der Baum / auß dessen wurtzel / nach Hr. Dr. Spon, in seinen Anmerckungen sur les
Fievres & les Febrifuges, die Peruanische Rinde herkomt / vergleicht
sich unseren Europaeischen Bäumen / seine blätter scheinen den blätteren der
rothen Pflaumen etwas ähnlich zu sein. Sein Blüthe aber / soll mit dem
Granaten-blust bey nahe übereinkommen. Antonius Bollus, ein fürnehmer Kauffman /
welcher viel Jahr in der Insul Peru sich auffgehalten / meldet in seinem
Italiänischen tractätlein von diesem Baum / daß er in Regno Quitensi, in einem
sonderbaren / von den Einwohneren Loxa oder Loja genanten Geländ / 60. meil wegs
von der Statt Quito gelegen / wachse.
Eigenschafft.
Die Kinking hat viel schwefelichte und alcalische eckichte saltz theile also
under einander vermenget / daß nicht nur ein bitterer geschmack / sonderen auch
die Eigenschafft davon entstehet / allen febrilischen saurteig auffzulösen und
zu stürtzen / den fiebrischen jast deß Geblüts zu milteren / die verstopffungen
der trüsen in den innerlichen theilen / sonderlich dem Faulfleisch / Gekröß und
Ledern zu eröffnen / den lust zum essen zu erwecken / und das Geblüt umb etwas
zu reinigen / wird sonsten für warm und trocken gehalten.
Gebrauch.
Die Kinkina oder China Chinae, hat ein grosses Lob überkommen / daß sie die
Febres intermittentes, drey- und viertägige Fieber (Drey- und viertägige Fieber.) glücklich vertreibe. Nach der meinung
Gaudentii Brunatii stosset man ein oder zwey quintl. Dieser Rinde zu einem
reinsten Pulver / schüttet ein Glaß voll weissen Wein darüber / und lässet es
ohngefehr 24. stund stehen: wenn nun die Frost deß Fiebers sich anmeldet /
decket sich der Krancke in dem Bett wol zu / und trincket den Wein mit dem
Pulver / damit die Artzney durch ein sanfften trieb auff den Schweiß und Harn
ihre würckung verrichte. Auff was für eine weiß aber dieser Tranck die Fieber
vertreibe / hat der weitberühmte Herr Thomas Willisius in seinem Buch de
febribus cap. 6. zierlich erkläret / und zugleich vermeldet / daß under hundert
Krancken kaum einer dieses Mittel vergebens gebraucht habe: doch solle der Leib
zu vor zwey oder drey mal purgiert werden / und muß man nach eingenommenem
Pulver vier Tag sich anderer Artzneyen enthalten. Die lange Erfahrenheit
bezeuget / daß durch diese Artzney unzahlbaren Menschen geholffen worden /
welche von dem drey- und viertägigem Fieber Jahr und Tag geplaget waren. Etliche
Medici in Teutschland schreiben nur ein quintlein vor / und so die Krancken gar
zu hitziger Natur / oder mit starcken Hitzen angegriffen sind / geben sie ihnen
an statt deß weissen Weins / dieses Pulver in destilliertem
Cardenbenedicten-Taubenkropff- oder einem andern wider das Fieber dienlichen
Wasser / mit großem Nutzen eyn.
Alß Anno 1653. die viertägigen Fieber zu Rom hefftig überhand genommen / ist
vielen Menschë durch dise Artzney geholffen wordë.
D. Fonseca, deß Papsts Innocentii X. hocherfahrener Leib-Medicus, nachdem er auß
befelch deß Herren Cardinalis de Lugo, die Natur und Eigenschafft dieser
Kinkinae oder Chinae chinae fleißig erforschet / hat durch eigene Erfahrenheit
sie sehr heylsam befunden / daher vorgemeldten Herren Cardinals Frombkeit sehr
gerühmt worden / daß er dieses Pulver / so er auff sein eigenen Kosten nach Rom
zu bringen anbefohlen / und derohalben das Pulver deß Cardinals de Lugo genannt
ware / freygebig mitgetheilt / doch auß Rath der Medicorum oder Aertzte / von
welchen man ihme ein Zedulein zuvor hat einlegen müssen / also daß vorgedachter
Cardinal mehr als tausend Zedulein von den Krancken auffbehalten / welche diese
Artzney glücklich gebraucht haben / wie solches der hochgelehrte Herr Thomas
Bartholinus, Königlicher Majestät in Dännemarck Leib-Medicus, und Professor zu
Coppenhagen / centur. 5. Histor. Medic. 50. berichtet / welcher auch den Abriß
deß Baums von Hieronymo Bardo auß Rom empfangen hat / und allhier beygesetzt
ist.
Es wird sonsten auch das Pulver von dieser Rinden auff ein quintlein schwer mit
Holdermuß zu einer Latwerg vermischt / wider daß Fieber eingegeben.
An statt dieser Rinde / haben wir die Entzian-wurtz / das Lignum colubrinum, und
die Rinde deß Eschbaums mit guter würckung gebraucht.
Wer aber ein mehrers von dem Gebrauch dieser Rinde zu wissen verlanget / der
lasse sich belieben meinen herauß gegebenen Sicheren und Geschwinden Artzt / an
dem Ort / von den viertägigen Fiebern / zu durchlesen.
CAPUT CVI.
Sassafras. Sassafras.
|| [210]
Namen.
SAssafras behält den Namen in allen Sprachen. Lateinisch heißt er / Sassafras,
Ger. Park. Sassafras sive Lignum Pavanum, J. B. Sassafras Arbor ex Floridâ
ficulneo folio, C. B. Anhuiba sive Sassafras major, Pison. Lignum Foeniculatum
nonnullorum.
Gestalt.
Die grösten Sassafras-bäum sind in der grösse und gestalt der Fiechtenbäumen
anzusehen: haben nur einen geraden und starcken Stamm ohne äste / gleich den
Palmen-bäumen. An dem obersten theil des Stammens aber wachsen die äste in form
einer Kron rings umb herauß. Die aussere Rinde ist dünn / äschfarbig: die innere
aber dick und dunckel-roth; sonsten eines aromatischen Geruchs und Geschmacks /
dem Fenchel-geruch nicht ungleich. An den Aesten hangen dünne / grüne Blätter /
gleich den Feigen-blättern / so da starck riechen / sonderlich wenn sie
getrocknet: die undern Blätter sind den Birn-blätteren nicht unähnlich / die
obern aber sind drey-eckicht. Sie grünen allezeit / sollen kleine / leimfarbe /
fäserichte Blümlein haben / den Blumen Corni maris gantz gleich; auff welche die
kleinen schwartzlichten / in kleine kelchlein eingeschlossenen / Trauben-weiß
zusam̅engedrungene / und an langen stielen hangende Beere
folgen. Die Wurtzel ist bald dick / bald dünn auff die oberste Erden außgedähnt
/ daher der Baum sich leicht auß der Wurtzel außreüten läßt. Seine Rinde aber /
gleich wie sie für allen andern Baum-rinden wolriechend / also ist sie auch zur
Artzney sehr gut und außgesucht. Er wächst in temperiertem / nicht weit von dem
Meer gelegenen Erdreich / in der Insul Florida / Brasilien und andern Ländern
Americae. Das beste Holtz soll seyn / welches äschfarbig / frisch / starck
riechend / und seine Rinde noch mit sich hat / zumahlen in der Rinde mehr
aromatische Tugend verborgen / als in dem übrigen gantzen Holtz.
Eigenschafft.
Es hat dieses Holtz gleich allen andern Holtzen einen saurlichten geistreichen
Safft häuffig in sich / beneben ist es mit einem flüchtigen aromatischen
Schwefel-geist begabet / dadurch es die Tugend und Eigenschafft hat / alle
Flüsse auffzutrocknen und zu vertreiben / das Geblüt wohl zu reinigen / die
überflüßigen saltzichten scharffen Feuchtigkeiten zu versüssen / und durch den
Harn und Schweiß zu treiben; sonderlich auch die Frantzösische Sucht auß dem
Geblüt zu reinigen.
Gebrauch.
Auß diesem Holtz pflegt man allerhand Artzneyen zubereiten. Wilt du aber ein gut
Schweiß-treibend Holtz-tranck haben / so nimm Salseparillen-wurtzel / geraspelte
Rinde vom Frantzosenholtz / China-wurtzel / Sassafras-holtz sambt der Rinde jed.
dritthalb loth / der besten Mineren vom Spießglaß 2. loth / Rosinlein 4. loth /
Fenchel-samen / Zimmet jed. ein halb loth: Zerhacke und stosse alles under
einander / thu es in ein zinnerne oder gläserne Fläschen / gieße zwey maß oder
mehr frisch Brunnwasser darüber (andere nemmen frisch Regenwasser) vermach die
Flaschen wohl / setze sie in eine mit Wasser angefüllte Pfannen / mache Fewr
darunder / laß es also bey etlichen Stunden lang sieden / seigs hernach durch
ein Tuch / und gib dem Patienten Morgens (Versaltzen
geblüt.) und Abends ein glaß voll davon zu trincken. Dieß Tranck
treibt alle scharffen gesaltzenen Feuchtigkeiten durch den Schweiß und Stulgang
auß / verbessert das Geblüt / dienet (Alte faule
schäden.) zu tröcknung und heilung alter Schäden / zeugt ein gut
Fleisch in denselben / und (Frantzosen
kranckheit.) befördert den ordenlichen Kreiß-lauff des Geblüts / wird
sonderlich in der Frantzosencur zu dem schweiß-treiben gebraucht.
Herr Dr. Johann Michael / gewesener (Essentia Lignorum,
D. Mich.) berühmter Professor zu Leipzig / hat folgende Essentz /
Essentiam Lignorum, under anderm auß diesem Holtz also gemachet. Nehmt
Frantzosen-holtz 6. loth / Sassafras-holtz 4. loth / rothen Santal / gelben
Santal / Salsaparillen und China-wurtzel jedes 2. loth / Rosenholtz 1. loth:
Zerhackt alles under einander / gießt Spiritum Fumariae, Taubenkropff-geist
darüber / biß 4. Finger breit überstehen thut / digerierts 8. Tag lang /
filtrierts hernach / und gebrauchts zu 15. biß 20. tropffen Morgens und Abends /
in einem (Flüß / Verstokter Harn / bangigkeit.
Hertzklopffen / hart miltz.) destillierten Wasser. Sie reiniget das
Geblüt / bewahret für Flüssen / treibt durch Harn und Schweiß / macht weit umbs
Hertz / nim̅t weg alle Bangigkeit der Brust und Hertz-klopffen /
eröffnet die Verstopffungen und Hartigkeit des Miltzes. Solche Essentz kann man
auch mit dem Spiritu Serpilli außziehen / alßdann ist sie nicht nur wider (Schwindel. Magen- und Mutwehe. Bersteckte
Monatblum.) alle Haupt-flüß / sondern auch wider den Schwindel / wider
Magen- und Mutterwehe / und dergleichen zu gebrauchen. Erweckt auch den
monatlichen Weiberfluß.
Die Essentz biß zur dicke des Honigs destilliert / gibt ein Extractum Catarrhale,
oder Extract ab / welches in Pilulein gebraucht / die Flüsse und allerhand von
Flüssen herrührende Kranckheiten vertheilet und abtreibet.
Der erfahrene Mynsichtus gießt heiß Brunn-wasser / andere einen föstlichen
weissen Wein über das geraspelte Sassafras-holtz / laßts in warmer Aschen
etliche Tag mit dem Wasser kochen / oder mit dem Wein digerieren / so gibt es
eine röthlichte Tinetur ab / die mit Zimmet kann aromatisiert / auch wohl
hernach biß zur dicke eines Honigs zu einem Extract gekochet werden.
Das Tamariscken-holtz / wenn man es auff die weiß bereitet / wie das Sassafras /
soll einerley Tugenden haben / und hiemit ein Succedaneum desselben seyn.
(Distilliert Sassafras-öl.) Das destillierte
Sassafras-öl bereitet man also: Nehmt geraspelt Sassafras-holtz / da viel Rinden
mit an ist / begießt es mit heissem Brunn- oder Regen-wasser / thuts in einen
kolben / laßts nicht lang macerieren oder weichen wie andere Holtz / deren Saltz
und Oel nicht so flüchtig und häuffig vorhanden ist / sondern setzt ein Helm
gleich darauff / und ein Glaß für / und destillierts alsobald / so wird sich mit
dem außfliessen [211] den geistreichen
/ mit flüchtigem Saltz begabten Wasser / das balsamische und zu boden des
Recipienten sinckende Oel zugleich herauß begeben / und hiemit auff gemeine weiß
von dem Wasser zu scheiden seyn. Ist ein nicht übel-riechendes Oel / flüchtiger
und subtiler Natur / und dem Agstein-öl an Tugenden zu vergleichen.
Das destillierte geistreiche Wasser kan man Löffel-weiß auff ein oder mehr loth
über einmahl eingeben; wenn es aber rectificiert / und der Geist allein davon
gezogen wird / so mit seinem flüchtigen saurlichtem Saltz vergesellschaftet ist
/ so kan man ihne Tropffenweiß von 20 biß 60. auff einmahl einnem̅en. Das destillierte balsamische Oel aber läßt sich von 4. biß 10 Tropffen in
Brühen oder Wein / oder wenn es zuvor under Zucker gemischet ist / auch wohl mit
nutzlichen destillierten Wassern offt einschwätzen. Alle (Verstopfungen der Leber / und deß Miltz. Bläst.)
diese Mittel aber eröffnen die Verstopffungen der Lebern und des Miltzes /
vertreiben die Wind und schmertzhaffte Blähungen der Gedärmen / stärcken den
Magen / verzehren desselben Cruditäten / treiben durch den Harn oder durch den
Schweiß gantz gelind und gewiß / deßwegen sie auch sehr nutzlich in den
venerischen Seüchen / und so genan̅ten (Frantzosen kranckheiten /) Frantzosen-kranckheiten / ja auch in dem
scharbockischen Geblüt zu reinigen / mit guter Würckung gebraucht werden.
Sonderlich aber hat das destillierte Oel (Schwäre Geburt
/ Todte Frucht / Nach-geburt. Unfruchtbarkeit / Kalte Mutter.) die
Tugend schwäre Geburten zu erleichteren / die todte Frucht und Nachgeburt
abzutreiben / die Mutter nach der Geburt gelind von allen Unsauberkeiten zu
reinigen; ja auch unfruchtbare Weiber durch gelinde erwärmung der erkalteten
Mutter / und eröffnung deroselben Eyerstöcklein fruchtbar zu machen / wenn sie
eine geraume zeit fast täglich darvon einnehmen.
(Raud.) Diejenigen / so ein versaltzenes Geblüt
haben / und mit der Raud behafftet sind / können auch mit Nutzen ordinari ein
Holtztranck trincken / oder solches mit einem dünnen weissen Wein vermischen.
Nemt China-wurtzel / die Rinde von Sassafras-holtz jed. 1. loth / geraspelt
Hirtzenhorn ein halb loth: Zerhackt und zerstoßt alles under einander / siedets
in anderthalb maß Wasser ein halb stund oder ein stund lang / auff die letste
werfft nach belieben ein stück Süßholtz sambt ein wenig Aenis oder Fenchel-samen
hinein / seiget es hernach durch ein sauber (Podagra /
Gleichsucht.) Tuch. dieses Tranck ist auch den Podagrischen / und an
der Gläichsucht darnider ligenden Persohnen sehr dienstlich; ja alle (Kalte flüß.) diejenigen / so mit kalten Flüssen
geplaget / es sey auff der Brust oder in den Gliedern / werden es mit Nutzen
trincken.
CAPUT CVII.
Ebenholtz. Ebenus.
Namen.
EBenholtz heißt Lateinisch / Ebenus, Lignum Ebenum. Frantzösisch / de l'Ebene.
Englisch / Ebony. Niderlän-Eben-hout.
Gestalt.
Ebenus ist ein Baum / welcher nurin Indien und Morenland wächst / man kan
eigentliches von seiner gestalt / grösse / blätteren / und früchten nichts
wissen / den̅ er von keinem bißher beschrieben worden. Allein das
Holtz bringt man zu uns / welches sehr schwartz / und so man es recht betrachtet
/ sihet es mehr einem Stein / als einem Holtz gleich / dieweil es härter / denn
alles ander Holtz ist / es schwimmet auch nicht ob dem Wasser / wie ander Holtz
/ sonder fällt alsobald zu grund / ob es schon viel Jahr dürr ist. Das beste
Ebenholtz / welches in Mohrenland wächst / ist schwartz / ohne striemen / glatt
/ wie ein poliertes Horn / so man es zerbricht / ist es derb / scharff und
beissend / ziehet auch zusammen / und wenn es auff glüende Kohlen gelegt wird /
gibt es einen lieblichen Geruch von sich / ohne sonderlichen rauch / so man es
auff einem Mahlerstein reibet / färbt es gelb. Das Ebenholtz / welches in India
wächst / ist durch zogen mit weiß-gelben striemen / und hat viel prengel / aber
das in Mohrenland ist / wie gesagt / dem Indianischen überlegen. In Indien
werden gemeinlich schöne Bilder / Königliche Seepter und Trinckgeschir auß dem
Ebenholtz gemacht / dieweil die Indianer ihnen einbilden / es helffe wider alle
Zauberey / gespengst und gifft / so mans nur anrühret: ist derowegen kein wunder
/ daß man es hieraussen so theur verkaufft / sintemal es auch da es wächst so
werth ist. Der erste / so es auß Indien nach Rom gebracht / war Pompejus M. als
er Mithridatem überwand / wie solches Plinius berichtet.
Herodotus vermeldet / daß die Mohren den Königen in Persien hundert phalangas,
oder gewisse stuck Ebenholtz nach verfliessung jeder dreyer Jahren verehren. In
einem Schrieben der Königin Candaces in Mohrenland / deren Claudius Salmasius in
exercitat. Plinian. ad Solinum p. m. 1031. gedencket / wird meldung gethan / wie
sie den König Alexandrum mit 300. solcher stucken begabet habe. Plutarchus
schreibet in dem Leben M. Antonii, daß die Cleopatra, Königin in Egypten / als
der Käyser Octavianus wider sie und den M. Antonium Krieg führet / bey dem
Tempel der Abgöttin Isidis, und in den fürnembsten Gräberen / ihr Silber / Gold
/ Edelgestein und andere Kleinodien / wie auch ihr Ebenholtz verborgen habe. In
solchem werth ware bey den Alten das Ebenholtz / ist sich also nicht zu
verwundern / wenn es auch bey unseren zeiten an grosser Herren Höffen hoch
gehalten wird / darauß man allerley Kunststuck zu machen pfleget.
Der Edle Tavernier aber schreibt in seinen Reißbeschreibungen / da er von der
Insut S. Mauritz handlet / daß man den Baum dieses Ebenholtzes / so bald er
umbgehauen ist / mit der Sägen in Bretter versägen und zertheilen müsse: Diese
bretter aber werden hernach auff 2. oder 3. Jahr lang / biß 7. oder 8. schuh
tieff in ein gewisses feuchtes Erdreich vergraben / da es denn nach verfliessung
solcher zeit die gläntzende schwärtze und hartigkeit erst bekomme / und annoch
tauglich zu allerhand Arbeit seye. Worauß denn wohl zu schliessen / daß solch
Holtz an dem Baum noch zimlich weich sein müsse. Und [212] wenn wir in unserer Schweitz hin und
wider dergleichen zerschnittene Bäume in ein feuchtes mit saltzichtem Grund
vermischtes Erdreich vergraben wurden / sie eben so wol hart und schwartz werden
könten. Wie mir den̅ vor ein paar Jahren zu Wangen Bernergebiets /
auff dem Schloß von dem damahligen Hr. Landvogt / Abraham Henny / ein stuck
Holtz gewiesen worden / welches man nicht weit von dannen auß der an dem
Aar-Fluß ligenden feuchten Erden gegraben hatte / un̅ an der farb
Braunschwartz / etwas gläntzend / an dem Gewicht sehr schwer / und zu Arbeiten
gantz hart ware / auch über dem Wasser nicht schwim̅en wolte. Von
was für einem Baum aber solch Holtz gewesen seye / hat man nicht wol judiciren
können; Dieß aber waren meine mutmassungen / daß der Aar-fluß / etwan einen Baum
mitgeführet / und an den Bord in den Grund müsse versencket / hernach mehr Sand
und Grund darüber geworffen / darauff seinen Lauff veränderet / und auff die
andere seiten des Geländs mehr genommen haben / wie solches offt geschihet: da
denn solcher Baum durch folge der Jahren eine solche hartigkeit und feste in dem
feuchten Grund leichtlich bekommen können. Wenn man aber zu folge dieses von der
Natur gezeigten wegs / einige mit festem dickem Hartzholtz begabte Bäume in
Dilen oder Bretter versagen / und an eben selbigem orth in das Erdreich
vergraben lassen wollte / könte man vielleicht in etlichen Jahren auch eine
gattung Ebenholtz dafür außziehen / und aller hand schöne sachen dar auß
Arbeiten lassen.
Eigenschafft.
Dieses Holtz hat / gleich dem Frantzosenholtz und anderen / ein saur- und /
wasserichten Geist / neben einem dicken und fixen öl / in seinen irdischen
theilen verborgen / dan̅enher eben die Eigenschafft / wie das
Guajacum oder Frantzosenholtz / weilen es aber sehr theur / wird es in den
Artzneyen nicht sonderlich gebraucht. Der wolbekante und bey vielen beliebte
Goldmacher Paracelsus aber hat dem darauß gezogenen fixen saltz eine purgierende
nutzliche krafft / und dem Gummi oder öl davon eine Tugend zugeschrieben / die
Podagrischen Schmertzen / und lam̅igkeit der Gliederen zu curiren
/ ausserlich übergestrichen.
Gebrauch.
Es wird dieses Holtz in der Artzney gar nicht / wol aber zu bereitung allerhand
Geschirr und Sachen von den Schreineren und Drechßlern gebraucht. Wenn es aber
zu kleinen spänlein gehauen / und eine retorten damit biß an den halß angefüllet
/ hernach solche gefüllte retorten in ein Sandcapellen gelegt / mit Sand bedeckt
/ ein Recipient vorgelegt / un̅ daß Feur grad-weiß undergemacht
wird / so begint anfänglich / wen̅ das Sand heiß wird / einiger
liquor überzusteigen / demnach stärck das Fewr nach und nach / daß das Holtz
recht angegriffen werde / und in der Retorten brenne / so gehet der Spiritus
acidus, oder saure flüchtige Saltzgeist / und das schwere balsamische öl mit
einander herüber: darauf fahre also mit dem Feur fort / so lang / biß nichts
mehr übergehet: damit laß alles erkalten / und da die vasa kalt worden / nim den
Recipienten weg / söndere daß öl von dem wasserichten Liquore ab: und
rectificiere beydes nachmahlen durch die destillation in der curcurbiten, oder
Kolbenglaß / daß öl zwar mit zwölff mahl so viel zugegossenem Wasser / den
Liquorem aber allein: so wirstu ein reines subtileres / zu reinigung und heilung
allerhand alten garstigen Schäden dienliches balsamisches öl; und auff der
anderen seiten einen saurlicht flüchtigen / harn und schweiß-treibenden
Saltzgeist erlangen. Daß caput Mortuum, so in der Retorten verblieben / brenne
zu Aschen / lauge die Aschen mir Regen- oder Brunnwasser wol auß / seige die
Laugen durch ein dick Tuch / koche sie ein / so wirstu das fixe saltz finden.
CAPUT CVIII.
Frantzosenholtz. Lignum Guajacum.
Namen.
FRantzosenholtz / Heilig holtz / heisset Lateinisch / Lignum sanctum, Lignum
Indicum, Lignum Guajacum, Guaacan, Palus sanctus. Frantzösisch / Du Guajac, ou
Bois sainct. Niderländisch / Guajacum / Pockhout.
Geschlecht und Gestalt.
Der Baum dises Holtz / so in underschiedlichen Indianischen Insulen herfürkommet
und wachset / ist in der grösse eines Eschen- oder Nußbaums / dicker als ein
Mensch. Seine blätter verglichen sich denen im Wegrich / außgenom̅en daß sie stärcker und kürtzer sind. Er trägt gelbe Blumen und rauchfarbe
Nüsse / und so man sie isset / bewegen sie zum Stulgang. Die Rinde ist an den
alten Bäumen schwartzlicht und an der jungen weißlicht. Andreas Monardes,
Medicus zu Sivilien in Hispanien / welcher in Spanischer Sprach geschrieben hat
Historiam de medicamentis simplicibus ex novo orbe delatis, die von Carola
Clusio in das Latein mit vielen nutzlichen außlegungen gebracht worden /
schreibet kurtzlich / wie auch andere also darvon. Der Baum / [213] welchen die Indianer gegen Nidergang
Guayacan nennen / ist groß wie der Stech-Eichenbaum / mit vielen ästen und einem
grossen schwartzlichten kern / der härter ist als am Ebenholtz. Die Rinde ist
sehr hart / eines halben fingers dick / welche wegen jhrer gummischen fettigkeit
von dem grünen holtz sich sehr underscheiden läßt / aber von dem dürren holtz
bald herab fällt. Die Blätter an diesem Baum sind klein und hart; die blühte
aber ist 6. blättig / gebüschelet und gelb / die Frucht rund und fest bey
einander / darin̅ die kern sind wie in den Nespeln: solcher Baum
wächst am meisten in der Insul St. Dominici / wie auch in Jamaica und
Hispaniola. Das ander Geschlecht wird gefunden in der Insul St. Johannis de
Portu divite, nicht weit von der ersten / welches dem vorigen nicht gar ungleich
/ jedoch ist es kleiner und schier ohne kern / wie auch bitterer und schärffer /
derowegen es daselbst den andern als kräfftiger fürgezogen wird. Ist ein Gewächs
sehr schwer / und fällt im wasser zu boden / wie das vorgehende. Seine schoß
aber sind stachlichter / die Rinde äschfarb / und geflecket. Solches heisset man
wegen seiner fürtrefflichen würckung / Lignum sanctum, heilig holtz. Es wächst
auch in den Inseln St. Crucis und S. Benedicti.
Es werden jetzund drey gattungen dieses holtzes zu uns gebracht.
Das erste ist dicker und frischer / so man es zerspaltet / ist es inwendig in der
mitten oder am kern schwartz / darnach rings herumb bleich / mit vielen
braunfarben striemen / die sind nach der länge in einander verwickelt und
geschrencket.
Das ander ist nicht so dick und frisch. Der mittel kern erzeiget sich schwartz /
aber klein / Der umbligende bleichfarbige rand ist gar viel breiter / und hat
vielmehr umbfänge.
Das dritte Geschlecht ist das allerkleineste / inwendig uud außwendig weißlicht /
mit kleinen subtilen striemen / die sich nach der länge in einander verwirzen.
Diß ist viel schärffer und wolriechender / als das erste und andere Geschlecht.
Ob wol dise drey Geschlecht an farben / grösse und gewichte mit einander nicht
zutragen / jedoch soll man darumb nicht vermeinen / als hätten sie
underschiedliche kräfften / und wären nicht von einerley bäumen. Denn daß eines
inwendig und außwendig weißlicht ist / geschicht darumb / dieweil es von einem
jungen Baum ist: aber welches inwendig schwartz ist / solches komt von einem
alten Baum / und je schwärtzer / je älter; je weißlichter / je jünger / wie wir
denn auch solches an unseren Bäumen / als nemlich im Nußbaum warnehmen. Dieweil
aber die Jugend und das Alter einem mehr / dem anderen weniger krafft geben /
als vermeinen wir / daß diß holtz das allerköstlichste sey / welches
allenthalben weißlicht ist / denn es riecht stärcker / ist schärffer / b itterer
/ und so man es siedet / gibt es eine dickere und fettere / schärffere und
bittere Brühe / als die anderen zwey Geschlecht: daher leicht zu erachten / es
habe wegen seiner Jugend mehr safft und krafft / denn die anderen welche alters
halben trockner und dürrer werden.
Nach diesem ist auch gut / welches inwendig nicht viel schwartzes hat. Matthiolus
setzet dieses für das geringste / welches in sich viel schwartzes hält / denn es
ist eine anzeigung / daß es alt seye / und nicht viel krafft oder natürliche
feuchtigkeit habe / wie wir denn sehen / daß die Stöcke der alten Bäumen viel
schwärtzer sind als die jungen. Man soll aber wol mercken / darmit das junge und
allenthalben weißlichte holtz (welches wir für das beste achten) new und frisch
sey / denn dieweil es jung ist / so es lang ligen bleibt / veidirbt und faulet
es eher / als das dürre. Auß diser ursachen ist das holtz viel besser / welches
von einem alten Baum newlich / denn von einem jungen vor längst / abgehawen
worden. Darumb soll dieses für das beste gehalten werden / welches von einem
jungen Baum newlich abgehackt / außwendig und inwendig weißlicht ist / oder
nicht viel schwartzes hat / daß auch nicht mürb / ritzicht oder wurmstichig /
sonderen gantz / vest / schwer / wolrieckend / am geschmack scharff und auch
eiwas bitter seye. Dieweil aber jetzund nicht allein das holtz / sondern auch
seine rinden zu uns gebracht und gebraucht werden / soll man die außlesen /
welche von einem guten stam̅e genommen worden.
Diß Holtz wird zu uns gebracht auß Indien. Die Spanier bringen es auß den newen
erfundenen Insuln. Die Portugaleser von Calicut / Taprobana / Java. Die
Mauritaner / Egyptier / Arabier / Persier / über das rothe Meer / darnach führet
man es auf Camelen in Hispanien / Portugal / und nach Alexandria / von dannen
kompt es nach Venedig / Engelland / Niderland / und andere Länder Europae.
Eigenschafft.
Das Frantzosenholtz hat viel gum̅osische / öhlichte theile / neben
einem saurlicht flüchtigen saltzgeist in sich verborgen. Hat die Tugend und
Eigenschafft / den Harn und Schweiß starck zu treiben / die Flüß auffzutrocknen
/ daß Geblüte von überflüssigem schädlichen saltz zu erlösen und zu reinigen /
aller fäulung zu widerstehen. Wird gebraucht in der Gläichsucht / Wassersucht /
allerhand Flüssen / sonderlich aber in dem Venerischen Samenfluß / und
Frantzosenseuche. Es wird aber zu solchem ende nicht nur das Holtz / sondern
auch die Rinde und daß auß der Rinde fliessende gum̅ische Hartz /
so durchsichtig / am geschmack scharff / an farb und gestalt dem Gummi Laccae
fast gleich / und sich wol zerreiben läßt / gebraucht.
Gebrauch.
Auß dem Frantzosenholtz ziehet man underschiedliche (Destillatio Ligni Guajaci. ???) Artzney-mittel durch die destillation
/ welche auff folgende weise am sichersten und besten geschihet. Rasple dises
holtz / oder viel mehr seine kräfftigere Rinde zu grobem pulver / oder hawe sie
zu kleinen spänen / fülle damit drey viertheil einer weiten Retorten an / setze
sie in Reverberier-ofen / lege einen grossen Recipienten vor / mache erstlich
gelind Feur deß ersten grads darunder / damit die Retorten gelind heiß werde
/ [214] und die wasserichte feuchtigkeit
hinüber fliesse / halte das Fewr so lang in diesem stand / biß kein phlegma mehr
herauß gehet; giesse alßdann solch unnütz phlegma weg / lege den Recipient
nochmahls vor / vermache jhne mit gesaltzenem Leim wol zu / mache das Feur
stuffenweiß grösser / und hefftiger / so wird der flüchtige saurlichte geist /
sampt dem zehen dicken / schweren / und zu boden deß Recipienten sinckenden öl
in der gestalt weisser wolcken herüber spatzieren; fahre alßdann mit solchem
Feur fort / biß nichts mehr hervorquillet / laß demnach alles erkalten: Nim den
Recipienten ab / geuß herauß / was darinnen / filtriere es durch fleüßpapier /
so wird der Spiritus durchgehen / daß öl aber verbleibt im Papier / dick /
schwartz / und stinckend. Beydes behalte in sonderbahren gläsern auff: was aber
in der Retorten zuruck geblieben / wird zu Aschen gar verbrant / die Aschen mit
warmem wasser außgelauget / und hernach auß solcher Laugen daß fixe / alkalische
saltz / gleich wie auß allen verbranten Kräuteren / durch die abdämpffung deß
Wassers gezogen.
(Spiritus Ligni Gua jaci.) Der Geist dieses Holtz
/ oder Spiritus Guajaci, ist anders nichts als ein zerlassenes essentialisches
saurlichtes saltz in dem proprio phlegmate. Er wird rectificiert, wenn er noch
einmahl auß einem Kolbenglaß über den Helm in der Sand-Capellen gezogen wird.
Man gibt jhn innerlich von 20. biß 60. (Scharbockisch
geblüt / Venerische Seuche / benlen und geschwär.) tropffen zu
treibung des Schweisses oder deß Harns / reinigung deß Scharbockischen / oder
von Venerischer Seuche verderbten Geblüts. Auch ausserlich mit Honig-wasser
vermischt / zu säuberung Venerischer Beulen und Geschwären.
Das destillierte Oel / weil es gantz unsauber (Oleum de
stillatum Ligni guajaci.) und stinckend / auch dick ist / wird
rectificiert / wenn man es mit seines eigenen Holtzes zuruckgelassener Aschen /
oder mit ein wenig sand vermischet / hernach auß einer Retorten in der
Sand-capellen frisch destilliert / so wird das Oel subtil / klar und schön /
auch von seinem stinckenden Geruch befreyet herüber fliessen. Solches Oel wird
von??? 2. biß 8. tropffen in Wein oder Brühen (Venerische kranckheit / kaltes gehirn und nerven / Fallende Sucht.)
offt eingegeben denen / so mit der Venerischen Kranckheit beladen / zu Reinigung
ihres Geblüts / zu Stärckung und Erwärmung des Gehirns und der Nerven / zu
Vertreibung der fallenden Sucht / so wohl innerlich als äusserlich auff den
Scheitel deß Haupts und über das Genick geschmieret: (Todte frucht / Nachgeburt. Zahnschmertzen. ??? Alte faule schäden.)
Zu Abtreibung der todten Frucht und der Nachgeburt; zu Stillung der
Zahn-schmertzen / wenn man einen oder mehr Tropffen davon in den holen Zahn mit
Baumwollen leget: Zu Säuberung / Reinigung und Heilung aller alten / faulen und
heßlichen Schäden und Geschwären: Zu Vertheilung der (Venerische Beulen.) Venerischen Beulen; sonderlich aber zu
geschwinder Exfoliation und Abledigung der (Angelauffene faule Bein.) angelauffenen Gebeinen / in welchem Fall
man das destillierte Oel deß Euphorbii mit vermischen muß. Vermuthlich ist / daß
das Oleum Heracleum, welches Rulandus in seinen Observationen so sehr gerühmet /
nichts anders als dieses Oel gewesen seye.
Mit dem Geist dieses Holtzes kan man auch Corallen / Perlen / Krebsstein und
dergleichen solvieren / wird aber wegen seines widrigen geruchs hierzu nicht
sonderlich gebraucht.
(Verstopffungen / Versessener Harn / Schleim im
Magë.) Das fixe alcalische Saltz eröffnet innerliche Verstopffungen /
treibt auch durch den Harn / verzehret die Cruditäten des Magens und der
Gedärmen / verbessert das venerische Geblüt / daher es under alle in solcher
Kranckheit vorgeschriebene Purgiermittel nicht ohne gute Würckung gebraucht
wird.
(Tinctura & Extractum Guajaci.) Auß der
Rinde dieses Holtzes kan man auch mit dem rectificierten oder doppelten
Brantenwein eine röthlichte Tinctur ziehen / und auß der Tinctur ein Extractum
machen / welche gleiche Würckungen in geringer dosi thun können.
In der venerischen Seuche bereitet man (Venerische
Seuch.) folgendes Schweiß-tranck / welches man nach zuvor
praepariertem Leid Morgens und Abends eingibet. Nimm geraspelt Frantzosenholtz
8. loth / der Rinden von solchem Holtz / China-wurtzel jedes 4. loth /
Sassafras-holtz 3. loth / der saubersten Mineren von Spießglas / Rosinlein jed.
dritthalb loth / Fenchel-samen ein halb loth: Zerhackt alles durcheinander /
siedets in 6. biß 8. pfund / oder in dritthalb maß frisch Brunnwasser / in einem
vermachten Geschirr / so in einem Hafen mit Wasser über dem Fewr stehet / bey 3.
stunden lang / seige und clarificiere das Tranck mit Eyerklar / und gibe Morgens
und Abends ein Glaßvoll davon ein. Ober die Höltzer und Zeüge kan man hernach
noch etliche maß Wasser giessen / und noch einmahl ein halb stund lang sieden /
hernach wider sichten / und solch Wasser zum ordinari Tranck gebrauchen.
(Husten / Lungsucht / Podagra. Gläichsucht. Scharbock.
Gicht. Wassersucht.) In Husten / Lungsucht und dergleichen
Brust-flüssen sind dergleichen Holtz-träncker auch sehr gut / sonderlich werden
sie auch in dem Podagra / lauffenden oder fahrenden Gicht oder Gläichsucht /
Scharbock / fallenden Sucht und Gichtern / Wassersucht und dergleichen
gebraucht. Nehmt runde Osterlucey-wurtzel / Alantz-wurtzel jedes ein halb loth /
Frantzosen-holtz sambt der Rinden / Buxholtz / Tamariscken-rinden jedes 2. loth
/ Sassafras-holtz 4. loth / Hirtzen-zungen / Hyssopen / Eupatorium, Ehrenpreiß
jed. ein halbe hand-voll / Wermüth-kraut ein hand-voll / Meertrauben 2. loth /
Fenchel-samen ein halb loth: Zerhackt alles under einander / siedets ein stund
lang in 4. maß Wasser / seigets / und gebt dem Patienten Morgens und Abends ein
Glas voll davon warm zu trincken.
Das Gummi diese Baums / und sonderlich mit tartarisiertem Brantenwein darauß
gezogene Extractum auff 3. biß 6. gr. in Pilulein Morgens und Abends gegeben /
sonderlich mit Agstein-pulver und praeparierten Krebssteinen zugleich vermischet
/ (Venerischer Samenfluß.) nimmt die Gonorrhoeam
virulentam, oder venerischen schmertzhafften Samenfluß hinweg.
Das Holtz des Buxbaums kan man füglich an statt solch thewren auß frembden Landen
kommenden Holtzes gebrauchen; [215] zumahlen
selbiges nicht nur die Kräfften dieses außländischen thewren Holtzes
vollkommlich besitzet / sondern annoch dabey eine bessere Virtutem anodynam,
oder Schmertzen-stillende Krafft hat.
CAPUT CIX.
Santal-holtz. Lignum Santalum.
Namen.
SAntal-holtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Santalum. Frantzösisch / du Saindal, blanc, citrin & rouge.
Englisch / Saunders. Niderländisch / Zandelhout.
Geschlecht und Gestalt.
Das Santal-holtz wird auß Ost-Indien in Europam geführet / und ist noch
unbekan̅t / von was für Bäumen dieß Holtz herkom̅e. Gleichwol schreibt Garcias, daß die Bäume davon so groß als Nußbäum / und
sehr grüne Blätter / blaw-schwartze Blumen / auch eine erstlich grüne / hernach
schwartze ungeschmackte Frucht / in der grösse der Kirschen / tragen. Die alten
Arabischen Aertzte haben drey Geschlecht oder Gattungen dieses Holtzes gemacht /
deren
1. Das Erste ist der gelbe Santal / Santalum citrinum, J. B. Park. pallidum, Ger.
C. B. welches das beste und kräfftigste zu seyn erscheinet / in dem es nicht nur
Citronengelb / fest / hart und schwer / daß es in dem Wasser zu boden sincket /
sondern auch eines aromatischen / bittern / scharffen / durchdringenden
geschmacks / und dennoch lieblichen auff Bisam und Rosen stechenden geruchs ist.
2. Das Andere ist der weisse Santal / Santalum album, J. B. G. B. Park. welches
unserem Biren-holtz nicht gar ungleich kommet / sonsten auch dem vorigen gantz
ähnlich / aber dem geruch nach ist es bey weitem nicht zu verglichen / hat also
so viel aromatische Theilgen als das erstere nicht bey sich.
Beyde diese Holtz wachsen in Ost-Indien / über dem Fluß Ganges / sonderlich aber
in der Insul Timor, welche mit vielen Meerporten begabet. In Malabarien findet
man auch ein wolrichend Holtz / dem weissen Santal ähnlich / so die Einwohner
Sambarana nennen / und zu dem Rothlauff und Entzündungen zu vertheilen gebraucht
wird.
3. Das Dritte ist der rothe Santal / Santalum rubrum, J. B. C. B. Ger. Park. Ein
stein-hartes / schweres / rothes Holtz / keines wahrnemlichen geruchs / aber
eines geringen / todten / etwas zusammenziehenden Geschmacks. An der Farb ist es
röther / als das Bresilgen-holtz; jedoch färbt dieses weil mehr als der rothe
Santal. Es wächst in Indien bey Tanasarim, und etlichen andern dem Meer
angräntzenden Orten Charamandel, zwischen dem Fluß Ganges.
Eigenschafft.
Das beste dieser drey Holtzen ist das gelbe / demnach das rothe / das weisse aber
/ so das gemeinste ist / hat keine sonderlichen Kräfften / wird auch in der
Artzney nicht so sehr geachtet. Wenn man obige Holtzer gleich dem
Frantzosen-holtz durch die Retorten destilliert / so wird man ebenmäßig einen
saurlicht flüchtigen Geist / zusambt einem fixen Oel und Saltz heraußbringen /
worauß erhellet / daß sie gleicht Eigenschafften mit dem Frantzosenholtz haben.
Insonderheit aber sollen sie wegen kühlender und etwas anhaltender Krafft / den
übermäßigen Jast des Geblüts stillen / das ???Geblütereinigen / die Lungen und
Leber stärcken / Ohnmachten / Hertz-klopffen und Sichteren widerstehen / Flüsse
tröcknen / und Hauptschmertzen wohl linderen.
Gebrauch.
Auß diesen Höltzern kan man ein hartzichtes (Extractum
Ligni Santali.) extract mit dem Brantenwein / gleich wie oben bey dem
Frantzosenholtz gelehret / bereiten / welches denn gleiche Würckung mit andern
Holtz-extracten hat; sonderlich aber in Auff röcknung der Flüssen gerü me???
wird / da man es in Pilulein komlich formiren / und also 6. biß 10. auff einmahl
davon eingeben kan.
Der destillierte Geist auß diesen Höltzern / (Spiritus.) ist tresflich zu abfühlung des jastenden Geblüts / und
dämpffung der seurigen Galle / in Fieberen / und andern Erhitzungen des leibes /
auff 10. biß 20. oder 30. tropffen auff einmahl / mit einem destillierten Wasser
offt eingegeben: auff welche weiß er auch die Gichter / und gichterische
bewegungen / bey alten und jungen / so von der hitzigen Gallen und öftterem Zorn
zu mehrmalen den Menschen quälen / mercklich stillen kan.
(Tinctura Santali.) Auß dem rothen Santal ziehet
man vermittelst des Branntenweins eine Tinctur auß / welche auff 10. biß 20.
tropffen öffters (Schwache Leber.) eingenommen /
die Leber stärcken / dem Geblüt seine natürliche consistentz und Bewegung
widergeben mag: und wenn man etliche gran Scammonii in solcher Tinctur zerlasset
/ und den Patienten eingibt / so wird nicht nur ihr Geblüt dadurch hübsch
gereinigt / sondern es wird zugleich dabey der leib offen behalten.
Meistens aber pflegt man solche Höltzer im wasser zu kochen / und ein tranck
davon zu machen / welches Tranck denn sehr gut ist / alle versaltzenen Flüsse
wol auffzutröck [216] nen / das Geblüt
durch den Schweiß und Harn / von allen Venerischen Unreinigkeiten wol zu
reinigen / die versehrung der Lungen zu heilen / hiemit auch die Lungsucht zu
vertreiben / sonderlich wenn zugleich die Terpenthin-pilulein gebraucht werden.
Es ist auch sonderbar dienstlich / die beissende Raud zu vertreiben / wenn man
morgens und abends ein glaß voll davon zu trincken gibt. Zu diesem Tranck kan
man noch andere Höltzer / wie bey dem Frantzosenholtz stehet / nehmen.
Nicolaus Myrepsus hat ein Pulver von den drey Santal-höltzern und vielen andern
sachen gemacht / welches man noch heutiges tags in vielen Apotecken bereitet /
und species diatrion Santalon nennet. Es hat eine gute (Gesaltzene flüsse. Husten. Jast des Geblüts.) Krafft die auff die
Brust fallende gesaltzene Flüsse und dadurch verursachten Husten zu tröcknen /
zu stillen und zu lösen / den jast des Geblüts zu lindern / die innerlichen
Gliedmassen zu stärcken / und den harn gelind zu treiben. Dieses Pulver kan man
von 15. biß 30. gran schwer öffters eingeben.
In den Apotecken wird auch ein Santalpflaster gemacht / so man Cerotum, und
Emplastrum Santalinum, oder Incognitum nenner / welches mit Seeblumen- oder
Rosen- oder (Entzündung der Leber.) Scorpionen-öl
ein wenig geweicht / auff Leder gestrichen / über den ort der Leber gelegt /
deroselben hitze demmet / entzündung verhütet / und härtigkeit vertheilet; über
die Lenden gelegt / mag es auch die entzündung (Nierenwehe. Sand und Grieß.) und schmertzen der Nieren stillen / und
also erweichen / daß das Grieß und Sand ohne schmertzen in die Blattern
übergehen kan.
CAPUT CX.
Grießholtz. Lignum Nephriticum.
Namen.
GRießholtz heißt Lateinisch / Lignum nephriticum, Lignum peregrinum aquam
coeruleam reddens, Coatli, s. aqueus serpens, Hernand. Santalum coeruleum,
Frantzösisch / Bois nephretique. Niderländisch / Nephritick / of Nieren
zucht-haut. Englisch / Nephritick-wod for the Reins.
Gestalt.
Es wird diß Holtz von etwelchen zu den Santalhöltzern gerechnet / und für das
blaue Santalholtz gehalten. Sein Staud-gewächs von welchem es herkomt / ist groß
/ dick / und hat einen stam̅ ohne knorren; die blätter sind gleich
den Zisererbs- oder Rauten-blättern; hat gelbes / kleines / länglichtes / in
ähre-gestalt zusammen gedrungenes Blust. Das Holtz an sich selbsten ist unserem
Birnholtz etwas ähnlich. Man bringt es auß mittelmäßig warmen Ländern / als auß
Mexico, und Quauhchinaca.
Eigenschafft.
Es hat dieses Holtz bey nahem wie andere Höltzer einen saurlicht-flüchtigen
Saltzgeist / neben hartzichtem öl / und fixen irrdischen Saltzen bey sich /
dadurch es die Eigenschafft hat durch den Harn zu treiben / das Geblüt zu
reinigen / und von allem scharff-gesaltzenen Schleim zu befreyen / Flüsse zu
tröcknen / und die Verstopffungen der Leber und Miltzes zu eröffnen. Weilen aber
dieses Holtz eine blaue Tinctur dem darüber stehenden Wasser gibet / meinet
Athanasius Kircherus, es stecke ein Am̅oniacalisch Saltz darinnen.
Gebrauch.
Wenn man dieses Holtz in kleine spän zerschneidet / solche in ein phiolen thul /
frisch Brunnwasser darüber giesset / und an einem warmen ort ein paar stunden
stehen (Grießholtz Tinctur.) läßt / so wird das
wasser eine schöne Tinctur bekommen / welche in dem duncklen sehr blau / in der
helle aber / oder in der Sonnen / saffran-gelb scheinet. In dem übrigen
verändert es den geschmack des wassers nicht viel / (Schleim / Sand und Stein.) so daß es gern von Patienten getruncken
werden kan. Treibt schleim / sand und stein der Nieren und Blasen gelind und wol
durch den harn auß / reiniget das Geblüt / und verhindert allen wachsthum des
Steins / eröffnet auch Leber und Miltze / und löset den versessenen (Miltz und Leber-verstopffung.) schleim des
geblüts wol auff. An statt des Brunnwassers aber kan man wol ein destilliertes
Wegweisen-Odermännig-Ehrenpreiß-Steinbrech- oder Gunbräblein-wasser nehmen / und
auf 6. biß 8. loth davon eingeben.
Diesem Grießholtz laßt sich in unserem Land der Bircken-safft gar wol
substituiren, dessen Kräfften an seinem ort gemeldet sind.
CAPUR CXI.
Schlangen-holtz Lignum Colubrinum.
Namen.
SChlangen-holtz heisset Lateinisch / Lignum Colubrinum vel Serpentarium,
Clematitis Indica, C. B. Frantzösisch / Bois de Coluvrier, ou Couleuvre.
Englisch / Serpentin-wood. Niderländisch / Vergiffthout / Schlangen-hout. Es
tragt den namen von den Schlangen / weilen es wider deroselben gifftige Biß ein
köstliches mittel ist.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden underschiedliche Gattungen Höltzer unter die Schlangen-höltzer
gerechnet / und zwar alle die / welchen man eine krafft zuschreibet / denen
gifftigen Schlangen-bissen zu widerstehen.
I. Das erste Geschlecht ist Lignum Colubrinum primum Garziae, J. B. Park.
Clematitis Indica, foliis Persicae fructu Periclymeni, C. B. Ist ein Gestäud /
so nicht über drey spannen hoch / mit wenig Neben-gertlein / oder Sprößlein auff
wachset; hat eine äschfarbweißlichte / harte / gantz bittere wurtzel; blätter
wie der Pfersingbaum / jedoch grüner / die hochrothe schöne blüte hanget
trauben-weiß / weit von den blättern / an den sprossen. Die Frucht ist den
Holder-beeren gleich / aber hart und roth / trauben-weiß hangend wie in dem
Periclymeno. In der Insul Zeilan / und vielen andern Landen soll sie wachsen.
Man pflegt die zerriebene und gepülverte wurtzel auff 20. biß 30. gran schwer
öffters denen in Wein einzugeben / welche von Schlangen gebissen worden.
II. Das andere Geschlecht ist Lignum Colubrinum II. Garziae, Clusio scandens, J.
B. Clematitis Indica spinosa foliis tuteis, C. B. Ein [217] dem Granat-apffel ähnlicher Baum / mit
kleinen / harten / scharffen stacheln begabt: hat eine weisse / feste /
ritzichte / bittere Rinde / und gelbe blätter / sehr anmuthig anzusehen; wenn er
neben andern Bäumen stehet / pfleget er sich umb dieselben gleich den Kürbsen zu
spinnen: hat ein hartes / weisses / mit etlichen aderen underschiedenes bitteres
holtz / gleich wie der Eschbaum. Man pflegt die Rinde sambt der wurtzlen und dem
holtz zugleich zu verkauffen. Soll in der Insul Goa wachsen.
III. Das dritte Geschlecht / Lignum colubrinum III. Garciae, foliis Lentisci, I.
B. Clematitis Indica foliis Lentiscinis candidis maculis adspersis, C. B. Ist
ein nidriges Bäumlein / hat wenig und dünne ästlein; wenig ablange / befleckte /
schlech???lich grüne blättlein. Die wurtzel ist dünn / hart / schwartz und
wolriechend.
IV. Das vierte Geschlecht ist die Clematitis Malabarensis foliis vitis, colore
Dracunculi, C. B. Lignum colubrinum hederaceum foliis Bryoniae, Acostae I. I. B.
Dieses Gestäude wächst gleich dem Ephew in Malabarien / hat die farb deß
Dracunculi majoris. Seine blätter sind gleich den Zaunrüben / oder
Schmerwurtzen-blättern / doch anfänglich gantz und nicht eingeschnitten;
nachgehnds aber bekommen sie löchlein und einschnitt / und werden an gestalt den
Rebblätteren gleich. Das Holtz oder Stam̅e ist der farb und dicke
nach den Schlangen so ähnlich / daß man jhne Nachts bey dem Mondschein für ein
warhaffte lebende Schlang ansehen solte.
V. Das fünffte Geschlecht / Clematitis Malabarensis altera, radice serpente, C.
B. Lignum Colubrinum Dudasalt Canarinis, Acostae II. I. B. Ist ein nidriges
dünnes Gewächs / hat nur drey weiche / glatte / wol grüne blätter; samt einer
langen dünnen wurtzel / so hin und wider nicht tieff under der Erden kreucht.
Seine dünne äschfarbe Rinde hat anfänglich keinen sonderlichen Geschmack / nach
dem aber läßt sie in dem Mund einen lieblichen Bisam Geschmack mercken. Das
Holtz ist hart / weiß und ohne Geschmack. Die Blätter haben einen Geschmack
gleich den Steckrüben. Wächst an feuchten orten in Malabaria / und zwar
sonderlich nicht weit von dem Meer zwischen den Bäumen / welche Angelins
genennet werden.
VI. Das sechßte Geschlecht / Ligni Colubrini tertium genus in Malabar, vastae
arboris magnitudine Acostae, C. B. Colubrinum Lignum Clusii Pao de cobra dictum,
forte III. Acostae, I. B. Ist ein hartes bitteres Holtz / dessen Rinde annoch
bitterer befunden / und an farb weiß- oder gelblicht gesehen / sonsten aber von
niemand recht beschrieben wird.
Eigenschafft.
Das Schlangenholtz ins gemein hat viel ölichte / oder balsamische / bittere
saltztheil / neben einem spiritu acidiusculo, saurlichten geist / under seinen
groben irdischen theilen verborgen. Daher ihme die Eigenschafft zuerkant wird zu
reinigen / schlangenbissen zu steuren / die Gallen und Schleim auß dem Leib wol
außzuführen durch den Stulgang / die Würm zu töden.
Gebrauch.
(Essentz und Extract von Schlangenholtz. Magenwehe.
Drey oder viertägig Fieber. Würm. Hertzzitteren) Auß diesem bitteren
holtz- und rinden kan man leicht mit dem Tausend guldenkraut- oder
Wermuth-wasser in dem digerier-ofen eine Essentz / und auß deroselben ein
Extract machen / welches zu dem Magenwehe / drey- oder viertägigen Fieberen /
Würmen deß Leibs außzutreiben / auch zu dem Hertz-zitteren ein treffliches
mittel seyn soll / wenn man es auff 15. biß 20. gran schwer in pilulein
formieret / täglich ein- oder zweymahl eina???ibek.
Das geraspelte Holtz zu reinem pulver gestossen alten weissen Wein darüber
gegossen hernach Morgens und Abends ein gläslein voll davon eingenommen / soll
eben so (Kalteweh-Drey oder viertägig Fieber.)
wol als die Chinckina die Kalten - wehe / oder drey- und viertägige Fieber / auß
dem Fundament herauß treiben / sonderlich da allwegen ein halb quintlein deß
pulvers zugleich mit eingenommen wird. Ich habe es bey underschiedlichen ereits
neben der Chinkina nutzlich gebrauchet / aber die würckung deß davon
verursachten Hertz - zitterens / oder Ohnmachten memahlen spüren oder sehen
können / welche der berühmte Rajus demselben zugeschrieben.
CAPUT CXII.
Aloesholtz. Agallochum.
Namen.
ALoesholtz / oder Paradießholtz / heisset Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Lignum aloes, Park. Lonic. Tab.
Agallochum officinarum, C. B. Xylaloës. Frantzösisch / Bois d’Aloes. Englisch /
Wood of Alaoes. Niderländisch / Hout von Aloe / Parady-hout.
Gestalt und Geschlecht.
Der Baum dieses Holtzes ist nach Garciae meinung dem Oelbaum gleich / bißweilen
grösser. Das Holtz etwas weißlicht / hart / schwer / fett und hartzicht / bitter
/ und mit einer aromatischen schärffe vergesellschafftet / auß dessen poris oder
schweißlöchlein ein balsamisches Gummi fliesset: wirfft man es auff die Glut /
so gibt es kleine blätterlein / und zerschmeltzet nach und nach gantz / gibt
auch einen sehr angenehmen geruch von sich; endlich wen̅ die Glut
angeblasen wird / [218] wirfft es auch
flammen auß. Das frische grüne Holtz soll / nach etwelcher fürgeben / solchen
geruch nicht haben / sondern allein / wenn es dörr und trucken ist. Dieser
liebliche geruch / wie auch / wenn es auff dem Wasser empor schwim̅et / ist ein zeichen der güte dieses Holtzes. Das beste aber wachset in
Malacca und Sumatra / wie auch in Cambaja und Siana.
Der weltberümte Casparus Bauhinus meldet von dreyerley gattungen deß
Paradießholtzes / deren erste ist das fürtrefflichste / so Calampart genennet
wird / und wird allein den Indianischen Königen außgetheilet: wenn ein stuck
davon nur in den warmen Händen gehalten wird / so gibt es einen über alle Massen
lieblichen geruch von sich. Daher es auch / wie Linschotanus vorgibt / mit
gleichem gewicht Goldes bezahlet wird. Die andere gattung ist das gemeine
Paradießholtz / Palo de Aquilla, Linschot. welches bereits oben beschrieben
worden. Die dritte gattung ist endlich das Wilde Paradießholtz / Aquilai brava,
welches auch wolriechend und theur ist / und daher Pater noster-Kügelein darauß
gedrechßlet werden.
Eigenschafft.
Das Paradießholtz hat gleich den bißher beschriebenen Höltzeren einen saurlichten
geist / neben hartzichtem zimlichem öl / und etwas flüchtigem bitteren saltz bey
sich. Daher jhme die Eigenschafft zugewachsen / zu erwärmen / zu tröcknen / die
innerliche Glieder / sonderlich das Gehirn / Hertz / Magen und Mutter zu
stärcken / den Ohnmachten zu steuren / verstopffung deß Kröses zu eröffnen / die
Würm zu töden / und fortzutreiben / auch dem Gifft zu widerstehen. Je
hartzichter und fetter dieß Holtz ist / je besser es seyn soll.
Gebrauch.
Auß diesem Holtz kan man eben wie auß Sassafras - holtz einen Spiritum, Oel und
Saltz ziehen / auch auff gleiche weiß ein Essentz und Extract davon machen /
welche den̅ einerley kräfften mit selbigen Artzneyen haben.
Sonderlich aber hat das hartzichte Gummi / und das Extract dieses Holtz auff 10.
biß 15. gran schwer / offt in form Pillulein eingenommen / treffliche Tugenden
den (Schwacher Magen und Mutter. Schlagflüß / schwach
gebächtniß.) schwachen erkalteten Magen und Mutter zu erwärmen und zu
stärcken / das Hertz zu erquicken / die ermatteten Lebens - geister zu
erfrischen / vor kalten Schlagflüssen den Menschen zu bewahren / die Gedächtniß
zu stärcken.
Ausserlich das grobe Pulver dieses Holtzes auff die Gluth gestrewet / und den
rauch (Ohnmacht. Muttergicht.) davon in die Nasen
gelassen / vertreibt die Ohnmachten / und Muttergichter gar gewaltig.
Dieses Pulver wird auch nutzlich zu den Hauptstärckenden Kräuter - käpplein
gebrauchet (Kräuter - käpplein:) / als nemt
Paradieß-holtz ein und ein halb quintl. gelben Santal / gelben Agstein / Storax
/ Zimmet / rothe Rosen / jedes ein quintlein / Weyrauch / Myrrhen /
Betonienblümlein / Salbeyenblümlein / Lavendelblümlein / Meyenblümlein / jedes
I. halb quintlin / zerhackt und zerstoßt alles zu einem groblichten pulver
zusammen / und nähets (Kaltes Hirn. Schlagflüß.
Schwindel / hauptschmertzen.) in ein Haupt-käpplein wol ein: solch
Käpplein auff dem Haupt fleissig getragen / erwärmet das Gehirn / bewahret vor
Schlagflüssen / stärcket die Gedächtniß / vertreibet den Schwindel und
schmertzen des Haupts.
Quercetanus hat das Extractum dieses holtzes mit dem destillierten St.
Johanneskraut / oder Tausendgulden-kraut-wasser / nach außgezogener Essentz /
bereitet / und es (Würm.) sehr zu tödung und
außtreibung der Würmen / auch reinigung und bewahrung deß Geblüts vor aller
fäulung gerühmet.
In den Apotecken hat man die Species diaxylaloës Mesue, welche vor diesem zu
obigen Kranckheiten gebraucht worden.
(Mundfaule.) Das Holtz in Wasser gekocht / und
damit den Mund außgewaschen / bewahret vor fäulung / und erweckt einen guten
Geruch.
Das Pulver deß Holtzes mit Storax / Zimmet / Benzoin / Gewürtz-Nägelein und
Rosenholtz vermischet / in taffete Säcklein eingenähet / und solche Säcklein bey
die Kleider gelegt / oder in dem Sack getragen / erweckt einen guten Geruch.
CAPUT CXIII.
Rosenholtz. Lignum Rhodium.
Namen.
ROsenholtz trägt den Namen / weilen es den lieblichen Rosen-geruch bey nahem
vollkommen hat. Sonsten aber heißt es Rodiser-holtz / von der Insul Rodis /
darinnen es wächst: Auff Lateinisch / Lignum Rhodium, Aspalathus colore Buxi,
item Aspalathus albicans torulo citreo, C. B. Lignum Rosae odore, aliis Lignum
Thuris, aliis Aspalathus, I. B. Englisch / Rosenwod. Niderländisch / Rosenhout /
of Rhodium. Frantzösisch / Bois des Roses.
Under den Kräuter-beschreiberen ist ein streit / was eigentlich Aspalathus seye /
in dem einer dieses / der ander was anders davon glaubet / jedoch gibt keiner
desselben rechte Beschreibung an den tag: daher wir es auch mit denen halten /
welche den Aspalathum und Lignum Rhodium für eines halten.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt dieser wohlriechenden Rodiserhöltzeren underschiedliche Gattungen und
Geschlecht.
I. Das erste Geschlecht / welches in unseren Apotecken gemein und bekant ist /
Aspalathus albicans communis, ist ein hartes / festes / schweres und nach Rosen
riechendes Holtz; zweyfärbig / wie das Frantzosenholtz / in der mitte
dunckelroth / an dem umbkreiß weiß / bißweilen annoch mit der Rinde versehen /
welche dann dick / rauch / und grawäschfarbig / eines scharfflichten etwas
bittere̅ Geschmacks: wenn es auff die Gluth geworffen wird /
kommet es gleich in flam̅en / und läßt kein hartzichtes Gummi von
sich fliessen: worinnen es demnach von dem obigen Aloesholtz underscheiden ist.
II. Das andere Geschlecht / Aspalathus rubeus, C. B. Aspalathus Rhodius rubens,
odoratissimus, I. B. ist ein rothes / dem Eibenbaum [219] gleichfärbiges holtz / also starck und
wolriechend / daß es auch ein grosses Zimmer mit seinem Geruch leicht anfüllen
mag.
III. Das dritte Geschlecht / Aspalathus I. Diosc. Plinii, & Galen.
Legitima Ponae, I. B. Aspalathus cortice cinereo, ligno purpureo, C. B.
Aspalathus I. Dioscorid. odoratus, Park. Hat kein so hartes holtz / daß es im
Wasser zu boden sincke; dennoch aber ist es viel satter und schwerer / als viel
andere Höltzer. Seine obere Rinde ist äschfarb / schwartzlicht / und mit einer
anhaltenden schärffe begabet: under dieser Rinde erzeigt sich ein faserichte
rothe haut: wenn diese auch weggehoben / so sicht man daß von aussen purpurfarbe
/ inwendig aber bleiche / auch wol hin und wider schwartzlichte holtz. Das
gantze Holtz hat eine zusam̅enziehende / mit etwas schärffe
vermischte Tugend / und ist eines scharffen durchtringenden Geruchs.
IV. Das vierte Geschlecht / Aspalathus cretica Alpini, odoris persuavis, I. B.
Ist ein Gestäud / mit vielen ästen / weissen / harten spitzigen stacheln /
weisser Rinde an dem Stam̅e begabet / bey drey elen hoch
auffwachsende: hat viel kleine saffran-gelbe sehr wolriechende Blümlein / und
eine lange / dicke / harte / gelbe / und der Rinden nach wolriechende wurtzel /
welche deßwegen auch zu den Trochiscis Hedychrois, die da in den Theriack kommen
/ neben anderen sachen gebrauchet werden. Und wenn man solches Holtz nicht wol
haben kan / so nim̅et man an statt desselben den gelben Santal /
oder das Paradißholtz.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es hat das Rosenholtz ein sehr wohlriechendes dünnes / mit etwas flüchtigem saltz
/ und einem saurlichten Geist verge ellschafftetes öl bey sich. In der Artzney
wird es innerlich gar nicht / ausserlich aber zu allerhand wolriechenden
Pulveren / Schminck???alben / und dergleichen gebraucht.
Im Pulver aber dienet es zu Hauptstärckenden (Haupts
Blödigkeit.) Kräuter-käpplein / oder zu Kleider-pulveren / dergleichen
in nächstvorhergehendem (Wolriechend Haar- und
Kleiderpulver.) Capitel beschrieben stehet. So ist es auch sehr
dienstlich und lieblich zu den Haarpulveren / damit man die Haar zu poudriren
pflegt. Ein solch Haarpulver kan folgendes am füglichten gemacht werden. Nemt
Amelmehl I. pfund / Florentinische Veielwurtzen / weiß Mooß / weiß Fischbein /
(ossis sepiae) jeder gattung 6. loth / zerstoßt diese letsteren sachen gantz
rein / beuttelt sie durch ein Tuch / damit sie zu einem feinsten Mehlpulver
werden / mischt sie hernach mit dem Amelmehl wol undereinander / so hat man ein
sehr wohlriechend Pulver.
Sonderlich aber pflegt man das öl von diesem Holtz hoch zu halten / als welches
seiner Lieblichkeit halben under allerhand Salben gebraucht wird / das öl aber
wird auff (Destilliert Rosenholtz - öl.) folgende
weise herauß gebracht. Raspelt ein gut theil Rosenholtz / gießt Regenwasser
darüber / und mischt gepülverten rohen Wein stein dazu: laßt 4. biß 6. wochen
also stehen / daß in dessen das Holtz / welches von natur hart und fest dick ist
/ erweiche / und seine flüchtigen subtilen theile inmittelst auffgeschlossen
werden. Hernach thut solche matery in ein Kolben von Zinn / Kupffer oder Glaß /
gießt annoch mehr Regenwasser / oder Bachwasser darzu / setzt einen grossen
Recipienten für / destillierts also mit gemächlichem Feur / biß das
außgetriebene Wasser kein öl mehr bey sich führet / demnach sönderet man das öl
von dem Wasserab / auff die gemeine weiß durch die Baumwollen / oder filtratur
durch Fleißpapier.
Dieses öl kan man nun under allerhand Pomaden, und Säiffenkugelen /
Schminckbalsam / und Sälblein lieblichen Geruchs halben vermischen. Man kan es
auch under Mandelöl mengen / die Peruquen und Haar damit anschmieren / damit das
Haarpulver desto besser hernach darinnen verbleibe.
CAPUT CXIV.
Bresilgen-baum. Brasilia Arbor.
Namen.
BResilgen-baum / heißt Lateinisch / Brasilia arbor, Park. Pseudosantalum rubrum
s. Arbor Brasilia, C. B. Lignum Brasilium, I. B. Ibira Pitanga, Brasilienlibus,
Marggr. Englisch / Braasil wood.
Gestalt.
Ist ein hoher und also dicker Baum / daß jhne offt drey Männer zugleich kaum
umbfassen können: hat eine schwartz-braune mit kurtzen stachlen bewaffnete Rinde
/ auch Aeste so wechselweiß gegen einander über stehn / an denen die kleinern
äste auff gleiche weiß gesetzet sind: ja die Blätter an den sprossen kommen auch
wechselweiß herfür / und zwar ungleiche paar an einem ästlein. Diese blätter
sind fingers lang / und der gestalt nach den Buchs-blätteren gleich / dick /
gläntzend [220] grün / ohne stiel / nicht
mitten an de???m ???nd / sonderen auff der seiten etwas den sprossen anhangend.
Es wachsen auch hin und wider auß den ästen kleine sprößlein / anderhalb zoll
lang / mit fünffblättigen Blümlein angefüllet / welche roth / und zu ausserst
etwas gelb sind / deren vier blättlein hohl / das fünffte aber überweltzet ist:
mitten in dem Blümlein hat es weißgelbe zäserlein / mit gelben gipf??? lein
begabet / so ein gleichen / aber etwas lieblichern Geruch von sich geben /
den̅ die Mäyenblümlein. Auff die Blüthe folgen ablange
Schötlein oder Hülsen / so bey zwey elen lang / flach / von aussen stachlicht /
dunckelbraun / und kleine gläntzende Bohnen in sich haben. Er wächst bey dem
Meer nicht / sonderen allein in denen von dem Meer entfernten Geländen und
Wälderen / und blühet im Christmonat. Sein Holtz ist satt / dick und schwer /
auch zum polieren tüchtig.
Eigenschafft.
Das Holtz dieses Baums hat viel irdische / mit wenig ölichten und saurlichten
groben saltz-feuchtigkeiten vermischte theile in sich / daher jhme die Tugend
zugeschrieben wird zu kühlen und zu trücknen / auch den Entzündungen zu
widerstehen.
Gebrauch.
Dises Holtz wird mehr von Handwercksleuten / allerhand Instrument / als Kugelen /
Messerhefften / Schachteln und der gleichen darauß zu machen gebraucht / denn
von den Medicis. So bedienen sich desselben sonderlich die Färber / Leinwat und
Seiden damit roth zu färben.
Man pflegt aber an underschiedlichen orten die rothe farb von Bresilgen auff
folgende weise zu machen. Nehmet ein Toppff voll Wasser / thut einer welschen
Nuß groß lebendigen Kalck darein / laßt es eine Nacht durch stehen / hernach
legt in ein anderen Erdenen Topff zu kleinen stücklein gehauenes Bresilgen-holtz
/ daß die helffte desselben davon voll werde / giesset das obige wohl
durchgeseigte Kalckwasser darüber / lasset es alles vier stund lang weichen /
hernach kochet es biß auff die helffte ein / alßdann thut einer Erbsen groß
gepülverten Alaun darein / in dem das Wasser sehr heiß ist / und wenn jhr es
brauchen wollet / so vermischet und zerlasset annoch gemein Gum̅i
darein.
CAPUT CXV.
Fisch- oder Dollkörner. Cocculae officinarum.
Namen.
DIe Fisch- oder Dollkörner / werden genennet auff Latein / Cocculae, Cocculi,
Cocci orientales, Baccae levanticae, Baccae orientales, Baccae cotulae
Elephantinae, Baccae piscatoriae. Cocculae officinarum, C. B. Frantzösisch /
Grains des Indes Orientales, des Coccicoques de Levant. Englisch / Indian
Cocculus / Grain or berry. Niderländisch / Indiaensche Cocculus / cen besye of
greyne.
Gestalt.
Die Doll - körner sind in der gestalt der Nieren / etwas grösser als zisererbsen;
mit doppelter Rinde begabet / deren aussere runtzlicht und schwartzbraun / die
innere aber dick äschfarbig / auch runtzlicht / und einen zerbrüchlichen Kernen
in sich fassende. Es hangen aber offt zwey biß drey von den ästlein herunder /
und zwar ein jedes an einem zoll langen stiel sonderbar / dem geschmack nach
sind sie sehr bitter. Sonsten zweifelt man annoch / was diß für eine Frucht / ob
sie von einem Nachtschatten- oder Teuffelsmilch / oder anderem dergleichen Kraut
herkomme? Zu vermuthen aber / daß sie von einem gewissen / uns noch unbekanten
Baum herrühren.
Eigenschafft.
Es haben dise Körner neben jhren irdischen auch etwas ölichte grobe / mit
bitterem etzendem fixen saltz vermischte theil bey sich verborgen / dannenher
sie billich nicht so fast under die purgierenden Artzneyen / als under die
rechtschaffenen scharffen Giffte gerechnet werden / welche man keines wegs in
den Menschlichen Leib gebrauchen soll.
Gebrauch.
(Läußsucht.) Es haben diese Körner eine
sonderliche Krafft die Läuse auff dem Haupt der Kinderen zu töden und zu
vertreiben / welches dann Condronchius so insonderheit von diesen Körneren
geschrieben / bey mehr als tausend / auch wir bey sehr vielen Kinderen mit guter
würckung erfahren. Man nimt nur ein wenig von dem pulver dieser Körneren /
mischt es under Schweinen Schmaltz / oder gesottenen Butter / schmieret das
Haupt über Nacht damit / so werden die Läuse entweder sterben / oder doch
gäntzlich vertrieben werden.
Sonsten werden sie auch zu dem Fischfang gebraucht / zumahlen wenn die Fischdavon
was wenigs essen / so werden sie gantz dum̅ / legen sich auff den
Rucken / schwim̅en empor / daß man sie leicht mit den Händen
fangen kan. Nach verfliessung 24. stunden werden etliche widerumb wachtbar und
lebendig / viel aber sterben wol gar hinweg / wenn sie zu viel von solchem Gifft
bekommen. (Fischgeleck.) Cardanus hat folgendes
Fischgeleck beschrieben: Nemt 6. loth Mehl / 2. loth Käß / I. halb loth
gestossene Dollkörner / ein quintl. Küm̅i / und so viel
Brantenwein / stoßt alles wol under einander / macht kleine kügelein darauß /
welche man ins Wasser wirfft. Andere mischen die gestossenen Fischkörner mit
altem Käß / Honig und Mehl / und machen kügelein darauß. Ob aber die vermittelst
solchen Giffts gefangene Fisch ohne gefahr mögen geessen werden / stehet dahin:
wenn sie gleich nach empfangenem gifftigen Geleck gefangen / und außgenommen
werden / können sie eben nicht viel schaden / da sie aber lang das Gifft im Leib
gehabt / wolte ich sie lieber den Fischfängeren selbsten zu essen recommendiren,
als in meinen eigenen Leib einlassen.
|| [221]
CAPUT CXVI.
Elephanren-lauß. Anacardium.
Namen.
ELephanten - lauß / wird genennet Lateinisch / Anacardium. Frantzösisch /
Ancardes. Englisch / Anakardiuns / or Malacca beans. Niderländisch / Anacardien
van een Indiaensche Boem. Die Portugalenser nennen sie Fava Malaqua, weilen /
wenn sie grün ist / und an dem Gewächs hanget / unsern grossen Bohnen gleich
ist.
Gestalt.
Die Elephanten - lauß ist eine Frucht eines frembden annoch unbekanten Gewächses
/ so einen runtzlichten stiel / braun-schwartze gläntzende Farb hat / beneben
eines zolls lang / flach / und wie ein Hertz formieret ist. Hat ein doppelte
Haut oder Rinde / zwischen welchen sich ein klebichter / schwartzlichter Safft
enthaltet / deme Cordus einen anfänglich süssen / nach dem scharffen / und
endlich starck zusam̅en ziehenden Geschmack zuschreibet. Die
meisten Botanici glauben / daß dieses die Frucht eines Indianischen Baums seye /
indessen hat weder Garcias, noch Acosta, noch andere solchen Baum beschrieben.
Acosta meldet aber / daß solche Frucht häuffig in den Malabarischen Insulen
wachse; Wenn nun in dem Horto Malabarico dessen gantz keine meldung geschehen /
muß ich billich daran zweifeln / daß es eben eines Baumes Frucht seyn müsse.
Eigenschafft.
Diese Frucht wird in der Artzney wenig gebraucht / soll dennoch einen mit
flüchtigem / ölichten / gleichsam fewrigen saltz angefüllten Safft haben: davon
sie die Tugend bekom̅en / zu tröcknen / zu erwärmen / das Haupt
und die Gedächtniß / auch wohl den Magen zu stärcken.
Gebrauch.
Auß dieser Frucht wird eine Latwerg / welche man Confectionem Anacardinam, oder
Electuarium Anacardinum nennet / in den Apothecken gemachet / von deren man
Nachts einer Hasel- oder auch wohl Muscaten-nuß (Schwache Gedächtniß. Ubeldäwender magen.) groß zu essen denen erlaubt
/ welche ein schlechte Gedächtniß haben / auch zu Schlagflüssen geneigt sind /
und einen schwachen übeldäwenden Magen haben. Bey dem Gebrauch solcher Latwerg
muß man sich deß Beyschlaffs / Zorns und Trunckenheit gäntzlich enthalten. Auch
soll man solche Latwerg mit mas zuweilen gebrauchen / denn man wargenom̅en / daß / wo sie täglich und eine lange zeit öffters gebraucht
wird / der Verstand dardurch geschwächet worden. Deßwegen man sie entweder mit
andern Sachen vermischen / oder an deren stell die Cubeben gebrauchen kan. Der
auß dieser mit Wasser gekochten Frucht zubereitete Honig / wie auch das davon /
durch die mit Wasser beschehene Destillation, gezogene wenige Oel ist selten im
gebrauch.
CAPUT CXVII.
Cubeben. Cubebae.
Namen.
CUbeben werden genennet auff Lateinisch / Cubebae. Griechisch / [Greek words]. Frantzösisch / Cubebe, Quabebe.
Englisch / Cubebs. Niderländisch / Cubeben.
Gestalt.
Cubeben sind Körner / den Pfeffer-körnlein nicht unähnlich / mit langen stielen /
einer braun - schwartzen / öffters runtzlichten Rinde / und einem kleinen runden
Kernen begabet. Haben einen scharffen / nicht unlieblichen / aromatischen
Geschmack; wachsen wie Trauben-beere an einem unsern Apffel-bäumen nicht
unähnlichen Baum beysammen. Diesen Baum aber findet man häuffig in den Wäldern
der Insul Java / deren Einwohner bemeldte Körner / ehe sie solche verkauffen /
zu kochen pflegen / damit sie in entfernten Landen nicht können gepflantzer
werden.
Eigenschafft.
Die Cubeben haben gleich andern Gewürtzen ein guten theil flüchtigen /
balsamischen / scharfflichten Saltzes bey sich / hiemit die Eigenschafft zu
erwärmen / Verstopffungen deß Gekröses und anderer Trüsen zu eröffnen / den
Magen / Lebern / Gehirn und Mutter zu stärcken: erwecken die Geilheit /
vertreiben die Blähungen und Wind deß Leibs / und treiben Schleim und Sand durch
den Harn.
Gebrauch.
(Magenträßnen.) Zu einer dienstlichen Magen -
treßney nemt Zimmet / Nägelein / Cubeben / Muscat [222] blühte jeder gattung ein
quintlein / Zittwenwurtzel / Galangen-wurtz / langen Pfeffer / rothe Rosen /
frisch geschabener gelber Pomerantzen-schelffen jed. ein halb quintlein /
Fenchel-samen / rothen Santal jed. I. quintlein / Zucker ein halb pfund / stoßt
alles zu einem reinen pulver undereinander. Man (Schwaches Gehirn / Hertz / Magen un̅ Mutter.
Nierenschleim.) kan ein halben biß zu einem Löffel voll oder mehr davon
auff einmahl bißweilen geniessen / stärckt das Gehirn / Hertz / Magen und Mutter
/ beförderet die Däwung / zertheilt die Wind / reiniget die Nieren und Mutter
von kaltem Schleim.
In den Apothecken werden die Cubeben auch zu den Speciebus aromaticis
Caryophyllatis, und Diamoschi dulcibus Mesue genommen / (Hertzklopffen / Melancholey / Gicht /
Engbrüstigkeit.) welche da nicht nur zu ob???gen Kranckheiten dienlich /
sondern auch die Melancholey / Hertz-klopffen / Gichter / Engbrüstigkeit und
Lammigkeit der Gliederen vertreiben / auch das erkaltete zur Wassersucht sich
neigende Geblüt widerumb frisch / geistreich und lebendig machen.
Die Cubeben Morgens nüchtern offt geessen / (Schwindel /
schwache Gedächtnuß.) vertreiben den Schwindel / stärcken die
Gedächtniß / erwecken den Eßlust und treiben den Harn. Die Indianer pflegen das
Pulver davon viel mit Wein und Zucker zu nemmen / zu Beförderung Ehlicher
Wercken.
CAPUT CXVIII.
Kräenäuglein. Nux Vomica, & Nux Metel Officinarum.
Namen.
KRäenäuglein heißt Lateinisch / Nux Vomica, Nux metella: wiewol etliche wollen
einen underscheid zwischen diser Nuce Metellâ, und der Nuce Vomicâ machen.
Johannes Bauhinus nennet sie Nucem Vomicam vulgò offic. compressam, hirsutam:
und die Nucem Metellam heisset er Nucem peregrinam oculatam compressam. Wenn nun
deß Alten Serapionis Beschreibung gelten soll / so müssen die Namen dieser
Nüssen in den Apotecken verwechselt werden / und was sie Nucem Vomicam nennen /
soll Nux Metella heissen / hingegen die bey ihnen genante Nux Metel, Nux Vomica
genennet werden.
Gestalt.
Die in den Apotecken under dem titul Nucis Vomicae sich findende Nuß / welche /
weil sie keines wegs erbrechen macht / wir billicher Nucem Metellam nennen / ist
rund / breitlicht / eines federkiels dick / klein / flach / von aussen weich
anzurühren / gleich ob sie mit Seiden überzogen wäre. Hat einen bitteren
Geschmack / ist wegen hartigkeit der inwendigen substantz sehr hart zu
verstossen. Der Baum oder Gewächs daran solche Frucht wächst / ist noch
unbekant.
Die rechte Nux Vomica, oder Metel der Apoteckern / ist grösser als die vorige Nuß
/ und an dem umbkreiß etwas umbgebogen: auff einer seiten hoch auffgeworffen /
auff der anderen aber flach und eben. An dem erhabenen theil findet man fünff
äuglein / der flache theil aber hat kleine grublein: under den Auglein ligen
grüblein / in deren jedem die samen verborgen / so den kernen der Apffeln
ähnlich / und einen fetten / ölichten safft haben.
Beyde Früchte wachsen in Indien / sonderlich in der Insul Banda.
Eigenschafft.
Die Kräen-äuglein haben ein recht narcotisches / auch wol etzendes gifftiges
saltz in ihren übrigen irdischen und öligen theilen verborgen / dan̅enher sie auch in der Artzney gar nicht sollen gebraucht werden. Als ich mich
vor underschiedlichen jahren in Schaffhausen auffgehalten / haben wir solche
Nüsse mehrmahlen den Hunden und Katzen eingegeben / und mit Verwunderung gesehen
/ wie sie solche Thiere nach vielerley gichterischen Erschütterungen getödtet.
Bartholetus in tract. de Respir. lib. 4. cap. 3. schreibt / daß der Samen der
Kräen-augen / auff ein gewisses Gewicht dem Menschen eingegeben / eine lustige
und freudige Taubheit erwecke / da der Mensch immer lustig und freudig lache /
gantz freygebig werde / und alle Geheimnussen offenbahre / auch willig thue /
was ihm anbefohlen werde.
CAPUT CXIX.
Veielräben. Jasminum.
Namen.
VEielräben / Jaßmin / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Jasminum, Gelseminum, Jeseminum, Josmenum.
Italiänisch / Gelsomino. Frantzösisch / Jasmin. Englisch / Jasmine / or Jeßima.
Niderländisch Jesemin.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt der Veielräben mancherley gattungen / deren
I. Ist die gemeine wolriechende Veielräben oder Jaßmin mit weissen blumen /
Jasminum vulgatius flore albo, C. B. hat lange / biegige / dünne gertlein / mit
grüner Rinde umbgeben / darauß von einem jeden Knöpflein oder Nerven sieben
sattgrüne / länglicht außgespitzte / weiche blättlein hervor wachsen / welche
den blättern der Wicken nicht unähnlich. Trägt weisse wolriechende / auß einem
länglichen dünnen holen stiel auffsteigende / in fünff oben zertheilte / unden
aber in ein kelchlein zusammen gewachsene blättlein underschieden. Auf die
blümlein in folgen grünliche beere / darinnen runde kleine samen mit schwartzen
ringlein umbgeben sich finden. Solche Frucht der beere wird allein in den warmen
Ländern an diesem gewächs gesehen / denn in den kalten Ländern fallen die
blümlein gantz ab / ohne daß beere hernachwachsen. Diese Veielräben wird in
warmen Ländern in die Garten-better gepflantzet / in den kalten aber in
Garten-kachel gezielet / umb guten geruch in dem Lufft davon zu erwecken.
II. Das andere Geschlecht ist der gelbe Jaßmin / Jasminum s. Gelseminum luteum,
J. B. Jasminum humilius luteum, C. B. Dieses wächst wie der vorige Jasmin mit
grünen / eckichten / gestreifften zweigen auff / an welchen gemeinlich
außgespitzte / hartlichere und
|| [223]
Veielräben. Jasminum.
Catalonische Veielräben. Jasminum Catalonicum.
grössere blätter / als in dem weissen herfür wachsen. Die blüthe ist gelb / von
keinem sonderlichem geruch; die Frucht aber schwartz / ablang / mittelmäßiger
grösse / zwey grosse / ablange / schwartze samen in sich haltend.
III. Das dritte Geschlecht ist der Indianische wolriechende Jasmin / Gelseminum
Indicum flavum odoratissimum, Park hat eine glatte Rinde / wächst bey zwey elen
hoch / und wird von dem understen stengel mit ästlein bezieret; seine blätter
sind wie die Granaten-blätter hartlicht / dick / ablang; hat goldgelbe blümlein
/ welche zu oberst an den ästlein etwas gebüschelt herfürwachsen / und den
allerlieblichsten Geruch / so da in den dürren blümlein noch zu finden / von
sich geben. Nach der blüthe er zeigen sich beere / welche in der grösse kleiner
Oliven erstlich grün sind / hernach gelb / und gleich den trauben durchscheinend
werden / auch einen kleinen / abkangen / schwartzlichten samen in sich halten.
Dieser Jasmin wird gleich dem Spanischen in den Garten-geschirren gepflantzet /
liebt die Sonne und Feuchtigkeit / die kälte aber mag er nicht erdulden; wie
auch Sommerszeit den Tau des morgens nicht leiden / wenn die Sonne darauff bald
scheinet / denn dadurch die blumen gleich bleichlicht werden: wird durch
eingelegte ästlein fortgepflantzet.
IV. Das vierte Geschlecht / ist ein bleichgelber Jasmin / Jasminum luteum vulgo
dictum bacciferum, C. B. Polemonium s. Trifolium fruticans, Ger. Trifolium
fruticans, quibusdam Polemonium, flore luteo, J. B. Hat ein weisse / in sich
selbst geflochtene wurtzel / von deren die Zweige an underschiedenen orten
zugleich auffsteigen: die äste oder gertlein werden biß drey elen hoch / sind
eckicht / grün / von denen wechselsweiß die blätter / und zwar wie in dem Klee /
drey zugleich heraußsprossen / in der grösse der Rauten-blättern. An dem
aussersten gertlein kommen in dem Aprellen / May und Brachmonat die
bleich-gelblichten fünff getheilten Blümlein herfür / den Schlüsselblümlein
nicht unänlich. Denen grosse / runde / rothe beere folgen / welche mit einem
Samen begabet / so in grösse kleiner Erbsen / inwendig weiß / und eines
unlieblichen Geschmacks / wächst bey Montpelier, wie auch in dem Königreich
Neapoli in den Gehägen.
V. Ist der Nidrige Jasmin mit grossen Blumen / Jasminum Hispanicum flore majore,
externè rubente, I. B. Catalonicum, Park. parad. Jasminum humilius magno flore,
C. B. Pitsjegam Mulla, H. Malab. Hat steiffere gertlein / gegen einander
stehende blätter / zwey / drey / biß vier paar / welche in ein einfaches blatt
außgehen. Diese blätter sind glatt / auff einer seiten gantz flach / auff der
anderen von den durchgehenden Aderen etwas uneben / haben einen bitteren
Geschmack. Auß dem ästlein kommen sieben biß acht blümlein / welche fünffblättig
/ und zu ausserst etwas purpurfarbig sind / beneben den lieblichsten Geruch vor
allen übrigen haben. Wächst in der Wäldernsandichtem Grund nicht gern / sondern
wird auch in den Gärten vielfaltig gepflantzet.
VI. Ist der Arabische Jasmin / Syringa Arabica foliis Mali aurantii, C. B.
Sambac, sive Gelseminum arabicum, Alpin. plant. ???gypt. Nalla Mulla, Hort. Mal.
Streicht gleich der Winden auff dem Erdboden herumb / und umbfaßt mit seinen
runden / grünen / holtzichten / knorrigen / und etwas haarigen gertlein / alle
nahe gelegene Kräuter. Die wurtzel ist weißlicht die blätter breit / außgespitzt
/ steiff / scharff / glatt / unzerkerfft / am Geschmack bitter / ohne Geruch.
Trägt weisse / neünmahl eingeschnittene / und in ein enges kelchlein sich
schliessende Blümlein / welche wegen [224] jhres lieblichen Geruchs von den Heiden zu jhren Opffern gebraucht werden. Sie
blühen in den warmen Länderen fast das gantze Jahr durch / werden durch gantz
Indien in den Gärten geziehlet die Frucht wird davon selten gesehen. Die Weiber
pressen ein öl darauß / mischen solches in jhre Bäder zu erwärmung / und
stärckung der erkalteten Mutter: ja sie trincken es auch warm / zu linderung deß
häiseren Halses und deß Hustens / zu abwendung deß Seitenstichs.
VII. Ist der Catalonische vielfache Jasmin / Jasminum Catalonicum multiplex,
Park. Hudda-Mulla, Hort. Mal. Hat glatte / ebne / dicke Blätter; und weisse /
zum theil grünlichte / viel-blättige / wolriechende Blümlein. Seine runden /
grünen / langen Gertlein / spinnen gleich der Winden umb alle nächst-gelegene
Kräuter. Dieser Jasmin ist also dem nächst-vorhergehenden durchauß gleich /
außgenommen / daß er gefüllte Blumen trägt.
VIII. Ist der Indianische grosse Jasmin / Jasminum Indicum flore polypetalo
exalbido, fructu minori. Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal. Wächst Manns-höhe / von
einem runden / harten / knodichten Stamm / wirfft seine Gertlein weit auß. Die
Blätter stehen gegen einander / sind gläntzend grün / glatt / ablang / in einen
langen spitz sich endend / eines bittern Geschmacks / von keinem Geruch. Die
Blumen sind weißlicht / auß 6. 7. und offt mehr Blättlein bestehend / so an dem
umbkreiß etwas krauß / haben sonsten einen sehr lieblichen geruch / und werden
von den Weiberen deßwegen zu den Kräntzen und Sträussen gebraucht. Die Frucht
ist den kleinen Kirschen gleich / schwartzlicht / glatt / mit einem dünnen
Häutlein / und weichem schwartz-rothen / süßlichten Fleisch / wie auch einem
runden haarichten Samen begabet.
IX. Ist ein ander Indianisches Jasmingeschlecht mit weissen vielblättigen / an
dem umkreiß röthlichten wolriechenden Blumen / wächst sonderlich in sandichtem
Erdreich bey Cranganoor und Catoer, grünet immerdar / blühet in dem Brach- und
Hew-monat. Jasminum Indicum flore polypetalo, candido, oris rufescentibus. Catu
Pitsjegam-Mulla, Hort. Malab.
X. Ist ein Indianischer Jasmin mit grosse Frucht / Jasminum Indicum flore
polypetalo candidissimo, fructu majore. Katu-Tsjeregam-Mulla, Hort. Mal. Ein
Bäumlein mit einem grünen holtzichten stengel / hat weisse / mit siben biß acht
außgespitzten Blättlein begabte Blümlein / aber ohne geruch. Sein Frucht ist der
Frucht deß obbeschriebenen Geschlechts gleich / aber etwas grösser. Wächst gern
in rauchem / felsichten Erdreich in Cranganoor und Coilan, blühet immer.
XI. Ist ein Indianischer Jasmin mit schnee-weisser Blühte / Jasminum Indicum
flore pentapetalo candidissimo, fructu Tsjeregam-Mulla. Katu-Mulla, Hort. Mal.
Ein Staud / so Manns-höhe wächst / mit einer haarigen rothen Wurtzel / harten
Aesten / langen außgespitzten / dicken / glatten / oben weißlichten / unden
dunckel-braunen gläntzenden Blätteren / und weissen 5. blättigen Blumen begabet.
Die Frucht ist der Frucht deß obigen achten Geschlechts gantz gleich. Wächst in
sandichten Orten / in Ocdiampera und Ansjecaimaal, grünet immer.
XII. Ist widerumb ein Indianischer Jasmin mit weisser sehr wolriechender Blühte /
Jasminum Indicum flore albo odoratissimo, Tsieni Mulla, Hort. Malab. Die Staude
hat ablange / dicke / zugespitzte / weiche / glatte / oben satt-unden
bleich-grüne / gläntzende Blätter ohne Geschmack / und ohne Geruch. Die Blume
ist fünff-blättig / weiß / und hat einen überauß angenehmen Geruch. Wächst in
bergichten Orten bey Calare und Perate-vidi.
XIII. Das dreyzehende Geschlecht endlich ist der Indianische Jasmin mit grossen
weissen Blumen / Jasminum Indicum bacciferum flore albo majore, noctu olente,
vel Arbor tristis de die alterâ, D. Comelin. Rava-Pou, Hort. Mal. Ist ein dicker
Baum / mit einem grossen weissen / festen Stamme / so mit einer
purpur-schwartzen / glatten / nichts riechenden noch schmackenden Rinde
umbgeben. Die Wurtzel hat doch einen anhaltenden Geschmack. Die Blätter sind
ablang / rund / außgespitzt / glatt / dick / gläntzend. Die Blühte wächst an den
kleinen Aestlein / von langen schwartz-braunen haarigen stielen / ist weiß / und
der Tuberosen-blumen an gestalt / grösse und lieblichem geruch gar ähnlich. Die
sehr anmüthig-riechende Blühte kombt zu Nacht herfür / und thut sich auff; deß
Morgens aber / wenn die Sonne darauff zu scheinen anhebt / fällt sie bald ab.
Die Frucht ist rund / grün / mit einem dünnen Häutlein / holtzichter Rinde / und
länglichtem / runden / weissen / bittersüssen zusammenziehenden Kern begabet /
grünet immer.
Eigenschafft.
Die Veielräben hat einen mit lieblichem flüchtigen öl temperierten wasserichten
safft sonderlich in jhrer Blühte verborgen / daher sie die Eigenschafft haben
soll / zu erweichen / gelind zu vertheilen / Husten zu linderen / Engbrüstigkeit
und Seitenstich zu v???rtreiben / Geburt zu beförderen / die Lebensgeister zu
erquicken / Haupt und Hertz zu stärcken / Schmertzen zu stillen / Geläiche und
Spann-aderen zu erwärmen / und zu erweichen / sonderlich aber aber einen
lieblichen angenehmen Geruch den Kleideren / Haaren und Gewandten zu erwecken.
Gebrauch.
(Jaßminöl.) Von diesem Gewächs gebraucht man nur
die Blumen / auß denen ein wolriechendes öl auff folgende art gemacht wird. Man
nimt gestrichene Baumwolle / dunckt sie in das Ban- oder Been-öl / oder in
unseren Landen allein in das frisch kalt außgepreßte Mandel-öl / legt solche
Baumwolle under eine Preß / strewt die Jaßmin-blüthe darüber / hernach legt man
wider Baumwollen / und so fort wider die Blumen / und also underschiedlich mahl
eines und das andere: Endlich preßt man alles wol durch einander auß / so hat
man das wolriechende Jaßmin-öl. Dieses öl wird sonderlich zu parfu [225] mierung der Handschuhe /
Kleideren / falscher Haaren / Schnuptabacks und anderem viel gebraucht:
bißweilen wird es auch under Pflaster gemenget / denselben einen guten Geruch zu
geben. Wenn die Blümlein allein in das Oel gelegt / oder sonsten mit Wasser
destilliert werden / geben sie ihr wolriechenden Geruch keines wegs von sich.
Die Balbierer pflegen nach Zvvelferi anordnung / (Wolriechende Pomaden.) folgenden Balsam oder Pomaden / zu auffsetzung
der Bärten / darauß zu machen. Nim außerlesenen Styrax I. quint. Jaßmin-öl 30.
tropffen / Rosenholtz-öl 10. tropfen / Rosen-Spiritus 20. tropffen / Amber und
Bisem jedes 2. gran / außgepreßt Muscatnuß-öl so viel als zu einem Balsam
vonnöthen. Mische und rühre alles wol under einander / und verwahre solchen
Balsam in kleinen Büchsen.
CAPUT CXX.
SYringsbaum. Syringa.
Persischer Syringsbaum. Lilac Persic.
Namen.
SYringsbaum heißt Lateinisch / Syringa, Lilac. Griechisch / [Greek words]. Englisch / Pipetree / or Lilac.
Geschlecht.
Es gibt deß Syrings-baums zwey Geschlechter / deren
I. Erstes ist der Baum mit blawen Blumen / Syringa coerulea, Ger. C. B. Syringa
flore coeruleo s. Lilac, J. B. Lilac Matthioli, sive Syringa flore coeruleo,
Park. Syringa coerulea Lusitanica, Lob. Eyst. Dieses Geschlecht wächst zu zeiten
in mittelmäßigen Baums höhe; ins gemein aber ist es ein staudicht / ästig
Gewächs. Seine Wurtzel kriecht weit umb einander / hat starcke Aeste / mit denen
der Baum sich weit außbreitet. Seine aussere Rinde ist an farb
äschfarb-grünlicht; wenn diese abgestreifft / so zeigt sich ein starck riechende
grünere und dickere Rinde / under deren erst das dicke satte holtz / und in
dieserem das weisse / weiche / schwammichte Marck verborgen. Die Blätter stehen
gegen einander fürüber / kommen auß den gläichen der Zweigen hervor / sind breit
/ länglicht und zugespitzt / an dem umbkreiß etwas zerkerft; erstlich / da die
Blühte noch an dem Baum / weich / demnach satter und harter / beyderseits glatt
/ in dem übrigen bitter und etwas scharff. An sonderbahren sprößlein erzeigen
sich in dem Aprellen und Meyen die nicht unlieblich-riechende vier-blättige
Blumen / so da lang / röthlicht / oder vielmehr rothblaulicht. Darauff folgen
die länglichten / flachen / rothen Beere / welche bey ihrer Zeitigung in zwey
theil voneinander springen / und also ihre zwey länglichten dünnen Samen zeigen.
Wächst an allen orten nicht ungern / wird bey uns in den Gärten gepflantzet /
und ihres angenehmen geruchs halben hoch gehalten.
Es gibt aber noch eine Gattung dieses blawen Syringen-baums / welcher auff
Lateinisch heisset / Syringa Persica, seu Lilac Persicum incisis foliis,
Jasminum Persicum dictum, Park. Ligustrum foliis laciniatis, C. B. Syringa
Persica purpurea foliis laciniatis, & foliis integris. Syringa coerulea,
J. B. Ist eine Staude / welche drey biß vier Elen hoch wächst / mit weichem
weissem Holtz / und vielem weissem Marck / braun-rother / mit vielen gelb [226] lichten Flecken gezierter
Rinde begabet. Die Blätter vergleichen sich grösse und gestalt nach den Blättern
der Kinngerten. Trägt jährlich zweymahl Blühte / die erste in dem Frühling /
hanget büschelein-weiß an dem Baum / und ist purpurroth / gibt einen sehr
angenehmen geruch von sich; die andere folgt in dem spathen Herbst. Nach dem
Blust folget die in kleinen / kurtzen / breitlichten schötlein bestehende Frucht
/ welche endlich auch voneinander spaltet / und einen schwartzlichten kleinen
Samen offenbahret. Den Blättern nach ist er dem Catalonischen Jasmin nicht gar
unähnlich. Die Blühte schießt gleichsam wie Aehre auff.
II. Das andere Geschlecht ist der weisse Syringenbaum / Syringa alba, Ger. alba
s. Philadelphus Athenaei, C. B. flore albo, J. B. flore albo simplici, Park. Ist
ein zimblich schönes Gewächs / wächst auß der Wurtzel mit vielen geraden / etwas
knodichten / viel Marck in sich haltenden / erstlich Fingershernach biß
Arms-dicken Sprossen auff / welche folgends wider in viel kleinere grüne Aeste
außgebreitet werden. Auß diesen Aesten kommen bißweilen zwey gegen einander
stehende Blätter herfür / welche grösser als Lorbeer-blätter / ablang / an dem
umbkreiß zerkerfft / runtzlicht / bittern und scharfflichten geschmackes. Die
Blühte aber schießt von den aussersten Aestlein / zwey / drey biß vier paar /
sambt einer ungeraden auff dem gipfel stehenden Blumen hervor / welche auß vier
weissen zugespitzten blättlein bestehen / und einen angenehmen / dem
Pomerantzen- oder Citronen-blust ähnlichen Geruch haben. Blühet im Meyen und
Brachmonat; In dem Herbst aber kommen die rothen Beere / als die Frucht hervor /
wird bey uns in den Gärten gepflantzet.
In der Artzney wird von diesen Kräutern keines gebrauchet / ich glaube aber doch
/ daß in den Blättern ein mit scharfflichtem Saltz gemischter Safft / und in der
Blühte ein kräfftiges Oel verborgen lige.
CAPUT CXXI.
Gemeine Heyde. Erica vulgaris.
Italiänische Heyde. Erica Italica.
Namen.
HEyde heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch und Italiänisch / Erica. Frantzösisch / Bruyere. Spanisch / Brezo.
Englisch / Heath / Ling. Dänisch / Liung. Lyng. Niderländisch / Heide.
Geschlecht und Gestalt.
Es sind vielerley Art und Gattungen der Heyde:
I. Die erste ist die gemeine Heyde / Erica vulgaris humilis, semper virens, flore
purpureo & albo, J. B. Erica folio Myricae I. seu vulgaris glabra
& hirsuta, C. B. Ist ein schön lustig Sträuchlein / welches selten auff
Elenhoch steiget / hat lange / zähe braune Wurtzeln / wächst mit vielen dünnen
holtz- und ästichten Zweiglein oder Gertlein auff; trägt viel kleine
immer-grünende / schmale / den Tamariscken-blättlein ähnliche / fette blättlein
/ so bißweilen glatt / bißweilen haaricht sich finden. Die Blümlein kommen von
mitte der Aesten / biß an ihre gipfel vielfaltig herfür / sind vier-blättig /
klein / bleich purpur-roth / bißweilen auch weiß / sehr schön und anmüthig
anzusehen / bey nahem ohne [227] Geruch. Die
Blühte erzeiget sich zweymal im Jahr / nemlich im Frühling und Herbst / biß auff
den Winter. Die Bienen tragen sonderlichen lust zu solchem Blust. Wächst in
schattichten / feuchten Wald-gebürgen häuffig / da das Erdreich fast im̅er mit Wasseren angefeuchtet / und etwas faul ist. In vielen
Gebürgen in- und ausser der Schweiß habe ich viel Ericeta, oder Wäldlein mit
Heyden angefüllet / angetroffen.
II. Das andere Geschlecht ist die Heyde mit braunen Beeren / Erica baccifera
procumbens nigra, C. B. Erica baccifera, Matth. Lob. Erica prima, Clus. pan.
Erica Coris folio undecima, Cluf. Hift. Item, die Heyde mit weissen Beeren /
Erica erecta baccis candidis, C. B. Erica septima, Clus. Hisp. Lugd. Erica coris
folio, 10. Clus. Hist. Frutex Lusitanis Camarinnas dictus, Linsch.
Heyde mit ihren Beeren.
Erica baccifera.
Diese Art der Heyden beschreibet Matthiolus in Commentar. ad Dioscorid. lib. 1.
cap. 100. Solche wächst in den Gebürgen die Böhmen von der Schlesing abscheiden
/ da die Elb ihren Ursprung hat. Sie ligt auff der Erden / und kreucht weit umb
sich / hat Blätter fast wie die gemeine Heyde / doch kürtzre / trägt braune Beer
in dem Augstmonat / nicht viel kleiner als des Wachholders / sind aber weicher /
inwendig klebricht und grünlicht. Die ästlein sind holtzicht / schwartz-roth /
geschlang / und lassen sich gern biegen. Man findet sie auch in Oesterreich und
Steyrmarck auff den Gebürgen / dem Wechsel / Schneeberg und Schneealpen.
III. Das dritte Geschlecht oder Gättung ist die klein-blättige nidrige Heyde /
mit äschfarber Rinde / und wohl-rother Blühte / Erica humilis, cortice cinereo,
Arbuti flore, C. B. Erica ramulis ternis, floribus saturatioribus purpureis, F.
B. virgata seu 6. Clusii, Park. IV. Die vierte Gattung ist die Brabantische
Heyde / mit haarichten vielen Blättlein / Erica ex rubro nigricans, C. B. Erica
6. Clus. Erica Corid. folio 13. Clus. Hist. Erica Brabantica folio Coridis
hirsuto, F. B. pumila Belgarum Lobelii, scoparia nostras, Park. Wächst in
sumpfichtem Erdreich gern.
V. Ist ein Africanische Heyde / deren ästlein der fürtrefliche und berühmte
Botanicus zu Dantzig / Herr Jacobus Breynius, welche ihme von dem Promontorio
bonae spei zugekommen / in seiner Centur. 1. Plantar, exot. beschreibet. Erica
Coris folio hispido Cerinthoides Africana, Breynii. Erica arborescens Africana
flore carneo, Ejusd.
VI. Ist ein grosse Heyde / welche offs Manns-höhe erreichet / mit weissen /
langen / schönen / wolriechenden Blumen. Erica Coridis folio I. seu maxima alba,
C. B. Erica major flore albo Clusii, Ger. Wächst in Portugall bey Lißabona und
Conimbrica. Blühet im Winter- und Christ-monat / wie auch im Jenner.
VII. Ist die grosse Heyde / mit purpurfarber Blühte / Erica maxima purpurascens
longioribus foliis, C. B. foliis Corios quaternis flore purpurascente, F. B. Hat
länglichte purpurfarbe Blümlein; die ästlein werden auch mit vier blättlein
zugleich umbgeben; ist eines zusammenziehenden Geschmacks.
VIII. Die Blumen-reiche Heyde / Erica folio Corios multiflora, J. B. Ericae Coris
folio secundae altera species, Clus. Erica abieti ormis. Hat Blätter wie der
Tannenbaum / aber weit kleiner. Die äussersten ästlein sind mit häuffigen /
purpurfarben / kelchichten blümlein angefüllet.
IX. Ein kleine Heyde mit grünlicht / hernach weiß-purpurfarben blümlein /
schwartzlichten und etwas breitern blättern als die vorigen Gattungen haben /
zusammenziehender Krafft. Wächst hin und wider in den Wäldern warmer Ländern /
blühet im Christmonat und Jenner. Erica major floribus ex herbaceo purpureis, C.
B. Coris folio 3. Clus. Foliis Corios quaternis, floribus herbaceis, deinde ex
albo purpurascentibus, J. B.
X. Ein staudichte Heyde / mit bleich-gelblichten Blümlein / wächst biß zwey Elen
hoch in Spanien / Gasckonien / Langendock / und andern Ländern. Erica major
scoparia foliis deciduis, C. B. Erica arborescens floribus luteolis, vel
herbaceis minimis, J. B.
XI. Ein grosse Heyde mit purpurfarben Blümlein / dreyfachen Aestlein / wächst
Manns-höhe umb Genua herumb; bey Montpelier aber in dem Grammontischen Wald /
wie auch umb Lisabona herumb / steigt sie so hoch nicht; Hat ein haarichte Rinde
/ kurtze und kleine Blättlein. Erica arborescens Monspeliensis, flore
purpurascente, ramulis ternis, J. B. Erica ternis per intervalla ramulis, Ger.
C. B. Erica Cor. folio 5. Cluf. Park.
XII. Ein Heyde mit nidrigen / sich neigenden / Elen langen ästlein / und bleich
purpurfarben / länglichten / holen / vierdlättigen blümlein / vielen subtilen
blättlein / harter holtzichter Wurtzel / wächst ein Meilen von Gamingen /
oberhalb Seehofen / an der Halden Herren Alben; wie auch in Oester [228] reichischen und
Steyrmärckischen Hochgebürgen / da sie im Brachmonat blühet. Erica procumbens
dilutè purpurea, C. B. Erica Cotis folio 7. Clus. Ger. foliis Corios, flore
purpureo dilutioris coloris, J. B.
XIII. Ein haarichte kleine Heyde / wächst Elen hoch / staudicht / mit dünnen
Gertlein / dreyfachen haarichten / mit zusammenziehendem Geschmack begabten
blättlein umb das ästlein herumb; wie auch underschiedlichen bleich-purpurfarben
/ holen blümlein an den Gipfeln der ästlein / zwischen den blättlein. Blühet im
Christmonat / wächst in Portugall in sandichtem Erdreich. Erica ramulis
&c foliis Corios rernis, floribus ex rubro purpurascentibus majoribus,
J. B. Coris folio 12. Clus. Erica tenuifolia caliculata, Ger. Scoparia altera,
Park. Casparus Bauhinus hat sie Hirsutam Anglicam genennet / da sie doch nach
Raji bericht nirgend in Engelland wachset.
XIV. Ein kriechende nidrige Heyde / so eines schuhes hoch bey Lindaw an dem
Bodensee wachset / und mit vier allweg die ästlein umbgebenden blättlein / auch
kleinen holen / viereckichten / Kräuter-farbichten / zu end deß Augstmonats
herfürkommenden blümlein begabet. Erica procumbens herbacea, C. B. cruciata,
Ger. parva foliis Corios quaternis, flore herbaceo, foliacies capitulis, J. B.
XV. Ein kleine fleisch-farbige Heyde / mit dünnen / gleich voriger / auff Erden
kriechenden kurtzen ästlein / so da mit dreyen kleinen blättlein allezeit
umbgeben; und an ihren gipfeln mit holen / ablangen / fleischfarbigen in dem
Mertzen und Herbst erscheinenden blümlein begabt; wächst hin und wider in
bergichten Wäldern: Rajus hat sie zwischen Trient und Bolzen an den schrofen
gefunden. Erica procumbens ternis foliolis carnea, C. B. parva Pannonica foliis
Corios ternis, flore carneo, capitulis Thymi, J. B. Coris folio 9. Cluf. Ger.
emac.
XVI. Ein Englische Meer-Heyde / mit dünnen / runden / äst- und knodichten / auff
der Erden kriechenden gertlein / vielen kurtzen / schmalen / glatten /
dunckel-grünen blättlein / grossen / schön rothen / fünff-blätligen blümlein.
Wächst im sand- und sumpfichten Gelände an dem Meer. Erica supina maritima,
Park. An polygonum pusillo vermiculato serpilli folio, Lobel.
Eigenschaffe.
Es hat die Heyde viel irrdische Theile / neben etwas alkalischem mit wenig
balsamischem öl vergesellschaffteten saltz in seinem safft verborgen / daher sie
die Eigenschafft bekommen zu tröcknen / gelind zu erwärmen / Geschwulsten zu
zertheilen / den schleim und Sand der Nieren zu treiben / schmertzen und röthe
der Augen zu vertreiben.
Gebrauch.
(Miltzekranckheiten.) Die Heyde / weil sie an
gestalt der Tamariscken nicht ungleich / wird von vielen wider die
Miltz-kranckheiten gebrauchet.
(Blasenstein.) So man die blätter und blumen der
Heyde in wasser siedet / und dreyßigtag nacheinnander Morgens und Abends drey
stund vor dem Mittag- und Nacht-essen ein halb quartal oder 10. loth darvon
trincket / bricht es den Blasen-stein und treibet ihn fort. Es würcket noch
besser / wenn man auß den blättern zugleich ein Lendenbad machet / und darein
sitzet. Matthiolus hat etliche gekant / denen neben einer guten Lebens-ordnung
auff diese weiß geholffen worden.
(Darmgicht.) Das Wasser auß den Heyden-blumen
gebrant und getruncken / benimt die Darmgicht: Es wird auch gelobt wider das
blöde Gesicht / Morgens und Abends etliche tropffen in die Augen gegossen.
(Viertägig Fieber.) Die Latwerge von den blümlein
der Heyden ist gut denen / welche Miltzsüchtig / oder dem viertägigen Fieber
underworffen sind.
CAPUT CXXII.
Stechdorn. Rhamnus.
Namen.
STechdorn heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Rhamnus. Italiänisch / Ramno, Albero spinoso. Frantzösisch /
Bourguespine, Nerprun. Spanisch / Cambron, Escambrones.
Geschlecht und Gestalt.
Der Stechdörner sind vier Geschlecht. Das erste wächst in den Zäunen mit starcken
ästen und stacheln / gleich wie gespitzte Dorne / welche lehr lang sind / und
kleinere neben-dörn haben / die den Mertzen und Herbst erscheinende Blümlein
sind klein / länglicht / purpurfarb / blaulicht / in 5. theil eingeschnitten. Es
hat blätter wie die Weide / allein daß sie schmäler sind. Zwischen den blätteren
erscheinen rothe Beere / mit weissen festen kernen. Wächst hin und wider /
Rhamnus alter Clusii flore purpureo, Ger. emac. alter foliis salsis, flore
purpureo, C. B. Rhamni I. Clusii species altera, I. B.
Das ander Geschlecht vergleichet sich fast der Weiden / mit ästen und blättern /
hat keinen anderen underscheid / denn daß es stachlicht ist / trägt weisse
wolriechende Blumen und rothe beere in grösse der Erbiß. Wächst in Italien und
Florentz / wie auch in Franckreich / Spanien / und Portugal. Rhamnus spinis
oblongis, flore candicante, C. B. Cortice albo Monspeliensis, I. B. primus
Clusii flore albo, Ger.
Das dritte Geschlecht ist der Sanddorn / Rhamnus, vel Oleaster Germanicus, I. B.
Rhamnus salicis folio angusto, fructu flavescente, C. B. secundus Clusii, Ger.
emac. Diese Sandweiden- oder Teutsche Stechdorn ist ein Bäumlein / welches nur
5. oder 6. elen hoch / auch bißweilen höher wachset / und auß seiner
vielspaltigen weit-außgebreiteten wurtzel ein gedräeten stam̅
herfür bringet / so mit einer runtzlichten und braunrothen Rinden bekleidet /
und in sehr viel äste zertheilet ist / welche überall mit anderthalb zoll langen
dörnen bewaffnet sind. Die äste umbgeben ablange schmale blätter / den
Weiden-blättern ähnlich / sind weiß / oben Aschenfarb / und unden mit einer sehr
zarten wollen besprengt / eines umb etwas wenigs zusam̅enziehenden
Geschmacks. Die Blumen sehen grünlicht auß / und stehen viel beysammen: Diesen
folgen runde beer / wie Spargenbeer
|| [229]
I. Stechdorn. I. Rhamnus.
II. Stechdorn. II. Rhamnus.
III. Sanddorn. Rhamnus sive Oleaster Germanicus.
IV. Stechdorn.
IV. Rhamnus.
nach / hangen Traubenweiß beysammen / und sind mit einer dünnen / feurrothen /
oder gelb-gläntzenden Haut bedeckt / in deren jeglicher neben jhre̅ weichen und gelben fleisch ein rund-ablanger gleissender Same verschlossen
liget / so außwendig mit einer dunckel-schwartzen / inwendig aber mit einer
weiffen Haut eingewicklet ist. Alhier an Mooßichten orten bey dem Rhein / under
Hüningen / spielet gleichsam die Natur mit diesem Bäumlein / denn welches
breitere und längere blätter hat / trägt nur ein oder zwey beer an dem Stock /
dasjenige aber so mit schmalen und kürtzeren blätteren begabet / überkommet viel
zusammen gedrungene beere / die noch zur Winterszeit an der Staude hangen. Man
findet es auch an dem Lechfluß und der Donaw / und in Ita [230] lien / Franckreich / Holland
und Flandern / an dem Gestad des Meers. Wächst auff den Bündtner un̅ Veltlinischen Gebürgen / bey der Statt Chur / Meyenfeld / Feldkirch / und an
anderen Schweitzerischen Orthen in den Bergen und Thäleren. Die Holländer zieren
mit den Schößlein jhre Sähl und Gemächer gegen dem Winter / wenn die Beere
anfangen ein gelbe Farb zu bekommen / und lassen sie darin durch den Winter für
eine Zier und Lust / denn sie mit jhrem saurlichten Geschmack dem Mund anmütig
sind / D. Casparus Bauhinus vermeldet auß des Camerarii epitome Matthioli, daß
von diesen beeren ein saurlichte Latwerg wieder die rothe Ruhr bereitet werde /
und die Kernlein purgieren sollen. Aber sein Hr. Bruder Johann. Bauhinus, tomo
l. Histor. plantar. univerfal. lib. 17. cap. 12. setzet diese wort hinzu. Hunc
nodum solvant experti: Die erfahrne lösen diesen knopff auff.
Das vierdte Geschlecht ist der Stechdorn mit runden breiten blätteren / Rhamnus
s. Paliurus folio jujubino, I. B. Rhamnus folio subrotundo, fructu compresso, C.
B. Paliurus, Lobel. Dod. Ger. Dieses Geschlecht wächst bißweilen zu einem Baum
auff / hat blätter den Brustbeer-blättern gantz ähnlich / jedoch sind sie nicht
so tieff zerkerfft. Die äste wachsen fast 5. elen lang / sind mit vielen
stachlichten harten Dornen begabt. Die Blühte ist klein / rund / moosicht / und
bleich-gelb / die Frucht aber breit / grünweiß / auffgeblasen / und einem
Spinwürtel gleich / hat inwendig ein hartes steinlein / wächst umb Verona und
Pergamo in Italien.
Von anderen unbekanten Rhamnis oder Stechdorn besihe Carolum Clusium, lib. 1.
stirp, Hispan. hist. cap. 16. & lib. 1. Rarior. plant. histor. cap. 77.
Eigenschafft.
Alle diese Stechdorn haben viel jrdische / mit saurem salß vermischte rauhe theil
bey sich / daher sie die krafft haben zusam̅enzuziehen / zu
stopffen / und anzuhalten. Werden in der Artzney nicht gebraucht. Doch schreibt
man der Frucht des Stand-dorns die Eigenschafft zu auffzulösen / und den Schleim
und Sand der Nieren zu treiben.
CAPUT CXXIII.
Wegdorn. Spina infectoria.
Namen.
WEgborn- oder Creutzbeer heißt Lateinisch / Spina infectoria, spina cervina,
Rhamnus catharcticus. Italiänisch / Spino merlo, Spino cervino, Spino quercino.
Frantzösisch / Bourge spine. Dänisch / Kaarsböertorn / hiortetorn. Niderländisch
/ Rynbesie / besienboom. Englisch / Buckdorn / or commun Purging-thorn.
Gestalt.
Es ist dises Gewächs auch ein Geschlecht der Stechdornen / ein nidriger baum /
hat fast blätter wie der Birnbaum / allein daß sie schmäler und ein wenig
zerkerbt / auch schwartzgrün / und eines herben Geschmacks sind / mit dornichten
oder stachlichten ästen.
Wegdorn. Spina infectoria.
Das Marck mitten im Stam̅ ist roth / wie der rothe Sandel. Auß
diesem holtz machen die Schützen jhre Bögen. Die Blüthe ist klein / mosichter
farb / mit vier gipffelein begabet / darauff folgen Beere in der grösse der
Hollunder-beer / die sind erstlich grün / und so sie zeitigen / werden sie
schwartz / haben doch inwendig drey biß vier kernen / und einen grünen Safft /
den brauchen die Mahler / und mischen laugen / darinnen Alaun gesotten /
darunder / so wird eine lustige safftgrüne Farb darauß / welche zum Papier
färben auch dienstlich. Wächst hin und her in unserer Eydgnoßschafft / auch
anderen Länderen in den Zäunen und Wälderen.
Es schreibet Carolus Clusius stirp. Panonic. histor. lib. 1. cap. 29. &
rarior. plantarum histor. lib. 1. c. 79. daß man zwey kleinere Geschlecht in
Desterreich finde.
Eigenschafft.
In der Artzney werden allein die in dem Herbst gesamlete zeitige Beere / so man
Creutz-beer nennet / gebraucht / haben einen mit saurlicht-milt-etzendem saltz
begabten safft in sich / dannenher die Eigenschafft die feuchtigkeiten und
wasser auß dem Leib durch den Harn und Stulgang zu purgieren / und gelind
außzuführen.
Gebrauch.
(Schlein- und Gall. Wassersucht.) Auß den
Creutzbeeren kan man einen treflichen Syrup zubereiten / welcher die Gallen /
Schleim / und versetzte wasserichte Feuchtigkeiten ohne sonderlichen zwang
außführet / und dahero in dem Ansaß der Wassersucht / Gelbsucht / dreytägigem
Fieber / (Dreytägig Fieber.) und anderen
Kranckheiten nutzlich gebraucht wird. Nimb Creutzbeer / so sie recht (Laxierender Creutzbeer-Syrup.) zeitig sind /
(welches gemeiniglich im anfang des Weinmonats geschicht) zerstosse sie wol /
und presse davon den Safft auß / alsdann lasse auff einem kohlfewrlein über
denselbigen ein kleinen wahl gehen / und [231] siechte ihne durch ein sonderbares Tuch / hernach nimb dieses Saffts zwey
pfund / und so viel geläuterten Zucker / siede es auff einem kohlfewrlein
langsamb / biß es die dicke eines Syrups bekom̅et: wenn es schier
außgesotten / thue zerschnittenen Zim̅et und Nägelein jedes ein
halb loth in ein reines tüchlein gebunden darein / und lasse es biß zu der dicke
eines Syrups noch ein paar wall auff dem Kohlfewrlein thun / und behalte diesen
Syrup in einem sauberen Glaß oder Geschirr auff. Man kan jhn biß auff 4. loth
mit wenig Wegwanrt-wasser vermischt / morgens nüchtern gebrauchen / und sich
darauff / wie bey einnehmung purgierender artzneyen / verhalten.
CAPUT CXXIV.
Nagdorn. Oxyacantha.
Namen.
HAgdorn heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Oxyacantha, Oxyacanthus, Spina acuta, Mespilus apii foliis
sylvestris spinosa. s. Oxyacantha, C. B. Italiänisch / Bogaja, Amperlo, Spino
bianco. Frantzösisch / Aubes spines. Spanisch / Pirlitero, Pirliritero. Englisch
/ White thorn. Niderländisch / doorn boom / haegdhoren.
Gestalt.
Hagdorn ist ein Baum voller Dornen / außgenommen die Blätter / die sind zertheilt
wie die Eppich. Trägt weisse starcke und wolriechende fünffblättige blumen / die
hangen an einander wie dolden. Die Früchte oder Beer erscheinen roth / völlig /
feißt / haben inwendig kernen / auch etwas klebicht-süsses und weiches Fleisch /
hangen an langen stielen. Im Herbst werden zeitig / und bleiben an jhrem Baum
biß auff den Winter. Die wurtzel ist sehr zerspalten / begibt sich tieff in die
Erden.
Der Hagdorn wächst viel in den Wälden und andern orten deß Teutschlands / auch
anderen Länderen und Provintzien. Blühet im May.
Eigenschafft.
Es haben viel diesen Baum für ein herdes zusammenziehendes Gewächs gehalten. Aber
seine blätter / und reiffe Beer geben durch jhren süßlicht-glebigen Geschmack zu
erkennen / daß vielmehr ein alcalisches nutzliches saltz in deroselben klebigem
saffte verborgen lige / worauß die eigenschafft entstehet zu erdünneren / und zu
erweichen / die verstopffungen zu eröffnen / schleim und sand der Nieren zu
treiben.
Gebrauch.
Die Beere sollen wider das Grim̅en nutzlich seyn / und die bösen
Feuchtigkeiten durch den Stulgang außführen / so man jhen 10. oder 12. einnimt /
wie solches Rembertus Dodonaeus Histor. stirp. pempt. 12. lib. 1. cap. 22.
berichtet.
(Lendenstein.) Das Wasser auß den rothen beeren
ist gut zu gebrauchen wider den Lendenstein / und an vielen orten in Sachsen
wohl bekant.
CAPUT CXXV.
Sawrach der Erbsel. Berberis.
Namen.
SAwrach / Sawrdorn / Preisselbeer / Versich oder Erbsel heißt Griechisch / ???.
Lateinisch / Berberis, Crespinus, Spina acida, Dod. Berberis dumetorum, C. B.
Berberis vulgo, quae & Oxyacantha, putata, I. B. Italiänisch / Crespino,
Frantzösisch / l’Espine cimette. Spanisch / Espino de majuelas. Englisch /
Barbary tree. Dänisch / Surtorn / Berberis. Niderländisch / Sausseboom /
Suerboom.
Gestalt.
Sawrach oder Erbsel / ist ein staudicht [232] Bäumlein / von einer wurszeln kommen viel gerten / gleich wie in der
Haselstauden / under denen etliche mit der zeit / wiewol schwerlich / herfür
dringen wie ein Bäumlein. Von unden biß oben an hat es sehr stachlichte / lange
weißlichte / und nicht sehr harte dörn / und stehen ihrer allwegen drey an
einander. Die Rinde des gantzen Bäumlein ist weiß / glatt und dünn / das holtz
darunder gelb / mürb und luck. Der gerten sind viel / ihre wurtzel haben ein
sehr gelbe farb / ligen auff der Erden außgebreitet. Die blätter vergleichen
sich fast denen am Granatenbaum / sind doch dünner / breiter / und nicht so
außgespitzt / an dem umbkreiß gewinnen sie rings herumb kleine stachlen. Dieser
Baum trägt im angehenden Mäyen viel schöne gefüllte / wachßgelbe gestirnte
sechsblät ige Blumen / die hangen beysammen wie Trauben / am geruch dem
männlichen samen sich zimblich nahe vergleichend. Darauff folgen die rothen
länglicht-runden Beer / die haben inwendig körnlein gleich wie die
Granatenkörner / doch sind sie länger / eines sauren und herben Geschmacks.
Casparus Bauhinus in annotatis suis ad Matthioli Comment. in lib. 1. Dioscorid.
cap. 105. berichtet / daß man den Sawrach under dem Namen Spinae Christi / deß
Dorns Christi in den Italiänischen Gärten pflantze / seine blätter werden wol
länger / und die gelben Dorn zweymahl grösser / einem halben stern sich
vergleichend.
Eigenschafft.
Die Sauwrach-staude hat viel irdische saursalßichte / zusammenziehende theil bey
sich. Die Beer / oder so genanten Erbselen aber sind mit einem herben / sauren
wasserichten safft begabet / und haben die Eigenschaft zu kühlen / die
innerliche Hitzen / und durst zu löschen / und etwas zusammenzuziehen.
Gebrauch.
(Innerliche hitzig pestilentzische Fieber / durst /
grosse ??? Allerley bauchflüsse. Würm.) Ein Julep von Erbselen Eyrup
ist gut wider die innerlichen hitzigen pestilentzischen Fieber / löschet den
Dürst / benimt die grosse hitz / wehret allerley Bauchflüsse / und tödet die
Würme im Leib. Mach ihn also: Nim gesotten gesotten Hirtzenhorn-wasser ein halb
maß / Erbselen Syrup 12. loth / trincke davon nach belieben: oder nim̅ Saurampff-wasser sechs loth / Wegwart-wasser 4. loth / Erbselen
- syrup 5. loth / gibs dem Krancken in zweymal zu trincken.
Carolus Clusius lib. I, Histor. rarior. plantar. cap. 85. berichtet / wie ein
vertrauter Freund ihm habe geoffenbahret / daß die mittlere Rinde (so man sie in
ein sauber tüchlein binde / in geringen weissen Wein einbeitze / drey stund
stehen lasse / und hernach den Wein auff einmahl trincke) starck purgiere.
Ferners hat er zu Aschaffenburg in Joh. Müllers des Apotheckers schönem Garten
ein grosse Stauden des Saurachs gesehen / deren Beere keine körnlein in sich
halten / welche in Zucker einzumachen gar bequem sind.
So man die gelbe Rinde in die Laugen legt / machet sie gelb Haar.
(Erbselsafft.) Der Erbselen Safft wird also
gemacht. Man soll die Erbselen von den stielen abstreiffen / hernach in einen
Marmorsteineren Mörsel mit einem höltzernen stössel verstossen / und in einem
sauber Zwilch-säcklein in der Preß durchzwingen / den außgepreßten Safft in
saubere Gläser schütten / frisch mandel-öl eines halben daumens hoch darüber
giessen / es wol verbinden / und alsobald an ein kühl ort stellen. Auff diese
weiß kan man den Erbselen-safft lange zeit zur nothdurfft frisch auffbehalten.
(Erbsel-Syrup.) Den Erbselen-syrup macht man
also. Nim Zucker ein pfund / laß ihn mit 12. loth oder einem quart Brun̅-wasser ob dem Feur in einem erdenen Geschirr verschaumen und
kochen / biß der Zucker von der spattel fleußt / oder ein faden ziecht / hernach
schütte den gekochten Zucker in ein zinnerne Schüßel und 16. loth Erbselen-safft
darunder / vermische es und behalts in einem gläsernen oder erdenen Gefäß auff.
Dieser Safft kühlet / (Gifftige Fieber. Durst grosse
hitz der Fieber. Ruhr. Erbsel täfelein.) widerstehet den gifftigen
Fieberen / undertrucket die Gallen / löschet die Febrische grosse hitz und durst
/ ist dienstlich in der Ruhr.
Die Erbselen-täfelein werden also gemacht. Nim gestossenen Zucker ein pfund in
ein tabulier-??? annen / und schönen rothen, Erbselen-saftt 8. loth: lasse den
Zucker auff gelinder gluth mit zugiessung wenigen saffts zergehen / rühre jhn
allezeit umb / und hebe jhn bißweilen ab dem Fewr / doch solle man es jederweil
umbrühren / und die Pfanne warm behalten / hernach mit dem übrigen Safft (dan̅ man ihne nicht auff einmal darüber schüttet) widerumb erweichen
/ jedoch daß der Zucker und Safft nicht siede / biß daß er die dicke und wärme
überkomme / auf die feuchten morsellen-bretter / oder auff ein zinnen mit Zucker
bestrewtes Blech aufgegossen zu werden: so es nun erkaltet / schneidet man
darauß Täfelein / und lasset sie trocknen. Auff diese weiß werden auch auß dem
Citronen oder Limonen-safft Täfelein gemacht. (Durst.) Alle aber löschen den Durst / und werden derhalben in den
Baden-Curen gebraucht.
(Eingemachte Erbselen.) Man macht die Erbseln mit
Zucker also ein. Nim anderthald pfund Zucker, lasse ihn mit 18. loth frisch
Brunnwasser in einem erdenen Geschirr verschaumen / wenn nun der Zucker
Honigdick gekocht ist / solle man schöner erlesener-Croselen i. pfund darein
legen / sie auff dem Fewr mit einem silberen Löffel umbrühren / und noch etliche
wahl darüber gehen lassen / hernach in einem gläsenen oder erdenen Gefäß wol
verwahrt auffbehalten: so die brühe widerzeucht / muß man sie zur
vorermeldterHonigsdicke widerumb kochen / und darüber schütten / denn also
bleiben sie (Durst / Fieber.) gut. Diese
eingemachte Erbselen löschen den Durst / und sind den Krancken in allerley
Fieberen ein angenehme erlabung.
(Erbsel-Latwerg.) Die Erbsel-latwerg wird also
gemacht. Nim Erbseln-safft 2. pfund / Zucker I. pflund / lasse es in einem
erdenen Geschirr algemach auff einem Kolfewr sieden / so es ein schaum gibt /
thue ihn hinweg / und koche es / b???ß die dicke einer Latwerg sich erzeige.
Diese hat (Gallen im Magen / Rubr.) gleiche
würckung wie die eingemachte Erbselen / widerstehet auch der Gallen im Magen /
und dienet in der Ruhr.
|| [233]
CAPUT CXXVI.
Kreufelbeer. Uva spina.
Namen.
KReuselbeer / oder Klosterbeer / Grosselbeer / Stachel- oder Stichelbeer /
Kraußbeer / heißt Lateinisch / Uva spina, Grossularia, Uva crispa. Italiänisch /
Uva spina, Uva marina, Frantzösisch / Groselier. Spanisch / Uva spino, Uva
crespina. Englisch / Goose / Berry busch. Dänisch / Stickelboer. Niderländisch /
Croesbesie.
Gestalt.
Diß klein staudicht Bäumlein / etwan zwey biß drey elen hoch / hat ein
aschenfarbe Rinde / fingersbreite / etwas harichte blätter wie der Eppich /
weiß- und stachlichte ästlein: ist zweyer Geschlecht das zahme und wilde. Die
Blumen sind weiß / bißweilen auch gelb und rothgrün / die beerlein hangen nicht
traublicht an einander / sondern erscheinen eintzel / so groß als die Beere in
den Weintrauben: von dem stiel fürwerts sind sie striemicht / und haarig /
sonderlich die wilden / die sind viel dicker / raucher / und ungeschmackter. Die
Kreuselbeere haben einen Weinsauren und zusammenziehenden Geschmack / fast wie
die unzeitigen Weinbeere: Erstlich sind sie grün / und so sie reiff oder zeitig
werden / verwandlen sie die farb mit dem geschmack / denn sie werden gelb und
süßlicht. Sie haben auch einen schwachen mürben kern / den mag man sambt den
beeren essen. Man samlet sie im Mäyen und Brachmonat / ehe denn sie reiff
werden.
Der Früchten sind zweyerley / grosse und kleine Beer: diese werden mit ernst auß
den Gärten gemustert / und nur allein die grossen darinn behalten. In
Teutschland / Engelland und Holland werden die Kreuselbeer stauden häuffig
gefunden / aber in Ilalien und Franckreich sind sie wegen der grossen hitz des
Lands nicht gemein.
Eigenschafft.
Die Klosterbeer / wenn sie unzeitig / haben einen herben / ungejohrenen / sauren
/ anhaltenden safft bey sich: wenn sie aber zeitig / so ist ihr safft gejohren /
und führet einen lieblichen milten / mit schwefelichtem milt-flüchtigem
saltzgeist vermischten safft bey sich.
Gebrauch.
(Hitzige Kranckheiten und ???stilentzische Fieber.
Unnatürlicher falscher gelust schwangerer weiber Unwillen deß magens /
bauchflüß / Samenfluß / weisse kranckheit der weiber.) Die unzeitigen
Kreuselbeer sind in der kost annemlich mit dem Fleisch gekocht / denn sie geben
der Speiß einen lieblichen geschmack / sind nicht unnuetzlich in den hitzigen
Kranckheiten und pestilentzischen Fiebern.
Diese Beer bekommen wol den schwangeren Weiberen wider den unnatürlichen falsche
gelust. Sie bringen begird zu essen / benemmen den unwillen deß Magens / und
stopffen die Bauchflüsse.
Welche mit der gonorrhoea oder Samenfluß behafftet / und so den Weiberen die
weisse Kranckheit sehr zusetzet / die sollen diese Beer offt in der Speiß
gebrauchen.
Von der Kreuselbeer-stauden schreibt Leonhardus Fuchsius in seinem teutschen
Kräuterbuch im 68. Cap. auß dem ??? also: Man sagt / daß die äste der
Kreuselbeeren für die Thür und Fenster gestrewet / oder gelegt / allerley
Zauberey und vergifftungen vertreiben / und daher komt es ohne zweifel / daß man
die Zäune mit diesem Gewächs verwahret / denn es nicht allein verhütet mit
seinen dörnen / daß niemand hinein in den Garten kom̅en kan /
sonderen vertreibt auch allerley Zauberey und vergifftungen / so den Gärten
schaden bringet. Über welche wort Johannes Bauhinus tom. i. Histor. plant.
universal. lib. 17. cap. 20. diese außlegung gibet: Zu wünschen ist / daß dem
Fuchsio solche wort nicht entfallen wären. O was elender Christen ! wenn wir von
den Heiden die Kunft wider die Zauberey lehrnen müssen. Ich überlasse den
Geistlichen ihr urtheil zu fällen / ob man auff diese weiß die Zauberey verhüten
könne. Underdessen gefallet mir der rath und die kunst Herren Hieronymi Tragi in
dem 3. Theil seines Kräuterbuchs im 14. Cap. Wenn man wil Kreuselbeer-stauden
nach einander setzen / geben sie einen guten ewigen Zaun / dadurch kein Vieh und
ander vergifftig Thier oder ungeziefer in die Gärten eintringen kan.
Auß den reiffen Klosterbeeren läßt sich auf folgende weiß / ein Wein zubereiten:
werfft die Klosterbeer in ein sauber Faß / gießt siedend (Klosterbeer wein.) heiß Wasser / so viel nöhtig
darüber / vermacht das Faß gantz beheb zu / laßts 3. biß 4. wochen stehen / biß
das Wasser von dem Safft und desselben Geist genugsam erquicket; die Beere aber
müssen wol außgezogen sein. Nemt alßdann den Safft herauß / gießt ihn in
gläserne Geschirr / thut Zucker darzu / laßts wolvermacht etwas zeit stehen /
biß der Safft in einander verjohren ist / so hat man einen generosen Wein davon.
|| [234]
CAPUT CXXVII.
St. Johanns Träublein.
Ribes vulgaris.
Namen.
St. Johanns Träublein oder Beerlein also genan̅ / darum̅ daß sie gewohnlich umb St. Johanns Tage zu ende deß Brachmonats
zeitig werden / heissen Lateinisch / Grossularia rubra & transmarina,
Ribes, Ribesium. Italiänisch / Vuetta rossa, Ribes. Franszösisch / Grosselle
d'outre mer. Englisch / Ted goos berries / vnd sea goos berries / bastard
corinthi / common ribes Redcurrands. Dänisch / Ribs / S. Hansbeer. Niderländisch
/ Besiekens ouer zee.
Geschlecht und Gestalt.
St. Johanns Träublein ist ein kleines Bäumlein / hat viel zincken und ästlein /
die sind mit braunrothen rinden bedeckt / dünn und zähe / derohalben kan man sie
brauchen zum Laubwerck der Gebäwen. Die blätter vergleichen sich dem Rebenlaub /
sind aber kleiner / weich / oben sattgrün / und glat / unden mit weicher grawer
wolle umbzogen / eines herben / saurlichten etwas zusammenziehenden geschmarks.
Sein fünff blättiges / bleichgelbes gestirntes blümlein bringt es im Mäy /
darauß werden runde Beerlein / erstlich grün / darnach schön hellroth / die
hangen wie Trauben / sind groß wie Pfefferkörner / haben ein lieblichen
weinsawren geschmack.
Es sind zwey Geschlecht / das zahme und wilde. Das zahme wird in den Gärten von
Lust wegen gepflantze / darunder eines gefunden wird mit grossen beeren /
Grossularia hortensis fructu rubro majore, C. B. Item ein anders / das gar
weisse beerlein traget / Ribes vulgaris acidus albas baccas ferens, J. B.
Grosfularia hortensis Fructu Margaritae simili, C. B.
Das wilde geschlecht wächst gern an hügeln und bergen / gleichet dem zahmen /
doch ist sein qeschmack nicht so lieblich / sondern herber und strenger / deren
etliche schwartze beer tragen / und schädlich zu essen sind. Ribes nigrum vulgo
dictum, folio olente, I. B. Grossularia non spinosa fructu nigro, C. B. Die auff
den Oestereichischen und Steyrmarckischen Alp-gebürgen wachsen / kommen mit den
zahmen überein / aber jhre Frucht ist nicht saur / sonder süß: welche in den
Margraffisch - Durchlachischen Wäldern / und den Bernischen Bergen gefunden
werden / sind auch den zahmen gleich / tragen aber weniger und kleinere Frucht /
Ribes alpinus dulcis, I. B. Grossularia sylvestris rubra, C. B.
Eigenschaft.
Die St. Johanns Träublein haben ein mit etwas fluchtigem sauren faltz begabten /
wenigen safft bey sich kühlen hiemit löschen den durst / er rischen den saurteig
des Magens / bringen appetit / ziehen gelind zusammen / haben hiemit alle
kläfften / mit dem Citronen / oder Granaten-safft gemein.
Gebrauch.
(Hitzige fieber / kindsblatter / bauchflüß / unwillen
deß magens / blutspenen verschwollener halß. starcke monatliche reinigung
und weisser fluß der Weiber. Gulden Adernlund samenfluß.) St. Johanns
Träublein Syrup mit Wegwart und Saurampffer-wasser getruncken / ist gut zu den
hitzigen Fiebern / Bauchflüssen und Kindsblattern. Er löschet den Durst / benimt
den unwillen des Magens / und stärcket ihn / wird denen nutzlich geben / von
welchen es unden und oben gehet. Dieser Syrup hilfft auch wider das Blutspeyen /
so man ihne mit Burgel-wasser zu trincken giebet. Welchen inwendig der Halß
verschwollen ist / der nehme offt ein löffel voll von diesem Syrup. Man kan ihn
auch mit Wegrichwasser den Weibern geben / so jhre zeit zu viel haben / und mit
dem weissen Fluß / gulden Adern- und Samenfluß behaffte sind. Dieser Syrup mit
Burretschwasser getruncken / ist gut wider (Hertzzittern / trunckenheit.) das Hertzzitteren. Von diesem Syrup und
frischem Brunnwasser ein Julep gemacht / dienet wider die Trunckenheit /
sonderlich den folgenden Morgen.
Der Johanns Träublein-safft wird wie der Erbseln-safft bereitet / davon in
vorherstehendem 125. Cap. meldung geschehen / allein lasset man die gestossenen
Johanns Träublein über Nacht stehen.
(St. Jobanusträublein-Syrup.) Den Johanns
Träublein-syrup macht man also: Nim anderthalb pfund Zucker / lasse ihn mit 18.
loth frisch Wasser ob dem Kolfewr in einem erdenen Geschirr verschaumen und
algemach kochen / biß der Zucker von der Spatel stiesset / oder ein faden zeucht
/ darauff schütte den Zucker in ein zinnene Schüßlen / und thue ein pfund
Johanns Träublein-safft darunder: vermische es / und behalts in einem gläsernen
oder erdenen Geschirr. Er ist dienstlich in der entzündung (Fieber / Durst / erbrechen.) der Fieberen /
erquicket das entzündte Eingeweid / löschet den Durst / wehret der Gallen /
widerstehet dem erbrechen / und stärcket den Magen.
(Durst / trockner mund.) Die Johanns Träublein
werden mit Zucker eingemacht wie droben bey den Erbseln vermeldet ist. Sie
löschen den Durst / be [235] feuchten(Dürre Zung / Hitz des Magens und
innerë glieder / unnatürliche Lust der schwägern Weibern.) den
trockenen Mund und dürre Zung in den hitzigen Fieberen / linderen die hitz des
Magens und der inneren Glieder / bringen lust zum essen / sind gut den
schwangeren Weibern wider die unnatürliche Gelüst / und erlaben die Krancken in
den Fiebern.
Die Johanns Träublein-Latwerg wird auch wie die Erbselen-latwerg zubereitet / das
zeichen ihrer gute ist / wenn sie auff einem zinnernen Teller mit einem nassen
Messer / wie ein Gallern sich schneiden lasset / also daß nichts davon an dem
Messer hanget. Sie hat gleiche würckung mit den eingemachten Johanns Träublein /
kühlet (Durst / hitz der sieber / erbrechend des Magens
/ bluten ruhr / pest / ohnmacht.) und stärcket die von der hitz
abgematteten Glieder / löschet den Durst / und hitz der Fiebern / stärcket den
Magen / widerstehet dem erbrechen des Magens von der Gallen / stillet das bluten
und die Ruhr / ist gut für die Pest / und wehret den Ohnmachten.
CAPUT CXXVIII.
Hartriegel. Ligustrum.
Namen.
BEinholtz / Rheinweiden / Mundholtz / Hartriegel oder Heckholtz / heisset
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Ligustrum. Italiänisch / Ligustro. Franszösisch / Troesne. Spanisch / Alhenna,
Alfenna. Englisch / Privet / primeprint. Dänisch / Vildolietroe / Rindske /
pille / mundtroe. Niderländisch / Keelfrut / mondthout.
Gestalt.
Das gemeine Beinholtz ist ein staudicht Bäumlein / hat seine blätter umb die
ästlein gegen einander stehend her / sind lang / schmal / dick / anfangs hell /
hernach schwartz-grün / glatt / glänßend / eines scharffen bitterlichten
Geschmacks. Seine 4. 5. oder 6. blättigen an den aussersten ästlein Trauben-weiß
herfürsprossende Blumen erscheinen weiß / moosicht / eines starcken geruchs. Auß
denen wächst ein traublichte Frucht von Beeren / die sind erstlich grün / und so
sie zeitig werden / schwartz / haben in sich einen braunen safft / eines bittern
und unlieblichen Geschmacks / bleiben fast über den gantzen Winter unversehret
an ihrem Baume / darvon nehren sich dieVögel. Die gerten sind zähe / schwank und
fest. Er wächst überal in Sträuchen / Hecken und Zäunen / blühet fast den Sommer
durch mit einem lieblichen geruch. In dem May- und Brachmonat samlet man die
blumen und blätter / aber die Beer im Herbst oder im anfangenden Winter: Von
diesen hat Virgilius eclog. II. geschrieben / da er sagt:
O formose puer, nimium ne crede colori, Alba ligustra cadunt, vaccinia nigra
leguntur.
Egyptisches Beinholtz. Ligustrum
AEgyptiacum.
Es hat sonsten auch ein Orientalisches Beinholtz / Ligustrum AEgyptiacum
latifolium, & angustifolium, C. B. Orientale sive Cyprus Dioscoridis
& Plinii, Park. AEgyptium, Cyprus Graecorum, Elhanne Arabum, I. B. Ist
ein grosse Staude mit vielen dick stehenden ästen / hat blätter gleich dem
Oelbaum / wiewol etwas breiter / wesser / und zarter / eines
saurlicht-zusammenziehenden Geschmacks. Die underen blälter der ästen sind
allzeit grösser / die oberen werden nach und nach kleiner / die auff den
gipffeln der zweigen Trauben-weiß stehende Blumen sind nicht weiß / sondern
äsch-grawlicht / der Holder [236] blüthe durchauß gleich / eines eines lieblichen scharfflichten
Bisam-geruchs. Trägt sehr viel beere / welche den gemeinen Hartriegelbeeren
gleich / und mit häuffigen kleinen schwartzen kernlein angefüllet. Ist in
Aegypten sehr gemein / und wird seine Blüthe wegen deß anmuthigen Geruchs von
den Türcken hoch gehalten. Die blätter dieses Gewächses pflegen die Aegyptischen
Weiber zu dörren / hernach mit ein wenig Alaun in Wasser zu sieden / biß es gelb
wird / und mit solchem Waffer die Hände / Füsse / und alle haarige theile des
Leibs / sonderlich nach den gewohnlichen Bädern / zu waschen / und also gelb zu
färben / wie sie es denn sehr anständig und schön halten / wenn sie mit gelben
Händen / Füllen und Bärten können auffgezogen kommen.
Eigenschafft.
Die blätter / blumen / und beer des Hartriegel / haben ein Alcalisches saltz /
neben etwas balsamischem öl under ihren irdisch-saftigen theilen verborgen /
hiemit die Eigenschafft gelind zu erdünneren / zusammenzuziehen / zu heilen /
den Kreißlauff deß Geblüts in den Entzündungen zu beförderen / auch zu stopffen
und anzuhalten.
Gebrauch.
Auß den blättern des Beinholtzs wird ein nutzliches Mundwasser gekocht. Nim
dessen blätter / Wegrichkraut / Gulden-günsel / Braunellen jedes ein halbe
handvoll / lasse solches in einem quartal frisch Brunn-wassers ein wenig kochen
/ siechte es alsdann durch ein sauberes tüchlein / und behalts (Gefallen zäpflin / Mundfäule.) zum gebrauch. So
man damit laulicht den Mund außschwencket / hebt es das gefallene zäpflein auff
/ und heilet die Mundfäule.
Wenn man ein paar hand voll dieser blätteren in einem quartal Wassers seudet / in
weichem die Schmide ihr glüend Eisen ablöschen / und ein wenig Alaun darzu thut
/ (Luck zahnfleisch / wacklende zahn.) stärcket
es das lucke Zahnfleisch und wacklende Zähn kräfftiglich / so man sie damit
reibet / wie solches der Königliche Dänische Leib Medicus, Herr Simon Pauli / in
Quadripart. Botan. classe sedunca, berichtet / welcher auch nachsolgendes
hülffmittel wider (Geschwär der Nasen.) die
Geschwär der Nasen von einem erfahrnen Wund-Artzt empfangen hat. Nim Beinholtz-
und Nachtschatten-wasser / jedes 2. loth / Sacchari Saturni ein scrupel /
Zuckercandit ein halben scrupel / Campfer 7. gran: mische alles / damit soll man
die Nasen-geschwär lohlicht waschen.
Auß Beinholz-blumen distilliert man ein Wasser / welches einen lieblichen Geruch
gibt: wird gebraucht / wo mankühlung und zusammenziehung bedarff / denn so man
es auff 3. oder 4. loth trinckt / stellet es die überflüssige (Uberflüffig Frawenzeit / weisser Fluß / blut speyen /
bauchfluß. Bräune / Geschwär des halses / Mundfäule / rothe Augen.)
Frawenzeit und den weissen Fluß / auch hülfft es wider das Blutspeyen und den
Bauchfiuß: damit den Mund außgeschwenckt / wehret es der Bräune / und heilet die
Geschwär des Halses oder Mundfäule: in die Augen getropffet / nimmet es derer
röthe hinweg. Leinen tüchlein in diesem Wasser genätzt / und über die hitzige
Glieder gelegt / fühlet dieselbige. Es heilet auch andere hitzige fliessende
Schäden an heimlichen (Hitzige fressende Schäden an
heimlichen orten Brandschäden.) orten und andere Brandschäden / darmit
lohlicht gewaschen / wie solches Tragus bezeuget. Der hochgelehrte Herr Casparus
Bauhinus schreibet von diesem Wasser / es heile auch den Krebs / damit Abends
und Morgens gewaschen / und darinn genätzte tücher übergeschlagen / sonderlich
so man in ein pfund des Wassers ein loth gepülverten Alaun zerlasset.
CAPUT CXXIX.
Zahme Rosen. Rosa domestica.
Namen.
DIe zahme Rose heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Rosa. Italiänisch / Rosa. Franszösisch / Rose. Spanisch / Rosa.
Englisch / Rose. Dänisch / Rose / hafwe rose / tamrose. Niderländisch / Rose.
Die wilden Rosen nen̅et man Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rosa sylvestris, Rosa arvensis, Rosa
canina, Cynosbatos. Italiänisch / Rosa salvatica. Franszösisch / Rose sauvage.
Spanisch / Rosa silvestre, o perruna, o gauanza. Englisch / wilde Rosen.
Niderländisch / wilde Roose. In Teutscher Sprach wird sie auch genennet /
Feldrosen / Heckrose / Hainhecke / und Heydrose.
Geschleche und Gestalt.
Die Rosen sind mäniglich bekandt / daß es unnöthig ist ihr Gestalt und Gewächs
weitläuffig zu beschreiben. Ins gemein ist sie ein schwaches Gestäude / welches
bald veraltet / wo es nicht gehawen wird / ja kalten Winter mag es schwerlich
außdauren; hat gleichwol harte / holtzichte zweige / mit spitzigen kleinen etwas
gebogenen stacheln begabet; ihre blätter sindetwas rund rauch / im umbkreiß
zerkerfft / wachsen 5. oder 7. auß einem stiel / und steben gegeneinander /
außgenommen daß ausserste / so allein stehet. Die [237] blumen stecken erstlich in einem
moosichten kelchlein / welche sich nach und nach in einen grünen knopff
verwandlet, wenn denn solcher sich von einander thut / so kommen die entweders
einfachen oder vielfaltigen Rosen-blumen herfür / welche in ihrer mitte kleine
mit gelben köpflein begabte fäserlein haben / auch endlich einen röhtlichten /
harten wollichten samen zurucklassen. Die harte holtzichte wurtzel / breitet
sich hin und her / und treibt viel sprossen von sich.
Wilde Rosen. Rosa sylvestris.
Der Rosen welche man in der Artzney gebraucht / sind drey gattungen / nemlich die
Rothen / Weissen und Leibfarben. Die Sattrothen Rosen haben das beste lob /
darnach die Leibfarben / die gantz Weissen aber / sind die geringsten /
außgenommen die / welche im Herbst / und bißweilen im Winter blühen. Die
underschiedlichen Rosen aber / welche der berühmte Rajus beschrieben / sind der
ordnung nach folgende.
I. Die erste ist die Rothe / oder Sattrothe entweder einfache / oder vielfache
Rose. Rosa rubra, C. B. Ger. Rosa rubra flore valde pleno, & semipleno,
& simplici flore, I. B.
II. Die andere gattung ist die Leibfarbe gemeine wolriechende / oder
Damasken-rose / Rosa sativa IV. sive purpurea, C. B. Damascena, Ger. Park.
rubello flore majore multiplicato sive pleno, incarnata vulgo, I. B.
Praenestina, Clus.
III. Ist die gefüllte rothe wolriechende Provincial-Rose / Rosa rubra flore valde
pleno, I. B. Rosa provincialis rubra, Park. parad. Auß dieser wird der
Rosen-Zucker durchgehend gemacht.
IV. Ist die kleine / nidrige / Leibfarbe Rose / Rosa rubra humilis sive pumilio,
Park. parad.
V. Ist die einfache fünffblättige / oder gefüllte Sammet-Rose / Rosa rubra
pallidior, C. B. Rosa holosericea simplex & multiplex, Park.
VI. Ist ein nidrige / rothe / Pannonische wilde Rose / Rosa sylvest. 14. s.
pumila rubens, C. B. Rosa pumila Pannonica flore rubello, I. B. parvula rubra
Austriaca, Park.
VII. Ist die grosse Leibfarbe / gefüllte / Damascenische Provintz-Rose / Rosa
maxima multiplex, C. B. Hollandica rubella plena, quibusdam centifolia, spinoso
frutice, I. B. Rosa provincialis, sive Hollandica damascena, Park. parad.
VIII. Ist ein röthlichte grosse Rose ohne dorn / Rosa sine spinis, flore majore,
C. B. Rosa acanthos, flore pleno, coloris rubelli, I. B. sine spinis simplex
& multiplex, Park.
IX. Die schlecht riechende Leibfarbe Provintz-Rose / Rosa prima Praenestinae
similis, Clus hist. C. B. Rosae rubellae, sive incarnatae similis, I. B.
X. Die Leibfarbe Damascenische Rose mit rundlichten krausen blättern / Rosa folio
subrotundo & crispo, C. B. folio crispo, flore rubello sive incarnato,
I. B.
XI. Ein Leibfarbe wilde fünffblättige Rose / eines gantz nidrigen Gestäuds / so
nicht viel über elen hoch wächst / Rosa sylveftris rubella parvo frutice, I. B.
An rosa sylv. odoratissimo rubro flore, C. B.
XII. Eine Leibfarbe wilde kleine Heckrose / mit einfacher / fünffblättiger
kleiner wolriechender Blum / Rosa sylvestris minor rubello flore, C. B. flore
rubello parvo simplici non spinosa, I. B.
XIII. Die gemeine wilde Heckrose / Rosa sylvestris vulgaris, flore odorato
incarnato, C. B. sylv. alba cum rubore folio glabro, J. B. Cynosbatos, &
Cynorhodos officinarum. Diese wilde Rose hat zuweilen gantz wohlriechende
blätter / und wird von Casparo Bauhino genennet / Rosa sylvestris follis
odoratis; von Joh. Bauhino aber Rosa sylvestr. follis odoratis, Eglentina dicta.
Sonsten hat es auch wilde Rosen mit weissen nichts rieche den blumen / dabey
aber in acht zu nehmen / daß die leibfarben Heckrosen / durch die Sonnen-hitze
nach und nach die röthe verlieren / und endlich auch weiß werden. Rosa sylv.
altera, flore albo nostras, Rosa sylv. folio glabro, flore planè albo, J. B.
Rosa sylvestris 17. seu arvensis candida, C. B.
XIV. Ein nidrige gantz stachlichte Rose mit weissen blumen und blättern / gleich
den Pimpinellen-blättern / wächst viel um̅ Wien herumb / blühet im
Mäy / Rosa sylv. pomifera Lobelio, flore rubello, sine spinis pumila; item, Rosa
pumila spinosissima, foliis pimpinellae glabris, flore albo, J. B. Rosa arvina
Tabernaem. spinosa, Ejusd. Rosa sylv. pomifera minor, C. B. Diese Gattung hat
bißweilen auch rothe blumen / und ist von Joh. Bauh. genennet Rosa pumila
spinosissima flore rubro, wächst umb Montpelier.
XV. Ein kleine Feldrose ohne stachlen / Rosa campestris, spinis carens, biflora,
C. B. hat bleichrothe / im Frühling und Herbst herfürkommende blumen / deren
etliche nichts riechen / andere gantz klein / aber mit lieblichem geruch begabet
sind.
XVI. Ein wilde Rose mit stachlichten äpfelein / Rosa sylvest. pomifera major, C.
B. Park. Rosa pomo spinoso, folio hirsuto, J. B. die äpffelein wachsen nach den
Blumen in der [238] grösse der Haselnüssen;
sonsten findet man in Engelland / sonderlich in der Westmorlandischen Provintz
eine gattung dieser Rosen mit fünffblättigen blumen / und einem Apffel / so in
der grösse kleiner birn wächst / roth wird / und viel weisse / harte /
rundlichte / mit wollen überzogene Samen in sich hat. Rosa sylv. pomifera major
nostras, Raji. Rosa pomifera major, Park. parad.
XVII. Ein kleine röthlichte / gefüllte / nach Zimmet riechende / in den Gärten
gezielte Zimmet-rose / so im anfang des Mäyen schon blühet. Rosa odore
Cinnamomi, flore pleno, C. B. minor rubello multiplicato flore, asperis spinis
armata, J. B. Cinnamomea multiplex, Park. Dieses Geschlecht hat auch eine
Gattung mit einfachen blumen / Rosa odore cinnamomi simplex, C. B. cinnamomea
floribus subrubentibus spinosa, J. B.
XVIII. Ein Reußische wilde Rose / Rosa sylv. Russica, Park.
XIX. Ein wilde Virginische Rose / Rosa sylvest. Virginiensis, Park.
XX. Die gemeine / weisse / halb oder gantz gefüllte / nichts oder schlecht
riechende Rose / Rosa alba vulgaris major, C. B. candida plena, &
semiplena, J. B.
XXI. Die kleine weisse Rose / Rosa alba minor, C. B. Rosa lacteola, J. B.
XXII. Ein kleine wilde wolriechende weisse Rose / Rosa sylv. odorata flore albo,
C. B. Rosa humilis flore albo Clusii, J. B.
XXIII. Ein einfache / fünffblättige / oder auch gefüllte / nach Bisem riechende
kleine und grosse Rose / Rosa moschata major, & minor flore simplici, J.
B. Rosa moschata simplici flore, C. B.
XXIV. Die immer-grünende weisse Bisem-rose / Rosa semper virens Clusii, J. B.
moschata semper virens, C. B.
XXV. Die gelbe / einfache und gefüllte Rose. Rosa lutea simplex &
multiplex, C. B. Rosa lutea flore simplici & pleno, J. B.
XXVI. Ein grünlicht / oder blaulichte Rose. Rosa subviridis & coerulea,
C. B. J. B.
XXVII. Ein Oesterreichische wilde braunrothe Rose / Rosa sylvestris Austriaca
flore phoeniceo, Park. punicea, Cornut.
XXVIII. Ein Monat-rose / so der leibfarben gemeinen Damascenischen Rosen gleich /
aber alle Monat frisch herfürwächst / Rosa omnium calendarum vulgò dicta; Rosa
Italica flore suaviter rubente pleno perpetua. Ferrar.
XXIX. Eine weiß und roth geflam̅te gefüllte Rose / Rosa rubro
& albo variegata, Rosa mundi vulgò dicta.
XXX. Die leibfarbe Franckfurter gefüllte Rose / so viel blätter hat / und sich
nicht vollkommen außdähnet / Rosa Francof. Park. parad. Rosa inapertis floribus,
alabastro crass. Hort. Reg. Par.
XXXI. Die Hungarische gefüllte fleckichte Rose / Rosa Hungarica, Park. parad.
Herr Wolffgang Jacob Dümler schreibet zierlich von den Rosen in dem 18. Cap.
seines vermehrten Baum- und Obst-garten also: Der Rosen-strauch ist gar wol
bekant / und wird wegen seiner Blumen werth gehalten / denn die Rose ist eine
Königin der Blumen / ein Schmuck der Erden / eine Zier der Gärten / eine Lust
dem Gesicht / eine Anmütigkeit dem Geruch / und dem Hertzen eine kräfftige
Erquickung. Daher nicht wol ein Gärtlein / wie klein auch dasselbige ist / wird
anzutreffen seyn / darinnen nicht ein Rosenstock zu finden. Dannenhero auch
derselbe in den Baumgärten sampt andern stauden gezielet wird. Die Versetzung
geschicht auff folgende weise: Bald nach den Hunds-tagen / auch noch im
Wintermonat werden die jungen Rosenstöcklein außgegraben / an den gipflen
beschnitten / und wider in gut Erdreich gesetzt / wiewol der Rosen-strauch in
jedem grund bekommet / doch schöner und besser im fetten erdreich. Der stock muß
elen tieff gesetzet werden / daß nur die gäbelein herfür ragen / und zwar also /
daß sie über ein schuh hoch nicht sind / denn je nidriger / je besser: wenn sie
auch das erste Jahr lange zweige oder schosse treiben / sollen doch dieselbe im
folgenden Frühling biß an das Erdreich abgeschnitten werden / damit sie desto
dicker wachsen und mehrere schoß treiben. So man aber mit der Rosen-setzung biß
nach dem Winter gewartet / da muß man achtung geben / so bald im Frühling das
Erdreich offen wird / das man die Rosen-sträuche setze / damit sie noch etwas
safft von der Winter-feuchte erreichen / ohne dieselbe kommen die Rosen-stöcke
nicht leichtlich fort / ob man sie gleich begiesset. Es ist auch in setzung der
Rosenstöcke des Monds alter zu beobachten. Es geschehe nun dieselbe im Herbst
oder im Frühling / so muß dieselbe im abnem̅en des Monds gehandlet
werden. Will man sie tüngen / solls auch im abnehmen des Monds geschehen / denn
in solcher zeit beginnet der mist eher zu faulen / als im zunehmenden. Obwol die
Rosenstauden mit jeglichem erdreich vorlieb nehmen / so ist doch allzu dürrer
grund ihnen nicht anständig / mögen auch allerley lufft erleiden / jedoch die
warme mittag-lufft ist ihnen am zuträglichsten / bringet zeitlich die blumen und
zwar schön und lieblich herfür. Aber der sehr kalte Winter-frost / sonderlich
wenn derselbe lang gegen dem Frühling hinauß währet / da der safft durch
vorhergangenen warmen sonnen-schein in die zweige kommen / ist ihnen bißweilen
verhinderlich und hoch schädlich. Darumb müssen die erfrornen zweige / so weit
sie dürr worden / abgesehnitten / und zuweilen biß auff das erdreich hinweg
genommen werden. Die gipffel ob den wurtz???en pflegen bald wider außzuschlagen
/ zu schossen / und lieblich zu wachsen / aber solche gar neue schoß tragen im
ersten Jahr nicht.
Die Rose / welche von vielheit der blätter centifolium heisset / kan gar
wolriechend gemacht werden / so man derselben im impffen oder sonst in einem
spalt / Bisem bey- oder einbringet.
Fünfferley Rosen auff einem stock zu haben. Im Frühling / wenn die Rosen-stöcke
anfangen zu trucken / daß sie ihre augen oder knoten herfür treiben / so bohre
mit einer ahlen under dem aug ein loch unter sich biß auff den kernen / sencke
durch ein federkiel / so unde̅ ein schnäbelein wie ein
schreibfeder hat / rothe presillfarb hinein / mache es ferner unter einem andern
aug auch also / und lasse [239] grüne / ins
dritte gelbe / ins vierte blaue farb treuffen / was farb nun das aug bekomt /
also werden auch die Rosen / so auß solchen augen wachsen / gefärbet.
Eine Rose halb roth und halb weiß zumachen. Verdeck die Rosen auff den halben
theil / zünde denn ein schwefelhöltzlein an / und laß den rauch an die halbe
Rose gehen / so wird sie weiß / das verdeckte theil aber bleibet roth / Baconus
de Verulamio Hist. natur. cent. 5. §. 482. schreibet / daß / so man Knoblauch
bey Rosen pflantzet / die Rosen einen lieblichern Geruch bekommen.
Die Rosen haben acht sonderbare theil.
1. Calix, das Kelchlein oder der Rosenknopff / begreifft in sich den understen
theil der Blumen / auß welchem die andere theil herfür wachsen.
2. Cortex, die Schelffen / ist der obere theil deß knopffs / ehe er auffgehet /
und in sich zäserlein und blätter begreifft / auch dieselbigen zusam̅en hält. Diese Schelffe hat fünf schmale / satte und steiffe
blättlein / welche theils zerkerfft sind. Zwey haben gleichsam bärtlein / aber
2. sind gantz glatt: Eins hat ein bärtlein auff einer seiten / auff der anderen
ist es glat. Diese blättlein werden sonst alabastri genennet.
3. Flos sive anthora, die Blüte / diß sind die gelben düpflein oder zäserlein /
mitten in den Rosen.
4. Folia, die Blätter / welche sich außbreiten / mit jhrer lieblichen gestalt und
wunderschönen farben / das menschliche Geschlecht erfrewen / und mit jhrem
anmüthigem geruch den Menschen belustigen.
5. Unguis, der Nagel / ist der underste weisse theil der blätter / damit sie an
den Rosenknopff / oder an den Kelch angehefftet sind.
6. Capillamentum, das Häuptlein / ist der obere theil deß Rosenknopffs auch der
grund der blüte und der blätter.
7. Lana, die wolle / sind subtile härlein / so eigentlich eine behaltniß deß
samens.
8. Semen, der Same / sind die inwendige gelbe körnlein / so sehr hart sind / die
stecken in einem länglichten balg / der anfangs grün / hernach aber roth und
gläntzend wird: wird derselbe nun weich / so ist es eine anzeigung / daß der
darinnen behaltene same zeitig. Solcher rothe Samenknopf wird eine hüfenbütte
genandt.
Hierzu könte das neunte theil, Viburnum das zweiglein / an welchem die Rosen
hanget / gethan werden / aber weil nur die eigentliche theil der Rosenblumen
haben sollen erzehlet werden / als kan das zweiglein ein theil deß Rosenstrauchs
seyn und bleiben.
Es wird auch nicht unthunlich seyn / allhier die warth und pfleg der Monat-rosen
beyzufügen.
1. Wenn die andern Rosenstöcke knöpffe treiben / muß man jhnen die jhrige
abbrechen.
2. Im Hew- und Augstmonat die stöcke an ein sonnichtes ort setzen / und nicht
begiessen / wenn sie gleich anfangen zu schwelcken / und jhnen die blätter
abfallen.
3. Alsdan̅ muß man sie gegen dem Vollmond in etwas stutzen oder
beschneiden / und in ein anderes und weiteres geschirr thun / doch daß die erden
am stock / und beysammen bleibe. Darzu muß man ein newe und frische erden legen
/ und folgends starck begiessen / auch feucht halten. Hierauß fangen sie an bald
zu treiben und zu blühen / also daß man im Herbst schöne Rosen haben kan.
Der Poeten Gedicht ist / das Cupido Veneris Sohn Harpocrati, dem Gott des
stillschweigens / welcher mit dem finger seine Lefftzen zutrucket / die Rosen
verehret habe / dahero die Heiden bey jhren Gastmählern eine grosse Rose in den
Sälen über dem Eßtisch an die Bühne heffteten / damit anzudeuten / es solle ein
jeder Gast / was under diser Rosen / als dem zeichen deß Sillschweigens geredt
werde / solches bey sich behalten und niemand offenbahren.
Est Rosa Veneris, cujus quò furta laterent,
Harpocrati Matris dona dicavit Amor.
Inde Rosam mensis hospes suspendit amicis,
Convivae ut sub eâ dicta tacenda sciant.
Zu unseren zeiten ist an etlichen Orthen die Gewohnheit / daß man in der mitte
der Stuben oder Sälen ein grosse Rosen mahlen lasset.
Bey den Türcken wird die Rose auch in hohem werth gehalten. Augenius Busbequius,
in seiner Constantinopolischen Reißbeschreibung vermeldet / daß gleich wie die
Heiden ihnen eingebildet / die Rose seye auß dem geblüt der Göttin Venus
entsprungen / als vermeinen hingegen die Türcken / sie seye auß dem Geblüt
Mahomets gewachsen / dahero sie jhme die Rosen nicht allein als ein sonderbahres
Geschencke auffopfferen / sondern auch zu ehren dieses falschen Propheten kein
Rosenblat auff der Erden ligen lassen / denn sie solches alsobald auffheben / es
öffters küssen / und ordenlich versorgen.
Man haltet gemeiniglich darfür / wie das Weibliche Geschlecht allein den
anmütigen Geruch der Rosen nicht dulden könne: aber die erfahrenheit hat ein
anders genugsam bezeuget. Von Francisco Venerio, Hertzogen zu Venedig wird
geschrieben / als er an einem Festtag die Kirchen besucht / und der Priester
etliche Rosen mit sich gebracht hatte / gabe er befehl dieselbigen alsobald
hinaußzu tragen / sonsten jhne ein Ohnmacht anstossen werde. Dergleichen liset
man von zween Cardinälen / Henrico Cordona und Oliverio Caraffa, so den
lieblichen Geruch der Rosen auch nicht leiden konten. Von einem Prediger-Mönchen
/ welcher ein Venetianischer Edelmann / auß dem Geschecht der Barbarigorum
gebohren ware / meldet Amatus Lusitanus centur. II. Curation. medic. 36. Daß
nicht allein von dem geruch / sondern auch von dem blosen anschawen der Rosen
jhme Ohnmächtig worden seye.
Eigenschafft.
Die Rosen haben nicht einerley natur / wegen ungleicher vermischung der
Elementen. Von dem Wasser un̅ Erden habe̅ sieeine
kalte zusam̅enziehende krafft / von dem Lufft ein süßlichten und
wolriechenden geschmack und geruch / von dem Fewr ein geringe bitterkeit und die
rothe farb / denn die rothen Rosen sind wärmer in jhrer natur als die weissen.
In den frischen und newen Rosen ist mehr bitterkeit als zusammenziehung /
dero [240] halben purgieren
sie / aber die dürren ziehen mehr zusammen und stopffen.
Gebrauch.
Der Rosen gebrauch ist überauß treffenlich / und zu vielen dingen nutzlich / denn
es werden darauß gemacht / Syrup / Zucker / Honig / Wasser / Essig und Oel. Im
gebrauch aber der Rosen soll man das underste weisse an den blättern / welches
der nagel genent wird / abpflücken und hinweg werffen.
Syrup von Rosen.
Zur zeit der Rosen macht man einen lieblichen Syrup / der purgiert gelind und
sanfft / man kan ihn auff sechs loth / und jungen Kindern auff ein loth mit ein
wenig Saurampffer-wasser vermischt / sicherlich eingeben / so sie einer
Purgation bedürfftig sind. Man macht ihn aber also: Nim frische / leibfarbe
Rosen / pflücke hinweg den samen / stiel und nagel: So sie also geriniget sind /
nehme ihr vier pfund / thu sie in einen newen verglasurten hafen / oder in eine
zinnen kanten / gieß darauff heiß siedend wasser fünffzehen pfund oder seidel /
vermache den Hafen oder kanten oben wol zu / laß also stehen einen tag und nacht
/ seige es durch ein dünn leinen tüchlein / und trucke die Rosen wol auß.
Darnach nim andere frische Rosen / so viel als zuvor / mache das abgesiegene
wasser widerumb heiß / und giesse es auff die Rosen / laß es aber stehen einen
Tag und nacht / darnach seige es wider ab / und gieß es zum drittenmahl heiß
über andere newe Rosen / solches thue zehen tag nach einander. So du es zum
letsten mal abgesiegen hast / laß das wasser ein tag acht stehen / damit sich
die heffen an boden setzen / gieß es sittiglich und rein ab / und thue zu jedem
pfund wasser ein halb pfund Zucker / laß mit einander sieden / so lang biß es
dick wird / wie ein Syrup. Solchen Syrup behalt in einem sauberen Geschirr zur
nothdurfft; darvon gibt man auff das höchste acht Loth schwer / mit vier loth
Saurampffer oder Ochsenzungen-wasser.
(Geelsucht / Verstopffung der leber / anfangende
wassersucht / dreytägige und langwirige Fieber.) Dieser Syrup ist zu
vielen Gebresten des leibes nutzlich / denn er öffnet / reiniget das geblüt von
der Gallen / und treibet sie durch den stulgang. Er hilfft wider die Gelbsucht
und verstopffung der Leber. Auch ist er gut wider die anfangende Wassersucht /
dreytägige und langwirige Fieber.
Rosen-zucker.
Die Rosen macht man mit zucker ein / auff nachfolgende weiß: Nimb der rothen
Rosen (schneide davon das undere theil / welches man den Nagel nennet) acht loth
/ feinen weissen-gestossenen Zucker sechzehen Loth. So die Rosen auff einem
brett klein zerschnitten sind / alßdann stoß beydes zusammen in einem steinernen
Mörsel mit einem höltzernen und schweren stämpffel behend / biß es genug sey:
wenn dieser Rosen-zucker zu trocken wird / kan man drey oder vier loth Roßwasser
darunter vermischen.
(schwaches Hirn und Hertz / innerliche hitz der fiebern
/ trockne zunge und kehlen. Verschleimte brust / lungsucht / blutspeyen /
rothe Ruhr / Allerley bauchflüsse Unwillen des mage̅s.)
Diser Rosen-zucker stärckt das schwache Hirn und Hertz / mildert die in̅erliche hitz der Fiebern / er feuchtet die trockne Zunge und
Kehlen / reiniget die Brust von allem schleim: Ist den Lungsüchtigen eine
köstliche artzney / wehret dem Blutspeyen / Rothenruhr / allerley bauchflüssen
und vnwillen des Magens / denn er den magen stärcket / und die scharffe hitzige
Gallen lindert / so man nach belieben einer Muscatnuß groß zu sich nimmt.
Rosen-julep.
Die gemeinste Form ist diese. Nimm distillirtes Rosen-wasser drey pfund /
clarificirten weissen Zucker zwey pfund / koche es zum Julep.
(Durst / matte Geister.) Ist eine köstliche
Hertzstärckung / kühlet und löschet den durst sehr wol / und erfrischet die
matten lebendigen geister / so man nach belieben löffel weiß ein nimmet / oder
mit frischem Brunn-wasser ein Julep darauß anmachet.
Rosen-honig.
Rosen-honig mach also. Siede honig / verschäume und läutere ihn wol / laß ihn
durch ein tuch lauffen / nimb frische Rosenblätter / die noch nicht offen sind /
schneide die blätter oben ab / daß der knod aussen bleibe / lege sie in honig /
und laß alles sieden biß zu eines Saffts dicke / darnach drucks durch ein sauber
tuch. Dieser Rosen-honig hat eine gelinde zusammenziehung / kühlet zimlich / ist
gut wider die flüß / so von dem Haupt in den mund fallen: wird löffel-weiß
nutzlich (Mundfäule / bräune / versehrung des munds
äusserliche schäden un̅ Wunden. Hitzige Geschwär des
Munds.) genommen wider die mundfäule / bräune / und andere versehrung des
munds: über das wird auch der Rosen-honig gebrauchet zu den äusserlichen schäden
und wunden / dieselbige zu reinigen. Wider die mundfäule und hitzige Geschwulst
oder geschwär des Munds: Nimm Wegerich-Rosen- und Beinholtzblumen-wasser / jedes
vier loth / Rosen-honig und Maulbeer-safft / jedes zwey loth: vermischs mit
einander / und spühle den mund lawlicht damit auß.
Rosen-wasser.
Auß frischen Rosen bren̅et man ein Wasser auff mancherley weise /
aber die beste ist / so man die destillier-kolben in einen Kessel / darinnen
siedend wasser ist / stellet / denn also brennet es nicht an / und schmäcket
nach keinem rauch. Diß wasser wird auß allerley Rosen destillirt / jedoch soll
man einen vnderscheid darinn halten / und so man das wasser zu stärckung des
Hertzens / und anderer innerlichen glieder brauchen wil / soll man das gebrennte
wasser nemmen von den edlen wolriechenden Rosen / dasselbige stärckt und
kräfftiget das hertz / erquickt die lebendige geister / erhält (Fiebrische Hitz.) die natürliche wärme / und
lindert die fiebrische hitz.
Nach Castoris Durantes meynung acht loth Rosenwasser im anfang deß paroxysmi
(Viertägige Fieber. rothe ruhr / allerley
bauchflüß.) oder überfalls getruncken / soll die viertägige Fieber
außreüten.
Roswasser kan auch wider die rothe ruhr und allerley bauchflüß gebraucht werden.
Rosenwasser ist gut wider die Ohnmachten (Onmacht /
mattigkeit. Schrigkeit und fratte der jungen kinderen vom harn.) und
mattigkeiten / daran gerochen oder angestrichen. Die sehrigkeit und fratte der
jungen Kinder / so vom scharffen hitzigen harn verursacht wird / mit
Rosen-wasser gewaschen / kühlet die hitz und heylet.
Weiß Rosenwasser hilfft den rothen flüssi [241] gen(Rothe flüssige augen / hitzige
geschwulst / geschwollener hals und zäpflein.) Augen und aller anderen
hitzigen Geschwulst: so man den mund damit außspühlet / bevestiget es die zähn /
thut dem geschwollenen halß und zäpflein sehn wol.
Auß dem rothen Rosenwasser werden zwey dienliche und treffenliche Kraffwasser
gemacht / so in allen Kranckheiten bey jungen (Schwachheiten deß hertzens.) und alten personen zu erhaltung der
Kräfften sehr nutzlich gebraucht werden: Nim roth Rosen-Burretsch- und
Lindenblütwasser jedes 2. loth / Alkermes-latwerg ohne bisem 1. quintlein:
vermischs wol durch einander / und gib dem Krancken davon nach belieben ein
löffel voll. Das andere Krafftwasser mache also: Nim̅ rothe
Rosen-Ochsenzungen- und Saurampffer-wasser jedes 2. loth / weissen Zucker 1.
halb loth / gestossene praeparierte Perlein 1. scrupel oder 20. grän / vermisch
alles wol und brauchs auff vorgeschriebene weiß. Welche Weiber der Mutter halben
das Roßwasser nicht leiden können / dene̅ soll man zu solchen
Kraftwassern an stat desselben / das Melissenwasser gebrauchen.
Rosenblätter.
So man dürre Rosen in Wein kochet / und etlich mahl deß tags davon trincket /
(Bauchflüß.) stopffen sie die Bauchflüß: wenn
aber ein Fieber vorhanden ist / soll man sie mit Wasser sieden.
(Hitzige Fieber Durst.) Ein anmütiges Tranck wird
von den rothen Rosen also gemacht / so in hitzigen Fieberen zu löschung deß
Dursts nutzlich gebraucht wird. Nim ein loth schöner rothen gedörten Rosen / und
ein maß frisches Brun̅wasser / lasse es bey dem Feur nur einmahl
auffwallen / alßdenn thue darzu Rosen-julep 6. loth / spiritus vitrioli 30.
tropffen: vermische alles wol. Ist ein sehr annemliches Tranck für die Krancken
/ so von dem Fieber geplaget sind.
Simon Pauli in Quadripartito Botanic. class. 2. p. m. 131. berichtet / wie er auß
eigener erfahrenheit (Rothe Ruhr.) wargenommen
habe / das 1. halb quintlein der gestossenen und geordneten rothen Rosen / in
Wegerich-wasser eingenommen / wider die langwährende rothe Ruhr ein bewertes
heilmittel seye.
(Blutspeye̅ / grieß / nierenstein /
durchbruch rothe ruhr / stätiges erbrechen / blödigkeit deß magens / übrige
monatzeit / samenfluß.) Auß der Frucht der Hecken-rosen / so man
Butten nennet / wird in den Apothecken ein liebliche Latwerg gemacht / davon man
nach belieben einer Muscatnuß groß einnemmen kan. Ist trefflich gut wider das
blutspeyen / grieß / nierenstein / durchbruch / rothe ruhr / stätiges erbrechen
/ blödigkeit deß magens / übrige monatzeit und den samenfluß.
Rosen-samen.
Der gelbe same / welcher mitten in den Rosen gefunden wird / gedörret / klein
gestossen (Feucht zahufleisch flüsse der zähnen.)
und auff das feuchte zahnfleisch gestrewet / trucknet auß / und stillet die
flüsse / derohalben man von solchem samen zahnpulver bereitet / das zahnfleisch
zu stärcken / und die zähn zu bevestigen. Es soll aber solcher same nicht über
ein Jahr lang behalten werden / und so man jhn aufftrucknet / muß man acht haben
/ daß er sein gelbe farb behalte / nicht schwartz werde / wie solches Agerius
berichtet.
Rosen-knöpflein.
Auß den Rosen-knöpflein distilliert man ein wasser / welches trefflich gut ist /
wider (Bauchflüsse / hitzige rinnende augen.)
alle Bauchflüsse / und dienet den hitzigen rinnenden Augen / darmit laulicht
gewaschen.
Rosen-schwam.
Der Schwam̅ an den wilden Heck-rosen ist ein härige ballen / gantz
rund und grawbraun / etliche nennen jhn einen Schlaffapffel / hat groß lob wider
den Stein / gedörrt / gepülvert und davon im Wein getruncken: (Stein.) Noch kräfftiger sollen seyn die würmlein
/ so in diesem Schwam̅ gefunden werden. Man braucht ihne auch zu
den (Kröpff. Würm.) kröpffen / und das würmlein
gepülvert gibt man eyn wider die würm im Leib.
Rosen-essig.
Nim der gedörrten Sam̅et-rosen-knöpff / schneide unden das weiß
davon / thue sie in ein glaß / geuß darüber guten Weinessig so viel daß er zween
eder drey finger hoch über die Rosen gehet / und laß jhn an der Sonnen ein tag
acht stehen. So man jhne alsobald begehrt zu haben / wolle man ein wahl bey
(Mattigkeit und ohnmachten.) dem Fewr
darüber gehen lassen. Dieser Rosen-essig ist sonderlich gut wider die mattigkeit
und ohnmachten / so man daran reucht oder jhne anstreicht. Zur zeit der
Pestilentz (Pest.) solle man die händ darmit
waschen. In den hitzigen Fiebern wird für die Mannspersonen (Hitzige fieber.) auß diesem Essig ein trefflicher
überschlag zu den hand-pülsen laulicht zu gebrauchen also gemacht. Nim
Saurampffer-Seeblumen- und Rosen-wasser jedes vier loth / Rosen-essig 3. loth.
Misch alles durch einander / netze darinn leinene tüchlein / und binds laulicht
über die handpüls.
Rosen-öl.
Etliche sieden Rosen in Baumöl und halten es für Rosen-öl. Etliche lassen es also
ungesotten 14. tag stehen. Aber Rosenblätter frisch oben abgeschnitten und in
Oel gesotten / laß 50. tage an der Sonnen in einem Glaß stehen / diß Oel ist das
beste. Es hat eine krafft zu kühlen / ziehet zusam̅en / ist gut
(Hitz / verletzte därm.) wider alle Hitze /
und zu den verletzten därmen / so man es under ein dienliches Clystier
vermischt.
Rosenöl von anfang auff den Brand oder (Brand / hitzige
Geschwulst / rote ruhr.) hitzige Geschwulst gestrichen / hilfft wol.
Ein gutes Oel zu der rothen Ruhr: Nim Rosen-Quitten- und Mastix-öl / jedes ein
loth / salbe damit den undern Leib warmlicht.
Rosen-salbe.
Die in den Apothecken zubereitete Rosen-salbe / (Hitzige Leber und Nieren. Ausserliche grosse hitze und brand) dienet
wol der hitzigen Leber und Nieren / so man diese örter darmit warmlicht
anschmieret. Sie löschet auch alle äusserliche grosse Hitze und den Brand.
Guldene Rosen der Päbsten.
Dieweilen auch durch die flüchtigkeit der Rosen / die hinfelligkeit des
zeitlichen Lebens / hingegen durch den unvergleichlichen Lust dieser Blumen /
der unaußsprechliche wollust des himlischen Paradeiß uns fürgebildet wird / ist
zweifelsohn auß diesem anlaß bey dem Römischen Stul die gewonheit auffkommen /
daß die Päbste sich der guldenen Rosen / mit welchen sie die Könige und hohe
Herren beschencken / jederzeit bedient haben / [242] wie solches Theodorus Zuingerus in Theatr. Vit. human. Volum. 3.
Libr. 9. pag. m. 1016. auß dem Boëtio, Blondo, Sigonio, Platina, AEnea Sylvio
und Sleidano bestätiget. In dem Päbstlichen Ceremonien-buch wird gelesen / daß
der Römische Bischoff alle Jahr / an dem vierten Sontag nach der grossen Fasten
/ Dominica quarta quadragesimae Laetare gena̅t / eine mit
köstlichem Balsam angefüllte Rose weihe / und nach gehaltener Meß damit den
anwesenden Fürsten begabe / oder solche einem abwesenden grossen Herren
übersende / damit er / gleich wie nichts hinfälligers als die Rose seye / die
nichtigkeit dieses gegenwärtigen Lebens erkenne. Hingegen von der sonderbahren
anmütigkeit dieser Blumen / an dem verlangen zu der lieblichen und seligen
Ewigkeit / deren das Gold ein zeichen ist / gestärcket werde. An. 1678. hat der
Pabst der Fürstin von Radzivil / des Königs in Pohlen Schwesteren / welche sich
mit ihrem Hr. zu Roan auffhielte / eine zu Mit-fasten geweihete / von vier
hundert Cronen werthe Rose verehret.
CAPUT CXXX.
Rose von Hiericho. Rosa Hierichontea vulgo dicta, C. B.
Namen.
DIe Rose von Hiericho heißt Lateinisch / Rosa Hiericho, J. B. Thlaspi Rosa de
Hiericho dictum, Moris. Rosa Hierichontea vulgo dicta, C. B. Englisch / Rose of
Hiericho.
Gestalt.
Diese Rose ist ein kleines Gewächs / welches gleich von der Wurtzel auß viel
holtzichte / einer handbreit lange / dicklichte / äschfarbe / in viel ästlein
sich außbreitende / und oben auff wider / gleich einer Kugel / zusammengehende
zweig- oder Gertlein auffwirfft; an welchen nicht viel / äschgrawe / haarichte /
zerkerffte / eines halben zolls breite / über einen zoll lange blättlein wachsen
/ welche den ölblättern an gestalt etwas ähnlich / und bey jhrem ursprung an den
zweigen von kleinen moosicht weissen vierblättigen blümlein begleitet werden;
worauß klar abzunehmen / daß dieses kraut eigentlich under die Thlaspidia, und
nicht under die Rosen solle gezehlet werden / weilen es durchauß nichts mit der
Rosen gemein hat; ja es wächst nicht einmahl bey Hiericho / sondern in den
Wüsten Arabiae / an dem Gestad deß Meers in dem Sand. Seine wurtzel ist einfach
/ fest und holtzicht. Nach den Blümlein folgen kleine gefäßlein mit zweyen
underscheidenen hölen / in denen zwey runde / flache / braunrothe /
scharfflichte samen sich finden. Es wächst gern in den Gärten / ja wenn es
gleich trocken und dörr / in warm wasser gesetzt wird / so thut es sich dennoch
von einander / es seye gleich umb welche zeit deß Jahrs es seyn mag.
Es gibt auch ein wilde art dieser Rose / welche kleiner als die vorige / deren
von Casparo Bauhino, & Parkinsono gedacht wird.
CAPUT CXXXI.
Buxdorn. Lycium Italicum.
Namen.
BUxdorn heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lycium, Pyxacantha. Italiänisch / Licio.
Geschlecht und Gestalt.
Der Spanische Buxdorn / Lycium Hispanicum folio Buxi, C. B. ist ein dornichter
Baum / mit ästlein dreyer elen hoch / oder auch etwan höher / er trägt blätter
wie der Buxbaum / die sind feist und dick. Seine beerlein sind in gestalt des
Pfeffers / schwartz / glatt / feist und bitter. Die Rinde ist bleich / und die
wurtzeln vielfaltig krumb und holtzicht. Diesen Baum findet man in Cappadocia /
Lycia und Dalmatia / aber in teutschen und welschen Landen nicht. Man presset
auß den beeren ein Safft / und lässet jhn an der Sonnen dick werden / welcher in
den Apothecken Lycium genant / und zu vielen [243] Artzneyen gebrauchet wird. In etlichen Apothecken findet man einen
verfälschten Safft / so auß den beerlein von dem Beinholtz / der Specklilien /
Hagenbutten und Schlehen gemacht wird. Der Frantzösische Buxdorn / Lycium
Gallicum, C. B. J. B. ist disem bey nahem gleich / hat aber blätter / so sich
den Schlehen-blättern mehr vergleichen; beneben viel spitze stachlen / zwischen
welchen kleine blümlein / büschelein-weiß sich erzeigen. Auß dessen Beeren ein
goldgelbe Farb die Seiden damit zu färben bereitet wird. Wächst bey Avignon und
Carpentras.
Sonsten hat es auch ein Candianischen Buxdorn mit gelben blümlein / und schmalen
ablangen blättlein / Berberis Alpina Cretica, C. B. Lycium Cretense, s. Berberis
Cretica, I. B. Item ein Indianischer Buxdorn / Lycium Indicum foliis Pruni, C.
B. Lycium in Libano proveniens Bel. Ep. 1. Item ein Buxdorn mit schmalen
blättern / wie die Heide / Lycium foliis Ericae, C. B. Arbor spinosa ex quâ
Lycium s. Cate exprimitur. Bont.
Der Italiänische Buxdorn / Lycium facie Pruni sylvestris sive Italicum, C. B.
welcher alhier abgemahlet ist / vergleichet sich dem Schlechendorn / trägt aber
kleinere blätter. Seine Blumen erscheinen moosicht weiß / vierblättig / auß
welchen die beere herfürkommen so des Beinholtz-beeren ähnlich sind / und einen
herben Geschmack von sich geben. Er wächst häuffig umb Trient / bey dem Gresta /
an felsichten orten / wie auch bey Baden in Oesterreich. Auß diesen Beeren wird
in Italien ein Safft gepreßt / welcher an statt des unverfälschten Lycii
gebraucht wird.
Eigenschafft.
Der Safft von dem Buxdorn ist bitter und ziehet zusammen. Der beste Safft hat die
Eigenschaft / so man jhn anzündet / brennet er / und so er gelöscht wird / gibt
er einen rothen Schaum / außwendig ist er schwatz / aber inwendig röthlicht /
hat keinen bösen Geruch / an dem Geschmack ist er bitter und zusam̅en ziehend.
Gebrauch.
Dieser Safft wird wider den Wurm an den Fingern und anderen faulen umb sich
nagenden Geschwären gelobt / so man davon (Wurm am
finger / faule Geschwär.) auff ein tüchlein streicht und wie ein
pflaster überlegt.
Man pflegt jhne auch in der Laugen zuverlassen / also machet er ein gelb Haar.
CAPUT CXXXII.
Cappern. Capparis.
Namen.
CAppern oder Cappres heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Capparis. Italiänisch / Capparo, Cappero.
Frantzösisch / Capres. Spanisch / Alcaparras. Englisch / Capers. Dänisch /
Capres. Niderländisch / Cappers.
Gestalt.
Cappern / Capparis spinosa fructu minore, folio rotundo, & aucto, C. B.
ist ein dornichte Staud / breitet sich mehrentheils in die ründe auff dem
Erdreich auß / hat krum̅e Stacheln wie die Brombeer-staud. Die
blätter
Cappern. Capparis.
vergleichen sich fast dem Quittenlaub / sind rund / steiff / mit viel äderlein
durchzogen. Es hat auch ein gattung mit zugespitzten blättern. Die Frucht ist
den Oliven ähnlich / welche / so sie sich auffthut / bringet sie ein weisses /
wolriechendes Röslein / wenn solches abfallt / bleibt da ein lange Eichel / die
ist voll rother körnlein / gleich wie in den Granatäpffeln. Die Wurtzel ist
rothschwartz / holtzicht / und fladert weit umb sich. Die Rinde ist röthlicht
und fest.
Es hat ferners eine art Cappern ohne dörn / Capparis non spinosa, fructu majore,
C. B. wächst bey Alexandria / hat grössere beer / die rinde von der wurtzel
deroselben wird sehr viel zu abtreibung der Würmen / befürderung der Monatlichen
Reinigung / und zertheilung harter Geschwulsten gebraucht.
In Arabien wird ein gattung Cappern gefunden / in grösse der Baumnüssen /
Capparis arborescens fructu juglandis magnitudine, C. B. Arabica non spinosa,
Park. Cappares arborescentes, I. B.
In dem Horto Malabarico, werden annoch zwey frembde Geschlecht der Cappern
beschrieben; deren eines Badukka, Capparis arborescens Indica Badukka dicta,
flore tetrapetalo; daß andere aber Solda, oder Capparis arborescens Indica flore
pentapetalo genent wird.
Cappern wachsen in vielen Landen von sich selbst / in dürrem trockenem Erdreich /
und bey alten Hoffstätten. Die in Arabia wachsen / sind gar zu scharff und
hitzig / wie Galenus lib. 7. de simplic. medicam. facultat. c. 7. bezeuget. Die
in Africa blähen den Leib heftig. Die in Apulia machen Erbrechen und Unwillen
des Magens. Die vom rothen Meer und Lybia gebracht werden / sind sehr scharff /
also daß sie Blattern in dem Mund erwecken / und das Zahnfleisch biß auff das
Bein verzehren. Die besten bringt man auß Italien / Candien / Cypern / von
Mompelier und Lyon auß Franckreich / mit Saltz [244] und Essig eingemacht. Cappern wollen ein heiß Land haben / daher
sie in Teutschland nicht auffkommen / denn sie können die kälte nicht ertragen.
Eigenschafft.
Die Blüthe und Frucht der Cappern / wie auch die rinde von der wurtzel ist bitter
/ scharff und herb / hat viel öhlicht subtiles alkalisches saltz / mit rauhen
irdischen theilen vermischet / darauß abzunehmen / daß sie nicht einerley Natur
/ denn von der Bitterkeit hat sie ein Krafft zu säuberen und zu öfnen / von der
schärffe zu wärmen / und durchzudringen / von dem herben Geschmack zeucht sie
ein wenig zusam̅en. Sonderlich aber hat solch Gewächs die
Eigenschafft alle säure zu töden / hiemit die davon in Leberen / Miltze und
Faul-fleisch entstehenden verstopffungen auffzulösen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Cappern mit Saltz und Essig eingemacht / wie man sie zu uns bringt / soll man
nicht rohe essen / denn also sind sie dem Magen ein unangenehmer Gast / ja
schwächen denselben / und bringen zugleich den Durst: derohalben muß man sie
zuvor einwässeren und quellen lassen / damit sich das Saltz wol darvon
abschweiffe / darnach mit Essig und Baumöl wie ein Salat bereiten / (Magenschleim / verstopffung der Leber und des miltzes
Würm / scharbock / viertägig Fieber.) und im anfang der Mahlzeit
essen: also reitzen sie den Lust zur Speiß / streiffen den Schleim vom Magen
hinweg / öffnen die verstopffung der Leber und des Miltzes / befürderen den harn
vertreiben die würm / den Scharbock / und das viertägige Fieber / sind den
Melancholischen Naturen sehr dienlich.
Es wird in den Apothecken ein Oel auß (Schmertzë
geschwulst / Verstopffung und andere zufäll des Miltzes.) Cappern
gemacht / welches eine besondere Krafft hat / die Schmertzen / Geschwulst /
Verstopffung und andere zufäll des Miltzes hinzunehmen / so man die lincke
seiten under den Rippen damit warmlicht anschmieret.
Wild Cappern. Capparis sylvestris.
Dieses soll ein wild Geschlecht der Cappern seyn / hat etwas kleinere / längere
und dickere blätlein als die andere / zwey auff einem stiel gegen einander über.
Die Blumen sind ihnen auch gleich / ehe sie sich auffthun / da sie aber offen
sind / haben sie außwendig eine weisse / und innen eine röthlichte Farb / und in
der mitten gelbe Fäselein / letzlich bekommen sie Schoten / darinnen der Samen
ligt. Die wurtzel ist lang und holtzicht. Dieses fremde Gewächs hat D. Rauwolff
viel bey Alepo in Syrien gefunden / allda man es morgsani nennet. Bey uns bleibt
es zuweilen in den Gärten / wie es denn in dem Fürstlichen Eystättischen Garten
herfür kommet.
CAPUT CXXXIII.
Ephew. Hedera.
Namen.
EPhew oder Eppich heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hedera. Italiänisch / Hedera, Helera.
Frantzösisch / Lierre. Spanisch / Yedra. Englisch / Ivi Climbing. Dänisch /
Redbende poa / muure. Niderländisch / Veyle.
Grosser Ephew / oder Baum-Ephew / wird auff Griechisch genennet [Greek words]. Lateinisch / Hedera major, communis,
Hedera arborea, Hedera assurgens. Englisch / Climing ivi.
Kleiner Ephew heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Hedera helix, Hedera sterilis, Hedera communis minor. Italiänisch /
Hedera minore. Englisch / Barren or Creeping ivi. Niderländisch / klein Veyle.
Geschlecht und Gestalt.
Des Ephewes findet man fürnemlich zwey Geschlerhte / grosses und kleines.
Der grosse Ephew wächst in den Wäldern / und flichtet sich mit dünnen gerten an
die hohen Bäume / deßgleichen gesellet er sich auch an die alten Mauren /
dermassen / daß er sie bißweilen zerstöret / und sambt ihnen zu hauffen fallet /
denn er hat vielfältige / zasichte / schwancke und umbschweiffende wurtzeln /
nicht allein unden / sondern auch an seinen zweigen und ästen / darmit begreifft
er das Gemäur und Bäume / beraubt sie jhres saffts und nahrung / und nim̅t also mit gewalt zu / also daß / ob man ihn gleich unten entzwey
schneidet er nichts desto weniger bleibet / an den stämmen grünet / und sich
durch den darein gehenden nahrungs-safft erhaltet / so lang biß alle auß den
stämmen herauß gehende wurtzlein und zäserlein absterben und verdorren. Dieser
Ephew bringet anfänglich länglichte blätter / wie der Birnbaum / welche aber
nach und nach dreyecket / glatt und dick werden / hangen anlänglichten stielen /
sind eines vermischten Geschmacks / scharff / bitter / und herb / oben auff
sattgrün / unden etwas gelblicht. Er blühet im außgehenden Herbst / mit
moosichten / sechsblättigen / bleichgelben Blumen / auß welchen hernach in dem
Winter Trauben oder schwartze Beeren an länglichten stielen wachsen / den
Wachholder-beeren
|| [245]
Groß Ephew. Hedera Major.
Klein Ephew. Hedera Minor.
gleich / mit drey / vier / auch mehr ablangen körnlein begabet.
Der klein Ephew ist unfruchtbar und ohne Blumen; er schlingt sich auff die Felsen
/ alte Mauren / Zäune und Wallstätte / komt selten auff die Bäume / kreucht offt
auff der Erden / mit weißlichten räben oder zweigen. Seine blätter sind stäts
dreyeckicht / mit weissen mackeln besprengt / und viel kleiner als deß ersten.
Beyder Ephew grünet allezeit und bestehet vor allem frost / ist deßwegen den
Schlangen sehr angenehm / denn sie sich in dem Winter darinn auffhalten können.
Der Ephew wird durch die pflantzung zu einem Baum gezielet / wenn er nun zu dem
alter kommet / in welchem er Frucht bringen kan / verendert er seine gantze
Gestallt / denn er richtet sich von sich selbsten auff / und hat keiner
understützung vonnöthen. Er überkomt auch andere blätter / denn welche zuvor
vieleckicht waren / die werden rund / und an dem rucken mit weissen / auch
bißweilen röthlichten flecken underscheiden. Die zeitigen Beere sind schwartz
und selten gelb.
Eigenschafft.
Beyder Ephew hat ein heimlich flüchtiges alcalisches saltz / neben etwelchen
balsamischen theilen bey sich verborgen: daher die Eigenschafft zu heilen und zu
kühlen / brand zu stillen / und auffzulösen.
Gebrauch.
Es haben die Heiden jhrem Abgott Baccho zu Ehren auß dem Ephew Kräntze gemacht /
daher zur zeit der Maccabeer die Juden von den Heiden gezwungen worden / daß sie
wenn man des Bacchi Fest begienge / mit Kräntzen von Ephew dem Baccho zu Ehren
mußten einhergehen / wie in dem 2. Buch der Macabeer cap. 6. v. 7. zu lesen. Es
ist auch bey den alten Kömeren der Ephew zu den Lorbeerkräntzen der
Siegs-Fürsten gebraucht worden. Dannenher Virgilius Ecclog 8. den Käyser
Augustum also anredet:
???- - - Hanc sine tempora circum
Inter victrices hederam tibi serpere lauros.
Laß dieses Ephew-Laub / Auguste für
und für
Vermischt mit Sieges-Kräntz von Lorbeer gläntzen dir.
Ferner sind auch die Poeten mit Ephew begabet werden / weßwegen Horatius lib. 1.
ode 1. sich also rühmet:
Me doctarum hederae praemia frontium, Dîs miscent superis.
Der Ephew / welcher da die Stirnen der Gelchrten /
Belohnet / machet mir die Götter zu Gefährten.
Nach des Plinii außsag Lib. 24. hist. nat. cap. 10. wird dieses Kraut nicht gar
sicher in dem Leib gebraucht / denn es den Menschen unruhig in dem Haupt machet
/ und den (Miltzesucht.) Nerven schädlich ist.
Die Trinckgeschirr aber auß dem Ephew-holtz gemacht / sollen den Miltzsichtigen
dienlich sein.
Welche Weiber ihre Monatliche Reinigung (Versteckung
der Monatlichë weiberreinigung.) nicht haben / die sollen 3. Körner
von dem grossen Ephew zu pulver gestossen / mit Poley-wasser / und ein wenig
Saffran etlich tag nach einanderen früh nüchteren trincken.
(Böse Geschwär.) Die grünen blätter des Ephews in
Wein gekocht / können allerley böse Geschwär reinigen und heilen / wenn sie offt
damit warmlicht gewaschen / auch übergelegt werden. (Verständene Frawenzeit.) Wenn man den Dampff von dieser bähung unden
in die Mutter läßt / und sie damit bähet / soll er die zuruck gebliebene
Frawenzeit wider bringen.
|| [246]
(Fliessender Erbgrind.) Etliche Weiber machen auß
den blättern Hütlein / und setzen sie denen mit dem fliessenden Erbgrind
behaffteten Kindern auff das Haupt / denn sie durch jhren alcalischen Safft und
Feuchtigkeit das versaltzene und scharffe fließwasser des Erbgrinds wohl
versüssen / tröcknen / und heilen können.
(Fontanellen.) Die Blätter des Ephews gebraucht
man gar nutzlich zu den Fontanellen, weilen sie nicht nur alle böse
Feuchtigkeiten herauß ziehen / sonderen auch den ort stercken / und nichts böses
darzu schlagen lassen: umb so viel desto mehr / so man an statt der Erbsen runde
kügelein von Ephew-holtz gedrähet in die Fontanellen hinein schiebet.
Frische Ephew-blätter zerhackt und in süssem Butter ein wenig gekocht / und durch
(Brand zu ???öschen.) ein tuch getruckt /
gibt ein grüne salbe ab / welche sehr dienlich und bewährt zu denen mit
allerhand Fewr gebranten Gliederen.
CAPUT CXXXIV.
Steinlinden. Phyllirea.
Namen.
STeinlinden heißt Lateinisch / Phyllirea. Englisch / Narrow-leaved / Mock-privet.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden drey Geschlecht der Steinlinden von den Botanicis beschrieben / deren
erstes ist die schmalblättige Steinlinden / Phyllirea, angustifolia prima, C. B.
i. e. 4. Clusii item angustifolia secunda. Ejusdem. Ein Bäumlein so übel Manns
höhe wächst / dessen kurtze und vielfaltige äste mit schwartzlichter rinde
bedecket / und weissem holtz begabet. Seine blätter sind ablang / schmal /
außgespitzt / sattgrün / eines bitterlichten Geschmacks / stehen gegen einander
fürüber. Bey dem ursprung der blättern / entspringen zu beyden seiten viel
kleine mosicht-weisse blümlein; auff welche die runden / und wenn sie reiff /
schwartze oder violenfärbige / süßbitterlichte Beere folgen / in der grösse der
Myrten-beeren / wächst in dem Florentinischen / wie auch umb Montpelier in
Franckreich. Die Phyllirea quarta und quinta Clusii sind einerley Gewächs / und
nur durch die grösse von einander underscheiden.
Das andere Geschlecht ist die breitblättige Steinlinde / Phyllirea latiusculo
folio, vel folio Ligustri, C. B. Ist ein Baum / so doppelte Manns höhe erreichet
/ dessen äste mit weißlichter / und etwas runtzlichter rinde umbgeben. Seine
blätter sind ablang / und breiter als obiges Geschlechts / underkerfft /
zusammen ziehenden Geschmacks. Die blüthe ist dem Blust deß Oelbaums gleich /
aber klein / moosicht weiß / wächst häuffig zwischen denen gegen einander
stehenden blättern. Nie Beere sind den obigen ähnlich / wächst auch häuffig umb
Montpelier. Dise gattung Steinlinden änderet sich sehr an der figur der Blättern
/ farb und grösse.
Das dritte Geschlecht ist die Steinlinde mit zerkerfften blättern / Phyllirea
latifolia spinosa s. 1. Clus. C. B. item folio s. 2. Cl. Ejusdem. Phyllirea
latifolia aculeata, Park. item folio latoserrato, Ejusdem. Phyllirea folio
Alaterni, item folio Ilicis, I. B. Ist ein Gestände / so bald höher / bald
nidriger gefunden wird hat breite / dicklichte / sattgrüne / an dem umbkreiß
etwas stachlichte und zerkerffte blätter / welche eines scharffen /
bitterlichten und etwas zusam̅en ziehenden Geschmacks. Die Beere
oder Frucht hanget Traubenweiß zwischen den Blättern / in der grösse der
Pfefferkörnlein / ist schwartz / und eines scharffen Geschmacks / auch mit einem
steinharten Kernen begabet / wächst in dem Königreich Portugal hin und wider in
den Hägen: Johannes Rajus hat sie auch in Italien / in dem Florentinischen
Groß-Hertzogthumb auff felsichten orten gefunden.
Alle diese Steinlinden grünen immerdar / daher man die Häge der Gärten damit
zieret / und obwolen sie ein flüchtiges / ölichtes / nutzliches saltz neben
irdischen rauchen theilen in sich verborgen halten / so werden sie dennoch in
der Artzney eben nicht gebraucht.
CAPUT CXXXV.
Mistel. Viscum.
Namen.
MIstel oder Mispel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Viscum. Viscus. Italiänisch / Visco. Frantzösisch
/ Bois dont on fait du glu. Spanisch / Liga, Litia, Visco. Englisch / Mistletoe
/ and Mistel. Niderländisch / Marenkacken.
Gestalt.
Der Mistel ist männiglich bekant. Er wächst auff vielen Bäumen / mit zähen /
bißweilen eines kleinen fingers dicken / und durch einander geschrenckten
ästlein. Die blätter sind bleichgrün / ablang / dick / rundlicht / fett / eines
süssen / scharfflichten geschmacks. Er bringt auch seine blüthe / theils bey den
knöd
|| [247]
ein /
Wistel. Viscum.
Schweitzerische Wistel mit vielen Beren. Helvericum viscum polycoccon.
theils an den aussersten ästlein; diese blümlein sind klein / gelb / und in vier
theil zertrennet / welche hernach in kleine / weisse / durchsichtige /
gestreiffte beerlein außwachsen / die mit einem schleimichten klebigen safft
angefüllet / eines nicht unlieblichen weinigen Geruchs / und etwas anmütigen
Geschmackt. In einem jeden beerlein steckt ein silberfarber breiter flacher
samen / in der figur eine Hetzens. Auß dem safft solcher Beeren wird der
Vogel-leim zubereitet. Er wächst auff vielen Bäumen / als auff der Haftlstauden
/ dem Linden- und Eych-baum / welche drey für die besten gehalten werden; Item
auff dem Ahorn / Aesch / Weiden- und Ulmen-baum. Ja die Apffel- und Birnbäum
sind davon auch nicht befreyet. Johannes Bauhinus meldet annoch viel andere
Bäume / darauff er diesen Mistel gefunden. Er grünet immerdar / auch den Winter
durch auff den Bäumen / und ist also schwer zu glauben / daß er auffdem Eychbaum
seine blätter in dem Winter fallen lasse. Er blühet im Frühling / gegen dem
Herbst bringt er seine Beerlein / welche hernach den Winter durch dauren / und
an dem Gewächs bleiben.
Wenn nun hierauß klärlich zu sehen / daß der Misiel ein vollkommenes Gewächs ist
/ so soll man auch dem Aristorele, Plinio, und übrigen alten Naturkündigern die
Ehre geben / und demjenigen / was sie in jhren Schrifften hinderlassen / glauben
zustellen / daß nemlich der Mistel nicht auß dem unraht gewisser Vögeln / welche
andere Beeren essen / sonderen vielmehr auß seinem eigenen samen / der von den
Vögeln / welche die Mistelbeer geessen / auff die Bäum durch den unrath
geworffen wird herkommen. Welches dann ein jeder erfahren kan / wenn er nur die
samen des Mistels in die auffgerissene rinde anderer Bäume vergrabet / worauß
sie bald wachsen werden. Es hat auch noch eine art deß Mistels mit rothen
beerlein / welches nach Clusii bericht in Hispanien auff den Oelbäumen wachsen
solle. Viscum baccis rubris, C. B.
So hat man in Indien auch Mistel auff den Bäumen gefunden / welcher unseren
Mistlen gantz nicht ungleich ist / Viscum senis circulis utrinque insculptis, C.
B. Viscum Indicum, Ger. J. B. Park.
Der berühmte Bontius beschreibet ingleichem ein Geschlecht des auff dem Eychbaum
/ Kiati von den Indianeren genant / wachsenden Mistels welcher der Haußwurtzeln
ähnlich seyn solle / und deßwegen von jhme Sedum arborescens; von anderen aber
doratissimo, genennet wird.
Eigenschafft.
Aller Mistel ins gemein / sonderlich aber der Eychen / Linden- und
Haselstauden-Misiel / hat in seinem schleimichten safft ein alkalisches
flüchtiges saltz verborgen / und daher die Eigenschafft alles saure zu versüssen
/ die verstopffungen der Krößaderen zueröfnen / der fallenden Sucht zu steuren /
und solche nach und nach zu stillen / dem abnehmen des Leibs zu wehren. Viel
Abergläubige Leuth halten den Eichen-Mistel für den besten / welcher auff den
jenigen Mittag abgehawen worden / da Sonn und Mond in den Krebs gehen / so alle
7. Jahr einmahl geschichet.
Gebrauch.
(Fallende Sucht.) Der Eychen-mistel hat eine
sonderliche Krafft der fallenden Sucht zu widerstehen / daher Gentilis und
Jacobus de partibus ihne [248] Lignum S.
Crucis, oder H. Creutzholtz nennen. Lonicerus schreibet in dem 4. Theil seines
Kräuterbuchs im 114. Capit. So eine Fraw in gefährlichen Kinds-nöthen lige /
soll man ihren gestossenen Cychen-mistel in Wein eingeben / sie werde darauff
bald genesen / und das Kind sein Lebenlang vor der fallenden Sucht behütet seyn.
Wider diese Kranckheit wird er in Engelland auff nachfolgende weiß gebrauchet.
Man muß nehmen rechten Eychen-mistel / so wol die Blätter als die Beer und die
zarten ästlein / solches gelind in einem Ofen dörren / und zu Pulver machen:
davon soll man einer grossen Person eingeben / als dessen auff einem halben
Kopffstück ligen kan: den Kindern aber muß man etwas weniger geben / nach eines
jeden Stärcke und Alter. Man muß es des Morgens und des Abends eingeben / in
einem darzu bequemen Wasser / als nemlich in Schlüssel- oder Meyblumen-wasser /
und solches drey Tag vor und drey Tag nach dem Vollmond / dieses soll man
etliche Monat nach einander thun / ist damit vielen vornehmen Persohnen
geholffen worden.
(Würm bey den kindern.) Wenn ein Kind Würm hat /
soll man jhm gestossene Eychen-mistel in warmer Milch eingeben.
Was massen der Eychen-mistel von den alten Heidnischen Priestern zu dem
Aberglauben seye gebraucht worden / lehret Plinius libr. 16. Hist. rer. natural.
cap. 44. wenn er spricht: Es halten die Druiden (also nenneten die Gallier ihre
Priester) nichts heiligere / als den Mistel und Baum / auff welchem er wachset /
(sonderlich wenn es ein Eychbaum ware) denn sie halten ohne diß viel auf den
Häynen der Eychbäumen / und verzichten jhren Gottesdienst nimmer ohne
Eychbaum-zweige: also daß es auch scheinet / das sie von den Griechen dahero
seyen Druidae genennet worden. Sintemalen was an den Eychbämem herfür wächst /
halten sie / als wenn es vom Himmel were köm̅en / und seye diß ein
Zeichen / als wenn der Gott (Jupiter) selbst diesen Baum für anderen erwehlt
hätte. Es ist aber dieser Eychelmisiel schwerlich zu finden / und so man jhn
findet / wird er mit heiligen Ceremonien eingeholet. Sie nennen (diesen
Eychen-mistel) in jhrer Sprach / Heyl aller Schaden / und wenn sie ihre Opffer
und Mahlzeiten under dem Baum haben gehalten / bringen sie zween weisse Ochsen
herbey / deren Hörner zuvor noch nicht gebunden waren. Der Priester mit weissen
Kleidern angethan / steiget auff den Baum: mit einem guldenen Messer hawet er
denselben ab / welcher in einem weissen Mantel empfangen wird. Alßdann
schlachten sie jhre Opffer / bittende / daß jhnen GOtt diese seine Gaabe segnen
wolle. Sie vermeynen / daß Leuthe und Vieh / so darab trincken / Fruchtbar
sollen gemächt werden / auch dieses eine gewisse Artzney wider alles Giftt seye.
So viel Aberglauben treiben gemeiniglich solche Leuth in nichtswertigen sachen.
CAPUT CXXXVI. Oleander. Nerium.
Namen.
OLeander oder Unholdenkraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Nerium, Rhododendron, Rhododaphne, Laurus
rosea, Oleander. Italiänisch / Oleandro, Rosa lauro. Franßösisch / Rosage,
Rosagine, Oleandre. Spanisch / Adelsa, Eloendro. Englisch / Rosebaye / Oleander.
Niderländisch / Oleanderboon.
Gestale.
Der Oleander wächst hoch wie ein bäumlein / mit einem geraden Stam̅e / dicken / harten / schmalen eines zolles breiten Lorbeerblätteren; bringet
purpur-braune / und offtmahls weisse / länglichte Blumen büschelweiß / in der
farb der Rosen / deren kelchlein von aussen mit gantz rothen blättlein umbgeben.
Hierauff folget die Schotten oder Frucht so da lang ist / wie die Mandelscheln /
gestalt wie ein Horn / so sie sich öffnet / ist sie voll wollichten Samens / die
wurtzel ist lang und holtzicht. Er wächst von sich selbsten umb Tripoli und
Syrien / da nennen jhn die Inwohner de fle; ist gemein an den
zusammenfliessenden Wasseren in Candia / wie auch in Italien umb Genua und
Livorno. Man findet ihn auch in Franckreich an etlichen orthen. In Teutschland
aber pflantzet man jhn in die Lustgärten / wie er denn in denselben hin und
wider sehr gemein ist. Im Winter muß er in die Keller vor der ausserlichen kälte
verwahret werden.
Der Hochgelehrte Hermannus, berühmter Medicinae Doctor, und jetzmahliger
Professor Botanices auff der Univesitet zu Leiden / gedenckt in seinem Catalogo
Plantar. Horti Lugdunensis, zwey Indianischer Oleandern / de [249] ren einer mit schmalen
blättern / und einfachen wolriechenden Leibfarben Blumen; der ander aber mit
breiten blättern / und gefüllten Leibfarben sehr wolriechenden Blumen begabet.
Nerium Indicum angustifolium, floribus odoratis simplicibus, und Nerium Indicum
Latifolium floribus odoratis plenis.
Eigenschafft.
Es hat dieses Gewächs ein recht etzendes salß bey sich / daher es ein schädlich
Gifft dem Menschen und Vieh ist / und da es etwan, eingenom̅en
werden solte / den Magen und Därm durchsrißt / und also den tödlichen Brand im
Leib bald erwecket. Wird hiemit, in der Artzney nicht gebrauchet.
CAPUT CXXXVII.
Waldwinde. Periclymenym.
Teursche Waldwinde. I. Periclymenon Germanicum.
Periclymenon II. perfoliatum.
Namen.
WAldwinde heist Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Periclymenum, Matrisylva, Sylvae mater, Volucrum majus,
Caprifolium, Lilium inter spinas. Itsänisch / Matriselva, Caprifoglio.
Frantzösisch. Herbe de chevre, Chevere feuil, Chevre feuille. Spanisch /
Madreselva. Englisch / Woodbinde / honysuckle. Dänisch / Geedeblat / sklolilier
/ löberose. Niderländisch / Geytenblad / Mam̅ekenskrüd. In
Teutscher Sprach nennet man sie auch Stecklilgen / Waldlilgen / Zau??? /
Geißblat / in Meissen Je länger Je lieber.
Gestalt.
Die Teutsche Waldwinde / Periclymenum non perfoliatum Germanicum, C. B.
Periclymenum, sive Caprifolium vulgare, Park. Vberkommet ein holtzichte wurtzel
/ mit vielen nebenwürtzelein / auß welcher lange und schmale reben
herfürschiessen / mit denen sie die nächsten Stauden umbwiekelt. Es wachsen auch
an jhren weiche länglichte blätter / je zwey gegen ein ander über / die sind
auff einer seilen grün / auff der anderen aber etwas grawlicht oder bleich wie
an den Wei [250] dens. Auff den
gipffeln der Reden erscheinen fast den Som̅er durch viel weisse
oder gelblichte ablange und wolriechende Blumen / die werden inwendig hol /
etwas zertheilt / und von einem ort herumb gebogen / auß deren mitte etliche
zäserlein herfür hangen. Wenn die Blumen abfallen / folget die Frucht wie
Träublein hernach / so erstlich grün / nach der zeitigung aber roth wird / in
deren ein harter same liget. Man findet jhn auch in Engelland und Holland.
Diese Teutsche Waldwinde findet sich auch mit purpurrothen Blumen / und ist
solche Staude etwas höher / und ästichter. Periclymenum sive Caprifolium
Germanicum flore rubello, Park.
Die frembde Waldwinde Periclymenum perfoliatum, C. B. I. B. perfoliatum sive
Italicum, Park. Vergleicht sich mit jhren Räben und Blatteren der vorigen /
außgenommen daß diese am stiel gar zusammen gewachsen / und etwas liechtroth /
auch eines scharfflichten Geschmacks sind. Ihre braun-weisse Blumen kommen auch
mit der Teulschen überein / jedoch sind sie kürtzer / geringer und der
Bonen-blüth nicht ungleich / auch ist der Geruch an dieser etwas anmütiger / als
an der ersten. Der bleichroche samen / so den kernen deß Holders gleichet /
wächst gleichsam zusam̅en gewunden. Sie wächst in Italien und der
Narbonensischen Provintz in Frankreich.
Uber diß hat es noch ein Virginische immer grünend und blühende Waldwinden /
Periclymenum perfoliatum Virginianum semper per virens & florens,
Herman. Hort. Lugd. Bat. Dise ist der vorgehenden frembden Waldwinde gantz
gleich / aber an allen theilen etwas kleiner. Ihre blätter sind etwas runder /
gläntzend / unden grawlichter grünen stäts. Die auff den gipfelen herfürkommende
Blumen haben keinen Geruch / sind aber gantz anmütiger rothgläntzender farb /
und vergleichen sich der Figur nach einem Jägerhorn / zu aussersi sind sie in
fünff theil zerspalten. In mitte dieser Blumen hat es gelbe fäserlein / mit
einem bleichen länglichten stiel. Under jeder Blumen sihet man ein kleines
grünlichtes köpflein / alß den anfang der folgenden Beer oder Frucht.
Eigenschafft.
Es haben diese Kräuter viel scharffen etwas ölichten / flüchtigen / und
brennenden saltzes bey sich / dannenher die Eigenschafft zu wärmen / zu
zertheilen / zu tröcknen / und den Harn zu treiben / weilen aber jhre theile
etwas zu scharff sind / als werden sie eben nicht viel in der Artzney gebraucht.
Gebrauch.
Galenus schreibet / Blätter und Frücht der Waldwinden treiben den Harn so stark /
das auch das Blut mitgehe / wenn man sie zu viel brauche.
Etliche pflegen unbedachtsamer weiß dieses bitzigen Krauts blätter zu den
Gurgelwassern / für die Bräune und andere hitzige versehrungen des Hals zu
kochen / welches ein grosser fehler. Dieser ist auch nicht geringer / daß jhrer
viel das safft auß den blättern / und rothen Träublein außtrucken / und für den
kühlen und hefftig zusam̅enziehenden Lycium, nicht ohne
mercklichen schaden verkauffen / wie D. Ägerius berichtet.
(Schlagflüß / Engbrüstigkeit. Husten / schwäre
geburt.) Von den wohlriechenden Blumen dieses Gewächs wird ein wasser
destillirt, zu stärckung des Haupts / und verhütung des Schlags / ist gut wider
die Engbrüstigkeit und den Husten / und befürderet die schwäre Geburt.
CAPUT CXXXVIII. Auffrechte Waldwinde. Periclymenum rectum.
Namen.
DIe Auffrechte Waldwinde wird genennt auff Lateinisch / Periclymenum rectum,
Chamaecerasus dumetorum. Englisch / Vpright / Houy-stuckle.
Geschlecht und Gestalt.
I. Das erste Geschlecht dieser auffrechten Waldwinde / Periclymenum rectum fructu
rubro & nigro, I. B. Chamaecerasus dumetorum fructu gemino rubro, C. B.
Ist eine auß eigenem Stam̅ gerad auffwachsende staud / hat an
seinen ästen jwey gegen einander stehende / beyderseits haarichte blätter / auß
deren flügel bleichgelbe Blümlein / in form der gemeinen Waldwinde-blumen / aber
etwas kleiner herfür wachsen / deren oberes blätlein über sich geweltzet / und
geschnitzt / das undere aber ist gantz und etwas schmäler; auf solche blümlein
folgen allezeot zwey zusammenstehende und an einem stiel hangende rothe beer /
in der grösse der Holderbeer / welche einen sehr widrigen Geschmack haben.
Wächst in Teutschland an den Hägen und Wäldern.
|| [251]
II. Das andere Geschlecht / Periclymenum rectum folio serrato, I. B.
Chamaecerasus Alpina fructu gemino nigro, C. B. ist kleiner als das vorige / und
steigt selten auff Mannshöhe / hat aber zartere und längere / an dem umbkeiß
etwas zerkerffte blätter / so oben auff grün / unden aber nicht so graw. Bekomt
kleine purpurfarbe Blümlein / auff welche zwey an einem stiel hangende schwartze
/ safftige / und mit widrigem Geschmack begabte beer folgen. Man findet dieses
selten / doch hat es Johannes Rajus in Savoyen bey dem fürnembsten Carthauser
Closter / nahe an der Capellen Brunonis gesehen.
III. Das dritte Geschlecht / Chamaecerasus alpina fructu rubro gemino duobus
punctis notato, C. B. Chamaecerasus Gesneri, vel Chamaepericlymenum quoddam
alpinum J. B. Ist ein Staude mit zerbrüchlichen ästen / äschfarber rinde;
zugespitzten haarigen blättern; länglichten rothen Waldwinde-blümlein; darauff
eine doppelte rothe Frucht solget / so gleichsam mit zwey augen / oder flecken
bezeichnet / und einen bittern unlteblichen Safft / neben 6. 7. oder mehr
weissen / breiten samenkörnlein in sich habe̅. Wachst viel in den
Burgundischen / Savoyischtn und Pyrenaetschen / wie auch sonderlich in den
Steyrmärckischen / Oesterreichischen und Pannonischen Gebürgen.
IV. Das vierte Geschlecht / Periclymenum rectum fructu coeruleu, I. B.
Chamaecerasus montana fructu singulari coeruleo, C. B. Ist eine Staude Mannshöhe
/ mit einem dicklichten Stam̅ / vielen ästen / schwartzlichter
Rinde; die jungen schoß ziehen auff purpurfarb. Hat gegenstehende bittere
trucknende blätter: seine blümlein sind klein / bleich / hol / und in fünf theil
geschnitten / hat nur einfache an einem kurtzen stiel hangende blaue beer / so
mit einem weinigen / saurlichten / die hände rothfärbenden safft angefüllet /
und viel samen-körnlein in sich haben. Wächst gern in den Steyrmärck- und
Saltzburgischen Gebürgen / alwo die Früchten fleissig auffgeläsen und zu der
Färberey von den Einwohneren gebraucht werden.
Alle diese auffrechte Waldwinden sind bißher in der Artzney zu keinem nutz
gezogen worden.
CAPUT CXXXIX.
Hinschkraut. Amara dulcis.
Namen.
HInschkraut wird daher genant / dieweil die Hirten dem Rindvieh dieses Kraut
anhengen vor die Hinsch; man nennt es auch Je lenger Je lieber / weil die rinde
/ wenn man sie im Mund käwet / eines bitteren Geschmacks ist / darnach aber je
länger je süsser schmacket. Griechisch heißt es / [Greek
words]. Lateinisch / Dulcis amara, Dulcamara, Amara dulcis, Vitis
sylvestris Matthioli, Solanum scandens s. Dulcamara, C. B. Italiänisch / Vite
scandens. Frantzösisch / Amer doux. Niderländisch / Alfsraucke. Englisch /
Wooden / Nightschaden or Biltersweet.
Gestalt.
Das Hinschkraut / so under die Nacht-Hinschkraut. Amara dulcis.
schatten Kräuter billich mag gezehlet werden / ist ein hochästig steigend Gewächs
/ welches sich auff die nächsten Bäum schwinget und flichtet / wächst gern an
Wassergestaden / wird mit der zeit ein lange holtzichte Rebe / von farben gleich
und grauschwartz. Die wurtzeln sind gantz zasicht und haarig; seine schwancke
dünne / zerbrüchliche schößlinge / bleiben stäts grün / sind beyderseits mit
schwartz-grünen / wechselweiß stehenden blätteren bekleidet / an gestalt fast
wie der Nachtschatten; dazu gewinnen etliche blätter zwey öhrlin oder spitzlein
wie die kleine spitze Salbey. Im Soin̅er erscheinen purpur-braune
/ und bißweilen weisse Blumen / etwan zchen / oder bißweilen zwolf an einem
stiel. Jedes blümlein hat 5. spitzige rumb gebogene blätlein / und in der mitte
ein goldgelb zäpflein / so bald die Blumen verfallen / folgen länglichte beere
hernach / die sind erstlich grün / darnach so sie zeitig worden / schön roth /
und voller saffts / wie Nachtschatten-beer / aber am Geschmack unlieblich / mit
weißlichten körnlein angefüllet / blühet im Brach- und Heumonat.
Eigenschafft.
Das Hinschkraut hat ein flüchtig / balsamisches / alkalisches saltz in seinem
safft / dahero die Eigenschafft zu zertheilen / säuberen und reinigen /
innerliche verstopffungen aufzulösen / den Harn und Wasser auß dem Leib zu
treiben / und gerun̅en Blut zu zertheilen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber / gelb- und wassersucht.)
Ein handvoll Hinschkraut in einer maaß Wasser gesotten / und davon getruncken /
ist gut für die verstopffung der Leber / Gelb- und Wassersucht: dazu ist das
destillierte Wasser noch besser / wenn man dessen 5. oder 6. loth offt Morgens
nüchteren trincket.
Hinschkraut grün gestossen / und über [252] geschlagen /
(Harte brüst / knollichte Milch.) lindert und
erweicht die harten Brüst / und zertheilet die knollichte Milch.
Zu vertreibung der Wassersucht / nemt Acten-wurtzen / die mittlere rinde von
Holder / Hinschkraut-wurtz jedes 2. loth / Genserich-kraut / Odermänig-kraut /
Ehrenpreiß-kraut / Wachholder-beere jedes ein handvoll / Fenchelsamen ein halb
loth / zerhacket alles under einander / siedets in etlichen (Wassersucht.) massen Wasser / seigets durch ein
tuch / und gebt dem Wassersüchtigen alle Morgen und Abend einen guten Trunck zu
trincken.
(Entzündung.) Die frischen welck gemachten blätter
auf die entzündeten Glieder gelegt / ziehet bald die hitze darauß / und heilet.
CAPUT CXL.
China-wurtzel. China Radix.
Namen.
CHina - wurtzel / Bocken - wurtzel / Schweiß - wurtzel heißt Lateinisch / China
Radix, C. B. Radix Chinae, Offic. Schina, Lampata Chinensium. Frantzösisch /
Chine. Niderländisch / de wortel van China. Englisch / China. Sie hat den Namen
von der Insul China in Ost - Indien / allwo sie häuffig wächst / von dannen sie
auch in stucken zerhawen zu uns gebracht wird.
Gestalt.
Das Gewächs / davon die China-wurtzel genommen wird / ist mit vielen dünnen /
dornichten schossen begabet / deren grössestes nicht über einen kleinen Finger
dick ist; hat Blätter in der grösse deß breiten Wegerichs; trägt Beere zur
Frucht / welche trauben-weiß beysammen hangen. Ist mit einer grossen / dicken /
knorrichten Wurtzel begabet / welche / da sie noch frisch / zimlich schwär / und
braunröthlichter Farbe / auch etwas satt und zähe von Holtz ist; hat keinen
sonderlichen Geschmack; streicht in der Erden hin und wider herumd. Die beste
Wurtzel haltet man dafür / welche frisch / ohne geschmack / dick / fest und
schwer ist / auch mit einem fetten ölichten Safft angefüllet / nnd gantz nicht
wurmstichig. Das Wasser / darinnen diese Wurtzel gekochet / soll ein
aromatischen / scharff und bitterlichten / auch etwas zusammenziehenden
geschmack / und eine gelblichte farbe bekommen. Wächst in dem Chinesischen Reich
/ in Malabar / Cochin, Cranganor, Coulan, Taner, und andern orten in Ostindien.
Ja sie wird heut zu tag auch in America / und sonderlich in Brasilien und Mexico
gefunden.
Eigenschafft.
Es wird meistens die Wurtzel dieses Gewächses zur Artzney gezogen / welche auch
von den Chinesischen Kauffleuthen erst nach dem 1535. Jahr in Ruff gebracht
worden. Es hat dieselbe einen saurlicht-flüchtigen Geist / neben etwas
hartzichtem öl bey sich verborgen. Daher auch die Eigenschafft / das Geblüt
durch den Schweiß und Harn zu reinigen / von allen saltzichten Feuchtigkeiten zu
befreyen / und hiemit zu versüssen.
Gebrauch.
Es wird die China-wurtzel klein zerschnitten / und 2. loth deroselben in 2. maß
Wasser ein halb stund oder ein stund lang gesotten / hernach deß gesottenen und
geseigten wassers / Morgens und Abends ein glaß voll genossen / ja ordinari zu
trincken geben denjenigen (Raud / Frantzosen /
scharbok / hauptflüß.) / welche mit Hauptflüssen / Raud /
Frantzosen-kranckheit / Scharbock oder dergleichen behafftet. Oder man kan zu
diesen Kranckheiten folgendes China-tranck brauchen. Nem̅t der
besten China-wurtzel dritthalb loth / Frantzosen-holtz / Sassafras-holtz /
Mineren von Spießglaß in ein bündelein gebunden jed. 2. loth / Fenchelsamen /
Aeniß jed. anderthalb quintlein / Meertrauben 2. loth. Zerhackt alles under
einander / thuts in ein zinnerne Flaschen / gießt 2. maß frisch Brunnwasser
darüber / vermacht die Flaschen wohl / stellt sie in eine pfannen voll wasser /
macht Fewr darunder / kocht es also 2. stund lang / seigets hernach durch ein
sauber Tuch / behaltets wohl auff / und gebt dem Patienten alle Morgen und Abend
ein gut glaß voll davon zu trincken / und laßt ihn darauff nach belieben
schwitzen. Vber den Rest in der Flaschen gießt noch ein paar maß Wasser /
siedets ein viertel stund / seigets / und gebts für das ordinari Tranck.
(Fallende Sucht / gläichsucht podagra / gicht /
nierenwehe / Lendengrieß-Gelbsucht / wassensucht / Alte Geschwär und
Fisteln.) Diejenigen / welche mit der fallenden Sucht / Gläichsucht /
Podagram / vielen Gichten / mit dem Nieren-wehe und Lendengrieß behafftet /
trincken solch Tranck auch mit nutzen.
Ja die so auff die Wasser- oder Gelb-sucht geneigt / und welche alte Geschwär
oder Fistlen an dem Leib haben / sollen eine lange zeit dieses Tranck trincken /
damit das verderbte Geblüt dadurch nach wunsch gereiniget / und sie von
dergleichen Kranckheiten glücklich befreyet werden. In solchen Fählen aber mag
man auch wohl Ehrenpreiß / Betonien / Heidnisch Wundkraut / und dergleichen
darzu thun.
CAPUT CXLI.
Stechende Winde. Smilax aspera.
Namen.
DIe stechende oder scharffe Winde heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Smilax aspera, Hedera
|| [253]
Stechende Winde. Smilax aspera.
Peruanische Stechwinde. Salsaparilla.
Cilicia. Italiänisch / Hedera spinosa, Rovo cervino. Frantzösisch / Liset
pipuant. Englisch / Roua???h bindwed. Niderländisch / Steckende Winde.
Geschlecht und Gestalt.
I. Das erste Geschlecht / Smilax aspera fructu rubente, item fructu nigro, C. B.
ist ein stechendes Gewächs / mit sehr langen / harten / stachlichten Räben und
vielen Fäderen / damit es sich auff die Bäum windet / von unden an biß oben
auff. Mit den Blättern vergleicht es sich dem Baum-Ephew / allein daß sie
kleiner sind / ohne Ecke / rauch / hart / so wohl an dem umbkreiß / als an dem
rucken spitzig / bißweilen auch schmäler / und mit weissen Flecken besprenget.
Im Mäyen bringet es weisse / kleine / wolriechende / sechsblättige /
Trauben-weiß zusammengesetzte Blumen / welchen die Beere folgen / so da bey
ihrer zeitigung / zwey oder mehr glatte / harte / schwartz / mit widriger
Süßigkeit begabte Körnlein bekom̅en. An dem ende der Räben hanget
die gröste Traub. Die Wurtzel ist hart und dick / hat seine Wohnung an rauchen
Orten. Sie wächst von sich selbst in Africa / Italien / Franckreich und Spanien
/ wird auch zu zeiten in Teutschland in die Gärten gepflantzet.
Man findet auch in Franckreich und Portugal noch eine Art / die sticht nicht so
sehr / hat schmalere und weichere Blätter / bekom̅t bißweilen
keine Dörn / und ist die Frucht gantz schwartz. Smilax aspera minus spinosa
fructu nigro, C. B. J. B.
II. Das andere Geschlecht ist die Peruanische Stechwinde. Smilax aspera Peruviana
sive Salsaparilla, C. B. Smilaci affinis Salsaparilla, J. B. Zarzaparilla.
Welche von Marggravio folgender massen beschrieben wird. Es ist ein Gewächs /
welches mit seinen holtzichten / grünen / schwancken Räben oder Schossen / auch
stachlichtem Stiel herumber kriecht. Hat einsame / fünff / sechs / auch mehr
Finger breit lange / von aussen spitzige / und drey biß vier Fingers breite
Blätter / bringt Trauben-weiß hangende Blumen / auff welche die Beere folgen /
welche anfänglich grün / hernach Cinnaberroth / und endlich schwartz / rund und
in grösse kleiner Kirschen / haben inwendig ein oder zwey weiß-gelbe harte
Samen-kernen. Diese Peruanische Stechwinde ist hiemit unserer Europaeischen
ähnlich / aber doch nicht durchauß gleich / hiem???t für eine gattung der
Stechwinden zu halten. Die Wurtzel deroselben sind faseln / etliche elen lang /
einer dunckel - braunen Farb / haben eine mehlichte / dicke / weiche Substantz /
welche man under den Fingern zu Pulver zerreiben kan. hiemit dem Lerchenschwam
nicht unähnlich / eines klebigen bitterlichten / jedoch nicht unlieblichen
geschmacks. Das mittelste in den Wurtzen ist holtzicht / gläntzend / zähe / und
übel zu blechen. Diese faseln aber hangen alle von einer überzwerch-ligenden /
eines Daumens dicken schüpichten Wurtzen / welche zugleich viel Schößlein
übersich ausser der Erden sendet. Wächst viel in der Insul Peru / so denn in der
Provintz Quitto, bey der Statt Quajaquil, von dannen sie auch zu uns gesendet
wird.
Eigenschafft.
Die Europaeische Stechwinde wird nicht sonderlich in der Artzney gebraucht / man
wolle sie denn an statt der Peruanischen gebrauchen / wie sie denn gleiche
Eigenschafften / wiewol in geringerem grab / mit dieser hat. Die Wurtzel der
Sarsaparillen hat ein alcalisch etwas flüchtiges saltz / mit balsamisch ölichten
theilen vermischt bey sich / dahero sonderliche kräfften das Geblüt durch den
Schweiß und Harn zu reinigen / die monatlichen Blumen zu treiben / den Flüssen
zu steüren / hiemit gelind zu wärmen und zu tröcknen.
Gebrauch.
Das Tranck der Sarsaparillen-wurtzen wird allein gebraucht in der Artzney / da
man zwey biß drey oder mehr loth deroselben entweder allein / oder annoch mit
anderen / als mit der China-wurtz / Sassafras / [254] (Monatliche Blum versteckt. Samenfluß /
Frantzosen-kranckheit / kalte Flüß. Grieß / Podagra / Gliederkranckheit.
Gicht / Fallende Sucht. Hauptschmertzen / Brust flüß. Engbrüstigkeit.
Schlagflüß. Böse Geschwär. Gifftige Fieber.) Frantzosenholtz-rinden /
Meer-trauben / Fenchel-samen / und dergleichen in etlich Maß Wasser siedet /
hernach von diesem geseigten Tranck Morgens und Abends ein glaß voll / oder auch
ordinari trincket. Es treibet den Schweiß / Harn und Monatblumen heilet den
Samenfluß und die Frantzosen-kranckheit; verzehret die kalten und
schmertzhafften Flüsse der Gelencken; Ist gut wider das Grieß / Podagra und
Gliederkranckheit; vertreibet auch die langwirigen / und offt widerkommenden
Gichter und fallende Sucht; linderet allen Haupt-schmertzen / tröcknet und
verzehret die Flüsse der Brust / macht weit umb das Hertz / bewahret vor
Schlagflüssen / tröcknet / reiniget und heilet alle böse Geschwär; vertreibet
alle Raud. Ist endlich auch nutzlich in gifftigen Fieberen ordinari zu trincken.
CAPUT CXLII.
Stickwurtz Schmerwurtz. Bryonia.
Namen.
STickwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Bryonia, Bryonia alba sive aspera baccis rubris, & nigris,
C. B. Vitis alba. Italiänisch / Brionia, Zugga salvatica, Vite bianco,
Frantzösisch / Couleuree, Vigne blanche, Brionie, Bryonen. Spanisch / Nueza
blanca, Anorca blanca, Brionia. Englisch / Briony / nip / white wine. Dänisch /
Valskoeroer / vild ref / vild drue / vilduintroe. Niderländisch / witte bryonie.
In Teutscher Sprach nennet man sie auch Zaunrübe / Schmerwurtzel Hundsfürbs /
Scheißwurtz Raßwurtz / Römische Ruben / wilder Zitwar und Teufels-kirsche.
Gestalt.
Der Stickwurtz Stengel und Räblein wachsen bald hoch / gesellen sich mit jhren
Zincken oder Fäden an die Zäun / Hecken / Mauren / Stauden / und was sie
erreichen mögen. Die blätter vergleichen sich dem Weinräben-laub / sind doch
kleiner / raucher / häriger und eckichter. Bringt kleine bleyweisse Blümlein /
darauß werden runde beerlein / die sind erstlich grün / darnach so sie zeitigen
/ gantz roth / an etlichen auch endlich gantz schwartz / darinn stecket der
Samen in zähem klebrigen Safft; Diser Samen ist rundlicht und ein wenig spitzig.
Sie hat ein ungehewre grosse Wurtzel / länger als ein Arm / dick als ein lange
dicke Rübe / zertheilt sich / ist außwendig Aschenfarb / inwendig weiß / eines
zähen schleimigen saffts / an dem Geschmack bitter / darzu ein wenig scharff /
streng und widerwärtig / an dem Geruch starck und unlieblich. Wächst fast
allenthalben an den Zäunen und Hecken. Blühet den gantzen Sommer biß in Herbst
hinein / fangt aber bald im ende des Mäyens an zu blühen.
Eigenschafft.
Die Stickwurtz hat ein saurlicht etzendes saltz in seinem safft verborgen /
dannenher die Eigenschafft zu purgieren / zu eröffnen / und sonderlich die in
dem Leib versessenen Wasser durch den Harn und Stulgang außzuführen.
Gebrauch.
Die schwangeren Weiber sollen sich vor der Stickwurtz hüten / denn sie die Frucht
in Mutter - leib tödtet.
Etliche Land - betrieger schneiden Menschen - bilder auß dieser Wurtzel / und
verkauffen sie für Alraun / wie in dem Capitel bey der Alraunen wird angezeigt
werden.
Sonsten hat der Safft auß der frischen wurtz außgetruckt auff ein / oder ein und
ein halb loth schwer getruncken / die krafft alle in dem Leib versessene Wasser
durch den Stulgang und Harn außzuführen / hiemit (Wassersucht.) die ansetzende Wassersucht zu heilen: Beneben mag er
auch die verstopffung der Leber und Miltze eröffnen / und also die gemeine
Gelbsucht (Gelbsucht. Würm / Kroten / schlangen im
Leib.) / und schwartze Gelbsucht vertreiben. Er jagt auch nicht nur
Würm / sondern auch Schlangen / Kroten und dergleichen auß dem Leib / wie
solches der berümte Bartholinus in seinen Anmerckungen mit einem sonderlichen
Exempel bezeuget.
Die von jhrer rinde befreyte wurtz rein gestossen / und mit Zucker zu einer
dicken Latwerg gemacht / von dieser Latwerg täglich (Fallende Sucht / Muttergicht.) zweymahl einer Mußcatnuß groß
eingenommen / mag endlich die fallende Sucht / und vielfaltige Muttergicht
vertreiben. Ja wenn man nur ein stück dieser wurtzel in das ordinari Tranck legt
/ und davon nach belieben (Monatliche reinigung
befürderen. Engbrüstigkeit.) ein lange zeit trinckt / kan es die
würckung thun. Man mag aber auch wol andere anmüthige und nutzliche sachen damit
vermischen. Treibt die Monatliche Reinigung / macht weit umbs Hertz.
Den Safft auß der frischen wurtzel getruckt / (Oelbein
oder schenckel.) mit Kühmist vermenget / und also warm auff die ölbein
/ oder von wasser auffgeschwollene Glieder / offt warm gelegt / benimt die
Geschwulst nach und nach.
Die frische wurtzel gestossen / mit Leinöl [255] (Hufftweh. Seitenstich Blawe
mähler.) vermischt / ein wenig gekocht / und also warm auff die Hufft offt
gelegt / benimt das Hufftwehe gar geschwind; ja es vertreibet auch den
Seitenstich / und zertheilet alle blawe mähler.
(Engbrüstigkeit / verstopffung der Leber / miltz nieren
und Mutter / Nachgeburt / faule Geschwär.) Das auß den frischen
wurtzeln destillierte Wasser thut gute hülff den engbrüstigen / reiniget Nieren
/ und treibt das Grieß auß / eröffnet die verstopffungen der Leber / Miltz und
Mutter / treibt die Nachgeburt. Säuberet und reiniget alle faulen Schäden oder
Geschwär / solche damit warmlicht gewaschen.
CAPUT CXLIII.
Schwartze Stickwurtz. Vitis nigra.
Geschlecht und Gestalt.
DIe schwartze??? Stickwurtz / Bryonia laevis, s. nigraracemosa, C. B. vitis nigra
quibustam s???ve Tamus Plinii folio Cyclaminis I. B. Sigillum B. Mariae. Offic.
Hat Ephewblätter / nahe wie die Holwurtz / sind doch schmäler / stehen
wechselweiß an den gerten / sind oben und unden schön grün / auch zart /
gewinnet lange Räben / wie die obgemeldte Stickwurtz / damit sie sich auff die
nächsten Bäume auffzeucht und anhefftet. Die blühte kommet bey den stielen der
blättern Traubenweiß hervor / ist gelbgrün / und in sechs falte getheilet. Die
Beere hangen Traubenweise beysammen / sind groß alß die Erbsen / erstlich grün /
darnach wenn sie zeitigen / werden sie roth / und geben einen rothen Safft. In
Teutschland bringet sie gemeiniglich schwartze Beer. Die wurtzel ist groß / dick
knorricht / fast rund / außwendig schwartz / inwendig gefärbet / wie der Buxbaum
/ und voll zähes Saffts / geht sehr tieff in die Er??? Wächst viel in Italien /
in den Wälden und Sträuchen. Alda nimbt man die jungen zarten schößlin / kochet
und sie mit Saltz / Oel (Verstandene Frawenzeit und
Har?? / ???ersropftes Miltz / schwindel / fallende sucht / kalte lähme der
Glieder.) und Essig / und isset sie wie die Spargen. Ist nicht ein
unliebliche oder ungesunde Speiß. Sie treibet die verstandene Frawenzeit und den
Harn / reiniget die Nieren / eröffnet das verstopffte Miltz: ist auch gut wider
den Schwindel / fallende Sucht und Lähme der Glieder. Sie wächst allhier auff
dem Mutentzer-berg: wird aber bey uns zu der speiß nicht gebraucht.
II. Das andere Geschlecht der Schwartzen Zaunräben / Bryonia laevis sive nigra
baccifera, C. B. hat grössere Blühte als die gemeine vorbeschriebene Stickwurtz
und trägt einsame beer / deren jedes dem kleinen Hinsch gleich / und an einem
sonderbaren stiel hanget. Wächst in der underen so genanten Hart underhalb Basel
/ oder in dem Wald bey Hüningen.
CAPUT CXLIV.
Indianische Zaunrüben oder Mechoacana. Mechoacana.
Namen.
ZU der Stickwurtz setzet Casparus Bauhinus in pinace lib. 9 sect. I. & in
prodromo Theatr. Botan. l. 9. cap. 2. noch zwey fremde Geschlecht / deren das
einte Bryonia mechoacana alba, das ander aber / Bryonia Mechoacana nigricans,
von jhme genant wird. Johannes Rajus aber setzet diese beyde nach Marggravio
under die Geschlecht der Winde.
Das erste Geschlecht heißt man in Europa gemeiniglich Mechoaca / von seiner
Geburts-statt / der Provintz oder Landschafft Mechoacan, die in West-Indien oder
New-Hispanien ligt / allda es häuffig gefunden / und gedörrt zu uns gebracht
wird. Etliche nennen es weisse Rhabarbara / oder India [256] nische Zaunrüben. Marggrasius
heißt sie auff Latein / Convolvulum Americanum Mechoacan dictum, Jeticucu
Brasiliensibus seu Radix Mechoacan. Johannes de Laet in descriptione Indiae
Occidentalis lib. 5. cap. 23. beschreibet es weitläuffiger also. Die weisse
Mechoaca hat ein lange und dicke wurtzel / auß welcher ein Milchsafft fleußt /
auch dünne und windichte Stengel herfür kommen: die Blätter sind gestaltet wie
ein Hertz / etliche finger lang / zart; die einblattige / mit der Blumen der
Winde sich an gestalt und grösse / vergleichende Blumen aber ist lang und
röthlicht / welche ein Frucht / Spanisch pipino genant / herfürbringen / die mit
einer weissen haut umbgeben / und voll breiten / braunlichten Samens ist. Man
soll sich der jenigen Mechoaca bedienen / welche frisch / inwendig weiß /
ausserhalb aber mit einer Aschen-farben Rinden bedecket / und nicht wurmstichig
ist.
Eigenschafft und Gebrauch.
(Schleimige und wässerige feuchtigkeiten in dem gantzen
Leib. Flüß / wassersucht / Frantzösische seuch / Glieder kranckheit.)
Diese Wurtzel führet sanfft / ohn alle ungelegenheit / die schleimigen und
wässerigen feuchtigkeiten auß dem gantzen Leib / insonderheit aber reiniget sie
das Haupt / weiß Geäder und die Brust von solchem Unrath / daher sie ein sehr
nutzliche Artzney ist in den Flüssen / und davon verursachten Zuständen / dienet
wol in der Wassersucht / Frantzösischer Seuch / und in allen
Glieder-kranckheiten. Dieweilen sie aber hitzig und mit einem hartzichten öl und
scharffen saltz begabet ist / solle sie von hitzigen Naturen nicht zu offt
gebraucht werden. Man gibt Kindern ein scrupel oder 20. gran schwer / auch
minder oder mehr / welche aber 20. oder 30. Jahr erreichet / können darvon ein
oder auffs höchste anderhalb quintlein in einem weissen Wein einnehmen / und
sich gebührlich darauff verhalten. Johannes Schroederus lib. 6. pharmacop.
medic. chymic. class. 3. berichtet / daß sie den jungen Kindern insonderheit wol
bekomme / welchen der Magen verderbt / und die Brust mit zähem schleim oder
koder umbfangen ist.
Das andere Geschlecht / Bryonia Mechoacana nigricans, C. B. Comvolvulus
Americanus Jalapium dictus. Mechacanna nigricans sive Jalapium, Park vergleichet
sich dem ersten mit der wurtzel / aber es ist mit einer schwartzlichten rinden
bekleidet / welche in Scheiblein zerschnitten / die an der grösse und gestalt
einem Brett-spiel scheiblein oder Stein ähnlich / auß West-Indien / von dem
fürnemsten Meerhafen deß newen Hispanien / Xalapa genant / zu uns gebracht wird
/ daher sie auch in gantz Europa den Namen Jalapa, Jalapa bekommen hat. Sie
gibet keinen unlieblichen Geschmack / und ist voll Gummi / also daß sie zu dem
Feur gehalten leichtlich brennet.
Eigenschafft und Gebrauch.
(Uberflüssige wässerige feuchtigkeiten.) An den
kräfften ist die Jalapa der ersten weit überlegen / denn wegen jhres vielen
Gummi / und etzenden purgier saltzes / führet sie auch die überflüssigen
wässerigen Feuchtigkeiten stärcker auß / verursacht aber offt ein zimlichen
Schmertzen / und Grimmen in dem Leib / daher man behutsam mit deroselben
gebrauch verfahren muß. Man kan sie biß auff ein quintlein einnehmen / ich aber
habe sie niemahlen auch den stärcksten Naturen / höher als 2. scrupel oder 40.
gran / und zwar nicht ohne zusatz deß preparirten Weinsteins eingeben lassen.
Ist eine überauß (Wassersucht.) köstliche und
bewehrte Artzney wider die Wassersucht / von welcher ich etlichen Man̅ und Weibes-personen mit dieser Artzney geholffen / welche sie
eines halben quintleins / oder zween scrupel schwer / 4. oder 5. mahl / in einem
Trüncklein weissen Wein oder Wegwart-wasser eingenommen haben. Sie dienet auch
trefflich wol in den jenigen vorermeldten Kranckheiten / wider welche die weisse
Mechoaca gebraucht wird. So aber einer ab diesem Pulver ein Eckel oder Unwillen
überkombt / der kan von dem Magisterio Jalapae, also in den Apothecken genant /
acht / zehen oder 12. gran / mehr oder minder / nach dem Alter des Menschen / in
einem löffel voll Aniß-brandtenwein verlassen / oder mit Rosen-lattwerg
vermischt / Morgens nüchtern einnehmen / und sich gebührlich darauff verhalten.
Ist ein sanffte und bewehrte Artzney in oberzehlten Kranckheiten / füget dem
Leib kein Schaden zu / und wird von Jungen und Alten sicher gebraucht / wie ich
denn solches bey den Gesunden und Krancken jederzeit wahrgenommen habe.
Wenn man die Mechoacana, und Jalapa recht betrachtet / so wird man finden / daß
es durchauß die wurtzel von einem Gewächs seyen Zumahlen die Jalapa die wurtzel
sambt der schwartzlichten Rinden / in deren die meiste Krafft bestehet; de
Mechoacana aber die Wurtzel ohne Rinde ist.
CAPUT CXLV.
Balsam apffel. Balsamina.
|| [257]
Namen.
BAlsam-apffel heißt Lateinisch / Balsamina Balsamina rotundifolia repens seu mas,
C. B. Balsamina cucumeratia, I. B. Momordica, Viticella, Charantia, Pomum
mirabile, Pomum Hierosolymitanum. Italiänisch / Balsamina, Momordica, Viticella
Pomo di Gierusalem, Caranti. Frantzösisch / Pomme de merveille. Englisch /
Balsamapple / Apple of Hierusalem. Niderländisch / Balsamappel.
Gestalt.
Der Balsam-apffel kreucht mit seinen zarten und langen Zincken hin und wider. Die
blätter vergleichen sich der Stickwurtz / sind doch kleiner und tieffer
zerspalten. Neben denselbigen bringt er seine Fäden oder Schnürlein / damit er
sich anhefftet / derohalben muß man jhme von anfang helffen / und
Birckenreißlein darbey stecken / daran hencken sich die dünne Schnürlein / und
bleiben also von den ungestümen Winden unverletzt. Die auß fünff spitzen
blättlein bestehende Blumen erscheinen bleichgelb / wie an den wilden Cucumern /
und bringen etliche Frucht / die andern nicht. Die Frucht ist rund und gespitzt
/ fast anzusehen wie ein Ey / gewinnet außgedruckte rauhe Knöpfflein oder Bollen
/ wie die Blätter der Kartendistel / an der Farb erstlich grün / darnach wen̅ sie zeitiget / (welches im Augst- und Herbstmonat geschicht)
wird sie roth / alßdann springt sie auff / daß man den blutrothen samen inwendig
sehen kan / die wurtzel ist dün̅. Dieses Gewächs ist in
Teutschland ein frembder Gast / muß fleissig gepflantzet werden. Den Kernen soll
man bald im Frühling in ein gut fett Erdreich stecken / an ein orth da es
widerschein der Sonnen haben kan / darneben muß es mit dem wasser / mit welchem
man das Fleisch außwäscht / offt begossen werden / alßdann wird die Frucht
zeitig.
Eigenschafft.
Die Blätter / Blumen und Apffel haben ein Balsamisches- oder ölichtes /
alkalisches saltz bey sich / und daher die Tugend zu heilen / zu tröcknen /
schmertzen zu linderen.
Gebrauch.
(Innerliche und äusserliche wunden.) Es wird
dieses Kraut für ein gut Wundkräutlein geachtet / innerliche und äusserliche
Wunden darmit zu heilen.
In den Apothecken macht man ein Oel (Wunden.) auß
dem Balsam-apffel / ist trefflich zu den Wunden / läßt kein Entzündung oder
ander Unglück darzu schlagen / ist sonderlich den (Brüch / Brandschäden.) gebrochenen Leuthen gut / äusserlich damit
geschmieret / heylet auch allerley Brandschäden.
Balsam-apffel Weiblein. Balsamina foemina.
Gestalt.
Dieser Balsam-apffel / Balsamina Foemina, C. B. Ger. Park foemina Persici folia,
I. B. trägt viel ein andere Gestalt als der erstgemelte / denn er hat ein sehr
dicken stengel / anderthalb Elen hoch / der ist fett / safftig / grünbraun /
darauß kom̅en viel dicke Aeste / mit Balsam-apffel Weiblin. Bals.
foemina
Balsam-apffel Weiblin. Bals. foemina.
Blättern bekleidet / die vergleichen sich nahe dem Weidenlaub / ohn daß sie an
dem Umbkreiß zerkerbt sind: bringet grosse braune / geschwantzte Blumen / darauß
werden Apffel / die vergleichen sich etlicher massen den ob gedachten
Balsamäpffeln / sind rund / länglicht / rauch / erstlich grün / darnach wenn sie
zeitigen / gelblicht / und wenn sie gar vollkom̅enlich zeitig sind
/ springen sie von sich selbsten auff / und zeigen Samen beynahe wie die Linsen
gestaltet. Hat viel dicke steiffe wurtzeln. Man pflantzet es in die Gärten als
ein frembd Gewächs. Etliche schreiben / es habe einerley Tugend mit den vorigen
Balsamäpffeln / daran doch andere zweiflen.
CAPUT CXLVI.
Weinstock. Vitis vinifera.
Namen.
WEinstock heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Vitis vinifera. Italiänisch / Vite domestica.
Frantzösisch / Vigne. Spanisch / Vinna. Enlisch / Vine. Dänisch / Vinrancke /
Vynstock. Niderländisch / Wyngaertstock / wynstock.
Gestalt.
Der edle Weinstock ist jederman wol bekant. Auß der Wurtzel wächst ein dicker
Stam̅ / mit vielen anderen Räben besetzt / welches Rinde an
allen Orten zerschrunden ist. An den Reben gewinnet er lange gäbelein / mit
welchen sie sich an die Stöck oder Pfähl hencken und wickeln. Die Blätter sind
breit / in fünff Theil abgetheilet / rings umbher zerkerfft / und rauch
anzugreiffen. Die Blüth des Weinstocks ist etwas wollicht / nach welches die
Trauben folgen / so
|| [258]
Weinstock. Vitis vinifera.
von vielen Beeren zusam̅en gehäuffet sind / welche inwendig ihre
Körnlein haben. Es sind aber die Trauben von farben nicht einerley / denn
etliche schwartz / andere braun / weiß oder röthlicht. Die meisten aber wachsen
grün. Man findet viel Geschlecht der Weinreben / nach mancherley art der
Landschaft / allda sie wachsen / haben alle ihren Unterscheid an den Trauben und
bißweilen auch an den blätteren.
Betreffend die Pflantzung deß Weinstocks / so mögen die von Daniele Rhagorio in
seinem Pflantzgarten aufgesetzte Reglen wol in acht genommen werden; welche ich
hiemit alhier bey zusetzen kein bedencken getragen / weilen sie mit der gemeinen
Erfahrung durchauß übereinstimmen.
Von dem Ort / Grund und Boden.
1. Soll das Ort ein Rebstock zu pflantzen der Sonnen wol / und den kalten Abend-
und Mitnacht-lüfften abgelegen seyn / auch nicht nahe bey Wälden oder Meseren.
2. Der Grund und Boden soll vor dem Winter / wenn man auf den künfftigen Frühling
die Reben besetzen will / etwelche schuhe tieff aufgehacket / von steinen und
allem wust fleissig gesäuberet werden.
3. Das Erdreich soll weder mit vielen groben / noch mit gar keinen steinen
begabet; auch sonsten nicht zu naß sein.
4. Ist ein Boden den Reben nimmer also dienstlich / wie aber ein Hügel oder Rein
/ sonderlich ein solcher / welcher neben gutem Grund gegen Mittag also gelegen /
daß er der Sonnen strahlen von 7. uhren Morgens / biß 6. uhren Abends geniesset.
Von den Kappen.
1. Die besten Kappen / oder Rebschoß sind die / so die Augen nahe beysam̅en und etwas krumb holtz haben.
2. Im aufflesen derselben sollen sie nicht under einanderen vermischt sondern
jede gattung Reben besonder gethan werden.
3. Die Kappen sollen in gräblein nicht gerad hinauff gemacht / sondern über
zwerch gesetzt / damit sie nachwärts desto komlicher können eingelegt werden.
Von den Gattungen.
1. Ein jede gattung soll absonderlich gesetzt werden / die frühen am orth der
Sonnen minder wol / die spaten aber derselben besser gelegen / damit also die
Früchten mit einander reiff werden mögen.
2. Und weiters dem Grund nach in den Reben / wie derselbe einer jeden gattung am
nutzlichsten / als die / so viel holtz schiessen / an schlechte / und hinwider
die / so minder holtz bekommen / an gute orth.
Vom Schneiden der Reben.
1. Die Reben sollen nicht gleich hoch geschnitten / sondern ein fürsichtiger
underscheid der gattungen / holtzes / und jahrgängen gehalten werden.
2. Auff die beschaffenheit des Monds soll man fleissige achtung geben / daß man
dieselbe abwechßle / allein in allem Mondbrauch / wenn es Neu wird / das
Schneiden meide.
3. Im Schneiden soll der Rebman mit einem Bickelein verfaßt seyn / damit er die
jungen Stöck entblösse / und die obersten würtzlein mit dem Rebmässer abhawe.
4. Nach der alten meinung gibt frühe schneiden mehr Holtz / und spat schneiden
mehr Trauben.
Vom Hacken.
1. Zum Hacken sollen so weit möglich / starcke Männer gebraucht werden / denn je
tieffer ein Reb gehacket wird / je besser es ist.
2. Im Hacken wen̅ die obersten wurtzeln auch an alten Stöcken sich
herfür lassen / sollen sie abgehawen / und die grössern stein auffgehebt / und
an häuffen geworffen werden.
Vom Gruben und Einlegen.
1. Die jungen Stöck sollen nicht zu gähe von einem mahl auff das andere eingelegt
werden / sonsten / da man zu sehr damit eylt / werden sie zu schwach und weniger
fruchtbar.
2. Die gestickelten Reben können durch kein ander mittel besser erhalten werden /
als durch Gruben.
3. Es soll alle zeit in ein Gruben etwas guten Zeugs gethan werden / so das
wurtzlen und zunehmen befördere.
Vom Erbrechen.
1. Das Erbrechen soll fürsichtig gebraucht / und an Stöcken / die man auffs Jahr
einlegen wolte / von den Schossen obenher nichts abgebrochen werden.
2. An warmen hitzigen Sonnen-Reinen / sollen die Reben an blättern weniger / in
böden aber / und schattichten orten mehr erbrochen werden.
Vom Hefften.
1. Im Hefften soll man fleissige achtung [259] geben / daß nicht blätter in das Band kommen / weil es dem Holtz an seiner
Zeitigung sehr nachtheilig.
2. Das Hefften soll nicht nur ein / sondern / da es die nothdurfft erforderet /
mehrmahlen gebraucht werden.
Vom Jätten.
1. Nach dem die Reben zum dritten mahl gehacket worden / bekommen sie zunzeiten
viel Unkraut / dasselbe soll alßdann fleissig außgezogen / und die Reben
gesäuberet werden.
2. Das außziehen aber soll man so offt widerholen / als die nothdurfft erforderet
/ damit das Unkraut sich nicht besamen möge.
Von der vermischung des Grunds.
1. Die sehr nutzliche vermischung des Grunds ist kein newe erfindung / sondern
von alten Römeren schon mit nutz gebraucht worden.
2. Wenn an dieselbe ein rechter ernst fürsichtig gebraucht und angewendet wird /
übertrifft sie an vielen orten alle andere Mittel / die an verbesserung einer
Reben möchten angewendet werden.
Von alten abgehenden Reben.
1. Damit ein Reben nicht in abgang kom̅e / ist kein besser mittel
denn die stück bey leidenlichem holtz beständig zu erhalten / auff daß sie
mithin eingelegt / und erneweret werden können.
2. Wenn sie aber zu sehr abkom̅en / kan man deren mit kurtz
schneiden / tieffem hacken / abhawen der obersten wurtzlen / und zulegen noch
wol zu hülff kommen.
Vom Herbsten
1. Die Trauben sollen nicht abgelesen werden / sie seyen denn zu jhrer
vollkommenen zeitigung kommen.
2. Alle Weingeschirr sollen vor jhrem gebrauch wol gesäuberet werden.
3. An dem Mosten soll kein Arbeit gespart / damit der Wein desto besser möge
außgetruckt werden.
4. Mit dem Wein fassen soll man säuberlich umbgehen / den Nachtruck ordenlich
abtheilen / und die Fässer so wenig möglich offen behalten / jedoch den Wein
genugsam jasten und außwerffen lassen.
Von der Arbeit nach dem Herbst.
1. Nach dem Herbst ziehet man forderist die Stecken auß; demnach / wenn die herbe
Winterskälte anheben will / pflegt man die in dem Boden oder auff der Ebne
gelegene Reben nider zulegen / und mit grund oder strohe zu decken. Man kan auch
umb diese zeit komlich grund tragen / denselben undereinander vermischen / und
in Mistgruben zu künfftigem gebrauch / under dem Baw verfaulen lassen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Was die Natur des Weinstocks seye / soll bey einem jeden Stuck besonders
angezeigt werden.
Wein.
Der Wein ist nichts anders als der safft / so man auß den Trauben presset / und
erstlich Most nennet / darnach wenn er sich gesetzet hat / und verjohren ist /
wird er Wein geheissen / bestehet auß vielem wasser / flüchtigem ölichtem Geist
/ und etwas temperiertem saltz. Dieses Weins sind sehr viel Geschlecht / welche
allesambt jhren Namen haben nach dem ort / an welchem sie wachsen. Es werden die
Wein unterscheiden: Erstlich / von wegen des Geschmacks / denn etliche sind süß
/ andere saur / herb und scharff: zum andern / wegen der Farb / denn etliche
sind weiß / andere roth oder schwartz: zum dritten wegen jhrer substantz / daher
etliche Wein dünn und subtil / andere dick und fett sind: endlich / wegen jhren
Kräfften / darumb etliche starck / andere schlecht sind.
Der beste Wein ist an der Farb schön / am Geruch lieblich / an der substantz
subtil und lauter / und am Geschmack Weinreich / das ist / wenn er einen guten
Nachtruck hat / und lang auff der Zungen bitzelt.
Dieser Wein / wenn er nicht zu alt oder firn ist / stärcket alle natürliche
Kräfften / erquicket die lebendige Geister / erwärmet das blöde / schwache und
kalte Hirn. Ist dem Magen gut / fürderet die Däwung desselbigen / und den Lust
zum Essen / machet ein reines Geblüt / bringt ein gute Farb. Er zertheilet den
Schleim / und führet das gewässer durch die Harngäng auß / er machet das Hertz
frölich / vertreibet die Traurigkeit / und bringet einen ruhigen Schlaff. Man
soll aber dieses verstehen / so fern man jhne mässiglich gebrauchet / und den
Leib darmit nicht überschüttet. Der rothe Wein erdickeret das Geblüt / und ist
denen besser / welche mit durchbrüchen / oder Hauptflüssen geplaget sind.
Wenn man sich aber des Weins unmässiglich gebrauchet / und stätigs voll ist / so
schwächt er durch sein öhlichten scharffen Geist / und saurlicht tartarisches
saltz / nicht allein den gantzen Leib / Magen / Leber / Hertz / sondern auch das
Hirn und die Nerven / daher Hauptwehe / zittern der Hände / der gantz und halbe
Schlag / Schwindel / fallend Sucht / Lähme / Erstarrung der Glider /
Unsinnigkeit / Flüß des Haupts / Undäwung des Magens / Darmgicht und die
Wassersucht erfolget. Daß auß dem überflüssigen Trincken das Zipperlein oder
Podagra gezeuget werde / haben die Heyden mit jhrem alten Sprichwort bestätiget:
Podagra est Bacchi & Veneris filia, das Podagra ist die Tochter Bacchi
und Veneris. Darumb der Poet Ovidius schreibet:
Ut Venus enervat vires, sic copia Vini Et tentat gressus debilitat???ue pedes.
Die Glieder Venus schwächt / auch hindert starckes trincken /
Daß man nicht gehen kan / und macht die Füsse hincken.
Diejenigen können sich des Weins besser gebrauchen / welche alt und kalt sind /
als die so ein hitzige Natur haben / dieweil er bey solchen geschwinde Fieber
erwecket. Den jungen Knaben / welche mit vielen Hitzen und Feuchtigkeit beladen
sind / ist der Wein schädlich.
Starcker Wein.
Der starcke Wein ist gut wider die Auff [260] blähung(Auffblähung des Leibs /
blöder Magen / Flüß.) des Leibs / stärcket den blöden Magen / und
zertheilet die Flüß. Süsser newer Wein / so nicht verjohren ist / machet ein
dickes Geblüt / blähet den Leib auff / verstopffet die Leber und Miltz. Der
schwartze dicke Wein ist übel zu verdäwen / beschweret das Haupt leichtlich /
und macht bald truncken / verursacht verstopffung in der Leber und Miltz.
(Erbrechen des Magens.) Wider das stätige
Erbrechen des Magens: Nimb einen Ranff von gebähetem Brot / netze es in
Malvasier Wein / und legs über den Magen.
Most.
Der süsse Most ist dem Leib gar schädlich / blähet den Leib und die Därm / machet
viel Wind / wird schwerlich verdäwet / verursachet ein dickes Geblüt / und wenn
er nicht bald widerumb durch den Stulgang abgehet / ist er noch viel
schädlicher.
Essig.
(Pestilentz.) Zur zeit der Pestilentz soll man
Essig auff heisse Ziegelstein giessen / und die Zimmer damit beräuchern.
(Bluten.) Welchem die Nasen zu viel blutet / der
netze ein leinen Tuch / oder einen Badschwam̅ in gutem Weinessig /
oder Rosenessig / und schlage es kalt über die Gemächt / so verstehet das Blut.
Räben-wasser.
(Stein / Fläm̅lein in den Augen / blödes
Gesicht / Zittermäl / Grind.) Im Mertzen fliesset ein wasser auß den
geschnittenen Räden welches getruncken / soll grosse krafft haben den Stein
außzutreiben / äusserlich in die Augen getropffet / zertheilet es die
anfangenden fläm̅lein derselbigen / und stärcket das Gesicht: Es
num̅et auch hinweg die Flechten / Zittermähl und den Grind /
so man ein wenig praeparirten Salpeter darunder mischet / und den ort alßdan̅ mit waschet.
Welcher ein weitläufferige Beschreibung des Weinstocks und aller Artzneyen / die
auß demselbigen bereitet werden / zu haben begehret / der lese des Hochgelehrten
und weitberühmten Herren / Philippi Jacobi Sachs à Levvenhaimb Ampelographiam.
CAPUT CXLVII.
Hopffen. Lupulus mas.
Namen.
HOpffen heist Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Lupulus, Lupulus salictarius, Vitis
septentrionalium. Italiänisch / Lupulo, Bruscandolo, Foraceso. Frantzösisch /
Houbelon, Houblon. Spanisch / Lupio, Lupulo. Englisch / Hops. Dänisch / Hauhunde
/ Stangehunde. Niderländisch / Hop / Hoppe / Hoppewuidt.
Geschlecht und Gestalt.
Der Hopffen sind zwey Geschlecht / zahm und wild. Der zahme wird mit grossem
fleiß in etlichen Landen an hohen Stangen gepflantzet /
Hopffen ohne Frucht. Lupulus foemina.
stoßt erstlich junge sparglen / oder dolden herfür / gantz rund / braunroth /
ohne Laub; So bald derselbige Mannes hoch über sich gestiegen / werden die
Stengel gantz rauch / allenthalben mit kleinen stacheln besetzt. Die Blätter
sind rauch / schwartz-grün / gemeinlich ein jedes zerspalten in drey theil /
oder mehr / dem Brombeer-laub ähnlich. Am stengel erscheinen drauschlichte /
gedrungene / weißgelbe sechsblättige Blumen / schier wie an den Weinreben / aber
vollkomlicher und grösser; auß gemelten Blümlein wachsen gantze / lucke /
gefüllte / leichte säcklein / darzwischen ligt der [261] braune runde samen verborgen. Im
Augstmonath / oder im anfang des Herbsts wird der Hopff gesamlet; In dem Hopffen
ist sich wol zu verwunderen / daß welcher blühet / der trägt keinen samen /
dargegen welcher samen hat / bekommet keine blüht.
Der wilde Hopff wächst hinder den Zaunen / an den Dornhecken / in den Gräben / an
den Mauren / und woran er sich anhengen kan. Ist allerdings dem zahmen gleich.
Eigenschafft.
Der Hopff ist temperierter natur / hat einen safft / mit wenig ölichtë / subtilen
/ nitrosischen / bittern saltz begabet in sich / und also die Eigenschafft
gelind zu erdünneren / zu öffnen / durch Harn und Nieren zu treiben / das Geblüt
zu versüssen / und zu reinigen.
Gebrauch.
Der fürnehmste Gebrauch der Hopffen ist zum Bier / denn sie ihm an statt eines
saltzes oder gewürtz sind: wenn man aber der Hopffen zu viel nimbt / machen sie
es gar zu bitter / und beschweren das Haupt.
(Unrein Geblüth / Krätz / verstopster Bauch / Leber und
Miltz.) Die jungen Hopffen in der Speiß genossen / reinigen das Geblüt
/ und heilen die Krätze / eröffnen den verstopfften Bauch / Leber und Miltz.
Das destillierte Hopffen-wasser reiniget das Geblüt / von aller unsauberkeit /
eröffnet (Grind / Maltzey / verstockter Harn / und
monatliche rein jgung.) die verstopffung der Leber / und Miltz /
entlediget sie von der Geschwulst und Auffblähung / dienet wider die Raude /
Grind / und Maltzey / befürderer den Harn / und Monatliche Reinigung der Weiber
/ so man Morgen nüchteren vier oder 5. loth davon trincket.
CAPUT CXLVIII.
Lorbeerkraut oder klein Kellershals. Laureola.
Namen.
LOrbeerkraut / Laurel oder klein Kellershalß / heißt Lateinisch / Laureola,
Laureola semper virens flore viridi, quibusdam Laureola mas, C. B. Laureola
semper virens flore luteolo, J. B. Daphnoides, sive Laureola, Ad Lob. Lugd.
Englisch / Spurge / Laurel / Dwarf-Laurel Frantzösisch / Laureole. Italiänisch /
Ollivella.
Gestalt.
Die Laurel ist ein holtzicht gewächs / steigt ein biß ein und ein halb elen hoch
/ mit einem zähen / bißweilen einfachen / offt auch in ästlein zertheilten
stengel / welcher mit einer weißlichten Rinde umbgeben / und übel zu brechen
ist. Die blätter hat sie fast in der höhe / und zwar viel / welche den
Lorbeerblättern etwas ähnlich / dick / glatt / schwartzlicht / und gläntzend
sind. Zwischen den blättern erzeigen sich in dë Hornung und Mertzen lange
stielein / auß denen viel gelb-mosichte blümlein drauschlicht herfürwachsen /
und hernach in dem Augst- und Herbstmonat in Beere verwandlet werden / die den
Wachholderbeeren an grösse gleich / benebend auch schwartzlicht sind / und mit
einem harten Kernen begabet. Die wurtzel ist lang / dick / in etliche theil
zertrennet / und mag übel auß dem boden gerissen werden. Der Geschmack an dem
gantzen Gewächs ist scharff / hitzig. Wächst hin und wider in den Wäldern und
Hägen.
Eigenschafft.
Es hat dieses Gewächs ein scharff etzendes saltz / neben wenigen schwefelichten
theilen in sich / hiemit die krafft zu purgieren / und die wasser / oder zähe
feuchtigkeiten auß dem Leib ob sich und nidsich zu treiben; auch die Monatliche
Reinigung zu besörderen. In der Artzney wird es wenig oder gar nicht wegen
seiner schädlichen schärffe / gebraucht.
CAPUT CXLIX.
Kellershals. Thymelaea.
Namen.
KEllershals oder Zeiland heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Thymelaea, Coccognidium, Granum gnidium.
Italiänisch / Timelea. Frantzösisch. / Timelée. Spanisch / Forviso.
Geschlecht und Gestalt.
Der I. Kellershals / Thymelaea foliis lini, C. B. Monspeliaca, J. B. bringt viel
schmale / gerade hübsche Rüthlein / bey 3. schuh lang / dazu kleine schmale /
fette / immer grünende / zugespitzte Blättlein / wie an dem Oelbaum; wenn man
sie kewet / geben sie ein zähen Safft wie Gummi von sich. In dem ersten Frühling
kommen an den äussersten schößlein viel weißlichte / oder leibfarbe /
vierblättige / nicht unlieblich riechende Blümlein Trauben-weiß herfür / denen
folgen runde Beere / wie an dem Myrrthenbaum / die sind erstlich grün / darnach
roth / haben nur einen Samen-kern / so scharffen geschmacks / bey sich. Er
wächst auff hohen Gebürgen.
|| [262]
Kellershals. Thymelaea.
Ist in Italien umb Pisa / Neapoli und Rom wohl bekandt / allda er zimlich hoch /
wohl bey anderthalb Elen hoch wächst. Die Wurtzel ist groß / wie ein zimlicher
Rettich / mit einer groben / dicken Rinden / welche nicht zu brauchen ist / denn
sie in wenig Stunden den Menschen umbbringet. Es wird diß Kraut mit gröster
Gefahr innerlich gebraucht. Matthiolus zeiget an / daß solches die Landstreicher
den Leuthen eingeben / ihnen damit den Boden außzustossen / daß sie zum alten
hauffen fahren. Steckt also in solchem Kraut ein gifftig etzendes saltz / daher
es in der Artzney keines wegs soll gebraucht werden.
II. Das andere Geschlecht des Kellerhals / Thymelaea foliis Polygalae glabris, C.
B. Sanamunda glabra J. B. hat biegige / zähe / mit gelblichter Rinde bedeckte
Aestlein oder Rütlein / an denen viel Myrten-blättlein / eines zolls lang / und
halben breit / glatt / zugespitzt herfürkommen / zwischen welchen viel ablange /
kleine / moosicht-gelbe vierblättige Blümlein erscheinen / und eintzele runde
Beere hernachbringen. Wächst sonderlich in Langendock / und hat eine gifftige
Art zu purgieren / wie der vorige.
III. Der dritte Kellerhals / Thymelaea foliis candicantibus, Serici instar
mollibus, C. B. Massiliens. Sanamunda 1. Clus. J. B. Ist ein ästichte / elen
hoch wachsende Staud / mit einer tieffen dicken wurtzel / von zäher Rinden /
welche man zu Fäden ziehen mag / bedecket. Hat breitlichte / durchgehends
wollichte / weiche / silberfarbe / gläntzende / erstlich bittere / hernach
scharff-brennende Blätter / zwischen denen ablange / vierblättige gelbe Blümlein
/ denen am Oelbaum gleich herfürkommen / und schwartze Beere nachbringen. Wächst
bey Marsilien / wie auch in dem Granatensischen und Valentinischen Reich. Blühet
im Mertzen und Aprillen; Bringt den Samen im Sommer. Purgiert sehr starck / und
wird von Spanischen Bauren bißweilen gebraucht.
IV. Der vierdte Kellerhals / Thymelaea foliis Kali lanuginosis salsis, C. B.
Sanamunda 2. Clus. J. B. Ist ein elen hoch wachsend Stäudlein / hat biegige /
mit leibfarber dicker Rinden umbgebene schößlein / welche zu oberst mit vielen
wollichten / dicken / dem geschmack nach saltzichten und scharff-brennenden
blättlein bedecket / und von gelben in dem Hornung sich erzeigenden blümlein
begleitet werden. Wächst an den Meergestaden in Böotien / zwischen Calpen und
Estepona.
V. Der fünffte Kellerhals / Thymelaea tomentosa foliis Sedi minoris, C. B.
Sesamoides parvum ???alechampii, Sanamund. 3. Clus. J. B. Hat kreutzweiß an den
wollichten stengeln stehende / kleine / fette / scharff-schmäckende blättlein;
und kleine gelbe / einblättige / in vier theil gespaltene / in dem anfang deß
Frühlings sich erzeigende Blümlein. Wächst in Sicilien an dem Vorgebürge
Pachynus, so dann in dem gantzen Meergelände / welches zwischen dem Freto
Herculeo, und den Pyrenaeischen Gebürgen ligt.
VI. Der sechste Kellerhals / Thymelaea AEthiopica Passerinae foliis, so von dem
berühmten Jacobo Breynio Cent. 1. Cap. 6. Plantar. Exot. beschrieben wird. Hat
ein weisses mit rother Rinde bedecktes holtz / welche Rinde sich gleichsam in
seidene gantz weisse Fäde̅ ziehen läßt. Seine Blätter sind schmal
/ dick / außgespitzt / eines anfänglich zusammenziehenden / hernach aber
schleimigen geschmacks. Zwischen den Blättlein kommen kleine / bleichfarbe / in
vier theil zerspaltene Blümlein.
Seidelblast. Chamelaea.
|| [263]
Namen.
SEidelblast heißt Griechisch / [Greek words]
Lateimsch / Chamelaea, Mezereon Germanicum s. Laureola folio deciduo, flore
purpureo, officinis Laureola foemina, C. B. Frantzösisch / Garoupe. Spanisch /
Olivilla.
Gestalt.
Seidelblast ist ein auff zwey biß drey elen hoch wachsend gestäud / voller runden
/ dünnen / zähen / spannen langen / biegigen ästlein / welche mit doppelter
Rinden begabet / deren aussere äschfarb / dünn und zerbrüchlich / die innere von
aussen grün / von innen weiß / darunder ein weisses festes holtz / mit wenigem
marck ligt. Vergleicht sich mit den blätteren dem Oehlbaum / außgenommen / daß
sie dünner sind / darzu bitter / beissend / und brennend auff der Zungen / sie
versehren den Hals und den Muno. Die Blum erscheinet ohne stiel / im ersten
Frühling vor den blätteren an den schößlein einblättig / in vier theil gespalten
/ bleich-purpurfarb wie das Pfersingblust / länglicht / lieblich riechend / und
wird die Spanische weisser und kleiner als die Frantzösische. Die weissen beer
sind roth / wenn sie aber gedörret / werden sie schwartz / haben einen kernen
dem Hanffsamen gleich / mit weissem mark. Er wächst in feuchten und duncklen
Wälden / sonderlich in Italien und Franckreich / wird auch mit grosser gefahr in
den Leib gebraucht / daher man jhn Lateinisch / rapiens vitam, faciens viduas,
Menschen Dieb oder Mörder nennet.
Johannes Rajus beschreibet annoch einen Savoyischen Seidelblast / welchen er in
den Wäldern deß Bergs Saleve bey Genff gesehen / Chamelaea Sabaudica folio
utrinque incano, flore albo. Ist ein Staude / so über einen schuh hoch steiget /
mit eine̅ sehr zerbrüchlichem holtz / kleineren Blättern als in
vorigem; welche Blätter beyderseits haaricht /
da äusser sie der Schößlein bedecken. Die Blümlein kommen auch ohne stiel auß den
Schößlein in dem Mäyen herauß / sind weiß / und haben inwendig gelbe Zäserlein.
Nach der Blühte folgen länglichte Beer.
Casparus Bauhinus thut ingleichem meldung einer gattung Seidelblast / dessen
Blätter unden wollicht und graw sind / Chamelaea folio subtus incano, C. B.
Chamelaea incana & lanuginosa, J. B. Clusius hat sie in den
Niderländischen Gärten gepflantzet gesehen.
CAPUT CL.
Vermeinter wollichter Bocksdorn.
Poterium.
Namen.
DEr vermeinte wollichte Bocksdorn / heißt Lateinisch / Poterium, Tragacantha
altera, Poterium fortè Clusio, J. B. Tragacantha Granatensis foliis incanis
deciduis, flore albo, Morison.
Gestalt.
Der vermeinte wollichte Bocksdorn ist ein grosse Staud / mit einer dünnen Rinden
bekleidet / hat viel lange / weiche / zähe / dünne / runde und stachlichte Aest
/ dem Bocksdorn
Vermeinter wollichter Bocksdorn.
Poterium.
so nahe ähnlich / als wäre er ihm verwandt / dahero er von Dr. Casparo Bauhino
Tragacanthae affinis lanuginosa, vermeinter wollichter Bocksdorn genennet wird.
Insonderheit aber sind die obersten Zweige mit subtiler Wolle überzogen / welche
in dem Bocksdorn nicht gefunden wird. An denselbigen Zweygen stehen zu beyden
seiten kleine / länglichte und weißlichte blätter in gleicher weite von
einander. Er bringt kleine weißfarbige Blumen / darzu kleinen scharffen und
starckriechenden samen. Seine wurtzel ist zweyer oder dreyer arm lang / adericht
/ steiff / und so man sie nahe an der Erden abschneidet / fleußt ein safft wie
Tragant darauß. Er wächst auff den Büheln und feuchten Orten. In Teutschland
findet man ihn nicht. Dieses Gewächs / wie es allhier abgemahlet / hat Augerius
Busbekius, Römischer Käyserl. Majestät Ferdinan??? Gesandter an dem Türckischem
Hoff / Matthiolo von Constantinopel zugesendet.
CAPUT CLI.
Indianische Feigen. Ficus Indica.
Namen.
INdianische Feigen heißt Lateinisch / Ficus Indica folio spinoso, Tuna, Opuntia.
Englisch / The Prickly Pear-tree.
Geschlecht und Gestalt.
I. Das erste Geschlecht der Indianischen Feigen / welche in der Figur alhier
vorgestellt ist / Ficus Indica humilis, C. B. Ficus Indica folio spinoso, fructu
minore, Ejusdem. Ficus Indica spinosa minor, Park. Ist ein wunderbarlich Gewächs
/ denn so man nur ein blatt davon nimbt / und halb in die Erden steckt / gewinnt
es bald wurtzeln / und stoßt ein blatt
|| [264]
Indianische Feigen. Ficus Indica.
(A. Das Gewächs.)
(B. Die Blühte.)
(C. Die Frucht.)
(D. Ein Blat.)
nach dem anderen herfur / oben und auff beyden seiten so gewaltig / daß ein Baum
darauß wird von solchen blättern / die sind dicker als ein Daumen / wie die
Abmahlung allhier solches anzeiget. Auß diesen blättern stechen lange spitzige
und weisse Dornen herfür / gemeiniglich drey oder vier beysammen. Diß Gewächs
bringt in India viel Früchte / die sind anzusehen als die gemeine Feigen / doch
dicker / und haben oben ein Körnlein oder Butzen / wie die Nespeln / von Farben
grün-braun. Das innerliche Fleisch ist voller dünner Körnlein / wie die Feigen /
und voll rothes safts / wie die zeitigen Maulbeere / derselbige särbt nicht
allein die Hände / sondern macht auch den Harn so blutroth / daß diejenigen /
welche diese Feigen geessen / und es nicht wußten / vermeynten / das Blut gehe
jhnen mit dem Harn hinweg / aber sie wurden darüber von den Indianeren nur
außgelacht.
In Italien / Franckreich und Spanien / wird er gar gemein / und bringet seine
zeitige Frucht: wie und was gestalten aber dieser Indianische Feigenbaum in
Teutschland müsse gepflantzet werden / berichtet Herr Wolffgang Jacob Dümler /
in seinem ernewerten und vermehrten Baum- und Obstgarten in dem 2. theil im 3.
cap. mit folgenden worten: Es finden sich in den Nürenbergischen Gärten /
zweyerley Geschlecht der stachlichten Indianischen Feigenbäum / ein kleines und
ein grosses: das kleine trägt blätter so groß als eine Silber-krone / und das
grosse Werckschuhe-lange blätter: das kleine hab ich offt sehen blühen und
Frucht tragen. Die Blüthe ist schwefel-gelb / und thut sich mit vielen spitzigen
blättern / wie ein Körnlein gegen der Sonnen auff. Darauff folget die Frucht /
welche gestalt ist wie ein Feige / an der Farb braun-röthlicht. Das fleisch
inwendig ist röthlicht / voll rothes saffts / und mit dünnen Körneren besetzt.
Diese Frucht / ob sie zwar Feigen-gestalt hat / so hat sie doch nicht
Feigen-geschmack / sintemal derselbe was unangenehm ist: der safft färbet nicht
allein die Hände / sondern auch wenn sie geessen werden / machet er den Harn des
Menschen so roth / daß er nicht anderst / als wie Blut sihet / worüber die
unwissenden hefftig erschrecken / und manchem ein schrecken eingejagt werden
kan. Die grossen Feigenblätter habe ich hiesiger Orten noch nie blühen und
Frucht tragen sehen / darumb kan ich auch davon nichts melden.
Die Pflantzung / pfleg und wart des stachlichten Indianischen Feigenblats
betreffend / wird zwar dasselbe in warmen Ländern von seinem Samen gezielet /
aber bey uns wird es transplantirt. Es wird ein vollkommen blatt von einem alten
Baum genom̅en / und halb in gute Erden gesteckt / so bekombt es
wurtzeln / und treibt hernach ein Blatt auß dem andern. Mit begiessung des
Indianischen Feigenblats muß man behutsam verfahren / dann viel begiessen
hindert nicht allein den wachsthumb der jungen blätter / treibet dieselben wider
zuruck / sondern erfaulet auch das Grund- oder Wurtzel-blat / und der gantze
Baum muß hernach verderben. Deßhalben er gar selten begossen werden soll / denn
er sich mit wenig Feuchtigkeit gar wol betragen kan / und nässet jhn manchen
Somme??? der Regen gar genug zu seinem wachßthumb. Die kälte kan dieser Baum
auch nicht erleyden / darumb muß er / wenn er groß ist / in Küblen oder Kästen
stehen / damit er zeitlich den Winter-frost ertrage / und neben andern Gewächsen
entweder im Keller / oder in der Scherben-stuben erhalten werde. Das Erdreich /
wenn man jhn in die Winterung bringt / muß trocken seyn / und darff den gantzen
Winter durch nicht begossen werden. Die Winterstelle muß auch in etwas Lufft
habe̅ / sonst erstickt der Baum.
II. Das ander zum theil schon beschriebene Geschlecht ist die grosse Indianis.
Feigen / FicusIndic major, Park. Indic. fol. spinoso fruct. major. C. B. Opuntia
vulgòHerbarior. I. B. Hat grosse / anderthalb quer hand breite / über schuhe
lange / ablang-runde / daumens dicke / mit einer haut überzogene / unebne / hin
und wider mit spitzigen / weissen stacheln begabte blätter / welche voll zähen /
schleimigen / ungeschmackten saffts stecken. Diese blätter aber sind also
beschaffen / daß eines auß dem anderen ohnmittelbar wachset; und dienet also daß
underste in die Erden gehende blatt für den stam̅en. Auf den
blättern sind viel stachlichte anfänge der Früchten / darauß erstlich die auß
vielen gelben / finger-nagels-dicken / safftigen / an gestallt den Rosenblättern
sich vergleichenden blättlein bestehende grosse Blumen wachsen; wenn diese
verwelcket / so heben die Früchten an sich zu erzeigen / und reiff zu werden /
welche den grossen Feigen ähnlich / und ein blutroth färbendes / süßlichtes
fleisch haben. Das würtzelein des jungen newen Gewächs ist einfach / und weiß.
Auß dem Gewächs fließt auch offt / ein dem gelben Agstein ähnliches Gummi / [265] welches so hart / daß man es mit den
Zähnen kaum zerbeissen kan: wenn es an das brennende Liecht gehalten wird / gibt
es keine Flamme / sonderen zerschmeltzet und verbrennet ohne einigen von sich
gebenden Geruch; hat auch keinen Geschmack. Wächst fast in allen Americanischen
Provintzien / wie auch in warmen Europaeischen Länderen. Beyde bißher
beschriebene Geschlecht finden sich auch alhier zu Basel in underschiedlichen
Gärten / sonderlich aber in Herren Christian Steinhausers / deß wolerfahrenen
Gärtners / schönem Blum- und Gewächs-Garten. Von diesem anderen Geschlecht
werden siebenerley gattungen in der Mexicanischen Provintz gefunden / welche
Franc. Hernandes allda gesehen / und beschrieben.
III. Das dritte Geschlecht der Americanischen Feigen / mit drey- oder
vier-eckichten / zwey biß 3. oder 4. schuhe langen blätteren / welche von den
Mexicaneren Nocheznopalli, oder Nopalnocheztli genennet wird / und die jenigen
würmlein hergibt / so man Cochinille, Cochinillas, Scarabaeos Mexicanos
punctatos s. maculatos heisset / davon die Färber jhr schönste rothe Farb
machen; Jamacaru V. Pisonis, 4. Marggr.
IV. Die Brasilianische Feigen mit weisser Blum; Ficus Indica s. Tuna prima; s.
Jamacaru Brasiliensium prima, Pisonis.
V. Die Indianische Feigen mit rundem Stam̅ / so mit gesternleten
stacheln bekleidet; und mit weisser Blum; Jamacaru, s. Ficus Indica 2. Pisonis
prima, Marggr.
VI. Die Indianische Feigen mit holtzichtem / dickem / schwam̅igem
stam̅ / und grosser weisser Blum; Jamacaru III. Pison. II
Margg. Ficus Indica magna, procera, flore albo magno, fructu ovali, ovo anserino
duplo majore.
VII. Die Indianische Feigen mit knodichten und runden ästen / einem geraden
stachlichten stam̅en; Jamacaru IV. Pisonis, tertiae secunda
species, Marggr.
VIII. Die Indianische Feigen mit geradem / festem stammen / starcken stacheln;
Jamacaru VI Pison.
IX. Die Peruanische Stachlichte Feigen mit rother Frucht; Ficoides s. Ficus
Americana Cerei effigie spinosa & angulosa. Hermann. Hort. Lugd. Bat.
Cereus Peruanus spinosus, fructu rubro, Nucis magnitudine, C B.
Melonendistel. Melocarduus.
X. Die stachlichte Melonen-distel / Melocarduus Americanus, Park. Melocactus
Indiae occidentalis, C. B. Echino-melocactos, J. B. Ad. Lob. Clus. Pomum
spinosum Opuntiatum, Munting. Ficoides Occidentale spinosum Melonis facie sulcis
rectis, Hermann. Hat dicklichte / lange / zähe / zaßlichte wurtzel / und auff
seinen blättern viel wollichte matery. Die wahre und vollkommene Beschreibung
dieses Gewächses findet sich in Herren Muntingii Niderländischem Kräuterbuch.
Eigenschafft.
Die Blätter und Früchten der zwey ersten Geschlechten solcher Feigen kühlen und
feuchten; sind mit vielem klebigem safft / in welchem ein flüchtig nitrosisches
saltz / neben wenig olicht-wässerigen theilen verborgen / begabet; und haben
also die Eigenschafft zu erweichen / zu zertheilen / durch zutringen / zu
eröffnen / zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
(Gallichte Fieber / unrein geblüt / wunden.) Der
auß den blättern außgetruckte safft / oder auch das davon destillierte Wasser /
Morgens und Abends auff 6. biß 8. loth getruncken / vertreibt sehr wol und
geschwind alle gallichten und dreytägigen Fieber; reiniget das Geblüt / und
befürderet die heilung der Wunden.
Die blätter zerhackt / zerstossen / gewärmt / (Geschwulst Geschwär / Wunden.) und zwischen doppeltem tuch
übergeschlagen / ver???heilet die gallichten Geschwulsten / reiniget / und
heilet alle Geschwär und frische Wunden.
CAPUT CLII.
Brombeer. Rubus.
Namen.
BRombeer oder Bremen-beer heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Rubus Italiänisch / Rovo. Frantzösisch / Meure de
Ronce. Spanisch / Zarzamora. Englisch / Pramble. Dänisch / Bramboer.
Niderlän [266] disch /
Brambesie. Es hat zwey Gattung / groß und klein, Rubus major Fructu nigro, J. B.
und Rubus minor Fructu coeruleo, J. B.
Gestalt.
Die Brombeer sind jederman wohl bekandt / haben eine länglichte Wurtzel / mit
etlichen Zaseln behänget / auß welchen zähe und schwancke stänglein wachsen /
fast 2. oder 3. Elen hoch / welche widerumb undersich begehren / mit viel
stachlichten Dörnen besetzet. An den Reben wachsen Blumen / so erst röthlicht
sind / darnach werden sie weiß / mit 5. Blättern besetzt / nach welchen die
Frucht erfolget / so zum ersten grün / endlich aber außwendig schwartz /
inwendig voll rothes Saffts ist / den Maulbeeren an der Gestalt fast gleich. An
den kleinen Nebenstielen wachsen 3. oder 5. Blätter / auff einer seiten weiß /
auff der andern aber stachlicht und schwartz / eines tröcknenden
zusammenziehenden geschmacks. Man findet die Brombeer allenthalben umb die
Hecken. Sie blühen in dem anfang des Som̅ers / aber die Beere
werden fast am end deß Som̅ers zeitig. Man findet noch ein Art der
Brombeerstaude̅ / so gemeiniglich ein grüne und bißweilen ein
blawe / jedoch kleinere Frucht bringet.
Die Americanische Brombeer-staude ist ein anmüthig Gewächs / sie überkombt sehr
wohlriechende Blätter / welche ohne Ordnung die Reben oder Stengel umbgeben /
derer viel auß ihrer Wurtzel herfürschiessen / sie sind schwanck / weichhärig /
voll Marck / und ohne Dörn / im Herbst verlieret sie jhre blätter / ohne allein
oben nicht / denn die schößlein biß in Herbst dauren / hernach abfallen / und
auch verdorren. Jhre Blumen erscheinen oben wie wilde Rosen / bestehen auß 5.
blätteren / und geben ein Violenfarb von sich / in der mitte des Kelchlins
befinden sich bey tausend gelber fäserlein / deren die Frucht nachfolget / so
unserer ähnlich / aber am geschmack nicht so angenehm ist. Im Königlichen
Frantzösischen Lustgarten hat sie eine rothe Frucht / im Dänischen aber keine
getragen.
Eigenschafft.
Die Brombeer-staud hat in allen jhren theilen viel alcalisches saltz / und was
weniges von einem balsamischen schwefel verborgen. Daher sie die Tugend haben zu
tröcknen / zu heilen / gelind zusammen zu ziehen. Die unzeitige Frucht aber
ziehet wegen jhres ungejohrenen saffts mehr zusammen / und ist gut in allen
durchbrüchen.
Gebrauch.
Brombeer-laub in Laugen gesotten / macht (Grieß und
Stein der jungen Kinderen.) ein schwartz Haar / das gebrante wasser
von den Brombeeren / ist gut den jungen Kinderen für das Grieß / und den Stein /
so man jhnen Morgens und Abends 2. loth zu trincken gibt. Es wird auch nutzlich
gebraucht zu den Gurgelwassern / wider die Mundfäule.
(Mund???äule.) Auß den nicht gar reiffen
Brombeeren preßt man den safft auß / und kocht jhne / biß er dicklicht wie Honig
wird. Diser safft in die Gurgelwasser vermischt / warm damit gegurgelt / heilet
den von scharffem schleim verwundten halß / und säuberet die von vielem (Mandlengeschwär / und geschwulst.) schleim
auffgeschwollene oder gar geöfnete Mandeln und Trüsen.
Die blätter der Brombeer in weissem wein gekocht / die Geschwär des Schinbeins
und (Schinbein geschwär.) anderer orten / da
viel nerven und bein / hingegen wenig Fleisch ist / damit offt warm außgewaschen
/ benimt alle säwre / und beförderet die heilung verwunderlich. Ja dieser Wein
kan auch wol die Raud und Zittermähler (Raud /
zittermahl / fressend geschwär.) / oder gar die fressenden Geschwär
der Haut außheilen.
Sonsten sind die zeitigen Brombeer wol zu essen / und nicht gar ungesund. Ja man
kan auß dem außgepreßten und verjohrenen Brombeersafft mit Zucker einen
herrlichen und sehr annehmlichen Wein bereiten / welcher Magen und Hertz
stärcket / und erlabet.
CAPUT CLIII.
Himbeer. Rubus Idaeus.
Namen.
HImbeer / Hindbeer / oder Harbeer heißt Lateinisch / Rubus idaeus, Italiänisch /
Rovo montano. Frantzösisch / Framboise. Spanisch / Zarza idaea. Englisch /
Raspis Hindberey. Dänisch / Hindeboer. Niderländisch / Hinnenbesie.
Gestalt.
Die gemeine Himbeer-staude / Rubus idaeus spinosus fructu rubro, I. B. ist viel
zarter als die Brombeer-staude / und auch nit so stachlicht / sie wird bißweilen
ohne stachel gefunden / hat breitere / und weichere blätter / welche oben auff
schwartzgrün / unden aber graulicht / als wenn sie mit mehl besprengt wären /
eines herben Geschmacks. Seine gertlein sind rund / die blumen weiß / darauff
folgen die rothe Früchte oder Beer / auch ein wenig weißlicht anzusehen / als
weren sie mit thau besprengt / an gestalt den Brombeeren gleich / doch zarter /
hol / mit kleinen fast unsichtbaren kernlein begabet / eines saur süßlichten [267] weinigen Geschmacks / fast wie die
Erdbeer / doch nicht so gar lieblich / sie wachsen von sich selbsten häuffig hin
und wider in Europâ, lieben aber feuchte / sandichte Felsen / und schattichte
Wälder. Es wird auch ein schöne art der Himbeeren gefunden mit weißlichten /
wohlgeschmackten Beeren / die gantze Staude ist grün / weißlicht / und mehret
sich in den Gärten sehr. Rubus idaeus fructu albo, C. B. Es ist noch ein andere
art der Himbeeren / Rubus idaeus non spinosus, I. B. idaeus laevis, C. B. welche
keine Dörne hat / die blätter sind der gemeinen gleich / oben an den stenglen
erscheinen die Blumen / darnach kommen 3. oder 4. rothe beer / und zu zeiten nur
eines herfür / sind aber grösser / als die gemeinen Himbeer / saurlicht / und
eines guten geschmacks; die wurtzel kreucht weit umb sich: Conradus Gesnerus,
hat diese Frucht viel auff dem Lucernischen Fragmond / Carolus Clusius aber auff
den Oesterreichischen Gebürgen / insonderheit bey dem berühmten Kloster Newburg
angetroffen / daher dieß Gewächß von jhnen Rubus saxatilis alpinus, Berg-himbeer
genent wird. Man findet sie auch bey Stolberg / und Ilefeld / wie auch in den
Bur gundischen und Savoyschen Bergen.
Eigenschafft.
Die unzeitigen Himbeer ziehen wegen jhrem herben ungejohrenen safft zusammen. Die
reiffen aber haben einen mit saurlicht temperirtem etwas flüchtigem saltz
begabten lieblichen safft in sich / und daher die Eigenschafft zu kühlen / das
Hertz wol zu stärcken / und dem etzenden gifftigen jast des Geblüts in allen
hitzigen Fieberen zu widerstehen.
Gebrauch.
(Hitzige Kranckheiten.) Das gebrante Wasser von
den Himbeeren ist dienlich in allen hitzigen Kranckheiten / und den Krancken
fast anmütig / umb des wohlriechenden Geruchs und lieblichen Geschmacks willen /
man kan jhnen nach (Hitz der Fieber / ohnmachten /
schwaches Hertz / bauchfluß.) belieben ein par loth zu trincken geben.
Auß dem safft der Himbeere wird ein köstlicher Syrup zugerichtet / er löschet
die hitz der Fieber / wehret den Ohnmachten / stärckt das schwache Hertz / und
stillet alle Bauchflüß. Conradus Gesnerus lobet seine Krafft über die
Edelgesteine. Man kan jhne mit distillirten oder frischen Brunnwasser zu einem
Julep vermischen. Uber die Himbeeren thut (Ohnmachten
und schwachheiten des Hertzens.) man auch ein guten Weinessig schütten
/ welcher den Ohnmachten und Schwachheiten des Hertzens widerstehet / so man
davon an die Schläff und Pulß streichet / oder tücher in diesem gewärmten Essig
netzet / und also offt überschlägt. Man gießt auch den Essig allein über die
Himbeerblätter / welches denn einen guten kühlenden überschlag über Pulß und
Schläff abgibet.
(Eingemachte Himbeer.) Die Himbeer mach folgender
massen ein: Nim ein guten theil außgetruckt Himbeersaffts / laß ein par tag
stehen / nim das dünnere von dem safft oben weg / misch zwey theil guten Zucker
darein / verschaume den Zucker / koche es so lang / biß es wie Honig ist /
giesse solchen dicken safft hernach gantz heiß über frische Himbeer / und
behalte sie also auff.
(Himbeer-Latwerg.) Himbeer-latwerg zu machen /
koche den außgepreßten / und auff obige weiß geläuterten safft ein gut theil ein
/ zerlasse hernach ein wenig Zucker darinnen / und wenn es biß zur dicke des
Honigs oder mehr eingesotten / so giesse es in gläserne Schalen / so wird der
safft zu einer lieblichen Latwerg gestehen.
(Sal essentiale Rubi idaei, essential-saltz von
Himbeer.) Das Essentzial-saltz / oder Sal essentiale der Himbeer ist
zu mahlen auch ein liebliche Artzney / und wird auff folgende weiß bereitet.
Koche den auß den reiffen Himbeeren außgepreßten / und durch fleißpapier
filtrierten safft / so lang ein / biß ein häutlein darüber stehet / setze es
hernach in den Keller / so wird durch desselben kälte sich das Eristallinen
saltz an die wände des Geschirs anschiessen / den übrigen safft muß man
gemächlich abgiessen / noch einmahl kochen / und widerumb mehr Saltz davon in
dem Keller anschiessen lassen / das Saltz aber endlich zusammen samlen /
trocknen / und wol auffheben. Dieses Essentzial Himbeer-saltz auff 10. biß 15.
gran schwer bißweilen eingenommen / (Schleim des
Magens / gallen / hitz / febrilischer jast des Geblüts. Verlorner Eßlust.
Durst.) zerbeißt allen schleim deß Magens / löschet die hitz der
Gallen / treibt und schlägt solche nidsich / benimt dem Geblüt allen
übermässigen febrilischen jast / erhaltet die öffnung des Leibs / und erwecket
den lust zum essen. In den Fiebern kan man von disem Saltz ein wenig in dem
ordinari Trinckwasser verlassen / so wird es dë Durst gewaltig löschen.
(Rühlende Ptisane auff der Reise.) Ist man auff
der Reiß Sommerzeit begriffen / oder will man gern geschwind ein kühlende
Ptisane machen / so habe man folgendes pulver in bereitschafft. Nemt des
Essential Himbeer-saltzes 4. loth / preparierten Weinstein 2. loth / rein
gestossenen Zimmet / Fenchelsamen / der gelben aussersten Citronen schalen rein
geschaben / jedes ein halb loth / weissen Zucker 12. loth: Mischt alles zu einem
reinen pulver under einander / von welchem man allezeit ein Löffelvoll under
einer halben oder gantzen maß Wasser zerlassen / und von einem Glaß in das
andere wol undereinander giessen / hernach das trübe / aber nicht unliebliche
wasser also trincken soll. Ist zu allen oberzehlten Zuständen nutzlich und gut.
CAPUT CLIV.
Indianische Cajou Frucht. Prunnifera Indica Cajou.
Namen.
DIe Indianische Cajou, oder cassu-Frucht heißt Lateinisch / Pomifera seu potiùs
Prunifera Indica nuce reniformi summo pomo innascente, Cajous dicta. [268] Anacardii alia species, C. B. Cajous,
Ger. Park. I. B. Kapa mara, Hort. Malab. Anacardium occidentale Cajou dictum,
ossiculo reni leporis figurâ, Herman. Englisch / The Cajou or Cassu Tree.
Gestalt.
Der Baum dieser Frucht ist mittelmässiger höhe / hat einen dicken mit äschfarber
inwendig purpur-rohter Rinde bedeckten weissen Stam̅ / die Rinde
ist eines saurlichten Gesuchs / und zusammenziehenden Geschmacks. Die äste sind
schwartzgrün / und breiten sich rings umb den Stam̅ in die weite
hübsch auß. Die wurtzel ist weiß / mit vielen faseln überzogen. Seine blätter
sind ablang und glatt / gläntzend-grün / hangen ohne ordnung an den ästen. Die
zarten blätlein sind klebicht / und geben einen lieblichen Geruch von sich /
wenn sie mit den singeren zerrieben werden. Die alten blätter aber werden
fuchßroth / ehe sie abfallen. Die lieblich riechenden blümlein hangen
Traubenweiß an den aussersten ästlein / und kommen auß einem kleinen grünen / in
fünff theil zerspaltenen kelchlein hervor / haben fünff übergeweltzte / erstlich
grüngelde / nach dem braunrothe / und endlich purpurfarbe blätlein. Die Frucht
ist an grösse und gestalt unseren mittelmässigen Birn nicht ungleich / glatt /
gläntzend / erstlich dunckel braunroth / demnach grün / und endlich gelb / deren
innerlich fleisch gelb-grün und safftig / eines weinigen Geschmacks / und
lieblichen Geruchs ist. Dem einen ende dieser Frucht wächst eine Nuß an / der
gestalt und grösse nach einem Hasen-Niere gleich / mit doppelter rinde bedeckt /
zwischen welchen in kleinen hölein ein dicker / zäher / rother Honig-safft (wie
in den Kirschen) eines zusammenziehenden scharff beissenden geschmacks sich
samlet. Die innere rinde aber bedeckt einen bleichen safftigen weichen Kern /
welcher einen Geschmack hat wie süsse Mandeln. Wächst durchgehends in Malabar /
in Brasilien aber soll er einheimisch seyn. Bringt jährlich in dem Augst- und
Herbstmonat zeitige Früchten / und mag biß auf 30. Jahr fruchtbar seyn.
Eigenschafft.
In der Frucht dieses Baums steckt viel ölicht-flüchtig saltzgeists / mit dem
wässerigen safft vermischt / daher sie wol die Tugend hat den Magen und das
Hertz zu stärcken / die Lebensgeister zu erquicken / und die Eheliche Werck zu
reitzen und zu befördern. In den Nüssen aber findet sich mehr des scharffen öls.
Gebrauch.
(Außgepreßter safft der Frucht.) Auß den Früchten
wird der Safft außgepreßt / welcher / wenn er gejohren hat / einen rechten Wein
abgibt / so ebenfalls truncken machet.
Die geröstete Nuß dieser Frucht / ist den Castanien weit vorzuziehen / und hat
eben so anmuhtigen Geschmack als die Mandeln. Diese Nuß wird / wegen deß
scharffen Geschmacks niemahl rohe geessen. Wenn diese Nuß an die flammen deß
Fewrs gehalten wird / so brennt sie gleich.
Auß dem zwischen beyden Rinden der Nuß sich findenden Honigsafft / ziehet man
viel öl herauß / mit welchem die Mahler eine unaußlöschliche schwartze Farb
machen. Wenn das holtz mit diesem öl angestrichen wird / so soll es vor aller
fäulung bewahret seyn.
Auß den gemachten wunden des Baums fließt ein durchsichtig Gummi / welches an
farb und dicke dem Arabischen Gummi durchauß gleich. Etliche wollen bey nahem
darfür halten / daß darauß der Cajou-safft / oder Catechu bereitet werde.
CAPUT CLV.
Catechu. Catechu.
Namen.
ES behältet dieser Safft seinen Namen in allen Sprachen / wird also Catechu
genennet / auff Lateinisch / Catechu, Catecheu, Catecho, Caschù, Succus Catechu,
Terra Japonica, Terra Catechu, Compositum Japonicum.
Beschreibung.
Catechu ist ein zumahlen den Alten gantz unbekantes Ding gewesen / und von dem
Gelehrten Garcia erstens desselben meldung beschehen. Wie es zu uns gebracht
wird / scheinet es einer schwartz-rothen safftigen Erden gleich zu seyn / daher
es auch den Namen Terrae Japonicae von etlichen / wiewol ohne grund / bekommen.
Denn alle diejenigen / welche es recht betrachtet / einhellig aussagen / daß es
keine Erde / sondern vielmehr ein auß underschiedlichen zusammenziehenden
Kräuteren außgetruckter und zusammengekochter Safft seye / zu deme die
Orientalische Schlehen-staude ein zimliches beytrage. Dieser dicke / trockene
Catechu-safft / wie er zu uns gebracht wird / hat offt etliche kleine stücklein
holtz bey sich / welche sich bald anzünden lassen / aber keinen hartzichten
geruch von sich geben. Zuweilen findet man Samenkorner / auch offt kleine
Steinlein / Stiel von Blätteren / Blümlein / stücklein von Strohlhalm darinnen.
Worauß denn genugsam zu schliessen / daß es mehr ein Safft / als eine Erde /
demnach auch ein auß Krauteren und Früchten gemachter Safft seye. Daher wir der
ersten von Garcia ab Horto heraußgegebenen Beschreibung Glauben zustellen / wenn
er sagt / daß dieses Catechu ein auß Betre, Areca und Cate componierter Safft
seye / und in Indien gemacht werde.
Betre oder Betelle, J. B. Betre sive Tembul, C. B. Betre, Betle, Betele sive
Bethle, Park. Ist ein Gewächs / welches gleich dem Ephew sich an die Bäum hänget
/ hat gantz bittere länglichte Blätter / welche von den Indianeren täglich in
den Händen getragen und im Munde gekewet werden. Heut zu tag aber hat man
erfahren / daß sie nicht die Blätter allein kewen / sondern etliche stücklein
Arecae mit ein wenig Kalch vermischt / in die Blätter wick eln / und also in den
Mund werffen / davon denn ein so lieblicher geruch auß dem Mund gehet / daß das
gantze Gemach davon erfüllet wird.
|| [269]
Areca aber / sive Faufel Palmae foliis, J. B. Palma cujus Fructus sessilis Faufel
dicitur, C. B. Caunga, Hort. Mal. Ist ein Geschlecht deß Palmbaums / hoch / dick
vom Stamm / dessen ablang-runde Frucht / ein braun-rothes Marck oder Fleisch
hat; Diese getrocknete Frucht stossen die Indianer gantz rein / und vermischens
mit dem Buxdorn-safft / oder Lycio vel Cate; und wicklen es in frische
Betel-blätter ein / und kewen es also in dem Mund. Cate aber ist ein Baum in der
grösse deß Aeschbaums / hat Blätter wie die Heide / dannenher C. Bauhinus ihne
Lycium foliis Ericae genennet; auß dessen gesottener Rinde pflegen die Indianer
den Safft / Cate genennt / zu machen / und mit Nachani Mehl zu vermengen. Wächst
in Cambaya, Basaim und anderen orten in Ostindien.
In dem Königreich Pegu wird das beste Catechu gemacht / wiewolen es auch in
Suratta dem Reich deß grossen Mogols, in Malabar, Bengala und Zeilon viel
zubereitet / und durch gantz Orient gesendet wird. Man hates Japanische Erden
genennet / weilen es auß Japan herüber gebracht wird / aber man führet es zu
erst auß obgemeldten Ländern in Japan.
Von Herren Ehrenfrid Hagendorn wird demnach Catechu also beschrieben / daß es ein
vermischter Safft / welcher auß Japonia under der gestalt kleiner geballter
schwartzbrauner Kugelen zu uns gebracht wird / und auß dem Stafft eines gewissen
Baums (etlicher Bäumen / sonderlich aber eines Indianischen Schlehendorns) mit
zumischung etlicher Kräuter-pulveren zubereitet wird / und in der Artzney nicht
geringen nutzen hat.
Der beste Catechu-safft ist braun-röthlicht / schwer / satt / und etwas
aromatischen geruchs / führet auch wenig steinlein / oder andere unsaubere
Matery bey sich. Hat anfänglich einen herben / und hernach einen süßlicht
lieblichen Geschmack.
Eigenschafft.
Es hat dieser vermischte trockene Safft neben seinen jrrdischen Theilen auch ein
hartzichtes balsamisches Oel / und festes / fixes / aluminosisches / zimlich
alkalisches saltz bey sich; und deßwegen die Eigenschafft anzuhalten /
zusammenzuziehen / das flüchtig- und flüßige scharffe Geblüt zu erdickeren und
zu versüssen / den Durchlauff / rothe Ruhr / Nasenbluten zu stillen / allen
schmertzen zu linderen / und die Wunden zur heilung zu befürderen. Sonsten ist
die Catechu ein solcher Safft / welcher sich in wasserichten und sauren / so
wohl als in geistreichen und schwefelichten Menstruis solvieren läßt.
Gebrauch.
Auß der Catechu pflegt man allerhand (Tinctur von
Catechu.) Tincturen oder Essentz zu machen. Mit Brantenwein kan sie
auff folgende weise bereitet werden. Nemt 4. loth der besten Catechu / gießt in
einem Kolben-glaß 24. loth rectificierten Brantenwein darüber / vermacht den
Hals deß Glases sehr wohl / oder sigillierts Hermeticè, setzt es etliche Tag in
die Digestion oder warm Sand / biß die Catechu wohl zerlassen ist / filtriert
hernach die roth-braune Tinctur durch grebes tuch / und behaltet sie
wohlvermacht auff. Diese Tinctur (Schwaches hirne und
gedächtnuß. Schwindel / Ruhr / Brustschleim̅. Husten /
Nasenbluten / Blutspeyen.) auff 20. biß 30. tropffen offt in einem
destillierten Wasser eingenommen / stärcket das Gehirn und die Gedächtnuß /
vertreibet den Schwindel / reiniget und versüsset das scharffe Geblüt / stillet
alle Rühren / welche ohne Fieber sind / lößt den versessenen Schleim der Brust /
und vertreibt den alten trockenen Husten / stärcket auch sonderlich das Hertz
und den Magen / und erhaltet die Mannheit bey Kräfften / stillet daß Nasenbluten
und Blut-speyen.
(Allerhand andere tincturen und essentzen von
Catechu.) Wenn man mit dem Spiritu von Körbelkraut die Tinctur außziehet /
so gibt es eine wunden-heilende Essentz ab. Mit dem Spiritu theriacali
außgezogen / hat sie anhaltende oder zusammenziehende Würckung. Mit dem
Löffel-kraut Spiritu wird sie auch zu heilung deß Scharbocks außgezogen. Mit dem
Spiritu citri, durch zuthun der ambrierten Alkermes-confection, gibt es eine
Hertz-stärckende / und zumahlen nicht unliebliche Tinetur ab.
(Versaltzene Flüß.) Ein stücklein Catechu offt in
dem Munde gekewet / und den Safft hinunder geschluckt / lößt alle gesaltzenen
Flüß deß Halses / davon ein Kitzel / Schmertzen und Hitz deß Halses herrühren
mag. Man kan aber das Pulver (Liebliche
Catechutäfelein.) von Catechu mit Zuckercandel vermischen / ja auch
gar Täfelein davon machen / und zwar auff folgende weiß. Nemt Catechu-safft 4.
loth / ambrierte Alkermes-confection I. quintl. Zuckercandel in Rosen- und etwas
Zimmet-wasser verlassen 8. loth / vermischt alles auff gelinder gluth under
einander / und macht runde Tafelein darauß. (Stinckender Athem) Solche Täfelein offt in dem Mund gehalten /
benemmen demselben alle stinckenden (Böser
lust.) Athem und Geruch / und mögen auch wol in ansteckenden Seüchen wider
den bösen Lufft gebrauchet werden.
(Japonische maußdrecklein.) Zu gleichem Zweck
werden auch die so genandten Japonischen Mauß-drecklein auff folgende weiß
bereitet. Nemt deß seinsten weissen Zuckers 4. loth / Catechu 2. loth /
Orientalischen Bisam / und der besten Ambren / jed. 2. gran / zerstoßt alles
rein undereinander / mischt Tragant-schleim mit Rosenwasser außgezogen darunder
/ und formiert kleine Mauß-drecklein darauß / von welchen man offt in Mund
nehmen kan.
(Kalte hauptflüß.) Die Essentia Lignorum mit der
Tincurâ Catechu vermischet / und Nachts offt bey 20. tropffen eingenommen /
vertreibet alle kalten flüsse des haupts und reinigen das geblüt.
(Viel Speyen.) Wenn ein Mensch viel speyen muß /
und grosse Beschwerden davon leidet / kan man die Tincturam Catechu mit der
Tincturâ Martis adstringente vermischen / und täglich davon nehmen / so wird das
vielfaltige speyen bald nachlassen.
(Wacklende Zähn / scharbock.) Wider die wacklende
Zähn / offt blutendes scharbockisches Zahnfleisch kan man die Tincturam Catechu
mit der Tincturâ Laccae vermischen / und das Zahnfleisch offt damit waschen. Zu
solchem Ende kan man auch die solutionem Lapidis medicamentosi Crollii, oder das
Phlegma Spiritus salis armoniaci mit der Tincturâ Catechu vermischen und
gebrauchen.
|| [270]
(Zahnsäule.) Catechu zu Pulver gestossen / ist
auch ein köstliches Zahn-pulver / welches die Zähn vor Fäulung erhaltet /
säuberet / und das lucke Zahnfleisch stärcket und fest machet.
(Trockener Husten / gesaltzene flüß / lungsücht.)
In dem trockenen Husten / so von einem gesaltzenen Fluß herrühret / ja auch in
dem Husten da man eyter außwirfft / hiemit in der Lungsucht und verzehrenden
Lungen-geschwär selbsten ist folgendes Pulver ein überauß bewährtes mittel /
wenn es eine lange zeit fortgebraucht wird. Nemt Zuckercandel anderthalb loth /
Catechu-safft gedörrt / und zu reinem Pulver gestossenes Steinleberkraut jed.
ein halb loth / Laudan. Opiat. 3. gr. Mischt alles zu einem reinen Pulver
undereinander / und gebt dem Patienten alle Morgen / Abends und Nachts ein halb
quintlein schwer davon ein. Neben dem aber kan man auch Geißmilch mit
Zuckercandel versüsset / (Bluthspeyen / Nasenbluten /
Ruhr / rothe Ruhr / Blutfluß der weiber.) täglich trincken. Obiges
Pulver mit praepariertem Bolo und Krebs-steinen vermischt / und eingeben /
stillet das bluten der Nasen / das Blut-speyen / die Ruhr und rothe Ruhren / den
Blutfluß der Weiberen / sonderlich wenn er in Mandel-milch / mit dem weissen
Magsamen angemacht / eingenommen wird.
(Frattigkeit der Kinder.) Wenn die Kinder fratt
werden / und ein geschundene Haut bekommen / so nim praeparierten Galmeystein I.
loth / Catechu-pulver / Myrrhen-pulver jed. 20. gran / Rosenöl etliche tropffen
/ mische alles zu reinem Pulver / bestrewe den Kindern offt damit (Auffgelegene und geschundene Haut.) die Ort / so
fratt sind. Solch Pulver mit Nuß-öl vermischt / heilet bey den Alten die
auffgelegene und geschundene Plätz der Haut.
Wenn man mit dem Phlegmate Spiritus (Schmincksälblein.) Salis armoniaci die Tinctur auß Catechu außziehet /
und solche mit dem Nihili albo vermischet / hernach die Feuchtigkeit auff
gelinder gluth abdämpffet / so gibt es ein Leib-farbes Sälblein / und also ein
zierliche Schmincke ab / mit deren sich das Frawenzimmer nachbelieben schmincken
kan.
CAPUT CLVI.
Rosmarin. Rosmarinus.
Namen.
KOsmarin heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Rosmarinus hortensis coronarius, Rosmatitum coronarium, Libanotis
coronaris. Italiänisch / Rosmarino. Frantzösisch / Rosmarin, Romarin. Spanisch /
Romero. Englisch / Rosemary. Dänisch / Rosmarin.
Gestalt.
Der Rosmarin ist ein holtzichte Staud mit vielen kleinen Reißlein / welche eine
weißlichte Rinde haben / und mit vielen langen / schmalen und dicklichten
Blättlein besetzet sind. Auff der seiten gegen der Erden sind diese Blättlein
grawlicht / aber auff dem oberen theil fast grün und gestreifft. Ist am
Geschmack scharff / bitter und ein wenig zusammenziehend. Trägt weiß-blawe
Blumen zweymahl deß Jahrs / in dem Frühling und Herbst; welche selten gar weiß
werden; nach denen kombt der kleine schwartze Samen
Rosmarin. Rosmarinus.
herfür. Die Wurtzel ist holtzicht / und greifft weit umb sich in der Erden. Dieß
Gestäude wächst gern an orten dahin viel Sonne kombt. In Franckreich und
desselben Provintzen / als dem Delphinat und Langendock findet man es so groß
und viel / daß man Tisch / Lauten und ander Gezeüg darauß bereitet. Zu
Montpelier überkom̅t es breitere Blätter / und bringt oben ein
Epirosmarinum oder Gewächs / so widerumb dem Rosmarin ähnlich sihet. Die Heiden
pflegten ihre parvos Deos, kleine Hauß-götter mit Rosmarin und Myrten-blätteren
zu krönen / wie bey Horat. Lib. 3. Carm. Od. 23. zu lesen ist.
Eigenschafft.
Der Rosmarin hat seine fürnembsten Kräfften in den Blättern und dem Blust /
welche ein balsamisches Oel / neben etwas wenigem flüchtigem Saltz bey sich
führen / davon er denn die Tugend empfangen / das dicke Geblüt zu verdünneren /
die Verstopffungen in dem Gehirn / und anderen theilen deß Leibs / sonderlich in
den kleinen Aederlein zu eröffnen / die Lebens-geister zu ermunteren / das
Geblüt zu reinigen / die Gedächtnuß zu stärcken. Die alten Kräuter-beschreiber
sagen / daß er warm und trocken in dem anderen Grad seye.
Gebrauch.
Weilen nun der Rosmarin / vermög seiner (Kalte flüß
fallende Sucht / Schlag / Zitteren.) Eigenschafft / das Haupt stärcket
/ die kalten Flüsse zertheilet / und wider die fallende Sucht / Schlag /
Zitteren / und Unempfindlichkeit der Gliederen dienlich ist / als wird er auff
underschiedliche weise gebrauchet.
Rosmarin-blättlein sambt den Blumen (Schwach gesicht /
stinckender Athem.) mit ein wenig Saltz auff ein schnitten Brodt
gezettlet / und alle Morgen nüchtern geessen / macht ein gutes scharffes Gesicht
/ und vertreibt den stinckenden Athem.
|| [271]
(Ansteckende Seuch / Westilentz.) Zur zeit
ansteckender Seuchen / und Pestilentzischer Kranckheiten / kan man mit gedörtem
Roßmarin-blätteren und blüht räucheren / oder so man dieß Gestäud in mänge hat /
sich desselben als des angezündeten Wachholderholtzes zur Räucherung bedienë.
Ein handvoll Roßmarin in einer maß (Weisser fluß /
schwachheit des Hertzens / Magens / der Gliedern.) weissen guten Weins
/ oder halb Wasser gesotten / alßdann gesichtet / Morgens und Abends davon ein
gläßlein voll getruncken / ist ein bewährtes mittel für den weissen fluß der
Weiberen / wie auch zustärckung deß Hertzens / Magens / der Nerven und
Gliederen.
Ein handvoll Roßmarin / Hirtzenzungen / und Schellkraut in ein maß weissen Wein
gelegt / Morgens und Abends ein glaß voll davon getruncken / ist gut für die
Gelbsucht.
(Gelbsucht.) So man widerumb ein gute handvoll
Roßmarin in einer maß weissen Wein siedet / biß der halbe theil eingesotten /
und hernach 4. oder 5. löffel voll geläuterten Honig darunder vermischet /
bekommet es den Engbrüstigen sehr wol / machet auch ein (Engbrüstigkeit / Häisere.) helle Stim̅ / so man davon zu Nacht vor dem Schlaff was weniges trincket.
Die Conserva Rorismarini, oder der Rosmarin-Zucker / dienet wider alle kalte
Gebrechen (Schwach Hertz / schwach gedächtnuß / wind /
kalter magen / und mutter / Melancholey / böse Lufft.) des Haupts /
stärcket die Gedächtnuß / das schwache Hertz / und natürliche Kräften /
zertheilt die Wind / ist nutzlich dem erkalteten Magen / und Mutter / vertreibet
die Melancholey / und ist gut vor die böse Luft / davon nach belieben einer
Muscatnuß groß genommen. Er wird wie der Rosenzucker zubereitet.
Das destillierte Rosmarin-wasser / so man von demselben ein oder zween löffel
voll zu sich nimt / erwärmet den gantzen Leib des (Kalte glieder.) Menschen / stärcket die Geister / verzehret die
kalten flüß / ist dem Haupt dienstlich / die (Kalte
flüß.) unfruchtbaren / erkalteten und blöden Weiber (Unfruchtbarkeit. Weisser fluß / Verlorene Sprach / Lamme
Glieder.) sollen dieses Wasser fleissig gebrauchen / benimt jhnen den
unnatürlichen weissen Fluß / bringt die verlohrene Sprach zu recht / und dienet
den erlahmten Gliederen. Der Rosmarin wird gemeiniglich zu den Clystieren wider
das Grim̅en / Bauchweh / und Mutter-schmertzen gebraucht / massen
er den (Grimmen und bauchwehe.) Schleim / die
Gallen / und Wind ohn einigen zwang der Natur außführet. In solchen Zuständen
nimb Kühmilch 16. loth / Roßmarin-Honig 6. loth / Camillen öl drey loth / mische
alles zu einem Clystier / welches etliche mahl solle gebraucht werden / biß die
Schmertzen nachlassen.
Vier oder fünff tropffen des destillierten (Destilliert
Rosmarin-öl-) Rosmarin-öhls in Cardobenedickten-wasser eingenommen /
ist ein gut Mittel für das dreytägige Fieber / so es der Krancke ein (Dreytägig Fieber.) halbe stund vor dem Anstoß
einnimbt / aber der Krancke muß zuvor purgieren ein paar mahl / und zur Ader
lassen. Es dienet auch wider (Schwindel / hauptweh /
schwache Gedächtnuß / schlagfluß.) den Schwindel / vertreibt die
schmertzen des Haupts / so von kalten Flüssen herkommen / verhütet Schlagflüß /
stärcket die Gedächtnuß. Man kan es zugleich außwendig über den schäitel und
schläff schmieren.
In den Horis oder dem Bättbuch Donnae Isabellae, der gewesenen Königin in Hungarn
/ hat man vorzeiten zu Ofen / damaliger Hauptstatt selbigen Königreichs /
folgende Schrifft gefunden. Ich Donna Isabella, Königin in Hungarn / nach dem
ich bereits meinen Lebens-lauff auff das 72. Jahr gebracht / und indessen durch
vielfaltiges Gläichwehe und Podagra gantz schwache Glieder hatte / habe ein
gantzes Jahr lang folgendes Artzney-mittel gebrauchet / welches mir von einem
gewissen Einsidler / dene ich weder zuvor gesehen / noch hernach mehr zu sehen
bekommen können / mitgetheilet worden. Dieses Mittel aber hat solche Würckung
bey mir gethan / daß ich von selbiger zeit an gantz gesund worden / und alle
meine Kräfften dergestalten widerholet / daß ich von jederman wider für jung und
schön erfunden / und darüber von dem König in Polen zur Ehe begehret worden /
welches ich aber umb Jesu Christi willen abgeschlagen / mir gäntzlich einbildend
/ solches Mttel seye mir vom Himmel herab zugesendet worden. Diese Artzney ist
nichts anders als ein Rosmarin-Spiritus, welcher deßwegen l'Eau de (Königlich Hungarisch wasser.) la Reine d'Hongrie
von den Frantzosen / Aqua Reginae Hungariae auff Lateinisch / Teutsch aber
Königlich Hungarisch Wasser (l'Eau de la Reine Rein
d'Hongrie.) mag genennet werden / und wird also bereitet. Nem̅t zerhackt frisch Rosmarinblust 40. loth / deß zum viertenmahl
abgezogenen oder rectificierten Brantenweins dritthalb pfund / thuts in einen
saubern gläsernen Kolben / laßts 50. Tag wolvermacht stehen / destilliert
hernach den Spiritum in dem Marien-bad davon ab / und behaltet ihn in
wohlverwahrten Gläseren wohl auff. (Seine
würckung.) Von diesem Spiritu hat obgedachte Königin alle Wochen einmahl
Morgens ein quintlein schwer in einem andern Wasser eingenommen; hingegen alle
Morgen und Nacht das Angesicht und die schwachen Geläiche damit gewaschen.
Dieses Wasser in die Nasen geschnupfft / oder an Scheitel / Schläff / Puls und
Nasen gestrichen / vertreibet Schlagflüß und Ohnmachten / und bringen den
schwachen Menschen wider gantz zurecht.
Wilder Rosmarin. Rosmarinus sylvestris.
Gestalt.
Der wilde Rosmarin wächst einer Elen hoch / und bißweilen viel höher / mit dünnen
/ holtz- und röthlichten Gerten / so sich leichtlich brechen lassen; daran
stehen die Blättlein / oben grün / mit kleinen striemlein zu beyden seiten
zwerchs nacheinander besprengt / unden sind sie roth / und hangen an rothen
stielen. Oben an den gipfeln oder gerten sitzen trauschlichte rothe Knöpflein
mit gelblichten Blumen / die Wurtzel ist schwach / die Blätter und Blumen geben
einen Citronen-geruch / und einen kleinen Wurtz-geschmack / mit einer geringen
Zusammenziehung. Er wächst viel in Schlesien / Polen und Böhmen / allda man ihn
Koyowückh / Schaben- und Motten-kraut (Schaben und
motten.) nennet / hat groß Lob die Kleider wider die Schaben und
Motten zu bewahren / wird ???erowegen in die Gewand-kästen gelegt.
|| [272]
Grosser wilder Rosmarin. Rosmarinus sylvestris major.
Kleiner wilder Rosmarin. Rosmarinus sylvestris minor.
Seine Gerten sind Spannen lang / die Blätter werden spitzig und etwas graw.
Der wilde kleine Rosmarin wächst in Preüssen an sumpffichten wilden Orten / ist
dem obbeschriebenen fast gleich / die Blümlein erscheinen bleich-roth; hat nicht
so ein starcken geruch als der obgemeldte / auch zu zeiten fast gar keinen.
CAPUT CLVII.
I. Groß Glaßschmaltz. I. Cali geniculatum majus.
II Kleine Glaßschmaltz. II. Cali geniculatum minus.
|| [273]
III. Arabisch Glaßschmaltz. III. Cali Arabum.
IV. Glaßschmaltz mit Schneckensamë. IV. Cali semine Cochleato.
V. Stachlicht Glaßschmaltz. V. Tragum s. Cali spinosum.
Namen.
BLaßschmaltz heißt auff Lateinisch Kali, Cali. Englisch / Glaßwort / or
Salt-wort.
Geschleche und Gestalt.
Das gemeine Glaßschmaltz / oder Saltzkraut / Kali geniculatum majus &
minus, C. B. Cali geniculatum, sive Salicornia, I. B. so es sich erstlich auß
der Erden herfür thut / gewin̅e es länglichte und runde blätter /
fast wie die kleine Haußwurß / darnach wächst es fürter / und tritt in einen
knodichten stengel spannen hoch; weiter stost es auß gewerben fette und dicke
blätter / die sind inwendig hol / unden breit und oben spitzig; wenn es aber
gantz vollkommen wird / gewinnet es oben am gipffel viel kleine / dünne / rothe
blättlein / darauß entspringen kleine runde knöpflein / und gelbe blümlein / die
tragen kleinen same / die stengel sind fett und roth; das gantze Géwächs ist am
Geschmack versaltzen / wie der Meer-fenchel; seine gebrante aschen braucht man
in den Glaßhütten / das Glaß damit zu läuteren / und durchsichtig zu machen /
deßgleichen bereitet man auch darauß Sal alcali. Es wächst dises Kali an dem
Ufer des Meers / ist hitziger und trockener Natur.
Neben dem sind annoch mancherley Geschlecht des Glaßschmaltzs / als da ist ein
Arabisches / Kali Arabum primum genus Rauvvolffi Lugd. ap. C. B. Sonsten ist
auch noch ein schön geschlecht mit fetten / langen und zugespitztë blättern /
Kali majus semine cochleato, C. B. hat ein lange fette blüth / wie fäsemlein
ohne blättlein / darauß kom̅et der samen zusam̅en
gewunden / wie Schneckenhäußlein: wächst an dem Mittelländischen Meer hin und
wider / wird zu Montpelier in die Saltzichte See gesäet / umd das Alkalische
Saltz davon zu haben. Ist glaublich / das es nicht so scharff sen wie die
anderen / den es von etlichen im Salat geessen wird / wie Tragum, deme es auch
mit langen fetten blätteren sehr gleichet. Das Tra [274] gum aber / so auff Latein /
Kali spinosum cochleatum, C. B. Tragus spinosus Matthioli, sive Kali spinosum,
J. B. genennet wird / bringt rothe Beer / wie es Matthiolus in Commentario ad
Dioscorid. lib. IV. cap. 46. beschreibt / alba es mit vielen stacheln ohne
blätter gezeichnet stehet / auff daß es mit des Dioscoridis Beschreibung besser
übereinstimme. Jedoch findt man ein art besselben Tragi mit sehr furtzen
spitzigen blättlein / das es scheinet / als wäre es gantz und gar stachlicht /
trägt auch viel kleine rothe beerlein / darinnen der samen ligt / wächst am Meer
von sich selbst / sonderlich in Triest in grosser mänge / wird auch in den
Gärten geziehlet / wie die art mit langen blätteren / welche sonderlich gern
darinnen gewohnet / und sich selbst sehr besamet.
Das Egyptische Saltz-traut oder Glaßschmaltz / welches umb Alexandria wächst /
Kali AEgyptiacum foliis valde hirsutis, C. B. Kali AEgyptiacum 3. Alpino, I. B.
hat wenig blätter / die den Feld-cypressen-blättern fast gleichen / aber viel
länger sind. Der stengel ist einfach / rund / braunlicht / und etwas gekrümmet /
darauß schiessen 2. oder 3. andere / so auffwerts wachsen / ein jeder derselben
bekomt oben einen stiel mit fünff oder mehr blätteren / bogenweiß gekrüm̅et. Seine in dem Augstmonat erscheinende blüthe ist weiß / klein
/ deren ein kleiner / schwartzlichter Same folget. Auß diesen und den anderen
Zweigen / so annoch in Europa wachsen / nach dem sie zuvor an der Sonnen
getruckner / wird durch den Brand ein Aschen gemacht / welche man von Brand ein
Aschen gemacht / welche man von Alexandria nach Venedig führet / sie zu den
schönen klahren Venedischen Gläseren / wie auch zur Seiffen und anderen Dingen
zu gebrauchen.
Es gibt demnach ein Sicilianisch Glaßschmaltz / Kali Siculum lignosum floribus
membranaceis, Bocconi. Hat starcke / tieff in die Erden gehende Wurtzel / davon
entspringen viel holtzichte gertlein / welche in viel dünne ästlein zertrennet
werden / und mit einigen gegen einander stehenden blätteren begabet / trägt in
dem Sommer weisse / vierblättige / offene / moosichte blümlein / welche die
stengel hauffenweiß zieren. Der Samen ist wie die Schnecken formiert / und mit
einem röthlichten häutlein umbzogen. Es wächst bey Sacca, Catana, und Agrigent,
da die Einwohner die Aschen von diesem Kraut / zu säuberung und waschung deß
leinenen Gezeugs gebrauchen.
Man findet endlich auch ein Neapolitanisch genan̅tes Saltzkraut /
Kali floridum repens aizoides Neapolitanum, Col. Kali Crassulae minoris folio,
C. B. Welches ein dünne / runde / gelbe / oben auff röthlichte wurtzel hat / auß
deren 2. dicke / fleischichte breite blätter über der Erde herfür wachsen /
zwischen welchen annoch zwey fingers-lange / runde / oben auff etwas dickere /
und auß diesen also fort widerumb andere / gleich den gablen der Reben / herauß
wachsen. Die an dicken stielen hangende im Herbst- und Augstmonat erscheinende /
und mit weissen bärtlein schimmerende blüth hat ein gelben nabel; auff welche
die fünff-eckichte Frucht folget / mit schwartz-braunem samen angefüllet. Wächst
in erhabener guter Erden an dem Meer / nicht aber in sandichtem Grund; wird auch
in den Gärten geziehlet / ist eines gantz saltzigen Geschmacks / safftig / und
fleischig. Dieses Kali mag billicher zu dem Aizoo, oder Telephio gezehlet
werden.
CAPUT CLVIII.
Zahme Rauten. Ruta hortensis.
Namen.
Die zahme oder Wein-rauten heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Ruta, Ruta hortensis, Ruta hortensis
latifolia, & eadem altera, C. B. Hortensis major & minor, Park.
Italiänisch / Ruta. Frantzösisch / Rue, Rue de jardin. Spanisch / Ruda. Englisch
/ Rue. Dänisch / Rude. Niderländisch / Ruyte / wynruyte.
Gestale.
Theodorus Tabernaemontanus hat in dem ersten theil der 4. section in dem 32. und
nachfolgenden Capittlen die Geschlecht der Rauten gar natürlich in Leutscher
Sprach vor anderen beschrieben / also daß ich hoffe mir nicht für übel werde
außgedeutet werden / wenn ich in beschreibung der Rauten bißweilen seinen
Fußstapffen nachfolge.
Die gemeine zahme oder Weinrauten / ist mehr ein art einer Stauden von wegen
jhren holtzichten stengeln / und wurtzeln / als ein Garten-kraut; dieweil sie
aber gemeiniglich von jederman under die Gartenkräuter gerechnet wird / lassen
wir es auch hierbey verbleiben. Hat an einem blat viel kleiner / runder,
länglichter blätter / als wen̅sie sonderlich von einander
getheilet wären / die vergleichen sich etlicher massen den Linsenblättlein / sie
tragen schwartzgelbe schöne [275] und
gestirnte Blümlein / die sind auch wie das Kraut eines starcken Geruchs / nach
verwelckung derselbigen aber werden darauß offt vier- und auch bißweilen
fünffeckichte Schöttlein oder häußlein / den Knollenmötzlein ähnlich / darin
findet man ein kleinen schwartzen Samen / deren jeder gestaltet ist / wie ein
kleines nierlein / inwendig voll weisses Marcks / darauß die jungen
Rautenstöcklein wachsen / wiewol man sie viel besser von zweigen pflantzen kan.
Die Stengel der Rauten und auch der wurtzel sind holtzicht / und inwendig gelb
wie das Buchsbäumenholtz.
Die Weinrauten änderet sich an den blättern / denn die gemeine hat grössere und
breitere blätte / einer grawlichten farb / wird von etlichen Weinrauten-mänlein
genant: die andere bringet kleinere / schmälere und schwärtzere blätter / man
nennet sie Weinrauten-weiblein / und haltet sie für krässtiger. Es haben die
Alten sonderlichen fleiß angewendet / die Rauten in den Gärten wegen jhrer
grossen krafft zu pflantzen / dadurch alles schädlich Vngezieffer und gifftige
Thier abzutreiben / wie denn solches noch heutiges tages fleissige Gärtner im
gebrauch haben / welche die Rauten neben die Salbey setzen / die gifftigen
Krotten / als liebhaber der Salbey / hinweg zu vertreiben. Es liebet die Rauten
ein dürzen und heissen grund / und kan kein kalt / feucht / und fettes Erdreich
leiden / derowegen so man dieselbige säen oder pflantzen will / muß man den
boden wol mit Aschen / oder gestossenem Ziegelmähl vermischen / so wächst sie
schön. Man soll auch die Rauten im Winter allwegen mit Aschen beschütten /
dieweil sie mit jhrer natürlichen wärme die Rauten vor der frost und kälte
verhütet. Man zielet die Rauten auff zweyerley weiß / erstlich von dem Samen /
und denn auch von den abgerissenen ästlein oder zweiglein. Den Samen säet man im
Hornung / Mertzen / Augst- und Herbstmonat: jedoch wächst sie viel bälder und
besser / so man die abgerissenen zweiglein pflantzet.
Die jungen stöcklein / die man im Augstoder Herbstmonat gezielet hat / muß man
den künfftigen Frühling in ein mageren und dürren grund versetzen / und
dieselbige mit Aschen und Ziegelmehl einsetzen / doch nicht so tieff / sonder
hoch / damit das wasser und die feuchte nicht darzu sincken / sonder ablauffen
könne. Wenn es heiß und dürr wetter ist / soll man sie mit wasser sprützen / sie
wächst aber wol besser / so man sie mit saltzwasser begiesset. Sonst hat die
Rauten ein wunderliche Art an jhr / den̅ wenn ein Weib / deren jhr
monatliche Blum fleußt / dieselbige anrührt / verdirbet sie / derowegen sollen
die Weiber / wenn sie jhre monatliche Reinigung haben / sich der Rauten nicht
nähern. Es kan auch die Raut nicht leiden / daß man sie mit eysen berühre / denn
sie gern davon verdorret. Sonst mag sie sich viel Jahr der kälte erwehren / so
sie gegen dem Winter mit Aschen beschüttet wird. Etliche bedecken sie mit stroh
/ sie vor der Winterfrost zu bewahren. So man aber schöne und wolriechende
Rauten haben will / soll man sie under ein Feigenbaum in schatten pflantzen /
dadurch sie / wie Dioscorides bezeuget / bequemer und besser zu essen ist. Es
soll auch die Raute / so also gepflantzet / schöner wachsen / sintemahl der
Feigenbaum und dieses Gewächs ein angeborne liebe zusam̅en tragen.
Die Rauten-staube / so man jhrer wol pfleget / bleibt viel Jahr beständig / also
daß sie mit der zeit zu einem Baum wird / daher Flavius Josephus lib. 7. cap.
22. schreibt / daß in der Statt Macherantis / von des Königs Herodis zeiten an /
in seinem Pallast ein überauß grosser Rautenstock gestanden seye / welcher auch
ein jeden Feigenbaum in seiner dicke und höhe übertroffen. Man muß sie aber
nimmermehr blühen lassen / sondern ehe sie zu blühen anfahet / die obersten
gipflein abbrechen / denn wenn sie blühet / dürzet sie desto eher. Ein solche
Rauten in der grösse eines Baums / hat Johannes Schroederus bey Hr. Philip
Leutwein in Franckfurt gesehen / wie er solches lib. 4. Pharmacop. Med. Chym.
Class. 1 berichtet. Herren Camerario sind auch Rautenstöck fürkommen / die viel
höher als ein Mann gewesen / aber der Stam̅ ware nicht so dick. D.
Casparus Bauhinus in Prodrom. Theatri Botan. lib. 9. sect. 3. vermeldet / daß
die Weinrauten in den Gärten offt drey oder mehr elen hoch wachse / ja er habe
in dem Fürstlichen Würtenbergischen Lustgarten zu Stutgard sie einem Baum
ähnlich angetroffen.
Ligenschafft.
Die Rauten ist warm und trocken biß in den dritten grad. Hat in jhrem safft viel
flüchtig / saurlich-miltes saltz / neben zimlichen ölichten theilen verborgen /
und daher die Tugend allem Gifft zu widerstehen / vor der Pestilenß / und
dergleichen gifftigen Kranckheiten zu bewahren / das Gesicht zu schärffen / den
Magen zu stärcken / das Hertz zu erfrischen / den Samenfluß zu stillen / die
Geilheit zu vertreiben / und die wind zu vertheilen. Das Kraut soll mit den
Blumen gesamlet / und im schatten zu der Artzney auffgetrucknet werden. Der
Samen aber muß man im Herbstmonat / wenn er zeitig ist / auffheben.
Gebrauch.
So man in der Speiß etliche blättlein (Dunckelheit der
Augen.) Rauten gebraucht / benimt es die dunck elheit der Augen / und
erläuteret das Gesicht / derowegen sie nicht unbillich von den Bildschnitzeren /
Mahlern und denen / so ein scharf Gesicht haben müssen / in der Kost genutzt
wird / daher etliche / die ein blödes Gesiche haben / 20. tag nacheinander alle
tag etliche Rautenblättlein essen / sonderlich nach dem Gebrauch einer
Hauptpurgation / und befinden treffenliche besserung davon / welches Theod.
Tabernaemontanus selbst erfahren hat / darumb die Schola Salernitana cap. 61.
spricht.
Nobilis est Ruta, quia lumina reddit acuta, Auxilio rutae Vir quippe videbit
acutè: Ruta comesta recens oculos caligine purgat.
Der Rauten Tugend ist die Augen heiter machen /
Durch hülff der Rauten sicht der Mensch die schärffsten sachen /
|| [276]
Die Raul frisch ab dem stock verschlungen und gekäut /
Die reinigt das Gesicht von aller dunckelheit.
(Artzney wider das Gifft.) Es wird heutiges Tages
von der Weinrauten ein köstliche Artzney wider alles Gift bereitet / welche vor
alten Zeiten der König Mithridates in stetigem brauch gehabt / sich wider alles
Gifft damit zu bewahren. Plinius lib. 23. natur. Histor. cap. 9. berichtet: daß
Pompejus in des Königs Mithridatis Artzneybuch mit seiner eigenen hand
verzeichnet / nach seinem Todsolche gefunden habe / die wird also bereitet. Nim
20. Rautenblätlein / die gereinigten kernen von zwey Baum nüssen / Saltz so viel
man mit zween fingern fasset / und zwey Feigen: Stosse diese stück in einem
Mörser zusam̅en / daß es wie eine Latwerg oder Muß werde / und
isse davon Morgens nüchter / es wird dir denselbigen Tag kein Gifft schaden.
(Gifit / pest.) Diese Artzney wird nicht allein
wider das Gifft / sondern auch die Pestilentz höchlich gepriesen / und das nicht
unbillich / dieweil sie durch den täglichen gebrauch sehr gut ist erfunden /
derowegen dem gemeinen Mann solche obbeschriebene Mithridatische Lattwerg
billich solle gerahten werden / daß er jhme diese in Sterbensläuffen trewlich
lasse anbefohlen seyn / sie kostet nicht viel / und kan von einem jeden
leichtlich bereitet werden: man richtet mit ihren mehr auß / als mit dem
falschen Theriack der Landfahrern / welchen man auch heutiges tags in freyen
Reichs- und anderen Stätten / ohn allen schew Centner-weiß / und Fässer-voll
verkaufft / damit Land und Leuth schandlich betrogen / und umb das Leben
gebracht werden / welches ob es schon den hohen Obrigkeiten angezeigt wird / wil
doch niemand nach der alten Klag Herren Theodori Tabernaemontani, diesen
Schelmen-betrug abschaffen helffen.
(Pest.) Weinrauten Morgens nüchter mit ein wenig
Saltz oder gesaltzenem Butter / auff einem schnittlein Brot geessen / ist ein
gute vorbewahrung wider die Pest. Aber dieses Mittel sollen die schwangeren
Weiber nicht gebrauchen / denn es treibet die Leibsfrucht ab.
(Würm.) Drey Rautenblättlein mit einem
Knoblauch-zincken Morgens nüchter geessen / tödet die Würm.
(schädlichkeit des trancks.) Rauten in das Tranck
gelegt nimt jhme alle schädlichkeit / daher die Schola Salernitana cap. 20.
spricht:
Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. Salbey und Rauten vermengt mit Wein /
Lassen dir den Trunck nicht schädlich seyn.
(Pest.) Ein ander nutzliches praeservativum, oder
Bewahrungs-mittel wider die Pest: Nim Rautenblätter 2. loth / Feigen ein halb
loth / Weckholderbeer anderthalb loth / welsche Nuß ein loth / Rosen- und
Rauten-essig jedes 2. loth / stoß alles durch einander / und nimme einer halben
Nuß groß darvon Morgens nüchter / ehe du in den Lufft gehest. Dieses mittel ist
allhier zu Basel An. 1668. wider die Pest von den gemeinen Leuthen mit
sonderlichem Nutzen gebraucht worden.
Welche hitziger Natur sind / sollen sich der Rauten enthalten / den̅ sie jhnen Hauptweh verursachet.
(Grimmen bey alten Leuten / von kälte und
winden.) Wider das grimmen alter Leuthen von kälte und vielen wilden. Nim
Rautenblätter / Wermuth / Tausendgulden-kraut / Chamillenblumen / Majoran jedes
ein handvoll / Aenis und Fenchel-samen jedes ein halb loth: siede es in Wasser /
sichte es / nimme darvon 14. loth / zerlasse darinn Rosmarin-honig 6. loth /
Rosen- und Chamillenöl jedes 3. loth / gib es dem Krancken / wie man ein
Clystier zu sich nemmen soll.
(Bett harnen.) Weinrauten zu pulver gestossen /
und den dritten theil eines quintleins schwer mit Wein vor dem Schlaff genom̅en / ist denen nutzlich / so zu Nacht in das Bett harnen.
(Ungenant wurm am finger.) Weinrauten gestossen
und mit Theriac vermischt / zu einem pflaster gemacht / heilet den Ungenanten
oder Wurm am Finger.
(Gichter der kinder.) Weinrauten den Kindern
under das häuptlein gelegt / b???wahret sie vor den Gichtern.
(Ohnmachten.) Rautenblätter in Weinessig
zerrieben / und für die Nasen gehalten / wehret den Ohnmachten.
Dieweil die Rauten keine gifftige Thier???idet / solle ma sie in den Gärten
allenthalben pflantzen / denn so bald ein vergifftes Thier den Rauten-geruch
empfindet / fleucht es davon.
(Veraifftiges Ungezieffer auß den Gärten zu
vertreiben.) Es schreibt Arnoldus Villanovanus, daß er bey einem Derren zu
Neapoli gewesen seye / welcher einen schönen Lustgarten gehabt / darinn den
gantzen Tag viel Schlangen und andere gifftige Thier sich auffgehalten / als nun
der Herr befohlen / daß man an vielen orten des Gartens Rauten pflantzen solte /
und dieselbige anfieng zu grünen / seye alles vergifftiges Vngeziefer hinweg
kommen / und fürterhin nicht mehr darinn gesehen worden.
(Katzen un̅ Märder von den hüner- und
taubhäusern zuvertreiben. Schaffsterbend. ???) So man Rauten in die
Hüner- und Taubhäuser hänget / sollen davon die Katzen und Märder vertrieben
werden.
Wenn ein Sterbend under die Schaff kom̅et / soll man den
Schaffstall alle Morgen und Abend mit dürrer Rauten wol beräuchern / bewahret
die Schaff vor vergifftung.
(Fell der Augen bey den Pferden.) Wenn ein Pferd
ein fell in einem Aug überkompt / stosse Rauten zu einem pulver / und blase es
dem Gaul in das Aug. Andere nemmen geläuterten Weinrauten- und Fenchelsafft
jedes ein halb loth / die Gall von einem Hahn ein quintlein schwer / vermischen
es und streichen davon dem Pferd in die Augenwinckel.
(Made̅ und Würm in offenen schäden der
Pferden.) Vor Maden und Würm in offenen schäden der Pferden: Nim̅ Rauten / Kleckraut / Sophienkraut / Pfersingbaum-blätter Wermuth
/ Baldrian / Odermenig jedes ein hand voll / siede solches in Wein / wasche die
schäden darmit / netze tüchlein auch darinn / und lege sie in die Schäden.
Wenn die Wisel mit der Schlangen kämpffen will / stärket sie sich mit Rauten / so
kan jhren die Schlang kein Gift zufügen.
(Blödes gesicht / unkeuschheit / zittern der
Händen.) Das destillierte Rautenwasser löffelweiß gebraucht / stärcket
insonderheit das blöde Gesicht / und widerstrebet der Unkeuschheit: die Händ mit
disem Wasser gewaschen / und [277] von ihm
selber lassen trucken werden / ist gut für das zittern.
(Blödes und dunckeles gesicht.) Das blöde und
dunckele Gesicht zu stärcken: Nim Weinrauten / Eisenkraut / Fenchel /
Schellkraut / rothe Rosen / eines so viel als des anderen nach deinem gefallen /
stosse alles frisch durch einander / und destillier es / darvon thue täglich
etliche tröpflein in beyde Augen / denn es erkläret und schärffet das Gesicht
gar wol: Daher die Schola Salernitana cap. 79. spricht:
Foeniculus, Verbena, Rosa, Chelidonia, Ruta,
Subveniunt Oculis dira caligine pressis,
Ex istis aqua fit, quae Lumina reddit acuta.
Der Fenchel und das Eisenkraut /
Die Ros / das Schelkrant und die Raut /
Sind dienstlich dem Gesicht /
Das Dunckelheit anficht:
Hierauß ein Wasser zubereit /
Das bring??? den Augen Heiterkeit.
(Pest / oder Mehlbruhlein.) In der Pest-zeit soll
man Morgens nüchter in einem Habermuß-süpplein oder Mehl-brühen ein halben
löffel voll Rauten-eßig einnemmen / deßgleichen ehe man außgehet / die Schläff
und Naßlöchlein mit diesem Eßig anstreichen. Allhier zu Basel ist dieses Mittel
bey obgemeldter Pest-zeit auch viel gebraucht / und gut befunden worden.
(Blödes dunckeles und verfinstertes gesicht /
wassersucht.) Das Rauten-saltz hat eine gute Krafft das blöde /
dunckele und verfinsterte Gesicht zu erklären und zu schärffen / dienet auch
wider die Wassersucht / so man auff einmahl ein halben serupel in weissem Wein
einnimbt.
(Kaltes grimmen / Mutterschmertz.) Das in den
Apothecken zubereitete Rauten-öl erwärmet und zertheilet / wird nutzlich wider
das kalte grimmen und die Mutter-schmertzen gebraucht / so man den Bauch und
underen Leib damit warmlicht anschmiret. (Kocht
Rautenöl.) Es gibt aber dieser Rauten-öleren zweyerley / das eine wird
gekocht / das andere destilliert. Das gekochte macht man also: Nim̅ der frisch-grünen safftigen / zerhackt- und zerstossenen Rauten 3. pfund /
beytze sie drey Tag lang in drey pfund gantz klaren und lauteren Baumöls /
hernach koche es / biß das Oel nicht mehr spritzt und rauscht / so es auff die
glut geworffen wird / alsdann seige es durch ein tuch / und behalte es auff.
(Destilliert Rautenöl.) Das destillierte Rauter-öl
aber wird also bereitet: Nim̅ der Gipffeln von Rauten / darinnen
der Samen fast zur Zeitigung gerathen / so viel du willt / zerschneide sie klein
/ thue sie in einen kupffernen oder zinnernen Kolben / giesse frisch
Brunn-wasser darüber / setze einen Helm darauff / lege ein Glaß für / und
destilliere also das Wasser davon / so wird das Oel mit dem Wasser übergehen /
und sich entweder durch Baumwolle / oder durch das Separier-glaß von (Rautenbalsam.) dem Wasser leicht sönderen lassen.
Von diesem destillierten Oel vermischt man etliche tropffen mit weissem Wachs /
und einem weissen Schmaltz / oder mit Muscatnuß-öl / so durch zugegossenen
Branntenwein von seinem geruch befreyet worden; und gibt also den Rauten-balsam
ab / welcher auff den Scheitel / an die Schläff / und under die Nasen gestrichen
/ gute Würckung thut / zu Bewahrung vor der Pest / zu Vertreibung (Ohnmacht mutterwehe / gicht fallende Seuche.) der
Ohnmachten / Mutterwehe / Gichter und fallende Sucht / bey Alten und Jungen. Man
mag ihn auch wol über das Genick / und den Ruckgrad offt salben.
Vermischt man das Rauten-öl mit Muscatnuß- und Wermuht-öl / und salbt den (Grim̅en / leibwehe.) Bauch /
sonderlich umb den Nabel herumb offt warm damit / so vertreibt es das grimmen
und Leib-schmertzen.
Das destillierte Rauten-wasser wird gerühmt (Blöd
Gesicht / Augenflecken.) zu erhaltung des Gesichts / zu vertreibung
der Augen-flecken und dunckelheit des Gesichts / man kan es zu solchem, zweck
under die Augen-wasser vermischen.
(Rauten-Essig in Pestzeit gut.) Einen köstlichen
Rauten-eßig in Pest-zeit zu gebrauchen / kan man auff folgende weiß machen:
Nim̅ Rauten / Bibernellen / Betonien / Baumnuß /
Weckholder-beer / Knoblauch / jeder gattung nach belieben / zerhacke alles ein
wenig under einander / und gieß des besten klaren Wein-eßigs genug darüber / laß
es also etliche Wochen an der Sonnen / oder sonst einem warmen ort stehen /
hernach sichte den Eßig / und behalte ihne wol auff / von solchem Eßig kan man
ein (Ansteckende Seuch.) Löffel-voll zum
höchsten übers mahl in Mehlbrey oder Habermuß zur zeit ansteckender Seuchen offt
einnehmen.
Rauten mit Wachholderbeer verstossen / hernach mit Brosam brots vermischt / mit
warmem Eßig und Saltz angesprengt / und zwischen leinenem tuch auff die Stirnen
/ (Hauptschmertzen.) Puls und Fußsolen gebunden
/ stillet den Schmertzen des Haupts / und löschet die Hitzen in den gifftigen
Fieberen.
Die Rauten-wurtzel entweder allein / oder mit Scabiosen- und Baldrian-wurtzel
vermischt / in ein roth seiden Säcklein gebunden / (Augenschmertzen. Augenröthe / und entzündung) und an den Hals
gehenckt / soll die Schmertzen und Entzündungen der Augen vertreiben / ja in den
Pocken der Kinderen die Augen vor den Blatern und anderen Ungelegenheiten
bewahren.
Der auß frischer Rauten außgetruckte (Hals vor Pocken
un̅ Kindsblateren bewahren.) Safft offt gegurgelt /
verhütet / daß in den Pocken oder Durchschlechten der Hals von Blattern inwendig
nicht angegriffen wird.
Die Rauten wird auch sonderlich wider die Geilheit / stäte auch wol schmertzliche
(Geilheit / Samenfluß.) Auffregung deß
Männlichen Glieds / wider den Samenfluß / oder überfluß desselben gerühmet: Zu
welchem end sonderlich folgendes Pulver köstlich erfunden worden: Nim̅ der gedörrten Blättern von Fischmüntz / Schaffmüllen-samen /
Rauten-samen / Agstein / Krebsstein-pulver jed. 1. quintlein / Zucker ein halb
loth / zerstosse alles zu reinem Pulver undereinander / von welchem man biß auff
40. 50. in 60. gran auff einmahl täglich / oder Nachts umb schlaffens-zeit
einnehmen kan.
Der Rauren-honig wird sonderlich zu Clystieren gebraucht / bey denen Persohnen /
welche mit Gichteren beladen / oder Haupt- und Schlag-flüß zu besorgen haben.
Der Rauten-zucker / welcher gleich dem (Gifft / geile
Lust / Schlagflüß Gicht fallende Sucht.) Rosen-zucker gemacht wird /
offt Messerspitz-weiß genommen / dienet nicht nur wider alles Gifft / sondern
vertreibet auch alle geile Lust / bewahret vor Schlag-flüssen / Gichtern und
fallender Sucht. So habe
|| [278]
ich auch in der fallenden Sucht folgende Latwerg gut befunden: Nem̅t Wachholdermuß 4. loth / Rauten-zucker 2. loth / deß auß frischer Haußwurtzen
außgepreßten Saffts 1. loth / Alkermes mit Ambra 1. quintlein / Zucker-candel
ein halb loth / mischt alles wohl undereinander / und laßt den Pattenten alle 6.
stund ein paar Messer-spitz-voll nehmen.
Wilde Rauren. Ruta sylvestris.
Namen.
WIlde Rauten oder Berg-rauten heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Ruta sylvestris, Ruta montana. Italiänisch /
Ruta salvatica. Frantzösisch / Rue sauvage. Spanisch / Ruda salvage. Englisch /
Wilde rue / mountaine rue. Niderländisch / wilde ruyte.
Geschlecht und Gestalt.
Die grössere wilde Raute oder Berg-raute / Ruta sylvestris major, C. B. J. B.
montana, Ger. hat an der gestalt keinen underscheid von der zahmen / außgenommen
daß die Blätter schmäler und zarter / am geschmack bitterer und schärffer / am
geruch aber unlieblicher sind / auch so starck / daß sie durch dreyfache
Handschuh dringen / und wenn einer darnach das Angesicht mit den Händen reibet /
macht es eine Entzündung: ja sie ist an etlichen orten so scharff / daß ein
Gärtner in Schottland / als er den gantzen Tag Rauten abgeschnitten / an den
Händen und unter dem Gesicht den Rothlauff gar starck davon bekommen hatte.
Noch ein kleinere Art der wilden Rauten wächst in der Frantzösische̅ Provintz und in Langendock in grosser mänge von sich selbst. Ruta sylvestris
minor, C. B. J. B. Peganium Narbonensium, Lob. Ist ein Kraut / so mit viel tieff
und dicht eingeschnittenen Blätteren über der Erden herkriechet / und eines sehr
scharffen unlieblichen geruchs ist. Hat ein lange / weisse / holtzichte und offt
Fingers dicke Wurtzel / darauß bißweilen zwey oder drey Stengel / welche sich
hernach in drey oder vier Aestlein außbreiten / herfürschiesten. Die Blume ist
wie an der gemeinen zahmen Rauten / bleich-gelb / aber etwas kleiner / darauff
folgen die viereckichten Samen-kästlein / in denen ein kleiner / schwartzer /
scharffer Samen ligt. Wächst in denen sonst unfruchtbaren Aeckeren durchgehends
in Langendock. Blühet in dem Brach- und Hew-monat. Der Same zeitiget im
Augstmonat.
Eigenschafft.
Die wilde Raute hat ingleichem ein flüchtig scharffes saltz mit zimblichem
balsamischem Oel bey sich / und dannender einerley Tugend und Eigenschafft mit
der zahmen Rauten.
Gebrauch.
Die wilde Rauten soll man nicht in der Speiß nutzen / denn sie gar zu hitzig ist.
Dioscorides Lib. 3. Cap. 49. vermeldet / daß sie tödtlich seye / so man deren
viel in der Speiß gebrauche: Die wilde Rauten / so in Macedonia bey dem Fluß
Haliacmone wächst / soll alle / die davon essen / alsobald umbbringen.
Hermel-raute. Harmala.
Namen.
HErmel-raute oder Türckische Raute heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Peganium sylvestre, Ruta sylvestris
flore magno albo, C. B. Galatica, Harmala, Moly Cappadocicum, Ruta Turcica.
Italiänisch / Ruta salvatica seconda. Spanisch / Gamarsa, Cogombrillo amargo.
Englisch / Hermelrue. Niderländisch / Haermelruyte.
Gestalt.
Die Hermel-rante hak eine dicke / lange und schwartzlichte Wultzel / die ist mit
vielen Ne [279] len Neben-wurtzeln
behängt / von deren wachsen herfür vier oder fünff Stengel / die werden selten,
über ein Spannenlang / welche mit tieff zerschnittenen Blättern / der Bergrauten
gleich / zerspalten / sind doch länger und schmäler als dieselbige / eines
starcken geruchs. An den Gipffeln der Stengeln kommen weisse Blumen von fünff
Blättern / wenn die abfallen und verschen / folgen hernach drey-eckichte
Häuptlern oder Köpflein / die sind grösser als die Köpflein der Weinrauten / mit
scharffen / subtilen / haarichten Blättlein überzogen / darinnen ligt der Samen
verschlossen / der ist dreyeckicht / von Farben braun-roth / eines bitteren
geschmacks / wie auch das gantze Kraut.
Man zielet sie bey uns in den Lust-gärten / muß aber den Winter über wohl
verwahret werden. Sie wächst von sich selbst in Cappadocia und Galatia.
Matthiolus hat sie von D. Guilielmo Quacelbeno, auß Constantinopel empfangen.
Aber Theodor. Tabernae-montanus hat sie erstlich zu Brüssel bey Johanne Boysoto
gesehen / welcher ihm von dem Samen mitgetheilet hat. Carolus Clusius Libr. 2.
Stirp. Hispan. Histor. Cap. 69. & Lib. 5. Rarior. Plantar. Histor. Cap.
35. schreibet / man finde die Hermel-raute in grosser mänge in Castella nova,
umb Madrit und Quadalajara / da er sie nicht allein im Sommer / sondern auch in
dem Wintermonat mit Blumen und Samen geschen habe. Bellonius Lib. 2. Observat.
Cap. 21. vermeldet / die Hermel-raute wachse in sandichten Orten / umb
Alexandria in Egypten / und daß die Araber / Egyptier und Türcken sie viel
gebrauchen: denn dieser Aberglaube ist bey ihnen eingewurtzelt / wenn sie sich
alle Tag mit der Hermel-rauten beräuchern / müssen dadurch die bösen Geister von
ihnen weichen.
In dem Medicinischen Garten zu Leiden wird auch eine Art der wilden Rauten
gepflantzet / welche der nächst vorhergehenden in allem fast ähnlich /
außgenommen / daß ihre Blühte vier-blättig / und mit vielen gelben zäserlein
gezieret ist. Morison nennet sie auff Lateinisch / Rutam Chalepensem tenuifoliam
florum petalis Villis scatentibus.
Eigenschafft.
Die Hermel-raute hat gleiche Eigenschafft mit den vorigen Geschlechten.
CAPUT CLIX.
Geiß-raute. Ruta capraria.
Namen.
GEiß-raute heißt Lateinisch / Ruta capraria, Galega, Herba Galeni, Ruta gallica.
Italiänisch / Castracane, Galega, Herba nesa, Capragma, Lavanese. Galega, Herba
nesa, Capragma, Lavanese. Spanisch / Gallegua. Englisch / Italian fiech / goates
rue. Dänisch / Bucke-vicker / suine-vicker. Niderländisch / Geyte ruyte / Galeg.
Die Geiß-raute wird in Hoch-teutscher Sprach Fleckenkraut genennt / dieweil sie
wider die Flecken-fieber dienlich ist.
Gestalt.
Die Geiß-raute hat ein weisse / holtz- und
Geiß-raut. Ruta capraria.
zasichte Wurtzel / fingers dick / bleibt unversehrt drey Jahr im Erdreich stehen
/ schlägt alle Jahr wider von der wurtzel auß / gewinnet etliche stengel /
anderthalb elen hoch / die sind mit fetten länglichten blättern von unden an biß
oben auß bekleidet / je neun oder zehen / auch bißweilen minder und mehr an
einem stiel / auff beyden seiten / die vergleichen sich den blättern der
purpur-blawen Vogels-wicken. Am obern theil der stengeln erscheinen bleiche /
purpur-blawe / ährichte / und bißweilen gantz weisse Blumen in dem Hewmonat /
die sind den Blumen der obgemeldten Vogels-wicken so gleich / daß man diese
beyde Kräuter kaum von einander underscheiden kan / und ist der unterscheid
allein darinn zuvermercken / daß die Vogelswicken Gäbelein haben / damit sie
sich in den Hecken und anderen Neben-gewächsen anhängen / deren die Geißraute
mangelt. Nach den Blumen folgen kleine / lange / unebene schötlein / darinn ist
der Samen verschlossen / dem Samen des Griechischen Hews ähnlich / außgenommen
daß er länglichter und kleiner ist. Dieses Kraut wächst gern in fetten und
feuchten Orten / an den Gestaden der Bächen und Wasserflüssen. Wird in grosser
mänge in Piemont und die Haupt-Statt Turin auff der ebne gefunden. Es wird auch
von wegen seiner fürtrefflichen Tugend in die Luft-gärten gezielet / darinnen es
drey Jahr beständig beharret / aber in dem vierdten Jahr verdirbet die wurtzel
und das kraut mit einander.
Eigenschafft.
Geiß-rauten hat keinen Geschmack noch Geruch / jedoch steckt ein
alkalisch-irdisches miltes saltz darinn verborgen dadurch sie die kräfften hat
alles Gifft in und ausser dem Leib zu töden.
|| [280]
Gebrauch.
(Gifft / Pest.) Es ist die Geiß-rauten eine sehr
gute Artzney wider alles Gifft / und sonderlich die Pest / denn in
Sterbens-läuffen viel Menschen sind bewahret worden / die dieses kraut in Speiß
und Tranck genutzet / die zarten blättlein mit andren kräutern im Salat geessen
oder sonsten mit müßlein / oder bey dem Fleisch / und anderer Speiß eingenommen
haben.
Camerarius berichtet / daß die Theriackskrämer und Zahnbrecher in Italien / wenn
sie von den vergifften Vipern und Brandschlangen beschädiget worden / sich mehr
auf dieses kraut / als auff jhren eigenen Theriack verlassen. Er schreibet auch
in Horto, medico pag. 63. So man dises kraut den Hüneren zu essen gebe / legen
sie viel Eyer.
(Pestilentzische Fieber.) Das destillierte
Geißraut-wasser wird sehr gelobet wider Pestilentzischen Fieber / man kan davon
nach belieben dem Krancken drey oder 4. Löffel voll zu trincken geben / oder
solches mit anderen sachen vermischen.
CAPUT CLX.
Geißlee. Cytisus.
Beißklee heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cytisus. Italiänisch / Citiso. Englisch / Milcke / trefoile /
schrub-trefoile.
Gestalt.
I. Der rechte wahre Geißklee / Cytisus hirsutus, I. B. Cytisus foliis subruffa
lanugine hirsutis, C. B. Ist eine Staud in der grösse des Myrthen-bäumleins /
bringt an einem jeden stiel drey beyderseits haarige blätter / wie der Klee. Die
sind grau-weiß / und mitten am rucken erhaben; So man diese blätter zwischen ten
fingeren zerzeibt / geben sie einen Rauten-geruch; wenn man sie käwet / sind sie
am Geschmack / wie die frischen Zisererbsen Er trägt an den gipseln der ästlein
viel grosse / auß haarigen langen kelchlein herfürgehende goldgelbe Blumen /
darauß werden krum̅e mit langen haaren über zogene Schoten / in
welchen der Same ist. Die Geissen lecken diese Staud und Blätter / dahero sie
auch den namen bekom̅en. Welches der wegen des Kriegs hoch
bekümmerte Moeliboeus bey dem Virgilio Ecclog. 1. bestätiget:
- - - Non me pascente capellae
Florentem Cytisum & Salices carpetis amaras.
Ich wird die junge Geiß / mit wollust auff den Heiden /
Mit Geißklee in der blüth und weiden nicht mehr weiden.
Es gibt sonsten auch noch mehr Geschlecht deß Geißklees / als da sind:
II. Der Oesterreichische / mit grawen blättern / goldgelben Blumen begabte /
Geißklee / Cytisus incanus folio oblongo Austriacus, C. B. Cytisus Clusii
Pannonicus alter foliis omnino incanis, I. B. Cytisus V. Clus. Histor.
III. Der grosse haarige Geißklee / Cytisus hirsutus major foliis pinnatis, C. B.
Cytisisecundi altera species Pannonica Clusio, hirsuta valdè, I. B.
IV. Der grawe Geißklee mit gelben blümlein / und langen Schoten / Cytisus incanus
siliquâ longiore, C. B. Cytisus montis Calcaris, I. B.
V. Der grawe Spanische Geißklee / dessen mittleres blatt länger / Cytisus incanus
folio medio longiore, C. B. Cytisus 3. Hispanicus cum brevi pediculo, I. B.
Cytisus incanus Hispanicus sive 6. Clus. Park.
VI. Der nidrige haarige Geißklee / Cytisus supinus, foliis incanâ lanugine
infernè pubescentibus, C. B. Austriacus sive 7. Clus. Park. Cytis. 3. Clusii
Pannonica sparsis ramis. I. B.
VII. Der nidrige Geißklee mit haarigen Schoten / Cytisus supinus foliis infernè,
& siliquis molli hirsutie pubescentibus, C. B Cytisus Pannonicus sive
septimi species altera Clusii, Park. Cytisi tertii Pannonici terria species
Clusio supinis ramis, J. B. wächst in den Oestereichischen und Hungarischen
Wälderen / und blühet im May.
VIII. Der nidrige wilde Geißklee mit gelben blümlein / so neben dem ursprung des
blättern auß den stengeln wachsen; Cytisus supinus sylvestris Ratisponensis
floribus luteis ad exortum foliorum prodeuntibus, Hort. Altdorff.
IX. Ein Geißklee mit kleinen blättern / und haarigen ästlein / Cytisus minoribus
foliis, ramulis renellis, villosis, C. B. Cytisus Hispanicus I. Clus. folio
virescente, J. B. blühet im Brachmonat.
X. Ein Geißklee mit schmalen blättern / rauchen Schoten / Cytisus foliis
angustis, incanis, quasi complicatis, C. B. Cytisus Hispanicus Clusii secundus,
J. B.
XI. Ein glatter schwartzlichter Geißklee / mit gelben wolriechenden blümlein /
Cytisus glaber nigricans, C. B. Cytisus Gesneri, cui flores ferè spicati, I. B.
wächst in Oesterreich und Steyrmarck.
XII. Ein glatter / grüner Geißklee / mit [281] grossen blättern / Cytisus glaber viridis, C. B. Cytisus glaber siliquâ
angustâ, J. B.
XIII. Ein glatter Geißklee mit breiten Schoten / Cytisus glaber siliquâ latâ, J.
B. Glaber, foliis subrotundis, pediculis brevissimis, C. B. wächst an den
Meerhügeln bey Salerno.
XIV. Ein Geißklee mit glatten blättern und haarigen Schoten / Cytisus foliolis
glabris, siliquis Ornithopodii hirsutis, C. B. Pseudocytisus Hispanicus Bauhini,
Park. wächst in Hispanien.
XV. Ein haariger Geißklee mit einer Purpurfarb- und gelber Blumen / Cytisus
hirsutus flore purpurascente, C. B.
XVI. Ein Geißklee mit zerkerfften blättern / und röthlichten Blumen / Cytisus
serratifolius seu glaber Dioscoridis, Laugerio flore rubro, Hort. Alidorff.
XVII. Ein grawer Geißklee mit gebogenen Schoten / Cytisus incanus siliquis
falcatis, C. B. Cytisus siliquâ incurvâ, solio candicante, I. B. wächst umb
Neapoli herumb.
Eigenschafft.
Der Geißklee ist temperirter Natur / und hat einen nitrosischen / viel Nahrung
gebenden / balsamischen safft bey sich; daher die Eigenschafft viel Nahrung dem
Geblüt / und Milch den Säugenden zu geben.
Gebrauch.
Der Geißklee ist dem Vieh dienlich / macht es fett / und bringt jhnen viel Milch.
Welches auch Virgilius Ecclog. IX. beken̅et:
Sic cytiso pastae distentent ubera vaccae.
(Schwi???sucht. Mangel der milch bey den
säugamen.) Solche Milch aber ist den Schwindsüchtigen sehr dienlich. Die
Säugamen / welche wenig Milch haben / sollen den Geißklee in Wasser sieden / und
davon trincken.
CAPUT CLXI.
Gemeiner Sener. Sena vulgaris, sive Italica foliis obrusis, C. B.
Alexandrinischer Sener. Sena Alexandrina, sive foliis acutis, C. B.
Namen.
SEnet heißt Lateinisch / Sena. Italiänisch / Sena. Frantzösisch / Sene. Spanisch
/ Sena. Niderländisch / Sene.
Gestalt.
Der Italiänische Senet ist in Teutschland wol bekant / und wird in etlichen
Gärten gezielet. Sonst bringt man jhne überflüssig auß Italien und Franckreich.
Der allerbeste wird auß Egypten von Alexandria / und auß Syrien gebracht. Hat
blätter nahe wie Süßholtz / derer stehen gemeiniglich acht an einem stiel /
beyderseits vier / sind dick / fett / am Geschmack wie die Bonen. Der stengel
steigt elen hoch mit weichen und schwanken neben-zweigen. Die Blumen erscheinen
goldgelb mit purpurbraunen äderlein durchzogen / darauß werden krumme gebogene
Schötlein / gestaltet wie ein halber Mond. Der Same in diesen Schötlein ist
grau-schwartz und hart / den Kernen der Weinbeern so gar gleich / daß man in dem
ersten Anblick eines für den anderen kaum erkennen mag: doch sind diese
Sener-kernen breiter. Auch hangen gemeldte Schötlein an den Zweigen an kleinen
zarten stielen / derohalben wenn sie zeitig sind / werden sie vom Wind
leichtlich verschwendet. Die wurtzel ist zart und schwach. Das gantze gewächs
kann den Winter-frost nicht erleiden / derhalben muß man es im Mäy säen / so man
es aber eher säet / verdirbt es leichtlich / denn es die Frost nicht ertragen
kan.
Die Alexandrinischen Senet-blätter werden für die besten gehalten / sind ablang /
spitzig / und kleiner als an der Italiänischen Senet.
|| [282]
Eigenschaffr.
Der Senet hat ein etzendes miltes saltz / mit vielen mucilaginosisch /
schleimichten theilen in sich. Es werden aber allein die von jhren stiele in (so
durch jhre anhaltende krafft Wind und Grim̅en in dem Leib
erwecken) wol gesäuberte blätter / ohne die Schoten gebraucht / und wegen jhrer
milt-purgierenden krafft tätlich bey jungen und alten zu nutz gezogen. Nach der
alten meinung sind sie warm im anderen / und trucken im ersten grad.
Gebrauch.
Die Senet-blätter haben das gröste Lob unter allen purgierenden Artzneyen /
dieweil sie sicherlich von allen Menschen / ja auch (Grob verbrandte melancholisch Geblüt / Gall. verstopffung der innerliche̅ Glieder / Leber und Miltzes.) von den schwangeren
Weibern / können gebraucht werben. Sie reinigen das grobe verbrandie
melancholische Geblüth / führen auß die Gall / eröffnen die verstopffung der
innerlichen Gliedern / insonderheit der Leber und deß Miltzes / wenn ein
dienliches Laxiersäcklem darauß gemacht wird.
Welcher zu den verstopffungen deß Leibs geneigt ist / der gebrauche nachfolgendes
(Verstopffung des Leibs.) Mittel. Nim
außerlesene Senet-blätter zwey loth / praeparirten Weinstein ein halb loch /
Anis 1. quintlein / binde alles in ein Säcklein / schütte darüber ein halb
quartal frischer Brunnenwassers / und so viel weissen Wein / lege darzu ein
vierling süsser Quetschen / lasse es bey einem Feuerlein langsam sieden / biß
schier der dritte theil eingesotten / alßdann nimme es vom Feuer / thue darzu 2.
loth Zucker / und ein halb quintlein geftossenen Zimmet. Von diesen Quetschen
nim̅ 4. oder 5. und so viel Löffel voll Brühe / ein stund vor
dem Mittagessen. Solche Artzney wird nutzlich in den Baden- und Saurbrun̅en-Curen gebraucht / dadurch den Leib in öffnung zu erhalten.
Es ist aber ins gemein bey dem gebrauch der Senet zu beobachten / daß man
allezeit zubereiteten Weinstein / oder dessen saltz mit den Blätteren vermischen
soll / als dadurch sonderlich verhinderet wird / daß das schleimicht-scharffe
saltz der Senet sich an die gedärme in̅erlich nicht anhencke / und
dadurch schmertzliches Grimmen erwecke. Man soll auch allwegen die frischen von
den stielen wohl erlesenen blätter außwehlen.
In dem pulver kan man die blätter von 30. biß 60. gran eingeben / aber mit
Weinstein vermischt; und mit Zimmet / Ingwer / Aniß / Fenchel-samen / oder
Galangenwurtzel corrigiert.
Das Extract und die Tinctur von den Senet-blättern / ist zimlich schwach an
kräften / dahero sie auch wenig gebraucht werden.
(Laxier-Roseinlin / oder Zwetschgen.) Es werden
aber sehr nutzliche Laxier-Roseinlein auff folgende weiß bereitet. Nemt 8. loth
außerlesene Alexandrinische Senetblätter / guten Zimmet / Ingwer jedes 80. gran
/ praeparierten Weinstein 1. quintlein Endivien-wasser zwey und ein halb pfund /
zerhackt und mischt alles under einander / laßts 8. stund in der stille stehen;
demnach kocht es / und truckts durch ein tuch / mit dem gekochten safft
vermischt annoch 8. loth weissen Zucker / und kleine wolgewaschene Roseinlein /
oder saubere von steinen erledigte Zwetschgen ein pfund / kochts noch ein wenig
/ biß es recht ist / alßdann faßt solche Artzney in gläserne Geschirr auff. Man
kan davon biß auff ein und ein halb loth oder gar 2. loth einem starcken
Menschen eingeben; laxiert sehr gelind und wohl.
Die Senet-blätter werden sonsten annoch zu vielen compositionen gebraucht / als
zu dem Diacydonio solutivo, Electuario de Sena Nicolai, Electuario de Psyllio
Montagnanae, Confectione Hameck, Electuario lenitivo è Tamarindis, Electuario
diacatholico, Syrupo Zibebarum, Syrupo de Rhabarb. solut. Syrupo Laxativ. de
Mannâ, Syrupo rosar. solut. compos. cum Rhab. Agar. & Sena, und anderen
mehr.
CAPUT CLXII.
Schafflinsen. Colutea Vesicaria.
Namen.
SChafflinsen oder welsche Linsen heißt Griechisch / [Greek
words] Lateinisch / Colutea. Italiänisch / Colutea. Frantzösisch /
Baguenaudier, Baguenaude. Spanisch / Espantalobos. Niderländisch / Lombaertsche
Linsen / Seneboom. Enqlisch / Bastard Sena. In Schweitzerland nennet man sie
Verbrühte Küchle.
Gestalt.
Die Schafflinsen / Colutea vesicaria, C. B. J. B. ist ein Bäumlein höher als ein
Mann / gleichet mit dem Stamm und Holtz dem Ginst / daran stehen die blätter an
stielen / an jedem stiel gemeiniglich 6. paar / und an der spitze deß stiels ein
blättlein / sind allerdings den Senet-blältern gleich / doch ein wenig zarter.
Bringt auch gelbe Blumen wie der [283] Schafflinsen mit Scorpiono-schötlein. Colutea scorpioides.
Senet / darauß en springen Schötlein eines Daummens dick und lang / oben auf
gespitzt / sind erstlich grünlich-braun / so sie aber volkommenlich zeitig /
werden sie weißlicht und gantz auffqeblasen / also daß sie mit einem hellen
Knall oder Thon platzen / wenn man sie in den händen zerknitscht. In diser
Hülsen findet man kleinen / harten / runden Samen gestaltet wie die Linsen / am
Geschmack bitter. Etliche wollen die Senet für die Schaflinsen außdeuten / aber
dieses ist nicht ein geringer Irrthumb / denn die Schafflinsen ist ein Baum /
der da viel Jahr bestehet / und am Geschmack bitter. Dargegen ist die Genet ein
Kraut / das währet kaum etliche Monat / und vergehet bald derohalben muß man es
alle Jahr im Mäyen widerum̅ vom Samen erjüngen / auch hat es keine
bitterkeit: über das so hat die Schafflinsen auffgeblasene strotzende hülsen /
inwendig mit kleinen runden samen / wie die Linsen; hingegen sind die Schoten an
der Senet krum̅ / und geboten / wie ein halber Mond / nicht
auffgeblasen / und haben samen / wie die Weinkörner. Wächst viel von sich selbst
in Franckreich. In Teutschland zielet man sie in die Gärten / wie sie denn auch
in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / und sonsten hin und wider
anzutreffen ist.
Diese Schafflinsen haben auch eine Tugend zu purgieren / aber gar zu schwach /
daher sie in der Artzney nicht gebraucht werden.
Die Schafflinsen mit Scorpions-kraut schötlein / kommet an jhren Blätteren und
Blumen mit der vorigen überein; das stäudlein ist auch holtzicht aber rahner.
Die schötlein vergleichen sich denen an dem Scorpionkraut. Die wurtzel ist
Burbäumig / süßlicht mit einer vermischten bitterkeit / und unlieblichem
Geschmack; man findet es in den Wälderen / Bergen und an dem Ufer der Flüssen /
sie wird groß und kleiner / beyde wachsen viel umb Wien in Oesterreich.
Hr. Dr. Hermannus, fürnehmer Botanices Prosessor zu Leiden / gedenckt in dem
Horto Lugd. Batav. einer Zeilanischen Schaffelinsen / Colutea Zeilanica argentea
tota; welche mit dicken / rund-weißlichten / haarigen / immergrünenden blättern
/ so einen scharffen / bittern / widerwilligen Geschmack haben / beneben mit
gelben Blumen begabet. Wächst häuffig in der Insul Zeilan under denen an dem
Meer gelegenen Dornsträuchen / sc.
In des berühmten Breynii Cent. 1. plant. Exot. sind auch etliche gattungen der
Schafflinsen auffge zeichnet / deren eine ist die Aethiopische mit purpurfarben
Blumen / Colutea AEthyopica flore purpureo. Die andere ist die nidrige
Schafflinsen auß Syrien mit blauen Blumen; Colutea humilis vesicaria Syriaca
flore coeruleo.
CAPUT CLXIII.
I. Baumbonett. Anagyris foetida, C. B.
Namen.
BAumbonen oder Stinckender Baum / heißt Griechisch / [Greek words] Lateinisch / Anagyris, Laburnum. Italiänisch /
Anagiri, Eghelo, Avorello Franstzösisch / Bois puant. Englisch / Beane trifolii.
Geschlecht.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht des stinckenden Baums fürgestellt.
Der erste wächst in grosser mänge in Apulia und Cumpania, auff der Strassen
zwischen der Statt Terracina und Fundum, wie auch in Steilien / Franckreich und
Hispanien. Ist ein zimlicher langer Baum / trägt länglichte / spitzige /
sattgrüne / und weiche blätter / je drey an einem stiel / wie der Wiesen-klee:
bringt in dem Mäy und Brachmonat gold-gelbe Blumen / die hangen herab-werts /
wie lange Putzen / daranß werden Schoten wie in den Feigbonen / darinn ligt
glatter blauner oder bleicher samen, an Gestalt
|| [284]
II. Baumbonen. II. Anagyris foetida altera rotundo folio, C. B.
stalt den Faseln / an der grösse den Bonen gleich. Der gantze Baum hat einen
starcken / stinckenden Geruch. Wenn die Geissen auß Hungers-noth in Candten von
den Blättern des stinckenden Baums essen / und alßdann die Menschen von dieses
Milch trincken / oder sich des davon gemachten Käß bedienen / werden sie ob- und
nidsich also starck purgiert / daß sie dardurch öffters in grosse Lebens-gefahr
kommen / wie solches Johannes Bauhinus Tomo II. Histor. plantar. univers. lib.
II. cap. 3. berichtet.
Der andere oder kleine stinckende Baum / wächst viel umb die Statt Trient /
sonderlich in den Gebürgen des Thals Ananiae, und in anderen Orten Italiens /
hat nicht einen solchen bösen Geruch / aber gleichwol drey rundere / breitere
blätter an einem stiel / wie der erste. Blühet im Mäyen und Brachmonat ist auff
den Bergen lustig anzuschen / denn er hat auch gold-gelbe Blumen / aber die
Putzen sind länger. Darauff folgen Schötlein wie an der Ginst / darinnen ist der
samen beschlossen / groß als die Wicken / länglicht wie Faseln / von Farben
schwartzlicht. Wenn die Bauren oder Hirten auß Unfürsichtigkeit diese Frucht
essen / erbrechen sie sich so hefftig / daß sie bißweilen Blut speyen. Der
Stam̅ ist sehr hart / außwendig gelblicht / inwendig schwartz
/ wie das Frantzosenholtz Guajacum: ja es ist so fest / daß es auch die Schneide
oder Spitze an den scharffen Eisen stumpff machet: weilen dieses Holtz so hart
ist / machet man gute wehrhaffte Pfähl darauß in die Weingärten / und starcke
Bogen zu den Armbrüsten. Die breit- und schmal-blätterichte Baumbonen wird auch
im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen.
III. Neben diesen zweyen gattungen hat es auch noch andere Geschlecht / als da
ist die nicht stinckende Baumbon / deren eine gattung groß / die andere klein
ist / Anagyris non foetida major, vel Alpina: item non foetens minor, C. B.
Laburnum arbor trifolia, Anagyridi similis J. B. Anagyris non foetida sive
Laburnum majus; item minus, Park. Ist ein mittelmässig Bäumlein / hat viel auß
einem knoden herfürgehende dreyblatt / welche unden haarig / und bleich-grün /
oben glatt / und sattgrün / hangen an einem haarigen dünnen runden stiel: neben
den blättern / sonderlich an dem aussern theil der zweigen / komt auch die blüht
auß langen / runden / dünnen / grawhaarigen bändlein herfür / ist gelb und mit
vier ungleichen blättlein bekleidet: wächst auff den Bergen bey Genff / und auff
den Savoyischen Alpen. Die kleinere gatrung hat alle theil kleiner / und
scheinet ein geschlecht mit der grösseren zu seyn / aber an einem mageren ort
stehen.
IV. Jacobus Breynius gedenckt in Prod. einer Mauritanischen stachlichten Baumbon
mit weissen Blumen / und nennet sie Laburnum spinosum Mauritanicum fol.
Glycirrhizae, flore albo.
In der Artzney werden dise Kräuter nicht gebraucht.
CAPUT CLXIV.
Balsam baum. Arbor Balsamifera Peruviana.
Natiten
BAlsam-baum heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Balsamum. Frantzösisch / L’arbre de Beaume. Englisch / Balsamtree.
Niderländisch / Balsamboom.
|| [285]
Geschlecht und Gestalt.
Der Balsambaum hat etliche Geschlecht / deren
I. Ist der wahre Balsambaum / Balsamum verum, I. B. Balsamum Syriacum rutae
folio, C. B. Balsamum genuinum antiquorum, Park. Balsamum orientale. Dieses ist
ein kleines Bäumlein / mit wenig blättern / so denen an der Rauten oder
Mastixbaum gleich / und immerdar grünen. Sein holtz ist gummoß / oder hartzicht
/ außwendig rothlicht / mit langen / geraden dünnen / gum̅osischen
/ wolriechenden ästlein / welche den fingeren / mit denen man sie anrühret /
starck ankleiden. Trägt weisse / kleine / wolriechende blümlein / denen auch ein
gelber / in schwartz-rothen hülsen eingeschlossener / wolriechender Samen
nachfolgt / darinnen ein Honig-dicker / gelber / bitter- und scharfflichter /
nach dem Opobalsamo riechender safft enthalten; in dem übrigen der figur und
grösse nach der Frucht deß Terbenthin-baums gleich. Wächst von sich selbsten in
Reich Arabien / von dannen es in Aegypten gebracht / und heut zu tag alda
gepflantzet wird.
Die verschiedenen theil dieses Gewächses geben auch verschiedene Balsam / wie
denn auß dem safft der Safftbalsam / Opobalsamun; Auß den ästen / der
Xylobalsamum, und auß der Frucht Carpobalsamum in den Orientalischen Ländern
bereitet wird.
Aegyptischer oder Syrischer Balsam / Balsamum, Balsamelaeum, Balsamum de Mecha.
Ist der auß den eingeschnittene̅ zweigen deß Balsam-baums in dem
Brach-Hew- und Augstmonat außtrieffende safft / man muß aber in dem Schnitt die
Rinde nicht gantz durchschneiden / damit nicht der safft inwendig zwischen das
Holtz und Rinden trieffe. Er fließt auch auß den zerschnittenen schößlein / oder
von sich selbsten auß den auffgesprungenen rissen der Rinde. Diser Balsamische
trübe Safft ist erstens an farb weiß / hernach wird er grün / drittens goldgelb
/ und endlich nach langer zeit trucknet er mehr ein / und wird dem Honig an der
farb und dicke gleich / hat auch einen sehr starcken Geruch / wie Terbenthin /
beneben einen bitteren / scharffen zusammenziehenden Geschmack. Wenn man jhn in
das warme wasser wirfft / so bleibt er wegen seiner leichtigkeit empor / und
zerlasset sich in dem oberen theil desselben geschwind / daß man jhne von dem
wasser nicht ohne grosse mühe scheiden kan. In dem erkalteten wasser aber
laufft- und ztehet er sich nach und nach wider zusammen / daß man jhne mit einem
pinsel oder rüthlein wol herauß ziehen mag / da er denn gantz Milchweiß ist.
Gießt man von diesem Safft in die Milch / so scheidet sie sich. Auf wollen Tuch
geschüttet / macht er keinen flecken / wordurch er denn von dem Oleo Zacconis
Pruni Hierichuntici, und Oleo ex Mauritania underscheiden wird. Je älter dieser
Safft ist / je mehr verliert er von seiner Tugend / und von seinem Geruch; und
wird so dick und klebicht wie Terbenthin. Ob ein solcher Balsam warhafft in
Europâ heut anzutreffen / zweiflen ihro viel / wenigstens kom̅t er
nicht unverfälscht in die Europaeischen Länder / zumahlen er nicht allzuhäuffig
in Orient zu bekommen / und dessentwegen bey selbigen Völckeren in solchem werth
gehalten wird / daß der Hertzog in Reich Arabien under anderen Geschencken
Jährlich drey biß 4. pfund dieses Balsams dem Türckischen Käyser übersendet.
Xylobalsamum, oder Balsamholtz / nennet man die abgeschnittenen fingers-dicken /
mit doppelter rinde bekleidete̅ schoß und zweig deß Balsam-baums /
darinnen annoch ein Balsamischer safft und krafft sich findet. Solche krafft
aber verlieret sich nach und nach / in dem aller darinn enthaltene safft
aufftrucknet. Dahero auch dieser Holtz-balsam / wenn er in frem???de Länder
geführet wird / allen geruch / safft und krafft bey nahem verlieret / und wenig
nutz ist.
Carpobaksamum, oder Balsamfrucht / ist die ???etrucknete Frucht und Samen deß
Balsam-baums / welche weilen sie ebenmässia safft und krafft / geschmack und
geruch verheret / in unseren Länderen nicht viel gefunden / viel weniger
gebraucht wird.
Eigenschafft.
In dem Safftbalsam findet sich ein recht gelindes Balsamisches öl / neben vielem
flüchtigen temperierten saltz: dannenher die Eigenschafft erwachst zu erdünneren
/ zu vertheisen / zu reinigen / zu heilen / zu eröffnen / schmertzen zu stillen
/ zu erwärmen / und den Magen zu stäncken.
Gebrauch.
(Wunden.) Es wird dieser Balsam für ein
Wunder-Artzney gehalten / in allen Wunden zu heilen / auch in den Wunden der
Sehn-adern und Gebeinen. Man kan jhne entweder allein / oder mit dem gelben von
Eyern vermischt / auff schleissen gemacht in die Wunden legen; da er denn nicht
nur die geringen geschwind heilet / sondern auch die harteren Wunden zur heilung
befürderet / alten zufluß verhütet / auch die in die Wunden fliessende säffte
vor der schädlichen etzenden (Faule / umb sich
fressende / Fisiulofische Geschwär.) scharffen säwre behütet / und in
dem übrigen alle in den Wunden sich ereigende säwre versüsset. Daher er auch die
faulen umb sich fressenden / fistulosischen Geschwär säuberet / reiniget / und
jhre heilung beschleuniget.
Welche von gifftigen und zornigen Thieren (Gifftige
Thierbiß.) gebissen worden / können von disem Balsam inwendig etliche
tag nach einander ein halb guintlein in brühen einnehmen / außwendig aber
denselben über die Wunden allezeit binden.
(Kalte Fieber / Husse / haußtflüß /) In den
langwürigen von kaltem schleim herrührenden Fieberen / wie auch in Husten / in
verstopffung der Monatlichen reinigung der Weibern / in Hauptflüssen / ist
dieser Balsam auch köstlich / so man täglich 20. biß 40. gran davon einnimmet.
(Ohrenwehe.) Dieser Balsam mit ein wenig
Baumwollen (Sausen und Klingen der Ohren.) in
die Ohren gethan / stillt den schmertzen deroselben / und veriheilet die Flüß /
davon das Ohrenklingen / sausen und brausen / ja das schwache Gehör selbsten
herrühret.
(Nierenschmertz / Mutterwehe.) Wenn man ihn über
die Lenden schmieret / so stillet er das Nieren- und Mutterwehe; salbet man den
Nabel / Bauch und [286] (Grim̅en / Ruhr.) Magen damit / so
stillet er das Grimmen / und Ruhren / stärcket den Magen und desselben Däwungen.
Peruanische Balsam.
(Peruanischer Balsam.) II. Das andere Geschlecht
ist der Indianische / oder Peruanische Balsam / Balsamum occidentale, Balsamum
ex Peru, I. B. Balsamum Indicum novum, Matth. Balsamum Peruvianum. Frantzösisch
/ Beaume d' Indie. Englisch / Indien Balsam. Nidelländisch / Indiaensche Balsam.
Der Baum / darauß dieser Balsam fließt / hat ein äschfarbe / fingers-dicke Rinde
/ mit einem dün̅en / minien-rothen häutlein überzogen / under
welchem ein gelber Safft / dessen die gantze Rinde voll ist / verborgen /
welcher so er alt / weit lieblicher riechet / als wenn er annoch frisch. In dem
Hornung und Mertzen / bey vollem Mond / fasset man den auß der verwundeten
Rinden fliessenden Safft in geschirrlein / welches denn eben der berühmte
Peruanische / weisse / wolriechende Balsam ist / und von den Indianeren
Cabureieica genennet wird / so da einen scharfflichten und etwas bitteren
Geschmack hat. Man hat zweyerley gattungen dieses Balsams / deren einer dünn und
weißlicht / und eden der setzund beschriebene / auß der Rinde̅
fliessende Balsam ist. Der ander aber ist dick / und wird auß den abschnitzleten
deß Stam̅es und der Aesten mit wasser außgekocht ist
purpur-schwartzlicht an farb / und nicht wolriechend. Dieser wird auch von
etlichen Xylobalsamum geheissen. Der erstere ist der beste; der andere muß wol
außgelesen werden / da man denn diesen für besser hält / welcher mehr roth als
schwartz / an gutem geruch dem besten Storax nichts nachgibt / und auff die
Gluth geworffen / einen lieblichen rauch und geruch von sich gibt. Der schwartze
/ gantz dicke / übelriechende soll hingegen verworffen werden.
Eigenschafft.
Der Peruanische Balsam hat viel flüchtig ???emperiertes saltz in seinem häuffigen
ölicht-balsamischen Safft verborgen / und hiemit die Eigenschafft zu erwärmen /
zu weichen / zu vertheilen / das Haupt / Nerven / Magen und Mutter zu stärcken;
kalte flüß zu verzehren / schmertzen zu stillen / und alle Wunden zu heilen.
Gebrauch.
Etliche tropffen von dem Peruanischen Balsam Morgens nüchtern in brühen offt
(Engbrüstigkeit / Brustfluß / Schlagflüß / grimmen
/ Wind.) eingenommen / vertreibt den kurtzen Athem / verzehret die
zähen flüß und schleim auff der Brust / erwärmet / und stärcket den Magen /
bewahret vor Schlag- und Haupt-flüssen / stillet das Grimme / vertheilet die
Wind / und eröffnet die verstopffung der Gekrößaderen / heilet innerliche
Geschwär / sonderlich in der Lungen; erwärmt die erkaltete Mutter / und macht
fruchtbar / reiniget die Nieren / und treibt den Schleim und Sand darauß.
Außwendig kan er mit allen Wundbalsamen / Salben und Pflastern sehr nutzlich
(Wunden der Nerven) vermischt / und zu allen
/ so wol Fleisch-als Nerven-wunden gebraucht werden. Sonderlich (und Spanadern.) stärckt er / auch gantz allein /
die verwundeten Nerven und Spannadern.
(Köstlicher Schlagbalsam.) Einen überauß
köstlichen Fürstl. Schlagbalsam bereite also. Nim außgepreßt Muscatnuß-öl 3.
loth / destilliert Rosenholtz-öl 1. quintlein / destilliert Lavandel-Roßmarin-
und Mayoran-öl jedes ein halb quint. destilliert Zimmet- und Nägelein-öl jedes
20. tropffen / destilliert Agstein- und Rautenöl jedes 5. tropffen / destilliert
Benzoin-öl ein tropffen / Zibeth / Peruanischen Balsam jedes 1. quintlein /
Ambra / Orientalischen Bisam jedes ein halb quint. Ruß von verbranntem Agstein /
so viel dessen nöthig die schwartze farb zu geben. Mischt und rühret alles nach
der Kunst auff das sauberste in einem gläsernen Mörsel durcheinander / (Hauptflüsse.) und haltet solchen Balsam in
beinernen Büchsen wol auff. Von welchem an die (Hertzensschwachheit / Ohumacht / Gicht / Schlaffsucht.) Schläff / den
Scheitel und under die Nasen gestrichen vor Flüssen bewahret / dieselben
vertheilet / das Gehirn / Hertz / und Lebensgeister erquicker und die Ohnmachten
/ Gichter und Schlaffuchten vertreibet.
Wolriechende köstliche Rauchkertzlein in (Wolriechende
Wachskertzlein.) Fürstlichen Zimmern zu gebrauchen. Nim der leichsten
Kohlen von Lindenholtz 16. loth / Benzoin / Storax jedes ein halb loch /
Peruanischen Balsam ein und ein halb quintl. Tacamahacae-Gummi außerlesen / deß
feinsten Ladani jedes 45. gran. Orientalischen Bisam / und Ambra jedes in
Rosengeist verlassen 12. gran / Zibeth / destilliert Thymianöl jedes 6. gran.
Mischt alles in einem steinernen Mörsel mit Tragant-schleim zu einem Teig under
einander / darauß formieret kleine Kertzlein / laßt sie im schatten wol
trucknen. Solche Kertzlein bißwellen angezündet / riechen wol / stärcken das
Gehirn und Gedächtnuß / und sind sehr lieblich zu gebrauchen.
(Schwacher kalter Magen. Leibwehe / Grim̅en.) Wenn man diesen Balsam mit Muscatnuß- und Wermuth-öl vermische
/ den Magen täglich ein paar mahl damit schmieret / so stärcket er denselben /
macht ein gute Däuung / stillet das Grimmen der Därmen / und vertheilet die
Wind.
(Glieberschmertz.) Dieser Balsam in
Wachholder-brantenwein zerlassen / und die von kalten Flüssen herrührende
Glieder-schmertzen damit offt warm gesalbet / zertheilet die Flüsse / erwärmet
auch / und vertreibet die Lamheit der Gliederen.
Mit dem Extract der Wallwurtzen / und (Beinbrüch.) dem Pulver Sarcocollae vermischt / gibt eine köstliche Salbe
ab zu heilung der gebrochenen Beinen.
Wenn man diesen Balsam durch die Retorten (Destillation
des Balsams.) destilliert / so wird erstlich ein geistreich Wasser /
demnach ein lauteres geistreiches öl / welches wie Zuckerkandel zusam̅en rin̅t / drittens bey stärckerem Fewr ein gelbes
dickeres öl herauß kom̅en / in der Retorten aber verbleibt ein
schwartze materi gleich dem Geigenhartz.
Balsam auß Tolu.
III. Das dritte Geschlecht ist der Balsam auß Tolu, Balsamum Tolutanum, foliis
Ceratiae similibus quod candidum est, J. B. Also nennet man den Balsamischen /
rothen / [287] dicken / klebichten / lieblich
süssen / nach Limonien oder Veyelräben riechenden Safft / welcher auß der
verwundten Rinde eines / unseren niedrigen Fichtenbäumen sich vergleichenden
Baums / außfließt. Und ist an Eigenschafft und Tugend dem Peruanischen Balsam
gleich / wild aber zu uns nicht gebracht.
Copaiba Balsam.
IV. Das vierte Geschlecht ist der Copaiba Balsam / Copaiba, Pison. &
Marggr. Arbor Balsamifera Brasiliensis fructu manospermo, J. B. Dieser Baum ist
sehr groß / mit rothem holtz / hat ablang-runde blätter / etwan vier biß fünff
finger lang / und zwey biß drithalb breit; Sein mittelmässige Blum ist
fünffblättig / die Frucht aber ein ablangrunde schoten / so groß als ein finger
/ braun / haltet einen kern in der grösse einer Haselnuß / welcher mit einem
schwartzen häutlein umbzogen / und ein ungeschmacktes Fleisch hat. Er wächst in
der Insul Maranhou sehr häuffig. Auß der in dem vollen Mond verwundten Rinde
fließt der Balsamische safft so starck / daß man offt in wenig stunden biß auff
zehen pfund desselben samlen kan. Wen̅ aber wider verhoffen nichts
fliessete / so vermachen sie die Wunden mit Wachs / lassens ein paar wochen
anstehen / heben das Wachs alßdann weg / so rinnet der Safft schon wider starck.
Eigenschafft.
Diser unlieblich riechende Balsam hat ein flüchtig saurlichten milten Geist /
neben vielen ölicht-balsamischen theilen bey sich / und daher die Eigenschafft
zu reinigen / zu erweichen / und zu heilen / die schärffe der feuchtigkeiten in
den Wunden in sich zu schlucken / säuberet die Nieren und Samengefässe / und
heilet die innerliche versehrung deroselben.
Gebrauch.
(Frische Wunden geschwind zu heilen.) Es ist nicht
lang / daß dieser Balsam in unseren Landen zu nutz gezogen worden. In frischen
Wunden gleich wider zu heilen ist er zumahlen ein herrliches mittel / denn er
durch seine / den Nerven und Membranen unschädliche / Tugend den zufluß aller
säffteren und feuchtigkeite̅ in die Wunden verhinderet / und also
die heilung wacker beschleuniget. Ist demnach den Juden bey der Beschneidung zur
Heilung deß verwundten Glieds ein sehr werthes mittel / weilen es das bluten der
Wunden zugleich stillet.
Fünff biß 6. tropffen dieses Balsams alle Morgen und Abend in Brühen eingenommen
/ (Versehrte Aederlein der Same̅gefässen.
Gifftiger Samenfluß. Harnstrenge.) kan die von scharffem Samen
eröffneten äderlein nach und nach wider heilen / und hiemit den Venerischen
schmertzhafften gifftigen Samenfluß stillen. Beneben ist es ein gutes Mittel zu
stillung der Harnstrenge / wenn dieser Balsam in dem gesottenen Peterlin-wasser
eingenommen wird.
In dem übrigen hat er gleiche Kräfften mit dem Opobalsamo, und dem Peruanischen
Balsam.
CAPUT CLXV.
Serapinsaffr. Segapenum.
Namen.
SErapinsaffl oder Serapen-Gummi heißt Griechisch / [Greek
words]. Latenisch / Sagapenum. Italiänisch / Sagapeno. Spanisch /
Serapino.
Gestalt.
Serapinsafft ist ein Gum̅i eines Krauts / von dem Geschlecht der
Garten-kräutern / welches nach dem Bericht Dioscoridis, in der Landschafft
Medien wächst. Der beste ist rein / klar / außwendig roth-gelb / inwendig weiß /
am Geschmack scharff-bitter / am Geruch sehr starck.
Eigenschafft.
Serapinsafft hat einen saurlicht-flüchtigen saltzgeist / mit vielen ölichten
theilen bey sich / und also die Natur und Eigenschafft zu erweichen / zu
vertheilen / zu zeitigen / die verstopffung der Leber / Gekröses / und der
Mutter zu eröffnen / und den Leib zu purgieren.
Gebrauch.
Serapinsafft ist den Schwangeren Frawen hoch-schädlich / denn er tödet die
Leibsfrucht / und treibt die monatliche reinigung.
Serapin-gummi wird auch under die Pflaster gemischet / welche wacker ziehen /
oder auch vertheilen sollen. Wie es denn zu dem Emplastro Diachylo cum Gumm.
Vigonis, Emplastro nervino, Eiusdem, Emplastro styptico Crollii, Emplastro è
Mucilaginibus, Emplastro magnetico Angeli Salae, und anderen mehr genommen wird.
Die auß dem Serapin- und Ammoniac-Gum̅i (Schleim des Magens / verstopffung deß Gekröß / faulfleisches / Lebern /
Miltz / und Mutter.) zubereiteten Pilulein haben treffliche würckung
den zähen schleim deß Magens und der Därmen auß zuführen / die verstopffung des
Gekröses / Faulfleisches / Lebern / Miltz / und Mutter zu eröffnen / und also
die Monatliche Reinigung zu beförderen.
CAPUT CLXVI.
Eiforbiumsafft. Euphorbium.
Namen.
EIforbium / auff Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Euphorbium. Malabarisch / Schadida-Calli.
|| [288]
Gestalt.
Euphorbium ist eine Staud / offt biß zwey Manns-hoch auffwachsend / mit einer
dicken / gerad in die Erde hinunder gehenden / und faßlen auff die seiten
schickenden wurtzel. Sein einfach auffsteigender Stam̅ ist mit
einer dicken außwendig braun-grünen Rinde umbgeben / under welcher ein weiche
safflige / weisse materi an statt des holtzes ligt, darauß so wol als auß der
verwundten Rinde ein Milchsafft häuffig fliesset. Hat wenig blätter / und zwar
drey an einem kurtzen / dicken / flachen stiel; und auch drey von einem stiel
hangende Blumen / mit fünff dicken / festen / scharffen / bleichgrüngelben
blättern gezieret. Die Frucht ist flach / grün-weiß / auch etwas röthlicht /
eines zusam̅en-ziehenden Geschmacks / wächst in vielen Provintzien
Asiae.
Auß der verwundten Rinde nun wird der scharff-etzende Milchsafft / in schläuche /
oder gläser gesamlet / hernach durch das kochen zu einem dicken weißlichten
safft gemacht / und also in ledernen schläuchen in frembde Länder verschicket.
Er wird aber offt mit der Sarcocollâ und anderen Gummi verfälschet. Für ein
andere art deß Euphorbii haltet man den in kleinen durchscheinenden gelben
kügelein sich findende̅ safft / welches aber anders nichts als
voriger erdickerte / und zu solchen kügelein formierte safft zu seyn scheinet.
Der beste ist lauter / durchscheinend / weiß und gelblicht / scharff-etzend und
brennend.
Eigenschafft.
Euphorbium-safft hat ein flüchtig sehr scharff-etzendes / mit einigen
schwefel-theilen vergesellschafftes / und daher auch brennendes saltz / darumb
es billich under die hefftigst purgierenden Artzney-mittel gezehlet ist / ja gar
inwendig nicht soll gebrauchet werden.
Gebrauch.
Otwolen solcher safft ein gifftig etzende Natur hat / so sind doch etliche
Bauren-starcke Mägen anzutreffen / welche denselben auff 4. 6. biß 10. gran /
mit 12. biß 15. gran Weinstein- oder Wermuth-saltzes / und Zimmet oder Muscatnuß
vermischt erdulden / und dadurch von vielen schleimigen feuchtigkeiten pur
gieret werden können.
Besser aber wird dieser Safft außwendig gebraucht / wie denn desselben öl mit
anderen Nerven-ölen vermischet / und über die (Schlaffsucht / kalte flüsse / lam̅e Glieder.) Scheitel
/ Genick / Ruckgrad / und Gelencke geschmieret / die Schlaffsucht vertreiben /
kalte Flüß vertheilen / und die lammen Glieder wider zu recht bringen kan.
Das Pulver von dem Euphorbio ist von (Faule Bein.)
den erfahrenen Wund-ärtzten sehr köstlich in säuberung der faulen angeloffenen
Beinen erfunden worden / denn so man es trocken über die Gebein strewet / so
wird alle in dem Bein sitzende corrosivische säwre dadurch auffgeschlucket /
verzehret / und hiemit der Natur zeit gegeben / das faule von dem guten
außzustossen. Man kan solch Pulver entweder allein gebrauchen / oder mit
florentinischer Veyelwurtzen / und Osterlucey-wurtzel vermischen; oder auch mit
Brantenwein solch Pulver anfeuchten / und auff das schwartze faule Bein legen.
(Verwundte Sehnader.) Wenn in dem Aderlassen /
oder sonsten in einer Wunden ein Sehn-ader oder Nerven gestochen worden / ist
kein besser mittel / als folgendes Pflaster gleich übergeschlagen / welches den
Schmertzen stillen / Geschwulst vertheilen / oder verhinderen / ja den Schaden
wider bald heilen wird. Nim ein loth Terbenthin / mische ein wenig gelb Wachs
samt 20. gran des pulvers Euphorbii darunder / streichs auff tuch / und lege es
über.
CAPUT CLXVII.
Teuffels-dreck. Asa foetida.
Namen.
TEuffels-dreck heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Laser Medicum foetidum, Asa foetida. Englisch / Devilsdung.
Niderländisch / Duyvels-dreck.
Gestalt.
Teuffels-dreck ist ein Gummi oder safft des Baums Laseris oder Sylphii, welcher
in Medien / Lybien und Syrien wächst / oder vielmehr nach Jacobi Bontii bericht
einer in Persien zwischen den Stätten Lara und Gamaron wachsenden Bachweiden
(Salicis aquaticae,) und auß dero verwundten wurtzel und den stengeln herauß
fleußt / hernach trucknet / und zu zähen / braunen Gummi-knollen wird. Den Namen
Teuffels-dreck hat dieser Safft wegen seines abschewlichen bösen Gestancks
überkommen: der beste riechet etwas nach Knoblauch / und hat einen bitteren /
scharffen / beissenden Geschmack.
Eigenschafft.
Dieses Gum̅i hat ein unreinen / hartzichten / subtilen schwefel /
neben einem flüchtigen / saurlichten saltz-geist bey sich / dahero einige Tugend
zu erdünneren / zu ertheilen / auffzulösen / zu heilen / und Mutterwehe zu
vertreiben.
Gebrauch.
Es ist dieses Gummi bey den Indianischen Völckeren / heutiges Tages in grossem
Gebrauch / nicht allein in der Artzney / sondern auch in der Speiß / dieselbe
damit wolgeschmackt zu machen / und wiewol solches von wegen des übelriechenden
Geruchs scheint ungläublich seyn / so bezeuget doch Garzias ab Horto lib. 1.
Aromat. histor. cap. 3. daß solches gewiß / und die Indianischen Völcker einen
sonderlichen Lust darzu haben / und daß er auch selber solche Speisen versuchet
/ die er zimlich wolschmackend befunden / doch nicht so fast als sie die
Indianer lobten. Aber wir Teutschen wollen den Indianeren gern die Speisen mit
Teufelsdreck zubereitet überlassen / und uns mit lieblicheren Gerüchten
vergnügen.
D. Johan. Schroederus, weyland Statt-artzt zu Franckfurl / schreibet in seiner
Pharmac. medic. chym. lib. 4. class. 2. daß die / welche mit der fallenden Sucht
behafftet / so bald sie einen Rauch von dem Teuffels-dreck und Bocks-horn
empfinden / mit dem anstoß [289] dieser
leidigen Kranckheit angegriffen werden.
(Mutter, wehe.) Denen Weiberen aber / so mit
Mutterauffteigung zimlich geplaget sind / kan man solcken Dreck für die Nasen
offt halten / biß diese Mutterbangigkeiten fürüber.
Streicht man in dem Winter solch Gummi an die warmen öfen der Stuben / so wird
man vor unleidenlichem Gestanck in etlichen tagen das Zimmer nicht mehr bewohnen
können.
CAPUT CLXVIII.
Benzoin. Asa dulcis.
Namen.
BEnzoin / oder wolriechend Asand / heißt Lateinisch / Belzoinum officinarum, C.
B. Benivinum, Belzoinum, Benzoinum, Asa dulcis. Frantzösisch / du Benzoin.
Englisch / Benjamin.
Gestalt.
Benzoin / ist ein wolriechender Safft / der Baum auß welchem er fliesset / ist
hoch / die Blätter sind kleiner als an den Limonienbäumen / und auff einer
seiten weißlicht. Von wegen der Tigerthieren kan man nicht wol an diese Ort
kommen / wo er wächst. Man findet jhne in Sumatra / Siam / Cambodia und Java.
Es gibt aber dreyerley Geschlecht dieses Edlen Gummi / deren erstes ist wie
Mandlen gestaltet / wird auch Amygdaloides genennet / hat weisse flecken / und
wird bey nahem für das beste gehalten / komt auß Siam und Mirtaban. Das andere
ist etwas schwärtzer / komt auß Java und Sumatra / und wird wegen seinem
schlechten Geruch für das geringste und wolfeileste gehalten. Das dritte endlich
ist schwartz / aber dem Geruch nach das lieblichste / fließt in der Provintz
Sumatra auß den jungen Bäumlein / hat wegen so lieblichem Geruch den Namen
Benivi de Boninas davon getragen. Alle drey gattungen werden under einander
verkauft. Das beste aber ist dennoch durchscheinend / mit weissen körneren
vermenget / sehr lieblich riechend / und dem Weyrauch ähnlich. Es zerlaßt sich
allein in Brantenwein / Oeleren / wie auch in dem gelben von Eyeren.
Eigenschafft.
Dieses Gummi hat ein subtilen schwefel / neben etwas flüchtigem saltz bey sich /
darumb jhme die Eigenschafft zugeschrieben wird zu zertheilen / schleim
sonderlich der Brust auffzulösen / die Haut zu säuberen / und einen lieblichen
Geruch zu erwecken.
Gebrauch.
Inwendig wird dieses Gummi wenig gebraucht / jedoch werden die Blumen oder
Flores, und das Magisterium auff etliche gran schwer mit anderen sachen
vermischt / in alten (Husten / Lungengeschwär.)
Husten / Lungen-geschwären und dergleichen bißweilen mit nutzen innerlich
eingegeben.
Außwendig aber ist desselben Gebrauch vielfaltig / wie es denn zu allerhand
wolriechenden sachen gezogen wird. Als zum Exempel einen köstlichen Bisam-apffel
zu (Bisamapffel.) machen: Nim deß feinsten
Ladani 13. quintl. Benzoin 1. loth / Storax 3. quintl. geraspelt Rosenholtz ein
und ein halb quintl. Zimmet / Nägelein / Muscatnuß / Lavendelblümlein jedes ein
halb quintl. der besten Ambra / und Orientalischen Bisam / jedes in Rosengeist
verlassen 5. gran / Zibeth 2. gran / schwartz gebrant Helffenbein 1. quintlein /
oder so viel nöthig die schwartze farb zu geben. Mit Tragantschleim mache einen
Teig auß allem / rühre jhn eine zeitlang in dem steinernen Mörsel wol durch
einander / demnach mische annoch Zim̅et-öl / und destilliert
Rosenholtz-öl / jedes 3. tropffen darunder / und formiere auß solchem Teig
hernach kleine kugelen / welche durchstochen / und mit seiden an den halß
gehenckt / nicht nur einen lieblichen Geruch von sich geben / sondern auch die
Lebensgeister erfrischen / und die Gedächtnüß stärcken können.
(Wolriechende rauchkertzlein.) Wolriechende
Rauchkertzlein kan man auf folgende weiß bereiten. Nim Lindene Kohlen 12. loth /
Benzoin 6. loth / Storax dritthalb loth / außgepreßt Muscatnuß-öl ein loth /
Peruanischen Balsam ein halb loth / Ambra 40. gran / Zibeth und Orientalischen
Bisam jedes 20. gran / destilliert Zim̅et-Nägelein-Rosenholtz- und
Roßmarin-öl / jedes zehen tropffen. Mische alles mit Tragantschleim zu einem
Teig in einem steinernen Mörsel / und formiere darauß kleine kertzlein / davon
ein paar / im fall der noth / angezündet / das gantze Gemach mit lieblichem
Geruch anfüllen / und jugleich das Gehirn stärcken.
(Schön angesicht zu machen.) Sonderlich ist das
Benzoin-Gummi berühmt / die Flecken und Masse deß Angesichts zu vertreiben / die
Haut desselben klar / schön / und rein zu machen und zu erhalten. Zu dem ende
sind etliche Weibsbilder her / sieden offt ein Ey gantz hart / nehmen denn das
gelbe dar auß / werffen von disem Gummi in das weisse hinein / setzens in Keller
an einen feuchten ort / so zerlaßt sich das Gummi in einen lieblichen safft oder
wasser / mit welchem sie hernach das Angesicht überschmieren / und die schöne
Haut desselben damit erhalten / oder von allen unsauberkeiten reinigen.
Fürnemlich aber wird die so genante Jungfrawen Milch / damit sich nemlich die
(Jungfrauen milch.) Galanten Jungfrawen gern
zu waschen pflegen / auff folgende weiß auß diesem Gum̅i
zubereitet. Nim des besten Gummi-Benzoin / Storax jedes zwey und ein halb loth /
außerlesene Myrrhen / Peruanischen Balsam / jedes ein halb loth / Camffer 1.
quintl. Zim̅et / Nägelein jedes ein halb quintl. stoß alles under
einander / gieß in einem saubern glaß rectificiert- und tartarisirten
Brantenwein darüber / daß er drey oder vier finger über außgehe. Lasse es wol
vermacht in warmem Sand stehen / biß der Branten-wein gantz hoch roth gefärbt
ist / und die gum̅osische Materi besten theils zerlassen / hernach
seichte diese Blutrothe Tinctur durch fleißpapier / und behalte sie in sauberem
Glaß wol auff. Nim demnach Bonenblust-wasser / weiß Gilgen-wasser /
Froschleich-wasser / Rosen-wasser jedes 2. loth / der obbeschriebe [290] nen Tinctur 1. biß 2. quintl.
mische erstlich die destillierten wasser under einander; giesse hernach die
Tinctur darein / so wird ein schneeweisse Milch darauß / mit deren man offt das
Angesicht waschen kan; sie reiniget / säuberet / macht eine glatte / weisse
schöne Haut / und gibt einen guten Geruch von sich.
CAPUT CLXIX.
Gummi Gutta. Gutta Gamandra.
Namen.
GUmmi Gutta / Lateinisch / Gutta Gamandra, Gummi gutta, Gutta geman, Cattagauma,
vel Gemu, Gummi peruanum, Gutta cambodia, Succus Cambrici, Ghitta, Jemou.
Gestalt.
Dieses Gummi ist ein erharteter Milchsafft / auß einem bißher noch nicht wol
bekanten Indianischen Gewächs / fülleicht auß einer Indianischen Wolffs-milch /
Esulâ Indicâ Bontii. Wird auß der Sineseren Landschafft zu uns überbracht. Ist
gelblicht an der farb / sonderlich wenn er in wasser ein wenig angefeuchtet
wird. Daher auch die Mahler ein heiter gelbe farb davon machen.
Eigenschafft.
Dieser Safft oder Gum̅i hat ein vitriolisch / scharff etzendes
saltz / mit etwas schwefelichten theilen bey sich verborgen / und daher die
Eigenschafft über sich und under sich starck zu purgieren / wasser und schleim
außzuführen / auch innerliche verstopffungen auffzulösen.
Gebrauch.
(Gall / Unwillen / Bangigkeit / Magen-krucke̅.) Wer sich etwan starck erzürnet / daß jhme die Gall
in den Magen zusam̅en gerunnen / auch davon ein bittern Mund /
bangigkeit des Hertzens / auffstossen und unwillen / starckes trucken über den
Magen bekommen: oder wer sonsten durch schlechte (Schleim deß Magens.) däwung deß Magens ein häuffig zähen Schleim in
demselben gesamlet / und dadurch solche jetz erzehlte Zuständ neben einem
verlorenen appetit bekommen / der kan nach stärcke seines Magens 6. 7. biß 8.
oder 9. gran auff das höchste von diesem pulverisierten Gummi / mit 15. gran
praeparierten Weinsteins / und einem tropffen Aeniß-öls vermischt / morgens
frühe einnehmen / so wird er dadurch über sich und under sich wohl purgieret
werden. Den praeparierten Weinstein muß man damit vermischen / damit es sich
nicht allzuvest anhänge / und grossen Schmertzen und Grim̅en
erwecke.
Den jungen Knaben und schwangeren Weiberen / auch sonsten schwachen delicaten
Mägen muß man es nicht eingeben / weilen es leichtlich bey jhnen innerliche
Entzündungen erwecket.
(Wassersucht.) In der Wassersucht können 10. biß
12. gr. mit 20. oder 30. gran praeparierten Weinsteins / und Wecktholder saltzes
mehrmahlen zu abtreibung der Wasseren nutzlich eingegeben werden / wie denn
vielen hierdurch geholffen worden.
CAPUT CLXX.
Bdellium Gummi. Bdellium.
Namen.
BDellium Gum̅i / Griechisch / [Greek
words]. Latein / Bdellium, Belchon, Malathram, Maldacon, seu Madelcon.
Ist ein braunrother bitterlichter Gummi-safft / welcher keinen unlieblichen
Geruch hat / und sich leicht anzünden läßt. Fließt auß einem stachlichten /
sonst aber noch nicht bekanten hartzichten Baum in Medien / Arabien und
Ostindien. Für das beste haltet man / welches bitter / durchscheinend wenn mans
bricht / fett / so es gerieben wird; weich / daß leicht zerlassen wird /
bitterlicht / und eines nicht unlieblichen Geruchs.
Eigenschafft.
Dieses Gummi hat einen saurlicht-flüchtigen saltzgeist neben etwas ölichten
theile̅ bey sich / und daher die Eigenschafften zu erdünneren
/ zu erweichen / zu zertheilen / zu eröfnen / schweiß zu treiben / sand und
schleim auß den Nieren außzuführen / den starcken Fluß der Guldenen-aderen zu
stillen.
Gebrauch.
(Scharffe Brustflüß.) Welche mit starcken
scharffen zähen flüssen auff der Brust behafftet / können von diesem Gummi samt
anderen mittlen / Pillulein machen lassen / und täglich davon / zu milterung der
scharffen Flüssen einnehmen.
Sonsten aber wird er in den Apotecken zu allerhand Pflastern gebraucht / als zu
dem Emplastro Diaphoretico Myns. Emplast. de Meliloto Mesue. Emmplast. Styptico
Crollii. Emplast Apostolicone Nicol. Alexandrini, Cerato matricali vel de
Galbano, und andern mehr.
CAPUT CLXXI.
Gummi Animae.
Gestalt.
GUmmi Animae, Gummi vel Resina / Animae, ist theils Americanisch / theils
Orientalisch. Das Americanische ist ein weisses durchscheinendes Hartz / so in
new Hispanien auß den verwundten Bäumen fleußt / und einen lieblichen Geruch von
sich gibt / auch dem Weyrauch nicht unähnlich ist.
Das Orientalische ist dreyerley / 1. dunckel-gelb / gläntzend und durchscheinend
/ 2. Schwartzlicht / wolriechend / welches der Myrrhen etwas gleich, 3.
Bleich-gelb. Es wird aber allein das Americanische oder Occidentalische
gebraucht / als welches das lieblichste ist / darunder für das beste gehalten
wird / so da bleich-gelb / granuliert / ölicht / wenn es gebrochen wird /
Citronenfarb / eines sehr lieblichen Geruchs / und angenehmen Geschmacks / auch
auff der Glut leicht zerschmiltzt.
Eigenschafft.
Dieses Gum̅i hat viel reine schwefelichte theile / neben einem
flüchtigen / milt saur [291] lichten
saltz bey sich / und also die Tugend zu erweichen / zu zertheilen / das Haupt
Gehirn und Nerven zu stärcken / die Lebens-Geister zu erquicken / und den
Schweiß zu treiben.
Gebrauch.
(Flußrauch pulver.) Es wird dieses Gummi allein
außwendig gebraucht / und zwar under die Flußrauch zu stärckung der Gliederen /
vertheilung der Flüssen; als nimb Mastix / Gum̅i Anime / jedes ein
loth / rothe Rosen / Storax / Agstein / Wachholderholtz / jedes ein halb loth /
zerhacke alles groblicht under einander / und (Flüsse.) wirff zuweilen ein wenig auff die Gluth / beräuchere Tücher
damit / und schlage sie also warm umb das Haupt.
(Kalt hirn.) Zu erwärmung des Gehirns /
vertheilung der Flüssen / und stärckung der Nerven (Schwache Gedächtnuß.) und Gedächtnuß / nimb deß Betonien-pflasters
und Gummi Animae jed. ein halb loth / zerlaß es under einander / misch ein paar
tropffen destilliert Lavendel-öl darunder / laß es erkalten / streichs auff
Leder / und lege es auff den Scheitel.
CAPUT CLXXII.
Tacamahaca. Gummi Tacamahaca.
Namen.
TAcamahaca Gummi / Tacamahaca, Resina Tacamahacae, Tacamahaca Populo similis,
fructu colore Poeoniae, I. B. Arbor Populo similis resinosa altera, C. B.
Gestalt.
Dieß Gummi fließt in America auß einem verwundten Baum / welcher dem Papelbaum
sich vergleicht / und einen starcken Geruch hat / dessen Frucht braunroth ist /
wie Pöonien-samen / er soll ablang-runde zerkerffte blätter haben.
Das Gummi ist hartzichter Natur / klebicht / eines starcken Geruchs / bleichgelb
an farb / under den zähnen gehet es gleich zu pulver, bald aber wider zusam̅en / und läßt sich wie Wachs ziehen; hat einen bitterlichten /
zugleich etwas Aromatischen nicht unlieblichen Geschmack. Auff der Gluth gibt es
einen anmüthigen Rauch von sich / und wird gantz verzehret.
Eigenschafft.
Es hat dieses Gummi viel ölicht-klebige theil / neben einem saurlichten
temperierten saltz in sich / und dannenher die Eigenschafft wacker zusam̅en zu ziehen / schmertzen zu stillen / den zufluß der
feuchtigkeiten zu verhinderen / auch wol zu resolviren und zu vertheilen.
Gebrauch.
Dieses Gummi auff die Gluth geworffen / (Mutterohnmacht.) und den Rauch davon denen mit Mutter-Ohnmachten
angefochtenen Weiberen under die Nasen gelassen / wird sie gleich wider zu recht
bringen.
(Magenpflaster.) Zu einem Magen-pflaster nemt zwey
loth Styrax / ein loth Tacamahaca; stoßt es in einem heissen Mörsel biß es under
einander vergangen / rühret nach belieben ein wenig Mußcatnus-öl und
Peruanischen Balsam darunder / streichts alßdann auff Leder / und (Schwacher ???gen / ???lechte däwung / Wind.
Hufftschmertzen.) schlagt solch Pflaster über den Magen. Es stärckt
denselben und seine Däwung verwunderlich / stillet das Erbrechen und die Ruhren
/ vertheilt die Wind. Wenn es über die Hufft oder andere Geläiche geschlagen
wird / so wird es deroselben Schmertzen und Wehetagen / so von kalten Flüssen
herrühren / nach und nach verzehren und stillen.
Tacamahaca an dem Liecht oder in warmen Mörsel gestossen und zerlassen / auff
Taffet-schwartze Band gestrichen / pflaster eines halben / odet auch gantzen
Thalers groß darauß geschnitten über die Schläff gelegt / darauff so lang es
klebt ligen lassen / (Zahnschmertzen.) vertreibt
gar offt durch zertheilung der flüssen das Zahnwehe. Daher es von etlichen
Wund-ärtzten für ein groß Geheimnuß gehalten wird.
CAPUT CLXXIII.
Gummi Caranna. Caranna.
Namen und Gestalt.
GUmmi Caranna / Caranna, C. B. Caragna, Tlahueliloca, Quahuitl, i e. Arbor
insaniae, Fr. Hernand. Ist ein fettes zähes / bleich-gelbes Hartz / welches in
blättern / damit es nicht zusammen klebe / auß America geführet wird: fließt
auch auß einem verwundten Baum / hat etwas stärckeren geruch als die Tacamahaca.
In dem (Verwundte Nerven und Span-adern.)
übrigen hat es gleiche Eigenschafft und würckung mit derselbigen / zertheilet
aber geschwinder / und heilet auch die verwundten Nerven und Span-aderen.
Es wird auch ein Pflaster wider das Podagram darauß gemacht / und auff die
Podagrische (Podagrische Geschwulst un̅
schmertzen.) Glieder mit trefflicher würckung gelegt / denn es
vertheilet die geschwulst / und stillet allen Schmertzen behend. Darzu nimb
Gummi Caranna 2. loth / gelb wachs 1. loth / gantz rein zerstossenen
Garten-steinklee-samen ein halb loth / deß pulvers von dem Armenischen Bolus ein
und ein halb quintlein / Rosen-öl so viel nöthig / zerlaß das zerstossene Gum̅i erstlich in dem wachs und Rosen-öl / hernach rühre und mische
die pulver darunder / und bereite also ein pflaster darauß / welches man auff
die P???dagrischen Gelencke gantz sicher schlagen kan.
CAPUT CLXXIV.
Sarcocolla. Sarcocolla.
Gestalt.
SArcocolla / Sarcocolla, ist ein granuliert braunlicht-gelbes / bitteres / dem
Weyrauch ähnliches Gummi welches auß einem stachlichten Baum in Perside fleußt.
Das beste ist das frische bleiche / bittere / klebig-schleimige / lufftlöcherige
/ so sich in wasser leicht zerlaßt; wenn man es an das brennende Liecht halt /
so siedet es erstlich / hernach bekommet es eine hells flamme.
|| [292]
Eigenschafft.
Dieser gummosische dicke Safft hat viel schleimicht-jrdische / mit saurlichtem
rauhen saltz und temperiertem öl vermischte theile in sich / daher die
Eigenschafft zusammen zu ziehen / Geschwär zu zeitigen / zu reinigen / zu heilen
/ und mit haut zu überziehen. Es soll auch inwendig gebraucht etwas purgieren.
Gebrauch.
Es wird dieses Gummi allein außwendig zu den Pflastern gebraucht / daher es auch
in das Emplastrum Opodeltoch Mindereri, das Emplastrum Apostolicon Nicol.
Alexandrini, und andere / mehr gezogen wird.
CAPUT CLXXV.
Gummi Elemi. Gummi Elemi.
Gestale.
DIß Gummi ist ein durchsichtige / weisse / mit gelben flecken vermischte /
hartzichte substantz auß einer gattung Oelbaums in Apulien und Morenland
fliessend / einen guten geruch / so mans anzündet / von sich gebend.
Eigenschaffr.
Es hat diß Hartz ein recht balsamisches öl / neben etwas flüchtigem saurlichtem
temperierten saltz bey sich / und also die Eigenschafft gelind zu erwärmen / zu
erweichen / zu zertheilen / zu zeitigen / schmertzen zu stillen / Nerven und
Sehnaderen zustärcken und zu heilen.
Gebrauch.
(Wunden deß haupts der Nervë und Sehnaderen.) Es
wird dieses Gummi allein außwendig und zwar mit grossem Nutzen in allerhand
Wunden / sonderlich aber in den wunden des Haupts / der Nerven und Sehnaderen
gebraucht. In den Haupt-wunden wird es mit dem Betonien-pflaster vermischt und
übergeschlagen.
(Wundsalben.) Arceus, der vorzeiten berühmte
Chirurgus, hat folgende Wundsalbe oder Balsam im gebrauch gehabt / und sich
dadurch / in heilung frischer Wunden / ein grosses Lob erweckt. Nim deß lauteren
schönen Terbenthins / Gum̅i Elemi jedes 3. loth / deß schmers oder
fette von einem verschnittenen Ochsen 4. loth / alt Schweinen-schmeer 2. loth /
zerlaß alles auff gelindem Feur zu einem Balsam undereinander. Man kan also
dieses Gummi wegen seiner herrlichen Tugend zu heilen / zu allen Wund-balsamë
gebrauchen.
CAPUT CLXXVI.
Kamin–Ruß. Fuligo.
Namen.
RUß / Kamin-Ruß / Rost / auff Latein Fuligo. Frantzösisch / de la Suye. Englisch
/ Soot of the Chimney. Niderländisch / Roet / Schwertsel ryt de schouven of
Ovens.
Gestalt.
Der Ruß ist nichts anders als der auß angezündetem Holtz auffgehende / in dem
Kamin sich anhenckende / und nach und nach zusammen gedrungene Rauch / da er
denn zu einer gantz schwartzen materi wird. Zu dem gebrauch der Artzney muß man
den gläntzenden / so genanten Spiegel-Ruß / welcher nächst überhalb den Oefen
anklebet / außwehlen.
Eigenschaffr.
Weilen der Spiegel-Ruß auß einem destillierten öl / und flüchtig saurlichten
saltzgeist bestehet / alß hat er herrliche Tugend / das zähe dicke Geblüt zu
erdünneren / allen Schleim zu resolviren / durch den Schweiß und Harn zu
treiben.
Gebrauch.
Auß dem Spiegel-Ruß ziehet man durch die destillation folgende sachen: Fülle eine
erdene Retorten mit Ruß an / setze einen grossen Recipienten vor / vermache die
juncturas, daß kein Lufft hineinkomme / destilliere alßdann durch das offene
Fewr / dessen grad man wol in acht nehmen muß / so wird (Phlegma fuliginis. Spiritus. Oleum flavum &
rubicundum.) erstlich das phlegma mit dem saurlicht weissen flüchtigen
Geist herfür spatzieren / hernach kom̅t das gelbe / und endlich
das rothe öl; alles ist mit dem flüchtigen saltz vermischt. Wenn man den
spiritum zu underschiedlichen mahlen rectificiert, so bekom̅t man
endlich daß flüchtige / oben an dem destillier-kolben (Sal volatile.) anschiessende Saltz / welches neben dem flüchtigen
Weinstein-saltz / das aller flüchtigste seyn soll. Das destillierte öl kan man
in der ersten rectification separieren, (Sal
fixum.). und besonder auffhalten. Das in der Retorten übergebliebene Caput
mortuum verbrenne weiters / giesse demnach warm wasser darüber / so ziehet sich
das fixe Saltz darauß in das wasser / welches man hernach (Liquor Salis fivi fuliginis.) durch abdämpffung
deß wassers haben kan. Dieses Saltz in den Keller gesetzt / fließt zu einem
Liquore oder Wasser / und wird auch also auffbehalten.
(Faule / alte wüste schäden.) Dieses zu Wasser
geflossene fixe Saltz / ist ein herrliches mittel zu allen alten umb sich
fressenden / garstigen / faulen / auch wol (Krebs /
Fistel.) Krebsischen Schäden und Fisteln; man kan es entweder pur
überstreichen / oder mit sälblein vermischen; es wird in kurtzer zeit solche
Geschwär reinigen / säuberen / alles faule Fleisch wegfressen / und also die
Heilung beförderen.
(Pesibeulen / Geschwulst.) Das in den Apotecken
sich findende Rußpflaster / Emplastrum de Fuligine, ist ein gutes mittel zu den
Pestbeulen und Geschwulsten / dieselbigen zu zeitigen / und alles Gifft auß dem
Leib darein zu ziehen.
(Schweißtreiben. Bangigkeit.) Der flüchtige
Ruß-geist auff 10. biß 15. tropffen mit destillierten wassern eingenommen /
treibet den Schweiß starck / macht weit umb das Hertz / vertheilet die
innerliche Entzündung in dem Seitenstich / und stillet den Schmertzen.
Vertreibet alle Ohnmachten (Seitenstich /
hertzklopsten. Hitzig Fieber Fallende Sucht.) oder auch Bangigkeit deß
Hertzens in hitzigen Fiebern / stillet das Hertzklopffen; reiniget das Geblüt in
der Venerischen gifftigen Frantzosen-Kranckheit. Stillet auch nach und nach die
fallende Sucht.
Das destillierte öl inwendig auff ein paar tropffen mit Zimmet- und weiß
Gilgen-wasser eingegeben / treibet die Frucht in der [293] (Raud.)
harten Geburt. Außwendig aber heilet es alle Raud / und Unreinigkeiten der Haut
/ säuberet die faulen Eyter-geschwär / daher es sehr nutzlich under die
Digerier-sälblein mag gebraucht werden.
Der gläntzende Camin-ruß zu reinem pulver verstossen / und 20. 30. biß 40. gran
davon in einer Brühen oder einem destillierten Wasser eingenommen / zertheilet
alles (Gerunnen Blut. Seitenstich.) gerunnene
Blut bey denen / so etwan schwäre fäll gethan / vertheilet allen Seitenstich /
und treibet durch den Schweiß.
Das flüchtige Saltz des Ruses erdünneret (Dicke /
Schleimige geblüt.) nicht nur das dicke schleimige Geblüt / und treibt
durch den Schweiß / sondern eröffnet auch alle verstopffungen der Leber / (Verstopffung der Leber / Faulfleisches / Kröses und
Miltze. Abnehmen des Leibs.) Faulfleisches / Gekröses und Miltzes /
und vertreibet also das davon entstehende abnehmen des Leibs: wie denn der
fürtreffliche, Hr. Dr. Heinrich Screta / gewesener weitberümbter Medicus in
Schaffhausen / folgendes Schwindsucht-pulver mit grossem nutzen vielfaltig
gebraucht / dessen herrliche Würckung ich auch bey verschiedenen Jahren (Schwindsucht-pulver.) her in vielen Kinderen
erfahren. Nim weissen Zuckercandel 8. loth / des flüchtigen Camin-ruß Saltzes 2.
loth / Floren inische Veyelwurtz I. loth / gepülverte Aron-wurtzel / Bezoardisch
Stahel- und Zinn-pulver / praeparierte Krebsstein jedes ein halb loth. Mische
alles under einander zu einem subkilen pulver / davon man einem jungen Knaben
15. biß 20. einem erwachsenen aber biß 30. und mehr gran Morgens und Abends auf
einmahl in einem dienlichen Syrup eingeben kan.
CAPUT CLXXVII.
Agstein. Succinum.
Namen.
AGstein heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Electrum, Succinum, Carabe. Italiänisch / Ambra gialla.
Frantzösisch / Ambre, Ambre jaune. Spanisch / Esclarimente, Ambar amarillo,
Ambar de las cuentas. Niderländisch / Amber / Ember. In Teutscher Sprach wird er
auch Bernstein und Gentar genennt.
Gestalt und Geschlecht.
Der Agstein ist nach der Gelehrten Meinung nicht ein auß dem Pappelbaum
fliessendes Hartz / wie etliche der Alten geglaubet / sondern ein natürlicher
schwefelichter Leim oder Bitumen / so auß den Bergen oder auß den Klüfften der
Erden in das Meer fleußt / und daselbst von dem Wasser und dessen Saltz
zusammengedrungen / und hart wird als ein Gummi. Solches pflegt man mit Netzen
bey dem Ufer deß Meers außzuheben / wie in Preussen und Pommern geschicht / von
dannen man es zu uns bringt. Bey Leb-zeiten Herren Camerarii hat man in Mähren /
nicht weit von Prinn / schöne Stuck auß der Erden gegraben / derer etliche ihme
sind zugeschickt worden. In Schlesien under dem Schloß Greiffenstein / bey dem
Dorff Rabsaw / deßgleichen bey der Statt Isleben in der Graffschafft Mannsfelden
/ da ein Saltz-brunnen ist / wird der Agsiein auch gesunden und auß der Erden
gegraben / welcher mit dem Preußischen an der farb / geruch und klarheit
übereinkombt.
Der Agstein ist dreyerley / weiß / gelb und schwartz / welcher letstere nichts
tauget. Der weisse ist nicht durchsichtig / aber sehr rar / und auß subtileren
und reineren theilen deß Bituminosischen Saffts mit dem Meersaltz und anderen
wohl vermischet. Der gelbe ist hingegen durchsichtig / und häuffig zu bekommen /
und da er noch flüßig ist / gerathen offt kleine Mücklein darein / welche
hernach mit dem Agstein vollkommen umbgeben werden. Daher bißweilen dergleichen
stück Agstein gefunden werden / in welchen Mücklein enthalten sind. Wie man aber
auß dem gelben Agstein den weissen machen könne / beschreibet Schroederus Lib.
3. Pharm. Med. Chym. Cap. 3. Nemmt zum Exempel 1. pfund gelben Agstein / thut
den in ein erdinen starcken Hafen / oder Cucurbiten / werfft 2. pfund Meer-saltz
/ oder deß gemeinen besten Saltzes darzu / gießt so viel Regenwasser darüber /
als man zu verlassung deß Saltzes nöthig erachtet: Wenn es aber verlassen / so
gießt widerumb frisch Brunnwasser darzu / deckt die Cucurbiten mit einem
beschlossenen Helm (Alembico coeco) nicht allzu genaw zu / laßts auff dem Fewr
bey 12. oder mehr Stunden sieden / biß der Agstein weiß worden: und da???mangel
an dem zugegossenen Wasser erscheinen wollte / müßte man frisch heiß Wasser
zuschütten. Ich meines Orts halte den gelben Agstein für den besten / als
welcher mehr Oel und flüchtiges Saltz in sich hat als die übrigen gattungen.
Eigenschafft.
Der Agstein hat neben seinen irrdischen / auch zimblich ölichte / mit etwas
flüchtigsaurlichtem Saltz-geist vermischte Theile bey sich / und daher die
Tugend zu erwärmen / zu tröcknen / zu stärcken / das Haupt von Flüssen zu
bewahren / die Mutter zu reinigen und zu stärcken / sand und schleim auß den
Nieren zu treiben / die Samengefäß zu reinigen / vor Fäulung zu bewahren.
Gebrauch.
(Feuchtes Haupt / Flüß.) Saubere Tücher mit
Agstein / Mastix und Weyrauch beräuchert / und den Kopff damit gerieben /
stärcket das feuchte Haupt / und zertheilet die Flüß.
(Samenfluß) Welche mit dem Samenfluß behafftet /
oder erkaltete Geburts-glieder haben / auch die Jungfrawen oder Weiber / so den
weissen Fluß haben / sollen bißweilen morgens nüchter ein halb quintlein
zubereiteten weissen Agstein-pulvers in einem weich gesottenen frischen Ey
einnehmen. Die zubereitung (Zubereitung deß weissen
Agstein-pulvers.) deß Agsteins aber geschihet durch zerreibung
desselben / da man ihne erstlich verstosset / hernach auff einem Marmorstein mit
Wasser so lang reibet / biß er zu einem subtilen Mehl-pulver wird. Dieses Pulver
ist besser als alle Magisteria, so hierauß gemacht werden.
Das destillierte Agstein-öl aber ist ein (Destilliert
Agstein-öl.) fürtrefliche Artzney in allerhand Zuständen; es wird auff
folgende weiß bereitet. [294] Nehmt ein pfund
weissen Agstein / stosset solchen grob / menget 8. loth weiß trucken sand darzu
/ damit es nicht in die höhe steige / oder überlauffe; thut alles zusammen in
eine erdine oder gläserne Retorten / so daß solche halb / oder ein wenig mehr
voll werde / legt solche in ein Sand-capellen auff den sand / und schüttet auch
oben sand darauff / daß die Retorte / so weit als die Matery gehet / bedeckt sey
/ legt einen Reciptenten an den Hals der Retorte / lutieret alles wohl / und
regieret das Fewr nach seinen Graden / jedoch daß man niemahlen das stärckste
fewr gebe / damit nicht der zerlassene Agstein gantz hervorfliesse. So werdet
ihr erstlich sehen herfürkommen das Phlegma mit einem weissen Oel / welches das
beste ist / deßwegen von dem phlegmate oder geistreichen Wasser vermittelst des
Trichters abzusönderen. Hernach kombt ein gelb / und endlich ein roth öl / deren
jedes absonderlich verwahret wird. Wenn die Destillation also innert 24. stunden
zu end gebracht / und die gefässe überall erkaltet / so hebt den Recipienten ab
/ schabet und samlet das / in form kleiner Crystallen an dem hals der retorten
und deß recipienten anklebende / flüchtige saltz wohl auff / und verwahrets in
einem wolvermachten gläsernen Fläschlein. Demnach gießt alle in dem recipienten
sich findende Matery in einen gläsernen kolben / schwenckt den recipienten mit
warmem wasser wol auß / und gießt dieses wasser auch zu vorigen materien / setzt
einen blinden helm auff den kolben / verlutiert ihne wohl / und setzt ihn also
in eine Sand-capellen / digeriert ihne bey 10. stund lang mit gelinder wärme /
so daß man offt den kolben umbrüttle und bewege; endlich hebt den helm wider weg
/ sönderet das öl von dem wässerigen / irrdischen und saltzichten (Rectification deß Agstein-öls.) theil wohl ab. Das
Oel aber hernach zu rectificieren / so vermischt es mit gewaschener äschen / so
viel nemlich die äschen in sich schlucken und halten mögen / thut alsdann dieß
in eine gläserne retorten / setzt sie in die Sand-capellen / legt den
recipienten für / gebt ein gantz gelindes fewr / so wird erstlich ein weisses /
dünnes / sehr geistreiches öl (welches als das beste und kräfftigste sonderbar
soll behalten werden) hernach aber ein gelblichtes dickeres / und endlich ein
braunlichtes / welches dasgeringste ist / heraußtrieffen. Andere waschen das
abgesönderte öl erstlich mit gemeinem wasser / mischen hernach Rosenwasser darzu
/ und destillieren oder rectificieren es also in dem Balneo Mariae. Den
wässerigen / spirituosen / und saltzichten theil aber filtriert man hernach /
thut ihn in ein kleinen gläsernen kolben / mit einem auffgesetzten helm /
stellet ihn in die Sand-capellen / und macht ein gantz gelindes fewr darunder /
ziehet drey viertheil von der feuchtigkeit davon ab / endlich setzt man den
kolben in ein kühlen ort / so (Crystallinen Saltz deß
Agsteins.) wird nach kleiner weile das Crystallene saltz anschiessen /
welches man abschaben und auffheben soll; und damit man alles habe / so kan man
den rest der Feuchtigkeiten durch gelindes fewr gantz abziehen / so wird sich
noch ein weniges zuruck in dem kolben-glaß finden / welches man zu dem vorigen
thun kan.
Etliche zerreiben den Agstein zu dem reinesten Pulver / vermischen hernach solch
Pulver mit aschen / welche auff das beste außgewaschen / oder außgelaugt seye /
setzens in ein gläserne Retorten in die Sand-capellen / und destillierens mit so
gelindem fewr / daß innert 20. Minuten mehr nicht als ein tropffen außfliesse.
Aber also bekommen sie ein weisses gantz flüchtiges köstliches öl / welches sie
absonderlich auffbehalten / und so bald das gelblichte öl folget / einen andern
Recipienten fürlegen.
Dieses wolbereitete Agstein-öl nun hat herrliche Tugenden; denn erstlich kan man
es innerlich auff 6. 8. biß 10. tropffen in Wein oder einem destillierten Wasser
denjenigen (Schwi??? del / schlagflüsse.
Hauptschmertz??? Gicht / Fallende Sucht / Würm / Schleim der brust / Sand /
Stein der Nieren / Grim̅en / Mutterblödigkeit.) offt
eingeben / welche mit Schwindel geplaget / mit Schlagflüssen gedrohet / mit
vielfaltigen Haupt-schmertzen angefochten sind. Es vertreibt auch die Gichter
und fallende Sucht / tödtet und treibt auß die Würm / löset den Schleim der
Brust / treibt Stein und Sand der Nieren; erwärmt die Gedärm und die Mutter /
stillet alles grimmen / und Mutter-blödigkeiten. Außwendig über den Scheitel des
Haupts / oder an die Schläff alle Nacht gestrichen / vertreibt Schmertzen und
Wehetagen des Haupts / nim̅t weg den Schwindel / verhütet
Schlagflüß. Ist ein Glied lahm / daß mans nicht bewegen kan / so bringt das mit
Rauten- und Wachholderbeer-öl vermischte / und offt (Empfindlichkeitsverlurst.) in die Geläich solcher Gliederen warm
geschmierte Agstein-öl die Bewegung und die Empfindlichkeit widerumb. Dieses Oel
mit dem außgepreßten Muscatnuß-öl zu einem Balsam gemacht / an die Schläff und
under die Nasen gestrichen / vertheilet die Ohnmachten / und bringt den Menschen
(Ohnmachten) wider zu sich selbsten. Dieser
ist auch gut denjenigen under die Nasen und auff den (Schlagflüß Gichter.) Scheitel / an die Schläff und Puls zu schmieren
/ welche mit Flüssen und Gichtern angegriffen sind.
Das flüchtige Saltz muß durch die (Purification deß
flüchtigen Agstein-Saltzes.) einfaltige Sublimation in einem kleinen
glaß mit engem hals mit papier verschlossen / in der Sand-capellen durch
gelindes fewr abgesöndert werden / denn da wird das saltz allgemach in die höhe
steigen / und oben an dem glaß in form der Crystallen anschiessen / so bald aber
das Oel zugleich steigen wollte / müßte man das glaß auß dem sand wegnehmen /
lassen erkalten / hernach zerbrechen / und das purificierte saltz in einem
wolvermachten (Verstopffung der Nieren / und Leber /
Stein / Sand und schleim der Nieren Hertzklopffen / Bangigkeit.) glaß
zum gebrauch auffheben. Dieses saltz kan man von 6. biß 16. gran offt in einem
destillierten wasser eingeben / eröffnet Nieren und Lebern / vertreibt die
Gelbsucht / macht harnen / führet Stein / Sand und Schleim auß / zertheilet das
Hertz-klopffen / und nim̅t weg die Bangigkeit des Hertzens.
Herr Dr. Michaël hat einen gewissen Liquorem C. C. succinatum, dessen Tugenden
herrlich und berühmt sind / auff folgende (Liquor C. C
succinatus.) weise bereitet. Nehmt deß wohl rectificierten / und von
seinem stinckenden öl wohl erledigten flüchtigen Hirtzenhorn-geists / nach
belieben / gießt ihne über die flüchtigen / und ebenmäßig von ihrem öl gefreyten
Hirschhorn- und Agstein-saltze / so viel er deren in [295] sich schlucken / und nach beschehenem
kleinem jast behalten mag / digeriere alles durch einander / und destillier den
Spiritum davon ab / welcher denn der Liquor C. C. succinatus Michaëlis genennet
wird. Dieser Spiritus ist sehr trefflich in den Gichteren / und Kindleinwehen
(Gichter / Kindlein wehe.) Alter und Junger
Leuthen befunden; den Kinderen kan man auff ein / zwey / biß drey tropffen / den
erwachsenen aber biß auff 15. und mehr tropffen auff einmahl mit dienstlichen
Wassern eingeben. Sonderlich (Schlagflüß / brustflüß /
hertzklopffen / Versteckte Blumen der Weideren.) pflegt man jhne under
die Gicht-wasser / und Gicht-syrup zu mischen / und also Löffelweiß einzugeben.
Er ist auch mit nutzen zu gebrauchen / in Schlag- und Brust – flüssen / welche
er zertheilet / so denn in dem Hertzklopffen / daß er vertreibet; und in
versteckung der Monatlichen Weiberblumen / welche er widerbringet.
Agstein-pulver / mit dem Schweißtreibenden Spießglaß und gutem Terbenthin zu
Pillulein gemacht / und von solchen Pilulein Morgens und Abends 8. biß 10.
eingenommen (Schmertzhaffter samenfluß.) /
linderen den schmertzhafften Samenfluß / und heilen die Geschwär der Nieren und
Samen-gefässen nach und nach. Vermischt man aber das Agstein-pulver (Weisser fluß der Weibern.) mit dem pulver des
Wahlsteins / (Osteocollae) und gibt alle Tag denen mit weissem Fluß
angefochtenen Weibsbilderen biß auff 25. und 30. gran in Brühen davon ein / so
werden sie heil.
(Schwäre Geburt. Hinderstellige Nachgeburt. Todte Frucht
/ Mutterwehe.) Vier biß 6. tropffen Agstein - öl / oder 6. biß 8. gran
Agstein-Saltz in weiß Gilgen- oder Beyfuß-wasser eingegeben / beförderet den
Gebärenden Weibern die Leibesfrucht / und hinderstellige Nachgeburt; treibt auch
auß die Todte Frucht / stillet das auffsteigende Mutterwehe / sonderlich wenn
man zugleich etliche tropffen des Oels auff das Hertzgrüblein schmieret.
(Essentz oder Tinetur von Agstein.) Die Essentz
oder Tinctur von Agstein wird auff folgende weiß sehr kräfftig gemacht: Nemt des
gelben Agsteins nach belieben / zerstoßt jhn zu einem subtilen pulver / mischt
etwas Weinstein-saltz darunder / calcinierts ein wenig auff gelinder Gluth / biß
der Agstein sich anhebt roth zu färben / gießt hernach alsobald den subtilsten
Brantenwein (Spiritum vini rectificatissimum) darüber / vermacht das Glaß wol /
digerierts etliche Tag in warmem Sand / und wenn also die Tinctur in den
Brantenwein zimlich roth-gelb kommen / so gießt sie auß / ziehet ein wenig
Branten-wein / durch gelinde destillation davon ab / so hat man eine sehr
kräfftige Tinctur oder Essentz. Wenn man den rectifieierten Brantenwein mit dem
Spiritu Urinae etliche Tage lang digeriert und circuliert / hernach über den
rein gepülverten Agstein allein gießt / und widerumb in einer wol vermachten
phiolen etliche Tage digeriert / so wird die Tinctur zu vielen Kranckheiten
annoch kräfftiger und flüchtiger. (Nieren-Miltz und
Mutterwehe.) Insonderheit aber wird diese Essentz gebraucht in Nieren
/ Miltze- und Mutterweh / man pflegt sie biß auff 10. oder 12. tropffen übers
mahl einzugeben / und zwar für das Mutterwehe in Melissen- oder Betonienwasser;
für das Nierenwehe mit Pappelen- und Erdbeere-wasser; für das Miltzwehe / mit
Tauben-kropff- und Hirschzungenwasser; für den Schmertzen deß Haupts / und
Flüsse auff der Brust / wenn sie vom Haupt hinunder fallen / in Ehren-preiß- und
Eisenkraut- oder Erdrauch-wasser.
(Flußrauch) Zu einem guten Fluß-rauch nemt Mastix
/ Agstein / rote Rosen / Storax / geraspelt Wachholderholtz / Fischmüntz-kraut /
Nachtschatten-kraut / jeder gattung gleich viel / stoßt alles und zerhackts /
groblicht under (Flüß / geschwullf und
Gliederschmertzen von ka???ken flüssen.) einander: von diesem pulver
auff die Glut gestrewet / leinene Tücher damit beräucheret / und also warm
übergebunden / zertheilet allerhand geschwulsten und schmertzen der Gliederen /
deß Haupts / Armen und Beinen / so von kalten Flüssen herkommen. Ja ich habe
offt gesehen / daß sich gefährliche (Geschwulsten der
Brüsten.) Geschwulsten der Brüsten an Weibern / so ohne sonderliche
Entzündung gewesen / durch diesen Fluß-rauch glücklich verzogen und vertheilet
haben.
Fridericus Hoffmannus, Andreas Matthiolus, und Joh. Baptista Porta, halten für
gewiß / wenn man die Agstein-Corallen an den (Flüß in
Augen.) hinderen theil des Haupts / zwischen die Schultern hänge /
nem̅en sie die Flüß der (Flüß in
Halß und auff die Brust.) Augen hinweg / so man sie aber umb den Halß
lege / verhüten sie / daß der Fluß nicht in den Halß / und auff die Brust falle.
Joh. Crato à Krafftheim, geweßter dreyer Römischen Käyseren Medicus, hat gewisse
Haupt-laxierende Pilulein erfunden / welche noch heut zu tage mit grossem Nutzen
gebrauchet / und under dem titul / Massâ Pilul. è succino Cratonis, in den
wohlbestellten Apotecken gefunden werden; man pflegt sie auf 20. biß 25. oder
30. gran auf einmahl zu geben. (Flüß / Schleim der
Nierë / Mutter. Schlagfluß.) Sie laxieren gelind / führen die Flüsse
von dem Haupt / Schleim von der Brust / Miltze / Nieren und Mutter wol ab / und
bewahren den Menschen vor Schlagflüssen.
CAPUT CLXXVIII.
Wolriechend Amber. Ambra Grysea.
Namen.
WOlriechend Amber heißt auff Latein / Ambarum, Arnbra Grysea. Frantzösisch /
Ambre odorante. Englisch / Amber greece. Niderländisch / Ambergrieß.
Gestalt und Vrsprung.
Der wolriech end Amber ist ein Bituminosischer Safft / welcher eben wie der
Agstein in dem Meer gefischet wird. Er wird in der See bey Bengala / Pegu /
Monzabig / Cabo verde; item in der Insul Madagascar / und Sumatra gesamlet. Sein
eigentlicher Ursprung ist noch unbekant / jedoch haben die heutigen Engelländer
in den Gedärmen der Wallfischen ein solche Materi angetroffen / eben wie das
Sperma Ceti in dem Kopff solcher Thieren.
Weilen aber dieser Amber sehr theur / und daher mercklich verfälscht wird / als
soll man eine prob deß besten wissen. Wenn man etwas von dem Amber in der warmen
Hand ein wenig reibet / und er davon weich und lind wird wie wachs: wenn er
beneben starck riechet / und äschfarbig ist / so kan man jhn für gerecht und gut
halten: [296] wo aber under dem reiben /
der Safft in stücken gehet / so ist er verfälscht.
Eigenschafft.
Es ist der wolriechend Amber ein subtilölicht / mit flüchtigem miltem Saltz
vermischte Matery. Hat die Eigenschafft und Tugend geschwind durchzudringen /
die Lebens-geister hurtig auffzuwecken / zu erfrischen / das Gehirn / die
Gedächtnuß / die Nerven und das Hertz zu stärcken / ein Venerische Lust bey Mann
und Weib zu erwecken. Der geruch von vielem Amber ist nicht lieblich / wenn man
aber ein wenig davon mit was anders vermischt / so kom̅t der
geruch schon lieblich und gantz angenehm herauß. Er zerlaßt sich am besten in
einem destillierten öl / als Zimmet- und Nägelein-öl / oder in einem brennenden
Geist / als da ist der Rosen-geist / der Melissen-brantenwein / und dergleichen.
Man kan ihn auch noch mit Zucker oder Zibeth vermischen. Etliche Weiber können
den geruch desselben nicht vertragen / sondern bekommen davon gleich das
Mutter-wehe. Andere hingegen mögen die stinckenden sachen nicht erdulden / wohl
aber die Amber und andere wolriechende Ding.
Gebrauch.
Amber wird nicht nur äusserlich zu allerhand lieblichem Rauchwerck / wie oben bey
dem Benzoin zu sehen / und anderem / gezogen / sondern man bedient sich dessen
auch innerlich. Daher folgendes Pulver sehr köstlich ist: Nimb Poeonien-wurtzel
/ Florentinische Veyel-wurtz / praepariert Helffenbein / praeparierten Agstein
und Corallen jeder gattung ein halb loth / wolzubereitet Spießglaß-zinnober 1.
quintlein / außgepreßt Muscatnuß-öl 12. gran / destilliert Zimmet-öl 2. tropffen
/ wolriechend Amber 6. gran / Zucker 2. loth: Mische alles zu einem (Schlagflüß. Schwindel Gicht Fallende Schwach
Hertz.) reinen pulver undereinander / von dem kan man einem erwachsenen
Morgens und Abends 20. biß 30. oder 40. gran eingeben / dienet treflich wider
Schlagflüß / Schwindel / Gicht und fallende Sucht / stärcket die Lebens-geister
/ das schwache Hertz und Magen / eröffnet allerhand Verstopffungen.
(Liebliche Mund-täfelein wider den stinckendë
Athem.) Ein lieblichen Geruch von sich zu geben / und hiemit den
stinckenden Mund oder Nasen-geruch / deme viel underworffen sind / zu vertreiben
/ kan man folgende Täfelein gebrauchen. Nimb des besten Zuckers 8. loth /
wolriechend Amber / (mit dem Elaeosaccharo Cinnamomi, nach belieben zertrieben)
Orientalischen Bisam jed. 4. gran. Stosse alles undereinander / und mache mit
der vollkommenen Alkermes-confection ein Teiglein an / darauß man hernach kleine
Täfelein oder Kügelein formieren / und offt davon in Mund nehmen kan. Oder nimb
Spec. diarrhod. Abbat. anderthalb quintlein / Specier. dianucist. 1. quintlein /
der vollkommenen Alkermes-confection 40. gran / Orientalischen Bisam 3. gran /
wolriechend Amber in Rosengeist verlassen 2. gran / Zucker 8. loth /
Tragant-schleim mit Rosen- und Zimmet-wasser außgezogen / so viel als nöthig /
stosse alles undereinander zu einem Teiglein / darauß mache kleine Täfelein /
von denen man offt in dem Mund käwen und schlecken kan.
(Essentia Ambrae.) Weilen aber der Amber gar zu
thewr / und bißweilen under dem stossen viel in dem Mörsel hangen bleibt / als
bereitet man ein Essentz auff folgende weiß darauß. Nimb wolriechend Amber 1.
quintlein / Orientalischen Bisam 15. gran / destilliert Zimmet-öl 15. Tropffen /
weissen feinen Zucker den Amber damit zu stossen / brennenden Rosen-Spiritus zu
Zerlassung deß Bisams jedes ein halb loth / Tartarisierten Brantenwein 12. loth:
den Amber vermische mit dem destillierten Zimmet-öl / und rühre den Zucker
darunder / demnach zerlasse den Bisam in dem Rosengeist / endlich mische alles
in ein glaß mit einem langen hals / welches man Hermeticè vermachen / oder
zusammenschmeltzen muß: Setze es in warm Sand etliche Tag lang / biß der
Branntenwein ein gold-gelbe Farb oder Tinctur gewonnen / welche Tinctur man
darauff durch Fließ-papeir lauffen lassen / und in einem wolvermachten glaß
auffbehalten soll. Vber den rest in dem glaß kan man annoch etlich loth frischen
Branntenwein giessen / die übrige Tinctur davon außziehen / und mit der vorigen
vermischen. Diese Tinctur (Schwach Hertz / Schwindel /
Schlagflüß.) auff 4. biß 6. tropffen Morgens und Abends in Wein
eingenommen / ist ein trefliche Hertz-stärckung / erquicket das schwache Gehirn
/ erfrischet die matten Lebens -geister / vertreibet den Schwindel / und
verwahret die Schlagflüsse.
Wenn man von dieser Essentz etwas mit der Essentiâ Cinnamomi und Caryophyllorum
vermischt / hernach in köstlichem rothem mit (Haupt-un̅ Hertz-stärckender Wein.) Zucker versüßtem
Wein verläßt / so gibt es ein sehr liebliches zumahlen auch Haupt- und Hertz -
stärckendes Tranck ab.
ENDE dep Ersten Buchs.
|| [297]
Das Andere Buch /
Von den Kräuteren /
CAPUTI. I.
Graß. Gramen.
EEs gibt der Grasen so mancherley Gattungen / daß es auch den fürnefflichsten
Kräuter-Beschreiberen große mühe verursachet / dieselben wol abzutheilen / und
deutlich zu beschreiben. Wir wollen aber alhier der von dem berühmten Johanne
Rajo gemachten Ordnung / so viel immer möglich / folgen / und weilen unser
Absehen nicht ist / alle Kräuter / so man zu den Artzneyen nicht gebraucht /
weitläuffig zu beschreiben / nur kurtzlich derselbigen gedencken; mithin auch
auß der Berühmtesten Bauhinorum Botanischen Schrifften beyfügen / was erwan zu
beßerer Erkantnuß folcher Kräuteren dienen mag.
Ins gemein werden under dem Namen Graß begriffen und verstanden diejenigen
nidrigen Kräutlein / so von sich selbsten aller Orten auß der Erden hervor
wachsen / und mit jhren Wurtzlen sich außbreiten / ohne das man sie pflantzen
oder säen muß. Zumahlen fie dem Viehe allein zu einem Futter dienen; obwohlen
sonsten auch auff den Wiesen und Matten zwischen dem Graß viel andere Kräuter
mit underwachsen / welche dem Menschen sonderlich zur Artzney dienlich sind.
Es werden die Graß abgetheilet in die Aehre-Graß / (Gramina spicata) und
Strauß-Graß / (paniculata.) Under die Aehre-Graß werden gezehlet:
1. Die Hunde-Graß / Gramina canina.
2. Die Wäitzen-ähre-Graß / Gramina spicâ triticeâ.
3. Die schwartzen Rocken-ähre Graß / Gramina spicâ Brizae.
4. Die Rocken-ähre Graß / Gramina spicâ secalinâ.
5. Die Sparten-Graß / Sparta s. Gramina spartea.
6. Die Fench-Graß / Gramina panicea.
7. Die Lulch-Graß / Gramina loliacea.
8. Die Fuchsschwantz-Graß / Gramina alopecuroides.
9. Die Kollben-Graß / Gramina typhina, s. Typhoides.
10. Die Haber-ähre-Graß / Gramina avenacea spicata.
11. Die Stachlichten Aehre-Graß / Gramina echinata s. spicâ echinatâ.
Vnder die Straus-Graß zehlen wir /
1. Die Gläichichten Schwaden-Graß / Gramina dactylina, vel dactyloides, s.
Ischaema.
2. Die zitterende Strauß-Graß / Gramina tremula.
3. Die Rohr-Graß / Arundines, & Gramina arundinacea.
4. Allerhand Wasser Strauß-Graß / Gramina aquatica arundinacea paniculata.
5. Die Hirß Graß / Gramina miliacea.
6. Die Sorgen Graß / Gramina sorglina.
7. Die Knorrichten-Graß / Gramina nodosa.
8. Die Wiesen- und Feld-Strauß Graß / Gramina pratensia & arvensia
paniculata.
9. Die Gersten-Graß / Gramina hordeacea.
10. Die Haber-ähren-Graß / Gramina avenacea paniculata.
11. Die Haarichten Wald-Graß / Gramina nemorosa hirsuta.
Vnder beyde Gattungen obbedeuter Graß werden demnach ohne underscheid gesetzet.
1. Die Cyper-Graß / Gramina cyperoides.
2. Die Bintzen-Graß / Gramina juncea.
Welche Graß alle / sambt jhren absonderlichen speciebus weitläuffig zu
beschreiben / ein zimliches erforderen / und eben wenig nutzen haben wurde /
weilen unser Zweck einig dahin gerichtet ist / diejenigen Kräuter allein zu
beschreiben / welche entweder in den Gärten pflegen gezihlet / oder in der
Artzney gebraucht zu werden.
|| [298]
Rech-Graß. Gramen repens officinarum.
Namen.
KEch-Graß heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Gramen Dioscoridis, Gramen caninum arvense, C. B.
Gramen repens officinarum fortè, spicae Triticeae aliquatenus simile, J. B.
Italiänisch / Gramigna. Frantzösisch / Dent de chien, Chien dent. Spanisch /
Grama. Englisch / Dogsgrasse / Quychgraß. Dänisch / Gräß. Niderländisch /
Lidtgraß / Hontsgraß. Man nennet es auch Queckengraß / dieweil es das Rinvieh
als eine gute Mastung gern isset / denn das wörtlein queck ist ein altes
Teutsches wort / heist ein Rind / und wird noch von den Sachsen und
Mitternächtigen Teutschen gebraucht. Andere heissen es Hundegraß. Mit diesem
Graß komt gantz überein das Gramen latifolium spicâ triticeâ compactâ, C. B.
Gestalt.
Das Rech-Graß hat eine lange / knod- und gläichichte wurtzel / mit vielen
anhangenden zaseln / kreucht hin und her / doch nicht fast tieff in der Erden /
stosset von jedem Gläich ein besonders stöcklein herfür / und nehret sich selber
wie der Wegtritt. Die blätter sind lang / hart / spitzig / und ein wenig breit /
wie die kleinen Rohr-blätter anzusehen. Die stengel stehen fast zweyer spannen
hoch / sehr schmal und dünn / wie die strohalmen / mit drey oder vier gläichen.
Am obertheil bringen sie außgespreite ähre / darinn wächst ein kleiner samen.
Das kraut und wurtzel haben einen süßlichten Geschmack / mit einer
zusammenziehung und kleinen schärffe. Es wächset hin und wider auff den
grasichten Feldern / auff den Aeckeren / und an den rechen der Weinbergen.
Eigenschafft.
Das Rech-Graß hat ein mittelmässige Natur / die wurtzel ist zimlich kalt und
trocken / wird zu den Artzneyen viel gebraucht; und hat vermittelst seines
Nitrosischen milten saltzes die Eigenschafft zu eröffnen / den schleim zu
erdünneren / und den Harn und Sand der Nieren zu treiben.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber / gelbsucht / verstandener Harn
/ würm / versehrung der Nieren und Blasen.) Ein loth Rech-Graß-wurtzel
in einer maß Wasser gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / und davon
nach belieben getruncken / eröffnet die verstopffung der Leber / vertreibet die
Gelbsucht / beförderet den Harn / führet auß die Würme / heilet die versehrung
der Nieren und Blasen.
Das destillierte Graßwurtzel-wasser eröfnet (Verstopffung der leber / nieren / harngäng und Blasen / Stein / Würm /
versehrung der blasen.) die verstopffung der Leber / Nieren / Harngäng
und Blasen / förderet den Harn / treibet auß den Stein / heilet die versehrung
der Blasen / tödtet dieWürm / so man morgens früh 4. oder 5. loth davon
trincket. So man mit diesem Wasser das Bäuchlein der jungen Kinderen laulicht
waschet / soll es jhnen die Ruhr stillen.
Mann-Graß. Gramen mannae.
Namen.
MAnn-Graß / Schwaden oder Himmelthaw heist Lateinisch / Gramen mannae, Manna
coelestis, Gramen dactylon esculentum, C. B. Gramen cereale. Italiänisch / Herba
capriola, Sanguinella. Englisch / Dewgrasse. Niderländisch / Hemelsdaw.
Gestalt.
Das Mann-graß hat eine über zwerche wurtzel / kriechet hin und her in dem Grund
mit vielen zaseln. Die blätter sind breiter [299] als des gemeinen Graß / den Riedblätteren gleich / und an dem theil
/ wo sie den stengel begreiffen / ein wenig haaricht: die stengel sind dicklicht
/ mit gläichen oder knoden underscheiden / und rauch / von farben ein wenig
braun oder röthlicht / elen lang und länger; am obertheil bringt es vielfältige
lange Aehren / darinnen wächst ein länglichter kleiner same / fast dem Hirs
gleich / außwendig schwartzlicht / und wenn er geschelet / wird er weiß / und
hat ein Geschmack wie der Reiß. In Böhmen und Kernten säet man
Augentrost-Graß. Gramen leucanthemum.
Namen.
AUgentrost-Graß / wird von Joh. Bauhino genennet auff Latein / Gramen Fuchfii
sive Leucanthemum; und von Casparo Bauhino, Caryophyllus holosteus arvensis
glaber flore majore.
Gestalt.
Das Augentrost-Graß ist ein schönes Kräutlein / hat viel dünne / knodichte /
viereckete stengel / welche nicht von sich selbst können auffwachsen / sonderen
sich an den Gebüschen anhalten müssen. An diesen stehen je zwey blätter gegen
einander über / sind schmal / länglicht / etwas zart anzugreiffen / dem Graß
ähnlich / doch kürtzer. Oben trägt es viel schneeweisse an stielen hangende
fünff-blättige Blümlein / darauß werden runde / länglichte knöpfflein / welche
einen kleinen Samen in sich verschlossen halten. Die würtzelein sind subtil /
und kriechen umb sich wie die Graß-wurtzel. Zu Pariß haltet man dises
Augentrost-Graß für Holosteum AEginetae, in Italien aber für Chamaecysson
Oribasii. Dises wird ein art gefunden welche viel zärter ist / und kleinere
Blümlein fast wie sternlein bringt / inwendig mit rotgelben fäßlein sehr
lieblich anzusehen. So ist auch noch eine art / die an grasichten Angeren wächst
/ mit rauchen blättern / die es in grosser menge / solches in der Küche wie den
Hirß und Reiß zugebrauchen.
Gebrauch.
Von dem geschelten Samen des Manngraß bereitet man gute müßlein und Breylein /
mit Fleisch-brühen und Milch / kochet jhn wie den Reiß. Solche Müßlein nehren
zimlich wol / und sind darbey anmütig zu essen. Dieser Samen ist gesunder als
der Hirß / verdäulich und blähet den Leib nicht auff.
Stachel-Graß. Gramen aculeatum.
Blumen sind breiter und lieblicher anzusehen. Wird von Lobelio Caryophyllus
Holosteus genent.
Das Stichel-Graß ist ein seltzames Gewächs / mit schmalen zugespitzlen
Graß-blättern / hat dünne stengel mit vielen gewerblein / daran wachsen runde
rauche knöpfflein / von viel samen zusammen gesetzt / ehe solcher reiff wird /
ist er mit andern stachlichten blättern bekleidet und verschlossen / daß es fast
sihet wie Wassernuß.
Welchem beliebig ist / ferners vielerley Arten des Grases zu besehen / der findet
sie in des weitberühmten Herren Caspari Bauhini Libro primo Theatri Botanici,
alda sie gleich im anfang in vielen Capiteln außführlich und zierlich
beschrieben werden.
CAPUT II.
Dort. Lolium.
Namen.
DOrt / Lülch / oder Unkraut heist Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Aera, Zizanium, Zizania, Thyarus, Lolium,
Gramen Loliaceum spicâ
|| [300]
Dort. Lolium.
longiore, C. B. Italiänisch / Loglio Frantzösisch / Yvroye, Mauvaise herbe,
Zizanie. Spanisch / Yojo, Joyo, Zizanna. Englisch / Darnell. Holländisch /
Onkruyd. In Teutscher sprach wird es auch genen̅t Twalchweitzen /
Lulch / Lolch / Durt / und in Sachsen Trespe / Trebsen / Walchtrepse / Trestdorp
/ Weitzen-walch. Der same dieses Unkrauts wird Trümmelkorn genennet / weilen /
wenn es under das Brotmehl kommet / den Menschen / so solch Brot geniesset /
Trümlig / das ist / schwindlicht und tum̅ machet.
Gestalt.
Dort ist ein Mißgewächs deß Geträids / entsprießt auß verdorbener Gersten oder
Wäitzen / doch wächst er meistentheils under dem Wäitzen. Die ursach aller
Unkräutern kommet daher / wenn die Früchte von stätigem Ungewitter zu viel
beregnet werden / muß von nothwegen der Same dadurch schaden leiden / entweder
daß er zumal ertrincke und verfaule / oder ein Unkraut darauß wachse. Solches
komt bald im anfangenden Winter herfür / hat lange / feißte / rauche blätter.
Der halm ist fast wie im Wäitzen doch dünner. Oben stehet ein lange ähre / die
ist mit spitzigen täschlein zu beyden seiten / aber ungleich gegen einander /
besetzt. Auß jedem täschlein schlieffen 3. oder 4. körnlein mit starcken
häutlein bedeckt. Es wird zeitig mit dem Wäitzen.
Eigenschafft.
Dort ist warm im dritten und trocken im andern grad; führet einen unsaubern
schwefelichten geist mit sich / davon du Lebensgeister in dem Menschen
erdickeret / geschwächet / ja gleichsam als von einem Gifft undertrucket werden.
Gebrauch.
Das Brot auß Dortmeh??? gebacken und genossen / beschweret das Haupt / bringt den
Menschen / gleich wie die Trunckenheit in tieffen schlaff und schwindel. Es
schadet den Augen und verfinsteret das Gesicht: dergleichen würckung hat es auch
/ wenn es under dem Zeug zum Bier gefunden wird: derowegen scheiden und
durchsieben die Ackerleuth diesen Samen vom Weitzen mit grossem fleiß / und
halten jhn auff zur speiß der Hüner / Capaunen / Tauben und Wachteln / welche
fett darvon werden.
CAPUT III.
I. Gerstenwalch. I. AEgilops.
Namen.
GErstenwalch heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / AEgilops, Festivago, Bromus sterilis, Hordeum
festuca; Festuca avenacea sterilis elatior, & humilior, C. B.
Italiänisch / Egilopa, Orzo falvatico, Squalà. Frantzösisch / Averon. Englisch /
Great wild Gat-graß / or Dranck.
Gestalt und Geschlecht.
Gerstenwalch nennen etliche Avenam sterilem, Gauchhabern / so er doch am meisten
under der Gersten wächst / denn die Gersten wil haben gute / gesunde / getungte
Felder / sonsten mißrathet sie / und wird zu Quecken oder Walch / fürnemlich
wenn sie von stätigem Ungewitter zu viel beregnet wird / wie solches die
erfahrung gibet.
Gerstenwalch vergleichet sich mit den blättern dem Wäitzen / außgenommen daß sie
weicher sind. Sein halm ist anderthalb elen hoch / knodicht und dünn / hat auch
dünne und schwache wurtzeln / und haarichte blätter.
|| [301]
II. Gerstenwalch. AEgilops.
Des Gerstenwalchs sind zwey geschlecht / haben keinen underscheid / denn allein
in den Aehren. In dem ersten bringt die Aehre 4. oder 5. rothe körnlein /
zwischen denselben kommen subtile äherspitzlein wie haar herfür. Das andere
trägt zwey / oder allermeist drey körnlein / die sind mit holkehlen durch zogen
/ darauß gehen weit mehr und auch stärckere ährespitzen als in dem ersten.
Eigenschafft.
Gerstenwalch hat wenig flüchtige / saltzichte / mit etwas ölichten vermischte
bitterlichte theile bey sich / und also die Eigenschafft zu kühlen / zu trucknen
/ zu säuberen / zu heilen / auch aller fäulung und Würmen zu widerstehen.
Gebrauch.
Dioscorides lib. 4. cap. 139. schreibt / diß Kraut (Augengeschwär.) zerstossen / und wie ein Pflaster übergelegt / heile
die Geschwär und Fisteln der Augen / die man Griechisch AEgilopas nennet /
(daher vielleicht diß Gewächs den Namen bekommen.) Sein Safft wird mit Mehl
vermischt / getröcknet und wider di se Gebrechen (Würm
im Leib.) zu gebrauchen bewahret.
Die wurtzel in Wein gesotten / und etliche tag davon getruncken / vertreibet alle
Würm auß dem Leib.
CAPUT IV.
I. Bintzen. I. Juncus.
Namen.
BIntzen oder Schwelen heist Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Juncus, Juncus palustris, Juncus aquaticus,
Scirpus. Italiänisch / Giunco. Frantzösisch / Jonco. Spanisch / Junco. Englisch
/ Bulrusch. Niderländisch / Biese.
Geschlecht und Gestalt.
Der Bintzen Herberg ist in Wassergräben /
II. Blühender Bintzen. II. Juncus floridus.
Sümpffen und feuchten Awen. Auß einem stock wachsen runde / glatte und spitzige
Stengel oder Bintzen / inwendig mit weissem Marck außgefüllt / haben gar kleine
blätter / allein unden bey der wurtzel sind sie mit etlichen scheiden bekleidet
/ wie das Rohr. Oben nicht fern von dem Gipffel / bringen sie röthlichten Samen
Traubenweise / der gleichet dem Sorgsamen. Die wurtzel ist vielfaltig / zasicht
/ dünn / doch steiff und fest in die Erden gehefft. Man findet grosse und kleine
Bintzen / aber dieweil sie der gestalt [302] nach einander nicht unähnlich / sind sie under einer Figur begriffen.
In Böhmen neben dem Fluß Muldaw hat Matthiolus ein sonderlich Bintzen-geschlecht
gesehen / dasselbige hat viel lange / schmale und spitzige blätter / die steigen
bald von der wurtzel auff: mitten zwischen diesen blättern stehen die runden
glatten Bintzenstengel / die tragen schöne dolden von braunen dreyblättigen
Blumen / lustig anzuschawen.
Noch vier andere Geschlecht der Bintzen beschreibet Casparus Bauhinus libr. 1.
Theatr. Botan. sect. 2. cap. 4. & seq.
Das erste Geschlecht Juncus laevis paniculâ sparsâ major, hat eine wurtzeln mit
weissen zaseln / auß deren viel dünne und spannenhohe Bintzen oder Stengel
herfür kom̅en / welche in ein gar subtilen spitz außgehen. In
mitte der Bintzen entspringet ein kleine rötlicht un̅ zerspreitete
ähr oder kölblein / wächst in Bernischer Herrschafft auff der Strasse / welche
auß dem Thal Grindel-wald in das Thal Lauterbrun gehet.
Das ander Geschlecht Juncus alpinus bombycinus, wächst auch in vorgemeltem
Grindel-wald an feuchten orten. Auß seiner wurtzel / welche der gemeinen
Bintzenwurtzel ähnlich ist / kommen die Bintzenblätter / zwischen welchen viel
dünne halme herfür wachsen / die ein köpflin mit weisser Wolle tragen.
Caspari Bauhini Dreyspältiger Bintzen mit einem hereingebogenen
Spitz.
Juncus acumine reflexo trifidus, C. B.
Das dritte Geschlecht / Juncus acumine reflexo trifidus, hat ein schwartze
gläich- und zaselichte wurtzel / auß deren viel dün̅e Bintzen
herfür wachsen / welche höher als ein spannen / und an dem oberen theil in drey
(selten vier) gar subtile griffel getheilet sind: auff den gipffeln der Bintzen
bey dem spalt sitzen die dunckelbraunen ähre; wächst auff dem Lucernischen
Fracmont / wie auch den Pyreneischen und Mährischen Gebürgen.
Das vierte Geschlecht / Juncus floridus minor, hat ein weisse und gläichichte
wurtzel / an welcher viel zaseln hangen: der halm oder stengel ist spannen hoch
/ mit 3. ablangen / spitzen blättern begabt / deren zwey den stengel übersteigen
/ auff dessen gipffel die Blumen / je eine nach der anderen / auff jhren fünff
eigenen stielen sitzen / welchen ein runde zweyfache Frucht in der grösse der
Candischen Erven nachfolget. Es wächst bey dem löblichen Gottshauß Einsidlen /
wie auch auff dem Lucernischen Fracmont / bey dem also genanten Pilatus-See.
Eigenschafft.
Die Bintzen sind mittelmässig warmer und trockener Natur / haben viel irdische
mit einem nitrosischen safft vergesellschafftete theil / davon sie krafft haben
zusammenzu ziehen / zu stopffen / das Blut zu stillen / und sind also an Tugend
dem Schaffthew durchauß zu vergleichen.
CAPUT V.
Indianische Nard. Nardus Indica.
Namen.
INdianische Nard heist Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Nardus Indica, Ger. Indica vulgaris, J. B.
Indica, quae Spica, Spica Nardi, & Spica Indica Offic, C. B. Italiänisch
/ Nardo di India, Nardo oltramarino. Frantzösisch / Nard d' Inde, Nard d'outre
mer. Spanisch / Azambar, Al [303] mea.
Englisch / Indian spicknard. Niderländisch / Nardus overzee.
Gestalt.
Die Indianische Nard ist / nach dem bericht Garciae ab Horto, eine wurtzel /
welche jhren drey spannen langen stengel / wie ein kleine ruten auff dem boden
außspreitet / die alßdenn noch in viel kleinere / dünne rütlein zertheilt wird.
An dem oberen theil der wurtzel / wie auch zwischen diesen rüthlein kommen die
ähre herfür. Also verkaufft man sie in Cambagete / Asurate / Gogua und anderen
Indianischen Seehäfen / alda die Arabische und Persische Kauffleuth sie abholen
/ der meiste theil aber wird von den Inwohneren selbsten verbraucht. Sie wächst
auch in der Landschafft Mandou und Chitou / die an das Königreich Belli /
Bengala und Decan stossen / nahe bey dem Fluß Ganges / welchen die Indianer für
gar heilig halten / denn die Inwohner des Königreichs Bengala / wenn sie tödlich
kranck darnider ligen / lassen jhre Füsse in dem Fluß baden. Es stehen gewisse
Götzen-tempel in demselbigen / welche hauffenweiß von den Indianern insonderheit
den Kauffleuthen von Guzarate und dem Königreich Decan besucht werden. Sie
opfferen disen Götzen köstliche Geschenck / und bilden jhnen ein / dadurch
grosse Heiligkeit zu erlangen.
Die Indianische Nard wird von den Indischen / Türckischen / Persischen und
Arabischen Aertzten viel gebraucht / daher für ein Fabel billich zu halten /
wenn Andreas Lacuna in commentar. ad lib. ??? Dioscorid. cap. 6. schreibet. Der
Gebrauch diser Nard ist gefährlich / dieweilen auß demselbigen ein tödliches
Gifft / so man pisum in Indien nennet / zubereitet wird / welches nicht allein
getruncken / sonder nur nach dem schweiß an die haut gestrichen / den Menschen
umbringet: Den̅ Garzias ab Horto, sich viel Jahr als ein Aertzet
in India auffgehalten / auch bey den Indischen Königen / Fürsten und allen
Artzten wol bekant ware / welcher doch von disem Gifft / oder piso im geringsten
nichts vernommen / wie er solches lib. 1. histor. Aromat. cap. 23. selbsten
berichtet. Jacobus Bontius in notis ad hoc caput, zeiget an / die Indianische
Nard wachse viel in Java / und werde von den Indianeren in der Küch zu den
Fischen und dem Fleisch gebraucht: als er in Indien Medicus ware / hat er sie
wie bey uns in Europa die Ringelblumen / in Essig gebeitzet / (Kalte kranckheiten des eingeweids verstopffung der Leber
/ miltz / und krößaderen / Biß der schlangen / scorpionen /
meeraßeln.) und auß derselbigen auch ein Syrup zubereitet / welchen er
wider die kalte Kranckheiten des Eingeweids / insonderheit aber die verstopffung
der Leber / Miltz / und Krößaderen / (die zu seiner zeit so gemein waren / daß
viel Menschen darvon außgedorret) nutzlich vorgeschrieben. Er hat ferners auß
eigener erfahrung wargenommen / daß dieser Essig sehr dienlich seye wider die
Biß der Schlangen / Scorpionen / Meer-asseln / und anderen gifftigen Thieren /
so man den Safft einnimmet / und den Essig zu der Wunden gebrauchet; also habe
er einen geheilet / welcher von der Schlangen / Cobra de capello in
Portugesischer Sprach genant / gebissen worden.
Eigenschafft.
Die Indianische Nard ist warm im ersten und trocken im andern grad / und hat also
viel ölichte mit flüchtigem scharffem saltz vermengte theile bey sich / dadurch
sie erwärmet / tröcknet / eröffnet / und zertheilet. Wird in allen wolbestellten
Apothecken gefunden; soll leicht / viel-härig / gelb / frisch / wolriechend wie
der wilde Galgan / und am Geschmack bitter seyn. Man bringet sie auß Egypten von
Alexandria nach Venedig / und von dar auß in Teu???schland.
Gebrauch.
Indianische Nard ein halb loth in einem quartal weissen Weins und frischen
Brunwassers (Wind / auffstossen des Magens / gelbsucht
/ Nierenweh / kalte Gebresten der Leber und mutter / Gifft / blödes kaltes
haupt.) gesotten / und in etlich mahlen getruncken / zertheilet die
Wind im Leib / befürderet den Harn / dienet in dem auffstossen des Magens / der
Gelbsucht / Nierenweh / und in den kalten gebresten der Leber und Mutter /
stärcket das Hirn und alle Glieder des Leibs. Sie ist gut wider das Gifft /
daher man sie under den Theriack vermischt. Wird auch zu der Laugen gethan / das
blöde kalte Haupt damit zu stärcken.
Wenn die wurtzel in Wein und Oel gesotten wird / so gibt es nach abdämpffung deß
Weins ein köstlich Narden-öl ab / welches über den Bauch offt geschmieret / den
Magen stärcket / die Däwung beförderet / das Grimmen stillet / und den Bauchfluß
hemmet.
CAPUT VI.
Langer wilder Galgan mit den spitzen der Blättern und der Blumen.
Cyperus longus cum mucronibus foliorum, & floribus.
|| [304]
Namen.
WIlder Galgan heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cyperus. Italiänisch / Cipero. Frantzösisch / Souchet. Spanisch /
Juncia.
Langer wilder Galgan heist Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Cyperus longus. Italiänisch / Cipero longo.
Frantzösisch / Souchet long. Spanisch / Juncia olorosa. Englisch und
Niderländisch / wilden Galegaen / Galin???a.
Wilder runder Galgan heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch Cyperus rotundus. Italiänisch / Cipero rotondo.
Frantzösisch / Souchet rond. Spanisch / Juncia avellanada, Juncia redonda.
Englisch und Niderländisch / round Galingale.
Runder wilder Galgan / ??? der grosse auß Syria röthlicht / ??? der kleine sehr
wohlrtechende auß Candia / schwartz.
Cyperus rotundus, ??? major Syriacus subrufus, ??? minor odoratissimus Creticus
niger.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden verschiedene Geschlecht des wilden Galgans gefunden / und von den
Botanicis beschrieben.
Das erste Geschlecht ist der lange wilde Galgan / Cyperus odoratus radice longâ,
sive Cyperus officinarum, C. B. paniculâ sparsâ speciosâ, J. B. hat lange /
schmale und harte rohr-blätter / dem Lauch fast gleich / außgenommen daß sie
härter und auff den seiten schärffer sind. Seine stengel sind starck / glatt und
dreyecket / bißweilen vierecket / und einer elen hoch / darin̅en
stecket weiß Marck wie im wolriechenden Bintzen: oben am stengel gewinnet es
kleine glitzende blätter / samt einem breiten braunröthlichten strauß mit faseln
/ zwischen welchen der spitzige und graßfarbe Same herfür tringt. Die wurtzel
ist lang und dick / zasicht in einander geschrencket / außwendig etwas schwartz-
und knodicht / inwendig aber etwas weißgelb / eines lieblichen Geruchs / und
wenig bitteren Geschmacks. Wächst in Sicilien / Italien / und umb Montpelier in
den Wiesen und sumpfichtem Erdreich. Gesnerus berichtet / daß der lange wilde
Galgan an dem Züricher-See bey Rappersweil von sich selbsten wachse / von dannen
er jhne auch in seinen Garten gepflantzet habe. So kom̅et er auch
nach deß Jani Cornarii bericht bey Feldkirch in zimlicher menge herfür.
Das ander Geschlecht / der runde wilde Galgan / Cyperus rotundus orientalis
major, C. B. Cyperus Syriac. & Cretic. rotundior, I. B. ist dem ersten
fast gleich / allein daß seine blätter und stengel kleiner und kürtzer sind. Die
wurtzeln sind rund und knodicht / hangen an einander mit langen faseln / sind
fast den Oliven ähnlich / eines aromatischen geruchs / und scharfflichten
geschmacks.
Der wilde Galgan wächst in Italien / Franckreich und anderen heissen Länderen von
sich selbst in Wässerigen gebawten orten. In Teutschland wird er in den Gärten
gepflantzet / den besten bringt man auß Syrien und Egypten von Alexandrien /
welcher den Italiänischen weit übertrifft.
Es gibt auch noch etliche andere gattungen des runden / und deß langen Galgans /
als da ist der runde Orientalische kleine Galgan / Cyperus rotundus orientalis
minor, C. B. und Cyperus rotundus minimus Hispanicus, C. B. wie auch Cyperus
rotundus littoreus inodorus, I. B. Item ein langer wilder nichts riechender
Galgan / Cyperus rotundus inodorus Germ. C. B. so dann Cyperus longus inodorus
sylvaticus, C. B. Park. Bontius thut auch meldung eines Indianischen / in der
Insul Java wachsenden Galgans / Cyperus Indicus, Bo???.
Eigenschafft.
Die wurtzel dises Krauts / so allein in der Artzney gebraucht wird / hat ein
scharffes aromatisches flüchtiges saltz bey sich / und dannenher die
Eigenschafft zu stärcken / zu wärmen / zu eröffnen / die wind und bläst zu
vertheilen / das Gehirn und Nerven zu stärcken / dahero von den Alten gesagt
worden / daß sie warm und trucken seyen im anderen grad.
Gebrauch.
(Monatliche reinigung verlurst / Grieß / Sand /
Wassersucht Magensschwachheit.) Wilder Galgan gestossen / und des
pulvers ein halb quintlein schwär in weissem Wein eingenommen / befördert die
Monatliche reinigung der Weibern / treibt den Harn / reiniget die Nieren vom
Grieß und Sand / öffnet die verstopffung in der angefangenen Wassersucht / und
stärcket den Magen.
Der wilde Galgan gekäuet / wendet den bösen geruch des Athems.
Casparus Bauhinus lib. 1. Theatri Botanici sect. 2. cap. 13. rechnet zu dem
runden wilden Galgan / noch folgendes Gewächs / welches von jhme Cyperus
rotundus inodorus ex Flo [305] rida
genennt / und auß dem Nicolao Monarde also beschrieben wird. Von dem Seehafen
St. Helenae, welcher in der Landschafft Florida liget / bringet man ablange und
knorrige Wurtzeln / die sind Daumens-dick / aussen schwartz / und innen weiß /
geben ein Gewürtz-geschmack von sich / fast wie der Galgan: wenn sie dürr werden
/ überkommen sie Runtzeln / und werden hart wie ein Horn. Die Aestlein spreiten
sich auff die Erden / bringen breite und satt-grüne Blätter. Wächst an feuchten
orten. Von Nicolao Monarde wird es Radix St. Helenae, St. Helena-wurtzel / von
Castore Durante aber Pater noster St. Helenae. St. Helenae Paternoster genennt.
Ist warmer und trockener Natur. Das Pulver dieser Wurtzeln wird in Wein wider
(Magenschmertzen. Grieß.) die
Magen-schmertzen und das Grieß gelobt. Die Indianer zerstossen diese Wurtzel mit
steinen / und wenn sie sich des Bads bedienen / reiben sie den gantzen Leib mit
diesem Pulver / soll ihme ein anmüthigen Geruch mittheilen. Auß den
abgeschnittenen und durchborten Knorren dieser Wurtzeln / machen die Spanier und
Indianer ihre Corallen am Pater-noster / welche sie an den Halß hencken / und
ihnen viel kräfften zuschreiben.
Gifftwurtz. Contrayerva.
Vnder den langen wolriechenden wilden Galgan zehlet vorgemeldter Herr eine Art /
die von ihme Cyperus longus odorus Peruanus genennet / und auch auß dem Monarde
beschrieben worden.
Wird sonsten auff Teutsch genennet / Gifftwurtz. Lateinisch / Contrayerva, Radix
yerva, Radix Bezoardica, Radix contra venena, Drakena. Niderländisch /
Vergifftwortel. Frantzösisch / Racine de yerva, ou venimeuse.
Die Wurtzel ist röthlicht / ablang / knorricht / und mit dicken / harten zaseln
begabet / so 3. oder 4. zoll lang / inwendig weiß / und deren etliche haaricht
sind / welche ein geruch / wie die wilde Angelica von sich geben.
Man bringet sie auß dem Indianischen Königreich Peru / von Charus / allda die
Spanier dieses Gewächs Contrayerva nennen / welchen Namen es auch in Teutschland
biß auff diesen Tag behalten hat. So man die Wurtzel in dem Mund kewet / gibt
sie einen Würtz-geschmack von sich. Wenn man sie zu Pulver stosset / und davon
ein Ducaten schwer im weissen Wein einnim̅et / widerstehet sie
allem Gifft / nur den Sublimat außgenommen / denn sie entweder durch (Gifft / Gifftige Liebesträncker.) das Erbrechen
oder den Schweiß das Gifft außstosset / auch die gifftige Liebes-träncker auß
dem Leib forttreibet / dahero die Spanier solche Wurtzel wider das Gifft dem
berühmten Bezoar-stein vorziehen. Etliche zerschneiden sie in Scheüblein / und
legen sie in das Wasser / welches sie den Kindern / so (Kindsblateren.) an den Blatern kranck darnider ligen / zu trincken
geben.
Süsser wilder Galgan. Cyperus rotundus angustifolius esculentus.
Namen.
DEr süsse wilde Galgan heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Trasi, Dulcichinum, Juncus avellana; Cyperus
esculentus, C. B. Trasi, J. B. Italiänisch / Trasi dolce, Dolzolini, Habaziz.
Spanisch / Juncia avellanada, Ciafas. Englisch / Dweet Cyperus / or Ruthnut.
Niderländisch / Zoete Cyperus.
Gestalt.
Daß der süsse wilde Galgan oder Trasi ein Geschlecht des Galgans seye / ist
offenbahr / so man die Wurtzeln / das gantze Kraut und den ort seiner stell
eigentlich betrachtet: den underscheid findet man allein an dem Geschmack der
zur Speiß anmüthigen Wurtzen. Er bringet dünne und zaslichte Wurtzen herfür / an
welchen rundlichte Knollen / als Kölblein / wie an dem Galgan / herabhangen / so
den Ziser-erbsen oder Bohnen ähnlich / und mit einer rauchen Haut oder Schale
bedecket sind. Sein Marck oder Safft ist süß / wieß / und am geschmack den
Castanien gleich. Die Blätter vergleichen sich dem Galgan / sie sind gestaltet /
wie das Riedgraß / schmäler als der Lauch / Elen lang und spitzig. Die Stengel
wachsen Elen hoch / und tragen oben kleine Blättlein / wie Sternen zusam̅engesetzt / zwischen welchen in dem Brachmonat geährte Blumen
herfürschiessen. Dieses Gewächs verenderet sich nach dem ort seiner stell / denn
an etlichen orten bringet es Stengel und Blumen / an anderen aber gar nicht. Zu
Verona in Italien wird es in grosser anzahl gefunden / und jährlich auff
nachfolgende weisse fortgepflantzet. Im anfang des Wintermonats / damit sie
nicht von der Kälte verderben / grabet man die Wurtzeln auß / und stecke??? [300] sie im Mertzen widerumb ins Erdreich /
nachdem sie zuvor ein paar Tag in Brunnwasser eingeweicht worden / denn also
wachsen sie leichtlich. In Africa kommen sie von ihnen selbsten herfür. Auß
Ethiopien und den nächsten Insuln / insonderheit auß der Insul St. Thomae /
führet man sie in Portugall. Von Egypten schicket man sie häuffig nach Tripoli /
allda sie die Einwohner in dem Brachmonat zur Speiß gebrauchen. In Sicilien
wachsen sie von sich selbsten / und werden von darauß nach Neapolis geschickt /
allwo man sie glücklich pflantzet. Zu Verona und Venedig tragen die Knaben diese
süsse Wurtzen in den Körblein herumb / und schreyen mit lauter Stimm / dolce
Trasi, süsser Trasi. Die Veroneser essen diese Frucht rohe / saugen das Safft
darauß / das Häutlein speitzen sie davon / denn man es wegenseiner rauche nicht
schlingen kan.
CAPUT VII.
Groß Ried. Sparganium.
Namen.
GRoß Ried heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sparganium, Butomus Theophrasti, Carex, Gladiolus palustris,
Platanaria. Italiänisch / Sparganio. Frantzösisch / Glajeul d'eau. Englisch /
Bur-reed / Segde / Swordgrasse. Niderländisch / Waeterlisch / Kandelaers. In
Teutscher Sprach wird es auch genennt Schwertelried / Igelsknospen / Degenkraut
/ Leuschried und Leuschen.
Gestalt.
Das Großried fladert mit seiner Wurtzel hin und her im Erdreich / die gewinnet
viel Zaseln und haarichte kleine Neben-würtzelein / darauß wachsen scharpffe /
lange / spitzige vnd schneidende Liecht-grüne Blätter / zwischen welchen runde /
glatte Stengel herfürstossen / die werden anderthalb elen hoch und höher /
theilen sich oben in etliche Nebenzweiglein / und wächst unter einem jeden
Aestlein ein kleines Schwerdt-blatt herauß. Die gemeldten Aestlein bringen
bleich-grüne Knöpff / in der grösse einer kleinen Baumnuß / blühen mit sehr
kleinen weissen Fäserlein / und werden im Hewmonat zu stachlichten Kölblein /
anzusehen / wie die kleinen Igel / darinn ist der Samen. Es wächst an den
Wasser-gestaden / auch in den Wasseren und Sümpffen / deßgleichen auff den
nassen Wiesen / und den alten Wasseren vom außlauffenden Rhein / hin und wider
an dem Rheinstrom. Allhier findet mans bey Michelfelden / dem Newenhauß und der
Wiesen in sumpffichten orten. Casparus Bauhinus thut dreyerley Gattungen dieses
Krauts meldung / deß ästichten / Sparganii ramosi; dessen ohne Aestlein / non
ramosi; und deß kleinesten / Sparganii minimi.
Eigenschafft.
Groß Ried hat etwas scharfflichten Saltzes / neben seinen vielen irrdischen
Theilen bey sich / daher ihme ein warme und trockene Natur zugeschrieben wird:
Man gebraucht es in den Artzneyen selten / oder gar nicht.
CAPUT VIII.
Schaffthew. Equisetum.
(A. Groß Wasserschaffthew.)
(B. Klein Schaffthew.)
(C. Die ersten Schoß darinnen die Blüth verborgen
ligt.)
(D. Der Samen.)
(E. Die Blüth.)
Namen.
SChaffthew heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Hippuris, Cauda equina, Equi [307] setum,
Wiesen-Schaffthew. Equisetum pratense.
Mackend Schaffthew. Equisetum nudum.
Cauda caballina. Italiänisch / Coda di cavallo, Cola o rabo de mula. Englisch /
Horsetaile. Dänisch / Skaffnegroes / Skeffte / Studeknä. Niderländisch /
Peerdsteert / Kattensteert. In Teutscher Sprach wird es auch genennt / Roß- oder
Pferd-schwantz / Kantenkraut / Roßwadel / Katzenwadel / Taubenrocken /
Roßschwantz / Katzenzagel und Katzenhelm.
Stinckend Schaffthew. Equisetum foetidum.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht / das grössere Wasser-schaffthew / Equisetum magnum palustre
longioribus setis; Equisetum majus aquaticum, I. B. Hat ein weisse / kriechende
und gläichichte Wurtzel / auß deren viel Daumens-dicke / schwartzlichte und
Spannenhohe stengel entspringen / so sich den Sparglen / oder den Zapffen deß
Nußbaums vergleichen / und in der zeitigung purpur-braun werden / mit der zeit
sihet man die stengel einfach / grad / hol / von vielen striemen rauch / ohne
knoden / und zwey elen hoch herfürwachsen / auch ihre Gläiche oder Gewerbe in
gleicher weite unterscheiden / auß welchen rings herumb dünne / bintzichte und
rauche blättlein wachsen / wie Säwbürsten / Sternen-weiß / je ein Gesätz über
dem andern / den stengel hinauff biß zu dem Gipffel. Man findet ihne in
wasserichten orten und Gruben. Das kleine allhier auch abgemalte Schaffthew /
wird von dem vorigen nur in der grösse unterscheiden. Sein Stengel ist viel
dünner / und anderthalb spannen hoch / er trägt auch viel ein zarteren und
kürtzeren zapffen. Die Blätter sind weniger / kleiner / sehr schmal / und nicht
so artlich wie ein Rad / als an dem vorigen / zusammengesetzt. Es wächst allhier
sambt dem vorigen bey Michelfelden in wassertichten Gruben.
Das andere Geschlecht / das Wiesenschaffthew / Equisetum pratense longissimis
setis, C. B. Hippuris altera, Trag. Equisetum palustre majus, Tab. Hat ein
dünnen / zähen / streiff- und knodichten stengel. Es wächst höher als ein elen /
und ist mit dünnen haaren ein Gesetz nach dem andern umbfangen. Die Blättlein
sind länger / zäher und rau [308] cher
als am ersten / darzu mit kleinen Gläichen unterscheiden / darumb er ein
Werckzeug der Drechslern ist / damit sie die Geschirr glatt machen / auch
brauchen ihne die Mägd das Kuche-geschirr damit zu reiben / und schön zu
behalten / sonderlich was von Zinn gegossen ist / wird dahero nicht unbillich
Kanten-kraut geheissen. Es wächst gemeiniglich in sandichten / magern Wiesen /
und auff etlichen sandichten und feuchten Aeckeren under den Früchten.
Das dritte Geschlecht / das nackende Schaffthew / Equisetum nudum: Equisetum
foliis nudum ramosum, C. B. Bringet den längsten stengel herfür / so am undern
theil schwartz gestreimt und rauch wird. Es trägt keine Blätter / ist hol und
gläichicht / hat aber weniger Gläiche / welche auch weiter / als an den andern /
von einander stehen. Auß ihnen entspringet bißweilen auff beyden seiten ein / zu
zeiten aber auff einer seiten zween / und auff der andern seiten nur ein Ast
herfür / so in der dicke der Bintzen anderthalb spannen hoch wachset / und an
der farb / streimen und gläichen mit dem stengel übereinkomt / auch in ein sehr
dünnen spitz außgehet. Aber der stengel endet sich in ein halb zoll lang / weiß
und gekrümmetes büchslein / an dessen beyden seiten gemeiniglich ein elen hoher
Ast sich herfür thut. Es hat auch eine gattung dieses Schaffthewes ohne Aest mit
bintzichten Blättern / Equisetum soliis nudum non ramosum sive junceum, C. B. Es
wächst in sumpfichten Orten und Wälderen.
Das vierte Geschlecht / das stinckende Schaffthew / Equisetum foetidum sub Aquâ
repens, C. B. Hat ein zasichte Wurtzel / die bringt viel dünne / runde /
gläichichte / und zerbrüchliche stengel / so bißweilen elen hoch wachsen / wie
der Penid-zucker gedrähet / und in viel Neben-zweiglein getheilet werden. Es hat
etliche kurtze Blätter / die mit Köpfflein underscheiden sind / und mit den
Gläichen sich widerumb in einander fügen. Das gantze Gewächs ist brüchig /
welches in den sumpffichten Wasseren grün bleibet / wenn es aber heraußgezogen /
ertrocknet / wird es weiß-graw / und so mürb / daß mans nicht allein mit den
Fingeren zerzeiben kan / sondern auch von ihme selbsten sich in Pulver
verwandlet. Der Geruch dieses Krauts ist stinckend und schweflicht. Es wächst in
kotichten Wasseren. Casparus Bauhinus hat es erstlich zu Padua in den Gruben der
Aponitanischen Bädern / darnach nicht weit von Lucern / und zu Basel jenseit der
Birßbruck / wie auch umb Michelfelden und Hüningen angetroffen.
Das fünffte Geschlecht deß Schaffthews / Equisetum arvense longioribus setis, C.
B. minus terrestre, I. B. Hat ein schwartze / holß- und gläichichte Wurtzel /
die ist ohne geschmack / und mit zaleln begabet. Auß welcher im anfang deß
Mäyens schwartze Sparglen oder Dolden herfürkommen / denen gerave / hole / und
anderthalb elen hohe stengel oder halme nachfolgen / so biß weilen höher / und
mit Gläichen unterscheiden werden / auff deren obern theil andere schmale und
krumme Dolden biß zu ihrer Vollkommenheit sitzen. Die Blätter sind bintzicht /
rund / spannen lang und brüchig / dahero sie zur außfägung der Gefässen nicht
gebraucht werden. Es wächst auff den feuchten sumpffichten Matten. Die Mäder
hassen ihne / denn er wegen seiner Räuche ihre Sensen und Sicheln stumpff
machet.
Das sechste Geschlecht deß Schaffthews / Equisetum palustre brevioribus foliis
polyspermon, C. B. Bekommet auß der knodichten kriechenden Wurtzeln / ein runden
lähren stengel / welcher mit knödlein underscheiden ist / und höher als ein elen
wachset. Bey gemeldten knödlein hat es viel Blätter / die breiter als des
gemeinen Leinkrauts / und den Blättern des Tabernämontanischen Studenten-krauts
ähnlich / grün / ablang / brüchig und rauchlicht sind. Es wächst allhier an den
Pfützen oder Moßlachen umb Michelfelden.
Das sibende Geschlecht deß Schaffthews / Equisetum palustre minus polystachion,
C. B. Hat ein kriechende / und mit Gewerben underscheidene Wurtzel. Der stengel
ist dünn / und nicht gar elen hoch / auch mit dickeren Gläichen gezeichnet. Bey
jedem Gläiche oder Gewerblein erzeigen sich drey oder vier Blätter / oder
vielmehr Haar-zöpff / die sind bintzicht und spannen lang / auff welchem
jedwederen ein Aehrlein / wie ein zäpflein sitzet. Der stengel trägt ein langen
Zapffen / so mit bleich-rothen Blümlein begabet ist. Es wächst an vorgemeldtem
Ort / allda er auch mit sehr dünnen und längern Haaren oder Bürsten angetroffen
wird.
Das achte Geschlecht / der Wald-schaffthew / Equisetum sylvaticum tenuissimis
setis, C. B. Hat gar zarte dünne Blättlein / sie werden viel haarichter / als
alle andere / stehen sehr dick über einander / und sind alle Gewerblein am
stengel / so Schuhs hoch wachset / mit gemeldten Blättlein angefüllet / dahero
ein jeder außgerupffter stengel sich einem Roß-schwantz vergleichet. Es wächst
in duncklen feuchten Wälden und Thäleren / sonderlich aber im Ostwald und Waßgaw
/ allwo die Fischweyer in den Wälden ihren ablaß haben. Man findet ihne auch im
Elsaß bey dem Schloß Wangenburg.
Das neunte Geschlecht ist das kleine nackende vielfarbige Schaffthew / Equisetum
nudum minus variegatum Basileense, C. B.
Das zehende Geschlecht ist ein bintzicht / schwartz-knodicht Schaffthew /
Equisetum junceum nigrinodum Capitis bonae spei, An Arundinis gramineae
aculeatae Alpini genus? Breyn.
Eigenschafft.
Das gemeine Schaffthew mit vielen dünnen Blättlein / wird allein zur Artzney
gezogen / und hat ein milt-flüchtiges aluminosisches Saltz under seinen vielen
jrrdischen und wässerigen Theilen verborgen / daher es die Tugend hat / das
Geblüt zu erdickeren / anzuhalten / zusammenzuziehen / und zu stopffen. Daher
sagten die Alten / daß es seiner Eigenschafft halben kalt und trocken im andern
Grad seye.
Gebrauch.
Das destillierte Schaffthew-wasser ist [309] (Blut spenë versehrte Därm / Leber / Nieren /
Blasen / unmäßiger Blutgang der Weiber / Bauchfluß. Versehtung und Löcher
an) gut denen / so Blut speyen / es heilet die versehrten Därm / Leber /
Nieren und Blasen / stillet den unmäßigen Blutgang der Weiber / ist dienlich in
allen Durchläuffen und Bauchflüssen / Morgens und Abends jedesmal 4. oder 5.
loth getruncken. Dieses Wasser heilet auch die Versehrung und Löcher an
heimlichen und schamhafften Orten bey Mann und Weib / dieselbigen offtermahls
darmit warm gewaschen / leinene Tüchlein darinn genetzt und übergeschlagen.
(heimlichen Orten.) Das Wasser / darinnen
Schaffthew gekochet / ist dem destillierten annoch zu allen solchen Sachen
vorzuziehen / weilen in der (Geschwulst der Man̅sruthen / Versehrung des Munds / Zahnfleischs un̅ Halses.) Destillation die besten Theile zuruck bleiben.
Wider die Geschwulst der Manns-ruthen netze leinene tüchlein in diesem Wasser /
und legs warmlicht über. Es heilet auch alle Versehrung des Munds / Zahnfleischs
und Halses / den Mund laulicht damit gegurgelet.
CAPUT IX.
Gemein Weyer-rohr. Arundo vulgaris palustris.
Italiänisch Rohr. Arundo Italica.
Namen.
DAs Rohr oder Schilff heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Calamus, Arundo. Italiänisch / Canna.
Frantzösisch / Cane, Roseau. Spanisch / Canna, Carrizo. Englisch / Reede / Cane.
Dänisch / Ror. Niderländisch / Riet.
Geschlecht und Gestalt.
Der Rohrë sind mancherley. In Teutschland findet man allein die dünne / schwache
Wasser-rohre und Narren-kolben oder Deitel-kolben / die in Gesümpfen / Teichen
oder Weyhern wachsen; Arundo vulgaris sive phragmites Dioscoridis, [Greek words], Theophrasti, C. B. Arundo vulgaris
palustris. I. B. Diese gemeine Wasser-röhre / hat eine krumb knodichte Wurtzel /
welche immer frische Augen und Zweige außstoßt / darauß hernach Manns-hohe /
Fingere-dicke / hole / gläichichte stengel auffsteigen / auß deren Gläichen die
rauchen / scharffen / zwey zoll breiten / und elen langen Blätter hervorwachsen.
Der oberste gipffel der stengeln schießt endlich in einen haarigen / weichen /
purpurfärbigen Strauß / welcher von den Winden nach und nach zerfladeret / und
zerstäubet wird.
In Italien hat man Röhre / (Arundo sativa seu Donax Dioscoridis, C. B. Arundo
maxima & hortensis, I. B. ) welche Spanisch Rohr genennet werden / die
pflantzet man in die Weinberg auff feucht Erdreich / und macht darauß Pfäle zu
den Weinräben / so ander Holtz manglet / denn dieses Rohr wächst bey zehen elen
lang / ist dick / fast wie eine zimliche Stange / starck / vest / hohl / und mit
starcken Knöpffen oder Geläichen abgetheilet.
Sonsten ist noch eine art deß Spanischen Rohrs mit gestreifften blättern / wie
das Spanische Graß vorhanden / welche der berümte Elsholtzius Arundinem sativam
folio maculato nennet. In dem Horto Regio Paris. aber heisset es Arundo Indica
variegata, seu Laconica Theophr. Cornuti.
Neben diesen hat es annoch underschiedliche andere gattungen und geschlechter der
Rohren / als da sind
Das Schwartzrohte Schreibrohr / dessen sich die Gelehrten in Arabien / Persien /
Griechenland und anderen Orientalischen Länderen an statt der Schreibfederen
bedie [310] nen / Arundo
scriptoria atro-rubens, C. B. Harundo minor sive Elegia, Park.
Das biegige Marckrohr / dessen stengel biegig / und etwas Marck bey sich haben;
Arundo farcta Rheni Bononiensis Plinii, Zanon.
Ein ander biegiges Marckrohr mit längeren stengeln und blätteren; Arundo farcta
vallium Ravennae, Zanoni. Foriè Arundo farcta geniculata sive sagittalis, C. B.
Ein ander sehr grosses Marckrohrs / so auß Indien und Syrien gebracht wird;
Arundo farcta maxima, atrorubens, C. B. Arundo nastos sive farcta, crassa
& major, I. B.
Ein gelbes Mackrohr; Arundo farcta flava, C. B. Arundo nastos seu farcta, s.
toxica, gracilis & plicatilis, J. B.
En Indianisch vielfarbiges biegiges rohr; Arundo Indica versicolor flexilis, C.
B. I. B.
Ein nidriges kriehend Rohr; Arundo repens vel Chamaecalamus, C. B. Arundo humilis
rara ac inusitata, I. B.
Ein Indianisch braunes weiches Rohr; Arundo Indica punicea mollis, C. B.
Ein Indianisch sich umb die Bäume windendes Rohr; Arundo Indica volubilis, C. B.
I. B.
Ein Indianisch breitblättiges Blumenrohr / Arundo Indica latifolia, C. B. florid.
Lob. Canna Indica, Clus. Dieses wird / nach Elsholzii anmerckung / durch Samen
folgender gestalt gezielet. Im Früling weichet den Samen Tag und Nacht in
Schaffmistwasser / darnach stecket jhn wohl tieff ins Mistbett / und begiesset
jhn fleissig / so gehet er endlich auff / wiewohl zimlich langsam. Wenn er
fingers hoch auffgewachsen / so versetzet jhn in töpfe / oder kästen mit Erden
außgefüllet / welche mit Schaffmist wol vermengel sey; stellet sie also in die
Sonne / und wässeret sie bey trockenem wetter alle tag zimlich starck / so
blühen sie zuweilen noch dasselbe Jahr; wo nicht / so setzet sie den Winter bey
/ und folgenden Früling wider in den Gar???en / alßdann werden sie ihre hoch
rothen Blumen desto zeitiger von sich geben. Anfangs stosset diese wurtzel nur
einen st???el herauß / nachgehends mehr und mehr: in der Erden aber setzet sie
viel knoten an / durch welcher zerreissung man newe pfläntzlein e???langen kan.
Die gewölbten Keller wollen dem Blumen-rohr nicht so wol bekommen / als die
warmen Stuben / und zwar will es in diesen nahe zum Fenster gesetzet seyn /
damit es durch die ritzen von der Lufft ein wenig erfrischet werden möge. Auch
bedarff es den Winter über keiner Wässerung; auff den Frühling aber schneidet
die alten stengel weg / so schlagen newe schößlein hersür.
Es hat noch eine gattung dises Indianischen Blumen-rohrs mit gelben punctierten
Blumen / Arundo Indica latifolia, flore luteo punctato, C. B. Dieses ist kleiner
als das vorige. An jenem sind die Blumen liechtroth: an diesem gelb / mit rothen
tröpflein eingesprenget; die wartung ist einerley.
Eigenschafft.
Das Rohr hat neben vielen irdischen theilen / auch einen scharff-saurlichten
saltz-geist bey sich / ist warm und trocken im dritten grad / die blätter sind
salter Natur / und zusammen ziehender stopffender würckung. Die Alten Lehrer /
welche von dem Ackerbaw geschrieben haben / bezeugen / daß zwischen dem Rohr und
Farnkraut / eine natürliche hefftige Feindschafft seye / daß auch / so die
Bauren das Rohr an die Pflugscharen binden / und also Ackeren / alles Farnkraut
auff demselben Acker getödet und außgerottet werde. Dargegen ist zwischen dem
Rohr und Sparglen eine natürliche Freundschaft / daher wenn man Sparglen säet
oder pflantzet / neben und under die Rohre / so gehen und wachsen die Sparglen
so wol auff / daß sich darüber zu verwundern ist.
CAPUT X.
Zucker-Rohr / Arundo Saccharifera.
Namen.
ZUcker-Rohr / heisset auff Lateinisch / Arundo saccharifera, C. B. Arundo
Saccharina, J. B. Englisch The Suger-Cane. Zucker / herßt auff Lateinisch /
Saccharum, Sacchar, Zuccharum, Zuccharum, Zacchar, Zaccharum, Succharum, Mel
arundinaceum, Mel Cannae. Griechisch / [Greek
words]. Frantzösisch / du Sucre. Englisch / Sugar. Niderländisch /
Suycker.
Gestalt.
Zucker-Rohr ist ein Gewächs / ins gemein 4. finger dick / das 6. biß 7. schuhe
hoch wächst / die blätter außgenommen; hat viel [311] gläich oder knöpf / der je einer vier oder mehr zwerck finger von
dem anderen entfernet. Je weiter sie aber von einander sind / je besser das Rohr
geschätzet wird. Oben auff tragt es viel außgespitzte / zwey elenbogen lange /
über sich in die höhe stehende / etwas rauche / der länge nach gesträiffte
blätter. Bekomt auch endlich auff dem gipffel deß Rohr-stengels einen Strauß /
wie das Knodichte Pfeil-rohr / oder Arundo farcta geniculata sagittalis, C. B.
Der Stengel ist grüngelb / bey den gläichen ist es einseits weiß / anderseits
gelb; der knopff oder geläich selbsten aber graw / oder schwartzlicht. Das Marck
der stengeln ist dick / safftig / süß und weiß. Seine wurtzel aber ist
gläichicht / dick / krumb / safftig / süß / nicht sonderlich holtzicht.
Die Zucker-Rohr wachsen von sich selbsten in beyden / so wol Ost-als West-Indien;
werden aber auch in Hispanien / Portugal / Calabrien / Sicilien / Candien /
Cypren / Africa / und den Canarien-Insulen / gesäet und gepflantzet. Sie lieben
einen fetten / feuchten boden: die beste zeit der pflantzung in Brasilien ist
der Jen̅er und Augstmonat / die pflantzung aber geschichet
folgender gestalten; Man macht in einer zubereiteten guten Erden etliche furren
/ in diese furren setzt man die Rohr nach einander / so daß der anfang eines das
ende deß folgenden erreiche; hernach macht man die Erden darüber / so werden die
Rohr allgemach herforgetriben werden. Wenn aber die Rohr also fort auffwachsen /
so muß man alle zwey / drey oder vier Monat das Kraut und Blätter beschneiden /
damit also die Stengel mehr nahrungs-safft empfangen / und also dicker und
länger werden. Innerhalb 9. 10. biß 12. Monaten / je nach beschaffenheit deß
mehr oder minder fruchtharen Erdreichs / haben diese Rohr-stengel / ihre
vollkommene grösse / daß man den Zucker darauß machen kan.
In Sicilien wird auß den kleinen zerschnittenen Rohren im Brach- und Heumonat der
Zucker-safft under grossen Preßtrotten außgetruckt / hernach gesotten / in
formen gegossen / und also stehen lassen / biß er erhartet und getrucknet ist /
welches erst nach etlichen Wochen oder Monaten geschihet / wenn die
feuchtigkeiten durch die löchlein / so unden in der form gemacht sind /
außgeflossen.
Den Zucker bereiten die Brasilianer auff folgende weiß: Wen̅ die
Rohr zeitig / so schneidet man sie bey dem boden / in den gläichen selbsten
entzwey / als in welchem kein Zucker-marck / sondern allein ein wasserichte
feuchtigkeit sich findet. Diese abgeschnittenen Rohr entlediget man von den
blättern / vnd zweigen / burdet sie zusam̅en / und führt sie auff
Wägen davon / und zwar in eine absonderlich darzu aufgerichtete / von dreyen
auffrecht stehenden nahe zusammen gefügten schweren Wendelbäumen gemachte Mühl;
da dann die Wendelbäum von zwey paar Ochsen oder Pferden umbgetriben / und
indessen die Rohr immer zwischen die umbgehenden Bäume gestecket werden /
wordurch denn der süsse Safft auß den Rohren gepresset / in undergelegte
Geschirr fliesset.
Dieser süsse safft / darauß hernach der Zucker gemacht wird / haltet sich kaum
24. stund lang / sondern wird gleich zu Essig / und gibt keinen Zucker mehr;
wenn man jhne aber länger auffhaltet / so gibt er endlich den besten Essig ab.
Dannenhero man auch die Geschirr / darein der / Safft herab fliesset / täglich
zweymahl sauber waschen muß.
Der von den Spaniern Caldo genennte Safft / wird durch höltzene Canäl in grosse
weite / ährene Kessel geleitet / darinnen er die gantze zeit über / in deren die
Mühle gehet / bald stärcker / bald gelinder siedet / doch daß man die allzu
grosse auffwallung mit zugiessung kalten Wassers hemmet; und indessen den dicken
und vielfaltigen Schaum abnimmet / welcher Cagassa heisset / und dem Viehe zur
Speiß und Tranck gegeben wird.
Wenn die Cagassa hinweg / so wird der übrige Safft in den nächsten anderen Kessel
(Caldera de mellar von den Portugesen genennt) außgegossen / darinnen er auch
nachmahlen gekochet / und mit einem grossen Schaumlöffel von seinen
Unreinigkeiten befreyet wird. Ja damit der wust desto besser davon gescheiden
werde / giesset man vielleicht auch ein wenig Laugen darzu. Nach dem aber seiget
man den Safft durch ein leinen Tuch / läßt ihn annoch ein wenig stehen / damit
er die bey sich habenden übrigen heffen zu boden sincken lasse: welche heffen
denn den Leibeigenen zur Speise gedeyen: ja sie machen darauß / mit zugiessung
frischen Brun̅enwassers ein Getränck / Garapa, oder Rum genan̅t / so von den Einwohneren begierig getruncken wird. Den übrigen
Safft aber gießt man wider in kleinere Kessel / darinnen er theils geklopffet /
theils weiter gekocht wird / biß er die dicke eines Syrups bekommet: worauff er
mit sehr grossen Löfflen immer umbgerühret / auch biß 15. oder 20. schuhe in die
höhe erhoben und wider herunder gefüllet wird. Damit er aber under dem starcken
sieden in den kleinen Kesseln nicht anbrenne / so gießt man zu gewissen zeiten
ein wenig Oel tropffen-weiß hinein. Worbey anmerckungs-würdig / daß / wenn man
Oel in den grossen Kessel / darinnen Caldo gesotten wird; oder Laugen in kleine
Kessel giesset / der Safft niemahlen zu Zucker werden könte. Also wenn man ein
wenig Limonen-safft under den Zuckersafft giesset / so wird er seine dicke /
oder consistentz nicht bekommen.
Demnach wird der also gesottene Safft / in absonderliche Zuckerhüt-formen / so
auff angefeuchtetem Lett stehen müssen / geschüttet / und also durch die kälte
zu hartem Zucker verwandlet.
Es haben etliche darfür halten wollen / daß unser heutige Zucker den Alten wol
bekant gewesen / und von jhnen [Greek words],
Mel arundinaceum vel in Cannis concretum, Rohrhonig genennet worden. Wenn man
aber die Sache besser erweget / und der Alten Rohrhonig mit unserem Zucker
vergleichet / so zeiget es sich genugsam / daß gedachter Rohrhonig mehr ein auff
die Rohr-blätter gefallener / und nach und nach erdicketer Himmels-thaw / oder
süsses Manna ge [312] wesen / welches
den Leib gelind laxieren konnte.
Man führet aber vielerley Zucker in Europam / da einer besser ist / als der
andere: Ins gemein haitet man den Maderiensischen / Maderiense; demnach den
Canarienzucker / Canariense Saccharum, für den besten; Der farb nach wird der
weisseste für den feinsten geachtet / wiewol er auch etwas schärffer ist; nach
dem kombt der grawe / und endlich der rothe Zucker / welcher noch zimlich unrein
ist. Dieser grawe Zucker wird in groben Pulvers gestalt auch verkaufft / und von
den Materialisten Cassonaden / oder Castonaden geheissen. Der feine weisse
Zucker aber / Saccharum albissimum, seu finum aut refinatum, wird also gemacht /
man zerlaßt den unfeinen unreinen Zucker in dem filtrierten Laugen-wasser /
darinnen lebendiger Kalck abgelöschet ist / kocht ihne darinnen / schaumt ihne
wohl ab / siedet ihne gantz dick ein / und gießt ihn in die Zuckerhüt / welche
unden ein wenig durchlöcheret / damit die trübe schleimichte Heffen darauß
fliessen können.
Neben dem gibt es???uch annoch candierten Zucker / welcher bey uns Zucker-candel
/ oder Candel-zucker; Frantzösisch / du Sucre Candis; Englisch / Sugar candy;
Niderländisch / Suycker-candi; Lateinisch / Saccharum candisatum, Saccharum
candi, s. candum, vel candium, Saccharum crystallisatum, lucidum, vel
crystallinum, genennet wird. Dieser ist nichts anders als ein zerlassener /
hernach durch abdämpffung des Wassers zu Crystallen angeschossener Zucker;
welcher von dem Canarien-zucker weiß; von dem Thomasien-zucker aber roth wird /
und den Namen Sacchari candi rubri vel albi traget. Wenn das Wasser von dem
zerlassenen Zucker genugsam abgedämpffet / so giesset man ihn auch in erdene
töpffe / darein underschiedliche höltzerne stecklein gestellet worden / setzet
ihn an kühle ort / so wird der Candelzucker in ein paar Tagen an solche
stecklein so wol als die gefäß crystallisiert anschiessen.
Eigenschafft.
Der Zucker hat viel ölichte Schwefel-theil neben einem saurlichten Geist??? in
sich / und dannengher die Eiggenschafft zu erwärmen / zu lösen / der Fäulung zu
widerstehen / zu versüssen / wenn er mäßiglich??? gebraucht / und mit andern
nutzlichen sachen vermischet ist. Da er aber zu viel und übermäßig in allen
Speisen / ja in dem Tranck selbsten genossen wird / so zeuget er ein scharffes /
corrosivisches / scharbockisches Geblüt / von deme hernach allerhand
ungelegenheit in dem menschlichen Leib verursachet werden. In dem feinen / durch
das Kalckwasser gereinigten schön weissen Zucker / findet sich auch eine etzende
/ von dem ungelöschten Kalck herrührende Schärffe / welche allen innerlichen
theilen / und sonderlich der Lungen höchst schädlich ist. Dannenher zu den
Syrupen und Conserven / mehr der grawe unfeine / jedoch mit dem Eyerklar
gesäuberte und in der kochung wohl abgeschaumte / als der mit Kalckwasser so
schädlich refinierte Zucker solle gebrauchet werden. Wenn man endlich den
Ursprung deß Zuckers bedencken wil / kan man nicht anderst urtheilen / als daß
er gleichsam ein Essential Saltz seye / welches auß dem süssen Safft oder Marck
der Zuckerrohren gesotten worden. Welches Saltz neben seinem sauren Geist / viel
ölichte Schwefel-geister in sich haltet / so da gleich einem Schwefel angezündet
werden können; solche geistreiche theil erzeigen sich einem jeden under der
gestalt kleiner heller Füncklein / wenn man in einem finstern ort den Zucker
wohl reibet.
Gebrauch.
Der Zucker hat viel jäsende oder / johrende Theile bey sich / darumb er leicht in
einen Jast gerathet / und alles saur machet / womit (Zucker wenn er schädlich.) er vermischet wird. Daher er auch vielen
Miltzesüchtigen / Melancholischen / mit dem Scharbock / oder Mutter-blähungen
behaffteten Persohnen sehr schädlich / und erwecket bey denselben gleich
inwendige Hitzen / Jast / Blähungen des Leibs / Grimmen / Durchlauff / Unwillen
/ Bangigkeiten / Mutter-guffsteigen und dergleichen. Umb dieser ursach willen
soll man behutsam in dem Gebrauch des Zuckers / und deren mit Zucker
zubereiteten Artzneyen verfahren.
(Destillation des Zuckers.) Den Zucker kan man
auff zweyerley weiß destillieren / und also verschiedene sachen darauß ziehen.
Denn erstlich pflegt man ihne nur entweder einfältig und pur auß einem kolben
glaß über den Helm / oder mit sand vermischet auß einer Retorten in einë weiten
Recipienten zu destillieren / da denn ein geistreiches Wasser neben einem Oel
heraußkommen wird. Welche Matery / so man sie rectificiert / den sauren /
scharffen / etwas etzenden Geist / wie ein destillierten??? Wein-essig / oder
Guajac-geist / und ein flüchtiges Oel hergibt. In dem Kolben-glaß oder Retorten
aber verbleibt annoch ein stinckendes öl / neben dem fixen saltz und irdischen
Theilgen / welche ???nirgendzu gebraucht werden. Der destillierte??? saure
Zucker-geist zerlaßt alle Crustacea, als Perlen / Schnecken / Corallen / Stein /
und dergleichen. Etliche mischen halb theil Salnuac??? unter den Zucker / und
destillieren??? also den sauren Geist auff obige weiß davon auß; bedienen sich
hernach desselben auff 6. biß 8. tropffen in Pappelen- oder Ehrenpreiß-wasser zu
Abtreibung (Sand / Schleim der Nierë.) des Sands
/ Grieses und Schleims der Nieren / und linderung oder verhütung des
Lendenwehes.
Wenn man aber den Zucker zuvor in frischem Wasser zerläßt / hernach deß bey den
Zuckerbecken sich findenden Saurteigs darunder mischt / und also fermentieren
oder johren läßt / hernach destillieret / so gibt er einen brennenden
Schwefel-geist / gleich dem Brantenwein auß.
(Zucker ???sorup.) Einen dienstlichen
Zucker-syrup bereite also: Nim̅ deß gemeinen Branntenweins / der
nicht wohl rectificiert ist / nach belieben / mische einen guten Candel-zucker
darein / so wird er sich darinnen zerlassen / und also einen guten / süßlichten
Syrup abgeben / welcher von etlichen Oleum Sacchari genennet wird. Andere nehmen
an statt des gemeinen Branntenweins / den Reckholder-bran̅ [313] tenwein und bereiten solch
Mittel darauß. Ja andere ziehen mit dem Branntenwein zuvor die Essentz auß
weissem Andorn / Ehrenpreiß / Hyssopen / Alant-wurtz / und dergleichen / und
zerlassen hernach Zucker darinnen. Solcher Zucker-syrup bißweilen Löffel-weiß
genommen / linderet den von (Husten. Flüß der der
Brust. Häisere. Schwerer Athem.) kalten Flüssen herrürenden trockenen
Husten / erweichet den auff der Brust sitzenden zähen Schleim / beförderet den
Außwurff / vertreibet die häisere und rauche Stim̅ / und
erleuchteret den engen Athem. Ja dieser Zucker-syrup / oder Oleum Sacchari wird
(Wunden. Alte faule Schäden.) auch nutzlich
zu heilung frischer wunden / und säuberung fauler alter Schäden gebrauchet.
Daher auch die Orientalischen Völcker ihre empfangenen Wunden täglich mit warmem
Wein außwaschen / hernach gepülverten Zucker darein strewen / und also glück
lich außheilen.
(Lieblicher Zucker-Spiritus.) Wenn man destilliert
Zimmet-wasser mit dem Branntenwein / darinnen Zucker verlassen ist / in dem
Marienbad destillieret / und ein Bündelein mit Bisam in den Helm henget / so
gibt es ein sehr liebliches geistreiches Wasser ab / welches inwendig bißweilen
(Schwach Hertz. Ermattete Lebensgeister. Kalter
Magen.) eingenommen / das Hertz trefflich stärcken / die ermatteten
Lebens-geister wider ermunteren und auffwecken / und den erkalteten Magen wohl
erwärmen kan.
Sonsten wird der Zucker nunmehr in der gantzen Welt in den Küchen zu versüssung
(Gebrauch des Zuckers in den Küchen /)
allerhand Speisen treflich mißbraucht. Die Zuckerbecken aber bedienen sich
desselben zu Uberziehung und Candierung allerhand Früchten und Samen / wie auch
bereitung (in Apothecken.) allerley Backwercks.
In den Apothecken wird kein Syrup / keine Conserve / kein Täfelein / oder
Latwerg bald mehr ohne Zucker zubereitet; Zumahlen auch die heutige Welt also
verschleckt und delicat / daß man ihro bald keine Artzney mehr einschwetzen kann
/ sie seye denn zu gutem nachtheil ihrer Gesundheit verzückeret.
(Violen-zucker-täfelein.) Der auß den
wolriechenden Violen frisch außgepreßte Safft / sonderlich wenn zuvor heiß
Wasser über die Violen gegossen worden / mit Zucker vermischt / und gekocht /
gibt den Violen-zucker / Saccharum Violaceum, ab / welchen man in form runder
Täfelein bringen kan. Wenn man aber den Zucker in Rosenwasser / oder
außgepreßtem Rosensafft zerlaßt / kochet / und zu Täfelein machet / so ist das
Saccharum rosaceum tabellatum.
CAPUT XI.
Woßkolben. Typha.
Namen.
DEr Moßkolben heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Typha, Typha palustris, Typha aquatica, Caestus aut Clava morionis.
Italiänisch / Pevera guglia, Sihianza, Mazza sorda. Frantzösisch / Masse de
jonc, Masses, Mache. Spanisch / Bohordo, Junco amacorozado. Engsisch /
Wattertorch / Catstail / Redmare. Niderländisch / Dodde / Lischdodde / Donsen.
In
Woßkolben. Typha.
Teutscher Sprach wird er auch genannt / Ließkolben / Narrenkolben / Wasserkolben
/ Ließknospen / Weyerkolben / Maurkolben und Dietelkolben.
Gestalt.
Der grosse Moßkolben / Typha palustris major, C. B. J. B. maxima, Park. Hat eine
grosse gläichichte Wurtzel / mit vielen Gewerben / gleich wie die rechte
Ackerwurtz / ist auch also mit vielen Wurtzeln behenckt / ligt überzwerch in der
Erden / in̅wendig weiß und luck / eines süssen Geschmacks. Sie
stosset jährlich newe Augen oder Sprossen von ihren Gewerben / darauß wachsen
lange Schwerd-blätter / gleich dem Ried-graß / außgenommen / daß sie viel
breiter / länger und außgespitzler sind / als die Blätter des Ried-grases /
erscheinen drey-eckicht / sonderlich wenn sie ihr vollkommenheit erlanget.
Zwischen den Blättern wächst ein gerader / runder / glatter Stengel / anzusehen
wie die grossen Weyher-bintzen / fast eines Manns hoch / der ist inwendig nicht
hol: darauff wächst im Hew- und Augst-monat ein runder braun-schwartzer Kolben /
von einer sanfften wollichten Blüth zusammengesetzt / welcher fast einer spannen
lang / und eines daumens dick / ja bißweilen auch dicker wird / der endlich wie
eine flockichte zarte Wolle von dem Wind dahin fleugt. Solches Gewächs ist sehr
gemein / wachset fürnemlich in den Gräben / Weyhern und Sümpffen. Wird allhier
in den Pfützen bey Michelfelden und Fisch-weyheren gefunden.
Der mittlere Moßkolben / Typha palustris media, J. B. palustris clavâ gracili, C.
B. Ist von dem vorigen / als der grösse halben / nicht underscheiden.
|| [314]
Der kleine Moßkolben aber / Typha palustris minor, C. B. Typha minor, I. B.
minima, Park. Hat lange / gestreiniffte / schmale / spitzige / etwas rauche
Graß-blätter / und zwischen denselben einen zweyer Elenbogen langen / rauchen
Bintzen-stengel. Wächst bey Genff an dem ort / da die Arve in de Rhone-fluß
fleußt.
Eigenschafft.
Die Moßkolben haben eine mittelmäßige Natur / werden in der Artzney nicht
gebraucht.
CAPUT XII.
Papyr-ried. Papyrus.
Namen.
PApyr-ried heißt Lateinisch / Papyrus, Papyrus Nilotica s. AEgyptiaca, C. B.
Papyrus Syriaca vel Siciliana, Ejusdem. Englisch / The Paper-reed.
Gestalt.
Das Papyr-ried ist eine Art des Schilffs / so in Egypten an den Gestaden des
Flusses Nili, und den dabey gelegenen Sümpffen / wie auch hin und wider in
Sicilien / wächset: Treibet viel langer / glatter / gläntzender / und
auffrechter dreyeckichter Stengeln / welche von 6. biß in 10. elen hoch über das
Wasser herauß wachsen. Die Wurtzel sind zasicht / gleich den Wurtzen des Rohrs
oder Rieds / darauß wachsen lange grüne Schwerdt-blätter auff / den Blätteren
des Moßkolben nicht ungleich / doch guten theils nidergebogen. Zwischen den
Blättern kommen die dreyeckichten stengel herfür / deren Gipffel sehr schöne
Blumen gewinnen / in der runde gleich einem schönen Krantz / sehr dick und
gleich mit Aehren besetzet / mit vorgehenden zarten spitzlein oder pünctlein
zusammengetrungen / und nicht außgebreitet. Under den blumen sind kleine schmale
Blättlein / viel kleiner als die unden von der wurtzel auffwachsen; In denselben
aber stecket der Blumen-knopff gar hüpsch und fein. Die Stengel sind so dick /
daß einer eine zusammengethane Hanns-hand außfüllet.
Gebrauch.
Dieses Papyr-ried / wenn es noch grün ist / wird von den Egypteren stückleinweiß
in Mund genommen / gekäuet / außgesogen / und endlich wider außgespeyet.
Die Egyptischen Priester liessen sich auch Schuhe darauß bereiten; ja es werden
auß solchem Ried annoch heut zu Tag Schiffgezeug / Seiler / Decken und andere
darauß gemacht. So wird auch glaubwürdig gehalten / daß vor alten Zeiten auß
diesem Rohr-gewächs Schiffe zusammengeflochten / und mit Pech wohl verwahret
worden. Demnach kan wohl die Wiegen / darinnen Moses von seiner Mutter auff den
Nil-fluß gesetzet ward / auß den Papyr-rohren gemacht worden seyn.
Sonderlich aber pflegte man auß diesem Gewächs Schreibpapyr auff folgende weiß zu
machen. Die Wurtzel und der Blumenknopff wurden abgeschnitten / daß der
dreyeckichte stengel ledig und allein da war; denselben hat man alsobald nach
der länge in zwey gleiche theil von einander gescheiden. Solche theil wurden
nach ihren in sich habenden zarten Häutlein mit einer Nadel von einander gethan
/ und abgesönderet / und also lang zerlassen / als es der stengel zugegeben. Die
Häutlein so nächst an der äussersten Schelffen waren / taugten zu dem schlechten
/ die innersten aber zu dem besten Papyr. Die abgezogene Häutlein wurden
erstlich auff ein brett gezogen / und mit trübem Wasser auß dem Fluß / oder den
Pfützen Nili, benetzet / denn solch Wasser ist klebicht und pappet zusammen.
Auff solches nach der länge auffgezogenes Häutlein wurde ein anders auch mit
trübem Nilus-wasser befeuchtetes Häutlein nach der qwer / oder überzwerch
gezogen / denn fast zusammengepresset / und hernach an der Sonnen getröcknet.
Jenes als das erste auffgepappte Häutlein / könnte man den Zettel / dieses aber
/ so überzwerch gelegt worden / den eintrag oder wäfel heissen; auff denselben
wurde auch geschrieben / und ware die breite des besten Papyrs etwann dreyzchen
qwer Finger; auff die andere seiten deß zettels wurde gar selten geschrieben /
als der nicht sonderlich bequem darzu war / gleich wie der Eintrag / so seine
Zeil gleich überzwerch hatte. Die art und weiß dieses Papyr zu machen / soll
nach Plinii Bericht Aspasius Biblus erfunden / und dessendwegen Bibli Namen
davon getragen haben.
Also hatte man auch vorzeiten auff Dattelbaums-blätter / auff Baumrinden;
nachgehends auch in bleyerne / wächsene und steinerne Schreibtafelen
geschrieben. Endlich wurde das Pergament von Fehlen und Häuten der Thieren darzu
bereitet / welches man wol biegen / und in Bücher-form leichtlich einbinden
können / auch demnach so [315] lang gedauret
/ biß man endlich das heutige auß leinenen oder seidenen Lumpë gestampffte Papyr
erfunden. Dessen Erfindung zweyen Männern Antonio und Michaëli zugeschrieben
wird / welche umb das Jahr Christi 1470. auß Gallicien in Teutschland / und zwar
allhero nacher Basel kommen / hiemit die Kunst das Lumpen-papyr zu machen /
sollen mitgebracht / und / weilen allhier ein treffliche Gelegenheit zu
allerhand Mühlen auffzurichten sich erzeigt / auch die Papyr-mühlen zu bawen /
sollen angegeben haben.
Fürwahr ein kluger Fund auß solchen alten Dingen /
Auß Leinwad-Lumpen nur / Papyr zuweg zu bringen;
Das gar zu vielerley bequem und tauglich ist /
Wie jeder an seim ort erfährt zu aller frist.
CAPUT XIII.
Weitzen. Triticum.
Namen.
WEitzen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Triticum, Robus, Frumentum. Italiänisch / Formento, Grano.
Frantzösisch / Froment, Bled. Spanisch / Trigo. Englisch / Wheate. Dänisch /
Huoede. Niderländisch / Terwe / Korn. Im Elsaß und Westerreich / Korn.
Geschlecht und Gestalt.
Der Weitzen ist männiglich bekan̅t / wird in etliche Geschlecht
underscheiden. Denn erstlich ist er der Zeit der Säung halben underscheiden / in
dem etlicher Weitzen vor dem Winter gesäet wird / als der den Frost und Kälte
nach der Keimung wohl duldet; diß ist eine vollkommene und speißhaffte Frucht.
Den andern Weitzen säet man im Mertzen. Diese beyde Geschlecht werden gesamlet /
ohngefehr umb den Hewmonat. In etlichen Landen wächst er auff / und wird zeitig
im dritten Monat (daher ihn die Alten Trimestre nennen) solches geschicht aber
nicht überall / auch in Teutschland nicht.
Der ander Underscheid des Weitzens ist an den Aehren / denn in etlichen sind sie
gleich kahl ohne Spitzen; Triticum hybernum aristis carens, spicâ &
granis vel rubentibus, vel albis, glumas facilè deponens, vulgare. Widerumb sind
etliche mit langen / rauchen / stachlichten Spitzen besetzt / also daß ihn das
Gewild nicht bald angreiffet; Triticum rufum hexastichon, C. B. I. B. Ferners
gibt es ein Weitzen mit vielfacher Aehre; Triticum multiplici spicâ glumas
facilè deponens. Item ein Weitzen mit langen Kernen / Triticum speciosum oblongo
grano, aristis dodrantalibus pedalibus. Item ein Weitzen mit Spitzen / rother
Aehre und Kernen; Triticum aristis munitum, rubentibus granis, & spica,
glumis laevibus splendentibus. Widerumb ein äschfarber Weitzen Mit längsten
Spitzen; Triticum cinericium typhinum, maximis aristis donatum, glumas
triturando deponens, calamis proceris geniculatis, foliosis, spicâ ferè
sesqui-palmari, glumis hirsutis, cinericeis. Item ein Weitzen mit langen Spitzen
/ und blawer Aehre; Triticum longioribus aristis, spicâ coeruleâ eleganti
& magnâ, granis magnis & duris, atropurpureo colore nitentibus,
Item ein Weitzen mit langen Haar-spitzen / und weisser Aehre; Triticum
longioribus aristis, spicâ granisq???ue albis. Item ein Candianischer wilder
Weitzen; Triticum sylvestre Creticum, spicis nigrioribus, aristis brevioribus.
Zum dritten ist der Weitzen underscheiden an der Fruchtbarkeit oder Menge / denn
etliche Aehre sind mit sechtzig / mehr oder minderen Körnlein besetzt.
Zum vierten wird er underscheiden an der Substantz und Güte / denn etlicher
Weitzen gibt das allerschönste / kräfftigste und wohlgeschmackste Mehl und Brot.
Auß diesem Weitzen macht man auch das Krafftmehl. Dargegen findet man anderen /
welcher gegen jetztgemeldter Güte geringer ist.
Aller Weitzen hat Blätter wie das Riedgraß / sie sind schmäler denn in der
Gersten: Auch ist der Stengel oder Halm glätter / läßt sich nicht bald brechen.
Wächst auß vielen dünnen Würtzelein / treibt viel hohe knodichte / dicke / hole
stengel / und rundlichte bald weisse / bald braun-rothe Samenkörner.
Der beste Weitzen / auß welchem das schönste und beste Brot gebacken wird / ist
nicht mürb / sondern wohl zeitig / vollkommen / derb / schwer / Goldfarb / klar
/ glatt / sauber / und von einem fetten Erdreich. Denn es geschicht offt / daß
der Weitzen außwendig gelb und derb anzusehen ist / inwendig aber ist er mürb /
weich / luck / und unvollkommen. Solcher gibt viel Kleyen / und das Brot / so
von diesem Weitzen gebacken wird / bringet dem Leib nicht gute Nahrung /
beschweret den Magen mit bösen Dünsten.
Das beste Weitzen-mehl achtel man / welches nicht über die massen zermahlet /
nicht allzu new / auch nicht sehr all oder verlegen ist / und nicht sehr grobe
Kleyen hat.
|| [316]
Eigenschafft.
Weitzen als eine Artzney gebrauchet / und übergelegt ist warm in dem ersten grad:
doch mag er weder feuchten noch trocknen offenbarlich. Das Krafft-mehl so auß
dem Weitzen gemacht wird / ist etwas kälter und trockener / denn der Weitzen an
ihm selbst. Sonsten führt der Weitzen-kern ein flüchtiges / miltes Saltz / neben
einem schwefelichten Spiritu, bey sich / und hat daher die Tugend und Krafft dem
Leib die beste Nahrung / und dem Geblüt rechtschaffene Kräfften zu bringen.
Gebrauch.
Dioscorides Lib. 2. Cap. 107. schreibet / so man den Weitzen rohe isset / mache
er Würme im Leib wachsen.
Sextus Pomponius, ein Fürst in Hispanien / (Podagra.) hat das Podagra mit Weitzen geheilet. Er ist biß über die Knie
in Weitzen gesessen / der hat die Füsse dermassen außgetrocknet / daß er seines
Schmitzens wunderbarlicher weiß entlediget worden / wie solches Plinius Lib. 22.
Histor. natural. Cap. 25. berichtet.
(Durchlauff des Rindviehes.) Ein pfund
Weitzen-mehl in einer pfannen über dem Fewr wohl geröstet / hernach mit einer
Maß Wasser wohl zertrieben / dienet wider den Durchlauff des Rindviehs / so man
es ihm einschüttet.
So ein Pferd kranck wird / und man nicht (Kranckheit der
Pferden.) weißt was ihme ist / soll man ihm Weitzenmehl in Wasser
zertreiben / und solches Wasser trincken lassen.
Wenn ein Pferd zu viel mager wird / soll (Mager
Pferd.) man ihme gerösteten Weitzen zum Futter zweyfach vorschütten / und
des Tags dreymal träncken / bleibet denn das Pferd noch mager / soll man ihme
den Weitzen mit Kleyen vermischen / und das Pferd mit geringer sattsamer Arbeit
üben.
(Fette Capaunen zu machen.) Wilt du gute und fette
Capaunen machen / so sperre sie in ein dunckeles Gemach / weiche ihnen
Weitzen-körner in einem besonderen geschirr mit Milch / und gib ihnen auch Milch
auß einem anderen geschirr zu trincken / thue das täglich ein Monat lang / gib
ihnen aber darneben nichts anders zu essen oder zu trincken / so werden die
Capaunen so fett / daß sich zu verwundern / und gewinnen darvon ein zartes
weisses und wolgeschmacktes Fleisch.
Wil man die jungen Gäns bald auffbringen / (Junge Gänß
fett zu machen.) soll man ihnen Weitzen in wasser gequellet / zu essen
geben / so bald sie außgeschloffen sind / darvon werden sie bald fett. Ferners
macht man die jungen Gänß fett und gut / wenn man nimt vier theil Meitzenkleyen
/ und zwey theil Gersten-mehl / das rühret man ihnen mit warmem wasser / und
lasset sie dreymal des tags so viel davon essen / als sie mögen; sie müssen aber
zu trincken genug darbey haben.
Wenn ein Pferd engbrüstig ist / und sehr (Engbrüftigkeit
der Pferden.) feuchet / soll man Weitzen-mehl mit lauem wasser
einrühren / und etliche tag das Roß nichts anders trincken lassen.
Weitzen-mehl mit Baumöl wie ein Pflaster (Harte Geschwär
der Brüst.) angemacht / erweichet die harten Geschwär der Brüste /
auff ein tuch gestrichen / und darüber gelegt. Etliche sieden das Weitzen-mehl
mit Wasser und Baum-öl zu einem Pflaster / und gebrauchen es gleicher gestalt /
das erweichet die Geschwär in kurtzer zeit.
(Geschwollene Augen des Rindviehs.) Wenn einem
Rind-vieh die Augen geschwollen sind: nim Weitzen-mehl / vermische es mit
Honig-wasser oder Meth zu einem Pflaster / und binde es dem Rind über das Aug /
es vertreibet die Geschwulst.
(Harte Geschwulst der Pferden.) Wenn ein Pferd
ein harte Geschwulst hat / die ihme nicht vergehen wil: so nim Weitzen-mehl /
Kleyen / Eßig und Honig / samt einem Eyerklar / vermische alles zu einem
pflaster / das schlage dem Pferd über die Geschwulst / laß drey tag darauff
ligen / darnach thue es hinweg / und lege ein frisches über / wie zuvor: das
thue so lang / biß die Geschwulst gar vergangen ist.
Der auff einem feurig-heissen Blech geröstete / hernach gestossene und
außgepreßte Weitzen gibt ein Oel / so da dienlich die Zittermahl / und den
spitzigen beissenden Grind zu heilen.
Weiß Brot-brosam in einer Schüssel gerieben / und ein wenig gepülverten Zimmet
darzu gethan / darnach Wein darüber geschüttet / und mit genugsam Zucker ein
kalte Schalen bereitet / diese mit Löfflen geessen / nehret sehr wol / ist
trancken und gesunden Menschen dienlich / die nicht hitzige Fieber haben.
Wider die Schüppen des Angesichts: nim die Brosam von Weitzen-brot / so warm es
auß dem Ofen komt / weiche sie in weissem Wein / Rosen-wasser / Bohnenblüth- und
Seeblumen-wasser jedes gleich viel / laß an einem warmen ort mit einander tag
und nacht beitzen / des morgens trucke das Brot auß / und siege dae Wasser durch
ein tuch / wasche darmit das Angesicht / lasse es von sich selbst trocken werden
/ und thue es etlich mal / das vertreibet die Schüppen / und machet ein schönes
Angesicht.
Brosam von Weitzen-brot mit Milch / (Hitzige Geschwulst
der Weiber-brüste und des Podagrams.) und ein loch Rosen-öl zu einem
pflaster gesotten / ein paar frischer Eyerdotter / und ein wenig gestossenen
Saffran darzu gethan / solches wol durch einander vermischt / auff ein tuch
gestrichen / und warm übergelegt / leget die hitzige Geschwulst der
Weiberbrüsten / und milteret die Schmertzen des Podagrams. Bißweilen röstet man
nur das Mehl / mischt ein wenig Campfer darunder / (Uberrötbe.) und schlagts also auff die Glieder / so mit der Uberzöthe
/ oder podagrämischer hitziger Geschwulst angefochten / mag trefflich kühlen /
und die Geschwulst vertheilen.
(Flüß / Husten / raucher Halß / Käle und Brust /
hitzige Gebrästen der Brust und Lungen / Lungensucht / Geschwär des Magens /
der Nieren und Blasen.) Das Krafft- oder Am̅el-mehl kan
man in der Kuche nicht wol entrathen / denn gute Süpplein / Müßlein und Brühlein
/ vor die Krancken darvon bereitet werden / und sind dieselbigen sonderlich
dienstlich die Flüß zu stillen / den rauchen Halß / Kählen unt Brust zu mitteren
/ zu dem Husten / allen hitzigen Gebrechen der Brust und Lungen: sind eine
heilsame Speiß und Artzney in der Lungensucht / Entzündung der Lungen /
Brust-geschwär / und so einem eine Ader in der Lungen zersprungen wäre / sind
???nutzlich in allen innerlichen Geschwären des Magens / der Nieren und Blasen /
wie auch [317] (Samenfluß / Harnwinde / Durchlauf rothe ruhr.) wider die Gonorrhoeam
oder Samen-fluß / Harnwinde / deßgleichen wider allen Durchlauff / und rothe
Ruhr.
Gepüvert Am̅el-mehl mit rein gestossenem Tragant vermischt / und
darvon eingenommen / (Harnbrennen.) vertreibet
das hefftige brennen des Harns.
(Schrundë an den Wärtzlein der Weiber-brüste. weisse
Bläterlein bey den Kinderen. Schrundë an heimlichen orten.) Am̅el-mehl mit Rosen-wasser wie ein dünnes Sälblein vermischt /
heilet die Schrunden an den Wärtzlein der Weiberbrüste / so sie offtermahls
darmit bestrichen werden: Also ist es auch gut wider die weissen Bläterlein auff
der Zungen bey den Kinderen.
Am̅el-mehl mit Bolus zu Pulver gestossen / heilet die Schrunden und
Verwundung der heimlichen Orten / darein gestrewet.
(Versehrung der jungen Kinderen zwischen den Beinen und
anderen orten.) Am̅el-mehl trucken übergestreuet /
heilet die Versehrung der jungen Kindern / zwischen den Beinen und dem Hinderen
/ so sie von der schärffe des Harns verursachet ist / deßgleichen auch die
Versehrung am Halß und andern orten / sie werden gleich verursacht / woher sie
wollen.
Wider den Brand von dem Fewr machet (Brand von dem
Fewr.) man ein gute Salbe auß dem Am̅el-mehl: Nim Am̅el-mehl / Silberglette / Bleyweiß jed. 1. loth / Rosen-öl / St.
Johanns-öl jed. 3. loth / neu Wachs ein loth / zerlasse das Oel und Wachs über
einer gluth / wenn es erkaltet / so thue die anderen stuck rein gepülvert darein
/ rühre die wol durch einander / so hast du eine köstliche Brand-salbe / wie
solches Herr Theodorus Tabernaemontanus bezeuget.
Es werden die Goffren und Hippen auß (Goffren.)
dem besten Weitzen- oder Semel-mehl mit Wein / Wasser / Zucker / dem gelben von
Eyeren / und ein wenig Saltz gemacht / sich deren zu dem trunck bey den
Gastereyen zu bedienen.
Franciscus König in Franckreich / ware ein solcher Liebhaber der Goffren / daß er
ihme ein silbernes Goffren-instrument machen liesse / wie solches Johannes
Bruyerius Lib. 6. de re Cibaria Cap. 19. berichtet.
Bey den Römeren ware das Semel-mehl auch in vielem gebrauch / auß welchem sie
allerley Confect zu ihren Nachtischen bereiteten / daher Martialis Lib. 13.
Epigramm. 10. spricht.
Nec dotes poteris similae numerare nec usus, Pistori toties cum sit &
apta coquo.
Die Krafft des Semel-mehls ist gar nicht zu beschreiben /
Der Becker und der Koch damit wil Nutzen treiben.
Die Juden pflegten auch ihren ankommenden Gästen Brot oder Kuchen von Semel-mehl
bereitet / auffzutragen / dahero von Abraham in dem 1. Buch Mosis am 18. Cap. v.
6. gelesen wird / daß er seiner Sara anbefohlen habe / drey maß Semel-mehl zu
nehmen / und Kuchen zu bachen / diesel-bige mit den übrigen Speisen den dreyen
Männeren seinen werthen Gästen auffzustellen.
Auß dem Weitzen und anderen Kernen pflegt man auch Bier zu kochen. Ja wenn man
den Weitzen mit Bier-häffen / oder auch frischen Wein-häffen vermischt / und
also johren läßt / biß der saurlichte Geruch in die Nasen riecht / hernach
destilliert / so gibt es einen brennenden Geist ab / welchen man
Frucht-brantenwein nennet / auch in den Bier-länderen häuffig trincket.
CAPUT XIV.
Speltz. Zea.
Namen.
SPeltz oder Dinckel heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Zea, Far, Ador, Adoreum, Semen & Far
adoreum, Spelta. Italiänisch / Farro, Farre. Frantzösisch / Espeautre. Spanisch
/ Spelta, Espelta. Englisch / Speltrorne. Niderländisch / Spelte. In Teutscher
Sprach wird es von den unsern gemeiniglich Korn genant.
Geschlecht und Gestalt.
Speltz wächst in grosser mänge / ist zweyerley Geschlecht. Eines wird von C.
Bauhino Zea dicoccos, vel Zea major, genant / darumb daß gemeiniglich zwey
Körnlein als zween Zwilling neben einander in einem Täschlein oder Hülsen
eingeschlossen sind. Ist mit dem Halm / Knöpffen und Aehren dem Weitzen gleich /
und das wird gemeiniglich Speltz / Dinckel / Dinckel-korn oder Zweykorn genant.
Das ander Monococcus, Zea Briza dicta, seu Monococcos Germanica, C. B. hat nur
ein Körnlein / ist mit Helm und Aehren kürtzer denn der Speltz / die Aehren
haben zwo Zielen / und sind mit ihren langen rauchen spitzlein der Gersten gantz
gleich. Dieses wird auch Einkorn / Rinkorn / St. Peters-korn / und Blicken
genant.
Beyde Geschlecht lassen sich nicht mit Flegeln außdröschen / sondern müssen auff
der Mühlen wie die Gersten gerollt werden.
|| [318]
Eigenschafft.
Speltz / so viel die Wärme und Kälte betrifft / hat eine Mittel-art zwischen dem
Weitzen und Gersten / trocknet sanfftiglich: Gibt wegen temperiert flüchtigem
saltz / und rechten balsamischen Schwefel-theilen eine bey nahem so gute Nahrung
als der Weitzen.
Gebrauch.
Auß dem Speltzen oder Dinckel macht man / sonderlich in unserer Eydgnoßschafft /
darinnen der Writzen wege mangel guten bodens nicht gesäet wird / Mehl und Brot
/ das nicht unlieblich zu essen / zur Leibsnahrung zwar etwas geringer denn das
Weitzen / aber besser denn das Gersten-brodt.
Ein Süpplein von geröstetem Speltzenbrot (Bauchflüß.) mit Milch oder Hüner-Brühen zugerichtet / ist eine gute Speiß
und Artzney vor die Bauch-flüß.
Die Brosam des Speltzen-brots mit (Knollen von
verstockter Milch in der Weiber brüstë.) frischer Milch und Rosen-öl
zu einem pflaster gesotten / zertreibet die Knollen von verstockter Milch in der
Weiber Brüsten / auff ein tuch gestrichen / und warm übergelegt.
Hat in dem übrigen auch gleiche würckung mit dem Weitzen / so daß man ihn an
statt desselben überall gebrauchen kan.
CAPUT XV.
Gersten. Hordeum.
Namen.
GErsten heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Hordeum. Italiänisch / Orzo. Frantzösisch / Orge.
Spanisch / Cevada. Englisch / Barley. Dänisch / Byg. Niderländisch / Geerste.
Geschlecht.
Die Gersten ist ins gemein zweyerley / groß und klein. Die Grosse hat grosse
kolbichte Aehren / ein jeder kolb aber ist mit zeilen besetzt / etlicher mit
vieren / ein ander mit sechsen / und etlicher mit achten. Derohalben wird diß
Geschlecht bey den Griechen [Greek
words]Polystichum, das ist vollzeitig / genant: Hordeum polystichum
hybernum, C. B.
Die kleine oder gemeine Futter-gersten / hat nur zwo zeilen / wird derowegen
[Greek words]Distichum, das ist zweyzeitig
/ geheissen.
Sonsten sind diese beyde Geschlechte mit Keimen / Graß / Stroh / und den rauchen
Granen nicht wol zu underscheiden.
In Franckreich findet man ein Geschlecht der Gersten / genant Hordeum mundum, das
ist / reine Gersten / darumb daß die Körner selbst auß den Hülsen fallen / so
man doch in der anderen Gersten die Körner schwerlich von den Hülsen ablösen
kan.
Gestalt.
Am sibenden tag nach dem die Gersten gesäet ist / schleicht gemeiniglich der
Keimen herfür / also daß ein jedes Gersten-korn zween Keimen gewinnet / an jeder
Spitzen einen. Der erste bringet die Wurtzel / die begehret untersich. Der ander
den Halm. Das Gras der Gersten ist breiter und frewdiger anzusehen / dargegen
ist Weitzen-strohstärcker und höher denn der Gersten. Steigt ohn alle Blüth in
die Aehren / und bringet ihre Körner in rauchen häutlein verwahret / erscheinen
erstlich gantz weich und weiß / als kein Milch. Die Spitzen an den Aehren sind
länger / stärcker und schärffer / denn im Weitzen. Die wurtzel ist zasicht.
Die Winter-gersten wird im Heumonat / die Sommer-gersten aber erst im Augstmonat
reiff eingesamlet. Wil gesäet seyn auff gut / fett und wolgedünget Erdreich /
sonst mißrathet sie / und wird zu Unkraut / fürnemlich aber so das Gewitter sehr
naß ist.
Die beste Gersten ist weiß / lauter / wol gediegen / derb und schwer / läßt sich
bald kochen.
Eigenschafft.
Die Gersten hat mehr saurlicht-flüchtiges temperiertes saltz / und weniger
ölichte theil / als der Weitzen und Dinckel bey sich / wird deßwegen von den
Alten kalt und trucken im ersten grad geachtet. Säuberet / öffnet / zeitiget /
erweichet und linderet; deren Mehl und Brot nicht so viel Nahrung gibt / als der
vorigen Früchten.
Gebrauch.
Es haben die Alten die Gersten vor anderem Geträid in den Küchen sehr gebrauchet
/ ist eine gute Speiß / nicht allein den gesunden Menschen dienlich / sondern
auch den krancken in viel weg nutzlich.
Die alten Fechter haben sich bey der Gersten als einer kräfftigen Speiß beholffen
/ und dieselbige in stätigem gebrauch gehabt / derowegen sie auch / als Plinius
Lib. 18. Cap. 7. vermeldet / wie heutiges tags die Studenten / Hordearii,
Gersten-fresser genant werden. Es wird in keiner Landschafft der gantzen
Christenheit die Gersten mehr in der Kuchen und Speisen genutzet / denn in
unserem Teutschland / und wäre wol zu wünschen / [319] daß wir bey derselbigen / und derengleichen gemeinen und bekannten
Speisen blieben / und uns damit liessen benügen / so wurden wir ohn allen
zweiffel vieler Kranckheiten entladen seyn / die wir durch den unmäßigen
überfluß unserem Hals zu ziehen.
Es wird aber die Gersten auff mancherley weiß gekocht und zubereitet. Der gemeine
Mann pfleget sie in frischem wasser zu sieden / biß sie auffspringt / und
zerfahret / die schmeltzet er mit Butter / saltzet sie zimlich / und speiset
sich samt seinem Gesind darmit / isset sie mit Brot / ist eine nutzliche Speiß /
die zimlich nehrt.
Die Reichen kochen die gerollte Gersten mit guter Fleisch-brühen / gibt also eine
bessere nahrung / macht gut geblüt / ist derowegen gesunden und krancken eine
kräfftige Speiß. Den klancken ist sonderlich die gantz klein gerollte / und so
genannte Ulmergersten mit Fleischbrühen gekocht / ein sehr kräfftige und gesunde
Speiß.
Andere sieden die Gersten mit Milch / nehret wol / ist eine nutzliche Speiß vor
die Kinder / denn sie darvon gesund bleiben / und eine lebhaffte farb
überkommen.
Man soll dieses fleißig anmercken / daß die Gersten wol gesotten werde / sonsten
sie den Leib auffblähet / und schwerlich verdäwet / welches ihnen durch das
wol-sieden hinweg genommen wird.
Etliche machen die Gersten-brühlein auff nachfolgende weiß. Erstlich nehmen sie
gerollte Gersten / reinigen und waschen sie wol / hernach kochen sie diese
Gersten / biß sie ein schleim von sich gibt: solchen schleim heben sie ab / und
kochen ihn widerumb mit Fleisch- oder Hühner-brühen zu einem dünnen Müßlein /
und thun zu letst ein wenig saltz darzu.
Diese gekochte Gersten-brühlein und (Hitzige Fieber /
Brust- und Lunge̅kranckheiten / Mangel der Milch bey den
Säugmütteren.) Müßlein dienen wol in allen hitzigen Fiebern /
insonderheit aber in Brust- und Lungen-kranckheiten / sie vermehren auch den
Säugmütteren die Milch. Ja sollen von denen / welche mit Durchbrüchen behafftet
/ fleißig geessen werden.
Wider die Geschwulst und hitzige Entzündung (Geschwulst
und hitzige Entzündung der Weiberbrüst.) der Weiber-brüst: Nim
Gersten-mehl anderthalb loth / Bohnen-mehl ein loth / des einfachen sauren
Honig-syrups / (Oxymel simplex in den Apothecken genant) 6. loth / Rosen-öl 1.
loth / vermische diese stuck durch einander / und lasse sie sittiglich über
einer glut sieden / biß daß sie dick werden wie ein Brüh / davon streich auff
ein tuch / und lege es warm über die Brust / wie ein Pflaster.
Es wird das Gerstenwasser sehr ungleich bereitet / denn etliche nehmen viel
Gersten / und die anderen wenig dazu. Der gemeine Mann ist beredt / man könne zu
einer maß wassers nicht mehr als neun gersten-körnlein nemmen / welches nur ein
eyteler wahn und aberglauben der alten Weibern ist. Gemeiniglich wird ein
Gersten-wasser für die (Hitzige Hauptkranckheiten /
Lungsucht / Seiten-stechen /) Krancken zu trincken also bereitet. Nim
sauber gewaschener Gersten zwey loth / thue sie in ein reinen gewässerten hafen
/ schütte darüber ein maß wassers / laß bey einem Fewr ohne rauch wol sieden /
so lang biß die Gerste (Gelbsucht / Hitzige Zuständ
der Leber / Fieber.) auffreisset / und wenn es erkaltet / seige es
durch zu einem gemeinen Tranck. Dieses Gersten-wasser ohn allen zusatz wird
nutzlich gebraucht in allen hitzigen zufällen des Haupts / in der Lungensucht /
Seitenstechen / Gelbsucht / hitzigen Schwachheiten der Leber und Fiebern / wie
sie namen haben mögen.
(Brustkranckheiten / Seiten / Nierë / und
Blasen-geschwär.) So man zu diesem Gersten-wasser 4. loth guten Zucker
vermischt / ist es sehr dienstlich denen / welche mit Kranckheiten der Brust und
innerlichen Seiten-geschwären behafftet sind / weilen es den außwurff befürdert
/ ferners bekompt es wol denen / die Nieren- und Blasen-geschwär haben / denn es
reiniget dieselben von dem eyter / und fürderet die heilung.
(Brust-geschwär / Brennen des Harns.) Ein
Gersten-wasser / welches dienlich ist wider die Brust-geschwär und brennen des
Harns / vor ein gemein Tranck zu gebrauchen: Nim geschelt und geremigte Gersten
/ fein sauber gewaschen vier loth / Rosiinlein 2. loth / der rothen
Brustbeerlein ein loth / geschaben Süßholtz klein geschnitten ein halb loth /
alle solche stück soll man in ein saubern hafen thun / und zwo maß wasser
darüber schütten / darnach gemächlich bey einem Fewr sieden lassen / biß die
Gersten auffreisset / alßdenn solle man es durch ein tuch seigen / und zu dem
gemelten gebrauch an einem kühlen ort behalten.
(Milch den Säugmütteren zubringen.) Ein
Gersten-wasser den Säugmütteren die Milch zu bringen: Nim schlechte Gersten 4.
loth / Zisererbsen 2. loth / Fenchelsamen ein halb loth / siede solche stuck in
zwo maß wassers / darnach seige den Tranck ab zu obgemeltem gebrauch.
Die natur und krafft mancherley Biers / so von der Gersten / Weitzen / sc.
gebrawet oder bereitet wird / beschreibet weitläuffig Theodorus Tabernaemontanus
in dem 1. buch von Kräutern der 7. section am 20. cap. Johan. Bauhinus tom. 2.
Hist. plantar. universal. lib. 18. cap. 11. Casp. Bauh. lib. 1. Theatr. Botanic.
sect. 4. cap. 25. Dahin ich den günstigen Leser wil gewiesen haben.
(Harnbrennen / Harnstrenge / Schmertz??? vom
Blasenstein.) Wenn man ein paar handvoll geröstet annoch warmes
Gerstenmehl / mit eben so viel zerhackter Hopffen in frisch Baumöl oder Butter
röstet / und kochet / hernach wie ein pappflaster zwischen ein doppelt leinen
tuch streichet / und also warm über den bogen oder underen Leib schlaget / so
wird es verwunderlich die schmertzen von dem Blasenstein / wie auch das
Harnbrennen / oder die Harnwinden gar geschwind linderen und stillen.
(Gliederschmertzen von kalten Flüssen.) Gersten
mit Wachholderbeere verstossen / in ein Säcklein genehet / hernach trocken
gewärmet / und auf die schmertzhafften Glieder / welche mit einem kalten Fluß
angegriffen worden / gelegt / zertheilet den fluß / und linderet den schmertzen
gewaltig.
CAPUT XVI.
Rocken-korn. Secale.
|| [320]
Rocken-korn. Secale.
Namen.
ROcken-korn heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Secale, Farrago. Italiänisch / Segala. Frantzösisch
/ Seigle. Spanisch / Centeno. Englisch / Rie. Dänisch / Rug. Holländisch /
Rogghe.
Gestalt.
Das gemeine Rocken-korn wächst auff allerley Erdreich. Die halmen sind schmäler /
länger und zäher denn in den Weitzen / lassen sich biegen / derhalben machet man
auß Rockenstroh / zuvor in wasser geweichet / bänder zu den Weinreben. Die
Aehren haben nicht so stachlichte spitzen / stehen selten übersich / sondern
neigen sich fast allwegen undersich / gegen der Erden. Die körner ligen nicht
wol in hülsen verschlossen / darumb sind sie schwärtzlicht anzusehen. Seine
blüthe erzeigt sich gelblicht: Ein same davon treibt insgemein zwölff Aehrehalm
über sich.
Das Rocken-korn wird zweymal im Jahr gesäet / erstlich im Herbst / bleibt also
über den Winter in grüner Waß / gegen dem frühling schoßt es in seine halmen;
dieß nennet man Winter-korn / nach der blüth wird es in fünff wochen zeitig /
und ist das beste. Hernach in dem ersten anblick des Frühlings / welches
Sommer-rocken heisset / und erst im Augstmonat reiff wird.
Eigenschafft.
Das Rocken-korn hat nicht so viel flüchtige / geistreiche / sondern mehrere
wässerige / dichte theil / als der Weitzen und Dinckel / und deßwegen eine
mittelmässige wärme / ist doch weniger warm / alß der Weitzen / aber wärmer denn
die Gersten. Es speiset mehr als Gersten / und minder denn der Weitzen /
sättiget wohl / und ist das Brot von desselben mehl härter zu verdäwen.
Gebrauch.
Gesunde Leuthe / und sonderlich die dessen gewohnet / mögen wol Rocken-brot essen
/ aber krancken Leuthen ist Weitzen-brot viel nützer und bequemer: doch wird das
Rocken-brot desto besser und gesunder / so man zu dem Korn so viel Weitzen
mischet / das Mehl rein außbeutelt / und wol backet / denn übel gebacken Brot /
ist ein ursprung vieler Kranckheiten.
(Dreytägig Fieber.) Die blüth von dem Korn ist
gar bitter / wird von vielen gebraucht in dem dreytägigen Fieber / welche solche
in einer warmen brühen einnemmen.
So einer einen stinckenden Athem hat / Stinckender Athem hat / (Stinckender Athem.) vom Fieber oder anderen
Kranckheiten / der esse drey Morgen nach einander nüchteren Rocken-brot auß
frischem Brunn-wasser / das wol gesaltzen seye / so wird ihme sein Mund wider
wolriechend.
Es haben die Acker-leuthe auß der erfahrung angemercket / wenn viel Rocken-korn
und Weitzen wächset / so soll auch der Wein wohl gerahten / halten es für ein
gut zeichen.
(Würm der Pferd.) Rocken-korn ein gut theil in
wasser gesotten / und solches den Pferden zu trincken geben / treibet die Würm
von ihnen.
(Lendenstein / Hitz der Nieren) Es wird auß den
Aehren und Kraut samt dem halm ein wasser destilliert / welches man wider den
Lendenstein und hitze der Nieren gebrauchet.
Man findet offt lange schwartze körnlein an den Rocken-ähren / die inwendig weiß
sind / neben den anderen guten körnlein; an etlichen orthen nen̅et
man es Todten-kopf / und ist ein Mißgewächs wie der Brand. (Bluten.) Diese under der Zungen gehalten /
stellen das bluten.
(Gelb baar machen.) Die Pomerantzen-schelffen und
Sprewer von Korn / mit ein wenig honig in wasser gesotten / machet die Haar
gelb.
(Heylsames Wundpflaster zu frischen Wunden.) Auß
dem lafft des jungen Korn-graß / machen die Wund-ärtzte ein heilsames
Wund-pflaster / zu allen frischen wunden / welches sie behütet vor Entzündung
und wundsucht / das nennen sie Emplastrum St. Georgij, St. Georgen Pflaster /
und wird also gemacht. Nim des außgepreßten Korngraß-safft ein maß / oder 4.
Krämer-pfund / Baumöl 64. loth / laß sittiglich mit einander sieden / biß das
safft eingesotten / und gar verzehret ist / darnach seige es durch ein tuch /
und zerlasse darinnen Terbenthin und new wachs / jedes 32. loth / rühre es biß
kalt wird / so ist es bereit.
(Wurm am Finger.) Wider den wurm am finger: Nim
das innerste zarte häutlein von einem Ey / lege es auff den schaden / darnach
nim Rockenmehl / vermisch es mit gebrantem wein / daß es werde wie ein pflaster
/ streich davon auff ein tüchlein / legs über das häutlein / daß es dasselbige
und den schaden bedecken möge.
(Verzuckter Fuß der Pferden.) So ein Pferd den
Fuß verzucket hat / siede Rocken-kleyen mit essig zu einer Brey / und schlage es
ihm warm umb den fuß.
(Flecken der Haut / Schüppen Schrunde̅.
Zittermähler.) Rocken-korn-öhl vertreibet die flecken der haut / die
schüppen / schrunden und zittermähler.
Wider den schmertzen der Ohren: Nim ein Rocken-brot / wie es auß dem Ofen [321 ] (Ohrenschmertzen.) komt / schneide dasselbige entzwey und halts so
warm vor die Ohren / als warm du es erleiden kanst. So einer von einem
Büchsen-schall / (Verlierung des Gehörs von einem
starcken Schall.) oder einem anderen gethön das Gehör verlohren hätte
/ der gebrauche das Brot gleicher gestalt / es bekomt wol.
Die brosam von Rockens-brot mit wasser und Rosen-öhl durch einander vermischt wie
ein pflaster / heilet den wurm am finger / auf (Wurm am
Finger.) ein tüchlein gestrinchen / und übergeleget: solches thut auch
/ so man das Rockenbrot morgens nüchter kewet / und wie ein pflästerlein
überleget.
(Geschwulst der pferdë vom truckë.) Die Brosam von
Rockenbrot in genugsamem Eßig geweicht / und zu einem Muß in einem mörser
gestossen / leget den Pferden die Geschwulst / die vom reiten und trucken des
Sattels verursacht worden / wie ein pflaster darüber geschlagen
(Wurm der Pferden.) Die Brosam von einem
Rocken-brot mit saltz vermischt / vertreibet den Pferden den außwerffenden Wurm
/ so man dieses drey oder vier tag darauff bindet / und allwegen über nacht
darauff lässet.
(Uberröthe. Entzündungen.) Rockenmehl wol
getrucknet / auff blau papyr gestrewet / und über die mit der überröthe / oder
anderen entzündungen behaffteten Glieder geleget / linderet den Schmertzen / und
zertheilet die Geschwulst; man pflegt auch offt die Armenische praeparierte
Erden / samt ein wenig Campfer darunder (Entzündung der
Brüsten.) zu mischen. So ist auch das mittel gut die Entzündungen der
Brüsten zu heilen / da man an???start des blauen papyrs nur zarte leinene tücher
nehmen kan.
So wird auch das Rocken-mehl zu den erwelchenden und zeitigenden Cataplasmaten
nutzlich gebrauchet.
Die Kleyen von Rocken / so wol als die von übrigen Früchten / haben eine gute
krafft zu säuberen / und zu reinigen / dahero sie neben anderen sachen in den
Clystieren und Fußwasseren gekochet werden.
Diese Kleyen mit geröstetem saltz vermischt / und zusammen in ein säcklein gethan
/ hernach das säcklein gewärmt / und also warm auff die Seiten geleget /
vertreibet (Seitenstich. Wind und Blähunge̅. Grimmen.) den Stich / wenn mans auff den Bauch leget / zertheilet
es die Wind / und davon entstehendes Grimmen.
Ein gut stuck Rinden von diesem Rocken- und anderem Brot geröstet / hernach mit
warmem Eßig / oder dick rothem Wein angefeuchtet / und mit Muscatnuß / Zimmet /
und anderen Gewürtzen besprenget / demnach also warm auff den Magen geleget /
stillet (Erbrechen. Auffstossen. Durchbruch.) das
Auffstossen / das Erbrechen und Durchbruch. Wenn man die bemeldte Rinde mit
Malvasier-wein / oder einem guten Schlagwasser / oder Kinder-balsam (Balsamo
Embryonum) anfeuchtet / hernach den Schwangeren (Mißgeburten.) auff den Nabel bindet / stärcket es die Mutter / und
das Kind / und verhütet die frühzeitige Mißgeburt.
Die Brosam dieses und anderen Brots / mit Zimmet und Muscatnuß destilliert / gibt
einen saurlichten aromatischen Geist ab / welcher (Magë-blödigkeit / Ruhr / Durchbruch.) zu Stärckung des Magens /
stellung aller Durchbrüchen / und in der rothen Ruhr selbsten / sehr nutzlich
löffelweiß gebrauchet wird. Es wird auch der auß dem Brot allein destillierte
saurlichte Geist / zu der zubereitung allerhand Metallen-tincturen in der Chymey
öffters angewendet.
CAPUT XVII.
Haber. Avena.
Namen.
HAber heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch
/ Bromus, Acrospelus, Siphonium, Avena. Italiänisch / Vena. Frantzösisch /
Avoine. Spanisch / Avena. Englisch / Etes. Dänisch / Hafvre. Niderländisch /
Haver.
Gestalt.
Der Haber ist mit Graß / Halm und Knoden dem Weitzen ähnlich. Die Aehren thun
sich auß einander / der spitzige Samen hanget ledig zwischen den auffgethanen
flügeln der ähren / je zwey körnlein neben einander außgebreitet und zerspalten
/ anzusehen / wie zweyfüßige Hewschrecken.
Der Haber wird bey uns gegen dem Lentzen im anfang des Mertzens gesäet: Man säet
ihn auch nicht in gute / sondern in wilde Felder / die man mit der Tünge nicht
wol erreichen kan / als da sind felßichte oder bergichte örter / denn dieses
Geträid ein gut und wol gedünget erdreich in kurtzen jahren außmärglet.
Urit enim lini campum seges, urit avenae.
Man findet noch ein ander Geschlecht des Haberen / so Avena nuda, oder nackender
Haber genennet wird / dieweilen die gran oder körner nicht als wie des vorigen
in hülsen eingeschlossen sind / sondern sich der nackenden Gersten vergleichen:
In dem übrigen komt er mit dem vorgemeldten Haberen überein. Er ist nicht gemein
/ aber besser und geschmackter als der vorige / wächßt in [322] Engelland / auß welchem man allda ein
köstliches Bier zubereitet / auch Brot und Kuchen darauß backet.
Eigenschafft.
Der Haber hat mehr temperiert flüchtige ölichte / und weniger wasserichte theil /
als die Gersten; dahero er warmer Natur geschätzet wird.
Gebrauch.
Haberen ein gut theil mit gestossenen Wachholderbeer und saltz in einer pfannen
bey dem fewr geröstet / hernach in ein leinen säcklein gethan / und warmlicht
über den (Grimmen.) Bauch gelegt / stillet das
Grimmen / wenn das säcklein kalt wird / wärmet man es auff einem heissen
Ziegelstein / und legte widerumb (Mutterwehe.)
über. Die Weiber brauchen solches auch also wider das Mutterweh.
Fridericus Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. Sect. 1. berichtet / daß an
den halmen des Hadern ein verwickletes kraut gefunden werde / davon man ein
nutzliches (Wassersucht. Gelb haar zu machen.)
wasser wider die Wassersucht destilliere. Die Jungfrawen sieden Haberstroh mit
Laugen / das Haar damit gelb zu machen.
Theodorus Tabernaemontanus rühmet die Habermehl-brühlein oder Süpplein als ein
nutzliche kost für gesunde und krancke / denn sie stärcket und nehret. Die
Jugend bekommet ein gute farb davon / dahero die Engelländer ihren Kinderen
morgens und abends ein Habermehl-brey auffstellen / davon sie wie milch und blut
gefärdet werden. Guilielmus Turnerus, ein Engelländischer Medicus, kan sich
nicht genugsam darüber verwunderen / derowegen hat er auch seine Kinder mit
solcher speiß gesund erhalten / und dem Haberen ein besonderes Lob
zugeschrieben.
(Kranckheiten des Haupts / Schwindel / Hustë /
Lung-Leber-Miltzsucht / Darmruhr / drey- und viertägig Fieber / Grieß /
harnwinde. Schaff- und Hämmel mästë.) Die Habermehl-brühlein sind
dienlich in den Kranckheiten des Haupts / dem Schwindel / Husten / Lung-Leber-
und Miltz-sucht / Därm-ruhr / drey- und viertägigem Fieber / Grieß und
Harnwinde.
Die Schaff und Hämmel werden vom Haberen sehr fett / so man ihnen des tags
zweymal / so viel als man in einer hand halten kan / zu essen darwirfft / wo man
aber ihnen zu viel gibet / werden sie so fett / daß ihnen das Netz zerspringt /
und davon sterben müssen.
So ein Bier sawr worden ist / hilff ihm also. Wenn der Haber in der gilb ist /
schneide das Stroh mit dem Haberen ab / mache (Sawr
Bier widerumb gut zu machen.) büschelein darauß / die hencke in das
Bier / so stosset es wider auff / wie ein Bier das noch new ist / und wird
widerumb wolgeschmackt zu trincken.
(Ein Pferd stallen zu machen.) Wenn ein Pferd
nicht stallen kan / so siede Haberen in genugsamem Wein den dritten theil ein /
und schütte dem Pferd den wein warm ein / so wird es bald stallen.
(Geschwulst des Schlauchs der Pferdë.) Wenn einem
Pferd der Schlauch geschwollen ist / mache ihm ein dampff von Haberstroh / und
lege jederweilen einen heissen glüenden Sinckelstein darein / daß der dampff den
schlauch wol berühre / so wird ihm geholffen.
Johannes Colerus schreibet in dem 13. theil seines Hauß-buchs im 65. Cap. Wenn
die Hüner wenig Eyer legen / solle man ihnen gerösteten Haberen zu essen geben.
Die Moscowiter pflegen auß dem Haberen ein wasser zu destillieren / welches sie
an statt des weins gebrauchen. Es machet die Menschen voll und truncken / wie
bey uns der Wein.
CAPUT XVIII.
Reiß. Oryza.
Namen.
KEiß heißt Griechisch / [Greek words],
Lateinisch / Oryza, Oryzum, Hordeum Galaticum, & Siciliense. Italiänisch
/ Riso. Frantzösisch / Riz, Ris. Spanisch / Arroz. Englisch / Rice.
Niderländisch / Rys.
Geschlecht.
Des Reiß fette blätter vergleichen sich dem Lauch / die hälme steigen elenbogens
hoch / offt höher / sind dicker und stärcker denn im Weitzen / mit Gläichen
adgetheilet. Er trägt eine rothlichte blüth / darauß werden täschlein / darinnen
findet man den rothen und weissen Reiß. Die wurtzel ist wie des Weitzens.
Dieses Geträid ist zu zeiten Theophrasti nicht viel in Griechenland und anderen
Landschafften in Europa bekant gewesen / sondern als eine newe Frucht auß Indien
gebracht worden / und wiewol sie heutiges tags in Teutschland sehr gemein ist /
so will doch der Teutsche Acker solche Frucht ohne grosse Mühe nicht fortbringen
/ wie denn solches in Franckreich mehr als einmal vergeblich ist versucht
worden. In Italien wird der Reiß nunmehr in zimlicher menge gezielet / der
erreichet in der güte den nicht / [323] welcher auß Cyperen / Asien / Cilicien / und der Türckey zu uns gebracht wird.
Es muß aber dieses Gewächs ein feuchten / wasserichten und pfulichtigen boden
haben / sonsten gerathet es nicht.
Die Indianer in dem Reich Calecut haben den Reiß in grosser menge / und wenn sie
ihn säen wollen / so thun sie dasselbige mit Cymbalen / tantzen / und allerhand
Frewden-spiel / und ruffen ihre Götter die Teuffel an / daß sie ihnen
überflüßige Frucht bescheren wollen.
Eigenschafft.
Der Reiß hat viel temperiert flüchtiges saltz / mit balsamisch-schwefelichten
vermischten theilen / und ist also milt / warm und trocken / gibt dem Geblüt des
Menschen eine treffliche nahrung und stärcke.
Gebrauch.
(Hauptwehthumb / Hauptflüß. Nasenbluten / Blutspeyen /
Btutharnen / Starcker Blutgang der Weibern. Husten / Lung- und Lebersucht.
Viel Speichel im Mund / Bauchflüß. Geschwär des Magens / der Därm / Nieren
un̅ Blasen / Zwang zum Stullgang / Schwache Nieren /
Außgehender Affter Bauchflüß.) Es ist der Reiß heutiges tags bey uns
Teutschen fast so gemein / als die geschälte, Gersten / denn man gute Suppen /
Brühlein und Reiß-müßlein für gesunde und krancke darauß machet / welche dienen
wider das Haupt-wehethum / Hauptflüß / übermäßiges bluten der Nasen /
Blut-speyen / Blut-harnen / und starcken Blutgang der Weiberen. Ferners bekommen
sie wol den Hustenden / Lung- und Leber-süchtigen / auch denen so der Mund
stätigs voll Speichel lauffet: Uber das sind sie dienlich wider alle Bauchflüß /
und die Geschwär des Magens / der Därm / Nieren und Blasen / vertreiben den
Zwang zum Stullgang / stärcken die schwachen) Nieren / und den außgehenden
Affter.
Der gebackene Reiß ist nicht allein gesunden Menschen dienlich / sondern auch
denen Krancken / welche mit Bauchflüssen beschweret sind.
Die Völcker gegen Auffgang de Sonnen / welche under dem Gebiet des grossen Chams
sind / machen in tranck auß dem Reiß von allerhand Gewürtz / den sie in
täglichem gebrauch haben / davon werden sie toller und trunckener als von dem
Wein.
In Hispanien und Mauritanien pflegt man den Reiß in einer milch einzuweichen /
und hernach zu destillieren / gehet von erst ein schön lauter wasser herüber /
darnach etwas fetter und ölicht; von diesem werden die Leuth / welche keinen
wein trincken / frölich / und auch schier so truncken / als vom Wein.
Bey den Türcken ist der Reiß in vielem gebrauch / welchen sie also pflegen zur
speiß zu bereiten: sie nehmen ein zimliche anzahl Reiß / und lassen ihne bey dem
Fewr lang auffwallen / aber sie rühren ihn nicht / denn Petrus Bellonius lib. 3.
observation. cap. 41. berichtet / wenn man ihne in dem sieden umbrühre /
verderbe er. Leonhard Rauchwolf in dem I. Theil seiner Morgenländischen Reise im
8. Cap. zeigt an: under allen speisen seye bey den Türcken keine so gemein als
der Reiß / welchen sie so dick kochen / daß sie ihne auch in brocken mit fingern
essen: dieweilen auch die Türcken / wie vorgemelter Bellonius lib. 1.
observation. cap. 59. schreibet / keine Wirtshäuser haben / behalten sie in
ihren Spitälen ein Reiß-gemüß auff / so sie den durchreisenden darstellen /
welcher gebrauch auch von den Geistlichen auff dem Berg Sinai gehalten wird.
CAPUT XIX.
Indianisch Korn / Mayr genant. Frumentum Indicum, Mays dictum.
Namen.
ANdianisch oder Türckisch Korn heißt Lateinisch / Frumentum Indicum, Milium
Indicum, Frumentum Turcicum Italiänisch / Formento, Indiano, Grano d’India.
Frantzösisch / Bled ou Froment des Indes. Niderländisch / Indianesch Koren.
Geschlecht.
Es wird in vier arten oder, gattungen underscheiden. Eins mit braunem / das ander
mit röthlichtem / das dritte mit gelbem / das vier mit weissem Korn: auch wird
noch eins gefunden / das roth / blaw / gelb / in einander ist / und sehr lustig
anzusehen.
Gestalt.
Dieses Korn trägt einen hohen / dicken / runden / knodichten halm oder
rohrstengel / darinnen steckt weiß marck. Oben an dem stengel / gewin̅t es ähren / die sind ohne spitz und gantz leer / denn sie haben
darinnen keinen samen / blühen jetzt braun / jetzt roth / weiß oder gelb / nach
dem das Korn / so sie bringen / gefärbt ist. Die frucht oder das Korn ligt in
grossen / runden außgespreißten graßscheiden / welche nach der seite der hälme
auß den gläichen wachsen. Es sind auch diese körner bloß / aber hart zusam̅en gedrungen / glat und etwas rund / in der grösse der Erbsen /
und hat etwan ein scheid acht zeilen / die ander zehen / selten darüber. Das
zodichte haar / so oben auß der graßscheiden wächßt / [324] hat eben die farb wie das Korn / so
darinnen verschlossen ligt / die wurtzel ist auß vielen harten kleinen härlein
zusammen gesetzt.
Auch ist ein geschlecht dieses Korns / welches innerhalb zweyen Monaten gesäct
und ist wird. Widerum ist ein anders / welches in viertzig tagen nach der satt
zeitiget. Aber solch frühzeitig Korn ist kleiner und geringer. Daher man es
nicht säet / oder man habe ein thewrung zu besorgen.
In unsern Landen säet man diß Korn im Aprillen / sonst komt es nicht zu seiner
zeitigung / es wird aber erst gegen dem Herbst zeitig.
Eigenschafft.
Das Indianisch Mays-korn hat mehr flüchtiges saltz / und schwefelichten Geistes
in sich / und ist wärmerer natur als unser Weitzen oder gemeines Korn.
Gebrauch.
Die Indianer bereiten auß ihrem Mayskorn einen teig / und machen darauß kuchen /
welche sie auff sonderliche art zurichten / daß sie währen mögen: diese haltet
man für leckerbißlein. Zu dem so haben sie auch eine sonderliche manier von
Pasteten erdacht / welcher teig mit Blumen und Zucker vermischt wird. Ferners
dienet das Mays-kornicht allein zum Brot / sonderen auch zum Wein. Dieses tranck
von Mays-korn / welches man in Peru Azica / und fast durch gantz Indien Chicha
nennet / wird auff unterschiedliche weiß zugerichtet. Das stärckste getränck
machen st wie das Bier / welches sie also zurichten. Die Mayskörner beitzen sie
/ biß sie ansahen zu schossen / darnach brennen sie es auff eine sonderliche
art: diß wird so kräfftig / daß es einen bald niderwirfft. Man heisset es in
Peru Sora / und wird ihnen im Gesätz verbotten / wegen des grossen schadens / so
darauß entstehet / denn es machet unsinnig truncken. Sie geben aber nicht viel
auffs Gesätz / sondern halten ihre Däntze darbey / und trinckens Tag und Nacht.
Man macht auch dises Azica oder Chicha also. Sie käuen das Mays-korn / und
bereiten einen saurteig darauß / was nun also gekäuet worden / das sieden und
bräuen sie. Die Indianer halten darfür / daß das Mays-korn / da es recht saur
werden solle / von alten verruntzelten Weiberen gekäuet werden müsse / welches
denen so es hören / wol ein eckel bringen möchte: sie aber achten es nicht /
sonder trincken wacker drein. Ist ein gesunder Tranck / welches von den
vornehmen Indianern und Spaniern für eine Artzney gebraucht wird / denn sie
befinden in der that / daß es den Nieren wohl bekomt / und leicht harnen machet.
Dises ist die ursach / daß in West-Indien wenig Leuthe hieran noch leiden / die
vorgemeltes Chicha-tranck gebrauchen. Wenn das Mays-korn noch zart und in den
ähren ist / so essen es die Indianer und Spanier für Lecker-bißlein / rösten es
entweder / oder kochens in Milch. Sie brauchen auch die häußlein oder dotten an
statt des Butters und öhls / denn sie sehr feist sind: darumb pflegte der
Vice-könig Don Francisco de Toledo zu sagen: Die in Peru besitzen zwo sachen /
welche ihnen reichthum und nahrung bringen / nemlich ihr Mays-korn und Vieh im
Land.
Für die grosse Indianische Herren werden kleine küchlein auß dem gesiebten
Mayskorn zubereitet / welche so zart / dünn und reinlich / daß man schier
durchhin sihet / massen sie so dünn wie ein papier. Ingleichem machet man auch
kleine teller-küchlein von diesem gesichteten Korn / die zwar dick / jedoch
durchsichtig scheinen. Aber dise beyde gattung küchlein sind nur für die
Indianische Fürstliche mäuler.
CAPUT XX.
Hirß. Milium.
Namen.
HIrß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Milium. Italiänisch / Miglio. Frantzösisch / Mill, Millet. Spanisch
/ Mijo. Englisch / Millet. Niderländisch / Hirß / Hirse / Heers / Milie.
Gestalt.
Der gelbe Hirß / Milium semine luteo, C. B. hat viel haarichte und knodichte
stengel / die sind elen hoch. Die wurtzel ist gantz zasicht / starck und weiß.
Die schwartz-rothen ähre schlieffen auß einer graßichten scheiden / sind gantz
trauschlicht und zotticht / wie des rohrs. Jedes Hirsen-körnlein ist sonderlich
zwischen zweyen dünnen fliegenden blättlein gesetzet. Solches körnlein ist klein
/ rund / vest und gelblicht. Der Hirß wächßt gern im sandichten feuchten
Erdreich / will am morgen früh oder auff den abend in der fühle gesäet / öder in
grund geworffen werden. Es bedarff keines besondern grossen unkostens / [325] denn in wenig samen füllet ein groß
stuck Felds / so bald man den gesäet hat / sol man ihn mit gereiß wol bedecken /
damit er nicht von der Sonnen hitz auffspringe und verderbe. Sonsten hat man
auch ein weissen Hirß / Milium semine albo: welcher längere und breitere blätter
/ auch einen längeren / dickeren halm und weissen samen trägt.
In dem Schweitzerischen Ergäw / wird eine art des schwartzen Hirß gesäet / Milium
semine nigro spadiceóve, J. B. welche breitere blätter als der gemeine Hirß
träget / der stengel ist nicht so hoch / auch sind die ähre kleiner / hingegen
ist der same grösser und runder: dieser Hirß wird zum Gemüß viel nutzlicher als
der gemeine gebraucht. In anderen Ländern aber bekomt dieser schwartze Hirß
einen höheren / dünnen / und glatten stengel.
Ferners findet sich auch ein kleiner runder Hirß / welcher süsser ist als unser
Hirß / und in dem Guineischen Reich Sabo gesäet wird. Milium Sabaeum, C. B. An
Milium exiguum argenteum ex Cayro, J. B.
Der Rohr- oder Schilff-Hirß aber / welcher von vielen / Jobs-thränen genen̅et wird / Milium arundinaceum, multis, Lachryma Jobi, J. B.
Lithospermum arundinaceum. C. B. hat elen-lange knodichte halme und blätter /
wie das Türckisch Korn / so bißweilen auch über elen lang / und zwey zoll breit
sind. Trägt steinharte / glatte / anfänglich gelbe / hernach
gläntzend-röthlichte samen / in der grösse der Ziser-erbsen. In den Insuln
Candia und Rhodus / wie auch in Syrien wächßt er häuffig; in Europa aber wird er
in den Gärten gepflantzet / dessen samen aber komt selten zur zeitigung.
Eigenschafft.
Der Hirß ist kalt im ersten und trucken im dritten grad / oder im anderen gantz
vollkommen. Hat ein zimblich temperiert flüchtiges öhl und saltz bey sich / und
daher die Krafft wol zu nehren / durch den Schweiß zu treilben / und die
scharffen feuchtigkeiten des geblüts zu versüssen.
Gebrauch.
Der Hirß bringt dem Menschen die geringste krafft under allem Geträide / so man
zur kost braucht. Wenn man ihn zur speiß will geniessen / soll er in Milch
gesotten werden / verdäut leichtlicher / stopfft weniger / und ist lieblicher zu
essen. In Lombardia macht man Brot darauß / welches warm verkaufft wird / und
etwas süß zu essen ist / hat einen guten geschmack / aber so bald es erkaltet /
verleuret es ihne / und wird hart. Die Italiäner bereiten auß dem Hirßmehl und
Milch ihre küchlein / man muß sie aber warm essen / sonsten sind sie unangenehm.
Zu Venedig werden sie gantz warm auff den strassen verkaufft. Die Bauren auß
Portugal backen Brod auß dem Hirßmehl und Honig / welches sie sehr hoch halten /
und in ihrer Sprach Beroas nennen. Die Waldbauren bey Trient in Tyrol kochen den
Hirß mit Milch zu einem gemüß / welches sie polenta nennen / und sich dessen
durch das gantze Jahr neben dem Wasser-tranck bedienen / es bekommet ihnen wol:
Solch ein (Manget der Milch bey den Säugammen.)
guter koch ist der hunger. Die jenigen Säugam̅en / welche ein
wässerige Milch haben / sollen sich des Hirßmehls mit Milch oder Fleischbrühen
gekocht / bedienen.
Ein trefflich schmertzen-stillend säcklein bereite also: Nim zwey handvoll etwas
wenig gerösteten Hirses; ein handvoll gemeines gering-geröstetes saltzes;
Eisenkraut / Chamillen-blust jedes anderthalbe handvoll / Rosen-wurtz. 2. loth /
Zitwen-wurtzen 1. loth / zerhacke und zerstosse alles underein ander / nehe es
in ein säcklein. Dieses säcklein offt gewärmet / und nach belieben mit dem
Hungarischen Roßmarin-wasser / oder einem anderen Schlag-wasser angesprengt /
und auff den Scheitel geleget / vertreibet den Schmertzen: über die Ohren
gebunden / benimmet und zertheilet das sausen und brausen / (Für das gehör und glieder-schmertzen.) bringet
das Gehör wider zu recht; über andere schmertzhaffte Glieder geschlagen /
zertheilet den darinnen sitzenden kalten, schmertzen-bringenden fluß.
(Grieß / nieren und Blasenstein / schleim in den nieren
oder blasen.) Das auß dem Hirß destillierte wasser ist sehr dienlich
wider das Grieß und den Nieren- oder Blasen-stein / so man Morgens und Abends
vier oder 6. loth rincket / treibet es den stein fort / und reiniget die Nieren
und Blasen von allem schleim.
Antonius Guainerius lobt und beschreibt ein Tranck / welchen der heilige
Ambrosius / (Dreytägig Fieber.) Bischoff zu
Meyland / wider das dreytägig Fieber solle erfunden / und damit zu Meyland
vielen Menschen geholffen haben: Nim geschelten Hirß ein Pfund / siede den in
drey pfund wasser / biß er auffbreche / und das wasser färbe / von diesem
durchgesiegenen Tranck soltu ein zimlichen trunck thun an dem tag / wenn dich
das Fieber geschüttelt hat / und die folgende hitz sich auch enden wil / darauff
soltu dich zudecken und wol schwitzen.
(Hitzig Fieber / Pockë oder Kinderblattern. Rothe
ruhr.) Dieses Tranck ist auch sehr nutzlich in hitzigen Fiebern / Pocken
oder Kinderblatteren / da es nicht nur kühlet / durch den schweiß treibet /
sondern auch die Lungen vor dem Gifft bewahret / und die rothe Ruhr stellet und
heilet.
Hirß ist den Granats-vöglen / Wachtlen und Turteltauben ein anmüthige Speiß /
also daß sie davon fett werden. So man den Hüneren genug Hirß zu essen gibt /
sollen sie schön und grosse Eyer legen.
Wenn man Artzneyen / als Rhabarbarum / Mechoacana / Campfer und dergleichen in
Hirß bedecke / bleiben sie desto länger unversehrt. Auch so man Fleisch zuvor in
ein dünnes euch eingeschlagen also behält / verdirbt es nicht so bald.
Deßgleichen thut man mit den Pömerantzen / Citronen / Quitten und Granatäpfeln.
CAPUT XXI.
Sorgsamen. Sorgum.
Namen.
SOrgsamen heißt auff Lateinisch / Sorgum, Melica, Milium Indicum aut
Sarracenicum, Panicum loculare, Milium
|| [326]
Sorgsamen. Sorgum.
arundinaceum sive Indicum semine subrotundo, C. B. Italiänisch / Sorgo. Aber
Sagina wird er genant / dieweilen die Rinder und Schwein darmit gemästet werden.
Frantzösisch / Bled ou Froment barbu, millet d’Inde. Spanisch / Mijo saburro.
Englisch / Turkie millet. Niderländisch / Sorghsaed. In Hochteutscher Sprach
wird er auch genant / Italiänischer Hirß / Indianischer Hirß / und Sorgweitzen.
Gestalt.
Der Sorgsamen wächst auff einem hohen und dicken stengel / mit langen / schmalen
und scharffen Ried-blätteren / wie die Röhre: wenn er zeitig wird / ist die
stell / darauff er stehet / anzusehen wie ein Rohrpusch. Der stengel oder rohr
ist inwendig nicht hol / sondern mit weissem marck außgefüllt / fast wie der
Hollunder / am geschmack süßlicht. Oben dringen seine barticht- und zottichte
ähren auß den graßscheiden / welche / so sie zeitigen / werden sie röthlicht /
an etlichen schön weißlicht / etliche ziehen sich auff ein gelbe farb / mit
unzehlichen vielen körneren besetzt / die sind mit scharffen häutlein überzogen
/ groß als die Gersten-körner.
Dieses Geträid ist erstlich auß Indien in Hispanien / Italien / Franckreich / und
endlich auch in Teutschland gebracht worden.
Ein andere Art des Sorgsamens Milium arundinaceum semine plano & albo, C.
B. Sorgum album, Milium Indicum, Dora, J. B. wächset in Arabien umb die Statt
Ana / wird von Leonhard Rauchwolff in dem 2. theil seiner Morgenländischer Reise
am 6. Cap. beschrieben. Es gewinnet lange stengel / 6. biß in 8. elen hoch / ist
sonsten mit den blätteren dem Türckischen Korn / oder vielmehr den Zucker-rohren
nicht unähnlich / darfür er ihne auch erstlich gehalten / sonderlich wie die
Einwohner solche vor die Zuckerohren zerbeissen / den lieblichen süssen safft
(welcher in diesen stengeln mehr im oberen theil / in den Zucker-rohren aber im
underen sich erzeiget) also heraußziehen / biß da er zu oberst die zottichten /
langen und weißfarben boschen ersehen / diese sind voller weissen rundlichten
körnlein / deren jedes zwischen jungen blättlein stecket / welche in der grösse
der Erven / doch an der seiten etwas mehr zusammengetrucket sind. Auß diesen
Kernen backet man gut wol-geschmackt Brot / welches äschenfarb ist. Man nennet
diese Frucht Arabisch Dara. Petrus Bellonius Lib. 2. Observation. C. berichtet /
daß solcher Sorgsamen auch in Cilicien und der Landschafft Epiro wachse / allda
ihne die Bauren in grosse säck fassen / und nach Corzyra auff den Marckt führen.
Die Einwohner zu Cilicien haben in ihren Häuseren eigene Mühlen / in welchen sie
die Kernen zerreiben / und auß dem Mehl ein dicken teig knetten / den sie sehr
dünn auß einander ziehen / und an der Sonnen kochen / oder nach dem alten
gebrauch der Römischen Soldaten auff heissen mit steinen unterstützten Ziegeln
backen. Die dicken Halm-pfeiffen gebrauchen sie zum fewr an stat des Holtzes.
Casparus Bauhinus Libr. 1. Theatri Botanici Sect. 4. Cap. 33. berichtet / es
seye diese Art des Sorgsamens ihme in seinem Garten zierlich herfürgewachsen /
der Kern aber zu keiner Zeitigung kommen.
Eigenschafft.
Der Sorgsamen vergleicht sich mit seiner Eigenschafft dem gemeinen Hirß / denn er
kühlet und trucknet.
Gebrauch.
Der Sorgsamen und das Mehl / so darvon gemahlen wird / können / wie der gemein
Hirß mit wasser / butter und ein wenig saltz zu Müsseren und Brühen gesotten
werden / das Gesind darmit zu speisen / denn eo wohl sättiget / gehört nicht für
die / so ein schwachen Magen haben / sondern für Holtzhäuer / Schiffleuth /
Baursvolck / und alle die schwere Feld-arbeit verrichten. So man das Mehl mit
Milch oder guter Ochsenfleisch-brühen bereitet / und wol sieden lasset / so
sättiget es noch mehr / ist leichter zu verdäuen / und gibt auch ein bessere
Nahrung.
(Unmäßiger Blutfluß der Weiber / Weisser
Weiberfluß.) Die rothe Blüth gepülvert / und ein halben quintleins schwer
mit rothem Wein getruncken / stillet den unmäßigen Blutfluß der Weiber: die
weißlichte Blüth aber auff diese weiß gebraucht / nimt den weissen Weiber-fluß
hinweg.
Matthioli bewährte Artzney die Kröpff am Halß zu vertreiben. Nim Sorgsamenstengel
(Kröpff am Halß.) mit zehen gewerben oder
knoden / schneid sie auff / und nim das Marck herauß / thu einen zimlichen
grossen / neuen / roth-gelben Bad-schwamm darzu / brenne diese beyde stuck zu
pulver / unter dieses pulver mische des schwartzen Pfeffers zwelff körner /
Weitzen-mehl 2. loth / ein frisch Ey / mache ein Kuchen darauß / die leg an eine
saubere stell auff den Küchenherd / strewe heisse aschen darüber / und laß den
Kuchen [327] darunder backen / biß er
hart werde / alsdenn nim ihne auß der aschen / schneide ihn in sechs gleiche
theil / und bald nach dem Vollmond / so er nun im wechsel oder abnem̅en ist / sollt du ein stuck zu nachts vor dem Schlaff essen / und
nichts darauff trincken. Deßgleichen solltu ein ander stuck nehmen / über den
andern tag zu nachts / und so fortan allwegen in zweyen tagen ein stuck / biß du
alle sechs stuck geessen / solches geschicht in zwölff tagen / dieweilen der
Mond im absteigen ist. Nach dem anderen Vollmond solltu ein andere Kuchen machen
/ und gebrauchen / wie du mit der ersten gethan / und so ferner auff den dritten
abnehmenden schein / allwegen bald nach dem Vollmond / so nimt der Kropff mit
dem Mond ab / und ist also vielen geholffen worden. Jedoch soll man nach dem
Rath Camerarii bedachtsam damit umbgehen.
CAPUT XXII.
Fenich. Panicum.
Namen.
FEnich heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Elymus, Meline, Melinus, Mel frugum, Panicum. Italiänisch / Panico.
Frantzösisch / Panic. Spanisch / Panizo. Englisch / Panick. Niderländisch /
Panikkoren. In Hochteutscher Sprach wird er auch genant / Fench / Penich /
Heydelpenich / Panikorn / Fuchsschwantz / Heydel / Heydelfench / Butzweitzen /
und kleiner Hirß.
Gestalt.
Der außgedoschene Fenich-samen, Panicum Germanicum, sive paniculâ minore, C. B.
Panicum album vulgare, Park. gleichet dem Hirß so fast / daß man sie beyde kaum
underscheiden oder erkennen mag. Aber so er wächst / ist sein graß viel raucher
/ schärffer und spitziger. Seine siengel oder halme sind rund / gewinnen viel
knoden / etwan zehen an einem stengel / und an jedem knoden, ist ein lang schmal
blatt. Die ähren sind nicht zertheilt / wie am Hirß / sondern gantz rund /
anzusehen wie die Weyherkolben in den Gesümpfen / mit viel kleinen samen
außgefüllet / und erscheinen diese kolben zu zeiten weiß / bißweilen braun oder
schwartz / aber am meisten sind sie gelb / wie auch die körner in etlichen gantz
gelb / in anderen weiß zu findë. Die Wurtzel ist vielfältig und zasicht. Der
Fenich wächßt gern in rauchen / sandichten orten / derowegen diejenigen so ihne
säen / sollen allwegen ein leicht / sand- und steinicht erdreich darzu erwehlen
/ das hübel- und bergicht seye / damit nicht viel wasser zukomme / so gehet er
bald auff / also daß er innerhalb viertzig tagen zur zeitigung gelangen / und
eingeerntet werden kan.
Bey uns wird der Fenich im Frühling gesäet / und im Augstmonat gesamlet. Man
pflantzet ihne in Teutschland an rauchen orten / als im Schwäbischen Algäw /
Hegäw / und dem Schweitzerischen Ergäw. Man findet ihne auch in dem Spanischen
Königreich Granata / in dem Frantzösischen Gasconien / an etlichen orten in
Savoyen / und umb Meyland. Der Italiänische Fenich; Panicum Italicum sive
paniculâ majore, C. B. Panicum Indicum paniculâ villosâ, Park. trägt ein
grösseren kolben als der Teutsche / welcher zween fingers dick / und ein schuh
lang ist / wie auß der figur zu sehen / die beyde Camerius abgemahlet.
Der blaue Indianische / Panicum Indicum spicâ obtusâ coeruleâ, C. B. oder
Americanische Fenich / Panicum Americanum spicâ sesqui-pedali, J. B. Indicum
spicâ longissimâ, C. B. hat starcke zasichte und breitere wurtzeln als der erst
beschriebene Fenich. Seine hälm oder stengel sind rohricht / gerad / mit vielen
Gläichen begabet / und gleichsam mit Gauchhaar überdeckt / darneben auch dicker
/ stärcker und höher denn des gemeinen Fenichs / dieweilen sie öffiers
Manns-höhe übersteigen: Bey der wurtzel erscheinen sie zierlich blau / in dem
übrigen sind sie mit einem schwammichten bleichen marck angefüllt / und gleichem
in Neben-äst zertheilt / denn zwischen den blättern auß den Gläichen kürtzere
hälme herfür chiessen. Er wird mit grossen / langen / breiten und harten
blätteren bekleidet / die auß den Gläichen wachsen / mit einem nerven getheilt /
und an dem umbfreiß blößlich gekerfft sind. Auff einem jeglichen halm sitzet ein
dickes Aehre / so ein wenig haaricht / und bißweilen fingers-zuzeiten aber nur
daumens-lang ist / es hat ein satte Himmel-blaue farb / davon auch die fädemlein
der Blumen gläntzen. Der samen oder kern hanget an langlicht dünnen und kleinen
stielen / ist in haarichten hülsen / welche zugleich das Aehre haaricht machen /
verschlossen / mit seinem ausseren theil gehet er auß der hülse herfür / ist
glatt und blau / aber dick und runder als der kern des gemeinen Fenichs. Dieses
schöne gewächs hat man anfänglich auß Indien / und zwar erstlich [328] auß dem Königreich Peru gebracht. Es
wird in den Niderländischen Gärten von dem auß Spanien gesandten Samen
gepflantzet / kommet doch selten zur zeitigung / wenn man es schon in dem
Mertzen an Sonnichten orten säet. Casparus Bauhinus hat es in dem Paduanischen
Garten angetroffen.
Eigenschafft.
Fenich ist kalter natur / jedoch mit etwas flüchtigem saltz / und schwefelichtem
öhl / neben vielen irdischen theilen begabet / nehrt sehr wenig / machet wind /
ist härt zu däwen / und alte Leuthen nichts nutz / stopfft den Bauch mehr als
der Hirß / und verursachet ein dick geblüt.
Gebrauch.
Es ware der Fenich etlichen Völckeren in in Thracia bey der Statt Chermanda /
jenseit dem Fluß Euphrate so gemein / daß sie ihn täglich zu ihrer Nahrung
gebrauchten / daher Xenophon dieselbige / [Greek
words] Fenichfresser nennet / welcher name heut zu tag auch den
Gasconiern gegeben wird. Das gemeine Volck in Franckreich / Teutschland / Böhmen
und Vngern / sonderlich aber an denen orten / da des Fenichs die menge gezielet
wird / machet gute Brey darauß / ihr Gesind und Taglöhner darmit zu speisen /
denn er ein gute speiß ist vor grobe starcke Leuth / als Tröscher / Holtzflösser
und andere / die schwäre Arbeit thun müssen / weilen er bald sättiget. Die
Frantzosen kochen den Fenich mit Wasser und Butter / sieden ihn zu einer Brey /
saltzen ihn darnach / und wen̅ sie ihn anrichten / so bestrewen
sie ihn mit klein geschnittenem Leuchel und Dillkraut: ist ein speiß für das
Gesind / sie thun auch bißweilen ein wenig Essig darein / daß es saurlicht werde
/ ist also in heisser zeit anmüthiger zu essen. Unser Baursvolck / das etwan
verleckerter ist / siedet den Fenich mit Milch zu einer Brey / thut butter und
saltz so viel genug darzu / speiset darmit sein haußgesind / denn er auff diese
weiß wol nehret. In Italien ist er auch ein speiß für die Hüner und Tauben / sie
damit feist zu machen.
Wilder Fenich. Panicum sylvestre.
Es ist auch ein wilder Fenich / viel kleiner denn der erst genante oder zahme /
nemlich elen hoch / hat zugleich schmälere / kürtzere und räuchere blätter /
einen geraden knodichten und holkeelichten halm: am gipffel erscheinen viel
rauche / röthlichte kolben / die sind auch viel kleiner denn in den zahmen.
Dieser Fenich kühlet auch mehr als der vorige / wird aber nicht in der speiß
gebraucht.
CAPUT XXIII.
Sesamen-kern. Sesamum.
Namen.
SEsamen-kern heißt auff Lateinisch / Sesamum oder Sesama. Griechisch / [Greek words] Italiänisch / Sesamo. Frantzösisch /
Sisame, Jougioline. Spanisch / Sisamo, Giuggiolena. Englisch / Gilp / Purhing
grain.
Gestalt.
Etliche nen̅en Sesamum Lein- oder Flachsdotter / deren meinung
Matthiolo nicht gefallet / denn er achtet den Lein-dotter (welcher ein
Mißgewächs ist im Flachs) für das rechte Myagrum, davon drunden gehandlet wird.
Ferners will er auch nicht für gewiß sagen / daß dieß kraut / so alhier
abgemahlet / das wahre Sesamum der alten seye / in dem es mit dessen
beschreibung nicht zustimt / wir haben es hieher gestellet / dieweil es ein
schön Gewächs ist / und es etliche für das Sesamum halten / denn es läßt sich
auch sein samen ansehen / als seye er mit der krafft dem Sesamo gleich.
Das rechte Sesamum gewinnet einen bintz- und knodichten halm / wie der Hirß /
allein ist er dicker und länger / hat röthlichte blätter; graßgrüne blumen /
weißlichten samen / in knöpffen verschlossen wie der Magsamen / und dick als der
Hirß / welche beschreibung mit dem vorgemahlten gewächs nicht zutrifft / darumb
es billich Pseudo-sesamum vermeintes Sesamum genennet wird.
Eigenschafft.
Des rechten Sesami samen bringet man auß Griechenland in unsere Stätte / haltet
in sich eine fette / zähe / ölige feuchtigkeit / und hat daher krafft äusserlich
zu erweichen / zu sänfftigen und zu zeitigen.
Gebrauch.
Galenus Lib. I. de Alimentor. facultat. cap. 37. schreibt / daß der samen Sesami
bald sättige / schwärlich verdäwet werde / und den Magen zum unwillen reitze /
welches auch Dioscorides lib. 2. cap. 14, bezeuget / und darbey vermeldet / daß
er einen schwären Athen verursache / ist also innerlich nicht zu gebrauchen.
|| [329]
Sesamen-kern. Sesamum.
Heyden-korn. Frumentum Sarracenicum.
In was gestalt das Sesamum in Egypten gefunden werde / berichtet Herr Dapper in
seiner newen Beschreibung Africa also: Sesamum schießt mit einem einigen geraden
stengel anderthalb fuß hoch. Die blätter die undë am stengel sitzen / sind tieff
eingekerbet / aber die oben stehë / den blättern des Nachtschatten sehr gleich.
Die Blumen sind klein und weiß / darauß vier-fünff- oder sechs-eckichte kleine
schotten wachsen / in denen in gelber und süsser same wie der Lein-same liget.
Auß diesem wird ein öhl geschlagen / das die Araber Zeid Taip, das ist / gutes
öhl / weil es so für trefflich ist / nennen. Die Egyptier brauchen es sehr viel
in der speise / darumb gilt es auch mehr als das Oliven-öhl. Die blätter / der
samen und das öhl / werden zu viel gebrechen des menschlichen Leibes von ihnen
gebrauchet. Die Egyptischen Bauren nutzen den samen von alten zeiten her zur
speise / und werden seiner öhlhafftigkeit wegen darvon fett und dick. Auch
gebrauchet man in Egypten das öhl vor die flecken der haut / und darzu thun sie
es theils in die speise / theils schmieren sie die haut darmit.
Quintus Curtius schreibet / daß der jenige Soldat / welcher den grossen
Alexandrum über den abschewlichen Asiatischen Berg Caucasum begleitet / und auß
mangel Brots auff dem weg hungers-noth erlitten / seine äusserliche Glieder mit
diesem öhl gesalbet habe.
CAPUT XXIV.
Heyden-korn. Frumentum Sarracenicum.
Namen.
HEyden-korn heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Frumentum Sarracenicum, Hirco triticum, Fago-triticum, Tragopyrum,
Phegopyrum, Triticum Hircinum & Faginum, Erysimum Theophrasti folio
hederaceo, C. Bauh. Italiänisch / Grano Saraceno, Formetone. Frantzösisch / Bled
Sarrazin. Englisch / Bock-wheate / or Branck. Dänisch / Bog-huede. Niderländisch
/ Boeckweyt / Bueckweyt. In hochteutscher sprach wird es auch genent Bockweitzen
/ Buchweitzen und Grütz.
Gestalt.
Nach Herren Matthioli bericht / ware das Heyden-korn den alten unbekandt /
jetzund aber ist es gar gemein. Das Heyden-korn hat glatte / runde / rothe und
hole stengel / die sind einer elen hoch / zu rings mit blätteren besetzt / die
vergleichen sich dem Ephew / außgenommen daß sie zarter / weicher und spitziger
sind. Es trägt kleine / weisse und zusammen gedrungene blümlein wie am Hollunder
/ die werden zu dreyerley körnlein / außwendig sind sie schwartz / inwendig weiß
Seine wurtzel ist zasicht / oder gleichsam haaricht.
Das Heyden-korn verschmähet kein Erdreich / und liebet den Regen. Bey den
Teutschen wird es gesäet im Aprill und Meyen / fürnemlich im Wasgäw: Man findet
es bey Hagenaw / und allhier zu Basel bey dem Färstlichen Schloß Fridlingen /
und dem Dorff Riechen. In Niderland bey Antorff und in Franckreich / stehen die
Aecker voll. Es wächßt in Italien auff den Vicentzischen und Foro-Juliensischen
Bergen / wird allda bißweilen an heissen orten nach der Ernd wegen des Futters
widerumb gesäet / denn es bald herfür komt / und geschwind zeitiget.
Eigenschafft.
Das Heyden-korn ist mittelmässig / warm [330] und feucht. Hat ein flüchtiges saltz / mit etwas Balsamischen theilen in
seiner substantz verborgen; welche aber allem durch schwere däwung / wie bey
allem dergleichen Frucht samen / herfür kommen.
Gebrauch.
Das Heydenkorn nehret zwar minder als der Wäitzen / Korn und Gersten / gibt aber
bessere Nahrung denn der Hirß und Fenich. Obwohlen es vor diesem allein zum
Futter des Viehs in Teuschland gesäet worden / so werden doch jetzunder auß
seinem Mehl gute Brühlein gemacht / die bey den Mahlzeiten grosser Herren
angenehmen sind als die Sem̅el-brühlein: man bereitet sie mit
Milch oder Rindfleisch-Hüner- und Capaunen-brüh. Für das Haußgesind kochet man
das Mehl nur in wasser mit butter und saltz / man machet ihnen auch küchlein
davon. In grosser Hungersnoth backet man Brot darauß / so schwartzlicht aber
doch geschmackt ist. Die Italiänische Bauren / welche an den Gräntzen
Teutschlands wohnen / kochen ein dicklichte Brey auß dem Mehl / schneiden
dieselbe in breite dünne theil / besprengen sie mit Butter und Käß / und essen
sie als ein angenehme speiß. Dieses Mehl gibt dem Bier ein rothe farb / und ein
süssen geschmack: in dem übrigen ist das Heyden-korn ein gutes Futter für das
Vieh / welche das grüne Kraut vor der zeitigung des Samens auffessen. Von de.
Frucht werden die Hüner fett / auch das Vieh samt den Schweinen wol damit
gemästet.
CAPUT XXV.
Canarien-Graß. Phalaris.
Namen.
CAnarien-graß heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Phalaris, Phaleris, Gramen & Semen canariense, Semen
canariense, Semen Hispanicum. Italiänisch / Falari. Englisch / Canari-graß.
Niderländisch / Spaensch saed.
Gestalt.
Canarien graß / Phalaris major semine albo, C. B. bringt auß zasichten wurtzlen
drey / vier / auch mehr knodichte stengel / zweyen hand-breit lang / vergleichen
sich den Speltzen-hälmen / samt den blättern / sind am geschmack süß. Oben trägt
es langlichte ähren oder köpflein / daran erscheinen mit der zeit weisse oder
bleiche zasichte blümlein / auß welchen der auß- und inwendig weisse länglichte
samen / in der grösse des Hirsen entspringet. Die wurtzeln sind klein / und in
keinem gebrauch. Ein andere art mit schwartzem Samen wird in der Insul Malta
gefunden / Phalaris major semine nigro, C. B. So hat es auch ein Portugesisch
Canariengraß mit dicken kurtzen ähren / Gramen Phalaroides Lusitanicum, Raji.
Item ein klein Canarien-graß mit ablangen schmalen blättlein / Gramen
Phalaroides minus, C. B. Item ein kolbwurtzicht Canarien-graß / Phalaris bulbosa
semine albo, Park. Und endlich ein Sicilianisch Canarien-graß mit dicken
starcken halmen / und einer Fenich-ähre / Gramen Phalaroides spicâ Paniceâ
Siculum, Raji.
Eigenschafft.
Die Blätter und Samen sind warmer natur / und haben ein öhlieht / flüchtiges /
etwas scharffes saltz bey sich verborgen.
Gebrauch.
Der Samen wird heutiges tages gebrauchet / die wol singenden Canarien-Vögelein
damit zu erhalten / die dieses samens in ihren Landen zur speiß gewohnet haben.
CAPUT XXVI.
Affodill-wurtz. Asphodelus.
Namen.
AFfodill- oder Aphodille heißt Griechisch / [Greek
words] Lateinisch / Asphodelus, Hastula Regia. Italiänisch /
Asphodelo, Anfodillo. Frantzösisch / Hache royale, Asphodile, Aphrodille.
Spanisch / Gamon, Gamonito. Englisch / Daffodill. Niderländisch / Asphrodille.
Gestalt und Geschlecht.
Affodille ist zweyerley weiß und gelb. Die ästichte weisse Affodille / Asphodelus
major ramosus flore albo, J. B. hat blätter dem grossen Lauch ähnlich /
außgenommen / daß sie länger und schmäler sind / in der mitten so erhoben / daß
sie fast dreyeckicht anzusehen. Der stengel ist schon / glatt / elen hoch /
bißweilen höher / zu rings herumb mit seinen weissen in dem Mertzen und Aprillen
erscheinenden Sternblumen besetzt / darauß entspringen rundlichte und
graßfärbichte beer / in welchen ein dreyeckichter schwartzer
|| [331]
Weiß Affodille. Asphodelus albus sive mas.
Gelb Affodille. Asphodelus luteus sive soemina.
samen verschlossen. Das Gewächs hat viel runde länglichte wurtzeln den Eycheln
gleich / die sind außwendig schwartzlicht / inwendig grünlicht / sonsten eines
bittern und scharffen saffes / Carolus Clusius libr. 2. stirp. Hispan. histor.
cap. 17. & lib. 2. rarior. plantar. histor. cap. 39. beschreibet auch
diese Affodillwurtz neben zwo anderen / und meldet darbey / daß nach dem er von
Lysabona nach Sevilien verreiset / habe er gesehen / diese wurtzeln von den
Aeckeren herauß reuten / welche über 200. neben-wurtzeln gehabt / und ware das
gantze Gewächs mehr als ein halber Centner schwer. Es wird sonsten auch an den
felsichten Hügeln bey Montpelier / wie auch bey Messina in Sicilien gefunden.
Die gelbe Affodill-wurtz Asphodelus luteus & flore & radice, C.
B. hat viel gelbe wurtzeln bey einander / jedoch kleinere als die weisse /
welche sehr umb sich kriechen: die blätter sind schmäler / und trägt auff einem
anderthalb elen hohen stengel viel gelbe blümlein. Der Samen ist dem vorigen
gleich / und ein wenig grösser / auch schwartzlicht. Wird hin und wieder in
Sicilien gefunden.
Sonsten hat es auch annoch etwelche gattungen der Affodille / als da ist de
weisse Affodille ohne äste / Asphodelus albus non ramosus, C. B. So den̅ der auff purpurfarb sich ziehende Affodille mit gefleckten
blätteren; Asphodelus major flore carneo, Parck. Und endlich ein gantz kleiner
Affodille mit weissen im Heumonat erscheinenden blümlein / Asphodelus minimus
albus, C. B. J. B.
Diese Affodillen / ob sie zwar in den wäldern wild wachsen / zieren dennoch ihre
stelle in den Gärten / wegen ihrer sauberen blüthe; und werden durch zerreissung
ihrer knollichten wurtzel insgemein fortgebracht / da sie nachmahls keiner
sorgfältigen wartung bedörffen / sondern sich leicht halten / und jährlich in
der Erden mit neuen außwachsenden knollen sich vermehren.
Der vermeinte Affodill / Pseudo-Asphodelus alpinus, C. B. hat ein dicke und mit
etlichen dünnen faseln begabte wurtzel; bringet viel satte grüne blätter /
welche einander umbfangen / die ersten sind breiter / und etliche spannen lang /
eines bitteren und hitzigen geschmacks. Auß deren mitte enstehet ein raner
stengel / so bißweilen eines schuhs-hoch und zu zeiten höher als eine ele
wachset. Auf dem gipffel sitzen bleiche und zuweilen gelbe blümlein wie ein ähre
/ welche auß sechs blättlein bestehen und keinen geruch von sich geben / denen
folgen drey- und zu zeiten vieroder fünff-eckichte köpflein nach / die ein sehr
kleines sämlein in sich halten. Er wächßt auff dem Lucernischen Fracmont / und
alhier auff dem Crentzacher Berg. In Oestereich und Steyrmarck wird er auch auff
den Bergen gefunden / als auff Schnee-alpen und Newberg / dem Etscher / wie auch
auff andern Berg-matten und grasichten Büheln. In Italien kommet er bey Verona
auff dem Berg Baldo herfür.
Noch zwey andere gattungen des vermeinten Affodill thun die Botanici meldung /
welche in sumpfichten orten hin und wider in Engelland und Schottland wachsen.
Asphodelus palustris Angelicus, C. B. Luteus acorifolius palustri Anglicus
Lobelii, J. B. So denn Pfeudo-asphodelus palustris Scoticus minimus, Raji.
Eigenschafft.
Affodill-wurtz ist warm und trocken / hat [332] ein scharffes aromatisches saltz in seinem saft verborgen / und daher die
Tugend zu erwärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / durch die Nieren und
Speichel-äderlein zu treiben.
Gebrauch.
(Verstandener harn und Monatzeit der Frauen / Krampff /
Brüch / Schmertzen der Seiten / Gelbsucht / Wassersucht.
Haar-außfallen.) So man die Affodill-wurtz in Wein siedet und davon
trincket / treibet sie den Harn und die Monatzeit der Frawen / ist gut wider den
Krampff / heilet die Brüch / und lindert die schmertzen der Seiten / hilffe
wider die Gelbfucht und anhebende Wassersucht.
Die wurtzel zu Aschen gebrandt / mit Honig ein sälblein darauß gemacht und
angestrichen / machet das außgefallene Haar wider wachsen: also auch die wurtzel
mit Stabwurtz in Laugen gesotten und damit gewaschen / wehret dem
Haar-außfallen.
Affodillwurtz und gebranten Alaun / jedes (Aussatz.) ein quintlein gepülvert / mit Honig vermenget / damit den
Aussatz geschmieret / heilet ihn.
Mit dieser wurtzel geräuchert / vertreibet (Mäuß
vertreiben.) die Mäuß.
CAPUT XXVII.
Graß-Gilgen / oder weisser Widerthon. Phalangium.
Namen.
GRaß-Gilgen / weisser Wider-thon oder Erdspinnen-kraut / heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Phalangium,
Phalangitis, Lilium gramineum. Italiänisch / Falangio. Englisch / Spiderwort.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht / Phalangium magno flore, C. B. flore Lilii, J. B. hat ein
bleiche und gelblichte wurtzel / so sich in viel dicke / lange / süsse und
gläbichte zaseln hin und wider außbreitet / von welcher viel grüne / auffrechte
/ lange / steiffe und gekählte blätter herfür kommen / die sind breiter als das
graß und oben spitzig / unden aber umbfassen sie einander; zwischen denselben
schießrein schuh-hoher / ja bißweilen elen-langer grüner / runder und holer
stengel ohne marck auff / und wird mit sechs / siben oder mehreren blumen auff
beyden seiten wechsel-weiß umbgeben / die vergleichen sich den weissen Gilgen
mit ihrer gestalt / farb und geruch / sind jedoch kleiner / und hangen vor sich
/ sie bestehen auß sechs blättern / deren die drey innern etwas breiter / und
mit adern zierlich gekräuset sind / die ausseren aber sitzen mit ihrem grünen
spitz auff langen stielen / welchen ein auffrecht schmal und zoll-langes
blättlein underlegt ist: auß der mitte der Blumen entspringen sehr rahne und
ungleiche fädemlein mit gelben düpflein / ihnen folgen drey-eckichte föpflein
nach / in denen ein schwartzer Same liget. In dem Schweitzerland und Veltlin
wächßt er von sich selbst auff den Matten / wird auch auff den Saphoyischen
Wiesen und bey der grossen Carthauß gefunden.
Das ander Geschlecht / Phalangium parvo flore ramosum & non ramosum, C.
B. hat viel zähe und gläbichte drey qwer hand lange / und von einem haupt in
underschiedliche theil abgezogene wurtzen. Die blätter stehen schier bey der
wurtzel / sind schmal un̅ schuhes hoch / auß deren mitte ein
geringer runder und anderthalb elen langer stengel herfür kommet / so in keine
neben-zweiglein zertheilet wird: auff dessen gipffel erscheinet ordenlich die
milch-weisse gestirnte Blume / deren jede auff ihrem besonderen stiel sitzet.
Auß ihrer mitte er zeigen sich fädemlein mit gelben düpfflein / welchen runde
köpfflein nachfolgen / in denen ein schwartzer eckichter Same liget. Dieses
Geschlechts findet man zwo arten: eine hat längere und breitere blätter / auch
einen grösseren stengel / und stehen die Blumen weiter von einander / die
köpfflein sind mehr dreyeckicht / und halten ein grossen Samen in sich. Die
andere bringt schmalere blätter / und ist in allem kleiner. Beyde wachsen alhier
auff dem Muttentzer- und Crentzacher Berg / wie auch an anderen orten im gantzen
Elsas / und an dem Rheinstrom: die andere findet man auf dem Solothurnischen
Berg / Wasserfall. In Holland und Engelland werden sie in den Gärten gezielet /
die wurtzel wird fälschlich für die Mäußdorn-wurtzel verkaufft / und in der
Artzney gar wenig gebraucht. Etliche sieden die Blätter / Blumen und Samen im
Wein / und geben ihne denjenigen zu (Schlangen stich.
Erdspinnen-biß.) trincken / welche von den Schlangen gestochen / oder
von den Erdspinnen gebissen worden.
Das dritte Geschlecht ist das Spinnenkraut mit holen blättern / Phalangium Cretae
Salonensis, Lob. Ger. Asphodelus foliis fistulosis, C. B. Albus minor sive
foliis fistulosis, Parck.
Das vierte Geschlecht ist das Virginische Spinnen-kraut / Phalangium Virginianum
Tradescanti, Ger. emac. Welches Gewächs erst in diesem Seculo auß der
Ameri [333] canischen Insul
Virginia in Europam überbracht worden: nunmehr ist es unserer luf??? und bodens
so gewohnet / daß es darinnen fast ohne Arbeit fortwächset / und durch seine
wurtzel sich leicht vermehren lasset / G. B. machet darauß ein Moly oder Allium
Virginianum, füglicher aber mag es genennet werden nach Elsholzio, Phalangium
flore violaceo triphyllo, sintemahlen es ein violblaue Blumen / und zwar jede
mit drey blättlein besetzet / traget.
Das fünffte Geschlecht ist das ästichte Wirginische Spinnen-kraut / mit breiten
blättern / einer langen / zähen / kriechenden wurtzel / Phalangium ramosum
Vi???ginianum foliis latis, repens, Jac. Zanoni.
CAPUT XXVIII.
Wandläuß-kraut. Xyris.
Namen.
WAndläuß-kraut wird also genennt / entweders von wegen seines stinckenden Geruchs
/ oder dieweil es die Wand-läuß vertreibet: heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Xyris, Spatula foetida,
Xyris I. sive Gladiolus foetidus, C. B. Italiänisch / Spatola foetida, Giglio
puzzolento. Frantzösisch / Glajeul puant, Spanisch / Espadaffna hedionda.
Englisch / Stincking Gladdon / or Gladwyn. Niderländisch / Wandluys-kruyd /
stinckende Bisch.
Gestalt.
Die Blätter des Wandläuß-krauts vergleichen sich gar nahe der Veyel-wurtz / daß
man eines vor dem andern kaum erkennen mag / doch sind sie an diesem Kraut ein
wenig kürtzer und schwärtzer / so man sie mit den fingeren zerreibt / stincken
sie wie Wandläuß. Zwischen den blättern freucht der stengel herfür / welcher
dick / glatt / ohne knoden / und elen hoch; bringt purpur-farbe Blumen / so die
abfallen / kommen drey-eckichte Schotten hernach / zweyer oder dreyer finger
lang / und daumens dick / in welchen ein schöner / runder und rother Samen ligt
/ so groß als die Erbsen / am geschmack scharff. Die wurtzel ist lang / oben
etlicher massen rund / davon kommen viel kleine würtzelein. Es wächßt in Italien
/ wie auch umb Montpelier / und in Engelland von sich selbst bey den Zäunen an
dunckelen orten / und bey den Weyheren: Blühet im Hew- und Augstmonat. In
Teutsch- und Holland wird es in die Gärten gepflantzet / in welchen es viel Jahr
hernach erst seine Blumen bringet.
Eigenschafft.
Die Wurtzel und Samen des Wandläuß-krauts / ist mit einem scharffen / flüchtigen
/ mit ein wenig balsamischen theilen vermischten saltz begabet / dahero warm und
trocken im dritten grad. Wird nicht bald in der Artzney gebraucht. Jedoch hat es
die (Wunden säuberen. Kröpfe / geschwulst der drüsen
leichter Athem / miltzsucht / muttermehe.) Tugend gewaltig zu eröffnen
/ Wunden zu säubern / und zur heilung zu beförderen. Ja die gedörrte wurtzel
inwendig genommen und gebraucht / vertreibet die Kröffe / und Geschwulst der
Drüsen; macht einen leichten Athem / und wird sonderlich wider die Miltze-sucht
und Mutter-wehe hoch gerühmet.
CAPUT XXIX.
Narcisse. Narcissus.
Namen.
NArcissen oder Narcissen-rößlein hat seinen Namen nicht von dem Jüngling
Narcisso, welcher nach den Fablen der alten Poeten in sich selbsten verliebt
ware / sondern von dem Griechischen Wort / [Greek
words], weilen es schlaffen macht / her. Griechisch nennet man sie /
[Greek words]. Lateinisch / Narcissum.
Italiänisch / Narcisso. Frantzösisch / Narcisse.
Gestalt und Gattungen.
Ins gemein haben die Narcissen-rößlein / eine runde zwibelichte Wurtzel / auß
deren ein runder / holer / blosser / bey nahem einer spannen hoher stengel
herfürwächßt / an welchem die schönen / lieblichen / mit sechs blättlein
besetzten Blumen erscheinen / in deren mitte ein rundes kleines ringlein sitzet.
Solche Blumen aber sind von underschiedlichen farben / auch von verschiedener
figur und gestalt: Erliche sind auch gefüllt / andere einfach / bißweilen hangen
viel an einem stengel / offt aber trägt ein stengel nur ein Blume. Die Blätter
sind an etlichen breiter / und den Lauch-blätteren; an anderen schmäler / und
den Bintzen-blättern gleich, Nach den Blumen bleiben langlichte schöttlein / in
welchen der Samen verborgen ligt. Sie lieben ein luckes und feuchtes Erdreich /
wenn sie offt umbgesetzet worden / verdopplen sie zuweilen ihre Blumen: die
gefüllten aber tragen keinen Samen. Es werden
|| [334]
I. Groß gelbe Narcissen-Rößlein.
I. Narcissus Roseo-luteus.
II. Breitblättige volle Narcissen / mit weissen in der mitte gelben Blumen.
II. Narcissus latifolius albus medioluteus multiplici pleno flore.
III. Gantz gelbe Narcissen.
III. Narcissus totus luteus.
IV. Breitblättige Narcissen / mit vielen Blumen.
IV. Narcissus latifolius Polyanthes.
auch ins gemein alle Nareissen nicht durch den Samen / sondern durch Zwibelen
fortgebracht.
Bey pflantzung aller Zwibel- und Knollen-gewächsen ins gemein / müssen folgende
sachen / nach Herren Elsholtzen bericht / in acht genommen werden. 1. Erfordern
alle Blumen-zwibeln ein luckes / weder zu sandicht / noch zu leimicht / aber wol
von beyden etwas vermischtes erdreich. 2. Mist [335] oder Düng dienet ihnen nicht / sondern machtet sie gern faulen; es
seye denn / daß man gar schlechten grund vor sich habe; welchen man auff
folgende weise verbesseren kan. Vermischet den schlechten Grund mit verfaultem
kurtzen Kühe-mist / und lasset ihn also zwey jahr ohne gebrauch ligen / oder
brauchet ihn anfänglich zu Zaser-gewächs / und Küchen-werck / so wird der mist
in währender zeit sich zertheilet / und in solch erdreich veränderet haben /
welches zum Zwibel-werck ohne gefahr zu gebrauchen. 3. Ist zu verbesserung
solches geringen bodens nutzlich / daß man auff einen hauffen zusam̅enführen lasse etliche Kärren voll abgestochene Wasen / welche also innerhalb
zwey jahren in sich vermodern / und in ein hier zu sehr kauglich erdreich
verwandelt werden. Noch dienlicher ist es / wenn das erdreich mit dem Gemüll von
verfaulten Weiden oder Eichen gemischet wird. 4. Wegen obgedachten schadens /
welcher dem Zwibel-werck vom mist zustossen kan / muß man bey außtheilung der
Garten-felder oder Betthen eine gewisse ordnung halten / also daß andere
gewächse / so der mistung bedörffen / ihre eigne: die Zwibeln aber auch ihre
sonderbare stelle überkommen / damit durch ihre vermischung / eines dem
andernnicht schädlich oder hinderlich seyn könne. Derowegen / weil auff einer
grossen Parterre, grosse und kleine Felder durch einander sind / kan man diese
oder jene ihnen zueignen: jedoch im nothfall lässet sichs auch thun / daß man
die Zwibel am rande herumb setze / und vergönne den Mittelplatz der Bettherden
zaßrichten Wurtzeln und Samen-werck / damit man diesen mit der Düngung besonders
zu hülff komme.
Belanged die vermehrung des Zwibelnwercks durch den Samen; so ist zu beobachten /
daß was sich selbst besamet / zwar viel geschwinder Blumen gebe / aber es
spielet nicht so schön an farben. Wenn denn der Same der Zwiheln reiff / so
nehmet ihn auß / reiniget ihne wol / und hebet ihne biß in den Herbstmonat auff:
richtet indessen ein oder mehr lange Betthe von gutem erdreich zu / (dem einige
auch wol ein wenig Düngung im nothfall zusetzen) säet darauff im zunehmenden
Mond / zu end des Augst- oder anfang des Herbst-monats / nur einen zoll tieff
ewere Samen / und lasset sie also auff derselben stelle drey jahr unverruckt
auffwachsen / jedoch daß man sie hernach sauber von allem Unkraut erhalte. Nach
der zeit klaubet die jungen Zwibeln behend auß der erden / richtet die Betthe
von neuem zu / pftantzet sie wider hinein / jede art besonders / und lasset sie
noch andere drey jahr auff derselben stelle fortwachsen; so werden ohne zweiffel
einige arten davon im sechsten jahr gut Blüthe bringen / andere aber
nachgehends. Also blühen die gesäeten Tulipanen zum ersten mahl im sechsten oder
sibenden / die Keyserkronen und Türckische Bund allererst im achten jahr / und
auch später. Ob nun gleich diese vermehrung sehr langsam / und eben nur von den
Gärtneren / die darauff warten können / allein beschihet / so erlanget man doch
dadurch über die massen schöne Blumen / welche die farben so mancherley
veränderen / daß offt gantz neue gattungen sich dadurch erzeigen. Sonderlich
spielen die am meisten in der veränderung / welche auß Samen gezielet / der von
gantz weissen Blumen in je???wederem Geschlechte abgenommen worden. Und obwol
die anderen Zwibel-gewächse durch Samen weniger / als die Tulipan sich
verändere̅ / so ist doch auch darinnen ein mercklicher
underscheid zu spüren. Also pfleget das an sich rothe Martagon Pomponii, auß dem
Samen gelbe / ziegelfarbe / und zin̅oberrothe Blumen zu geben.
Iris bulbosa aber schneeweisse / gantz gelbe / blau und gelbe / weiß und blaw /
blaw gelbe und weisse / wie auch mit pur???urfarb vermengete. Gladiolus
Italicus, leibfarbene und weisse fürzulbringen. Die Hyacinthen ins gemein
veränderen sich sehr: insonderheit Hyacinthus moschatus gibet auß einerley Samen
weisse / gelbe / purpur- und silberfarbene Blumen. Nareissen geben auch
veränderungen / aber nicht so sehr. Der gelbe Crocus vernus bringet goldgelbe /
gelbe mit braunen striemen; der schneeweisse aber bringet violbraune / blawe und
gestriemte Blumen. Auß weiß Friteillarien-samen wachsen mehrentheils weisse /
aber auch gelbe / roth-purpurbraune mit weissen puncten / und rauchfarbe: auß
anderen dunckel-purpuren / liechtpurpur / und viel Blumen auff einem stengel.
Bey der vermehrung durch die wurtzel ist 1. nöthig / daß zum wenigsten alle drey
Jahr / oder ein Jahr umbs ander / oder wenn man viel junge zu haben begehrt /
alle Jahr die kiel oder wurtzeln auß der Erden gehoben / und von ihrer übrigen
feuchtigkeit etwas getrucknet werden. 2. Solche außhehung kan umb Jacobi
verrichtet werden / da nicht nur jhre Blumen längst vergangen / sondern auch der
Same gantz reiff / und die blätter auff der Erden schon weggefaulet. Alßdenn an
einem schönen tag / da das Erdreich wol trucken / grabet die Zwibeln behutsam
auß / traget sie auff eine truckne / lufflige / und von Mäusen befreyete Kammer
/ die einen sauberen Fußboden mit bretteren beleget habe; breitet sie daselbst
behend / und ohn werffen dünn von einander / und zwar an eine solche seite / da
die Sonnen-stralen nicht hintreffen können. Nach acht tagen / wenn sie ein wenig
getrucknet / säuberet sie von der anhangenden Erde / von den unnützen äussersten
schelffen / un̅ von andern unsauberkeiten. Ingleichem sönderet
davon die jungen setzlinge / und lasset sie also vermischet / noch sechs oder
sieben wochen / nemlich biß auff den halben Herbstmonat / auch wol biß Wichaelis
/ oder noch später / wofern das wetter nur offen bleibet / ligen. 3. Demnach im
wachsenden Mond erwehlet zur widereinsetzung einen tag / da kein hefftiger Ost-
oder Nordwind bläset / sondern ein gut still wetter ist. Setzet auff den
zubereiteten Betthen die alten Zwibeln erstlich nach der reihe hin / zwey zoll
tieff in die Erde / also daß die spitze oder das auge oben komme / und sie
aufrecht stehen bleiben / daran nicht wenig gelegen / sonderlich bey den
Frittillarien. Thu??? darnach dergleichen mit den jungen setzlingen auff ein
besonder Betth / so werdet jhr [336] befinden
/ daß selbige das folgende Jahr / wo nicht alle / jedoch grösten theils zur
blühte kommen. 4. Was die gar zarten Zwibelgewächs betrifft / selbige könten bey
besorgenden hefftigen Winteren wohl in Holtzkästen gesetzet / und im warmlichten
Gemach verwahret werden. Oder man kan sie auch nur mit strohe im Garten-betthe
decken / und vor der gefrost verwahren. 5. Endlich ist in acht zu nehmen / von
denjenigen Bulbosis, derer Zwibeln oder Kiele zugleich unden lange Zasern haben
/ als da sind / die weissen Lilien / Türckischen Bünden / Muscarin / theils
Narcissen / und Hyacinihen / daß man ihnen dieselben lasse / biß auff die zeit
der widereinsetzung; alsdenn soll man die spitzen sothaner zasern mit einem
scharffen Messer oder Schäre etwas abstutzen / damit sie den Erd-safft desto
leichter an sich ziehen mögen. Sonderlich ist dieses zu thun / bey den weissen
Lilien / Türkischen Bünden / und theils Hyacinthen.
Eigenschafft.
Alle Narcissen / doch eine mehr / als die andere / haben einen schleimichten
Safft / mit etwas scharffen / etzendem mild-flüchtigem saltz in sich / sollen
deßwegen warm und trucken seyn / und in der Artzney alle diejenige Tugenden
haben / welche den gemeinen Zwidelen beygemessen werden.
Was die vielerley Arten und Geschlecht der Narcissen betriffe / so erzehlet C.
Bauhinus, deroselben neun und neuntzig. Der berühmte heutige Botanicus in
Engelland / Joh. Rajus aber / machet deroselben nur zwey und fünfftzig / welche
er in folgender wohl außgesonnener Ordnung beschreibet.
1. Die Narcissen mit bleicher Blumen / und gelbern stengel; Bulbocodium flore
pallido, tubo flavo serotinum, Raj. Narcissus alter crasso bulbo, C. B. Blühet
im Aprillen.
2. Die grosse gantz gelbe Narcissen / mit langen glöcklein; Narcissus major totus
luteus calice praelongo, C. B. Bulbocodium Hispanicum, J. B. Blühet im Mertzen.
3. Die weisse Narcissen mit ablangen kelchlein; Narcissus albus oblongo calice,
C. B. Blühet im Aprillen.
4. Die kleine gantz gelbe Narcissen; Narcissus parvus totus luteus, C. B.
Bulbocodium minus, J. B.
5. Die wide bleiche Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus sylvestris
pallidus calice luteo, C. B. Blühet im eingang des Mertzen / wächßt hin und
wider in den Wäldern von sich selbsten.
6. Die gröste bleiche Narcissen / mit weiten gelben felchlein; Narcissus maximus
pallidus amplo calice flavo, Clus. Latifolius pallidus calice amplo alter, C. B.
Nonpareille, Park.
7. Die breitblättige Narcissen / mit bleichgelber Blumen / und weitern
gestreifftem kelchlein; Narcissus latifolius pallidus, calice amplo &
aureo striato, C. B. Blühet im Aprillen und Mäyen.
8. Die weisse Berg-Narcissen; Narcissus montanus albus apophysibus praeditus,
Park.
9. Die weisse Narcissen / mit gelbem kelchlein / und nach Bisam riechenden
Sternenblumen; Narcissus albus stellatus, calice flavo muscati fragrante odore.
10. Die weisse Sternen-Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus albus calice
flavo alter, C. B. Blühet zu end des Mertzen.
11. Die weisse Narcissen / mit Purpurringen; Narcissus albus circulo purpureo, C.
B.
12. Die weisse kleine Narcissen / mit gelbem ring; Narcissus albus circulo croceo
minor, C. B. Narcissus medio-croceus serotinus, Park. Blühet im Mäyen.
13. Die weisse Narcissen / mit grosser wolriechender Blumen / und blassem Ring /
in der mitte purpurfarb; Narcissus albus, magno odoro flore, circulo pallido, C.
B. Narcissus medio-purpureus magno flore, folio latiore, J. B. Blühet im Mäyen.
14. Die Schnee-weisse wolriechende Nareissen / mit röchlichtem ring; Narcissus
niveus odoratus circulo rubello, C. B. Blühet im Aprillen.
15. Die Narcissen / in der mitte Saffrangelb / mit Graß-dünnen blättlein;
Narcissus medio-croceus gramineo folio, C. B.
16. Die kleine weisse Narcissen / mit lieblich-rothem falte; Narcissus parvus
albus fimbriâ suave-rubente, C. B.
17. Die grosse Narcissen / mit blau-weissen Blumen; Narcissus maximus flore
coeruleo albicante, fimbriâ croco-aureâ, C. B.
18. Die viel-blümige in mitten gelbe Narcissen; Narcissus medio-luteus copioso
flore, odore gravi, C. B.
19. Die groß-blümige in mitten gelbe Narcissen; Narcissus medio-luteus majoribus
floribus, C. B. Blühet im Aprillen.
20. Die Schnee-weisse wohl-riechende Narcissen / mit gelbem kelchlein; Narcissus
niveus calice flavo odoris fragrantissimi, C. B.
21. Die viel-blümige weisse Narcissen / mit Saffran-gelbem Ring; Narcissus albus
circulo croceo polyanthos, C. B.
22. Die blasse Narcissen / in mitten Saffran-gelb; Narcissus pallidus
medio-croceus, C. B.
23. Die gemeine mitten gelbe Narcissen; Narcissus pallidus circulo luteo, C. B.
Blühet zu end des Aprillen.
24. Die blasse in mitten gold-gelbe Narcissen; Narcissus pallidus circulo aureo
alter, C. B. Blühet zu anfang des Mertzen.
25. Ein andere blasse in mitten gold-gelbe Narcissen; Narcissus pallidus
medio-aureus, C. B.
26. Die schmal-blättige blasse Narcissen / mit gelbem kelchlein; Narcissus
angustifolius pallidus calice flavo, C. B.
27. Die weisse viel-blümige grosse Narcissen / mit gelbem weitem kelchlein;
Narcissus albidus polyanthos calice amplo luteo, odoris jucundi, Raj. An
Narcissus orientalis albus calice luteo, campanulae simili maximus, C. B.
28. Die weisse viel-blümige kleine Narcissen / mit weitem gelben kelchlein;
Narcissus albus polyanthos calice amplo luteo minor, odoris suavis, Raj.
29. Die viel-blümige gelbe Africanische Narcissen; Narcissus luteus polyanthos
Africanus, C. B.
|| [337]
30. Die viel-blümige gelbe Portugalesische Narcissen; Narcissus luteus polyanthos
Lusitanicus, C. B.
31. Die gelbe Narcissen auß Constantinopel; Narcissus luteus
Constantinopolitanus, C. B.
32. Die schmal-blättige gantz gelbe Narcissen; Narcissus angustifolius totus
luteus, C. B.
33. Die weisse schmal-blättige kleine Narcissen; Narcissus angustifolius albus
minor, C. B. Prodr. Blühet im Aprillen.
34. Die grösse gantz weisse Narcissen / mit einfacher Blume; Narcissus totus
albus major, C. B.
35. Die kleine gantz weisse Narcissen / mit vielen blumen; Narcissus totus albus
minor, C. B.
36. Die schnee-weisse breit-blättige Narcissen; Narcissus niveus, C. B. niveus
latifolius Byzantinus, J. B. Blühet im Mäyen.
37. Die grosse gelbe Binsen-Narcissen; Narcissus juncifolius oblongo calice
luteus major, C. B.
38. Die kleine gelbe Binsen-Narcissen; Narcissus juncifolius luteus minor, C. B.
Blühet im Mäyen und Aprillen.
39. Die Binsen-Narcissen / mit gelber gescheckter blume; Narcissus juncifolius
flore luteo variegato, C. B.
40. Die kleine Binsen-Narcissen / mit blasser übergewelßler blume; Narcissus
juncifolius flore pallido reflexo, J. B.
41. Die Binsen-Herbst-Narcissen / mit grüner blume; Narcissus juncifolius
autumnalis flore viridi, Park.
42. Die gelbe schmal-blättige Binsen-Narcissen / mit grossem kelchlein, Narcissus
angustifolius flavus magno calice, C. B. Blühet im Aprillen.
43. Die blassere Binsen-Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus juncifolius
flore pallidiore, calice flavo, C. B.
44. Die gantz weisse Binsen-Narcissen; Narcissus juncifolius totus albus, C. B.
Blühet im Aprillen.
45. Die kleinste weisse Herbst-Narcissen; Narcissus albus albus autumnalis
minimus, C. B.
46. Die Berg-Binsen-Narcissen / mit gelben kelchlein; Narcissus montanus
juncifolius calice flavo, C. B.
47. Die andere Berg-Narcissen / mit gefaltenen Blumen; Narcissus montanus alter
flore fimbriato, C. B.
48. Die kleinste weisse Berg-Narcissen; Narcissus montanus albus minimus, C. B.
49. Die schmal-blättige weisse Narcissen / mit ablangem kelch / und
übergeweltzter blumen; C. B. Blühet im Aprillen.
50. Die gemeine weisse Herbst-Narcissen; Narcissus autumnalis albus, C. B.
51. Die Graß-blättige vermente Narcissen; Pseudo-Narcissus gramineo folio, sive
Leuco-Narcissus aestivus, C. B. Prodr.
52. Die bekrönte Berg-Narcissen; Narcissus montanus coronatus, C. B. Bulbocodium
minimum coronatum, J, B.
Hierzu mögen auch noch folgende gezehlet werden / welche in den Lustgärten hin
und wider gepflantzet stehen / als
53. Die Orientalische weisse Narcissen / mit gestirntem Kelche; Narcissus
orientalis albus calice stellato, C. B.
54. Die Orientalische Narcissen / mit gelb-weisser vielfacher und gefüllter
blume; Narcissus orientalis flore multiplici & pleno albo luteo, C. B.
55. Die gantz schnee-weisse volle Narcissen, Narcissus totus niveus multiplex, C.
B.
56. Die wilde volle Narcissen ohne Kelch; Narcissus sylvestris multiplex calice
carens, C. B.
Eine weitläuffigere und außführlichere Beschreibung der meisten
Narcissen-gewächsen / kann man finden bey Joh. Baptist. Ferrario, Lib. 2. de
Flor. Cultur. Cap. I. Wie auch bey dem Augustino Mandirola, Lib. I. Cap. I.
& seqq.
CAPUT XXX.
Silgen-Narcisse. Lilio-Narcislus.
Namen.
GIlgen-Narcisse / ober Lilien-Narcisse-Lateinisch / Lilio-Narcissus, Narcissus
Liliaceus. Griechisch / ???. Ist ein Gewächs / welche der Blumen nach einer
Lilien oder Gilgen / der Murtzel nach aber sich der Narcisse vergleicher. Under
die Gilgen-Narcissen rechnet Johannes Rajus folgende
1. Die weisse Meer-Narcisse; Narcissus marinus, C. B wächst in sandichtem grund
an dem User des Meers in Sicilien / bey Neapoli / Valentia in Spanien / und
underhalb Montpelier in Franckreich. Blühet im Brach- und Hem-monat.
2. Die Joyrische Gilgen-Narcisse; Narcissus Illyricus Liliaceus, C. B.
3. Die frembde Meer-Narcisse; Narcissus marinus exoticus, Park.
4. Die Indianische Herbst-Narcisse; Narcissus Indicus autumnalis C. B.
|| [338]
5. Die Indianische gantz rothe breit-blättige St. Jacobs-Naricisse; Narcissus
Indicus totus ruber, C. B. Indicus flore rubro, dictus Jacobaeus, Park.
6. Die weiß-röthlichte Narcisse; Narcissus ex albo rubescens, C. B.
7. Die Virginische nidrige weisse Gilgen-Narcisse; Narcissus Virgineus, Park.
parad. Lilio-Narcissus Indicus pumilus monanthes albus, Morizoni Atamusco
dictus, Raj. Blühet im May; trägt aber in unseren Europäischen Gärten selten die
Blume.
8. Die Indianische hoch-purpur-braune Lilien-Narcisse; Narcissus Indicus
Liliaceus saturato colore purpurascens, Ferrarii.
9. Die Japonesische liecht-rothe Narcisse; Narcissus Japonicus rutilo flore,
cornun.
10 Die nidrige Indianische viel-blümige Lilien-Narcisse; Narcissus pumilus
Indicus polyanthos, conut.
11. Die grosse Indianische früh- und späthe Gilgen-Narcisse; Narcissus Indicus
major duplex, praecox & serotinus, cornut.
12. Die runde Indianische Lilien-Narcisse; Narcissus Indicus flore liliaceo
sphaericus, Ferrarii.
13. Die Indianische Gilgen-Narcisse / mit gantz breiten drey-eckichten Blätteren,
Narcissus Indicus folio latissimo triquetro, C. B.
CAPUT XXXI.
Tulipan. Tulipa.
Namen.
TUlipa trägt den namen von den Dalmatischen Hüten / Tulipan genant / denen sie
äusserlicher Gestalt nach gleich sehen. Wird aber auch grosse Narcissen-Lilien
genennet / weilen sie sich zum theil den Lilien / und zum theil den Narcisse
blumen / mit blättern / wurtzeln und Blumen vergleicht. In allen übrigen
Sprachen heißt man sie Tulipa.
Gestalr.
Die Tulipa ist ein Geschlecht der Blumen / welche auß einer runden Zwibeb-wurtz /
wie die Narcissen-blumen wächset; diese Wurtzel ist von aussenher mit
erd-schwartzen häuten oder schalen / welche inwendig mit weicher wolle / gleich
den Castanien-schalen gefüteret sind / überzogen; von in̅en aber
ist sie weiß. Auß dieser Zwibeln wächßt ein runder / glatter / spanne-langer
Stängel / umb welchen gemeiniglich drey oder vier lange / dicke / fette / breite
/ gekrümte / weißgrüne schwertel-blätter stehen. Oben auff dem stengel sitzt ein
eintzele grosse hole Blume / mit sechs dicken ablang spitzigen blättern besetzt
/ welche der farb nach so underschieden / daß man schwerlich alle veränderungen
erjehlen oder nennen kan. Inwendig in der Blumen sind gelbe bützlein / wie in
der Lilien; Sonsten hat diese Blume kemen sonderlichen geruch; und bekomt
inwendig ein dreyeckicht knöpflein / welches nach abfall der Blume / junimmet
und wächset / sich auch endlich in drey theil auffthut / und einen breiten /
zähen / gelben Samen von sich stoßt.
Zu welcher zeit diese schöne Türckische Blumen in Teutschland auffkommen / ist
von wenigen in acht genommen worden. Conradus Gesnerus, ein sehr berühmter
Medicus zu Zürich / meidet in seinem zu Straßburg Anno 1561. getruckten Buch /
De Hortis Germaniae, daß er im Jahr 1559. zu Augspurg in Herrn Johann Heinrich
Herwarrs Garten / die erste Tulipan gesehen: und zwar war seltige auß Samen /
welchen gedachter Herwart von Constantinopel empfangen / gezielet worden.
Den underscheid lerTulipen belangend / so wird derselbe hergenommen / erstlich
von der zeit der blühung / da eine gattung frühzeitig blühet / und Tulipa
praecox; ein andere langsamer herfürfommet / und TuIipa dubia; die dritte aber
später florieret / und Tulipa serotina genennet wird. Zum anderen wird der
underscheid hergenommen von der höhe der stengeln / und grösse der Blumen / da
eine grösser ist / als die andere / eine höher stehet / denn die andere. Endlich
ist der farbe halben so grosser underscheid / daß es gatz unmöglich solche
veränderungen alle mit eigenen Namen zu beschreiben / umb so viel desto weniger
/ weilen man solche Blumen auß dem Samen viel erzielet / und der zum eremvel von
einer rothen Tulipan genommene Samen eine Blum von gantz anderer farb herfür
bringt. Es ist aber die farbe solcher Blumen entweder einfach / oder doppelt und
gesprengt; die einf ache farbe ist widerumb entweders in den Hauptfarben / als
weiß / roth / gelb / blaw / grün / braun / schwartz; oder in derselben
nebenfarben / als weißgelb / citronengelb / pomerantzengelb / saffrangelb /
ziegelroth / zinoberroth / purpurroth / braunroth; schneeweiß / milchweiß /
subenriveiß / aschenweiß / etc. Die doppelte oder gesprengte farb ist gelb und
roht / roht und weiß / weiß und grün / und [339] dergleichen / so mancherley gattung / daß es scheiner / die Natur /
habe hierin, alle Mahlerey überereffen wollen. Die Frantzösischen und
Niderldischen Gärtner haben sich sehr erluftiget / allerhand seltzame Namen zu
ersinden / und den Tulipen zu geben; solche Namen aber haben sie viel
hergenommen von den ersten Liebhabern der Blumen / oder von den Provintzen /
Ländern / und Stätten / von dannen sie erstlich gekommen. Der Hocherfahrene
Elsholzius hat solcher Namen bey 219. in seinem Gartenbaw aufgezeichnet / und
meldet anbey / daß er ein Theatrum Tulipanum auffgerichtet / in welches Anno
1661. bereits 126. underschiedene stuck derselben von guter Malerischer Hand mit
zierlichen farben nach dem Leben gemahlet / zus ammen getragen worden / die alle
in dem Churfürstlich-Brandenburgischen Garten gesehen worden.
Belangend die Ziehlung / Vermehrung und Wartung der Tulipen / sobestehet selches
in denen Reglen / die bereits oben bey der Narcissen-pflegung vermeldet worden.
Aussert welchen aber noch einige absonderltche Anmerckungen allhier nicht zu
verschweigen sind / so obgedachter Elsholzius in acht genommen. Wer schöne
Tulipen durch Samen gewinnen will / der samle solchen von den späten / die
entweder gantz weiß, oder die roth eingesprengt / auch beyderseits mit
schwartzen oder blawlichten nägein gezieret sind; und zwar da er so reiff / daß
die Samen-köpffe bersten. Diesen säe er so sort denselben Herbst wider umb auff
ein Gefäß / in solch Erdreich / wie droben gelehret worden. Nach dreyen Jahren
allererst pflantze er die jungen Bulden oder Zwibeln in ein Gartebeth / wenn sie
darinnen abermahlen drey Jahr gestanden / fangen sie an Blumen zu geben; und so
under denselben erliche newe und ungemeine / so müssen solche bey zeiten
abgebrochen werden / damit sie nicht in Samen gehen / sondern vielmehr im Zwibel
gestärcket werden. Und dieß ist ein rechtes wahres mittel / allerhand newe / und
zuweilen unbekante Tulipen zu gewinnen / dessen sich die Tulipisten in Niderland
wol zu bedienen wissen. Dabey man aber diejes in ache genomen / daß alle zeit
die schönsten Tulipen am allerschwersten durch Samen gezielet werden können /
und daß eben dieselbige / wenn man sie in Samen gerahten lassen / gemeiniglich
ins verderben gerahten. Die Zwibel der Tulipanen vermehret sich entweder durch
Setzlinge / oder durch Sinder: jene wachsen der Haupt-zwibel zur seiten dichte
an / können abgebrochen / und für sich selbsten auch gezielet werden; diese aber
wachsen unten an den zasern / zween oder drey soll tieff in der Erden /
verschlieffen und verlieren sich bißweilen / daß man deßwegen offt genohtiget
ist / sie in durchlöcherte Gefässe zu pflantzen / und zugleich mit den Gefässen
in die Erde zu vergraben / sonderIich wenn man sie ein paar Jahr will sitzen
lassen / wenn man sie aber fährlich umbpflantzet / so hat man dieser beysorge
nicht nöhtig.
Die köstlichen Tulipanen / sonderlich die frühezeitigen bunten / müssen alle Jahr
außgehoben werden / sonst leiden sie mercklichen schaden / und in dem man sie
wegen der vermehrung länger steyen läßt / vergehen bißweilen die Haupt-zwibeln:
Die gemeinen aber können nur umb das ander Jahr umb???esetzet werden.
Die außhehung der Zwibel soll geschetzen / wenn der stengel vertrocknet / oder
umb Jacobi; die Mutter-erden muß nicht also genaw hinweg genommen / sondern
zuvor acht tage in eine truckne lufftige Kammer gelegt / hernach etwas menr
gereiniget / und denn ferner also bloß biß zur Einpflantzung geleget werden. Man
kan sie auch also über Land senden / wenn sie mit truckenem Erdmoß in eine
Schachtel sauber eingepackt werden. Sonsten haben die Gäriner und andere
Liebhaber / durch öfftere betrachtung ber wachsenden Tulipen das erlehrnet / daß
diejemgen / weiche nur ein blatt zeigen / in dem sie auß der Erden herfür
krichen / dasselbe Jahr nicht blühen; die aber auß demselbigen eintzelen blatt
annoch ein hertzblatt wesen / ohnfehlbar zur blüthe kommen werden.
Die Tulipen pflegen von der Sonnenhitz / oder von starckem Regen grossen schaden
zu leiden / und bald adzublühen / dannenher sie mit leinlachen oder schirm vor
der Sonnen-stralen / oder hefftigen Regen müssen bewahret werden.
Weilen solche Blumen die Gärten trefflick zu zieren pflegen / als ist auch
sonderlich in Niderland viel umb die raresten gatrung oder farben derselben von
den Tulipisten bezahlt worden / dergestalten / daß man bißweile / biß 600. 800
oder 1000. gulden für eine zwibeln gegeben.
Die raresten Arten der Tulipen haltet man 1. die himmel-blawe / welche von wenig
Botanicis gesehen worden. 2. Die schwartze / welche zwar von etlichen verneinet
wird / aber dennoch von demberühmten Gärtner und Burgern alhter in Basel /
Christian Steinhauser in seinem zierlichen Blum-garten geztelet worden, 3. Die
gantz grüne / dergleichen Jacob Plateau in seinem Garten / nach dem bericht
Clusii Iib. 2. Rar. Plant. Hist. cap. 9. fünff Jahr nach einander ohne einige
verwandlung der farbe unde-halten. 4. Die grüne mit weissem rande / welche in
dem Berlinischen Schloß-garten Anno 1660. und folgenden Jahren gewachsen. 5. Dic
bunte / besprengte und geftamte / derer eine grosse anzahl / und veränderung. 6.
Die gantz weissen.
Wer in erkauffung der Tulipen-zwibeln niche will betrogen werden / der gehe in
einen Blum-garten selbsten / und lasse sich die beliebigen Blumen / samt den
Zwitbeln auß dem Erdreich graben / und nehme sie also mit nach Hause: Ferner
drücke er einer jeden Tulipen den Stengel oben hart under der Blumen mit zweyen
fingeren also / daß der stengel etwas welck werde; darnach hänge er das gantze
Gewächs in einem inftingen / truckenen Gemach umbgekehrt auff / so daß die
Zwiebel oben / und die Blumen unden komme. Solcher gestalten jiehet die Zwibel
allgemach den safft auß dem stengel nach sich / und erhält sich dadurch als [340] durch ihre Nahrung etliche Monat / biß
sie bequem wider ins Erdreich können versetzet werden. Deßgleichen kan man auch
wol eine blühende Tulipan außgraben / die Zwibel davon absönderen / und in
frischem doch truckenem Sande in einem lufftigen Keller verscharzen / und sie
daselbst biß auff die zeit der einsetzung ohne schaden auffbeden.
Die zeit die Tulipen zu säen / oder die Zwibeln zu versetzen ist der Herbst- und
Weinmonat.
Eigenschafft.
Es haben die Tulipen-zwibeln einen nicht unlieblichen milt-geistreichen
nahrhaften schleim-safft in sich / und dannenher vielleiche einerley Tugend und
Eigenschaffe wie die Knaben-wurtzen / nemlich geil zu machen / und die Ehelichen
Wercke / durch vermehrung oder schärffung deß Samens / zu reitzen. Obwolen davon
annoch keine sonderliche erfahrung bißher zu haben gewesen / weilen man solche
zwibeln mehr in den Gälten gelassen / als zu der Artzney gebraucht. Jedoch wenn
man die wolgesäu-berten Iwibeln mit Zucker über ziehet / oder einmachet und
candiert / so sind sie sehr lieblich / auch gantz nicht schädlich zu essen.
CAPUT XXXII.
Wiesen-zeitlosen. Colchicum.
(A. Wiesenzeitlosen mit viel weissen Blumen.)
(B. Leibfarb gemeine Blumen.)
(C. Leibfarb besondere blumen.)
Nattien.
WIesen-zeitlosen / Herbst-zeitlosen / Matten-saffran / Uchtblumen / Nackethurn /
heißt Lateinisch / Colchicum, Bulbus agrestis, Colchico-Naricissus, Ephemeron
lethale. Griechisch / [Greek words].
Italiänisch / Colchico, Zaffrano salvatico. Frantzösisch / Mort au chien,
Tue-chien. Englisch / Meadow-saffron. Niderländisch / Tytloosen. Dänisch /
Tideloes blomster / Effterhoestis blomster.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt der Zeitlosen underschiedliche Geschlechte / deren
1. Ist die gemeine Zeitlosen / Colchicum commune, C. B. so da in dem Herbst einen
fünff zoll hohen / zarten / glatten / weissen stengel empor treibt / auff dessen
Gipffel ein anderthalb zoll hohe / mit sechs gerad empor stehenden blättern
besetzte / sonsten der Gilgen sich vergleichende glatte / fette / gläntzende /
leibfarbe / etwann auch weisse Blume
(I. Wiesen zeillosen / welche im Frübling blühet)
(II. Blättes der wiesenzeitlosen.)
(III. Samen.)
wächßt / welche da lang dauret / und nacket ohne blätter auff den Wiesen stehet.
In dem Frühling aber erzeigen sich die breiten / auß gespitzten / dicken / mit
flebichtem safft angefüllten / in der Erden zusammengehenden / und einen
weitzlichten stiel formierenden bleichgrünen blätter. In mitte solcher blättern
nahe bey der Erden erscheinet ein dreyeckicht säcklein / anderthalb zoll lang /
und zoll-breit / mit rundem / anfänglich weissem / bey Sommerhitz aber reiffem
braun-schwartzem Samen angefüllet / da denn die blätter welck werden / und
abfallen. Bißweilen, findet man Zwey oder drey Samen-säcklein / welche von einer
wurtzel herkommen / wenn solche auch so viel Blumen getraaen. Die wurtzel ist
ein und ein halben zoll lang / etwas flach / zoll-breit / oben auff gewunden /
undenher aber breitlicht / davon denn weisse zaseln in die Erden getrieben
werden; diese wurtzel ist mit vielen braun-schwartzen häuten umbaeben / auß
deren anzahl man das alter des Krauts erkennen kan; zumahlen sie [341] alle Jahr ein frische haut bekom̅t. Wenn dise häute abgezogen sind / so erscheinet die übrige
nackende wurtzel gantz weiß / und ist mit einem milch-weissen saft angefüllet.
Die wurtzel / so das vorige Jahr getrieben / wird im folgenden Jahr welck / und
in dem Herbst wächßt allezeit ein newe gantz kleine / zu underst auß der vorigen
herauß; und von dem oberen theil deroselben schießt in dem Herbst erstlich die
Blume herfür / da denn die wurtzel samt der Blume fortwächßet: den folgenden
Frühling und Sommer aber gelangt sie zu blättern und Samen. Die gedörrte wurtzel
/ wird so wol inwendig / als äusserlich dunckel-braun / hat einen süssen
geschmack / mit etwas widerlicher bitterkeit vermischet. Ihr geruch aber ist
scharff / und sehr widerwillig. Wächßt in fetten und feuchten Wiesen und Matten.
2. Ist die weisse gescheckte Zeitlosen / Colchicum flore ex albo purpurascente
varium, Blühet under dem Berg Wasserfall / in unserem Basel-gebiet / im
Herbstmonat / wird auch mit gefüllter Blume gefunden.
3. Die weiß-purpurfarbige gescheckte Wiesen-zeitlosen / Colchicum
purpureo-la-eteum variegatum, C. B.
4. Die weisse vielblumige Wiesen-zeitlolosen / Colchicum candidum multiflorum, C.
B. Wächßt umb Wien herumb in den Wiesen. So hat es auch ein purpurrothe
vielblumige Zeitlosen / Colchicum polyanthes purpureum Lobelii, T. B.
5. Die vielblumige Wiesen-zeitlosen mit breiten weisser Nießwurtzen-blätteren /
Colchicum Byzantinum latifolium polyanthes, Clus. T. B. Trägt in dem Frühling
drey biß vier gantz breite blätter / wie die weisse Nießwurtzne: in dem Nerbst
aber steigen offt biß 20. Blumen auß einer wurtzel empor / die wurtzel aber ist
über faust-dick.
6. Die Leibfarbe Wiesen-zeitlosen auß Portugal / Colchicum Lusitanicum purpurei
cum albo mixti coloris, Clus. T. B. Blühet zeitlich im Herbst.
7. Die Neapolitanische Wiesen-zeitlosen / mit steinlicht-gescheckten Blumen / wie
die Frittillarien / Colchicum Neapolitanicum Fritillaricum, Park. floribus
Fritillariae instar tesselatis, C. B.
8. Die Chinesische Fritillarien-Zeitlosen / Colchicum Fritillaricum Chinense,
Park. Ihre gleich anfang des Herbsts erscheinende Blume hat sehr viel
vierckichte purpurrothe flecklein; die blätter sind schwartz-grün / und schmäler
als an der Zeitlosen unserer Landen.
9. Die schwal-blättige purpurrothe Bergwiesen-zeitlosen / Colchicum montanum
angustifolium, C. B. Ein kleinere art hievon ist die Salmantische
Wiesen-zeiclosen / Colchicum pratense Salmanticum, Clus. T. B.
10. Die Spanische Flühlings-Wiesen-zeitlosen / Colchicum vernum Hispanicum, C. B.
11. Die nidrige Wiesen-zeitlosen mit Safran-blättern / Colchicum pumilum Croci
foliis, C. B.
12. Die Honig-bleichgelbe Narcissen-zeitlosen / Colchicum melino flore, C. B.
Colchicom-narcissus, [Greek words], flore
oblongo hexapetalo, ex flavo pallescente. Blühet zu end des Herbstmonats.
13. Die grosse gelbe Narcissen-zeitlosen / mit sechs-blättger gelber blumen;
Colchicum luteum majus, C. B. Narcissus autumanalis major, Clus. Park. Blühet in
dem Herbstmonat.
14. Die kleine gelbe Narcissen-zeitlosen; Colchicum luteum minus, C. B. Narcissus
autumnalis minor, Clus. Park. Hat ein sechs-blättige wolriechende blumen /
welche ohne stiel / auß der Narcissen-förmigen Wurtzel / herfürsproßt.
15. Die gelbe Frühlings-Narcissen-zeitlosen; Colchicum luteum vernum, C. B.
Narcissus Trapezuntinu flore luteo luteo praecocissimus, Park. Blühet im
Hornung.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es hat dieses Kraut gifftig-eßende theile bey sich / und kan deßwegen nicht in
der Artzney gebraucht werden: Doch finden sich leichtsinnige Kälber-ärtzte /
welche die wurtzel der Wiesen-zeitlosen für den Hermoda-etylum gebrauchen / und
purgierende Artzneyen darauß machen; welches denn eine unverantwortliche höchst
straffwürdige Leicht-fertigkeit ist / weilen die Zeitlosen als ein scharffes
Gifft dem Menschen den todt veursachen können.
CAPUT XXXII.
Veiel-wurtz. Iris.
(Veielwurtz mit ihren theilen / nemlich der blumë /
samen / und dessen länglichte knöpflein aufgethan / auch die wurtzel von
ihren fasen gereiniget.)
Namen.
JEielwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Iris, Iris vulgaris. Italiänisch / Iride, Giglio azurro, Giglio
celeste, Giglio pavonazzo. Frantzösisch / Lis, Flambe, Glajeut. Spa [342] nisch /
Wilde Veielwurtz. Iris Sylvestris.
Kleine wilde Veilewurtz. Iris Sylvestris parva.
Kleine Veielwurtz. Chamaeiris.
(Kleine Veielwurtz mit der Blum / Zünglein under den
Blätteren / und des samens dreyeckichte Hülßlein / deren eines auffgerissen
/ das ander zugethan.)
Lirio cardeno, Lirio decoro de cielo. Englisch / Flower de luce. Dänisch / Blaa
Lilie / Fiolroed. Niderländisch / Lisch. In Teutscher Sprach wird die Veielwurtz
auch Himmel-schwertel / Blau-schwerkel / blau Gö???lgen und Lilgen genant. Auff
Griechisch / und Lateinisch heißt man sie [Greek
words], Iris, das ist Regenbogen / dieweil die Blätter an den Blumen
mit schönen und mancherley Farben / wie ein Regenbogen / gezieret sind.
Gestalt und Geschlecht.
Die Veielwurtz ist zweyer Geschlecht ??? zahm und wild.
Die zahme Veielwurtz; iris hortensis flore vel coeruleo; vel vilaceo-purpureo;
vel albo, vel pallidè coeruleo; vel viridi-flavo, findet man fast in allen
Gärten / ihre blätter sind anzusehen wie Sehwertel / mit zarten striemlein
durchzogen. Der Stengel ist glatt / rund / mit Gläichen underscheiden / wird
oben in etliche Neben-zweiglein zertheilt; auf jedem zweiglein steht ein Gilgen
oder Blum / mit umbgebogenen Blättern / von mancherley Farben / denn sie sind
himmel-blau / liecht-braun / grün-gelb / weiß und wasserfarb. Der Samen ligt in
einem länglichten knöpflein verschlossen / wie im kleinen blauen Schweriel. Die
Wurtzel ist weiß / derb / knollicht / mit viel angchenckten zaseln / wie im
grossen Baldrian / am geruch lieblich / am geschmack scharff / und ein wenig
bitter.
Die wilde Veielwurtz; Iris sylvestrist, ist der zahmen durchauß ähnlich /
außgenommen / daß die blätter und blumen ein wenig kleiner sind / wächßt
meistentheils an steinichten orten. Der wilden art sind so viel / daß sie nicht
wohl alle kürtzlich beschrieben werden können. Herr Camerarius hat ein art der
wilden Veielwurtz gesehen / welche gar hoch mit dunckel-braunen blumen und
breiten grossen blättern am Stäiger-wald im Franckenland / nicht weit vom
Bergschloß der Grafen von Castel wächßt / an welchem ort auch viel andere gute
Kräuter gefunden werden: diese bringt (so sich zu verwundern ist) an solchem ort
gar selten Blumen / wie denn Herr Camerarius deren [343] keine jemahlen geschen; aber wenn sie
in die Gärten gepflantzet wird (da in andern Kräutern fast das Widerspiel
geschicht) fängt sie an häuffig zu blühen.
Die beste Veielwurtz wächßt in der Landschafft Dalmatien oder Illyrien / daher
sie Iris Dalmatica vel Illyrica genennt wird / von dannen bringt man sie zu uns
/ als ein frembd Gewächs / denn sie der unserigen an krafft und würckung weit
überlegen ist; weilen sie allda in besserem Gelände / und von der
Sonnen-strahlen mehr erwärmtem boden auffwächßt. Wie denn auch umb gleicher
ursach willen ein Land besser Korn / Wein / Kräuter und Wurtzeln trägt / als das
andere / daß hiemit in allen Gewächsen / der Landschafft viel nachzugeben. Die
grosse weisse Veielwurtz von Florentz / wird sonsten in Italien an vielen orten
gefunden / fürnemlich aber in Latio nicht weit von Piperno, allda Herr
Camerarius einen gantzen Berg voll in der Fasten blühend mit sonderem lust
gesehen hat.
Der wilden Veielwurtz Geschlecht / werden am meisten in Oesterreich und Ungaren
gefunden / wie solche und andere schöne Gewächs derselbigen Länder / der
fünreffliche Botanicus, Herr Carolus Clusius, mit grossem fleiß / und vieler
jahren embsiger nachforschung / in seinen Observationibus Pannonicis und rarirum
Plantarum Historiâ beschrieben hat.
Die Veiel-wurtzeln blühen alle mitten im Lentzen / etliche under den wilden auch
wohl in Hewmonat. Die Veielwurtz auß Portugal aber / blühet zum anderen mahl im
Herbst / welches auch wohl unsere zahme zu thun pflegen / wenn es umb dieselbige
zeit fein warm Wetter gibet; diese schöne Blum thut sich in der nacht vielmehr
auff / als am tag. Man soll aber die Wurtzeln bald im anfangenden Frühling
außgraben / ehe denn sie gar herfürstossen / oder ja mitten im Herbst / und sie
im Schatten dörren. Auß der dürren liefet man die auß / welche wolriechend /
inwendig derb / gantz fest / nicht verlegen / mürb oder wurmstichig sind.
Der berühmte Johanne Rajus, und andere / theilen die Veielwurtzen auß in die mit
Kolbenwurtzë / Irides bulbosas. Die mit Knoren-wurtzen / Irides tuberosas / und
die mit Zaseln-wurtzen / Irides fibrosas. Und diese zwey letstern sind entweders
der grossen gattungen / Irides majores, oder der kleinen gattung / Chamaeirides.
Entweder breitblättig / Irides latifoliae, oder schmalblättig / Irides
angustifoliae. Weilen nun dergleichen Veielwurtzen sehr viel hin und wider in
wolbestellten Lustgärten angetroffen werden / als wollen wir sie auch der
ordnung nach kurtzlich erzehlen und beschreiben.
Die Veielwurtz kennet man an der Blume / welche mit neun oben auff umbgeweltzten
zweyspältigen blättern besetzt; so denn auch an den blättern / welche ein
gleichheit mit einem schwert haben.
Veielwurtz oder Gilgen mit Kolben oder Zwibel-wurtz / Irides Bulbosae.
1. Die breitblättige / wohlriechende Kolben-veielwurtz / oder Zwibel-gilgen /
Iris bulbosa latifolia acaulos, odora, C. B. Hat gemeinlich sechs länglichte /
breite / weiche blätter / zwischen welchen ein einige wolriechende blawe / offt
auch milchweisse / neunblättige Blum hervorschießt / die auf keinem stengel /
sondern allein auff einem länglichten stiel wie die Saffran-blum sitzt. Seine
wurtzel ist kolbicht / weiß / in vielfacher schwartzlichter haut eingeschlossen.
Wächßt in Portugal von sich selbsten / und blühet alda offt im Jenner und
Hornung.
2. Die Persische Kolben-Veielwurtz. Iris bulbosa Persica, Park. Iris Persica
variegata praecox, Ferrar. Ist der vorigen ähnlich / außgenommen / daß sie
kürtzere blätter / und eine gescheckte Blume trägt / welche bleich-himmelblaw /
und dunckel-braunroth / mit einem gelben flecken in der mitte sich erzeiget.
3. Die gantz blaue Kolben-Veielwurtz / Iris bulbosa foliis cepaceis maculatis,
flore purpureo inodoro, C. B. Hat eine grosse / mit vielen schwartzlichten
häuten umbzogene weisse wurtzel / welche an dem underen theil zaseln hat / und
alle Jahr viel neben-kölblein außwirfft. Seine blätter sind dick und breit / und
mit vielen gleichsam silberweissen bläßlein besprenget. Trägt einen schwachen
dicken / mit vier oder fünff blättern umbgebenen stengel / welcher insgemein
zwey auff einander folgende neunblättige Blumen außtreibt. Diese Blume hat ein
sehr schöne Veielblawe farbe; ist sonsten ohne geruch / ihre drey grössesten
blätter sind oben auff umbgeweltzt / und etwas nidsich gebogen / auch zuweilen
mit blaw-schwartzen flecken sehr schön gezieret. Auff die Blumen solgen die
dreyeckichten Samen-gefässe / in welchen der runtzlichte Samen / in gestalt des
Roß-wicken verborgen. Zu dieser Veielwurtzen kan man folgende rechnen: 1. Iris
bulbosa major s. Anglica coerulea, Park. Parad. Svvertz. 2. Iris bulbosa major
purpurea, variegata s. striata. Park. 3. Iris bulbosa major flore rubente,
Ejusd. Welche C. Bauh. sonsten under dem namen Iridis bulbosae latifoliae caule
donatae beschreibet.
4. Die grosse breitblätrige Kolben-veielwurtz / Iris bulbosa latifolia candida,
C. B. hat etwas grössere und breitere blätter / auch einen dickeren / doch
kürtzeren stengel / als die vorige. Seine Blum ist weiß / jedoch nicht
schneeweiß / sonderen sich ein wenig auff blaw ziehend / und trägt in der mitten
der umbgeweltzten blätteren ihre schön gelben flecken.
5. Die schmalblättige dreyfärbige Kolben-veielwurtz / Iris bulbosa angustifolia
tricolor, odore coriandri, C. B. hat fünff oder sechs schmale elen-lange blätter
/ inwendig gestreifft und weiß / außwendig runtzlicht / und äschfarb-grün. Der
elen-lange stengel trägt gemeiniglich nur eine Blum / deren drey umbgeweltzte
grosse blätter silberweiß / inwendig mit gelben flecken gezieret / die übrigen
blätter aber sind purpurfärbig / und himmelblaw. Die gantze Blum hat einen nicht
unlieblichen geruch / wie der zerbissene mit Zucker überzogene Coriander-samen.
Die wurtzel ist kolbicht / weiß / süßicht / wirft viel kleine kölblein / oder
kernen neben auß / [344] welche man gar
leicht säen oder pflantzen kan. Carolus Clusius beschreibet annoch fünfferley
gattungen dieser Veiel-wurtzen / so aber gantz geringen underscheid haben.
6. Die grosse gelbe nichts-riechende Kolben-veielwurtz / Iris bulbosa lutea
inodora major, C. B. Ist von den vorigen wenig underschieden / trägt insgemein
nur eine / selten zwey gelbe Blumen / ohne geruch.
Die Knorren-veielwurtz / Knollen-Gilgen / oder Knorren-Gilgen. Irides Tuberosae.
1. Die gemeine veielbraune / Garten-Knorren-veielwurtz / oder blawe Gilgen / Iris
vulgaris, violacea sive purpurea, hortensis & sylvestris. Die Blume komt
mitten im Frühling herfür / eine nach der andern / und ist blaw; übrige
beschreibung ist bereits oben geschehen. Sonsten sind diese und folgende Gilgen
meistens nur der Blumen halben von einander underschieden.
2. Die gemeine grosse weisse Gilgen / oder Florentinische Veielwurtz / Iris
hortensis alba Germanica, vel Florentina, C. B. Park. Jhre Blume ist milchweiß /
jedoch sind deren blättlein unden bey dem ursprung mit etwas gelblichten linien
gestreifft. Die wurtzel / so wol der blawen / als der weissen / wenn sie
gedörret / haben einen gleichen sehr lieblichen geruch. Werden also in den
Apotecken under dem namen der Florentinischen Veielwurtzen / beydes dieser
Gilgen knorrichte wurtzen / ohne underscheid verkaufft.
3. Die hohe zweyfarbige Gilgen / Iris altissima bicolor, coeruleo, obsoleto,
cinereové mixta, J. B. hortensis pallidè coerulea, C. B. Jhre Blum riechet sehr
lieblich / deren drey äusserste blätter an ihren enden sehr schön purpurfarb
sind / und auch purpurfarbige striche / durch das weisse Feld biß in den
Saffran-gelben inwendigen Flecken / nicht ohne sonderbahre lieblichkeit /
fortschicken.
4. Die Gilgen auß Chalcedonien / Iris Chalcedonica sive Susiana major, Park.
Susiana flore maximo ex albo nigricante, C. B. hat die grösseste Blum under
allen Gilgen; deren drey nidsich geweltzte blätter dick / und inwendig gantz
schwartz / jedoch mit einigen purpurfarbig-weissen aderen außgezieret sind.
Sonsten verspüret man an der Blumen keinen geruch. Diese ist von Constantinopel
zu uns überkommen / mag die Winte???s-kälte nich wol erleiden.
5. Die Asiatische blawe Gilgen mit vielen Blumen / und sehr breiten blättern /
Iris Asiatica coerulea polyanthos, C. B. Asiatica coerul. omnium Iridum
amplissima, Dalmaticae affinis, J. B.
6. Die grosse Gilgen auß Dalmatien / mit vielen auff einem stengel sitzenden
himmelblauen Blumen / Iris Dalmatica major, C. B. Dalmatica major, flore vulgari
minus violaceo, J. B.
7. Die kleine Gilgen auß Dalmatien / oder Illyrien / mit drey oder vier auff
einem stengel sitzenden blaw-purpurfarbigen Blumen; Iris Dalmatica minor flore
purpurae dilutioris, J. B. Iridi biflorae affinis minor, C. B.
8. Die grosse Gilgen mit blaw-purpurfarbigen Blumen / und einem ästichten stengel
/ Iris Byzantina purpureo-coerulea, C. B. Iris major latifolia Byzantina,
Dalmaticae à Pantio missae i. e. minori similis, J. B.
9. Die nidrige breit-blättige Gilgen mit purpurfarben / oder auch gescheckten
kleinen Blumen / Iris latifolia humilior purpurea, C. B. Item, Iris latifolia
humilior velsicolor, C. B.
10. Die Damascenische Gilgen / mit vielen blauen Blumen / Iris Damascena
polyanthos, C. B. major latifolia sive Damascena coerulea, J. B.
11. Die grosse Asiatische purpurfarbige Gilgen / Iris Asiatica purpurea, C. B.
Asiatica purpurea latifolia major, J. B. Hieher gehört die Iris peregrina rubens
inodora, C. B.
12. Die breitblättige Teutsche Gilgen mit purpurfarben oder veiel-braunen
wolriechenden Blumen; Iris latifolia Germanica odore suavi, C. B. latifolia
major purpurea quibusdam Illyrica, J. B.
13. Die breitblättige Teutsche Gilgen / mit purpurrothen nach Holder riechenden
Blumen: Iris latifolia Germanica odore Sambuci. C. B. major latifolia, cui in
flore crassae venae purpureae, J. B. Von dieser ist nicht sonderlich
underscheiden die Niderländische Gilgen / mit vielen auff einem stengel
sitzenden purpurfarben / oder auch gescheckten nach Holder riechenden Blumen /
Iris latifolia Belgica odore Sambuci, C. B. Iris Clusii major latifolia IX. cum
venis purpureis, J. B. Item / Iris latifolia Belgica versicolor odore Sambuci,
C. B. latifolia major, cui orae ad flavum obsoletum accedunt, J. B. Item / Iris
latifolia Belgica odore Sambuci altera, C. B. latifolia major cum oris
purpurascentibus, J. B.
14. Die grosse breitblättige Gilgen / mit gescheckten Blumen / Iris major
latifolia flore versicolore, J. B. latifol. Belgica variegata, C. B. Die
umbgeweltzten blätter der Blumen sind mit zweyen underschiedenen farben der
länge nach getheilet. Hieher kan auch gezehlet werden die Niderländische
blau-gescheckte Gilgen. Iris latifolia major versicolor, coerulea, dilutior, J.
B. Clusii 13. Iris latifolia Belgica coerulea versicolor, C. B.
15. Die außländische Gilgen mit blassen purpur-aderichten / nach Weißdorn-blüthe
riechenden weiten Blumen; Iris exotica colore quasi pallido, fuligine perfuso
Camerarii, Clusio 14. J. B. Iris latifolia odore Oxyacanthae, C. B.
16. Die grosse breitblättige Ungarische Gilgen mit gescheckten Blumen / Iris
latifolia Pannonica colore multiplici, C. B. Iris lutea foliis florum repandis
variegatis, J. B.
17. Die breitblättige Gilgen mit gescheckten Blumen / Iris latifolia alba
viridis, C. B. major foliis duobus coloribus distinctis albo & viridi,
J. B. Clus. 16. Die blätter dieser Veielwurtzen sind halb grün / halb weiß.
18. Die breitblättige Gilgen mit blaßweissen gestreifften Blumen: Iris latifolia
ex albo pallescens striata, C. B. major latifolia pallescens ex albo, cum
purpureis venis, J. B.
19. Die klein veiel-braune Gilgen auß Portugal / Iris biflora Lusitanica flore
violaceo, Clus. 22. J. B. biflora flore minore, odore Lilii Convallium, C. B.
Die Blume riechet lieblich nach unseren weissen Mäyenblüm [345] lein. Von dieser halten wir
nicht sonderlich underscheiden / als durch die grösse der Blumen / die Iridi
biflorae affinem, flore majore, C. B. Iridem Illiricam biflorae similem Clusio
23. flore purpureo, J. B.
20. Die grosse breitblättige Römische Gilgen / mit blawen nach Weißdorn-blüthe
riechenden Blumen / Iris major latifolia Romana coerulea, Clusio 24. J. B. Iris
peregrina odore Oxyacanthae, C. B.
21. Die breitblättige Gilgen / mit nackenden stengeln / und purpurfaben grossen
nichts riechenden Blumen; Iris; latifolia caule aphyllo, C. B. major latif. 25.
Clus.
22. Die breitblättige Gilgen mit weissen / von purpurfarbigen aderen gestreifften
Blumen: Iris latifolia candida purpureis venis distincta, C. B. major latifol.
27. Clus.
23. Die breitblättige Teutsche bleichweißgelbe Gilgen: Iris latifolia Germanica
ochroleucos, C. B. major latifol. 28. Clus.
Gelb Wasser-Gilgen mit dem Samen. Pseudoacorum cum semine.
24. Die gelbe grosse Wasser-g???algen / Iris palustris lutea sive Acorus
adulterinus, J. B. Acorus adulterinus, C. B. palustris sive Pseudo-Iris
& Iris lutea palustris. Park. Heißt Griechisch / [Greek words]. Italiänisch / Acoro falso, Acoro bastardo, Giglio
giallo. Frantzösisch / Glajeul ou Flambe bastarde, Flambe de rivieres, ou de
marais. Spanisch / Acoro falso. Englisch / False Acorus. Dänisch / Horsse bonne
/ Gulevand-Lilier / Moegen / Florelilier / Maeflore-lilier. Niderländisch /
Gheel Lisch. In Teutscher sprach wird sie auch genant gelb Schwertel / gelb
Wasser-schwertel / gelb Drachen-wurtz / und Acker-wurtz. Hat viel zaselichte in
einander geflochtene wurtzen / welche von aussen schwartz und haaricht /
inwendig aber roth / schwammicht / und eines starck zusammen-ziehenden scharffen
geschmacks sind. Jhre blätter sind lang / breit / und spitzig: die runden /
glatten / schwammichten stengel steigen zu zwey elen hoch auff / und tragen
gelbe Blumen / welche zwar ohne geruch / aber eines sehr scharffen brennenden
geschmacks / wenn man sie lang im Mund haltet: Nach den Blumen folgen die
Samen-gefäß / in form langer Schotten / welche in dreyen re???en viel
sünfeckichte flache Samen haben. Wächßt in sumpfichten Wiesen / wie auch an dem
Gestade der Flüssen und Fisch-weiheren.
Die nidrigen Zwerg-Gilgen / oder Knoblen-Veielwurtzen.
Irides humiles, seu Chamaeirides.
1. Die nidrige gescheckte Zwerg-Gilgen; Chamaeiris variegata; C. B. Iris humilis
latifolia colore violaceo, J. B. Ist ein kelines Gewächs / mit einer dicken /
weissen runtzlichten / scharffen wurtzel; auß welcher etliche halb-zoll breite /
zwey biß drey zoll lange Schwertel-Blätter herfürwachsen. Jhre Stengel sind
kurtz-viereckicht; Die Blume ist Violen-farb / klein / aber an gestalt den
übrigen Gilgen gleich / keines sonderlichen geruchs.
2. Die nidrige breit-blättige Zwerg-gilgen / ohne stengel / mit schwartz
Veiel-blauen blumen; Chamaeiris flore saturo violaceo, C. B. Chamaeiris humilis
latifolia major acaulis Clusio, J. B.
3. Die nidrige Frantzösische Berg-Gilgen / ohne stengel; Chamaeiris saxatilis
Gallica, C. B. Iris perpusilla saxatilis latifolia, acaulos fermè, Lob. Ad.
Wächßt häuffig umb Narbone in Franckreich / an felsichten Hügeln.
4. Die kleine nidrige Gilgen mit purpurfarben blumen; Chamaeiris minor flore
purpureo, C. B. Iris humilis latifolia minor, J. B. Die blumen dieser Gilgen
variert sehr / und riechet gemeinlich wohl. Wächßt viel in Oesterreich und
Ungaren an magern hügeln / da keine bäum sind. Hieher ziehen wir also billich
die folgenden / als welche weder der gestalt der blumen / noch den blättern nach
keinen underscheid machen; obwohlen sie von andern Botanicis gescheiden worden;
als da sind I. Chamaeiris flore obsoleto pallido, C. B. Chamaeiris latifolia
minor 6. Clus. Iris humilis latifolia minor tenerrima, J. B. 2. Chamaeiris
latifolia minor 7. Clus. Chamaeiris minor flore variè picto, C. B. Iris humilis
latifolia minor elegantissima, variè picta, J. B. 3. Chamaeiris flore purpureo
flavescente, C. B. Iris humilis latifolia minor, flore vario, ejus foliis valdè
incurvis, J. B. Chamaeiris latifolia minor, 8. Clus. 4. Chamaeiris flore pallidè
luteo, C. B. Chamaeiris latifolia minor 9. Clus. 5. Chamaeiris minor flore
purpureo, C. B. Chamaeiris latifolia minor 10. Clus. 6. Chamaeiris candicans
venis variè distincta, C. B. Chamaeiris latifolia minor 11. Clus.
5. Die nidrige Gilgen / mit gelben Blumen; Chamaeiris flore luteo, C. B. Iris
minor lutea, Dod.
Die schmal-blättigen Gilgen oder Veiel-wurtzen. Irides angustifoliae.
|| [346]
1. Die Gilgen von Tripoli, mit den längsten schmalen blättern / und gold-gelben
blumen ??? Iris Tripolitana foliis longissimis, flore aureo, J. B. media
longissimis foliis lutea, C. B.
2. Die schmal-blättige Wiesen-Gilgen / mit stinckenden blättern; Iris pratensis
angustifolia, folio foetido, C. B. tenuifolia Michelfeldensis spontanea, J. B.
3. Die schmal-blättige hohe Wiesen-Gilgen / deren blätter nicht stincken; Iris
pratensis angustifolia non foetida altior, C. B. tenuifolia major flore coeruleo
& striato, angustifolia 2. Clusio, J. B.
4. Die grosse und kleine schmal-blättige Meer-Gilgen / mit schwartz-purpurfarben
blumen / und etwas stinckenden blättern; Iris angustifolia maritima major, C. B.
angustifolia 3. Clus. Item, Iris angustifolia maritima minor, C. B.
5. Die schmal-blättige gescheckte Garten-Gilgen; Iris angustifolia hortensis
versicolor, C. B. angustifolia, flore violaceo, reflexis foliis lacteis,
& purpureis venis variis, J. B.
6. Die schmal-blättige groß und kleine Graß-Gilgen / mit blauen /
weiß-gestreifften nach Pflaumen riechenden blumen; Iris angustifolia prunum
redolens major & minor, C. B. Iris graminea cui pereunt quotannis folia.
7. Die Niderländische Knorren-Gilgen; Iris tuberosa, C. B. tuberosa Belgarum, J.
B.
Alle Arten der Gilgen erdulden einen sonnichten ort wohl / erforderen aber eine
gute Wiesen-erde; werden drey zoll tieff / und vier zoll weit von einander
gepflantzet. Man pfleget sie umb das ander jahr auß zugraben / etwann im
Augstmonat / und im Herbstmonat wider einzusetzen. Im übrigen weil die Zwibel-
oder Kolben-Gilgen auch dem gebrechen underworffen / daß durch überflüsige
ansetzung der jungen kiel sie ihnen selbst schaden zufügen: so wird hinwider
wohl dienen / daß man im versetzen die Haupt-zwibel von den jungen absetzlingen
fleißig befreye. Bey außgang des Herbsts stossen die Spitzen der neuen Blättern
schon herfür / und können den frost gleich den Tulipen erleiden. Sie werden ins
gemein auß absetzlingen fortgebracht: wer aber wil / kan den reiffen samen also
fort im Herbst auff gut Land außsäen / so wird er im vierdten jahr blumen davon
bekommen / welche gantz mit anderer farb gezieret / als ihre Elteren waren.
Eigenschafft.
Die Veielwurtz ist warm im anderen / und trucken im dritten grad: Hat also viel
aromatisch-flüchtiges / mehr oder minder scharffes saltz in sich; und dannenher
die Eigenschafft allen schleim zu erdünneren / verstopffungen auffzulösen / den
magen zu stärcken / den außwurff von der brust zu beförderen / weiten athem zu
machen / Mutter und Nieren zu eröffnen / auch sand zu treiben. Die Wurtzel der
grossen gelben Wasser-Gilgen / hat aber noch schärffere saltz-theil in sich /
als die übrigen; sonderlich die brauchbahre gemeine blaue / oder Florentinische
Veielwurtzen; beyde laxieren auch den Leib gelind / und führen die wasserichten
feuchtigkeiten wohl auß.
Gebrauch.
Ein sonderbares Laxier-säcklein für Man̅- und Weibs-persohnen: Nim
der Illyrischen oder Florentinischen Veielwurtz 1. loth / Tamariscen-rinden ein
halb loth / Odermenig / braune Betonien / Scabiosen / Cardobenedicten / die
gipffel von dem Tausendgulden-kraut und Wermuth / jedes so viel man zwischen
fünff singer halten kan / erlesene Senetblätter fünf loth / frische küchlein von
Lerchen-schwam ein loth / gute Rhabarbara ein halb loth / Aenis / Fenchel /
jedes ein quintlein / nach dem alles groblicht zerschnitten / thu es in ein weiß
zendel-säcklein / schütte darüber ein Maß alten weissen Wein / laß es 24. stund
stehen / hernach soll man davon alle Morgens nüchtern umb 7. uhr ein halb
quartal trincken / und darauf ein stund umb die andere / biß zu dem Mittagessen
ein lauteres Fleisch-brühlein gebrauchen. (Böse
feuchtigkeit des Leibs / verschleimte Brust und Lungen / stätiges husten und
schwärliches athmë ansatz der wassersucht verstopffung der Leber und
Miltz.) Dieses Laxier-tranck reiniget den Leib von allen bösen
Feuchtigkeiten / hilfft denen / welchen die Brust und Lungen verschleimt / stäts
husten / oder schwärlich athmen / eine gute Artzney für den Ansatz der
Wassersucht / wehret der verstopffung der Leber und Milzt.
Einen guten Kräuterwein zurHerbstzeit auß frischem most zu machen: Nim Alandwurtz
12. loth / Illyrische oder Florentinische Veielwurtz 6. loth / Tamariscen-rinden
4. loth / Odermenig / Gamanderlein / braune Betonien / Cardobenedicken /
Seabiosen / Hirschenzungen / edel Leherkraut / jedes drey handvoll / Roßhuben /
Ehrenpreiß / Tausendguldenkraut / Wermuth jedes zwo hand voll. Zerschneide alles
groblicht / thue solches in ein sauberes fäßlein / so ein Ohmen haltet / schütte
darüber ein Ohmen oder dreyssig maß des guten weissen Mosts / laß alles wol
verjäsen / und ein wochen sechs oder acht stehen / alsdenn trincke Morgens (Blödes haupt und magen / unlust zur speiß / zäher
schleim auf der brust / lungsucht / engbrüstigkeit / starcker außwurff /
verstoffung der leber / miltz und krößaderen / sand und steinlein in dë
nieren.) nüchter / oder bey dem Mittagessen / nach der suppen ein
gläßlein voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch mit gutem altem
weissen Wein angesetzt werden. Dieser Kräuterwein stärcket das Haupt und den
Magen / erwecket einen guten Lust zur Speiß / fürdert die Däwung / reiniget die
Brust von zähem schleim / ist also den Lungsüchtigen / engbrüstigen und mit
einem starcken außwurff behaffteten sehr dienlich / ferners eröffnet er die
Leber / Miltz / Krößaderen / reiniget die Nieren von Sand / eröffnet die
Harngäng / und befördert die steinlein zum außgang.
Für das schreyen der Kinder von dem reissen des Leibs / dar zu leichtlich die
Darmgichter (Schreyen der Kinder vom grimmen und
darmgichteren.) schlagen: Nim Marggräffisch pulver auß der Apotheck /
gestossene Florentinische Veielwurtz jedes ein quintlein / darvon gib dem Kind
Morgens und Abends ein messerspitzen voll in der pappen.
Ein bewährtes mittel für die Wasserucht bey Man̅- und
Weibs-personen. Nach (Wassersucht.) dem gebrauch
obgemelten Laxier-säckleins solle diese Laugen gebraucht werden. Nim Wermuth-
und Reckholder-aschen / jedes ein Loth / blaw Gilgen-aschen ein halb loth /
alten weissen Wein ein halb maß / blaw Gil [347] gen-Odermenig-Gundelreben- und Erdbeer-wasser jedes ein
quartal / seige solches acht oder neun mahl durch / als wie man ein Laugen
machet / thu hernach darzu acht loth Zucker / drey loth Zimmet-wasser / lasse
darvon den Krancken alle Morgen nüchter ein halb quartal trincken / und wenn
solches verbraucht / solle man ihne mit einem halben quintlein des besten
Jalapa-pulvers / mit einem messerspitz voll praeparierten Weinstiens vermischet
/ gebührlich purgieren.
(Wasser- und Gelbsucht.) Wider die Wasser- und
Gelbsucht nim destilliertes blaw Gilgen-Schellkraut- und Erdbeer-wasser jedes 4.
loth: trincke solches in zweymahlen nach belieben.
(Wei??? stopffung der Nieren / harngäng und blasen mit
schleim sand oder steinlein.) So die Nieren / Harngäng oder Blasen mit
Schleim / Sand oder Steinlein verstecket: nim destilliertes blaw Gilgen -
Hawhechel- und Pappeln-wasser jedes 6. loth / trincke solches in dreymalen nach
belieben.
So die Nachgeburt bey einer Kindbetterin zuruck bleibet: nim destilliertes blaw
(Zuruckbleibende nachgeburt.) Gilgen-Poley-
und roth Bucken-wasser jedes 4. loth / Zimmet-wasser ein loth / gib solches der
Frawen in zweymalen ein.
Das wasser so auß den Blumen gebrane (Schlag / Lähme
verlierung der sprach.) wird / dienet denjenigen (wie der weitberühmte
Herr Dr. Melchior Sebizius, in Hr. Tragi Kräuter-buch in dem 2. theil am 51. C.
vermeldet) so der Schlag oder Lähme getroffen / bringt die verlohrne Sprach
widerumb / kan derohalben in solchen fällen also gebraucht werden: nim blaw
Gilgenblumen - wasser / Scabiosen- und schwartz Kirschen-wasser jedes 2. loth /
starck schlagwasser 1. loth / schütte darvon dem Krancken offt ein Löffel voll
ein.
(Zittermähler / laubflecken rothe finen des
angesichts.) Blaw Gilgenwasser nimmet auch die Zittermäler / Laudflecken
und rothe Finnen des Angesicht hinweg / so es auff nachfolgende weiß gebraucht
wird: nim blaw Gilgen - Weißwurtz - Froschleich - Bonenblust- und weiß Rosen -
wasser jedes drey loth / Jungfrawen - milch / also in der Apotheck genant / ein
loth / damit soll man Morgens und Nachts vor dem schlaff das Angesicht lawlicht
abwaschen.
Sonderliche runde Täfelein / welche der (Alter Husten /
Lungen und Brustkranckheiten.) Lungen dienstlich / und in altem Husten
und anderen Brust - Kranckheiten nutzlich gebraucht werden: nim Zucker 5. loth /
verlaß ihn in Scabiosen - wasser / siede ihn zu rechter härte / alsdenn
vermische darunder ein halb loth species diairios simplicis, in der Apotheck
also genennt / Aenißöhl 10. tropffen / rühre solches fleissig durcheinande / und
giesse darauß runde täfelein.
(Kalte und feuchte zuständ des gehirns.) Ein
dienliches pulver zu einem Käpplein / auff dem Haupt für alle kalte und feuchte
zuständ des Gehirns zu tragen: nim Florentinische Veielwurtz / Rosenholtz /
Styrax Calamita / Benzoin jedes ein halb loth / Rosenblätter / Nägelein / Zimmet
/ trockenen Indianischen Balsam / Ladanum jedes 1. quintlein / mache auß allem
ein pulver zu einem Haupt-käpplein.
Ein wohlriechendes Kleider - pulver zu (Wohlriechendes
Kleiderpulver.) machen: nim Florentinische Veielwurtz 4. loth / rothe
Rosen 2. loth / bla???we Violen 1. loth / runden wilden Galgan / Storax /
Nägelein jedes ein halb loth / gelben und weissen Santal / Benzoin / Zimmet
jedes 1. quintl??? stosse alles zu einem reinen pulver / thue es in
underschiedliche seidene säcklein / lege sie in den Gewand-kasten zu den
Kleidern / darvon werden sie ein lieblichen angenehmen Geruch überkommen.
(Haar-pulver.) Ein sonderbahres Haar-pulver die
Haar zu besträwen / damit sie sauber bleiben / und so sie außgefallen / widerumb
nachwachsen: nim Florentinische Veielwurtz / runden wilden Galgan / Mandeln jed.
2. loth / Schlehenmooß 4. loth / gelben Santa??? / Rosenholtz / Benzoin / jedes
ein halb loth / Bisem zwey gran: stosse alles zu einem pulver / damit kan man zu
Nacht vor dem Schlaff die Haar bestrewen / und Morgens mit einem sauberen Kamm
widerumb hinweg käm̅en.
(Eusserliche Schmetzë von kälte.) Weiters wird
auch ein köstlich öhl von der Veielwurtz bereitet / welches lange Jahr her im
gebrauch gewesen ist: es löset ab / zeitiget / und legt den Schmertzen / so von
der kälte herkomt: besihe des Hochgelehrten Herren D. Nicolai Agerii Teutsche
Apotheck in dem ersten theil das 23. Cap. welcher vor anderen solches öhl
weitläuffig beschrieben ha???
CAPUT XXXIV.
Kalmus. Acorum verum.
Namen.
KAlmus heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Acorum, Acorus verus, sive Calamus aromaticus Officinarum.
Italiänisch / Acoro. Frantzösisch / Acore. Spanisch / Acoro. Englisch / The
sweet-smelling Flag / or Calamus. Dänisch / Calmus / Velluctendis floee.
Gestalt.
Das rechte Acorum ist ohne zweiffel dieses Gewächs / welches fast von allen
Apotheckeren calamus aromaticus oder Kalmus genent wird / wiewol solches ein
mißbrauch [348] des worts Calami
aromatici, denn dieses eigentlich nicht ein wurtzel / sondern ein Geschlecht
eines wolriechenden Rohrs in Indien wachsend / ist / den Apotheckern frembd und
unbekant.
Dieses Acorum oder Kalmus hat blätter wie die Veielwurtz / allein daß sie länger
und schmäler sind / geben einen guten geruch wie die wurtzel: so vergleicht sich
auch die Kalmus - wurtz fast der Veielwurtz / ist knorricht / weißlicht / mit
unzehlich vielen angehengten zaseln. Bringt einen glatten stengel mit vielen
zweiglein: Oben schiessen zäpflein herfür wie in den Haselnussen. Also ware
gestaltet das rechte Acorum, welches Herr Augerius de Busbeck (da er im Namen
Keysers Ferdinandi Gesandter an dem Türkischen Hoff gewesen) bey Nicomedia in
einer grossen pfützen gefunden / und von Constantinopel Herren Matthiolo
zugesendet hat. Es truge gar keinen underscheid von unserem gemeinen Kalmus.
Acorum oder Kalmus wächßt in Ponto / Galatien und Colchien / auch bey den
Tartaren / und in der Littaw gegen Moscaw / nicht weit von der Statt Vilna / in
Pfützen oder Moßlachen / wird allda Tartarski genennet / dieweil dieser Wurtzel
gebrauch von den Tartaren ihnen ist erstlich angezeigt worden / welche kein
wasser trincken / sie haben denn zuvor diese Wurtzel eine weil darinn ligen
lassen / wie solches Carolus Clusius Lib. 2. rarior. Plantar. Histor. Cap. I.
vor anderen bezeuget hat. Daher vermahnet der Königliche Dänische weitberühmte
Medicus, Simon Pauli, in quadripart. Botanic. Class. 3. p. m. 188. Es sollen die
Soldaten / weilen sie öffters das ungesundeste wasser trincken müssen / diese
Wurtzel fleißig bey sich tragen / und in ihr tranck legen / er zweifle nicht /
sie werden dadurch von allerley Fiebern und der rothen Ruhr wohl bewahret.
Eigenschafft.
Kalmus hat viel flüchtiges scharfflichtes / mit ölicht - aromatischen theilen
wolvermischtes saltz in sich / und daher die tugend zu erwärmen / zu eröffnen /
das Gehirn / Magen und Mutter zu stärcken / die zähen feuchtigkeiten zu
erdünneren / und daher entstehende verstopffungen des Miltzes / Lebern / Nieren
und Mutter zu öffnen / und zu lösen. Nach der Alten meinung ist der Kalmus warm
und trucken im dritten grad. Der beste ist weiß / voll / am geschmack scharff /
etwas bitter / und am geruch nicht unlieblich.
Gebrauch.
(Gebresten von kaltë schleim un̅ blästen /
Bauchgrimmen / seitenweh / keuchen / krampf / verstopffung der Leber und
miltzes / gerunnen blut im Leib / schmertzen) Ein loth Kalmus in Wein
gesotten / und den getruncken / wendet die gebresten / so sich von kaltem
schleim oder blästen erheben / es seye gleich das Bauch-grimmen / Seitenweh /
Keuchen / Krampff / Verstopffung der Leber oder des Miltzes / hilfft denen /
welche von fallen und stossen gerunnen blut im Leib haben / und mit schmertzen
harnen / dienet wider die Natter-stich / wird derohalben zu den Artzneyen
gemischt / welche man wider das Gifft zubereitet. Welcher nicht wohl däwet / der
nehme Kalmus und Zimmet gepülvert ein halben scrupel / etliche morgen (des harns / schwache däwung.) nüchter nach
einander in einem halben quartal Wermuth - wein.
Wider die versteckte monatliche Reinigung (Versteckte
monatliche reinigung der weiber.) der Weiber / wird nachfolgendes
Lendenbad zubereitet: Nim Kalmus ein loth / Schmerwurtz 6. loth / Melissen /
rothe Bucken / Hertzgleyen / weissen Andorn jedes 4. hand voll / Flachs-samen 3.
loth: zerschneide, de alles under einander / thue es in ein sack / und siede den
im wasser zu einem Lendenbad / so alle morgen und abend solle gebraucht werden.
(Eingemachter Kalmus.) Nach Herren Nicolai
Braunii meinung / solle man den Kalmus also einmachen: Nim schönen vollkommenen
Kalmus / darüber schütte rein Brunnwasser / laß ihn sanfft sieden / biß er weich
wird / und die bieterkeit ein wenig darauß komme / alßdenn säubere ihn von den
fasen der äussersten haut: geschwellen etliche gar zu groß / so spalte sie nach
der länge / und wenn sie noch zu bitter wären / so laß sie abermahl erwallen /
alßdenn tröckne sie in einem härinen sieb / darnach giesse darüber so viel
zimlich hart gesottenen Zucker / der nicht zu heiß seye / daß die wurtzeln
bedecket werden / laß tag und nacht stehen / damit der Zucker die feuchte / so
in der wurtzel (Kalter schwacher magen / böser athem /
verstopffung der innerlichë gliedern / des barns und der weiberblum.)
ist / an sich ziehe / den seige hernach widerumb ab / siede ihn Syrup-dick / und
gieß ihn abermahl law daran / das thue so offt / biß er nicht mehr wässerig ist.
Dieser eingemachte Kalmus ist sonderlich gut zu dem kalten schwachen Magen /
stärcket die Däwung / macht ein guten Athem / eröffnet die verstopffungen der
innerlichen Gliederen / treibet den Harn / und beförderet die Weiber-blum.
Folgende Treset oder Pulver kan man auch nutzlich bereiten: Nehmt Kalmuswurtzel
ein halb loth / Zimmet / Cubeben / Cardamömlein / praeparierten Agstein /
Fenchel-samen / rothen-Santal / praeparierte Krebstein jedes 1. quintl. zerhackt
und zerstoßt alles zu reinem pulver under einander / und mischt ein halb pfund
Candel - zucker (Kalter magen un̅
mutterverstopffung / monatlicher reinigungs-verlurst / sand un̅ schleim der nieren / schwindel / hauptflüß.) darunder. Von diesem
pulver bißweilen ein paar messerspitz - voll eingenommen / stärcket den
erschwachten kalten Magen / verzehret die darinnen sich findenden Cruditäten /
und zähen schleim / eröffnet alle innerlichen verstopffungen / erwärmet die
erkaltete Mutter / bringet die monatliche Reinigung wider / und treibt auch Sand
/ Schleim und Stein auß der Nieren. Stillet endlich den Schwindel / und wehret
em Haupt-flüssen.
CAPUT XXXV.
Galgan. Galanga.
Namen.
BAlgan heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Galanga. Frantzösi???ch / Souchet. Italiänisch / Galangal.
Niderländisch und Englisch / Galanga.
Geschlecht und Gestalt.
Die kleine Galgan-wurtz (welche eigentlich Galgan genennet worden / jetzund aber
|| [349]
Kleiner Galgan. Galanga minor.
Grosser Galgan. Galanga major.
zum underscheid der grossen Galgan - wurtz / den Namen kleinen Galgan trägt) ist
knodicht / krum / kleinen fingers dick / in- und außwendig roth / hart / eines
scharffen / beissenden / brennenben geschmacks / und eines anmüthigen geruchs.
Garzias ab Horto, Lib. 1. Aromat. Histor. Cap. 40. berichtet / daß der kleine
Galgan zweyer spannen hoch herfürkomme / und seine blätter sich den
Myrtenblättern vergleichen. Er wächßt von sich selbsten / wird auß China in
Indien / und hernach in Portugal geführet. Von Memphi und Syrien bringet man
ihne in Italien. Dieser / als der beste / wird zur Artzney und sonsten
gemeiniglich gebraucht. Man solle aber solchen außlesen / welcher dick / etwas
schwer / außwendig fewr-roth / inwendig aber dunckel-roth / und im geringsten
nicht bleich ist. So er zerschnitten wird / soll er gläntzen / nicht wurmstichig
seyn / und einen wolriechenden Gewürtz - geruch von sich geben. Welcher leicht /
weiß / ohne geruch / und voller löchlein ist / bringet keinen nutzen im Leib.
Matthiolus schreibet / daß etliche Land - betrieger der wurtzeln des wilden
Galgans in Eßig und Pfeffer beitzen / und hernach für rechten Galgan verkauffen:
Aber der betrug werde gespüret / so man die äusserste Rinden an der Wurtzel
abschabe / alßdenn habe sie in der mitte keine schärffe / wie der wahre Galgan
haben soll.
Der grosse Galgan hat eine daumensoder zween fingers - dicke knorrichte wurtzel /
aussen fewr - roth / inwendig aber weiß / ädenicht / und dem Ingwer gleich / er
gibt nicht so ein lieblichen geruch von sich / als der kleine / sein gelchmack
ist scharff / unangenehm / und dem Magen zu wider. Er schießt bey nahem zweyer
elen hoch mit spitzigen blättern auff. Die Blum ist weiß / ohne geruch / und der
Samen klein. Er wächßt von ihme selber in Java / Malabar / Sunda / und der Insul
Boli / wird allda auch in den Gärten gepflantzet. Die Indianer mache diese
wurtzel mit Zucker ein / wie den Ingwer / sie bedienen sich dieses Confects /
welches sie Achar nennen / bey dem Nachtisch / den lust zur Speiß ferners zu
erwecken / gleichwie man in Europa die Cappern und Oliven gebrauchet. Sie
schneiden diese wurtzel auch in kleine stücklein oder scheublein / und kochen
sie zu solchem end mit dem Fleisch und den Fischen / ja sie essen sie rohe nur
mit saltz / eßig und öl begossen zu dem Fleisch und den Fischen / die natürliche
Däwung des Magens damit zu befördern. Die Malabarer und Javaner gebrauchen diese
wurtzel nicht allein den Menschen / sonderen auch dem Vieh in allen kranckheiten
/ so von kälte herrühren. Sie stossen sie auch zu einem pulver / vermischen
darunder den safft von den Cocos - nüssen / und kochen es zu einem Brey - mehl /
welches sie wider die kalten Mutter- und Blasen - kranckheiten rühmen / wie
Guilielmus Piso in Mantissa aromatica p. m. 191. solches berichtet.
Wenn man die Wurtzel der Galgan recht betrachtet und examinieret / so wird man
denen heutigen Botanicis leichtlich beyfall geben / welche darfür halten / daß
der Galgan eine Wurtzel einer Indianischen Gilgen oder Veielwurtz seye.
Eigenschafft.
Die Galgan - wurtzel hat ein flüchtiges mit aromatisch - ölichten theilen
vermischtes scharffes saltz in sich / und deßwegen die Eigenschafft zu erwärmen
/ verstopffungen der innerlichen Gliedern zu eröffnen / alle schleimichte zähe
feuchtigkeiten zu erdünneren / durch den Harn und Schweiß zu treiben; Haupt /
Magen und Mutter zu stärcken; daher die Alten gesagt / daß sie warm und trucken
seye im dritten grad.
Gebrauch.
Welcher von dem Schwindel angefochten Schwindel [350] wird / der wolle sich nachfolgende Triät oder Treßney zubereiten:
Nim kleinen Galgan / Muscatnuß / Eychen-mistel / Päonienwurtzel / Cubeben /
praeparierten Crystal jedes 1. quintlein / 8. loth feinen Zucker: Stosse???
alles zu einem reinen pulver / wie ein Treßney / und gebrauche darvon vor dem
Mittag- und Nacht - essen zween oder drey messerspitz - voll in weissem Wein.
Der kleine Galgan ist sehr gut dem kalten Haupt / denn er dasselbe kräfftiglich
stärcket. Er wird auch nutzlich gebraucht / wider (Kalte und windige zuständ des Magens und der Mutter.) die kalte und
windige Zuständ des Magens / denn er wärmet ihne / und zertheilt die Winde /
daher auß demselbigen nachfolgend dienliches Magen - pulver gemacht wird: Nim
kleinen Galgan / guten Zimmet / jed. ein halb loth / Aenis / Fenchel / Kümmel /
Nägelein / Muscatnuß / Muscatblust / Cubeben jedes ein quintlein / Zucker ein
halb pfund: Stoffe alles zu einem reinen pulver / und nim davon morgens und
abends ein halben löffel voll auff einer mit rothem Wein angefeuchten schnitten
Brots. Etliche sieden den kleinen Galgan in Wein / und trincken davon. Andere
nehmen ein halb quintlein des gestossenen kleinen Galgans in einem warmen trunck
Weins / wilder obvermeldte kalte Magen - kranckheimten. Man kan auch dieses
pulver gebrauchen / wider (Verstopffte monatliche
Reinigung der Weibern. kalte Kranckheiten.) alle gebrechen der Mutter
/ so von kälte herkommen / deßgleichen eröffnet es die verstopffte Mutter / und
bringt den Weiberen ihre monatliche Reinigung. In summa / es kan der kleine
Galgan gebraucht werden zu allen tranckheiten / die von der kälte ihren ursprung
haben.
Die versteckte monatliche Reinigung wider zu bringen: Nim Galgan - wurtzel ein
halb loth / Osterlucey-wurtzel ein halb loth / Lorbonen / Zimmet / Saffran jed.
1. quintl. Beyfuß - kraut ein kleine handvoll; zerhacke alles under einander /
thue es in ein Bündelein / giesse alten weissen Wein darüber / und laß die
Patientin alle morgen und abend vier loth davon trincken.
CAPUT XXXVI.
Imbe. Zingiber.
Namen.
Imber / Ingwer oder Ingber heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Zingiber, Gingiber. Italtä???nisch /
Gengevro, Gengiovo, Gengebro, Frantzösisch / Gingembre. Spanisch / Gengibre,
Valadi. Englisch / Ginger. Niderländisch / Gengeber.
Gestalt.
Der Ost-Indische Imber hat eine wurtzel so drey oder vier spannen lang / und mit
vielen gläichen underscheiden wird / sie ist daumens-dick / außwendig weiß oder
ein wenig braunlicht / und gibt einen hitzigen scharffen geschmack von sich. Die
blätter sind rohricht / oder vielmehr dem Schwertelkraut ähnlich / darneben grün
- schwartzlicht und auffgereckt. Der stengel wächßt zwey / drey / selten / aber
vier zwerch hand
Imber. Zingiber.
hoch / und vergleichet sich einem kleinen rohr. Man findet ihne häuffig durch
gantz Ost-Indien / alda er gepflantzet wird / denn welcher von sich selbst
herfür komt / ist nicht so gut. Der beste Imber wächßt in Sina??? und Malabar /
welcher von den Arabern und Persianern sehr auffgekaufft wird / diesem folget
der von Bengala / nach dem dritten platz hat der auß Dabul und Bacain. So er zu
uns gebracht wird / soll er weiß / schwär / groß und nicht mürb oder wurmstichig
seyn.
Wenn man die Imber-wurtzel in Indien außgrabet / läßt man ein oder zween knoten
auff ihrer stelle ligen / wirfft Erde darüber / mistet dieselbe / und befeuchtet
sie auch mit frischem wasser / nach dem das Land trucken oder naß ist. Diese
stücklein oder knoten / schiessen im nechsten Jahr nicht allein über sondern
auch under der Erden auß / und werden zu grossen wurtzeln / davon man abermal
etwas zu Imber außgrabet / auch etwas samen auffs künfftige ligen lässet. Dieses
außgraben der wurtzeln geschicht alßdenn / wenn die blätter verwelcken / welche
zeit mitten im Sommer einfället. Etliche haben ein andere art den Imber
fortzupflantzen / nemlich wenn der Imber seinen völligen wachßihumb erlanget und
reiff worden / ziehen sie den strunck auß der Erden / und schneiden die
Imber-wurtzel davon / hernach stecken sie denselben strunc???k wider in die
Erden / woran im fol???enden Jahr von newem eine wurtzel wächset / welche
ebenmässig wie im vorigen Jahr geschehen / angeschnitten wird. Die frischen
wurtzeln sind wegen der übrigen feuchtigkeit bey weitem nicht so heiß am
geschmack wie die gedörten / und wenn sie ein wenig in der Sonnen gedörret /
werden sie in Leym verscharret / damit sie / in dem die natürliche feuchtigkeit
sich verlieret / nicht wurmstichig außfallen / welchem übel der Imber sehr
underworffen ist.
Der West-Indianische oder Brasilianische Imber wächßt nicht über einen oder auffs
meist anderthalb schuh hoch auß der [351] Erden / etliche der wurtzeln hangen fünf oder sechszehen finger lang
aneinander / und werden hernach durch einen bruch unterscheiden.
Man macht ihne in Brasilien in grosser menge in Zucker ein / ehe aber solches
geschicht / legt man ihne an die Sonne / damit seine überflüssige feuchtigkeit
sich verzehre. Es gehet aber dieser Imber nicht allein in Brasilien auff /
sondern auch schier in allen Americanischen Ländern / und wird beydes durch den
samen / und durch die wurtzel fortgepflantzet: wiewol er auch hin und wider viel
von sich selbst wächst / aber dieser ist gantz gering und schlecht. Man bawet
ihn in einem fetten wohlgedüngten Erdreich / unter dem schatten der Bäumen / in
warmen Ländern im Mertzen. Die wurtzeln theilet man in stücke / die so groß wie
ein daum: solche stücke werden 5. oder 6. finger weit von einander in tieffe
gruben gesetzt / mit Erde überschüttet / und zur stunde begossen / ingleichem
hernach alle wochen zwey mahl angefeuchtet. Wenn sie nun Herfür gegangen / muß
man sie fleissig säuberen / das Erdreich wol und behutsamlich außrehten und
jätten / auff daß ihnen kein schaden widerfahre. Die wurtzel samlet man jährlich
ein / wenn die blätter welck worden / welches gemeiniglich mit dem angehenden
Jenner geschicht.
Eigenschafft.
Der Imber ist warm und trocken im dritten grad: und hat viel Gewürtz-öhlichtes
flüchtiges saltz in sich / auch daher fast gleiche eigenschafften mit dem Kalmus
/ Galganz / Pfeffer und übrigen Gewürtzen.
Gebrauch.
Welche von natur ein hitziges Geblüt haben (Kalter
magen. Eßlust erwecken. Verlurst der monatlichen reinigung. Blöd Gesicht.
Wind.) / die sollen nicht viel Imber gebrauchen. In dem übrigen ist er
dem kalten Magen aut / stärcket die däwung / erwecket lust zur speiß / verzehret
die wässerige feuchtigkeiten / und beförderet die Monatliche Reinigung der
Weibern. Er hat auch die krafft das blöde Gesicht zu stärcken; so man thne mit
halb Kümmel - samen vermischt / bißweilen davon ein messerspitz voll in rothem
Wein einnimmet / zertheilet er die Wind.
Die Indianer stellen die grünen Imberwurtzeln mit öhl / saltz / und essig wie ein
Salat angemacht / zur Tafel mit den ersten Speisen auff / den Gästen dadurch
eine Lust des essens zu erwecken. Sie kochen den Imder auch mit den Fischen und
dem Fleisch.
Der in Indien fürnemlich in Sina eingemachte Imber / soll kein sonderliche
schärffe (Verschleimter schwacher magen.) in sich
halten / ist aber gleichwol den alten Leuten dienlich / wie auch dem kalten und
verschleimten schwachen Magen / zertheilet (Zäher
schleim auf der brust.) die Wind / und reiniget die Brust von allem
zähen Schleim. Zu Venedig / Antorff und anderen orten beitzet man den gedörten
(Eingemachter Ingber.) Imber in der
schärffsten Laugen / biß er weich wird / alßdenn begießt man ihne underweilen
mit frischem Brunn-wasser / auff das alle schärffe der laugen verschwinde /
hernach wird er in Zucker eingemacht.
(Gutes Schlagwasser.) Es wird auß dem Imber ein
stärckendes wasser also zubereitet. Nim Imber / Galgan / Muscatnuß /
Paradißkörner / Nägelein / Aeniß / Mattkümmel jedes ein quintlein / Salbey /
Müntz / rothe Rosen / welschen Quendel / Roßmarin / Poley / Camillen /
Miltzkraut / Lavendel jedes ein handvoll / schütte darzu weissen Wein / so viel
daß er alles bedecke / und etwan eines daumens lang darüber gehe / laß es 24.
stund einbeitzen / und rühre es bißweilen umb / darnach destilliers in einem
gläsernen Kolben / und behalte das (Schwache
Lebensgeister / kalte Kranckheiten / Gicht / kalt gliederweh lähmung der
glieder vom schlag zusammenziehung der spannaderen / unfruchtbarkeit der
weibern.) erste übergehende wasser absonderlich. Dieses wasser
stärcket die Lebens-geister / ist gut für alle Kranckheiten / welche von kalten
feuchtigkeiten herrühren / dienet wider das Gicht / kalt Gliederweh / Paralysin
oder Lähmung der Gliedern vom Schlag / zusammen-ziehung der Spann-adern / und
Unfruchtbarkeit der Weibern; man kan darvon nach belieben ein paar löffel voll
nehmen.
Gute Ingber-Magentäfelein bereite also: Nim Zim̅et / frische
Citronen-schalen / Muscatnuß jedes ein halb loth / Nägelein / Muscatblust jedes
ein quintlein / zerhacke alles (Magentäfelein / oder
gebackener Ingwer.) rein undereinander / mische 3. loth rein
gestossenen Ingber darunder; rühre solch pulver in zwey pfund mit Rosenwasser
verlassenen Zucker / und mache Morsellen oder lange (Schwacher magë / schlechte däwung / Magen???cruditeten nach dem
volsauffen.) breite viereckichte Magentäfelein darauß / welche den
schwachen Magen stärcken; die däwung beförderen / alle cruditeten des Magens und
der Därmen verzehren / hiemit denen auch dienlich zu essen / welche sich den
vorgehenden Tag mit überflüssigem Wein wol beladen.
CAPUT XXXVII.
Zitwen. Zedoaria.
Namen.
ZItwen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Zadura, Zaduar, Zedoaria, Zuda. Italiänisch / Zedoaria.
Frantzösisch / Cretonart. Niderlädisch / Zedoar.
|| [352]
Geschlecht und Gestalt.
Nach der Alten meinung gibt es etliche gattungen dieser wurtzel / welche aber von
den heutigen Botanicis vor eine Wurtzel gehalten werden. Die lange Zitmen;
Zedoaria longa, C. B. hat eine wurtzel / welche den dritten / vierten / oder
sechsten theil eines schuhs lang wächßt / an ihrer dicke ist sie dem kleinen
finger gleich / und gehet beyderseits in einen stumpffen Spitz auß / äusserlich
scheint sie weiß / inwendig aber graw / sie ist dick / fett / satt und schwer /
hat einen bitterlichten / auch was wenigs scharffen geruch und geschmack: so man
sie stoßt oder kewet / gibt sie einen lieblichen Gewürtz-geruch von sich.
Diejenigen so runtzlicht und löchericht sind / soll man hinwegwerffen; damit man
sie aber desto länger behalten könne / müssen sie an kein feucht ort geleget /
auch nicht auß einem trockenen in ein naß ort übergetragen werden / denn sie
sonsten leichtlich verderben. Die lange Zitwen wächßt häuffig in Indien / in der
Landschafft Malabar / fürnemlich in Caleiut und Cananor / allda sie an vielen
orten gepflanßet wird: Von sich selbsten wächßt in den Wäldern / daher man sie
wilden Imber nennet / und das nicht ohne ursach / denn ihre blätter sich des
Imbers blättern vergleichen / sind jedoch etwas grösser und breiter. So man die
lange Zitwen-wurtzel außgrabet / zerschneider und tröcknet man sie erstlich /
hernach führet man sie in Arabien / Persien und Alexandrien / von dannen man sie
nach Venedig und in andere Landschafften versendet. Man machet sie auch mit
Zucker ein / so lieblicher als der eingemachte Imber ist.
Die runde Zitwen; Zedoaria rotunda, c. B. vergleichet sich in allem mit der
langen Zitwen / der underscheid ist allein in der gestalt / denn Diese
kugel-rund wird / bißweilen überkomt sie ein kleinen Spitz / sie wächßt häuffig
in Java und Sunda.
Die knorrichte Zitwen; Zedoariam tuberosam foris nigricantem, C. B. hat Carolus
Clusius zu Antorff bey etlichen vornehmen Kauffleuthen gesehen / sie vergleichet
sich der runden Osterlucey / ist außwendig schwartz / und bißweilen graw /
inwendig aber weiß / und komt an dem geschmack nicht mit der gemeinen Zitwen
überein. Alle drey gattungen sind allhier abgemahlet.
Eigenschafft.
Die Zitwen ist warm und trucken im ansang des dritten grads; und hat also auch
viel ölicht-flüchtiges aromatisches saltz bey sich / und dannenher gleiche
Würckungen mit dem Ingwer.
Gebrauch.
(Innerliche erkaltete Glieder / Schwindel / Ohnmachten /
stinckender Athem / Dörrsucht / Bläst / würgen / grimmen / ruhr /) Die
Zitwen erwärmt alle innerliche erkaltete Glieder / stärcket das Haupt / Hertz
und Magen: ist gut wider den Schwindel und die Ohnmachten / benimt den
Stinckenden Athem / befürdert die Däuung / macht lust zum essen / widerstehet
der Dörrsucht / zertheilet die Bläst / stillet das Würgen / Grimmen und die Ruhr
/ vertreibet den Husten und das Leib-weh / so sich von kälte und Winden erhebt /
legt die Geschwulst der (Husten / Leibweh / Geschwulft
der Mutter / würm / Verstopffung des Harns un̅ der Frawen zeit
Gifft / Pest.) Mutter / tödtet die Würrn / öffnet die Verstopffung des
Harns und der Frawen zeit / widerstrebt dem Gifft und der Pest. Wider alle
oberzehlte Zuständ und Kranckheiten kan die Essentia Zedoariae, oder Essentz der
Zitwen auß der Apotheck gebraucht werden / von welcher man 9. biß 12. tropffen
in einem löffel-voll weissen Wein / morgens und abends einnimmet. Diese Essentz
wird also bereitet: Nim Zitwen zu pulver gestossen nach belieben / giesse
doppelt - destillierten Branntenwein darüber / laß es in einem wolvermachten
glaß in warmem sand 8. tag lang stehen / hernach filtriere die Essentz durch
Fließ-papyr.
(Beschwerliche Auffblähung des undern Leibs und der
Gedärm / Bauchgrimmen.) Ein halb quintlein gestossener Zitwen mit 2.
oder 3. tröpflein destilliertes Roßmarinöl / in warmem Wein eingenommen / ist
ein fürtreffliche Artzney wider die beschwerliche Auffblähung des undern Leibs /
der Gedärm und das Bauch-grimmen / bey Mann und Weib.
So die Pestilentz regieret / und man auß (Pestilentz.) dem Hauß gehen / oder bey den Leuthen seyn muß / soll man
ein stücklein Zitwen im Mund halten.
(Husten.) Welcher von starcker Kälte einen Husten
überkommen hat / der soll ein wenig gestossener Zitwen in einem lind gesottenen
Ey oder in Wein einnehmen.
Auß der Zitwen wird auch ein sonderlicher (Zitwenwein.) Wein bereitet: Nim Zitwen 2. loth / Zimmet anderthalb loth /
Imber I. loth / Nägelein und Muscatnuß ein halb loth / Cardamömlein / langen
Pfeffer / Galgan / Muscaten-blüth jed. I. quintl. Zerschneide alles groblicht /
und binde es in ein sacklein / alßdenn lege es in ein sauberes fäßlein / schütte
darüber 30. maß weissen Wein / und laß es ein tag acht oder vierzehen stehen /
hernach trincke davon nach belieben ein gläßlein voll. (Kalter Magen / feuchtes Haupt / verschleimte Brust /
Pest / Gifft.) Dieser Wein ist nutzlich denjenigen / welche einen
kalten Magen / feuchtes Haupt / und ein verschleimte Brust haben. Er wird in
Pest-zeit sehr nutzlich gebraucht / denn er allem Gifft trefflich widerstehet.
Auß der Zitwen-wurtzel kan man auch ein scharffes Oel destillieren / und zwar
auff folgende weiß: Stosse der Zitwen-wurnel nach belieben zu groblichtem Pulver
/ giesse law wasser darüber / laß es vier tag in der digestion, oder warmem sand
wolvermacht stehen / destilliere es hernach / und söndere mit Baumwollen das Oel
von dem wasser.
Zitwen-wurtzel mit ein wenig lebendigem Kalck zu Pulver gestossen / mit Butter
oder. (Sommerflecken des angesichts.) Honig ver
mischt / alle Nacht über die Sommerflecken des Angesichts geschmieret / den
folgenden morgen mit Weißwurtzeln- und Schellkraut-wasser wider warmlicht
abgewaschen / vertreibt dieselben sehr bald. Ja wenn man bedeutetes Sälblein
über die (Wartzen der Händen.) Wartzen der
Händen täglich ein paar mahl wohl schmieret / mag es dieselben auch wohl in
kurtzer zeit dorren / und abfallen machen.
CAPUT XXXVIII.
Allerley Cost-wurtzel von Costo.
Costi kadices.
|| [353]
Allerley Cost-wurtzeln.
Costi Radices.
Namen.
COst-wurtzel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Costus. Italiänisch und Spanisch / Costo.
Gestalt.
Die Cost-wurtzeln / welche mit Buchstaben gezeichnet sind / beschreibet Herr
Camerarius also. A. Ist die bittere Cost-wurtzel in den Apothecken; Costus
amarus officinarum, C. B. hat einen unlieblichen / doch etwas gewürtzten
geschmack / ist leicht / inwendig weiß; hat ein grosses marck / und an der
Rinden zwerch-linien. B. Bedeutet die süsse Cost-wurtzel; Costum dulcem
officinarum C. B. ist hart / und etwas ungeschmackt / doch süßlicht / hat wenig
geruch / auch wenn man sie gleich anzündet: Ist schwer und fest / daß sie für
Härte zerbricht / krum und ungleich / runtz-licht / und außwendig falb: so diese
zerschnitten wird / als C. und D. anzeiget / ist sie in der mitten ein wenig hol
/ inwendig glatt / gleich und eben / wie die gemeine Rhapontic oder groß
Tausendgulden-kraut / denn sie sich läßt ansehen / als seye sie ihme verwandt /
wenn man sie in das wasser legt / wird sie bald weich / und von farben bleicher.
E. Zeiget an den costum Lusitanicum, oder die Portugesische Cost-wurtzel; costus
Iridem redolens, C. B. diese ist rund / bißweilen etwas breitlicht / eines
fingers dick / und wol dicker / etliche krum / andere gerader / außwendig
runtzlicht / und zu zeiten auffgerissen / wie die Carlina oder weisse Eberwurtz
/ von farben falb-roth / inwendig weiß und luck / riecht wohl / fast wie die
Veiel-wurtz. F. Ist der undertheil des Costi-stengel / hat inwendig ein weisses
marck. G. Zeiget an den Arabicum Costum, oder die Arabische Costwurtzel / ist
dem Imber nicht ungleich / auch inwendig zaselicht / jedoch grösser und dicker /
nicht so scharff-bitterlicht / eines besonderen gewürtzten geschmacks / so man
ihn kewet / außwendig hat er eine falbichte farb.
Garzias ab Horto, Lib. I. Aromat. Histor. Cap. 35. vermeint / es seye nur ein
einige Cost-wurtzel / welche umb Guzarate / zwischen Bengala / Cambaya in Mandau
und Chitar herfürkomme: Dieweilen aber die Alten der Indischen / Arabischen und
Syrischen Cost-wurtzel meldung thun / habe er bey den Arabischen / Türck schen
und Persischen Kauffleuthen nachgefraget / wohin sie doch die grosse menge der
Cost-wurtzeln versenden? Darauff sie geantwortet / sie werde in klein Asien /
Syrien / Arabien und Persien verschickt / dahero zweiffels-ohn solcher
underscheid in den Namen der Costwurtzel von den Kauffleuthen dieser orten
herrühre. Daß auch ferners die Cost-wurtzel in die süßlichte und bittere
underscheiden werde / seye die ursach / dieweil die frische bald keinen
geschmack von sich gebe / und weist verbleibe / so bald sie aber veralte / werde
sie bitter und schwartz.
Eigenschafft.
Cost-wurtzel ist warm und trucken im anderen grad: Hat gleich anderen Gewürtzen
ein flüchtiges aromatisches saltz in sich / hiemit auch die eigenschafften und
tugenden zu erwärmen / den Magen zu stärcken / den harn und Grieß der Nieren zu
treiben / die monatliche Reinigung zu befördern / die Würm der Därmen
außzutreiben / und einen leichten Athem zu machen.
Gebrauch.
Dieweil wir nach dem Bericht Herren Matthioli, die rechte Costwurtzel nicht haben
können / als ist unnöthig / von deren gebrauch viel allhier zu vermelden. D.
Casparus Bauhinus Lib. I. Theatri Botanici Sect. 6. Cap. 19. vermeinet / demnach
die wahre Histori oder Beschreibung der Costwurtzel sehr ungewiß seye / solle
man an ihre stell sich der Zitwen bedienen / welchem Matthiolus und Costaeus
auch beystimmet.
Vermeinte Cost-wurtzel.
Pseudo-costus.
Die vermeinte Cost-wurtzel hat ein zimliche grosse wurtzel / daumens-dick /
aschen-farb / und mit etlichen Neben-würtzelein behengt. Jhre Rinde ist dick /
fett / eines bitteren geschmacks / und zimlichen / doch nicht unlieblichen
geruchs. Der Stengel wird knoll- und gläichicht / rund und fast zwo elen hoch.
Die blätter vergleichen sich den gelben Rüben-blättern / sind ein wenig
eingeschrumpfft / und ligen auff der Erden. Oben auff dem gipffel des stengels /
wie auch an den Neben-zweiglein erscheinen schöne runde gelbe Dolden / denen ein
breiter länglichter und bloser Samen nachfolget. Sie wächßt in grosser menge
auff dem Engelsberg / Gargano in Apulien. In Teutschland wird sie in den
Lustgärten gezielt / und wächßt gern an denen orten / da die Sonne wohl
hinkommet / in einem erdreich so mittelmäßig / und nicht zu fett ist.
|| [354]
Vermeinte Cost-wurtzel.
Pseudo-costus.
CAPUT XXXIX.
Klein Schwertel. Gladiolus
segetalis.
Namen.
KLein Schwertel / oder runde Siegwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Gladiolus segetalis. Italiänisch /
Gladiolo. Frantzösisch / Glajeul. Englisch / Corne flagge / Corne gladin.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht des kleinen Schwertels / Gladiolus floribus uno versu
dispositis major, C. B. überkomt zwey runde Zwibelwurtzeln / deren eine auff der
andern liget / und die mit etlichen haarichten häutlein / als mit einem Netze
überzogen sind / auch ihre Schoß neben zu herfürstossen. Der stengel wächßt
starck / gerad länglicht / rund / und schier elen hoch / wird von schmalen /
langen / auffgereckten / dunckel-grünen / gestriemten / und wie ein Schwerdt
oder Dolchen gespitzten Blättern umbringet / welcher oben an einer seiten
zwischen seinen Neben-blättlein vier oder fünff satt-rothe Blumen mit etlichen
fäserlein trägt / denen ein ablange hülsen in Haselnuß-grösse nachfolget / so
ein runden / kleinen / und mit einem rothen häutlein überzogenen Samen in sich
haltet. Er wächßt im Geträid und andern fruchtbaren orten / auch bißweilen auff
den feuchten Wiesen. Es wird aber auch ein kleinere gattung desselben gefunden /
Gladiolus floribus uno versu dispositis minor, C. B. In Italien und Franckreich
bringet er braun-rothe und leibfarbe Blumen auff beyden seiten des Stengels /
Gladiolus utrinque floridus, C. B. In Spanien wird er mit weissen Blumen
gesehen.
2. Der Schwertel mit schmalen Graßblättern / und wenigeren bleich-rothen Blumen;
Gladiolus angusto gramineo folio, C. B.
3. Der Africanische Schwertel / mit knorrichter / dicker Wurtzel / und
schwammichtsafftigen Blättern / welche an gestalt / farb / und grösse sich den
Zwibeln-blätteren vergleichen; einem runden stengel / dessen gipffel mit schön
rothen Blumen dick angefüllet; Gladiolus Africanus, radice tuberosâ, Cepae
foliis, Breynii.
4. Der Aethiopische Schwertel / mit Minien-rothen Blumen; Gladiolus AEthiopicus
flore miniato, Hort. Reg. Par.
5. Der Indische Schwertel oder das Indianisch Lilien-rohr / Gladiolus maximus
Indicus, C. B. Gladiolus Aethiopicus flore coccineo, Cornut. hat ein schwartze
dicke Wurtzel ohne geruch / so mit vielen köpffen herfürtruckt / und mit dicken
zaseln begleitet wird / auß welcher erstlich ein / hernach mehr stengel
entspringen / die ein / zwey oder drey elen hoch / und kleinen fingers dick
wachsen / sie werden auch gerad / röhricht / glatt und graß-grün. Bey einem
jeden gewerb oder gläich kommen viel breite / glatte und starcke / jedoch dünne
Blätter herfür / so sich den weissen Nießwurtz-blättern vergleichen / und mit
überzwerchen äderlein durchzogen sind / auch vornenher in ein spitz außgehen /
welche / wenn sie erstlich sich erzeigen / einem papyrnen hörnlein gleich sehen.
Auff dem gipffel des stengels erscheinen auß einem haarichten köpfflein viel
zusammengesetzte minien-rothe Blumen / so sich umb etwas den kleinen
Schwertel-blumen vergleichen / und auß vielen ablangen Blättlein bestehen /
welche / ehe sie sich auffthun / den Krebsscheeren ähnlich sind / dahero er auch
Krebs [355] blumen
Indianischer Schwerrel.
Gladiolus Indicus.
genennet wird / wenn diese abfallen / werden die köpfflein grösser / gleichsam
dreyeckicht / rauch / und wie ein Cucümmerlein gestaltet / welche ein harten
schwartzen Samen in Erbsen-grösse behalten. Der Samen ist erstlich auß America
in Portugal gebracht / und allda in den Clösteren unter die Tachtreuffe an den
Mauren viel gesäet worden / so in mitten des Winters geblühet / von dannen ward
er in andere Länder verschickt / also daß dieses gewächs nunmehr auch in
Teutschland / Franckreich / Italien / Engelland und Holland in den Scherben /
damit man es an die Mittag- sonnen stellen könne / gezielet wird. Obwohlen der
Indische Schwertel / so man ihne beyzeiten säet / leichtlich blühet / kommet
doch der Samen nicht allezeit zur zei igung / auch wenn er schon zeitig ist /
wird er doch nur dunckel-schwartz. Wenn man ihne Winters-zeit vor der frost in
einem warmen gemach auffbehaltet / pflantzet er sich wunderbarlich fort; also
daß man ihne auß dem geschirr nehmen / die knöpff von einander trennen und
versetzen muß. Ferners / so man ihne in einer warmen Stuben verwahret / solle
man ihne zu den fensteren stellen / damit er vom frischen lufft umb etwas
erquicket werde / auch muß man ihne in der Wochen ein- oder auffs höchste
zwey-mahl mit frischem wasser ein wenig begiessen / so wird er alßdenn im
Augstmonat blühen. In Spanien und Portugal macht man auß dem Samen die also
genannten Pater-noster und Rosenkräntz. Man findet noch eine art / die in allem
kleiner wird / und ein gelbe Blumen trägt / so mit rothen düpfflein besprenget
ist. D. Casparus Bauhinus hat ihne allhier in seinem Garten öffters gezielet.
Beyde werden im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen.
CAPUT XL.
Gilbwurtz Curcuma.
Namen.
BIlbwurtz / oder Gelbsucht-wurtz / heißt auff Lateinisch / Curcuma, Crocus
Indicus Garciae, C. B. Cyperus Indicus sive Curcuma, Ger. Englisch / Curmerick.
Frantzösisch / Curcume. Italiänisch / Curcuma. Niderländisch / Curcuma / of
Geelsucht-wortel.
Gestalt.
Dieß Gewächs hat / nach der Beschreibung des Hochgelehrten heutigen Botanici,
Herren D. Pauli Hermanni, Weitberühmten Profefforis zu Leyden in Holland / eine
knorrichte / runde / dem Ingber ähnliche / fingers-dicke / schwere / von aussen
weisse / inwendig aber erstlich saffran-gelbe / hernach falb-rothe /
wolriechende / fette / mit gewürtzichtem scharffen geschmack begabte Wurtzel;
deren jedes Geläich lieblich grüne / flache / spannen-lange / und hand-breite
etwas zugespitzte Blätter von sich stosset. Auß den neuen und stärckeren knorren
der Wurtzen / steigt ein runder / safftiger / bleichgrüner stengel auff /
welcher einer Schreibfederen dick / drey qwer-hand hoch / unden nackend ist. Von
der mitte aber biß an den gipffel / macht er gleichsam eine dicke runde auß
Blättern und Blumen bestehende Aehre. Die Blätter sind erstlich bleich-grün /
werden aber nachgehends gelb-roth / oder bleich-gelb; erscheinen zoll-breit /
und werden krum außgespitzt / ligen schüppicht über [356] einander / also daß zwischen
denselben ein zäher / von dem nächtlichen Thaw gesamleter schleim sich setzet /
und verbirget. So werden auch zwischen jeden schüppen die ablangen /
bleich-gelben / vier-blättigen Blumen hervorgetrieben; denen die runden
dunckel-braunen Samen hernachsolgen / und zwar in drey absonderlichen
Samen-hölen eingeschlossen. Es ist dieß Gewächs in Ost-Indien so gemein / daß es
in allen Gärten gepflantzet wird. Die Wurtzel wird erst nach abfall der Blüthe
außgegraben / zu welcher zeit sie für reiff und vollkommen gehalten wird. Man
pflantzet sie durch den Samen / und durch die von der Wurtzel abgeschnittenen
schößlein.
Eigenschafft.
Es ist diese Wurtzel mit ölicht-flüchtigem saltz / so in einem schleimigen Safft
verwickelt / wol begabet / und hat also gute tugenden alle verstopffungen der
Lebern von gallichtem schleim zu eröffnen / die dicken zähen feuchtigkeiten zu
erdünneren / zu vertheilen / die monatliche Reinigung und den Harn zu treiben;
die Leber / Miltz und Magen zu säuberen. Nach der Alten außspruch soll diese
Wurtzel warm und trucken im andern grad seyn.
Gebrauch.
Auß der Gilbwurtz bereite folgende Essentz: (Tinctur der
Gilbwurtz.) Nim dieser Wurtzen 2. loth / Cubeben / Saffran / Zimmet /
Weinstein-saltz jedes ein halb loth: Zerstosse alles zu einem pulver under
einander / giesse doppelten oder rectificierten Brantenwein darüber / lasse es
acht tag in warmem sand stehen / doch daß es täglich auffgerüttelt werde.
Nachgehends giesse den gefärbten Brantenwein ab / oder filtriere ihne; auff die
restierende materi / giesse nach belieben wider frischen Brantenwein / und ziehe
auff vorige weise die Essentz nachmahlen herauß. Solche Essentz oder Tinctur
behalte in wolvermachten gläseren zum gebrauch auff; denn sie sehr köstlich und
gut ist / zu vertreibung der Gelbsucht / Eröffnung (Gelbsucht-Verstopffung des Gekröses. Versteckte monatliche Reinigung. Sand
/ Stein und Schleim der Nieren. Schleim des Magens. Wassersucht.) der
Gekröß-aderen / Beförderung der versteckten monatlichen Reinigung / zu
außführung des Sands / Schleim und Stein der Nieren / auch zu erdünnerung und
verzehrung aller schleimericht-gallichten Feuchtigkeiten in dem Magen und
Gedärmen / ja endlich zu treibung des Harns in der Wassersucht / man kan 20. biß
30. tropffen auff ein mahl davon alle morgen und abend einnehmen.
Zu solchen jetzt-gemeldten Kranckheiten / sonderlich aber wider die Gelb- und
Wassersucht / dienet auch sehr nutzlich folgender Kräuter-laxierwein: Nim
Gilbwurtz ein loth / Schlangen-wurtzen / runde Osterlucey-wurtzeln jed. ein halb
loth / Genserich-kraut / Odermänig / weissen Andorn jedes ein hand-voll /
Wermuth-kraut ein halbe hand-voll / Wachholderbeere ein halb loth / Fenchelsamen
I. quintlein / außerlesene Senablätter dritthalb loth / edle Rhebarbara (Geblüts Unreinigkeit. Gallen usi Schleim des Magens.
Enger Athem.) 3. quintlein / Lerchenschwam I. quintlein /
Zimmet-rinden / Wermüth-saltz jedes ein quintlein: Zerhacke und zerstosse alles
klein under einander / thue es in ein säcklein von Zendel / giesse anderthalb
maß alten weissen Wein / samt einer halb maß wasser darüber / laß übernacht an
warmem ort stehen. Hernach trincke alle morgen ein glaß voll davon. Dieser
Kräuter-wein reiniget das Geblüt / treibt Gallen und Schleim auß / und machet
den Athem weit und leicht.
CAPUT XLI.
Saffran mit der Blüth. Crocus florens.
Saffran ohne Blüth. Crocus sine flore.
|| [357]
Namen.
SAffran heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Crocus, Crocum. Italiänisch / Zafrano. Frantzösisch / Saffran.
Spanisch / Azafran. Englisch / Saffron. Dänisch / Safran. Niderländisch /
Saffraen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Saffran; Crocus sativus, C. B. verus sativus autumnalis, Park.
Parad. blühet in dem spathen Herbst / ehe denn seine Blätter wachsen. Diese
Blumen sind purpurfarb / schön anzusehen / und den Zeitlosen-blumen gleich. In
der mitten einer jeden Blum / so sechs Blätter hat / findet man den blut-rothen
Saffran / wie ein schmales Zünglein / mit dreyen züncklein zwischen den andern
gelben zäpfflein wachsend / welche zäpfflein denen in weissen Gilgen ähnlich
sind. Die Blüth währet fast einen gantzen Monat / ungefährlich alle tag muß man
auff die Blumen acht geben / damit sie nicht verderben. So bald sie aber
vergangen / kommen die sehr schmalen / subtilen / langen blätter hernach
geschlichen / gestaltet wie im Bocksbart-kraut / bleiben über den gantzen Winter
grün / aber im Frühling verwelcken sie / und erwarten des Sommers nimmer. Die
Wurtzel ist wie ein runde grawe Zwibel. Im vierten Jahr / zur zeit des Lentzen /
grabt man sie auß / da findet man bey einer Zwibel etwan fünff oder sechs andere
/ also erjüngeren und mehren sie sich im Erdreich. Diese Wurtzeln werden darnach
im Lufft gedörret / und ohne Samen behalten / biß in den Augstmonat / alsdenn
legt man sie von neuem in das Erdreich. Seine pflantzung geschihet also / umb
Bartholomaei im Augstmonat / bereitet man lange bette von solchem erdreich / wie
zu anderem Zwibel-werck bräuchlich / machet darinnen etliche kleine durchschnitt
oder gräblein / zwey zoll tieff / setzet die Kiel oder Setzling-wurtzeln
auffrecht hinein / und zwar sechs finger weit einen von dem anderen. Kurtz vor
oder nach Michaelis stossen diese eingelegte kiel schmale Graß-blätter / und
zugleich ihre Saffran-blumen herauß / welche man mit fleiß alle tag / sonderlich
bey Auff- und Nidergang der Sonnen abnimt; die Graß-blätter aber faulen
nachgehends weg / und hat man weiter auff nichts achtung zu geben / als daß die
Bette folgendes Jahr von allem unkraut sauber gehalten werden. Auff selbigen
Herbst bringen sie abermahl / und zwar in grösserer menge und vollkommenheit /
ihre Blumen.
Saffran wächßt gern in dünnem erdreich. Mist und dicke fette erde ist ihme
zuwider: Dioscorides achtet den besten / welcher von den Bergen Coryco und
Olympo gebracht wird / den haben wir nicht / jedoch so gibt ihm der
Böhmisch-un̅ Oesterreichische nichts nach / ja er übertrift
allen andern außländischen Saffran / so man jetzund auß Italien / Sicilien /
oder auß des Egyptischen Meers Insuln bringet. Am Rheinstrom nicht weit von der
Statt Landaw / bey dem Berghauß Neucastel / umb das Dorff Ilfußheim genant /
deßgleichen im Wormsergäw / und auf der Pfrimmen / wird der Saffran mit fleiß
gepflantzet / wie solches Hr. Tragus berichtet: auf was weiß er aber solle
gezielet werden / zeiget Johannes Colerus in dem 5. buch von dem Gartenbau am
71. cap. an; also pflantzet man ihn in Sicilien / Italien / Ungarn / Teutschland
/ Franckreich / und Engelland / wie auch in Wallis bey Sitten.
2. Der im Frühling blühende Saffran mit breiten blättern / und weissen
gescheckten blumen / Crocus vernus minor albicans, C. B. Crocus vernus
latifolius albo versicolore flore. I. Clus. J. B. Von diesem Saffran gibt es
auch ein kleinere gattung / mit veränderung der farbe der blumen / Crocus vernus
minor purpurascens; item Crocus vernus latifolius albus vel cinericeus, C. B.
vernus latif. albo versicolore flore 2. Clus.
3. Der Frühlings-Saffran mit weissen von purpurrohten strichen gestreifften
Blumen / Crocus vernus latifolius albus variegatus, C. B. Vernus latifolius albo
flore interdum purpurascentibus venis vario, J. B.
4. Der purpurrothe gescheckte Frühlings-Saffran / Crocus vernus latifolius
purpureus variegatus, C. B.
5. Der Violen-purpurfarbige Frühlings-Saffran / Crocus vernus latifolius
purpureoviolaceus, C. B. wächßt in den Schweitzerischen Alpgebürgen.
6. Der Frühlings-Saffran / mit grossen purpurfarbigen Blumen / Crocus vernus
latifolius flore purpureo magno. C. B.
7. Der Frühlings-Saffran mit gelben gescheckten Blumen / und Violbraunen strichen
/ Crocus vernus latifolius, flavo varius, C. B.
8. Der breitblättig gemeine Frühlings-Saffran / mit gescheckter gelber Blume;
Crocus vernus latifolius flavo-vario flore vulgaris.
9. Der goldgelbe Frühlings-Saffran / mit breiten blätteren / Crocus vernus
latifolius aureus. C. B.
10. Der gantz gelbe Frühlings-Saffran mit breiten blätteren / Crocus vernus
latifolius flavus. C. B.
11. Der blasse oder bleiche Frühlings-Saffran mit breiten blättern / Crocus
vernus latifolius pallidus. C. B.
12. Der Frühlings-Saffran mit violblauen / bißweilen auch weissen grossen blumen
/ und schmalen blätteren / Crocus vernus angustisolius magno flore, C. B. vernus
angustifolius floribus coeruleis sive violaceis, interdum candidis Hispanicus,
J. B.
13. Der Frühlings-Saffran mit schmalen blättern / doppelter kolben-wurtz / und
weißpurpurfarbigen blumen / Crocus vernus angustifolius gemino bulbo. C. B.
14. Der Frühlings-Saffran mit kleiner blauer blume / und schmalen blätteren /
Crocus vernus angustifolius parvo flore. C. B.
15. Der Frühlings-Saffran mit purpurfarbigen blumen / und schmalen
binsen-blätteren / Crocus vernus juncifolius purpureus. C. B.
16. Der Frühlings-Saffran mit haar-reinen blätteren / und purpurfarben blumen /
Crocus vernus capillari folio, C. B. J. B.
17. Der goldgelbe gescheckte Frühlings-Saffran mit schmalen blät???ern / Crocus
vernus angustifolius variegatus, C. B.
|| [358]
18. Der im Herbst blühende Berg-Saffran; Crocus alpinus autumnalis, C. B.
19. Der wolriechende Herbst-Saffran / welcher die Blumen ohne Blätter bringt;
Crocus autumnalis florem sine foliis promens, odorus, C. B.
20. Der gefüllte blawlicht-weisse Herbst-Saffran; Crocus autumnalis subcoeruleus
multiflorus, C. B.
21. Der Herbst-Saffran / mit kleiner Blumen; Crocus autumnalis flore minore, C.
B.
22. Der Herbst-Saffran / mit grosser gescheckter Blumen; Crocus autumnalis flore
majore variegato, Raj.
Eigenschafft.
Saffran ist warm im anderen / und trucken im ersten grad: Hat etwas flüchtigen
saltzes / mit vielen ölichten groben theilen bey sich / und daher feine tugenden
/ schmertzen zu linderen / die Leber / Hertz / Miltz und Mutter zu stärcken /
die Brust zu reinigen / und den Athem zu erleichteren.
Nach Herren Agerii meinung wird der beste erkant / so er schön feuer-roth ist /
under den fingern rösch / daß man ihne zerreiben kan / eines starcken geruchs /
etwas scharff / ein wenig bitter / und der allezeit farb haltet.
Gebrauch.
(Gifft / Hertzklopffen / Hertzzitteren / Ohnmacht /
Schwachheiten / Engbrüstigkeit / Schwindsucht. Verstopste Leber / Gelbsucht
/ versetzte Blumen der Weibern / Todte Leibes-frucht / Zuruckbleibende
Nachge???urt / Verhütung der Kindsblatteren in den Augen. Stätes schreyen
un̅ reissen im Bäuchlein bey jungen Kinderen.) Es
ist der Saffran vi???len Gliedmassen ein herrliches und erwünschtes Hülff-mittel
/ so man ihne in den Speisen gebrauchet / oder ein hal???en serupel schwer
gestossen / in einem trüncklein weissen Wein e???met. Erstlich zwar dem Hertzen
/ denn er stärcke??? das Hertz / machet Frewde / widerstehet dem Gifft / ist gut
zum Hertzklopfsen / Hertzzitteren / Ohnmacht und Schwachheiten: Ferners dem
Magen / denn er befördert die Däwung: Drittens der Brust und Lungen / denn er
bekomt den engbrüstigen / keichenden und schwindsüchtigen Leuthen über die
massen wohl: Viertens der Leber / denn er eroffnet dieselbe / und vertreibet die
Gelbsucht: Fünfftens der Mutter / dannenhero er denjenigen Artzneyen zugethan
wird / welche die Blumen / todte Frucht und Nachgeburt treiben: Letstens den
Augen / denn mit Rosenwasser vermischt / und warm angestrichen / verhütet er /
daß die Kinds-blattern die Augen nicht berühren. So die Kinder stäts schreyen /
nicht saugen mögen / und eine grüne oder gelbe Oeffnung von ihnen gehet / ist es
eine anzeigung / daß sie das Reissen im Bäuchlein haben / und dafür soll man
ihnen ein klein wenig gestossenen Saffran in der Pappen oder Milch-brey
eingeben.
Ein nutzliches pulver in der Küche zu den (Nutzliches
Küchenpulver zu den Speisen.) Speisen zu gebrauchen / wird auß dem
Saffran gemacht: nim Zimmer acht loth / Imber 3. loth / Nägelein 2. loth /
Pfeffer 1. loth / Saffran ein halb loth / stosse alles zu einem reinen pulver.
Ein halben oder gantzen scrupel des besten (Engbrüstigkeit / Lungsucht.) Saffrans gestossen / und in warmem Wein
eingenommen / bekom̅et sehr wol den Engbrüstigen / und
Lungsüchtigen.
Für die Geschwulst der hitzigen rothen (Hitzige und
rothe Augen.) Augen: nim Wegerich-Tormentill-weiß Rosen- und blaw
Kornblumen-wasser jedes ein loth / das weiß von einem frischen Ey / Saffran und
Alaun jedes fünf gran / klopffe und vermische alles durch einander / und schlag
es offt warm mit tüchlein über.
(Engbrüstigkeit.) Wider die Engbrüstigkeit: nim
ein süssen Apffel / hole jhn ein wenig oben auß / thue darein des besten
Weyrauchs und Saffran ein halb quintlein / brate ihn / und gibe solchen dem
Krancken zu essen / ist vielen Engbrüstigen gar wol bekommen.
(Hitzige Fieber.) In hitzigen Fieberen / da
Engbrüstigkeit und Hertzens-bangigkeit zugleich die Patienten plagen / dienet
wol / bißweilen ein Messerspitz voll gestossenen Saffran in brühen eingegeben.
(Rothe Ruhr.) Als Anno 1645. in Dennemarck die
rothe Ruhr hefftig überhand genommen / haben die Königliche Leib-Medici und
Professores zu Coppenhagen nachfolgendes pulver mit grossem nutzen eingerahten:
nim zubereitetes Hirschenhorn / Schlesische Sigel-erd jedes anderthalb quintlein
/ Tormentill-wurtz / Armenischen Bolus / Hechtküffel jedes ein quintlein /
Sawrampffer- und Wegrichsamen / Muscatblüth jedes ein halb quintlein / guten
Saffran ein halben scrupel oder zehen gran. Stosse alles zu einem reinen pulver
/ und gibe dem Krancken nach belieben ein messerspitz voll in Wegerich-wasser
oder Mandelmilch zu trincken.
Der Königliche Frantzösische Leib-Medicus, Petrus Borellus Centur. 2. observat.
med. (Traurigkeit des Gemüths / oder
Melancholey.) 99. zeiget an / er habe ein Adeliche Fraw gekennt / welche
mit solcher Traurigkeit des Gemüts behafftet gewesen / daß sie immerdar geweinet
/ deren seye endlich geholffen worden / nach dem sie ein bündlein von Saffran
auff dem Hertzen getragen.
(Versteckte Nachgeburt.) Wenn die Affter- oder
Nachgeburt bey den Kindbetterin̅en sich versteckt / hat Nicolaus
Tulpius, Burgermeister und Statt-Artzt zu Amsterdam / nachfolgendes pulver
bewährt befunden: Nim Venedischen Borax / weissen zubereiteten Agstein jedes ein
scrupel / Saffran / Mutter-zimmet / Bibergeil jedes ein halben scrupel. Stosse
alles zu einem reinen pulver / und gibe es in dreymahl in weissem Wein ein.
Franciscus de le Boë Sylvius, Professor in der Löblichen Universitet zu Leyden /
hat nachfolgendes pulver in hohem werth gehalten: nim rothe Myrrhen ein scrupel
/ guten Saffran ein halben scrupel / Venedischen Borax ein halb quintlein /
Zimmet acht gran. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gibe es auff
vorgeschriebene weiß.
(Mangel des Schlaffs.) Man brennet ein Wasser auß
den Blumen / von welchen der Saffran noch nicht berupfft ist / solches bringet
den Schlaff / so man zwo stund nach dem Abend-essen davon einnimt: Andere
brennen es auß den Saffran-blumen / wenn die fäßlein heraußgethan worden / und
geben auffs höchste 8. loth ein.
(Schwere Geburt.) Es wird in den Apothecken von
dem Saffran ein Extractum zubereitet / davon ein halben scrupel in
Melissen-wasser eingegeben / befürdert die schwere Geburt / und stärcket
zugleich die Mutter und das Kind. Besser aber ist die mit destilliertem
Reben-wasser auß dem Saffran gezogene Tinctur oder Essentz / davon 12. biß 20.
tropffen mögen gegeben werden.
|| [359]
(Gichter / Schlag / Schlaffsucht.) So jemand von
den Gichtern angegriffen worden / oder am Schlag und der Schlaffsucht sprachloß
darnider liget / solle man ihme Saffran und Bi???ergeil mit scharffem Essig
vermischen / eine Feder darinn netzen und in die Nasen stossen.
Wenn man den Saffran gar zu viel gebraucht / erwecket er solche frewdigkeit des
Gemüths / daß man vermeint / der Mensch werde sich zu tod lachen: Daher Amatus
Lusitanus comment. in lib. ???. Dioscorid. enarrat. 25. bezeugt / daß er einen
Spanischen Kauffmann in der berühmten Handelstatt Mitina à Campo gekennt /
welcher etliche Säck voll Saffran gekaufft / umb selbige in Portugal zu schicken
/ als man nun auff den Abend zimlich viel Saffran in den Fleichhafen geworffen /
und darauf von der Suppen und dem Fleisch zu Nacht geessen / habe er bey dem
Tisch ein solches gelächter angefangen / daß man nicht anderst vermeint / er
werde davon sterben.
(Hauptschmertzen.) Zu einem überschlag über die
Stirnen in dem Hauptwehe der hitzigen Fiebern: nim Haußwurtzen-safft / oder des
davon destillierten wassers / Nachtschatten-wasser / Rosenwasser /
Eisenkraut-wasser jedes 3. loth / mische ein halb quintlein rein gestossenen
Saffran darunder / wärms offt / feuchte ein leinen tüchlein darinn / und schlags
also über die Stirnen. Es linderet nicht nur den Hauptschmertzen / sondern
stillet auch die (Taubsucht.) Taubsucht / und
Wahnsinnigkeit.
CAPUT XLII.
Gemeine Zwibel. Cepa capitata.
Schnitt-Zwibel. Cepa sectilis.
Namen.
ZWibel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cepa, Cepe, Cepa capitata. Italiänisch / Cipolla. Frantzösisch /
Oignon. Spanisch / Cebolla. Englisch / Onyons. Dänisch / Roedloeg. Niderländisch
/ Ayeuyn.
Geschlecht und Gestalt.
Die gemeine Zwibel überkommet Blätter oder Rohre / so hohl / grün / außgespitzt /
und am geschmack scharff sind. Ihre Stengel wachsen anderthalb elen hoch / hohl
/ rund / in der mitte mit einem dicken Bauch / sie gewinnen an den gipffeln
runde köpfflein / mit dünnen weissen hautlein überzogen / die brechen mit der
zeit auff / alßdenn kommen bleich-weisse oder purpurfarbige gestirnte und
zusammen-gedrungene Blümlein herfür / solche werden zu kleinen knöpfflein /
darinnen ligen zwey oder drey schwartze eckichte körnlein verschlossen. Die
Wurtzel ist weiß / und rund wie ein köpfflein / auß vielen dünnen schelffen oder
häutlein wohl besetzt / die äussersten sind gantz zart und röthlicht / haben
auch unden kleine weisse zaseln. Die zeitigen Zwibelen werden gemeiniglich umb
St. Bartholomaei Tag außgezogen / gereiniget / und zur neuen zucht und
Küchenothdurfft auffgehalten. Etliche Gärtner säen den Zwibel-samen vor dem
Herbst / damit sie im Frühling junge Zwibelen bekommen. Der gemeinen Zwibelen
sind etliche rund / andere lang / etliche roth / andere weiß / die runden und
rothen sollen die besten seyn. Die grösten Zwibeln wachsen zu Cajeta in Italien
/ welche / obwohlen sie satt-roth / und mit dicken häutlein zusammen-gedrungen
sind / haben sie jedoch gar ein geringe schärffe / und werden vor anderen zu den
Speisen / sonderlich in Rom / gebraucht. In der grösse der Rüben kommen die
Zwibeln in Spanien / Holland / Flandern und En [360] gelland
Schleiß-Zwibel. Cepa fissilis.
Eschleuchel / oder Eschalloten.
Cepa Ascalonica.
herfür / deren etliche weiß / andere purpur-roth sind / auch von den Einwohneren
mehr zu den Speisen und Salsen / als zu den A???neyen genutzt werden.
Der Schnitt-zwibel wird wie der Schnittlauch zubereitet / davon in dem folgenden
Capitul bericht zu finden.
Des Schleiß-zwibels Blätter läßt man über den gantzen Winter stehen / alßdenn
schneidet man sie im Frühling ab: die Wurtzel bleibet im Erdreich / und bringet
hernach andere Blätter / in dem übrigen kommet sie mit der gemeinen Zwibel
meistentheils überein.
Der Eschleuchel / oder die Zwibel von Ascalon / weilen sie allda am meisten
wächßt / ist in Teutschland nichts anders als die kleine Zwibel / nach dem
Frantzösischen Eschalloten genannt / wird zu den Salsen gebraucht / und schmäckt
viel lieblicher / als der gemeine Zwibel.
Eigenschafft.
Die Zwibelen sind warm biß in vierdten grad / haben viel flüchtiges der säwre
widerstehendes scharffes saltz in ihrem wässerigen safft / und hiemit gute
tugenden innerliche verstopffungen der Leber und Nieren zu eröffnen / den Harn
und Grieß zu treiben / auch die monatliche Reinigung zu befördern / dienen aber
mehr den phlegmatischen / als den gallreichen naturen / in denen sie allerhand
ungelegenheit / sonderlich einen jast der Lebens-geistern und Kopffwehe
erwecken.
Gebrauch.
Die langen Zwibeln sind schärffer als die runden: die rothen mehr als die
weissen: die dürren als die grünen: die rohen als die gesottenen.
(Beschwerung des) Die Zwibeln wegen ihrer übersich
riechender schärffe / beschweren leichtlich das Haupt / (Haupts.) sollen derowegen von studierenden
Persohnen / welche mit dem Gemüth arbeiten / und denen so ein feucht Gehirn und
ein blödes Gesicht haben / gemeidet werden.
(Verstandener Harn.) Zwibeln gesotten und geessen
/ treiben fort den verstandenen Harn: Solches thut sonderlich der auß denen
unter der heissen aschen gebratenen Zwibeln außgepreßte safft / auff ein halben
oder gantzen löffel-voll genom̅en.
(Böse Lufft.) Gemeine Leuth essen rohe Zwibeln
mit Brot und Saltz wider die böse Lufft: Die erfahrung bezeugt / daß solches ein
gut mittel seye / daher Hieronymus Brunsuicensis recht gesagt: Allium &
Cepa sunt Rusticorum Theriaca, Knoblauch und Zwibel sind der Bauren Theriac.
Schwache und krancke Leuth sollen sich vor den Zwibeln hüten / denn sie nach
Dioscoridis Zeugnuß / auch wenn sie gekocht (Schlaffsucht.) sind / in den Kranckheiten genossen / ein Schlaffsucht
verursachen.
(Engbrüstigkeit.) Wider die Engbrüstigkeit brate
Zwibelen auf einer gluth sanfftiglich / esse abends und morgens darvon / es
befürderet den Außwurff / und macht lufftig umb die brust: etliche mischen
zucker darunder.
(Spullwürm.) Die rohe Zwibeln zerschnitten / in
frisch brunnen-wasser über nacht gelegt / und am anderen tag den kinderen
solches wasser zu trincken geben / tödtet die spul-würm und treibet sie auß.
(Versteckte Weiberreinigung.) Welche von Natur
heiß und trucken sind / denen bekommen die Zwibeln nicht wol / denn sie darvon
hitziger und dürrer werden: aber den kalten und feuchten Naturen dienen sie
besser / insonderheit den weibern / denen ihre monatliche reinigung nicht recht
fortgehet / zu den speisen gebraucht.
(Versteckung des Harns be??? jungen Kindern.)
Wenn die jungen Kinder den Harn nicht lösen können / nim die allerdünste
Zwibelschalen oder häutlein / so zwischen einem jeden blat ligt / lege es dem
kind auf das röhrlein / [361] es macht
harnen: das thun die Zwibeln auch / wenn man sie in Chamillen-öhl zu einem
pflaster kocht / und zwischen zweyen tüchern den kindern über die scham leget.
Ein Zwibel außgehölt / mit theriac gefüllt / (Pestilentzische Beulen.) gebraten / mit einander zerstossen / und
zwischen zweyen tüchern wie ein pflaster übergeschlagen / ist eine gute Artzney
die pestilentzischen beulen zu erweichen.
Zwibeln und Feigen zusammen gestossen / (Apostem und
Blutgeschwär.) und zwischen zweyen tücheren warm übergelegt /
erweichen die apostemen und blut-geschwär daß sie davon aufbrechen: man mag auch
die Zwibel allein braten und warm über die zeitigen geschwär auflegen / es
ziehet sie behend auf.
(Pest.) In der Pestzeit schneidet man ein grosse
Zwibel auf / henget sie in das zimmer / so ziehet sie den bösen lufft an sich /
und wird dicker.
(Geschwollene Goldader.) Zäpflein von rohem Zwibel
gemacht / und in affter offt nach einander gestossen / öffnet die geschwollenen
gold-aderen / und stellet den schmertzlichen trang des affters.
(Brand.) Wenn sich einer mit feur / siedend heiß
wasser / öl / wein / oder mit etwas anders verbrennet hat / der stosse alsobald
Zwibel mit saltz / und lege sie oder den außgepreßten safft darüber / ist eine
fürtreffliche artzney / muß aber gleich von anfang / und ehe der ort zu schweren
beginnet / gebraucht werden / denn sonsten vermehret sie den schmertzen und die
entzündung vielmehr.
Die under der warmen aschen gebratene Zwibeln aber zerhackt / in frischem butter
und rosenöl gekocht / hernach lebendigen (Brandsalbe.) kalck / oder silberglette und eyeröl darunder gemischet /
ist ein gute Brandsalb.
(Geschwollene Goldader.) Zu der öffnung der
geschwollenen Goldader brauchet Crato nachfolgendes mittel: nim ein Zwibel /
hülse sie auß / fülle sie mit bitter Mandel-öl zu / brate sie in heisser aschen
/ presse den safft herauß / damit schmiere die aufgelauffene Gold-ader.
(Wunden von tauben Hunden.) Der auß Zwibeln
gedruckte safft mit honig vermischt / ein pflaster darauß gemacht und übergelegt
/ ist ein köstliche artzney zu den Wunden / so von tauben Hunden gebissen sind.
(Natterstich oder Biß.) Zwibel / Rauten und Müntz
/ jedes gleich viel / zusammen gestossen / saltz dazu gemischt / und auff den
ort gelegt da die Natter gestochen oder gebissen hat / ziehet daß gifft auß /
oder tödtet dasselbe.
(Hornklufft der Pferde̅.) So ein
pferd hornklufft hat / daß die huff von einander reissen und auffspalten / mache
nachfolgende Horn-salbe. Nim vier Zwibelen / hacke solche klein / zwey loth
Terbenthin / ein viertel pfund new wachs / ein wenig gelb Tannen-bech / dar zu
thue Böckenunschlit / oder rein Schmeer / lasse es bey dem Fewr mit einander
zergehen und kalt werden / alßdenn schmiere die Hüff damit.
CAPUT XLIII.
Lauch. Porrum.
Schnittlauch. Porrum sectile.
Namen.
LAuch oder Aeschlauch heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Porrum, Porrum capitatum. Italiänisch / Porro,
Porro capitato. Frantzösisch / Porreau. Spanisch / Puerro. Englisch / Leck /
Scallion / Or porret. Dänisch / Log. Niderländisch / Wrotte / Pareye. Der Poet
Martialis lib. 13. Epigrammat. 19. nennet es Aritium von der Statt Aritia her:
|| [362]
Mittit praecipuos nemoralis Aritia porros,
In niveo virides stipite cerne comas.
Es pflegt Aritia den schönsten Lauch zu fchicken /
Seht: wie die grünen Haar am weissen Stängel blicken.
Schnittlauch / Fleischlauch oder Bryßlauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Porrum sectile aut
sectivum, Schaenoprasum. Italiänisch / Porro minore. Frantzösisch / Petit
Porreau. Englisch / Cives oder Chives. Dänisch / Beeßlack. Niderländisch /
Bießloock. Dieses wird von dem Martiali Epigramm. 18. Tarentinum von der Statt
Tarento genennt:
Fila Tarentini graviter redolentia porri,
Edisti quoties, oscula clausa dato.
So Tarentinisch Lauch man hat zur Speiß genossen /
Denn sol man halten wol die Lippen zugeschlossen.
Wilder Lauch. Ampeloprasum.
Wilder Lauch heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Ampeloprasum, Porrum sylvestre, Porrum vitium, Porrum vitigineum,
Porrum vineale. Italiänisch / Porro salvatico. Frantzösisch / Porreau sauvage.
Spanisch / Puerro montesino.
Geschleche und Gestalt.
Des Lauchs sind drey Geschlecht: Aeschlauch / Schnittlauch / und wilder Lauch.
1. Der Aeschlauch hat zur Wurtzel ein weisse Zwibel mit vielen Zaseln / auß
derselbigen kriecht ein einiger safftiger Stengel empor / daran wachsen breite
Blätter / zusammen gefügt wie ein klein Schifflein / oben zugespitzt / mit einem
Zwibeln-geruch begabet / wenn sein Stengel recht herfürkomt / so wächßt er
fingers dick / und etliche elen hoch / bekomt oben auff ein grosse Blumen- und
Samen-kugel / welche man mit beyden händen kaum umbspannen kann; Darinnen
erzeigen sich erstlich viel weiß-purpurfarbe Blümlein / auff welche ein
dreyeckichter / schwartzer Zwibel-Samen folget. Wächßt sonsten eintzlich in
fettem / feuchtem Erdreich / und ist etwas milter als die gemeine Zwibel. Es
gibt auch ein wilder Lauch / welcher nichts riechet / Allium sylvestre inodorum,
C. B.
2. Der Schnittlauch hat viel Stengel oder runde grüne pfeifflein / die sind
inwendig hol / nicht grösser als die kleinen runden Bintzen / die kriechen auß
ihren runden Zwibeln / derer viel an einem Stock eng bey einander sind. Auff den
gipfflen dieser pfeiflein trägt er hübsche / purpurbraune Blumen / nach
abfallung derselbigen bringet er in kleinen häußlein seinen Samen. Er wird
darumb Schnittlauch genennet / daß man die Blätter über der erden ab zuschneiden
pfleget / und das undertheil samt der Wurtzel under der erden lässet / die auffs
newe Blätter herfür stoßt: man kann ihn also das gantze Jahr beschneiden. Er
wächßt in den gärten / und will auch ein fettes Erdreich haben.
3. Der wilde Lauch gewinnet hohe hole pfeiffen / grösser und länger als der Lauch
/ hat einen braunen / stachlichten knopff / darinnen ligt schwartzer Samen. Die
Bauren essen diesen Lauch an statt des frischen Knoblauchs / wiewol er hart /
scharff am geschmack und schwär-däwig ist. Wächßt in den Weingärten.
Eigenschafft.
Der Lauch ist warm und trucken im andern grad / hat also ebenmäßig ein flüchtiges
alkalisches scharfflichtes saltz / jedoch in milterem grad als die Zwibeln / bey
sich; und ist in dem übrigen mit gleicher Eigenschafft begabt.
Gebrauch.
(Versteckter Harn.) Lauch in der Speiß genossen /
macht viel Bläst / ein scharffes Geblüt / und schwere Träum / darneben treibet
er den Harn / und (Frauenzeit.) die Frauen-zeit.
Ist wegen seinem scharffen flüchtigen saltz schädlich dem Gesicht / den
versehrten Nieren und Blasen.
Lauch mit Gersten gesotten und geessen / (Schleim umb
die Brust.) befördert den Schleim umb die Brust zum außwurff / und
machet ein helle Stimm / daher Keyser Nero zu gewissen zeiten nichts anders als
Lauch genossen / ein helle Stimm dadurch zu behalten / wie solches Plinius lib.
19. Histor. nat. Cap. 6. berichtet.
Der wilde Lauch wird nicht gebraucht / denn er gar zu scharff ist / daher so man
ihn zerstoßt / und auff die blosse Haut legt / etzet er auff.
(Seitenstich.) Den Lauch klein zerschnitten / in
einer röstpfannen ein wenig gebähet / hernach über den schmertzhafften ort in
dem Seiten-stechen geschlagen / zertheilet oft sehr bald den schmertzen / und
verhinderet die Schwärung der Seiten.
CAPUT XLIV.
Weer-Zwibel. Scilla.
|| [363]
Weer-Zwibel. Scilla.
Namen.
MEer-Zwibel / heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Scilla, Squilla, Cepa marina, Cepa muris. Italiänisch / Cipolla
marina. Frantzösisch / Oignon marin, Squille, Charpentaire. Spanisch / Cebolla
albarrana. Englisch / The red Squill / Sea-Onion. Niderländisch / Zee ayeuyn.
Mauß-zwibel wird sie in Hoch-teutscher Sprach genennt / dieweil die Mäuß / wenn
sie das wasser / darinn Meer-zwibeln gelegen ist / trincken / davon sterben
müssen.
Gestalt.
Die Wurtzel der Meer-zwibel / Scillae vulgaris radice rubra, C. B. hat viel
röthlichte schelffen über einander / wie die Zwibel / ist aber viel grösser und
dicker / voll klebichtes saffts. Auß der Wurtzel komt erstlich ein schöner /
langer / runder und glatter stengel herfür / daran fürnemlich im Herbst schöne
weiß-gelbe Blumen auff beyden seiten wachsen. Wenn dieselbigen abfallen / und
der stengel dörret / auch der Samen im Weinmonat reiff worden / so kommen
allererst auß der Zwibel breite dicke blätter ohne stiel / wie an den weissen
Gilgen. Meer-zwibel in Lufft gehenckt / verdorret nicht bald / sondern bleibet
gleich andern Zwibeln ein lange zeit frisch. Sie wächßt in grosser mänge in
Apulien und Sicilien bey dem Meer. Man findet sie auch an vielen orten in
Hispanten und Portugal.
Diese Scilla Hispanica Clus. Oder Scilla radice alba, C. B. hat ein dicke wurtzel
/ welche mit vielen weissen schelffen voll klebrichtes saffts verwahret / und
mit vielen zaseln begabet wird. Der siengel ist gerad / nackend / und elen hoch
/ auch mit weissen gestirnten Blumen gezieret / so sich den geährten
Feld-Zwibel-blumen vergleichen; ihnen folgen dreyeckichte schöttlein nach / die
einen schwartzen glatten samen in sich halten. Ihre Blätter kommen in dem
Wemmonat auß der wurtzel bey dem ursprung des ste gels auff beyden seiten fünff
oder sechs an der zahl herfür / die sind grün / breit / dick / und neigen sich
gegen dem boden. Sie blühet im Augst- und Herbst-monat / der Samen wird zeitig
im Weinmonat. Diese weisse Meer-zwibel haltet man gemeiniglich für die beste.
Eigenschafft.
Die Meer-zwibel ist warm in dem anderen grad; und hat ein scharffes flüchtiges
etwas bitteres salß in sich / welches in der dörrung mit dem safft davon fliegt;
ist also mit nutzlicher eigenschafft begabet / allen zähen schleim zu erdünneren
/ und abzulösen / die verstopffungen zu eröffnen / das Eingeweid von allem
überflüßtgen klebichten schleim zu erledigen / den harn zu treiben / den Athem
zu erleichteren / und den außwurff der Brust zu beförderen.
Gebrauch.
Die rohe Meer-zwibel braucht man nicht im Leib ohne schaden / derohalben soll man
sie also zubereiten. Man nimt ein gantze Meer-zwibel / thut die äusserste rinden
davon / über das übrige wird ein Teig von Brot fingers-dick gezogen / in einem
warmen Bachofen / biß es genug ist / gebachen / und die Zwibeln hernach mit
einem beinernen oder höltzernen messer von einander geschnitten / alßdenn hängt
man die Schnitten an ein faden / und läßt sie am Lufft trucknen / darauß wird
der Meerzwibel-eßig also gemacht: Man nimt dieser also bereiteten Meer-zwibel 4.
loth / schüttet darüber Weineßig 16. loth / und läßt solches vierzehen tag an
der Sonnen stehen. Di ser Meerzwibeln-eßig / Acetum scilliticum, ist von den
Alten in sehr hohem werth / ja für eine universal Artzney gehalten worden. So
jemand von diesem Eßig bißweilen morgens nüchtern ein löffelein voll trincket /
der ist sicher (Mundfäule / Halßgeschwär.) vor
der Mund-fäule und Halß-geschwären / er stärcket den Magen / treibet den Harn /
und bekomt davon der Mensch einen leichten Athem / helle Stimm / klar Gesicht /
gut Gehör / und gesunde Farb / verdäwet die Speise wohl / und darff sich keiner
innerlichen Berstopffung / Geschwulst oder Hartigkeit besorgen. In summa / der
Meerzwibeln-eßig ist eine außerwehlte Artzney / zu erhaltung menschlicher
Gesundheit. Er (Fallenbe Sucht.) vertreibet die
fallende Sucht / so sie erst angefangen / und die einaewurtzelte bewältiget er /
daß sie den Krancken nicht so offt und hefftig anstosset. Im Mund gehalten /
befestiget (Wäckelnde Sähn / Flüß des Haupts /
schwelicher Athem / zäher Schleim auff der Brust.) er die wackelnde
Zähn: damit warm gegurgelt / ziehet er die Flüß auß dem Haupt. Wider den
schweren Athem / da einer ersticken wil / soll man von diesem Eßig ein löffelein
voll langsamlich hinabschlucken / denn er den zähen Schleim auff der Brust
krätiglich zertheilt / und zum außwurff beförderet. Diese herrliche Artzney hat
erstlich erfunden / der grosse Philosophus und Natur [364] kündiger Pythagoras, welcher
in seinen Schrifften bezeuget / so jemand von diesem Eßig täglich ein wenig
trincke / dem gereiche es zu langem Leben / spätem und gutem Alter. Pythagoras
selber hat diesen Eßig erst im fünfftzigsten Jahr seines Alters angefangen zu
gebrauchen / und ist dadurch biß auff hundert und sibenzehen Jahr bey der edlen
Ge???heit erhalten worden. Man soll al???morgen nüchtern ein wenig darvon
trincken / und eine weil darauff spatzieren / damit er sich im Leib außtheile.
(Meerzwibeln-honig.) So einem der Meerzwibel-eßig
zu saur wäre / kann er an statt dessen das Oxymel scilliticum, oder den
Meerzwibel-honig gebrauchen / welcher also zubereitet wird: Nim anderthalb pfund
schönen Honig / laß ihn mit wasser verschaumen / alßdenn so er etwas dicklicht
eingesotten / schütte ein pfund Meerzwibel-eßig darzu / koche es noch ein (Haupt / Magen nu̅ Leibskranckheiten von
kälte.) wenig zu der dicke eines saffts. Dieser Honig ist dem Haupt /
Magen / und innerlichen Gebrechen des Eingeweids / sonderlich die von kälte
verursacht werden / sehr nutzlich.
Es wird von den Meer-zwibeln auch ein nutzlicher Wein gemacht: Nim also beteitete
Meer-zwibeln 8. loth / schütte darüber 8. maß weissen Wein / und behalte ihn in
einem erdinen geschirr: darvon morgens nüchtern ein halb quartal getruncken /
zertheilt den Schleim auff der Brust / ist dienlich wider die Verstopffung der
Leber und Miltz / reiniget die Nieren und Blasen / nimt die grosse Fettigkeit
des Leibs hinweg / und erhaltet den Menschen in guter Gesundheit.
Meer-zwibeln unter das Obst gelegt / lasset es nicht faulen.
CAPUT XLV.
Knoblauch. Allium.
Namen.
KNoblauch heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Allium. Italiänisch / Aglio. Frantzösisch / Ail, Aulx. Spanisch /
Ajo. Englisch / Commun / Garlicke. Dänisch / Hnibeloey. Niderländisch / Loock.
Gestalt.
Der zahme oder gemeine Garten-knoblauch / Allium vulgare & sativum, hat
Blätter wie der Lauch / außgenommen dass sie schmäler sind. Der Stengel ist rund
und hol / am Gipffel bringt er seine Blumen und Samen / doch erst im anderen
Jahr / wie die Zwibel mit ihren köpffen gestaltet. Die Wurtzel sihet auch fast
wie ein Zwibel / auß vielen körnern und zehen zusammen gesetzt / deren ein
Knoblauch etwan biß auff die dreyssig zwischen den dünnen häutlein verschlossen
hat. Am Knopff wachsen viel kleiner dünner härlein herauß.
Der Knoblauch wird mehrertheil von den zehen und kernen der wurtzeln aufgezielet.
Im Frühling scheidet man die zehen von einander / die legt man in einer ordnung
in ein zimlich gut erdreich / je ein zehen fingerslang von dem anderen / in
wenig tagen stossen die zehen auß und bringen die blätter herfür. Wo er aber vom
samen gezogen wird / bleibet er klein bis ins dritte Jahr. So man die
Wurtzel-köpffe in der Erden kräfftiger haben wil / sol man im anfang des
Heumonats diß Kraut unterdrucken / und knöpffe daran machen. Hat man ihn aber
gern süß / und nicht zu starck am Geruch / so müssen die zehen gesetzt werden /
wenn der Mond under der erden ist / und soll auch alßdenn außgezogen werden.
Eigenschafft.
Knoblauch ist warm und trucken im vierten grad: hat also ein sehr flüchtiges
scharffes alkalisches Saltz in seinem safft vermischet / davon die Eigenschafft
entstehet / durch den schweiß und harn zu treiben / den schleim zu erdünneren /
hin und wider von den innerlichen theilen abzulösen; auch verstopffungen zu
eröffnen / und den Athem zu erleichteren.
Gebrauch.
(Kalter un̅ feuchter Magen / Würm / Biß
der Schlangë wid tobenden Hunden.) Knoblauch wird gebraucht zu der
Speiß und Artzney / er erwärmet und trucknet den kalten und feuchten Magen /
tödtet und treibet auß die Würm / hilfft wider die Biß der Schlangen und
tobenden Hunden / so man ihn isset / und äusserlich auffleget / denn die Nattern
und andere gifftige Thier fliehen den Knoblauch. Etliche schreiben: so man
Knoblauchs-häupter an eine Schnur hänge / solche auff dem Tisch Circkel-weise
außbreite / und in die mitte ein Spinn leget / dörffe sie sich nicht auß dem
Circkel begeben / und über den Knoblauch schreiten. So ein (Schlangë oder Eidöchs im Leib.) Schlang oder
Eydöchs dem menschen im schlaff wäre in den Leib geschloffen / der solle stets
Knoblauch essen / so muß sie fortweichen / oder sterben. In summa: Knoblauch
(Gifft.) widerstehet allem Gifft / darumb
wird er [Greek words], Rusticorum Theriaca,
Bauren-Theriac / von Galeno Lib. 12. Method. med. Cap. 8. genennet / welcher
auch allda von [365] dem nutzen des
Knoblauchs in dem Grim̅en nachfolgende Historien erzehlet. Wir
haben (Grimmen.) einen Bauren gesehen / welcher
so ihne das Grimmen angestoffen / sich alsobald gegürtet / obwohlen er sonsten
sich nicht pflegte zu gürten / hat demnach Knoblauch mit Brot geessen / seine
gewohnliche Arbeit verrichtet / und den gantzen tag nicht getruncken / aber auff
den abend thate er einen trunck guten Weins / darauf hat er die gantze Nacht
geschlaffen / und ist frühe von allen schmertzen frey auffgestanden.
(???ngesund Wasser.) Die Schnitter und Mäder /
welche zu Sommers-zeit in der Hitze grossen durst leyden / und ungesund Wasser
trincken müssen / sollen den Knoblauch fleissig brauchen / welches bey den Alten
auch üblich gewesen / daher AEmilius Macer Lib. I. Cap. 5. vermeldet:
Allia qui manè jejuno sumpserit ore,
Hunc ignotarum non laedet potus aquarum,
Nec diversorum mutatio facta locorum.
Haec ideò miscere cibis messoribus est mos,
Ut si fortè sopor fessos depresserit illos,
Vermibus à nocuis tuti requiescere possint.
Der in den nüchtern Mund früh morgens Knoblauch leget /
Dem schadt kein fremder trunck / noch daß er sich beweget
Von hier-werts anderst hin / drumb ware der gebrauch /
Daß man der Schnitter Speiß vermischt mit dem Knoblauch.
Damit wenn ohngefehr der Schlaff sie müd erlegte /
Das Gifft der würmen nicht denselben unheil hegte.
(Würm grosse Bäuch der Kindern.) Knoblauch in
Milch ein wenig gesotten / alßdenn geseigt und getruncken / führet die Würm auß;
bekommet auch also den Kindern wol / welche grosse Bäuch von den Würmen
bekommen.
Wider den Lendenstein / schneide drey (Stein /
versteckte Frawenzeit und Nachgeburt.) Knoblauch-häupter in einen
trunck weissen Wein / laß einmal auffsieden / seige es durch ein Tuch / und
trincks warm / er treibt den Stein fort / und macht wol harnen. Dieser Tranck
befürdert auch die versteckte Frawenzeit und Nachgeburt.
(Hitzige Naturen Podagra /) Der Knoblauch bekomt
den hitzigen Naturen nicht zum besten / oder denen welche das Podagra plaget /
denn er erreget die gewohnliche Schmertzen. Er ist auch denen schädlich / so mit
der Frantzösischen Seuche behafftet sind.
(Kalter Magen / Pest.) Junger Knoblauch gibt nicht
so ein starcken Geruch / alß der alte / ist auch anmütiger zu essen. Etliche
spicken das Fleisch mit dem jungen Knoblauch / ist also dem kalten Magen gesund
und zur Pest-zeit ein sehr nutzliche Speiß.
(Versteckte monatliche Reinigung) Ein Rauch von
Knoblauch / bringet den Weiberenihre Monatliche reintgung / wenn sie wol
verdecks den Dampff zu sich gehen lassen.
(Würm bey den Kindern) So die Kinder würm im Leib
haben / nim ein Knoblauch-haupt / zerschneide ihn / thue darzu gepülvert Aloe
Hepatica und Ochsengall jedes ein halb loth / wärme es / drucke den safft auß /
und reibe davon des tages zweymahl dem Kind in den Nabel.
(Verhaltener Harn.) Ein gutes mittel zum
verhaltenen Harn: Nim drey Knoblauch-häupter / brate sie in der aschen / thue
darzu ein halb loth Pfeffer / samt einer hand-voll Wachholderbeere / stosse es
nachmahls under einander / koche es in rothem Wein zu einem Muß / machs zu einem
pflaster / und lege es warm auff die Gemäche oder underen Leib / so wird der
harn offt sehr bald folgen.
(Hinderhaltung des Harn bey den Pferden.) Wenn
ein Pferd nicht stallen kan: Nim geschälten Knoblauch und Bibernellenkraut /
siede es wohl in weissem Wein / und schütte es dem Pferd ein.
Adamus Olearius meldet in seiner Persischen Reißbeschreibung: der Knoblauch werde
nicht allein von geringen / sondern auch von hohen / ja höchsten
Standts-persohnen allda beliebet und genossen.
(Versessener Harn / Stein / Sand.) Knoblauch
zerstossen / mit Baumöl gekochet / hernach under Gänß-schmaltz zu einer Salbe
angerühret / und über die Nieren offt geschmieret / befördert den versessenen
Harn / und treibet Stein und Sand auß.
(Gifft / Pest.) Die Thracier / Türcken und Juden
/ sind grosse Liebhaber des Knoblauchs / dadurch sie sich vor dem Gifft und der
Pest bewahren.
Josephus Acosta Lib. 4. Histor. Ind. Cap. 18. schreibet / daß die Indianer allen
andern Europaeischen Gewächsen den Knoblauch vorziehen / welchen sie zur
Stärckung des Magens gebrauchen.
Wilden Knoblauchs-Geschlechte.
1. Der gemeine wilde Knoblauch; Allium campestre juncifolium capitatum
purpurascens majus, C. B. hat lange / runde / dünne und hole Blätter / wie die
Bintzen oder Röhrlein / einen langen / glatten / dünnen stengel / daran
braun-farbe Blumen in einem krospelichten Hülsen-säcklein wachsen. Die wurtzel
ist köpfficht / gewinnet aber keine Körner oder Zehen. Er wächßt von sich selbst
auff dem Feld und in Gebürgen.
Dieses Knoblauchs figur stehet abgemahlet neben dem zahmen. Sonsten hat er
gleiche krafft mit dem Garten-knoblauch / ist aber etwas stärcker. Er stincket
so übel / und riechet so starck / daß / so ihn das Vieh versucht / die Milch den
geschmack an sich ziehet.
2. Das andere Geschlecht ist der zweyhörnige fruchtbare wilde Knoblauch mit einer
Blume / die inwendig weiß / außwendig mit purpurrothem strich gezieret; wächßt
umb Genff häuffig. Allium bicorne proliferum flore intus albescente cum striâ
purpurascente externè, J. B. Sylvestre bicorne flore obsoleto, C. B.
3. Der wilde Knoblauch mit weisser runder Wurtzel / kurtzem stengel / und
bleich-purpurfarben Blümlein / wächßt an dem Rhodan-fluß bey Genff in sandichtem
Grund / blühet in dem Brachmonat. Allium sphaerocephalum purpurascens, Raj.
4. Der wilde Knoblauch mit blaßgelben blümlein / drey binsen-blätteren /
elen-hohem rundem Stengel / wächßt in Hungarn und Mähren häuffig. Allium
montanum bicorne flore pallido odoro, C. B. Allium flore luteo sive pallido, J.
B.
|| [366]
5. Der wilde Knoblauch mit ablanger kleiner von aussen dunckelbrauner / inwendig
weisser Rolben-wurtzel / holen / etwas gestreiff en / etwas grundicht-süssen /
wenig scharffen blättern; rundem safftigem glattem Stengel / auff welchem der
Busch voll weisser blümlein in dem May wachset. An allium montanum bicorne flore
exalbido, C. B. Gethyoides sylvestre, Column.
6. Der wilde Knoblauch mit geradem / nidrigem / dünnem / rauchlichtem Stengel /
auff welchem kleine / weißlichte / nach Bisam lieblich-riechende gebüschelte
blümlein wachsen: kleinen / haar-dünnen zoll-langen blättern. Wächßt häuffig umb
Montpelier in Langendock. Allium sylvestre perpusillum juncifolium moschatum, J.
B. Moly moschatum capillaceo folio, C. B.
7. Der wilde zweyhörnige Berg-knoblauch / mit breiten blättern / zwey elen hohem
glattem Binsen-stengel / purpurfarben hellen blümlein / dicker Rolben-wurtzel;
scharffem Knoblauch-geruch. Blühet im Brach- und Hew-monat. Allium montanum
bicorne latifolium flore dilutè purpurascente, C. B. Allium seu Moly montanum
latifolium, J. B.
8. Der wilde zweyhörnige fruchtbare Bergknoblauch mit dünnem hartem rundem
elen-hohem Stengel / purpurrothen sechsblättigen blümlein. Wächßt allhier umb
Basel herum. Allium montanum bicorne angustifolium, flore purpurascente, C. B.
Allium sylvestre bicorne purpureum proliferum, J. B.
9. Der wilde zweyhörnige Knoblauch / mit grünlicht-weissen blümlein / so mit
dreyfacher schwartz-purpurrothen Streiff-linien bezieret: kleiner weisser
Wurtzel / in der grösse der Muscat-nussen / elen-hohem Stengel / schmalen /
schiff-holen flachen blättern. Allium sylvestre bicorne, flore ex herbaceo
albicante cum triplici striâ atro-purpureâ, Raj.
10. Der wilde rundköpffichte Knoblauch / mit elen-langem / nackendem / grünem /
festem Stengel / purpurfarben blümlein / weisser Wurtzel. Wächßt in den
weingärgen und frucht-äckerichten orten bey Franckfurt am Mayn / bey Genff /
Montpelier und anderstwo; Allium montanum capite rotundo, C. B. Allium
sphaerocephalú purpureum sylvestre, J. B.
11. Der rundköpfichte / zweyblättige Italiänische kleine Knoblauch / mit
purpurfarbichten blümlein. Allium sphaerocephalum bifolium Italicum. J. B.
12. Der kleine Berg-knoblauch / mit weisser knorrichter Kolben-wurtz / vielen
schmalen / dunckel-grünen Narcissen-blättern / und purpurrothen blümlein. Allium
montanu̅ foliis Narcissi minus, C. B. petraeum umbelliferum,
J. B.
13. Der wilde Wiesen-knoblauch / mit länglichter / weisser / faselichter / nach
Knoblauch riechender wurtz / elen-langen blättern / nackendem eckichtem Stengel
/ purpurfarben sechsblättigen im Brachmonat erscheinendẽ blümlein. Allium
umbelliferum pratense, J. B. An Allium montanu̅ foliis Narcissi
majus, C. B.
Der Aber-Knoblauch; Allium sphaericeo capite, folio latiore, sive Scorodoprassum
alterum, C. B. ist ein Zwickdorn / hat beyde Gestalt des Knoblauchs und Lauchs /
daher er auch den Griechischen Namen bekommen. In den Eigenschafften stimmet er
auch bey /
Aber-Knoblauch. Scorodoprason.
ist aber etwas schwächer. Wächßt auff dem Felde / Aeckern und Büheln. Bringt
ablange breite Blätter; anderthalb biß zwey elen hohen / fingers-dicken / oben
auff nackenden / nach und nach dünneren stengel / welcher auff dem gipffel einen
kopff in einer Täschel-haut / wie die Zwibeln trägt / auß dem die gebüschelte
sechs-blättige / weißlichte Blümlein schlieffen / denen hernach ein schwartzer
samen folget: Hat ein dicke / mit vielen weissen häuten überzogene
Zwibelwurtzel. Blühet im Brach- und Hew-monat.
Schlangen-knolauch. Allium anguin.
|| [367]
Namen.
SChlagen-Knoblauch heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Allium anguinum, Allium alpinum, Allium
serpentinum, Victorialis mas, Victorialis longa, Allium montanum latifolium
maculatum, C. B. Italiänisch / Aglio serpentino. Frantzösisch / Ail serpentin.
Spanisch / Ajo serpentino. Englisch / Snake Garlicke. Niderlänischs /
Serpent-Loock. Siegwurtz wird er genennt / dieweil die Bawren und Hirten ihne
gar viel wider die böse Lufft gebrauchen.
Gestalt.
Der Schlangen-Knoblauch hat eine Zwibel-wurtzel / mit vielen haarichten häutlein
umbwickelt / wie mit Netzen / welche die schelffen also hart zusammen halten /
daß sie schwerlich können von einander abgesöndert werden. Auß der wurtzel
wächßt ein gestreiffter stengel / welcher fingers-dick ist / einer elen hoch /
von unden herauff purpur-braun / oben aber grün / an welchem gipffel sehr viel
kleiner gestirnter Blümlein wachsen / mit 6. weissen blättlein besetzt / nach
welchen schwartzer runder Samen in kleinen köpfflein gefunden wird. Mitten am
stengel stehen drey oder vier länglichte / breite / aderichte Blätter / den
grossen Entzian-blättern fast gleich / solcher ist das Männlein / denn das
Weiblein schmälere Blätter hat. Man findet ihn viel auff dem Lucernischen
Fracmont oder Pilatus-berg / deßgleichen wächßt er auch auff dem Bernerischen
Stockhorn und Nessenberg / allda man ihn Sieben-hemleren und Neun-hemleren
nennet / wie auch auff den Bergen / welche Böhmen von Schlesien underscheiden.
Bären-Konblauch. Allium ursinum.
Namen.
BAeren-Knoblauch heißt Lateinisch / Allium ursinum, Ger. Allium sylvestre
latifolium, C. B. Allium bifolium vernum sylvaticum, J. B. Italiänisch / Aglio
de gli orsi, Aglio orsino. Frantzösisch / Ail d'ours. Englisch / Ramsius.
Niderländisch / Beeren-lock. Er wird auch in Hochteutscher Sprach genennt
Wald-knoblauch / Ramseren / Gerinsel / darumb daß die Milch von dem Safft dieses
Krauts gerinnet / und zusammen lauffet.
Gestalt.
Hieronymus Tragus, in dem 2. theil von der Kräuter underscheid / im 69. Cap.
beschreiber ihn also. Dieser Knoblauch läßt sich gegen dem Frühling zum ersten
sehen / man findet ihn in den finstern / feuchten und nassen Wäldern. Ist ein
Kraut etwan nur mit einem Blat / bißweilen mit zweyen Blättern / die vergleichen
sich allerdings dem Mäyenblümlein-kraut. Welche Knoblauchstöcklein aber zwey
Blätter gewinnen / die tragen im ende des Aprillen weisse blümlein / auch den
weissen Mäyen-blümlein gleich / doch sind die blümlein an diesem Knoblauch nicht
hohl / wie die Mäyenblümlein / sonderen gestirnt / und die blättlein
underschiedlich von einander gesetzt. Dieser Blumen Wurtzeln sind weiß / und
etwas lang / ein jede anzusehen / als ein kleiner junger Garten-knoblauch / der
nicht über ein Monat ist im Feld gestanden. Solcher Bären-knoblauch ist eines
überauß übelen starcken geruchs / und bösen geschmacks. Das Rindvieh / wo es in
der Weide diesen Knoblauch versucht / so schmeckt und richt die Milch / der
Butter und Käß so starck darvon / daß niemand dieselbige (er habe es denn wohl
gewohnt) niessen kan. Solches hat Herr Tragus selber erfahren / und mit anderen
wahrgenommen. Man dem Wiesen-fluß / auch in den Wäldern des Muttentzer- und
Münchensteinerbergs. Wächßt auch viel in den Oesterreichischen und Ungarischen
Wäldern.
CAPUT XLVI.
Moly-Zwibeln. Moly
Name.
YOly-Zwibel / oder Moly-knoblauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Moly, Allium flore specioso, Moly
dictum.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt underschiedliche Geschlecht dieses Krauts /
1. Ist der Indische Moly-zwibel; Moly, vulgò Lilium Indicum, Bontii. Gibt an
gestalt und schönheit der farb unseren rothen Litien nichts nach. Bekomt einen
einigen / steiffen / dünnen stengel ohne knöpff / steige mit unseren Lilien
gleich hoch auff. Unden am stengel finden sich drey biß vier ablange /
auffgereckte / von unden hohle blätter. Auß dem gipffel aber der stengeln /
schlieffen auß einem hautichten täschlein fünffzehen oder
|| [368]
Moly-Zwibelen.
Moly.
mehr blümlein / welche von einem zoll-langen stiel außgehen / und mit sechs /
sternenweiß gesetzten und außgebreiteten blättlein begabet sind. Alle diese
blümlein / nachdem sie schön zusammengefügt / repraesentieren umb etwas ein
Keysers-kron.
2. Der breit-blättige Moly-zwibel; Moly Theophrasti magnum, J. B. Moly latifolium
liliflorum, C. B. Moly Homericum, Ger. Wirfft auß einer faust-dicken / außwendig
schwartzen / inwendig weissen Kolb-wurtzel / fünff blätter auß / welche
elen-lang / drey oder vier finger breit / dick / unden hohl / oben aber scharff
außgespitzt / und grün auch mit einem eisen-grawen pulver / so sich leicht
abwischen läßt / über zogen sind. Hat einen runden / hohlen / zwey biß drey elen
hohen nackenden / grünen stengel / auff dessen gipffel ein dolder
weiß-leibfarber blümlein erscheinet / welche von sechs außgespitzten / außwendig
mit grünem durchgehenden strich lieblich gezeichneten Blättlein bestehen.
3. Der Indianische breit-blättige Molyzwibel; Moly latifolium Inducum, C. B. Moly
Indicum sive Caucafon, Park. J. B. Hat eine weisse / runde / mit vielen häuten
umbzogene Zwibel-wurtzen; wie auch einen schwachen / etwas flachen /
Schuhe-hohen stengel / breite Blätter / und ist in dem übrigen den vorigen
gleich.
4. Der Berg-Moly-Zwibel / Moly latifolium luteum odore Allii primum &
secundum, C. B. Hat ein weisse bißweilen doppelte Zwibel-wurtzen; bringt ein
einiges ablangbreites Blatt herfür / wenn er nicht blühet; zwey aber unden sich
umbfassende / zollbreite / und zehen oder mehr zoll lange / steiffe bleichgrüne
/ nach Knoblauch riechende blätter: zwischen welchen ein zarter / steiffer /
grüner / schuhes-hoher Stengel / mit dreyßig oder mehr gestirnten / außwendig
blassen / inwendig gelben blümlein herfürsteigt. Blühet im Hewmonat.
5. Der Pyreneische Berg-zwibel / mit schmäleren blätteren / und purpurfarben
blümlein. Allium Pyrenaeum, C. B. Moly Pyrenaeum purpureum, Park.
6. Der Spanische Berg-Moly-Zwibel / mit kleiner / runder / weisser / zaselichter
vielfacher Kolb-wurtzel / welche eben so wenig als die blätter nach Knoblauch
riechen; zwey breiten / langen / wolgrünen / blätteren / rundem / festem /
elen-hohen Stengel und einem büschelein gestirnter sechsblättiger purpurfarber
blümlein / welche zu end des Mäyens außschlieffen. Moly latifolium Hispanicum,
C. B. Moly montanum latifolium, purpureum Hispanicum, Park.
7. Der Moly-Zwibel mit schmalen / haarichten / oben etwas nidsich gebogenen / und
nach Knoblauch riech- und schmeckenden blätteren; einer Kolben-wurtzel / so
nicht grösser als eine Haselnuß / und unden viel Faseln außstoßt; einem runden
glatten / schuhes- oder elen-langem Stengel / auff dessen Gipfel ein dolder
weisser / von sechs ablangen blättlein bestehender blümlein / auß der entzwey
gerissenen dünnen hülsen in dem Mäy hervorbricht / dise blümlein dauren sehr
lang / ehe sie verwelcken; Moly angustifolium umbellatum, C. B. Moly Dioscoridis
parvum quibusdam, J. B. Es hat auch ein grössere Gattung dieser Moly-Zwibel;
Moly Dioscorideum Hispanicum, Park. Parad.
8. Der Moly-Zwibel mit runder weisser zasichter nuß-grosser Zwibel-wurtz / grünem
kurtzem Stengel / welcher biß zehen / auß sechs runden grossen weissen blättlein
bestehende Blümlein trägt; Moly angustifolium floribus majoribus, C. B. Moly
minus flore orbiculato majore, J. B.
|| [369]
9. Der Moly-Zwibel mit vier oder fünff ablangen bleich-grünen / breitlichten
blättern / einem anderthalb schube hohen dreyeckichten Stengel / welcher viel
weisse ablange außgebreitete blümlein trägt. Das gantze Krautreicht und schmäckt
sehr gelind nach Zwibeln / blühet im Aprillen und Mäy in Italien; Moly parvum
caule triangulo, C. B.
10. Der Africanische Moly-Zwibel mit einem oder mehr elen-hohen / nackenden /
holen Stengel / etlichen breiten zugespitzten / an dem rand haarichten blättern
/ und einem dolder purpurfarben blümlein. Moly Africanum umbellâ purpurascente,
C. B.
11. Der wilde Moly-Zwibel mit vielfacher Kolben-wurtz schuhes-hohem Stengel / und
rosenfarben wolriechenden / in dem Mäy herfürkom̅enden blümlein;
Moly minus roseo amplo flore, sive Allium sylvestre, Bot. Monspet.
12. Der Moly-Zwibel mit ablanger Kolben-wurtzel / rundem / glattem / langem
Stengel / gelbgrünen auff langen stielen sitzenden blümlein; Moly flore
subviridi, Bocconi.
13. Der nidrige Moly-Zwibel mit schmalen graßblättern / so in dem umbkreiß
haaricht / einem gantz kleinen nidrigen / kaum auß der erden herfürkriechenden
stengel / dessen gestirnte weisse Blümlein auch in dem winter / da es nicht gar
kalt / mit ihren hülßlein außgestossen werden; Moly humile folio gramineo, C.
Bauh.
14. Der Moly-Zwibel mit schmalen gebogenen blättern / weißrothen Blümlein / und
schuhe-hohem stengel; Moly angustifolium foliis reflexis, C. Bauh.
Eigenschafft.
Der Moly-Zwibel hat gleich übrigen Zwibeln ein wärmende und trucknende kraft /
oder ein flüchtiges / mit vielem wässerigen safft vermischtes / scharfflichtes
saltz / jedoch in geringerer quantitet und maß bey sich / und daher auch gleiche
Eigenschafften mit denselben / wiewol in milterer krafft; widerstehet dem Gifft
/ treibt durch den Harn / eröffnet die verstopffungen / lößt den schleim der
Brust / macht wohl außwerffen / und eröffnet die versteckten Muttergänge. In der
Artzney wird es wenig gebraucht. Die alten Heiden aber haben dieß Kraut bey sich
gepflegt zu tragen / in meinung / daß es den Menschen wider alle Zauberey
bewahre: Daher auch Homerus Odyss. 10. von Ulysse dichtet / daß er sich durch
mittel dieses krauts vor der Zauberey der Hexen Circe bewahret habe. So schreibt
auch Ovidius Lib. 10. Metamorphos. davon:
Pacifer huic florem dederat Cyllenius album,
Moly vocant Superi, nigrâ radice tenetur.
CAPUT XLVII.
Königs-Kron. Corona Imperialis.
Namen.
Königs-Kron / Käysers-kron / Königs-Lilien / heißt Lateinisch / Corona
Imperialis, Lilium Persicum, Tusai s. Lilium Persicum primum, Clus. Englisch /
The Crown Imperial. Hat den namen von ihrer schönen gestalt bekommen / weilen
sie oben
Königs-kron. Corona Imperialis.
an dem gipffel mit blättern / gleich einer Kron / besetzt ist / und ihre schönen
glocken wie ein Königlich Halsband darunder hangen hat.
Gestalt.
Das schöne Gewächs der Königs-Kron hat eine runde / dicke / glatte / auß vielen
dicken safftreichen schalen zusammen gesetzte wurtzel / welche an der farb
bißweilen weiß / offt blawlicht / gemeiniglich aber bleich / und eines
stinckenden bösen geruchs, haltet an den grösten bey zwey pfund gewichts /
deßwegen sie auff vier zoll tieff / und mehr als spannen weit von einander
müssen gesetzt werden. Wirfft einen einigen / runden / fingers-dicken / starcken
grünen stengel / elen hoch / und höher über sich / welcher halb gestriemet / und
mit vielen grün-gläntzenden Lilien-blättern unden durch besetzt; oben auff aber
ist der stengel biß fast zur helffte bloß / und wirfft auß seinem gipffel die
ubrigen blätter herauß / under welchen gemeiniglich vier / fünff oder sechs
Blumen herfürkommen. Wenn aber diese erstlich heraußstossen / so ligen sie under
den blätteren annoch verborgen / und sind etwas weiß; wenn sie aber zunehmen /
und fortwachsen / so biegen sich ihre stiel / daran sie hangen / gantz undersich
/ und werden die Blumen bleich / mit purpur-braunen striemen durchzogen / an den
näglen aber erzeigen sie sich schwartz-braunlicht. Da sie denn vollfommen
außgewachsen / so hangen sie undersich / der stengel herabwerts / wie glöcklein
/ etwas bleicher als Pomerantzen-färbe / mitten auß der Blumen gehen sechs
zäpflein mit einer spitzen herfür. Nach den Blumen erzergt sich ein eckichtes
schöttlein / in welchem [370] der breite
röthlichte samen verschlossen. Dieses aber ist auch merckwürdig / daß ein jedes
Blunten-blat ain boden ein weisses kügelein / in gestalt einer Perlen hat /
darinnen eine feuchtigkeit verschlossen / welche allgemach ein klares wasser
außschwitzet. Sonsten blühet dieß gewächs bereits im Aprillen und Mäy / und gibt
den Lustgärten eine prächtige zier: es erforderet aber eine solche stelle / da
die Sonne nicht immerwährend zukommen kan / sonsten fällt die Blume bald ab: in
dem übrigen will es ein sehr lucken / und wohl-bereiteten boden haben / wobey
Petrus Lauremberg erinneret / man solle Schaaff- und Kühe-mist tieff hinunder
graben / alßdenn erde darüber schütten / und die Zwibel also hineinlegen / daß
sie selbst nur das erdreich berühre / ihre zasern aber sich hinunder in den Mist
erstrecken mögen; auff solche art treibe sie viel stärcker an. Ihr Samen gibet
zwar junge pfläntzlein / welche aber nach dem achten jahr allererst Blumen
tragen: deßwegen man sie durch Absetzlinge fortpflantzen soll / wie ander
Kielwerck / jedoch daß ihre Zwibeln nicht viel länger als acht oder zehen tage
über der erden bleiben. Dieß auß heben und einsetzen muß im Herbstmonat
geschehen / wiewol sie nicht alle jahr außgenommen werden wil. Königs-kronen /
und andere dergleichen Zwibel-blumen sollen nicht eher abgebrochen werden / biß
die Blume ihre rechte vollkommenheit erlanget / und die blätter anfangen welck
zu werden; sintemahl / so sie cher abgebrochen werden / pfleget die Zwibel von
dem häuffig angezogenen safft / weil er nirgend hin vertheile werden kan / zu
faulen.
Die Königs-kron hat zwar keine verschiedene Geschlechter / aber sie änderet sich
dennoch an der farb und anzahl der Blumen. Denn erstlich hat es die einfache
Königs-krone / an welcher die Blumen röthlicht / wie auch die gelbe / an welcher
die Blumen citronen-farb: und denn die bunte / welche zwar gelb / aber mit
rothen streiffen durchzogen. Zum andern / die volle Käysers-krone / mit
gefüllter Blume. Drittens die Königs-kron mit bunten Blättern / welche am rand
mit einer weissen linien gar zierlich bezeichnet und gestreiffet. Viertens die
doppelte Königskron / oder mit zwey reihen Blumen über einander. Und endlich die
Königs-krone mit breitem stengel / und vielen Blumen / Lilium, sive Corona
Imperialis multiflora, lato???ue caule, C. B. welche in dem Eychstettischen /
hernach auch Anno 1661. in dem Churfürstlichen Lustgarten zu Berlin gesehen
worden / und mehr für eine Mißgeburt / oder gekünstlete art / als für eine
sonderbare gattung zu halten ist.
CAPUT XLVIII.
Persische Lilien. Lilium Persicum.
Namen.
PErsische Lilien / oder Persianische Feder-pusch heißt auff Lateinisch / Lilium
Persicum, Lilium Susianum. Frantzösisch / Lis de Perse. English / The Persian
Lilg.
Gestalt.
Die Persische Lilien hat ein halb-runde / gespaltene / mit grossen schüppen
bewaffnete / weiß-gelblichte / sehr bittere Zwibel-wurtz / welche ohne
sonderbaren geruch; und einen geraden elen-hohen / nicht gar dicken / runden
stengel über sich treibt / der da von unden auff mit vielen / schmalen /
fingers-langen / äschfarb-grünen Blätteren dick besetzt / auff dem gipffel aber
ein langen strauß voll Blumen / welche von anderthalb zoll-langen stielen
nidsich hangen / hoch-purpurfarb / oder auch vielfärbig sind / mit grünlichten
nägeln / ohne sonderlichen geruch / und sechs ungleich langen / gelben / mit
purpurfarben gipffelein begabten zäserlein inwendig besetzt. Dieser
Blumen-reiche strauß erzeigt sich bereits im Aprillen / und weil er die form
einer Pyramiden gleichsam vorstellet / gibt er den Lustgärten nicht geringe
zier. Es erforderet aber diese Lilien auch eine luckere Garten-erde / drey zoll
tieff in den grund / und spannen-weit von einander gesetzt / auch mittelmäßige
Sonnen-wärme / damit die Blumen desto länger dauren. Soll selten auß der erden
gehoben / oder doch nicht lang darauß gehalten / und den Winter wol bedeckt
werden.
CAPUT XLIX.
Fritillarien. Fritillaria.
Namen.
DIeses Gewächs hat den Namen von Fritillo, oder Schachspiel-bret / weil die
gemeinste under denselben eben so bund geschecket / wiewol es auch ungescheckte
gibet. Auff Lateinisch wird es genennet Fritillaria, wie auch Meleagris von [371] den Calecutischen Hüneren / als
welchen diese Blumen mit ihrer sprenglichen farb gleichen. Frantzösisch /
Fritillaire. Italiänisch / Fritillaria. Englisch / Common Fritillary / or
Chequer'd Lily.
Geschlecht und Gestalt.
Ins gemein erkennet man die Fritillarien an den Blumen / welche den Tulipanen
gleich / aber nidsich hangen / und gescheckt sind / mit viereckichten flecken
vielfaltig bezeichnet. Ihre Wurtzel ist gleichsam in zwey theil getrennet. Es
gibt aber der Fritillarien mehrerley gattungen / welche in den Blumgärten
gepflantzet werden / als
1. Ist die gemeine Fritillarien; Meleagris, sive Fritillaria dilutior &
saturatior, J. B. hat ein weisse Kolb-wurtzel ohne schalen oder haut / welche
aber in zwey ungleiche theile gescheiden / und unden mit zaseln begabet / oben
aber steigt ein runder / dünner / einfacher / dunckel-grüner / glatter / bey
nahem schuhes-hoher stengel empor / der mit fünff / sechs biß siben länglichten
/ schmalen / grünen / unden halb-hohlen / dem geschmack nach säurlichten
Blättern besetzet. Auff dem gipffel des stengels er erscheinet gemeinlich nur
eine / bißweilen auch zwey / oder drey Blumen / welche von ihren zolles-langen
stielen herabwerts hangen / schön an farb / gestaltet wie Glöcklein / groß / von
sechs Blatten bestehend / welche Blum-blättlein mit vier-eckichten / allerhand
farbichten flecken außwendig gezieret / und sehr schön anzusehen; inwendig aber
sind sie gantz purpur-roth / und haben sechs zäserlein / deren gipffelein mit
saffran-gelbem pulver / wie in der Lilien / angesprengt; in mitte deroselben
stehet der graß-grüne nichts riechende stiel. Nach der Blumen folgt ein
dreyeckicht häuptlein / welches ins gemein zolles-lang / oben auff dick / und
ohne Kron / begreifft ein bleichen / flachen Samen / wie die Tulipa. Diese Blum
erzeigt sich bereits im Aprillen / daher sie von C. Bauhino, Fritillaria praecox
purpurea variegata genennet worden. Sie wächßt von sich selbsten auch nicht weit
von Orleans in Franckreich / an dem gestade des Flusses Loire. So wird
ingleichem diese Fritillarien mit doppelter / oder auch gefüllter Blumen
angetroffen / Fritillaria flore magno pleno, C. B. Fritillaria flore duplici
albicante, Park. Hieher soll man zehlen die Fritillarien mit weissen frühe
erscheinenden Blumen; Fritillaria alba praecox, C. B.
2. Die späte schwartz-purpurfarbe Fritillarien; Fritillaria ferotina
arro-purpurea, C. Bauh.
3. Die gantz gelbe Fritillarien; Fritillaria flore luteo puro, Park.
4. Die gelb-gescheckte Fritillarien; Fritillaria flava rubris maculis distincta,
C. B.
5. Die grosse gelbe Italiänische Fritillarien; Fritillaria lutea maxima Italica,
Park. Maleagris flos maximus Italicus, Eyst. Blühet später als die vorigen.
6. Die gelbe Portugesische Binsen-blätige Fritillarien; Fritillaria lutea
juncifolia Lusitanica, Park. Fritillaria angustifolia variegata magno flore, C.
B.
7. Die kleine gelb-grüne Fritillarien; Fritillaria serotina floribus ex
flavo-virentibus, item Fritillaria flore minore, C. B. Meleagris s. Fritillaria
Pyrenaea flore minore, vel Fritillaria Aquitanica reflexis oris, J. B.
8. Die Gasconische späte gelb-grüne Fritillarien / Fritillaria Aquitanica Clusii
& Borssoti serotina, i. e. Fritillaria serotina, floribus
flavo-virentibus, C. B.
9. Die dolder-büschige Fritillarien; Fritillaria umbelifera, C. B.
10. Die kleinste Fritillarien mit vielen Blumen; Fritillaria minima pluribus
floribus, C. B.
11. Die Indianische Fritillarien mit bunten Stengeln; Fritillaria Indica maculato
caule, Viperina dicta, Hort. Reg. Paris. & Lugd. Batav.
CAPUT L.
Weisse Lilien / Lilium album.
Namen.
WEisse Lilien oder Gilgen heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Lilium album, Rosa Junonis, Lilium candidum.
Italiänisch / Giglio bianco. Frantzösisch / Lis blanc. Spanisch / Lirio blanco,
Azucena. Englisch / White Lilij. Dänisch / Huydlilie / S. Ibs Lilie.
Niderländisch / Witte Lelie.
Gestalt.
Die weisse Lilien / Lilium album flore erecto & vulgare, C. B. hat selten
mehr als ein Stengel / der ist etwan dreyner elen lang / glatt / rund und fett.
Die Blätter sind lang / glatt / sett / wie an der Meer-zwibeln oder
Stendel-wurtz. Die Blumen oder Gilgen erscheinen schön weiß / und hat ein jede
gemeiniglich sechs blätter / außwendig mit [372] hohlkelen gefalten / die sind in ein ründe zusammen gesetzt / von
unden an eng / und je länger je weiter / also daß sich ein jede Gilg einem
glöcklein vergleicht. Das ausser theil oben an den blätternist zurings herumb
hindersich gebogen. Mitten in den blumen stehen gelbe wolriechende pützlein auff
dünnen faseln oder stielen / diese geben einen andern Geruch als die Blum / und
zerstieben leichtlich. Die Wurtzel ist zwiblich / von vielen fachen oder
schelffen zusammen gesetzt / ein jedes fach aber ist anzusehen als ein fett /
dick und zähes Haußwurtz-blat. Die Lilien wachsen gern in wolgetüngtem Erdreich
/ an kühlen und schattlichten orten. Sie blühen im Brachmonat. Ihre blätter
wachsen im Jahr zwejmal / im anfang des Lentzens und im Herbst / wenn die blumen
vergangen sind. Alwo die Sonne mit ihren stralen zu wol hinkommet / gerathen die
blumen nicht wol / und fallen die stengel gegen dem Mäyen ohne Lilien ab.
Man findet noch ein ander geschlecht der weissen Lilien / Lilium album floribus
dependentibus sive peregrinum, C. B. Lilium album Syriacum Rauvvolfii, J. B. Hat
kleinere und längere blätter aber viel blumen / deren mehr als sechtzig an einem
drey zoll breiten stengel sind gesehen worden. Die wurtzel wird bißweilen so
groß / daß man sie mit beyden händen faum kan begreiffen. Solche Art ist under
dem Namen Sultan Zambach erstlich von Constantinopel naber Wien gesandt worden /
wie solches Carolus Clusius Lib. 2. Stirp. Pannonic. Hist. Cap. 4. &
Lib. 2. Rarior. Plantar. Hist. Cap. 5. berichtet.
In dem Fürstlichen Stutgardischen Lustgarien ist auff ein zeit ein sonderliche
Art der weissen Lilien gewachsen / welche bey der mitte des stengels ein solche
anzahl vieler blätter bekommen / die ihne wie ein schöner Wasen umbfaffet haben.
Auß einer Zwibel vorgemelter weisser Lilien ware zu Franckfurt am Mayn eine art
herfür kommen / welche hundert zwey und zwantzig Lilien getragen hat / wie
solches das vermehrte Blumen-buch Anno 1641. allda gedruckt / zierlich
außweiset. In dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten wird sie weisse
wolriechende Türckische Keyser-lilien genennt. In Engelland hat sie in des
Freyherren Edoard Zouche Lustgarten auff einem Manns-hohen und spannen-breiten
Stengel über zwey hundert schnee-weisse und sehr wolriechende blumen oder weisse
Lilien schen lassen / wie solches Matthias Lobelius in altera parte adversarior.
p. m. 511. anzeiget.
Eigenschafft.
Die wurtzel und blumen der weissen Lilien sind warm und trocken im ersten grad:
haben viel wasserigen Safft / mit etwas flüchtigem scharffem alcalischem Saltz
bey sich / und also die eigenschafft zu erweichen / zu kühlen / zu eröffnen und
zu linderen.
Gebrauch.
(Leich-dörner ober Hüner augen.) Fernelius
schreibt wenn man die Wurtzel in Wein siede / und drey tag darüber ligen lasse /
so vertreibe sie die Leich-dörner oder Hüner-augen.
Die gelbe pützlein stosset man zu pulver / (Gebäbrende
weiber.) und gibt davon in eisenkraut-Zimmet- und weiß Lilien-wasser
den gebährenden Weibern zur befürderung der Geburt zu trincken.
(Gelbe Flecken / Masen / schwärtze von der Sonnenhitz /
Sehrigkeit und Verwundung an heimlichen orten / fäulnuß und schädigung in
dem Mund / Brand von fiedendem Wasser / Oel / Fette / Metall /
Zuruckbleibende Geburt / und Weiberreinigung / kaltes Haupt / verlohrene
Sprach / Husten / Engbrüstigkeit / Lungensucht.) Von den schönen
weissen Lilien wird ein nutzliches Wasser destilliert / die Haut darmit
gewaschen / benimt alle gelbe Felcken / Masen und Schwärtze von der Sonnen-hitz;
ist fast heylsam mit tüchlein in die Sehrigkeit und Verwundung an heimlichen
Orten gelegt / auch den Mund / Halß und Gurgel darmit gespület und geschwenckt /
benimt alle faulnuß und schädigung derselben.
So sich ein Mensch mit siedendem Wasser / Oel / Fette / Metall oder dergleichen
verbrennet hat / der netze tüchlein im Lilien-wasser / und schlage es darüber /
es kühlet wol / und zeucht die Hitz darauß / macht solchen Schaden zuheylen /
und legt den Schmertzen und das Brennenbald. Innerlich auff vier oder fünff loth
getruncken / befürdert die Weiber-reinigung und Geburt ohne schaden / es
stärcket auch das erkaltete Haupt / und bringet die verlohrne Sprach wider; ist
gut für den Husten / Engbrüstigkeit und Lungensucht.
Die todte Leibsfrucht fortzutreiben: nim̅ weiß Lilien-Beyfuß-Poley-
und Zimmetwasser jedes anderthalb loth / gib es der Frauen in zwey oder dreymal
ein.
Folgendes Wasser wird auch sehr nutzlich (Lodte
Leibes-frucht.) gebraucht: nehmt weiß Gilgen-wasser loth /
Rosen-wasser / Bonenblust-wasser jed. 4. loth / geflossen Weinstein-saltz (Ol.
tartari per deliqu.) ein halb loth / Campffer ein halb quintl. süß Quecksilber
(Mercur. dulcis) ein quintl. mischt und zerlaßt alles under einander / (Sommerflecken / Seiren / Masen des Angesichts.)
mit diesem Wasser das Angesicht bißweilen warmlicht gewaschen / vertreibt alle
Sommer-flecken / Seiren / und Masen desselben / und macht das Angesicht schön
flar und weiß.
(Geschwär.) Die Gilgen-wurtz wird mehr außwendig
gebrauchet / zu erweichen / Geschwär zu zeitigen / und in Eyter zu bringen; zu
dem ende pflegt man sie under die Cataplasmata zu mischen; wie denn
Eibisch-kraut / Pappelen / Chamillen-blust / Steinklee / und Lilien-zwibelen
gantz rein under einander verhackt / mit dem Pulver von Flachs-samen und
gestossenem Saffran vermischt / hernach in Milch zu einem Muß / gekocht / ein
trefflich Cataplasma abgibt / welches man (Verstopffung des Leibs.) dick auff ein Tuch streichen / und also warm
über die Geschwulst legen kan. Diese Wurtzel wird auch nutzlich under die
erweichenden Elystier gekocht / die Oeffnung deß Leibs damit zu beförderen.
(Lilien-öl zu machen.) Das weisse Lilien-öhl wird
also zubereitet. Nim gut frisch Baum-öhl ein halb Pfund / weisse Lilien-blätter
vier loth / thue es zusammen in ein gläsern Geschirr / vermach es wol / und
stell es an die Sonnen / so man dieses Oehl kräfftiger haben will / muß (Geschwär / Geschwulst Schwere Geburt / Nachwehe /
Fliessender Erind des Haupts /) man nach zwantzig tagen frische
Lilien-blätter darein thun / und die alten hinweg werffen. Solches Oehl
warmlicht gebraucht / macht die Geschwär dald zeitig / miltert die Geschwulst /
befürderet die Geburt / ist gut zu den Nachwehen der Kindbetterrin̅en / und heilet den fliessenden Grind des Haupts. Die Lilien-blätter so in dem
Oehl zu boden gefal [373] len(Hitzige Geschwär.) / sind trefflich gut zu den
hitzigen Geschwären / vertheilen die Geschwulst mit hinlegung des Schmertzens /
leschen den Brand (Brand vom fewr / Hitz der
Pestilentz-blateren / Harter Stulgang. Grimmen.) vom Fewr und die Hitz
der Pestilentz-blatern: dieses Oehl soll auch fleißig in die Clystier zu
erweichung des harten Stulgangs und linderung des Bauchgrimmens gebraucht
werden. Wenn man es mit Scorpionen-öhl vermischet / und über die Lenden und den
underen Bauch warm schmieret / so (Lendenwehe /
Harnstrenge.) befürderet es den Harn / zertheilet / und linderet alle
Schmertzen solcher theilen.
Die gelben fäserlein und pützlein in den blumë der weissen Gilgen gedorret / zu
pulver (Schwere Geburt / Todte Frucht.)
gestossen / und mit ein wenig pulver von Zimmet und Aloes-holtz vermischt / und
hievon also mit Poley- und Beyfuß-wasser zu trincken gegeben / treibt die
lebendige und todte Frucht / wie auch die Nachgeburt sanfft weg.
CAPUT LI.
I. Rothe Gold-lilgen. I. Hemerocallis.
II. Rothe Gold-lilgen. II. Hemerocallis.
Namen.
ROthe Gold-lilgen oder Feuer-lilien / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hemerocallis, Lilium rubens, Lilium
aureum, Lilium rufum, Lilium croceum, Lilium sylvestre croceo flore. Italiänisch
/ Hemerocalle. Frantzösisch / Lis jaune. Spanisch / Lirio amarillo.
Gestalt und Geschlecht.
1. Die grosse und kleine Gold-lilgen / Lilium purpureo-croceum majus &
minus, C. B. wachsen in grosser Menge in Italien und Böhmen / zur Zeit der Ernd
/ auff den äckeren / under dem Getreid / in den Hecken / auff den Büheln und den
Auen. Sie haben zwibelichte schüppen-wurtzeln wie die Lilgen / allein daß sie
gelb sind. Der Stengel wächßt biß zwey elen hoch / ist sonsten gefleckt / und
von unden an biß oben auß mit blättern bekleidet; die sind schmäler als die
Lilgen und schwartzgrün von farben. Der Gipffel des Stengels zertrennet sich in
underschiedliche Stiel / auß welchen hernach die mit sechs roth-gelben /
hoch-saffranfarbigen blättern besetzte / inwendig gefleckte Blumen wachsen / die
sich mit der Gestalt der weissen Lilgen vergleichen / sind aber gantz feurroth /
und von ferne anzusehen wie ein glüende Kohl ohne Geruch / Frucht und Samen. Es
hat Camerarius bey Georg Volckamer in seinem Garten zu Nürnberg ein Stuck dieser
Gold-lilgen gesehen / deren Stengel bey achtzig Lilgen getragen.
2. Man findet noch ein ander Geschlecht der Gold-lilgen; Lilium Byzantinum
miniatum polyanthos, C. B. flore miniato nutane, sive Hemerocallis Chalcedonica
quibusdam, J. B. Wie die Figur anzeigt / ist sie mit stengeln und blättern dem
ersten durchauß ähnlich / aber in wurtzeln und blumen hat es einen underscheid:
denn die wurtzel / welche gar groß wird / hat rings-herumb viel mehr zähn / sind
auch kleiner und gelblicht / unden mit langen angewachsenen zaseln: Trägt
Zinnober-rothe blumen mit langen spalten / biegen und wicklen sich außwerts
herumb gegen dem stiel / wie ein schöner gewundener knopfel / also wunderbarlich
spielet die natur in den Kräutern. Die [374] Blumen erzeigen sich in dem Brachmonat / oder auch später; denen die
schwartzen / kleinen / flachen samen folgen / in eckichten häußlein
eingeschlossen.
3. Die blut-rothe Lilien mit Zwibel-wurtzen / und breiten blättern; Lilium
cruentum latifolium, J. B. cruentum Plantaginis solio, C. B.
4. Die grosse und kleine Zwibel-Lilien / welche auch zwischen den blätteren des
stengels einige schüppen oder Zwibelein außstossen / von denen hernach frische
Lilien können gezielet werden; Lilium bulbiferum latifolium majus, C. B. Item,
Lilium bulbiferum minus, ejusd.
5. Endlich beschreibt der Berühmte Breynius, in Ephemerid. Germ. Dec. 1. Ann. 4.
& 5. eine Zwibel-Lilien / deren wurtzel mit dicken / purpur-röthlichten
schüppen bekleidet / und eines anfänglich klebichten / und wässerigen /
nachgehends aber sehr scharff-beissenden geschmacks ist: Ihre blätter sind den
anderen Lilien-blättern gantz gleich / jedoch viel schmäler; der runde /
hell-grüne / zwey elen hohe stengel / ist von mitten biß oben auff mit sehr viel
schönen / grün-weissen blümlein geschmücket; Bulbus liliaceus vomitorius Capitis
bonae Spei, Breyn.
CAPUT LII.
Goldwurtz. Martagum.
Namen.
???Boldwurtz / Heydnische Blum / oder Türckischer Bund / heißt Lateinisch /
Martagum, Lilium floribus reflexis, Lilium sylvestre, Lilium montanum, Lilium
purpureum. Italiänisch / Martagon, Giglio salvatico, Giglio rosso. Frantzösisch
/ Lis jaune. Spanisch / Lirio amarillo, Lirio salvage. Niderländisch / Lelie van
Caluarien.
Gestalt und Geschleche.
Die gemeine Goldwurtz; Lilium floribus reflexis montanum, C. B. hat eine Zwibel
wie die weisse Lilgen / außgenommen / daß sie gelb ist / und kleinere Zehen hat.
Im Frühling dringt der runde / glatte stengel herfur / wie an der Lilien. Die
Blätter vergleichen sich denen am Seiffen-kraut / stehen an dem stengel
rings-herumb / wie die Sternen / ein jeder Stern ist gläichs-weik von dem
andern. Am obertheil des stengels erscheinen schöne leibfarbe blümlein /
zuweilen fast gar weiß / in der gestalt wie Lilgen / aber viel kleiner / und mit
braunen tüpflein an vielen orten besprengt. Die blättlein sind umher gebogen /
gemeiniglich sechs an jeder Lilgen / deßgleichen an jeder sechs braune zäpflein
/ eines lieblichen geruchs. Wächßt allhier auff dem Berg / bey dem Dortz
Muttentz und Crentzach: Man findet sie in den Oesterreichischen / Ungarischen
und Steyrmärckischen Wäldern / wie auch auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen /
und dem Schwartzwald.
2. Das Andere Geschlecht ist die Käyserliche wolriechende Goldwurtz; Lilium
pyramidale moschatum, C. B. Lilium sylvestre, sive Hemerocallis moschata
polyanthes, Martagon Imperiale nuperorum, Lob.
3. Die wilde haarige Berg-Goldwurß; Lilium floribus reflexis alterum lanugine
hirsutum, C. B. Lilium montanum s. sylvestre minus, Park. Under dieß Geschleicht
zehlet Rajus annoch die Goldwurtz mit weissen ohngesprengten Blumen; Lilium
floribus reflexis albis non punctatis, C. B. Item / die Goldwurtz mit
gescheckten Blumen; Lilium floribus reflexis variis, C. B. Und endlich die
Goldwurtz mit weissen gesprengten Blumen; Lilium floribus reflexis albis
punctatis, C. B. i. e. Martagon flore albo maculato, Park.
4. Die Orientalische Goldwurtz / mit minien-rothen vielen Blumen; Lilium
Byzantinum miniatum, C. B. Item / Lilium Byzantinum miniatum polyanthos, ejusd.
Martagon Constantinopolitanum, Park.
5. Die rothe schmal-blättige frühe Goldwurtz; Lilium praecox nutante flore rubro,
J. B. rubrum angustifolium, C. B.
6. Die kleine Goldwurtz mit Graß-blättern; Lilium praecox nutante flore rubro
tenuifolium, J. B.
7. Die wolriechende schmal-blätkige Goldwurtz mit Minien-blumen; Lilium miniatum
odorum angustifolium, C. B.
8. Die schmal-blättige Goldwurtz mit gelben Blumen; Lilium flavum angustifolicum,
C. B.
Bey der Pflantzung dieser Goldwurtzen / oder Türckischen Bunden / ist in acht zu
nehmen / daß die außhebung der Zwibeln-wurtzen nicht alle jahr geschehen darff:
wenn sie aber außgehoben / find sie nicht gar lang über der erden zu lassen /
sondern bald wider einzulegen: wil man sie jedennoch etwas ausser dem grund
halten / so müssen sie in einen winckel geleget / und mit erde beworffen werden:
auff solche weiß dauren sie / biß man neben andern sachen sie wider
underbringet. Die auß samen gezielet werden / blühen erst nach dem sechsten jahr
/ und kom [375] men von der farbe
ihrer Mutter weit ab. Die Ameisen lieben diese wurtzel sehr / und zerfressen sie
gantz / wo sie nur immer mögen zukommen.
Ligenschafft.
Die Goldwurtz hat geliche Natur / wie die wurtzel der weissen Lilien: Führet auch
mit vielem wässerigen safft / ein subtiles / flüchtiges / alkalisches saltz /
und hat davon die eigenschafft zu eröffnen / zu erweichen / und zu erdünneren /
durch die Harn- und Mutter-gäng zu treiben.
Gebrauch.
Die Alchymisten machen grosses geschrey von viesem Kraut / denn sie vermeinen /
es habe die krafft / die Metall zu veränderen.
(Grindichte Pferd.) So ein Pferd grindich ist:
Nim gestossene Goldwurtzel / Lorbeeren / Wachholderbeer / Imber / Salpeter jedes
ein halb loth / weissen praecipitat ein halb quintlein / mische alles zusammen /
menge alt Schmer darunder / und schmiere den Grind damit.
(Sand und Schleim der Nierë / Verlohrene Reinigung der
Weiberen / Schwindel Fallende Sucht.) Die Goldwurtz in weissem Wein
gesotten / und von dem Wein offt getruncken / treibet den Sand und Schleim durch
den Harn / bringet wider die monatliche Reinigung der Weibern / vertreibet
endlich auch den Schwindel / und die fallende Sucht / wenn etwan annoch der
Mistel vom Lindenbaum damit gesotten wird.
CAPUT LIII.
I. Stendelwurtz. I. Orchis.
II. Stendelwurtz. II. Orchis.
Namen.
STendelwurtz / oder Knaben-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Orchis, Cynosorchis, Testiculus,
Satyrion officinale. Italiänisch / Testicolo di cane. Frantzösisch / Couillon du
Chien. Spanisch / Cojon de petro. Englisch / Kagwort. Dänisch / Gogsurt /
Gogsbid / Giliurt. Niderländisch / Standelurt / Hontsculiefens.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht der Stendelwurtz ist zweyerley / nemlich das Männlein und
Weiblein. Das Männlein; Orchis morio mas foliis maculatis, C. B. Park. Orchis
major tota purpurea maculoso folio, J. B. hat bey der wurtzel sechs / siben /
auch mehr gestreiffte / lange / breitlichte / fette / und glatte / bißweilen
oder auff mit roth-schwartzen flecken begabte blätter. Sein runder stengel
wächßt drey qwer-hand hoch / und trägt ober am gipffel / in dem Aprillen und Mäy
/ viel purpur-braune wenig gesprengte blumen / wie ein außgespitzt Aere; bey dem
stiel eines jeden blümleins / hat es auch ein kleines außgespitztes
purpur-farbes blättlein. Es gewinnet zwey runde und länglichte wurtzeln / in der
gestalt zweyer Oliven / deren eine höher hängt / härter und voller ist; die
andere wird nidriger / weich und runtzlicht. Das Weiblein; Orchis morio foemina,
C. B. Park. Orchis minor purpurea & aliorum colorum cum alis virentibus,
J. B. vergleicht sich dem Männlein mit der wurtzel / stengel / blättern und
blumen / ist jedoch kleiner / hat wolriechende blümlein / welche purpur-roth /
leibfarb / oder auch wohl weiß / mit purpur-braunen flecklein ein wenig
besprengt. Man findet sie an stein- und sandichten orten / sonderlich aber in
den mageren Berg-matten / und Weide.
Das ander Geschlecht der Stendelwurtz ist auch zweyerley / das Männlein und
|| [376]
III. Stendelwurtz. III. Orchis.
???Stendelwurtz mit weissen Blumen. Orchis Leucanthemus.
???Ein andere Art von weissen Blumen. Peculiarisflos candidus.
IV. Stendelwurtz oder grosse Kreutzblum. IV. Orchis major.
Stendelwurtz oder kleine Kreutzblum. Orchis minor.
Weiblein. Das Männlein hat blättlein wie die Lilien / sind jedoch kleiner / es
trägt oben braun-weisse wolriechende Blumen. Das Weiblein bringt ihre Blumen von
mancherley farben herfür / an der gestalt wie die Lilien / sind aber kleiner.
Sie wachsen auff den Berg-matten / Büheln und grasichten Weiden.
Das dritte Geschlecht der Stendelwurtz vergleicht sich den Lilien mit seinen
blättern / die sind jedoch schmäler / und mit vielen braun-rothen flecken
besprengt. Es gewinnet
|| [377]
CASPARI BAUHINI
Grosse Wiesen-Stendelwurtz mit schmalen Blättern.
Orchis Palmata pratensis angustifolia major.
CASPARI BAUHINI
Gröste Berg-Stendelwurtz. Orchis palmata montana maxima.
CASPARI BAUHINI
Kleine Wiesen-Stendelwurtz mit schmalen Blättern / und einer wolriechenden
Blumen.
Orchis Palmata pratensis angustifolia minor, flore odoratissimo.
ein runden / glatten und fetten stengel / auff dessen gipffel braun-weisse
wolriechende blumen erscheinen. Eb wächßt auff den Matten und Bergen.
Neben diesem findet man noch eines fast gleicher gestalt / welches doppelte / dem
Wegerich ähnliche / und oben gestriemte blätter bringt. Der kahle und glatte
stengel wächßt drey qwer hand-hoch / und trägt weisse geährte / und sehr
wolriechende Blumen. Die wurtzel bestehet auß zwed säcklein in Oliven grösse /
welche länglicht und etwas haaricht sind. Sie wächßt sie in den Wäldern /
Thälern und wilden orten auff grasichtem grund. Allhier findet man sie auff den
Matten bey dem Dorff Muttentz.
Das vierte Geschlecht der Stendel- oder Kreutz-wurtz ist auch zweyerley. Die
grosse hat breitere blätter als der Knoblauch / so mit schwartzen düpflein
bezeichnet sind. Sie überkombt ein runden glatten Stengel / welcher braun-weisse
geährte Blumen trägt / eines lieblichen Geruchs. Die Wurtzeln sind zertheilt und
auff beyden seiten zerspalten / anzusehen wie zwey Menschen-hände neben
einander. Sie wächßt auff den bergen / fürnemlich aber auff den Matten und
grasichten orten. Die kleinere Art gewinnet blätter wie der Saffran. Der Stengel
ist glatt / bintzicht und drey qwer-hand hoch / auff welchem purpurbraune Blumen
wie am Tausendschön erscheinen / allein wird die Farb dunckeler: diese Blumen /
so sie frisch sind / geben ein lieblichen Geruch von sich. Sie wächßt auff den
hohen Bergen / Matten / wird viel im Schweitzerland insonderheit auff dem
Bernischen Stockhorn und [378] Nessenberg
gefunden. Man nimmet allda allda (Rothe Ruhr.
Durchlauf.) die Blumen gedörrt wider die rothe Ruhr und andere
Durchläuff des leibs in Wein ein. Die Kühe sind gern auff den Wiesen / da solche
Blumen wachsen / derowegen man sie Kühbrändlein nennet.
Das fünffte Geschlecht der Stendelwurtz hat zwey kugelichte Wurtzeln / die einte
wird grösser und frischer / die andere aber ist luck / an deren oberem theil
etliche Zaselen hangen. Auß diesen wurtzeln entspringt ein runder / holer und
elen-hoher Stengel / der mit wenig schmalen gestriemten und sechs Zoll langen
blätteren umringet wird. Auff dem Gipffel des Stengels sitzet ein Aehre / so von
rothen blümlein zusammen gedrungen ist / deren Lefftze in vier kleine bärtlein
underscheiden wird / auch hinden ein gar dünnes spörlein oder schwäntzlein hat.
Sie blühet im Mäyen und wächßt allhier auff dem Muttentzer-berg; C. Bauhinus hat
sie auch umb Padua in Italien angetroffen.
Das sechßte Geschlecht der Stendelwurtz hat kleinere Wurtzeln als die vorige /
und einen kürtzeren Stengel / sie bringt aber breitere blätter / so zween zoll
lang sind / und den oberen theil des stengels wie ein teuchelein umringen: trägt
auch ein kürtzeres Aehre als die vorigen / so auß kleinen Blumen bestehet /
welche mit weisser und rother Farb schön gescheckt sind. Wächßt auff den Wiesen;
allhier findet man sie auff den Matten bey Michelfelden und jenseit Rheins / wie
auch auff den Berg-matten des zerfallenen Schlosses Reichenstein so in der
Fürstlichen Baßlerischen Herrschafft Birseck liget.
Das siebende Geschlecht der Stendelwurtz wächßt spannen-hoch / auß dessen
doppelter kugelicht- und ablanger Wurtzel auff beyden seiten vier sehr schmale
Blätter her fürkommen / welche den blossen drey-zölligen Stengel / der zwischen
ihnen entspringet / übersteigen. Die geährte Blumen erscheinen zoll-hoch / und
sind wie ein Helm gestaltet / denen beiderseits ein sehr kurtzes blättlein
underworffen ist. Sie wächßt überflüßig auff dem Schweitzerischen Gotthardsberg
/ und blühet im Heumonat.
Das achte Geschlecht die grosse Wiesen-Stendelwurtzel / hat zwey kleine wurtzeln
/ beyden Händen mit ihren fingeren ähnlich / daran wenig zaselen hangen. Die
Blätter sind den Lilien gleich / schmal / glatt und spannen-lang / durch welche
als ein Deuchel der hole elen-hohe Stengel herfürkomt / auff dessen Gipffel ein
schmal Aehre sitzt / so schier spannen-lang wird / und auß heitern purpurbraunen
mit einem Spörlein oder Schwäntzlein begabten Blumen bestehet / welche mit
ablangen / außgespitzten blättlein underlegt sind. Auff diese Blumen folget ein
ablanges köpfflein / so den Samen wie die andere in sich haltet. Sie wächßt
allhier auff den nassen Wiesen bey Michelfelden / mitten im Sommer.
Das neunte Geschlecht / die kleine Wiesen-Stendelwurtz / hat ein zweyfache /
ablange / schmale / und einer offenen oder flachen hand ähnliche wurtzel / die
ist in drey oder vier dicke zaseln underscheiden. Von derselben kommen herfür
fünff oder sechs ablange blätter / zwischen welchen ein spannen-hoher stengel
entspringet / so mit wenig blättern begabet wird / und gleichsam in ein zwey
zoll langes ähre außgehet / auff deme helle / purpur-braune / und sehr
wolriechende blumen sitzen / die also mit einem halm bedeckt / mit einer
herabhangenden leffzen in vier bärtlein zertheilt / und mit einem spörlein oder
schwäntzlein / so an dem rucken herfürgehet / gezieret sind. Sie wächßt auch bey
Michelfelden auff den feuchten Matten / und blühet im Herbst. Man findet sie
ferners auff den Oesterreichischen Bergen / umd Wien / wie auch zu Montpelier in
Franckreich.
Das zehende Geschlecht / die gröste Berg-Stendelwurtz / hat ein doppelte wurtzel
/ wie zwey gegen einander gesetzte / und in viel finger zertheilte hände / deren
die einte weiß / fest und frischer ist / ob welcher wenig zaseln gesehen werden.
Der Stengel ist zwey elen hoch / gestriemt und lähr / welchen erstlich schuh-
und bald spannen-lange blätter umfassen / so anderthalb zoll breit / und mit
adern underscheiden sind. Auff dem gipffel des stengels erscheint ein
spannen-hoch ähre / mit heiter purpur-braunen kleinen blumen / so mit einem
hälmlein bedeckt sind / auch ein nidsich hangende leffzen haben / so in gar
schmale bärtlein getheilet wird. Die Blumen sind hindenzu ablang / und mit einem
härigen spitzlein oder schwäntzlein begabet; bey ihrem ursprung nimmet man wahr
/ daß ein jegliches blättlein gleichsam in ein fädemlein außgehet. Den Blumen
folget ein ablang gestriemt köpflein nach / welches seinen kleinen samen den
Segspänen ähnlich / in sich haltet. Sie wächßt allhier auff den nächsten Bergen
/ insonderheit findet man sie auff dem Muttentzer-berg / und blühet im Mäyen.
Das eilffte Geschlecht der Böhmischen Stendelwurtz / hat ein kleine doppelte /
und einer flachen hand gleiche wurtzel / auß welcher der stengel herfürkomt / so
höher als ein spannen wächßt / und mit wenig äderichten drey zoll langen / und
ein zoll breiten blättern bekleidet wird. Sie trägt ein drey zoll hohes ähre /
deren blümlein auß wenig grünen blättern bestehen / welche gleichsam mit einem
helm bedeckt / und eine nidsich hangende leffzen haben / so in zwey bärtlein
getheilet wird. Ein jegliche blum wird mit einem ablangen / schmalen blättlein
underlegt. Sie wächßt häuffig auff den Böhmischen Bergen / so an Schlesien
grentzen / und blühet im Brachmonat.
Das zwelffte Geschlecht der Stendelwurtz / hat fünff oder sechs glatte / ablange
und breite blätter / deren etliche den stengel umbgeben / welcher drey qwer-hand
hoch ist / sie überkomt ein dickes und kurtzes ähre / an welchem viel
weiß-braune blümlein mit purpurfarben pünctlein besprengt / erscheinen / die
sich einem offenen Helm oder Mönchs-kappen vergleichen / auß welchen ein
zäpflein hanget / in der gestalt / wie man den Saturnum mahlet / daß er ein Kind
in dem Mund halte / dessen glieder herausser hangen. Die säcklein an der wurtzel
sind zwey Muscatnussen ähnlich / und mit etlichen dicken faseln behängt. Wächßt
allhier [379] auff den Michelfeldischen
Matten: wird gemeiniglich mit breiten / selten aber mit schmalen blättern
gefunden.
Das drey zehende Geschlecht der Stendelwurtz / hat zwey kugel-runde wurtzeln wie
Hunds-hödlein / deren die einte grösser und frischer / die andere aber lucker
ist / an welchen obenher etliche zaseln hangen. Der stengel ist hohl / nicht gar
einer elen hoch / und mit etlichen bleich-grünen gestriemten glatten / sechs
zoll langen / und unden ein halben zoll breiten blättern umbfasset. Sie trägt
ein ablanges ähre von weissen blumen / so an länglichten stielen hangen / und
einer offenen Mönchs-kappen sich vergleichen. Casparus Bauhinus hat sie auff den
Paduanischen Wiesen in Italien gefunden. Allhier wächßt sie auff den Matten bey
dem Muttentzer-berg.
Das vierzehende Geschlecht der Stendelwurtz / hat kurtze / breite / und mit
aderen durchzogene blätter / seine säcklein vergleichen sich den vorigen. Der
stengel trägt Blumen von underschiedlichen farben / welche an ihrem stengel
etwas lang herab hangen / und auff ein seiten gebogen sind. Sie wächßt auff dem
Muttentzen-berg / allda noch ein kleincre art angetroffen wird.
Das fünffzehende Geschlecht der Stendelwurtz / hat zwey grosse breite blätter /
die stehen weit von einander / trägt zarte weisse blumen. Seine wurtzeln sind
etwas ablang / allein ist die eine mit ihrem schwäntzlein etwas dicker / die
andere aber dick und länglicht ohne schwäntzlein. Sie wächßt auff dem
Crentzacher-berg / bey Basel.
Das sechszehende Geschlecht der Stendelwurtz / trägt gelbe blumen / und überkomt
drey runde weisse wurtzeln wie säcklein gestaltet. Wächßt auff dem Baßlerischen
Berg Wasserfall. Mit glatten blättern wird sie auff dem hügel bey dem Schloß
Birseck / Baßler Bisthums / gefunden.
Das sibenzehende Geschlecht der Stendelwurtz / ist auch ein kleine art / hat
dicke schwartzlichte blätter / und trägt weisse blümlein. Die wurtzel kreucht
umbsich / und ist mit gläichen underscheiden; an dem ort wo die blätter
entspringen / erzeigt sich ein geringer anfang / als wenn allda die natur sich
underwindete einige hödlein oder säcklein herfürzustossen. Sie wächßt auff dem
Berg Wasserfall / Baßler Gebiets.
Das achtzehende Geschlecht der Stendelwurtz / überkomt vier oder mehr blätter
ohne flecken. Der stengel wird spannen-hoch / und von etlichen blättlein
umbringt. Der gipffel des stengels ist gezieret mit vielen geährten blumen /
welche auß zweyen blättlein / wie ein kleiner helm gestaltet / bestehen / so mit
dreyen blättlein umbgeben wird. Die Blumen änderen sich an der farb / denn sie
werden purpur-braun / leibfarb und gantz weiß / ohne und mit flecken besprengt.
Der samen sigt in engen hülßlein. Die wurtzel ist doppelt / und mit weissen
dicklichten zaseln bedeckt / die einte wird frisch und safftig / die andere aber
welck. Sie wächßt hin und wider auff den Matten bey Wien in Oesterreich. Carolus
Clusius hat sie auff den Wiesen bey Londen in Engelland angetroffen.
Das neunzehende Geschlecht der Stendelwurtz / ist das schmale Knabenkraut Män̅lein; überkomt blätter wie die Zeitlosen / sind jedoch schmäler
und härter / auch mi???schwartzen und braunen flecken besprengt. Die blumen
erscheinen purpur-braun. Seine zwey wurtzeln werden gestaltet wie die Oliven /
und mit etlichen zaseln behängt / die einte ist voll / die andere lähr. Das
Weiblein vergleicht sich mit dem Männlein / doch sind ihre blätter nicht
besprengt / und werden die wurtzeln viel kleiner. Beyde findet man allhier bey
Basel auff den Muttentzer Matten.
Das zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / Bocks-hödlein genannt / überkomt
breite / glatte und kurtze blätter / so sich den Lilien-blättern vergleichen.
Der Stengel wächßt elen-hoch / ist oben auff wie ein dickes ähre anzusehen /
daran Blumen erscheinen / welche am geruch stinckend sind / wie ein Bock / an
der gestalt wie ein offener Helm / an welchem lange / und etwas gekrümte
schwäntzlein hangen / gestaltet wie ein halbe Eydöx / mit dem halben Leib und
dem Schwantz. Die Blumen werden an etlichen orten mit purpur-braunen flecken
besprengt / welchen länglichte und gestriemte schöttlein nachfolgen / darinnen
ein kleiner samen verschlossen ist. Man findets auch mit langen und schmalen
blättern: Beyde wachsen allhier bey Basel auff den Bergmatten bey Muttentz.
Das ein und zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / Fuchs-hödlein genannt / hat
zwey oder drey glatte und breitlichte Blätter / der stengel ist fast einer
spannen hoch / auff dessen gipffel weisse blumen herfürkommen mit drey blättlein
/ deren eines oben außstehet / die andere zwey aber auff der seiten wie zween
flügel angesehen werden / in der mitte erzeiget sich ein schwäntzlein / so einem
Sommer-vögelein fast ähnlich ist. Die beyde wurtzeln oder säcklein sind wie zwey
runde Nüßlein gestaltet / außwendig leibfarb / inwendig weiß / am geschmack süß
/ auch sehr angenehm / und haben wenig zaseln. Sie wächßt im fetten grasichten
erdreich.
Das zwey und zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / Ragwurtz genannt /
vergleicht sich dem Lauch mit ihren blättern / welche aber breiter und fetter /
auch unden gegen der wurtzel zusammen gewickelt und gebogen sind. Jhre Blumen
enderen sich / und werden vielfärbig / als purpur-braun / weiß / gelb und
grünlicht / sind auch bißweilen durch einander vermengt. Das underste theil an
der Blumen ist einer Hornauß oder Brämen ähnlich / das oberste aber sihet einem
Vögelein mit seinem Haupt und auffgethanen Flügeln gleich. Die stengel werden
ohngefehr anderthalb spannen lang. Die wurtzeln sind gestaltet wie die Nüß /
allezeit drey bey einander / und ist eine grösser als die andere. Mit weissen
und purpurfarben blumen wächßt sie auff den Bergmatten. Mit einer rostigen farb
findet man sie auff dem Muttentzer-berg bey Basel.
Das drey und zwantzigste Geschlecht der Stendelwurtz / ist mit ihren säcklein und
fa [380] seln den übrigen
ähnlich. Seine Blätter sind gantz adericht / und etwas kleiner als am breiten
Wegerich. Die Blumen erscheinen schwartz-braun / anzusehen wie ein fliegende
Muck. Sie ist zweyerley / groß und klein. Beyde wachsen bey uns auff dem
Muttentzer-berg.
Das vier und zwantzigste Geschlecht / die Bisam-Stendelwurtz / bekomt
gemeiniglich drey schmale grüne blätter / so sich mit den übrigen
Stendelwurtz-blättern vergleichen. Der stengel wächßt spannen-hoch. Das
Blumen-ähre erscheint bleich-grün / hat drey spitzlein / und gibt ein
Bisam-geruch von sich. Sie hat ein runde Erbs-grosse Wurtzel / ob welcher lange
schößlein sich außstrecken / so offtmahls frische Kräuter herfürbringen. Man
findet sie häuffig auff dem Bühel bey Closter-Newburg in Oestereich / und blühet
im Brachmonat. Wächßt auch in Seeland / und Dännemarck.
Das fünff und zwantzigste Geschlecht / die Nider-Oestereichische Stendelwurtz /
überkomt drey oder vier bleich-grüne Blätter / eines unlieblichen geruchs / und
ohne flecken. Den spannen-hohen stengel umbfassen etliche blätter / auff dessen
gipffel erscheinen weisse oder bleiche geährte Blumen ohne düpflein / die sind
vornenher einer Narrenkappen ähnlich / hindenzu aber erzeigt sich ein Hörnlein /
wie an den Rittersporen oder Leinkraut / es ist jedoch breiter und stumpffer.
Die Blumen vergleichen sich mit ihrem geruch dem holderblust / bey ihrem
ursprung wachsen auch bleiche blättlein. Die Wurtzel ist doppelt wie zwo Hände
mit drey oder mehr fingern. Man findet noch ein andere art / die mit der vorigen
in allem übereinkommet / außgenommen / daß die blumen und blättlein purpur-braun
werden. Beyde wachsen in den Nider-Oestereichischen Wäldern. Sie blühen nach
beschaffenheit des Frühlings im Aprillen oder Mäyen.
Eigenschafft.
Die Stendelwurtz ist warmer und feuchter Natur / führet einen mild-klebrigen /
wässerigen / geistreichen safft in sich / dadurch sie die eigenschafft hat die
Lebens-geister auffzuwecken / das Hertz zu stärcken / den Samen zu vermehren /
und die ehelichen Werck zu befürdern. Zu welchem end die safftige im Vollmond
des Frühlings außgegrabene wurtzel die beste ist; die runtzlichte oder halb
truckne wurtzel aber hat mehr irrdische / als flüchtig-geistreiche theil / und
wird deßwegen zu vertreibung der unreinen Gelüst / und stillung des Samenflusses
gebraucht.
Gebrauch.
(Erkaltete Männer zu den ehelichen Wercken.) Die
Alten haben diese Wurtzeln wie andere Küchen-wurtzeln gekocht / und zu der Speiß
bereitet. Aber bey unserer zeit / werden solche Wurtzeln gebraucht / die
erkalteten Männer zu den ehelichen Wercken auffzumuntern / daher man sie mit
Zucker eingemacht in den Apothecken findet / man kan darvon nach belieben /
insonderheit aber zu nacht vor dem Schlaff nehmen.
Es wird auß der Stendelwurtz und andern stucken ein sonderliche Latwerg in den
Apothecken zubereitet / welche Diasatyrion (Schwindsucht. Schwache Nieren un̅ Blasen / Verstandener Harn.
Erkaltete Männer zu den ehelichen Wercken.) genennet worden. Man kann
davon nach belieben / einer Muscatnuß groß nehmen. Ist dienlich den
Schwindsüchtigen und magern Menschen / mehret den Samen / erweckt die Begird zu
den ehelichen Wercken / stärcket die schwachen Nieren und Blasen / und treibet
den verstandenen Harn: soll insonderheit von den erkalteten Männern / welche zu
dem Beyschlaff untüchtig / gebraucht werden.
(Schwachheit der Män̅ern / und Erkaltung
der Weibern in ehelichë Wercken. Schwache Gedächtnuß.) Die Essentz von
der Stendelwurtz mit Brantenwein außgezogen / und mit der Essentz von Ambra
vermische / hernach tropffen-weiß morgens und nachts in Milch eingenommen /
stärcket die schwachen Männer / und macht die Weibs-bilder geil; mit
Betonien-wasser aber eingenommen / stärcket das Gehirn / die Gedächtnuß / und
die Nerven.
CAPUT LIV.
Sommer-wurtz. Orobanche.
Namen.
SOmmer-wurtz / Ervenwürger oder Ohnblatt heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Orobanche, Cauda leonis,
Herba tauri, & Herba vaccae. Dieweil die Kühe so dieses Kraut versuchen
/ alsobald der Ochsen begehren / wie solches die Hirten wahrgenommen. Englisch /
Broom-Rape.
Gestalt und Geschlecht.
Das erste Geschlecht der Sommer-wurtz / Orobanche major garyophyllum olens, C. B.
Orobanche flore majore. J. B. Item flore minore, ejusdem. Vberkomt einen
schuh-ho [381] hen geraden
Stengel / so offt höher wird / er ist bald bleich / bald röthlicht / fett /
rauch / zart / ohne blätter / oder vielmehr mit gantz kleinen / bald welckenden
/ wenigen blättlein. Trägt weisse auff gelb geneigte nicht unlieblich riechende
Blumen. Die Wurtzel ist dünn mit schwartzer Rinde umgeben / der dürre Stengel
wird inwendig hol / dieses Gewächs kommet zwischen etlichen Hülsen-früchten /
insonderheit der Erven herfür / und pflegt dieselbige gleichsam zu erwürgen.
Dahero man es Orobanche, Ervenwürger nennet. Zu den zeiten Dioscoridis wurde es
wie andere Koch-kräuter genossen / und wie Spargen gesotten.
2. Das andere Geschlecht ist die Sommer-wurtz mit finger-dickem / elenbogenhohem
purpur-braunem Stengel / welchen die kurtzen / kleinen blättlein umgeben. Jhre
blümlein sind purpurfarb; und die Wurtzel nicht bollicht / aber eines sehr
unlieblich bitteren geschmacks. Wächßt bey Montpelier in dem Wald Gramont,
blühet im Aprillen und Mäy / Orobanche major Monspeliaca floribus oblongis, C.
B.
3. Die Sommer-wurtz mit grossen blaulichten blümlein: Orobanche majore flore, C.
Bauh.
4. Die Sommer-wurtz mit grosser blaupurpur-braunen Blumen / dicker / langer /
fäselichter Wurtzel / kurtzem Stengel / und wenigen / dicken / spitzigen
blätteren; Wächßt in den Pyrenäischen Gebürgen. Orobanche flore majore &
coeruleo purpurascente. Caspar. Bauhin.
5. Die Sommer-wurtz mit ästichtem Stengel; bringt auch offt viel dünnere /
rauchere / harte / roth-schwartze / haarichte Stengel / als die gemeine
Sommer-wurtz. Jhre blüthe ist ähricht / klein / ablang / purpurfarb: die Wurtzel
ist knollicht / mit zaseln / in der grösse der Haselnussen. Orobanche ramosa,
Park. C. B. Ger. minor purpureis floribus sive ramosa. J. B. Wird in Teutschland
/ Italien / und Franckreich gefunden.
6. Die Sommer-wurtz mit kleiner schön Corallen-rother wurtzel; Orobanche parva
radice coralloide ruberrima, Mentzel.
7. Die runde / gelbe / spannen-hoch wachsende / und sich in die wurtzeln der
Fiechtenauch anderer Bäumen einnistende Som̅erwurtz; Orobanche
Hypopitys lutea, Mentzel.
8. Die nidrige / schwärtzlichte / und gleichsam schüppichte Sommer-wurtz / mit
wenig weißlichten / harten Blümlein; wächßt under den Tann- und Fiechten-bäumen
in Wäldern; Orobanche, quae Hypopitys dici potest, C. B. Prodr. Hypopitys, Park.
9. Die Sommer-wurtz mit dickem / fettem / safftigem stengel; Orobanche, quae
Hypocistis dicitur: Hypocistis, J. B. Ger. Park. C. B.
Die allhier abgemahlte Sommer-wurtz / ist nicht allenthalben gemein / wird doch
an vielen orten / und allhier bey Michelfelden / zwischen dem Hanff gefunden /
man nennet sie / Ramosam Orobanchem, dieweil sie viel stengel trägt. In
Thüringen heißt man sie Hanffmann / denn sie gar gern under dem Hanff wächßt.
Eigenschafft.
Die Sommer-wurtz ist kalt und trucken im andern grad: Hat viel irrdische / wenig
schwefelichte / und flebicht-safftige saltz-theil: daher auch die Eigenschafft
zu tröcknen / zu stopffen / und anzuhalten:
Gebrauch.
Es hat dieses Gewächs keinen sonderlichen nutzen in der Artzney. Carolus Clusius,
Lib. 2. Histor. Plantar. rarior. Cap. 62. berichtet / dass man in Holland die an
der Pfrimmen wachsende Sommer-wurtz dörre / und zu pulver stosse / hernach
darvon als ein bewährte Artzney in warmem Wein wider das Grimmen eingebe.
Beneben dienet auch (Grimmen Durchbruch
Blutfluß.) solches pulver / auff ein halb quintlein schwer genommen / zu
stillung aller Durchbrüchen / Blutens / und dergleichen.
CAPUT LV.
Vogel-Nest. Orchis abortiva.
Namen.
VOgel-Nest / oder Margendrel / heißt Lateinisch / Orchis abortiva, Orobanche
Affinis Nidus avis, J. B. Englisch / Milhapen / Orchis / or Birds-nest.
Niderländisch / Voghels-nest. Frantzösisch / Nid d’Oyseau.
Geschlecht und Gestalt.
Man findet drey Geschlecht dieses Vogelnests. Das Erste ist; Orchis abortiva
fusca, C. B. hat ein in einander geflochtene Wurtzel / mit vielen dicken /
safftigen / zerbrüchlichen zaseln / welche gleichsam die gestalt eines
Vogel-nests vorstellen. Der Geschmack [382] solcher wurtzel / und des gantzen krauts ist sehr widerlich bitter. Es hat
sonsten einen / bißweilen auch zwey / oder drey schuh hohe / weisse / mit
kleinen / hohlen durchsichtigen / gestreifften / keines wegs spitzigen blätern
besetzte stengel / deren gipffel mit blassen Blümlein / wie die Stendel-wurtz /
desetzet. Wächßt in schattichten Wäldern.
2. Das ander Geschlecht / Orobanche Verbasculi odore, D. Plor. hat eine
schüppichte wurtzel / mit vielen faseln / wie das vorige Geschlecht; trägt einen
zarten / zerbrüchlichen / runden / acht qwer-finger langen / mit kleinen /
kurtzen / dünnen / schüppichten Blättlein besetzten stengel; an dessen gipffel
acht biß zehen kleine / auß vier außwendigen / und so viel inwendigen blättlein
bestehende blümlein erscheinen. Umb das Samen-gefäßlein erzeigen sich kleine
dünne / mit purpurfarben gipffelein gezierte zäserlein. Das gantze Gewächs ist
stroh-farb / und wenn es gebrochen wird / so gibt es cinen geruch wie die
Schlüssel-blümlein von sich. Wächßt bey den wurtzeln der Bäumen.
3. Das britte Geschlecht / Orchis abortiva violacea, C. B. Orobanche &
Nido Avis affine Pseudolimodoron Austriacum violaceum, J. B. Trägt einen schuhes
hohen / nahe bey der wurtzel in viel blättlein gleichsam eingewickelten stengel
/ mit vier-blättigen blümlein / daran zwey kleine bärtlein; under den blümlein
sind kleine gestreiffte / lange köpflein / mit kleinem samen angefüllet. Hat
eine von langen / dicken / krummen faseln bestehende wurtzel; das gantze Gewächs
ist purpurbraun / oder violen-farb. Wächßt in den Gebürgen / umb die Badischen
Warm-bäder.
CAPUT LVI.
Schuppen-wurtz. Dentaria aphyllos.
Namen.
SChuppen-wurtz / Anblat / Freysamkraut / Blumen-kraut / St. Georgenwurtz / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Radix
squammata, Dentaria Aphyllos, Aneblatum, Crocodilla, Orobanche radice dentatâ.
Englisch / Tooth-woort / Lung-woort.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der Schuppenwurtz; Orobanche radice dentatâ major, C. B.
Anblattum Cordi, sive Aphyllon, J. B. Hat ein vielfache wurtz / auß vielen
weichen / s???tigen / weissen Schuppen / so die gestalt der Zähnen haben /
zusammengesetzt: Diese treibt einen runden / kleinen / fingers-dicken /
safftigen / zerbrüchlichen / mit dünnem häutlein überz genen stengel über sich /
dessen oberer theil von vielen offenen / an kurtzen stielen hangenden /
purpurbraun-weissen blümlein besetzt. Worauff die Samen-gefäßlein fast in grösse
der Haselnussen erscheinen / welche von dem stiel biß an die helffte in einem
haarigen / zarten / safftigen / und in vier theil zertheilten felchlein sitzen /
und einen runden / kleinen samen in sich haben. Das gantze Kraut ist eines
safft-wässerigen / und etwas herben geschmacks / mit wenig bitterkeit
verimischet. Wächßt in schattichten Wäldern / und bey den Wurtzeln der Bäumen.
2. Die kleine Schuppen-wurtz / Orobanche radice dentatâ minor, C. B. Dentaria
aphyllos altera, Clus. Hat eine weisse / gleichsam auß vielen zähnen bestehende
wurtzel / einen gantz dünnen / kleinen / weissen / bey nahem durchsichtigen
stengel / welcher ohne blätter / aber gleichsam kleine knödlein hat / und zwey
oder drey weiß-purpurfarbe zarte blümlein auff seinem gipffel / in dem Brach-
und Hew-monat trägt.
3. Die Schuppen-wurtz mit fünff oder sechs kleinen / blassen / nichts riechenden
/ der gestalt nach mit der Stendelwurtz-blüthe sich vergleichenden blümlein /
nack???em stengel / und weisser / safftiger / bitter??? wurtzel / welche keine
zaseln / sondern vielmehr abtheilungen hat / daß man sie den weissen
Corallen-zincken billich vergleichen kan. Carolus Clusius hat sie blühend im
Mäyen / in einem frisch außgehawenen Wald / oberhald Entzestorff im Langethal /
angetroffen; Orobanche radice Coralloide, C. B. Dentata aphyllos minor
Tabernaemontani, J. B.
4. Das Freysam-kraut mit gantz tieffen wurtzeln / und purpur-braunen Blümlein und
Blättlein; Orobanche radice dentatâ, altiùs radicatâ, foliis & floribus
purpureis, Mentzel.
5. Die Schuppen-wurtz mit purpur-braunen blümlein / welche auß einem weiten /
gestreifften kelchlein / zimlich groß mit helmlein herfürkommen / und viel
zäpflein in sich haben. Ein jedwedere Schuppen der Wurtzel aber / treibt ein
solch blümlein von sich / mit einem halb zolls-langen stiel. In Italien /
zwischen Lucca und Massa wird dieß Kräutlein auff feuchtem und schattichtem
Erdreich gefunden; Dentaria aphyllos flore purpureo, Raji.
|| [383]
Eigenschafft.
Es scheinet dieß Kraut etwas ungejohrenen alkalischen saltzes / neben vielen
wässerigen / und wenig schwefelichten / under vielen irrdischen theilen /
verborgen zu haben: daher es auch von schlechten Kräfften und Tugenden ist.
Gebrauch.
(Flüß. Gicht der Kinderen.) Auß diesem Kraut und
der Wurtzel / wird ein Wasser destilliert / so da dienet wider die Flüß der
Jungen und Alten / insonderheit aber wider die Gichter der Kindern / davon offt
pur / oder mit anderen Wasseren vermischt / zu trincken gegeben.
CAPUT LVII.
Grosse runde Rüben. Rapum orbiculatum majus.
Lange Rüben. Rapum longum.
Runde Rüben. Rapum rotundum, sive sessile.
Namen.
Rüben heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Rapum, Rapa. Italiänisch / Rapa. Frantzösisch / Navet, Naveau,
Rave. Spanisch / Nabo. Englisch / Rape. Dänisch / Rofve. Niderländisch / Raepe.
Geschlecht und Gestalt.
Die Rüben vergleichen sich mit den blätteren dem Rettich / allein daß sie breiter
und glatter sind / und sich über der erden außbreiten / an der farb
schwartz-grün / ohne sonderlichen geschmack. Der stengel ist zweyer elenbogen
hoch und rund. So sie anfangen zu blühen / sind sie mit den gelben Blumen /
Schotten und Samen allerdings dem Köhl gleich.
Die Rüben sind breyerley / etliche flach und rund / Rapa sativa rotunda: Die
andern gantz rund wie eine kugel / Rapa globosa vel orbiculata sativa: Widerumb
etliche lang / rund / eines Arms dick / und braun-roth / Rapa sativa oblonga.
Alle Geschlecht der Rüben sind an der wurtzel glatt / haben an der seiten keine
zäserlein / allein an dem end ein schwäntzlein / dadurch sie den safft auß dem
erdreich ziehen. Der grösse halben findet man auch einen mercklichen underscheid
/ [384] welcher viel von dem fetten und
mageren Erdreich herrühret.
Die Rüben wachsen gern an kühlen orten / werden also süsser / und der Safft auß
der erden zieht sich mehr in die Wurtzel / als in die Blätter; aber bey warmem
Wetter gewinnen sie bald grosse hohe Stengel und Blätter.
Es schreibt Matthiolus, in commentar. ad libr. 2. Dioscorid. Cap. 104. Folgendes
Wunderwerck der Natur seye nicht zu vergessen / daß auß dem kleinen samen des
Krauts fast im dritten Monat ein Rüben an etlichen orten gewachsen / welche mehr
als ein Centner oder hunhert pfund gewogen. Von dreyssig pfunden habe er
selbsten unzahlbare Rüben auff dem Auciniensischen Boden / in der
Tridentinischen Landschafft / gesehen / welche lang und purpur-roth gewesen.
Plinius und Tragus haben Rüben gesehen / so viertzig pfund schwer waren. Amatus
Lusitanus schreibt von fünfftzig und sechtzig pfund schweren Rüben / welche in
Portugal und Savoyen wachsen.
Wenn man den Rübsamen dick säet / werden die Rüben lang / so man aber ihne dünn
ins Feld wirfft / wachsen sie groß und rund / sonderlich wenn die Rüben-äcker
feucht und in neblichten Thäleren ligen.
Der Straßburgische Acker wird der Rüben halben sehr gelobt / denn sie zeitlich /
bißweilen schon zu end des Mäyens / vollkommen gefunden werden. Sonst pflegt man
an andern orten gemeiniglich den Samen nach St. Johanns-tag zu säen / so
derselbige wegen des Wetters nicht zu dürr ligt / wachsen die Rüben bald auff /
und ist die dritte Ernd der armen Leuthen / welche bessers zu kauffen nicht
vermögen / auch sich mit Rüben und Kraut gern sättigen lassen.
Josephus Acosta, Lib. 4. Histor. Indic. Cap. 18. berichtet / Indien seye so
fruchtbar an Rüben / daß sie auch von sich selbsten auff offentlichen Strassen
herfürkommen / dahero als auff eine gewisse zeit die Indianer an etlichen orten
ihre Aecker mit Früchten ansäen wollten / mußten sie wegen des sehr grossen
auffwachs der Rüben / davon abstche̅.
Historia plantarum Lugdunensis, Lib. 18. Cap. 135. & seqq. stellet uns
drey Geschlecht der West-Indischen Rüben vor.
Das erste Geschlecht / Brasilische Rüben genannt; Rapum Brasilianum, sive
Americanum alterum, C. B. Igname sive Inhame Lusitanorum, Clus. Cara
Brasiliensibus, Inhame de S. Thome. Congensibus Quiquoaqui congo, Marggr. hat
eine wurtzel der grossen Rüben ähnlich / so in der Frantzösischen Landschafft
Limoges und Savoyen wachsen. Sind zwo fäust dick / und ohngefehr anderthalb
schuh lang. Wenn man diese wurtzeln oder Rüben außzieht / scheint eine wie die
andere zu seyn / so sie aber gekocht sind / spüret man den underscheid / denn
ein theil werden vielfarb wie M???r-rüben / andere aber gold-gelb wie Quitten /
und ein theil bleiben weiß. Wenn man diese wurtzel in der aschen bratet / wird
sie so gut und schmackhafftig / als die allerbeste gebratene Birn hier zu Lande.
Die Blätter breiten sich auff die erden auß wie der Stickwurtz / sind gestaltet
wie der Cucumern oder der grossen Spinat blätter / doch ist an der farb der
underscheid / denn diese ist mehr der Stickwurtz gleich. Es trägt keinen samen.
Die wilden Weiber / welche damit umbgehen / und sie pflantzen / zerschneiden sie
wie die rothen Rüben / so man pflegt einzumachen / wenn man nun diese stücklein
in die erden geworffen hat / bringen sie über kurtze zeit so viel grosser Rüben
/ als viel der stücklein gewesen sind. Die erfindung dieser Rüben / schreiben
die Brasilianer ihrem grossen Propheten Chariabe zu / welcher solche einem
Mägdlein verehret / und es zugleich underwiesen / wie man diese Rüben pflantzen
und gebrauchen solle. Dahero ihr gebrauch auff die Nachkömling erwachsen seye /
die sich halb keiner andern Speise als dieser Rüben bedienen / auch so gemein
bey ihnen / als bey uns das Brot ist.
Das andere Geschlecht der West-Inoischen Rüben / Manihot genannt / hat eine
Wurtzel / die ist Arms-dick / und anderthalb oder zween schuh lang / offt
wunderlich gedrehet / und krumb. Auß dieser wächße ein kleine Staude / ohngefehr
vier schuh hoch. Die Blätter vergleichen sich dem Löwenfuß-kraut / deren kommen
sechs oder siben auff den gipflen der Neben-zweiglein herfür / ein jedes ist ein
halben schuh lang / drey finger breit / und in sibenfält oder spält getheilt.
Die Ost-Indische Weiber stossen die gedörrte Wurtzel zu einem Pulver oder Mähl /
schlagen es durch ein sieb / und kochens hernach in wasser / biß es wie
Erdschöllelein zusammen laufft. Dieses gibt dem Leib ein gute nahrung / ist bald
durch gantz West-Indien die gemeinste Speiß / deren sie sich / wie wir bey uns
des gemeinen Brots zum Fleisch und Fischen / bedienen.
Das dritte Geschlecht hat eine Wurtzel / gestaltet wie ein Rüben / mit einer
schwartzen rinde / so unden in zwey theil getheilet ist. Sie gibt einen
Castanien-geschmack von sich / der doch noch lieblicher ist. Wird gesotten / und
in der aschen gebraten. Wächßt in Brasilien / in der Insul St. Thoma / und
Hispaniola.
Die Rüben waren bey den Alten in grossem Lob.
Man liset / daß Marcus Curius ein Römer / sein lebtag gern Rüben geessen habe /
denn da ihm auff eine zeit grosse Geschenck gebracht worden / als er beym Herd
saß / und Rüben briete / sagte er: Daß er keines Gelts bedurffte / so lang er
Rüben zu essen hätte / und ihm diese Kost schmäckte.
Romulus, der erste König zu Rom / pflegte sich auch mit Rüben zu behelffen /
daher der Poëta Martialis, Lib. 13. Epigramm. 16. von ihme gedichtet / daß er
annoch Rüben in dem Himmel esse.
Haec tibi brumali gaudentia frigore rapa, Quae damus, in coelo Romulus esse
solet.
Wie wollt ihr euch nicht auch mit süsten Rüben letzen?
Sie konnten manchesmahl auch Fürsten selbst ergötzen.
Man sagt / daß noch der Fürst / der Rom erst angelegt /
Im Himmel selbst hiervon sein Mahl zu halten pflegt.
|| [385]
Eigenschafft.
Die Rüben sind warm im anderen / und feucht im ersten grab: haben einen milten /
nehrhafften / mit alkalischem saltz / und etwas balsamischen theilen
temperierten safft in sich / und daher nicht nur die Eigenschafft dem Leib viel
und gute Nahrung zu geben / sondern auch die schärffe / allerhand feuchtigkeiten
zu versüssen.
Gebrauch.
Die Rüben / insonderheit rohe geessen / füllen und blähen den Bauch / machen Wind
/ und bringen Begierd zur Unkeuschheit.
(Kinds-blatern oder Pocken.) Man pflegt auch den
Kindern etwas wenigs Rüben-samen einzugeben / wenn sie an den Blatern oder
Urschlechten kranck ligen / umb solche kräfftig außzutreiben; der Steckrüb-samen
aber ist der beste darzu.
(Geschwulst der erfrorenen Füssen und Fersen.)
Rosen-öl mit wenig Wachs in einer außgehölten Rüben in heisse aschen gelegt /
biß es darinnen erwärmet und zerschmeltzet / solche Rüben zerstossen und warm
übergelegt / heilet die Geschwulst der erfrornen Füß und Fersen.
So man die süssen Rüben zum Fleisch kochet / (Mangel der
Milch bey den Säugammen. Husten.) und ein wenig geriebene Mustatnuß
darunder rühret / geben sie bessere nahrung / machen nicht viel Wind / treiben
den Harn / vermehren die Milch bey den Säugammen / erwichen den Bauch / und
linderen den Husten. Je stärcker die Rüben gekocht / je weniger pflegen sie Wind
zu machen.
Herr D. Crato lobt nachfolgendes mittel (Husten bey
Alten und Jungen.) für den Husten / bey Alten und Jungen. Schäle ein
Rüben / schneide sie klein / lasse sie ein wenig sieden / schütte hernach die
erste Brühe hinweg / giesse frisch wasser darüber / koche es wider / presse den
Safft auß / und thue weissen Zucker-candel darzu. Von diesem Safft kan der
Patient zu vertreibung des Hustens / und lösung des Schleims offt ein
löffel-voll warm einnehmen.
Es werden nutzliche Lenden-bäder auß den (Stein /
Grieß.) Rüben samt dem Kraut wider den Stein gemacht / sie treiben den
Harn und Grieß / milteren den Schmertzen / und erweitern die Harngäng.
Für den Schmertzen der guldenen Ader (Schmertze̅ der guldenen Ader.) hackt man ein Rüben klein / läßt
sie in Milch sieden / diß sie zu einem Muß wird / streicht davon auff ein leinen
tüchlein / und legts warmlicht über.
So man die Scheiben der runden Rüben (Zahnschmertzen.) auff heisser aschen bratet / und warm an die Ohren
haltet / sollen sie den Zahn-schmertzen legen.
Die Niderländer pressen auß dem Rübensamen (Nachwehe der
Kindbetterin̅en. Würm der Kinderen. Bauchgrimmen. Wind /
Leibs-verstopffung.) ein Oel / welches man den Kindbetterinnen allda
wider die Nachweh eingibet / und den Kindern für die Würm gebraucht. Von diesem
Rübsamen-öl entweder pur / oder mit Leinsamen-öl Clystier gemacht / und
eingegeben / zertheilet gewaltig die Wind der Därmen / und ist hiemit ein gewiß
bewehrt mittel / das von Winden herkommende Grimmen zu stillen / und den
Stulgang zu befördern.
Auß den gedörrten Rüben / so man in Sachsen / Meissen und andern orten Steckrüben
nennet / wird ein wasser gesotten / und (Bösek
Halß.) ein wenig Zucker-candel darinnen zerlassen / welches gut ist für
den bösen Halß / damit gegurgelt.
(Wind und Bläst / Harnbrennen / Schleim der Brust /
Husten / Flüß Engbrüstigkeit.) Das wol-gekochte Rüben-wasser täglich
ein paar mahl warm getruncken / stillet und zertheilet auch die Wind bey den
Miltzsüchtigen / vertreibt das schmertzliche Brennen des Harns / und reiniget
die Nieren: Wenn man ein wenig Candel-zucker darinnen zerlasset / und offt warm
davon trincket / mag es die Brust wohl reinigen / den darinnen versessenen
Schleim ablösen / die schärffe der Flüssen versüssen / den Außwurff wohl
befördern / und also weit umbs Hertz machen / das auß dem Blust der Rüben
bestillierte Wasser getruncken / vertreibt sonderlich d. e Engbrüstigkeit.
(Brand von Pulver / Fewr / und bergleiche̅.) Zum Brand des Pulvers und dergleichen dingen / ist der Safft auß
den Rüben und Zwibeln gedruckt / nutzlich.
Die frischen Rüben nach gemeiner manier (Podagra und
Glieder-schmertzen.) wohl gekocht / auch Fleisch dabey gesotten / und
wenn man sie anrichten und zu tisch tragen wil / etwas davon zu einem Muß
gestossen / dick auff tuch gestrichen / und über die schmertzhafften
podagri???chen Glieder / auch wenn die Geläiche geschwollen / entzündet und roth
sind / warm geschlagen / und offt frisch gemacht / stillet die Schmertzen gar
bald / und eröffnet die Schweißlöchlein dergestalten / daß der podagrische Fluß
oder Feuchtigkeit sich geschwind vertheilen und durchdämffen kan.
In den Haußhaltungen pflegt man die Rüben einzumachen / damit sie über den Winter
können gehalten werden: Man zerschneidet die wolgewaschenen und geschälten
runden grossen Rüben mit den Rübhecheln in kleine stücklein; demnach bereiter
man einen eichenen Kübel / säuberet den wohl auß / strewet Wachholder-beere /
Saltz / und ein wenig Kümmel-samen auff den boden darein / demnach thut man die
Rübschnittlein / je eine Lage nach der andern darein / und allweg ein jede Lage
stampfft man ein wenig mit einem höltzernen Stössel / damit sie satt zusammen
kommen / und strewet frische Wachholderbeere und Saltz darüber. Wenn der Kübel
also angefüllet / so giesset man wasser darauff / so lang / biß es ein wenig
über die Rüben hergehet / deckt sie mit einem deckel zu / und läßt sie in dem
Keller stehen / nach vier oder fünff Wochen hebt man an von diesen eingemachten
/ und nunmehr saurlichten Rüben in die Küchen zu nehmen / solche mit Speck oder
Butter zu kochen / und zur Speise / welche vielen angenehm ist / auff zusetzen.
Unsere Bawren machen auch einen Gumbist von Rüben; welches anders nichts ist /
als die gantzen Rüben geschälet / hernach in einen Kübel gethan / dessen boden
mit Erbselen und Schlehen überstrewet / und endlich / wenn der Kübel voll /
widerumb frische Erbselen und Schlehen darauff gelegt / mit ein wenig Saltz
besprengt / und Wasser darüber gegossen / biß es darüber außgehet / alßdenn biß
in den Wintermonat stehen lassen; und demnach pflegen sie solche Gumbist-rüben
auff den Tisch zu einer Deserten auffzusetzen. Die auff den Gumbist-rüben
sitzende [386] (Hitzige Fieber und Hauptwehe.) Wasser-brüh aber gebrauchen sie in den
hitzigen Fiebern / und Hauptwehen / nicht nur innerlich zu trincken / sondern
auch äusserlich warm über die Stirnen zu schlagen. Auff welche weiß sich denn
ihro viel sehr glücklich auß solchen Kranckheiten gerissen.
Wilde Rüben. Rapum fylvestre.
Man findet auch wilde Rüden / wie allhier abgemahlet / vergleichen sich mit
Blättern / Blumen und Samen den zahmen Rüben / doch sind die Blätter raucher und
gerumpffter. Die Wurtzel ist lang wie der Rettich / am geschmack wie die Rüben:
Wachsen an den Reinen der Feldern / und under dem Geträid / sonderlich in
Hetrurien und Böhmen.
Petrus Pena, und Matthias Lobelius in Adversar. Stirpium p. m. 66. berichten /
daß man eine Art der wilden Rüben in Flandern und Teutschland finde / so ihre
Blätter in grosser anzahl herfürbringen / welche den Ochsen für das Futter
gebraucht werden.
CAPUT LVIII.
Rapuntzeln und Glockenblümlein.
Rapunculi & Campanulae.
Namen.
RApuntzel heißt Lateinisch / Rapunculus, Rapunculum, Rapuntium parvum, Pes
locustae. Italiänisch / Raponzolo, Raperonco, Raperonzolo. Frantzösisch /
Raiponce. Englisch / Rampions. Spanisch / Ruyponces. Niderländisch / Raponcelen.
Glockenblümlein / sonsten Hals-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Trachelium, Cervicaria, Uvularia,
Campanula. Niderländisch / Hals-cruyt. Englisch / Throat-wort.
Rapuntzel. Rapuncnlus.
Billich setzen wir mit dem berühmten Johanne Rajo die Rapuntzelen und
Glockenblümlein zusammen / weilen sie grosse gemeinschafft mit einander haben /
theils wegen der einblättigen auff der Frucht Sitzenden blüthe; theils auch
wegen ihren samenge-fäßlein / welche bey allen und jeden in drey häußlein
außgetheilet / darinnen viel braunrothe / gläntzende Samen verborgen; theils
wegen des Milchsaffts / mit welchem sie alle begabet.
Solche Kräuter aber werden in drey underschiedliche Classes abgetheilet. In der
ersten Claß oder Ordnung finden sich die Hals-kräuter mit Glockenblumen / deren
bezirck in fünff einschnitt getheilet / Trachelia flore campanam referente,
margine in quinque utphurimùm lacinias secto: In der anderen Ordnung sind die
Rapuntzelen mit krummer gehörnter Blumen / Rapunculi flore corniculato,
flosculis parvis in florem quendam totalem constipatis. In der dritten Ordnung
sind die Glockenblumen / deren blüthe wie ein Helm gestaltet / campanulae flore
galeato.
Geschlecht und Gestalt.
In der Ordnung der Rapuntzelen / und Glockenblumen erscheinet
1. Der gemeine Garten-rapuntzel / welcher zur Speise gebraucht wird / Rapunculus
esculentus, C. B. Esculentus vulgaris, Park. vu???garis campanulatus, J. B.
Dessen Wurtzel sind kleine / weisse / vier quer-fingers lange / zu zeite kleines
fingers-dicke / lieblich süsse / bald ein-bald mehr-fache rüblein; wachsen auff
ungebautem Feld / Bühelen und Wiesen / man zielet sie auch jetzund in gärten.
Von einer Wurtzel schiessen viel elen hohe / haarige /
|| [ID401]
Flehen zu Jesus, Maria und Joseph.
Vom heiligen Alphons v. Liguori.
Heiliger Joseph, um jener Schmerzen willen, welche du empfunden hast, als du das
göttliche Wort, das Kind Jesu in einem Stalle, so arm in der kalten Nacht
erblicktest, als du es vor Kälte weinen sahest, bitte ich dich, du wollest mir
wahre Neue über meine Sünden erbitten, denn dieselben sind die Ursachen gewesen,
weßhalb Jesus damals geweint hat! Ich bitte dich aber auch, um des Trostes
willen, den du gefühlt, als du zum Erstenmale das hehre und liebliche Jesuskind
in der Krippe erblicktest, denn von jenem Augenblick an entbranntest du von
Liebe zu einem so geliebten und liebenswürdigen Kinde; erwirke mir die Gnade,
daß auch ich hier auf Erden eine große Liebe zu Jesus erlange, damit ich ihn
dereinst die ganze Ewigkeit hindurch im Himmel besitze.
Heilige Jungfrau Maria, Mutter Gottes, meine Mutter, empfiehl mich deinem Sohne,
und bewirke mir Verzeihung für alle Beleidigungen, welche ich ihm zugefügt habe!
Erlange mir die Gnade, daß ich ihn nie wieder beleidige.
Verzeihe mir, geliebter Jesus, aus Liebe zu Maria und dem heiligen Joseph, und
gieb mir die Gnade, dich eines Tages im Himmel zu schauen, auf daß ich dort dich
loben, auf daß ich deine Güte und Schönheit preisen könne, welche dich bewogen
hat, aus Liebe zu mir, ein kleines Kind zu werden! Ich liebe dich, o unendliche
Gin??? ich liebe dich, mein Jesus, mein Gott, meine Liebe, mein Alles! Amen.
|| [ID402]
|| [387]
zarte / eckichte / gestreiffte Stengel. Aber ehe sie in genannte Stengel tretten
/ gewinnen sie länglichte / außgespitzte / glatte blätter / die ligen auff der
Erden außgespreitet; aber die anderen blätter / so nachmals fast auff dem
gantzen Stengel ohne Ordnung wachsen / sind länger und schmäler / ohne stiel.
Der Stengel ist obenauff gemeinlich in nebenästlein zertrennet / und trägt in
dem Sommer purpurblaue oder weisse einblättige Glockenblümlein / an dem umkreiß
in fünff einschnitt getheilet. Der kleine schwartze Samen ligt in knöpflein
verwahrt. Die milchsafftige Wurtzel hat im Mertzen und anfang des Aprillen die
beste krafft / deßwegen pflegt man sie in dieser Zeit außzugraben / und samt den
bereits erscheinenden blätteren für einen lieblichen Salat auff zusetzen.
2. In Candien wächßt ein sonderlich Geschlecht der Rapuntzelen / Rapunculus
Creticus, s. Pyramidalis altera, C. B. Rapunculus Creticus, Petromerula, J. B.
Petromerula seu Lactuca petraea, Pon. Ital. Beu. welches Honorius Bellus in
Epistola prima ad Carolum Clusium also beschreibet. Die blätter vergleichen sich
mit den Wegwart-blätteren / sie sind groß / tieff gekerfft / glatt / sattgrün /
auff der Erden außgespreitet / an dem underen theil gläntzend / und bißweilen
purpurbraun: wenn es im anfang herfürschießt / sind seine ersten blätter rund /
den schwartzen Violen-blättern gleich / und entweder gar nicht oder nur ein
wenig gekerfft. Es hat viel runde / holkelichte / und ein oder zween auch drey
elen hohe Stengel / auff denen viel purpurbraune und dick-zusammen gesetzte
Blumen sitzen / welche ein grosses Aehre vorbilden / denen ein kleines sämlein
nachfolget. Die Wurtzel ist groß / weiß und zertheilt. Man brauchet sie in
Candien zur Speiß / sie gibt ein geschmack wie unsere gemeine Rapuntzelen von
sich. Das gantze-Gewächs stecket voll milch / man findet es neben den äckeren
und strassen / wie auch zwischen den felsen. Es blühet im Frühling und anfang
des Sommers / im Mäyen und Heumonat verdorret es / allein die Wurtzel bleibet
frisch / welche in dem Weinmonat ihre blätter herfür bringt / und den gantzen
Winter über grünet. Wird in ihrer Sprach / [Greek
words] Steinlattich genennt / obwolen es mit dem Lattich keine
gemeinschafft haltet / weder daß es voll milch ist. Die Wurtzel und der zarte
Stengel solle den Beyschlaff vermehren / dahero es den garstigen Namen [Greek words] erlangt.
3. Das dritte Geschlecht ist ein schmalblättiger Wald-rapuntzel / Linum sylvestre
luteum foliis subrotundis, C. B. Rapunculus nemorosus angustifolius parvo flore,
Ejusd. Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifolia Campanula lutea, J. B.
Hat ein lange / dicke / holtzichte Knorren-wurtzel / darauß ein sechs
qwer-finger hoher / und oben sich in ästlein außbreitender Stengel auffwächßt /
welcher mit ablang-schmalen / glatten / wechselweiß stehenden blätteren / so
sich den flachsblätteren vergleichen / begabet / und an seinen gipfeln grosse /
zoll-lange / saffran-gelbe Glockenblümlein trägt.
4. Die Glockenblümlein mit Pfersingblättern / Rapunculus Persicifolius magno
flore, C. B. Campanula angustifolia coerulea & alba, J. B. Wächßt
anderthalb elen hoch / hat eine kleine / faselichte / gewundene wurtzel; einen
eckichten oder gestrcifften / kalen / rauchen Stengel / mit vielen ohne ordnung
stehenden langen / schmalen / schwartzgrün gläntzenden blätteren / und vielen /
weiten / ins gemein blauen / bißweilen auch weissen Glockenblümlein / welche
zwar nur ein Blatt / solches aber mit fünff einschnitten begabet haben. Das
Samengefäßlein ist in drey häußlein getheilet / darinnen kleine gläntzende
dunckelbraune Samen sich finden. Wächßt auff den gebürgen umb Genff.
5. Der Garten-rapuntzel mit breiten blätteren / Rapunculus hortensis latiore
folio seu pyramidalis, C. B. Campanula lactescens pyramidalis, Ger. Pyramidalis
laevis, J. B. Seine Wurtzel ist voll milch-weissen saffts / vermehret sich gern
/ ja auch die stücke deroselben / wenn sie in die Erden gesteckt werden /
schlagen wider auß: wirfft sonsten drey elen hohe / glatte / mit langen / kalen
blätteren umbgebene Stengel auff. Die sattgrünen blätter so nahe der erden /
mögen sechs quer-finger in der länge / und drey biß vier quer-finger in der
breite erreichen; hingegen sind die oben an dem Stengel viel schmäler. Alle aber
erzeigen sich sehr wenig / oder gar nichts an dem umb kreiß zerkerfft. Die
himmels-blaue grossen Glockenblümlein erscheinen in dem Heu- und Augstmonat von
mitten deß Stengels biß an den Gipffel.
Der kleine und oben auß gespitzt. Berg-Rapuntzel. Rapunculus alpinus pyramidalis
minor.
6. Der kleine und oben auß gespitzte Bergrapuntzel / Rapunculus alpinus
pyramidalis [388] minor, C. B. Rapunc.
sive Campanula pyramidalis minor, Park. Hat eine Wurtzel / so mit der gemeinen
übereinkomt; trägt nur einen sechs quer-finger hohen Stengel / welcher von
bleichgrünen / zugespitzten / zoll-breiten / und drey zoll langen / an dem
umbkreiß zerkerfften blätteren wechselweiß umbgeben / und wenig himmelblaue an
kurtzen stielen hangende Glockenblümlein auf seinem Gipfel hat; denen ablange /
mit kleinem Samen angefüllte / durchlöcherte gefäßlein folgen.
7. Die kleine oben außgespitzte Glockenblume / Campanula Pyramidalis minor,
Alpin. Exot. Hat eine kurtze / dicke / weisse / fast durchsichtige nuß-grosse
außgespitzte / mit etwas klebichtem ungeschmackten safft begabte Wurtzel /
welche nicht verdirbt / sondern immer grösser wird / sich vermehrt / und
jährlich drey oder mehr / gerade / dünne / runde / zwey elen-hohe / oben in
ästlein sich vertheilende Stengel aufftreibt / deren gipfel mit vielen
bleichblauen oder weissen / nidsichwerts hangenden Glockenblümlein gezieret. Die
blätter sind an dem umbkreiß zerkerfft / sonsten an grösse und Figur den
gemeinen Rapuntzeln-blätteren gleich.
8. Der Stein- oder Felsen-rapuntzel / Rapunculus petraeus, Alpin. Exot. Park.
Moris. Hat ein ablange / kleinen fingers dicke / safftige / weisse / süsse /
etwas scharfflichte / der gemeinen Rapuntzel sehr ähnliche Wurtzel; auß deren
viel / an langen stielen hangende blätter herfürgehen / welche den fetten
Epheublätteren fast gleich / jedoch etwas kleiner / länger / dünner /
schwartz-grüner / und mehr außgespitzt. Mitten zwischen den blätteren schiessen
drey gerade / lange / runde / zarte / sechs quer-finger lange / mit kleinen /
langen / dünnen blättlein begabte stengelein auff; deren gipfel mit vielen
blauen nichtsriechenden / in ein büschelein zusammen gedrungenen blümlein
außgezieret / auff welche die mit braun-schwartzem gläntzenden Samen angefüllte
/ und in drey häußlein außgetheilte samengefäßlein folgen. Wächßt in den
Marosticanischen Feldern bey Bassano.
9. Der schmal-blättige grosse Wald-rapuntzel; Rapunculus nemorosus angustifolius
major, majore flore, C. B. Ist dem gemeinen Rapuntzel fast gleich / hat
sonderlich schmale / an dem umkreiß tieff zerkerffte Blätter / und grosse weite
/ blaulichte Glockenblumen.
10. Das kleine Halßkraut / mit rundlichten Maßlieben-blättern; Trachelium parvum
folio Bellidis subrotundo, Raji. Hat eine weisse / holtzichte / jährlich
absterbende Wurtzel / einen geraden / gestreifften stengel / wechselweiß
gesetzte / rundlichte / ohne stiel an den stengeln hafftende Blätter / und
Blumen gleich dem grossen Halßkraut.
11. Die glatte Alp-Glockenblumen; Campanula Alpina glabra flore dilutissimè
coeruleo, J. B. Ist der nidrig-kriechenden kleinen Glockenblumen; Campanulae
repenti flore minore coeruleo; in allem gleich / aussert daß sie nichts
wollichtes / oder haariges an sich hat.
12. Die gemeine / kleine / rund-blättige Glockenblume; Campanula minor
rotundifolia vulgaris, C. B. minor sylvestris rotundifolia, Park. parva,
Anguillarae Cantabricae, J. B. Hat ein weisse / etwas dicke / süßlichte Wurtzel;
worauß ein runder / kaler / dunckel-grüner / schuhes-hoher / mit blättern
wolbesetzter stengel auffschießt; die Blätter umbgeben den stengel ohne ordnung
/ sind unden bey der Wurtzel den Mertzen-Violenblättern nicht ungleich / doch
kleiner / mit halb zoll-langen stielen; oben auff aber sind sie länger /
schmäler / und außgespitzt / ohne stiel. Auff dem gipffel des stengels
erscheinen in dem Sommer biß in Augstmonat hinauß himmel-blaue / hangende
Glockenblümlein / welche inwendig vier kleine / weisse / zuruckgebogene
blättlein / neben einigen fäserlein haben. Denen folgen samengefäßlein wie in
anderen. Wächßt in den Dornbuschen / wie auch auff den Felderen bey den Marchen
der äckern.
13. Die rund-blättige Glöckleinblume mit langer wurtzel / Campanula rotundifolia
catanaea longiùs radicata B???occoni. Hat eine lange sich tieff in den grund
senckende wurtzel / mit vielen / harten / rauhen / schuhe-langen stengeln / und
runden / etwas hin und wider eingeschnittenen / durchauß gleich-grossen
blätteren; wie auch blawen Glöckleinblumen / und samen wie in den übrigen.
14. Die kleine Glöckleinblume / mit grossen blawen Blumen / und kleinen runden /
hin und wieder haarichten blättern / und kurtzen stengeln. Wächßt in Calabrien
nicht weit von dem Meerhafen S. Nicolai, wie auch in dem Neapolitanischen Reich.
Campanula parva rotundifolia, flore coeruleo, pentagono, grandi. Raj.
15. Der rund-blättige zerkerfte Rapuntzel / Rapunculi genus folio serrato
rotundiore, J. B. Hat ein wurtzel wie der gemeine Rapuntzel; wirfft auß einer
wurtzel viel elen hohe / eckichte / etwas haarige / einfache stengel / welche
durchgehends / mit zoll-langen / halb zoll breiten / etwas haarigen /
außgespitzten / und am rand zerkerfften blätteren wechselweiß besetzt. Die
blümlein sind der gemeinen Rapuntzelblumen gleich / deren zwey / drey oder mehr
zwischen den blättern herfür kommen.
16. Der breit-blättige Rapuntzel mit dolderblumen / Rapunculus umbellatus
latifolius, C. B. Rapunculus umbellatus 2. Cam. hort. Hat einen kalen / drey
qwer-hand hohen / mit halb zoll breiten / außgespitzten / an dem rand etwas
haarigen blättern umbgebenen stengel / dessen gipffel / mit einem Dolder vieler
blawen Glöckleinblumen gezieret / auff welche die Samengefäßlein und Samen / wie
in den übrigen folget.
17. Der schmal-blättige Rapuntzel mit dolderblumen / Rapunculus umbellatus
angustifolius, C. B. umbellatus, I. Camer. hort. depictus.
Ist dem vorigen gleich / aber durchauß kleiner.
18. Die Berg-glöckleinblum mit breiten blättern / und einer dunckelfarben Blum /
Campanula alpina latifolia flore pallo. C. Bauh. Park. Hat ein sehr dünnes
stengelein / so nicht gar einer spannen lang ist / wird biß auff den mittlern
theil mit rundlichten bleichgrünen / ein wenig zerkerfften und zollbreiten
blätteren / wechselweiß umbgeben. Der obertheil [389] ist glatt / auff welchem schier allezeit nur eine dunckelfarbe Blum
von mittelmässiger grösse sitzet. Es wächßt auff dem Schneeberg und andern
Oesterreichischen Alpgebürgen.
19. Die Berg-glöckleinblume mit Flachsblättern / und himmelblauer blüth /
Campanula alpina linifolia coerulea, C. B. Campanula linifolia coerulea, vel
Rapuncùlus campanulatus linifolius. J. B. Hat ein dünne weisse wurtzel / auß
welcher vier oder fünff / mehr oder weniger / runde / einfache / rahne / und
einer oder anderthalb spannen hohe stengelein herfürkommen / die mit ablangen
und schmalen blättern ohn einige ordnung umbgeben sind. Die him̅elblauen Blumen stehen oben / wie an der gemeinen Rapuntzel / denen ihre
köpflein nachfolgen / welche ein kleinen samen in sich haben. Man findet es auff
dem Solothurnischen Berg Wasserfall / allda es in dem Frühling blühend / die
Felsen und Gipffel des Bergs außzieret.
20. Die kleineste Glöckleinblume mit runden blättern / Campanula rotundifolia
minima, C. B. prodr. Ist ein kräutlein so nicht drey zoll hoch wächßt. Auß
seinem weissen länglichten un̅ haar-gleichen würtzelein
entspringet oft ein / gemeiniglich aber drey oder vier sehr dünne und röthlich
estengelein / die sind bey ihrem ursprung haarig / im übrigen fast durchauß kahl
und mit wenig blättern: Ein jegliches stengelein trägt ein einig himmelblawlicht
Blümlein / so nidsich schwancket / wie ein körblein gestaltet / und auß einem
sechs eckichten blatt bestehet / denen wie an den übrigen Glöckleinblumen
durchlöcherte köpflein nachfolgen: seine rundlichte / gekerbte / rauchlichte und
bißweilen rothe blättlein stehen mehrentheils bey dem würtzelein. Solches hat
Casparus Bauhinus, als er An. 1577. in Italien gereißt / auff den Bündtnetischen
Alpgebürgen in dem Herbstmonat annoch blühend zwischen den Felsen häuffig
angetroffen / aber kein grössers finden können.
21. Die Glöckleinblume mit Maurenkraut-blätteren / Campanula Cymbalariae foliis,
Park. Ger. Emac. Cymbalariae foliis, vel folio hederaco, C. B. Hat ein kleine
weißlichte und haar-gleiche wurtzel / auß deren sehr dünne und grüne stengelein
herfür kommen / so bißweilen höher als ein spannen wachsen / und in andere
zertheilet werden / an welchen wenig rundlichte / grüne / dünne und eckichte
blätter ohn einige ordnung hangen / die sich des Ephews / oder vielmehr des
Maurenkrauts-blättern vergleichen / und mit langen stielen begabet sind. Seine
länglichte himmelblawe / und wie ein glöcklein gestaltete Blumen / sitzen
bißweilen auff dem stengelein / zu zeiten aber kom̅en sie an derer
seiten mit zwey zoll langen stielen herfür. Wächßt in Franckreich bey Tolosa und
umb Paris: wie auch auff den feuchten äckeren der Westischen Provincien
Engellands.
22. Die Glöckleinblume mit Quendelblätteren / Campanula serpillifolia, C. B.
Park. J. B. Kommet mit dem Quendel ohne seine Blumen gäntzlich überein / denn es
hat ein dünne krumme wurtzel / welche hin und wider kreucht / und in sehr dünne
haar-gleiche
Glöckleinblume mit Quendelblättern.
Campanula serpillifolia.
zaseln verspreitet wird. Seine rothe stengelein biegen sich auff die Erden /
deren sie sich mit newen faseln anhangen / welche in viel dünnere zweiglein
zertheilt / und von rund umb gekerfften blättern / mit kurtzen und wollichten
stielein umbgeben werden. Diese blätter sind bleichgrün / etliche grösser andere
kleiner / und stehen allzeit zwey gegen einander über. Die stengelein gehen
bißweilen in glatte stielein auß / so die Blumen tragen / zu zeiten kommen an
der seiten der stengelein drey zoll lange stielein herfür / die auch mit Blumen
geziert / und ist der obere theil der stengelein bloß / seine zwey- oder
dreyfache blawrothe Blumen sind mit besondern stielen begabet / und schwencken
sich nidsich. Wächßt auff den Bündnerischen Alpgebürgen auß den Felsen / und
blühet im Sommer.
23. Die kleine Berg-glöckleinblume mit runden blättern / Campanula alpina
rotundifolia minor, C. B. Rapunculus alpinus minor rotundifolius, Morison
Campanula alpina minor, Clus. Kreucht mit ihren wurtzlichten zaseln weit umb
sich / die öffters außschlagen / und newe schoß gewinnen. Von anfang hat es
rundlichte blätter / bald / hernach sind sie schmäler und wachsen geschwind
fort: Auß deren mitte kommet ein rahner stengel / so in viel dün̅e
neben-zweiglein zertheilet / und mit länglichten blättlein ohn einige ordnung
umbgeben wird / herfür / an vorgemelten zweiglein hangen die Blümlein wie ein
Glöcklein gestaltet / die sind entweder himmelblaw oder purpurfarb / auch
bißweilen weiß / deren ihre köpflein nachfolgen. Das gantze kraut gibet einen
Milchsafft / blühet im Hewmonat
|| [390]
Kleine Berg-glöckleinblume mit runden blättern. Campanula aIpina rotundifolia
minor.
Glockenblum. Viola Mariana.
und zu zeiten im Augstmonat. Man findet es in Oestereich / auff dem Schneeberg
und anstössigen Gebügen.
Eigenschafft.
Die Rapuntzeln / sonderlich die man zu essen pflegt / sind gantz temperierter
natur / haben einen milten / temperiert–flüchtigen balsamisch-salßichten / etwas
süssen saffl in sich / und hiemit die Eigenschafft gute nahrung zu geben / das
Geblüt mit lieblicher nahrungs-feuchtigkeit zu erfrischen / auch durch den Harn
zu treiben / und einen leichten Athem zu machen.
Gebrauch.
Der Gebrauch der kleinen Rapuntzeln rohe oder gesotten / bestehet des Frühlings
im Salat / mit Oel / Essig und Saltz zubereitet. (Verlorener appetit. Versteckung des Harns. Verlurst der milch. Stärkung
ehelicher werck.) Sie machen lust zur Speiß und ein guten Magen / und
treiben den Harn fort. Die kleinen Rapuntzeln gestossen / und ein wenig Pfeffer
darzu gethan / bringt den Säugam̅en die Milch; mehren den Samen /
und bringen Lust zu ehlichen wercken / man kan sie auch mit frischem Butter und
Gewürtz kochen / und also zur Speiß geniessen.
Glockenblum. Viola Mariana.
Namen.
KAuche Glockenblum / oder Marienglöcklein heiße Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / viola Mariana, Medium
Dioscoridis, Trachelium, Campanula hirsuta. Italiänisch / Viola Mariana, Medio.
Frantzösisch / Mariette, Violette de Marie.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht die gemeine Garten-glockenblum / Campanula hortensis
folio & flore oblongo, C. B. Viola Mariana Dodonaei, quibusdam Medium,
J. B. Mariana flore purpureo, Park. Ist ein rauch-haariges Gewächs an stengeln /
blättern und blumen. Der runde stengel wächßt fast zweyer elen hoch / daran
erscheinen grosse Blumen / so länglichten glöcklein ähnlich sind / denen ein
fünfeckig knöpftein nachfolget / welches inwendig in fünf theil zertheilet ist /
und ein braunfarb sämlein in sich haltet. Sie überkomt ein weisse zarte und fast
spannenlange wurtzel / die Blum ändere sich / gemeiniglich ist sie himmelblaw /
und bißweilen braunroth / weißlicht und milchweiß / dahero sie im Fürstlichen
Eystättischen Lustgarten mit weissen / blawen purpurbraunen und silberfarben
Blumen angetroffen wird. Man solle sie auch mit gefüllten Blumen finden: die
blätter sind haasig / rauch / lang / an dem umbkreiß zerkerfft und etwas krauß.
Sie wächßt in Italien und Franckreich für sich selbst / wird aber in Teutschland
in die Gärten gepflantzet. Auff dem Berg Libano hat Dr. Rauwolff ein dieser
nicht undbnliches Geschlecht / aber mit Wegwart-blättern / und grossen
ansehenlichen weißi-purpurfarben auß acht besondern blättlein bestehendë Blumen
in einem finstern Thal angetroffen: Viola Mariana laciniatis foliis peregrina,
C. B. Medium Dioscoridis Rauvvolfio, J. B. Viola Mariana peregrine, Park.
2. Die Helmstättische Glockenblum / Campanula foliis subrotundis, C. B.
Trachelium subrotundis foliis, Park. hat ein dünne / umb sich kriechende wurtzel
/ auß deren ein anderthalb qwer hand hoher stengel mit einer zarten wollen
herfür kommet / welcher von wenig rundlichten / dünnen / an dem umbkreiß
ge [391] kelfften rauchlichten
blättern umbgeben wird / so schier zween zoll lang und breit / auch mit einem
länglichtenstiel begabet sind. Auff dem gipffel des stengels erscheinen wenig
himmelblawe Blumen / die nidsich hangen / und sich einem Glöcklein vergleichen /
auß deren mitte komt ein zäpflein / so ausserhalb der Blumen hanget / wächßt umb
Helmstatt.
Glockenblum mit Türckischen Kreßblättern. Campanula Drabae minoris foliis.
3. Die Wallische Glockenblum / Campanula Drabae minoris foliis, C. B. Park. hat
ein wurtzel / so der kleinen Rapuntzel ähnlich ist / auß welcher die mit einer
sehr zarten Wolle ein wenig besprengten stehgel / anderthalb span̅en hoch aufschiessen / und mit rundrauchlichten grünen blättern (so dem
Türckischen Kreß gantz ähnlich / ein zoll lang und halben breit / am rand
zerkerfft / obenauß gespitzt und ohne stiel sind) wechselweiß bekleidet werden.
Oben auff dem Stängel sitzen wenig blaulichte sechs-eckichte und einem körblein
nicht ungleiche Blumen / mit lange, stielen / und von mittelmässiger grosse. Sie
wächßt häuffig in Wallis / bey dem Leugger-Bad auff den Matten.
4. Die Glockenblum mit wilden Ochsenzungen-blättern und haarlockichten Blumen /
Campanula foliis Echii, floribus villosis, C. B. Trachelium foliis Echii, Park.
hat ein länglichte wurtzel / auß deren schmale / rauche und vier oder fünf zoll
lange blätter herfürkommen; zwischen welchen der Stengel gemeiniglich einer
span̅en / selten aber schuhes-hoch auffschiesset / dieser ist
rund / rauchlicht / mit wenigen schmalen blättern bekleidet. Von dem gipffel des
stengels hangen fünff oder sechs blawe / breite und eines zolls grosse.
Glockenblümlein einander nach / an kurtzen stien / bey den enden werden sie eben
so wos
Glockenblum mit wilden Ochsenzungen-blättern. Campanula foliis Echii, floribus
villosis.
als die knöpflein mit länglichten haaren / wie mit einem locken umbgeben. Sie
wird auff dem Baldusberg bey Verong in Italien und im Schweißerland / auff dem
Lucernischen Fracmont und dem Gotthart gefunden. Dieses kraut hat noch ein
kleinere art / so weniger haaricht und halb spannen hoch ist. Es überkomt kurtze
blätter und ein doppelt nidsich gebogen stengelein / von welchem nicht mehr als
ein kleine Blum herab hanget. Es wächßt auch auff den Schweitzerischen
Alpgebürgen.
5. Die Glockenblum mit wilden Ochsenzungen-blättern / Trachelium altisimum
hirsutum asperius, foliis angustis, floribus parvis, J. B. Hat viel schmale
haarichte blätter / so den blättern der wilden Ochsenzungen gleich sind /
zwischen welchen ein schun-hoher steiffer und gestriemter stengel herfürkomt /
so bißweilen kleinen fingers-dick ist / und von den blättern umbgeben wird / auß
dessen mittel biß auff seinen gipffel erscheinet ein diekes ähre von blawen
Blumen / die zwischen den blättern in schöner ordnung ligen; welchen die
knöpflein nachfolgen / darinn ein kleiner gelblichter samen auffbehalten wird.
Die wurtzel ist fingers-dick / weiß / zaßlicht und mit einer runtzlichten rinde
bedeckt. Sie gibt einen milch-safft von sich / wächßt in Oestereich auff dem
Schneeberg und benachbarten Gebürgen / wird häuffig auff einer weiten Bergmatten
die Ganß genant gefunden / allda man von dem Schneeberg herunder steigt und in
das Schloß Rehenaw komt / so dem Abten des Closters Newburg Cistercienser Ordens
zugehört.
6. Das grosse Hals-kraut / Trachelium majus flore purpureo, Park. Parad.
Campanula [392] vulgatior foliis Urticae
major & asperior, C. B. Campanula major & asperior foliis
Urticae, J. B. Hat einen viereckichten hohen / rauchen und rothen siengel. Die
blätter sind rauch / schwartz-grün / hinden breit / vornen zugespitzt / und
rings umbher gekerfft / wie die Nessel-blätter. Seine Blumen erscheinen
gemeiniglich wie blaue und bißweilen purpurfarbe oder weisse inwendig haarige
Glöcklein / stehen oben am Gipffel eine nach der anderen / haben einen
dreyköpffichten weissen / auffrechten / mit fünff gelblichten fäserlein
umbgebenen stiel in sich; denen runde / verschlossene / und mit einem sehr
kleinen gr???ufarben Samen außgefüllte knöpfflein nachfolgen. Die Wurtzel ist
weiß / in einander geflochten / lebhafft / frisch / und hat einen süßlicht
lieblichen Rapuntzel-geschmack. Felsen-rapuntzel mit Lungenkraut-blätteren.
Rapunculus Brixianus Greg. de Reggio.
7. Die Berg-glockenblum / oder Felsen-Rapuntzel / mit Lungkraut-blätteren /
Trachelium Saxatile foliis Pulmonariae Gallorum, C. B. Saxatile spicatum, Park.
Pyramidalis, Clus. Cur. Post. Rapunculus Brixianus montanus Gregor de Reggio. R.
P. Gregorius de Reggio Capucinus, ein berühmter Botanicus seiner zeit / hat
dieses Gewächs von Placentz auß Italien Herren Carolo Clusio zugeschickt / und
also beschrieben. Es bekomt ein weißlichte und viel Jahr währhaffte Wurtzel /
denn ich mich wol erinnere / daß ich etliche der dickesten Wurßeln außgegraben /
so wegen ihrer älte auff den Felsen / allda sie herfür gewachsen / knöpff oder
knorren wie die Rosen-wurtz überkommen haben. Auß der Wurtzel schiessen
bißweilen viel länglichte / runde und ungleiche Stengel herfür / die sind
spannene-lang / ja nach gelegenheit deß orts und ihres alters länger oder
kürtzer / und mit einer zarten weissen wollen bedeckt / sie vergehen alle Jahr
und wachsen in nachfolgendem widerum neu und frisch: An ihrem Gipffel sind sie
mit schönen himmelblauen Blumen als ein gefülltes Aehre / wie in dem kleinen
Halß-kraut / gezieret: auff welche die mit kleinstem / länglicht-rundem / an der
farb schwartz-braunem Samen angefüllte hülßlein folgen. Die Stengel werden hin
und wieder von den blätteren umbgeben / welche dem Frantzösischen Lungenkraut
oder Buchköhl-blätteren (so ein Geschlecht des Habichskrauts ist) an der grösse
und den kerffen genugsam ähnlich / das gantze Kraut gibt ein milchsafft von sich
/ und hat ein Geruch wie der Hasen-köhl / am geschmack ist es süß / insonderheit
die Wurtzel / schier wie die gemeine Rapuntzel / also daßes umb dieser ursach
billich Felsen-rapuntzel mit den blätteren der Gembsen-wurtz; oder
Berg-rapuntzel mit den Buchföhl-blätteren / und Halskraut-blumen kann genennet
werden. Wächßt in den rauhen und felsichten Bririanischen bergen / bey dem
eingang der Klüfften / zwischen den härtesten steinen / also / daß die Wurtzeln
nicht ohne grosse mühe außgegraben werden. Vorgemelter Pater hat solches
offtermal mit einem dienlichen eysenen Werckzeug versucht / und sie endlich mit
saurer arbeit herauß gebracht. Dieses ist ferners an diesem Kraul denckwürdig /
daß es nirgend als in den hölichten orten / allda sonsten keine Krauter wachsen
/ herfür komt / und was noch mehr zu verwunderen ist / hat man öffters nicht
warnehmen können / wie dieses Kraut seinen nahrsafft an sich ziehe / oder den
himmels-tau empfange / denn umb dasseibigekein grund zu sehen ist.
8. Die grösseste Glockenblume / mit breitesten blätteren / Campanula maxima
foliis latissimis, C. B. pulchra à Tossano Carolo missa, J. B. Trachelium
candidum Anglicum majus foliis ferè Digitalis vel Campanulae, Ejusd. Trachelium
majus Belgarum, Park. Lob. Clus. Hat eine sehr faseliche weisse /
wilchfliessende / süsse / nicht tieff in die Erden grabende Wurtzel; auß welcher
viel / zwey biß drey elen hohe / hohle / kleinen fingers dicke / gestriemze /
wenig haarige Stengel auffsteigen. Ihre den Stengel wechselweiß und ordenlich
umbgebende / blätter sind haarig / qwer-hand lang / und länger / auch breit / an
dem umbkreiß zerkerfft; neben jedem Blatt aber wächßt von kurtzem stiel / ein
purpurfarbige / oder weiß-blaulichte außwendig kale / inwendig haarige Blume
herfür: nach deren verwelckung ein grosses köpflein / wie Mespeln / nidsich
hangend erscheinet. Wächßt in dem Nordischen theil Engellands / man pflegt es
auch in die Gärten zur zier zu pflantzen.
9. Das grössere Hals-kraut mit weisser grosser Glockenblume / Trachelium sive
Cerviacaria major laevior, flore albo magno, J. B. Hat glatte / bey nahem gantz
kale / und nicht [393] tieff zerkerffte
blätter; aber einen eckichten / haarigen Stengel.
10. Die nidrige / kriechende Glockenblum / Campanula hortensis Rapunculi radice,
C. B. Campanula repens flore minore coeruleo, J. B. Hat ein runden / fast kalen
stengel / dessen gipffel mit kleinen blauen Glockenblumen gezieret; und zwar
kommet gemeinlich auß einem stiel nur ein Blum. Die Wurtzel kriechet sehr???in
der Erden herumb.
11. Das Bolognesische Halß-kraut mit kleiner Blume / campanula sive Cervicaria
Bononiensis parvo flore, J. B. Hat einen stengel zweyer elen hoch / rund / etwas
rauch / und schwammicht. Die blätter hangen an dem stengel ohne stiel / sind bey
drey zoll breit / vier lang / zerkerfft / von unden mit weisser wollen bedeckt.
Die gipffel deß stengels sind schuhes hoch mit kleinen blauen Glöcklein-blumen
angefüllet.
12. Das grosse Berg-halßkraut / campanula Alpina sphaerocephalos, C. B. Hat eine
runtzlichte / bleichpurpurfarbe / holtzichte Wurtzel / auß deren viel gestriemte
/ dicke / holtzichte / steiffe / haarichte / roth-grüne stengel elenhoch
auffwachsen / und in ästlein ohne ordnung getheilet werden. Die blätter sind
schwärtzlicht / ablang / haarig / zerkerfft: auff den gipffeln der stengeln
erscheinen sehr viel purpurfarbe Glockenblumen / welche zu einem runden
büschelein gedrungen sind / und im Augstmonat außschlieffen.
13. Das Berg-halßkraut mit Ochsenzungen-blätteren / Alopecuros Alpinus quibusdam,
Echium montanum Dalechampii, J. B. Trachelium thyrfoides, Clus, spicatum
tenuifolium, Park. Echium alpinum luteum, C. B. Campanula, foliis Echii, Ejusd.
Hat eine daumensdicke / allgemach dünnere / spannenlange / zarte / rothe /
runtzlichte Wurtzel; einen schuh hohen / dicken / holen / steiffen / haarigen /
mit vielen langen / rauchen / halb zoll breiten blätteren umbgebenen Stengel;
auff welchem ein dicke ähre vieler bleichen Glockenblümlein sich erzeiget; nach
den blumenerscheinen kleine gefäßlein / mit gelblichtem Samen angefüller. Wächßt
auff dem Iurten-berg / bey Thuiri.
14. Das grosse Berg-halßkraut mit ablangen blumen / Campanula foliis Anchusae,
sive Trachelium montanum, J. B. Trachelium montanum majus, Park. Hat ein
länglicht dicke lieblich schmäckende Wurtzel / auß deren viel erstlich schmale /
hernach außgebreitete / und denn nach und nach außgespitzte / etlich zoll lange
/ beyderseits haarige / etwas zerkerffte blätter wachsen / zwischen welchen der
bey nahem elen-hohe / haarige / mit einem oder zwey blättlein besetzte stengel
auffschießt / so da mit 5. 6. oder mehr grossen ablangen / weiß-blauen
Glockenblumen / in dem Brachmonat besetzt. Wächßt in Pündten auff den Gebürgen /
wie auch in Steyrmarck.
15. Die Wald-rapuntzel mit grosser blumen / Rapunculus nemorosus magno flore,
Park. Rapunculus minor, C. B. Hat ein dicke zasichte / weiß-braunlichte / süsse
/ runtzlichte / und beständige Wurtzel; die blätter nahe der Wurtzel sind
breiter / und nicht so spitzig / die oben auff aber sind mehr außgefpitzt:
bekomt einen dünnen / g striemten / schuhe-hohen / mit wenig blätteren begabten
stengel; auff deme die purpur-braunen / mit blauen strichen durchzogenen blumen
/ auß einem fünffblättigen schmalen boden herfür wachsen / welche oben in fünff
einschnitt außgetheilet. Das gantze Gewächs mit den blumen ist voll
milch-weissen / lieblich-süßlichten saffts / daher es auch besser als die
gemeine Rapuntzel zur speiß gebraucht
16. Die grössere Wald-rapuntzel mit grosser blume / Rapunculus nemorosus,
angustifolius magno flore, major, C. B. Deren underste blätter sind ablang / an
dem umkreiß tieff zerkerfft. Die blumen sind groß / bleich-blau; die Wurtzel ist
weiß / lang / und nicht so zart / alß sie bey anderen erscheinet.
17. Die mittlere Glockenblume / mit kleineren blumen / Campanula media, foliis in
ferius candidâ lanugine vestitis, C. B. Campanula sive Cervicaria media Thalio,
floribus coeruleis parvis, J. B. Hat einen runden / rauchen / mit vielen oben
auff satt-grünen / unden aber weiß-wollichten blätteren besetzten Stengel; auff
welchem viel himmelblaue / schöne / aber kleinere Glockenblumen sich erzeigen.
18. Die haarige Glockenblume / mit Basilienkraut-blätteren / Campanula Ocymi
folio caulem ambiente, flore pendulo, Boccon. Hat eine zarte / kleine / jährlich
verdorrende Wurtzel; darauß wächtzt ein schuhe-hocher / gestriemter / haariger
Stängel / welchen underschiedliche / großlichte / breite / haarige blätter
umbfangen. Trägt auff dem gipffel ein purpurbraune nidsichhangende Glockenblume.
Wächßt in Sicilien an denen gegen der Mittag-sonnen ligenden Gebürgen.
19. Das nidrige wollichte Berg-halßkraut / Campanula Alpina, pumila lanuginosa,
C. B. Trachelium pumilum Alpinum fingulis floribus ex fingulis ramis ramis satis
magnis, J. B. Ist ein drey qwer hand hohes gewächs / mit weissen / großlichten /
etwas wollichten wurtzeln; eine gestriemten in viel ästlein zertheilten Stängel
/ auff jedem ästlein sitzt ein zimlich grosses / fünffeckichtes äschfarbes
Glockenblümlein / auff welche die dreyeckichten mit kleinem weißlichten Samen
angefüllte gefäßlein folgen. Wächßt auff dem Oesterreichischen Schnee-berg und
umbliegenden Gebürgen. Mit diesem komt bey nahem überein das ästichte Halßkraut
mit einfachen blumen / Trachelium ramosum floribus plerisque singularibus, J. B.
20. Die haarige Pyramida-glockenblume / Pyramidalis Valerandi hirsuta, J. B.
Trägt einen haarigen / mit weissem marck begabten Stängel / welcher zu
verwunderlicher höhe steigt / mit außgespitzten und zerkerfften / oben und unden
haarigen blätteren besetzt / und mit vielen him̅elblauen
Glockenblumlein / deren underschiedliche auß einem stiel wachsen / außgezieret.
Wächßt häuffig in Schlavonien.
21. Die Berg-glockenblume mit Habermarck-blätteren / Campanula Alpina Tragopogi
folio, C. B. Trachelium Tragopogi folio [394] montanum F. Columnae, Park. J. B. Hat eine dicklichte / weisse /
milch-safftige / süsse / beständige / zur speiß dienliche wurtzel / trägt lange
/ schmale / hartlichte blätter / an grösse und gestalt den Habermarck-blättern
gleich. Zu end des Frühlings steigt ein röthlichter schuhe-hoher / und haariger
stengel empor / dene etwelche wenige blätter / wechselweiß umbgeben. Auff dem
gipffel deß stengels erscheinen sechs biß siben purpurbraune Glockenblumen.
Hievon underscheiden wir keines wegs das haarige Halßkraut mit graßschmalen
blätteren / Trachelium capitatum hirsutum foliis gramineis, Pauli Boccone.
Obwolen etliche ein sonderbar Geschlecht darauß machen wollen.
22. Die wilde Glockenblume mit Märgenrößlein-blättern / Campanula Lychnoidea, J.
B. Lychnis hirsuta I. seu sylvestris, Campanulae flore, C. B. Hat ein schwartze
/ spannenlange zasechte / süsse und etwas zusam̅enziehende wurtzel
/ auß deren viel runde / grawe / haarige / spannen-lange / mit schmalen / grawen
/ wollichten / etwas zusam̅enzichenden blättern umbgebene stengel
auffwächsen; deren giffel mit weiß-purpurbraunen Glöckleinblumen gezieret /
welche aber nicht eckicht wie der übrigen / sonderen vielmehr an gestalt rund /
und der Windenblumen ähnlich.
23. Die Brasilische Glöckleinblume / Mit Neßlenblätteren / Campanula Urticae
foliis Brasiliensis, Marggr. Trägt einen geraden / runden / etwas haarigen /
grünen / drey biß vier schuhe hohen stengel; auff welchem allezeit zwey gegen
einander stehende Neßlenblätter von langen stielen herab hangen. Der giffel deß
stengels ist mit vielen inwendig roth gesprengten und gescheckten Glockenblumen
gezieret / und wie ein ähre gestaltet / das gantze Kraut riechet nach Andorn.
24. Das kleine Halßkraut mit gebüschelter Blum / Trachel. sive Campanula
pratensis flore conglomerato C. B. Trach. minus multis, J. B. Hat eine dünne
zasichte wurtzel / auß deren viel schuhe-biß elen-hohe / haarige / röthlichte /
und runde stengel aufwachsen; die auß der wurtzel ohnmittelbar auffschiessende
blätter sind offt drey quer finger lang / zoll breit / scharff zugespitzt / mit
langen stielen versehen / an dem umbkreiß etwas zerkerft und krauß / auch mit
weniger bey nahem unsichtbarer wolle bedeckt. Die oberen blätter aber hafften
wechßelweiß an dem Stängel ohne stiel / und sind kleiner. Auff den gipffeln der
stengeln erscheinen die schön purpurbraunen Glöckleinblumen büscheleinweiß
beysam̅en / ohne stiel. Solche sind bißweilen weiß / daher sie
von J. B. Trachelium minus album genennet worden. Sie kom̅en auff
den dörren / bergichten Wiesen hin und wider herfür.
Eigenschaffe.
Das Halßfraut und Glockenblumen / haben viel irrdische / mit alkalischem /
miltflüchtigem salße / und erwas balsamischem öl wol temperierte theile / und
also weder zu warme oder trockene / noch zu kalt und feuchte natur / sondern ein
gute Eigenschafft allem sauren zu widerstchen / das verschrte zu heilen / durch
den Harn und Schweiß gelind zu treiben: fürnemlich aber wohl zu nehren und zu
stärcken / und das hitzige Gallengeblüte etwas abzukühlen.
Gebrauch.
Zur zeit der Fasten pflegt man in Engelland und Niderland / die wurtzel zum Salat
/ wie bey uns die Rapuntzel zu essen.
(Geschwär und säule des wunds geschwulst der mandeln
und zäpffleins. Entzündung des halses.) So man die blätter des
Halßkrauts in wasser siedet / und mit der durchgesienen brühen / den Mund offt
gurgelet / heilet es die Geschwär und fäule in dem Mund / widerstehet der
geschwulst der Mandlen / und des gefallenen Zäpffleins / und löschet die
enttzündung des Halses / dahero es auch Halßkraut genennet worden.
So läßt sich dieses Kraut ebenmässig zu (Gurgelwasser.) den Gurgelwassern nutzlich gebrauchen / und mit andern
guten Kräutern vermischet / im wasser zu solchem end kochen; sonderlich mit
Scabiosen-kraut / Prunellen / Winterrosen / Kingerten-blust / und dergleichen.
Die Gehörnleren Rapuntzeln. Rapunculi Corniculati.
Der gehörnleten Rapuntzeln gibt es auch underschiedliche Geschlecht / deren
1. Erstes ist der Rapuntzel mit blawem Scabiosen-häuptlein / Scabiosa globularis,
quam ovinam vocant, J. B. Rapunculus Scabiosae capitulo coeruleo, Park. C. B.
Hat ein einfache / weisse holtzichte wurtzel / die etlich kurtze / dünne faseln
auff die seiten außstosset / darauß wachsen viel dün̅e / schuhe-
oder elenhohe / haarige / mit underschiedlichen schmalen / fingers-langen /
weichen / haarigen / an dem rand etwas krausen / aber nicht zerkerften blättern
besetzte Stengel / welche in lange / glatte / gestriemte stiel außgehen / auff
denen die gebüschelten blawen einblättigen / aber in fünf theil eingeschnittenen
Glöckleinblümlein sißen / und ein Blumen-köpfflein wie in der Scabiofen
formieren. Das gantze [395] gewächs gibt
einen milchsafft / daher es auch billicher zu den Rapunßlen / als zu den
Scabiosen gerechnet wird. Wächßt auf magern sandichten Aeckern und Weiden /
undblühet im Sommer.
2. Der gehörnlete Berg-rapuntzel / Rapunculus folio oblongo, fpicâ orbiculari, C.
B. flore globofo purpureo, F. B. Alopecuroides orbiculatus, park. Hat eine
weisse / dicklichte / gerade / beständige wurtzel; seine understen blätter sind
rundlicht / glat / fingers-breit; an dem schuhe-hohen stengel aber finden sich
sieben längere wechselweisz stehende zerkerffteblätter / den gemeinen
Rapuntzeln-blättern fast gleich. Auff dem stengel sitzt das runde büschelein /
blau-purpurfarbiger gehörnleter Blümlein / welches mit fünff grünen blättein
undersetzet ist. Darauff folgen die Samengefäszlein mit vielem dunckel-rothem
Samen angefüllet. Das gantze Kraut ist mit süssem lieblichem milch-safft
begabet.
3. Der Rapuntzel mit weisser und blawer Blumen-ähre / Rapunculus fpicatus five
comosus albus & coeruleus, F. B. spicatus, C. B. spicatus alopecuroides,
Park. Hat eine gemeine milch-safftige lieblich-süßlichte wurtzel / welche
Mertzen-violenblätter mit langen stielen außtreibt / so da bißweilen mit
schwartzen flecken besprengt. An dem zwey elenlangen eckichten / holen
milch-trieffenden stengel aber gibt es auch ablange blätter. Der gipffel des
stengels ist mit einer blumen-reichen ähre geziehret / deren Blümlein gehörnlet
/ an der farb weiß oder äschfarb / auch wol violen-blaw / und kleine runde /
oder etwas eckichte / wie in der gemeinen Rapuntzel / mit kleinem
braun-röthlichtem / vielem gläntzendem Samen angefüllte gefäßlein nach sich
lassen.
4. Der krume Berg-rapunzel / Rapunculus Alpinus corniculatus, C. B. Trachelium
petraeum minus globosum, Park. Rapunculo comoso spicato aliquatenus affinis ex
Baldo, F. B. Hat eine unebene / beulichte / weisse / fingersdicke / bißweilen
holtzicht / bleiche / runtzlichte und spannen-lange wurtzel; darauß bald ein /
bald mehr dünne / gekälte / und vier zoll lange stengelein entspringen. Die nahe
der wurtzel erscheinenden blätter / sind bißweilen länglicht / wie der
himmelblawen Maßlieben / ins gemein aber rundlicht / sattgrün / dünn / zerkerfft
/ und dem Knoblauch-frautähnlich / zerkerfft / und dem Knoblauch-frautähnlich /
jedoch kleiner / auch mit fünff oder sechs zoll langen stielenl begabet. Welche
blätter aber mit kürtzeren stielen an den stengeln hangen / die sind länger /
schmäler und tieffer / doch selten zerschnitten / deren fünff den Blumen-dolder
wie ein Stern umbgeben. Dieser auff dem stengel sitzende dolder aber bestehet
auß zwantzig oder mehr purpurblaluen Blümlein / welche alle auß sonderbahren /
mit breiten / kurtzen / und gekälten stielein begabten kelchlein herfür kom̅en: auß jedwederem kelchlein entspringet ein Blum / die ben ihrem
ursprung auffgeblasen / und ablang / sich aber allgemach zusam̅en
zieht / ist an dem umbkreiß zerkerbt / und wie ein gläsernes Schrepfhörnlein
gestaltet. Wo die Blum am dicksten ist / sihet man äusserlich fünff linien /
wenn sie sich aber auffgethan / bestchet sie auß fünff blättlein / und hat
underschiedliche zäserlein / under welchen eines weiter als die andern herfür
schiesset / oben in zwey theil sich zertheilet / und mithin / als wie die gablen
an den Weinräben sich zusam̅en windet. Es wächßt auff dem
Italiänischen Berg Baldo zwischen den Felsen.
5. Der kleine Alp-rapuntzel / Rapunculus Alpinus parvus comosus, F. B. Ist dem
vorigen zimlich gleich / aber in allem kleiner / hat auch eine gleichsam
schüppige wurtzel / welches von dem zuruckgelassenen rest der alten verdorrten
blättern herkommet / wächßt in Steyrmarck.
6. Der Hawe Dolder-rapuntzel / Trachelium umbelliferum coeruleum, Park. Rapuntium
umbellatum, Column. Cervicaria Valerianoides coerulea, C. B. Hat eine zasicht /
weisse / beständige / dicklichte / milch-trieffende wurtzel / mit zerkerfften /
glatten / gläntzenden Basilien-blättern; sein stengel wird in viel neben-ästlein
außgetheilet / daran kleinere schmälere blätter sitzen: auff den gipfteln
deroselben aber erscheinen rechte dolder blaw-purpurfarbiger Blümlein / welche
in ablange / dünne röhrlein außgehen / deren äusserster rand in fünff einschnitt
getheilet / sich einem Stern vergleichet; solche blüthe erzeigt sich bereits im
Brachmonat / und kommen an den ästlein immer frische herfür biß mit eine süssen
milchsafft begabet.
7. Der Dolder-rapuntzel mit schmalen graßblättern / Rapunculus minimus folio
tenui gramineo. F. B. Umbellatus folio gramineo, C. B. Hat eine lange /
bicklichte / beständige / weißlichte wurtzel / mit dünnem / zwey zoll langem
stengelein / auff weldchem ein dölderlein kleiner himmelblauen Glöckleinblumen
im Brachmonat herfür kommen. Die blätter sind sehr dünn und schmal / wie
graß-blätter / aber lang / und bey nahem länger als der stengel.
8. Der Dolder-rapuntzel mit Hasenkölblättern / Rapunculus umbellatus Sonchi
folio, C. B. Sonchi facie umbellatus, F. B. Bringt einen schuhe-hohen stengel /
mit oben grünen / unden weißlichten / etwas zerkerfften Hasenköl-blätteren.
Die Rapantzlen mit Helmblumen / Rapunculi flore galeato.
1. Der Aethiopische Rapuntzel mit blawer Helmblumen / Rapuntium AEthiopicum
coeruleo galeato flore, foliolis dentatis, Breynii. Hat viel dünne / anderthalb
schuh lange / niedrig auff der Erden schwebende / mit kleinen / dicklichten /
wechselweiß stehenden / etwas zerkerfften blättern begabte stengelein. An dem
gipffel deroselben kommen die hellblawen Glöckleinblümlein also herfür / daß der
obere stengel einem ähre mag verglichen werden.
2. Der Aethiopische Rapuntzel mit violblawer Helmblumen / und schmalen blätlein /
Rapuntium AEthiopicum violaceo galeato flore, foliis Pinastri, Breyn. Hat eine
holtzichte wurtzel / auß welcher dünne / holtzichte / drey quer-hand hohe
rüthlein wachsen / die blätter sind sehr schmal / zoll-lang / rauch / den
Tiechtenblättern ähnlich. An den gipffeln der rüthlein erscheinen die
viol-blawen Glöckleinblumen.
|| [396]
3. Der Aethiopische Rapuntzel mit blauer Helm-blumen / Rapuntium AEthiopicum
coeruleo galeato flore, foliis Coronopi, Breynii. Ist ein nidriges / aber sehr
schönes Kräutlein / mit vielen grünen / haarigen / runden stengelein / auch
zoll-langen / schmalen / haarigen blättlein. Die äussersten stengelein bekommen
lange stielein / auß welchen die Helm-glockenblümlein / herfürkommen / und mit
einem langen weissen flecken inwendig geziret sind.
4. Der Virginische Rapuntzel mit kleiner / violen-blauer Helm-glockenblumen /
Rapunculus galeatus Virginianus, flore violaceo minore, Moris. Flos Cardinalis
coeruleus, Dodar. Hat breite / satt-grüne / ein wenig zerkerffte blätter; trägt
violen-blaue schöne / auß fünff-blättigen haarigen kelchlein kommende
Helm-glöckleinblumen. Die Wurtzel ist weiß / und in viel theil zertrennet. Das
gantze Kraut hat viel milchsafft in sich.
5. Das Americanische rothe Halß-kraut / Trachelium Americanum flore reberrimo,
five Planta Cardinalis, Park. Parad. Flos Cardinalis Barberini, Column. Hat ein
beständige zasichte / weisse / milch-safftige wurtzel / wirfft underschiedliche
stengel über sich; bekomt glatte / zerkerffte / dunckel-grüne; den
Rapuntzel-blättern nicht ungleiche / aber kleinere und schmälere blätter. Die
stengel sind dick / rund / weiß / mit blätteren wechselweiß umbgeben / welche
biß zur helffte desselben allezeit grösser werden; von der helffte aber
hinauffwerts erzeigen sie sich immer wieder kleiner. Der gipffel des stengels
ist wie ein ahre / dick / biß dren quer-hand lang / voller scharlach-rothen
fünffblättigen Blümlein / deren drey blättlein nidsich hangen / zwey kleinere
aber über sich stehen. Der Samen ist gelblicht / klein.
6. Der bren̅ende Soloniensische Rapuntzel / Rapuntium urens
Saloniense, Rocconi. Draba flore coeruleo galeato, C. B. Hat ein weisse /
kleinen fingers dicke wurtzel / mit einem schuhe langen stengel / drey zoll
langen / einen zoll breiten / dünnen / zerkerfften / bleichrgrünen blättern /
blaw-purpurfarben fünffächticht eingeschnittenen Blumen / und gläntzendem
braun-rothem Samen. Das gantze Kraut hat einen sehr heissen brennenden geschmack
/ und gibt einen milch-weissen saffe von sich.
Frawen-Spiegel. Campanula vasculo oblongo in siliquam producto, Speculum Veneris
dicta.
Mamen.
LRauen-spiegel heisset auff Lateinisch / Speculum Veneris, Onobrychis arvensis,
Avicularia. Frantzösisch / I'Onobrychis. Englisch / Ihe Venus Lookingglaß.
Niderländisch / Vrouwen-spieghel.
Gestalt und Geschlecht.
1. Das erste Geschlecht ist der gemeine grössere Frauen-spieget / Speculum
Veneris majus, Park. Onobrychis arvensis, vel Campanula arvensis erecta, C. B.
Avicularia Sylvii quibusdam, F. B. Hat eine holtzichte / kurtze / weisse /
einfache / mit zaselen begabte Wurtzel / treibt zuweilen viel schwache /
ästichte / drey qwer-hand hohe / mit weichen / ablangen / etwas zerkerfften /
krausen blätteren begabte / stengel; worauff schöne / purpurviolen-braune /
einblättige / aber in fünffeinschnitt getheilte blümlein wachsen / welche bey
nidergang der Sonnen zuschlieffen / und eine fünffeckichte figur machen / daher
sie auch von etlichen Viola pentagona genennet worden. Der inwendige Nabel deß
blümleins ist weiß / darauß gehet ein drey-spitziger stiel / mit fünff weissen
fäferlein umbgeben. Unden an den blümlein finden sich fünff schmale / grünlichte
blättlein / welche an statt deß kelchleins dienen. Der Same ist klein / rund /
flach / undgläntzend. Das gantze Kraut / wenn es verletzt wird / gibt einen
milch-safft von sich. Wächßt zwischen dem geträide auff den felderen. Die
fünffeckichte Glöckleinblum mit ablangen / breitlichten blätteren / Campanula f.
Viola pentagonia, folio oblongo, latiore, Morison. praelud. Ist nur ein grössere
art dieses jetzt-beschriebenen Frauen-spiegels.
2. Das Thracische Frauen-spiegel-kraut / Speculum Veneris flore amplistimo,
Thracicum, Raj. Ist ein spannen-hohes Kräutlein / mit weisser Wurtzel; dünnem
schwachem stengel; finger-langen / schmalen blätteren / welche ohne stiel den
stenglen anhafften. Die blumen sind doppelt so groß / auch mehr glöcklein-förmig
/ als in dem gemeinen Frauen-spiegel / bleich-purpur-färbig / mit einem weissen
nabel / umb welchen ein himmelblauer ring sich zeiget. Dersamen ist rund /
gläntzend und größlicht. Wächßt in Thracien.
2. Das durchwachsene Frauen-spiegelkraut / Speculum Veneris perfoliatum, seu
viola pentagonia perfoliata, Raj. Hat einen wollichten / einfachen / eckichten /
drey qwer-hand hohen stengel; mit vielen / rundlichten / daumens-breiten / an
dem rand etwas zerkerfften blätteren / welche ohne stiel den stengel fast
umbwachsen / und wechsel-weiß besetzen. Trägt gemeinlich drey / selten vier
bleichpurpur-farbe Blumen.
4. Das kleine Frauen-spiegelkraut / Speculum Veneris minus, Park. Hat eine
holtzicht / dünne Wurtzel / die da mit einem geraden underschieblich
zoll-bißschuhe-lange eckichten / etwas holen stengel übersich steigt; mit
kleine̅ / länglichten / an dem rand etwas krausen blätteren
begabet / zwischen welchen einige ästlein / mit kleinen purpurfarben blümlein /
und kurtzen schöttlein / so nach abfallder blumen grösser werden / und kleine
gelblichte samen haben / herfür kommen. Wächßt zwischen dem Geträyd auff den
äckeren.
Eigenschafft.
Das Frauen-spiegelkraut in dem Brachmonat gesamlet / ist warmer und trockner
natur / hat neben seinen irrdischen theilen / erwas alkalischen / flüchtigen /
temperierten saltzes / und wenig balsamischen safft bey sich / und daher die
eigenschafft / allen zähen / dicken schleim zu erdünneren / die Nieren zu
reinigen / den harn und sand zu treiben / (Harnstrenge
/ Tröpfflein-harnen.) und die Harnstrenge / oder das schmertzhaffte
Harntröpfflen zu stillen / wenn man es in Wein siedet / und trinckt.
|| [397]
CAPUT LIX.
Steckrüben. Napus.
Namen.
STeckrüben heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Napus, Bunias. Italiänisch / Navone. Frantzösisch / Navet, Naveau.
Spanisch / Nabo. Englisch / Naveu geutle / Nape. Niderländisch / Steckroepe /
Panische Rapen. Dänisch / Lange Rofver.
Geschlecht und Gestalt
Die gemeinen Steckrüben / Napus sativa, C. B. Haben blätter gleich wie der
Rettich / die sind ohne stiel / rauch und scharff / vergleichen sich mit den
stenglen / blüth / samen und hülsen-ecklein den Rüben. Die Wurtzel wächßt fast
in des Rettichs länge / ist doch unden kürtzer und am oberen theil dickter; am
geschmack schärfflicht; an farb aber gemeinlich weiß / zuweilen auch gelb / die
gelblichte ist dicker; die weisse aber am geschmack unfreundlicher. Casparus
Bauhinus hat in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Lustgarten ein schwartze art
der Steckrüben angetroffen. Conradus Gefrierus berichter / daß die beste
Steckrüben in dem Hertzogthum Braunschweig ben dem Stättlein Bordtfeld wachfen /
daher sie den namen Bordtfeldische Steckrüben bekommen. Die Ulmer Stectrüben
sind auch von ihme gerühmt. Sonsten findetman ihren sehr viel in Franckreich umb
Pariß / von dannen sie nach Holland in fässeren geführt werden.
Die Alten haben die Amiternische / hernach die Nursinische Steckrüben für die
besten gehalten. Dahero Martialis, Lib. 13. Epigram. 20.
Nos Amiternus ager felicibus educat hortis,
Nursinas poteris parciùs effe pilas.
Die wilden Steckrüben / Bunias five Napus fulveftris nostras, Park. Napus
fylveftris, C. B. F. B. Kommen mitder zahmen schier überein / doch sind die
blätter mehr zerkerfft / von unden an des stengels biß in die höhe. Die Wurtzel
ist nicht so lang / zaselicht / rund / und einer wilden Biren gleich / auch
eines scharffen geschmacks. Wächßt in Engelland auff den Fruchtfelderen / under
dem Geträyd häuffig.
Die Candische wilde Steckrüben / Napus fylveftris Cretica, C. B. Park Uberfommet
spannen-lange und rauche Hätter / so dem Hederich ähnlich / in acht oder zehen
spalt getheilt / undan dem umbkreiß gekerfftsind. Der stengel ist weiß / rund /
rauch / oben spitzig und mit neben-zweiglein begabt. Die schoten sind schmal und
zwen zoll lang / so ein kleinen schwartzlichten Samen in sich halten. Man nennet
sie in Candien [Greek words]
Eigenschafft.
Die Stectrüben sind warm im anderen / feucht im ersten grad; haben einen guten
theil flüchtig alkalischen saltzes / und etwas ölichte temperierte feuchtigkeit
ben sich / daher auch grosse Tugenden / das dicke schleimige Geblüth zu
erdünneren / Harn und Schweiß zu treiben / alles scharbeckische Saltz durch die
Nieren außuführen / endlich auch die Nieren außzuführen / endlich auch dem Gifft
zu widerstehen.
Gebrauch.
Dieweilen der Steckrüben-samen dem Gifft widerstchet / wird er auch zum Theriack
gebraucht.
Fridericus Hoffmannus lib. IV. Pharmacop: Med. Chym. sect. I. lobet den
Steckrüben-samen (Flecksieber / Kinds blatier
G???) wider die Fleck-sieber / Kinds-blattern und die Gelbsucht / so man
Mandel-milch darauß machet / und davon den Krancken zu trincken gibet. Nim
geschelte frische Mandeln 2. loth / Curumern-Melonen-kernen und Steckrüben-samen
jedes ein halb loth / zerstosse alles in einë sauberen Mörsel / schütte daran
Taubenkröpflein-wasser acheloth / Cardobenedieten- und Srabiosenwasser jedes 6.
loth / Erdbeer-waffer 3. loth: mache darauß ein Mandelmilch / und gib dem
Patienten offt 3. biß 6. löffelvoll davon ein / so wid sich das Gifft allgemach
von dem Geblüt ablösen / und entweber durch den Harn / oder in die Haut
außgetrieben werden:
In Holland presset man auß dem Steckrüben-samen ein Oel / welches nicht allein an
statt der Liechtern / sondern auch zu bereitung der Säiffen gebraucht wird.
(Grimmen de Kindern.) Das gemeine Volck pflegt
den Kindern / so von dem Grim̅en geplaget; ihre Bäuchlein mit
Steckrübensamen-Oel warmlicht der anzusalben.
CAPUT LX.
Rettich.
Mamen.
Rettich heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Raphanus, Radicula. Italiänisch / Rafano, Rafanello, Ravano,
Ravanello. Frantzösisch / Reforr, Raifort. Spanisch / Ravano.En [398] glishch / I. Weisser Rettich.
I. Raphanus albus.
/ Radishroot. Niderländisch / Radijs. Dänisch / Reddicke.
Gestalt.
Der Rettich hat schmälere / rauchere und schärffere blätter als die Rüben / einen
rundenstengel / un̅ schneeweisse oder purpurfarbe Blumen / darauß
werden hole / runde / fornen spitzige / inwendig mit gelb-braunen und
schaff-schmäckenden Samen außgefüllte Schoten. Die wurtzeln haben nicht einerley
gestalt / denn etliche roth / weich und nicht allzuscharff. Andere sind dick /
hart / wie die Steckrüben und sehr scharpff. Widerumb sind erliche schwartz /
derb und die allerschärffsten. Etliche haben schöne gelblichte wurtzeln. Der
Rettich wächst gern an kalten orten / will nicht mit mist / sonder mit sprewer
getüncht werden. Denn weilen sie ein scharffes flüchtiges saltz in sich haben /
und viel saffts zu ihrer nahrung vonnohten / kommen sie inheissem grund nicht
wol fort; fie erscheinen zwar etwan anfangs zimlich schön / so bald aber der
boden grosse hitz oder tröckene befom̅et / wachsen wol fleine
würmlein darinnen / oder schiessen sonst unzeitig in Samen / daß sie zum
gebrauch unnütz werden. Wiltu denn gute und frühe Rettich haben / so erwehle ein
ort / der undenher etwas feucht / und der Sonnen nichts desto weniger wol
gelegen sen; denn die feuchtigkeit undenher veranlasset den Rettich alsobald
nidsich zu wachsen / und desto später in Samen zu schiessen. Der Rettich-samen /
so im wedel gesäct wird / wächst viel ehe und leichter in Samen / als der zu
anderen zeiten in die Erdengesteckt wird. Die beste zeit der säung ist im
Neumond / oder ein tag vorher / ben undergehendem Mond. Wenn den̅
II. Schwartzer Rettich. II. Raphanus niger.
der boden / da dieser Samen gestecket worden / allzutrocken wird / muß man ihne
offt mit wasser begiessen. Neben der feuchtigkeit aber / erforderen die Rettich
auch einen mürben vnd geschlachten grund / der mit allem fleiß tieff
auffgehacket / und gesäuberet fene / damit sie also desto besser undersich
tringen / und ihre nahrung auß der Erden wol bekommen mögen. Endlich ist an dem
Samen nicht wenig gelegen / denn der von Som̅er-rettichë komt /
gewint leichtlich stengel / deßwegen man alle Jahr etlichel Rettich über den
Winter in warmen Kellern behalten soll / dieselben auff den Frühling in Garten
zu setzen / und Samen davon zu besten / denn derselbe nicht so bald in Samen
wächßt wie der ander. Im fetten guten Erdboden umb Erfurt / werden ste so groß
gefunden / daß es schier nicht gläublich ist.
Bernhardus Dessenius schreibt / daß er in Frießland ein Rettich gesehen / so 30.
pfund gewogen habe / ist sich also nicht zu verwunderen / wenn Plinius lib. 19.
hiftor. natur. cap. 5. schreibet / Raphanos in Germania infantium puerorum
magnitudinem aequare, die Rettich in Teutschland wachsen in der grösse eines
Käbleins. Johannes Bauhinus berichtet / es seyen in dem Fürstlichen
Mompelgardischen / wie auch in des Junckeren Walters von Andlaw Garten Rettich
in der grösse und dicke eines Mänlichen Schinbeins gewachsen. R. P. Leonhardus,
ein Capuciner / gebohren zu Freyburg in Uchtland hat Dr. Verzascha erzehlt / daß
er in ihrem Closter zu Breysach Rettich von 18. biß 20. pfunden angetroffen
habe.
Nach dem bericht Hieronymi Tragi, ist an [399] dem gantzen Rheinstrom zuden Rüben und Rettich kein bequemer Erdreich / als
das Straßburgische / alda findet man sie zeitlich / und werden auch hin und
wider versendet. So man den Rettichsamen in Zuckerwasser zween tag ligen / und
hernach trocknen lässet / sollen die Rettich davon süß werden.
Noch ein ander Geschlecht des Rettichs hat man in Italien / so Raphanus longus,
langer Rettich genent wird / ist sehr gebräuchlich in Salaten / wächßt
fingers-dickoder grösser / bißweilen arms-lang / ist lieblicher / zarter und
mürber zu essen als der gemeine Rettich: er wächßt auch in Lothringen / und umb
die Statt Metz.
Der Candische Rettich gehet von seinem samen in Teutschland auff / er kommer bald
in allem mit unserm gemeinen Teutschen Rettich überein / hat ein ablange weisse
wurtzel / so ein sehr scharffen geschmack von sich gibet / die blätter sind
nicht so haarig und rauch / die Blumen aber purpurbraun oder weiß. Die Schoten
und der Samen ist kleiner als des Teutschen Rettichs: Also wareer von dem Samen
/ welchen Honorius Belli Bauhini Garten auffgangen. Josephus à Costa lib. 4.
histor. Ind. cap. 18. berichtet / daß die Rettich in Indien sehr gemein seyen /
und obwolen sie in der dicke eines Arms herfürkommen / seyen sie doch zart und
lieblich zu essen.
Der berühmte Jesuit Eusebius Nierenbergius, in der Königlichen Spanischen
Universttät zu Madrit gewesener Profeffor, lib. 14. hift. nat. c. 114. berichtet
/ daß in dem Amerieanischen Königreich Peru ein Rettich seye gefunden worden /
dessen schatten fünff gebundene / oder gekuppelte Pferde umbfangen / und die
Rettich-wurtzel selbst kaum mit beyden außgestreckten Armen begriffen werden
konte / in dem übrigen ware dieselbe sehr zart oder delirat und anmüthig zu
essen.
Die alten blinden Heiden haben viel auf den Rettich gehalten / daher sie ihrem
Abgott Apollo ein Rettich von Gold / den Mangold von Silber / und die Rüben auß
Bley zubereitet / welches von Plinio selbsten an dem angedeuten ort Graeca
vanitas, ein Griechische Eitelkeit genenet wird.
Eigenschafft.
Der Rettich ist warm im dritten / und trocken im anderen grad; hat viel flüchtig
alkalisches scharfflichtes saltz / neben wenig schwefelichten theilen in seinem
safft vermischet / und daher die Eigenschafft allen schleim der Brust zu
erdünneren / und zu verzehren / den Athem zu erleichteren / den Harn und Sand zu
treiben / die Stein der Nieren zu zermalmen / und zu sand zu verlassen; auch die
däwung des Magens zu stärcken / das verstopffte Miltze und Leber zu eröffnen.
Wenn man zu viel isset / stoffen sie mit winden übersich / ja der außgetruckte
safft deroselben mag auch etwas über sich purgieren.
Gebrauch.
Wer gelind übersich purgieren / und den (Schleim des
Magens.) Magen raumen will / der stosse 4. loth von scharffen
Rettichen in einem Mörsel / giesse ein wenig Gerstenwasser darüber / tructe
hernach den safft durch ein tuch / und trincke ihn also; er wird nicht nur den
schleim des Magens wegnehmen / sondern auch den auf (Zäder ??? der brust.) der Brust sitzenden zähen Fluß erdünneren / zum
außwurff befürderen / und also den davon (Engbrüstigkeit.) gesangenen Athem erleichtern; ja auch wol die Nieren
von allem sand und schleim (Sand und Schleim der
Nierren.) befreyen. Andere nehmen zu solchem end ein halbes biß zu
einem gantzen loth Rettichsamen / stossen ihn rein in einem mörsel / giessen
Gerstenwasser darüber / rührens wacker durcheinander / truckens hernach durch
ein tuch und trincken also diesen safft auß. Den jungen Leuthen und Kindern muß
man nach proportion des Al ers weniger geben. Ist allen ein unschädliche und
gelinde larierung.
Wenn die Rettich allzubäuffig rohe geessen werden / machen sie durch eine starcke
fermentation viel wind / und blähungen / auch einen übel-riechenden Athem /
dannenher sich das Frawenzimmer darfür zu hüten weißt. Sie sind auch den Augen
und dem Gesicht / wegen ihrer scharffen dünsten nicht sehr dienstlich.
Der Saft auß denen nicht allzuscharffen Rettichen getruckt / mit Zuckercandel
vermischt / und also bißweilen ein wenig davon warm eingegeben / löset den
Schleim der Brust / macht außwerffen / vertreibet die Engbrüstigkeit / und
reiniget die Nieren.
(Den hart und monatliche blum befürderen.) Der
Rettichsamen befürdert den Harn und Monatliche Blum / so man ein quintlein
schwer gestossen im weissen Wein einnimmet.
In den hitzigen Fiebern pflegt man den (Hitzige
Fieber.) Rettich in lange dünne schnitten zu schneiden / mit Saltz zu
bestreuen / und auff die Fußsolen zu binden. Dieses mittel ziehet die hitz von
Haupt und Hertzen undersich.
So wird auch der Rettich gelobet / wider (Kräen, augen
der Füssen. Dorn im fleisch.) die Kräen-augen der Füssen / so man in
dem abnem̅enden Mond in die mit schmertzen / nach gebadeten Füssen
außgeschnittene / doch aber nicht blutende Kräen- augen den äußgetruckten
Rettichsafft giesset / als wovon sie verschwinden. Rettich mit Gänßschmaltz
vermischt und übergelegt ziehet die Dörn auß dem Fleisch.
Man destilliert ein Wasser auß dem Rettich (Nieren und
blasenstein / verstopffte Leber und miltz / schleim auf der brust /
wassersucht / verstandene monatliche blu??? Nieren- und b??? gesch???)
/ so wider den Nieten- und Blasenstein sehr gelobt wird: ehe man aber solches in
nerlich gebraucht / damit nicht auß übel ärger werde / solle der Leib zuvor mit
einer dienlichen Purgation gereiniget seyn. Es eröfnet auch die verstopffte
Leber und Miltz / zertheilt den Schleim auff der Brust / ist dienstlich wider
die Wassersucht / todet die Würm im Leib / treibet sie auß / und befürderet den
Weibern ihre Monatliche verstandene Blum. Diejentgen auch / welche mit einem
Nieren- oder Blasen-geschwär geplaget sind / sollen bißweilen Morgens nüchter
etliche loth dieses Wassers trincken.
|| [400]
Wasser-Rettich / mit tieff-zerkerbten blattern. Raphanusaquaticus foliis in
profundas lacinias divisis.
Ein ander Wasser-Rettich. Raphanus aquaticus alter.
Geschlecht und Gestalt.
Es ist nicht ohn / daß Nicol. Braunius im andern Theil des also genanten Theodori
Tabernaemontani Kräuter-buchs in der 3. section zwey geschlecht des
Wasser-rettichs / das erste zwar im 7. Cap. under dem gemeinen Namen / das
andere aber im 3. Cap. mit dem namen des Wasser-hederichs beschreibet /
dieweilen aber die Figuren nicht gar gut sind / habe ich die zwey besten sampt
ihrer beschreibung alhier beygesetzt.
Der erste Wasser-rettich hat ein weisse / ablange / fingers-dicke und
herumgebogene wurtzel mit etlichen zaseln. Die blätter sind tieff zerkerfft /
ablang / außgespitzt; und die dünnen gestreifften stengel elen-hoch: die
Blümlein scheinen vierblättig / gelb; und die schötlein klein / darinnen das
sämlein liget. Es wächßt allhier bey dem Fluß der Wiesen und Birß an sandichten
orten; blühet im Brach- und Hewmonat.
Der ander Wasser-rettich hat ein sehr zasichte wurtzel / darauß die stengel biß
drey schuhe hoch wachsen / an deren gipffel viel kleine vierblättige / weisse /
zarte und gestirnte Blümlein herfürkommen. Die blätter unden am stengel sind
groß und breit / je höher sie aber am stengel stehen / je schmäler / kleiner /
spitziger und zerkerbter sie sind. Er wächßt bey den Wassern und Bächen.
CAPUT LXI.
Indianische Zucker-wurtzel. Sisarum Peruvianum.
Namen.
DIe Indianische Zucker-wurtzel heißt Lateinisch / Sisarum Peruvianum, sive
Battata Hispanorum, Ger. Convolvulus Indicus Batatas dictus, Camotes Hispanorum
C. B. Clus. Englisch / Potatoes. Spanisch / Camotes.
Gestalt.
Zu dem Rettich wird nicht unfüglich die [401] Indianische Zucker-wurtzel gerechnet / welche Carolus Clusius lib. 2. histor.
stirp. Hispanic. cap. 18. & lib. 4. rarior. plantar. hist. cap. 101.
also beschreibet: Die Indianische Zuckerwurtzel spreitet ihre reisser oder
reblein auff der Erden umb sich / wie die wilde Cucumer / sie sind dick /
safftig und glatt / zwischen denselbigen hangen die bleich-grünen und
dicklichten blätter / so dem Binetsch sich vergleichen. Die wurtzel ist
gemeiniglich drey quer-hand hoch / und bißweilen wie ein grosser Rettich
gestaltet / an deren etliche dünne und kleine zaseln sich erzeigen. Dieser
Zuckerwurtzeln finden sich dreyerley arten / allein an liebligkeit des
geschmacks / und an farben unterschieden / denn ob schon alle inwendig weiß sind
/ so ist doch an etlichen die äusserste haut röthlicht / welche man vor die
beste hält / an anderen bleich oder weiß. Die Indianische Zucker-wurtzel wächßt
von sich selbst in der newen Welt und benachbarten Inseln / von dannen ist sie
erstlich in Hispanien kommen / darauff in dem Königreich Granaten gepflantzet
worden. Die beste findet man in Malaca / welche man auch nach Lisabona und
Sevilien in Portugal versendet. In Holland und Engelland bringet man sie wegen
der kälte nicht fort. Die Einwohner der newen Welt essen diese wurtzel rohe und
gekocht. Die Spanier halten sie für ein schleck / umb ihres lieblichen
geschmacks willen / und pflegen sie under der Aschen zu braten / alßdenn die
äussere haut abzuschälen / hernach scheiblein-weiß zu schneiden / und ein wenig
Wein / Rosenwasser und Zucker darüber zu schütten. Andere essen sie wie ein
Salat mit Essig / Oel und Saltz. Etliche machen sie mit Zucker ein / umb sie
desto länger zu behalten. Wenn diese wurtzel anfängt zu verderben / und man sie
auffschneidet / gibt sie ein Rosen-geruch wie die Rosen-wurtzel von sich.
Vorgemelter Herr hat zu Londen in Engelland eine dieser wurtzel gekaufft / so
mehr als 1. pfund schwer gewesen.
CAPUT LXII.
Meer-rettich / oder Kreen. Raphanus sylvestris.
Namen.
MEer-rettich / Kreen / heißt Lateinisch / Raphanus rusticanus, Raphanus
sylvestris, Armoracia, Raphanus major, Raphanus marinus, Thlaspi majus, Lonic.
Griechisch / [Greek words]. Frantzösisch /
grand Refort, Refort sauvage. Englisch / Horse-Radish. Niderländisch /
Mierih-wortel / Peper-wortel. Dänisch / Pepper-röd.
Gestalt.
Obwol der Kreen dem Rettich nicht viel ähnlich ist / und man seine Beschreibung
bey den Alten nirgend findet / nennet man ihn doch gemeiniglich Raphanum
majorem, grossen Rettich / wegen seiner stärcke und schärffe / oder von den
blättern / die sehr breit und groß sind / zu rings-umbher zerkerfft wie ein
Säge. An dem gipffel der einfachen / geraden / rauchen / gestriemten / zwey
Meer-rettich / oder Kreen. Raphanus sylvestris.
elen hohen stengeln / wachsen gantz drauschlichte dolden / mit sehr kleinen
knöpflein / die thun sich auff / werden zu kleinen weissen Blumen / und so sie
widerumb abfallen / folgen gar kleine schötlein hernach / nicht grösser als des
Besem-krauts. Die wurtzel ist dick / lang und am geschmack sehr scharpff.
Unser Meer-rettich wird in Italien oder Welschland / Raphanus montanus,
Bergrettich genent / weilen er von sich selbst in den Gebürgen wächset. Man
zielet ihn durch die wurtzel in den Gärten / welche so fruchtbar ist / daß sie
auch in kleine stücklein zerschnitten / widerumb außwächßt. Der Samen in seinen
schötlein wird selten gefunden. Etliche wollen / es seye ein sondere
feindschafft zwischen dem Meer-rettich und dem Weinstock / also daß auch
gestossener Meer-rettich in Wein geworffen / diesen zu einem Essig mache.
Eigenschafft.
Der Kreen wärmt und tröcknet im dritten grad: Ist mit häuffigem flüchtigem
alcalischen Saltz angefüllet / dardu???ch er die Tugend hat alle schleimige /
zähe feuchtigkeiten zu erdünneren / auch das scharbockische saure saltz des
Geblüts durch den Harn zu treiben: die Mutter-gänge zu eröffnen / Sand / Grieß
und Stein außzuführen / den schweren Athem zu erleichteren / den schleim der
Brust zu verzehren; das Geblüt zu reinigen / und die Magendäwung zu beförderen.
Gebrauch.
Kreen hat gleiche würckung wie der Rettich (Versetz???
Harn / Stem.) / allein ist er stärcker / sonderlich zu außtreibung des
Harns und Steins: denn / so man auß dem Meer-rettich sieben scheibl??? schneidet
/ und die in einem trunck weissen [402] Wein
über Nacht leget / ihne alßden̅ Morgens nüchter trincket / treibt
er gewaltiglich den Harn und Stein. Daher Johannes Bauhinus tom. 2. Hist. Plan.
univers. ???. 25. cap. 8. nicht ohn ursach schreibet; daß Johan̅
von Monte / ein erfahrner alter Mönch / nach dem er empfunden / daß er von dem
Stein geplaget werde / Meer-rettich klein zerschnitten / in ein tüchlein
gebunden / und in Wein geweicht / hernach Morgens und zu Nacht vor dem Schlaff
ein Becher voll dieses Weins getruncken habe / und seye durch den gebrauch
dieses eintzigen Mittels von den schmertzen des Grieß und Steins erlediget
worden.
Insonderheit wird der Meer-rettich wegen seines flüchtigen alcalischen Saltzes in
dem Scharbock dienlich befunden / in dem (Scharbock.) er die scharffe säure des Scharbockischen Geblüts gewaltig
veränderet / versüsset / verbesseret / stürtzet / und also alle davon
entstehende Beschwerden und Kranckheiten heilet. Zu solchem end pflegt man nur
die wurtzel davon / entweder allein / oder annoch mit Bachpungen /
Brunnen-kressich / Löffelkraut / und Körbel-kraut / in Wein zu legen / und davon
ordinari zu trincken / oder wenigst allezeit den ersten Trunck davon bey der
M???hlzeit zu thun. Gleiche würckung hat auch das auß Meer-rettich frisch
destillierte Wasser.
Man thut auch den Meer-rettich bey dem Fleisch kochen / denn er bringt lust zum
essen / und beförderet die Däwung / aber zu viel gebraucht ist er den Augen
schädlich. Ja man pflegt ihne klein zerschneiden / zerstossen / mit Saltz und
Essig zu bereiten / gibt ein gute Salsen zu Fisch und Fleisch. Oder man reibt
ihne klein / kocht ihn einen augenblick mit Fleisch-brühen auff der Gluth /
mischt verstossene süsse Mandeln darunder / und gießts also über das gesottene
Rind- und ander Fleisch ehe mans zur Tafel bringt.
Etliche zerstossen den Meer-rettich / nehmen (Reissender Stein / Verstopffung der Mutter.) darzu Essig und Honig /
sieden es mit einander / biß dick genug wird / zu einer Latwerg / solche geben
sie für den reissenden Stein und die verstopffung der Mutter.
Der außgepreßte Safft auß dieser wurtzel (Scharbock.) / mit Brunnkresse- und Löffel-kraut-Safft vermischt / und
etliche wochen durch täglich davon 3. biß 4. loth neben guter brühen eingenommen
/ reiniget das Geblüth / heilet allen Scharbock.
Die schwangeren Weiber sollen sich des Meer-rettichs so wol als anderer Rettichen
enthalten; weilen sie die Mutter zu viel eröffnen / und also die Geburt vor der
zeit abtreiben können.
(Drey- und vier-tägige Fieber.) In dem drey- oder
vier-tägigen Fieber / kan man den Meer-rettich verstossen / mit Saltz und Rauten
vermischen / und also auff die pulß und an die versen binden; mag diese Fieber
zeitlicher helffen abtreiben. Der auß der wurtzel außgepreßte Safft mit
Pfefferöl über den Ruckgrad etliche mahl in der frost der Fiebern geschmieret /
dienet auch wol zu stillung deroselben.
(Blawe mabler.) Gestossene Kreen-wurtzel über die
blawen Mähler gelegt / vertheilt sie alsobald.
CAPUT LXIII.
Pfeffer-kraut. Lepidium.
Ein Zweiglein von Pfeffer-kraut mit Blüth und Samen. Lepidii ramulus cum flore
& semine.
Namen.
PFeffer-kraut / Ingwer-kraut / oder Se???ff-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lepidium, Piperitis,
Raphanus sylvestris. Italiänisch / Piperite, Peperella. Frantzösisch /
Passerage. Spa [403] nisch / Pimiento.
Englisch / Dittander / Pepperwort. Niderländisch / Peper-cruyt. Dänisch /
Pebber-urt / Sennix-urt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / des Pfefferkrauts / mit breiten blättern / Lepidium
latifolium, C. B. Lepidium Pauli, J. B. Piperitis sive Lepidium vulgare, Park.
Hat blätter / welche sich dem Lorbeer-laub vergleichen / außgenom̅en daß sie linder und länger sind / zurings umbher zerkerbt / am geschmack
gantz scharff / als der Pfeffer. Seine stengel sind rund / glatt / zweyer elen
hoch / ästicht / daran wachsen viel kleine vier-blättige weisse Blümlein / und
so die abfallen / tringt der kleine Samen herfür. Die wurtzel ist weiß / lang /
fingers-dick / und schlecht / am geschmack scharff wie die blätter. Pfefferkraut
wird in feuchte gelände der Gärten gezielet. Wächßt gern / und wohin es einmal
gepflantzet / ist es nicht leicht zu vertreiben / blühet in dem Brach- und
Hew-monat. Von sich selbsten wächßt es umb Montpelier. Camerarius in Horto
Medico p. m. 87. berichtet / er habe es auch in grosser menge bey dem Bergschloß
der Grafen von Castel in Francken gefunden.
2. Das andere Geschlecht des Pfefferkrauts / Lepidium glastifolium, C. B.
Lepidium non repens, J. B. Hat eine zaselichte wurtzel / lange / breitlichte /
scharff-schmäckende blätter / welche in dem umbkreiß nicht zerkerbt; der stengel
ist zwey elenhoch / und theilt sich oben in viel zweiglein / an welchen viel
weisse / und grössere Blümlein / als in vorigem Geschlecht / erscheinen: denen
kleine / runde / flache / zweyspältige / mit vielem scharffem / braunröthlichtem
Samen angefüllte schötlein folgen. Wächßt in Teutschland hin und wider.
3. Das grosse Orientalische Pfefferkraut / Lepidium maximum Chalepense, Moris.
Lepidium Dioscoridis, Zanoni. Hat eine zimlich dicke / spannen-lange / weisse /
schwer zerbrüchliche / mit vielen langen neben-würtzelein vergesellschafftete
wurtzel. Trägt einen einfachen / bißweilen auch doppelten / runden / glatten /
hellgrünen / in fettem boden elen-hoch auffsteigenden stengel; auß dessen jedem
knödlein blätter wachsen / welche den stengel umbgeben / und den
Lorbeer-blättern sich vergleichen. An dem gipffel der stengeln erzeigen sich
vier-blättige / weißlichte in dem Sommer herfürkommende Blümlein / auff welche
die runden / zweyspältigen / mit braunem samen angefüllte gefäßlein erfolgen.
Der geschmack dieses Krauts ist weit schärffer / als in dem gemeinen
Pfefferkraut / in dem sein safft mit häuffige???em flüchtigem saltz begabet ist.
Eigenschafft.
Pfeffer-kraut wärmet im vierten / und tröcknet im dritten grad / also auch / daß
es die haut roth machet / und bläterlein erwecket / so man die blosse haut damit
reibet. Ist also auch mit vielem flüchtigem / alkalischem / scharffem saltz
begabet / und hat mit dem Meer-rettich durchauß gleiche eigenschafften: wobey zu
mercken / daß diese kräuter / wenn man sie viel kochet / ihr flüchtiges saltz /
und hiemit ihre kräfften gantz verlieren.
Gebrauch.
In Engelland pflantzet man das Pfefferkraut (Schwere
geburt.) fleissig / denn allda die Hebammen den gebährenden Weibern
die wurtzeln in das trincken legen / soll ihnen von ihrer burde leichter
abhelffen.
Das Pfeffer-kraut auff heisser Herdstatt gebähet / hernach gestossen / und über
die Hufft also warm geschlagen / zertheilet den (Huff???-we???) schmertzen oder Hufftwehe gar ges???hwind.
Die blätter werden mit Essig und Zucker / aber die wurtzel mit Milch bereitet /
und wie ein Salsen in Italien zum Gebratens dargestellet: Bey uns pflegt man die
blätter rohe mit dem Fleisch zu essen; etliche zerhacken das kraut klein /
mischen weissen Pfeffer / Zucker und Essig darzu / und essens also (Schwacher Magen.) mit dem Fleisch-speisen;
stärckt den Magen / erweckt den eßlust / und beförderet die Däwung.
(Scharbock. Verstopffung des Miltzes.) In Wein
gelegt / und davon ordinari getruncken / eröffnet die verstopffung deß Miltzes /
vertreibt den Scharbock / und reiniget das Geblüt der Miltzsüchtigen gar wol.
CAPUT LXIV.
Wilder Kreß. Iberis.
Namen.
WIlder Kreß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Iberis, Cardamantica, Lobel. Iberis latiore folio. C. B.
Italiänisch / Lepidio, Iberide, Nasturzo salvatico. Frantzösisch / Nasitort
sauvage, Passerage. Spanisch / Nastuercio montesino.
Gestalt.
Wilder Kreß wächßt gemeiniglich neben [404] dem weg auff den Kirchhöfen / alten Hoffstätten / Gemäuren und Gräben.
Erstlich thun sich die an langen stielein hangenden blätter herfür / die sind
vielfältig ze???spalten / aber darnach werden auß diesen spalten andere kleine /
subtile / wie in der Kressen / zerkerffte blättlein / also daß des gantzen
hauptblats rippe / diesen kleinen blättlein gleich wie zu zweiglein gereichen.
So aber das Kraut in vollem wachßthum ist / sind die Blätter an den zweiglein
länglicht und schmal. Der stengel ist rund / dünn / elenhoch / über der mitten
mit vielen runden / dünnen zweiglein rings umbher besetzt / an derer gipffel
stehen kleine weisse blümlein / den Kressich-blümlein gleich / darauß
entspringen täschlein wie an dem Besen-kraut / aber gar viel kleiner / und
tragen kleinen samen. Die Wurtzel ist lang / holtzicht / tieff / gemeiniglich in
zwey theil außgespreitet / eines scharpffen geruchs / wie der samen und das
gantze Gewächs.
Ein kleinere Art wächset in Thüringen / welche von Casp. Bauh. Iberis Nasturtii
folio, genennet wird; wenn man aber solche recht betrachtet / so wird man finden
/ daß es eigentlich ein wilder Kreß / Nasturtium sylvestre, J. B. oder Thlaspi
angustifolium Fuchsii seye.
Der berühmte Morison gedenckt noch einer anderen mit breiteren blätteren /
nidrigeren stengeln / und grösseren blumen. Iberis humilior, annua Virginiana
ramosior, Moris. Aliis Piperitis seu Lepidium Americanum.
Eigenschafft.
Der wilde Kreß wärmet und tröcknet im dritten grad; hat also viel scharffes
flüchtiges / alkalisches Saltz in sich / und dannenher die Eigenschafft / allem
sauren zu widerstehen / allen versessenen Schleim zu erdünneren / die Harn- und
Mut???er-gäng zu eröffnen / grieß und sand zu treiben / und das unreine
scharbockische Geblüt zu reinigen.
Gebrauch.
(Zahn???chmertzen.) Etliche schreiben: so man die
Wurtzel des wilden Kreß an den Halß hencke / benehme sie den schmertzen der
Zähn.
Die frische in dem Mäy gegrabene wurtzel sampt dem Kraut zerhackt / gestossen /
und mit ein wenig Schwein-schmaltz vermenget / hernach über die Hufft und den
gantzen Schenckel gelegt / vier stund lang täglich darüber ligen lassen /
hernach den Schenckel gebadet / darauff mit Oel und rohtem Wein warm von allem
schweiß und fettigkeit gesäuberet und gewaschen / und endlich weiche zarte Wolle
umgebunden / und den Patienten ein wenig herumb spatzieren (Hufftweh.) lassen / vertreibet das peinlich
schmertzliche und langwirige Hufft-wehe in kurtzer zeit.
CAPUT LXV.
Dragoncel. Dracuncellus.
Namen.
DRagoncel oder Dragonkraut heißt Lateinisch / Dracunculus
Dragoncel. Dracuncellus.
hortulanus sive hortensis, Draco herba, Tarchon. Italiänisch / Dragoncello,
Dragone. Frantzösisch / Dragon. Englisch / Tarragon. Niderländisch / Dragoen.
Dänisch / Kongens-salat / Dragone / Drage-urt.
Gestalt.
Dragoncel / hat eine weißlichte Wurtzel / die auff der Erden kriecht wie das Graß
/ mit vielen langen faselen behencket / darauß schmale lange stengel wachsen /
mit langen / schmalen / glatten und spitzigen blätteren besetzt / welche
ungleich neben einander stehen. Seine blumen sind weiß / klein / zart und fast
drauschlicht. Es wird in den gärten gezielt / daher es auch Dracunculus
hortulanus, Garten-dragoncel heisset.
Etliche meinen / dieses Kraut wachse nicht von eigener Natur / sonderen werde
durch die Kunst also auffgebracht / nemlich so man Leinsamen in außgehölte
Zwibelen leget / und also pflantzet / das haben etliche versucht / aber es hat
ihnen gefehlt.
Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici, Lib. 3. Cap. 6. beschreibet noch
ein geschlecht dieses Dragon-krauts / welches von ihme Dracunculus alpinus folio
Scabiosae genennt wird. Joh. Rajus aber setzet dieses under die Geschlechte deß
wilden Bertrams / zumahlen es auch von Joh. Parkinson. Ptarmica Alpina genennet
worden. Es hat zasichte Wurtzelen / und runde schuhe-lange / und auff dem
gipffel in neben-zweiglein außgetheilte stengelein. Die bleich-grünen blätter
vergleichen sich der Scabiosen / mit ihren tieffen schnitten und kerffen. Es
trägt an den obersten stenglein oder rüthlein in dem Heumonat seine blümlein /
die sind bey dem mitlern runden scheiblein gelblicht / welche mit weissen
blättlein / gleich wie an der [405] gemeinen
Chamillen / umbgeben ist. Es wird auff den Schwe tzerischen Alp-matten beym
Gotthard und Pfeffers-bad gefunden.
Eigenschafft.
Dragoncel wärmet und tröcknet hefftig / hat ein flüchtig alkalisches Saltz bey
sich / und daher gleiche eigenschafft mit dem Brunnkreßich.
Gebrauch.
(Kalter magen / blast / ve???steckter Frauenzeit.)
Dragoncel isset man mit Lattich und anderem Salat / man machet auch Salsen
darauß. Er bekomt wol dem kalten Magen / bringt lust zum essen / zertheilet die
Bläst / (Verstopfftelcher??? und miltze. Abnehmen
de??? Leibs.) treibet den Harn und der Frauen Blumen / reiniget das
scharbockische Geblüt / eroff???net die Verstopffungen der Leber und des Miltzes
/ und wehret dem Abnehmen.
Dieses Kraut in dem Mund gekenet / ziehet (Feuchtes
Haupt. Hauptnüß Zahnweh.) den Speichel und wässerigen Schleim auß dem
feuchten Haupt / und vertreibet also die flüsse / so sich hin und wieder in dem
Haupt / Ohren / oder Augen stecken: stillet auch das Zahnwehe.
Ist in dem übrigen wider allerhand Kranckheiten eben so nutzlich zu gebrauchen /
alß der Brunkresse.
CAPUT LXVI.
Wilder Bertram. Ptarmica.
Namen.
MIlder Bertram / Nießkraut / Darant / weisser oder spitziger Reinfarn / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Ptarmica, Sternutamentoria, Tanacetum album acutum, Pyrethrum sylvestre.
Italiänisch / Ptarmica. Englisch / Dneezwort / Baltard / Pellitory. Dänisch /
Vild Bertram. Niderländisch / Wilde Bertram.
Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des wilden Bertrams / Ptarmica vulgaris, folio longo
serrato, flore albo, J. B. Dracunculus serrato folio pratensis, C. B. Hat ein
schlechte / dem Geschmack nach scharff brennende Wurtzel / so mit langen /
großlichten / starckriechenden nebenwürtzelein behänget ist. Auß welcher etwan
ein elen-hoher / und mit schmalen neben-zincklein besetzter stengel herfür komt
/ der da gemeiniglich durch den gantzen Sommer biß in Herbst weisse gestirnte
blümlein trägt / denen der Same nachfolget. Die blätter stehen gegen dem stengel
über / sind spitzig / lang / schmal und wie eine Säge gekerfft. Wächßt auff den
feuchten Matten und bey den bächlein. In Böhmen wird er in den gärten
gepflantzet.
2. Die wilde Berg-nießwurtz / Dracunculus Alpinus Agerati foliis incanis, Hort.
Reg. Paris. & Lugd. Batav. Hat längere / und spitzigere / tieffer
zerkerffte blätter / auch höhere stengel / mit blassen gestirnten blümlein.
3. Die wilde Virginische Nieß-wurtz / Ptarmica Virginiana folio Helenii, Moris.
prael. Ist ein Kraut zwey schuh hoch / dessen stengel mit breiten / ablangen /
den Alantwurtzblätteren nicht unähnlichen blätteren begabet. Die blümlein sind
weiß / und der Samen dem wilden Bertram-samen gleich.
4. Die wilde Alp-nießwurtz mit Mutterkraut-blätteren / Ptarmica Alpina
Matricariae foliis, Triumfetti.
5. Die grössere wilde Bertramwurtz mit schön grünen tieffer zerkerfften blätteren
/ Ptarmica foliis profundiùs serratis, laetè viridibus, elatior, Hermann. Catal.
Append.
6. Die wilde Alp-nießwurtz / mit weiß [406] graulichten zerkerbten blätteren / Ptarmica Alpina, incanis serratis
foliis, Herm. Cat. App.
7. Die wilde Nieß-wurtz / mit grossen röthlichten Wasserrettich-blätteren /
Ptarmica raphani aquatici folio amplo rubello D. Watsii, Hermann. Cat. App.
Eigenschafft.
Der wilde Bertram wärmt und tröcknet im dritten grad / die Wurtzel hat ihre
krafft am besten mit außgehendem Aprillen / und das Kraut in dem Mäy und
Brachmonat; Ist mit einem flüchtigen ölichten scharffen Saltz begabet / daher er
amgeschmack scharff und beissend ist / und die Eigenschafft hat starek zu
erdünneren / und allen Schleim durchzubeissen / sonderlich aber niessen zu
machen.
Gebrauch.
So man die frischen blumen für die Nasen haltet / oder dürr gestossen darein thut
/ machet sie niessen. Gleiche würckung hat die Wurtzel / gedörret / zu pulver
gestossen / und mit anderen gelinderen schnupff-pulveren vermischt / in die
Nasen gezogen. Innerlich wird diß Kraut sonsten nicht gebraucht.
CAPUT LXVII.
Zahme Raucken / oder weisser Garrensenff. Eruca sativa alba.
Namen.
ZAhme Raucken oder weisser Garten-Senff / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Eruca sativa.
Italiänisch / Ruchetta, Rucola. Frantzösisch / Roquette. Spanisch / Oruga,
Xaramago. Englisch / Rocket. Dänisch / Hindsenep. Niderländisch / Rokettecruyt /
Rakette.
Wilde Raucken oder wilder weisser Senff heißt Griechisch / [Greek words], Lateinisch / Eruca sylvestris, Erucae genus spontè
nascens. Italiänisch / Ruchetta salvatica. Frantzösisch / Roquette sauvage,
Petite Roquette. Spanisch / Oruga sylvestre. Englisch / wilde Rocket.
Niderländisch / will Rakette.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / die zahme Raucken oder der weisse Garten-senff / Eruca
latif. alba sativ. Dioscor. C. B. major sativa, annua, flore albo striato, J. B.
Bringet elen- oder anderthalb elen-hohe / etwas haarichte stengel / daran lange
/ zarte / tieff zerspaltene / glatte blätter herfürkommen / so an dem geschmack
sehr scharff sind. Seine blumen erscheinen weißlicht oder bleichgelb / und haben
bißweilen schwartze äderlein / welchen fingers-lange hülsen nachfolgen /
darinnen ein kleiner weisser samen liget. Die Wurtzel ist weiß / dünn und
holtzicht / so gleich den blätteren einen scharffen geschmack von sich gibet.
Sie wird in den gärten viel gezielet. Der geruch dieses Krauts ist sehr starck /
und unannemlich.
Englische Raucken mit breiten blättern. Eruca Anglica latifolia.
2. Der Englische Garten-senff / Eruca Anglica latifolia. Hat ein weissen / dicken
und gekälten haupt-stengel / so höher als ein elen wächßt / und in
neben-zweiglein getheilet wird. Seine blätter sind glatt und bleichgrün / bey
der wurtzeln eines schuhs lang / und tieff zerkerfft / in deren mitte ein breite
ader durchgehet. Gemelter stengel wird von der dreyeckichten und zween zoll
langen kerffen als flügeln umgeben: die mittlere blätter am stengel sind kürtzer
/ und etliche den gemeinen Raucken-blätteren ähnlich / die obere blättlein aber
sind schmal und nur ein wenig gekerfft. Auff dem gipffel des stengels erscheinen
grosse gold-gelbe und vier [407] blättige Blumen mit vielen fädenlein / denen ablange und enge schotten
nachfolgen.
Wilde Raucken. Eruca sylvestris vulgaris.
St. Barbara-kraut. Eruca lutea, sive S. Barbarae herba.
3. Die wilde Raucken / Eruca sylvestris vulgatior, Park. Major lutea, caule
aspero, C. B. & Angustifolia Austriaca, Eju???d. Eruca tenuifolia
perennis flore luteo: item sylvestris angustifolia flore luteo, J. B. Hat
schmälere und an mehreren orten außgekerffte blätter als die zahme / bringet
viel rauche stengel / trägt grosse und bißweilen kleine gelbe blumen. Der in
krummen schötlein ligende samen vergleicht sich dem gemeinen Senff / er ist
scharff und bitter: die Wurtzel ist weiß / dick / lang. Sie wächßt auff dürrem
erdreich bey alten verfallenen mauren: allhier findet man sie bey dem
Wiesen-fluß an sandichten orten; gibt einen stinckenden unlieblichen geruch von
sich.
4. St. Barbara-kraut / Eruca lutea latifolia s. Barbarea, C. B. Barbarea, J. B.
Hat eine weisse / dicke / lange / beständige / runde / jedoch etwas knodichte
Wurtzel / auß welcher ein harter / elen-hoher / starcker / gestreiffter / runder
und fetter stengel herfürkommet / der oben auff mit einer langen Aehre voll
kleiner vierblättiger gelben blümlein gezieret / denen ein rundes / dünnes
schötlein / in welchem der röthlichte samen liget / nachfolget. Die blätter sind
rund / glatt / breit und etwas gespitzt / bißweilen roth oder schwartz. Deren
unterste sich der Haselwurtz - blätteren vergleichen. Es blühet im Mäyen / und
Brach-monat / und wächßt an sandichten und wässerichten orten. Die Wurtzel und
blätter haben einen scharffen geschmack / und etwas stinckenden Geruch. Allhier
findet man es bey dem Wiesen- und Birß-fluß. So mans in die gärten pflantzet /
überkommet es spitzigere blätter. Ein grössere art wird bey Petterlingen in den
frucht-felderen und um das Schloß Arburg Berner Herrschafft gefunden / welche
einen dickeren / aber kürtzeren und gekälten Stengel herfür bringt, Die bläkter
sind ein zoll lang und breit. Seine blumen scheinen grösser / gold-gelh und
gefüllt.
Baßlerische Raucken. Eruca Basileensis coerulea.
|| [408]
5. Der Baßlerische weisse Senff oder Raucken / Eruca coerulea in arenosis
crescens, C. B. purpurea, aliis coerulea sive Viola petraea, J. B. Hat ein
röthlichte / gerade / ablange / dünne / scharfflichte / und ein wenig zasichte
Wurtzel; auß welcher underschiedliche gekälte und haarige stengel herfürkommen /
die sind insgemein elen-hoch / und in etliche neben-zweiglein zertheilt. Die
blätter an der Wurtzel spreiten sich auff die Erden / sind wie die gemeine
Raucken zerkerbt / gleichsam umnaget / rauch / haarig und anderthalb zoll lang /
aber auch kürtzer und schmäler. An dem stengel erscheinen die blätter in
geringerer anzahl / sind runder außgeschnitten / und bißweilen gantz. Seine
wolriechenden blümlein sind himmel- und biß weilen purpur-blau / vier-blättig /
mit kurtzen fädemlein / und sitzen auff den gipfflen der nebenzweiglein: nach
diesen blümlein folgen ablange / glatte und dünne schötlein / in denen ein
kleiner röthlichter und scharffer samen eingeschlossen ist. Dieses Kraut wächßt
allhier zu Basel an sandichtenorten / bey dem Fluß die Birß gena̅t
/ um St. Jacob / und das Dorff Mönche̅stein. In dem Baßler Bistum
wird es bey Lauffen und Delsperg auff den Bergen und Felsen gefunden.
6. Der Candische weisse Senff / Eruca maritima Cretica, siliquâ articulatâ, C. B.
Hat bey der Wurtzel kurtze / schmale / rauchlichte und klein zerkerbte blätter:
die stengelein sind spannen-hoch zuruck gebogen und gekählt: es trägt viel
krumme / rauche / drey oder vier zoll lange / und in gläichlein abgetheilte
schoten / darinnen ein kleiner röthlichter samen liget. Man findet es in Candia
an dem Ufer des Meers.
Der Italiänische weisse Senff. Eruca maritima Italica.
7. Der Italiänische weisse Senff / Eruca maritima Italica siliquâ hustae cuspidi
simili, C. B. Cakile quibusdam, aliis Eruca marina & Raphanus marinus,
J. B. Wächßt einer elen hoch: hat dicke glatte und zerkerbte blätter / die
vergleichen sich den Kreutzwurtz-blättern / sind fett / safftig / unden
bißweilen röthlicht / und kriechen etliche auff der Erden / auß deren mitte
kommen drey oder mehr runde / gekählte / glatte und steiffe stengelein herfür /
die sind an dem underen theil röthlichter farb / und in neben-zweiglein
zertheilt / auff deren gipffel erscheinen purpurfärbige blümlein / so den
Steckrüben- oder Rettich-blümlein ähnlich. Der kleine Samen ligt in
drey-eckichten schötlein. Die Wurtzelen sind lang / dünn / weiß / inwendig
holtzicht und an dem geschmack etwas scharff. Es wächßt in Italien am Gestad des
Meers: blühet im Mäyen und Brachmonat. So man es in die Gärten pflantzet /
kommet es mit ablangen und schmalen blätteren herfür.
Der Frantzösische weisse Senff von Montpelier. Eruca Monspeliaca echinata.
8. Der Frantzösische weisse Senff von Montpelier / Eruca Monspeliaca echinata
siliquâ quadrangulâ, C. B. Sinapi echinatum, J. B. Lugd. Hat ein dick / weiß /
und ein wenig zaßlichte Wurtzel / so einer halben spannen lang ist. Seine
stengel sind rund / gekählt und rauchlicht / deren drey oder vier schuhshoch /
bißweilen aber elen-lang auffwachsen / bey ihrem ursprung purpurfarb scheinen /
und in neben-zweiglein zertheilet werde̅. Die bey der Wurtzel auff
dem boden außgespreitete Blätter sind länglicht / schmal / rauch und gekerbt /
an den stengeln aber / insonderheit wenn sie mit vielen schoten beschweret /
sihet man schier keine blätter. Die blümlein [409] sind gelb und fünffblättig / welchen viereckichte schoten
nachfolgen / so auff einem länglichten stiel sitzen / und in ein scharffen spitz
außgehen / sie werden durch die zeitigung sehr hart / und wenn man sie nach der
länge zerschneidet / erscheinen auff beyden seiten zwey küstlein / in deren
jeglichem ein weisser / rother / spitziger und scharffer Same auffbehalten wird.
Es blühet im Brachmonat und wächßt in Franckreich bey Montpelier.
9. Das neunte geschlecht deß wilden weissen Senffs / Eruca Monspeliensis siliquâ
asperâ, Sinapi Monspessulanum siliquâ asperâ hirsutâ, J. B. Hat blätter den
kleinen Rauckenblättern etwas gleich / am geschmack scharff; zwischen denen
wachsen etliche spannen-lange / in nebenzweiglein getheilt???e Stengel / mit
kleinen gelben Senffblümlein; auff welche viel zolllange / runde / rauche / mit
braunrothem kleinem Samen angefüllte schötlein erfolgen. Wächßt zwischen
Montpelier und dem Berg Esperon.
10. Die Raucken mit weissen blümlein / so schwartze äderlein haben / Rapistrum
flore albo lineis nigris depicto, C. B. album nigris lineis, Park.
11. Die haarige Raucken von Halepo / mit gefleckten blätteren / Eruca Chalepensis
caulibus & siliquis hirsutis, foliis inferioribus maculatis, Morison.
12. Die Raucken mit Maßlieben - blättern / Eruca Bellidis folio, Moris.
13. Die grosse Wasser-raucken mit weisser Blume / Eruca palustris major flore
albo, J. B.
14. Die wilde kleine Wasser-raucken / Eruca sylvestris minor luteo parvoque
flore, C. B. Eruca quibusdam sylvestris repens flosculo parvo luteo, J. B.
15. Die kleine wilde Raucken mit Täschelkraut-blätteren / Eruca sylvestris minor
Bursae pastoris folio, C. B.
16. Die kleine wilde Raucken mit graulichten blätteren / Eruca sylvestris minor
incana, C. B.
17. Die Africänische Raucken mit himmelblauen Blumen / Eruca Echioides Africana
flore coeruleo, Breyn. Prodr.
18. Die grösseste Raucken von Canada / Eruca maxima Canadensis, Cornut.
Eigenschafft.
Der weisse Senff ist sehr hitziger Natur und wärmet hefftig: denn er ein zimlich
flüchtig / scharffes Saltz / neben vielen ö???ichten theilen in sich hält / und
derentwegen die Eigenschafft erlanget den zähen schleim zu erdünneren / die
verstopffungen zu eröffnen / den harn zu treiben / die flüsse des Haupts zu
erwehren / oder zu vertreiben / und die Mannheit zu stärcken / oder
widerzubringen. Man braucht sonderlich den von der gemeinen Garten-raucken in
dem Brach- oder Heu-monat gesamleten Samen in der Artzney.
Gebrauch.
Die wilden Raucken-blätter rohe genossen / erwecken lust zur unkeuschheit: so man
aber dieses Kraut zu viel gebrauchet / ist es dem Haupt schädlich / denn es
grosse wehthumb desselben verursachet / und das Geblüt erhitziget: darneben
treibet es den (Würm.) Harn / stärcket die
Däwung / und tödtet die Würm.
Die in dem Mäyen und Brach-monat abgeklaubte grünen Blätter in alten weissen Wein
gelegt / und täglich davon ge???runcken (Gelbsucht.
Sch???eim und Grieß.) / vertreibt die Gelbsucht / und führet Schleim
und Grieß durch den Harn.
Andere berichten / daß sich viel Leuth lange (Schlag.) zeit vor dem Schlag und dergleichen zufällen / mit dem weissen
Senff und Kümmel-samen / eines so viel als des anderen / auff gehalten haben /
öffters eines halben quintleins schwer davon genommen.
Die Raucken-wurtzel gekocht und pflasterweiß (Beinschiffer.) übergelegt / zieht die Beinschieffer herauß.
Das Wasser so man auß der Italiänischen (Grimmen.) Raucken destilliert / wird sehr wider (Grieß.) das Grimmen / Grieß und ten Stein gelobt
/ (Stein.) so man morgens nüchter acht loth
davon laulicht trincket.
Folgende Latwerg ist sehr kräfftig / und (Schlagflüß.) alten Leuthen höchst nutzlich / alle Schlagflüß zu verhüten.
Nehmt Roßmarin-Me???yoran-Schlüsselblümlein - Betonien - oder rothen
Rosen-zucker / 4. loth / candierte???n Ingwer 3. quint. Raucken-samen /
Fenchel-samen / jed. 1. quintl. Cardamömlein / Cubeben / und Zimmet / jed. 20.
gran. Chocolate-pulver / ein halb loth. Rühret alles mit Nägelein- oder Violen -
syrup zu einer Latwerg under einander / darvon kan man morgens / und (Magenbl???diakeit. Erkaltete Natur der Ehemän̅ren.) nachts einer Castanien groß einnehmen. Stärcket
den Magen / das Hirn und Nerven / bewahret vor Schlagflüssen / und macht auch
die erkalteten Ehemänner wacker und munter zum Beyschlaff.
CAPUT LXVIII.
I. Senff. Sinapi.
|| [410]
II. Senff. Sinapi.
Namen.
SEnff heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sinapi. Italiänisch / Senape, Senapa, Mostarda. Frantzösisch /
Seneve, Graine de moustarde. Spanisch / Mostaza, Xenablo, Xenabe, Xenabo.
Englisch / Mustard / Müsterd / Senbeye. Dänisch / Senep. Niderländisch /
Mostaerde.
Gestalt und Geschlecht.
Der Senff ist ins gemein dreyerley Geschlechts. Die ersten zwey säet man in die
gärten / das dritte ist wild.
Der erste Garten-senff / Sinapi siliquâ hirsutâ semine albo vel ruffo, J. B.
Sinapi Apii folio sive album, C. B. Wächßt wie Rübenkraut / mit einem rauchen /
elen-langen / haarigen stengel / und vielen neben-ästlein / bringet gelbe
wolriechende blumen / darauß werden runde / haarige schötlein / in welchen der
weisse / runde / grössere als in dem wilden / und nicht so scharffe Samen als in
dem gemeinen Senff / verborgen ligt. Die Wurtzel ist einfach / weiß / und
holtzicht / und die blätter / wie in den Rüben gestaltet / tieff eingeschnitten
/ oben und unden haarig.
Der ander Garten-senff / Sinapi siliquâ latiusculâ glabrâ, semine ruffo, sive
vulgare, J. B. Gewinnet auch ein rauchen / runden / mehr als elen-hohen / unden
haarigen / oben aber glatten ästichten stengel / seine blätter sind zerkerbt und
dem Kraut des weissen Senffs ähnlich. Die blumen erscheinen bißweilen weiß / und
zu zeiten gelb / wolriechend / vierblättig; werden zu glatten / und zimlich
kurtzen viereckichten schötlein / darinnen stecken sieben biß acht röthlichte
samen / der schärffer ist alß des ersten: die Wurtzel ist weiß / holtzicht /
zerbrüchlich / und faselicht. Man findet auch ein art des Gartensenffs mit
weissem Samen.
Wilder Senff. Sinapi sylvestre.
Wilder Senff. Rapistrum arvorum.
Der wilde Senff / Rapistrum arvorum, Park. flore luteo, C. B. J. B. Wächßt auff
dem felde offt under dem Geträyde / hat gelbe blumen / an der gestalt wie
Mertzen-blumen. Ist mit blätteren / stengelen und Samenschötlein dem zahmen
Garten-senff gleich / doch kleiner und kürtzer / bringt roth-schwartzen Samen.
|| [411]
Mit goldgelben und gefüllten Blumen / wird er bey der Vestung Arburg / Bernischer
Herrschafft / gefunden.
Die Bienen suchen ihre nahrung mit grosser begierd in allen Senff-blumen.
Es hat noch ein Geschlecht des wilden Senffs mit weissen Blumen; Rapistrum flore
albo, siliquâ articulatâ, C. B. flore albo striato, Sinapi album agreste Trago,
J. B. Hat ein weisse / holtzichte / bald einfache / bald mehrfache wurtzel / auß
deren ein schuhe-hoher / ästichter / mit scharffen stacheln begabter / und
raucher stengel auffschießt. Die blätter sind tieff eingeschnitten / beyderseits
haarig. Die blüthe ist weiß / mit blauen striechen gescheckt / kommet auß einem
röthlichten kelchlein; darauff folgen die ablangen / glatten / knodichten
schötlein / welche sechs / siben biß acht grosse / schwartz-braune kernen in
sich halten. Wächßt zwischen dem geträid häuffig. Bißweilen erscheinet die
vierblättige Blume dieses Krauts auch gelb.
Ferner gibt es ein wilder Senff; Rapistrum Monospermon, J. B. C. B. Park. mit
langer / weißlichter / ein wenig zaßlichter wurtzel; runden / dünnen / ästichten
/ schön grünen / etwas haarigen / schuhe-hohen Stengeln; dicken / auff der erden
gespreiteten Rüben-blättern. Die Blüthe ist gleichsam wie ein ähre an dem
stengel gestaltet / schön goldgelb / vierblättig: darauff folgen die runden / in
ablange zaseln außgehende schötlein / darinnen nur ein samen enthalten. Wächßt
in Italien nicht weit von Livorno, wie auch umb Genff und Montpelier.
Endlich findet sich auch ein groß Spanisch rund-blättiger wilder Senff; Rapistrum
maximum rotundifolium monospermon Hispanicum, Park. Hat gar grosse / von vornen
runde / zerkerffte / hinden tieff eingeschnittene Blätter / welche unden rauch /
und gleichsam gantz kleine stacheln haben. Der gestreiffte / eckichte / in viel
nebenzweiglein getheilte stengel ist zwey elen hoch. Den Sommer durch sind die
zweiglein mit Blüthe angefüllet; das Blümlein aber bestehet auß vier weissen
blättlein / zwischen welchen das fruchtbare grüne Nägelein / neben etlichen
dünnen / zarten fäserlein mit gelben gipffelein erscheinen. Auff das blümlein
erfolget ein einiger kleiner / runder / gelblichter samen. Wächßt in Hispanien.
Alphonsus Ovaglius S. J. hat in America bey den Chilienseren den Senff in solcher
menge wachsen gesehen / daß die stengel so dick als eines Menschen Arm waren /
und in der länge den bäumen sich vergleichten / wie solches Georgius Marggrafius
in Appendice historiae Cap. 6. berichtet.
In der grösse eines Baums kommet der Senff auch im Jüdischen Land herfür / dahero
unser Heyland JEsus bey dem Evangelisten Matth. c. 13. ???. 32. von dem
Senffkorn anzeiget / wie es zu einem solchen Baum werde / daß auch die Vögel des
Himmels under seinen Zweigen wohnen. Die Vögel lieben desselben samen sehr /
daher sie im Sommer / wenn der samen zeitiget / auff den ästen sitzen / und den
samen essen / auch / obwol deren viel sind / brechen doch die äste nicht mit
ihnen.
Eigenschafft.
Senff wärmt und tröcknet im vierdten grad. Man soll den außlesen / welcher frisch
/ wohl zeitig / derb und röthlicht ist / denn der alte ist mehr bitter als
scharff. Weilen er im hohen Sommer blühet / so wird sein samen erst im
Augstmonat reiff. Sonsten befindet sich in diesem Kraut / meistens aber in
seinem brauchbaren samen / ein scharffes / flüchtiges / alkalisches saltz / mit
zimlich ölichten theilen / davon die eigenschafft erwachset zu erdünneren / den
versessenen schleim zu verzehren / den Magen zu stärcken / die däwung zu
beförderen / durch die Nieren und Blasen zu treiben; auch äusserlich anzuziehen
/ und die haut roch zu machen / die zeitigen Geschwär zu öffnen / und zum
niessen zu bewegen.
Gebrauch.
Wider das alltägig und viertägige Fieber / (Alltägig-
und viertägig Fieber.) nimt man vor dem anstoß ein quintlein schwer
des Senff-pulvers in weissem altem Wein oder Brühen ein.
Es wird auß dem Senff ein Salsen auff nachfolgende weiß gemacht / welche zu dem
Fleisch und gebratens gebrauchet wird: Man nimt in dem Herbst süssen Most / läßt
denselben mit etwas Quitten / Nägelein und Zimmet biß auff das halbe einsieden /
sichtet denselben hernach / und also warm wird das Senff-mehl mit angebrühet und
gedickeret / biß es recht ist. Oder man nimt Senffmehl / so viel man wil / macht
darnach siedenden Eßig / brühet den Senff damit an / und kocht ihn biß zu einer
rechten dicke / daß er bleiben kan / demnach rühret man ein fewrig Eisen in dem
Senff herumb biß es kalt wird / und nimt ihme also die bitterkeit und schärffe.
Dieser also angemachte Senff mit den (Flüßiges Haupt /
kalter Magen / Engbrüstigkeit. Frawenzeit.) Speisen genossen /
reiniget das Haupt / erwärmet den Magen / verzehret die überflüßigen / zähen /
tartarischen Feuchtigkeiten in der Miltzesucht / fördert den Harn / und die
Frawenzeit / räumet die Brust / macht viel außwerffen / ist also den
engbrüstigen nutzlich / bekomt aber den Augen nicht zum besten / wenn man zu
viel davon isset.
Für die Entzündung / Schmertzen und (Augen-entzündung
Röthe und Schmertze̅ der Augen.) Röthe der Augen kan
folgendes mit nutzen gebraucht werden. Kocht etliche fette Feigen in wasser biß
sie fast faulen / stoßt sie hernach in einem steinernen mörsel zu einem Muß /
nehmt davon ein halb loth / mischt darunder Senffmehl ein halb loth /
Weißwurtzen ein quintlein / geschabene Vene???anische Säiffen 3. quintlein /
Anacardien-Honig so viel nöthig / macht ein dick pflaster darauß / streichts
dick auff tuch / legts über das Genick / laßts ligen / und erfrischts bißweilen
/ biß die Haut gantz roth worden. (Schwach
Gehör.) Es ziehet die Flüß von Augen und Ohren zuruck / daß auch das Gehör
wider kommet.
Sonderlich aber dienet der Senffsamen / so wol innerlich als äusserlich / denen
Miltzsüchtigen: Innerlich zwar auff obbeschriebene weiß mit Weinmost angerühret
/ und (Miltzeblähunge̅ / Angst und
Bangigkeiten.) öffters zu den Speisen genossen / widerstehet er aller
innerlichen Säure / und vertreibet die darauß entstehenden Miltze-blähungen /
Angsten und Bangigkeiten / verzehret auch [412] allen dicken / zähen Schleim des Magens (Miltze Geschwulst) und der Gedärmen. In der Verstopffung und
Auffschwellung des Miltzes aber wird das Senffmehl mit Harn angerühret / und
also übergeschlagen / da denn der flüchtige Harngeist / neben dem flüchtigen
saltz des Senffs / gewaltig durchtringen / und die sauren schleimerigen
Feuchtigkeiten des auffgeschwollenen Miltzes erdünneren und vertheilen kan.
(Scharbock.) So hat auch der bedeutete angemachte
Senff grosse Kräfften / das scharbockische Geblüt zu reinigen / den Scharbock
des Mundes zu stillen / wenn man auch nur den Samen im Munde käwet; wie auch vor
(Schlagflüß / Schwindel.) Schlagflüssen /
Schwindel / und allen Schlaff-kranckhei???en zu bewahren. Zu welchem end etliche
alte Persohnen den Samen verzückeren lassen / und täglich davon essen.
Senffmehl mit Honig und ein wenig schaffen Eßigs zu einem sälblein gemacht /
(Schlaffsucht. Schwindel / Hauptflüß.) auff
tuch gestrichen / und also auff das zuvor geschorene Haupt gelegt / so lang
ligen lassen / biß die Haut davon roth worden / vertreibet die Schlaffsucht /
Schwindel und Schlagflüß.
(Ohrenwehe / Zahnwehe. Augenweh.) Ein köstliches
Zugpflaster für das Zahnwehe kanst du auff folgende weiß bereiten: Nim
Tauben-mist und Senffmehl jedes 1. loth / Pfeffer ein halb quintlein / stosse
alles zu reinem pulver under einander / mische ein wenig Pech und Terbenthin
darzu / rühre es zu einem zähen / wol klebichten pflaster. Dieses auff leder
oder taffet band in Thalers grösse dick auffgestrichen / an die Schläff und
hinder die Ohren gelegt / und darauff immer ligen lassen / biß sie von selbsten
wider abfallen / ziehen die Flüsse von Augen / Ohren und Zähnen hinweg / und
vertreiben also die Schmertzen solcher Gliedern.
Senffsamen mit Honig und Tragantschleim (durch weiß Gilgen-wasser außgezogen)
(Flecken un̅ Masen des
Angesichts.) vermischt / über die Masen / Flecken und Flechten des
Angesichts / und anderer theilen täglich gesirichen / nimt sie sauber hinweg /
und macht ein zarte / schöne und liebliche Haut.
Senff- und Kresse-samen zerstossen / in ein bündelein gebunden / weissen alten
Wein (Scharbock.) darüber geschüttet / und
allezeit bey dem essen den ersten trunck davon gethan / stärcket die Däwung des
Magens / reiniget das Geblüt / und vertreibet allen Scharbock ohnfehlbar: Wie
sich denn vorzeiten in der Belägerung Rochelle in Franckreich / viel hundert
Soldaten / durch den einigen Senffsamen in Wein täglich eingenommen / von der
scharbockischen Seuche glücklich befreyet.
CAPUT LXIX.
Hederich. Erysimum.
Namen.
HEderich heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Erysimum, Irio, Draba. Italiänisch / Erisimo, Irione. Frantzösisch
/ Velar. Spanisch / Rinchaon. Englisch / Cadloke / Kedloke. Dänisch / Vildsenep.
Hederich. Erysimum vulgare.
Geschlecht und Gestalt.
1. Es gibt des Hederichs underschiedliche Geschlecht / darunder erstlich der
gemeine Hederich; Erysimum vulgare, C. B. Verbena foemina & Sinapi 7.
Trag. Irio, Matth. Lon. Cord. in Diosc. Wächßt allenthalben neben den Gärten /
alten Gemäuren und Hoffstätten. Er hat Blätter wie der wilde weisse Senff /
außgenommen daß sie grösser sind / und nicht so tieff zerschnitten. Seine
stengel sind zähe / lassen sich biegen wie ein Riemen. Bringt kleine und gelbe
vierblättige Blumen / auß welchen / nach dem sie abfallen / lange / dünne /
runde und außgespitzte schötlein wachsen / anzusehen wie die Hörner / darinnen
ligt ein klein gelb Sämlein verwahret / am geschmack bitterlicht / scharff und
hitzig / wie der Kreß-samen. Die wurtzel ist hart / weiß und zaßlicht.
2. Der breitblättige grosse / glatte Hederich; Erysimum Latifolium glabrum, C. B.
Erysimum latifolium Neapolitanum, Park. Irio laevis Apulus Erucae folio, Column.
Hat eine weisse / sehr scharff schmäckende wurtzel / ablange / breite / über der
erden außgebreitete blätter / welche endlich fünff / sechs biß siebenfach tieff
eingeschnitten werden. Trägt einen einigen zwey schuhe hohen / glatten / runden
/ weissen stengel / welcher mit vielen wechselweiß stehenden / starck riechenden
/ bitter-scharffen blättern begabet / obenauff finden sich viel kleine / gelbe /
zusammengedrungene Blümlein / denen so viel zwey zoll lange / runde / dünne /
mit kleinem gelben / scharff-saltzicht schmäckendem Samen angefüllte schötlein
nachfolgen. Blühet im Mäy / und wächßt in sandicht trockenem Erdreich.
|| [413]
Glatter Hederich. Erysimum latifolium glabrum.
Der haarig-blärtige Hederich. Arabis quorundam.
3. Der schmal-blättige grosse Hederich; Erysimum angustifolium majus, item
Rapistrum Italicum siliquis longissimis, C. B. Rapistrum angustifolium
Neapolitanum, Park. Hat eine lange / dünne / zaselichte / weisse / scharffe
wurtzel; weiche / haarige / in etliche theil zerschnittene blätter; bekomt nur
einen drey schuhe hohen rauchen / haarigen / in Nebenästlein getrennten stengel;
auff welchem kleine / gelbe blümlein in dem Mäy-monat erscheinen / und lange /
dünne / mit dunckelgelben / kleinen / nicht gar scharffen Samen angefüllte
schötlein nach sich bringen.
4. Der bittere Hederich mit langen schötlein; Erysimum Galeno &
Theophrasto, Myagro affinis planta siliquis longis, J. B. Myagrum siliquâ,
longâ, C. B. Camelina s. Myagrum alterum amarum, Park. Hat eine holtzichte /
weisse / einfache / mit etlichen zaseln begabte wurtzel. Sein stengel ist
elenbogenlang / gestreifft / einfach / fest / etwas haarig und röthlicht / mit
einem bitterlichten marck angefüllet; die wechselweiß stehenden blätter sind ein
zoll breit / und drey biß vier lang / außgespitzt / rauch anzutasten / grün /
und bitter am geschmack. Die Blume ist klein / gebüschelt / gelb / die schötlein
zoll-lang / viereckicht / und der Samen gelb / ablang / und bitter.
5. Der haarig-blättige Hederich; Arabis quorundam, Camer. Draba lutea siliquis
strictissimis, C. B. Erysimum non laciniatum Draba dictum, Raji. Draba lutea
quibusdam, J. B. Hat eine holtzicht / scharffe / kleinen fingersdicke wurtzel;
auß welcher etliche gerade / rauche / ästichte / elenbogen-hohe stengel
auffwachsen. Die blätter sind zoll-breit / außgespitzt / haarig / zerkerbt /
scharfflicht. Hat gelblichte / viermahl eingeschnittene / im Brachmonat
erscheinende Blümlein / mit nachfolgenden schötlein / darinnen ein kleiner
ablanger / braun-rother Samen ligt. Wächßt in Pündten / wie auch umb Tübingen
und Heidelberg.
6. Ein Hederich mit holtzichter wurtzel; Erysimum flore pallido, Erucae foliis,
Raji. Eruca inodora, J. B. Hat ein lange / einfache / holtzichte / zarte / mit
wenig zaseln begabte wurtzel; einen elenbogen hohen ästichtenstengel. Seine
blätter sind länglicht / tieff einegeschnitten. Die Blume ist bleich-gelb;
darauff die dünnen / zarten / zwey zoll langen schötlein erfolgen. Das gantze
Kraut hat wenig geruch / und keinen sonderlichen geschmack. Wächßt in lettichter
erden in dem Elsaß.
7. Ein dem Senff gleichender Hederich; Synapi Erysimo Tragi cognatum sive simile,
J. B. Hat ein weisse / dicklichte wurtzel / mit wenig zaseln begabet: Bringt
schuhe-hohe runde / grawe / wollichte / in lange zweiglein getheilte Stengel.
Die undern blätter sind tieff eingeschnitten / breitlicht / die oberen aber
erzeigen sich schmäler / sind nicht eingeschnitten. Trägt kleine gelbe /
vier-blättige blümlein / denen runde / zarte / mit kleinem / scharffem /
schwartz-braunem samen angefüllte schötlein folgen. Wächßt in Oestereich an den
Strassen.
8. Der wilde Genfferische Hederich; Sinapi, potiùs Erysimum, Genevense sylvestre,
J. B. Bekomt auß einfacher / weisser / holtzichter wurtzel / underschiedliche
ästichte / unden auß haarige stengel / an welchem sich die tieff eingeschnittene
Raucken-blätter erzeigen. Die Blume ist gelb; die schötlein biß drey zoll lang.
9. Ein wilder Hederich von Montpelier; Erysimum Monspessulanum Sinapeos foliis,
Raj. [414] Sinapi sylvestre
Monspessulanum, lato folio, flosculo luteo minimo, siliquâ longissimâ, J. B. Hat
elen-hohe / runde / etwas gestreifftestengel / an denen blätter wachsen / den
Pfaffenröhrlein-blättern an grösse und gestalt gleich. Die Blume erscheinet
häuffig und viel im Aprillen; und bringt sehr lange / mit gantz scharffem samen
angefüllte schötlein.
10. Ein Teutscher schmal-blättiger Hederich; Erysimum Germanicum Trinciatellae
folio, Raj. Trägt nahe bey der wurtzel viel ablange / schmale / an dem umbkreiß
etwas zerkerbte / von unden allein haarige blätter. Die stengel sind halb schuhe
hoch; die Blume aber zimlich groß / gelb / und die schötlein lang / und zart.
Wächßt bey Donawert im Franckenland / an schatticht-sandichten orten.
11. Der breit-blättige grosse Hederich: Eruca latifolia, C. B. Park. Erysimum
latifolium foliorum laciniis triangularibus, Raji. hat einen elenbogen hohen /
weissen / dicken / gestreifften / ästichten stengel / mit bleich-grünen /
glatten / bey der wurtzel schuhe-langen / tieff eingeschnittenen blättern; und
großlichten / gold-gelben blumen / denen lange / nahe aneinander ligende
schötlein folgen.
12. Der Indianische Hederich; Eruca Indica Tanaceti folio, Zanon. Erysimum
fruticosum Indicum Tanaceti folio, Raji. Bringt viel grüne / über der erden
zerstrewte / gekerffte blätter; zwischen denen ein schuhe hoher / in viel
neben-zweiglein außgetheilter stengel herfürwächßt; und oben auff mit vielen
gelben / in dem Augstmonat erscheinenden blümlein begabt ist; hierauff folgen in
dem Herbstmonat zwey zoll lange / mit doppeltem Samen-häußlein begabte
schötlein. Das gantze Kraut ist scharff / und hitzig von geschmack.
Haariger Hederich. Erysimo similis hirsuta alba.
13. Das dreyzehende Geschlecht des Hederichs / beschreibet Casparus Bauhinus in
Prodromo Theatri Botanici Lib. 3. Cap. 9. under dem Namen eines Krauts / welches
dem Hederich ähnlich ist / und dahero von ihme Erysimo similis hirsuta non
laciniata alba; von Johanne Bauhino aber / Barbarea muralis, genennet wird. Auß
dessen ablanger / weisser / holtz- und zasichter wurtzel / kom̅en
herfür ein und bißweilen mehr elen hohe / hohl-kelichte / haarige / zuweilen
röthlichte / und in nebenzweiglein außgetheilte stengel. Es hat viel bey der
wurtzel auff dem boden ligende blätter / zuweilen ohne stiel / anderthalb zoll
lang / rauch / haarig / weißlicht / an dem umbkreiß zerkerfft / und selten
außgeschnitten: Die sind an dem stengel kleiner / welchen sie mit einem breiten
rand umbgeben. Nach der länge der nebenzweiglein / sitzen auff stielein / als in
einer ähre / weisse vierblättige blümlein / welchen ablange / enge schötlein
nachfolgen / in denen ein kleiner samen ligt. Wächßt in steinichten orten / an
den alten zerbrochenen Gebäwen / allhier zu Basel an der Stattmauren / bey dem
Schloß Münchenstein / und nächst ligendem altem zerstörrten Schloß Wartenburg.
Blühet im anfang des Frühlings. Zu Montpelier in Franckreich sihet man es auch /
aber durchauß kleiner. Bißweilen findet man es an sandichten orten / als allhier
bey dem Wiesen-fluß / und auff den steinichten Aeckern bey dem Newenhauß
genannt. Joh. Bauhinus haltet es für ein art des St. Barbarae-krauts / und
meldet dabey / daß in seinem Garten zu Genff durch den gantzen Winter ihme
dieses Kraut grün verblieben seye. Auff dem Thuiri, hat er solches in grosser
menge mit vielen ablangen schötlein / und geraden stengeln gefunden / das
allergröste aber bey Ryssel auff etlichen Mauren / und bey einem Castel gesehen
/ welches schon im Jenner und Hornung grünete. Sein Hr. Bruder / Cafp. Bauhinus,
brachte es ihme erstlich von Padua.
Eigenschafft.
Dieser Samen wärmet und tröcknet im dritten grad; hat neben seinen irdischen
theilen ein häuffiges / flüchtiges / alkalisches / mit etwas ölichtem
vergesellschafftetes saltz / welches in dem kraut mit mehreren wässerigen
theilen vermischet ist. Wovon denn seine eigenschafft entstehet / allen zähen
schleim zu erdünneren / die davon entstandene innerliche Verstopffungen
auffzulösen / durch den Harn zu treiben / und den Athem zu erleichteren. Das
Kraut muß im Mäy / der Samen aber im Hew- oder Augst-monat gesamlet werden.
Gebrauch.
(Samenfluß.) Ein gute Artzney wider den
Samen-fluß: Nim Hederich-samen ein halb quintlein / stoß zu pulver / und strew
es in ein weich gesotten Ey / trinck es morgens nüchter / und solches thue sechs
tag nach einander.
Frisch Hederich-kraut gegen dem Vollmond in dem Mäymonat wohl zerhackt /
gestossen / den safft darauß gepreßt / durch fließpapyr filtriert / und mit
doppelt schwer Zucker zu einem Syrup vermischt / hernach in wol [415] vermachtem glaß ein tag an die
Sonnenstrahlen gesetzt / gibt einen sehr kräfftigen (Schleim der brust. Häisere. Verstopffung der Krößaderen / der leber und des
miltzes. Abnehmen des Leibs.) Syrup ab / welcher offt löffelweiß
genommen / allen auff der Brust sitzenden Schleim verzehret / hiemit den Husten
und Häisere vertreibet / den Athem erweiteret / den Lust zum essen erwecket /
durch den Harn treibet / die Verstopffungen der Kröß-adern / des Miltzes und der
Lebern öffnet / und also auch dem Abnehmen des Leibs wehret.
Wer nicht wol harnen kan / der zerstosse ein quintlein von dem Hederich-samen zu
(Harn treiben / sand / grieß und schleim.)
reinem pulver / und nehme es mit gutem weissem durchtringenden Wein ein paar
mahl ein: wird nicht nur den Harn / sondern auch schleim und sand treiben / und
die Nieren wol reinigen.
(Harte geschwulst der Leber / des Miltzes / der
Brüsten.) Wenn das Miltze / oder die Leber mit einer harten Geschwulst
beladen / oder da etwan ein solche harte geschwulst äusserliche theile / als die
Brüste eingenommen / ja gar einen Krebs abgeben wolte / so kan man diß kraut in
einem bleyernen Mörsel wol zu einem Muß stossen / hernach Honig darunder mischen
/ und also warm täglich ein paar mahl überschlagen / vertheilet zwar gemächlich
/ aber sehr wol / sonderlich da zugleich innerliche eröffnende sachen mit
gebraucht werden.
Hederich-kraut frisch grün in dem Mäy genommen / wol zerstossen / mit Rockenmehl
(Harte miltze-geschwulst.) und Eyerklar / zu
einem dicken pflaster wol vermischt / zwischen doppelt tuch warm gelegt / und
etliche nächt also warm über das erhartete Miltze geschlagen / ziehet einen
rothen starcken schweiß auß / und vertheilet die harte geschwulst des Miltzes
offt verwunderlich.
Das auß Hederich destillierte wasser hat alle die oben bey der Eigenschafft
erzehlte kläfften: Man kan 6. biß 10. loth auffs mahl davon trincken.
CAPUT LXX.
I. Flöhekraut oder Wasserpfeffer.
I. Persicaria sive hydropiper.
Namen.
FLöhekraut heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Hydropiper, Persicaria, Pulicaria, Piper aquaticum.
Italiänisch / Pepe aquatico. Frantzösisch / Poivre d'eau. Spanisch / Pexiguera.
Englisch / Watter-pepper / Redknees / Lackeweed / Arlmart. Dänisch / Pilurt /
Loppe-urt / Roejelboenne. Niderländisch / Waterpeper / Vlookruyt / Persencruyt.
In Hochteutscher Sprach wird es auch genant Wasserpfeffer / Rassel / Muckenkraut
/ Schwertzen / Pfersigkraut und Pfauenkraut.
II. Flöhekraut.
II. Persicaria mitis.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des bren̅enden Flöhekrauts / Persicaria
urens, sive Hydropiper, C. B. Vulgaris acris sive Hydropiper, J. B. bekomt ein
zaßlichte / kleine / weisse / einfache wurtzel / auß welcher viel runde /
gläichichte / glatte / feste und braunlichte stengel herfürwachsen / so nur
elenbogen hoch / und mit nebenzweiglein gezieret werden. Seine Blätter sind
länglicht / und vergleichen sich den blättern des Pfersichbaums / sind auch
bißweilen mit einem rothen flecken besprenget. Zwischen den stengeln und
blättern / wie auch oben auff den gipfeln der stengeln erscheinen [416] die gedrungenen Blumen einem spitzigen
träublein oder ähre ähnlich / eines mit leibfarben / rothen / das ander mit
Presilgenfarben / und das dritte mit gantz schneeweissen Blumen / welchen ein
kleiner / dreyeckichtbreiter / roth- oder schwartzlichter / gläntzender samen
nachfolget. Es ist an blättern / blumen und samen eines scharffen geschmacks wie
der Pfeffer / jedoch ohne einigen geruch / dannenher man es auch Wasserpfeffer
nennet. Wächßt an feuchten orten neben den Wassergestäden / nemlich bey den
Weyhern / Lacken und Pfülen.
2. Das gelinde Flöhekraut / Persicaria mitis maculosa, & non maculosa, C.
B. vulgaris mitis s. maculosa, Park. mitis, J. B. ist dem vorigë gleich / daß
man sie von einander nicht leichtlich als durch den geschmack underscheiden kan
/ den̅ dieses hat keine schärffe / auch bringet es grössere
blätter / die sind in der mitte bißweilen mit einem braunen oder schwartzen
flecken gezeichnet / als wenn ein blutstropffen darauff gefallen wäre /
gemeiniglich trägt es purpurfarbe und bißweilen weisse blümlein / seine wurtzel
ist faselicht. Beyde Geschlecht werden alhier hin und wider an den bächlein
gefunden / blühen im Brach- und Augstmonat.
3. Das schmalblättige Flöhekraut / Persicaria angustifolia, C. Bauh. bringt auß
einer schwartz- und zaßlichten wurtzel / viel glatte / rothe / elen-hohe / mit
gläichen underscheidene stengel herfür / welche mit gemeinen / aber drey oder
viermahl schmäleren / und zwey biß drey zoll langen Flöhekrauts-blätteren
umbgeben: die höhe der stenglen theilet sich in neben zweiglein auß / an welchen
ablange ähre mit bleich-purpurfarben blümlein gezieret in dem Sommer erscheinen.
Es wächßt an feuchten orten allhier umb Michelfelden.
4. Das niedrige kriechende Flöhekraut / Persicaria humilis, Tab. pusilla repens,
Park. hat spitzige schmale blätter / und trägt ein purpurbraun- oder weisses
blümlein. Wächßt bey uns auff den äckern bey den Dörffern Haltingen und
Hüningen.
5. Das staudichte Virginische gefleckte Flöhekraut / Persicaria frutescens
maculosa Virginiana, flore albo, Park. Treibt auß einer zaselichten / beständig
daurenden (da die übrigen jährlich verderben) schwartzen wurtzel /
underschiedliche grüne / runde / knodichte stengel / mit grossen / sechs quer
finger langen / blaugrünen / in dünne ablange spitz außgehenden / gemeinlich
gefleckten blättern / und grössern / jedoch dem gemeinen Flöhekraut-blust
gleichenden / beschlossenen weissen ähre-blümlein und samen. Wächßt in Virginien
/ wird bey uns in den Gärten geziehle???.
6. Das schmal-blättige Virginische staudichte Flöhekraut / mit längeren und
schmäleren gefleckten Blättern / auch längeren auffrecht stehenden stengeln /
und leibfarben / zu kürtzeren ähren gedrungenen blümlein; Persicaria altera
frutescens, longifolia, maculata Virginiana, flore carneo, Park.
7. Das Flöhekraut mit Weiden-blätkern; Persicaria salicis folio, Potamogiton
angustifolium dicta, Raji. Potamogiton 4. sive salicis folio, C. B. Potamogiton
sive Fontalis Persicariae foliis, J. B. Hat Blätter wie das gefleckte Flöhekraut
/ aber etwas grösser / auch bißweilen haarig / schwimmen ins gemein auff den
wasseren / und sind saurlicht. Die Blume ist leibfarb. Wächßt in den Pfützen /
Weihern / und rinnenden Bächlein.
8. Das Flöhekraut mit schötlein / oder das Kraut Rühr mich nicht an / sonsten
Springsamen-kraut / Persicaria siliquosa, Ger. Balsamina lutea, sive Noli me
tangere, C. B. Mercurialis sylvestris Noli me tangere dicta, sive Persicaria
siliquosa, Park. Noli me tangere, J. B. Hat ein zaselichte Wurtzel / darauß ein
elenbogen-hoher / zarter / hellgrüner / glatter / durchsichtiger stengel wächßt
/ neben den blätteren erzeigen sich kleine / grünlichte / mit Safft außgefüllte
knöpfflein. Die wechselweiß stehenden blätter aber sind den gemeinen
Bingelkraut-blätteren gleich / doch etwas grösser / breiter und nahe dem stiel
scharff zerkerbt / zwischen densel en gehen sonderbare dünne stielein auß / in
drey biß vier theil getheilet / daran kleine unaußgeschloffene / grünlichte
blümlein hangen / so da den Balsamenkraut-blümlein sich zimlich vergleichen /
einen kleinen leib / und kurtzes / dünnes / gebogenes spitziges / einem Kühehorn
ähnliches schweiflein haben / diese blumen sind leer / hol / mit blutrothen
flecklein besprenget. Darauff folgen die dünnen / knodichten / zwey zoll langen
/ grünweissen / gegen der erden sich biegenden / und mit grünen striechen
gestreifften schötlein / welche / da sie zur vollkommenen zeitigung gelangen /
auch vor der zeitigung / bißweilen / entweder von einem Wind / oder von dem
blossen anrühren einer warmen Hand / von einander springen / und also den /
etwann auch unzeitigen / ablangen / flachen / grünen Samen außstossen. Blühet
und trägt Samen in dem Heu- und Augst-monat. Liebt schattichten / feuchten
Grund. Hat scharffe / durchtringende / den Harn starck treibende Saltz-theile in
sich. Daher (Harnwinde / oder schmertzliches
harnen.) allein die blätter auff warmer herdstat etwas welck gemacht /
gestossen / und über den underen Leib gelegt / die Harnwinden / und den
schmertzen des Harnens stillen. Ja es befinden sich die Podagrämer und
Gläichsüchtigen (Podagra / und gläichsucht.)
auch sehr wohl dabey / wenn sie solche welck gemachte blätter zerstossen / und
wie ein Cataplasma / oder dickes Pflaster über die geschworenen Gläich warmlicht
schlagen.
Eigenschafft.
Das erste Flöhekraut oder gemeine Wasserpfeffer wärmt und trocknet / doch nicht
so hefftig alß der Pfeffer: ist mit häuffigem / scharflichten / flüchtigen
durchtringendë saltz begabt / davon es die Eigenschaft hat allen zähen schleim
zu erdünneren / das geblüt von allen gesaltzenen / scharbockischen / scharffen
feuchtigkeiten zu säuberen / den schweren Athem zu erleichteren / durch den Harn
und Nieren zu treiben / und die innerlichen Verstopffungen der Leber / des
Miltzes und Kröses zu eröffnen. Im Mäyen gegen dem Vollmond hat es die besten
kräfften.
Das ander Flöhekraut / dieweil es kein scharffen sonder vielmehr ein
zusammenzie [417] henden
geschmack hat / ist kalter und trockner Natur / und hat under seinen vielen
jrrdischen und wässerigen theilen wenig flüchtig Saltz verborgen / dahero es
auch in der Artzney wenig genutzet wird.
Gebrauch.
Das Flöhekraut ist ein trefflich wundkraut für die Pferd / in Wein gekocht / und
die offenen Schäden damit gewaschen / auch das gekochte Kraut also darein
gelegt. Wenn (Wunden und offene schäden der
Pferdë.) die Pferd getrucket sind / ist nichts bessers als die Wunden mit
Harn gewaschen / hernach die verstossenen Flöhekraut-blätter übergeschlagen.
Theophrastus Paracelsus und Joh. Baptista von Helmont, die berühmten Alchymisten
vermelden / so man das erste geschlecht des Flöhekrauts durch das kalte Wasser
ziehe / hernach auff die Wunden / und offene faule / alte schäden lege / und
erwarmen lasse / darauff an ein katicht ort vergrabe / habe es ein sonderliche
krafft in währender verfaulung / (Wunden und offene
Schäden und Geschwär. Miltzesucht. Scharbock. Venerische
Frantzosë-Kranckheit.) die Wunden und offene Schäden in vollkommene
heilung zu bringen.
In der Miltze-sucht / dem Scharbock / und der Venerischen Frantzosen-seuche ist
nichts bessers zu reinigung des scharffen geblüts / alß die auß Flöhekraut mit
Brantenwein zubereitete Essentz / zu 12. biß 20. oder 30. tropffen auff einmahl
öffters in Taubenkropff- oder Borretsch-wasser eingenommen.
Auß dem Flöhekraut destilliert man auch ein Wasser / welches inwendig zwar
öffters getruncken / die Gelbsucht auß der Wurtzel außheilen / allen in den
Nieren versessenen schleim / und Grieß wacker außtreiben / und das scharffe
scharbockische Geblüt wol säuberen / und versüssen kan: außwendig aber wird
dieses Wasser sehr nutzlich gefunden (Faule / alte
Schäden. Fistulosische Geschwär. Zahnschmertzen.) / allerhand faule /
garstige / alte Schäden und Fistulosische Geschwär / damit außzuwaschen / oder
darein warmlicht zu sprützen.
Zu dem Zahnwehe finden etliche nichts bessers alß das frisch grüne Flöhekraut in
Wasser maceriert und geweicht / hernach auff die schmertzende Zähn gelegt / oder
außwendig nur übergeschlagen / und so lang ligen lassen / biß es wol erwarmet /
und wenn es warm worden / in Pferd- oder Kühe-Mist vergraben; da denn der
Zahnschmertzen sich gäntzlich stillen wird / so bald diß Kraut in den Mist zu
faulen anhebt.
CAPUT LXXI.
Kreß oder Kreßich. Nasturtium.
Namen.
KReß / Kressich / Kressig oder Kressen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Nasturtium. Italiänisch / Nasturzo,
Nasturzio. Frantzösisch / Cresson. Spanisch / Mastuerzo, Nastuerzo, Malpica.
Englisch / Cresses. Dänisch / Karse. Niderländisch / Kersse.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der gemeine Gartenkreß / Nasturtium hortense vulgatum
C. B.
Kreß oder Kreßich. Nasturtium.
(1. Gemelner Gartenkreß. ??? Blümlein des gemeinen
Kressens. † Ein Art mit schmalen langen blätteren. y Ein besonder Blat. ???
Der breite Kreß.)
sativum. Ist ein scharffes Kräutlein / so es anfängt zu wachsen / sihet es mit
den blätteren dem gemeinen Petersilg ähnlich / wenn es aber in stengel trittet /
werden sie an den ästen lang und schmal / auch nur ein wenig oder fast gar nicht
gekerfft. Der stengel ist dünn / elen-hoch und mit weissen / geährten /
vierblättigen blümlein gezieret / darauß werden breite runde schötlein / in
welchen der rothgelbe scharff-schmäckende Samen ligt. Wenn man ihne sähet /
gehet er schnell auff. Die Wurtzel ist weiß / lang / und an beyden seiten mit
vielen faseln besetzt.
Dieser Kreß wächßt zwar in jedem / jedoch schwerlich im heissen und trocknen /
lustiger aber in etwas feuchtem und fettem grunde. Bey der Außsaat / rüstet das
Erdreich erst wol zu / darnach streuet den samen (welchen einige wol in einem
topffe mit wasser und weissem sand vermischet ein wenig vor der Außsaat weichen
lassen) ohn warnehmung des Monds / dicke über und über / und klopffet ihn mit
der Spate fein gerade unter: oder machet in guter ordnung runde grüblein / und
werffet ihn zimlich dick hinein: darnach bedecket alles mit gesiebetem Erdreich
/ so wächset er / wie ballen herfür / und lässet sich gar bequem abschneiden.
Oder an stat der grüblein machet lange reihen neben einander: oder zeichnet die
Buchstaben eines Namens / oder andere Figuren auff dem rucken ab / und streuet
den Samen darein / so hat man neben dem nutzen zugleich einige Zier. Die Außsaat
muß / wo ihr stets junge haben wollt / alle vierzehen tag / oder öffters
widerholet werden. Von dem erst gesäeten / lasset etwas schiessen / und samlet
den Samen auffs künfftig Jahr zu gebrauchen: noch besser ist es / wenn ihr im
Frühling ein bettlein zum Sa [418] men
gantz dünne besäet / so wird er viel vollkommener.
Breiter Gartenkreß. Nasturtium hortense latifolium.
Krauser Gartenkreß mit breiten blätteren. Nasturtium hortense crispum latifolium.
2. Der breite Gartenkreß / Nasturtium hortense latifolium, C. B. Hat ein ablange
dünne und ein wenig zaßlichte Wurtzel / auß welcher ein runder elen-hoher
stengel herfürkomt / so in seine nebenzweig getheilet wird. Bey der Wurtzel
stehen viel mit langen stielen begabte blätter / welche nicht zerschnitten /
noch tieff gekerbt / sonderen lang und gantz sind / die aber an dem stengel
gesehen werden / kommen samt den Blumen und schötlein / wie auch der farb und
dem geschmack mit dem vorigen überein.
3. Der krause Gartenkreß / Nasturtium hortense crispum latifolium &
angustifolium. Park. wächßt in unseren Gärten und an anderen orten des
Teutschlands / ist ein überauß schöner Kreß / welcher von andern nicht kan
underscheiden werden / alß durch die zierlichen krausen blätter / deren etliche
breiter andere schmäler sind / wie beyde Figuren allhie genugsam anzeigen.
Casparus Bauhinus hat ihne erstlich bey der Fürstlichen Abtissin zu Seckingen
Frauen Jacobe von Sultzbach in ihrem Garten häuffig gesehen / welche den Samen
auß dem Turgöu empfangen hatte.
Krauser Gartenkreß mit schmalen blätteren.
Nasturtium hortense crispum angustifolium.
4. Der West-Indische oder Peruanische Gartenkreß / Nasturtium hortense
Peruvianum, überkombt rundlichte blätter / so dem Nabelkraut ähnlich / aber gar
klein und underweilen mit etlichen ecken verändert / oben grün und unden blaß
sind / der stengel ist rund / zart / dünn / und wickelt sich an den wänden der
Spatziergängen hinauff. Es wachsen gelblichte Blumen daran / welche am understen
theil ein zusammen gedrehtes röhrlein / oben aber sieben blättlein tragen /
deren zwey allerkleinste mit etlichen rothen strichen gleich als mit blutstriemë
gezeichnet.
|| [419]
Dieser Kreß ist hitzig und trucken / schier im vierten grad / am geschmack und
krafft / dem breiten Spanischen Kressich aller ding gleich / aber an gestalt gar
weit von demselben underscheiden. Er grünet und blühet in America durchs gantze
Jahr / so ihne nicht die Lufft mit grosser kälte eine ungnad erweiset. Die
Blumen streuet man auff den weissen und rothen Kraut-salat / und machet damit
demselben beydes ein anmüthigen (Schwacher Magen.
Bläst. Husten.) geschmack / und zierliches ansehen. Er hülfft dem von
kälte geschwächten oder mit blästen gequälten Magen und dem Husten.
Die Wiesenkreß.
Es hat underschiedliche geschlechter des Matten / oder Wiesenkreß / davon aber
die bekantesten sind erstlich der gemeine Wiesenkreß mit grosser blumen /
Nasturtium pratense I. sive pratense magno flore, C. B. Nasturtium pratense
majus, s. Cardamine latifolia, Park. Iberis Fuchsii, s. Nasturtium pratense
sylvestre, J. B. Bringet ein weisse / dicke / faßlichte Wurtzel eines scharffen
geschmacks / auß deren runde / starcke / schmale und fast elenlange / gerade
stengel / meistens aber nur einer mit etlichen nebenzweiglein herfür kommen.
Auff dem gipffel derselben erscheinen gemeiniglich weisse und ein wenig
purpurfärbige / vierblättige an zoll-langen stiehlen hangende blumen / bißweilen
aber sind sie gantz weiß / nach abfallung derselbigen folgen kleine
schwartz-purpurfarbige / auffrecht stehende / steiffe / inwendig mit einem
häutlein in zwey samenlager getheilte hülsen / darinn findet man den kleinsten
samen / also daß man ihn kümmerlich sehen kan. Seine Blätter vergleichen sich
schier dem Brunn-kreß / sonderlich dem geschmack nach / allein daß sie kleiner
sind / fürnemlich aber die / so bey der Wurtzel wachsen / und auff der erden
außgebreitet ligen / die anderen blätter aber / welche oben am stengel stehen /
sind kleiner und spitziger. Er wächßt auff den feuchten matten oder wiesen /
blühet im Aprillen und Mäyen. Man nennet ihn auch Gauchblumen. Mit runden
blätteren und einer grösseren blumen wird er allhier bey dem Wiesen-fluß und in
den Weingärten zu Weyl Margräfischer Herrschafft gefunden. In Holland pflantzet
man ihne in die Gärten / allda er gefüllte blumen trägt.
2. Der Wiesenkreß mit kleiner Blum / Nasturtium Pratense parvo flore, C. B.
Cardamine minor laciniatis foliis, Park. Hat ein dünne zaßlichte Wurtzel / auß
welcher ein grünner elen-hoher stengel herfür kommet / so auff mancherley weiß
sich bieget. Die blätter sind ablang / schwartz-grün / und der kleinen wilden
Raucken oder dem Brunnkreß ähnlich. Auff den gipfflen deß stengels erscheinen
viel weisse blümlein wie ein dölderlein / denen ihre mit sehr kleinen samen
angefüllte schötlein nachfolgen. Man findet es um Mümpelgard an feuchten orten.
Die Bergkreß.
1. Das erste Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium alpinum minus Resedae foliis,
C. B. Cardamine Alpina minor Resedae foliis, Park.
CASPARI BAUHINI Kleiner Bergkreß.
Nasturtium alpinum minus Resedae folio.
Vberkomt auß seiner weissen / dünnen und ablangen Wurtzel / glatte / dünne und
zuruckgebogene stengelein / so gemeiniglich unzertheilt / und nicht einer
spannen lang sind: die blätter haben lange stiel wie die gemeine Reseda oder
Spanische Raucken / und sind in drey oder vier rundlichte läpplein
underscheiden: oben auff den stengeln kommen weisse blümlein von mittelmässiger
grösse / denen sehr enge und anderthalb zoll lange schötlein / in welchen der
samen verborgen liget / nachfolgen. In den Bündtnerischen Gebürgen blühets im
Heumonat / auff den Schweitzerischen Alpen aber und in den Pyreneischen Bergen /
findet man es viel kleiner / so daß das gantze Kraut ohne die Wurtzel nicht über
drey zoll groß ist.
2. Das ander Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium Alpinum capsulâ Nasturtii
vulgaris, J. B. Hat ein holtzichte wurtzel mit wenig zaseln. Die stengelein
werden über einen zoll nicht hoch / die blättlein sind dick / schmal und nicht
ein zoll lang. Seine blümlein erscheinen klein und weiß / haben aber zimlich
grosse schötlein. Joh. Bauhinus hat solches in dem Sommer blühend auff einem
Bündnerischen Berg Nambre / bey dem Bad Worms genannt / gefunden.
3. Das dritte Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium Alpinum Bellidis folio majus,
C. B. Park. Bringt auß seiner wurtzel einen runden glatten stengel / so
elen-hoch un̅ gleich bey dem anfang zertheilet ist. Die blätter
sind vier zoll lang / sehr dünn / und dem Maßliebenkraut ähnlich / die an dem
stengel stehen / haben keinen stiel / sonderen schneiden sich daran etwas ein /
und umgeben ihn. Oben an dem stengel erscheinen geährte weisse blüm [420] lein / denen schmale aber wol
drey zoll lange schötlein nachfolgen / so mit rundem flachen und rothem samen
angefüllet sind. Es wird in Bündten bey dem Pfeffers-Bad gefunden. Wächßt auff
den Schweitzerichen Gebürgen / und dem Berg Baldo bey Verona in Italien. Carolus
Clusius hat es auff dem Oesterreichischen Etscherberg zwischen den Steinklippen
angetroffen.
4. Das vierte Geschlecht des Bergkreß / Nasturtium Alpinum minus foliis in orbem
sparsis, C. B. Cardamine Alpina media Clusii, Park. Ist ein sehr kleines und
zartes Kräutlein. Seine stengelein sind ein zoll lang / auff welchen ein
dölderlein von weissen blumen sitzet / die auß vier blättlein bestehen. Seine
grünen blätter vergleichen sich einem flügelein / geben einen scharffen und
hitzigen geschmack von sich. Die Wurtzel ist zimlich lang / weiß und mit
etlichen haarigen zaseln begabet. Man findet ihne auff dem höchsten Gipffel des
Oesterreichischen Schneebergs allda er im Augstmonat blühet. Wächßt auch auff
den Schweitzerischen / Tyrolischen und Saltzburgischen Bergen.
5. Das fünffte Geschlecht / der wilde schmalblättige Kreß / Nasturtium sylvestre
Osyridis folio, C. B. Park. Thlaspi minus, Ger. Nasturtium sylvestre, J. B. J.
Raji. Nasturtium angustifolium Fuchsii, J. E. Ist dem Gartenkreß an gestalt /
geruch und geschmack gleich / aber kleiner durchgehends: sein Wurtzel ist
holtzicht / dick / weiß / zaßlicht / und eines scharffbrennenden geschmacks:
darauß viel fleischichte harte stengel auffschiessen. Die blätter sind gantz
klein / und eines sehr scharffen geschmacks. Die kleinen weissen blümlein kan
man fast nicht sehen / darauß sehr viel kleine / runde / flache same-schötlein
entstehen / wenn diese sich öffnen / so fallen zwey braunrothe ablange
samenkörnlein herauß. Der samen hiervon auff ein halb quintl. schwer offt
eingegeben / vertreibet die (Wassersucht / Rothe
Ruhr.) Wassersucht / ja auch die rothe Ruhr und grossen Trang. Ein
bewährtes / und von etlichen vor diesem geheim gehaltenes Artzney-mittel /
dadurch nicht nur in dem Krieg vielen Soldaten / sonderen auch sonsten anderen
Personen glücklich und geschwind geholffen worden.
Eigenschafft.
Kressen-samen wärmt und tröcknet im vierten grad / steckt voll flüchtigen
alcalischen Saltzes / mit gar wenigem Oel / und etwas irrdischen theilen
vermischet. Gleiche Krafft hat das Kraut / so es dürr wird / wenn es aber grün
ist / hat es neben obigen Theillen / auch eine zimblich wässerichte Feuchtigkeit
zugleich bey sich / ist nicht so scharff und hitzig / also daß man es zur speiß
wol brauchen kan. In dem übrigen haben die Kressich ein gute Tugend das
verunreinigte / scharffe / melancholische / versaltzene geblüt zu reinigen /
innerliche verstopffengen auffzulösen / allen versessenen Schleim zu erdünneren
/ durch den Harn und Mutter zu treiben.
Gebrauch.
Garten-kreß dienet sehr wohl in dem (Scharbock)
Scharbock / welche Kranckhiet gemein ist in denen gegen Mitternacht ligenden
Länderen / dahero man zu verhütung deroselben in Holland ihne mit frischem
Butter und Brot im Meyen isset.
Ein halb quintl. Kressich-samen gestossen / und (Würm.) in Wegerich-wasser eingenommen / tödtet die Würm.
(Gerunnen Geblüt im Leib.) So jemand gefallen
wäre und gerunnen Blut im Leib hat / dem solle man ein quintlein gepulverten
Kreß-samen in Wein eingeben / und ihne darauff schwitzen lassen / welches mittel
in Oesterreich und Ungarn viel gebraucht wird.
(Schüppichte Raub der Kindern. Haar außfallen. Mangel
der sprach von einem Schlagfluß. ??? Unreine umbsichfressende Schäden:
Verzückerter Kressesamen / sehr nutzlich zu obigen Zuständen.) So man
den Kreß mit schweinen-schmaltz röstet / und die schüppichte Raude der kinderen
damit ansalbet / ist es ein gutes Mittel.
Dieser samen wird auch zu den Laugen gebraucht / die Haar fest und steiff zu
behalten.
Welchem von einem Schlag-fluß die Sparach gelitten hat / der solle offt
Kressichsamen in Mund keuen.
Der Safft von dem Kraut säubert und hevlet unreine um sich fressende Schäden.
Man pflegt nun auch den Samen zu verzückeren / welchen so wol alte und junge zu
abtreibung der Würmen / eröffnung der verstöckten Gekröß-aderen / verhütung der
Schlag-flüssen / reinigung des Geblüts und abtreibung des Schleims und Sands auß
den Nieren nutzlich gebrauchen können.
(Unreine umbsich fressende Schäden. Verstopffte Leber /
Miltz / Harngäng / Grieß und Sand in den Nieren und der Blasen / Schleim
auff der Brust / Würm / Schleim im Haupt / Unreinigkeit der Haut /
schwärtzlichte Flechten / Krätze / Blateren / unsaubere Schäden. Blutspevë.
???) Das destillierte Kressen-wasser / eröffnet die verstopffte Leber
/ Miltz und Harngäng / führet Grieß und Sand auß den Nieren und Blalen /
reiniget die Brust von dem Schleim / tödtet und treibet die Würm auß / und ist
gut wider die Schwindsucht. Durch die Nasen gezogen / reiniget das Haupt / und
macht hefftig zu niessen. In dem Mund gehalten / ziehet es den Schleim auß dem
Haupt / heilet allerley unreinigkeit der Haut / schwartzlichte Flecken / Krätze
/ Blateren / Sechwär / mit solchem Wasser gewaschen. Ja darinnen genetzte
tüchlein übergelegt / einiget die unsaubere Schäden. Alexander benedictus rühmet
es sehr wider das Blutspeyen / so man etliche loth davon trincket.
Worzu sonsten der Brunnkressich dienlich ist / dafür mögen die oberzehlten
Kressen auch gebraucht werden. Und gleich wie man auß dem Brunnkreß ein
flüchtigen Geist und Saltz durch Chymische Kunst außziehen kan / also läßt es
sich auß den vorher beschriebenen gattungen des Kresses practicieren.
CAPUT LXXII.
Brunnkreß. Nasturtium aquaticum.
Namen.
BRunnkreß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sisymbrium aquaticum, Nastuttium aquaticum. Italiänisch / Sisembro
acquatico, Crescione. Frantzösisch / Cresson de fontaine. Spanisch / Berros.
Englisch / Waterkarres / Watercresse. Dänisch / Wandkarse / Uateerkarse.
Niderländisch / Waeterkersse.
|| [421]
Grosser Brunnkreß. Nasturtium aquaticum majus.
Kleiner Brunnkreß. Nasturtium aquaticum minus.
Geschiecht und Gestalt.
Der grosse Brunnkreß / Nasturtium aquaticum majus, Nasturtium aquaticum supinum,
C. B. Sisymbrium, Cardamine, sive Nasturtium aquaticum, J. B. Nasturtium
aquaticum vulgare, Park. Hat einen holen stengel / ungefähr einer elen hoch. Die
blätter so erstlich herfürkommen / sind rund / darnach werden sie zerchnitten /
wie an dem wilden Senff. Er bringet kleine weisse blümlein / darnach folgen
kleine schötlein mit sehr kleinem goldfarbem samen. Die Wurtzeln sind fast reine
/ weisse / härige fäßlein / wie Haar oder Seiben. Er wird fürnemlich in
Brunn-quellen auff dem Wasser schwebend gefunden.
Das ander Geschlecht / Sion vulgare, Matth. Lugd. Nasturtium aquaticum majus
& amarum, C. B. item Nast. aqu. 3. sive erectum folio longiore, Ejusd.
Sisymbrium, Cardamine, sive Nasturtium aqu. flore majore elatius, J. B. Nast.
aqua. amarum, Park. Hat elen-hohe / in dem schattichten gantz schwache und zarte
/ in dem offenen Erdreich aber stärckere / oben auff hole stengel / welche
wechselweiß mit bitterlichten Kreßblätteren gezieret / und an ihren gipffeln in
dem Frühling viel weisse vierblättige blümlein / darinnen sechs fäserlein mit
purpurrothen gipffelein sich finden / herfürbringen. Hierauff folgen die dünnen
schötlein / welche da sie reiff worden / von einander springen / wenn man sie
mit warmen fingeren an dem end anrühret. Wächßt in sumpff- und wasserrichtem
Boden; oder aber in sandichtem Bord der wasseren.
Das dritte Geschlecht / der kleine Brunnkreß / Nasturtium aquaticum minus, C. B.
Cardamine impatiens altera hirsutior, Sisymbrium Cardamine hirsutum minus flore
alb. J. B. Hat ein weisse einfache Wurtzel; bringt kleinere / dem Wiesenkreß
gleiche / etwas haarige blätter; und treibt viel ästichte mit einem oder dem
anderem blättlein begabte stengel übersich / deren gipffel mit weissen /
vierblättigen / kleinen blümlein / und darauff folgenden zoll-langen / inwendig
mit einem häutlein in zwey samen-lager getheilten grauweissen schötlein gezieret
sind. Wächßt nicht allein bey den bächen und brünnen / sonderen auch in den
gärten / und bißweilen neben den strassen / ist am geschmack scharf / doch nicht
so sehr wie des ersten. Allhier bey dem Wiesenfluß an sandichten orten bringet
er einen geraden stengel / so schier keine blätter trägt. Noch ein kleinere art
wird in den Weingärten des dorffs Weyl in der Margräffischen Herrschafft Rötelen
ligend / angetroffen. Blühet im Aprillen / bißweilen auch im Mertzen.
Eigenschafft.
Diese Kraut-gewächs / dieweil sie noch grün und feucht sind / wärmen und tröcknen
im anderen grab. Sie begreiffen viel flüchtigen alkalischen saltzes / und bey
nahem kein Oel in sich; daher lie die Eigenschafft haben das Scharbockische
Geblüt zu säuberen / alle innerlichen Verstopffungen zu eröffnen / Sand /
Schleim / und Harn zu treiben / den kurtzen Athem zu erleichteren / die
verstopfften Kröß-aderen zu eröffnen / die monatliche Blumen der Weiberen
widerzubringen; und die Miltzesucht zu vertretben.
Gebrauch.
Wenn der kleine Brunnkreß noch jung und frisch ist / wird er an vielen orten
im [422] Salat gebraucht: der gemeine
Mann vermeint / (Versteckter Harn / Grieß /
Miltzkranckheiten / erkalteter Magen.) den hitzigen Magen darmit zu
kühlen / da er doch denselbigen nutzlich erwärmet: also gebrauchet / treibt er
den Harn und das Grieß fort / ist gut dem miltzsüchtigen und erkalteten Magen.
Solle von schwangeren Weiberen nicht zu viel genossen / werden / weilen er zu
sehr treibet.
Dieses Kraut ist auß der zahl derjenigen / (Innerliche
Verstopffung und Fäulung der Leber und Miltz / Wassersucht /
Scharhock.) welche zu den innerlichen Verstopffungen und Fäulung der Leber
und des Miltzes gar nutzlich gebraucht werden / derowegen es nicht allein den
Wasersüchtigen gar dienstlich / sondern auch vielmehr denen / welche mit dem
Scharbock / so eine gemeine Kranckheit in Sachsen und Mitternächtigen Seeländern
ist / beladen sind. Man mag ihn in wasser sieden / oder in weissem Wein
einbeitzen / oder auß dem Safft ein Syrup zubereiten.
(Versteckter Harn / Grieß und Sand / verstopffte Leber
und Miltz. Scharbock. Gelbfucht. Drey- und vier-tägig Fieber. Garstige
Raub.) Das in dem Hew- oder Augst-monat auß dem blühenden Brunnkreß
destillierte wasser / treibt den versteckten Harn / Grieß und Sand fort /
eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / ist trefflich wider den Scharbock /
davon eine lange zeit morgens nüchter 5. oder 6. loth getruncken. Es vertreibt
auch die Gelbsucht / die drey- und vier-tägige Fieber / die wüste Raud an dem
Leib / wenn man zwischen dem gebrauch desselben bißweilen purgieret.
Brunnkreßich-samen / ja auch der Samen (Geronnen Blut
von schweren Fällen.) von dem Gartenkreß / auff ein halbes oder
gantzes quintlein schwer etliche mahl mit Körbelkraut-wasser eingenommen /
zertheilet alles geronnene Blut in denen / welche (Gestockt Blut von grossem Schrecken.) etwan einen schweren Fall
gethan / oder welche einen grossen Schrecken gehabt / daß das Geblüt davon
erdickeret / und zu stocken angefangen.
(Abnehmen und Schwindsucht der Kinderen.)
Kressen-samen mit praeparierten Krebssteinen / Maurrauten-kraut /
Florentinischer Veielwurtz / und dem Diaphor. Jovial. auß den Apothecken / jedes
ein quintlein / zu einem subtilen pulver under einander gerühret / auch nach
belieben ein loth Zuckercandel darzu gemischt / gibt ein köstlich
Trühepülverlein ab für diejenigen Kinder / welche mit dem Abnehmen oder
Schindsucht von Versteckung der Milch-adern und Trüsen des Getröses behafftet.
Man kan 20. biß 30. oder mehr gran täglich davon zwey mahl in Maßlieben- oder
Brunnkressen-syrup eingeben / und indessen die Kinder offt baden / auch den Leib
oder grosse Bäuch und Kuckgrad deroselben mit Hunds-schmaltz / Capaunen- oder
Gänß-schmaltz / Chamillen- und Veiel-öl täglich zweymahl wol warm schmieren.
(Sonderlicher syrup.) Folgenden Syrup kan man auch
wol zubereiten: Nehmt Brunnkresse / Bachpungen / Borretsch / der oberen
schößlein von Hopffen / Löffelkraut / jeder gattung nach belieben / zerhackt und
stoßt alles in einem steinernen mörsel / truckt den Safft gleich auß / ziehet
den geistreichen theil davon zur genüge ab / und zwar auß einem gläsernen kolben
/ durch den helm. Den in dem kolben verbliebenen safft laßt durch ein tuch
lauffen / damit er wol rein werde / mischt halb theil Zucker darunder / kochts
biß zur dicke / die da nöthig wäre Täfelein darauß zu machen; wenn es hernach
fast erkaltet / so mischt von dem zu erst abgezogenen geistreichen Safft oder
Wasser so viel darunder / biß es die dicke eines Syrups hat: Diesen (Verderb???schleimig Geblüt. Melancholey. Miltzesucht.
Scharbock. Verstopffung der Kröß-aderen. Leibweh. Grieß. Lendenweh Sand und
Schleim der Nieren.) Syrup muß man in wolvermachten gläseren
auffhalten. Von demselben aber täglich underschiedliche mahl etliche löffel-voll
eingenommen / erdünneret das zähe / schleimige / versüsset das saure / und
milteret das scharffe / versaltzene Geblüt / vertreibet die Melancholey /
Miltzesucht / und den Scharbock / stärcket den Magen / erweckt den Eßlust /
eröffnet die verstopfften Gekröß-adern bey Jungen und Alten / erhaltet einen
offenen Leib / linderet das Grimmen und Leibwehe / sonderlich mit einem guten
messerspitzvoll Venetianischen Theriac vermischet / milteret das Grieß und den
Lenden-schmertzen / treibt Sand und Schleim durch den Harn / und verhinderet den
Wachsthumb (Gelbsucht. Verstandene Weiberzeit.)
der Steinen in Nieren und Blasen. Ja er vertreibt auch die Gelbsucht / und
bringet den Weiberen ihre monatliche Reinigung wider.
(Außgetruckter u???filtrierter Safft.) Etliche
trucken den Safft auß dem zerstossenen Brunnkressen frisch auß / nehmen auch
wohl Bachpungen / Löffelkraut / oder Körbelkraut dar zu / lassen hernach den
außgepreßten Safft durch Fließ-papyr fliessen / und trincken morgens und abends
eine zeitlang vier biß sechs loth davon / entweder mit Zucker / oder ohne Zucker
/ welches ich besser achte / in dem der Zucker nur das Geblüt schleimig und
scharff machet. Andere zerhacken die obigen Kräuter / morgens und abends frisch
/ giessen hernach ein gute heisse (Brunnkreß
brühë.) Fleisch-brühen darüber / lassens bedeckt biß zu rechter wärme
stehen / trucken hernach die Brühen durch ein sauber tuch / und trinckens also
warm auß. Andere widerumb zerhachken und zerstossen die Kräuter / trucken den
Safft wohl auß / giessen ihn in einen saubern hafen / bedecken solchen sehr
genaw / daß nichts durchtringen mag / setzen den hafen in warme aschen / oder
einen warmen ofen / lassens ein paar stand stehen / so läuteret sich der Safft /
daß das dicke zu boden zu sitzen komt / das subtilere aber oben auffschwimmet /
welches man denn sachte abschütten / und also davon morgens und abends etliche
loth eingeben kan. Dieser Safft nun / oder die Kräuter-brühe dienet wider alle
oberzehlte Kranckheiten und Zustände / wider die der sonderliche Syrup
angerühmet worden. Ja er ist auch sehr nutzlich in allen langwirigen
Gebrechlichkeiten / (Drey- oder viertägig Fieber.
Husten. Eygbrüstigkeit-Abnehmend Fieber. Schwindsucht Wassersucht. Würm im
Leib. Hertzwurm.) als in dem drey- oder vier-tägigen Fieber / welche
er von grundauß heilet; in langwirigen Husten und Engbrüstigkeiten / so von
versessenem schleim herkommet; in dem abnehmenden und schwindsüchtigen Fieber /
welches von dicke / zähe / und schleimigkeit der Lebens-säfftern seinen ursprung
hat; in der ansetzenden / oder bereits vorhandenen Wassersucht: in dem er in dem
Leib versessenen wasser durch den Harn treibet. Tödtet endlich alles Gewürm / ja
auch den Hertzwurm in dem Leibe / und führet sie auß.
Das in warmem Lufft / und nicht an der Sonnen gedörrte Kraut / hat zwar nicht
so [423] (Engbrüstigkeit. Husten. Verstopffung der Leber / Miltz / Kröß und
Faulfleisches.) viel / aber doch noch einen guten theil flüchtigen
saltzes bey sich / deßwegen das pulver davon auff ein halb quintlein schwer mit
Brustbeerlein- oder Koßhuben-syrup offt eingenommen / den Athem erleichteret /
ben Schleim der Brust söset / und zum Außwurff beförderet / den Husten linderet.
Mit Schellfraut-wasser oder dem Kressen-wasser eingenommen / eröffnet es die
Verstopffungen der Leber / des Miltzes / Gekröses / und Faulfleisches.
Brunnkresse umb etwas auff warmer Herdstatt gedämmt oder getrocknet / hernach
rein zerstossen / mit Rocken-mehl / dem weissen von Eyeren / und Tauben-mist
auff gelindem fewr zu einem dicken Muß-pflaster gekocht / dick auff tuch
gestriechen / und also warm über den schmertzhafften ort in dem (Seitenstich.) Seitenstich geschlagen / vertheilet
den allda versessenen schleim gewaltig / und stillet also den Schmertzen.
Schlägt man dieß pflaster über das geschwollene erhartete Wiltze / (Harte Geschwulst des Miltzes.) etliche Nächt nach
einander / so wird es nicht nur die Härtigkeit linderen / sonderen auch die
Geschwulst zertheilen.
(Gute Brandsalbe.) Wer vom Fewr gebrannt ist / der
nehme Brunnkresse / Zwibeln / und frische Ephewblätter / zerhachke alles under
einander / röste es in frischem ungesaltzenen Butten oder Leinöl / trucke den
Butter oder Oel durch ein tuch / und schmiere den gebrannten ort / so wird der
Brand gleich außgezogen werden / und heilen.
(Versiopffung der Nasentrüsen.) Der auß
Brunnkresse gepreßte safft mit Mayoran-wasser vermischt / und offt in die Nasen
geschnufft / löset die Verstopffung der Nasen-trüsen / verschaffet also / daß
das (Dum̅igkeit ???n̅
schmertzen des Haupts.) Gehirn sich durch die Nasen wol reinigen kan /
und vertreibet den Schmertzen und Dummigkeit des Haupts / so von bemeldter
Verstopffung seinen ursprung hat.
Ein Schwamm in Brunnkresse-safft und Eßig getaucht / und under die Nasen gehalten
/ erwecket diejenigen / so mit der gefährlichen (Schlaffsucht.) Schlaffsucht / Lethargo, angegriffen sind / und macht
sie wacker. Wenn man annoch Bibergeil-pulver über den Schwam̅
sträet / und also an die Nasen haltet / so ist es desto fräfftiger.
(Geiles faules Fleisch oder Polypi der
Naßlöcheren.) Der außgepreßte Brunnkresse-safft dienet auch äusserlich
nicht nur zu außwaschung und reinigung allerhand faulen / garstigen Geschwären
und Schäden; sondern auch in die Naßlöcher / darinnen Polypi oder ein
vielfüßiges geiles fleisch sich findet / offt gesprützet / löset dieselben nach
und nach wohl ab / und bringt die Naßlöcher wider zu recht. Ist ein bewährtes
mittel / und ware nach Ettmülleri bericht vorzeiten ein sonderlich Geheimnuß
einer Adelichen Damen in Lothringen / dadurch sie vielen Persohnen geholffen /
die mit dergleichen zuständen behafftet gewesen.
(Von dem flüchtigen Saltz und Geist der
Kressekräutern.) Obschon der Brunn-auch anderer Kresse viel flüchtigen
saltzes / und geistreicher theilen in sich hat / so lassen sich doch solche
theil durch die einfältige destillation nicht sonderbar herfür / zumahlen auch
solch destilliert wasser eben so geistreich nicht ist / als man sich etwann
einbilden möcht / obwolen es etwas durchtringende kräfften hat. Dannenher die
gelehrten und erfahrenen Medici in diesem numehr zu end lauffenden Jahrhundert /
auff underschiedliche manieren gedichtet / wie solches geistreiche und flüchtige
Saltz auß den Kräuteren zu bekommen / daß dadurch alle diejenigen zu überzeugen
wären / welche geglaubet / und behaubten wollen / daß in den Kräutern kein
flüchtiges saltz sich finde. Zu verwunderen haben wir uns über solche
Geheimnussen der Natur / welche doch sich gantz offenbahr bißweilen darstellen;
aber es ist uns armen Menschen dißweilen verborgen / was gantz hell und flar an
dem tage ligt; wir riechen mehrmahlen dergleichen dinge / und wollen sie doch
nicht vernehmen / als zum Exempel / nach Herbst-zeit wird offt das Kraut von
Rüben dahin auff die strassen geworffen / daß es zertretten werde / und zu dem
mist faule / so bald es nun anhebt zu faulen / und auff einander zu johren /
fähret der alkalische Geist / und das flüchtige saltz häuffig davon / und quälet
unsere Nasen dergestalten mit einem scharffen / stinckenden / urinosischen
geruch / daß man ja bereits vor vielen hundert jahren darauß hätte abnehmen
können / daß ein flüchtiger Saltz-geist in solchem Kraut stecke / und daß
solcher nicht besser herauß zu bringen seye / als wenn das Kraut zuvor in einen
jast / oder eine fäulung gerathen. Also light uns auch offt vor den Augen /
welches wir doch nicht sehen / oder nicht sehen wollen; weilen sich unsere
Geister und Sinne mehr einnehmen lassen von denen sachen / welche viel zu subtil
/ oder bey nahem nicht zu ergründen sind: Im gegentheil bereden wir uns
bißweilen ein ding erfunden zu haben / und zu besitzen / davon wir doch in
wahrheits-grund annoch weit entfernet sind; und lassen die sachen fahren /
welche vor unsern Augen schweben / und die wir wohl besitzen könnten. Darumb
müssen wir eben unsere Vorfahren / die al en Aertzte nicht verachten oder
beschelten / da sie nicht gleich alles erfunden und gesehen haben. Denn dieses
gewißlich nicht ihrer Träg- oder Sorglosigkeit schuld ist / indem sie ihren
fleiß in allen dingen genugsam herfürgethan: sondern es war vielmehr eine
Ünglück seligkeit; es mußte den Nachkömlingen auch was zu erfinden übergelassen
werden; gleich wie wir heutiges tags zwar viel erfunden / aber doch noch einen
guten theil auch unseren Nachkömlingen zu ersinnen / und zu erfinden überlassen.
Den Spiritum oder Geist kan man auff zweyerley weise zuwegen bringen; Erstlich
zwar / zerhackt man das frische Kraut / thuts in ein kolben-glaß / und gießt ein
fach destillierten Brantenwein / welcher noch viel phlegmatis hat / darüber /
läßts etliche tag wolvermacht stehen / so wird sich das flüchtige saltz mit
seinem Geist in den Brantenwein ziehen; und alßdenn destilliert / oder ziehet
den Geist über den helm herüber in dem B. M. Die andere weiß den Geist zu
destillieren / gibt zugleich das flüchtige saltz ab; und geschihet auff folgende
art: Nehmt in dem Hew- oder Augst-monat eine gute mänge Brunnkresse / rupfft die
blätter und blühende gipffel davon / die stengel und stiel aber [424] werfft hinweg: thut die blätter und
gipffel in einen starcken zinnernen kolben / vermacht denselben mit doppelter
oder dreyfacher blasen sehr genau / und laßts also stehen / diß das Kraut auff
einander gejohren / gefaulet und zu einem Muß worden / welches denn in drey biß
vier wochen zum längsten geschehen wird: Demnach setzt ein gläsernen helm auff
den folben / legt einen grossen Recipienten für / macht die fugen durchgehends
wol zu / und destilliert das Kraut also / erstlich durch gelindes feuer / da
denn forderist das wasser / wie auß andern Kräutern herüber gehen wird. Daruff
aber folget der flüchtige Geist / samt dem flüchtigen Saltz / under der gestalt
weisser Wölcklein; endlich komt durch gemehrtes feur ein dickes / schwartzes /
stinckendes öl / welches mit dem flüchtigen saltz muß vermischet / und zu
underschiedlichen mahlen rectificiert werden / so wird sich ein guter theil
solchen öls in flüchtig saltz annoch verwandlen. Solch flüchtig saltz fan man
entweder gantz pur und allein behalten / oder aber in seinem geistreichen
phlegmate vermischt bleiben lassen / auff welche weise es sich länger haltet /
und nicht so geschwind davon fliegt. Hr. Bernhardus Belovv, gewesener berühmter
Königlicher Medicus in Schweden / hat folgender gestalten das flüchtige saltz
außgezogen: Er liesse den Brunnkreß erstlich wohl verstossen / und den Safft
darauß pressen; demnach befahle er Sodbrunnen-wasser über das restierende
außgepreßte Kraut zu giessen / und so lang zu kochen / biß es dick worden;
darauff ließ er solches wider außpressen / und den safft zu dem vorigen safft
giessen; dieses letst außgepreßte Kraut befahle er zu dörren / und zu aschen zu
verbrennen. Diese aschen aber vermischte er mit obigem safft / that alles
zusammen in einen zinnernen starcken folben / bedeckte solchen mit einem
höltzernen deckel / und verbande ihne mit dreyfacher blasen / dergestalten / daß
kein lufft zutringen möchte: darauff setzte er den kolben in Pferds-mist / und
ließ also den safft einen Monat lang fermentieren / nach solcher zeit aber /
gosse er die materi in einen gläsernen folben / und destillierte also das
flüchtige saltz samt sienem geist in einen weiten Recipienten / und
rectificierte dasselbe darauff nach belieben.
Dieser flüchtige Geist / oder das flüchtige Saltz hat gleiche kräfften mit allen
übrigen flüchtigen saltzen: sie durchtringen mit ihrer subtiligkeit alle
versteckten äderlein in dem (Schlagflüsse /
Schlaffsucht.) Gehirn / daher sie in Schlaffsuchten und Schlagflüssen
nutzlich auf 10. biß 20. gr. mit einem destillierten Wasser eingegeben werdë.
Sie eröffnen auch die Nerven-gänge / daß (Lam̅igkeit.) die Lebens-geister wohl durchgehen können /
und sind also dienlich in der Lahmigkeit der Gliedern. Sie erdünneren auch /
auch / und machen flüßiger das zur Stockung sich neigende (Ohnmacht) Geblüt / daher sie die Ohnmachten und
(Hertzklopffen. Scharbock) Hertzklopffen
vertreiben. Sie vertheilen auch die Mutter- und Miltz-wehe; reinigen das Geblüt
/ zerstören alle in demselben gesamlete sauren (Flüsse
der Brust. Bangigeit.) Feuchtigkeiten; treiben auch durch den Harn
allen versessenen Sand und Schleim / vertheilen endlich alle Flüsse der Brust /
Bangigkeit und Engbrüstigkeit des Hertzens.
CAPUT LXXIII.
Indianische Kresse. Nasturtium Indicum.
Namen.
INdianische Kresse / bey uns gelbe Ritterspörrlein / heißt auff Lateinisch /
Nasturtium Indicum. Englisch / Indian Kreß / Pellow Carcks-spur. Dänisch /
Indianiscke Rarse. Frantzösisch / Du Cresson d'Inde, ou Capusine.
Geschlecht und Gestalt.
Wir finden drey Geschlecht dieser Kresse bey den Botanicis, deren erstes ist der
grosse Indianische Kresse; Nasturtium Indicum majus, C. B. Indicum folio peltato
scandens, J. B. Flos sanguineus Monardi, Lugd. Hat den Namen Kresse bekom̅en / wegen seines scharffen / räsen Kressen-geruchs un̅ geschmacks; gehöret sonsten etlicher meinung nach / zu der
Winde. Seine blätter sind als Schilbdte gestaltet / bey nahem rund / unzerkerfft
/ offt breiter denn lang / ja bißweilen eckicht wie in dem Ephew / oben auff
glatt und hell-grün / unden etwas wollicht / hangen an langen röthlichten
stielen / welche sich / gleichwie auch die stengel an den stöcklein / daran sie
gebunden werden / umbwinden / und also sich außbreiten / und hoch auffwachsen.
Neben den blättern kommen auch die sich windende Blumen-stiel etwas röthlicht
herfür / daran die gelb-rothen schönen / gehörnleten / und in fünff theil
eingeschnittenen blumen erscheinen / mit minien-rothen striechlein inwendig
gezieret. Der Samen ist drey-steinicht / runtzlicht / mittelmäßiger grösse. [425] Wächßt in der Insul Peru für sich
selbsten / von dannen der Samen in Europam gebracht worden / und nun überall
zimlich gemein ist. Er blühet bey nahem den gantzen Sommer durch / biß er
endlich von den annahenden kalten Lüfften / die er nicht erdulden mag / zu
verderben beginnet. In warmen Ländern grünet er das gantze jahr durch; wächßt
von den schößlein und dem samen gar gern. Zween tag nach dem Neumond säet man
den samen in ein geschirr oder kästlein / darnach macht man ihm ein gerüst auß
saubern stäben / daran er sich winden möge / und begiesset es fleißig. Den Samen
nimt man nicht ab / sondern man läßt ihn so reiff werden / daß er von sich
selbsten außfället; alßdenn samlet man ihn von der erden auff / und hält demnach
das gewächse nur trucken. Man strewet die Blumen auff die Salät in den Küchen /
gibt demselben so wol eine zier / als einen gesunden guten geschmack; ist dem
kalten / schwachen Magen nicht undienlich.
2. Der Indianische Kresse mit kleineren Blättern und Blumen; Nasturtium Indicum
minus, C. B. Nasturtium Peruanum, Monard.
3. Die Indianische steigende Violen / mit vielen langen / glatten schößtein /
grossen rund-eckichten Schildt-blättern; saffrangelben / mit scharlach-rohten
striechlein gezierten / fünff-blättigen Blumen; Viola Indica scandens Nasturtii
sapore maxima odorata, Herman. Catal. Hort. Leyd.
Eigenschafft.
Es führet der Indianische Kresse neben seinen irrdischen theilen / nicht nur ein
guten theil flüchtigen / alkalischen / scharfflichten saltzes / sondern auch
etwas balsamischen öls in seinem geistreichen safft mit: daher er die
eigenschafft hat / gelind zu wärmen und zu trucknen / das Hertz und Magen zu
stärcken / allerhand innerliche Verstopffungen zu eröffnen / und sonderlich das
saure / scharbockische / melancholische Geblüt zu reinigen / und zu seiner
natürlichen Güßigkeit und Temperatur zu bringen.
Gebrauch.
Die blätter von diesem gewächs in den Speisen lange zeit genossen / oder aber den
davon außgepreßten Safft getruncken; oder endlich den Zucker von den blättern
gemacht / mit Rosen-zucker und Stein-leberkraut-pulver vermischt / und also
täglich drey diß vier mal einer Mustatnuß groß davon eingenommen (Lungsucht / Husten.) / heilet die Lungsucht und
Husten verwunderlich / sonderlich welche von scharbockischen / gesaltzenen /
scharffen Flüssen ihren ursprung hat. Dessen ich denn underschiedliche Proben
bey etlichen Persohnen bereits glücklich gethan.
(Abnehmë / Schwindsucht / verstopffte Krößaberen / Säure
der Därmen /) Wenn man die Blumen dieses Krauts in der Milch siedet /
und mit solcher Milch hernach den Kindern ihr Brey mit Mehl kochet / so
verhindert es bey denselben das Abnehmen und die Schwindsucht / eröffnet die
verstopfften Kröß-adern / erweckt guten Appetit / widerstehet aller säure der
Därmen / und heilet das Grimmen.
Es kan sonsten dieses Kraut eben wie der (Schatbock.) Brunnkresse zubereitet / und zu heilung des Scharbocks / wie
auch andrere in vorigem Capitul angeregter Kranckheiten gebraucht werden.
Indianischer Kresse frisch ein wenig zerhackt / und gut frisch Baumöl / samt ein
wenig Nußöl darüber gegossen / demnach an der Sonnen in wolvermachtem glaß
etliche Wochen oder monat lang stehen lassen / gibt ein über auß köstliches
Wundöl ab / welches (Firsche Wunden / Raub /
Brenn-blateren.) nicht nur frische geringe Wunden / sondern auch die
schäbige Haut und allerhand Rauden und Brenn-blateren des Leibs verwunderlich
heilet. Man kan das Nußöl nach belieben außlassen / und das Baumöl allein
gebrauchen; wird doch sehr kräfftig seyn / und mag alßdenn auch innerlich
gebraucht werden.
CAPUT LXXIV.
Sophien-kraut mit breiten Blättern. Herba Sophia latifolia.
Namen.
SOphien-kraut / oder Wellsamen / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Thalietrum, Thalictrum, Herba Sophiae, Sophia
Chirurgorum, Nasturtium sylvestre tenuissimè divisum, C. B. Seriphium
Germanicum, sive Sophia quibusdam, J. B. Erysimum Sophia dictum, J. Raji.
Englisch / Flixewoede. Niderländisch / Fyereydt.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht des Sophien-krauts ist ein hübsch Gewächs / wie ein Bäumlein
mit vielen Neben-ästlein gestaltet / daran aschenfarbe / zinnenlichte /
zerschnittene blätter hangen / den blättern des Corianders nicht ungleich / doch
sind sie etwas breiter und fetter. Die Stengel werden elen-hoch / [426] an deren gipffel bleich-gelbe Blümlein
im Hewmonat herfürkommen / denen lange schötlein nachfolgen / darinnen der
kleine roth-gelblichte samen verschlossen ligt. Die Wurtzel ist weiß / holtzicht
/ lang / mit etlichen Neben-würtzelein und zaseln. Theodorus Tabernaemontanus
nennet es Sophienkraut Männlein; Herba Sophia latifolia.
Sophien-kraut mit schmalen Blättern. Herba Sophia angustifolia.
Das andere Geschlecht des Sophienkrauts; Herba Sophia angustifolia, ist dem
vorgemeldten mit den Wurtzeln / Stengeln / Blumen und Samen durchauß gleich /
allein sind die Blätter viel kleiner / schmäler und tieffer zerkerfft.
Vorgemeldter Herr nennet es Sophien-kraut Weiblein. Beyde Geschlecht wachsen
gemeiniglich in flachen Feldern / auff den Kirchhöfen neben den Strassen / und
hinder den Zäunen. Das Weiblein ist viel gemeiner als das Männlein. Allhier
findet man es bey St. Jacob. Blühet vom Brach-biß in Augst-monat.
Eigenschafft.
Das Sophien-kraut hat einen starcken unlieblichen geruch / und einen unlustigen /
scharfflichten Kraut-geschmack. Ist mittelmäßiger natur / mit etwas flüchtigem
saltz / neben wenig ölichten / und vielen irrdischen und safftigen theilen
begabet. Daher es die Eigenschafft bekommen / zu trucknen / gelind anzuhalten /
zusammen zu ziehen Bauchflüsse zu stillen / den Harn zu treiben / Wunden zu
heilen / und Geschwär zu säuberen.
Gebrauch.
Sophien-kraut in halb Wein und Wasser (Würm.)
gesotten / treibet auß die Würm / und heilet (Wunden.) alle innerliche und äusserliche neue und alte Wunden / es ist
ein edel Wund-kraut / und wird nutzlich zu den Wund-tränckeren gebraucht.
(Krebsschäden.) Für die offenen Krebs-schäden ein
nutzliches pulver: Nim Sophien-kraut 4. loth / Braunwurtz dritthalb loth /
Sanickel-wurtz 2. loth / der Rinden von der Wurtzel des Quitten-baums anderthalb
loth / Cardobenedicten-kraut 1. loth / stosse alles zu einem reinen pulver / und
bestrewe damit den Schaden / doch daß er zuvor mit Braunwurtzwasser gesäubert
seye: darneben gibe auch dem krancken in allen seinen Speisen von nachfolgendem
pulver zu essen: Nim Sophien-kraut vier loth / rothen Gauchheil / Braunwurtz /
gedörrte Quitten jed. 2. loth / stosse es zu einem reinen pulver.
(Löcher an den Schinbenen.) Sophienkraut-pulver
heilet die löcher der Schienbeinen / so man es darein zettelt.
Das destillierte Sophienkraut-wasser / dienet (Wunden /
alte Schäden und Geschwär.) innerlich zu allen Versehrungen und Wunden
/ 4. oder 5. loth davon getruncken / und äusserlich damit gewaschen. Es reiniget
auch also die alten Schäden und Geschwär.
(Ruhr / Bauchflüß. Blutflüsse.)
Sophienkraut-samen / oder auch das gedörrte Kraut zu pulver gestossen / und
eines quintleins schwer underschiedliche mahl eingegeben / stillet die Ruhren
und Bauchflüß; ja auch allerhand Blutflüsse mit Wegerichwasser eingenommen.
(Wunden / Faule Schäden.) Sophien-kraut gestossen
/ in weissem Wein gekocht / und wie ein Cataplasma-pflaster über Schäden und
Wunden geleget / auch die Schäden mit dem Wein außgewaschen / heilet
verwunderlich.
Der Hochberühmte Hr. G. W. Wedelius, fürnehmer Sächsischer Medicus, und Professor
zu Jena / zeigt in seinem Experimento Chym. Nov. de Sale volat. plantar. p. m.
14. (Geist / und flüchtig Saltz auß dem Samen.)
wie under anderem auch auß dem Sophienkraut-samen ein flüchtiges saltz zu
bekommen / in dem er folgende destillation an den tag gibt. Nehmt / schreibt er
/ Rauten-samen / Löffelkraut-samen / Sophienkrautsamen / wohl gesäubert und
getrucknet ein halb oder ein gantzpfund / thuts in eine gläserne retorten /
setzt einen grossen starcken recipienten vor / vermacht die fugen wohl / und
destillierts also durch die grad des feuers / so wird erstlich ein wasser oder
phlegma tropffen-weiß / demnach der Geist oder Spiritus mit dem flüchtigen Saltz
wie Wolcken / übersteigen / ja das Saltz wird sich wie schöne Rhombi an die
inwendigen seiten und Wände des recipienten anhängen: endlich folget ein
durchtringendes / flüchtig / scharffes öl / welches etliche stund nach der
destillation von dem Spiritu durch das filtrum oder tritorium minus zu scheiden
ist. Zuvor aber muß der Recipient wohl umbgerüttelt werden / damit das flüchtige
Saltz sich in dem Spiritu gäntzlich zerlasse; zu welchem ende man auch ein wenig
rectificierten Brantenwein dar zu mischen kan / damit sich alles wohl under
einander verlasse. Wenn nun das öl davon gescheiden / kan man den übrigen
geistreichen / mit flüchtigem saltz wohl angefüllten Liquorem in wolvermachtem
geschirr auffbehalten. Es ist dieser Spiritus nun ein köstlich [427] (Schlagfluß /
Fallende Sucht / Muttergichter / Hertzk / opffen / Ohnmacht / Gifft.)
mittel wider die Schlagflüß / fallende Sucht / Mutter auffstossen / Mutter
Gichter / ja wider das Hertzklopffen / Ohnmachten / und alle gifftige
Kranckheiten / man gibt 10. biß 20. tropffen auff einmahl in einem destillierten
Wasser.
CAPUT LXXV.
Besemkraut. Thlaspi.
Namen.
BEsemkraut / oder Baurensenff / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch und Italiänisch / Thlaspi. Frantzösisch /
Seneve sauvage. Spanisch / Paniquero de flor blanco. Englisch / Countrey
mustard. Niderländisch / Boeren-Kersse.
Geschlecht und Gestalt.
Des Besemkrauts sind vier Haubt-geschlecht. 1. Acker-besemkraut / Thlaspi
arvense. 2. Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum. 3. Berg-besemkraut / Thlaspi
alpinum sive montanum. 4. Schildt-besemkraut / Thlaspi clypeatum.
Acker-besemkraut. Thlaspi arvense.
1. Das erste Geschlecht des Acker-besemkrauts / Brillenkrauts / Thlaspi arvense
siliquis latis, C. B. Thlaspi Drabae folio, Park. hat schmale und spitzige
blätter ohne stiel / die sind fingers-lang / neigen sich gegen der Erden / und
begreiffen mit ihren undern spalten den stengel / welcher zwo spannen hoch /
eckicht / und am oberen theil mit vielen zweiglein rings herumb besetzt ist. An
denen wachsen zu beyden seiten viel täschlein / under welchen etliche grösser /
andere kleiner sind / die vergleichen sich mit ihren kurtzen stielen einem
löffel / darinnen steckt der kleine Samen / eines sehr scharffen geschmacks. Die
Blumen / auß welchen die täschlein werden / sind klein und weißlicht. Die
wurtzel ist weiß und holtzicht / erstlich eines Kräuter-endlich aber
bitterlichten Geschmacks. Es wächßt neben den Wegen / Zäunen und Brach-feldern;
blühet im Mäyen / und wird der samen in dem Brachmonat zeitig.
Acker-besemkraut mit Kühkrautblättern. Thlaspi Vaccariae folio.
Das andere Geschlecht des Acker-besemkrauts / Thlaspi Vaccariae folio Bursae
pastoris siliquis, C. B. Vaccariae folio Monspeliacum, Park. Thlaspi majus, Tab.
Ger. komt mit schwartzgrünen / glatten Kühkraut-blättern / so keine stiel haben
/ herfür. Der stengel ist elenbogen-hoch / rund / gestriemt / glatt / schön /
grün / starck und ästicht. Die täschlem sind wie im Täschelkraut / aber grösser
/ in welchen ein goldgelbes sämlein liget. Es ist nicht weit von Montpelier auff
dem Gottsacker gefunden worden.
3. Das Acker-besemkraut mit grossen oder kleinen Kühekraut-blättern / Thlaspi
arvense Vaccariae incano folio majus, C. B. Vulgatius, J. B. Thlaspi verum,
cujus semine in Theriaca utimur, Camer. Hat eine zimlich dicke / holtz- und
zaselichte / weisse / scharfflichte wurtzel; auß deren die runden / haarigen /
harten stengel auffsteigen / welchen die langen / zerkerbten / scharff
schmäckenden / und auff der Zungen etwas beissenden blätter ohne stiel / mit
zweyen krümmen / oder zähnlein umbfassen. Hat viel kleine / weisse blümlein /
wie im Täschelkraut gesetzet / und mit vier grünlichten blättlein understützet /
die darauff folgenden Samengefäßlein sind rundlicht / blätticht / gleichsam [428] gebrochen / oben auff geritzt /
darinnen ein scharffer samen / wie Senff- oder Kresse-samen sich findet. Die
blätter so bey der wurtzel außgehen / haben lange stiel. Wächßt überall under
den Früchten / in sandichtem grund. Es gibt auch ein kleinere art dieses
Acker-besemkrauts mit kleinen Kühekrautblättern / Thlaspi Vaccariae incano folio
minus, C. B. welches in allen seinen theilen kleiner ist / als das obige / der
gestalt nach aber gleich / daher wir es auch zu keinem sonderbahren Geschlecht
machen / wie es Casparus Bauhinus in seinem Prodromo und Pinace gethan. Hr. Dr.
Magnol, Medicus und berühmter Botanicus zu Montpelier, hat es in dem Valener
Wald / an dem weg / da man gegen dem Dorff Viols gehet / in dem Mäyen häuffig
blühend angetroffen.
4. Das beständige Acker-besemkraut mit weiß-graulichten blättern / und
gelblicht-weissen in dem Mäy erscheinenden Blümlein / Thlaspi Vaccariae incano
folio perenne, J. Raji. An Thlaspi capsulis hirsutis, J. B.
5. Der wilde Bauren-senff mit ablangen haarigen blättern / und weissen blümlein /
Thlaspi villosum capsulis hirsutis, C. B.
6. Das nidrige Acker-besemkraut / mit durchwachsenen blättern / Thlaspi arvense
perfoliatum minus, C. B. minimum Tab.
7. Das groffe Acker-besemkraut mit durchwachsenen / blätteren / und weissen
blumen / Thlaspi arvense perfoliatum majus, C. B. Thlaspi oleraceum, Tab. Bursa
pastoris foliis Perfoliatae, J. B.
Die Dolder-besemkräuter.
1. Das bittere Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum arvense Iberidis folio, C.
B. Park. umbellatum arvense amarum, J. B. Thlaspi amarum, Tab. Ger.
Candisches Dolder-besemkraut. Thlaspi umbellatum Creticum.
2. Das Candische Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum Creticum Iberidis folio,
C. B. Creticum quibusdam flore rubente & albo, J. B. Creticum umbellatum
flore purpureo & albo, Park. Uberkomt ein kleine / weisse / dicklichte /
mit vielen faseln behengte / scharffe und bittere Wurtzel / und viel zerkerbte
ablange schmale blätter / fürnemlich die untersten. Der stengel ist schuhe-hoch
/ rund / hart / holtzicht und mit vielen nebenzweiglein begabet; auff dessen
Gipffel gehäuffte leibfarbe und bißweilen weisse vierblättige Blümlein stehen /
welche sich einer dolden vergleichen. Die ausseren blättlein dieser Blümlein
sind doppelt so groß / als die inneren / die Blümlein thun sich nicht alle
zugleich auff / sondern eines nach dem anderen. Darauff folgen die ablangen /
flachen / mit doppeltem spitz begabten täschlein / in deren jedem zwey
braunschwartze samenkörnlein ligen. Das gantze Kraut ist scharff / und mercklich
bitter. es ist zu der zeit abgemahlet worden / da es Samen getragen / weilen es
alßdenn solche länglichte und spitzige blätter und ästige stengel bringet. Also
komt es in Teutschland auch in den Gärten herfür / allein wils den Winter wie
andere frembde Gewächs / in unseren Landen nicht gern dulden / sonsten kan mans
nicht allein durch den Samen / sondern auch mit den Zwibeln jährlich
fort-pflantzen-Wächßt sonsten von sich selbsten in bergichten Wälderen bey
Salerno, in dem Neapolitanischen Reich / und bey Viterbo in Hetrurien.
3. Grosser Cretischer Baursenff mit weissen blumen / Thlaspi umbellatum Creticum
flore albo odoro minus, C. B. parvum, umbellato flore niveo odorato, J. B.
4. Das Montpelierische Dolder-besemkraut / Thlaspi umbellatum Nasturtii folio
Monspeliacum, C. B. Park. umbellatum tenuiter diviso folio amarum Narbonense, J.
B.
5. Das Candianische Dolder-besemkraut mit grossen weissen blumen / Thlaspi
Creticum flore albo majus, C. B. Creticum album umbellatum majus, Park.
6. Das felsichte Dolder-besemkraut / mit kleinen / safftigen / rundlichten /
blättlein / und weissen / oder leibfarben blümlein / Thlaspi saxatile
vermiculato folio, C. B. montanum vermiculato acuto folio, Park.
7. Das Meer-Dolder-besemkraut / Thlaspi marinum Boëticum, Park. Patad.
Die Berg-besemkräuter.
1. Das erste Geschlecht des Berg-besemkrauts / Thlaspi montanum Glasti folio
majus, Park. C. B. folio Alliariae, J. B. Uberkomt ein rahnen und steiffen
stengel / so elen-hoch auch bißweilen höher / und von den blätteren / umbgeben
wird / welche sich dem Feldköhl vergleichen / sind jedoch kleiner und weicher /
oben grün und unden weiß / geben ein Knoblauch-geruch von sich / wie auch
diejenige / so bey der Wurtzel wachsen. Auff den oberen ästlein erscheinet ein
häuffige weisse Blum / ohne geruch / die auß vier blättlein bestehet / wenn sie
nun abfällt / hangen breite und eben täschlein wie ein rundes schiltlein herab /
in welchen ein gel [429] der am
geschmack scharffer und bitterer samen liget. Die Wurtzel ist weiß / dünn und
zaßlicht / kriecht auff dem Erdreich herum / und bringet an den seiten neue
schoß herfür. Man findet es in Ungarn bey dem Schloß Stichen-stein / un̅ wird in den Wienerischen / Englischen und Holländischen Gärten
gepflantzet.
Ligend Berg-besemkraut. Thlaspi alpinum supinum.
2. Das ligend Berg-besemkraut / Thlaspi Alpinum Bellidis coeruleae folio, C. B.
montanum Galsti folio minus, Ejusd. & Park. Thlaspi foliis Globulariae,
J. B. alpinum supinum, Tab. Hat viel schwartz-grüne / kleine / dick und etwas
breite / rundlichte / kaum zoll-lange blätter / die auff der Erden ligen / an
zoll-langen oder längeren stielen hangen / und sich den himmelblauen
Maßlieben-blätteren vergleichen / auch am Geschmack bitter sind. Die Wurtzel ist
lang / weiß und zaßlicht. Die runden / glatten stengel wachsen schuhe-hoch / und
werden mit kurtzen schmalen blättern ohne stiel wechselweiß besetzt. Die blume
erscheint weiß / großlicht / gemeiniglich wie ein Aehre / und bißweilen wie ein
dolder gestaltet. Der samen ist klein / röthlicht / scharff und etwas bitter /
man findet es auff dem Berg Wasserfall und um Dorneck Solothurner Herrschafft.
3. Das Berg-besemkraut mit runden blättern / Thlaspi saxatile rotundifolium, C.
B. Park.
4. Das gelbe Berg-besemkraut / Thlaspi montanum incanum luteum Serpilli folio
majus. C. B. montanum luteum, J. B. supinum luteum, Lob. Icon. Hat eine
holtzichte / weisse / diß weilen einfache / offt aber in viel zweig
auffschiessende / auff der Zungen scharffbeissende Wurtzel: treibt viel ästichte
/ harte / runde / rauche / graulichte / nicht garschuhe-lange / und etwas zur
erden gebogene rüthlein; deren gipffel mit gelben / vierblättigen / bißweilen
kleinen / offt auch grösseren / an kurtzen stielein hangenden blümlein im
Aprillen und Mäy gezieret sind; auff welche die kleinen / wie Linsen gestalteten
/ mit vier braunschwartzen / kleinen Samen außgefüllte täschlein folgen. Die
understen blättlein sitzen auff schmalen / dünnen stielein / sind halb zoll lang
/ unden graulicht: und rauch im antasten; an den stengelen oder rüthlein finden
sich mehr blättlein / die sind etwas länger / aber auch schmäler / Wächßt bey
dem Schloß Birseck nicht weit von Basel / Joh. Bauhinus hat diß kräutlein mit
weissen blümlein in seinem Weinberg zu Mümpelgard häuffig wachsen gehabt.
Thlaspi Alysson dictum campestre minus.
Mit vorigem Kraut komt beynahem überein das sentge Besemkraut / welches von C.
Bauhino, Thlaspi Alysson dictum campestre minus; von Parkinsono, Thlaspi
arvendse minus luteum; und von Joh. Bauhino; Thlaspi minus quibusdam; aliis
Alysson minus; genennet worden. Hr. Dr. Mägnol in Botan. Monsp. bemercket / daß
in jenem vier grüne blättlein um das samen-täschlein sich finden / an diesem
aber keine erscheinen. So hat auch / Joh. Bauhin. von Champagnole auß Burgund
diß Kraut bekommen / mit grösseren blätteren / und gelben im Brach- und Heumonat
herfür gekommenen blümlein / welche den gelben Violen an gestalt und geruch nahe
kommen.
5. Das kleine Felsen-besemkraut mit rohter blüthe / Thlaspi parvum saxatile flore
rubente, C. B. Lithothlaspi quartum carnoso rotundo folio, Col. Wächßt auß den
Felsenrissen / aber an nidrigen orten; hat eine lan [430] ge /
Kleines Felsen-besemkraut mit rother blüthe.
Thlaspi parvum saxatile flore rubente.
Kleines Berg-besemkraut mit runden Köpfflein.
Thlaspi Alpinum minus capitulo rotundo.
Groß Bergßbersemkraut mit runden köpfflein.
Thlaspi Alpinum majus capitulis rotundis.
kale / harte / weißlichte Wurtzel / darauß drey biß vier hin und her sich
außbreitende / gerade / runde / röthlichte rüht- oder stengelein auffwachsen /
und mit gantz kleinen / dicken / rundlichen safftigen blättlein umgeben; welche
oben an den stengelen nach und nach länger und schmäler sich erzeigen. An dem
gipffelen der rühtlein erscheinen in dem Mäy die lieblich-rothen / mit
Blutstrichlein schön gezeichneten blümlein / welche inwendig mit gelben
fäserlein gezieret; darauff die kleinen / etwas an dem rand zerkerbten mit
vielem gelbem / kleinem samen angefüllten samen-täschlein erscheinen. Der
geschmack der Wurtze und blätteren ist bitter; des samens aber etwas
scharfflicht. Hr. Dr. Magnol hat diß Kräutlein an den hügeln des Vergs
Capouladon à las Cambrettes nicht weit von Montpelier zwischen den Felsen mit
blumen und samen in dem Mäy und Brachmonat gesamlet.
6. Da Felsen-besemkraut / mit Creutzblümlein-blätteren / Thlaspi saxatile
Polygalae folio, C. B. Park.
7. Das stets-grünende Berg-besemkraut / mit weisen blümlein / Thlaspi montanum
sempervirens, C. B. Park. Thlaspi semper virentis species candida, J. B.
8. Das kleine Berg-besemkraut mit rundem köpfflein / Thlaspi Alpinum minus
capitulo rotundo, C. B. Park. Draba Alpina minor, Joh. Raji. Thlaspi foliis
Globulariae affine, sive Alsinefolia cum Myagri foliis, J. B. Hat ein dicke
Wurtzel / welche auß den glimsen oder spalten der Felsen herfürkommet / auß
dieser wachsen dünne stengel / die sind ein oder anderthalb spannen lang / und
in ästlein außgetheilet. Bey der Wurtzel sihet [431] man sehr viel kurtze spitzige und nicht tieff zerkerbte blätter mit
langen stielen / an dem stengel sind wenig blätter und engere blümlein / so oben
weißlicht scheinen / und denen sehr viel dünne / rundlichte hülßlein auff langen
stielen sitzend nachfolgen / die mit einem zarten wändlein underscheiden / und
ein gelbes scharffes sämlein in sich halten. Es wächßt auff dem Solothurnischen
Berg Wasserfall / und anderen Schweitzerischen und Bündnerischen Gebürgen.
Ein grössere Art dieses Geschlechts wird auch allda gefunden / dessen Figur
allhier beygesetzt ist / Thlaspi alpinum majus capitulis rotundis, C. B. prodr.
Park. Draba Alpina major, Joh. Raji.
9. Das nidrige Berg-besemkraut mit vielen purpurfarben blumen / Thlaspi Alpinum
repens, C. B. Park.
10. Das kleine gelbe Felsen-besemkraut / Thlaspi saxatile incanum, luteum,
Serpilli folio minus, C. B. Leucojum siliculosum flore luteo umbellatum
monospermon, Joh. Raji.
Die Schild-besemkräuter.
1. Da erste Geschlecht des Schild-besemkrauts mit Quendel-blätteren / Thlaspi
clypeatum minus Serpilli folio, Park. clypeatum Serpilli folio, C. B. Leucojum
siliculosum monospermum fructu compresso, Joh. Raji.
2. Das rauche Schild-besemkraut / mit gelben blümlein / Thlaspi biscutatum
asperum Hieracifolium & majus, C. B. Thlaspi minus clypeatum I. Tab.
Lunaria biscutata, J. B.
3. Das kleine rauche Schild-besemkraut mit kleinen gelben blümlein / Tlaspi
biscutatum asperum minus, C. B.
4. Das haarige Schild-besemkraut / Thlaspi biscutatum villosum flore calcari
donato, C. B.
5. Das Schild-besemkraut mit gelben Violen-blätteren / Thlaspi fruticosum Leucoji
folio, C. B.
6. Das schwefelgelbe Schild-besemkraut / Thlaspi biscutatum flore sulphureo,
Hort. Oxon. An Thlaspi biscutatum annuum asperum, Hort. Paris.
7. Das Schild-besemkraut / mit Retrichblätteren / Thlaspi biscutatum Raphani aut
Irionis folio, Bocconi.
8. Das stets-grünende Schild-besemkraut / Thlaspi Halimi folio semper virens,
Hermann. Catal.
Die staudichten und fremden Besemkräuter.
Vber diß gibt es annoch staudichte / Fruticosa, fremde / Exotica, vel Peregrina,
und gifft-tödende Besemkräuter / Alyssa Thlaspidia, deren wir annoch kürtzlich
meldung thun wollen. Und zwar setzen wir für das
1. Das gifft-tödende Meer-besemkraut / Thlaspi Alysson dictum maritimum, C. B.
Nasturtium vel Thlaspi maritimum J. B. Thlaspi Narbonese Lobelii, Ger.
2. Das rechte Besemkraut Dioscoridis, Thlaspi verum primum Dioscor. Zanoni.
bringt auß seiner wurtzel viel der Gestaltnach sehr veränderliche blätter / die
ersten blättlein / sind offt klein zerkerbt / oder eingeschnitten / an langen
nerven angehefftet. Die an dem oberen stengel aber sitzende blätter umfassen den
stengel / so daß man vermeint / der stengel gehe hindurch / wie in dem
Durchwachskraut / auff den stengelen erscheinen kleine weisse blümlein / denen
kleine runde samentäschlein / in zwey hölein zertheilt / nachfolgen. Wächßt in
Persien und Syrien.
3. Das frembde Besemkraut mit hertzgestalteten schötlein / und kleinen
purpurfarben blümlein. Thlaspi siliquâ cordatâ peregrinum, J. B.
4. Das Spanische staudichte Besemkraut / Thlaspi fruticosum folio Thymbrae
hirsuto, C. B. fruticosum alterum Lob. J. B.
5. Das staudichte Besemkraut mit schmalen. Leucojen-blätteren / Thlaspi
fruticosum Leucoji folio angustifolium, C. B. Park. fruticosum folio Leucoji
marini minoris, J. B.
6. Das Knoblauch-Besemkraut / Scorodothlaspi Ulyssis Aldrovandi, J. B.
7. Der Alexandrinische Baurensenff mit weißlichten blumen / Thlaspi Alexandrinum,
Park. C. B. Alexandrinum Cortusi, Joh. Bauch.
8. Der Americanische Baurensenff mit gelblichten blumen / Thlaspi spanospermon
Americanum, Park.
Eigenschafft.
Der Samen dieser Kräutern ist warm und trucken im vierdten grad: Das Kraut aber
besitzt einen geringeren grad solcher krafft. In beyden findet sich ein
flüchtiges / durchdringendes / scharffes saltz / davon die Tugend und
Eigenschafft entstehet / zu eröffnen / alles schleimichte zu erdünneren; das
unreine saur-gesaltzene Geblüt zu verbesseren; die monatliche Reinigung zu
beförderen / Grieß und Schleim der Nieren und Blasen außzutreiben / den
verstandenen Harn zu befördern / und den schweren Athem zu erleichteren.
Gebrauch.
Weilen dieß Kraut samt seinem Samen durchauß gleiche Kräfften mit der Raucken /
und dem Senff / oder dem Meerrettich hat / als kan man es in allen denen
Zufällen und Kranckheiten eben so wohl / und auff solche weiß gebrauchen / wie
dieselbigen Kräuter; jedoch müssen die schwangeren Weiber dessen nicht viel
geniessen / weilen es die Frucht des Leibs gern abtreibet. Man kan ein Wasser
(Scharbock. Wassersucht. Gelbfucht. weisse Sucht.
Miltzsucht. Würm. Engbrüstigkeit. Hertzklopffen.) davon destillieren /
und solches wider den Scharbock / Gelbsucht / Wassersucht / weisse Sucht der
Jungfrawen / und Miltzesucht / gebrauchen. So ist auch der Samen gut wider
solche Kranckheiten / und wider die Würm / Engbrüstigkeit und Hertzklopffen /
auff 20. biß 30. gran schwer auff einmahl eingenommen. Ins gemein braucht man
den wilden Bauren-senff mit grauen grossen blättern; Thlaspi arvense Vaccariae
incano folio majus, C. B.
CAPUT LXXVI.
Täschelkraut. Bursa Pastoris.
Namen.
ES haben gelehrte Männer das Täschelkraut für ein Geschlecht Thlaspios, oder des
Bauren-kreß gehalten / da [432] her es
auch umb der gleichheit willen Täschlein-kreß genennet wird. Dieweil aber das
Täschelkraut ohn allen geschmack / und nicht scharff oder räß ist / wie das
Besemkraut oder Baurenkreß seyn soll / irren dieselbigen nach Tabernaemontani
meinung nicht wenig / und ist die arbeit vergebens / sich ferners damit zu
bemühen: Wie aber dieses heilsame Kraut bey den alten Lehrern genennt worden /
oder ob sie es auch beschrieben / hat noch niemand dargethan. Lateinisch heißt
es / Bursa pastoris, Bursa pastoria, Pera pastoris Italiänisch / Borsa di
pastore. Frantzösisch / Bourse de pasteur, Bourse de berger. Spanisch / Zurroro.
Englisch / Shepherds purse. Dänisch / Taskenurt / Hunge-urt / Hyrde-toske /
Skraa / Skralle / Skratte. Niderländisch / Borsekens-eruyt. In Hochteutscher
Sprach wird es auch genennt / Deschelkraut / Daschelkraut / Hirtentasch /
Hirtenseckel / Seckelkraut / Gänßkröß.
Groß Täschelkraut. Bursa Pastoris major.
Geschlecht und Gestalt.
Das groß Täschelkraut / Bursa pastoris major folio sinuato; & folio non
sinuato; C. B. major vulgaris, Park. Thlaspi fatuum Bursa pastoris dictum, J.
Raji. hat ein kleine / dünne / gerade / weisse und zaßlichte wurßel / eines
süßlicht ecklenden geschmacks; die begibt sich nicht tieff in die erden. Die
understen blätter sind gemeinlich tieff zerschnitten / und zerkerfft / wie die
blätter der Wegwarten / oder vielmehr der Pfaffenröhrlein; sonsten ablang /
etwas haarig / und auff zolllangen stielen sitzend. Zwischen en blättern wächßt
ein oder mehr runder / dünner stengel herfür / anderthalb spannen lang / und
bißweilen auch länger / der theilet sich in viel Nebenzweiglein auß / die
blätter aber / die daran und an dem Haupt-stengel hinauffwachsen / sind ohne
stiel / schmal / spitz / und nicht gekerfft / stehet je eines über dem andern /
werden auch je länger je mehr den stengel hinauff / kleiner / schmäler und
spitziger. Oben an dem stengel und an den Neben-ästlein kommen viel kleine /
weisse blümlein herauß / kleiner denn die blümlein des Eisenkrauts / darauß
werden kleine knöpffichte täschlein / gestaltet wie kleine Hertzlein / die
hangen an zoll-langen stielen / darinn ligen viel kleine braun-schwartze samen.
Das gantze Gewächs / Wurtzel / Kraut und Samen hat gar keinen empfindlichen
geschmack / außgenommen / daß es die Zungen tröcknet / und zusammenziehet.
Dieses Kraut wächßt hin und wider in den Gärten / in gebawten und ungebawten
orten / neben den Strassen / auff den Mauren / und hinder den Zäunen. Ein
kleinere art / Bursa pastoris media, C. B. wächßt auff sandichtem und dürrem
Erdreich / deren stengelein werden kümmerlich spannen-lang / sind bloß und ohne
blätter / bringen ihre blümlein im Aprill und Mäyen. Die blätter ligen
eirckel-weiß auff dem boden. Noch ein kleinere art / Bursa pastoris minor foliis
incisis, C. B. wird allhier auff den Aeckeren bey dem Neuenhauß gefunden. Dieß
Kräutlein ist nichts anders / als ein gattung Steinkresse / welche von Casp.
Bauhino, Nasturtium petraeum foliis Bursae pastoris genennet worden; gehört also
mehr zu den Kressen als hieher / und müssen nicht zwey Kräuter darauß gemacht
werden.
Groß Täschelkraur mit ablangen Täschlein. Bursa pastoris major loculo oblongo.
Das grosse Täschelkraut mit ablangen Täschlein / Bursa pastoris major loculo
oblongo, C. B. Thlaspi Veronicae folio, Park. Bursae pastoriae loculo sublongo
affinis pulchra plan [433] ta, J. B.
hat ein länglichte / dünne / und bißweilen haarichte wurtzel. Die Stengel / ge
meinlich einer an der zahl / bißweilen mehr / sind spannen-ja offt
elenbogen-hoch / und in Nebenzweiglein zertheilt. Es hat schwartzgrüne / haarige
/ rauche / gekerffte blätter / die sind bey der wurtzel zoll-breit / rundlicht /
und mit langen stielein, begabet. Seine blumen und täschlein kommen mit dem
gemeinen Täschelkraut überein. Die Samentäschlein sind in zwey hölein
abgetheilet; in deren jedem 6. 7. biß 8. kleine samen gefunden werden. Allhier
wird es an sandichten orten und auff den Feldern / in Italien aber in den
Wäldern gefunden.
Das kleine Täschelkraut mit ablangen täschlein / Bursa pastoris minor loculo
oblongo, C. B. Bursa pastoria minima oblongis siliquis, sive verna loculo
oblongo, J. B. hat ein dünne / zaßlichte und weisse wurtzel: Trägt einen / offt
zwey / drey und mehr haarichte / rauche / runde / qwer-hand hohe stengel / mit
Nebenzweiglein. Bey dem anfang des stengels erscheinen viel zoll-lange / grüne /
auff dem boden zerkerffte / rauch und harte spitzige blätter / erstlich eines
zusammenziehenden / demnach aber scharffen / salpetrischen / beissenden
geschmacks: die aber den stengel umbgeben / sind wenig und ohne stielein. Trägt
viel weisse zusammengedrungene / vierblättige blümlein / denen auß krummen
stielein kleine ablange / flache täschlein nachfolgen / in welchen zween kleine
goldgelbe / runde samen / eines scharffen geschmacks / verschlossen ligen.
Blühet offt schon im Mertzen / und kommet mit seinen täschlein beschwärt herfür.
Man findet es allhier in trockenen orten und Feldern / bey dem Fluß die Birß /
und das Siechenhauß St. Jacob genannt / wie auch oberhalb der Brüglinger Mühlen
auff den hüglen / und an dem gestad des Rheins. Pflantzt sich jährlich allein
durch den abfallenden samen fort.
Bursa pastoria alpina hirsuta.
In den Schweitzerischen Alp-gebürgen / auff dem Fracmont und Spligel-berg /
wächßt auch ein sonderbare art des Täschelkrauts / Bursa pastoria alpina
hirsuta, C. B. Park. Seine wurtzel ist zoll- oder daumenslang. Hat viel weiche /
bleich-grüne / rundlichte / auff dem boden ligende / ein klein wenig zerkerffte
/ und bißweilen gantze blätter / in der grösse einer Linse. Es überkomt dünne /
drey oder vie daumens lange stengelein / die schier gantz glatt / und nur ein
klein wenig haarig sind. Trägt wenig weisse blümlein / und gelbe ablange
täschlein / diese sind aber viel grösser als des gemeinen Täschelkrauts /
darinnen kleiner rother samen verschlossen ist.
Joh. Rajus füget annoch zu den Täschelkräuteren / die kleine haarige
Berg-Haußwurß mit gelben blümlein / Sedum Alpinum hirsutum luteum, C. B. Phyllon
thelygonon Dalech. J. B. Paronychia sediformis flore luteo, J. Raji.
Eigenschafft.
Der geruch und geschmack des Täschelkrauts ist unempfindlich / allein daß man
eine zusam̅enziehung mit einer tröckne vermercket / derowegen
dieses Kraut trockner und kühler natur ist / welches denn auch die tägliche
erfahrung bezeuget. Ist also mit vielen erdichten / und etwas rauchlichten
saltz-theilgen begabet. Es wird aber am meisten das Täschelkraut mit grossen
zerkerfften blättern / Bursa pastoris major folio sinuato, gebraucht / und hat
in dem Aprillen und Mäyen seine beste krafft.
Gebrauch.
(Blutspeye̅ / rothe Ruhr / Blutharnen /
unmäßiger Blutfluß der Weibern.) Wider das Blutspeyen / die rothe Ruhr
/ Blutharnen und den unmässigen Blutfluß der Weibern: Nim ein hand voll
Täschelkraut / siede es in einer maß weissen Wein / sichte es durch ein tuch /
und gib dem Krancken Morgens und Abends ein becher voll davon zu trincken.
Mit dem grünen / zerstossenen / frischen / (Wunden.) oder dem dürren in Wein gekochten Täschelkraut / und
Spitzenwegerich / pflegen gemeine Leut / und die Bauren ihre frische Wunden /
nicht ohne gute würcküng / geschwind zu heilen / Morgens und Abends wie ein
cataplasma darüber gebunden.
(Unmässiger blutfluß der weider.) Frisch
Teschelkraut geschnitten und mit einem oder zwey Eyern vermischet / darnach zu
einem küchlein gebacken / ist ein gute Artzney wider den unmässigen Blutfluß der
Weibern / so sie dasselbige essen.
(Gonorrhoea, oder samenfluß.) Wenn einem der
natürliche Samen ohn sein willen entgehet / oder mit dem Samenfluß behafftet ist
/ der nemme zwey loth geläuterten Täschelsafft / zertreibe drey gran Campffer
darinn und trincke es. So es aber im Winter wäre / und man den Safft nicht haben
könte / alßdenn nim deß gedörrten Krauts eine gute hand voll / siede das in
einer maß frischen Wassers den dritten theil ein / seige es denn durch ein tuch
/ und nim darvon ein halb quartal / zertreibe drey gran Campffer darinn / und
gebrauch es also etlich mahl.
(Bauchfluß des Rindviehs und Pferden.) Wenn das
Rindvieh den Bauchfluß hat / soll man ihm Täschelkraut zu essen geben. Den
Pferden aber soll man das Kraut klein [434] zerschneiden / mit dem Futter vermischen / und also zukommen lassen.
(Dreytägig fieber.) Wider das dreytägige Fieber /
nachdem der Leib zuvor zwey oder dreymahl purgieret worden / solle man
Täschelkraut mit ein (Nasenbluten.) wenig Essig
zerstossen anff die pülß binden. So einem die Nase blutet / und das Blut sich
nicht stillen wil / so gib ihm Täschelkraut in die hand / auff welcher seiten
das Blut herausser lauffet / so bald das Kraut erwarmet / soll sich das bluten
stellen / welches auch Herr Simon Pauli in quadripart. botanic. mit dem exempel
eines Adelichen Jünglings bestätiget. Die dürre oder grüne wurtzel under der
Zungen gehalten / soll gleiche würckung haben. Man duncket auch Baumwolle in
Täschelkraut-safft / und stosset sie in die (Blutflüß /
blutspeye̅ / blutharnen.) Nase. In Sum̅a: dieses Kraut stellet alle Blutflüß vor allen anderen Blut-kräutern
gewaltiglich / daher es etliche Sanguinariam, Blutwurtzel nennen. Wenn man
nemlich das frische Kraut allein / oder das dürre mit Essig zerstoßt / und über
den underen Leib / auch under die Achsel und über die Fußsolen bindet.
Andere schreiben: Täschelkraut benem̅e (Gelbsucht.) die Gelbsucht / so man es mit Blätteren / Täschlein und
Blumen in die Schuh legt / und mit blossen füssen darauf gehet.
(Rothe Ruhr / hitzige bauchflüß / blutharne̅ unmässiger weiberfluß wacklende zähn / hitzige verserung des
halß / rothe geschwulst der frawen brüst.) Das destillierte
Täschelkraut-wasser hat ein treffliche kühlende und stopffende krasst / die
rothe Ruhr / und einen jeden hitzigen Bauchfluß zu stillen / den blutigen Harn
zu vertreiben / und den unmässigen Blutfluß der Weibern zu stopffen / Morgens
und Abends 4. oder 5. loth getruncken. Dises wasser warm in dem Mund gehalten /
und offtermahls damit gegurgelt / befestiget die wacklenden Zähn / und heilet
alle hitzige versehrung des halß. Ein rein tüchlein in solchem wasser genetzt
und warmlicht übergelegt / zertheilet die Geschwulst der Frawen Brüst / wenn sie
anfangen roch zu werden / als wolten sie schwären. Ich halte aber von dem
außgepreßten auff zwey loth offt getrunckenen Safft weit mehr / als von solchem
destillierten wasser / welches in warheitsgrund nicht viel besser / als gemein
Brunwasser.
CAPUT LXXVII.
Leidotter. Myagrum.
Zwey Geschlecht des Leindotters.
Myagri duae species.
(1. Türckischer Leindotter.)
(2. Leindotter mit runden Knöpflein.)
Namen.
ELachs- der Leindotter heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Myagrum. Frantzösisch / Cameline. Englisch / Gold
of pleasure.
Gestalt und Geschlecht.
1. Der zahme Leindotter / als das erste Geschlecht dieses Krauts / Myagrum
sativum, C. B. Myagrum dictum Camelina, J. B. Hat eine etwas holtz- und
faselichte wurtzel / davon ein einiger ellen-hoher stengel auffwächßt / mit
dünnen / runden / geraden / etwas haarigen neben-ästlein begabet / an welchen
die ablangen nicht rauchen / sondern weichen bläter wechselweiß erscheinen /
welche an dem umbkreiß etwas zerkerfft / bleich / auch vornen spitzig und hinden
breit. An den äussersten ästlein wachsen von langen stielgen / die kleinen /
gelblichten / vierblättigen blümlein. Auff welche die ablangen / etwas erhobenen
schöttlein erfolgen / und mit vielen länglichten / dreyeckichten / gelb-grawen
sa [435] men-körnlein
angefüllet werden; die da einen Kresse-geschmack haben / und auff der Zung einen
süßlichten schleim endlich von sich lassen. Ein angenehme speiß der Fincken und
Zeißlein / wird nicht zur Artzney gebraucht.
2. Das andere Geschlecht / Myagrum sylvestre, C. B. Myagrum Turcicum, J. Bauh.
der Türckische subtile Leindotter; wächßt mit viel zarteren schößlein auff / ist
aber viel zweigichter und fruchtbarer / als das vorige Geschlecht: b???komt
endlich einen kleineren samen. Wächßt auff den Hüninger Felderen bey uns.
3. Das dritte Geschlecht ist ein kleiner Leindotter / mit runden bollen oder
knöpflein / Myagrum tertium in arvis, Cam. Myagro affinis capitulis rotundis, J.
B. Myagro similis siliquâ rotundâ, C. B. Park. Bringt auß einfacher wurtzel
einen ellen-hohen / runden / haarigen / zerbrüchlichen / von unden auff gleich
ästichten stengel. Darauff wachsen sehr kleine / bleiche Blümlein / mit
nachfolgenden / runden / jedoch oben etwas außgespitzten / an halb zoll langen
stielgen hangenden knöpflein / welche in der zeitigung schwartz werden: ein
jedes knöpflein hat einen einigen / gelben / ölichten samen / ohne sonderlichen
geschmack. Die blätter sind kleiner denn an dem Leindotter / rauch / dunckelgrün
/ etwas safftig; welche an dem stengel stehen / umbfassen etwas denselben ohne
stiel; haben einen schleimichten geschmack / mit einer nachfolgenden gelinden
schärffe. Ist ein Kraut das über ein Jahr nicht dauret / sonderen sich allezeit
durch den außfallenden Samen fortpflantzet.
4. Myagrum foetidum, C. B. Park. Der stinckende Leindotter / treibt auß seiner
wurtzel elen- oder anderthalb elen hohe / grüne / dicke / runde und rauche
stengel / welche bleichgrüne / rauchlichte und etwas eingebogene blätter / vier
oder 5. zoll lang / und anderthalb breit / je eines nach dem anderen umbgeben.
Diese stengel werden bey dem gipfel in kurtze öhrlein zerthe???let / auff
welchen die bleichgelben / und mit langen stielen begabte Blumen / gleich einem
dölderlein sitzen. Den Blumen folgen kleine runde schö???lein nach / so den
samen in sich halten. Es wird auff dem Frackmont und Spliegelberg in der
Schweitz / wie auch allhier bey der Wiesenbruck an sandichten orten gefunden /
und den gemeinen Leindotter davon zu unterscheiden / stinckender Leindotter
genennet.
5. Der grosse Leindotter mit gelben vierblättigen Blümlein / Myagrum monospermon
latifolium, C. B. monospermon, J. B.
6. Der kleine Leindotter mit weissen blümlein / Myagrum monospermon minus, C.
Bauh. Park. Myagro similis flore albo, J. B.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es ist dieß Kraut mittelmässiger Natur zwischen kälte und wärme / hat ein
ölichten schleimigen Safft / mit etwas miltem alkalischem saltz bey sich
verborgen. In dem Samen findet sich sonderlich das öl / welches darauß mag
gepresset / und und an stat des Leinöls gebrauchet werden. Derowegen wir dem
Leindotter die krafft zuschreiben zu erweichen / zu linderen / schmertzen zu
stillen / ja auch Wunden zu heilen. Wenn (Wunden
heilen. Geschwulst erweichen. Schmertzen stillen.) man also denselben
frisch mit dem Baurensenff zerhackt / und warmlicht über die wunden schlagt /
hat er die krafft zu säuberen und zu heilen. Ausserlich wird sonsten das öl
gebraucht zu erweichung der harten Geschwulst / und stillung der Schmertzen. Es
haben auch die Alten ihre Holtz-fackeln damit angeschmieret gehabt.
CAPUT LXXVIII.
Türckischer Kreß. Draba vulgaris.
Namen.
TUrckischer Kreß heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Draba, Arabis, Nasturtium Babylonicum.
Italiänisch / Draba. Frantzösisch / Draue.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des Türckischen Kreß / Draba umbellata, vel Draba major
capitulis donata, C. B. Draba vulgaris, Park. multis, flore albo, J. B. wächßt
elenbogen-hoch / und zu zeiten höher / mit steiffen / runden / zarten /
gestreifften ästlein / zu beyden seiten mit blättern besetzt / welche ablang /
zollbreit / eingebogen / grau-grün / und ohne stiel. Blühet oben mit weissen
dolden / im Mäyen und Brachmonat; auff die Blümlein folgen die kleinen
famen-gefäßlein / wie hertzlein gestaltet / welche in ihren zweyen hölgen /
kleinen / braunschwartzen samen h???rfür bringen. Wächßt an dem rand der
Aeckeren in Teutschland / Italien und Franckreich / sonderlich umb die Statt
Wien herumb. Die wurtzel ist holtzicht / dünn / weiß / und kriecht weit umbher.
2. Der Türckische Kreß mit Hederichblumen und schötlein / C. B. Park.
|| [436]
3. Der Türckische Kreß mit St. Barbaraekraut-blättern / Draba foliis Barbareae,
Joh. Raji. Camelina, Myagrum Aldroando, J. B.
4. Der kleine Türckische Kreß mit runden köpflein / Draba minor cum orbicularibus
capitulis, J. B. C. B. Park.
5. Der nidrig kriechende Türckische Kreß / Draba Chalepensis repens humilior,
foliis minùs cinereis, quasi???ue viridibus, Moris. Ist von dem gemeinen
Türckischen Kreß in folgenden drey stucken underschieden. Denn 1. ist er kleiner
und niedriger. 2. Hat er grüne blätter; und 3. ist er mit mehr samen-täschlein /
welche beyderseits erhoben und geschwollen sind / begabet / und bringt also weit
mehr Samen als der gemeine. Blühet im Mäy- und Brachmonat.
Eigenschafft und Gebrauch.
Der Türckische Kreß / ist temperierter Natur / hat etwas flüchtigen saltzes neben
vielen irdischen / und wenig ölichten theilgen (Verstopffung der Lungen / leber / miltz kröß / faulfleisch / niere̅ schleim Würm.) bey sich. Der samen mag etwas schärffer
sein / und also mehr flüchtig saltz in sich haben; davon denn die Eigenschafft
dem Kraut entstehet zu eröffnen / das Geblüt zu reinigen / die innerlichen
verstopffungen der Leber / des Miltzes / der Lungen / des Kröses und
Faulfleisches auffzulösen / wie auch die Nieren zu reinigen / den Harn und Würm
zu treiben. Für welche Kranckheiten man den samen wol auff ein halb quintlein
schwer in destillierten wassern / oder brühen eingeben mag. Kurtz / es läßt sich
dieß Kraut wie der Hederich gebrauchen / und hat in allerhand Kranckheiten
gleiche kräfften mit ihme. Besihe also oben das 69. Capitel dieses anderen
Buchs.
CAPUT LXXIX.
Abend-viole. Hesperis.
Namen.
ABend-viole / Winter-viole / Winterveyel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hesperis, Viola
hyemalis. Frantzösisch / Giroflée, Violedes Dames, Giroffles de Dames.
Italiänisch / Viola bianca, Leucovia. Englisch / Dames Violet / or Roket.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / dessen Figur wir allhier beysetzen lassen / ist die
Syrische Abend-viole / Hesperis Syriaca, J. B. Syriaca, Camerarii, Park.
peregrina siliquis articulatis, C. B. Leucojum melancholicum quibusdam, Joh.
Raji. Hat ein bey nahem gleichgestalltete Wurtzel mit der gemeinen Abendviole
der Gärten. Die blätter sind halb schuhe-lang / qwer-hand breit / sehr haarig
und rauch / auff länglichten stielen sitzend / etwas an dem rand hin und wieder
eingebogen. Die blümlein hangen von kurtzen / aber dicklichten stengeln / und
sind an der farb Braun-schwartz; viel äderlein gehen durch deroselben blättlein;
welche des tags sehr wenig oder nichts riechen / des abends aber / und bey
angebrochener Nacht einen sehr lieblichen Geruch von sich geben / daher sie auch
den Namen der Abend-viole bekommen. Den verwelckenden blümlein folgen die
zimlich langen / dicken / krummen und knorrichten schoten / mit etwas dickem /
ablang-rundem Samen. Wächßt auff den Gebürgen in Syrien. Hesperis montana prima,
Clus. oder Hesperis montana pallida, odoratissima, C. B. Hesp. colore
ineleganti, J. B. Ist an seinen theilen etwas kleiner als die vorige / im
übrigen der gestallt / und nächtlichem geruch halben gleich / daher vermuthlich
/ daß solche vermeinten zwey geschlechter nur eine gattung seye / und daß die
Syrischen Abend-violen / wegen besserem / und fetterem Erdreich grösser und
vollkommener wachsen.
2. Die gemeine Abend-viole der Gärten / Hesperis hortensis, C. B. Hesperides
flore purpureo, albo, & vario, J. B. Lob. Eruca alba & purpurea,
Lugd. Hat etliche weisse / kurtze / holtzichte Wurtzelen / so da elen-hohe /
auch wol höhere / runde / haarichte / mit marck begabte stengel über sich
treiben / daran wechselweiß underschiedliche Raucken-blätter erscheinen / aber
nicht so viel gefaltet / an dem umkreiß gekerbt / spitzig / haaricht /
schwartzgrün / vier qwer finger lang / auff kurtzen stielen sitzend / und eines
gering scharfflichten geschmacks. Neben den öhrlein der blätter kommen einige
ästlein herfür; welche so wol / alß die gipffel der stengelen mit wolriechenden
/ vierblättigen / der Gestalt nach den gelben Leucojen ähnlichen blümlein
gezieret; diese blümlein aber sind an etlichen weiß / an anderen purpurfarb / an
anderen gescheckt / und stehen auff halb zoll-langen stielen. Der ablange /
braunrothe / scharff-schmäckende samen findet sich in langen zweyhöligen
schoten. Blühet im Aprillen / Mäy- und Brach-monat. Wächßt in Teutschland / und
auff den Neapolitanischen äckeren. Joh. Rajus hat es auch allda / alß er von
Salerno nach Neapoli reisete / auff den wiesen in dem Brach-monat blü [437] hend angetroffen. Sonsten wird
sie auch in den Gärten geziehlet / wie sie denn darinnen bißweilen gefüllt
angetroffen ist / und daher von Elsholzio, Hesperis flore pleno; in dem Hort.
Reg. Paris. aber Viola matronalis flore multiplici, Cornuti, genennet worden.
Sie ist so vermehrlich / daß wenn man ein stengel davon in drey oder mehr stücke
fingerslang zerschneidet / und die stücke in gut erdreich stecket / so fassen
sie Wurtzel.
3. Die Abend-viole mit kleinen blaulichten blumen / Hesperis sylvestris flore
parvo, C. B.
4. Die wilde haarichte Abend-viole / mit rothen blumen / Hesperis sylvestris
Hieracii foliis hirsuta, C. B. sylvestris folio sinuato, Park.
5. Die fremde Abend-viole ohne Geruch / Hesperis Pannonica inodora, J. B. Park.
sylv. inodora, C. B. Ist der gemeinen Abendviolen durchauß gleich / ohn allein
daß sie weichere / und weissere blätter hat / auch ohne Geruch ist.
Eigenschafft.
Nach der alten meinung wärmet und trocknet die Abend-viole sehr / sonderlich der
Samen der gemeinen. Sie hat viel geistreiche / mit flüchtig-ölichtem Saltz
vermischte theile in sich / und hiemit die Tugend uud Eigenschafft zu lösen / zu
eröffnen / den zähen Schleim zu erdünneren / durch den Harn und Schweiß zu
treiben / den schweren Athem zu erleichteren / und die monatliche Reinigung der
Weiberen zu beförderen. Es läßt sich davon ein Wasser destillieren / wie auch
ein Syrup / Safft / Geist / und flüchtig Saltz machen / wie auß dem Brunnkresse:
Gebrauch.
Der außgepreßte / rund filtrierte Safft auß diesem Kraut auff drey biß vier loth
(Scharbock / Schleim der Brust. Schwerer Athem.
Verstopffungen. Verlohrene Weiberreinigung-Schleim der Nieren. verlorener
Eßlust.) morgens und abends getruncken / reiniget das scharbockische
versaltzene Geblüt durch den Schweiß und Harn / löset den Schleim der Brust /
macht ein freyen und weiten Athem / eröffnet alle innerlichen Verstopffungen:
treibt Schleim und Sand auß den Nieren / bringt den We???beren die verlorene
monatliche Reinigung wider / und macht guten Lust zum essen. Gleiche Würckung
hat auch das destillierte Wasser / auff 6. biß 8. loth über ein mahl genommen.
Wie ingleichem der Syrup auff die weise gemacht / wie bey dem Brunnkresse
angezeigt.
Der Spiritus oder Geist der Abend-violen auff 30. biß 40. tropffen bißweilen
genomnen (Schwerer Athem. Hertzklopffen / Ohnmacht.
Schlaffsucht. Schlagflüß. Hertzensangst. Bangigkeit. Miltzeblähung. Wunden.
Schäden.) / macht lufft um das Hertz / vertreibt das Hertzklopffen /
Schlaffsucht / Ohnmachten / verhütet oder vertheilet die Schlagflüß; treibt
gewaltig den Schweiß / und milteret die Hertzens-angst und Bangigkeit in
hitzigen Fieberen; ist auch gut wider die Miltze-blähungen der Miltzesüchtigen.
Gleiche Würckung hat das flüchtige Saltz auff zehen biß 15. gran schwer
eingegeben.
Das Kraut zerhackt / mit warmem weissem Wein vermischt / die Wunden oder Schäden
damit außgewaschen / auch das Kraut darinnen ligen lassen / säuberet / reiniget
/ verhütet den wachsthum des faulen fleisches / und beförderet die Heilung
gewaltig. Der außgetruckte Safft hat gleichmässige Würckung.
Dieser Safft mit Honig-wasser vermischt / und also getruncken / reiniget und
erleichteret die Brust gewaltig von dem (Husten.) Schleim / linderet und vertreibet nach und nach den Husten.
Der Samen auff ein halb quintl. schwer bißweilen eingenommen / verhütet den (Stein der Nieren un̅ Bläsen. Sand und
Schleim. Würm.) wachsthum des Steins der Nieren und Blasen; führet
Sand und Schleim durch den Harn; tödtet und treibet die Würm.
Das destillierte Wasser auff 6. biß 8. loth morgens und abends 14. tag lang
getruncken (Raud.) / heilet alle Raud und
Schäbigkeit.
Die frischen blümlein lassen sich auff die Salät bey den Mahlzeiten streuen /
dienet zur Zier / und ist gesund. Die dürren aber / neben Winterrosen /
Brunellen / K???ngerten-blust / und lebendig verstossenen Krebsen in wasser
gesotten / hernach ein wenig (Entzündung und
geschwulst der Mandelen und Zapfleins.) Rosenhonig und Maulbeersafft
darunder gemischt / gibt ein gutes Gurgelwasser ab / warm damit gegurgelt /
zertheilt die Entzündung des Halses und Geschwulst der Mandeln und Zäpffleins.
CAPUT LXXX.
Knoblauchkraut. Alliaria.
Namen.
KNoblauchkraut / Leuchel oder Salßkraut / heißt Lateinisch / Alliaria, Alliaris,
Pes asini, Thlaspidium cornutum. Italiänisch / Alliaria. Frantzösisch /
Alliaire, Herbe aux aulx. Spanisch / Ajo porruno. Englisch / Jack of the hedge
/ [438] Sawce alone. Dänisch / Gaffelkaal
/ Hindeloegs-urt. Niderländisch / Loock / Sonderloock.
Gestalt.
Das Knoblauchkraut hat ein lange / dünne / holtzichte / weisse / nach Knoblauch
riechende Wurtzel. So seine blätter erstlich herfür dringen / sind sie etwas
rund / wenn sie aber vollkommenlich erwachsen / vergleichen sie sich den
Melissen-blätteren / außgenommen daß sie nicht so runtzlicht / sondern glätter /
nahe bey dem stengel breiter / und aussen an dem umkreiß zerkerbt auch
bleichgrün / mit langen stielen begabet sind / und nach Knoblauch riechen und
schmäcken. Es trägt runde / dünne / steiffe / gestreiffte / etwas haarige
stengel / biß anderthalb elen hoch. Blühet im Mäyen mit schönen kleinen /
weissen blümlein / darauff folgt kleiner ablanger schwartzer samen in langen /
eckichten schötlein verschlossen. Wächßt in abwegen bey den zäunen / Mauren und
an den Reinen der Felderen.
Eigenschafft.
Das Knoblauchkraut ist warmer und trockner Natur doch nicht so hefftig als der
Knoblauch selbsten / der samen ist hitziger als das Kraut. Hat ein flüchtiges
stinckend-ölichtes scharffes Saltz bey sich / und daher die Eigenschafft allem
sauren zu widerstehen / zu durchtringen / durch den Harn und Schweiß zu treiben
/ aller fäulung zu widerstehen. Im Aprillen und Mäy hat es die beste krafft / in
dem dürren Kraut findet sich wenig tugend übrig.
Gebrauch.
Etliche insonderheit die Weiber in Engelland vermischen das Knoblauchkraut under
die salsen mit Essig / Saltz und Imber zubereitet / ist aber unlieblich zu
essen.
Frabricius Hildanus, Cent. 2. Observat. 94. Vermeldet / daß er den außgepreßten
Safft des Knoblauchkrauts under die salben und (Brand /
faule Schäden.) pflaster wider den Brand und andere faule Schäden
vermischt / und fehr nutzlich gebrauchet / in dem er aller fäulung widerstehe /
wie der Lachenknoblauch. Er samlete aber das Kraut im Mäy oder Aprillen / liesse
es einen tag ligen / zerhackts hernach / stoßts / und pressete den Safft darauß
/ gießte Oel über den Safft / und haltete ihne in wohlvermachten gläseren das
Jahr über auff / damit er ihne allezeit frisch zu seinen Salben und Pflasteren
oder Cataplasmaten haben könnte.
Das Kraut neben Scabiosen / Hyssopen / Ehrenpreiß / Alantwurtz und Brustbeerlein
/ in verdecktem hafen mit wasser gekocht / auff die letst ein paar löffel voll
Honig darzu geworffen / und also offt ein glaß voll davon (Engbrüstigkeit. Husten.) warm getruncken / lößt
den Schleim der Brust / erleichteret den schweren / kurtzen Athem / und
vertheilet den langwierigen Husten.
(Schleim der Brust. Würm verstopf???te Krößade ren.
verschleimte Nieren und Mutter.) Den zu pulver gestossenen Samen auff
20. biß 30. gran schwer bißweilen genom̅en / löset nicht nur den
schleim der Brust / sondern treibe auch die Würm / eröffnet die versteckten
Kröß-adern / reiniget die verschleimte Nieren und Mutter / vertreibet die Gelb-
und Wassersucht / und steuret dem Abnehmen bey Jungen und Alten.
(Wassersucht. Gelbsucht. Abnehmen des Leibs. Wind.
Grimmen. Lendenwehe / Stein der Ni???e̅.) Das Kraut
sonderlich in den Clystieren gebraucht / oder der außgepreßte safft damit
vermischt / ziehet Wind und Bläst herauß / vertreibet das Grimmen / linderet das
Lendenwehe / und beförderet den Fortgang des Steins.
Wenn man den Samen zu reinem pulver verstoßt / mit Storax und ein wenig Wachs zu
einem pflaster macht / solches auff leinen tuch oder leder streicht / und also
über (Mutterauffstossen / Muttergicht.) die
Scham der Weibern legt / mag es die Muttergichter / und das Mutter-auffstossen
stillen.
Das pulver von dem gedörrten Kraut und Samen / wie auch den Safft mit den (Faule Schäden und Geschwär.) Salben vermischt /
und täglich über die faulen / garstigen Geschwär / welche sich so gar zu einem
Krebs änderen wollen / geschlagen / reiniget und säuberet dieselben / und
beförderet sie zur heilung.
Das Pulver des Samens / oder der (Nasenve???
steckung.) außgepreßte Safft des Krauts in die Nasen gezogen / macht ein
wenig niessen / ziehet viel Matery herauß / und reiniget also das Gehirn.
CAPUT LXXXI.
Löffelkrant. Cochlearia.
Namen.
LOeffelkraut heißt Lateinisch / Cochlearia. Frantzösisch / Cochleaire. Englisch /
Speonewort / Scurvygraß. Dänisch / Skioerbugs-urt / Skeer-urt. Niderländisch /
Lepelcruyd / Lepebladern.
Geschlecht und Gestalt.
Das gemeine Löffelkraut / Cochlearia folio subrotundo, C. B. Cochlearia, J. B.
major [439] rotundifolia, sive Batavorum,
Park. ist kein hohes / sondern ein nidriges Gewächs. Seine blätter sind im
anfang länglicht / und dem Wintergrün oder Natterzünglein ähnlich / werden
hernach gläntzend / breit / dick / fett / sattgrün / ein wenig hohl / und
vergleichen sich einem Löffel / dahero es auch den Namen bekommen hat; sie
hangen an länglichten stielen / so von der Wurtzel herausser kommen / und etwas
purpurfarb sind: Welche blätter an den stengeln erscheinen / haben keine stiel /
umbfassen dieselben mit ihren zwey öhrlein / und sind etwas gefaltet. Die
stengel wachsen drey qwer hand / und bißweilen anderthalb spannen hoch / sind
eckund ästicht / an denen viel weisse vierblättige blümlein / mit 6. inwendigen
gelben fäserlein / und halb zoll langen stielgen / erscheinen. Der kleine runde
/ schwartz-rothe samen vergleicht sich dem Kresse-samen / und ist in seinem
zwey-höligen hülßlein verschlossen. In jedem Samen-hölein wird man allezeit drey
oder vier Samenkörnlein finden. Die wurtzeln sind gerad / dicklicht / mit wenig
zäserlein begabt / eines scharffen geschmacks. In Holland und Frießland wächßt
es auff den Wiesen und Tammen von sich selbsten häuffig. Man findet es auch umb
Hamburg / und in andern Landschafften des Nideren-Teutschlands / so an dem Meer
ligen. Es blühet im Mäyen / und weilen der samen zeitlich außfällt / so gehet er
in feuchtem grund bald wider auff / und bringt also im Herbst wider frische
blümlein und same̅. So man es in Ober-Teutschländ in die Gärten
pflantzet / muß man den samen an ein feucht und schatticht ort säen / sonsten
kommet es nicht herfür.
Etliche vermelden / daß so das Löffelkraut erwachsen seye / und man es versetze /
die Stauden desto grösser werden.
In Engelland findet man das Löffelkraut mit gekerfften / safftigen oder
eingebogenen blättern / so sich der Melten vergleichen: und deren hat es eine
grössere und eine kleinere gattung / Cochlearia folio sinuato, C. B. &
Cochlearia minor rotundifolia, Park. Joh. Raji. wachsen beyde an den Meerborden
in Engelland.
In dem Königreich Dennemarck werden zwey kleinere Geschlecht / nemlich das
auffrechte und kriechende Löffelkraut / angetroffen.
Das kleine auffrechte Löffelkraut / Cochlearia minor erecta, C. B. bekomt auß
seinem haarichten würtzelein ein dünnen und glatten stengel / so nicht ein
spannen hoch wächßt / bey dem würtzelein hat es wenig blättlein / die mit
haarigen stielein begabet sind; welche blättlein aber den stengel umbgeben / die
werden kleiner als die Linsen / haben kleine stielgen / und sind wie das
Englisch Löffelkraut gekerfft. Auff dem gipffel des stengels erscheinen weisse
blümlein / denen ablange schötlein nachfolgen / so ein sehr kleinen schwartzen
samen in sich halten: bißweilen überkomt es ein dicken stengel / so spannen hoch
wächßt / und in zwey nebenzweiglein getheilet wird. Es wächßt in der Danischen
Insul Amagria.
Das kleine kriechende Löffelkraut / Cochlearia Danica repens, C. B. Wächßt drey
zoll hoch / und komt mit seinen würtzelein / blättern / blumen / hülßlein und
samen mit dem vorigen überein / aber es hat mehrere blättlein / zwischen welchen
die stengelein herfürschiessen / so ein halben zoll hoch wachsen / und mit den
kleinsten weissen blümlein gezieret sind. Es kriecht auff dem boden wie das
Krebskraut / und wird auch in vorgedachter Insul gefunden.
Eigenschafft.
Das Löffelkraut ist warm und trucken im dritten grad: führet viel scharffes /
flüchtiges / geistreiches saltzes / und wenig ölichter theilen in seinem safft
bey sich / und hat daher alle eigenschafften mit dem Brunnkresse gemein; nemlich
alle zähen / dicken / schleimigen Feuchtigkeiten zu erdünneren; die
Verstopffungen des Miltzes und Krößaderen zu eröffnen / und das Geblüt zu
reinigen.
Gebrauch.
(Scharbock.) Das Löffelkraut ist ein überauß
nutzliche Artzney wider den Scharbock. So jemand sich dessen besorget / oder von
demselbigen schon angegriffen worden / der kan sich in dem Herbst nachfolgenden
Wein zubereiten lassen: Nim Sarsaparillen / Chinawurtzel / Sassafraß-holtz jed.
4. loth / Rosen-wurtzel / Benedicten-wurtzel / Seorzonera-wurtzel / jed. 2. loth
/ Hirschen-zungen / Gamänderlein / Löffelkraut / Wermuth jedes zwey hand voll /
Zimmet anderthalb loth: Zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber
fäßlein / schütte darüber 15. maß weissen Mosts / laß alles wohl verjäsen / und
ein wochen 6. oder 8. stehen / alßdenn trincke der krancke morgens nüchter und
bey dem Mittagessen nach der Suppen ein gläßlein voll.
(Schwacher Magen. Grimmen.) Der auß dem
Löffelkraut in den Apothecken destillierte Spiritus, dienet nicht allein wider
den Scharbock / sondern auch wider die Schwachheit des Magens und das Grimmen.
Der Hochgelehrte Herr V. A. Moellenbroccius schreibt in Tract. de Cochlearia
Cap. 12. Er habe diesen Spiritum einem (Fettigkeit des
Leibs. Hertzklopffen / Miltzeangst / Scharbock.) Adelichen Herren
wider die grosse Fettigkeit des Leibs gerathen / welcher augenscheinlich davon
mager worden seye: Man nimt 20. biß in 30. tropffen in Wein / Bier oder Milch.
Dienet auch wider das Hertzklopffen / Scharbock / Miltze-angst; ja vertreibet
das viertägig Fieber allgemach.
(Scharbock / Verstöpffung der Leber und Miltz.)
Der Zucker oder die Latwerg von dem Löffelkraut / wird zubereitet wie der
Rosen-zucker / darvon droben im 240. blat gemeldet worden / ist ein köstliche
Artzney wider den Scharbock / und die Verstopffung der Leber und Miltz / so man
bißweilen einer Mus???atnuß groß davon nimt. Solche Würckung hat auch das
destillierte Wasser des Löffelkrauts / davon nach belieben morgens nüchter 5.
oder 6. loth getruncken. Darzu dienet auch treflich wohl der in den Apothecken
auß diesem Kraut zubereiteter Syrup / davon man in dem Scharbock / wenn der Leib
zuvor purgiert / 4. loth mit 2. loth des destillierten wassers offt geben soll.
Der Syrup muß auff die art wie oben bey dem Brunnkressen gemeldet / zubereitet
werden.
|| [440]
(Schmertzë an den Schenckeln und Füssen von dem
scharbock.) So jemand von dem Scharbock grossen Schmertzen äusserlich
/ insonderheit an den Schenckeln und Füssen / leidet / der solle sich
nachfolgenden Dampff machen lassen: Nim Eibisch-wurtzel 4. loth / Wermuth /
Pappelen / Löffelkraut / Bachpungen / Beyfuß / Chamillen-blumen jedes zwey hand
voll; Kümmel ein halb loth / zerschneide alles / kochs in Brunnwasser / und
lasse den dampff warmlicht zu den gliedern gehen.
(Flecken / Masen / unreinigkeit des Angesichts.)
Der außgedruckte Löffelkraut-safft / samt dem zersiossenen Kraut / die nach
durch über das Angesicht geschlagen / vertreibet alle Flecken / Masen und
Unreinigkeiten. Den folgenden morgen aber / muß man das Angesicht mit wasser /
darinnen Kleyen oder Krisch gekochet worden / abwaschen.
(Lahme un̅ krumme Füß von dem
scharbock.) Herr Moellenbroccius vermeldet ferners / daß er Anno 1657.
einem Fürnehmen Edelmann / dessen Füß von dem Scharbock lam̅ und
krum worden / wider männigliches verhoffen mit nachfolgendem Uberschlag oder
Pflaster zu recht gebracht habe. Nim frisches Löffelkraut / Bachpungen /
Brunnkreß und Pappelen jedes zwey hand voll: Zerstosse es / und kochs in wenig
wasser zu einem pflaster. Nachdem nun der krancke Edelmann dieß pflaster auff
ein tuch gestriechen / und warmlicht auff die krummen Füß legen lassen / haben
sich alsobald die Schmertzen gestillt / und sind seine Füß widerumb gerad
worden.
(Aeusserlicher Glieder schmertzen.) Allhier kan
ich nicht umbgehen / die Beschreibung eines Glieder-balsams beyzusetzen /
welchen ich wider die äusserlichen Glieder-schmertzen / so von kalten Flüssen
herkommen / jederzeit nutzlich befunden habe. Nim des Spiritûs von den
Regenwürmen 5. loth / Löffelkraut- Spiritûs 2. loth / Salmiac- Spiritûs ein halb
loth: Zerlasse darinn Venedische Seyffen 2. loth / Camffer 3. quintl. Opium 10.
gran / Saffran 5. gran: Vermische alles wohl durcheinander / lasse es etliche
tag und nacht stehen / alßdenn seige es / und verwahre es in einem sauberen
glaß: so man diesen Glieder-balsam gebrauchen wil / kan man davon in einem
schüsselein ein wenig wärmen / und das schmertzhaffte Glieb damit anreiben.
(Fäulung des Zahnfleischs und Munds in dem
scharbock.) Der von dem krischen Löffelkraut außgedruckte Safft / ist sehr
dienlich wider die Fäulung des Zahnfleisches / so man es damit anreibet: Gleiche
würckung hat auch das destillierte wasser von dem Löffelkraut und der Bachpungen
/ oder so man dieses nicht haben kan / solle man Löffelkraut und Bachpungen in
Milch sieden / und das Zahnfleisch damit waschen und reiben.
(Fauler Schar bock des Munds.) Der Safft oder die
nachbeschriebene Essentz von Löffelkraut mit Rosenhonig vermischt / auch nach
belieben die Tincturam Laccae flor. darunder gethan / ja gar den gebrannten
Alaun darzu gerühret / und das faule / scharbockische Zahnfleisch offt damit
geschmieret / heilet es auß dem grund / und macht auch die wacklenden Zähn wider
steiff.
Wider die Fäulung des Zahnfleischs und Munds in dem Scharbock wird nachfolgendes
Gurgelwasser auch sehr gerühmet. Nim Löffelkraut / Brunnkreß und rothe Rosen
jedes ein hand voll / Granaten-blust / ein halb loth: Zerschneide es und kochs
in gestäheltem wasser / nim davon 12. loth / zerlasse darinn Rosenhonig 2. loth
/ Maulbeersafft 1. loth / gestossenen Alaun 20. gr. vermische alles zu einem
Gurgelwasser / und gebrauche es laulicht: Oder nim Brunellen-Wegerich- und
Löffelkraut-wasser jed. 6. loth / Rosenhonig 3. loth / Vitriol-geist 15.
tropffen / vermische es zu einem Mundwasser.
(Scharbock Miltzsucht.) Das frische Kraut etwan
drey oder vier Scharbock / Miltzsucht. tag auff das längste im Bier / in einem
wolvermachten glaß ligen lassen / wird demselben alle seine tugend und
flüchtigen Saltzgeist mittheilen / daß also ein mit dem Scharbock und
Miltzesucht behaffteter Mensch solch Bier mit grossem nutzen für sein ordinari
tranck geniessen kan. Wenn man das Kraut über 4. tag ligen läßt / so wird das
Bier auch die irrdischen theil desselben an sich ziehen / und also nicht so viel
krafft mehr haben.
(Mund sauber und rein zu halten.) Den Mund sauber
und rein / wie auch das Zahnfleisch vor aller Fäulung sicher zu halten / pflegt
man sonsten die blätter dieses Krauts offt in dem Mund zu käwen.
Der auß solchem frischen zerstossenem (Unrein
versaltzen Geblüt. Schwindsucht / Drey- und viertägig Fieber. Gelb- und
Wassersucht.) Kraut außgedruckte / und durch fließpapyr getreiffte
oder filtrierte safft auff ein biß anderthalb loth morgens und abends mit oder
ohne Zucker eingenommen / reiniget nicht nur das scharbockische Gebtük von
seinem überflüßigen saltz / sondern mag auch die Schwindsucht / das Abnehmen /
die drey- und Gelb- und Wassersucht. viertägigen Fieber / ja auch die Gelb- und
Wassersucht heiten.
Die Essentz oder Tinctur von Löffelkraut wird auf folgende weise bereitet. Nemt
frisch (Essentz oder Tinctur von Löffelkraut.)
grün safftig Löffelkraut nach belieben / zerhackts / und stossts in einem
steinernen Mörsel / thuts hernach in ein sauber Geschirr / oder in einen
starcken gläsernen / oder zinnernen (Spiritus des
Löffelkrauts. Spiritus Cochleariae per fermentationem.) Kolben /
sprützt es mit halb lauem wasser / oder mit dem eigenen außgedruckten safft /
darinnen ein wenig gemeiner Saurkeig / Wein- oder Bier-häfen zerlassen ist / an
/ und sprengt noch etliche körnlein saltz darüber. Wenn alles wohl vermischt /
so vermachet den kolben sehr wohl / daß kein lufft durchziehen mag; setzt ihne
so lang in einen Keller / biß ein schärfferer geruch auß dem also gejohrenen
Kraut / als auß dem frischen gehet. Wenn solches wahrgenommen wird / so muß man
es destillieren / und also den Spiritum davon ziehen / und auffbehalten. Demnach
nim neue Löffelkrautblätter / zerstosse sie / presse den safft darauß / giesse
ihne in einen erdinen hafen / oder in ein glaß / vermache es gantz beheb mit
einem deckel / und setze es etiche stund lang in einen warmen ofen; filtrier
hernach den safft durch fließpapyr / nim davon 18. loth / giesse darüber 6. loth
von dem Löffelkraut-geist; digerier oder circuliere es nach der kunst / zerlasse
ein wenig Zucker darinnen / so hast du die Essentz oder Tinctur gemacht / von
deren man 15. biß 30. tropffen in destillierten Wasseren wider alle ober zehlte
Kranckheiten eingeben kan. Sie läßt sich auch mit der Essentiâ Trifolii fibrini
zu gleichem zweck vermischen.
|| [441]
(Spiritus Cochleariae perabstractionem.) Sonsten
wird der Löffelkraut- geist weit besser auff folgende weise / als durch die
obige manier mit der Fermentation, gemacht. Man nimt des frischen Löffelkrauts
nach belieben / zerhackts / gießt Brantenwein darüber / und destilliert also den
Spiritum davon. Diesen giesset man über frisch Löffelkraut / und ziehet ihn
nachmahlen davon ab / und solches thut man noch underschiedliche mahl / endlich
nach mehr dergleichen destillationen und abstractionen / rectificiert man den
Spiritum in dem B. M. so hat man einen sehr penetranten / flüchtigen / scharffen
Geist. Wenn man aber solchen Spiritum über das zerhackte frische Pfeffer-kraut
(Piperitidem) schüttet / und davon abziehet / solle er noch weit schärffer
werden. Diesen abstrahierten Spiritum kan man über den außgepreßten
Löffelkraut-safft auff obige weise giessen / und also die Essentz oder Tinctur
davon machen.
(Destilliert Löffelkraut-öl.) Das destillierte
Löffelkraut-öl / dessen einiger tropffen mehr kräfften / als 2. loth der Essentz
/ in sich hat / wird nach des fürtrefflichen Ettmülleri angeben in Comment.
Ludovic. also bereitet. Nehmt des annoch blübenden Löffelkrauts / wenn es anhebt
in Samen zu gehen / nach belieben / zerhackts / gießt ein wenig wasser dar zu /
und destilliert also das wasser davon. Dieses wasser gießt über frisch Kraut /
und destillierts wider; und solches verrichtet zu etlichen mahlen / so wird man
endlich etwas öls / aber doch in geringer quantität / über dem wasser schwimmen
sehen / welches man nach der kunst davon sonderen muß. Solch destilliertes öl
läßt sich mit den Pilulein wohl vermischen / oder auch auff andere beliebige
weisen auff 1. biß 2. tropffen übers mahl geben.
CAPUT LXXXII.
Köhl. Brassica.
Namen.
Löhlkraut oder Köhl heißt Griechisch / [Greek
words] Lateinisch / Brassica, Caulis, Italiänisch / Cavolo, Verza.
Frantzösisch / Chou. Spanisch / Berza. Englisch / Colewort / Cabbage. Dänisch /
Kaal. Niderländisch / Koole.
Cappes oder Kapskraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Brassica capitata, Caulis capitatus, Brassica
imperialis, Brassica sessilis. Italiänisch / Cavolo capuccio. Frantzösisch /
Chou cabu à pomme. Spanisch / Repollo. Englisch / Cabbuge. Niderlandisch /
Cabuys-koole / Sluyt-koole.
Rüben-köhl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Caulorapum, Lacuturris, Italiänisch / Torzuti. Frantzösisch / Chou
rave.
Blum-köhl heißt Lateinisch / Brassica Cauliflora, Caulis floridus, Brassica
florida. Italiänisch / Cavoli fiori. Frantzösisch / Chou de cypre, Chou fleuri,
Niderländisch / Bloemkoole.
Glatter Köhl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Brassica laevis, Italiänisch / Cavolo liscio, Verza liscia.
Frantzösisch / Chou verd ou rouge. Englisch / Smoot colewort. Niderländisch /
Roote Koole.
Krauser Köhl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Brassica crispa. Italiänisch / Cavolo crespo, Verza crespa.
Frantzösisch / Chou crespu. Spanisch / Berza crespa. Englisch / Eurled colewort.
Niderländisch / Ghekrolte koole.
Cappes. Brassica capitata.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der gemeine Cappes-köhl oder Kopf-köhl / Brassica
capitata alba, & rubra, J. B. C. B. Park. Hat seinen Namen von dem
runden Haupt bekommen. Die blätter sind runtzlicht und groß / auff langen dicken
stielen sitzend / rundlicht / mit dicken Aderen und Nerven begabet / auch
schliesset sich allwegen ein Blatt über das ander / die endlich in der mitte zu
einem Haupt werden. Sein stengel ist dick / weißlicht / mit einer dieken rinden
umgeben: Hat etwas süß- und scharfflichtes Marck bey sich. In dem Frühling wenn
er samens halben versetzet wird / lassen sich die blätter etwas von einander /
und wird ein gerader stengel mit gelben oder bleich-gelben blumen auffgetriben /
darauff folgen ablange / runde schötlein mit rundem samen angefüllt / er hat
nicht einerley farbe / denn etlicher ist grün / der ander weiß ober roth. Man
hal??? Den weissen Cappes für den besten und anmütigsten zu der Speiß.
2. Der Wersich- oder Saphoyen-köhl / der der Saphoysche Cappes / Brassica alba
capite oblongo non penitus clauso, C. B. Italica tenerrima glomerosa flore albo,
J. B. Brass. Sabauda, Tab. Ist mit seinem ablangen Haupt nicht also
eingeschlossen wie der Teutsche / auch sind seine blätter inwendig weiß und
außwendig grün.
3. Der viel-köpffige Cappes / Brassica ca [442] pitata polycephalos, Lugd. Brass. ex capitibus pluribus
conglobata, C. B. Trägt nicht ein Haupt sonder viel Häupter / deren etliche groß
andere klein sind. Caspar. Bauhinus berichtet in Pinace Theatri Botanici, Lib.
3. sect. 3. man habe an diesem Cappes fünfftzig Köpfflein wargenommen / deren
jedes so groß alß ein Ey ware; wie den̅ sein Hr. Bruder Joh.
Bauhin. einen solchen in des Junckeren Joh. Jacob Waldners von Freudstein garten
im Elsaß zu Hartenschweiler angetroffen. Der rothe Cappes-Köhl wächßek in
solcher mänge in Holland / daß man gantze Schiff voll in Engelland / Spanien /
und Teutschland führet.
Küben-köhl. Caulirapum.
4. Der Rübenköhl / Brassica gongylodes, C. B. Br. Caulorapa, J. B. Rapacaulis,
Park. Parad. Auß dessen wurtzel also bald der hauptstengel herfür kompt /
welcher neben derselbigen underhalb den blätteren dicker wird / und endlich in
der grösse einer mittelm äsligen runden oder langen Rüben herfür tringet /
dahero man ihre runder und langer Rübenköhl nennet. Auß diesen entspringen
andere stengel wie auch die blätter / so den glatten Köhl-blätteren ähnlich sind
/ und bißweilen wegen ihren tieffen kerben krauß werdë. Die blumen / welche /
wie in allen Köhlen / vierblättig / und der samen / sind klein und gelb /
vergleichen sich mit dem gemeinen Köhl / darauff folgen schmale / ablange / mit
kleinem / Senff ähnlichem Samen angefüllte schötlein. Dieser Köhl kommet selten
bey uns zur zeitigung / sonderen wird zu seiner fortpflantzung auß heissen
Länderen gebracht. Er wächßt häuffig in Italien / und liebet ein fett wolgetüngt
Erdreich.
5. Der Seckrüben-köhl / Napobrassica, C. B. Hat ein Wurtzel der zahmen Pasteney
oder der Steckrüben nicht ungleich / sehr zaß- und zotticht / so daß man sie
wegen der vielen kleinen zaßlen wol barticht nennen könte; und ob sie schon
öffters mehr als ein daumen dicke zaselen hat / so ist doch die erste Wurtzel /
so der Steckrüben gleicht / allezeit knorrichter und länger. Auß dieser
entspringt ein runder glatter / anderthalb elen hoher stengel / welcher sich in
äst zertheilek. Die blätter nächst den wurtzelen sind sampt den stielen einer
spannen lang / gleich wie der wilde Köhl rundlicht / und in tieffe spalten
zerschnitten: die aber an dem stengel selbsten sind ablang / schmal / gespalten
/ und haben keine stiel. Die blumen sind gelb und höher an der farb alß des
gemeinen Köhls / groß / haben lange stiel / mit denen sie hin und her auff einem
mehr als spannenlangen stengel stehen. Ihnen folgen die hülsen nach / so eng und
eines zols lang sind. Dieses Gewächs wird um Nürenberg und gegen Böhmen auff
kalten und bergichten äckeren gepflantzet / undvon den Einwohneren Dorsen oder
Dorschen genennet. Die Wurtzel ist gut zu essen / darvon machen sie etliche wie
den Blum-köhl ein: die Armen aber schneiden sie klein wie die Rüben. Man haltet
sie auch über den Winter im Keller in dem Sand auff / so wohl zur Speiß alß zu
dem samen tragen auff das folgende Jahr: wenn der Sommer gar trocken oder der
Platz zu eng ist / wird die Wurtzel offt gar zu holtzicht / deßwegen man sie in
ein weiteres Feld versetzen muß.
Blum-köhl Brassica cauliflora.
6. Blumköhl / Brassica cauliflora, C. B. multiflora, J. B. Pompejana, aut Cypria,
Cam. welcher nun in allen fürnehmen Gärten gemein worden. Er überkombt ein
kurtzen Hauptstengel / hat wenig lange breite blätter / so gekerbt / und sich
den weissen Köhlblätteren vergleichen / jedoch aber länger und spitziger sind.
Auß seiner mitten entspringen andere weisse / dicke / weiche und [443] fette stengel / die wie die
Sparglen-dolder zusammen gedrungen sind / so man diese nun recht kochet / geben
sie dem Mund ein angenehme Speiß / und wenn sie den Winker außgedauret / werden
sie im Frühling grösser / und bringen ihre blumen und samen wie der gemeine Köhl
/ der samen aber wird selten in Teutschland so kräfftig / daß wider gleiche art
davon herfür wachse / den besten Blumköhl-samen kan man auß Italien von Genua
bekommen.
7. Der gemeine grüne Köhl / oder der grün-weisse glatte Köhl / Brassica alba vel
viridis, C. B. Brassica prima, Tab. Brassica loevis, Matth. Brassica alba
vulgaris, J. B. Hat breite / dicke und außgespreitete / etwas runde blätter /
mit einem starcken erhebten und rundlichten rucken; überkombt auch ein dicken
und harten stengel / und bleiche blumen.
Glatt oder schlechter Köhl.
Brassica laevis.
3. Der gemeine braun- oder rothe Köhl / Brassica rubra, C. B. rubra vulgaris, J.
B. Bringt kleinere / dünnere / schmälere / aber hingegen roth-grüne / oder mit
blutrother farb über zogene / auch wegen vielen durchgehenden dicken aderen
unebne oder runtzlicht-safftige blätter. Steigt mit seinem stengel 3. biß 4.
elen hoch auff. Man soll sich nicht verwunderen / daß seine Figur etliche äste
an dem stengel zeiget / denn dieser Köhl / davon er abgemalet / also gestaltet
gewesen. Er trägt gelbe blumen auff dem geraden stengel / und lange dünne
schötlein / darinnen ein kleiner runder samen / so außwen dig dunckel-schwartz
und inwendig gelblicht / grösser aber alß der Rettich- samen ist / verschlossen
liget.
9. Der Africanische glatte Köhl / Brassica Africana, Brassicae folia peregrina,
C. B. dessen blätter zweyzinckig und spitzig / auch den blätteren des
grünweissen Köhls dhnlich / aber nicht so dick sind. In der mitte wächßt ein
Frucht welche so groß alß ein Ey / an der farb gelb / und von den Inwohneren
hoch gehalten wird. Man findet ihne im Königreich Tambut und Melli in Morenland
/ allda dieser Köhl / wie bey uns das Frantzosen-holtz / wieder die
Frantzösische Seuche gebraucht wird.
10. Der Brasilianische glatte Köhl / Brassica Brasiliana foliis Nymphaeae, C. B.
Hat breite blätter die sich der See-blumen oder Wasser-lilgen vergleichen. Die
Brasilianer nennen ihn Cajova und gebrauchen ihne in der Suppen.
Krauser Köhl. Brassica crispa.
11. Der krause Saphoyen-Köhl / Brassica alba crispa, C. B. Sabauda crispa, Tab.
An Brassica Sabauda rugosa, J. B. crispa laciniosa, J. B. gehet herfür mit einem
starcken purpurfarben stengel / und gefaltenen oder zinnelichten elen-langen
blätteren / die fügen und rundieren sich am oberen theil etwas zusam̅en / daß er offt wie der Cappes anzusehen ist. Man pflantzt ihne
in den Gärten: ist gelb- oder schwartz-grün an der farb. Die Blumen sind
Leim-gelb; der Samen wie in den übrigen. Mag den Winter nicht wohl vertragen.
12. Der krause Spargen-Köhl / Brassic. Asparagodes crispa, C. B. crispa
prolifera, Tab. bringet bißweilen außgespreitete und ebene / zu zeiten aber
tieff gekerffte blätter. Entweder wird er gantz grün / oder seine aderen und
rippen sind roth. An etlichen orten nennet man ihne Büschel-krauser- Köhl.
13. Der krause Braun- oder Bürckel- Köhl / Brassica fimbriata, C. b. tophosa, J.
B. Ger. Tab. nigta, Dod. Vergleicht sich mit seinen stengeln / blumen und samen
dem glatten Köhl. Die blätter sind zerschnitten / rings umbher zerkerfft / und
sehr krauß / auch am undern theil gegen dem stengel mit groben / oben auff
a [444] ber mit kleinen
kerffen getheilet. Die wurtzel ist zasicht / und hängt neben zu ein knöpflein /
dahero man ihne gemeiniglich Bückelköhl nennet.
14. Der nidrige gesaumte krause Köhl / Brassica fimbriata pumila, C. B. Anglicana
minima nnivea, J. B. Ist an seinem purpurfarben umbkreiß geschnitzt oder
gesaumet / und mit flecklein besprenget / in dem übrigen aber gantz weiß. Er
wird in den Engelländischen / Frantzösischen und Holländischen Gärten
gepflantzet / und weilen er einen lieblichen geschmack gibt / bey ihnen zur
Speiß gebraucht.
15. Der gefaltete rothe Köhl / mit tieff gebogenen oder gefalteten blätteren /
daß er gantz krauß zu seyn scheinet / verträgt den Winter wol. Ist sonsten
grösse halben dem gemeinen rothen Köhl gleich. Brassica laciniata rubra, J. B.
16. Der gefaltete oder zerschnittene weisse Köhl / Brassica laciniata alba, J. B.
17. Der kleine rothe Feld-Köhl / Brassica arvensis, C. B. rubra minor, J. B.
sylvestris, Park-Germ. Ist bey nahem der kleineste Köhl under allen mit kleinen
stielen / dünnen blätteren / und gelben blümlein.
18. Der tieff und rein eingeschnittene Köhl / mit breiten oder schmalen
Eppichblätteren / Brassica angusto, vel lato Apii folio, C. B. tenuissimè
laciniata, J. B.
19. Der stachlichte Köhl / mit elen-langem stengel / viel langen / runden /
dicken / steifflichten ästen / und unzahlbaren nebenästlein / so in kleine /
weisse stacheln außgehen: an welchen kleine / weiß-rothe / den
Hyarinthen-blümlein gleiche blümlein wachsen: denen kleine / runde /
Zieser-erbsen grosse / gelbe / nicht unlieblich schmäckende Früchten folgen /
Brassica spinosa, Park. C. B. Alpin. exot.
Von dem wilden Köhl / Meer- und Bergköhl wird in den zwey nachfolgenden Capituln
gehandlet.
Die Köhl- kräuter insgesamt erforderen einen geschlachten wolgemisteten Grund;
der starcke lettichte / wie auch der magere sandichte Grund ist ihnen nicht
dienstlich. Im Mertzen bey nidsich gehendem Mond / und zwar nächst dem Wädel /
ist die beste zeit dergleichen Kraut zu säen: im Mäy aber wird es umbgepflantzet
oder versetzet. Der Kabiß / so man übersetzen will / muß etwas dick gesäet
werden; und wenn er denn 5. oder. 6. blätter bekommen / mag man ihn schon
versetzen: es will aber der Kabiß nicht zu jung übersetzet seyn; weilen den all
zu kleinen Setzlingen leichtlich etwas vom grund in das hertz-kiel kommen kan /
so deren künftigen wachsthumb schädlich seyn wurd. Im versetzen muß man grosse
löcher machen / und guten alten mist darein thun / allein in der mitten / da der
setzling hinkomt / etwas grunds darunder vermischen. Die löcher sollen nicht gar
außgefüllet werden / damit man nachwerts was weiters darzu thun / und den
Setzling mithin verschütten könne / daß er keinen langen stengel bekomme: da
sich aber solches begeben wolte / soll alsdenn an der einen seinten umb das
Kabiß-stöcklein der grund hinweg gethan / ein kleines grüblein gemacht / das
stöcklein säuberlich gebuckt / und wie ein Rebschoß darein gelegt / nachwerts
mit grund verschüttet / und zugedeckt werden / daß nichts herfür sehe / als die
blätter / und da es nicht fett / soll nachmahlen etwas von mist dar zu gelegt
werden. Es sollen aber dise beyde stück / so wol das versetzen als das einlegen
/ wenn es die gelegenheit ertragen mag / im Vollmond / da der Mond noch nidsich
gehet / beschehen; so bekommet der Kabiß viel schöner und grössere häupter /
allein daß man den grund umb den stock / wenn es vonnöthen / isner erhöhe.
Den Winter-Cappes oder Kabiß pflegt man zu end des Augstmonats / we̅ es nicht mehr so warm wetter ist / bey oberzehlter Monds zeit zu säen / auch
dabey den Samen nicht zu sparen. Im Frühling / wenn es zu Nacht gefriert / und
am Tag die Sonne scheint / ist ihme dasselbe also zuwider / und schädlich / daß
wo dem nicht vorgebawen wird / er gäntzlich zu grund gehet; dasselbe nun
zuverhüten / soll der Cappes zu anfang solcher zeit / Nachts / wie auch die
mehrere zeit des Tags zugedeckt seyn / biß er des wetters gewohnet / und die
kalte zeit fürüber.
Das begiessen belangend / muß solches nicht mit frischem / sondern mit faulem
regen- oder mist-wasser beschehen: und da der Cappes außgewachsen / soll doch
mit dem abhawen nicht geeilet / sondern es biß auff die zeit / da die kälte
einfallen will / verschoben werden. Er soll auch nicht alsobald in Keller gethan
/ sondern etwann an truckne Lüfft unter übersich gehänget werden / damit das
wasser darauß fliessen möge: im Keller aber soll man ihn auff die abgehauenen
stortzen / und etwan auff einem laden / doch nicht zu hoch vom boden legen.
Etliche lassen die gestümlete stortzen in der Erden / die schlagen im Frühling
in blätter auß / welche nutzlich auff den Suppen gebraucht werden.
Der Blumen-köhl ist so zart / daß sein Same in unsern Landen nicht reiffen will.
Derhalben man guten Samen auß Italien / oder anderen warmen Länderen haben muß /
welchen man denn auff ein Mistbett im Mertzen säet / und nachdem die pflantzen
biß ins 6. blat erwachsen / in einen wolgedüngten grund / der nicht sumpficht
seyt / versetzet; ihnen mit begiessen widerumb wol abwartet; so bringen sie ihre
Blumen auff St. Johann und ferner biß in den Herbst; davon man ein theil
verbrauchen kan. Die übrigen welche den Winter durch sollen verwahret werden /
hebt man mit der wurtzel auß / ehe es zu reiffen und zu frieren anfänget / und
setzet sie im Keller in Sand oder Erde / umb davon nach und nach in der Küche zu
nutzen.
Eigenschafft.
Das Köhl-kraut ist warm und trocken im ersten grad: hat viel wässerichten / mit
einem nitrosischen / flüchtigen / scharfflichten Saltz vergesellschaffteten
safft / und daher die Eigenschafft zu erdünneren alles schleimichte / auch durch
den Harn zu treiben / und die Wunden zu heilen. In dem Samen enthaltet sich
annoch ein öl. Zu der Artzney wird der rothe Blätter-köhl / so keine köpff trägt
/ gezogen.
|| [445]
Gebrauch.
Der Köhl-Kräuter und Cappes gebrauch für Menschen und Vieh kan nicht genug
beschrieben werden / ist sonderlich armen Leuthen ein grosse zuflucht zu einer
Speiß und Artzney / also daß auch die alten Römer / ehe Doctores Medicinae in
das Römisch Reich kommen / sich wohl 600. Jahr mit Köhl-kräuteren beholffen /
und allen Kranckheiten damit begegnet haben.
Es schreibt Dioscorides in dem 2. buch im 25. cap. daß die Köhlkräuter den
Stulgang fertig machen / und den Bauch erweichen / fürnemlich aber der zahme
Köhl / wenn er sänfftiglich oder gemachsam gesotten worden. (Schwacher magen.) Dieses gemüß bekomt wohl dem
schwachen Magen / hülfft der däwung / und fürderet den Harn.
Ein halb quintlein Köhlsamen mit milch (Würm.)
etlich mahl eingenommen / tödet die Würm im Leib.
So man ein quintlein Rübköhl-samen zerstosset / hernach in fleischbrühen siedet /
(Grim̅en.) und es mit einander
warmlicht trincket / solle es ein gewisse Artzney für das Grimmen seyn.
Köhl ist dem Wein und der Weinreben widerwertig / daher dieses Kraut bey den
mahlzeiten genossen / umb etwas die trunckenheit zuruck haltet. Etliche essen
ein paar Köhlblätter rohe mit saltz und essig vor der mahlzeit / meinen dadurch
von dem Wein nicht truncken zu werden.
Die blumen-gipffelein am Köhl pflegen die Italiäner zu sieden / wie Spargen
anzumachen / und also zu essen / bekommen dem Magen wohl / und treiben den Harn
viel kräfftiger denn das kraut.
(Hitzige umb sich fressende schäden / auch an heimlichen
orten.) Köhl-blätter auff alle hitzige schäden gelegt / benimmet die
hitz / milteret die schmertzen / und heilet allerley umb sich fressende Schäden
/ auch an heimlichen orten. Ja heilet selbsten die Wunden / und ist bey den
Bauren ein bewärtes mittel.
(Fistel / Krebs / Wolff / zit???ermähler / unreine
haut.) Der Harn von einem jungen Menschen / so etliche tag nach einander
Köhl-blätter in seiner Speiß genossen / soll Fisteln / Krebs / den Wolff /
Zittermähler / und andere unreinigkeiten der haut heilen.
Ein besonder mittel zu den alten Schäden und Geschwären: Nim Köhl-kraut im
außgehenden (Alte schäden und geschwär.) Hewmonat
/ thue die mittel-rippen darvon / koche die blätter in weissem Wein / wasche
damit die alten Schäden und Geschwär / es miltert den schmertzen / und heilet
sänfftiglich.
Herr Simon Pauli classe 3. quadripart. Botan. p. m. 229. berichtet / wie er
selbsten mit grosser verwunderung wargenommen / daß (Wartzen.) eine Magd von Lübeck die Wartzen / so ihre hände gleichsam
überzogen / allein mit dem Köhl-safft vertrieben habe.
(Häisere ???imm.) Wider die häisere Stimm / zu
lösung des dicken / zehen schleims / ist der auß den stengeln und blättern
frisch außgepreßte und geläuterte safft mit Honig oder Zuckercandel vermischt /
sehr gut. Oder nemt von dem geläuterten Köhl-safft 4. loth / Candelzucker 2.
loth. Oxymel. simpl. so viel als nöthig / macht ein Latwerg darauß / davon man
oft zu sich nehmen kan. Den jenigen aber / welche ihre Stimme starck und offt
brauchen müssen / dienet folgendes nicht unliebliches (Sonderlich gut tranck für die Prediger und Vorsanger / zu erhaltung der
stim.) tranck: nemt wolgestampfte Gersten / Meertrauben ohne kernen /
jedes 2. loth / Süßholtz / Köhlsamen jedes ein halb loth / sechs wolsafftige
Feigen / Frauwenhaar-kraut / Hyssopen / jedes ein halbe handvoll / frische
Piengen oder Pineolen ein loth / zerhackt alles under einander / siedets in
frisch Brun̅wasser ein halb stund lang / oder länger nach
belieben; siechtets hernach durch ein tuch / und zerlaßt in jedem pfund des
durchsiegenen saffts zwey loth abgeschaumten Honig / sampt einem loth
Candelzucker. Man kan morgens und nachts / oder nur nachts / bißweilen nur
morgens 8. biß 12. loth davon warmlicht sörblend einnehmen.
Die frischen safftigen Köhlblätter werden (Blatterenoder Blasen ziehen.) auch sonderlich gerühmt / die gezogenen
blasen oder blatteren damit fliessend und sauber zu erhalten / wobey aber in
acht zu nehmen / daß man sie alle stund / oder alle zwey stund auffs längste
änderen / und frische auflegen soll / und zwar so warm sie der patient immer
erdulden mag: worinnen denn das geheimnuß und vortheil dieser Cur sonderlich
bestehet.
Das weisse Cappes-kraut / oder den weissen Kopf-köhl / pflegt man nach dem Herbst
bey uns klein zerschneiden / und einzusaltzen / wordurch er denn allgemach saur
/ und also den Winter durch mit fettem Schweinen-fleisch gekocht / sehr vielen
ein angenehme Speiß abgibet. Auf disem eingemachten Kraut sitzet ein gesaltzenes
wasser / welches (Brand von holtz / schwefel.)
zu löschung des Brands / wovon auch der Brand immer geschehen / es seye von
feurigem Holtz / Schwefel / Pech / oder Metall / eines der fürtrefflichsten
mitteln ist / wo nur die haut nicht weit durchgebrennet; man wärmet dieß wasser
ein wenig / nässet ein zart weiches leinenes tuch darinnen / und schlägts also
über; ehe es gar trucken / muß es wider frisch genässet werden. Es ziehet den
Brand und die Hitz geschwind auß / und befürderet die heilung.
CAPUT LXXXIII.
Wilder Köhl. Brassica Sylvestris.
Namen.
WIlder Köhl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Brassica sylvestris, Brassica campestris. Italiänisch / Cavolo
salvatico. Frantzösisch / Chou s uvage. Spanisch / Berza agreste. Englisch /
Homely Colewort. Niderländisch / wilte Koole.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der wilde durchwachsende Feld-köhl / Brassica campestris
perfoliata flore albo, C. B. perfoliata siliquosa, J. B. hat blätter wie die
Steckrüben / sind rundlicht / ablang / eisengraw / fett / safftig / zerbrüchlich
und rauch. Der stengel ist rund / dünn / weiß / anderthalb schuh hoch: trägt
bleiche oder weisse Blumen / wie der Köhl o [446] der Rüben: Sein samen ligt in sehr langen hülsen
verschlossen / ist erstlich gelblicht / aber in seiner volkommenheit nimt er an
sich ein schwartzlichte Farbe / wird rund und am geschmack bitter. Die wurtzel
ist weiß / fingers dick / am geschmack ein wenig scharff und etwas bitter /
verdirbt nach dem Samen. Wächßt auff den Brachfelderen.
2. Das ander Geschlecht des wilden Köhls / Brassica campestris perfoliata flore
purpureo, C. B. hat weisse runde und schuh-hohe s???ngel / so mit etlichen
neben-ästlein begabet sind / auß welchen underschiedliche weisse blätter / wie
an dem Durchwachs herfürkommen / und auch auff solche weiß den stengel umbgeben.
Die neben-ästlein tragen im Mäyen etliche weisse Blumen / den Köhlblumen ähnlich
/ denen lange und viereckichte hörnlein nachfolgen / in welchen ein
braunschwartzer samen liget / so kleiner als der Köhl-samen ist. Er gibet ein
hitzigen geschmack / und wächßt von sich selbsten in grosser anzahl auff den
Wienerischen Aeckeren in Oesterreich. Man findet ihn auch in dem Spanischen
Königreich Murcia / insonderheit bey der Statt Lorca / die Murcianer nennen ihn
Collion, kleinen Köhl. Obwohlen seine wurtzel starck und mit etlichen zaseln
begabet ist / verdirbt sie doch / wen̅ sie den samen bringet. P.
Bocconus beschreibet einen wilden Köhl mit Wundkraut-blätteren / Brassicam
sylvestrem Fabariae foliis, welcher von jetzt beschriebenem Geschlecht anderst
nicht underscheiden / alß daß er daurhaffte wurtzeln hat.
3. Der grosse breit-blättige wilde Köhl / Brasscia sylvestris latifolia foliis
non sinuosis, C. B. Brassica sylvestris major latifolia Thalio, J. Bauh.
4. Der wilde Verg-köhl / Brassica sylvestris alpina, C. B. an Barbarea muralis,
J. B.
5. Der wilde Köhl mit Wegwarten-blättern / Brassica sylvestris foliis circa
radicem Cichoraceis, C. B. Item, Brassica sylvestris ramosa tota penè glabra,
Ejud. Glastifolia Cichoroides, J. B. Wächßt umb Basel in sandichtem grund dem
Rheinfluß nach. Blühet im Aprillen und Mäy.
6. Ein schöner wilder Köhl / Turritis pulchra nova, J. B.
7. Der wilde Köhl mit gantzen Blättern / Brassica sylvestris foliis integris
& hispidis, C. B. Turritis vulgatior, J. B.
8. Der kleine wilde Köhl mit Maßlieben blättern / Brassica sylvestris minor, f.
Turritis supina folio Bellidis, Morison.
9. Der kleinste / flache / wilde Köhl / Brassica spuria minima foliis hirsutis
& glabris, J. Raji. Bursae pastoris similis siliquosa major &
minor, C. B. Bursa pastoris s. Pilosella siliquosa, J. B.
Eigenschafft.
Der wilde Köhl mag im ersten grad wärmen / und trucknen: hat zwar nicht so viel
saffts als der zahme Köhl / dennoch aber auch ein nitrosisches /
scharfflicht-flüchtiges saltz bey sich / mit etwas ölieht bitteren theilgen
vermischet / daher er die eigenschafft hat / zu erweichen / zu erdünneren / zu
lösen / den Leib gelind zu öffnen / und die Würm zu treiben.
Gebrauch.
(Spülwürm.) In Italien nutzen ihn die Bauren in
der Kost. Ein halb quintlein des wilden Köhlsamens zerstossen / und in Milch
öffters eingenommen / treibt die Spullwürm auß / wenn sie auch schon lange zeit
im Bauch gelegen sind.
(Versteckung der Nasentrüsen.) Der Safft auß dem
wilden Köhl in die Nasen gezogen / zieht viel rotz und schleim auß dem Haupt /
reiniget und macht es leicht / solches thut er kräfftiger als der safft / so auß
dem Mangold gepreßt wird.
CAPUT LXXXIV.
Meer-winde. Soldanella marina.
Namen.
MEer-winde heißt Lateinisch / Soldanella marina, Volubilis marina, Convolvulus
maritimus. Italiänisch / Soldanella. Englisch / Dea-colewort.
Gestalt.
Der Meer-köhl / Brassica monospermos Anglica, J. B. maritima, C. B. hat ein dicke
/ mit viel Neben-würtzelein begabte / viel jah??? auß grünende Wurtzel; darauß
etliche breite / weite / dicke / safftige / zerbrüchliche / graugrüne blätter
auffwachsen; zwischen welchen der dicke / mit etlichen blättern bekleidete /
oben auß in viel äst sich vertheilende stengel zwey schuhe hoch auffwächßt; auff
welchem die bleich-weissen vier-blättigen blümlein / dolderweiß erseheinen;
denen kurtze / dicke / außgespitzte / äschfarbe samen-gefäßlein / in grösse der
Kirschen-kernen / folgen / in deren jedem nur ein eintziger samen sich findet /
so groß als ein Wicken-kern. Im Frühling pflegt mans für ein Gartenkraut zu
essen. Wächßt durchgehends in dem sandich [447] ten Boden an dem Bord des Meers umb Engelland herumb.
Dieser Meer-köhl muß mit folgendem Meer-köhl nicht vermischet werden.
Herr Dr. Verzascha setzet allhier auß Matthiolo die Figur des kleineren Meerköhls
/ oder vielmehr der kleineren Meerwinde / Soldanellae maritimae minoris, C. B.
Brassicae marinae sive Soldanellae, J. B. welcher mit rothen zweiglein / und
milchsafftigen / breiteren als langen / rundlichten blätteren auffwächßt / so
der gestalt nach den kleinen Schellkraut- oder auch den Ephew-blättern nahe
kommen; auch mit langen stielgen begabet / und einen gesaltzenen
scharff-bitteren geschmack haben. Die Blum ist groß / purpurfarb / wie ein
Glocken gestaltet / doch etwas viereckicht in keine blättlein zertheilet. Der
schwartze Samen ist in runden häußlein eingeschlossen. Man findet ihne am Gestad
des Meers / bey Genua / Venedig / in Holland und Engelland.
Eigenschafft.
Mich nimt wunder / was etliche Auctores bewogen / daß sie dieß Kraut under die
Köhlkräuter gesetzet / da es doch keine verwandtschafft mit denselben hat /
sondern vielmehr eine gattung Winde ist. Es hat dieß Kraut in seinem
wässerichten Safft ein scharffes / etzendes / durchtringendes / purgierendes
saltz / neben wenig ölichten theilen / bey sich; daher es denn sehr wärmet und
trucknet / auch die wasser gewaltig durch den Stullgang außführet. Die Bauren
essen bißweilen die Blätter mit Saltz / Eßig und Zucker; oder sie lassen die
Blätter in Wasser kochen / werffen Muscatblüth / Ingwer / Zimmet oder Aeniß
darzu / zerlassen auch Zucker darinn / und trincken alßdenn d??? Brühen zu
außführung der wasseren in der (Wassersucht.)
Wassersucht. Andere nehmen ein quintlein oder anderthalb quintlein von dem
pulver des gedörrten Krauts zu gleichem zweck ein. Wir halten aber solche
Purgier-artzney dem Magen allzu widrig / und allzu scharff / als daß man sie so
sicher in den Leib nehmen könne.
CAPUT LXXXV.
Berg-köhl. Soldanella alpina.
Gestalt.
DEr Berg-köhl / Soldanella Alpina folio rotundo, C. B. Soldanella Alpina, Clus.
Pann. Cam. ad Matth. Lunaria alia minor coerulea, Dalech. bringet auß seiner
ablangen und dicklichten wurtzel / von welcher viel weißlichte zaseln wie an
einem Haupt herunder hangen / offt ein oder das ander / auch bißweilen mehr
runde und dicke blätter / welche oben satt-grün / unden aber bleich-grün
scheinen / eines zusammen-ziehenden / bitterlichten und unangenehmen geschmacks.
Auß der wurtzel kommet gemeiniglich ein glatter / röthlichter / rahner / bloser
/ und drey qwer hand hoher stengel / so zu zeiten doppelt gefunden wird / auff
welchem zwey oder drey / und bißweilen mehr himmel-blaue / selten aber weisse
blumen sitzen
Berg-köhl. Soldanella alpina.
/ die nidsich wie ein glöcklein hangen / und vielfaltiglich zerschnitten sind /
deren jeglicher ein ablang und hartes kopflein nachfolget / welches ein hartes
sämlein in sich haltet. Er wächßt auff den Schweitzerischen / Oestereichischen /
Stëyrmarckischen und Tyrolischen Alp-gebürgen / wie auch auff dem Frantzösischen
Berg Jura / und dem Italiänischen Berg Baldo. Blüher im Hew- und Augst-monat.
Ist ein treffliches Wundkraut / dahero es billich zu den Wund-tränckern
gebraucht wird.
CAPUT LXXXVI.
Zahmer Weyd. Isatis.
Namen.
WEyd heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Isatis, Glastum. Italiänisch / Guado. Frantzösisch / Pastel, Guede.
Spanisch / Pastel. Englisch / Woad. Niderländisch / Weed / Weedie.
Gestalt und Geschlecht.
Der Weyd ist zweyerley / zahm und wild. Der zahme Weyd / Isatis sativa vel
latifolia, C. B. Isatis sive Glastum sativum, J. B. Breitet seine blätter auff
die erden auß wie Wegrieh / außgenommen daß sie fetter / glatt / und
blau-schwartz sind. Die blätter an dem stengel sind länglicht / außgespitzt /
oben schmal / unden breit / mit zwey ohrlein / die begreiffen ohne stiel mit
einer spalten den stengel / wie Baurensenff oder groß Besemkraut: gemelter
stengel ist zweyer elen hoch / und zu zeiten höher / rund / röthlicht / glatt /
oben auß ästicht / sonsten fingers dick; bringt oben kleine / zarte und gelbe /
vier blättige blüm lein / gantz drauschlicht /
|| [448]
Zahmer Weyd. Isatis.
Wilder Weyd. Isatis sylvestris.
und viel neben einander / an langen stielein; darauß werden lange breite hülsen /
anzusehen wie zünglein / in welchen der gelbe samen ligt. Die Wurtzel ist weiß /
schlecht / fingers dick / holtzicht / und hat wenig zaselen. Diesen Weyd
brauchen die Tuchmacher und Färber. Man stost das gantze Kraut auff den mühlen /
ballet es darnach zusammen / und formiert kügelein darauß / dörret sie an der
Sonnen / und brauchet sie zum blau färben. Er wächßt in grosser menge in
Türingen wie auch um Achen / Deuren und Erfurt. In Italien / Franckreich /
Spanien / und Holland wird er häuffig zum sonderbaren nutzen der Färberen
gepflantzet.
Der wilde Weyd / Isatis sylvestris sive angustifolia, C. B. Ist dem zahmen
ähnlich / hat doch längere blätter / fast wie der Lattich. Der stengel ist
zarter / kleiner und braunlicht. Die hülsen sind schmäler. Dieser bringt keinen
nutzen zu dem färben. Er wächßt viel um Tübingen und allhier am gestad des
Rheins. Joh. Rajus underscheidet diese wilde art von der zahmen nicht / alß
durch den fleiß deß pflantzens / dadurch sie schöner wird / dennoch gedenckt der
berühmte Hermannus in Append. einer Portugesischen kleinen wilden Weyde mit
spannen-langen / zarten / ästichten stengelein / kleinen / gelben vierblättigen
blümlein; schwammichten schötlein in gestalt eines vogelzüngleins / darinnen ein
eintziger ablanger / gelber / scharffer samen verschlossen. Isatis sylvestris
minor Lusitanica, Herm. App.
Der Indianisch Weyd / Isatis Indica foliis Rorismarini Glasto affinis, C. B.
Annil sive Indigo, Gali sive Nil, herba, Rorismarini facie, Linschot.
Weilen der Weyd so herrlichen nutzen der Färberey bringet / als wird er auch hin
und wieder mit sonderharem fleiß gepflantzet und zubereitet / sonderlich in
Sachsen und Türingen / auch in Engelland / und anderstwo. Er wächßt nach dem
bericht des berühmten Medici, Herren Georgii Wolffgangi Wedelii, hochverdienten
Professoris zu Jena / in Tract. de Sale volatili Plantar. am besten in fettem /
oder wolgedüngtem Erdreich / fürnemlich wenn zuvor Flachs darauff gewachsen. Umb
Herbstzeit / oder nach derselben / soll der boden entweder auffgehacket / oder
mit dem grossen Weid-pflug tieff gepflüget werden. Hernach läßt man das Erdreich
über den Winter ligen / damit es von fruchtbaren Regen und Schneen wol
angefeuchtet werde. Bey eintritt des Mertzens hernach / säet man den samen /
aber nicht zu dick. Der samen mag frisch oder alt seyn / wenn nur kein rauch
jemahlen darüber gegangen / alß dadurch er gleich verdirbet. Wenn bey dem säen
das Erdreich mit wenigem Schnee bedecket / oder sonsten feucht ist / bekommet es
dem samen wol. Etliche tag nach der säung / muß das Erdreich fleissig geäget
werden / damit der same̅ mit grund bedecket werde. In dem Mäy
säuberet man dieß Kraut von allen anderen nebenwachsenden unkräutern / damit es
desto besser auffwachse / und zur zeitigung gelange. Zu anfang des Brachmonats
wird der Weyd so fort reiff / dessen zeichen ist / wenn die äussersten blätter
gelb werden; alßdenn wird das Kraut mit einem stoßeisen in der Erden abgestossen
/ zu hauffen gesamlet / und nach der wäsch getragen. Wenn das Kraut nun
gewaschen und gesäuberet / so führet man es in Schubkärren an ein bequemen ort /
da es denn außgebreitet / offt gekehret / und also getrucknet wird. Ist das
wetter unstät / daß das Kraut bald etwas trucken / bald wider von dem Regen /
und feuchten lufft ange [449] feuchtet
und naß wird / so ist grosse gefahr / daß es nicht faulet / und schwartz wird /
welches offt in einer Nacht geschihet. Wenn aber das Kraut von der überflüssigen
feuchtigkeit befreyet / so wird es durch die handmühlen gestampfet und
gequetschet / hernach zu einem runden hauffen geballet / und oben auff gedeckt /
damit es vor dem Regen sicher seye / an die seiten aber werden Lufftröhr
gesetzet / damit der lufft wol durchziehen / und die feuchtigkeit des Krauts
weiters außtreiben möge. Nach dem ballet man das Kraut zu kleinern kugeln /
welche so fort auf strohene Horden geleget / und ferners außgetrucknet werden /
damit sie ja in keine schädliche fäulung gerahten. Die kugeln oder ballen dieses
Krauts werden von den Bauren Schockweiß den Färberen verkaufft; wenn sie denn
also auff dillenboden gehäufft werden / so erwarmen sie allgemach / und lassen
das flüchtige alkalische saltz von sich auß / und zwar umb so viel ehender /
wenn der lufft wärmer / und der hauffe grösser. Von diesem flüchtigen saltzgeist
werden alle wänd des Gemachs angefeuchtet / und von dem starcken geruch das
gantze Hauß angefüllet. Endlich wird durch zugegossenes wasser die hitz in den
ballen vergrösseret / biß daß alles nicht eben zu aschen / wie etliche meinen /
sonderen zu einem groblichten pulver verwandelt / und also von den Färberen zu
nutz gezogen wird.
In Engelland wird das Kraut / so bald es abgeschnitten worden / in die Mühl
gebracht / und so lang gestampfft / biß man es ballen kan. Wenn es nun geballet
ist / so wird es gantz außgetrucknet / hernach wider in die Mühle getragen / und
zu reinem pulver gemahlen; dieß pulver wird demnach auff einer ebnen herde zu
hauffen gestrewet / und mit häuffigem wasser begossen / biß es in ein wärme
gerathet / dämpffet / und vollkom̅en zu der Färber-Arbeit tauglich
wird. Man läßt es aber also etliche wochen lang ligen / biß es nach und nach
maceriert / und die wässerichte feuchtigkeit davon außgedämpffet. Damit aber die
hitz nicht allzu starck werde / so rühret man es täglich drey oder vier wochen
lang fleissig umb. Bey dem trucknen bekompt es einen grawlichten schimmel /
welcher aber wider vergehet / ehe es vollkommen bereitet wird. Da es aber
bereitet / füllet man säcke damit an / und verkaufft es also. Gibt eine weit
bessere und beständigere blawe farb / als der Orientalische Indigo, welcher auß
dem safft dieses Krauts mit Kalck angemacht seyn soll.
Nach erster einsamlung / wird es wider frisch gesäet / und bey 6. wochen hernach
zum andern mahl eingeerndet. Darauff man es annoch einmahl säet / und also umb
Herbstzeit zum dritten mahl kan geschnitten werden. Dieses letzste aber komt an
güte den vorigen nicht bey; offt muß es auch wol den Winter durch stehen bleiben
/ wenn er zu früh anfängt / und erst den künfftigen Frühling geschnitten und
eingesamlet werden.
Auff die Felder aber / da der Wäyd ein Jahr gewachsen / wird das andre Jahr
Gersten gesäet und geflantzet.
Eigenschafft.
Der zahme Weyd ist bitter und zieht zusammen / derhalben er sehr tröcknet / doch
ist er nicht so scharff wie der wilde / welcher hefftiger wärmet als der zahme:
Es findet sich in allem zimlich viel flüchtigen alcalischen saltzes / wovon die
Eigenschafft entstehet / das geblüt von aller Scharbockischen unreinigkeit zu
säuberen / innerliche verstopffungen der Leber / des Miltzes / und Faulfleisches
zu eröffnen / schleim und sand der Nieren zu treiben / auch die monatliche
reinigung der Weiberen zu beförderen.
Gebrauch.
Es wird der Weyd mehr zum Tuchfä???ben / alß zu der Artzney gebraucht.
Gleichwol kan man darauß den flüchtigen Geist / oder das flüchtige saltz auff
zwey (Flüchtiger saltzgeist. Destillatio spiritûs
& salis volatilis absque igne.) wege bekom̅en /
eins theils ohne Feur / anders theils aber durch das Feur. Ohne Feur kan man es
haben / wenn man über die auff obbeschriebene weise zubereitete ballen oder
kugeln deß Krauts / da sie in vollem jast sind / und über sich dämpffen / einen
sonderbahr dazu bereiteten erdenen deckel setzet / und oben / auff den offenen
halß des deckels ein gläsernen Helm applicieret / auch dem schnadel des Helms
ein weit glaß oder recipienten fürleget / so wird der mit flüchtigem saltz
angefüllte Spiritus in den recipienten ordenlich übersteigen / welchen man
hernach rectificieren kan.
(Destillatio cum igne.) Vermittelst des Feurs
wird die destillation auff folgende weiß angestellt: Nemt des auff obbedeutete
manier zubereiteten Weydes / wie sie für die Färber accom̅odiert
wird / nach belieben / zwey pfund / thut ihn in ein gläserne retorten / setzt
ihn in die sandcapellen / legt ein guten recipienten für / verlutiert die fugen
wol / macht allgemach Feur under / regiert es durch seine grad / so wird
erstlich ein wasser oder phlegma, demnach der Spiritus wie ein Nebel / samt dem
flüchtigen saltz / und endlich ein wenig gelblichtes stinckendes öl übersteigen.
Den flüchtigen urinosischen / von dem öl gesönderten liquorem, kan man samt dem
/ was annoch mit Branntenwein auß dem recipienten außgewaschen worden /
rectificieren / entweder für sich selbsten / oder mit zumischung purificierter
gesiebter Aschen / so wird man einen sehr flüchtigen / reinen / mit flüchtigem
saltz wol begabten Spiritum bekommen / welchen man in wolvermachten gläseren
auffheben muß.
(Unreinigkeit des geblüts.) Dieser Spiritus auff
8. biß 12. oder mehr tropffen offt in Borretsch-wasser eingenommen / treibt alle
Unreinigkeit durch den (Schleim und sand der nieren.
Scharbock Podagra. Versteckte monatblum.) Schweiß / reiniget die
Nieren von allem sand und schleim / säuberet das geblüt von allem
Scharbockischen saltz / milteret auch die Podagrischen Gläich-schmertzen; und
bringt den Jungfrawen und Weiberen ihr versteckte reinigung wider.
(Mandelnund ??? Halße???zündung.) Wenn man von
diesem Spiritu oder geist under die Gurgelwasser mischet / und damit offt warm
gurgelet / so nimmet er die geschwulst der Mandeln und Zäpfleins / samt der
entzündung des Halses verwunderlich hinweg.
|| [450]
CAPUT LXXXVII.
Sterckkraut. Pseudostruthium, sive Luteola.
Namen.
STerckkraut oder Streichkraut wird also genennet / dieweilen es die Weiber bey
uns in dem streichen und stercken der Betteren gebrauchen / dieselben damit gelb
zu machen. Auff Griechisch heißt es / [Greek
words], und [Greek words]. Lateinisch
/ pseudostruthium, Luteola, Lutum herba, Catanance, Damnamene, Unguis milvinus,
Unguimilvia. Italiänisch / Unge de Gatto herba. Spanisch / Unhas de Gato yerva.
Frantzösisch / Vaude. Englisch / Wild woad / Diers-weed.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt des Sterckkrauts underschiedliche Geschlechter / deren
I. Sterckkraut. I. Pseudostruthium.
1. Erstes ist das gemeine Sterckkraut / Luteola Herba salicis folio, C. B. Lutea
Plinii quibusdam, J. B. Pseudostruthium, Matth. Cast. Lugd. Eyst. Ist mit einer
weissen / holtzichten / scharffen / bißweilen daumens-dicken / mit wenig
fäserlein behängten wurtzel begabet. Trägt runde / glatte / grüne / gestreiffte
/ hohle / zwey elen hohe ästichte stengel; welche mit vielen / langen / schmalen
/ safftigen / glatten / unzerkerfften / aber bißweilen etwas krausen / am
geschmack scharfflicht-klebigen / ohne ordnung stehenden blättern bekleidet.
Solche blätter breiten sich auch über der erden her / ehe die stengel
auffsteigen. Die blümlein / welche lange ähre-sträuß an dem stengel und ästlein
machen / hangen von kleinen stielein / sind mit vier gefalteten / gelblichten
blättlein gezieret / und haben inwendig viel gelbe fädemlein. Darauff folgen
dreyfache samengefäßlein / mit kleinem / rundem / schwartzem samen angefüllet.
Wächßt an altem gemäur / bißweilen auch auff den Brachäckeren. Bey uns findet
man es in sandichten orten bey Michelfelden / und an dem Birß-fluß. Es wird auch
häuffig in Teutschland / Ungarn / Böhmen / Franckreich und Braband auff
ungebauten Feldern / und an Weg-strassen angetroffen; ja umb Löven und Brüssel
herumb zu nutze der Färberen gepflantzet. Blühet im Mäy und Brachmonat. Obwolen
nun die kräfften und tugenden dieses Krauts bißher allen Aertzten verborgen
geblieben / und es allein von den Färberen gebraucht worden / als welche durch
die kochung dieses Krauts mit Alaun / alles weisse Garn / oder wollen Tuch gelb
/ was aber zuvor blau ist / schön grün damit färben. So scheinet doch in
demselben ein häuffiges / scharfflichtes / balsamisches / in klebichtem safft
verborgenes saltz zu seyn / dadurch es sonderlich die eigenschafft haben kan /
die geile Lust zu erwecken / und die verlohrene Mannheit wider zu bringen. Wie
es denn auch nach dem bericht Dioscoridis und Plinii vorzeiten von den
Thessalonischen, Weibern zu reitzung der Liebe und vermeinten zauberischen
Buhlschafft solle gebraucht worden seyn.
II. Sterckkraut. II. Luteola.
2. Das andere Geschlecht ist das Candiamische Sterckkraut / mit grosser / dicker
/ hol [451] tzichter wurtzel / vielen
arms???dicken schössen / so biß 6. 7. auch mehr elenbogen hoch auffsteigen / und
im Winter außdorren. Trägt grosse / lange / tieff / wie Hanff eingeschnittene
blätter; hingegen aber kleine / bleichgrünlichte blümlein. Darauff folgen lange
/ schmale samen-gefäßlein / mit schwartzbraunem Samen angefüllet. Das gantze
Kraut ist bitter wie Aloe. Wächßt in den Bächen zwischen den Gebürgen. Lutea
maxima Cretica Honorii Belli, J. B. Luteola herba folio Cannabino, C. B. Mit
diesem komt durchauß überein / das andere Candische Streichkraut / außgenommen /
daß es unfruchtbar ist / Luteola Herba sterilis, C. B.
Reseden-kraut. Reseda.
Namen.
Reseden-kraut / oder Spanische Raucken / heißt auff Lateinisch / Reseda, Eruca
Cantabrica, Eruca Hispanica, Sesamoides. Italiänisch / Reseda. Englisch /
Bale-Rocket.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Reseden-kraut / Reseda vulgaris, C. B. Reseda Plinii, Ger. Lutea,
J. B. Hat ein lange / dünne / weisse / höltzichtescharff schmäckende wurtzel;
auß deren viel gestreiffte / haarige / schwancke / ästichte stengel schuhes-hoch
auffsteigen / welche mit schmalen / dunckel-grünen / tieff wie in der Raucken /
eingeschnittenen / mit krautichtem geschmack begabten blättern / bekleidet. Die
sechs-blättigen blümlein erscheinen im Mäy und Brachmonat an den stengeln und
ästlein wie ähre; bleich-gelb / mit blättlein von ungleicher grösse und figur /
auff welche die dreyeckichten samen-gefäßlein folgen / welche oben auff offen /
und kleine schwartze samen-kernlein in sich enthalten. Wächßt viel auff den
Feldern / an den Hägen und Mauren.
2. Das weisse Reseden-kraut / mit elenhohem / geradem / rundem / gestreifftem /
steiffem / ästichtem stengel; vielen tieff eingeschnittenen / glatten /
bunckel-grünen blättlein; weissen / sechs-blättigen blünmlein / deren jedes
blättlein in drey falte eingeschnitten. Wächßt unweit Montpelier, allda es von
Hr. Magnol, bey dem Dorff Balleruc, neben dem Weyher gefunden worden. Reseda
alba, J. B. major alba, Raji. Reseda maxima, C. B.
3. Das Reseden-kraut mit einfacher / dicker / weisser / holtzichter wurtzel;
vielen schuhhohen / theils geraden / theils gebogenen ästichten stengeln;
ablangen / weichen / etwas eingeschnittenen blättern; vielen weissen blümlein /
und darauff folgenden gestreifften / mit vielem schwartzem samen angefällten
samen-schötlein. Wächßt in Franckreich umb Montpelier / und in Italien bey Rom.
Resedae affinis Phyteuma, C. B. Phyteuma, J. B.
4. Das kleine weisse Reseden-kraut / mit kurzen / runden stengelein; kleinen /
dicken / schmalen Flachs-blättlein; vielen / erstlich grün-purpurfarben /
demnach bleich-weissen in dem Mäy erscheinenden blümlein; schwartzem kleinem
samen / weisser / dicklichter / harter / lebhaffter wurtzel. Reseda alba minor,
C. B. Sesamoides parvum Salmanticum, Clus.
5. Das gelbe kleine Reseden-kraut / mit weisser / länglichter wurtzel, rundem /
elenbogen-hohem / in viel ästlein außgetheiltem stengel; langen / grünen /
schmalen Leinkraut-blättlein, kleinen / bleich-gelben blümlein / und darauff
folgenden samen-gefäßlein / welche in zwey theil getrennet / und viel blasse
samen-kernlein in sich haben. Wächßt in sandichtem boden der Pyrenäischen
Gebürgen. Reseda Linariae foliis, C. B.
Eigenschafft und Gebrauch der Reseden-kräuter.
Es haben diese Kräuter einen scharffen / räsen geschmack / darauß ich ohnschwer
abmercken kan / daß sie ein flüchtig ölichtes saltz müssen bey sich führen;
hiemit die eigenschafft haben zu wärmen / zu trucknen / innerliche
verstopffungen zu eröffnen / allen versessenen schleim zu erdünneren / und zu
resolvieren / durch den harn zu treiben; äusserlich aber die wunden zu säubern /
rein zu behalten / und zur geschwinden heilung glücklich zu beförderen.
CAPUT LXXXVIII.
Saurampff. Acetosa.
Namen.
DEr grosse Saurampff heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Acetosa, Oxalis. Italiänisch / Acetosa:
Frantzöfisch / Ozeille, Surelle, Vinette, Oseille. Spanisch / Azedera. Englisch
/ Sorrell. Dänisch / Syre / Surkaab / Surampes. Niderländisch / Suerckel.
Der kleine Saurampff heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Acetosa / miner, Acetosella. Italiänisch /
Acetosella. Frantzösisch / Petite Oseille. Spanisch / Azederilla. Englisch /
Little Sorrell. Niderländisch / Kleine Suerckel / Scarps-suerckel.
|| [452]
Saurampff. Acetosa.
(???Blümlein.)
(???Samen.)
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der gemeine grosse Saurampff / so gemeiniglich
Wiesenampffer genennet wird / Acetosa pratensis, C. B. Oxalis vulgaris folio
longo; J. B. Gewinnet ein gelbfarbe / zarte / und am geschmack zusammenziehende
wurtzel / die mit vielen Neben-würtzelein behänget ist. Die blätter sind spitzig
mit kleinen Neben-öhrlein / anzusehen wie die kleinen Spießeisen / eines
lieblichen und sauren geschmacks / dahero sie die Kinder in der theuren zeit für
ihre nahrung suchen / und essen. Castor Durantes und Petrus Matthiolus schreiben
/ die blätter seyen den Grindwurtz-blättern dermassen ähnlich / daß sie einen
offtmahls betriegen / sind aber nicht so glatt / und ein wenig schmäler.
Casparus Bauhinus berichtet / daß die blätter bißweilen halb grün und halb weiß
seyen / zu zeiten werden sie auch krauß / dahero man diese art krausen Saurampff
nennet. Im anfang des Mäyens thut sich der eten-hohe / safftige und
hohl-kälichte stengel mit seinen angesetzten spitzigen blättern herfür / auff
dessen gipffel erscheinen braun-rothe oder gelb-grüne blümlein / welchen der
dreyeckichte / spitzige und braune samen nachfolget. Er wächßt auff den Wiesen /
und wird bißweilen auch in die Gärten gepflantzet.
2. Auff den Aeckeren des Oestereichischen Wechsel-bergs / hat Carolus Clusius ein
grössere art mit breiteren blättern angetröffen / Acetosa montana geniculis
nodosis, C. B. Oxalis folio amplissimo, geniculis tuberosis, J. B. auch dieses
sonderlich an ihnen wahrgenommen / daß an den Gläichen des stengels gleichsam
knorren gewachsen / auß welchen endlich die blätter herfürgeschossen: nachdem er
diese knorren in die erde verscharret / ist von denselbigen diese art von sich
selbsten entsprossen.
3. Der gröste Saurampff / Oxalis montana maxima, C. B. Sylvatica maxima, J. B.
Wächßt auff den Schweitzerischen und Savoyschen Bergen: Hat einen hohlkälen /
und zwo elen hohen stengel / welcher an gewissen absätzen mit spitzigen und
glatten blätteren bekleidet wird. Diese sind anderthalb spannen lang / und drey
zoll breit / auch die undern zweymahl grosser / sie geben ein sauren geschmack
von sich. Also ist er Johanni Bauhino in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Garten
auffgangen.
4. Der Ferrarische Saurampffer / Oxalis tuberosa radice, J. B. überkompt
knodichte wurtzeln wie der rothe Steinbrech / in dem übrigen vergleicht er sich
mit den stengeln / blättern und samen / dem Garten-saurampffer. Er ist erstlich
auß Italien von Ferraren in Holland geschickt / und alda in etlichen Gärten
gepflantzet wörden.
5. Der Zacynthische Saurampff / Acetosa Calthae folio peregrino, C. B. Oxalis
Zacynthi, Alpin. Ist klein / und hat kurtze dicke blätter / den
Ringelblumen-blättern ähnlich / gibt ein saurlichten geschmack von sich wie der
unserige. Wächßt in Italien in der Insel Za???yntho / alda ihn die Apothecker
auch zur Artzney gebrallchen.
6. Der Garten-Saurampff / Oxalis rotundifolia hortensis, C. B. folio rotundiore
repens, J. B. hat dünne und zarte stengelein / so leichtlich zu boden fallen.
Die blätter sind kurtz / weiß / grün und rundlicht / vergleichen sich schier den
Ephewblättern / sind jedoch kleiner / auch nicht dick noch hart; selten
geschicht es / daß sie nach der gestalt des guten Heinrichs-blättern herfür
kommen / oder ablang und spitzig werden. Sein wurtzel ist dünn / mehr
trucknenden als sauren geschmacks / die Blümlein werden auß gelbröthlichten
zäserlein zusammen gesetzt. Man nennet ihn Italiänischen und Frantzösischen
Saurampffer / dieweilen er in Italien und Franckreich auch ausserhalb den Gärten
gefunden wird: Den Spanischen Garten-Saurämff mit sehr grossen blättern / hat
Joachimus Camerarius auß dem Gräflichen Fuggerischen Lustgarten bekommen;
Acetosa Hispanica maxima, quae est Acetosa Hispanica grandissimis foliis, Camer.
7. Der kleine Saurampffer so alhier abgemahlet ist / und gemeiniglich spitzer
Acker-Saurampff genennet wird / Acetosa arvensis lanceolata, C. B. minor
lanceolata, Park. parva auriculata repens, J. B. Wächßt auff ungebauten
sandichten Aeckeren / neben den Strassen / mit dem stengel nicht über spannen
hoch. Das würtzlein ist dünn und gelb / fingers lang. Die blätter sind nicht
grösser denn der ährichten / gewinnet seine ährlein an den stielen gegen der
erden / wie die edle Salbey / doch gantz zart / spitzig und grün. Die
drauschlichte kleinste Blümlein an den stenglen sind auch als ein rother
widerschein anzusehen / in dem Mäyen blühet er am besten. Das sämtein ist
dreyeckicht / kleiner denn der anderen / herb und rauch / sampt den wurtzeln.
Die blätter und siengel sind saur / wie am anderen gemeinen Ampffer.
|| [453]
Rleiner Saurampff. Acetosa minor.
Indianischer Saurampff. Acetosa Indica.
Er wird in zimlicher menge umb das hochlobliche Eydgnoßsische Ort Glarus
gefunden. In Braband / Picardey / Normandey und Engelland / wächßt er in solchem
überfluß auff den Aeckern / daß er auch dem Geträid zimlichen schade̅ zufüget / allda ist er den Schaafen ein angenehme Speiß / dahero
ihn die Holländer Schäefssurtel / Schaff-Sauramffer nennen. Nach dem der platz /
wo er wächßt / feißt oder dürr ist / wird diese art grösser oder kleiner / und
überkomt breitere oder schmälere blätter. In Italien findet man sie auff den
Euganeischen Bergen.
8. Der Indianische Saurampff / Acetosa Indica, Bont. wächßt in Java und
umbligenden Inseln. Ein wunderliches geschlecht des Saurampffers / welcher an
der gestalt nichts gemein hat mit dem Europaeischen Saurampffer. Wächßt auff in
der höhe eines Manns / mit einem festen stiel / der ist wie ein hanffstengel
eckicht. Die blätter sind der Odermenig gantz ähnlich / mit spitzigen dörnlein /
so hin und wider hervorgehen. Er trägt eine Blum wie die Herbstrosen oder
Garten-pappel / mit einfachen blättern / und in gleicher grösse / welche zwar im
umbkreiß an der farb weißgelb ist / in dem kelchlein aber inwendig schön
purpurroth. So man die blätter käwet / schmäcken sie wie der Saurampff / allein
daß sie dem geschmack feißter und kläbiger vorkommen. Der samen dieses Krauts
ist dornicht wie der Cardobenedieten-samen. Die Indianer brauchen ihn wie die
unserige / so wol in den Speisen als in den Artzneyen / wider die hitzigen
Kranckheiten.
9. Dapperus in seiner Beschreibung Afri???ae berichtet / daß in Nider-Ethiopien
ein art des Saurampffes auch gefunden werde / Oxalis AEthyopica, radice
tuberosâ; welche mit ihrer knollichten wurtzel spannen hoch auffschiesset / und
härtlichte / blechgrüne blätter hat / welche zusammen gefalten / lang und schmal
sind / auch oben am stengel selb fünf bey einander sitzen. Denn unden zu hat der
stengel keine blätter / die wurtzel ist knöpfficht / und von aussen gelb.
10. Der Americanische langblättige Saurampffer / Acetosa Americana foliis
longissimis pediculis donatis, C. B. Oxalis Africana, J. B. Acetosa vesicaria
peregrina, Hort. Eyst. überkomt auß seiner einfachen / weissen wurtzel viel
runde / holkelichte und glatte stengel / die sind einer elen hoch und auff die
Erden gebogen / welche alsobald in wehrere ablange ästlein außgetheilt werden.
Er hat bleiche / wie mit Salpeter-pulver überzogene blätter / die sind eckicht /
und tragen nicht wie der gemeine Saurampffer spitzige ährlein und kleine
spießeisen / oder doppelte Gäbelein / sind vielmehr der Melten blätteren gleich
/ zween zoll lang / und mit drey zölligen stielein begabet / darneben weich /
fett / und eines saurlichten geschmacks: auß den winckeln der blättern kommen
ährlein / die sind kleiner als die blätter / aber einerley gestalt: auff den
gipffeln der stengeln und blättern gläntzen herfür / als in einer ähre /
ordenlich gelegte kleine und moosichte / grüngelblichte Blümlein / denen
blätterige frücht (welche auß dünnen röhtlichten häutlein bestehen / die mit den
schönsten äderlein gleich wie die Tulipen Fritillaria genannt / hin und wieder
durchgezogen sind) an kleinen stielein hangende / nachfolgen: diese Frucht ist
viermal grösser als in dem gemeinen Saurampffer / in welcher ein dreyeckichter /
ablanger / röthlichter und gläntzender samen verschlossen ist.
|| [454]
11. Der rundblättige Berg-saurampffer Acetosa rotundifolia alpina, C. B.
Candianischer Saurampffer. Acetosa Cretica.
12. Der Cretische oder Candianische Saurampffer / Acetosa Cretica femine
aculeato, C. B. Oxalis minor aculeata Candiae, J. B. hat ein kleine röth- und
zaßlichte wurtzel / trägt bißweilen viel stengel / die einen zoll in der länge
übertreffen / und sich gegen der Erden neigen. Zuweilen hat es nur ein stengel /
welcher aber in neben-ästlein außgetheilt: die blätter sind klein / ablang / mit
stielein / aber ohne ährlein: trägt viel moosichte Blümlein / die umb die halb
spannenlange nebenästlein / gleich einer ähre / eines nach dem anderen gesetzet
sind / welchen der samen in dünnen spitzen häutlein verschlossen nachfolget /
deme ein ablanges dünnes und kleines stielein / wie in der Ringelblumen /
zugeben ist. Mit diesem komt nach Joh. Raji Meinung gantz überein / der
Neapolitanische Saurampffer / mit Basilienkraut-blättern / Acetosa Ocymi folio
Neapolitana bucephalephora, Fab. Column.
13. Das dreyzehende Geschlecht / Acetosa lanceolata angustifolia repens, C. B.
Komt mit runden / hohlkälichten / und auff der erden gespreiteten stengelein
eines schuhes hoch herfür. Hat drey oder vier kraußlichte / sehr schmale
blästter / die an dem stengel Wechselweiß / vier zoll von einander / ordenlich
gesetzt / und einem Spieß oder Lantzen ähnlich find / denn sie allgemach
schmäler werden / und von dem stiel in zwey / einem doppelten gäbelein gleich
gestaltet / öhrlein außgehen. Die Blumen sind klein / röthlicht / und hangen an
einem ablanger ähre. Er wird in fandichten orten umb Nürenberg gefunden. Mit
diesem Geschlecht komt überein / Acetosa arvensis minima non lanceolara.
14. Das vierzehende Geschlecht / Acetosa scutata repens, C. B. Hat röthlichte
würtzelein / und knöpfichte jarte stengelein / die auff der erden kriechen / und
vier zoll lang werden. Die blätter sind ein zoll lang wie ein schild gestaltet /
oder vielmehr dem Aronen-blatt ähnlich / haben / jedoch in der mitte auff beyden
seiten ein falt / so in ein spitz außgehet. Die blätter hangen an langen stielen
/ die sich mit den stengelein vergleichen. Es wird in Italien in dem
Paduanischen Garten gefunden.
15. Der unfruchtbare Moscovitische Saurampff / welcher selten stengel auffwirfft
/ Acetosa sterilis Moscovitica, Morison. Komt in unsern Landen nicht zum samen /
ja selten zum Blust.
16. Der Berg-Sautampff mit langer / gerader wurtzel ohne faseln / Acetosa
montana, radice rectâ pedali, aut sesquipedali Lapathi instar absque fibris,
Moris.
17. Der Berg-Saurampff mit knollichter wurtzel / Acetosa montana bulbosa, C. B.
18. Der Tingitanische immerwährende Saurampff / Acetosa vesicaria Tingitana
perennis repens, foliis longis sinuatis, Moris.
19. Der jährliche Portugesische Saurampffer / Acetosa annua Ocymofolia
Lusitanica, Munting.
20. Der jährliche Africanische Saurampffer / Acetosa annua Africana, Munting.
Belangend die Pflantzung des Saurampffs / so säet man den samen bey außgang des
Winters durch einander reihen-weiß / im zunehmenden Mond. Wenn er auffgangen /
muß er wohl gewiedet / und da er etwas starck worden / verzogen werden. Von dem
so ihr außziehet / könnet ihr neue Rücken bepflantzen; jedoch ist es besser /
daß ihr zum anfang des Herbsts oder im Frühling die stärcksten Pflantzen auff
besondere Rücken versetzet; auff diese weise kan er viel jahr gut bleiben. Der
Saurampff wil des jahrs zu zeiten begattet seyn: Gegen Winters-zeit / ziehet man
die vom abgefallenen Samen neu auffgeschossene pfläntzlein auß. Die alten aber
schneidet man biß an die erden ab / so schlägt er folgenden jahrs frischer
herfür. Mitten im Sommer gehet der Saurampff in Samen; wenn er nun reiff ist /
so schneidet man die stengel biß unden an den grund hinweg / und läßt ihn
alßdenn trucken werden / so fällt er leicht auß seinen Hülsen.
Eigenschafft.
Der Saurampff kühlt und trucknet im andern grad: Hat viel anmüthigen /
mildflüchtigen / sauren saltzes in seinem safft vermischet / und daher die
eigenschafft allen innerlichen jast des Geblüts in den Fieberen zu temperieren /
Durst zu löschen / die fewrige jastende Gall in den zornmütigen zu dämpfen / und
allem pestilentzialischen Gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
(Allerley Fieber.) Ein ordinari Tranck an statt
des Weins in allerley Fieberen zu gebrauchen: Nim Saurampff-wurtzel 1. loth /
Erdbeere-wurtzel ein halb loth / Hirschenhorn 1. loth / siede es in 2. maß
wasser / so lang alß man ein hart Ey siedet. An statt der wurtzel kan man [455] auch wohl ein paar hand voll des
frischen Krauts nehmen.
(Rothe Ruhr.) Der Samen ist ein trefliche Artzney
wider die rothe Ruhr / so man dem krancken davon gestossen eingibes.
(Unluft zum essen.) So ein Mensch wegen grosser
hitz von der Gallen / ein Unlust zum essen hätte / der gebrauche Saurampff zu
den Salat-kräutern.
Saurampff / Lattich und Endivien zu einem (Uniwiklen des
Magens. Verstopffung der Leber.) Salat bereitet und geessen / benimt
den unwillen des Magens / und die verstopffung der Leber / so von überflüßiger
hitziger Gallen entspringt.
Welcher grossen Durst leidet / und hitziger (Grosser
Durst. Hitzige Natur. Spülwürm.) natur ist / der gebrauche Saurampff
in der Speiß und im Salat.
Ein quintlein Saurampff - samen gestossen / und in zweymal den Kindern eingeben /
vertreibt die Spülwürm.
Nim die blätter vom zahmen oder wilden Saurampff / destillier sie ohn allen
zusatz / so hastu ein nutzlich / kräfftig kühlend Wasser / und ein gewisse Hitz
- loschung in aller (Pestilentz / Hitzige Fieber /
E???hitzigte Leber und Magen / Durst / Gelbsucht / hitzige
Kranckheiten.) Entzündung. Dieses Wasser innerhalb im Leib gebrauchet
abends und morgens / auch under tags getruncken / und seinen täglichen Tranck
da. mit vermischt / löschet gewaltiglich alle innerliche und äusserliche Hitz
der Pestilentz und anderen Fieberen / kühlet die erhitzte Leber und Magen / und
benimt alle Zufäll / die von Entzündung solcher Glieder verursacht werden /
löschet den Durst / bringet den Appetit / zertheilet die Gelbsucht / benimt das
auffwallen der Gallen / treibt alles Gifft vom Hertzen / und kühlet dasselbige
in alle hitzigen Kranckheiten.
(Köstliche Stahelessentz.) Der auß dem frischen
safftigen Kraut außgepreßte und filtrierte Safft über Stahel-feileten gegossen /
und in warmem Sand eine zeit lang digeriert / gibt eine herrliche Stahel -
tinetur ab / welche filtriert / und öffters auff 15. biß 20. tropfen in
Taubenkropff- oder Borreisch - wasser eingenommen (Miltzsucht. Scharbock. Zornmütigkeit. Gallen-hitz) / eine herrliche
Artzney ist für die / so mit der Miltzsucht / dem Scharbock / der fallenden
Sucht / und dem auffwallen der fewrigen Gallen / hiemit dem vielfältigen Zorn
behafftet sind. Sie reiniget das Geblüt / erhält die Oeffnung des Leibs /
löschet innerliche Hitzen / dämpffet die Gallen gewaltig / und erweckt Lust zum
essen.
Wenn man bemeldten Safft auff gelindem (Essentialfaltz
des Saurampffs.) fewr halb einsieden läßt / hernach den rest in Keller
setzt / so wird das essentialische Saltz an die Wände des geschirrs anschiessen.
Dieses saltz ist ein trefliches mittel in allen oberzehlten Zuständen /
sonderlich ist es nutzlich im Sommer auff den Reisen mitzuführen / umb mit dem
Trinck - wasser zu abkühlung zu vermischen.
CAPUT LXXXIX.
Binetsch. Spinachia.
Namen.
BInetsch / Spinat oder Spinet / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Spinachia, Olus spinaceum, Spinacia, Olus
Hispanicum. Italiänisch / Spinaci, Spinacchie.
Binetsch. Spinachia.
Frantzösisch / Espinars. Spanisch / Espinacas. Englisch / Spinache. Dänisch /
Spinaß / Spinat. Niderländisch / Spinagie.
Gestalt und Geschlecht.
Das erste Geschlecht / der edle oder gröste Binetsch / Lapathum hortense s.
Spinacia semine non spinoso, C. B. Spinachia nobilis & I. Trag.
Spinachia semine non pungente, folio majore & rotundiore, J. B. hat ein
lange auß dünnen zaseln bestehende wurtzel / von weicher ein runder /
gestriemter / hohler und schuh-hoher stengel herfürschiesset / der ist bißweilen
unden röthlicht / und in Nebenzweiglein getheilet. Er wird von weichlichten /
dunckel-grünen und safftigen blättern bekleidet / deren undere viel breiter sind
/ als des gemeinen Bine???schs / sie werden bißweilen einer hand breit / nicht
spitzig / sondern rundlicht / und wie des Guten Heinrichs Blätter gespalten: Die
oberen blätter aber wachsen spitzig / und wegen beyders???its spalten
dreyeckicht. Zwischen den gewerben hangen die blüm ein gleich am Trauben - weiß
beysammen / denen ein runder samen nachfolget / so nicht spitzig / sondern wie
Wärtzlein zusammengedrungen ist. Man muß diesen edlen Binersch in den Gärten am
fleißigsten warten / dahero er auch in wenig orten gefunden wird; so man ihne
jung beschneidet / kommet er desto drauschlichter herfür. Von etlichen wird er
Spanischer Binetsch genennet.
Das ander Geschlecht der gemeine Binetsch / Spinachia mas & foemina, J.
B. Lapathum hortense s. Spinacia semine spinoso, C. B. Park Ist dem ersten fast
gleich / außgenom̅en / die blätter sind länger / schmäler /
spitziger am end / und gegen den stielen außgeschnitten / zu beyden seiten mit
zweyen / spitzigen [456] ohren / wie der
kleinste Saurampffer mit seinen gehörnten oder öhrichten blättern. Dieser
Binetsch ist erstlich am angriff meehlicht oder schmutzig / wie der Schmerbel.
Die stengel sind dem vorigen gleich / werde gemeiniglich elen hoch / und zu
zeiten höher. Zwischen den flügeln der stengeln und blättern wächßt der
dornichte samen / je 6. oder 7. neben einander / ein jedes sämlein ist ein wenig
breit mit zweyen spitzigen dörnlein / anzusehen als ein horn von einem Thier /
oder wie der halbe Mondschein. Am gipffel der stengeln gewint es kleine
grünlichte und geöhrte Blumen. Die wurtzel ist lang / schmal und gelb / mit
angehenckten fäselein. Er kan die frost gar wol leiden. Dahero man ihn
Winterszeit in Böhmen frisch auf dem Marckt verfauffet. Dieses Kraut wird
allenthalben wie der Mangold in den Gärten wegen der Küche gezielet. Etliche
nennen es Binetsch - männlein.
Das dritte Geschlecht / Spinachia foemina, Ru???l. Lug. Cam. Lapathum hortense
seu spinacia sterilis, C. B. Ist dem vorhergehenden gantz gleich / mit seinen
holen stengeln / zwischen denselbigen wachsen sehr kleine gelbgrüne Blümlein /
die stüben davon ohn allen samen / wie der Hanff - femel. Etliche nennen es
Binetsch - weiblein; wird aber ohne ursach von dem vorigen underscheiden / weil
sie beyde von einem samen wachsen.
Alle diese Binetsch-kräuter kan man im Jahr zwey mal / als im Mertzen / in der
Fasten / und im Herbstmonat / pflantzen.
Eigenschafft.
Binetsch ist kalt und feucht im anderen grad / wird mehr in der Küche als in der
Artzney gebraucht. Hat viel wässerigen saffts mit etwas nitrosischem saltz bey
sich / daher die Eigenschaft zu erweichen / zu feuchten / und den glimpfigen
Stulgang zu erhalten; kühlet auch etwas / daher es den Gallsüchtigen / und mit
Leibs-verstopffung behaffteten ein sehr nutzliche Speise ist.
Gebrauch.
(Rauche Kale / dürrer Husten / Milch der Säugammen /
Verstopffung des Leibs.) Binetsch ist ein lieblich Zugemüß für gesunde
und Krancke / man nennet es grün Kraut. Er bedarff im kochen kein ander wasser /
denn er ist an ihm selbst wässerig / siedet also in seinem eigenen safft /
welchen er im sieden von sich läßt. Er lindert die ranche Käle / den dürren
Husten / mehret die Milch den Säugam̅en / und erweichet den Bauch.
In Franckreich wird der Binetsch ein wenig auffgesotten / klein gehackt / zu
kleinen ballen gemacht / und zu Paris / sonderlich aber zu Orleans / von den
Pasteten-beckern in der Fasten - zeit verkaufft. Die gattung aber ihne zu kochen
/ ist underschiedlich. Den̅ etliche kochen ihn in einem topff /
mit wenig fewr in Butter oder Oel / und rühten es stäts mit einem löffel umb /
hernach giessen sie ein wenig Essig darzu / und strewen etwas Saltz und Pfeffer
darüber. Andere rösten es in der pfannen mit Butter oder Oel / und thun denn
etwas Gewürtz darzu.
(Hitzige Kranckheiten.) Auß dem Binetsch wird ein
wasser destilliert / welches man in hitzigen Kranckheiten nutzlich gebrauchet /
fürnemlich die entzündete Magen - gall und deren schärpffe / damit zu dämpffen.
CAPUT XC.
Guter Heinrich. Bonus Henricus.
Namen.
BUter oder stoltzer Heinrich / oder Schmerbel / heißt Lateinisch / Bonus
Henricus, Lapathum unctuosum folio triangulo, C. B. Tota bona, Lob. Blitum,
bonus Henricus dictum, Raj. Italiänisch / Herba, infarinata. Frantzösisch /
Toute bonne. Englisch / Englisch Mercurii / or All-good. Dänisch / Goder Henrick
/ stolter Henrick / Aldgode. Niderländisch / Lam̅ekens oder /
Goede Heyndrick / ol goede.
Dieses Kraut wird guter Heinrich / zum underscheid des bösen Heinrichs genennet /
welchen Conrad. Gesnerus in Hist. anim. lib. I. de quadrupedibus p. m. 43. also
beschreibet. Bey uns im Schweitzerland kommet ein schädlich Kraut herfür /
welches nicht allein die Ochsen fliehen / sonderen sich auch noch desjenigen
Grases enthalten / so umb gemeltes Kraut wächßt / obwolen solches Graß die Pferd
essen. Die Bauren nennen es die böse Blum / oder den bösen Heinrich. Sein
stengel ist weich / steiff / schuhs-hoch / und mit einem dünn-feuchten safft
angefüllt. Die Blumen sind purpurfarb / haarig / und wie ein ähre gestaltet /
der runde samen vergleicht sich dem Hirß. Die wurtzel ist gantz weiß / rauch von
knöpffen / schuppicht und sehr lang / denn sie 5. oder 6. elen tieff im Erdreich
stecket / und selten gantz außgegraben werden kan. Er ist sehr kalter Natur /
und verderbet die Reben so nahe stehen / dahero man ihne fleissig außreutet /
und in das Wasser wirffet / damit et nicht widerumb [457] frisch herfür komme. Es wächßt gar
viel Graß umb dieses Kraut / es bringet keine blätter. Die stärcke seines
Wachßthumbs ist so groß / daß sie auch durch ein Wand tringet. Man findet es
gemeiniglich nur im Frühling. Die dicke und wässerige Blum kan die Sonnenhitz
nicht dulden / denn sie in dreyen tagen davon verdorret. Es wächßt in den Reben
/ so bey den Büheln stehen / und auff den Matten / die in den Wäldern ligen. So
viel Gesnerus.
Gestalt.
Des guten Heinrichs Blätter vergleichen sich zum theil dem Saurampffer / und zum
theil dem Wegrich / am angriff sind sie weich und schmutzig / oben auff glatt /
unden aber mit zartem mehl besprengt / bißweilen werden sie so groß als die
Aron-blätter. Er stoßt seine gestriemte / theils gerade / theils gebogene /
haarige / schuhes-hohe stengel in dem Mäyen auß / daran wachßen viel gelbe oder
braunlichte zaser-blümlein / und folgends der kleine / schwastze samen /
zusammen gedrungen / wie ein gehäuffelte spitzige Traube / die da anfähet zu
blühen. Die wurtzel ist groß / lang und weiß-gelb / scharff und bitter / wird
allenthalben an den ungebauten orten / in den Dörfferen hinder den Zäunen / auff
den alten Hoffstätten / und neben den strassen gefunden. Alhier wächßt er
zwischen dem Steinen- und Eschemerthor.
Eigenschafft.
Der gute Heinrich ist temperierter Natur / hat viel wässerigen saffts / neben
wenig flüchtig-nitrosischem saltz / und etwas ölichten theilen bey sich / daher
die Eigenschafft zu erdünneren / schmertzen zu stillen / zu heilen / und ein
gutes geblüt zu zeugen.
Gebrauch.
(Alte / böse / faule schäden.) Der gute Heinrich
ist ein herrliches Wundkraut / dienet grün übergelegt zu alten / bösen faulen
Schäden.
Wider den schmertzen der Guldenen Ader: (Schmertzen der
g???ldenader) nim dieses Kraut / zerstosse und koche es bey einem
linden kohlfewrlein / mit Butter und Milch / nachmalen drucke es auß / und
schmiere den ort damit / ist ein gutes sälblein.
Dieses Kraut samt den stengeln und schößlein / pflegt man auch in Fleischbrüh mit
Butter / Saltz und ein wenig Gewürtz zu kochen / und also zu essen: ist ein
Gerücht bey nahem so lieblich / als Sparglen und Hopffen.
CAPUT XCI.
Grindwurtz. Oxylapathum.
Namen.
BRindwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lapathum, Oxylap. Lap. acutum, Lap. acutisol. Rumex. Italiänisch /
Rombice Lapato. Frantzös. Parelle, Herbe aux teigneux. Spanisch / Labata,
Romaza. Englisch / Serrell / Dock. Dänisch / Skreppe / spitze Skreppe.
Niderländisch / Patich / Peerdick. In Teutscher Sprach wird sie ferners genant,
Streiffwurtz /
Grindwurtz. Oxylapthum.
Mengelwurtz / Menwenwurtz / Zitterwurtz / Struplattich / wilder Mangolt / wilder
Ampffer und Lendenkraut.
Geschlecht und Gestalt.
I. Das erste Geschlecht / die gemeine Grindwurtz / Lapathum folio acuto plano, C.
B. acutum, s. Oxylapathum, J. B. bringet runde / knöpffige / hole und braune
stengel / so in neben-zweiglein zertheilt / und bißweilen zween schuh hoch
wachßen. Die blätter sind hart / ablang / nicht breit / aber oben gantz spitzig
wie die Spießeisen. Auff den gipffeln der stengeln trägt es in dem Brachmonat
viel kleine bleichgelbe Blumen neben einander / wenn diese braun worden / findet
man schönen / dreyeckichten / und braunen samen / der in dünnen häutlein
verschlossen ist / und an sehr kleinen stielen hanget. Die wurtzel ist gerad /
eben / gleich lang / und inwendig gelb. Es wächßt von sich selbst in den
feuchten Gärten und Wiesen. Von disem geschlecht soll nicht underscheiden werden
/ Lapathum acutum minimum, J. B. C???. B. Park.
2. Das ander Geschlecht / Lapathum folio acuto, crispo, C. B. acutum crispum, J.
B. ist dem ersten fast gleich / allein daß seine blätter schmäler / spitziges
und krauser sind. Es wächßt hin und wider an wässerigen orten.
3. Die rothe Grindwurtz / so wegen des rothen saffts der stengeln und blättern
Drachenblut genennet wird / Lapathum folio cuto rubente, C. B. Lapath.
sanguineum, sive Sanguis Draconis herba, Joh. B. Erythrolapathum. Hat ein gelbe
wurtzel / auß welcher knöpffichte / runde / hohle und braune stengel herfür
kommen / die mit harten / spitzigen / und mit rothen aderen durchzogenen
blätteren besetzt sind: neben den blätteren erscheinen
|| [458]
Drachenblut. Erythrolapathum.
bleichgelbe Blümlein / denen ein dreyeckichter samen in zarten hülßlein
nachfolget. So man den stengel und die blätter truckt / geben sie ein rothen
safft von sich / und färben die händ. Es wächßt alhier umb Basel / in dem Wald
bey Augst. Man findet es in grosser menge in den Savoyschen Wäldern / und in
Francken bey dem Tauber-fluß. Auß Candien ists erstlich in Italien gebracht
worden / bey uns pflantzet mans auch in den Gärten / allda es sich von seinem
samen erjüngeret.
4. Das vierte Geschlecht der Grindwurtz / so gemeiniglich Weyer - ampffer
genennet wird / Lapathum aquaticum folio cubitali, C. B. Lap. maximum aquaticum,
sive Hydrolapathum, J. B. wächßt in den Weyern / Sümpffen / feuchten Gruben und
Lachen. Die blälter sind bey nahem elen lang / vier und mehr finger breit /
außgespitzt. Die wurtzel ist dick / rund / und zaßlicht.
5. Die rundblättige Grindwurtz / Hippolapathum rotundifolium montanum, C. B.
rotundifolium vulgare, Park. hat gar nicht spitzige / sonder runde / glatte /
grün-gelblichte blätter / und wird die bittere wurtzel arms dick. Es wächßt in
Oesterreich und Steyrmarck auff den gipffeln der Alp-gebürgen. Joh. Bauhinus
schreibt / er habe es mit D. Gesnero auff den Bündnerischen Alpgebürgen gefunden
/ und in seinem Garten zu Genff auß den nechst gelegenen Bergen gepflantzel /
darumb er es Lapathum folio rotundo Alpinum genant. Trägt einen zwey elen hohen
/ auch höheren / holen / röthlichten stengel / und viel moosichte sechsblättige
Blümlein / mit hernachfolgenden dreyeckichte̅ / röthlichten
samenkörnlein. In Holland wird es in den Gärten gepflantzet / und allda Gedult
genennet / dahero nach der meinung Goropii bey den Hölländern und Teutschen das
Sprichwort entsprungen ist: Gedult wächßt nicht in jedem Garten.
6. Die stinckende Meer-Grindwurtz / Lapathum maritimum foetidum, C. B. Lapath.
marinum sinuatum, J. B. hat einen schwartz-braunen / krummen und schuh-hohen
stengel / welschen schwartz-braune / rundlichte un̅ zoll-lange
blätter umbgeben / so bißweilen gefaltet / gemeiniglich geflügelt / und mit
langen stielen begabet sind / auß deren gewärben / nebenzweiglein / mit gleichen
blättern umbringet / herfür wachsen / und sind die oberen blätter an dem
umbkreiß subtil gekerfft. Auff dem gipffel der stengeln erscheinen vier
blätterige geährte Blümlein / denen runde und zimlich grosse hülsen nachfolgen /
welche den samen begreiffen. Wenn diese Grindwurtz grünet / gibt sie ein
startken geruch von sich. Sie wächßt in Franckreich / nicht weit von Montpelier
/ an denen orten / die an dem Meer ligen.
7. Die gemeine Grindwurtz / mit einer einfachen / dicken / tieff in die Erde
tringenden / äusserlich braun-Schwartzen / inwendig gelben wurtzel; blätteren /
so bißweilen doppelt so lang als breit / offt rundlicht / auch zuweilen in die
länge außgespitzt / glatt / safftig / bleichgrün / an dem rand hin und wider
eingefalten / daß sie gleichsam zerkerfft scheinen. Trägt viel elen-hohe / runde
/ gestriemte / wollichte / mit marck angefüllte / ästichte stengel; deren obere
theil sind mit sechsblättigen / an dünnen stielein hangenden blümlein in ähre
gestalt bekleidet. Auff welche die samen-gefäßlein folgen / in deren jedem nur
ein dreyeckichter / gläntzender / Castanien-farber samen verschlossen. Lapathum
vulgare folio obtuso, J. B. sylv. solio subrotundo C. B. Mit dieser Grindwurtz
kommen nach Raji gelehrter meinung überein / Lapathum sylv. magnum vulgare, J.
B. Item Lapathum vulgare folio obtuso, Lobel. so denn auch Lapathum sylv. fol.
subrotundo seminis involucro laevi s. plano, Morisoni.
8. Die goldgelbe Grindwurtz / Lapathum thoxanthon. J. B.
9. Die schöne Bononiensische Grindwurtz / mit dicker wurtzel; vielen zoll-breiten
/ zwey zoll langen / eingefalteten / nicht zugespitzten blättern; schuhe hohem /
in viel ästlein außgebreitetem stengel; moosichten blümlein / und dreyeckichten
samen. Wächßt umb Londen in Engelland / Bononien in Italien / auch hin und wider
in unserer Schweitz. Lapathum pulchrum Bononiense Sinuatum, J. B.
10. Die Halepensische Grindwurtz mit spitzigen blättern / und tieff gezähnleten
samen-gefässen. Lapathum Chalepense folio acuto, seminum involucris profundè
dentatis, Morison.
11. Die Virginische / Americanische Grind-wurtz / Britannica Americana, s.
Lapathum Virginianum, Munting.
12. Die flache / sumpfichte Grindwurtz / Lapathum planum paludosum. Munting.
13. Die gemeine kleine Grindwurtz / mit gelber fingers-dicken / 6. finger
lange̅ wurtzel; fingers-langen / un̅ daumens
breiten / oben schön grüne̅ / unde̅ bleichern /
unlieblich schmäckende̅ / [459] bitter-saurlichten blättern: Lapathum vulgare minus, Munting.
14. Die kleine gezähnlete Grindwurtz / mit knollichter / quer hand langer /
bleichgelber wurtzel / Lapathum minus dentatum, Munting.
15. Die zaselichte / nidrige Grindwurtz / Bulapathum Plinii, sive Lapathum
fibrosum, Munting.
16. Die knorrichte Americanische Grindwurtz / Oxylapathum tuberosum Americanum.
Munting.
Eigenschafft.
Die gemeine Grindwurtz sampt den blättern hat ein temperierte Natur in wärme und
kälte / tröcknet und verzehret; ist mit viel klebicht wässerigem safft / neben
einem nitrosischen / miltflüchtigen saltz / und etwas balsamischen öhlichten
theilen begabet / davon die Tugend entstehet zu säuberen / zu reinigen / alles
sawre / etzende saltz in Geschwären / Wunden / und der Raud / zu töden; und also
die heilung zu beförderen.
Die wurtzel des fünfften Geschlechts hat auch wol ein purgierendes saltz bey sich
/ jedoch gering / daher es den leib reiniget / wen̅ es in Wein
gekocht / eingenommen wird.
Der grosse Weyer - ampffer / oder das vierte geschlecht / hat noch mehr
alkalische / nitrosische / etwas balsamische theile / und daher sonderbare
krafft / alle überröthe / fressende Geschwär / warmen Brand zu heilen / den fluß
und schmertzen der guldenen Aderen zu stillen / die Nerven zu stärcken.
Gebrauch.
Das frische Kraut des Weyerampffers auff der warmen Herdstett welck gemacht /
hernach ein wenig in dem warmen Mörsel (Brand /
überröhte / gifftige um sich fressende schaden. Zittermal blattern / raud /
gifftige thierbiß. Wunden.) gestossen / und also außwendig alle zehen
oder zwölf stund frisch übergeschlagen / nimt??? weg allen Brand / Uberröthe /
Entzündung / fressende Geschwär / Zittermähler / Blattern / Raud / heilet alle
faule / umb sich fressende / gifftige Schäden und Geschwär / dienet wider die
Biß gifftiger Thieren. Ist auch in allen Wunden sehr nutzlich / und beförderet
die heilung geschwind.
Das kraut und wurtzel des gemeinen Lendenkrauts (Raud-salbe.) in frischem Butter und Schweinen-schmaltz gekocht /
durch ein tuch getruckt / und Schwefelblumen darunder gerühret / gibt eine
???hnfehlbahre Raud-salbe ad / sich damit Morgens und Abends wol gesalbet;
sonderlich wenn man zuvor die schäbige haut mit warmem Wein / darinnen ein wenig
Alaun / das weisse vom Ey / und Schwefel gesotten wol abgewaschen.
(Allerley räude / und grinde.) Diese wurtzel hat
insonderheit die krafft zü säuberen und zu heilen allerley Räude und Grinde / in
aller massen äusserlich gebraucht / darvon sie auch ihren Namen bekommen.
(Räude un̅ flechten der haut /
zittermähler.) Für die Raud und flechten der Haut / machen etliche
solche salbe. Sie nehmen die wurtzel / stossen die zu einem pulver / und
vermengen sie mit Essig. Etliche nehmen Honig und das Pulver / vermischen es /
und schmieren sich im Bad damit. Andere kochen kraut und wurtzel / sampt ein
wenig Schwefel im Wein / thun ein wenig Essig darzu / und waschen darnach die
räudige haut offt darmit. Diese krafft hat auch das auß der wurtzel destillierte
wasser / so man sich darmit waschet.
(Langwehrender mutterfluß / rothe ruhr.) Der
samen der Mengelwurtz / Drachenblut genant / ist ein sonderliche gute Artzney
wider den langwärenden Mutterfluß und die rothe Ruhr / so man ein halb quintlein
schwer Morgens nüchter im rothen Wein einnimt.
(Harter bauch podagro.) Die blätter der
Mengelwurtz in Fleischbrühen gekocht / erweicht den harten Bauch / diese brühen
ist den Podagrämischen dienlich / so sie von den Leibs - verstopffungen geplaget
werden / wie denn weiland der Königliche Dänische weitberühmte Professor zu
Coppenhagen / Casparus Bartholinus bey disem mittel sich wol befunden.
CAPUT XCII.
Münch-rhabarbarum. Hippolapathum
Namen.
Münch-rhabarbarum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hippolapathum, Lapathum domesticum, Rumex
sativus, Lapathum hortens. latifolium, C. B. Lapathum majus s. Rhabarbarum
Monachorum, J. B. Italiänisch / Rombice maggiore. Frantzösisch / Reubarbe de
Moine. Es wird aber Münch-rhabarbara genant / dieweilen diese wurtzel der wahren
Rhabarbara ähnlich ist / und von denen Barfüsseren und Car häusern in ihren
Clöster-gärten eine zeitlang heimlich, gehalten worden. Hieronymus Tragus
schreibt / man hab es auff dem Schwartz-wäldischen Symons-berg / welcher in der
Herren von Stauffen Gebiet liget / erstlich gefunden.
|| [460]
Gestalt.
Das Münch-rhabarbarum ist der Grindwurtz sehr ähnlich / und gehört under
deroselben Geschlechte; doch in der erste wenn es herfür komt / wird es viel
röther / ist auch viel grösser an stengeln und blättern. Sein wurtzel ist dick /
weitläuffig / mit vielen zaseln / hoch saffran-gelb / bitter: trägt einen
gestriemten / röthlichten stengel. Die blümlein erscheinen bleich-gelb und
drauschlicht neben einander in dem Brachmonat. Es bringt dreyeckichte̅ samen / wie die Grindwurtz / wächßt von der wurtzel und samen
gern in etwas feuchtem / fettem grunde. Die blätter kommen bereits in dem
Mertzen herfür / sind schuhes und anderthalb schuhe lang / fett / safftig / dick
/ krauß / breit / etwas außgespitzt / weich anzutasten / röthlicht-grün / hangen
an röthlichten / langen stielen.
Mit diesem Kraut kompt überein das Lapathum hortense folio oblongo, sive secundum
Dioscoridis, C. B. oder Laparthum sativum Lapas, J. B. zumahlen es anders nichts
als das halb gewachsene Mönchen-rhabarbarum ist.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es hat die Mönchenrhabarbara-wurtzel neben zimlichem wässerigen safft / auch
etwas Schwefel- oder öhlichte / mit einem nitrosischen scharfflichten gelind
purgierenden saltz vermischte theile / und daher die Eigenschafft gelind zu
wärmen / zu tröcknen / innerliche verstopffungen auffzulösen / durch den Harn
und Stulgang zu treiben / auch das Geblüt zu säubern. Mag auch der Gelb- und
Wassersucht widerstehn / und solche vertreiben.
Man kan entweder die gedörrte wurtzel zu pulver gestossen / auff ein halb loth
schwer zum laxieren einnehmen / oder solche neben andern wurtzeln und kräutern
in weissen Wein legen / und täglich davon trincken.
Die blätter dieses Krauts haben gleiche kräfften und würckungen mit dem gemeinen
obigen Lendenkraut oder Grindwurtz.
CAPUT XCIII.
Rhebarbara. Rhabarbarum.
Namen.
KHebarbara heißt Lateinisch / Rhabarbarum, Rheobarbarum, Rhabarbarum officinarum,
C. Bauhin. Hippolapathum maximum rotundifolium exoticum, sive Rha Ponticum,
Thracium, sed veriùs Rhabarbarum / verum, Park. Italiänisch / Reobarbaro.
Frantzösisch / Reubarbe. Englisch / True Rubarbe.
Gestalt.
Diese edle wurtzel Rhebarbara hat wegen ihres überauß nutzlichen gebrauchs / in
der gantzen Welt ein grosses Lob erlangt. Petrus Matthiolus berichtet / daß sie
erstlich erfunden worde̅ bey den Tragloditen in Mohrenland /
welche Völcker ein wildes Leben führten / sie hatten ein grobe und rauhe Sprach
/ und wohneten gemeiniglich in den hölen der Erden / darumb sind sie von den
Römeren Barbari / unsittige Leuth oder außländer
Rhebarbara. Rhabarbarum.
genennt worden / daher hat diese wurtzel den namen Rhabarbarum bekommen. Man
bringt sie auß Indien und Persien / fürnemlich aber auß dem Land Succuir
(welches dem mächtigen König Cham zugehöret) alda sie in grosser menge wächßt /
von dannen sie auch hin und wider verhandelt wird: wie die Persier Kauffleut
anzeigen / hat sie am meisten ihre Wohnung auff etlichen hohen Bergen / darauff
unzeylich viel quellende Brünlein und mancherley Bäum gesehen werden: das
Erdreich auff denselben Gebürgen ist röthlicht / lättig / und schlüpfferig /
dieweil es von jetzgemelten brünlein und embsigen regen sehr befeuchtet wird.
Garzias ab Horto, der ein lange zeit in Indien Medicus gewesen / schreibt lib. 1.
aromathistor. cap. 37. daß alle Rhebarbara / welche man in Indien / Persien und
Europam dringe / in der Chineser Landschafft wachße / von dannen wird sie durch
die Tartarey nach Ormuß und Alepo / von darauß gen Alexandria und Vened???g /
und endlich in Teutschland übersendet.
Rhebarbara wächßt nach weiterem bericht Matthioli, mit seinem stengel nicht hoch
/ hat viel blätter / die sind zweyer spannen lang / nahe bey dem stiel schmal /
aber an dem ende breit und rundlicht / neigen sich gegen der erden / wie die
Figur klar außweißt / an dem umbkreiß sind sie nicht zerkerbt / sondern alkein
haaricht / und in deme sie wachsen / scheinen sie grün / runtzlicht / aber so
bald sie zeitig und alt worden / gewinnen sie ein gelbefarb / sitzen auff
fingers-dicken / röthlichten / schuhe-langen stielen. Mitten zwischen den
blättern / dringt der dicke / starcke stengel herfür / oben mit blumen gezieret
/ die sind fast anzusehen wie die purpur-braune Violen / sind doch grösser / am
geruch überauß [461] scharff und starck / auß
sechs weissen blättlein bestehend. Die wurtzel ist zweyer oder dreyer gwer hand
lang / hat nicht allwegen einerley dicke; denn etliche sind dick / etliche dünn
/ wie auch in andern Kräutern geschicht. So sie gantz vollkommen / ist sie eines
schenckels dick / zu zeiten auch dicker / mit vielen angewachsenen zaseln /
darmit sie sich in die erde flichtet / und die nahrung an sich zieht: außwendig
ist sie roth-schwartz / inwendig schwammicht / gelb / mit vielen rothen striemen
durchzogen / gibt einen gelben / braunen und zähen safft: so bald man diese
wurtzel außgegraben hat / schneidet man sie zu stucken / legt sie nach einander
auff ein brett / und wendet sie am tag etliche mahl umb / denn so man sie bald
auffhenckt / rinnet der safft abwerts / derohalben läßt man sie drey oder vier
tag auff dem brett ligen / biß der safft darinn verstockt: wenn nun die stucke
genugsam getrucknet / (welches ungefehr in zwey Monaten geschicht) bringt man
sie erst under die Kauffleuth.
Man grabt diese wurtzel im außgehenden Winter / ehe die blätter auff den neuen
Lentzen herfürstossen / denn also ist die wurtzel safftiger und nutzlicher: so
man sie aber im Sommer grabt / nachdem die blätter gewachsen / findet man den
gelben safft nicht in der wurtzel / dieweil er sich in den stengeln und blättern
außgetheilt / daher auch die wurtzel nicht so kräfftig ist.
Der Holländische Statthalter / Hr. Johann Neuhoff / gibet uns in seiner
Beschreibung des Königreichs Sina nachfolgenden bericht von diesem edlen
Gewächs. In der Sinesischen Landschafft Xansi, bringet die erden mancherley
Artzneyen herfür / sonderlich Rhebarbara / auff Sinisch Taihoang genennet / so
nicht ins blind hinein wächßt / wie etliche vermeinen / sondern mit grossem
fleiß und besonderer auffsicht wil gepflantzet und gewartet seyn. Die wurtzel
ist nicht hohl / sondern überall gar dicht / und voll knoten. Die blätter
gleichen etlicher massen unseren Köhl-blättern / fallen aber noch was grösser /
durch diese wurtzel machen die Sineser ein loch / und hängen sie zu trucknen an
schattichten orten auff / da keine Sonne hinkommet. Denn wenn sie in der Sonnen
gedörret werden / verlieren sie ihre krafft. Auß dieser Landschafft und auß der
Landschafft Suchuen / kommet mehrentheils alle Rhebarbara / die zu uns in Europa
/ von dannen über die See / oder durch die Reich Caskar / Tebet / Mugar und
Persien gebracht wird. Denn wer da meinet / die Rhebarbara wachse in gemeldten
Reichen / hat von der sachen gar schlechte erfahrung. Man sagt zwar / daß wir
sie auß denselbigen Reichen bekommen / weil sie uns von den Einwohneren
derselbigen verkaufft wird / und weil man nicht weißt / daß die Rhebarbara ihren
ursprung auß Sina hat.
Die rechte ungefälschte und beste Rhebarbara soll nicht verlegen oder wurmstichtg
/ sondern neu und frisch seyn / je frischer je bitterer sie ist / am gewicht
schwer / eines guten geruchs / außwendig schwärtzlicht / inwendig roth-gelb /
hat viel rothe äderkein / und so man sie käwet / gibt sie ein saffrangelbe farb:
das sind die rechten Merck zeichen einer guten Rhebarbara / darauß man leicht
die falsche erkennet / als welche ein herben geschmack / auch ein dunckele und
vermischte farb hat.
Eigenschafft.
Die Rhebarbara ist warm und trucken im andern grad / öffnet / zertheilet und
treibet langsam ohn allen zwang der natur: sie stärcket auch nach verrichtetem
purgieren / zieht zusammen und stopffet. Hat neben seinen vielen irrdischen /
auch etwas ölichte theil / und ein flüchtig / mild-scharffes purgierendes saltz
bey sich / und davon die Eigenschafft nicht nur gelind zu purgieren / und das
Geblüt in seine natürliche gestalt / und Consistentz wider zu bringen / sondern
auch innerliche Drüsen-verstopffungen zu eröffnen. Wenn diese wurtzel in der
Sonnen ligt / oder gekocht wird / so verlieret sie ihre purgierende Krafft.
Gebrauch.
Die Rhebarbara ist zu jeder zeit ein gar sichere Artzney für junge und alte Leuth
man kan sie den Kindern und schwangeren Weibern ohn alle gefahr eingeben.
Nim zerschnittene gute Rhebarbara drey quintlein / praeparierten Weinstein 1.
quintl. Zimmet ein halb quintl. Wegwart-wasser 8. loth / lasse alles über nacht
an einem warmen (Allerley Verstopffung des underen
Leibs / Grim̅en / Gelbsucht / Mißfarb / Anhebende Wassersucht
/ alte faule Fieber / Vberflüßige und verbrante Gallen.) ort stehen /
alßdenn trucke es morgens früh durch ein tüchlein / gib es dem krancken zu
trincken / und laß ihn biß auff den mittag darauff fasten. Dieses Tranck ist ein
edle und sanffte Artzney zu allen innerlichen Gliedern / es reiniget und
stärcket zugleich den Magen / Leber und Miltz / öffnet allerley Verstopffung /
vertreibet das Grimmen / die Gelbsucht / Mißfarb / anhebende Wassersucht / und
alte faule Fieber / reiniget das Geblüt / und führet auß durch den Stullgang die
überflüßige und verbrante Gallen.
(Allerley Bauchflüß. Rothe Ruhr / Starcke Reinigung der
Weibern / Geschwär an dem Magë oder Leber.) Ein quintlein gestossener
guter Rhebarbara mit 2. loth Saurampff-wasser morgens nüchter eingenommen / und
biß auff den mittag darauff gefastet / ist auch gut für oberzehlte Gebrästen /
ferners also gebraucht / wird sie sonderlich gerühmt wider allerley Bauchflüß /
die rothe Ruhr / und starcke Reinigung der Weibern / deß gleichen so man sich
eines Geschwärs an dem Magen oder der Leber besorget.
(Bauchwürm der Kindern.) Wider die Bauch-würm der
Kindern / gib ihnen ein halben / oder so sie bey sechs Jahren alt sind / ein
gantzen scrupel gestossene Rhebarbara / in einem loth Tausendguldenkraut-wasser
/ zu trincken / es tödtet und treibet die Würm auß.
Fallopius in Tractatu de Simplic. Medicam. Facultat. Cap. 34. schreibt / er habe
auß der erfahrenheit / daß die Rhebarbara den jenigen schädlich seye / welche
das Tröpfleinharnen plaget; sonst meldet er / sie seye so ein sichere Artzney /
daß sie auch den Menschen / die gleichsam in Todts-nöthen ligen / könne ohne
einigen schaden eingegeben werden.
Auß der Rhebarbara wird in den Apothe [462] cken ein nutzliches Fall-pulver gemacht / daher (Fall.) / so ein Mensch ein schweren Fall erlitten
/ soll man ihme von diesem Pulvere ad Casum, oder Fall-pulver 1. quintlein
schwer mit 2. loth Scabiosen-wasser alsobald eingeben.
Diese Wurtzel bringt in allen Leberkranckheiten solchen treflichen nutzen / daß
sie auch das Hertz der Leber / Anima Hepatis, genennet wird.
Der in den Apothecken zubereitete Syrupus de Cichorio cum Rhabarbaro, oder der
Syrupus Rosarum solutivus cum Rhabarbaro, Agarico, & Senna, kan
erwachsenen Persohnen biß auff 4. oder 5. loth mit destilliertem Wasser zum
purgieren zugelassen / den Kinderen aber von einem halben loth biß auff 2. loth
/ je nach dem Alter / eingegeben werden.
(Drey- und vier-tägig Fieber.) In drey- oder
vier-tägigen Fieberen ist sehr gut folgende Purgation offt eingenommen: Nim 3.
quintl. Rhebarbara / 1. quintl. Zimmet / 1. quintlein Weinstein-öl wie es auß
dem Saltz in dem Keller geflossen; giesse über nacht ein gut glaß voll
Milch-schotten darüber / laß es in wolvermachtem glaß an einem warmen ort stehen
/ des folgenden morgens seige das Tranck / trucks wol auß / und trincks also: Es
wird gelind laxieren / und das Fieber sehr verringeren.
In dem Nasen-bluten / oder andern Blutflüssen (Nasenbluten. Blut-flüß.) / wird die Rhebarbara auch mit nutzen im
pulver gebraucht / weilen sie alle scharffen Saltz-feuchtigkeiten / davon das
bluten herkomt / den Därmen zuschicken / und auß dem Leib führen / nachwerts
aber wider anhalten / und zusammenziehen mag.
CAPUT XCIV.
Groß Tausendgulden-kraut.
Centaurium majus.
Namen.
GRoß Tausendgulden-kraut oder gemeine Rhapontica / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Centaurium majus, vulgò
Rhaponticum. Italiänisch / Centaurea maggiore. Frantzösisch / Grande Centaurée,
Rhapontique. Spanisch / Rapontico vulgar. Englisch / Great Centory.
Niderländisch / Groote Santorie.
Geschlecht und Gestalt.
Die Geschlechter des grossen Tausendgulden-krauts erkennet man an den
schüppichten / glatten Häuptlein / so ohne stachel sind; wie auch an den
blättern / welche an dem rand wie ein sägen zerkerfft / auch großlicht
erscheinen.
1. Das grosse Tausendgulden-kraut / Centaurium majus folio in lacinias plures
diviso, C. B. majus vulgare, Park. majus Juglandis folio, J. B. hat eine Wurtzel
/ die ist dick / hart / schwer / drey schuh lang / und rothsafftig / eines
zusammen ziehenden / süßlichten und scharffen geschmacks. Seine Blätter
vergleichen sich dem Nußlaub / sind fast spannen-lang / glatt / köhl-grün /
ädericht / und umbher zerkerfft. Der Stengel ist rund / sehr dick / zwey oder
drey elen hoch / mit vielen Zweigen / so von der wurtzel entspringen. Am gipffel
trägt es seine köpflein wie der wilde Garten-saffran / sind doch kleiner und
länger. Die Blume erscheint himmelblau / und gehet in flaum oder woll-flocken
auß: Der Samen ligt in den Wollen-flocken eingewickelt. Es wächßt in Italien und
Savoyen auff hohen Gebürgen. Man findet es insonderheit in Apulien auff dem Berg
Gargano. Johannes Bauhinus hat das grosse Tausendgulden-kraut zu Genff und Lyon
in seinem Garten auß dem jamen gezielet. Er hat es auch allhier zu Basel in
Coeli secundi Curionis, und Theodori Zvingeri Garten / und zu Padua in dem
Lustgarten des Edlen Jacobi Antonii Cortusi, wie auch zu Chur in Pündten /
angetroffen. Nachdem er es in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Lustgarten
gepflantzet / ist es ihme etliche mahl herfürkommen / aber allezeit widerumb
verdorben / ehe es seinen stengel erreicht. In seines Vatters Garten ist es
Manns-hoch herfürgewachsen.
2. Noch ein andere schöne art des grossen Berg-Tausendgulden-krauts / Centaurium
Alpinum luteum, beschreibet Casparus Bauhinus, in Prodrom. Theatr. Botanic. Lib.
3. Cap. 20. also. Es hat ein gerade / dicke / und ein wenig zaßlichte wurtzel /
welche tieff in das Erdreich gehet / und ist schier mit gleichem geschmack wie
des grossen Tausendguldenkrauts Wurtzel begabet. Der runde und gekälte
Haupt-stengel / wächßt anderthalb / auch zwey elen hoch / und wird in
Nebenästlein zertheilet. Die natur spielet mit den blättern / denn welche an der
wurtzel sich befinden / sind glatt / bleich-grün / ein oder anderthalb spannen
lang / vier zoll breit / ungleich zerschnitten und gekerbt: Die man aber an dem
stengel sihet / wenn das Kraut blühet / deren wachsen etliche höher als ein elen
auff / andere werden spannen lang / und in zehen / zwölff / wenig oder mehr
theil / so [463] vier zoll lang / ein halben
zoll breit / und an dem umbkreiß gekerfft sind / also zerschnitten / daß man ein
jedes theil für ein sonderbar blatt ansihet. Die gelbe und dem grossen
Tausendgulden-kraut ähnliche Blume / sitzet auff ihrem ästlein / auß einem
schuppichten kelchlein kommen viel fädemlein der blumen herfür: Vormittag fließt
auß dem köpflein ein durchscheinender safft von sich selbsten tropffen-weiß /
der ist süß wie die Manna / und so man schon das köpflien außdruckt / meldet
sich doch an dem andern tag dieser safft widerumb an. Den Blumen folget der
samen nach / so bißweilen kleiner als der gemeine ist. Es wächßt in Italien auff
dem Berg Baldo bey Verona. Man pflantzet es auch in den Gärten. Es ist D.
Casparo Bauhino auß dem Paduanischen Lustgarten / unter dem Namen des
Portugesischen Rhaponties / zugeschickt worden. Es kan diesem Geschlecht
zugesellet werden / Centaurium folio glabro, flore flavescente, J. B. oder
Centaurium majus luteum, Park.
3. Das grosse Africanische Tausendgulden-kraut / mit gold-gelben / zaserichten /
wolriechenden blümlein; weissem / haarigem / in weisser Wolle eingeflochtenem
Samen / Centaurium majus Africanum flore aureo odorato, Breynii.
4. Das grosse Portugesische Tausendgulden-kraut / mit weissen Haar-blümlein / und
einem in weisser Wolle eingeflochtenem samen; Centaurium majus folio non
dissecto, C. B. majus alterum folio integro, J. B.
5. Das grosseTausendgulden-kraut / mit purpurfarben Haar-blümlein / Rha Ponticum
folio Helenii incano, C. B. Centaurium majus, Rha capitatum folio Enulae subtus
incano & hirsuto, J. B.
6. Das andere Rhapontie-kraut / mit schmäleren blättern / Rhaponticum
angustifolium incanum, C. B. Centaurium s. Rhaponticum alterum angustiore folio,
J. B.
Eigenschafft.
Das grosse Tausendgulden-kraut ist einer vermischten natur unter kalt und warm.
Hat ein alkalisches saltz / neben vielen ölichtbalsamischen theilen bey sich /
und davon die tugend zu eröffnen / dem sauren zu widerstehen / zu säuberen / zu
reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
(Innerliche Versehrung / Brüch und Verwundung des Leibs
/ Faule Magen-fieber-Gelb- und Wassersucht.) Die Wurtzel des grossen
Tausendguldenkrauts / wird in Italien vom gemeinen Man̅ gebraucht
wider alle innerliche Versehrung / Brüch und Verwundung des Leibs / sie legen
sie in weisen Wein / und trincken darab / ist also genutzt dienlich wider die
faulen Magen-fleber / sie eröffnet und stärcket die Leber / zertheilt die
Gelbsucht / und verhütet die Wassersucht.
CAPUT XCV.
Mangolt. Beta.
Namen.
MAngolt (so an etlichen orten Römischer Köhl / Beisse / Beiß-kohl / oder
Rungelsen genennt wird) heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Beta. Italiänisch / Bieta, Bietola. Frantzösisch /
Bete. Spanisch / Acelga. Englisch / Beet. Dänisch / Bede. Niderländisch / Beete.
Rother Mangolt / heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Beta rubra. Italiänisch / Bietola rossa.
Frantzösisch / Bete rouge. Spanisch / Acelga roxa. Englisch / Rede Beete.
Dänisch / Rod Bebe. Niderländisch / Roote Beete.
Weisser Mangolt. Beta alba.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der weisse Mangolt / Beta alba vel pallescens, quae Cicla Offic. C. B.
Candida, J. B. communis alba, Park. parad. hat ein zarte / weisse / lange /
holtzichte wurtzel wie ein Rettich. Der stengel ist hohl-kälicht / zart /
gestriemt / und zwey elen hoch. Seine Blätter sind grösser als am anderen
Mangolt / und den Melten- oder Garten-Mengelwurtz-blätteren schier ähnlich /
auch an dem umbkreiß subtil gesaumt oder krauß / sonsten dick / safftig / eines
nitrosisch-wässerigen geschmacks. Er bringt im Hew- und Augst-monat gelblichte
blümlein / deren je eines an dem andern stehet / von unden an des stengels und
der neben-ästlein biß oben auß. Er trägt häuffigen samen / so rauchlicht und
ungleich rund ist. Man pflantzet ihne in den Gärten.
2. Der schwartze Mangolt / Beta communis sive viridis, C. B. Item, Beta
sylvestris maritima, Ejusd. Wächßt kleiner / und wird in dem übrigen von den
weissen allein an der farb underscheiden. Er ist der gemeinste: Wächßt auch von
sich selbsten in saltzichten Sümpfen bey den Gestaden des Meers. Seine wurtzel
ist beständig.
3. Der rothe Mangolt / Beta rubra vulgaris, C. B. J. B. hat ein dicke wurtzel /
so in
|| [464]
Rother Mangolt. Beta rubra.
Teutschland gemeinlich wie ein lange Rüben gestaltet / voll blut-rothen saffts /
und mit faseln behängt ist. Der stengel scheint auch roth. Seine blätter sind
schmäler und härter als der vorigen / haben auch ein rothe sarb. Der samen
vergleicht sich mit den andern. Wird in Teutschland hin und wider in den Gärten
gepflantzet / er wächßt viel mehr vom alten als neuen samen / welcher etliche
jahr kan gut behalten werden.
4. Die rothe Beiß-rüben / oder der rothe Mangolt mit der Rüben-wurtzel / so dick
/ auß- und inwendig blutroth ist / Beta rubra radice Rapae, C. B. radice rubrâ
crassâ, J. B.
5. Der grosse gelbe Mangolt / mit gelber wurtzel / und gelb-grünen blättern /
Beta lutea major, foliis latissimis, C. B. lutea, J. B.
6. Der Sicilianische Mangolt / mit hohem / bißweilen auff 8. elen hoch steigendem
stengel / sehr breiten viel-farbigen blättern / Beta Sicula costâ latâ, albâ,
luteâ, aureâ, rubrâ, ruberrimâ, Moris.
7. Der Candische Mangolt / Beta Cretica semine aculeato, C. B. semine spinoso, J.
B. Hat ein länglicht runde und ein wenig zaßlichte Wurtzel / auß welcher viel
runde / gekälte und elenhohe stengel herfür kommen / so gegen der erden sich
außbreiten / wegen ihrer leichten haarigkeit bey der Wurtzel grauscheinig und in
neben-ästlein zertheilet werden. Er trägt wenig blätter / die sind dem
schwartzen Mangolt ähnlich / jedoch kleiner und mit langen stielein begabet.
Seine kleine blumen scheinen gelb-grünlicht: alsobald bey der Wurtzel erzeigen
sich viel früchte oder schoten / die auch hin und wider an dem stengel schier
bey einem jeglichen blatt / mit rauchen büschelein herfürkommen / und in drey
auff die seiten gebogene spitzen außgehen / in deren höle ligt ein rundlicht
spitzig körnlein / welches sich dem
Candischer Mangolt mit einem spitzigen samen. Beta Cretica semine aculeato.
Anemon-rößlein vergleicht / und mit einem doppelten rothen häutlein bedeckt ist /
dessen inwendiges / ein weiß meelichtes marck umbgibet. Es ist auß dem
Candischen samen erftlich allhier in D. Jacobi Zvvingeri garten gezielet worden
/ hernach hat ihne von diesem samen D. Johannes Bauhinus in dem Fürstlichen
Mümpelgardischen / sein Bruder aber / D. Casparus in seinem hiesigen garten
gepflantzet.
In pflantzung des Mangolts ist zu wissen / daß der grosse / wie auch der kleine
weisse / den Winter durch dauren; der kleine grüne und rothe aber vergehen den
Winter: der kleine Mangolt wird durch emsige wartung etliche Jahr an einander
endlich gantz groß. Wenn sonsten in dem Frühling die kälte gantz vorbey / so
säet man den samen bey wachsendem Mond in ein gut mürbes erdreich / nicht gar
dichte: da nun die setzling oder pflantzen das sechste blatt erreichet / so
versetzet man die besten auff ein wolgemistetes geländ zwey schuhe von einander
/ und bricht im verpflantzen die spitze von den Wurtzeln ab / so wachsen sie
desto besser in die blätter. Bey einsamlung der blätteren ist zu mercken / daß
sie nicht müssen abgeschnitten / sonderen seitwerts abgebrochen werden / als
dadurch die übrigen gestärcket werden: mit solchem abbrechen der understen
blätteren fähret man fort / und wenn die stengel bloß werden / so pflegen einige
sie mit gutem erdreich an zuschütten. Zum samen lässet man etliche von den
weissesten und breitesten unabgebrochen stehen / und stecket einen starcken pfal
dabey: wenn nun der samen reiff und gelb worden / so samlet man ihne hey gutem
wetter ein / läßt ihn wohl trucknen / reibt ihn auß / und läßt ihn noch eines
trucknen / [465] damit keine Feuchtigkeit
darinnen bleibe / welche einen schimmel verursachen möchte.
Die Außsaat der rothen Rüben / oder Beiß-rüben geschihet nach dem Winter / auff
zweyerley art; entweder reihen-weise / also daß man mit dem pflantz-stock löcher
machet quer handbreit von einander / und läßt in jedes ein samenkörnlein fallen:
oder durch einander ohne ordnung / umbgepflantzet. Diejenige / so nicht
verpflantzet werden / wachsen gemeiniglich zerspalten: die verpflantzte aber
wachsen länger und schöner. Die versetzung der pflantzen geschihet / wenn sie
das blatt einer handbreit haben; man stecket sie in die erd biß an den halß /
oder biß an den obersten knoden / und formieret herum in der erden kleine gruben
/ damit das Wasser im begiessen gerad auff die Wurtzel lauffe. Den samen
belangend / so verwahret man die außgezogenen schönsten und längsten Wurtzelen
den Winter durch im sande; in dem Frühling aber pflantzt man sie wider in gut
erdreich / bindet sie an stäbe / damit die Wind ihnen nicht schaden; und wenn
der samen reiff / so raufft man das Kraut auß / und bindet es an einen zaun /
damit es vollends reiffe / und desto leichter trückne.
Eigenschafft.
Mangolt ist warm und trocken im anderen grad: hat viel nitrosisches
miltflüchtiges Saltz in seinem häuffigen safft verborgen / und daher die
Eigenschafft zu erweichen / zu feuchten / zu erdünneren / den natürlichen
Stulgang zu beförderen; wie auch Wunden und Geschwär zu säuberen und zu heilen /
und den rotz und fluß auß der Nasen zu ziehen. Wird in den Küchen zur speiß
sonderlich gebraucht.
Gebrauch.
Weil der Mangolt zimlich viel feuchtigkeit bey sich führet / soll man in dem
kochen Pfeffer und Saltz darzu thun / und bey dem tisch Wein darauff trincken:
daher der Poëta Martialis Lib. 13. epigram. spricht:
Ut sapiant fatuae, fabrorum prandia betae: O quàm saepè petet vina piperque
Cocus.
Wenn je der Mangolt soll bey Tisch die Schmied erfreuen
Wie offt wird wol der Koch nach Wein und Pfeffer schreyen.
(Würm.) Der weisse Mangolt gesotten und mit rohem
Knoblauch geessen / tödtet dieWürm im Leib.
(Uberflüssige Feuchtigkeit des Leibs.) Der Safft
von Mangolt mit Majoranwasser und Rosen-honig vermischt / davon in die Nasen
gezogen / reiniget das Haupt von überflüssigen feuchtigkeiten.
(Um sich fressende Schäden. Erfrorene Füß.) Die
grünen blätter über die um sich fressenden Schäden gelegt / heilen dieselbigen.
Für die erfrorne Füß werden nutzliche fußbäder auß Mangolt und Rüben gemacht.
Die rothe Mangolt-wurtz gereiniget / und ein wenig gesotten / oder in der aschen
gebraten / zu runden scheiblein geschnitten / darnach guten essig darüber
geschüttet / und mit würfflicht-geschnittener Merrettichwurtz / Coriander-samen
und Saltz besprenget / ist ein lieblich ding / sonderlich zu gebratener speiß zu
essen / denn zu dem daß es einer schonen farb ist / hat es zugleich gute kraftt
den Magen zu der speiß zu reitzen. Also zubereitet / wird es bey uns eingemachte
Ronen genennet.
Der auß dem Mangolt frisch außgetruckte safft entweder pur / oder mit
Mayoranwasser (Harter Rotz der Nasen. Geschwär der
Nasen. Verlorener geruch. Migräne.) vermischt und in die Nasen
geschnupfft / erweicht den versessenen harten rotz und schleim / und ziehet ihn
herauß: reiniget und heilet auch die Geschwär in der Nasen / bringt den
verlohrenen geruch wider / und vertreibt die Migräne oder Kopffwehe in der
Stirnen.
Die jungen Mangolt-stöcklein mit den Wurtzlen ein wenig erwallet / und auß essig
wie ein Compost geessen / bringet lust zur (Durst.) Speiß und nimt den Durst.
(Flüssige geschworene köpffe der Kinder.) Wenn
die Kinder böse geschworene Köpffe haben und der wasserichte Eyter nicht recht
fliessen will / so legt man Mangoltblätter darauff / ziehet mit gewalt den Fluß
herauß.
CAPUT XCVI.
Der grosse rothe Meyer. Blitum rubrum majus.
Namen.
MEyer heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Blitum. Italiänisch / Blito. Frantzösisch / Blete. Spanisch /
Bledos, Bredos. Englisch / Blite. Niderländisch / Mayer.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der grosse rothe Meyer / Blitum rubrum majus, C. B.
Blitum pulchrum, rectum, magnum, rubrum, [466] J. B. gewinnt gantz blutrothe hole Stengel / Blätter und Wurtzel / also daß
man mit dem Safft roth schreiben könte / doch wird das Kraut mit der zeit braun.
Etliche nennens Blutkraut. Die blätter sind gestaltet wie Tausendschön. Seine
moosichte blümlein und schwartze / gläntzende samen stehen gantz klotzicht /
über einander gedrungen alß die kleinen Träublein / wie an der wilden Melten.
Der kleine rothe Meyer.
Blitum rubrum minus
Der kleine weisse Weyer.
Blitum album minus.
2. Der kleine rothe Meyer / mit großlichter rother / zaselichter Wurtzel; vielen
rothen / nidergebogenen stengelen; schwartzgrünen aderichten blätteren; und
moosichten blümlein. Wird in den gärten gepflantzet; wächßt auch gern auff den
Misthäuffen von sich selbsten / Blitum rubrum minus, J. B. C. B. rubrum
sylvestre minus, Park.
3. Der kleine weisse Meyer / mit einfacher / nicht unlieblicher schmäckender /
tieff in die erden tringender Wurtzel; vielen qwerhand / auch halb schuhe hohen
/ runden / gestriemten / schwammichten / safftigen / oben auff etwas röthlichten
/ sonsten aber weissen stengelen; rundlichten / etwas zerkerbten blätteren;
kleinen / moosichten haar-blümlein / und schwartzem Samen. Wächßt um Genff /
Zürich / Tübingen / Mümpelgard / und anderstwo häuffig auff ungebauten felderen
/ auch in gärten / Blitum album minus, J. B. C. B. album sylvestreminus, Park.
4. Der grosse weisse Meyer / Blitum pulchrum magnum album, J. B. album majus, C.
B. Ist dem rothen in allen stücken gleich / außgenommen die rothe farbe. Die
Wurtzel des Meyers ist vielfaltig zertheilet / stehet überzwerch / und nicht
gerad im Erdreich.
Der wilde Meyer. Blitum sylvestre.
5. Der wilde Meyer / Blitum erectius sive tertium Tragi, J. B. polyspermon, C. B.
Hat ein weisse / schlechte und dünne Wurtzel / von welcher viel holkälichte und
anderthalb elen lange auch kürtzere stengel herfürkommen / trägt wenig
schwartzgrüne und mit langen stielen begabte blätter / so den stengel umgeben /
sie sind bald breiter bald schmäler und die obersten kleiner. Auß dem stengel
entspringen viel neben zweiglein / die [467] mit kleinen gelb-grünen und drauschlichten blümlein beschweret werden /
welchen der schwartze und gläntzende samen wie ein trauben zusam̅
en gesetzet / nachfolget. Es wächtzt alhier an sandichten orten bey dem
Wiesenfluß / ist aber viel kleiner / als derjenige / so zu zeiten bey den
misthäuffen gefunden. Etliche geben vor / daß man mit diesem kraut viel Fisch
fangen könne.
6. Der grosse Virginische Meyer / Blitum Virginianum majus, Park.
7. Der kleine Virginische Meyer / mit kleiner zaßlichter wurtzel / Blitum
Virginianum minus, Amaranti species, Park. parad.
8. Der Brasilianische Meyer / mit grünlichten ähre-blümlein; Blitum Brasilianum
Cararu Brasiliensibus, Lusitanis Bredos, Marggr.
9. Der runde / kleine Meer-Meyer / Blitum marinum teretifolium, Kali minus album
dictum, Raji. Kali minus album dictum, Raji. Kali minus album semine splendente,
C. B. minus, s. Sedum minus arborescens vermiculatum, J. B.
10. Der kleine haarige Meyer / Kali minus villosum, C. B. Kali parvum hirsutum,
J. B. Disem wird beynahem durchauß gleich seyn der kleine Meyer mit gläntzenden
blätteren / Kali minus foliis lucidis, Botan. Monsp.
11. Von dem berühmten Rajo werden annoch under die gattunge̅ des
wilden Meyers gezehlet die kleine / staudichte Haußwurtz / mit zaselichter / in
viel neben-würtzelein zertheilter / dicker / holtzichter wurtzel; elen-hohen
runden stengeln; halb zoll langen / safftigen / saltzichten blättlein; kleinen
gelblichte blümlein / wächßt in Franckreich an dem gestad des Rhodanflusses bey
Arles / häuffig; Sedum minus fruticosum, C. B. Vermicularis fruticosa altera,
Park. Cali species, s. Vermicularis marina arborescens, J. B.
12. Demnach die grössere gattung der kleinen staudichten Haußwurtzen / so in den
Gärten offt biß fünff / oder sechs schuhe hoch wächßt / mit bleich-gelben
blümlein; Sedum fruticosum alterum, C. B. Vermicularis arborescens, Parck. Cali
species, s. Vermiculati fruticis varietas major, J. B.
13. Der Ameritanische stachlichte Meyer / Blitum Americanum spinosum, Raji.
Amarantus Indicus spinosus, spicâ herbaceâ, Kathutampalà Zeylonensibus, h. e.
Pala s. Amarantus spinosus, Hermann. Catal. Horp. Lugd. Bat. Wird in die
Medicinischen Gärten geziehlet.
Eigenschafft.
Meyer ist kalter und feuchter natur im anderen grad. Hat viel wässerigen / mit
etwas nitrosischem saltz begabten safftes bey sich / hiemit die eigenschafft zu
erdünneren / und zu erweichen / den natürlichen Stulgang zu erhalten / und die
jastende hitzige Galle abzukühlen.
Gebrauch.
Meyer wird von vielen wie die anderen Kochkräuter / insonderheit umb Trient zu
der Speiß bereitet / aber bißweilen empöret er den Magen / bringet das würgen
und grimmen.
(Rothe Ruhr übrige flüsse der weiber.) Des rothen
Meyers samen 1. halb quintlein in Wegrich- oder Granaten-safft eingenommen / ist
gut wider die rothe Ruhr und übrige Flüsse der Weiber.
(Hüneraugen oder Leichdörner an den füssen.)
Meyer zerstossen und übergelegt soll die Hüneraugen oder Leich-dörner an den
füssen vertreiben.
Auß des grossen rothen Meyers samen / pflegt man in Schlesien und dem Brettigäw
sonderliche müßlein / wie auß dem Hirß zu machen.
CAPUT XCVII.
Zahme Melten. Atriplex hortensis albe & rubra.
Namen.
MElten / Milten / oder Molten / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Atriplex. Italiänisch / Atriplice.
Frantzösisch / Arroche. Spanisch / Armuella. Englisch / Orracha. Dänisch / Mield
/ Mild. Niderländisch / Melde.
Wilde Melten / heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Atriplex sylvestris. Italiänisch / Atriplice salvatico.
Frantzösisch / Arroche sauvage. Spanisch / Armuella montesina. Englisch / Homely
Orrache. Niderländisch / wilde Melde.
Geschlecht und Gestalt.
Die Melte wird in die zahme / wilde und Meer-melten abgetheilt / und hiemit in
viel geschlecht zertrennet / deren erstes ist
1. Die zahme weisse Melten / Atriplex hortensis alba, sive pallide virens, C. B.
alba hortensis Park. J. B. Bringet ihre blätter wie der Meyer / sind bey dem
stiel breit / von dannen außgespitzt / fert und safftig / sie erstlich wachsen /
werden sie weißlicht / darnach graß-grün / bißweilen bleich-gelb / eines
wässerigen Kraut-geschmacks. Der stengel hat viel neben zweiglein / ist zu
zeiten dreyer elen hoch / braun oder weißlicht / unden [468] rund / oben auff eckicht; trägt auff
seinen gipfeln viel kleine / bleiche blümlein / darauf folgt der runde / flache
/ amen in runden / dünnen hülsen verschlossen. Die wurtzel steigt tieff und
gerad in die Erden mit vielen angehenckten zäserlein. Hieronymus Tragus in dem
2. theil von Kräutern im 55. cap. berichtet: es seye sich zu verwunderen / daß
man zweyerld / samen bey einander finde / erstlich den breiten samen in dünnen
häutlein verschlossen: Der ander ist kleiner / nacket / schwartz und nicht
grösser als der samen an der Tausend-schön
2. Die rothe Garten- oder zahme Melten / Atripl. hort. rub. C. B. rub. hort. J.
B. Park. bekomt blut- oder purpur-rothe blätter / ist im übrigen an gestalt der
vorigen gantz gleich. Beyde diese Kräuter / müssen alle Jahr frisch gesäet
werden / oder besamen sich selbsten / weilen die wurtzel nicht über ein Jahr
dauret. Wir machen billich zwey Geschlecht darauß / allermassen der samen von
der weissen Melten allezeit weissen: und der rothe Melten-samen / nichts als
rothe Melten herfürbringt.
3. Die erste wilde Melten / Atriplex sylvestris solio hastato s. deltoide, Raji.
sylvestris altera, C. B. Hat bleich-grüne / drey-eckichte / wie ein spieß
gestaltete / glatte / etwas zerkerffte / mit zoll-langen stielen begabte
blätter. Der nicht gar kleine / fingers-dicke / mit marck gefüllte stengel /
wird anderthalb elen hoch / glatt / hohl-kälicht und ästicht / auff dessen
gipffelein die kleinen röthlichten / zaselichten blümlein ähre-weiß erscheinen.
Der samen ist klein / schwärtzlicht / und in jedem samen-hülßlein zwey. Sie
bringet nur ein einfache / mit grossen und kleinen fäser ein begabte wurtzel.
Wächßt von sich selbst in den Wein-gärten / an den Wegen / auff den Feldern und
Misthäuffen. Blühet im Sommer gegen dem Augstmonat
4. Die andere wilde Melten / Atriplex sylvestris angusto oblongo folio, C. B.
vulgaris angustifolia cum folliculis, J. B. Komt mie längeren und schmäleren
blättern herfür / als die vorige; die sind weißlicht / und an dem umbkreiß nicht
so viel eingeschnitten. Der stengel wird biß anderthalb elen hoch / gerad / dünn
/ schwach / hohl-kälicht / und ästicht. Die Aehre-blümlein aber erscheinen
weiß-graw: der samen rund / flach. Die wurtzel ist einfach / weiß / und sehr
zaselicht. Sie wächßt neben den Statt-mauren / und andern ungebauten orten /
auch in Kraut-gärten.
5. Die dritte wilde Melten / Atriplex sylvestris fructu compresso roseo vel
stellato, C. B. Park. hat ablange / finger-nagels breite / eckichte / weisse /
gleich als mit pulver überstrewte / außgespitzte blätter. Der stengel ist
hohl-kälicht / ästicht / rund / glatt krum und weiß. Bringt eine blättichte /
bleiche / flache Frucht. Sie wächßt in- und aussert den Statt-mauren / uod auff
den offenen plätzen / sonderlich umb Montpelier.
6. Die wilde Melten von Montpelier / Atriplex sylvestris Monspessulana cum
pulchris involucris, J. B. Atriplex sylvestris lappulas habens, C. B.
7. Die wilde Sommer-Melten / mit traublichten Blümlein und Samen / Atriplex
Halimi folio, C. B. Halimoides Lobelii, J. B. Itemque sylvestris foliis integris
racemosa, Ejusd.
8. Die wilde Melten / mit vier-blättigen / drauschlichten blümlein / und darauff
folgenden rothen / safftigen / wie ein Maulbeer gestalteten Samen-beerlein /
Atriplex sylvestris mori fructu, C. B.
9. Die wilde Melten / mit blümlein und samen in gestalt rother Erdbeeren /
Atriplex sylvestris baccifera, Clus. Hist. Atriplex Mori fructu minor, seu
fragifera minor, Moris.
I. Wilde Melten. I. Atriplex sylvestris.
10. Die gemeine wilde Melten / mit einfacher / weisser / holtzichter /
zaselichter wurtzel; elen-hohen / steiffen / dick- und eckichten / gestreifften
/ von unden biß oben ästichten stengeln; zwey biß drey zoll langen / an
anderthalb zoll langen stielen hangenden / eingeschnittenen / glatten / grünen /
bißweilen mit weissem Mehl-pulver angesprengten blättern; fünff-blättigen /
traublichten / außwendig weissen sehr kleinen blümlein; deren jedes einen runden
/ schwartzen / flachen / gläntzenden samen nach sich bringt; Atriplex I. sive
folio sinuato candicante, C. B. sylvestris, J. B. Wächßt bey alten Gemäuren / in
Kraut-gärten / und auff Misthäuffen. Blühet im Hewmonat; daurt meht übers jahr /
besamet gern von sich selbsten.
11. Die breit-blättige wilde Melten / mit einfacher / weisser / harter /
holtzichter / etwas zaßlichter wurtzel; geraden / elen-hohen / glatten / grünen
/ zimlich dicken und steiffen / ästichten stengeln; vielen an anderthalb zoll
langen stielen hangenden / unden breiten / und oben zugespitzten / dreyeckichten
/ glatten / dunckel-grünen blätteren; drauschlichten / sehr kleinen blümlein /
und kleinen runden / schwartzen samen. Wächßt
|| [469]
Die breitblättige wilde Melten.
Atriplex sylvestris latifolia,
Die schmalblättige gezähnlete Melten.
Atriplex angustifolia dentata.
Meer-Melren. Atriplex maritima.
an gleichen orten wie die vorige / Atriplex sylvestris latifolia acutiore folio,
C. B. Atriplex dicta Pes anserinus alter, sive ramosior, J. B.
12. Die wilde Melten / mit kleinen gelben blümlein; Atriplex sylvestris altera,
folio sinuato, saturò virente, spicâ subrubrâ, Moris.
13. Die nidrige Melten / mit dicken / gläntzenden / eingeschnittenen / und etwas
röthlichten blättern; Atriplex procumbens, folio sinuato, lucido, crasso, Moris.
14. Die Mauritanische Meer-Melten / mit silberfarben Wegtritt-blättern / Atriplex
maritima Mauritanica foliis Polygoni argenteis, semine amplo fusco, vasculis
rotundis, Raji.
15. Die schmal-blättige / gezähnlete Melten / mit schuhe-hohen / gestreifften /
ästichten / geraden / zimlich dicken stengeln; halb zoll breiten / drey qwer
finger langen / zerkerfften oder gezähnleten blättern; ähre-gestalteten
blümlein; zwey-höligen Samenhäußlein; Atriplex angustifolia dentata, Raji.
angustifolia laciniata minor, J. B. Atriplex maritima angustifolia, C. B.
16. Die schmal-blättige gezähnlete Meer-Melten; Atriplex angustifolia maritima
dentata, Raji.
17. Die immerwährende Meer-Melten / Atriplex maritima perennis folio deltoide
triangulari, minus incano, Moris.
18. Die kleinste schmal-blättige Meer-Melten / Atriplex minima angustifolia
maritima, Bocconi.
19. Die Meer-melten / Atriplex maritima, J. B. maritima laciniata, C. B. kriecht
mit jhren schuhe-langen / weissen stengeln oder zweiglein auff den boden / auß
welchen eckichte / weißlichte blätter herfür kommen / die sind
gestaltet wie der Binetsch / jedoch aber kleiner. Oben am gipffel bringet sie
viel kleine blümlein / in gestalt der träublein / und hernach den in
runtzlichtem / rauchem / hinden stachlichten / rothen oder grünen samen. Die
wurtzel ist dick / und in viel zaseln getheilt. Sie wächßt an dem Ufer des Meers
/ insonderheit findet man sie am gestad des Mittelländischen und Adriatischen
Meers. Beyden meerlachen zu Venedig kommet sie in [470] grosser anzahl herfür / allda man die
Aschen zu bereitung der Gläseren gebrauchet. Petrus Matthiolus hat sie in
grosser menge bey den Saltzgruben an dem Meergestad bey Triest angetroffen. Das
kraut in fleischbrühen (Wassersucht / grosse Fette des
Leibs.) gekocht und diese getruncken / ist den Wassersüchtigen
dienlich / und solle die fette Leuth mager machen.
20. Die Americanische Melten / Atriplex. Americana, Herm.
21. Die breitblättige wilde Melten / der Gänßfuß genant / Atriplex sylvestris
latifolia C. B. Lob. Atriplex dicta pes anserinus, J. B. hat ein grosse zasichte
wurtzel / so sich auff die seiten strecket. Der gestreiffte stengel wächßt
elen-hoch / auch bißweilen höher / und wird in nebenzweiglein getheilt. Die
blätter sind den Melten-blättern ähnlich / und an dem umbkreiß mit spitzigen
kerffen außgeschnitten / wie ein Gänßfuß. Die Blumen erscheinen roth / der samë
vergleicht sich dem Melten-samen. Man findets auch mit kleinern blättern. Es
wächßt in den Gärten und an andern orten / da viel mist liget. Offenbar ist /
daß die Schwein / so sie von disem kraut ossen / alsobald sterben / dahero man
es Schwein-tödt nennet / und im geringsten nicht gebraucht wird.
22. Die stinckende wilde Melte / oder das Schamkraut / Atriplex sylv. VIII. s.
foetida, C. B. foetida, J. B. Hat kleine zaßlichte wurtzel / viel stengel und
weißlichte blätter / so auff der erden ligen / und scheinen als wären sie mit
mehl besprenget / sind den Melten-blättern ähnlich / jedoch kleiner / und schier
so groß alß der Majoran. Es bringt kleinen weissen und traublichteu samen / wie
die wilde Melten. Gibt ein geruch wie ein stinckender Bock / oder ein faule
gesaltzene fischbrüh von sich. Wächßt auff den trucknen Hoffstätten neben den
mauren da die Hunde hinseichen. Man gibet vor / so es die Hunde riechen / werden
sie mit gewalt zur geilheit getrieben / denn es nach etlicher meinung von dem
Hunds-harn herkommet / da hingegen andere vermeinen / es wachsse auß dem
gestanck des Erdreichs. Ferners berichtet Castor Durantes in seinem Kräuterbuch
am 1073. blat. Welchen Weibern die Kleider mit diesem kraut gerieben werden /
denen sollen die Hunde hauffenweiß mit grossem lachen der zusehenden
nachlauffen. Das auß diesem Gewächß am ende des Mäyens destillierte (Schrundë und Fifteln des Hinderen oder Mastdarms /
offene Schäden an heimlichen orten bey Man̅ und Weib. Würm in
faulen Schäden der Thierë.) wasser heilet die schrunden und fisteln
des Hindern oder Mastdarms / wie auch die offenen Schäden an heimlichen orthen /
bey Man̅ und Weib / stillet zugleich den schmertzen der Gold-ader
/ so man leinene tüchlein darinn netzet / und warmlicht offt überleget.
Hieronymus Tragus vermeldet / dieses kraut seye ein gewisses mittel für die Würm
/ in faulen schäden der Thieren / so man es ihnen anhencket / oder in die
schäden reibet / davon sie hinauß fallen / wie er solches selbst gesehen habe.
Von der Melten und dem Eppich / welchen man in Nider-Sachsen Marck nennet / ist
ein uraltes Sprichwort / man solle viel mercken oder hören / hören / aber wenig
melden oder reden.
Sihe: marck und melde
Wachssen beyd im Felde!
Nim̅e marck / laß melde stehn /
So kanstu wol mit Leuthen umbgehn.
Eigenschafft.
Die Melten sind feucht im anderen / und kalt im ersten grad: haben viel
wässerigen safft neben etwas nitrosisch flüchtigen saltz in sich / und daher die
Eigenschafft zu erweichen / zu eröffnen / den Stulgang zu befördern / und den
Harn zu treiben.
Gebrauch.
Man isset die gekochte Melten zu befürderung des Stulgangs / denn Galenus lib. 6.
de simplic. medicam. Facultat. cap. 67. vermeldet / daß die Melten nicht lang im
Magen verharre / sondern bald durchbreche. Hingegen berichtet Plinius lib. 20.
histor. natur. cap. 20. wie Pythagoras dafür halte / die Melten könne schwerlich
verdäwet werden / und solle die Wasser- und Gelbsucht verursachen. Ferners
zeiget Plinius an / auß dem Dionysio und Diocle, daß die Melten dem Magen
zuwider seye / und viel Kranckheiten mit sich bringe.
Matthiolus hat einen Apothecker gekennt / welcher mit dem Melten-samen / die
starcken Bauren ob- und nid-sich zu purgieren im gebrauch hatte.
(Verstopffung des Leibs.) Die Lombarder Bauren
pflegten die blätter der wilden Melten zu zerschneiden / solche mit geriebenem
Käß / Butter und Eyer zu vermischen / und darauß Kuchen zu bachen / deren sich
wider die verstopffung des Leibs zu bedienen.
In der Insul Virginia wird auß den stengeln der Melten ein saltz gemacht / dessen
die Inwohner sich zu den Speisen bedienen.
Sonsten wird das kraut auch zu erweichenden und linderenden Clystieren und
Pflasteren / wie auch zu kühlenden Fußwasseren gebraucht.
CAPUT XCVIII.
Meer-burtzel. Halimus.
Namen.
MEer-burtzet oder Meer-portulac / heißt auff Lateinisch / Halimus, Portulaca
marina. Englisch / Leaved dea-Purslane.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der Meer-burtzel / Atriplex Halimus dicta latifolia,
Raji. Halimus latifolius s. fruticosus, C. B. Halimus Clusii, J. B. Ist ein
weisses dem Stechdorn ähnliches Gestäud / drey biß vier eten hoch / mit vielen /
dicken / holtzichten / zerbrüchlichen stengeln / auß einer harten / holtzichten
wurtzel auffsteigend. Die blätter sind den Stechdorn-blättern gleich / aber
breiter und kürtzer / auff länglichten stielen sitzend / dick / safftig /
weißlicht / und etwas gläntzend / auch im Winter grünend / eines saurlichten
geschmacks. Die Blumen erscheinen in dem Sommer / fast wie an dem Oelbaum /
klein / purpurfarb / moosicht / drauschlicht / an den gipfeln der
|| [471]
Meer-burtzel. Halimus.
ästen; darauff folgt der kleine / flache / schwartz-braune samen / und wird in
dem Herbst reiff. Dieß kraut mag die herbe winterkälte nicht erdulden / sondern
muß wohl verwahret werden. Wächßt bey Lisabona in Portugal / und Messana in
Sicilien häuffig von sich selbsten / sonderlich in denen nahe dem Meer stehenden
Hecken. In teutschen Landen wird sie durch gantze pflantzen / und deroselben
zerreissung fortgebracht; kommet auch zwar zur blühte / aber nicht zum samen;
jedoch wenn man denselben auß warmen Länderen haben kan / gehet er wol auff.
2. Die schmalblättige Meer-burtzel / welche nicht viel über elen hoch wächßt /
mit weissen schwancken / dünnen gertlein; ablangen / schmalen / fetten /
grawlichten blätteren; traublichten / krautfarben blümlein; und darauf
erscheinenden runtzlichten / zweyhöligen samen-hülßlein. Wächßt in den
Meergeländen des Königreichs Valentia / wie auch auff den Insulen / welche der
in zwey Hörner sich bey dem Meer scheidende Rhodan-fluß machet; Halimus
angustifolius procumbens, C. B. Portulaca marina fruticosa, quae Halimus 2.
Clusii, J. B.
3. Die Meer-burtzel / mit schuhe-hohen / dünnen / schwancken / blau-purpurfarben
ästlein; fetten / safftigen / bleich-grünen / glatten / saltzichten
Burtzel-blättern; häuffigen / trauben-weiß zusam̅en gedrungenen /
grünlicht-purpurfarben blümlein / und samen: wächßt in den Meergründen in
Engelland / Holland / Flandern / Seeland / und an dem mittelländischen Meer;
erduldet die Winterkälte; Halimus s. Portulaca marina, C. B. marina fruticosa,
quae Halimus 2. Clusii. J. B.
4. Die kleine Teutsche Meer-melten / mit dünner / haar-faseliger wurtzel /
äschgrawem / quer hand hohem / gekrümten / ästichtem stengel; wenigen
ablang-runden grawlichten Melten-blättern; vielen / kleinen / inwendig
bleich-gelben / moosichten / von langen stielein hangenden blümlein; und darauff
folgenden / in vierfachem gefäßlein eingeschlossenen / kleinen / grawlichten /
Nieren-gestalteten samen-kernlein: Halimus minor, C. B.
Eigenschafft.
Dieß Kraut hat viel wässerigen / mit nitrosischem saltz begabten saffts in sich /
und deßwegen die Tugend zu feuchten / zu kühlen / zu erweichen / den Stulgang
täglich zu erhalten / auch wol zu zertheilen und durch den Harn zu treiben.
Gebrauch.
In der Artzney wird meines wissens dieß Kraut gar nicht gebraucht; In
underschiedlichen Ländern aber geniessen es die Einwohner zur Speise / weilen es
ein nicht unlieblichen und etwas gesaltzenen geschmack abgiebet.
CAPUT XCIX.
Sammer-blum. Amarantus purpureus.
Namen.
SAmmet-blumen oder Tausendschön heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Amarantus purpureus, Flos amoris. Italiänisch
/ Amaranto porporino, Fior di velluto, Fior di amore. Frantzösisch / Fleur di
velour, Passevelours, Amarante. Englisch / Goldenflovre amour / Flowergentill.
Niderländisch / Fluweel bloem.
Dise holdselige Namen trägt dieses kraut darumb / dieweil seine Blumen schön /
dun [472] ckel
Hanenkamm oder Straußfeder. Amarantus cristatus.
-braun und lind sind / wie ein Sammet / und ob sie wol dürr werden / verlieren
sie doch ihre farb nicht / sondern bleiben alwegen grün / lustig und frisch.
Derhalben pflantzen sie die Jungfrawen in ihren Gärten und Scherben für den
Fenstern / spahren sie biß auff den Winter / lassen sie ein wenig im wasser
erquellen / und machen Kräntze darauß.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der Sammetblum / Amarantus maximus, C. B. Blitum maximum,
s. Amarantus major, semine albo, J. B. wächßt in fettem Erdreich biß Man̅s-höhe / hat einen dicken / holkehlichten / röthlichten / mit
vielen neben-ästlein begabten stengel: die blätter sind groß / runtzlicht /
außgespitzt / grün-purpurfarbig / ohne geschmack. Die in quer hohe ähre
außwachsende / dunckelpurpurrichte blümlein kom̅en so wol neben
den blättern / als an den gipfeln der ästen herfür: darauff folgen die kleinen /
weissen samen / da ein jeder in sonderbahrem häußlein verschlossen.
2. Die grosse wilde Sammet-blum mit langen / fleisch- oder purpur-farben / auch
wol grünen blumen-ähren; kleinen / schwartzen / oder dunckel-rothen gläntzenden
samen; und grünen oder purpurfarben blättern / je nach dem die farb der Blumen
ist; Amarantus sylvestris maximus Novae Angli???, spicis purpureis, carneis, aut
viridibus, Raji.
3. Die grosse Sam̅et-blum mit hangendem Blumkolbe / Amarantus
maximus paniculâ longâ pendulâ, semine rubello, Raji. Amarantus coccineus
elegans maximus, Park. Steigt mit einem eintzigen / grossen / runden / dicken
stengel hoch auff: trägt blätter wie obige geschlechter / auch etwan grössere /
an farb grün-gelb / mit etwas röthe angesprengt; ja auch wol in der mitte
gefleckt: die sehr schön / und hoch-purpurfarben blumen sind an den gipfeln des
stengels und seiner ästen / in ähre geordnet / dergestalten / daß allweg ein
grosse lange Blum-ähre in der mitte abwerts hanget / welche bey ihrem ursprung
viel neben-blum-ähre hat / und also dicker ist / sich nach und nach zuspitzend /
und schmäler wird. Diese Blumen behalten ihre hoch rothe farb sehr lang / auch
wen̅ sie an dem lufft gemächlich dürr worden / der samen ist
auch schön röthlicht / und nicht weiß.
Dise drey beschriebenen Geschlechter sind Monosperma, und tragen in einem
häußlein nur einen eintzigen samen. Die folgenden geschlecht aber sind
Polysperma, und bekom̅en in einem häußlein biß vier oder fünf
samenkernlein; haben auch weichere / gleich dem Sammet / linde / gläntzende
Blumen-ähre / welche an der farb ungleich erscheinen / und bald Scharlach-roth /
bald Purpurfarb / gelb / goldgelb / weiß und fleischfarb gefunden werden.
4. Die gemeine purpurfarbe Sammetblum / Amarantus purpureus, J. B. Ger. purpureus
minor, Park. paniculâ conglomeratâ, atque etiam simplici paniculâ, C. B. Hat ein
dicke / safftige / roth-weisse wurtzel; einen eintzigen / purpurfarben / etwas
holkelichten / elen oder anderthalb elen hohen stengel; welcher mit weichen /
glatten / satt-grünen / an dem rand etwas röthlichten / ungeschmackten blätteren
bekleindet; und mit gläntzene-purpurfarben / sehr anmuthigen / aber ohne geruch
erscheinenden blumen-ähren gezieret; ein jedes blümlein aber hat fünff blättlein
/ und so viel fäserlein: darauff folget der schwartze / kleine / gläntzende /
runde / flache samen. Die Blumen-ähre behaltet ihre farb lang / ob sie schon
dürr ist. Es ist diß Kraut nicht daurhafft / sondern muß ins gemein jährlich
wider frisch gesäet werden.
5. Die Tausendschön mit sonderlich schönem Blum-dolder / Amaranthus paniculâ
incurvâ, C. B. paniculâ incurvâ, C. B. paniculâ speciosâ cristatâ, J. B. treibt
auß einer wurtzel viel ästichte / gestriemte / über elen hohe stengel / welche
gegen der erden mit roth-safftiger rinde bekleidet. Die blätter sind wie in
vorigem Geschlecht: die sehr schöne / und hoch-purpurfarbe Blume / welche nicht
so fast in ähre-form / sonderen mehr auß einander gebreitet / ist hin und wider
in einander geslochten. Die farb des Blumen-dolders ist ungleich / in einem
kraut Scharlach-roth / in dem anderen fleisch-farb / gelb / gold-gelb / sc.
6. Die Tausendschön mit längern schmälern blättern / als in vorigen geschlechten;
und fleisch-farben gleichsam ästichten blumen-dölderlein / Amarantus paniculis
ramosis incarnatis, è spicis brevibus velut frumenti, multis compositae. Amar.
carneâ spicâ, Park. parad.
7. Die Tausendschön mit langen / einfachen / weissen Blumen-ähren / Amarantus
spicis longis, simplicibus, albis, Raji.
8. Die gescheckte Tausendschön / mit [473] kurtzer / weisser / zertheilter wurtzel / einem schuhe hohen / röthlichten /
eintzigen stengel / und gescheckten Meyer-blätteren / welche einseits grün /
anderwerts gelb / auch rosenfarb erscheinen; trägt kleine / mit gelben düpflein
gezeichnete Blumen-ähre; Amarantus folio variegato, C. B. tricolor, Park.
Symphonia Dalechampio s. Amarant. tricolor, J. B.
9. Ein der Sammet-blum ähnliches Ost-Indianisches kraut mit weissen / und auch
purpurfarben zusam̅en gedrungenen blümlein; Amaranto affinis
Indiae Orientalis, floribus glomeratis, Ocymoides folio, Breynii. Flore albo,
& flore purpureo.
10. Die Sicilianische / daurhaffte Sammet-blum / mit hell-rothen Blumen-ähren /
Amarantus Siculus spicatus radice perenni, P. Boccon.
Die mancherley Arten der Sam̅et-blum / werden zum theil in den
obstehenden Figuren angemercket. Wie denn A. die kleinere bedeutet / mit
subtileren blättern / aber mit härtern blüthen / welche sehr gleissen. B. Mit
breiteren blättern ist die grössere / hat zartere Blumen / aber nicht so hell
und hoch von farben. C. Ist gar ein besondere art / derer blüth gestaltet wie
ein Hahnenkam oder Federbusch / dessen grössere art mit † bezeichnet ist. Diese
bringet nicht so viel samen als die vorigen zwo / wird auch zu zeiten mit
stengeln zweyer finger breit / und einer sehr breiten blüth gefunden / solches
ist aber mehr ein mißgewächs als der samen daran / welcher wenig ist / und ob er
wol wider solche breite stengel bringet / werden sie doch nicht allezeit also /
sondern schlagen wider in die gemeine art.
Eigenschafft.
Die Sammet-blume ist kalter und trockener natur / hat viel wässerigen / mit etwas
nitrosischem / subtilem saltz vermischten safts bey sich / und daher nicht
ungleiche Tugenden und Eigenschafften mit den Meltenkräutern. Wird mehr lusts
denn nutzes halben gezielet / und in der Artzney nicht gebraucht.
CAPUT C.
St. Peters-kraut. Parietaria.
Namen.
SAnct Peters-kraut / oder Tag und Nacht heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Parietaria, Herba muralis, Vitraria,
Urceolaria, Perdicium, Elxine. Italiänisch / Parietaria, Vetrivola. Frantzösisch
/ Paritaire, Parietaire. Spanisch / Serva del muro. Englisch / Pellitorye of
thewall. Dänisch / Murkrud / dag oc nat / St. Peter???urt. Niderländisch /
Glaskruyd / Parietarie. Parietaria wird es genant / dieweil es gern an den
Wänden / Mauren und Zäunen wächßt / daher Käyser Trajanus, welcher sich an
vielen orten Statuas, Ehrensäulen auffstellen / und Inscriptiones,
Vberschrifften in die Mauren einhawen lassen / Herba parietaria, Wand- oder
Mauren-kraut zum gespött genennet worden. Vitraria oder Glaßkraut heisset es /
weil man mit diesem
St. Peters-kraut. Parietaria.
Kraut die Gläser sauber machet. Perdicium nennet man es darumb / weil es die
Rebhüner gern essen.
Gestalt.
St. Peters-kraut / Parietaria, J. B. Par. officinar. & Dioscoridis, C. B.
vulgaris, Park. hat einen ästichten / haarigen / zarten / röthlichten oder
braunen stengel / die blätter vergleichen sich dem Bingelkraut / haben doch an
dem umbkreiß keine kerffen / sind glitzend / haarig und rauch. Seine blümlein
erscheinen sehr klein und purpurbraun im Hewmonat. Der samen ist schwartz und
gar klein / in kleinen rauchen häußlein / die sich an die Kleider hencken /
verwahret / die wurtzel ist röthlicht und zasicht. Ein kleinere art mit
Basilienblätteren / wächßt an den Mauren zwischen Bing???n und Coblentz am
Rhein. Es hat annoch ein kleinere art dieses krauts / so da von C. Bauhino
Parietaria Ocymi folio genennet worden. Paul. Boccone gedenckt auch eines
Sicilianischen Glaßkrauts mit kleinen Hünerdarm-blättlein / Parietaria Sicula
Alsines folio, Boccon.
Eigenschafft.
St. Peters-kraut ist kalter und feuchter natur; hat viel wässerigen / mit viel
nitrosischem saltz / und wenig schwefelichten theilen vermischten safft bey sich
/ hiemit die tugend zu kühlen / zu säuberen / zu erweichen / zu erdünneren /
wind zu vertheilen / den Harn und Stulgang zu befürderen.
Gebrauch.
(Husten / foder auff der brust.) Ein handvoll St.
Peter???-kraut in einer maß frisch Brunnwasser gesotten / und davon getruncken /
ist gut wider den Husten / (Husten und keichë des
rindviehs.) und reiniget die Brust von allem Koder. Daher haben die
Alten dieß Kraut gestossen / es dem Rindvieh für den Husten und das Keichen
eingeben.
|| [474]
Dieses Kraut in Fleisch-brühen gesotten und (Kalter
seich / grimmen.) getruncken / stillet den kalten Seich und das
Grimmen / welches von winden entstanden ist.
Die blätter gedörret / und das Pulver in (Wunden)
die Wunden gestrewet / befürdert die heylung.
(Grieß / Stein.) Es wird dieses Kraut auch
nutzlich under die Clystier und Lenden-bäder / wider das Grieß und den Stein
gebraucht.
Glaßkraut zu einem Muß verstossen / mit (Harnwinde /
lendendenweh / Stein der Nieren.) Scorpionen-öl vermischt / und also
wie ein cataplasma warmlicht über den underen Leib / und hinden über die Lenden
geleget / stillet die Harnwinde / und das Lendenwehe; beförderet den Harn und
Stein auß den Nieren.
Hieronymus Tragus vermeldet / so man etliche handvoll Brunnkreß / und St.
Peterskraut in ein Säcklein thue / in Wein siede / (Grim̅en.) und außgedruckt / warm über den Bauch
lege / stille es das Grimmen / und befürdere den Harn / wenn kein
Leibs-verstopffung vorhanden seye.
(Verstandener haru.) Auß dem Safft wird ein Syrup
bereitet / welcher Löffelweiß gebraucht / den verstandenen Harn fort treibet /
und also die Wassersucht (Wassersucht.) offt
vertreibet.
Das Wasser / welches auß dem St. Peters-kraut (Verstandener harn und monatliche reinigung der weiber. Sand und scheim in
den nieren und der blasen / husten.) destilliert wird / treibet den
verstandenen Harn / und monatliche reinigung der Weiber / reiniget die Nieren
und Blasen von allem Sand und Schleim / befürdert den Außwurff in dem Husten /
so man Morgens nüchtern drey oder vier loth davon trincket.
Nicolaus Agerius berichtet / so man mit disem wasser das Angesicht wasche / halte
es solches schön und klar. Mit Maulbeer-safft (Hitz
und geschwulst des hals / grind / flechten / zittermähler / mager oder
mägerin der Kinder.) und Rosen-honig vermischt / und damit gegurgelt /
löschet die hitz des Hals / und zertheilet die angefangene geschwulst
desselbigen. Die Haut darmit gewaschen / vertreibet den Grind / Flechten und
Zittermähler: wenn die Kinder mit dem Mager oder Mägerin geplaget / soll man
leinen tüchlein darinn netzen / und lawlicht überlegen / auch die Kinder in
diesem Kraut baden.
Man haltet das jenige Glaßkraut / so da an den Gemäuren wächßt / und das
nitrosische subtile saltz auß denselben an sich zeucht / für das kräfftigste.
CAPUT CI.
Bingelkraut Weiblein. Mercurialis foemina.
Bingelkraut Männlein. Mercurialis mas.
Namen.
BIngelkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Mercurialis, Linozostis. Italiänisch / Mercuriale, Mercorella.
Frantzösisch / Herbe mercuriale. Spanisch / Mercuriales, Vrtiga muerta. Englisch
/ Mercurii / Dänisch / Bingelurt. Niderländisch / Tam Bingelkruyd / Mercuriaell.
In Teutscher Sprach nennet man es auch Mercuriuskraut / Bäumlein-kraut / und
Kühwurtz.
Geschlecht und Gestalt.
Bingelkraut ist zweyer Geschlecht / das Weiblein und Männlein.
Das Weiblein Mercurialis spicata sive foemina Dioscoridis & Plinii, C. B.
Mercurialis annua glabra vulgaris, Raji. Wächßt anderthalb schuh hoch / bringt
einen eckichten / glatten / zweighafften stengel / mit vielen gewerben oder
knoden / auß welchen die blätter entspringen / wie im grossen Basilien-kraut /
die sind zwar grün / aber gemeiniglich ein wenig auff gelb geneigt / an dem
umbkreiß zerkerfft / eines widerwilligen nitrosischen geschmacks. Auß den
gewerben zwischen den blättern gehen lange stiel mit zusam̅en
gedrungenen vierblättigen / moosichten blümlein / wie ein klein träublein / die
fallen gemeiniglich ohn samen ab; hat schwache / übers Jahr nicht daurende
wurtzeln / mit vielen neben-zaseln.
Das Männlein / Mercurialis testiculata s. [475] mas Dioscor. & Plinii, C. B. Ist dem Weiblein allerding gleich /
außgenom̅en die blätter sind etwas schwärtzer / darzu bringt
es bey den gewerben seinen samen / der ist rund und rauch / je zwey und zwey
körnlein neben einander.
Beyde Bingelkräuter wachßen bey uns gern in den Weingärten / wo sie einmahl
hinkommen / sind sie nicht bald zu vertreiben: man sind sie bißweilen in solcher
grossen menge in den Weinbergen / daß auch der Wein zu zeiten von ihnen den
geschmack an sich nimmet.
Eigenschafft.
Bingelkraut wärmt und tröcknet im ersten grad; ist mit einem nitrosischen saltz /
und wenig schwefelichten theilen / neben vielem wässerigen safft begabet / davon
er auch die eigenschafft hat / zu erweichen / zu erdünnern / zu säuberen / die
Mutter zu öffnen und zu reinigen / auch den Stulgang und Harn zu beförderen.
Gebrauch.
Johannes Schroederus in Pharmacop. Med. Chym. lib. 4. class. 1. p. m. 103.
berichtet / daß etliche (Grim̅en bey den
Kindern.) Weiber zu Franckfurt den jungen Kindern / von diesem kraut
zu pulver gestossen / in der Pappen eingeben / bey ihnen das grimmen zu verhüten
/ und den Leib offen in behalten.
(Wartzen.) Das Bingelkraut-safft vertreibet die
Wartzen / so man sie damit reibet.
(Verstopffer Leib.) Es wird das Bingelkraut gar
nutzlich zu den Clystieren gebraucht / den verstopfften Leib dadurch zu
erweichen. So ein Mann oder Weib etliche tag kein Leibs-öffnung hat / soll man
ihme dieses Clystier geben. Nim Bingelkraut drey hand voll / Pappeln / ein hand
voll / siede solches in wasser / alßdenn nimm der durchgesiechten brühen ein
quartal / thue darzu Roßmarin-honig 4. loth / Camillenöl 2. loth / mache es
alles zu einem Clystier.
(Vnsenchtberkeit der Weilbern.) Bingelkraut /
Beyfuß / Betonien / und Rosen in wasser gesotten / und von solchem gesottenen
wasser offt warmlicht in den Mutterhals der unfruchtbaren Weiberen / nach vorher
beschehener monatlichen reinigung / gesprützt / reiniget die Mutter von allem
schleim / und mag die traurigen Weiber Fruchtbar machen.
(Verstopffte reinigung der weibern und find
betterinnen.) Welchen Weibsbilderen die Monatblum zuruck bleibt: oder
wenn sich die Mutter bey den Kindbetterinnen / wegen versteckten Nachfluß /
nicht wol reiniget / so kan man das Bingelkraut verstossen / in zarten wechen
leinwat thun / einen zapfen darauß machen / und also in den Mutterhalß warmlicht
stossen / so wird sich die Mutter eröffnen / und die Reinigung darauff erfolgen.
Andere nehmen ein loth gepülverte Myrrhen / ein messerspitz voll gestossenen
Saffran / und ein wenig Aloes / mischen Honig / und von dem außgetruckten
Bingelkrautsafft darunder / wicklens in Leinwat zu einem Mutterzapfen / und
steckens also den Weibern laulicht bey.
(Leibs verstopffung. Schleim / Sand der Nieren.)
Ein handvoll grün oder gedörrt Bingelkraut in wasser / oder halb wasser halb
wein gesotten / und davon getruncken / eröffnet den verstopfften Leib / und
treibt Schleim und Sand durch die Nieren.
(Bingelkraut-H???nig.) Bingelkraut in Honig
gekocht / und gesichtet / gibt den Bingelkraut-Honig / Mel Mercuriale, ab /
welches sonderlich zu den erweichenden und reinigenden Clystieren nutzlich
gebraucht wird.
Wild Bingelkraut Männlein. Cynocrambe mas.
Wild Bingelkraut Weiblein. Cynocrambe foemina.
Namen.
WIld Bingelkraut oder Hundsköl heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Cynocrambe, Mercurialis sylvestris, Brassica
canina. Italiänisch / Mercorella salvatica, Mercorella bastarda, Castamaria.
Frantzösisch / Mercuriale sauvage, cho??? de chien. Spanisch / Verza peruna.
Englisch / wild Mercury / dogs Mercury. Niderländisch / wild Bingelkruyd.
Geschlecht und Gestalt.
Das wild Bingelkraut / Cynocrambe mas [476] & foemina, Ger. emac. Mercurialis mas & foemina, s.
Mercurialis repens, J. B. montana testiculata, & montana spicata, C. B.
ist dem vorigen nicht ungleich / allein daß es nicht so hoch wächßt / so sind
auch die stengel dünner / rund / holkelicht / und schuh hoch / die blätter etwas
grösser / doch weniger / sonsten wollicht und zart. Die wurtzel ist weiß /
zasicht / so sehr umb sich kriecht / und daurhaft ist. Dieses ist auch
zweyerley: das Männlein mit zweyfachen hülßlein / und zweyen körnlein / welche
rund und blaufarb sind: das Weiblein mit zusammen gedrungenen blümlein / wie ein
klein träublein: nach dem Mäy verwelcket das kraut / so in den hohen Wäldern /
oder in den steinichten Rechen wächßt / und einen unlieblichen geruch hat. Beyde
wachßen alhier auff dem Berg bey dem Dorff Muttentz; gehen gleich im ersten
Frühling auff / in dem Herbst verdorren die blätter und stengel / die wurtzel
aber bleibt grün.
Eigenschafft.
Das wilde Bingelkraut hat durchauß gleiche tugend und eigenschafft mit dem
obbeschriebenen zahmen Bingelkraut / unb kan an dessen stelle gebraucht werden.
Welsch Bingelkraut Männlein und Weiblein. Phyllum mas & foemina.
Namen.
DAs welsch Bingelkraut heißt Griechisch / [Greek
words] Lateinisch / Phyllum, Matth. Phyllum testiculatum &
spicatum, C. B. archenogonon, & thelygonon folio incano Monspessulanum,
J. B.
Geschlecht und Gestalt.
Das welsch Bingelkraut ist auch zweyerley / das Männlein und das Weiblein.
Das Männlein hat ein harte / holtzichte / weisse / kleinen finger sdicke / in
viel nebenwurtzeln abgetheilte wurtzel. Auß welcher ein holtzichter /
viereckichter / weiß-wollichter stengel entstehet / eines schuhs hoch / mit viel
neben-ästlein / an welchen weiche / rauche / wollichte blätter stehen / je zwey
neben einander gesetzt / eines sawerlichten und gesaltzenen geschmacks /
anzusehen wie die ölblätter: zwischen den blätteren und gläichen wächßt ein
kleines stielein mit einem zweyfachen runden hülßlein / in welchem ein
aschenfarber samen ligt.
Das Weiblein ist dem andern gantz gleich / allein daß es gemeiniglich höher
wächßt / auch sind seine stengel viel schwächer und geringer. Auß den gläichen
kommen länglichte schmale stielein / mit bleichgrünen / moosichten / hart
zusammen gedrungenen blümlein gezieret / nach denen der samen gar langsam auß
runden hülßlein außzuwachsen pfleget.
Beyde geschlecht wachßen an rauchen steinichten orten in Italien / Spanien und
Franckreich / sonderlich umb Montpelier: Sie blühen im Aprill.
Eigenschafft.
Das welsche Bingelkraut hat nicht ungleiche kräfften und eigenschafften mit den
vorigen; wird aber in der Artzney nicht sonderlich gebraucht.
Hunds-köhl. Cynocrambe Dioscoridis, C. B.
Namen.
HUnds-köhl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cynocrambe Dioscoridis, C. B. Alsine foetida, Fabio Columnae
Dioscoridaea, J. B. Alsine Parietariae foliis, C. B. Phytop. Cynocrambe
Iegitima. Diosc. Park.
Gestalt.
Der wahre Hunds-köhl Dioscoridis, hat ein langlichte dünne und zaßlichte wurtzel
/ auß welcher viel runde / gekälte / glatte / saftige / spannenlange / auch
längere / zuruck gebogene gäbelein herfür kommen / die sind grün / bißweilen was
röthlicht / und mit vielen gläichlein underschieden / auß jeglichem schiessen
erstlich herfür zwey rundlichte blätlein / in der gestalt des Vogelkrauts; bald
folget wechßelweiß an einem theil und ort ein sechs mahl grösser blatt / so mit
einem ablangen stiel begabet / länger als der runde Saurampff / und gleichsam
mit einer besprengung überzogen ist: endlich werden bey den gläichlein andere
zehen mal kleinere / doppelte / drey- und sechsfache blätter wahrgenommen: Neben
welchen von dem underen theil der wurtzel biß zu dem obersten der gäbelein
zwey-drey- oder vierfache / weisse / moosichte / mit vielen fädemlein begabte
blümlein erscheinen. Denen folget ein kleine / runde / hartlichte / erstlich
grün / hernach aschenfarb / zwischen den blättern an den gläichen hangende / und
mit einem weissen marck angefüllte frucht nach. Das gantze Kraut hat ein
wässerigen und unlieblichen geschmack. Es wächßt in Franckreich bey Montpelier
an schattichten orten / und gehet auch in unseren Gärten auff.
Eigenschafft.
Der Hunds-köhl komt den übrigen Bingelkräuteren an Eigenschafften nahe bey; wird
aber auch in der Artzney wenig oder gar nicht gebraucht.
|| [477]
CAPUT CII.
Lattich. Lactuca.
Endivien-Lattich. Lactuca intybacea.
Namen.
LAttich oder Lactucke / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Lactuca. Italiänisch / Lattuca, Lattuga.
Frantzösisch / Laictue, Laitue. Spanisch / Lecsaha. Englisch / Lettice. Dänisch
/ Lacktucke / Lacktyge. Niderländisch / Lattouwe:
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der gemeine Garten-Lattich / so nicht in köpffe schiesset
/ Lactuca sativa, C. B. sativa non capitata, J. B. überkomt ein holtzichte und
zaselichte wurtzel / wie auch die nachfolgenden / darauß ein zarter / elen-hoher
/ runder stengel wächßt / so auch zu zeiten viel höher / und mit langen /
breiten / runtzlichten / weichen blättern besetzet wird / welche mit
schwartz-grünen farben vermischt.
Oben am Stengel erscheinen viel gelbe blümlein / die mit der zeit zu grauer
Wollen werden. Endlich bekomt er kleinen / weissen / länglichten / und selten
ein schwartz-grünen samen / so von dem Wind vertrieben wird. Er gibet wie die
andern ein Milch-safft von sich / wenn er jung ist / hat er einen süssen / so er
aber alt wird / einen bittern geschmack / deßhalben läßt man ihne nicht bald in
die stengel tretten / sondern leget darauff scherben oder stein / damit er
allein in die breite herfürkomme. Der Lattich wächßt auch breiter / so man ihne
nicht dick / sondern raumig von einander setzet.
2. Der roth-blätterige Lattich / Lactuca maculosa, C. B. rubr. Caes. Romana,
Matth. Ist von dem vorigen anderst nicht underscheiden / als daß er rothe
gleichsam mit blut oder rothem Wein besprengte blätter hat. Wird auch in den
Gärten gesäct.
3. Der Römische Endivien-Lattich / Lactuca intybacea, Tab. Ger. foliis Endiviae,
C. B. & Lactuca folio obscurius virente, semine nigro, Ejusd. Ist den
vorigen zimlich gleich / bekomt aber grössere / grünere / und fett-safftigere
blätter / welche nachmals zugleich sich strecken / und widerumb eng
zusammenziehen / alßdenn binden sie die Gärtner eben zusammen / und scharren
erden rings herumb / da sie sich denn in kurtzer zeit nicht allein
zusammenschliessen / sondern auch inwendig fast weiß und zart zu essen werden:
Er gibt einen sehr anmüthigen geschmack / und wird in Rom viel zu den Galäten
gebraucht.
Weßwegen er auch von Joh. Bauhino, Lactuca Romana longa dulcis, genennet worden.
Seine blümlein erscheinen wie an den übrigen / der samen aber wird schwartz.
4. Krauser Endivien-Lattich / Lactuca intybacea crispa, Tab. Lactuca crispa
altera, C. B. crispa laciniata, J. B. Hat bleichere / dichter und tieffer
eingeschnittene / oder krause blätter; und einen weissen samen.
5. Der schmal-blättige Lattich / Capuciner-Lactucke / Lactuca folio oblongo
acuto, C. B. Lactuca lorigo & valdè angusto folio, J. B. Treibt gleich
von der wurtzel viel spannenlange / auch längere / schmale / außgespitzte / an
dem rand mit wenigen subtilen stachlen begabte blätter / auß. Sein ästichter
stengel wird über elen-hoch. Die blümlein find wie bey übrigen Geschlechten. Der
Samen aber erscheint schwartz-braun.
6. Der grosse Oesterreichische Kopff-Lattich / mit sehr schönen gescheckten
blättern / Lactuca sativa maxima Austriaca capitata, variegata, Lactuca
Caryophyllacea vulgò, Hermann. Hort. Lugd. Batav.
|| [478]
Krauser Endivien-Lattich.
Lactuca intybacea crispa.
Schmal-blättiger Lattich. Lactuca folio oblongo acuto.
7. Der Italiänische Lattich / Lactuca Italica laciniata, C. B. Prodr. überkomt
ein sehr zartes und bleich-grünes blatt / so in viel halb spannen lange theil
zerschnitten ist / in dem übrigen vergleicht er sich mit dem gemeinen Lattich:
wird zur speiß gebraucht / und auß dem Italiänischen samen in die Gärten
gepflantzet.
Kopff-Lattich. Lactuca capitata.
8. Die Kopff-Lactucke / oder der Köpffel-Lattich / Lactuca capitata, C. B. Park.
sativa vulgaris capitata, J. B. hat ein weisse wurtzel / und gewinnet breite /
kürtzere / flache / glatte und runde blätter / mit schwartz-grünen
Krauser Lattich. Lactuca crispa.
|| [479]
farben vermengt. Er thut sich gegen dem Hertzen zusammen / wie die junge
Cappishäuptlein / dahero man ihne Köpffel-lattich / und grossen oder weissen
Lattich nennet. Sein samen wird schwartz. Dieser wächßt auch mit rothen blättern
/ und wird von Elsholzio braune oder Spanische Kopff-Lactucke / Lactuca capitata
spadicea, genennet.
9. Der schöne krause Lattich / Lactuca crispa, C. B. Park. Crispa laciniata, J.
B. hat gefaltene / runtzlichte / und zusammen-gedrungene krause blätter. Sein
stengel ist hoch / ringsumb mit vielen neben-zincklein besetzt / welche am
gipffel gefüllte gelbe blümlein tragen / die werden auch zu einer grauen Wollen
/ und fliegt alßdenn der haarig schwartz-grüne samen davon.
10. Der viel-köpffige Lattich / so auff einem stiel zwey / drey biß vier Köpffe
trägt; Lactuca prolifera, polycephalos.
Betreffend die Pflantzung des Lattichs ins gemein / so säet man desselben samen
sehr frühzeitig / damit man bald davon Salat gewinne. Man säet sie aber anfangs
dichte / und verziehet nachgehends die pfläntzling / biß sie gantz erdünneret.
Der Köpffel-lattich aber muß in wolgemistet erdreich etwas weit von einander /
und zwar umb den Vollmond / gesäet werden / so schliessen die köpffe besser
zusammen. Wenn es dürr und trocken wetter / muß die begiessung nicht underlassen
werden / sonst schiessen die Pflantzen zu geschwind in samen. Der rechte
Köpffel-lattich schliesset von sich selbst; der Capuciner- und Endivien-lattich
aber wollen / und zwar bey warmem Sonnenschein / zusammengebunden seyn / so
werden sie inwendig schön weiß; ja wenn man einige geschwind weiß haben wil / so
bestülpet man jede pflantze mit einem erdenen topff / und warmen mist darüber.
Den samen soll man samlen / wenn die helffte der blumen verblühet hat; alßdenn
schneidet man die stiele entzwey / läßt sie an einem Geländer oder Lander
vollend zeitigen / und etwan zehen oder zwölff tag trucknen. Demnach reibet man
den samen mit den händen auß / säubert ihn / und verwahret jede art
absonderlich.
Eigenschafft.
Der Lattich ist kalt und feucht im dritten grad: und weilen er ein flüchtiges /
nitrosisches miltes saltz in seinem häuffigen wässerigen safft hat / gibt er den
Säugenden / in der Speise genossen / viel milch / kühlet wol / erweckt gelinden
Schlaff / und ist denen ein nutzliche speise oder artzney / welche ein hitzige
Leber / oder scharffe leicht auffwallende Gallen haben.
Gebrauch.
(Entzündet geblüt / durst / hitzige gallen / mangel /
der milch bey den Säugammen / viel wachen / unlust zum essen.) Der
Lattich / sonderlich der krause und zarte / ist dem Magen bequem / kühlet das
entzündete Geblüt / löschet den Durst und hitzige Gallen / mehret die milch bey
den Säugammen / bringet Schlaff und Lust zum essen / mit Baum-öl / Eßig und
Saltz bereitet. Dieser Salat wird bey unseren zeiten im anfang des Nacht-essens
genossen / es haben ihn aber die Alten zu end der Mahlzeit gebraucht.
Johann von Beverwick / in seinem Schatz der Gesundheit im 3. Buch am 3. Cap.
schreibet: Die Alten haben gar mäßig gelebt / und den Lattich nicht auß lust
geessen / sondern nur darumb / daß sie besser schlaffen könnten / dahero man
ihne billich erst zu ende der mahlzeit auffgesetzet / wenn es bald zeit gewesen
/ zu bette zu gehen. Hernach aber hat man ihn zu anfang der mahlzeit
auffgetragen / damit er einen lust zum essen erweckte. Sonsten kan er auch die
trunckenheit / wenn er zu letst genossen wird / umb etwas verhüten / weil der
Lattich verhindert / daß die Dämpffe / welche das unmäßige Wein-trincken
verursachet / nicht so leichtlich auffsteigen / und das Gehirn einnehmen können.
(Verstopffung des Leibs.) Der Lattich erweicht
den Stullgang / fürnehmlich so man ihne mit Fleisch-brühen kocht / derohalben
denn auch die Alten jederzeit für das erste ein Müßlein von Lattich bereitet /
bey den mahlzeiten auffgetragen haben.
Der rohe und gesottene Lattich / wird von Galeno Lib. 2. de Alimentor. Facultat.
Cap. 40. sehr gepriesen. Er meldet / daß von allen Eß-kräutern keines seye /
welches dem Leib bessere nahrung und geblüt mittheile / als eben der Lattich /
welcher ihme in seiner jugend (Gallen im Magen.)
und alter gar wol bekommen / die hitzige Magen-gallen vertrieben / und einen
sanfften Schlaff verursacht habe.
Welche ein blödes / dunckeles Gesicht / oder ein schweren Athem haben / und blut
speyen / oder denen der Magen erkaltet / und die viel schleim im Leib haben /
die sollen sich des Lattichs enthalten.
(Böse gelüst.) Der Lattich dämpffet die böse
Gelüst / und so man ihne zu viel brauchet / schwächet er die eheliche Werck /
darumb er auch in Griechischer sprach [Greek
words] genennet wird: Daher die alten Heyden gedichtet / daß die
Göttin Venus den Adonidem, nachdem er Lattich genossen / und von einem wilden
Schwein gefressen worden / under den Lattich begraben habe: mit welcher Fabel
sie haben andeuten wollen / daß die zu Ehelichem Beyschlaff untüchtig gemacht
werden / welche zu viel Lattich essen.
Plinius lib. 19. natural. histor. cap. 8. schreibt / daß der Käyser Augustus
durch fürsichtigkeit seines Medici, Antonii Musae, seye mit dem gebrauch des
Lattichs / von gefährlichen Schwachheiten errettet worden.
(Samenfluß.) So man under den Lattich-safft ein
wenig Campffer vermischt / und die Gemächt mit anschmiert / stellet es den fluß
des natürlichen samens.
(Kopffwehe oder Hirnwütigkeit der Pferden.) Wenn
ein Pferd groß Kopffweh oder Hirnwütigkeit hat / welches zu erkennen / so es die
Ohren lamven oder hangen läßt / und ihme stäts wasser auß den Ohren trieft: So
nim Lattich-blätter vier handvoll / Eppich 2. handvoll / Kleyen 4. handvoll /
frisch Gerstenstroh 6. handvoll / dieses soll man groblicht zerhacken / under
einander mengen / und dem Pferd offtermals eine handvoll mit dem Futter zu essen
geben.
(Fieber / hitzige kran???heiten / jast der scharffen
gallen /) Man destilliert auch ein wasser auß dem Lattichkraut /
welches nutzlich gebraucht wird in allerley Fiebern und hitzigen Kranckheiten /
es dämpffet die scharffe Gall / löschet [480] das entzündete Geblüt und den Durst / machet (Entzündet geblüt / durst / mangel des schlafs erhaltung der mich bey den
säugamen.) ein sanfften Schlaff / Morgens und zu Nacht vor dem Schlaff
5. oder 6. loth getruncken: so die Säugammen dieses wasser trincken / erhaltet
es ihnen die Milch.
Auß dem samen machet man ein öl also. Lasse den samen in Rosenwasser wol
erweichen / alßdenn presse ein öl darauß / welches sehr gut ist wider den
Samenfluß / dessen (Lattich-öl Samenfluß.) ein
wenig etliche Tag nach einander in Wein oder einem Süpplein eingenommen.
Wilder Lattich. Lactuca sylvestris.
I. Das erste Geschlecht des wilden Lattichs / Lactuca sylvestris odore viroso, C.
B. syly. lato folio, succo viroso, J. B. Endiviae foliis, odore viroso, Park.
Ist dem zahmen / so er nun alt / gleich / außgenommen die blätter sind schmäler
/ weisser / raucher / tieff zerkerbt / und so sie alt werden / gewinnen sie viel
kleine stacheln an ihrem rand. Sind eines sehr bitteren und harten geschmacks;
hat auch einen glatten / runden / dicklichten / mit einem sehr bitteren / und
übel riechenden Milch-safft begabten / ästichten stengel. mit gelben
verfliegenden in schwammigem röthlichten kelchlein sitzenden Blumen. Die wurtzel
ist weiß / zasicht / kleinen fingers dick / und vol obbedeuter milch. In den
samëhülsen findet man auch viel milch / welche die wölcklein und flecken / oder
Stahr-fell (Flecken starfell der augen.) der
Augen solle vertreiben / wenn man sie mit Weiber-milch vermischet / vnd alsdenn
etliche tröpflein in die Augen fallen läßt. Er wächßt auff dem Felde / und
ungebawten orten / alhier findet man ihne an dem Gestad des Rheins.
Diesen wilden Lattich brauchen viel Apothecker an statt der Endivien / nicht ohne
grossen schaden der Krancken / denn sie also die heylsamen Leber-Artzneyen /
darzu die rechte Endivien genommen wird / leichtfertiger weiß verfälschen.
Derohalben welchen Apotheckern ihres beruffs pflicht / Ehr und Eyd zu Hertzen
gehet / die sollen sich dieses hochsträfflichen betrugs / quid pro quo, Sprewer
für Korn zu geben / geflissenlich enthaltë. Es hat aber dieser wilde Lattich
eine schlaffbringende Eigenschafft / welches nicht nur der gifftig-stinckende
geruch seines milch-saffts zu erkennen gibt; sonderen es hat auch Martinus
Liste, ein berühmter Medicus in Engelland an sich selbsten erfahren / daß der
von diesem angezündeten Kraut in die Nasen gefaßte rauch einen starcken
schwindel und einesmahlige tummigkeit ihme erwecket; gleicher weise es denen zu
geschehen pflegt / welche das erste mahl Taback rauchen / und saugen.
2. Der wilde Lattich mit stachlichter rippe / an den zerkerfften mit bitterer
milch begablen blättern; Lactuca sylvestris costâ spinosâ, C. B. sylv. s.
Endivia multis dicta, folio laciniato dorso spinoso, J. B.
3. Der wilde Lattich mit unzerkerften blättern / Lactuca sylvestris, folio non
laciniato, J. B.
4. Der wilde Lattich mit ablangen / gelben / in flaum außgehenden blümlein; und
ablangen / schmalen / theils gantzen / theils auch eingeschnittenen blättern.
Wächßt umb Basel auff den Frucht-äckeren / und blühet im Herbst: Chondrilla
viscosa humilis. C. B. Lactuca sylvestris minor, follis angustis, floribus
luteis oblongis.
5. Der wilde Felsen-lattich / Lactuca sylvestris saxatilis, foliis Taraxaci in
modum incisis, succo lacteo viscoso: Chondrilla sylv. viscosa, caule foliis
obducto, C. B.
6. Der wilde Maur-lattich / Lactuca sylvestris murorum flore luteo, J. B. Sonchus
loevis laciniatus muralis, parvis floribus, C. B.
7. Der wilde / glatte Maur-lattich / Lactucae murorum affinis Sonchus dendroides
Dalechampii, J. B. Sonchus laevis laciniatus, luteus, montanus major, C. B.
8. Der wilde purpurfarbe Lattich / Lactuca sylvatica purpurea, J. B. montana
purpureocoerulea major, C. B.
9. Der wilde / stachlichte / Africanische Stauden-lattich / Sonchus (veriùs
Lactuca) fruticosus, petraeus Africanus spinosus, Park.
CAPUT CIII.
Gänßdistel. Sonchus.
Namen.
Sonchenkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sonchus, Olus leporinum, Palatium leporis, Olus anserinum, Carduus
anserinus, Leporis pabulum, Crispinum, Lactuca leporina, Lactucella, Lactero,
Cicerbita, Cicharba. Italiänisch / Soncho, Cicerbita, Crespine. Frantzösisch /
Laceron. Spanisch / Cerajas. Niderländisch / Sonchencruyt. Gänßdistel heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Sonchus asper, Cicerbita aspera, cichorium porcinum, Sonchus sylvestris, Sonchus
niger. Italiänisch / Soncho aspro, Cicerbita spinosa. Frantzösisch / Laitron.
Spanisch / Cerrajas. Englisch / Sowthistel. Niderländisch / Welckeweye /
Gansendistel. In Hoch-Teutscher Sprache wilder auch
|| [481]
Gänßdistel. Sonchus asper.
genant Sawmelcke / Sawdistel / wilder Hasenkohl / Dudistel oder Moß.
Hasenköhl heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Sonchus laevis, Sonchus esculentus, Cicerbita laevis, Sonchus
albus, Sonchus tenerior, Herba cuniculi. Italtänisch / Soncho liscio, Cicerbita
liscia, Cicerbita gentile. Frantzösisch / Palais du lievre. Englisch /
Cicerbita. Dänisch / Haarkaal. Niderländisch / Hasenlatawe / Haasenkoole /
Canynen-cruyt.
Geschlecht und Gestalt.
Der Sonchenträuter sind zwey Geschlicht. Eines hat gantz rauche und stachesichte
blätter / heißt in Latein Sonchus asper, im Teu schen / Gänßdistel. Bas ander
ist nicht stach licht / wird genennt Lateinisch / Sonchus laevis, Teutsch /
Hasenköhl und Hasenstrauch / darumb daß sich darunder die Hasen pflegen zu
kühlen. Beyde Geschlechter aber werden in mehr gattungen wider abgetheilet / wie
underschiedlich in folgendem zu sehen.
1. Das erste Geschlecht / der gemeine Gänßdistel / Sonchus asper laciniatus, C.
B. laciniatus, spinosus, J. B. Hat eine weisse / zarte und zaselichte wurtzel /
so sie noch jung ist / wird sie wegen ihres süßlichten geschwacks zum Salat
gebraucht. Die blätter sind zerspalten / wie Wegwart / gantz rauch und
stachlicht. Der stengel ist elen-hoch / eckicht / feißt / inwendig hol /
außwendig braunlechtig / voll weisses saffts wie milch. Oben am gipffet bringet
er und seine neben-zweiglein / bleichgelbe / gestirnte und gefüllte Blumen / die
werden zur grawen haarichten wollen / welche darvon flieget / wie an der
Creutzwurtz. Er wächßt allenthalben in den Kraut- oder Weingärten / bey den
Mauren / und auff den Misthäuffen.
2. Der Gänßdistel mit unzerkerfften dlätteren / die mit längeren und schärfferen
stacheln / als des obigen begabet / Sonchus asper non laciniatus, C. B. minùs
laciniosus aspertor, sive spinosior, Raji.
Candischer Gänßdistel. Sonchus asper Creticus.
3. Der Candische Gänßdistel / Sonchus asper Creticus, C. B. bekomt auß seiner
wurtzel ein elen hohen / gekelten / rauchen und holen stengel / mit
neben-ästlein / seine blätter sind bey der wurtzel ein oder anderthalb spannen
lang / die ersten scheinen nicht tieff zerkerfft: die anderen aber in viel
grosse spalt zertheilet / und an dem umbkreiß etwas rauch. Er trägt grosse gelbe
Blumen / deren jegliche auff einem besonderen länglichten stiel sitzet / und mit
ihrem wellichten köpflein / in welchem der samen liget / darvon flieget. Er wird
auß dem samen in unseren Gärten gepflantzet.
4. Der Gänßdistel mit rundlichten / wenigen / etwas stachlichten blättern;
Sonchus asper fubrotundo folio, C. B.
5. Des Meer-Gänßdistel / so mit grosser / gelber Blum geziertem stengel
auffgehet; Sonchus angustifolius maritimus, C. B.
6. Der grosse Hasenköhl / Sonchus, laevis, palustris altissimus, Raji. wird bey
Franckfort am Mäyn / auch in Engelland hin und wider gefunden.
7. Der Hasenköhl mit glattem stengel / und viel gespaltenen / auch in den spalten
gezähnleten blätteren; zwischen welchen die mit einzeler / gelber Sonchen-blum
gezierte stiele herfürkommen; wächßt auff den äckeren / in den Weinbergen / und
an den gemäuren umb Montpelier; blühet den Sommer durch; Sonchus laevis foliis
laciniatis & denticulatis; chondrilla lutea, J. B.
8. Der schmalblättige Hasenköhl mit [482] langer / dünner / zaselichter wurtzel; vielen / elen hohen / in zwey oder drey
ästlein zertrenten stengeln; und gelber blum; Sonchus laevis angustifolius, C.
B. Sonchis affinis Terracrepola, J. Raji.
9. Der Berg-Hasenköhl / mit dickem / rundem / glattem / holtzichtem / elen hohem
stengel; anderthalb zoll breiten / und wenig zerspaltenen / spitzen blättern;
und kleinen / bleich-gelben gleichsam ein ähre formierenden blümlein; Sonchus
montanus laevis laciniatus minor, C. B.
10. Der Africanische Hasenköhl / Sonchus Mauritanicus, Hort. Patav. Sonchus
Africanus, Elsholz.
Hasenköhl mit breiten blättern. Sonchus laevis, laciniat. latifol.
Hasenköl mit wenig zerspaltenen blättern. Sonchus laevis minùs lacinios.
11. Der Hasenköhl mit eingeschnittenen breiten blätteren / Sonchus laevis
laciniatus latifolius, C. B. laciniatus non spinosus, J. B. hat eine kurtze
weisse / dicke wurtzel / mit zaseln bedeckt / die blätter sind glatt / breit /
lang / milchsafftig / wie Röhrleinkraut zerspalten und zerkerfft. Der stengel
ist dick / purpurfarbig / hol / elen hoch / safftig und voller milch. Die Blumen
sind gelb / gefült / un̅ nicht so groß als im Röhrleinkraut /
werden aber auch zu wollichten knöpflein / und fliegen gleichfals also darvon;
worauf der kleine / ablange / braun-rothe samen folget. Wächßt in Weinbergen und
Gärten.
12. Der Hasenköhl mit wenig zerspaltenen blätteren / Sonchus laevis minor
paucioribus laciniis, C. B. minùs laciniosus, mitiro s. minùs spinosus, J. B.
Ist mit der wurtzel der vorigen gleich; die blätter sind glatt / lind und zart /
wie die Wegwarten zerschnitten und zerspalten / der stengel ist ästicht / über
elen hoch; inwendig hol / voller bitterer milch. Die Blumen sind gefüllt / von
farben gelb / werden bald zu wollichten häuptlein / und fliegen darvon. Man
findet ihne mit weissen blumen im Elsaß bey der Statt Obernehem.
Blawer Hasenköhl. Sonchus coeruleo flore.
13. Der blaue Hasenköhl / Sonchus coeruleo flore; Sonchus laevis laciniatus
coeruleus, s. Alpinuz coeruleus, C. B. coeruleus latifolius, J. B. hat eine
weisse ablange / fingers-dicke wurtzel / mit viel langen neben-würtzelein /
die [483] blätter sind groß / breit / und
unden her tief zerspalten / biß zu den mittelsten rippen / an beyden seiten
rings herumb zerkerfft / und vornen spitzig / hangen an einem langen stiel / der
mit dem breiten theil am stengel hafftet. Der stengel ist über elen hoch / rauch
und holkelicht / theilet sich oben in nebenzweiglein auß / darauff vielfaltige
schöne blawe / mit zwantzig blättlein, besetzte Blumen wachsen / sind grösser
als die Blumen des vorbeschriebenen Hasenköhls / und fliegë endlich mit
wollichten köpfflein hinweg. Er wächßt in den Bergen under den bäumen und
schattichten orten / wie solches Hr. Theodorus Tabernaemontanus im 1. Buch von
Kräutern der 5. section in dem 29. Cap. berichtet. Auff den hohen Bergen im
Elsaß blühet er im Hew- oder Augstmonat / und bringet einen kleinen äsch-farben
samen. Man / findet ihne auch in Oesterreich auff dem Escherberg / Schnee-alben
und Schneeberg.
Eigenschafft.
Der Sonchenkräuter / Gäns-distel und Hasenköhl Eigenschafften sind vermischt /
auß einer wässerigen und irrdischen Natur / haben eine kühlende Würckung. Was
von einem geschlecht geschrieben wird / kan auch von dem anderen verstanden /
und derowegen eines vor das ander gebraucht werden. Man findet darinnen ein
Nitrosisches / bitterlichtes Saltz mit wenig ölichten theilen vermischet; davon
die eigenschafft erwächßt dem geblüt ein gute nahrung zu geben / gelind durch
den Harn zu treiben / die jastende Gall abzukühlen / auch die verstopffungen der
Leber und Miltze zu eröffnen.
Gebrauch.
Der Haseköhl ist von den Alten wie die Endivien und Wegwart-kräuter in der speiß
genutzet worden / welcher Gebrauch noch heutiges tags bey vielen in Teutschland
und Italien geblieben ist / sonderlich aber wird dieses Kraut / wenn es noch
jung ist / zu den Saläten und Müseren gebraucht / und nutzlich bey Fleisch /
Hüneren (Hitz und verstopffung der Leber / entzündung
und nagen des magens. Mangel der milch.) und jungen Hahnen gesotten.
Ist dienlich zu allen kranckheiten der Leber / von Hitz und Verstopffung
herrührend / ist auch gut wider die Entzündung des Magens / und vertreibet das
nagen desselbigen / so von der Gallen verursacht wird.
Hasenköhl in der speiß genutzt bringet den säugenden Weiberen viel Milch.
Destilliertes Gänsdistel oder Hasenköhlwasser / (Hitz
und verstopffung der Leber / gelbsucht.) ist dienlich wider die Hitz
und Verstopffung der Leber / und vertreibet die Gelbsucht / so man morgens
nüchteren vier oder fünff loth trincket. Darzu ist auch der Syrup auß den
Apothecken nutzlich / wenn man dessen drey loth mit 6. loth Envivienwasser
einnimt.
Apulejus schreibet / so man einem der mit (Fieber.) dem Fieber geplaget / das Hasenköhl-kraut unwissend under seine
Leinlachen in das Beth lege / soll es demselbigen das Fieber vertreiben.
Heutiges tags gibt man solche Kräuter allein den Distelfincken / Canarien-vöglen
/ Hasen und Kaninichen zu essen.
CAPUT CIV.
Feld-Wegwart. Cichorium sylvestre.
Namen.
WEgwart oder Feld-wegwart heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Piciris, Cichorium, Cichorea, Cichorium
sylvestre, Intybus erraticus, Intybum erraticum, Intybus rusticus, Amarago,
Ampulla, Custos viae, Heliotropium coeruleum, Cheston, Ambugia, Ambubeja,
Traximum, Citroximum, Sponsa solis, Seris sylvestris, Picris sylvestris, Amica
solis, Solsequium coeruleum, Seris erratica. Italiänisch / Cicorea, Cicorea
salvatica, Cicorea volgare: Torna sole, Gira sole, Radicchio. Frantzösisch /
Cichorée, Cichorée sauvage. Spanisch / Almeron, Almiron. Englisch / Sucrori.
Dänisch / Eichorie / Storiern-urt. Niderländisch / Ciecoreye / wilde Ciecoreye.
In Hoch-teutscher Sprache wird sie ferners genennt / Wegweis / Weglug /
Sonnenwend / Sonnenwirbel / Sonnenkraut / Sonnenbraut / weilen die Blumen sich
jederzeit nach der Sonnen kehren / wie hernach soll gemeldet werden.
Die Garten-wegwart heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Cichorium sativum, Cichorium hortense. Cichorium
domesticum. Italiänisch / Cicorea domestica Torna sole. Frantzösisch / Cichorée
des jardins. Spanisch / Cicoria, Cicorea domestica. Englisch / Succory.
Niderländisch / Cicoreye.
Geschlecht und Gestalt.
Die Feld-wegwart / Cichorium sylvestre sive officinarum, C. B. Park. sylvestre
& sati [484] vum, J. B. Hat
eine lange bittere Wurtzel / mit etlichen zaselen behenckt / darauß wachsen
erstlich lange schwartzgrüne blätter / tieff zerspalten / und rings herum
zerkerbt / die sind den blätteren des Pfaffenröhrleinkrauts so ähnlich / daß man
sie anfänglich kümmerlich von einander unterscheiden kan / werden aber doch von
farben grauer / raucher und kleiner zerschnitten. Die blätter ligen erstlich
auff der erden / aber bald hernach stossen sie fast lange runde und glatte
stengel herfür / die sind inwendig hol / und zinckicht / mit vielen gabelen und
nebenzweiglein / von unden an durch gewisse unverscheid / mit kleinen blättlem
umgeben / welche dem stengel mit zweyen öhrlein fast nahe angehenckt sind. An
den zincken gewinnet es viel grüner knöpfflein / von unten an biß oben hinauß /
welche hernach in himmelblaue blumen außschlieffen / die sind fast nahe ohn
einige stielein an die nebenzweiglein gehefftet. Die blätter am stengel sind den
understen nicht ähnlich / sonder spitziger / und auch nicht also sehr zerkerbt.
Nach dem die blumen abfallen und vergehen / wächßt der samen in einem runden
grünen sternlein und vergleicht sich dem Endivien-samen. Dieses Gewächs blühet
den gantzen Sommer / biß in Herbst hinauß / also daß es allwegen mit frischen
und unverwelckten blumen und anderen jungen knöpfflein gefunden wird. Diese
blumen kehren sich allezeit der Sonnen nach: denn des morgens / so bald die
Sonne auffgehet / thun sich die blumen auch allgemächlich gegen der Sonnen
gekehret / auff / also daß sie um den mittag gar auff sind / und übersich gegen
der Sonnen auffrecht stehen: nachmittag / wenn die Sonne sich gegen nidergang
nahet / kehren sie sich auch derselben nach / und wenn sie bald undergehen will
/ fangen die blumen sich auch allgemächlich an zu schliessen: endlich so bald
die Sonne undergangen / so sind die blumen auch wider zugeschlossen / und
bleiben also zugethan biß morgens / da die Sonne wider auffgehet; ja wenn gleich
der Himmel trüb / und mit Wolcken überzogen ist / kan man doch an diesen blumen
die Zeit des tages erkennen / denn so lang die Sonne vom auffgang an biß zum
nidergang / am Himmel über den Wolcken bedeckt stehet / so halten die gemelte
blumen / wie erzehlet / ihre ordnung einen weg wie den anderen / welches ein
sonderlich Wunderwerck der Natur ist. Dieses Gewächs ist fast gemein an allen
orten Teutsch- und Welschlands / wächßt gemeiniglich auff den wegen und
landstrassen / fürnemlich aber auff denen / so durch die fruchtfelder gehen. Man
findet es bißweilen mit gantzen blätteren / so zween zoll brceie sind / auch
wird der stengel zu zeiten vier finger breit. Mit schneeweissen blumen wächßt es
in der Pfaltz / mit leibfarben aber kommet es im Elsaß zwischen Obernehem und
Schlettstadt herfür.
Die gemeine gelbe Wegwart / Cichorium vulgare luteum, bekomt ein lange / dicke
und zaßlichte Wurtzel. Die blätter sind eckicht / gekerbt / lang / darneben
grauer und raucher als die vorigen. Die haarigen und
Gemeine gelbe Wegwart. Cichorium vulgare luteum.
braunfarben stengel wachsen elenhoch und auch höher / haben obenher und in der
mitte etliche nebenzweiglein / darauff schöne gefüllte gelbe blumen erscheinen.
Sie gibt einen bitteren geschmack von sich / und wird an den dürren rechen der
felderen und weinbergen gefunden. Dieser wird noch ein andere art mit breiteren
blätteren und grösseren blumen an glassichten bergen in der Pfaltz bey
Cronweissenburg in zimlicher anzahl gefunden An etlichen orten auff den feuchten
graßichten rechen / gründen und wiesen kommet sie auch mit glatten blätteren
herfür / dahero man sie Cichorium luteum laevius, glatten selben Wegwart nennet.
Die Hindleufft oder Garten-wegwart / Cichorium sativum, Ist der Wurtzel nach /
dem gemeinen oder Feld-wegwart gleich / aber am geschmack milder und weniger
bitter. Die blätter sind etwas stumpffe / und nicht so viel und tieff
zerspalten. Sonsten ist dieses geschlecht / mit den himmelblauen blumen und
samen / dem vorgemelten allerdings ähnlich / allein daß es durch die Pflantzung
vollkomlicher / und auch zur speiß lieblicher wird / darzu man es denn mit
sonderen fleiß pflantzet / wie solches Theodorus Tabernaemontanus in dem ersten
Buch der fünfften Section im 22. Capit. berichtet. Man sindet sie auch mit
weissen Blumen.
Der Candische stachelichte Wegwart / Cichorium, spinosum, C. B. J. B. spinosum
Creticum, Park. Hat ein ablange / dicklichte Wurtzel / mit wenig zaseln begabt /
und mit einer dicken / weißlichten rinden bedeckt.
|| [485]
Garten-Wegwart. Cichorium sativum.
Candische stachlichte Wegwart. Cichorium spinosum Creticum.
Der harte holtzichte stengel zertheilt sich alsobald in viel grüne holkelige /
spannen-lange / und weit außgespreitete neben-zweig / welche alle gemeiniglich
in zwey-bißweilen auch in drey-zinckige ablange dörn als in hörner außgehen. Die
blätter spreiten sich bey dem ursprung der wurtzel auff die Erden / sind ablang
/ schmal / gespitzt und an dem umbkreiß wie die gemeine Wegwart gleichsam
umbnagt / oder mit viel runden kerffen obenhin gezeichnet. An den
neben-zweiglein sind die blätter schmal / bitter und nicht zerkerft / geben kein
milchsafft von sich / und werden bald welck / da hingegen die übrigen theil
dises Krauts schön grün verbleiben. Die Blumen / insonderheit an den
neben-zweiglein / kommen auß ihrem gekänleten häußlein herfür / sind von gestalt
der gemeinen Wegwart-blumen gleich / aber viel kleiner / himmelblaw / und von
fünff blättlein bestehend / so an dem äussersten theil ein wenig gekerft / und
in der mitte etliche gelbe fäselein haben / welchen der samen in seinem hülßlein
verschlossen / nachfolget / und sich dem gemeinen Wegwart-samen vergleicht. Sie
blühet im Hew-und Augstmonat. Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici
lib. 3 cap. 27. beriehtet / daß er dieses Kraut mit seinem samen / erstlich
under dem namen des stachelichten Sonnen-wirbel-und Wegwartkrauts von D.
Leonhardo Doldio empfangen / hernach ihme under vorgemelten Wegwart-krauts namen
von D. Honorio Belli auß Candien zugeschickt worden / alda es an denen orten /
die an dem Meer ligen / auff trocknen büheln und sandichten orten herfürkomt. In
Teutschland wird es in den Gärten gepflantzet.
Alhier bey Basel auff dem Muttentzerberg wächßt ein sondere art der Wegwart / sie
hat ein weisse wurtzel mit wenig zaseln / und ist am geschmack bitter. Die
blätter sind lang / schmal / rauch / eckicht und zerkerfft. Der stengel ist rund
/ rauch und haarig mit vielen neben-zweiglein. Die Blumen sind gelb /
circkelrund / gedoppelt / und kommen auß rauchen häutlein oder köpflein herfür.
Die Wegwarten pflantzt man mehr wegen ihrer wurtzeln / als übrigem kraut. Der
Samen wird im Mertz bey abnehmendem Mond in gut Erdreich geworffen / nachmahl
verzogen / wo sie zu dichte stehen / und zuweilen gejättet oder gewiedet. Gegen
dem Winter ziehet man das kraut neben der wurtzel auß / und verwahrets in Sand
in dem Keller zum gebrauch. Etliche derselben pflantzet man im Frühling wider in
den Garten / damit sie in samen schiessen.
Eigenschafft.
Die Wegwarten sind kalt und trocken im andern grad / mit einer zusamenziehung /
kühlen also / daß sie doch den kalten Magen und Leber nicht verletzen. Der
Feld-Wegwart ist kräfftiger in der Artzney zu gebrauchen / hingegen ist der
Garten-Wegwart dienlicher zu der speiß und kost / dieweil er durch die
pflantzung etlicher massen die bitterkeit verlieret. Alle Wegwart hat etwas
schwefelichte theile / neben einem nitrosischen saltz / und vielen irrdischen
theilen bey sich / hiemit auch zu gleich die tugend zu säuberen / zu reinigen /
zu erdünneren / die verstopffung der Leber / Miltz und Nieren zu eröfnen / und
gelinder durch den Harn zu treiben.
Gebrauch.
Es wird heutiges tages nicht allein die zahme / sonder auch die wilde Wegwart /
in [486] der Kuche zur Speise gebrauchet
/ obwohl die zahme anmüthiger ist. Man brauchet die wurtzel und das kraut in dem
Sommer zu den Saläten / deßgleichen auch im Winter / die kan man durch die Kunst
bereiten / daß sie nicht allein den bittern geschmack von sich lege / sondern
daß sie auch dick / schön weiß und mürb wird / davon drunden bey beschreibung
der Endivien soll meldung geschehen.
Horatius Flaccus war ein grosser Liebhaber der Wegwarten bey der Taffel / dessen
er sich auch lib. 1. Carmin. oda 31. rühmet:
??? me pascunt olivae
Me cichorea, levesque malvae.
Bey Tisch erfrewet mich Oliven und Wegwart /
Bediene mich darbey der Pappel zarten Art.
(Hitzige Kranckheiten / fiebersüchtige / hitzige
schwachheiten.) Man brauchet die Wegwarten nicht allein zu den Saläten
/ sondern machet auch gute gesunde Müßlein darauß / siedet das kraut bey dem
Fleisch und Hüneren / sonderlich in Som̅ers-zeiten und hitzigen
Kranckheiten / ist eine herrliche Speiß vor die Fiebersüchtigen / und in anderen
hitzigen (Hitz des hertzens / magens / der Leber / des
miltz / der nieren / pestilentzische fieber / Gelbsucht / bauchfluß /
verstopffung der weiblichen monatbl Frantzosen kranckheit ckel zur
speiß.) schwachheiten. In summa / man gebrauche die Wegwarten in der Speiß
/ wie man immer wil / so sind sie dienlich in allen innerlichen hitzigen
Kranckheiten des Hertzens / Magens / der Leber / des Miltzes und der Nieren /
sonderlich aber in Pestilentzischen Fiebern / in der Gelbsucht / Bauchflüssen /
verstopffungen der Weiblichen Monat-blumen / und in der Frantzosen Kranckheit /
deßgleichen so einem der Lust zum essen vergangen ist.
Es sind die Wegwarten eine außerwehlte Artzney / wider die entzündung der Leber /
auf alle manier gebraucht wie man will / als (Entzündung der Leber / schwache Leber / verstopffung der Krößaderen.)
nemlich die blätter frisch oder gekocht geessen / oder die gesottene brühen von
dem kraut und wurtzel getruncken / denn sie kühlen sanft und ziehen auch
sittiglich zusammen / stärcken und erhalten die Leber in ihrer krafft / eröffnen
die verstopfften Krößadern. In summa / es sind die Wegwarten von gantzer ihrer
Natur der Leber dienlich.
(Zerstörter appetit / gelust der schwangeren weiber zu
unnatürlichen speisen / bauchfluß / samenfluß.) Wegwartenkraut und
wurtzeln gesotten / auß Essig wie ein Salat geessen / verbessert den zerstörten
appetit / vertreibet den schwangeren Weibern die Gelust zu unnatürlichen Speisen
/ dienet wider die Bauchflüß / und stillet den Samen-fluß.
Adrianus Spigelius in tractatu de Arthritide p. m. 87. vermeldet / die erfahrung
habe ihn gelehret / daß in dem hitzigen Podagra / kein nutzlichere Artzney
gebraucht werde / als die blätter der wilden Wegwart in dem Mäp gesamlet / und
im schatten gedörret: man stoßt sie zu pulver / un̅ gibt davon
zween scrupel schwer / morgens vier stund vor dem Mittagessen in einer
ungesaltzenen Fleischbrühen ein / solches braucht man auch zu Nacht vor dem
Schlaff / man muß aber wenig oder gar nichts zu Nacht essen / und solches zween
oder drey Tag nacheinander (Hitziges vodagra.)
einnehmen. Er selber hat gesehen / daß auff den gebrauch dieser Artzney das
hitzige Podagra nicht so starck angesetzt und kürtzer gewähret.
(Gelbsucht / würm / lebersucht / blut durch den
stulgang.) Des außgetruckten und geläuterten Wegwarten-saffts /
etliche tage nach einander 5. oder 6. loth getruncken / treibt gewaltiglich auß
die Gelbsucht und Würm im Leib. Ist eine heilsame Artzney den Lebersüchtigen /
welche Blut durch den Stulgang von sich geben. Johannes Baptista van Helmont, in
Libello Pleura furens §. 32. kan den Safft der (Seitenslich.) wilden Wegwart nicht genug in dem seitenstich loben.
(Verstopffung der Leber / gelbsucht.) Wieder die
verstopffung der Leber und die Gelbsucht: Nim Wegwarten-wurtzel 2. loth /
Engelsüß-wurtzel 1. loth / Rosinlein 2. loth / Agrimonien / Eisenkraut / jedes
eine handvoll / guter Rhabarbara 1. loth: dise gemelte stuck soll man vermischen
/ wenn die kräuter und wurtzel zuvor klein geschnitten sind / in eine kanne thun
/ und ein maß Wasser darüber schütten / darnach die kanne wol vermacht in einen
Kessel mit Wasser sieden lassen / und alßdenn durch ein tuch seigen. Darvon soll
man dem Krancken alle Morgen ein halb quartal lawlicht zu trincken geben.
(Würm.) Wegwart auß Essig wie ein Salat geessen /
tödet und treibet die Würm auß dem Leib.
(Fieber.) Wider das Fieber: Nim Wegwartenkraut /
wurtzel und blumen / ein handvoll / schneide die klein / schütte darüber ein maß
frisches Brunnwasser / laß in einem bequemen Geschirr über einem Kohlfewrlein
sittiglich sieden / biß es halber eingesotten / darnach seige es durch ein tuch
/ davon trincke Morgens und Abends / jedes mal ein gemein Tischbecherlein voll
lawlicht / und faste ein paar stund darauff. Matthiolus bezeugt / er habe arme
Leuthe allein das Wegwart-kraut in wasser sieden / und darvon trincken lassen /
seye ihnen wider das Fieber wol bekommen.
(Tägliches und viertägiges fieber.)
Wegwarten-safft etliche tag nach einander Morgens nüchtern getruncken /
vertreibet das tägliche Fieber in kurtzer zeit / ist auch gut wider das
viertägige Fieber.
(Verlorner lust zu dem essen der pferden.) Wenn
ein Pferd nicht wol essen mag / so nim frisch Wegwarten-kraut / schneide das
klein / und gib es ihm under dem Futter zu essen.
(Rehe der Pferd.) Zu verhüten daß ein Pferd nicht
rehe wird: Nim Wegwart-kraut und wurtzel / zerschneide die klein / und gib es
dem Roß alle Morgen und Abend under dem Futter zu essen.
(Versehrung und löcher mänlicher un̅
weiblicher scham.) Wegwart-safft heilet die versehrung und Löcher der
Manns-ruhten und der Weiblichen Scham / dieselben damit gewaschen / und leinene
tüchlein darinn genetzet und übergelegt.
(Hitzige haubtkranckheiten / innerliche enttzündung der
Lungë / brust / hertz Leber / sc. gelbsucht / durst / sood bren̅en des magens / wider das gifft.) Das destillierte Wegwarten-wasser
ist kräfftig in hitzigen Hauptkranckheiten / löschet alle innerliche
entzündungen der Lungen / der Brust / des Hertzens / der Leber / sc. vertreibet
die Gelbsucht / und wehret dem Samenfluß. Ferners löschet es auch den Durst /
vertreibet den Sood und das hefftige brennen des Magens / ist sonderlich gut in
den hitzigen und Pestilentzischen Fiebern / denn es aller vergifftung
widerstehet / man kan nach belieben 5. oder 6. loth einnem̅en.
Wieder das hitzige Haupt-wehthumb / [487] (Hitziges hauptwehthumb.) mach folgenden
Julep. Nim Wegwarten-wasser 4. loth / granatäpffel-syrup 3. loth / vermischs und
gib es dem Krancken auff einmahl zu trincken.
(Hertzklopffen / Hitzige Schwachheiten des
Hertzens.) Wider das Hertzklopffen und andere hitzige Schwachheiten des
Hertzens: Nim Wegwarten-wasser / Rosen-wasser / Saurampffer-wasser jedes 2. loth
/ Granatenäpffel-und Limonien-syrup jedes 1. loth / vermischs / und gib es dem
krancken auff einmahl ein.
(Entzündung der Leber.) Wider die Entzündung der
Leber: Nim Wegwarten-wasser vier loth / Leberkrautwasser / Endivien-syrup jedes
2. loth / Limonien-syrup 1. loth / vermischs / und gebrauch es morgens nüchtern.
(Hitzige Hauptschwachheiten / Gebrechen des Hertzens und
der Le ber / Pesti lentzblater. Hitzige Geschwulst des Halses und
Zäpffleins.) Das Wegwarten-wasser wird äusserlich gebraucht zu den
überschlägen in hitzigen Haupt-schwachheiten / Gebrechen des Hertzens und der
Leber. Soll auch bewehrt seyn wider die Pestilentz-blatern / leinene tüchlein in
dem wasser genetzt / und übergelegt.
Es dienet auch wider die hitzige Geschwulst des Halses und des Zäpfleins /
öffters warmlicht damit gegurgelt.
Das destillierte Wegwartblumen-wasser ist ein herrliches Augen-wasser / denn es
dienet (Schwerende Augen / Dunckeles Gesicht / Fell der
Augen. Entzündung und Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Hitzige
Fieber.) für die schwerende Augen / macht ein klares und scharffes Gesicht
/ vertreibet die Fell der Augen / des tags einmal oder vier etliche tröpflein in
die Augen gethan.
Der in den Apothecken also genannte einfache Wegwarten-syrup / Syrupus de
Cichorio simplex, dienet zu der Entzündung und Verstopffung der Leber /
vertreibet die Gelbsucht / wird heilsamlich in hitzigen Fieberen gebraucht / und
zu allen innerlichen Kranckheiten / wie die von der Wegwarten gebrauch hiebevor
erzehlt worden sind / darvon gibt man auff einmal 3. oder 4. loth / mit
Wegwarten-wasser vermischt.
(Entzündung und Verstopffung der Leber / Anfang der
Wassersucht / Gelbsucht / Würm / Miltzesucht / Melancholey / Fallende
Sucht.) Der in den Apothecken genannte Wegwarten-syrup mit Rhabarbara /
Syrupus de Cichorio cum Rhabarbaro, wird nutzlich gebraucht wider die Entzündung
und Verstopffung der Leber / den anfang der Wassersucht / dienet für die
Gelbsucht / tödtet und führet die Würm auß / ist gut den Miltzsüchtigen und
Melancholischen. Montanus lobet ihn sehr wider die fallende Sucht der jungen
Knaben / man gibt ihnen von 3. biß auff 8. loth / mit Wegweiß- oder
Endivienwasser / ein.
Von den schönen / lieblichen und blauen Blumen der Wegwarten / wird ein
nutzlicher und anmütiger Conse???ven-zucker auff folgende weiß gemacht: Nim ein
theil der abgepflückten frischen Blumen / schneide die klein auff einem brett /
stoß es darnach wohl in einem steinernen mörsel / und im stossen wirff
allgemächlich darzu drey theil Zucker / wenn es nun wohl vermischt / und zu der
gestalt einer Latwergen gebracht worden ist / so thue es in ein Zucker-glaß oder
Porcelanbüchsen / stelle es eine zeitlang an die sonne / (Schwaches Hertz / Hertzklopffen / Leberkranckheiten /
Mage̅brennen /) und behalte es zum gebrauch auff.
Dieser Conserven-zucker stärcket das Hertz / dienet wider das Hertzklopffen /
von hitze verursachet / eröffnet / reiniget und stärcket die Leber / vertreibet
das Magen-brennen und den Sod / wehret den Fiebern und der anfahenden (Sod / Fieber / Wassersucht / erhitzigte Leber.)
Wassersucht / kühlet die erhitzigte Leber / und alle innerliche Glieder. In
Summa / dieser Zucker dienet zu allen Gebrechen / wie vom Kraut / Wasser und
Syrup geschrieben worden.
Die Wegwart-wurtzel wird also eingemacht: Man grabet die Wurtzel im Frühling / so
bald die blätter herfürkommen / öder in dem Herbst / wenn die stengel abgefallen
/ schälet sie / und nimt das innere marck herauß / leget sie über nacht in
frisch wasser / morgens siedet man sie lind / alßdenn nimt man die wurtzel
widerumb herauß / verschaumet den Zucker mit dem wasser / und siedet ihn zu
einem dicken safft / darnach legt man die wurtzeln widerumb darein / und läßt
sie (Unlust zu der Speiß / Allerley hitzige
Kranckheiten Leber.) noch ein wenig kochen. Die eingemachte
Wegwart-wurtzel erwecket lust zum essen / stärcket und eröffnet die Leber /
wehret der innerlichen Hitz und allen Kranckheiten derselbigen / was Namens sie
sind.
(Verstopffung der Leber und Miltz / Wassersucht.)
Es wird auß der Wegwart in den Apothecken ein nutzliches Saltz bereitet /
welches die Verstopffung der Leber und des Miltzes gewaltig eröffnet / so man
ein halben scrupel schwer in blau Lilien-wasser einnimt; auch vertreibet es die
Wassersucht / wenn man so viel in weiß Wegdistel-wasser etlich mal gebraucht /
soll gewiß die Wasser außführen.
Wartzen-Wegwart. Cichorium verrucarium.
Es wird noch ein Geschlecht der Wegwarten gefunden / welches Matthiolus in
Commentar. ad Libr. 2. Dioscorid. Cap. 125. Cichorium verrucarium,
Wartzen-Wegwart / nennet. Er hat ein kleines Würtzelein wie Rapuntzeln / so ein
wenig schwartz mit etlichen fäßlein. Die blätter sind auch den Wegwarten gleich
/ jedoch etwas raucher und weniger gespalten. Die stengel werden [488] elen hoch / und zu zeiten höher /
jedoch dünn und eckicht / darauff wachßen goldgelbe blümlein / wie an der
kleinen Sonnen-wirbel / welche in schwartze knöpfflein / mit vielen ecken / in
denen weißlichte kleine samen ligen / außgehen.
Vorgemelter Matthiolus berichtet / daß etliche / deren Hände mit Wartzen
überzögen / seyen geheilet word???n / welche die blätter nur einmal in dem Salat
gebraucht: dafür ist auch der samen gut / so man 1. quintlein schwer drey Tag
nach einander vor dem schlaff einnimmet: dises bestätiget auch Castor Durantes
in seinem Kräuterbuch am 1076. blat: und Theodorus Tabernaemontanus vermeldet /
der Safft von diesem (Krähenaugen / wartzen.)
kraut / heile und vertreibe die Krähen-augen und Wartzen / so man sie offtermals
damit anstreichet. Er ist erstlich auß der Insul Zazyntho in Italien gebracht /
und alda in den Gärten gepflantzet worden.
CAPUT CV.
Ackerköhl. Lampsana.
Namen.
ACkerköhl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lampsana, Napium, Lampsana Dodonaei, J. B. Soncho affinis Lampsana
domestica, C. B. Italitänisch / di Lisana, di Landri Englisch / Nipplewort /
Dock-Creß.
Gestalt.
Der Ackerköhl hat eine einfache / weisse / zaselichte wurtzel / darauß ein runder
/ gestriemter / mit wenig härlein bekleideter / röthlicher / ästichter stengel
über elen hoch auffsteigt. Die blätter sind weichlicht / haarig / wechselweiß
gesetzt / deren underste bey der Erden ligend / breitlicht / und mit etlichen
paar zählein / oder spitzlein begabet / die oberen aber sind ablang / schmal /
außgespitzt / und haben keine stielein. An den gipfeln der stengeln und ästlein
/ erscheinen in dem Brach-und Hewmonat sehr kleine gelbe Blümlein / auff welchen
die ablangen / schwartzlichten / etwas krummen samen folgen / das gantze kraut /
wo es verletzt wird / gibt einen bitteren milch-safft von sich; welcher auß
alkalischen / und zugleich viel balsamischen / groblichten saltztheilen
bestehend / zu heilung der Schäden sonderlich dienstlich ist / und daher auch zu
den versehrten wärtzlein der Brüsten nutzlich gebraucht wird.
CAPUT CVI.
Endivien. Endivia.
Namen.
ENdivien oder Antivien heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Intybum, Intubum, Intybus, Intubus, Intybum
sativum aut domesticum, Intybum latifol. Intybum majus, Intybus sativa
latifolia, Endivia, Endivia major, Endivia sativa, Endivia domestica, Endivia
Romana. Italiänisch / Endivia, Endivia maggiore. Frantzösisch / Endive. Spanisch
/ Endibia. Englisch / Endive / Garden-endive. Dänisch / Endivie. Niderländisch /
Andivie / Endivie / Witte Endivie / Tame Endivie.
Die kleine Endivien heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Serium, Seriola, Cichorium sativum minus, Intybum
minus, Seris minor, Endivia minor, Intybum angustifolium, Endiviola. Italiänisch
/ Endivia minore. Frantzösisch / Scariole. Niderländisch / Clein Endivie. In
Hochteutscher Sprach wird sie auch wahre Scariol / und Garten-scariol genennt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Endivien / Intybus sativa [489] latifolia sive Endivia vulgaris, C. B. Intybum sativum latifolium, J. B. hat
eine weisse zaselichte wurtzel / eines bitteren geschmacks / die blätter sind
breit / den blättern des Lattichkrauts ähnlich / doch sind sie krauser und etwas
steiffer / haben auch mehr äderlein. Der stengel ist dick und rund / zweyer elen
hoch / bißweilen höher / gestriemet / inwendig hol / darauß entspringen viel
zweiglein oder ästlein / haben ihre Blumen ringsumb mit blawen blümlein besetzt
/ die fallen bald ab / und verwelcken fast in einem Tag / aber dargegen wachsen
täglich andere newe / der same ist klein / rund und lang. Diese Endivien ist mit
den Nebenzweiglein und blumen / der wilden Wegwart etwas gleich / allein daß sie
durch die pflantzung geschlachter / milter / und zu der Speiß gebräuchlicher
wird.
2. Die kleine Endivien / Intybus sativa angustifolia, C. B. Intybum sativum
angustifolium, J. B. ist jetzgemelter / mit wurtzeln / stengel / blumen und
samen durchauß gleich / allein daß die blätter länger / schmäler / und am
geschmack bitterer sind.
Krause Endivien. Endivia Crispa.
Die krause Endivien / Intybus crispa, C. B. Intybum sativum crispum, J. B. ist
auch dieser / mit wurtzel und blumen gleich / außgenommen / daß die blätter
krauß und gerollt sind / dem krausen Lattich ähnlich / der stengel ist dick /
vieleckicht / etwas krumb und gebogen.
Eigenschafft.
Die Endivien sind kalter und trockener Natur / mit einer zusammenziehung; haben
gleiche theile mit der Wegwarten / jedoch mit mehrerem wässerigen safft
temperieret / auch daher gleiche eigenschafft mit deroselben.
Gebrauch.
Es werden heutiges Tages die Endivien in Italien und Teutschland sehr in der
Küche zu der Speiß gebraucht / und grosser fleiß auff dieses Gewächs gelegt /
solches über Winter frisch zum Salat zu behalten / welcher nicht allein anmüthig
zu essen / sondern auch lustig anzuschawen ist / denn die Endivien also
gepflantzet werden / daß ihnen alle bitterkeit benommen wird. Es werden auch die
blätter schön krauß und schneeweiß / hart über einander gedrungen / gleich den
jungen Kappes-köpflein / welches man auff folgende weiß zuwegen bringet. Man
nimt die jungen stöcklein / welche die kälte wol dulden / und über den Winter
wol bleiben mögen / die versetzet man oft in ein gut gedünget oder fett Erdreich
/ und sonderlich gegen dem Herbst werden sie außgesetzt / auf spannen weit /
oder etwas näher von einander / in ein Garten-bettlein: da fasset man die
blättlein zusammen / stürtzet kleine jrrdine töpflein oder häfelein darüber /
also daß man die blättlein darein dringet / das lässet man darinnen wachsen /
damit sie vom Regen und Sonnenschein verwahret seyen / darvon sie denn obgemelte
krause häutlein bekommen / zu dem Salat lustig und anmühtig.
Etliche pflantzen dieses Gewächs mit geringer mühe / sie bedecken die jungen
stöck mit Erden / die sind erstlich mit stroh also versehen / daß es doch
ungehindert der Winter-kälte wachsen kan; wächßt jedoch sonderlich bald in
feuchtem luckem grund; damit es aber gantz milt werde / soll es offt in ein gut
und gedünget Erdreich versetzet werden / und solches anfänglich / so bald es nur
vier blättlein hat.
Etliche binden in dem Weinmonat die blätter der Endivien / mit ihren wurtzeln in
büschlein zusammen / und versetzen sie in Sand im Keller / stürtzen darnach
häfen darüber / so werden sie weiß und verlieren die bitterkeit / also muß man
sie wol verwahren / damit sie nicht von den Ratten und Mäusen gefressen werden.
Auff solche weiß kan man auch die Wegwarten zu den Saläten bereiten.
Die junge / frische und grüne Endivien brauchet man nicht allein den gantzen
Sommer (Erhitz??? magen / hitzige krankheiten des
haupts / magens / der leber und aller in̅erlichen glieder
hirnwütigkeit / nasenblute̅ / verstopffung / un̅
verhartung der leber und Miltzes / unkenschheit / durst / gelbsucht /
unnatürliche hitz / slechtag / drey-und viertägige wie auch hitzige Fieber
/) hinauß zu den Saläten / sondern auch zu den Müßlein allein und mit
andern Gemüß-kräutern vermischt. So pfleget man sie auch bey dem Fleisch /
Hünern und Capaunen zu sieden / oder sonst in andere wege zu den Suppen und
Speisen zu gebrauchen / und wiewol sie gleichwol den Leib nicht viel nehren /
sind sie doch gesund / und stärcken den erhitzigten Magen / daß er die andere
Speisen desto besser abdäwen mag / sollen derowegen die Endivien in
nachfolgenden Schwachheiten / so viel müglich in den Speisen gebraucht werden:
Nemlich in allen hitzigen Kranckheiten des Haupts / des Magens / der Leber / und
aller innerlichen Glieder / deßgleichen in der Hirnwütigkeit / in dem hefftigen
Nasenbluten / verstopffung und verhartung der Lebern und des Miltzes / in
unersättlicher begierd zur Unkeuschheit / in unleidenlichem grossen Durst /
Gelbsucht / in unnatürlicher Hitze / in der Siechtag / in den drey-und
viertägigen / wie auch hitzigen Fiebern / und sonderlich in der zeit regie [490] render
(Pestilentz. entzünde tes geblüt / schwacher magen von
hitze̅ / blutspeyen / bauchflüß / hitzige gli dersucht /
Frantzosen-krauckheit / schwa̅gerer weiberen gelüst zu
unnatürlichen speisen / Sod und brennen des magens.) Pestilentz / denn
sie löschen und miltern das entzündete Geblüt / bringen den geschwächten Magen /
von hitz und dessen zerstörten Appetit wider zu recht / sind dienlich im
Blutspeyen / und allen Bauchflüssen / in der hitzigen Gliedersucht und
Frantzosenkranckheit: sonderlich aber ist die Endivien / eine heilsame Speiß und
Artzney den Schwangeren Weiberen / die seltzame Gelüst zu unnatürlichen Speisen
haben / vertreibet den Sod und das brennen des Magens.
Wider die Verstopffung der Leber und alle andere Gebrechen derselbigen / von
hitze verursachet. Nim Endivien-kraut / Erdbeerkraut / Edel-Leberkraut /
Wegwarten / jedes eine handvoll / vermische diese Kräuter / schneide sie klein /
schütte darüber zwey maß (Verstopffung der Leber und
andere hitzige gebrechen derselbigen.) frisches Brunnwassers / und laß
es sieden / so lang als man ein hart Ey siedet / alßdenn seige es durch ein tuch
/ und gib dem Krancken Morgens und Abends ein halb quartal davon zu trincken.
Endivien-safft etliche tag nach einander 4. loth getruncken / stellet den
Samenfluß. (Samenfluß.) In summa / es kan die
Endivien zu allen innerlichen Kranckheiten / wie die Wegwart nutzlich gebraucht
werden.
(Hitzige Haubtkranckheiten / hitzige gebrechen der brust
/ Lungen / und des magens / der Leber / des miltzs / der niern / Mutter und
Heernblasen / Gelbsucht / gerunnen blut / schwache kinder in
mutterleib.) Das destillierte Endivien-wasser dienet in allen hitzigen
Haupt-kranckheiten / in hitzigen Gebrechen der Brust / Lungen und des Magens /
kühlet / erfrischet und stärcket die Leber und das Miltz / und löset auff die
verstopffung derselbigen / vertreibet die Gelbsucht / und dienet wider alle
hitzige entrichtung der Nieren / Mutter / Harnblasen / und aller innerlichen
Glieder des Eingeweids / zertheilet das gerunnen Blut / stärcket die schwachen
Kinder in Mutterleib / alle Morgen und Abend / jedes mal 4. oder 5. loth davon
getruncken.
So einer zuviel Unkeuschheit geübt / davon die Leber geschwächt ist / der trincke
eine zeltlang alle Morgen und Abend 6. loth Endivien-wasser / er wird wider zu
recht gebracht / (Schwache Leber von
Unkeuschheit.) denn die Leber wird dardurch gestärcket. Sonst mag es auch
nutzlich zu allen innerlichen gebrechen / wie das Wegwarten-wasser / gebraucht
werden.
Wider die Gicht der jungen Kinder / wenn (Gicht der
jungen Kindern.) Fibrische hitz mit underlauffet. Nim Endivien-wasser
/ Lindenblust-wasser / Benedieten-Rosen-wasser / Violen-syrup / jedes zwey loth
/ vermische alles durch einander / und gib dem Kind offt ein trüncklein davon.
(Entzündung des halß und mandeln.) Mit
Endivien-wasser lawlicht gegurgelt / dienet wider die entzündung des Halß und
der Mandeln.
Der in den Apothecken also genante einfache Endivien-syrup / Syrupus de Endivia
(Erhitzigter magen / leber / miltz nieren und deren
verstopffung / gelbsucht / Fieber.) simplex, stärcket / kühlet /
erfrischet den erhitzigten Magen / die Leber / Miltz / Nieren und alle
innerliche Glieder / eröffnet die verstopffung derselbigen / vertreibet die
Gelbsucht / dienet wol in hitzigen Fiebern / davon nach belieben ein paar löffel
voll genommen / oder 3. loth mit 6. loth Wegwartwasser vermischt / und auff
einmal getruncken / darzu der in den Apothecken genante doppelte Endivien-syrup
/ Syrupus de Endivia compositus noch dienlicher ist.
CAPUT CVII.
Röhrleinkraut. Dens leonis.
Namen.
Röhrleinkraut wird in Hochteutscher Sprach auch genennt Löwenzahn / Pfaffenkraut
/ Pfaffenblat / Säwrüssel / Säwschnabel / Säublum / Pfaffenstiel /
Pfaffenröhrlein / Weglattich / Hundsblum / Pippaw / Eyerblum / Mönchsblat /
Pastemen- oder Pe???emen-röhrlein / Wiesenlattich / Hunds-lattich /
Mertzen-blum. In Hessen nennet man es Sommerdorn / von wegen der kleinen
Stacheln; und in der Schweitz / Wyenschwantz. Griechisch heißt es [Greek words]. Laateinisch / Aphaca Theophrasti,
Hedypnois, Seris urinaria, Seris somnifera, Corona Monachi, Corona sacerdotis,
Tarapacum, Rostrum porcinum, Herba Imperatoris, Dens leonis. Italiänisch /
Piscio in letto, Piscia à letto, Dente di cane, Piscio di cane. Frantzösisch /
Dent de lion, pisse en lit. Spanisch / Diente de leon. Englisch / Dandelion.
Dänisch / Loewe-tunge / Goase-tunge / Prestekruve / Müncke-hofint / Müncke-krone
/ Haare-kaal / Woldkoners-föer. Holländisch / Cauckerbloeme / Scorftbloeme /
Peerdtsbloeme / Papencruyt / Hontsroosen.
Geschlecht und Gestalt.
Under das Röhrleinkraut zehlen wir mit Joh. Rajo alle dergleichen Kräuter / so da
nur einen eintzigen / und zwar nicht ästichten stengel / und auff diesem ein
eintzele Blume tragen.
Als da sind: 1. Das gemeine Röhrleinkraut / Dens leonis latiore folio, C. B.
Hedypnois s. Dens leonis Fuchsii, J. B. hat eine weisse und schlechte wurtzel /
mit wenig zaseln / der Wegwartwurtzel ähnlich / außgenom̅en / daß
sie milch gibt / auch bitterer und härter ist. In dem [491] anfangenden Lentzen thun sich die
blätter herfür / die ligen auff der Erden / rings herumb außgespreitet / und
sind zu beyden seiten zerspalten und außgeschnitten / wie die blätter der
Wegwarten / sind doch grösser / linder / ein wenig haaricht / und mit der
kerffen sich den grösseren Säwzähnen vergleichend: die rippen so durch die
blätter gehen / sind gegen der wurtzel purpurroth. In dem Aprillen stossen
mitten auß dem kraut von der wurtzel spannen-lange / zarte / runde / glatte /
braunlichte / hole / milchsafftige / strohalme̅dicke röhrlein
empor / auff derer gipffeln ein grünes / gebartetes und rundes knöpflein
erscheinet; welches hernach in ein schöne / gelbe / gefüllte und wolriechende
Blum außwächßt / gestaltet wie gemahlte schöne Sonnen / die bleibt nicht lang /
sondern verwandelt sich bald in ein runden / wollichten flaumknopff / dessen
flaum davon flieget / so bald er vom lufft beweget wird / und das ist der Samen
dises gewächs / alßdenn stehen die röhrlein mit den weissen blossen und runden
platten ledig / wie die beschorne Mönchsköpff oder Pfaffen-platten. Im Mäyen
verwelcken die Röhrlein samt ihre̅ Mönchsplatten / doch bleibet
das kraut / wächßt grösser / und ist den gantzen Sommer biß in den Winter hinein
zu finden. Das gantze gewächß / wenn es verwundet wird / gibt eine bittere
milch. Es wächßt in den Graßgärten / deßgleichen neben den strassen an
grasichten reihen der Aeckern / Weinbergen und dergleichen orten / häuffig.
2. Das glatte Berg-Röhrleinkraut / mit fingersdicker milchsafftiger Wurtzel;
elenhohem / gestreifftem / dickem / haarigem / mit vielen gezähnleten / subtilen
/ wollichten blättern besetztem stengel / und grosser gelber Blum; Dens Leonis
montanus glaber, caule cubitali folioso, flore magno, Raji. An Dens Leon.
latifolius caulescens, C. B. wächßt auff dem Juraffer-Berg / La Dolatz genant.
3. Das Röhrleinkraut mit einfacher / dicker wurtzel / vielen auff der Erden umb
den stengel herumb außgebreiteten zwey zoll langen / und zoll breiten / etwas
rauchen / subtil gezähnleten blätteren; einfachen / mit wenig blätteren
geziertem stengel / auff welchem auß einem schüppicht-haarigemk elchlein / ein
gelbe Blum / wie in dem Habichtkraut / herfür schießt; Dens Leonis foliis
integris, caule raris foliis vestito, monanthes ferè, Raji.
4. Noch ein andere art des Röhrleinkrauts / mit Kolbenwurtzeln / Dens Leonis
Asphodeli bulbulis, C. B. Cichorium Constantinopolitanum, Matth. wird in
Teutschland in den Gärten gepsflantzet: Es ist erstlich auß Franckreich zu uns
gebracht worden / denn es umb Montpelier und in Languedock auff den Wiesen und
grasichten orten in grosser anzahl herfür kommet. Seine wurtzeln sind safftig /
rund / und kleiner als der Affodill wurtzel / mit welcher sie sich vergleichen.
Die blätter ligen wie des vorigen auff der Erden außgespreitet / der wilden
Wegwarten nicht ungleich / auch nicht tieff zerspalten / ein wenig graw-blaw /
breit und haaricht. Mit seinem röhrlein ist es dem vorigen ähnlich / auff
welchem im Brach- und Hewmonat
Orientalisch Röhrleinkraut. Cichorium Constantinopolit.
schöne bleichgelbe Blumen wachsen / so grösser als des vorigen sind / zu haarigen
weissen köpflein werden / und auch also davon fliegen. Es gibt einen bittern
geschmack von sich / deßgleichen geschlecht hat Herr Augerius de Busbecke,
geweßter Käyserlicher Gesandter an dem Türckischen Hoff zu Constantinopel /
Petro Andreae Matthiolo zugeschickt / welches von ihme Cichorium
Constantinopolitanische Wegwart / genennet worden.
Eigenschafft.
Das Röhrleinkraut hat eine krafft zu kühlen und zutröcknen / wie die Wegwart /
doch tröcknet es etwas mehr wegen semer bitterkeit / damit er die Wegwart
übertrist. Führet also ein flüchtiges / scharffes / nitrosisches / mit etwas
schwefel-theilen vermischtes saltz in seinem milchsafft / und hat dadurch gute
kräfften die innerlichen verstopffungen zu eröffnen / die säure aller
feuchtigkeiten zu temperieren / und das gallichte geblüt zu reinigen.
Gebrauch.
(Harn nicht h???ten.) Welche den Harn in das Bett
zu Nacht lauffen lassen / denen solle man die wurtzel des Röhrleinkrauts in
wasser sieden / und nur an dem Morgen ihnen davon zu trincken geben. Man nimt zu
zwey maß frisch Brunnwassers / 2. loth der wurtzel / und läßt es sieden / so
lang als man ein hart Ey siedet.
Wenn man die dünnen Röhrlein dieses (Flecken der
augen.) Krauts entzwey bricht / gibt es einen weissen, milch-safft /
welcher die Flecken der Augen / so man des Tages etliche mahl ein paar tröpflein
in dieselben treuffet / allgemach verzehret und zertheilet.
|| [492]
Etliche ziehen das Röhrleinkraut mit der wurtzel under sich auß / schneiden
darnach die wurtzel ab / hengen dieselbige an den halß / tragen sie also eine
zeitlang / das soll (Rinnen und trieffen der
augen.) nicht allein die flecken der Augen / sondern auch das rinnen
derselben vertreiben. Die andern graben die wurtzel auß / schneiden sie in stück
/ und hengens viel tag an den halß / das soll nicht allein die flecken verzehren
/ sondern auch alle gebrechen der Augen hinweg nehmen. Die dritten hengen die
wurtzel also gantz / oder nur ein stuck darvon an den halß / tragen die eine
zettlang / und befinden gute besserung darvon.
Zu diesem end aber halten viel darfür / daß man diese wurtzel im Sommer umb St.
Bartholomei Tag / so die Son̅ in die Jungfraw gehet / graben / und
denn einem Menschen (Augenfl???ken.) oder Viehe /
das flecken in den Augen hat / an den halß hängen soll. Von solcher krafft und
würckung aber hat dieß Kraut auch den nahmen Fellriß bekommen.
(Unlust der pferd zum essen und so nicht stallen
können.) Wenn ein Pferd unlustig ist zum essen / und nicht stallen kan /
schneide ihme frisch Röhrleinkraut / und gibs ihm under seinem Futter.
Das Röhrleinkraut soll samt den Blumen und wurtzeln im Aprillen oder anfang des
Meyens destilliert werden / wenn es in (Seitenstechen /
verstopffte Leber / gelbsucht / fieber / männlicher samensluß.) seiner
vollkommenen blüth ist. Dises Röhrleinkraut-wasser ist eine gute Artzney wider
das stechen in der seiten / eröffnet vie verstopffte Leber / vertreibet die
Gelbsucht / dienet wider alle Fieber / treibet den Harn / reiniget die Nieren /
Harngäng und Blasen / stillet den Männlichen Samenfluß / Morgens und Abends
jedes mahl 5. oder 6. loth (Rothe augen / Auge̅flecken / schwartze brennende blatern an den Brüsten /
gemächten / beinen / hitziges gliederweh. Rote purpeln oder finnen des
antlitzes.) getruncken. Ferners dienet es wider die rothe Augen und
deren Flecken / bißweilen etliche tröpflein darein geträufft. In diesem wasser
tüchlein genetzt und übergeschlagen / löschet die hitz der schwartzen brennenden
blatern an den Brüsten / Gemächten und Beinen / bekommet auch also wol dem
hitzigen Gliederweh. Die Weiber pflegen sich mit diesem wasser zu waschen / in
Hoffnung ein klar Antlitz zu erlangen / und die rothe purpeln oder finnen
außzutilgen.
Das Röhrleinkraut frisch zerhackt / in guten weissen Wein gelegt / und allezeit
ein (Drey und viertägig Fieber.) stund vor dem
Acces eines drey oder viertägigen Fiebers / ein gut glaß voll getruncken /
erlediget den Menschen sehr bald von der Kranckheit / ja umb so viel desto
geschwinder / wenn er die guten Tag über / in währender zeit des Fiebers / alle
Morgen und Abend auch ein glaß voll trinckt. Etliche kochen dieses Kraut in halb
Wein / halb Wasser / seigens hernach / und geben es auff gleiche weiß für das
Fieber.
(H???tzig und gifftig fieber.) Der auß dem grünen
safftigen Kraut frisch außgepreßte safft auff drey biß 4. loth mit Brühen oder
Scabiosen-wasser vermischt / und öffters eingenommen / ist ein treffliches
mittel wider alle hitzige und gifftige Hauptwehe und Fieber / treibet durch den
Harn und Schweiß. Mischt man Leinöl oder Mandelöl / und Klapperrosen-syrup /
(Seitenstich.) under solchen safft / so
vertheilet es auch den gefährlichen Seitenstich / wenn man sehr offt etliche
löffelvoll davon eingibt.
(Geschwär / Fistel.) Eben dieser Safft dienet
auch mit seinem alkalischen scharffen saltz äusserlich zu reinigung und
außheilung allerhand garstiger Schäden / Geschwärn und Fistlen.
CAPUT CVIII.
Groß Habichkraut. Hieracium majus.
Namen.
HAbichkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Hieracium. Italiänisch / Hieracio. Englisch / Hawkweed. Dänisch /
Hoegs-urt. Niderländisch / Havickskruyt. Habichkraut solle es darumb genent
worden seyn / weilen die Habich daran kratzen / alßdenn mit dem safft desselben
ihre Augen netzen / und das Gesicht darmit läuteren und stärcken.
Groß Habichkraut heißt Griechisch, [Greek
words]. Lateinisch / Hieracium majus. Italiänisch / Hieracio maggiore.
Frantzösisch / Grande Cichorée, Cichorée jaune. Englisch / Great Hawkweed.
Holländisch / Groot Havickscruyt.
Klein Habichkraut heißt Griechisch / [Greek
words], Lateinisch / Hieracium minus, Hieracium alterum. Englisch /
Lythe Hawkweed. Niderländisch / Kleyn Havickscruydt.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht / das grosse Habichkraut / Hieracium majus folio Sonchi, C.
B. Sonchus repens, multis Hieracium majus, J. B. hat eine weit umb sich
kriechende / daurhaffte / zaselichte Wurtzel / die ist spannenlang / kleinen
fingers dick / und voller milch. Die blätter sind quer hand lang / auch länger /
an dem umbkreiß / eine weite nach der anderen tieff zertheilt / wie der
Gänßdistel / und mit weichlichten dörnlein besetzet. Der stengel ist rund /
gerad / mit striemen oder hol [493] kehlen / rauch / voller dörnlein / außwendig röthlicht / inwendig hol /
und fast auff die anderthalb elenlang / mit vielen zweiglein oder neben-ästlein
besetzt / darauff wachßen bleich-gelbe Blumen / den Blumen des Hasenköhls
ähnlich / die werden bald zu zarten wollichten köpfflein / und fliegen wie an
dem Röhrleinkraut darvon. Das gantze Kraut ist voll weisses milchsaffts / gleich
dem Hafenköhl. Wächßt in den Saat-felderen.
Klein Habichkraut. Hieracium minus.
Das kleine Habichkraut / Hieracium minus glabrum, C. B. prod. hat ablange /
gläntzendgrüne / schmale blätter / die gleicher massen weit von einander
zerkerbt / bekomt zärtere und gantz grüne / spannen-hohe stengel / mit etlichen
neben-zweiglein in der höbe / die tragen gelbe Circkel-runde in dem Herbst
erscheinende Blumen. Diese beyde wachßen hin und wieder auff dem feld / hügeln /
ungebawten orten / und etwa auff den äckern zwischen dem Geträid.
3. Das krumme Habichkraut / Hieracium Proliferum falcatum, C. B. bekomt auß
dünner und zaßlichter wurtzel einen zarten / schuhe-hohen / mit zwey oder drey
blätteren bekleideten stengel. Die blätter sind biß drey zoll lang / schmal /
ein wenig gekerfft / und etwas rauchlicht. Bringt in dem Mäy auß ablangen /
schüpichten / dünnen / und krummen kelchlein / bleiche und ablange sich
schlechtlich öffnende Blümlein / wächßt umb Neapoli in Sicilien / wie auch bey
Montpelier.
4. Das Habichkraut mit krum̅en schötlein / vielen bey ihrem
ursprung rauchlichten stengeln / welche in viel neben-zweiglein zertheilet / und
mit etwas rauchen / ablangen / wenig gekerfften blättern bekleidet sind. Trägt
gelbe blümlein / denen offt 8. krumme schötlein / als ein Lerchenfuß gestaltet /
Habichkraut mit krummen schötlein. Hieracium siliquis falcatis.
wie in der Ringelblum / hernach folgen. Wächßt in Langendock umb Montpelier mit
breiten / in Italien aber umb Padua mit schmälern blättern. In Teutschland
pflantzt man es in die Lustgärten. Hieracium siliquâ falcatâ, C. B. Monspeliac.
& Narbonense, Tab.
5. Das Wull-Habichkraut / Sonchus Villosus luteus major, C. B. Park. Sonchus
lanatus Dalechampii, J. B. hat ein lange und kleinen fingers dicke wurtzel / die
ist außwendig schwartzlicht / und inwendig voller milch: von dieser kommen
herfür sechs oder siben auch mehr und bißweilen wenigere / zwey biß drey zoll
lange / weich und wollichte / den blättern des Wullkrauts ähnliche blätter.
Gegen dem Mäyen entspringet zwischen denselben ein holer / raucher / haariger /
dicker und runder stengel / der sich obenher in zwey oder mehr neben-zincklein
zertheilet / unter welchen auß jedem gläichlein unten ein rauches blättlein
herfür wächßt. Auff jedem, zincklein erscheinet ein schöne / bleichgelbe /
gefüllte und Circkel-runde Blum / auß einem dicken rauchen köpflein / eines
zimlichen guten geruchs / welche in flaum außgehet / und einen schwartzlichten
langen samen nachbringet. Wächßt am Mäynstrom zwischen den Churfürstliche und
Bischofflichen Stätten Miltenburg und Würtzburg. Man findet es auch in Ungaren /
Mähren / Ober- und Nider-Oesterreich / auff den grasichten Bergen und dürren
Wiesen.
6. Das breite Berg-habichkraut / Hieracium montanum latifolium glabrum majus, C.
B. Park. Montanum majus latifolium, J. B. [494] Hat ein kurtze / schwartzgrüne und kumpffe Wurtzel / die ist
fingers lang und kleinen fingers dick / auch mit etlichen weissen
nebenwürtzelein behenget / so unten widerum ihre zincklein haben. Ist safftig
und voller bitteren milch / seine blätter sind lang / breit / fraußlicht /
grau-weiß / mit einer rauchen wollen überzogen / und den blätteren der gelben
Ochsenzungen ähnlich. Zwischen den blätteren kommet zu end des Brachmonats ein
runder / laucher und haariger stengel herfür / so anderthalb spannen lang wird /
der theilet sich etwann in zwey oder drey nebenzweiglein auß / darauff dicke /
von vielen rauchen blättlein zusammen gesetzte köpfflein wachsen / auß welchen
schöne gelbe und gefüllte blumen in dem Heumonat entspringen / die hernach sambt
ihrem schwartzlichten Samen vom Wind hinweg getrieben werden. Es wächßt in dem
Veschgebirg und Schwartzwald auff den gipffelen der hohen bergen zwischen dem
Grießbacher-Antegaster- und Ribelsauer-Saurbrunnen.
7. Das schmale Berg-habichkraut / Hieracium montanum latifolium glabrum minus, C.
B. Park. latifolium glabrum ex valle Griesbachianâ, J. B. Hat ein kleine /
fingers dicke und schwartzlichte Wurtzel / so mit etlichen zaßlichten
neben-würtzelein behenget ist / die theilen sich oben in zwey oder drey
häuptlein auß / von welchen jedem sechs oder sieben / mehr und auch wenigere /
lange / weißgraue und wollichte / den stengel umfassende blätter herfür wachsen.
Zwischen denselben aber entspringet von jedem haupt der Wurtzel / ein blosser /
runder / und spannen langer stengel / auff deren jedem zu ende des Meyens ein
schöne / gelbe und gefüllte blume sitzet / und einen langen samen nach bringt /
so von vielen zusammen gedrungenen und schuppichten blättlein in seiner
flaumwollen eingeschlossen ist / welche wenn sie sich auffthun / werden sie samt
der wollen und dem Samen von dem Wind zerstreuet.
8. Das Habichkraut / mit Röhrleinkrautblätteren / Hieracium Dentis Leonis folio
obtuso minus, C. B. Park. Bringet neben seiner kleinen Wurtzel / sechs oder
lieben dicke und rauche / auff der erden außgebreitete / nicht tieff zerkerffte
/ zwey zoll lange / und halb zoll breite blätter; zwischen welchen ein glatter /
blosser und holer stengel herfür schießt / der eine grosse bleichgelbe Blumen
trägt. Wächßt allhier auff den Matten ausser der kleinen Statt.
9. Das Berg-habichkraut mit Rübenblätteren / Hieracium montanum Rapifolium, C. B.
prod. Park. Bekomt auß der rothen / ablangen und ein wenig haarichten Wurtzel /
etlich wenige / wie in der gemeinen Rüben gestaltete blätter / die mit rauchen /
rundlichten / an dem rand eingebogenen spalten zertheilet / und mit rauchen /
ablangen / röthlichten stielen begabet sind. Zwischen den blätteren wächßt ein
mehr als elen hoher holkehliger / rothlichter stengel / mit einem oder zweyen
kurtzen blättern umgeben / wird oben in viel zincklein zertheilt / auff deren
jeglichem selten zwey / gemeiniglich nur eine gelbe Blum / von mittelmässiger
grösse / jede auff ihrem eigenen stiel sitzet / so nachmals zu einer zarten
weissen flaumwollen wird. Wächßt auff dem Solothurnischen Berg die Wasser fall
genannt.
10. Das Berg-habichkraut mit grosser Blum / Hieracium montanum foliis dentatis
flore magno, C. B. Park. Hat dick-grüne / und gar nicht haarige blätter / die
mehrentheils um die Wurtzel herum ligen / sie sind fünff zoll lang und einen
breit / an dem rand herum alß wie zähn zerkerfft / und ein wenig gehäret.
Zwischen den blätteren entstehet ein schuh-hoher / holer / und von haaren
raucher stengel / ohne blätter / welcher eine grosse / dotter-gelbe / und in
einem schönen knöpfflein eingeschlossene Blume trägt. Wächßt auff den
Schweitzerischen Gebürgen / dem Gotthardt / und um das Pfeffers-Bad.
11. Das Berg-habichkraut mit unzerkerbten blätteren / Hieracium alpinum non
laciniatum flore fusco, C. B. Hat einen anderthalb spannen langen haarichten
stengel / so oben her ohne blätter ist. Um die Wurtzel sind die blätter auch
haaricht / dunckelgrün / spitzig / zween oder drey zoll lang / und einen breit.
Auff dem gipffel des stengels sitzen etliche kleine schwartzbraune blümlein /
die gehen in eine zarte wolle auß / darinnen ein schwarzer / kleiner und
ablanger samen verschlossen ist. Wächßt auff den Bündnerischen Gebürgen.
12. Das Habichkraut mit tieff eingeschnittenen blätteren / Hieracium profundè
sinuatum pubescens, C. B. prod. Park. Hat eine schwartze / holtz- und zasichte
Wurtzel / einen runden / holen / zwey elen hohen stengel / so gleich wie das
gantze Gewächs dünn behaaret ist / und sich in mehr ästlein außtheilet. Die
blätter sind bey der Wurtzel ablang / spitzig / zerschnitten / und tieff
gespalten / mit ablangen stielen. An dem stengel finden sich wenig / und
spitz-zerschnittene blätter / die goldgelben Blumen sitzen auff ihren besonderen
stielen. Wächßt bey Basel um Michelfelden auff den dürren wiesen / und wird auch
in und um die Dornbüsch in dem nahgelegenen Wald gefunden.
13. Das rauche kleine Habichkraut / Hieracium pumilum, saxatile, asperum, radice
praemorsa, C. B. Hat eine dicke / schwartzlichte Wurtzel / welche in langlichte
und abgenagte zaselen außgehet: neben der Wurtzel bringt es viel spitzige und
haarlockige blätter / die drey oder vier zoll lang / ein halb zoll breit / mit
langen stielen begabt / und in dem umgang an wenig orten wie zähn zerkerbt sind:
zwischen welchen ein dünner / runder und rauchhaariger stengel herfür komt / der
nicht gar einer spannen hoch / und mit einem oder dem anderen blätllein
bekleidet ist. Er trägt ein gelblichte blumen / auff welcher der kleine
schwartzlichte / und in die flüg-haar eingewickelte samen folget. Wächßt auff
den Alpgebürgen. Dieses Kraut ändert sich / denn man findet noch eine andere Art
/ Hieracium minus folio subrotundo, C. B. Dens Leonis minor folio aspero, C. B.
Park. Mit rund [495] lichten
Klein und rauch Habichkraut.
Hieracium pumilum saxatile.
blätteren / welche zween oder drey zoll lang / anderthalb zoll breit / und an dem
umbkreiß zerkerfft sind: die stielein erscheinen nicht zween zoll lang. Der
stengel ist länger als an dem ersten / welcher 3. oder 4. Blumen trägt. Die
dritte art / Dens Leonis minor foliis radiatis, C. B. Park. hat eine dicke
wurtzel / und sind die stengel in viel nebenzweiglein zertheilt; wächßt in
felsichten orten / bey der also genanten Cluß / die in Solothurnischer
Herrschafft liget.
14. Das Chondrillen-blättige Habichkraut / Hieracium Chondrillae folio hirsutum,
C. B. hat eine fast kleinen fingere dicke / und ein wenig längere wurtzel / mit
vielen zaseln behenget. Die blätter vergleichen sich den Chondrillen-blättern.
Die Blumen sind gelb. Wächßt auff dem Berg Wasserfall.
15. Das grosse breitblättige Habichkraut hat eine weißgrawe wurtzel / die auß
vielen zaseln oder kleinen würtzlein bestehet. Die untersten / von der wurtzel
herfürwachsende blätter sind unten her schmal / schier biß an die helffte mit
runden schnitten außgeschnitten / in der mitte aber sind sie drey quer finger
breit / nur ein wenig außgeschnitten / und vornenher gespitzt / von farben
schwartzgrün / sehr dünn / lind / zart und weich / mit kurtzë an der wurtzel
stehenden stielen / zwischen welchen ein dicker / fetter und safftiger stengel
auffschießt / so da voller milch ist. Die blätter hängen sich mit ihren
zackichten gäbelein an den stengel / sind an demselbigen gar breit / in etliche
zacken wie spitzige zähn außgeschnitten. Eb gewinnet auch der gemeltestengel
etliche äst- und neben-zweiglein / unter deren jedem ein dergleichen grosses
blatt herfür wächßt / je näher aber die blätter den gipffeln stehn / je kleiner
und spitziger erscheinen sie / biß endlich an den oberen theil bey den Blumen
nur kleine lange spitzlein darauß werden. Die Blumen sind bleich-gelb /
circkelrund und gefüllt / vergehen und fliegen darvon. Man findet es auch auff
dem Allerheiligen-berg bey Heydelberg und an anderen orten des Ostwalds. Theod.
Tabernaemontanus nennet es / Hieracium montanum majus latifolium, groß
Berg-habichkraut mit breiten blättern. Auff dem gemelten Ostwald wird auch ein
kleinere art gefunden / deren stengel sich in 5. 6. oder 7. zincklein zertheilen
/ auff deren jedem ein gelbe Blumen sitzet / die der vorigen gleich / aber
kleiner ist.
Alhier auff dem Muttentzer- und Crentzacher-Berg kommet auch ein sonderbahres
Geschlecht des Habichkrauts herfür / welches vorgemelter Herr Hieracium montanum
angustifolium primum, das erste Berg-habichkraut mit schmalen blätteren nennet.
Es hat ein weisse zasichte wurtzel / von einem haupt in viel kleine würtzelein /
wie die worige getheilet / die stengel sind rund / ein wenig braunlicht /
vornemlich unten her / elen lang / und auch bißweilen länger / von unten an biß
oben auß mit grünen / langen / schmalen blättern besetzet / die stehen umb den
stengel herumb / je einer über dem anderen / und ist ein jedes breiter als ein
finger / mit dreyen oder bißweilen nur mit zweyen schnittlein zerkerfft. Obenher
theilet sich der stengel auß in etliche neben-zweiglein / darauff wachßen gelbe
Blumen / welche zu wollichten Köpflein werden / und also vergehen. Man findet es
auch hin und wider auff dem Gebürg / an dem Rheinstrom und Ostwald.
In dem übrigen gibt es noch sehr viel arten und species des Habichkrauts / welche
aber sambtlich alhier beyzusetzen / wir für unnöthig / ja unserem Haupt-zweck zu
wieder zu seyn achten.
Eigenschafft.
Habichkraut hat eine krafft zu kühlen / sänfftiglich zu zertheilen / und zu
heilen / hat demnach viel nitrosisches / alkalisches / mit balsamischen
öl-theilen vergesellschafftetes / miltes saltze / in seinem milch-safft
verborgen.
Gebrauch.
(Flecken in den Augen anfahende stahren / finsterkeit
un̅ entzündung der Augen. Nebel und dünste des
gesichts.) Der Safft auß dem Habichkraut / ist gut wider die flecken in
den Augen / und die anfahende Stahren / vertreibet alle finsterkeit des Gesichts
und entzündung der Augen / des Tags einmal oder vier / jedes mal zwey oder drey
tröpflein laulicht daxein gethan.
Etliche hengen es auch nur an den halß / auff welche weiß es auch alle Nebel und
Dünste der Augen und Gesicht vertreiben soll.
Nim geläuterten Habichkraut-safft / schönen lauteren Honig / guten weissen Wein /
jedes gleich viel / vermische es durch einander / (Blödes und dunckeles gesicht.) und behalts in einem gläßlem auff:
wenn einer nun ein blödes und dunckeles Gesicht hat / der thue alle Morgen und
Abend jedesmahl zwey oder drey tröpflein in die Augen / es läuteret und
schärffet das Gesicht ebener massen.
|| [496]
(Entzündung und hitzige flüß der augen.)
Geläuterten Habichkraut-safft mit Weibermilch jedes gleich viel vermischt / ist
ein gutes mittel für die entzündung und hitzige flüß der Augen / bißweilen ein
paar tropffen darein gethan.
(Flecken des Angesichs.) Wider obgemelte
Augen-kranckheiten wird auch das destillierte Habichkraut-wasser gerühmt / so
noch kräfftiger seyn solle: (Brennende
blatteren.) das Angesicht aber damit gewaschen / nimt alle flecken hinweg
/ leinene tüchlein darein genetzt / und lawlicht übergeschlagen / heilet die
brennende blatteren an allen orten des Leibs.
(Köstlicher augenbalsam.) Wenn du frischen
ungesaltzenen Butter mit dem milch-safft von Habichkraut drey oder mehrmahlen
wol waschest / hernach rothen / auff einem stein zuvor sehr rein geriebenen
praecipitat darunder rührest / biß er Leibfarb ist / so hastu einen trefflichen
Augenbalsam / von welchem alle Morgen und Abend einer Erbsen groß in den
Augenwinckel gestrichen / alle schmertzen / flecken und enttzündung der Augen
allgemach gantz sicher vertheilet.
CAPUT CIX.
Buchköhl Wännlein. Pulmonaria Gallica mas.
Namen.
DEr Buchköhl wird auch in Teutscher Sprach Buchspick / Lungenkraut / Edel oder
gulden Lungenkraut / und Frantzösisch Lungenkraut genennet. Lateinisch heisset
er / Hieracium murorum, Hieracium Pulmonaria dictum, Pulmonaria nobilis,
Pulmonaria aurea, Pulmonaria Gallica, Consolida lactarea, Consolida lactucina.
Englisch / French or Golden Lungwort.
Geschlecht und Gestalt.
Des Buchköhls sind vielerley Geschlecht / davon aber nur drey alhier vorgestellet
sind. Joh. Rajus gesellet annoch die Staudichten Habichkräuter / mit kleinen
schwartzen samen hieher.
1. Das erste Geschlecht der Buchköhl-Männlein / Pulmonaria Gallica mas, Tab.
Hieracium murorum solio pilosissimo, C. B. Pilosella major quibusdam, aliis
Pulmonaria flore luteo, J. B. überkomt ein dünne rothe / lange wurtzel mit
vielen neben-würtzelein. Die blätter sind breit / eckicht / bitter / ein wenig
gekerfft und gantz haarig / auch offt fleckicht / sie ligen auf der Erden in die
ründe zerspreitet. Gegen dem Brachmonat entspringen von der wurtzel zwischen den
blättern zween (bißweilen aber nur einer) haariger / runder und elen-hoher
stengel / deren jeder nicht mehr als ein blatt hat / welche kleiner und vornen
spitziger sind als die untersten. Oben theilen sich die stengel in etliche
neben-zweiglein auß / darauff gelbe / gefüllte und circkelrunde schöne Blumen in
dem Brach-und Hewmonat sitzen / so mit ihren wollichten köpflein und kleinem
schwartzem samen darvon fliegen. Wächßt gern in den dunckeln Buchwälden und auff
den alten mauren. Alhier findet man ihne auff den alten steinzäunen des
Muttentzer-bergs. Dieses gantze Gewächs gibt wie das Habichkraut ein weissen
bitteren milch-safft von sich.
Buchköhl Weiblein. Pulmonaria Gallica foemina.
2. Der Buchköhl Weiblein / Pulmonaria Gallica foemina, Tab. Hieracium murorum
laciniatum, minùs pilosum, C. B. Pilosellae majoris, sive Pulmonariae luteae
species magis laciniata, J. B. ist dem vorbeschriebenen mit der [497] wurtzel ähnlich / aber die Blätter
sind breiter / grösser / länger / tieff zerkerfft / hinden gegen dem stiel mit
tieffen Spalten zertheilet / under denen etliche vornenher rund / kurtz und
kumpff / die andern aber noch so lang / und vornen außgespitzet; sonsten sind
sie haar- und wollicht wie des ersten. Der Stengel vergleicht sich auch dem
vorigen / und hat nur in der mitte ein tieff zerkerfft Blatt / so kaum halb so
groß alß der untersten eines ist. Obenher theilet sich der stengel in etliche
Neben-zincklein auß / under deren jeden am gewerblein ein sehr kleines /
spitziges und schmales Blättlein herfürwächßt / die an dem ersten nicht gefunden
werden / sonsten wird dieses Geschlecht immer wie das vorige / mit zweyen
stengeln gesehen. Seine Blumen / so im ende des Brachmonats sich erzeigen / und
im Hewmonat vollkommlich zeitigen / sind gelb und gefüllt / den vorgemeldten
ähnlich / die fliegen auch nach der zeitigung mit ihren wollichten köpflein
davon. Das gantze Kraut hat ebenmäßig viel bitteren Milch-saffts bey sich. Es
wächßt in duncklen Buchwäldern wie der vorige / ist aber nicht so gemein /
sondern seltzam / doch findet man solchen in zimlicher anzahl auff dem Ostwald /
zwischen Heppenheim und dem Stättlein und Berghauß Lindenfelß.
Buchköhl mit schmalen Blätteren.
Pulmonaria Gallica angustifolia.
3. Der Buchköhl mit schmalen Blättern / Pulmonaria Gallica angustifolia, Tab.
Hieracium latifolium murorum folio oblongo, C. B. hat eine kumpffere und dickere
wurtzel / mit viel mehr und längeren Neben-würtzelein als die vorbeschriebenen.
Die Blätter sind schmäler denn der vorigen / lang / haar- und wollicht / mit
weiten kerffen / und doch nicht tieff außgeschnitten / sie wachsen nicht allein
von der wurtzel herauß / sondern auch auß und umb den stengel / von unden an biß
oben hinauff / an den Neben-zweiglein je eines über dem andern / und sind
durchauß gleich / außgenommen daß sie den stengel hin auff immer kürtzer und
kleiner werden / auch unter dem gewerblein der Neben-ästlein sehr klein ohne
kerffen wie kleine spitzlein erscheinen. Der stengel vnd die blumen vergleichen
sich den vorgemeldten. Er ist voller Milch-safft / und wächßt hin und wider auff
dem Ostwald.
4. Der staudichte Buchköhl / mit breiten / glatten / drey zoll langen / zoll
breiten / weichen / milch-safftigen / an dem umbkreiß gezähnleten blättern /
Hieracium fruticosum latifolium, foliis dentatis, glabrum, C. B. majus
latifolium Pannonicum 2. Clusii, J. B.
5. Der staudichte breit-blättige Buchköhl / mit zwey elen hohen / runden /
haarigen stengeln / Hieracium fruticosum latifolium hirsutum, C. B. Park.
Hieracii Sabaudi varietas altera, J. B.
6. Der staudichte Buchköhl / mit rundlichten / zwey zoll langen / anderthalb zoll
breiten / zugespitzten / zerkerfften Blättern / Hieracium fruticosum folio
subrotundo, C. B.
7. Der kleine staudichte Buchköhl / mit kleinen / rund- und rauchlichten Blättern
/ Hieracium fruticosum minus, C. B.
8. Der schmal-blättige / grosse / staudichte Buchköhl / mit gelben
Habichkraut-blümlein / Hieracium fruticosum angustifolium majus, C. B. rectum,
rigidum, quibusdam Sabaudum, J. B.
9. Der staudichte Buchköhl / mit schmälesten Blättern / Hieracium fruticescens
foliis angustissimis, non descriptum, Hort. Lugd. Bat.
10. Der breit-blättige Berg-Buchköhl / mit weich-haarigen / und offt
schwartz-fleckichten blättern / und bleich-gelber grosser Blum / Hieracium
Alpinum latifolium, hirsutie incanum, flore magno, C. B. Pannonicum latifol. 1.
Clusio, Pilosellae majori vel Pulmonariae luteae accedens maculatum &
non maculatum, J. B.
11. Der haarige Berg-Buchköhl / mit breiten / ablangen / milch-safftigen /
wohlhaarigen / bitteren blättern / Hieracium Alpinum villosum latifolium magno
flore, C. B. Alpinum hirsuto folio, 5. Clus. quodammodo incanum, J. B.
12. Der schmal-blättige Buchköhl / mit gold-gelben blumen / Pulmonaria Gallica s.
aurea angustifolia, Ger. emac.
13. Der gelbe Buchköhl / mit tieff eingeschnittenen / biß sieben zoll langen
blättern / runden / hohlen / haarigen stengeln / und grosser gelber Blum /
Pilosellae majoris s. Pulmonariae luteae laciniatae species minor, J. B.
14. Der gelbe schmal-blättige Buchföhl / mit langen / schmalen blättern /
Pilosellae majoris s. Pulmonariae luteae species angustifolia, J. B.
15. Der viel-haarige schmal-blättige gelbe Buchköhl / Pilosella, s. Pulmonaria
lutea, angustiori folio, valdè pilosa. J. B.
|| [498]
16. Der schmal-blättige / ungekerffte Stein-Buchköhl / Hieracium murorum
angustifolium, non laciniatum, C. B.
17. Der nidrige wohl-blättige Berg-Buchköhl / Hieracium Alpinum pumilum folio
lanuginoso, C. B.
Eigenschafft.
Alle Geschlecht des Buchköhls sind trucknender und kühlender natur / haben ein
alkalisches / gelindes / mit ölicht-balsamischen theilen vermischtes saltz in
ihrem Milch-safft verborgen / und dannenher schöne tugenden / alle Geschwär und
Wunden zu reinigen / und zu heilen / aller verderblichen Säure zu widerstehen /
innerliche Verstopffungen zu eröffnen / und das scharffe / versaltzene / saure
Geblüt zu versüssen.
Gebrauch.
(Wundträncker / Wunden.) Die Wundärtzte können
dieses Kraut zu ihren Wund-tränckern sehr nutzlich gebrauchen / weiten es die
Wunden treflich zur heilung bringet. Man muß es aber im Hewmonat samlen / im
Schatten tröcknen / und die Blumen davon werffen.
(Versehrung der Brust / Lungen un̅
Eingeweids / Lung- und Schwindsucht.) So man vier hand voll der
Buchköhlsblättern mit einer maß Wasser und weissen Wein / in einem wohl
verdeckten hafen siedet / biß ohngefehr ein halbe maß eingesotten / alßdenn
durch ein sauber tuch seiget / ist es ein heilsames Tranck wider alle innerliche
Versehrung der Brust / Lungen und Eingeweids / dienet auch also in der Lung- und
Schwindsucht / morgen und abends ein halb quartal davon getruncken.
Tabernaemontanus schreibet / es seye kaum ein edlere Artzney zu dieser
Kranckheit zu finden / sonderlich wenn man gleich im anfang deroselben solches
mittel gebrauche / denn so verhüte es nicht allein / daß die Lungsucht nicht
überhand nehme / sondern es heile sie auch von (Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Wunden.) grund herauß. Diese:
Tranck also gebraucht / eröffnet zugleich die Verstopffung der Leber /
vertreibet die Gelbsucht / und bringet alle geschossene / gestochene und
gehawene Wunden zur heilung.
(Lungsucht.) So einem die Flüß auff die Brust
fallen / und er sich einer Lungensucht besorget / der nehme 1. loth rein
gepülverter Buchköhlblättern / vermische dieselbe unter vier loth Zucker / thue
darzu Hufflattich- oder Kornrosen-syrup / so viel genug ist zu einer Latwerge /
und nehme davon offt einer Castanien groß.
(Brust-strëge / Keuchë und Hustë der Pferdë / des
Rindviehs und Schaafen.) Buchköhl zu pulver gestossen / und mit saltz
den Pferden / Rindvieh und Schaaffen zu lecken geben / vertreibet ihnen die
Bruststrenge / das Keuchen und den Husten: Man schneidet es den Pferden auch
unter das Futter.
Das destillierte Buchköhl-wasser ist nutzlich (Hitzige
Kranckheiten der Brust / Lungen Magen un̅ Leber / Gelbsucht /
Wunden / Hitzige Versehrung des Halses un̅) in allen
hitzigen Kranckheiten / der Brust / Lungen / Magen und Leber / dienet wider die
Lung- und Schwindsucht / vertreibet die Gelbsucht / und heilet die frischen
Wunden / morgens und abends etliche loth davon getruncken. Aeusserlich gebraucht
/ wehret es der hitzigen Versehrung des Halses und Mundes / öffters warmlicht
damit geaurgelt. Es ist auch dienstlich wider die Versehrung der heimlichen
Oertern bey Mann (Mundes / wie auch an heimlichen
orten / bey Mann und Weib. Lungsucht.) und Weib / so man leinene
tüchlein darinn netzet / und laulicht überleget.
Der in den Apothecken zubereitete Buchköhl-syrup / ist ein köstlicher Safft wider
die Lungensucht / davon ein paar löffel voll genommen.
Endlich kan man auch eine Essentz mit (Husten / Häisere
/ Engbrüstigkeit / Reinigung des Geblüts. Geschwär / Fisteln /
Wunden.) Brantenwein davon außziehen / solche nachmahls mit Brustbeer- und
Violen-syrup vermischen / und bißweilen löffel-weiß davon nehmen / dienet
treflich in Husten / Häisere / und Engbrüstigkeit von zähen / kalten Flüssen und
Schleim. Oder man kan offt 30. biß 40. tropffen davon einnehmen / zu reinigung
und versüssung des Geblüts / und heilung der Geschwären / Fisteln und Wunden.
CAPUT CX.
Hirsch-Mangold. Pulmonaria maculosa.
Namen.
HIrsch-mangold / blaue Schlüsselblumen / fleckicht Lungen-kraut / heißt
Lateinisch / Pulmonaria maculosa. Niderländisch / Onser Vrowen Melckcruydt.
Englisch / Dage of Jerusalem or Bethlehem / Jerusalem Cowssips.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der breite Hirschmangold / Symphytum maculosum s.
Pulmonaria latifolia, C. B. Pulmonaria Italorum ad Buglossum accedens, J. B.
überkomt viel rauche / haarige / theils auff der erden außgebreitete / theils
auch ohne stiel den stengel umbfassende / lange / breite / und den gemeinen
Ochsenzungen ähnliche Blätter / sind jedoch breiter / und mit weissen oder
schwartzen Flecken besprengt. Im angehenden [499] Frühling trittet es in seine eckichte / weiche / purpur-röthlichte
/ haarige / und anderthalb spannen hohe stengel / auff deren gipffel etliche
blaue oder purpur-braune / selten aber weisse blumen / gleichsam gebüschelt wie
an der Hundszungen oder den Schlüsselblumen / erscheinen. Wenn sie abfallen /
folgen in jedem kelchlein vier schwartze Samen / den Ochsenzungen-samen gleich.
Die wurtzel ist dick / braunlicht-weiß / zaßlicht / eines schleimigen zähen
geschmacks / und lieblichen geruchs. Wächßt in dunckeln Heckbüschen und Wäldern
/ sonderlich in Oestereich und Ungarn. Man findet ihn hier auch auff etlichen
Bernischen Bergen. Ümb Wien und Franckfort / wie auch in Böhmen sihet man ihne
ohne Flecken.
2. Der schmale Hirsch-mangold / Symphytum maculosum s. Pulmonaria angustifolia
coerulea, C. B. angustifolia coeruleo flore, J. B. hat schmale und mit haaren
überzogene blätter / so sich den wilden Ochsenzungenblättern vergleiche; sind
jedoch weicher / und nicht so rauch / haben keinen stiel / sondern umbfassen in
der mitte ihren stengel / welcher langsam auffwächßt / rauch und eckicht wird /
bißweilen ist er purpur-braun / endlich kommet er schuhes-hoch herfür / auß
deren gipffel erscheinen viel haarige knöpflein oder hülßlein / so in fünff
purpur-braune schnittlein getheilet werden / und länglichte / hohle / hoch-blaue
Blumen in sich halten / die sich den Borretsch-blumen vergleichen / und kein
lieblichen geruch von sich geben. Denen ein schwartzer Samen nachfolget. Unden
bey den stengeln wachsen andere haarige / schmale und spannen-lange blätter /
zwischen welchen (ob sie schon dürr sind) in nächst folgendem Frühling der
stengel herfürstosset. Die Wurtzel hat viel dicke / fette zaseln / welche
anfangs weiß / hernach schwartz werden / und ein süssen geschmack von sich
geben. Wächßt hin und wider in Nider-Oestereich und Ungarn in den Berg- und
Hew-wäldern. Er blühet sehr lang.
3. An etlichen orten in Ungarn / findet man eine art / welche mit der vorigen
schier übereinkom̅et / allein ist der stengel dicker und grösser.
Die blätter sind breiter / und die blumen schön roth / Pulmonaria angustifolia
rubente coeruleo flore, C. B. rubro flore, foliis Echii, J. B.
Eigenschafft.
Dieses Kraut hat eine kühlende und trucknende natur / ist mit vielen nitrosischen
saltztheilen / und ölicht-wässerigem Schleimsafft begabet; davon die
eigenschafft entstehet / alles versehrte zu säubern / zu heilen / das scharffe
geblüt zu versüssen und zu reinigen / die Wunden und Schäden zur heilung zu
beförderen / und aller Fäulung zu widerstehen.
Gebrauch.
Diß Kraut in wasser gesotten / und davon (Bruft-geschwär
/ Lungsucht / Blutspeyë / In̅erliche Versehrungen.) offt
getruncken / oder auch das pulver von dem gedörrten Kraut messerspitz-weiß
täglich eingenommen / ist ein trefliche Artzney / die Brust-geschwär /
Lungensucht / Blutspeyen / und alle innerliche Versehrungen und Geschwär
glücklich außzuheilen. Wird deßwegen auch nutzlich in die Brust- und
Wund-träncker von den Leib- und Wundärtzten gezogen.
Man kan auch auß diesem Kraut ein Zucker / ja ein Syrup / und Essentz bereiten /
und in bemeldten zufällen nicht ohne würckung gebrauchen. Die Engell- und
Holländischen Weiber kochen die blätter davon in Brühen / und gebens solchen
Patienten zu trincken; oder vermischen sie zerhackt unter die Eyer / und bachen
Küchlein darauß / ist den Lungsüchtigen kein undienliche Speiß. Wird hiemit von
denenselben in den Gärten gepflantzet / allwo es gern herfürkommet.
CAPUT CXI.
Blaw Chondrillen-kraut. Chondrilla coerulea.
Namen.
CHondrillen-kraut heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Chondrilla. Italiänisch / Condrilla, Caccia lepre.
Frantzösisch / Laiteron. Englisch / Condrille. Holländisch / Condrille.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Chondrillen-kraut / Chondrilla coerulea altera Cichorei sylv. folio,
C. B. Chondrille, vel Chondrilla coerulea, J. B. ist mit blättern / stengeln und
blumen dem Feldwegwart nicht ungleich / außgenommen / daß es allenthalben dünner
wird. Die wurtzel ist einfach / lang / fingers-dick / zerbrüchlich /
fleischsafftig / außwendig mit schwartzer Rinden bedeckt / inwendig weiß; und
treibt runde / glatte / ästichte stengel elenhoch empor / welche demnach auß
langen / schüppichten kelchlein / gantz himmel-blawe / viel-blättige blumen /
und lange / breite / schwartze samen herfürbringen. Die blätter erscheinen
qwer-hand lang / schmal / [500] und mit
süßlichtem milch-safft begabet. Wächßt auff gebawtem Erdreich / Reinen der
Feldern / und neben den Strassen.
Bintzichtes Chondrillen-krant.
Chondrilla viminea.
2. Das Bintzichte Chondrillen-kraut / Lactuca viminea, Raji. Chondrilla viminea,
J. B. Juncea viscosa arvensis, quae prima Dioscoridis, c. B. hat ein weisse /
mit zähem milchsafft begabte / daumens-dicke / lange Wurtzel / die understen
Blätter sind glatt / und lingeschnitten / ligen auff der erden / und verdorren
bald von der Sonnen-hitz / wenn das Kraut in die stengel auffschießt. Diese
Stengel aber sind bintzicht / über elen-hoch / und brigen von unteh an / biß
oben auß viel kleine spitzlein an statt der blättern / und theilen sich oben in
Neben-zweiglein auß / darauff gelbe Blümlein wie im Lattich / erscheinen / so zu
wollichten köpflein werden / und nachdem sie ihren ablang-runden / äschfarben /
mit flaum behängten samen herfürgebracht / also davon fliegen. Dieses gantze
Gewächs ist voll gelber milch / und eines bitteren geschmacks. Allhier und bey
Breysach wächßt es häuffig an dem Gestad des Rheins / und auff etlichen Aeckern
bey Hüningen. Man findets allenthalben in dem Wurmser-und Altzeyer-gäw / wie
auch an andern orten Teutschlands / in Ungarn / Franckreich und Spanien.
3. Das breit-blättige gekerffte Chondrillen-kraut / mit blauen blumen /
Chondrilla coerulea latisolia laciniata, C. B. Park.
4. Das Sicilianische Meer-Chondrillen-kraut / Chondrilla, Sicula Tragopogonoides
maritima, Bocconi.
5. Das ungekerffte Chondrillen-kraut / Chondrilla folio non dissecto, caule nudo
& foliato, J. B.
6. Das gantz milch-safftige Chondrillenkraut / mit weiß-wollichten / drey zoll
langen und zoll breiten blättern / gelben im Augstmonat herfürgehenden
Habichkrautblumen / Chondrilla foliis cichoraceis tomentosis, G. B.
7. Das Chondrillen-kraut / mit grawwolligen Wegwarten-blättern / grossen /
riechenden / von aussen röthlichten / inwendig gelben blumen / Hedypnois
Monspessulana, seu Dens Leonis Monspessulanus, J. B.
8. Das Lattich-Chondrillen-kraut / mit schmalen drey zoll langen / zugespitzten
blättern / vielen halb schuhe hohen / kahlen stengeln / und gelben blümlein /
Chondrilla Lactucacea Foro-Juliensis, Raji.
9. Das Chondrillen-kraut mit stachlichten stengeln / Hasenköhl-blümlein / und
schönem krummen Samen / Chondrillae Creticae nomine missa, semine crispo, J. B.
Hieracium majus folio Sonchi, semine curvo, C. B. Mit diesem Kräutlein komt
gantz überein / Sonchus asper laciniatus Creticus, C. B. Blühet im Brach-und
Hew-monat.
10. Das Tingitanische Chondrillen-kraut / mit Magsamen-blättern / und gelben
blumen / Chondrilla Tingitana, floribus luteis, Papaveris hortensis folio, Herm.
Catal. Lugd. Bat.
Eigenschafft.
In den Chondrillen-kräutern steckt ein nitrosisches / mit ölicht-balsamischen
theilen temperiertes saltz / und haben also gleiche Kräfften und Tugenden mit
der Wegwarten.
CAPUT CXII.
Klein Sesamoiden-Kraut.
Sasamoides parvum.
Namen.
SEsamoiden-Kraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Sesamoides.
|| [501]
Geschlecht und Gestalt.
1. Das kleine Sesamoiden-krau / Chondrilla Sesamoides dicta, Park. Chondrilla
coerulea Cyani capitulis, C. B. Caranance Dalechampii flore Cyani, folio
Coronopi, J. B. ist ein art des Chondrillen-krauts / hat ein lange / dicke /
milch-safftige / von aussen röthlichte Wurtzel / auß welcher etliche haarige /
runde / dünne / milch-safftige stengel / zwey oder drey spannen hoch
auffsteigen. Seine Blätter sind lang / spitz / etwas rauch / den blättern des
Kräenfuß fast gleich / doch gröser / in der mitte zerschartzet / geben auch
weise milch von sich. Oben an den stengeln erscheinen runde und spitzige
köpflein / von fleinen weissen und glitzenden schüpplein besetzt. Die Blumen
sind den Wegwartenblumen gantz gleich / von farben schön blau / in der mitten
schmärtzicht. Der Samen ist schwartz und am geschmack süß. Dieses Gewächs ist in
Herren Camerarii Garten mit gefüllteren Blumen herfürkommen / wie beygesetzte
Figur anzeiget.
Rlein Sesamoiden-kraut mit gefüllteren Blumen. Sesamoides parvum flore
completiore.
2. Das süsse kleine Sesamoiden-kraut / mit gefüllteren himmel-blauen Blumen /
milchsafftiger wurtzel / sehr kleinem schwartzund eckichtem / in schüppichten
köpflein eingeschlossenem Samen / Chondrilla coerulea Cyani capitulis altera, C.
B. Catanance affinis Sesamoides parvum flore magis completo Camer. J. B.
Eigenschafft.
Diß Kraut ist temperierter natur / halviel balsamische / ölichte / mit
nitrosischem miltem saltz vermischte theile in einem süssen safft bey sich /
dadurch es die Tugend hat wohl zu nehren / das scharffe geblüt zu versüssen /
einen recht balsamischen Nahrungssafft zu erwecken / und aller fäulung zu
widerstehen. In der Artzney ist es bißher nicht gebraucht worden.
CAPUT CXIII.
Creutzwurtz Senecio.
Namen.
CReutzwurtz heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Erigerum, Senecio. Italiänisch / Senetio, Spelliciosa, Cardoncello.
Frantzösisch / Senession. Spanisch / Bonvaraon, Yerva cana, Cardo morto.
Englisch / Groundsel / or Dimson. Dänisch / Kaarsblomster. Niderländisch /
Kruys-wortel / Krups-kruyd / Crusette. In Teutscher Sprach nennet man sie auch
Creutzwurtz / Grindkraut / Creutzkraut und Baldgreiß.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Creutzwurtz / Senecio minor vulgaris, G. B. vulgaris s. Erigeron,
J. B. hat ein kleine / mit weissen zaseln behängte Wurtzel. Die Blätter sind
fast den Blättern des Senffkrauts oder des Eisenkrauts ähnlich / doch schmäler
und kürtzer / und ist ein jedes blättlein creutzweiß zerschnitten / daher es
auch den Namen empfangen / sind von farben dunckel-grün / wächßt nidrig und weit
umb sich / nicht viel über spannenhoch. Die stengelein sind rund / hohl /
braunfarbicht und safftig / obenauß mit vielen neben-ästlein / und mit sehr
kleinen geskerfften blättlein bekleider. Am obern theil oder an dem gipffelein
des stäudleins wachsen die gelben knöpffichten Blumen herauß / schier anzusehen
wie die Rheinblumen / die werden sehr bald zum grawen haarichten wie in den
Lattich-kräutern davon fliegenden [502] Samen
/ darvon sich dieses Gewächs jährlich im anfang des Lentzens widerumb erjüngt.
Es wird den gantzen Sommer mit seinen blümlein gefunden / denn was heut graw
wird / und davon fliegt / das erjüngt sich morgen wider. Dieses Kraut wächßt hin
und wider in den Kraut-gärten / auff den Aeckern / gebawten Feldern / alten
Mauren / Steinhauffen / und auff den Tächeren. Bleibt über den Winter grün.
2. Man findet eine andere art mit grössern / breitern / übelriechenden und
haarigen blättern an sand-und graßichten orten auff den Bergen; Senecio incanus
pinguis, C. B. Hirsutus, Ejusd. Hirsutus viscidus major odoratus, J. B.
Foetidus, Park.
3. Die Aethiopische Creutzwurtz mit purpurfarben blumen; Senecio viscosus
AEthiopicus flore purpureo, Breynii.
Eigenschasst.
Die Creutzwurtz hat ein mittelmäßige natur. Doch finden sich einige nitrosische /
durchtringende saltztheile / neden wenig ölichten balsamischen / in ihrem safft
verborgen / dadurch sie einë bitterlichtë geschmack bekommen / und krasst hat
gelind zu laxieren / oder vielmehr innerliche Drüsen-verstopffungen zu eröffnen
/ die Würm zu tödten und zu treiben.
Gebrauch.
Die Wurtzel wird nicht in der Artzney / sondern allein das Kraut / gebraucht. Es
werden die zarten blätter der Creutzwurtz den gantzen Winter über / dergleichen
auch im Frühling / vor sich selbst allein / und auch bißweilen mit andern
Kräutern zu den Saläten / mit Eßia / Baumöl und ein wenig saltz / gebraucht:
Solche Speiß ist dienlich den (Gelbsucht. Würm.)
Gelbsüchtigen / sie erwecket auch den tust zum essen / und tödtet die Würm.
(Hitzige Geschwulst der Brüstë und heim licher ortë /
insonder, heit nach einer gefährlichen Kinds-niderkunfft.) Dieses
Kraut mit den Blumen der Pappeln in Milch zu einem pflaster gesotten / darvon
zwischen zweyen tücheren gestrichen / und laulicht übergelegt / zertheilet die
hitzigen Geschwuist der Brüsten und heimlicher orten / insonderheit / welche
sich nach harten / gefährlichen Geburten bey den Weibern erzeigen.
Dieses Kraut neben Ephew-blättern frisch zersackt / in frischem Butter gekocht /
und den Butter durch ein tuch getruckt / gibt eine trefliche grüne Brand-salbe
ab / welche offt über den ort gestrichen / der vom fewr / oder fewrigen dingen
gebrandt worden / nicht (Brand.) nur gleich den
Brand außziehet / sondern auch geschwind heilet.
(Berstopfite Weiberreinigung.) Zwey hand
volldieses Krauts in einer maß weissen Weins gesotten / und darvon morgens und
abends getruncken / bringt den Weibern ihre verstopffte monatliche Reinigung.
(Verstopffung der Leber Gelbsucht.) Das
destillierte Creutzwurtz-wasser ist nutzlich wider die Verstopffung der Leber /
und vertreibet die Gelbsucht / so man davon morgens nüchter mit Wegwart-wasser
3. oder 4. loth trincket.
Der auß dem frischen in einem steinernen Mörsel gestossenen Kraut außgepreßte /
und durch sließ-papyr geläuterte Safft alle morgen und abend auff 4. biß 6. loth
mit Brühen (Gelbsucht / Verstopffung des Kröses / Würm
/ Scharbock.) eingenommen / vertreibet die Gelbsucht / eröffnet die
Verstopffung des Kröses und der Lebern / tödtet die Würm / reiniget das Geblüt /
und heilet den Scharbock.
Auß diesem Safft kochet man mit Jucker auch einen Syrup / welcher in dem
Blutspeyen (Blutspeyë / Rothe Rohr / Nasenbluten /
Wunden / Geschwär / Grind / Raud.) / rother Ruhr / vielem Nasen-bluten
/ Mutterfluß und dergleichen sehr dienlich / offt davon genommen.
Mit dem Creutzwurtz-safft kan man ausserlich auch frische Wunden / Geschträr /
Schäden / Grind und Raud heilen / nur offt damit lanlicht gewaschen.
Wenn man das frische Kraut zerhackt / (Zipperlein.
Podagra.) mit geröstetem saltz wohl stosset / und wie ein pflaster
warm überschlägt / so stillet es den grossen Schmertzen des Zipperleins und
Podagrams.
(Entzündung und Geschwulst der Gemächten.)
Creutzwurtz-kraut frisch zerstossen / mit Gersten-mehl / und ein wenig gutem
Rosen-öl zu einem dicken pflaster angerühret / und solches über die Gemächte
warm offt geschlagen / zertheilet deroselben Entzündnng und Geschwulft.
Ein trefliches Wund-pflaster zu allen (Tresfliches
Wundpflaster.) Wunden überzulegen / hat Tabernaemontanus auff folgende
weise auß diesem Kraut bereitet: Nim Creutzwurtz-kraut 24. loth / Aron-blätter /
Schellwurtz-kraut / Gamänderlein / Eröfiffer / jed. 4. loth / 60. Regenwürm /
frischen Mäyen-butter 64. loth: Alle gemeldten Kräuter soll man zerschneiden /
vermischen / und mit den Regenwürmen und Butter in einem mörsel wohl
durcheinander stoffen / darnach in einem bequemen geschirr 14. tag an die Sonne
setzen / folgends in einem kesselein auff einer gluth / mit sanfftem fener
sieden / biß alle feuchtigkeiten der Kräutern verzehret sind / und den̅ hart durch ein tuch seigen und trucken; alßden̅
soll man darinn zerlassen 16. loth Wachs / Terbenthin / Kübelhartz jed. 8. loth
/ wenn es zerlassen und schier kalt worden ist / soll man darein strewen 3. loth
rein gepülverten Weyrauch / und wohl durcheinander rühren biß es kalt wird /
alßdenn zu dem gebrauch wohl auffheben.
CAPUT CXIV
St. Jacobs-Blum. Jacobaea vulgaris.
Namen.
ST. Jacobs-blum oder St. Jacobs-kraut heißt Lateinisch / Jacobaea, Flos S.
Jacobi, Herba S. Jacobi, Senecio major. Italiänisch / Senecio maggiore,
Spelliciosa maggiore, Cardoncello maggiore, Herba di Santo Jacomo, Fior di Santo
Jacomo. Frantzösisch / Herbe du S. Jaques, Fleur du S. Jaques. Englisch / Sanct
Jameswort. Dänisch / St. Jacobs-blomster / Ibsurt. Niderländisch / St.
Jacobs-bloemen / St. Jacobs-kruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine St. Jacobs-blum; Jacobaea vulgaris laciniata, C. B. Vulgaris, J.
B. Flos S. Jacobi, Brun. Trag. Lon. Senecio major,
|| [503]
St. Jacobs-Blum. Jacobaea vulgaris.
Matth. hat ein zaselichte und in die Erde fest eindringende wurtzel. Die blätter
sind zerspalten / ablang / und tieff außgeschnitten / wie blätter der
Creutzwurtz / doch eiwas grösser. Im ersten Jahr stosset dieses Kraut keinen
stengel / jondern es ligen seine dunckelgrüne blätter auff der Erden
außgespreitet wie des Wegerichs. Im andern Jahr aber bringet es etlich
spannen-hohe / runde / bißweilen kahle / bißweilen etwas wollichte / steiffe /
gestreiffte / einen oder mehr stengel / den stengeln des Beyfuß ähnlich / die
sind mit vielen Neben-zweiglein besetzt / auff denselbigen wachsen viel
gebüschelte gestirrnte blumen / wie die blumen des Meger-krauts / von farben
schön liecht-gelb / die werden nach ihrer zeitigung zu wollichten grawen Samen /
welcher gleich dem Samen der Creutzwurtz davon fliegt. Es blühet umb St. Jacobs
Tag / daher es auch seinen Namen trägt. Wächßt gern an sand-und grasichten orten
/ auff dürren Matten / und ven Rechen der Feldern. Dieses Kraut endert sich mit
seinen blättern / etliche sind wie die Raucken-blätter zerschnitten / andere
vergleichen sich den Rettich-blättern / werden jedoch nicht so haarig / etliche
kommen mit dem Eichenlaub überein.
2. St. Jacobs-kraut / mit graw-wollichten Creutzwurtz-blättern / und
bleich-gelben Blumen; Jacobaea Senecionis folio incano perennis, Raji.
3. Das nidrige dünn zerschnittene Jacobskraut: Jacobaea pumila Gallica, Boccon.
4. Das breit-blättige St. Jacobs-kraut / mit grossen gelben / gestirrnten / in
Flaum außgehenden Blumen; Jacobaea latifolia, J. B.
5. Das grosse breitblättige Oestereichische Jacobs-kraut / mit gelben Blumen;
Jacobaea Alpina laciniata, flore Buphthalmi, C. B. Pannonica latifolia, J. B.
6. Das Meer-Jacobskraut / mit vielen gepüschelten Honig-gelben Blumen; Jacobaea
maritima, C. B. Jacobaea incana altera, Ejusd. Jacobaea maritima, s. Cineraria
latifolia, Ejusd. & Park.
7. Das Berg-Jacobskraut / mit gestirnten / gelben / gepüschelten blumen;
Chrysanthemum Alpinum foliis Abrotani multifidis, C. B. Ageratum ferulaceum
Dalechampii, J. B.
8. Das Sicilianische Jacobs-kraut / mit kleinen gold-gelben blumen; Jacobaea
Sicula Chrysanthemi facie, Boccon.
9. Das Jacobs-kraut / mit groß-blättigen gold-gelben blumen; Jacobaea multisida
umbellata, annua, Boccon.
10. Das Jacobs-kraut / mit gelben blumen; Jacobaea Senecioni affinis, Raji.
Senecio folio non laciniato, C. B. J. B.
11. Das woll-haarige Jacobs-kraut / mit schmalen uneingeschnittenen blättern;
Jacobaea Pannonica folio non laciniato, J. B. montana, lanuginosa, angustifolia
non laciniata, C. B.
12. Das rund-blättige Jacobs-kraut / mit grosser gelber blum; Jacobaea
rotundifolia incana, C. B.
13. Das Engelländische uneingeschnittene Berg-Jacobskraut; Jacobaea montana, non
laciniata no???ras, Raji.
14. Das knorricht-wurtzlichte / rundblättige Jacobs-kraut; Jacobaea affinis
planta tuberosa Capitis bonae spei, Breynii.
15. Die Africanische Lavendel-blättige St. Jacobs-blum; Jacobaea AEthiopica
Lavendulae folio, Breyn.
16. Die staudichte St. Jacobs-blum / mit Fiechten-blättern; Jacobaea AEthiopica
Laricis folio, Breyn.
17. Die frembde Aehren-gestaltete St. Jacobs-blum; Jacobaea spicata
Monomotapensis, Breyn.
18. Die nidrige Meer-St. Jacobs-blum / mit gläntzend-grünen blättern / und gelben
erscheinenden blumen; Jacobaea supina maritima, Triumfeni.
Eigenschafft.
Alle diese Gattungen der Jacobs-kräutern haben ein alkalisches oder nitrosisches
saltz mit etwas ölichten theilen vermischet / bey sich / und daher sind sie
milter / temperierter / etwas balsamischer / trucknender eigenschafft;
zertheilen / reinigen / und heilen alle so wohl in-als außwendige Verschrungen.
Gebrauch.
(Bräune / inwendige Geschwulst des Halses / Fisteln /
vmb sich fressende Schäden.) Joachimus Camerarius in Horto Medico p.
m. 158. lobet dieses Kraut zu den Gurgelwassern wider die Bräune und inwendige
Geschwulst des Halste: auch habe die erfahrenheit bezeuget / daß dessen Safft in
den Fisteln und umbsich fressenden Schäden nutzlich gebraucht werde.
Fridericus Hofmannus in Clave Pharmaceutica Schroederiana p. m. 549. rühmet
dieses (Rothe Ruhr. Grimmen.) Kraut wider die
rothe Ruhr / so man den Krancken ein Tranck davon siede: Wenn man aber das Kraut
in wasser zu einem pflaster koche / und solches über den Bauch [504] lege / habees ein sonderliche frafft
das grimmen zu stillen / werde daher auch zu den Clystieren gebraucht.
CAPUT CXV.
Reinfahren. Tanacetum
Namen.
KEinfahren oder Wurmkraut / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Tanacetum, Artemisia tenuifolia, Athanasia
vulgaris, Ambrosia. Italiänisch / Tanaceto daneda, Atanasia. Frantzösisch /
Atanasie, Tanasie, Espece de Tansi. Englisch / Tansie. Dänisch / Regefarn /
Ormfrud. Niverländisch / Reynvaer / Wormkruyt.
Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der gemeine Reinfahren / Tanacetum vulgare luteum, C.
B. vulgare flore luteo, J. B. ist mit der Wurtzel / Kraut und Stenageln dem
Mutter-kraut etlicher massen gleich / allein sind die zerschnittenen gekerfften
/ scharff-riechenden und bitter-schmäckenden Blätter kleiner / zärter / und die
braun-rothen / runden / etwas haarigen stengel grösser / fast zweyer elen lang /
welche sich zu oberst vielfältig in kleine zincklein zerspalten / deren gipffel
mit viel gelben / runden / knöpfichten und drauschlichten blumen gezieret werden
/ welche demnach in schwärtzlichten / dem Chamillen-samen nicht ungleichen /
jedoch grösseren und stärcker riechenden Samen außgehen. Das gantze Kraut ist
hiemit am geschmack bitter / am geruch starck / und doch lieblicher als das
Mutter-kraut. Es wächßt gern an den Wasser-gestaden und Gräben / auch an
etlichen Mauren hinder den Zäunen / bey den Gärten neben den Strassen / und an
den enden der Feldern / gemeinlich in steinichtem grund / und ungebawtem
grasichtem Erdreich. Man findets allhier bey Michelfelden / und in grosser mänge
im Elsaß. Es kan der Reinfahren die Winter-kälte leiden / und wiewohl er
jährlich von seiner alten wurtzel widerumb herfür wächßt / erjüngt er sich doch
darneben von dem außgefallenen Samen. Selten wird er mit schönen werssen Blumen
gefunden / dahero wegen seiner seltzamkeit in die Gärten zum lust gepflantzet.
Mit weissen Blumen / so keinen geruch von sich geben / wächßt er auff den
höchsten Bergen in Franckenland.
2. Der Engelländische Reinfahren / Tanacetum foliis crispis, C. B. crispum flore
luteo, J. B. crispum Anglicum, Ger. hat breitere und krause mit vielen kleinen
kerssen tieff zerspaltene Blätter / anzus hen wie ein lustige Strauß-feder / er
gibt einen lieblicheren geruch von sich als der vonrige / ist aber bitteren
geschmacks. In Engelland ist er in den Gärten sehr gemein / in Teutschland wird
er auch in die Lust-gärten leichtlich gezielet / wie er denn in dem Fürstlichen
Eystättischen Lust-garten anzutreffen gewesen.
Joachimus Camerarius in Hort. Med. p. m. 166. berichtet / daß die schwangeren
Weiber in Schottland / so sich einer Mißgeburt besorgen / (Mißgeburt.) dieses Kraut zerschneiden / und mit
gutem nutzen für die heimlichen Oerter halten.
3. Der Bert-Reinfahren / Tanacetum Alpinum, C. B. Park. Iva moschata Rhaetis,
Tanaceto cognata herbula, Gesn. hort. Millefolio Alpino affinis planta,
quibusdam Iva moschata, J. B. Wächßt in allem 4. oder 6. zoll hoch / ist gantz
weiß-graw / mit einem Würtz-geruch begabet / und weichen Haaren bekleydet. Die
Wurtzel ist lang und dicklicht. Die Blätter sind zoll-breit / und wie an der
Berg-Schaffgarb / von deren er meistentheils am geruch underschieden wird / gar
subtil gekerfft. Oben auff den stengelein erscheinen weisse blümlein wie ein
frönlein ordentlich beysammen gesetzt. Man findet ihne auff den Schweitzerischen
und Bündtnerischen Alp-Gebüfgen.
4. Der Oestereichische Reinfahren / Tanacerum montanum inodorum, minore flore, C.
B. album, J. B. Bellis Tanaceti folio quorundam, Raji. bekomt rahne / hohle /
haarige / steiffe und harte stengel / so elen-ja bißweilen anderthalb elen hoch
wachsen / von welchen wenig gefiderte blätter gesehen werden / so sich den
gemeinen Reinfahren vergleichen / sind jedoch ohne geruch / und geben einen
hitzigen geschmack von sich; bey der wurtzel werden die blätter grösser und
haarig. Oben zertheilet sich der stengel in etliche kurtze zweiglein / auff
welchen in dem Mäyen und Brachmonat grosse blumen sitzen / welche den grossen
Maßlieben-blumen schier ähnlich sind / sie bestehen auß 18. oder 20. blättlein /
deren etliche grösser / andere kleiner werden / und in der mitter ein gelbes
Aepffelein haben. Wenn die Blumen verwelcken / folgt im mittleren köpflein ein
länglichter schwartzer samen nach. Die wurtzel ist krum / schwartz / klein
fingers-dick / hat etliche haarige zaseln / und stecket nicht tieff in der
Erden. Man findet ihne schier auff allen nidrigen Bergen oder Haw-wäldern [505] in Oesterreich und Ungarn. So man ihne
im Herbstmonat in die Gärten pflantzet / bringet er bißweilen seine Blumen im
nächstfolgenden Augstmonat.
Es wächßt allda noch ein andere Art / Tanacetum inodorum minore flore, C. B. die
kleinere Blumen trägt. Ihre Blätter sind nicht so schön / und hangen mit einem
kurtzen stiel am stengel. Die Wurtzel ist mit vielen zaseln begabet. Es wird
auch in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Diese letstete art
findet man allhier auff dem Muttentzer- oder Mutzacher-Berg und andern Büheln /
wie auch zwischen der Schützenmatten und dem Steinen - Thor. Sie wächßt auch in
den Hecken auff dem Berg St. Christina / gemeiniglich Chrischona genannt.
Eigenschafft.
Der starck riechende Reinfahren ist warm und trocken im anderen grad: Hat viel
flüchtiges / scharffes / durchdringendes / mit ölichten theilen vermischtes
alkalisches saltz bey sich / und deßwegen schöne kräfften / allen zähen schleim
hin und wider in dem Leib / sonderlich in der Mutter / auffzulösen / Wind und
Blähungen zu vertheilen / Grimmen-Leib- und Mutter - wehe zu stillen / Würm zu
tödten und außzutreiben / die erkaltete Mutter zu erwärmen / und die monatliche
Reinigung zu beförderen.
Gebrauch.
Der Reinfahren hat gleiche Krafft wie das Mutter - kraut. Ein handvoll Reinfahren
in einer halben maß weissen Weins und frischen Brunnwassers gesotten / und (Würm. Grimmen. Wind) darvon getruncken / tödtet
die Würm / und treibet sie auß. Stillet auch das Bauchwehe und Grim̅en / und vertheilet die Wind.
Hercules Saxonia Lib. 9. de Lue Venerea. (Schrundë der
Händen / Mager oder Mägerey / Schrundë oder Spälte der Füssen.) Cap.
31. schreibt / er habe eine Fraw gekan̅t / welche acht jahr offene
Schrunden in ihren Händen erli???ten / und dafür viel Artzneyen von Venedig und
Padua ohne würckung gebraucht / nachdeme sie aber die Schrunden mit dem
außgepreßten Reinfahren-safft angefeuchtet / seyen dieselbigen zur heilung
gebracht worden / vermeldet aber darbey / daß man bey dem gebrauch dieses Saffts
die Hände nicht waschen solle. Er lobet ihne (Verstandener Harn / todte Frucht und Nachgeburt / Würm. Stein. Monatliche
Reinigung.) auch wider den Mager oder Mägerey und die Schrunden oder
Spälte der Füssen.
Das destillierte Reinfahren - wasser treibt fort den verstandenen Harn / todte
Frucht und Nachgeburt / tödtet auch die Würm / so man nach belieben öffters
etliche loth darvon trincket. Morgens und abends 4. oder 5. loth ein monat lang
getruncken / ist gut für den Stein / bringt auch die versteckte monatliche
Reinigung wider.
CAPUT CXVI.
Thunis-Blum. Flos Tunetanus.
Namen.
THunis - Blum heißt Lateinisch / Flos Tunetanus, Flos Africanus, Tanacetum
Peruvianum, Chrysanthemum Tunenetanum, Caryophyllus Indicus, Flos Indicus,
Caltha Africana. Italiänisch / Fiore Indiano, Garofano Indiano, Fiore Africano.
Frantzösisch / Oeillet d’Inde, Rosier d’Inde Dänisch / Studenter-blöster /
Frantzoserblomster / Frantzoser - lilier. Niderländisch / Thunis - bloem.
Englisch / The Africanisch Marigold. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt
Sammet - blum / Sammet-rößlein / Indianische Nägelein / und Indianische Blum.
Geschlecht und Gestalt.
Die Thunis - Blum wächßt wie eine Staud / hat gerade / hohl - kälichte /
rothbraune stengel / fast zweyer elen hoch / mit vielen ästlein und zincken /
daran stehen viel zarte blätter / allenthalben zerkerbt / sehen den Reinfahren
gleich / allein daß sie grösser und mehr zertheilt sind. Man findet zwey
Geschlecht / und deren hernach etliche arten / die haben keinen underscheid /
als allein an den Blumen.
Grosse Thunis - Blum. Flos Tunetanus major.
1. Das erste Geschlecht ist das gröste / Tanacetum sive Flos Africanus major,
flore pleno, C. B. Tagetes maximus rectus flore pleno multiplicato, J. B. bringt
gold-gelbe grosse Blumen / die sind schön und lind / wie gelber Carmesin -
sammet / von unzehlich vielen blättern zusammen gesetzt / und vollkomlicher als
die Rosen. Fabius Columna zehlet sechs underschiedliche Arten dieser Blumen.
2. Das andere Geschlecht / Tanacetum Africanum s. Flos Africanus minor, C. B.
Tagetes Indicus minor simplici flore, s. Caryophyllus Indicus, s. Flos
Africanus, J. B. trägt kleinere Blumen / mit zweyen oder drey
|| [506]
Kleine Thunis - Blum. Flos Tunetanus minor.
Gesätzen / die haben in der mitte blühende fäßlein wie die Rosen. Auch sind die
blumen an der farbe von gold - gelb auff purpur geneigt / darzu schön und zart
wie Sammet. Dieser Blum gibt es auch zweyerley gattungen / eine ist gefüllt /
die andere einfach.
Alle obgemeldte Blumen oder Rosen wachsen auß länglichten knöpflein / die sind
rings herumb mit fünff oder sechs ripplein erhaben / stehen auff langen und
zarten stielein. Nach abfallung oder verwelckung der Blumen / findet man langen
schwartzen samen / gantz gedrungen in jetz - gedachten knöpflein / der gleichet
dem Alant - samen. Die Wurtzel ist kurtz / aber drauschlicht / mit vielen neben
- zaseln / dringet nicht tieff in die Erden. Bleibt über den Winter nicht / muß
alle Jahr vom samen auffgebracht werden. Die grossen Thunis - blumen haben kein
bösen geruch / da hingegen der meiste theil der kleinen sehr übel stincket.
Die Thunis - blumen hat erstlich Keyser Carolus V. als er die Statt Thunis
erobert / zu uns in Teutschland gebracht: In Africa wachsen sie überall von sich
selber.
3. Die Canadensische breit - blättige nidrige Goldblum / Chrysanthemum Canadense,
Aster Virginianus latifolius luteus repens, Park.
4. Die kleine Virginische Goldblum / Aster Virgineus luteus alter minor, Park.
Eigenschafft und Gebrauch.
Daß die Thunis - blumen / schreibt Dodonaeus, ein ein gifftige und kalte natur in
sich haben / zeigt ihr unannehmlicher geruch an / welcher wie der Schierling das
Haupt sehr beschweret: Solches bestätiget auch die erfahrenheit. Ich weiß mich
wohl zu erinneren / daß einem Knaben / welcher von der Thunis - blumen etwas
versucht / die Lefftzen und der Mund auffgelauffen warer / gleichwie es denen
offt geschicht / welche die Schierlings - pfeifflein in dem Mund halten / und
mit denselbigen auffspielen. Wir haben auch vor etwas zeit einer Katzen diese
Blumen mit frischem Käß vermischt / zu essen geben / welche alsobald hefftig
auffgelauffen / und davon über ein, kleine weil gestorben ist. Auß welcher /
auch von uns wahr befundenen erfahrung nicht unschwer zu schliessen / daß ein
gifftig etzendes saltz / neben vielen unreinen schwefelichten theilen / in
diesem gewächs sich finde / hiemit solches in dem menschlichen Leib keines wegs
solle gebraucht werden.
CAPUT CXVII.
Mutter - Kraut. Matricaria.
Namen.
DAs Mutter - Kraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Matricaria, Parthenium, Amaracus. Italiänisch /
Matricaria. Frantzösisch / Matricaire, Espargoutte. Spanisch / Magarza,
Matricaria. Englisch / Feferfew / Fedderfew / Whitewort / Motherwort. Dänisch /
Martrem / Martrum. Niderländisch / Moederkruyt / Materkruyt. In Teutscher Sprach
wird es auch genennt Mettram / Bochsblum / Matrenen / Matronkraut / Meydkraut /
Meydblum / Meterkraut / Feberkraut / Samenaug / Metterig und Magdblum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Mutter - kraut / Parthenium I. s. Matricaria vulgaris, C. B.
Matricaria vulgò, minùs Parthenium, J. B. hat ein [507] zaselichte wurtzel / auß welcher vier
oder fünff runde / dicke / harte und holtzichte stengel / innershalb voll
weisses luckes Marcks herfür wachsen / die werden einer elen lang / auch von
unten an biß oben auß mit schönen sattgrünen / zerkerfften und zerschnittenen
blättern umbgeben / die sich den Blätteren des Beyfuß vergleichen / sind jedoch
kleiner. Auff den Gipffeln der Stengeln gewinnt es schöne / weisse / gestirrnte
und drauschlichte Blumen / die vergleichen sich den Blumen des Krottendills /
welche schier den gantzen Sommer biß in den Herbst gesehen werden. Nachdem die
weissen blättlein von den blumen abgefallen / zettiget in dem inneren gelben
knöpflein der schwartz - grüne / dem Wurm - samen / oder dem Samen des
Reinfahren / nicht ungleiche Samen. Es mag dieses gewächs die Winter - frost
wohl leiden / wiewohl es sich auch jährlich von dem außgefallenen Samen wider
erjüngt. Dieses Kraut hat ein starcken geruch fast wie der Krottendill / und ist
am geschmack bitter. Zu diesem Geschlecht gehören annoch die Matricaria
odoratior, und Matricaria flore pleno, C. B. Item, die Matricaria florum petalis
fiflulosis majoribus & minoribus, Hort. Reg. Paris. und die Matricaria
cauliculis rubentibus, N. D. Hort. Lugd. Bat. welches denn nur Varietates, oder
verschiedene gattungen eines Geschlechts sind.
2. In den Raderen und abgehawenen Wäldern findet man noch ein andere art / mit
zerspaltenen äschenfarden blättern wie der Beyfuß. Die Blumen sind gantz gelb /
die werden bald zu grauen haarigen samen / der fliegt davon wie der samen der
Creutzwurtz. Mit gefüllten Blumen wird er in Engelland / und in dem Fürstlichen
Eystättischen Lustgarten angetroffen; Matricaria sylvestris flore toto luteo, C.
B.
3. Das Berg - Mutterkraut / Matricaria Alpina Chamaemeli foliis, C. B.
Millefolium Alpinum, J. B. überkomt ein zaßlichte wurtzel / auß deren viel schuh
- hohe grüne ästlein herfürwachsen / welche von vielfaltig zerschnittenen
blättern umbgeben werden. Auff den stengelein erscheinen bleich - weisse blumen
/ wie ein Dölderlein / so auß sechs oder acht breitlichten und weissen blättlein
bestehen. Die ästlein oder stengelein ligen auff der erden. Man findets auff den
Schneebergen / Schnee - alpen und Dürrenstein / in Oesterreich und Steymarck /
es blühet erst im Augstmonat / denn dieweilen es umb die Gruben herfürkomt /
welche öffters lang mit Schnee bedeckt sind / kans nicht eher blühen. Die Jäger
nennens unser Frawen schwartzer Rauch / gleich wie der Berg-wermuth von ihnen
unser Frawan weisser Rauch genennet wird. In den Gärten läßt es sich nicht
leichtlich pflantzen.
4. Das Mutter-kraut mit Stabwurtzblättern / und vielen gepüschelten weissen
Dolder - blumen / Matricaria foliis Abrotani, C. B. Parthenium [Greek words], J. B. Wächßt in Hispanien.
5. Das Mutter - kraut ohne geruch / mit Mutterkraut - blättern / und
Chamillenblümlein; Matricaria inodora, C. B. Parthenium inodorum, sive Achaovan
AEgyptior. J. B.
6. Das Jndianische breit - blättige Mutter - kraut / mit gefüllter Blum /
Matricaria Indica, latiore folio, flore pleno, Hort. Mal. part. X. Tsjetti - Pu.
Eigenschafft.
Das Mutter - kraut ist warm im dritten und trocken im andern grad: Hat ein
flüchtig / scharffes saltz / und flüchtig schwefelichte theile bey sich / und
daher gute Tugenden alle innerlichen verstopffungen auff zulösen / den zähen
schleim zu erdünneren / Magen und Mutter zu stärcken / grimmen und Leibwehe zu
stillen / die monatliche Reinigung zu beförderen / und Ohnmachten zu vertreiben.
Gebrauch.
(Mutter - kranckheiten.) Dieses Kraut soll
billich von den Weiberen in grossen Ehren gehalten werden / denn es wird mit
sonderlichem nutzen in̅erlich und äusserlich zu allen Mutter -
kranckheiten gebraucht.
Des Mutter - kraut ist auch in den Küchen bekannt / denn man es im Frühling /
wenns noch jung ist / grün zerschneidet / mit Eyern zerklopfft / und gute
Pfannen - kuchen darauß (Mutterweh / grimmen.)
machet / ist eine gesunde Speiß den erkalteten Weibern / so stätig Mutterweh
haben / bekomt auch den Männern wohl / welche mit dem Grimmen behafftet sind.
(Wassersucht.) Mutter - kraut in Wein gesotten /
abends und morgens jedes mahl ein becherlein voll getruncken / vertreibt die
Wassersucht. Neben der wahren beschreibung dieses Krauts berichtet zugleich
Theodorus Tabernaemontanus, er habe diese Artzney von einer Hirtin zu Speyr
wahrgenommen / die heilte einen Wassersüchtigen jungen Gesellen darmit / und
brauchte sonst nichts weiters denn dieses tranck. Der Krancke war am gantzen
Leib also geschwollen / daß man sich gleichsam darinn ersehen konnte: da er aber
zehen tag von diesem tranck getruncken / brachen ihm seine Schenckel auff / das
wasser flosse herauß / und verzehrte sich täglich / es würckte auch diese
Artzney durch den Stullgang und Harn / und mußte der krancke mit diesem
gemeldten tranck fortfahren / diß er gesund worden. Es ist auch hernach vielen
in solcher kranckheit mit dieser geringen artzney geholffen worden.
(Keuchen un̅ auffblähen des
Rindvihs.) Mutter - kraut zu pulver gestossen / und dem Rindvieh des
abends mit saltz zu lecken geben / vertreibt ihnen das keuchen und auffblähen.
(Läußsucht.) Für die Läußsucht: Nim Mutter-kraut
4. hand voll / Odermänig / Taubenkropff / Quendel jedes 3. hand voll /
Zeitlosen-kraut / Wermuth - kraut jedes 2. hand voll / Braunwurtz - kraut ein
hand voll: Diese stück soll man in wasser sieden / und ein Bad darvon machen /
darinn der so die Läußsucht hat / eine zeitlang baden / und je über den andern
tag ein frisch Bad sich zurichten lassen kan.
(Abgefallen zäpflein.) Mutter - kraut grün
gestossen / auff den Wirbel des Haupts gelegt / und etliche mahl erfrischt /
hebt widrumb auff das abgefallen (Kopffschmertzen.) zäpflein / wehret dem Schwindel und Haupt-flüssen / und
stillet den Kopff-schmertzen.
(Versteckte monatliche) Das destillierte
Mutterkraut - wasser befördert die versteckte monatliche Reinigung [508] (Reinigung
der Weibern / erkaltete Mutter / schwere Geburtsschmertzen / Würm.
Wassersucht.) der Weibern / erwärmet die erkaltete Mutter / milteret
die schweren Geburts - schmertzen / und tödtet die Würm / so man davon nach
belieben offt ein paar loth trincket.
Das in den Apothecken zubereitete Mutterkraut - saltz eines halben scrupels oder
10. gran schwer mit ein wenig weissen Wein eingenommen / dienet treflich wohl
wider die Wassersucht.
Ein trefliches Mutter - wasser kan man (Treflich
Mutterwasser.) folgender gestalten bereiten: Nehmt Mutterkraut 6.
handvoll / Melissen - kraut / Poleykraut jedes 3. handvoll /
Cardobenedictenkraut / rothe Klapper- oder Korn - rosen jed. 2. handvoll /
Fischmüntz 1. handvoll / Zimmet / Cubeben / Fenchel und Aenis - samen / jed. 1.
quintl. Zerhackt alles undereinander / gießt 2. maß guten alten weissen Wein
darüber / laßts etliche tag wolvermacht stehen / alßdenn destillieret das wasser
davon in einem zinnernen kolben ab. Von diesem Mutter - wasser kan ein Weib / so
mit Mutter - wehen angegriffen worden / löffelweiß offt nehmen. Wil man es
kräfftiger haben / so kan man ein stücklein Bibergeil in einem bündelein darein
legen.
CAPUT CXVIII.
Goldblum. Chrysanthemum.
Kleine Goldblum. Chrysanthemum minus.
Namen.
GOldblum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Chrysanthemum. Italiänisch / Chrysanthemo. Englisch / Marygold.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der Goldblum / deren grössere und kleinere art allhier
abgemahlet stehen / Chrysanthemum majus flore profundè laciniato, magno flore,
C. B. Creticum 1. Clusii, J. B. hat eine dicke / kurtze und weisse wurtzel / mit
vielen zaseln / bringt elenhohe / glatte / dicke / runde stengel / die sind
gerings herum mit tieff zerschnittenen und gekerfften blättern besetzt / den
blättern des Beyfuß ähnlich. Am obern theil gewinnt sie gold-gelbe / grosse /
runde / und überauß schön gläntzende Blumen / wie die Blumen des Ringelkrauts /
darauff folgen länglichte / gestreiffte / braunlichte samen. Wenn dieses Kraut
jung ist / wird es von dem Bauers - volck / insonderheit umb die Statt Siena in
Italien / wie andere Koch-kräuter geessen. Die Wurtzel ist bitter / aber noch
vielmehr der Samen / wiewohl das Kraut an sich selber kein bitterkeit hat. Man
findet es an ungebauten orten / neben den strassen. Es wächßt zuweilen gar hoch
/ und bekomt schöne / grosse gelbe blumen / deren äussere blätter offt halb weiß
sind; welche art von C. Bauhino, Chrysanthemum flore partim candido, partim
luteo, genennet wird. Zu zeiten bleibt es klein / und hat schmälere blätter /
wie an den Figuren zu sehen.
2. Die grosse Goldblum mit dünner zerkerfften blättern / und schüppichten
häuptlein / darauß die blumen wachsen; Chrysanthemum majus folio in minores
lacinias diviso, C. B. Creticum 2. Clusii, J. B. Mit diesem Geschlecht komt
überein die Goldblum mit Mutterkraut - blättern / Chrysanthemum foliis
Matricariae, C. B. Chrysanth. majus folio valdè laciniato, flore croceo, J. B.
3. Die breit - blättige Spanische Goldb [509] blum / Chrysanthemum latifolium, J. B. Hispanicum
rotundioribus foliis, Park. Zu dieser gattung kan man billich rechnen die kleine
breit-blättige Goldblum / Chrysanthemum parvum, s. Bellis lutea parva latifolia,
J. B.
4. Die Berg - Goldblum / mit vielen gleich auß der wurtzel gehenden / dicken /
etwas eingeschnittenen blätteren / und Blumen wie in dem St. Jacobs - kraut;
Chrysanthemum Alpinum incanum foliis laciniatis, C. B. Chrysanthemum Alpinum
Judenbergense, Jacobaeae affine, J. B. Blühet in den Steyrmärckischen Gebürgen
im Hew- und Augstmonat.
5. Die Berg - Goldblum mit Stabwurtzblättern; Chrysanthemum Alpinum foliis
Abrotani multifidis, C. B. Chrysanth. Alpinum Etschecianum, Jabobaeae affine, J.
B.
6. Die Africanische Goldblum / mit Heyde gleichen blättern; Chrysanthemulum
Ericoides C. Bonae spei, Breyn.
7. Die Tingitanische breit-blättige Goldblum; Chrysanthemum Tingitanum
latifolium, Catal. Hort. Med. Edinburg.
8. Die Africanische nidrige Goldblum / mit kahler für sich sehender gelber Blum;
Chrysanthemum Africanum pumilum procumbens, flore cernuo, nudo, luteo, Catal.
Hort. Med. Edinburg.
9 Die Aethiopische Goldblum / mit Majoran - blättern; Chrysanthemum Conyzoides
AEthiopicum, capitulo aphyllo, foliis Majoranae, Breynii.
10. Die Valentinische Goldblum / Chrysanthemum Valentinum Clusii, Park.
Buphthalmum lanuginosum foliis Millefolii, C. B. Buphthalmo tenuifolio simile
Chrysanthemum Valentinum Clusii, J. B.
11. Die Portugesische Stern-Goldblum; Chrysanthemum Conyzoides Monspeliensium,
Moris. Conyzoides Lusitanicum, Breyn. Aster Atticus odoratus Creticus, Zanon.
12. Die staudichte Aethiopische Goldblum; Chrysanthemum arborescens AEthiopicum
foliis Populi albae, Breyn.
13. Die Americanische breit - blättige Goldblum; Chrysanthemum Americanum
laciniato folio, Raj. Doronicum Americanum, Park.
14. Die Feld - Goldblum / mit einfacher / weisser / holtzichter / tieff in die
Erden nistender / zaßlichter wurtzel / einfachem / schuhehohem / rundem /
glattem / mit marck außgefülltem / ästichtem stengel / zwey biß drey zoll langen
/ zoll breiten / tieff eingeschnittenen blättern / und grossen oder kleinen
gelben Blumen; Chrysanthemum segetum nostras, Park. folio minùs fecto, glauco,
J. B. Bellis lutea foliis profundè incisis major, C. B. & prof. incis.
minor, Ejusd.
15. Die Goldblum mit scharffen blättern umb die kleine Blum / Chrysanthemum
Asteris facie, foliis ad florem rigidis, flore minore elatius, Herm. Append.
16. Die gantz nidrige Goldblum / mit rauchen blättern / Chrysanthemum Asteris
facie, foliis ad florem rigidis, flore minimo humilius, Herm. Append.
17. Die Canadensische Goldblum / mit Rapuntzlen - wurtzel / Chrysanthemum
Canadense, Rapunculi radice, strumosum vulgò, Herm. Catal. Leyd.
18. Die gelbe Goldblum / mit rundlichten blättern; Bellis lutea foliis
subrotundis, C. B.
19. Die Peruanische Goldblum / mit weisser Blum; Chrysanthemum Peruvianum flore
albo, Catal. Lipsiens. Amman.
20. Die Virginianische Goldblum; Chrysanthemum Virginianum Platani folio, Hort.
Oxon.
21. Die Americanische Goldblum / mit Braunwurtz - blättern; Chrysanthemum
Americanum Scrophulariae folio, Hort. Oxon.
22. Die Canadensische Goldblum; Chrysanthemum Canadense bidens, Moris. pra???l.
Aster Virgineus luteus membranaceo caule, Park.
23. Die Indianische Goldblum / mit zwey - spältigen Blum - blättlein / und Neßlen
- blättern; Vallia - Manga - Nari. Chrysanthemum Indicum, Urticae folio, flore
luteo, petalis bifidis, Hort. Mal. p. X.
Eigenschafft.
Die Goldblum ist warmer und trockner natur / und hat viel ölichtes / nicht
sonderlich flüchtiges saltz in sich. Wird zu unserer zeit in der Artzney nicht
gebraucht.
CAPUT CXIX.
Rindsaug - Kraut. Buphthalmum.
Namen.
RIndsaug - Kraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Buphthalmum. Italiänisch / Buftalmo, Ochio di
Boue, Ohio di Bue. Frantzösisch / Oeil de Beuf. Spanisch / Ojo de Buey. Englisch
/ Oxe - eye. Niderländisch / Strickbloemen / Condille / Weooge. In Teutscher
Sprach wird es auch genennt Streichblum / Stärckblum / Steinblum und Küdillen.
|| [510]
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Rindsaug-kraut; Buphthalmum, Tanaceti minoris foliis, C. B.
Buphthalmum Matthioli, sive vulgare Millefolli foliis, Park. Chamaemelum
Chrysanthemum quorundam, J. B. hat eine gleiche gestalt anzusehen wie die
Chamillen / doch ist der stengel etwas länger und dicker / auch sind die blumen
grösser. Die blätter vergleichen sich der Garben / sind doch ein wenig breiter /
schter wie des Krottendills und Reinfahrens / klein und subtil zerspalten. Die
Blumen erzeigen sich gegen dem Brachmonat / sind rings umbher mit schönen
blättlein gezieret / von farben inwendig und außwendig gantz gelb / wie die
Gold- oder Ringel-blumen. Beyde Kraut und Blumen haben einen lieblichen geruch
wie der Beyfuß und Chamillen / als wenn man diese Kräuter durcheinander
zerriebe. Diese wurtzel ist holtzicht / eines kleinen fingers dick / mit vielen
nebenwürtzelein und zaseln behänget. Dieses Kraut wächßt nach dem bericht
Tabernaemontani viel in dem Altzeyer Gaw / auff den ungebauten steinichten
Feldern und Rechen. Man findet es auch in grosser menge in Oesterreich / Ungarn
/ Mähren und Böhmen. Allhier wird es zwischen den hecken oberhalb Augst gegen
Rheinfelden gefunden.
Rindsaug-Kraut mit purpurfarben Stengeln. Buphthalmum caule purpureo.
2. Das Rindsaug-kraut mit purpurfarben stengeln / davon ein zweiglein allhier
abgemahlet; Buphthalmum Cotulae folio, C. B. item, Buphthalmum caule &
flore purpurascente, Ejusd. Buphthalmum tenuifolium folio Millefolii ferè, J. B.
3. Das Candianische Rindsaug-kraut / mit gelber und weisser Blum; Buphthalmum
Creticum Cotulae facie, flore luteo & albo, Breyn.
Eigenschafft.
Das Rindsaug-Kraut ist warm und trocken im anderen grad. Hat ein bitteres
ölichtes durchtringendes saltz in sich verborgen / und hiemit die eigenschafft /
verstopffungen auffzulösen / zähen schleim zu verzehren / und aller fäule zu
widerstehen.
Gebrauch.
Die Weiber sonderlich bey Worms und Mäyntz / samlen die Blumen dieses Krauts /
wenn sie in ihrer vollkomlichen blüth sind / dörren dieselbige im schatten / und
brauchen sie / wenn sie die Betther bestreichen wollen / alsdenn bereiten sie
die Stärcke mit diesen Blumen / welcher gebrauch zu erhaltung der Betther gemein
ist.
Das von dem Rindsaug-kraut destillierte (Gelbsucht.) wasser / ist insonderheit wider die Gelbsucht dienlich / so
man bißweilen drey oder 4. loth darvon trincket.
CAPUT CXX.
Chamillen. Chamomilla.
Namen.
DIe gemeine Chamillen heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Anthemis, Leucanthemum, Dioscoridis, Melanthemum,
Chamaemelum, Chamomilla, Chamaemilla. Italiänisch / Camomilla. Frantzösisch /
Camomille, Camomille vulgaire. Spanisch / Manzanitta, Manzanilla salvage.
Englisch / Camomile. Dänisch / Cammelblome / Commendeblome. Niderländisch /
Kamille / Kamilbloemen. In Teutscher Sprach wird sie auch genent Gamillen /
Camomillen / Hermlein / Magdblum / Meydblum / und Langenblum.
Die edle oder Römische Chamillen he??? [511] Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Leucanthemum odoratum, Chamaemelum nobile, Chamaemelum Romanum, Chamomilla
Romana, Chamaemelum hortense. Italiänisch / Camomilla Romana. Frantzösisch /
Camomille Romaine. Spanisch / Manzanilla Romana. Englisch / Camomile Romayn.
Niderländisch / Roomische Kamile.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / die gemeine Chamillen / Chamaemelum vulgare,
Leucanthemum Diosc. C. B. vulgare amarum, J. B. überkommet ein zaßlichte wurtzel
/ darauß viel starcke runde elen-hohe stengel mit jhren nebenästlein herfür
wachsen / die mit sattgrünen tieff zerkerfften und zarten kleinen blättern
bekleidet sind / welche sich mit den Coriander- oder Dillen-blättern
vergleichen. Auff dem gipffel des stengels trägt sie viel wohlriechende gelbe
köpflein / mit schönen weissen blattlein besetzt / die werden im Brach- und
Hewmonat zeitig / da man sie auch zum gebrauch der artzney einsamlet. Sie wächßt
von jhr selbst auß jhrem abgefallenen Samen / welcher dem Reinfahrn-samen
ähnlich ist. Man sindet sie in Teutschland überflüssig in den Fruchtfelderen /
blühet auch zweymal bey uns / erstlich im Brachmonat / welches die gemeine zeit
ist / in wärmeren orten aber schon im Mäyen / hernach bringet sie jhre Blumen
widerumb im Herbstmonat / da man sie häuffig in den gebawenen Rübenfelderen
findet. Wo sie aber sonst im rauchen und mageren Erdreich / als neben den
Strassen und Wegen herfür komt / blühet sie nur einmahl. Sonst ist sie
durchgehends in Europa wol bekant. Man findet sie auch ohne gezuch in den
Felderen oder Brachackeren / und wird gemeiniglich Krottendill / Chamaemelum
inodorum, C. B. genen̅et. Welche aber an dem Meer wächßt / heißt
Meer-Chamillen / Chamaemelum marinum, J. B. Matricaria maritima, C. B.
2. Die edle Chamillen / Chamaemelum nobile s. odoratius, C. B. odoratiss. repens
flore simplici, J. B. It. Chamaemelum nobile flore multiplici, C. B. repens
odoratiss. perenne flore multiplici, J. B. bekommet eine kleine weisse und
zaßlichte wurtzel / auß welcher gestreiffte / dünne / haarige stengelein herfür
wachsen / die werden krum̅ und zur Erden gebogen / dahero sie sich
selbst auff den boden einflich???et / anhenget und umb sich kreucht / wie der
Poley- oder Quendel sich auch also selber vermehret. Im Brach- und Heumonat
trägt sie oben auff jhren stenglein schöne gestirnte / an langen stielein
hangende Blumen / der vorigen ähnlich / allein sie sind nicht also hinder sich
gebogen. Die Blätter vergleichen sich auch mit der gemeinen / werden jedoch
grösser und bleichgrüner / sehr dünn zerschnitten. Dieses gantze gewächs / grün
und dürr / gibt einen überauß lieblichen geruch / wie das Gewürtz von sich /
sein geschmack aber ist bitter als der Wermuth. Die frost kan es wol leiden /
und erjüngt sich jährlich von seiner wurtzel / die über den winter unversehrt
bleibt. In Spanien kommet sie von sich selbsten auff den Felderen herfür / wie
auch in Engelland bey der Königlichen
Gefüllte Chamillen. Chamaemelum flore pleno.
Residentz-Statt Londen. Sie wächßt viel umd den Fluß die Tyber bey Rom /
sonderlich in via Adriani, und in Franckreich umb Troys. In Teutschland wird sie
hin und wieder in die Lustgärten gezielet. Sie läßt sich von den jungen
abgebrochenen zweiglein widerumb pflantzen / wächßt gern / und weitert sich bald
/ dahero so man sie zu zielen begehret / muß man jhren genugsamen platz
einraumen / denn sonst wächßt sie zu dick / und faulet leichtlich. Man findet
noch ein andere art / so der beschriebenen durchauß ähnlich / und alhier
abgemahlet ist / allein wird jhre Blum manigfaltig gedoppelt / und also rund
gefüllet / daß man von den schönen weissen blättlein jhr gelbes knöpflein in der
mitte nicht warnehmen kan. Man sihet sie in den außgezierten Lustgärten / wie
sie denn auch in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen wird /
allda die Blum die breite einer Ducaten erreicht hat. Beyde sind in jhrer Tugend
viel kräfftiger als die gemeine Chamillen. Zuweilen sihet man eine art dieser
Chamillen / deren gelbe häuptlein ohne blättlein sind / Chamaemelum luteum
capitulo aphyllo, C. B. aureum peregrium capitulo sine foliis, J. B.
3. Die Steyrmarckische Berg-Chamillen / Chamaemelum Alpinum inodorum, C. B. Park.
hat dicke / safftige und zerschnittene blätter / die geben einen bitteren
geschmack und unlieblichen geruch von sich. Die stengel sind schwach und drey
quer hand hoch / auff welchen ein grössere Blum als an der gemeinen erscheinet /
auch wird deroselben gelbes äpffelein von 20. oder mehr weissen blättern
umbgeben. Dieses Kraut breitet sich weil auß / und überkomt ein zaßlichte
wurtzel / wie die gemeine Chamillen. Wächßt auff dem Juden-berg / Spliegel- und
anderen [512] Alpgebürgen in Steyrmarck /
alda es im Brach- und Heumonat blühet.
4. Die stinckende Chamillen / oder Krottendit / Chamaemelum foetidum, C. B.
Chamaemelum foetidum, s. Cotula foetida, J. B. ist der gemeinen in allem gleich
/ also daß man sie beyde auß dem blossen anschawen nicht underscheiden kan / der
geruch aber zeigt den underscheid bald an / denn die gemeine Chawillen gibt
einen lieblichen geruch von sich / der Krottendill aber stincket hefftig. Er
wächßt in hartem steinichtem grund / wie auch mit der gemeinen Chamillen in den
Korn und Frucht-felderen.
5. Die stinckende Meer-Chamillen / mit gestreifften / röthlichten /
weißwollichten stengeln / Chamaemelum foetidum marinum, J. B.
6. Die kleine weißwollichte Spanische Chamillen / Chamaemelum leucanthemum
incanum Hispanicum minus, C. B.
7. Die Spanische gelbe wolriechende Chamillen / Chamaemelum Hispanicum luteum
odoratum, C. B. prod.
8. Die grosse Spanische Chamillen mit hohen einfachen stengeln / rauchen Blättern
/ und grosser Blum / wächßt viel umb Montpelier / und in Spanien; Chamaemelum
leucanthemum Hispanicum, magno flore, C. B. Chamaemelo affine Buphthalmum
Italicum segetum altissimum, J. B.
9. Die Aethiopische wollichte Chamillen / Chamaemelum AEthiopicum lanuginosum,
Breynii.
Eigenschafft.
Die Edle Römische / oder auch die gemeine wolriechende Chamillen / welche allein
in der Artzney gebraucht werden / ist warm und trocken im ersten grad: hat also
ein treflich Balsamisches / mit etwas flüchtigem miltem Alkalischen Saltz
vergesellschafftetes öl bey sich / und daher schöne tugenden allerhand
schmertzen zu stillen / zu erweichen / zu heiten / zu eröffnen / wind und bläst
zu zertheilen.
Gebrauch.
(Schmertzë des hauptes.) Ein gutes Fußwasser wider
die schmertzen des Haupts von kälte: nim Chamillen zwey handvoll / rothe Rosen /
Melissen / braune Betonien / Pappeln / jedes ein handvoll. Siede solche stück in
Bachwasser / und thue darzu ein maß Wein / darinn bade alle tag die Füß / so
warm du es leiden magst.
(Schön haar zu machen.) Chamillen-blumen in warmer
Laugen geweichet / und damit gezwagen / machet ein hüpsches Haar.
(Viertägig Fieber.) Für das viertägig Fieber: nim
ein echtmaß guten weissen Wein / darein thue ein halbe handvoll Chamillen-blumen
in ein wohl zugemachtes geschirr / setze es auf glüende kohlen / ohngefehr eine
stund lang zu beitzen / aber es soll nicht sieden / darnach schütte den Wein
davon ab / und wirff darein ein halb quintlein Weinstein-saltz / und gibs dem
krancken zu trincken / so bald er den anstoß des Fiebers mercken wird / darauff
soll er sich fein warm ins Bett legen / und schwitzen: thue dergleichen am
zweyten anstoß / setze aber noch fünff gran Weinstein-saltzes darzu: Im dritten
mahl solstu 40. gran dieses saltzes nehmen / und dabey bleiben ohne weitere
vermehrung / ob du wo???diese Artzney noch mehr brauchest; so wird das Fieber
gantz gewiß bald weichen / sonderlich wenn der Patient zuvor mit einem
Brech-mittel wol purgiert worden.
(kalte mutter / verstädene reinigung der weibern / harn
/ kaltes grimmen. Grind des haupts. Grim̅en / Leibweh.)
Das destillierte Chamillen-wasser stärcket die kalte Mutter / treibet fort die
verstandene Reinigung der Weiber / und den Harn / wehret dem kalten Grimmen / so
man underweilen davon ein paar löffel voll nimmet.
Chamillen-öl heilet den Grind auff dem Haupt / damit gesalbet / ist ein
unschädliche artzney vor die jungen Kinder.
Wider das Grimmen oder Leibweh: nim Chamillen-Dillen- und weiß Lilgen-öl / jedes
ein halb loth / mache es warm / und salbe den Bauch darmit.
(Grimmen und reissen im leib bey jungen kindern.)
Vor das grimmen und reissen im Leib der jungen Kindern / ist das Chamillen-öl
ein herrliche Artzney / so man jhnen das Bäuchlein darmit warm offt anschmieret.
Chamillen-öl mit Fischmüntz- und Wermuth-öl (Mutterwehe
von kälte.) vermischt / und den underen Leib warmlicht damit offt
gesalbet / vertreibt das Mutterweh so von kälte verursacht worden.
(verstandener harn.) Chamillen-öl warm umb die
Nieren / Harngäng und Blasen gesalbet / treibet den verstandenen Harn fort.
Das gemeine Chamillen-öl wird nur durch die Infusion gemacht / wenn man über die
frischen Chamillen-blumen schön Baum-öl gießt / und denn eine zeitlang an die
Sonne stellet.
(Destilliert Chamillen-öl.) Sonsten wird auch
durch das destillieren ein öl auß der Chamillen gezogen / welches sehr herrlich
ist in und äusserlich zu gebrauchen / allerhand schmertzen / Leib- und
Mutterwehe zu stillen / wind und bläst zu vertreiben / den verstandenen harn /
wie auch die monatliche reinigung der Weibs-persohnen zu befördern. Innerlich
gibt man dessen 10. biß 20. tropfen auffs mahl ein / äusserlich aber vermischt
man es mit andern ölen / oder auch mit guten digestiv-salben in heilung der
wunden und geschwären. Dieses öl bekomt man auff verschiedene weiß / denn
etliche destillieren es auß den ledigen Chamilley-blümlein auff gemeine weiß mit
wasser; andere aber mischen Terbenthin damit / und bekommen in dem destillieren
also ein zierlich schön blaues und kräfftig penetrierendes öl. Etliche
destillieren es mit fettem Fichtenholtz / und bekommen dadurch ein trefflich
balsamisches Wund-öl / welches sie in heilung der wunden und schäden für ein
geheimnuß halten.
(Nachwehe der Kindbetterin̅en) In
den Nachwehen der Kindbetterinnen ist kein besseres mittel / als ein gute
handvoll Chamillen-blust in halb wein halb wasser gesotten / und offt davon ein
trunck gethan.
(Magenwehe.) Hat der mensch ein starck Magenwehe
/ Trucken und Angst über das hertz / so bereite auß rothen Rosen / Dillenkraut /
Fischmüntz / Wermuth und Chamillen-blust under einander rein zerhackt / ein
säcklein / koche es in weissem wein / oder Chamillen-wasser / trucke es auß /
und schlags also warm über (Geburtsglieder
schmertzen.) den Magen und Hertz-grüblein. Schlägt man es über den undern
Bauch / so vertreibt es die Mutterwehe und schmertzen der Geburts-glieder nach
der geburt.
|| [513]
CAPUT CXX.
Stabwurtz-Männlein. Abrotonum mas.
Namen.
DIe gemeine Stabwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Abrotonum, Abrotanum, Italiänisch / Abrotono.
Frantzösisch / Auronne. Spanisch / Abrotano, Lombriguera, Lumbriguera. Englisch
/ Seuthernwood. Dänisch / Abroed. Niderländisch / Averouve / Avercruyt. In
Hochteutscher Sprach wird die Stabwurtz auch genennt / Gertwurtz / Garthagen /
Affrusch / Ebrich / Garthan / Gertel / Gertelkraut / Gertelwurtz / Kuttelkraut /
Ganserkraut / Gampfferkraut / Abrauten und Schloßwurtz: Das sind die Namen der
Stabwurtz ins gemein.
Das Männlein von der Stabwurtz / welches unser gemeine Stabwurtz ist / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Abrotonum mas, Abrotonum masculum, Abrotonum montanum, Abrotonum Cappadocium,
Galaticum, Asiaticum, oder Syriacum, darumb dab diese Stabwurtz viel in
Cappadocia / Galatia / Asia und Syria bey Hieropoli wächßt / wie Dioscorides
Lib. 3. Cap. 26. vermeldet. In Hochteutscher Sprach wird sie Stabwurtz-Männlein
genennt / dardurch die beyde in unsern Gärten gemeine Stabwurtzen verstanden
werden / als die grosse und die kleine / welche beyde ein Geschlecht / und
allein der grösse und kleine halben mit nachfolgenden Namen underschieden sind /
also daß man das grössere Abrotonum masculum majus, vel Abrotonum mas
angustifolium majus, C. B. und was kleinere Abrotonum masculum minus, s. mas
angustifolium minus, C. B. nennet / den Irrthumb zu verhüten / darein diejenigen
gerathen / die das kleine vor das Abrotonum foeminam, oder Stabwurtz-weiblein
gehalten haben.
Stabwurtz-Weiblein oder Garten-Cypreß. Abrotonum foemina, sive Chamaecy parissus.
Das rechte Weiblein der Stabwurtz / ist unser Garten-cypreß / welches erstlich
Joh. Ruellius an tag gebracht / und den nachkommenen zu erkennen gegeben /
dessen Beschreibung denn auch mit der Beschreibung der Alten fein übereinkommet
/ zudem daß jhre krafft und würckung bezeugen / daß es Abrotonum foemina, oder
das rechte Weiblein der Stabwurtz seye: Heißt Griechtisch / [Greek words]. Lateinisch / Abrotonum foemina,
Chamaecyparissus, Abrotonum Siculum Dioscoridis, Abrotonum campestre Plinii,
darumb daß dieses Gewächs in der Provintz Franckreich und Languedock / auch
andern warmen Ländern von sich selbst in freyen Feldern wächßt / daher man es zu
Nimes an dem weg findet / auff welchem man nach Montpelier reiset. Italiänisch
nennet man es Abrotono foemina, Herba Cypresso. Frantzösisch / Petit Cypres,
Cypres du Jardin. Spanisch / Lombriguera, Lumbriguera. Englisch / Female
Seuthernwood. Niderländisch / Cypreß. In Hochteutscher Sprach wird es auch
genennt Cypreß / Cypreßkraut / Garten-eypreß / Stabwurtz-weiblein / und
Cypressen-Stabwurtz.
Geschlecht und Gestalt.
Die Stabwurtz ist zweyerley / das Männlein und Weiblein.
1. Das erste Geschlecht / die grosse schmalblättige Männlein-Stabwurtz /
Abrotonum mas angustifolium majus, C. B. Abrotonum vulgare, J. B. bringt lange /
zerbrüchliche / dünne Ruthen oder Gerten / mit schönen / [514] satt-grünen / dünnen und tieff
zerschnittenen blättlein gezieret / der Chamillen oder Fenchel-blättern gleich /
doch etwas breiter. An den gemeldten langen gertlein oder zweiglein wachsen von
unden an biß oben auß gegen dem Augstmonat / viel kleiner goldgelber blümlein /
wie runde knöpflein / an kleinen besondern stielen / den Wermuthblümlein ähnlich
/ aber doch kleiner / sind beneben gleich wie auch die blätter / eines sehr
starcken guten geruchs und bitteren geschmacks. Diß Gewächs erstarcket mit der
zeit / und werden die stengel gar holtzicht / wie auch die wurtzel / daß es mehr
einer stauden gleich sihet / als einem kraut / wird fast eines mannes / oder biß
in die vierthalb elen lang / der stengel schlägt jährlich gegen dem Frühling
wider auß / doch fast langsam / und bringt wider neue zweiglein / davon andere
gerten oder ruthen wachsen.
2. Die kleine schmal-blättige Männlein-Stabwurtz / Abrotonum mas angustifolium
minus, C. B. Humile, cum pulchris corymbis, J. B. ist der vorigen an gestalt der
blättern und wurtzeln gleich / die zweiglein aber tragen viel gelbe schöne
blümlein. Der geruch ist stärcker / als in der gemeinen Stabwurtz.
3. Die schmal-blättige grawe Männlein-Stabwurtz / Abrotanum mas angustifolium
incanum, C. B.
4. Die wilde oder Feld-Männlein-Stabwurtz / mit daumens-dicker / langer /
holtzichter wurtzel / etlich elen hohen dicken stengeln / weißgraw-haarigen /
vielfach zerschnittenen / riechenden blättern / wächßt in Teutschland / Italien
und Franckreich / Abrotanum campestre, C. B. Artemisia tenuifolia, s.
Leptophyllos, aliis Abrotanum sylvestre, J. B. Hieher kan man auch zehlen die
breitblättige nichts riechende Stabwurtz / Abrotanum latifolium inodorum, C. B.
Artemisiae tenuifoliae simile, si non idem, Abrotanum inodorum Lobelii, J. B.
5. Die gemeine Weiblein-Stabwurtz / Abrotanum foemina foliis teretibus, C. B.
Chamaecyparissus, J. B. ist mehr ein holtzichtes stäudlein / als ein kraut /
einem kleinen drauschlichten bäumlein ähnlich / vergleicht sich mit den
äschenfarben / grawen / krausen / zerschnittenen und klein zerkerfften blättlein
/ den jungen Heyden-blättlein / oder dem rechten Meer-Wermuth Dioscoridis. Die
stengel werden selten über anderthalb elen lang / sind sechs oder siben / auch
weniger oder mehr / so von einer holtzichten wurtzel herkommen / mit vielen
neben-gerten oder ästlein. Am gipffel eines jeden stengeleins oder gertleins
erscheinen schöne / bleichgelbe / runde / knöpfichte blumen / in der grösse und
gestalt der Rhein- fahren- oder Meer-Wermuth-blumen; ein jede auff einem
Stengelein / auß schüppichtem kelchlein herfürkommende blum ist wie ein käßlein
gesetzt / sonsten eines lieblichen geruchs und bittern geschmacks; dieses
Gewächs kan den Winter-frost in unsern Landen nicht leiden / muß derowegen vor
dem Winter außgesetzt / und in warmen kellern erhalten werden / deßgleichen kan
es die grosse hitz der Sonnen auch nicht wol dulden / sondern hebt bald an zu
verwelcken / sintemahl es nicht so fräfftig / daß es genugsame seuch- tigkeit
auß der erden an sich ziehen mag. Es stimmet durchauß zu mit der beschreibung
der Stabwurtz-weibleins / wie solches die Alten beschrieben haben.
6. Die Weiblein-Stabwurtz mit grosser bleichgelber blum / härteren / kürtzern
zweiglein / Abrotanum foemina flore majore, C. B.
7. Die Weiblein-Stabwurtz mit dünneren weissen stengeln / lieblicherem geruch /
und dünnen / kleinen Heiden-blättern / Abrotanum foemina foliis Ericae, C. B.
8. Die grosse Weiblein-Stabwurtz mit Roßmarin-blättern / Abrotanum foemina foliis
Rorismarini majus, C. B.
9. Die kleinere Weiblein-Stabwurtz mit Roßmarin-blättern / Abrotanum foemina
foliis Rorismarini minus, C. B.
10. Die grüne Weiblein-Stabwurtz / mit bleicher blum / und übelriechenden
blättern / Abrotanum foemina viridis, C. B.
11. Die Weiblein-Stabwurtz mit grawhaarigen rein-gekerbten blättern / dünnen /
schuhe-hohen zweiglein / Abrotanum foemina villosis & incanis foliis, C.
B.
12. Die fremde Weiblein-Stabwurtz mit Cypressen-blättern / Abrotanum foemina
foliis Cupressi, C. B.
13. Die Weiblein-Stabwurtz mit Bacillen-blättern / Abrotanum foemina foliis
Crithmi, D. Fagon. Hort. Reg. Par.
14. Die Weiblein - Stabwurtz mit gantz grünen Roßmarin-blättern / Abrotanum
foemina foliis Rorismarini totis viridibus, D. Fagon. Hort. Reg. Par.
15. Die giawe Weiblein-Stabwurtz mit Stöchas-blättern / Abrotanum foemina
canescens, foliis Stoechadis citrinae, Breyn. Prodr.
16. Die nidrige wilde Weiblein-Stabwurtz / Abrotanum foemina repens, C. B.
17. Die wilde Feld-Stabwurtz / Abrotanum campestre incanum, Carlinae odore, C. B.
Wird in Oesterreich bey der Statt Lintz an den strassen gefunden. Sie hat ein
ablange / zaßlichte und rothe wurtzel / der stengel wächßt schuhs-hoch. Die
blätter sind zerschnitten und aschen-farb; so man sie zerreibt / geben sie ein
geruch von sich wie die Eberwurtz.
Eigenschafft.
Beyde Geschlecht der Stabwurtz sind warm und trocken im dritten grad; haben viel
flüchtig-saltzichte / mit ölichten vermischte / oder balsamische theile in sich
/ und hiemit die eigenschafft trefflich zu erdünnern und zu vertheilen / allem
gifft und fäulung zu widerstehen / vergiffte stich der Scorpionen und Spinnen zu
heilen / die würm zu tödten / den harn zu treiben / die verstopffung der Leber /
Miltz und Mutter zu eröffnen. Man gebraucht in der Artzney / sonderlich das
Männlein der Stabwurtz mit grossen schmalen blättern / wie auch das gemeine
Weiblein / und werden im Heumonat bey vollem Mond gesamlet.
Gebrauch.
Die obersten schößlein der Stabwurtz / samt jhren runden / gelb-farben knöpflein
und blumen in wasser / wein oder gutem bier gesotten / und davon morgens und
abends / (Schwerer Athem. Gelbsucht.) jedes mahl
6. oder 8. loth warmlicht getruncken / ist ein nutzliche artzney denen so
schwerlich athmen / dienet trefflich wider die Gelb [515] sucht /
(Verstopffung der Leber / versteckter barn / und
weibliche monat blum / erkalte mutter / schmertzen der Lenden / hüfften
un̅ des Ruckgrads von kälte. Allerley bauchwürm
Verstandene monatzeit.) eröffnet die verstofung der Leber / fördert
den harn und die weibliche Monatblum / erwärmt die erkalte Mutter / un̅ reinigt sie von allem unrath / vertreibet den schmertzen der
Lenden / Hüfften und des Ruckgrads der von kälte seinen ursprung hat.
Die wurtzel von der Stabwurtz gepülvert / und bißweilen davon ein halb quintlein
mit weissen wein getruncken / tödtet allerley Bauchwürm.
Stabwurtz gepülvert / und ein quintlein mit einim scrupel gepülverter Myrrhen in
weissem Wein warmlicht getruncken / befürdert die verstandene Blum der Weiber.
Den samen von dem Stabwurtz-männlein gestossen / und ein quintlein schwer mit
(Verstandener harn / und der weiber monatliche
reinigung.) weissen Wein eingenommen / befürderet den verstandenen
harn und der Weiber monatliche reinigung.
Johannes Backmeisterus, weiland Professor zu Rostock / hat denjenigen / so wegen
des (Stein.) Steins nicht harnen konten / ein
quintlein der gestossenen zarten Stabwurtz-blättern / mit ein wenig geläuterten
Salpeter zu ihrem genesen öffters in weissem wein eingegeben.
Der samen von der Stabwurtz-weiblein gepülvert / und ein quitlein schwer mit
weissem (Würm bey alten und jungen kindern.) wein
eingenommen / tödtet die würm und führet sie auß. Man solle davon den Kindern in
der pappen oder suppen eingeben.
So einem die Nasen verstopfft / daß er (Verlohrner
geruch.) nichts riechen kan / der lege das dürre kraut der Stabwurtz
auff warme kohlen / undempfange den rauch zu sich in die Nasen / so wird der
Geruch hald widerkommen.
Die erfahrnen Wund-ärtzt pflegen die Stabwurtz under ihrepflaster zu vermischen /
(Dorn außziehen.) welche dorn / spreissen
und anders / so im fleisch stecken verbleibet / außziehen solle.
Mit der Stabwurtz werden auch die (Schlangë
vertreiben.) schlangen vertrieben / denn wo sie hin gepflantzet ist /
kommen keine schlangen hin: wo sie auch vorhanden sind / werden sie versagt /
wenn man gedörrte Stabwurtz auff glüende kohlen legt / und darmit räuchert.
Stabwurtz umb und auff die früchten auff den speichern gelegt / verwahret sie vor
allem ungezieffer.
(Versehrung heimlicher ort???ben den weibern. harnwind
/ versteckter harn.) Daß destillierte Stabwurtz-wasser heilet die
versehrung der hemlichen orten bey den Weibern / tücher darinn genetzet / und
offt laulicht auffgelegt. Wie ein wenig Muscatennuß getruncken / vertreibet es
die Harnwinde / und treibet den harn kräfftiglich.
Das destillierte Stawurtz-weiblein-wasser tödtet die würm / legt das
Mutter-grimmen / (Würm / Muktergrimmen / versetzke
monatliche reinigung / und nachgeburt.) fürdert die monatliche
reinigung der Weiber und die Nachgeburt / morgens und abends etlich tag hindurch
6. biß 8. loth davon getruncken.
Neben dem wasser findet sich in der Destillation auch ein öl / welches herrlich
gut ist die wind zu vertheilen und das Grimmen (Grimmen.) zu vertreiben / und den Nabel fleißig und wol warm
gestrichen.
Die mit Brantenwein außgezogene Essentz (Engbrüstigkeit
/ versteckte monathlum.) hat eine gleiche würckung / und di???net
zugleich wider die Engbrüstigkeit / bringt die monatliche Reinigung wider.
Das Kraut in rothem Wein oder in Laugen (Haar wachsen
machen.) gesotten / und das haupt täglich damit gewaschen / sonderlich
wenn der Mond zunimt / macht die haar wol wachsen.
ENDE des Andern Buchs.
|| [516]
Das Dritte Buch /
Von den Kräuteren /
CAPUTI.
Beerwurtz. Meum.
Namen.
BEerwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Meum, Meum athamanticum, Meu, Radix ursine, Anethum sylvestre,
Anethum ursinum, Anethum tortuosum. Italiänisch / Meo, Finochio salvatico.
Frantzösisch / Fenovil sauvage. Spanisch / Hinojo silvestre. Englisch / Meu.
Niderländisch / Beerwortel. In Teutscher sprach wird sie auch genennt wilder
Dill / Beerendill / Beerenfenchel / Hertzwurtz und Mutterwurtz. Herr Tragus
vermeldet / diese wurtzel werde Beerwurtzel genennt / entweders des vielen
rauchen haars halben / oder darumb / daß sie den Weibern zu der Mutter und
deroselben schwertzen dienlich ist / welche kranckheit (Beermutter der weiberen.) von den Weiberen Beermutter genennet wird /
vermeinen also / das wehethum darmit zu stillen / wen̅ sie dise
wurtzel in mund nehme̅.
Gestalt.
Die gemeine Beerwurtz / Meum foliis Anethi, C. B. vulgare, s. Radix ursine, J. B.
hat lange wurtzeln / fast kleinen fingers dick / die wachsen in der erden hin
und wider / etliche auffrecht / die anderen krum / zwerch und durch einander /
spreiten sich weit auß / eines guten lieblichen geruchs / und hitzigen scharffen
etwas bitteren geschmacks. Das obertheil der wurtzel gegen dem kraut und stengel
ist mit vielem rauchen haar bedeckt und überzogen. Die zinnlicht zerschnittenen
blätter sind dem Dillkraut durchauß gleich / so es aber in fetten orten gefunden
wird / sind sie etwas vollkomlicher / und den blättern des Fenchels so ähnlich /
daß diejenigen / die es nicht wol kennen / vor Fenchel ansehen möchten. Der hole
/ runde stengel wächßt offt bey zwey elen hoch / und hat seine gläich und
gewerblein wie der Fenchel oder Dillkraut: im obertheil der stengeln und
nebenzweiglein hat sie schöne Cronen mit sehr kleinen weissen fünffblättigen
blümlein / darauff folgen getreiffte / lange samen / welche sich bey ihrer
zeitigung dem Bockspeterlein- oder weissen Bibernellen-samen vergleichen. Diese
wurtzel wächßt im Schwartzwald und andern hohen Gebürgen / deßgleichen auff den
bergichten wiesen und anderen dergleichen orten Teutschlands und der Schweitz /
die sonnreich sind. Man zielet sie in den gärten von dem samen / wiewol sie viel
eher fortwächßt / so man die häupter der wurtzel zertheilet und abreisset / und
darnach pflantzet. Sie währet und hält lange zeit in den gärten.
Eigenschafft.
Die gemeine Beerwurtz / welche man zu end des Heumonats / oder auch in dem
Augstmonat außgraben soll; ist warm im dritten / und trocken im andern grad; hat
also zimlich saltzieht-flüchtige / mit ölicht-balsamischen wol temperierte
theile in sich / und daher schöne tugenden / allerhand innerliche verstopfungen
der Leber / Miltz / Nieren und Mutter zu eröffnen; zähen schleim zu erdünneren /
wind zu vertheilen / den athem zu erleichteren / den harn und die monatliche
reinigung zu treiben; auch allen auff der brust sitzenden schleim abzuführen.
Gebrauch.
Es schreibt Dioscorides: man solle die Beerwurtz nicht viel gebrauchen / sonsten
verursache sie Hauptweh.
|| [517]
Das Rindvieh isset das kraut von der Beerwurtz fast gern / und bekommen die fühe
viel milch davon / darauß treffenliche gute käß auff dem Schwartzwald und
anderswo gemacht werden.
(Gifft.) Die Beerwurtz dienet wider das gifft /
daher man sie under den Theriac vermischt.
(Wind / verlohrne monatzeit / nachzeit / nachfluß der
Kindbetterin̅en.) Die wurtzel gedörzt / zu pulver
gestossen / und 30. gran davon offt eingegeben / vertheilt nicht nur die wind
der därmen / sondern befördert auch die Monatzeit der Weiberen / und Nachfluß
der Kindbetterinnen.
(Gelbsucht / Wassersucht / monat-zeit.) Die
wurtzel neben andern guten wurtzein und kräuteren in wein gelegt / und davon
täglich getruncken / vertreibt die Gelb- und Massersucht / und bringt die
Monatzeit den Weibsbildern.
(Verstopffung der Leber / Nieren / Harngäng und Blasen /
Gelb- und Wassersucht / Grim̅en / Mutterschmertzen / weisser
fluß der Weiber.) Das destillierte wasser von Beerwurtz eröffnet die
Verstopffung der Leber / Nieren / Harngäng und Blasen / vertreibt die Gelb- und
Massersucht / das Grimmen und Mutterschmertzen: es wird insonderheit gelobet
wider den weissen fluß der Weiber / alle morgen und abend ein paar löffel voll
darvon getruncken / wie solches Herr Agerius bezeuget.
Schweitzerisch Muttri / Muttelina Helvetica.
Namen.
Schweitzerisch Muttri / heißt Lateinisch / Muttelina Helvetica, Muttelina, Meum
Alpinum.
Gestalt.
Das gemeine Schweitzerische allhier abgebildete Muttri / ist der gemeinen
Beerwurtz zimlich ähnlich / hat gantz dünn eingeschnittene / fingers-lange /
glatte blätter; einen kurtzen / nur etlich zoll langen stengel / und ein kleinen
Dolderblust-busch; die wurtzel ist lang / dick und etwas haarig / außwendig
schwartz / gleichen geruchs und geschmacks mit der Beerwurtz. Die blumen sind
röthlicht; wird umb Glarus in der Schweitz / und in Wallis viel gefunden.
Muttellina, J. B. Meum Alpinum Umbellà Purpurascente, C. B.
Eigenschafft und Gebrauch.
Ich halte dieses Kraut von gleicher Eigenschafft / Tugend / und würckung mit der
Beerwurtz: dannenher auch eines für das andere kan gebraucht werden. Das
Rindviehe frisset es sonderlich gern / und gibet auch davon sehr gute milch.
Conr. Gesnerus haltet dafür / man könne dieß kraut gar nutzlich an statt des
Candianischen Dictams / oder Dauci Cretici gebrauchen.
CAPUT II.
Celtische Nard. Nardus Celtica.
(Ein Kraut dem Ziegenböcklein ähnlich.)
(Ziegenböcklein.)
Namen.
CEltische Nard heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Nardus Celtica, Spica Celtica, Valeriana Nardus Celtica dicta, Raj.
Italiänisch / Nardo Celtico. Frantzösisch / Nard Gaulois. Englisch / Mountaine
Spicknard.
Geschlecht und Gestalt.
I. Die Celtische Nard / Nardus Celtica, J. B. Celtic. Diosc. C. B. ist ein
kleines Gewächs / hat länglichte bleich-gelbe blätter / einen dünnen und kurtzen
stengel / gelblichte blumen / ein gespitzel / mit vielen angewachsenen dünnen /
wolriechenden zäserlein. Wächßt häuffig auff den Alpgebürgen / welche
Teutschland von Italien scheiden / insonderheit in dem Hertzogthumb Genua / wie
auch auff den Hochgebürgen in Tyrol / Kernten und Steyrmarck. Das gantze Kraut
ist Aromatischer Natur / und hat den geruch / wie der wilde Baldrian.
|| [518]
Celtische Nard ohne Geruch. Nardus Celtica altera.
Berg-Nard. Nardus montana.
Berg-Nard mit längern Wurtzeln.
Nardus montana cum longioribus radicibus.
2. Die Celtische Nard ohne geruch / mit ablanger / röthlichter / haariger murtzel
/ kleinem quer-hand hohem stengel / Nardo Celticae similes inodora, C. B. An
Nardus Celtica altera, Ejusdem.
3. Die Ziegenböcklein-Nard / Nardo Celticae similes Hirculus, J. B. C. B. Hat
keinen stengel / kleinere blätter / welche so man sie käwet / keinen starcken /
sondern nur einen schleimigen geschmack von sich geben. Diesem Kraut vergleicht
sich annoch ein anderes / welches zugleich / nach Camerario, mit abgezeichnet in
der Figur stehet; hat eine faßlichte / kleinen fingers-dicke wurtzel: Die
blätter vergleichen sich der Celtischen Nard / mit deren es auch an dem geruch
und geschmack übereinkomt / wächßt bey Sitten in Wallis / wie auch in Veltlin
auff den Gebürgen; Hirculo cognate planta.
Eigenschafft.
Die Celtische Nard / welche im Hew- und Augst-monat muß gesamlet werden. Wärmet
und trocknet wie die Indianische / doch ist sie ein wenig hitzig / und nicht so
trocken. Hat ein flüchtig aromatisch-ölichtes saltz bey sich.
Gebrauch.
Die Celtische Nard hat gleiche Krafft wie die Indianische / allein treibet sie
den Harn stärcker / und ist dem Magen nutzlicher.
CAPUT III.
Berg-Nard. Nardus montana.
Namen.
BErg-Nard heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Nardus Montana. Italiänisch / Nardo montanaro. Frantzösisch / Nard
de la montagne. Spanisch / Azumbar montannero, Englisch / Wild mountaine
Spicknard. Niderländisch / Bergnardus.
Gestalt.
Die Berg-Nard / Nardus Montana radice olivari, C. B. montana tuberosâ, Park hat
blätter wie die grosse Baldrian / sie sind aber viel kleiner / und nahe bey der
wurtzel gar [519] nicht zerkerbt: Der stengel
ist wie im Baldrian ein wenig fett / rund / oben am gipffel gewinnt er gar ein
schöne Dolden mit purpur-braunen blumen / die hangen an graßgrünen stielen /
sind eines lieblichen geruchs. Diese Nard hat zwo wurtzeln in gestalt zweyer
hödlein / und in grösse der Oliven / die rinde daran ist schwartz. Bißweilen
wachsen auß dieser wurtzel zu beyden seiten lange zäserlein / die geben ein
geruch wie die Indianische Nard. Zuweilen ist die wurtzel lang / und etwas
knorricht. Die beste Berg-Nard wächßt in Syrien / Cilicien und Illyrien.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Berg-Nard hat gleiche Eigenschafft wie die Celtische und Indianische Nard /
und mag also gleich denenselben / zu stärckung des schwachen Magens / und
reinigung der verschleimten Mutter und Nieren / in Kräuter-weinen /
Magen-essetzen / und Elixieren gebraucht werden.
CAPUT IV.
Spicanard. Spica domestica.
Namen.
SPicanard heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Spica domestica, Spica nardi, Pseudonardus mas. Italiänisch /
Spico, Spigo. Frantzösisch / Aspic. Spanisch / Espigasil. Englisch / Spicknard.
Lavendel heißt Lateinisch / Lavandula, Lavendula, Pseudonardus foemina.
Italiänisch / Lavanda. Frantzösisch / Lavande. Spanisch / Espliego. Englisch /
Lavender. Dänisch / Lawendel. Niderländisch / Lavender.
Lavendel. Lavandula
Gestalt.
Spicanard und Lavendel sind beyde holtzichte stäudlein / dem Stöchaskraut oder
Roßmarin ähnlich / nicht viel über ein spannen hoch / mit viereckichten /
kleinen / dünnen stengelein / und unzehlich vielen länglichten / schmalen /
dicken / aschenfarb-grünen blättlein / tragen oben braun-blaue blümlein wie ein
ähre. Man findet auch ein Geschlecht Lavendel / mit breiten blättern und weissen
blumen / welches in den Niderländischen Gärten vor etlich Jahren gemein gewesen.
Die wurtzel ist gantz holtzicht und fasicht. Der samen ist graw-schwartz / davon
junge stöcklein auffgehen / aber viel eher / so man zweige abreißt / und wider
in grund legt / im Frühling oder Herbst. Der Spicanard ist dem Lavendel in allen
stücken überlegen / denn er ist höher / dicker / breiter / weisser / und am
geruch stärcker. Dargegen ist die Lavendel zarter / mildter und gebräuchlicher /
dem geruch nach nicht so lieblich. Im Lentzen werden die stauden widerumb grün /
blühen im Brach- und Hewmonat / zu welcher zeit die wolriechenden blumen sollen
gesamlet werden. Man kan die Lavendel-blum an statt der Stöchasblum nutzlich
gebrauchen / dieweilen man diese selten frisch bey uns findet / und sie
gemeiniglich den geruch verlohren hat. Die Spicanard un̅ Lavendel
werden in Teutschland in den Gärten gepslantzet. In Spanien und dem
Narbonensischen Franckreich wachsen sie häuffig auff den Feldern und bergichten
orten. Eine sondere art der Lavendel mit zerschnittenen / wollichten / und
aschenfärbigen blättern / hat Carolus Clusius erstlich auff einem bühel bey der
Böotischen Statt Malaca in Griechenland / hernach bey der Statt Murcia in
Spanien und sonsten nirgends mehr angetroffen / deren die erste [520] schon in dem Hornung / die andere aber
in dem Mertzen jhre himmelblaue wolriechende blumen als ein ähre getragen hat;
Lavendula folia multifido, J. B. folio dissecto, C. B.
Eigenschafft.
Spicanard und Lavendel sind warm und trocken / (wiewohl der Spicanard etwas mehr)
im andern grad / und geben dem fremden Nard nicht viel zuvor. Hat ein miltes
aromatisches oder ölicht-flüchtiges saltz bey sich / und hiemit die krafft / das
Haupt zu starcken / den Flüssen zu wehren / vor schlag- flüssen zu bewahren /
die Mutter und Leibes- frucht zu stärcken.
Gebrauch.
(Kalte gebresten des hirns und der sennader / schwindel
/ gantz und halber schlag / fallende siechtag / schlasisucht krampst /
zittern / lähme / blöder kalter magen / versetzte wind / harn monatliche
reinigung der weiber / nachgeburt verstopftte leber / miltz gelbsucht /
anhebende wassersucht. Schwere Kinds-nöthen.) Spicanard und Lavendel
sind zwey köstliche kräuter wider alle kalte gebresten des Hirns / und der
Sennader / als da ist der Schwindel / gantze und halbe Schlag / fallende
Siechtag / die Schlafflucht / Krampff / Zittern und Lähme. Sie erwärmen den
blöden kalten Magen / zertheilen die Winde / treiben den Harn / der Weiber zeit
/ die Nachgeburt / und erwärmen die Mutter / öffnen die verstopffte Leber und
Miltz / benehmen also die Gelbsucht und anhebende Wasser- sucht. Zu allen jetzt
genennten Gebresten / mag man ein hand voll Spicanard oder Lavendel-kraut und
blumen in einer maß weissen wein oder wasser sieden / und davon etliche tag nach
einander trincken.
In den schweren Kinds-nöthen: Nim Lavendel-samen ein halb quintlein /
praeparirten weissen Agstein / guten Borax jedes 2. scrupel / Zimmet-öl 3.
tropffen / stosse es zu einem reinen pulver / welches man in drey gleiche theil
obtheilen / und in weissem Wein eingeben soll.
Ein gute Laugen zu den kalten Kranck- heiten des Haupts: - Nim Lavendel /
Roßmarin / Salbeyen / Chamillen / Betonien / rothe Rosen / Maria
Magdalena-blumen / jedes ein hand voll: - nach dem alles groblicht; zerschnitten
und in ein säcklein gethan / kan man das säcklein in die Laugen legen.
Von der sonderlichen Tugend des destillirten Lavendelblumen- wassers chreibet
Agerius also. Es ist für alte Leuth ein nutzliche (Kalt
flüffig haupt / schwindel / schlag / krampft / lähme.) Antzney / dem
kalten flüßigen Haupt / stärcket und erwärmet das weisse Geäder / davon der
gantze Leib sein empfindlichkeit und bewegung hat / und vertreibt den Schwindel.
Ein paar löffel voll abends und morgens getruncken / ist ein köstliche
verhütende Artzney bey betagten Menschen / für den Schlag / Krampff / Lähme /
denen eingegossen / die jetzund darmit begriffen oder dar zu geneigt sind.
Welchem auch von solchen Kranckheiten die Zung beschweret wäre / also (Sprach???sigkeit) daß er in der sprach gehindert
wurde / der nehme bißweilen ein löffel voll dieses wassers / und halte es
vielmahl im mund: obgemelter massen im mund gehalten / benimmet es auch (Zahnschmertzen von kälte / böser geruch des munds /
seuchtes zabnfleisch / wacklende zähn / erkalter magen / leber / miltz /
nieren / blasen mutter / versteckter harn und weiber reinigung / unfrucht-
barkeit der weiber von der kalten mutter. ohnmacht.) den hefftigen
schmertzen der Zähn von kalten Flüssen / die von oben herab in die wurtzeln der
Zähn schiessen / und unleidenliche wehtagen erwecken / gibt dem mund ein guten
geruch / trucknet das feuchte Zahnfleisch / befestiget die Zähn. Auch ein paar
löffel voll Lavendel-wasser getruncken / dienet für die erkältung des Magens und
aller innerlicher Glieder / erwärmet die Leber / Miltz / Lenden / Nieren /
Harngäng und Blasen / eröffnet und reiniget sie vom groben kalten schleim / und
dergleichen schädlicher materi / treibet den Harn / fördert der Weiber jhre
gebührliche Reinigung: ist ein kräfftige Artzney für die Weider / welche von
kälte der Mutter unfruchtbar sind. So einer in ein Ohn- macht oder Schwachheit
gefallen wäre / dem soll man mit diesem wasser die Schläff und Naßlöcher
anstreichen / denn es bekräfftiget das Hertz / und bringet die Geister widerum
zurecht / so man auch dem krancken ein löffel voll einschüttet. Eusserlich
sollen die glieder / (Gelähmte glieder
vomschlag.) so von dem Schlag gelähmt sind / mit dem Gelähmte glieder
vomschlag. Lavendel-wasser warmlicht angerieben werden / denn es solche glieder
kräfftiglich stärcket / insonderheit so man gleich so viel Salbeyen-wasser /
Mäyenblümlein- und Reck- holder-branntenwein darzu vermischet / und damit die
lahmen glieder täglich ein paar mahl warmlicht wäscht.
(Schlag / hauptflüsse schwindel / kopff und zahn
schmertzen. Läuse.) Auß der Spicanard wird auch ein trefflich Schlag /
haupt flüsse schwindel / kopff und zahn. schmertzen. Läuse. öl destilliert /
welches auff den Scheitel des Haupts offt gestrichen / den Schlag verhindert /
die Haupt-flüsse zertheilet / den Schwindel / Kopff-und Zahn-schmertzen
vertreibet: ja auch die Läuse bey Jungen und Alten ???ödet oder fortjaget / zu
welchem ende man solch öl mit Wermuth-und Rauten-öl vermischen / hin und wider
in die haar des Haupts schmieren / und den folgenden morgen den kopff mit laugen
/ darinnen Lavendel-kraut oder Spicanard gesotten worden / wol warm außwaschen
kan.
CAPUT V.
Haselwurtz. Asarum.
(1. Der same.)
(2. Auffgethane blum.)
(3. Zugethane blum.)
|| [521]
Namen.
HAselwurtz oder wilde Nard heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Asarum, Vulgago, Italiänisch / Asaro. Nardo
salvatico. Frantzösisch / Nard sauvage, Cabarer, Oreille d'homme. Spanisch /
Assarabacara. Englisch / Folefoote / wild Spikenard. Dänisch / Haselurt.
Niderländisch / Haselwortel.
Gestalt.
Die Haselwurtz trägt blätter gleich dem Wintergrün / sind doch viel runder und
linder: zwischen den blätteren / nahe bey der Wurtzel / hangen an zarten und
langen stielen / braune / purpurfarbe / wolriecher de blumen in kleinen hülsen /
wie an dem Bilsenkraut / darin wächßt ein eckichter same / den Weinkörnern nicht
unähnlich: - jhre wurtzelen sind vielfältig / überzwerch hin und her geschrenckt
/ mit angehenckten kleinen zaselen / geben ein lieblichen geruch / und sind
scharff auff der Zungen. Es wird im Schweitzerland auff dem Gebürg bey dem
löblichen Gotteshauß Einsidlen / ein grössere und mehr wolriechende art gefunden
/ als die gemeine ist. Die Haselwurtz wächßt in schattichten orten / sonderlich
in gebürgen / hecken und wäldern. Blühet zweymahl im Jahr / im Frühling und
Herbst. Soll gesamlet werden zwischen zweyen unserer lieben Frauen tagen / das
ist / vom fünff zehenden tag Augst- monats biß auff den achten tag Herbstmonats.
Eigenschafft.
Die Haselwurtz ist warm im anderen / und trocken im dritten grad / insonderheit
die Wurtzel / welche auch am meisten gebraucht wird. In dem gantzen Kraut sindet
sich dennoch ein scharfflicht-etzendes Saltz / mit etwas
schwefelicht-resinosischen theilgen vermischet / dadurch es die Eigenschafft hat
über und undersich zu purgieren / wenn es im pulver / oder ein darüber
gestandener Wein getruncken wird. Im Wasser aber gesotten / und solches
getruncken / purgieret nicht / sonderen eröffnet alle innerlichen verstopffungen
/ treibet den Harn und die Monatblum.
Gebrauch.
Die Haselwurtz sollen schwangere Weiber nicht gebrauchen / denn sie leichtlich
jhnen und der Leibesfrucht grossen schaden zufüget.
(Verstopfte leber / miltz mutter / verharte geschwulst /
wasser-und gelbsucht / alt hufft-weh / keuchen und husten / drey-und
viertägig fieber.) Ein quintlein gestossene Haselwurtz in einem trunck
weissen Wein morgens nüchter eingenommen / und sich wie bey dem gebrauch
purgierender artzneyen verhalten / eröffnet die verstopffte Leber / Miltz /
Mutter / und verhartete Geschwulst / ist also ein nutzliche artzney für die
Wasser-und Gelb- sucht / alt Hufftweh / Keuchen und Husten / insonderheit aber
für alle drey-und viertä- gige Fieber / denn sie reiniget den gantzen Leib oben
und unden auß / von allen bösen Feuchtigkeiten / ist ein gutes mittel für die
starcken Handwercksleuth / Botsknecht und grobe Bauren.
Etliche geben die blätter den pferden under jhr Futter / davon sie sich reinigen
und muthig werden.
In denen eröffnenden Leber-Miltz-Mutter-Brust-und Nieren-kräuterweinen kan man
die Haselwurtz auff ein halb loth nutzlich neben anderen Kräuteren gebrauchen /
und alle morgen davon trincken.
CAPUT VI.
Baldrian. Valeriana.
Namen.
BAldrian heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Phu, Nardus agrestis, Valeriana, Herba S. Georgii, Herba S. Mariae
Magdalenae, Herba S. Clarae. Italiänisch / Valerienne. Spanisch / Valeriana.
Englisch / Getwall / Valerian. Dänisch / Baldrian / Velandsurt / Vild Nardus /
Romiske Nardus / Valerian. Niderländisch / Speercruyt / S. Joriscruyt /
Valeriane. In Teutscher Sprach wird es auch genennt Speerkraut / St Georgenkraut
/ St. Claraekraut / Denmarck / Augenwurtz und Theriackskraut.
Geschlecht und Gestalt.
Die Baldrian Kräuter kennet man an den runden / holkehlichten stengeln / welche
hinauffwerts etlich mahl mit zweyen gegen einander stehenden blätteren begabet.
Die Blümlein sind nur einblättig / stehen in einem dolder beysammen. Ein jedes
blümlein bringt nur einen flaumichten Samen. Es sind aber vielerley arten deß
Baldrians.
Grosser Baldrian. Valeriana major.
1. Die erste art ist der grosse Baldrian / Valeriana major hortensis, Phu
Olusatri folio Dioscoridis, C. B. major odoratâ radice, J. B. Hat stengel welche
elen-hoch oder höher / [522] glatt / hol /
zart / auff purpurbraun sich neigend. Die blätter / welche je jwey und zwey den
stengel bekleiden / sind mit breiten stielen begabet / sonsten tieff
eingeschnitten. Oben auff den stengeln sitzen schneeweisse blumen oder dolden /
wiewohl ehe denn sie sich auffthun / erscheinen sie leibfarb zu seyn. Der samen
/ so er zeitiget / flieget hin wie auff dem Lattich / ist sonsten ablang / flach
/ und Eitronengelb. Die Wurtzel ist fingers-dick / mit vielen nebenangehenckten
/ kleinen / gelben / wolriechenden zaseln / welcher geruch den Narden gleicht.
Wächßt auff den gebürgen / feuchtem erdreich und felderen / ja auch in den
gärten.
Der grosse wilde Baldrian / Valeriana sylvestris major.
2. Der grosse wilde Baldrian / Valeriana sylvestris major, C. B. sylv. magna
aquatica, J. B. So in gemeinem gebrauch und männiglich bekant ist / hat blätter
wie der Eschbaum / die sind glatt / und schwartzgrün / vergleicht sich mit
stenglen und dolden dem grossen Baldrian / ist aber kleiner in allen seinen
stücken. Die wurtzeln wachsen wie des Teuffels-Abbißwurtzel / abgenagen /
zasicht / weißlicht / in einander geschrenckt mit einem lieblichen und etwas
scharpffen geruch wie im Narden. Hat seine wohnung in feuchtem erdreich.
3. Der kleine wilde Baldrian / Valeriana sylvestris manor, Park. Palustris minor,
C. B. minor pratensis vel aquatica, J. B. Hat eine gantz dünne / bitterlichte /
mit vielen haar- kleinen zaseln in der Erden herumkriechende Wurtzel; einen
spannen- hohen / auch höheren / eckichten / holen / gestreifften / auch mit
etlichen knödlein begabten stengel / welcher einen dolderbusch von
röthlich-weissen / einblättigen / jedoch oben in fünff theil etwas
Der kleine wilde Baldrian.
Valeriana sylvestris minor.
was eingeschnittenen blümlein / wie der vorige Baldrian / trägt. Die blätter sind
rundlicht zugespitzt / und hangen an langen stielen / sonderlich die unden am
stengel sich finden. Die oben auff aber sind wie in dem anderen Baldrian tieff
eingeschnitten / oder zertheilt / und umfassen mit jhren stiel???in den stengel.
Wächßt in feuchten Auen und Wiesen der gebürgen und thäleren. Es gibt annoch
etliche gattungen dieses wilden Wiesen-Baldrians / bey denen ich aber schlechten
underscheid finde / in deme sie / viel- leicht wegen ungleicher nahrung / nur
der grösse halden in blumen und blätteren underschieden / sonsten aber gleich
sind. Valeriana aquatica minor, flore minore, Raj. Valeriana palustris major
profundè laciniata, C. B. Valeriana palustris inodora parùm laciniata, Ejusd.
4. Der rothe breitblättige Baldrian / Valeriana rubra, C. B. latifolia rubra, J.
B. wächßt elen hoch / oder höher / hat etwas breite und länglichte / schön grüne
blätter. Oben an dem stengel erscheinen röthlichte blumen / in einem dolderbusch
/ wie in dem gemeinen Baldrian; der same ist klein und verfliegt bald; die
wurtzel aber weiß und dicklicht / und hat einen aromatischen oder gewürtzten
geschmack. Man findet auch mit blaulichten blumen / und ist das kraut kleiner /
als derer / die allhier amfolgenden blat abgemahlet. Umb Pisa / da es auff den
gemäuren sonderlich gern wächßt / nennet man es Centaurium marinum; etliche
machen auch ein Limonium oder Been darauß
5. Der grosse breit-blättige Berg-Baldrian / Valeriana alpina prima, C. B.
Alpina, J. B. Alpina major, sive latifolia, Park. hat eine ablange /
wohlriechende wurtzel; einen / selten
|| [523]
Rother Baldrian. Valeriana rubra.
Grosser Berg-Baldrian. Valeriana alpina prima.
aber mehr / elen hohe / holkälige / hartzicht schmäckende stengel. Bey der
wurtzel befinden sich viel an länglichten stielen hangende blätter / welche
glatt / rund / außgespitzt / gerümpfelt / bleichgrün und bißweilen in tieffe
kerffe zertheilt sind. Die blätter aber / welche den stengel umbgeben / sind
wenig / ablang / und eingeschnitten / deren zwey oder drey zusammen gefügt / und
meistentheils gleichsam mit zweyen flügelein oder neben-blättlein begabet. Auff
dem gipffel des stengels sitzen bleich-purpurfarbe blumen / wie crönlien / denen
der kleine samen folget. Er blühet auff dem Berg Wasserfall im Hewmonat / und
wird auch auff den Genffischen Bergen gefunden. Kommet viel mit dem ersten
Berg-Baldrian überein.
Berg- Baldrian mit Braunwurtz- blättern. Valeriana alpina Scrophulariae folic.
6. Der Berg-Baldrian mit Braunwurtz-blättern / Valeriana alpina Scrophulariae
folio, C. B. J. B. hat eine schwartzlichte / knorr -und knopfichte wurtzel: der
stengel ist einer elen / und auch anderthalb elen hoch / hohl / grün und
striemicht / welchen wenig und ablange blätter umbgeben / deren allezeit zwey
zusammengefügt / ein wenig zerkerfft / spitzig / drey zoll lang / anderthalb
zoll / oder nur ein zoll breit / und den blättern der Braunwurtz ähnlich sind /
die undern blätter stehen auff kurtzen stielein / die oberen aber haben keine.
Neben der wurtzel bey dem ursprung des stengels schießt beyderseits gleichsam
ein anderer stengel herfür / auß welchem nur sichs oder siben blätter mit langen
stielen herfür kommen / deren etliche rund / andere ablang / etliche ein wenig
gekrümmet sind. Der stengel wird in seinem gipffel in lange und dünne flügelein
oder neben-zincklein außgebreitet / auff welchen leibfarbe blumen / der wilden
Baldrian blumen ähnlich / sitzen. Es wächßt auch auff der Wasserfall und
Genffischen Bergen.
7. Der Indianische purpurfarbe und weisse Baldrian / Valeriana peregrina purpurea
albave, C. B. peregrina, seu Indica, J. B. Mexicana, Ger. hat eine kleine /
bittere und zaßlichte wurtzel. Der stengel ist schuh / selten aber elen hoch /
grün / rund und striemicht / welcher
|| [524]
Indianischer Baldrian. Valeriana Indica.
wegen seiner ???ärte sich offt auff die erden biegel / und mehren heils bey
seinen knöpffen sich in zwey neben-ästlein außbreitet / deren etliche in andere
kurtze neben-zweiglein zertheilet werden. Es hat wenig bleich-grüne / zwey oder
drey spannen lange und spannen breite blätter / welche der Berg-Narden gantz
ähnlich sind / und zwey gegen einander über stehen / under denen die oberen
bißweilen gekrümt / an jhrem ursprung zerkerbt / und fast ohne geschmack sind.
Auff den gipffeln der neben-zweiglein sitzen sehr schöne / purpurfarbe wie auch
weisse blumen / als wie eine kron / ohn geruch / sind länglicht / an dem
ausseren theil offen / und in fünff blättlein getheilt; diesen folgen ablange /
breite hülsen / in welchen noch ein kleinere / darinnen ein schwartz und
dicklichter samen verschlossen ist. Dieses kraut muß alle jahr frisch
gepflantzet werden / welches nach der zeit seiner pflantzung früher und später
auch biß in den Winter blühet. Es wächßt in Italien in Latio und in Sabinis von
sich selber. Josephus Casabona des Groß-Hertzogen von Florentz Gärtner / hat den
samen JohanniBauhino, geschickt / welcher jhne in den Fürstlichen Mümpelgar-
dischen Galten gepflantzet hat / allda es auch Casparus Bauhinus gesehen und
überkommen / darauff er es in seinem Garten gezielet / und davon schöne
purpurfarb-und weisse blumen gesehen hat.
Eigenschafft.
Im Herbstmonat werden die Baldrian- wurtzeln / von welchen die drey ersten
gattungen in der Artzney üblich sind / alle gesamlet und im schatten gedörret.
Sollen im andern grad wärmen und trucknen. Haben demnach etwas
flüchtig-alkalischen saltzes / mit groblichten schwefel-theilen in sich / und
also nicht
unseine tugenden allen innerlich in den versteckten Drüßlein gesamleten schleim
zu verzehren / das Gesicht / Haupt und Leber zu stärcken / den Harn und Schweiß
zu treiben / und allem gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
Es werden alle geschlechter des Baldrians trefflich gelobt / das Gesicht zu
stärcken und zu erhalten: Daher er zehlet Hieronymus Brunsuicensis, wie daß
vorzeiten ein Goldschmid zu Würtzburg gewohnt / welcher (Wunderliche stärckung des gesichts.) mit der
gemeinen Baldrian-wurtzel sein gesicht dermassen geschärffet / daß er auff eine
zweygebrochene nadel einen Löwen mit allen kennlichen gliedmassen gestochen: Er
hat täglich des pulvers dieser wurtzel ein wenig nüchtern genutzet / und darvon
so ein scharffes gesicht bekommen. Welches Theodoro Tabernaemontano anlaß
gegeben / solches nicht zu verachten / als der nachmahls diese wurtzel in
Augen-kranckheiten / allein und auch mit anderen Artzneyen gebraucht / und damit
schöne Euren verrichtet.
(Pest.) Ist ein fürtreffliche wurtzel wider die
Pest / daher die erste gattung under den Theriac vermischt wird. Fabius Coumma
und (Fallende Sucht.) LazarusRiverius rühmen sie
hefftig wider die fallende Sucht / so man ein halb oder gantz quintlein / nach
dem alter des krancken in Lindenblüt- wasser offt einnimt.
Baldrian-wurtzel gestossen / und ein zeitlang nach einander alle tag ein halbes
quintlein / je nach gelegenheit und alter des menschen eingenommen / ist em
bewehrte Artzney (Brüch bey alten und jungen
Leuthen.) wider allerhand Brüch an jungen und alten Leuthen / den jungen
Kinderen ist genug / so man jhnen ein halben scrupel auff einmahl eingibet.
(Gelbsucht.) Camerarius in horto p. m. 175. lobet
die Baldrian-wustzel in wasser gesotten und davon getruncken / wider die
Gelbsucht.
(Flecken un̅ fell der augen.) Wider
die flecken und fell der augen: nim Baldrian-kraut mit der wurtzel zwo hand voll
/ Wegwarten-kraut mit den blumen / Basilien-kraut / Beerwick / Fenchel-kraut /
Weinrauten / die brosam von einem Rocken-brod / jedes ein hand voll /
zerschneide alle kräuter klein mit den wurtzeln / und reibe die Brod-brosam gar
klein / vermische diese stück alle durch einander / und thue sie in ein bequemes
geschirrlein / schütte darüber ein guten alten weissen wein / daß er die gemelte
stück blößlich bedecke / laß es also drey tag mit ein- ander beitzen / darnach
destilliere es in Balneo Maris, und behalte es zum gebrauch: Von diesem wasser
thue täglich viermahl etliche tröpflein in die schadhaffte augen / biß so lang
daß die fell und flecken verzehret sind.
Etliche hencken die Baldrian-wurtzel also (Tägliches
Fieber.) frisch an den halß wider das tägliche Fieder / und lassen sie
also am halß verdorren.
Wenn die Pferd dunckele und wasserichte (Dunckele und
wasserichte augen der Pferden.) augen haben / so gib jhnen
Baldrian-wurtzel klein zerschnitten im futter zu essen.
Destilliertes Baldrian-wasser ist eine heilsame Artzney / denen / so gebrochen
sind / alle (Brüch. Kalter Seich.) morgen und
abend jedes mahl 3. loth getruncken: auff diese weiß gebraucht / vertreibt es
auch den kalten Seich.
(Arm oder) Wenn auch einer einen Arm oder Bein [525] (Beinbrüch
Wunden.) gebrochen hätte / oder verwundet wäre / der trincke dieses
wassers drey loth morgens und abends.
Baldrian-wasser des morgens nüchter ein paar löffel voll getruncken / bewahret
vor dem (Pest.) pestilentzischen lufft: wird
deßhalben nutzlich in der Pest gebraucht.
(Eingenommen gifft.) So einer etwas gifftiges
geessen oder getruncken hätte / der nehme vier loth Baldrian-wasser mit einem
quintlein guten Teriacs vermischet ein / und schwitze wol darauff / so treibt es
das gifft durch den schweiß hinweg.
(Dunckel und blödes gesicht. Augenkrauckheiten.)
Baldrian-wasser täglich morgens nüchter drey loth getruncken / erkläret und
schärffet das dunckel und blöde gesicht / und verhütet vor Augen-kranckheiten /
denn es ein vortreffliche Artzney ist wider alle gebrechen der augen.
(Täglich Fieber.) Baldrian-wasser drey loth
getruncken / ist ein gute Artzney wider das quotidian- oder täglich Fieber / so
man es vor der ankunfft des Fiebers einnimt / und sich darauff niderleget.
(Viertägig Fieber.) Wider das viertägig Fieber:
nim Baldrian-wasser / acht loth / guten unverfälschten Theriac oder Mithridat
ein quintlein: vermische diese stück und trincks ein tag oder etliche vor der
ankunfft des Fiebers.
Baldrian-wasser ist den jungen kinderen / (Würm der
kinderen.) die sonst keine Artzney gebrauchen können / ein köstliches
mittel / die würm zu töden und außzutreiben / so man ihnen bißweilen ein
löffelein voll zu trincken gibt.
So einer vom gebrauch des bads hitzige (Hitzige
Augen.) augen bekäme / oder aber die augen bey dem fewr oder sonst in
einem rauchigem gemach verderbet hätte / der lasse in die augen etliche tropffen
Baldrian-wasser fliessen.
(Gebrechen der Augen von kälte.) Es dienet auch zu
allen gebrechen der augen von kälte verursachet / dieselbige von aller
feuchtigkeit zu tröcknen / des tags bißweilen etliche tröpflein in die augen
gethan.
Tüchlein in Baldrian-wasser genetzt / (Schmertzë der
Gulden ader. Geschwollene Feigwartzen.) und warmlicht über die
Gulden-ader geschlagen / nimt dero schmertzen hinweg: auff diese weiß gebraucht
/ ist es ein gute hülff den hefftigen schmertzen der geschwollenen Feigwartzen
hinweg zu nehmen.
(Dunckel gesicht.) Das in den Apotecken
zubereitete Extract von Baldrian / ist eine herrliche Artzney das dunckele und
verfinsterte gesicht zu stärcken und zu schärffen. In summa es dienet dieses
(Kranckheiten der Augen von kalte.) Extract
zu allen kranckheiten der augen von kälte verursachet: so man offt morgens
nüchter ein halben scrupel in zehen pilulen formirt / einnimt: auff diese weiß
gebraucht / soll es auch ein besondere Artzney seyn wider (Verhaltener harn.) den verhaltenen Harn.
Das in den Apothecken zugerüstete Baldrian-saltz hat gleiche tugend / davon gibt
(Pestilentz / und eingenommenes gifft.) man
zwölff gran auff einmahl in Baldrianwasser ein: Es dienet auch also wider die
Pestilentz und alles eingenommene gifft.
CAPUT VII.
Wasserpfeffer. Plumbago.
WAsserpfeffer / Flöhkraut / heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Plumbago, Dentilaria, Dentellaria,
Wasserpfeffer. Plumbago.
Lepidium Dentellaria dictum, C. B. Dentillaria Rondeletii, J. B. Italiänisch /
Herba di St. Antonio, oder Crepanella. Englisch / Leadwort.
Gestalt.
Der Wasserpfeffer hat ein hitzig / scharff schmäckende / starck riechende / mit
langen / dicken zaseln begabte wurtzel; schwartz-grüne / safftreiche / mit
zincklein den stengel umbgebende / und rauchen zähnlein an dem umbkreiß
zerkerffte / auff der zunge etwas brennende blätter. Etliche von der wurtzel
auffsteigende / purpurfarbe / gestreiffte / wechselweiß in neben-stengel
zertheilte elen-hohe stengel. Deren gipffel mit zusammen gebüschelten / und in
grünen / dick-haarigen kelchlein / eingeschlossenen / purpur- und
blaulichtweissen / und wenn sie sich besser auffthun / hoch-purpurfarben / in
fünff theil zertheilten blümlein gezieret sind. Der same ist ablang / fast in
grösse eines Weitzen-korns / welcher mit dünner / grünlichter rinden umbgeben /
und ein weisses / bitteres marck hat. Blühet zu end des Sommers / und im Herbst.
Wächßt durchgehends an dem gestad des Meers / zwischen Rom und Neapoli; wie auch
bey Syracusa in Sicilien / und Montpelier in Langendock.
Eigenschafft.
Diß kraut wärmt und tröcknet sehr / vermittelst eines häuffigen /
flüchtig-aromatischen / scharffen saltzes; dadurch es auch / wenn es auff warmer
herdstatt gedörrt und auffgelegt wird / die getruckten wunden und geschwär der
Pferden heilen soll.
|| [526]
CAPUT VIII.
Camelhew. Juncus odoratus, Schoenanthos.
Namen.
CAmelhew heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Juncus odoratus, Juncus aromaticus, Schoenanthus,
Foenum sive Stramen camelorum. Italiänisch / Giunco odorato, Squinanto, Paglia
de camelo. Frantzösisch / Pasture de Chameau, Squinant. Spanisch / Pienso de
camello. Englisch / Squinan / Camelsmeate. Niderländisch / Camelshoy. In
Teutscher sprach wird es auch genen̅t / Camelstroh / Candisch hew
/ und Squinanth.
Gestalt.
Camelhew hat weißlichte / kleine / holtzichte / zähe / faselichte wurtzeln /
blätter wie Riedgraß / oder Dinckel / die sind hart / dick / bey der wurtzel
breit / zusammen gerollt / und dünn / rund / außgespitzt. Bekomt auß einer
wurtzel viel runde / knodichte / mit schwammichtem marck außgefüllte halm / an
welchem die graß-farbigen blumen am geruch und geschmack den blättern gleich /
ähreweiß hangen. Das beste soll fewrroth / frisch / schmal / und mit vielen
blumen wol besetzt seyn / so zwischen den händen zerrieben / ein Rosen-geruch
von sich gibt / auff der zungen brennend und beissend ist. Camelhew ist ein
frembd gewächs / welches auß Egypten von Alexandria zu uns gebracht wird: es
wächßt auch in Africa und Arabia / auff den stupffelfeldern un̅
wiesen / sonderlich aber an denen orten / da etwan pfudeln außgetrocknet sind.
Eigenschafft.
Camelhew ist mittelmäßig / warm und trockner natur: hat ein flüchtig-aromatisch
saltz / und daher schöne tugenden alle innerlichen verstopfungen auffzulösen /
die wind / auffstossung des Magens / auch das Erbrechen zu stillen / das haupt
und hertz zu stärckë / sand und schleim durch die Nieren zu treiben.
Gebrauch.
(Versteckte monatliche reinigung der Weiber.)
Wider die versteckte monatliche Reinigung der Weiber: nim Camelhew /
Ferberröth-wurtzel jedes ein loth / Zimmet / Candischen Dictam jedes ein halb
loth / Muscatenblüth / Saffran jedes ein quintlein / nach dem alles groblicht
zerschnitten / thue es in eine saubere kannen / schütte darüber zwey maß alten
weissen wein / laß es 24. stund stehen / davon solle man alle morgen nüchtern
ein halb quartal trincken.
(Verstandener harn schmertzen der nieren und blasen
schmertzen der weiber nach der Geburt / schwache und ververstopffte Leber.
Zuruckbleibende nachgeburt.) Ein halb quintlein gestossen Camelhew mit
gutem weissen wein vermischt und getruncken / treibt den verstandenen Harn /
lindert den schmertzen der Nieren und Blasen / vertreibet das Reissen und
Schmertzen / so den Weibern nach der Geburt in der Kindbette begegnen / stärcket
die schwache Leber / und nimt derer Verstopffung hinweg / ja es widerstehet auch
allem Gifft.
Camelhew in wasser gesotten / und den dampff davon in die Mutter empfangen /
fördert die Nachgeburt.
Garcia ab Horto Lib. I. Aromat. Hist. c. 34. berichtet / daß bey den Indianern
das Camelhew allein für ihr vieh / wie bey uns das hew und stroh gebraucht
werde. Aber Jac. Bontius in notis ad h. l. zeiget an / man bediene sich auch
dessen in der küche zu den speisen / und obwohlen es in den wäldern häuffig
wachse / werde es doch von den Malaischen weibern in die gärten gepflantzet /
damit sie sich seiner in der noth für alle Mutter-zuständ in den bähungen und
bädern bedienen können.
CAPUT IX.
Baummooß. Muscus arboreus.
|| [527]
Namen.
BAummooß heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Muscus arboreus, Usnea Officinarum, C. B.
Italiänisch / Mosco. Frantzösisch / Mousse. Spanisch / Musgo. Englisch / Moß.
Dänisch / Moes. Niderländisch / Moß der Boomen.
Gestalt.
Mooß ist nichts anders als ein lockicht / haaricht / verwirret gewächs auff den
bäumen / steinen und erden / jederman bekant: der weißgraw und wolriechend ist
der beste / der schwartze tauget nicht. Welcher auff den Cedern / Eich- und
Pappel-bäumen gefunden wird / ist der beste. Sonsten hat es der Baummoosen
zimlich viel gattungen / welche bey andern Botanicis beschrieben stehen. Man
soll den Mooß samlen im anfang des Sommers / und an einem trockenen ort
auffbehalten.
Eigenschafft.
Alle Mooß haben eine trocknende zusammenziehende krafft und würckung / und sind
allein mit vielen irrdischen / und wenig schwefelichten groben theilen begabet.
Gebrauch.
(Rothe Ruhr. Durchlauff.) Welche mit der rothen
Ruhr oder Durchlauff behafftet sind / denen soll man Baummooß in wasser oder
rothen wein sieden / und zu trincken geben.
(Verhütung vor unzeitiger geburt.) Baummooß
bewahret die weiber vor unzeitiger geburt / sonderlich das vom Eichbaum / so sie
es dörren / zu pulver reiben / und denn in einem frischen Ey einnehmen. Die
reichen Frawen können etwas von praeparirten gestossenen Perlein darzu thun.
(Gelbsucht.) Etliche nehmen den schönsten
Eichenmooß / legen ihn über nacht in Wein / und trincken darvon für die
Gelbsucht.
(Wacklende Zähn.) Baummooß oder das nachfolgende
Gürtelkraut in weissem wein gesotten / und das Zahnfleisch damit gerieben /
befestiget die wacklenden Zähn / so man aber damit gurgelet / (Abgeschossen Halßzäpflein.) hebet es auff das
abgeschossene Halßzäpflein.
Heutiges tags pflegt man auß den Eichenweissen Corallen-mooß ein wolriechendes
Haupt- oder Haar-pulver zu machen / welches Lateinisch Pulvis Cyprius,
Frantzösisch / Poudre de Cypre, genennet / und von Johanne Zvelfero in
Pharmacopoea Regia, beschrieben wird.
Johannes Bauhinus Tom. I. Histor. Plantar. universal. Lib. 7. c. 1. schreibt /
das Mooß der Eichbäumen / so man es zu pulver stosset / und darvon eingibet /
solle das Bluten der (Nasenbluten.) Nasen stellen
/ ja in solchem fall mehr tugend haben / als das Mooß / welches auff den
Menschen-hirnschalen gefunden wird.
CAPUT X.
Gürtelkraut. Muscus terrestris.
Namen.
Gürtelkraut heißt Lateinisch / Muscus terrestris, Muscus denticulatus.
Italiänisch / Mosco terreno. Frantzösisch / Mousse terrestre. Niderländisch /
Wolffsklaue. In Teutscher sprach wird es auch genennt /
Gürtelkraut. Muscus terrestris.
St. Johanns-gürtelkraut / Bärlapp / Neuheil und Weinkraut.
Gestalt.
Katzenleyterlein / Gürtelkraut / Bärlap / welches allhier abgebildet / Muscus
terrestris repens, s. clavatus, C. B. Lycopodium. ist ein grüner / auff der
erden kriechender / hin und wider mit langen / holtzichten / dicken faseln in
die erden wurtzlender Mooß. Die ästlein aber breiten sich in viel zweiglein auß
/ und sind mit häuffigen schmalen blättlein bekleidet. Wenn dieser Mooß
erwachsen / so bekomt er an den äussersten ästlein etliche lange stielein auß
deren jedem zwey runde / weichlichte / ablange / schüppichte / schwefelfarbe
kölb lein außgehen / welche umb Herbstzeit ein subtiles / gelblichtes pulver /
wenn sie mit den fingern ein wenig getruckt werden / häuffig von sich fahren
lassen. Es hat auch eine art dieses krauts mit Cupressen-blättern / Muscus
clavatus foliis Cupressi, C. B. terrestris ramosus pulcher, J. B.
Eigenschafft.
Es haben zwar alle Mooß / wegen ihrer vielen irrdischen und wenig geistreichen /
flüchtigen theilen / die eigenschafft zu tröcknen / zu stopffen / das geblüt zu
erdickern / und alle Durchläuffe zu stillen. Das gelblichte Pulver aber /
welches auß dem Gürtelkraut oder Bärlap in dem Herbst gesamlet wird / scheinet
ein subtiler / mit einigen flüchtig-salpetrischen Saltz-theilen
vergesellschaffteter Schwefel zu seyn / deßwegen es auch / so es durch ein
brennendes liecht geblasen / oder aber in ein fewr geworffen wird / alsobald
eine helle / brausende / starcke flammen von sich gibt. Dieses Pulver hat
demnach eine durchdringende / Nieren und Blasen reinigende / auch den Gichtern
der Kindern widerstehende krafft.
|| [528]
Gebrauch.
(Stein.) Gürtelkraut sonderlich aber sein gelb
subtil blüth in wein gesotten / und davon getruncken / treibet den Stein fort;
darzu wird auch das destillierte wasser gebraucht.
(Durch lauf und rothe Ruhr.) Das Pulver von diesem
Kraut / eines halben quintleins schwer in rothem wein getruncken / stillet den
Durchlauff und rothe Ruhr.
(Stein.) Das Gürtelkraut bringet eine kleine blüth
/ welche gedörret / von Herren Cameratio wider den Stein sehr gelobet wird.
(Zäher seigerer wein) Dieses Kraut wenig oder viel
/ nach dem ein faß klein oder groß ist / in den zähen seigeren / auff den Eßig
stechenden Wein gehengt / bringet ihn wider zurecht.
Von dem subtilen pulver 10. oder mehr (Gichter der
kinderen.) gran schwer in Baninien-syrup und Lindenblüth-wasser den
Kindern offt eingegeben / vertreibet nicht nur die Gichter / sondern stillet
auch den starcken Husten / dadurch die Gichter offt beweget werden / und löset
den Schleim der Brust wol auff.
(Lieblicher Rauch.) Wenn man Storax / Benzoin /
und Mastix under dieses pulver stoßt / hernach durch ein brennend liecht blaßt /
so gibt es nicht nur eine schöne flamme / sondern auch lieblichen geruch von
sich.
(Haarzöpfe) Die Polacken und Littauer machen auß
diesem Gürtelkraut ein tranck und eine salbe / und heilen ihre Haarzöpffe damit.
Es wächßt auch ein Mooß auff den Todten-köpfen derjenigen persohnen / welche
eines gewaltthätigen todes gestorben / wenn nemlich solche köpffe jahr und tag
in freyer lufft geschwebet. Dieser Mooß soll wider (Nasenbluten Blutflüsse.) das Nasenbluten / auch andere Blutflüsse ein
herrliches mittel seyn / wenn man ihne nur äusserlich aufflegt / oder nach
belieben zuvor mit Eßig anfeuchtet.
CAPUT XI.
Alandt. Helenium.
Namen.
ALandt oder Alandt-wurtzel heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Helenium, Enula campana. Italiänisch / Enola.
Frantzösisch / Enule campane, Herbe d'Eleine. Spanisch / Inola. Englisch /
Elicampane. Dänisch / Holßurt / St. Ellinerad. Niderländisch / Alantwortel.
Gestalt.
Der Alandt ist männiglich bekant / er hat blätter wie Wullkraut oder
Königskertzen / doch sind sie breiter / länger / häriger und außgespitzter / in
der mitten mit einem erhebten rucken. Der Stengel ist zweyer elen hoch /
bißweilen höher / dick / rauch / eckicht / darauß kommen die goldgelben blumen /
wie in den Streichblumen / doch grösser. In diesen blumen ligt der Samen
verschlossen / wie im Wullkraut / so man ihn angreiffet / jucket er die haut.
Die Wurtzel ist derb / groß / dick / außwendig schwartz / oder erdenfarb /
inwendig weiß / eines bitteren und etwas scharffen geschmacks / mit
angewachsenen kleinen wurtzelen / wie in den weissen Lilien.
Alandt wächßt gern in feuchten orten / wiewol man ihn auch zu zeiten auff dem
gebürge findet. Man grabet die Wurtzel / ehe sie den stengel gewinnt /
zerschneidet sie zu kleinen scheiblein / und trucknet sie im Schatten.
Eigenschafft.
Alandt ist warm und trocken im anderen grad; hat viel balsamische / mit etwas
flüchtigem Saltz vergesellschafftete bittere theilgen bey sich / und daher die
Eigenschafft zu eröffnen / zu lösen / den Athem zu erleichteren / Husten zu
stillen / dem Gifft zu widerstehen / und den Magen zu stärcken.
Gebrauch.
Die mit Zucker eingemachte Alandtwurtz / (Keuchen /
schwerer Athem / Lungsucht Grieß.) ist trefflich gut wider das keuchen
und schweren Athem / fürdert den Außwurff / reiniget die Brust / dienet den
Lungsüchtigen / und denen so mit dem Grieß behafftet: dahero der alte versus in
der Schola Salernitana cap. 68. recht lautet.
Enula campana reddit praecordia sana.
Ein paar handvoll Alandtwurtz scheibenweiß zerschnitten / und in Wasser gekocht /
(Raud.) biß man sie zerreiben kan / nimbt
die Raud hinweg / so man die räudigen glieder damit warmlicht abwäschet.
(Raud der Pferden.) Wieder die Raud der Pferden:
wasche die räudigen ort mit warmer scharffer laugen und Menschen-harn / folgends
nim geflossene Alandtwurtzen / Alaun / Schwefel / jedes ein halb loth / menge es
under alt Schmeer / und schmiere die Raud damit.
(Verhütung frühzeitiger niderkunfft schwangeren
weiberen.) Die Latwerg / so von den Blumen mit Zucker gemacht wird /
ist den schwangeren Weiberen dienlich / welche in sorgen stehen um ihre
Leibsfrucht zukommen.
Nicolaus Agerius macht auß der Alandtwurtzel nachfolgende Latwerg. Nim ein halb
pfund wol verschaumten und rein geläuterten Honig / drey loth gedörrter und rein
gestossener Alandtwurtzel / mische es [529] fleissig durch einander zu einer Latwerg. (Husten /
Engbrüstigkeit / koder auf der Brust.) Diese ist gut für den Husten
und Engbrüstigkeit / reiniget die Brust vom Koder und befürderet den Außwurff.
Auß der Wurtzel bereitet man mit Branntenwein eine Essentz / welche auff 10. biß
20. tropffen offt eingenommen / alles (Grimmen.
darmgicht.) Grimmen und Darmgichter stillet / man kan sie mit
destilliertem Chamillen-wasser eingeben. Mit Roßhuben- oder Ehrenpreißwasser
genommen / löset sie den Schleim (Husten.) auff
der Brust / und ist gut für den Husten / und Flüß auff der Brust.
Die Alandtwurtz in Wasser gesotten / und mit diesem Tranck morgens und abends 12.
oder mehr tropffen von dem Spiritu Tartari mit eingenommen / dienet ebenmässig
wider das Grimmen / Husten / Engbrüstigkeit / Schlagflüß / Lamheit der gliederen
/ und dergleichen.
Es läßt sich die Alandtwurtz auch gleich anderen Wurtzeln candieren / und so wol
(Kalter blöder magen Husten.) für den
schwachen / blöden / kalten Magen / als auch wider den Husten / und übrige
Brust-zustände gebrauchen / gleiche würckung hat auch das Extract von der
Alandtwurtzel.
Der Alandtwein solle also bereitet werden: (Blödes /
feuchtes Haupt schwaches Gesicht / Lungsucht / Engbrüstigkeit / husten /
kalter Magen. Versteckte Monatzeit Sand / Schleim / Stein in Nieren und
blasen.) Nim ein halb pfund gesäuberter zerschnittener Alandtwurtz /
siede sie in drey maß weisses Mosts / biß ein maß eingesotten / alßdenn seichte
es durch ein wollen tuch / und schütte es in ein ohmen weissen Moste / welcher
nach dem er wol verjäsen / morgens nüchteren kan gebrauchet werden. Dieser Wein
ist sehr gut dem blöden feuchten Haupt / stärcket das Gesicht / wehret der
Lungsucht / Engbrüstigkeit und Husten / befürdert den Außwurff / erwärmet den
erkalten Magen und Mutter / bringet die Monatzeit / reiniget die Nieren und
Blasen von dem Sand / Schleim und Steinlein.
Ein Alandtwein mit mehreren stucken habe ich droben bey der Veyelwurtz
beschrieben.
Die Alandtwurtz-salbe in den Apothecken / (Grind / böse
Raud.) ist gut wider den Grind / und alle böse Raud.
CAPUT XII.
Cisten-rößlein Männlein.
Cistus mas.
Namen.
CIsten-rößlein insgemein heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Cistus, Rosa canina. Italiänisch / Cisto.
Französisch / Ciste. Spanisch / Cerguazos.
Gestalt.
Die Cisten-rößlein insgemein erkennet man darauß / daß sie staud- und holtzichter
art sind / eine fünffblättige / weite / und gleichsam Rosen-gestaltete Blume /
und fünffeckichte häuptlein / auch im̅er zwey gegen einander
stehende blätter an den stengeln und zweiglein haben. Man underscheidet solche
Cisten-rößlein in Männlein und
Cisten-rößlein Männlein.
Cistus mas.
Cisten-rößlein Weiblein.
Cistus foemina.
Weiblein / beyde geschlecht haben verschiedene gattungen wieder under sich.
Das allhier abgezeichnete Cisten-rößlein Männlein mit ablangen weißgrauen
blättern / Cistus mas folio oblongo incano, C. B. Mas IV. folio oblongo albido,
J. B. Ist ein starckes / weißlichtes / biß zwey elen hoch steigendes / haariges
/ zerbrüchliches stäud [530] lein. Hat
viel ästlein / an denen auch viel / allezeit gegen einander stehende / ablange /
weißgraue / anfänglich weiche / wenn sie aber schon eraltet / härtere / rauche /
von unden runtzlicht- oder krause mit zusammen ziehendem geschmack begabte
blätter. Die blumen sind leibfarb / fünffblättig / und bey nahem so groß als der
Heckrosen / auch inwendig mit vielen fädemlein / daran saffrangelbe köpfflein
erscheinen / gezieret / denen fünffeckichte / harte / haarige / außgespitzte /
mit braun-schwartzlichtem kleinem Samen angefüllte gefäßlein hernachfolgen.
Wächßt durchgehends in Sicilien / Italien / Franckreich / auff dürren felsichten
Hügelen.
Das gemeine hier abgebildete Cisten-rößlein Weiblein / Cistus foemina folio
Salviae, C. B. foemina Monspeliana flore albo, & Hispanica luteo, J. B.
Ist ein bißweilen elen-hoch steigendes / ästichtes stäudlein / mit dünnen
schwartzlichten ästlein; runden / rauchen / grünen / am geschmack herben und
zusammen ziehenden blätteren; etwas kleinerer / als in dem Männlein / weisser /
oder auch gelber fünffblättiger blume / und fünffeckichten schwartzen / nicht
zugespitzten samen-gefäßlein / darinn ein schwärtzerer / größlichter same sich
findet / wächßt in Italien / Sicilien / Franckreich / bald höher / bald
nidriger.
Es hat neben diesem annoch underschiedliche gattungen der Cisten-rößlein Weiblein
/ deren samen-gefäßlein aber nur dreyeckicht sich finden.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Cisten-rößlein haben viel irrdische / alkalische / mit etwas schwefelichten
vermischte theilgen bey sich / und also die Eigenschafft zu trucknen / zusammen
zu ziehen / und zu heilen / dannenher diß Kraut frisch zerstossen / oder in Wein
zuvor gesotten / und über die Wunden gelegt / solche bald heilet. Oder die
blumen / und blätter mit Braunellen-kraut gesotten / und damit warm gegurgelt /
die Halß-geschwär heilet.
Das Cisten-rößlein Weiblein / mit der Hipocistis.
Cistus foemina cum Hypocistide.
Namen.
HYpocistis hat kein sonderen Namen / Lateinisch und Griechisch wird es Hypocistis
und Orobanche genennet. Englisch / Rape auff Cistus.
Gestalt.
Die Hypocistis wächßt auff etlichem geschlecht der Cisten-rößlein / und scheinet
eigentlich ein gattung Sommerwurtz / Orobanches quoddam genus zu seyn. Das Kraut
ist dick / fett / und safftreich; sein stengel wird mit vielen / kurtzen /
kleinen blätteren dick besetzet / trägt auch auff dem gipffel viel safftige
weisse blümlein / welche in harten köpfflein gantz kleine samen / wie ein pulver
nach sich lassen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Weilen nun dieses Kraut zimlich safftig /
Das Cisten-rößlein Weiblein / mit der Hypocistis.
Cistus foemina cum Hypocistide.
alß preßt man auch den Safft darauß / setzet ihn an die Sonnen / biß er dick
wird. Solcher Safft nun hat viel herbe / ungejohrene / irrdische saltz-theilgen
in sich / und dadurch die Eigenschafft zu trucknen / anzuhalten und zusammen zu
ziehen; Man pflegt ihn zu dem Theriac zu gebrauchen. (Durchbrüch / Ruhr / Blutflüß / Erbrechen.) Er dienet sonderlich in
allerhand Durchbrüchen / Ruhren / rothen Ruhren / Blutflüssen / und Erbrechen;
so wol innerlich mit allerhand trocknenden Artzneyen vermischt / als auch
äusserlich zu den überschlägen / und pflasteren.
Nidrige Cisten-rößlein / mit grösseren und kleineren blumen und blätteren.
Chamaecistus Flore & Folio majoribus & minoribus.
Namen.
DAs Nidrige oder kleine Cisten-rößlein / sonsten auch Sonnenblumen /
Sonnengüntzel / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Chamaecistus, Helianthemum, Flos solis,
Pseudopanax chironium, Consolida aurea. Englisch / Dwarf Cistus / or little
Dun-flower.
Gestalt.
1. Die gemeine Sonnengüntzel / oder nidrig Cisten-rößlein mit grösseren blumen
und blätteren / Chamaecistus Flore & Folio majoribus, Chamaecistus
vulgaris flore luteo, C. B. Helianthemum vulgare flore luteo, C. B. Hat ein
weisse / holtzichte wurtzel / auß welcher viel zarte / schwancke / runde /
haarige / auff der Erden kriechende gertlein herfürkommen. Die blätter sind
etwas länglicht / schmal und spitzig / den Hyssopen-blätteren
|| [531]
Nidrige Cisten-rößlein / mit grösseren blumen und blätteren.
Chamaecistus Flore & Folio majoribus.
Nidrige Cisten-rößlein mit kleineren blumen und blätteren.
Chamaecistus Flore & Folio minoribus.
ziemlich ähnlich / deren je zwey gleich gegen einander stehen / in der mitte mit
einem Striemen durchzogen: neben den grossen blätteren kommen auch zugleich
andere viel kleinere mit herfür / wie in der Dosten. Oben auff den gertlein
erscheinen in dem Brachmonat / gleichsam ähre-weiß gesetzte / schöne / gelbe /
fünffblättige / inwendig mit vielen gelben fädemlein bekleidete blumen / welche
auß einem dreyblättigen / mit rothen strichen gestriemtem kelchlein
herfürkommen. Darauff folget ein grosses / dreyeckichtes samengefäßlein / in
welchem etliche dreyeckichte / schwartzbraune samen sich finden.
2. Nidrig Cisten-rößlein mit kleineren blumen und blätteren / Chamaecistus flore
& folio minoribus, Chamaec. angustifolia, C. B. angustifolia flore luteo
Clusii, J. B. Hat ein holtzig würtzelein / kleinere / gelbe / fünffblättige
blümlein / und schmale kleine gegen einander stehende blättlein / welche den
ästichten / nicht hoch steigenden / steiffen / holtzichten stengel bekleiden.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Sonnengüntzel haben viel irrdische / mit etwas alkalischen / saltzichten /
groben / un̅ wenig ölichten / vergesellschafftete theilgen / und
hiemit die tugend zu trucknen / zusammen zu ziehen / zu stärcken / und das Blut
zu stillen.
Sonnengüntzel und Maußöhrlein in halb rothem Wein / und halb Wasser / oder auch
allein in Wegerich-und Täschelkraut-wasser wol gesotten / und offt davon (Blutfpeyen. Ruhr. Blutfluß.) getruncken / ist gut
wieder das Blutspeyen / Bauchruhr / Blutfluß / und Leberfluß. Das Pulver von dem
gedörrten Kraut 30. gran schwer offt genom̅en / hat gleiche
würckung; ja es kan auch zu äusserlichem Gebrauch mit dem Blutstillenden pulver
vermischet werden.
Dieß Kraut in rothem Wein gesotten / oder auch rohe zerstossen / und über frische
(Wunden.) Wunden gelegt / heilet sie bald
auß.
Das Kraut mit Hartriegelblust und der grossen Herbstrosen in halb Wasser / halb
(Halß-und Mund-geschwär.) Wein gesotten /
und den Mund offt damit warm gegurgelt / heilet alle hals-und mundgeschwär /
sonderlich wenn man ein wenig Alaun damit kochet.
CAPUT XIII.
Gummi-Cistenrößlein. Cistus Ladanifera.
ES finden sich auch under den Cistenrößlein einige geschlechter / welche ein
wolriechend Gummi Ladanum genennt / von sich geben; als da sind:
Das Gummi-Cistenrößlein von Montpelier / so allhier abgebildet stehet / Cistus
Ladanifera Monspeliensium, C. B. Cistus Led. foliis Oleae sed angustioribus,
Ejusd. Ladanifera s. Ledum Monspeliacum angusto folio nigricans, J. B. Ist ein
wolriechend elen-hoch / auch höher steigendes stäudlein / welches in viel mit
schwartzer rinde bekleidete ästlein getheilet wird. Hat anderthalb zoll lange /
schmale / schwartzgrüne / runtzlichte / gegen einander stehende blätter; beneben
weisse / fünffblättige blumen / und endlich fünffeckichte / mit kleinem Samen
angefüllte samen-gefäßlein. Bey der Wurtzel dieses stäudleins wächßt offt auch
die Hypocistis
|| [532]
Gummi-Cistenrößlein. Cistus Ladanifera.
herauß / als es Clusius und J. Bauhinus gesehen / und in der figur zugleich mit
gezeichnet worden. Wächßt in dem Valentischen Königreich / und in Langendock
häuffig.
Die Botanici beschreiben noch viel andere geschlecht dieser Cisten-rößlein /
welche wir aber kürtze halben zu übergehen gemüßiget werden.
An den blättern der Gummi-Cistenrößlein pflegt in dem Frühling ein fetter
Gummi-safft zu kleben / auß welchem das wolriechend Ladanum-Gummi bereitet wird.
Solchen Safft oder fettigkeit samlet man also. Wenn die Geissen und Böcke dero
blätter abweiden / so bleibet die zähe fettigkeit an ihrem bart und haarigen
füssen kleben / gleich wie ein Vogel-leim / darnach kämmen die Einwohner das
fette ab / seigen es durch / machens zu stücken / und stellen es also hin.
Etliche nehmen seiler / und hencken sie an die sträuch / daß die fettigkeit
daran bleibe kleben / darnach scharren sie die fette von den stricken / und
machen das Ladanum in grossen Pillen / oder Granen darauß.
Wie man dieser zeit in der Insul Creta das Ladanum samle / vermeldet Bellonius
Lib. 1. Observ. cap. 7. die Einwohner haben ein sonderlich Instrument darzu / so
sie auff ihre sprache Ergastiri nennen / welches einem Rechen ohne zähn ähnlich
ist. An diesem instrument sind etliche nestel oder stücklein von
ungearbeit???tem Leder angehefftet / mit solchem berühren sie das Gewächs / auff
daß die fettigkeit davon kleben bleibe / welche darnach in der grösten hitz der
Hunds-tagen herab gethan wird / derowegen eine grosse mühe darauff gehet /
dieweil man auff den höchsten Bergen in der größten hitz eine gute zeit
verharren muß. Diese arbeit pflegen am meisten die Griechischen Münche
Calobreros genennet / zu verwalten. Es vermeint aber Carolus Clusius Lib. 1.
Stirp. Hispanic. Histor. cap. 36. wenn man die mühe in Hispanien wolte anwenden
/ daß man darin wegen der grossen menge / das beste und reineste Ladanum samlen
könte.
Es wird dieses Gummi sonsten auff folgende weise von der Natur formiret. Bey
tags-zeit eröffnet die grosse Sonnen-hitz die poros solcher Kräuteren / daß der
innerliche safft herauß schweisset / des nachts aber darauff wird dieser fette
safft von der kälte des Nachtluffts erdickeret / und granulirt; des folgenden
morgens wird sie denn offt auch durch den Himmels-thaw angefeuchtet.
Eigenschafft.
Ladanum ist warm biß auff den andern grad / ziehet ein wenig zusammen / erweicht
und zeitiget. Hat also viel ölichte / mit flüchtig-saurlichtem Saltz-geist
vereinigte theilgen bey sich.
Gebrauch.
(Versetzte Frawenzeit und nachgeburt. Böser lufft.
Vorfallung der Mutter. Harnwinde / schleim der brust.) So sich die
Weiber mit Ladanum-Gummi von unden auff räuchern / befürdert es der Frawen zeit
und Nachgeburt.
Man brauchet auch Ladanum zu dem rauch wider die böse Lufft.
Welcher Frawen die Mutter vorfallet / die lasse den rauch von dem Ladano unden
auff zu ihr gehen.
Das pulver von diesem Gummi auff 30. gran schwer eingenommen / stillet die
Harnwinde / und lößt den Schleim auff der brust wacker.
CAPUT XIV.
Bockshorn. Foenum graecum.
|| [533]
Namen.
BOckshorn / Griechisch Hew oder Fönugreck heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Foenum graecum,
Foenugraecum, Silicia, Silicula. Italiänisch / Fieno greco, Fien-greco.
Frantzösisch / Senegré, Fenugrec. Spanisch / Alholuas. Alforuas. Englisch /
Fenegreck. Dänisch / Foenugroeck / Buchshorn. Niderländisch / Fenegrieck.
Geschlecht und Gestalt.
Das gemeine Bockshorn / Foenum graecum sativum C. B. Foenugraecum, J. B. hat
zarte / runde / und hole stengel / etwan dreyer elen hoch / mit vielen
zerkerbten Kleeblättern: die blümlein an den zweiglein sind bleichweiß / darauß
wachsen lange / spitzige und krumme schoten / je zwey neben einander / wie
Bockshörner / die sind durchauß mit gelben viereckichtem samen gefüllet / eines
starcken geruchs / die wurtzel ist lang / mit sehr vielen zaseln gezieret. Man
säet ihn im Hornung und Mertzen / blühet im Sommer / wird zeitig im Augstmonat.
Das wilde Bockshorn in Franckreich bey Montpelier / Foenugraecum sylvestre, C. B.
sylvestre Dalechampii. J. B. Ist kleiner als das vorige / und der stengel
bißweilen drey quer hand hoch; hat drey Klee-blätter / zwischen denen es seine
krumme blumen an dem gantzen stengel trägt: die schoten sind auch kürtzer /
jedoch breiter: der same ist kleiner / und die wurtzel lang / holtzicht und
schoßreich. Es blühet im Mäyen und Brachmonat / bringet aber seine schoten erst
im Hewmonat herfür.
Eigenschafft.
Bockshorn ist warm im anderen / und trocken im ersten grad / hat viel
mucilaginosischen schleim in sich / und davon die tugend zu erweichen / zu
erdünneren / zu zertheilen / zu zeitigen / und schmertzen zu stillen.
Gebrauch.
(Fliessender Hauptgrind / schuppen.) Diser samen
wird mehr äusserlich als innerlich gebraucht. In wasser gesotten / und die brühe
durch ein tuch gedruckt / heilet den fliessenden Haupt-grind / vertreibt die
schuppen und milben / und macht haar wachsen. Man bedient sich auch des
Bockhorn-samens in den erweichenden Clystieren.
In den Geschwulsten der Brüsten ist (Geschwulst der
brüste̅.) nichts bessers / als das Mehl von
Bockshornsamen mit Sellering- oder Schellkraut-safft und Honig vermischt / und
wie ein Cataplasma übergeschlagen / zertheilet oder zeitiget bald.
CAPUT XV.
Lein oder Flachs. Linum.
Namen.
LEin oder Flachs heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Linum. Italiänisch und Spanisch / Lino.
Frantzösisch / Lin. Englisch / Flax. Dänisch / Hoer. Niderländisch / Vlas /
Vlasch.
Lein oder Flachs. Linum.
Gestalt.
Der gemeine Säe-flachs / Linum sativum, C. B. hat einen dünnen / runden / holen /
kahlen stengel / mit länglichten / glatten und gespitzten blättern. Am gipfel
gewinnt er schöne / fünffblättige / liechtblaue blumen. So die abfallen / werden
darauß runde / auffgespitzte knöpflein oder bollen / darinnen ligt der glatte /
braune und breite samen / die wurtzel ist dünn / mit wenig zaseln. Er wird in
Teutschland schier allenthalben auff den äckern und in den gärten gezielet:
wächßt gern im fetten und weichen Erdreich / ist aber den äckeren schädlich. Er
blühet im Brachmonat / und wird zu Sommers-zeit außgezogen. In etlichen Ländern
säet man ihne des Jahrs zweymahl / im Frühling und Sommer / welcher im Frühling
gesäet wird / samlet man im Sommer ein / den andern aber im Herbst. Auff den
Haber-äckern wird zwischen dem Habern bißweilen dieser Flachs mit dickern
stengeln und köpflein gefunden / welchen man in Westereich gegen dem Sommer auff
besondern äckern zielet.
Eigenschafft.
Der samen / welcher allein zur Artzney gebraucht wird / ist warm im ersten grad /
in der feuchte und tröckne mittelmäßig / er zertheilt / erweicht und lindert;
hat ein ölichtschleimigen safft in sich / und also auch die eigenschafft zu
lösen / zu eröffnen / schmertzen zu stillen / und den Athem zu erleichteren.
Gebrauch.
Von dem wunderbarlichen gebrauch des Flachs schreibet Hieronymus Tragus in dem
ersten theil von den Kräuteren im 116. Capitel / auff ein artliche weiß also:
Der Flachs ist ein gemartertes Kraut von reichen und armen / diesen zur
nothurfft / jenen zur wol [534] lust /
ja Fürstlichen und Gräfflichen Persohnen kein schand damit zu kurtzweilen. Die
Marter aber des Flachs ist unzehlbar / erstlich mit ropffen und reffen / alsdenn
schwerlich ertränckt / darnach auff der Heyden gedörrt / von neuem gedroschen
und geschlagen werden: über das muß er sich lassen zerbrechen und schwingen;
nach dieser Marter wird er durch die stachel-spieß der Igeln oder Hecheln
geschleifft. Auff diese plag verbindet man ihne eine weil / thut ihne wider auff
/ zieht ihn von einander / henget ihne an den galgen des rockens / da wird er
geküßt / geleckt und durch die finger gezogen / wider auffgewickelt / schnaps
abgehaspelt / darnach von neuem mit sieden und braten gemartert / auß dem kalten
bad ins warm geführt / widerumb gehengt / gedörrt und mit kolben geplaut / über
den stock geleget / mit umbtreiben auff runde kugeln gewunden / abgespult /
außgestreckt / alsdenn durch die engen strassen der Weber-geschirr geführt / in
ein verbündnuß verknüpfft / mit fluchen und schelten durch einander geweben.
Annoch ist er allem unglück nicht entrunnen / sondern muß allererst von den
Schneidern und Näherinnen zerschnitten und zerstochen werden. Komt er denn nach
der marter zu den ehren / eilends beklagen sich die krancken / die wollen
allesamt seiner nicht entbären / und so jederman vermeint / es seye gar mit ihm
auß / komt er doch nach aller unehr widerum herfür / doch nicht ohne plag der
Wasser-mühlen / in denselbigen wird er zerschnitten / getretten / gestampfft und
ertränckt. Jederman begehrt alsdenn seiner von neuem. Er wird gehorsam dem
Käyser und dem Hirten / zu Land und auff dem wasser / zu nutz und schaden / nach
dem man ihn brauchen wil. Der tod widerfährt ihm von dem fewr und den mäusen /
die fressen ihn gar auff.
(Zeitige geschwär.) Flachsblätter auf zeitige
geschwär gelegt / machen gleich ein loch darein / also daß man sie nicht darff
öffnen.
Auß Leinsamen wird ein öl gepreßt / welches nicht allein die Aertzte / sondern
auch die Mahler und andere Handwercker gebrauchen: man brennets auch in Ampeln /
weilen es länger als Baumöl währet. Es dienet (Krampff
/ starrende glieder / geschwulst der gulde̅ader / feigblattern
/ brand vom fewr / seite̅geschwär / schwerer athem.)
wider den krampff / starrende glieder / die geschwulst der Gulden-adern /
Feigblattern / erweicht die Mutter: mit Rosen- oder Seeblumen-wasser / oder
vielmehr mit dem weissen von Eyern vermischt und offt angestrichen / heilet es
den brand des fewrs. Ferners ist das Leinöl ein gute Artzney wider das
Seitenstechen / Geschwär und den schweren Athem / so man ein paar loth warmlicht
trincket / es lindert wol / aber es muß frisch seyn / denn das alte hat ein
rauche schärffe / wärmet zu sehr / und neiget den Magen zum Unwillen.
Conradus Gesnerus kan dieses öl in dem (Seitenstich /
huste̅ / engbrüstigkeit.) Seitenstich / wie auch in
dem Husten und der Engbrüstigkeit nicht genugsam loben / er gibt auff einmahl 6.
loth ein / es ist zwar wegen seines unlieblichen geruchs den krancken etwas zu
wider / aber die darauff folgende köstliche würckung und nutzbarkeit ist desto
grösser. Petrus Matthiolus gebrauchet (Grimmen)
es auch inwendig wider das Grimmen und (Grieß.)
das Grieß. So man den Flachs-samen in Rosen- oder Seeblumen-wasser e???weichet /
(Brand / hitzige geschwulst an heimlichen orten
bey mann und weib.) gibt er einen schleim von sich / welcher wider den
Brand dienlich / und die hitzige Geschwulst an heimlichen orten bey Mann und
Weib niderleget.
David Herlicius in lib. de curatione Gravidarum cap. 11. schreibet von dem
Leinsamen / (Todte leibes-frucht.) daß ihme
nichts zu vergleichen seye in außtreibung der todten Leibsfrucht / man trincke
das gesottene wasser darvon / oder man setze die Mutter in ein Lenden-bad von
Flachssamen gesotten / so wird die Frucht fort müssen.
Ein trefflich pflaster / welches allen schmertzen (Geschwär.) lindert / die Geschwär erweicht und zur zeitigung bringet:
Nim Leinsamen / Bockshorn-und Eybischwurtzel-mehl jedes zwey loth / siede es in
Milch zur dicke eines pflasters / und thue zu letzt darzu Camillenund Dillen-öl
jedes ein halb loth: streiche es zwischen zweyen Tüchern / wärme es auff einem
heissen teller / und legs über das Geschwär.
(Böse / grindige / und greuliche flecken.) Ein
wunderbarliches und behendes mittel / damit man alle böse / grindige und
greuliche flecken am Leib in wenig tagen außtilgen kan / thut es dem sonsten
wider solche flecken berühmten Weinstein-öl weit vor / wie solches Matthiolus
offt wargenommen hat. Nim ein trocken leinen tüchlein / fasse es auff ein
messerspitz / und zünd es über einem messinen becken an / so es nun brennet /
laß es säuberlich sincken auff den boden des beckens; wenn die flamme über das
gantze tüchlein gefahren ist / und das gebrennte tüchlein auff dem becken ligt /
heb es mit dem messer wider auff / so findestu auff des beckens boden ein fette
feuchtigkeit gleich wie öl kleben / mit diesem öl bestreiche die flecken / es
beißt erstlich / aber nicht lang / solches thu etliche tag nach einander / jedes
tags einmahl / denn man kan das öl / so offt man wil / auffs neue machen: von
diesem öl werden die flecken gantz gelb / verdorren und fallen ab in kurtzen
tagen.
(Reissen und grimmen im leib.) Wider das Reissen
und Grimmen im leib: Nim rohes Strelgarn / sied es in wasser mit aschen /
darnach truck das garn auß / und leg es warm auff. Dieses garn also warm /
bekomt wol den Weibern bald nach dem gebären / so man es auff die solen der füß
leget / (Nachgeburt / nachwehe.) denn es
befürderet die Nachgeburt / und linderet die Nachwehe.
Wilder Flachs. Linum sylvestre.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des wilden Flachs / als der gelbe Meer-Flachs / Linum
sylvestre flore luteo marinum. Linum maritimum luteum, C. B. luteum Narbonense,
J. B. Bekomt auß einer wurtzel / viel dünne / runde / gerade / und weiche
stengel / und auff denselbigen auch sondere zweiglein / die sich den
Flachs-stengeln vergleichen / jedoch etwas kürtzer und steiffer sind. Es hat
kleine gelbe blumen / den Flachs-blumen schier ähnlich / läßt sich auch wie der
gemeine Flachs außfasen / und gleichsam zu spinn-flachs bereiten. Wächßt von
sich selbst auff dem Feld und an ungebauten orten.
|| [535]
Wider Flachs mit gelben Blumen. Linum sylvestre flore luteo.
Man findet es viel in Italien bey Bononien / wie auch in Franckreich umb Narbona
/ an dem Meer / auff den matten und grasichten gestaden.
Wilder Flachs mit himmelblauen Blumen. Linum sylvestre flore coeruleo.
2. Der wilde Flachs mit blauer blum / Linum sylvestre angustis &
densioribus foliis, flore minore, C. B. Linum sylvestre flore coetuleo, Hat
runde / steiffe und grüne stengelein / eines schuhs lang / mit vielen
grün-blaulichten dem gemeinen Flachs ähnlichen blätlein / und an dem gipffel in
etliche ästlein außgetheilet / auff welchen himmelblaue / fünffblättige / den
gemeinen Flachs-blumen gar gleiche blumen erscheinen / welche in der mitte fünff
fäsemlein / und so viel absonderliche tüpflein oder zäserlein in sich halten.
Der samen ligt in dicken und runden köpflein / welche nicht kleiner sind als des
gemeinen Flachs köpflein / er ist schwartz / ablang und glatt / dem gemeinen
Flachs-samen nicht ungleich. Die wurtzel ist weißlicht / über ein jahrbleibend /
etwas zasicht / erstlich eines bitterlichten geschmacks / aber hernach einer
annehmlichen schärffe. Er wächßt von ihme selber umb Wien in Oesterreich / neben
den wegen und grasichten hügeln: blühet in Mäyen und Brachmonat / auch bißweilen
durch den gantzen Sommer: der samen ist im Heumonat zeitig. Zu diesem geschlecht
gehören annoch das Linum sylvestre angustifolium foliis rarioribus, und das
Linum sylvestre coeruleum perenne nostras, Raji.
CAPUT XVI.
Baumwoll. Gossipium.
Namen.
BAumwoll heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Gossipium, Xylon, Bombax, Cotoneum, Bambacium. Italiänisch /
Bambace, Bambagia, Bombace, Bombagia, Cotone, Cottone. Frantzösisch / Cotton,
Coton. Spanisch / Algodon. Englisch / Bambaste / Cottan. Niderländisch /
Cottden.
|| [536]
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste geschlecht der Baumwolle / Cossipium arboreum caule laevi, C. B.
Xylon arboreum, J. B. Ist ein biß sechs elen hoch wachsendes bäumlein mit vielen
holtzichtharten violbraunen zweigen und dreyspaltigen glatten blätteren. Die
blume ist gelblicht und inwendig ein wenig purpurfarb / an der Gestalt wie die
Pappelen-blumen. Seine Frucht sihet wie ein haarichte Nuß / darinnen ligt der
samen mit zarter / schöner / weisser Wollen verschlossen / und so die Nuß zeitig
wird / und auffbricht / zeiget sie wollichte locken / die sammlet man / und
macht darauß gantz reinen und saubern Leinwand: in drey oder vier Monat wird die
Frucht zeitig. Man pflantzet diese Baumwolle heut zu tage in Sicilien / Apulien
/ Malta / Candien / Cypren / Rhodis / Asia / Africa: Ja auch schon bey Corneto,
Civita Vecchia, und Padua in Italien.
2. Sonsten hat es noch eine art der Baumwollen / welche nicht auff einem Baum /
wie die vorige / sonderen auff einem Kraut wächßt / welches bey diesen zeiten
auch in den Insulen Lemnos und Candia, wie auch zwischen Jerusalem und Damasco
häuffig gesäet wird / allwo etwann viel Aecker voll gefunden werden / die da
grossen nutzen bringen / Gossipium frutescens semine albo, C. B. Xylon s.
Gossipium herbaceum, J. B. Das Kraut hat einen holtzichten strauch / der
anderthalb oder zween schuh hoch / mit röthlichten rauchen rinden bedeckt / und
sich in etliche kurtze zweiglein vertheilet / ist unserem Buchweitzen nicht
unähnlich. Seine blätter / so an langen und rauchen stengeln hangen / gleichen
den Weinblätteren der Gestalt nach; der grösse nach aber / den blätteren des
kleinen Ahorns / und sitzen mehrentheils drey beysammen. Die blumen sind gelb /
und in der mitte roth / darauß hernach runde früchte werden / die so groß wie
ein Apffel sind / und sich allgemächlich von einander thun: darinn ist die
Wollen verborgen / welche / so bald sie völlig reiff / abgelesen / zusammen
gehäuffet / theils bereitet / theils unbereitet verkaufft / und zu mancherley
dingen gebraucht wird. Der Baum aber / darauff auch diese Wolle wächßt / hat
einen zimlich dicken stamm / seine blätter sind was glatter und weicher / als
die vorigen / und seine Wolle fällt nicht so gut und fein / wie die Wolle des
Krauts.
Eigenschafft.
Die Baumwoll ist warm und trocken.
Gebrauch.
Es wird die Baumwoll mehr zur Leinwand als zur Artzney gebraucht.
Wenn man die Baumwoll zu pulver brennet / und dasselbige in die Wunden (Bluten der wundë. Auffsteigen der mutter.) sträuet
/ solle es alsobald das Blut stillen. Der Rauch darvon ist gut den Frauen /
welchen die Mutter auffsteiget.
CAPUT XVII.
Zisererbsen. Cicera.
Namen.
ZIsererbs heißt Griechisch / [Greek words],
Lateinisch / Cicer. Italiänisch / Cece,
Zisererbsen. Cicera.
Ceci. Frantzösisch / Cices, Pois, Chiches. Spanisch / Cicerchas, Cicheres.
Englisch / Ciche. Niderländisch / Ciceren. In hochteutscher sprach werden sie
auch Küchern oder Küchererbs genennt.
Gestalt.
Die gemeinen Zisererbs / Cicer sativum, C. B. arietinum, J. B. Haben einen
holtzichten und haarig-rauchen stengel. Die stämlein sind gantz drauschlicht /
elen-hoch / ohn alle zincken oder fäden. Die blätter sind klein / haarig / rund
/ spitzig / weißlicht / und zu rings umher zerkerbt. Die blümlein erscheinen
weiß oder leibfarb / darauß werden schötlein / die sind mehr rund denn lang /
auffgeblasen als ein säcklein / deren jedes selten über zwey Erbslein begreifft.
Die wurtzel ist holtzicht / adericht / und stecket tieff in der Erden. Wachsen
gern im fetten Erdreich: werden gesäet im Lentzen. Blühen und zeitigen im
Sommer. Die Zisererbs sind ein gemein zugemüß. Man hat ihrer dreyerley / nemlich
weisse / rothe und schwartze. Plutarchus schreibt / daß auff den Zisererbsen
kein Ungeziffer oder Würmlein wachsen / derowegen es die Heyden zu ihren
hochzeitlichen Ceremonien gebraucht haben.
Eigenschafft.
Die Zisererbs sind warm und trocken im ersten grad / haben ein Alkalisch-flüchtig
saltz / neben wenig ölichten theilen bey sich verborgen / und also die
Eigenschafft gelind zu durchtringen / die verstopffungen der Leber / Nieren und
Mutter zu eröffnen / hiemit den Harn etwas zu treiben / und die monatliche
Reinigung der Weibern zu beförderen. Es ist auch in den Zisererbsen / gleichwie
in anderen Erbsen und Bonen ei [537] niger Lufft gefangen / dadurch sie Wind und Bläst in dem Leib zu erwecken
pflegen / sonderlich wenn sie nicht wol gekocht zu Speise auffgesetzet werden.
Gebrauch.
Zisererbs in der Speiß genutzt / geben zimliche (Milch
und Samen vermehren Lendenstein / versetzter harn und straunzeit. verstopfte
Leber / Miltz und Nieren / Gelbsucht / Wassersucht. Brennend und
tröpfflinges harnen.) nahrung / mehren die Milch und den natürlichen
Samen.
Die Zisererbs sonderlich die schwartzen und rothen / gesotten und darvon
getruncken / vertreiben den Lendenstein / fürderen den Harn und die Frauenzeit /
öffnen die verstopffte Leber / Miltz und Nieren: dienen auch wol wider die
Gelbsucht und anfangende Wassersucht.
Wider das brennende und tröpfflinge Harnen ein gute Artzney. Nim rothe Zisererbs
ein halb pfund / rein Wasser zehen pfund / siede das drittheil ein / seige es
durch ein tuch: zu dieser brühe thue Süßholtz ein loth / die zarten blätter von
Pappelen / Eybisch / Odermenig / Filtzkraut jedes ein kleine handvoll / rothe
Brustbeerlein zehen / schwartze Brustbeerlein fünffe / geschälte Melonenkernen
zwey loth: diß alles siebe widerumb / biß das drittheil eingehe / darnach seige
es ab / so hastu ein köstliche Artzney / darvon kanst du morgens nüchter zehen
tag nach einander ein trunck einnehmen / aber ehe du solches mittel gebrauchest
/ sollstu zuvor den Leib mit einer dienlichen Purgierung reinigen / darzu die
frisch außgezogene Cassia dritthalb loth schwer früh geessen / sehr nutzlich
ist: man muß aber noch dieses darbey anmercken / daß in schwürigen Nieren und
Blasen gar zu offt von den Zisererbsen getruncken nicht gut seye / dieweil sie
sonst zu starck streiben wurden.
(Der Kindbetterin reinigung zu befürberen. geschwulst
und beulen des männlichë gemächts.) Den Kindbetterin sind die brühlein
von Zisererbs und Petersilien gesotten gut / denn sie die Reinigung befürderen.
Ein gut Pflaster zu den Geschwülsten und Beulen des männlichen Gemächts / wie die
seyn mögen / hitzig oder hart. Nim weisse Zisererbsen / laß sie zuvor im warmen
Wasser erquellen und weich werden / alsdenn stoßs in einem Mörsel / und kochs
mit gefeimten Honig / biß es dick wie ein Pflaster wird / diß streich warm auff
ein Tuch oder Leder / und binds auff den Gebresten / es hilfft sanfft und wol.
So gemeldte Geschwulft schwürig wurde / und zu Eyter greiffen wolte oder
gegriffen hätte / ist diß Pflaster auch sonderlich gut. Matthiolus hat von einem
glaubwürdigen Freund gehört / er habe mit dieser schlechten Artzney einem
Edelmann geholffen / deme die Testiculi oder Gemächt zu faulen angefangen.
Wilde Zisererbs. Cicer sylvestre.
Gestalt.
Die wilden Zisererbs / Cicer sylvestre, Matth. sylv. foliis oblongis hispidis
majus, C. B. sylv. multifolium, J. B. Sind den zahmen gar ähnlich / haben aber
keine zerkerffte blätter. Die schötlein sind auch kleiner und runder / und ist
das gantze Kraut haarichter und raucher. Sie wachsen und kommen mit gelblichter
blum von sich selbsten überall in Teutschland / under den Früchten / fürnemlich
Wilde Zisererbs. Cicer sylvestre.
aber bey Kelheim / und in derselben gegend in Beyern / allda Camerarius gar viel
gesehen hat. Man findet sie auch im Elsaß / Braunschweig / Oesterreich und
Ungarn / an ungebauten Orten. Diß Gewächs komt mit dem süssen geschmack /
gelblichter blumen-ähre / und doppeltem samen-schötlein / mit dem wilden
Süßholtz gantz überein.
CAPUT XVIII.
Portugesisch Knollenkraut. Astragalus Lusitanicus.
Namen.
KNollenkraut / Wirbelkraut / Christianwurtz / heißt Griechisch / [Greek words]. Italiänisch / Astragalo. Englisch /
Woot or heat Peas. Lateinisch / Astragalus, Chamaesyce, Pinus trivia, Ficus
terrae.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das Portugesische Knollenkraut / Astragalus Boeticus lanuginosus, radice
amplissimâ, C. B. Astrag. Lusitanicus Clusii, Ger. Hat eine sehr dicke /
spannen-lange / in zwey oder drey äste getrennte / außwendig schwartze /
runtzlichte / inwendig aber weisse / harte / holtzichte / unlieblich schmäckende
Wurtzel. Darauß elen-hohe / bey nahem kleinen fingersdicke / eckichte / haarige
/ röthlichte / und harte / stengel wachsen; die gegen einander stehenden blätter
sind graulicht / haarig / eines anfänglich zusammen ziehenden / demnach
hitzig-scharffen geschmacks: die blumen erscheinen an Gestalt dem gemeinen
Bohnenblust ähnlich / welche / ehe sie auß [538] schlieffen
Portugesisch Knollenkraut. Astragalus Lusitanicus.
/ schwartz-gelblicht / hernach aber da sie außgeschloffen / gäntz weiß erscheinen
/ und an den äussersten schößlein ein Aehre formieren. Nach den blumen folgen
die geschwollenen schötlein / mit etlichen kleinen Bonen angefüllt. Wächßt auff
den Hügelen bey Lisabona / wie auch in den Wälderen um Hispalis.
2. Das Portugesische Meer-knollenkraut / mit blättichten doppelten schoten /
vielen bleichgelben Aehreblumen / Astragalus marinus Boeticus, Park. Securidaca
Sicula siliquis foliaceis, Boccon.
3. Das Africanische Knollenkraut mit gelber wolriechender Blume / Astragalus
Africanus flore luteo odorato, Botan. Monsp. Breyn.
4. Das Berg-knollenkraut mit grossen blau-purpurichten Wicken-blumen / Astragalus
quidam montanus, vel Onobrychis aliis, J. B. Onobrychis floribus Viciae
majoribus coeruleo–purpurascentibus, vel foliis Tragacanthae, C. B.
5. Das kurtz-blättige haarige Knollenkraut / mit blauen oder weissen blümlein /
Astragalus Monspessulanus, J. B.
6. Das weißgraue Knollenkraut / mit krummer schöten / Astragalus incanus siliquâ
incurvâ, D. Magnol. Onobrychis incana, C. B.
7. Das purpurfarbe Berg-knollenkraut / Astragalus villosus floribus globosis, C.
B.
8. Das beständige / haarige Knollenkraut / mit nackendem stengel / und
bleichgelber starckriechender blum / Astragalus perennis, foliis hirsutis, caule
recto aphyllo, flore ochroleuco odoratissimo, Morison.
9. Das Berg-knollenkraut mit grosser gelber ablanger blumen / Astragalus alpinus
magno flore, C. B.
CAPUT XIX.
Grosse Peltschen. Securidaca major.
Kleine Peltschen. Securidaca manor.
Namen.
PEltschen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Hedysarum, Securidaca. Italiänisch / Hedisaro, Securidaca.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Peltschen mit gelber blume / Securidac. lutea maj. C. B. flor.
luteo, siliquâ latâ oblongâ, J. B. Hat blätter fast wie die Ziseren / je fünff
paar nach einander / an einem stiel; über dem fünfften oder letsten paar
ste [539] het ein blat allein
/ also daß ihren zusammen eilff sind. Es bringet zarte und zähe stengel / gelbe
blumen / wie die Erbsen / doch kleinere krumme / gebogene hörnlein oder schoten
/ darinnen ligt der samen / an der farb rothgelb / an der gestalt wie ein
zweyschneidiger beyhel / darumb es auch Securidaca genennt wird / am geschmack
bitter und ein wenig herb / hat nur eine eintzige / weisse und zasichte wurtzel.
2. Die kleine Peltschen / Securidaca lutea minor corniculis recurvis, C. B.
gleichet dem grossen / außgenommen / daß es in allen stücken viel kleiner ist:
die gehörnten schötlein sind rund / gebogen und spitzig / so sie recht zeitig
werden / gewinnen sie eine rothe farb / und gleich solchen samen / wie von dem
ersten vermeldet. Die wurtzel ist dünn / weiß / lang / steiget tieff in die
erden. Die blumen aber erscheinen bleichgelb. Beyde geschlecht wachsen auff den
feldern under dem Geträide / und sonderlich zwischen dem Weitzen und Gersten.
Allhier bey Basel / auff dem Erentzacher-berg / wird eine art mit blauen blumen
gefunden.
3. Die kleine Wald-Peltschen mit blaulichter blum / Securidaca dumetorum minor,
pallidè coerulea, C. B.
4. Die grossen Wald-Peltschen mit gläichichten schoten / Securidaca dumetorum
major, flore vario, siliquis articulatis, C. B. Melilotus V. Tragi, J. B.
Eigenschafft.
Peltschen-samen ist in seiner art wärmer und trockner als das kraut: Sonsten
findet sich darinnen neben vielen irrdischen alkalischen theilen / auch ein
nitrosisch-ölicht saltz / dadurch es die eigenschafft hat / die verstopfungen
der Nieren und Mutter zu eröffnen / hiemit den Harn und Monatblumen der Weibern
zu treiben.
CAPUT XX.
Vogelsklauen. Ornithopodium.
Namen.
VOgelsklauen / heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Pes avis, Ornithopodium, majus & minus, C. B. Frantzösisch
/ Pied d’Oiseau. Englisch / Birdsfoot. Niderländisch / Vogelvoet.
Gestalt.
Die Vogelsklauen hat eine weisse / einfache / dicke wurtzel / welche in etliche
theil zertrennet / und denn weiters in haar-dünne / lange zaseln außgebreitet
wird. Treibt auch viel dünne / offt halb-schuh hohe / runde / haarige stengelein
/ welche biß an die helffte mit subtilen Linsen-blättlein bekleidet: und oben
auff den gipffeln mit einem büschelein blumen gezieret sind. Dieser blümlein /
welche an gestalt den Wicken gleich / obere blättlein / sind mit purpurfarben
strichlein gezeichnet / die zwey neben-blättlein weiß / und das kleineste
mittlere gelblicht. Auff die blümlein folgen die flachen / gebogenen / haarigen
/ knodichten schötlein / welche sich gleichsam in eine spitztge klauen enden. In
jedem knödlein
Vogelsklauen. Ornithopodium.
stecken kleine gelblichte samen. Blühet in dem Sommer / und wächßt gern im
sandichten Erdreich. Ja es wird nicht weit von unserer Statt / zwischen dem
neuen Hauß und dem Dorff Haltingen auff den äckern gefunden.
CAPUT XXI.
Bonen. Faba.
|| [540]
Namen.
BOnen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Faba. Italiänisch / Fava. Frantzösisch / Febue, Feve. Spanisch /
Hava. Englisch / Bean. Dänisch / Bonne. Niderländisch / Boone.
Geschlecht und Gestalt.
I. Die gemeinen Bonen / Faba, C. B. & Faba minor s. equina. Ejusd. Hat
eine gerade / bißweilen kriechende / zaßlichte wurtzel / darauß ein
viereckichter / krummer / knodichter und holer stengel auffwächßt. Die blumen
hangen an einem stiel / aber nur auff einer seiten des stiels stehen sie nach
einander geschichtet / sind rauch / und von mancherley farben. Auff jedem
nebenzweig sihet man vier blätter / die sind fett / dick / oben schmal / und in
der mitten breit. So die blumen abfallen / wachsen hernach grosse / dicke hülsen
/ eines halben schuhs lang / oben gespitzt / darinnen ligt die frucht / nicht
einerley grösse / gestalt und farben. Denn sie sind durch einander groß / klein
/ breit / rund / braun / gelb / grün / und weißlicht. Die Bonen haben in der
blüth gern den Regen / aber nach der blüth dörffen sie des wassers wenig. Man
säet sie allenthalben / auch auß der ursachen / daß sie die äcker fett und
fruchtbar machen / denn so sie blühen und volles saffts sind / ackert man
denselbigen ort / da werden die Bonen underscharret / verdorren under der erden
/ also komt ihr safft dem acker zu theil / der davon geil wird.
Eigenschafft.
Die Bonen halten in der kälte und tröckne fast eine mittel-art: haben zimlich
viel flüchtiges / gantz gelindes saltz / mit etwas balsamisch - ölichten und
alkalischen theilen bey sich / und daher geben sie gute nahrung / reinigen und
treiben etwas durch den Harn.
Gebrauch.
Die Bonen werden mehr äusserlich / als innerlich gebraucht / denn sie blähen den
leib auff / machen viel winde / und ein grobes dickes geblüt / sind hartdäwig /
und bringen seltzame träume. Jedoch / wenn sie wol gekocht sind / und der
darinnen gepreßte lufft in seine freyheit kommen / so gibt es eine treffliche
und gesunde häuffige nahrung.
Ein gutes mittel wider die Abnehmung (Abnehmung des
gehörs.) des Gehörs. Siede Bonen in wasser / biß sie wol gekocht sind
/ gieß die brühe / davon / und lege die gekochten Bonen in eine schüssel / stell
darüber ein trechter / und laß den dampf in das ohr gehen / solches thue etliche
tag nach einander / es stärcket das Gehör.
Andere schütten Bonen-mehl auff glüende kohlen / und lassen den dampff in die
ohren gehen / solle das verlohrne Gehör schleunig wider bringen.
(Geschwulst der brüsten und heim licher gliedern.)
Bonen-mehl ist gut zu allen Geschwülsten der Brüsten und heimlichen gliedern /
in Milch zu einem pflaster gesotten / und warm übergeschlagen.
So man rohe Bonen verkewet / sollen sie (Flecken oder
masen des angesichts von den kinds blattern.) die Flecken oder masen
des Angesichts / welche von den Kindsblattern herkommen / gewißlich hinweg
nehmen / wenn man mit diesen Bonen zu nacht vor dem schlaff das antlitz
anstreichet / morgens aber mit Bonenblüth - oder frischem Brunn-wasser wiederum
abwäscht.
(Blutige bauchflüß.) Wenn man die rothen Bonen
zerreibet / mit Milch zu einem müßlein siedet / und solches morgens und abends
gebrauchet / soll es wider die blutige Bauchflüß ein trefflich mittel seyn.
Das Bonen-mehl pflegt man auch mit grossem nutzen zu den erweichenden und
vertheilenden pflastern zu gebrauchen.
(Entzündung und geschwulst der Gemächten.)
Bonenmehl in halb Wasser halb Eßig zu einem Muß gekocht / und über die
entzündeten und geschwollenen Gemächte offt warm geschlagen / vertheilet
dieselbige geschwind.
Wenn einem das Gemächte geschwollen (Geschwollene
Gemächte.) wäre / daß er nicht kan das Wasser ablassen / wie es offt
geschicht / so der Stein in das rohr komt. Koche Bonen mit Kühmilch zu einem
brey / den streich auff ein tuch / leg es warm über / es hilfft gewiß / wie
solches Matthiolus offterfahren hat.
(Grieß.) Etliche loth Bonenblüth-wasser morgens
nüchtern getruncken / treiben den Harn und Grieß fort / wird noch kräfftiger /
so man ein halb quintlein Bonen-saltz auß der Apotheck darzu vermischt.
(Stein.) Etliche loben wider den Stein das wasser
/ so auß den hülsen oder schoten der Bonen destillirt wird / wenn die Sonn im
Löwen / und der Mond im Widder schwebet. Sonsten brennet man auch das
Bohnen-stroh zu aschen / siedet solches in wasser / daß eine Lauge (Wassersucht.) darauß werde / diese Laugen hernach
offt biß 5. 6. loth schwer getruncken / treibt die Wassersucht / durch den Harn
oder Stulgang gewaltig fort.
(Flecken des Angesichts.) Bonenblüth-wasser
vertreibt die flecken des Angesichts.
Die aschen von den Bonen under das erdreich vermischt / und darin Peterlein-samë
gesäet / macht daß derselbe gar bald auffgehet.
Wilde Bonen. Faba sylvestris.
|| [541]
Namen.
WIlde Bonen / Vogels-wicken / heissen auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Arachus, Aracus, Aracum s. Cracca,
Aracus fabaceus & Faba Kairina, cui semina minora, J. B. Faba sylvestris
fructu rotundo atro, C. B. Italiänisch / Aphaca. Frantzösisch / Feves sauvages.
Englisch / Birds-tares / or Tufted-Vetches. Niderländisch / Crof.
Gestalt.
Die Vogelswicke ist ein Hülsen-gewächs / welches mit dicken / holen / eckichten /
etwas haarigen stengeln fast elen-hoch steigt / und bekomt vier auch sechs
schwartzlichte / etwas haarige Bonen-blätter / an jedem langen stiel / welcher
endlich in ein gäbelein außgehet / dadurch er sich an andere Gewächs hänget. Da
aber socher stiel dem stengel anhafftet / ist er in zwey zincklein / wie in den
Erbsen / getrennet; und zwischen solchen zincklein kommen andere stiel herfür /
daran die weissen / mit purpurfarben striechen gezierte Wicken in dem Sommer
erscheinen; auff deren verwelckung die langen / grossen / haarigen /
breitlichten / und da sie zeitig / schwartzlichten hülsen erscheinen / welche
mit sechs oder mehr runden / gläntzend - schwartzen / sehr scharff und
unlieblich schmäckenden Bonen / in grösse der Erbsen angefüllet.
CAPUT XXII.
Wilde Erbsen. Ochrus.
Namen.
WIlde Erbs / oder Esels - ohren / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ochrus, Ervilia, Ochrus folio integro
capreolos emittente, C. B. Lathyri species, quae Ervilia sylv. Dodonaeo, J. B.
Frantzösisch / Cicerole.
Gestalt.
Die Esels - ohren haben eckichte stengel / welche auff der erden ligen / so sie
nicht haben / daran sie sich halten / und übersich wachsen können / erscheinen
mit breiten blättern / die oben in zwey oder mehr blättlein getheilet werden /
sonsten wachsen zwischen denselbigen fädemlein herauß. Die Blüth ist weiß /
darauß werden breite schotten in welchen runde Körner / kleiner denn Erbsen
ligen / von farben gelblicht oder schwartz. Die wurtzel hat etliche kleine
knöpflein an sich wachsen / wie fast alle Hülsen - kräuter / wird gemeiniglich
in Gärten gepflantzet. Camerarius nennet dieses gewächs von der Gestalt der
blättern / Esels - ohren. Auff den Frucht - feldern bey Livorno in Italien
werden die wilde Erbsen von sich selbsten wachsend angetroffen.
CAPUT XXIII.
Wilde Rüchern. Clymenum. Matth.
Namen.
WIlde Küchern / Erven / Vogelswicken / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Clymenum, Lathyrus, Cicercula /
Englisch / Great / wilde Cicheling. Italiänisch / Ervo, Mocho. Frantzösisch /
l’Erves, Ers.
Geschlecht und Gestalt.
Es hat der Erven sehr viel Geschlecht / weilen sie aber in der Artzney gantz
nicht gebraucht / als wollen wir nur eines und des anderen gedencken.
1. Das allhier abgebildete Geschlecht der Erven / Lathyrus major latifolia, flore
majore purpureo speciosior, J. B. latifolius, C. B. Clymenum, Matth. Hat eine
lange / fingers [542] dicke /
beständige wurtzel / welche alle jahr frisch wider das kraut übersich stoßt. Die
stengel sind wie in den Bonen / sonderlich mit aderichten flügeln begabet / und
hin und her mit einem paar scharffen / aderichten / zoll-breiten / in einen
stumpffen spitz außgehenden / und an breiten stielen hangenden blättern
bekleidet; an den äussersten stengeln erscheinen lange gäbelein / dadurch sich
das kraut an andere Neben - kräuter anspinnet. Die Blumen kommen von einem
sonderbaren stiel / underschiedliche zugleich herfür / sind groß / und von sehr
anmuthiger purpur- oder rosen-farb. Darauff folgen grosse / biß drey zoll lange
/ und kaum halb zoll breite schoten oder hülsen / darinnen sich kleine / runde /
schwartze / bittere Samen finden. Wächßt bey uns auff dem Muttentzer Berg / und
in andern bergichten Wäldern. Ja es wird auch wol in die Gärten wegen
lieblichkeit seiner blumen gepflantzet.
2. Die zahmen Platt - Erbsen / mit weissen Blumen / Lathyrus sativus flore,
fructuque albo, C. B.
3. Zahme Platt - Erbsen / mit purpurblumen / Lathyrus sativus, flore purpureo, C.
Bauh.
4. Wilde / grosse / schmal - blättige Küchern / Lathyrus sylvestris major, C. B.
CAPUT XXIV.
Grosse Garten-erbsen. Pisum majus.
Namen.
ERbsen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Pisum. Italiänisch / Piso, Pisello. Frantzösisch / Pois. Spanisch /
Arveja. Englisch / Pease. Dänisch / Erter. Niderländisch / Erwete.
Geschlecht und Gestalt.
Der Erbsen sind fürnemlich zwey Geschlecht; die grosse Garten-erbsen / und die
kleinen Feld-erbsen.
Die grossen Garten-erbsen / Pisa hortensia majora, haben stengel / die breiten
sich auff der Erden auß / oder steigen mit hülff und steurung der Pfäl und
Stecken übersich in die höhe / und sind hol. Zwischen dem Haupt-stengel und
blätteren / welche zu rings umher als rädlein wachsen / kommen andere kleine
schößlein herfür / die haben zu beyden seiten andere runde und fette Kleeblätter
gegen einander gesetzt. Die spitzen derselbigen rüthlein sind dünne Fäden /
darmit es sich an die pfähle anbindet. Zwischen jetztgedachten gefiederten und
runden blätteren / kriechen die kleinen nacketen kurtzen stiele herfür / die
bringen ihre blumen / welche leibfarb oder weiß an der Gestalt / einem
Pfeiffholder gleich / je zwey neben einander / darauß werden die schoten / in
welchen die runden Körner oder Erbsen verwahret ligen. Die Wurtzel ist gar klein
und zart.
Man findet eine art dieser Garten-erbsen / welche die kälte nicht wol dulden
können / und nach dem sie gedorret / ecklicht werden. Man säet sie in Holland
und Engelland im Frühling / und samlet sie im Sommer. Pisum majus quadratum, C.
B.
Bey uns hat man auch ein neues geschlecht / da man die schötlein samt den Erbsen
gekocht / isset / welches nach dem bericht Matthiae Lobelii, erstlich auß der
Littaw von Vilna herkommen ist / Pisa sine cortice duriore, C. B. Pisa sine
tunicis durioribus, in siliquâ magnâ albâ, J. B. Pisa Teptoloba, quae simul cum
folliculis comeduntur, Camer. Hort.
An etlichen orten in Teutschland wird eine art der Erbsen / welche man
Büschelerbs nennet / in die Gärten gepflantzet. Dises Gewächs hat lange / dicke
/ holkälichte und starcke stengel / so in viel neben-zweiglein getheilet / und
mit der zeit weiß werden. Die blätter sind ablang. Auff den gipflen der stengeln
trägt es weisse blumen wie Schatthüttlein / denen folgen die / zwey zoll langen
schoten nach / in welchen eines oder zween / selten aber drey runde / weisse
Erbsen ligen / die grösser als die gemeinen sind. Pisum erectius comosum, J. B.
Umbellatum, C. B.
Simon Pauli Beschreibet in Quatripart. Bot. noch ein sonderlich Geschlecht der
Erbsen / so man Holländisch Erwten van gratie / Pisum de gratiâ, Gnaden-erbsen /
nennet / waren erstlich auß America nach Holland in das Graffen-Haag und hernach
in Dennemarck gebracht. Ist ein kleine art der Erbsen / kriechet auff der erden
/ spreitet sich in die ründe auß / verwicklet sich mit ihren dünnen gäbelein /
trägt schoten und Frucht: ein einige Erbs solle hundertfältige Frucht bringen.
Herr Paul Klingenberg / Königlicher Dänischer Kriegs-raht und Oberster
Post-meister / ein grosser Liebhaber der Kräuteren / hat vorgemeldten Herren
berichtet / daß ihme in seinem zierlichen Lustgarten zur Hamburg / Anno 1663.
ein Erbsen herfür gewachsen seye / welche dreyhundert und zwantzig Erbsen mit
gebracht / die er selbsten auß der hülsen genommen und mit verwunderung gezehlet
habe.
|| [543]
Kleine feld-erbsen. Pisum minus.
Die kleinen feld-erbsen / Pisum vulgare, parvum, album, arvense, J. B. arvense
florè candido, fructu rotundo, albo, C. B. Sind den erstgenanten gleich / doch
etwas kürtzer und kleiner / wachsen ohne Steurung / und blühen weiß. Ihre runde
frucht ist von underschiedlichen farben / als weiß / grün / gelb / graulicht /
aschenfarb / himmelblau und schwartz; Pisa parva, viridia, nigra, coerulea,
variegata, cinerea, luteola, aut etiam maculata. Die Erbsen werden im Lentzen
gesäet / und im Sommer gesamlet.
Die wilden Erbsen / Pisa sylvestria perennia, C. B. haben holtzichte / schwartze
/ zaßlichte / und bißweilen kleinen fingers-dicke wurtzeln / so neue schoß /
welche lang under der erden kriechen / jährlich herfür bringen / Ihre stengel
und blätter kommen mit den Felderbsen überein: trägt geährte weisse blümlein im
Brachmonat: die hülsen sind dünner alß der Feld - erbsen / in welchen dunck
elschwartze Erbsen ligen / so einen unguten geschmack von sich geben. Sie
wachsen in den Windischen Landen und um Wien / in dem waldichten Berg ob
Gumpostkirchen / wie auch ob Preßburg bey der Donau und in Leitemberg. Man
findet sie auch im Schweitzerland. Casparus Bauhinus hat sie um Tübingen und
auff den Paduanischen hügeln in Italien gesehen. Joachimus Camerarius in Horto
Medico, p. m. 127. berichtet / daß man dieses Gewächs in Franckenland /
Darmgichtkraut nenne / dieweilen allda gebräuchlich seye / etliche wilde Erbsen
in dem (Grimmen / Darmgicht der pferden und
ochsen.) Grimmen zu verschlingen / auch den Pferden und Ochsen wider die
Darmgicht das Kraut unter dem Futter zu geben.
Eigenschafft.
Die Erbsen sind fast mitler Natur in der kälte und tröckne; haben aber dennoch
viel gefangenen Luffts / beneben auch zimlich viel flüchtiges / alkalisches
saltz / neben etwas schwefelichten theilgen bey sich verborgen / und also die
Eigenschafft zu reinigen / durch den Harn zu treiben / und äusserlich zu
säuberen und zu heilen.
Gebrauch.
Die Erbsen geben bessere Nahrung / alß die Bonen / derowegen sie bey den
Teutschen / reichen und armen / in der Speiß gemein sind / weilen sie wol
sättigen und nehren. Jedoch müssen sie wol gekocht seyn / sonst geben sie viel
Wind.
An etlichen orten werden die Erbs-brühlein gebrauchet / so man purgierende
Artzneyen eingenommen hat. Auch die Auffwarterin geben den Kindbetterinnen
brühlein von Erbsen und Petersilien-wurtzel zu außführung der übrigen
unreinigkeit. Aber Matthiolus hält recht darvon / man solle die Zisererbs
gebrauchen.
So man aber umb des langwürigen gebrauchs und herkommens willen ja die Erbsbrühen
behalten wil / dieweilen der gemeine Mann dar zu gewohnt ist / so solle man /
nach dem Rath D. Melchioris Sebitzl, die Erbsbrühen saltzen lassen / denn durch
beyhülff des saltzs werden sie auch reinigen un̅ forttreiben.
(Grind des Haupts Raud.) Erbsen in Wasser und
Laugen gesotten / und damit gezwagen / heilet den fliessenden Grind des Haupts.
Wenn man die Flechten und Raud der Haut damit wäscht / so säuberet und heilet es
auch wacker auß.
Erbsen in Wasser starck zu einem Muß (Durchschlechte
oder kindsblattern.) gesotten / hernach den dampff lassen in das
Angesicht gehen / in welchem die Durchschlechte oder Pocken bereits zeitig
worden / verhindern / daß der Mensch nicht pockengrübig wird.
CAPUT XXV.
Hertzsamen. Pisum vesicarium.
|| [544]
Namen.
HErtzsamen / frembd Balsamapffelkraut / Münchs-köpfflein / oder welsche Schlutten
/ heißt Lateinisch / Halicacabus peregrinus, Pisum vesicarium, Cardiaca repens,
Halicacabum repens, Pisum vesicarium fructu nigro, albâ maculâ notato, C. B.
Italiänisch / Vilucchio forestiero. Niderländisch / vrembd Criecken van Overzee.
Englisch / Blacke / Winter-Cherries.
Gestalt.
Dieses Gewächs steigt und hencket sich mit seinen zincken an die nächsten Bäum /
deßhalben braucht man es zum laubwerck vor die fenster und ärcker. Seine blätter
sind unten breit / oben länglicht / und an dem umbkreiß zerspalten / wie der
Hanenfuß. Es hat zähe / eckichte reben / mit subtilen nebenzweiglein und
bleichen oder weißgelben blumen. Auß diesen werden dreyeckichte auffgeblasene
hülsen oder säcklein / darinnen ligt ein schwartzer runder samen / kleiner als
die Erbsen / er ist gestaltet / als wenn ein Menschen-hertz darinn getruckt
worden. Es kann keine frost leiden / dahero es in Teutschland herfür komt / wenn
ein heisser Sommer und linder Herbst einfällt.
CAPUT XXVI.
Gemeine Teutsche Linsen. Lens vulgaris Germanica.
Namen.
LInsen nennet man Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lens. Italiänisch / Lente, Lentichia. Frantzösisch / Lentile,
Lente. Spanisch / Lenteja. Englisch / Lentils. Niderländisch / Linse.
Geschlecht und Gestalt.
Die gemeinen oder Teutschen Linsen / Lens vulgaris minor, welche gegen dem
Frühling in unsern Landen gesäet werden / wachsen elen - hoch auff wie die
Wicken mit kleinen stengeln / und sind zu beyden seiten mit gefiderten blättlein
bekleidet. Ein jedes blättlein hat seinen faden / darmit es sich anbindet / und
wicklet als die Erbsen. Die blümlein werden braun / dem Süßholtz allerdings
ähnlich / kriecht unden auß den stengelein zwischen den blättlein biß oben
hinauff / also wenn die understen zeitig werden / haben die obersten blümlein
noch kaum ihre schöttlein gestossen: selten werden über vier Linsen in einem
schöttlein gefunden / deren etliche sind leberfarb / die andern gelb oder weiß /
und die dritten graw - schwartz / wenn diese Linsen auff den stupffeln feucht
oder beregnet ligen / werden sie gantz schwartz. Sie erfordern ein trocken
erdreich / und blühen bald nach der saat. So man den samen in einen Misthauffen
verscharret / eine zeit lang ligen läßt / und hernach säet / wachsen die Linsen
vollkommener und behender / hingegen verwelcken und verdorren sie / so
Glebenkraut darneben steht.
Zahme Italiänische Linsen. Lens sativa Italica.
Die zahmen Italiänischen Linsen / Lens major sativa Italica, sind nicht gantz
rund / sondern ein wenig breit / als wären sie gepreßt / und hat ein jede Linse
zween kernen / wenn sie auß den dünnen häutlein herausserkommen: sie vergleichen
sich sonsten in allem mit den gemeinen Linsen / scheinen jedoch viel schöner /
grösser und breiter / also daß dieser eine grösser ist / als sonst drey der
gemeinen. Man hat sie erstlich auß Italien gebracht / und in unsere Gärten
gepflantzet.
Eigenschafft.
Die Linsen sind in der wärme und kälte mittelmäßig / tröcknen im andern grad:
ha [545] ben gleich den
übrigen Hülsen-früchten / zimlich viel flüchtiges saltz bey sich verborgen:
jedoch aber nicht so reines / und sauberes / sonderen mit viel groben /
irrdischen und ölichten theilgen vermischt.
Gebrauch.
(Bauchfluß rothe ruhr starcke monatliche reinigung der
weibern /) Die Linsen in der ersten brühe gesotten und genossen /
erweichen den harten Bauch / so aber die erste brüh davon gethan / und sie mit
anderer brühe bereitet worden / stopffen sie / sind also ein nutzliche speise
denen / so den Bauchfluß und die rothe Ruhr haben / dienen auch den Weibern in
der starcken monatlichen Reinigung.
(würm bey denkinderen.) Die erste gesottene
Linsen-brüh treibet auß die Würm bey den Kindern.
Es ist nicht ohn / daß bald in allen Kräuter-büchern das gesotten Linsen-wasser
in den Kinds-blattern gerühmet wird / aber D. Melchior Sebitzius, in commentar.
de alimentor. facultat. lib. 2. p. m. 200. hat wider die Arabischen Aertzte und
ihre Nachfolger mit satten gründen erwiesen / daß den Kindern / welche von den
Blattern angegriffen worden / dieses Linsen-wasser offt grösseren schaden als
nutzen bringe.
Der Gelehrten einhellige meinung gehet dahin / so man die Linsen vor die speiß
gar zu viel gebraucht / verdunckeln sie das Gesicht / beschweren den Magen /
blähen den Bauch auff / bringen schwere träume / verursachen ein dickes Geblüt /
und sollen den Außsatz und die Krebs-geschwär befürdern.
CAPUT XXVII.
Feld-faseln. Phasioli.
Namen.
WElsche oder Italiänische Bonen / Windbonen / Schmückbonen / Faseolen / Faseln /
heissen Griechisch / [Greek words]. Lateinisch
/ Phasiolus, Smilax hortensis. Italiänisch / Fagivolo Frantzösisch / Faseole,
Feve de Rome. Spanisch / Fasol. Englisch / Wesch Beanes / Beanes off Rome.
Dänisch / Indtanske Rifloeff / Indianske Boenner / Phaselerske. Niderländisch /
Roomsche Boonen.
Geschlecht und Gestalt.
Die Faseln sind mit mancherley farben unterschieden / den̅ man
findet weisse / schwartze / blaue / leibfarbe / graue / gar bleiche / rothe /
gelbe und scheckierte / fürnemlich aber zwey Geschlecht.
Das erste Geschlecht sind die weissen und kleinen / werden in dem außgehenden
Frühling auff dem feld gesäet. Die andere haben ihre wohnung in den gärten.
Die Feld-faseln / Phaseolus vulgaris Italicus humilis, seu minor albus cum orbitâ
nigricante, J. B. Item, niveus minor, circa Nilum nigrâ maculâ insignitus,
Ejusd. Smilax siliquâ sursum rigente, vel Phaseolus parvus Italicus, C. B. It.
Phaseolus peregrinus, minore fructu albo, nigrâ maculâ insignito, C. B. wachsen
ohne hülff der stangen / mehr in die breite als in die länge. Die blätter
vergleichen sich dem Ephew / außgenommen / daß sie weicher / grösser / und
allenthalben adericht sind. An jedem stiel hangen ihrer drey. Auß den weissen
blumen kommen herfür die schoten / erstlich grün / und so sie recht zeitig
werden / gewinnen sie eine weisse farb / sind einer spannen lang und
auffgespitzt / darinnen ligen die korner / vergleichen sich der Gestalt nach den
Nieren / haben auff der seiten ein schwartz tüpfflein.
Steig-faseln. Smilax hortensis.
Das ander Geschlecht / die Steig-faseln / Smilax hortensis, sive Phaseolus major,
C. B. Smilax hortensis, J. B. ist mancherley / dem ersten fast gleich /
außgenommen daß es sich [546] zurings umb die
stangen / so darzu gesteckt sind / wie der Hopffen wickelt und hänget: wird in
die gärten gezielet / denn es gibt im Sommer einen Lust-schatten / wie ander
Laubwerck. Die schoten sind stärcker / und die körner grösser / als in dem
ersten Geschlecht / und haben mancherley farben.
Sonsten werden annoch in die gärten gepflantzet die Aegyptischen Faseln mit
schwartzem samen / Phaseolus AEgyptiacus nigro semine, C. ??? Item / dem
Indianischen Faseln / Phaseolus Indicus, C. B. deren Bonen mancherley sind / von
farben sehr zierlich / aber schwerer fortzubringen. übrige vielfältige
Faselngeschlecht findet man nach belieben bey Joh. Rajo, Histor. Plant. p. 884.
& seqq.
Wenn man die Bonen nur wegen zierlichkeit der blumen in die gärten pflantzet / so
müssen sie zu keiner andern zeit / als nach dem Neumond gegen dem ersten Viertel
gesteckt werden / so blühen sie zween oder fast orey Monat lang nach einander;
da hergegen / wenn man die früchte davon begehrt / sie im letsten Viertel zu
säen sind. In dem übrigen bedörffen sie nicht einen so starcken grund / wie die
gemeinen Bonen / davon kurtz zuvor gemeldet worden; sondern vergnügen sich mit
einem etwas leichtern / jedoch nicht gantz magern. Derowegen im Aprill / oder
gar im anfang des Mäy-monats allererst / umb das erste Viertel stecket sie in
guter ordnung nur vier reihen auff einen rücken / damit sie nachmahls / wenn sie
erwachsen / desto bequemer können gestäbelt werden. Einige machen häufflein von
gutem erdreich / einen schuh lang von einander / und stecken in jedes drey oder
vier Bonen zugleich. Und dieweil sie sehr hoch zu steigen pflegen / muß man dazu
einen platz erwehlen zur seiten / damit sie mit ihrem schatten den andern
Gewächsen keine hindernuß machen / jedoch erfordern sie auch einen geraumen ort
und frische lufft.
Eigenschafft.
Es haben alle dergleichen Bonen eine warme und feuchte Natur; haben viel
alkalisches / mit etwas groben schwefelichten theilgen / vermischtes /
flüchtiges saltz / under denen irrdischen verborgen / und daher auch gleiche
Eigenschafft mit den gemeinen grossen Bonen.
Gebrauch.
Wenn diese Faseln noch klein und jung / so geben sie eine gute nahrung / wol
gekocht-Wenn sie aber älter / und hiemit viel gefangenen luffts bey sich haben /
so erwecken sie viel wind und blähungen / sonderlich wenn sie übel gekochet.
(Vermehrung des männlichen samens.) Sonsten haben
sie eine krafft den männlichen samen zu mehren / wenn man sie mit Milch wol
siedet / biß sie brechen / und hernach mit Zucker bestrewet.
Die dörren Bonen / wol geröstet / biß sie braun / und ölig-schwartzfleckicht
außsehen / hernach zu reinem pulver gestossen / und wie Coffée zubereitet /
haben durchauß gleiche würckungen mit demselbigen.
CAPUT XXVIII.
Erven. Ervum.
Erven. Ervum.
Namen.
ERven heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Ervum, Orobus. Italiänisch / Ervo. Frantzösisch / Ers. Spanisch /
Yeros.
Geschlecht und Gestalt.
Die Erven sind zweyerley / zahm und wild. Das zahme / gemeine Erven-gewächs /
Orobus sive Ervum siliquis articulatis, semine majore, C. B. kriecht auff der
erden mit vielen stäudlein und zweiglein / die sich in einander verwickeln / mit
kleinen länglichten / gefiderten blättern. Die blum ist klein / purpurfarb /
inwendig weiß / und mit blauen purpur-strichen gezieret. Die schoten sind
kürtzer und schmäler denn der Erbsen / darinnen steckt runder samen.
Die Candische Erven haben dünnere schoten und kleineren samen / Orobus semine
obtuso triangulato, C. B.
Die wilden Erven / Orobi sylvatici, wachsen allhier zu Basel / in den Bergen bey
den Dörffern / Muttentz / Münchenstein / und Erentzach. Etliche arten der wilden
Erven werden in Ungarn bey Mandersdorff / Maurpach / Waltersdorff und Medeling
gefunden. Auff den Schweitzerischen und Pyrenaeischen Gebürgen wächßt ein
Geschlecht der wilden Erven / das hat elen-hohe oder höhere / eckichte und grüne
äste / an welchen die grünen blätter gegen einander über stehen / sind drey zoll
lang / und zween zoll breit / und nicht so spitzig / wie der gemeinen Erven. Die
bleich-gelben blumen erscheinen zoll-lang / deren oberes blat röthlicht ist.
Orobus Alpinus latifolius, C. B.
Eigenschafft.
Erven sind warm im 1. und trocken im 2. [547] grad / führen ein scharff nitrosisch saltz häuffig bey sich / und durchdringen
so hefftig / daß so jemand zu viel davon isset / sie das blut mit dem Harn
treiben.
Gebrauch.
Erven-mehl mit Honig zu einem sälblein (Unsaubere haut /
zittermähler raud / harte geschwollene weiberbrüst / unzeitige
geschwär.) vermischt und angestrichen / machet eine saubere haut / es
reiniget sie von den Zittermählern und der Raud. So man solches mit Eybisch- und
Flachssamen-mehl in Milch zu einem pflaster kochet / und über die harte
geschwollene Weiber-brüst und andere unzeitige Geschwär leget / erweichet es
dieselbige.
Die Ochsen werden mit Erven gemästet / und ist der samen den Tauben gar
angenehm.
CAPUT XXIX.
Zahme Feigbonen. Lupini sativi.
Namen.
LEig- oder Wolffs-bonen heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Lupinus. Italiänisch / Lupino. Frantzosisch /
Lupin. Spanisch / Entramocos, Altramuzes. Englisch / Lupines. Dänisch / Lupine /
vild Boenne / Lupinen.
Gestalt.
Die gemeinen Feigbonen / Lupinus sativus flore albo, C. B. vulgaris semine
& flore albo, sativus, J. B. Haben einem starcken / dicklichten /
auffrechten / runden / haarigen / ästichten / mit marck außgefüllten stengel /
welcher in der höhe viel neben-zincklein gewinnet / sind allesamt mit vielen
haarigen / weichen und weißlichten / an zwey biß drey zoll langen stielen
hangenden blättern bekleidet / einem rüdlein gleich gestaltet. Diese blätter
werden in sechs oder sieben fach zertheilet / anzusehen als ein Stern / kehren
sich stäts gegen der Sonnen / und so ein Ungewitter vorhanden / werden sie / als
wollten sie verwelcken. Die blumen sind weiß / und wachsen viel neben einander
auff dem gipffel der stengeln; hangen an kurtzen stielen / und werden zu letst
flaumicht. Darauff kommen flache / zwey zoll lange / rauche und haarige schoten
/ in welchen gemeiniglich fünff oder sechs harte / weisse / breite / und sehr
bittere Körner oder Bonen verschlossen ligen. Die wurtzel ist hart / weiß und
zaßlicht / so bald sie ein wenig mit eisen verletzt wird / dörzet das gantze
Kraut / wie solches Hieronymus Tragus vor andern verzeichnet hat. Die gifftigen
Kräuter / so etwann bey den Feigbonen wachsen / können ihnen kein schaden
bringen / sondern müssen selbst verwelcken und verderben. Die Feigbonen blühen
dreymal. Erstlich gewinnen sie ihre blüth mitten am stamm / dar auff folgen die
schoten / welche im außgehenden Sommer zeitigen. Mittler zeit dringet herfür die
andere blüth an den neben-ästen / welche selten zur zeitigung kommet. Die dritte
blüth erscheinet an den gipffeln / wenn die erste zeitig worden / diese bringet
gar keine zeitige Frucht.
Plautus nennet die Feigbonen / Aurum Comicum, Comediantisch Gold; denn die alten
Comedianten pflegten zu dem auffzug der Comedien den Feigbonen eine gelds- oder
golds-gestalt anzufärben / welches auch noch heutiges tags bey der Jugend
Horatius spricht-Nec tamen ignorant, quid distent aera Lupinis:
Die Feigbon und das Gelt / (sie wissen solches wol)
Wie man zu dieser zeit es underscheiden soll.
Eigenschafft.
Die Natur der Feigbonen ist warm im ersten / und trocken im ende des andern
grads: Hat gleiche theile und eigenschafft mit den Linsen.
Gebrauch.
Die Feigbonen machen ein grob / dick geblüt / geben eine böse nahrung / und sind
schwerlich zu verdäwen.
Die schwangeren Weiber sollen sich der Feigbonen enthalten / denn sie die Geburt
vor der zeit abtreiben.
(Grind der thieren / insonderheit der schaffen.)
Feigbonen mit Eberwurtz in wasser gesotten / heilet allen Grind der Thieren /
darmit etliche tage gewaschen / ist eine gute Artzney für die grindige Schaaffe.
(Würm der kindern.) So man das Feigbonen-mehl mit
bitter Mandel-öl zu einem Sälblein vermischt / und das Bäuchlein der Kindern /
welche von den Würmen geplaget sind / damit warmlicht ansalbet / ist es sehr
gut.
(Kalter brand.) Feigbonen-mehl mit Laugen und
Baumöl zu einem pflaster gekocht / alßdenn ein wenig gestossenen Saffran darzu
gethan / und auff den kalten Brand warmlicht gelegt / bekommet sehr wohl.
Das auß den Blumen der Feigbonen destillierte wasser mit Bonenblust-wasser
vermischt / (Schön angesicht.) macht den
hoffärtigen Weibern ein schön und lauteres Angesicht.
|| [548]
Zu Lisabona / der Königlichen Hauptstatt in Portugal / pflegt das arme Volck die
Feigbonen in wasser zu beitzen / biß sie ihre bitterkeit von ihnen geben /
alßdenn kochen sie dieselbigen zur Speiß.
Von den Feigbonen sollen die Schaaffe wie von den Erven werden.
Wilde Feigbonen. Lupini sylvestres.
(N. Diese Art hat blaue Blüth.)
(Die andere gelbe.)
(Derselben Schoten.)
Ihr Samen.
Das erste Geschlecht der wilden Feigbonen / Lupinus sylvestris flore coeruleo, C.
B. sylvestr. purpureo flore, semine rotundo vario, J. B. Hat etwas haarige /
schmale und kleine blätter / die sind gemeinlich in sieben theil getheilet / und
hangen an langen stielen. Trägt viel himmel-blaue Blumen / denen die
rauchlichten / auffrechten schötlein nachfolgen / in welchen runde / kleine /
bittere / mit einer garstigen farb und underschiedlichen flecken besprengte
Körner oder Bönlein verborgen ligen. Es blühet mit den zahmen Feigbonen. Wächßt
in Franckreich an vielen orten / wie auch in Italien umb Pisa / Neapolis und
Rom. In Hetrurien bringet es rosen-farbe blumen. Es hat auch noch ein höher
steigende Feigbonen / mit blauen blumen / Lupinus angustifolius coeruleus
elatior, Raji. Und ein mittelgattige Feigbone / mit blauer blume / Lupinus
medius coeruleus, Raji.
Das andere Geschlecht der wilden Feigbonen / Lupinus sylvestris flore luteo, C.
B. luteo flore, semine compresso vario, J. B. bekommet auß seine zaßlichten
wurtzel / grüne / hol-kelichte / anderthalb spannen lange / un̅
etwas haarichte stengel / umb welche die zwey ersten blätter gantz und rundlicht
stehen / die übrigen mit langen stielen begabet / auch die understen in neun /
die obersten aber in siben theil gemeinlich zertheilt sind. Es trägt gelde und
geährte blumen / den gelben Beyeln an der farb und dem geruch gleich / denen die
schoten nachfolgen / so kleiner / härter und haariger als der zahmen / in
welchen kleiner / glatter / runder und gemusierter samen verschlossen ist. An
vielen orten wächßt es von sich selbsten. In Teutschland wird es in den Gärten
gepflantzet / und Türckische oder Spanische Veiel wegen den blumen genennet.
CAPUT XXX.
Esel-wicken. Onobrychis spicata.
Namen.
ESels-wieken heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Onobrychis. Italiänisch / Onobrichi. Englisch / Cockeshead.
Gestalt.
Die geährte Esels-wicken / so allhier abgebildet stehet / Onobrychis spicata
flore purpureo, C. B. Hat ein grosse / lange / harte / in etlich krumme äst
zertrennte / immerwährende wurtzel. Darauß steigen viel runde / harte stengel
elen-lang herfür; an welchen demnach viel paar schmale / wollichte
Linsen-blätter / eines unguten / bitteren geschmacks / erscheinen. Auff den
gipffeln aber sihet man die zimlichen ähre voller ablangen / schön purpur-farben
/ nichts riechenden blümlein; darauff die kurtzen / erhobenen / zwey-höligen
hülsen folgen / welche mit kleinem / hartem / schwartzem unlieblich schmäckendem
Samen angefüllet werden.
CAPUT XXXI.
Zucker-wurtz oder Geyerlein. Sisarum.
|| [549]
Namen.
ZUcker-wurtz / Geyerlein / Gierlein / Girgele / Görlein / Gerlein /
Klingel-rüblein / Garten-Rapuntzel / Klingel-möhren / Klitzel-möhren / heißt
auff Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Sisarum, Siser, Sisar, Servillum, Servilla. Italiänisch / Sisaro. Spanisch /
Cherivias, Chirimas. Frantzösisch / Ceris, Chervy, des Girotes. Englisch /
Scirreth / Skirrots. Niderländisch / Zucker-wortels.
Gestalt.
Diese auff den Tafeln zimlich beliebte Geyerlein / Sisarum Germanorum, C. B. hat
ein vielfache / zerbrüchliche / mürbe / runtzlichte / süsse / drüsichte / mit
bleichem / dünnem häutlein überzogene / fingers-dicke wurtzel. In der mitte hat
ein jede deroselben ein fast zähe / kleine Nerven durchgehen / die man nicht wol
zerbeissen kan. Bekomt nur einen / gestriemten / elen-hohen stengel / an welchem
breite / länglichte / außgespitzte / gekerffte / satt-grüne blätter / und oben
auff ein kron oder dolder von wolriechenden / fünffblättigen / weissen blümlein
erscheinen. Darauff folget ein breiter grauer same / auß welchem man wider junge
pfläntzlein zielet. Es wird dieses gewächs an dem Rheinstrom durch / sonderlich
in den gärten häuffig gepflantzet / erfordert einen fetten / wolgebauten / von
steinen wolgesäuberten grund. Man säet den samen davon im Herbst fürnemlich.
Auch lassen sich die wurtzeln im Herbst versetzen / da denn ein jeder
abgerissene / und sonderbar versetzte theil deroselben wol fort wächßt / und
viel neben-wurtzeln von sich schießt. Bald nach dem säen muß man sie / (ja auch
wenns heiß / und dürz wetter vorhanden / etliche mahl in der wochen / mit lauem
wasser begiessen. Will man aber diese wurtzen fein groß und dick haben / so muß
man das kraut deroselben nicht hoch wachsen lassen / sondern es offtermahls
abschneiden.
Eigenschafft.
Diese wurtzel hat viel balsamisch-süsse / mürb-safftige theil in sich / hiemit
ein temperierte natur; treiben jedoch wegen einem mitführenden nitrosischen
saltz durch den harn; geben dabey gute nahrung / vermehren den samen / und
reitzen zu ehlichen wercken.
Gebrauch.
Es wird diese wurtzel meistens für eine Speise mit Butter / Pfeffer und Saltz in
(Schwindsucht. Erkaltete Ehmän̅er.) den Küchen zubereitet: geben viel nahrung / sind gut den
außzehrenden Menschen / werden in dem Magen leicht verdäwet / helffen den
erkalteten Ehemänneren wider auff die Bein / und bringen den Säugenden viel
Milch.
Etliche sieden diese Wurtzen / duncken sie hernach in einen Teig von Meel / Eyern
/ und ein wenig Saltz angemacht / bestrewen sie mit ein wenig Pfeffer / bachen
sie demnach in Butter / und essen sie für ein schleck.
Andere schaben die Wurtzen sauber / schneidens zu scheiblein / wie man die
Rettich schneidet / setzens zum fewer mit frischer gemolckener Milch / lassen
sie sieden / biß sie gar weich werden / darnach streichen sie solche durch ein
härin tuch / thun mehr Milch und etlich frische Eyerdotter darzu / saltzens ein
wenig / machen ein Breylein darauß / und bestrewens mit Zucker / und geben es
denen Krancken und Schwindsüchtigen zu essen / ist eine sehr liebliche und
kräfftige speiß. Man kan auch an statt Milch / etwan Capaunen-Hüner-Rind- oder
Kalbfleisch-brühen darzu nehmen.
Solche Wurtzen werden auch gerühmet zu stärckung der Nerven / und bewahren solche
(Quecksilbers schäd lichkeit.) vor der
Schädlichkeit des Quecksilbers / damit man etwan umb zugehen hat. Deßwegen
sollen die Goldschmied / auch welche von der Frantzosen-seuche durch die
Quecksilber-Cur haben müssen curieret werden / solche Speiß vor andern lieben.
Leonhard Rauwolff gedenckt in seiner Morgenländischen Reißbeschreibung annoch
eines andern Geyerleins / mit mürben / glatten / äusserlich äschfarben /
innerlich aber weissen wurtzen / und gelben blumen; welches er aussert der
Syrischen Statt Halepo / an schattichten orten / neben den Bäumen / und im
Geträid angetroffen / Sisarum Syriacum, C. B. Secacul Arabum &
Mauritanorum, s. Pastinaca Syriaca, Rauvvolff.
CAPUT XXXII.
Gelbe Rüben. Pastinaca sativa lutea tenuifolia.
Namen.
GElbe Rüben / Möhren / heißt auff Griechisch / [Greek
words], oder [Greek words].
Lateinisch / Pastinaca sativa lutea, Staphylinus, Pastinaca hortens. tenuifol.
lutea Pastinac. tenuifol. sati [550] va,
Gelbe Rüben. Pastinaca sativa lutea.
Rothe Wöhren oder Rüben. Carota.
radice lutea vel albâ, C. B. Carota lutea. Italiänisch / Pastinaca Gialla.
Spanisch / Pastinacques, Cenouras. Frantzösisch / Pastenades, ou Carotes jaunes.
Englisch / Carrots. Niderländisch / Geel Wortelen / Pastenacke.
Gestalt.
Diß Gewächs hat eine schuh-lange / runde / mürbe / safftige / dicke / gelbe / mit
wenig zaseln bekleidete / süßlicht aromatische Wurtzel; gewinnet einen geraden /
zweighafften / etwas haarigen / gestriemten / biß zwey elen hoch steigenden
stengel / an welchem die zwey quer hand lange / in viel kleinere tieff
eingeschnittene un̅ gezähnlete theil / zertrennten / sattgrünen /
subtil haarigen / nicht gar unlieblich riechend oder schmäckenden blätter
erscheinen. Die kleinen / fünffblättigen / weissen / auch etwann röthlichten
blümlein / sind in einen dolderbusch an dem gipffel der stengelen zusammen
gedrungen. Die stiel aber / auff welchen die blumen-büschelein stehen / werden
mit schmalen / eingeschnittenen / grünen blättlein bekleidet. Auff die blümlein
folgen endlich ablange / haarige samen-gefäßlein / in welche ein dem Aenis nicht
unähnlicher samen enthalten ist.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die gelben Rüben haben viel nährhafften Balsamischen Safft in sich / und werden
deßhalben mehr zur speise / als zur Artzney gebraucht. Doch sagt man / daß sie
den Harn treiben / den Eßlust beförderen / und durch vermehrung des Männlichen
samens zu ehelichen wercken reitzen sollen.
Es hat annoch eine art der Möhren / welche weisse Wurtzeln haben / sonsten aber
den vorigen durchauß gleich sind / und auff gleiche weiß in den speisen
gebraucht werden.
Gestalt.
Die rothe Möhren ware erstlich ein Italiänisch Gewächs / man pflegt es daselbst
in den Gärten zu pflantzen / denn man kocht die Wurtzel / oder wicklet sie in
ein naß Papier / und bratet sie under der Aschen / schneidet sie hernach in
scheiblein / und bereitet sie zum Salat / sonderlich im Winter / so man andere
Salatkräuter nicht haben kan. Es wächßt mit vielen blätteren / den wilden
Pestnachen durchauß gleich. Gewinnet einen geraden und zweighaffren stengel /
auch oben darauff ein grosse dolden oder kron von weissen blümlein / darauß
entspringt der samen / wie in den wilden Pestnachen / rauch und wolriechend. Die
Wurtzel ist so groß als der gelben Rüben / bißweilen auch grösser und länger /
gantz roth / ja viel röther / denn deß rothen Mangolts wurtzel. Schmäcket wol
und süßlicht. Etliche zwingen den rothen safft auß der wurtzel / und färben
damit das garn.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die rothe Möhren oder Rüben hat viel nitrosisch-saltzichten saffts in sich und
daher die Eigenschafft zu kühlen / und zu feuchten. Erweich den bauch / macht
weit um die brust / dienet derhalben wider den husten. So man sie mit Honig
siedet und isset / fürderet sie den Harn und der Frauen zeit / doch nicht sehr.
Der samen ist mit der wärme der Wurtzel überlegen / hat eben die krafft wie der
Pestnachen-samen.
Man pfleget die rothe Möhren oder Rüben also einzumachen: man siedet dieselben /
darnach wenn sie von den oberen rinden gesäubert sind / schneidet man sie zu
stücklein / eines kleinen fingers lang / darnach läßt man sie noch ein wenig mit
einem dünnen [551] mit rothem Wein wol
verschaumten Honig biß zu einer rechten dicke sieden / folgends wirfft man
gantzen bereiteten Coriander darzu / und behaltet sie zum täglichen gebrauch.
Diese Rüben also eingemacht / isset man nicht allein zum Gebratens / sonderen
stellet sie auch zu den Pancketen und dem Schlafftrunck auff. Sonst mässig vor
(Erkaltete männer.) ein Artzney gebraucht /
und jederweilen des abends darvon geessen / sind sie fast dienlich den
erkalteten / und zu ehelichen wercken ungeschickten Männeren. Sie erweichen den
Bauch / bringen öffnung / dienen wider (Husten.)
den husten / machen weit um die brust / und und bringen lust zur speiß. Die
vermöglichkeit aber zu den ehelichen wercken wider zu recht zu bringen / ist es
besser / daß man klein geschnittenen Ingber und Nägelein / deßgleichen auch
groblicht zerstossenen Pfeffer im einmachen der gemeldeten Wurtzel mit vermische
/ so wird es zu den gemeldten Gebrechen eine berühmte Artzney. Diese rothe Rüben
dienen winterszeit zun Saläten / man siedet dieselben / biß sie weich werden /
darnach macht man das oberhäutlein davon / zerschneidt sie scheiblicht / wie man
die Rettich zu schneiden pfleget / gießt Essig und Baumöhl darüber / und Saltz /
so viel genug ist.
Andere machen sie in Essig ein auff folgende weiß. Sie nehmen die rothen Möhren
oder Rüben in ein sauberen hafen; den verdecken sie / und stellen ihn in ein
bachofen / wenn man Brot bachen wil / lassen ihn darinn stehen / biß das Brot
gebachen ist: alßdenn thun sie die wurtzeln herauß / schaben das häutlein davon
/ schneiden sie demnach scheiblicht / nehmen darzu ein gut theil
Meerrettich-wurtzeln / klein würfflicht zerschnitten / Coriander-samen gleich so
viel / als des Meerrettichs ist / Aeniß-samen der gesäubert ist / Fischkümmel /
derer jedes halb so viel / thun darnach die geschnittene rothe Rüben in ein
steinern hafen / zetteln den Meerrettich mit den obgemelten samen durch einander
vermischt darzwischen / wenn der hafen gefüllt / schütten sie einen guten
Wein-essig darüber / und beschweren es / daß der Essig darüber gehe / so wird
ein herrlicher Compost darauß / welchen man über ein jahr behalten kan / den
gibt man zum Fleisch und Gebratens. Andere sieden die geschelten rothen Rüben in
halb Wein und Essig / biß sie weich werden / darnach schneiden sie dieselben /
wie gemeldet / machens auch gleicher gestalt mit dem Meerrettich und den
obgemeldten samen ein / schütten darnach die brüh / darinn die wurtzeln gesotten
sind / darüber / und so deren nicht genug ist / so erstatten sie den mangel mit
Essig / und behaltens zu obgemeltem gebrauch.
Es hat neben den bereits beschriebenen Möhren annoch wilde gattungen solcher
Kräutern / von denen denn allhier abgebildet stehet:
Der gemeine Morenkümmel oder Vogelnest / Pastinaca sylvestris tenuifolia
Dioscoridis, vel Daucus Officinarum, C. B. sylvestris, sive Staphylinus
Graecorum, J. B. Pastinaca erratica aut rustica, Daucus sylvestris, Bracosa,
Wilde Wöhren. Pastinaca sylvestris tenuifolia.
Baucia sylvestris, Cariota rustica, Carota sylvatica, Daucus asininus, Pastinaca
asinina, Udonaulium, Philtrum. Italiänisch / Pastinaca salvatica. Frantzösisch /
Pastenade sauvage. Spanisch / Pastinaca salvage. Englisch / wild Carot / or
Birds-nest. Niderländisch / wilde Pastinacke / Voghelnest / Crooukenscruyt. Ist
der zahmen Möhren den blättern nach / fast gleich / die wurtzel aber ist kleiner
/ nur fingers-dick / spannen-lang / am geschmack schärffer / und eines
lieblichen geruchs. Der stengel wird über elenbogen hoch / rund / starck /
rauch-haarig. Oben auff den dolden erscheinen in dem Heumonat weisse blumen / in
deren mitten runde dupple stehen. Der samen ist kleiner als in der zahmen /
gestriemt / rauch / haarig / am geruch und geschmack stärcker und schärffer Wenn
die dolden oben zusammen dringen / so formieren sie in der mitte eine höle / so
sich einem Vogelnest vergleicht / dannenher auch der namen Vogelnest entstanden.
Wächßt überall hinder den zäunen / an den rechen / äckern / und grasichten
trocknen plätzen / in steinichtem grund und sandichtem erdreich.
Eigenschafft und Gebrauch.
Von diesem Kraut wird der samen allein in die Apothecken gezogen / und in der
Artzney gebraucht. Er wärmt und tröcknet / hat viel flüchtig-alkalisches /
scharfflichtes / mit etwas ölichten theilgen vermischtes saltz bey sich / und
daher sonderliche tugend die verstopffte Mutter und Nieren zu eröffnen / und zu
reinigen / Schleim / Grieß / und Sand mit dem harn zu treiben / die monatliche
Weiber-reinigung zu befördern / leichten Athem zu machen / und die brust von dem
Schleim zu erledigen. Diesen samen muß man in dem Herbstmonat / wenn die Sonn [552] in der Waag / und der Mond im Krebs
lauffet / samlen.
Von diesem samen alle Monat ein quintlein (Grieß / Sand
/ Stein.) in Erdbeer- oder Pappel-wasser eingenommen / und darauff ein
kleine Leibs-bewegung zu pferd / oder in einer kutsche angestellet / reiniget
die Nieren wacker / und verhinderet daß weder Stein darinnen wachse / noch Sand
und Grieß sich samle.
In den Bier-ländern pflegt man solchen samen auch in dem Bier zu kochen / für die
(Nieren- und Leuden-wehe.) jenigen / welche
sich des Nieren- oder Blasen-steins besorgen / und mit vielem Nierenschmertzen
geplaget sind / denn sie durch den gebrauch solchen Biers davon gäntzlich
befreyet werden.
In dem Seitenstich stosse ein quintlein (Seitenstich.) dieses samens mit einem halben quintlein zubereiteten
Bocksblut / und gib es in zwey mahlen mit Ehrenpreiß-wasser ein / so wird sich
der schmertzen legen / sonderlich wenn zugleich ein halb stund vor eingebung
jeden pulvers eine ader geöffnet / und biß 6. oder 8. untzen blut außgelassen
wird.
(Mutterauffsteigen) In dem Mutter-auffsteigen gib
ein paar mahl / je allezeit 30. gran des zu pulver zerstossenen samens mit
Melissen-Poley- oder Fischmüntz-wasser ein.
Wenn die monatliche Reinigung der (Monatliche reinigung
zu befördern.) Weiberen ihren fortgang nicht hat / so nim ein loth
dieses samens / Seven-blätter 50. gran / Zimmer ein quintl. Gewürtz-nägelein /
Saffran jedes ein halb quintl. praeparirt Stahel-pulver und Myrrhen jedes 40.
gran / Zucker ein loth / zerstoß alles under einander zu reinem pulver / und gib
alle morgen und abend / ein stund vor dem essen / 40. gran schwer davon in Wein
ein.
CAPUT XXXIII.
Zahme Pestnachen Pastinaca domestica.
Namen.
DIe zahme Pestnachen / Pastinachen oder Pasteney / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Staphylinus, Pastinaca
domestica, s. sativa latifolia. Italiänisch / Pastinaca domestica. Frantzösisch
/ Pastenade. Spanisch / Pastinacas. Englisch / Parsenip. Dänisch /
Pastinokel-roedder / tom Pastinakel. Niderländisch / Pastinake.
Geschlecht und Gestalt.
Der Pestnachen sind zwey Geschlecht / zahm und wild. Die zahme / so man in die
Gärten pflantzet / bringt bald über der Wurtzel ihre zweiglein / an jedem
zweiglein sind zu beyden seiten fünff länglichte blätter / und auff der spitzen
eines / gleicher massen wie im Sperwerbaum und Eschern. Der stengel ist einer
elen hoch / zu zeiten auch grösser / der hat viel holkälen und neben-zweige.
Oben auff den Dolden stehen gelblichte blumen / welche so sie abfallen / dringt
herfür ein raucher länglichter samen / der riecht wol und schmäckt scharff. Die
wurtzel ist dick wie der Rettich / weiß / wolriechend / am geschmack süßlicht
und etwas scharff.
Die wilde Pestnach oder Pasteney / Pastinaca latifolia sylvestris, C. B.
Germanica sylvestris, quibusdam Elaphobosinon, J. B. Hat ein grosse / weisse /
mit etlichen neben-zaseln begabte wurtzel / dem geruch und geschmack nach der
zahmen gleich. Der stengel wächßt biß 2. elen hoch auff / ist gerad / rauch /
fingers-dick / ästicht / hohl / wollhärig. Die blätter sind der zahmen
Mohren-blättern gantz ähnlich. Die blümlein erscheinen in dem Dolder klein /
fünff-blättig / gelb. Der samen ist wie in voriger. Auß welchem allem zu
schliessen / daß diese wilde Pestnach von der zahmen anderst nicht als durch das
pflantzen underschieden ist.
Eigenschafft.
Beyderley Pestnachen sind warmer und feuchter natur. Die wilde ist kräfftiger /
derowegen dienlicher zu der Artzney als die zahme. Die Wurtzel hat viel
nährhaffte / süsse / safftige materi in sich / und wird deßwegen am nutzlichsten
zur Speise gebraucht.
Gebranch.
Obwol die zahmen Pestnachen unkräfftiger als die wilden / sind sie doch bequemer
zu der Speiß / daher die zahmen Pestnachen unseren Küchen so gemein worden / als
irrgend ein ander Gemüß immer seyn mag / denn man die täglich mit Hammel- oder
(Miltzsüchtige / harnwinde / tröpflings harnen /
erkaltete männer / unfruchtbare weiber / milch der säugammen / magere
leuth.) Rind-fleisch pflegt zu sieden / welche dem Fleisch und der Suppen
oder Brühen ein guten geschmack mittheilen: sie sind dienlich den Miltzsüchtigen
/ fördern den Harn / und fast nutzlich wider die Harnwinde / und das tröpflinge
harnen. Ferners sind sie dienlich den schwachen Manns-persohnen / die zu den
Ehelichen Wercken ungeschickt sind / deßgleichen den erkalteten unfruchtbaren
Weibern / machen den Säugam̅en viel Milch / dienen wol den mageren
Leuthen / denn sie geben gute nahrung. Dioscorides schreibet in dem 3. Buch von
den Kräutern im 56. Cap. [553] daß man zu
seiner zeit die wurtzel der wilden Pestnachen gesotten / und zu der Speiß
genossen habe / welcher gebrauch aber bey uns abgan???en / sintemalen die zahmen
überflüssig zu finden. Zudem ist die wurtzel der wilden Pestnachen so zähe und
holtzicht / daß man die nicht wol geniessen kan.
(Versteckter Harn / Wassersucht / versteckte Frauenzeit
/ außstossen der Mutter / hinderhaltung der Geburt.) Ein quintlein des
zahmen und wilden Pestnachen-samens gesotten / gesichtet / und getruncken /
treibt den Harn / ist also gut den Wassersüchtigen / bringt den Frauen ihre zeit
/ wehret dem auffstossen der Mutter / und förderet die Geburt.
CAPUT XXXIV.
Candianischer Wöhren-kümmel. Daucus Creticus.
Namen.
MOehren-kümmel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Daucus, Daucum. Italiänisch / Dauco. Frantzösisch / Carotte.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der dünn-blättige Candianische Möhren-kümmel / Daucus
foliis Foeniculi tenuissimis, C. B. Daucus Creticus, Ger. Hat eine lange /
fingers-dicke wurtzel / so schier wie die Pastenach riecht / dahero Matthiolus
ihne ein Geschlecht der wilden Pastenach nennet. Die blätter vergleichen sich
dem Fenchel-kraut / außgenom̅en daß sie schmäler und kleiner sind.
Seine stengel wachsen spannen-lang mit einer Crone von weissen blümlein. Der
samen ist weiß / haarig / am geschmack scharflicht und hitzig / eines süssen und
lieblichen geruchs. Wächßt in steinichtem erdreich und solchen orten / welche
den Sonnenschein jederzeit haben. In Candien wächßt er häuffig von sich selbst /
wie auch auff dem Engelsberg Gargano / und andern orten in Italien. Bey uns in
Teutschland wird er mit andern frembden gewächsen in den Gärten gezielet. Man
findet in Candien noch ein andere art / welche einen anderthalb elen hohen
stengel bekomt. Die blätter vergleichen sich dem Coriander / sind aber etwas
dicker und kleiner. Seine Cron trägt gelbe blumen / und ist der samen dem Kümmel
ähnlich. Man isset allda die wurtzel und blätter in dem Frühling / welche ein
Gewürtz-geschmack von sich geben / Daucus Creticus nodosus umbellâ luteâ, C. B.
Berg-Wöhren-kümmel. Daucus montanus.
2. Der Berg-Möhren-kümmel / Daucus Alpinus multifido longoque folio, s. Montanus
umbellâ cadidâ, C. B. Daucus Creticus semine hirsuto, J. B. Hat ein dicke und
lange wurtzel. Die Blätter sind schmäler und kleiner als am Fenchel. Der samen
ist länglicht / spitzig / weißlicht / haarig und wolriechend / so man ihne im
mund kewet / gibt er einen gewürtzten geschmack von sich. Die Stengel sind
selten einer spannen hoch / es werde denn durch die güte des erdreichs ihme
geholffen / auff deren gipffel ein weisse Blumen-kron erscheinet. Wächßt auff
den Vicentzischen / Genuesischen / Savoyschen / Oesterreichischen und
Schweitzerischen Alpgebürgen. Auff dem Lucernischen Fracmont / allda man ihne
ohn einige ursach Wolffswurtz nennet / überkomt er noch kleinere und kürtzere
blätter: man findet ihne auff dem höchsten ort des Bergs Widerfeld genannt / mit
einer süssen wurtzel. Welcher auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall wächßt /
hat längere blätter als jener so auff dem Italiänischen Berg Baldo bey Verona
herfürkomt.
|| [554]
Grosser Wöhren-kümmel mit Eppich-blättern. Daucus montanus Apii folio major.
3. Die schwartze Hirschwurtz / oder grosser Möhren-kümmel mit Eppich-blättern /
Daucus montanus Apii folio major, C. B. hat ein lange / dicke und schwartze
wurtzel / mit einem rauchen haarigen Krantz über der erden. Die blätter
vergleichen sich dem Wasser-eppich / und sind ein wenig grösser als der
Peterlein. Der stengel wird elen-hoch / auch zu zeiten höher / er ist an
gewerben underschieden / und mit neben-zweiglein begabet / auff welchen die
Kronen mit weissen blümlein erscheinen. Der samen ist dem Dill-samen ähnlich /
jedoch vollkommener / und wie die wurtzel wolriechend / auch scharff am
geschmack. Er wächßt auff dem Schwartzwald und im Elsaß / wie auch andern orten
Teutschlands in den hohen Gebürgen. Man findet ihne auch auff den Bergen bey der
Statt Cur / und bey dem Pfeffers-bad / allhier aber auff dem Muttentzer Berg.
Ein kleinere art wird bey dem zerstörten Schloß Reichenstein / und auff dem
Grentzacher-berg angetroffen / Daucus montanus Apii folio minor, C. B.
4. Der Oesterreichische Möhren-kümmel / Daucus montanus Apii folio, flore luteo,
C. B. überkomt einen eckichten / glatten / und elenhohen stengel / so in kurtze
neben-zincklein getheilet wild. Seine blätter vergleichen sich dem Eppich / sind
aber kleiner / an dem umkreiß nicht gekerfft / und haben einen holkälichten
stiel. Er trägt kleine dolden mit gelben blumen. Man findet ihne in Oesterreich
auff dem Callenberg und bey dem stättlein Baden. Eine andere art mit einem
dicken / ästigen und gekähnleten stengel / breiteren blättern / samt einer
grössern dolden von bleichen blumen / hat D. Casparus. Bauhinus in dem
Paduanischen Kräuter-garten angetroffen. Daucus montanus Apii folio albicans, C.
B.
5. Der Matten-Möhrenkümmel / Daucus pratensis Apii folio, C. B. hat eine lange /
und mit einer bleich-röthlichten rinden bedeckte wurtzel / dem geruch und
geschmack nach dem Pastenach gleich / oben haarig und holtzicht; auß welcher
neben-würtzlein herfür gehen / mit vielen an einem ripp hangenden blättern / die
sind am umbkreiß eingeschnitten / und wie ein sägen zerkerfft / an gestalt dem
grössern Berg-Möhrenfümmel ähnlich / doch viel kleiner und bleich-grün: zwischen
welchen gemeiniglich ein schuh- selten aber elenlanger / dünner / holkehlichter
stengel entspringt / der mit wenigen knödlein underschieden / und in etliche
neben-ästlein zertheilt ist: auff deren äussersten theil sitzen weisse
dölderlein oder krönlein / von kleinen blümlein / welchen ein ablanger /
schwartzlichter und gewürtzter same nachfolget. Er wächßt bey uns auff den
feuchten wiesen und matten bey Michelfelden.
Elsaßischer Wöhren-kümmel. Daucus Alsaticus.
6. Der Elsaßische Möhren-kümmel / Daucus Alsaticus, hat eine dicke / ablange und
in dickere zaseln underschiedene wurtzel / an deren oberem theil befinden sich
viel haarlockichte köpflein / darauß kommen die blätter wie grosse flügel
gestaltet / denn sie bestehen auß vielen andern vielfältig zerschnittenen / an
einem ripp hangenden / und gegen einander über wachsenden blätteren / zwischen
auß entspringet einer oder mehr manns-hoher stengel / ist röthlicht /
holkehlicht / und in etliche gläich abgetheilt / er wird in viel zweiglein / und
diese widerumb in andere neben-zincklein unterschieden / bey deren gläichlein
kleine blätter / flügelein oder neben [555] öhrlein sind: die äussersten neben-zincken werden von grossen dolden
mit gelblichten blumen gezieret / denen ein glatter samen nachfolget. Er blühet
im Brach- und Hewmonat in den Dorn-büschen des obern Elsaß / wird auch in dem
undern Elsaß auff den feuchten wiesen / zwischen Schlettstatt und Straßburg
häuffig gefunden. Diß Gewächs ist voller Milch-safft / und hat einen geruch und
geschmack wie die Pastenach.
Eigenschafft.
Alle diese Möhrenkümmel / sonderlich der Candische Möhrenkümmel-samen / haben
etwas flüchtig-alkalischen oder nitrosischen saltzes / neben einigen ölichten
theilgen bey sich / und also die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / durch
den Harn zu treiben / die verstopffung der Leber / Nieren / und Mutter zu
eröffnen / Wind und Bläst zu zertheilen / und den Athem zu erleichtern.
Gebrauch.
Möhrenkümmel-samen eines quintleins schwer bißweilen zu sich genommen / oder den
samen in Wein gesotten / und die durchgesigte (Tröpfleinharnen / Wind / Grimmen verstopffung der Mutter / Schleim und Sand
Stein / Muttergrimmen Nachwebe) brühe morgens und abends getruncten /
stillet das schmertzhaffte tröpfleinharnen / zertheilet die Wind im Leib / und
davon entstehendes Bauchgrimmen / eröffnet die verstopffung der Mutter / und
bringt den Weibern ihre zeit: treibt Schleim und Sand durch die Nieren / und
bewahret für dem Stein: stillet das Mutter-grimmen / die Nachwehe nach der
Geburt / und treibt so wol die todte Frucht / als die Nachgeburt auß.
Auß dem in voller blüthe stehenden Möhrenkümmel kan man ein wasser destillieren /
ein maß davon über 8, loth des gepülverten samens ein paar tag digeriren lassen.
Welches wasser man auff 3. oder 4. loth / mor gens und abends trincken kan für
alle ober, zehlte zustände,
CAPUT XXXV.
Gemeine Pappel. Malva vulgaris.
Namen.
BArten-Pappel wirb ferners auff Teutsch / Ernd-Herbst- oder Winterrose und
Römische Pappel genennt.
Griechisch heißt sie [Greek words]. Lateinisch /
Malva arborea, Malva hortensis, Malva major, Malva sativa, Malva hortulana,
Rosa, ultramarina, Rosa hyemalis, Malva rosea, Malva regia, Italiänisch / Malva
maggiore, Frantzösisch / Mauve de jardin, Rose d'outre mer Spanisch / Malva
mayor. Englisch / Holyhocte. Dänisch / bonde Rosen. Niderländisch /
Winter-roosen / Herfstroosen.
Gemeine Pappeln / Roß-Hasen-Gänßoder Käß-pappeln heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Malva. Italiänisch /
Malva. Frantzösich / Mauve. Spanisch / Malva. Englisch / Mallow, Dänjsch /
Katost. Niderländisch / Malve / Kaeskeneskruyt.
Geschlecht und Gestalt.
I. Das erste Geschlecht / die gemeine Pappel /
Gemeine Pappel. Malva Vulgaris.
Malva vulgaris, flore minore, folio r???tundo, J. B. sylvestris folio rotundo, C.
B. hat runde / in fünff ein schnitt gespaltene / mit langen stielen begabte /
fette und an dem umkreiß zerkerffte blätter. Der stengel ist haarig / dick /
rund / ästicht / weich und biegig / wird über elen-hoch / und trägt in dem
Brachmonat / leibfarbe rößlein an langen stielen / mit kleinen braunen äderlein
underzogen / wenn sie nun abfallen / werden kleine runde käßlein darauß / so man
den Pappelsamen nennet. Es ist männiglich bekant / wächßt auff ungebautem
erdreich neben den zäunen / in den gärten / auff den Kirchhöffen und kriecht
fast allenthalben auff den boden herum.
2. Die Roß-pappel / Malva sylvestris folio sinuato, C. B. vulgaris flore majore,
folio sinuato, J. B. Ist grösser / dicker und länger als die vorige. Die blätter
sind in fünff spitz gespalten. Die wie rößlein gestaltete blumen erscheinen
grösser / und von farben röther / mit vielen äderlein / an etlichen sihet man
weisse rößlein: wenn die blumen vergehen / so kommen kleine runde käßlein
hernach. Die Wurtzel ist lang / weiß oder gelb / Lines süßlicht-schleimigen
geschmacks.
3. Die Berg-pappel / Malva montana, Park hederaceo folio, C. B. Bringt ablange
blältter dem kleinen Epheu ähnlich / sind an dem umkreiß nicht tieff gekerfft /
und hangen an langen stielen. Es trägt viel zähe und blätterige stengel. Die
blum und der samen vergleicht sich der Garten-pappelen. Wächßt von sich selbst
auff den hohen Italiänischen bergen. In Italien pflegt man den jenigen / so
wegen eines unnatürlichen Fleisch-gewächs in des Blasen nicht harnen können /
die stiel in die Gemächt-ruthen zu schieben.
|| [556]
4. Die krause Pappel / Malva foliis crispis, C. B. Hat eine weisse wurtzel / mit
vielen neben-würtzelein bchenget / auß welcher ein starcker stengel herfürkomt /
mit runden / glatten / grünen und krausen blätteren besetzt. An dem stengel
sihet man zu end des Sommers kleine weisse und bisweilen rosenfarbe blumen /
welchen der Samen wie an den vorigen Nachfolget. Joachimus Camerarius in Horro
medico p. m. 54. berichtet / daß der siengel bisweilen über Manns-höhe
auff-wachse / und sich in viel elen-lange neben-zweig zertheile / dahero er offt
sich einem Baum vergleiche / obwolen es in einem halben jahr vergehe / und vor
allen anderen Pappelen ein grosse erweichende krafft besitze.
Die Pappel von mancherley bläctteren. Malva folio vario.
5 Die Pappel von mancherley blätteren / Malva folio vario, C. B. Malva stellata,
J. B. Hat ein weisse und zaselichte Wurtzel. Der stengel ist rund / elen-hoch
und in viel nebenzweiglein getheilt / er wird von bleichgrünen blätteren umringt
/ so unden weiß / dick und etwas wollicht sind / sie haben aber an jedem
nebenästlein ein ungleiche gestalt / denn etliche vergleichen sich den
Stickwurtzel-blätteren / andere sind außgespitzt und mit zweyen nebenöhrlein
begabt / etliche aber rundlicht / und kleiner als ein daunie / jedoch alle an
dem umkreiß wie ein sägen gekerfft. Die fünffblätterigen braun-rothen blumen
sitzen auff ablangen stielen / und haben in der mitten bleiche fäsenlein / denen
/ der in zartem köpstein versch lossener samen nachfolget / so wie ein halber
zirckel gestaltet ist. Casparus Pauhinus hat es von Johanne Rodolpho Saltzmanno
auß Straßburg empfangen.
Die Garten-pappel. Malva hortensis.
6. Die Garten-pappel / Malva, hortensis, s. rosea, J. B. rosea folio subrotundo,
C. B. rosea fol. fubrot, flore pleno, Ejusd. Wächßt mit ihren einfachen stengel
in zimlicher grösse wie ein kleine stauden. Der stengel wird bißweilen so dick /
daß er sich einem stab vergleichet / er ist mit grossen blätteren bekleidet /
die sind etwas zerspalten / und rings umber geterfft. Die blumen scheinen groß
und schön wie die Rosen / etliche weiß / andere leibfarb oder braun-roth / wenn
diese abfallen / bringen sie ihren samen / so in wollichten / grünen hülsen
ligt. Die wurtzel ist lang / biegig und zäh. Man nennet dieses Gischlecht
Ernd-Herbst- oder Winter-ro-sen / denn sie blühe am meisten in der Ernd biß in
Winter. Diese art findet man auch mit gefüllten blumen / so an der farb w???iß /
leibfarb / roth / bleichgelb / oder kästen-braun sind.
7. Die baumichte Pappel / Malva arborea, J. B. arborea, Veneta dicta, parvo
flore, C. B. wächßt 8. oder 10. elen hoch. Der stamm ist gerad / arms-dick / und
ohne blätter / an dem oberen theil spreitet er wie ein baum seine äste auß /
welche weiche / glatte / grüne und runde blätter tragen / so den gemein
Pappel-blättern ähnlich sind. Die blumen erscheinen purpurroth / auß deren mitte
schwarße strich herfür kommen / die wurtzel ist zimilch starck / und mit zaßlen
behenckt. Es wächßt viel in Italien / insonderheit umb Pisa / und wird allda in
den Klöstern gepflantzet.
Eigenschafft.
Die Pappeln sind feucht in dem ersten grad / aber in der wärme und kälte haben
sie eine mittel-art. Sie weichen und zeitigen / wegen des dey sich führenden
schleimigen saffts / und gelinder saltz-theilen. Die Herbst [557] rosen haben etwas rauchere / und
gelind zusammenziehende theile bey sich.
Gebrauch.
Die Heidnischen Priester haben ihre geheimnussen auff die Pappel-blätter
geschrieben / daher Pythagoras die pappel-blätter für heilig hält.
(Bräune / Fäulung und Geschwär im Mund und Halß.)
Die Pappeln sind zu allerhand Gebresten / innerlich und äusserlich sehr
dienstlich / daher sie die Alten omnimorbiam, das ist / ein Kraut wider alle
Kranckheiten / genennet / und sich deren auch bey dem Tisch zu den Speisen
bedienet haben / darumb der lustige Lateine Poëta Martialis Lib. 10. Epigram.
48. spricht:
Exoneraturas ventrem mihi villica malvas Attulit, & varias, quas habet
hortus, opes.
(Eusserliche Hitze und heisse Geschwulst.) Wider
die Bräune / Fäulung und Geschwär in dem Mund und Halß: Nim Herbstrosen /
Wegerich / Brunellen / jedes ein Halbe handvoll / siede solches in einem quartal
Brunnwassers / alßdenn siechte es / thue darzu Rosen-honig 4. loth /
praeparierten Salpeter ein halb quinlein. Spühle offt den Mund und Rachen darmit
auß.
Herbstrosen in wasser gesotten / leinene tüchlein darinn genetzt und übergelegt /
ist gut für alle äusserliche Hitz und heisse Geschwulst.
Diese Rosen werden auch gebraucht zu der Mundfäule / in frisches Brunnwasser
gelegt / und den Mund damit außgewaschen.
Es bezeuget die erfahrung / daß die Herbstrosen einerley krafft und würckung
haben mit der gemeinen Pappeln / derohalben was nachfolgends von dieser gemeinen
Pappeln Tugend gemeldet wird / soll auch von der Herbstrosen verstanden werden.
(Verstopffung des Harns.) So man die
Pappel-blätter mit etwas wenig Knoblauchs in weissen Wein leget / hernach den
dritten theil einsieden läßt / und davon trinckt / dienetes wider die
verstopfung des Harns.
(Fäulung des Zahnfleischs Scharbock) Wider die
fäulung des Zahnfleischs und den Scharbock / nim geläuterten Honig 2. loth /
gestossene Herbstrosen und praeparirten Salpeter / jedes an halb quintlein /
mische es wol durch einander / und reibe das Zahnfleisch darmit.
Die Pappelwurtz in dem Aprill bey vollem (Augen-entzündung / Augentrieffen.) Mond außgegraben / und hinden an
den Halß gehänget / soll ein trefflich Augenmittel seyn / und so wol die
Entzündung als das trieffen der Augen vertreiben.
Pappelen mit Erbsen in scharffer Laugen / oder des Patienen eigenem Harn starck
gekocht / hernach den Erbgrind damit wol warm täglich ein paar mahl außaewaschen
/ auch darinnen genetzte tücher übergeschlagen / heilet denselben von grund auß.
(Grieß / Nierenoder Blasenstein.) So jemand mildem
Grieß / Nieren- oder Blasen-stein geplaget ist / der solle sich dieses
Lendenel-bads bedienen / denn es die enge Harn-gänge erweichet und eröffnet. Nim
gemeine Pappeln vier bandvoll / Eibisch / Körbelkraut / Gundelreben / jedes zwo
handvoll / Chamillen-blumen / Flachs-samen jedes ein handvoll / siede alles in
einem kessel / laß es von ihm selbst erfalten / schütte es in ein Lenden-züber /
und setze den Krancken darein.
(Verstopffung des Leibs / Grimmen
Mutterschmertzen) Auß der gemeinen Pappeln werden auch nutzliche
Hauß-clystier gemacht / welche zu erhaltung der Leibs-öffnung / in dem Grimmen
und Mutter-schmertzen sehr dienlich sind. Nim Pappeln / Eibisch / Ehrenpreiß /
Violenkraut jedes eine handvoll / Flachsja-men / Aniß jedes ein loth / siede
solches in Wasser / siechte es / und nim darnach ein Quartal / lasse darinn
vergehen Roßmarin-honig drey loth / Violen-honig zwey loth / und brauche es zu
einer Clystierung.
(Schüppen an dem schwantz / und grindichter bürtzel der
Pferden.) Wenn die P???rde schüppen im schwantz kriegen / und am
bürtzel grindig werden / ihnen auch die haar außfallen / oder sonst hin-weg
kommen / so wasche sie mit Kinder-harn und warmen Wein / dar nach koche Pappeln
mit Eibisch-wurtzeln / gieß Wein und Oel darunder / und salbe das Pferd damit.
(Lungsucht Harnbrennen.) Die Conserva Malvae,
oder eingemachte Pappeln-zucker / wird nützlich gebrauchet wider die Lungensucht
und das Harn-brennen.
Das wasser auß der Garten-pappeln oder Ernd-rosen / soll gebrannt werden / wenn
sie sich ziemlich eröffnet haben / denn diese Rosen gar nahe den gantzen Sommer
blühen / rupffe sie hernach von den grünen köpflein ab / und destillier sie sein
sänfftiglich.
(Seitengeschwär / rothe ruhr Geschwär der Mutter /
Nieren ??? Blasenstein / sand un̅ schleim inden Nieren. Bräune
/ Halßgeschwär / unnatürliche hitze und geschwulst der Ohren / des Munds
Halses un̅ heimlicher orten.) Der andern gemeinen
Pappeln beste zeit zu destillieren ist / wenn sie Käßlein und Blumen tragen /
undereinander alßdenn gehackt / und gebrannt im Mäyen. Dieses Wasser getruncken
/ dienet sehr wol für die Seiten-geschwär / miltert die rothe Ruhr / und heilet
die Geschwär der Mutter / Nieren und Blasen / erweitert die Harngäng zu
leichterem Außgang des Steins / Sands und Schleims.
Erndrosen-wasser ist eine bewährte Artzney für die Bräune und Halß-geschwär /
damit gegurgelt. In diesem Wasser tüchlein genetzt und übergeschlagen / ist ein
besonders mittel / wider alle unnatürliche Hitze und Geschwulst der zarten
Glieder / als der Ohren / des Munds / Halses und der heimlichen Orten.
CAPUT XXXVI.
Eibisch. Althaea.
Namen.
EIbisch / Ibisch / Heil- oder Hülffwurtz und Sammet-pappeln heitzt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Althaea,
Ebiscus, Ibiscus, in den Apothecken / Bismalva, Malvaviscus, Eviscus.
Italiänisch / Malvavischio Frantzösisch / Bimauve, Guimauve. Gpa-nisch /
Maluvisco, Yerva cannamera. Englisch / Mallowe. Dänisch / Althee / dobbelt
katost / Ibist. Niderländisth / Witte Maluwe / witte Huenst.
Gestalt.
Die gemeine allhier abgebildete Eibisch /
|| [558]
Eibisch. Althaea.
Althaea sive Bismalva, J. B. Alth. Dioscoridis & Plinii, C. B. Bringt
haarichte und weisse blätter / die vergleichen sich erstlich den
Schweinbrots-hernach den Weinrebenblätteren / sind der Pappelen fast ähnlich /
und lind anzugreiffen wie Sammet. Es hat viel runde und holtzichte stengel / die
werden elen-hoch auch bißweilen höher. Die blumen erscheinen wie weisse oder
weiß-rothe Rößlein / es trägt samen wie die gemeine Pappelen / einem
fäßleingleich. Die Wurtzel ist dick / mit zähem vielem Schleim begabet /
weißlich / lang und mit vielen nebenwürtzelein. Wächßt gern an feuchten und
fetten orten / als in den auen / nahe bey den wasser-gräben / auff den weyeren
und in den gärten. Blühet im Heu-und Augstmonat: in Mähren und Thüringen bringt
es grosse und breite blumen. Die Wurtzel gräbt man lm Frühling / wenn die
blätter herfürstossen / oder im Augst- und Herbst-monat.
Die gelbe / jährige Eibisch / Althaea Theophrasti flore luteo, C. B. Theophrast.
flore luteo, quibusdam Abutilon, J. B. Hat ein kleine / weisse /
süßlicht-schleimige / jährlich verderbende Wurtzel. Der stengel ist gantz mit
fettlichter wollen überzogen / wächßt über anderthalb elen hoch / und wird ohne
ordnung mit breiten / rund außgespitzten / grauwollichten blätteren bekleidet.
Die blumen sind saffrangelb / fünffblättig / gestreifft / und werden mit fünff
weißgrauen wollichten blättlein understützet. Darauff folgen die wollichten
samen-köpfflein / welche mit süßlichtem / halb-rundem / flachem / braunen samen
angefüllet werden. Wächßt in warmen Ländern auff dem Feld / bey uns aber wird es
in die Gärten gepflantzet.
Gelbe Eibisch. Abutilon Avicennae.
(1. Stengel mit dem samen.)
(2. Blätter und blütb.)
(3. Der samen.)
Eigenschafft.
Die wurtzeln und blätter des Eibischkrauts haben neben ihren irrdischen theilen
auch einen schleimigen / zähen / heimlich flüchtig-nitrosischen safft bey sich /
und dahero die krafft zu kühlen / zu trucknen / erweichen / zertheilen / oder
aber zu maturieren / und den schmertzen zu stillen / die Nieren und Brust zu
reinigen.
Gebrauch.
Weilen die Eibisch mit der Pappelen durchauß einerley kräfften haben / als kan
sie auff gleiche weist gebraucht werden.
Eibisch-wurtzel und Flachssamen-pulver jedes 2. loth in Milch zu einem Pflaster
gesotten / und übergelegt / erweichet und zeitiget (Geschwär an brüsten und bals.) alle Geschwär / sonderlich aber die
sich an den Brüsten / und dem Hals erzeinen.
Die blätter ein wenig mit Del bestriechen / (Verbrante
glieder.) pflegt man auff die vom Feuer und heissem Wasser verbrennten
Glieder zu legen.
(Kröpff der Pferden.) Wenn ein Roß den Kropff am
halse bekomt: Nim Eibisch / Rauten / Gundelreben / Wermuth / Leinsamen / jedes
ein Handvoll / schütte wasser darüber / und laß es mit einander sieden / mit
solchem bähe den schaden / darnach schmiere ihn Lohröl / und frischem Butter
under einander gemischt.
Eibisch-wurtz im Frühling von aller unsauberkeit gereiniget und klein gehackt /
mit (Versehrung der Lungen. Verwnndte därm von der
rothen ruhr / blut barnen.) Wein begossen / erbeitzt / alßdenn
sänfftiglich abgezogen / und das wasser gebrauchet / heilet die Verlehrung der
Lungen / und die von der rothen Ruhr verwundten Därm / reiniget die Blasen / und
stellet das Blutharnen.
Der Eibisch-syrup / welcher in den Apothecken Syrupus de Althaea Fernelii
genennt [559] (Brust geschwär / Lungsucht / Tröpflinges und brennen des harnë. Hitz /
Schleim / Sand der Nieren. Erstarrte / verrenckte Glieder.) wird / ist
gut für die Brust-geschwar und Lungensucht / dienet sehr wol für das tröpfflinge
und brennende harnen / für die Nieren / so mit Hitz / Schleim / Sand und
Schmertzen beladen sind; man kan davon nach belieben ein paar löffel voll
nehmen.
Die Eibisch-salbe / Unguentum Dialthaeae, hat eine Krafft zu weichen / zu
zertheilen / zu zeitigen und zu heilen / lindert alle Schmertzen / wird sehr
gebraucht zu den erstarrten und verrenckten Gliedern.
Eibisch-wurtz gedörrt / zu einem subtilen Mehl-pulver gerieben / und davon
täglich (Schleim der Brust / Husten / Lungsucht
Harnbrennen / Sand und Stein der Nieren.) ja öffters auff 40. gran
schwer / mit ein wenig Zuckerrandel eingenommen / lößt den Schleim auff der
Brust / stillet allgemach den Husten / heilet die Lungsucht / milteret das
Harn-brennen / treibet Sand und Stein auß den Nieren / sonderlich wenn man
annoch Möhrenkümmel-gelbe Rüben- oder Peterlein-samen darzu thut. Man kan auß
dem Eibisch-pulver / mit Zucker in Rosenwasser zerlassen / auch Täfelein machen
/ und für den Husten sehr nutzlich gebrauchen.
CAPUT XXXVII.
Gemeine Sigmars-wurtz. Alcea vulgaris.
Namen.
SIgmars-wurtzel / Simeons-wurtz / Fällriß / heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Alcea, Herba S.
Simeonis. Italiänisch / Malva salvatica. Frantzösisch / Mauve, ou Bimauve
sauvage. Spanisch / Malva montesina. Enalisch / Vervain Wallow. Dänisch / Host
katost / St. Simons-urt. Niderländisch / Sigmaers-kruyt.
Gestalt.
Die gemeine Sigmars-wurtz / deren Figur allhier stehet / Alcea vulgaris major, C.
B. auß einer holtzichten / immerwährenden wurtzel / viel elen-hohe / runde / mit
länglichten haaren begabte stengel; die theils auß der wurtzel / theils von den
stengeln an langen stielen herfürkommende blätter / sind der gestall nach / rund
/ haarig / tieff eingeschnitten. Ins gemein aber finden sich solcher
einschnitten fünff; zwischen den blättern / wie auch oben auff den stengeln
erscheinen die schönen / rosen-farben / fünff-blättigen / auff viereckichten /
haarigen stielen sitzenden blumen / deren kelchlein haarig / in fünff theil
getheilet / und mit dreyen schmalen / grünlichten blättlein understützet; dieses
kelchlein wird endlich / nach verwelckung der blumen / zum samen-gefäß /
darinnen die haarigen / und da sie Zeitig sind / schwachen samen wachsen. Solche
Sigmars-wurtz wächßtbißweilen auch kleiner / Alcea vulgaris minor, C. B.
bißweilen auch grösser und schöner / Alcea major & procerior, Job. Raji.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es hat dieses Kraut gleiche Natur und Tugend mit der Pappel und Eibisch / allein
daß es nicht durchauß so kräfftig ist.
Etliche tragen diese wurtzel am Halß / vermeinen das Gesicht werde dadurch
gestärrcket / und vor den fellen bewahret / daher es auch Fällriß genennt werde.
CAPUT XXXVIII.
Indianisch Sigmars, Kraut. Alcea Indica
Geschlecht und Gestalt.
DAs gemeine Indianische Sigmarsekraut / Alcea Indica parvo flore, C. B. Bamia, J.
B. Sabdariffa, Lob. Dod. treibt auß einer mit etlichen zaßlen begabten wur [560] tzel / einen geraden / runden
/ grünen stengel elen-hoch auff / an welchem die von langen stielen hangenden /
dreyfach eingeschnittenen und gekerfften blätter / beneben den fünffblättigen /
purpuricht-weissen blumen erscheinen. Auff diese blumen folgen dicklichte /
ablange / fünffeckichte / haarige / spitzige / in fünff hölein außgetheilte
häuptlein / welche mit schwartzen / runden / krausen samen angefüllet werden.
Wächßt häuffig in Aegypten.
CAPUT XXXIX.
Rothe Feld-rößlein. Flos Adonis flore atro-rubente.
Namen.
ADonis-rößlein / heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Flos Adonis, vulgò, aliis Eranthemum, J. B. Adonis
hortensis flore minore atro-rubente, C. B. Italiänisch / Fior d’Adono.
Frantzösisch / Fleur d’Adonis. Englisch / Adonis Flower. Niderländisch / Adonis
bloem.
Gestalt.
1. Adonis-rößlein / Flos Adonis flore rubro, Ger. Flos Adonis, vulgò aliis
Eranthemum. J. B. hat eine weisse / einfache / widerwillig schmäckende wurtzel;
elen-hohe / von unden auß haarige / gerade / runde / gestriemte / ästichte
stengel. Die blätter vergleichen sich der gestalt nach den Chamillen-blättern /
sind schön grün und glatt. Auff jedes stengeleins gipffel wächßt nur ein / mit
fünffeckichtem kelchlein understütztes / hoch feurrothes blümlein. Dem folgen
großlichte / außgespitzte samen hernach.
2. Es gibt noch ein wilde an der Adonisblumen / mit etwas längern blättern / und
Gelb-rothe Feld rößlein. Flos Adonis flore phoeniceo, aut luteo.
gelb-rothen / oder auch gelben blumen / Adonis sylv. flore phoeniceo, ejus???ue
foliis longioribus. C. B.
CAPUT XL.
Zahmer Burtzel. Portulaca domestica.
Namen.
BUrtzel / Burgel / Portulack oder Gensel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Portulaca. Italiänisch /
Por [561] cellana, Portolaca.
Frantzösisch / Pourpié, Porcelaine, Pourcelaine. Spanisch / Verdolaga. Englisch
/ Purslaine. Dänisch / Portulack. Niderländisch / Porceleynkruyt.
Wilder Burtzel heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Portulaca sylvestris. Italiänisch / Porcellana
salvatica. Frantzösisch / Pourpié sauvage. Spanisch / Verdolaga agreste.
Englisch / Homelii purslaine. Niderländisch / wilte Porceleynkruyt.
Geschlecht und Gestalt.
Der Burtzel wird in den zahmen und wilden abgetheilet. Der zahme Burtzel /
Portulaca hortensis latifolia, J. B. latifolia s. sativa, C. B. Hat ein eintzige
schlechte und weisse wurtzel / so vielspältig / lang / rundlicht / und mit
zaseln behängt ist. Seine stengel sind rund / starck / safftig und braun-roth /
wachsen mit ihren neben-zweiglein entweder übersich spannen-hoch / und zu zeiten
etwas höher / oder fladeren auff der erden rings umbher. Er überkomt runde und
fette blätter wie das Knaben-kraut / sind jedoch kleiner / auff dem Rücken
weißlicht und gleissend. Die stengel tragen zwischen den gewerben der blättern /
und auff ihren gipffeln gestirrnte / bleich-gelbe blümlein / vom Brachmonat an
biß gegen dem Herbst / darauß werden kleine / runde häfelein oder knöpflein /
voll schwartzen samens / so derselbe zeitig ist und außfällt / faulet das gantze
gewächs gegen dem Herbst / und bleibt der samen allein über den Winter im grund
unversehrt. Das kraut ist ein wenig saur / dahero haben es die Alten eingemacht
/ und solle / nach dem bericht Hieronymi Tragi diese einmachung so gut seyn als
der Oliven und Capperen / wie er denn solches offt versuchet. In dem übrigen ist
es ein recht Sommer-kraut / mag kein frost leiden / und muß jährlich von seinem
samen sich erjüngeren. Es ist erstlich auß Franckreich als ein Salat-kraut zu
uns in Teutschland kommen / und in den Gärten gepflantzet worden.
Wilder Burtzel. Portulaca sylvestris.
Der wilde Burtzel / Portulaca angustifolia s. sylvestris, C. B. sylvestris minor
s. spontanea, J. B. ist dem zahmen gleich / allein daß er schmälere und zärtere
stengel / blätter und kleinere blümlein bringet. Er ligt alle zeit auff der
erden außgespreitet wie das Weggraß / ist klebericht und zäh von Safft. Die
stengel sind etwas brauner und reicher an blättern. Er wächßt von ihme selbst
auff fetten Aeckern / Wiesen und in den Weingärten. Ist ein angenehme Speiß der
Schweinen.
Eigenschafft.
Beydes Burtzel-kraut ist kalt im dritten / und feucht im andern grad. Führen ein
subtiles / alcalisches oder nitrosisches saltz / so da mit vielem wässerigen
safft diluiret ist / bey sich / und haben also schöne tugenden zu kühlen / den
febrilischen jast zu milteren / und die Nieren wol zu reinigen / auch die Leber
zu kühlen.
Gebrauch.
(Sod und Erbrechen des magës / hitzige Nieren /
verserte Blasen / un̅ mutter / scharffer bren̅ender Harn / unkeusche Gelüst / würm und Blutspeyen / rothe Ruhr /
unmäßiger Blutfluß der mutter un̅ der guldenë Aber / samenfluß
/ Würm der Kindern / Tröpffling und brennender Harn.) So man Burtzel
rohe wie Salat / oder gekocht isset / oder die Brühen davon einnimt / ist es
eine köstliche Artzney wider den Sod und Erbrechen des Magens / hitzige Nieren /
versehrte Blasen und Mutter / scharffen und brennenden Harn / benimt die
unkeusche Gelüst / tödtet die Würm im Leibe / hilfft wider das Blutspeyen /
rothe Ruhr / die unmäßige Blutflüsse der Mutter und der guldenen Adern / und
heilet den Samenfluß.
Ein halb quintlein Burtzel-samen zerstossen / und den Kindern mit Milch eingeben
/ tödtet und treibet die Würm auß.
Welchem der Tröpfling und brennender Harn viel leids thut / der gebrauche offt in
seiner Kost und Tranck gestossenen Burtzel- und Lattich-samen mit Zucker
vermischt / davon wird er besserung und gute hülff gespühren.
Für die Krafftlosigkeit oder Hertzgespan der Pferden / ist nichts bessers / als
man halte das Pferd warm / und schütte ihm nachgesetzte (Krafft losigkeit oder hertzgespan un̅
verfangen der Pferden.) Brühen ein: Nim ein halb pfund Burtzel-kraut /
2. loth Myrrhen / 4. loth Tragant-Gummi / 1. quintl. Saffran / ein loth Edel
Leberkraut / 1. loth Weyrauch / solches soll man mit einander vermischen / zu
einem pulver machen / und in vorrath behalten; wenn es nun die noth erfordert /
nim dieses pulvers zween löffel voll / thue es in ein halb maß wassers / giesse
darzu zween löffel voll Honig / und 4. löffel voll Rosenöl / schütte es dem
Pferd in ein- oder zweymal ein / und brauche es so lang biß das Roß wider gesund
wird. Solche Brühen kan man auch den Pferden gebrauchen / welche verfangen
haben.
(Grosse Hitzen / rothe Ruhr / Bauchflüß erhitzte nieren
/ scharffer bren̅ender Harn / unmäßiger Fluß der Mutter un̅ guldenë Ader / Blutspeyë / hitzë) Das destillierte
Burtzel-wasser getruncken / löschet und kühlet alle innerliche und äusserliche
Hitze der Fieber / Leber / des Magens / und aller innerlicher Gliedern des
Eingeweyds / stopfft die rothe Ruhr und andere Bauchflüß. Es kühlet auch die
erhitzigten Nieren / und miltert den scharffen brennenden Harn / stillet den
unmäßigen Fluß der Mutter und guldenen Ader / benimt das Blutspeyen. So die
jungen Kinder von grosser Hitze nicht schlaffen können / oder [562] (und würm bey
den jungen Kindern.) Würm im Leib haben / denen soll man etliche
löffel voll dieses wassers eingeben.
In den hitzigen Fiebern und dem Hauptweh / wenn die Krancken kein Schlaff haben:
(Hitzige Fieber und Hauptweh) Nim süsser
Mandeln 2. loth / Melonen und Kürbis-kernen jed. ein halb loth / Burtzel- und
Lattich-wasser jed. 6. loth / darauß soll man ein Mandel-milch machen / und dem
Krancken gegen abend einen guten trunck davon geben. Camerarius in Horto Med. p.
m. 131. berichtet / das Burtzel-wasser habe bey etlichen / wenn sonsten nichts
helffen wollen (Zahnweh.) / das Zahnweh
gestillet.
(Fliegende Hitzen. Harnstrenge / Blutspeyen.) Der
auß Burtzel-kraut außgepreßte safft offt löffelweiß eingenommen / vertreibet
alle fliegenden Hitzen in dem Scharbock oder in den Fiebern / treibt durch den
Harn / und milteret oder vertreibet die Harnstrenge / wehret endlich sonderbar
dem Blutspeyen / und andern Blut-flüssen.
Das Burtzel-kraut zu einem Muß gestossen / mit Saurteig und Saltz zu einem dicken
pflaster angerühret / mit Eßig besprenget / und unden auff die Fußsolen gebunden
/ ziehet alle Hitzen der Fiebern auß dem Kopff und Leib.
(Durst / Hitz der Leber / Nieren un̅ Magë
/ rothe Ruhr / blutspeyë / zu viel fliessende Weiber zeit / samenfluß /
Würm. Blutspeyë / versehrte junge.) Der Burtzel-syrup kühlet / lescht
den durst / miltert die übrige hitz der Leber / Nieren und des Magens / ist gut
für die rothe Ruhr / Blutspeyen / zu viel fliessende Weiber-zeit / samen-fluß
und bauchwürm / man kan davon nach belieben ein par löffel vol nehmen.
Das Looch de Portulaca, oder die Latwerg von Burtzel ist dienstlich in dem
Blutspeyen / wenn die Lunge versehrt / oder etwas in derselben versprungen ist /
so man davon nach beliebë einer Muscatnuß groß nimt.
CAPUT XLI.
Zahme Spargen. Asparagus hortensis.
Namen.
DEr zahm Spargen heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Asparagus sativus, Asparagus hortensis, Asparagus
regius, Asparagus domesticus, & simpliciter Asparagus. Italiänisch /
Asparago coltivato, Asparago domestico. Frantzösisch / Asperge domestique.
Spanisch / Esparrago domestico. Englisch / Sperage. Dänisch / Sparges /
Asparges. Niderländisch / Asperges / Coraelcruyt. In Hochteutscher Sprach werden
sie auch genennt Sparglen / Gartenspargen und Corallen-kraut von wegen der
rothen Beeren / die sich den gemeinen rothen Corallen / der gestalt nach /
vergleichen.
Der wilde Spargen oder Steinspargen heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Asparagus petraeus, Corruda, Asparagus
sylvestris, Asparagus montanus. Italiänisch / Asparago salvatico. Frantzösisch /
Asperge sauvage. Spanisch / Esparrago sylvestr. Esparrago agreste. Englisch /
Homelij Sperage. Niderlän. wilte Asperges.
Geschlecht und Gestalt.
Der Spargen sind zwey Geschlecht / zahm und wild. Das zahme Geschlecht / oder
Garten-spargen / Asparagus sativa, C. B. hortensis & pratensis, J. B.
hat viel dünne und lucke wurtzeln / die von einem haupt schwammicht hin und
wider sich in der erden außbreiten / darvon thun sich im anfang des Mäyens /
lange und schlechte dolden herfür / die sind fingers-dick / safftig und fett /
ohne blätter / vergleichen sich den dolden oder Spargen der Hopfen / außgenommen
/ daß sie dicker und fetter sind / die werden im Brachmonat zu langen stengeln /
mit vielen / kleinen und zinnlichten blättern bekleidet / die sind viel kleiner
und zarter / denn das Fenchelkraut / dar zwischen viel gelbe blümlein
heraußwachsen / den blümlein des Oelbaums ähnlich / wenn die vergehen / so
folgen runde / gelb-rothe körner / in der grösse der gemeinen Corallen / darauß
zielet man wider junge stöcklein.
Die Spargen sollen vom samen also gepflantzet werden. Man säet in dem Frühling
den zeitigen samen / in ein wolgebauet erdreich / nach dem solche zwey jahr
gestanden / gräbt man dieselbigen auß / bereitet ein geländ darzu / welches sol
eines halben schuhs tieff außgeworffen werden / darauff wird eines fingers dick
Hornschabeten / und zween fingers dick guter grund gestrewet / die
Spargen-wurtzel einer halben spannen weit ins geviert gesetzt / darauff grund /
Hornschabeten und guter Schaaff-baw / hernach widerum guter grund geschüttet /
solche zwey jahr ohnabgeschnitten stehen / alle Winter mit langem Pferd-baw
bedecken / und im Frühling das grobe abbrechen lassen / alßdenn kan man sie im
dritten jahr nach belieben gebrauchen. C. Bauhinus in Pinace Theatri Botanici
lib. 12. sect. 5. berichtet / daß der zahme Spargen im Elsaß und in Burgund /
umb Bisantz / wie auch an der Donaw / auff den wiesen oder matten von sich
selbsten herfür komme. In Italien zu Verona sollen die besten Spargen in den
gärten wachsen.
|| [563]
Wilder Sparge. Asparagus sylvestris.
Das wilde Geschlecht der Spargen / Asparagus sylvestris, hat lange / bauchichte
wurtzeln / die sind der gestalt halben den wurtzeln der gelben Affodill ähnlich.
Die stengel und neben-zweiglein sind den gemeinen Spargen gleich / außgenommen /
daß sie weisser / stärcker / und raucher / und die blätter schärffer / kürtzer
und besser in einer ordnung stehen / zu dem spreiten sich die neben-ästlein
weiter auß / an welchem viel bleich-gelbe blümlein gesehen werden / darauß
hernachmahls grün-schwartze beerlein wachsen / die sind auch kleiner / denn die
am gemeinen Spargen / und geben den samen ab / darauß junge stöcklein gezielet
werden. Er wächßt an bergen und steinichten hügeln / nahe bey dem Meer gelegen /
in der Provintz / Franckreich und Languedock / in unserer Landschafft wird er in
gärten gezielet.
Die Wasser-spargen / Asparagus palustris. Ist den zahmen Garten-spargen / mit
wurtzeln / stengeln / blättern / blumen und beeren allerdings gleich / allein
daß die dolden kleiner / und daß er mehr blumen und beeren bringt denn der
zahme. Er wächßt hin und wider an dem Rheinstrom / in dem Wormsergaw / auff den
feuchten wiesen / an den rechen und andern feuchten gründen / deßgleichen im
Rheingaw / bey Weinheim / in den feuchten wiesen / an welchem ort man ihn so
überflüßig hat / daß man ihn zu der speiß genugsam bekommen kan / und auch von
den Wurtzel-trägern in grosser menge / die wurtzeln daselbst außgegraben / und
in andere Provintzien hin und wider in die Messen getragen werden. Ist also
under dem zahmen und diesem Wasser-spargen kein anderer underscheid / denn daß
dieser durch die pflantzung schönere und grössere dolden und
Wasser-spargen. Asparagus palustris.
Spargen bringt / und der andere von sich selbst wächßt / und kleinere dolden hat
/ und dieweil man an den gemelten orten die Wasser-spargen zur speiß genugsam
haben kan / werden die zahmen desto weniger geachtet / und nur allein in der
grossen Herren gärten gepflantzet.
Eigenschafft.
Es haben die Spargen eine mittelmäßige Natur / sind nicht zu warm und nicht zu
kalt / werden in der speiß und in der Artzney gebraucht. Führen neben einem
nitrosischen milten saltz / auch viel auffgelößte schwefeltheil mit sich /
welche sich mit dem flüchtigen Harn-saltz in dem leib geschwind vermischen / und
also den Harn gantz stinckend machen.
Gebrauch.
Die jungen dolden der Spargen werden heutiges tages sehr in der Küchen gebrauchet
/ denn sie eine anmüthige speiß sind / die kochet man mit Fleisch-brühen /
frischem Butter / samt einem wenig Saltz und Pfeffer / man isset sie bey anfang
des tischs / den Bauch zu erweichen. Etliche quellen sie ein wenig / und machen
mit Baumöl / Eßig / und ein wenig Saltz ein Salat darauß. Etliche lassen sie
auch bey dem fleisch kochen / aber man muß sie nicht zu lang sieden / sonsten
vergehen sie / man läßt sie nur ein wenig quellen / weilen sie bald weich
gesotten sind.
(Haupt-Schwachheiten / Augen und Brust-krauckheitë
Lung- und Schwind sucht / Bauchflüß Gelbsucht / Grimmen / dreytägige
Fieber.) Die Spargen vor sich selbst oder mit anderer speiß gekocht und
geessen / dienen sehr wol in den Haupt-schwachheiten / von dem Magen und der
Leber verursacht / in den Augen- und Brust-kranckheiten / und sonder [564] lich in der Lung- oder
Schwindsucht. Sie bekommen auch dem Magen sehr wol / stärcken und eröffnen die
Leber und Miltz / sind gut wider die Bauchflüß / Gelbsucht / das Grimmen und
dreytägige Fiber. Sind nutzlich wider den schmertzen des Ruckgrads / der (Schmertzë des Ruckgrads / der Nieren un̅
Lenden / gebrechen des Eingeweids.) Nieren / Lenden / und alle
Gebrechen des Eingeweids / sie treiben den Harn / eröffnen die Nieren / Harngäng
und Blasen / dienen wol denen / so mit noch harnen / oder die Harnwinde haben /
und mit dem Grieß oder Nierenstein beschweret sind. Sie helffen (Harnwinde / Grieß / Nierenstein / kalte Männer /
Wassersucht.) den erkalteten schwachen Männern / fördern die weibliche
Monat-blum / und sind den Wassersüchtigen eine nutzliche speiß / schaden aber
denen / so eine verwundte Blasen haben.
(Kranckheiten der Augen.) Die Spargen zu der speiß
gebrauchet / haben eine verborgene Eigenschafft in allen Kranckheiten der Augen
/ denselbigen zu hülff zu kommen.
(Gebrechen und Verstopffung der Leber.) Spargen
kommen auch allen Gebrechen der Leber wunderbarlich zu hülff / sie lösen auff
derselbigen Verstopffung / und stärcken sie.
(Gelbsucht.) Wider die Gelbsucht: Nim
Spargenwurtzel zwey loth / Peterlein-wurtzel ein halb loth / weissen Andorn /
Venus-haar / Saurampff / Flachs-seyden / Endivien und Wegwart / jedes ein halbe
handvoll: thue solche stück klein zerschnitten in eine Kanne / schütte darüber
anderthalb maß frisch Brunnenwasser / verbinde den ranfft der Kannen geheb zu /
darnach stelle sie in einen Kessel mit siedendem Wasser / und lasse es darinn
fünff stund in steter hitz sieden / darnach thue die Kannen herauß / laß
erkalten / denn siechte es durch ein tuch / lege darzu zehen loth Zucker / und
gib dem Gelbsüchtigen morgens und abends ein halb quartal warmlicht davon zu
trincken.
So man dem Wein ein guten geruch machen will / samle Spargen-blüth / lasse sie im
schatten tröcknen / darnach hencke sie in einem tüchlein in das faß / so wird
der Wein wolgeschmackt.
(Grieß / Stein / Lenden-webe / tröpfflinges harnen /
Gelbsucht / Harnwinden / Kaltseich / Verstopffung der Leber und
Miltzes.) Das destillierte Spargen-wasser soll insonderheit von denen
gebraucht werden / die zum Grieß / Stein und Lendenweh geneigt sind / denn es
treibet das Grieß und den Stein hinweg / deßgleichen auch den schleim / davon
der Stein wächßt / hat eine fürtreffliche / eröffnende krafft / treibet den Harn
gewaltig / vertreibet das tröpflinge Harnen und die Gelbsucht / wehret der
Harnwinden oder Kaltseich / löset auff die Verstopfung der Leber und des Miltzes
/ morgens und abends jedesmahl vier oder fünff loth getruncken.
(Nieren- und Blasen-stein.) Wider den Stein der
Nieren und Blasen / hat Theodorus Tabernaemontanus ein Spargen wein / auff
nachfolgende weiß offtermahls bereiten lassen / welcher mit grossem nutz ist
gebraucht worden / den mache also. Nim Spargen-wurtzel sechs zehen loth /
Kletten-wurtzel / Peterlein-wurtzel / Bibernellen-wurtzel / Steinbrech-wurtzel
jedes vier loth / alle gemelte stück sollen dürr seyn / und klein geschnitten
werden / folgends soll man sie in ein zwölff-mäßiges fäßlein legen / darnach
solches mit gutem Most zufüllen / ihne darüber verjähren lassen / und alsdenn
davon morgens und abends trincken.
CAPUT XLII.
Grosser breiter Wegrich. Plantago major latifolia.
(o. Rosen-Wegrich. * Sein Blat. † Sein Samen.)
Namen.
WEgrich heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Plantago. Italiänisch / Piantagine. Frantzösisch /
Plantain. Spanisch / Lhanten. Englisch / Plantain. Dänisch / Veibred.
Niderländisch / Weghbree / Weghebladt / Wegbreecruyt.
Grosser breiter Wegrich heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Plantago major, Plantago rubra. Italiänisch /
Piantagine maggiore. Frantzösisch / Plantain majeur. Spanisch / Lhanten mayor.
Englisch / Greater Plantain.
Der gemeine breite Wegrich wird auch Schaaff-zungen genant / heißt Griechisch /
[Greek words]Lateinisch / Plantago media,
Lingua ovina. Italiänisch / Piantagine minore. Spanisch / Lengua de cordoro.
Der schmale oder spitze Wegrich heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Plantago longa, vulgò lanceolata, Costa equina,
vel canina Lanceola, quinquenervia. Italiänisch / Piantagine longa. Englisch /
Ribbe worte. Niderländisch / Hontsrippe.
Wasser-wegrich / heisset auch Fröschwegrich und Frösch-löffelkraut / auff
Lateinisch / Plantago aquatica, Plantago palustris, Cochlearia palustris.
Italiänisch / Piantagine acquatica. Frantzösisch / Plantain aquatil, Plantain
aquatique, Plantain d’eau. Spanisch / Alisma. Englisch / Water plantain. [565] Niderländisch / Water wegbreecruyt /
Water weghbree.
Geschlecht und Gestalt.
Des Wegrichs sind drey hauptgeschlecht. 1. Der breite Wegrich. 2. Der schmale
oder spitzige Wegrich. 3. Der Wasser-Wegrich.
1. Das erste Geschlecht des breiten Wegrichs ist der allergröste Frantzösische
Wegrich / Plantago major latifolia, maxima tota glabra, C. B. Marina magna, J.
B. Er hat ein schwartzlichte und mit vielen zaseln behengte wurtzel / auß
welcher 6. 7. oder acht glatte / dicke und aderichte blätter herfürkommen / so
6. zoll lang und 4. zoll breit / auch mit schier spannen-langen und im anfang
röthlichten stielen begabet sind / zwischen denen drey / vier oder fünff
schwartzbraune und striemichte stengel entspringen / die über elen lang werden /
und ein schuhhohe ähre tragen. Er wächßt in Franckreich um die Stadt Montpelier.
2. Der grosse rothe Wegrich / Plantago latifolia sinuata, C. B. rubra, Trag.
major folio glabro non laciniato ut plurimùm, J. B. Hat ein kurtze / zarte und
weisse wurtzel mit vielen angehengten zaselen / mehr als kein anderer Wegrich /
sie ist bißweilen fingers dick / auß welcher ein dünner / runder / rothfarber
und nacketer stengel steigt / (in etlichen orten Teutschlands wie auch allhier
zu Basel vor St. Bläsy-thor auff dem weg gegen dem Drathzug / wächßt er mit
einem stengel / der blätter trägt) so ein wenig rauch und elen-hoch / auch von
der mitte biß oben auß mit braungelben blumen und viel kleinen häutlein besetzt
ist / in welchen der kleine schwartz-braune samen liget. Seine breite blätter
spreiten sich auff der erden herum / sind dem Mangolt ähnlich / und ist ein
jedes blat außwendig gemeiniglich mit sieben nerven durchzogen / die sich alle
am ende des blats gegen der wurtzel zusammen ziehen. Er wächßt an feuchten orten
in gärten neben den zäunen und strassen. An den ähren findet man gelbe / und
bißweilen grüne blümlein im Mäyen / Brach- und Heumonat / aber der same zeitiget
erst gegen dem Augstmonat. Die blätter sollen / wenn sie am vollkommensten sind
/ zu anfang des Sommers eingesamlet / mit der wurtzel wol gesäubert / und am
schatten getröcknet werden. Der same aber wird im Augsten gesamlet und
auffbehalten.
3. Her gemeine breite Wegrich / Plantago latifolia vulgaris, Plantago latifolia
glabra minor, C. B. latifolia minor, J. B. Er wild in allem ein wenig kleiner
alß der vorige / und bleibet mit seinen blätteren / die auff dem grund wie ein
stern außgebreitet ligen / über winter grün / doch zu aschen-farb geneigt / sie
sind rauch / haarig / gemeiniglich mit siben nerven oder striemen durchzogen /
und einer zungen ähnlich / dahero man ihne Schaaffzungen nennet. Die glatten und
nacketen stengel wachsen spannen-hoch / und tragen zu oberst weisse mit
purpur-braun vermischte geährte blumen. Der samen ist zimlich lang / grösser alß
des vorigen und dem Basilien-samen ähnlich.
Der gemeine breite Wegrich.
Plantago latifolia vulgaris.
Schmaler oder spitziger Wegrich.
Plantago angustifolia.
4. Der Rosen Wegrich / Plantago latifolia rosea flore expanso, C. B. It.
latifolia rosea floribus quasi in spicâ dispositis, Ejusd. Bringet eine blum wie
die Rosen herfür / die wurtzel ist daumens-dick / daurhafft: die breiten /
haarigen / und nervosen blätter ligen auff der erden außgebreitet / zwischen
denen wächßt der dicke / haarige stengel / [566] auff / welcher sich allenthalben mit diesen blättlein bekleidet /
und voller samen ist: an den understen blätteren pflegen keine spitzlein herfür
zu kommen. Es geschicht öffters / daß auß der mitte diser Rosen noch ein langes
ähre entspringet / wie bey der Figur des grossen Wegrichs zu sehen ist.
5. Der gemeine schmale oder spitzige Wegrich / Plantago angustifolia major, C. B.
lanceolata, J. B. Wird also genant / wegen seinen schmalen und spitzigen
blätteren / die gemeiniglich mit fünff nerven durchzogen / wie auch schmäler /
kleiner / glätter / und zarter alß an den vorigen sind. Er hat ein zasichte
wurtzel. Seine glatten stengel scheinen nicht rund sondern eckicht / alß wären
die fünff nerven allda zusammenkommen / und nur eine darauß gewachsen: an diesen
stehen geährte blumen von farben schwartz / und einer weißlichten Blüthe / wie
weisse härlein mit düpfflein besprengt. Der same ist grösser alß an den anderen.
Wächßt auff den wiesen und an den wegen.
Wasser-Wegrich. Plantago aquatica.
6. Der breit-blättige Wasser-Wegrich / Plantago aquatica latifolia, C. B.
aquatica, J. B. hat viel weisse und zaßlichte wurtzen / und gewinnet dicke /
fette / starcke und grüne blätter / welche dem gemeinen Wegrich nicht ungleich /
und auß einem breiten ursprung in ein spitz wie ein Spießeisen außgehen. Er
bringt lange stengel mit viel neben-zweiglein / so gegen dem Brach- oder
Hew-monat weisse und drauschlichte blümlein tragen / auß welchen / wenn sie
abfallen / schöne knöpfflein werden / darinn der samen ligt. Er wächßt in
Sümpffen / Pfudeln und Wassergräben / allda er auch mit kleinern und spitzigern
blättern angetroffen wird. Allhier findet man ihn gemeinlich bey Michelfelden /
und hin und wider in sumpffichten orten.
Eigenschafft.
Die auff der erden wachsenden Wegrich / kühlen und tröcknen nach der Alten
meinung: Sie haben ein mild-flüchtiges / alkalisches saltz / neben etwas
balsamisch-schleimigen theilen in ihrem häuffigen safft bey sich verborgen / und
also die eigenschafft innerlich zwar das unreine geblüt zu reinigen / den jast
desselben zu lindern / die saure schärffe zu versüssen / innerliche
verstopffungen zu eröffnen / durch den harn zu treiben / allen blutflüssen zu
steuren / und die Ruhren zu stillen / äusserlich aber / wunden und schäden zu
säubern und zu heilen.
Der Wasser-Wegrich hat annoch mehr flüchtige / scharffe / alkalische / etwas
etzende theile / und dadurch die tugend / äusserlich zwar die haut roth zu
machen / oder gar blasen auff zu ziehen; faule schäden zu säubern / und
allgemach zur heilung zu befördern: innerlich aber das scharbockische geblüt zu
säubern und zu versüssen.
Zwischen zwey Frawen-Tagen muß der Wegrich gesamlet werden / wenn man ihne zu den
schäden und wunden gebrauchen wil.
Gebrauch.
Weilen der Wasser-wegrich viel scharffes / flüchtiges saltz bey sich hat / so
pflegt (Drey- und viertägig Fieber.) man ihn
nicht ohne gute würckung in den drey- oder viertägigen Fiebern zu zerstossen /
und über die Pulß der Händen zu schlagen. Inwendig aber das davon destillierte
wasser täglich auff vier oder mehr loth zu trincken zu geben.
Dieser Wasser-wegrich ist beneben eines (Scharbock
Miltzsucht.) der besten Kräutern wider den Scharbock / und die
Miltzsucht. Man kan entweder das (Gelbsucht.
Schwindsucht. Wassersucht / verlohrene Monatzeit der Weibern.) davon
destillierte wasser / oder den darauß gepreßten und geläuterten safft / auff
vier und mehr loth täglich zweymal zu trincken geben. Solches mittel dienet auch
wider die Gelbsucht / wider die Schwind- und Wasser-sucht. Er kan auch den
Weibern ihren verlohrenen oder geminderten Monat-fluß wider zu recht bringen.
(Nasenbluten / starcker Monat-fluß. Blutfluß der
Kindbetterin̅en.) Zu stellung des starcken und
öfftern Nasen-blutens / oder auch des übermäßigen Monat-flusses / oder endlich
des starck???n Nachflusses der Kindbetterin̅en / kocht man den
grossen / breiten oder spitzen Wegrich in Rosen-eßig und Froschleich-wasser /
netzt schwämme oder tücher darin̅en / und schlägts also kalt oder
laulicht über den undern Bauch.
Welche viel Blut harnen / werden davon (Blut-harnen.) befreyet / wenn sie von Wegrich-syrup offt ein paar loth
mit Täschelkraut-wasser trincken.
Wenn man in der Hitz des Sommers (Frattigkeit und Wolff
zwischen den Beinen.) starck zu Pferd reutet / oder über Feld weit
gehet / so kriegt man offt eine Frattigkeit / oder auch den so genandten Wolff
zwischen den Beinen / diesen nun zu heilen / ist nichts bessers / als offt
frische und etwas welck gemachte Wegrich-blätter übergeschlagen.
(Bauchflüßversehrung der Nieren un̅
Blasen / blutspeye̅ / blu harne̅ /)
Wegrich-blätter in der Speiß genossen / stillet die Bauchflüß / heilet alle
innerliche Versehrung / sonderlich der Nieren und Blasen / hilfft wider das
Blutspeyen / Blutharnen / und der übermäßigen Blum der [567] (übermässige
Blum der weiber.) Weiber / deßgleichen würckung hat auch der Samen /
dessen ein halb quintlein in einem lind-gesottenen Ey eingenommen.
(Versehrung der Lungen / leber / Miltz / mutter / sc.
innerliche Wunden.) Der Wegrich wird auch nutzlich zu allen
versehrungen der Lungen / Leber / Miltz / Mutter / sc. gebraucht / denn er eine
sonderliche Krafft hat / innerliche Wunden zu heilen.
Es wird dieses Kraut insonderheit wider die rothe Ruhr gerühmt / daher man gleich
im anfang einem Krancken von 30. oder 40. (Rothe
Ruhr.) Jahren dieses Laxier-träncklein / morgens nüchteren eingeben solle.
Nim rein gestoßne Rhabarbara ein quintlein / Rosen-syrup zwey loth /
Wegrich-wasser vier loth / darauff soll der Krancke biß mittagzeit fasten /
alßdenn muß man ihme ein quintlein Wegrich-samen zerstossen / in einer brühen /
darinnen Wegrichkraut gekocht ist / drey morgen nach einander nüchteren
eingeben.
(Böse / faule alte flies sende und um sich fressende
Schäden. Kröpff. Stellung der Milch in den brüsten.) Die blätter des
Wegrichs übergelegt / sind dienlich zu allen bösen / faulen / alten /
fliessenden und um sich fressenden Schäden.
Etliche hencken die Wegrich-wurtzel an den Halß / soll die Kröpff vertreiben.
Wenn ein Weib die Milch in den Brüsten stellen wil / die soll ihre Wärtzlein mit
Wasser-Wegrichsafft bestreichen.
Die Wurtzel von Wegrich gesotten / und mit dem Wasser den Mund außgespühlet /
(Zahnweh.) stillet das Zahnweh.
(Mundgeschwär / Fisteln. Bluten der Wunden / gebrante
Glieder.) Der Wegrichsafft säubert die Mundgeschwär / und wird mit
grossem nutz in die Fisteln gegossen.
Wegrich gestossen und mit Eyerweiß aufgelegt / stillet das bluten der Wunden /
deßgleichen heilet es auch die gebranten Glieder.
Destilliert Wegrich-wasser alle morgen (Drey oder
viertägicht fieber Gelb- und Wassersucht / Nasenbluten / Wunden /
Geschwär.) und abend auff 6. biß acht loth getruncken / und viel tag damit
fortgefahren / heilet nicht nur alle drey- und vier-tägige Fieber / sondern
reiniget auch das Geblüt / vertreibt die Gelbsucht / Wassersucht / bewahret vor
dem Nasenbluten / und heilet Wunden und Schäden.
(Maltzey / Flechten / Fistel / krebs / Carbunckel /
wolff / sc.) Alle fliessende Schäden der Maltzey und Flechten /
deßgleichen andere Schäden / als Fistel / Krebs / Carbunckel / Wolff / sc.
heilet das Wegrichsafft / Kraut und Wasser / stäts damit gesäubert und
übergelegt; auch das wasser inwendig davon täglich getruncken.
(Geschwulst der Füssen von vielem gehen oder
müdigkeit.) So jemanden die Füß von vielem gehen oder Müdigkeit
geschwollen / der nehme Wegrich und Essig / zerstoß mit einander / und leg es
über die geschwulst.
So ein Pferd rech geritten ist / soll man (Rech geritten
pferd.) ihm Wegrich-blätter samt der Wurtzel in dem Futter zu essen
geben.
Von dem Wegrich wird ein sehr nutzliches wasser gebrant. Man nimt den frischen
Wegrich / so er grün und vollkommen ist / zerhackt ihn klein / und ziehet das
wasser davon ab. Nach dem bericht Nicolai Agerii, in dem 1. Theil seiner
Teutschen Apotheck im (Grosse hitz im Leib.) 61.
cap. ist dieses wasser eine sonderliche kräftige kühlung / in aller
unnatürlicher hitz / innerhalb (Hitzige geschwulst /
Wunden / Schäden / Brand / brennende Blattern / blutspeyen Leberflüß /
blutharne̅. Nasenbluten / rothe Ruhr / bauchflüß / Bräune
/ Hitz und Fäule des Munds / Halß-geschwär / luckes Zahnfleisch / hitzige
Geschwulft der augen. In̅erliche versch ung sonderlich der
Niere̅ und blasen überflüssige Reinigung der Weiber / Würm
der Kindern. Abgefallen Zäpfflein / Schwindsucht.) und ausserhalb des
Leibs / getruncken jedesmahl auff drey oder 4. loth / und äusserlich mit Tüchern
übergelegt / alle hitzige Geschwulst / Wunden und schäden zu kühlen und tröcknen
/ auch den Brand und alle brennende Blatern zu löschen. Innerlich gebraucht /
ist es dienlich für das Blutspeyen / Leberfluß / Blutharnen. Tücher in
Wegrichwasser und starckem Essig genetzt / und über den Nacken und Gemächte
geschlagen / stillet das Nasenbluten. Getruncken / ist es dienlich wider die
rothe Ruhr und Bauchflüß. Es wird auch nutzlich zu den Gurgelwassern gebraucht /
daher den Mund damit außgespühlet / benimt die Bräune / alle hitz und fäule des
Munds / vertreibt auch die geschwulst der anfahenden sorglichen Halß-geschwären
/ und befestiget das Zahnfleisch. Wegrichwasser wird auch äusserlich under die
Augen-artzneyen gebraucht / für die hitzige geschwulst derselbigen. Getruncken /
dienet wol aller innerlichen Versehrung / sonderlich der Nieren und Blasen /
stellet die überflüssige Reinigung der Weiber / und treibet den jungen kindern
die würm auß dem Leib. Welchem das Zäpflein herab gefallen ist / der soll
Wegrichwasser im Mund halten und mit gurgeln. Dieses wasser ist auch denen gut /
welche sich vor der Schwindsucht beförchten.
Auß dem Wegrichsafft wird in den Apothecken ein Syrup zubereitet / welcher
sonderlich wider das Blutspeyen / rothe Ruhr / (Blutspeye̅ rothe ruhr durchbruch Leber fluß /
blutharne̅ innerliche versehrung übermässiger fluß de???
weiblichen Blum.) Durchbrüch / Leberflüß / Blutharnen / innerliche
versehrung und übermässigen Fluß der weiblichen Blum dienlich ist / davon nach
belieben ein paar Löffel voll können genommen werden.
Was die krafft des schmalen oder spitzigen Wegrichs belanget / ist er zu allen
Gebresten / innerlich und äusserlich zugebrauchen / wie der grosse oder breite
Wegrich: Derohalben was von diesem geschrieben / muß auch von jenem verstanden
werden.
Adamus Lonicerus in dem 2. Theil von (Geschwär bey den
augen und der nasen.) Kräutern im 150. cap. schreibet / das spitzige
Wegrichwasser seye gut für die Geschwär bey den Augen und der Nasen / damit des
Tags zweymahl gewaschen.
CAPUT XLIII.
Wassermerck. Sium.
Namen.
WAssermerck heißt Griechisch / [Greek words],
Lateinisch / Sium, Sion, Laver, Anagallis aquatica, Sium odoratum, Apium
aquaticum minus, Apium fontanum, Pastinaca aquatica. Italiänisch / Gorgolestro,
Sio, Apio paludoso, und zu Rom / Ranella. Frantzösisch / Berle. Spanisch /
Rabacas, Pereget de aqua. Englisch / great Water-parsnep. Niderländisch /
Water-eppe. Ferners wird er in Hochteutscher Sprach genent / Brunnen-peterlein /
Wasser-peterlein / Wasser-morellen und Wasser-eppich.
Gestalt.
Wassermerck / Sium s. Apium palustre foliis oblongis, C. B. Sium umbelliferum, J.
B. hat eine schwache und nicht sehr zasichte wurtzel / breite blätter / die
vergleichen sich den blättern des grossen Eppichs / allein sind sie kleiner und
fetter / durchzogen mit vielen äder [568] lein /
Wassermerck. Sium.
Ander Wassermerck. Sium alterum. Matth.
zerkerbt an dem umbkeiß / und riechen wol. Die stengel werden fast einer elen
lang / sind rund und inwendig hol / mit Nebenzweiglein / die bringen am oberen
theil in dem Brachmonat schöne / gekrönte / weisse Blümlein: wenn diese abfallen
/ so folget der Samen / welcher / so er zeitig wird / sich etlicher massen dem
Aniß-samen vergleichet / ist doch runder und scheiblichter / eines lieblichen
Geruchs / wie der Coriander / an dem geschmack hannig und räß. Dieses gewächs
findet man in Teutschland häuffig / in den Brunnen-flüssen und frischen
fliessenden bächlein / under und mit den Bachbungen / wachsen.
Es ist allhier noch ein Kräutlein abgemahlet / welches Camerarius Sium alterum,
den anderen Wassermerck genennet / es wächßt viel an den Bächlein und feuchten
orten / sonderlich aber in den Wäldern / allda er es am meisten gefunden hat: Es
bringt zarte stengel / breite blätter / wie Brunnkressen / aber sie sind dünner
und zarter / der samen ligt in kleinen Hörnlein verschlossen.
Eigenschafft.
Wassermerck ist einer warmen Natur / wie der Geruch und Geschmack außweiset. Er
zeitiget / öffnet und treibet / führet viel flüchtiges / balsamisches /
alkalisches saltz / in häuffigem safft bey sich / und hat dannenher schöne
kräfften das Scharbockische scharffe gesaltzene geblüt zu versüssen und zu
reinigen / den Magen / Leber / und die Mutter zu stärcken / die verstopffungen
der innerlichen theilen / von zähem schleim / zu eröffnen / durch den Harn und
Schweiß zu treiben; den Athem zu erleichteren / und den Husten zu stillen.
Gebrauch.
Wassermerck / so er noch zart und jung (Stein /
versteckte Frawenzeit / zuruck bleibende Geburt und bündlein. Bauchwürme /
Mißfarb / Wassersucht. Schleim oder stein in den nieren oder Blasen.)
ist / brauchet man in der Küchen / machet insonderheit zu Rom Salat darauß / wie
auch mit andern Kräutern grüne Mäyen-müser und gute Kräuter-suppen / solche
treiben den Harn / die Frawen-zeit / den Stein / die Geburt und Bürdlein: sind
gut wider die Bauchwürm / Mißfarb / und neigung zu der Wassersucht.
Der Samen des Wassermercks zu pulver gestossen / und ein quintlein schwer mit
weissem Wein eingenommen / treibet den Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und
Blasen / von dem Schleim und Stein.
Wassermerck wird äusserlich zu den Mutter- und Lenden-bädern nutzlich gebrauchet.
(Gerunnen Milch der Weibern in den brüsten. Allerley
geschwulst und Raud der Pferd.) Wassermerck zertheilet die gerunnene
Milch der Weibern in den Brüsten / zerstossen und übergelegt.
Die Roßärtzt sieden die blätter mit Saltz oder Salpeter / brauchen es zu allerley
Geschwulst und Raud der Pferden.
Das destillierte Wassermerck-wasser / auf 4. oder 5. loth getruncken / treibet
den Harn / (Stein / wassersucht verstopfte Leber / und
monatliche reinigung der Weiber.) führet auß den Stein / dienet wider
die Wassersucht / eröffnet die Leber / und befürderet die monatliche Reinigung
der Weiber.
Der Safft von dem Wassermerck / ist ein herrlich Reinigungs-mittel / in unreinen
geschwären und Wunden / mit Rosen-honig vermischt / daher kan man auß
demselbigen (Vnreine Geschwär oder wunden.) ein
nutzliches Mundificativ-sälblein auff nachfolgende weiß machen: Nim
Wassermercksafft anderthalb loth / Rosen-honig drey loth / Gerstenmehl drey
quintlein / Terbentin ein halb loth / mische alles wol durch einander zu einem
sälblein.
Es ist aber allhier noch dieses anzuzeigen / daß der Wassermerck dem Gesicht
schädlich seye / das Haupt beschwere / die Männer unfruchtbar mache / den
Säugenden die milch verstelle / und den Kindern die fallende sucht verursache.
Soll deßhalben nach der Vermahnung des weitberühmten Hr. Melchioris [569] Sebizii, in seinen teutschen
Anmerckungen / zu Hr. Tragi Kräuter-buch in dem 1. Theil / im 155. cap. behutsam
gebraucht werden.
CAPUT XLIV.
Krähenfuß. Coronopus.
Namen.
KRähenfuß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Coronopus, Coronopodium, Pes cornicis, Dactylus, Pes milvinus,
Galli crus, Pes corvi, Cervi cornu, Sanguinaria, Gramen cervinum, Stella maris,
Herba stella, Capriola. Italiänisch / Coronopo domestico, Herba stella, Corno
cervino. Frantzösisch / Dent du chien, Sanguinaire Herbe, Capriole. Spanisch /
Guia bella, Yerva estrella. Englisch / Crowesfoot / Buckeshorn. Niderländisch /
Crayenvoed / Ravenvoed / Hertshoornecruyt / Gravinne / Gravinnetruyt. In
Hochteutscher Sprach wird er ferners genant Rappenfuß / Hirtzhorn und Hirtzgraß.
Gestalt.
Der gemeine Krähenfuß / Coronopus hortensis. C. B. Coronopus s. Cornu cervinum
vulgo spicâ Plantagineâ, J. B. hat eine dünne weisse / schlechte / zasichte
wurtzel. Die blätter sind schmal und lang / auch gewinnet ein jedes blat etliche
neben-zincklein / den Vogels-flawen oder Hirschhörnern ähnlich / von farben
schwartzgrün / die legen sich sternweiß zurings umb die Erd / darzwischen
schiessen herfür schmale / runde und härige stengel / oben mit ähren / blüth und
samen / wie am Wegrich: die blätter haben auch einen solchen geschmack / also
daß ihne Matthiolus und Dodonaeus für ein Geschlecht des Wegrichs achtet. Er
wächßt in Italien / und andern orten für sich selbst / neben den wegen / wird
aber heutiges Tages in den Gärten zum Salat gezielet. Er kom̅et
herfür frewdig und lustig / gar gern vom samen / und bald in einem jeden Grund /
er seye gebawet oder nicht / denn er keines besondern Baws oder wartens bedarff.
So man aber schönen und dicken Krähenfuß haben wil / so muß man das kraut offt
abschneiden / damit es nicht übersich in die höhe wachse.
Eigenschafft.
Krähenfuß ist kalt und trocken / hat ein miltes / nitrosisches saltz / mit einem
gelindschleimigen safft bey sich / hiemit die krafft allen febrilischen jast des
Geblüts zu hem̅en / gelind zusammen zu ziehen.
Gebrauch.
(Wassersucht / grieß / lendenstein / bauchflüß /
mutterflüß blutspeyen Pest.) Krähenfuß wird in Italien / Franckreich /
Engelland und Teutschland under die Salät vermischt / und wie andere Kräuter
gekocht / dienet also wider die Wassersucht / Grieß / Lendenstein / Bauchflüß /
Mutterflüß / Blutspeyen / und zu verhütung der Pest.
Destilliertes Krähenfuß-wasser / morgens und Abends 5. oder 6. loth getruncken /
ist zu vorerzehlten Gebrechen auch nutzlich.
Wilder Krähenfuß. Coronopus. sylvestris.
Namen.
WIlder Krähenfuß heißt Lateinisch / Coronopus sylvestris, Canaria, Sanguinaria,
Serpentina, Gramen serpentinum. Italiänisch / Coronopo salvatico, Serpentina,
Herba stella salvatica. Frantzösisch / Capriole sauvage. Spanisch / Yerva
estrella montesina. Englisch / Homelij buckeshorne. Niderländisch / Wilde
hertshoorne. In teut [570] scher
Sprache wird es auch genennt / wild Hirschhorn / Schlangen-zwang / un̅Schlangen-graß.
Gestalt.
Dieses Kraut nennet Matthiolus wilden Krähenfuß / dieweilen es dem Krähenfuß
gleichet / mit blumen / ähren / samen / wurtzel und blättern / außgenommen / daß
die blätter schmäler / dünner / und mit kleinern zincklein gespalten sind.
Schlangen-zwang oder Serpentinam heissen es die Einwohner im Friaul / und umb
die Statt Göritz / da es am meisten von sich selbst wächßt auff magerem
Erdreich.
Eigenschafft.
Der wilde Krähenfuß ist einer mittelmässigen wärme / die sich doch mehr zu kühlen
als zu wärmen neiget.
Gebrauch.
(Stich oder Biß der Schlangen.) Es wird dieses
Kraut insonderheit wider die gifftige stich oder biß der Schlangen gelobet /
damit underschiedlichen Menschen / so von diesem Ungezieffer verleßt worden /
und ein halb loth der wurtzel zerstossen / in weissem Wein eingenom̅en haben / geschwinde hülff wider fahren / wie solches Matthiolus selber
gesehen hat.
(Grosser Zahnweh.) Manpfleget auch dieses Kraut in
weissem Wein zu sieden / und die brühe wider das grosse Zahnweh in dem Mund zu
halten.
Schlangen-zwang. Holosteum.
Der Schlangen-zwang / Holosteum hirsutum albicans majus, C. B. Salmanticense,
Clus. hat eine holtzichte / dicke / lange / schwartzlichte wurtzel / auß
derselben kommen blätter / wie am Flöhkraut / sind doch breiter / weisser und
haarichter. Die Blümlein wachßen auff glatten stielen / darauß wird kleiner
samen. Man findet es an dürren und ungebawten orten / umb Salmantica und
Valentia / in Hispanien / wie auch bey Montpelier in Frankreich.
CAPUT XLV.
Kleine Kornblum. Cyanus minor.
Namen.
DIe Kornblum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cyanus, Flos frumenti, Baptisecula, Blaptisecula, Hermines, Alysus,
Flos Zachariae. Italiänisch / Fiore campestre, Fiore di fromento, Ciano.
Frantzösisch / Bleüet, Blaveole, Aubifoin. Spanisch / Coronillo. Englisch /
Blewbottle. Dänisch / Korn-blommer / Blaaurter / Baadsmoendhuer / Blaakorn /
Blaaboild. Holländisch / Carenbloeme. Ferners wird sie in Hochteutscher Sprach
genent / Kornblum / Rocken-blum / und Zacharias-blum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die kleine Kornblum / Cyanus segetum, C. B. Cyanus minor vulgaris, Lob. Hat
lange / bartichte / weißlichte blätter / welche länger und schmäler / als im
Krähenfuß sind. Sie hat viel rauche stengel / zweyer elen hoch / mit kleinen
blätteren beseßt / oben am gipffel stehen liechtblaue / und sonst fast von
allerley farben gezierte blumen / an der Gestalt den Kräntz-nägelein gleich. Die
Wurtzel ist eintzig und zasicht. Sie wächßt hin und wider in dem Geträide / mit
weissen blumen wird sie allhier bey Hüningen gefunden.
2. Die groffe Kornblum / Cyanus major, Lob. montanus latifolius, s. Verbasculum
Cyanoides, C. B. Hat breitere / längere / rauchere / weissere / gantze und
unzertheilte blätter. Die stengel sind steiffer weisser / doch kürtzer. Die
blumen erscheinen viel grösser und weiter / und obwohlen sie ohn allen Geruch
sind / so machen doch wegen der schönen
|| [571]
Grosse Kornblum. Cyanus major.
Gefüllte Kornblum. Cyanus flore pleno.
blauen / purpur-braunen oder weissen farbe / die Baurs-mägdlein im Sommer kräntze
darauß. Diese findet man mehr auff den bergen alß auff den felderen. Sie wächßt
auf dem Solothurnischen Berg Wasserfall. Dergleichen art kommet auch im Waßgau /
West-Ost- und Schwartzwald / Idar- und Spessart herfür / man nennet sie
Waldkornblum / wird in Franckreich und Niderland als ein frembd gewächs in den
Lustgärten gepflantzet / allda es mit einfachen und gefüllten blumen anzutreffen
ist.
3. Gefüllte Kornblumen / welche man in den gärten ziehlet / Cyanus hortensis
flore pleno, C. B. Diese ist von vielerley farben.
4. Gefüllte nach Bisam riechende Kornblum / oder Bisemblum / Cyanus flore pleno,
odore Zibethi; vel Cyan. Orientalis, aut Indicus, aut Turcicus odoratissimus.
Deren blum entweder gantz weiß / oder gantz purpurfarb / oder weiß mit einem
purpurgrunde.
Die Außsaat aller Kornblumen soll im Frühling um das volle Liecht geschehen.
Eigenschafft.
Die Kornblumen sind kalter und trockner Natur im anderen grad; haben ein
durchtringendes / alkalisches saltz neben etwas schwefelichten milten theilen
bey sich / und daher die Eigenschafft zu erdünneren / durch den harn starck zu
treiben / und die Mutter-verstopffung zu eröffnen.
Gebrauch.
(Gelbsucht / versetzung des Harns.) Eine handvoll
Kornblumen im Bier mit Butter gekocht und getruncken / wird in Sachsen wider die
Gelbsucht und die Versetzung des Harns gebraucht.
(Auffsteigen der Mutter.) Die Weiber in Italien
brauchen den Rauch von den Kornblumen / wider das auffsteigen der Mutter.
(Mundgeschwär.) Der Safft der grossen Kornblumen
heilet die Mund-geschwär / so man sie damit anfeuchtet.
(Brüche im Leib.) Der gemeine Mann brauchet die
Waldkornblumen für die innerliche Brüche im Leib / er siedet die Wurtzel / Kraut
und Blumen in weissem Wein / und trincket davon / (Fall- und wundträncker zu machen.) oder stosset sie zu pulver / und
nimmet ein messerspitz voll in weissem Wein täglich. Die Balbierer können sie zu
ihren Fall- und Wund-tränckeren auch nutzlich gebrauchen.
Die blauen Kornblumen in Wasser oder weissen gutem Wein gesotten / und offt davon
(Harnsversetzung verlohrene monatzeit.)
getruncken / treibet nicht nur starck den Harn / sonderen bringet und befürderet
auch den Weiberen ihre verlohrene Monatzeit. Man kan auch nach belieben dit
Ringelblumen damit zugleich sieden.
(Rothe flüssige Augen / hitzige Augengebrechen.)
Das destillierte Kornblumen-wasser ist sehr gut / zu den rothen flüssigen Augen
/ und anderen derselbigen hitzigen Gebrechen / des tags etlich mal ein paar
Tropffen in die (Hitziges rothes angesicht.)
Augen gethan. Es dienet auch zu dem rothen hitzigen Angesicht / solches damit
abgewaschen / machet eine schöne glatte Haut. Adamus Lonicerus in dem 2. theil
von Kräuteren (Fisteln.) an dem 231. Cap.
schreibt: Dieses Wasser seye auch gut zu den Fisteln / sie damit des tags
zweymal gewaschen / tüchlein (Krebs.) darein
genetzt und übergelegt: Auch also genutz / heile es den Krebs.
Mit diesem destillierten Wasser wird ein (Gefährliches
zahnen der jungen Kindern.) Safft auß einem zerstossenen Krebs
gedruckt / mit welchem man den Kinderen / welche an dem zahnen gefährlich kranck
sind / das Zahnfleisch anreibet.
|| [572]
CAPUT XLVI.
Schwartze Flockenblum.
Namen.
FLockenblum / heißt Lateinisch / Jacea. Italiänisch / Jacea. Englisch / Knap
weed. Dänisch / Stor-knap-urt.
Gestalt.
Die schwartze Flockenblum / Jacea nigra & pratensis latifolia, C. B.
nigra vulgaris capitata squammosa, J. B. Hat eine holtzichte / zimlich dicke /
zaßlichte / mit widrigem zusammen ziehendem geschmack begabte Wurtzel. Die
blätter sind lang / etwas eingeschnitten / schwartzgrün / und wollhaarig. Auß
einer Wurtzel komt bißweilen nur ein / bißweilen mehr rauche / haarige /
gestriemte / steiffe / und runde stengel; welche oben auch in schößlein
getheilet werden / darauff grosse / schuppicht schwartzlichte köpfflein
erscheinen / darauß die purpurfarben blümlein / mit vielen schmalen blättlein
herfürwachsen / und kleinen / äschgrau-schwartzlichten samen nach sich bringen.
Blühet mitten im Sommer / und wächßt bey uns hin und wider auff den
Frucht-äckeren.
Johannes Rajus beschreibet neben disem geschlecht annoch etlich und vier zig
sonderbahre gattungen der Flockenblum / welche samtlich hieher zu setzen unserem
absehen gantz entgegen / in dem wir mehrers dahin getrachtet die zur Artzney
brauchbahren und nutzlichen Kräuter denen Liebhaberen vorzustellen / alß aber
eine gantz vollkommene beschreibung aller Kräutern außzuführen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Flockblume wärmt / tröcknet und ziehet etwas zusammen / hat etwas grobe /
alkalische / ölichte saltztheile mit vielen irrdischen vermischet / bey sich;
wird daher under die Wundkräuter nicht unbillich gezehlet / und von vielen
erfahrenen Artzten zu den Wundtränckeren gezogen.
CAPUT XLVII.
Vnderschiedliche Geschlecht der Kürbsen. Varia genera Cucurbitarum.
Namen.
KÜrbs oder Kürbis heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Cucurbita. Italiänisch / Zucca. Frantzösisch /
Courge. Spanisch / Calabaza. Englisch / Gourd. Dänisch / Groeßeble / Groeß-kar.
Niderländisch / Cauwoorde.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht ist die grosse / breite und gemeine Kürbs / Cucurbita
major sessilis, flore albo, C. B. latior folio molli, flore albo, J. B. Welche
sich mit ihren reben oder fäden / an die Bäum / Kräuter / und was sie ergreiffen
kan / anhängen thut / auch daran übersich steiget / sonsten / dieweil der
stengel gantz schwach ist / kriecht sie auff der Erden / und breitet sich sehr
weit auß. Die blätter vergleichen sich dem Epheu / allein daß sie groß / breit
und weißlicht sind. Ihre blumen erscheinen weiß / jedoch anfänglich etwas
braunlicht: dieser sind zweyerley / die ersten kommen gantz wollicht herfür alß
weisse Rößlein / auch bringet jede blum fünff oder sechs blätter / so am dritten
Tag ohne alle Frucht abfallen / die anderen blumen sind kleiner / aber hinder
jeder erzeiget sich die Frucht / wie ein kleine wilde Holtzbirn: wenn die blumen
verwelcken / nimmet die [573] Frucht
augenscheinlich zu / welche erstlich grün / darnach bleich-gelb oder leibfarb
wird. Der breite und dünne samen ligt in der Kürbs. Die Wurtzel ist lang mit
vielen angewachsenen zäserlein. Sie wächßt gern an feuchten und wasserigen orten
/ daher wo sie dieselbigen nicht haben kann / muß man sie stets mit Wasser
begiessen / sonsten sie nicht auff kommet. Man säet sie im Aprillen / alsdenn
blühet sie im Brachmonat. Diese Kürbs wächßt in underschiedlicher grösse / und
änderet sich an der farb / denn etliche ist grün / die andere gelb / weiß oder
geflecket / bißweilen wird sie mit furchen gezeichnet / und zu zeiten sehr
auffgeloffen.
Indianische Kürbs. Cucurbita Indica.
2. Die grosse Indianische Kürbs / Cucurbita Indica major. Hat mancherley
underscheid an der grösse / gestalt und farben / sie vergleicht sich
gemeiniglich den grossen oder kleinen Melonen. Ihre blätter sind grösser als der
einheimischen / scharff / rauch und dem Weinreben-laub ähnlich. Die reben
scheinen dicker / stärcker / schärffer und raucher zu seyn / welche gar grosse
goldgelbe blumen herfür bringen / so fast wie die Gilgen zertheilet sind. Der
same ist so groß alß ein Mandelen / breit / weiß / und eines süssen lieblichen
geschmacks. Man kan sie über den gantzen Winter in warmen orten behalten / damit
sie nicht von der frost beschädiget werden. Bißweilen kommet sie in solcher
grösse herfür / daß man sie mit beyden ärmen kaum umjassen kan. In der Insul St.
Laurentij wachsen sie in grosser menge / geben einen angenchmeren geschmack alß
die unserigen von sich / und sind an der farb bißweilen roth und zu zeiten gelb
oder weiß. Josephus à Costâ lib. 4. Histor. Ind. cap. 9. berichtet / daß man
diese Kürbsen in der Indischen Landschafft Chile entzwey schneide / und trucken
lasse werden / hernach höle man sie auß / und mache schöne Gefäß darvon / darein
man alles legen könne / so zu einer Mahlzeit dienlich ist. Von den kleinen
Kürbsen bereitet man auch Trinckgeschirr oder Schalen / welche die Einwohner
zierlich wissen zu schneiden. Ein sonderliche West-Indische Kürbs beschreibet
Guilielmus Piso, lib. 4. Histor. natur. & medic. cap. 67. die mit ihrem
Stengel / oder vielmehr rancken die Bäume und Mauren hinauff klättert. Anfangs
schickt sie zwey blätter voran / welche gegen einander gesetzt sind / auß deren
mitte gehet hernach ein gestriemter reisiger stengel herfür / der erstlich rauch
/ bald darauff / an der Erden herumb schleicht / oder sich nach der Kürbsen
weise mit den bäumen verzencket. Die übrige nachfolgende blätter sitzen bald hie
bald da / wie an den Cucummeren / jedes hafftet an einem langen stiel / ist
undenwerts rauch und weißlicht / oberwerts grün und glatt. Neben dem blalt-stiel
erscheint ein lange gabel wie an den Weinreben / womit der stengel sich den
nächsten Bäumen anhengt. Zwischen den blätteren wachsen die Blumen auff ihren
besonderen stielen / und zwar anfänglich in einer kegelnfigur / biß sie mit der
zeit sich ergrösseren / dicker und bleichgelb / außwendig aber mit grünen
striemen bestrichen werden. Die Frucht ist offt 20. finger lang / hat ein glatte
rinden wie ein Pfebe / und zieht sich ihre farb auß dem rothen ins braune. Das
fleisch tritt der gelben farb näher / riecht süß-saurlicht wie wilde holtzbirn /
und schmäcket nicht zum besten / daher mans kaum anderst als gebraten essen kan:
darinnen befinden sich sehr viel Kürbiß-gleiche kernen / ohn allein daß sie
außwendig mit schwartz-braunen düpflein besprengt sind. Diese Frucht liebet man
wegen ihres angenehmen träfftigen geruchs / welchen auch die Kleider von ihr
anziehen / so man sie ein paar Monat dabey ligen läßt / insonderheit aber auch
darumb / dieweilen das marck oder der safft sehr kühlet / derohalben es die
Wilden in den Fieberen gebrauchen.
3. Die Flaschen-kürbs / Cucurbita lagenaria, bekomt ein weiches blatt und ein
weisse Blum. Die Frucht ist gemeiniglich einer Flaschen ähnlich / zu zeiten wird
sie großbäuchig ohne halß. Die Brasilianische Flaschen-kürbs ist mit jhren
blätteren der gemeinen ähnlich / trägt eine grosse fünffblättige weisse Blum /
mit kurtzen gelben faseren in der mitte / bringt einen blossen und an beyden
enden gleichsam zwey-gehörnten samen / hat ein harte Rinden aber süßchmäckendes
marck / welches von den Brasilianeren und Europaeren / alß ein nehrende Artzney
auffgehoben wird / denn es nicht allein kühlet / sonderen auch nehret. Sie
würtzen es mit Zucker ein / und stellens auf für Confect.
4. Die lange Kürbsen / Cucurbita oblonga, folio molli, flore albo, C. B. haben
auch ein lindes blatt und weisse Blum / ihre Frucht ist lang / und bißweilen
krum̅ wie ein schlang / öffters wachsen sie Sichel-krum /
etliche aber [574] bekommen nur ein wider
zuruck gebogenen halß: andere schiessen gerad auff / und werden zwey oder drey
elen lang.
5. Die runden Köpff-kürbsen / werden also genant / dieweilen sie sich einem Kopf
veragleichen / Cucurbita capitata, C. B.
Welche Kürbsen man behalten wil / die lässet man auff ihren Reben biß zu dem
Herbst hangen / alßdenn schneidet man sie ab / stellet sie an die Sonnen / oder
in einen Bachofen / nach dem das Brot außgenommen ist / lässet sie darinnen /
biß sie wol trocken / darnach thut man den samen auß / reibet ihn mit saltz /
daß der übrige schleim und feuchtigkeit darvon komme / und leget sie an ein
trockene statt / den von der feuchte verdirbt der same.
So man will / daß die Kürbsen groß auffwachsen / soll man die mittelsten kernen
auß den Flaschen nehmen / und in der Pflantzung die spitzen under sich kehren.
Etliche beitzen den samen zuvor in süsser Milch oder Zucker-wasser / so wachsen
die Kürbsen eher / und werden süsser.
Castor Durantes schreibet in seinem Kräuterbuch / pag. 293. so man den samen in
Sesamöl beitzet / und folgends setzt / sollen Kürbsen ohne samen wachsen.
Eigenschafft.
Die Kürbis haben viel wässerigen / etwas nitrosischen saffis / bey sich / kühlen
also und feuchten sehr / geben sehr schlechte Nahrung / und geringe Artzney. Der
samen aber hat in seinen nitrosischen saltztheilen auch ein wässerichtes öl /
und dadurch die Eigenschafft / theils zu kühlen / theils auch die scharffen
feuchtigkeiten deß Geblüts zu versüssen / durch den Harn zu treiben / und
gelinden schlaff zu bringen.
Gebrauch.
Auß den Kürbsen-kernen mit Pappel- und Erdbeer-wasser ein Milch gemacht / und
davon offt getruncken / löschet alle Febrilische hitz / stillet den schmertzen
der Nieren und Lenden / vertreibet das brennen deß Harns / und bringet gelinden
schlaff.
Weilen die Kürbsen den Magen hefftig erkühlen / und zugleich ein wässerig geblüt
verursachen / werden sie zu der Kost unnützlich gebrauchet / ist eine Speiß für
starcke Bawrsleut.
(Aberfluß der milch der Säugam̅en.)
Die Kürbsen-blätter auff die Weiberbrüst gelegt / sollen die Milch minderen.
Die gebrante Aschen von der Kürbisrinde (Geschwär und
Löcher am mannlichen Gemächt / Brand.) / heylet die Geschwär und
Löcher / so am männlichen Gemächt sich erzeigen / ist auch gut für den Brand.
Das öl / so mit Kürbis-blumen vermischt / und eine weil an die Sonne gesetzet
wird / (Hitze der Nieren.) stillet die hitze der
Nieren.
(Mucken und ander dergleichë ungezieffer zu
vertreiben.) Der Rauch von den angezündeten dürzen Kürbsen / treibet alle
Mucken und ander dergleichen Vngezieffer auß den Gemachen hinweg.
Das destillierte Wasser von unzeitigen (Schmerzë vom
heissë Podagra / hitzige Geschwulst.) Kürbsen kan man äusserlich
gebrauchen / leinen tüchlein darinn netzen / und lawlicht überlegen / zu den
schmertzlichen heissen Gliederen / vom Podagra und allen hitzigen Geschwulsten.
(Grosse sieber - hitz.) Innerlich gebraucht
und davon etliche loth getruncken / löschet die grosse hitz der Fiebern
wunderbarlich.
CAPUT XLVIII.
Passions - blum. Granadilla.
Namen.
PAssions-blume heißt Lateinisch / Granadilla, Murucuja, Flos passionis, Maracoc,
s. Clematis Virginiana, Park. Clematis trifolia flore roseo clavato, C. B.
Geschlecht und Gestalt.
Dieses alhier abgebildete Geschlecht der Passions - blume hat eine daurhaffte /
kriechende / knodichte / leicht zerbrüchliche / zaßlichte / bleich-weisse /
süßlichte wurtzel; darauß viel dünne / lange / röchlicht - grüne / und bey dem
ursprung der blätteren mit gäbelein bekleidete schößlein auffwachsen; mit
bemelten gäbelein hängen sie sich gern an die nächst gelegenen Gewächs / Stauden
/ oder Bäum / und winden sich daran in die höhe. Wenn die schößlein etwan die
Erden gewinnen / so wurtzlen sie gleich ein / und vermehren also das Gewächs.
Die blätter haben tieffe einschnitt / sind 4. biß 6. zoll lang / auch so breit /
glatt / mit aderen durchzogen / bißweilen klein zerkerfft / schön grün / eines
scharffen geruchs und geschmacks. Zwischen jeden flügeln der Blumen kommen durch
den gantzen Sommer / schöne / grosse / honigfarbe / mit allerhand lieblichen
anderen farben gestriemte Blumen / welche mit vielen / purpur-fleckichten
fäserlein und fäden bekleidet; zwischen diesen sehr vielen / langen und kurtzen
fäden / steigt ein bleich-grüner / runder / dicklichter stiel gleich einer saul
/ auß [575] mitte der Blumen zoll-lang gerad
über sich / und hat ein bleich-grünes köpflein oben auf sitzen; zertheilt sich
aber dabey in etliche gelblichte nebenstiel / oder nägel / welche gleichsam ein
gestirnte Cron praesentiren / oder sich vier nägeln / und vier hämmern
vergleichen. Die Blumen thun sich Morgens auff / bleiben den tag durch offen /
des nachts aber schliessen sie sich wider / und thun sich hernach nimmer auff /
sondern verwelcken und verderben. Auff dem blättlein dieser Blumen finden sich
umb und umb linien / einer außgebreiteten Geisel gleich. Hat also den name
Passion-blum bekommen / weilen in deroselben viel sachen angemercket worden /
welche sich denen bey der Creutzigung unserz Heilands gebrauchten instrumenten
vergleichen. Nach den Blumen folgt eine den Granatäpffeln nicht unähnliche
Frucht / rund / äschgraw / in drey höle abgetheilet / in welchen auch saurlichte
/ weisse / durchsichtige / und weiche kernen / mit in sich habendem samen
stecken.
Weilen bey uns dieß Gewächs nicht zur Frucht kommet / viel weniger der Samen
reiff wird / so ist der geschwindeste weg / daß man einige stöcklein anschaffe /
dieselbe in gute Erde auff gefässe / etwan drey zoll tieff pflantze / ihnen Sonn
und Wässerung nicht manglen lasse / auch stäbe / daran sich das Kraut auffwinden
kan / dabey stecke. Wennes zur blüth kommet / so thun sich die understen Blumen
allezeit zu erst auff / und wenn die abfallen / öffnen sich die nächsten / also
fortfahrende / biß auff den gipffel. Nach dem die Blüth nun gantz vorbey / so
schneidet man das kraut und die steigel hinweg / damit die wurtzel in der Erden
sich erholen / stärcken und vermehren möge. Gegen dem Winter setzet man sie bey
/ haltet sie nicht sehr feucht / und auff den Frühling / wofern die wurtzel sich
mercklich vermehret hätte / kan man sie außnehmen / zerreissen / und also newe
stöcklein machen.
Man hat anjetzo noch andere Arten dieses Gewächs / in welchen die Blumen / grün
mit braun vermenget / purpurfarb und grün / blaw-gnün-purpurfarb / rothgrün /
weißgrün / endlich auch gelb erscheinen.
CAPUT XLIX.
Gemeine Cucumeren. Cucumeres vulgares.
Lange Cucumeren. Cucumeres flexuosi.
Namen.
GUrcken oder Cucumern heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Cucumis, Cucumer. Italiänisch / Cocumero,
Cocomero. Frantzösisch / Concombre. Spanisch / Cogombro, Cohombro. Englisch /
Cucumber. Dänisch / Augurcker / Maagroeß-eble. Niderländisch / Kouckcommer.
Geschlecht und Gestalt.
Die gemeine Cucumern oder Gurcken / Cucumis sativ. vulgaris, C. B. vulgaris
viridis & albus, J B. haben etwas kleinere blätter als die Kürbs / sind
doch dicker / schärffer und raucher. Die Blumen / so zwischendem stengel und
blätteren wachsen / erscheinen gelb / welchen die Frucht nachfolget / die
außwendig mit vielen tüpflein besprenget / erstlich grün / darnach wenn sie
zeitiger / gelblicht / und mit vielen fürchlein oder striemen gezieret / auch
inwendig mit spitzigen breiten kernen außgefüllet wird. Die murtzel
|| [576]
Eine auß Spanischem Samen gewachsene Cucumer.
Cucumis ex semine Hispanico.
Türckische Cucumer. Cucumis Turcicus.
ist schlecht mit vielen weissen fäßlein besetzt. Alle Cucumeren haben fast die
art / daß sie sich außbreiten / und so man sie nicht understützet / wegen ihren
schwachen Reben auff dem boden ligen bleiben. Auß dem Spanischen Samen wachsen
bißweilen sonderbahre lange / dicke Cucumern / wie in beystehender Figur zu
sehen.
Die Türckische Cucumer / Cucumis sativus major, C. B. Turcicus, Tab. ist der
vorigen mit stengel und blättern etwas ähnlich / aber in allem grösser. Ihre
blätter sind viel tieffer zerschnitten und grüner. Die Blumen erscheinen auch
viel grösser / und wie ein glöcklein gestaltet / sind vornen in fünff oder sechs
theil gespalten / und als Saffran gefärbet. Ihre Frucht wird grösser und
durchauß gelb / die wurtzel ist holtzicht. In Spanien komt sie mit etlichen
spitzigen und eckichten blätteren herfür / so mit einer dicken nerven und vielen
äderlein durchzogen sind. Die Frucht wird gar groß / wie die Figur genugsam
anzeiget.
Die Egyptische Cucumer / Cucumis AEgyptius rotundifolius, C. B. AEgyptius, Chate,
J. B. wird an der grösse / farb und den blättern von den Europaeischen
underschieden / denn jene haben kleinere / weissere und sanfftere blätter / auch
ist die Frucht länger / grüner / glatt und sanfft von schalen / sehr wol
schmäckend und leicht zu verdäuen. Die Egyptier halten sie sehr gesund / so wol
roh als gekocht geessen. Sie brauchen sie in den Fieberen und hitzigen Nieren-
und Blasen-Kranckheiten.
Die kälte ist allen Cucumeren so widerwertig / daß man sie zu keiner zeit als im
Sommer haben kan. So man den Samen zuvor in Milch beitzt / ehe man ihn säet /
gerathen die Cucumern desto lieblicher.
Man kan die kleine gemeine Gurcken auch gewehnen / daß sie lang wachsen / auff
nachfolgende weiß. Wenn sie blühen / soll man die blüch samt dem stiel in ein
lang Rohr weisen / so muß die Frucht in die länge wachsen / und so man
denselbigen samen darnach widerumb säet / bringt er von sich selbst ohne das
Rohr solche lange Gurcken.
So man die blüth in einen Hafen / oder ander Geschirr versperret / darinnen eines
Menschen oder anderer Thieren Bildnuß formieret oder gegraben ist / alßdenn
wächßt die Gurcken darauff / und bekomt in aller massen dieselbige Gestalt.
So man eine Schüssel voll wassers under die Gurcken / da sie wachsen / vier oder
fünff Finger weit darvon stellet / in einem Tage nahet sich die Gurcke gar
darzu. So man aber öl darunter setzt / ist es der Gurcken so feindlich zuwider /
daß sie sich dargegen rümpffet und zusammen ziehet.
Wilt du frühzeitige Cucumern haben / thue im Jen̅er oder Hornung
fette gedüngte Erden in einen Korb / verscharre den Gurcken-samen darein /
sprenge ein wenig wasser darüber / und so sie auffgehen / stell den Korb allemal
in den warmen und schönen Tagen herauß / under den offenen Himmel / doch neben
eine maur oder wand / daß ihnen der wind nicht schaden möge. So aber ungewitter
oder kälte vorhanden / trage den Korb widerumb zu hauß / und das thue so lang /
biß der Tag mit der länge die Nackt übertrifft / und man sich keines Frosts
oder [577] Reiffs mehr besorgen darff /
darnach vergrabe den Korb in die Erden / so wirst du sehr bald Cucumern haben.
Man lieset von Käyser Tiberio, daß er einen sonderlichen lust zu Cucumeren
getragen / deßwegen er sie alle tag / wie die Sonn herum gienge / in darzu
gemachten gefässen umbträhen / und im Winter mit gläsernen kolben bedecken
liesse / denn er achteke mehr auff den lust und geschmack / als die gesundheit /
wie solches Plinius lib. 29. histor. natural. cap. 9. von ihme vermeldet.
Zu unseren zeiten sind die Frantzosen grosse Liebhaber der Cucumeren und Melonen
/ dahero sie von vielem gebrauch dieser Früchten gemeiniglich in schwere
Kranckheiten fallen / welches der jenige Frantzösische Artzt bestätiget / der an
sein kostbahres Lusthauß zu Lyon nachfolgende reimen oder vers zu schreiben
befohlen hat.
Les Concombres & le Melon,
M'ont fait bastir cette maison.
Es haben dieses hauß Cucumern und Melonen
Gebauet / meine kunst und fleiß mir zu belohnen.
Eigenschafft.
Die Cucumern sind kalt und feucht im andern grad; haben mit den Kürbsen durchauß
einerley krafft und Tugend.
Gebrauch.
Die kleine Frucht oder die Cucümerlein pfleget man mit Essig / Fenchel / Salß /
und ein wenig gebrochenen Imber einzumachen / davon stellet man zum Bratens
auff.
Sonsten pfleget man die Cucumern mit salß / essig und öl anzumachen Jedoch soll
man sie / nach dem sie geschält / scheiben-weiß zerschneiden / saltz darüber
thun / ein halbe stund oder mehr stehen lassen / und hernach zwischen zweyen
schüßlen wohl schlagen / so ziehet es die übrige feuchtigkeit herauß / welcheman
hinweg schütten / und hernach frisch Baumöl und Essig darzu thun solle. Man muß
aber der Cucumern nicht zu viel essen / sonsten sie das Geblüt erkälten und
Fieber erwecken. Die hitziger natur sind / und einen guten Magen haben / schaden
sie am wenigsten.
Auß dem Samen pfleget man fühlende Milch zu bereiten / wie oben bey den Kürbsen
angedeutet / und solche für gleiche Kranckheiten zu gebrauchen.
Folgendes Bildnuß hat Camerarius von dem warhafften Gewächs dieser Art abmahlen
lassen. Die Blätter und Blumen sind wie an der Melonen / aber die Frucht ist
nicht so holkelicht / sondern knortzicht. Inwendig ligt viel kleinerer Samen /
als in anderen gemeinen Cucumern / können auch nicht so wol viel Regenwetter
außdauren / welches doch die gebräuchliche Gurcken leichtlich erdulden / sondern
diese lange wollen viel Sonne haben / wie die Melonen / welchen sie auch fast
gleichen / wenn der geschmack und gestalt der Frucht nicht den unterscheid
machte.
Ein andere Art langer Gurcken.
Cucumeres longi à superioribus quodammodo diversi.
(Unfruchtb are und)
(Fruchtbare blumen.)
(Auffgeschnittene frucht.)
CAPUT L.
Melonen. Melo.
(Unfruchtbare blum.)
(Fruchtbare blum.)
Namen.
DIe Melonen oder Pfeben nennet man Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Melo, Pepo, Melopepo. Italiänisch / Melone,
Mellone. Frantzösisch / Melon. Spanisch
|| [578]
Pfeben. Pepones.
/ Melon. Englisch / Mellon / Pompion-Niderländisch / Meloen.
Geschlecht und Gestalt.
Die gemeinen Melonen / Melo vulgaris, C. B. ligen wie die Cucumern auff der Erden
/ mit langen Reben und hefftlein. Die blätter sind scharff / rauch / anzusehen
wie Reben-laub / außgenommen daß sie nicht so tieffe spalten oder kerffen haben.
Bringen gelbe blumen / etliche fallen ab ohne Frucht / die andern gewinnen
hinder ihnen butzlein / darauß werden die Früchte / deren etliche lang und gelb
sind / so man eigentliche Pfeben / Pepones, nennet / andere sind rund und grün /
die hersset man Melonen / von dem Griechischen wort [Greek words], dieweilen sie sich wegen ihrer runden gestalt
einem Apffel vergleichen. Man findet bißweilen Melonen / so groß als eines
Menschen-kopff / ja zu zeiten viel grösser. Außwendig sind sie mit holkehlen
oder furchen überzogen / etwas rauch / inwendig gelb oder röthlicht / safftig /
mit Kernen in einer ordnung durchauß besetzt / am geruch lieblich / am Geschmack
süß.
Die Melonen wollen ein fett und sonnreich erdreich haben. Erstlich bedörffen sie
des regens oder wassers / biß sie zum theil gewachsen find / darnach so sie zu
der zeitigung nahen / ist ihnen das trübe und regenwetter zu wider / und so ein
nasser Sommer ist / gerachen sie übel / und werden ungeschmackt. Wenn sie zeitig
/ werden sie alsobald von ihren stielen loß und ledig. Die besten sind schwer /
haben einen dicken stiel und lieblichen Geruch. Etliche riechen nach Bisem /
andere nach Rosen / aber solches geschicht nicht auß eigener Natur sonderen
durch die Kunst / nemlich / so man den samen oder kernen / ehe denn er gesetzt
wird / oben an dem spitz ein wenig öffnet / darnach in Rosenwasser / darinnen
Bisem zerlassen / ein Tag oder zween ligen läßt. Also kanman nicht allein die
Melonen / sonderen auch andere früchte / zu einem lieblichen geruch auffbringen.
Gleicherweiß werden die Melonen süsser / so man den samen zuvor oben auffritzt /
und in Wasser / darinnen Zucker zerlassen / ein Tag oder zween ligen / und
darnach im Schatten widerum tröcknen läßt: werden dahero Zucker-melonen genent.
In grosser menge wachsen die Melonen in Italien / Franckreich und Spanien /
allda man sie im Heu- und Augstmonat mit Saltz und Brot isset. In Teutschland /
Engelland und Holland kommen sie mit solcher lieblichkeit nicht herfür.
Eigenschafft.
Die Melonen und Pfeben sind kalt und feucht im anderen grad / haben durchauß
einerley tugend und Eigenschafft mit den Kürbsen.
Gebrauch.
Die Melonen sind ein anmüthiges Obs / so man aber ihren zu viel isset /
verursachen sie böse Feuchtigkeiten / Fieber / Grimmen / und die rothe Ruhr /
wie denn nach dem bericht Antonii Bonfinii Decad. 3. Rerum Ungar. lib. 4. der
Glorwürdigste Römische Käyser Albertus der andere dises Namens / nachdem er die
von den Türcken belagerte und eingenommene Haupt-statt in Servia, Zendrew / zu
entsetzen eilete / und sich auff solcher Reise sehr erhitzte / durch den
gebrauch vieler Melonen sich die rothe Ruhr zugezogen / und also in dem andern
jehr seiner Regierung daran gestorben.
Es sollen sich auch diejenigen vor den Melonen hüten / welche erst von einer
schweren Kranckheit wider genesen / denn sie sonsten wider umschlagen / und in
vorige / wo nicht schwerere Kranckheit fallen. Wie es König Heinrich dem
vierdten in Franckreich ergangen / welcher / als er nach einer glücklich
überstandenen schweren Kranckheit / in dem Hoff Monceaux Melonen geessen / wider
in frische Kranckheit gefallen / und davon kaum mehr hat mögen errettet werden.
Gesunde Leuth / insonderheit die hitziger Natur sind / können die Melonen mit
Zucker / Brodt / und ein wenig Pfeffer essen / auch ein guten Wein darauff
trincken / also schaden sie wenig und befürderen den Harn / wie solches auch
Johannes Bauhinus Tom. 2. lib. 16. Histor, Plantar. Univers. c. 8. bestätiget.
(Hitzige fieber / entzündung der Leber / nieren /
blasen und der Mutter / hitziges hauptweh / schwind / sucht / nieren /
blasen geschwär / schmertzhafftiges tröpflinges harnen.) In den
hitzigen Fiebern / da man sich des Weins enthalten muß / soll man nehmen ein
halb maß gesotten wasser von gebranten Hirschen-horn / geschälte Mandeln 5. loth
/ geschälte Melonen und Cucumern-kernen jedes ein loth / und ein Mandel-milch
darauß machen. Solches ist ein nutzlicher Tranck in allen hitzigen Fiebern / in
Entzündung der Leber / Nieren / Blasen und der Mutter / in dem hitzigen Hauptweh
/ in der Schwindsucht / ist gut für die Nieren- und Blasengeschwär / dienet auch
wider das schmertzhaffte tröpflinge harnen.
Das Grieß außzuführen / und den Stein [579] (Grieß / stein / versetzter harn.) auch den
versetzten Harn fortzutreiben / ist nachfolgende Milch sehr dienlich: Nim
Mandeln geschelt ein loth / Melonen und Cucumern-kernen geschelt ein halb loth /
stoß diese stück klein / schütte darzu Erdbeeren Pappel- und Hauhechel-wasser
jedes 4. loth / mache eine Misch darauß / und gib solche dem Krancken in zweymal
zu trincken.
(Durst hitziger Fiehern.) Das auß den
verschnittenen wolzeitigen Melonen destillierte wasser befürderet den Harn /
treibet das Grieß und Nierenstein fort / stillet den Durst und löschet die
grosse hitz der Fieberen.
CAPUT LI.
Angurien. Anguriae.
Namen.
ANgurien oder Citrulle̅ heißt Lateinisch / Anguria, Citrullus.
Italiänisch / Anguria. Frantzösisch / Citroüille. Englisch / Citrull.
Gestalt.
Die Angurien haben zerspaltene blätter / wie die wilde Kürbiß oder
Coloquinten-apffel / doch sind sie grösser und rauch / kriechen mit den Reben
auff der Erden / wie die Melonen. Blühen gelb / wie die gemeinen Gurcken. Die
Frucht ist noch so groß / als Pfeben / schwer und etwas rund / mit einer glatten
rinden / graß-grün / scheckicht / und auff der seiten / da sie auff der Erden
liget / erscheinet sie gemeiniglich weiß. Das Fleisch oder Marck ist sehr feucht
und wassericht / also daß es leicht zu wasser wird. Der same ist breit / doch
kürtzer als in der Gurcken / mit einer harten schelffen bekleidet / schwartz /
bißweilen rothlicht oder Aschen-farb. Das fleisch bey der rinden ist derber und.
weisser / auch bißweilen roth / fast eines sauren geschmacks / aber das ander
theil / so es recht zeitig / ist süß und lieblich. Diese Früchie kan man in
einem hauffen Weitzen einscharren / und über zween Monat behalten / und so sie
zu frühzeitig abgebrochen / werden sie in dem Weitzen vollend zeitig / und
bleiben desto länger.
Die besten Angurien wachsen umb Rom / in Campanien / Apulien / Calabrien und
Sicilien / alda man sich in dem Sommer und den Hunds-tägen mit dieser Frucht
erquicket.
Die Egyptische Angurien wird von diser nur an der grösse underschieden / sie
bringet eine grünere schale / und hält in sich nichts als lauter Samen / und ein
sehr süsses wasser / welches die Egyptier für den durst und grosse hitz des
Magens / der Leber und Nieren trincken / auch es wider die hitzigen und
dreytägigen Fieber loben / darzu sie auch das auß dieser Frucht destillierte
wasser gebrauchen. Die Türcken / Araber und Egyptier trincken es in dem Sommer /
darunder etliche auch ein wenig Rosenwasser / Bisam und Amber vermischen. Diese
Früchte / die man ein gantzes Jahr in sprewern bewahren kan / werden
gemeiniglich den Gästen zur speise vorgesetzt. Ihr wasser befürderet den Harn so
starck / daß viel / die solches steis trincken / in dem es den Harn nach den
Gemächten gewaltig treibet / grosse Brüche überkommen.
Eigenschafft.
Die Angurien sind kalt und feucht im anderen grad / und haben auch einerley wesen
und eigenschafft mit den Kürbsen.
Gebrauch.
Weilen die Angurien gleiche würckung mit den Cucumern und Melonen haben / als ist
nicht nothwendig / von ihrer Gebrauch allhier viel zu melden.
CAPUT LII.
Coloquint. Colocynthis.
Namen.
COloquint heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Colocynthis, Cucurbita agrestis. Italiänisch / Coloquintida, Zucca
salyatica. Frantzösisch / Coloquinte, Courge sauvage. Spanisch und Englisch /
Coloquintida. Niderländisch / Quintappel.
Gestalt.
Die gemejne Coloquint / Colocynthis fructu rorundo minor, C. B. vulgaris, Park.
fladert mit ihren runden und rauchen Reben auff der Erden her. Die blätter
hangen an langen stielen / sind gantz rauch / aschenfarbgrau / haarig / zurings
umbher zerschnitten / fast wie die Angurien-blätter Bey deren stielen zugleich
rauch-haarige gäbelein herfür kommen. Die blümlein erscheinen im Sommer / sind
bleichgelb / und nicht sehr groß. Bringt die Frucht gantz spat / wenn der Herbst
ein end wil haben. Diese Frucht
|| [580]
Coloquint. Colocynthis.
ist faust-groß / gantz rund / erstlich grün / darnach Citronenfarb: hat ein
schwam̅ichtes / und über alle massen bitteres fleisch;
darinnen sechs ordnungen / kleiner / harter / flacher / glatter / weisser auch
braunlichter samen-kernen enthalten. Wächßt in Teutschland nicht von sich selbst
/ muß gepflantzt und gesäet werden / mag doch nicht wol aufkommen und Frucht
bringen / denn sie wil ein warm Land und Erdreich haben. Die Coloquinten-früchte
änderen sich / etliche werden grösser / rund / grün und nur mit beyden händen
umbfaßt / die anderen sind kleiner / rund / gelb / und gemeiniglich in den
Apothecken im gebrauch. Etliche wachsen groß / ablang / und änderen sich an der
farb / denn sie erstlich mit einer grünen rinden begabet sind / so hernach mit
weißlichten flecken besprenget / und endlich bleichgelb / hart und holtzicht
wird. Andere sind zwar von anfang grün / werden aber bald mit weißlichten
macklen begabt / und in der zeitigung gantz weiß. Die Coloquinten-frucht bringet
man gemeiniglich auß Egypten / von Alerandrien. Dr. Rauwolff schreibt / daß sie
am fluß Eufrate auff Bugadet / in grosser menge herfür komme / von dannen sie
nach Alepo / und ferners in andere ort geführet werde.
Eigenschafft.
Die Coloquinten-frucht und Samen haben ein rechtes flüchtig-etzendes / oder
corrosivisches / bitteres / mit ölicht-hartzigen / oder resinosen theilen
vergesellschafftetes saltz bey sich / daher sie nicht nur hefftig biß auff das
Blut purgteren / sonderen auch / wennman zu viel davon einnimt / durch ihr
etzendes gifft / den Magen und Därme einfressen / und starcke entzündungen / ja
den kalten Brand darinnen leichtlich erwecken.
Gebrauch.
Die Coloquint bewegt ben Magen / Eingeweid / und den gantzen Leib zum hefftigsten
/ zerreißt die Därm / bringt unleidlichen schmertzen mit sich / und purgiert so
starck / daß auch Blut hernach gehet / derohalben sie nicht leichtlich oder
freventlich zu g???brauchen ist / daher sich nicht zu verwundern / daß die
Landstreicher mit diesem Gewächs viel Leut umb das Leben bringen.
Uneracht / wird die Coloquinten in der Frantzosen-seuche / oder Venerischen
Kranckheit von Helmontio und anderen gebrauchet / und sehr gerühmet. Man nimt je
nach (Frantzosen-sucht.) des Patienten
beschaffenheit einen halben rohen Coloquinten-Apffel / mehr oder weniger / setzt
den in ein sauber glaß / gießt weissen guten Wein darüber / läßts über Nacht wol
verdeckt stehen / den folgenden Morgen schüttet man den klaren lauteren Wein
sachte / ohn vorbeschehenes außtrucken ab / und gibt ihn dem Patienten warm zu
trincken. Diesen Wein muß der Patient fünf oder sechs mahl trincken / aber dabey
allezeit den kalten lufft meiden. Auff diese weiß soll der Patient viel eher von
der garstigen Seuche befreyet werde / als von allen übrigen mittlen. Eine stund
nach eingenommenem Wein / muß der Patient allezeit eine kühlende Kräuterbrühen
trincken; von Lattich / Endivien / Purtzeln / Erdbeerkraut / Wegerich / und
bergleichen. Eben dieser Wein wird auch (Hufitwehe
Schiatique) von etwelchen in der Schiatique, oder dem Hufftwehe / für
ein unfehlbahres mittel gehalten.
Das schwam̅ichte Fleisch der Coloquinten / pflegt man auff 20. oder
30. gran schwer in einem bündelein gebunden / in den Clystieren zu sieden / und
solche denen beyzubringen (Schlagflüß /
Schlaffsuchten.) / welche mit Schlaff-kranckheiten / oder
Schlagflüssen angefochten worden.
Wermuth und Coloquinten in halb wasser / halb Wein gesotten / und das Haupt damit
gewaschen / tödet alle Läuse; über den Bauch warm geschlagen / vertreibet alle
Leibs. Würme auß dem Leib.
Wenn die Coloquinten eine zeit lang in wasser macerierr und geweicht / hernach
also (Destilliert Coloquinten-öl.) destillieret
werden / so geben sie ein öl ab / von welchem zwey oder mehr tropffen an den
Nabel gestrichen / auch den Leib under sich purgieren kan.
Die gifftige substantz der Coloquinten wird am besten corrigiert und gelinderet /
wenn dieselbe in Essig macerieret, darinnen das Arcanum Tartari zuvor zerlassen
worden.
(Würm.) Das in den Apothecken sich findende
gekochte Coloquinten-öl über den Nabel gestrichen / treibt auch die Würm auß.
CAPUT LIII.
Wilder Cucumer. Cucumis fylvestris.
Namen.
Wilder Cucumer heißt Grichisch / [Greek words].
Lateinisch / Cucumer sive Cucumis sylvestris, Cucumer asininus, Cucumer
anguinus, Cucumer erraticus. Italiänisch / Cocomero falvatico, Cocomero
|| [581]
Wilder Cucumer. Cucumis sylvestris.
afinino. Frantzösisch / Concombre sauvage. Spanisch / Cohombrillo amargo.
Englisch / wild Cucumber. Niderländisch / Veld Concom̅ern /
Esels-concom̅ern. In Teutscher Sprach wird er auch sonsten
genennet / Eselcucum̅ern Springkürbs / wilde Hundkürbslein.
Gestale.
Der wilde Cucumer wird von den zahmen allein an der frucht und wurtzel
underschieden / denn die frucht an diesen wilden Cucumern ist viel kleiner / und
die wurtzel weit grösser. Er spannet seine Reblein auff der Erden weit umb sich
/ die sind rauch / ein wenig stachlicht / und dick / wie ein kleiner finger. Mit
den blättern vergleichet er sich allerdings den zahmen Cucumern / außgenommen /
daß sie gröber und raucher sind / auff dem rucken weißlicht / mit unzehlich
vielen äderlein durchzogen / hangen an langen / rauchen und dicken stielen.
Trägt fast über den gantzen Sommer / bleichgelbe gestirnte Blumen. Hinder den
Blumen stehen runde / langlichte köpflein / und wenn die Blumen verwelcken / so
nimt das köpflein sampt seinem stiel zu / und wächßt grösser denn die Eychel. Im
Augstmonat wirdes zeitig / ist rauch / stachlicht / bleichgrün / inwendig voller
saffts und brauner körner / wenn man den stiel auß dieser Frucht zeucht / oder
nur angreifft / so platzen die körner schnell herauß / als schosse man ein
Büchsen loß. Die wurtzel ist weiß / arms dick / und voller saffts / hat seine
wohnung in sandichtem Erdreich / und auff alten gemäuren. In Teutfchland wächßt
er nicht vonsich selbst / oder man pflantze ihn von dem Samen: wo er aber
einmahl hinkommet / besamet er sich jährlich selbst / also daß man sein darnach
nicht mag abkommen. Man findet ihn überall in heissen Ländern / fürnemlich aber
umb Bononien in Italien: Er wird auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten
angetroffen. Die wurtzel über Winter im Keller behalten / schlägt das ander Jahr
wider auß.
Eigenschafft.
Dieser Cucumer hat auch ein etzend purgierendes saltz ben sich / vermittelst
???essen es nicht nur under sich den Leib purgieret / sonderen auch die
Monatzeit der Weiberen beförderet / und die lebendige oder todte Frucht
außtreibet. Der auß der Frucht gepreßte / eingekochte / und erdickerte safft
wird in den Apothecken Elaterium genennet; purgieret hefftig / und wird wenig
gebrauchet. Dieser saffe hält sich sehr viel Jahr / und verlieret seine kräfften
nicht.
Gebrauch.
Es wird der wilde Cucumer wegen seiner grossen bitterkeit / und schädlichkeit /
gar wenig in dem Leib gebraucht. Er forderet einen starcken Magen / und ist sich
mit ihme wol vorzusehen. Also wird auch der darauß gemachte safft Elaterium
genennet / mit grosser gefahr eingenommen / denn er die außgäng der Aderen
eröffnet / und die gedärm zernaget.
CAPUT LIV.
Rörffel. Cerefolium.
Mamen.
ROerffelkraut heißt auff Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Chaerephyllum, Cerefolium, Anthrifcus Plinij,
Enthusicum Theophrafti. Italiänisch / Cerfoglio, Cerefoglio. Frantzösisch /
Cerfeuil. Spanisch / Velesa, Veleza. Englisch / Chervel / Chervill. Dänisch /
|| [582]
Koerfuel. Niderländisch / Kerveleruyt. In Hoch-teutscher Sprach wird es auch
Kärbelkraut / Kerbel-over Kervelkraut genennt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Körffel- oder Körbelkraut / Chaerophyllum sativum, C. B. Hat eine
dünne und weisse Wurtzel / mit vielen zaseln behencket. Die jungen blätter sind
dem Peterlein-kraut fast gleich / wenn sie aber in das wachsen kommen / werden
sie kleinerund zinnlichter zerkerfft / wie der Wüterich / oder das junge Kraut
an der Pastenachen. Es hat ein braunlichten / glatten / holen stengel / mit
vielen neben-zweiglein / die bringen im Mäyen weisse blümlein auff frönlein /
wie der Coriander / wenn die abfallen und vergehen / komt ein schwartzer anger
und leichter samen nach / der ist am geschmack süß / und hat keinen Geruch / so
doch das kraut / Wurtzel und blumen / einen guten / lieblichen / und fast
angenehmen Geruch haben. So bald nun der samen zeitig wird / vergehen die
stengel / kraut und Wurtzeln mit einander / denn es auch ein Sommer-gewächs ist
/ und muß alle Jahr von neuem widerum von seinem samen gezieletwerden / wie wol
es sich selbst auch widerum vom außgefallenen samen jährlich erjüngert. Es wird
heutiges tages nicht allein in Teutschland / sonderen auch bey andern Völckeren
häuffig zu der Artzney und Küche gepflantzet. Es begehret ein feuchten und
wolgedüngten Grund / darinn es freudig fort wächßt / so man aber denselben nicht
haben mag / muß es desto öffter begossen werden. Wenn man aber den samen säen
wil / soll es im Hornung / Mertzen und Aprillen geschehen / und bißweilen auch
in dem Augst- und Herbst-monat / damit man durch den Winter frischen Körffel zur
Küche habe.
2. Das wilde Körffel-kraut / Chaerophyllum fylveftre, C. B. Anthrifcus Plinij
quibufdam, feminelongo Cicutariae, aut Chaerophylli, F. B. Ist mit seiner
Wurtzel dem vorigen nicht ungleich / sie schlägt jährlich von ihr selbsten
widerum auß / denn sie üder den Winter unversehret stehen bleibet. Das kraut
vergleicht sich auch dem Garten-körffel / außgenommen daß die blätter grösser
und breiter herfürkommen. Seine stengel sind auch dicker / gantz rauch / mit
vielen rippen und gläichen unterschieden. Die gekrönte blumen und der samen
scheinen grösser zu seyn / auch ist der geschmack und geruch starcker als an dem
zahmen Körffelkraut. Man findet es in den gärten und zwingern der mauren / auff
grasichten rechen / und etlichen dürren wiesen.
3. Das breitblättige Canadensische Körffelkraut / Cerefolium latifolium
Canadenfe, Cornut.
Eigenschafft.
Es hat das Körffelkraut nicht ohne ursach seinen platz in der küche bekommen /
denn es von gesunden und krancken jederzeit nutzlich mag gebraucht werden. Ist
mittelmässiger wärme / warm im ersten grad / in der tröckne und feuchte hält es
das mittel. Hat viel nitrosische / milte / mit ölichten gelinden wol vermischte
theile in seinem safft verborgen / und also die Eigenschafft zu erdünneren /
durch den Harn und Schweiß zu treiben / und dem Geblüt gute balsamische nahrung
zu geben.
Gebrauch.
(Reinigung des geblüts lust zum essen /
hauptschwachheit schwindel / Brust-und Lungenkrauckheits Seiten geschwär /
in nerliche Apostem / Lenden-un̅ Ruckenweh / harnver???opffung
/ harnwinde Grieß / Stein / zuruck bleibende Weiber-blum. Geronner Blut im
Leib / innerliche verwundung.) Körffelkraut in der speiß gebraucht /
ist dem Magen und Haupt / reiniget das Geblüt / und machet lust zum essen; ist
derowegen sonderlich gut in den suppen und allen andern speisen denen / so mit
nachfolgenden Kranckheiten behafftet sind / als in Haupt-schwachheiten / im
Schwindel / in Kranckheiten der Brust und Lungen / sonderlich im Seiten-geschwär
und innerlichen Apostemen: es ist auch heilsam und gut in Lenden- und
Rucken-wehe / in Verstopffung des Harns / der Nieren- und Blasen-kranckheiten /
als in der Harnwinde / im Grieß und Stein. Ist ein besondere gute speiß den
Weibern / die ihre monatliche blumen nicht recht haben / oder denen dieselbige
verhalten wird.
Wider das geronnen und zusammen gelauffen Blut im Leib / ist nachfolgendertranck
sehr dienlich / er heilet darneben alle innerliche Verwundung / von fallen /
stossen oder schlagen verursacht. Nim Körffelfraut zwey handvoll / Sanickel /
Wintergrün jedes ein handvoll / zerschneide diese stück klein / thue sie in eine
Kanne / schütte darüber ein maß weissen Wein / vermach die Kanne wol / und laß
sie in einem Kessel mit siedendem Wasser gesetzt vier stund in stäter hitz
stehen und sieden / darnach siechte den tranck ab durch ein tuch / und gib dem
Krancken davon alle morgen und abend / jedes mahl ein halb quartal laulicht zu
trincken. Es ist auch fast dienlich / daß man in solchen fällen Körftelkraut in
der suppen und andern speisen gebrauche.
(Verlohrner appetit) Ein Salat mit jungem
Körffelkraut / Essig / Baumöl und Saltz angemacht und genossen / bringt wider
den verlohrnen Appetit / und macht den Menschen begierig zur speiß.
(Kleyen un̅ schuppen des haupts milben im
haar. Krebs.) Körffelkraut in Laugen gesotten / und das Haupt damit
gewaschen / vertreibet die Kleyen / Schuppen und Milben in dem Haar.
Körffelkraut zu pulver gestossen / mit Honig wie ein pflaster vermischt und
übergelegt / heilet den Krebs.
(Grimmeu.) Körffelkraut mit Butter zu einem
pflaster gekocht und über den Leib gelegt / ist eine bewehrte Artzney wider das
Grimmen.
(Verstandener harn) Körffelkraut gestossen / mit
ein wenig Wein und Butter in einer pfannen geröscht / und zwischen zweyen
tüchern / so warmes zu leiden ist / über die Scham geschlagen / bringet wider
den verstandenen Harn.
(Frantzösische scuch.) Das Körffelkraut in der
speiß gebraucht / ist dienlich wider die Frantzösische Seuche / denn es das
Geblüt wol reiniget.
(Blasenkranckheit / verlohrne monatliche reinigung der
weiber. Geronnen blut im leib.) Der Wein / darinnen Körffelkraut
gesotten / und davon getruncken / ist in den Blasen-kranck heiten sehr nutzlich
/ er bringet auch den Weibern ihre verlohrne monatliche Reinigung wider.
Wider das geronnen Blut im Leib: nim Körffelkraut-wasser sechs loth /
gepülverte [583] Liden-kohlen und
Krebs-äuglein jedes ein halb quintlein / vermische es / und gibs warmlicht zu
trincken. Andere nehmen Körffelkraut-wasser acht loth / Cardobenedicten- und
Sanickel-wasser jedes vier loth / gepülverte Krebs-äuglein ein quintlein /
dieses soll man dem Krancken in zwen mahlen zu trincken geben.
Joachimus Camerarius in Horto Medico, p. m. 38. schreibt / daß etliche loth von
dem außgepreßten Safft des Körffelkrauts in einer Hüner- oder Fleisch-brühen
genommen / wider (Grimmen.) das Grimmen ein
köstliche Artzney sey / man müsse aber zugleich das Kraut in Butter rösten / und
solches zwischen einem tuch warmlicht auff den Nabel legen.
Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. fect. 1. berichtet / man
solle das Körffelkraut zur Artzney nur in dem Mäyen einsamlen / oder im anfang
des Brachmonats vor auffgang der Sonnen / so sie in (Wassersucht.) die Zwilling gehet. Wenn die Wassersüchtigen vier loth
des frisch außgepreßten Körffelkraut-saffes morgens etliche tag nach einander
trincken / bekomt es ihnen gar wol.
So man das Kraut in Milch zu einem pflaster kochet / und zwischen einem tuch über
(Grimmen.) den Nabel warmlicht leget /
stillet es das Grimmen.
(Geschwol. lene bäuchlein der jungen kindern.)
Wenn die Kinder mit vielen speisen sich überhäufft / und davon geschwollene
bäuchlein überkommen / solle man Körffelkraut in Butter rösten / und es ihnen
zwischen einem tuch warmlicht über das bäuchlein legen / dieses mittel wird in
Dennemarck den Kindern mit grossem nutzen gebraucht / wie solches Simon Pauli in
Quadripart Botanic. claff. 3. p. m. 257. berichtet. Welcher ferners von einem
Meckelburg schen Adelichen Herren vermeldet / daß derselbige bey einer fürnehmen
Hochzeit vor den anwesenden Gästen auß schamhafftigkeit die lösung des wassers
mit gewalt auffgehalten / darauff er nach zuruckbleibung des Harns / in grosse
Lebensgefahr gerathen / nach dem nun vorgemelter Herr Pauli befohlen / man solle
Körffelkraut / Peterlein- und St. Peters-kraut in ungesaltzenem Butter rösten /
und es ihme warmlicht (Versetzter darn.) über die
Scham legen / ist auff einmahl ein maß voll des versetzten Harns fortgangen /
und er also durch solches mittel vom tod errettet worden.
(Geronnen Blut im leib / innerliche Verwundung /
verstandener harn / grieß nierenstein binderstellige Monat-blum / Lendenwehe
/ Seiten-stechen.) Das destillierte Körffelkraut-wasser / alle morgen
und abend / jedes mahl zu vier oder fünff loth getruncken / ist sehr nutzlich
das gerunnen Blut im Leibe / vom schlagen fallen oder stossen zu zertheilen /
und die innerliche Verwundung zu heilen. Es treibt auch den Harn / führet auß
das Grieß / bricht den Nierenstein / und fürdert die weibliche Monat-blum. Es
ist auch eine treffliche Hülff wider das Lendenwehe und Seitenstechen.
CAPUT LV.
Syrisch Rörffelkraut und Zahnsticher-kraut. Gingidium & Vifnaga.
Namen.
Syrisch Körffelkraut / so das rechte und wahre Gingidium Diofcoridis ist / heißt
Griechisch [Greek words].
Syrisch Körffelkraut. Gingidium.
Lateinisch / Gingidium, Chaerephillum, aut Cerefolium Syriacum vel Cilicium.
Italiänisch / Gingidio. Englisch / Spanisch Picktoot.
Zahnsticher-kraut wird genennet Lateinisch / Vifnaga, Bisnaga, Dentifcalpiaria,
Pastinaca fylveftris major. Italiänisch / Visnage, Paftinaca salvatica maggiore.
Spanisch / Bisnaga, Visnaga. Man nennet es Zahnsticherkraut / dieweil die stiel
/ daran der Samen wächßt / zu Zahnstichern gebraucht werden.
Gestalt.
Syrisch Körffelkraut / Gingidium foliis Chaerefolii, C. B. Hat Blätter wie die
wilde Pastenachen / außgenommen daß sie kleiner und bitterer sind / unter denen
die untersten sich etlicher massen dem Körffelkraut oder gemeinen Peterlein
vergleichen / wiewohlsie etwas länger sind. Von seiner Wurtzel thun sich
zwischen den blättern herfür viel kleine / runde / holkehlichte stengel /
anderthalb schuh lang / mit neben-zweiglein / und weissen dolden: diese dolden
oder kronen sind zurings herumb mit kleinen / grünen blättlein besetzt / welche
tieffer zerkerfft sind / als die an den stengeln stehen. Gemelte dolden bringen
Samen / dem Ammey-samen ähnlich / so er zeitig wird / rumpffen sich die dolden
und gehen zusam̅en wie im Pestnachen: wenn man sie antastet /
kleben sie an den fingern. Die wurtzel ist weißlicht / spannen lang / kleinen
fingers dick / und am geschmack etwas bitter.
Man findet dessen noch ein andere Art / Gingidium foliis Paftinacae, C. B. so ein
kleinere wurtzel hat. Seine blätter sind breit und rund. Der schwartz-grüne
stengel ist haarig / und mit gläichen underschieden. Es trägt gleiche krönlein
wie das vorige / so mit etlichen langen und schmalen blättlein besetzt sind /
denen ein raucher / grauer samen
|| [584]
nachfolget. In dem übrigen komt es mit dem ersten überein. Es wird gemeiniglich
Syrisch Körffelkraut mit breiten blättern genennet.
Ein ander Geschlecht mit schmalen Fenchel-blättern und einem runden samen / hat
Leonhard Rauchwolff auff dem Berg Libano ben Jerusalem angetroffen. Gingidium
folio Foeniculi, C. B.
Zahnsticher-kraut. Vifnaga.
Zahnsticher-kraut / Gingidium umbellâ oblongâ, C. B. Visnaga, Match. J. B. Ist
auch ein Geschlecht des Syrischen Körffelkrauts / hat eine weisse wurtzel /
kleinen fingers dick / mit etlichen neben-würtzlein / am geschmack auch erwas
bitter / wie die wurtzel des erst beschriebenen Körffelkrauts / aber die blätter
sind länger / schmäler und tieffer zerschnitten / den wilden Pastenach-blättern
durchauß gleich / allein / daß sie zärter / glatter und nicht so rauch sind. Der
stengel hat seine gewerb und gläich / deßgleichen auch die krönlein oder dolden
/ die darauff und auff seinen nebenzweiglein wachsen / mit weissen blümlein /
allerdings wie die wilde Pastenach. Wenn der samen dieses krauts zeitig werden
will / so rümpfen sich die krönlein ein / und ziehen sich auch zusammen. Die
stiel / daran der samen gewachsen / werden gelbfarb / und so hart wie ein holtz
/ daß man dieselbe zu Zahnsticher gebrauchen kan / dazu sie denn sonderlich
auffgehoben werden.
Diese zwen Kräuter sind zu uns auß Syrien und Cilicien gebracht worden / allda
sie vor sich selbst überflüßig wachsen. In Teutschland muß man diese Gewächs in
den Gärten zielen / und in einem wolgebauten schwartzen grund säen / sie auch
mit lauem wasser täglich besprengen / biß sie anfangen recht außzuwachsen.
Eigenschafft.
Diese zwey Gewächs haben etwas balsamische / milte / saltzicht-safftige theile
bey sich / und daher eine mittelmäßige wärme / welche das ende des ersten grads
erreichet / sind aber trocken im zweyten grad; im übrigen kommen sie an tugend
und kräfften dem Körffelkraut nahe zu.
Gebrauch.
Es werden diese Kräuter wenig in der Artzney gebraucht.
Von dem Syrischen Körffelkraut schreibet Castor Durantes in seinem Kräuterbuch
(Verlorner Appetit / verschlagener Harn / stein
verstopfte monatliche Blum.) pag. 420. also: Dieses Kraut roh oder
gekocht genossen / bekomt dem Magen wol / kan aber kein langen Sud erleiden.
Etliche essen es mit öl / etliche mit wein und essig / den lust zum essen
widerumb zu bringen. Der wein / in welchem solches kraut gesotten / befürdert
den Harn / Stein / und die verstopffte weibliche Blum.
CAPUT LVI.
Nechelkamm. Scandix.
Nattien.
Hechelkamm heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Scandix, Herba fcanaria, Acucia, Avila, Acicula, Pecten Veneris,
Chaerephyllum aut Cerefolium aciculatum. Italiänisch / Pettine di Venere.
Frantzösisch / Peigne du Venus. Spanisch / Quixones. Englisch / Pinne nelde /
Storckes-Tyo / Shepherdsneelde / or Venus-lomb. Niderländisch / Naelde kervel.
In Hoch-teutscher Sprach wird er auch Nadel-körffel / Venus-strehl /
Nadel-möhren / und Schnabelkörffel genenet.
Geschlecht und Gestalt.
1. Derlgemeine Hechelkamm / Scandix fe [585] mine rostrato vulgaris, C. B. Pecten Veneris, J. B. Wächßt viel unter
dem Geträyd / sonderlich an den Reinen der Aeckern. Er gleicht mit den blättern
der wilden Pastenachen / allein daß sie viel schmäler sind. Stoßt viel dünne /
haarige / stengel von einer eintzigen wurßel / eines halben schuhs hoch. Blüht
mit einer weissen Kron / fast wie im Körffel-kraut / darauß entspringen viel
auffgereckte spitzige schnäbel / anzusehen wie die zincken an den Hecheln /
dadurch die Weiber den Flachs ziehen und strählen / davon es auch den Namen
bekommen hat. Seine wurtzel ist weiß / holtzicht / süß / und spannen lang. Man
findet ihn in grosser menge zwischen Landaw und Cron-weissenburg / in den
Frucht-felderen.
Grosser Candiscker Hechelkamm. Scandix major Cretica.
2. Der grosse Candische Hechelkam̅ / Scandix Cretica major, C. B.
Pecten Veneris Creticum, J. B. hat ein länglichte wurtzel / mit wenig zaseln /
auß welcher ein elen hoher / gekälter und in viel nebenzweiglein zertheilter
stengel herfürkomt / so bey ihrem urprung nur ein wenig haarig ist. Die bey der
wurtzel erscheinende blätter vergleichen sich mit der Stein-Bibernellen / sind
bleichgrün / rund- und breitlicht / auch an dem umbkreiß zwerg oder schreg
zerschnitten / sie stehen gegen einander über / und sind mit ihren länglichten
stielen oben hin haarig. Die obern den stengel umbgebende blätter vergleichen
sich mit ihren dünnen schnitlein dem gemeinen Hechelkamm. Seine dolden sind
klein und zerspreitet / tragen weisse und grössere Blumen als die gemeinen /
welchen ein geschnäbelter same nachfolget / so auß zehen / zwölff und mehr
zusammen gefügten rauchen schnäbelein bestehet / von denen jegliches in zween
spitz wie scharffe Angel außgehet; man pflantzet ihne in die Gärten.
3. Der kleine Candische Hechelkam̅ / Scandix Cretica minor, C. B.
Pecten Veneris tenuissimè dissectis foliis, Anthriscus Casabonae, J. B.
Anthriscus Plinii. Clus. Hist. Hat ein rahne / länglichte / weisse und
zuruckgebogene wurtzel / auß welcher kurtze / auch bißweilen spannen lange /
gauch-haarige stengelein herfür kommen / so in wenig kleine und dünne
nebenzincklein zertheilet sind / auff welchen dölderlein mit wenig weissen und
fünffblätterigen blümlein erscheinen / die doch bißweilen wie die träublein an
dem Ephew dick gesehen werden / denen wie in den vorigen die schnäbelein
nachfolgen / sind aber weniger und kürtzer. So man die blätter zerreibt / geben
sie kein vnlieblichen geruch / und ein geschmack wie der Kreß von sich. Casparus
Bauhinus hat ihne erstlich von Josepho Casabona, deß Groß-Hertzogen von Florentz
Gärtnern / hernach von Honori Belli, auß Candien empfangen / und in seinen
Garten gepflantzet / welcher im Mäyen geblühet / und im Hewmonat gemeiniglich 4.
oder 5. schnäbelein getragen. Vorgemelter Honorius Belli Epistol. 1. ad Carolum
Clusium berichtet / daß er in Candien an trockenen orten / auff den büheln und
zwischen den steinfelsen wachse. Die Einwohner bedienen sich seiner in dem Salat
/ zu befürderung der ehelichen wercken / welche er hefftig befürderet.
Italiänischer Hechelkamm. Scandix Italica.
4. Der Italiänische Hechelkamm / Scandix semine rostrato Italica, C. B. Pecten
Veneris folio tenuiore, paucioribus uz rostris, J. B. Ist ein spannen hoch
wachsendes kraut / mit kleiner / kleisner / weisser faßlichter wurtzel / darauß
drey / vier oder mehr stengel wachsen / welche haarig sind / mit tieff / und
dünn eingeschnittenen blätteren bekleidet / auch mit fünffblättigen blümlein
gezieret / auff welche die ablangen / haarigen schnabel-samen / wenig an der
zahl folgen.
|| [586]
Eigenschafft.
Hechelkamm ist warm und trockener natur / hat etwas ölicht-flüchtigen saltzes /
mit vielen irrdischen und wässerig-safftigen theilen vermischt bey sich / und
dannenher sonderlich die eigenschafft / durch den Harn zu treiben / auch keine
schlimme nahrung zu geben.
Gebranch.
Hechelkamm-kraut ist dem gemeinen Bawrs-volck wol bekant / die es / wenn es noch
jung ist / rohe und gekocht / mit andern Salat- und Mußkräutern essen / welches
bey den Alten auch gebräuchlich gewesen / denn sie dieses Kraut under die Koch-
und Mußkräuter gezehlet haben.
(Stein und ruckenweh.) Die Weiber brauchen das
Hechelkammkraut / für den Stein und Ruckenweh / zu den Lenden-bädern / welches
auch Theodorus Tabernaemontanus, mehr als einmahl an jungen Kindern / nicht ohne
Frucht hat sehen gebrauchen. Sie nehmen des Hechelkamms zwey Theil / und der
kleinen Pappeln mit der wurtzel ein theil / sieden es in fliessendem wasser /
machen ein Lenden-bab davon / und lassen die Kinder des Tags zwey oder dreymal
darinn baden. Dieses hat vorgemeldter Tabernaemontanus, hernach offtermals
versuchet / und den jungen Kindern / wenn man sie baden sollen / darneben zwey
Löffel voll des destillierten Wassers / von den obgemeldeten Kräutern eingeben /
also daß des Hechelkamms-wassers zwey Theil / und des Pappeln-wassers ein theil
/ durch einander vermischt gewesen / und hat solche Artzney seine würckung, eher
und besser vollbracht / als wenn man nur allein gebadet.
Hechelkamm zwey theil / und ein theil Peterlein-kraut / mit ein wenig Wein und
Butter in einer Pfannen geröstet / und folgends (Verstandener barn.) zwischen zwey leinenen Tüchern / so warm es zu
leiden ist / über die Schoß gelegt / fürdert und treibt den verstandenen Harn /
bey jungen und alten Menschen.
CAPUT LVII.
I. Englisch Steinbrech. Percepier Anglorum.
II. Englisch Steinbrech. Percepier Anglorum alterum.
Namen.
ENglisch Steinbrech heißt Lateinisch / Percepier vel Saxifraga Anglorum, Lob.
Anglorum quibusdam, J. B. Chaerophlullo nonnihil similis, C. B. Alchymilla
montana minima, Col. Frantzösisch / Percepierre. Englisch / Parssey-piert.
Gestalt.
Wir stellen allhier zwey figuren diese Kräutleins vor / welche allein einen
underscheid in denen mehr / oder weniger eingeschnittenen blättern an den tag
legen. Sonsten aber hat es eine dün̅e / einfache / holtzichte /
mit wenig dünnen zaseln begabte wurtzel / darauß viel dünne / runde / haarige
stengelein / quer-hand hoch auffwachsen / und mit rundlichten / etwas haarigen /
bleichgrünen / drey-fünff- oder mehrfach eingeschnittenen und zerkerfften
blättern bekleidet sind. Diese blätter sind unden mit langen / oben aber mit
kurtzen / oder auch wol keinen stielen begabet. Bey jedem knödlein des stengels
erweiteren sich die stiel in einen gleichsam holkehlichten stengel. Die blümlein
finden sich den stengel hinauff an den knödlein / vierblättig / und duncklichter
farb / denen folgen kleine samen / an gestalt dem Hirß gleich. Wächßt auff
dürren / mageren Felderen / under der Saat / hin und wider umb unser Statt.
Eigenschafft und Würckung.
Obwohlen dieß kräutlein in der Artzney nicht sonderlich bekant / so hat es
dennoch ein nicht unlieblich bitterlicht-alkalisches scharflichtes saltz / neben
etwas balsamisch-ölichten theilen bey sich / und daher gute tugend und (Verstandener harn stein / sand / grieß und schleim des
Nieren.) eigenschafft innerliche verstopffungen / sonderlich der
Nieren zu eröfnen / den stein / sand und schleim durch den Harn zu treiben / und
also den verstandenen Harn seibsten zu beförderen. Man kan entweder das davon
etliche mahl destillierte und abgezogene wasser / oder das pulver von dem dürren
kraut gebrauchen.
|| [587]
CAPUT LVIII.
Bacillen oder Meerfenchel. Foeniculum marinum.
Namen.
DIe erste Bacillen oder Meerfenchel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Crithmum, Critamum, Crethmum,
Crethmus, Foeniculum marinum, Petroselinum marinum, Herba S. Petri, Crethanus
marina, Batis vel Batis marina, Unguis aquilae. Italiänisch / Crithmo, Critamo,
Cretano marino, Finochio marino, Herba di san Pietro. Frantzösisch / Fenouil
marin. Spanisch / Perexil de la mar, Hinojo marino, Unna de aguila yerva.
Englisch / Finkell marine / Fennel of the sea. Dänisch / Hafve-fennikel /
Hafve-persillie. Niderländistb / Zeevenckel-cruyt.
2. Das ander Geschlecht der Bacillen / heißt Lateinisch / Crithmum spinosum,
Pastinaca marina. Englisch / Thomy sampier. Niderländisch / Zee-pastmaken.
3. Das dritte Geschlecht der Bacillen wird genent Lateinisch / Crithmum &
Crysanthemunm, littoreum, Aster Atticus marius, Crithmum marium, Asteris Attici
flore. Englisch / Golden sampier.
4. Das vierdte Geschlecht der Bacillen / heißt Lateinisch / Crethamus &
Crithmus arvensis, Crithamus terrestris, Falcaria herba. Italiänisch / Crithmo
terrestre. In Hoch-teutscher Sprach wird es auch Sichel-kraut / Sichel-möhren /
Acker- und Feld-bacillen genent.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der Bacillen oder des Meerfenchels / Crithmum, s.
Foeniculum maritimum minus, C. B. Crithmum, s. Foeniculum marinum, J. B. hat
drey oder vier weisse wurtzeln / fingers-dick / eines lieblichen geruchs und
geschmacks. Das Gewächs ist staudicht / allenthalben voller blätter / wird fast
einer elen lang / die blätter sind fett und dick / wie die blätter des
Burtzelkrauts / sind doch viel länger / eines gesaltzenen geschmacks. Es bringer
oben am stengel und seinen neben-zweiglein / weisse / nicht übel riechende
blümlein auff krönlein / wie das Roßmarinkraut / Libanotis. Es wächßt bey dem
Meer in steinichtem grunde / sonderlich an dem Adriatischen und Tirrhenischen
Meer: bey uns zielet man es auch in den gärten / und wächßt schön und gern in
einem jeden gebauten grunde. Ein grössere Art wird in Sicilien gefunden / welche
im Herbstmonat zwey elen hohe stengel herfür bringet / und geben ihre
dünn-zerkerffte blätter einen Eppich-geruch von sich / Crithmum, s. Foenniculum
maritimum majus, Apii odore, C. B. Crithmum s. Foeniculum marinum grandius, cui
succus luteus, J. B. Crithm. Siculum, Baticulae alterum genus Caesalpini,
Boccon.
Spitze Bacillen. Crithmum spinosum.
2. Das ander Geschlecht der Bacillen / Crithmum maritimum spinosum, C. B.
Pastinaca marina, quibusdam Secacul, & Crithmum spinosum, J. B. Hat eine
lange wurtzel / der Hirsch-pastenach ähnlich / eines guten und lieblichen
geschmacks / derowegen es auch vor dieselbige in der speiß gebrauchet wird. Die
blätter sind dem ersten Geschlecht fast gleich / aber doch schmäler / und mit
tiefferen schnitten zertheilet / vornen scharff und spitzig / eines versaltzenen
und hitzigen geschmacks. Der stengel ist auch länger / saffliger und steiffer /
als der stengel des ersten Geschlechts / und mit gläichen unterschieden / die
bringen am gipffel drey oder vier nebenzweiglein / auff deren jeden wächßt ein
dolden mit weissen blümlein / wenn die ab fal [588] len / so folget hernach ein samen / welcher sich fast
gestalt halben mit dem Fenchel-samen vergleichet / der hat einen guten und
lieblichen geschmack / wie die wurtzel. Es wächßt dieses Kraut an obgemelten
orten bey dem Meer / und läßt sich auch gern wie das erste Geschlecht pflantzen.
Gelbe Bacillen. Crithmum luteum.
3. Das dritte Geschlecht der Bancillen / Crithmum maritimum flore Asteris Attici,
C. B. marinum tertium Matthiolo, flore luteo Buphthalmi, J. B. Hat auch eine
weisse und zasichte wurtzel / in der dicke eines fingers / darauß wachsen viel
gerade stengel / die werden auff die anderthalb elen lang / sind mit vielen
schmalen / länglichten / gesaltzenen / aromatischen / fetten und dicken blättern
besetzt / je ein gesetz oder reihe nach der andern / und unter einem jeden
gesetz gehet ein langes und schmales blatt herfür / das ist zwey mahl so lang
als die andern blätter / die sind alle an dem geschmack gesaltzen Oben am gipfel
der stengel wachsen herfür schöne / gelbe / gestirnte blumen / dem Sternkraut
ähnlich. Es wächßt wie die zwey vorigen bey dem Meer / an den staden und
sandichten orten.
4. Das vierte Geschlecht oder Sichelkraut / Eryngium arvense foliis serrae
similibus, C. B. Crithmum IV. Matthioli umbelliferum, J. B. Hat eine fast lange
wurtzel / am obern theil fingers-dick / die vergleichet sich der wurtzeln der
Bracken-distel oder Mannstrew. Es gewinnet lange / schmale / rauche blätter /
von farben schwartz-grün / die sind zerspalten / wie die blätter der wilden
Christwurtz / und gerings herumb auff beyden seiten zerkerfft wie eine Säge. Die
blätter / die oben bey dem gipfel stehen / sind kleiner und kürtzer / und ist
ein jedes haupt-blat in zwey oder drey neben-blätter zertheilet. Der
Feld-Sichelkraut. Crithmum arvense.
stengel wird fast zweyer elen hoch / ist knodicht / oder mit gewerben
underschteden / dünn und rund. An dem gipfel erscheinen im Heumonat schöne /
weisse dolden / wenn dieselbigen vergehen / folget hernach ein länglichter samen
/ dem Peterlein-samen nicht fast imgleich / allein daß er länger ist / an dem
geruch wotriechend und scharff. Es wächßt dieses Kraut gar viel in Teutschland /
sonderlich am Rhein-strom in den frucht-äckeren under dem Geträide / deßgleichen
an den rechen und rheinen der äckeren / und neben den strassen. Matthiolus hat
es in Böhmen auff dem selde / auch under dem Geträyde an den rheinen der äckern
gefunden. Allhier wächßt es ausser der Statt bey dem Schützen-hauß.
Eigenschafft.
Die drey ersten Geschlecht der Bacillenkräuter / sonderlich der Meer-fenchel /
haben alle einen versaltzenen geschmack mit einer bitterkeit / derowegen ist
ihre tugend zu tröcknen und zu säubern. Das zahme Geschlecht der Bacillen ist
dienlicher zur speiß als zur Artzney. Wenn auch diese Kräuter zum gebrauch der
Altzney begehrt werden / soll man nicht die zahmen / sondern allwegen die wilden
verstehen / weilen sie kräfftiger sind als du zahmen. Das letzte Geschlecht /
Sichelkraut genannt / hat eine mittelmäßige wärme / eröffnet und tröcknet durch
etwas balsamisch-saltzicht-flüchtige theile / so es mit sich führet.
Gebrauch.
Der Meer-fenchel ist von den Alten rohe und gekocht in der speiß wie andere
Kochkräuter oder Gemüß / geessen worden: deßgleichen haben sie denselben auch
mit Saltz und Eßig eingemacht / und den übers Jahr [589] behalten / welcher gebrauch auch noch
auff den heutigen tag / in Franckreich / Seeland / und andern orten / wie auch
in etlichen orten Teutschlands behalten / un̅ auff uns gefolget
ist. In der Provintz / Franckreich und Languedock / da dieses Kraut an den
sandichten trocknen orten des Meers über flüßig wächßt / wird es obgemelter
massen in grosser menge eingemacht / und in fäßlein zu uns gebracht / welches
nicht allein in der speiß genossen dienlich ist / sondern es ist auch eine
treffliche (Harnwinde / tröpfflinges harnen / Gelbsucht
/ Rierenstein / verlohrner Appetit.) Artzney vor die Harnwinde / und
das tröpflinge harnen / es vertreibt die Gelbsucht / bricht den Nierenstein /
und bringet den verlohrnen Appetit wider / wenn mans vor anderer speiß isset /
so offt man aber den gebrauchen will / soll man ihn in laulichtem wasser
abwaschen / darnach Eßig und Baumöl darüber schütten / und mit anderer speiß
essen.
Das zahme Bacillenkraut aber ist in der (Bacillen
einzumachen.) speiß anmüthiger zu gebrauchen / das soll man übers Jahr
zu behalten / auff folgende weiß einmachen. Samle des Bacillenkrauts / ehe denn
es zur blüth und samen geschossen ist / ein gut theil / nach dem du viel oder
wenig einlegen wilt / nim die dicksten stengel mit ihren fetten blättern /
wasche die sein sauber / daß der sand und erdreich hinweg komme / darnach lege
sie auff ein sauber tuch / laß sie drey tage darauff ligen / daß sie im schatten
ein wenig welck werden / nim ein bequemes fäßlein / bestreue den boden mit saltz
/ darnach lege eine Lage des gemelten Krauts darauff / streue wider saltz
darüber / so viel vonnöthen ist / und das thue so lang / also daß du eine Lage
umb die ander mit saltz bestreuest. Wenn nun das fäßlein voll ist / so schütte
einen guten Wein-eßig darüber / stell darnach das fäßlein an einen trocknen ort:
damit aber das eingelegte Kraut nicht schimlicht werde / allezeit in der brühe
bleibe / und nicht verderbe / soll man einen saubern teller darauff legen / und
mit einem stein beschweren. So man nun darvon brauchen wil / muß man nicht mit
den händen darein greiffen / sondern allwegen mit einem löffel / oder andern
bequemen Instrument / jedes mahl so viel herauß nehmen als man bedarff / sonst
verdurbe das Kraut mit einander.
Der Garten-barillen also rohe / wie er an ihm selber ist / mit Eßig / Baumöl und
ein (Verlohrner Appetit.) wenig Saltz / zu einem
Salat angemacht / und vor anderer speise geessen / bringt lust zur speiß: Man
kan ihne auch mit anderen Salat-kräutern vermischen / und obgemelter massen
geniessen.
(Gelbsucht / Grieß / Stein / Lenden schmertzen / Nieren
un̅ Blasen, gebrechen / unfruchtbahre weiber /
verschleimte und unreine mutter / verstopffte monatblum der Weibern.)
Garten-bacillen in der speiß mit anderm Gemüß / auch mit dem Fleisch und Hühnern
gekocht / ist fast dienlich den Gelbsüchtigen / und denen so mit dem Grieß und
Stein beladen sind / auch Lenden- und Nieren-schmertzen haben. Ju summa / es
dienet wider alle Gebrechen der Nieren und Blasen. Die speisen mit der gemelten
Bacillen bereitet / sind den unfruchtbaren Weibern eine köstliche Artzney /
deßgleichen denen / so die Mutter mit faulem Schleim und anderem unrath
angegriffen wird. Sie sind auch den Weibern dienlich / welchen die natürliche
Monat-blum verstopfft / oder sonst dieselbige nicht recht und genugsam haben.
Wer dieses Kraut viel gebraucht / der bekomt davon eine schöne und liebliche
farb.
(Versteckter Harn / verstopffung der Leber / Gelbsucht
/ verstopffung der Nieren / Harngäng und Blasen / Grieß und Lenbenweh /
Harnwinde / tröpfflinges barnen / versteckte monat-blum der weiber.)
Die wurtzel der Bacillen / deßgleichen auch die blätter und der samen in Wein
gesotten / und die durchgesiegene Brühe des morgens und abends getruncken /
treibet den Harn / eröffnet die Verstopffung der Leber / führet auß die
Gelbsucht / löset auff die Verstopffung der Nieten und Blasen / reiniget die
Harngäng / treibet Grieß und Stein / vertreibet das Lendenwehe / die Harnwinde /
und das tröpflinge harnen / und fürderet die weibliche Monat-blum. So der Mensch
hitzig / oder ein Fteber vorhanden / oder aber sonst keinen Wein von Natur
trincket / mag er die gemelte wurtzel / Kraut oder samen in Wasser sieden / und
gleicher gestalt brauchen.
Eine handvoll frisches Bacillenkraut in (Verstopffung
des Leibs / blöd Gesicht.) einer Hühner- oder Fleisch-brühen gesotten
/ und die Brühe morgens nüchtern getruncken / etweichet den Bauch / und machet
sanfte stulgäng: das thun auch die blätter / so man sie mit einer Fleischbrühen
zu einem müßlein kochet / und es vor andern speisen isset / ist auch denen
dienlich / so ein blöd Gesicht haben.
(Augen - un̅ Nasen-rinnen der Pferd und
Rindvieh. Verstandener Harn / Harnwind kröpflinges harnen.) Wenn einem
Pferd oder anderem Rindvieh die Augen und Nasen rinnen / soll man ihme
Bacillenkraut mit dem Futter zu essen geben.
Bacillenkraut mit ein wenig Wein und Butter oder Baumöl in einer pfannen geröstet
/ darnach zwischen zweyen tüchern / so warm man es leiden kan / über die Scham
geschlagen / treibet fort den verstandenen Harn / vertreibet die Harnwinde / und
das tröpfflinge harnen.
Bacillenkraut in Milch gesotten / und wie (Diabeter
oder Harnruhr.) ein Pflaster über die Scham gelegt / ist eine gute
Artzney / wider die Diabetem oder Harnruhr.
(Versteckte weibliche monatblum / unreine mutter /
Stein Lendenschmertzen.) Das Kraut in Dampff- oder / Lenden-bädern
gebraucht / fürdert die weibliche Monatblum / reiniget die Mutter / führet auß
den Stein / vertreibet den schmertzen in den Lenden und Nieren.
CAPUT LIX.
Wilder Petersilg. Caucalis.
Namen.
WIlder Petersilg heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Caucalis, Pes pulli, Pes gallinaceus, Apium seu
Petroselinum arvense, Lappa agrestis. Italiänisch / Petrosillo salvatico,
Caucalide. Frantzösisch / Persil sauvage. Spanisch / perexil silvestre,
Quixones. Niderländisch / ghmeine Mirre. In Teutscher sprach wird es auch
Kletten-körffel / Kletten-peterlein / Acker-peterlein und Acker-kletten genennt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des wilden Petersilgs oder Kletten-körffels / Caucalis
semine aspero, flosculis rubentibus, C. B. Anthriscus quorundam semine aspero
hispido, J. B. Hat eine den Pastinacken ähnliche wurtzel / der stengel
|| [590]
Wilder Petersilg. Caucalis.
ist über elen lang / haarig / rauch und knodicht. Die blätter / so unten bey der
wurtzel herfür schleichen / vergleichen sich etlicher massen den Eppich- oder
Petersilg-blätteren / dahero dieses Gewächs den Namen wilder Petersilg bekommen
hat: aber die andern so besser oben am stengel stehen / sehen dem Fenchel-kraut
etwas ähnlicher / denn sie sind an den enden mit vielen schnittlein oder spalten
zertheilt / darzu rauch und haarig. Am gipffel erscheinen die krönlein / mit
weissen / auch bißweilen röthlichten blümlein / eines lieblichen geruchs.
Matthiolus hat ihne in grosser menge in Hetrurien / hin und wider / zwischen der
Tyber und dem Fluß Macra / wie auch in der Tridentinischen Landschafft / im Thal
Anania angetroffen.
2. Der gemeine Kletten-körffel / Caucalis arvensis echinata magno flore, C. B.
Lappula canaria flore pulchro magno, albo, J. B. Hat eine dünne / weisse / harte
/ mit einem scharfflichten / süß-bitterlichten geschmack / und aromatischem
geruch begabte wurtzel / mit vielen zaseln / die understen blätter vergleichen
sich fast dem Körffel- oder Pestnachen-kraut / die obersten den stengel hinauff
sind viel kleiner / schmäler und tieffer zerspalten / mit mehr schnittlein /
sind auch ein wenig rauch und haarig. Er hat ein stengel wie die Pestnach / mit
gläichen underschieden / glatt / grün und steiff / der wird doch selten über
spannen lang / hat seine neben-zweiglein / an welchen zu oberst am gipffel
weisse krönlein oder schatt-hütlein erscheinen / wie die krönlein des Maßholders
/ von schönen / weissen / wolriechenden blümlein / wenn die abfallen und
vergehen / so folget ein raucher / länglichter und stachlichter samen / wie
kleine Kletten / in der grösse der Wandläuß / je zwey bey einander / als zwey
rundlichte scheiblein / solche hencken sich an die kleider / wie andere Kletten.
Dieses kräutlein wächßt in den frucht-feldern / unter dem Korn / Speltz und
anderem Geträld so häuffig / zwischen dem Gebürg und dem gantzen Rhein-strohm
hinab / daß man es nicht genugsam außreuten kan.
3. Das dritte Geschlecht des wilden Petersilgs / Caucalis arvensis echinata parvo
flore, C. B. Lappa canaria flore minore s. tenuifolia, J. B. uberkomt eine
gleiche wurtzel und stengel wie die vorige. Die blätter sind breiter / und dem
Peterlein ähnlicher / jedoch etwas dicker. Die blumen oder krönlein werden
purpur-roth / und der samen grösser / dreyeckicht und länger / so sich an die
kleider hencket. Man findet ihne auch in den fruchtfeldern / aber allhier selten
/ gemeiniglich wächßt er in den Weingärten des Muttentzer Bergs.
Eigenschafft.
Der wilde Petersilg ist zur wärme und ???röckne biß in andern grad geneigt / hat
ein flüchtiges ölichtes saltz bey sich / und daher die eigenschafft zu
erdünneren / innerliche Verstopffungen auffzulösen / durch den Harn zu treiben /
und die Mutter zu reinigen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber / Miltzs Nieren / Harngäng und
Blasen) Man samlet den wilden Petersilg / wenn er noch zart und jung
ist / und brauchet ihn nicht allein zum Salat / sondern kochet ihn auch mit
anderen Muß-kräuteren / ist eine heilsame speiß denen / welche mit verstopffung
der Leber / des Miltzes / der Nieren / Harngäng und Blasen behafftet sind.
(Verstopffung der Leber und des Miltzes / verstandener
harn / Grieß / Stein / verschleimte Nieren und Blasen versteckte Monatblum /
unfruchtbare Weiber. Sod / Gelbsucht / Viertagig Fieber / Raud / Frantzosen
kranckheit.) Dieses Kraut in Wein gesotten / und die durchgesiegene
brühe morgens und abends / jedes mahl ein halb quartal getruncken / löset auff
die verstopffung der Leber und Miltz / treibet den Harn / das Grieß und den
Stein auß / reiniget die Nieren und Blasen / befürdert die weibliche Monat-blum
/ und ist ein nutzliches Tranck den erkalteten unfruchtbahren Weibern / so sie
es fleißig gebrauchen. Mit Wasser gesotten und getruncken / vertreibet er das
Brennen in dem Magen von der Gallen / welches man den Sod nennet. Gemelter
Tranck hilfft auch den Gelbsüchtigen / so sie ihne nüchter einnehmen / darauff
ins bad gehen und schwitzen / denn er treibt die Gelbsucht durch den schweiß auß
dem Leib. Es ist auch dienlich denen / die mit dem viertägigen Fieber / einer
ansteckenden Raud / und der Frantzosen-kranckheit behafftet sind.
(Unfruchtbahre weiber / Lendenstein / versteckte
Monatblum.) Der Samen des wilden Petersilgs zu pulver gestossen / und
ein halb quintlein davon mit warmem Wein getruncken / hilfft den unfruchtbahren
Weibern zu der Empfängnuß: er führet auch auß den Lendenstein / und fürdert die
weibliche Monat-blum.
(Verstandener Harn / Harnwind tröpflinges harnen.
Stein.) Wilder Petersilg gestossen / und mit ein wenig Wein und Butter
in einer pfannen geröscht / darnach zwischen zweyen tüchern über die Scham
gelegt / bringet wider den verstandenen Harn / vertreibet die Harnwinde und
tröpffling harnen: er dienet auch mit andern Kräutern vermischt / zu den
Lenden-bädern wider den Stein.
Auß dem wilden Petersilg wird auch ein [591] (Schleim / Sand und Grieß in den Niere̅ und Blase̅ / Stein / verstopffung der Leber
und Miltzes / viertägig Fieber.) nutzliches Wasser destilliert / auff
vier oder fünff loth getruncken / reiniget es die Nieren / Harngäng und Blasen
vom Schleim / Sand und Grieß / führet auß den Stein / und verhütet sein
wachsthum / eröffnet die verstopffung der Leber und Miltzes / treibet auß die
Gelbsucht / und dienet wider das viertägig Fieber.
CAPUT LX.
Breite krause Basilien. Ocimum latifolium crispum.
Namen.
BAsilienkraut Basilg oder Basilgram heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ocimum, Ocimum basilicum, Herba
basilica, Herba regia, Italiänisch / Basilico. Frantzösisch / Basilie. Spanisch
/ Albahaca. Englisch / Basil. Niderländisch / Basilicomcruyt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / die breite krause Basilien / Ocimum latifolium
maculatum vel crispum, C. B. Sanctomauritanum, latum crispum maximum, J. B. hat
ein kleine zaselichte wurtz / auß welcher sich ein fast elen-hoher hauptstengel
erhebt / so etwas rauch / braun-roth / und in kurtze nebenzweiglein getheilet
wird. Die blätter sind rund / zween finger breit / etliche roth-schwartz /
andere blaw / etliche gefleckt / tieff zerkerfft und krauß / so an langen
stielen hangen. Die Blume formiert ein Aehre / und ist weißroth. Der same wird
schwartz und grösser als der nachfolgenden / so in kleinen häußlein liget. Sie
blühet im Hew-und Augstmonat. Ist erstlich auß Indien in Spanien / von dar in
Italien / endlich auch in Teutschland gebracht / und in den Gärten gezielet
worden. Ein andere art mit grün-gebückelten blätteren wird in dem Fürstlichen
Eichstettischen Garten gefunden / allda noch ein andere krause Basilien
herfürkomt / welche nicht über ein schuh hoch wächßt / und grün-krause blätter
bringet / so ein lieblichen Nägelein-und Citronen-geruch von sich geben. Die
Blumen erscheinen weiß / die wurtzel und der same ist klein.
2. Die Aegyptische Basilien / mit welcher die Lustgärten der Aegyptier zu
Alexandria angefüllet sind / Ocimum AEgyp???c. wächßt drey elen hoch und auch
höher / hat längere blätter als die unserige / welche dünner und mit einer
rothen farb begossen / auch einen sehr lieblichen geruch von sich geben / denn
sie mit demselbigen alle Geschlecht der Basilien wie übertrifft. In
Ober-Aethiopien oder Abissine / in dem Königreich Tigrai / wächßt diese
wolriechende Basilien hauffenweise auff den Bergen und in den Büschen. In
vorgemeldtem Eystettischen Garten bringet sie einen gantz grünen stengel herfür
/ so bißweilen duckel- oder satt-roth wird. Die blätter sind grün aber breiter
und kürtzer als an dem Bingelkraut. Sie trägt weisse blumen / die wurtzel ist
zasicht und dauret nur ein Jahr. Das gantze Gewächs gibt einen überauß
lieblichen geruch von sich.
Die grosse Basilien. Ocimum majus.
3. Die grosse Basilien / Ocimum Caryophyllatum majus, C. B. Ocimum magnum, J. B.
hat ein lange holtzichte wurtzel / mit vielen angehenckten zaseln / auß welcher
ein runder braunfarbiger und rauchlichter stengel herfür kommet / so in
nebenzweiglein getheilet wird. Ihre blätter vergleichen sich dem Bingelkraut /
sind breit / dick und länglicht / etliche weiß / andere schwartz-braun: mit
solcher farb erscheinen auch die blumen umb [592] den stengel / deren ein schwartzer same in seinem häußlein
nachfolget. Das gantze gewächs gibt einen anmütigen geruch von sich.
Citronen-Basilien. Ocimum citratum.
4. Die Citronen-Basilien / Ocimum citri odore, C. B. medium vulgatius &
nigrum, J. B. medium citratum, Ger. Ocimum Anisi odore, C. B. überkommet ihre
blätter wie die vorige / allein sind sie etwas kleiner / sie haben ein geruch
wie der Citronen-apffel / dahero man sie auch Citronen-Basilien nennet. Die
wurtzel ist in viel zaseln zertheilet.
5. Die gemeine Basilien / Ocimum vulgatius, C. B. vergleichet sich umb etwas dem
vorigen geschlecht / allein ist sie in allem viel kleiner / gibet auch einen
geringeren geruch von sich. Die blätter sind bleich-grün / dick / und dem
Bingelkraut ähnlicher. Sie trägt dunckel-weisse Blumen / der same ist rund /
klein und schwartz. Diese wird gemeiniglich in den Apothecken gebraucht. In dem
Fürstlichen Eystettischen Garten kommet sie auch mit einem Aniß-geruch herfür /
daher man sie Aniß-Basilien nennet.
6. Das sechßte geschlecht der Bafilien / Ocimum minus angustifolium foliis
serratis, C. B. kommet auch in vorgemeltem Garten herfür. Die blätter
vergleichen sich umb etwas dem kleinern Wirbel-dost / und sind an dem umbkreiß
wie ein Sägen gekerfft. Es trägt weisse blumen / dahero man es kleine
schmal-blätterichte Basilien mit weissen Blumen nennet.
7. Die kleinste oder Nägelein-Basilien / Ocimum minimum, C. B. hat gar kleine und
schmale blättlein / dem Majoran ähnlich / sind jedoch ein wenig grösser und
gekerfft. Sie bringet viel neben-zweiglein / wie ein draußlicht bäumlein / die
blümlein und der same scheinet sehr klein zu seyn / die wurtzel
Kleinste oder Nägelein Basilien. Ocimum minus.
wird zaselicht. Es ist ein edel und schönes kräutlein / so einen sehr lieblichen
Nägeleingeruch von sich gibet / dahero man es auch Ocimum caryophillatum,
Nägel-Basilien nennet.
Die Basilien zielet man gemeiniglich in den scherben vor den Fenstern / wird auch
in den Lustgärten gepflantzet / wächßt geschwind herfür. Nach der meinung
Camerarii, ist etwas sonderliches in diesem Gewächs / denn es nicht gegen der
Nacht / sondern im Mittag / wenn die Sonn am heissesten ist / wil begossen seyn
/ zu dem wenn man es in wasser setzet / pflegt es darinn ein lange zeit wie in
der Erden zu grünen / ja das noch mehr ist / bißweilen samen zu tragen.
Eigenschafft.
Die Basilien-kräuter wärmen und tröcknen; haben ein geistreiches
ölicht-flüchtiges saltz / und recht aromatische haupt-stärckende theile bey sich
/ und dadurch die eigenschafft / das schwache kalte Hirn und Magen zu stärcken /
innerliche verstopffungen zu lösen / den Schwindel zu vertreiben / die Mutter zu
reinigen / und die monatliche Reinigung zu befördern. Man brauchet allein die
blätter und den samen davon.
Gebrauch.
(Bräune / Mundfäule / schrunden der Lefftzen und
heimlichen glieder / verschrundete wärtzlein der Brüsten.) Das edel
Basilien-kraut erquicket mit seinem guten geruch die Geister des Haupts und
Hertzens. Der samen / so er in wasser gebeitzt wird / gibt ein weissen schleim
wie die Quitten-kern / ist ein treffliche Artzney in der Bräune oder Mundfäule /
Schrunden der Lefftzen und heimlichen Gliedern / bekomt auch gar wol den
verschrundeten Wärtzlein der Brüsten.
Der Rauch des Basilien-samens von un [593] den
(Todte Geburt.) auff empfangen / treibet die
todte Geburt fort.
Zu der Herbst-zeit wird das Basilienkraut unter andere nutzliche Kräuter zu den
Wermuth-weinen vermischt / welcher den Magen (Husten /
Schwermuth.) stärcket / die Däuung befördert / und den Husten
zertheilet / ist den schwermüthigen und traurigen Persohnen dienlich.
(Verlorner Geruch.) An die Basilien offt gerochen
/ soll den verlohrenen Geruch widerbringen.
(Koder auff der brust und lungen schwerer a them / alter
husten / kalte verschleimte mutter / zuruck gebliebene monat-blum.) So
man das Basilienkraut in weissem Wein siedet / und davon trincket / reiniget es
die Brust und Lungen von dem Koder / leichteret den schweren Athem / und benimt
den alten Husten. Dieser tranck ist auch den erkalieten Weibern dienlich / er
befördert die monatliche Blum / und reiniget die kalte Mutter.
Basilien-samen zu pulver gebrannt / und auff die Wartzen gestrewet / zieht die
wurtzel im grund auß / daß keine mehr wächßt / aber (Wartzen.) man muß die Wartzen zuvor mit einem Messerlein ein wenig
auffritzen. Matthiolus vermeinet / es seye kein bessere Kunst / die Wartzen zu
vertreiben / denn so man sie mit einem brennenden Rüthlein Morgens und Abends
anrühret / also verdorret die feuchtigkeit im grund / und fallen sie in kurtzen
tagen ab: Er habe also mehr denn hundert Wartzen bey einer Person vertrieben:
man kan auch spin̅weben-gewippe umb ein höltzlein winden / solche
anzünden / und die Wartzen damit sengen.
Etliche geben vor: so man die Basilien zwischen zweyen steinen reibet / und einen
newen Hafen darüber stürtzet / sollen nach etlichen tagen darauß Scorpionen
wachsen / welches von vielen für eine Fabel gehalten wird. Es ist aber
nachdencklich / was Herr Fridericus Hoffmannus in clave pharmaceut.
Schroederiana p. m. 480. berichtet. Wolffgangus Hoeferus lib. 2. Hercul. med.
cap. 1. vermeldet / es habe ihme Herr Schwartzman / Apothecker des bekanten
Closters Seitenstetten / angezeigt / daß er in dem Hew-und Augstmonat das
Basilienkraut zerstosse / als wen̅ er den safft darauß pressen
wolte / hernach thue er diese gestossene Massam oder Kraut auff ein heissen
Ziegelstein / schmiere ihn dreyer Fingers dick an / lege ein anderen Ziegelstein
darauff / und vermache beyde mit einem teig / welcher auß Leym und Roßmist
bereitet werde: diese also zusammen gefügte Ziegelstein lasse er im keller einen
gantzen Monat durch ligen / wenn er sie alsdenn von einander thut / springen die
Scorpionen herfür / welche denen / so auß Italien zu uns gebracht werden / sich
vergleichen / die er zur nothdurfft auffbehaltet. Also hat Herr D. Johannes
Michael, an vorermelten Herren Hoffmannum auß Leipzig / den 7. Christmonat / An.
1665. geschrieben: die erfahrenheit hat ohn allen betrug bestätiget / daß auß
dem gestossenen und zwischen zweyen steinen eingeschlossenen Basilien-kraut / in
dem Heumonat zu Leipzig / in Hn. D. Dreyerlings garten ein Scorpion gewachsen
sey: welchem auch der erfahrne Jesuit Athan. Kircherus, lib. 3. de Arte Magnet.
part. 3. cap. 1. p. m. 561. und der weltberühmte Chymicus, Johannes Baptista van
Helmont, tract. imag. ferment. impraegn. mass. sem. §. 13. Glauben zustellen.
Bey diesem anlaß kan ich nicht umbgehen / eine lustige Historien von der Basilien
hierbey zu setzen / welche Camerarius in seinem Horto Medico p. 108. auß dem
Aug. Justiniano erzehlet. Franciscus Marchio ein Rechtsgelehrter / ware als ein
Gesandter von den Genuesern zu dem Hertzog von Meyland geschickt / als er ihne
nicht wolte anhören / und die mit der Statt Genua beschlossene Verträg auch
nicht halten / hat er dem Hertzogen bey guter gelegenheit eine handvoll
Basilien-kraut verehret. Darüber der Hertzog sich hefftig verwundert und gefragt
/ was doch dieses geschenck andeute? gabe er zur antwort: dieses Kraut habe
solche Eigenschafft / daß so man es ein wenig anrühre / lasse es einen
lieblichen geruch von sich / wenn man es aber zu starck drucke / entspringen
endlich Scorpionen darauß: über diese scharfsinnige antwort erfreuete sich der
Hertzog / und liesse den Gesandten mit ehren von sich.
So man die Basilien dörret und Most darüber schüttet / wird es ein guter Wein /
und riecht wie Muscateller.
(Schlagflüß / schleim auf der brust / hefftiges keichen
/ verstopffung der weiblichen Blum / schwach??? mutter u??? geburtsglieder /
würm im leib / schwermut ohnmacht.) Das destillierte Basilien-wasser /
ist eine kräfftige Haupt-und Hertz-stärckung / wehret den Schlag-flüssen /
reiniget die Brust von allem Schleim / vertreibet das hefftige Keichen / fürdert
die weibliche Blum / und stärcket die Mutter samt den Geburts-gliedern.
Basilien-wasser getruncken ist gut / wenn ein Wurm in einen Menschen gekrochen /
oder im Leib gewachsen wäre / soll ihne ohne schaden außtreiben.
Basilien-wasser mit Burretsch-wasser vermischt / und bißweilen ein löffel voll
davon genommen / ist gut den Schwermüthigen / stärcket das Hertz / und verhütet
die Ohnmachten.
CAPUT LXI.
Habermalch. Tragopogon.
Namen.
HAbermalch / Habermarck / Bocksbart / Gauchbrot und Morgenstern / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Tragopogon, Tetrapogon, Coma, Barbula hirci. Italiänisch / Barba di Becco.
Frantzösisch / Barbe de Bouc. Spanisch / Barba de cabron, Barba cabruna.
Englisch / Goatsbeard / Buckesbeard. Dänisch / Giedde-skieg. Niderländisch /
Bockenbaert / Josephsbloemen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der gemeine grosse gelbe Habermalch / Tragopogon
pratense luteum majus, C. B. flore luteo, J. B. hat einen geringen / runden
un̅ glatten stengel / elen-hoch / mit etlichen gläichen
abgetheilt. Seine blätter sind den Saffran-blätteren ähnlich / doch etwas länger
und breiter / bißweilen krauß / zu zeiten glatt. Oben an den stengeln erscheinen
grosse / gefüllte blumen / mit bleichgelben zerkerfften blättlein / welche
sternweiß beysam̅en gesetzt sind / fast wie am Alant / diese
|| [594]
Habermalch mit gelben Blumen.
Tragopogon luteum.
blumen wenden sich den gantzen tag gegen der Sonnen / am abend schliessen sie
sich zu / frühe gegen der Sonnen auffgang thun sie sich widerumb außeinander /
so fern der Himmel nicht gewülckt ist: darauß werden endlich haarige köpffe /
wie an den Pfaffenröhrlein / auff welcher spitzen schwartzer samen stehet /
welcher mit seiner Wollen verfliegt. Er hat eine lange / fingers-dicke / süsse
zarte und milchsafftige wurtzel. Es hat dieses
Habermalch-mit purpurbraunen Blumen. Tragopogon purpureum.
Geschlechts annoch ein kleinere art mit langen gebogenen blättern; Tragopogon
folio oblongo sinuato, C. B.
2. Der purpur-blumige Habermalch / Tragopogon purpureo-coeruleum Porri folio,
quod Artifi vulgò, C. B. Ist dem ersten fast gleich / allein daß es
purpur-braune blumen trägt / welche nicht also außgefüllt / und nicht so breit
sind / als die ersten: auß diesen braunen blumen werden bißweilen grosse knöpff
/ darinnen viel schwartzes staubes verschlossen / welchen man den Brand nennet /
wird zu zeiten doch nicht so offt / auch am gelben Bocksbart gefunden. Die
wurtzel ist lang / offt 2. finger dick / milchsaftig.
3. Kleiner Morgenstern / Tragopogon gramineo folio, radice villosâ, C. B.
Tragopogon folio gramineo, flore albo & luteo cum tantillâ purpurâ, J.
B. wird deßwegen also genennet / dieweil es kleinere blätter hat / als das
vorige / den blättern der wilden weissen Steinnäglein fast gleich / schmal und
spitzig. Die wurtzel ist den vorigen gleich / oben auff mit vielen haarigen
faseln etwas dick besetzet / auß welchen runde / schmale stengel herfür tretten
/ an welcher gipffel / runde / schüppichte knöpfflein wachsen / gleich wie an
den Kornblumen / wenn sich dieselbige auffthun / so schlieffen die weissen
blümlein herfür / dem andern Geschlecht etwas gleich / allein daß sie länger und
spitziger sind / gleich wie die Johannes-blumen.
Der Bocksbart wächßt von sich selbsten in feuchten und ungebauten orten. Blühet
im Brach-und Heumonat. Das erste Geschlecht findet man allenthalben in gärten
und auff den wiesen. Das andere wird bey uns in den gärten gepflantzet. Das
dritte Geschlecht wächßt in den hohen Gebürgen Italiens / und hat solches
Camerarius auff dem Apennino an einem ort / Rio de lunato genennt / selber
gefunden.
Eigenschafft.
Bocksbart ist warm und feucht im ersten grad; hat viel nahrhafften / milten / auß
milch-safftigen / balsamischen / und gelindflüchtigen saltz-theilen bestehenden
safft bey sich / und daher nicht nur die eigenschafft / viel und gute nahrung
dem geblüt zu geben / sondern auch alle scharffen feuchtigkeiten zu versüssen /
innerliche verstopffungen zu eröffnen / und durch den Harn zu treiben.
Gebrauch.
(Tröpflings harnen.) Etliche Leuthe essen die
rohe wurtzel im Salat / wie Rapuntzeln / sonderlich im Mäyen / ist gut wider das
tröpfflinge Harnen und den Stein.
(Kranckheiten der Brust / Lungen / Husten /
schwerlicher athem Seitenstechen / Lungund Schwindsucht. Wunden /
Brust-geschwär.) Die wurtzeln derer mit braunen blumen / Artifi oder
Artififi genennt / werden bey uns in den gärten zur speiß gepflantzt / und mit
frischem Butter gekocht / dienen wider die Kranckheiten der Brust / Lungen / den
Husten / schweren Athem und das Seitenstechen / bekommen wol den Lung-und
Schwindsüchtigen.
Das destillierte Wasser des Bocksbarts / heilet die Wunden / so man leinene
tüchlein darein netzet und überschläget: es wird auch nutzlich in den
Brust-geschwären gebraucht.
|| [595]
CAPUT LXII.
Grosse Gembsen-wurtz. Doronicum majus.
Namen.
GEmbsen-wurtz oder Schwindel-wurtz / heißt Lateinisch / Doronicum. Italiänisch /
Doronico. Englisch / Leopards-bane. Gembsen-wurtzel wird sie der ursachen halben
genannt / dieweil diese wurtzel den Gembsen gar annehmlich ist / und sie mit
derselben ihren hunger stillen / daher so man die Gembsen fanget / findet man
gemeiniglich in ihren Mägen eine Kugel / welche auß diesen Wurtzeln und andern
Alpkräutern entspringet. Joachimus Camerarius in Hort. Med. pag. 57. berichtet /
man nenne die Gembsen-wurtz daher Schwindel-wurtz / dieweil die Jäger in der
Graffschafft Tyrol / diese Wurtzel wider den Schwindel zu sich nehmen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / die süsse rundblättige Gembsen-wurtz / Doronicum radice
dulci, C. E. Doronic. folio subrotundo, serrato, J. B. radice Scorpii brachiatâ,
C. B. bekomt ein runden / gekälten / grünen / hohlen / und bißweilen elen-hohen
stengel / auff dessen gipffel ein köpflein sitzet / so auß vielen gelben
blümlein bestehet / und mit anderen länglichten und an dem umbkreiß gekerfften
wie gold schimmerenden blättern umbgeben wird. Der schwartzlichte samen flieget
mit seiner weissen Wollen davon. Die blätter bey der wurtzel erscheinen
rundlicht / und hangen an langen stielen / breiten sich aber allgemach auß / und
sind an dem umbkreiß wie die Segen-zähn gekerfft: welche blätter hingegen den
stengel umbgeben / die werden länger / und bey dem stiel alsobald breiter / sie
geben ein scharffen und bitteren geschmack von sich. Die wurtzel ist
grünlicht-weiß / kleinen fingers-dick / etwas schüppig / und mit gläichen
underschieden / auß welchen lange / weisse und dicke zaseln herfürwachsen / ihr
geschmack vergleicht sich mit dem außgepreßten Süßholtz-safft. Man findet sie
auff dem Etscher / Dürrenstein / und andern Oesterreichischen und
Steyrmärckischen Alp-gebürgen / zwischen den Felsen / in tieffen Gruben / blühet
im anfang des Hewmonats oder etwas später / so man sie in die Gärten pflantzt /
bleibt sie nicht lang: Sie wächßt auch auff den Schweitzerischen Gebürgen / als
auff dem Bernerischen Stockhorn und Nessenberg.
Gemeine Gembsen-wurtz.
Doronicum vulgare.
2. Die gemeine Apothecker Gembsenwurtz / Doronicum radice Scorpii, C. B. majus
Officinarum, Ger. emac. bringt an langen stielen ihre runden blätter / die sind
den Gurcken- oder Cucumern-blättern ähnlich / unden bey dem stiel außgeschnitten
/ oben spitzig / voran glatt / auff dem Rucken etwas rauch und haarig / sie
trägt am gipffel drey oder vier goldgelbe blumen / die sind mit kleinen
glitzenden blättlein zu rings herumb besetzt wie die Rheinblumen / und wiewol
diese blumen an dem stengel wachsen / so sind doch etliche / die haben ihren
ursprung und stiel von und bey dem undern theil der andern blumen. Die wurtzel
ist weiß / hat an etlichen orten runde knollen / und zu beyden seiten dieser
knollen dünne zaseln / anzusehen wie ein Scorpion mit seinen füssen / unden auß
mit einem schwäntzlein. Wächßt in [596] Welschland oder Italien / auff den berühmten Gebürgen Gargano und Baldo.
3. Die Steyrmärckische Gembsen-wurtz / Doronicum longifolium hirsutie asperum, C.
B. Doronici species ex horto Ferrariensi, folio longo hirsuto, J. B. bringt
einen schuh hohen stengel herfür / der lind / haaricht und gekält ist. Sie hat
wenig kleine / dicke und länglichte blätter / an dem obern theil satt-grün /
glitzerend und gantz haarig / an dem undern theil aber glatt und bleich-grün /
die aber den stengel umbringen sind schmäler / sie geben alle ein sehr scharffen
geschmack von sich. Auff dem gipffel des stengels sitzet ein goldgelbe blum /
wenn die abfällt / folget ein kleiner schwartzlichter samen nach / so mit
gauchhaar überzogen / und mit dem wind davon flieget. Die wurtzel ist klein /
schwartzlicht / gläichig / und mit etlichen dicken / weißlichten zaseln begabet
/ sie gibt ein gewürtz-geruch von sich. Carolus Clusius hat sie erstlich in
Oesterreich auff dem Schneeberg / hernach in Schnee-alpen und Neuberg / aber in
gröster anzahl auff dem gipffel des Etschers zwischen den Felsen angetroffen:
sie blühet im Hewmonat / und bißweilen im Augsten / alßdenn auch der samen
öffters zu seiner zeitigung gelanget.
4. Das vierdte Geschlecht der Gembsenwurtz / Doronicum latifolium flore magno, C.
B. folio lato, flore magno, J. B. Ist gemeiniglich kleiner als die vorigen /
trägt aber ein grössere blum. Die blätter sind rundlicht wie an dem Schweinbrodt
/ und den andern nicht ungleich. Sie wächßt in Veitz-alpen ob Neuburg in
Steyrmarck / und blühet umb die zeit wie die vorgemeldten.
5. Die gröste Gembsen-wurtz / Doronicum maximum foliis caulem amplectentibus, C.
B. maximum foliis Hyoscyami Peruani modo caulem amplectentibus, J. B. Bringt
einen haarichten und gekälten stengel / so zwey elen hoch oder bißweilen höher
wächßt / und gemeiniglich kleinen fingers-dick / auch bey dem obern theil in
etliche nebenzweig getheilet ist. Die blätter bey der wurtzel sind rund / und
mit einem langen stiel begabet / welche aber ohne ordnung den stengel umbfassen
/ werden breiter / spitziger / an dem umbkreiß ein wenig gekerfft / grün und
haarig / so den stengel ohne stiel mit ihrem breiten rand umbringen. Auff den
neben-zweigen sitzen grosse blumen ohne geruch / die auß in. 20. oder 30. langen
blättern bestehen / und ihr breites Aepffelein oder Tischlein umbringen. Der
samen ist gestriemt und grünlicht / welcher mit seinem gauch-haar davon flieget.
Die wurtzel wird grün-weißlicht / knöpffig / und einem Zwiebelein ähnlich / so
man sie aber fortpflantzet / wächßt sie dicker. Vorgemeldter Clusius hat sie
erstlich neben den Bächen an schattichten orten auff dem Oesterreichischen
Wechsel / in dem Brachmonat blühend / gefunden / und sie hernach in seinen
Garten gepflantzet / allda sie ihme wol fortkommen ware / hernach hater sie in
grösserer anzahl an nidsich haldigen und waldichten orten auff dem Etscher und
Herren Alben / in dem Augstmonat blühend / angetroffen. So man sie in die Gärten
pflantzet / bringet sie ihre blumen in dem Mäyen / also findet man sie auch
blühend in den bergichten Ungarischen Wäldern über dem Fluß Dra genannt / wie er
solches Lib. 4. Histor. Plantar. rarior. Cap. 8. anzeiget.
6. Die graute Schweitzerische Gembsenwurtz / Doronicum Helveticum incanum, C. B.
hat eine gläichichte und gleichsam schüppichte wurtzel / auß deren ein runder /
weißgrauer stengel eines schuhs hoch herfür komt / auff welchem ein grosse gelbe
blume mit goldgelb / länglichten / nicht zerkerfften blättern erscheinet / die
endlich mit dem samen / so andern gleich ist / davon fliegt: die blätter sind
dick / deren etliche gegen der wurtzel rundlicht / andere ablang / an dem
umkreiß bald wenig bald tieff zerkerfft / so an dem undern theil / mit ihren
stielen / von wegen der weißgrauen wollenlind / obenher bleich-grün sind:
diejenigen blätter aber / so den stengel umbgeben / sind lang / schmal und
außgespitzt / eines scharffen un̅ bitteren geschmacks. Sie wächßt
auff den Schweitzerischen Alpgebürgen.
7. Die niedrige Schweitzerische Gembsenwurtz mit dicken blättern / Doronicum
Helveticum humile, crassis foliis, C. B. wächßt einer hand hoch / mit dicken
blättern / welche oben schwartz-grün / unden aber bleich und ein wenig haarig
sind / die ersten erscheinen rundlicht / ablang / und an dem umbkreiß zerkerfft
/ mit des stieleins understen theil den stengel umbgebend: die nachfolgenden
blätter aber sind sechs daumen lang und anderthalb breit / deren die obere keine
stielein haben: der stengel ist kurtz und haarig / in neben-zweiglein zertheilt
/ deren jegliches eine gelbe blum mittelmäßiger grösse trägt. Es blühet im
Heumonat auff den Gipfflen der Veltliner Gebürgen / die Gemme genannt / über
welche man sich mit Geßlen in das Leucker-bad tragen läßt.
Eigenschafft.
Die Gembsen-wurtz / welche in dem Brachmonat ihre beste krafft hat / hat ein
groblichtölichtes / bitterlicht-süsses / zwischen vielen irrdischen theilgen
verborgenes Saltz bey sich / und daher die Eigenschafft zu wärmen / zu trocknen
/ verstopffungen zu eröffnen / durch die Nieren / Mutter und Leber zu dringen /
und die unruhigen Lebens-geister wider zur ruhe zu bringen.
Gebrauch.
(Wind und auffblähen des Leibs / und sonderlich der
Mutter. Würm / versteckung des harns / hertzzittern ohnmacht / Gifft
Schwindel) Diese wurtzel wird gebraucht zu den Winden und auffblähung
des Leibs / und sonderlich der Mutter / tödet und treibet die würm auß /
fürderet den Harn / stärcket das zitterende Hertz / wendet die Ohnmachten /
widerstehet dem Gifft / daher sie under den Theriac vermischt wird.
In den hohen Schweitzer-Gebürgen und in Steyermarck / pflegen die / welche nach
den Gembsen steigen / solche wurtzel auch wider den Schwindel zu gebrauchen.
Demnach G. Hieron. Velschius, in seinem (Gembsenkugeln.) Lateinischen Buch von den Gembsen-kugeln stattlich
erwiesen / daß dieselbigen auß den köstlichen Alp-kräutern / fürnemlich aber auß
dieser wurtzel in dem Magender Gembsen ihren ursprung hernehmen / diese
Gembsen-kugeln aber zu unsern zeiten in Teutsch [597] land öffters gebraucht werden
/ hab ich nothwendig zu seyn erachtet allhier auch zu berichten / in welchen
Kranckheiten man sich ihrer nutzlich bedienen könne. Man gibt gemeiniglich denen
/ so gestandenen alters sind 15. biß 20. gran / man muß sie aber ordenlich
zerschneiden / und zu reinem pulver stossen.
(Dreytägig Fieber.) Wider das dreytägige Fieber /
nim Gembsenkugel-pulver zehen gran / Sauramffer-wasser und Himbeer-syrup jedes
ein loth / trincke es auff einmahl / und schwitze darauf wol.
(Viertägig Fieber.) Wider das viertägige Fieber:
Nim Gembsenkugel-pulver 15. gr. in Candischen / Spanischen / Reinischen oder
einen anderen starcken Wein / ein halb gläßlein voll / trincke es auff cinmahl
und schwitze darauff.
(Hitzige / ansteckende Fleckenfieber.) In den
hitzigen ansteckenden Fleckenfieberen gibt man 12. oder 15. gran des
Gembsenkugel-pulvers in 1. loth Scorzonera- oder Sauramff-wasser und
Citronen-syrup ein / läßt den Krancken wol darauff schwitzen.
(Rothsucht Kinderblattern.) Wenn die Kinder an der
Rothsucht oder den Blattern darnider ligen / solle man den jährigen Kinderen 2.
gran dieses pulvers / den zweyjährigen aber 4. gran und so fortan in Scabiosen-
oder Taubenkropff-wasser eingeben.
So ein starcke Persohn von der Pest angegriffen worden / kan man ihren 15. oder
20. gran dieses pulvers in einem loth Cardobenedicten- und Theriacal-wasser
eingeben / und ihne im Bett wol darauff schwitzen lassen.
(Schwindel) Wen̅ jemand von einem
starcken schwindel angefochten wird / dem solle man 11. gran in
Lindenblüth-wasser eingeben / zu verhütung des Schwindels aber / kan man 4. oder
5. gran in einem löffel voll weissen Wein einnehmen.
Wider die Liebes-träncker / Philtra genant: (Liebträncker.) nim zwölff gran Gembsen-kugelpulver / und gibe es in
Garten-kreß- oder Schwalbenwurtz-wasser ein / so man 1. loth St.
Johannskraut-syrup darzu thut / ist es auch gut.
(Mutterweh.) Wider das starcke Mutterweh nim zehen
gran des pulvers / und gibe es der Frauwen in Melissen-wasser ein.
(Zittern / Gichter.) Wider das Zittern und die
Gichter gibe dem Krancken zehen gran in Mäyenblümlein-wasser ein.
(Fallende Sucht.) Vorgemelter Herr hat zu Augspurg
wargenommen / daß ein Marckschreyer allda durch fleissigen gebrauch dieses
pulvers ein Jungfraw von der fallenden Sucht erlöset / man kan dem Krancken in
dem anstoß zwölf gran in schwartz Kirschen-wasser eingeben.
So jemand mit einem Schlagfluß getroffen worden / dem solle man alsobald ein
Clystier (Schlagflüß.) von der Hiera picra Logadi
in der Apotheck machen lassen / alßdenn eine Ader öffnen / und hernach 10. gran
dieses Pulvers in Körffelkraut-wasser eingeben.
(Blödes Gesicht.) Welcher ein blödes Gesicht
überkomt / der solle bißweilen 6. gran dieses Pulvers in Augentrost-wasser
einnehmen.
(Entfallene Sprach.) So jemanden die Sprach
entfallen wäre / solchen kan man 10. gran in Schlüsselbümlein-wasser eingeben.
(Seitenstich / brustgeschwär.) Wider den
Seitenstich oder die Brust-geschwär: nim 10. gran dieses Pulvers in
Scabiosen-wasser ein.
(Kurtzer Athem / Keuchen.) Wider den kurtzen
Athem und starckes Keuchen / gibe dem Krancken bißweilen 10. gran in Hysop- oder
Scabiosen-wasser ein.
(Hertzklopffen / Ohnmachten. Erbrechen Kluxen / kalter
magen.) Wider das Hertzklopffen und die Ohnmachten kan man dem
Krancken 8. gran in Burretsch-wasser eingeben.
Wider das Erbrechen / Auffstossen / Kluxen und andere kalte Magen-kranckheiten /
kan man dem Krancken 8. gran in dieses Pulvers in Melissen-wasser bißweilen
eingeben.
(Grimmen.) Wider das Grimmen solle man 10. gran
in einem loth Chamillen-wasser einnehmen.
(Rothe Ruhr.) Wider die rothe Ruhr solle man 10.
gran in Erdbeer- oder Wegerich-syrup mit etwas Ehrenpreiß-wasser vermischt /
gebrauchen.
(Schwartze Gelbsucht.) Wider die schwartze
Gelbsucht solle man 10. gran dieses Pulvers in Hirschenzungen-wasser offt
einnehmen.
(Nierenstein.) Wenn der Nierenstein in den
Harngängen stecken bleibet / solle man dem Krancken 10. gran in Erdbeere-wasser
mehrmahls beybringen.
(Samenfluß.) Wider den Samenfluß / kan man
bißweilen 8. gran in Seeblumen-wasser einnehmen.
(Mutter-kranckheiten.) In den Mutter-kranckheiten
soll man bißweilen 6. oder 8. gran in Melissen-wasser gebrauchen.
(Schwere Kindsnoth / Zuruckbleibung der Nachgeburt /
Nachweh / versteckte Weiberreinigung / todte Leibsfrucht. Fall.
Gifft.) In schweren Kinds-nöthen / Zuruckbleibung der Nachgeburt / Nachweh
/ und Versteckung weiblicher Reinigung / solle man 10. gran in weiß Lilien- oder
roth Bucken-wasser eingeben: Diese Artzney treibet auch die todte Leibsfrucht
fort.
So jemand ein schweren Fall gethan hat / dem solle man alsobald eine Ader öffnen
/ und 10. gran dieses Pulvers in Körffelkraut-wasser eingeben.
So man einem mit Gifft zugesetzt / dieser soll alsobald ein scrupel oder 20. gran
des Gembsenkugel-pulvers in Cardobenedicten-wasser einnehmen.
CAPUT LXIII.
Zahme Wicken. Vicia.
Namen.
ZAhme Wicken heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Vicia. Italiänisch / Veccia. Frantzösisch / Vesse.
Englisch / Uetch.
Wilde Wicken oder Vogels-wicken heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Vicia sylvestris, Cracca. Italiänisch / Afaca.
Frantzösisch / Vesse sauvage. Englisch / Homelii Uetch. Holländisch / Crock.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / die gemeine zahme Säe-wicken oder Roß-wicken / Vicia
sativa vulgaris semine nigro & albo, C. B. vulgaris sativa, J. B. Ist
ein Kraut / das alle Jahr frisch muß gesäet werden; bekomt schuh-hohe / auch
höhere / eckichte / gestriemte / haarige / hole stengel / etwan acht biß zehen
oder zwölff paar / nicht gar zoll lange / etwas haarige / durchauß breite / und
nicht außgespitzte blätter; die äussersten stielein ringeln
|| [598]
Zahme Wicken. Vicia.
sich / wie die Gabeln an den Wein-reben / und winden sich an die umbligenden
Gewächs. Die blumen erscheinen purpur-blau / hangen an kurtzen stielen; auff
deren verwelckung / die länglichten / breiten / haarigen / mit schwartzen oder
weissen samen angefüllten schoten folgen. Sie wachsen auff den äckern under dem
Getreid / theils von sich selbsten / meistentheils aber werden sie gesäet mit
Habern und Erbsen / den Pferden zu einem futter.
Wilde Wicken. Vicia sylvestris.
2. Die wilde Wicken / Vicia sylvestris semine rotundo nigro, C. B. vulgaris
sylvestris semine parvo & nigro frugum, J. B. stoßt viel runde /
gestreiffte schößlein / auß einer wurtzel / schuhs-hoch über sich / und bringt
blätter wie die gemeine Wicken / aber haariger und grauer / auch etwas
außgespitzt. Die blümlein sind purpur-braun / und nicht zweyerley farb wie in
dem zahmen Geschlecht / hangen an kurtzen stielen. Darauff folgen die langen /
zarten / rundlichten / und da sie reiff sind / schwartzen schoten / welche mit
vielen gantz kleinen / runden / bleichgrün-schwartzlichten samen angefüllet.
Blühet vom Mäyen an / und fast den gantzen Sommer durch.
Eigenschafft.
Die Wicken haben in ihrem samen etwas wenigs flüchtige / mehr aber scharfflichte
/ grobe / ölichte Saltz-theile / neben vielen irrdischen bey sich / und daher
die eigenschafft mittelmäßig zu wärmen und zu trocknen / zu säubern und zusammen
zu ziehen. Das Mehl von den gerösteten Wicken treibet starck den Harn.
Gebrauch.
Es sind die Wicken eine sonderliche speise für die Pferde / Hennen / Tauben / und
andere Vogel / weilen sie eine grobe nahrung geben / und wo sie der Mensch essen
wurde / ein dickes melancholisches geblüt verursachen.
(Sod / auffstossen des Magens. Flechten /
Zittermal.) Etliche Wicken geessen / stillen den Sod und Auffstossen oder
Griltzen des Magens.
Wicken-mehl mit Honig vermischt und übergeschlagen / vertreibet die Flechten und
Zittermahl / machet ein saubere glatte haut.
(Knollen der Brüsten / garstige Geschwär.)
Wicken-mehl mit Wein und Honig vermischet und auffgeleget / zertheilet die
Knollen der schmertzlichen Brüsten / und heilet allerhand garstige Geschwär und
Schäden.
CAPUT LXIV.
Cardamömlein und Pariß-körner.
Cardamomum & Grana
Paradisi.
Namen.
CArdamömlein heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Cardamomum, Grana Paradisi. Italiänisch /
Cardamomo, Grani di Paradiso. Frantzösisch / Graine de Paradis, Cardamome.
Spanisch / Grana de Paradyso. Englisch / Graine of Paradise. Niderländisch /
Cardamome.
Geschlecht und Gestalt.
Drey Geschlecht der Cardamömlein werden nach dem bericht Matthioli, auß den
Orientalischen Ländern zu uns gebracht / und in der Artzney gebraucht / nemlich
/ das grosse / mittlere und kleine: haben alle viel samen oder körner / in
schelffen-häußlein oder bälglein beschlossen / welche ihrer grösse nach
unterschieden werden.
Die schelffe des grossen ist anzusehen wie ein Feig / derb / zähe und leicht /
dem deckel der Indianischen Nuß nicht unähnlich / mit
|| [599]
Cardamömlein und Pariß-körner.
Cardamomum & Grana Paradisi.
(1. Die grossen.)
(2. Die mitlern.)
(3. Die kleinen.)
(4. Die kleinesten.)
etlichen linien oder striemen nach der länge durchzogen / hat inwendig viel
röthlichte körner / die sind mit vielen weissen häutlein umbgeben und
unterschieden. Sind am geschmack scharff / am geruch lieblich / daher sie von
etlichen Grana Paradisi, Pariß- oder Paradiß-körner geheissen werden.
Die schelffe des mittleren ist länglicht / dreyeckicht / holkälicht / oben mit
einem stumpfen spitzlein / inwendig ligen länglichte / blutrothe körnlein in
zweyen zeilen / die sind auch mit häutlein umbfangen.
Die schelffe des kleinen ist kurtz und dreyeckicht. Die innerlichen körner sind
gegen den vorgemelten zwey Geschlechten die allerkleinesten / ligen zwischen
einem mittel-häutlein zu beyden seiten / an der gestalt etwas rund und am
angriff ein wenig rauch. Dieses wird an der grösse zweyerley gefunden /
derowegen allhier vier sind abgemahlet worden.
Alle obgemelte Körnlein lassen sich leicht brechen / sind scharff / lieblich und
wolriechend / öhn alle bitterkeit / doch ist das grosse den übrigen / wie auch
das kleine dem mittleren / mit der schärffe überlegen.
Sie wachsen in India / von Calecut biß gen Cananor / in Malavar und Java.
Eigenschafft.
Die Cardamömlein sind warm und trocken in dem anfang des dritten grads: haben ein
recht temperiertes / nicht so scharffes flüchtig-ölichtes Saltz bey sich / und
daher die eigenschafft / den Magen wol zu wärmen / zu stärcken / alle Wind zu
vertheilen / durch den Harn zu treiben / die Mutter zu reinigen / zu stärcken /
und den Weiberfluß zu befördern.
Gebrauch.
(Innerlicht Kranckheiten von kälte / bläst hertzzittern
ohnmacht / schwindel / feuchtes hirn.) Die Cardamömlein und
Pariß-körner / dienen wol in allen innerlichen Kranckheiten / so von der kälte
ihren ursprung haben / sie zertheilen die Bläst / befördern die Däwung / machen
lust zu dem essen / stärcken das Haupt / Hertz / den Magen und die Mutter /
bekommen denen wol / welche mit dem Hertzzittern / Ohnmachten und Schwindel
geplagt sind. Welche gar ein feuchtes Hirn haben / und den Rauch-taback leiden
können / oder selbigen zu trincken gewohnt / die thun wol / wenn sie darunder
Nägelein oder Cardamömlein stecken / und darmit anbrennen / denn solches stärckt
das Haupt trefflich.
Ein gutes Magen-pulver. Nim Zimmetrinde / Imber / Calmuß jedes ein quintlein /
Cardamömlein / Aniß jedes ein halb quintlein / Pfeffer / Muscat-blüth / Cubeben
jedes ein strupel / Zucker 6. loth / stosse alles zu einem reinen pulver. Ein
halben löffel voll (Kalter Magen / Bläst.)
dieses pulvers in Wein genommen / stärcket und erwärmet den kalten Magen /
fördert die Däwung und vertreibet die Bläst.
Etliche Körnlein zu pulver gestossen / mit (Grimmen und
gichter der kindern) Zucker vermischt / und den Kindern in den
päpplein offt gegeben / stillet das Grimmen / und verhütet bey demselben alle
Gichter.
Der weit berühmte Medicus zu neu Batavia in groß Java / Jacobus Bontius Lib. 17.
Histor. natural. & medic. cap. 37. vermeldet / daß in der Insul Java
zwey Geschlecht / nemlich der klein und groß Cardamom wachse / welche er also
beschreibet.
Der kleine Cardamom hat ein stengel / welcher wie an dem Rohr mit knöpffen
unterschieden ist / die blätter sind den Rohr-blättern ähnlich / er wächßt in
grosser menge / so man ihne das erstemal ansiht / wird schwerlich ein
unterschied zwischen dem Cardamom und Rohr wargenommen / weder allein daß der
kleine Cardamom nicht über zween oder drey schuh hoch wächßt / und seine
zerriebene blätter den lieblichsten geruch von sich geben. Als ich das erstemal
den kleinen Cardamom blühend gesehen / habe ich Garziae ab Horto Irrthum
wahrgenommen / welcher Lib. 1. Aromat. Histor. Cap. 24. schreibt / der kleine
Cardamom werde wie ander Gemüß gesäet / so nicht wahr ist. Daher ich der erste
bin / welcher dieses Kraut / nachdem ich es tausendmal besichtiget / natürlich
abmahlen lassen. Neben den wurtzeln entspringt ein ähre der Spicknard ähnlich /
ist aber viel dicker / auff dessen kelchlein kommen blumen herfür / welche an
ihrem umbkreiß mehr bleich als weiß sind / in den kelchlein aber zeigen sie ein
gelbe farb / den Pomerantzen-blumen nicht ungleich. Wenn die blumen abgefallen /
folgen die schoten hernach / in denen der wolriechende samen der Cardamom ligt /
welcher so lang er verschlossen / ein gelbe farb hat / aber mit der zeit
schwartz wird / wie solches an dem gedörrten Cardamom oder Paradieß-körnern zu
sehen. Warlich / so jemand dieses köstlichen Gewürtz fürtrefliche Tugenden
beschreiben wollte / wurde er viel damit zu thun haben. Es besitzt eine der
menschlichen natur sehr angenehme wärme / welche dem Eingeweyd und Gliedern des
Leibs keinen schaden zufüget / daher man den [600] Cardamom allein in dem Mund kewen / und ohn einige Speiß niessen
kan / welches hingegen mit dem Pfeffer / Imber / Nägelein / und anderem hitzigen
Gewürtz sich nicht thun läßt / die wegen ihrer starcken hitz schwerlich / als
mit den Speisen genossen werden / und wenn man sie auch unter diesen zu viel
braucht / eine Entzündung des Geblüts / und (Versteckter Harn / und Weiberzeit / stinckender Athem / verstopffung der
Leber Miltzes / und Krö???adern) offt hitzige Fieber verursachen. Der
kleine Cardamom befürdert den Harn und Weiber-fluß ohne einigen gewalt / macht
ein guten Athem / und ist überauß dienlich wider die Verstopffung der Lebern /
Miltz und Krößadern. Auß dieser Beschreibung der Cardamom wird der fehler des
Plinii leichtlich wargenommen / welcher den Cardamom mit dem Namen und der
Frucht dem Amomidi gleich achtet / so aber falsch ist / denn die Amomis ist ein
Gerten-kraut / und vergleicht sich mit ihrer Wurtzel der Indianischen
Spickwurtzel / damit unwissende Leuth leichtlich betrogen werden. Billich habe
ich mich dieses orts zu erfrewen / daß ich der erste bin / welcher dieses
edelste Kraut den Cardamom gründlich beschreibet / denn auch vorgemeldter
Garzias ab Horto, seine Beschreibung dieses Gewächses nur auß anderer Leuthen
Bericht hergenommen. Bey den Maleyen in der Insul Malabar und Caromandel wird
der Cardamom viel gebraucht / Fleisch / Fisch und andere Speisen damit zu
würtzen / gibt ihnen ein anmüthigen geschmack / und befördert die Däuung gar
wol.
Der grosse Cardamom wächßt häuffig in den Javanischen Wäldern / mit gebüschelten
blumen / den Hyacinthen-blumen ähnlich / ist auff viel weiß von dem kleinen
Cardamom unterschieden / denn er über Menschenlänge auff wächßt / hat breite
blätter / trägt keinen stengel mit knöpffen wie das Rohr / sondern wird gleich
wie die Zwiebeln / blätter-weiß von einander zerlegt. Uber das bringt der kleine
Cardamom seine ähre neben den Wurtzeln / da hingegen der grosse Cardamom auff
seinem gipffel die ähre trägt. Die schoten und der samen sind in diesem auch
länger / offt ein fingers lang / die blätter und blumen kommen mit der kleinen
Cardamom an dem geruch überein / allein sind die blätter an der grossen Cardamom
auch grösser / und an dem umbgekehrten theil etwas weich wie das Wullkraut. Das
gantze Gewächs der grossen Cardamom ist gar schön anzusehen / mit einer
angenehmen grünen farb und weissen blumen / welche an ihrem umbtreiß mit einem
purpur-farben fäßlein umbgeben sind. Mit seiner würckung komt er mit dem kleinen
Cardamom überein.
CAPUT LXV.
Nägelein-blumen. Caryophylli.
Namen.
NAegelein-blum heißt Lateinisch / Caryophyllus, Flos Caryophyllorum, Betonica aut
Vetonica coronaria vel domestica, Herba tunica. Italiänisch / Garofano,
Garofolo. Frantzösisch / Giroflée, Oeillier. Spanisch / Alheli, Sanamanda.
Englisch / Gillii flower. Dänisch / Veylicke / Veylcke-blomster. Niderländisch /
Genoffel-bloemen / Groffels-bloemen / Naeghel-bloeme.
Zahme Nägelein-blumen. Caryophylli domestici.
Wilde Nägelein-blumen. Caryophylli sylvestres.
Geschleckt und Gestalt.
Der Nägelein-blumen sind fürnemlich zwey Geschlecht / zahm und wild.
Die zahmen haben länglichte / spitzige [601] blätter / wie Bocksbart-kraut / außgenommen / daß sie kürtzer / zwey- oder
dreymal dicker / und aschen-farb sind. Jhre stengel wachsen rund / elen-lang /
zu zeiten länger / und mit vielen gläichen abgetheilet. Bringen erstlich lange
knöpffe / darauß schlieffen die schönen / lieblichen und holdseligen blumen
vieler farben / nemlich weiß / roth / weißgesprengt / mit rothen / als
Bluts-tröpfflein / und dergleichen seltzam durcheinander / gefüllt und ungefüllt
/ riechen lieblich als die rechten Nägelein / daher sie auch den Namen bekommen.
So man diese blumen nicht abbricht / bringen sie schwartzen samen wie
Zwiebel-samen / in den langen knöpflein verschlossen. Die Wurtzel ist roth-weiß
/ eintzig / und riechet wol.
Das wilde Geschlecht ist zweyerley.
Das erste nennt man Donner-nägelein und Bluts-tröpflein / wächßt auff heissen
ungebawten und sandichten orten. Ist ein mager / dürres kräutlein / bringt zu
oberst etliche liechte oder satt-rothe blümlein. Ist das kleinste unter allen
Nägelein-blumen / einfach mit fünff oder sechs blättlein / und gibt fast keinen
geruch.
Das ander wilde Geschlecht / nennt man Hochmuth und Muthwillen. Ist eben solcher
Art / hat leib-farbe / weisse / wolriechende blumen / daran sind alle blättlein
gefiedert und zerspalten / wächßt in gärten und äckern. Sonsten sind diese zwey
wilde Geschlecht den zahmen ähnlich / mit wurtzeln / blättern / stengeln und
knöpflein.
Andere Geschlecht der Nägelein-blumen / welche in Franckreich / Italien und
Hispanien gefunden werden / hat Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici
Lib. 6. cap. 5. vor anderen beschrieben / allda er auch nachfolgende drey schöne
Geschlecht an das taglicht gegeben.
Das erste Geschlecht der Näglein-blumen / Caryophyllus arborescens Creticus,
bekomt auß seiner dicken / weissen / harten und holtzichten wurtzel / weisse /
runde / glatte / knodichte / holtzichte / gleich als in flügel oder
neben-zweiglein außgetheilte stengel / die sind höher als ein ele: bey der
wurtzel hat es viel lange / enge / bleich-grüne und scharff außgespitzte blätter
/ aber an dem stengel sind gar wenig: auß den grünen / mit kleinen spitzigen
blättlein umbgebenen kelchlein / erscheinen die blümlein mit fünff blättern /
die artlich / aber nicht tieff zerschnitten und röthlicht sind: auß der mitte
der blumen gehen herfür viel kurtze und kleine fädemlein. Der sprewer-ähnliche
samen wird in den kelchlein auffgehalten. Es ist in dem Fürstlichen
Mümpelgardischen Lust-garten auß dem Candischen oder Cretischen samen wie ein
Bäumlein gewachsen / daher es Caryophyllus arborescens Creticus, Candische
baumichte Näglein-blum genennt worden. Auff gleiche weiß beschreibet es auch
Johannes Bauhinus Tom. 3. Hist. Plant. univers. lib. 29. cap. 1. berichtet
zugleich / daß Josephus Casabona, des Groß-Hertzogen von Florentz Gärtner / den
samen nach Stuttgard geschickt / auß welchem dieses Gewächs auch herfür kommen
ist / und viel Jahr gut gethan hat. Es blühet im Heu- und Augstmonat: muß aber
Winters-zeit in einem warmen gemach verwahret werden.
Das ander Geschlecht / Caryophyllus Holosteus alpinus latifolius, bringet neben
der dünnen / weissen / zaselichten und kriechenden wurtzel / etliche stengel /
die sich auff die erden neigen / sind drey oder vier zoll hoch / mit kleinen /
rundlichten / breiten / haarichten und dicken blättern umbgeben. Zwischen
denselben entspringen neben-zweiglein mit stielen / deren jegliches erstlich
eine blum in einem grünen kelchlein eingeschlossen / hernach ein grosses weisses
fünff-blatt trägt. Dieses wird auff den Veltlinischen Alp-gebürgen / an dem ort
die Gemme genannt / und bey dem Pfeffers-bad gefunden.
Kleinste Feld-Nägelein. Caryophyllus arvensis glaber minimus.
Das dritte Geschlecht / Caryophyllus arvensis glaber minimus, bringt auß seiner
röthlichten und haarigen wurtzel / einen oder den andern dünnen / gläichichten
und eines schuhs hohen stengel / an dem gipffel hat er viel neben-zweiglein /
die dünner als ein haar sind: ein jegliches zweiglein trägt weisse blümlein mit
zweyen spitzlein. Es hat wenig lange und enge blätter / an der grösse ist es
ungleich / denn bißweilen wird es nur einer halben spannen hoch / mit wenig
haarigen und kurtzen blättlein. Das erste wird auff den Euganeischen Büheln umb
Padua / das ander aber in Franckreich bey Montpelier gefunden / noch ein
kleiners wächßt in den Wäldern bey dem Weißbad under Mäintz.
Beyderley Geschlecht zahm und wild / findet man zu Sommers-zeiten. Die zahmen
Näglein-blumen währen biß in den Winter [602] hinein / sie können aber die strenge kälte nicht dulden / darumd hat man
besondere scherben und gefäß / solche stöck vor dem Winter in den kellern zu
erhalten / doch so schön Wetter vorhanden / stellet man sie hinauß an die Sonnen
/ läßt sie auch bißweilen beregnen / und trägt sie alsdenn widerum in keller.
Von pflantzung der schönen und lustigen Näglein / wie auch derer hunderterley
namen / besihe Hr. Georg Vischers / Gräft. Holenloischen Raths / neu-vermehrten
Blumen-garten das 8. und 10. cap.
Eigenschafft.
Die Näglein-blumen sind warm und trocken in mittelmäßiger krafft; haben ein
flüchtiges sehr miltes saltz / mit einem subtilen balsamischen öl bey sich / und
daher sonderliche tugenden / das Haupt / Hertz und Leber zu stärcken / und die
Lebens-geister zu erquicken.
Gebranch.
Die zahmen Näglein-blumen sind dem (Schwindel
Schlag-Fallende Sucht. Krampff / Zittern /) Haupt nutzlich / denn sie
stärcken das Hirn / dienen wider den Schwindel / Schlag / fallende Sucht /
Krampff und Zittern.
Der Nägleinblumen-zucker oder Conserva, wird auß zahmen rothen Nägelein / auff
gleiche weise gemacht / wie der Rosen-zucker / davon besihe droben in dem 1.
Buch das 129. (Kaltes un̅ flüßiges Haupt
/ Blödes Gesicht. schwaches Hertz und Mutter / schwindel / Schlag / Lähme /
fallende Sucht / Pest / Erbrechen / Durchlauf Wehthum der Mutterr
Bauchwürm.) cap. bey den Rosen. Dieser Zucker / so man davon nach belieben
einer Muscatnuß groß nimt / stärcket das kalte flüßige Haupt / blöde Gesicht /
das schwache Hertz und die Mutter: ist eine köstliche Artzney wider den
Schwindel / Schlag / Lähme / fallende Sucht und die Pest: bekomt dem Magen wol /
fürdert die Däuung und Geburt ohne schaden / stillet das Erbrechen / den
Durchlauff und Wehethum der Mutter / und tödtet die Bauchwürm. Dergleichen
würckung hat auch das auß den zahmen Näglein-blumen mit dem Kraut destillierte
wasser.
Der in den Apothecken zubereitete Nägleinblumen-syrup stärcket das Haupt / Hertz
/ Magen / Leber und die Mutter / davon nach belieben ein löffel voll genommen.
Auß den Näglein-blumen wird ein trefflicher Eßig zubereitet / auff gleiche weiß
wie man den Rosen-eßig macht / davon besihe angezogenes cap. Wenn ein Mensch in
(Ohnmacht) Ohnmacht gefallen ist / so
bestreiche ihm die Schläff / Nasen und Pulß-adern mit Nägleinblumen-eßig / oder
besprenge ihm das (Pest-zeit.) Angesicht darmit.
In der Pest-zeit solle man mit diesem Eßig das Angesicht und die Hände
befeuchten.
Es wird auß den wilden Näglein ein (Grieß. Stein.)
Wasser destilliert / so trefflich gut für das Grieß und den Stein ist / wenn man
den Krancken zuzeiten etliche löffelvoll eingibet.
Die blumen des weissen Näglein-graß branchet man wider das Hertzklopffen / und
(Hertzklopffen / Hertzschwachheiten / fallende
Sucht / Sichter.) andere Hertz-schwachheiten / sie werden sonderlich
gelobt wider die fallende Sucht und Gichter / so man wie broben vermeldet / ein
Lattwerg oder Conserven-zucker darauß machet. Andere destillieren das Kraut mit
den Blumen / und gebrauchen es wider vorermelte (Gichter bey den jungen Kindern.) Kranckheiten / insonderheit aber den
jungen Kindern wider die Gichter / darauff sie gute besserung befinden.
CAPUT LXVI.
Schweinbrot. Cyclaminus.
Namen.
SChweinbrot heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cyclaminus, Cyclamen, Panis porcinus, Malum terrae, Rapum terrae,
Tuber terrae, Umbilicus terrae, Italiänisch / Ciclamino, Pane porcino.
Frantzösisch / Pain de pourceau. Spanisch / Pan porcino, Pan de puerco. Englisch
/ Swinebread / Sowbread. Dänisch / Galteknap / Madekierne. Niderländisch /
Verkensbroot / Sveykensbroot / Eerdappel. In Hochteutscher Sprach wird es auch
genennt Erdapffel / Erdnabel / Erdscheiben und Waldrüben.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des Schweinbrots / Cyclamen orbiculato folio, infernè
purpurascente, C. B. Cyclaminus folio rotundiore vulgatior, J. B. Hat eine runde
und flache / außwendig schwartze / inwendig weisse wurtzel / mit vielen kleinen
zaseln behänget / und wie ein Rüben anzusehen / auch am geschmack bitter und
scharff / bißweilen wird sie sehr groß / und nach dem bericht Conradi Gesneri,
wie das Haupt eines Widders gestaltet. Die blätter vergleichen sich dem
Ephew-laub / oder den Haselwurtz-blättern / ligen außgespreitet auff der erden /
sind an dem Rucken etwas braun-roth / aber auff der andern seiten mit weissen
flecken besprengt. Es bringet zarte / glatte / und vier oder fünff finger lange
stengel / darauff wachsen schöne leib-farbe oder dick-rothe blumen / eines
lieblichen geruchs / denen folget ein rundlicht und spitzig köpflein nach /
welches mit un [603] gleichem /
dunckel-rothen samen angefüllt ist. Es wächßt gern in feuchten Aeckeren / an
schattichten orten in den Wäldern / unter den hecken und bäumen. Blühet
gemeiniglich im Herbst. In Oesterreich und Ungarn findet man eine art / deren
blätter an dem rucken bleich-grün sind; Cyclamen orbiculato folio infernè ex
viridi pallente, C. B.
2. Das andere Geschlecht / das Römische Schweinbrot / Cyclamen Romanum, Eyst.
radice maximâ foliis infernè rubentibus, C. B. hat eine grosse / runde und
braun-schwartze wurtzel / die schier grösser als drey fäust wird / und einer
grossen Rüben sich vergleichet / ist hin und wider mit dünnen zaseln umbgeben /
so wie geringe stengelein anzusehen sind / auß welchen die dem Ephew-laub oder
Haselwurtz-blättern ähnliche / auch an dicken / langen und zusammengedrähten
stielen hangende blätter herfürkommen / deren etliche in einen stumpffen spitz
außgehen / andere aber sich in die länge außtheilen / und an dem rucken grün /
auff der andern seiten roth / und an dem rucken grün / auff der andern seiten
roth / und an dem umbkreiß nur ein wenig gekerfft sind. Die leibfarben blumen
sitzen auff gleichen und hindersich gebogenen stielen / auß deren mitte ein
dünnes / bleiches fäsemlein herfürgehet / sie bestehen auß fünff oder mehr
übersich schawenden blättern; wenn diese verwelcken / windet sich der stiel
wunderlich zusammen / und bringet ein rundes köpflein / in welchem der samen wie
in dem vorigen liget. Es ist erstlich auß Italien von Rom nach Eystetten
geschickt / und allda in dem Fürstlichen Garten gepflantzet worden. Es komt
schier mit demjenigen überein / so in Flandern bey der Statt Dorneck in dem Wald
gefunden wird / denn es auch eine wurtzel wie ein grosse Rüben / gleiche blätter
und blumen herfürbringet.
3. Das dritte Geschlecht des Schweinbrots / Cyclamen vernum, Eyst. folio
anguloso, C. B. flore rubro graciliore vern. J. B. Hat ein runde und dicke
wurtzel / so sich einer kleinen Rüben vergleicht. Seine blätter hangen an langen
stielen / sind etwas kleiner das Ephew-laub / am umbkreiß gleichsam zernagt /
oben mit weissen flecken besprengt / unden aber purpurfärbig / und gehen in ein
spitz auß. Die blumen kommen mit den ersten überein / werden entweder satt-roth
/ oder gantz weiß / und geben einen stärckeren geruch von sich. Es blühet allein
im Frühling und wird auch in dem Eystettischen Garten angetroffen.
4. Das vierdte Geschlecht des Schweinbrots / Cyclaminus macrorhizos, Cam.
Cyclamen oblongâ radice, C. B. Bekommet eine lange wurtzel / wie die
nachfolgende Figur außweiset / sie ist an ihrem understen theil rund als ein
Apffel / welcher viel zaßlen hin und wider außbreitet / aber bald elen-hoch
wächßt / sie wird daumens-dick / und bekomt an etlichen orten knöpffe / an
welchen auff beyden seiten faseln hangen. Seine blätter sind rundlicht und
gefleckt. Die blumen erscheinen bleich-farb / wenn die abgefallen / folget ein
ablang spitzig köpfflein / welches sich mit seinem stiel verwicklet / und einen
mittelmäßigen samen in sich hält.
Schweinbrot mit langen Wurtzeln. Cyclaminus macrorhizos.
In den Gärten werden auch noch verschiedene gattungen der Schweinbroten
gepflantzet / welche theils in dem Sommer / theils in dem Herbst und Winter /
lieblich riechende / theils in dem Frühling / rothe / purpurfarbe / weisse /
gelbe und leibfarbe blumen tragen.
Eigenschafft.
Schweinbrot ist warm und trocken im dritten grad: Hat ein zimlich scharffes /
durchtringendes / mit wenig schwefelichten theilen vermischtes saltz bey sich /
und daher die eigenschafft / Unwillen / auch wol etwan Erbrechen zu bewegen /
Verstopffung innerlicher Gliedern zu eröffnen / die Monatblume der Weibern zu
erwecken / todte Leibsfrucht / auch wol die Nachgeburten außzutreiben / und
allerhand harte Schleim-geschwulsten zu vertheilen.
Gebrauch.
Man soll dieses Kraut nicht bald innerlich gebrauchen / denn es in seiner
würckung gar zu starck ist / und so man nur mit dem safft den Bauch schmieret /
und davon in den Nabel thut / Stullgäng verursachet: Sonderlich sollen sich
schwangere Weiber darfür hüten / dieweil es der Leibsfrucht grossen schaden
leichtlich zufüget / und solche tödten und forttreiben kan.
Etliche bedienen sich dieser wurtzel wider die Gelbsucht / Wassersucht und
Miltzsucht / aber man kan bald mehr schaden als nutzen darmit außrichten.
(Klingen / sausen / Taubigkeit der Obren.) Ein
gute Artzney wider das klingen / sausen und Taubheit der Ohren: Nim anderthalb
loth Schweinbrot-wurtzel / schabe sie mit einem messer / und zersthneid sie
klein / gieß darüber Chamillen-Rosen- und bitter Mandel-öl jedes auch so viel /
siede es halb ein / darnach seige es durch ein tuch / von diesem Del thue 6.
oder 9. tropffen in ein wenig Baumwollen / stosse sie in das krancke Ohr / zu
Nacht so du willt schlaffen gehen.
|| [604]
(Hartigkeit des miltzes.) Der Safft auß
Schweinbrot-wurtzel mit Ammoniac-gummi zu einem Pflaster gekocht / dienet
treflich wider die Hartigkeit des Miltzes / und allerhand andere harte
Schleimgeschwulsten / fleißig übergeschlagen.
So kan man auch die dürre Schweinbrot-wurtzel (Harte
Geschwulst.) mit dem eigenen Safft / und allerhand Gummi zu einem
pflaster kochen / und in dergleichen harten Geschwulsten gebrauchen. Etliche
nehmen annoch Schmerwurtz samt dem Safft darunter.
CAPUT LXVII.
Grosse Drachenwurtz. Dracunculus major. Matih.
Namen.
DRachenwurtz / Natterkraut oder Schlangenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Dracontium, Dracunculus,
Serpentaria, Colubrina. Italiänisch / Dragontea, Serpentina. Frantzösisch /
Serpentaire, Serpentine. Spanisch / Traguncia, Taragoncia. Englisch /
Tragonwort. Dänisch / Schlange-urt. Niderlandisch / Draekenwortel / Sperwortel.
Geschlecht und Gestalt.
Die Drachenwurtz ist zweyerley / groß und klein. Die grosse Drachenwurtz /
Dracunculus Bistortae folio, C. B. Dracunculus major, Matth. hat blätter wie die
Mengelwurtz / doch ist sie auff der seiten einwerts gebogen / trägt einen
stengel zweyer elen hoch / der ist gerad / glatt / zimlich dick / gescheckt /
und mit braun-schwartzen mackeln besprenget wie eine schlange: sie hat ein
grosse runde und weisse wurtzel / mit einem dünnen häutlein umbgeben.
Dei kleine Drachenwurtz / Dracunculus Polyphyllos, C. B. minor, Matih. bringt
auch einen glatten / hohen / starcken stengel / mit rothen
Kleine Drachenwurtz. Dracunculus minor. Matih.
Der kleinen Drachenwurtz junge blätter mit ihrer wurtzel. ???
Dracunculi minoris novella folia cum radice.
tüpfflein besprenget / wie ein Schlange. Die blätter sind / je eines an einem
stiel / rundirt wie Ephew / aber sehr tieff zerspalten / also daß ein jede
spalte ein besonder langes blat macht. Oben am stengel erscheinet ein langes
auffgespitztes ding / wie ein hülse oder scheiden / die ist außwendig grün / [605] und so sie sich auffthut / komt
alsobald ein purpur-braun / lang / auffgespitztes kölblein herfür / under diesem
kölblein rings umbhet bringt sie ihren samen / wie em Träublein mit vielen
beeren / die sind erstens / da sie noch unzeitig / graßgrün / darnach aber so
sie zeitig warden / gewinnen sie ein saffranfarb / sind am geschmack zanger /
scharff und beissend. Die wurtzel ist zwiebelicht rund / mit einer zarten
schelffen oder rinden bekleidet / am geschmack sehr scharff. Es wächßt gern bey
den zäunen und schattichten orten. Man zielet es auch in den gärten.
Eigenschafft.
Drachenwurtz hat ein scharffes / groblichtes / verzehrendes / mit vielen
wässerugeb / und wenig schwefelichten theilgen vermischtes saltz bey sich / und
dahero die eigenschafft zu wärmen und zu trocknen / zu säubern und zu heilen /
durch den Harn und Mutter zutreiben.
Gebrauch.
(Ver???eckte monatliche reinigung.) Der samen
dieser Wurtzel gestossen / und ein halb quintlein schwer mit weissen Wein
eingenommen / bringet den Frauen ihre versteckte monatliche Reinigung wider.
(Weit umb sich fressende Geschwär / Fisteln.) Das
pulver der Drachenwurtz mit Honig vermischt und eingestrichen / säuberet und
heilet die bösen weiter umb sich fressenden Geschwär / auch in die Fisteln
gethan / heilet dieselbigen auß.
Die grunen blätter auff die frische Wunden (Frische
Wunden.) gelegt / heilen sie / aber wenn sie dürr sind / schaden sie
wegen ihrer schärffe.
Die schwangern Weiber sollen weder an die wurtzel noch an das Kraut riechen /
denn es ihnen hoch schädlich.
Ein Wollen-zäpflein in dem safft dieses (Geschwulst der
Nasen / Polypus, Krebs.) Krauts genetzt und in die Nasen gethan /
verzehret die inwendige Geschwulst / Polypusjgenannt / und wehret auch dem
Krebs.
Das auß den blättern destillierte wasser / bey sechs lothen / mit einem quintlein
The riac genommen / treibet den schweiß gewaltig / und leistet also wider die
ansteckung der Pestilentz nicht geringe hülff / wie solches Castor Durantes in
seinem Kräuterbuch p. m. 330. bezeuget: Daher Lobelius in Observat. Stirpium p.
m. 327. vermeldet / daß solches mittel von den Engelländern zu der Pest-zeit
viel gebrauchet werde.
Wasser-Schlangentraut. Dracunculus aquaticus.
Namen.
Wasser-Schlangenkraut heißeLateinisch / Dracunculus aquaticus, Dracunculus
palustris. Italiänisch / Serpentaria acquatica / Frantzösisch / Serpentine
d’eau. Spanisch / Draguncia de agua. Niderländisch / Waterslangen-cruyt.
Gestalt.
Das Wasser-Schlangenkraut trägt glafte aderichte blätter / welche den blättern
des Cornelbaums sich vergleichen / allein sind sie viel grösser / deren nur
eines allwegen auf eine langen glatten stiel stehet / welcher auß der wurtzel
herauß wächßt / die fnodicht und fingers-dick ist / mit vielen glätchen oder
gewerben
Wasser-Schlangenkraut. Dracunculus aquaticus.
/ wie die Rohr-wurtzel / und bißweilen arms-lang / hat an jedem gewerb viel
zaseln damit es sich in die erde hefftet. Die sewurtzel gekewet / scheinet am
ersten ungeschmackt zu seyn / aber bald darauff zwackt sie die Zungen / gleich
als steche man sie mit den allerkleinsten dörnen. Seine Frucht ist ein länglicht
träublein mit vielen Beeren / die ??? erstlich grün / endlich werden sie roth /
in diesen Beeren findet man kleinen / schwartzen länglichten samen. Es wächßt
gern bey den Wassern. Ist hitzig und trocken / durchtringet und etzet auff.
CAPUT LXVIII.
Aron. Arum.
Aron / Pfaffen-pindt / oder Teuescher Imber heißt Greichisch / [Greek words] Lateinisch / Arum, Aron, Pes vituli.
Italiänisch / Aro, Aron, Gigaro. Framtzösisch / Pied de veau. Spanisch / Yaro,
Aron. Englisch / Wake-Robin / Cukompint. Dänisch / Munckefands / Danskingfer /
Iydskingfer / Aron / Niderländisch / Calsvoet / Papen-kulickens.
Gestalt.
Der gemeine grosse Aron / Arum, J. B. Arum 2. & 3. sive maculatum maculis
candidis vel nigris, & vulgare non maculatum, C. B. kommet im Hornung /
wo die Sonn hinscheinen mag / herfür gekrochen / gewinnetschöne / grüne /
ablange / dreyeckichte / glatte / mit scharff beissendem geschmack begabte
blätter: ein jedes stöcklein hat selten über vier oder fünff blätter / zwischen
denselben schlieffet ein suitziger stengel spannen-lang übersich / als ein
gedrungene Frucht-ähre in ihre Kraut-schei [606] den /
Gemeiner grosser Aron, Arum vulgare majus.
gleich einem Hasch-ohr verschlossen / die thut sich im Aprillen auff / darinn
findet man ein purpur-braunes kölblein oder zäpflein stehen / einem
mörsel-stämpffel sehr gleich / oder einem kertzlein in einer laternen /
dasselbig ist die blüth des Arons / under welchem haar wächßt. Solches zäpslein
wird mit der zeit grösser / und besetzt sich zurings umbher mit grünen körnern /
als ein träublein anzusehen / Wenn der Herbst komt / wird das träublein gantz
roth / als ein schöne rothe Corallen. Dieses Kraut verwelcket im ende desMäyens
/ und bleibet das nacket träublein allein biß in Herbst. Die wurtzel ist weiß /
ablang / rund und knorricht / einer langen Zwibeln oder Oliven gleich / mit
vielen haarigen zaseln besetzt / am geschmack sehr scharff beissend / und
erjüngert sich alle Jahr. Hieronymus Tragus hat nicht fern von Bergzabern am
Gebürg in einem Weingarten den Aron mit weiß-gelben häußlein / blumen und
fölblein in grosser menge gefunden: In dem übrigen ware er mit wurtzel und fraut
dem gemeinen Aron gleich / welcher in wäldern und andern schattichten orten gern
wächßt. Er wird allhier zu Basel in den hecken bey dem Neuenhauß / wie auch umb
den Fluß die Wiesen und Birß genannt / gefunden.
Im Schweitzerland wächßt eine Art des grossen Arons / welcher dem vorigen
durchauß gleich ist / außgenommen daß seine blätter mit schwartzen flecken
besprenget sind / wird auch bey uns zuweilen in den hecken und auff unsern
gebürgen gefunden.
Eigenschafft.
Aron ist hitziger und trockner natur biß in dritten grad: hat viel
flüchtig-scharffes
Die Wurtzel und Blüth dieses Arons Ari radix cum pistillo.
alkalisches saltz bey sich / dadurch es aller säure widerstehet / lust zum essen
bringet / in nerliche verstopffung aufflöser / das versaltzene und
scharbockische geblüt reiniget und verbesseret.
Gebrauch.
Herrn D. Birckmans berühmte Magenträßney. Nim gedörrter Aron-wurtzel zwey loth /
gemein Calmus / Pimpinel-wurtzel jedes ein loth / Krebs-augen ein halb loth /
Zimmet anderthalb quintlein / Wermuth und Reckholder-saltz / jedes ein halb
quintlein / seinen Zucker fünff loth. Mache darauß ein reines pulver zu einer
Träßney. Wiewol diese Träßney den namen eines Magen-pulvers trägt / (denn sie
wider alle (Kranckheiten des Magens / Verstopffung der
Leber und Miltzes / schwindel / traurigkeit viertägigs Fieber.)
Kranckheit des Magens nutzlich gebraucht wird) ist sie doch eine treffliche
Artzney des gantzen Leibs: denn des Magens übelstand allen andern Gliedern
grossen nachtheil bringt / gleich wie desselbigen guter wolstand der übrigen
heil ist. Sie dienet wider die verstopffung der Leber und des Miltzes / wehret
dem Schwindel / der unruhigen Traurigkeit / und viertägigem Fieber.
Die alten Medici schreiben / daß der Aron (Grober /
kalter Schleim auff der Brust verstandener Harn und monatliche reinigung der
weiber.) eine sonderliche Tugend habe / den groben kalten Schleim zu
zertheilen / und zum außwurff zu befärderen. Man soll das Pulver von der dürren
Wurtzel nehmen / solches mit Zucker oder Honig vermengen / und davon essen. In
Wein genommen / treibet es den verstandenen Harn / und die monatliche Reinigung
der Weibern.
Plinius Lib. 24. Natur. Histor. Cap. 16. meldet: (Schwerer Athem / Husten /) Daß etliche / so einen schweren Athem
gehabt und stäts gehustet / auß rath Dieuchis, Aron-pulver unter das-Mehl
vermischt / und [607] Brot darauß haben
bachen lassen. Ferners (Pestilentz.) berichtet
er: wenn die Pestilentz regiere / soll man den Aron in den speisen gebrauchen.
Ein gutes Mittel wider den Bruch: Nim (Bruch.)
gedörrte Aron-wurtzeln 2. loth / Wintergrün zwo hand voll: zerschneide es / gieß
darüber zwo maß wasser / siede es halb ein / darnach seige es durch ein tuch.
Von diesem Tranck solle der krancke / (wenn zu allervorderst die außgeschossenen
Gedärm widerumb in Leib geschoben sind) morgens nüchtern / und abends zwey stund
vor dem Nachtessen ein halb quartal trincken: Bey dem gebrauch aber dieses
Trancks / muß der francke sich nicht viel bewegen / meistentheils im beth ligen
/ und sich von aller Unmäßigkeit im essen und trincken geflissenlich enthalten.
Hieronymus Tragus schreibt in dem 2. theil seines Kräuterbuchs im 8. Cap. Er
wisse zu (Pestilentz-blattern. Alte böse schäden un̅ Fistel.) den Pestilentz-blattern kaum ein heilsamer
Kraut / als die grünen blätter des Arons / darüber gelegt. Sie heilen auch die
alten bösen Schäden und Fisteln.
So man von dieser Wurtzel ein Rauch machet / verscheucht er die Schlangen und
allerley Ungezieffer / und so sie mit dem Rauch übereilet werden / fallen sie
umb als wären sie todt.
Etliche schreiben / das auß dem Kraut destillierte wasser heile die Brüch / so
man alle tag 3. oder 4. loth davon trincke. Es säubert treflich wol die unreinen
Schäden und Wunden.
(Geschwär / offene schäden.) Zu den Geschwären und
offenen Schäden / macht man ein heilsames Sälblein / von der zerstossenen
Aron-wurtzel mit Wäyen-butter abgesotten.
Berg-Aron Arum montanum Alpin.
Berg-Aron hat ein runde / dicke / außwendig braunlichte / inwendig weisse wurtzel
/ welche von aussen mit vielen angewachsenen runden knorren und zaseln bekleydet
/ und sehr scharffen geschmacks ist. Es bringt blätter wie Pfeilkraut / einen
auffrechten stengel / einer spannen hoch / oben trägt es ein Trauben / voll
rother Beere. Es wächßt in den Bergen. Wird wegen seiner brennenden krafft nicht
gebraucht. Etliche bedienen (Ein Kunststücklein die
sehmarotzer zu vertreiben.) sich dessen / die Schmarotzer damit
abzuschaffen / vermischen die besten Speisen mit desselben Pulver / und setzen
ihnen dieselbige vor / so bald die Schmarotzer solche essen / beißt es sie
dermassen auff die Zung / daß es ihnen unmöglich / ferners einigen Bissen zu
geniessen / man lasse sie denn den Mund mit milch außschwencken / oder allgemach
frischen Butter einschlucken. Er wächßt viel auf dem Berg Baldo bey Verona in
Italien.
Kleiner Aron mit breiten Blättern. Arisarum latifolium.
Geschlecht und Gestalt.
Es sind zwey Geschlecht des kleinen Arons. Das erste Geschlecht sihet mit den
blätteren dem Aron gleich / außgenommen / daß sie kleiner und zarter sind.
Gewinnet einen dünnen stengel / der trägt oben ein krummes Kölblein oder Ohr /
das ist auff einer seiten offen / inwendig auff purpur-farb geneigt / darauß
gehet auch ein purpur-braunes zünglein / auch gleich dieser farb. Die wurtzel
ist weiß / groß als ein haselnuß oder Oliven / mit subtilen zasein besetzt / am
G???schmack viel schärffer als der Aron. Es wächßt umb die Statt Rom / auch in
Hispanien und Portugal.
Das andere Geschlecht hat lange / schmale / glatte und weiche blätter / welche an
langen stielen hangen / bringt ein zwiehelichte
|| [608]
Rleiner Aron mit schmalen Blättern. Arisarum angustifolium.
wurtzel / mit unzehlich viel dünnen und weissen zaseln umbfangen. Die blätter
vergleichen sich etwas dem spitzigen Wegrich / haben einen gläntzenden schein /
nach den blätteren komt ein länglichte / spitzige / weisse blume herfür /
hinderrucks gebogen / wenn die selbige auffreißt / so kriecht ein gewächs wie
ein langer / krummer und spitziger Wurm darauß / bißweilen purpur-braun /
bißweilen auch etwas grünlicht. Seine Frucht ist nicht roth / als etliche
vermeinen / sondern weiß / wie solches Carolus Clusius Lib. 2. Hispan. Stirp.
Histor. Cap. 20. & Lib. 4. rarior. plantar. Histor. Cap. 47. berichtet.
Beyde diese Geschlecht haben gleiche Krafft als der gemeine grosse Aron.
Aegyptischer Aron. Arum AEgyptiacum.
Aegyptischer Aron / oder Colocasien / Arum maximum AEgyptiacum, quod vulgo
Colocasia, C. B. Colocasia, Clus. J. B. Hat eine grosse / dicke / mit zaseln
behängte wurtzel / welche bißweilen rund / offt auch lang / außwendig roth /
inwendig weißlicht / am geschmack scharff / und etwas zusammen ziehend. Mag offt
die grösse eines Quitten-apffels erzeichen. Bringt etwan drey oder vier grosse /
fette / glatte / mit Adern oder Nerven durchzogene blätter / welche sich den
Seeblumenblättern nahe vergleichen. Trägt dabey einen langen / glatten /
fingers-dicken / gestriemten stengel; auff welchem ein länglichter Kolben mit
vielen unterschiedenen fachen / in welchen der samen enthalten wird /
erscheinet. Die blum erzeigt sich rosenfarb / und groß. Dieses gewächs wird von
etlichen für die Aegyptische Bonen gehalten; billicher aber kan man es unter die
Aronen setzen: ja wenn man die Beschreibung beyder
Aegyptischer Aron. Arum AEgyptiacum.
gewächsen / welche bey den Botanicis sich hin und wider finden / recht erforschet
und examinieret / dörffte wol die Colocasien / Ae gyptische Bonen / und
Aegyptische Aronen / durchauß ein gewächs seyn. Bey den Aegyptiern ist kein
Kraut bekandter und in mehrerem gebrauch / als dieses; und gebrauchen sie die
wurtzel desselben unter dem Namen Colocasien / gleichwie wir die Rüben / nemlich
in den Speisen / daher die Aecker volldieses Krauts offt gesehen werden.
CAPUT LXIX.
Natterzünglein. Ophioglosson.
Namen.
NAtterzünglein heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lingua serpentina, Lingula vulneraria, Lancea Christi. Italiänisch
/ Lingua serpentina, Herba lucciola, Herba senza costa. Frantzösisch / Langue de
serpent, Herbe sans coste. Englisch / Serpentstongue / Adderstongue. Dänisch /
Schlangetunge. Niderländisch / Sperwortel / Natertonge.
Gestalt.
Natter zünglein hat ein bitterlichtes / gelbes / scharfflichtes Fasel-würtzelein
/ darauß ein einiges fettes / safftiges Blat herfür komt / welches unden breit /
und oben spitzig / fast wie ein Wasserwegrichs-blat / eines fingers lang / auß
dessen mitte ein stiel herfür komt mit einem kölblein / zu beyden seiten
gekerfft / anzuschen wie ein spitziges Natterzünglein / zuzeiten ist das Blat
tieff zerkerfft / auch das Zünglein zwey oder dreyfach. Die
|| [609]
Natterzünglein. Ophioglossum.
Blümlein und Samen stecken in dem kölblein. Wächßt auff den Wiesen / man sihet es
fürnemlich im Mäyen / darnach vergehet es. Umb Tübingen auff demOsterberg / wie
auch bey Amberg und Insbruck wird es häuffig gefunden. Allbier zu Basel wächßt
es in den Matten des Muttentzer-bergs / bey Münchenstein und Michelfelden.
Eigenschafft.
Natter zünglein hat ein grobes / bitterlichtes / etwas balsamischen und
alkalischen saltzes / neben vielen wasserichten und irrdischen theilen bey sich
/ und daher eine kraffe ohn grosse hitz zu tröcknen; sonderlich aber zu heilen /
zu reinigen / und aller fäulun zu widerstehen.
Gebrauch.
Natterzünglein ist ein heilsam Wundkräutlein / und hat bald gleiche Tugend wie
die Wallwurtz / derhalben ist es sonderlich (Geschwär /
Wunden.) gut zu den Geschwären und Wunden / innerlich und äusserlich
zu gebrauchen.
Im Mäyen soll man auß diesem Kräutlein ein Wasser brennen / welches man übers
(Versehrung der Brust / Lungen / und Där men /
bruch bey jungen Kindern.) Jahr zum gebrauch behalten kan: darvon
morgens nüchter fünff oder sechs loth getruncken / heilet die Versehrung der
Brust / Lungen und Därmen. Es ist auch den jungen Kindern dienlich / welthe
gebrochen sind / so man ihnen morgens nüchter ein paar loth zu trincken gibt.
Das pulver von dem gedörrten Kraut morgens und abends auff 30. oder mehr gran
schwer eingegeben / und etwas zeit damit (Leiste
nbrüch. Brauchflüß. Rothe Rubr / Geschwär.) fortgefahren / dienet
nicht nur zur heilung der Leisten-brüchen / sondern stillet auch die
Bauch-flüsse / rothe und weisse Ruhren / und reiniget alle innerlichen und
äusserlichen Geschwär wol auß.
Dieß Kraut gedörrt / in Wein gesotten /
und mit solchem Wein frische Wunden oder (Wundden /
Schäden.) Schäden außgewaschen / auch die gesottenen blätter
übergeschlagen / säuberet und heilet fürtrefflich.
(Wundbalsam.) Das frische Kraut zerstossen / mit
frischem Mäyen-butter oder Schweinenschmaltz gemenget / etliche tag in keller
gesetzet / hernach ein wenig weissen fürnen Wein darüber gegossen / under
einander wol gesotten / endlich wol außgepreßt / und allgemach in dem umbrühren
erkalten lassen / gibt ein herrliches Sälblein oder Wund-balsam ab / welcher
sehr kräfftig in allen Wunden / Schäden und (Kalter
Brand / Brand vom Feur.) Geschwären ist / verhütet auch den kalten
Brand; ja heilet sonderlich die mit feur gebranten ort und glieder / damit offt
geschmiert.
CAPUT LXX.
Nanen fuß. Ranudculus.
Namen.
NAnenfüß heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Batrachium, Ranunculus, Pes corvinus. Italiänisch / Ranoncolo, Pie
corvino. Frantzösisch / Gobolet. Spanisch / Belido. Englisch / Croefoot. Dänisch
/ Hanefood. Niderländisch / Haenenvoet / Boterbloem. In Hochteutscher Sprach
wird er auch genennt Hennenfuß / Fröschkraut / Fröschpfeffer / Rappenfuß /
Schmaltzblum / brennender Hanenfuß / Gleyßblum / Butterblum / Blaterkraut /
Brenkraut / Bubenkraut / Spiegelblum / und in demSchwabenland /
Glitzenpfännlein.
Geschlecht und Gestalt.
Der Hanenfüß findet man über die 70. oder 80. Geschlecht bey den Botanicis
beschrieben / allhier sind allein zwölff Geschlecht abgemahlet. Sie wachsen alle
gern in feuchtem erdreich / wiewol eines mehr als das ander.
I. Nanenfuß. I. Ranunculus pratensis erectus acris. C. B.
|| [610]
Der erste Hanenfuß / Ranunculus pratensis erectus acris, C. B. Rectus non repens,
flore simplici luteo. J. B. geichet mit den blättern dem Coriander / außgenommen
daß sie breiter / und die Plinius lib. 25. histor. natur. c. 15. schreibt / in
der breite der Pappeln sind / fest und weißlicht. Der stengel ist grün-weiß /
schmal / eten-hoch / bringt am oberen theil kleine länglichte blätter / und
kleine gelbe Blumen / die sind mit 5. blättlein besetzt / anzuseyen wie ein
Rößlein Die wurtzel ist weiß / mit vielen kleinen langen angewachsenen wurtzeln
/ wie an der Nießwurtz / eines bitteren scharffen geschmacks. Auff die blumen
folgt ein rundlicht samen-häuptlein / in welchem viel flache / obenhin spitzige
samen erscheinen. Es wächßt auff den feuchten Wiesen und Graß-gärten.
II. Hanenfuß. II. Ranunculus palustris Apii folio laevis, C. B.
Der ander Hanenfuß / Ranunculus palustris Apii folio laevis, C. B. palustris
flore minimo, J. B. Hat eine mit viel faseln behängte wurtzel / darauß viel
hohle / gestriemte / ästichte / bißweieln dicke stengel auffsteigen. Die blätter
gleichen dem Eppich / sind gläntzend / und zuweilen mit weissen flecklein
besprengt. Die blumen erscheinen gelb / und zimlich klein: darauff folgen
ablange / mit kleinen / flachen samen-körnlein angerfüllte häuptlein. Dieses
Kraut wächßt bey uns in feuchten orten umb Michelfelden / und hat einen sehr
hitzigen und brennenden Geschmack.
Der dritte Hanenfuß / Ranunculus pratensis repens hirsutus, C. B. repens flore
luteo simplici, J. B. Sihet mit den blättern dem andern nicht ungleich / allein
daß sie breiter sind / rauch / beyderseits haarig / auff langen stielen sitzend
/ schwartz-grün / dreymal tieff eingeschniten / rings herumb zerkerfft / und
auff der erden ligend. Der stengel ist
III. Hanenfuß. III. Ranunculus pratensis repens hirsutus. C. E.
haarig / rund / arms-lang / daran stehen kleine länglichte blätter / die sind
zerspalten / und an dem Umbkreiß auffgeschintten. Die Blümlein erscheinen
goldgelb / grösser als an dem andern / bißweilen gefüllt / und gestaltet wie die
Rosen. Die wurtzel ist der vorigen gleich / und hat viel weisse faseln.
IV. Hanenfuß. IV. Ranunculus montanus Aconiti folio, flore albo.
Der vierdte Hanenfuß / Ranunculus montanus Aconiti folio, albus flore majore
& mi [611] nore, C. B.
hatblätter / den Wolffwurtz-blättern ähnlich / gewinnet doch mehr spalten / die
sind mit schwartzen mackeln besprenget. Die stengel sind rund / elen-hoch /
glatt / gestriemt / grün und ästicht / die blum ist weiß / und die wurtzel
zasicht.
V. Hanenfuß. V. Ranunculus pratensis radice tuberosâ.
Der fünffte Hanenfuß / Ranunculus pratesis radice verticilli modo rotundâ, C. B.
tuberosus major, J. B. prat. radice tuberosâ, wächßt in Jtalien / wird allda
Ranunculus S. Antonii, St. Antoni Hanenfuß genannt / ist dem dritten nicht
ungleich / fladert mit den zaseln der wurtzel weit umb sich: die mittel-wurtz
hat unden ein Kügelein / in der grösse einer welschen Nuß / ist am geschmack
scharff und brissend. Solchen findet man mit einfachen und vollen gelben Blumen.
Die runde wurtzel / so lang sie frisch behalten wird / brennet sehr / aber nach
einem oder zween Monat verlieret sie solche Krafft. Ein kleine art des
brennenden Hanenfuß / mit weissen blumen / wächßt auff dem Bernerischen
Stockhorn und Nessenberg / welcher Jägerkraut allda genennet wird.
Der sechste Hanenfuß / Ranunculus hortensis erectus flore pleno, C. B. hat
zerschnittene blätter / gold-gelbe gefüllte blumen / die sind fast so groß als
die Rosen / darauß die Weiber Kräntze machen. Die wurtzel ist faselicht.
Von vielen andern Hanenfüssen mit gelben / weissen / einfachen und gefüllten
blumen / deren ein gattung allhier auß Herren Camerarii Garten abgemahlet ist /
und mit rothen gefüllten blumen / welche von Constantinopel gebracht worden /
kan man Johannem Bauhinum, Car. Clusium, und andere Kräuter-beschreiber besehen;
welche in Oesterreich / Ungaren / Steyrmarck / Portugall und Hispanien auff den
Alp-gebürgen / in Holland aber auff den Wiesen gesehen
VI. Hanenfuß. VI. Ranunculus hortensis erectus flore pleno. C. B.
VII. Hanenfuß / mit weissen / einfachers und gefüllten Blumen, VII. Ranunculus
candido simplici & pleno flore.
werden, Johannes Pona vermeldet in seiner Beschreibung des Bergs Baldo / daß
allda eine Art des Hanenfuß gefunden werde / deren Blätter sich den
Coriander-blättern vergleichen / die Blumen an dem rand auß zwölff Blättlein
bestehen / in der mitte aber nur ein Blatt haben / auch die Wurtzeln einen
glantz von sich geben sollen.
|| [612]
8. Der Schweitzerische Allp-Hanenfuß ist ein sehr schön und fast lustig Gewächs.
Die wurtzel bestehet von vielen weissen zaseln. Seine Blätter sind groß / und
hüpsch grün / tieff zerschnitten / und rings herumb gekerfft. Die Blumen
erscheien gleissend gelb / sind rund wie eine kugel / und fast geschlossen /
denn sie sich nimmer recht auffthun. Er wächßt auff den Schweitzerischen
Alp-gebürgen / insonderheit dem Lucernischen Frackmont.
Allhie umb Basel werden unterschiedliche Geschlecht des Hanenfuß gefunden / deren
wir auch etliche beysetzen wollen.
IX. Gelb Wald-hänlein. IX. Ranunculus nemorosus luteus.
9. Gelb Wald-hänlein / Ranunculus nemorosus luteus, C. B. hat ein kleines /
krummes würtzlein wie die Engelsüß / ist doch glat / und wächßt nicht undersich
/ sondern neben auß. Der stengel ist nicht gar einer spannen lang / deren hat es
zween oder drey / die sind rund und glatt. Oben an jedem stengel gewinnet es
zwey oder drey tieff zerschnittene / gerings herumb gekerffte schmale Blätter /
welche sich fast den Blättern der blauen Wolffswurts vergleichen. Oben an jedem
stengel wachsen zwey Blumen / die sind von farben goldgelb / eines starcken
geruchs / an dem geschmack auff der Zungen scharff und brennend. Es wächßt in
den Wäldern / und blühet im Mertzen und Aprillen. Allhier findet man es in dem
Wäldlein bey dem Neuenhauß / und neben den Erlen-bäumen an dem Wiesenfluß /
allda noch ein Art mit runden und unzerspaltenen blättern gefunden wird / die
nicht scharff oder brennend ist. Ranunculus nemorosus folio rotundo. C. B.
10. Kleinste Hollwurtz / Fumaria bulbosa minima, Tab. Ranunculus nemorosus
muscatellina
X. Kleinste Hollwurtz. X. Fumaria bulbosa minima. Tab.
dictus, C. B. Hat ein kleines weissee würtzelein / an welchem viel kleine
körnlein hangen / darvon es sich erjüngert / ist rauch und süß wie die
Castanien. Die stengelein sind dünn / zart / grün / und nicht über fingers lang:
die Blätter aber der Hollwurtz so ähnlich / daß sie nicht darvon zu
unterscheiden / doch sind sie kleiner / zarter / bleicher / und geben einen
lieblichen geruch / schier wie der Bisam / daher es Casparus Bauhinus, Valerius
Cordus und Johannes Thalius, Bisamkraut / Ranunculum nemorosum muscatellinam
dictum, nennen. Im anfang des Aprillens gewinnet es ein rund / kleines /
grünfärbiges und eckichtes blümlein. Es wächßt gern an den Reinen und Rechen /
under der Holtzwurß an dunckeln orten. Allhier wächßt es häuffig an den Hägen
bey dem Neuenhauß / und dem Dorff Riehen genannt.
II. Stachlichter Feld-Hanenfuß / Ranunculus arvensis echinatus, C. B. hat an
statt der Wurtzel kleine weisse zaseln: die tieff zerschnittene blätter sind
kleiner und schmäler als an andern Hanenfuß-blättern. Der stengel ist rund / und
die blumen sind bleichgelb / denen folgen breite / scharffe / stachlichte
köpflein / darinnen der samen verschlossen liget. Es wächßt allhier an vielen
orten / in den äckern und gesäeten feldern.
12. Grosser langer Wasser-Hanenfuß / Ranunculus lanceatus major, Tab. longifolius
palustris major, C. B. Hat eine wurtzel mit vielen kleinen / langen und weissen
zaseln. Der stengel ist rund und kleinen fingers-dick / auff dritthalb elen lang
/ außwendig braunfarb und inwendig hol. Die blätter sind lang und breit / wie
die blätter des Wasserwegrichs / einem Schweinspieß-eisen an der gestalt gleich
/ die haben durch die länge viel Rippen oder Adern / wie der spitze Wegrich.
Oben am gipffel gewinnt es schöne gold-gelbe grosse blumen von fünff blättern /
darauff folgen Igels-köpff fast einer gemeinen Baumnuß groß / mit scharffen
stacheln. Ist am geschmack hitzig und brennend / es wächßt zwischen der
Reichs-statt Worms /
|| [613]
XII. Grosser langer Wasser-Hanenfuß XII. Ranunculus lanceatus major, Tab.
und der Churfürstlichen Statt-Oppenheim / in den Pfülen / Gräben und Sümpffen.
Allhier wird es in den Michelfeldischen Pfülen gefunden.
XIII. Langer Wasser-Hanenfuß.
Ranunculus lanceatus serratus, Tab.
13. Langer Wasser-Hanenfuß / Ranunculus lanceatus serratus, Tab. palustris,
serratus, C. B. Hat eine zaselichte wurtzel / ästichte stengel / lange / an dem
umbkreiß gekerffte Blätter / und kleien gelbe Blumen. Wächßt bey den Wassern und
feuchten Wiesen. Allhier wird es bey den Erlen-bäumen an dem Wiesen-fluß / und
auff den Matten bey Michelfelden gefunden.
XIV. Berg-Hanenfuß. XVI. Ranunculus montanus, subhirsutus, latifolius, C. B.
14. Breit-blättiger / haartiger Berg-Hanenfuß / Ranunculus montanus subhirsutus
latifolius, C. B. prod. Hat ein ablang und zasichte wurtzel: die ersten Blätter
sind dem Taubenfuß / oder runden Storckenschnabel ähnlich / schwartzlich / weich
/ und in drey spalten / biß auff den stiel / so einer spannen lang / und etwas
haaricht ist / zertheilet / welche widerumb in drey andere / und diese noch
einmahl in kleinere zerschnitten werden: die oberen blätter sind allezeit
breiter und spitziger: zwischen herauß schiesset ein gestriemter / glattichter
und holer stengel / so anderthalb elen hoch / und sich widerum in andere
neben-stengel vertheilet: auff welchen kleine fünffblättige und bleich-gelbe
blümlein sitzen / denen der samen in einem knöpflein ligend / nachfolget. Er
wächßt hier auff den wässerigen Berg-matten bey Muttentz.
15. Wollichter Berg-Hanenfuß / Ranunculus montanus lanuginosus foliis Ranunculi
pratensis repentis, C. B. Prod. Hat ein rothe zasichte wurtzel / auß welcher ein
dünner / elenl-hoher / wollichter stengel / so oben in neben-zweiglein zertheilt
ist / herfürkomt. Die blätter sind bleich-grün / weich und lind / haben
wollichte stielein / einer spannen lang / eben wie der kriechende
Matten-Ha [614] nenfuß /
werden gleich in drey spalten mit länglichten stielen unterschieden / und diese
widerumb in andere / so mehr spitzig / und an dem rand herumb zerkerfft sind.
Die blum ist golo-gelb / fünff- blättig / und grösser als des vorhergehenden. Er
wird auff den sehr hohen Gebürgen / als auff dem Belchen gefunden.
Eigenschafft.
Die Hanenfüß haben ins gemein ein flüchtig / scharffes / etzendes saltz bey sich
/ sind deßwegen hitzig / trocken und scharff / daher sie brennen und Blasen
ziehen / so man sie grün auff die blosse haut legt / darum̅ sie
nimmermehr sollen zu innerlichen Artzneyen gebraucht werden.
Gebrauch.
Wider das Hufftweh / nim die blätter (Hufftweh.)
von dem Hanenfuß / zerstoß und leg sie auff die trancke Hufft / laß sie darüber
ligen / biß sie Blasen gezogen / denn also ziehen sie die innerliche böse und
schmertzhaffte feuchtigkeit herausser auff die haut: schneide demnach die Blasen
mit einem Schärlein auff / so fließt die böse feuchtigkeit herauß / darnach
bestreich den auffgeetzten ort mit frischem ungesaltzenen Butter / oder nim ein
frisch Köhlkraut-blatt / wärme es / bestreichs mit diesem Butter / und legs auff
/ es lindert den Schmertzen von dem brennen / und heilet in kurtzen tagen / doch
solle der Leib zuvor purgiert seyn.
(Pestilentzbeulen.) Man legt den Hanenfuß auch
auff die Pestilentz-beulen / die nicht herausser kommen wollen.
Wider die vielfältigen Flüsse der Augen /(Augen-flüß und
Röthe.) zerhackt ein handvol frischen gemeinen Wasser- oder
Wiesen-Hanenfuß mit blumen / legts etliche stunden lang auff den zuvor
geschorenen Scheitel des Haupts / so werden sich die Flüsse von denen rothen
Augen gantz abziehen.
(Faule Zähn.) Die gedörrte und zu Pulver
gestossene wurtzel davon / in die hohlen offt schmertzenden Zähne gethan / macht
sie allgemach ohne schmertzen außfallen.
(Lahme Glieder.) Wider die erlahmten Glieder
dienet folgendes Oel: Fülle ein sauber glaß mit dem frischen gehackten Kraut
samt blumen und wurtzeln des Hanenfuß / giesse Lein-öl darüber / biß das glaß
voll ist / vermachs wol / und laß es vier wochen durch in den Hundstagen an der
Sonne stehen / demnach bestreiche mit diesem öl morgens und abends die lahmen
Glieder.
Die Landstreicher und Schalcks-bettler / so auß faulheit des bettlens gewohnet /
etzen die Schenckel mit diesem Kraut auff / die Leuth zu betriegen / damit sie
als vor bresthaffte Leuth gehalten / desto mehr Gelt überkommen.
CAPUT LXXI.
Anemone-rößlein. Anemone.
Namen.
ES sind viel Gelehrte / welche das Anemone-rößlein für die Adonidem der Poeten
halten / und läßt sich ansehen / daß der Poëta Ovidius Lib. 10. Metamorphos.
Cap. 13. mit nachfolgenden Versen unser Anemone-rößlein / oder eines von seinen
Geschlechten abmahlet / in welchen er die Blum Adonis also beschreibet:
--- Sic fata cruorem
Nectare odorato sparsit, qui tactus ab illo
Intumuit, sicut sulvo perlucida coelo
Surgere bulla solet, nec plenâ longior horâ
Facta mora est, cùm flos de sanguine concolor ortus:
Qualem, quae lento celant cum cortice granum,
Punica ferre solent, brevis est tamen usus in illo.
Nam???ue malè haerentem & nimia levitate caducum
Excutiunt iidem, qui perflant omnia, venti.
Als Venus außgerdt / spritzt sie Adonis Blut
Mit süssem Nectar an / in dem dieses thut /
Schwellt es sich in die höh / wie wenn der Himmel weinet /
Ein halbe Wasser-blaß in einem nun erscheinet /
So kostet es auch hier nicht weiters denn ein Stund /
Als eine Purpur-blum auß diesem Blut entstund:
Gleich jener / welche der Granat-baum bringen pfleget /
Umb deren Kernen sich rings umb ein Hülsen leget:
Doch bringt sie wenig nutz / weil sie sehr übel steht /
Und durch geringe Müh von Winden undergeht.
Anemonte-rößlein heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Anemone. Italiänisch / Anemone. Frantzösisch /
Passe fleur. Spanisch / Yerva viento. Englisch / Windeflower. Niderländisch /
Anemone-roosten. Herr Theod. Tabernaemontanus hat der erste ihnen den namen
Wind-rößlein geben / welcher darauff im Waßgaw sehr gemein worden ist. Anderen
nennen sie unser Frawen Lilgen.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt dieser Rößlein so viel Geschlechter / daß man deren bey zwey hundert
bereits auffgezeichnet. Allhier gedencken wir nur etlicher.
Das erste Geschlecht der Anemone-rößlein / so allhier abgebildet stehet /
gewinnet blätter / beynahe wie der Coriander / allein daß sie kleiner und mehr
spalten haben. Die stengel sind haarig / holkehlicht und dünn / tragen oben
purpur-braune blumen / so groß als der wilde Magsamen trägt. Diese blumen sind
mit sechs blättlein besetzt / haben in der mitte ein klein schwartzlicht
knöpflein. Die wurtzel ist wie ein Oliven groß und rundlicht / mit viel zaseln /
am geschmack scharff.
Das ander Geschlecht hat grössere und tieffer zerschnittene blätter / wie die
Wolffswurtz. Mit den stengeln gleicht es dem ersten / ohn daß sie etwas dicker
sind / gerad und inwendig hol / bringt purpur-weisse / vielblättige blumen.
Diese wurtzel ist dick / länglicht / fast anzusehen wie die Rapuntzeln mit
zaseln / am geschmack scharff.
|| [615]
I. Anemone-rößlein. I. Anemone.
II. Anemone-rößlein. II. Anemone.
III. Anemone-rößlein. III. Anemone.
IV. Anemone-rößlein. IV. Anemone.
Das dritte Geschlecht bekleidet sich mit blättern wie der Hanenfuß / hat dünne
und runde stengel / darauff wachsen weisse blumen / fast in der Rosen grösse /
ein jede mit fünff blättlein besetzt: bißweilen ist das weisse in diesen blumen
mit purpur-farb vermischt / und sonderlich unten bey dem stiel: man macht
kräntze darauß. Die wurtzel ist zasicht.
Man findet noch andere zwey Geschlecht der Anemone-rößlein / wie sie hie auch
abgemahlet / das eine trägt purpur-braune / das ander bekomt goldgelbe blumen.
Was es für Anemone-rößlein seyn mögen / die Matthiolus in seinem Kräuterbuch
abgemahlet / kan Camerarius nicht erachten / dieweilen sie / außgenommen das
dritte / bey keinem andern zu finden / auch er nicht deßgleichen / die mit so
viel ästen wachsen / gesehen hat. Derowegen Camerarius etliche ande [616] re
V. Anemone-rößlein. V. Anemone.
Allerley Anemone-rößlein. Anemones flores varii.
besondere Arten / die doch mit der Beschreibung Matthioli überein kommen / hieher
gesetzt / und über das etliche Blumen allerley Farben von Anemone-rößlein mit
Buchstaben gezeichnet / als nemlich / A. ist weiß von Farben / B. blau / C. gelb
/ D. gemengt / blau und purpur-farb / E. schön roth.
Von andern Geschlechten der Anemonerößlein / in welchen die Natur als mit den
Tulipen spielet / besihe Carolum Clusium, Casp. Bauhinum, und Joh. Rajum, in
dero Lateinischen Kräuter-historien.
Eigenschafft.
Anemone-rößlein sind warmer und trockner Natur; haben ein scharfflicht -
flüchtiges alkalisches Saltz bey sich / und daher die Eigenschafft zu erdünneren
/ zu eröffnen / zu zertheilen / Wunden und Schäden zu säubern und zu heilen /
auch die Monatblum der Weibern zu befördern.
Gebrauch.
Anemone - rößlein - kraut mit Gersten zu (Milch.)
einem Müßlein gekocht / und offt geessen / vermehret den Säugenden die Milch.
Das Kraut und Wurtzel in Wasser gesotten (Verlohrne
Monatzeit.) / auff die letzt ein wenig Zimmet dar zu geworffen / und
davon morgens und abends ein guten trunck gethan / fördert den Weibsbildern die
monatliche Reinigung.
(Unreine Schäden und Geschwär.) Das Kraut samt
der Wurtzel in Wein gesotten / reiniget die garstigen und unsauberen Geschwär /
und beförderet sie zur heilung / wenn man sie fleißig damit außwäscht.
Windrößlein samt der Wurtzel mit Rauten- und Baldrian-wurtzel zerhackt / in ein
(Augenflecken.) säcklein gebunden / und an
den Halß gehänget / auch alle 5. oder 6. tage erfrischet / vertreibet endlich
alle Flecken der Augen.
Dieß Kraut mit Lenden-kraut und ein wenig (Raud /
Zitter mähler Grind.) Alaun in Wein gesotten / hernach die
Zittermähler / Grind / und Raud damit fleissig und offt gewaschen / heilet sie
in wenig zeit. Wenn man solche Kräuter in Wasser siedet / hernach die schäbigen
Kinder darinnen laulicht badet / befreyet sie von aller Raud.
CAPUT LXXII.
Küchenschell. Pulsatilla.
(A. Gar auffgethane Blum.)
(B. Halb auffgethan wie ein Glöcklein / daher sie den
namen)
(C. Ehe sie sich auffthut.)
(D. Der Samen.)
(E. Das Blat / wen̅ sie samen
trägt.)
|| [617]
Namen.
KUchenschell oder Kühenschell / heißt Lateinisch / Pulsatilla, Herba venti, Cauda
vulpis, Nola culinaria. Italiänisch / Pulsatilla. Frantzösisch / Coquelourde.
Spanisch / Hamapola. Englisch / Passeflower. Dänisch / Blaaveirurt /
Blaakobielle / Blaaoepeoere. Niderländisch / Ceuckenschelle / Ceuckencruyt.
Gestalt.
Kuchenschell hat eine wurtzel eines schuhs lang / auffgerissen wie die Eberwurtz
/ ist am geschmack süßlicht / mit einer schärffe. Im angehenden Frühling bringet
sie herfür kleine / rauche / zerspaltene Blätter / so die erwachsen / werden sie
zertheilt wie der Fenchel / doch etwas grösser an Blättern / der wilden
Pastenach gleich. Darzwischen wächßt herauß einer oder zween stengel / einer
spannen lang / darauff kommen im Mertzen herfür / schöne / gestirnte und
purpurbraune / auch bißweilen blaue Blumen / auff jedem stengel eine / die haben
inwendig gelbe fäselein / wie die Rosen. Im Mäyen wird die Blum zu einem grauen
/ haarichten / runden kopff / anzusehen wie ein Igel / dasselbige ist der samen
/ denn ein jedes Haar hat unden seinen langen Kolben / auff dem stengel wie
Schweins-bürst. Die Blätter sind an dem geschmack viel schärffer als die wurtzel
/ und so man die kewet / brennen und beissen sie die Zungen / gleich dem Pfeffer
oder Hanenfuß. Das Kraut wächßt gern in den stein- und sandichten Gründen / und
in den Wäldern. Allhier komt sie im anfang des Frühlings auff dem
Crentzacher-berg herfür.
Man überkomt die Kuchenschell auch mit schönen weissen Blumen / wie Johannes
Aichholtz auß seinem Garten mit andern schönen Gewächsen / solche Hn. Camerario
geschickt hat / aber sie gewohnt darinn ungern.
Gelbe Kuchenschell. Pulsatilla lutea.
Die hiebey abgemahlte gelbe Kuchenschell findet man in Piemont / umb Turin / wie
auch auff dem Berg Gotthard genannt.
Die Kuchenschell mit himmel - blauen Blumen / so nach abfliessung des Schnees mit
dem Frühling herfür komt / wachßt auff dem Bernischen Stockhorn und Nessenberg /
man nennet sie allda des wuden Manns Kraut.
Noch eine andere Art Kuchenschell / Pulsatilla palustris genannt / beschreibet
Casparus Bauhinus in Prodrom. Die nechsten Blätter bey der Wurtzel sind in sehr
dünne und schmale stücklein zerschnitten / so auff haarichten stielen stehen:
zwischen den Blättern wächßt ein schuh-hoher / runder / rother / und mit einer
sehr zarten Wollen besprengter stengel herfür / welchen zarte / kleine /
spitzige Blättlein in der mitte umbgeben: auff dem Gipffel sitzet ein einige
Blum / so einem haarichten kopff gleich / auß lauter zarten und haar-kleinen
Blättlein destehet. Die Blum ist purpur-braun / mit sechs spitzen Blättlein /
und kleiner als der gemeinen Kuchenschell / hat inwendig gelbe fäsemlein: dieser
haarichte kopff wird / wenn der samen zeitiget / grau und mehr zotticht. Sie
wächßt allhier in den pfützigen feldern bey Michelfelden / und so man sie mit
der gemeinen in die Gärten pflantzet / behält sie zwar ihre gestalt und farb /
aber sihet doch frischer auß.
Dem Kuchenschell-kraut ist auch ein anders verwant / welches dahero Conradus
Gesnerus in descriptione Montis Fracti, p. m. 64. Anemonem quandam alpinam
Pulsatillae cognatam nennet: wächßt auff dem Lucernischen Fracmont / hat ein
schwartze wurtzel / das kopflein / in welchem der samen ligt / ist haaricht /
und mit Wollen wie die brennende Wald-reben über zogen. Die Hirten allda nennen
sie Bißwurtz / machen darauß ein Pflaster / und gebrauchen es dem Vieh / wider
die vergifften Biß der Thieren.
Eigenschafft.
Kuchenschell - kraut führt ein flüchtiges / scharffes / etzendes Saltz bey sich /
und ist deßwegen hitzig und trocken in dem vierten grad / also daß es auch die
Haut auffetzet / soll derohalben nur ausserhalb gebraucht werden. Die wurtzel
ist milter / warm und trocken / biß in andern grad / kan nutzlich innerlich und
äusserlich in der Artzney genommen werden / dieweilen sie nicht so viel etzende
theile bey sich hat.
Gebrauch.
(Pest.) Die Kuchenschell-wurtz wird under andere
Artzneyen vermischt / so wider die Pest dienlich sind.
Herr Melchior Sebizius, weyland Professor zu Straßburg / hat ein sonderliche
Artzney (Bruch.) wider den Bruch / in Herren
Tragi Teutschem Kräuterbuch an den tag gegeben. Nim Kuchenschell-wurtzel /
weisse Wegwart-wurtzel und Durchwachs-samen jedes gleich viel / stosse alles zu
einem reinen pulver / davon gib den Personen gestandenen alters etliche
messer-spitz voll in einer Brühen oder warmen Wein / aber den Kindern ein
messer-spitz voll in ihren brühlein / päpplein oder süpplein / etliche wochen
durch / ein. Der Krancke [618] aber muß auch
ein bequemes Band und Bruch - pflaster auff dem gebrochenen ort tragen.
(Viertägig Fieber.) Das destillierte
Kuchenschellwurtz-wasser ist ein nutzliche Artzney / zu dem viertägigen Fieber /
vier oder fünff loth in paroxysmo, oder in dem anstoß des Fiebers / getruncken
und darauff wol geschwitzt. Es wird sonderlich also gebraucht in Preussen.
(Pest.) Wider die Pest. Nim
Kuchenschellwurtzwasser zwey loth / des besten Theriacs ein quintlein / gibs dem
Krancken alsobald / und lasse ihn wol darauff schwitzen.
CAPUT LXXIII.
Gauchheil Männlein. Anagallis mas.
Gauchheil Weiblein. Anagallis foemina.
GAuchheil / Jochheil / Grundheil / Colmar - kraut / oder Vogel - kraut / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Anagallis, Corcorus. Italiänisch / Anagalli, Anagallide, Morona. Frantzösisch /
Morgeline, Moron, Mouron. Spanisch / Muruges, Murojes. Dänisch / Goaseheel /
Roedarfve / Hanjord arfve / Griveved dag / Bloa - arfve / Hunjard arfve.
Niderländisch / Guychelheyl. Die alten abergläubischen Teutschen haben dieses
Kraut darumb Gauchheil genennt / weilen sie vermeint / daß so man es zu eingang
des Hauses auffhencke / werden dardurch allerley Gauch und Gespenst vertrieben.
Geschlecht und Gestalt.
Des Gauchheils sind zwey Geschlecht fürgestellet / so ihren unterscheid allein an
den blumen haben / denn das Männlein Anagallis flore phoeniceo, C. B. hat rothe
blumen; das Weiblein aber Anagallis coeruleo flore, C. B. bringt blaue blumen.
Der Gauchheil hat ein schlechte / zasichte / zertheilte und geringe weisse
wurtzel / auß welcher viel vier - eckichte stengel wachsen / kaum einer spannen
lang / ligen mehrentheils auff der erden. Seine blätter sind ohne stiel / weich
und etwas länglicht / beynahem wie an dem Johannes-kraut / und unden mit vielen
schwartz-rothen düpflein gezieret. An den stengeln erscheinen kleine gestirnte
blümlein / mit fünff rothen oder blauen blättlein besetze / nach welchen runde
köpflein erfolgen / wie Coriander / darinnen kleiner gelber samen verborgen
liget. Er wächßt in den Kraut - gärten und Stuppel - feldern / und blühet den
gantzen Sommer über / und hat einen scharflichten geschmack.
Man findet auch eine Art mit gelben blumen / Anagallis lutea nemorum, C. B.
welche viel wächßt in Oesterreich / im Thüringer-Wald und in Engelland. Allhier
komt sie im Weiler-Wald und an dem Wiesen-fluß bey den Erlen-bäumen herfür.
Eigenschafft.
Gauchheil ist warmer und trockener Natur; hat etwas flüchtig alkalischen saltzes
/ und balsamischer theilen bey sich / und daher die eigenschafft zu säubern / zu
heilen / das geblüt zu reinigen / dem gifft zu widerstehen / und den Harn zu
treiben.
Gebrauch.
(Wassersuch.) Gauchheil in Wein gesotten und
getruncken / öffnet die Leber / treibet den Harn / und ist gut wider die
Wassersucht.
|| [619]
Die Jäger pflegen / wenn ihnen diel Hund von andern wütenden Hunden gebissen
worden / die Wunden in fliessendem wasser wol mit sand außzuwaschen / und ihnen
hernach dieß Kraut in gebachenen Eyern einzugeben.
Gauchheil ist ein gute Blut-stellung / den (Bluten.) so es nur in der Hand des krancken erwärmt / das Blut stellet.
Hartmannus lobet den Gauchheil mit den (Taubsucht.) rothen blumen wider die Taubsucht / so man ihne in wasser
siedet / und davon dem Krancken zu trincken gibet.
Friederich Ginther / gewesener Königlicher Dänischer Secretarius / hat einen
Englischen Edelmann gekennt / welcher den (Podagra.) rothen Gauchheil wider das Podagram sehr rühmte / er ließ ihne
in Menschen - harn zur dicke eines Pflasters sieden / so er alßdenn auff seine
podagramische Füß warmlicht überlegte / und sich treflich wol darbey befande.
Das gemeine Volck in Dennemarck siedet den rothen Gauchheil in Menschenharn /
und braucht es wie ein Fuß - wasser / warmlicht wider die Schmertzen des
Podagrams.
(Schleim des haupts) Den Safft des Gauchheils in
die Nasen genommen / ziehet den überflüßigen Schleim auß dem Haupt.
Matthiolus berichtet / daß etliche diesen (Guldenader.) Safft zur Gulden - ader gebrauchen / also daß wenn sie
dieselbigen eröffnen wollen / streichen sie den Safft an von dem rothen
Gauchheil: Aber die Gulden-ader zu stopffen / nehmen sie den Safft von dem
blauen Kraut / und streichen ihne über die Ader.
(Wunden / unflätige umb sich fressende Geschwär und alte
Schäden. Biß von einem rasenden Hund.) Der Safft in die Wunden gethan
/ säubert dieselbige / wie auch die unflätige / unreine / und umb sich fressende
Geschwär und alte Schäden.
So ein Mensch oder Vieh von einem rasenden Hund gebissen wäre / der wasche den
Schaden mit diesem Safft.
Wenn man einen guten Trunck des destillierten Gauchheil - wassers thut / sich
darnach (Gifft / Pest Wunden / Stich der schlangen und
nattern / Biß rasender Hunden / dunckle Augen.) warm niderlegt / und
darauff schwitzt / soll es das Gifft auß dem Leib treiben / und also wider die
Pest behülfflich seyn. Es wird auch gerühmt / daß es allen gifftigen Wunden und
Stichen der Schlangen und Nattern / wie auch den Bissen der rasenden Hunden
grossen widerstand thue / darvon getruncken / und den Schaden darmit gewaschen.
Dieses Wasser in die dunckelen Augen gelassen / macht dieselbigen hell und
lauter. Jacobus Hollerius Lib. 1. de Morbis interc. Cap. 21. in Scholia
berichtet / daß eine Wittwen zu Pariß / mit dem auß rothem Gauchheil
destillierten Wasser vielen geholffen habe / welchen (Fell in den Augen.) Fell in den Augen angefangen zu wachsen.
CAPUT LXXIV.
Abbißkraut. Succisa.
Namen.
ABbißkraut heißt Lateinisch / Succisa, Morsus Diaboli, Praemorsa. Italiänisch /
Morso di Diavolo. Frantzösisch / Morsure du Diable. Spanisch / Mordedura
Abbißkraut. Succisa.
de Diablo. Englisch / Dewelles Bit. Dänisch / Diefvels - bid / Knopurt /
Engekuop. Niderländisch / Duyvels - bete. Es hat dieses Kraut den Namen Teufels
- abbiß bey dem gemeinen Mann / von wegen der abgebissenen oder vielmehr
abgefaulten Wurtze / bekommen / denn abergläubische Leuth darfür halten / daß
diese Wurtzel von wegen ihrer fürtreflichen Krafft / von dem Teufel also
abgebissen werde. Aber es ist nichts neues / daß noch mehr andere wurtzeln /
gleicher gestalt wie diese Wurtzel / unten her in der Erden abfaulen / oder von
den Würmen abgefressen werden.
Gestalt.
Abbißkraut hat ein runde und dicke wurtzel / die ist unden her gleich als ob sie
abgefault oder abgebissen wäre / doch hat sie noch viel lange / weisse Neben -
würtzelein / gleich wie die wurtzel des Baldrians / welche auch unten an der
mittelsten Hertz - wurtzel abgebissen scheinen. Sonsten vergleichet sich das
Kraut dem gemeinen Scabiosen - kraut / die blätter sind aber nicht zerschnitten
/ (underweilen wird es mit zerschnittenen blättern allhier auff dem Muttentzer -
berg gefunden) doch etwas fetter / und ein wenig rauch / von farben schwartz -
grün / breiter / einer Zung nicht ungleich / und rings herumb auff beyden seiten
ein wenig zerkerfft. In dem Brach- und Hew - monat wachsen von der Wurtzel
herfür / runde / nackende stengel / die werden etwan anderthalb elen hoch /
darauff bringt es gemeiniglich himmel - blaue und zu zeiten purpur - braune /
zusammengedrungene blumen / von vielen kleinen blümlein rund zusammengesetzt /
anzusehen wie ein rundes Hütlein. So dieselbigen außfallen / welches im ende des
Augstmonats geschihet / flieget der samen davon / wie von [620] den andern Scabiosen-kräutern. Dieses
Kraut wächßt hin und wider in den dürren Hecken und Büschen / auff dürren Wiesen
/ ungebauten Feldern / und in den Rödern oder abgehauenen Büschen. Ein haarichte
Art des Abbiß wird bey uns auff den feuchten Matten zu Michelfelden gefundeu.
Ein andere Art mit schnee-weissen blumen und grössern blättern / wächßt in den
hohen Wäldern im Waßgaw / sonderlich aber findet man sie zimlich viel im
Wester-wald / zwischen Dieten und Limberg. Hier. Tragus hat sie im Idar bey
Birckenfeld / und Joach. Camerarius in Beyern umb Pfaffenhofen angetroffen.
Eigenschafft.
Abbißkraut ist warm und trocken im andern grad / wie das Scabiosen-kraut / dessen
Art es auch hat / daher im Nothfall es wol für Scabiosen-kraut kan gebraucht
werden. Hat ein groblicht alkalisches / bitterlichtes saltz bey sich / und
dadurch die eigenschafft das geblüt zu reinigen / dem gifft zu widerstehen /
schweiß zu treiben / zu säuberen / zu heilen / ist der Leber und Miltze
sonderbar dienstlich.
Gebrauch.
Das Abbißkraut wird höchlich gerühmet (Fallende Sucht /
Pest / Mutterweh / gerunnen Blut.) wider die fallende Sucht / Pest /
Mutterweh / zertheilet auch das gerunnene Blut im Leib: Man nimt zwey handvoll
dieses Krauts / und ein handvoll Wurtzel / siedet es in zwey maß wasser / so
lang als man ein hart Ey siedet / und läßt den krancken davon trincken.
Es wird auch dieses Kraut samt der wurtzel (Gestochene /
gehauene und geschossene Wunden.) sehr gelobet / alle gestochene /
gehauene und geschossene Wunden zu heilen / derowegen es die Wund-ärtzt mit
grossem nutzen zu den Wund-tränckeren gebrauchen / und ist folgendes Wund-tranck
in allen oberzehlten Wunden sehr dienlich: Nim Abbißkraut-wurtzel 2. loth /
Abbißkraut / Nagelkraut / Heydnisch Wundkraut / Wintergrün jedes eine handvoll.
Alle diese stück zerschneide klein / vermische sie wol durch einander / siede
sie in zwey maß frischen Brun̅wassers / biß eine halb maß
eingesotten ist / seige den Tranck / und laß den Krancken morgens und abends ein
halb quartal davon trincken.
(Pestilentzblatter / Pest-carbunckel oder Kohle̅. Trüb Gesicht / Würm an Pferden. Frantzösische Seuch /
gestockt Blut / Geschwär / Wunden / Trucken des Hertzens / Mutterschmertzen
/ Gifft / Pestilentzische Beulen und Carbunckel oder Kohle̅) Das Kraut grün gestossen / und Pflasterweiß übergelegt / dienet wol
wider die Pestilentz-blattern / welche sonsten Pest-carbunckel oder Kohlen
genennt werden.
So ein Pferd ein trüb Gesicht oder den Wurm hat / so schneide Abbiß-wurtzel und
Kraut gar klein / und gib es ihme unter dem Futter zu essen.
So man zwey loth dieser Wurtzel in zwey maß weissen Wein siedet / so lang als man
ein hart Ey siedet / und davon nach belieben trincket / ist es sehr dienlich
wider die Frantzösische Seuche / das von einem Fall gestocktes Blut / inwendige
und außwendige Geschwär und Wunden / trucken des Hertzens und die
Mutter-schmertzen. Dieses Tranck widerstehet allem Gifft / und bringet die
Pestilentzischen offenen Beulen und Carbunckel oder Kohlen zur Heilung.
Welcher mit der Frantzosen-kranckheit behafftet / oder von derselbigen Zufählen
angesteckt ist / der lasse ihme im Herbst nachfolgenden Kräuter-wein machen: Nim
Abbißwurtzel 8. loth / Sarsaparilla 6. loth / Sassafraß 4. loth /
Frantzosen-holtz frisch geraspelt zwey un̅ dreißig loth /
Wegwartkraut / Edel-Leberkraut / Abbißkraut jedes sechs handvoll /
Tausendgulden-kraut und Wermuth jedes drey handvoll: Zerschneide alles groblicht
/ thue solches in ein sauber fäßlein / so ein Ohmen oder zwey und dreyßig maß
haltet / schütte darüber so viel guten weissen Wein-most / lasse alles wol
verjäsen / und sechs oder acht wochen stehen / alßdenn trincke morgens nüchter
ein glaß voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch im fahl der
noth mit gutem altem weissen Wein angesetzet werden.
(Pestilentz.) Wider die Pestilentz destilliert
man von diesem Kraut ein köstlich Wasser / so also bereitet wird: Nim Abbißkraut
mit der Wurtzel / gesäubert / gewaschen und klein geschnitten zwey guter
handvoll / Scabiosen-kraut / Tormentill-kraut und Wurtzel /
Cardobenedicten-kraut / alles frisch gesäubert und klein geschnitten jedes ein
handvoll / frische gute Wachholderbeer groblicht zerstossen 8. loth: Vermische
diese stuck / thue sie in ein glaß / schütte einen guten weissen Wein darüber /
daß er die Wurtzel und Kräuter bedecke / alßdenn stelle das glaß wolvermacht in
die Sonne / und laß sieben tag mit einander beitzen / darnach destilliers mit
sanfftem feur / in einem gläsernen zeug im Marien-bad / und bewahre es
wolverwahrt zum gebrauch. Dieses Wasser ist in Sterbens-läuffen bewährt / den
Menschen vor der Pestilentzischen Ansteckung zu bewahren / denn es das Gifft
gewaltig von dem Hertzen treibet / über den andern tag ein paar löffelvoll
darvon getruncken. So einer mit dieser Vergifftung angesteckt wäre / soll er
nehmen des vorgemeldten Wassers 6. loth / guten unverfälschten Theriac oder
Mithridat ein quintlein. Dieses Schweiß-träncklein muß man dem krancken auff
einmahl eingeben / und ihne zum wenigsten ein paar stund schwitzen lassen / also
wird alle Pestilentzische Vergifftung durch den Schweiß vom Hertzen hinweg
getrieben / insonderheit so man es vier oder fünff mal widerholet.
(Fallende Sucht / Pest / Schleim auff der Brust /
Keichen / Husten / Seitenstechen / gerunnen Blut.) Das destillierte
Abbißkraut-wasser ist dienlich wider die fallende Sucht / widerstehet der Pest /
reiniget die Brust von dem Schleim / vertreibet das Keichen und den Husten /
zertheilet das Seiten-stechen und gerunnen Blut im Leib / morgens und abends
jedesmal 4. oder 5. loth getruncken.
Wenn die Kinder von den Blattern angegriffen worden / soll man ihnen von diesem
Julep / welcher die Blattern ohne einigen Zwang der Natur forttreibet / offt
etliche löffelvoll geben. Nim destilliert Abbißkrautwasser / Taubenkropff- oder
Erdrauch-wasser jedes 4. loth / Granaten-und Hymbeersyrup jedes anderthalb loth
/ vermische alles zu einem Julep.
(Zittermal. Grind.) Das destillierte Wasser und
der Safft dieses Krauts / mit Vitriol vermischet / dörret und heilet alle
Zittermähler und allen bösen fliessenden Grind am Leib / damit gesalbet. [621] Wie solches Hieronymus Tragus im 1.
Theil seines Kräuter-buchs am 81. Cap. anzeiget.
Zu den lang-währenden Geschwulsten und (Geschwulst des
munds und Rachens.) Geschwären des Munds und Rachens / so da
schwerlich zur zeitigung gelangen / oder von der Frantzösischen Seuche herkommen
/ ist kein besseres mittel als der Abbiß / denn er löset den in dem Halß
hangenden Schleim ab / zertheilet denselben / vertreibet obvermeldte
Geschwulsten / und heilet die Geschwär / wenn man die Brühen (so auß dem Kraut
in Wasser gekocht und gesiechtet / bereitet wird) offt davon in dem Mund haltet
/ oder damit gurgelt / insonderheit so ein wenig Rosen-honig darzu gethan wird.
CAPUT LXXV.
Gemeine Gundelräb. Hedera terrestris vulgaris.
Namen.
BUndelräb / Grundräb / Erd-ephew oder Erden-kräntzlein heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Chamaecissus,
Hedera terrestris, Corona terrae, Chamaeclema, Hedera humilis. Italiänisch /
Hedera terrestre. Frantzösisch / Lierre terrestre. Spanisch / Yedra terrestre.
Englisch / Ground ivy / Alehove. Dänisch / Veddende / Veddende paajarden / Jard
Veddende. Niderländisch / Ouderhave.
Gestalt.
Die gemeine Gundelräb kriecht und fladert mit ihren viereckichten Stengeln oder
Räben hin und wider auff der erden / begehrt nicht übersich / ist zu beyden
seiten mit runden Ephew-blättern bekleidet / die sind etwas rauch / und an dem
umbkreiß zerkerbt / am geschmack bitter / und am geruch starck. Die Blumen sind
klein und purpur-braun / oder himmelblau / bringen keinen samen. Sie blühet im
Aprill mit den blauen Veyeln / hat dünne wurtzeln / die entspringen von den
gewerben der stengeln / und hefften sie also an die Erden. Wächßt gemeiniglich
in den gärten / hinder den zäunen und gemäuren allenthalben.
Grosse Gundelräb. Hedera terrestris major.
Camerarius hat allhie ein Art der grossen Gundelräben abmahlen lassen / die viel
grösser und raucher ist als die gemeine / trägt röthlichte und grössere Blumen /
kriecht nicht so weit umb sich / wächßt in gebürgichten Wäldern bey Thüringen:
weil sie ein stärckern geschmack und geruch hat als die gemeine / hält
Camerarius in sua Matthioli Epitome p. m. 401. sie auch viel kräfftiger. Wird
auch allhier auff dem Muttentzer-berg gefunden.
Eigenschafft.
Gundelräb ist warmer und trockner Natur: hat etwas milt-flüchtigen alkalischen
Saltzes / neben einigen balsamischen theilen bey sich / und hiemit die tugend zu
reinigen / zu heilen / den Harn zu treiben / den schleim auff der Brust / in den
Nieren und Mutter auffzulösen / und die Verstopfungen zu eröffnen.
Gebrauch.
(Versteckte??? Harn und Frauenzeit verstopffte Leber
und Miltz / Gelbsuch??? Hufftweh / Nierenstein.) Ein paar handvoll
Gundelräben in einer maß weissen Wein gesotten und getruncken / befördert den
Harn und der Frauen zeit / tödtet die Würm / öffnet die verstopffte Leber und
Miltz / vertreibet die Gelbsucht und das Hufftweh / ist gut den Lungsüchtigen /
und die mit dem Nierenstein behafftet sind.
Johannes Lerius ein Burgunder / ged???nckt in seiner Reißbeschreibung nach
Brasilien eines mittels / dessen er und seine Gesellen sich wider die Ruhr
bedient haben / welche ihnen (Ruhr.) von dem
langwehrenden auff dem Meer [622] außgestandenen Hunger herkommen ware: Man nimt der brühen / darinn Gundelräben
gesotten ist / kocht sie mit Reiß und ein paar frischen Eyerdottern zu der dicke
eines Gemüß / und isset davon nach belieben.
(Lungsucht.) Johannes Langius lib. 3. Epist.
Medic. cap. 4. rühmet wider die Lungsucht nachfolgenden Syrup: Nim geläuterten
Gundelräbensafft zwölff loth / geläuterten Zucker neun loth / koch es mit
einander zu der dicke eines Syrups: darvon gib dem Krancken offt ein löffel voll
/ und ein Muscatnuß groß rothen Rosen-zuck er oder Lattwerg.
(Sausen und Klingen der Ohren.) Wider das Sausen
und Klingen der Ohren / zerreiben etliche dieß Kraut in den Händen / und thun es
in die Ohren. Oder man kan das Kraut in Wein sieden / und den dampf davon durch
ein trächterlein in die Ohren gehen lassen.
Wider den Nierenstein. Nim gedörrt (Nierenstein.)
Gundelräben-kraut und feinen Zucker jedes ein loth / stosse es zu einem reinen
pulver / davon gebrauche morgens und abends ein Ducaten schwer in
Gundelräben-wasser / so mit Wein destilliert worden: von diesem pulver vermeldet
der Königliche Dänische Leibartzt Simon Pauli in Quadr. Bot. daß es bald nicht
zu glauben seye / wie trefflich dieses pulver den Nierenstein zermalme.
(Gelbsucht.) Auß den frischen Blumen dieses Krauts
macht man mit Zucker eine Lattwerg / wie droben von den Rosen vermeldet. Diese
wird sehr wider die Gelbsucht gerühmt / so man offt einer Muscatnuß groß darvon
nimt.
(Versteckte reinigung der weiber.) Von diesem
Kraut werden nutzliche Fußbäder gemacht / die monatliche Reinigung der Weiber
damit zu befördern: Nim Gundelräben / Pappeln / Beyfuß / Ackermüntz / Melissen /
jedes zwey handvoll: zerschneide alles / und siede es in wasser zu einem Fußbad.
Gundelräben in Wasser gesotten / heilet (Geschwär an
heimlichen orten bey Männern und Weibern. Fistel und fliessende
Schäden.) die Geschwär an heimlichen orten / bey Männern und Weibern /
damit laulicht gewaschen.
Man pfleget auch in Italien die Fisteln und fliessende Schäden mit dem Safft der
Gundelräben zu reinigen / und darnach das pulver von dem Kraut darein zu streuen
/ er bekommet wol und befürdert die Heilung / so man ein wenig gestossenen
Grünspan darzu thut / ist es noch besser.
(Grieß / Nieren-und Blasen-stein.) Man braucht
dieses Kraut auch zu den Lendenbädern wider das Grieß / Nieren-und Blasen-stein
/ deren schon etliche beschrieben worden.
Etliche Weiber legen die Gundekräben in die schuh / und lassen sie auch in den
Händen erwärmen / sagen / daß sie ihnen nicht allein die Blumen / sondern auch
den Stulgang fürdere / welches Agerius von langem daran riechen warhafftig
befunden hat / wie er solches in dem 1. Theil seiner Teutschen Apotheck im 74.
cap. bezeuget.
(Versehrung und Fäule des Munds. Darmgicht oder Würm der
Pferden.) Gundelräben in Wasser gesotten / und mit der Brühe gegurgelt
/ heilet die Versehrung und Fäule des Munds.
Wenn ein Pferd die Darmgicht oder Würm hat / so gib ihme Gundelräben im futter zu
essen geben.
In Italien kocht man die Wundträncker von diesem Kraut / und nimt darzu
Ferberröthe und gemein Diptam-wurtzel / Be???onien-kraut (Wunden.) / Maußöhrlein-kraut / Bibernell /
Fünfffinger-kraut / Natterwurtz / Sinnaw / Roßschwantz / Heidnisch Wundkraut /
Tormentill und rothen Köhl / so viel man zwischen fünff finger haltet / siedet
es in zwo maß Wasser und einer maß weissen Wein / und wenn der dritte theil
eingesotten / seiget man es durch ein sauber tuch / thut darzu Rosen-honig zur
lieblichkeit / und läßt den Krancken alle morgen und abend ein halb quartal oder
acht loth davon trincken.
(Lungsucht.) Das destillierte Gundelräben-wasser
ist den Lungsüchtigen sonderlich nutzlich / denn es reiniget die Brust von allem
Schleim und Eyter: Ludovicus de Leonibus, vor diesem ein fürnehmer Medicus zu
Bononien / wil haben man soll es vier und viertzig Tag (Gelbsucht / versteckter Harn und Weiberzeit.)
trincken. Es dienet auch wider die Gelbsucht / befürdert den Harn und die
Weiber-zeit / fünff oder sechs loth morgens nüchter getruncken.
CAPUT LXXVI.
Schellwurtz. Chelidonium majus.
Namen.
SChellwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Chelidonium majus, Chelidonia major, Hirundinaria major.
Italiänisch / Chelidonia maggiore. Frantzösisch / Chelidoine grande, Esclaire
grande. Spanisch / Celidonia, Yerva de las golondrinas, Celiduenna. Englisch /
Great salendine. Dänisch / Star chelidonie / Selidonie / Starsvaleurt.
Niderländisch / Groote Gouwe / Gouwartele. In Hochteutscher Sprach wird es auch
genennt Schwalbenkraut / Schellkraut / Goldwurtz und Gilbkraut.
|| [623]
Schwalbenkraut soll Chelidonium, [Greek words],
von den Schwalben / umb zweyer ursachen willen genennet worden seyn. Erstlich /
dieweil die Schwalben nach Dioscoridis und Plinii bericht / dieses Krauts
würckung eröffnet / denn wenn ihre jungen erblindet / so kommen sie wider durch
dieses kraut zu ihrem gesicht. Zum andern / dieweil dieses Kraut bey ankunfft
der Schwalben erstmals herfür komt / und wenn sie widerumb hinweg fliegen /
welck wird und verdorret. Aber Dodonaeus und andere halten auff diese ursachen
nichts / denn die jungen Schwalben ihr verlohren Gesicht von sich selbsten /
ohne einigen gebrauch dieses Krauts überkommen / neben dem bezeugt der tägliche
augenschein / daß die Schellwurtz durch das gantze Jahr grünet und blühet.
Gestalt.
Schellkraut hat eine wurtzel fingers-dick / die ist außwendig schwartz / mit
vielen nebenwürtzlein oder zaseln / anzusehen / als wenn sie unden abgebissen
wäre. So man die von einander bricht / ist sie innwendig gelb / und gibt einen
dicken / zähen und rothgelben safft von sich / einer schönen / satten
Saffran-farb gleich / der ist eines starcken geruchs und scharffen bittern
geschmacks. Im anfang des Frühlings wachsen von dieser wurtzel herfür viel runde
/ haarige / knöpffichte / mürbe und weisse stengel / mit vielen zincken und
neben-ästlein / die haben blätter / den Ackeleyen-blättern beynahe gleich / doch
ein wenig grösser / linder und zärter / welche so sie von dem Kraut abgebrochen
werden / sich dem Eichenlaub vergleichen / auff der letzen seiten von farben
aschen-farb / und auff der andern bleich. Es trägt in der höhe viel schöne gelbe
blumen / allerdings anzusehen wie die gelben Stein-violen: so diese abfallen /
wachsen an deren statt hernach lange / runde schöttlein oder hörnlein / wie die
schöttlein an der Nägel-violen / darin der schwartzgelbe samen verschlossen ligt
/ dem Magsamen nicht unähnlich / aber kleiner. Das Kraut / stengel und blumen
geben einen zähen / gelben / über die maß scharffen / und auff der zunge
bitteren safft von sich. Es bedarff dieses Gewächs keines pflantzens / denn es
säet sich jährlich selbst / und wächßt allenthalben häuffig bey andern
Unkräutern / in dürrem magern und steinichtem grund / sonderlich aber in den
Zwingern / an den Mauren und alten Gebäuen.
Eigenschafft.
Schellkraut ist warm und trocken im dritten grad: Hat viel flüchtig-scharffes
alkalisches Saltz / neben zimlichen balsamischen bitteren theilgen under seinem
safft / und dadurch die eigenschafft / allen zähen schleim zu erdünnern / alle
innerlichen verstopfungen zu eröffnen / durch den Harn zu treiben / das Geblüt
zu reinigen / und äusserlich die Wunden und Geschwär zu säubern.
Gebrauch.
Wenn ein Pferd ein Augenfell überkommen (Augenfell der
Pferde̅.) hat / so nim Schellkraut mit der wurtzel /
wasche es sauber / und stoß wol in einem mörser / drucke den safft auß durch ein
tuch / nim dessen drey loth / guten Weineßig zwey loth / Saltz ein halb loth /
rein gestossenen Ingber ein quintlein / guten frischen Honig ein loth / vermisch
es wol durch einander / und spritz dem Pferd des tags dreymahl in das Aug / es
hilfft / und ist offtermahls gut befunden worden.
(Haar vertreiben.) Schellkraut an die Ort öffters
gerieben / da man nicht gern Haar hat / vertreibt es.
Schellkraut-safft mit Wein und Oel / jedes gleich viel / durch einander vermischt
/ (Erbgrind.) heilet den Erbgrind / das Haupt
öffters damit gesalbet.
(Fisteln.) Frischen Schellkraut-safft des tags
zweymal in die Fistel gespritzt / heilet dieselbige.
(Wartzen / Krähenaugen.) Die Wartzen und
Krähen-augen des tags etliche mal mit frischem Schellkraut-safft angestrichen /
vertreibt sie in kurtzer zeit.
(Gelbsucht.) Schellkraut mit Rauten / Eßig und
Saltz gestossen / und damit die Sohlen unden an den Füssen gerieben / ist ein
gute Artzney wider die Gelbsucht: man soll auch dem Krancken Schellkraut unter
die blossen Füß in die Schuh legen / und ihne darauff gehen lassen / dabey aber
alle tag frisch Kraut nehmen.
(Uberflüßige monatliche Reinigung. Krebs / Fistel /
verstopfung der Leber und Miltzes / Gelbsucht / faule Fieber.)
Schellkraut auff die Brüst der Weibern gelegt / soll ihnen die überflüßige
monatliche Reinigung stellen.
Das destillierte Schellkraut-wasser ist ein köstlich mittel / den Krebs und die
Fistel zu heilen / alle morgen und abend 4. oder 5. loth getruncken / und die
Schäden damit gewaschen. Ist auch fast dienlich / die verstopffte Leber und
Miltz zu eröffnen / die Gelbsucht durch den Harn außzuführen / die faulen Fieber
und andere dergleichen Kranckheiten zu vertreiben / die von der Verstopffung der
Leber und des Miltzes ihren ursprung haben. Alle morgen zehen tag nacheinander
3. loth spitzen Wegrich-und so viel Schellkrautwasser getruncken / vertreibet
die Gelbsucht.
(Dunckel Gesicht / flecken und masen der Augen / Flüß
und trieffen der Augen / Versehrung und Fistel der Augenwinckel.
Schmertze̅ der Zähn.) Schellkraut-wasser ist ein
trefliche Artzney für die Augen / das dunckel Gesicht zu erläuteren / die
Flecken und Masen der Augen zu vertreiben / die Flüß und das trieffen derselben
zu tröcknen / die Versehrung und Fisteln der Augen-winckeln zu heilen / und das
Gesicht zu stärcken / die Augen öffters damit gestrichen / oder etliche
tröpflein darein lawlicht geträufft / und die Beschädigung der Augen-winckel
damit gewaschen.
Schellkraut-wasser lawlicht offt in dem Mund gehalten / stillet den Schmertzen
der Zähnen.
(Zitterschen oder Flechten des Angesichts.
Pestilentzblattern.) Die gifftige Zitterschen oder Flechten des
Angesichts öffters mit Schellkraut-wasser bestrichen / heilet dieselbigen:
Tüchlein in Schellkraut-wasser genetzt / und über die Pestilentz-blattern
lawlicht gelegt / bekomt wol.
(Gelb-und Wassersucht.) Von dem in der Apotheck
zubereiteten Schellkraut-saltz / ein halb quintlein schwer bißweilen in weissem
Wein eingenommen / dienet wider die Gelb-und Wassersucht.
(Schwindsucht / verstopfung der Krößadern.) Wider
das Abnehmen und Schwindsucht der Kindern / so von Verstopffung der Krößaderen
herkomt / dienet folgendes Pulver treflich: Nim Schellkraut-wurtz 1. loth /
Florentinische Veyelwurtz / praepariert Stahel-pulver / zubereitete Krebsstein
jedes anderthalb quintl. Gewürtz-nägelein 6. gran / [624] weissen Candel-zucker 2. loth: Stosse
alles zu reinstem Pulver under einander / und gibe dem Patienten täglich dreymal
ein messerspitz-voll in einem dienlichen Safft ein.
(Flecken / Masen der Augen. Dunckelheit des
Gesichts.) Auß dem Schellkraut kan man eine Essentz / und hierauß demnach
ein Extract machen / welche sonderlich in allen obangeregten Zuständen mit guter
würckung gebraucht werden. Von dem Extract täglich ein klein wenig mit
Schlangen- oder Gänß-schmaltz / und ein wenig Aloes-pulver vermischt / und in
die Augen gethan / verzehrt und vertreibt alle Flecken und Masen deroselben /
läutert und reiniget auch das Gesicht.
40. biß 60. gran von dem Pulver der (Rothe Ruhr.)
Schellwurtz mit 6. biß 8. loth des destillierten Schellkraut-wassers täglich
ein- oder zweymal eingenommen / vertreibt und heilet die rothe Ruhr fürtreflich.
Man kan zu diesem zweck auch von Armenischem Bolus und Schellwurtz-pulver jedes
ein halb quintlein allezeit nehmen.
CAPUT LXXVII.
Wilder Agley. Aquilegia sylvestris.
Namen.
AGley / Ageley und Ackeley heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Aquileja, Aquilina, Aquilegia, Leonis
Osculum, Jovis flos. Italiänisch / Aquileia, Aquilegia, Celidonia salvatica,
Celidonia mezzana, Fiore de India. Frantzösisch / Ancolie. Spanisch / Flor de
las Indias. Englisch / Celandine / Columbine. Dänisch / Ackeley / Klocker /
Blaaklocker. Niderländisch / Akeleyen.
Geschlecht und Gestalt.
Der gemeine wilde Agley / Aquilegia sylvestris, C. B. it. Aquil. hortensis
simplex. Ejusd. Aquilegia flore simplici, item flore magno & pleno. Ist
ein schönes Gewächs; hat eine fingers-???icke / weisse / mit vielen
neben-würtzelein begabte / süßlichte / viel Jahr daurende wurtzel. Die Blätter
sind rund / rings herumb eingeschnitten und zerkerfft / erstmals beynahe wie die
blätter der grossen Schellwurtz anzusehen / von farben aschenfarbgrün / und an
langen / rauchen / haarigen stielen hangend. Das Gewächs steigt gegen dem
Brachmonat in die höhe mit runden glatten stengeln / die sind über elen lang /
und in etliche neben-ästlein zerspalten / sonsten aber rauch-haarig und
knodicht: an den enden und gipffeln derselben bringen sie viel schöne /
himmelblaue blumen / wie schellen / die hangen allezeit unter sich gegen der
Erden / innerhalb mit gelben härlein oder fäßlein gezieret: ein theil an diesen
blumen oder schellen / gewinnt gebogene spitzen / wie die grosse
Berg-Rittersporen. So die blumen abfallen / richten sich die stengel wiederumb
über sich / und folgen nach einer jeden blumen vier oder fünff spitze schötlein
an einander / darinnen findet man kleinen schwartzgläntzenden samen. Der
geschmack an der wurtzel / kraut / blumen und samen ist zur süsse geneigt. Der
samen dieses gewächs zeitiget bald / und wo er nicht bey guter zeit abgenommen
wird / springen die schöttlein auff / und verwirfft sich der samen. Dieses Kraut
wächßt vor sich selbst / in fetten geschlachten Wiesen. (Allhier zu Basel findet
man es häuffig in den nechsten Bergen / und in dem Hüninger-Wald.) Man findets
auch in hohen Wäldern / in den Graß-gärten / auch bißweilen an steinichten
Rechen und an dem alten Gemäuer. In Flandern / Braband / und in den Niderlanden
wird es in Gärten allein gezielet. Und wiewol man es in grosser menge von sich
selbst wachsend in Teutschland findet / so wird es doch von den Jungfrauen mehr
zu den kräntzen als zur anderer Nothdurfft in den Lustgärten gepflantzet. Es
wächßt gern vom samen auff / und auch vom hin und wider pflantzen der stöcklein
/ darvon denn auch die blumen schön völlig und vielgefältiget werden. Sie blühen
im Brach-und Hewmonat / wiewol sie auch bißweilen in dem Herbst auff den Wiesen
und in den Gärten gesehen werden. Es wächßt gern / und gerathet sehr wol in
fettem gebauenen Erdreich. Man findet ihne auch bißweilen mit schönen /
braunrothen / oder schnee-weissen / leibfarben / grünlicht-blauen / und
vielfarbigen blumen.
Der Garten-Agley / Aquilegia hortensis flore multiplici roseo, C. B. Hat krausere
blätter als der einfache / und kommet mit zierlich gefüllten blumen herfür / die
erscheinen himmel-blau / weiß / roth / leib-und purpurfarb / auch zu zeiten mit
mancherley farben gezieret / wie in dem Fürstlichen Eystättischen Garten zu
sehen ist / allda man auch ein volle / weisse Stern-Agley mit kleinen schwartzen
pünctlein gesehen. In etlichen Lustgärten wächßt eine Art der einfachen Agley
mit schönen rothen blumen: noch eine andere gattung wird in unseren gärten
gepflantzet mit gefüllten schnee-weissen blu [625] men /
Garten-Agley. Aquilegia hortensis.
die stehen übersich / sind groß und breit / dadurch sie von den andern weissen /
gefüllten Agley-blumen unterschieden wird. Theod. Tabernaemontanus hat zu
Brüssel in dem herrlichen Lustgarten Joh. Boysoti ein gattung des gefüllten
Agleys angetroffen / an welcher die mannigfaltigen blättlein der blumen / grün
und mit etwas roth vermenget waren.
Casparus Bauhinus in Prodromo Theatri Botanici Lib. 4. cap. 9. beschreibt noch
zwey Geschlecht des wilden Agleys / welche in keinem andern Teutschen
Kräuterbuch zu finden / dahero man ihre beschreibung allhier auch beysetzen
wollen.
Das erste Geschlecht / Aquilegia montana magno flore, komt an der höhe mit der
gemeinen Agley überein: der underscheld ist erstlich an den blättern / die
subtil zerkerfft / nicht stumpff sondern spitzig / und doch schier rund sind:
hernach an der blumen / welche zwar himmelfarb / wie an der Agley / aber viel
grösser erscheinet. Er wächßt häuffig auff dem Berg bey dem Pfeffers-bad.
Das ander Geschlecht / Aquilegia montana parvo flore Thalictri folio, bringet auß
seiner kleinen wurtzel bleich-grüne kleine blätter / dem Thalictro oder der
Matten-rauten gleich: zwischen welchen ein dünner stengel / kleiner als ein
spannen / mit zweyen oder dreyen ablangen gantzen blättlein entstehet: dieser
trägt ein himmel-blaue blum / die aber fünffmal kleiner als an der gemeinen ist.
Wächßt auch in den Schweitzerischen Gebürgen.
In den Artzneyen wird der gemeine wilde Agley mit den himmel-blauen blumen
gebraucht / und sein samen gesamlet / so die Sonn in den Löwen oder Krebs gehet.
Eigenschafft.
Agley ist warm und trocken im ersten grad; hat ein groblichtes / alkalisches
saltz / neben vielen irrdischen / und etwas balsamisch-schwefelichten theilgen /
dahero die eigenschafft zu eröffnen / zu heilen / zu säuberen / und das Geblüt
zu reinigen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber und des Miltzes / Gelb- und
Wassersucht / Grimmen / Mutterweh / versteckter Harn und Monatblum.)
Ein paar handvoll Agley-kraut in einer maß weissen Wein gesotten / und von dem
durchgesigenen tranck morgens und abends ein halb quartal zu sich genommen /
eröffnet die Verstopffung der Leber und des Miltzes / treibet auß die Gelbsucht
durch den Harn / benimt die anfahende Wassersucht / stillet das Grimmen und
Mutterweh / befürderet den Harn und die Monatblum der Weibern.
Ein köstlich Pulver für die Gelbsucht: Nim des samens von Agley-kraut / geschahen
Helffenbein / Saffran jed. ein quintlein: (Gelbsucht.) Stoß diese stuck zu einem reinen Pulver / theile es in sechs
gleiche theil ab / und trinck sechs morgen nach einander / jedesmal ein theil
mit einem trüncklein Wegwart-wasser.
Agley-samen gepülvert und ein halbes quintlein mit einem trüncklein Wegrichwasser
morgens nüchter / und zwey stund vor dem Nachtessen genommen / vertreibet (Gelbsucht.) die Gelbsucht in kurtzer zeit / daß
sie in dem Harn hinweg gehet.
(Gelbsucht.) Ein andere Artzney für die
Gelbsucht: Nim Agley-wurtzel zerschnitten 1. loth / geschaben Helffenbein ein
halb loth / Agley-samen ein wenig zerstossen 1. quintlein / gantzen Saffran ein
halb quintlein / vermische es durch einander / binds in ein sauber tüchlein /
gieß ein maß weissen Wein darüber / und trincke davon alle morgen nüchter und
abends ein gläßlein voll.
So ein Fraw in gefährlichen Geburtsschmertzen (Gefährliche Geburtsschmertzen.) ligt / gib ihren ein quintlein
gestossenen Agley-samen im Wein / hilfft es nicht das erste mal / so gib es
ihren noch einmal / wird nicht ohne nutzen gebraucht.
(Unvermöglichkeit zu ehelichen wercken.) So ein
Mann durch Zauberey zu den ehelichen Wercken unvermöglich worden ist / der
trincke stäts ab dieser Wurtzel / Kraut und Samen / er komt wider zurecht: Man
nimt zu einer maß weissen Wein ein loth von der Wurtzel / ein handvoll des
Krauts / und ein halb loth des Samens: Er soll aber darneben alle morgen und
abend ein halb quintlein des nachfolgenden Pulvers in weissem Wein einnehmen:
Nim Agley-wurtzel / Kraut und Samen jedes ein halb loth / St. Johanns-kraut /
Einbeer-kraut und die Beeren / geriebener Perrlein jed. ein quintl. Stoß alles
zu einem reinen Pulver / und gebrauch es wie angezeigt.
(Flecken un̅ Blattern der
Kinderen.) Der Samen wird fürnemlich in Niderland gebraucht / und den
Kindern zu Befürderung der Flecken und Blattern eingeben. Simon Pauli
quadripart. Botanic. class. 2. p. m. 25. vermeldet / er habe armer Leuthen
Kindern in den Blattern ein halbes quintlein biß auff ein quintlein dieses
Samens in Taubenkropff- oder Cardobenedieten-wasser geben / und sie damit von
dem todt errettet.
(Verhütung des Steins.) Andere nehmen zu
verhütung des Steins die Wurtzel morgens nüchtern in Mund / [626] und käwen langsam daran / welches in
Hispanien gar gemein ist.
(Verstopffung der Leber und des Miltzes / Grimmen /
Gelbsucht / Versehrung un̅ Blätterlein im Mund. Essen oder die
Durchfäule im Mund bey jungen Kindern. Schwindel / Gicht / fallende
Sucht.) Das destillierte Agley-wasser auff 3. oder 4. loth morgens
nüchtern getruncken / ist ein köstliche artzney / die verstopffung der Leber und
des Miltzes zu eröffnen / vertreibt das Grimmen und die Gelbsucht / heilet die
Versehrung und Blätterlein des Munds / damit lawlicht gegurgelt.
Wenn die jungen Kinder das Essen oder die Durchfäule im Mund haben / soll man ein
leinen tüchlein umb ein Finger winden / darnach es in diesem Wasser netzen / und
damit dem Kind das Mündlein und Zünglein bißweilen außbutzen.
Ein halb quintlein Agleysamen-pulver offt mit einem trüncklein Lindenblüth-wasser
eingenommen / vertreibet den Schwindel / Gicht und fallende Sucht.
CAPUT LXXVIII.
Feigwartzen-kraut. Chelidonium minus.
Namen.
FEigwartzen-kraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Chelidonium minus, Scrophularia minor, Ficaria
minor. Italiänisch / Celidonia minore, Favoscello, Scrofolaria minore.
Frantzösisch / Bassinet, Petite esclere, Couillon de Prestre. Spanisch /
Scrofularia menor. Englisch / Pileworte / Fygworte. Dänisch / Lidenchelidonie /
Lidenselidonie / Liden sualeurt. Niderländisch / cleyn Gouwe / Speencruyt. In
Hochteutscher Sprach wird es auch genennt / klein Schellkraut /
Feigblattern-kraut / klein Schwalben-kraut / Scharbocks-kraut / Mäyen-kraut /
Biber- und Rammen-hödlein.
Gestalt.
Feigwartzen-kraut hat Blätter / gleich dem Ephew / allein daß sie runder / fetter
/ und mit schwartzen oder bißweilen braun-rothen Mackeln begabet sind. Die
Stiele gehen von der Wurtzel / und ligen auff der erden. Es bringt kleine /
zarte / weiche stengel / vier oder fünff finger lang / die kriechen auch auff
der erden / und haben oben ein gold-gelbe gestirnte blumen / die ist
gemeiniglich einfach / selten aber gefüllt. Die wurtzeln sind weiß / knöpfficht
/ etliche auß ihnen werden länglicht wie Gersten-körner / gemeiniglich drey oder
vier neben einander / mit angehenckten zaseln. Es komt bald im angehenden
Frühling herfür / und wächßt gern an den Reinen / in feuchten Wiesen und in den
Gärten. Man findet es allein in dem Aprill und Mäy biß in den Brachmonat / nach
dem verwelckt und verdirbt es wider.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es ist sich zu verwundern / daß dieses Kraut bey uns ohne geschmack herfürkomt /
da doch Galenus Lib. 8. de Simplic. Medicam. Facult. Cap. 192. und Dioscorides
Lib. 2. Cap. 212. meldet / man finde es in Griechenland so scharff / also daß es
auffgelegt / geschwind die Haut auffetze / und die rauchen oder schäbigen Nägel
an den fingern abstosse. Solches kan kein andere ursach auff sich haben / als
des erdreichs bequemlichkeit / welche nicht in allen Ländern einerley ist. Daher
findet man das Aronkraut bey uns scharff und brennend / aber in der Landschafft
Lydien / bey der Statt Cirene / wächßt es so süß / daß man es zu der Speiß wie
Rüben brauchet.
Auch ist zu mercken / daß unser Feigwartzen-kraut wider die kalten Gebresten
nicht so kräfftig gespühret wird / wie Galenus und Dioscorides von dem ihrigen
schreiben / denn dasselbige ist scharff und hitzig / unsers aber ungeschmackt /
deßhalben mehr kalt und feucht als warm: daher thun diejenigen nicht recht /
welche den Safft auß diesem Kraut in die Nasen ziehen / das Haupt darmit zu
reinigen / oder solches auch zu den Brust-artzneyen gebrauchen.
Sonsten aber führt diß Kraut in dem Mäy viel schleimicht-balsamische und
alkalische / milt-flüchtige saltz-theile mit sich / und hat daher die tugend das
geblüt zu versüssen und zu reinigen / gute nahrung zu geben / auch durch den
harn und schweiß gelind zu treiben.
(Feigwartzen.) Die Erfahrung gibt / daß dieses
Kraut eine sonderliche Eigenschafft habe / die Feigwartzen zu vertreiben /
(dannenhero es auch den Namen führet) so man die frische Wurtzel mit den
blättern zu einem pflaster zerstosset und überlegt / oder das Pulver darauff
strewet.
(Schmertze̅ der Feigwartzen.) Die
Wurtzel wol zerstossen / mit einem süssen gebratenen Apffel vermischet / und wie
ein Pflaster übergeschlagen / stillet wunderlich den Schmertzen der Feigwartzen.
(Schmertze̅ der Feigwartz und
Gold-ader.) Fridericus Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chymic. Sect. 1.
lobet sehr den außgepreßten Safft / so man davon auff ein tüchlein streichet /
und es alßdenn warmlicht auff die Feigwartz und Gold-ader leget / man soll [627] aber die Wurtzel den anderen Tag
Brachmonats nach dem Undergang der Sonnen und dem Vollmond samlen.
(Scharbock.) Die Blätter dieses Klauts unter dem
Salat genossen / sind gut wider den Scharbock. Oder man macht darauß eine
Latwerg / wie droben im 1. Buch von den Rosen vermeldet worden.
(Vberflüßiger Fluß der Gulden-ader.) Die frische
Wurtzel angehenckt / soll den überflüßigen Fluß der Gulden-ader stellen.
CAPUT LXXIX.
Wahres Mauß-öhrlein Dioscoridis. Auricula Muris.
Namen.
DAs wahre oder rechte Mauß-öhrlein Dioscoridis, heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Myosota, Myosotis,
Auricula Muris Dioscoridis, Auricula Muris coerulea, Echium Scorpioides arvense.
Italiänisch / Orechia di topo. Frantzösisch / Oreille du rat. Spanisch / Oreja
de raton. Englisch / Mouseare. Dänisch / Mußoeren. Niderländisch / Muyßoore. Zum
underscheid des gemeinen Mauß-öhrleins mit den gelben Blumen / wird dieses Kraut
wegen seinen blauen blümlein auch blaues Mauß-öhrlein genennt. Camerarius in
Matthioli Epitome p. m. 408. nennet es wilden Mangold mit blauen Blumen.
Gestalt.
Dieses Kraut führet viel stengel auß einer wurtzel / die sind von unden auff ein
wenig roth. Die blätter stehen an dem gantzen stengel herauff geschichtet / je
zwey gegen einander / sind auffgespitzt / haben einen erhebten scharffen Rucken:
zwischen den ästlein und stengelein schiessen kleine / schmale stielein herfür /
auff welchen blaue blümlein wachsen / den blauen Gauchheil-blumen an der farb
ähnlich. Die wurtzel ist fingersdick / hat viel kleine zaseln. Es wächßt in
Italien auff dem Feld und in gebawtem erdreich. Casparus Bauhinus vermeint / es
seye in Teutschland nicht zu finden.
Eigenschafft.
Dieses wahre Mauß-öhrlein Dioscoridis, hat grobe irrdische / wenig saltzichte
theilgen meistens bey sich / und die natur zu trocknen im zweyten grad / ohn
einige empfindliche wärme / und wird heutiges tags wenig in der Artzney
gebraucht.
Gebrauch.
(Fliessende Augen-geschwär.) Die Wurtzel dieses
Kräutleins gedörret / und zu einem reinen Pulver gestossen / heilet die
fliessenden Augen-geschwär / so man es in die Augen-winckel strewet.
(Augenweb.) Die Aegyptier halten darfür / so
jemand im Augstmonat mit diesem Safft die Augen bestreiche / solle er das gantze
Jahr vor allem Augen-weh bewahret seyn.
CAPUT LXXX.
Wundkraut mit weissen Blumen. Telephium albo flore.
Namen.
WUndkraut / Knabe̅kraut oder Bruchwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Fabaria, Telephium,
Crassula, Faba inversa, Faba crassa, Faba pinguis, Illecebra. Italiänisch / Fava
grossa. Frantzösisch / Reprise, Joubarbe des vignes, Feve espesse. Englisch /
Orpyne. Dänisch / Tyckblad / Kraeffturt. Niderländisch / Smeerwortel /
Hemelsluetel / Wondkruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Wundkraut / Telephium vulgare, C. B. Anacampseros, vulgò Faba
cras [628] sa, J. B. Telephium
albo flore. Hat viel weisse knollichte wurtzeln / die hangen an einander / sind
fast wie die Rapuntzel mit einem dünnen häutlein überzogen / und am Geschmack
ein wenig süßlicht / oder schleimichtungeschmackt. Auß diesen wurtzeln kommen
fünff oder sechs runde / glatte / braune stengel herfür / mit dicken fetten
blättern bekleidet / welche sich dem zahmen Burgel vergleichen / außgenommen /
daß sie grösser / breiter / an dem umbkreiß ein wenig gekerfft / und etwas
himmelblau scheinen. Auff dem gipfel der stengeln stehen die dolden mit weissen
gestirnten und glitzichten blumen. Es komt im Frühling herfür / und blühet im
Mäyen und Brachmonat. Wächßt in den Weingärten / steinicht-feuchten orten / und
auff den alten Hoffstetten. Allhie findet man es auff den äckern bey dem gestad
des Rheins.
Wundkraut mit purpurfarben Blumen. Telephium flore purpureo.
2. Wundkraut mit purpurfarben Blumen / Telephium flore purpureo, Telephium
purpureum majus, C. B. Anacampseros purpurea, J. B. Hat zartere und röthlichtere
stengelein. Die blätter sind länger / dünner / tieffer gekerfft / und nicht so
voll saffts / die blümlein erscheinen purpurfarb. Die wurtzel ist kleiner /
bringet bißweilen mehrere / und zu zeiten wenigere Knöllelein / so sich den
Steckrüblein vergleichen. Es wächßt an vielen Bergen und schattichten orten in
Teutschland bey dem Rhein. Allhie findet man es bey dem gestade des Rheins in
den Weinbergen oberhalb der Statt. Beyde Geschlecht werden auch etwan in die
Gärten gepflantzet.
Mehr andere Geschlecht dieses Wundkrauts findet man bey den Botanicis annoch
beschrieben.
Eigenschafft.
Die Blätter dieses Wundkrauts sind kalter und feuchter Natur / haben viel
schleimicht-balsamischen / und mild-saltzichten saffts bey sich / hiemit die
Eigenschafft alles versehrte zu heilen / zu erweichen / zu zertheilen / alles
scharffe und saure Saltz des Geblüts zu versüssen / die Schmertzen zu stillen.
Gebrauch.
(Bruch / innerliche Verwundung und verletzung.)
Dieses Wundkraut hat den namen mit der that / denn es ist ein edel Wundkraut. So
man zwey handvoll dieses Krauts in einer maß Wasser siedet / und darvon trincket
/ bekomt es wol allen denen / so innerlich verwund / verletzt und gebrochen
sind. Es ist (Zerschabne Därm von der rothen
Ruhr.) kaum ein bessere Artzney zu den zerschabenen Därmen in der rothen
Ruhr als dieses Tranck.
Das destillierte Wasser auß diesem Kraut (Innerliche
Versehrung / verwundte Därm in der rothen Ruhr / äusserliche Wunden. Bruch
bey jungen Knaben.) wird nutzlich gebraucht zu allen innerlichen
Versehrungen / verwundten Därmen in der rothen Ruhr und äusserlichen Wunden /
davon morgens nüchter vier oder fünff loth getruncken.
So ein Knäblein gebrochen ist / soll man ihme alle morgen nüchter ein paar loth
dieses Wassers zu trincken geben / und ihne ein komliches bändlein tragen
lassen.
Die frische wurtzel dieses Krauts an einem (Geschwulst
un̅ schmertzen der Gulden-ader.) faden zwischen die
Schulterblat auff den Rucken gehenckt / nimt mit Verwunderung hinweg die
Geschwulst und Schmertzen der Gulden-ader / wie solches D. Georg. Wolffg.
Wedelius, ad ann. II. Ephemerid. Medic. Observ. 195. berichtet / und solches mit
vielen exempeln bestätiget.
(Geschrundene und geschworene Brustwärtzlein.) Zu
den geschworenen und geschrundenen Wärtzlein der Brüsten bey den Kindbetterinnen
/ ist nichts bessers / als die blätter des Wundkrauts frisch zerstossen / und
offt frisch übergelegt.
Ein köstliche Brandsalbe wird auch auß (Brand vom
Fewr.) diesem frischen Kraut gemacht / wenn man es mit grün-safftigen
Epheu-blättern zerstoßt / hernach in frischem Butter siedet / endlich auch Speck
darein wirfft / nach dem durch ein tuch getruckt / erkalten lassen / und also
offt über die verbrannten Glieder schmieret.
CAPUT LXXXI.
Lerchenschwam. Agaricus Laricis.
Namen.
LErchenschwam heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Agaricum, Agaricus Laricis. Italiänisch / Agarico. Frantzösisch /
Agaric. Spanisch / Agarico. Englisch / Agarike.
Geschlecht und Gestalt.
Der Lerchenschwam wächßt an dem in dem 1. Buch beschriebenem Lerchenbaum:
vorzeiten bracht man ihn auß der Landschafft Agaria / oder von der Statt und
Fluß Agaro / (daher er den namen Agaricus hat) in Sarmatia gelegen / wie auch
auß Galatia und Cilicia: man findet ihn jetzund in
|| [629]
Lerchenschwam. Agaricus Laricis.
Campania / in der Tridentischen Landschafft und anderen orten / die viel
Lerchenbäum tragen / von dannen bringt man ihn nach Venedig / und daher zu uns.
Ob wol der Lerchenschwam ein angebohren Gewächs des Lerchenbaums ist / findet
man doch dieser Bäumen wenig / die solchen Schwam bringen. Matthiolus selbst hat
in einem grossen Wald voll Lerchenbäumen / kaum an zehen diesen schwam gefunden.
Er wächßt viel in Bündten un̅ Wallis / auch in Teutschland umb
Nürnberg und anderstwo.
Des Lerchenschwams sind zwey Geschlecht / schwartz und weiß. Der schwartz ist
schädlich. Der weiß wird allein zur Artzney erwehlet / soll leicht / luck / mürb
/ am geschmack erstlich süß / bald darauff bitter und streng seyn. Der
holtzichte / harte und schwere hat keinen nutzen.
Eigenschafft.
Der Lerchenschwam führet neben seinen vielen irrdischen theilen / auch ein
flüchtiges etzendes / mit was ölichten cörperlein vermischtes Saltz bey sich /
ist daher mit zimlich bitterem Saltz begabet / und hat die Eigenschafft durch
den Stulgang und Harn zu purgieren / den Schleim von der Brust abzuführen / und
die versteckte monatliche Reinigung zu befürdern.
Gebrauch.
Der Lerchenschwam führet den Schleim auß / insonderheit welcher sich auff der
Brust und in den Kröß-adern gesamlet hat / befürderet den verstecktern Harn und
Weiberzeit / dieweilen er aber gar langsam würcket / werden ihme noch andere
purgierende Artzneyen zugeben / so aber ohne vorwissen eines Medici nicht
geschehen solle. Welche mit (Fallende Sucht.) der
fallenden Sucht behafftet sind / denen soll man mit dem Lerchenschwam an statt
der Seiffen das Haupt waschen oder zwagen. Sonderlich aber wird der
Lerchenschwa???m in laxierenden Kräuter-weinen gebraucht.
Man pflegt auch mit geringem Branntenwein die krafft davon außzuziehen / und von
solchem Extract biß 20. oder 24. gran in Pillen auff einmahl einzugeben.
CAPUT LXXXII.
Gemein oder klein Tausend guldenkraut. Centaurium minus.
Namen.
GEmein oder klein Tausendguldenkraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Centaurium minus, Febrifuga, Fel
terrae. Italiänisch / Centaurea minore, Centura, Fele di terra, Biondella.
Frantzösisch / Centaurée mineur, Fiel de terre. Spanisch / Cintoria, Hiel de
tierra. Englisch / Centorie. Dänisch / Tusinddyder / Aggerun / Jordgalde.
Niderländisch / Cleyn santorie. In Hochteutscher Sprach heißt es Fieberkraut /
denn es wider die Fieber viel gebraucht wird. Erdgall nennet man es / weilen die
Wurtzel und Blätter hefftig bitter sind: ferners wird es auch Biberkraut und
Aurin genennt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine kleine Tausendguldenkraut / Centaurium minus, C. B. minus flore
purpureo & albo, J. B. Hat ein krummes / schlechtes / weisses / dürres /
ungeschmacktes / holtzichtes würtzelein / so nicht gebraucht wird / auß welchem
ein steiffes / glattes / ec???chtes und spannen-hohes stengelein / mit etlichen
neben-zincklein herfür komt / auff denen schöne / braun-rothe blümlein
erscheinen / [630] darauß werden schöttlein
wie Wältzen-körner / in welchen man schwartz mehl findet. Seine understen
blättlein spreiten sich auff der Erden auß / die andern stehen am stengel. Es
ist dem Dosten oder St. Johannskraut gleich / wächßt in den Weingärten / auff
den Wiesen und Büheln / blühet im Hewmonat / und wird alsdenn eingesamlet.
Allhier findet man es auff den Michelfeldischen Matten. An vielen orten /
fürnemlich umb Augspurg in einem Wald / durch welchen man in Bäyern auff
Friedberg reiset / komt es mit gar schönen weissen Blumen herfür. Johannes
Thalius berichtet / daß es im Thüringer-Wald mit Kästen-farben Blumen gesehen
werde.
2. Klein Tausendgulden-kraut mit weissen Aehre-blumen / Ceutaurium minus
spicatum, C. B. prodr. Bekomt auß einer kurtzen weissen und zaßlichten wurtzel
den Hauptstengel / welcher sich bald in halbe und zwey spannen lange gekehlte
nebenzincklein / und diese widerumb in andere zertheilet. Es hat wenig Blätter
ohne stiel / deren die ersten breit und rundlicht: die andern aber schmal und
spitz sind / bißweilen umbgeben den stengel zwey gegen einander über stehende
Blätter. Die Blumen erscheinen länglicht und weiß / von unden an des stengels
biß oben auff. Ein jegliche Blum / so auß ihrem blätterigen kelchlein
entspringet / folget der andern am stengel nach / deren ein schöttlein nachkomt
/ so da einen kleinen samen in sich hält. Man findet es in Italien auff den
Euganeischen Bergen bey Padua / auch hin und wider in Franckreich umb
Montpelier.
Gelb klein Tausendgulden-kraut. Centaurium minus luteum.
3. Das dritte Geschlecht des kleinen Tausendgulden-krauts / Centaurium minus
perfoliatum luteum, foliis angustioribus & latioribus. Ist dem gemeinen
an grösse gleich. Auß dessen weisser / dünner wurtzel / ein gerader / runder /
gläichichter und schuh-hoher stengel herfürkomt / der alsobalb in
neben-zweiglein zertheilet wird. Bey jeden Gewerben wird er mit Blättern
umbgeben / die sind breiter als an dem ersten / und stehen allezeit zwey gegen
einander über / welche sich also zusammen schliessen / daß man vermeint / der
stengel gehe durch die Blätter / so grünlicht sind / die aber auff dem boden
außgebreitet ligen / vergleichen sich dem Seiffenkraut / werden jedoch kleiner
und weisser. Auff den Gipfflen der neben-zweiglein sitzen die Blumen / deren
jede gemeiniglich auß acht blätlein bestehet / und mit den St.
Johannskraut-blumen übereinkomt: sie haben bißweilen ein gantz gelbe / und
zuzeiten ein goldfarb. Auff dieselbe folgen runde schöttlein / die grösser als
der gemeinen sind / und ein schwartzes samlein in sich halten. Dieses ist
zweyerley / eines hat schmälere blätter / das andere bringet breitere blätter /
wie an dem Durchwachs / so seine neben-zweiglein oben trägt. Man findet es in
Italien / Franckreich / Spanien und Engelland. Allhier zu Basel wächßt es auff
den feuchten Wiesen bey Michelfelden / und nicht weil von dem Kirchlein St.
Christiana / gemeiniglich Chrischona genannt. Es wird auch in dem Fürstlichen
Eystettischen Lustgarten angetroffen.
Eigenschafft.
Das klein Tausendgulden-kraut ist warm und trocken im andern grad; führet
groblichte / bittere / ölichte saltz-theilgen bey sich / und hat dabey die
Tugend zu erdünnern / zu eröffnen / den Harn und die Monatliche Reinigung zu
treiben / Würm zu tödten / und Appetit zu erwecken.
Gebrauch.
(Dreytägige Fieber / Keuchen / alter Husten /
verstopffte Leber und Miltz / Gelb- und Wassersucht / Grimmen / Würm.
Lebersucht / Verstopffung der Leber.) Ein handvoll klein
Tausendgulden-kraut mit samt den Blumen in einer maß Brunnwasser gesotten / und
davon nach belieben getruncken / ist gut wider das dreytägige Fieber / Keuchen
und allen Husten / eröffnet die verstopffte Leber und Miltz / vertreibet die
Gelb- und Wassersucht: mit Wein gesotten und getruncken / stillet das Grimmen
und tödtet die Würm.
Dieses Kraut ist sonderlich aut den Lebersüchtigen / denn es die verstopffung der
Leber gewaltig hinweg nimt.
Camerarius in Hort. Med. p. m. 37. berichtet / daß die vornehme Italiänische
Aertzte / (Wassersucht.) in der Wassersucht über
den dritten tag ein quintlein gestossen Tausendgulden-kraut / mit etwas wenigs
Aniß und Kümmich / in Wein oder einem andern Tranck eingeben.
Man macht bald keinen Wermuth-wein / daß nicht dieses Kraut dar zu genommen
werde.
(Gelbe Haar.) Ein Laug über dieses Kraut und
Rheinblumen gegossen / und damit gezwagen / macht gelbe Haar.
(Faule magenfieber / versteckte monatliche Reinigung
der Weiber / Würm / Gelb- und Wassersucht / kalter / undäwiger magen /
grimmen / Geschwulst / verstopffte Leber und Miltz / flüssige Wunden / alte
hole Schäden und Fisteln.) Das destillierte Tausendgulden-krautwasser
ist sehr kräfftig alle faule Magen-fieber zu vertreiben / befürderet den
Weiberen ihre versteckte monatliche Reinigung / tödet die Würm / vertreibet die
Gelb- und Was [631] sersucht /
erwärmet und stärcket den kalten undäwigen Magen / stillet das Grimmen /
deßgleichen so einer nach dem Fieber anfienge zu geschwöllen / ist dieses Wasser
sehr kräfftig / die anfangende Geschwulst zu vertheilen / es eröffnet die
verstopffte Leber und Miltz / so man morgens nüchter 3. oder 4. loth davon
trincket. Aeusserlich wird dieses Wasser nutzlich gebraucht / die flüßige Wunden
zu tröcknen / alle alte hohle Schäden und Fisteln vom Eyter zu reinigen / und zu
der Heilung zu befürderen: Nach der waschung soll man das rein gestossene pulver
dieses Krauts darein sprengen / oder auß dem Pulver oder Safft mit Honig ein
dünnes Sälblein bereiten / und mit fäsemlein in die Wunden und Schäden legen /
aber in die hohlen Fistel??? soll dieses Wasser oder Safft mit einem spritzlein
eingespritzt werden.
(Würm bey jungen Kindern.) Den jungen Kindern /
welche von den Würmen geplaget / soll man bißweilen morgens nüchter an
löffelein-voll dieses Wassers geben.
Auß diesem Kraut wird in den Apothecken ein nutzliches Extractum gemacht /
welches (Gelb- und Lebersucht.) den Leber- und
Gelbsüchtigen sonderlich gut ist: man kan auß einem quintlein 54. Pillu ein
machen / und davon dem krancken alle morgen nüchter 9. eingeben.
Ferners wird in den Apothecken auß diesem Kraut ein Saltz bereitet / davon man
ein halb quintlein schwer in 6. loth dieses Wassers einnehmen soll / so einen
das dreytägig Fieber angestossen hat / dienet auch also wider die Gelb- und
Wassersucht.
CAPUT LXXXIII.
Grosse gelbe Entzian. Gentiana major lutea.
Grosse Entzian mir himmel-blauen Blumen. Gentiana coerulea major.
Namen.
ENtzian oder Bitterwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Gentiana. Italiänisch / Genziana. Frantzösisch /
Gentiane. Spanisch / Gentiana. Englisch / Gentian / Felwort. Dänisch / Entzian /
Gentzian. Niderländisch / Ghenstaen. Gentius der Illyrier König / hat nach dem
bericht Dioscoridis, die Entzian erstlich erfunden / so daß sie von ihme hernach
den Namen bekommen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse gelbe Berg-Entzian / Gentiana major lutea, C. B. vulgaris major
Ellebori albi folio, J. B. hat ein lange wurtzel / die ist eines halben Arms
dick / auch bißweilen dicker / außwendig erden-farb / inwendig gelb / am geruch
starck / und am geschmack sehr bitter. Die ersten blätter / so sich bey der
wurtzel außbreiten / vergleichen sich dem Wegrich / außgenommen / daß sie
grösser / dicker / und ein wenig röthlicht sind. Die andern blätter / so mitten
am stengel / fürnemlich aber in der höhe stehen / werden kleiner und ein wenig
zerkerfft. Der stengel ist rund / glatt / gläichicht / hohl / fingers-dick / und
zweyer elen hoch. Die blumen erscheinen im Brachmonat bleich-gelb / ligen
erstlich in hülsen verschlossen / darnach aber / so sie gar herauß kriechen /
thun sie sich auff / und wenn sie abfallen / kommen an ihre statt kleine
häfelein / darinnen steckt der dünne / breite und leichte samen wie Sprewer. Sie
ist in Teutschland / Italien / Franckreich und Burgund sehr gen ein /
wächß???auff hohen Bergen und in feuchten Thäleren. Man findet sie auff dem
Bernerischen Stockhorn und [632] Niessen /
Lucernischen Fracmont / und dem Solothurnischen Wasserfall / wie auch auff dem
gantzen Schwartzwald. Die wurtzel wird gegraben im Augst- oder Herbst-monat /
und am Schatten gedörret. Auff den Tridentinischen Bergen findet man diese
Entzian-wurtzel / so eines gantzen arms dick / und zwey elen lang ist. Auff den
Pirenaeischen Gebürgen / kommet sie mit fewr-gelben und weissen blumen herfür /
die haben keine düpflein / und sind wie ein glöcklein gestaltet. In den Gälten
bleibt diese Entzian schwerlich über das andere Jahr / denn so sie darinn blühet
/ verdirbt sie gern hernach.
2. Die grosse blaue Berg-Entzian / Gentiana coerulea major, Gentiana major
purpurea, C. B. Magna flore purpureo & albo, J. B. bringet eine sehr
bittere wurtzel / die ist Armsdick und zween schuh lang. Sie überkomt drey /
vier / fünff oder sechs stengel. Die blätter vergleichen sich den vorigen /
allein daß sie spitziger sind. Die blumen erscheinen himmel-blau oder
purpur-farb wie ein Glöcklein. Man findet sie auff den gipffeln der
Schweitzerischen / Bündtnerischen und Ungarischen Alp-gebürgen.
3. Die grosse purpur-farbe Berg-Entzian / Gentiana Asclepiadis folio, C. B. hat
ein gelbe / fingers-dicke wurtzel / die fast bitter ist / und viel andere
bittere neben-würtzelein in die weite außbreitet / auß welcher viel starcke /
elen-hohe zweig herfürkommen. Ihre blätter sind weich / bleich-grün / spitzig /
mit dreyen nerven durch zogen / und den Schwalbenwurtz-blättern ähnlich / deren
je zwey gegen einander über stehen. Von der mitte des stengels biß oben auß
erseheinen im Augstmonat zwischen den blättern hohle / länglichte /
purpur-braune / und bißweilen äschfarbe blumen / die sind zu oberst in fünff
kerff getheilt / inwendig aber mit fünff gelben fäßlein besetzet / denen ein
länglicht / zweyhörniges schötlein nachfolget / in welchem kleiner / breiter
samen wie Sprewer liget. Sie wächßt in Oesterreich / Ungarn und Steyrmarck /
auff schattichten büheln und bey dem anfang der Bergen / denn sie auff derselben
gipffeln nicht angetroffen wird. Man findet sie auch auff dem Bernerischen
Stockhorn und Niessen / Lucernischen Fracmont / und anderen Schweitzerischen und
Bündtnerischen Gebürgen.
4. Die kleine Berg-Entzian mit breiteren blättern / Gentianella alpina latifolia
magno flore, C. B. hat neben der schwartzen zaßlichten wurtzel / vier oder fünff
rundlichte / dicke / und auff der erden sich außbreitende blätter / die zween
zoll lang / ein zoll breit / und an der gestalt dem Wegrich oder den
Berg-Ringelblumen ähnlich sind. Zwischen den blättern komt der stengel herfür /
welcher vier zoll hoch / und mit einem oder mehr blättern begabet ist / auff
dessen gipffel ein schläuchlein sitzet / welches ein ablange / himmel-blaue /
und einem Körblein sich vergleichende Blume trägt. Sie wächßt auff den
Schweitzerischen Gebürgen.
5. Die kleinste Berg-Entzian / Gentianella omnium minima, C. B. bekomt auß denen
ablangen / zarten und zaßlichten würtzelein
Kleine Schweitzerische oder Bäyerische Entzianen. Gentianellae Helveticae vel
Bavaricae.
viel ablange / schmale / grüne / gleich einem Waasen oder Graßbusch
zusammengesetzte blättlein / zwischen welchen (weilen das gantze Kraut ohne die
wurtzel nicht über ein zoll lang ist) die kleinsten stielein entspringen: auff
jeglichem stielein sitzet ein nach gestalt des Kräutleins grosse Blum / die mit
bleich-blauen fädemlein begabet / und an einem kleinen köpflein verschlossen
ist. Wenn dieses Kraut nicht über auß bitter wäre / könnte man es für einen
blühenden Mooß billich halten. Es wächßt auff den höchsten gipffeln der
Schweitzerischen Alp-gebürgen / ist zweiffels ohn das jenige / so auff dem
Lucernischen Fracmont gefunden wird. Bey den Mahlzeiten vermischt man ein wenig
Kraut unter die Speiß / die Gäste darmit zu betriegen / und ein Gelächter bey
dem Tisch zu erwecken / wie solches Conradus Gesnerus in seiner Lateinischen
Beschreibung obgemeldten Fracmonts berichtet / und derohalben Bitterwurtz
nennet.
Von dieser kleinen Entzian werden noch über die zwölff Gesthlechte gefunden / und
von denen Botanicis beschrieben.
Eigenschafft.
Die Entzian ist warm im dritten und trocken im andern grad / hat ein scharffes /
etwas flüchtiges bitteres Saltz / und dadurch die Eigenschafft allem sauren zu
widerstehen / den zähen Schleim zu erdünneren / innerliche verstopffungen zu
eröffnen / Würm zu töbten / und das scharffe / saure / versaltzene Geblüt zu
reinigen. Es wird allein diese Wurtzel für die beste gehalten / so außwendig
gelb wie Buchsbaum / inwendig wie Saffran / am geschmack gar bitter / hart / [633] ein wenig runtzlicht und schwerlich zu
verbrechen ist / also bleibet sie fünff Jahr gut.
Gebrauch.
Der gemeine Baursmann weißt bald von keinem bessern. Theriac und Magenartzney /
als eben von der Entzian / denn so er eine innerliche Kranckheit von kälte
gespührt / gebraucht er Entztan / Calmus oder (Lundschreyer Theriac.) Imber: daher etliche Landschreyer ihren
Theriac nur von Entzian / Lorbeer und Honig zubereiten.
(Pest.) Entztan ist zur zeit der Pest Menschen und
Vieb dienlich / und wird dem Vieh under das Futter vermischt; die Menschen aber
können darab trincken.
Dieweil diese Wurtzel sehr bitter ist / tödtet (Würm.) sie die Würm im Leib / wenn man das Pulver davon mit Zucker
vermischt einnimt.
(Täglich und viertägig Fieber / schwerer Athemund
Keuchen / Verstopffung der Leber und Miltz / hoher Fall / versteckter Harn
und monatliche reinigung.) Ein quintlein schwer dieser Wurtzel mit
weissem Wein eingenommen / ist gut für das täglich und viertäglich Fieber /
wider den schweren Athem und Keuchen / öffnet die Verstopffung der Leber und
Miltz / ist denen nutzlich / so hoch gefallen / hat auch ein klafft den Harn und
die monatliche Reinigung fortzutreiben / daher sollen sich schwangere Weiber vor
der Entztan häten.
Die Wund-ärtzte machen ihre Quellmeissel auß dieser Wurtzel / die enge Wunden
damit zu elweiteren: man drehet auch kleine kügelein darauß / und thut sie in
die Fontanellen / dieselbe damit offen zu behalten.
So man gestossene Entzian-wurtzel mit (Gifftige
Wunden.) Theriac zu einem pflaster vermischt / und auff die gifftigen
Wunden leget / ziehet es alles Gifft herauß.
(Unlust der Pferden zum essen.) So ein Pferd nicht
essen mag / vermische ihme Entzian / Lorbeer / Wachholderbeer / Birnbaum-mispel
/ und Calmus under das Futter.
(Kalter Magen / versteckter Harn und monatliche
reinigung / verstopffung der Leber und Miltz / gifft Pest / drey- und
viertägig Fieber.) Das destillierte Entzian-wasser / stärcket den
kalten Magen / fürderet den Harn und monatliche Reinigung / eröffnet die
Verstopffung der Leber und Miltz / widerstehet dem Gifft und der Pest /
vertreibet das drey- und viertägig Fieber / so man etlich tag nüchter vier loth
davon trincket.
Matthiolus schreibt / welchem Mann mit der monatlichen Reinigung eines Weibs
vergeben seye / der solle Entztan-wasser trincken / es helffe ihm.
(So einem Mann mit der monatlichen rei nigung eines
Weibs vergebë ist. Viertägig Fieber.) Auß dieser Wurtzel macht man ein
Extractum in den Apothecken / welches an statt des unlieblichen und sehr
bitteren saffts gebraucht wird: ist dienlich zu oberzehlten Gebrechen /
insonderheit aber wird es zu unserer zeit hoch gehalten wider die viertägige
Fieber / man nimt ein scrupel dieses Extracti, macht darauß fünffzehn Pillulein
/ und gibt sie zwey stund vor dem anstoß des Fiebers dem Krancken ein.
CAPUT LXXXIV.
Modelgeer Gentiana cruciata.
Namen.
MOdelgeer oder Creutzwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Gentiana minor,
Modelgeer. Gentiana cruciata.
Gentiana cruciata. Italiänisch / Genziana minore. Frantzösisch / Gentiane
croisée. Englisch / Croß-wort / Gentian. Niderländisch / Madelgeer. Ungarisch /
Sent Lazlo Kyrali five / das ist / des Heiligen Königs Ladislai Kraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des Modelgeers / Gentiana cruciata, C. B. minor, seu
vulg. cruciata, J. B. Vergleicht sich an seiner gestalt und krafft der Entzian /
darumb er von etlichen / kleine Entzian genennet wird. Man findet ihne auff
ungebauten äckern / rechen / und neben den strassen. Er hat runde /
spannen-lange stengel / die sind von unden an biß auff den gipffel mit gläichen
oder gewerben abgetheilt: an jedem gewerbe stehen zwey fette / dicke und
länglichte blätter gegen einander / wie an dem gemeinen Seifftenkraut / die
werden alle zeit ein wenig umbgebogen gegen der Erden. Am oberen theil des
stengels wachsen sechs oder sieben blaue Blumen / wie lange hohle schellen / die
kriechen auß grünen hülsen wie die Schlüsselblumen / wenn diese im Augstmonat
abfallen / findet man goldfarben kleinen samen in langen säcklein / dem gelben
Wullsamen ähnlich. Die Wurtzel ist weiß / lang / rund / zu beyden seiten an
vielen orten kreutzweiß durchstochen / und schier bitterer als die Entzian. Er
wächßt allhie zu Basel auff den trocknen matten und an grasichten orten des
Krentzacher-bergs / im Wald bey Hüningen / und bey dem Dorff Lörach /
Durlachischer Herrschafft. Man findet ihne auch auff dem Solothurnischen Berg
Wasserfall.
2. Das ander Geschlecht / Gentiana autumnalis ramosa, C. B. hat eine geringe
wur [634] tzel / darauß ein
starcker / knodichter und elenhoher stengel wächßt / so gegen der wurtzel
röthlicht / und je mit zwey blättern neben einander besetzt ist / diese sind den
Wegrichblättern fast gleich / jedoch kleiner / deren underste viel grösser und
länger / mit langen röthlichten stielen begabet / die oberen blätter aber haben
keine stiel. Mitten am stengel neben den blättern kommen zweiglein herfür /
daran auff jeder seiten gemeiniglich drey blümlein stehen / die mit fünff
purpurblauen blättlein / auch so viel gelben fäßlein gezieret / und mit
schwartzen düpfflein besprenget sind / diesen folgen spitzige schöttlein nach /
darinnen kleiner samen liget. Allhier wächßt es häuffig auff den matten des
Muttentzer-Bergs / und im Hüninger-Wald.
Kleiner Modelgeer. Gentiana minima.
3. Es ist noch ein ander Geschlecht des Modelgeers / an blättern und stengeln
viel kleiner / dünner und zarter als das vorgemelte / sie neigen sich etwas zur
purpurfarb / aber die blumen sind grösser und blaubraun. Das gantze Kraut
flabert auff der Erden / hat dünne lange wurtzeln / fast wie die weisse
Nießwurtz / die sind am geschmack hefftig bitter. Es wächßt auff ungebauten
orten / und komt an krafft mit dem Modelgeer überein. Man findet es auff dem
Bernischen Stockhorn und Nessenberg / allda man es Himmel-stengel nennet / wie
auch auff den Oestereichischen Berg-matten und Bündnerischen Alp-gebürgen:
Gentiana palustris angustifolia. C. B. Gentianae species, Calathiana quibusdam
radice perpetuâ, sive palustris, J. B. Allhier wächßt es auff den matten oder
wiesen bey Michelfelden.
Eigenschafft.
Modelgeer ist warmer und trockner Natur hat auch ein milt-flüchtiges / bitteres /
ölichtes / scharffes Saltz / und dadurch die Eigenschafft / alle säure des
Geblüts zu miltern; Verstopffungen zu eröffnen / gelind anzuhalten / durch den
Harn zu treiben / die stillstehenden Fieher zu vertreiben / und allem Gifft zu
widerstehen.
Gebrauch.
Was im vorherstehenden Capitel von der Entzian vermeldet ist / soll auch von dem
Modelgeer verstanden werden / denn sie einander an krafft und würckung gleich
sind / daher das alte Sprichwort lautet: Modelgeer ist aller Wurtzel Ehr.
(Gifft / Pest) Der Modelgeer ist sehr dienlich
wider das Gifft und die Pest.
(Schweinsterben.) Die Säuhirten / so bald ein
Schwein-sterben einfällt / zerschneiden die wurtzel mit dem kraut / und geben es
den Schweinen in der speiß zu einem bewahrungs-mirtel.
(Alte Wunden und Schäden.) Modelgeer ist ein
trefflich Wundkraut: das kraut samt der wurtzel in Wein gesotten / und die
Wunden und Schäden damit gewaschen / und das rein gestossen pulver in die Wunden
gestreuet / heilet also wol / daß es auch den namen bekommen hat: Heil aller
Schäden.
(Schleim auff der Brust / Engbrüstigkeit / Lungsucht /
Verstopffung der Leber / Miltz und Mutter / Gelbsucht / Würm /
Wassersucht.) Ein handvoll dieses krauts samt der wurtzel in einer maß
Wasser gesotten / vier loth geläuterten Honig dar zu gethan / und davon nach
belieben getruncken / reiniget die Brust von allem Schleim und befürdert den
Außwurff. Dieser tranck ist auch gut den Engbrüstigen und Lungsüchtigen / dahero
dieses kraut auch Lungen-blümen genennet wird / es eröffnet die Verstopffung der
Leber / Miltz und Mutter / dienet wider die Gelbsucht / und tödtet die Würm im
Leib. Wenn man es des tags drey biß viermahl trinckt / kan es auch die
Wassersucht auß dem grund heilen.
(Drey- und viertägige Fieber.) In den drey- oder
viertägigen Fiebern ist nichts sicherers / als dieses kraut samt der wurtzel in
gutem weissen Wein gesotten / und das tranck davon öffters ausser dem
Fiebrischen acces ordenlich eingenommen.
(Gelb- und Wassersucht / Verstopffung der Mutter
verlohrne Monatzeit.) Der auß frischem Modelgeer außgepreßte safft /
auff drey oder vier loth morgens und abends mit einem messerspitz-voll
Wegwarten-saltz eingetruncken / vertreibt gleicher weiß die bemelten Fieber /
wie auch die Gelb- und Wassersucht; ja er dienet zugleich denen Weidern / welche
mit der Mutter-verstopffung behafftet sind / und ihre monatliche Reinigung nicht
haben.
CAPUT LXXXV.
Osterlucey. Aristolochia.
Namen.
Osterlucey / Hollwurtz / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Aristolochia. Italiänisch / Aristolochia,
Aristologia. Frantzösisch / Aristolochie. Spanisch / Aristolochia, Aristologia.
Englisch / Aristolochy / Heartwort / Birthwort. Dänisch / Hulurt. Niderländisch
/ Dosterlucie.
Geschleckt und Gestalt.
Der Osterlucey werden von Herren Tour [635] nefort, Königlichem Professore Botanico zu Pariß / in seinen Elementis
Botanices, biß 12. Geschlecht angezogen / deren allein vier allhier abgebildet
stehen.
Runde Osterlucey. Aristolochia rotunda.
(a. Auffgeschnittene Blum.)
(b. Gantze Blum.)
(c. Samen.)
(d. Schöttlein des Samens.)
(* Junge schößlein.)
1. Die runde Osterlucey / Aristolochia rotunda flore ex purpurâ nigro, C. B.
rotunda, J. B. hat ein grosse / knorrichte / runde Wurtzel / mit viel
angehenckten zäserlein / außwendig erden-farb / inwendig goldgelb und bitter:
hat viel stengel / so elen-hoch / viereckicht / zäh und biegig / mit holkehlen
gezieret / so zum theil auff der Erden fladern. Die Blätter sind wie Ephew /
doch viel runder / beneben weich / an kurtzen stielein hangend / und den stengel
mit zweyen flügeln umbgebend. Die Blumen wachsen an dem stengel hin und wider /
sind schwartz-braun und lang / wie spitzige hütlein. Der Blüthe folget die
Frucht / fast wie ein Birn formiret / darinn ist viel breiter schwartzlichter
samen / schier wie ein Hertz gestaltet / so sich erzeiget / wenn die Birn zeitig
/ die denn in sechs stück zerspringt. Wächßt in Apulien / Calabrien / wie auch
umb Padua und bey Montpelier.
2. Die lange Osterlucey / Aristolochia longa vera, C. B. longa, J. B. Hat ein
Wurtzel so spannen-lang / offt länger / und an etlichen orten sehr dick. Die
viereckichten / schuhhohen stengel sind den vorigen gleich / so strack
auffgericht stehen. Die Blätter sind grösser / und nicht so rund als an der
ersten. Hat Blumen wie die runde / find aber bleichgelb / denen ein Frucht wie
ein Birn formiert / nachfolgt / und breite / schwartzbraune samen fortbringt.
Wächßt auff den Feldern unter den Früchten in der Narbonensischen Provintz
Franckreichs / und blühet im Frühling.
Lange Osterlucey. Aristolochia longa.
Gemeine Osterlucey. Aristolochia clematitis.
3. Die gemeine lange Osterlucey / Aristolochia clematitis recta, C. B.
Aristolochia clematitis vulgaris, J. B. Hat Blätter dem Ephew gleich / rund /
spitzig / breit und glatt. An den stengeln überkomt sie ihre hole / länglichte /
gelbe oder schwartz-braune Blumen / wie spitzige hütlein / die geben einen
starcken [636] geruch / und so sie
verblühen / werden sie einer Birn gleich / in welcher der samen ligt / wenn
derselbige zeitig worden / springt die Birn in fünff stück auff / und komt der
dreyeckichte samen herfür. Die Wurtzeln sind schlecht / dünn und lang / nut
welchen sie bißweilen auff der Erden kriecht / unterweilen aber tieff in die
Erden wächßt. Man findet sie in Ober- und Nider-Teutschland / Ungarn /
Franckreich und Spanien. Im Elsaß wächßt sie in den Weingärten.
Eigenschafft.
Beyde Osterlucey-wurtzeln werden in der Artzney sehr genutzt. Sie sind bitter und
etwas scharff / warm und trocken im anfang des dritten grads. Man samlet sie vor
auffgang der Sonnen / wenn sie in die Zwilling gehet. Sonsten führet die
Hollwurtz ein bitteres / alkalisches / scharfflichtes Saltz / neben wenigen
ölicht-balsamischen theilgen bey sich / und hat daher gute Kräfften / innerliche
Verstopffungen der Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / zähen Schleim der
Brust zu erdünnern / und zum außwurff zu befürdern; Wunden und Geschwär zu
säuberen / zu reinigen und zu heilen / und die monatliche Reinigung der Weibern
zu befördern. Die runde Hollwurtz wird mehr innerlich / als die kräfftigere /
die lange aber mehr äusserlich gebraucht.
Gebrauch.
(Gifft / Pestilentz.) Die Osterlucey ist ein
Wurtzel / welche wegen ihrer sonderlichen Krafft wider das Gifft und Pestilentz
in den Theriac gethan wird.
Nim ein halbes quintlein runde Osterlucey / Myrrhen ein scrupel / roth
Buckenwasser (Versteckte Monatblum. Todte Leibes-frucht
/ zuruck bleibende nach geburt Unrath der Kindbetterinnen.) zwey loth
/ mischs under einander / und gibs etliche mahlein. Solche Artzney bringt den
Frawen ihre Blum / treibet die todte Leibsfrücht und Nachgeburt auß / und
reiniget allen Unrath / so in der Mutter sich bey den Kindbetterinnen versamlet
hat. Dahero kan ein jede Kinder-mutter ab dieser Wurtzel trincken / damit die
hoch nothwendige Reinigung ihren rechten fortgang behalte.
(Lungen-geschwär / Lungsucht / Blutspeyë.) Zu
Verhütung der Lungen-geschwär oder Lungsucht / welche gemeiniglich auff das
Blut-speyen mit einem Husten folget / ist folgendes mittel von einem Medico, der
sich zwölff Jahr damit bewahret / sehr heilsam befunden worden.: Den ersten Tag
hat er genommen destilliertes Roßhuben-wasser 4. loth / in welchem zuvor über
nacht nur ein Blatt der langen Osterlucey gelegt ware / solches am morgen durch
ein sauberes tüchlein geseiget / und also nüchter getruncken: Den anderen tag
hat er widerumb so viel dieses Wassers getruncken / aber darinn waren zwey
blätter eingeweicht. Den dritten tag nahm er drey blätter; den vierdten tag
vier; den fünfften tag fünff; den sechsten tag sechs; und den siebenden tag
sieben blätter; aber am achten tag nahm er nur sechs; am neunten tag fünff; am
zehenden tag vier; am eilfften tag drey; am zwölfften tag zwey; und am
dreyzehenden tag nur ein Blatt / und hat also die Cur öffters widerholet.
Das Kraut und Wurtzel von der langen Osterlucey in halb Wein und halb Wasser
gesotten / tücher darinnen genetzt / und über die (Schäbigkeit / Zittermahl.) raudigen oder schäbigen Glieder geschlagen
/ auch die Zittermähler fleißig darmit gewaschen / heilet alles zimlich
geschwind.
Die runde Osterlucey-wurtzel ist den Frischen sehr angenehm / denn so man diese
Wurtzel zerstossen / mit Kalch in ein Wasser wirfft / eilen die Fische also bald
darzu / essens mit begierd / aber dieser lust gedeyet ihnen nicht wol / denn sie
darvon erstarren / und halb todt empor schwimmen / wie solches Plinius Lib. 25.
Histor. Natur. Cap. 8. auß eigener erfahrung bezeuget.
(Magenmundschmertzen.) Ein gelehrter Medicus hat
das pulver von der runden Osterlucey in einem warmen Ey offt mit grossem nutzen
in dem Magenmundschmertzen oder Cardialgia eingeben / wie solches Camerarius
berichtet.
(Faulfleisch Geschwär /) Die Osterlucey hat
sonsten ein grosse krafft zu reinigen / heilet und verzehret das faule Fleisch /
und säuberet die Geschwär / entweder das grüne Kraut zerstossen und darüber
gelegt / oder aber das pulver darein gestrewet. (Spreissen / Dorn / Pfeil / Schieffer.) Sie ziehet auch die Spreissen
/ Dörn / Pfeil und Schieffer auß / wenn man das Kraut zerknitscht / und darüber
leget / derohalben die Balbierer sich solches Krauts zu ihren Stich-pflastern
bedienen.
(Schaden der Pferden / verwundte getruckte
Pferd.) Es brauchen die Schmied dieses Kraut zu den Schäden der Pferden /
daher wenn die Pferd verwundet / oder vom Sattel getruckt sind / strewen sie das
pulver von dieser wurtzel in den Schaden / denn es darinnen kein wild Fleisch
wachsen läßt.
So sich ein Pferd vergangen hat: Nim (Vergangene
Pferd.) Osterlucey / Bibergeil / Theriac / Lorbeer gestossen / jedes ein
halb loth / siede es in Bier oder Wein / und gieß es dem Pferd ein / so warm es
dasselbig erleiden kan.
(Faule und frische Wunden / fliessende beinlöcher /
schäden / an heimlichen orten.) Der Wein mit Osterlucey gesotten /
säubert und heilet alle faule und frische Wunden / fliessende Beinlöcher und
allerley Schäden / sonderlich an heimlichen orten / damit gewaschen / und das
pulver von der gedörrten Wurtzel darein gestrewet.
Wenn man den Osterlucey-safft in die (Alte unreine
Geschwär.) alten unreinen Geschwär thut / verzehret er alles was faul
darinn ist / derowegen die Wund-ärtzte diesen Safft auch unter ihre Salben und
Pflaster mischen sollen / so sie zu den unsauberen Geschwären gebrauchen.
Den trefflichen nutzen / welchen das auß (Schädigung
und versehrung an heimlichen orten bey Mann und / Weib / faule
schäden.) der langen Osterlucey destillierte Wasser in sich hält /
beschreibet Nicolaus Agerius in dem 1. Theil seiner Teutschen Apotheck im 27.
Cap. also. Dieses Wasser ist ein köstliche Artzney für die Schädigung und
Verschrung an heimlichen orten bey Mann und Weib / wie auch für alle andere
faule Schäden / sie damit gewaschen / darinn genetzte tüchlein des tages etliche
mahl darüber gelegt / und das reine pulver darein gestrewet.
Den Weibern so in Kinds-nöthen ligen / (Schwere Geburt
/ todte frucht / zuruck bleibende nachgeburt und reinigung nach der Geburt.
Kalte flüß /) ein löffelvoll oder drey dieses Wassers eingeben /
hilfft ihnen in der Geburt / treibt die Nachgeburt / todte Frucht / und
nothwendige Reinigung nach der Geburt / sehr wol auß / und verhütet alle bösen
Zufälle.
Ferners hat dieses Wasser die krafft das Hirn und die Brust von kalten Flüssen zu
reinigen / eröffnet die Leber und Miltz / ver [637] treibt
(Gelb- und Wassersucht / Leibweh / fallende sucht.
Pest.) die anfahende Gelb- und Wassersucht / benimt das Leibweh / und
wendet die fallende Sucht / so man morgens und abends ein paar loth trincket.
Ist ein treffliches mittel wider die Pest / so man 3. loth mit einem quintlein
des besten Theriacs etliche mal einnimt / und wol darauff schwitzet.
(Spreissen / Dorn / Nagel.) Wenn einer in einen
scharffen Spreissen / Dorn / Nagel / oder dergleichen getretten wäre / der netze
tüchlein in diesem wasser und schlags über / es bringt den Schaden zu Eyter /
und macht ihn außschwären.
Der Königliche Dänische Leib-Medicus, D. Simon Pauli, offenbahret in seinem
Quadripartito Botanico Class. 2. p. m. 22. ein sonderliches (Schäden der Schenkeln.) mittel von der langen
Osterlucey / dessen treffliche würckung in den offenen Schäden der Schencklen er
selbsten wahrgenommen / und mit welchem er einer fürnehmen Jungfrawen einen
bösen Schaden an den Schencklen zugeheilet habe / welchen ein berühmter
Wundartzt ein gantzes Jahr mit seinen Pflastern ohn einigen nutzen verbunden. Er
liesse das pulver von der langen Osterlucey in Ehrenpreiß-wasser sieden /
tüchlein darinn netzen und überschlagen / in wenig tagen waren die Geschwär
durch die Gnade Gottes also glücklich zugeheilet / daß von derselben zeit an
nicht ein eintziges blätterlein sich an dem Schenckel erzeiget hat.
Osterlucey mit vielen Wurtzeln.
Pistolochia.
4. Osterlucey mit vielen Wurtzeln / Aristolochia Pistolochia dicta, C. B.
Aristolochia polyrrhizos, J. B. Ist der langen Osterlucey mit dem Kraut nicht
ungleich / jedoch zarter und kleiner an blättern und früchten / hat viel
Bux-farbe / dünne / lange wurtzeln / auch schuh-hohe / eckichte / zarte /
ästichte stengelein / auff welchen braune / offt auch grün-gelblichte Blumen /
wie in dem runden Geschlecht / erscheinen / aber kleiner.
Wächßt umb Neapoli / wie auch in Franckreich umb Montpelier / bey Narbonen / und
in Spanien / da die Oelbäum wachsen / oder sonst etwas steinicht ist. Die
wurtzel riecht wol / und ist sonderlich gut neben der runden Osterlucey denen /
die gefallen / oder etwas im Leib zerrissen haben / wenn man sie in Wasser
siedet / und dieses zu trincken gibt. In dem übrigen hat sie gleiche Tugend mit
beyden Osterluceyen / daher sie Osterlucey mit vielen Wurtzeln genennet wird.
CAPUT LXXXVI.
Gemein Süßholtz. Glycyrrhiza vulgaris.
Namen.
Süßholtz oder Leckritz heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Glycyrrhiza, Dulcis Radix. In den Apothecken /
Liquiritia. Italiänisch / Regelizia, Regalizia. Frantzösisch / Reglice,
Regalisse, Riglisse. Spanisch / Regaliza orosuz. English / Sweewort / Licorisch.
Dänisch / Lackritztroe / Lackritz. Niderländisch / Kalissenhaut / Guethaut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Süßholtz / Glycyrrhiza vulgaris, Park. Siliquosa, vel Germanica,
C. B. radice repente, vulgaris Germanica, J. B. Ist leichtlich auffzubringen /
wächßt bald / fladert hin und wider. Die Stamm-wurtzel aber begehret untersich /
auß dieser schlieffen jährlich neue wurtzeln / die kriechen überzwerch im Feld /
gleich wie andere Queckenwurtzeln / sind inwendig gelb / außwendig erden- oder
holtz-färbig / eines herben und süssen geschmacks / stossen im Frühling zarte
Dolden / die gerathen zu holtzichten / runden stengeln / zweyer oder dreyer elen
hoch / [638] und sind solche schlechte
holtzichte Gertlein mit schwartz-grünem Laub bekleidet / welches in der ersten /
so es noch jung / gleich zäh und feit im angriff ist / als wäre es mit einem
Gummi überzogen. Die blätter des Süßholtz vergleichen sich mit den blättern der
Ziser-erbsen. Gegen dem Hewmonat kriechen zwischen dem Laub und den stengeln
braunrothe blümlein herfür / den Linsen- oder Wicken-blümlein fast ähnlich / so
diese abfallen / tringen kleine / rauche schötlein hernach / und sind in jedem
zwey oder drey breite / harte körnlein verschlossen / den Linsen nicht ungleich
/ es verderben aber alle Jahr im Winter die stengel und laub mit einander /
daher jährlich auß der wurtzel neue stengel und blätter auffwachsen müssen. Wo
Süßholtz einmal gepflantzet wird / da kriecht es hin und wider / und kan man es
schwerlich außreuten: jedoch wo viel Rüh- und Pferds-mist ligt / bleibt es nicht
lang / gleich als wenn es ein natürliche Feindschafft wider denselbigen truge.
Es wächßt in Italien bey grosser menge / und sonderlich in Apulien auff dem Berg
Gargano / daselbst preßt man den Safft auß der wurtzel / dörret ihn / und macht
küchlein darauß / die bringt man zu uns. Man findet es auch reichlich in
Teutschland / insonderheit umb die Statt Bamberg. In Franckreich bey Narbona
wächßt es an vielen orten von ihm selber / sonderlich bey dem Stättlein Latara /
eine Meil von Montpelier gelegen.
Süßholtz mit stachlichten Köpfflein.
Glycyrrhiza Dioscoridis echinata.
2. Das Süßholtz mit stachlichten Köpfflein / Glyzyrrhiza Dioscoridis echinata,
non repens, J. B. Glycyrrhiza capite echinato, C. B. Wird von Dioscoride also
beschrieben: Es wächßt viel in Cappadocia und Ponto / ist ein kleine kurtze
Stauden / voller ästlein zweyer elenbogen hoch / hat blätter den
Mastixbäum-blättern ähnlich / zäh / dick / und fett anzugreiffen. Seine blumen
sind den Hyacinthen gleich. Bringt eine Frucht in der grösse der Körner des
Ahorns / jedoch raucher / und hat kurtze hülsen wie die Linsen. Die wurtzeln
sind lang / wie der Buxbaum gefärbt / der Entzian-wurtzelähnlich / süß / doch
mit ein wenig bitterkeit vermischt / auß welchen ein Safft gepreßt wird.
Eigenschafft.
Das Süßholtz ist einer mittelmäßigen Natur / es soll zu der zeit / wenn das
Siebengestirn untergehet / gesamlet werden. So man die Wurtzel in der Sonnen wol
trocknet / hält sie sich über zwey Jahr. Sonsten hat das Süßholtz einen süssen
geschmack / ist mit flüchtigem / alkalischem / milt-scharfflichtem Saltz begabet
/ und hat also die Eigenschafft zu lindern / zu lösen / allen scharffen schleim
/ und saltzichte feuchtigkeiten der Kehlen / Brust und Nieren zu versüssen /
Grieß / Sand und Schleim durch den Harn zu treiben.
Gebrauch.
(Rauche Kehlen / Husten / zäher Schleim auff der Brust
/ heisse und scharffe Brunst des Harns. Scharffer Husten / verschleimte
Brust.) Der Süßholtzwurtzel krafft ist die rauhe Kehlen zu lindern /
den Husten zu stillen / den zähen schleim der Brust zu erweichen / und die
scharffe brunst des Harns zu mildern / wenn man ein halb loth dieser geschabenen
Wurtzel in einer maß Wasser siedet / so lang als man ein hart Ey siedet / und
davon nach belieben trincket.
Ein Brusttranck / so den scharffen Husten linderet / und die Brust von dem
Schleimerlediget: Nim geschaben Süßholtz / frische Feigen / Rosinlem / jedes ein
loth / rothe und schwartze Brustbeerlein jedes ein halb loth / Aniß und Fenchel
jedes ein quintlein: zerschneide alles / und binde es in ein tüchlein / siede es
in zwey maß wasser / so lang man ein hart Ey siedet / und laß den Krancken nach
belieben davon trincken.
So man ein Gerstenwasser haben will / (Durst.)
den Durst zu löschen / so nehme man Gersten ein hand voll / Rosinlein zwey loth
/ Süßholtz ein halb loth / Aniß und Fenchel jedes ein quintlein / zerschneide
alles und binde es in ein tüchlein / siede es in zwey maß frisches Brunnwassers
/ so lang als man ein hart Ey siedet / und trincke davon nach belieben.
So jemand mit dem Rothlauff an den (Rothlauff.)
Schenckeln oder andern Gliedern des Leibs behafftet / der dörre Süßholtz-wurtzel
/ stosse sie zu einem reinen pulver / und besprenge damit den Rothlauff: man kan
auch das pulver von dem Armenischen Bolus / und ein wenig Camffer nach belieben
darunder mischen.
(Räuche des Halß / dörre des Munds / Häisserkeit Husten
/ Seitenstechen / brennen des Magenmunds / sod hitziger bren̅ender Magen.) In den Apothecken wird auß dem Süßholtz ein Syrup /
und die Trochisci becchici nigri oder schwartze Krebs-äuglein bereitet / sind
gut für die räuche des Halß / Dörre des Mundes / Häisserkeit / Husten /
Seitenstechen / Brennen des Magen-munds / so man den Sod nennet / Versehrung der
Blasen / und hitzigen brennenden Harn: von dem Safft kan man nach belieben ein
löffel voll nehmen / die schwartzen Krebs-äuglein aber [639] allgemach in dem Mund vergehen lassen.
(Keuchen / Engbrüstigkeit / Seitenstechen / Entzündung
der Lungen Schwindsucht / Häiserkeit / Räuche der Kehlen / dicke / zähe und
grobe feuchtigkeiten / hitziger brennen der Harn.) In summa as ist das
Süßholtz ein gute Artzney der Brust / Lungen / Magen / Leber / Nieren und
Blasen: der Brust und Lungen / in dem Keuchen / Engbrüstigkeit / Seitenstechen /
Entzündung der Lungen / Schwindsucht / Häiserkeit und Räuche der Kehlen / denn
es zertheilt / macht dünn / reiniget / lindert / miltert und befeuchtet: dem
Magen / weilen es sänfftiglich erwärmet / die Däwung befürderet / und den Magen
stärcket / denn es hat eine gelinde zusammenziehende Krafft in sich: der Leber /
weil es eröffnet / säubert / und die dicke / zähe und grobe feuchtigkeiten
zertheilt: den Nieren und Blasen / theils er zehlter Tugenden halben / theils
aber / weil es miltert / lindert und heilet / deßwegen dem hitzigen brennenden
Harn wehret.
Geschaben Süßholtz ein halb loth / Lindenblust (Zahnweh.) ein halbe hand voll in einem quartal weissen Wein gesotten /
durchgesichtet / und den Mund warmlicht darmit gegurgelt / stillet das Zahnweh.
CAPUT LXXXVII.
Weisse Eberwurtz. Chamaeleon albus.
Namen.
WEisse oder kleine Eberwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Chamaeleon albus, Carlina, Cardopatium.
Italiänisch / Carlina, Chameleone bianco. Frantzösisch / Carline. Spanisch /
Cardo pinto, Cardo aliongero blanco, Englisch / Carline thystell. Niderländisch
/ Nuer wortel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die weisse Eberwurtz ohne Stengel / Carlina acaulos, magno flore, C. B. trägt
lange blätter / wie der Strobildorn / aber raucher / stachlichter und spitziger
/ sie haben keinen stengel / sondern ligen auff der Erden. Bald über der Wurtzel
/ mitten zwischen den Blättern gewinnt sie einen scharffen dornichten
Blumenropff / der blühet weiß oder purpur-roth / wird hernach zu grauem haar /
das verfliegt / und bleibt der ablange / äschfarbe / gläntzender same / welcher
dem samen des wilden Garten-saffrans gleichet. Dieser Kopff stehet allezeit
offen / so der Himmel klar und hell / dargegen thut er sich zu / so trübe zeit
oder regenwetter vorhanden. Die Wurtzel ist außwendig etwas rothfarb / inwendig
weiß / eines starcken aromatischen geruchs und süß / sonsten dick und lang / und
kriecht weit und tieff in der Erden umb sich. Diese Wurtzel blühet im Hew- und
Augstmonat. Sie wächßt auff dem Lucernischen Fracmont und dem Solothurnischen
Berg Wasserfall genannt / wie auch auff andern rauhen hohen Bergen in Oestereich
/ Ungarn und Steyrmarck / im Schweitzerland und Schwartzwald. Soll im Frühling /
ehe die Blätter herfür stossen / gegraben / und im schatten gedörret werden.
Weisse Eberwurtz mit einem Stengel.
Carlina caulescens.
2. Die weisse Eberwurtz mit einem stengel / Carlina caulescens, majore
minore???ue flore. Komt ins gemein mit vielen köpffen herfür / und wächßt mit
den stengeln über elen-hoch. Man findet sie im Schweitzerland auff den Heyden
mit weissen und purpur-farben blumen / ist im übrigen von der vorigen nichts
unterschieden.
Eigenschafft.
Die weisse Eberwurtz ist warm und trocken im andern grab: Hat viel her. liche /
balsa [640] mische /
mild-flüchtige / nicht scharffe saltztheilgen / und dadurch die eigenschafft
allem gifft zu widertehen / das scharffe gesaltzene geblüt zu versüssen /
verstopffungen der Leber / Faulsleisches / Miltz / Klöß-adern und Lungen zu
eröffnen / den Harn zu treiben / Grieß und Sand außzuführen / die Weiber-zeit zu
befördern / und zu den ehelichen Wercken zu reitzen.
Gebrauch.
(Bauch. würm / ver stopffung der Leber / Mutter un̅ Miltzes / Gelb und Wasser sucht / Gifft ???ilentz.)
Die weisse Eberwurtz gedörret / zu pulver gestossen / und eines halben
quintleins schwer eingenommen / ???reibet auß die Bauch-würm / öffnet die
verstopffung der Leber / Mutter und Miltzes / benimt die Gelb - und Wassersucht
/ fürdert den Harn / widerstehet allem Gifft / fümemlich aber der Pestilentz;
gleiche würckung hat das von diesem Kraut und Wurtzeln zu end des Augstmonats
destillierte Wasser / welches auch sonsten die Nachgeburt und Reinigung der
Weibern befördert.
Das innerste der Blüth gesäubert von dem schüppichten Kraut und der Wollen /
darinnen der Samen ist / pflegt man in Italien mit Zucker oder Honig einzumachen
/ ist gar lieblich zu essen / befördert die ehlichen Werck / und vermehret den
Samen. Solches thut es noch besser / wenn man diese Köpff samlet / und samt der
obersten Wurtzel / nachdem sie von dem schüppichten und wolligen wesen gesäubert
worden / mit Butter / Saltz und Pfeffer / wie die Artischocken in den Küchen
zurichtet / und isset.
Etliche hencken den dornichten Blumenkopff über den Tisch / vermeinen / so man
ihn ansihet / helffe er wider das Auffstossen / und den Sod des Magens / aber es
gehört ein starcker Glauben darzu.
CAPUT LXXXVIII.
Schwartze Eberwurtz. Chamaeleon niger.
Namen.
SChwartze oder grosse Eberwurtz / heißt Griechisch /[Greek
words]. Lateinisch / Chamaeleon niger, Ger. Matth. niger
umbellatus flore coeruleo Hyacinthino, C. B. niger Dioscoridis Maranthae, J. B.
Italiänisch / Chameleone nero. Frantzösisch / Chardonette. Spanisch / Cardo
negro, Aljongero negro. Englisch / The true black Chameleon Thistle.
Gestalt.
Die schwartze Eberwurtz hat rauche und stachlichte blätter wie der Strobildorn /
sind doch kleiner / dünner / zarter und etwas röthlicht / wiewol sie nach des
erdreichs gelegenheit und art die farbe enderen / denn da sind sie grün / dort
weißlicht / anderstwo blaulicht / bißweilen auch roth. Der stengel ist
spannen-hoch / fingers-dick / röthlicht; hat oben dornichte / viel-färbige / in
länglichten schötlein sitzende / ablange / von aussen purpur-rothe / inwendig
aber weisse blumen / in dolden wie die Mertzen-blumen Hyacinth. Die wurtzel
erscheinet dick / schwartz / fett / inwendig gelb / am geschmack scharff und
beissend. Man findet sie in Apulien und Calabrien. Im Schweitzerland wächßt sie
auch auff dem Bernerischen Stockhorn und Nessenberg / wie auch auff dem
Solothurnischen Berg Wasserfall genannt.
Eigenschafft.
Die schwartze Eberwurtz ist warm im andern und trocken im dritten grad; führet
ein scharffes / durchtringendes / etwas etzendes saltz bey sich / und kan
deßwegen innerlich nicht viel gebraucht werden.
Gebrauch.
(Wunden / Geschwäk.) Die Wurtzel in weissem Wein
gesotten / Wunden oder Geschwär damit außgewaschen / heilet sie sauber auß.
Diese Wurtzel in wasser gesotten / hernach (Chlicher
Wercken Verlurst.) mit Zucker eingemacht / und davon geessen / erweckt
sonderlich die Mannheit / und befördert die ehelichen Werck / dergestalten / daß
auch Paracelsus darfür gehalten / wenn einer diese zwischen 2. Frauen Tagen den
8. Septembris außgegrabene Wurtzeln bey sich trage / und mit einem anderen eine
zeitlang rede / so ziehe er des anderen männliche Krafft an sich.
CAPUT LXXXIX.
Zahmer Kartendistel. Dipsacus sativus.
Namen.
KArtendistel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Dipsacus, Labrum Veneris, Carduus Veneris, Carduus Fullonum, Spina
Selenitis Theophrasti, Galedragon Xenocratis. Italiänisch / Cardi di panni,
Dissaco. Frantzösisch / Chardon à carder, Chardon à peigner les draps, Chardon
de fullon. Spanisch / Cardencha, Cardo penteador, Yerva de pereylos. Englisch /
Teazell fullersthistle. Dänisch / Karde-tidtzel / Klaakuse. Niderländisch /
Caerde / [641] Volders caerde / Kaerden
kruydt / Kaerden disiel. In Hochteutscher Sprach wild es auch genennt
Buben-strehl und Weberkarten / dieweil die Tuchn acher mit diesen Distlen und
Strehlen ihre Tücher karten und kämmen.
Geschlecht und Gestalt.
Es sind allhier drey Geschlecht des Kartendistels abgebildet.
Zahmer Kartendistel. Dipsacus sativus.
1. Der zahme Kartendistel / Dipsacus sativus, C. B. J. B. Carduus Fullonum, Lob.
wird gemeiniglich in die Gärten gepflantzet / ist ein schön Gewächs / hat ein
langen / dornichten / geraden stengel / etwan Mannshoch / fingers-dick / rauch /
holkälicht / mit Gewerben unterschieden. An jedem Gewerbe stehen zwey lange /
stachlichte blätter gegen einander gesetzt / sind erhebt und in sich gebogen wie
ein Schifflein / darumb sie stäts Regenwasser und den Taw in sich haben / also
daß die Vögel offt darzu fliegen / den Durst damit zu löschen. Der Rucken unten
an den blättern ist dornicht. Oben am stengel stehen rauche / länglichte
köpfflein mit scharffen rumbgebogenen häcklein / zwischen diesen dringen kleine
/ weisse blumen herauß / deren häußlein sich den Bienen-häußlein vergleichen.
Nach den blumen findet man in diesen häußlein den samen / der etwas kleiner als
der Fenchel / und am geschmack bitter: so die köpfflein zu gelegener zeit /
fürnehmlich im Mertzen und Aprillen / von einander gespalten werden / findet man
in dem weissen Marck kleine weisse Würmlein / doch nicht allwegen: die Fischer
brauchen diese Würmlein gern zu dem Angel / denn sie sind den Fischen ein
angenehme Speiß.
2. Der grosse wilde Kaltendistel / Dipsacus
Grosser wilder Kartendistel. Dipsacus sylvestris major.
(1. Die Blüth.)
(2. Die Stacheln am Knopff sam??? dem Samen / so
darinn verborgen.)
(* Würmlein.)
(3. Die undern blätter / denn die obern sind wie an
der vorgehenden Kartendistel. Der Stengel soll abgeschnitten seyn / und
nicht stracks auß der wurtzel ohne blätter wachs???.)
Kleiner wilder Kartendistel. Virga Pastoris.
sylvestris aut Virga pastoris majo, C. B. Dispsacus sylvestris s. Labrum Veneris,
J. B. Wächßt von sich selbst etwan hinter den Zäunen / und sonst an feuchten
orten / ist dem zahmen allerdings gleich / außgenommen / die blätter sind
schmäler und dornichter / die blumen leibfarb oder purpur-braun / auch sind die
häcklein nicht halb so scharff / als an dem [642] zahmen Kartendistel. Es wird mit einer grösseren wurtzel und fast
tieff zerschnittenen blättern bey Rufach / Colmar und Harburg gefunden. Sonsten
aber hat dieser Distel ein einfache / mit großlichten zaseln begabte wurtzel /
darauß ein eintzeler / runder / gestreiffter / hohler / stachlichter stengel
zwey oder mehr elen hoch / auffsteiget; auff welchem ein dicke / ablange / in
spitzige dörnlein außgehende / bleich purpur-farbe Aehre-blum erscheinet / und
länglichte / viereckichte / gestreiffte samen nach sich bringet.
3. Der kleine wilde Kartendistel / Virga pastoris vulgaris, J. B. Dipsacus
sylvestris capitulo minore, vel Virga pastoris minor, C. B. Wächßt mit stengeln
/ blättern und köpflein viel kleiner und geringer als das obgemeldte / der
stengel hat keine hohl-kälen / ist auch nicht so dornicht. Die köpflein werden
nicht grösser als die Muscaten / sind mit dünnen haaren besetzt / als wären es
grüne seidene fäßlein. Er blühet weiß und zu zeiten auch braun. Wächßt viel in
Niderland und Thüringen in den feuchten Gräben / Hügeln und auff den
Kirchhöffen.
Eigenschafft.
Die Wurtzel oder Kartendistel ist trocken im andern grad: wird gar selten
innerlich gebraucht; hat ein alkalisches / groblichtes / reinigendes und
heilendes saltz bey sich.
Gebrauch.
(Schrundë und Fistelen des Hinderen.) Die Wurtzel
in Wein gesotten und darnach zerstossen / biß sie ein dicke wie ein Pflaster
bekomt / alßdenn übergelegt / heilet die Schrunde und Fisteln des Hindern: so
man diese Artzney in einer kupffern Büchsen behaltet / ist sie ein gantzes Jahr
gut: über die (Wartzen.) Wartzen gelegt / solle
sie auch vertreiben. Die Würmlein so in den knöpflein gefunden werden / in ein
bläßlein oder federkiel gebunden / und an den Halß oder Arm gehenckt / (Viertägig Fieber.) sollen / nach dem bericht
Dioscoridis, das viertägige Fieber hinweg nehmen.
(Fingerwurm.) Diese Würmlein mit Veiel- oder
Rosen-öl zerstossen und auffgelegt / sind gut wider den grausamen Schmertzen des
Fingerwurms.
(Trübe Augen / gelbe / braune flecken unter den augen.
Sommersprossen / Laubfleck???.) Das Wasser so in den blättern gefunden
wird / ist gut zu den trüben Augen / vertreibet auch alle gelbe / braune Flecken
unter den Augen / so gemeiniglich Sommer-sprossen oder Laubflecken genennt
werden / darmit gewaschen / daher es bey den Weibern im gebrauch ist.
(Mundgeschwär.) Das auß den Blättern destillierte
Wasser soll die Mund-geschwär heilen / so man sie darmit laulicht gurgelt.
CAPUT XC.
Weisse Bergdistel. Spina alba.
Namen.
WEisse Bergdistel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Spina alba. Italiänisch / Spina bianca.
Frantzösisch / Espine blanche. Spanisch / Espina alba. Englisch / Otethistell /
Cottonthistel. Niderländisch / Witte wechdistel.
Weisse Bergdistel. Spina alba.
Gestalt.
Die weisse Bergdistel / Spina alba, Matth. Carduus tomentosus capitulo minore, C.
B. Wächßt an den Bergen und Wäldern / hat blätter wie die weisse Eberwurtz /
außgenommen / daß sie schmäler und weisser sind / tieff eingeschnitten / rauch
und sehr dornicht. Ihr stengel ist zweyer elen hoch / daumensdick / etwan dicker
/ weiß / inwendig hohl / hat zu oberst ein dornicht köpflein / einem Meer-Igel
ähnlich / doch kleiner und länger. Auß diesen köpflein schlieffen haarige /
purpurfarbe blumen / darinnen steckt der samen / an gestalt wie der samen des
wilden Saffrans / doch runder. Die wurtzet ist dicker als ein Daumen / weiß /
zweyer spannen lang / und süßlicht. Man grabt diese Distlen im Herbst zur zeit
der Weinlesung.
Eigenschafft.
Die weisse Bergdistel hat ein groblichtes / mittelmäßiges / ungejohrenes saltz
bey sich / tröcknet daher / und ziehet ein wenig zusam̅en.
Gebrauch.
(Auß fallende Haar.) Die Wurtzel in Laugen
gesotten / und das Haupt darmit gezwagen / behält das außfallende Haar.
Man sagt / so man den samen an den Armen gebunden trägt / lasse er dem Menschen
kein unfall von Schlangen und gifftigen Thieren zukommen.
Die zwey Geschlecht des vermeinten Bergdistels / deren Figuren auß Camerario
allhier beygesetzt worden / sind von ihme in Epitome Matthioli p. m. 413. also
beschrieben:
Das erste Geschlecht / Spina alba floribus albis, Carduus Sphaerocephalus
latifolius vulgaris flore candido, C. B. hat ein rund Distelköpfflein / so mit
weissen Blumen wie sternlein gezieret ist / und gehet auß einer jedwederen Blum
ein himmelblaues spitzlein her [643] für.
Vermeinte weisse Bergdistel mit weissen Blumen. Spina alba floribus albis.
Vermeinte weisse Bergdistel mit himmel-blauen Blumen. Spina alba coeruleis
floribus.
Ihr hoher stengel wird mit breiten Blättern bekleidet / die sind unden
schwartzgrün / oben weißlicht und am umbkreiß stachlicht. Die Wurtzel ist lang /
weiß / und nach einem Jahr holtzicht. Die köpflein werden angefüllt mit einem
haarichten samen / welcher / so er vom wind hinweg getrieben wird / sich von
sich selbsten fortpflantzet. Man zielet sie in den Gärten / wachßt auch von sich
selbst an steinichten orten und wässerigen büheln.
Das ander Geschlecht / Spina alba floribus coeruleis, Carduus Galactites, F. B.
Carduus Sphaerocephalus latifolius vulgaris, flore coeruleo, C. B. ist kleiner
als das erste / bringet weissere / schmälere / und tieffer zerschnittene
Blätter. Die auff dem Gipffet des stengels sitzende köpfflein tragen schöne
himmelblaue oder purpurfarbe Blumen. Der same ist haarig wie der vorige / jedoch
grösser / weiß / bitter / glatt: die Wurtzel ist einfach / dünn.
CAPUT XCL.
Strobildorn mit stachlichten Blättern. Scolymus aculeatus.
Namen.
STrobildorn / Welschdistel / Artischoß oder Artischock heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Carduus,
Cinara. Italiänisch / Articiocco, Carciocco, Cardo Carcioffo Frantzösisch /
Artichout, Carde d'artichout. Spanisch / Cardo que se come. Englisch /
Artischoke. Dämsch / Artiskog Niderländisch / Artichock / Gaerdendistel.
Geschlecht und Gestalt.
Der zahmen Strobildorn sind zwey Geschlecht / das eine ist stachlicht / das ander
ohne stacheln.
Das erste mit stachlichten Blättern / Scolymus sive Cinara sativa vel hortensis
aculeata. Ist ein lieblicher Distel mit grossen / bleichgrünen / stachlichten
Blättern / zweyer elen lang / auff der Erden zurings gespreitet / und [644] beyderseits zerschnitten. Mitten durch
die Blätter gehet ein runder und holkelichter stengel wie ein stecken. In der
höhe trägt er schöne / grosse / sehr scharffe / purpur- oder veyelbraune
Distelköpff / schier als die zapffen an den Kifferbäumen / darinnen ligt ein
weißgrawer samen in weicher Wollen / wie wilder Saffran-samen. Die Wurtzel ist
starck / zweyer daumen dick / und zweyer spannen lang / eines lieblichen und
süßlichten geschmacks. Etliche essen sie gekocht oder rohe mit Saltz und Pfeffer
wie einen Rettich: deßgleichen das fleischichte untertheil des Distelkopffs
essen die Italiäner / Frantzosen und Spanier im Sommer / ehe gemelte köpfflein
blühen und hart werden.
Strobildorn ohne stachlichte Blätter.
Scolymus non aculeatus.
Das ander Geschlecht ohne stachlichte Blätter / Scolymus sativus non aculeatus,
ist dem vorigen nicht ungleich / außgenommen daß es keinen dorn und stachel hat
/ wird mehr denn das vorige gebraucht / daher die Frantzosen sich solches fast
bey allen mahlzeiten bedienen / denn sie können es über den gantzen Winter
behalten / so sie es im Sommer / wenn es noch jung ist / mit Sand oder Erden
überschütten / weilen es also weiß / zart und weich verbleibet.
Diesem ist der grosse allhier abgemahlte Strobildorn oder Artischock ähnlich /
allein daß er in allen stocken grösser wächßt / ist erstlich auß Engelland zu
uns gebracht worden. Der Fürstliche Eystättische Lustgarten stellet uns auch den
grossen Polnischen / und Genuesischen Artischock vor / welche jedoch keine sehr
stachlichte Blätter herfür bringen.
Der Strobildorn / nach dem er erstlich auß Italien und Franckreich zu uns kommen
/ ist nunmehr in Teutschland wol bekant / denn er bald in allen Gärten
gepflantzet wird. Er blühet etwas langsam im Sommer / und muß man ihne wol
thüngen / so kommet er desto grösser herfür. Man bringet ihne leichtlich vom
samen auff / welchen man nicht umbgekehrt setzen soll / denn sonsten die
Artischock hart / krum und ungeschlacht wachsen / auch muß dieses im zunehmenden
Mond geschehen. Wenn heiß wetter darauff erfolget / sollen sie offt mit wasser
begossen werden. Unter allen Gartengewächsen aber ist in Teutschland keines
schwerer durch den Winter zubringen / als eben der Artischock / zumahlen er so
wol von der nässe als von der kälte schaden leidet / und in eine fäulung
gerathet. Der ort / allwo man diese Gewächs zu pflantzen gedencket / muß dem
Nordwind ab-und hingegen der Sonnen nach wol gelegen seyn. Der Grund muß
dabeneben auch recht zubereitet seyn / zu welchem ende man denselben eines knies
tieff / weilen das gewächs tieff wächßt / auffhacken / demnach recht säubern /
und zugleich mit gutem altem mist oder tüng wol vermischen soll. Will man denn
geschwind zu Artischocken kommen / so muß man nicht den samen / sondern die
schossen pflantzen: diese aber kan man zuvor wol erstarcken und etwas wurtzlen
lassen / ehe man sie abbricht / so nehmen sie in kurtzem besser zu / und
gerathen fein bald zu verlangter vollkommenheit. In dem setzen bedeuteter
schossen muß das obere kraut weggeschnitten / und mehr nicht / als einer hand
breit dabey gelassen werden. In dem übringen / soll man die schoß auffs wenigste
eines guten schuhes weit von einandern / auch nicht allzu tieff in die Erden
setzen / dabey aber in acht nehmen / daß allwegen noch ein wenig alter mist mit
hinzu gethan werde. Und dafern gleich anfangs der pflantzung trocken wetter
einfällt / so muß man die pflantzen des tags vor der Sonnen hitz bewahren / und
mithin mit wasser begiessen. Die zeit der pflantzung ist im Frühling im nidsich
gehenden und zunehmenden Mond. Wenn denn nun die schoß also in ein gut erdreich
gepflantzet worden / und beneben gute abwart bekommen / so mögen sie wol gegen
dem Herbst zur frucht kommen. So bald aber die frucht von dem stengel
abgeschnitten worden / so muß man zugleich den stengel dem grund eben
abschneiden / damit das gewächs an dessen statt andere frische schoß bekomme.
Zu bewahrung der Artischocken vor der Winters-kälte und nässe / bedecken etliche
die biß auff ein halben schuh hoch zuvor abgeschnittenen gewächs mit Eychen-
oder Nußlaub; andere mit wol außgedörrtem Sägmehl; andere mit trocknen sprewern
/ und strohenen deckeln oder hüten / worüber man zugleich endlich auch Roßmist
leget. Aber alles muß dergestalten angestellet werden / daß die Artischocken
under solcher bedeckung etwas luffts haben / damit sie nicht ersticken. Nach
überstandenem Winter / da man den äusserlichen lufft zuläßt / ist wol in acht zu
nehmen / daß sie nicht wider von einsmahliger frischer kälte überfallen / und zu
grund gerichtet werden. Wenn denn endlich keine gefahr mehr zu besorgë / so muß
man denjenigen gewächsen / welche viel schoß haben / etwelche / und zwar die
schlechtern hinweg [645] scheiden / damit die
übrigen desto besser fortwachsen / und zu vollkommerner frucht gelangen können.
Man pflegt auch die schoß etwan in die Keller in sandichte Erden zu vergraben /
und darinnen so lang zu lassen / biß sie weiß und mürb / oder weichlicht werden
/ da man sie denn mit Butter / Saltz und Pfeffer in den Küchen kochet / und zu
einer sehr angenehmen und gesunden speiß zubereitet.
Carolus Clusius verweldet / daß des Dioscoridis Strobildorn in grosser menge von
sich selber wachse / in den fetten Feldern in Portugal / fürnehmlich bey dem
Wasser Ana / jetzt Guadi-ana genennt / und an anderen örtern des Lands Boetien.
Theophrasti Strobildorn ist ein anderes stachlichtes Gewächs mit gelben Blumen /
welches umb Salmantica und gantz Castilien gemein ist. In Hispanien essen sie es
rohe / oder mit dem Fleisch gesotten / das Kraut samt den Wurtzeln / wenn es
noch gar jung und zart ist. Auch verfälschen sie mit den gelben Blumen den
Saffran / wiewohl dieser gar gut / und viel daselbst herumb gebauet wird.
Eigenschafft.
Der Strobildorn ist warm und trocken im anderen grad; führet ein balsamisches /
wildflüchtiges / liebliches saltz / neben vielen irdischen theilgen bey sich /
und hat also die eigenschafft beste nahrung zu geben / den samen zu vermehren /
und zu den ehlichen wercken zu reitzen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber und Nieren / Gelb- und
Wassersucht / Sämenfluß / Frantzösiche Seuch.) Die gekochte
Strobildorn oder Artischock sind dienlich wider die Verstopffung der Leber und
Nieren / Gelb- und Wassersucht.
Johannes Langius Lib. 2. Epist. Med. Cap. 6. häle sie für ein gewisse Artzney in
dem Samen-fluß / welcher von der Frantzösischen Seuche herrühret.
Schönhärlein. Scolymus sylvestris.
Es ist noch ein wild Gelchlecht des Strobildorns / welches Camerarius in Böhmen
gesehen / und allda Krosawlosek gen???net wird: Der Stengel ist zweyer spannen
hoch / an der farb schwartz-braun / riecht etwas nach Wein / hat länglichte /
stachlichte / zerkerffte blätter / oden an dem stengel erscheinen die Blumen und
Köpflein / welche voll Samens und weisser Wollen sind. Die Weiber legen diß
Kraut in die Langen zum Haupt zwagen / denn es macht die Haar schön und liecht /
und tödtet die Läuß und Nüsse. Allhier zu Basel findet man es an dem Rand der
Aeckeren.
CAPUT XCII.
Cardobenedict. Carduus Benedictus.
Namen.
CArdobenedict heißt Griechisch / [Greek words].
Lattinisch / Carduus benedictus, Carduus sanctus, Atractylis hirsutior, Cnicus
supinus, Cnicus sylvestris hirsutior, Acanthus Germanicus, Acanthium.
Italiänisch / Cardo benedetto, Cardo santo, Herba turca. Frantzösisch / Chardon
benit. Spanisch / Cardo santo, Cardo benedito. Englisch / Blesled thisthle.
Dänisch / Korbenedit / Cardobenedict tidtzel. Niderländisch / Kardobenedict. In
Teutscher Sprach wird er auch genennt / der heilige und gesegnete Distel / wegen
seiner grossen und heilsamen Krafft.
Gestalt.
Der Cardobenedict ist ein edel berühmtes Kraut / jederman wol bekannt / überkomt
ein zimlich lange / zarte und weisse wurßel / mit kleinen fäsemlein behencket /
gantz safftig. Der stengel ist ästicht / gestriemt / wollicht / purpurfarbicht /
zart und weich / kriecht auff [646] der Erden
/ dem Hasen-köhl gleich. Seine Blätter sind lang / dem Lattich etwas ???lich /
doch schmäler / rings umbher zerkerfft und zerschnitten / wie die Blätter des
Senffkrauts / zart / kind und fett / an farben schwartzgrün. Seine stengel
stossen runde / wollichte knöpflein herfür / mit einer bleich-gelben blüth /
auch mit spitzigen Blättlein und stachlichten Dörnern besetzt. In den knöpfflein
findet man langen / gestrtemten und bleichgelben samen / so in weisser Wollen
ligt. Er wird in Görten gezielt / blühet im Brach- und Hewmonat.
Es schreibet Bellonius, daß der Cardobenedict in der Insul Lemno von sich selber
in flachen feldern wachse / und werde von ihnen Gardera cantha genennet.
Wenn man die köpflein der Cardobenedicten / ehe die Blumen herfürkommen / in dem
Brach- oder Hew-monat abschneidet / so soll / nach Bodaei à Stapel, und Fabii
Columnae bericht / ein blut-rother safft heraußfliessen. Johannes Schroederus
Lib. 4. Pharmac. Medic. Chym. Class. 1. berichtet / man müsse den
Cardobenedicten im wachsenden Mond säen / und so man ihne bey anfang des
Brachmonats einsamle / solle er die frischen Wunden wunderlich heilen / auff ein
andere zeit werde er solches nicht thun. Bartholomaeus Carrichter schreibet /
man soll ihne am St. Johanns-tag nach Untergang der Sonnen samlen / und am
Schatten zur Artzney dörren.
Eigenschafft.
Der Cardobenedict ist warmer undtrockner Nätur im andern grad; führet neben
seinen irrdischen und etwas ölicht-balsamischen theilgen / auch ein bitteres /
alkalisches milt-flüchtiges Saltz / und hat dadurch die Eigenschafft durch den
Schweiß zu treiben / aller Säure zu widerstehen / das Gifft in dem Leib zu
tödten / den zähen Schleim zu erdrinneren / den Magen zu stärcken / Appetit zu
erwecken / innerliche Verstopffungen zu eröffnen / und das Geblüt zu reinigen.
Man gebraucht die Blätter / welche man im Aprillen oder Mäyen samlen kan / und
den Samen / welcher gesamtet wird / wenn er wol reiff worden.
Gebrauch.
Hier. Tragus vermelder / daß der Cardobenedick erstlich Käyser Friderichen auß
India als eine verehrung zukommen seye / und wurde darbey angezeigt / so jeinand
dieses Kraut in der speiß oder tranck gebrauche / (Hauptweh der Nageb genannt.) der soll für dem Hauptweh / Hemicrania
aut Clavus der Nagel genannt / behütet seyn.
(Seitenstich.) So jemand von dem Seiten-stich
angegriffen worden / der sole sich alsobald des Weins enthalten / und nach
folgendes tranck gebrauchen: Nim Cardobenedicten / Mariendistel / Scabiosen /
Kornrosen / Maßlieben / braune Violen jades ein kleine handvoll / Rosinlein 2.
loth / fünff frische Feigen / Cardobenedicten- und Fenchel-samen jed. 1.
quintlein / siede solches in 2. maß wasser / so lang als man ein hart Ey siedet
/ siechte es durch ein tüchlein / thue dar zu Zucker zwey loth / geläuterten
Salpeter ein halb loth / und lasse hernach den Krancken nach belieben davon
trincken.
(Fall.) So jemand ein schweren Fall gethan hat /
gebrauche er nachfolgendes Wund-tranck: Nim Schwalben-wurtz und
Teuffels-Abbißwurtz jades 1. loth / Ehrenpreiß / Betonien / Cardobenedicten /
Odermänig / St. Johanns-blumen / Sanickel jedes ein halbe handvoll / siede
solches in 2. maß halb wassers und halb weissen Weins / oder guten Biers / so
lang biß der vierdte theil eingesotten: von diesem tranck kan der Krancke nach
belieben ein gläßlein voll trincken.
(Allerley Kranckheiten.) Zu verhütung allerley
Kranckheiten / beschreibet Frid. Hoffmannus Lib. 4. Pharmacop. Med. Chym. Sect.
1. diese Artzney: Nim Cardobenedicten-kraut / die Gipffel Von dem Wermunth und
Tausendgulden-kraut jedes 2. loth / schütte darüber 2. maß Brantenwein /
Vitriol-geist ein halb loth / laß es drey tag an einem warmen ort stehen /
alßdenn siege es. So man des nachts zu Beth gehet / soll man in der Wochen zwey-
oder dreymal ein löffelein voll darvon nehmen. Man muß aber den Cardobenedicten
samlen / wenn die Sonne in den Krebs oder Löwen gehet.
Ein quintlein schwer des Cardobenedicten-(Gifft / Würm
/ Pest.) pulvers eingenommen / treibet den Schweiß und das Gifft von
dem Hertzen / reiniget das Geblüt / tödtet die Würm / und bewahret den Menschen
vor (Schwindel / Gelb- und Wassersucht / Grimmen /
überflüßige feuchte des Magens und der Mutter / drey- und viertägige
Fieber.) der Pest: ist auch gut wider das obgemelte Hauptweh / Schwindel /
Gelb- und Wassersucht / stillet das Grimmen / treibet die überflüßige feuchte
auß dem Magen und der Mutter. Der gemeine Mann braucht es auch wider die drey-
und vier-tägige Fieber / nimt solches ein stund vor ankunfft des Fiebers / mit
einem trunck weissen Weins.
Matthiolus schreibt / daß kaum ein köstlichere Artzney seye für den Krebs und
andere faule Schäden / als eben der Cardobenedict / (Krebs und faule schäden.) erzehlet / wie ein Weibs-person gewesen /
deren die Brust von dem Krebs biß auff das Bein seye auffgefressen / und wider
geheilet worden / man habe nur das Kraut gesotten / alßdenn / den Schaden mit
der Brüh außgewaschen / und darnach das Pulver darein gestrewet.
(Löcherte Geschwär an Schenckeln biß auffs
Gebein.) Arnoldus Villanovanus verweldet: Er habe einen Mann gekannt /
welchem das Fleisch von den Schenckeln biß auff das Gebein von löcherten
Geschwären seye abgefressen worden / er habe all sein Gut daran gewendet / aber
keine besserung befunden / diesem ware endlich also geholffen worden: Er hat
frische grüne Cardobenedicten-blätter gestossen / und mit gutem Wein gesotten /
darnach zerlassen / Schwein-schmeer darzu gethan / und widerumb lassen
auffwallen / endlich Weitzennichl darunder gemischt / und mit der spatel
gerühret / biß ein Pflaster darauß worden / davon hat er alle tag zweymghl auff
den Schaden gelegt / und ihne also glücklich geheilet.
(Faule Fieber / Gelb- und Wassersucht / Pes???.)
Der Cardobenedicten-syrup ist eine gute Artzney für faule Fieber bey jungen und
alten / treibet alles Gifft auß dem Leib / widerstehet der Gelb- und Wassersucht
/ wird nußlich in der Pest gebraucht / man soll ein paar [647] löffelvoll des Syrups mit dem
destillierten Wasser vermischen und trincken.
(Faule Fieber / hauptweh der Nagel genannt / Schwindel
Grieß Seitenstich.) Das destillierte Cardobenedicten-wasser ist auch
sehr dienlich wider die faule Fieber / stillei das Hauptweh der Nagel genannt /
wehret dem Schwindel / reiniget die Nieren und Blasen von dem Grieß / und
befürdert die monatliche Reinigung der Weiber: es wird auch insonderheit wider
den Seitenstich gelobt.
(Gifft / Schlang im Leib.) Castor Durantes
berichtet / daß dieses Wasser an vielen / wider Gifft allezeit bewehrt erfunden
worden / sonderlich aber an einem Knaben / welchem / als er auff dem feld mit
offenem Mund geschlaffen / ein Schlang dadurch in Leib kommen / aber so bald er
dieses wassers getruncken / durch den Affter widerumb herauß gekrochen.
Tragus zeiget an / wie ein Mägdlein zu Pavia ungefährlich auff einem Apffel Gifft
geessen / davon es groß geschwollen worden / es habe ihme niemand weder mit
Theriac noch anderer Artzney helffen können / biß man ihme zuletzt destilliert
Cardobenedictenwasser eingeben / darvon seye es genesen.
(Mangel des Gehörs) Camerarius schreibt / daß das
Wasser des Cardobenedicten-krauts zum andern mal mit fleiß destilliert / ein
sonderliche Artzney seye denjenigen so übel hören / wenn man ihnen etliche
tropffen in die Ohren thut.
(Rasen-bluten.) Caesalpinus meldet / daß der Safft
des Cardobenedicten-krauts in die Naßlöchlein gestrichen / das Blut stelle.
(Seiten / geschwär.) Wider das Seiten-geschwär /
rühmet Josephus Quercetanus folgendes: Nim ein zeitigen oder reiffen apffel /
höhle ihn ein wenig auß / thue darein ein quintlein des schönsten Weyrauchs /
lasse ihn auff heissen kohlen braten / gib ihn alßdenn dem krancken zu essen /
und 6. loth Cardobenedicten-wasser darauff zu trincken. Es ist darmit vielen
geholffen worden / die solches mittel nach dem dritten tag gebraucht / da vorher
ein oder die andere Aderlässe verrichtet worden.
(Seitenstich.) Wider den Seitenstich nimt man
frischen Roßkaat 2. loth / Cardobenedicten-wasser 10. loth / läßts ein paar
stund stehen / truckts denn durch ein sauber tüchlein / und gibt es in zweymal
dem Krancken ein. Oder nim 2. pfund Roßkaat / Cardobenedicten-kraut /
Marien-distel / Scabiosen / Brunnkressen / und Gauchheil jedes anderthalb
handvoll / schütte darüber 6. pfund frischer Milch / und destilliere es. Man
gibt dem Krancken darvon 5. oder 6. loth ein.
Ein ander bewehrtes mittel für den Seitenstich: Nim geschälte Mandlen 1. loth /
Melonen- und Cucumeren-kernen jedes ein halb loth / Cardobenedicten- und
Frauendistel-samen jedes ein halb quintlein / zerstosse alles wol in einem
mörsel / alßdenn schütte darüber Kornrosen-Scabiosen- und Cardobenedicten-wasser
jed. 6. loth / trucke es durch ein sauber tüchlein / thue darzu ein halben
löffelvoll feinen Zucker / und 2. löffelvoll Rosenwasser / gibe es dem Krancken
in zweymal ein.
(Kindsblattern oder Pocken.) Wenn die Kinder von
den Blattern angegriffen worden / sole man ihnen nachfolgendes Milchlein
gebrauchen: Nim geschälte Mandlen 1. loth / Melonen-kernen ein halb loth /
Cardobenedicten-Steckrüben- und Agley-samen jedes 20. gran / zerstosse alles in
einem mörsel / giesse darüber Cardobenedicten-Saurampff- und Scabiosen-wasser
jed. 4. loth / siege es durch ein sauber tüchlein / thue darzu ein wenig Zucker
/ und gibe es den Kinderen in etlichen mahle̅ zu trincken. In
diesem Milchlein oder in einem trüncklein Cardobenedicten-wassers / kan man auch
den Kindern / so mit den Blattern behafftet / bißweilen ein messer-spitzleinvoll
von nachfolgendem Pulver geben / welches Timaeus von Guldenklee mit grossem
nutzen vielen Kindern gebraucht hat: Nim Agley- und Kresse-samen jedes ein halb
quintlein / Saurampff- und Steckrüben-samen jed. 20. gr. Cardobenedicten-samen
35. gran / Tormentill-wurtzeln / gesigelte Erden jed. 20. gran / Hirschenhorn
ohne feur zubereitet zwey scruple / stole alles zu einem reinen pulver / und
gebrauche es / wie vermeldt.
(Verbrante Glieder / Krebs-schäben / Geschwär an
heimlichen orten / Pestilentzische Kohlen. Seitenstich / dreytägig
Fi???ber.) So man in dem destillierten Cardobenedicten-wasser tüchlein
netzer und warmlicht überlegt / bekomt es wohl den verbrannten Gliedern /
Krebsschäden / Geschwär an heimlichen orten und den Pestilentzischen Kohlen.
Es wird in den Apothecken auß diesem Kraut ein Extract mit Brantenwein gezogen /
welches wider den Seitenstich und das dreytägig Fieber dienlich ist / so man auß
20. granen zwantzig Pilulein formirt / und sie in Cardobenedicten-wasser in zwey
mahlen einnimt.
Man bereitet auch in den Apothecken auß diesem Kraut ein Saltz / welches wider
(Pest.) die Pest gerühmet wird / so man dem
Kraneken 20. gran schwer in vier loth Cardobenedicten-wasser eingibt / und ihne
darauff (Verlohrner Eßlust.) schwitzen läßt /
dienet auch zu Aufflösung des Magen-schleims / und Erweckung des verlohrenen
Eßlusts.
(Scharbsck.) Thomas Bartholinus beschreibet in
Cista Medica Hafniensi p. m. 512. ein sonderliches Wasser / welches die
Medicinische Facultät zu Coppenhagen wider den Scharbock auffgesetzt hat. Nim
Meerrettich in runde scheiblein zerschnitten sechs und dreyßig loth / Spanische
Scorzonera-wurtzel zwey loth / die Rinden von der Caper-wurtz / Tamariscken
jedes ein halb loth / Löffelkraut / Brunkressich / Peterlein-kraut / Bachbungen
/ alle frisch jedes anderthald handvoll / Löffelkraut / Cardobenedict / Agley-
und Fenchel-samen jedes anderthald quintlein / bereiteten Weinstein ein
quintlein / Paradiß-körner / Cardamömlein jedes ein hald quintlein / zerschneide
alles / schütte darüber sechs pfund alten weissen Wein / Löffelkraut- und
Taubenkroff-wasser jedes zwölff loth / lasse es vier und zwantzig stund stehen /
alsdenn destilliere es. Von diesem Wasser kan der Krancke / oder derjenige so
sich des Scharbocks halben beförchtet / underweilen ein paar löffelvoll nehmen.
(Verlohrener Eßlust.) Bey uns wird das Pulver von
den gedörrten Cardobenedicten-blättern sehr viel gebraucht zu Widereroberung des
verlohrenen Appetits / da man denn etliche messerspitz voll täglich ein paar
mahl mit einem destillirten wasser einnimt: es vetreibet und (Würm.) tödtet zugleich die Würm in den Därmen.
|| [648]
CAPUT XCIII.
Spillendistel. Atractylis.
Namen.
SPindel- oder Spillendistel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Atractylis, Cnicus sylvestris, Fusus
agrestis, Colus rustica, Atractylis lutea, C. B. Atractylis vera flore luteo, J.
B. Niderländisch / wild bastaert Saffraen. Italiänisch / Atratile, Carduo
salvatico.
Gestalt.
Die Spindel-distel hat eine süsse / scharff riechende / mit harter Rinden
umbgebene Wurtzel. Seine ersten Blätter sind ablang / breit / an dem rand
stachlicht / grün / mit weissem flaum überzogen / fett-safftig / ligen auff der
Erden in die ründe außgebreitet / und werden endlich eingeschnitten. Der stengel
ist steiff / rund / dick / haarig / oben auß in etliche ästlein zertheilet /
welche mit kleinern Blättern bekleidet / so da die haarige / gummichte /
gleichsam nach Weyrauch scharffriechende Blumen-köpff umb etwas bedecken. Die
Blümtlein sind gelblicht / der samen viereckicht / weiß-purpurfarbig / hernach
gelblich / endlich schwartz und gläntzend. Die Wurtzel / Blätter und Köpfflein /
ehe die Blumen erscheinen / geben einen blutrothen safft von sich. Wächßt von
sich selbsten in Franckreich bey Narbona / wie auch umb Genff / und sonderlich
in Candien / und umbligenden Insulen.
Eigenschafft.
Obwolen dieß kraut / wegen vielen alkalischen etwas ölichten groben saltz-theilen
/ eine trocknende / zertheilende und heilende Kraffthat / so wird es dennoch in
der Artzney wenig oder nicht gebraucht.
CAPUT XCIV.
Marien-Distel. Carduus Mariae.
Namen.
MArien-Distel / unser Frauen-distel / Vehedistel / weiß Wegdistel oder Srechkraut
/ heißt Lateinisch / Carduus Mariae, Carduus Marianus, Carduus lacteus, Carduus
Marianus, sive lacteis maculis notatus, J. B. Italiänisch / Cardo di S. Maria.
Cardo di nostra Donna, Scardacio bianco, Cardo del latte. Frantzösisch / Chardin
de nostre Dame. Englisch / Our ladii rhistell. Dänisch / Marietidtzel /
Sempertine-urt / Sempertine korenstidtzel / Huidplettret-tidtzel. Niderländisch
/ Ouser Vrouwen-distel.
Gestalt.
Marien-Distel hat überauß grosse blätter / fast wie die grossen Kletten / sie
sind fett / an dem umbkreiß zerschnitten / mit scharffen Dörnen bekleidet / und
durchgehends mit weissen Flecken besprengt. Der Stengel wird zweyer oder dreyer
elen / zu zeiten auch Manns hoch / fingers-dick / rund / durchauß voll Distlen /
gewinnet Neben-ästlein / die tragen allesamt scharffe / stachlichte / runde /
rosen-rothe / zurings umbher mit sehr langen / spitzigen Dornen besetzie
köpflein / darinn ligt der lange / glatte Samen / in weissem Haar verborgen /
das verfliegt nach der zeitigung. Gemeldter Samen vergleicht sich dem wilden
Saffran-samen / ist doch ein wenig kleiner / und an dem geschmack süß. Die
steiffe / dicke Wurtzel steckt tieff in der erden / ist eines bitteren
geschmacks. Er wird gemeiniglich in den Kraut-gärten gefunden / erjüngert sich
jährlich von außgefallenem samen / aber in Italien wächßt er fast überall von
sich selbst.
|| [649]
Marien-distel ist warm und trocken im anderen grad; führet gleiche theil mit der
Cardobenedicten / ist dennoch nicht so bitter / hat aber gleiche kräfften und
würckungen.
Gebrauch.
(Seitenstich / brustgeschwär / Pest / hitzige Fieber /
Gelb- und Wassersucht / verstandener Harn / Grieß / Sand und frauenzeit /
mangel der Milch bey den Säugammen.) Das destillierte
Mariendistel-wasser ist dienlich wider den Seitenstich / Brust-geschwär / die
Pest / hißige Fieber / Gelb- und Wassersucht / treibt den verstandenen Harn /
Grieß / Sand und die Frawen-zeit / bringt den Säugammen die Milch / 3. oder 4.
loth davon nach belieben getruncken.
Der frische außgepreßte Safft von der Marien-distel / heilet den anfangenden
Krebs an der Nasen und Brüsten / so man offt den ort damit anschmieret.
CAPUT XCV.
Welsch Bärenklaw. Acanthus.
Namen.
WElsch Bärenklaw heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Acanthus, Branca ursine, Acanthus sativus vel
mollis Virgilii, C. B. Carduus Acanthus s. Branca ursina, J. B. Italiänisch /
Acanto, Branca orsina, Branca di orso, Brancorsina. Frantzösisch / Branche
ursine. Spanisch / Yerva giganta, Acantho, Branca ursine. Englisch / Beares
foote. Dänisch / Bioerveklo / Bioerve-labbe. Niderländisch / Beerenklauw.
Es haben die alten Heyden in dem Gebrauch gehabt / dieses Kraut auff ihren
Trinck-geschirren abreissen zu lassen / daher man bey Virgilio Eclog. 3. liset:
Et nobis itidem Alcimedon duo pocula fecit,
Et molli circum est ansas amplexus Acantho.
Die beyde Trinck-geschirr hat uns Alcimedon,
Mit Bärenklaw geziert: das Lob trägt er davon.
Deßgleichen Ovidius Lib. 13. Metamorph. berichtet:
Hactenus antique signis fulgentibus aere,
Summus inaurato crater erat asper Acantho.
Diß grosse Trinck-geschirr / so von den Wassen gläntzet /
Der rauche Bärenklaw mit feinem Gold ergäntzet.
Gestalt.
Der welsche Bärenklaw hat schwartze / schuh-lange / tieff eingeschnittene /
weiche / haarige / fette blätter / die sind breiter und länger als der Lattich /
zerkerfft wie weisser Senff. Der stengel ist zweyer elen hoch / gerad / steiff /
ohne äste / fingers-dick / glatt / zu oberst mit kleinen blättlein ordentlich
beletzt / darzwischen sind kleine stachlichte hülsen / auß denen weisse blümlein
schlieffen / wenn die abfallen / folgt ein länglichter / gelbfarber samen / in
der grösse einer welschen Erbs / flach / rund dick. Die Wurtzel ist außwendig
schwartz / röthlicht / inwendig weiß / schön grün / lang / schmutzig / zäh und
klebricht. Dieses gantze Gewächs hat einen zähen Safft / darauß etliche ein
Gummi zurichten / welches dem Tragant nicht ungleich ist. Es blühet in dem
Brach- und Hewmonat. Wächßt in den Gärten / steinichten und feuchten Orten. In
Franckreich bey Montpelier wächßt er für sich selbst / welcher mit der
vorbeschriebenen / an der gestalt und farb der Blumen und des Stengels
übereinkomt / allein ist es niedriger / die blätter sind schmäler / tieff
zerschnitten / und an dem umbkreiß öffters mit harten Dörnen besetzt. In
etlichen orten Teutschlands pflantzet man ihne in die Gärten / wie er denn mit
glatten und dornichten blättern in dem Fürstlichen Eystättischen Gärten
angetroffen wird.
Eigenschafft.
Der welsche Bärenklaw ist warm und feucht im anderen grad; Führet einen
schleimicht-klebigen Safft / mit wenig schwefelicht- oder saltzichten theilen
bey sich / und kan daher anderst nicht / als unter die erweichenden Mittel
gesetzt warden.
Gebrauch.
Es wird der welsche Bärenklaw in Teutschland nicht bald gebraucht / dieweil man
ihne schwerlich haben kan. In Franckreich und Italien nimt man ihne zu den
Clystieren / die Oeffnung des Leibs darmit zu erhalten.
CAPUT XCVI.
Weber-Distel. Acanthium.
Namen.
WEber-Distel oder Wegdistel / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Spina alba romentosa, Acan [650] thium.
Weber-Distel. Acanthium.
Italiänisch / Spina bianca. Frantzösisch / Espine blanche. Englisch / Cotthon
Thistle. Niderländisch / Witte Wechdistel.
Gestalt.
Es hat von diesem Gewächs unterschiedliche Geschlechter / das allhier abgebildete
aber ist der gemeine Weber-distel / Acanthium vulgare, Park. Spina alba
latifolia tomentosa sylvestris, C. B. alba sylvestris Fuchsio, J. B. Hat / wenn
sie eraltet / eine schwartze bittere wurtzel / ist inwendig etwas weiß / und
zweyer spannen lang / auß welcher sehr hohe und dicke stengel herfür kommen / so
an der farb weiß-graw sind / als wären sie mit zarter / weisser Wollen
überzogen. Oben am stengel erscheinen dornichte köpflein einem Meer-Igel gleich
/ jedoch etwas kleiner / auß welchen haarige / gemeiniglich purpurfarbe und
zuzeiten weisse blumen herauß schlieffen / in denen man einen schwartz-grauen
samen / in weissem haar verborgen / findet / der ist etwas kleiner und runder
als des wilden Saffrans / eines bittern und hitzigen geschmacks. Ihre Blätter
sind groß / lang / breit / an dem rand stachlicht / und scheinen als wenn sie
mit Spinnweben überzogen wären. Blühet im Brach- und Hew-monat. Wächßt neben den
Zäunen und an den Wegen. Wird in der Artzney nicht gebraucht.
CAPUT XCVII.
Hawhechel. Ononis.
Namen.
HAwhechel heiße Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Ononis, Anonis, Resta bovis, Remora aratri, Acutella. Italiänisch /
Ononide, Anonide, Bugranda, Bonaga, Arresta bue. Frantzösisch / Bougrande,
Bougrave, Arreste boeuf. Spanisch / Gattillos, Gattinos, Detiene, Buéy. Englisch
/ Camoche / Restharrow / Petiwyne. Dänisch / Krage-torn / Gindde-torn / Lang
Fienderad / Hestgilding / Ape-bi / Bi-ope. Niderländisch / Brareghwortel /
Stalcruyt. Dieses Kraut wird Hawhechel genennt / dieweil es so tieff in die
erden wurtzelt / daß man es mit Hawen außreuten muß / darzu hat es zwischen den
blättern Dörner / die einer Flachs-hechel gleich sehen. Man nennet es
Ochsenbrech / darumb / daß seine wurtzeln bißweilen ein Pflug hemmen / und also
die Ochsen irren und auffhalten. Die Pferdärtzte nennen es Stallkraut / dieweil
es die Pferd stallen oder harnen macht / so es gesotten / und den Pferden
eingegossen wird.
Dornichte Nawhechel. Ononis spinosa.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine dornichte Hawhechel / Anonis spinosa flore purpureo, C. B. Anonis
sive Resta bovis vulgaris, purpurea & alba spinosa, J. B. hat runde
dornichte Reißlein / mit runden / haarigen / an dem rano etwas zerkerfften /
klebichten / stinckenden / schleimichtschmäckenden und schwartz-grünen blättern
besetzt / welche sich den Ehrenpreiß- oder Kicheren-blättern vergleichen. Ihre
Blumen sind den Faseln- oder schwartzen Erbsen-blumen so gar ähnlich / daß man
sie kaum von einander underscheiden kan / sie erscheinen im Brachmonat
gemeiniglich purpur- oder leibfarb / selten weiß. Auß diesen werden kleine /
runde schöttlein wie Linsen / darinnen findet man kleinen samen / der gestalt
und geschmack nach den Wicken gleich. Sie stoßt im Frühling herfür mit zarten
wollichten zweiglein / so erst gegen der Ernd ihre stacheln herfür bringen. Im
Wallis auff [651] der Gemme findet man sie
mit gelben Blumen / an etlichen orten bey dem Rhein / insonderheit aber in
Hessen / kommet sie häuffig mit schönen weissen Blumen herfür. Wo dieses Gewächs
seinen sitz nimt / ist es schwerlich zu vertreiben / wegen seiner langen wurtzel
/ die hin und wider in dem Erdreich fladert. Es ist ein verhinderung der
früchten auff dem Feld / ein schad des futters auff den Wiesen / und ein
auffenthalt der Pflügeren / Schnitteren und Mäderen. Es wächßt hin und wider
auff den äckern.
2. Die purpur-braune Hawhechel ohne dorn / Anonis spinis carens purpurea, C. B.
non spinosa store purpureo, J. B. bringt jährlich auß ihrer harten und
holtzichten wurtzel viel runde / starcke und zähe stengel herfür / die sind ein
biß zwey elen hoch / werden in nebenzweiglein zertheilt / und mit einer weichen
Wollen überzögen. Ihre Blätter umbgeben wechselweiß mit einem breiten rand in
zimlicher anzahl den stengel / gemeiniglich hangen an einem sttel drey /
bißweilen aber nur ein Blatt / sie sind breiter und weicher als in dem vorigen.
Die ästlein tragen ein ablang ähre mit purpur-braunen Blumen. Ihreschöttlein und
samen kommen mit dem ersten überein / das gantze gewächs gibt ein zähen schleim
und starcken geruch wie ein Bock von sich / und bringet keine dörn. Man findets
in Schlesien auff den Matten.
Gelbe Hawhechel. Ononis lutea.
3. Die gelbe Hawhechel / Ononis lutea, Anonis viscosa spinis carens lutea major,
C. B. lutea spinosa, Dalechampio Natrix, J. B. bringet auß ihrer kleinen holtz-
und zasichten wurßel / glätchichte / harige und schmutzige Blätter herfür / die
wachsen eines schuhs hoch / auch höher / werden in neben-zweiglein zertheilt /
und von vielen Blättern mit einem breiten rand wechselweiß umbfangen / deren
gemeiniglich fünff / auch bißweilen nur drey auß einem stiel herfür kommen / sie
sind weicher und länger als der gemeinen / an dem oberen theil stumpff /
gekerfft und räß. Auff den gipfflen der stengeln erscheinen bleichgelbe Blumen
in einem kurtzen ähre wie Erbsen / denen länglichte und harige schötlein
nachfolgen / in welchen ein dunckeler same verschlossen ligt / dieses gantze
Gewächs ist mit einer zähen und schleimigen feuchtigkeit angefüllt / bahero wenn
man es anrühret / die finger davon flebicht werden / riecht aber nicht so starck
wie das vorige. Es wächßt in Franckreich hin und wiber umb Montpelier zwischen
der Saat / und an dem rand der äckeren. Man findet es auch in Spanien und
Portugall / dieses wird mit bleich-gelben blumen / so mit rothen strichen
besprenget sind / in dem Fürstlichen Eystättischen Garten gefunden.
Eigenschafft.
Der Hawhechel ist warm und trocken im anfang des dritten grads; führet ein
subtiles / alkalisches saltz neben seinen irdischen und schleimichten theilgen
bey sich / und hat daher trefliche tugend alle innerliche verstopffungen der
Leber / Nieren und Weilen auff zulösen / den harn / sand und stein zu treiben /
und die scharbockische Geschwär zu heilen. Man samlet die wurtzel in Mäy gegen
dem Vollmond / das Kraut aber zu anfang des Brachmonats.
Gebrauch.
(Stein und versetzter Harn bey Menschen und Bieh.
Verstopffung der Leber und Miltzes / Gelb- und Wassersucht / verborgene
Feigwartzë Grieß / tröpflinges harnen / versehrtes röhrlein.) Der
Hawhechel ist eines von den fürnehmsten Stein-kräutern / so den Harn und Stein
bey Menschen und Vieh außtreibet / darumb er auch Steinwurtzel genennt wird.
Ein loth Hawhechel-wurtzel in einer maß wasser gesotten und davon getruncken /
beförderet den Harn und Stein zum Außgang / eröffnet die Verstopffung der Leber
und Miltzes / dienet wider die Gelb- und Wassersucht / treibet auch die
verborgene Feigwartzen herauß / und heilet sie.
Diese Wurtzel gestossen / und das pulver eines halben quintleins schwer in
weissem Wein morgens nüchtern genommen / treibet das Grieß / wehret dem
tröpflingen harnen / und heilet das versehrte Röhrlein.
Auß den frischen Wurtzeln und dem Kraut wird ein Wasser gebrennt / welches sehr
dienlich ist / das Sand / Grieß / den Stein der (Sand
/ grieß / stein der Nieren und Blasen Verstopffung der Leber und
Miltzes.) Nieren und Blasen außzuführen / wie auch die Verstopffungen der
Leber und Miltzes hinweg zu nehmen. Darzu ist das Hawhechel-saltz noch
nutzlicher / so man ein quintlein schwer mit zwölff loth Erdbeere-wasser morgens
nüchtern in zweymalen cinnimi.
Ein quintlein von der gedörrten und zu (Carnöffel oder
fleischbruch.) subtilem pulver gestossenen Hawhechel-wurtz etliche
Monat lang alle morgen mit destilliertem Hawhechel-wasser fleißig eingenommen /
außwendig aber ein Pflaster von Steinklee und Hawhechel allezeit übergebunden /
ist ein fürtrefliches mittel den Carnöffel oder Fleilchbruch zu vertheilen / und
auß dem grund ohne Schnitt zu heilen.
Hawhechel-kraut samt der Wurtzel wohl gesäubert / rein zerschnitten / in ein glaß
ge [652] than / guten
Malvasier-wein oder Kirschenbrantenwein (Grieß / Stein
/ Schleim.) darüber gegossen / und etliche wochen stehen lassen / gibt
ein trefliches Praeservatif- und Heilmittel gegen dem Grieß / Stein / und
Schleim der Nieren / ab; man nimt davon löffel-weiß umb schläffens-zeit oder
morgens.
CAPUT XCVIII.
Löwentapp. Leontopetalum.
???(Samenhülßlein / klein und groß.)
(Blümlein.)
(Die Hülsen wenn sie überzeitig sind.)
(Kräutlein vom Samen auffgangë.)
Namen.
Löwentapp heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Leontopetalum. Italiänisch / Leontopetalo. Englisch / Lyonle adfed.
Gestalt.
Das Löwentapp-kraut hat eine faust-dicke / runde / knorrichte / mit äschfarber
Rinden / grünlicht-gelbem / safftig-bitterem Fleisch begabte Wurtzel. Auß
welcher dreyfach zertheilte zweiglein oder stiesein auffwachsen / deren jedes
zwey biß drey runde / aderichte / dunckel-gelbe / mit oder ohne einschnitten
erscheinende Blätter trägt. Zwischen denselben aber steigt der in viel ästlein
außgetheilte / und bey seinen knödlein mit kleinern wenig eingeschnittenen
Blättlein bekleidete / auch mit bleich-purpurfarben linien gezierte stengel
spannen-hoch / auch höher empor. Die Gipffel der zweiglein finden sich ähre-weiß
mit gelben / gestirnten / fünffblättigen / auff zoll-langen stielein sitzenden
Blümlein / in grösse der Hanenfußblümlein / gezieret / nach deren Verwelckung
die stiel quer-hand lang fortwachsen / und ein adericht samen-hülßlein / wie die
Judenkirschen / fortbringen / darinnen hernach ein schwartzer / runder / harter
samen außwächßt. Man findet dieß Gewächs bey Aleppo / wie auch in Italien hin
und wider auff den äckern under der saat.
Natur und Würckung.
Man schreibt diesem Gewächs eine Giffttreibende / milt-wärmende / durch den
Schweiß und Harn reinigende Tugend und Würckung zu / welches denn wegen denen
bey sich führenden groblicht-bitteren / und wenig ölichten saltz-theilgen wol
seyn kan / obwolen dessen in Teutschland / und anderen kalten Europaeischen
Ländern kein gebrauch ist.
CAPUT XCIX.
Bocksdorn. Tragacantha.
Namen.
BOckedorn oder Tragant heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Tragacantha, Hirci spina. Italiänisch /
Tragacantha. Frantzösisch / Espine de bouc, Barbe de renard, Rame bouc. Spanisch
/ Alquetira. Englisch / Goatesthorne. Niderländisch / Boexdorn / Boexbart.
Gestalt.
Es werden von Johane Rajo sieben Geschlecht des Bocksdorns beschrieben / under
welchen der hier abgebildete / Tragacantha, C. B. Tragacantha Massiliensis, J.
B. ein staudicht Gewächs ist / dessen Wurtzel sich lang / breit / weiß /
fingers-dick / und holtzicht findet / darauß nidrige / dicklichte / weiß-wollige
ästlein entspringen / welche sich weit außbreiten / auch viel weisse / lange /
feste und scharffe Dörne bekommen / an denen beyderseits kleine / ablange /
weißgraue blättlein erscheinen / zwischen denselben und den stacheln kommen
weisse kleine Blümlein her [653] für /
auß welchen viel kurtze / doppelte / mit kleinem / eckichtem / weißlichtem samen
angefüllte schöttlein wachsen. Der Safft oder Gummi welcher herauß fließt / so
man die Wurtzel auffschneidet / wird Tragacantha oder Tragant genennt / darunter
der klare / durchsichtige / weisse / glatte / schmale / zarte / lautere und
süsse / für den besten gehalten wird. Er wächßt in Achaja / Creta und
Peloponeso. Bartholomaeus Marantha Lib. 2. Method. cognosc. simpl. cap. 9.
berichtet / daß man ihne auff dem Berg Polino in Brutiis gelegen / finde: er
soll auch auff dem Gargano in Apulien wachsen Joh. Rajus hat ihne umd Massilien
in Franckreich an dem Gestade des Meers angetroffen.
Eigenschafft.
Der Bocksdorn ist kalt im andern / und feucht im ersten grad: führet ein
schleimigsafftiges / wässeriges öl bey sich / und hat davon die Tugend zu
lindern / zu lösen / alle scharffen gesaltzenen Flüß und Feuchtigkeiten zu
versüssen / die Brust und Nieren zu reinigen / und allerhand Schmertzen zu
miltern.
Gebrauch.
(Gebrechen der Lungë / alter Husten / raucher Halß /
heisserkeit / Flüß / Lung- und Schwindsucht / verwundte Nieren un̅ Blasen vom stein.) Es werden in den Apothecken auß dem
Bocksdorn oder Tragant täfelein gemacht / so man Tabulas diatraganthi frigidi
nennet / sind sehr gut wider die Gebrechen der Lungen / den alten Husten /
rauchen Halß / Häisserkeit und Flüß / dienen insonderheit den Lung- und
Schwindsüchtigen / lindern den Schmertzen der verwundten Nieren und Blasen vom
Stein und Sand / so man sie allgemach auff der Zungen zerschmeltzen läßt / und
hinab schlucket.
Sonsten pflegt man sich auch des Tragants zu allerhand Täfelein zu machen / wie
auch zu bereitung allerley Zuckerwercks in den Küchen zu gebrauchen.
CAPUT C.
Wannstrew. Eryngium.
Namen.
WAnnstrew / Brackendistel / Kraußdistel / Wahlendistel oder Radendistel heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Eryngium. Italiänisch / Eringio, Iringio, Herba nomata cento testa. Frantzösisch
/ Panicaut, Chardon à cent testes, Chardon testu, Chardon rouland. Spanisch /
Cardo corredor. Englisch / Sea holy. Dänisch / Hundredehoffnit / Mands-hielx /
Mandstro. Niderländisch Cruysdistel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Mannstrew / Eryngium vulgare, J. B. C. B. hat eine schlechte lange
Wurtzel / die ist fast eines daumens dick / außwendig schwartz nnd inwerdig weiß
/ eines zimlichen starcken geschmacks und geruchs. Auß deroselben komt im
zweyten Jahr ein runder stengel / mit vielen neben-ästlein / so gantz
drauschlicht sind / wie bäumlein / fast einer elen hoch: an den zweiglein
erscheinen scharffe / gedrungene / bleich-grüne und
Gemeine Wannstrew. Eryngium vulgare.
Weer-Wannstrew. Eryngium marinum.
gestirnte köpfflein / (denn sie mit harten und sehr spitzigen stacheln zu rings
umbher in der gestalt eines sterns umbgeben) die gegen dem Herbst / wenn sie
zeitig worden / auß dem stachlichten gestirnten rädlein / welches der same ist /
(da ein jedes körnlein zwey oder drey dörnlein etwas kleiner denn der Bi [654] netsch-samen hat) abfallen.
Die blätter sind groß / breit / krauß und tieff zerschnitten / mit scharffen
dornen / zu erst grün / darnach werden sie bleich-weiß mit etwas blaw vermenget
als berg-grün. Es wächßt in rauchem erdreich auff dürren heiden und neben den
weg-strassen / insonderheit am Rheinstom / bey Straßburg wird es in grosser
menge gefunden. Etliche wollen / sie soll umb St. Johanns-tag / oder wenn die
Sonn umb selbige zeit im Krebs ist / gesamlet werden.
2. Die Meer-Mannstrew / Eryngium marinum, wächßt in zimlicher anzahl bey den
Gestaden des Meers; hat breitere / schier runde / an langen stielen hangende
blätter / als die erste / die sind dick / graulicht / und an dem umbkreiß
stachlicht. Sie bringt auch grössere knöpflein / und weichere / beneben sehr
lange / weit und tieff umd sich kriechende / mit einem scharfflichten
Gewürtz-geschmack begabte wurtzeln; auß denen runde / feste / ästichle stengel
elen-hoch auffwachsen / und weisse blümlein / neben breitem stachlichtem samen
fortbringen.
3. Die Berg-Mannstrew / Eryngium Alpinum coeruleum Genevense, perquam venustum,
Echinis Dipsaci, Lob. Adv Alpinum coeruleum, capitulis Dipsaci, C. B. Alpinum,
latis foliis, magno capite, oblongo, coeruleo, J. B. ist ein schön gewächs /
also daß es nach dem urtheil Matthiae Lobelii in Adversar. nov. Stirp. p. m.
375. einem jeglichen Erforschern und fleißigem Nachsuchern der Kräutern nicht
allein seine mühe ergetzet / sondern auch mehrere anreitzung gibet / embsiger
nach andern zu trachten. Sie gleisset für himmel-blau / und wächßt viel höher
und freudiger von farben als die gemeine. Ihre wurtzel vergleicht sich an der
grösse der Alant-wurtzel / sonst riecht sie wie die erste. Der stengel wächßt
auffrecht bey zwey elen hoch / daran stehen kleine gestirnte blättlein mit
weichen spitzlein / welche aber auß der wurtzel herfür kommen / sehen fast wie
des Halßkrauts blätter / sind aber stärcter und härter. Jhre außwendig blaue
köpfflein kommen mit denen an dem Kartendistel überein. Sie wächßt viel in den
Gebürgen umb Genff. Man findet sie auch auff den Bergen der Bernischen
Landschafften / insonderheit auff dem Stockdorn und Nessenberg / allda man sie
Edeldistel nennet.
4. Die glatte Mannstrew / Eryngium latifolium planum, C. B. planum latifolium
capitulo rotundo parvo, J. B. hat breite / ablange / aderichte / nicht tieff
zerspaltene / sondern an dem umbkreiß wie ein Sägen gekerffte bitterlichte
blätter. Sie bringt viel steiffe / gestriemte stengel und neben-ästlein / auff
deren gipffel rundlichte / rauche köpflein sitzen. Die Wurtzel ist daurhafft /
mit etlichen zaseln bekleidet / von aussen wollicht / inwendig weiß / süßlicht /
und fleischreich / sonsten dicker als der gemeinen / aber nicht so fräfftig zu
der Artzney. Es wächßt in Oesterreich umb Wien auff den Felderen / wird auch
etwan in die Gärten gepflantzet / und blühet im Brach- oder Hew-monat.
5. Die Indianische Mannstrew / Eryngium Indicum, beschreibet Jacobus Bontius
Glatte Wannstrew. Eryngium planum.
Lib. 6. Histor. Natut. & Medic. Cap. 55. also: Die Indianische Mannstrew
ist mit ihren blättern derjenigen gleich / welche auff den sandichten Büheln umb
das Meer in Holland / und in Seeland bey den Dämmen / häuffig wächßt. An der
Blumen wird sie gäntzlich unterschieden / welche wie ein ähre herfürkomt /
gleich als die Lavendel- oder Spicknarden-blumen / aber sie ist viel grösser /
und bleich-himmelblaw / man sihet sie durch das gantze jahr blühen / wachßt viel
lieber als die unserige bey den pfützen / und nimmet grossen platz ein: Ist
wegen der schönen Blumen lustig anzusehen. Die Wurtzel hat einen gewürtzten und
nicht gar hitzigen geschmack / daher sie nicht unbillich von den Griechen
Myracanthus genennet wird. Ich lasse die Wurtzeln mit Zucker einmachen / und
gebrauche sie denjenigen mit grossem nutzen / welche mit einer sonderlichen
Lähmung der Gliedern / von den Indianeren Beriberii genennt / behafftet sind /
solches habe ich auch an mir selbsten erfahren / als ich an dieser
beschwerlichen kranckheit / vier gantzer Monat elendiglich darnider lage / denn
diese Wunrtzel den Harn und Schweiß treibet / auch wider die Engbrüstigkeit /
welche gemeiniglich diese Kranckheit begleitet / dienlich ist. Ich glaube nicht
/ daß ein fürtreflichers mittel unter den Kräuterartzneyen gefunden werde / den
Außwurff des gesaltzenen und dicken Schleims auff der Brust zu beförderen. Ich
geschweige ihrer bekannten Krafft / welche sie hat wider den Stein und
Nieren-gebresten: mit ihrer sanfften Wärme / stillet sie das Grimmen / und
treibet die Winde fort.
|| [655]
Eigenschafft.
Mannstrew ist mittelmäßig warm / und etwas trockener natur; Führet etwas
scharfflicht-geistreiches saltz / neben vielen wolgejohrenen
balsamisch-irdischen theilgen bey sich / und hat dadurch herrliche tugenden
allen schleim zu erdünneren / innerliche verstopffungen auffzulösen / den harn
und monatliche Weiber-reinigung zu beförderen / sonderlich aber den samen zu
erwecken / und die kläfften zu den ehlichen Wercken zu stärcken: Man gebraucht
allein die Wurtzel und den Samen.
Gebrauch.
(Verhütung frühzeitiger Geburt / Beförderung der
Geburt.) Mannstrew-wurtzel zerstossen / und in rothem Wein zu der dicke
eines Pflasters gesotten / ist gut / so man den Weibern überschlägt / welche die
Leibsfrucht nicht auff die rechte zeit außtragen / hingegen die Wurtzel in Wein
gesotten / und darvon getruncken / beförderet die Geburt.
(Frantzosen-blatteren / täglich und viertäglich Fieber /
Verstopffung der Leber und des Miltzes / Gelbsucht / versteckter Harn und
Frauenzeit / Lendenstein. Lebersucht / Stein / Gelb- und Wassersucht /
Fallende Sucht / Grimmen / versteckter Harn und Weiberzeit / blöder Magen
un̅ Mutter / erkaltete Geburtsglieder.) Auß den
jungen / zarten Blätteren der Mannstrew / brennet man im Mäyen ein Wasser /
solches getruncken / ist fürbindig gut wider die Frantzosen-blattern / denn es
reiniget das Geblüt wunderbarlich von dieser Seuch: auch hilfft es wider das
tägliche und vier-tägliche Fieber / eröffnet die Verstopffung der Leber und
Miltzes / dienet wider die Gelbsucht / förderet den Harn und Frawen-zeit / ist
nutzlich denjenigen / so mit dem Lendenstein beschweret.
Die Mannstrew-wurtzel wird eingemacht wie die Wegwart-wurtzel / davon an ihrem
ort. Sie bekomt wol den Lebersüchtigen / dienet wider den Stein / die Gelb- und
Wassersucht / vertreibt das Grimmen und die fallende Sucht / befördert den Harn
und die Weiber-zeit / stärcket den blöden Magen und die Mutter / und wärmet die
Geburtsglieder bey Mann und Weib.
Wenn einer etwan durch Zauberey oder sonsten umb seine Männliche Krafft kommen
wäre / der gebrauche folgende Latwerg: Nim eingemachte Mannstrew- und
Stendel-wurtz jed. 6. loth / candierte grüne Ingwer-wurtz / candierte
Citronen-schalen jed. 1. loth / geschälte süsse Mandel-kernen / Pistacien /
Haselnüß / Dattelkernen jed. dritthalb loth / gedörrte V (erlohrene Mannskrafft.) und zu pulver gemachte
Ochsen- und Hasen-geilen jed. 1. loth / Pestnachen-samen / Artischock-samen /
Baurensenff-samen und Senff-samen / Zimmet jedes ein quintlein / weissen Pfeffer
/ Cubeben und Cardamömlein jed. 40. gran: Stosse alles was gestossen kan werden
/ zu reinem pulver / und mische alßdenn alles mit einem Zimmet-safft zu einer
Latwerg / darvon man offt einer Muscaten groß nehmen kan.
CAPUT CI.
Aloe. Aloë.
Namen.
ALoe heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Aloë, Sempervivum marinum, Sedum amarum Columellae. Italiänisch /
Aloe. Frantzösisch / Aloe. Spanisch / Yerva Babosa. Englisch / Aloe.
Gemeine Aloe. Aloë vulgaris.
Geschlecht und Gestalt.
Es beschreibt Joh. Rajus drey zehen Geschlecht der Aloe / davon aber nur zwey
allhier abgebildet stehen.
1. Die gemeine Aloe / Aloë vulgaris, C. B. J. B. hat fette blätter / anderthalb
spannen hoch / zu zeiten länger / zwey fingers dick / außgespitzt / ein wenig
rund / hintersich gebogen / und zu beyden seiten mit etlichen kurtzen und
stumpffen Stachlen versorget / und dringen die blätter je eines über das ander.
Der Stengel ist lang / glatt / rund / mit etlichen Neben-ästlein / daran
ringsumb stehen die Blumen / wie die Granat-blüth / sich zur erden neigend / von
farben gelb / wiewol etliche schreiben / daß sie solche in den neuen Insuln mit
weissen / und Matthiolus mit leibfarben Blumen gesehen haben. Der Samen
vergleicht sich dem Affodillwurtz-samen. Die Wurtzel ist dick und lang / mit
Nebenzincklein behängt. Wächßt viel in Asia / Arabia und India. In Sicilien und
Malta wird sie auff den Tächeren und alten Gemäuren viel gefunden. Man zielet
sie auch in Italien / zu Neapolis / Rom / Pisa / Venedig und Padua / in den
Gärten und Scherben / und das mehr zu einem lust als zum gebrauch. In
Teutschland haben wir sie auch in den Häfen / aber kan beschwerlich vor der
Kälte erhalten werden / denn auch der Regen diesem Gewächs gar zuwider ist.
Etliche nehmen es auß den Häfen gegen dem Wintermonat / und hencken es in die
Stuben auff / bleibet also zu zeiten zwey Jahr unversehrt wie die Meer-zwibeln.
Eigenschafft.
Die Aloe ist warm in anderen und trocken in dem dritten grad; Hat neben
ölichtzähen theilgen ein scharffes / etzendes / bitteres / [656] rauches saltz bey sich / ziehet daher
ein wenig zusammen / säuberet / ???einiget / verhütet die fäulung / und
purgieret sänfftiglich.
Es ist ein grosser streit unter den Gelehrten / ob die Aloe die Aderen zustopffe
oder eröffne. Mesuë hat darfür gehalten / sie eröffne die Aderen / welchem
darauff ferners beyfall gegeben / Amatus Lusitanus, Fernelius, Sylvius,
Fallopius, Matthiolus und andere mehr. Aber Fuchsius und Manardus haben sich
sehr darwider gesetzt. Wenn man die tägliche Erfahrung ansehen wil / und hören /
was sie guts darzu sage / wie man sie denn billich hören soll / und nach Galeni
Vermahnung in den Eigenschafften der Artzneyen ihren mehr glauben als der
Vernunfft / so wird sich befinden / daß zwar die Aloe äusserlich auffgelegt /
mit ihrer zusammenziehenden Krafft / die Aderen stopffe / und derowegen das blut
stille / aber innerlich gebraucht / wegen bemeldter krafft erstlich zwar die
subtilsten Gold-äderlein auffschwellen / und demnach entweder von selbsten
springen mache / oder durch ihr etzendes saltz eröffne / hiemit den Fluß der
guldenen Ader und weiblicher Reinigung erwecke / welches an vielen Persohnen ist
wahr genommen worden.
Gebrauch.
Die Griechen und Lateiner nennen nicht allein das gantze Gewächs Aloe / sondern
auch den außgepreßten und gedörrten Safft / dessen man dreyerley in den
Apothecken hat. Der erste als der beste / ist schön / hell / klar / durchsichtig
/ röthlicht / läßt sich bald zerreiben und zerbröcklen / ist sehr bitter / hat
keine Steinlein / Sand oder andern Unraht bey sich / heißt Aloë succotrina, von
der Insul Zuccotra / auß welcher dieser Safft zu uns gebracht wird.
Der andere Safft ist schlechter und geringer / und weil er braun und Leber-farb /
heißt er Aloë hepatica, ist unsauberer / nicht so hell und klar / schwartzlicht
/ schwerer und bitterer als der erste / und hat einen starcken Geruch.
Der dritte ist der allergeringste / unsauberste / schwerste / schwartz / eines
üblen Geruchs und Geschmacks / heißt Aloë caballina, weil ihn die Roß-ärtzte
gebrauchen.
Welcher ein Schaden oder ungelegenheit an der guldenen Ader / oder hitzige
Geschwulst an dem Hinderen hat / der soll keine Pillen von Aloe einnehmen.
(Frische Wunden. Geschwär des Gemächs / böse Fisteln /
fliessende / faule / stinckende Schäden. Kalter Brand.) Aloe ein
quintlein / Myrrhen ein halb quintlein / solches zu einem reinen Pulver
gestossen / und in frische Wunden gestrewet / hefftet sie zusammen / heilet und
erfüllet sie mit Fleisch: Also gebraucht / ist auch sonderlich gut zu den
Geschwären des Gemächs / für böse Fisteln und fliessende / faule / stinckende
Schäden / so man wil / kan man ein wenig Honig dar zu thun / und ein Sälblein
darauß machen / so treflich heilet / und den kalten Brand verhütet.
Garzias ab Horto Lib. 1. Arom. Hist. Cap. 2. (Geschwär
der Nieren un̅ Blasen. Eyterichter Harn.) berichtet /
daß man in der Indianischen Statt Goa den Aloe zu reinem pulver stosse / und
davon in Milch denjenigen eingebe / so ein Geschwär in den Nieren oder der
Blasen haben / und eyterichten Harn von sich lassen / darbey sich die Krancken
gar wol befinden / denn sie alsobald darauff gesund werden.
Demnach die bekandten Franckfurter Pillen / welche der Hochgelehrte Herr Dr.
Johann Hartman Beyer erfunden / und Pilulas Angelicas, oder Englische Pillen
genennet hat / auch von dem besten Aloe gemacht / und bald von jederman
gebraucht werden / als wil ich derer Würckung auch hierbey setzen. Die Pilulae
Angelicae, oder also genannte Franckfurter-Pillen / sind nichts anders als ein
sonderbahr künstlich Extractum laxativum, welches der gestalt zubereitet wird /
daß es Junge und Alte / auch schwangere Weiber ohne sorg brauchen können. Ihre
Würckung und Tugend ist / daß sie den Schleim (Schleim
und Gall.) und die Gall / welche sich auch bey gesunden Leuthen
täglich samlen / und wenn sie überhäuffet / allerhand Schwachheiten zu
verursachen pflegen / in dem Magen / Gedärm und Kröß-äderlein ablösen / daß die
Natur hernach selbige desto leichter durch die Stulgäng mit vielen Winden
außsühren möge / sie stärcken den Magen und das Haupt / machen (Flüß /) lust zum essen / wehren den Flüssen / daß
sie nicht so hart fallen / minderen den Zundel (Podagra / Stein.) zu dem Podagram und Stein / sie behüten auch vor
mancherley Kranckheiten / die von obgedachtem versetztem Schleim und Gallen
en???stehen / und dahero wenn diejenigen / welche sich dieser Pillen fleißig
bedienen / schon kranck werden / ist ihnen leichter zu helffen / weil nicht viel
unreines bey ihnen (Würm.) seyn kan / sie tödten
die Würm / und widerstehen aller Fäulnuß im Leib / werden (Pest.) derohalben zur zeit böser gifftiger
Lüfften und der Pest / als ein Praeservativ nutzlich gebraucht. Man kan sie alle
drey / vier / fünff / sechs / oder sieben tag einmal einnehmen / nachdem man
derer vonnöthen hat / und zwar eine stund vor dem Nachtessen sieben / neun /
eilffe / dreyzehen oder mehr / mit einem löffelvoll Wein / Bier oder Brühen /
darauff bedienet man sich bey dem Nachtessen eines warmen Süppleins / und
anderer wol-verdäwlicher Speisen: wenn nun folgenden tag vormittag der Leib
nicht etwas mehr als sonsten offen gespühret wird / schlinge man ein halb stund
vor dem mittagessen abermahl so viel Pillen / auch wol zum drittenmal so viel
den nächsten abend / ein halb oder gantze stund vor dem Nachtessen.
(Franckfurter Pillen.) Es werden aber die
Franckfurter-Pillen auff folgende weise bereitet: Nehmt der besten gläntzenden
und groblicht zerstossenen Aloes 32. loth / des Wassers / darinnen dreymal
frische Violen infundiert / und eingeweicht worden 3. pfund / oder 96. loth /
des besten weissen Weins dritthalb pf. oder 82. loth / Zerlaßt auff gelindem
fewr alles untereinander / laßts hernach durch ein härin Sieb / oder leinen tuch
lauffen / zu dem durchgesiegenen mischt annoch von praepariertem und zu reinstem
pulver verstossenen Weinstein 6. loth: Kochts hernach auff gelindem fewr biß zur
dicke des Honigs; behaltet hernach solche Massen entweder in Blasen / oder in
Schächtelein mit süß Mandel-öl bestrichen / auff: Oder formieret Pillen darauß
ein halb gran schwer. Solche Pillen purgieren sanfft / [657] wenn man 10. 12. biß 15. davon mimt /
wo man aber deren zu viel auf einmal gebraucht / so wird durch ihre
zusammenziehende krafft die purgierende würckung gehemmet.
Sonsten hat auch Paracelsus auß Aloe / Myrrhen und Saffran ein Elixir bereitet /
welches in den Apothecken zu finden ist / und auff 12. biß 20. tropffen / ein
halbe stund vor dem Mittag- und Nacht-essen in Brühen (Schwacher Magë / verlohrener Eßlust / Würm Gifft / Pest.) oder Wein
eingenommen / den Magen stärcket / Eßlust erwecket / Würm tödtet und außtreibt /
allem Gifft widerstehet / und vor der Pestilentzischen und andern Seuchen
behütet. Heut zu tag wird solch Elixir ohne Vitriol-geist / mit dem Liquore
Nitri fixi zubereitet / und ist nicht so bitter einzunehmen / hat aber dennoch
gleiche würckung.
Hat einer viel Würm im Leib / so gebe (Würm.) man
ihme inwendig täglich von bemeldtem Elixir, oder auch öffters ein wenig
Franckfurter-pillen ein; außwendig aber muß man ihme ein Clystier von Milch /
Honig / und andern süssen Sachen beybringen / und den Leib / sonderlich in und
umb den Nabel / mit folgendem Sälblein schmieren: Nim Leber-Aloes ein halb loth
/ erdickerte Rinder-gall 1. quintlein / Coloquinten-öl so viel als nöthig zu
einem Sälblein anzumachen / mische alles wol durch einander.
(Faule Geschwär / Fisteln und Wunden.) Zu
Säuberung und Heilung alter fauler Schäden / Geschwären und Fisteln / wie auch
zu schliessung der Wunden / kan man Aloes neben Myrrhen / Osterlucey-wurtz /
Tabac-kraut / schwartze Nießwurtz und dergleichen / in weissem Wein sieden / und
darmit bey jeder verbindung die Schäden warm außwaschen. Man kan auch Aloes
unter die Digestiv-salben mischen.
Americanische stachlichte Aloe ohne Blum. Aloë Americana spinosa sine flore.
Americanische blühende Alboe. Aloë Americana florens.
Die Americanische stachlichte Aloen / beschreibet Carolus Clusius Lib. 2. Stirp.
Hispan. Histor. Cap. 77. & Lib. 5. Rarior. Plantar. Histor. Cap. 48.
also:
Die Americanische Aloe hat viel blätter / welche eines Menschen länge ergreiffen
/ sind zwar grün / aber man vermeint / sie seyen wie die blätter etlicher
Tulipen umb etwas aschen-farbig / erscheinen glatt / und am understen theil
dreyer oder vier quer finger dick / holicht / sehr breit / und stehen hart in
einander / wie die blätter der gemeinen Aloe und Affodillwurtz. Der spitz dieser
blättern ist nichts anders / als ein braun-schwartzer dicker dorn / also hart /
daß die Americaner ihne an statt einer Ahlen und eines eisernen spitzes zu den
pfeilen gebrauchen. An den seiten der blättern sihet man kurtze dörne / und ist
der innere theil safftreich. Mitten auß den blättern soll ein stengel wachsen
eines Arms dick. Die wurtzel ist dick / lang und krum / als mit Gläichen
abgetheilt / auß welchen an den seiten viel andere junge stöck und wurtzeln
herfür wachsen / wie an der Figur zu sehen ist / wenn nun dieselbige nicht in
der zeit abgenommen werden / so entziehen sie der alten wurtzel ihre Nahrung /
daß sie verdorren muß. Diese stachlichte Aloen pflegen die Americaner (wie wir
die dörne) umb ihre äcker zu pflantzen / dieselbe dardurch zu bewahren.
Andreas Caesalpinus schreibt Lib. 10. de Plant. cap. 32. daß er in Herren
Tornabonii Garten zu Pisa / den stachlichten Aloe mit vieler verwunderung blühen
gesehen habe / und seye ein stengel mitten auß dem gewächs mit kleinen und wenig
blättern herfür kommen / welcher gerad auff in wenig tagen eilff [658] elenbogen hoch gewachsen. Oben habe er
ringsumb viel zweiglein bekommen / wie ein breite dolden / an welchem die blumen
über sich gestanden eines fingers hoch / außwendig grünlicht / inwendig aber
bleich / welcher jede sechs blättlein gehabt / aber keine frucht gebracht. Gegen
dem Winter ist der stengel widerumb verdorret.
Sonsten hat man dieses Gewächs von zeit zu zeit in Europa blühen gesehen. Anno
1625. hat es in dem berühmten Farnesischen Garten zu Rom geblühet / einen
stengel 15. elen hoch / und auff jedem ast des stengels bey 300. blumen
getragen. Anno 1586. blühete es in dem Fürstlichen Florentinischen Lustgarten /
da der stengel verwunderlich hoch auffgeschossen / und mit vielen grüngelben
blumen gezieret gewesen. An. 1641. hat sie in der Statt Bezenas in Langendock
sehr viel blumen herfür gebracht / welche als ein Wunderwerck der Natur / Ludwig
der XIII. König in Franckreich / neben Hr. Cardinal de Richelieu zu besehen
gewürdiget / und seinem Mahler abzuwahlen anbefohlen hat. An. 1646. hat sie
ferner zu Montpelier in Herren Perier Garten geblühet.
In Teutschland hat die Aloe auch zuweilen ihre blumen herfür gebracht / und zwar
An. 1658. in dem Fürstl. Würtenbergischen Lustgarten zu Stuttgart / da sie einen
sehr dicken / bey 23. schuhe hohen stengel herfür gebracht / und 40. äste mit
blumreichen dolden getragen / also daß ein jede auß zwey / drey / biß in 400.
blumen bestanden / hiemit dero anzahl auff zehen und mehr tausend gestiegen. Zu
Gora in Meissen in Hr. Cunrad von Lösern Lustgarten / hat eine fünff und
fünfftzig jährige Aloe / (welche biß dahin in Gefässen gestanden / endlich im
Herbstmonat des 1662. Jahrs außgehoben / und im Pomerantzen-hauß ins Erdreich
gesetzet worden) im Mäy des 1663. Jahrs ihren stengel 12. elen hoch herfür
gestossen / im Brachmonat zu blühen angefangen / auch damit biß in den Weinmonat
fortgefahren / und innert solchen zeit an 32. zweigen doldenweiß bey drey
tausend Blumen gezeuget. An. 1668. hat sie in dem Fürstl. Hollsteinischen
Lustgarten zu Gottorff geblühet / und An. 1669. hat eine meil von Jena in
Sachsen eine Aloe geblühet / und an 33. ästen des 21. schuh hohen stengels 4610.
blumen herfür gebracht.
Ferners berichtet Carolus Clusius auß des Gomarae Historiâ Mexicanâ, daß diese
Aloe in grossem Gebrauch sey bey den Indianern. Sie hölen die wurtzel / ehe sie
gar zu sehr schosset / samlen davon den safft / welcher alsobald wie ein Syrup
dick wird / wenn sie ihn an wenig kochen / so ist er wie ein Honig / wenn man
ihne aber säubert / ist er wie Zucker / so man ihn aber wässert / wird er wie
Eßig. Aber so man die wurtzel oepatli darzu thut / alßdenn gebrauchen die
Indianer diesen safft für Wein / ist aber ein ungesundes Tranck / denn er das
Haupt hefftig angreiftt / und mächtig truncken macht. Es stincket kein Aaß oder
Dolen so hefftig / als derjenigen athem / welche sich von diesem tranck voll
gesoffen haben.
Die Americaner heilen die Frantzosenkranckheit (Frantzssen-kranckheit.) mit diesem Aloe also. Sie nehmen ein stuck /
zerschneiden es klein / legen es in ein hafen / vermachen ihn wol mit Leim /
kochen es drey stund / darnach tragen sie den hafen zu dem krancken / thun ihn
auff / und lassen den dampff und rauch an denselben / davon ein grosser schweiß
verursacht wird.
Die blätter braten sie auff kohlen / drucken (Frische
Wunden.) den safft auß / und giessen ihn in die frische Wunden /
welche davon bald heilen.
Der safft von dem jungen kraut und wurtzel / (Biß der
Vipern.) mit desselben art Wermuth-safft vermischet / wird nutzlich in
die Biß der Vipern gethan.
Umb Mexico / da diese Aloe in grosser menge und zweyer manns hoch wächßt /
braucht man sie für holtz / und die aschen zur laugen: der blättern bedienet man
sich für ziegel / und macht auch papier darauß.
Ferners bereitet man Seiler / Gürtel / Kleider und dergleichen davon. Es sollen
zu Hispali in Spanien Hembder darauß gemacht / und daselbst verkaufft werden.
CAPUT CII.
Jucca. Yucca.
Namen.
JUcca heißt Lateinisch und bey allen übrigen Sprachen Yucca. Casp. Bauhinus hat
sie Yuccam foliis Aloës genennet.
Gestalt.
Die Jucca hat eine grosse / dicke / knorrichte / inwendig weisse / von aussen
braunrothe / sehr safftige und süßlichte wurtzel: auß welcher viel elen-lange /
harte / immer grü [659] nende / zähe
oder schwer zerbrüchliche / in einen scharffen stachlichten spitz außgehende
blätter / welche rings umb die wurtzel herumb herfür wachsen. Zwischen welchen /
wenn das Gewächs schon erwachsen / ein dicker / runder / steiffer / oben auß in
viel Blumen-zweig zertheilter stengel auffschießt / und an seinen zweigen sehr
viel grosse / sechs-blättige / weisse / nidlich hangende blumen trägt / deren
drey äusserste blätter von innenwerts mit underschiedlichen röthlichten adern
gezieret sind. Auff die Blumen folgen dreyeckichte Samen-gefäß / welche in drey
hölen getheilet / und mit rundem samen angefüllet sind.
Eigenschafft und Gebrauch.
Obwolen man darfür gehalten / daß dieß Gewächs gifftig / und sehr schädlich zu
gebrauchen seye / so bezeuget doch die heutige erfahrung / daß man die wurtzel
desselben entweders zubereitet / oder doch rohe essen könne.
CAPUT CIII.
Wermuth. Absinthium.
Namen.
DEr gemeine Wermuth heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Absinthium, Absinthium vulgare, Absinthium
commune. Italiänisch / Assentio, Assenzio, Assenzo. Frantzösich / Aloyne,
Aluine, Absinte. Spanisch / Assencois, Assensios, Alozna, Alosna, Axenios.
Englisch / Wormwood. Dänisch / Malurt. Niderländisch / Alst / Alsen. In Teuscher
Sprach wird er auch genennt Elß / Eltz / Wiegenkraut und Feld-wermuth.
Der Berg-Wermuth behält vorgemeldte Griechische namen / wird aber zum underscheid
des gemeinë Wermu hs auff Lateinisch Absinthium montanum genennt. Dioscorides,
Aetius und AEgineta heissen ihne Absinthium Ponticum, von Mesue wird er under
dem namen Absinthii Romani, von Plinio aber Absinthii Italici beschrieben.
Wiewol bey diesen Authoribus der Pontisch / Römisch und Italiänische Wermuth den
preiß führet / so ist doch unser Berg-wermuth / nach dem bericht
Tabernaemontani, in der gestalt / krafft und tugend ihnen durchauß gleich /
daher unnöthig in Pontum und Italien nach demselben zu schicken: derohalben
irren diejenigen / welche ein underscheid zwischen unserm Berg-wermuth / und dem
Pontischen / Römischen / oder Italiänischen Wermuth machen / ausserhalb der
grösse / denn bißweilen einer grösser als der ander / nach des Landes art
wächßt. Italiänisch heißt er / Assentio montano, Assentio Romano, Assentio
Pontico. Frantzösisch / Absinte des monts. Spanisch / Alosna montesina. Englisch
/ Mountaine Wormwood.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Pontische Feld-Wermuth / Absinthium vulgare campestre, vulgare
majus, J. B. Ponticum s. Romanum officinar. C. B. ist jedermänniglich bekannt /
hat einen unannehmlichen geruch / und einen unlieblich bitteren geschmack. Die
blätter
Gemeiner Wermuth. Absinthium vulgare.
sind äschfarb / tieff zerkerfft / ein wenig krauß / und umb etwas grösser als die
Weinrauten. Die stengel sind groß / bey zweyer elen lang / wie die stengel des
Beyfuß / welche auß ihrer harten / holtz- und zaßlichten wurtzel allererst im
andern Jahr herfür stossen / mit vielen zincken und neben-schößlein / die
bringen im Brachmonat an ihren giffeln und allen neben-zweiglein viel runde
knöpflein / die im ende gemeltes Monats anfahen zu blühen / also daß im Hewmonat
die gantze Staude in voller blüth ist. Die blümlein sind knöpfficht / bleichgelb
/ schön und gefüllt / an der gestalt den Rheinblumen / Jüngling genannt / nicht
ungleich / scheinen jedoch viel kleiner. Nach derselben zeitigung werden sie
voll kleinen samens / der vergleicht sich fast dem samen des Rheinfarns / ist
doch kleiner. Er wächßt gern an stein- und sandichten orten auff den Rechen und
Hügeln / auff den alten Mauren und Hoffstätten / deßgleichen auch auff den
dürren Egerten / umb die Dörffer und Flecken herumb / hinder den zäunen /
ungebauten und unfruchtbaren feldern. Clara vallis, Frantzösisch Clair val, in
dem Linganensischen Bezirck / nicht weit von dem Fluß Alba ligend / allwo der H.
Bernhardus Abt ware / ist von alters her Wermuth-thal gennennet worden / dieweil
man allda den Wermuth in grosser menge gefunden hat / wie solches in dem Leben
S. Bernhardi, lib. 1. c. 5. zu lesen ist. Der Wermuth erjüngt sich selbst
jährlich von seinem samen / und wird heutiges tags / (ohnangesehen daß er in
allen orten hin und wider von sich selbst wächßt) auch in den Gärtten gezielet.
Wenn man aber den Wermuth in die Gärten pflanzen will / soll man die wurtzel
winden / oder hin und wider verschrencken / so [660] wächßt er desto frewdiger und schöner. Der Wermuth soll im Hewmonat
/ wenn er in bester blüth ist / zum gebrauch der Artzney gesamlet / und im
schatten getrocknet werden / denselben über Jahr zu behalten.
Gemeine Berg-Wermuth. Absinthium montanum vulgare.
2. Der Römische oder gemeine Berg-Wermuth / Absinthium montanum vulgare, J. B.
Ponticum montanum, C. B. Ist dem vorigen mit der wurtzel / stengeln / blättern
und blumen / gantz und gar gleich / allein daß es kleiner ist / wird selten über
zwey oder drey spannen hoch / ist bitter wie der gemeine Wermuth / jedoch
anmüthiger zu gebrauchen / hat auch nicht so einen unlieblichen geschmack und
geruch. Er wächßt hin und wider an vielen orten Teutschlands ind den Gebürgen.
Im Baßler-Bischthum findet man den besten Wermuth in denen Bergen bey dem Dorff
Reschets / in der Vogtey Zwingen / hinder dem Stättlein Lauffen ligend. Dieser
Wermuth soll billich in allen Artzneyen von den Aertzten und Apotheckern
gebraucht werden / so man aber ihn nicht allwegen bey der hand haben könte /
soll man an seine stattdiesen nehmen / welcher in den trocknen feldern wächßt.
3. Der wahre Pontische Wermuth Galeni, Absinthium Ponticum majus & minus.
Ponticum vulgare, folio inferius albo. J. B. Ponticum tenuifolium incanum, C. B.
bekomt ein kleine wurtzel / so mit ihren wenig zaseln hin und her in der erden
kriecht / und jährlich im Frühling viel schoß herauß stoßt / die hernach sich in
zwey oder drey spannen hohe stengel mit wenig neben-ästlein erstrecken / und
schöne zerkerffte / äsch-farbe blätter tragen. Gegen dem Herbstmonat gewinnet er
oben an dem gipffel viel kleine runde knöpflein /
Grosser Pontischer Wermuth. Absinthium Ponticum majus.
Kleiner Pontischer Wermuth. Absinthium Ponticum minus.
darauß werden schöne bleichgelbe blümlein / den vorigen ähnlich. In summa dieses
gewächs ist dem gemeinen Wermuth an stengeln / blättern und blumen durchauß
gleich / jedoch viel kleiner. Es hat aber einen lieblichen Würtz-geschmack. Nach
Herren Camerarii bericht / wächßt er an einem ort grösser als an dem andern /
daher auch zwey Figuren allhie beygesetzt sind. Obwolen er gemeiniglich in den
Gärten gezielet wird / wie er denn auch in dem Fürstlichen Eystettischen
Lustgarten anzutreffen ist / so findet man ihne jedoch in unserem Teutschland /
im Altzergaw / nicht weit von der Statt [661] Altzey und bey Gawhaseloch / wie auch zwichen Oppenheim und Nerschheim /
genugsam vor sich selbsten an dürren Rechen bey den Strassen wachsen. Er wird
von Galeno lib. 11. method. medend. cap. 16. beschrieben.
4. Der kriechende Wermuth / Absinthium Ponticum repens, sive supinum, C. B.
Absinthii species quibusdam Chamaemelum Chrysanthemum Fuchsii, J. B. hat
zerspaltene blätter. Seine Stengel / die von einer holtz- und zaßlichten wurtzel
herfürkommen / sencken sich zur Erden. Die Blümlein sind den vorigen nicht
ungleich. Der Geruch ist lieblich / der Geschmack aber bitter und gewürtzt. Man
pflantzet es gemeiniglich in die Gärten / und wird für den wahren Pontischen
Wermuth nutzlich gebraucht.
Meer - Wermuth mit Lavendel - blätteren. Absinthium marinum Lavendulae folio.
5. Der gemeine Meer - Wermuth / Absinthium maritimum Lavendulae foio, C. B.
maritimum latifolium s. Matthioli, J. B. Vberkomt rahne Stengel / so mit kleinem
Samen angefüllet sind. Die underen Blätter vergleichen sich dem gemeinen Wermuth
/ die aber oben an dem stengel stehen / werden viel kleiner / er gibt einen
bittern geschmack und starcken geruch von sich. Man findet ihne bey dem Meer.
6. Der weisse Meer - Wermuth / absinthium marinum album, Ger. Absinthium
Seriphium Belgicum, J. B. C. B. item Seriphium Germanicum succulento folio s.
Misnicum, J. B. Seriphium Germanicum, C. B. hat viel spaltig-safftige / weisse
Blätter / die sich mit dem Holländischen und Engelländischen Meer - Wermuth
vergleichen / jedoch einen stärckeren geruch von sich geben / und einen
saltzicht-bitteren geschmack haben. Er wächßt meistentheils in Meissen.
Weisser Meer-Wermuth. Absinthium marinum album.
(A. Ein schößlein Meer-wermuth.)
(B. Seine oberen Blätter.)
(C. Seine underen Blätter.)
(D. E. F. G. H. Unterschiedliche gattung
Blätter.)
Frantzösischer Meer - Wermuth. Absinthium Seriphium Gallicum.
7. Der Frantzösische Meer - Wermuth / Absinthium Seriphium Gallicum, C. B.
Seriphium tenuifolium maritimum Narbonense, J. B. vergleicht sich dem Pontischen
Wermuth / hat aber grössere / mit weisser Wollen [662] überzogene Blätter / und bringet gesprengte Saffran - gelbe Blumen
/ welchen ein kleiner / bitterer und scharffer Samen nachfolget. Das gantze
Gewächs gibt einen bitteren und gewürtzten geschmack von sich. Man findet es in
Franckreich bey Maßilien am Meer und steinichten orten. In Teutschland wird es
in den Gärten gepflantzet.
Schößlein von Jüdischem / Alexandrinischem und Aegyptischem Wermuth.
Comae Absinthii Judaici, Alexandrini & AEgyptiaci.
(A. Aegyptischer wermuth.)
(† Die grösse seiner blätteren.)
(B. B. Jüdischer wermuth.)
(C. C. * Alexandrinischer wermuth.)
8. Der Jüdische Santonische Wermuth / Absinthium Santonicum Judaicum, C. B.
Lumbricorum Semen Rauvvolfio, J. B. Wächßt sehr viel im Jüdischen Land /
insonderheit aber umb Bethlehem der Heiligen Geburts-Statt unsers Heilands. Er
überkomt allda aschenfarbe blättlein / die sich dem gemeinen Wermuth zimlich
vergleichen / bringt viel dünne stengelein voll kleinen gelblichten Samens / ist
eines unlieblichen geruchs und sehr ditteren geschmacks / mit einer gesaltzenen
Schärffe.
9. Der Alexandrinische Wermuth / oder das wahre Wurmsamen - kraut / Absinthium
Santonicum Alexandrinum, C. B. Lumbricorum semen vulgare & Matth. J. B.
ist ein staudicht Gewächs / so mit vielen Stenglen und Neben - zweiglein
bekleidet / auch mit unzahlbahrem kleinem Samen angefüllt ist / gibt einen
bitteren geruch und einen unlieblichen geschmack von sich. Man bringet ihne auß
Alexandria und umbligenden orten. In Teutschland wird er leichtlich in den
Gärten von dem frischen Samen gezielet / bekomt wenig kleine Blätter / ist aber
an allen Aestlein von unden an biß oben auß voll Samens. (Würm bey den Kinderen.) Allhier solle ich billich
anmercken / daß / wie dieser Wurm - samen / roh oder verzuckert den Kinderen /
so von den Würmen geplaget werden / dienlich ist / also thut er hingegen
denjenigen / so keine Würm im Leib haben / mehr Schaden als Nutzen bringen.
10. Der Aegyptische Wermuth / Absinthium Santonicum AEgyptiacum, C. B. bringt
subtile / weißlichte Blättlein / so an einem langen stiel gegen einander über
stehen / er hat ein starcken doch nicht unlieblichen geruch / der geschmack ist
ein wenig bitter. Dieses Kräutlein vergleichet sich der kleinen Stabwurtz / daß
man sie kaum von einander unterscheiden kan / allein wird er weisser /
wollichter und kleiner. Ist ein Sommer - gewächs / und muß im Winter in warmen
Kelleren erhalten werden.
Eigenschafft.
Der Wermuth hat ein ölicht - flüchtiges / bitteres Saltz bey sich / wärmt daher
und trucknet / erdünneret / erweicht / eröffnet die Verstopffungen aller
innerlicher theilen / stärckt den Magen / bringt Eßlust / treibt und tödtet die
Mürm / deförderet die monatliche Reinigumg / zertheilet die Wind / und
widerstehet allem Gifft und Fäulung.
Gebrauch.
Bey den Kömern ware ein Gebrauch / daß nach vollendeten Megalensischen
Schauspielen / der überwinder / nachdem er mit frolocken des Volcks auß seinem
Wagen gestiegen / auch wider seinen Willen / von dem Wermuth-wein trincken mußte
/ darbey ihne der Römische Schultheiß also anredete: Disce, ô Victor! Fortunae
mores, quae suavibus & jucundis semper amari quidpiam admiscere solet.
Lehrne / O du überwinder! die Sitten des Glücks / welches allezeit under die
lieblichen und anmuthigen sachen etwas bitters zu vermischen pfleget.
(Schwacher und kalter Magen / Fäulung und Gall in dem
geblüt / Gift / Engbrüstigkeit / Auffstossen des Magens.) Der Wermuth
erwärmet und stärcket den schwachen und kalten Magen / reiniget das Geblüt von
der Fäulung und Gall / widerstehet dem Gifft / wehret der Engbrüstigkeit und dem
Auffstossen des Magens. In alle Kranckheiten des Magens / die ihren ursprung von
kälte her haben / ist nichts dienlichers als der Wermuth.
Was massen auß dem Wermuth ein sehr nutzliches Laxier-säcklein für Mann- und
Weibs-personen zubereitet werde / ist bey der Veyelwurtz an ihrem ort angezeigt
worden (Wassersucht.) / allda auch ein bewehrtes
Mittel wider die Wassersucht / von der Wermuth-aschen gefunden wird.
(Ansteckende Seuch bey dem Rindvieh und den
Schaaffen.) Es dienet auch der Wermuth dem Rindvieh und den Schaaffen /
daher die Hirten den gestossenen Wermuth mit Saltz vermischt / denselben zu
lecken geben / sie dadurch vor ansteckenden Seuchen zu bewahren.
In dem Vieh-sterben solle man morgens (Vieh -
sterben.) und abends das Rindvieh in den ställen mit Wermuth beräuchem.
(Würm der Pferden im Leib.) Wider die Würm der
Pferden in dem Leib: Nim Wermuth / Feigbonen / Tausendgulden-kraut jedes ein
halb loth / Rettich-samen ein quintlein / Hirschhorn ein halb loth: stosse alles
zu einem reinen pul [663] ver / und
schütte es dem Pferd in weissem Wein ein; nach dreyen tagen soll man ihme
nachgesetztes Clystier geben: Nim Wermuth und Rauten jedes drey handvoll / siede
es in einer maß Wasser / diß ein halbe eingesotten / in dieser halben maß zerlaß
eine Rindsgallen / und zwey loth gestossenen Aloes / und schütte solches dem
Pferd Clystier-weiß ein.
Oder nim Wermuth / Braunwurtz jedes drey quintlein / Sevenbaum / Feigbonen /
Aloes jedes ein quintlein: stosse alles zu einem pulver / gib es dem Pferd
morgens nüchter auff Brot ein / und laß es zwey (Würm
der Kinder.) stund darauff fasten.
Ein treffliches pulver für die Würm der Kinder / welches bey uns allhier zu Basel
in den Apothecken von vielen Jahren hero gemein ist. Nim des besten Wurmsamens
ein halb loth / Corallen-mooß / frische Senetblätter jed. 1. quintl. Corian
der-samen / gute Rhabarbara / zubereitet Hirschenhorn / jed. ein halb quintl.
Diagridium 5. gran. Stosse alles zu einem reinen pulver / und gib dem Kind /
wenn der Mond nidsich gehet / morge̅s nüchter ein
messerspitzleinvol in milch ein.
Wenn man das Wermuth-kraut gebrauchen will / daß es nicht zu starcken geruchs
seye / solle man es zuvor durch ein siebend Wasser etliche mal ziehen.
(Blöder erkalter Magen / Grimmë / bauchweh / würm
Gelbsucht / Wassersucht / versteckte Weiberzeit.) Das bestillierte
Wermuth-wasser auff ein oder zwey loth getruncken / stärcket und erwärmet den
blöden erkalten Magen / stillet das Grimmen und Bauchweh / treibet auß die Würm
/ zertheilet die Gelbsucht / wehret der Wassersucht / und fürdert die mon
altiche Reinigung der Weiber.
Ein guten Wermuth-wein zu machen: Nim Alantwurtzen sechs loth / Tamarisken vier
loth / Berg-Wermuth fünff handvoll / Tausendgulden-kraut / Cardobenedieten /
Odermenig / edel Leberkraut / Hirschenzungen / Ehrenpreiß jedes drey handvoll:
zerschneide alles groblicht / thue solches in (Erkältung schmertzen und Auffblähung des Magens / Widerwillen zu der speiß
Verstopffung der kalten Leber / Miltzes un̅ der Nieren /
Gelbsucht und Lendëweh / Glieder - kranckheiten / Schlag / Fallende sucht /
verlohrne Sprach / Auffbläbung des Leibs / Würm / verhaltene Weiberreinigung
/ Grimmen vergiftung des Quecksilbers.) ein sauberes fäßlein / so ein
Ohmen oder dreißig maß hält / schütte darüber ein Ohmen des guten weissen Mosts
/ laß alles wol verjäsen / und ein Wochen sechs oder acht stehen / alßdenn
trincke morgens nüchtern / oder bey dem mittag-essen nach der Suppen ein
gläßlein voll. So kein guter Most zu bekommen wäre / kan er auch mit gutem alten
weissen Wein angesetzt werden. Dieser Wermuth ist insonderheit dienlich dem
kalten Magen / und stillet den Schmertzen und Auffblähung desseltigen; er
vertreibet den Widerwillen zur Speiß / fürdert die Däwung / und dienet den
kalten flüßigen menschen: er öffnet die Verstopffung der kalten Leber und Miltzs
/ vertreibt die Gelbsucht und Lendenweh / und treibet den Harn: er wird auch
gelobet für die Glieder-kranckheiten / denn er verzehret die übringen
Feuchtigkeiten und stärcket die Glieder: er bewahret vor dem Schlag und
Fallenden Sucht / und bringt wider die verlohrne Sprach: er zertheilt die
innwendigen Auffblähungen des Leibs / tödtet die Würm / und befürdert die
verhaltene Monatliche Reinigung der Weiber: er ist sehr gut für das Grimmen /
dienet auch für die Vergifftung des Quecksilbers im vergülden / derowegen die
Goldschmied ihnen diesen Wermuth-wein sollen lassen befohlen seyn. Er ist auch
ein gesunde Artzney denen / welche zuviel Melonen und kaltes Obst genossen
haben: er behütet den Menschen vor der Pest / derowegen wird er nutzlich in der
Pest-zeit getruncken. Daher diejenigen / welche zu den von der (Pest.) Pest angesteckten Menschen gehen müssen /
sollen zuvor einen bissen Brot mit gesatzenem Butter essen / und einen guten
trunck (Zittern / schwache Glieder.)
Wermuth-wein darauff thun: er benimt auch das Zittern / denn er stärcket die
schwachen Glieder. Morgens nüchtern von Wermuth-wein getruncken / verhütet die
Trunckenheit. Welche die Schiffarten auff dem Meer verrichten müssen / sollen
sich des Wermuth-weins bedienen / denn er verhütet das Erbrechen und stärcket
den Magen. Gesunde Leuth / und die ein gar zu hitzige Leber haben / sollen sich
des Wermuth-weins enthalten / denn er ihnen schädlich ist.
(Pest.) Ein anderer nutzlicher Pest-wein: Nim
Tormentill-wurtzel / Zittwar jedes ein halb loth / Wasser-knoblauch /
Cardobenedicten / Wermuth jedes ein handvoll / Citronenrinden / Muscatnuß jedes
ein quintlein / Muscaten-blüth ein halb quintlein / zerschneide alles / schütte
darüber zwey maß weissen Wein / laß es 24. stund stehen / alsdenn gebrauche es /
wie erst angezeigt worden.
(Wassersucht.) Matthiolus berichtet / daß er mit
der Wermuth-Lattwerg vielen von der Wassersucht geholffen habe: man solle alle
tag morgens ein loth darvon nehmen / doch muß der Leib zuvor wol purgieret seyn.
(Drey- und viertägig Fieber / Wassersucht /
Grimmen.) Das in den Apothecken recht zubereitete Wermuth-saltz stärcket
den Magen / widerstehet den drey- und viertägigen Fiebern / ist gut vor die
Wassersucht und das Grimmen / so man ein scrupel schwer in zwey loth seines
destillierten Wassers einnimt. Wenn ein Mensch von der Pest angegriffen wird /
nim des besten Theriacs ein quintlein / Wermuth-saltz ein halben scrupel /
zerlaß es in Cardobenedicten-wasser / gibs dem Krancken ein / und laß ihn wol
darauff schwitzen.
(Grimmen der jungen Kindern.) Ein nutzliches öl /
so die Weiber in Teutschland gemeiniglich Grim̅-öl nennen / für
die Kinder wenn sie grosse Leibweh leiden / und man davon die Gichter besorget.
Nim gekocht Wermuth- Rauten- Chamillen- und Müntz-öl jedes ein halb loth / mache
es warm und salbe damit dem Kind etliche mahl bey tag und nacht das bäuchlein.
(Schwaches feuchtes haupt / Flüß / Schleim auff der
Brust / kalter Magen Verstopffung der Leber und Miltz / zu ruck gebliebene
Weiber-reinigung / Pest.) Auß dem Wermuth wird ein köstliche Essentz
gezogen / welche insonderheit alten Leuthen dienlich ist / denn sie stärcket das
schwache feuchte Haupt / wehret den Flüssen / reiniget die Brust von allem
Schleim / befördert den Außwurff / erwärmet den kalten Magen / macht Lust zum
essen / eröffent die verstopffte Leber und Miltz / befördert den Weibern ihre
zuruck gebliebene monatliche Reinigung / wird nutzlich zur Pest-zeit gebraucht:
man nimt davon morgens nüchter in einem paar löffelvoll weissen Wein zehen oder
zwölff tropffen. Nim guten Wermuth ein loth / Cardobenedieten ein quintlein /
Tausendgulden-kraut 20. gran / Galanga 80. gran / Calmus und Pomerantzen-rinden
jedes ein halb quintl. starcken Brann [664] tenwein8. loth / laß es acht tagstehen / alsdenn trucke es auß /
siechte es / und behalte es auff zur nothurfft in einem sauberen glaß.
CAPUT CIV.
Ehrenpreiß Männlein. Veronica mas.
Namen.
EHrenpreiß heißt Lateinisch / Veronica. Italiänisch / Veronica. Frantzösisch /
Veronique, Herbe aux Ladres. Dänisch / Erenpryß. Niderländisch / Erenpriiß.
Englisch / Speedwell or Fluellin. Grundheil wird es auch wegen seiner heilsamen
Tugend und Würckung genennt.
Geschlecht und Gestalt.
Es hat dieses Krauts zimlich viel Geschlechter / deren wir aber allhier nur
etliche wenig / welche sehr gemein hin und wider sind / beschreiben wollen.
1. Das erste Geschlecht / Ehrenpreiß Männlein / welches allhier abgebildet stehet
/ und in der Artzney für andern gebraucht wird; Veronica mas erecta, C. B. item,
Veronica mas supina & vulgatissima, Ejusd. Kriecht auff der Erden mit
seinen dünnen / röthlichten und rauchen Stengeln. Die Blätter sind länglicht /
schwartz - grün / rauch / und mit zarten / reinen kerffen zerschnitten. Seine
kleinen / vier - blättigen Blumen erscheinen weiß - purpurfarbig / so die
abfallen / findet man sehr kleinen Samen in kleinen täschlein verschlossen. Die
Wurtzel ist nicht groß jedoch zaßlicht. Er wächßt an ungebawten orten / und in
grosser mänge in Oesterreich / Ungarn / Steyrmarck und Mähren. Dieser ist
zweyerley art / denn der einte bringt breitere blätter / und ein länger Blumen -
ähre / der andere aber hat schmälere blätter / und ein kürtzer ähre. Der beste
ist / welcher bey den Wurtzeln der Eychbäumen wächßt / und in dem Hewmonat
gesamlet wird.
2. Der gerade breit - blättige Ehrenpreiß / Veronica spicata latifolia, C. B.
major latifolia foliis splendentibus & non splendentibus, J. B. Bekomt
elen - hohe Stengel / so bißweilen länger werden / sie haben wenig äste / aber
viel knöpff / auß welchen drey zoll lange / und einen zoll breite / dicke /
schwartz - grüne / gläntzende / wenig gekerffte / und scharffschmäckende blätter
/ an ihren gegen einander über stehende̅ stielen herfürwachsen.
Seine zusammengedrungene bleiche Blumen erscheinen oben an den Stengeln ähre -
weiß / welchen der kleine / braune Samen in breiten täschlein nachfolget. Er
wächßt auff den Oesterreich- Steyrmärck- und Ungarischen Gebürgen. Blühet im
Brach- und Hew - monat / der Samen aber wird in dem Augstmonat reiff.
3. Der gerade schmal - blättige Ehrenpreiß / Veronica spicata angustifolia, C. B.
item, Veronica spicata minor, Ejusd. spicata recta major & minor, J. B.
Hat ein zaßlichte Wurtzel / so neben der seiten sich fortpflantzet. Die Stengel
werden grün / gerad / elen-hoch / und mit Knoden oder Gläichen unterschieden /
auß welchen seine schmalen / ablangen / haarigen Blätter herfürkommen / so gegen
einander über stehen. Auff dem gipffel der Stengeln sitzen die himmel-blauen
Blumen wie ein dickes Aehre / sie haben vier blätter / und in der mitte zwey
fäßlein. Der kleine rothe Samen ligt in glattem zwey - spältigem häußlein / und
wird im Augst- oder Herbstmonat zeitig.
Eigenschafft.
Ehrenpreiß ist bitterlicht am geschmack / und ziehet zusammen / darauß leichtlich
abzunehmen / daß seine natur warm und trocken seye. Sonderlich führet er subtile
/ balsamische und alkalische saltz - theilgen bey sich / dadurch er die
eigenschafft hat / aller säure zu widerstehen / den zähen schleim auff der Brust
und anderstwo zu erdünneren / verstopffungen der Brust / Leber / Miltz und
Nieren zu eröffnen / die Flüsse des Haupts zu vertheilen / Wunden und Schaden zu
säuberen und zu heilen / durch den Harn und Schweiß zu treiben.
Gebrauch.
Es wird dieses Kräutlein wegen seinen reichen Tugenden sehr gelobet / (daher es
billich den Namen Ehrenpreiß trägt) zu vielen innerlichen und äusserlichen
Gebresten (Versehrte Lungen /) des Leibs /
fürnemlich aber zu der versehrten Lungen / welche es heilet / und vor der
Fäulung bewahret: daher die Hirten ihre (Lungsüchtige
Schaaff.) lungsüchtigen Schaaff mit diesem Kraut erhalten / denn sie
es ihnen mit ein wenig saltz eingeben: derowegen sollen sich diejenigen dieses
Krauts fleißig auff nachfolgende weiß (Mangel in der
Brust un̅ Lungen.) bedienen / so ein mangel in der Brust
und Lungen haben: Nim Scabiosen-kraut / Ehrenpreiß jedes eine handvoll /
geschaben Süßholtz ein halb loth / frische Feigen ein loth / zerschneide alles /
siede es in zwo maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / sei [665] ge es / thue darzu 6. loth
gestossenen weissen Zucker / und lasse den Krancken nach belieben davon
trincken.
(Miltzsüchtige.) Matthiolus meldet / daß dieses
Kraut auch den Miltzsüchtigen gar gut seye / so man es in weissem Wein siede /
und davon etliche tag nach einander trincke.
Diese Kraut ist ein fürtrefliches Wundkraut / innerhalb und ausserhalb des Leibs
zu gebrauchen.
(Frische und alte Wunden / Grind / Raub.) Fürnehme
Wund-ärtzt rühmen dieses Kraut wider frische und alte Wunden / so man es in
Wasser siedet / ein wenig Alaun darein legt / und die Wunden darmit außwäscht /
also dienet es auch für den Grind und Räudigkeit des Leibs.
(Grim̅en / Grieß / Nierenstein.) Ein
gutes Hauß-clystier wider das Grimmen / Grieß und Nieren-stein: Nim Ehrenpreiß
drey handvoll / siede es in Wasser / seige es / und nim darvon 16. loth /
alßdenn zerlasse darinn süß Mandel-öl 3. loth / Zucker 2. loth /
Capaunen-schmaltz 1. loth / vermische alles wol zu einem Clystier.
(Gelbsucht / Lendenstein / Gift / Schwindel / schädliche
Dämpff des Magens / Verstopffung der Leber und Miltz / fürnemlich der
Lunge̅ / zäher Schleim auff der Brust /
Lungengeschwär.) Das bestillierte Ehrenpreiß-wasser wird insonderheit hoch
gelobt wider die Gelbsucht / den Lendenstein und das Gifft / vertreibet den
Schwindel / bekräfftiget das Hirn / erwärmet den Magen / stärcket die Däuung /
machet lust zur Speiß / verzehret die schädlichen Dämpff so vom Magen übersich
riechen / und den Schwindel verursachen / eröffnet die Verstopffung der Leber
und Miltzes / fürnemlich aber der Lungen / denn es zertheilet den zähen Schleim
auff der Brust / und befürderet den Außwurff / heilet die Lungen-geschwär /
reiniget das Geblüt / Nieren / Mutter und Blasen / so man morgens und abends 3.
oder 4. loth dieses Wassers trincket.
Ein Gurgel-wasser von Ehrenpreiß-wasser (Mund-geschwär
von der Frantzösischen Seuch. Essentz / Syrup / Wunden / Schaden /
Lendenwehe / Brustkranckheiten.) gemacht / und es offt laulicht
gebraucht / heilet die Mund-geschwär / insonderheit / so sie von der
Frantzösischen Seuch herrühren.
Man kan auch auß frischer Ehrenpreiß mit Branntenwein eine Essentz außziehen /
oder einen Syrup davon machen / welche beyde sehr fräfftig sind in allen
Brust-kranckheiten / Wunden / Schäden / Nieren- und Lenden-wehe. Von der Essentz
kan man täglich ein paar mahl biß 30. tropffen / von dem Syrup aber offt ein
löffelvoll geben.
(Warm Ehrenpreißtranck. Hauptschmertzen / Augenwehe /
Zahnweh / Husten / Grimmen / Häisere / versaltzen Geblüt / Stein / Sand und
Schleim der Niere̅ / Schwache Gedächtnuß / Schlagflüsse.
Monatliche Reinigung.) Wenn man die Blätter des Ehrenpreises / ehe die
Blumen herfürkommen / zu end des Mäyens oder anfang des Brachmonats samlet / wie
die Thée-blätter dörret und zubereitet / so haben sie durchauß einerley Krafft
und Tugend mit den Thée-blättern / und können also mit grossem nutzen / und
nicht geringerer lieblichkeit an statt dieses Indianischen Krauts zu dem warmen
Tranck fleissig gebraucht werden: massen solches Tranck alle Flüsse des Haupts
und der Brust zertheilet und aufftröcknet / die Haupt-schmertzen / Augenwehe /
Zahnschmertzen / Husten und Grimmen stillet / die Häisere vertreibet / das
versaltzene / scharffe und hitzige Geblüt durch den Harn reiniget / Schleim /
Sand und Stein der Nieren außtreibet / die Gedächtnuß stärcket / vor
Schlagflüssen bewahret / die Mutter reiniget / die monatliche Reinigung
befürderet / (Unfruchtbarkeit / Wunden /
Geschwär.) die unfruchtbaren Weiber fruchtbar machet / und endlich zu
heilung allerhand Wunden und Schäden sehr beförderlich ist. Das warme Tranck
davon bereitet man wie das Thée-tranck.
(Frische Wunden.) In frischen Wunden / so man des
tages zweymal vier loth dieses Wassers trincket / schwitzet es / nach Loniceri
bericht / zur Wunden herauß / gleich als Baumöl: wasche (Böfe Schäden und Versehrungen an heimlichen
orten.) auch die Wunden mit diesem Wasser früh und spath / netze leinerne
tüchlein darinn / lege es darüber / es heilet die Wunden / böse Schäden / und
Versehrungen an heimlichen Orten / wie solches Matthiolus berichtet.
Nicolaus Agerius in dem 1. Theil seiner (Unfruchtbare
Frawen.) Teutschen Apotheck Cap. 62. vermeldet / daß die Frawen / so
von grosser Mastigkeit und Fette unfruchtbar sind / dieses Kraut und Wasser in
hohen Ehren halten sollen / denn es alle Uberflüßigkeiten verzehret / erwärmt
die Geburts-glieder / und tröcknet sie von aller Feuchtigkeit / so der
Empfängnuß verhinderlich ist / dahero Simon Pauli in seinem Quadripartito
Botanico Class. 3. p. m. 513. berichtet: Daß Dänische Weiber / von hohem und
nidrigem Stand / die wegen grosser Fette unfruchtbar waren / mit Leibesfrucht
erfrewet worden / welche Ehrenpreißkraut zu Pulver gestossen / mit seinem
destillierten Wasser viel tage lang gebraucht haben.
(Pest.) Wenn einen Menschen die Pest angestossen
hat / zerlasse alsobald ein quintlein des besten Theriacs mit zwey loth
Ehrenpreißwasser / und gib es dem Krancken zu trincken / darauff er wol
zugedeckt schwitzen soll.
(Gefährliche offene Schäden an den Schienbeinen.)
Alß Herr Fridrich Günther / Königlicher Dänischer Secretarius, ein gefährlichen
offenen Schaden an den Schienbeinen etliche Jahr erlitten / und weilen er bald
das gantze Schienbein angegriffen / daran ein lange zeit grossen Schmertzen
außgestanden / hat er kein bessere hülff gespühret / als von tücheren in
Ehrenpreiß-wasser geduncket / und über die Schienbein geschlagen / darauff sich
(Dicke schüppichte Raud der Kinderen.)
gleich die Hitz gelegt / und der Schmertzen gestillet hat. So man in diesem
Wasser tüchlein netzet / und über die dicke / schüppichte Raud der Kindern leget
/ nimt es dieselbige hinweg.
(Bresten der Brust und Lungë / verstopffte Leber /
Miltz und Mutter.) Die Kräuter-wein / so von Ehrenpreiß gemacht /
bekommen denen gar wol / so an der Brust oder Lungen bresthafftig sind /
eröffnen die verstopfte Leber / Miltz und Mutter.
Das in den Apothecken zubereitete Ehrenpreiß-saltz / ist fürnemlich denen gut /
welchen (Fäulung der Lungen.) die Lungen
anfanget zu faulen: Nicolaus Braunius hält darfür / daß man solchem Gebrechen
mit keiner Artzney besser könne abhelffen; dennoch soll man das pulver des
gedörrten Ehrenpreises täglich fleißig eingenommen / hierinnfalls weit höher und
kräfftiger achten.
CAPUT CV.
Isop. Hyssopus.
Namen.
ISop / Ispen / Kloster- oder Kirchenhysop heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hyssopus, Hys [666] sopum.
Isop. Hyssopus.
Italiänisch / Hisopo. Frantzösisch / Hissope, Hysope. Spanisch / Hissopo.
Englisch / Hysope. Dänisch / Isop. Niderländisch / Hissop.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Isop / Hyssopus Officinarum coerulea, s. spicata, C. B. vulgaris
spicata angustifolia, J. B. ist ein bekantes Gartenkraut / welches viel zweige
gewinnet / so anderthalb schuh hoch / und von unden an diß oben auff mit schönen
/ schwartz-grünen / länglichten und steiffen blättern besetzt sind / welche sich
dem Saturey vergleichen / und einen scharffen auch etwas bittern geschmack von
sich geben. Er bringt an den stengeln viel himmel-blaue geährte blumen / die
bißweilen wie Bisam riechen / denen ein schwartzes sämlein in seinem Hülßlein
nach folget. Die wurtzel ist lang und holtzicht / er blühet im Hewmonat /
alßdenn man ihne auch zur Artzney einsamlet. In den Gärten leibet er die örter /
so an der Sonnen ligen / und nicht fett sind. Bißweilen findet man ihne auch mit
zerschnittenen und bleich-gelben blättern. In dem Fürstlichen Eystettischen
Lustgarten / wird er mit himmel-blauen / weissen und rothen blumen angetroffen.
2. Der Berg-Isop / Hyssopus angustifolia montana aspera, C. B. Hyssopum montanum
Cilicium quibusdam, J. B. ist dem vorigen an stengeln / blättern und blumen
gleich / allein sind seine Blätter etwas raucher / bitterer und nicht so scharff
/ so man ihne in die Gärten versetzt / nimt er die Natur der zahmen an sich.
Camerarius hat ihne in Francken auff den Bergen / bey dem Schloß Streitberg
angetroffen.
Gleich wie der Isop hier zu Lande ein zartes und kleines Kraut ist / als thut er
hingegen in den Ländern gegen Morgen viel höher und länger als eine elen
wachsen. Und diß ist dasselbe Kraut / an dessen stock die Juden den Schwam
steckten / da sie unsern Heiland Jesum an dem Creutz mit Eßig erquicken wolten.
Denn die Creutz stunden so hoch nicht / wie sie ins gemein abgebildet werden /
wie solches Claudius Salmasius in seinem dritten lateinischen Sendschreiben von
dem Creutz Christi und dem Isop / an Thomam Bartholinum zierlich erwiesen hat.
Johann von Beverwyck / Medicus zu Dortrecht in Holland / hat den Isop in seinem
Garten einer halben elen lang gepflantzet / der stamm davon ware holtzicht /
also daß er ihne fürkein Kraut / sondern vielmehr für eine Stauden geachtet.
Eigenschafft.
Isop ist warm und trocken im dritten grad: führet viel flüchtiges / scharffes
ölichtes Saltz bey sich; daher er auch die eigenschafft hat zu erdünnern / zu
eröffnen / zu reinigen / zu zertheilen / das Haupt / Brust und Magen zu stärcken
/ den Harn und monatliche Reinigung zu befördern.
Gebrauch.
(Gebrechen der Brust und Lunge̅
Verstopffung der Lungen von zähem Schleim / alter Husten / schwerer Athem /
Häiserkeit /) Des Isops fürnehmste krafft ist / die Gebrechen der
Brust und Lungen zu vertreiben / dazu er hoch gelobt wird / als da sind: die
verstopffungen der Lungen von zähem schleim / alter Husten / schwerer Athem und
Häiserkeit. Nim geschaben Süßholtz ein loth / weissen Andorn / Ehrenpreiß / Isop
jedes ein handvoll / frische Feigen und Brustbeerlein jedes ein halb loth /
zerschneide alles / siede es in zwey maß Wasser / so lang als man ein hart Ey
siedet / und lasse den krancken nach belieben davon trincken.
(Unverhoffter schmertien von schwerer last.) Isop
mit Salbey in weissem Wein gesotten und darvon getruncken / ist denjenigen gut /
die sich klagen / daß sie zu schwer und hart gehoben / und ihnen darüber wehe
gethan haben.
(Rothe augen von underloffenem blut.) So man den
Isop in ein tüchlein bindet / ein wenig in Wein siedet / und außgedruckt
laulicht auff das zugeschlossen Aug legt / zertheilet es die Röthe der Augen von
underloffenem bluth.
(Isop Essentz.) Isop / wenn er in samen zu
schiessen beginnet / genommen / wol gewaschen und gesäuberet / (Husten / Engbrüstigkeit / Magenwehe / Eßlust / Grim̅en / Mutterwehe / Schwachheit der Nerven. Schlagflüß.)
hernach zerhackt / Branntenwein darüber geschüttet / wol vermacht / und in
warmem Sand acht tag über / oder länger stehen lassen / gibt eine Essentz oder
Tinctur ab / welche man durch ein sauber tuch seigen / mit Zucker versüssen /
und in Husten / Engbrüstigkeit / Magenwehe / verlohrenem Eßlust / Grim̅en / Mutterwehe / auch in schwachheit der Gliedern und Nerven
auff 30. diß. 40. oder mehr tropffen täglich mit grossem nutzen gebrauchen kan.
Diejenigen / welche Schlagflüsse zu befürchten haben / sollen sehr offt des
Jahrs durch biß auff einen halben löffelvoll davon zu sich nehmen.
(Haupt-Brust-Magen- und Mutter-Elixir.) Sonsten
kan man auch ein rechtes Haupt-Brust-Magen- und Mutter-Elixir auff folgende
weise zurichten: Nim frische Ehrenpreiß / Isop / Mayoran / rothe Rosen /
Klapper-rosen jeder gattung ein paar gute handvoll / Florentinische Veyelwurtz /
Roßhu [667] ben-wurtz jedes 2.
loth / Alant-wurtz / Benedicten-wurtz / Osterlucey-wurtz jedes 1. loth / Zimmet
2. loth / Cardamömlein / Cubeben / Aloes-holtz / rothen Santal jedes ein loth /
Gewürtz-nägelein / Muscat-blüth jedes ein halb loth / Fenchel-samen / Aniß-samen
jedes drey quintlein / die schalen von einer oder zwey frischen / safftigen
Citronen / zerhackt alles under einander / thuts in ein sauber glaß / gießt
einen guten Kirschen-branntenwein / welches man bey uns insgemein schwartz
Kirschen-wasser zu nennen pflegt / darüber / biß es vier finger breit oben
übergehet / vermacht das glaß wol / laßts in warmem Sand oder an der Sonnen
etliche wochen über stehen / biß die krafft wol auß den speciebus gezogen /
hernach leigets durch ein tuch / und thut gleiches gewicht guten weissen Zucker
darunter / laßts annoch an der Sonnen in wolvermachtem glaß etliche tag über
stehen / biß der Zucker wol vergangen und zerlassen ist / und behalts demnach
zum gebrauch auff. Man nimt davon ein biß zwey löffelvoll auff einmahl ein:
dienet in allen oberzehlten kranckheiten / und ist eine rechte
Haupt-Brust-Hertz-Magen- und Mutter-stärckung.
(Alter Husten des Viehs. Seigerer oder zäher
Wein.) Columella lobet den Isop wider den alten Husten des Viehs.
So man den Wein der seiger oder zähe worden ist / widerumb zu recht bringen will:
nim ein maß desselbigen Weins / strewe gestossenen Isop darein / und gieß es in
das faß.
(Gebresten der Brust und Lungen / Seitenstechen von
kalte.) Man findet in den Apothecken ein Syrup von Isop zubereitet /
welcher gar kräfftig ist wider die oberzehlte Gebresten der Brust und Lungen /
er zertheilt den zähen Schleim / und befürdert ihne zum außwurff / wendet die
Flüß ab / so von dem Haupt auff die Brust und Lungen fallen / ist gut wider das
Seitenstechen / so von kalten Flüssen herkomt / man soll nach belieben offt
davon ein löffelvoll (Gebresten der Brust und Lunge̅ / Würm / Wassersucht von Kälte / verstopffung der erkalteten
Leber und Miltzes / kalter Magen un̅ Mutter / verstandene zeit
der Weiber / Zahnwehe von kälte. Alter Husten / Engbrüstigkeit
Grimmen.) nehmen.
Das bestillierte Isop-wasser / so man dessen ein paar loth trincket / hat
oberzehlte Tugend wider alle Gebresten der Brust und Lungen / treibt auch die
Würm auß / zertheilet die Wassersucht / so von Kälte entspringt / eröffnet die
Verstopffungen der erkalteten Leber und Miltzes / erwärmet den Magen und die
Mutter / und befürdert die verstandene zeit der Weiber. Isopwasser im Mund
lawlicht gehalten / vertreibt das Zahnweh / so von Kälte verursacht wird.
Es wird in den Apothecken auß dem kraut wenn es im samen ist / ein Oel destillirt
/ so man dessen ein paar tropffen in einem lauteren Kümmich-brühlein einnimt /
dienet es wider den alten Husten / Engbrüstigkeit und das Grimmen.
CAPUT CVI.
Stöchaskraut. Stoechas.
Namen.
STöchaskraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Stoechas, Stichas, Stoechas Arabica sive purpurea. Italiänisch /
Stechade, Steia. Frantzösisch /
Stöchaskraut. Stoechas.
Stechados, du Stechas. Spanisch / Cantuesso, Cantuerca. Englisch / Stickados /
Cottenwood / Frensch Lavender. In Hochteutscher Sprach wird es auch Römischer
oder grosser Italiänischer / und fremder Kümmel oder Thymian genennt.
Gestalt.
Man findet dieses Gewächses sechs underschiedliche Geschlechter / deren das
allhier abgebildet stehende gemeine Stöchaskraut / Stoechas purpurea, C. B.
Arabica vulgò dicta, J. B. Stoechas s. Spica hortulana, Ger. dem Lavendelkraut
ziemlich nahe komt; hat eine holtz- und dicklichte wurtzel / auß welcher viel
holtzichte zweige oder schößlein ein biß anderthalb elen auffschiessen / und mit
länglichten / dicken / äschenfarben blättlein bekleidet / auch an den gipffeln
mit vielen / kleinen / blauen oder purpurfarben / bißweilen auch weissen /
zusammen gedrungenen blümlein gezieret werden: auff welche denn endlich die
braunen sämlein folgen. Das gantze Kraut hat einen aromatischen etwas
bitterlichen geschmack und lieblichen geruch.
Stöchaskraut bringt man dürr in Teutschland: man findet es in Franckreich / in
dem Wald Grammont bey Montpelier / wie auch in den kleinen Mittelländischen
Meer-Inseln / welche von wegen der menge dieses Krauts Stoechades genennt
werden. Es wächßt auch in Arabia / von dannen es mit andern Specereyen nach
Alexandria / und ferners zu uns gebracht wird. Man findet es auch in Candien und
auff etlichen Italiänischen Gebürgen / als auff dem Berg S. Juliani bey Pisa /
wie auch in Apulia / auff dem Engels-berg Gargano. Doch ist das Arabische
Stöchaskraut das edelste / welches dickere ästlein als die andern herfür
bringet. [668] In Spanien und Portugall
überkomt es tieff zerkerffte und krause Blätter.
Bey uns gehet es nicht allein von frischem / sondern auch altem Samen in den
Gärten auff / trägt aber selten Blumen und Samen.
Eigenschafft.
Das Stöchaskraut ist warmer Natur in dem ersten / und trocken in dem andern grad:
Ist mit einem flüchtig-aromatischen Saltz begabet / und hat daher gleiche
eigenschafft mit dem Isop und der Salbeyen / das Haupt / Brust / Hertz und
Mutter zu stärcken / und allem Gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
(Gebrechen der Brust und Lungen / Schwindel Schlag /
Fallende Sucht / Gifft.) Von diesem Gewächs werden die schönen /
kurtzen zusammen gedrungenen ähren am meisten gebraucht / als ein kräfftige
Erquickung des Haupts und Hertzens. Die Alten haben dem Stöchaskraut gleiche
krafft mit dem Isop zugeschrieben / nemlich daß es den Gebrechen der Brust und
Lungen nutzlich seye / und alle innerliche Glieder des Eingeweids eröffne. Es
wird auch sehr gelobt das Haupt zu stärcken / dienet wider den Schwindel /
Schlag und Fallende Sucht / und widerstehet dem Gifft. Man kan es neben andern
Kräutern in Wein legen und davon trincken; oder dasselbe in einem
Fluß-brantenwein und Schlagwasser thun und also gebrauchen.
(Verstopffung der Leber und Miltzes / versteckter Harn
und Frauenzeit / Gifft / Schwindel Schlag / Fallende Sucht / Zittern /
Gebresten der Brust und Lungen / Schlaffsucht. Raltes un̅
blödes hirn) Dieses Kraut mit seinen Blumen in Wein gesotten und
getruncken / öffnet die verstopffung der Leber und Miltzes / reiniget und
stärcket die innerlichen Glieder samt dem gantzen Leib / treibet den Harn und
die Frauen-zeit / wehret dem Gifft / und hilfft wider die Kranckheiten / so sich
von Kälte erregen / als da ist der Schwindel / Schlag / schwache Gedächtnuß /
Fallende Sucht / Schlaffsucht / Zittern / ist auch zu den Gebresten der Lungen
und Brust sehr gut. Den hitzigen Naturen ist der innerliche gebrauch dieses
Krauts sehr schädlich.
An Stöchaskraut und Blumen gerochen / auffgelegt / oder das Haupt darmit gezwagen
/ stärcket das kalte und blöde Hirn.
CAPUT CVII.
Dosten. Origanum.
Namen.
DOsten / Wolgemuth / Costentz / oder Bergmüntz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Origanum, Origanus.
Italiänisch / Origano. Frantzösisch / Origan, Maryolaine bastarde, Maryolaine
sauvage. Spanisch / Oregano. Englisch / Organe. Dänisch / Tost / Konning / Konig
/ wild Meyran. Niderländisch / Groue Marioleyne.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine oder wilde Dosten / Origanum vulgare spontaneum, J. B. sylvestre,
Cunula bubula Plinii, C. B. Hat breitere blätter als der Majoran / je zwey gegen
einander gesetzt / in deren gewerblein kleinere blätter / vier / und bißweilen
sechse / wachsen.
Gemeine Dosten. Origanum vulgare.
Griechische Dosten. Origanum Heracleoticum.
Der Stengel ist viereckicht / rauch / röthlicht / und zu zeiten zwey elen hoch.
Die braun-rothen Blumen erscheinen in zertheilten Dolden. Die Wurtzel ist
schwach / und fladert oben auff dem grund. Das Kraut riechet wol / ist am
geschmack etwas scharff und zusammen ziehend. Wächßt auff den Feldern und
ungebawten orten. Es ende [669] ret
sich an den Blättern und Blumen / bißweilen bringet sie längere / zuzeiten
rundere Blätter. Die Blumen sind braun-roth / und bißweilen leibfarb oder
schnee-weiß.
2. Die Griechische Dosten / Origanum Graecum, Heracleoticum Cunila Gallinacea
Plinii, C. B. Heracleoticum Matthioli fortè aliis Creticum, J. B. Hat einen
Stengel / so anderthalb elen hoch / auch bißweilen höher wächßt / und mit vielen
Neben-zweiglein begabet wird. Die Blätter vergleichen sich dem Isop / allein
sind sie kürtzer und breiter / oben an den Dolden / welche nicht rund / sondern
vielfältig zertheilet / erscheinen purpurfarbe / und bißweilen weisse Blümlein /
welchen kleiner Samen nachfolget.
Candische Dosten. Origanum Creticum sive Onites.
3. Die Candische Dosten / Origanum Creticum, J. B. Origanum Onites, C. B. Hat
weissere Blätter / die sich etwas mehr als die vorige dem Isop vergleichen. Ihre
Wurtzel ist zertheilt / darauß die Stengel kommen / an deren die geährte Blumen
erscheinen. Der Samen hat einen lieblichen geruch / aber ein scharffen
geschmack. Sie wächßt in Candien und andern Insuln des Aegeischen Meers / von
dannen bringt man die Blumen und Samen zu uns Man pflantzet sie in Teutschland
in die Gärten / und so man sie ein wenig zudeckt / bleibt sie über den Winter.
4. Die Frantzösische Dosten von Montpelier / Origanum Monspeliense pulchrum
Camerarii, J. B. Origanum folio subrotundo, C. B. Ist grösser und stärcker als
die vorbeschriebene. Ihre röthlichten Stengel und runden Blätter kommen mit den
gemeinen Dosten überein. Die schönen purpurfarben Blumen erscheinen geähret /
und fast wie ein Dolden zusammengedrungen. Der
Frantzösische Dosten von Montpelier. Origanum Monspeliense.
(2. Der undere theil des blatts.)
(3. Der obere theil des blatts.)
(4. Die Blumenähre.)
(5. Der Samen.)
kleine Samen ist röthlicht / das gantze Kraut riechet gar wol. Es wächßt in
Franckreich bey Montpelier / wird auch allda in die Gärten gepflantzet.
Eigenschafft.
Dosten wärmt und tröcknet im anderen grad; ist mit einem aromatischen / ölichten
/ mild-flüchtigen und scharffen Saltz begabet / und hat die Eigenschafft zu
zertheilen / zu eröffnen / das Haupt / Hertz / Magen / Miltz und Mutter zu
stärcken / die Brust zu erleichteren / und die Haupt-flüß zu tröcknen. Man kan
sie zu end des Mäy oder im Brachmonat zum gebrauch einsamlen.
Gebrauch.
Ein halb quintlein der gedörrten Blumen (Rothe
Ruhr.) von der gemeinen Dosten / und so viel Wegrich-samen in Wein
eingenommen / stillet die rothe Ruhr.
Ein gutes mittel wider allerley Bauchflüß: (Allerley
Bauchflüß.) Nim die blätter von der Dosten / dörre und stosse sie zu
Pulver / mache mit ein paar frischen Eyeren darauß ein Pfannküchlein / und esse
darvon.
(Versteckte monatliche reinigung.) Es wird dieses
Kraut sonderlich gebraucht / die versteckte monatliche Reinigung der Weibern zu
bringen / so man ein handvoll in einer maß weissen Weins siedet / und davon
trincket.
(Zahnschmertzen.) Dosten in Wein gesotten / und
die Brühen darvon laulicht im Mund gehalten / milteret den Zahn-schmertzen.
(Versteckte monatliche rienigung der Weiber.)
Dosten in Wasser gesotten / und den Leib von unter auff gebähet / befürderet die
versteckte monatliche Reinigung der Weibern / man soll aber darzu ein handvoll
Beyfuß / Poley / Chamillen und Ackermüntz nehmen / [670] auch ist es gut / wenn die Weiber ein
Lendenbad auß diesen Kräutern machen / und darein sitzen.
(Sausen der Ohren.) Dosten mit Wein gesotten / und
den dampff durch ein Trächterlein in die Ohren gelassen / vertreibt das sausen
darinnen.
(Engbrüstigkeit / Lungsucht / versteckte monatliche
reinigung / kalter Magen und Mutter / Fäulung des Halß un̅
Zahnfleisches / Zahnweh / gefallen blat und Zopfflein. Flüß des Haupts bey
alten Leuthen / Gelb- und Miltzsucht versteckte Monatblum.) Das
destillierte Dosten-wasser ist gut den Engbrüstigen und Lungsüchtigen / stärcket
den Magen / erwärmet die Mutter / und befürdert die monatliche Reinigung / so
man morgens nüchtern drey oder vier loth trincket: den Mund laulicht damit
gegurgelt / nimt alle Fäulung des Halß und Zahnfleischs / stillet das Zahnweh /
zieht das gefallen Blat und Zäpfflein in dem Halß widerumb auff.
Die Kräuter-wein / darunder die Dosten ist / sind gut alten Leuthen / welche mit
den Flüssen des Haupts geplaget werden / und ihnen auff die Brust und Lungen
fallen / davon sie stetigs husten / denn sie den Außwurff befürdern: deßgleichen
sind sie dienlich den Gelb- und Miltzsüchtigen / auch den Weibern welchen ihre
monatliche Reinigung zuruck bleibet.
In denen Glieder-stärckenden Wasserbädern (Schwache
Glieder.) und Fuß-wassern / wird dieses Kraut neben andern sonderlich
auch gekocht / und hat gute würckung.
Auß dem Candischen Wohlgemuth wird auff die gemeine art das Wasser destilliert /
auff welchem hernach ein subtiles Oel schwimmet / welches man absonderlich
samlet und auffhält: dieses Oeles etliche tropffen (Zahnschmertzen.) in einen schmertzenden Zahn mit Baumwolle gethan /
lindert und vertheilet trefflich; man kan / wenn es zu scharff / ein wenig
Mandel-öl / bißweilen auch Camffer darunder (Schlagflüsse / Magenwche / Mutterauffblähung / Bauchgrimmen / Wind /
Engbrüstigkeit.) mischen. Inwendig kan man auch davon bißweilen
etliche tropffen mit Zucker vermischt / in destillierten Wassern denjenigen
eingeben / welche mit Haupt- oder Schlagflüssen / Magenwehe /
Mutter-auffblähungen / Bauchgrimmen und Winden geplaget sind. Es mag auch den
schweren Athem erleichtern.
CAPUT CVIII.
Bocks-bosten. Tragoriganum.
Namen.
BOks- oder Trag-dosten heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Tragoriganus, vel Tragoriganum. Italiänisch /
Tragorigano. Frantzösisch / grosse Maryolaine bastarde.
Gestalt.
Bocks- oder Trag-dosten / dessen figur allhier stehet / Tragoriganum
Serpyllifolium, C. B. Tragoriganum Matthioli, J. B. hat dünne rüthlein / mit
kleinen länglichten blättlein / sternen-weiß gesetzt / eine schicht nach der
andern / am geschmack fast wie Poley. Es trägt kleine leibfarbe blümlein /
mitten von dem stengel an. Seine wurtzel ist klein / vielfältig / schmäcket wie
die blätter. Es wächßt in grosser menge bey Friaul / auff den steinichten büheln
und alten mauren. Kommet
Bocks-dosten. Tragoriganum.
an seiner krafft mit der vorkeschriebenen Dosten überein.
Neben diesem / hat es noch ein ander Geschlecht mit schmälern blättern und
weissen blümlein. Item eines mit purpurfarben blümlein.
CAPUT CIX.
Poley. Pulegium.
|| [671]
Namen.
POley oder kleiner Balsam heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Pulegium. Italiänisch / Pulegio. Frantzösisch /
Puliot. Spanisch / Polejo. Englisch / Peny royal / Pudding grosse. Dänisch /
Polley / Lappeurt. Niderländisch / Paleye / Poleykruyd.
Gestalt.
Der gemeine Poley / Pulegium, J. B. latifolium, C. B. ist ein Kraut / das hin und
her auff der Erden kriecht / wie Quendel / denn es nicht in die höhe wächßt / es
wolle denn blühen / doch nicht über ein spannen hoch. Die wurtzel ist dünn und
zasicht. Der stengel ist spannen-lang / viereckicht / etwas haarig und knodicht
/ auff welchem die blumen rings umb stehen biß oben auß / gemeiniglich
weiß-leibfarb / zu zeiten roth-leibfarb / bißweilen gantz weiß. In dem Sommer /
wenn die Kräuter der hitz halben verdorren / fängt er an zu blühen / ob er schon
auff dürrer Heide stehet. Er wächßt so gern / daß er auch auff die Kräntze
gebunden / noch ferners zunimt. Die blätter vergleichen sich dem Majoran / sind
doch etwas grösser / und haben einen scharffen / doch nicht unlieblichen geruch
/ und einen bren̅enden geschmack. Man findet ihn gern an feuchten
auen / wiesen und wäldern. Kein gewächs ist / das lieber bleibt als der Poley /
denn wo er einmal hinkomt da bleibt er hangen / fladert hin und wider / und
überzieht bißweilen ein gantzes Feld.
In Candien und bey Montpelier in Franckreich findet man noch ein schön Geschlecht
des Poleys / allda es viel wächßt / aber gar selten in andern orten gefunden
wird / man nennet es Pulegium cervinum, sive angustifolium, Hirschen-Poley /
oder schmalblättige Poley / er hat kleine zarte blätter / wie die Saturey. Die
blüth ist braunfarb. Die wurtzel kriecht oben herumb / wie an dem wilden Aurin.
Der geruch ist lieblicher als an dem gemeinen Poley / und weilen er auch
kräfftiger / brauchen solchen die Apothecker allda / an statt des andern. Wenn
es bey uns in die Gärten gepflantzet wird / mehret es sich bald / und kriecht
weit umb sich.
Eigenschafft.
Poley ist warm und trocken im dritten grad: hat viel ölicht-flüchtiges /
scharffes Saltz / und daher die eigenschafft zu erdünneren / zu eröffnen / zu
zertheilen / den Harn und Schweiß zu treiben / die monatliche Reinigung zu
befördern / Wind und Blähungen der Därmen und Mutter zu vertreiben / das Hertz
und Haupt zu stärcken / den Schleim der Brust zu verzehren: und Schmertzen zu
stillen. Man gebraucht allein die blätter und oberste schößlein / und samlet sie
im Brachmonat.
Gebrauch.
(Zuruckbleibende monatliche reinigung der Weiber Frucht
/ Nachgeburt / weisser fluß der Weiber.) Ein handvoll Poley mit ein
wenig Saffran / in einem quartal weissen Weins gesotten / und in zweymal
getruncken / befürdert die monatliche Reinigung der Weiber / die Frucht und
Nachgeburt / soll aber nicht gebraucht werden / biß die Weiber ihrer blödigkeit
wartend sind / und sie nicht von statt gehet / oder sonsten mit dem weissen Fluß
beladen wären / daher schwangere Weiber sich (Stein /
Gelb- und Wassersucht / Grimmen.) vor Poley hüten sollen. Solcher
Tranck treibet auch den Harn und Stein / wehret der Gelbsucht / Wassersucht und
dem Grimmen.
(Ungesundes trinckwasser.) Welcher ungesund
Wasser trincken muß / der lege Poley darein / so kan er es ohne schaden
gebrauchen.
Wenn die Schaaff von dem blühenden Poley essen / so fangen sie an zu blärren /
daher er den Griechischen Namen [Greek words]
hat: den Lateinischen Namen Pulegium soll er darumb haben / dieweil er die
pulices oder Flöhe verjage / wenn er grün mit den blumen angezündet und damit
geräuchert wird.
(Schlaffsucht / Ohnmacht / Mitterschmertzen.) So
man Poley mit ein wenig Bibergeil und Eßig zerstosset / in ein tüchlein bindet /
und für die Nasen hält / erwecket es die Schlaffsüchtigen / wehret den
Ohnmachten und Mutter-schmertzen.
(Zuruckbleibende monatliche reinigung / Geburt / Nach-
oder Affter-geburt / todte Frucht / weisser Weiberrfluß) Das
destillierte Poley-wasser ist insonderheit ein köstliches Mutter-wasser /
befürderet die monatliche Reinigung / Geburt / Nachoder Affter-geburt / und die
todte Frucht / daher die schwangeren Weiber dieses Wasser nicht brauchen sollen:
es erwärmet auch den Magen / treibet den Harn / und ist dienlich wider den
weissen Weiber-fluß / morgens nüchtern davon vier oder fünff loth getruncken.
Auß dem frischen / safftigen / gestossenen Poley läßt sich der Safft außpressen /
welcher geläutert / mit gleichem gewicht Zucker vermischt / und also ohne
kochung zu einem Syrup gemacht / fürtreflich gut ist zu Aufflösung (Schleim der Brust / Husten / schwacher Magen / Flüß /
verlohrner Eßlust / Verstopffungen.) des auff der Brust bey Alten und
Jungen etwan sitzenden Schleims / Stillung des dadurch verursachten sehr zähen
und langwierigen Hustens / Stärckung des schwachen Magens / Erweckung des
Appetits / Vertheilung aller zähen Feuchtigkeiten / Tröcknung der Flüssen / und
Eröffnung aller von Schleim verstopfften innerlichen Gliederen.
So kan man auch auß den obersten Schößlein einen Zucker zubereiten / welcher in
allen oberzehlten Zuständen ersprießlich ist.
Wenn das bereits in den Samen schiessende Kraut destilliert wird / so bekomt man
neben dem geistreichen Wasser auch das darüber (Bauchgrimmen / Mutterwehe / Hauptschmertzen / Schlagflüß / Hustë Schwindel
Zahnschmertzen.) schwimmende destillierte köstliche Oel / welches
tropffen-weiß inwendig mit Zucker und andern sachen eingegeben / außbündige
Krafft hat wider alles Grimmen / Mutterwehe / Haupt- und Glieder-schmertzen /
Schlaffsuchten / Schlagflüß / Husten / Schwindel und Zahn-schmertzen. Außwendig
aber dienet es ebenmäßig zu den Schmertzen-stillenden und vertheilenden Salben.
Man kan auch dieß Kraut zu allen Mutter-Magen- und Haupt-stärckenden Elixieren /
wie auch zu den destillierten Mutterwasseren gebrauchen. Sonderlich aber kanman
sich der Essentz davon / mit Branntenwein gemacht / in oberzehlten Kranckheiten
nutzlich bedienen.
|| [672]
CAPUT CX.
Cretischer Dictam. Dictamnus Creticus.
Namen.
CRetischer oder edler Dictam heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Dictamnus Creticus, Dictamnum Creticum,
Dictamnus. Dictamnum, Dictamnum verum, Italiänisch / Dittanno di Candia.
Frantzösisch / Dictame. Spanisch / Ditamo. Englisch / Dittainder / Dittany /
Garden ginger / Frensch Diptammer.
Gestalt.
Der Cretische Dictam stoßt von einer Wurtzel viel harte / runde Gertlein oder
Stengelein über sich / daran stehen die runden blätter / je zwey gegen einander
gesetzt / sind viel grösser und dicker als der Poley. Er bringt oben seine
purpurfarbe schüppichte Blumen / fast in der Gestalt wie Hopffen. Die Wurtzel
ist vielfältig. Das gantze Gewächs gibt einen geruch fast wie Poley. Man bringet
ihn auß Creta / jetzunder Candia genannt / über Venedig zu uns. Er gehet wol
auff von dem Samen / wil aber gute wartung haben / daß er in dem Winter nicht
verderbe. Welcher Camerario auß Italien ist zugeschickt worden / hat sich wol
gemehret / und starck geblühet / aber dieweil er im Herbst nicht in viel
Stöcklein zertheilt ware / ist er gegen dem Frühling verdorben.
Der Cretische Dictam / so in Candia wächßt / hat dickere und haarigere Blätter /
welcher aber in den Italiänischen Gärten gepflantzet wird / überkomt grössere
blätter / die nicht gar graw sind. In Sardinia bringt er kleine / weisse und
sehr wolriechende Blätter.
Damit die Apothecker in einkauffung des Dictams nicht betrogen werden / so dienet
ihnen zur nachricht / daß zweyerley Dictam feil getragen werden / ein wahrer
guter / und ein falscher vermeinter. Der wahre Dictam / welcher allein in den
Apothecken soll gebraucht werden / hat schwartze Stengel / der falsche aber hat
weisse / an den Blätteren aber lassen sie sich nicht unterscheiden.
Eigenschasst.
Der Cretische Dictam / dessen Blätter allein im gebrauch sind / ist warm und
trocken im dritten grad; hat auch ein scharffes / flüchtiges / etwas ölichtes
saltz bey sich / und daher gantz gleiche Eigenschafft mit dem Poley.
Gebrauch.
(Gifft / zuruckbleibende monatliche reinigung / Geburt
u̅ Nachgeburt / abgestorbene Frucht / schwere
niderkunffst.) Der Cretische Dictam hat gleiche Tugenden wie der Polep
/ sind doch kräfftiger. Er widerstehet allem Gifft / daher er auch zum Theriac
und Mithridat gebraucht wird. Er befürderet die monatliche Reinigung / Geburt
und Nachgeburt / treibet auß die abgestorbene Frucht / und erleichteret die
Niderkunfften der Weibern.
Nach dem bericht Dioscoridis und Plinii, sollen in der Insul Creta oder Candien
die Gembsen oder wilde Geissen / wenn sie geschossen werden / dieses Kraut essen
/ und darauff ihnen nach und Spitzen auß dem Leib fallen / dannenher auch
Virgilius in seinem zwölfften Buch / wenn er von dem verwundten AEnea redet /
nach der Ubersetzung Herren Filip von Zesen / also schreibet:
Da Ida sich der See mit stoltzem Gipffel zeiget /
Und sein begrüntes Haupt zu spiegeln herwerts neiget /
Da kam die Venus hin / und fand ein edles Kraut /
Daß diesem Berge wächßt auß seiner steinern Haut.
Es ist sehr schön gefärbt / wenn seine Stengel blühen /
Das hohe purpur-roth scheint drinnen selbst zu glüen:
Sein Laub ist lieblich grün / kan nicht als heilsam seyn /
Und lindert kräfftiglich die gröste Schmertzens-Pein.
Die Böcke dieses Orts / die in der Wildnuß leben /
Die auff der Felsen Höh und steilen Klippen schweben /
Die kennen dieß Gewächs / wenn sie ein Schuß geritzt /
Und noch der scharffe Pfeil in ihren Gliedern sitzt.
Denn wenn sein grünes Blatt die Wundgeschoßnen essen /
So wird das Eisen loß / wie fest es ist gesessen /
Und gibt sich auß dem Fleisch / so daß der Schmertz verschwind /
Und sich in kurtzer Zeit der Bock geheilt befind.
Dictam-blätter zu reinstem Pulver gestossen / und darvon 20. gran täglich früh [673] (Berlohrene
Monatblum.) und späth mit ein wenig Zucker in Wein eingenommen /
bringt die monatliche Reinigung wider / und vertreibt die Nachwehe bey den
Kindbetterinnen. Man kan auch solch Pulver unter andere darzu dienliche Pulver
mischen / und also gebrauchen.
(Berstopffung der Mutter / Leber / Miltze /
Engbrüstigkeit / Husten / Lendenmehe.) Sonsten lassen sich diese
Blätter auch in die Kräuter-wein mischen / für die Mutter-Leber- und
Miltze-verstopffungen / ja auch wider die Engbrüstigkeit / Husten und
Lendenwehe; davon man täglich ein- oder zweymal zu trincken pflegt.
CAPUT CXI.
Vermeinter Cretischer Dictam.
Pseudo-dictamnus Creticus.
Namen.
DErmeinter Cretischer Dictam heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Pseudodictamnus Creticus, Pseudodictamnus,
Dictamnum adulterinum, quibusdam verticillatum, vel potiùs Gnaphalium Veterum,
J. B. Pseudodictamnus verticillatus inodorus, C. B.
Gestalt.
Nach Castoris Durantis Beschreibung hat dieses Gewächs durchauß Blätter wie der
rechte Dictam / jedoch härtere Aest und Zweiglein / welche auch mehr wollicht /
und weisser von Farben erscheinen. Die Blumen wachsen rings umb den stengel
herauß wie an dem Andorn / sind purpurfarb / kommen dem geruch nach dem Poley
zimlich nahe / ist aber nicht so scharff. Etwelcher meinung nach schlägt der
wahre Dictam auß seiner rechten Art / und wird zu einem vermeinten Dictam / wenn
er auff gebawten und fetten Feldern wächßt / denn der rechte Dictam die rauchen
und ungebawten Gründe vor anderen liebet. Er wächßt fürnemlich in Candien / doch
wird er auch zu Rom in vielen Gärten gefunden.
Eigenschafft und Gebrauch.
Dieser vermeinte Dictam hat gleiche theil mit dem wahren Dictam / je doch bey
weitem nicht in solchem grad und vollkommenheit; derowegen wärmt und tröcknet er
zwar / und obwolen er in gleichen Kranckheiten mit dem rechten Candischen Dictam
kan gebraucht werden / so hat er doch so viel Kräfften und Würckungen lang nicht
/ als derselbe.
CAPUT CXII.
Gemeiner Dictam. Dictamnus albus.
Namen.
BEmeiner oder weisser Dictam / Fraxinel-kraut / Aeschwurtz heißt Lateinisch /
Dictamnus albus, Franxinella. Italiänisch / Dittanno bianco. Frantzösisch /
Dictame blanc. Spanisch / Ditamo blanco. Englisch / Falsewhite Dittanus.
Gestalt.
Der gemeine Dictam hat ein dicke und knodichte Wurtzel / welche sich mit andern
langen / weissen / fleischichten Neben-würtzelein weit außbreitet / ist eines
hoch / etwas minder oder mehr / offt eines fingers dick / brüchig / mürb / hat
ein dünn Holtz durch und durch wie in der Fenchel-wurtz. Auß der Wurtzel kommen
viel elen-hohe / oder auch höhere / runde / braune / haarige / unten mit
Blättern / oben aber mit Blumen gezierte Stengel. An den Neben-ästlein stehen
seine Blätter viel an einem Stiel / den [674] Blättern des Eschenbaums (daher etliche das Kraut die kleine Eschern nennen)
oder Süßholtzs fast gleich / doch kürtzer / härter und mehr gespitzet. Die
Blumen sind braunroth und weiß / sprencklicht / mit äderlein durchzogen / und
mit sünff blättlein besetzt / auß welchen etliche krumme fäßlein hangen / gleich
wie ein Bart anzusehen / deren geruch ist süß und lieblich / wie ein
wolriechender Zimmet / aber die Wurtzel ist eines scharffen geruchs fast wie ein
Bock. Wenn eine Blum abfällt / so wachsen an derselbigen statt fünff rauche /
röthlichte schöttlein / in welchen ein runder / schwartzer und gläntzender Samen
gefunden wird / etwas kleiner als der Pöonien-samen. Er blühet in dem
Brachmonat. Man findet ihn auff hohen Bergen und Felsen / bey Creutznach / auff
dem Schwartzwald / und an andern orten in Teutschland / fürnemlich aber wächßt
er häuffig in Ungarn und Oesterreich: Allda er zweyerley erscheinet; deren einer
grösser wächßt mit einem ablangen Aere / braunrothen Blumen / und schwartzen
Blätteren; der andere wird kleiner / hat ein kürtzeres Aere / beneben bleichere
Blumen und Blätter. Bey uns und an vielen anderen orten pflantzet man ihne in
die Gärten.
Man braucht nur die wurtzel / die soll im Frühling gegraben werden / ehe denn sie
in die stengel tritt / oder in dem Herbst.
Eigenschafft.
Der gemeine Dictam ist warm und trocken im andern grad: führet scharffe / bittere
/ etwas ölichte Saltztheilgen bey sich / hat dahero sonderliche krafft zu
durchtringen / zu eröffnen / den Harn / die monatliche Reinigung und die Geburt
zu beförderen / die Würme zu tödten / und allem Gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
Die wurtzet des gemeinen Dictams ein (Verstandener Harn
/ monatliche Reinigung todte Frucht / Nachgeburt / Würm / kaltes
Muttergrimmen.) halb quintlein schwer gestossen / in Poleywasser
eingenommen / befürderet den verstandenen Harn und monatliche Reinigung /
treibet auß die todie Frucht und Nachgeburt / tödtet die Würm / und stillet das
kalte Mutter-grimmen.
Es wird in den Apothecken zu Montpelier wider die Fallende Sucht und Gichter der
Kindern auß dieser wurtzel ein sonderlich durch gantz Frankreich berühmtes
pulver (Fallende Sucht / Gichter der Kinderen.)
zubereitet / welches wir aufffolgende weiß verbessert / und durch lange
erfahrung bewährt erfunden / hiemit an den tag geben. Nim weisse Dictam-wurtzel
/ Pöonien-wurtzel / Eichen-Hasel- oder Linden-mistel / Pöonien-samen / bereitete
Elends-klauen jedes ein halb loth / bereitete Menschen-hirnschalen / oder an
deren stelle Helffenbein anderthalb quintlein / bereitete rothe Corallen und
Hyacinth jedrs 45. gran / Melten-samen ein quintlein / Bisam 10. gran / weissen
Magsamen 40. gran / Zucker-candel 1. loth / zwey Goldblättlein. Stosse alles zu
einem reinen pulver / davon man den Kindern nach belieben ein
messerspitzlein-voll in Pöonien-wasser oder in der Pappen eingibt.
Auß den Blumen brennet man ein Wasser / welches die Römischen Weiber gebrauchen /
das Angesicht damit schön und lauter zu machen / oder auch die Hitz / Röthe und
Entzündung zu vertreiben.
CAPUT CXIII.
Salbey. Salvia.
Namen.
SAlbey heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Salvia. Italiänisch / Salvia. Frantzösisch / Sauge. Spanisch /
Salvia. Englisch / Sage. Dänisch / Salvie. Niderländisch / Savie.
Die grosse oder breite Salbey heißt Lateinisch / Salvia mojor, Salvia latifolia
Italiänisch / Salvia maggiore. Frantzösisch / grande Sauge. Spanisch / Salvia
grande. Englisch / great Sage. Niderländisch / groote Savie.
Die kleine Salbey heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Salvia minor, Salvia auriculata, Salvia acuta,
Salvia nobilis, Salvia angustifolia. Italiänisch / Salvia minore. Frantzösisch /
petite Sauge, Sauge franche, Sauge menue. Spanisch / Salvia menor. Englisch /
litte Sage. Niderländisch / Orkens Savie.
Die Salbey wird auff Latein Salvia genennt / quia hominem salvum conservat,
dieweil sie den Menschen gesund erhält / daher die Schola Salernitana, c. LX.
fragt:
Cur moriatur homo, cui Salvia cerscit in horto?
Warumb muß dieser-Mensch / der pflantzet in den Garten /
Das cole Salbey-kraut / den Todeskampff erwarten?
Aber recht darauff antwortet:
Contra vim mortis non est medicamen in hortis.
Kein Kraut wächßt für den Todt / Olieber frommer Christ!
Betracht die Ewigkeit / was lebet / sterblich ist!
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse oder breite Salbey / Salvia major, Ger. major, an Sphacelus
Theophrasti, C. B. latifolia, J. B. hat ein holtzichte / daurhaffte / schwartz-
und zaßlichte wurtzel / auß welcher viel viereckichte / holtzichte stengel
herfürkommen / so anderthalb schuh hoch / auch höher / und in neben-zweiglein
getheilet werden. Die blätter sind länglich / dick / rauch / runtzlicht / wie
ein geschaben oder abgetragen Wollen-gewand / und eines starcken lieblichen
geruchs. An der farb ändern sich die blätter / denn etliche sind grün und krauß
oder glatt / andere purpur-braun oder geflam̅t; man findet auch
etliche gantz oder halb weiß. Die blumen oben an den stengeln erscheinen
gemeiniglich himmel-blau / auch zuweilen insonderheit in Oesterreich / weiß /
und stehen gekrümt wie ein Adlers-schnabel. So sie abfallen / folget in seinem
häußlein der schwartze / rundlicht- und gläntzende same nach. Sie blühet im
Brach- oder Hewmonat / auch wol später / und wird im Mertzen am besten versetz.
In Gaseonien / Languedock und Piemont findet man sie in
|| [675]
Grosse Salbey. Salvia major.
den Weinbergen / welche hernach in die Gärten gepflantzet / zarter und schöner
wird. In Engelland wächßt sie mit blättern / welche vier zoll lang / drey zoll
breit und wie ein Sägen gekerfft sind. Bey Schmalkalden wird sie mit runden
blättern gefunden. Dieweil die Schlangen die Salbey abbessen / und hingegen die
Rauten fliehen / soll man sie heyde neben einander in den Gärten pflantzen.
Kleine Salbey. Salvia minor.
2. Die kleine oder edle Salbey / salvia minor nor aurita & non aurita, C.
B. minor auriculata, J. B. vergleicht sich der ersten / allein sind ihre stengel
dünner / auch die blätter schmäler und kleiner: sie wird Kreuß-Salbey geheissen
/ von wegen den zwey angehenckten öhrlein am ende des blatts / welche einem
Kreutz ähnlich / und an der grossen Salbey sich nicht erzeigen. Die blumen sind
gemeiniglich himmelblau / und selten weiß. In Franckreich / Spanien und Italien
wächßt sie von sich selbst in grosser menge / also daß man sie gedörrt in
büschlein bindet / und die Bachöfen damit einheitzet. Diese kleine Salbey
änderet sich auch mit ihren blättern / denn etliche haben keine öhrlein /
bißweilen kommen sie an der farb mit dem Lavander über ein / sind aber breiter
und eines stärckeren geruchs / selten werden sie gelblicht. Johan. Bauhinus hat
in dem Fürstlichen Stuttgartischen und Mompelgartischen Lustgarten eine art der
edlen Salbey angetroffen / welche rothe und weisse blumen getragen / auch am
geruch und geschmack mit dem Wermuth übereinkommen. So man diese beyde Salbey
zur speiß oder Artzney gebrauchen will / soll man sie zuvorderst mit frischem
wasser abwaschen / denn bißweilen die kleinsten würmlein daran hangen / wie
solches der gelehrte Jesuit Athanasius Kircherus durch perspectivische
Instrument wargenommen.
3. Die Spanische Salbey / Salvia Hispanica odoratissima, Cam. folio tenuiore, C.
B. überkomt fürtzere und schmälere blätter als die grosse / sie trägt weisse
blumen / und wird wegen ihrem überauß anmuthigem geruch allen andern vorgezogen.
Man findet sie in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten.
4. In der Insul Candien und Griechenland wird ein schöne / zarte / wohlriechende
Salbey angetroffen / welche ein runde frucht eines lieblichen geruchs wie kleine
Galläpffel trägt / und von den Einwohnern allda zum Brot genossen wird. Man
pflantzel sie in Teutschland in die Gärten / wie sie denn Joh. Bauhinus in dem
Fürstl. Mümpelgartischen Lustgarten gezielet hat / aber sie bringet /
insonderheit an kalten orten / gar selten ihre früchte. Salvia baccifera, C. B.
gallifera Cretica. J. B.
Eigenschafft.
Die Salbey ist warm im ersten / und trocken im andern grad. Die kleine Salbey ist
kräfftiger als die grosse: führet ein miltes / alkalisch-flüchttiges /
ölicht-bassamisches saltz bey sich / und hat daher die Tugend allem Gifft / wie
auch aller säure zu widersichen: zu säuberen / gelind zusammen zu ziehen / und
die Lebensgeister zu erquicken.
Gebrauch.
(Kaltes Hirn / kalte schwachheiten des Haupts / kalter
Magen / Lust zum essen.) Fernelius lib. 5. method. med. 18. vermeldet
/ daß die Salbey dem kalten Hirn gar gut seye / stärcke die Nerven / und komme
zu hülff allen kalten Schwachheiten des Haupts / seyedem kalten Magen nußlich /
erwärme denselbigen / und bringe lust zum essen.
Nach Herren Tragi lib. 1. stirp. histor. cap. 16. bericht / sind viel der meinung
/ wenn sie morgens nüchter drey kleine Salbey-blät [676] lein
(Gifit und böser Lufft.) mit saltz essen / seyen
sie denselbigen tag vor dem gifft vnd bösen lufft behütet.
(Kalte Natur.) Die speisen mit Salbey zubereitet
sind dienlich den kalten naturen.
(Feuchtes Haupt.) Salbey im Mund gekewet /
reiniget das feuchte Haupt von dem schleim / und machet einen guten Athem.
(Sehrigkeit des Haltes / Mundfäule. Außgefallener
Affter.) Salbey in weissem Wein gesotten und damit gegurgelt / benimbt
die sehrigkeit des hals und die Mundfäule.
Salbey und Wullkraut in Wein gesotten / und warm darüber gesessen / machet den
außgefallenen aftter in Leib gehen.
Salbey in wasser gesotten / und darmit (Milbë der Haaren
/ Grind.) gezwagen / macht schwartz haar / vertreibet die milden / und
heilet den Grind.
Man lißt bey dem AEtio Tetr. 1. Serm. 1. als in der Egyptischen Insel Copto ein
grosse anzahl Menschen an der Pest gestorben / haben die Weiber Salbeysafft
getruncken / davon sie fruchtbar worden / und viel Kinder (Unfruchtbarkeit der Weibern.) erzeuget.
Unfruchtbare Weiber können den safft mit zucker zu der dicke eines syrups sieden
/ und davon nach belieben ein paar löffel voll nehmen.
(Kalte mangel des Haupts / Schlag / Fallende Sucht /
Gichter / Schwindel / Hustë / verlohrene Red / erlahmte Zung / zitteren der
Händen.) Das destillierte Salbeywasser hat wunderliche krafft für alle
kalte mängel des haupts / wehret dem Schlag / fallender sucht / und den Gichten
/ benimt den Schwindel / ist gut für den Husten / erwärmet den Magen / so man
bißweilen ein löffel voll darvon nim̅et: welche von dem Schlag
sprachloß worden sind / denen soll man ein paar löffel voll dieses Wassers
eingiessen / bringt die verlorne rede wider / und stärcket die erlamte Zung: das
Wasser in die Nasen gezogen remiget das Haupt: die hände mit disem wasser
laulicht gerieben / und von ihm selbst lassen trocken werden / vertreibt das
Zittern.
(Erkaltet und schwaches Haupt und Magë / Schlag / Gicht
Fallende Sucht.) Die Conserva florum Salviae, oder der Salbey-Blumen
Zucker / ist dienlich dem erkalteten und schwachen Haupt und Magen / wehret dem
Schlag / Gichten und fallender Sucht / stärcket die Glieder / davon nach
belieben einer mußcatnuß groß offt genom̅en.
Ein guter Salbey-wein wird also angesetzt. (Salbeyenwein
anzumachen.) Man nimt weisse frische Trauben / verschneidt solche
zincklein-weiß / legt sie ohngefehr ein spannen hoch in ein öhmig fäßlein /
hernach thut man darauff 6. hand voll Salbeyen / alsdenn wider so viel Trauben
und Salbeyen / und füllet es mit einem guten weissen alten Wein auff. So man
ausserhalb der zeit frischer Trauben ein guten (Kalte
Gebresten des Haupts / Schlag / Fallende Sucht / Schwindel / Zitteren /
Krampff / kurtzer Athem / Lungensucht / kalter Magen / Gifft.)
Salbeyen-wein ansetzen / oder diesen durch das gantze Jahr erhalten wolte / soll
man nehmen vier pfund Meertrauben / 12. hand voll Salbeyen / solches in ein
öhmig fäßlein thun / und alten weissen Wein darüber schütten: dieser Salbey-wein
ist fürtrefflich gut wider alle kalte gebresten des Haupts / als da ist der
Schlag 7 fallende Sucht / Schwindel / das Zittern und der Krampff: ist auch
nützlich denen / so ein kurtzen Athem haben / und Lungensüchtig sind / erwärmet
kalten Magen / und widerstehet allem Gifft.
Nicolaus Agerius in dem 1. theil der teutschen Apotheck cap. 103. berichtet / daß
der (Unfruchtbarkeit der Weibern.) Salbey-wein
sonderlich gut seye den erkalteten Weiberen / so von kälte / feuchte und
schleimigkeit der Mutter und Geburtsglieder unfruchtbar sind / denn sie werden
von dem Salbey-wein erwärmet / und wird die kälte gedämmet / auch die
überflüssige feuchte verzehret / daher solcher Wein ein köstliche Weiber-Artzney
billich soll genen̅et werden. Herr Melchior Sebizius in seinen
teutschen Anmerckungen zu Hr. Tragi Kräuterbuch (Viertägiges Fieber.) / hält ihn für ein sonderliches Mittel wider das
viertägige Fieber.
(Schlag / Ohnmachtell / verloh rene Sprach / Unfrucht
barkeit der Weibern. Kurtzer Athem der Pferden.) Von dem destillierten
Salbey-öl ein paar tropffen in weissem Wein eingenommen / stärcket das Haupt /
vertreibet den Schlag und die Ohnmachten / bringet dic verlohrne Sprach widerumb
/ mehret den Samen / und machet fruchtbar.
Wenn ein Pferd kurtzen Athem hat / gib ihme Birnbaum-mispel / Salbeyen /
Lungenkraut / Entzian / Abends vnd Morgens im Futter ein.
Wenn ein Pferd herßschlichtig ist / so gebrauche (Hertzschlichtigkeit der Pferden.) ihm nachgesetztes Pulver under dem
Futter. Nim Birnbaum-mispel / Salbeyen / Tausendgulden-kraut / Engelsüß /
Galgant / Meisterwurtz / Entzian jedes 2. loth / Nägelein / Zitwen / Eicheln
jedes 1. loth / Eichenlaub / Wolgemuth / Imber jedes ein halb loth /
Reckholderbeer 1. loth; stosse alles zu einem Pulver / und gibe dem Pferd
morgens und abends ein paar löffelvoll unter dem Futter.
(Salbeyen Essentz-Schlagfluß. Lahmigkeit / kalte Mutter
/ Magen / Schwache Gedächtnuß / Schwindel.) Auß der frischen
zerhackten Salbey / läßt sich auch ein trefliche Essentz mit Branntenwein in dem
warmen Sand / oder an der Sonnen außziehen / welche mit Zucker vermischt / ein
herrliches Praeservatif ist wider den Schlagfluß / stärckt und erwärmt auch die
erkalteten und erlahmten Nerven / das kalte Hirn / Magen und Mutter; macht ein
gute Gedächnuß / und vertreibet den Schwindel.
Wenn man in dem Brachmonat die in dem Blust stehenden Salbeyen-schößlein / neben
den besten und saubersten understen Blättern zerhackt / hernach Branntenwein
darüber gießt / biß er eines fingers breit über außgehet / und also wolvermacht
bey acht oder mehr tagen stehen läßt / endlich destilliert / so bekomt man den
Spiritum Salviae, oder Salbeyen-geist über / welcher ein treffliches
Schlagwasser ist / auß- und inwendig in allen Nerven-kranckheiten /
Schlagflüssen und dergleichen / zu gebrauchen.
CAPUT CXIV.
Müntz. Mentha.
Namen.
Müntz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Mentha. Italiänisch / Menta. Franszösisch / Mente. Spanisch / Yerua
buena, Ortelana. Englisch / Mint. Dänisch / Mynte. Niderländisch / Munte.
Die Spitzmüntz heißt Lateinisch / Mentha acuta, Mentha angustifolia, Mehtan
acuminata, Italiänisch / Menta acuta. Franszösisch / Mente pointue. Spanisch /
Yerva buena aguda. Englisch / Pierring Mint. Niderländisch / [677] Snydende Munte. In Hochteutscher
Sprach wird sie auch genennt Balsammuntz / Balsam / Gartenbalsam und Deyment.
Wilde Müntz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Mentha sylvestris, Mentastrum, Mentha equina sive caballina.
Italiänisch / Menta salvatica, Mentastro. Franszösisch / Mente sauvage,
Mentastre. Spanisch / Ortelana saluage. Englisch / Wild Mint / Horse Minte. In
Hochteutscher Sprach wird sie auch genennt Roßmüntz / Roßbalsam und wilder
Balsam.
Spitzmütz. Mentha acuta.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Spitzmüntz / Mentha angustifolia spicata, C. B. spicata folio longiore,
acuto, glabro, nigriore, J. B. hat eine vielfältige wurtzel / welche hin und
wider fladert / und sich nicht tieff in das erdreich begibt. Auß der wurtzel
kommen viereckichte haarige stengel / fast einer elen hoch / an welchen
drauschlichte / dicke / bleich-purpurfarbe blumen / in ähreform wachsen. Die
blätter sind etwas rund / rings herumb zerkerfft / ein wenig runtzlicht / und
riechen stets wol. Wenn sie einmahl in die Gärten gepflantzet wird / bleibet sie
viel Jahr / und verjüngert sich alle Jahr selbst / blühet gemeiniglich im
Augstmonat.
2. Basilien-Müntz / Mentha Ocymoides repens, Ger. Ic. hortensis verticillata,
Ocymi odore, C. B. verticillata minor, acuta, non crispa, odore Ocymi, J. B. hat
eine weit und breit umb sich kriechende wurtzel / auß deren etliche viereckichte
/ röthlichte / rauche / haarige stengel / über elen hoch auffsteigen: welche mit
langen / dunckel-grünen / etwas haarigen / und an dem rand gezähnleten blättern
bekleidet / und mit röthlichten / zwischen den blättern
Basilien-Müntz: Menthal Ocymoides.
an dem stengel sitzenden blümlein gezieres sind. Dieß Kraut riecht sehr lieblich
nach Basilien-kraut / und hat einen Melissen-geschmack.
Wilde Müntz. Menthastrum.
3. Die wilde Müntz / so allhier abgebildet / Menthastrum spicatum folio longiore
candicante, J. B. Mentha sylv. folio longiore, C. B. hat viel haarige / gegen
einander stehende [678] blätter / welche
grösser sind als an der Spitzmüntz / auch farben weisser / oder grauaschenfarbig
/ überkomt dicke / geährte / länglichte / weiß-purpurfarbe blumen /
allenthalbe̅ mit kleinen härlein besetzt / ist eines starcken
geruchs: bekomt knodichte / hin und her kriechende / zaßlichte wurtzeln / auß
deren viereckichte / etwas haarige stengel / über elen hoch empor schiessen:
wächßt von sich selbst auff den Brachfeldern bey den Lachen und Brunnquellen:
blühet auch im Augstmonat.
4. In Engelland wächßt ein wilde Aehre-Müntz / deren runde runtzlichte blätter
halb weißgrau / halb grün / auch bißweilen gantz weiß sind: In Teutschland
pflantzt man sie in die Gärten: Menthastrum spicatum folio crispo rotundiore,
colore partim albo, partim cinereo & virente, J. B. Menthastrum niveum
Anglicum, Ger. Mentha spicata folio variegato, C. B. Item Mentha rotundifolia
spicata altera, Ejusd.
Eigenschafft.
Diese zwey Geschlecht der Müntz sind warm und trocken im anfang des dritten
grads: führen ziemlich viel flüchtig-ölichtes / alkalisches / gelindes Saltz bey
sich / und haben daher die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / den zähen
schleim zu erdünnern / wind und blähungen der Därmen und Mutter zu vertheilen /
Grimmen zu stillen / verstoffungen zu eröffnen / den Magen / Leber / Miltz und
Mutter / wie auch das erkaltete Hirn / und Sehnadern zu erwärmen und zu
stärcken.
Gebrauch.
(Schwacher Kalter Magen / Auffstossen und/ Unwillen des
Magens / starckes Kluren.) Es ist die Spitzmüntz ein nutzliches Kraut
zu vielen Gebrechen / sonderlich aber hilfft sie dem schwachen kalten Magen gar
wol / denselben zu erwärmen / zu stärcken / und die däwung zu befürderen /
stillet das häfftige auffstossen / unwillen des Magens / und harte kluxen / grün
oder dürr genutzet / entweder darüber getruncken / oder darvon gessen / wie sie
denn in Salsen auch gebraucht wird / den lust zur speise zu erregen / doch soll
man sie nicht zu überflüssig niessen / denn das Geblüt wird darvon dünn /
wässerig und leichtlich in Gallen verwandlet / darumb die viel Gallen bey sich
haben / sollen der Müntz müssig gehen.
(Müntz-Geist. Spiritus per fermëtationem.) Frische
wolriechende Müntz zerhackt / in einen sauberen Hafen / oder gläsenen Kolben
gerhan / etwas saurteigs und Brunnwassers darzu gegossen / hernach under
einander jäsen oder johren lassen / endlich / wenn der jast bald fürüber /
destilliert / gibt einen treflichen Geist oder Spiritum per fermentationem ab /
dessen etliche tropffen mit destilliertem (Wasser
Magenwehe / Bauch-un̅ Muttergrimmen / schwindel.) und
Zucker bißweilen eingenom̅en / nicht nur Magenwehe / Bauch- und
Mutter-grimmen bald stillen / sonderen auch den Schwindel vertreiben können.
Die mit Brantenwein auß diesem Kraut gezogene Essentz hat gleiche würckung.
(Weisser Weibersluß.) Brühe / darinnen Müntz
gesotten ist / getruncken ist ein sonderlichtes mittel wider den weissen
Weiberfluß / denn vielen darmit qeholffen worden.
(Fliessend Grind des Haupts.) Müntz in Laugen
gestotten / und das haupt damit gewaschen / heilet den fliessende̅
grind.
(Durchlaut rothe ruhr überflüßige Weiberzeit / Unwillen
und Erbrechen des Magens. Kalter Magen / erbrechen Bauch würm der Kinder /
Grind der Kinder / knollichte Brüst von der Milch. Kalter Magen /
Erbrechen.) Der in den Apothecken zubereitete Müntzen-syrup stillet den
Durchlauff / die rothe Ruhr / und überflüssige Weiberzeit / benimt den unwillen
und erbrechen des Magens / und hilfft der Däwung / so man nach belieben ein
löffel voll trincket.
Das destillierte Müntz-wasser ewärmet den kalten Magen / und stillet das
Erbrechen / so man davon nach belieben offt ein löffel voll nim̅et
/ also den Kindern gebraucht / tödet die Würm / und treibt sie auß / heilet auch
den Grind / so man den Kindern das Haupt mit waschet / tüchlein darinn genetzt /
und über die knollichte Brust gelegt / zertheilet die knollen von der Milch.
Das in den Apotherken gekochte Müntzöl erwärmet und stärcket den kalten Magen /
und stillet das Erbrechen / so man das hertzgrüblein warmlicht oft darmit
anschmieret.
(Erbrechen des Magens.) Es wird auch auß der
Müntz ein öl destilliert / davon soll man ein paar tröpflein in einem löffel
voll weissen Weins / wider das erbrechen des Magens einnehmen.
CAPUT CXV.
Krauser Balsam. Mentha crispa spicata.
Namen.
KRauser Balsam / Krause Müntz oder zahme Sisymber heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sisymbrium domesticum;
Mentha rotundifolia crispa spicata, C. B. J. B. Sisymbrium sativum seuhortense,
Matth. Mentha crispa, Lon. Italiänisch / Menta crespa, Sisembro domestico.
Franszösisch / Mente crespue. Spanisch / Ortelana crespa. Englisch / Wilde Mint.
Bachmüntz / Fischmüntz oder wilder Sisymber heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Sisymbrium sylvestre,
Matib. Men [679] tha aquatica, s.
Sisymbrium, J. B. rotundifolia palustris, s. aquatica major, C. B. Balsamita
agrestis, Trag. Italiänisch / Sisembro salvatico, Menta acquatica. Franszösisch
/ Mente aquatique. Spanisch / Ortelana montesina. Englisch / Water-Mint.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der krause Balsam ist männiglich bekannt / man ziehet ihn gemeiniglich in den
Gärten. Er hat kürtzere blätter als die vorgedachte Garten-müntz / sind doch
breiter / an dem gantzen umbkreiß krauß / und sehr schön anzusehen / stehen je
zwey gegen einander. Die stengel sind fast zweyer spannen lang / viereckicht /
haarig / purpurbraun. Oben dringen die geährte / purpurbraune blumen herfür /
wie in der rothen Müntze. Hat viel Wurtzeln / die kriechen auff der Erden.
Bachmüntz. Sisymbrium sylvestre.
Die Bachmüntz wächßt an feuchten orten / hat einen stengel wie der Kraußbalsam.
Die blätter sind etwas breiter / und umbher zerkerbt / bringt purpurbraune
blumen / inwendig mit weissen haarlocken. Sie riechet wol / aber nicht so starck
als der Kraußbalsam. Ist groß und klein / wird allhier an wasserigen orten bey
Michelfelden gefunden.
Eigenschafft.
Beyde Sisymber / der Kraußbalsam und die Bachmüntz / sind warm und trocken biß in
dritten grad: führen also ein ölicht-balsamisches / alkalisch-flüchtiges /
bitterlichtes Saltz bey sich / dadurch sie aller säure widerstehen / Wind und
Bläst vertheilen / Bauch- und Mutter-grimmen stillen / Würm tödten und treiben /
den Harn befürdern / und hiemit alle die kräfften haben / welche der Spitzmüntz
in vorigem Capitel zugeschrieben werden.
Gebrauch.
(Verstandener Harn / Wind / Würm.) Krauserbalsam
oder Bachmüntz weissem Wein gesotten / und einen guten trunck davon gethan /
befürderet den verstandenen Harn / zertheilt die Wind und tödet die Würm.
(Ohnmachten.) Frische Kraußbalsam-blätter
zerrieben und zu der Nasen gehalten / stärcket das Hirn und die lebendige
Geister / und wendet die Ohnmachten wegen ihres edlen geruchs.
(Nachweh der Kindbetterifien.) Ein gute Artzney
für die Nachweh der Kindbeiterinnen: Nim Krausenbalsam, Mutterkraut /
Camillen-blumen / Tag- und Nacht-kraut jedes zwo hand voll / zerschneide alles /
und bind es in ein viereckicht säcklein / siede solches in einer halb maß Wasser
und weissen Weins / trucke es alsdenn zwischen zween Tellern auß / und legs den
Kindbetterinnen über den undern Leib.
Auß diesen Müntzen kan man alle diefenigen Artzneyen / Oele / Spiritus, Waffer /
und dergleichen bereiten / welche auß der Müntz der vorgehenden Capiteln gemacht
worden / und auff gleiche weise in allen bemeldten Kranckheiten nutzlich
gebrauchen.
CAPUT CXVI.
Vnser frawen Müntz. Mentha Graeca.
Namen.
VNser Frawen Müntz heißt Lateinisch / Mentha Graeca sive Sarracenica, Matth.
Mentha corymbifera, seu Costus hortensis, J. B. hortensis corymbifera, C. B.
Balsamita mas, Ger. Mentha Romana, Lac. Italiänisch / Menta di St. Maria, Salvia
Romana. Franszösisch / Mente Romaine, Mente de nôtre Dame. Niderländisch /
Römische Munte.
Gestalt.
Unser Frawen Müntz stosset bald im Früh [680] ling ihre Blätter herfür / die vergleichen sich der
Betonien / an dem umbkreiß zerkerbt / an der farb grün-gelb. Die Stengel sind
holtzicht / rund / bißweilen zweyer elen hoch / tragen am gipffel gelbe / offene
/ runde / ungestirnte knöpff / die vergleichen sich allerdings den gelben
Reinfahrn-knöpffen. Der Wurtzeln sind viel / die sich auff der Erden
außstrecken. Das gantze Gewächs ist bitter / und riecht starck / bringt kleinen
/ ablangen / flachen Samen. Man hat sie fast in allen Gärten. Sie wächßt auch
von ihr selbsten auff dem Schwartzwald in den fetten Aeckern / nicht weit von
dem Flecken Lengkirch. Mit schmäleren Blättern wird sie auff den Pireneischen
Bergen gefunden.
Eigenschafft.
Unser Frawen Müntz ist warm und trocken im anderen grad: Führet ein
milt-flüchtiges / balsamisches / ölichtes / alkalisch-bitterlichtes saltz / in
geringerem grad als die vorigen Müntzen / bey sich / und hat daher trefliche
Würckungen / alles saure in dem Geblüt zu versüssen / Wunden zu säuberen und zu
heilen / das zähe / schleimige geblüt zu verdünnern und zu reinigen / innerliche
Trüsen-verstopffungen in der Leber / Miltz / Nieren / Kröß und Brust zu eröffnen
/ den Magen / Haupt und Mutter zu stärcken / die Monat-zeit zu treiben / und den
Appetit zu beförderen.
Gebrauch.
(Schwacher Magen und Mutter.) Unser Frawen Müntz
hat alle Krafft und Würckung / welche oben von den Müntzen ist vermeldet worden.
Es werden auß diesem Kraut gute Pfannküchlein zu Stärckung des Magens und der
Mutter bereitet.
Auß diesem Kraut lassen sich alle Artzneyen bereiten / wie auß dem Wermuth / und
zu gleichen Kranckheiten gebrauchen.
CAPUT CXVII.
Kornmüntz. Calamintha.
Namen.
DAs erste Geschlecht der Calaminth / Kornmüntz oder wilden Poley heißt Griechisch
/ [Greek words]. Lateinisch / Calamintha,
Calamintha vulgaris, vel Officinarum Germaniae, C. B. flore magno vulgaris, J.
B. Calaminthum, Calamentum, Nepeta vera. Italiänisch / Calamenta, Herba del
catto. Frantzösisch / Pouliot sauvage, Calament des champs, Herbe au chat.
Spanisch / Nevada, Nevadera.
Das andere Geschlecht der Calaminth / Bergmüntz oder Steinmüntz heißt Griechisch
/ [Greek words]. Lateinisch / Calamintha
montana praestantior, Tab. Lob. Calamintha magno flore, C. B. flore magno, ex
calice longo, J. B. Italiänisch / Calamenta montana.
Das dritte Geschlecht der Calaminth / Wassermüntz / Froschmüntz / Wasser-Poley /
oder Wassernept heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Calamintha aquatica, Matth. Calamintha arvensis
verticillata, C. B. Mentha arvensis verticillata hirsuta, J. B. Italiänisch /
Calamenta acquatica. Frantzösisch / Calement aquatique. Niderländisch /
Waetermunte. Englisch / Water-Calamint / With Whorled-coronets.
Kornmüntz. Calamintha vulgaris.
Bergmüntz. Calamintha montana.
Geschlecht und Gestalt.
Das erste Geschlecht der Calaminth / der wilde Poley oder die Kornmüntz / wächßt
auff ungebawten Feldern neben den Strassen [681] und Wegen / gewinnet eckichte / rauche und elen-hohe Stengel. Sie
hat Blätter wie der Poley / doch grösser / ein wenig rauch / rundlicht / und an
dem umbkreiß zerkerfft. Die Blumen neigen sich etwas zu purpurfarb / stehen am
Stengel rings herumb / von unten an biß oben zu dem gipffel wie an dem Poley /
und riechen lieblich. Hat ein zasichte Wurtzel.
2. Die Bergmüntz wächßt auff den Bergen / ist am geschmack schärffer / und an den
Stengeln dünner als das erste. Hat Blätter wie die Basilien / je zwey gegen
einander / und braun-rothe Blumen. Die Wurtzel ist viel länger als in der
gemeinen.
Wassermüntz. Calamintha aquatica.
3. Die Wassermüntz findet man bey den fliessenden Wasseren / ist der wilden Müntz
nicht unähnlich / hat doch kleinere Blätter und Blumen wie die andern zwey
Geschlecht / außgenommen / daß sie bleicher sind.
4. Die Kornmüntz mit Poley-geruch / Calamintha arvensis 2. Taber. Calamintha
Pulegii odore, sive Nepetha, C. B. flore minore, odore Pulegii, J. B. Wächßt bey
uns viel auff den Aeckern bey Michelfelden und anderstwo: Bekomt viel dünne /
viereckichte / rauche / haarige / fast elen-hohe / ästichte Stengel / welche mit
kleinen / haarigen / gegen einander stehenden / wenig zerkerfften / nach Poley
riechenden / und scharff schmäckenden Blättern bekleidet / und mit
bleichpurpurfarben oder blaulichten Blümlein gezieret sind. Diese Blümlein
hangen an länglichten stielein / und kommen zwischen den Blättlein herfür. Das
Samen-gefäßlein erscheint auch eng / ablang / gestriemt / und bekomt vier kleine
/ schwartz-braune Sämlein.
Eigenschafft.
Alle drey Geschlecht der Calaminthen sind warm und trocken biß in dritten grad /
am geschmack scharff / und ein wenig bitter; Führen hiemit gleiche theil mit den
übrigen Müntzen / und haben auch gleiche Würckung.
Gebrauch.
Alle drey Geschlecht der Calaminthen befürdern die monatliche Reinigung / daher
sich schwangere Weiber darvor hüten sollen.
(Starcker Husten / schwerliches Athmen / Leibwehe /
Grim̅en / Gelbsucht / Würm / verstandene Weiberzeit /
Grimmen.) Ein handvoll Calaminth in einer halben maß weissen Wein
gesotten / und davon morgens nüchter getruncken / ist gut wider den starcken
Husten / benimt das schwerliche Athmen / Leibweh und Grimmen / zertheilet die
Gelbsucht / tödet die Würm / und befürderet die verstandene Weiber-zeit.
Wider das Grimmen: Nim Melissen / Pappeln / Calaminth / Flachs-samen jed. 2.
handvoll / zerschne de alles / thue es in ein viereckicht säcklein / siede
solches in Milch / (Gifftige Thier. Beschwerliches
Athmen alter Leuthen / stäter Husten / verstopfftes und verhartes Miltze.
Verstopffte Lufftröhrlein / Schleim in der Brust / Lungensucht / Gelb- und
Mitzesucht / hartes Miltze / versteckte monatliche Reinigung /
Unfruchtbarkeit / Mutterweh / Nachgeburt.) drucke es zwischen zween
Teller auß / und legs über den Leib.
Der Rauch von den Calaminthen vertreibet alle gifftige Thier.
Der in den Apothecken zubereitete Syrup / Syrupus de Calamintha genennt / ist gut
denjenigen / so beschwerlich athmen / sonderlich den alten Leuthen / welche
stäts mit dem Husten geplagt werden / und nicht außwerffen können. Er dienet
auch den Miltzsüchtigen / so ein verstopfftes Miltze haben / und verhartet ist /
davon nach belieben ein löffelvoll genommen.
Das auß der Calaminth destillierte Wasser auff 2. oder 3. loth getruncken / ist
zu allen oberzehlten innerlichen Gebresten nutzlich. Es eröffnet die
verstopfften Lufftröhrlein / zertheilet den Schleim in der Brust / hilfft also
den Lungsüchtigen / und denen so voll umb die Brust sind / stäts husten / und
sehr außwerffen. Ist gut den Gelb- und Miltzsüchtigen / denn es das harte Miltz
eröffnet / befürderet die versteckte monatliche Reinigung / erwärmt die
Geburts-glieder / macht sie fruchtbar / nimt das Mutterweh / und treibt die
Nachgeburt fort.
CAPUT CXVIII.
Katzenmüntz. Nepeta.
Namen.
KAtzenkraut / Katzenmüntz oder Katzennept heißt Lateinisch / Mentha felina, Herba
gattaria, Mentha cataria, Nepeta vulgaris, Herba cati, Cattaria sive Mentha
catti, Herba felis. Italiänisch / Herba gatta, Gattaria. Frantzösisch / Herbe de
Chat. Spanisch / Gatara. Englisch / Cattismint / Nep / Nip. Dänisch / Sisenbraut
/ Kortefoed / Kotteurt / Kottegloede / Kottemynte. Niderländisch / Cattencruyt /
Nepte. Katzenkraut wird es genennt / dieweil die Katzen damit ihre Frewde haben.
Gestalt.
Die gemeine Katzenmüntz / Nepeta vulgaris, Rivin. Mentha cattaria vulgaris
& major, C. B. Hat ein zertheilte / zaßlichte Wurtzel /
|| [682]
Katzenmüntz. Nepeta.
auß welcher ein vier-eckichter / raucher / grauer / dicker und safftiger Stengel
komt / so mit Neben-zweiglein besetzt ist. Ihre Blätter sind der Melissen oder
Nessel ähnlich / jedoch kleiner und weisser / auch an dem umbkreiß zerkerfft.
Oben am Stengel erscheinen runde / geährte / weisse B???umen. Das gantze Gewachs
ist am geruch scharff / am geschmack hitzig / mit einer mercklichen Bitterkeit
vermischt. Es wächßt auff den Wallstätten / an den Wegen / und gemeiniglich an
ungebawten orten. Man findet es allhier bey den Zäunen der Gärten vor dem St.
Johanns-Thor.
Mehr andere Geschlecht findet man bey anderen Botanicis beschrieben / welche wir
/ weitläuffigkeit zu verhüten / zu übergehen benöthiget sind.
Eigenschafft.
Katzenmüntz ist warm und trocken im andern grad: führet ein milt-flüchtiges /
ölichtes Saltz bey sich / und hat gleiche eigenschafft und kräfften mit der
Melissen / und allen Müntzen.
Gebrauch.
Katzenmüntz hat alle Würckung / welche von der Calaminthen und andern Müntzen ist
vermeldet worden.
Ein wunderliche Geschicht von der wurtzel der Katzenmüntz / hat Leonhard
Thurneiser zum Thurn / im 1. theil von dem Minerischen Wasser in dem 6. Buch im
44. cap. mit nachfolgenden Worten beschrieben. Es ist männiglich bekannt / daß
ein Nachrichter im Schweitzerland gewesen / den ich gekennt hab / welchen die
Ubelthäter / so verurtheilt / allezeit gar hart erbarmt und gedaurt haben / und
wo er nicht diese wurtzel erstlich ein wenig gek???wet / und darnach under die
Zungen genommen / hätte er keinen / wie hoch er das verschuldet / auß ursach
menschlichen mittleidens (das er von Natur oder vielleicht auß schwäche seines
hertzens hatte) richten mögen. So bald er aber die wurtzel / wie gemeldt /
gebraucht / ist ihm augenblicklich ein zorn und grimm ankommen / und gantz
blutgierig (Kalte Gebresien des Haupts / Brust / Magen
un̅ Mutter / Wind im Leib / Schwindel / Krampff / Fallende
Sucht / Schlaffsucht / Engigkeit der Brust / versteckte Weiberzeit.)
worden / welches mir viel ehrliche Leuth / die das offt von ihme gehört haben /
zeugnuß geben werden.
Das auß der Katzenmüntz destillierte Wasser dienet sonderlich zu allen kalten
Gebresten des Haupts / Brust / Magen und Mutter / vertheilet die W???nde im Leib
/ ist gut wider den Schwindel / Krampff / fallende Sucht / Schlaffsucht und
Engigkeit der Brust / befürdert die versteckte Weiberzeit / davon morgens
nüchter drey oder vier loth getruncken.
CAPUT CXIX.
Bachbungen. Beccabunga.
Namen.
BAchbungen / Wasserbungen / heißt Lateinisch / Beccabunga. Anagallis aquatica,
Sium aquaticum. Frantzösisch / Berle. Englisch / Broocklime / Siepurslane.
Dänisch / Lemmicke / Ledmyge / Vandarfue. Niderländisch / Waeterpoege /
Bachpoege.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Bachbungen mit rundlichten blättern / welche in beystehender Figur
überzwerch stehet / und mit dem buchstaben A. bezeichnet ist / Anagallis
aquatica minor vel major folio subrotundo, C. B. aquatica flore coeruleo, folio
rotundiore minor, & major, J. B. Veronica aquatica folio subrotundo,
Raji. hat weisse / zaßlichte wurtzeln / röthlichte / runde / dicke / safftige /
zur erden sich neigende stengel / welche / [683] so sie den grund bestreichen / frische fäserlein in die erden
treiben / und neue / kleine / weisse / faßlichte würtzelein gewinnen. Die
blätter stehen an den knödlein gegen einander über / haben länglichte stielein /
sind sattgrün / dick / rundlicht / fett / safftig / und ein wenig zerkerfft. Die
liechtblauen blümlein erscheinen nicht an dem gipffel der stengeln / sondern
kommen zwischen den blättern auß denselben fast in gestalt einer ähre herfür /
auff welche die breiten Samen-täschlein folgen / so mit vielem kleinen samen
angefüllet sind. Dieß Kraut hat keinen sonderlichen geschmack / doch ziehet es
sich endlich auff eine kleine schärffe / oder fast unempfindliche bitterkeit. Es
wächßt häuffig in feuchten wasserichten gründen / sonderlich da gute
Wasserquellen sich finden / welche den Winter durch nicht überfrieren. Dieses
Kraut erscheinet an etlichen orten weit grösser mit allen seinen theilen / und
wird für ein sonderbar Geschlecht von denen Herren Bauhinis und andern gehalten.
2. Die Bachbungen mit ablangen blättern / welche in der figur auffrecht mit B.
abgezeichnet stehet / und eines grösseren und kleinern geschlechts erscheinet /
Anagallis aquatica major & minor folio oblongo, C. B aquatica flore
coeruleo, aut purpurascente, folio oblongo major & minor, J. B. Veronica
aquatica folio oblongo major & minor, Raji. treibet auß den Gläichen der
stengeln zaßlichte würtzelein nidsich in die erden. Das grosse Geschlecht davon
hat einen geraden / eckichten / dicken / holen / über elen hohen / von unden
röthlichten Stengel. Das kleinere Geschlecht aber hat einen dicken / hohlen /
runden Stengel. An beyden Geschlechten erscheinen die blätter ohne stiel an den
gläichen der stengeln gegen einander / sind lang / schmal / an dem umbkreiß
zerkerfft. Neben den blättern steigen beyderseits die blumenzweiglein / in
ähre-gestalt empor / und werden mit kleinen / einblättigen / blauen / oder
purpurfarben blümlein außgezieret; auff welche die mit kleinem samen angefüllte
gefäßlein folgen. Wächßt in den Brunnwasser-gräblein / wie die vorige. Man
findet auch das grössere Geschlecht mit viereckichten stengeln / und
Poley-formigen blättern.
Eigenschafft.
Bachbungen hat ein nitrosisch-flüchtiges / gelindes / und sehr wenig scharffes /
bitterlichtes Saltz bey sich / dadurch sie erwärmt und feuchtet / das scharffe
geblüt versüßt / das saltzichte unreine wesen durch den Harn und andere wege
außtreibt / verstopffungen eröffnet / zähen schleim erdünneret / den Athem
erleichteret / das scharbockische / melancholische geblüt reiniget / aller säure
widerstehet / und so wol innerliche als äusserliche Wunden säuberet und heilet.
Man muß das kraut in dem Brachmonat samlen / wenn die Sonn in dem Zwilling
gehet.
Gebrauch.
(Scharbock / Lendenstein.) Dieses Kräutlein hat
gleiche tugend mit dem Brunnkresse / aber doch in geringerem grad. Im Frühling
wird er nutzlich im Salat gebraucht / insonderheit ohne Eßig / von denen welche
mit dem Scharbock / oder Lendenstein geplaget sind; darumb man es in den
Seestatten mit dem Brunnkreß auch (Wunden.) zu
den Speisen gar viel geniesset.
Die Bachbungen ist auch ein köstlich Wundkraut / so sich jemand verwundet hat /
der nehme dieses Kraut / thue darzu ein wenig Saltz und Spinnweb / und binde es
mit einem doppelten tüchlein auf die wunde̅.
(Offener Schaden der Schienbeinen vom Scharbock.
Geschwulst der Füssen.) So man die Bachbungen zu einem pflaster in
Bier kochet / und über die Schienbein leget / heilet es die offenen Schäden /
welche vom Scharbock herkommen.
Wenn jemanden die Füß geschwollen sind der lege Bachbungen mit ein wenig Saltz
gesprengt darauff.
Der auß der Bachbungen frisch außgepreßte und filtrierte Safft / auff vier loth /
(Scharbock / Gelb- und Wassersucht / dreyoder
viertägig Fieber.) oder das davon destillierte Wasser auff 8. biß 10.
loth morgens und abends einen monat lang getruncken / reiniget das
scharbockische / versaltzene / zähe geblüt / heilet neben dem Scharbock auch die
Gelb- und Wassersucht / vertreibt das drey- und viertägige Fieber. Man kan
annoch Brunnkresse / Wegrich / Löffelkraut und dergleichen mit destillieren /
oder den Safft zugleich mit darauß trucken und gebrauchen.
In dem übrigen hat dieß Kraut alle Tugenden mit dem Brunnkresse oder breiten
Wegrich gemein.
(Gold???-aderschmertzen. Versteckter Harn / Bauchwürm /
Stein / Miltzesucht.) Bachbungen in Wasser zu einem pflaster gekocht /
und übergelegt / stillet den schmertzen der Gulden-ader.
Das destillierte Wasser auß diesem kraut wird zu befürderung des Harns und Steins
/ tödtung der Bauch-würmen / und insonderheit wider die Miltzkranckheit gelobt /
biß 8. loth morgens und abends davon getruncken.
CAPUT CXX.
Thymiankraut. Thymus.
Namen.
THymiankraut / Thym / Thymell / Römischer oder welscher Quendel / heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Thymus, Thymum. Italiänisch / Thymo. Frantzösisch / Thym, Mariolaine d'
Angleterre. Spanisch / Tomillo salsero. Englisch / Thyme. Dänisch / Thimian.
Niderländisch / Tym / Tymmoes.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das frembde und warhaffte allhier abgebildete Thymiankraut / Thymus capitatus,
qui Dioscoridis, C. B. Thymum Creticum sive antiquorum, J. B. Ist ein klein
staudicht kräutlein mit vielen kleinen / zarten / schmalen blättlein besetzt /
die haben zu oberst länglichte / schüppichte köpfflein / voller / kleiner /
schöner / leibfarber Blümlein. Auff dem Kraut spüret man keinen samen / denn er
wächst auß den zerriebenen knöpfflein / oder dürren verfallenen blümlein auf der
Erden. Die wurtzel ist holtzicht / und hat kein nutzen in der Artzney. Es wächst
in Candien / Apulien / Griechenland / Syrien / Italien / Franckreich und
Hispanien. Wohnet gern an mageren und steinichten orten / welche die Sonn stäts
haben. Auß Italien ist dieses
|| [684]
Frembd Thymiankraut. Thymus exoticus.
Gewächs auch zu uns gebracht / und von fleissigen Gärtnern auffgebracht worden.
Man zielet es in den Gärten und Häsen / wie ein kleines Bäumlein. Es blühet
späth erst gegen dem St. Johanns Tag.
2. Das gemeine Thymiankraut / Thymus vulgaris folio tenuiore, C. B. vulgare
rigidius, folio cinereo, J. B. hat ein kleine holtzichte wurtzel mit dünnen
zaseln. Der stengel wächßt kaum einer spannen hoch / ist starck / rahn /
viereckicht / in nebenzweiglein getheilt / und gemeiniglich mit vielen
grünlichten blättern bekleidet / so schmäler als des kleinen Quendels werden. An
dem oberen theil erscheinen viel weisse Blumen. Der same ist klein / rund und
schwartz. Dieses kraut änderet sich an der farb der blätteren / denn etliche
sind grün und wolriechend / andere werden weiß und riechen übel / diß letstere
ist rar. Man findet noch eine art des Garten Thymiankrauts / welches breitere
und schwartzgrüne blätter bringet / auch purpur-braune oder weißlichte Blumen
trägt: Thymus vulgaris folio latiore, C. B. In dem Spanischen Königreich
Valentia / bey dem Meergestad Alicanta / wird an sandichten orten ein geschlecht
des Thymiankrauts gefunden / so gar keinen Geruch von sich gibet: Thymum
inodorum, C. B.
Eigenschafft.
Thymiankraut ist warm und trocken im dritten grad / eines lieblichen Geruchs und
am Geschmack etwas bitter / führet ein ölicht-flüchtiges / milt-aromatisches
saltz bey sich / dadurch es aller säure widerstehet / die flüsse tröcknet /
schleim erdünneret / verstopffungen eröffnet / dem Haupt / Hertzen / Magen /
Nieren und Mutter dienstlich ist / die Nerven stärckt / und die Weiberzeit
treibt.
Gebrauch.
(Schwerer Athem / verstandener Harn / und monatliche
reinigung der Weiber todte leibsfrucht / nachgeburt Bauch würm / gerunnen
Blut.) Ein handvoll Thymiankraut in einer halben maß weissen Weins
gesotten / und davon morgens nüchter getruncken / ist gut denen / so ein
schwären Athem führen / und umb die Brust viel Schleim haben / davon sie stätigs
keuchen und husten / treibet den verstandenen Harn / monatliche Reinigung der
Weiber / todte Leibsfrucht und Nachgeburt / tödet die Bauchwürm / und zertheilet
das gerunnen Blut.
In Spanien pflegt man dieses Kraut in wasser zu sieden / alsdenn mit deme die
Gefäß außzuwaschen / darinnen man Wein oder Oliven behalten will.
(Kaltes Haupt un̅ Magen / schwindel /
fallende Sucht kalte Flüß / Husten / blödes Gesicht würm der kinder /
erkaltete Mutter / versteckte reinigung / todte frucht / nachgeburt)
Das destillierte Thymiankraut-wasser löffelweiß gebraucht / stärcket das kalte
haupt und Magen / bewahret vor dem Schwindel und der fallenden Sucht /
zertheilet die kalten Flüß / benimbt den Husten / stärcket das Gesicht / und
vertreibt den Kindern die würm. Ist den erkalteten Weibern ein fast nutzlich
wasser / denn es erwärmt die Mutter / und reiniget sie von aller feuchter
schleimiger materi / befürderet die versteckte reinigung / die todte Frucht und
Nachgeburt.
Man kan auch das auff dem destillierten wasser schwimmende öl sonderbahr
auffassen / und tropffenweiß in allen obangeregten zuständen gebrauchen. Gleiche
würckung hat die davon mit Brantenwein außgezogene essentz / oder der Spiritus
davon destilliert / nach dem das Kraut 8. oder mehr tag in dem Brantenwein
gebeitzt gewesen. Welcher Spiritus dem l' Eau de la Reine d' Hongrie, oder
Ungarischem Roßmarin-Brantenwein gantz gleich kommet / oder wol gar übertrifft.
Außwendig braucht man dieß Kraut zu den Wasserbäderen / Fußwassern / und
dergleichen.
CAPUT CXXI.
Saturey. Satureia.
Namen.
SAturey heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Satureia, Cunila, Thymbra. Italiänisch / Satureia, Thimbra,
Coniella, Peuerella, Satureggia. Frantzösisch / Sariette d' Angleterre. Spanisch
/ Axedrea, Sagorida, Segurella. Englisch / Sauoury. Dänisch / Sarkoennel.
Niderländisch / Saturey / Ceulen. In hochteutscher Sprach wird es auch genent
Sedeney / Künel / Joseplein / Gartenhysop / Kalbsysop / Zwibelysop / Hünerfüll /
Sergenkraut / Kilchenseplin.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Saturey / Satureia hortensis s. Cunila sativa Plinii, C. B. ist
ein gemein / wol bekant / hübsch Gartenstäudlein / mit vielen knodichten / etwas
haarigen / runden / holtzichten / röthlichten ästlein. Die blätter vergleichen
sich fast dem gemeinen Hyssop / sind etwas haarig / dicklicht / sattgrün / eines
lieblich starcken geruchs / und scharffen geschmacks / haben auch kleine
löchlein wie des
|| [685]
Gemeine Saturey. Satureia hortensis.
St. Johanns-krauts blättlein; auß derer mitten kriechen kleine ähren mit
leibfarben Blümlein / und nachfolgenden kleinen / schwartz braunen sämlein
herfür. Die wurtzel ist holtzicht und in vielen zaseln zertheilt / und hat in
der Artzney keinen gebrauch.
Saturey mit Thymian-blättern. Satureia Thymi folio.
2. Man findet noch ein ander Saturey dem Thymian gantz gleich / außgenommen / daß
sie in allen stucken kleiner sind / und bringt auch nicht köpfflein wie der
Thymian / sondern ähre / darinnen stehen purpurbraune blümlein / sie wächßt in
rauchem und magerem erdreich. Diese Saturey zielet man zu Prag in den Gärten:
Satureia Thymi folio, Casp. Bauh. Satureia Dioscoridis. Matth.
Eigenschafft.
Saturey ist warm und trocken im dritten grad: führet ein miltflüchtiges /
ölichtes saltz bey sich / und hat gleiche würckung mit dem Hyssop; sonderlich
treibt sie durch den schweiß / löset den schleim ver Brust / und ist dem Haupt
dienstlich.
Gebrauch.
Es schreibet Camerarius und Tragus, daß die Saturey nutzlich von gemeinen Leuthen
mit der Speiß gekocht werde / sonderlich bey jungem Fleisch und den Fischen:
seye der Armen Gewürtz / denn sie lust zum essen erwecket / den Magen erwärmet /
die dawung befürderet / das Gesicht stärcket / und zu ehlichen wercken reitzet.
Der gemeine Mann pfleget die dürre Saturey under die Würste zu hacken / davon
sie anmütiger und gesunder werden. Er läßt sie auch mit den Erbsen und anderem
gemüß oder Hülsenfrüchten kochen / denn sie benimbt ihnen die blähung. Fernes
würtzen die Armen im Herbst ihren Cappes oder Compost mit der Saturey / denn
davon bekomt er einen guten geruch und lieblichen geschmack.
(Blödes Haupt un̅ Gesicht /
Engbrüstigkeit / Lungsucht / versteckter Harn und weibliche Blum.)
Zwey handvoll Saturey in ein maß weissen Wein gelegt / und davon getruncken /
stärcket das blode Haupt und Gesicht / ist gut den engbrüstigen und
Lungsüchtigen / denn sie zertheilt den koder / und befürderet den außwurff /
treibet den Harn und die weibliche Blum.
Saturey neben anderen stucken in wasser gesotten / und offt warm davon getruncken
/ (Engbrüstigkeit / Husten / Mandeln- und
Zäpfflein-geschwulst. Kalte flüß / Schlag.) lößt den Schleim der Brust
/ leichteret den schweren Athem / und vertreibt den Husten; und so man damit
gurgelt / so vertreibt es den schmertzen und die geschwulst der Mandeln / und
deß Zäpffleins.
Die kalte flüssige Leuth sollen sich der Saturey fleissig bedienen / dieselbe in
Wein legen / und davon offt trincken / denn sie vor dem Schlag bewahret.
Die schwangeren Weiber aber müssen sich vor disem Kraut hüten / weilen es leicht
die Geburt abtreiben könte.
Es hat die Saturey alle Tugend und Krafft / so im vorhergehenden Capitel von dem
Thymiankraut erzehlt / und im nachfolgenden Capitel vom Quendel gemeldet wird /
derohalben eins für das ander wol kan genommen werden.
In der Schlaffsucht / da die Leuth nicht (Schlaffsucht.) erwachen wollen / kan man etliche händvoll dieses Krauts
in Wein sieden / und darinnen genetzte tücher offt warm über das Haupt schlagen;
man kan auch nach belieben das Säcklein / darinnen das Kraut selbst ist / also
warm überlegen.
|| [686]
CAPUT CXXII.
Zahmer Quendel. Serpillum sativum.
Namen.
QUendel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Herpyllus, Herpyllum, Serpillum. Italiänisch / Serpillo,
Serpollino, Sermollino. Frantzösisch / Serpolet, Serpoulet. Spanisch / Serpol,
Serpilo. Englisch / Wildtime / Wildbetonii. Dänisch / Vorfruesenge halm / wild
Thimian. Niderländisch / wilde Tym / onser Vrouwen Bedtstroo. In hochteutscher
Sprach wird er auch genant vnser Frawen Bettstro / Künlein / Hünerköl / kleiner
Costentz und Hünerferb.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der zahme Quendel / Serpillum sativum, C. B. majus latifolium, Ejusd. item
vulgare majus. Ejusd. wächßt ein spannen hoch über sich / und kriecht nicht also
auff der erden wie der wilde. Er ist der gestalt der ästlein und blättern nach
dem Wolgemuth fast gleich / aber viel kleiner / und am geruch dem Majoran
ähnlich; trägt purpurfarbe Blumen in geährten köpfflein; im übrigen ist er eines
scharfflichten geschmacks.
2. Der Citronen-Quendel / Serpillum Citri odore, J. B. foliis Citri odore, C. B.
hat ein dünne / holtzichte / kleine / und braun-schwartze wurtzel / so an den
gläichen ihre zaseln bringet / und sich auff dem boden außspreitet. Er kommet
mit dem gemeinen Quendel fast überein / allein sind seine blätter schwärtzer und
dicker / auch so man sie zerreibt / geben sie einen Citronen-geruch von sich.
Die stengel wachsen viereckicht / seine Blumen erscheinen purpurfarb und dicker
als an dem vorigen / der Same ist sehr klein und schwartzlicht. Er wächst alhier
auff den Bergmatten / bey dem Schloß Dorneck und Landskron. Man findet ihne auch
in Oesterreich / Ungern und Mähren.
Wilder Quendel. Serpillum sylvestre.
3. Der wilde Quendel / Serpillum sylvestre, vulgare minus, C. B. vulgare, J. B.
kriecht und pflantzet sich auff der Erden mit vielen dünnen / runden und
biegigen stengeln / daran hangen die länglichten blätter / kleiner als am Poley:
bey deren ursprung stossen andere stengelein herfür zu beyden seiten mit
kleinern blättlein. Oben an den stengeln stehen weiß-purpurfarbe blümlein;
offtermals werden sie schneeweiß / und wie runde kügelein gestaltet / die
bißweilen wollicht sind / die wurtzel ist zertheilt und zasicht. Erwächst auff
den felsen / büheln / bergen / dürren auen und wiesen / blühet vom Mäyen an den
gantzen Sommer auß / und gibt ein scharffen geschmack von sich. Dieses Gewächs
änderet sich / denn bißweilen bekommet es runde / und zu zeiten spitzige und
schmälere blätter. In Oesterreich / Ungarn und Mähren / gibet es ein Geruch wie
Nußbaumen-laub von sich / zuzeiten aber ist es ohne geruch.
Eigenschafft.
Der Quendel ist warm und trocken im anfang des dritten grads / führet ein
ölichtbalsamisches / flüchtiges / miltes saltz bey sich / und hat dadurch die
eigenschafft das Haupt / die Nerven und Mutter zu stärcken / Flüsse zu tröcknen
/ verstopffungen zu eröffnen / Wind zu vertheilen / und schmertzen zu stillen.
Gebrauch.
Quendel hat gleiche tugend wie die Saturey / von welcher im vorhergehenden
Capitel gehandlet worden.
(Gifft.) Der Quendel dienet wider das Gifft / in
der speiß oder dem tranck gebraucht / daher ihn die Alten den müden Schnittern
in der Kost gegeben / auff daß / wenn sie ruhen oder [687] ungesund wasser trincken müsten / vor
allem Gifft bewahret wurden / wie droben auß dem Virgilio angedeutet worden.
Der grüne Quendel wird an etlichen orten in der Küche zu dem Fleisch und den
Fischen gebraucht.
So man den Quendel sechs oder siben tag läßt im Wein ligen / so wird ein guter
Eßig darauß:
Der Geruch des Quendels thut dem Hirn wol.
(Grimmen versteckter Harn / Grieß / Stein und Weiberzeit
/ weisser Weiber fluß. Blödes Haupt / gesicht / matzen / schwindel / Husten
/ faule Magen fieber.) Ein handvoll Quendel in einer halben maß
weissen Wein gesotten / und davon getruncken / stillet das Grimmen / befürdert
den versteckten Harn / Grieß / Stein und Weiber-zeit / und stillet den weissen
schmertzhafften Weiberfluß.
Das destillierte Quendelwasser löffelweiß gebraucht / stärcket das blöde Haupt /
Gesicht un̅ den Magen / benimt den Schwindel / dienet wider den
Husten / treibt fort den versetzten Harn / Stein / Grieß und Weiber-zeit: soll
ein gut mittel seyn für die faulen Magen-fieber.
CAPUT CXXIII.
Gemeiner Majoran. Majorana vulgaris.
Namen.
MAjoran heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Majorana, Amaracus, Sampsuchum. Italiänisch / Maggiorana, Majorana.
Frantzösisch / Marjolaine, Marone. Spanisch / Majorana, Almoradux. Englisch /
Marjorain / Marieroine. Dänisch / Meyran. Niderländisch / Maeryeleyne-truyd /
Marioleyne. In Hochteutscher Sprach wird er auch genennt Maseran / Maseron /
Meyron und Meylen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Majoran / Majorana vulgaris, C. B. majori folio ex semine nata, J.
B. Hat ein holtzichten Stengel mit vielen zarten Neben-ästlein / daran viel
kleine / runde / weiß-grawe und wolriechende Blätter stehen: Er blühet mit
grünen schüppichten knöpflein / darauff weisse / subtile Blümlein erscheinen /
welchen ein kleiner / brauner samen nachfolget. Die Wurtzel ist holtzicht / und
mit vielen zaseln umbgeben. Das gantze Gewächs riecht wol / ist am geschmack ein
wenig bitter / mit einer lieblichen schärffe. Er wird gesäet und gepfläntzet /
muß aber am Schatten stehen / in alten Mist gesetzt / und offt begbssen werden.
Er ist ein recht Sommer-kralit / darumb er fast den gantzen Sommer über blühet /
kan kein Frost erdulden / derohalben soll man ihne gegen dem Winter außsetzen /
und in warmen Kelleren behalten: Eine Art des Majorans mit stärckern Aestlein /
breitern Blättern / und runderen Köpflein / wird in dem Fürstlicken
Eystättischen Lustgarten angetroffen / und breit-blättiger Majoran genennet.
Kleiner oder Edler Majoran. Majorana tenuifolia sive Nobilis.
2. Der kleine oder Edle Majoran / Majorana tenuifolia, C. B. tenuior &
lignosior, J. B. vergleicht sich gantz und gar dem vorigen / doch daß er in
allen stucken kleiner / auch am geruch stärcker ist. Zuweilen wird dieser in die
Natur des gemeinen Majorans verwandelt / da seine Stengel mit vielen Fäden
verwirret werden.
Eigenschafft.
Der Majoran hat ein aromatisch-balsamisches / milt-flüchtiges Saltz bey sich /
und dadurch die Eigenschaffe zu wärmen / [688] zu tröcknen / den Schleim zu erdünneren / das Haupt / die Nerven / Brust /
Magen und Mutter zu stärcken / die monatliche Reinigung wider zu bringen / und
innerliche Verstopffungen auffzulösen.
Gebrauch.
(Alte und kalte Gebresten des Haupts und der
Muttes.) Der Majoran wird fürnemlich zu den alten und kalten Gebresten des
Haupts und der Mutter gebraucht / denn er ein sonderliche krafft hat das Hirn
und die Mutter zu erwärmen und zu stärcken.
Dieses Kraut ist ein edles Gewürtz in der Kost / denn es den Speisen einen
lieblichen und anmüthigen geschmack gibet.
Für die kalten Gebresten des Haupts: (Kalte Gebresten
des Haupts.) Nim Majoran / Salbey / Roßmarin / Betonien / Melissen
jedes ein halbe handvoll / zerschneide alles / binde es in ein säcklein /
schütte darüber zwey maß weissen Wein / und thue morgens und abends ein trunck
darvon.
(Wassersucht / schwerlich harnen / Bauchgrimmen / Bläst
der Mutter. Stärckung des Haupts. Schnuppë.) Majoran-kraut in weissem
Wein gesotten / und darvon getruncken / ist gut wider die anfangende Wassersucht
/ schwerlich harnen / Bauch-grimmen / treibet die Frauenzeit / und zertheilet
die Bläst der Mutter.
Der Majoran wird zu Stärckung des Haupts gar nutzlich unter die Laugen gethan.
Frischer Majoran mit den Fingeren ein wenig zerrieben / und in die Naßlöchlein
gethan / macht niessen / zertheilet den Schnuppen / und reiniget das Haupt.
Majoran in Wein gesotten / darnach den (Mangel am Gehör
/ Ohrensausen.) Dampff durch ein Trächterlein in die Ohren gelassen /
stärcket das Gehör / und stillet das Ohren-sausen.
Majoran-pulver in die Nasen gezogen / macht niessen / und reiniget das Haupt wol.
(Beschreibung eines treflichen Nieß-pulvers oder
Schnuptabacs.) Allhier kan ich nicht umnbgehen / ein treffliches
Nieß-pulver oder Schnup-tabac zu beschreiben / welchen die Wol-ehrwürdigen
Herren Patres Benedictini, des loblichen Gotteshauses Beinwyhl im Stein / im
gebrauch gehabt / muß aber in einer guten Apotheck zubereitet werden: Nim des
besten Indianischen Tabacs ein halb loth / Florentinische Irißwurtz ein
quintlein / runde wilde Galgantwurtz 15. gran / Paradießholtz 7. gran / gelber
Santal 1. scrupel / Nägelein 1. quintl. des besten Zimmets 15. gr.
Muscaten-blüth 7. gran / Storacis Calamitae, Benzoin jed. 15. gran /
Roßmarin-blüth / Mäyenblümlein / rothe Rosen jedes ein halb quintl.
Lavanderblümlein 7. gr. Majoran / Specierum Diambrae jed. 15. gr. Bisam und
Zibet jed. 1. gran / destilliertes Rosenholtz-öl 5. tröpflein. Mache auß allem
ein reines Pulver. Dieser (Schlag / Fallende Sucht /
Verstopffung der Nasen / Mangel am geruch / böse feuchtigkeiten des Hirns.
Versteckte Naßlöchlein bey jungen Kindern.) Schnup-tabac ist sehr
nutzlich zu verhütung des Schlage und der fallenden Sucht / eröffnet die
Verstopffung der Nasen / wendet den mangel des Geruchs / reiniget das Hirn von
allen bösen Feuchtigkeiten / und stärcket zugleich das Haupt.
Der frische Majoran wird nutzlich gebraucht den jungen Kindern / so erst auß
Mutterleib kommen / wenn ihnen die Naßlöchlein verstopfft sind / und schwerlich
den Athem führen / als wenn sie ersticken wollten / denen soll man frischen
Majoran zerreiben / und für die Naßlöchlein halten. Oder nim frischen
ungesaltzenen Butter und süß Mandel-öl jed. ein halb loth / Majoranwasser ein
quintlein / zerlasse es auff einem (Kalte Gebresten
des Haupts / Fallende Sucht / Schlag / Zittern / Krampff / Schwindel /
verlegene Sprach / Grieß / versteckter Harn und Weiberzeit / unfruchtbare
Weiber / erkalte Mutter / weisser Fluß. Wehtagen des Haupts / verlohrener
gernch. Kalte Gebresten des Haupts / Magen un̅ Mutter /
schwaches Hertz / verstopffung der Leber. Mutterbläst / Schlag / Fallende
Sucht / Krampff / Hauptweh von kälte / böse Feuchtigkeitë des Haupts.
Ohnmachten.) warmen Teller / und thue darvon dem Kind in die
Naßlöchlein.
Das destillierte Majoran-wasser ist trefflich gut wider alle kalte Gebresten des
Hirns / die fallende Sucht / den Schlag / das Zitteren / den Krampff und
Schwindel / bringt die verlegene Sprach wider / und stärcket das Hertz / treibet
den Harn und Grieß / erwärmt die Mutter / und befürdert die Monat-zeit / ist
nutzlich den unfruchtbaren Weibern / erwärmt die Geburts-glieder / und
vertreibet allen kalten Schleim / und den weissen Fluß der Bärmutter / morgens
und abends ein paar loth darvon getruncken.
In Majoran-wasser leinen tüchlein genetzt / und über das Haupt laulicht gebunden
/ benimt die Wehetagen desselbigen / so von kälte herkomt. So man es durch die
Nasen obsich ziehet / bringt es den verlohrenen geruch wider / und reiniget das
haupt garwol.
Die Conserva Majoranae, oder der Majoran-zucker / (welcher wie der Rosen-zucker
bereitet wird) ist sehr gut zu den kalten Gebresten des Haupts / Magens und der
Mutter / stärcket das schwache Hertz / und eröffnet die Verstopffung der Leber.
Von dem destillierten Majoran-öl drey tropffen in weiffem Wein genommen / treibet
die Frauen-zeit / vertheilt die Bläst der Mutter / wehret dem Schlag / fallender
Sucht / Krampff und langwierigem Hauptweh von kälte verursachet: ist ein
fürnehmes Mittel / das Haupt von allen bösen Feuchtigkeiten zu reinigen.
Der Majoran-Balsam wird zu Stärckung des Haupts und Verhütung der Ohnmachten in
die Nasen / an die Schläff und auff den Wirbel des Haupts gestrichen.
ENDE des Dritten Buchs.
|| [689]
Das Vierte Buch /
Von den Kräuteren /
CAPUT I.
Mastich-kraut. Marum.
Namen.
MAstich-kraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Marum, Sampsuchus sive Marum Mastichen redolens, C. B. Clinopodium
quibusdam, Mastichina Gallorum, J. B. Frantzösisch / Herbe Mastic. Englisch /
Herbst-Mastick / or Mastick-thyme.
Gestalt.
Dieses Kraut ist wenig bekannt. Matthiolus hat solches von Jacobo Antonio Cortuso
auß Padua empfangen. Es hat weißgraue dünne blätter / kleiner als des Majorans /
unden breit / oben außgespitzt / am geruch sehr lieblich / am geschmack scharff
/ bringt hohe / dünne / holtzichte ästlein / und purpurweisse blumen. Es wächßt
in Asien und Egypten / von dannen es auch Herren Cortuso erstlich zukommen ist.
Eigenschafft.
Dieß Kraut ist mit flüchtig-ölichtem scharffem Saltz begabt / daher es wärmt /
trocknet / eröffnet / und alle die kräfften hat / welche dem Candischen Dictam
zugeschrieben worden.
Gebrauch.
(Kalte Gebresten des Haupts und Magens / verstopffte
Leber / Wasser und Gelbsucht / versteckter Harn und Weiberzeit / Gifft.
Starcker Monatfluß der Weibern.) Von diesem Kraut eine handvoll in
einer halben maß weissen Weins gesotten / und davon getruncken / dienet zu den
kalten Gebresten des Haupts und Magens / öffnet die verstopffte Leber / hilfft
in der Wasser- und Gelbsucht / fürderet den Harn und die Weiberzeit / und
widerstehet allem Gifft.
Die Rinde von diesem Kraut in dem Brach- und Hewmonat gesamlet / zu pulver
gestossen / und ein quintlein davon alle morgen nüchter in dick-rothem Wein
eingenommen / kan auch den gefährlichsten und langwürigen Monat-fluß der Weibern
stillen.
CAPUT II.
Italiänischer Steinklee. Melilotus Italica.
|| [690]
Namen.
ITaliänischer Steinklee heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Melilotus Italica, Sertula campana. Italiänisch /
Meliloto.
Geschlecht und Gestalt.
Under denen vielen Geschlechten des Steinklees finden sich allhier abgerissen und
in figuren fürgestellet;
1. Der Italiänische Steinklee / Melilotus Italica, Fuchs. corniculis reflexis
major, C. B. Melil. s. Sertula campana, Matth. Trifolium Italicum, s. Melilotus
Italica corniculis recurvis, J. B. wächßt bald von der holtzichten Wurtzel /
wird wie ein Stäudlein über elen hoch / mit kleinen blättlein / wie der Klee /
die an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft sind / hat kleine gelbe blumen / welchen
krumme schötlein folgen / in welchen ein kleiner röthlichter Samen verschlossen
ist / so am geruch nicht unlieblich. Dieses ist der rechte Steinklee / so in den
Gärten gezielet wird / aber in Italien / in der Landschafft Campania umb Neapoli
wächßt er für sich selbst / da man auch kräntzlein darauß machet / daher er
Sertula campana heisset. Für diesen Italiänischen Steinklee brauchen unsere
Medici und Apothecker den gemeinen Steinklee / so an der krafft und würckung
nicht ungleich ist.
Gemeiner Steinklee. Melilotus vulgaris.
2. Gemeiner Steinklee / grosser Steinklee / Honigklee / edler Steinklee / unser
lieben Frauen Schühlein / heißt Lateinisch / Melilotus vulgaris, Melilotus
nobilis, Trifolium caballinum. Italiänisch / Meliloto, Trifoglio caballino
Frantzösisch / Melilot. Spanisch / Meliloto. Englisch / Melilote. Dänisch / Amur
/ Steenklee. Niderländisch / groote Steenclauere.
Gestalt.
Der gemeine Steinklee / Melilotus vulgaris, Park. Melil. Officinarum Germaniae,
C. B. Trifolium odoratum, s. Melilotus vulgaris flore luteo. J. B. ist dem
wilden Steinklee fast gleich / wächßt mit seinen runden / etwas gestriemten /
schwachen / und ästichten stengeln offt biß zweyer elen hoch / seine blätter
sind dem Italiänischen Steinklee fast gleich / am umbkreiß ein wenig zinnelicht.
Oben an den stengeln trägt er gemeiniglich gelbe / und bißweilen weisse blumen.
Dieses Kraut wächßt überall an steinichten orten / neben den wegen / blühet fast
den gantzen Sommer über / hat weisse / dünne / zähe / mit kurtzen zaseln begabte
wurtzeln.
Eigenschafft.
Der gemeine Steinklee ist einer mittelmäßigen Natur / doch etwas mehr warm als
kalt; führet neben einem alkalischen saltz annoch viel ölicht-balsamische milte
theilgen bey sich / und hat daher die eigenschafft zu erdünnern / zu erweichen /
zu maturieren / schmertzen zu lindern / auch zu vertheilen / das Haupt und
Nerven zu stärcken / und die Nieren und Blasen zu reinigen. Das gantze Kraut
wird gebraucht / und im Brach- und Hewmonat / der Samen aber im Augstmonat
gesamlet.
Gebrauch.
(Geschwollene Gemächt.) Zu dem geschwollenen
Gemächt soll man nehmen Steinklee-blumen / Chamillen-blumen / Leinsamen und
Bonen-mehl / jedes ein halbe handvoll / Wermuth ein wenig / solches in Milch zu
einem pflaster sieden / und zwischen zweyen tüchern gestriechen / warmlicht
überlegen.
(Hitzige geschwulst der Mutter / Affterdarm / Gemächt
und heimlichen orten.) Zu der hitzigen Geschwulst der Mutter / des
Affterdarms / der Gemächt und heimlichen orten. Nim Eybisch-wurtzel ein loth /
Eybisch-kraut / Pappeln / Steinklee / Camillen-blumen gestossen jedes ein
quintlein / Gerstenmehl / Leinsamen-mehl jedes ein halb loth / siede alles in
Milch zu einem pflaster / und lege es zwischen zweyen tüchern gestriechen
warmlicht über das geschwollen ort.
(Sand / Grieß / hitzige Geschwulst der Mutter /
Mastdarms un̅ Gemächts.) Dem destillierten
Steinklee-wasser wird insonderheit von den Alten auß gewisser erfahrung zugelegt
/ daß es das Haupt und Gedächtnuß stärcke / und die Nieren und Blasen von Sand
und Grieß reinige / drey loth zu nacht vor dem schlaff getruncken. Eusserlich
wird es gebraucht zu hitziger geschwulst der Mutter / des Mastdarms und
Gemächten / ein badschwam oder tüchlein darinnen genetzt / und warmlicht
übergelegt.
Das in den Apothecken zubereitete Emplastrum (Harte
geschwulst.) de Meliloto oder Steinklee-pflaster erweicht und
zertheilt alle harte geschwulst / und milteret den schmertzen derselbigen;
vertreibt auch die Mandlen-geschwulst des Halses / außwendig übergeschlagen.
3. Garten-Steinklee oder Siebenzeit wird in der Schweitz Schabziegerkraut genennt
/ dieweil man ein sonderlichen Käß / welcher Schabziegeren heisset / mit diesem
Kraut machet. Lateinisch wird er genennet Lotus
|| [691]
Garten-Steinklee. Lotus hortensis odorata.
hortorum odorata, Trifolium odoratum, Lotus hortensis, Lotus sativa, odorata,
annua, J. B. Italiänisch / Loto salvatico. Frantzösisch / Trefle odoriferant.
Englisch / Gardenclauer / dweet Trefoil. Niderländisch / Sevengetyden-claver of
cruyt.
Gestalt.
Der Garten-Steinklee wird in Teutschland nicht auff dem Feld / sondern in den
Gärten gezielet. Er ist ein recht Sommerkraut / muß jährlich wie der Coriander
vom kleinen gelben sämlein gegen dem Frühling auff gebracht werden. Gehet
erstmahls auff wie der gemeine Klee / je drey blätter an einem länglichtem stiel
/ doch spitziget und äschenfarb / glatt / zerkerfft / und etwas rundlicht. Gegen
dem Hewmonat steiget er in seinen runden stengel / der ist hol / glatt / weiß /
mit vielen zincken oder rüthlein besetzt / und durchauß mit spitzigen
Klee-blättlein bekleidet. Ein jedes zincklein hat seine getrungene purpurblaue /
riechende blümlein / in der höhe kleiner denn der Wiesenklee. Auß jedem blümlein
wird ein stachlichtes kölblein / gleich wie an der blumen der Benedictenwurtzel
/ darin ist der gelbe / runde samen / als Hirsen-körnlein / in seinen spitzigen
häußlein verschlossen. Die wurtzel ist holtzicht / dünn / schlecht / kurtz /
weiß wie am Dillkraut. Das gantze Gewächs ohn die wurtzel / hat ein besondern
geruch / beynahe als ein wollriechendes Gummi / ist aber am geschmack bitter.
Die alten Weiber wissen wol / daß dieses Kraut zum tag siben mahl seinen geruch
hat / und so offt auch widerumb verliert (daher man es auch Siebenzeit nennet)
so lang es stehen bleibet. Nachdem es aber außgerupfft / auffgehaben und gedörrt
ist / behält es den geruch für und für / doch wenn trüb wetter entstehen will /
ereugt sich der geruch so gewaltig / daß es jederman im hauß / wo das Kraut
hangt / fühlen und riechen muß / daher es billich ein Wetterkraut genennet wird.
Eigenschafft.
Dieser Klee hat viel ölicht-balsamische / milt-flüchtige / mit bitterem /
groblicht-alcalischem Saltz vermischte theile bey sich / und daher eine
mittelmäßige Natur und Ei enschafft zu wärmen / zu trocknen / zu erweichen und
zertheilen / zu lindern / Wunden und Schäden zu säubern und zu heilen. Im
Hewmonat wird das blümlein / in dem Augstmonat aber der samen gesamlet.
Gebrauch.
Die blümlein dieses Krauts thut man in ein glaß / gießt Baumöl darüber / läßts an
der Sonnen lang stehen / thut auch nach belieben ein wenig Terbenthin darunder /
so gibt es ein fürtreflich Wund-öl / welches die Weiber bey uns Blümlein-öl
nennen / und (Wunden / Schäden / Grimmen /)
äusserlich zwar zu heilung allerhand frischen / geringen Wunden / Versehrungen
und Schäden / wie auch zu linderung der Schmertzen gebrauchen; inwendig aber
wider (Sand der Nieren / gerunnen Blut.) das
Grimmen / gerunnen Blut / Sand und Grieß der Nieren / und allerhand anderen
innerlichen Versehrungen eingeben.
Steinklee mit langen krum̅en Schötlein. Lotus siliquis
Ornithopodii.
4. Der Steinklee mit langen krummen Schötlein / Lotus siliquis Ornithopodii, J.
B. bekomt auß seinem weissen / hartlichten / und mit wenig zäserlein begabten
würtzelein etliche rahne schößlein / die in etliche neben-ästlein / so
anderthalb zoll weit von einander stehen / underschieden sind / in deren
Gläichlein hangen fünff blätter / under wel [692] chen die zwey underen den drey oberen an der grösse nicht
gleich kommen / haben keinen sonderlichen geruch. Auff den gipffeln sitzen gelbe
blümlein / wie in dem krum-gehörnten Steinklee / und sind mit schwartzen linien
durchzogen. Diesem folgen auß einem gläichlein zwey / drey auch mehr hülsen oder
schoten / so anderthalb oder auff das höchste zween zoll lang / krum / zusammen
getruckt / und schwartzbraun sind / welche augenscheinlich mit samen angefüllet.
CAPUT III.
Sesel. Seseli.
Namen.
SEsel heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch
/ Seseli, Seselis, Seseli Massiliense, Seselinum, Cordyla, Silis, Platycyminum,
Saxifragia montana, Saxifragia major, Siler montanum, Seselios. Italiänisch /
Seseli, Siler montano, Sejar montano, Silio montano. Frantzösisch / Siler
montain. Spanisch / Siler montesino. Englisch / Siler. Niderländisch / Seseli
van Marseillen. In Hochteutscher Sprach wird es auch genennt Seselkraut /
Maßilischer Sesel / Berg-sesel / Roßkümmel und Zirmet.
Berg-Sesel. Seseli montanum.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden allhier verschiedene Geschlecht der Sesel vorgestellet.
1. Das erste Geschlecht / der Berg-Sesel / Seseli montanum Foeniculi solio, C. B.
montanum angustifolium 3. Clus. folio Seseli Massiliensis Matthioli, semine
Angelicae, J. B. Hat ein lange / dicke Wurtzel / eines guten Geruchs. Die
Blätter vergleichen sich den Blättern des Fenchels / sind doch dicker. Der
Stengel ist starck und steiff / fingers-dick / knodicht / gestriemt / in etliche
ästlein zertheilt / wie der Stengel des Ferulkrauts / wird auff anderthalb elen
lang / er hat seine Neben-zweiglein / auff welchen breite / dem Dillkraut
ähnliche weisse Blumen-kronen wachsen / darinnen ein eckichter / langer Samen
wächßt / der ist eines guten Geruchs / und an dem Geschmack scharff. Dieses
Kraut wächßt viel auff den rauchen Feldern bey Maßilien und andern orten in
Languedock und Italien / wird auch in grosser menge in Apulien / auff dem Berg
Gargano / und auff den Berg-matten in Nider-Oesterreich und Steyrmarck /
gefunden. Bey uns zielet man es in den Lustgärten / so es einmal auffgebracht
wird / bleibet es etliche Jahr unversehrt / denn es den Winter-frost in unsern
Ländern wol leiden mag / zudem so gehet es in einem jeden Erdreich auff.
Marsilischet Sesel. Seseli Massiliense.
(A. Der erwachsene Sesel.)
(B. Die jungen Blätter.)
(C. Der Samen.)
2. Der Marsilische Sesel / Seseli Massiliense, Matth. Massiliense Ferulae folio,
C. B. Massiliense nuperorum, folio aliquatenus simili Visnagae, J. B. Hat ein
grosse / lange / weisse Wurtzel wie der Fenchel / die strecket sich tieff in das
Erdreich hinein / also daß man sie schwerlich gantz außgraben kan / hat ein
guten Geruch / und ein räsen Geschmack. Die Blätter sind den Fenchelblättern
ähnlich / aber breiter / steiffer / dicker / und auch nicht so viel wie am
Fenchel / von Farben weißlicht. Der Stengel ist steiff / mit Gläichen
unterschieden wie der stengel des Ferulkrauts / anderthalb elen lang / auß den
Gläichen wachsen umb den stengel Neben-zweig herauß / darauff kommen Kronen
herfür / mit weissen Blumen / wenn die [693] vergehen / folgt der Samen / der ist grösser als der Aniß-samen / hat ein
starcken geruch und räsen geschmack wie die Wurtzel. Dieses Geschlecht wächßt
sehr viel in Languedock und umb Maßilien; daher es auch Maßilischer Sesel
genennt wird. Allhier findt man es auff dem Crentzacher-berg / und in dem
Hüninger-wald umb Michelfelden. Es wird auch wie das vorige in den Gärten
gezielet.
Eigenschafft.
Seselkraut wird gesamlet im Brachmonat / ist warm und trocken im anderen / die
Wurtzel aber und der Samen im dritten grad; Hat ein flüchtig-scharffes / mit
etwas ölicht-aromatischen theilen begabtes saltz bey sich / und daher die
Eigenschafft zu erdünneren / zu zertheilen / Verstopffungen zu eröffnen / den
Athem zu erleichteren / den Harn / Sand und Schleim zu treiben / die monatliche
Reinigung zu befürderen.
Gebrauch.
(Kaltes Hirn / blödes Gesicht / Fallëde Sucht.)
Die Wurtzel und der Samen des Sesels erwärmt das kalte Hirn / stärcket das blöde
Gesicht / und widerstehet der fallenden Sucht kräfftiglich; entweder im Pulver
auff 30. gr. schwer offt genommen / oder in halb Wein halb Wasser gesotten / und
darvon bißweilen getruncken.
(Mangel des Gesicht bey alten Leuthen.) Ein gutes
Pulver für alte Leuth zu stärckung des Gesichts: Nim Sesel-samen / Zimmet jed.
ein halb loth / Roßmarin-blüth / Fenchel / Aniß / Augentrost-kraut jed. ein
quintlein / Parißkörner / Cubeben / Muscaten-blüth / Nägelein jed. ein halb
quintlein / stosse alles zu einem reinen Pulver / und nim morgens und abends ein
messerspitz voll in rothem Wein ein.
Den Sesel-samen dem Vieh eingegeben / (Schwere Geburt
bey dem Vieh.) macht es desto leichter zu gebähren.
Aethiopischer Sesel. Seseli AEthiopicum verum.
3. Aethiopischer Sesel / Seseli AEthiopicum verum Salicis folio, C. B.
AEthiopicum fruticosum folio Periclymeni, J. B. hat Blätter dem Ephew ähnlich /
außgenommen daß sie kleiner sind / und bißweilen lang / wie die
Waldlilien-blätter. Die Staud ist schwartz / mit stengeln / zweyer armen hoch /
daran wachsen ästlein spannen lang / und zu zeiten länger / bringt Dolden wie
der Dill / darinnen ein fester / bitter und schwartzer samen ligt / am geruch
stärcker denn Massilier-Sesel / wächst allhier auff dem Muttentzer-berg.
Griechischer Sesel. Seseli Peloponnense.
4. Peloponnesischer oder Griechischer Sesel / Seseli Peloponnense, Matth. sive
Cicutaria quorundam, J. B. Cicutaria latifolia foetidissima, C. B. hat blätter
wie der Schirling / aber breiter und dicker. Sein stengel ist grösser als des
Massilischen Sesels. Er trägt breite Krönlein / darinnen ein bitter und
starck-riechender Samen sich findet.
5. Der haarige Berg-Sesel / Seseli montanum cicutae folio subhirsutum, C. B. hat
ein dicke wurtzel / auß welcher breite / schwartz-grüne / und dem wilden
Körffelkraut ähnliche blätter herfür kommen / die wegen den Haaren / damit
insonderheit die Stiel besprenget / rauchlicht sind. Der stengel ist bißweilen
mehr als anderthalb elen hoch / knöfficht / hol / dick / und ein wenig haarig /
hat seine nebenästlein / und wird mit wenig / den obigen ähnlichen / aber
kleinem blättern umbgeben. Oben auff erscheint ein grosse weisse Kron von Blumen
/ welcher ein ablanger doppelter samen nachfolget / so mit einem sehr dünnen
spitzlein oder Tüpfflein begabet / und am geschmack dem Mattkümmel gleich ist.
Es wächßt zwischen den Felsen / auff dem hohen Berg Wasserfall genant / und
blühet mitten im Sommer. Mit glatten blättern wird [694] es auff den Oesterreichischen
Alp-gebürgen / insonderheit auff dem Schneeberg gefunden.
6. Der glatte Berg-Sesel / Seseli montanum cicutae folio glabrum, C. B. Alpinum
sive montanum primum Clusio, folio splendente, flosculis albis, J. B. it.
Ligusticum alterum Belgicum foliis ferè Absinthii, semine rotundo, Ej. hat einen
runden hohlkehligen und knöpffichten stengel / der ist mehr als zwo elen hoch /
und in neben-ästlein zertheilt: die blätter sind wie der wilden Pasteney-blätter
zerschnitten: die Dolden oder Kron bestehet auß kleinen weissen Blumen / denen
ein kleiner gewürtzter samen nachfolget. Das gantze Kraut vergleicht sich an dem
geruch der Pasteney / und wächßt auff den nassen wiesen zu Michelfelden.
7. Der Matten-Sesel / Siler pratense, Dod. Seseli pratense, C. B. Silaum
quibusdam flore luteolo, J. B. ist dem Berg-Sesel gleich / wächset zweyer elen
hoch. Die blätter sind breit / schwartz und in viel stück zertheilt. Die dolde
vergleicht sich mit des Berg-peterleins kron / aber der Samen ist kleiner / ein
wenig scharff und geringen geruchs. Die wurtzel scheinet aussen schwartz / und
inwendig weiß. Man findet es in Franckreich auff den matten und feuchten orten.
In Holland wird es in den Gärten gepflantzet. Allhier kom̅et es
auff den Wiesen des Muttentzer-Bergs her für.
CAPUT IV.
Panax und andere Gummi.
Heraclischer Panax. Panax Heracleum.
Namen.
PAnax heisset Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Panax, Panax Heracleum, Panax Herculeum;
Italiänisch / Panace heracleo.
Das Gummi oder Safft / welcher auß der wurtzel und dem stengel dieses Krauts
gesamlet wird / heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Opopanax, Gummi Panacis, Lacryma vel Succus
Panacis. Italiänisch / Opopanaco. Frantzösisch / Opopanac. Spanisch /
Opopanaque.
Gestalt.
Der allhier abgebildete Heraclische Panax / Panax Sphondylii folio, sive
Heracleum, C. B. Sphondylium majus sive Panax Heracleum quibusdam, J. B. hat
eine weisse dicke wurtzel / die sich gleich von ihrem haupt in 6. oder 7.
wurtzeln eines kleinen Fingers dick abtheilet / sind eines zimlichen starcken
geruchs / und räsen / schaffen / bitterlichten geschmacks / haben wenig
Neben-würtzlein. Die blätter sind mit fünf schnitten zertheilt / und gerings
herumb zerkerfft / vergleichen sich etlicher massen den blättern des Feigenbaums
/ sind an der farb graß-grün / rauch und scharff / ligen auff der Erden
außgebreitet. Die stengel sind lang und hoch / fast wie die stengel des
Ferul-krauts / mit weissen härlein / als wenn sie mit weisser Wollen umbgeben
wären / daran stehen auch gerings umbher blätter / die sind aber viel kleiner
als die / untersten. Oben am Gipffel trägt er schöne Kronen / wie ein
Schatthütlein / mit weissen oder gelben Blumen / die bringen einen wolriechenden
/ breiten am geschmack scharffen und hitzigen samen. Dieses Kraut wächßt bey
Cyrenen in dem Land Lybia und Macedonia / wie auch in Beotia und Phocide / der
Landschafft Arcadia. Heutiges Tages findet man es auch in Apulien / auff dem
Apenninischen Gebürg / und Engelsberg Gargano in grosser menge / wird auch hin
und wider in unserem Ober- und Nider-teutschland in den Lustgärten gepflantzet.
Der Safft Opopanax, oder Heilwurtzgummi / wird von den Inwohnern selbiger Orten
auff folgende weiß gesamblet. Wenn die stengel herfür stossen / und noch zart
sind / so umbgrabet man sie / und verwundet die wurtzel / darauß fliesset ein
hartzichtiger safft / den empfanget man auff des Krauts blätter / welche man
zuvor in die gemeldten Gruben undergestrewet hat / wenn er getröcknet ist /
gewinnet er außwendig eine gelbe Saffranfarb / den hält man alßdenn auff.
Desselbigen gleichen verwundet man auch die stengel / in dem Sommer zur zeit der
Ernd / den safft welcher darauß fliesset / samlet man wie vorgemeldt. Die besten
Wurtzeln sind dick / völlig / weiß / trocken / nicht runtzlicht und wurmstichig
/ am Geschmack scharff und hitzig / und mit einem Würtz- oder Specerey-geruch
begabet. Der Same ist der beste / welcher von dem mittelsten stengel gesamlet
wird / der aber von den neben-zweigen / ist schwächer und unkräfftiger.
Der beste Opopanax ist bitter am Geschmack / außwendig gelb und Saffranfarb /
inwendig weiß oder bleich-gelb / glatt / fett / und der leichtlich zertrieben
oder zerlassen wird / so man Wasser oder Essig darüber giesset / und der einen
harten Geruch von sich giebet / der schwartze nnd weiche ist nicht [695] gut. Er wird gefälschet mit dem Gummi
Ammoniac und Wachs: aber der betrug wird dadurch erkan̅t / daß der
ohngefälschte Opopanax, wenn er mit den fingern im Wasser gerieben wird /
zergehet / und eine Milchfarb überkomt / wie solches Dioscorides lib. 3. cap.
52. berichtet.
Der berühmte Joh. Rajus will in seinem Kräuterbuch / dieses Panax-safl / oder
Gummi werde nicht auß disem Heraclischen Panax / sonderen auß dem Pseudocosto
Matthioli, oder vermeinten Costwurtzel / welche oben in dem 38. Capitel deß 2.
Buchs / an dem 353. und 354. blatt beschrieben und abgebildet stehet / gezogen;
als welche vermeinte Costwurtz etgentlich allhier in dieses Capitel gehöret /
weilen sie ein geschlecht des Panax ist / und auff Latein sonsten heisset /
Panax Herculeum majus, Ger. Panax Pastinacae folio, an Syriacum Theophrasti? C.
B. item Panax costinum, Ejusd. Sphondylio vel potiùs Pastinacae Germanicae
affinis Panax vel Pseudocostus flore luteo, J. B.
Eigenschafft.
Der Gummi Opopanax ist warm im dritten / und trocken im anderen grad; Hat neben
seinen ölicht-balsamilchen oder gummosisch-wasserichten theilen / auch ein
saurlicht subtiles saltz / und also die Eigenschafft zu erweichen / zu
erdünneren / verstopffungen der Brust von zähem schleim auffzulösen / den Husten
zu stillen / den harn und grieß zu treiben / geschwär und wunden zu säuberen /
und zur heilung zu befürderen / und den leib gelind zu purgieren.
Gebrauch.
(Abgefallen Zäpflein des Halß.) Der Rauch von
Opopanax in den Mund empfangen / hebt widrumb auff das abgefallen Zäpflein des
Halses.
(Todte Leibsfrucht.) Opopanax auff glüende kohlen
gelegt / und den dampff darvon in die Mutter empfangen / führet auß die todte
Leibsfrucht / so aber die noch lebendig wäre / solle man diesen Rauch nicht
gebrauchen / denn er hoch schädlich ist.
Wider die fallende Sucht: Nim Heilwurtzen-gumnu / (Fallende Sucht.) rohes rothes Spießglaß / Bibergeil / und des besten
Drachen-bluts jeder gattung gleich viel / zerstosse alles zu reinem pulver unter
einander / und gibe dem Patienten alle morgen ein quintlein auff einmal in
Betonien- oder Schlüsselblumenzucker ein.
(Tröpflingharnen / gerunnen Blut und Milch / Gifft /
Todte Frucht / Nachgeburt / Engbrüstigkeit.) Das Pulver von diesem
Gummi auff 30. gran schwer offt eingenommen / vertreibt nicht nur das
schmertzlich tröpfling-harnen / sondern es vertheilt auch das gerunnene Blut im
Leib / die gerunnene Milch in den Brüsten / vertheilt das Gifft von gifftigen
Thier-bissen / treibt die Nachgeburt und todte Frucht / erleichtert auch den
Athem.
Wider das schmertzliche Hufftwehe: Nim Heilwurtzen-gummi 2. loth / Wachs 6. (???Hufitweh.) loth / Hartriegel-öl 8. loth /
Camffer 1. loth / das Gummi zerlaß mit ein wenig Wein-essig / darnach zerlasse
das Wachs / Oel und Camffer / vermischs wol mit dem Gummi / und mache ein
Pflaster darauß / welches du über das schmertzhasste Glied legen / und offt
erfrischen kanst.
Asclepische Neilwurtz. Panax Asclepium.
Der Asclepische Panax / Panax Asclepium, Tab. Libanotis Ferulae folio &
semine, C. B. Hat ein weisse / dicklichte wurßel / darauß ein gläichichter /
schmaler / mit grossen / tieffen / zerspaltenen / haarigen blättern bekleideter
/ gestriemter stengel über elen-hoch auffwächßt. Die blätter sind eines starcken
und wolriechenden geruchs. An dem gipffel des stengels und seiner zweigen
erscheinen schöne / goldgelbe / starck-riechende Blumen-krönlein / auff welche
ein breiter / flacher / langer / doppelter / weisser samen folget. Wächßt in
Apulien und andern heissen Ländern von sich selbsten. In Teutschland aber wil es
in den Gärten gepflantzet seyn. Es hat dieß Gewächs / sonderlich in dem Samen /
viel ölicht-balsamische / mit scharffem saltz vermischte theile / und dadurch
die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / zu zertheilen / zu
reinigen / zu säuberen und zu heilen. Wird in der Artzney in Teutschland nicht
gebraucht.
Gummi Ammoniac. Gummi Ammoniacum.
Namen.
DEr Gummi Ammoniac heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hammoniacum, Ammoniacum, Gutta Amoniaca.
Italiänisch / Armoniaco, Ammoniaco, Gomma Ammoniaca. Frantzösisch / Ammoniac.
Spanisch / Aguayaque.
Gestalt.
Dioscorides Lib. 3. Cap. 53. schreibt / der Gummi Ammoniac ist ein Safft eines
Ferulkrauts / welches in Lybia bey Cyrene / und bey dem Tempel des Heydnischen
Abgotte / Jovis Ammonis wächßt. Der beste [696] Ammoniac ist / welcher wol gefärbt / und kein holtz noch steinlein
hat / mit kleinen Körnlein / dem Weyrauch ähnlich / fest / lauter / mit seinem
geruch dem Bibergeil gleich / und am geschmack bitter. Es werden des Saffts zwey
Geschlecht heutiges tags zu uns gebracht: Das erste aber so jetzt beschrieben /
ist schwerlich zu bekommen: Das andere Geschlecht ist mit steinlein / sand und
anderem unrath vermischt / wird in grosser menge zu uns geführt / und ist allen
Apothecken gemeiner als das erste und beste: Diesen pflegt man auff folgende
weiß zu säuberen: Nim des Gummi Ammoniac so viel du wilt / zerstoß ihn ein wenig
/ thu ihn in ein steinernen Hafen / gieß frisch Brunnwasser darüber / laß also
24. stund verdeckt stehen / und des morgens sittiglich über einem Kohlfeurlein
zergehen / darnach seige es durch ein starck tuch / und druck es hart auß / so
bleiben die steinlein / sand und aller unrath in dem tuch / laß folgends
widerumb sittiglich sieden mit stätem rühren / biß er diek wird / denn gieß es
auff ein stein / welcher ein wenig mit Oel gesalbt seye / formiere stücklein
darauß / nach deinem gefallen / und behalt sie zum gebrauch. Auff solche weiß
kan man alle unsaubere Gummi oder Säfft / so sich nicht stossen lassen / wol
säuberen.
Eigenschafft.
Der Gummi Ammoniac hat ölicht-schleimige / mit saurlichtem / mild-flüchtigem
saltz vermischte theile / und dardurch eine krafft zu erwärmen / zu zertheilen /
zu zeitigen / zu eröffnen / zu laxieren / den schleim zu erdünneren / sand und
grieß zu treiben / und den athem zu erleichteren. Er ist warm in dem ende des
anderen / und trocken im ersten grad. Der beste ist / welcher rein / nicht
sandicht / in grösseren stücken / außwendig gelb / inwendig weiß / zwischen den
fingeren klebicht-weich wird / und da man ihne anzündet / eine helle flammen von
sich gibt / läßt sich in wasser solvieren.
Gebrauch.
(Kurtzer Athem / geschwollen Miltze.) Ein serupel
gesäuberten Ammoniac in einem weich-gesottenen Ey eingenommen / ist gut für den
kurtzen Athem / und das geschwollene Miltz.
Wider die Erhartung des Miltzes: Nim (Erhartung des
Miltzes.) Gummi Ammoniac 2. loth / zerlasse ihn mit Meerzwibel-eßig /
thue darzu Cappern- und Tamariscen-öl jed. 1. loth / darmit schmiere den ort des
Miltzes warmlicht.
Galbenkraut und sein Gummi.
Galbanifera Ferula cum suo Gummi.
Namen.
BAlbenkrautheißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Metopium, Ferulago, Ferula Syriaca, Ferula foemina, Ferulago
latiore folio, C. B. Ferula folio glauco, semine lato, oblongo, quibusdam
Thapsia ferulacea, J. B.
Das Gummi oder der Safft heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Galbanum. Italiänisch / Galbano. Frantzösisch /
Galbanon, Galban. Spanisch / Galbano, Galvano.
Galbenkraut. Galbanifera Ferula.
Gestalt.
Das Galbenkraut ist ein Geschlecht des Ferulkrauts / welches nach dem Bericht
Dioscoridis Lib. 3. Cap. 92. in der Landschafft Syrien wächßt / an gestalt dem
Ferulkraut fast gleich / so viel sonderlich den gläichichten stengel belangt.
Die blätter sind kleiner als des Roßfenchels. Die Wurtzel ist aschenfarb / eines
fingers dick / und voll hartzigen Saffts. Es bringt seine Blumen auff Kronen wie
das Ferulkraut. Der Samen ist lang / breit und leicht wie der Angelica-samen /
eines lieblichen und guten geruchs. Der beste Safft oder Gummi Galbanum, ist dem
Weyrauch ähnlich / gelb / körnlicht / lauter / fett / nicht holtzicht / und der
etwas von seinem Samen und Kraut in sich vermischthat / eines starcken geruchs /
nicht sehr feucht noch gar dürr. Er wird gefälschet mit Bonenmehl / Hartz und
Ammoniac. Heutiges tags findt man den gefälschten Galbensafft hin und wider /
wiewol er auß Syrien nach Alexandria / und von dannen gen Venedig auch sauber
(außgenommen seines samens und stücklein von seinem stengel / die mit vermischt
sind) gebracht wird. Derowegen sollen die Apothecker fleißige achtung geben /
damit sie nicht betrogen werden: welcher mit dem samen und stücklein von dem
kraut und stengel vermischt ist / kan nach der anmahnung Tabernaemontani
leichtlich auff diese weiß gesäubert werden. Nim des Galbensafft ein pfund /
weniger oder mehr nach deinem wolgefallen / zerstoß ihn ein wenig in einem
Mörser / thue ihn hernach in ein steinen häfelein / und gieß ein gut theil
siedend wasser darüber / decke es zu / laß über nacht in einem warmen ort stehen
/ des morgens thue es herauß in eine pfann / laß sittiglich zergehen / und ein
wenig sieden / biß aller Safft [697] vergangen ist / darnach seige es durch ein tuch / alßdenn laß es widerumb
sittiglich auff einem kohlfeuerlein sieden / biß zu bequemer dicke eines Saffts
/ und behalt es in einer büchsen zum gebrauch / also ist man allezeit mit
gesäubertem Galbansafft versehen.
Eigenschafft.
Der Galbensafft ist warm im dritten / und trocken im andern grad: führet ein
ölichtschleimiges saurlichtes saltz bey sich / dadurch solch Gummi besser in
wasser als in öl sich zerläßt / und dabeneben alle die tugenden hat / welche wir
oben dem Ammoniac-gummi zugeschrieben.
Gebrauch.
(Verhaltene Monatblum / todte Frucht.) Galbensafft
angezündet / und den dampf in die Mutter empfangen / bringet die verhaltene
Monatblum / und treibet fort die todte Frucht.
(Gifftige Thier und Ungeziefer.) Der dampff von
dem Galbensafft verfaget die gifftigen Thier und Ungezieffer / daher Virgilius
Lib. 3. Georg. spricht:
Disce & odoratam stabulis incendere cedrum, Galbaneoq???ue agitare graves
nidore chelydros.
Der Rauch von Cedern-holtz und Galban treibet auß
Die Schlangen / und bewahrt vor Nattern dir dein Hauß.
(Hüneraugen.) Galban-gummi an dem brennenden licht
/ oder auch in wenig Eßig verlassen / auff leder gestrichë / un̅
über die Hüneraugen der Füssen gelegt / benimt nicht nur deroselben schmertzë /
sondern erweicht und vertheilt sie allgemach.
(Mutterwehe. Bauchgrimmen.) Wenn dieses Gummi
destillirt wird / so gibt es ein sonderlich Oel / welches in den Mutterwehen und
Bauchgrimmen fürtrefflich ist / in und umb den Nabel gesalbt. Man kan es auch
mit destilliertem Lorbeer- und Chamillen-öl vermischen / und also gebrauchen.
Das Oel wird also destilliert: Rim Galban-gummi ein pfund / gebrannte
Kißlingstein anderthalb pfund. Zerstosse alles under einander / und destilliere
es auß einet gläsernen Retorten in der Sand-capellen; so gehet ein weisses
Wasser mit dem Oel hinüber / welches man rectificiren / oder noch einmahl
überziehen kan.
Theophr. Paracelsus hat folgendes Oel zubereitet / (Galbanetum Patacelsi.) welches man Galbanetum zu nennen pflegt: Nemt
Galban-gummi 12. loth / Ephew-gummi 6. loth / zerstoßts under einander / und
destillierts in dem Sand auß einer gläsernen Retorten: zu dem destillierten
(Bauchgrimmen / Mutterwehe. Gliederschmertz /
Contractur / Labmheit.) Oel mischt schönen Terbenthin 24. loth /
Lorbeer- und Spicken-öl destilliert jedes 2. loth / destillierts noch einmahl /
so habt ihr einen trefflichen Glieder-balsam / welchen man in dem Grimmen und
Mutterwehe über den Bauch und in den Nabel / in den schmertzen der Händen und
Füssen aber / wie auch in der Contractur und Lahmheit / über die Glieder
selbsten / und in die Gelencke sehr nutzlich schmieren kan.
(Auffsteigen der Mutter und böse Dämpff
derselbigen.) Es wird in etlichen Apothecken ein pflaster von dem
Galbensafft gemacht / davon auff ein tuch oder leder gestriechen / und über den
undern Leib gelegt / wehret dem auffsteigen der Mutter / und zertheilet alle
höse dämpff derselhigen.
CAPUT V.
Candianischer Sesel. Tordylium.
Namen.
CAndianischer oder Cretischer Sesel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tordylium, Gordylium, Seseli
Creticum, Seseli Candiacum, Ordelium, Tardylion, Tardylis, Italiänisch / Seseli
cretico. Englisch / Harte Woorts of Candie.
Geschlecht und Gestalt.
Der allhier abgebildete kleinere Cretische Sesel / Seseli Creticum minus, C. B.
Caucalis minor pulchro semine sive Bellonii, J. B. Tordylium &
Gordilion, Dod. Hat eine dünne / holtzichte / einfache / weisse wurtzel / davon
ein gestreiffter / haariger stengel schuhe-hoch auffwächßt; bekomt haarige /
rauche / zerkerfte / breitlichter, an langen stielen hangende / gegen einander
stehende blätter / nnd ein dolkderbusch voller weissen blümlein / welchen
geschiltete / schöne / nicht sonderlich haarige / ringsumb mit krausem bräm
gezierte samen nachfolgen. Das Kraut hat etwas geruch / und einen scharfflichten
geschmack. Wächßt häuffig von sich selbsten bey Montpelier in Franckreich / wie
auch umb Messanain Sicilien. Blühet im Brach- und Hewmonat.
Sonsten hat es noch ein grösser Geschlecht dieses Sesels / Seseli Creticum majus,
C. B. Cam. Tordylium majus, Lob. Item ein kleinere Art desselben mit
süßlicht-aromatischer wurtzel / Seseli Creticum minimum, C. B. Tordylium minimum
Apulum, Col. Item ein Cretischer Sesel mit grösserer Frucht / Seseli Creticum
fructu majore, C. B.
|| [698]
Eigenschafft und Gebrauch.
Dieses Kraut hat. etwas flüchtigen / aromatischen / milten Saltzes bey sich / und
daher eine eigenschafft zu wärmen und zu trucknen / die monatliche Reinigung zu
befürdern / den Harn zu treiben / und den brennenden Harn-schmertzen zu stillen
/ wie auch den Außwurff der Brust zu befürdern.
(Haruwinde / Wind. Verlohrene Monatblum.) Ein
quintlein von dem samen dieses krauts zu pulver gestossen / und mit Pappeln-
oder Burglen-wasser eingenommen / stillet die Harnwinde / wie auch das
Tröpflein-harnen / treibt die monatliche Reinigung / und vertheilt die Wind.
(Sand und Schleim der Nierë / Wunden / Gefchwär.)
Gleiche würckung hat auch der auß dem zerstossenen frischen Kraut gepreßte Safft
/ und reiniget die Nieren von allem Schleim und Sand / heilet auch Wunden und
Geschwär; Man kan desselben biß über ein loth täglich einmahl eingeben. Mit
Zucker-candel / (Koder und Schleim der Brust.)
oder Honig vermischt / und offt davon geschleckt / reiniget die Brust von zähem
Koder und Schleim / und macht wol außwerffen.
CAPUT VI.
Grosse Indianische Sonnenblum. Flos Solis Peruvianus.
Namen.
BRosse Indianische Sonnenblum heißt Lateinisch / Flos Solis Peruvianus, Lob.
Chrysanthemum Peruvianum, Dod. Flos Solis prolifer, Herba maxima, J. B. Helenium
Indicum maximum, C. B. Italiänisch / Fiore di Sole. Frantzösisch / Fleur du
Soleil. Spanisch / Flor du Sol. Englisch / Sunne flower. Niderländisch /
Sonnebloeme.
Geschlecht und Gestalt.
Die grosse Indianische Sonnenblum ist ein hohes Gewächs / viel grösser als ein
Mann / wächßt in Spanien / auch zu zeiten bey uns über zwölff biß zwantzig schuh
hoch. Hat einen stracken / geraden und starcken stengel / fast eines arms dick /
mit breiten / grossen / rauchlicht-haarigen / an langen stielen Hangenden
blättern besetzt / so rings umbher etwas zerkerfft sind. Oben am gipffel
erscheinet ein grosse blum / der Goldblumen gleich / aber viel grösser / fast
wie ein ziemlich breit Bareth / oder ein grosser breiter / runder Teller / rings
umbher mit vielen goldgelben blätterlein besetzt: wenn dieselbige abfallen /
bekomt man einen länglichten / schwartzen samen / welcher selten zeitig wird. Es
meldet Camerarius, daß er eine blum gehabt / die guten zeitigen samen biß 2364.
getragen. Sie wächßt sonsten in America und Peru von sich selbst / in
Teutschland aber wird sie in vielen Lustgärten gepflantzet / ist gar gemein
worden / und blühet etwas langsam in dem Sommer. Auß den blumen fließt zuzeiten
ein dünnes / durchsichtiges Hartz in geringer quanität / welches an farb /
geruch / und geschmack dem Venetianisehen Terbenthin gantz ähnlich.
Peruanische blübende Sonnenblum. Flos Solis Peruvianus prolifer.
Camerarius beschreibt noch ein Geschlecht der Sonnenblumen / welche auch hiebey
abgemahlet / und viel stengel und blumen trägt. In Italien hat sie vier und
zwantzig blumen / zu Nürnberg aber zehen gehabt. Parkinson schreibt / daß er
auff ein zeit 60. äste an diesem Gewächs gezehlet: Flos Solis prolifer s.
ramosus Peruvianus: Helenium Indicum ramosum, C. B.
Eigenschafft.
Die stiel der blättern / und der in dem Herbstmonat oder später habende same hat
ein recht miltes / balsamisches / süßlichtes / [699] nehrhafftes wesen in sich / und also mehr tugend zu nehren / als
aber in der Artzney.
Gebrauch.
Camerarius vermeinet / dieses Gewächs seye ein Wundkraut / und schreibt dabey /
er habe offt ein röthlicht Gummi an den stengeln gefunden / welches / wie ihme
ein fürnehmer Herr gesagt / in Spanien zu den Wunden gebraucht werde. So ist
sich auch zu verwundern / daß so man dieses Krauts stengel etliche mahl von
einander bricht / allein die eusserste schelffen gantz bleibet / und so man die
widerumb zusammen bindet / sehr bald wider zusammen wächßt / und gleich wie an
einem Beinbruch ein callum oder Maser verursachet.
Die blumen dieses Gewächses von den blätterlein wol gesäuberet / und mit Butter /
Saltz und Gewürtz gekocht / gibt eine speise ab / so da lieblicher als die
Sparglen und Artischocken / erwecken grossen lust zu den ehlichen wercken.
Gleiche lieblichkeit und tugenden haben auch die stiel der blättern / auff obige
weiß gekocht und zubereitet.
CAPUT VII.
Aniß. Anisum.
Namen.
ANiß oder Eniß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Anisum. Italiänisch / Aniso. Frantzösisch / Anis. Spanisch /
Matalahuga, Anis, Yerva dulce. Englisch / Anise. Dänisch und Niderländisch /
Anyß.
Gestalt.
Es soll der berühmte alte Heidnische Philosophus Pythagoras den Aniß sehr
gepriesen / und hoch gehalten haben. Bey den alten Teutschen ware er auch in
hohem werth / daher sie ihn auß Candien / und andern fremden orten bringen
lassen. Heutiges tags wächßt er bey uns überflüßig / denn man ihne am Rheinstrom
in grosser menge zielet / sonderlich aber in den Straßburgenrischen und
Speyerischen Feldern / also daß wir auch andern Völckern mittheilen können. Es
hat der Aniß ein kleine / harte / holtzichte und weisse wurtzel / mit vielen
kleinen zaseln behängt. Die blätter sind zerkerfft / wie der Peterlein / werden
aber grösser und ründer / anzusehen wie die jungen blätter des Liebstöckels /
sind weißfärbig und eines süssen lieblichen Geruchs. Im Hewmonat gewinnet er
runde / hole und kleine stengel / mit schönen weiß-blühenden kronen / die
vergleichen sich des Bockspeterleins / oder des Corianders Krone. Der Samen / so
nach den abgefallenen blümlein folg / ist weißfärbig / dicker als des runden
Fenchels / und auch kürtzer / er hat ein sonderlichen anmüthigen süssen geruch
und geschmack. Die Alten loben den / so in Candien / Syrien und Egypten wächßt /
wir aber wollen bey dem unsern bleiben / sintemahl wir denselben allezeit
frischer haben können. Der Anißsamen / wenn er trocken und an keinem feuchten
ort behalten wird / so bleibt er drey Jahr bey guten kräfften. Es muß der Aniß
ein fetten und wolgetüngten boden haben / darinn wächßt er sehr wol fort /
sonderlich so dessen mit giessen wol gewartet wird. Man soll ihn im Hornung und
Mertzen säen. In Böhmen komt der samen kleiner als an andern orten herfür.
Eigenschafft.
Der Aniß-samen hat ein flüchtig-ölichtes miltes saltz bey sich / und daher eine
krafft zu erwärmeu / zu trocknen / und zu zertheilen / das Haupt / Brust und
Magen zu stärcken / und die Wind zu vertheilen; ist warm im andern und trocken
im ersten grad: wird in der Artzney innerlich und äusserlich gebraucht.
Gebrauch.
(Blähung des Magens / miltz und der Därm / Banchweh
Grimmen und Wassersucht. Abnehmen der Milch bey säugëden Weibern / erkaltete
Männer zu ehlichen wenken / stinckender Athem / sich / kalte Brost / keichen
/ alter Hulten / kalter magen / wind / windige wassersucht Leibwehe /
Grimmen Lenden un̅ Nierenweh) Es wird der Aniß-samen
heutiges tags bey uns Teutschen / wie bey den Alten / nicht allein in der
Artzney / sondern auch in der speiß gebraucht. Man bachet ihn bißweilen in das
Brot / und machet gemeiniglich das Zucker-brot damit / er gibt dem Brot nicht
allein ein guten lieblichen geschmack / sondern wird auch nutzlich in etlichen
Kranckheiten gebrauchet: als nemlich in den Blähungen des Magens / Miltzes und
der Därm / im Bauchweh / Grimmen und der Wassersucht.
Der Anißerhält den säugenden Weibern die Milch / und dienet den erkalteten
Männern zu den ehelichen wercken. Er macht einen wolrichenden Athen / in dem
Mund gefewet und hinab geschlucket / stärcket das blöde Gesicht / erwärmet die
kalte Brust / vertreibet das Keichen / dienet wider den alten Husten / erwärmet
und stärcket den erkalteten Magen / zertheilet und führet auß die Wind / daher
man ihn in der windigen Wassersucht fleißig brauchen soll. Er dienet wider das
Leibwehe / Grimmen / Lenden- und Nieren-wehe / so von Blästen verursachet wird.
Joh. Schroederus Lib. IV. Pharmacop. Med. [700] (Schleim im Magen und Därmen bey jungen
Kindern.) Chym. class. I. berichtet / so man 20. gran gestossenen Aniß den
jungen Kindern in der pappen eingebe / führe es den überflüßigen schleim von dem
Magen und den Därmen ob und nidsich gar sanfft auß.
(Blödes Haupt / Gesicht un̅ Magen / Wind
im Leib / auffblähung des Miltzs Mutter-kranckheiten mangel der Milch bey
fäugenden Weibern / stinekender Athem / Wassersucht.) Man pflegt den
Aniß-samen auch mit Zucker zu überziehen / wird als denn Confectio Anisi,
Aniß-confect genennt. So man dessen ein halben löffelvoll zu sich nimt / stärckt
er das blöde Haupt / Gesicht und Magen / zertheilt die Winde im Leib / dienet
wider die Auffblähung des Miltzes / verhütet den Stein / und ist den Weibern /
so stäts auff Mutter-kranckheiten geneigt / sehr nutzlich / mehret den Säugammen
die Milch / machet ein wolriechenden Athem. Ferners ist dieses Confect dienlich
den Wassersüchtigen / und drucket nider die auffsteigende Dämpff / nach der
Mahlzeit geessen.
Das in den Apothecken destillierte Anißwasser kan nutzlich zu allen innerlichen
Kranckheiten gebraucht werden / zu denen der Aniß-samen gut ist. Doch soll man
nicht über ein klein löffelein voll nehmen / denn es gar zu hitzig ist / daher
sich hitzige Naturen darfür hüten sollen.
(Grimmen / Keichen / starcker husten / windige Wasser
sucht / Koder um die Brust / kalter Magen und Mutter.) Die auß dem
destillierten Aniß-öl / in den Apothecken gemachte Täfelein gebraucht / oder ein
paar tropfen dieses Oels in einem löffel voll weissen Wein eingenommen / dienet
wider das Keichen / Grimmen / starcken Husten / und windige Wassersucht /
befürderet den Außwurff / reiniget die Brust von allem Koder / stärcker den
kalten Magen und Mutter. Man kann dessen 8. biß 12. tropffen auff einmahl in
Brühen oder Wein einnehmen.
(Destilliert Aniß öl.) Dieses Oel aber pflegt man
also zu destillieren: Stoßt ein guten theil Aniß-samen groblicht / thut ihne in
einen zinnenen oder kupffernen kolben / gießt frisch Wasser darüber / laßts ein
tag über macerieren / destillierts hernach / und wenn sich das Oel von dem
Wasser geschieden / so nemts mit Baumwolle ordenlich weg.
Wenn man guten Branntenwein über (Aniß-Spiritus.)
den zerstossenen Aniß-samen gießt / acht tag darüber stehen läßt / hernach
destilliert / so bekomt man den Spiritum Anisi, oder Anißgeist / welcher mit
Zucker versüßt / auch nach (Magenblödigkeit / Wind /
Engbrüstigkeit / Hauptflüß) belieben mit destillierten Wassern etwas
gebrochen / und also löffelweiß offt genommen / eine fürtreffliche Artzney ist
zu stärckung des Magens / Zertheilung der Winden / Erleichterung des engen
Athems / Verhütung der Haupt-flüssen / und Vertreibung der Ohnmachten.
Ein paar gran Zibeth und Bisam in destilliertem Aniß-öl zerlassen / hernach mit
Baumwolle in den Nabel gethan / und mit einem sehr warmen tuch den Bauch bedeckt
/ (Bauchgrimmen / Bläst.) stillet das hefftige
Bauchgrimmen / und schmertzen von den Blästen / dienet sehr denen Kindern /
welche mit solchem schmertzen offt hefftig geplaget werden.
Blaue Mähler vom schlagen / fallen / oder (Blaue
Mähler.) stossen / werden sonderlich geschwind vertheilet / wenn man das
destillierte Aniß-öl überschmiert / oder den Aniß-geist offt warmlicht mit
zartem leinenen tuch überschlägt.
CAPUT VIII.
Wiesen-kümmel. Carum.
Namen.
WIesen - kümmel heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Caros, Carum, Careum, Cuminum pratense, Carui
officinat. C. B. Italiänisch / Caro, Carvo. Frantzösisch / Carui. Spanisch /
Alcaravea. Englisch / Carraway. Dänisch / Danskkommen. Niderländisch / Carue /
Suyckerpeen. In Hochteutscher Sprach wird er auch genennt Weiß-kümmel /
Feld-kümmich / Mattkümmel / weil er in grasichten Feldern / und sonderlich in
den Matten oder Wiesen / hin und wider wächßt. Man nennet ihn auch Weg-kümmel /
dieweil er zu zeiten neben den Strassen / an den grasichten Wegen gefunden wird.
Andere und sonderlich die Köch / nennen ihn Fisch-küm̅el und
Speißkümmel / dieweil sie ihn in der Speiß und insonderheit im Fisch-sieden
gemeiniglich gebrauchen.
Gestalt.
Der Wiesen-küm̅el hat ein lange / schlechte und glatte wurtzel /
wie Pastenach / inwendig gar holtzicht. Der geschmack vergleicht sich etlicher
massen der Bibernellen / doch viel milter und nicht so scharff. Das Kraut oder
blätter sind der gelben oder rothen Pastenach-blättern ähnlich. Die stengel sind
rund / knöpfficht / mit gläichlein / inwendig hol / auff die anderthalb biß zwey
elen lang / sonderlich wo er fetten grund erlanget. Oben an dem stengel und
neben-ästlein desselbigen / gewinnet er schöne kronen / die blühen weiß / wie
der Körbel / und kommen erst im andern Jahr / nach dem der samen ist auffgangen
/ herfür. In dem Brachmonat / wenn die blümlein abfallen / folget der samen / so
da [701] rund / länglicht / graufarb /
und eines scharffen / guten Würtz-geruchs ist. So der samen zeitig wird und
abfällt / so verdirbt das Kraut / stengel und wurtzel mit einander / erjüngert
sich also jährlich von dem außgefallenen samen wider. Er wächßt auff den dürren
Wiesen / die in der höhe ligen / in starckem erdreich / als im Schweitzerland /
Schwaben / Westereich / Schwartzwald / Neckerthal / Sarthal / und auch in dem
Wormbser- und Altzheymer-gaw. Etliche pflantzen ihn in die Gärten / so wird er
viel grösser und bequemer zur speiß / wie die Pastenach / man soll ihne in dem
Mäyen / gegen Auffgang der Sonnen / under andere Küchen-kräuter / in guten /
reinen / und wolgedüngten Grund säen / denn also komt er viel besser herfür.
Eigenschafft.
Der Wiesen - kümmel ist warm und trocken im dritten grad / wird innerlich und
äusserlich in der Küche und Artzney genutzt.
Gebrauch.
(Kalter Magen / schwache Därm / Bläst / Grimmen /
schwindel / schwache Däwung / stinckender Athem.) Es ist der Wiesen -
kümmel in gantz Teutschland sehr gebräuchlich. Etliche bachen ihne mit dem Brot
/ andere kochen ihn in den Suppen / und sieden die Fisch und Krebs damit ab. Er
erwärmt und stärckt den kalten Magen und schwache Därm / zertheilt die Bläst /
stillet das Grimmen / benimt den Schwindel / befürdert die Däuung / bringt lust
zum essen / macht ein wolriechenden (Gebrechen der
Nieren Stein / Sand / Grieß / verstopffung der Nieren und Blasen Nachweh /
versteckte Kindbetter reinigung. Erkalteter Magen / blödes Gehör /
verschleimte Brust / Keichen / mangel der Milch bey säugenden Weibern /
windige Bläst der Mutter / Lendenschmertzen kalter Magen / Auffblähung /
Grimmen / Windwassersucht.) Athem: er dient auch wider die Auffblähung
des Miltzes und der Mutter / vor sich selbst oder aber in der Speiß genutzt: ist
ein heilsame Artzney den alten betagten Leuthen / sollen ihn täglich in der
Speiß nützen. Er hilfft auch wider die Gebrechen der Nieren / treibet auß den
Stein / Sand und Grieß / und eröffnet die Verstopffung der Nieren und Blasen.
Die Weiber brauchen die Wiesenkümmel - süpplein für die Nachwehe / und die
Kindbetter - reinigung darmit zu befürderen.
Die Apothecker pflegen den Wiesen-kümmel mit Zucker zu überziehen. Er dienet wol
dem erkalteten Hirn und blöden Gehör / reiniget die verschleimte Brust / und
vertreibt das Keuchen / er mehret den säugenden Weibern die Milch / zertheilt
die windigen Bläst der Mutter / legt den Schmertzen der Lenden / erwärmt den
kalten Magen / hilfft der Däwung / wehret dem Auffblähen und Grimmen / denn er
zertheilet die Winde / derowegen ist er denen fast dienlich / die mit der Wind -
wassersucht behafftet sind / und stäts grimmen von Winden her haben. Er hilfft
die Fisch / kalte Speisen und Frücht abdäwen.
CAPUT IX.
Dillkraut. Anethum.
Namen.
DIllkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Anethum. Italiänisch / Aneto. Frantzösisch / Aneth. Spanisch /
Eneldo. Englisch / Dill. Dänisch /
Dillkraut. Anethum.
Dild. Niderländisch / Dille. In Hochteutschet Sprach nennet man ihn ferners Dill
/ Dyll / Till und Hochkraut.
Gestalt.
Das Dillkraut ist wol bekant / und allen Gärten gemein. Die wurtzel daurt über
den Winter nicht / ist klein / kurtz / weiß und holtzicht. Es hat zerspaltene
blätter / wie der Fenchel / aber sie sind kleiner / schmäler und kürtzer /
riechen auch nicht so wol. Der stengel ist rund / mit vielen Gläichen / oben am
ende bringt er mit seinen neben-zweiglein schöne / gelbe / gekrönte Blumen /
eines lieblichen und süssen Geruchs. Wenn die abfallen / folget hernach ein
dünner / scharff-schmäckender Samen. Wenn der Dill - samen außfällt / verdorret
das gantze Kraut mit den stengeln / blättern und wurtzeln / erjüngt sich
jährlich selbst von dem außgefallenen Samen / denn es ein recht Sommer-gewächs
ist. So man den Samen im Frühling säet / gehet er am vierdten Tag auff / und
läßt sich sehen. Das Dillkraut liebt ein warmen Grund / der etwas sandicht und
nicht zu fett ist / da die Sonn wol hinkommen kan. Welcher es schön und groß
haben will / muß es offt begiessen.
Eigenschafft.
Das Dillkraut / und sonderlich sein Same hat ein flüchtig - ölichtes
bitterlichtes scharffes saltz / und daher die Tugenden mit dem Frenchelsamen
gemein / nemlich zu erdünneren / zu zertheilen / geschwulst zu zeitigen / die
milch zu mehren / bläst zu vertreiben / mitten schlaff zu erwecken / den Magen
und Mutter zu stärcken / schmertzen zu stillen. Man gebraucht blätter / blust
und samen; welche in dem Brach- Heu- und Augst [702] monat / ja der Same wol erst
in dem Herbstmonat eingesamlet werden.
Gebrauch.
(Löcher und geschwären des männlichen Glieds.)
Dillkraut mit seinen stenglen zu Aschen gebrant / ist eine heilsame Artzney / zu
den löchern und geschwären des männlichen Glieds / das Pulver darein gesäet / es
reiniget und heilet sie gewaltig. Diese Artzney ist auch den Alten nicht
unbewust gewesen / daher der Poet Macer spricht:
Ulcera praecipuè membri curare virilis,
Dicitur, iste cinis infusus saepius illis.
Etliche machen auch auß dieser Aschen mit Honig ein lindes Sälblein / und
streichen die Löcher und Geschwär offt mit an. Aber nichts bessers ist / denn
Fäselein von leinenem Tuch geschaben / und diese mit demselben in die Löchlein
gelegt / solches soll man des tags zweymal thun / und zuvor den schaden allwegen
mit Wein oder Wasser reinigen / darinn Mirthen - blätter gesotten sind. Mit
dieser geringen Artzney hat Th. Tabernae montanus vielen geholffen / die sich an
ungesunden Weidern verunreiniget / und solche umbsich fressende Löcher bekommen
haben / daß wo er ihnen nicht zu hülff kommen / man ihnen das männliche Glied
hätte müssen hinweg schneiden / wie denn etlichen geschehen / die sich
unerfahrnen Wundärtzten und Bartschärern vertrawet haben.
(Fraul fleisch in den Wunden und umb sich fressenden
Geschwären / geil fleisch in frischen Wunden.) Diese gemeldte Aschen
von Dillkraut in die faulen Wunden und umbsich fressende Geschwär gestrewet /
verzehret das faul Fleisch darinnen / und fürdert sie zur heilung: es nimt auch
hinweg das übrige geil Fleisch in den frischen wunden und schäden / welches
verhindert daß die Wunden nicht schliessen können / daher obgemeldter Poet
sprich:
Rodit crescentes cinis hic in vulnere carnes:
Vulnera quae serpunt & sordida vulnera curat.
(Mangel der Milch bey säugende weibern Kluxer /
zuruckbleibender Harn / Zahnweh.) Das destillierte Dillkraut-wasser
Morgens und Abends zwey oder drey loth getruncken / bringt den säugenden Weibern
viel Milch / zertheilt die Wind im underen Leib / wehret dem Kluxer oder Hescher
/ und fürdert den Harn. Warm im Mund gehalten / vertreibt das Zahnweh / denn es
ziehet die bösen Flüß herauß.
(Grimmen / Leibweh / innerliche un̅
ausserliche schmertzen / beulë / Geschwulst und harte Knollen / leibweh
un̅ Kluxer bey jungen Kindern.) Das in den
Apothecken zubereitete gekochte Dillöl / stillet das Grim̅en /
Leibweh / und alle andere innerliche und äusserliche schmertzen. Es zertheilet
die beulen / geschwulst und harte knollen / warmlicht damit gesalbet. Den jungen
Kindern / so Leibwehe haben / solle man mit Dill-öl das Bäuchlein warmlicht
anschmieren / das Mäglein damit gesalbet / vertreibt ihnen den Kluxer oder
Heschen.
Die wurtzel und schößlein dises Krauts in (Schleim und
Sand der Nieren.) Wasser gesotten / und davon offt ein gläßlein voll
getruncken / reiniget die Nieren / treibt den harn / schleim und sand auß.
Auß dem Samen wird ein öl / wie auß Aniß destilliert / wenn man 4. biß 6.
tropffen davon in einem loch Mandelöl einnimt / so (Kluxer.) vertreibt es den Kluxer oder Hescher gantz gewiß.
Dieß Kraut wird auch nutzlich in den (Viel
wachen.) Fuß wassern gekocht / und gebraucht wenn die Leuth nicht wol
schlaffen können.
Das frische über der heissen Herdstatt gedem̅te Kraut auff den
Scheitel des (Kopffschmertzen.) Haupts gelegt /
vertreibt den Kopffschmertzen.
So pflegt man auch dieß kraut und samen zu den schmertzen - stillenden und
vertheilenden Muß - pflastern / oder Cataplasmaten nutzlich zu gebrauchen.
(Flußrauchpulver.) Dillen-samen mit Kümmel -
samen / Agstein / Mastix / Storax und gedörtem Nachtschatten-kraut / zu grobem
pulver undereinander gestossen / über die Glut gestrewet / und damit beräucherte
Tücher übergeschlagen / (Schmertzë??? von kalten
Flüssen.) vertreibt und stillet allen schmertzen / so von kalten
flüssen herrühret.
CAPUT X.
Kümmel. Cyminum.
Namen.
Kümmel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cyminum, Cuminum sativum. Italiänisch / Comino, Cumno. Frantzösisch
/ Comin Cumin. Spanisch / Cominos. Englisch / Cummin. Niderländisch / Comyn. In
teutscher Sprach heißt er auch Kümich / Römischer Küm̅el /
Pfeffer-kümmel / Garten-kümmel / Krämer-kümmel / Garten-kümmel / Linsen - kümmel
und Venedischer Kümmel.
Gestalt.
Der Kümmel hat ein weisse und dünne wurtzel / klebet allwegen außwendig auff dem
Grund / wächßt nicht undersich / wie die andern dergleichen Gewächs / darauß
komt nur ein eintziger Haupt-stengel / mit vielen neben-zweiglein / der wird
selten über anderthalb spannen hoch. Die blätter vergleichen sich dem
Fenchelkraut / sind doch etwas klei [703] ner und kürtzer / am obertheil gewinnet er ein schönen dolder oder
kron / mit vielen blümlein / gleich wie der Dill oder Fenchel / darauff folgt
ein langer samen / der ist von farben grau / mit gelbfarb vermischt / eines
starcken doch nicht unlieblichen Würtz - geruchs / ist am geschmack etwas bitter
/ mit einer lieblichen schärffe. Wenn der samen zeitig wird / so verdirbet die
wurtzel / und erjüngert sich diß Gewächs jährlich selber von dem außgefallenen
samen. In heissen Ländern / als in Egypten / Mohrenland / Galatien / Asien und
Cilicien / wächßt er von ihm selber / aber bey uns in Teutschland wird er allein
in den Gärten gezielet.
In der Insul Malta bringt der Kümmel zweyerley samen; der eine ist länglicht und
spitzig / gibt ein starcken geruch und scharffen geschmack von sich. Der ander
ist kleiner / weiß / dem Aniß ähnlich / und eines süssen geschmacks. Er wird in
Malta viel gesäet / under das Brot gebachet / und in andere Länder versendet.
Eigenschafft.
Der Kümmel hat ein öltcht-flüchtiges / miltes saltz bey sich / hiemit eine krafft
zu erwärmen / zu zertheilen / zu öffnen / zu tröcknen und zu treiben. Ist warm
im dritten / und trocken im anfang des dritten grads. Wird heutiges tags nicht
allein zu der Artzney gebraucht / sondern hat auch seinen platz bey den Köchen
gefunden / die ihne zu den speisen gebrauchen
Gebrauch.
(Windige Auffblähung des Leibs / Grimmen /
zuruckbleibende monatliche Blum.) Der Kümmel dienet wider die windige
Auffblähung des Bauchs / miltert das grimmen in den Därmen / und treibet die
monatliche Blum der Weiber. Man soll ihn aber nicht täglich brauchen / sonst
verursacht er ein bleiche farb.
So ein Pferd Grimmen im Leib hat: (Grimmen im leib der
Pferden.) nim Kümmel - Rauten- und Fenchel-samen ein halb loth /
zerstosse und vermische es mit Wein / und schütts dem Pferd warm ein.
(Ohrenschmertz.) Kümmel-samen mit Fenchel-samen
und Weckholderbeer zerstossen / in ein säcklein gethan / wol gewärmt / und so
heiß mans erleiden kan über die Ohren geschlagen / zertheilet deroselben
schmertzen.
(Wind / weisser Weiberfluß / harnwinde.)
Kümmel-samen kan man auff ein quintl. schwer wider die Wind und Bläst offt
essen. Dienet wider den weissen Fluß der Weiberen / und die Harnwinden.
(Grimmen Leibweh / Wind.) Etliche tropffen des auß
Kümmel - samen / wie auß dem Aniß - samen destillierten Oels in einem löffelvoll
weissen Wein eingenommen / ist treflich gut in dem Grimmen und Leibweh / so von
Kälte und Winden verursacht wird.
Wilder Kümmel. Cyminum sylvestre.
Namen.
Wilder Kümmel heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Cyminum sylvestre, Cyminum agreste, Cyminum Thebaicum, Cyminum
sylvestre capitulis globosis, C. B. sylvestre primum, valdè odoratum,
globulosum, J. B. Italiänisch / Cimino salvatico. Frantzösisch / Cumin sauvage.
Spanisch / Cominos montesino. Englisch / Komely - cummin. Niderländisch / Wilo
Comyn. In Sachsen wird er Haber - kümmel genennt.
Wilder Kümmel mit runden Knöpfflein. Cyminum sylvestre capitulis globosis.
Wilder Kümmel mit langen / krummen Schoten.
Cuminum sylvestre alterum. Matth.
|| [704]
Geschlecht und Gestalt.
1. Der wilde Kümmel mit runden köpfflein / Cuminum sylvestre capitulis globosis,
C. B. Hat ein kleine / lange und weißlichte Wurtzel / mit wenig zaseln / auß
welcher krumme / schmale / ein oder anderthalb spannen lange und gebogene
stengel herfükommen. Die Blätter sind mit tieffen Schnitten zertheilt wie das
Körbelkraut. Auff den gipffeln der stengeln erscheinen runde / weise köpflein /
darinn der samen ligt. Er wächßt in Lycien / Galatien / Asien und in der
Provintz Franckreich von sich selbst / aber bey uns wird er vom Samen in den
Gärten gezielet.
2. Der wilde Kümmel mit langen / krummen Schoten / Cuminum sylvestre alterum,
Matth. Hat ein kleine / untüchtige und gelbe wurtzel. Die stengel sind glatt /
und länger als des vorigen / werden auch in viel Nebenästlein abgetheilt. Seine
weichen blätter vergleichen sich den Rauten- oder den Taubenkropffs - blättern.
Die Blumen am oberen theil der stengeln sind gelb von sechs ungleichen blättlein
/ wenn die abfallen / so wachsen hernach lange / krumme schoten wie Bocks -
hörner / die sind mit gläichen unterschieden / darinnen ist der samen
verschlossen / der vergleicht sich dem Geißrauten - samen / wird jedoch
schwärtzer und länglichter. Es wächßt überflüßig in Spanien. Ein kleinere Art
wird in dem Französischen Languedock gefunden.
CAPUT XI.
Coriander. Coriandrum,
(A. So arst vom samen auffgangë.)
(B. So er in stengel trittet / verliert er die untern
blätter.)
(Y. Blümlein inwendig der Kron.)
(O. Außwendig herumb.)
(† Frischer Samen.)
(??? Dürrer Samen.)
(* Ein Korn von einander geschnittë.)
Namen.
COriander heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Corium, Coriandrum. Italiänisch / Coriandolo, Coriandro.
Frantzösisch / Coriandre. Spanisch / Culantro. Englisch / Dänisch und
Niderländisch / Coriander.
Gestalt.
Der gemeine Coriander / Coriandrum majus, C???. B vulgare, Park. Hat ein weisse /
einfache / dünne / holtzichte wurtzel. Die ersten blätter / so er noch jung ist
/ vergleichen sich den blättern des Petereins oder Körffels / werden im
auffwachsen je länger je zinnlichter / und kleiner. Der stengel ist rund / krum
/ zart / glatt / mit marck außgefüll / ästicht / wenn er zu seinem rechten
Gewächs komt / wird er gegen zwey elen hoch. Oben am ende des stengels und den
Neben - ästlein bekomit er viel schöne Kronen wie der Peterlein / mit fünff -
blättigen / weissen blumen. Darauff folgt ein runder / gestreiffter / leichter
samen / der ist inwendig hohl / und eines sehr guten und lieblichen geruchs / da
doch das gantze gewächs des Coriande???rs wie die Wandläuß übel stincket / daher
sich höchlich zu verwundern / daß ein solch stinckend Kraut / so ein
wolriechenden samen geben soll. Der Coriander wächßt in Italien an etlichen
orten von sich selbst / aber bey uns in Teutschland wird er in den Gärten
gezielet / und jährlich vom samen auffgezogen. In den warmen Ländern / trägt er
grösseren samen.
Umb Straßburg wird er in grosser menge gepflantzet / also daß viel ihre nahrung
darvon suchen / und denselben in den Messen oder Jahrmärckten verkauffen / der
wird denn in andere Landschafften geführet. Wenn man aber den Coriander säen wil
/ so ist der alte samen dienlicher / denn je älter je besser er dar zu ist /
doch soll er nicht verlegen / schimlicht oder wurmstichig seyn. Er mag allerley
erdreich leiden / doch liebet er am meisten ein fett und feuchtes / so an der
Sonnen ligt / denn der Coriander allwegen kräfftiger und besser wird / der in
freyer Sonnen als der im Schatten gewachsen ist. Er soll im Herbst und Frühling
gesäet werden / doch gerathet er viel besser / wenn man ihn in den warmen
Ländern im Hewmonat / in den temperierten aber im Augstmonat / und in den kalten
orten im Herbstmonat / säet. Dieser samen gehet am 25. tag auff / bißweilen auch
etwas späther / sonderlich aber wenn der samen frisch ist. Wil man haben / daß
er bald auffgehe / so muß man den Boden etliche tag zuvor wol mit Mist düngen /
und den samen im wasser weichen / zum düngen aber ist Schaff- und Geiß - mist am
allerbesten.
Eigenschafft.
Der Coriander - samen ist warm im ersten / und trocken im anderen grad; hat ein
miltes / ölicht - flüchtiges / aromatisches saltz / und daher die tugend den
magen zu stärcken / Wind zu vertheilen / die däwung zu beförderen.
Gebrauch.
Theodorus Tabernaemontanus vermeinet neben andern Botanicis, daß der Coriander
ein gifftige / schädliche natur in ihm habe / daher man ihne also bereiten
solle: Nim Coriander - samen sauber gereiniget / viel oder wenig nach deinem
gefallen / thue ihn in [705] ein steinë oder
irrbin geschirr / schütte darüber ein guten scharffen Weineßig / daß dieser
darüber gehe / laß ihn darinn vier und zwantzig stund beitzen / darnach schütte
den Eßig hinweg / und laß den samen wider trocken werden / solchen behalte zum
gebrauch / also hast du ein bereiteten Coriander / welchem durch diese beitzung
alle schädlichkeit benommen ist. Aber der Dänische Königliche Leib-Medicus, Herr
Simon Pauli, beweiset weitläuffig in seinem Quadrip. Botan. Class. 3. p. m. 276
daß der Coriander-samen keine gifftige Eigenschafft bey sich. habe. Er läßt gern
zu / daß man den Coriander-samen auff angezeigte weiß bereite / doch hält er
darfür / man könne ihne auch / so er ein jahr altist / ohne einige bereitung
sicher gebrauchen. In dem Kraut selbsten aber / weilen es einen so unlieblichen
stinckenden geruch von sich gibt / darffwol ehender ein unreiner / grober
gifftiger Schwefel / wie in dem Bilsenkraut steiken.
(Auffstossen des Magens / auftsteigende Dämpffe /
stinckender Athem / schwaches Haupt un̅ Magen / stinckender
Athem / Schlag.) Der bereitete Coriander-samen vor sich selbst
gebraucht / vertreibet das Auffstossen des Magens und auffsteigende dämpffe /
stärcket das Haupt und den Magen / macht einen wolriechenden Athem.
Man pflegt den bereiteten Coriander-samen in den Apothecken mit Zucker zu
überziehen. Er stärckt das Haupt und Magen / vertreib den Schwindel und
stinckenden Athem / behütet vor dem Schlag / und schleust den Magen-mund nach
dem essen ju / so man nach belieben etwas dieses verzuckerten samens zu sich
nimt.
(Frantzösische Ptisane.) Die Frantzosen bereiten
ihre nicht unliebliche Ptisane für die Krancken auff folgende Art. Nehmt
Süßholtz 3. loth / Aniß und Coriander jedes 1. quintlein / ungestampffte Gersien
2. löffelvoll. Kocht alles in 2. maß frisch Brunnwassel / biß viermahl
auffwallet / hernach gießt annoch 4. maß frisch ander Brunnwasser dazu / seigets
durch ein tuch / und gebts dem Krancken zu trincken.
CAPUT XII.
Eppich. Apium.
Namen.
DErrechte Garten-Eppich oder gemeine Peterlein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Apium hortense, Apium
sativum, Apium domesticum, Petroselinum vulgi. Italiänisch / Petrosello, Apio
domestico, Petrosemolo, Petroselino, Petrosillo. Frantzösisch / Persil, Persil
du jardin, Persil domestique. Spanisch / Perexil. Englisch / Persele / Garde
Parselp. Dänisch / Persillie / Petersillie. Niderländisch / Petercelie /
Peterselie. InTeutscher Sprach wird er auch genennt Petersilg und Petersilien.
Geschlecke und Gestalt.
1. Der gemeine Garten-Eppich oder Peterlein / Apium hortense seu Pertroselinum
vulgò, C. B. hortense multis, quod vulgò, Petroselinum, palato gratum, J. B.
Petroselinum vulgare, Park. Hat ein lange / weisse / glatte wurtzel / mit vielen
neben-jincklein / wie der Fenchel / eines guten und wolriechenden geschmacks
Gemeiner Garren-Eppich oder Peterlein Apium hortense, s. Petroselinum vulgò.
(???. Die undern blätter des krausen Peterleins)
(??? Die oberen blätter.)
(??? Die mitleren.)
schmacks und geruchs / mit einer ziemlichen schärffe auff der Zungen. Die blätter
sind außgeschnitten / klein zerferfft / und gröber zerschnitten als der Körffe /
von farben liechtgrün. In Spanien bringt er rundlichte gekerffte blätter. Die
stengel sind halb rund / auff die anderthalb oder fast zweyer elen lang / mit
vielen nebenzweiglein / welche allererst im zweyten jahr / nach dem er gesäel
worden / von der wuktzel herfür wachsen. Auff den Gipffeln der stengeln und
nebenzweiglein wachsen kleine krönlein mit gelben blümlein / darnach folget ein
kleiner samen / dem Ammey-peterlein samen / oder dem samen des Wasser-Eppichs
gleich / der ist wolriechend / am geschmack etwas scharff / und von farben
gelb-grün. Wenn der Peterlein seine stengel stosset / so verlieren sich die
blätter / werden länger / spitzer und schmäler / also daß sie (wenn es der
geruch nicht thäte) kümmerlich vor Peterlein möchten erkant werden. Der
Peterlein begehret ein lucken feuchten grund / wiewol er kein erdreich auß,
schlägt / allein wächßt er in einem lustiger als in dem andern.
2. Der krause Peterlein / Apium vel Petroselinum crispum, C. B. ist dem
jetztgemeldten mit wurtzel / stengel / Blumen / samen / geruch und geschmack
gantz gleich / allein daß die blätter vielfältig / gedoppelt oder gefüllt / und
schön gekräuselt sind.
Der Peterlein gerathet wol / wenn man den samen in warmen Ländern im Hewmo nat /
in mittelmäßigen aber / im Au???stmonat / und in kalten orten im Herbstmonat
säet. Etliche säen ihn bey uns im Christmonat / alsdenn kan man gegen dem Mäyen
schönen jungen Peterlein haben.
|| [706]
Candischer Peterlein. Petroselinum Creticum.
3. Der Candische Peterlein / Petroselinum Crecicum, C. B. vergleicht sich gar mit
dem gemeinen / allein wächßt er kleiner / und bringt dickere blätter. Der
kleinere same ist schwarßlicht. Die wurtzel wird daumensdick / lang / weiß / und
mit einer dünnen / rothen oder schwartzen rinde bedeckt / welche leichtlich mit
dem finger sich von der wurtzel / so man in Candien zu den Speisen gebraucht /
abschälen läßt.
Eigenschafft.
Der Peterlein ist warmer und trockener Natur / biß in anfang des andern grads. Er
wird nicht allein in der Speiß von männiglich genutzt / sondern auch zu der
Arßtzney innerlich und äusserlich gebraucht. Sonderlich hat der samen und die
wurtzel desselben / wegen seines milt-flüchtigen saltzes / und übriger wenig
schwefelichten theilen / die krafft zu eröffnen / zu löse / den Harn / Schleim
und Sand zu treiben / auch Wind und allerhand Geschwulsten der Leber / Miltzes
und Faulfleisches zu vertheilen. Die Wurtzeln sollen im Frühling zu der Artzney
gesamlet werden.
Gebrauch
Dieweil der Peterlein in aller Speiß gar gemein ist / hab ich nicht unterlassen
wollen seine krafft und tugend anzuzeigen / in welchen franckheiten er in den
speisen zu gebrauchen / und in welchen er vermitten werden soll.
(Kalte Leber / Nieren un̅ Blasen /
Versropffung der innerlichen Glieder / sonderlich der Leber / Gelb- und
Wassersucht /) Es hat der Peterlein die krafft zu eröffnen / zu
stärcken und zu erwärmen / er erwärmet und stärcket diefalte Leber / Nieren und
Blasen / er offnet die Verstopffung aller in nerlichen Glieder / sonderlich der
Leber / er vertreibt die Gelbsucht / treibet den Harn / reiniget die Nieren /
Harngäng und Blasen: derowegen dienet er trefflich wol / so man kalte (Mutter / zuruck bleibende monatliche reinigung der
weiber.) ihn bey dem Fleisch / Fischen / Suppen / und andern Speisen
kochet / die erkaltete / schwache und blöde Leber zu stärcken und zu erwärmen.
Er ist gut in der Wasser- und Gelbsucht / deßgleichen in allen kalten
kranckheiten der Leber / Miltzes Nieren und Blasen. Er dienet der kalten Mutter
/ befürdert die zuruck bleibende monatliche Reinigung der Weiber. In allen
diesen erzehlten kranckheiten soll man Peterlein-wurtzel und Kraut in den
Speisen gebrauchen.
(Worinnen der Peterlein schädlich.) Hingegen muß
man in allen kranckheiten des Haupts und der Augen sich desselben enthalten.
Carolus Stephanus bezeuget / daß die jenige / so von der fallenden Sucht sind
erlediget worden / widerum von newem in dieselbe gefallen / wenn sie Peterlein
geessen. Die säugenden Weiber sollen auch kein Peterlein essen / denn er
minderet ihnen die Milch. Derowegen solte der alte böse Brauch bey uns Teutschen
billich abgeschafft werden / da man den Kindbetterinnen / wenn man ihnen gute
Süpplein machen wit / in allen Peterleinwurtzel sieden läßt / denn dardurch
manchmal die Kinder verderbt / also daß sie nicht allein der gesunden Milch
beraub???t / sondern auch darvon die fallende Sucht bekommen.
(Verlohrne Farbe / wegen einer langwürigen kranckheit.
Sand / Grieß.) Wenn einer seine natürliche Farbe von wegen einer
langwürigen Kranckheit verlohren hat / der soll Peterlein-wurtzel und kraut in
allen seinen Speisen gebrauchen.
Peterlein-wurtzel und kraut fleissig in der Speiß gebraucht / behütet den
Menschen vor dem Stein / denn er führet alles Sand und Grieß fort.
So einer gesunde Pferd haben wil / soll er ihnen Peterlein-wurtzel und kraut
bißweilen under dem Futter zu essen geben.
(Verstopffung der Leber / Sand Stein / verstandener
Harn.) Das in dem ansang deß Frühlings auß kraut und wurtzeln
destillierte Peterleinwasser eröffnet die verstopffung der Leber / reiniget die
Nieren und Blasen / führet auß den Sand und Stein / und treibet den verstandenen
Harn fort / Morgens nüchtern 3. oder 4. loth darvon getruncken.
(Wassersucht.) Für die Wassersucht: nehmt zu
Aschen verbrante Schnecken samt den häußlein / Peterlein-samen / Fenchel-samen
jeder gattung ein loth / zerstosst alles zu reinestem pulver / und mischt nach
belieben ein paar loth Zucker darunder / gebt alßdenn dem Patienten alle Tag
viermahl eines quintleins schwer davon in brühen ein. Es reiniger auch die (Sand und Schleim der Nieren. Preservatif wider das
Grieß.) Nieren / und treibt neben vielem wasser auch allen versessen
Schleim und Sand. Ist also denen mit dem Grieß behaffteten Leuthen ein
sonderlich praeservativ, wenn sie alle 14. tag oder 3. wochen / ein biß zweymahl
das Grieß davon einnehmen.
(Schleim der Brust / Husten / Engbrüstigkeit / Leber-
und Miltz-verstopffung.) Ein handvoll Peterlein-wurtz / grün oder dürr
in einer maß frisch Brunnwassers biß auff die helffte eingesotten / hernach
durchgesiegen / Hyssopen-Syrup damit vermischt / und also offt davon eingegeben
/ löset den Schleim der Brust / stillet den starcken Husten / erleichteret den
schweren Athem / und eröffnet die verstopffung der Leber und Miltze.
Den auß frischem Peterlein-kraut samt [707] der wurtzen außgepreßten / und durchgesiegenen (Blut-sveyë Blutharnë versaltzen / saur und zähe geblüt versessener Harn /
nieren-schleim Gelb- und Wassersucht.) safft täglich Morgens und
Abends 10. biß 14. tag lang / auff 4. oder 5. loth getruncken / heilet nicht nur
das Blutspeypen und Blutharnen / sonderen reiniget auch das versaltzene / saure
und zähe Geblüt / eröffnet alle innerliche verstopffungen / treibt den Harn /
und führet alle unreinigkeiten der Nieren wol auß / heilet auch die Gelb- und
Wassersucht. Man kan nach belieben ein wenig Zucker damit vermischen.
(Stincken der Athem.) Frischen Peterlein rohe /
oder auch den verzuckerten Peterlein-samen geessen / vertreibt allen stinckenden
Athem von Knoblauch / Taback / Wein / bösen auffsteigenden Dünsten oder andern
ursachen.
(Versesiener Harn / verlohrene Monatblum / Gelbsucht /
Wassersucht / Leibs abnehmen / Bauchwürm / vergiffte thierbiß / Nierë und
Lendëwehe / verschleimte kalte Mutter / verstopffte Krößadern.) Guten
Peterlein-samen zu pulver gestossen / und bey einem quintlein schwer Morgens und
Abends in brühen eingenommen / förderet nicht nur den Harn und monatliche
reinigung der Weibern / sonderen vertreibt auch die Gelbsucht / Wassersucht /
Leibsabnehmen von verstopfften Krößaderen / und allerhand Würm der Därmen; ist
auch gut wider die gifftigen Thierbiß / und vergifftige schädlichkeit des
Quecksilbers.
Wider das Nieren- und Lenden-weh / wider die verschleimte Mutter / und die
verstopfften Kröß-aderen: Nim Peterlein-kraut und wurtzen / Spargen-wurtz /
Hasel-wurtz jedes 2. loth / Poley-kraut / Melissen-kraut / Odermänig / weissen
Andorn jedes ein handvoll / Wachholderbeer ein halb loth / Fenchelsamen / Aeniß
jedes 1. quintlein / zerhacke und zerstosse alles under einander / thue es in
ein säcklein / giesse ein maß alten weissen Wein / und ein halb maß wasser
darüber / laß wohl vermacht / ohne alles kochen / stehen / und gibe alle Morgen
und Abend ein glaß voll davon zu trincken.
(Stein der Nieren un̅ Blasen.) Wider
den Nierenstein: nim Peterleinsamen 2. loth / Steinbrech-wurtzel /
Hawhechel-wurtzel / Bibernellen wurtzel und Samen / Heidnisch Wundkraut-blätter
/ Liebstöckel-wurtz und Samen jedes 1. loth / Pfeffer ein halb loth / Zucker 4.
loth / zerstosse alles zu reinstem pulver under einander / und nim offt eines
quintleins schwer davon in Pappelen-wasser ein / wenn es die noth erforderet /
und du in das Lenden- bad sitzen wilt. Zu einem praeservatif wider den Stein /
braucht man das pulver so offt der Mond voll oder new wird / ein- oder zweymahl
/ ist ein herrlich mittel / und von vielen bewährt erfunden.
(Entzündung und schmertzen der Augen und Brüsten /
Rothlauft / wild Fewr.) Frisch Pelerlein gestossen / mit frischem
Weißbrot und Eyerklar zu einem Pflaster vermischt / und offt laulicht
übergeschlagen / zertheilet die entzündung und schmertzen der Augen / und der
Brüsten / wie auch den Rothlauff / oder das Wild-fewer / an den Armen oder
Füssen.
(Haaraußfallen.) Peterlein-kraut mit Stabwurtz /
und Weiden-blätteren in Laugen gesotten / und das Haupt damit gezwagen / dienet
wider das Haar-außfallen.
(Zahnpillë.) Wider das schmertzliche Zahnwehe von
holen Zähnen / nim Peterlein-samen ein loth / Pfeffer-samen anderthalb quintlein
/ Bilsensamen ein quintlein / stosse diese samen zu reinem pulver / vermisch ein
halb quintl. außgetruckneten Magsamen-saffts (Opii genant) mit Wein zerrieben
darunder / und stoß alles zu einem teiglein zusammen / darauß formiere Pillen in
bequemer grösse / und wen̅ du Zahnschmertzen hast / so stecke
bißweilen ein Pillen in die höle deß Zahns / halte es eine stund darinnen / und
verwahr das Haupt wohl warm / so wird sich der schmertz bald stillen. Diese
Pillen ziehen offt viel Speichel / welchen man nicht hinunder schlucken /
sondern außspeyen muß.
Peterlein-kraut zu einem Muß gestossen / (Gerunnene
Milch / Geschwulk Hitz und schmertzen der brü???) mit Honig vermischt
/ wie ein Pflaster auff tuch gestriechen / und über die Brüste warm geschlagen /
zertheilet die zusammen gerunnene Milch / und davon entstandene schmertzliche
Geschwult / vertreibet auch die hitz und entzündung. Gleiche würckung hat das
Peterlein-kraut mit gleichviel Hünerdarm-kraut undereinander ein wenig gestossen
/ hernach mit frischem Butter in einer pfan̅en geröstet / un̅ wie ein pflaster übergeschlagen.
(Harn-versteckung.) Peterlein-kraut / Knoblauch /
und Wachholderbeer / nach belieben genommen / under einander gestossen / mit
rothem Wein zu einem Mußpflaster gekocht / hernach dick auff tuch gestrichen /
und also warm über den undern Leib geschlagen / beförderet den Harn trefflich.
(Säigeret schleimige Wein.) Peterlein-kraut samt
dem Samen in ein Weinfaß geworffen / und den säigeren / schleimigen Wein darüber
geschütter / macht ihn bald wider hell und klar.
(Abstehende schwache Fische der Weybern.) Wenn in
einem Fisch-weyher die Fische schwach werden / und abstehen wollen / so wirf
underschiedliche handvoll frisch Peterleinkraut hinein / davon kommen sie wider
zu kräfften. Also kan man auch in einen Brunnen / darinnen man Fische lang zu
halten begehret / offt ein handvoll Peterlein-kraut werffen.
(Hauptschmertzen.) Peterlein-wasser gewärmt / ein
tüchlein darinnen genetzt / und also walmlichl offt über die Stirn und Schläffe
geschlagen / vertreibt alle hitzigen und andere Schmertzen des Haupts / und
macht schlaffen.
(Zu einem Lendenbad.) Zu einem Lendenbad nemt
Peterlein. kraut samt der wurtzel / Bingelkraut / Pappelen jedes vier handvoll /
edle Salbeyen / Nachtschatten-kraut / Chamillen-blust jedes 2. handvoll /
Wachholderbeer / Knoblauchwurtz jedes ein handvoll. Zerhackt und stoß???alles
under einander / thuts in einen langen schmalen sack / siedet den im Wasser zu
einem Lendenbad / und wenn ihr in dem Bad sitzt / so gürtet den Sack umb die
Lenden; er erweicht die Nieren trefflich / daß alle versteckte Sand / Grieß und
steinlein durchkommen können / und hiemit aller Lendenschmertz vergehen.
Berg-Peterlein. Oreoselinum.
Namen.
DEr Berg-Peterlein heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Oreoselinum, Apium montanum, Apium cervinum,
Petroselinum montanum. Italiänisch / Apio montano, Petrosello montano.
Frantzösisch / Persil des monts. Spanisch / Apio montesino, Perexil monte [708] sino Englisch / Mountaine
Persele. Niderländisch / Bergheppe / Bergh-peterselie. In Hochteutscher Sprach
wird er auch Berg-eppich und Hirtz-peterlein genennt.
Gestalt.
Der Berg-Peterlein hat ein weisse / dicke wurtzel / ist fast einer elen lang /
aber auch kleiner und fürtzer / nach dem sie jung oder alt / so man sie
zerschneidet / gibt sie einen milch-weissen / hartzichten safft / der ist /
gleich wie auch die wurtzel / eines bitteren und scharffen geschmacke / wiewol
doch der safft stärcker und schärffer ist als die wurtzel. Von dieser wachsen
gegen dem Frühling viel zerkerffte blätter an besonderen stielen herfür /
vergleichen sich an der gestalt dem Peterlein / ligen auff der erden weit
außgespreitet / und dick übereinander. Zwischen den blätteren komt herfür ein
runder stengel mit holkälen und gläichen wie der stengel des Dill-samens / der
wirb elen-lanq und auch länger / hat neben-ästlein / darauff wachsen Dolden oder
Krönlein mit weissen blümlein wie an dem Schirling / wenn die abfallen / folgt
ein länglichter / doppelter / breiter samen / der ist grösser denn der
Dill-samen / und auch dicker / von farben grauschwartz / wolriechend / am
geschmack scharff wie die wurtzel. Er wächßt auff den Bergen. Nach Theodori
Tabernaemontani bericht / findet man ihn überflüßig bey Cronweissenburg auff dem
Wurmberg / im Behwald und am Gebürg unter Bergzabern. Carolus Clussius zeiget an
/ daß er auff den Oesterreichischen Gebürgen und Wienerischen Hügeln gemein
seye. Allhier wird er auff dem Muttentzer- und Crentzacher- berg gefunden.
Eigenschafft.
Der Berg-Peterlein ist warm und trocken im dritten grad; Führet ein schärffer
flüchtiges saltz bey sich als der gemeine Peterlein / und hat also desselben
tugenden in höherem grad.
Gebrauch.
Theodorus Tabernaemontanus hat auß eigener (Stein /
Grieß / Pest.) erfahrung wargenommen / daß die Berg-Peterlein-wurtzel
wider den Stein / Grieß und Pest mit anderen Artzneyen nutzlich gebraucht werde.
(Gelbsucht / Verstopffung der Leber und Miltz / Zahnweh
/ Schleim im Haupt. Anstecken de kranckheiten der Schweinë und
Schafen.) Rembertus Dodonaeus Histor. Stirp. pempt. 5. Lib. 4. Cap. 3.
rühmt diese wurtzel wider die Gelbsucht / Verstopffung der Leber und Miltz /
auch so man sie käwe oder verbeisse / soll sie das Zahnweh stillen / und das
Haupt von dem Schleim reinigen.
Erliche geben sie den Schweinen in ihrer Speiß / wen̅ sie mit einer
ansteckenden Seuch behafftet. Andere nehmen zwey theil dieser wurtzel / und ein
theil gepülverte Wachholderbeere mit saltz vermischt / geben solches den
Schaffen zu lecken / die mit einer ansteckenden Kranckheit angegriffen worden.
Der Berg-Peterlein wird auch zu den Lenden- und Mutter-bädern gebraucht.
(Pest / Mutter-schmertzen / wind sucht / grim men /
versetzter harn stein / grieß) Das destillierte Bergpeterlein-wasser
dienet wider die Pest / Mutter-schmertzen / Windsucht / Grimmen / treibet den
versetzten Harn / führet auß den Stein und Grieß / befürderet die versteckte
monatliche Reinigung der Weibern (versteckte
monatliche reinigung der Weiber.) / so man morgens und abends etliche
loth darvon trincket.
Im übrigen kan dieser Peterlein zu allerhand andern Kranckheiten mehr dienen /
wider welche der gemeine Peterlein oben gerühmet worden / weilen sich in beyden
einerley tugenden finden.
Grosser Garten-Peterlen. Apium hortense maximum.
Namen.
GRosser / breit-blättiger Garten-Peterlein heißt Griechsch / [Greek words]. Lateinisch / Apium hortense maximum,
Apium hortense latifolium, C. B. Anglicanum magnum quibusdam. Frantzösisch /
Italiänisch und Spanisch / Seleri. Englisch / Selerey.
Gestalt
Auß des grossen Gar en- Peterleins länglichten / weissen / und nach der grosse
des gantzen gewächs nicht sonderlich dicken wurtzel / kommen die blätter hetfür
/ mit holkälen / bleich-grünen / und einer oder anderthalb spannen langen
stielen. Die blätter werden erstlich in drey theil zerschnitten / und ein jedes
derselbigen widerumb in drey theil zertheilet / die sind ringsweiß zerkerfft /
auch bleich-grün / und drey- oder viermal grösser als an dem gemeinen Peterlein.
Zwischen den blättern entspringt ein dünner / holkälichter stengel / so einer
oder anderthalb spannen lang ist / bey dessen gipffel ablange / schmale und
ohnzerkerffte blätter hetfürkommen. Er trägt ein kleine / weisse Kron mit
kleinen blümlein gezieret / welchen der samen / so dem gemeinen Peterlein-samen
ähnlich / aber zwey- oder dreymal grösser / [709] und mit einem gewürtz-geschmack begabet ist / nachfolget. Ward
erstlich unter dem Namen des Engelländischen Peterleins allhier gepflantzet. In
Italien isset man die wurtzel / stengel und blätter; allhier aber und in
Teutschland wird allein die wurtzel in der Speiß genossen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Weilen dieß Kraut durchauß gleiche Eigenschafft hat mit dem gemeinen Peterlein /
als wird er auch an statt desselben hin und wider theils in den Küchen / theils
in der Artzney gebraucht.
Wasser-eppich / oder Sellert. Apium pallustre.
Namen.
WAsser-eppich heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Eleoselinum, Apium aquaticum, Apium palustre,
Paludapium, Apium officinarum, Apium rusticum. Italiänisch / Apio palustre, Apio
aquatico. Frantzösisch / Persil de marais. Spanisch / Perexil de agua. Englisch
/ Wattre perßly / Smallage / Marsche. Niderländisch / Watterkersse / Eppe /
Jouffrouw merck. In Hoch-teutscher Sprach wird er auch genant / Epff / Eppich /
Hepffen / Bauren-eppich / Wassermerck und wilder Eppich.
Gestalt.
Der Wassereppich / Apium palustre s. Officinarum, C. B. vulgare ingratius, J. B.
palustre s. Off. Eleoselinum veteribus, Ejusd. hat eine weisse / dicke / gerade
/ tieff in die Erden tringende / bißweilen in etliche köpfflein getheilte
wurtzel. Darauß gehen viel gezähnlete / eingeschnittene / mit laugen /
röthlichten / gestreifften / holkeligen stielen begabte Blätter; auch viel dicke
/ gestreiffte / holkelige Stengel / so da über elen hoch auffsteigen / und hin
und wider knoden haben / bey welchen die blätter herfür kommen. An denen orten
aber / da die stengel in ihre äste zertheilet werden / erscheinet von einem
kurtzen stiel der Blumen-busch / welcher zerstrewet ist / und mit fünff??? lä
eigen weißlichten Blümlein versehen / denen folgen gestreiffte sehrkleine Samen.
Das gantze Kraut hat einen starcken geruch / und räsen bitteren geschmack /
sonderlich aber ist der Samen mit einen scharffen geschmack begabet. Wächßt gern
an nassen und feuchten orten / als bey den lachen / pfülen / graben / und
schattichten feuchten Gärten / zwischen den mauren und zäunen. In Italien ist er
zu erst / hernach aber auch in Franckreich / Teutschland und anderstwo in die
Gätten gepflantzet / und also zahm gemacht worden / daß er nun für eine
liebliche und nützliche Speise under dem namen deß Selleri dienet.
In Pflantzung dieses nutzlichen Krauts bereitet man darzu einig lang wol
bedüngtes oder bemistetes und fettes Bette / und säek den samen erstlich gar
früh im Hornung / oder so bald die erde offen / demnach wider im Aprill oder Mäy
mit zunehmendem Mond / darein. Nachdem nun das Kraut auffgegangen und
fingers-lang worden / so versetzt man die pflantzen andersiwohin / sonderlich an
die Rände der Betten / darauff andere sachen gesäet / oder auff ein Bett
besonders / darüber kleine Kurchen gezogen / damit die behäuffung desto
füglicher geschehë mögt. Denn nach dem sie starck / und etwan eines fusses hoch
zu werden beginnen / so häuffet man die erden zu beyden seiten auff biß an den
Hertzschoß / und läßt sie also fortwachsen. Uber 3. oder 4. wochen häuffet man
abermahlen die erden auff beyden seiten / und zwar immer höher / und läßt sie so
fortwachsen biß sie weiß genug. Der samen / weilen er bey uns nicht allezeit wol
reiff wird / kan füglich anderstwoher verschrieben werden. Gegen dem Winter aber
muß man diese gewächse in die Keller bringen; wenn aber der Grund nicht naß /
und der Winter nicht zu hart / können sie auch wol im Garten außdauren / wenn
sie wol mit Mist eingemacht und verwahret werden.
Eigenschaffe.
Dieses Kraut / Wurtzen und Same / hat ein flüchtiges / alkalisches /
temperirt-scharfflichtes Saltz / neben sehr wol gejohrenen / wenig
schwefelichten theilgen bey sich / und daher die eigenschafft zu wärmen / zu
trucknen / den Harn ju treiben / die Nieren zu reinigen / den Magen / Kröß /
Hertz und Mutter zu stärcken / den Athem zu erleichteren / das versaltzene
Geblüt zu reinigen / und die innerlichen Verstopffungen zu eröffnen.
Gebrauch.
In den Küchen wird der Sellenng auff zweyerley art gebraucht / rohe und
gekochtrohe nimt man von dem weiß gemachten Sellering die Wurtzen / so viel man
deren verlangt / wascht sie rein mit Wasser / schneidet die undern und
neben-zasern / wie auch das überflüßige und nichts nutzende Kraut davon / legt
sie alsdenn in ein saubere schüssch / setzet demnach in einem absonderchen [710] schüsselein Pfeffer / Saltz / und des
besten frischen Baumöls under einander gemischt / dabey; wenn man nun die
Wurtzel essen will / so tunckt man sie zuvor in das Baumöl / und genießt sie
also / entweder mit dem daran gelassenen Kraut / oder ohne dasselbe. Etliche
pflegen auch Rosen-eßig oder gemeinen Eßig mit dem Oel zu vermischen / und diese
Wurtzen also gleich einem Salat zu essen. Das beste am Sellering ist der
Hertzschoß / oder Hertzkohl / wegen seiner sonderlichen weiche und zärtigkeit.
Sonsten pflegt man sie auch bey dem Fleisch zu kochen / welches denn köstliche
Brühe abgibt. Oder man nimt die Wurtzel gantz mit dem Hertzschoß / säuberet sie
wol / siedet sie in Brunnwasser wie die Sparglen / wenn sie weich genug / so
bestrewet man sie mit Pfeffer und Saltz / gießt Baumöl und Essig darüber / und
isset sie also.
(Schwacher Magen / schlechte Däwung / unrein geblüt /
verstoffung der Leber und Miltzs.) Diese Wurtzel und Kraut / wenn sie
bey kräfften / auff alle weise genossen / stärcken den Magen / befördern die
Däwung / machen ein gutes gesundes Geblüt / und eröffnen alle innerliche
Verstopffungen der Leber / Lungen / Miltz / Mutter und Nieren / vertreiben alle
Traurigkeit und Melancholey. Ist also ein durchgehend gesundes essen / so da von
vielen Kranckheiten den Menschen behüten kan.
(Schwindsucht / ???gsüichsucht / Miltzsucht / Nieren
un̅ Ledenweh Engbrüstigkeit / husten / Gelbsucht /
Undäwigkeit / grob / zähe Geblüt / Geschwär / Scharbock) Das davon
destillierte Wasser täglich morgens und abends auff acht / oder der darauß
gepreßte und durchgeseigte Safft auff vier loth / mit oder ohne Zucker / lange
zeit getruncken / vertreibt alle Schwindsucht / alle Gläich- und Miltze-sucht /
wie auch das Nieren- und Lenden-wehe / befördert gewaltig den Harn /
erleichteret den kurtzen Athem / löset den Husten / vertreibet die Gelbsucht /
macht gute Däwung des Magens / und reiniget das grobe / dicke / zähe Geblüt /
sonderlich welches mit saurem Scharbockischem Saltz angefüllet ist. Man kan
solch mittel auch außwendig / so wol als inwendig zu reinigung / säuberung und
außheilung allerhand fauler Schäden und Geschwären nutzlich gebrauchen.
Gleiche Würckung hat auch die Selleringbrühe / wenn man nemlich ein siedend
heisse Brühe über das zerhackte frisch-grüne kraut täglich gießt / ein halb
stund verdeckt stehen läßt / hernach siechtet / und also warm trinckt / welches
denn neben andern Gutthaten / sonderlich (Melancholey.) auch ein recht fröliches Gemüth machet.
(Innerliche Verstopffung / verlohrene Monatzeit der
Weiber) Die Wurtzel des Sellerings in den Brühen gesotten / oder in
den Kräuterweinen mit eingemischt / und davon täglich getruncken / eröffnet alle
innerliche Verstopffungen der Leber / Miltze / Mutter / Nieren und Lungen /
bringt den Weibern die verlohrene Monatzeit wider / und dienet auch in allen
obangezogenen Kranckheiten.
Hievon läßt sich nicht nur der Geist oder Spiritus, durch Branntenwein / darin
man (Sellering-Spiritus.) das Kraut und Wurtzen
in dem Herbst- oder Wein-monat einbeitzt / und demnach destilliert / sondern
auch die wahre Essentz nach Paracelsi manier / wie auß der Melissen ziehen /
davon drunten im 35. Capitel dieses Buchs. Wenn man den ersteren Spiritum mit
frischem Brunnwasser / darinnen genugsam Zucker verlassen ist / vermischt / so
hat man das rechte Eau de Selleri, oder Selleringkrafftwasser / welches heut zu
tage im ruff ist / und treffliche würckungen zu stärckung des Hertzens und
Magens hat / etliche löffel voll bißweilen davon / sonderlich nach der mahlzeit
eingenommen.
CAPUT XIII.
Gemeiner Liebstöckel. Hipposelinum vulgò Levisticum.
Namen.
LIebstöckel / Laubspickel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Ligusticum, Libysticum, Levisticum, Italiänisch /
Ligustico, Libistico, Levistico. Frantzösisch / Liveche. Spanisch / Livistico.
Englisch / Lovage. Dänisch / Loestilcke / Loebstilcke / Lybsticke / Laftsticke.
Niderländisch / Lavas / Lavetse.
Geschleckt und Gestalt
Der gemeine in den Gärten gepflantzte Liebstöckel / Levisticum vulgare, Ger.
Park. Ligusticum vulgare foliis Apii, J. B. Ligusticum vulgare, an Libanotis
fertilis Theophr. C. B. Stosset bald auß seiner dicken / holtzichten wurtzel
grosse zweige mit den blättern / die sind zwey- oder dreymal grösser als am
Wasser-Eppich / sonsten ihme gleich / eines starcken geruchs und geschmacks. Die
stengel wachsen drey elen hoch und zu zeinen höher / sind rund / dick /
knöpfficht / hohl und streifficht. Seine Dolden blühen gelb oder weiß. Der Samen
ist grösser als der Eppichsamen / breit / gestriemt / graulicht / wolriechend /
eines scharffen / räsen geschmacks. Man pflantzt ihne gemeiniglich in die
Gär [711] ten / blühet im
Sommer / und bringt den reiffen samen im Augstmonat. Die wurtzel dieses Krauts
bleibt wol biß in die 12. Jahr unversehrt im erdreich / alle Jahr schlägt sie
wider im Frühling auß / und vergleichen sich die ersten blättlein der jungen
Angelica / hernach aber werden sie je mehr und mehr dem Eppich-kraut ähnlicher.
Liebt von natur einen schattichten ort. Die wurtzel / wenn sie mit einem Messer
oder anderm Instrument verwundet wird / gibt einen wolriechenden / braunen Safft
wie Hartz / von sich.
Frembder Liebstöckel. Ligusticum Dioscoridis.
Der frembde Liebstöckel / Ligusticum Dioscoridis verum, Tab. Ligusticum, quod
Seseli officinarum, C. B. Wächßt viel in Italien in der Landschafft Ligurien
auff den Apenninischen Bergen / gemeiniglich am schatten und bey den wasseren.
Er bringt ein schmalen stengel / ist mit den gewerben der Dill / und mit den
blättern dem Italiänischen Steinklee oder der Geißrauten ähnlich / außgenommen /
daß sie zärter und eines stärckeren geruchs sind / auch je näher sie dem
obersten theil des stengels kommen / je schmäler sie werden. Auff dem gipffel
des stengels erscheinen besondere kronen / deren ein schwartzer / fetter und
langer samen nachfolgt / so einen scharffen geschmack und gewürtz-geruch von
sich gibt. Die wurtzel ist weiß / und eines starcken geruchs. Die Einwohner der
Landschafft Ligurien gebrauchen den samen zu ihren Speisen an statt des
Pfeffers.
Der Italiänische Liebstöckel / Ligusticum quorundam foliis Angelicae, J. B.
Ligusticum alterum, Matth. Wächßt von sich selbst mit zerkerfften / zugespitzten
blättern / deren gemeiniglich fünff an einem stiel stehen. Oben trägt er
weißlichte Dolden / darauß braunlichter samen wird. Die wurtzel ist außwendig
Italiänischer Liebstöckel. Ligusticum Italicum.
(A. Gamerarii Figue so er vom Kraut abmahlen
lassen.)
(B. Matthi??? oli Figur.)
(C. Liebstöckel-samen.)
falb / und inwendig weiß / oben werden viel Haar daran gesehen / welche von den
abgedörrten Blätter-aderen überbleiben.
Eigenschafft.
Der Liebstöckel ist warmer und trockener natur; Führet viel ölicht-flüchtiges /
räßlichtes / alkalisches saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft
durchzudringen / zu eröffnen / zähen schleim zu erdünnern / den magen und mutter
zu stärcken / den Harn / grieß und sand zu treiben / die monatblum zu befürdern
/ die brust zu reinigen / den athem zu erleichtern / die wunden und schäden zu
reinigen und zu heilen / auch die wind und bläste zu vertheilen. Die Wurtzel
samlet man im Aprill und Mäy / die Blätter im Brachmonat / und den Samen im
Herbst.
Gebrauch.
(Schweinung an einem Glied.) Der berühmte
Wundartzt Felix Würtz vermeldet / wenn man die wurtzel des Liebstöckels grabe /
so die Sonn in den Widder gehet / und sie anhänge / seye es ein bewehrt mittel
wider die Schweinung oder Abnehmen eines Glieds.
Das destillierte Liebstöckel-wasser reiniget (Versteckte Reinigung bey den Kindbetterinnen / Nachweh / gerunnen Blut im
Leib / versetzter Härn und Weiberfluß / Engbrüstigkeit.) die
Kindbetterinnen nach der Geburt / verhütet die Nachweh / zertheilet das gerunnen
Blut im Leib / befürdert den versetzten Harn und Weiberfluß / treibt den Stein
fort / und ist den Engbrüstigen dienlich / ein paar loth davon offt getruncken.
Der verzückerte Samen dieses gewächs / bißweilen auff ein halb loth geessen /
dienet ingleichem zu allen obangeregten Kranckheiten.
Der rohe Samen aber zu pulver gestossen / und mit warmem altem weissen Wein eines
quintleins schwer mit Zucker vermischt / [712] ein- oder mehr-mahl eingenommen / zertheilet (Bauchgrimmen / Mutterblähung. Tröpfleinharnen / versteckte Monatblum.
Würm.) die Wind und Bläst / stillet das Grimmen und Mutter-blähungen /
treibt den Harn / und lindert das schmertzliche tröpfflein-harnen / fürdert die
Monatblum der Weibern / und treibt die Würm auß. Gleiche Würckung hat das Kraut
/ Samen und Wurtzel / in Wein gesotten und davon getruncken.
(Wind und Bläst.) Welche mit vielen Winden und
Blästen geplaget werden / die können mit bester würckung folgendes Pulver
täglich gebrauchen: Nim Liebstöckel-samen 1. loth / Aniß- und Fenchel-samen
jedes ein hald loth / Zimmet 3. quintl. Cubeben / Muscaten-blüth jed. 1.
quintlein / zerstosse alles zu reinstem pulver unter einander / und mische ein
pfund Zucker darunter / davon nim hernach offt ein halben löffelvoll übers mahl
/ entweder trocken / oder auff einer gebähten und in Wein geweichten Sehnitten
Brot / ein.
(Schleim der Brust / Husten / Häiserkeit. Engbrüstigkeit
/ verschleimte Nieren.) Das Kraut samt der Wurtzel mit Süßholtz /
Alant-wurtz / Feigen / Brustbeeren und Meertrauben in wasser lang gesotten /
auff die letst ein paar löffelvoll Honig darein geschüttet / hernach geseiget /
und täglich morgens und abends ein glaßvoll warm davon getruncken / löset den
zähen Schleim der Brust / macht außwerffen / stillet den Husten / leichteret den
kurtzen Athem / vertreibt die Hä???serkeit / und reiniget die verschleimten
Nieren.
Das Kraut samt der Wurtzel mit Betonien / Sinaw / Ehrenpreiß und Sanickelkraut in
halb weissem Wein halb wasser gesotten (Falltrank /
verstopffte Mutter / Leber / Miltz vergiffte Thier-biß.) / und davon
täglich ein paar mahl ein glaßvoll getruncken / ist ein köstlich Falltranck /
zertheilet das gerunnene Geblüt / säuberet und heilet auch allerhand garstige /
unreine Schäden / eröffnet die verstopffte Mutter / Leber / Miltz und Nieren /
und vertreibt alles Gifft von Schlangen- und anderer Thieren-Bissen.
Die Wurtzel samt dem Kraut und Samen unter einander gestossen / in eine Kannen
mit weissem Wein gelegt / auch ein Ducaten / oder andere guldene Müntz darzu
gethan / und also zehen biß zwölff tag davon getruncken / sich aber dabey alles
andern Geträncks fleißig enthalten / eröffnet alle innerliche (Gelbsucht / weisse Kranckheit der Weibern.)
Verstopffungen / und heilet die Gelbsucht so wol als die weisse Kranckheit der
Weibern auß dem grund auß.
In Pestzeiten auch bey anderen regierenden (Pest /
regierende gifftige Seuche.) gifftigen Seuchen ist folgender
Kräuterwein dienstlich: nehmt Liebstöckel-kraut 4. handvoll / die wurtzel davon
6. loth / Angelica-wurtz 4. loth / Cardobenedicten-kraut / Ehrenpreiß / Melissen
/ Rauten jedes 3. handvoll / Wehrmuth zwey handvoll / zerhackt alles under
einander / thuts in ein sauber Weinfaß / welches bey 40. maß haltet / gießt in
dem Herbst süssen Weinmost darüber / laßt ihn darüber wol verjäsen / und nach 6.
wochen zeit trinckt täglich ein glaß voll davon bey der Mahlzeit / so werdet ihr
von der Seuche bewahret bleiben.
(Halßweh / Kehlsucht.) Durch den holen stengel
dieses Krauts immer getruncken / dient wider das Halswehe / und die Kehlsucht.
Auß der wurtzel und kraut ziehet man mit Brantenwein eine Essentz / welche auff
20. und mehr tropffen offt eingenommen / in allen oberzehlten Kranckheiten eine
treffliche würckung von sich spüren läßt. Wenn man den Branntenwein von dieser
Essentz biß auff die Honig-dicke abzieht durch einen recipienten in der
Sand-capellen / so kriegt (Todte Frucht / Nachgeburt /
schwere Geburt.) man das Extractum, welches ein herrliches mittel ist
/ die todte Frucht / und Nachgeburt abzutreiben / ja auch die Geburt zu
beförderen; wenn man dessen biß 20. gran zu pillen gemacht auff einmahl eingibt.
(Schwache Mutter / Unreinigkeit der Haut / Sand /
Schleim / Stein der Nieren / Monatlicher Zeit verlurst.) Eusserlich
läßt sich dieß kraut sehr nutzlich in allerhand Bäderen gebrauchen / zu
stärckung und säuberung der schleimigen Mutter / reinigung der Haut /
beförderung des Harns und der monatlichen reinigung / abführung des sands /
steins und schleims der Nieren. Man kan aber annoch / Odermänig / Chamillen /
Steinklee / Stabwurtz / Pappelen / Erbisch / Salbeyen / Katzenmüntz / Beyfuß und
dergleichen andere Kräuter damit vermischen.
(Unreine Haut / Angesicht zart / schön und weiß zu
machen.) Sonsten kan das wasser / darinnen frisch Liebstöckelkraut /
oder wurtzen eine zeitlang gesotten worden / wol dienen zu säuberung der
unreinen Haut / wie auch das Angesicht zart schön und weiß zu machen / wenn man
es Morgens und Abends damit wascht. Gleiche würckung wird dem destillierten
wasser zugeschrieben.
(Sehrigkeit des Munds. Halß-Mandelngeschwulst.)
In der sehrigkeit des Munds / Hals und Kehle / wie auch in dem Mandlen- und
Zäpflein-geschwulst / ist zumahlen dieses destillierte wasser sehr gut / offt
damit warm gegurgelet.
Liebstöckel-kraut samt der wurtzel / Sanickel-kraut / Heidnisch-Wundkraut / und
Spitzenwegerich / undereinander zerhackt / (Wunden /
Geschwar.) in Wein gesotten / und damit die frischen Wunden / und
allerhand Geschwär und Schäden / ordenlich außgeputzt / säuberet und beförderet
sie mächtig zur heilung.
CAPUT XIV.
Wahrer Alexandrinischer Peterlein. Petroselinum Macedonicum verum.
Gestalt.
DEr wahre Alexandrinische Peterlein / Apium Macedonicum, C. B. Apium s.
Petroselinum Macedonicum multis, J. B. Petroselinum Macedonicum verum, Ger. Hat
blätter wie der gemeine Eppich / sind doch kleiner und krauser. Trägt ein dicken
/ eckichten stengel / mit vielen nebenzweigen / darauff stehen weisse Dolden /
darinnen findet man bittern Samen / am Geruch lieblicher denn Ammey. Die wurtzel
ist lang und weiß / wie der gemeine Petersilg / doch am geschmack schärffer und
bitterer. Man nennet es Lateinisch Petroselinum Macedonicum, Macedonischen
Peterlein / darumb daß der allerbeste auf etlichen Gebürgen in Macedonien
wächßt: wiewol man es auch in der Landschafft Epyro findet / welche an Macedonia
stoßt. Man braucht seinen Samen zu dem edlen Theriack und
|| [713]
Wahrer Alexandrinischer Peterlein. Petroselinum Macedonicum verum.
andern Artzmeyen / die man wider das Gifft pfleget zu bereiten. Dieses Gewächs
hat Johannes Jacobus Cortusus von Padua / auß einem Garten / Matthiolo
zugesendet. Es wil bey uns wol gewartet seyn / und den
Vermeinter Alexandrinischer Peterlein / oder Smyrnen-kraut. Pseudopetroselinum
Macedonicum sive Smyrnium.
Winter über im Keller verwahret werden / denn es die kälte nicht leiden kan /
trägt selten Samen / zu zeiten erst über drey oder vier Jahr.
Vermeinter Alexandrinisch. Peterlein Gestalt.
Der vermeinte Alexandrinische Peterlein / Pseudopetroselinum Macedonicum,
Smyrnium. Matth. Hipposelinum Theophr. vel Smyrnium Dioscod. C. B. Macerone,
quibusdam Smyrnium semine magno nigro, J. B. Hat einen stengel wie der Eppich /
aber seine blätter sind breiter / fett / gegen der Erden gebogen / derb / geben
einen Würtz-geruch / mit einer lieblichen Schärffe / von Farben grüngelb. Auff
den Stengeln wachsen Krönlein oder Dolden / voller weisser Blümlein / darvon
kombt schwartzer / länglichter / dicker samen / der hat einen scharffen
Würtz-geruch und Geschmack. Die wurtzel ist eintzig / wolriechend / am Geschmack
scharff / weich / außwendig zu schwartz / und inwendig zu grün oder weiß
geneiget. Auß der wurtzel und auch zuweilen auß dem stengel rinnet ein Safft /
welcher wie ein Myrrhen riechet. Quaqueranus schreibet / daß dieser Peterlein in
der Provintz Franckreich an etlichen feuchten und schattichten Brunnen / eines
Manns hoch wachse / und brauche man allda die wurtzel sambt den Sprößlein in dem
Salat / welches auch in Griechenland / Engelland und Holland zu geschehen
pflegt.
Candisch Smyrnenkraut. Smyrnium Creticum.
Gestalt.
Das Candianische Smyrnenkraut / Smyrnium Creticum, Matth. peregrinum rotundo
folio, C. B. Creticum perfoliatum, J. B. Bringet unden bey der Erden fast solche
blätter / wie der vermeinte Peterlein auß Alexandra / wachsen doch nicht so nahe
bey einander / sind dicker / an dem umbkreiß zerkerbt / und auff der andern
seiten bey dem [714] stiel außgeschnitten.
Aber die anderen blätter / so besser oben stehen / sind viel anderst gestaltet /
denn die stengel aller zweiglein gehen allesambt durch die rippichten
aufferhebten blätter / als wären sie dardurch gezogen / wie in dem kraut
Durchwachs. Gemelte blätter sind rund / steiff / schön / und haben an dem
Umbkreiß keine Kerffen. Der stengel ist fest / ziemlich dick / steifficht / und
bey der blättern durchbohrung knöfficht. Auß denselbigen Flügeln oder Gewerben
gehen andere zweiglein mit langen striemen. Auff dem obertheil dieser zweiglein
/ erscheinen dolden oder kronen / fast wie im Fenchel / von weissen blümlein /
die brinken gelb-schwartzen / runden / doch oben auff gespitzten / und auff
allen seiten eckichten / am Geschmack scharffen und ein wenig bitteren samen.
Die wurtzel ist safftig / riechet wol / schmäckt scharff / mit einer bitterkeit
vermischt. Die rinde ist außwendig schwartz / und inwendig weiß oder grawlicht.
Es wächst viel auff dem Berg Amano in Cilicien / und wird zu uns auß Candien
gebracht. Man findet es bey uns in etlichen Gärten / und pflegt von dem
abgefallenen oder gesäeten samen jährlich auffzugehen.
Eigenschafft.
Diese Kräuter haben einerley tugend und eigenschafft mit dem Peterlein oder
Sellering / und dörfften wol auff gleiche weise mit denselben nutzlich gebraucht
werden.
CAPUT XV.
Weisterwurtz. Imperatoria.
Namen.
MEisterwurtz heißt Lateinisch / Imperatoria, Astrantia, Smyrnium hortense,
Laserpitium Germanicum, Ostrutium, Magistrantia. Italiänisch / Imperatoria.
Frantzösisch / Otruche, Imperatoire. Englisch / Masterwort / Pellilorii of
spaine. Dänisch / Astrentz / Astrix / Mesterurt. Niderländisch / Mesterwortel.
In Teutscher Sprach wird sie auch wegen ihrer vortrefflichen krafft genennt
Käyserwurtz / Magistrantz und Astrentz.
Gestalt.
Nach Theodori Tabernaemontani Beschreibung hat die Meisterwurtz eine knod- und
gläichichte Wurtzel / wie die Natterwurtz oder das Theriac-kraut; sie ist eines
fingers dick / und auch bißweilen dicker / mit vielen Zaseln / kriechet und
fladert hin und her in der Erden / wächßt mehr nebensich / denn undersich / also
daß viel neben-zincken von einer Wurtzel sich außstrecken / darauß besondere
stöcklein herfür wachsen: mit solchem kriechen und fladern nimt dieses Gewächs
da es hin gesäet wird / ein grossen platz ein / daß es schwerlich zu erösen ist.
Diese Wurtzel ist außwendig grau-schwartz / und inwendig weiß / gibt ein zähen /
gelben Safft / der ist gleich wie die Wurtzel / eines sehr hitzigen und räsen
geschmacks / also daß er die Zung brennet / vielmehr als ein Geschlecht des
Pfeffers thun mag. Die blätter sind sattgrün / und vergleichen sich den blättern
des Bärenklaws. Ein jedes blatt ist erstmals in drey vollkommene unterscheid
zerschnitten / rund und circkelweiß: darnach ein jedes zerschnitten blatt
widerum mit zweyen oder dreyen schnitten halber zerspalten / und außwendig
gerings herumb mit kleinen kerfflein zerkerfft wie ein Sägen. Der stengel ist
klein und schmal / gläichicht / wie die stengel des Dillkrauts / auff die
anderthalb elen hoch / auß den Gläichen wachsen herfür viel neben-zweiglein /
die bringen viel schöne / hübsche kronen oder dolden / wie die Schatthütlein /
den kronen der wilden Angelick ähnlich / und tragen viel kleine weisse blümlein
/ wie der Aniß oder Coriander: wenn die abfallen und vergehen / folget ein
dünner / grauschwartzer Samen / wie der Dill. Das gantze Gewächs hat einen
starcken geruch. Man findet es viel in Oesterreich und Steyrmarck / umb Trient /
in den hohen Gebürgen des Schweitzerlands / auf dem Schwartzwald und im
Churer-Bisthum. So man es in den Gärten zielet / hält es sich fast lang darinn.
Der Baursmann zielet es vor das Rindvieh / wächßt gern in schwartzem erdreich
und dunckelen orten. Man säet es im Christ monat / wie die Angelick / und
versetzt die auffgegangene Stöcklein in dem Mäyen / schuhs-weit von einander.
Die beste pflantzung ist / daß man die Wurtzel außgrabe / von einander reisse /
und was junge Schoß hat / das setzt man / wie gemeldet / schuhs-weit von
einander. Es blühet gegen dem Hewmonat / und zeitiget der Samen gegen dem
Herbstmonat / alsdenn wird er gesamlet. Die Wurtzel soll im Frühling zum
gebrauch der Artzney auffbehalten werden / zu welcher zeit sie am besten und
vollerzeitigen Gaffts ist.
Man findet in unsern Schweitzer-gebürgen / insonderheit auff dem Lucernischen
Fracmont / noch ein andere art der Meisterwurtz / welche Camerarius auch allhier
abgemahlet / und Imperatoriam alpinam, Berg- [715] Meisterwurtz
Berg-Meisterwurtz. Imperatoria alpina.
oder Bergstrentz genennet hat: ist allerdings kleiner als die vorgemeldte.
Casparus Bauhinus nennet sie Imperatoriam montanam minorem, die kleinere
Berg-Meisterwurtzel. Sie ist kräfftiger als die / welche man in den Gärten
zielet.
Eigenschafft.
Es gibt nicht allein der starcke geruch / sondern auch der scharffe und brennende
geschmack eine anzeigung / daß die Meisterwurtz / welche im Aprillen und Mäyen
die beste krafft hat / viel ölicht-flüchtiges alkalisches scharfes saltz bey
sich führe / un̅also hitzig seye; denn sie in der schärffe alle
hitzige Gewürtz übertrifft / derowegen die Wurtzel im dritten / und der Safft
gar nahe biß in den vierten grad hitzig und trocken geachtet wird. Sie
widerstehet allem Gifft / treibt durch den Schweiß / lößt allen Schleim der
Brust / Nieren und Mutter / zertheilt die Wind / tödtet die Würm / säuberet und
heilet die Geschwär / beförderet den Harn und die Monat-blum.
Gebrauch.
Die Meisterwurtz ist trefflich gut wider (Gifft /
Pestilentz.) alles Gifft / soll insonderheit / wenn die Pest regieret
/ gebraucht werden.
Meisterwurtz im Mund gekewet / reiniget (Flüß /
stinckender Athem.) das Haupt von den Flüssen / und vertreibt den
stinckenden Athem.
(Kalter magen kalte Männer und unfruchtbare Weiber /
Grieß / lendenstein / zuruckbleibe̅der harn Monat-blum /
nachgeburt Muttergrimmen / Nachwehe.) Das destillierte
Meisterwurtz-wasser erwärmet den kalten Magen / und stärcket denselben / ist
sonderlich gut den kalten Männern und unfruchtbaren Weibern / es treibt den Harn
/ Grieß und Lendenstein / fürderet die weibliche Monat-blum / und führet die
Nachgeburt auß / ist sehr dienlich wider das Mutter-grimmen und die Nachwehe /
so man ein paar loth auff einmahl trincket.
Ein halb quintlein gestossener Meisterwurtz vor der ankunfft des viertägigen
Fiebers in weissem Wein eingenommen / und etliche mahl widerholt / vertreibt das
viertägig (Viertägig Fieber.) Fieber / doch
solle der Leib zuvor purgiert seyn.
(Bräune / Entzündung des Halses.) Frische
Meisterwurtz in scheiblein zerschnitten / an ein faden gebunden / und umb den
Halß gehenckt / soll nach dem bericht D. Friderici Hoffmanni, die Bräune und
andere Entzündungen des Halses vertreiben.
(Hitze der Fiebern.) Sonsten pflegen unsere
Weiber solche scheiblein den Kindern umb den Halß / und umb die Hände zu binden
/ die grossen Hitzen damit außzuziehen in den Fiebern.
(Zittermähler.) So man das pulver der
Meisterwurtz mit Schweinen-schmaltz zu einem sälblein vermischet / vertreibt es
die alten Zittermähler.
(Bauchgrimmen / Mutterblähungen schwacher / kalter
Magen.) In dem Bauch-grimmen von Winden oder scharffem Schleim / ist
bessers nichts / alß bißweilen ein / oder zwey scheiblein von frischer
Meisterwurtz geessen. Es stillet auch die Mutter-blähungen / und stärcket den
schwachen / blöden / kalten Magen.
Die Essentz von Meisterwurtz mit Brantenwein (Schlechte
Däwung des Magens / verschleimte / kalte Mutter / Wind / Grimmen /
verlohren??? Monatzeit / schleim der Brust / stinckender Athem / drey und
viertägige Fieber / Schlagfluß / Gich??? Fallende Sucht / Nierensand / und
schleim.) gemacht / und biß 15. oder 20. ???ropffen auff einmahl
bißweilen in einem destillierten Wasser eingenommen / stärcket die Däwung des
Magens / reiniget und erwärmet die verschleimte kalte Mutter / zertheilet die
Wind und Bläst der Därmen / stillet das Grimmen und Bauchwehe / befördert den
Schweiß und die Monatliche Reinigung / löset den Schleim der Brust / und
mache??? außwerffen / vertreibet den stinckenden Mund und Athem / stillet die
nachlassenden drey- oder vier-tägigen Fieber / wenn man solche Essentz ein oder
zwey stund vor jedem acces einnimt. Verhütet endlich die Schlagflüß / Gichter
und fallende Sucht / reiniget die Nieren von allem Sand und Schleim / gleiche
Würckung in allem thut auch der weisse Wein / darinnen Meisterwurtz samt dem
Kraut gesotten worden.
(Unsinnige Thieren Biß.) Meisterwurtz gedörrt /
zu pulver gestossen / und davon 30. biß 40. gran schwer etliche mahl mit weissem
Wein eingegeben / dienet wider das Gifft aller unsinnigen und anderen
Thier-bissen / von Hunden / Katzen / Füchsen / Schlangen / Ottern / Spinnen /
Scorpionen und dergleichen.
(Pest / gifftige seuchen.) In der Pest und andern
gifftigen Seuchen ist folgendes pulver für ein praeservatif nutzlich zu
gebrauchen. Nim Meisterwurtz / praepariert Hirschhorn jedes ein loth /
Sauramffer-samen 3. quintlein / Scorzonerenwurtzel ein halb loth / Zucker ein
loth / zerhacke und zerstoße alles under einander zu einem subtilen pulver /
davon kan man alle tag / oder über den andern tag biß 30. und 40. gran auff
einmahl in Wein einnehmen.
Gleiche würckung hat die mit Zucker eingemachte (Engbrüstigkeit / schwacher Magen.) Meisterwurtz / davon man alle
morgen / ehe man in den Lufft gehet / ein halb loth oder mehr essen kan. Sie
stärckt beneben auch den blöden Magen / und erleichteret den schweren Athem.
(Schlagfluß / schlafsucht.) In der Schlaffsucht
und den Schlagflüssen / schneide die Haar von dem Scheitel des Haupts / stosse
alsdenn frische saffti [716] ge
Meisterwurtz / samt einer Zwiebeln oder Knoblauch zu einem Muß / streichs auff
tuch / bestreue es mit Saltz / und schlage es also über / beneben blase das
pulver von Meisterwurtz in die Nase des Patienten.
Das auß der Aschen des Krauts und Wurtzel dieses Gewächs außgelaugte Saltz / auff
(Drey oder viertagig Fieber.) ein halb
quintlein schwer etlich mahl ein stund vor dem drey- oder viertägigem Fieber /
nach dem der Leib zuvor wol gereiniget worden / eingenommen / mag solche
Kranckheiten auß dem grund auß vertreiben.
(Destilliert Meisterwurtz-öl.) Man kan auch auß
der gedörrten Meisterwurtz / samt dem Kraut / wenn es in samen gehet / ein
zimlich flüchtiges Oel außziehen und destillieren / welches zu allem gut / dafür
die Meisterwurtz gerühmet wird; man kan davon 2. biß 4. oder 6. tröpflein auff
einmahl eingeben.
CAPUT XVI.
Gemeiner Teutscher Fenchel. Foeniculum vulgare Germanicum.
(Italiänischer Fenchel.)
Namen.
DEr Fenchel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Marathrum, Foeniculum. Italiänisch / Finocchio, Fenocchio.
Frantzösisch / Fenoüil. Spanisch / Hinojo. Englisch / Fennel / Finkel. Dänisch /
Fenikel / Fennig-kaal. Niderländisch / Venckel / Vinckel.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht des Fenchels abgemahlet / der gemeine / und
der Italiänische Fenchel.
Der gemeine Teutsche Fenchel / Foeniculum vulgare Germanicum, C. B. vulg. minus
acriore & nigriore semine, J. B. sylvestre, C. B. hat eine lange /
schlechte / weisse und dicke Wurtzel / die ist am geschmack süß / mit einer
lieblichen schärffe / auff eine kleine bitterkeit geneigt / mitten durch die
Wurtzel gehet ein hartes holtzichtes Marck. Das Kraut oder Blätter vergleichen
sich dem Bärwurtzkraut / sind doch grösser und länger / das ist zinnlicht wie
das reineste Schaffthew / so in den finstern feuchten Thälern wächßt / von
farben satt- oder schwartz-grün. Der Stengel ist rund / knöpfficht oder
gläichicht / wie der Liebstöckel oder andere Kronen-kräuter / dreyer elen hoch /
oder Mannes-lang / innwendig mit weissem lucke̅ Marck außgefüllt.
Oben am Stengel / wie auch an den Nebenästlein / trägt er schöne Dolden oder
Kronen / die bringen im Hewmonat viel gelbe blümlein / darauß folget der Samen /
der ist länger als der Aniß / wird im Herbstmonat zeitig / alsdenn soll er auch
gesamlet werden / er hat einen guten Geruch / ist am Geschmack süß und lieblich
/ mit einer schärffe. Dieser Samen und seine Wurtzel bleiben kräfftig und gut
biß in das dritte Jahr. Der Fenchel liebet einen warmen Lufft / vielmehr als ein
kalten / und ein steinichten boden. Einen festen leimichten Grund mag diß
Gewächs in keinen weg nicht leiden / und so es schon darein gesäet wird / komt
es selten fort. Man pfleget den Fenchel in dem Frühling und Herbst zu säen /
deßgleichen auch zur selbigen zeit / wenn er zu dick stehet / zu versetzen / und
so man das thun will / soll man ihn in zimlich dünn Erdreich pflantzen. Der
Samen muß nicht über ein Jahr alt seyn / wenn er bald fortkommen soll. Im
wachsen muß er sauber gejättet / und vom Unkraut gereiniget werden / biß daß er
zu seiner vollkommenheit gerathen / sonst kan er leichtlich von dem Unkraut
versticket werden / also wird er desto vollkommener und kräfftiger. Es kan der
Fenchel-stock den Winter wol dulden / und bleibt wol zehen oder zwölff Jahr
unverletzt / sonderlich aber an steinichten ungebauten orten / die er denn liebt
/ da ist er auch am sichersten vor den Mäusen und Ungezieffer. Es bringt der
Fenchel seine Blumen und Samen allererst im zweyten Jahr.
Der Italiänische Fenchel / Foeniculum vulgare Italicum semine oblongo, gustu
acuto, C. B. ist dem gemeinen Fenchel / so viel das Gewächs und die Gestalt
belanget / gantz durchauß gleich / allein scheinet er etwas vollkomlicher / an
Stengeln / Blättern / Kronen und Samen. Der Samen / wie auch das Kraut / ist /
so viel den Geschmack belanget / süsser / als der gemeine Fenchel / und ist der
Samen auch bleich-gelber. Er wächßt viel zu Rom / Florentz / und insonderheit zu
Bononien / von dannen der lieblichste und süsseste gebracht wird.
Der runde Fenchel / Foeniculum semine rotundo minore, C. B. rotundum flore albo,
J. ???. hat ein kleine zaßlichte Wurtzel. Der Stengel ist kleiner und kürtzer
als des gemeinen. Die Blätter sind breiter und auch kürtzer. Die Dolden blühen
weiß. Der Samen wird kleiner als des vorigen / länglicht und rund wie der
Mattkümmel. Sonsten komt er dem geruch und geschmack nach mit dem gemeinen
Fenchel überein. So man den Samen im Herbst säet / so wird das gantze [717] gewächs grösser und kräfftiger. Bey
uns Teutschen ist es nicht fast gemein in den Gärten.
Eigenschafft.
Von dem Fenchel werden in den Artzneyen die obern Gipffel / Stengel / Kraut /
Wurtzen und Samen gebraucht / welche denn samtlich / insonderheit aber der Samen
/ mit einem milten / flüchtigen / balsamischen und aromatischen saltz angefüllet
/ und davon die Eigenschafft haben / gelind zu wärmen und zu tröcknen / den
magen zu stärcken / wind zu vertheilen / den athem zu erleichtern / das gesicht
zu läutern / das gehör zu stärcken und zu verbessern / verstopffungen zu
eröffnen / die nieren zu reinigen / nieren- und lendenwehe zu stillen / und die
Flüsse des Haupts zu tröcknen.
Gebrauch.
(Augen-wehe und Entzündung.) Aeusserlich dienet
das destillierte Fenchelwasser den Augen wol / welche da entzündet sind / und
mit röthe und schmertzen beladen / man kan es entweder allein / oder mit
Wegerich- und Schellkraut-wasser / auch dem Tutien-pulver vermischet / wärmen /
und darinnen genetzte tüchlein offt warmlicht über die Augen schlagen.
(Milch der säugenden zu vermehren / Wind Pocken /
Schleim der Brust.) Fenchel-kraut in wasser gesotten / und davon zu
trincken geben / dienet in allen oberzehlten Kranckheiten / sonderlich aber
macht es viel Milch bey den Säugenden / zertheilt die Wind / treibt wol auß die
Kinder-blattern oder Pocken / und reiniget die Brust vom Koder.
(Ohrenschmertz un̅ Fluß / verlohren
Gehör.) Fenchel-samen mit Kümmel-samen / Wachholderbeeren / und ein wenig
Camffer unter einander gemischt / in säcklein gethan / solche gantz heiß gemacht
/ und über die Ohren geschlagen / vertreibet den grossen Schmertzen deroselben /
zertheilet den Fluß darinnen / und bringet das geminderte Gehör wider.
Fenchel-kraut frisch / safftig / rein zu einem (Blöd
Gesicht / schwacher Magen und Mutter.) Muß zerstossen / hernach
doppelt gewicht Zucker darunder gemischt / und in wolvermachtem glaß an der
Sonnen etliche tag wol unter einander vergehen lassen / gibt einen köstlichen
Fenchel-zucker ab / von welchem täglich ein- oder mehrmahlen einer Muscatnuß
groß eingenommen / das Gesicht treflich läutern / oder sonsten erhalten / die
Mutter auch beneben und den Magen stärcken kan.
Andere nehmen gesäuberten Fenchel-samen anderthalb loth / gedörrt
Augentrostkräutlein / praeparierte Corallen jed. ein halb loth /
Gewürtz-nägelein / Zimmet / Muscaten-blüth / langen Pfeffer / Cubeben jed. 1.
quintlein / zerhacken und stossen alles zu reinem pulver unter einander /
rührens unter 12. loth schönen wolverschaumten Jungfrawen-honig / und machen
also eine Latwerg darauß / welche täglich in Castanien-grösse eingenommen / das
Gesicht herrlich stärcken kan.
(Schwindel.) Wider den Schwindel: Nim
Fenchel-samen 1. loth / Aniß-samen / Coriander-samen / Pöonien- oder
Baninien-wurtz jedes ein halb loth / Meisterwurtz / Cubeben / Nägelein / Majoran
jed. 1. quintlein / zerhacke und zerstosse alles zu reinstem pulver unter
einander / mische annoch ein halb pfund Zucker darzu / und isse davon täglich
nach belieben.
(Fell der Auge̅ / dunckel Gesicht.
Augen-entzündung.) Der auß frische̅ Fenchel-kraut
außgedruckte und filtrierte Safft bißweilen laulicht in die Augen getriefft /
verzehret die Fell der Augen / läutert das dunckele Gesicht / und vertreibt alle
Entzündung der Augen. Man kan diesen Safft auch mit andern nutzlichen Sachen
vermischen.
Auß dem Fenchel-samen läßt sich auch ein Spiritus wie auß dem Aniß (davon oben)
destillieren / wie auch eine Essentz mit Brantenwein außziehen / und ein
Laugen-saltz / wenn das Kraut samt der Wurtzel gebrannt ist / machen / welche
denn samtlich in allen oberzehlten Kranckheiten nutzliche Artzneyen abgeben.
Wenn man das Fenchel-kraut im Brachmonat / da der Mond in Schütz gehet / oder es
gegen dem vollen Liecht ist / morgens vor Sonnen Auffgang / da der Thaw darauff
/ abnimt / und nach Paracelsi manier / wie drunden bey der Melissen im 35.
Capitul angemerckt worden / zubereitet / so bekomt man die wahre und geistreiche
Fenchel-Essentz / welche auch in allen oberzehlten Kranckheiten die beste
würckung thut.
(Koder um die Lungen und Brust / Mangel der Milch bey
säugenden Weibern. Augenk???anckheiten / Wind / Magenwehe / Leibwehe /
Grimmen / darmgicht / Keichen / schwerer Athem / Mutterschmertzen /
Lendenweh Verstopffung und Blähung des Miltzs / schmertzlich Harnen / Grieß
/ Stein / blödes und dunckeles Gesicht.) Der Fenchel in der Speiß und
Artzney gebraucht / ist dienlich denen / so umb die Lungen und Brust mit Koder
umbfangen sind / er macht auch den säugenden Weibern viel Milch.
Ferners pflegt man den Fenchel-samen in den Brot-teyg einzuwürcken. Solches Brot
wird nutzlich genossen in allen Kranckheiten der Augen / vertheilet die Wind /
ist dienlich denen / so mit Magenweh / Leibweh / Grimmen und Darmgicht beladen
sind: dienet im Keichen / schweren Athem / Mutter-schmertzen / Lendenweh /
verstopffung und blähung des Miltzs / und ist denen nutz / so schwerlich harnen
/ und mit dem Grieß und Stein behafftet sind.
Es ist der Fenchel ein edle Artzney / das blöde und dunckele Gesicht zu stärcken
und wider zu bringen / und das gute Gesicht zu erhalten / so man oft und viel
Monat durch / ihne in dem Mund kewet und isset / solches haben die Menschen von
den Schlangen erlernet / welche jährlich ihr Gesicht an dem Fenchel erholen /
sonderlich wenn sie die Haut abstreiffen / wie solches Plinius lib. 20. natur.
hist. cap. 23. bezeuget.
(Erhaltung des guten Gesichts.) Ein gute Träseney
zu erhaltung des Gesichts: nim Fenchel-samen 1. loth / bereiteten Coriander 3.
quintlein / langen Pfeffer / Galgant / Augentrost / jedes anderthalb quintlein /
Zimmetrinden / Muscaten-nuß / Muscaten-blüth / Roßmarin-blüth jedes ein halb
quintlein / Zucker 8. loth. Stoß alles zu einem reinen Pulver / für ein Träßney
/ von welcher man ein halben löffelvoll auff ein gebähte und mit rothem Wein
angefeuchte schnitten Brot schütten / und also niessen kan.
Fenchel-samen vor sich selbst geessen / ist ein bewehrte Artzney die Wind in dem
Leib zu zertheilen und außzuführen.
Es ist der Fenchel ein angenehmes kraut [718] den Bienen / denn sie es lieben / und gern darumb wohnen.
(Mangel der Milch bey säugenden Frauen) Ein gut
Pulver den säugenden Frawen die Milch zu bringen: nim Fenchel-samen ein halb
loth / Lattich-Peterlein-Dill- und Aniß-samen / jedes ein quintlein / bereiteten
Chrystal ein halb loth. Stosse alles zu einem reinen Pulver / davon gib der
Frawen ein halb quintlein alle Morgen nüchtern.
(Dunckele Augen / blödes Gesicht / Hauptflüß schwache
gedächtnuß Schwindel Mangel der Milch bey säugenden Weibern / verstopffung
der Brust und Lunge̅ vom koder / huste̅ /
Lenden- und Nierenschmertzen / Undäwen der schwangeren Wei bern / böser
Lufft / vergiffte Ansteckung / stinckender Athem / Sod / Häiserkeit / rauche
???ehlen.) Der gemeine Mann brauchet den Fenchelsamen / wie er
gewachsen ist / aber den reichen Leuthen muß man ihn mit Zucker überziehen /
damit er desto süsser und lieblicher werde / diesen nennet man Fenchel-zucker /
oder Fenchel-confect. Es wird höchlich gelobt zu den dunckelen Augen / denn es
stärcket das blöde Gesicht wunderbarlich / dienet sehr wol wider die Hauptflüß /
stärcket die Gedächtnuß / ist gut vor den Schwindel / lang und wol in dem Mund
gekewet. Es macht den säugenden Frawen viel Milch / eröffnet die Verstopffung
der Brust und Lungen vom Koder / vertreibt den Husten / mehret den männlichen
Samen / legt den Lenden- und Nieren-schmertzen / stillet den schwangern Weibern
das Undäwen / thut widerstand dem bösen Lufft und aller vergifften Ansteckung /
machet ein wolriechenden Mund / und vertreibt den stinckenden Athem. Es stillet
den Sod und Auffsieden des Magens / und vertreibt die Häiserkeit und Räuhe der
Kehlen. Welcher ein gutes Gesicht begehrt zu behalten / der soll alle morgen
nüchtern / wenn er auffstehet / und zu nacht wenn er zu bett gehet /
Fenchel-zucker essen. Er ist auch sehr dienlich den (Unwillen und Erbrechen des Magens / trockener Husten.) schwangern
Weibern / denn er stärcket die frucht in Mutter-leib / stillet den Unwillen und
Erbrechen des Magens / ist dienlich zu dem trocknen Husten / erhält die
natürliche wärme des Menschen / und stärcket die lebliche Geister / derowegen
alte betagte Leuth ihnen dieses Confect sollen lassen befohlen seyn / und so sie
es von wegen Mangel der (Koder auff der Brust un̅ Lungen Husten / Verstopffung der Leber / Miltzes / Niere̅ und Blasen / Grieß / Stein und schleim der Blasen /
Gelbsucht / Unwillen des Magens / mangel der Milch bey säugenden Weibern /
zuruckbleibende Monat-blum / Wassersucht / versteckter harn / blöd Gesicht /
Wind / kalter Magen un̅ Mutter Leibwehe / stein / saud / milch
mangel säugender Weiberen.) Zähn nicht mehr geniessen können / sollen
sie es zu einem reinen Pulver stossen lassen / und morgens und abends dieses
pulvers ein löffelein voll mit einem schnittlein Brots in gutem W???in geweicht
essen / das wird sie bey der gesundheit erhalten.
Destilliertes Fenchel-wasser morgens und abends / jedes mahl ein paar loth
getruncken / reiniget die Brust und Lungen vom Koder / macht weit umb das Hertz
/ und ein helle Stim / vertreibt den Husten / eröffnet die Verstopffung der
Leber / Miltzes / Nieren und B???asen / treibet auß das Grieß / den Stein und
den Schleim der Blasen / davon er wächßt. Es wehret der Gelbsucht und dem
unwillen des Magens / bringt den säugenden Weibern viel Milch / und treibt die
Monatblum. Ist ein edle Artzney in der Wassersucht und Versteckung des Harns /
offt drey oder vier loth getruncken.
Etliche tröpfflein des destillierten Fenchelöls in einem löffelvoll weissen Weins
offt genommen / stärcket das blöde Gesicht / und vertheilt die Wind im Leib gar
wol / dienet dem kalten Magen / Mutter und Leibweh / befürderet den Harn und die
Weiber-blum / treibt den Stein und Sand / und mehret den säugenden Weibern die
Milch.
CAPUT XVII.
Wahrer Alexandrinischer Ammey.
Ammi verum Alexandrinum.
Namen.
AMmey heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Ammi, Ami, Ammium, Amium. Italiänisch / Frantzösisch und Spanisch /
Ammi. Englisch / Ameos. Niderländisch / Ammy.
Gestalt.
1. Der wahre Alexandrinische Ammey / Ammi alterum semine Apii, C. B. odore
Origani, J. B. hat eine kleine / dünne / weisse Wurtzel / und zarte Blätter wie
der Möhren-kümmel / die sind aber kleiner und schmäler / wie auch der ästichte /
gläntzende / knodichte stengel / und die krönlein oder Schatthütlein / mit ihren
weissen blümlein. Der Samen wird klein und milwicht / von farben schwartzgrau /
eines scharffen geschmacks wie der Pfeffer / mit einer Bitterkeit vermischt /
und eines fast lieblichen geruchs / wie der Candische Wolgemuth. Der Samen ist
erstlich auß Aegypten von Alexandria zu uns gebracht worden / von welchem man
ihne hernach bey uns in den Gärten gepflantzet hat / muß alle Jahr von neuem
samen erneueret werden / denn es ein recht Sommer-gewächs ist / das gar keinen
Frost leiden kan. Er begehrt einen guten / erbauten / fetten und gedüngten grund
/ welcher der Sonnen wohl gelegen ist. Man soll diesen samen im Mertzen oder
ende des Aprillens säen / und so er anfäht auffzugehen / öffters mit lauem
wasser begiessen.
|| [719]
2. Der gemeine Ammey / Ammi majus, C. B. vulgare majus latioribus foliis, femino
minus odorato, Raj. Ist grösser als das vorige Geschlecht / hat eine schlechte /
dünne wurtzel; einen dicken / gestriemten / mit ablangen / breiten /
viel-spältigen blättern bekleideten stengel / auff welchem die weiten / weissen
/ mit langen blättlein unterstützten Blumen-krönlein / auff länglichten stielen
erscheinen / und einen grossen / schlecht riechenden samen nach sich bringen.
Wächßt von sich selbsten häuffig in Italien und Sicilien auff den Feldern /
Aeckern / in den Weinbergen und Gärten.
3. Der Ammey mit kleinstem / wolriechenstem Samen / so da in dem Augst- und
Herbst-monat ihre weissen Blümlein herfürbringt / Ammi semine tenuissimo
& odoratissimo, J. B. parvum foliis foeniculi, C. B. Park.
Eigenschafft.
Der Ammey-samen hat ein scharffes / flüchtiges / aromatisch-ölichtes saltz bey
sich / und daher die Eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu lösen / zu
erdünnern / zu eröffnen / den Magen / Hirn / Hertz und Mutter zu erwärmen und zu
stärcken / den Harn zu treiben / die monatliche Reinigung zu befördern / und dem
Gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
Ein halb quintlein Ammey-samen zerstossen (Muttergrimmen
/ verstandener Harn / Weiberblum / Gifft.) / und in weissem Wein
eingenom̅en / dienet wider das Mutter-grimmen / treibet den
verstandenen Harn und die Weiberblum / widerstehet dem Gifft / daher es auch zum
Theria??? gebraucht wird.
Der wahre Ammey-samen / welchen man auß Alexandria bringt / dienet treflich (Unfruchtbarkeit der Weibern.) wol wider die
Unfruchtbarkeit der Weibern / denn die erfahrung hat bezeugt / daß durch hülff
dieses Samens viel Weiber fruchtbar worden: So man ihne zu pulver stoßt / und
ein quintlein schwer in Wein oder Fleischbrühen / morgens über den anderen tag /
drey stund vor dem Imbiß-mahl einnimt / soll er bey den Weibern die Empfängnuß
befürdern; der Mann aber muß dem Weib eheliche Liebe erzeigen an diesem tag / in
welchem dieser Samen nicht gebraucht wird: auff das höchste kan dieser Samen
vier- oder fünff-mal genommen werden. Ist ein fürtrefliche und öffters gut
befundene Artzney.
CAPUT XVIII.
Gemeiner Berthram. Pyrethrum vulgare.
Namen.
BErthram heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Pyrethrum. Italiänisch / Piretro. Frantzösich / Piretre, Pied
d'Alexandre, Pied de Lisandre. Spanisch / Pelitre. Englisch / Bartram / Wilde or
bastard pelitarii. Dänisch / Bertram. Niderländisch / Peretrum. In Teutscher
sprach wird er auch genent Berthram / Pertrem / Zahnwurtz / Speichelwurtz und
Geyfferwurtz.
Gemeiner Berthram. Pyrethrum vulgare.
Der gemeine Berthram / Pyrethrum vulgare officinarum, Park. flore Bellidis, C. B.
dessen die Apothecker gemeiniglich sich in zubereitung der Artzneyen bedienen /
wird auch von Conrado Gesnero in hortis Germaniae, Pyrethrum Germanicum,
Teutscher Berthram / der frembde aber / Pyrethrum Italicum, oder Italiänischer
Berthram genennet / von welchem Casparus Bauhinus vermeldet / obwolen er
gemeiniglich ein weisse Dolden trage / so habe er ihne doch in dem Paduanischen
Garten mit einer gelben Kron / und längern blättern gesehen.
Gestalt.
Der gemeine Berthram hat eine schlechte und glatte Wurtzel / fast eines fingers
dick / und einer spannen lang / am Geschmack sehr hitzig und brennend. Die
blätter sind den blättern des Garben-krauts so ähnlich / daß sie / wenn sie noch
jung sind / nicht wol von einander mögen underschieden werden. Die stengel
werden anderthalb spannen lang / und auch bißweilen länger / an dem giffel
derselben erscheinen in dem Ende des Mäyens allererst im zweyten Jahr / nach dem
er gepflantzet oder gesäet worden / schöne / grosse und gestirnte Blumen / den
Johannes-blumen ähnlich / allein die Blume ist grösser / dicker / und außwendig
mit rothfarben sprenglein gemahlet / gleich wie an der Maßlieben zu sehen.
Inwendig ist ein Blume mit einem goldgelben Apffel gefüllt / rings herumb mit
weissen blättlein besetzt / darauß wird der Samen / welcher im Heumonat zeitig /
davon zielet man junge pfläntzlein / wiewol er sich selbst besamet / so man den
Samen außfallen läßt. Dieses Gewächs wird bey uns in den Gärten gezielet / und
ist gut auffzubringen / denn es ein [720] jedes Erdreich annimt. Es wächßt viel in Italien auff dem Apenninischen Gebürg
/ in Böhmen und Schweitzerland / auff den Bergen von sich selbst / aber es ist
nicht so hitzig und räß / als das so auß den Orientalischen Orten zu uns
gebracht wird.
Frembder Berthram. Pyrethrum umbelliferum.
Der frembde Berthram / Pyrethrum umbelliferum, C. B. wird von Dioscoride in dem
3. Buch im 82 cap. also beschrieben. Er bringet seine stengel und blätter / der
wilden Feldmöhren und dem Fenchel ähnlich / mit einem runden weissen
Blum-krönlein oder Schatthütlein / dem Dillen gleich / hat ein lange wurtzel /
fingers-dick / am geschmack fast hitzig und brennend. Hieron. Tragus hat ihne
auff dem Schwartzwald / Spessart / im Waßgäw und Idar gegen der Eyfel gefunden.
Ein kleinere art wird auff dem Schweitzerischen Berg Gotthard angetroffen;
Pyrethrum umbelliferum foliis Anethi, C. B. Pyrethrum Gesneri, J. B.
Eigenschafft.
Die Berthram-wurtzel / welche zu end des Mäy und anfang des Brachmonats die beste
krafft hat / führet ein sehr scharffes / beissendes / flüchtiges /
aromatisch-ölichtes Saltz bey sich / ist deßwegen sehr hitzig / räse / und
brennend / warm und trocken über den dritten grad; und hat die eigenschafft zu
erdünnern / zu eröffnen und zu zertheilen / widerstehet aller säure / und daher
entste henden fäulung / treibt durch den Harn / Schweiß und Speichel / tröcknet
die Flüß / bringet die monatliche Reinigung / erweckt die verlohrene Mannheit /
und bringet Lust zu ehelichen Wercken.
Gebrauch.
Berthram-wurtzel zu pulver gestossen / und ein quintlein desselben etlich mahl
ein (Drey- und viertägig Fieber.) paar stund vor
dem acces des drey- oder viertägigen Fiebers mit einem guten Trunck
Malvasier-Front niacker- oder anderem starckem Wein eingenommen / mag solche
Kranckheit auß dem Fundament heilen. Sie dienet auch denen schwachen erkalteten
Ehemänneren / (Schwache Ehmänner Schleim der Brust /
erkaltete Magen un̅ Mutter.) zu beförderung der
ehelichen Wercken / und hilfft ihnen wider fein in den Sattel. Löset endlich den
schleim auff der Brust wol auff / macht außwerffen / erwärmt und stärckt den
erkalteten Magen und Mutter / und führet den zähen kalten Schleim darauß.
(Zahnpillen für das Zahnwehe.) Köstliche
Zahn-pillen für das Zahnwehe in die holen faulen Zähne / können auff folgende
weise bereitet werden: nim guten alten Theriack / der zimlich trucken / 1. loth
/ gepülverte Berthram-wurtz anderthalb quintlein / lang Pfeffer-pulver ein halb
quintlein / Gewürtznägelein-pulver 20. gran / Bilsenkraut-samen ein halb
quintlein / rectificirten / oder doppelten Branntenwein ein wenig / misch alles
zu einem harten teiglein / und mache bequeme Rügelein oder Pillen darauß / davon
man offt eines in den holen Zahn legen kan.
Die Berthram-wurtzel wird hoch gerühmt (Zahnwehe.) wider das Zahnwehe / und das nicht ohne ursach / denn der zähe
/ saure saltzichte und kalte Schleim / so sich unter die Zähn und Biller setzet
/ und Zahnschmertzen erwecket / wird von dieser Wurtzel gewaltig herauß gezogen
/ so man sie im Mund wol kewet / und darinn hält. Dieweil aber diese Wurtzel
durch ihr hefftiges brennen die Zunge und den Mund verletzet / und die Haut
auffetzt / wickeln etliche die Wurtzeln in ein tüchlein und kewen daran /
darnach legen sie es über den Zahn / zeucht nichts desto weniger viel Schleim
herauß. Die Wurtzel in Eßig gesotten / und die durchgesiegene Brühe warm im Mund
gehalten / hat gleiche würckung. Berthram-wurtzel ein loth / Salbey ein handvoll
/ in weissem Wein gesotten / und die durchgesiegene Brühe warm im Mund gehalten
/ stillet auch das Zahnweh.
Die Alten haben gepflegt die Berthramwurtzel (Kalte
feuchtigkeit und zäher Schleim.) in dem Mund zu kewen / damit die
kalten Feuchtigkeiten und den zähen schleim auß dem Haupt und Hirn zu reinigen /
daher der Poet Serenus spricht:
Purgatur cerebrum mansâ radice Pyrethri.
Der kewet in dem Mund den Berthram ohne schaden /
So er in seinem Haupt mit Flüssen ist beladen.
(Fallende Sucht.) Berthram-wurtzel an Halß
gehenckt / und auff blosser Haut getragen / auch offtermals daran gerochen /
dienet wider die fallende Sucht / insonderheit bey jungen Leuthen / welches auch
der Poet Macer bezeuget:
Suspensum collo pueris prodesse caducis Dicitur, & solo succurrere fertur
odore.
So jemand mit der Seuch / davon die Menschen fallen /
Starck angegriffen wird / der lasse ihm gefallen
|| [721]
Den Berthram an den Halß / und rieche auch daran /
Denn wird die Kranckheit nicht so offt ihn stossen an.
Berthram-wurtzel zerstossen / in gebranntem (Verlohrene
sprach.) Wein gebeitzt / und auff die lahme Zung gestrichen / bringt
die verlohrene Sprach wider.
Zu verhüten / damit das Bier nicht saur (Bier vor der
Säure zu bewahren.) werde / sondern frisch und gut bleibe / soll man
2. loth Berthram-wurtzel klein schneiden / ein gute handvoll zerschnitten
Tausendgulden-kraut darzu thun / und es in einem sauberen / leinenen säcklein in
das Bier hencken.
(Schlaffsucht. Schlagfluß.) In schweren
Schlaffsuchten und Schlagflüssen / nehmt Berthram-wurtzel / Osterlucey-wurtzel /
Meisterwurtzel jed. 1. loth / Wolgemuth / Roßmarin / Haselwurtz-blätter jedes
ein halbe handvoll / Tausendguldenkraut-blümlein / Ringel-blumen jedes so viel
man zwischen fünff finger fasset / Kresse-samen / Fenchel-samen jed. ein halb
loth / zerstoßt alles unter einander / siedets in frischem wasser / seigets
durch ein tuch / vermischt Rosenhonig / Rauten-öl jed. 2. loth / Saltz 1.
quintl. darunder / und macht also ein Clystier darauß / welches man in rechter
wärme beybringen kan.
In dem übrigen kan man auß dieser wurtzel ein aromatisch-flüchtiges Oel / wie auß
dem Pfeffer und andern Gewürtzen / destillieren / und gibt also gleiche
Artzneyen mit andern Gewürtzen her.
CAPUT XIX.
Weyrauch-wurtzel. Libanotis.
Namen.
WEyrauch-wurtzel oder frembder Roßmarin heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Libanotis, Herba Zea, Campsanema.
Italiänisch / Rosmarino. Spanisch / Romero. Englisch / Rosemarii / Frankincense.
Der Samen dieses frembden Roßmarins heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Canchrys, Cachrys. Italiänisch / Seme
de Rosmarino. Spanisch / Simiente di Romero.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Weyrauch-wurtzel / oder der frembde Roßmarin / Libanotis Ferulae folio,
semine anguloso, C. B. Libanotis Cachryophoros quibusdam floribus luteis, J. B.
hat ein dicke / grosse und weisse wurtzel / welche ein guten geruch wie der
Weyrauch gibt / daher sie auch den Namen empfangen. Die Blätter vergleichen sich
etlicher massen dem Fenchelkraut / außgenommen / daß sie breiter und dicker sind
/ spreiten sich unden her auff der erden rund auß wie ein Rad / und haben einen
lieblichen geruch. Der Stengel wird elen-lang und auch bißweilen länger / mit
vielen Neben-zweiglein / darauff wachsen weisse oder gelblichte schöne Kronen
oder Schatthütlein / die bringen viel weissen samen / dem samen der Bärenklawen
ähnlich / an der gestalt rund und eckicht / an dem geschmack zanger / räß und
hartzicht / und so er ein wenig gekäwet wird / brennet er die Zunge wie
Berthram. Er wächßt an wilden und rauchen orten in dem Gebürg. Dieses Kraut hat
Tabernaemontanus in grosser menge im Hertzogthumb Burgund gefunden / nicht weit
von Burbon in dem Wald / wie man auff Ischurtilles reiset. Man findet es auch in
dem Gebürg bey Bisantz und andern orten mehr.
Weisse Hirschwurtz. Libanotis latifolia Aquilegiae folio.
2. Weisse Hirschwurtz / Libanotis latifolia [722] Aquilegiae folio, C. B. item, latifolia altera sive vulgatior,
Ejusd. Ligusticum Rauvvolfii, foliis Aquilegiae, J. B. Hat ein dicke / zaßlichte
/ mit ungleicher dunckel-brauner Rinden umbgebene / auch mit weissem / bitterem
marck angefüllte Wurtzel / daräuß viel dicke / rauche / gläntzend-grüne / mit
purpurrichten Adern gezierte Blätter an langen stielen Herfürkommen / und tieffe
einschnitt haben. Bringt nur einen runden / knodichten / gestreifften /
weißlichten / biß drey elen langen / in vier oder fünff äste außgetheilten
stengel hervor / auff welchem ein grosse Kron voll kleiner / weisser Blümlein
erscheinet / und lange / breite / gestreiffte / braun-rothe / mit scharfflichtem
bittern Würtz-geschmack begabte Samen nach sich bringet.
Eigenschafft.
Die Weyrauch-wurtzel führt etwas flüchtig-aromatisches saltz bey sich / und ist
warm und trocken im anderen grad. Wird in Teutschland zur Artzney nicht
gebraucht.
CAPUT XX.
Teutsche Bärenklaw. Sphondylium.
Namen.
TEutsche Bärenklaw heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Sphondylium, Branca ursina Germanica, Planta
ursina. Italiänisch / Spondilio, Branca orsina. Frantzösisch / Branche ursine.
Dänisch / Bioerne-klo / Bioerne-labbe. Niderländisch / Beerenclawe.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Teutsche Bärenklaw / Sphondylium vulgare hirsutum, C. B. Sphondylium
quibusdam, s. Branca ursina Germanica, J. B. hat eine dicke Wurtzel / wie der
Fenchel oder Pastenach / wird etwan elen-lang / und thut sich unden her in
etliche underschiedliche Wurtzeln auß / ist inwendig weiß und voller gelben
Saffts / wie ein dünn Hartz / gleich wie der Liebstöckel oder die Meisterwurtz /
eines zimlichen guten geruchs und räsen scharffen geschmacks. Die blätter sind
sehr groß / schwartz-grün und rauch: ein jegliches hauptblätt ist zertheilet in
fünff oder sechs nebenblätter / außgeschnitten / an der gestalt einer grossen
Bären-klauen gleich. Die stiel darauff die gemelten blätter stehen / sind jeder
eines mittelmäßigen fingers dick / mit braunen äderlein durchzogen. Zwischen den
blättern wächßt ein dicker / raucher und runder stengel gegen dem Mäyen herfür /
auff anderthalb elen lang / der ist mit Gläichen unterschieden / wie der stengel
des Fenchelkrauts oder der Engelwurtz / hat seine neben-ästlein und zweige /
darauff kommen in dem Mäyen schöne Dolden und Kronen / mit vielen weissen
gedrungenen blümlein (denn selten trägt er purpurbraune blumen) die sind
allerding anzusehen / wie die blümlein und weisse kronen des Maßholders / doch
etwas kleiner: wenn diese abfallen und vergehen / so folget ein breiter
doppelter samen / der ist grösser und breiter als der Dill-samen / je zwey
sämlein zusammen gesetzt / wie zwey tellerlein. Sie wächßt gern in rauhen /
felsichten Graß-gärten und sandichten Wiesen und Rechen der Weingärten / also
daß man sie nicht achtet in die Gärten zu pflantzen / sintemahl sie in grosser
menge allenthalben genugsam gefunden wird. Mit schönen krausen blättern wächßl
sie am Saar-strom / zwischen Saar alben und Saarbrücken auff den Wiesen /
deßgleichen am Necker-strom / sonderlich auff den Matten / umb das Closter
Newenburg.
2. Die haarige Bärenklaw / Sphondylium hirsutum foliis angustioribus, C. B. An
Sphondylium crispum, J. B. Tab.? wird von der gemeinen Bärenklaw nur an den
blättern unterschieden. Denn wie jener sehr grosse und mehrentheils auß fünff
breit-rundlichten neben-blättern zusammen gesetzte blätter hat / so ist dessen
blatt in viel ablange / spitzige spalten / und solche widrumb in andere ohn alle
ordnung zertheilt / die alle an dem rand zerkerfft sind. Es wächßt auff den
Bündnerischen Alp-gebürgen und in der Laußnitz.
3. Die glatte Berg-Bärenklaw / Sphondylium Alpinum glabrum, C. B. J. B. hat ein
dicke weisse wurtzel. Der stengel ist zweyer elen hoch / und mit gläichen
underschieden. Die blätter sind glatt / bleich-grün / und ohne den stiel ein
spannen lang und zwey breit / deren jedes gemeiniglich in drey theil doch nicht
biß auff den stiel zercheilt / und rings herumb zerkerfft ist. Die undern
blätter haben spannen-lange / rauche und haarichte stiel. Auff dem gipffel des
stengels sitzet ein Dolde oder Kron mit weissen blumen / die sind kleiner als an
den andern Bärenklawen. Ein runder und flacher samen folget hernach. Man findet
sie allein auff dem Solothurnischen Berg Wasserfall. Blühet und trägt seinen
samen im Hewmonat.
4. Die kleine Berg-Bärenklaw / Sphondylium Alpinum parvum, C. B. J. B.
überkomt [723] auß seiner Wurtzel ein
schuh-hohen stengel / welcher zu oberst in ein drey zoll langes ästlein
getheilet wird. Er ist mit bleich-grünen blättern umbringt / und mit langen
stielen begabt. Ihre blätter werden in drey oder vier theil zerschnitten / deren
etliche rund / andere spitzig / an dem umbkreiß gekerfft und haaricht sind. Auff
dem Gipffel des stengels sitzet ihre Kron mit weissen breiten blumen / denen ein
dünner breiter same nachfolget. Das gantze Kraut hat subtile haar / und wird auf
den Oestereichischen Alpen gefunden.
Eigenschafft.
Die Teutsche Bärenklaw ist warmer und trockener Natur / führet viel
wässericht-nitrosisch-saltzichte theile / und daher die Tugend zu erweichen / zu
eröffnen / und schmertzen zu lindern. Muß im Mäy und Brachmonat gesamlet werden.
Gebrauch.
Teutsche Bärenklaw ein handvoll genommen und klein gehackt / mit guter
fleischbrühen zum wenigsten ein halbe stund sieden lassen / alsdenn durch ein
sauber Tuch gedruckt / und morgens nüchtern außgetruncken / darauff biß mittag
gefastet / führet ohn (Schleim / Gallen.) einigen
schaden gar sanfft den Schleim und die Gallen auß.
Dieses Kraut wird insonderheit zu den (Verstopffung des
Leibs.) Clystieren gebraucht / dadurch den Leib offen zu behalten. Ein
dienliches Haußclystier wird also gemacht / wenn der Leib kein rechte öffnung
hat. Nim Teutscher Bärenklaw zwey handvoll / Pappeln / Eybischkraut jedes ein
handvoll / Aniß ein halb loth. Siede solches in frischem wasser / alsdenn nim
der durchgesiegenen brühen 20. loth / oder ein quartal / vermische darunter
Roßmarin-honig 6. loth / Dill-öl / Chamillen-öl jedes zwey loth / mache darauß
ein Clystier. (Grimmen / Lendenweh
Seitenstechen.) Solches bringet nicht allein die öffnung / sondern ist
auch im Grimmen / Lendenwehe / und Seitenstechen / so von der Brust / Leber oder
Miltz herrühret / sehr nutzlich.
Die Polen brauchen dieses Kraut viel zu den Speisen / sonderlich in den Suppen.
An etlichen orten in Polen und Littaw soll man auch auß den blättern und samen
in wasser gekocht / mit zusatz des Saurteigs / einen tranck machen / welchen die
Armen an statt des Biers trincken.
CAPUT XXI.
Gertenkraut. Ferula.
Namen.
GErtenkraut / Ferulkraut oder Steckenkraut heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Narthex, Ferula.
Italiänisch / Ferola. Frantzösisch / Ferule. Spanisch / Palmatoria, Cannahexa,
Cannaheja.
Gestalt.
Nach der Beschreibung Theod. Tabernaemontani, hat das Gertenkraut / Ferula
foemina Plinii, C. B. Ferula folio Foeniculi, semine latiore &
rotundiore, J. B. eine grosse und lange Wurtzel / die schwerlich gantz kan
außgegraben
Gertenkraut. Ferula.
werden / ist voll weissen hartzichten Saffts / wie die Wurtzel des
Berg-peterleins / eines starcken / doch nicht stinckenden geruchs. Es gewinnet
einen knöpfichten / dicken / holen und eintzigen stengel / wie das gemein rohr /
der wird 4. oder 5. elen lang / daran wachsen die neben-zweige zu beyden seiten
biß oben an. Die blätter von unden an biß oben auß vergleichen sich den
Fenchel-blättern / außgenommen daß sie rauher und breiter sind. Oben an den
Gipffeln des Haupt-stengels und der neben-zweige gewinnet es grosse schöne
kronen / mit schatthüclein / dem Dillkraut gleich / die blühen im Brach- und
Hewmonat gelb. Wenn die blümlein abfallen / folget hernach ein langer / dünner
und breiter samen / der ist fast noch so groß als der samen der Angelick / eines
starcken geruchs und räsen scharffen geschmacks. Wenn die stengel nach abfallung
des samens dürr / so werden sie gar leicht / alßdenn samlet man dieselbigen in
Büschlein / und brennet sie im Fewr / wie ander reissig holtz. Es bleibet dieses
Gewächs das gantze Jahr über unversehrt stehen. Im Frühling stoßr die wurtzel
ein newen Sproß oder Auge herfür / so sich einem harten Eyerdotter vergleicht /
das bricht man ab / wickelt es in ein Tüchlein oder naß Papier / bratet es in
heisser Aschen / bestrewet es darnach mit Pfeffer und Saltz / und isset es / ist
an dem geschmack anmüthig / und ein sondere speiß den erkalteten Männern / so zu
den ehelichen wercken unvermöglich sind / denn es bringet Lust und Begierd zum
Beyschlaff.
Dieses Kraut wächßt gern in warmen und sonnreichen Ländern / in steinichten orten
/ zwischen den klüfften und felsen. Man findet es viel in Italien / Hispanien /
Portugal / in den Canarischen Inseln / in der Provintz Franckreich und
Languedock. In [724] Apulien wird es in
solcher menge gefunden / daß man es zum Fewr wie ander Holtz gebrauchen In
Teutschland wächßt es nicht von ???bsten / sondern wird allein zum Lust ???
Gärten gezielet / darinn es denn viel??? ???alten wird. Der stengel ist bey den
A??? den Lehrmeistern gebraucht / und dahero von Martiali lib. 10. Epigram. 61.
Sceptrum paedagogorum, der Schulmeistern Scepter genennet worden / die Kinder in
der Schul darmit zu züchtigen / daher die Lateinische Sprüchwörter kommen: ille
adhuc est sub ferula, er ist noch under der Lehr des Schulmeisters: ille manum
ferulae subduxit, er ist dem Gewalt des Schulmeisters entlassen. Auß diesem
anlaß hat der Poet Juvenalis Satyra 1. geschrieben:
Et nos ergo manum ferulis subduximus, & nos Consilium dedimus Scyllae.
Die Ruthen soll nunmehr mir keinen schaden bringen /
Es wird mein guter rath dem Scylla wol gelingen.
Eigenschafft.
Das Gertenkraut führet ein groblichtscharffes ölichtes saltz bey sich / und hat
deßwegen eine Krafft zu wärmen und zu tröcknen: Wird in der Artzney sonderlich
nicht gebraucht.
Gebrauch.
Gertenkraut ist den Eseln eine anmütige Speiß / dem andern Vieh aber ein tödlich
Gifft.
Der stengel dieses Gewächs / wen̅ er außgetrocknet / ist gantz
leicht / aber doch also steiff und fest / daß man ihne zu Spatzierstecken
gebrauchen kan.
CAPUT XXII.
Haarstrang. Peucedanum.
Namen.
DEr Haarstrang heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Peucedanus, Peucedanum, Foeniculum porcinum.
Italiänisch / Peucedano, Finochio porcino. Frantzösisch / Fenoüil de pourceau,
Queve de porc, Peucedane. Spanisch / Yervato, Yervatun, Hinojo porcino. Englisch
/ Horestrange / Sulphurwort. Niderländisch / Verckensvenckel / Solferwortel. In
Teutscher Sprach heißt er auch Säufenchel / Schwebelwurtz / Himmeldill / und
Haarstaarck.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der allhier abgemahlte Haarstrang / Peucedanum Germanicum, C. B. minus
Germanicum, J. B. vulgare, Park. Hat eine lange / grosse / dicke wurtzel / die
ist außwendig schwartz und inwendig weiß / mit wenig kleinen zaseln behenckt /
er bringt über der Erden einen grawen Bart / wie die Säubürsten / daher man auch
ihne Säwfenchel nennet. Durch diesen rauchen Bart oder Bürsten / dringet herfür
ein runder schmaler stengel / wie der Fenchel / daran unden neben der wurtzel
viel blätter bey einander fest gedrungen wachsen / die sind grösser als die
blätter des Fenchels / den Zirbelbaum-blättern sich fast vergleichend /
außgenommen / daß sie linder und weicher sind. Oben am stengel / wie auch an den
neben-ästlein / gewinnet er schöne kronen oder Dolden / die sind voll
Doter-gelben Blümlein / wenn die abfallen / folgt ein dünner leichter samen /
wie der samen des Dillkrauts / wird jedoch länger. Die wurtzel ist lang und groß
/ an dem Geschmack scharff / bitter und fast mühselig zu graben / denn sie
stehet sehr tieff. In dem außgraben gibt die wurtzel von sich einen sehr
starcken Geruch / welcher das Haupt mercklich verletzet / also daß einem schier
geschwindet / derowegen die Alten gelehret / wenn man diese wurtzel graben wil /
daß man sich under der Nasen mit Rosen-öl salben soll / dem starcken Geruch
widerstand zu thun. Im Herbst / wenn die blätter schier vergangen / und im
Frühling / wenn sie wider herfür kommen / ist diese wurtzel am allerkräfftigsten
/ denn in solcher zeit findet man an den wurtzeln ein schwefel-gelben
gestandenen safft / gleich dem Weyrauch / und geschihet das sonderlich / so die
Wurtzel durch die Würm oder ander Ungeziefer / und sonst in andere weg verletzet
wird. Nach dem außgraben wird diese wurtzel schwartz / denn sonst ist sie
weißfärbig. Es wächßt dieses Kraut auf dem Donnersberg / Spessart / Spitzberg /
Ydar / deßgleichen im Schwartzwald / Waßgaw / und am Rheinstrom / in den Matten
und Wäldern / sonderlich aber umb Lauterburg / im Stifft Weissenburg / und umb
die Churfürstlich Statt Oppenheim / auch auff der Weyden / wie man nach Mäintz
räiset / so überflüssig / daß man von diesen orten gantz Europa genugsam damit
versehen könte. Auff der gemelten Weyde hat Theod. Tabernaemontanus Wurtzeln
armes-dick / und über zwo / auch in drey elen lang außgegraben. Carolus Clusis
hat den [725] Haarstrang in grosser anzahl
under Regenspurg und Straubingen / auff denen an der Donau ligenden Matten
angetroffen.
Kleiner Haarstrang. Peucedanum minus.
2. Der kleine Haarstrang / Peucedanum minus, C. B. Saxifraga 3. Matth. Selinum
montanum pumilum Clusii, foliis Foeniculi aut Peucedani, flore albo, semine
Selini, J. B. vergleicht sich mit den blättern dem Fenchelkraut; sind aber
dennoch länger / dünner / und weniger; sein nidriger stengel kommet auch mit dem
Fenchel-stengel überein / welcher oben seine Dolden trägt von weissen blümlein /
so einen wolriechenden samen nachbringet. Die Wurtzel ist weißlicht / und am
geschmack der Pasteney ähnlich / wächßt auff grossen felsen.
3. Ein grössere und vollkommenere Art mit stengeln und blättern wird in Italien
gefunden / und dahero grosser Italiänischer Haarstrang / Peucedanum majus
Italicum, C. B. genennet. Er wächßt viel auff den Ananiensischen Bergen / und
Lauretanischen Hügeln / wie auch umb Rom / welcher mehrmal grösser wird als
jener / so man in Franckreich umb Narbona findet.
4. Der Sicilianische Haarstrang mit gelben blumen und haarigen blättern /
Peucedanum Siciliae, foliis hirsutis, floribus luteis, J. B.
Eigenschafft und Gebrauch
Haarstrang-kraut und Wurtzel / ist mit einem ölicht-flüchtigen / scharfflichten
Saltz begabt / und hat dannenher die tugend zu eröffnen / zu erdünnern / dem
sauren zu widerstehen / die Brust zu erleichtern / allen darin versessenen
Schleim zu verzehren / durch den Schweiß und Harn zu treiben / zu erwärmen und
zu tröcknen. Man pflegt insonderheit die Wurtzen zu gebrauchen / welche in dem
Frühling / da sie noch voll saffts ist / muß gegraben werben: welche man
entweder dörrt und zu pulver stoßt / und biß auff 30. oder mehr gran auff
einmahl davon öffters eingibt / oder man kocht sie neben andern sachen im Wasser
/ und gibt das tranck davon zu trincken / welches denn Krafft hat (Hussten / Wind / Sand und Schleim der Nieren Fallende
Sucht / Schwindel Schlaffsucht / verloh???ne monatblum.) den Husten
von zähem Schleim zu heilen / Wind zu vertreiben / Verstopffungen der Leber und
Mutter zu eröffnen / die Nieren zu reinigen / Schleim und Sand zu treiben / die
fallende Sucht / Schwindel und Schlaffsuchten zu heilen / und die Monatliche
Reinigung den Weibern wider zu bringen. Die Wurtzel samlet man im Mäy / da die
Sonn in Zwilling gehet; das Kraut aber im Brachmonat.
CAPUT XXIII.
Zahmer schwartzer Coriander. Nigella sativa.
Namen.
SChwartzer Coriander heißt Grieschisch / [Greek
words]. Lateinisch / Melanthium, Nigella. Italiänisch / Melantio,
Nigella. Frantzösisch / Nielle, Poivrette, Nielle barbue. Spanisch / Neguilla,
Axenuz. Englisch / Coriander of Rome / Hard Pepperwort. Dänisch / Sort Coriander
/ Sortkommen. Niderländisch / Nardus saedt. In Teutscher Sprach wird er auch
genennt / schwartzer Kümmich / Römischer Coriander / Schab-ab / Narden-kraut /
Narden-samen / und St. Catharinen-blum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / der zahme schwartze Coriander / Nigella flore minore
simplici [726] candido, C. B. Melanthium
calice & flore minore semine nigro, & luteo, J. B. Nigella
Romana s. sativa, Park. Hat ein harte / kleine und holtzichte wultzel. Die
blätter sind zerspalten wie am Taubenkropff / jedoch grüner. Der stengel ist
elen-hoch / und mit vielen Neben-zweiglein begabet / auff dem gipffel des
stengels / wie auch oben an den Neben-zweiglein / bringt er weiß-blaue /
fünff-blättige blumen / die sind rund und einem rädlein ähnlich / auß ihnen
werden runde knöpflein / mit sechs fachen unterschieden / in einem jeden fach
ligt der samen / welcher von farben schwartz / bißweilen gelblicht / selten aber
weiß / und eines sehr anmüthigen Würtz-geruchs / hingegen gibt die Wurtzel /
Stengel und Blätter keinen geruch von sich. Er wird mit sonderlichem fleiß in
die Lustgärten gezielet / und liebet einen fetten grund.
2. Das andere Geschlecht / Nigella flore minore pleno &: albo, C. B.
Melanthium capite minore flore multiplicato, J. B. Vergleicht sich dem vorigen /
außgenommen / daß die gelbe oder weisse Blum manigfaltig gedoppelt und schön
lustig anzusehen ist. Es wird auch in den Gärten gepflantzet / und in dem
Fürstlichen Eystättischen Lustgarten mit weissen Blumen angetroffen.
3. Das dritte Geschlecht des zahmen schwartzen Corianders / Nigella flore majore
coeruleo plen, C. B. Melanthium capite vel calice & flore majore pleno,
J. B. Ist grösser und lieblicher als des vorigen / aber viel geringer am geruch.
Die Blume ist himmelblau und gefüllt. Die wurtzel ist holtzicht und gelb: Bekomt
einen schüh-hohen / dünnen / runden / glatten / gestreifften / harten stengel /
und großlichten / ablangen / runtzlichten / schwartzen samen. Es wird bey uns
von dem Samen in den Gärten gezielet. Wächßt von sich selbsten in Aegypten /
allda man den Samen den Kindern für die Würm eingibet. Die Aegyptischen Weiber /
denen ihre monatliche Reinigung zuruck bleibet / lassen den Rauch von diesem
Samen zu sich in die Mutter gehen, Man findet es auch in dem vorgemeldten
Lustgarten.
4. Der wilde schwartze Coriander / Melanthium sylvestre, Matth. Nigella
angustifolia flore majore simplici coeruleo, C. B. Melanthium capite &
flore majore, J. B. Uberkomt dünnere / zerschnittene blätter als der zahme. Die
Stengel und Blumen vergleichen sich schier mit den vorigen / allein werden die
köpflein grösser. Der Samen ist schwartz / spitzig / bitterlicht und
wolriechend. Er wächßt auff dem Feld und ungebauten Aeckern.
5. Der wilde schwartze gehörnte Coriander / Melanthium sylvestre cornutum.
Nigella arvensis cornuta, C. B. Melanthium sylvestre seu arvense, J. B. Komt mit
seinen Stengeln / Blättern und Blumen mit dem vorigen überein / der underscheid
ist allein an den köpflein / denn diese sind länger / und in fünff oder sechs
hörnlein oben außgespitzt. Es wächßt an umgebauten orten.
6. Der Candische schwartze Coriander / Nigella Cretica, C. B. Melanthium simplici
flore Creticum, Clus. Hat ein länglichte / dünne und groblichte wurtzel mit
wenig zaseln.
Wilder schwartzer Coriander. Melanthium sylvestre.
Wilder schwartzer gehörnter Coriander. Melanthium sylvestre cornutum.
Der gekälte / grüne und glatte stengel / wächßt nicht gar einer elen hoch /
welcher sich darnider leget / und ein wenig ob der wurtzel in dünne und
länglicht-runde Neben-zweiglein zertheilt wird. Die ersten auff der erden
außgespreitete blätter / haben tieffe kerffen wie der gemeinen
Rittersporen-blätter / welche aber an dem odern theil des stengels ste [727] hen / sind grün-schwartzlicht
/ ablang / und wie der Gartenkreß zerkerfft. Auff einem jeglichen
Neben-zweiglein sitzt ein fünffblättige Blum Nagels-grösse / die ist von anfang
grün-schwartzlicht / bald aber himmel-blaulicht / deren Spitzen ihre grüne farb
behalten / sie vergleicht sich der Blumen des wilden schwartzen Corianders / ist
jedoch viel kleiner / in der mitte sihet man viel grüne fädemlein mit
himmel-grauen tüpflein / welchen fünff- und sechs-eckichte köpflein nachfolgen /
die in so viel länglichte hörnlein wie die Hirschen-hörner gedrähet / außgehen /
und ein schwärtzlicht Sämlein in sich halten.
Eigenschafft.
Der schwartze Coriander-samen ist mit flüchtigem / ölicht-scharffem saltz begabet
/ und hat eine tugend zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / den schleim der
brust auß zuführen / die milch der säugenden zu mehren / den harn zu treiben /
die monatliche Weiber-reinigung zu befördern / niessen zu machen / und vergiffte
Biß zu heilen. Der samen wird meistens gebraucht; denn das Kraut viel unnütze /
böse feuchtigkeit hat. Man samset ihne ven dem zahmen Kraut / so in den Gärten
gepflantzt wird.
Gebrauch.
(Verlohrener geruch.) Den verlohrenen Geruch wider
zu bringen: Nim schwartzen Coriander / oder Narden-samen / den röste ein wenig
ob dem feur / darnach binde ihn in ein seiden tüchlein / und rieche offt daran.
Nim auch morgens nüchter bißweilen ein klein wenig des gepülverten schwartzen
Corianders in die Nasen / daß du davon niessest / es ist manchem Menschen / der
seinen Geruch verlohren hatte / mit dieser Artzney geholffen worden.
(Schlange̅ / gisstige Thier / Schaben in
Kleydern.) Schwartzer Coriander auff glüende Kohlen gelegt / und damit
geräuchert / vertreibet die Schlangen / und andere gifftige Thier. In säcklein
zwischen die Kleyder gelegt / tödtet die Schaben / und verhütet / daß sie nicht
darein kommen.
(Versteckte Weiberreinigung und Nachgeburt.)
Schwartzer Coriander-samen auff ein gluth gelegt / und den Dampff zu sich in die
Mutter empfangen / treibt fort die versteckte Weiber-reinigung und Nachgeburt.
Schwartzer Coriander-samen in ein säcklein gethan / und unter die Küssen gelegt /
vertreibt die Flöh und Wandläuß.
(Milchmangel der Säugenden Engbrüstigkeit / Lendenwehe /
drey- und viertägig Fieber. Gelbsucht.) Das Pulver von dem Samen auff
ein quintlein schwer bißweilen mit süssem Wein eingenommen / vermehret den
Säugenden die Milch / dienet wider die Vergifftung der Thier-bisse / macht
leichten Athem / vertreibt den Schmertzen der Lenden und Nieren / heilet die
drey- und vier-tägigen Fieber / wie auch die Gelbsucht.
Ein guten Schnup-tabac kan man folgender weiß bereiten: Nim Virginischen (Schnuptabac.) Tabac 2. loth / Rosenholtz ein loth
/ Betonien-blümlein / Roßmarin-blust jedes ein halb loth / schwartzen
Coriander-samen / Mäyen-blümlein / Storax / Benzoin jed. ein quintlein:
Zerstosse alles unter einander (Verlohrener
geruchversteckte Nasen.) zu einem groblichten pulver / von welchem man
offt etwas in die Nasen schnuppen kan / dienet zu Eröffnung der versteckten
Nasen zu Eroberung des verlohrenen Geruchs / und zu Linderung des Kopffwehes.
CAPUT XXIV.
Kleberkraut. Aparine.
Namen.
HLeberkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Aparine, Philanthropon, Lappago, Asperugo. Italiänisch / Aparine,
Speronella. Frantzösisch / Grateron. Spanisch / Presera. Englisch / Goose grasse
/ Goes haerte. Dänisch / Beyler / Suerie / Smaa burrer Niderländisch /
Kleefkruydt.
Gestalt.
Kleberkraut hat viel kleine / zarte und viereckichte / rauche stengel / umb
welche rings herumb lange blättlein zirckelweiß stehen / anzusehen wie die
sternen / se ein stern gläichsweit von dem andern / wie in der Röthe. Auß diesen
Gläichen oder Gewerben wachsen neben-zincken / mit weissen und bißweilen
purpurfarben blümlein / welchen der samen nachfolgt / der ist grau / rund /
gebogen / in der mitte ein wenig hol / gestaltet als ein Nabel. Das Kraut /
stengel und samen sind gantz rauch / hencken sich an die Kleider / wie andere
Kletten. Die Wurtzel ist dünn und untüchtig.
Kleberkraut wächßt im Flachs / deme es nicht wenig schadet denn es zieht ihne zu
boden / deßgleichen thut es aller Gartenfrucht. Man findet es auch in den Hecken
und hinder den Zäunen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Das Kleberkraut führet ein grobes / mit ölichten theilgë vermischtes saltz /
un̅ hat daher die kräfften zu wärme̅ / zu
trocknen / anzuhalte̅ / die verstopfung der Leber und Nieren zu
er [728] öffnen. Wird in der
Artzney nicht sonderlich gebraucht.
(Schleim / Stein und Sand der Nieren / weisse und rothe
Ruhr Gelbsucht / Samenfluß.) Das destillierte Wasser davon / oder das
Kraut in Wasser gesot???en / und das Tranck offt getruncken / treibt Stein und
Sand trefflich auß den Nieren / stillet die weisse und rothe Ruhr / vertreibt
auch die Gelbsucht / und den geringen Samenfluß / so da nicht von unreinem
Beyschlaff herkommet.
Die Bauren pflegen solches Kraut bißweilen durch die Kühmilch zu ziehen / alle
unreinigkeiten darauß zu bringen / welche denn gern an solchem Kraut hangen
bleiben.
CAPUT XXV.
Zahme Röthe. Rubia sativa.
Namen.
(Die Beer.)
(Der Samen.)
ROethe / Ferber-röthe oder Ferberwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Rubia, vel Rubea tinctorum, Rubia
tinctoria, Rubia infectoria. Italiänisch / Rubbia, Robbia. Frantzösisch /
Garance. Spanisch / Ruvia. Englisch / Madder. Dänisch / Farrerröte.
Niderländisch / Crapve.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / die zahme Röthe / Rubia tinctorum sativa, C. B. kriecht
auff der erden mit viereckichten rauchen stengeln / wie das Kleberkraut / doch
ist sie viel dicker / härter / schärffer und stärcker. Die grünen schmalen
blätter stehen rings herumb wie die sternen am Kleberkraut / die blümlein
erscheinen bleichlicht. Der same ist rund / erstlich grün / darnach roth /
endlich so er gar zeitig / gewinnet er ein schwartze farb. Die dünne / lange
rothe Wurtzel steiget nicht tieff in die erden / sondern fladert auff dem grund.
Sie wird an vielen orten / in Italien / Franckreich / Spanien / Holland /
Braband / Flandern und Teutschland in den äckereng pflantzet / sonderlich in
Schlesien / und zwischen Hagenaw und Straßburg / auch jährlich bey den Ferbern
ein grosse summa gelds darauß gelöset / die Wurtzel wird im Augst- und
Herbstmonat außgegraben / getröcknet / und zum gebrauch auffgehalten. Sie ist
erst zwey oder drey jahr nach der pflantzung gut zu gebrauchen / denn je länger
sie in der erden bleibt / je besser sie färber. Dieses Gewächs pflantzet man
nicht vom samen / sondern von den jungen Spargen oder Dolden / die werden auff
dem grund abgeschnitten und im Sommer wider eingelegt / also gewinnet es mit der
zeit andere zum verkauff dienliche Wurtzeln.
2. Die wilde rauche Röthe / Rubia sylvestris aspera, quae sylvestris Dioscoridis,
C. B. sylvestris Monspessulana major, J. B. wächßt für sich selbst an etlichen
orten in den Hägen / vergleicht sich mit der zahmen / hat jedoch ein grössere
Wurtzel und schwartz-grüne blätter. Ein längere art mit schmäleren blä???tern
findet man in Franckreich bey Montpelier in den Oelbaum-gärten und Dornbüschen.
Rubia sylvestris longioribus foliis, Park. montana angustifolia, C. B.
Glatte wilde Röthe. Rubia sylvestris laevis.
3. Die wilde glatte Röthe / Rubia sylvestris laevis, C. B. Mollugo montana
angustifolia, vel Gallium album latifolium, Ejusd. überkomt kleinere stengel und
blätter als die zahme. Die wurtzel ist nichl so roth / dünn und zasicht. Sie
wächßt in wilden orten an den Wegen / zwischen den Stauden und Zäunen.
Sonderlich hat sie holtzichte wurtzeln / außwendig mit dunckel-brauner Rinde
bedeckt / inwendig weiß / mit vielen faseln behengel. Bekomt viel lange /
schwache / zur [729] erden sich neigende /
viereckichte / hole / glatte / zerbrüchliche / knodichte / ästige stengel /
welche an ihren knoden insgemein mit acht länglicht zugespitzten / hoch-grünen /
glatten blättlein bekleidet / und mit vielen weissen / auß den knödlein der
stengeln außgehenden blümlein gezieret sind.
4. Die Matten-Röthe / Rubia pratensis laevis acuto folio, J. B. C. B. bekomt auß
ihrer wurtzel gemeiniglich nur einen glatten / viereckichten / röthlichten / und
elen-hohen stengel / auß dessen glätchen entspringen halbspannen lange
neben-zweiglein / auff deren obertheil viel bleiche vierblättige blümlein
sitzen: ein jedes gläich wird rings umbher mit vier glatten und spitzigen
blättern umbgeben / die ein zoll lang sind. Es wächßt in Wallis auff den Wiesen
/ bey dem Leuckerbad / soll auch auff den Matten bey Leipzig gefunden werden.
5. Die vierblättige Röthe / Rubia quadrifolia rotunda laevis, C. B. bringt auß
der haarigen und röthlichten wurtzel / dünne / viereckichte und gläichichte
stengelein / die höher als ein spannen / und deren etliche in neben-zincklein
zertheilt sind. Jedes gläich an den stengelein umbgeben rings umbher vier runde
/ aderichte und rauchlichte blätter: auff den gipfflen der stengelein sitzen mit
haarigen stielein vierblättige und weißlichte blümlein / denen ein zweyfach
kleines und rauchlichtes häuptlein nach folget. Es wächßt bey dem Gottshauß
Einsidlen und auff dem Gotthards-berg / soll auch umb Straßburg herfür kommen.
6. Die schmale Berg-Röthe / Rubia montana angustifolia, C. B. hat ein roth- und
zaßlichte wurtzel. Die stengel sind glatt / rund / hohlkählicht / wachsen höher
als ein elenbogen / und werden mit gläichen unter schieden. Bey einem jeden
gläich kommen sechs oder sieben schmale / lang- und rauchlichte blätter herfür /
so den stengel rings herumb umbgeben / und sich dem Megerkraut vergleichen. An
den gewerben erzeigen sich sehr kleine zincklein; es wird aber der stengel in
viel neben-zweiglein zertheilt. Auff dem gipfel erscheinen viel weisse /
vierblättige blümlein / denen kleiner / runder samen mit seinen stielen
nachfolget. Sie wächßt bey uns auff den rauhen büheln. Zu Montpelier in
Franckreich überkomt sie subtilere / kürtzere und rauchere blätter / deßgleichen
auch in Oestereich / allda sie hin und wider auff den Felsen gesehen wird. Rubia
saxatilis, C. B.
7. Die rauche Meer-Röthe / Rubia maritima aspera, C. B.
8. Die vierblättige Röthe / mit doppeltem rauchem samen / Rubia quadrifolia
semine duplici hispido, J. B. wächßt bey Maßmünster im Suntgaw.
9. Die breitblättige / haarige / Welsche Ferber-Röthe / Rubia quadrifolia vel
latifolia laevis, C. B. quadrifolia Italica hirsuta, J. B.
10. Das breitblättige ästichte Stern-Megerkraut / Mollugo montana latifolia
ramosa, C. B. Rubia sylvatica laevis, J. B.
11. Der gelbe haarige Waldmeister / Cruciata vulgaris, Park. hirsuta, C. B.
Gallium latifolium, Cruciata quibusdam flore luteo, J. B.
12. Die vierblättige / glatte Ferber-Röthe mit schmalen blättern / Rubia
quadrifolia glabra angustifolia, J. B.
Eigenschafft.
Die gemeine zahme Röthe hat ein mittelmäßige Natur; führet ein
balsamisch-ölichtes Saltz / dadurch sie eröffnet / und alles verwundte und
versehrte heilet. Die wurtzel wird allein gebraucht / und in dem Mäy gesamlet.
Gebrauch.
(Gelbsucht / versteckte monatliche reinigung.)
Die Röthe wird unter die Träncker wider die Gelbsucht / und Versteckung der
monatlichen Weiber-reinigung gebraucht. Es werden auch darauß Wund- und
Fallträncker zubereitet / davon sie denn gantz roth / gleichsam als mit Blut
gefärbt werden.
Plinius lib. 24. Histor. Rer. natur. cap. 11. schreibet: Dieses Kraut nehme die
Gelbsuche hinweg / wenn man es anhencke und nur beschaue: aber es gehöret ein
starcker Glaub darzu.
(Verftopfte Leber / Gelbsucht / anfangende Wassersucht
/ Schleim / Sand.) Das destillierte Wasser von der Röthe auff zwey
oder drey loth morgens nüchtern getruncken / eröffnet die verstopffte Leber /
wehret der Gelbsucht und anfangenden Wassersucht / treibet den Harn / Schleim
und Sand fort.
(Wassersucht / versteckter harn.) Auß dem Kraut
wird in den Apothecken ein Saltz bereitet / welches zu der anfangenden
Wassersucht sehr dienlich ist; denn es eröffnet die verstopffte Leber / und
treibt den Harn mit gewalt fort. Man nimt davon ein halben scrupel in
Erdbeer-wasser ein.
CAPUT XXVI.
Wegerkraut. Gallium.
Namen.
MEgerkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Gal [730] lium, Galium,
Gallatium, Gallerium. Italiänisch / Galio. Frantzösisch / petit Muguet. Spanisch
/ Coaja de leche yerva. Englisch / Cheese runnes / Maydes here. Dänisch /
Klammerurt. Niderländisch / Walstroo. In Teutscher Sprach heißt es ferner
Walstro / unser Frauen Bettstro / unser Frauen Wegstro. Die Sachsen und Meißner
nennen es Labkraut und Raynritzen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das wahre Megerkraut / Gallium luteum, C. B. verum, J. B. hat ein harte
zasichte wurtzel / die fladert und kriecht im grund wie die Quecken / darauß
wachsen runde / dünne / bintzichte / zarte stengel / die sind mit schmalen /
spitzigen / schwartz-grünen / gestirnten blättlein zurings umbher besetzt / von
unten an biß oben auß / je ein gestirntes gesetzlein der blätter gläichs-lang
über dem andern / wie die blätter am Klebkraut / außgenommen daß sie viel
kleiner und schmäler sind. Gegen dem Mäyen bringet es viel schöne / gelbe oder
weisse blümlein / die wachsen drauschlicht und gedrungen in einander / eines
lieblichen geruchs. So sie abfallen / folget ein kleiner schwartzer samen / je
zwey sämlein bey einander gesetzt / nicht grösser als die Magsamen-körnlein. Man
findetes allenthalben auff dürren Matten / an den Rechen der Aecker und Weinberg
/ neben den Strassen und Wegen / und in den dürren grasichten Baumgärten.
Es schreibt Camerarius in Horto Medico, p. m. 63. daß dieses Kraut mit einem
lieblichen geruch die herzunahenden ungewitter vorbedeute / gebe auch einen
lieblichern geruch von sich / so der Regenbogen erscheine. Also meldet
Fridericus Hoffmannus in Clave Pharmaceutica Schroederiana p. m. 479. etliche
halten gemeiniglich dafür / wenn man dieses Kraut in die Stuben / da die
Zechbrüder sich voll sauffen / auff den Ofen stelle / so lang es erwarme /
verursache es / daß sie einander in die haar gerathen.
2. Das Candianische Berg-Megerkraut / Gallium montanum Creticum, Park. Alp. exot.
3. Das weisse Wasser-Megerkraut / Gallium palustre album, C. B. album, J. B.
4. Das rothe Megerkraut / Gallium rubrum, C. B. flore rubro Sprengerianum, J. B.
Eigenschafft.
Das gemeine gelbe Megerkraut hat ein flüchtigen / nicht unlieblich sauren /
geistreichen safft / neben etwas ölichten theilgen in sich / und dadurch die
eigenschafft zu kühlen / zusammen zu ziehen / zu heilen. Wird in der Artzney so
viel als nichts gebraucht. Wenn solch Kraut gantz frisch grün / da es erst
eingesamlet ist / fluchs destillieret / so gehet erstlich ein Wasser / so da
ohne geschmack / aber den geruch der gelben blumen führet / auff ein paar loth
herüber / demnach komt der saure geistreiche safft / gleich einem lieblichen
Eßig / bey die fünff in sechs loth / welcher die siedend heisse gleichsam in
einem augenblick scheidet und gerinnen macht / endlich folgt mit stärckerem fewr
etwann ein halb loth gelbes nicht unliebliches öls. Solche säure ist in diesem
Kraut heimlich verborgen / und zeigt sich in der Destillation besser; in dem
Saurampffer aber ist die säure gantz offenbar / und dennoch / wenn man ihne also
destillieret / bekomt man keinen solchen Eßig. Zu end des Mäy ist dieß Kraut in
seinen besten kräfften.
Gebrauch.
Megerkraut in Wasser gesotten / und die (Mägerey oder
Magek junger Kindern.) jungen Kinder / so mit dem dürren ruffechtigen
Grind geplagt sind / welchen man gemeiniglich die Mägerey oder den Mager nennet
/ darinn gebadet / heilet denselbigen.
(Nasenbluten.) So man die blumen zerstoßt / und
in die Nasen stecket / sollen sie das bluten stillen.
Megerkraut legen die Bauren in die Milch / damit sie gerinne und zusammen
lauffe.
CAPUT XXVII.
Schwalben-wurtz mit weissen Blümlein. Hirundinaria flore albo.
Namen.
SChwalben-wurtz oder St. Laurentzen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Asclepias, Vincetoxicum,
Hirundinaria, S. Laurentii Herba. Italiänisch / Vincitossico, Asclepiade.
Englisch / Smallowes-wort. Dänisch / Suale-rod. Niderländisch / Swaluwe-wortel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Schwalben-wurtz mit weissen blümlein / Hirundinaria flore albo. Asclepias
flore albo, C. B. Asclepias s. Vincetoxicum multis floribus albicantibus, J. B.
Hat viel grüne / runde und zähe stengel / daran stehen die blätter / je zwey
gegen einander / und ein paar von dem andern gläichs-weit gesetzt / vergleichen
sich fast dem Ephew / sind doch länger / spitziger / starck und glatt. Auff [731] den gipffeln der stengeln wachsen
weisse blümlein / wenn diese verblühet / so folgen hernach länglichte / spitzige
schöttlein / etwann fingers-lang / welche inwendig mit weisser Wollen gefüllet
sind / in welchen auch der Samen / gleich wie bey der Entzian / ligt. Wenn die
schöttlein sind zeitig worden / so thun sie sich auff / anzusehen wie ein
fliegender Schwalbe / und fliegt der gefiederte / wollichte Samen dahin. Die
Wurtzel ist gantz zasicht / in einander geschrenckt und verwickelt / mit
unzehlich viel kleinen / runden und weissen Würtzelein / die sind am Geschmack
süßlicht und ein wenig scharff. Etliche Wurtzeln werden so groß / daß ein Stock
auff die zehen pfund schwer wiget / wie solches Hieronymus Tragus im Ydar bey
Birckenfeld wargenommen hat. Die Schwalben-wurtz wächßt in wilden Bergen /
Wäldern / rauchen und sandichten orten / fürnehmlich aufft dem Schwartzwald und
im Wasgäw. Allhier findet man sie auff dem Muttentzer-berg und anderstwo.
Schwalben-wurtz mit schwartzlichten Blümlein. Hirundinaria nigro flore.
2. Es ist noch ein andere Art der Schwalben-wurtz / welche viel stengel hat /
aber sie sind höher als der vorigen / sie windet sich umb die nächsten gewächs /
und wird offt 6. elen hoch. Das Blümlein ist schwartzlicht. Die schotten werden
länger und grösser. Im übrigen vergleicht sie sich mit der vorbeschriebenen.
Wächßt viel umb Montpelier in Franckreich. Das gantze Kraut ist mit einem gelben
unanmüthigen Safft angefüllet: Hirundinaria flore nigro. Asclepias flore nigro,
C. B.
3. Die schmal-blättige Schwalben-wurtz mit gelber Blum / Asclepias angustifolia
flore flavescente, Hort. Reg. Paris. & Blaes.
4. Die Candianische Schwalben-wurtz mit einer schotten von doppeltem Spitz /
Asclepias Cretica Clusii, J. B. Asclepias siliquâ bifido mucrone, C. B.
Eigenschafft.
Die Schwalben-wurtz hat ein unliebliches / bitterlichtes grobes saltz / neben
etwas schwefelichten theilgen / und daher die eigenschafft allem gifft zu
widerstehen / milt zu wärmen / zu eröffnen / den harn zu treiben / die
monatliche Weiber-reinigung zu befürdern / und wunden zu heilen. Man muß sie im
Mäyen samlen.
Gebrauch.
Die Schwalben-wurtz ist ein herrliche Artzney wider alles Gifft / daher sie
Griechisch / [Greek words], Lateinisch /
Vincetoxicum, das ist / ein Uberwinderin des Giffts / genennt wird / derohalben
man sie wider die Pest gar nutzlich gebrauchet.
Schwalben-wurtz ein halb pfund über nacht in einer maß weissen Wein gebeitzt /
darnach den dritten theil eingesotten / alle morgen einen laulichten trunck
davon gethan / und im Bett darauff geschwitzt / bekomt (Wassersucht.) wol den Wassersüchtigen / es solle
die Kranckheit zu den Fußsolen herauß ziehen / und ein gewisse Artzney seyn /
wie solches Petrus Matthiolus und andere berühmte Botanici in ihren
Kräuter-büchern / berichten. Ich pflege nicht mehr als ein vierling der Wurtzel
zu nehmen / da es denn eben so kräfftig / und nicht so gar unangenehm
heraußkomt.
Es läßt sich auß diesem Kraut die wahre Essentz ziehen / nach Paracelsi manier /
wie drunden bey der Melissen im 35. Capitul gezeiget wird / und welche in
obangeregten zuständen das fürnehmste mittel ist.
(Versteckte monatliche Reinigung / Mutterweh.)
Diese Wurtzel ist in hefftigem gebrauch bey den Weibern / welche davon nutzliche
träncker sieden / die versteckte monatliche Reinigung wider zu bringen / und das
Mutterweh zu stillen.
(Alte böse Schäden / faule Wunden.) Erfahrene
Wund-ärtzt brauchen die Schwalben-wurtz / alte böse Schäden und fauie Wunden
damit zu reinigen / und zur Heilung zu befürdern / sie hat in solchen zuständen
gleiche krafft mit der Holwurtz.
(Gifft / Pest / Geld- und Wassersucht / Versehrung
un̅ Schädigung an heimlichen Gliedern bey Mann und Weib /
böse Schäden / faule Wunden.) Das destillierte Schwalbenwurtz-wasser
auff zwey oder drey loth getruncken / widerstehet allem Gifft / und insonderheit
der Pest / treibet die weibliche Blum / und ist dienlich in der Gelb- und
Wassersucht. Es soll von erfahrenen Wund-ärtzten gebraucht werden / darmit alle
Versehrung und Schädigung an den heimlichen Gliedern bey Mann und Weib /
deßgleichen böse Schäden und faule Wunden zu reinigen und zu heilen / zarte
leinene tüchlein darinn genetzt / und laulicht übergelegt.
CAPUT XXVIII.
Wirbeldost. Clinopodium.
Namen.
WIrbeldost heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Clinopodium, Pulegium montanum. Italiänisch / Clinopodio.
|| [732]
Gemeiner Wirbeldost. Clinopodium Origano simile.
Wilder Feld-Wirbeldost. Clinopdium arvense Ocymi facie.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Wirbeldost / Clinopodium Origano simile, C. B. quorundam Origani
facie, J. B. Ist ein staudicht Kräutlein / wächßt an steinichten Bergen / zwo
spannen hoch. Der stengel ist holtzicht / viereckicht und rauch. Die blätter
vergleichen sich beynahem dem Quendel / sind doch breiter / und ein wenig
haarig. Die braunlichte Blüth ist rings umb den stengel unterschiedlich gesetzt
wie am Andorn / und gestaltet wie ein Bettfuß. Selten bringet er weisse blumen.
Die wurtzel ist dünn und zasicht.
2. Der wilde Feld-Wirbeldost / Clinopodium arvense Ocymi facie, C. B. Acinos
multis, J. B. Clinopodium alterum, Ma???h. hat eine einfache / dünne / mit wenig
zaseln begabte wurtzel. Seine stengel erscheinen röthlicht / viereckicht / nahe
der erden rund / haarig / mit gegenstehenden / länglicht-zugespitzten /
zerkerfften / oben grünen / unden weißlichten / an kurtzen stielen hangenden
blättlein bekleidet / zwischen welchen die purpurfarben gehelmten blümlein / auß
einem ablangen gestreifften kelchlein herfürkommen / deren helmlein etwas
überweltzet / das lefftzen-blätlein dreyspältig / auch mit einem weissen
flecklein / inwendig aber mit einem purpurfarben Mönlein gezieret ist / der
Samen ist wie im vorigen. Wächßt häuffig umb unser Statt.
3. Der Berg-Wirbeldost / Clinopodium montanum, C. B. Acini pulchra species, J. B.
blühet im Mäy und Brachmonat auff dem Jurasser-berg.
4. Der breitblättige Wirbeldost / Acinos latifolia, C. B. Ocymum garyophyllatum
Monachorum sive Acinos Columnae, J. B.
5. Der Candianische Wirbeldost / Clinopodium Creticum, Alpin. exot.
Eigenschafft.
Der Wirbeldost hat ein ölicht-balsomisches flüchtiges Caltz bey sich / und daher
die eigenschafft zu erwärmen / zu tröcknen / den Hauptflüssen zu widerstehen /
Magen / Hertz und Mutter zu stärcken / Wind zu vertheilen / die monatliche
Reinigung der Weibern zu befördern / die verstopffung des Miltzes sonderlich zu
eröffnen / und das saure schwere geblüt zu versüssen und zu verbessern. Wird im
Brachmonat in dem Vollmond gesamlet.
Gebrauch.
(Unsiunige melanchelische Leuth) Die zweiglein
des Wirbeldosts in weissem Wein gesotten / und davon getruncken / bringet die
unsinnigen melanchelischen Leuth widerum zu recht / soll an vielen warhafftig
befunden und bewehrt seyn worden / wie solches Nicolaus Braunius bezeuget.
(Wartzen.) Mit dem Safft des Wirbeldosts die
Martzen offt bestrichen / macht sie mit der zeit abfallen / man muß sie aber
zuvor mit einem messerlein ein wenig auffritzen.
Übrigens kan dieses Kraut wie das Basilienkraut / mit welchem es einerley
kräfften hat / gebraucht werden.
CAPUT XXIX.
Grosser Bathengel. Teucrium.
Namen.
BRosser Bathengel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Teucrium. Italiänisch / Teucrio. Frantzösisch /
grande Germendrée.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der grosse Bathengel / Teucrium, C. B.
|| [733]
Grosser Bathengel. Teucrium.
Teucrium multis, J. B. ist mit seinen runden / krausen / zerkerbten blättern /
und blauen geährten blümlein / der Gamanderlein ähnlich / wächßt spannen-hoch:
die Wurtzel ist auß vielen / kleinen / dünnen / weissen / holtzichten Zaseln
zusammen gesetzt: er bringt seinen samen in kleinen täschlein verschlossen. Das
gantze Gewächs ist durchauß bitter / wie die Gamanderlein. Man findet es auff
den Feldern / Wiesen und Acker-reihnen / blühet im Wäyen / Brach- und Hewmonat.
2. Der Griechische oder Böotische grosse Bathengel / wächßt zu zeiten Manns-höhe
/ wird aber gemeiniglich niderer. Sein Haupt-stengel ist kleinen fingers-dick /
mit einer weissen rinden bedeckt / und in etliche graue neben-zweige zertheilt /
deren zwey gegen einander über stehen. Die Blätter sind dem vorigen gleich /
jedoch grösser / an dem umbkreiß tieff gekerfft / unden grau / oben
schwartz-grün und sehr bitter. Die blume ist weiß ohne helm / auß derer mitte
etliche lange faseln herfür kommen. Er wächßt nicht weit vom Meer in Böotien /
und auff den Bergen bey Calpa.
3. Der Americanische Bathengel mit rundlichten Blättern; Teucrium Americanum
procumbens Veronicae aquaticae foliis subrotundis, Hermann. Hort. Lugd. Bat. Hat
eine dünne / zaßlichte / bleiche wurtzel / welche spannen-lange / viereckichte /
sich zur erden neigende stengelein über sich treibt. Bekomt je zwey und zwey
gegen einander stehende / glatte / fette / gantz wenig gekerffte blätter /
zwischen welchen den stengel hinauff / allezeit bey der seiten ein kleines /
blasses / gehelmtes Blümlein erscheinet / und ein Samen-häußlein nach sich
bringt / darinnen vier rundlichte / dunckel braun-rothe Samen wachsen.
4. Der Candianische Bathengel / Teucrium Creticum, J. B. Creticum incanum, C. B.
5. Der nichts-riechende Berg-Bathengel mit grosser Blum / Teucrium Alpinum
???odorum magno flore, C. B. it. Teucrium foliis Scorodoniae, Ejusd. dessen
wurtzel ist weiß / ablang / dünn-härig / und fladert in dem boden herumb. Er hat
etliche holtzichte / röthlichte und haarige stengel / die bißweilen in
neben-zweiglein außgetheilt / und einer halben spannen hoch wachsen / biegen
sich auff die erden / und sind mit rundlichten kleinen blättern umbgeben /
welche haaricht / runtzlich / zerkerfft / und an gastalt den oberen blättern der
wilden Salbeyen ähnlich sind / denen das gröste blatt / dein nagel an dem
kleinen finger nicht zu vergleichen ist. Auff den gipffeln der stengeln
erscheinen grosse und purpur-blaue blumen / gleich wie in einer ähre. Wächßt
auff St. Bernhards-berg und im Augstthal in der Schweitz.
Eigenschafft.
Der gemeine grosse Bathengel hat feine / balsamische / milt-flüchtige öl-theilgen
/ neben einem alkalischen Saltze / dadurch es eines der besten Wund-kräutern ist
/ und die eigenschafft hat gelind zu wärmen und zu tröcknen / das saure scharffe
geblüt zu versüssen und zu verbessern / innerliche Gliederverstopffungen zu
eröffnen / die Brust zu reinigen / Hertz und Mutter zu stärcken / Wunden und
Geschwär zu säubern und zu heilen / auch gelind durch den Schweiß oder Harn zu
treiben.
Gebrauch.
(Koder auff der Brust und Lunge̅ / Husten
der / Menschen und des Rindvihs / verstopffte Leber und Miltz / verstandener
Harn und Stein / unordentliche monatliche Weiberreinigung.) Der grosse
Bathengel in weissem Wein oder Wasser gesotten / durchgesiegen und davon
getruncken / reiniget die Brust und Lungen vom Koder / miltert den Husten /
daher die Schäffer solches Kraut mit Saltz dem Rind-vieh wider den Husten
eingeben. Er eröffnet auch die verstopffte Leber und Miltz / treibt den
verstandenen Harn und Stein / und bringt die monatliche Weiber-reinigung in
ihren natürlichen gang. Er hat gleiche krafft mit der Gamanderlein / wie auch
mit Betonien und Ehrenpreiß.
CAPUT XXX.
Gamanderlein. Chamaedris.
Namen.
BAmanderlein heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Chamaedrys, Chamaedrops, Linodrys, Trissago, Quercula, Serratula,
Calamindrina. Italiänisch / Camedrio, Calamandrina, Quercivola, Germandera.
Frantzösisch / Germandreé. Spanisch / Camedreos, Camedro. Englisch / Germander.
Dänisch / Verglemme migicke. Niderländisch / Germander. In Teutscher Sprach
heißt er auch klein Bathengel / blau Menderle / Blamanderle / Erd-weyrauch und
Vergiß mein nicht.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der grosse kriechende Gamanderlein / Chamaedrys major repens, C. B. major
latifolia, Ger. emac. wächßt ein oder anderthalb spannen hoch und richt wol / er
hat kleine zer [734] kerffte
Grosser Gamanderlein. Chamaedrys major repens.
Kleiner Gamanderlein. Chamaedrys minor repens.
blätter / je zwey gegen einander gesetzt / dem Eichen-laub fast ähnlich / auch
ein wenig hart und rauch. Er gewinnet im Brach- und Hew-monat zwischen den
blättern braun-röthlichte oder weisse blümlein / an dem holtzichten stengel auff
und auff / denen der kleine samen in seinem täschlein nachfolget. Die Wurtzel
wird in viel zaseln zertheil und hat wenig safft. Man findet ihne auff
ungebauten / rauchen und steinichten orten. In der Insul Coreyra oder Corfu
wächßt er zwey elen hoch / und werden die blätter zwey oder dreymahl grösser als
an dem vorigen.
2. Der kleine kriechende Gamanderlein / Chamaedrys minor repen, C. B. vulgò vera
existimata, J. B. bringt fast gleiche brärter als der vorige / allein sind sie
dünner / tieffer zerspalten / schwartzlicht / und stehen dick in einander. Die
stengel werden viereckicht / dünn / holtzicht und zwey spannen hoch / mit vielen
neben-zweiglein / welche von den braunen blumen / so zwischen den blättern wie
an der vorigen herfür kommen / in gewisser weite umbgeben werden. Die Wurtzel
ist weiß und zertheilt. Das gantze Gewächs ist lieblich anzusehen / riecht wol
und gibt ein bitteren geschmack von sich.
3. Der dornichte Gamanderlein / Chamaedris spinosa, C. B. J. B. wächßt ein oder
anderthalb spannen / selten aber einer elen hoch / ist auch wegen seiner zarten
wolle weißgrau und haarig. Die stengelein sind viereckicht und gläichicht: er
zerspreitet seine ruthen oder schößlein hin und wider / die blätter sind lang
und rundlicht / tieff gekerfft. Seine gelb-röthlichten blumen erscheinen auß
ihren wollichten kelchlein / und kommen zwischen den blättern herfür / allda
auch zu zeiten zween und bißweilen mehr spitzen / wie ein angel entspringen / so
bald kürtzer bald länger sind. Zu zeiten wächßt auß den glätchen ein schößlein
herfür / auff dessen gipffel ein sehr subtiler dorn sitzet / den blumen folget
ein runder / schwartzlichter und in dem kelchlein verschlossener same nach. Er
wächst in Italien / ist erstlich von Padua auß dem Bembianischen Garten nach
Basel kommen.
4. Der Berg-Gamanderlein mit Cisten Rößlein / Chamaedris Alpina Cisti flore, C.
B. Alpina Simleri, Camer. hat ein lange / harte / holtzichte und bittere Wurtzel
/ die ist von schwartzen zaseln behengt / und mit einer rothen Rinden bedeckt.
Die blätter vergleichen sich der Gamanderlein / sind jedoch kleiner / oben grün
unden aber weiß. Die drey quer hand hohe stengel werden schwartzbraun / hart und
holtzicht. Sie ligen gemeiniglich auff der erden / also daß auß ihnen bißweilen
kleine würtzelein wachjen / die sich wie ein Waasen vermehren. Auff ablangen
stielen erscheinen im Brachmonat schöne weisse blumen ohne geruch / den
Cistenrößlein ähnlich / sie bestehen auß acht oder neun blättern / und haben in
der mitte viel fäselein / wenn die blumen abfallen / folget im Augstmonat der
mit Wolle über zogene same. Er wächßt auff den Alpgebürgen in Oestereich /
Steyrmarck / Franckreich und Saffoyen. Man findet ihne auch auff den
Schweitzerischen Bergen / insonderheit auff dem Bernischer Stockhorn und
Nessenberg / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont oder Pilatus-berg / allda
man ihne Hirtzwurtz nennet.
5. Der felsichte Berg-Gamanderlein / Chamaedris Alpina saxatilis, C. B. Wächßt
auff dem höchsten Gipffel des Oesterreichischen Etscher-bergs / und sonsten
nirgends [735] anderstwo. Es ist ein
nider Kräutlein / hat halb spannen-lange wollichte zweiglein / an welchen
allezeit die blättlein gegen einander über stehen / zwischen welchen auff den
gipffeln der stengelein länglichte / gekerffte / himmel-blaue und breite Blumen
mit zweyen fäsemlein / erscheinen / wenn nun diese vergehen / kommen dicke und
grosse schoten hernach / so mit kleinem Samen angefüllt sind. Die Wurtzel
kriecht mit ihren dünnen zaseln hin und wider.
6. Der kleine haarige Berg-Gamanderlein / Chamaedris Alpina minima hirsuta, C. B.
Hat ein dünnes / haariges Würtzelein / auß welchem ein (bißweilen aber zwey oder
drey) dünne zweiglein / zween oder auff das höchste drey zoll hoch / herfür
kommen. Die bläter neben der wurtzel sind klein / rund / haarig / zerkerfft und
dicklicht / es hangen aber keine blätter an den zweiglein / die endlich in
stielein außgehen / deren jedes ein blaues blümlein trägt / welchem kleine /
glatte und enge täschlein nachfolgen. Es wächßt auff den gipffeln der
Schweitzerischen und Tyrolischen Alp-gebürgen / wird auch auff der höhe des
Bergs Baldo bey Verona in Italien gefunden.
7. Der Oesterreichische Gamanderlein / Chamaedris Austriaca foliis tenuissimè
laciniatis, C. B. Hat ein holtzichten / runden / haarigen und schuh-hohen
stengel / welcher sich in Neben-zincklein außbreitet. Die blätter sind ein wenig
haaricht / rauch / und in schmale fälte zertheilt. Seine blumen scheinen
himmel-blau / wie ein länglicht ähre / denen runde und zwey-spältige köpflein
nachfolgen / in welchen ein sehr kleines sämlein verschlossen liget.
8. Der Spanische Gamanderlein / Chamaedris Hispanica foliis tenuissimè divisis,
C. B. Hat viel ein dünneren stengel als die vorigen / er ist auch rund / nur ein
wenig haaricht und mit vielen gläichen unterschieden. Die blätter sind kürtzer /
schmäler / und ziehen sich bey den gläichen zusammen. Der stengel gehet auff ein
Wasen mit sehr dünnen blättlein auß / und wird bey dem obersten gläich in zween
drey zoll lange stiel ohne blätter zertheilt / auff denen ihre blümlein sitzen.
9. Der vermeinte / grosse / breit-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria major
latifolia, C. B. Bekomt auß seiner wurtzel viel viereckichte / haarige stengel /
so elen-hoch / auch bißweilen höher wachsen / und mit gläichen unterschieden
sind. Die großlichten Blätter vergleichen sich der gemeinen Gamanderlein / deren
jederzeit zwey gegen einander über stehen / und an dem umbkreiß gekerfft / auch
eines bittern geschmacks sind. Die obern stengel werden in etliche Nebenästlein
zertheilt / so ein ablanges ähre von himmel-blauen vier-blättigen Blumen tragen
/ denen glatte zwey-spältige köpflein voll kleinen Samens nachfolgen. Die
Wurtzel ist zaßlicht / und bringt jährlich neue stengel herfür / welche zu
underst auch ihre zaseln haben. Er wächßt auff vielen Büheln und Bergen in
Ungarn / Oesterreich / Mähren und Böhmen an steinichten orten zwischen den
Stauden.
10. Der vermeinte kleine / breit-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria minor
latifolia, C. B. Chamaedryos falsa species, Teucrium 5. Clusii, J. B. Bringt auß
seiner wurtzel viel braun-rothe und zween zoll lange rüthlein oder stengelein
herfür / so auff dem boden ligen / und von ihren gegen einander über stehenden
blättern umbgeben werden / die sich des gemeinen Gamanderleins-blättern
vergleichen / sind jedoch kleiner / an dem umbkreiß gekerfft / und eines
bitterlichten geschmacks. Oben werden die rüthlein in Neben-zincklein getheilt /
die tragen geährte / vier-blättige / himmel-blaue oder aschenfarbe blümlein / in
deren mitte zwey fäsemlein sich befinden / denen glatte und mit röchlichtem
samen angefüllte schötlein nachfolgen. Die wurtzel ist sehr zaßlicht / und stoßt
jährlich neue rüthlein herfür / so bißweilen unten auch ihre zaseln haben. Er
wächßt in Oesterreich / insonderheit umb Wien auff ungebauten trockenen Aeckern
/ und kleinen Büheln an den Wegen.
11. Der vermeinte kleine / schmal-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria minor
angustifolia, C. B. Hat eine schwärtzlichte / holtzichte und zaßlichte wurtzel.
Seine viel ästlein sind einer spannen hoch / rund / röthlicht / hart und etwas
haaricht / neigen sich auff die erden / und zertheilen sich in viel
Neben-zweiglein. Die Blätter neben der Wurtzel sind nicht zerkerfft / stumpff /
breitlicht und bißweilen ablang / die übrigen blätter aber neben den stengeln /
findet man zerkerfft / kurtz / schmal und spitzig / es hat in einem ablangen
ähre viel bleich-blaue und vier-blättige Blumen / die mit fäsemlein begabt sind
/ welchen ein kleiner Samen in kleinen täschlein nachfolget. Es blühet in dem
Sommer auff ungebauten und trocknen Aeckern / und wird allhier bey Brüglingen
häuffig gefunden.
12. Der vermeinte grosse / schmal-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria major
angustifolia, C. B. spuria angustifolia, J. B. Bekomt auß einer dünnen / langen
/ kriechenden / holtzichten / faßlichten wurtzel / viel runde / haarige / dünne
/ holtzichte / über der erden zerstrewte / qwer-hand lange rüthlein; daran je
zwey und zwey gegen einander stehende / gekerbte / ablange blättlein erscheinen;
diese Rüthlein werden oben in etliche neben-ästlein getrennet / welche denn mit
himmel-blauen blümlein also in ähre gestalt gezieret werden / daß die undern
blümlein jederzeit ehender als die obern außschlieffen. Diese Blümlein sind mit
einem furtzen / dünnen stielein unterstützet / und haben dabey zugleich ein
dünnes / ablanges / grünes blättlein. Wächßt durchgehends fast in den Wiesen
neben den Bächlein; wie auch auff den dürren und trocknen Heiden umb Basel.
13. Der vermeinte kleine / rund-blättige Gamanderlein / Chamaedris spuria minor
rotundifolia, C. B. spuria latifolia s. Foemina, J. B. Wurtzelt mit vielen
zaseln in die erden / bißweilen wurtzeln einige zur erden sich neigende rüthlein
ein. Treibt wollichte / dünne / runde und schwache stengelein spannen-hoch über
sich / an welchen je und je zwey gegen einander stehende / gekerbte / haarige /
satt-grüne / et [736] was runtzlichte
/ zugespitzte blättlein ohne stielein erscheinen / zwischen welchen die blawen
einblättigen / aber in vier schnitte getrennten blümlein / mit weissen Näbelein
/ und schönen Linien gestreifft / an kurtzen stielein herfür kommen / welche
inwendig ein sehr dünnes Viol-braunes stielein / neben zwey zäserlein mit
weissen köpflein / haben. Das Kelchlein des Blümleins ist vier-blättig. Die
Samen-gefäßlein sind flach und zwey-hölig. Blühet im Mäy bey Muttentz und
Mönchenstein in den Dornbüschen umb Basel; Hat einen bitterlichten geschmack /
aber keinen geruch. Die blättlein / so oben an den Gertlein sich finden / sind
öffters mit länglichten stielein begabet.
Eigenschafft.
Der Gamanderlein hat ein bitteres / alkalisches / groblichtes Saltz / neben wenig
balsamisch-ölichten theilgen / und hiemit die eigenschafft zu tröcknen / gelind
zu wärmen / den Flüssen zu widerstehen / das Gehirn und die Nerven zu stärcken /
die Verstopffung der Leber / Miltz / Faulfleisches und Mutter zu eröffnen /
allen Schleim zu verzehren / auch Wunden und Schäden zu säubern und zu heilen.
Man muß es im Brachmonat gegen dem Vollmond einsamlen / und werden die blätter
und blümlein allein gebraucht.
Gebrauch.
Gamanderlein zwey hand voll in einer (Stätiger Husten /
schwerlich harnen / versteckte monatliche reinigung der weiber /
verstopfftes Miltz / anfangende Wassersucht / viertägi Fieber / gerunnen
Blut / Würm / weisser fluß der erkaltetë weibern. Brüch / drey und viertägig
Fieber.) maß weissen Wein gesotten / durchgesiegen und darvon
getruncken / ist gut denen / so stätigs husten / und schwerlich harnen:
befürderet die monatliche Reinigung der Wieder / eröffnet das harte und
versiopffte Wiltz / wehret der anfangenden Wassersucht und viertägigem Fieber /
zertheilet das gerunnene Blut im Leib / tödet die Würm / und ist ein dienliche
Artzney den erkalteten Weibern / so mit dem weissen Fluß behafftet sind / soll
auch die Brüch geschwind heilen / wie Tragus bezeuget.
So man drey tag nach einander ein quintlein des gepülverten Gamanderleins in
Tausendguldenkraut-wasser einnimt / soll es das drey- und viertägige Fieber
vertreiben / aber der Leib muß zuvor gereiniget sevn. ???
Etliche geben diesem Kraut grosses Lob (Podagra.)
wider das Podagra oder Zipperlein / so man es in weissen Wein siedet / und
morgens nüchter / sechtzig tag nach einander / einen warmen trunck darvon thut.
Aber der Leib soll zuvor purgieret seyn / und muß der krancke die sauren und
sehr gesaltzenen speisen meiden. Diese Artzney haben die Genueser Käyser Carolo
dem Fünfften zugeschickt / und bezeuget / sie seye an vielen Podagrischen oder
Gliedsüchtigen Menschen / insonderheit aber an dem Cardinal Doria, gut befunden
worden / also daß sie in vielen Jahren das Podagra nicht mehr empfunden / wie
solches Vesalius in seinem Büchlein de usu Radicis Chinae p. m. 49. berichtet.
D. Fridericus Hoffmannus Lib. IV. Pharmac. Med. Chym. sect. 1. p. m. 436. lobet
auß eigener erfahrung nachfolgende Träncker wider die Glidersucht und das
Podagra / so man nachdem der paroxysmus oder Anstoß der Kranckheit fürüber ist /
sechtzig tag nach einander gebrauchen solle. Nim Gamanderlein / Erdpin / und
Tausendgulden-kraut jedes ein handvoll / siede es in einem wolverschlossenen
hafen in zwey maß Wasser / biß die helffte eingesotten ist / alsdenn seige es
durch ein sauberes tuch / und behalte es zum gebrauch. Davon soll man allzeit
morgens / zu mittag / und abends vor dem essen zween löffel voll nehmen. Oder
nim Scorzonera-wurtzel / geschaben Süßholtz jedes zwey loth / Gamanderlein zwey
handvoll / Violen / Roßmarin-blüth jedes ein halbe handvoll / Frantzosen-holtz
vier loth / Rosinlein drey loth / sechs Datteln. Zerschneide alles und siede es
in einem verschlossenen hafen in vier maß frisches Brunnwassers / biß die
helffte eingesotten ist / alsdenn seige es durch ein sauber tuch / und behalts
zum gebrauch. Davon soll man morgens / zu mittag / und abends vor dem essen ein
glaßvoll trincken.
Man kan auch einen Zucker oder Conservam, so wol auß den blättern / als
insonderheit auß den blümlein / welche man zu end des Brachmonats samlen muß /
bereiten / und in oberzehlten zuständen gebrauchen.
Etliche machen eine Essentz und Extract mit Branntenwein darauß / und bedienen
sich deroselben zu stärckung der Gliedern / und tröcknung aller Hauptflüssen.
Man kan biß 20. und mehr tropffen davon auff einmahl einnehmen.
(Koder um die Brust / schwerer Athem / hustë Würm /
Gelbsucht / Brüch und versehrung des Leibs / unsauber geblüt / verstopffte
Leber und Miltz / anhebende Wassersucht / ve???standene Weiberreinigung /
todte Geburt / erkaltete weiber / weisserfluß.) Das destillierte
Gamanderlein-wasser ist gut den jenigen / welchen die Brust mit Koder umbfangen
/ einen schweren Athem haben / stetigs husten und keichen / tödet die Würm /
vertreibet die Gelbsucht / heilet die Brüch und Versehrung des Leibs / reiniget
das unsaubere Geblüt / eröffnet die verstopfte Leber und Miltz / wehret der
anhebenden Wassersucht / treibt den Weibern ihre verstandene Reinigung / und
befürdert die todte Geburt. Ist ein nutzliche Artzney den erkalteten Weibern /
so mit dem weissen Fluß geplagt werden / man kan in allen solchen Zuständen
morgens nüchtern / und abends zwo stund vor dem Nachtessen / vier oder fünff
loth dieses Wassers trincken.
CAPUT XXXI.
Wasserbathenig. Scordium.
Namen.
WAsserbathenig oder Lachen-knoblauch heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Scordium, Trissago palustris.
Italiänisch / Scordio. Frantzösisch / Scordion. Spanisch / Camedreos de arroyos.
Englisch / Water germander. Dänisch / Skordium / Gamanderlogs-urt. Niderländisch
/ Water gamandree.
Gestalt.
Wasserbathenig hat blätter wie der Gamanderlein / sind aber grösser / lind /
weißlicht / haarig / an dem umbkreiß nicht so tieff zerkerbt / am geschmack
bitter und zusammen ziehend / sie riechen nach Knoblauch / daher das Kraut
Lachen-knoblauch genennt wird.
|| [737]
Wasserbathenig. Scordium.
Er gewinnt braunfarbe / gevierte und haarige stengel. Die blumen kommen mitten an
von dem stengel zwischen den blättern herfür. Die wurtzeln sind dünn und
vielfaltig zertheilt. Der Wasserbathenig wächßt gern in feuchten orten /
sonderlich so sie in der höhe ligen. Er blühet im Brach- und Hewmonat. Man
samlet ihn in der blüth / und trocknet ihn am schatten. Den besten bringet man
auß Candien / wiewol der jenig / so in Teutsch- und andern Landen wächßt / nicht
zu verwerffen ist. Wo man ein junges zweiglein hinsetzt / in feuchten grund / da
bekleibt es sehr bald / und wenn es ein zeitlang gewohnt im grund / so fladert
es umb sich in seinem kriechen / gleich wie der Poley / und hänget sich an mir
seinen kleinen zaseln. An etlichen orten komt der Wasserbathenig grösser / an
etlichen kleiner herfür. Man findet ihn viel umb Mümpelgart / Welsch-Neuenburg
und Lausanna.
Eigenschafft.
Der Lachen-knoblauch hat ein bitteres / scharfflichtes / mit wenig schwefelichten
theilgen vermischtes Saltz / und daher die eigenschafft gelind zu wärmen / zu
tröcknen / allem Gifft zu widerstehen / Würm zu tödten und zu treiben / durch
den Schweiß zu würcken / zu eröffnen / zu säubern / und zu zertheilen. Man
gebraucht allein die blätter / welche man mitten im Brachmonat / ehe das Kraut
vollkommen in das Blust schießt / gegen dem vollen Mond samlen soll. Es läßt
sich auß diesem Kraut auch die wahre Essentz nach Paracelsi manier ziehen / wie
auß der Melissen / davon drunden am 35. Capitel.
Gebrauch.
Von dem Wasserbathenig vermeldet Galenus Lib. II. de Antidotis cap. 24. Es wird
von glaubwürdigen Männern geschrieben / als in einer Feldschlacht der
erschlagenen Leichnam viel tag ohnvergraben ligen verblieben / waren alle
dieselbige / welche ohngefehr auff den Wasserbathenig gefallen / nicht so bald
wie die übrigen verfault / und sonderlich an dem ort des Leibs / damit sie das
Kraut angerührt haben.
(Würm der Kindern.) Das destillierte Wasser auß
dem Wasserbathenig / und der auß dem Safft in den Apothecken zubereitete Syrup
tödtet die Würm bey den Kindern / so man ihnen bißweilen ein paar löffelvoll
gibet.
Wasserbathenig ist eines von den fürnehmsten mitilen / welche man wider die Pest
gebraucht / darumb er auch unter den Theriack vermischt wird.
(Pest.) Auß diesem Kraut wird in den Apothecken
eine Lattwerge zugerichtet / welche man Diascordium nennet / ist erstlich von
Hieronymo Fracastorio besehrieben worden / hat ein grosses Lob wider die Pest /
daß sie auch den jenigen / deren an der Pest ihres auffkommens kein hoffnung
mehr gewesen / geholffen habe. Man nimt nach dem alter der Krancken / ein
quintlein oder ein halb loth / zerläßt es in Saurampff-wasser / gibts dem
Krancken ein / darauff er im Bett zugedeckt / wol schwitzen solle / muß aber
etliche mahl widerholt werden. Als bey uns zu Basel Anno 1668. die Pest starck
angesetzt / hat Dr. Verzascha mit den übrigen Herren Medicis diese Artzney
trefflich gut befunden / denn mit deren viel Menschen vom Tod errettet worden.
Sie ist nicht so hitzig wie der Mithridat und Theriack.
CAPUT XXXII.
Wäyenblümlein. Lilium convallium.
Namen.
WAyenblümlein / Meyenriß oder Zaucken??? heißt Griechisch / [Greek words] Anguillatae, [Greek words] Dalechampii. Latei [738] nisch / Lilium convallium,
Ephemerum non lethale, Callionymus, Chamaecytinus. Italiänisch / Giglio
convallio. Frantzösisch / Muguet. Dänisch / Lilieconvalli / Maymaanets blomster
/ Mayblommer. Niderländisch / Meyenbloemckens.
Geschlecht und Gestalt.
1. Gemeine Mäyenblümlein / Lilium convallium album, C. B. convallium vulgò, J. B.
ist ein Kraut / von zweyen grünen langen blättern neben einander gesetzt / hat
in der mitte ein subtil dreyeckicht stengelein / daran stehen kleine /
schneeweisse blümlein / fünff oder sechse / in der gestalt wie die
Cymbal-glöcklein / zu rings umbher scharticht wie ein Säge. In einem jeden
glöcklein ist ein purpurfarb oder goldgelb flecklein / sind eines lieblichen
edlen geruchs / und bittern geschmacks. So die blümlein im Sommer verwelcken und
abfallen / werden schöne rothe körnlein darauß. Sein wurtzel ist weiß / dünn /
zasicht, und steigt nicht tieff in die erden. Sie wachsen gern an feuchten orten
/ und sonderlich in den Wäldern. Allhier in dem Muttentzer- und
Münchensteiner-Wald / auch durchgehends bey den Hägen findet man sie häuffig. Es
gibt auch eine mit röthlichten / aber nicht so wolriechenden blumen / Lilium
convallium flore rubente, J. B. C. B.
2. Mäyenblümlein mit doppelter reihe blumen / Lilium convallium cum pulchris
florum ordinibus, J. B.
3. Die grossen Mäyenblümlein / Lilium convallium Alpinum, C. B. convallium
magnum, J. B.
4. Die breitblättigen Mäyenblümlein / Lilium convallium latifolium, C. B. J. B.
Eigenschafft.
Die Mäyenblümlein haben ein flüchtig saurlichtes Saltz mit etwas wenigs
ölichtbalsamischen theilgen vermischt bey sich / und dadurch ein bitterlichte
schärffe / hiemit die eigenschafft zu tröcknen / gelind zu wärmen / das Haupt
und Nerven zu stärcken / den Schleim des Gehirns zu erdünnern / desselben
Drüsen-verstopffungen zu eröffnen / auch eusserlich niessen zu machen. Man muß
die blümlein im Mäyen gegen dem Vollmond / früh morgens / da der thau noch
darauff sitzt / zum gebrauch einsamlen. Die Wurtzeln sind selten im gebrauch /
machen aber doch auch niessen. Ubrigens brauchet man von dem Gewächs nichts.
Gebrauch.
Wider die Schmertzen des Podagrams (Podagra /)
lobet Camerarius in Horto Med. p. m. 89. nachfolgendes mittel. Nim frische
Mäyenblümlein / fülle damit ein sauber Geschirr / und vermache es wol / alsdenn
vergrabe es in einem Ameissen-hauffen ein monat-lang / so findest du hernach ein
dicken Safft / welcher sich dem Oel vergleichet / mit diesem soll man die
Podagrämische Glieder ansalben. Es dienet wider die Darmgicht / oder das (Darmgicht??? und Grimmen der Kindern / anfahender
Aussatz.) Grimmen der Kindern / so man ihnen das Bäuchlein warmlicht
damit anschmieret. Es ist auch gut wider den anfangenden Aussatz / wenn man die
aussätzigen örter damit ansalbet.
(Schwaches Haupt und Hertz / schwere Geburt / fallende
Sucht / Schlag / schwindel / verlohrne Sprach / Gichter / Grimmen un̅ Würm junger kinder / schwaches Hertz / Ohnmacht blödes Haupt
/ fallende Sucht / Schlag.) Das destillierte Mäyenblümlein-wasser auff
ein oder zwey loth getruncken / stärcket das schwache Haupt und Hertz /
befürdert die schwere Geburt / widerstehet der fallenden Sucht / dem Schlag und
Schwindel / bringet wider die verlohrne Sprach. Den jungen Kindern / welche von
den Gichten / Grimmen und Würmen geplaget / soll man bißweilen ein löffelein
voll eingeben.
Der Mäyenblümlein-zucker wird wie der Rosen-zucker gemacht / er stärcket das
schwache Hertz / wendet die Ohnmacht / bekomt wol dem blöden Haupt / ist gut
denen / so der fallenden Sucht underworffen / oder den Schlag besorgen / wenn
sie nach belieben einer Muscatnuß groß darvon nehmen.
Der Graffen von Hohenloh berühmtes Schlagwasser: Nim Mäyenblümlein anderthalb
(Gräfflich Hohenlohisch Schlagwasser.) pfund
/ Lavander-blumen ein halb pfund / Lindenblust / Peonien-blust / Peonien-wurtz
jedes vier loth / Osterlucey / braune Betonien-blätter jedes zwey loth / grünen
Eichenmistel vier loth / Bibergeyl / gemeinen schwartzen Pfeffer jedes ein loth
/ Cubeben zwey loth. Zerschneide es alles klein / und zerstoß groblicht / giesse
darüber guten weissen Wein / daß er ein quer hand breit darüber gehe / mache die
Kanne fest zu / und laß ein gantzen Monat an der warmen Sonnen stehen und
weichen / hernach destilliers mit sanffter geringer hitz / behalts in einem glaß
/ wol vermacht. Darvon gibt man dem / so sich des Schlags besorgt / in der (Schlag / Gichter.) Wochen fünff oder sechs löffel
voll / zu unterschiedlichen mahlen morgens und abends: und für die Gichter ein
oder zween löffel voll morgens nüchter über den andern tag.
Herren Johann Langen / weyland Churfürstlichen Pfältzischen Archiatri, berühmtes
Haupt-wasser. Nim Mäyenblümlein zwölf handvoll / darüber schütte starcken
weissen Wein / daß er einer quer hand breit darüber gehe / lasse es fünff tag
stehen / darnach destilliere es mit gelindem feur in Balneo Mariae oder
Marien-bad / alsdenn thue darzu Zimmet sechs quintlein / Muscatnuß ein loth /
langen Pfeffer zwey quintlein / Lavandelblumen zwey loth / Roßmarin-blust /
Stöchas-blust jedes ein loth / Cubeben zwey quintlein / Eichen-mistel /
Peonien-wurtzel / weisser gemeiner Dictam-wurtzel jedes ein (Fallende Sucht / Gichter / Schlag. schwindel kalte
kranckheiten des Haupts.) loth. Dieses alles soll man groblicht
zerstossen / hernach in obigem Wein eingebeitzt etliche tag stehen lassen / und
es widerumb destillieren. Dieses Wasser wird hoch gerühmt wider die fallende
Sucht / Gichter / den Schlag / Schwindel / und andere Kranckheiten des Haupts /
so von kälte und feuchte herrühren.
(Mäyenblümlein Geist mit Brantenwein / oder starcken
anderen Wein. Spititus Lil. convalper Infusionem.) Auß den
Mäyenblümlein läßt sich also auff zweyerley art ein Geist oder Spiritus ziehen /
erstlich durch den Branntenwein / welchen man über die von dem Taw annoch nasse
und zerhackte Mäyenblümlein giessen / etliche tag in einem wolvermachten glaß
darüber stehen lassen / hernach durch den gläsernen helm in dem Marien-bad
überziehen und destillieren kan. An statt des Branntenweins mag man auch wol ein
Spanischen / Malvasier / oder guten Frontiniacker-wein [739] darüber schütten / und hernach also
destillieren / da denn der Geist der Mäyenblümlein zugleich mit dem Geist
solcher Weinen übersteigen / (Wäyenblümlein
Brantenwein.) und zusammen / den so genannten gemeinen
Mäyenblümlein-geist / außmachen wird. Etliche füllen auch nur ein glaß mit
Mäyenblümlein an / giessen Branntenwein darüber / und lassens also stehen an der
Sonnen ohne andere destillation / und gebrauchens das jahr über / meistens
äusserlich zu vertreibung blauer Mählern / Geschwulsten und dergleichen.
(Spiritus Lil. conval. per fermentationem.) Der
andere und wahrere Geist wird auß denen gejohrenen oder gesäurten Mäyenblümlein
gezogen / und auff folgende weise bereitet: Fülle ein gläsernen kolben mit
frischen / vom Morgentaw annoch feuchten (wo möglich) Mäyenblümlein an / nach
belieben kan man ein wenig Hebel oder Saurteig darzu werffen: Vermache das glaß
wol / setze es in Keller bey 6. Wochen oder zwey Monat lang / damit die Blümlein
durch einen innerlichen jast gleichsam zu einem Safft werden: Solchen Safft
destilliere hernach in einer Sand-capellen auß dem Kolben-glaß über einen
übergesetzten gläsernen Helm / so kriegstu einen übergesetzten gläsernen Helm /
so kriegstu einen stattlichen Spiritum (Schlagflüß
Gliederlähme / schwindel / fallende Sucht / Gicht / Miltzsucht.) oder
Geist / welcher in Schlagflüssen / Glieder-lähme / Schwindel / Gichtern / der
fallenden Sucht und der Miltzesucht ein fürtrefliches mittel ist. In dieser
Destillation ist das erste übergehende wasser gering / und wird weggesetzt / der
darauff kommende Spiritus aber wird absonderlich behalten; und wenn man ihne
rectificiert / so steiget das darinnen sich findende flüchtige Saltz zu erst
hinüber / und hängt sich an die Wände des glases / darauff folgt denn auch der
lieblichere und gantz feine Geist / welchen man samt dem flüchtigen Saltz
auffheben kan. Das wenige Oel / so zu letst in der Destillation übersteigt / ist
nichts nutz. Man nimt von diesem Geist 12. biß 15. tropffen übers mahl ein; kan
ihne auch außwendig gebrauchen.
Wenn man diesen fermentierten Geist ein (Mäyenblümlein-Essentz mit eigenem Spiritu außgezogë.) anderes jahr
über frische Mäyenblümlein gießt / und viel tag in wolvermachtem glaß in warmem
sand stehen läßt / so bekomt man die Essentz von Mäyenblümlein über / welche /
auff 10. biß 12. tropffen offt mit Betonien-wasser eingenommen / in allen
oberzehlten Kranckheiten annoch bessere Würckung als der pure Geist allein /
thun kan.
(Ambern-Essentz.) Eben dieser fermentierte Geist
über die wolriechende Ambra gegossen / gibt durch die gelinde wärme des sands in
etlichen tagen (Schwachheit / ohnmacht. Schlagfluß /
gicht.) eine sehr köstliche Haupt- und Hertzstärckende / auch die
Lebens-geister auffweckende Essentz / deren man sich in allerhand Schwachheiten
/ Ohnmachten / Schlagflüssen und Gichtern nutzlich / so wol außwendig über dem
Scheitel / Genick / Schläffen und unter der Nasen / als auch innerlich
tropffen-weiß in den Krafft-wassern / gebrauchen (Schwache Ehmänner verlohrene Srach) kan. Die schwachen Ehemänner
können diese Essentz eben auch sehr nutzlich gebrauchen / umb dadurch zu
ehelichen Pflichten desto geschickter zu werden. Wenn einer die Red verlohren /
wird dieselbe wider zuwegen gebracht / so man etliche tropffen dieser Essentz
mit ein wenig Honig offt auff (Sauseu und läute??? der
Ohren verlohren Gehör / schlechte Gedäch???nuß.) die Zunge trieffen
läßt. Wenn man etliche tropffen davon mit Baumwollen in das Ohr schiebt /
vertreibt es das sausen / brausen und läuten desselben / von Flüssen herrührend
/ und bringt das verlohrene Gehör wider. Die jenigen / so mit schlechter
Gedächtnuß behafftet / befinden sich bey dem gebrauch dieser Essentz auch wol /
auff 10. biß 12. tropffen öffters eingenommen.
Man pflegt auch zuweilen guten Weineßig über die Mäyenblümlein zu giessen / und
darüber stehen lassen / hernach aber sich solchen Eßigs zu bedienen zu
äusserlichen Uberschlägen über die Stirn / und die Pulß in hitzigen
Haupt-schmertzen und Fiebern.
Ein köstlich Schnupff-pulver / welches (Schnupff???pulver.) zugleich ein wenig niessen machet / und das Hirn
wol reiniget / kan auff folgende weise bereitet werden: Nim Florentinische
Veielwurtz / Virginischen Tabac jedes 4. loth / Zucker 3. loth / Majoran / rothe
Rosen / Lavendel-blust / Roßmarin-blust jed. 1. loth / Mäyenblümlein ein halb
loth / Paradießholtz / Rosen-holtz / Benzoin jedes anderthalb quintlein / Bisam
und Ambra jedes 5. gran: Mische und stosse alles unter einander zu einem
groblichten Pulver / von welchem man morgens / auch abends / wenn der Magen
nüchter ist / schnupffen kan.
CAPUT XXXIII.
Weisser Andorn. Marrubium album.
Namen.
WEisser Andorn oder Lungen-kraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Prasium, Marrubium album, Marrubium candidum,
Italiänisch / Marobio, Marobbio, Frantzösisch / Marrube, Marrubin. Spanisch /
Marrubio, Marruvio. Englisch / [740] Horchound. Dänisch / Rubicke / Maru / Marube / Huid rubicke / Marck-rubicke.
Niderländisch / Malroue / Malrueuie / wit Andoren.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine weisse Andorn / Marrubium album vulagare, C. B. album, J. B. ist
eine Staud / elenbogens hoch / rauch / grauweiß / mit gevierten und rauchen
Gerten / daran stehen dicke rundlichte / zerkerbte / rauche / geruntzelte
blätter / von farben grauweiß / sie riechen wol / und schmäcken bitter. Die
Blumen sind weiß / stehen in stachlichten häußlein rings umb den stengel wie ein
wirbel / ein gesätz über dem andern. Nach abfallung der Blumen findet man
schwartzen / runden und rauchen Samen. Die wurtzel ist hart und in viel zaseln
zertheilt. Er wächßt gern auff ungebawten orten / neben den Mauren / Zäunen und
alten Hoffstätten. Blühet im Brach- und Hewmonat / alsden̅ er zu
mancherley Nutzbarkeit eingesamlet wird. Man findet ihne überflüssig im
Oberen-Elsaß / bey Ensisheim / Colmar / Horburg und andern orten: wird bey uns
in den Gärten gepflantzet.
2. Der Oesterreichische weisse Andorn / Marrubium alterum Pannonicum, Clus.
bringt auß seiner wurtzel viereckichte / starcke und glaichichte stengel herfür
/ so bißweilen elen hoch wachsen / und in viel nedenzweig getheilet werden. Bey
jedem gläich stehen zwey blätter gegen einander über / die sind zwey zoll lang /
ein zoll breit / und an dem umbkreiß gekerfft / sie vergleichen sich den vorigen
/ werden jedoch schmäler und nicht also rund / gantz graw / an dem geruch nicht
unlieblich / an geschmack aber bitter und scharf. Die Blumen sind den
vorgemelten ähnlich / kommen auß weichen weissen kelchlein herfür / und
umbringen den oberen stengel sam̅t den nebenzweiglein wie ein
wirbel. Alle Jahr bringet die wurtzel viel newe nebenschoß herfür. Er ist umb
Wien so gemein / daß er an dem rand der Weinbergen und Ackeren / wie auch auff
den trockenen graßichten Felderen häuffig gefunden / zugleich in den gruben der
Statt Wien / in welchen sich kein wasser, auffhält / angetroffen wird.
3. Der Candische weisse Andorn / Marrubium album angustifolium peregrinum, C. B.
Creticum, Ger. album angustiore folio, J. B. hat ein runden dünnen stengel / so
mit etlichen nebenzincklein begabet ist / die mit einer zarten wollen überzogen
sind. Die blätter werden länger / schmäler und ein wenig gekerfft. Er trägt
kleinere Blumen als der gemeine / so jedoch einen lieblicheren Geruch von sich
geben. Man bringet ihne viel auß Candien nach Venedig / von darauß er weiters
versendet wird.
Mehr andere Geschlechte werden von anderen beschrieben.
Eigenschafft.
Der gemeine weisse Andorn / dessen blätter allein im gebrauch sind / und zu end
des Brachmonatz sollen gesamlet werden / hat ein gelind / flüchtiges /
scharfflichtes / mit groben / ölichten theilgen vermischtes saltz / und hiemit
die Eigenschafft zu eröffnen / zu zertheilen / zu säuberen / zu dünneren / ver
stopffungen der Lungen / Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / die Monatliche
Weiber- reinigung zu beförderen / zu erwärmen / und zu tröcknen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber und Miltz / Koder umb die Brust
/ versteckte monatliche reinigung der weiber Gelbsucht / schwacher magen /
abnehmen des Leibs / unlust zur speiß / Würm.) Ein handvoll des
weissen Andorns in einer halben maß weissen Weins und frisches Brunnwassers
gesotten / alsdenn durch ein reines tuch gesiechtel / mit gutem Zucker lieblich
gemacht / und davon nach belieben getruncken / eröffnet die verstopffung der
Leber und des Miltzes / reiniget die Brust vom Koder / treibet die versteckte
monatliche Reinigung der Weiber / tödet die Würm im. Leib. Ist dienlich wider
die Gelbsucht und verzehrung des Leibs / stärcket den schwachen Magen und
bringet den Lust zur speiß wider. Welche aber einige versehrung in den Nieren
oder Blasen haben / die sollen des weissen Andorns sich enthalten.
(Zäher Schleim und Koder auff der Brust und Lungen /
Husten / blutspeyen verstopffte Leber und Miltz / schwere kindsweh. Husten /
alte gebresten der Brust un̅ Lungen / Engbrüstigkeit /
Lungenkranckheiten alter Leuthen.) Das destillierte weisse
Andorn-wasser / erweichet den zähen schleim und Koder auf der Brust und Lungen /
vertreibt den Husten / stillet das blutspeyen / eröffnet die verstopffte Leber
und Miltz / so man dessen bißweilen ein paar loth trincket. Man soll auch so
viel den Weibern geben / so in schweren Kindsnöthen ligen / denn es erleichteret
die Geburt.
Der in den Apothecken zubereitete Syrup von weissem Andorn dienet fürnemblich für
den Husten / und langwirige veraltete Gebresten der Brust und Lungen / denn er
erweicht gar wol den zähen schleim / und befürderet ihne zum außwurff: ist ein
nutzliche Artzney alten Leuthen / so keuchen / oder schwerlich athmen / und
andere Gebrechen der Lungen haben: man kan davon nach belieben ein löffel voll
nehmen.
CAPUT XXXIV.
Schwatzer Andorn. Marrubiastrum.
Name.
DEr schwartze Andorn heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Prasium foetidum, Marrubiastrum, Ballote,
Marrubium nigrum. Italiänisch / Marrobiastro, Marrobio bastardo, Marrobio negro.
Frantzösisch / Marrubin noir, Marrubin puant. Spanisch / Marrubio negro.
Englisch / Stynking horchound. Niderländisch / Schwarte Andorn / Schwarte
Malrut.
Gestalt.
Der schwartze Andorn hat viereckichte schwartze und rauche stengel. Mit den
blätern vergleicht er sich dem weissen Andorn / sind doch grösser / mehr
zerkerbt / ein wenig rund / darzu haarig / schwartz / underschiedlich von
einander gesetzt / und eines unangenehmen stinckenden geruchs. Die purpurbraune
blumen stehen umb den stengel rings herumb wie rädlein. Nach der blüht findet
man schwartzen / langen und dreyeckichten samen / je zwey oder drey sämlein in
einem
|| [741]
Schwartzer Andorn. Marrubiastrum.
stachlichten häußlein nicht grösser als der Agley-samen. Er wächßt gern bey den
wegen / alten Gebäuen / Zäunen / Kirchhöfen und andern ungebauten orten. Es gibt
noch einen schwartzen Andorn / runden / so denn einen mit langen schmäleren
blättern / Marrubium nigrum rotundifolium & longifolium, C. B. mehr
anderer zu geschweigen.
Eigenschafft.
Der schwartze Andorn hat ein grobes und fixes / mit unreinen ölichten theilgen
vermischtes saltz / und daher schlechte tugenden in der Artzney.
Gebrauch.
(Grindige außgebrochene köpff) Der schwartze
Andorn wird wegen seines starcken geruchs nicht inwendig gebraucht.
Die Lauge darinn schwartzer Andorn gesotten / ist nutzlich den grindigen und
außgebrochenen köpffen
/ darmit gewaschen.
CAPUT XXXV.
Wellissen. Melissa.
Namen.
MElissen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Melissa, Apiastrum, Citrago, Melissa hortensis, Melissophyllum.
Italiänish / Melissa. Frantzösisch / Melisse. Spanisch / Torongil, Yerva
abejera, Cidrera. Englisch / Bawme. Dänisch / Hiertens fryd. Niderländisch /
Melisse / Melissenkruyd. In Teutscher Sprach nen̅et man sie auch
Frawen- oder Mutterkraut / Bienenkraut / Imenblat / Biensauge und Honigblum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht die Garten-Melissen
Garren-Melissen. Melissa hortensis.
/ Melissa hortensis, C. B. vulgaris odore citri, J. B. Citrago, Gesn. hat ein
zinckichte / runde holtzichte / mit vielen weissen faseln tioff in die Erden
tringende wurtzel. Siegewint viel viereckichte stengel / so elenhoch und zu
zeiten höher werden. Die blätter vergleichen sich dem schwatzen Andorn / sind
jedoch grösser / länger und nicht so haarig. Sie bringt im Hewmonat bleich-
gelbe Blumen umb die stengel in kleinen hülsen; der same ist kleiner als der
Agley-same. Man pflantzet sie in die Gärten fast überrau in Italien / allda sie
auch auff den Bergen gefunden wird / gibt dieses kraut ein Citronen-geruch von
sich / aber in Teu schland riecht es von anfang schier wie die Wantzen / je mehr
man aber daran riecht / je annemlicher der geruch wird. Ist den Bienen ein
anmütig kraut / denn sie den Honig-saft darauß saugen / dahero es auch seinen
Griechischen und Lateinischen Namen bekom̅en hat. Bey Augspurg
findet man ein wohlriechende art der Garten-Melissen / auß welcher man allda ein
Zucker-latwerg wider den Schwindel machet. Joh. Bauhinus berichtet Tom. 3.
Histor. Plantar. Universal. lib. 28. cap. 12. daß diese Melissen auch zwischen
Waldenburg Baßler-gebtets und Ballstatt / gefunden werde.
2. Die Syrische Melissen / Melissa Syriaca laevis, Melifla Moluccana odorata, C.
B. Molucca, J. B. wächßt zwey oder drey elen hoch / hat ein weisse holtz- und
zaßlichte wurtzel / auß welcher runde / dicke / gestreiffte und hohle stengel
herfür kommen / deren je zween gegen einander gesetzet sind / an welchen die
blätter hangen / so rings umbher zerkerfft werden. Neben den stielen der
blätteren stehen umb die stengel / schr kleine dörnlein / [742] welche von sechs oder sieben weissen
glöcklein gleich einem trächterlein bedecket sind / so anzusehen wie ein
häutlein / es ist jedoch etwas steiff / und oben herumb mit abschewlichen dörnen
besetzt. Mitten auß den glöcklein erscheinet ein purpurfarbige oder weisse Blum
wie an der todten Nesseln / welcher ein weisser / eckichter und spitzer same
nachfolget / sie gibt ein lieblichen geruch von sich. Man findet deren noch ein
art / welche rauchere stengel bringet / auch sind die glöcklein nicht also weiß
/ sonder etwas braunlicht und enger / mit schärfferen längeren und härteren
dörnen umbringt. Sie gibt einen unlieblichen geruch von sich. Molucca asperior
foetida, J. B. Melissa Moluccana foetida, C. B. Man findet beyde in dem
Fürstlichen Eystettischen Lustgarten.
Türckische Welissen. Melissa Moldavica s. Turcica.
(??? Blaue Blum.)
(??? Weisse Blum.)
3. Die Türckische Melissen / Melissa Moldavica s. Turcica floribus coeruleis
& albis, Melissa peregrina folio oblongo, C. B. Turcica multis dicta, J.
B. Pseudo-Melissa, Rivin. bringet vie???eckichte röthlichte und ästige stengel
herfür / so zwey elen hoch wachsen. Die blätter vergleichen sich mit den
Brenn-nesseln / sind jedoch kleiner. Die Blumen erscheinen auff den gipfflen der
stengeln / werden blaw oder weiß / und machen zwischen de blättern gleichsam
einen zirckel. Die wurtzel ist zaßlicht / und der same länglicht und schwartz /
sie gibt ein Eitronen-geruch von sich. Man hat sie erstlich auß der Moldau zu
uns gebracht / alda sie von sich selbsten wächßt / wird nunmehr auch in Italien
un̅ Teulschland in die Gärten gepflantzet. Mit blauen und
weissen Blumen kommet sie in vorgemeltem Lustgarten hersür.
4. Die wilde haarige wenig riechende Melissen / Melissen / Melissa sylvestris
hirsutior, minus odorate, Raj. wächßt bey Livorno, in Italien.
5. Die Sicilianische staudichte Melissen mit offenen weiten kelchlein / und einem
starcken geruch / Melissa fruticosa Sicula, calice amplo, patulo, Raj. wächßt
umb Messina in Sicilien.
Eigenschafft.
Es ist die Melissen eines der herrlichsten Kräuteren / so da voll des reinesten /
lieblichsten / flüchtigen / ölicht-Aromatischen Saltz-geistes ist / und
hierdurch stattliche Eigenschafften hat wol zu erwärmen und zu tröcknen / das
Haupt / Hertz / Magen und Mutter zu stärcken / die Lebens-geister zu erwecken
und auffzumunteren; schmertzen zu stillen / flüsse zu tröcknen / den zähen
schleim aller orten zu erdünneren / und zu vertheilen / verstopffuugen des
Miltzes und der Mutter zu eröffnen / wind und bläste zu stillen / die monatliche
Weiber-reinigung zu beförderen / und das gantze unreine Geblüt zu verbesseren.
Man muß sie samlen im Brach- und Heumonat / wenn der Mond im Stier oder Löwen
gehet. Man gebraucht allein die Blätter.
Gebrauch.
Auß der Melissen werden underschiedliche (Der
Melissen???geisß) herrliche Artzneyen zubereitet / als da sind der
Spiritus oder Geist / welcher entweder durch die infusion mit Brantenwein / da
man die frische Melissen etliche tag in Brantenwein Per infusionem. einbeitzt /
hernach so fort destillieret; (Per infusionem)
oder durch die fermentation bereitet / da man nemblich eine quantitet
zerschnittener Melissen in ein Kolbenglaß setzet / ein wenig saurteig darzu
wirfft / das Glaß wol vermacht / doch wo möglich / daß man an einem ort ein
kleines löchlein offen läßt / welches man (Per
ferme̅tationem.) mit einem zäpflein stopffen und
nach belieben auffmachen kan; demnach solch Glaß in Keller in Aschen oder
Pferdmist setzet / und also 56. oder mehr wochen stehen läßt / biß das Kraut wol
under einander gejohren und gesäuret hat: damit aber das Kolbenglaß in währendem
jasten nicht zerspringe / welches mir denn etlich mahl begegnet / so kan man
täglich ein oder zweymahl das zäpfflein auß obgedachtem löchlein ziehen / hiemit
nur einen augenblick lufft lassen / so wird alle gefahr des verspringens vorbey
gehen. Wenn denn das kraut solcher gestalten außgejohren / so thut man das
Kolbenglaß auff / setzt fluchs ein Helm darüber / stellet ihn in die
Sand-capellen / setzt einen recipienten vor / und destilliert also den Spiritum,
oder den über alle massen lieblich riechenden / und durchtringenden Geist herauß
/ welchen man demnach beliebig rectificiren kan. Dieser Geist auff ein paar
tropffen mit Wein / oder einem destillierten Wasser (ohnmach??? Mutterweh / Her???tzensban: gigkeit / winde / schlagflüß???
lahme glider.) öffters eingenommen / hat treffliche Tugenden die
undergetruckten Lebens-geister wider auff zurichten / Ohnmachten / Mutterwehe /
und allerhand andere Schwachheiten und Hertzens-bangigkeiten zu vertreiben /
Wind und Bläste zu vertheilen / Schlagflüsse zu verwehren / und abzutreiben /
die er arlahmten Glieder wider zu recht zu bringen / die Mo [743] natliche(Verlohrne monatblum / saurunrein geblüt.)
Weiber-reinigung wider zu bringen / und das unreine / dicke / saure Geblüt / zu
versüssen und zu reinigen.
Wenn man sonsten Branntenwein / oder den eigenen Melissen-geist über die frisch
zerhackte Melissen schüttet / und über acht oder (Melissen Essentz.) mehr tag in warmem sande wol vermacht stehen /
hernach filtriert / oder durch grobes tuch lauffen läßt / oder allein den
gefärbten Branntenwein abschüttet / so hat man die Melissen-Essentz / welche in
allen oberzehlten kranckheiten dienstlich ist / 15. biß 20. tropffen offt davon
gebraucht.
(Die wahre Essentz auß Melissen nach Paracelso.)
Paracelsus hat das Erste und Beste Wesen / welche gleiche oder bessere
Würckungen als die vorigen hat / auß diesem Kraut / wie auch auß dem Schellkraut
auff folgende weise gezogen. Man samlet das Kraut kurtz vor der Sonnen auffgang
/ da der Thau noch darauff ligt / nimt dessen so viel man genug hat / stosset es
in einem marmorsteinernen Mörsel / so viel möglich / zu einer gantz reinen
Massa, thut solches hernach in ein grosses Phiol-glaß mit einem langen halse /
schließt dieses hierauff mit dem Hermetischen Siegel wol zu / und digerirt also
die Massam einen gantzen Philosophischen Monat / das ist 40. tag lang / also daß
die Phiol mit Sege-spänen / oder klein geschnittenem Stroh / oder Heckerling wol
umbgeben / und also in Pferdmist gesetzet seye. Wenn bemeldte zeit verflossen /
muß man das Gefässe auff / und die materi / so zu einem Liquore oder Wasser
worden / herauß thun / dieselbe außpressen / und das reine vom unreinen / in der
digestion im Marien-bad bey einer gelinden wärme absondern / damit die gröbsten
theile sich zu boden setzen / hernach gießt man den Liquorem durch neigung auff
die seite ab / oder / welches besser ist / so filtriert man solchen überzwerch
durch Baumwollen in einem gläsernen trichter. Diesen also purificierten Liquorem
muß man in eine Phiol thun / umb das Sal fixum, so man auß der außgepreßten
Massa des Krauts / oder auß dem getrockneten Kraut selbsten außgezogen hat /
damit zu vereinigen / welches seine tugenden daurhaffter machet.
(Kalte Gebresten des Haupts / Hertzens / Magens / und
der Mutter / Mutterweh / schlag fallende Sucht / schwindel / krafftlose
Kindbetterinnen die sich nicht gnug reinigen.) Die Melissen ist
dienlich zu den kalten Gebresten des Haupts / Hertzens / Magens und der Mutter.
So die Weiber nur an dieses Kraut riechen / stillet es das Mutterweh. Sie wird
nutzlich gebraucht zu dem Schlag / der fallenden Sucht und dem Schwindel / so
man ein handvoll Melissen in ein maß weissen Wein legt / und darab trincket. Es
pflegen an etlichen orten die Weiber küchlein von Melissen zu bachen für die
Kindbetterinnen / welche krafftloß sind / und sich nicht genug reinigen / sie
nehmen die zarten jungen schößlein / zerstossen sie / und bachen sie mit Eyern
und Zucker.
So man in trüben und abgefallenen (Trüber abgefallener
Wein.) Wein ein büschelein Melissen hencket / wird er widerumb lauter
davon.
Melissen und Chamillen-blumen in ein leinen (Unrühige
Mutter.) säcklein gethan / in Wein gesotten / zwischen zweyen tellern
außgetruckt / und warm über die unrühige Mutter gelegt / stillet dieselbige.
D. Simon Pauli erzehlet in Quadripart. Bot. (Versteckte
monatliche reinigung.) class. III. p. m. 393. er habe etliche Weiber
gekennt / welche ihre monatliche Reinigung befürderet / wenn sie frische
Melissen nur in die strümpff gelegt / und darauff gegangen sind.
(Das haar bey seiner farb zu behalten.) Melissen
in der Laugen gebeitzt / und damit gezwagen / behält das haar bey seiner farbe /
daß es nicht so bald grau wird.
So man die Bienen- stock mit diesem Kraut reibt / sliegen die Bienen nicht
hinweg.
(Kaltes schwaches Haupt / schwinbel / Schlag /
ohnmachten / grimmen / erkaltete mutter melancholey. Bärmutter / starckes
Leibweh von kalie / schwache gedächt???ß Melancholey / schwaches Hertz /
Bauchgrimmen / erkaltetes Haupt / Magen un̅ Mutter.) Das
destillierte Melissen-wasser stärcket das kalte schwache Haupt / dienet wider
den Schwindel und Schlag / wehret den Ohnmachten / stillet das Grimmen / und ist
nützlich der erkalteten Mutter / so man offt ein paar löffel voll darvon nimt.
Ja es dienet auch wider die Melancholey.
Das destillierte Wasser von Melissen / nach dem dieselbe zuvor etliche nächt in
weissem Wein gebeitzt worden / ist insonderheit dienlich wider die Bärmutte???
und starckes Leib-grimmen von kälte / zwey oder drey löffel voll davon genommen
/ dienet auch zu stärckung der schwachen Gedächtnuß.
Die Conserva Melissae, oder der Melissenzucker / ist den melancholischen Leuthen
dienlich / vertreibt schwermüthige Gedancken / stärcket das schwache Hertz /
stillet das Bauchgrimmen / ist gut dem erkalteten Haupt / Magen und Mutter / so
man nach belieden davon einer Muscatnuß groß nimt. Er wird wie der Rosen-zucker
gemacht / davon an seinem ort.
Ein trefflich mittel wider die Melancholey (Schwermuth.) oder Schwermuth. Nim Melissen-zucker zwey loth / Buretsch-
und Ochsenzungenblümlein-zucker jedes ein loth / Alkermes- Latwerg ohne Bisam
ein halb loth. Stosse es mit Granaten-syrup in einem sauberen Mörsel durch
einander / davon kan man nach belieben einer Muscatnuß groß nehmen.
CAPUT XXXVI.
Kiechender Andorn. Stachys.
Namen.
KIechender Andorn heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Stachys, Marrubium agreste. Italiänisch / Stachi,
Salvia montana. Frantzösisch / Sauge molle. Englisch / Base Horehound.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der Teutsche grosse Feld-Andorn / Stachys major Germanica, C. B. Stachys
Funchsii, J. B. hat ein zaßlichte Wurtzel / die fast fingers-dick wird. Seine
wolriechende blätter vergleichen sich dem gemeinen Andorn / allein sind sie
länger und gantz wollicht. Erbekomt einen viereckichten / rauchen und wollichten
stengel / auß dessen gewerben gemeiniglich purpurfarbe / selten aber weisse
blumen herfür kommen / so gleichsam als ein ähre oben auß stehen. Der same ist
rund wie der Cappes-same und schwartzlicht / das gantze Kraut riecht starck.
2. Der Italiänische kleine Feld-Andorn / Stachys minor Italica, C. B. bringt
einen viereckichten stengel herfür. Die blätter sind weiß / wollicht / und wie
die grosse Salbey
|| [744]
Teutscher grosser Feld-Andorn. Stachys major Germanica.
Italiänischer Feld-Andorn. Stachys minor Italica.
gestaltet / an de farb aber kommen sie mit dem Wundkraut überein. Er trägt
purpurfarbe blumen / der runde samen ist in seinem hülßlein eingeschlossen.
3. Der Candische Feld-Andorn / Stachys Cretica, C. B. bringet auß seiner
holtzichten Wurtzel viereckichte und elen-hohe stengel herfür / so mit einer
weissen Schälwollen bekleidet werden. Die blätter sind aschenfarb / lind /
haarig und ablang; welche bey der wurtzel herfür kommen / die wachsen mit ihrem
ablangen stiel höher als ein spannen / an der breite aber erreichen sie nicht
gar ein zoll / sie sind schier ohn geruch / oder geben doch einen lieblichern
geruch von sich als andere / hingegen die jenige / so under den blumen sich
erzeigen / und den stengel umbgeben / wachsen kurtz / schmal / und ohne stiel /
bey jedem Gläich stehen zwey blätter gegen einander über. Die blumen erscheinen
purpurfarb / und umbringen den stengel. Der Same ist rund und schwartz. Er
wächßt in Candien / allda auch bey dem Dorff Lasda eine dornichte Art dieses
Krauts angetroffen wird / Stachys spinosa Cretica, C. B. Sideritis spinosa, J.
B.
3. Der riechende Berg-Andorn / Pseudoftachys Alpina, C. B. Salvia alpina Tab. hat
ein röthlichte / und in dicke lange zaseln zertheilte wurtzel / auß welcher viel
haarige und an dem umbkreiß zerkerbte blätter herfür kommen / die sind den
Scharlach-blättern gleich / aber kleiner / drey zoll breit / und vier zoll lang
/ mit weiß-wollichten langen stielen begabet / und geben einen starcken geruch
von sich; zwischen den blättern erheben sich viereckichte / roth und haarichte
stengel / die anderthalb elen hoch / und mit Gläichen underschieden sind /
welche mit rauchen und runtzlichten blättern / so länger als die vorigen /
umbgeben werden: bey deren anfang offt zu beyden seiten / ein halb oder gantz
spannen-langes ästlein herauß gehet: rings herumb bey den oberen glaichen
wachsen auß rauchlichten schläuchlein roth-weisse blumen / in welchen ein runder
samen behalten wird. Vorgemelter Herr hat auff den höchsten gipffeln des
Solothurnischen Bergs Wasserfall / in dem Hewmonat dieses Kraut öffters blühend
gesehen / welcher es auch auß Hn. Friederich Mevers Garten / under dem Namen des
Andorns / von Straßburg empfangen: Es ware aber höher als zwey elen / und hatte
grössere blätter / welche keinen starcken geruch von sich gaben / so zweiffels
ohn der pflantzung zuzuschreiben ist.
4. Der stinckende Wasser-Andorn / Stachys palustris foetida, C. B. Galeopsis
angustifolia foetida, J. L. hat eine knodichte kriechende wurtzel; röthlichte /
viereckichte / haarige / rauche / hole / biß zwey elen hoch auffsteigende
stengel / bey dessen gläichen allwegen zwey gegen einander stehende / lange /
schmale / zugespitzte / weich-haarige / an dem umbkreiß zerkerffte /
biteer-schmäckende und scharffriechende blätter erscheinen. Die blumen stehen
ähre-weiß / purpurfarb / mit einem gescheckten lefftzen-blatt; darauff folgen in
dem fünffach eingeschnittenen kelchlein des blümleins / vier schwartze /
gläntzende samen-kernlein. Wächßt hin und wider an den bächlein und wassern /
sonderlich umb Baselbey Michelfelden / und in den feuchten Aeckern bey Dornach.
Dabeneben hat es annoch ein Pyreneischen Andorn / Stachys Pyreneica, Hort. Reg.
Paris. Item / ein Feld-Andorn mit graulichten Betonien-blättern / Stachys
Betonicae folio subincano, Hermann. Catal. Hort. Lugd. Bat. [745] Item ein Berg-Andorn mit
Betonien-blättern / Stachys Alpina foliis Betonicae, Dodart. Mem.
Eigenschafft und Gebrauch
Der riechende Andorn hat gleiche Natur wie der weisse Andorn: die übrigen aber
sind schlechter an tugend / und werden deßhalben zur Artzney nicht aebraucht. Es
sollen sich aber schwangere Weiber vor diesem Kraut hüten.
CAPUT XXXVII.
Hirschzung. Scolopendria.
Namen.
HIrschzung heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Phyllitis, Scolopendria vulgaris, Lingua cervina officinarum,
Scolopendrium. Italiänisch / Lengua cervina. Frantzösisch / Lengue du cerf.
Spanisch / Lengua cervina, Lengua de ciervo. Englisch / Harts tongue. Dänisch /
Hiortetung / Milturt. Niderländisch / Hertstonge.
Gestalt.
Die gemeine Hirschzung hat eine schwartze / haarichte und zusammen gedrungene
wurtzel. Die blätter sind lang / etliche steiff auffgereckt / etliche einer Zung
oder Miltz nicht ungleich / grün / vornen glatt / aber an dem Rucken erhaben /
weil durch ein jedes blatt ein rundes / braunes / haarichtes ripplein gehet /
darneben auff beyden seiten viel braun-gelbe lange Zwerch-striche / als kleine
würmlein. Sie bringt weder Stengel / Blumen noch Samen / jedoch hat man durch
die Vergrösserungs-gläser die Samen-gefäßlein in unzahlbarer menge gantz klar
und deutlich in denen gelblichten Zwerchstrichen wargenommen. Wächßt in
schattichten Bergen und steinichten Thälern / auch bey etlichen Brunnen und
feuchten Mauren / insonderheit umb Glarus und Baden im Ergäw / allhier findet
man sie auff dem Muttentzer-berg. Sie ändert sich mit den blättern / denn
etliche sind breit / die anderen schmal / offt werden sie bey den Brünnen sehr
klein gesehen. Wird nunmehr in den Gärten gepflantzet.
Eigenschafft.
Die Hirschzung ist kalter und trockner Natur; hat viel irrdische / mit
alkalischem Saltz vermischte theilgen / und daher die eigenschafft allem sauren
zu widerstehen / das scharffe scharbockische geblüt zu versüssen / die
Verstopffungen des Miltzes zu eröffnen.
Gebrauch.
Die Hirschzung über Nacht in Wein gelegt (Miltzsucht.) / und am Tag darvon getruncken / ist gut den Miltzsüchtigen.
Auß den blättern der Hirschzungen wird (Miltzkranckheiten.) ein Zucker zubereitet / wie auß den Rosen. Er ist
den Miltzsüchtigen sehr gut / so sie bißweilen einer Muscatnuß groß davon
nehmen.
Es wird auch ein sehr nutzlicher Kräuterwein für alle Miltz-kranckheiten zur
Herbstzeit mit frischem Most auß der Hirschenzungen gemacht. Nim Fenchelwurtzel
sechs loth / Alantwurtzel vier loth / Cappers-wurtzel drey loth /
Tamariscken-rinden acht loth / Hirschenzungen acht handvoll / Betonien /
Burretsch / Cardobenedicten / Tausendgulden-kraut jedes drey handvoll /
Löffelkraut / edel Leberkraut / Odermenig / Wermuth jedes zwey handvoll;
zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber fäßlein / schütte
darüber ein Ohmen oder dreißig maß guten weissen Mosts / laß alles wol verjäsen
/ und ein wochen sechs oder acht stehen / alsdenn trincke morgens nüchter und
bey dem mittagsessen nach der suppen ein gläßlein voll. So kein guter Most zu
bekommen wäre / kan er auch mit gutem alten Wein angesetzt werden.
(Verstopffte Leber un̅ Miltz / Stein /
schwartze Gelbsucht / schwermütigkeit / unmuth / traurigkeit Miltzsucht
viertägig Fieber. Gefallen Zäpfflein / Geschwär des Rachens / versehrt
zahnfleisch. Miltzsucht.) Das destillierte Hirschzung-wasser eröffnet
die verstopffte Leber und Miltz / befürdert den Stein und Harn / wehret der
schwartzen Gelbsucht / widerstehet der Schwermüthigkeit / Unmuth und Traurigkeit
/ welche ohn sonderliche ursach die Melancholischen und Miltzsüchtigen pflegt zu
plagen / ist auch gut für das viertägige Fieber / so man nach belieben ein paar
loth darvon trincket. Es dienet auch zu dem gefallenen zäpflein / den Mund damit
gegurgelt / heilet die Geschwär des Rachens / und das versehrte Zahnfleisch
???aulicht damit solche ort gewaschen.
Das in den Apothecken zubereitete Hirschenzungen-saltz / auff ein halben scrupel
in seinem Wasser eingenommen / ist gut wider alle Miltz-kranckheiten.
Folgendes Kraut wächßt nirgend in Italien als allein zu Rom / umb St. Sixti
Closter / an etlichen alten feuchten Hoffstätten / neben dem grossen
Amphitheatro, von dannen hat es Aloysius Anguillarius, wie es allhier abgemahlt
/ Matthiolo zugeschickt. Die blätter vergleichen sich der Hirschzungen / darumb
haben etliche Hemionitim Hirschzungen gedeutet / aber unrecht. Denn obwol
Hemionitis mit der gemeinen Hirschzungen an der gestalt viel zuträgt / so sind
|| [746]
Vermeinte Hirschzungen. Hemionitis Dioscoridis.
doch seine blätter kürtzer / unden an dem stiel breit und außgeschnitten / oben
außgespitzt wie ein pfeil / auff dem rucken zu beyden seiten mit gelben erhebten
strichlein gemahlt / mitten zwischen diesen strichlein gehet ein dick ripp wie
in der Hirschzungen / hat sehr viel dünne würtzelein. Ist am geschmack
zusammenziehend und ein wenig bitter. Ein kleinere art findet man in Engelland
an schattichten orten. Ich halte es hierin mit dem berühmten Joh. Rajo, welcher
diese Hemionitidem nur für einen lusum Naturae, und also für die wahre
Hirschzung / welche zuweilen nach unterscheid der orten / ihre figur umb was
wenigs ändert / wie solches etwan auch in andern Kräutern ebener massen zu
geschehen pflegt.
CAPUT XXXVIII.
Klee. Trifolium.
Namen.
KLee heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Trifolium. Italiänisch / Trifoglio. Frantzösisch / Trefle. Spanisch
/ Trebol. Englisch / Trifoile. Dänisch / Troeblad. Niderländisch / Klaver /
Klaverbladt.
Hartzklee heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Trifolium asphaltites, Trifolium bituminosum. Italiänisch /
Trifoglio bituminoso. Englisch / Trifoile. Niderländisch / Groote klaver.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Hartzklee / Trifolium Asphaltites s. Bituminosum odoratum, C. B.
Trifol
Hartzklee. Trifolium asphaltites.
Bitumen redolens, C. B. ehe denn er in die stengel tritt / gewinnet bald an der
wurtzel bintzichte stiel / und an jedem stiel drey rundierte blättlein / die
haben erstlich einen geruch wie Rauten / darnach so sie vollkommener werden /
ist der geruch wie Hartz / und so man sie zwischen den Fingern zerreibt / geben
sie einen klebigen Hartz-safft. We???er bringet er zarte schwartze
Bintzen-rüthlein / daran wachsen lange spitzige blätter / mit kleinen tüpfflein
besprenget. Die Blum erscheinet purpur-braun oben an dem gipffel. Er bringet
samen wie der wilde Saffran / jedoch kleiner / die wurtzel ist lang / dünn und
tieff. Wächßt auff den Büheln / Feldern und ungebawten orten. Man findet ihn
viel umb Luca / und im gantzen Tuscanien / in Apulien / und in der Insel Ilva /
da er häuffig wächßt / aber bey uns Teutschen wird er allein in den Gärten
gepflantzet. Die underen blätter / ehe der Hartzklee seinen stengel herfür
bringet / werden rund / so er aber in stengel trittet / sind sie spitzig. Auß
dem Italiänischen Samen / wenn man ihne in Teutschland dem Erdreich vertrauet /
wächßt er mit seinem Hartz-geruch / und bringet zugleich auch samen / so er aber
widerum gesäet wird / kom̅et er ohne geruch und geschmack herfür /
wie denn er in dem Fürstl. Eystettischen Garten mit und ohne geruch angetroffen
wird.
Eigenschafft.
Der Hartzklee hat dicke / ölichte / mit saurlich???m gelindem saltz vermischte
theile / darumb er erwärmet und tröcknet wie das Hartz / deme es sich an dem
Geruch vergleicht.
Gebrauch.
Von dem Hartzklee schreibet Dioscorides [747] lib. 3. cap. 23. Etliche berichten / wenn jemand / der von Schlangen gebissen
worden ist / die Wunden mit der brühe / darinnen die wurtzel un̅
die blätter dieses krauts gesotten sind / bähe / so soll ihm der schmertzen
darvon vergehen. Wenn sich aber ein anderer / der sonst ein Geschwär hat / bähen
wurde mit derselbigen brühen / damit ein solcher ist geheilet worden / so
bekomme er allerdingen einen Schmertzen / als wäre er auch von den Schlangen
oder gifftigen Thieren gebissen. Etliche geben dieser Klee-blätter drey / oder
so viel seines Samens in Wein zu trincken / (Drey- und
viertägige Fieber.) wider das dreytägige Fieber / in den viertägigen
aber vier / damit sie die Umbgänge der Fieber vertreiben. Ob nun solches in der
warheit gegründet / wird die erfahrung mit sich bringen.
2. Der Americanische Klee / Trifolium Americanum, C. B. J. B. überkomt eine
wurtzel / die ist in viel faseln zertheilt / so unden an der wurtzel hangen. Er
bringet runde stengel mit vielen nebenzweiglein / welche sich auff die seiten
lencken / und mit dreyen grün-schwartzen rundlichten blätteren neben ihren
stielen besetzt / auch einen Hartz-geruch von sich geben. Auff den gipffeln der
stengeln erscheinen weißlichte geährte blümlein. Der same ist rundlicht und ein
wenig breit. Er ist erstlich auß America in Holland / und darauff in Teutschland
gebracht worden / allda er im Hew- und Augstmonat in den Gärten blühet.
Biberklee. Trifolium sibrinum.
3. Der Wasser- oder Biberklee / Trifolium fibrinum, Tab. palustre, C. B.
Limonium, Cord. in Dios. bringt einen grünen / glatten und elen hohen stengel.
Die blätter sind fett / dick / breit und glatt / eines scharffen geschmacks / je
drey an einem stiel. Mitten am stengel erscheinen die weissen gestirnten blumen
/ denen runde Schöttlein nachfolgen / in welchen sein rother Same / eines
bitteren geschmacks dem Hirs ähnlich / verschlossen ist. Die wurtzel wird in
viel andere getheilet / so hin und wider fladert und allenthalben außschlägt.
Man findet ihne in Teutschland / Engelland und Holland / auff sumpfichten Wiesen
und wässerigen Awen. Bey uns ist er lange zeit in denen sumpffichten /
wässerigen Wiesen bey Michelfelden gewachsen. Dieser Wasserklee änderet sich
nach gelegenheit des orts da er wächßt / denn an einem ort wird er grösser / und
bringt rundere blätter / am anderen komt er kleiner herfür / und trägt
spitzigere blätter: Es blühet dieser Klee im Brach- und Heumonat / und hat also
seine beste krafft in derselben zeit.
Eigenschafft.
Es ist der Biberklee mit vielem flüchtigem / scharffem / alkalischem saltz
angefüllet / und hat dadurch die Eigenschafft / zu eröffnen / den zähen schleim
zu erdünneren / zu vertheilen / durch den Schweiß oder Harn zu treiben / Magen /
Miltze und Mutter zu stärcken / das Scharbockische / versaltzene / scharffe
sawre Geblüt zu veränderen / und zu versüssen / den kurtzen Athem zu
erleichteren / Koder von der Brust abzuführen / den Eßlust zu beförderen / und
die Monatliche Weiber-reinigung zu erwecken. Die blätter werden allein gebraucht
/ und hat die wurtzel keine sonderliche kräfften.
Gebrauch.
Alle Morgen und Abend frisch Biberklee auff eine handvoll genommen / zerhackt /
ein heisse Brüh darüber geschüttet / wol verdeckt stehen lassen / biß die Brüh
in rechter wärme (Scharbock versaltzen Geblüt /
versessener Harn / Wassersucht / Gelbsucht / Melancholey / Miltzsucht / Drey
und viertägige Fieber / monatliche reinigung.) ist / hernach solche
durch ein Tuch gegossen / und also getruncken / auch damit 14. tag biß 3. wochen
fortgefahren / ist ein herrliche Artzney den Scharbock auß dem grund zu heilen /
alles versaltzene Geblüt zu versüssen und zu reinigen / durch den Harn zu
treiben / die ansetzende Wassersucht zu heilen / die Gelbsucht / Miltzesucht und
Melancholey zu vertreiben / drey- und vier-tägige Fieber zu stillen / die
Monatliche Weiber-reinigung zu beförderen. Der geschmack von diesem Kraut ist so
unannemlich nicht / alß des Löffelkrauts.
Gleiche würckung hat auch der auß diesem frischen zerhackten und zerstossenen
kraut außgepreßte / und durch fließpapier getreuffte Safft / Morgens und Abends
auf 3. biß 4. loth mit ein wenig Zucker eingenommen. Er dienet auch fürtrefflich
denen Persohnen (Leibs abnehmen / Schwindsucht.)
/ welche mit Abnehmen des Leibs und der Schwindsucht behafftet / sonderlich da
die Krößaderen und inwendige Trüsen verstopfft sind.
Eben dieser Safft dienet auch äusserlich (Geschwär /
faule schäden.) zu reinigung und säuberung aller Geschwären und faulen
Schäden / und zu deroselben glücklicher und geschwinderer heilung. Oder man
pflegt dieses Kraut in Meer- oder Saltz-wasser zu kochen / und damit die
Scharbockischen Geschwär an den Füssen [748] fleissig warm zu waschen / indessen inwendig zugleich die Brüh von diesem
Kraut / oder den Safft / oder auch das davon destillierte Wasser zu geben / so
heilet sich alles gantz hüpsch un̅ schön in kurtzer zeit auß /
wen̅ die Geschwär auff obige weise gewaschen / so legt man
annoch frische Biberklee-blätter darüber / oder so man sie frisch nicht haben
kan / pflegt man nur dürre / und in dem destillierten Biberklee-wasser
eingeweichte blätter zu nehmen.
In den Bierländeren kocht man die blätter allein in dem Bier / und gibt solches
täglich denen Patienten zu trincken / welche mit (Scharbock) dem Scharbock behafftet sind.
Zu außziehung und vertheilung der (Hauptflüß)
Hauptflüssen dienen auch die gedörten / und an statt des Tabacks geschmauchten
blätter dieses Krauts / welche denn viel lieblichern geruch von sich geben / als
der Taback / und gantz und gar keine Trunckenheit erwecken.
(Augenschmertz / Entzündung und Trieffen.) In der
Augen-entzündung / Schmertzen / und fliessung der Augen ist folgendes
Augenwasser trefflich gut; rühre ein stücklein Alaun in dem weissen von einem Ey
so lang herumb / biß ohngefehr 20. gran davon zerlassen / mische hernach under
solch Eyerklar 4. loth destilliert Biberklee-wasser; wärme solch Augen-wasser
des Nachts / wenn du schlaffen gehen wilt / duncke ein vierfach leinen tüchlein
darinnen / und binde es über die Augen / so wird sich die Entzündung und der
Schmertzen bald verlieren. Inwendig aber kan man auch ein paar mahl von dem Bier
oder Wasser trincken / darinnen Biberklee / ein wenig gesotten worden.
In dem übrigen kan man alle die Artzneyen auß diesem Kraut ziehen und bereiten /
wie auß dem Brunnkreß; davon oben an dem 421. und 422. und auß dem Löffelkraut /
davon an dem 439. blat gehandlet worden. Zumahlen solche drey Kräuter durchauß
gleiche eigenschafft und würckung haben / hiemit auß allen die Artzneyen auff
gleiche weise können gezogen und zubereitet werden.
4. Der Wiesen-klee / Trifolium pratense purpureum, C. B. purpureum vulgare, J. B.
Gewinnet auß seiner zasichten wurtzel / runde / bintzichte / und etwann
elen-hohe stengel / mit angehängten Neben-zweiglein / deren gewerblein mit
dreyfaltigen blättern bekleidet sind. An den mittelsten stengeln erscheinen
schöne liecht-braune / runde und gedrungene Blumen. Gegen dem Hewmonat / wenn
die Blumen verwelcken / findet man den runden Samen in seinem häußlein
verschlossen / so am geschmack den Wicken ähnlich ist. Im Aprillen thun sich
jährlich die zusammengelegten Klee-blätter herfür / ein jedes in drey theil
zertheilet / auff seinem stengelein / wiewol nach dem bericht Herren Tragi,
bißweilen vier oder fünff blättlein an einem stiel gesehen werden. Er hat auff
eine zeit ein Klee mit sechs blättern gefunden / darüber er sich nicht wenig
verwundert / und erachtet / daß die natur ihre heimliche verenderung in diesem
gemeinen Kraut behalte / dieweilen es sich auch über den vorstehenden
Ungewittern entsetze / in deme es alßdenn seine blätter untersich neigen solle /
Wiesen-klee. Trifolium pratense.
gleich wie an mehrern gewächsen solches wargenommen werde. So viel Tragus. Zu
zeiten findet man an den blättern einen weissen oder schwartzen Flecken. Es gibt
dieses Klees annoch andere Gattungen / als ein groß Wiesen-klee mit purpurfarben
Blumen / Trifolium pratense purpureum majus, Raj. Ein klein Wiesen-klee mit
purpur-blümlein / Trifolium pratense minus, flosculis purpureis. C. B. Ein
Wiesen-klee mit weissen Büschel-blümlein / Trifolium pratense album, C. B.
pratense flore albo minus, & foemina glabrum, J. B. Ein vier-blättig
weisses Klee / Quadrifolium hortense album, C. B.
Eigenschafft.
Der gemeine Wiesenklee mit purpurfarben / oder weissen Büschel-blumen zu end des
Mäy gegen dem Vollmond gesamlet / hat ein sehr miltes / gelind-flüchtiges /
recht balsamisches / etwas scharfflichtes Saltz / in seinen safftigen blättern
verborgen / und dadurch die Eigenschafft / nicht nur eine köstliche nahrung /
sondern auch stattliche Artzney / so wol dem Viehe als dem Menschen zu geben;
reiniget und versüsset daß scharffe / versaltzene / saure Geblüt / eröffnet die
innerlichen verstopffungen der Leber / Nieren / Miltz- und Krößaderen / macht
einen leichten Athem / ein fröliches Gemüth / und guten Eßlust / mehret den
Säugenden die Milch / vertreibt den Scharbock / und heilet Wunden und Schäden.
Gebrauch.
Wer obige würckung vonnöthen hat / der kan auff die angeregte zeit solch Kraut
samlen lassen / und entweder den außgetruckten Safft / oder die davon gesottene
Brüh / oder daß davon doppelt oder dreyfach destillierte wasser / auff 6. und
mehr loth täglich ein paar mahl trincken.
|| [749]
Spitz-klee. Trifolium pratense acutum.
5. Der Spitz-klee / Trifolium pratense album, à Fuchsio depictum, sive mas, J. B.
Trifolium pratense acutum. Vergleicht sich dem Wiesen-klee / allein sind die
stengel rauch und haarig / er hat auch längere / haarige / spitzige blätter /
und bringt weisse Blumen herfür.
6. Der Feld-klee / Trifolium pratense luteum capitulo Lupuli, C. B. pratense
luteum foemina flore pulchriore, sive lupulino, J. B. Uberkomt ein fasichte
wurtzel / und bintzichten stengel / welche mit runden / und bißweilen
länglichten / aderichten blättern besetzt werden. Er trägt gelbe Blumen und
runde köpflein. Blühet den Sommer über. Man findet ihne auff den Feldern und
Wiesen.
7. Der Berg-klee / Trifolium montanum purpureum, C. B. Hat starcke / gerade und
schuhes-hohe stengelein. Er bringt wenig länglichte / schmale / aderichte und
dreyspitzige blätter / so obsich sehen / und auß einem gewerblein herfür kommen
/ auch an dem umbkreiß bißweilen nur oben hin / zu zeiten aber tieffer gekerbt
sind. Auff dem stengelein erscheinen die purpurfarben / und wie ein kügelein
zusammen gedrungene blumen / in dem Mäy und Brachmonat. Er wird allhier auff den
bergichten Matten / insonderheit auff dem Crentzacher-berg / gefunden. Es hat
dessen ein grössere und kleinere Art.
8. Der süsse Alp-klee / Trifolium montanum spicâ longissimâ rubente, C. B.
purpureum majus folio & spicâ longiore, J. B. Hat ein lange / dicke
Wurtzel / so mit einer bleichen Rinden bedeckt / und mit etlichen länglichten
zaseln begabet wird; Sie hält ein weissen süssen Safft in sich; an ihren wachsen
viel stengelein / die sich zur erden neigen / daran drey-spältige / länglichte /
schmale und glatte blätter herfür kommen / so mit wenigen an dem angriff
empfindlichen kerffen und länglichten stielen gezieret sind. Zwischen den
Blättern entspringet ein (bißweilen zween) glatter / nackender / und drey oder
vier zoll hoher Stengel / auff dessen gipffel acht oder zehen grosse purpurfarbe
und geährte Blumen erscheinen / deren jegliche auß einem ablangen und mit fünff
spitzen begabten kelchlein / mit ihrem eigenen stiel herfür kommen. Er wächßt
viel auff den Bernischen Alp-gebürgen. Ein grössere Art wird in Franckreich bey
Montpelier / in dem also genannten Jardin de Dieu, Gottes-Garten / gefunden. Die
/ weilen seine Wurtzel sich dem Süßholtz an dem geschmack vergleichen / nennet
man ihne in Spanien / Spanisch Süßholtz / Trifolium Alpinum flore magno, radice
dulci, C. B.
9. Der haarige Alpen-klee / Trifolium saxatile hirsutissimum, C. B. Hat ein
holtzichte wurtzel / so überzwerch kriecht / und mit einer rothen Rinde bedeckt
ist. Er bringt keinen Stengel / das gantze gewächs ist nicht zween oder drey
zoll lang / und vermeint man / es bestehe auß vielen zusammen gesetzten
Kräutlein. Seine Blätter sind klein / weich / aschen- oder silber-farb / auch
oben gekerfft / und sitzen auff kurtzen stielein. Zwischen den blättern kommen
kleine / runde / und mit langen stielen begabte köpflein herfür / in deren mitte
kleine / weiche und gelbe Haar gesehen werden. Er wächßt auff den höchsten
Schweitzerischen Alp-gebürgen.
10. Der Frießländische Klee / Trifolium fragiferum Frisicum, C. B. Vergleicht
sich mit seinen Blättern dem gemeinen Wiesen-Klee / allein werden sie an den
Blumen unterschieden. Die kleinen leibfarben Blumen sind wie ein kügelein
zusammen gedrungen / welchen ihre hohle hülßlein nachfolgen / so an der gestalt
und farb mit den rothen Weinbeeren übereinkommen / und sich darauff wie ein
köpflein zusammen ziehen / so einem Erd- oder Himbeer ähnlich / jedoch grösser
wird. Es ist noch ein andere Art dessen viol-farbe köpflein mit den Brommbeeren
übereinstimmen. Beyde bringen ihre Blumen und köpflein im Brachmonat. Sie
wachsen auff den Feldern die im Winter vom wasser überfrohren gewesen / an
unterschiedlichen orten in Frießland / insonderheit aber umb die Statt
Gröningen.
11. Der süsse Candische Klee / Trifolium peltatum Creticum, C. B. J. B. Hat ein
dünne / ablange und zaßlichte wurtzel / auß deren nicht gar spannen-lange
stengel herfür kommen / so von kleinen blättern bekleidet werden / die sind ein
wenig gekerfft / in drey theil zerspalten / und mit langen stielen begabet. Auff
den gipffeln der stengeln sitzen vier oder fünff gelb-bleiche Blumen nach der
ordnung / welchen gelbe / flache / dünne / und halb circul-runde schöttlein
nachfolgen / die in ein faden-werck außgehen / und ein oder das andere sämlein
in sich halten. Allweil diese schöttlein weich sind / isset man sie / denn sie
einen sehr süssen geschmack von sich geben / wenn sie aber hart werden / sind
sie sehr bitter. Er wächßt in Candien.
12. Der Candische dornichte Klee / Trifo [750] ???ium spinosum Creticum, C. B. aculeatum Creicum, J. B.
hat ein ablange haarige wurtzel / und überkomt viel eckichte stengel / so ein
oder anderthalb spannen hoch wachsen / auch sich widerumb auff die Erden neigen
/ und in viel gläichichte neben-ästlein getheilet sind / die werden von grünen /
ablangen und spitzigen Kleeblätteren umbringet / so an einem stiel hangen /
gegen einander über stehen / und in einen kleinen dorn außgehen. Bey einem jeden
gläich erzeigen sich auch oben und unden zween dörne. Seine him̅elblawe fünff-blättige Blum sitzet auff einem kurtzen stiel / in deren mitte
zehen fäsemlein mit gelben düpfflein gesehen werden; zwischen denen ein grünes
köpflein verborgen liget / so mit fünff ecken begabet wird / in deren jedem ein
rother same verschlossen liget. Josephus Casabona hat ihne auß des
Groß-Hertzogen zu Florentz Lustgarten zu Pisa in den Fürstlichen Stuttgartischen
Lustgarten / und Johannes Robinus Königlicher Frantzösischer Gärtner in den
Fürstlichen Münpelgardischen Lustgarten erstlich übersendet / wie solches
Johannes Bauhinus Tom. 2. Histor. Plantar. universal. lib 17. cap. 67.
berichtet.
13. Der Venedische Schneckenklee / Trifolium maritimum tomentosum, C. B.
cochleatum marinum, sive Medica marina, J. B. ist ein kleines gewächs / seine
rauche und wollichte stengel ligen auff der Erden weit außgebreitet. Die
Blümlein erscheinen goldgeld / denen ihre schöttlein nachfolgen / welche sich
den Schnecken vergleichen / sie werden auch rauch und wollicht. Der same ist dem
Ginsten-samen ähnlich. Er wächßt bey Venedig und an dem Mittelländischen Meer.
14. Der Englische Schneckenklee / Trifolium cochleatum fructu latiore, C. B.
Medica scutellata, J. B. vergleichet sich dem vorigen mit seinen schöttlein /
allein sind sie grösser / und nicht so rauch oder wollicht. Die blätter kommen
mit dem gemeinen Wiesenklee überein. Die wurtzel ist dick und durch einander
geflochten. Seine stengel wachsen schier elen-hoch / auff dessen gipffel
gestirnte blümlein erscheinen / welchen die runde Schnecken-schöttlein
nachfolgen / darinnen der same verborgen liget. Man findet ihne viel in
Engelland.
15. Der dornichte Schneckenklee / Medica folliculo spinoso, Lob. Lugd. Trifolium
cochleatum fructu nigro hispido, C. B. cochlea tum alterum, Dod. hat eine dünne
faselichte wurtzel; darauß runde / schwache stengelein spannen-hoch auffwachsen
/ die mit kleinen rundlichten / oder wie ein Hertz gestalteten / an dem umbkreiß
gantz nicht zerkerfften / glatten blättern bekleidet / und mit gelben blümlein
gezieret sind; auff welche die runden / dornichten / geschneckten
samen-gefäßlein / mit kleinen weißlichten samen angefüllet erscheinen.
16. Der nidrige / geährte / auff allen Feldern bey uns wachsende Klee / Trisolium
arvense humile spicatum, C. B. Lagopod. Matth. Tab.
17. Der grosse und kleine Klee mit rauchen / schaumigen köpfflein / Trifolium
capitulo spumoso aspero majus & minus, C. B. wächßt bey uns auff den
Aeckeren zu Michelfelden /
Dornichter Schneckenklee. Trifolium cochleatum alterum.
wie auch an dem Gestad des Rheins bey der Baar.
18. Der stachlichte Feldklee / mit kleinen haarigen drey-blättlein / gelblichten
zusammen gedrungenen Blümlein / und stachlichten samen-gefäßlein; wächßt dey uns
auff den Feldern vor St. Johannser Stattthor / Medica echinata minima, J. B.
Trifolium echinatum arvense, fructu minore, C. B.
Hasenklee. Lagopus.
|| [751]
Namen.
HAsenklee / Katzenklee / Hasenfuß / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lagopus, Lagopodium, pes Leporis,
Lotus campestris, pes leporinus. Italiänisch / Lagopo, piede di lepre.
Frantzösisch / Pied de lievre. Spanisch / Pied de liebre. Englisch / Haresfoote.
Dänisch / Haareklefver. Niderländisch / Hasenpootkens / Hasenvoetkens.
Gestalt.
Der Katzenklee hat einen dünnen / runden und haarigen stengel. Die blätter sind
dem gemeinen Wiesenklee ähnlich / aber doch kleiner. Bringt länglichte /
gedrungene / haarige / weiche köpfflein / die vergleichen sich den Sellen- oder
Felber-ketzlein im Lentzen / und so sie zeitig werden / haben sie ihren kleinen
/ runden samen wie der Hirs. Die wurtzel ist klein und holtzicht. Er wächßt in
dem Geträid und den Früchten hin und wider.
Sawrklee. Trifolium acetosum.
(1. Italiänischer sawrklee mit gelben blumen.)
(2. Gemeiner Saurklee mit weissen blumen.)
Namen.
SAwrklee heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Oxytriphyllum, Alleluja, Acetosa, Tricordium, Trifolium acetosum,
Oxys Plinii. Italiänisch / Trifoglio ascetoso. Frantzösisch / Pain de cocu.
Englisch / Vodsour. Dänisch / Goege brod / Goege mad / Skowsyrer / Surkleffner /
Bogesyrer / Farresyrer / Bogebrod. Niderländisch / Coeckorck broot. In
Teu???cher Sprach nennet man ihn auch Buch-ampffer / Hasen-ampffer /
Guckauchs-klee / Buchklee / Hasen-klee / Buchbrot und Gauchklee.
Gestalt.
Der Sawrklee hat eine braunrothe / knöpflichte wurtzel / darauß entspringen viel
kleine / zarte / dünne Stiel. An jedem stiel stehen oben drey blätllein /
erstlich so sie herfür kom̅en sind sie zusam̅en
gewunden / darnach so sie sich auffthun / werden sie sattgrün / weich / und wie
kleine Hertzlein gestaltet. Neben den Kleeblättern dringen die weissen Blumen
herfür / ein jede besonder auff ihrem stiel. Die Blümlein sind durchauß mit
kleinen purpurfarben äderlein unterzogen. Nach abfallung derselben folgen kleine
spitzige knöpstein / mit gelben samen gefüllt. Er wächßt an schattichten Orten /
in den Wäldern und an den Felsen / blühet in dem Aprill und anfang des Mäyens /
ist in Teutschland gar wol bekant.
Dessen wird noch ein Geschlecht gefunden / welches in Italien gemein ist / und
hier bey dem andern abgemahlt worden / mit gelben Blümlein / welche / wie auch
die blätter kleiner sind als des gemeinen / und solches trägt kleine schöttlein
/ darauß der Samen / da er gar reiff / von ihm selber springt / welches er auch
thut / wenn man ihne anrühret / und scheinet doch / die schöttlein oder
knöpfflein seyen noch gantz / und nichts darinnen / solches hat etlichen Ursach
gegeben / daß sie vermeinet / er trage keinen Samen.
Eigenschafft.
Der Sawrklee hat ein saurlicht milt-flüchtiges saltz in seinem safft / und davon
ein saurlicht-lieblichen Geschmack / ist kalt und trocken / an seiner krafft dem
Sawrampffer gleich / darumb es auch ein sawren Safft gibt.
Gebrauch.
(Innerliche entzündungen / durst / hitzige Fieber /
Gifft.) Es wird ein Wasser von diesem Kraut gebrennt / welches
nutzlich ist zu allen innerlichen Entzündung-n / löschet den Durst / wehret den
hitzigen Fiebern / erfrischet das Hertz / und widerstehet dem Gifft / so man
davon nach belieben ein paar Loth trincket / damit laulicht gegurgelt / heilet
es die Geschwär des Munds und wehret der Bräune.
(Hitz / durst / Pestilentzische Fieber.) Der
Sawrklee-zucker / wird wider die Hiß / den Durst und Pestilentzische Fieber
gebraucht. Man kan davon nach wolgefallen einer Muscatnuß groß nehmen. Er wird
wie der Rosen-zucker gemacht.
Hr. D. Buthleri sicheres mittel wider die Pest: nim ein pfund Sawrklee / stosse
es ein halbe stund lang allein / darnach thue darzu 3. pfund feinen Zucker /
rein gepülvert / und stetigs wol under einander gestossen / alßdenn nim 8. loth
Mithridat oder Orvietan, den stosse mit dem vorigen auch eine halbestund lang /
und thue es darnach in einen Hafen von Porcelinen / oder ander verglasurt
Geschirz. Davon soll man in Pestilentz-zeiten einer Muscatnuß groß des Morgens
nüchtern einnehmen / und wenn man sich etwan beförchtete / man wäre von
gedachter Kranckheit angegriffen / so nehme man noch einmal so viel davon ein.
Es läßt sich auch ein Syrup auß dieses Krauts safft gleich im Frühling machen /
und auff die art / wie andere bereiten / welcher denn herrlich gut ist in allen
hitzigen und Pestilentzialischen Fieberen / Julep davon zu machen / oder under
die Kraff???wasser [752] zu mischen; der von
dem Kraut außgepreßte Safft hat ein schöne röthlichte farb.
So kan man auch das Essential-saltz auß (Essential-Saltz.) diesem Kraut auff folgende weise bereiten: Koche
eine ziemliche menge oder quantität / des auß dem zerstossenen Saur-klee
außgepreßten und durch stieß-papier gereinigten Saffts biß über die helffte also
ein / daß er bicklicht wird / setze ihne demnach in einen kühlen Keller / damit
bas Cristall-saltz auß dem erdickerten Safft in dem Geschirz anschiessen möge:
nim solches Saltz alsdenn weg / und koche den übrigen Safft ferners wie den
ersten / und lasse das Saltz darauß in dem Keller wider anschiessen; Endlich
zerlasse das gesamlete Cristall-saltz in frischem Wasser / filtriere es durch
fließpapier / und koche es auff gelindem feur bey nahem gantz ein / tröckne es
endlich gar in dem warmen lufft auß / so hastu das wahre / lieblich-saurlichte
Essential-saltz dieses Krauts / (Hitzige un̅ schleimige Sall / Fieber hitz un̅ Durst /
verlohrner Eßlust / Leber verstopffung.) welches ein treffliches
mittel / die scharffe / jastende / schleimige Galle zu demmen / und zu
zertheilen / die grosse Hitze und Durst in den Fiebern zu löschen / den Eßlust
zu erweeken / und die verstopffte Leber zu eröffnen / dienet auch sonderlich
denen in grosser Hitz reisenden persohnen / zu löschung des dursts / und
verhütung allerhand Kranckheiten. Man nimt ein paar gute messerspitz voll dieses
Saltz / vermischt Zucker nach belieben darunder / zerläßts also in frischem
gutem wasser / und trinckt solch kühlende unschädliche Tranck nach belieben /
biß der durst abgelöschet ist.
CAPUT XXXIX.
Edel Leberkraut. Hepatica nobilis.
Namen.
EDel Leberkraut / gulden Leberkraut oder Guldenklee heißt Lateinisch / Epatica,
Hepatica nobilis, Trifolium nobile, Trifolium aureum, Trifolium magnum,
Trinitas, Epimedium, Herba Trinitatis. Italiänisch / Herba trinita, Trifoglio
aureo, Epatica. Frantzösisch / Hepatique. Spanisch / Empeyne. Englisch / The
heard Trimty / Liverwort. Dänisch / Lefverurt / eddel Kleffver. Niderländisch /
Edel Levercruyt / Gulden Levercruyt.
Gestalr.
Das edel Leberkraut gewinnet viel haarige stengel und blätter / wie die
Haselwurtz / jedes in drey theil zertheilt / sind fett / vornen mit weissen
mackeln besprenget / auff dem Rucken braunlicht / wie Schweinbrot. Im Mäyen
bringet es auff einem jedem stengel eine weisse liecht-blaue Veyel oder Blum /
die glitzet wie ein Stern / und hat in der mitte ein haarigen putzen / wie die
Rosen / auß demselbigen wird ein rauches knöpfflein / darinnen ligt ein
länglichter liecht-blauer samen. Die wurtzeln sind viel fältig / dünn und
röthlicht. Man findet es in den Schweitzerischen Gebürgen / auff dem alten Berg
bey Baar / umb Waßgaw / in Westphalen bey Corbach. Es wird auch zwo stund von
Basel in der Rheinfeldischen Herrchafft angetroffen. Man pflantzet es wegen
seiner fürtrefflichen Tugend in die Gärten.
Man findet dieses Gewächs in Oesterreich / mit schönen röthlichten / und zuweilen
mit gar weissen blumen. In Italien trägt es gefüllte liecht-blaue blumen / wird
auch heutiges tags nicht nur hin und wider in Fürstlichen Lustgärten / sondern
auch bey uns allhiel in vielen Gärten / mit weissen / rothen / liecht- und
himmel-blauen blumen angetroffen.
Eigenschasst.
Das edel Leberkraut ist kalter und trockner Natur: hat ein flüchtiges /
alkalisches / miltes Saltz / neben wenig temperierten ölichten theilgen / und
hiemit die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / zu eröffnen / zu reinigen
und zu heilen.
Gebrauch.
(Verstopffte schwache und hitzige Leber.) Es wird
dieses Kraut insonderheit gelobt die verstopffte Leber zu eröffnen / die
schwache Leber zu stärcken / und die hitzige Leber zu kühlen / treibet darbey
den Harn / reiniget die Nieren und Blasen / heilet die versehrte Därm. Ist den
jenigen nutzlich / die sich in dem Venus-handel zu viel geübet.
(Brüch der jungen Knaben.) Das edel Leberkraut zu
pulvel gestossen / und davon den jungen Knaben / welche gebrochen sind / in
weissen Wein eingeben / heilet ihnen die Brüche / man muß aber / wie Baptista
Sardus anzeiget / mit diesem Tranck viel tag nach einander anhalten.
(Mundfäule / Geschwulst der Mandeln und
Zäpffleins.) Dieses Kraut in Wasser gesotten / und den Mund damit
gegurgelt / heilet die Mundfäule / leget die Geschwulst der Mandeln und des
Zäpffleins.
Das destillierte edel Leberkraut-wasser hat (Hitzige
Leber / Gelbsucht.) gleiche Tugend / kühlet insonderheit die hitzige
Leber / und widerstehet der Gelbsucht / davon nach belieben ein paar loth
getruncken.
CAPUT XL.
Polium. Polium.
Namen.
POlium heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Polium. Englisch / Poley. [753] Frantzösisch / Polium. Spanisch und Italiänisch / Polio.
Auffrecht Meer-Polium. Polium erectum maritimum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / das auffrecht Meer-Polium / Polium montanum erectum
maritimum, Monspeliacum, C. B. Monspessulanum, num, J. B. ist ein grau-weiß
Kraut / mit länglichten blättern begabet / die sind an dem umbkreiß ein wenig
gekerfft / sie stehen an den stengeln von unden biß oben underschiedlich von
einander / und wachsen viel kleine blätter zwischen den grossen. Es hat viel
holtzichte / weisse / runde und gerade stengel / die tragen oben weisse
köpfflein oder blumen. Die wurtzel ist eintzig mit angewachsenen zaseln / Das
gantze Gewächs riechet scharff und wohl. Es wächßt nicht allein an den orten /
die an dem Meer ligen / insonderheit an dem gestad des Mittelländischen Meere /
sondern auch auff underschiedlichen Bergen und büheln / daher man es Meer- und
Berg-Polium nennen kan: fürnemlich findet man es bey der Frantzösischen Insul
Magalona / so in der Landschafft Narbona liget. Casparus Bauhinus hat auff
diesem Polium noch ein anders wachsen gesehen / wird von ihme Epipolium
genennet.
2. Das kleine Meer-Polium / Polium matitimum supinum Venetum, C. B. candidum
tenellum tomentosum flore purpureo & albo, J. B. ist ein nidriges
Kräutlein / zarter und weisser als das vorige / dem Quendel ähnlich / und mit
vielen ästlein begabet / so sich mehrentheils auff der erden außbreiten / und an
deren gipffel braune blumen erscheinen. Das gantze Gewächs ist wollicht / und
eines sehr lieblichen geruchs. Es wächßt in der Venetianischen Insul Lio / und
am gestad pes Adriatischen Meers, Noch ein kleinere art mit weissen blumen wird
neben dem erstbeschriebenen in dem Spanischen Königreich Murcia gefunden.
Berg- oder Feld-Polium. Polium montanum, s. campestre.
3. Das Berg- oder Feld-Polium / Polium montanum Lavendulae folio, C. B. Polium
montanum sive campestre, hat ein harte / holtzichte und zerspaltene wurtzel / so
mit vielen haarigen zaseln begabet ist. Seine blätter vergleichen sich den
Lavendel- oder wilden Roßmarin-blättern / sie sind dick / auf dem Rucken grau /
weiß und hart. Die stengel werden dünn / rund / weißlicht / und gewinnen auch
oben weisse knöpflein oder blumen: es ist am geruch geringer als die vorigen.
Man findets auff den Bergen / Büheln und Feldern / wächßt allhier an sandichten
orten umb den Birßfluß / und bey Michelfelden / wie auch bey der Wiesendruck. Es
wird von etlichen wilder Lavendel genennt. Dieses Gewächs änderet sich an den
blättern / denn bißweilen breitere / und bißweilen schmälere herfür kommen.
4. Das gelbe Berg-Polium / Polium montanum luteum, C. B. stehet meistentheils mit
seinen grauen siengeln schier aufflicht / denn nur etliche zur erden gebogen
sind. Die blätter werden gantz weiß / oben auß den köpfflein kommen gelbe
blümlein herfür. Es wächßt viel in den Spanischen Königreichen Granata und
Valentia.
5. Das kleinste Polium / Polium montanum repens, C. L. montanum minimum, Ger. ist
kaum fingers-lang und bringt subtile ästlein. Seine blättlein sind hart / weiß
und schmal. Oben am stengel erscheinen drey oder 4. weisse blümlein. Es gibt
keine̅ sonderlichen geruch von sich. Man findet es umb Wien in
Oesterreich / auff den gemeinen strassen.
Eigenschafft.
Das Polium hat viel flüchtiges / ölich [754] tes / scharfflicht-bitteres Saltz / ist daher warm und trocken im
dritten grad / und hat die eigenschafft den Harn und monatliche Weiber-reinigung
zu treiben / dem Gifft zu widerstehen / innerliche Verstopffungen zu eröffnen /
Flüsse des Haupts und der Brust zu vertheilen / und auff zutröcknen / die
Gedachtnuß zu stärcken / und den Magen zu erwärmen.
Gebrauch.
Obwohlen dieß Kraut in der Artzney wenig gebraucht wird / so mag es doch an statt
des Hyssopen / oder Majoran sehr wol gebraucht werden / weilen es gleiche Tugend
mit solchen Kräutern hat.
Frisch grün Berg-Polium auff die Stirn gebunden / vertreibt die rothen / flüßigen
und trieffenden Augen / welchem Mittel / nach Matthioli Bericht / keines zu
vergleichen seyn soll.
CAPUT XLI.
Grosse gemeine Pestilentz-wurtz.
Petasites vulgaris rubens.
Namen.
PEstilentz-wurtz heiße Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Petasites, Tussilago major. Italiänisch /
Tussilago magiore. Frantzösisch / Petasite. Spanisch / Sombrerera. Englisch /
Butterbur. Dänisch / Storhoffurt / Storhoffblad / Pestilentzrod / Pestilentzurt.
Niderländisch / Pestilentiewortel / Dockebladeren.
Gescblecht und Gestalt.
1. Die grosse gemeine pestilentz-wurtz / Petasires major & vulgaris, C.
B. vulgaris rubens rotundiore folio, J. B. Komt mit dem
Pestilentz-wurtz mit weissen Blumen. Petasites flore albo.
Mertzen herfür / gewinnt einen braunen / fetten / holen / wollichten / und
spannen-hohen stengel / der ist mit länglichten blättlein bekleidet. Oben auff
diesem stengel erscheinet die drauschlichte und bleich-leibfarbe blum /
anzusehen wie ein schöne traub in der blüth / verwelckt mit dem stengel / und
verfliegt ohne samen. Alßdenn schleichen die runden / grawfarben blätter auß der
Erden herfür / die sonderlich auf dem Rucken graw sind / ehe denn sie erwachsen
/ vergleichen sie sich dem Hufflattich / werden darnach viel grösser und breiter
als das grosse Klettenkraut. Ein jedes blat hat seinen eigenen / braunen /
haarichten un̅ holen stengel / darauf sitzt es wie ein breiter
Huth auff einem stab. Die wurtzel wird etwan arms-dick / inwendig weiß und luck
/ eines starcken guten geruchs / und bittern geschmacks / wo sie hin gepflantzet
wird / ist sie schwerlich zu vertilgen / also hefftig schlichtet und flichtet
sie sich in die Erden. Sie wächßt auff feuchten gründen und bey den wassern /
wie auch auff etlichen Wiesen / dadurch die fliessenden bächlein rinnen /
insonderheit in Oesterreich / Ungaren und Steyrmarck. Allhier findet man sie
häuffig neben den bächlein bey St. Jacob / wie auch hin und wider auff unserer
Landschafft / wie denn in dem Brachnmonat des 1695. Jahrs / zwischen dem
Stätlein Liechstall und dem Bad Schawenburg auff einer Bach-wiesen ein ziemliche
menge dieses Krauts angetroffen / dessen blätter von verwunderlicher grösse
gewesen. Zumahlen ich eines der grössesten davon abgemessen / welches in der
länge 24. in der breite 32. und in dem umbkreiß 192. qwer-finger gehalten. Sie
blühet im anfang des Mertzens. Die wurtzel wild insonderheit zur Artzney
gebraucht / dahero man sie auch in [755] die
Gärten pflantzet. Hieronymus Tragus berichtet in dem 1. theil seines
Kräuterbuchs im 138. cap. Daß die wurtzel auff ein zeit in seinem Garten seye
drey elen breit zu rings umbher gekrochen / und habe die haupt-wurtzel viel
junge herfür gestossen.
2. Die weisse Pestilentz-wurtz / Petasites minor, C. B. Petasites albus anguloso
folio, J. B. bekommet in dem Hornung / ehe die blätter wachsen / viel dicke
weisse Blumen / die sind kleiner als die vorigen / und werden zu einem
flug-haar. Ihre blätter sitzen auff langen stielen / und vergleichen sich dem
Hufflattich. Die wurtzel kriecht hin und wider in dem Erdreich / und pflantzet
sich jährlich von sich selber fort. Sie wächßt umb die Meißnische Bergstätt / so
man auff St. Joachims-thal reiset.
3. Die Africanische Pestilentz-wurtz mit Gold- oder Butterblum-blättern /
Petasites Africanus Calthae Palustris folio, Hermann. Catal. Hort. Leyd.
Eigenschafft.
Die Pestilentz-wurtz ist warm und trocken im andern grad / führet ein flüchtig -
aromatisches / bitteres saltz bey sich / und hat daher die Eigenschafft zu
erdünneren / zu eröffnen / allem Gifft zu widerstehen / den Athem zu
erleichteren / die würm zu töden / den Harn und die Monatliche Weiber -
reinigung zu beförderen / den schweiß zu treiben. Man muß sie gleich im Mertzen
außgraben / und zum gebrauch anwenden.
Gebrauch.
(Pest.) Die lange Erfahrung bezeuget / daß diese
wurtzel wider die Pest gar nutzlich gebraucht werde / daher man sie auch
Pestilentz-wurtzel nennet.
Das destillierte Pestilentzwurtz - wasser hat gleiches lob wider die Pest / so
jemand mit dieser Seuch wäre angegriffen / diesem solle man also bald 6. loth
des wassere zu trincken / und ein quintlein des besten Theriacks geben / darauff
in dem Beth wol zugedeckt zu schwitzen. Solches wasser Löffelweiß gebraucht /
stillet auch den Weiberen (Mutterweh / Würm) das
Mutterweh / und tödtet die Würm im Leib.
Die auß dieser Wurtz mit gutem Brantenwein (Pestilentzische Fieber / Verstopffung der Lungen / Leber / Miltz und Mutter
/ verlohrene monatliche reinigung / Gelb- und Wassersucht.)
außgezogene Essentz zu 15. und mehr tropffen auff einmahl öffters gebraucht /
ist ein herrliches Praeservativ-mittel wider die Pestilentziallschen / und
andere ansteckende Fieber. Sie eröffnet auch die Verstopffung der Lungen / Leber
/ Miltz und Mutter / bringet die verlohrne monatliche Reinigung / vertreibt die
Gelb- und Wassersucht.
Wenn man von dieser Essentz den Brantenwein biß zur Honig-dicke abzieht / so hat
man das Extract, welches in allen obigen Kranckheiten nutzlich in Pillen-form
kan gebraucht werden.
So mag man auch diese Wurtzel / wie die Calmuß-wurtz mit Zucker einmachen / und
für ein Praeservativ-Artzney gebrauchen.
CAPUT XLII.
Hufflattich. Tussilago.
Die Blumen des Hufflattichs. Flores Tussilaginis.
Gemeiner Hufflattich. Tussilago vulgaris.
Namen.
HUfflattich / Brandlattich oder Roßhuff heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Tussilago vulgaris, Farfara, Ungula
caballina. Italiänisch / Farfara, Farfarella, Passo d’ asino, Unghia di cavallo.
Frantzösisch / Pas d’ asne, Pas de cheval. Spanisch / Unna de asno. Englisch /
Fole foot / Colts [756] foot / Horse foot.
Dänisch / Heste how / Howblad / Howurt / Folfod / Hesteblad. Niderländisch /
Hoefbladeren / Peerdsklawe.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Hufflattich / Tussilago vulgaris, C. B. hat blätter / die
vergleichen sich einem Roßhuff / gegen der erden sind sie aschen-farb / oben
grün / und an dem umbkreiß uneben und eckicht. Im Mertzen bringet er seine
wollichte stengel / die sind spannen-lang / darauff stehen gelbe / gefüllte
blumen / ohn alle blätter. Aber diese blumen samt dem stengel sind so
unwehrhafftig und flüchtig / daß wenn die blätter herfür kommen / so sind die
stengel und blumen schon vergangen / und werden stengel / blumen und blätter
nimmer bey einander gefunden. Die blätter aber bleiben den gantzen Sommer über /
darumb etliche ( so das Kraut nur an den blättern kennen) haben vermeinet / es
age weder stengel noch blumen / welches nicht wahr ist. Er hat ein weisse /
fladerichte wurtzel / wächßt gern in feuchten orten und bey den wassern.
2. Der Oestereichische Berg-Hufflattich / Tussilago Alpina rotundifolia
canescens, C. B. Alpina minor folio rotundo, J. B. überkom̅et 5.
oder 6. blälter / die sind schier zirckel-rund / der gemeinen Gundel-räben nicht
ungleich / an dem umbkreiß ein wenig gefalten und gekerfft / oben runtzlicht und
von schwartzgrüner farb gläntzend / unden weiß und gleichsam mit schärwollen
umblegt / gibt von anfang ein trucknenden / hernach ein bitteren geschmack von
sich / der stengel ist hohl / nackend / spannen - hoch / und mit grawem gauch -
haar begabet / er trägt ein mosichte purpurfarbe Blum / so nach ihrer zeitigung
davon fliegt; bald darauff verdorret und verdirbt der stengel / also daß man die
übrige zeit dieses Kraut ohne stengel sihet. Die zaßlichte wurtzel kriecht und
spreitet sich wol auß. Er wächßt in Oestereich und Steyrmarck / auff den
höchsten gipfflen der Bergen / und wird mit dem Alpköl zu einem wasen. Man
findet ihn auch auff dem Luternischen Fracmont und Bündtnerischen Berg Praulio.
Er blühet gemeiniglich im Brachmonat / und bißweilen erst im Augstmonat. In den
Gärten kommet er mit seiner Blumen schon im Aprillen herfür / und bringet
zugleich einen grösseren stengel. Noch ein andere art / deren blätter etwas
breiter und nicht so weiß und gläntzend sind / wird bey dem Kloster Newenburg in
Oestereich gefunden.
3. Der Schweitzerische Alp-Hufflattich / Tussilago Alpina rotundifolia glaba, C.
B. hat ein schwartzlichte / kleinen fingers dicke / und mit vielen zaselen
begabte wurtzel / auß welcher ein elen - hoher / haariger / röthlichter /
gestriemter / und raucher stengel herfür kommet. Bey der wurtzel wachsen an
langen stielen 5. oder 6. schwartzlichte und rauche blätter / die an dem
umbkreiß zerkerfft / und ungleicher länge sind. An dem stengel sihet man zwey
oder drey schmälere blätter / auff dessen gipffel / welcher bißweilen in
nebenästlein zertheilet wird / sitzet ein zimlich
Glatter Berg - Hufflattich. Tussilago Alpina rotundifolia glabra.
grosse mosichte und gelbe Blum / die endlich wie wolle davon fliegt. Er wächßt
auff den Schweitzerischen Aplgebürgen / und wird auff dem Berg Baldo bey Verona
mit schmäleren blätteren gefunden.
Eigenschafft.
Der Hufflattich hat ein bitterlichtes alkalisches saltz / und daher die
Eigenschafft zu eröffnen / zu tröcknen / zu kühlen / zu heilen / den schleim der
Brust zu erdünneren / und zum außwurff zu beförderen. Man samlet die Blumen im
ersten Frühling / die Blätter im Mäy- und Brachmonat / und die wurtzen im
Aprillen.
Gebrauch.
(Husten / Koder auf der Brust / schwerer Athem.)
Ein handvoll Hufflattich in ein maß weissen Wein gelegt / und davon nach
belieben getruncken / wehret dem Husten / reiniget die Brust von dem Koder / und
macht (Hitzige geschwulst un̅
Schäden.) einen leichten Athem.
Die frischen blätter äusserlich auffgelegt / (Seitenstich / bruftgeschwär / Husten / kurtzer Athem / Brust- und
Lungenkranckheitë hitzige geschwulst an heimlichen orten der Weiber.)
kühlen alle hitzige Geschwulst und Schäden.
Das destillierte Hufflattich-wasser ist sonderlich gut für den Seitenstich /
Brust-geschwär / Husten / kurtzen Athem / und andere Brust- und
Lungen-kranckheiten / so man davon nach belieben drey oder vier loth trincket.
Wenn eine Frau an heimlichen orten ein hitzige Geschwulst empfindet / soll sie
leinene tüchlein in diesem Wasser netzen / und laulicht zu sich stossen.
Der Hufflattich-Syrup kühlet / lindert / (Hitzige
Brustkranckheitz Husten / seitenstich / kurtzer Athem / lungsucht /
versaltzene scharffe Flüß.) erweicht / wird derhalben in den hitzigen
Brust-kranckheiten nutzlich gebraucht: ist dienlich wider den Husten /
Seitenstich / kurtzen Athem / Lungensucht / und die versaltzene scharffe Flüß /
welche von dem Haupt auff die Brust und Lungen fallen / so man nach belieben
davon ein löffelvoll nimt.
An den Wurtzeln des Hufflattichs findet sich im anfang des Winters / wenn sie [757] nemlich wol zeitig ist / gleichsam ein
liechtblaue Woll / welche von den schüppen und anderm unrath wol gereiniget /
ohn / oder mit ein wenig Berg-saltz in Laugen gesotten / und an der Sonnen
widerumb getröcknet / einen trefflichen Zundel gibt / als welcher das feur gern
und leichtlich fängt / und derowegen in Italien fast zu allen Feurzeugen
gebraucht wird / denn es zündet sich fast im ersten streich an / wie solches
Matthiolus und Castor Durantes bezeugen.
D. Joach. Becher berichtet in seinem Kräuterbuch / p. m. 390. er habe in einem
alten Authore gelesen / daß lang vor dem Gebrauch des Rauch-tabacks / die Alten
die gedörrten Hufflattichs-blätter in pfeiffen wie Taback gebraucht / denn der
rauch dieser blätter über (Brust und
Lungenkrauckheiten.) alle massen gut zu der Lung und Brust ist.
Dioscorides hat die blätter auff glüende kohlen gelegt / und durch einen
trechter dem krancken den rauch davon in den mund fangen lassen / aber unsere
Taback-pfeiffen sind bequemer darzu. Dieses mittel solle bey den Engelländern
gemein seyn.
Myrzhen / Mastix / Silberglette / und die blätter samt dem dörren Blust in
weissem Wein gesotten / hernach zarte tüchlein darinnen (Brand der wassersüchtigen füssen) genetzt /
außgetruckt / und warm übergeschlagen / stillet den Brand / Hitz und Schmertzen
an denen wassersüchtigen / offenen und schwürenden Füssen.
Die auß der Wurtzel und Blumen mit Branntenwein außgezogene Essentz / und davon
gemachtes Extract, sind in allen obangezogenen Kranckheiten dienlich. Von der
Essentz nimt man 15. 20. biß 30. tropffen / von dem Extract aber 20. biß 25.
gran in pillen öffters ein.
CAPUT XLIII.
Dotter-Blum. Caltha palustris.
Namen.
GRoß Wasserschmaltz-blum / Dotterblum / Mooß-blum / Gold - blum / Butter-blum /
Goldwiesenblum / heißt Lateinisch / Populago, Caltha palustris. Frantzösisch /
Soulcy. Italiänisch / Fior rancio, fiox d’ ogni mese. Englisch / Marigold.
Dänisch / Soelsick. Niderländisch / Goutbloemen.
Gestalt.
Die Dotter-blum gewinnet grössere blätter als der schwartze Pappelbaum / sie sind
schier gestaltet wie der Hufflattich / allein werden sie an dem umbkreiß nicht
so eckicht / und sind an der underen seiten nicht graw. Der stengel wächßt
elen-hoch / mit vielen nebenzweiglein / die tragen oben goldgelbe blumen oder
rößlein / wenn diese abgefallen / so bleibt ein köpflein wie am Agley-kraut /
darinnen gelber Samen liget. Die wurtzel ist weiß und vielfaltig zertheilt. Sie
wächßt im Frühling auff feuchten Matten und bey den springenden Brünnen. Man
findet noch eine andere alt / welche mit vielen gelben blättlein außgefüllet /
und dahero gefüllte Dotterblum genennet wird. Sie wächßt häuffig auff den Matten
umb Saltzburg und in Bäyeren. Wegen ihrer schönen zierd pflantzet man sie in die
Gärten. In Engelland gibt sie ein wohlriechenden geruch von sich / man brauchet
sie nicht viel zur Artzney. Joachimus Camerarius vermeldet / daß zu Nürenberg
der gemeine Pöbel die gedörte und gepülverte Dotter - blum in einer Brühen /
oder in Wein einnehme / und darauff im Beth wohl schwitze / die böse farb von
der Gelbsucht damit zu vertreiben.
Eigenschafft.
Die blätter der Dotter-blum haben in ihrem vielem safft ein alkalisches /
flüchtiges / temperiertes saltz / neben wolgejohrenen schwefel- oder ölicht-
balsamischen theilgen / und dannenher treffliche tugenden / das scharffe
Scharbockische / saure und versaltzene geblüt zu reinigen / und zu versüssen /
die verstopffung der Leber und Miltze zu eröffnen / den Säugenden die Milch zu
mehren / Wunden und Schäden zu säuberen und zu heilen.
Gebrauch.
Obwohlen dieß so gemeine Kraut bißher in der Artzney nicht sonderlich gebraucht
worden / so glaube ich doch / daß die obbeschriebenen Tugenden und
Eigenschafften darinnen sich finden / und deßwegen eben so nutzliche Artzneyen
abgeben könne / als viel andere Kräuter.
CAPUT XLIV.
Scheißkraut. Cacalia.
Namen.
SCheißkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cacalia, Leontice, Carvi agreste Officin. Englisch / Strange
Coltsfoot. Frantzösisch / Carvi sauvage.
|| [758]
Gestalt.
Carolus Clusius Lib. III. Stirpium Pannon. Hist. cap. 20. & lib. V.
rarior. Plantar. Histor. cap. 19. gesellet dem Hufflattich ein Kraut zu /
welches er Cacalia nennet / und auff den Oestereichischen und Steyrmärckischen
Gebürgen gemein ist. Dieweilen er aber auch bey uns auff dem Berg Wasserfall /
und in dem Langenbruckischen Wald herfürkomt / wollen wir seine Beschreibung
allhier beystzen.
Das grawe Scheißkraut / Cacalia foliis crassis hirsutis, C. B. Cacalia quibusdam,
J. B. ist mit vielen blättern gezieret / welche sich dem gemeinen Hufflattich
vergleichen / sind doch umb etwas grösser / schier zirckel-rund / an dem
umbkreiß gekerfft / oben bleich-grün und unden grau / an welchen viel adern oder
nerven sich erzeigen / eines unangenehmen / hitzigen und bitteren geschmacks /
sie stehen auff purpurfarben und holkelichten stielen. Der stengel wird
bißweilen zweyer elen hoch / in dem übrigen ist er an der gestalt den stielen
gleich / an welchem auch andere blätter mit ablangen stielen an
unterschiedlichen orten herfür kommen / sind aber kleiner als die vorigen /
schmäler und auch ringweiß zerkerfft. Der obere theil des stengels / und seine
äusserste neben - zweiglein haben purpurfarbe köpflein wie ein dolder / welcher
purpurfarbe vierblättige blumen / eines geringen doch annehmlichen geruchs trägt
/ die alsdenn zu einem flug-haar werden / in welchen der ablange Samen ligt. Die
wurtzel ist vielhauptig / mit weissen / langen Zaseln begabet / und stoßt alle
jahr neue schoß herfür. Carolus Clusius zweifflet nicht / es habe dieses Kraut
gleiche würckung mit dem Hufflattich.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es hat dieß Kraut mit der Dotterblum durchauß gleiche eigenschafft und tugend /
wird aber eben so wenig in der Artzney gebraucht / doch wissen die Bauren damit
faule schäden bald zu heilen.
CAPUT XLV.
Beyfuß. Artemisia.
Namen.
DEr Beyfuß heißt Griechisch / [Greek words],
Lateinisch / Artemisia, Herbaregia. Italiänisch / Artemisia. Frantzösisch /
Armoise, Herbe du St. Jean. Spanisch / Artemisa, Altamissa. Englisch / Mugwort /
Motherwort. Dänisch / Byncke / Graabone. Niderländisch / Byvoet / St. Janseruyt.
In Teutscher Sprach wird der Beyfuß auch genennt Buck / St. Johanns-gürtel /
Sonnenwend-gürtel / Himmelker / rothe Buckten.
Gestalt.
Der Beyfuß hat eine holtzichte / süßlicht aromatisch-schmäckende wurtzel / eines
kleinen fingers dick / mit vielen faseln / darauß wachsen fünff oder sechs hohe
stengel / die sind holtzicht wie die Hanffstengel / schön braunroth / zweyer
oder dreyer elen lang / rund / gestreifft / fingers-dick / kurtz / haarig /
Beyfuß. Artemisia.
mit vielen neben-zincklein / die gewinnen viel weisse kleine knöpflein /
gestaltet wie der Wermuth. Die stengel und neben-ästlein sind gerings herumb mit
magern blättern umbgeben / doch grösser als die blätter des Wermuths / mit viel
zincken tieff zerspalten / von unten an biß oben auß / die untersten blätter
sind am grösten / werden den stengel hinauff je länger je kleiner / schmäler /
und wenig zerspalten / auff der oberen seiten sattgrün / unden aber gantz weiß.
So man ihne zwischen den fingern reibt / gibt er einen lieblischen guten Geruch.
Er wächßt an rauhen ungebauten orten bey den Wasser-gräben / an den strassen /
und an den gräben der Felder / wird selten in den Gärten gezielet. Er blühet im
Brach- und Hewmonat / alsdenn er mit der blüth eingesamlet / und an schattichtem
lufft zum gebrauch der Artzney auffgetrocknet wird. Unter dem Beyfuß ist kein
unterscheid / denn daß etlicher braunrothe / und der andere weisse stengel
gewinnet / beyde sind inwendig voll marcks wie der Holder.
Eigenschafft.
Der Beyfuß führet ein alkalisches / etwas aromatisches / milt-flüchtiges Saltz
bey sich / dadurch er die eigenschafft hat zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen
/ und zu zertheilen / die verschleimte Mutter zu reinigen / die monatliche
Reinigung / wie auch die Frucht und Nachgeburt zu treiben: endlich die
Verstopffung des Faulfleisches / der Leber und Miltze zu eröffnen. Der rothe
Beyfuß wird kräfftiger gehalten als der weisse.
Gebrauch.
Es hat die Königin Artemisia des Heidnischen Königs Mausoli Ehegemahl / mit
diesem kraut viel Kranckheiten geheilet / derowegen es auch von ihren in
Griechischer [759] und Lateinischer
Sprach den Namen Artemisia überkommen.
Zu unsern Zeiten treibet man viel Aberglauben mit dem Beyfuß. Etliche graben
dieses kraut auff gewisse Tag und Stund / suchen kohlen oder Thorellenstein
darunter / das hencken sie an vor das Fieber und übrige Kranckheiten. Andere
machen Kräntz darauß / gürten sie umb den Leib / werffen sie darnach mit
besonderen sprüchen am St. Johannes Tag ins Fewr / vermeinen darmit alles ihres
Unglücks entlediget zu werden. Solche Kohlen-gestaltete Materie pflegt man an
dem St. Johannstag / oder umb solche zeit auff den Mittag bey / und under
Beyfuß-wurtzel außzugraben / zu dörren / und zu pulver zu stossen / von diesem
pulver offt einen guten Messerspitz voll eingenommen / heilet die fallende Sucht
bey Alten und Jungen / sonderlich aber bey denen / welche dem Wein und Zorn
nicht ergeben sind. Man findet auch Leuth / die sich einbilden / so man den
Beyfuß in den Schuhen under den Füssen trägt / und über Feld wandert / solle man
keine Müdigkeit spühren. Aber Matthiolus setzt recht darzu: Glaubs wer da wil.
(Verschlossene mutter verstandne Blum / unrath der
Mutter.) Beyfuß in weissem Wein gesotten / und davon Morgens und
Abends ein Gläßlein voll getruncken / eröffnet die verschlossene Mutter / führet
auß die verstandene Blumen / und reiniget die Mutter von allem Unraht.
(Husten des Rindviehs) So man Beyfuß-kraut zu
pulver stosset / und es dem Rindvieh mit Saltz zu lecken gibt / ist es gut für
den Husten.
(Büchsekugel-schuß) Wenn ein Mensch mit einer
Büchsenkugel geschossen worden / so nim frischen Beyfuß / stoß ihn wol mit Wein
/ drucke den Safft herauß / davon gib dem verwundten des Tages zweymal ein paar
Löffelvoll zu trincken / und gieß auch ein wenig warmlicht in die Wunden / es
vertreibet des pulvers (Pulverleschung.)
schmertzliche entzündung / und ist eine gewisse Pulver-leschung. So man aber das
kraut nicht grün haben kan / soll man es in halb Wein und Wasser sieden / dem
Verwundten Morgens und Abends ein halb quart darvon zu trincken geben / und so
man den krancken verbindet / die wunden auch darmit warmlicht außwaschen. Mit
solcher Artzney hat Theodorus Tabernaemontanus in Belägerung der Statt Metz /
und in andern Heerzügen / grossen Danck verdienet / denn ihme diese Artzney
nimmer gefehlet.
(Verstandene Monatzeit der Weiber.) Die
verstandene Monatzeit der Weiber wider zu bringen: nim Beyfuß drey handvoll /
Salbeyen / und Poley jedes zwey handvoll / Saltz ein handvoll. Siede es in
genugsam wasser / mache ein Fußbad darauß / darinn bade die Füß Morgens und
Abends ein halbe stund lang / acht tag / ehe sich die Monat-zeit erzeigen solle.
(Viertägig Fieber.) Zum viertägigen Fieber: nim
Beyfuß zwey handvoll / Cardobenedicten / St. Johannskraut jedes ein handvoll /
schneide es klein / siede es in zwo maß weissen Wein / biß der dritte theil
eingesotten / davon gibe dem Krancken Morgens und Abends ein becherlein voll zu
trincken.
Welcher von einer schweren Kranckheit genesen (Mattigkeit und Lähmung der Füssen.) / und eine grosse spüret / also
daß er nicht wol gehen könte / der nehme rothen Beyfuß vier hand voll / Salbeyen
/ Odermenig / Camillen jedes zwey hand voll / siede es in Wein / lösche darinnen
glüende Kieselstein ab / und lasse davon den Dampff an die Füsse gehen. Simon
Pauli schreibet in Quadripart. (Geschwollene
Knie.) Botan. Class. 3. p. 208. er habe ein alte Frau gekennt / deren
beyde knie hefftig geschwollen waren / nach dem sie nun dieselbige mit rothem
Beyfuß beräucheret / seye die Geschwulst davon vergangen.
(Schwere Geburt / todte Geburt / verstecktes Bürdlein /
versteckter Harn / Gelb- und Wassersucht / Milben im Haar / Grind.)
Das destillierte Beyfuß-wasser auff sechs loth getruncken / hilfft den Frauen
leichtlich gebären / treibet fort die todte Geburt und das Bürdlein / morgens
nüchtern genommen / befürdert die verstandene Monatblum der Weiber. Es machet
wol harnen / und dienet wider die Gelb- und Wassersucht. Das Haupt mit diesem
wasser laulicht gewaschen / vertreibt die Milben im haar / und heilet den Grind.
So man das destillierte wasser nicht haben kan / soll man das Kraut im wasser
sieden / und gleicher weiß das Haupt mit waschen.
(Bleiche kalte Weiber / kranckheiten von der Mutter /
versteckte monatliche reinigung / todte Leibes-frucht / zuruckgebliebene
nachgeburt) Der in den Apothecken zubereitete Beyfuß-syrup dienet
sonderlich den kalten bleichen Weibern und Jungfrauen / denn er vertreibet
kräfftiglich alle Kranckheiten der Mutter / stärcket dieselbige / befürderet die
versteckte monatliche Reinigung / todte Leibesfrucht / und Nachgeburt: davon
nimt man nach belieben drey loch / in sechs loth Beyfuß-wasser.
Wenn man in dem Brachmonat die frisch grünen und blühenden Schoß dieses (Beyfuß-Essentz.) Krauts zerhackt / in ein sauber
Glaß thut / guten Brantenwein darüber gießt / biß er drey finger oben außgehet /
hernach drey oder mehr tag in warmem Sand wol vermacht stehen / endlich alles
wol durch ein tuch truckt / und durch fließ-papier filtriert oder lauffen läßt /
so hat man die Beyfuß-Essentz / welche auff 15. biß 25. und 30. tropffen öffters
eingenommen / in allen oberzehlten Kranckheiten fürtreffliche Würckungen thut.
Die Indianische wollichte Moxa, durch deren anzündung auff einem schmertzenden
oder auch mit Podagra angegriffenen theile des Leibs man offt sehr gute
Linderung verspüret / solle nicht anders seyn / als eben das wollichte wesen der
Beyfuß-blättern / welches man denn zuwegen bringt / so man die wolgedörrten
blätter dieses Krauts zwischen den fingern so lang reibet / biß sie zu wolle
werden.
CAPUT XLVI.
Traubenkraut. Botrys.
Namen.
TRaubenkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Botrys, Herva uva, Artemisia Turcica, Patientia Italorum, Botrys
Ambrosioides vulgaris, C. B. Botrys plerisque Botanicis. J. B. Italiänisch /
Botri, Patienza. Frantzösisch / Pyment, Mille grain. Spanisch / Biengranada.
Englisch / Oke of Hierusalem. [760] Dänisch /
Drüeurt. Niderländisch / Piment / Druyvenkruyt. In Teutscher Sprach wird es auch
genennt Schabenkraut / Krottenkraut / Lungenkraut und Türckischer Beyfuß.
Traubenkraut. Botrys.
Gestalt.
Das gemeine Traubenkraut hat ein weisse außgebreitete / kurtze / zaselichte /
gerad undersich gehende wurtzel / auß deren komt im Frühling herfür ein
eintziger / runder / röthlichter / gekrümter und rauch-haariger stengel / eines
Kinds-fingers dick / und drey oder vier spannen lang / mit viel neben-ästlein /
einem stäudlein gleich. Unden an dem ästlein wachsen länglichte blätter / die
sind klebericht / gekerfft / tieff eingeschnitten / und dem Eychenlaub ähnlich.
An den stengeln und neben-zweiglein wachsen oben zwischen den blättern viel
gelbe blümlein herfür / der Trauben- oder Weinreben-blüth nicht ungleich /
darauß wird viel kleiner samen / wie der Magsamen / doch kleiner / welcher im
Augst- und Herbstmonat so dick in einander hangt wie die Trauben / ist gelbfarb
/ und wie das gantze Gewächs eines starcken / doch lieblichen anmuthigen
Wein-geruchs / und bitteren geschmacks. Wenn der same zeitig wird / so fallen
die blätter ab. Ist ein Sommer-gewächs / und muß jährlich widerumb von dem samen
auffgezielet werden / wiewol wo es einmahl hingepflantzet wird / wächßt es vor
sich selbst wider von dem außgefallenen samen. Es wächßt gern bey wasser-gräben
/ regen-bächen und feuchten orten. Bey uns in Teutschland wird es in den
Lustgärten gepflantzet / aber in Franckreich / Italien und Böhmen wächßt es vor
sich selbst.
Eigenschafft.
Das Traubenkraut ist mit einem flüchtigen / aromatisch-ölichten Saltz-geist
begabet / und hat demnach die eigenschafft zu erwärmen / zu trocknen / zu
eröffnen / zu erdünneren / Wind zu zertheilen / den Athem zu erleichtern / zu
heilen / und den Schleim der Brust zum außwurff zu befürdern. Man samlet es im
Brach- und Hewmonat gegen dem Vollmond.
Gebrauch.
(Kurtzer Athem Gebresten der Bruft und Lungë
Verstopffung der Leber / nieren und Mutter / Gelb- und Wassersucht.)
Dioscorides lob et das Traubenkraut wider den kurtzen Athem. Theod.
Tabernaemontanus schreibet auch / er habe das offtermahls gut befunden / so man
das Kraut in weissem Wein siedet / und morgens und abends ein Tisch-becher voll
trincket. Ist also gebraucht / ein heilsame Artzney wider alle Gebresten der
Brust und Lungen / öffnet die Verstopffung der Leber / Nieren und Mutter /
vertreibt die Gelbsucht und verhütet die Wassersucht.
Dieses Kraut gedörrt / zu pulver gestossen / mit Honig zu einer Lattwerg gemacht
/ und davon nach belieben einer Muscatnußgroß (Lungsucht.) genommen / ist trefflich gut zu der Lungsucht. Matthiolus
hat mit dieser Artzney vielen geholffen / welche schon Eyter durch (Husten.) den Husten außgeräuspert haben.
In Meissen / da dieses Kraut deßhalben Lungenkraut genennt wird / nimt man das
Pulver in weissem Wein / oder in Honig zu einer Lattwerg vermischt / wider die
Lungsucht ein / wie solches Camerarius in Horto Med. p. m. 29. berichtet.
Das Traubenkraut in die Gewand-kästen gelegt / macht dieselben nicht allein
wolriechend / sondern verhütet sie auch vor Schaben (Schaben und Motte̅.) und Motten. Ist in Franckreich und
Niderland gar gemein.
Traubenkraut in Laugen gesotten und damit gezwagen / vertreibt die Milben im
Haar.
(Milben im Haar.) Dieß Kraut in Oel gekocht / und
mit solchem Oel den Nabel und Bauch warm gesalbet / (Grimmen Wind.) vertheilet die Wind / und stillet das Grimmen.
Der Syrup von diesem Kraut kan auff folgende weise bereitet werden: Nim frisch
Traubenkraut 3. handvoll / brennende Nessel / Hederich-kraut jed. 2. handvoll /
rothe Köhl-blätter / Roßhuben-blätter jedes anderthalb handvoll: Koche alles in
wasser zusammen / seige es durch ein tuch / mische doppelt gewicht Zucker
darunter / laß ein wenig zum Syrup einkochen. Andere bereiten von diesem Kraut
einen Zucker / auff die (Langer Husten /
Brustgeschwär.) art wie den Rosen-zucker. Beyde diese Artzneyen dienen
in langwierigen Husten / und Brust-geschwären wol / so man davon offt einnimt.
Traubenkraut gedörrt / zu pulver gestossen / solches auff ein gluth geworffen /
und den (Mutterfluß.) rauch davon in den
Mutter-halß gehen lassen / stillet den Mutter-fluß.
(Zäpfflein-Mandelngeschwulst / Flüsse und Entzündung
der Augen.) So kan man dieß Kraut auch nutzlich zu den Gurgel-wassern
/ in den verschleimten und entzündeten Halß-zäpflein und Mandeln; wie auch den
außgepreßten Safft / oder das destillierte Wasser in denen Augenentzündungen und
Flüssen / sehr nutzlich gebrauchen.
Das destillierte Traubenkraut-wasser [761] (Kurtzer Athem / Grimmen und Hertzgesperr der
kindern / versteckte Monatblum und reinigung in der kindbette /
nachweh.) vertreibt den jungen Kindern das Grimmen und Hertz-gesperr /
macht ihnen weit umb die Brust / so man bißweilen ein klein löffelein voll
eingibet. Auff fünff oder sechs loth morgens und abends getruncken / fürderet
die Monatblum der Weiber / reiniget die Kindbetterinnen / insonderheit stillet
es die Nachwehe / so man 20. gran gestossenen Zitwan darunter mischet / oder
diesen in mangel des Wassers in Wein einnimmet.
CAPUT XLVII.
Klein Traubenkraut. Ambrosia.
Namen.
Klein Traubenkraut / Ambrosienkraut oder Tausendkorn heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Ambrosia, Botrys ambrosia,
Artemisia botroides. Italiänisch / Ambrosia. Frantzösisch / Petit pyment.
Niderländisch / Cleyn Druyven-cruyt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das klein Traubenkraut oder rechte Ambrosien-kraut der Alten / Ambrosia
maritima, C. B. Ambrosia quibusdam, J. B. Ist ein staudicht Kräutlein einer elen
lang / hat ein dünne / holtzichte wurtzel / einer spannen hoch und auch höher /
von deren wachsen herfür fünff oder sechs / auch weniger und mehr kleine stengel
/ mit holkehlen und viel neben-ästlein unterschieden / unden umb die stengel und
ästlein hat es kleine Rautenblättlein / die sind oben an den stengeln länger /
grösser und tieffer zerschnitten / den obersten Beyfuß- oder Wermuth-blättlein
gleich / zwischen den blättlein wachsen herfür viel runde / rauche und
stachlichte knöpfflein / die sind zusammen gedrungen wie ein Träublein / und
kommen nach den zugeschlossenen wolriechenden Blümlein; Wen̅ die
knöpflein zu ihrer zeitigung gelanget / findet man darinn ein runden /
schwartzen samen / welcher am geschmack nicht unlieblich ist. Das gantze gewächs
ist weißlicht / hat einen lieblichen / süssen und anmüthigen geruch wie die
Trauben-blüth. Es wird bey uns in den Lustgärten gezielet / aber in Languedock
in Franckreich / wächßt es von sich selbst in den Feldern.
2. Das höhere frembde Ambrosien-kraut mit schlecht-riechenden / tieff
eingeschnittenen Beyfuß-blättern / Ambrosia foliis Artemisiae inodoris elatior,
Herman. Cat. Lugd. Bat.
Klein Feld-Traubenkraut. Ambrosia campestris repens, C. Baub.
3. Das kleine oder niedrig-kriechende Feld-Traubenkraut / Ambrosia campestris
repens, C. B. Coronopus Ruellii, sive Nasturtium verrucosum, J. B. Hat ein lange
/ dicklichte wurtzel / auß welcher etliche ästichte / rauchlichte stengelein
herfür spriessen / und über der erden her kriechen / welche denn so fort mit
tieff eingeschnittenen / dem Kresse sich vergleichenden / auch räßlichten
blättern bekleidet / und mit kleinen weissen blümlein gezieret werden / auff
welche die unebnen / und gleichsam stachlichten Samen-häußlein folgen / in deren
jedem ein einiges schwartzes Samen-körnlein sich erzeiget. Wächßt hin und wider
bey uns und anderstwo auff den Feldern / und wird in der Artzney wenig oder
nichts gebraucht.
Eigenschafft.
Das kleine Traubenkraut hat neben vielen irrdischen theilgen / ein alkalisches /
mit wenigem balsamischem Oel vermischtes saltz / und dadurch die krafft zusammen
zu ziehen / und hindersich zu treiben / zu säubern / zu tröcknen und zu heilen.
|| [762]
Gebrauch.
Klein Traubenkraut in weissem Wein gesotten / und mit der durchgesiegenen Brühen
den Mund warmlicht gegurgelt / (Halß-geschwär.)
heilet die Halß-geschwär / wie solches Theodorus Tabernaemontanus berichtet.
CAPUT XLVIII.
Storckenschnabel. Geranium.
Namen.
DAs erste Geschlecht des Storckenschnabels heißt Lateinisch / Geranium myrrhinum,
Geranium cicutarium, Rostrum Ciconiae, Rostrum gruinum, Gruina, Acus pastoris,
Acus moschata, Geranium Cicutae folio minus, C. B. Italiänisch / Becco di oca,
Becco di grue. Frantzösisch / Bec de grue, Bec de Cigogne, Aiguille du berger.
Spanisch / Pampillos. Englisch / Storksbill / Crancsbill. Dänisch / Storckeveb /
Cranehalß. Niderländisch / Oyvaerts-beck / Kornenbeck.
Das ander Geschlecht des Storckenschnabels heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Geranium S. Roberti,
Geranium Robertianum, Gratia Dei. Italiänisch / Aco moscato, Herba de San
Roberto. Frantzösisch / Herbe du S. Robert, Bec de cicogne sentent le musc.
Englisch / Hearb Robert. Dänisch / S. Rubbers-urt. Niderländisch / Robertscruyt.
In Teutscher Sprach wird es genennt / St. Ruprechts-kraut / Gichtkraut /
Gottes-gnad / auch Rothlauff-kraut / dieweil es zum Rothlauff / so man es frisch
überlegt / dienlich ist / und klein Schellwurtz / oder Schwalbenkraut / den̅ es mit der Schellwurtz bey widerkunfft der Schwalben blühet.
Das dritte Geschlecht des Storckenschnabels oder Taubenfuß / heißt Griechisch /
[Greek words]Lateinisch / Geranium alterum
Dioscoridis, Pes columbinus, Geranium columbinum, Geranium malvaceum seu
balsaminum. Italiänisch / Geranio colombino, Pie di colombi. Frantzösisch / Pied
de pigeon. Spanisch / Pie di paloma. Englisch / Dovefoot. Dänisch / Duefot.
Niderländisch / Duyvenvoet.
Das vierte Geschlecht des Storckenschnabels heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Geranium coeruleum, Gratia
Dei coerulea, Geranium batrachioides. Italiänisch / Gratia di Dio. Frantzösisch
/ Grace de Dieu. Spanisch / Gracia de Dios. Niderländisch / blaeuw Godts-genade.
In Teutscher Sprach wird es genennt / blau Gottes-gnade / blau Schnabelkraut /
und blauer Storckenschnabel.
Das fünffte Geschlecht des Storckenschnabels heißt Lateinisch / Geranium
Illyricum, Geranium Dalmaticum, Geranium tuberosum. Italiänisch / Becco di grue
de Dalmatia. Frantzösisch / Bec de grue de Dalmatie. Spanisch / Pampillos de
Dalmatia. Engl. Storcksbill of Illiria. Niderländisch / knobbelachtig
Kranenbeck. In Teutscher Sprach heißt es / Sclavonisch Schnabelkraut / und
Dalmatischer oder Windischer Storckenschnabel.
I. Storckenschnabel. Geranium Cicutae folio.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium Cicutae folio minus
& supinum, C. B. moschatum folio ad Myrrhidem accedente minus, J. B. hat
ein runde / weisse wurtzel / fingers-lang / ist am Geschmack süß wie die
Rapuntzeln. Die kleinen / tieff zerkerfften blätter vergleichen sich dem
Schierling. Die stengel sind länglicht / mit gläichichten knöpfflein / ein wenig
roth / haarig / und rauch. Im Aprillen bringt es viel Presilgen-braune blümlein
/ von fünff blättlein / an gekrümten stielen / darauß werden köpfflein mit
langen schnäbelein / die vergleichen sich den Kranich-schnäbeln / darinnen der
samen verschlossen ist. Dieses Kraut ist eines ziemlichen guten geruchs / doch
nicht so starck wie das St. Ruprechts- oder Roberts-kraut. Es wächßt gern in
mageren sandichten gründen und auff den alten Hoffstätten / bißweilen gibt es
ein Bisem-geruch von sich / zu zeiten ist es ohne geruch.
2. Das ander Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium Robertianum primum
& secundum, C. B. Robertianum murale, J. B. hat ein dünne / lange
wurtzel / mit wenig zaseln oder neben-würtzlein / von farben leber-farb. Die
blätter vergleichen sich dem Anemonerößlein / oder dem gemeinen Körbelkraut /
ein wenig haaricht / und zum theil röthlicht. Die stengel sind rund / braunroth
/ haaricht / mit gläichichten knöpfflein / darauß die blätter und neben-ästlein
wachsen / elen-lang / und auch bißweilen länger. Oben am end der stengel und
neben-ästlein bringet es in dem Aprill herfür schöne purpur-rothe blümlein / von
fünff blättlein / die findet man schier den gantzen Sommer blühend. Wenn die
aber abfallen und vergehen / folget einem jeden blümlein ein langes kleines
schöttlein / oben
|| [763]
II. Storckenschnabel. Geranium Robertianum.
außgespitzt wie ein Kranich-schnäbelein. Dieses gantze Gewächs hat einen starcken
/ doch nicht unlieblichen geruch. Es wächßt gern auff alten Mauren / in den
Zwingern und Stam̅-löchern der abgehauenen Bäumen / an
schattichten / feuchten und kühlen orten. Auff dem Solothurnischen Berg
Wasserfall wird es bißweilen mit einer schnee-weissen blumen angetroffen.
III. Storckenschnabel. Geranium columbinum.
3. Das dritte Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium columbinum, Ger. folio
Malvae rotundo, C. B. folio rotundo multum serrato, sive columbinum, J. B. hat
eine weisse / dünne / zaßlichte und lange wurtzel / am geschmack herb und rauch.
Die blätter sind rund / wie die blätter der kleinen Käßpappeln / gerings herumb
zerschnitten / auff der letzen seiten aschen-farb / mit vielen ripplein oder
äderlein durchzogen. Der stengel ist klein / rund / haaricht / eines schuhs lang
/ nicht dicker als ein Strohalm / mit vielen gläichichten gewerblein / die sind
an der farb braunlicht / am obersten theil der stengel und neben-ästlein
gewinnet es blaue purpurfarbe blümlein / kleiner als des vorgemelten / blühen
fast den gantzen Sommer. Wenn die vergehen / folgen hernach lange spitzen / die
vergleichen sich den Kranichs-köpffen / mit ihren schnäbelein / in denen ist ein
grauer samen verschlossen / dem samen des Radenkrauts gleich. Es wächßt neben
den strassen / auff wüsten / ungebauten Feldern / auff den Kirchhöfen und in den
Kraut-gärten / under andern Unkräutern / erjüngt sich alle Frühling widerumb
selbst / denn es den Winter-frost nicht leidet. Dieses ist zweyerley / groß und
klein; das grössere überkomt längere stengel / und weichere blätter. Das
kleinere wird in allem kleiner und hat rauchere blätter. Ferners werden die
blätter bißweilen in tieffe / und zu zeiten in kurtze und breite fälte oder
kerffe getheilet.
IV. Storckenschnabel. Geranium batrachiodes.
4. Das vierte Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium Batrachiodes, J. B.
Geranium batrachiodes, Gratia Dei Germanorum Lobelio, C. B. hat eine lange /
dicke / starcke / bittere / zusammen-ziehende / und roth-farbe [764] wurtzel / mit vielen zaseln behenckt /
ist inwendig holtzicht. Die blätter sind grösser / denn der andern
Storckenschnäbel / wie die blätter des grossen Hahnenfuß / mit sieben oder acht
spalten zertheilet und tieff zerschnitten / sonst gerings herumb zerkerfft / die
hangen an langen / dünnen / grünen stielen. Von der wurtzel kommen herfür
etliche runde / fette / lange stengel / die sind unden von der wurtzel her etwas
röthlicht / ein wenig wollicht oder haarig / mit gläichichten gewerben oder
knoden abgetheilet. Oben an den g???pffeln kommen im Mäyen und Brachmonat /
feine schöne blaue blumen herfür / die vergleichen sich an der gestalt und
grösse den Anemone-rößlein / darauff folgen die samen-schnäbel / wie in den
andern / zimlich groß / doch kürtzer und schöner anzusehen. In einem jeden
schnäbelein findet man fünff lange / süsse körnlein / das ist der samen / die
springen zuletzt selber auß. Es hat auch dieses Kraut einen ziemlich guten
geruch. Dieses Gewächs / wiewol es viel in Teutschland von sich selbst herfür
komt / so wird es doch von wegen seiner schönheit / und hübschen / lieblichen
blauen blumen / auch in den Lustgärten gezielet. Man findet es viel im
Neckerthal auff den wiesen / zwischen Necker-gemünd und der Churfürstlichen
Statt Heidelberg / und bey dem Kloster Newenburg / deßgleichen auch in der
Oberpfaltz in Bäyern / bey der Statt Amberg / in den wiesen und andern
grasichten orten. Es wächßt auch auff den Alp-gebürgen in Oestereich und
Steyrmarck. Mit blauen und weissen blumen wird es in dem Fürstlichen
Eistettischen Lustgarten gesehen.
V. Storckenschnabel. Geranium tuberosum majus.
5. Das fünffte Geschlecht des Storckenschnabels / Geranium tuberosum majus, C. B.
tuberosum, J. B. bulbosum, Matth. hat ein dicke / knorrichte / runde wurtzel /
wie die Erd-castanien / mit wenig kleinen neben-würtzlein / von farben
schwartzbraun / innen aber weiß / am geschmack unlieblich und zum Unwillen
reitzend. Die blätter sind den blättern der Anemone-rößlein gleich / weiche von
ihrem mittel in fünff theil / ein jedes mit tieffen schnitten abgetheilet ist /
die hangen an sehr langen stielen / zu der Erden sich neigend. Die stengel /
deren es drey oder vier hat / sind dünn / auff die anderthalb spannen lang / mit
gläichichten gewerben oder knöpflein. Die blumen sind purpurfarb / von fünff
blättlein / deren jedes ein gestalt hat wie ein hertzlein / gleich wie die
blümlein des rothen oder weissen Widerstoß / anzusehen wie kleine rößlein / die
blühen schier den gantzen Som̅er über: wenn die abfallen / folgen
hernach länglichte schnäbelein / wie die Kranichschnäbel. Dieses Gewächs wird in
den Niderlanden zu Mecheln und Brüssel / deßgleichen auch bey uns in Teutschland
in den Lustgärten gezielet / ist erstlich auß Dalmatien und Windischland zu uns
gebracht worden / in welchen orten es von sich selbsten wächßt.
VI. Berg-Storckenschnabel. Geranium saxatile.
6. Das sechßte Geschlecht des Berg-Storckenschnabels / Geranium saxatile, Park.
Lucidum saxatile, C. B. lucidum. J. B. beschreibet Johannes Thalius in Harcynia
Saxo-Thuring. p. m. 45. also. Er wird viel gefunden auff den Felsen umb das
Schloß Honstein / wie auch an dem Berg bey Ilfeld / Hartzberg genant / und
andern orten daselbst: hat fast blätter wie das vierte Geschlecht / allein daß
sie glätter und röthlichter sind / daran lange / rothe stiel und schöne
purpur-braune blümlein hangen / der kleine samen ist gelb / und die wurtzel
subtil / klein / gelblicht / pflegt [765] sich in den Gärten durch den außgefallenen samen gar sehr fortzupflantzen. Er
wird in dem Frürstlichen Eystettischen Garten angetroffen.
VII. Storckenschnabel. Geranium Althaeodes.
7. Das siebende Geschlecht / Geranium Althaeae folio, C. B. Althaeodes majus,
Park. malvaceum, J. B. hat weiche / bleichgrüne / etwas ablange und haarige / an
dem umbkreiß gekerffte / an 2. biß drey zoll langen stielen hangende blätter /
die lange / fingers-dicke wurtzel treibt viel haarige / dicklichte stengel
spannen-hoch über sich. Zwischen den blättern gehet ein langer stiel hervor /
darauff underschiedliche blawe / fünffblattige Blumen erscheinen / welche in
zoll oder anderthalb zoll lange samen-schnäbel außgehen.
Viel andere Geschlecht der Storckenschnäbel werden von anderen Botanicis in ihren
Kräuter-büchern beschrieben / welche wir aber bey zusetzen keine zeit haben.
Eigenschafft.
Die Storckenschnäbel haben ein mittelmässige / wärmende / kühlende und trocknende
Natur. Sonderlich aber hat das erste Geschlecht / St. Ruperts-kraut oder
Gottsgnaden ein flüchtiges / alkalisches / ölicht-balsamisches saltz bey sich /
und dadurch die tugend zu eröffnen / zu erdünneren / zu zertheilen / zu säubern
und zu heilen.
Gebrauch.
Dieß Kraut frisch genommen / auff heisser herdstatt gedemt / hernach über die
geschwollenen / und mit wassericht-schleimigen feuchtigkeiten (Geschwollene ölbein.) angefüllten Beine täglich
frisch gelegt / vertheilet allgemach alle geschwulst.
In dem krebssischen schaden der Brust / und (Krebs.) anderen theilen des Leibs / dienet dieß Kraut innerlich in den
Wundtränckeren / und äusserlich in den Salben und Wund-pflastern.
Herr Theodorus Tabernaemontanus, hat von Caroli V. Römischen Käysers Wundartzet /
Vincentio Serra, die Gottes-gnad oder St. Ruprechts-kraut / innerlich zu den
Wund-tränckern / und äusserlich in den pflastern / mit grossem Nutz der Krancken
sehen brauchen / auch selbsten hernach erfahren / daß es so wohl innerlich als
äusserlich ein heilsam kraut ist.
(Verstandner Harn des Rindviehes. Entzündete und
geschwollene Brüst der säugenden weiber. Hitzige Fieber. Nasenbluten.)
Dieses Kraut zu pulver gestossen / und dem Rindvieh mit Saltz zu lecken geben /
treibt ihnen fort den verstandenen harn.
St. Ruprechts-kraut über die entzündeten und geschwollenen Brüst der sängenden
Weiber gelegt / zertheilet die Geschwulst und stillet den Schmertzen.
Diß Kraut ist gut in den hitzigen Fiebern / so man es mit Essig und ein wenig
Saltz stosset / alßdenn bindet mans auff die Fußsolen / zieht die Hitz gewaltig
auß.
St. Ruprechts-kraut in die Nase gesteckt stillet das Nasen-bluten.
(Geschwulst de Weiber an heimlichen orten.) St.
Ruprechts-kraut vier handvoll / breiten Wegrich zwo handvoll / grün und frisch
in einem Mörsel zerstossen / und den Safft durch ein tuch außgedruckt / ist ein
edle Artzney für die geschwulst der Weiber an heimlichen orten / so man leinene
tüchlein darinnen netzet / und lawlicht auff den schaden legt.
(Gerunnen blut im Leib / sand Nierenstein / grosse
hitze des Mundsschrunden auff der Zungen. Mundfäule.) Das destillierte
wasser von diesem kraut / so man drey oder vier loth davon nüchtern trincket /
zertheilet das gerunnen Blut im Leib / treibet den Harn / führet auß Grieß /
Sand und Nierenstein. Ist ein gewisse Artzney wider die Bräune / und grosse
hitze des Munds in den Fiebern. So die Zunge von hitz auffgerissen und voller
schrunden wäre / solle man ein wenig Kütten-kernen in diesem wasser weichen /
solches gibt ein dünnen schleim / davon man offt mit einem Federlein in die
Schrunden und auff die Zung streiche / es löschet wol und heilet. Zu der
Mundfäule ist dieses wasser auch gut den Mund offt damit gesäubert.
(Schädigung und versehrung an heimlichen orten bey Mann
un̅ Weib.) In diesem wasser leinene tüchlein genetzt
und lawlicht übergelegt / heilet und reiniget alle schädigung und versehrung an
heimlichen orten bey Mann und Weib.
CAPUT XLIX.
Ruhrkraut. Gnaphalium.
Namen.
RUhrkraut heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Gnaphalium, Centunculus, Tomentum. Italiänisch / Gnafalio.
Frantzösisch / Herbe du cotton. Englisch / Cudwort / Cottonwede. Niderländisch /
Ruercruydt.
Geschlecht und Gestalt.
I. Das Meer-Ruhrkraut / Gnaphalium maritimum, C. B. maritimum multis, J. B. hat
eine dicke / lange / schwartze / holtzichte / zerspaltene wurtzel / auß welcher
viel weisse / wollichte stengel herfür kommen / die werden fast schuhs hoch /
und mit weissen wollichten blät [766] lein
Meer-Ruhrkrant. Gnaphalium maritimum.
besetzt / welche weich wie ein Sammet anzugreiffen sind. Oben an den stengeln
erscheinen grosse / gelbe / runde und knopffichte Blumen / die nach der
zeitigung davon fliegen. Es wächßt bey dem Meer insonderheit aber an dem Gestad
des Mittelländischen Meers.
Groß gemein Ruhrkraut. Gnaphalium vulgare majus.
2. Das grosse gemeine Ruhrkraut / Gnaphalium vulgare majus, C. B. Germanicum. J.
B. vergleicht sich dem ersten mit seiner wurtzel / Stengeln und blättern /
allein wird es grösser / und trägt runde / knöpffichte / bleichgelbe und
wollichte Blumen im Brach- und Heumonat / deren ein theil mitten an den glaichen
der stengeln / ein theil aber auff den gipffeln herfür kommen. Man findet es auf
sandichten äckeren.
3. Das Rosen-Ruhrkraut / Gnaphalium roseum hortense, C. B. kommet auß einem
kleinen Samen in den Gärten herfür. Das gantze Kraut ist graw / und lind wie
Sammet / es hat ein dünne / haarichte und vier zoll lange wurtzel / auß welcher
bißweilen mehr / und zu zeiten weniger ästlein entspringen / so sich zuruck
lencken / drey zoll lang und mit runden blätteren umbringet sind / auff deren
gipffel in dem Mäy ein außgebreitete Blum / wie ein Rosen mit jhrem goldgelben
äpffelein sitzet. Ein kleinere art wird in Franckreich bey Montpelier / an dem
Berg Cero, und umb Massilien an felsichten orten gefunden; Gnaphalium umbellatum
minimum, J. B. roseum sylvestre, C. B. Das kräutlein ist graw und wollicht / es
wird kaum länger als ein zoll. Sein würtzelein ist röthlicht und haarig / das
stengelein wird ein halben zoll lang / und mit wollichten zusammen gedrungenen
blümlein begabet / welche rosenfarb mit einem gelblichten äpffelein erscheinen.
4. Das Americanische Ruhrkraut / Gnaphalium Americanum latifolium, C. B. bekomt
auß seiner wurtzel viel hohlkählichte stengel / die neigen sich gegen der Erden
/ wachsen elen hoch / auch bißweilen kürtzer / und werden mit wollen überzogen.
Die sind mit ablangen / schmalen Weiden-blättern umbgeben / so oben
schwartz-grün / unden graw / und an dem umbkreiß wollicht scheinen. Oben auff
zertheilen sich die ästlein / und tragen gleichsam ein lang-geziertes haar von
Blumen / die sehen kugel-rund / und hanget jede an ihrem stiel. Sie bestehen auß
vielen auff einander ligenden silberfarben blättlein / die gemeiniglich sich
hinder sich kehren / daß man in deren mitte viel gelblichte / und mit einem
flug-haar besprengte fäsemlein wahrnemmen kann / so leichtlich davon fliegen.
Carolus Clusius schreibt / man hab es erstlich auß der newen Welt gebracht /
dahero er solches Americanisches Ruhrkraut genennet / darauff ist es auch in den
Fürstlichen Mümpelgartischen und Eystettischen Lustgarten gepflantzet worden.
5. Das Berg-Ruhrkraut / Gnaphalium montanum flore rotundiore, album, purpureum,
C. B. Pilosella major & minor quibusdam, aliis Gnaphalii genus, J. B.
Ist ein zart / graw und wollicht kräutlein / so kaum einer hand hoch wächßt / es
hat ein zasicht kriechend würtzelein / an dessen gipffel weiche / knöpffichte /
etwan sechs oder sieben blümlein / fast wie ein wolle stehen. Seine blätter sind
weich / grün / und ein wenig rauch / liegen zum theil auff der Erden herumb wie
die kleinen Zeitlosen. Im Elsaß bringet es auch seine nebenästlein. Dieses
änderet sich mit seinen Blumen / denn man findets mit weissen / rothen / braunen
und leibfarben Blumen / etliche werden roth und weiß gesprengt. Allhier wächßt
es auff dem Erentzacher Berg / und bißweilen in dem Wald / durch welchen man
nach Augst gehet. Mitlängeren blätteren und blumen wird es in Ungaren /
Steyrmarck / Oesterreich / Mäh [767] ren und Böhmen auff den Büheln und Bergen angetroffen.
Alp-Ruhrkraut. Gnaphalium Alpinum.
6. Das Alp-Ruhrkraut / Gnaphalium Alpinum magno flore, folio oblongo, vel etiam
brevi, C. B. Alpinum pulchrum, J. B. Leontopodium majus, Park. wächßt
gemeiniglich nicht gar drey quer hand hoch. Die understen blätter vergleichen
sich mit dem kleinen Maußohren-kraut / sind inwendig haarig / außwendig aber
grün und wollicht / länger und kürtzer / eines tröcknenden und bitteren
geschmacks. Seine stengel / wie auch die blätter / so dieselbigen umbgeben /
sind mit runder Scheer-wollen überzogen. Oben auff halten die Stengel fünff /
sechs / oder mehr breite blättlein / welche man für Scheerwollen ansihet. Auß
deren mitte entspringen ein oder mehr köpflein / mit bleichen blümlein. Die
wurtzel ist dick / schwartz / und mit etlichen braun- oder dunckel-schwartzen
zaseln begabet. Es wächßt auff den Felsen der Alp-gebürgen in der Schweitz und
in Oestereich / als auff dem Schneeberg / Dürrenstein und Etscherberg. Blühet im
Hew- und Augstmonat.
Eigenschafft.
Die Ruhrkräuter haben ein grobes / bitterlichtes / mit irrdischen theilgen
eingeflochtenes Saltz / ziehen deßwegen zusammen und trocknen / werden in der
rothen Ruhr gebraucht. Mansamlet sie im Heumonat.
Gebrauch.
Des ersten Ruhrkrauts blätter werden an statt der Scheer-wollen oder Flocken
gebraucht / die Polster damit zu füllen.
Das von dem andern Geschlecht des Ruhrkauts destillierte Wasser / wird nutzlich
(Krebs an den Brüsten.) wider den Krebs an
den Brüsten gebraucht / so man leinene tüchlein darinnen netzt / und alle tag
einmahl überschlägt / denn es verhindert den Krebs / damit er nicht entschwere
oder auffbreche. Etliche weichen in diesem Wasser die blätter von der Haselwurtz
ein / und legen sie mit nutz über.
CAPUT L.
I. Rother Steinbrech. Filipendula I.
Namen.
ROther Steinbrech oder Filipendelwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Oenanthe, Filipendula, Saxifraga
rubra. Italiänisch / Filipendula, Enanthe. Frantzösisch / Filipende,
Filipendule. Spanisch / Filipendula. Englisch / Drope wort. Dänisch / Roed
Sternbrecke / Boender Muskat.
Geschlecht und Gestalt.
I. Der erste rothe Steinbrech / Filipendula vulgaris, an Molon Plinii, C. B.
Filipendula, J. B. hat viel runde / länglichte wurtzeln / deren hangen je vier
oder fünff an einem dünnen würtzlein / welcher dieses Gewächs viel hat / gleich
als wenn sie an dürren fäden hiengen / sind der gestalt halben den kleinen
unzeitigen Oliven zu vergleichen / außwendig rothfärbig / und inwendig weiß /
eines bitteren geschmacks. Die blätter vergleichen sich dem Genserich-kraut /
sind aber tieffer und mehr zerkerfft. Der stengel wird fast anderthalb elen
hoch. Oben an den stengeln hat es viel neben-zweiglein / darauff wachsen schöne
/ wolriechende / weisse blümlein in dem Brachmonat / welchen ein schüppichter
samen folget / dem Pimpernellen-samen ähnlich. Dieses Kraut wächßt in bergichten
Wiesen / feuchten / steinichten gründen / umb [768] das Berghauß Kestenburg / die Newenstatt / Benßheim / Heppenheim /
an den Bergstrassen / in beyden Gebürgen des gantzen Rheinstroms / umb Tübingen
oben am Osterberg / und andern vielen orten. Man findet es allhier in den
Muttentzer-Bergmatten gegen Münchenstein. Es hat auch desselben ein kleinere art
/ Filipendula minor, C. B.
II. Rother Steinbrech. Oenanthe Apii folio.
II. Rother Steinbrech. Oenanthe Chaerophylli foliis.
2. Der ander rothe Steinbrech / Oenanthe Apii folio, C. B. Oenanthe sive
Filipendula Monspessulana Apii folio, J. B. komt mit seiner wurtzel mit dem
ersten überein / allein ist sie etwas breiter und quecker. Der stengel wird fast
anderthalb elen hoch. Die blätter sind kleiner und schmäler als an dem ersten /
den Blättern des Bertrams oder des Eppichs ähnlich. Am gipffel des stengels
gewinnet er viel kleine wiesse blumen wie krönlein. Es wächßt in grasichten
gründen / auff den büheln / an sonn-reichen orten / und ist nicht so sehr gemein
als der erste.
3. Der dritte rothe Steinbrech / Oenanthe Chaerophylli foliis, C. B. succo
viroso, Cicutae facie, J. B. Filipendula Cicutae facie Lobelii, Ger. überkomt
wurtzeln wie die vorigen / allein sind sie etwas grösser und länger. Die stengel
vergleichen sich mit der andern. Die blätter werden dem Schirling ähnlich. Seine
weisse blümlein wachsen auch auff ihren schatt-hüttlein. In Italien wächßt er an
lustigen orten / und auff den Bergen von sich selbst / bey uns zielet man ihne
in den Gärten.
4. Der rothe Wasser-Steinbrech / Oenanthe aquatica, C. B. Oenanthe, sive
Filipendula aquatica, J. B. hat zwey oder drey lange wurtzeln / und daneben viel
dünne würtzelein /
Rother Wasser-Steinbrech. Oenanthe aquatica.
die zwischen den grösseren und einem haupt herauß wachsen / und am geschmack
bitterlicht sind. Von dem haupt der wurtzelen wachsen herfür / dicke / fette /
hohlkälichte und elen-hohe stengel. Unden neben den stengein kommen herfür die
understen blätter / so sich den blättern des Wüterichs vergleichen / welche aber
am stengel herauff wachsen / haben eine gleichheit mit der Rauten / außgenommen
daß sie schmäler sind. Auff dem gipffel der stengeln gewinnet er weisse gekronte
blümlein / darauff folget der same / so dem Schirling-samen ähnlich ist. Er
wächßt an sumpfichten orten neben den pfülen und fliessenden wassern / allhier
auff den sumpfichten matten zu Michelfelden. Er gibt ein geruch wie der
Wasser-Eppich von sich.
Eigenschafft.
Die wurtzel und blätter des ersten und letzten rothen Steinbrechs führen ein
bitteres / groblichtes / alkalisches / mit vielen irrdischen / und wenig
ölichten theilgen vermischtes scharffes Saltz bey sich / dadurch sie die krafft
haben zu erdünnern / gelind zusammen zu ziehen / zu wärmen / zu tröcknen / Harn
/ Grieß und Nieren-schleim außzutreiben / Verstopffung der Drüsen / der Leber
und Miltz zu eröffnen.
Gebrauch.
Die wurtzel dieses Krauts in halb Wein / halb Wasser gesotten / auch nach
belieben Peonien- oder Baninien-wurtzel darzu gethan / und davon alle morgen und
abend ein (Fallende Sucht.) glaßvoll getruncken
/ vertreibet die fallende Sucht. Gleiche würckung hat das Pulver der gedörrten
wurtzel / auff 40. gran schwer offt und viel eingenommen. Von obigem Tranck
täglich ein paar mahl sechs biß acht [769] (Verstandener Harn / Schleim und Sand der Nieren
Kröpffe.) loth getruncken / treibt den verstandenen Harn / reiniget
die Nieren / Harngäng und Blasen von allem Schleim und Sand / vertheilet auch
die Kröpff.
CAPUT LI.
Erdcastanien. Bulbocastanum.
(1. Erdeastanien.)
(2. Ein junges würtzelein.)
(3. Ein alte wurtzel.)
(4. Blumen und Same)
Namen.
ERdcastanien heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Bulbocastanum, Balanocastanum, Agriocastanum, Castanea terrae,
Castanea porcina, Nucula terrestris, Bulbocastanum folio Apii, C. B. Oenanthe
prima Matthioli. Englisch / Karthches-nut / Kepper-nut. Niderländisch /
Aerdaecker / Aerdnoot. In Teutscher Sprach nennet man sie auch Erdkesten und
Schäffersnüß.
Gestalt.
Die Erdcastanien überkomt ein grosse / runde wurtzel / so sich der
Erdschäuben-wurtzel vergleichet / allein ist sie uneben und eckiger / außwendig
graw-schwartz / und inwendig voller marck / eines süssen und nicht unlieblichen
geschmacks. Die blätter sind schmal und tieff zerschnitten / unden herumb etwas
dem Coriander ähnlich / und oben auß kleiner. Die stengel wachsen anderthalb
spannen hoch. Im Augstmonat erscheinen ihre weisse blumen auff kronen wie am
Dillkraut / denen folget der schwartzgrüne / wolriechende same nach / welcher
kleiner ist als der Aniß. Dieses Gewächs findet man hin und wider in Teutschland
auff den äckern / feldern und in den Weingärten / sonderlich aber in Burgund /
dem Elsas / in Franckreich / in der Chur-Pfaltz bey der Statt Odenheim auff St.
Petersberg; es wächßt auch viel in Engelland und Niderland / liebet einen festen
und fetten grund.
Eigenschafft.
Die Erdcastanien ist warmer und trockner Natur: führet ein nahrhafftes / mit
flüchtigem balsamischem Saltz angefülltes süßlichtes fleisch bey sich / und hat
also die eigenschafft viel und gute nahrung zu geben / den Samen zu mehren / und
zu ehlichen wercken zu reitzen.
Gebrauch.
Die Erdcastanien werden von den Bauren rohe geessen / sie sind aber anmüthiger /
so man sie in der aschen bratet / und mit Saltz isset.
Die Schwein fressen sie gar gern / und werden auch fett davon / derowegen man sie
Säu-castanien nennet.
CAPUT LII.
Grosse Dürrwurtz. Conyza major.
Namen.
Dürrwurtz / Hundsaug heißt Grieschisch / [Greek
words]. Lateinisch / Conyza, Cunilago, Pulicaria. Italiänisch /
Conyza, Pulicaria. Frantzösisch / Herbe des puces. Spanisch / Yerva de las
pulgas. Englisch / Fleabane. Dänisch / Tordenurt / Troldurt. Niderländisch /
Coniza.
Geschlecht und Gestalt.
I. Die gemeine grosse Dürrwurtz / Conyza mas Theophr. major Dioscoridis, C. B.
major Monspeliensis odorata, J. B. wächßt biß über elen hoch / mit einem
rauch-haarigen / holtzichten / steiffen / ästigen stengel / die blätter
vergleichen sich den Oliven-blättern / sind doch grösser / rauch und fett /
zollbreit / und biß 3. zoll lang. Sie bringt rothgelbe / geährte / und
wohlriechende Blumen / so dahin fliegen / die wurtzel ist holtzicht. In grosser
menge findet man sie an der Donaw / bey Re [770] genspurg / allhier wächßt sie in den Hecken bey
Michelfelden. Die wurtzel ist dick / zasicht / und daurhafft / das gantze Kraut
hat ein klebichten safft / und riecht strack.
Die kleine Dürrwurtz. Conyza minor.
2. Die kleine Dürrwurtz / Conyza minor vera, J. B. foemina Theophrasti, minor
Dioscoridis, C. B. hat einen kürtzeren / zärteren / und grünen stengel / bringt
dünnere und schmälere blätter / trägt gelblichte Blumen wie runde kügelein / so
auch davon fliegen. Die wurtzel ist mit haaringen faselen behengt / sie wächßt
in feuchten gruben bey den Aeckeren. Diese wird in Teutschland meistentheils zur
Artzney gebraucht / blühet im Augstmonat.
3. Die mitlere Dürrwurtz / Conyza media Asteris flore luteo, vel tertia
Dioscoridis, C. B. media Matthioli flore magno luteo, humidis locis proveniens,
J. B. überkomt ein zasichte wurtzel / auß welcher fast anderthalb elen hohe /
dickere und weichere stengel herfür wachsen. Die blätter sind gegen der ersten
und anderen mittelmässig / sie stehen ohne ordnung umb den stengel / und
vergleichen sich der Müntzen. Sie trägt oben an den zweiglein runde goldgelbe
Blumen / eines schweren / doch nicht unlieblichen / geruchs / welche endlich zu
einer flüchtigen wollen werden. Wächßt an feuchten orten / allhier findet man
sie bey Michelfelden. Sie wird auch Goldwurtz genennet.
4. Die Wiesen-Dürrwurtz / Conya palustris, serratifolia, C. B. bekommet auß ihrer
dünnen wurtzel einen rothen stengel / welcher mit schmalen blättern bekleidet
wird / so etwas haaricht / ein wenig gekerfft / und in ein spitz außgehen / oben
tragen etliche ästlein grosse gelbe Blumen wie die vorigen. Sie wächßt auff den
feuchten Matten oder Wiesen.
Die mittlere Dürrwurtz. Conyza media.
Die Wiesen-Dürrwurtz. Conyza palustris.
5. Die Oesterreichische Dürrwurtz / Conyza Austriaca 3. Clus. Ger. Pannonica
lanuginosa, C. B. überkomt gerade / feste und harte stengel / so mit einer
grawen wollen bedeckt / und bißweilen schuh-hoch wachsen / an die sen hangen
lange / weiche / graue und haarige blätter / mit einem langen herfür gehenden
rucken; welche bey der wurtzel sind / haben ein stiel / die aber den oberen
theil des [771] stengels umbfassen / bekommen
ein kurtzen oder keinen stiel: so man die blätter zerreibt / geben sie kein
unlieblichen geruch von sich / an dem geschmack aber sind sie bitter und
scharfflicht. Auff dem gipffel der stengeln / und den nebenzweiglein / sitzen
grosse Blumen / wie am Alant / diese bestehen auß vielen gelben blättlein ohne
geruch / so das mittlere bleiche schäublein umbgeben. Die wurtzel ist lang /
schwartzlicht / daurhafft / am geschmack bitter und scharff; sie kriecht um̅her / bißweilen wirfft sie bey dem ursprung der stengel viel
weisse zaselen allenthalben von sich. Sie wächßt an trockenen / dürren / und
zasichten orten / nicht weit von Wien umb Baden in Oestereich.
6. Die himmelblawe Dürrwurtz / Conyza coerulea acris, C. B. Senecio, sive
Erigeron coeruleum aliis Conyza coerulea, J. B. hat ein zasichte und
zerspreirete wurtzel / auß welcher ein zimlicher dicker stengel herfür kom / an
deme schmale zweiglein entspringen / so mit wenig blättlein besetzet sind. Die
himmelblawen blümlein werden länglicht / so in ein weiß oder röhtlicht flughaar
außgehen. Dises kleine Gewächs änderet sich an den blättern / denn etliche
bringen kürtzere und breitere / andere aber längere und schmälere blätter:
ferners wächßt eine auffrecht / die andere kriechend.
7. Die grosse Alpen-Dürrwurtz / Conyza Alpina coerulea major, C. B. bekommet auß
ihrer holtzichten wurtzel einen dicken / rauchen und spannen-langen stengel /
welcher bald in drey neben-zweiglein / und deren etliche in stiel zertheilt
werden: umb den stengel wachsen wenig haarige / rauche und dicke blätter /
welche drey oder vier zoll lang / ein zoll schmäler / und mit etlichen nerven
underschieden sind: auff jedem stiel sitzt ein himmelbawe blum / welche
gleicherweiß wie die vorige davon fliegt. Sie wächßt auff St. Bernhards-berg.
8. Die kleine Alpen-Dürrwurtz / Conyza coerulea Alpina minor, C. B. ist ein
dünnes und etwas haariges kräutlein / so einer halben spannen hoch / und zu
zeiten höher wird / es hat ein schwartze zasichte wurtzel / und einen runden
rahnen stengel / auff welchem auch ein einige himmelblawe blume sitzet / der
vorhergehenden zwar ähnlich / aber drey mahl kleiner / und mit vielen düpfflein
begabet / so hernach wie eine wolle davon fliegt. Es hat bey der wurtzel viel
schmale / bleich-grüne / drey zoll lange / und mit stielen begabte blättlein /
under welchen die kürtzeren den stengel umbgeben. Man findts auff dem
Gotthards-berg.
Eigenschafft.
Die Dür???wurtz führen ein scharffes / mit hartz-ölichten theilgen vermischtes
saltz / und sind warm und trocken im dritten grad: eröffnen / erdünneren /
zertheilen / treiben durch den Harn / säuberen und heilen; vertreiben die Flöhe
und Wantzen.
Gebrauch.
Castor Durantes berichtet in seinem Kräuterbuch im 269. blat / wenn die Geissen
von dem Kraut der Dürrwurtz essen / müssen sie davon sterben.
(Versteckter Harn / sand und Grieß / schleim in den
Nieren und blasen hinderstel. lige monatliche reinigung der weiber)
Das auß der Dürrwurtz destillierte wasser / auff drey oder vier loth getrúncken
/ treibet den Harn / Sand und Grieß fort / reiniget die Nieren und Blasen von
allem schleim / und bringet den Frawen ihre monatliche Reinigung wider.
CAPUT LIII.
Vnserer Frawen Handschuh. Baccharis.
Namen.
INser Frawen Handschuh / Groß Dürrwurtz / Baccharis / heißt Grieschisch /
[Greek words]. Lateinisch / Baccharis.
Conyza major vulgaris. C. B. major Matthioli, Baccharis quibusdam, J. B.
Englisch / Great Fleabane / Ploumans Spicenard.
Gestalt.
Groß Dürrwurtz hat viel zerstrewte / nicht neff die Erden dringende / holtzichte
/ zerbrüchliche / bitter-scharffe / nach Zimmet riechende wurtzen / davon die
weiß-wollichten / steiffen / rauchen / gestriemten / schwartz purpurrichten
stengel biß zwey oder mehr elen hoch auffsteigen; und hin und her ablang-breite
/ weich-wollichte / etwas an dem rand zerkerffte / scharff-bittere / und
starcklicht-riechende blätter / also bekleidet / daß sie den stengel ohne stiel
umbfassen Auf dem gipffel der stengeln erscheinen viel übelriechende / gelbe /
flughaarige blümlein / und demnach auch kleine / ablange / schwartzbraune samen
/ in dem Hew- und Augstmonat. Wächßt auff rauchen und harten Felderen.
Eigenschafft.
Dieß Kraut hat ein scharfflicht / aromatisches saltz / neben irrdischen / rauchen
theilgen bey sich / und also die Eigenschafft zu eröffnen / zu erdünneren / die
Monatzeit und todte Frucht zu treiben / den Athem zu erleichteren / de Harn zu
beförderen / zu wärmen ond zu tröcknen. Das pulver von dem dürren kraut und
wurtzen / ziehet auch ein wenig zusammen. Man gebraucht die wurtzel / so in dem
Mäy eingesamlet / und gedörrt wird.
Gebrauch.
(Schlangëbiß / Engbrüstigkeit / Monatzeit
Husten.) Diese wurtzel in Wein gesotten / und davon offt getruncken /
verhütet alle gefahr von dem Schlangen-biß; macht den Engbrüstigen einen weiten
Athem / treibet die Monatzeit der Weibern / befürderet den Außwurff / und
stillet den Husten.
Die Alten haben darfür gehalten / dieses Kraut seye dienlich wider die Zauberey /
und mache die bösen Zungen kraffiloß / dahero Virgilius des Burgermeisters
Asimii Pollionis Sohn also glückwünscht:
At tibi prima Puer nullo munuscula cultu,
Erranteis Hederas passim cum Baccare tellus,
Mista???ue ridenti colocasia fundet Acantho.
Vor dir / ô werthes Kind / die schönen Kräuter gaben
Das Erdreich schüttet auß / so grosse Tugend haben /
|| [772]
Das kriechende Ephew / den weichen Bären-klaw /
Den riechenden Bacchar auff ungebawter Aw.
Und Ecclogâ VII. spricht er
- - - - Baccare frontem
Cingite, ne vati noceat mala lingua futuro.
Umbringe mit Bacchar des jungen Dichters Haar /
Damie die Lästerzung verschone seiner gar.
CAPUT LIV.
Gelbe Nägel-Veiel. Leucojum luteum.
Namen
DIe gelbe Nägel-Veiel / oder gelbe Veiel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Viola lutea, Leucojum
luteum, Leucojum aureum, Chairi, Flos Chairi. Italiänisch / Viola gialla.
Frantzösisch / Girofle jaune, Violette jaune. Spanisch / Violeta amarilla.
Englisch / Walle gyllofer. Dänisch / Gulfiolitter. Niderländisch / Geel vioole.
Geschlecht und Gestalt.
Die gelbe Nägel-veiel / Leucojum luteum vulgare, C. B. Luteum vulgo cheiri, flore
simplici, J. B. wächßt wie ein kleines bäumlein / hat viel ästlein mit
länglichten / schmalen und graw-schwartzen blättern besetzt / oben an den
ästlein bekomt es viel beysammen stehende knöpfflein / auß welchen die schöne
liebliche Blümlein / je mit vier blätlein entspringen / welche wenn sie abfallen
/ kom̅en hernach länglichte dünne schöttlein / fast eines Fingers
lang / in welchen der runde / breite und gelbe samen verschlossen ligt. Die
wurtzel ist gar holtzicht und zertheilt / stehet nicht tieff in der Erden. Die
gelbe Veieln wachsen gern / wo man sie hinpflantzet / am liebsten aber auf den
Mauren und Gebäuen. Zu Cölln am Rhein findet man sie allenthalben auff den
Mauren / auß den Fugen der Steinen herfür wachsen. Allhier zu Basel kommen sie
auff vielen Tächern herfür.
Es ist noch ein Geschlecht der gelben Veieln / diesem gantz gleich / allein daß
seine blumen vielmehr blätter haben / daher es auch gefüllt gelb Veiel /
Leucojum luteum flore pleno, J. B. genennet wird: Es bringet keinen samen /
sondern muß von den jungen zweiglein gepflantzet werden. Man zielet sie von
wegen der schönen Gestalt in den Lustgärten / blühen im angehenden Mäyen / fast
biß auff den Winter. Petrus Pena und Matthias Lobelius in Advers. nov. Stirp. p.
m. 140. berichten / daß sie zu ihrer zeit noch auff den H. Weynacht-tag geblüht
habe.
2. Die grosse Eystettische gelbe Veiel / Leucojum luteum magno flore, C. B. ist
die Königin über alle. Der stengel wird bißweilen anderthalb elen hoch / an
welchem gläntzende / schwartz-grüne blätter herfür kommen / die sind viel
breiter und spitziger / als an allen andern Veieln / auff mancherley weiß
zusammen gewunden / und an dem oberen theil gleichsam mit düsselen überzogen.
Auf den gipffeln des stengels erscheinen goldgelbe / wohlriechende blumen / so
breiter als ein Philippinischer thaler werden / sie wird in dem Fürstlichen
Eystettischen Lustgarten / wie auch anjetzo in vielen Gärten angetroffen.
3. Die wilde gelbe Nägel-Veiel mit des Habichs-kraut blättern / Leucojum luteum
sylvestre Hieracifolium, C. B. hat ein dick und weißlichte wurtzel / so in
ablange / haarige faseln außgehet / umb welche viel blätter bey der erden sich
außbreiten / die sind länglicht / etwas rauch / und in dem Sommer wie das
Habichkraut zerspalten: an dem gestriemten / graulichten und schuh-hohen stengel
werden sie ablang / breitlicht / bleich-grün / gekerfft / rauchlicht / und
stehen wechselweiß gegen einander über / der gröste theil des stengels
erscheinet im vollem blust / die blumen sind gelb und vierblättig / kleiner als
an der gemeinen gelben Veiel / und mit langen stielen begabet / welchen 3. zol
lange / und enge schotten nachfolgen / so oben auff beyden seiten sich ein wenig
zuruck neigen. Sie wächßt auff dem Schwartzwald bey Newstatt.
4. Die wilde Berg-Veiel mit schmalen blättern / Leucojum luteum sylvestre
angustifolium, C. B. überkommet bey ihrer wurtzel viel grüne blätter / so sich
mit der gemeinen gelben Veiel vergleichen / sie sind jedoch schmäler / und eines
bitteren geschmacks / zwischen denen ein / und bißweilen mehr gestriemte stengel
herfür schiessen / die schuhshoch und auch höher wachsen / daran viel
vierblättige blumen erscheinen / so der gemeinen Nägel-Veiel ahnlich werden /
sind aber kleiner / und nicht so wolriechend / denen lange hörnlein voll glatten
samens nachfolgen. Die wurtzel ist lana / weiß / und mit vielen dünnen zaseln
begabet. Sie wächßt auff den bergen bey Baden in Oesterreich und auff dem
Leutenberg.
|| [773]
Eigenschafft.
Die blumen der gelben Nägel-Veyeln sind mit einem balsamischen / milt-flüchtigen
/ saltzichten öl begabet / und haben also die eigenschafft zu wärmen / zu
tröcknen / die Haupt-flüsse zu zertheilen / das Hertz zu stärcken / Schmertzen
zu stillen / zu erweichen / zu zertheilen / zu säubern / zu heilen / die
monatliche Reinigung zu befürdern / die Leibsfrucht und das Nachbürdlein
abzutreiben.
Gebrauch.
(Haupt-un̅ Schlagflüsse.) Diese
Nägel-Veieln werden füglich under alle die Artzneyen / so da wider die
Schlagflüsse dienen / mitgenommen. Man kan auch also eine Essentz mit
Kirschen-Brantenwein davon außziehen / und auff 15. biß 20. tropffen davon offt
in Wein wider die Flüsse einnehmen.
(Versteckte monatliche reinigung der Weiber) Wider
die versteckte monatliche Reinigung der Weiber. Nim Alant-wurtzel / Calmuß /
Entzian-wurtzel jedes ein loth / Beyfuß-kraut / Roßmarin / weissen Andorn /
gelbe Nägel-Veielblumen jedes ein kleine handvoll / Lorbeer ein halb loth /
Zimmet und Saffran / jedes ein quintlein. Zerschneide alles / und binde es in
ein säcklein / schütte darüber zwey maß alten weissen Wein / lasse es vier und
zwantzig stund stehen / alsdenn trincke man alle morgen nüchter ein glaßvoll
davon.
Schwangere Weiber solle sich vor den gelben Nägel-Veieln hüten / denn sie die
Leibs-frucht abtreiben.
(Schwache erkaltete Glieder un̅ Mutter /
Schlag.) Die in den Apothecken zubereitete Conserva Cheiri, oder der
gelbe Nägel-Veieln Zucker / stärcket und erwärmet die schwachen und erkalteien
Glieder des Leibs / insonderheit aber die Mutter / und bewahret für dem
Schlagfluß.
(Auffsteigen der Mutter schwere kindsnöth.) Das
gelde Nägel-Veiel-öl wehret dem Auffsteigen der Mutter / und befürdert die
Geburt in den Kinds-nöthen / so man den undern Leib warmlicht mit ansalbet daher
die Hebammen jeder zeit dieses Oel bey handen haben sollen. Dieß Oel stillet
auch den (Darmgicht) jungen Kindern die Darmgicht
/ so man ihnen das bäuchlein warmlicht darmit ansalbet.
(Kaltes Haupt und Mutter / versteckte monatliche
reinigung der Weiber todte f: ucht zuruck bleibende Affter- oder Nachgeburt
/ Schlag / verlohrne Sprach.) Das destillierte gelbe
Nägel-Veieln-wasser stärcket und erwärmet das kalte Haupt und die Mutter /
befürderet die versteckte monatliche Reinigung der Weiber / die todte Frucht und
Affter- oder Nachgeburt gewaltiglich / verhütet den Schlag / und bringet wider
die verlohrne Sprach / man kan davon nach belieben ein paar loth trincken.
Weisse und braun-rother Nägel-Veiel. Leucojum album & purpureum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die weisse Nägel-Veiel / Leucojum incanum majus, C. B. hyemale & diu
durans, purpureum, roseum, ac etiam album, J. B. hat ihren namen bekommen /
nicht von ihren blumen / denn sie nicht allezeit weisse trägt / sonderen dieweil
sie grawe oder aschen-farbe blätter hat. Der stengel wird hart / gerad / ästig /
rund / und zwey oder drey schuh hoch. Ihre blätter sind länglicht / weiß / weich
und
Weisse und braun-rothe Nägel-Veiel. Leucojum album & purpureum.
haarig / wie das Wollkraut. Auff dem obersten theil der stengeln erscheinen im
Frühlig vier-blättige Blumen / gemeintglich schneeweiß / und zu zeiten
aschen-farb / denen schmale und länglichte schöttlein nachfolgen / darinn der
breite und rothe same liget / die wurtzel ist lang / starck / weiß / scharff und
etwas zaßlicht.
2. Ein kleinere art wird in den Gärten angetroffen / so im ersten Jahr vom samen
auffgehet / und ihre blumen im Brach- oder Hewmonat herfür bringet / sie ist in
allem kleiner / riechet wohl / und leidet keine frost / derohalben so bald der
same zeitig wird / verdirbt der stock mit einander / dahero muß man den samen
vor dem Winter auff heben / und sie alle Jahr gegen dem Frühling erneweren:
Leucojum incanum minus, C. B. aestivum flore purpureo & roseo ac albo,
J. B.
3. Die weisse überauß wohlriechende Veiel / Leucojum album odoratissimum folio
viridi, C. B. hyemale, diu durans, flore albo, folio viridi & livido
glabro, J. B. hat ein zerspaltene wurtzel / der stengel wird grün-ästig und
bißweilen kleinen fingers dick / die blätter sind dick / grün / gläntzend / und
den gemeinen gelben Nägel-Veilen ähnlich. Ihre Blumen erscheinen weiß /
vierblättig / und riechen insonderheit gegen Abend trefflich wohl / dahero man
sie in Teutschland Bisam-Nägelein nennet: Den Blumen folgen lange / dicklichte
und grüne schöttlein nach / welche zwischen dem häutlein ein doppelten samen in
sich halten. Sie bleibt etliche Jahr / so man sie im Winter in dem Keller
auffbehält.
Die braun-rothe Nägel-Veiel / komt mit der gemeinen weissen überein / allein
sind [774] die Blumen braun-roth /
purpur- oder leibfarb / und werden die Blätter auff beyden seiten graulicht.
In dem Eystättischen und vielen andern Lustgärten werden die Nägel-Veieln auch
angetroffen / mit gefüllten rothen / purpurfarben und weissen Blumen. Man findet
auch gescheckte / volle / purpurfarbe und weisse / mit bluts-tröpflein
besprengte Nägel-Veiel; Ferners sihet man weisse / mit rothen oder braunen
streifflein gescheckte Nägel-Veiel.
Breite Meer-Veiel. Leucojum maritimum latifolium.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die breite Meer-Veiel / Leucojum maritimum latifolium, C. B. Hat ein zasichte
und haarige wurtzel / auß welcher etliche ein oder anderthalb spannen hohe
stengel herfür kommen / so sich weit über die blätter erheben. Auff ihrem
gipffel erscheinen blaupurpur-braune blümlein / denen lange und breite
schöttlein nachfolgen / die mitten mit einem zarten häutlein unterschieden / und
ein breiten röthlichten samen in sich halten. Die blätter sind lang / breit /
dick / weich / grünlicht und gekerfft. Sie wächßt am Gestad des Meers / und wird
in Holland in die Gärten gepflantzet.
2. Die grosse braune Meer-Veiel / Leucojum marinum maximum, Park. maritimum
Camerarii, J. B. item, Leucojum maritimum magnum, latifolium, Ejusd. maritimum
sinuato folio, Hat eine länglichte / dicke / und undenauß in viel faseln
zertheilte wurtzel / auß welcher zween oder drey glatte / stengel herfür kommen
/ so mit länglichten / spitzigen und schmalen blättern besetzet / auch in der
mitte wie ein Hacke zerkerfft sind. An den gipffeln der stengeln erscheinen
braune Blumen / welchen ihre schöttlein wie an den vorigen nachfolgen. Sie
wächßt an dem Ufer des Mittelländischen Meers in Spanien und Franckreich / allda
auch ein kleinere Art gefunden wird. Man zielet sie in Niderland in den Gärten.
Weisse dreyblättige Mertzen-Viol. Leucojum bulbosum triphyllon.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die weisse dreyblättige Mertzen-Viol / Leucojum bulbosum minus triphyllon, J.
B. Trifolium minus, C. B. hat eine kleine / auß vielen weissen /
bitter-scharfflichten / und schleimig-schmäckenden häutlein bestehende Zwibeln:
davon nur ein eckichter / dünner / holer / nackender stengel spannen-hoch
auffsteiget / welcher biß an die helffte samt den blättern in einer weissen
scheide eingeschlossen ist. Die zwey dabey erscheinenden / bleich-grünen /
langen Lauch-blätter begleiten den stengel nahe biß an den gipffel / auff
welchem an einem langen / mit einem scheidlein umbgebenen stiel ein einige / auß
drey milch-weissen / länglichten blättlein bestehende blume erscheinet / welche
inwendig annoch drey kleinere / kürtzere / schmälere und rauchere blättlein /
neben sechs gelben fädemlein / oder köpfflein / und einen weissen stiel hat.
Auff die blum folget ein Samen-köpfflein / an gestalt einer Olivengleich /
darinnen ein weisser same sich enthält. Die Wurtzel und das Kraut geben einen
unlieblichen geruch von sich / die blumen aber wenig oder keinen. Blühet im
Hornung oder Mertzen. Wächßt überall auff vielen Matten / und wird auch in die
Gärten gepflantzet.
2. Die weisse viel-blättige Mertzen-blum / Leucojum bulbosum hexaphyllum cum
unico flore, rariùs bino, J. B. bulbosum vulgare, C. B. ist dem vorigen
Geschlecht an gestalt durchauß gleich; bekomt aber etwan mehr blätter / offt
auch zwey weisse / sechs- oder sieben-blät [775] tige
Weisse viel-blättige Mertzen-blum.
Leucojum bulbosum hexaphyllon.
Glocken-blumen; welche einen geringen nicht unlieblichen geruch von sich geben /
und ein biren-formiges samen-schöttlein nach sich bringen / darinnen ein
weißgelber / ablanger / harter samen außwächßt.
CAPUT LV.
Zahm Scharlachkraut. Horminum sativum.
Namen.
SCharlachkraut / Scharley / wilde Salbeyen / heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Horminum, Sclarea,
Gallitrichum, Scarlea, Centrum galli, Orvala. Italiänisch / Hormino, Sclarea.
Frantzösisch / Orvale. Englisch / Clary. Dänisch / Skarleye / Skarlager /
Graakuse. Niderländisch / Scharleye.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das zahme Scharlachkraut / Horminum sativum, C. B. comâ purpureo-violaceâ, J.
B. vergleicht sich dem Andorn mit seinen blättern / allein sind sie etwas
grösser / und ein wenig rauch. Der stengel wird viereckicht / und einer halben
elen hoch. Die purpurfarben blumen schlieffen / ein Gesetz über das andere /
zwischen den blättern an dem stengel herfür / denen ein schwartzer / länglichter
same in kleinen hülßlein nachfolget / welche untersich gegen der wurtzel hangen
/ so holtzicht / dick und zaßlicht ist. Es wächßt häuffig in Apulien / Illyrien
und gantz Griechenland / wird auch in Teutschland in die Gärten gepflantzet.
Wild Scharlachkraut mit Salbeyblättern. Horminum sylvestre foliis Salviae.
2. Das wilde Scharlachkraut / Horminum sylvestre foliis Salviae, Horminum
pratense foliis serratis, C. B. Gallitrichum sylvestre vulgò, s. sylvestris
Sclaraea, flore purpureo, coeruleove magno, J. B. bringet blätter / so der
Salbey ähnlich sind. Der stengel ist rauch / haarig / gestriemt / viereckicht /
und anderthalb schuh hoch. Die blumen erscheinen himmelblau mit purpur-braun
vermischt. Der runde / schwartz-braune samen ligt in seinem schöttlein / die
neigen sich gegen der erden. Man nennet es auch wilde Sal [776] bey. Es wächßt in Teutschland
/ Franckreich und durchgehends auff den matten.
Wolriechend Scharlachkraut. Horminum Sclaraea dictum.
3. Das wolriechend Scharlachkraut / Horminum Sclaraea dictum, C. B. sativum
vulgare s. Sclaraea, Park. Gallitrichum sativum, J. B. Uberkomt grössere und
breitere blätter als das zahme / werden darzu etwas rauch / krauß /
aschenfarb-grün. Der stengel ist dicker / haarig / starck / viereckicht / über
elenhoch. Mitten an vom stengel entspringen viel zweiglein mit geährten /
weiß-blauen und wolriechenden blumen / darauß die schöttlein wachsen / darinnen
steckt schwartzer runder und durchscheinender same. Die wurtzel ist
schwartzlicht / zerspalten / und gehet nicht tieff in das erdreich. Es wächßt an
dürren und ungebauten orten / etwan auch auff den Mauren / wird wegen seines
lieblichen geruchs in die Lustgärten gepflantzet / darinnen es denn hoch
auffwächßt.
4. Das Eyrisch Scharlachkraut / Horminum Syriacum, C. B. Gallitrichum exoticum
flore magno albo, J. B. Hat einen viereckichten stengel mit subtilen Haaren /
welcher sich in Neben-zincklein zertheilet / und höher als ein elen wächßt. Die
undern blätter sind rauchlicht / gefaltet / einer spannen lang und breit / die
obern aber werden schmal / länglicht und glatt. Die blumen erscheinen weiß / ein
gesätze über das ander. Der graue / kleine same ligt in seinem hülßlein / ist
mit rothen ripplein begabet / auch hin und wider mit schwartzen linien
besprenat. Er gibt keinen geruch von sich / und schmeltzet unter der Zungen wie
der Basilien-samen / aber das kraut / welches von dem samen leichtlich wächßt /
wenn es seine blumen trägt / gibt einen lieblichen / und der Basilien umb etwas
ähnlichen geruch von sich. Bernhardus Paludanus hat es im Jahr 1578. auß Syrien
gebracht / von welchem es Camerarius empfangen / und zu Nürenberg in seinem
Garten gepflantzet. Es wird auch in dem Fürstlichen Eystättischen Lustgarten
angetroffen.
5. Das gelbe Scharlachkraut / Horminum luteum glutinosum, C. B. Galeopsis
species, lutea, viscîda, odorata, nemorensis, J. B. Hat viereckichte und etwas
haarige stengel. Die blätter sind klebicht / und am umbkreiß wie eine Sägen
gekerfft. Die blumen erscheinen gelb / der samen wird schwartzlicht / die
wurtzel ist daurhafft / zaßlicht / und bleibet viel Jahr. Es wächßt in Italien
auff den Tridentinischen Alp-gebürgen / dahero es auch Italiänisch oder
Tridentinisch Scharlachkraut genennet wird. Man findet es allhier auff dem
Muttentzer-berg. In Holland pflantzt man es an etlichen orten in die Gärten. Es
wird in Ungarn auff allen Hügeln und Bergen angetroffen. Wächßt auch hin und
wider in Oesterreich / dahero es auch in dem Eystättischen Lustgarten gezielet
worden. Es gibt ein geruch wie der Kampfer von sich. Sein außgetruckter Safft
reiniget die faulen bösen schäden und bewahret sie vor dem kalten brand.
6. Das Oesterreichische Scharlachkraut / Horminum sylvestre salviaefolium minus,
C. B. Gallitrichum glabrum folio Salviae flore purpureo, J. B. Hat eine grosse
daurhaffte und daumens-dicke wurtzel / so mit einer schwartzen Rinden überzogen
ist / und alle jahr neue schoß herfür bringet / auß welcher etliche /
viereckichte / starcke / gestriemte / und etwas haarige stengel entspringen /
die bißweilen elen-hoch wachsen. Seine blätter werden groß / haarig / gespitzt /
runtzlicht / und am umbkreiß wie ein sägen gekerfft. Die nebenzweiglein sind mit
purpurfarben Blumen würtelweiß biß oben auß gezieret / dahero sie sich einer
gebogenë oder schwanckenden ähre vergleichen. Der kleine schwartze samen ligt in
seinem hülßlein / es blühet im Brachmonat. Man findets hin und wider an den
strassen umb Wien in Oestereich / wie auch auff den Berg-Matten / bey den
berühmten Klösteren Maria-zell und H. Creutz / und anderen bergichten orten in
Oestereich und Steyrmarck.
7. Das Wiesen-Scharlachkraut / Horminum sylvestre majus foliis profundiùs
incisis, C. B. Gallitrichum sylvestre comâ virescente, J. B. hat kleinere
stengel alß das fünfte / sie sind jedoch auch viereckicht und haarig. Die
blätter werden auch kleiner / ablang / und tieffer zerschnitten. Die
wohlriechende blumen erscheinen himmelblaw / und zu zeiten weiß oder leibfarb.
Seine zeitigen schötlein schwancken nidsich / und halten ein schwartzen samen in
sich / die wurtzeln sind schwartz und zaßlicht. Es wächßt in Teutschland auff
den trockenen Wiesen / in Böhmen wird es häuffig auff den grasichten büheln und
am rand der äckeren gefunden.
8. Das Candische Scharlach-kraut / Horminum minus supinum Creticum, Park. C. B.
Gallitrichum flore minimo albo, J. B. hat ein schuh-hohen / haarigen / und
viereckichten [777] stengel / der ist
selten in neben zincklein zertheilt / seine wenige blätter sind umb etwas haarig
/ daumens-breit und drey zoll lang / bißweilen gefaltet / zu zeiten aber
insonderheit die undere / in tieffe kerffe zerschnitten. Es trägt rings umb den
stengel wenig weisse blume wie ein lang und gebogen ähre / darauff folget ein
schwartzer same nach. Es wächßt in der Insul Candien.
9. Das Pirenäische Scharlachkraut / Horminum Pyrenaicum minus album Betonicae
facie, C. B. bekomt auß seiner holtzichten / schwartzen und zaßlichten wurtzel /
ein runden und haarigen stengel / der nicht gar spannen hoch / und bißweilen
doppelt wird. Es hat wenig dicke / wollichte und gekerffte blätter / so bey der
wurtzel rund / und mit langen stielen begabet sind. Den mitleren theil des
stengels umbgeben zwey der Betonien ähnliche blätter / sind aber dicker und
kürtzer / auch werden ihnen zwey kleine köpfflein undergelegt / es trägt weisse
geährte Blumen wie die Betonien: Man findets auff den hohen Pirenäischen Bergen
/ die gegen Spanien ligen.
Eigenschafft.
Das Scharlachkraut / sonderlich das wolriechende / so man in den Gärten pflantzet
/ führet in seinen blumen und blätteren ein flüchtiges / balsamisches / miltes /
mit irrdischen groblichten theilgen vermischtes saltz / und hat dadurch die
Eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / zu zertheilen / das Haupt /
Nerven / Magen / Hertz und Mutter zu stärcken / das saure / versaltzene Geblüt
zu versüssen un̅ zu verbesseren / Wunden und Schäden zu heilen und
zu säubern. Man muß es im Brach- und Heumonat samlen.
Gebrauch.
Das gedörrte Kraut zu pulver gestossen und davon in die Nase geschnupfft / ziehet
(Hauptflüß.) den Rotz herauß / und reiniget
das Gehirn von Flüssen; macht ein wenig niessen.
Die frisch grünen blätter pflegt man in (Nieren
verschleimung.) Butter mit Eyeren vermengt zu bachen / gibt anmuthige
Küchlein ab / welche die Nieren reinigen und stärcken / auch zur geilheit
reitzen sollen.
Der schleim auß dem samen dieses krauts (Augen
entzündung / röthe und schmertz.) mit Rosen-wasser außgezogen /
hernach mit Fenchel-wasser vermischt / und warm mit tüchlein über die Augen
geschlagen / benimt deroselben entzündung / röthe / und schmertzen.
Das Kraut in wasser zu einem Bad gekocht / (Schleim der
Mutter / weisserfluß / versteckte monatliche reinigung
unfruchtbarkeit.) und solches gebraucht / stärcket und reiniget die Mutter
von allem kaltem schleim / vertreibt den weissen fluß / bringt die Monatliche
Reinigung / macht fruchtbar / und säuberet die Nieren.
Man kan auch eine Essentz mit Brantenwein auß diesem Kraut ziehen / welche in
allen oberzehlten Kranckheiten gut ist / 20. tropffen auff einmahl davon
genommen.
So man das Scharlachkraut in ein Faß voll rothen Wein hencket / gibt es dem Wein
einen angenehmen Mußcateller-geschmack. Er wärmet und stärcket das kalte Haupt
(Kaltes haupt / blöder magë / weisser
Weiberfluß.) und den blöden Magen / und nimt hinweg den weissen Fluß der
Weiber. So man aber ihne zu viel braucht / bringt er Hauptweh.
Fabricius Hildanus, Ambrosius Paraeus und Antonius Mizaldus vermelden / so man
den zahmen Scharlachkrauts-samen in die Augenwinckel schiebet / führe es mit
hinauß / was in das Aug gefallen ist.
CAPUT LVI.
Gemeine todte Nessel. Galeopsis, s. Urtica mortua.
Namen.
TOdte oder Taube Nessel heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Galiopsis, Urtica mortua, Urtica iners, Lamium,
Urtica innoxia. Italiänisch / Ortica morta. Frantzösisch / Ortie morte, Ortie ne
piquant point. Spanisch / Ortiga muerta. Englisch / Netle Dead. Dänisch /
Doednelde / Doffnelde / blinde Nelde. Niderländisch / Doode Netel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der Todten Nessel / Lamium purpureum foetidum folio
subrotundo, sive Galiopsis Dioscoridis, C. B. Galeopsis s. Urtica iners folio
& flore minore, J. B. vergleicht sich mit ihren blätteren der brennenden
Nessel / sind jedoch kleiner / ringsumbher zerkerbt / auch etwas weisser / und
brennen nicht. Der stengel ist viereckicht / mit weissen / gelben oder
purpurbraunen Blumen gezieret / denen ein schwartzer samen nachfolget / die
wurtzel ist zasicht. Das gantze Kraut gibt einen starcken geruch von sich /
wächßt allenthalben an den wegen und bey den zäunen. Man findets grösser und
kleiner / die blum ist gemeiniglich purpurbraun oder roth / selten aber weiß /
gelb oder [778] gesprengt. Es ist noch eine
art / die sich auff den boden neiget / und umb einander kriecht.
2. Das ander Geschlecht der Todten Nessel / Lamium purpureum vel album non
foetens, folio oblongo, C. B. Galeopsis s. Urtica iners, floribus albis, J. B.
hat drey oder vier viereckichte stengel / so schuh / selten aber elen hoch
wachsen / die blätter vergleichen sich der gemeinen Nessel / sind ablang /
werden am umbkreiß gekerfft / weich / wollicht / und brennen nicht. Umb den
stengel stehen neben den blätteren / braun-rothe / gelbe oder weisse Blumen /
würtel-weiß herumb / ein gesätz über dem anderen gläichs-hoch / in stachlichten
hänßlein / welchen ein runder / raucher und schwartzer same nachfolget.
3. Das dritte Geschlecht der Todten Nessel / Lamium maculatum, C. B. Urtica
mortua maculis albis respersa, Col. ist mit ihren viereckichten stengeln und
zerkerfften blätteren dem vorigen ähnlich / allein sind die blätter runder / und
haben weisse düpfflein / als wären sie mit mehl besprengt / so man sie zerreibt
/ geben sie ein stinckenden geruch von sich. Ihre Blumen erscheinen etwas
braun-roth / würtel-weiß umb den stengel gesetzt / und an gestalt einer
Mönchs-kappen gleich: die wurtzel ist schlecht / auß welcher viel stengel herfür
kommen.
Wantzenkraut. Lamium montanum Melissae folio.
4. Das vierte Geschlecht der Todten Nessel / Wantzenkraut genant / Lamium
montanum Melissae folio, C. B. Melissa adulterina quorundam, amplis foliis,
& floribus ingrati odoris, J. B. hat einen viereckichten elen-hohen
stengel / die blätter vergleichen sich der Melissen / aber sie sind nicht so
groß / und eines seltzamen Geruchs wie die Wantzen oder Wandläuß. Ihre rings umb
den stengel gewundenen Blumen sind bleich-braun / weiß / oder gesprengt / und in
kleinen häußlein begriffen / in welchen sich nach der blüth der same samlet / so
kleiner als der Agleyen same wird. Die wurtzel hat viel nebenwürtzelein durch
einander / damit sie sich wie die gemeine Nessel hin und wider in die Erde
flechtet. Sie wächßt in den Wäldern häuffig / aber in Oestereich und Ungarn /
wie auch umb Franckfurt / und in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten wird
sie under dem namen der Fuchsen-Melissen beschrieben. Man findet es auch im
Franckenland / Schwaben / und allhier auff dem Mutten zer-berg.
Eigenschafft.
Die Todte Nessel haben wenig schwefelicht-öhlige / mehr aber alkalisch-saltzichte
und irrdische theilgen bey sich / und daher die eigenschafft zu tröcknen / zu
kühlen / anzuhalten / das sawre scharffe geblüt zu versüssen / verstopffungen zu
eröffnen / die Nieren und Harngäng zu säuberen / auch zu heilen / und alle
Blutflüsse zu stillen.
Gebrauch.
Die erfahrung bezeuget / so man die Todte Nessel mit den braunen Blumen in wasser
(Rothe ruhr.) siedet / und darvon trincket /
stillet sie die rothe Ruhr / gleich wie die mit den weissen (Weisser Weiberfluß.) Blumen den weissen Fluß der
Weibern hinweg nimmet.
Von der stinckenden Todten Nessel schreibt man / so man das kraut zerstosset /
und mit seinem safft auf den wurm am finger lege / heile es denselbigen.
CAPUT LVII.
Grosse weisse Seeblum. Nymphaea alba major.
Namen.
SEeblum heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Nymphaea, Nenuphar. Italiänisch / Nymphaea, Giglio
di ac [779] qua, Giglio Bianco du
acqua, Giglio distagno. Frantzösisch / Nenufar, Herbe blanc d’eau. Lis d’estang.
Spanisch / Escudete del rio, Nenufar, Higo del rio golfano. Englisch / Watter
lillii. Dänisch / Aakande / Soeblad / Soeblomster. Niderländisch / Plompe. In
Teutscher Sprach wird die Seeblum auch genant Wassermänchen / Hartzwurtz /
Harstrauch / Wasserlilien / Seepupen / Seepompen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse weisse Seeblum / Nymphaea alba major, C. B. alba, J. B. überkomt
ein dicke / knodichte / und mit vielen faseln behengte wurtzel / mit welcher sie
in der erden stecket / außwendig ist sie mit schwartzen flecken besprenge /
inwendig aber weiß und luck. Sie wird bißweilen schenckels-dick / zwey elen lang
und auch länger. Ihre blätter sind oben grün / und unden purpur-braun / groß /
breit / dick / fett / glatt / rundlicht / bey dem stiel zerspalten / fast
anzusehn wie ein hertz / und schwimmen auff dem wasser. Die blume ist weiß / wie
ein schöne weisse gefüllte Lilien / so von dreißig mehr oder mindern blättern
bestehet; im innern theil der blumen sihet man ein schöne goldgelbe Sonne / mit
vielen gelben zaselen oder butzen ohn allen geruch. Nach abfallung der weissen
blättern solcher blumen / folgen die köpfflein / in welchen ein schwartzer
glitzender same ligt / wie der Hirß. Die stengel / daran die blätter und blumen
herfür kommen / sind lang / rund und glat / sie wächßt im moraß oder sumpffen
und stillstehenden wasseren / (allhier bey Michelfelden / und dem Schloß
Fridlingen) Man findet sie viel in Egypten bey dem Fluß Nilus / allda / wie auch
in Italien umb Venedig bey Nidergang der Sonnen dieses Kraut under das wasser
sich verbirget / wenn die Sonn aber auffgehet / auch sich widrumb erzeiget. Die
Egyptier essen die rohen stengel mit ihren köpflein in dem Sommer / denn sie
sind süßlicht und kühlen wohl.
2. Die grosse gelbe Seeblum / Nymphaea major lutea, C. B. lutea, J. B. Ist der
ersten gantz ähnlich / allein werden ihre blätter etwas länger. Die Blumen
erscheinen schön gelb / mit fünff kurtzen runden blätteren besetzt / anzusehen
wie ein Kose. Die zugeschlossene köpffe / ehe denn sie zur blüth außbrechen /
sind gantz rund wie ein kügelein / und mit grünen blätteren überzogen. In der
mitte wächßt ein rund und spitziges köpflein / mit vielen gelben bützlein
umbsetzet / in welchem der Same gefunden wird. Die wurtzel ist weiß / rauch und
knöpfficht / sie wächßt auch in stillstehenden wasseren und im Moraß.
3. Die kleine gelbe Seeblum / Nymphaea lutea minor flore fimbriato. C. B. J. B.
Ist der ersten gleich / allein sind ihre wurtzeln / stengel / blätter und blumen
kleiner / so mit drey oder fünff weissen spitzigen blättlein besetzet ist /
welcher die häuptlein nachfolgen / darinnen der same / wie der Magsame
verschlossen ligt. Sie wächst in obermelten orten. In Böhmen wird sie auch
ausser den wasseren gefunden.
Die grosse gelbe Seeblum. Nymphaea lutea major.
Kleine gelbe Seeblum. Nymphaea lutea minor.
4. Die Schweitzerische kleine Seeblum / Nymphaea Helvetica minor, Nymph. alba
minor, C. B. hat subtile cirkel-runde blätter / so auß einer zwey finger langen
wurtzel herfürkommen / die ist theils grün / theils gelblicht / unden aber krum:
sie bringet etliche knöpff / so in der mitte zwey schwartzlichte puncken haben.
Von der wurtzel kommen auch viel weisse dicke und schwammichte za [780] seln
Die Schweitzerische kleine Seeblum.
Nymphaea Helvetica minor.
/ die acht finger lang werden / und keinen geschmack von sich geben. Camerarius
hat keine Blumen an ihren wargenommen. Sie wächßt im Schweitzerland / bey dem
Dorff Schwamedingen / Züricher-gebiets / und anderstwo.
Die kleinste weisse Seeblum oder Froschenbiß. Nymphaea alba minima.
5. Die kleinste weisse Seeblum oder Froschenbiß / Nymphaea alba minima, C. B.
minor s. Morsus Ranae, J. B. überkomt an statt ihrer wurtzel kleine fäßlein / so
under sich wachsen / die blätter sind klein / rund / und schwimmen auff den
wasseren / zwischen den blätteren kommen lange stiele herfür / daran die
blümlein im Hewmonat erscheinen / die haben drey weisse / rundlichte und glatte
blättlein / in der mitte aber sind sie gelb.
Eigenschafft.
Die wurtzel / blätter / blumen / und samen der Seeblumen haben theils viel
wasserichte / theils auch nitrosisch-saltzichte theilgen bey sich / und dadurch
die eigenschafft starck zu kühlen / durchzutringen / gelinden schlaff zu bringen
/ die geilheit zu hemmen / den weissen Fluß der Weiberen / und den Samenfluß der
Männeren zu stillen / das brennen des Harns zu milteren.
Gebrauch.
(Schön gelb Haar zu machen.) Es sollen die
Jungfrawen die wurtzel der gelben Seeblumen stätigs in der Laugen haben / und
das Haupt darmit waschen / denn sie macht ein schön gelbes Haar / daher sie auch
Haarwurtz genennt wird.
(Mangel des schlaffs bey den melancholischen.)
Simonis Pauli fürtreffliches Fußbad für die Melancholischen Leut / welche nicht
schlaffen können: Nim frische weisse Seeblumen sechs handvoll / frische
Weidenblätter / Lattich jedes drey handvoll / gedörte Chamillen-blumen zwey
handvoll / Aschen von einem Buchbaum / Saltz jedes ein handvoll / siede es in
wasser zu einem Fußbad / darinnen man die Füß ein stund lang gelind warm halten
kan.
(Hitzige Kranckheiten des Haupts / Pest / hauptweh /
Fieber / seitenstich / unkeusche Träum / fleischliche Begierd. samenfluß.
Hitz-blätterlein / kupffern angesicht.) Das destillierte
Seeblumen-wasser ist dienlich in allen hitzigen Kranckheiten des Haupts und der
Pest / wehret dem Hauptweh und allen Fiebern / lindert den schmertzen des
Seitenstichs / benimt die unkeuschen Träum und fleischliche Begierd / Samenfluß
/ so man davon nach belieben etliche loth trincket.
Eusserlich gebraucht / reiniget es das Angesicht von allen hitzblätterlein / und
machet ein schöne weisse haut / darum es nach dem bericht Nicolai Agerii
sonderlich denen dienlich ist / so ein roth kupffern angesicht haben.
Seeblumen-samen zu pulver gestossen / (Samenfluß /
weisser fluß der Weibern.) und davon offt 40. biß 60. gran mit einem
destillierten Wasser eingenommen / vertreibt den weissen Mutterfluß der Weibern
/ wie auch den Samenfluß der Männern; Man kan auch auß dem samen und süssen
Mandelkernen mit Lattich-wasser eine Milch machen / und davon nach belieben
trincken / stillet ebenmäßig obige Kranckheit / und vertreibet (Harnbrennen / Hirnwuth / Taubsucht.) auch das
Harn-brennen / und ist denen blöden und hirn-wüthenden persohnen eine nutzliche
Artzney / als welchen man auch sonsten ein halb loth des zu pulver verstossenen
samens auff einmahl offt eingeben kan.
Die wurtzel dieses Krauts in der stund / da die Sonn in Krebs gehet / außgegraben
/ gedürret / und an den Halß gehenckt / vertreibt (Schwindel) allen Schwindel.
(Liebs- und Mutter-Melancholey der Jungfrau???)
Das destillierte Seeblumen-wasser muß man denen Weibern oder Jungfrauen täglich
eine zeitlang zu trincken geben / welche vor allzu grosser Liebe und Geilheit in
Melancholey oder Taubsucht gerathen.
Der in den Apothecken zubereitete einfache Seeblumen-Syrup kühlet gar wol / [781] (Entzündung
der Leber / Nieren und eingeweids unkeusche Träum / samenfluß / grosse Hitz
der Fieber / Durst / hauptweh. Hitzige Fieber / Schwindsucht / hauptweh /
mangel des Schlaffs. Hitziges hauptweh / Mangel des schlaffs hitzige Nieren
/ Samenfluß.) bringet einen sanfften Schlaff / milteret die
Entzündungen der Leber / Nieren / und des gantzen Eingeweids / hindertreibt die
unkeusche Träum / stillet den Samen-fluß / und die grosse Hitz der Fieber /
wehret dem Durst und Hauptweh / so man davon nach belieben ein paar loth mit
Endivien- oder Lattichwasser einnimt.
Die Conserva Nymphaeae, oder der Seeblumen-zucker / ist dienlich in hitzigen
Fiebern und der Schwindsucht / bringet den Schlaff / und wehret dem Hauptweh /
man kan darvon einer Muscatnuß groß nehmen.
Das Seeblumen-öl wird in vielen kranckheiten gebraucht. An die Schläff und
Stirnen laulicht gestrichen / wehret dem hitzigen Hauptweh / und bringet ein
sanfften schlaff. Welcher hitzige Nieren hat / oder mit dem Samen-fluß behafftet
/ der lasse sich umb die Nieren mit Seeblumen-öl laulicht anschmi???ren.
JACOBI BONTII
Nymphaea Indica.
Indianische Seeblum.
Die Indianische Seeblum beschreibet Jacobus Bontius Lib. VI. Histor. natur.
& medic. c. 38. Dieses Kraut ist wol würdig / daß es beschrieben werde /
theils wegen seiner trefflichen tugenden / theils auch wegen seiner sehr schönen
blum / und endlich wegen der wunderbahren frucht / so auff die blumen folget.
Diese Seeblum komt mit der unserigen / mit den breiten / runden blättern /
stengel und wurtzel gäntzlich überein: mit der blumen aber ist sie von unserer
Seeblumen unterschieden / welche in Holland entweder weiß oder gelb ist / diese
aber ist schön purpur-roth / mit ihrem annehmlichen geruch der unsern nichts
nachgebend. Mit der frucht uud langen kelchlein ist sie auch der unsern ungleich
/ welche sich obenher gantz eben erzeigt / als wenn sie mit einem messer mitten
entzwey geschnitten wäre. Die frucht vergleicht sich den kleinen wärtzen / ist
rings herumb underschieden / und an der zahl dreyßigfältig / deren jegliche / so
sie allgemach grösser worden / ein besonder kelchlein einnimt; wenn sie aber
gantz zeitig / eine Haselnuß / so die schale davon gethan wird / an der gestalt
und dem kernen vorstellet / der geschmack ist auch wie der Haselnuß / welcher
jedoch etlicher massen dumm und wässerig ist / des Elements natur ähnlich / in
welchem dieses Kraut wächßt. Was seine eigenschafften anbelangt / ist es im
dritten grad kalt / und kommet also mit unserer Seeblumen (Hitzige kranckheit / und Fieber rothe Ruhr.)
überein. Die Brühe von dem gekochten Kraut / wie wir es von den Malajern erlernt
/ gebrauchen wir in hitzigen Kranckheiten und Fiebern / Hauptweh und der rothen
Ruhr.
CAPUT LVIII.
Geißbart. Ulmaria.
Namen.
GEißbart / Bocksbart / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Ulmaria, Barba caprae, Barba hirci, Barba capri.
Regina prati, Barbi capra, Argentilla major, Barba caprae floribus compactis, C.
B. Frantzösisch / Barbe de Chevre. Englisch / Meadow-sweet. Niderländisch /
Reynette.
Gestalt.
Geißbart hat ein dicke / außwendig schwartze / inwendig aber rothe / mit sehr
viel zaseln behengte / nicht übel riechende wurtzel; auß welcher ein eckichter /
glatter / steiffer / holer / röthlichter stengel / ein oder mehr elen hoch gerad
auffsteigt. Seine einseits runtzlichtgrüne / anderseits aber weisse und rauche
blätter sind gleich wie an der Odermenig gar tieff zertheilet / mit kleinen
nebenblätlein / [782] an braunfarben rippen
geläichs-lang von einander gesetzet / und rings umbher zerkerffet. Auff dem
gipffel des stengels erscheinen kleine / weisse / fünffblättige lieblich
riechende blümlein / zusammen gedrungen / und fast wie eine Traube anzusehen:
wenn diese verfallen / so bleibet ein kleines krummes sämlein / wie kleine
spitzige würtzelein / ein jedes mit dreyen zäpfflein. Wächßt bey uns an dem
Gestad des Rheins / nahe gegen dem Rothen Hauß / auch hin und wider auff
feuchten Wiesen / an den Bächlein / blühet im Hewmonat.
Eigenschafft.
Dieß Kraut sampt der wurtzel führet ein balsamisches / milt-flüchtiges /
alkalisches liebliches saltz bey sich / und hat also eine herrliche Tugend allem
sawren / etzenden gifftigen wesen zu widerstehen / das Geblüt zu reinigen /
verstopffungen zu eröffnen / schweiß zu treiben / das Miltze und Leber zu
stärcken / Wunden und Schäden zu säuberen / und zu heilen / allerhand Blutflüsse
zu stillen. Die wurtzel gräbt man im Mäy und Brachmonat / die blätter und blumen
im Hewmonat.
Gebrauch.
Die blätter dieses Krauts im Hewmonat abgebrochen / in Wein gelegt / und davon
getruncken / geben durchauß einen geschmack (Unmuth.
Traurigkeit / miltzesucht / gifftige krankheiten.) wie die Bibernelle.
Erquickt das hertz / macht frewdigen muth / reiniget das Geblüt / stärckt und
öffnet das Miltze / und bewahret vor giftigen Kranckheiten. Man kan auch eben zu
solchem end und zweck die wurtzel zu end des Mäyen außgraben / und entweder
frisch in Wein legen / oder gedörrt so wol als frisch in halb weissen Wein /
halb wasser kochen / und davon fleissig trincken.
(Weisse und rothe ruhr / goldaderfluß / mutterfluß /
Schäden / Gesch wär / Fistel.) Die gedörrte wurtzen / oder blätter in
wasser gesotten / und solch tranck offt getruncken / stillet die rothe und
weisse Ruhr / wie auch den Gold-Aderfluß / Mutterfluß / und dergleichen. Es
reiniget und beförderet auch alle Schäden und langwirige geschwär / und Fisteln
zur heilung. Außwendig dienet es ebenmässig zu säuberung und reinigung der (Wunden.) Wunden und Schäden: wie denn under
anderem Felix Würtz / der vorzeiten berühmte Wund-artzt / sein bekantes
heilpflaster darauß neben anderen sachen bereitet / und mit grossem nutzen
gebrauchet.
Es läßt sich auß den blättern und blumen / ja auß der wurtzel selbsts mit
Brantenwein (Essentz.) eine treffliche
Wun-essentz durch die digestion in einem wolvermachten glaß (Extract.) außziehen / ja auch hernach das Extract
davon machen / und zu heilung der Wunden und Schäden sehr nutzlich gebrauchen.
(Unrein versaltzen saur geblüt.) Da destillierte
Wasser von diesem Kraut treibt durch den schweiß / reiniget das Geblüt von allen
versaltzenen / scharfflicht-sauren seuchtigkeiten / erfrischt das Hertz / heilet
(Raud.) alle Raud und Schäbigkeit / so man
nur täglich ein oder zwey gläser voll davon trinckt. Es wird auch füglich in den
hitzigen Kranckheiten gebraucht / zu besserer außtreibung des nöthigen
Schweisses.
Waldbart. Drymopogon.
Es wächßt bey uns auch hin und wider in den Hägen / an feuchten orten /
sonderlich gegen dem Rothen Hauß / ein Kraut / welches dem vorigen ausser den
Blumen / zimlich nahe komt / und eigentlich auff Teutsch Waldbart / Lateinisch /
Barba caprae floribus oblongis, Melandrion Plinii, C. B. Ulmaria major s.
altera, Park. genennet wird. Bekomt ein dicke / faselichte / mit dicker /
röthlichter Rinden überzogene wurtzel; auß welcher glatte / runde / marckichte
stengel biß 2. oder 3. elen hoch auffsteigen / und mit ablangen / außgespitzten
/ gekerfften blättern ohne nebenblättlein bekleidet / auch oben auf mit sehr
kleinen weissen blümlein / welche da gleichsam einen langen weissen Geißbart
bilden / gezieret werden. Blühet im Hew- und Augstmonat.
An Tugend und Eigenschafft komt dieß Kraut mit dem vorigen überein.
CAPUT LIX.
Miltzkraut. Asplenium.
Namen.
MIltzkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Asplenium, Scolopendrium verum, Ceterach officinarum. Italiänisch /
Aspleno, Scolopendra, Cetrach. Frantzösisch / Ceterac, Scolopendre. Spanisch /
Doradilla. Englisch / Citrach / Miltwast / Spleenwort. Dänisch / Milturt.
Niderländisch / Steenuaeren / Miltecruyt.
Gestalt.
Dieses rechte Miltzkraut / Asplenium s Scolopendria, Ceterach officinarum, C. B.
Asplenium [783] s. Ceterach, J. B. hat
blätter nicht über ein finger lang / deren viel auß einer schwartzen / zasichten
und haarigen wurtzel herfür kriechen / ein jedes blättlein ist zerschnitten /
und vergleicht sich mit seinen kerffen dem Engelsüß oder einem halben Mond /
sind oben schön grün / unden gelblicht / auch gantz rauch / als wären sie mit
staub überzogen / welches aber nichts anders ist / als die subtilesten
samen-gefäßlein sind. Es wächßt in den Gebürgen / an den Felsen / Steinklüfften
und Rissen / allerdings wie die Maurrauten / wie solches Casparus Bauhinus in
seinem Tabernaemontano berichtet. Insonderheit findet man es auf dem
Schwartzwald / in Saffoyen und Wallis. Es ist in Italien / Franckreich / Spanien
/ Engelland und Holland sehr wohl bekandt.
Eigenschafft.
Das Miltzkraut führet neben vielen irrdischen theilgen ein groblicht alkalisches
saltz / dadurch es die eigenschafft hat allem sauren zu widerstehen / das saure
geblüt zu versüssen / die verstopffung des Miltzes und Nieren zu eröffnen / den
Schleim / Sand und Stein der Nieren zu erdünneren / und zu treiben / Ruhren und
Blutflüsse zu stillen.
Gebrauch.
(Auffblähung / verstopffung / geschwulst und härte des
miltzs / schwartze Gelbsucht / viert ägigs Fieber / Nieren un̅
blasenstein) Ein hand voll Miltzkraut in einer maß weissen Wein
gesotten / und darvon getruncken / ist dienlich wider die auffblähungen /
verstopffungen / geschwulst und härte des Miltzs / die schwartze Gelbsucht und
viertägiges Fieber.
Das destillierte wasser von dem Miltzkraut getruncken / ist gut wider den Nieren-
und Blasenstein / wie solches Camerarius in Horto medic. p. m. 23.
berichtet.
CAPUT LX.
Grosser Spicant. Lonchitis aspera major.
Namen.
SPicant / Miltzkraut / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Lonchitis, Longina, Calabrina, Asplenium
sylvestre. Italiänisch / Lonchite. Englisch / Splenewort. Niderländisch /
Brachvaaren / Frantzösisch / Lonchite.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der grosse Spicant / Lonchitis aspera, C. B. aspera major, Ger. altera cum
folio denticulato, s. Lonchitis altera Matthioli, J. B. vergleicht sich mit
seinen blättern dem Miltzkraut / sie sind jedoch länger / tieffer zerschnitten /
und kommen an der gestalt dem Engelsüß nahe / werden spannen-lang / und
beyderseits mit ungleichen rauchen kerffen zertheilet. Er bringt weder stengel /
noch sichtbare blumen; der same aber bestehet in dem eisengrauen pulver /
welches sich an den undern seiten der blättern findet. Die wurtzel ist dünn und
zerspalten. Er wächßt an schattichten und feuchten orten. Die frische blätter
übergelegt befördern die heilung der Wunden / und wehren der Entzündung. Man
findet ihne auff dem Bernischen Nessenberg / und Lucernischen Fracmont.
Kleiner Spicant. Lonchitis aspera minor.
2. Der kleine Spicant / Lonchitis aspera minor, C. B. altera folio Polypodii, J.
B. Hat nach der Meinung Petri Matthioli, dünnere und schmälere blätter als der
vorige / die sind zugleich haarig / rauch und kommen mit dem Engelsüß ein
mehrers überein. Also wächßt er in Italien anschatt- und staudichten örtern /
und hat gleiche Tugend. Es wächßt nicht weit von hier / auff dem also genannten
Reichensteinischen Berg / so in der Fürstlichen Baßlerischen Herrschafft Birseck
liget. In Teutschland / als auff dem Schwartzwald / ???dar / Waßgaw / und [784] Durstberg kommet er nach dem bericht
Hieronymi Tragi in einer andern gestalt herfür / denn seine wurtzel ist schwartz
/ zusammen gedrungen / und durch einander geflochten / wie die pfuden oder wasen
in den Weyhern / von anfang sind die blätter auch rumbgebogen / und wachsen
etwan zwantzig biß sechtzigblätter auß einer wurtzel / sie werden schmäler als
am Hirschenzungen-kraut / und zu beyden seiten mit grossen kerffen zerschnitten
/ biß zum mittleren braunen ripp / welches auß der wurtzel herfür kriecht: diese
zerschnittene und lange schmale blätter ligen auff der erden außgespreitet /
anzusehen wie ein langer Wurm. Gegen dem Brachmonat stoßt dieses Gewächs noch
andere schmälere blätter herfür / die sind allerdings zerkerfft wie am Engelsüß
/ und wachsen stracks übersich wie lange Hanen- oder Cappaunen-federn. Diese
gefiederte blätter sind auff den seiten mit kleinen gelben düpflein besprengt /
und werden die ripplein durch die blätter gantz kästenbraun. Gegen dem Herbst
verderben diese federn / und bleiben die ersteren blätter über den Winter
unversehrt.
Vermeinter Spicant. Pseudolonchitis Maranthae.
3. Der vermeinte Spicant / Pseudolonchitis. Lonchitis folio Ceterach, C. B.
aspera Maranthae, J. B. bringet auß einer schwartzen zernagten wurtzel seine
blätter herfür / die sich dem Miltzkraut vergleichen / sind jedoch kleiner /
mehr zerschnitten / und haben rothe stengel. Er wächßt bißweilen drey quer hand
hoch / gemeiniglich aber wird er etwas nidriger. Man findet ihne an wilden und
steinichten orten / und in den Lustwäldern / auff einem rauchen boden. Er wächßt
viel auff den Steyrmarckischen Alp-gebürgen.
Eigenschafft.
Diese Spicant-kräuter haben viel irrdische / und etwas alkalisch-saltzichte
theilgen / daher sie mit der eigenschafft begabt zu tröcknen / die verstopffte
Leber und Miltze zu eröffnen / und das saure geblüt zu versüssen. Wird aber in
der Artzney nicht gebraucht.
CAPUT LXI.
Monrauten. Lunaria racemosa minor.
Namen.
MOnrauten heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Selinitis, Recta Lunaria, Lunaria minor, Lunaria botryitis.
Italiänisch / Lunaria minore, Lunaria del grappolo. Frantzösisch / Petite
Lunaire. Englisch / Moonwort. Dänisch / Maanerude. Niderländisch / klein
Moencruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Monrauten / Lunaria racemosa minor vel vulgaris, C. B. botryitis
J. B. hat ein kleines weisses würtzlein / mit vielen kleinen neben-würtzlein
oder zaseln / davon wächßt nur ein eintziges rundes stengelein / kaum einer
halben spannen oder qwer hand hoch / daran nur ein blatt gesehen wird / das ist
auff beyden seiten in sieben oder acht kerffen zerspalten / ein jedes theil
anzusehen wie grosse Rauten-blätter / oder wie zween halbe Mond gegen einander
über. Am obern theil des stengels gewinnet sie ein gedrungenen / röthlichten /
runden samen / gleich dem Ambrosien- oder Trauben-kraut. Es wird dieses
Kräutlein im Hewmonat in den hohen grasichten Wäldern / an sonnreichen orten
gefunden / sonderlich aber bey Heydelberg / auff aller Heiligen Berg. In den
Gärten will es sich nicht halten / wenn es [785] schon gepflantzet / und seiner wol gepflogen wird. Es wächßt auch
überflüßig umb Tübingen / am Osterberg / und auff den Ungarischen Alp-gebürgen /
insonderheit auf den Alp-matten. Man findet es häuffig umb Cläven in Bündten /
allda die Bauren mit diesem Kraut die offene Schäden des Viehs zu heilen
pflegen. Die Monrauten bringt gemeiniglich zehen oder zwölff blätter. Casparus
Bauhinus hat sie in Italien auff dem Berg Baido mit neunzehn blättern
angetroffen.
Grosse Wonrauten. Lunaria racemosa major.
2. Die grosse Monrauten Lunaria racemosa, ramosa major. C. B. bringet mehr
blätter / und bißweilen auch mehr ästlein / wie an der figur zu sehen ist. Sie
wächßt an dunckeln feuchten orten / allwo sie viel und gute nahrung hat.
3. Die Schlesische Monrauten mit zerschnittenen blättern / Lunaria racemosa
multifido folio, C. B. botryites ramosa Silesiaca, J. B.
4. Die kleine Monrauten mit Frauenhaar-so denn eine andere mit
Mutterkrautblättern / Lunaria racemosa minor Adianti, & alia Matricariae
folio, Brenii.
Eigenschafft.
Die Monrauten hat neben vielen irrdischen theilgen / auch ein alkalisches / etwas
groblichtes / wenig balsamisches Saltz bey sich / und daher die eigenschafft zu
kühlen / zu tröcknen / zu säubern / zu heilen / gelind zu sammen zu ziehen und
zu stopffen / absonderlich aber aller Säure zu widerstehen / und solche zu
verändern.
Gebrauch.
(Bauchfluß unmäßiger Blutfluß und weisser Fluß der
Weiber / samen fluß der Män̅er) Die Monrauten in rothem
Wein gesotten und darvon getruncken / ist aut??? wider die Bauchflüß / stillet
den unmäßigen Blutfluß und weissen Fluß der Weiber / wie auch den Samen-fluß der
Männern.
Die Monrauten wird auch nutzlich zu den Wund-tränckern gebraucht / denn sie ein
heilsam Kräutlein ist.
CAPUT LXII.
Roßeysen-kraut. Ferrum equinum.
Namen.
ROßeysen-kraut / Pferdeysen-kraut / Huffeysen-kraut / heißt Lateinisch / Ferrum
equinum, Solea equina, Ungula equina. Frantzösisch / Fer de cheval. Italiänisch
/ Sferra cavallo. Englisch / Horseschoe Vetch. Niderländisch / Peerts-ysen.
Geschlecht und Gestalt.
Das allhier abgebildete Roßeysen-kraut / Ferrum equinum siliquâ singulari, C. B.
Solea equina, J. B. hat eine weisse / holtzichte / mit wenig zaseln begabte
wurtzel / davon steigen vieleckichte / gestreiffte / mit neben-zweiglein begabte
stengel. Die blätter erscheinen wie an den Peltschen / welche zu beyden seiten
an langen stielen stehen / sind oben breit / unden spitzig / anzusehen wie
kleine hertzlein; zwischen denselben kommen die kleinen gelben blümlein herfür /
darauff folgen viel schoten / die sind einwerts gekrümt oder gebogen / und mit
runden spalten zertheilt. Aussen an dem umbkreiß dieser runden spalten findet
man kleinen weissen samen / der ist gehörnt wie der Mond / daher es die
Alchymisten für ein Geschlecht der Monrauten halten. In Italien nennet man es
Sferra cavallo, dieweilen etliche der Meinung sind / wenn die Pferde auff die
weide gehen / und auff dieses Kraut offt tretten / sollen ihnen die Huffeysen
abfallen. Andere wollen / es trage den namen vielmehr von der gestalt des samens
/ als daß es die krafft habe / den Pferden die Eysen ab [786] zuziehen / derer meinung ich
auch beypflichte. Man findets in Franckreich umb Montpelier / an dürren /
steinichten orten / und bringet allda im Brachmonat seine gelben blumen. Dieses
Kraut ist der Teutschen gelben Steinwicken gantz ähnlich.
2. Das Roßeysen-kraut mit vielen schoten / Ferrum equinum siliquâ multiplici, C.
B. [Greek words], Col.
3. Das Teutsche Roßeysen-kraut mit den schoten auff den gipffeln der stengeln /
Ferrum equinum Germanicum, siliquis in summitate, C. B. Ornithopodio affinis,
vel potiùs Soleae aut Ferro equino Herba, J. B. wächßt bey uns auff dem
Muttentzer / und andern umbk???egenden Bergen.
CAPUT LXIII.
Grosse Wiesen-Waßlieben. Bellis major pratensis.
Namen.
DIe grosse Maßlieben / welche auch Gänßblum / Baumbällichen / Tausendschöngen /
und St. Johannsblum genennet wird / heißt Lateinisch / Bellis major, Bellium
majus, Bollis sylvestris major, Consolida media vulnerariorum. Italiäniseh /
Primo fiore maggiore, fiore maggiore de primavera. Frantzösisch / Grand
primevere. Spanisch / Bellorita mayor. Englisch / Greate daysie. Niderländisch /
St. Petersbloemen.
Die kleine Maßlieben heißt Lateinisch / Bellis minor hortensis, Consolida minor.
Solidago minima officinarum. Italiänisch / Primo Fiore minore, Fiore minore di
primavera. Frantzösisch / Petite consire, Pasquette, Marguerite. Spanisch /
Bellorita. Englisch / Daysie. Dänisch / Tusindfryder / Tusindpitter / Faatillifs
/ Putibug / Marrerosen. Niderländisch / Madelieue Kerffouwe / Margriete-bloemen.
In Teutscher Sprach wird sie auch genant Zeitlosen / Osterblumen / Magdlieblen /
Massüselen und Maßblümlein.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Wiesen-Maßlieben / Bellis major, J. B. major vulgaris sive
sylvestris, Park. sylvestris major, caule folioso, C. B. bekommet ihre
scharff-schmäckende wurtzeln mit vielen dünnen zaßlen wie der Reinf???arn. Ihre
dicke blätter werden bey ihrem anfang schmal / gegen der erde aber breit und
rund / ringsherumb gekerfft / und ligen umb die wurtzeln auff der Erden / die
undern blätter / so an dem stengel stehen / sind länglicht / und vergleichen
sich den blättern der Creutz-wurtz. Von der wurtzel entspringen viel runde / mit
blätteren bekleidete / steiffe und haarige / oder glatte stengel / die wachsen
elen-hoch und zu zeiten höher. Oben erscheinen grosse Blumen mit weissen
blätteren / welche in der mitte einen goldgelben Apffel haben / und über den
gantzen Sommer / auch diß gegen dem Winter dauren / sie sind gemeiniglich
einfach / und selten gefüllt / bißweilen sihet man zwey Blumen auff einem stiel.
Sie wächst auff den Wiesen und am grasichten rand der Aeckeren.
2. Die grosse Berg-Maßlieben mit rauchen blätteren / Bellis Alpina major folio
rigido, C. B. Alpina major foliis angustis rigidis, J. B. hat ein holtzichte /
schwartze und kriechende wurtzel / welche nur auff einer seiten ihre zaselen von
sich spreitet. Der stengel wächßt höher alß ein elen / ist rund und gestriemt /
umb welchen rauche und am umbkreißtieff zerkerffie blätter ohne stiel hin und
wider stehen / etliche werden stumpff / andere rund / spitzig / 5. oder 6. zoll
lang / und schier em zoll breit. Auff dem gipffel des stengels erscheint die
einige Blum / so grösser ist als die vorige / auch in der mitte gelb / und wird
das äpffelein mit weissen blätteren umbringt / welchen ein länglichter same
nachfolget. Sie wächßt in Italien bey Verona auf dem Berg Baldo.
3. Die grosse Berg-Maßlieben mit spitzigen blätteren / Bellis montana major folio
acuto, C. B. hat ein kürtzeren stengel als die vorige / die blätter werden auch
kleiner / zwey oder drey mahl schmäler / nur ein wenig gekerfft / spitzig und
nicht rauch. Die Blume vergleicht sich mit der erst beschriebenen / ist jedoch
kleiner. Man findet sie in Italien bey Padua auff den Euganeischen Bergen.
4. Die mitlere Maßlieben / Bellis media sylvestris, Ger. sylvatica, J. B.
sylvestris nudicaulis non ramosa, Raj. sylv. media caule carens, C. B. ist
zweyerley / das Männlein und Weiblein. Das Mänlein mit dem buchstaben A.
bezeichnet / pflegt zween diß auff acht stengel herfür zu bringen / ein jeder
trägt seine Blum / bißweilen geschicht es / daß auf einem stengel zwey blumen
erscheinen / alßdenn er auch nicht rund / sonderen breiter wird / die blätter
sind lang und schmal. Das Weiblein mit dem buchstaben B. bezeichnet / bringet
ein eintzigen stengel / der ist rö [787] ther
Die mitlere Waßlieben. Bellis media.
als am Mänlein / die blätter sind breiter / beyde wachsen in den Wäldern.
Die kleine Waßlieben. Bellis minor.
5. Die kleine Maßlieben / wild Maßblümlein oder Maßlieben / Bellis minor, Bellis
sylvestris minor. C. B. minor sylvestris spontanea, J. B. bringet kleinere
blätter / die sind nicht tieff gekerfft / und ligen auff der Erden außgebreitet;
die stengelein sind zart / biegig / rund und nicht gar drey quer hand hoch. Die
Blume änderet sich an der farb / denn das gelbe äpffel in wird von weissen und
rothen blättlein umbgeben / etliche sind inwendig roth und am umbkreiß weiß /
überkommen auch bißweilen eine grüne farb / die kleine wurtzel ist vielfältig
zerspalten: sie wächßt auff den Matten und Weiden.
Die Garten-Waßlieben mit grossen und kleinen Blumen. Bellis hortensis flore magno
& parvo.
6. Die Garten-Maßlieben / Bellis hortensis flore pleno, magno & parvo, C.
B. hortensis prolifera, Ejusd. hortensis, sive flore multiplicato, J. B.
überkomt dünne und zaßlichte stengelein. Die blätter sind grün / rund /
länglicht und oben hin gekerfft. Ihre blum bestehet von vielen zusam̅en gedrungenen blättlein / sie wird gefüllt / groß und klein /
auch änderet sie sich an der farb / denn etliche sind roth / auch braun-schwartz
oder gesprengt / andere werden weiß oder leibfarb. Hier. Tragus vermeldet / daß
wenn die Garten-Maßlieben lang an einem / insonderheit feuchtem ort verbleiben /
die Blumen gantz grün werden / welches auch Johannes Bauhinus in dem Fürstlichen
Stuttgartischen Lustgarten wahrgenommen hat: Hingegen stossen die weißgefüllte
Blumen / so man sie nicht bald abbricht / andere nebenblümlein auß den köpfflein
der ersten / also das etwan 4. oder fünff blümlein von einer Blumen herausser
wachsen / wie in dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten zu sehen ist. Man
findet noch eine art in den Gärten / deren stiel ein wenig haartig ist / und von
zwey oder drey weit voneinander stehenden ablangen und rundlichten blättlein
umbfasset wird. Die Blume ist mit fünff blätteren underlegt / Bellis hortensis
pediculo folioso, C. B.
7. Die himmel-blawe Ma???lieben / Bellis coerulea caule folioso, C. B. Globularia
coerulea. Col. hat ein holtzichte / starcke und zaßlichte [788] wurtzel / die wird außwendig roth und
inwendig weiß / ihre stengel wachsen ein oder anderthalb spannen / selten aber
elen hoch / sie sind rund / gestriemt / röthlicht / und werden mit blätteren
bekleidet. Die blätter so sich auff der Erden außbreiten / sind glatt / adericht
und am geschmack bitter. Auf dem gipffel des stengels erscheinen dicke und runde
himmel-blawe Blumen. Allhier findet man sie bey dem Schloß Dorneck /
Solothurnischer Herrschafft / und im Hüninger-Wald. Sie änderet sich an der
grösse des gewächs / breite der blätteren / und höhe der stengeln. Sie wächßt
häuffig hin und wider in Oestereich und Ungarn / auff grasichten wegen und
felderen. Man findet sie auch in Bündten umb Cur / in Franckreich bey Montpelier
/ und in Sicilien / die Holländer pflantzen sie in ihre Gärten.
8. Die Berg-purpurbraune Maßlieben / Bellis coerulea caule nudo, C. B. so im
Aprillen oder Mäyen ein purpur-braune / und bißweilen blawe blume trägt / welche
grösser als die vorige ist. Sie wächst auff allen Bergen in Oestereich und
Ungarn / zwischen den felsen und steinichten orten.
9. Die gelbe Acker-Maßlieben / Bellis lutea foliis profundè incisis major. C. B.
Chrysanthemum arvense, Tab. erscheint im Brachmonat mit einer schönë bleichen /
bißweilen auch gold-gelben blumen. Sie wächßt in gebawten Felderen zwischen dem
Wäitzen und Haberen. Theod. Tabernaemontanus berichtet / er habe sein lebenlang
diese Blumen häuffiger nicht gesehen als im Wester-wald / zwischen Limburg und
Hohenburg / allda die Haberfelder im Hewmonot so voll stehen / als wenn sie
dahin gesäet / oder mit gelben tücheren bedecket wären.
Mehrere Geschlechter werden bey andern Botanicis beschrieben / welche wir kürtze
halben allhier übergehen.
Eigenschafft.
Die Maßlieben-Blumen und Kraut / haben ein nitrosisch-balsamisches /
gelind-flüchtiges saltz / neben vielen safftigen theilgen / un̅
dadurch die eigenschafft zu erdünnern / zu eröffnen / innerliche und äusserliche
Wunden / Geschwär / Schäden und Fisteln zu säuberen / und zu heilen / alles
gerunnene und gestockte geblüt / wie auch die schleimigen / zähen feuchtigkeiten
und flüsse zu erweichen / flüssiger zu machen / und durch den Außwurff / schweiß
oder Harn / zu vertheilen. Dienet sonderlich der verstopfften Lungen / Leber /
Miltz / Nieren / Kröß und Faulfleischlein. Man gebrauchet theils die wildë
Maßblümlein / theils auch die rothen und weissen Garten-Maßlieben / welche man
denn samlen muß / da die Blumen frisch außgeschloffen. Im Mäy und Augstmonat hat
man die wilden kleinen Maßlieben am kräfftigsten / da der Mond in Krebs gehet;
im Brach- und Hewmonat aber die Garten-Maßblümlein.
Gebrauch.
Wilde oder auch Garten-Maßblümlein ohne oder mit dem Kraut in wasser gesotten /
und davon offt ein warmen trunck gethan / dienet sonderlich denen / welche bey
(Hullen??? / Lungsucht / gestockt / gerunnen
geblüt / zäher schleim / scharbockische / saure / versaltzene geblüt /
schleim un̅ sand der Nieren.) grosser hitze sich
einsmahls erkältet / oder ein starcken trunck kalten wassers gethan; verhütet
also den davon etwan entstehenden Husten und Lungsucht; Ja dieses Tranck heilet
auch solche Kranckheiten selbsten auß dem grund auß / es vertheilet alles
gestockte / und gerunnene gebüt / erdünneret allen hin und wider versessenen
zähen schleim / reiniget das Scharbockische / gesaltzene und saure Geblüt /
säuberet die Nieren von allem Sand und Schleim; beförderet die heilung aller
Schäden und Wunden.
(Husten der Kinderen.) Denen mit dem Husten
behaffteten Kinderen / pflegt man solche blümlein frisch oder dürr in Milch zu
kochen / hernach zu sichten / und denn mit solcher Milch die brey oder pappen
erst zuzurichten.
Das Kraut und Blumen von Maßlieben mit Schlangenwurtz in halb weissen wein halb
wasser / oder auch / mit zumischung eines halben loths Wermuth-saltzes / in
einer (Gelb- und Wassersucht.) maß wasser allein
gesotten / und davon Morgens / Abends / und Nachts 6. biß 10. loth getruncken /
heilet alle Gelb- und Wassersucht.
Auß dem Kraut und Blumen kan man ein Conservam, oder Zucker / wie den Rosenzucker
bereiten / welcher denn trefflich in allen (Husten /
Lungsucht / blutspeyen /) Brust- und Leber-kranckheiten dienet /
sonderlich in dem Husten / Lungsucht / und Blutspeyen: man nimt offt einer
Mußcatnuß groß davon.
Den Syrup auß Maßlieben kan man also zurüsten: Nim die rothen
Garten-Maßlieben-blumen anderthalb pfund / zerhacke oder stosse sie ein wenig /
giesse zwey pfund frisch Brunn-wasser darüber / laß 24. stund lang verdeckt / an
einem warmlichten ort einweichen und maceriren / trucks hernach durch ein tuch /
mische drunter anderthalb Pf. feinen Zucker / kochs auff gelindem Feur zur dicke
eines Syrups / welchen man (Husten / Lungen geschwar /
Brustwunden / verstopffung der Leber und Miltzs gerunnen Blut.)
darauff mit zugemischtem Eyerklar / zuletz auff dem Fewr läuteren kan. Dieser
Syrup dienet fürirefflich in dem Husten / Lungengeschwär / wunden der Brust /
und anderen theilen / in verstopffung der Leber und Miltzes / und zu vertheilung
des gerunnenen Bluts.
Es läßt sich auch eine Essentz auß diesem Kraut ziehen / man nimt der frischen /
in dem (Maßliebë-Essentz.) Brachmonat zwey
tagnach dem Vollmond morgens frühe gesambletë blumen und kraut nach belieben /
zerhackt ein wenig / spritzt von dem mineralischen Vitriol-thaw / oder dem
wasser / welches auß dem rohen Vitriol in der Sand-capellen destillieret worden
/ ein wenig darüber / gießt demnach Brantenwein / biß daß es drey quer finger
darüber außgehet / läßts demnach in wolvermachtem glaß etliche tag über an
warmem ort stehen / truckts hernach durch ein tuch / und läßt endlich solche
Essentz durch fließpapier lauffen / damit sie lauter werde. Man kan sie endlich
mit der tinctur von Klapperrosen / oder mit zugeworffenem rothem Santal-pulver
zu einer schönen rothen farb bringen. Diese Essentz ist fürtrefflich gut wider
(Blutflüsse / blutspeyen nasenblutë) alle
obangezogene Kranckheiten / dienet sonderlich zu stillung aller Blutflüssen /
der rothen Ruhr / Blutspeyen / Nasenbluten / [789] und (???rothe ruhr Wunden /
Schäden.) dergleichen / hilfft auch zu sicherer heilung aller Wunden und
Schäden / 15. biß 20. tropffen offt davon mit einem destillierten wasser
eingenommen.
Die gedörrten blumen / kraut und wurtzen zn reinem pulver gestossen /
Zuckercandel darunder gemischt / und von diesem pulver alle tag dreymahl ein
paar gute messerspitz (Lungsucht / Wassersucht / ruhr /
rothe ruhr) voll / eine lange zeit durch eingenommen / heilet die
Lungsucht / Wassersucht / Ruhren / und rothe Ruhren / sonderlich wen̅ man zugleich solch frisch oder gedörrte kraut und wurtzen in dem
wasser siedet / und davon offt einen trunck thut.
Die Garten-Maßlieb / mit weissen gefüllten blumen / entweder rohe im Salat ohne
Essig / oder das gekochte Tranck davon / oder (Weisser
Fluß der Weibern.) auch der darauß zugerüstete Zucker offt cingenommen
/ heilet den weissen beschwerlichen fluß der Weiberen.
Die Maßlieben werden sonderlich zu den (Lungen???geschwär) Wund-tränckern und in den Lungen-geschwären
gebraucht.
Die kleine Maßlieben / wenn sie noch jung ist / mit saltz / essig und baumöhl wie
ein Salat (Harter Bauch.) geessen / befördert den
stulgang. Man kan auch die blätter in einer Fleischbrühe kochen / und dieselbe
trincken / thut gleiche wückung: Daher pflegen die Weiber dieses kraut und
blumen in wasser zu sieden / und den jungen Kindern davon zu trincken geben /
die Leibsöffnung dardurch zu erhalten.
(Lungengeschwär / Wunden / verschrung des
Eingeweids.) Das destillierte Maßlieben-wasser heilet die Lungen-geschwär
/ alle innerliche wunden und die versehrung des eingeweids / so man Morgens
nüchter / und Abends 2. stund vor dem essen 5. oder 6. loth trincket.
CAPUT LXIV.
Pöonien-rosen Wännlein. Poeonia mas.
Namen.
Pöonien-rosen heist Griechsch / [Greek words]
Lateinisch / Poeonia. Italiänisch / Peonia. Frantzösisch / Pivoine. Spanisch /
Rosa albadera, Peonia. Englisch / Peonii / Dänisch / Pöonie / Pionrose.
Niderländisch / Pioene pione. In Teutscher Sprach wird sie auch genennt Päonien
/ Päninien-rosen / Pfingstrosen / Gichtrosen / Königsblum / Benedictenrosen /
Pöonien-blumen und Gichtwurtz.
Geschlecht und Gestalt.
Das Pöonienrosen-Männlein / Poeonia mas, Ger. folio nigricante splendido, quae
mas, C. B. praecocior, J. B. hat ein fingers-dicke und spannen-lange wurtzel /
die ist inwendig weiß und außwendig roth / sie gibt einen herben / zusammen
ziehenden geschmack von sich. Die schwartzlichte und gläntzende blätter
vergleichë sich den grossen Nußbaum-blättern / sind jedoch breiter / dicker / je
drey / vier / fünff oder mehr / oben sattgrün / unden etwas wollicht / und an
langen / röthlichten stielen hangend. Oben auff den stengeln erscheinen die
grossen / rothen / oder leibfarben blumen / darinnen etliche mit gelben köpflein
gezierte / purpurfarbe fäserlein sich finden. Diese blumen werden auch von
etlichen grünen und gehölten blättern understützet. Nach verwelckung der blumen
/ erscheinen selten drey / öffters fünff und mehr weisse / in dem anfang
gläntzend-wollichte samen-hörnlein / die oben auff mit einem rothen / blutfarben
sträußlein bezieret sind / und neben sich etliche feurrothe / mit gelben /
mehligen gipffelein begabte zäserlein haben. Wenn aber diese hörnlein grösser
worden / und bey der zeitigung von einander springen / und sich krümmen / so
weisen sie eine sehr schöne / zu beyden seiten gestellte Reihe von samen-körnern
/ welche erstens schön gelblicht / demnach schwartz-blau / und endlich schwartz
/ sonsten aber rund / dick / und mit weißlichtem Marck außgefüllet erscheinen.
Der same wird runder als an dem Weiblein / sonst kommet es mit diesem fast
überein. Es ist in Teutschland nicht wol bekannt / wird in dem Fürstlichen
Eystättischen Lustgarten mit purpur-rothen und leibfarben blumen angetroffen.
Man findets in den hohen Saphoyischen Gebürgen / Franckreich umb Narbona / auff
dem Veganio / und in Italien bey der Statt Lugano und Como / auff dem Berg Monte
generoso genant.
2. Die gemeine Teutsche Pöonien-roser / Poeonia foemina, Ger. foemina vulgatior,
J. B. communis vel foemina, C. B. überkomt an ???ihrem stiel viel blätter / die
sich etlicher massen der schwartzen Nießwurtz blättern vergleichen / sie sind
erstlich braunroth / hernach werden sie grün / und endlich aschenfarb. Der
stengel wächßt anderthalb schuh hoch / und zu zeiten höher / mit vielen
neben-zweigen. Am oberen theil derselben erzeigen sich runde knöpffe / die
brechen auff / und werden zu schönen / rothen Rosen / jedoch grösser als die
gemeinen / und innwendig mit gelbem haar gezieret. Wenn die Rosen-blätter
abfallen / folgen dicke / rauchlichte und weiche schöttlein nach / je zwey
|| [790]
Pöonien-rosen Weiblein. Poeonia foemina.
oder drey neben einander / welche so sie sich auffthun / sihet man darinn rothe
körner in der grösse der Erbsen / diese wenn sie alt werden / gewinnen ein
schwartze farb / aber das inwendige Marck ist weiß / am geschmack süßlicht / und
am geruch nicht fast lieblich. Die wurtzel wird außwendig schwartzlicht /
inwendig weiß und luck / bekomt viel knöpff wie Eichlen / und gibt einen
starcken gerlich von sich. Es ist diese Pöonien-rosen / so von etlichen auch das
Weiblein genennet wird / nunmehr in Teutschland in den Gärten gar gemein / und
wächßt von den kleinen abgeschnittenen wurtzeln gar gern / wenn man sie aber vom
samen zielet / komt sie öffters erst im andern jahr herfür. Mit weissen blumen
wird sie in Candien / in den thälern der höchsten bergen angetroffen. In dem
Fürstlichen Eystättischen Lustgarten findet man sie auch mit weissen blättern /
die sind aber an etlichen orten mit rother farb besprengt. Joachimus Camerarius
hat eine art auß dem Fürstlichen Casselischen Lustgarten bekommen / welche
bleiche blumen getragen. In vielen Lustgärten des Teutschlands wird diese
Pöonien-rosen auch mit gefüllten rothen / und bißweilen leibfarben blumen
angetroffen. Vorgemelter Camerarius meldet / er habe eine gesehen / welche bey
fünff hundert kleine und grosse blätter getragen / der stock seye erstlich auß
Spanien nach Antorff geschiekt / und umb fünffzehn Ducaten verkauffet worden.
3. Das Pöonien-rosen Weiblein / Poeonia foemina altera, C. B. promiscua,
strictiore folio, J. B. überkomt einen zwey spannen hohen stengel / auß welchem
viel neben-zweige / und an denselben gekerffte blätter herfür wachsen. Auff dem
stengel und neben-zweigen erscheinen grosse rothe blumen wie ein Rose / welchen
etliche hülsen nachfolgen / in denen / wenn sie sich eröffnen / man viel rothe
körner findet. Die wurtzel gewinnet sieben oder acht knöpffe / den Eychlen
ähnlich. Wird in den Gärten me stens gepflantzet / und blühet im Mäyen / es soll
auch auff den bergen und felsen gefunden werden.
4. Die Spanische nidere Pöonien-rosen oder das Zwerglein / Poeonia foemina
Hispanica pumila, Park. tenuiùs laciniata, subtus pubescens, flore purpureo, C.
B. hat kurtze / schwartz-grüne / aderichte / und oben hin gekerffte blätter /
sie bringet nur einen eintzigen stengel / so mit einer purpurfarben blumen / die
kleiner ist als die andern / gezieret wird. Man findet sie in Fürstlichen
Lustgärten.
5. Die fremde Pöonien-rosen / Poeonia Pomi aurantii colore, C. B. vergleicht sich
mit ihrer wurtzel der Affodill. Die blätter sind grün und oben grau. Ihre blum
bestehet auß acht Pomerantzen-färbigen blättern. Sie wird auch in denen
Fürstlichen und andern Lustgärten gefunden.
6. Die grosse Constantinopolitanische Pöonien-rosen / Poeonia Byzantina prior,
Clus. peregrina flore saturè rubente, C. B. ist mit wurtzeln und stengeln der
gefüllten nicht ungleich. Ihre blätter werden dicker. Oben erscheint die schöne
blum mit acht oder mehr hoch-rothen blättern. Sie wächßt auch in obvermeldtem
Lustgarten / allda noch ein kleine art mit auff???echten / nur ein wenig
gekerfften blättern / und einer kleinern blum angetroffen wird. Poeonia
Byzantina altera, Clus. peregrina flore dilutè rubente, C. B.
Eigenschafft.
Die Pöonienrosen-wurtz und samen haben etwas balsamische / mit alkalischem miltem
saltz vermischte theilgen / und dahero die eigenschafft / das Haupt und Nerven
zu stärcken / die Mutter zu eröffnen / die Monatliche Reinigung und nachfluß der
Weiberen zu befürderen / das Männlein ist viel kräfftiger als das Weiblein. Die
blumen soll man im Mäyen / den samen im Augstmonat / aber die wurtzel zu anfang
des Frühlings / ehe sie die rothen zapffen stosset / oder im Herbst / so der
stengel verwelcket ist / graben und zu mancherley Nutzbarkeit behalten. Sie
bleibet zwey oder drey Jahr gut / wie Agerius berichtet. Fridericus Hoffmannus
lib. 4. Pharmacop. Med. Chymic. sect. I. rathet / man solle die wurtzel 3. tag
vor dem Newmond / morgens in aller frühe vor der Sonnen auffgang im Mertzen
graben.
Gebrauch.
Es hat die Pöonien-rosen mit ihrer wurtzel / (Fallende
Sucht.) blättern und samen ein sonderliche unerforschliche Krafft
wider die fallende Sucht / daher auch darauß das berühmte Marggräffische
Gichtpulver also bereitet wird. Nim Pöonienrosen-wurtzel in dem abnehmenden Mond
gegraben ein halb loth / Eichenmistel / geschaben Helffenbein und Elends-klawen
/ Hirschhorn philosophicè präpariert / rothe und weisse Corallen und Perlein
präpariert jedes ein halb quintlein: stosse alles zu (Schlag / fallende Sucht.) einem pulver. Dieses ist dienlich zu
verhütung des Schlags / und der fallenden sucht / [791] (seuchtes
Haupt / Schrättelein / schwere Träum / gichter bey jungen Kindern.)
stärcket das feuchte Haupt / wehret dem Schrättelein und schweren Träumen / man
kan darvon nach belieben ein halb quin lein / schwer in einem Löffel voll
weissen Wein einnehmen: So man die Gichter an den jungen Kindern besorgt / soll
man ihnen einer Erbs groß in eimen Löffel voll Lindenblust-wasser eingeben.
(Versteckte reinigung der Kindbetterin̅en.) Die Pöonienwurtzel zu pulver gestossen / und eines quintleins
schwer in Melissenwasser auff zwey mahl eingenommen / befördert die versteckte
reinigung der Kindbetterin̅en.
Galenus schreibt lib. 6. de simplic. Medicament. Facultat. cap. 96. er habe einen
Knaben (Fallende Sucht.) gekant / welcher von der
fallenden Sucht / so lang er die Pöonienwurtzel am hals getragen / frey ware:
Obwolen nun dieses mittel / wie Matthiolus in lib. 3. Dioscorid. cap. 140.
schreibet / viel Artzt betrogen / so ist es jedoch von Camerario, Costaeo und
Fernelio nutzlich gebraucht worden / und dahero nicht gäntzlich zu verwerffen.
Fernelius lib. 2. de abdit. rer. caus. cap. 17. rühmet insonderheit die wurtzel
von dem Männlein.
Petrus Matthiolus meldet im 3. buch von Kräuteren im 109. cap. Er habe von einer
erfahrnen und glaubwürdigen Person vernommen / so man ein halb loth Bibergeil
und drey händ voll Pöonien-rosen in einer pinten (das sind vier pfund / macht
bey uns ein starcke maß) weissen Wein siedet / und alßbald das Kind auß
Mutterleib kommet / es darinn badet / solle es vor den Gichtern und fallenden
Sucht sicher seyn. Dise Artzney ist bewehrt erfunden an acht Kinderen einer
Mutter / von welchen die zwey ersten / denen man dieses mittel nicht gebraucht /
an den Gichteren gestorben / nach dem aber die Mutter solches an den übrigen
fünffen versucht / waren sie alle dadurch von den Gichtern befreyet.
(Grimmen bey jungen Kindern.) In den Apothecken zu
Lübeck wird nachfolgendes Kinderpulver bereitet / darvon man den jungen Kindern
/ so sie in den Gedärmen von dem grim̅en und winden grossen
schmertzen leiden / ein messe???pitzlein voll in der Pappen eingiebet. Nim
Pöonienrosen-wurtzel / Florentinische Veielwurtz jedes ein Loth / Saffran 40.
gran / des besten Zuckers ein loth / Zucker candel 3. quintl. stosse alles zu
einem reinen pulver.
So man die gestossenen körner oder samen (Stein bey
jungen Kindern.) der Pöonienrosen den jungen Kindern in der Pappen
eingibet / bewahren sie vor dem Stein.
Auß der Pöonien hat auch Dr. Verzascha ein sonderbahres Haupt-wasser gemacht. Nim
Pöonienwurtzel acht loth / Eichenmistel 2. loth / Pöonienblumen 8. loth /
Meyenblümlein / Betonienblumen jedes 4. loth / Lindenblust 3. loth / Rautenblust
/ Rosmarinblust jedes 2. loth / Pöoniensamen außgeschelt 3. loth / Zim̅et 2. loth / Cubeben / Nägelein jedes 1. loth / Muscatnuß /
Muscatblust jedes 2. quintlein: Nach dem alles zerschnitten / schütte darüber
alten weissen Wein / Betonien-wasser und Melissen-wasser jedes ein maß / lasse
es acht tag stehen / hernach destilliere es über den Helm dem Marienbad. Dieses
wasser ist bey Alten und Jungen von vielen Jahren hero nutzlich befunden (Schlag / schwindel / schlaffsucht fallende sucht /
kalte flüß / gichter der Kinder.) worden / für den Schlag / Schwindel
/ Schlaffsucht / fallende Sucht / Gichter und kalte Flüß des Haupts. Man kan es
auch den Kindern eingeben / welche von den Gichtern geplagt werden.
Das destillierte Pöonienrosen-wasser bekomt den jungen Kindern wol / so man die
Gichter an ihnen besorget / wehret auch der fallenden Sucht / wenn man ihnen
nach belieben ein Löffel voll eingibt.
(Schwindel / fallende sucht / flüßiges Haupt /
auffsteigen der Mutter Gelbsucht / verstopffung der Leber und Rie???en.
Schlag / fallende sucht / gichter junger Kinder.) Die Conserva
Poeoniae, oder der Pöonienrosen-zucker ist sehr gut wider die fallende Sucht /
den Schwindel und andere schwachheiten des Haupts / von kälte verursacht /
dienet wider die Auffsteigung der Mutter / Gelbsucht und verstopffung der Leber
und Nieren / so man nach belieben einer Muscatnuß groß nimmet.
Der Pöonien-syrup ist dienlich wider den Schlag / die fallende Sucht und Gichter
/ insonderheit der jungen Kindern / so man davon ein Löffelein voll einnimmet.
CAPUT LXV.
Grosser Meerhirs. Lithospermum majus erectum.
Namen.
MEerhirs / Perlehirs / oder Steinsamen heist Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lithospermum, Milium Solis, Milium
soler. Italiänisch / Litospermo, Miglio del Sole. Fratzösisch / Gremil, Herbe
aux perles Grain perlée. Spanisch / Mijo de Sol. Englisch / Gromell. Dänisch /
Steenbrecke / Steen irß. Niderländisch / Perlenkruyt / Steensaet.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der grosse gemeine Meerhirs / Lithospermum majus erectum. C. B.
Lithospermum [792] s. Milium Solis, J. B.
überkommet ein dicke / holtzichte wurtzel / welche sich tieff in die Erden
steckt / und mit zaseln begabet ist; auß derselben wächst ein runder / starcker
und elenhoher stengel / so in viel neben-zweiglein zertheilet wird. Die blätter
sind rauch / schwartzlicht und etwas schmäler als die Olivenblätter. Oben auf
den neben-zweiglein trägt er weisse blümlein / die zwischen den blättern
herfürkommen / denen folget ein weisser / glitzender / runder / steinichter same
nach / anzusehen wie ein Perlein / in der grösse des Hirs. Man findet ihne an
ungebawten orten. Allhier wächst er in den Wäldern bey Augst / Weil / Hünningen
und anderstwo häuffig. Er wird auch an etlichen orten in die Gärten gepflantzet.
Wilder Meerhirs / oder Perlehirs. Lithospermum arvense radice rubrâ.
2. Der Perlehirs / oder wilde Meerhirs / Lithospermum arvense radice rubrâ, C. B.
nigrum, flore albo, semine Echii, J. B. bekommet auß seiner röthlichten und
safftigen wurtzel / elen-hohe stengel / welche in andere dünne und rauche
neben-zweiglein getheilet werden. Er bringt ohne ordnung schwartzlichte blätter
/ die sind kleiner als des vorigen / auch nicht so hart und rauch. Oben auff den
zweiglein erscheinen in dem Mäy fünffblättige weisse blümlein / denen ein
schwartzer same nachfolget / dessen drey oder vier körner in seinen eigenen
hülßlein ligen / so sich dem Ochsenzungen-samen vergleichen. Es wächßt in den
Aeckeren zwischen den Geträiden.
3. Der nidrige / breitblättige Meerhirs / mit langer / schwartzer / dicker /
holtzichter wurtzel; rauchen / haarigen / schwartz-grünen / biß zwey zoll langen
/ halb zoll breiten / zugespitzten blätteren; dünnen / schwartzlichten /
schuhe-hohen / gebogenen stengelein / und violen-farben blümlein / Lithospermum
minus repens latifolium, C. B. majus Dodonaei, flore purpureo, semine Anchusae,
J. B. wächßt bey uns auff den Aeckeren.
4. Der Meerhirs mit weisser / holtzichter / in zwey theil getrennter wurtzel;
kleinen / schmalen / zugespitzten / wechselweiß stehenden Leinkraut-blätteren;
spannen-hohem / geradem / rundem / glattem / steiffem / grünen / offt einfachem
/ bißweilen in ästlein getheiltem / schleimicht-schmäckendem stengel / welcher
von der wurtzel / biß an die flügelein ins gemein nackend ist; obenauß ist der
stengel nicht nur mit blättlein / sonderen zugleich mit ein-zwey- oder
dreyfachen biren-formigen Frucht-knöpfflein gezieret / darinnen die
grün-gelblichten blümlein / und darauff folgender same stecket: Lithospermum
Linariae folio, C. B. Lingua passerina, Tab. wächßt bey uns / wie auch umb Genff
/ Montpelier / und anderstwo häuffig auff den Felderen.
Eigenschafft.
Der samen des Meerhirs / welchen man zu der Artzney gebraucht / ist warm und
trocken im andern grad / führet ein scharfflichtes / mit irrdischen /
alkalischen theilgen / eingeflochtenes saltz / und hat dadurch sonderlich die
eigenschafft den Harn / Stein und Sand zu treiben / wie auch die schwere Geburt
zu beförderen.
Gebrauch.
Es schreibet Dioscorides, Aetius und Fernelius, daß der samen des Meerhirß 1.
quintlein schwer gepülvert / und im weissen Wein (Stein.) getruncken / die Nieren reinige / den Stein breche / und den
Harn forttreibe. Matthiolus vermeldet dabey / es seye auch ein köstliche (Schwere kindsnoth nachgeburt.) Artzney den
Weibern / so in schweren kindsnöthen ligen / er habe vielen damit geholffen /
treibe auch die Nachgeburt fort.
(Tägich Fieber.) Im täglichen Fieber ein quintl.
des Meerhirß in weissem Wein / kurtz vor dem paroxysmo, oder anstoß des Fiebers
eingenommen / und etliche tag nach einander mit fortgefahren / vertreibet
solches.
CAPUT LXVI.
Cerinthe. Cerinthe.
Namen.
CErinthe / heißt Lateinisch / Cerinthe. Englisch / Hony-wort. Frantzösisch /
Italiänisch und Niderländisch / Cerinte.
Gestalt.
Die grosse allhier abgebildet stehendt Cerinthe / Cerinthe s. Cynoglossum
montanum majus, C. B. quorundam major versicolore flore, J. B. hat ein lange /
grosse / dicke und weisse wurtzel / worauß drey / vier oder 5. runde /
safftreiche stengel bey elen hoch auffsteigen / und mit viel länglichten /
stumpffen / an farben grünen / und gleichsam als himmel-blawen / mit weissen
flecken bezeichneten / ein wenig rauch-haarigen blätteren bekleidet werden.
Neben den blättern kommen auch andere zweiglein herfür / welche sich wen [793] den
Cerinthe. Cerinthe.
und biegen gleich dem Sonnen-wirbel / und mit länglichten / holen / mitten und
außwendig gelben / anderseits aber / da sie an denen ästlein hangen /
roth-purpurbraunen / bißweilen auch gantz gelben Blumen gezieret werden: nach
deren verwelckung / knöpfflein erscheinen / in deren jedem gemeiniglich zwey
kleine / schwartze samenkörnlein / in grösse der Erven gefunden werden: wächßt
in Portugal von sich selbsten / und blühet im Frühling.
Es gibt annoch underschiedlich andere Geschlechter der Cerinthe / welche wir
kürtze halben zu übergehen genötiget werden. Biß hieher sind diese kräuter in
der Artzney nicht gebraucht worden: dennoch werden sie in die Gärten
gepflantzet; wie sie denn auch in unserem Medicinalischen Garten allhier
anzutreffen.
CAPUT LXVII.
Hanff. Cannabis.
Namen.
HAnff heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cannabis. Italiänisch / Canape, Frantzösisch / Chanvre. Spanisch /
Can̅amo. Englisch / Hemp. Dänisch / Hamp. Niderländisch / Kemp
/ Kennep.
Geschlecht und Gestalt.
Der Hanff ist zweyerley geschlechts??? das Männlein und Weiblein.
Das Männlein / Cannabis sativa mas, breitet sich auß in neben-zweige / wächßt
bißweilen so hoch / daß es fast wie ein zimliches
Hanff. Cannabis.
bäumlein anzusehen / und kan man zu bereitung des Büchsenpulvers / auß dem stock
gute kohlen brennen.
Das Weiblein / Cannabis sativa foemina, hat keine nebenäste und samen / auch ist
der Stengel zärter / wird gemeiniglich Femel genen̅t / und blühet
häuffig mit kleinen bleichgrünen / drauschlichten blümlein / welche unfruchtbar
abfallen und vergehen / es wächst auß des Männleins samen / und gibet subtiler
Werck denn das Männlein.
Beyde Geschlecht haben einen holen / rauchen / viereckichten / haarigen /
schlechten stengel / blätter wie der Escherbaum / doch kleiner und schmäler /
neben umbher mit kleinen schärtlein wie ein sichel zerkerbt / 5. oder sechs
blätter hangen an einem stiel / anzusehen wie die finger an der außgebreiteten
hand. In dem Männlein sind sie grösser und schwartzgrüner. Die wurtzel ist weiß
/ holtzicht / eintzig / mit vielen angewachsenen zaseln. Sie riechen beyde so
starck / daß einem das Haupt möchte wehe thun. Die fünffblättigen / außwendig
purpurfarben / inwendig weißlichten blümlein kom̅en in dem
Männlein zwischë den flügelein der blätteren herfür; in dem Weiblein aber werden
selten / oder gar keine blümlein gefunden. Der same ist rund / glat und
aschenfarb / inwendig mit weissem / süssem und fettem Marck gefüllt. Liebt ein
fettes / wolgedüngtes / feuchtes Erdreich / und läßt nichts sonderlichs neben
sich wachsen.
Eigenschafft.
Der Hanffsamen hat grobe / ölichte / mit wenig saltzicht-festen theilen
vergesellschaffte theile / und dadurch ein krafft schmertzen zu stillen /
schlaff zu bringen / und die schärffe der etzenden feuchtigkeiten / sonderlich
in de nen Geburts-gliedern zu linderen.
|| [794]
Gebrauch.
(Gifftiger / Venerischer / schmertzhaffter
samenfluß.) Obwohlen dieß Kraut in der Artzney wegen seiner
schlaffbringenden / und dum̅ machenden krafft nicht sonderlich
gebraucht wird. So pflegt man dennoch denen / so da mit gifftigem / venerischem
Samen-fluß gequälet sind / eine Milch etwan auff folgende art darauß zu machen:
Nim Hanffsamen 2. loth / süsse Mandelkernen ein loth / Kürbsenkernen /
Cucumernkernen jedes ein halb loth / zerstosse die geschelien kernen mit dem
samen in dem Mörsel wol under einander / giesse Burglen- oder Lattich-wasser /
Fischmüntz-wasser jedes nach belieben darüber / rührs wol durcheinander / trucks
durch ein tuch / so wirds ein grawlichte milch werden / diese Milch kan man
demnach mit dem Seeblumen-syrup versüssen / und also offt denen Patienten ein
trüncklein davon zukommen lassen.
CAPUT LXVIII.
Engeltranck. Alisma.
Namen.
ENgeltranck heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Alisma, Matth. Caltha apina. Gesn. Damassonium, Lugd. Nardus
Celtica altera, Lobelij. Chrysanthemum latifolium, Dod. Doronicum Plantaginis
folio, C. B. In Teutscher Sprach wird er auch genant Lucianskraut / Waldblume /
Laugenklaut und Mutterwurtz.
Gestalt.
Der Engeltranck hat blätter wie der Wegrich / sie sind doch schmäler / weicher /
haarig / und gegen der Erden gebogen. Er bringet einen dünnen haarigen / und
schuh-hohen stengel mit nebenzincken / darauff erscheinen in dem Brachmonat
goldgelbe blumen / wie an den Küdillen. Die wurtzel ist vielfältig / dünn und
wolriechend. Bey den Böhmen ist dieses Kraut gemein / man f???ndet es auch umb
Nürenberg und Helmstadt / wächßt in den Wäldern und feuchtem Erdreich / wie auch
auff den Schweitzerischen / Bündnerischen und Elsaßischen Gebürgen. In
Steyrmarck wird er auff den Wiesen mit himmel-blauen Blumen angetroffen. Dieses
kraut ist eigentlich ein geschlecht der Gembsenwurtz / und gehört also zu dem
62. Capitel des dritten Buchs.
Eigenschafft.
Dieses Kraut ist neben vielen irrdischen / und wenig balsamischen ölichten
theilen / mit einem subtilen alkalischen saltz begabet / und hat also die
eigenschafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / dem Gifft zu widerstehen / durch
den schweiß zu treiben / das gerunnene Geblüt zu vertheilen / und das saure /
scharffe / gesaltzene geblüt zu versüssen / und zu verbesseren.
Gebrauch.
(Vergifftes Vieh.) Dieses Kraut wird zu pulver
gestossen / und dem Vieh eingeben / wenn es nicht essen kan / oder so man
vermeint / daß ihme Gifft beykommen seye.
(Fahl / inwendige verletzung von schwerer
arbeit.) In Sachsen wird es von dem gemeinen Volck den jenigen gebraucht /
so ein schweren fahl erlitten / oder sich mit starcker arbeit inwendig verletzt
haben.
Man nimmet zwey handvoll / siedet es in einer maß Bier / gibt dem krancken alle
morgen ein guten trunck darvon / decket ihne wol zu / und läßt ihne darauff
schwitzen / alsdenn empfindet der Krancke am verletzten ort ein paar stund
zimlichen schmertzen / wird aber ihme auff solche weiß geholffen / wenn aber
kein inwendige verletzung geschehen / empfindet der Krancke kein ungelegenheit.
Zu Dantzig ist diese Artzney in vielem gebrauch / dieweilë er aber allda nicht
wächßt / wird er auß Nider-Sachsen dahin geführet.
CAPUT LXIX.
Schlangenmord. Scorzonera.
Namen.
SCorzoneren / Artist / oder Schlangenmord heißt Lateinisch / Scorzonera,
Viperaria, Scorzonera Hispanica, Tragopogon peregrinus. Italiänisch /
Scorzonera. Spanisch / Escorzonera. Dänisch / Schlangemyrder / Kapatte. Englisch
/ Vipers / Vipers-grasse. Frantzösisch / Salsifix. In Teutscher Sprach nennet
man sie Schlangenmord / dieweil vielen Leuten damit ist geholffen worden /
welche von den Schlangen Escorzo genant / verletzet waren.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der Spanische Schlangenmord / Scorzonera Hispanica, Scorzonera latifolia
sinuata, C. B. Tragopogon Hispanicus, sive Escorzonera aut Scorzonera, J. B.
überkomt spannenlange blätter / die spreiten sich auff die erden / und gehen
bald von der wurtzel auß / ein jedes hanget an einem langen stiel / auch sind
etliche an der seiten ein wenig einwerts
|| [795]
Spanischer Schlangenmord.
Scorzonera Hilpanica.
gebogen. Der stengel wächßt anderthalb spannen hoch / und ist mit gewerben
unterschieden: nahe bey demselben schiessen andere blätter herfür / die sind
kleiner und kürtzer als die vorigen. Er bringt oben goldgelbe gefüllte blumen /
wie an dem Bocksbart-kraut / wie er denn mit demselben grosse verwandnuß hat.
Wenn diese vergehen / werden darauß grosse haarige köpffe / in welchen der same
wie im Bocksbart / unden liget. Die wurtzel ist fingers-dick / rund /
spannen-lang / und bißweilen länger / wird fast schlecht / außwendig
schwartzlicht / inwendig weiß und ohne zaseln / läßt sich leichtlich brechen /
und gibt einen süssen / zähen milchsafft von sich. Er blühet zeitlich / und
verliert seine blumen im Hewmonat.
2. Der Teutsche Schlangenmord / Scorzonera Germanica, Tab. latifolia altera, C.
B. überkomt grüne / spitzige und gantze blätter / die werden zwey und bißweilen
drey mahl breiter als am Bocksbart-kraut / vergleichen sich den Abbiß-blätteren
/ und werden in der mitte der länge nach / mit einer weißlichten adern
durchzogen. Der stengel wächst elen-hoch / ist holtzicht / und wird in
nebenzweiglein getheilet / so oben ablange / aderichte und geschüppte kelchlein
herfür bringen / auß denen gefüllte / goldgelbe blumen entspringen / den
Bocksbart-blumen ähnlich / welchen ein länglichter / weisser und gehäuffter same
nachfolget. Die wurtzel ist aussen röthlicht / fingers-dick / süß / und voll
zähen-Milch-saffts. Also komt er in dem Fürstlichen Eistettischen Lustgarten
herfür. Man findet ihne auch in Thüringen / Böhmen / Steyrmarck und Bäyern umb
Ingolstatt. D. Joh. Mich. Fehr berichtet in dem eingang seines Büchleins / so er
von dem Schlangenmord in Lateinischer Sprache geschrieben / daß er umb
Schweinfurt / im Jahr 1651. ein Schlangenmord-wurtzel außgegraben / die zwey
pfund gewogen habe.
3. Der Oesterreichische Schlangenmord / Scorzonera latifolia humilis nervosa, C.
B. Tragop. species, sive Scorzonera humilis latifolia, J. B. Scorzonera
Pannonica, Tab. hat breite / dicke und kurtze blätter / die mit fünff adern der
länge nach durchzogen sind / und einen hitzigen bitteren geschmack von sich
geben / zwischen welchen ein rahner / gestriemter / und schuh-hoher stengel
herfür komt / so mit wenig blättern besetzt ist. Auff ihme erscheinet eine
grosse goldgelbe blum / deren ein raucher same nachfolget. Die wurtzel ist lang
/ daumens-dick / inwendig weiß / und mit einer schwartzen / runtzlichten rinde
bedeckt. Wenn man sie zerbricht / fließt ein Milch-safft darauß / der mit der
zeit gelblicht wird. Er wächßt in Oestereich auff den Bergen / insonderheit
nicht weit von Baden.
4. Der himmel-blaue oder purpurfarbe Ungarische Schlangenmord / Scorzonera
angustifolia subcoerulea, C. B. Tragop. species, sive Scorzonera major
angustifolia subcoeruleo flore, J. B. auff Teutsch auch Artifi / hat viel lange
/ schmale blätter / zwischen welchen ein holer / grüner / starcker und
elen-hoher stengel herfürkomt / so mit etlichen ablangen blättern besetzt / und
oben in gewisse nebenästlein getheilet wird / auff welchen ein anmüthige /
himmel-blaue oder purpurfarbe blume sitzet / deren der gemeine same nachfolget.
Die eintzige wurtzel wächßt kleinen fingers dick / und ist mit einer schwartzen
/ runtzlichten und dicken rinde bedeckt / so oben haarig wird / wenn man sie
verwundet / fliesset erstlich ein weisser / hernach ein dunckelrother Safft
herauß. Beydes wächßt in Ungarn auff dem Prellenberg / Leytenberg / und andern
Ungarischen orten. Er blühet im Aprillen und Mäyen.
Eigenschafft.
Die in dem Mäyen außgegrabene milchsafftige wurtzel hat ein alkalisches / mit
milten balsamischen theilen vermischtes süßlichtes / auch in dem andern
Geschlecht bitteres saltz bey sich verborgen / und dadurch die eigenschafft
allem Gifft in allen kranckheiten trefflich zu widerstehen / durch den Schweiß /
unvermerckliche Außdämpffung / und den Harn zu treiben / das unreine / scharffe
geblüt zu reinigen und zu versüssen / die verstopffungen der Leber / Miltz und
Mutter zu eröffnen / das Hertz zu stärcken / das gemüth freudig zu machen / auch
Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen.
Gebrauch.
Die Scorzoneren-wurtzeln / sonderlich die süssen des ersten Geschlechts / und die
in den Gärten gepflantzten Artifi / des letzten Geschlechts / werden in den
Küchen mit Saltz / Butter und Gewürtz / in dem Herbst-Wein- und Wintermongt / zu
einer angenehmen und gesunden speise gekocht / als welche trefflich gute nahrung
dem Geblüt und Leibe gibt.
Der außgepreßte Milch-safft auß diesem Kraut oder wurtzel / mit Fenchel- oder
Liebstöckel-wasser vermischt / und offt warm mit (Entzünbung / schmertz- und flecken der augen / schwach gesicht.)
tüchlein über die Augen geschlagen / vertreibt [796] die entzündungen / schmertzen und Flecken der Augen / stärckt auch
das schwache Gesicht.
Die gedörrte wurtzel kan man entweder allein / oder neben andern sachen in Wasser
sieden / und solch Wasser für ein ordinari (Gifftiger
Thierbiß / pestilentzische fieber.) Tranck denen Patienten geben /
welche von gifftigen Thieren gebissen worden / oder welche mit hitzigen /
pestilentzialischen Fiebern / und anderen gifftigen kranckheiten angegriffen
sind.
Solche gedörrte wurtzel zu pulver gestossen / kan man auch auff 30. biß 50. gran
schwer offt in obangeregten kranckheiten einnehmen.
Auß der wurtzel / bißweilen auch auß den blättern / blumen und samen / kan man
eine Extract außziehen / und zwar auff zweyerley weiß; denn erstlich kocht man
die frisch grüne und safftige wurtzel / kraut und samen in dem destillierten
Scorzonerenwasser / in verdeck tem geschirr / seigts hernach durch ein dick tuch
/ kocht es ein wenig ein / so hat man die Essentz; wenn man es aber biß zur
dicke des Honigs einsiedet / so gibt (Exiract.)
es das Extract ab; welches etliche für trefflicher halten / als die mit
Brannienwein außgezogene Essentz und Extract, obwolen auch diese ziemlich
kräfftig sind / auff 15. biß 30. tropffen oder gran übers mahl offt genommen.
Dienen alle in oberzehlten kranckheiten.
Etlich schreiben / daß der Safft der Scorzonera in Hispanien so kräfftig seye /
daß wenn die Schlang Escorzo damit berühret (Pestilentzische Fieberschwaches Hertz und Mutter / schwindel / verstopffte
Leber und Miltz / traurigkeit / Pest / fallende Sucht / Magentrucken /
Hertzzitteren / schwindel / Ohnmachten und Mutterweh.) werde / sie
alßbald erstarre / wenn man ihr es aber in den mund thue / so sterbe sie
alsobald.
Das destillierte Wasser der Scorzonera ist gut wider die pestilentzische Fieber /
stärcket das schwache Hertz und Mutter / wehret dem Schwindel / und eröffnet die
verstopffte Leber und Miltz / so man darvon nach belieben ein paar loth
trincket.
Die mit Zucker eingemachte Scorzonera-wurtzel eröffnet die verstopffte Leber und
Miltz / vertreibet alle Traurigkeit / bewahret vor der Pest / dienet für die
fallende Sucht / Magen-trucken / Hertz-zittern / Schwindel / Ohnmachten und
Mutterweh / so man nach belieben ein stücklein davon isset.
CAPUT LXX.
St. Johannskraut. Hypericum.
Namen.
SI. Johannskraut heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hypericum, Herba S. Johannis, Herba pericon,
Herba di S. Giovanni. Frantzösisch / Millepertuis. Spanisch / Corazoncillo,
Yerva de Sant Juan. Englisch / S. Johnswoort. Dänisch / Hypericon / S. Hans-urt
/ Blodblomster. Niderländisch / S. Janskruydt.
Geschlecht und Gestalt.
Es finden sich dieser Kräutern viel Geschlecht / davon wir aber allein die
bekantesten allhier kürtze halben beysetzen wollen.
Gemein St. Johannskraut. Hypericum vulgare.
I. Das gemeine St. Johannskraut / Hypericum vulgare, C. B. vulgare, s. Perforata,
caule rotundo, foliis blabris, J. B. hat eine harte / holtzichte wurtzel / so
hin und wider in der erden sich zerspreitet / auß deren viel runde / holtzichte
/ braun-rothe und elen-hohe stengel herfür kommen / die mit andern neben-astlein
besetzet sind. Auff dem gipffel der stengeln erscheinen im Hewmonat die blümlein
/ mit fünff gelben blättlein und haarichten pützlein oder fäserlein. Seine
blätter sind etwas breit / auch länger als rund / den Dosten- oder
Gauchheil-blättern umb etwas ähnlich / so man sie gegen dem tag hält / sihet man
viel löchlein darinn / alß wenn sie mit nadeln durchstochen wären. Die blätter
und blumen / wenn man sie zwischen den fingern zerreibet / geben einen
braun-rothen blut-safft von sich. Den blumen folgen die schötlein nach / welche
fornen spitzig / an dem stiel rund / etwas weit / und einem Gersten-korn gleich
sind / in denen sehr kleiner same verschlossen ligt / so erstlich roth / hernach
schwartz / und am geruch dem Hartz ähnlich wird. Es wächßt allenthalben in den
hecken und an den rheinen der äckeren. Dieses Gewächs änderet sich / denn
bißweilen bringet es breitere / und zuzeiten schmälere blätter / auch werden
seine stengel an feuchten orten viereckicht / anderstwo aber rund. Man findet
noch ein kleinere art / dessen blätter nicht durchstochen sind.
2. Das ander Geschlecht des St. Johannskrauts / Harthew genannt / Hypericon
Ascyron dictum IV. s. Androsaemum hirsutum, C. B. Hyp. Ascyron dictum, caule
quadrangulo, J. B. hat ein weißlichte wurtzel / so nicht tieff in der erden
stecket / und in viel zaseln zertheilet ist / auß welcher braun-rothe stengel
herfür schiessen / die grösser als am gemeinen sind. Seine blätter werden dünn /
|| [797]
St. Johannskraut / Harthew genant.
Hypericum Ascyron dictum.
mit striemen nach der länge durchzogen / auch viel breiter und länger als am
vorigen. Die blumen erscheinen dotter-gelb / der same ist klein / schwartzlicht
/ und am geruch wie Hartz / welcher zwischen den fingern zerrieben / dieselbige
färbet / als wenn sie mit blut angestrichen wären. Es kommet an feuchten orten
herfür / und wächßt allhier an grasichten orten des Muttentzer-bergs.
St. Johanns- oder Cunrads-kraut.
Androsaemon.
3. Das St. Johanns- oder Cunradskraut / Androsaemum, Matth. Hypericum
elegantissimum non ramosum folio lato, J. B. Ascyrum s. Hypericum bifolium
glabrum, non perforatum, C. B. Ist ein staudicht Gewächs / mit schmalen rothen
ästlein. Seine blätter sind länger und spitziger als am vorigen / auch wachsen
zwilchen jedem paar andere blättlein herfür. Wenn man die blätter zerstoßt /
geben sie ein Safft wie rother Wein von sich. Es bringt am gipffel des stengels
viel neben-zweiglein / die sind wie flügel außgebreitet / umb welche
fünffblättige / gelbe blümlein erscheinen. Der same ligt in hülsen verwahret /
so dem schwartzen Magsamen sich vergleichet. Es wächßt an feuchten orten /
allhier findet mans an bergichten orten bey dem Dorff Erentzach.
4. Das stinckende St. Johanns- oder Conrads-kraut / Androsaemum foetidum, Park,
capitulis longissimis filamentis donatis, C. B. Ruta Hypericoides, quibusdam
Sicilianae affinis, sive Tragium, J. B. kommet mit dem vorigen umb etwas überein
/ hat aber schmälere und kleinere blätter / die sind glatt und grün / seine
stengel werden staud- und holtzicht. Es bringt grosse gestirnte gelbe blumen /
deren sechs blättlein mit einem spitz / und die samen-köpfflein oben in
fäserlein außgehen / so sehr kleinen / ungleichen samen in sich halten. Das
gantze Kraut stincket wie ein Bock / wächßt viel in Candien / und wird auch im
Fürstlichen Eystettischen Lustgarten gefunden.
5. Das Sicilianische St. Johannskraut / oder Engelländisches Grundheil /
Androsaemum maximum frutescens, C. B. Siciliana, aliis Caeciliana, vel
Androsaemum, J. B. hat ein mürbe / holtzichte / und anderthalb schuh lange
wurtzel / auß welcher starcke / der länge nach gestriemte / röthlichte und
gläntzende gerten entspringen / die haben etliche gewerbe / auß denen zwey
blätter gegen einander über wachsen / so unden bleich und oben safft-grün
werden. Die blümlein erscheinen gelb / wenn sie abfalen folgen anfangs rothe /
und endlich schwartze beerlein hernach / welche inwendig voll kleiner samen
stecken. Dieses Kraut bleibet stätigs grün / und hat einen starcken doch nicht
unlieblichen geruch. Es wächßt in Sicilien und Engelland in den wäldern. In
Italien / Flandern und anderwerts / pflantzet man es in die Gärten / wie es denn
auch im vorgemelten Lustgarten angetroffen / und St. Cecilien-kraut genennet
wird. Man gebrauchts viel in Sicilien und Engelland zu den Wundtränckern /
Wundbalsam und Wundsalben.
6. Der Erdkieffer / Coris lutea, C. B. Coris Hypericoides quorundam, J. B. Ist
ein staudicht Kräutlein / mit auffgereckten / holtzichten / runden / knod- und
röthlichten stengeln / die werden spannen-hoch oder ein wenig höher / und
fürnemlich an den knoden mit länglichten blättlein besetzt. Oben auff dem
gipffel der stengeln erscheinen gelbe blumen wie am St. Johannskraut / denen
kleiner schwartzer samen in seinem hülßlein nachfolget. Die wurtzel ist steiff /
zimlich lang und schwartz-roth. Er wächßt an
|| [798]
Erdkieffer Coris.
dürren ungebauten orten / und hat gleiche würckung mit dem St. Johannskraut.
Eigenschafft.
Das St. Johannskraut hat in den blumen / blättern und samen ein recht
balsamisches / alkalisch-saltzichtes öl / und daher die eigenschafft zu wärmen /
zu tröcknen / zu säubern / zu heilen / zu lindern / schmertzen zu stillen / das
gestockte und gerunnene blut zu vertheilen.
Gebrauch.
Auß diesem Kraut läßt sich ein trefflicher (Wund-balsam.) Wund-balsam auff folgende weise bereiten: Nehmt in dem May
oder Brachmonat St. Johannskraut / dessen blümlein noch nicht außgeschloffen /
4. loth / der schößlein von blühendem Wullkraut 2. loth: Zerhackts under
einander / gießt des besten doppelten oder rectificierten Branntenweins 12. loth
darüber / laßts wolvermacht so lang stehen / biß der Branntenwein wol gefärbt
worden / druckt es hernach durch ein tuch / mischt annoch ein paar loth
Terbenthin darzu / laßts 3. tag und nächt an warmem ort digetieren / so habt ihr
einen fürtrefflichen Wund-balsam / äusserlich zu den Wunden / auch innerlich zu
gebrauchen.
St. Johannskraut ist ein treffliches Wund-kraut / darumb es gar viel zu den
Wund-tränckern gebraucht wird.
(Verletzung im Leib von einem schweren Last.) In
Polen pflegt man die Blumen mit Butter und ein wenig Saltz / im Bier den jenigen
einzugeben / welche von einem schweren Last im Leib verletzt worden.
(Würm der Pferden im Leib.) Der auß dem St.
Johannskraut außgedruckte Safft den Pferden eingegossen / tödtet die Würm. Man
muß ihnen aber zugleich Odermänig-kraut zu essen geben.
Das in den Apothecken auß dem St. Johannskraut zubereitete Saltz auff 10. gran in
Scabiosen-wasser eingenommen / bekomt (Seitenstich.) denjenigen wol / so am Seitenstich darnider ligen.
Ins gemein pflegt man das St. Johanskraut im Brachmonat zween tag nach dem
Vollmond frisch blühend zu samlen / die Schößlein wol zerhacken / Baumöl darüber
zu giessen / und an der Sonnen eine zeitlang stehen zu lassen / daß man das
gemeine St. Johannskraut-öl habe / welches denn in (Wunden.) Heilung der Wunden treffliche würckung thun kan / so es nur
fleißig gebraucht wird.
Auß den Blümlein wird mit Branntenwein die Essentz oder Tinctur außgezogen / und
durch Fließpapyr gesichtet / in wolvermachten gläseren auffbehalten / welche
denn auff 20. und mehr tropffen offt mit einem destillierten Wasser eingenommen
/ nicht nur zu heilung der Wunden / Geschwären / (Geschwär / Fistel / Versehrung / Stein und Sand der Nieren / Verstopffung
der Leber / Gelbsucht / Wassersucht / weisse Weiber-kranckheit.)
Fisteln und Versehrungen dienet / sondern fürnemlich auch zu abtreibung alles
Sandes / Schleims und Steinen der Nieren / zu Eröffnung innerlicher
Verstopffungen der Leber / zu heilung der Gelb- und Wassersucht / ja auch zu der
weissen Kranckheit der Weibern und Jungfrawen nutzlich gebraucht wird.
Der Samen dieses Krauts zu pulver gestossen / und eines quintleins schwer
bißweilen eingenommen / säubert die Nieren / reiniget (Versteckter Harn / monatliche Reinigung / Nieren- und Blasenstein.)
und heilet deroselben Geschwär / treibt den Harn / bringt die monatliche
Reinigung / bewahret vor dem Nieren- und Blasen-stein.
Das destillierte St. Johannskraut-wasser wird nutzlich gebraucht / alle frische
Wunden / alte / faule / bose Schäden von grund (Frische Wunden / alte / faule / böse Schäden.) herauß zu heilen /
darvon morgens und abends ein paar loth getruncken / und ausserhalb die Wunden
und Schäden darmit laulicht gewaschen / und zarte leinene tüchlein darinn
genetzt / und übergelegt.
(Wunden / verwundte Sennadern / erkaltete Gebrechen
de??? Gliedern un̅ Gewerben / Bra̅d vom Fewr /
Grimmen der jungen Kindern.) Das St. Johanns-öl äusserlich gebraucht /
heilet die Wunden / sonderlich aber die verwundten Senn-adern / ist dienlich zu
allen erkalteten Gebrechen der Gliedern und Gewerben / und zu dem Brand vom
Fewr. Es ist auch gut wider das Grimmen und die rothe Ruhr / so man den Bauch
warmlicht darmit schmieret / denn es legt den Schmertzen / und stopffet den
Durchlauff. In Italien pflegt man den jungen Kindern / die das Grimmen haben /
das Bäuchlein darmit laulicht anzusalben.
CAPUT LXXI.
Erdpin. Chamaepitys.
Namen.
ERdpin / Feld-cypressen / Jelänger-jelieber oder Schlag-kräutlein heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Chmaepitys, Ajuga, Iva arthritica. Italiänisch / Camepitio, Iva. Frantzösisch /
Yve musquée, Ive muscate, Ive artetique. Spanisch / Pinillo oloroso, Yva
artetica. Englisch / Ground-pine. Dänisch / Selagurt. Niderländisch /
Veldt-cypres. Es ist nicht die Amara dulcis, welche auch von etlichen Jelänger
jelieber genennet / und davon droben in dem I. Buch gehandelt wird.
|| [799]
Gemeiner Erdpin. Chamaepitys vulgaris.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Erdpin / Chamaepitys vulgaris, Park. vulgaris odorata flore luteo,
J. B. lutea vulgaris sive folio trifido, C. B. Kriecht auff der erden / hat
lange / schmale blätter dem Roßmarin ähnlich / sind jedoch kleiner und weisser /
darzu rauch / und stehen dick in einander an dünnen bügigen stengeln / sie geben
einen geruch wie der Fiechtenbaum von sich / dahero sie auch an der gestalt ihme
umb etwas gleich sehen / und dieses Kraut in Griechischer Sprach [Greek words] nidrige Fiechten genennt wird. Er
bringt zarte / gold-gelbe blümlein zwischen den blättern am gantzen stengel. Die
wurtzel ist spannen-lang / und voll dünner zaseln. Er wächßt im magern /
sandichten und ungebauten erdreich / allhier aber in gebauten Feldern am
Wiesenfluß und bey dem Dorff Riechen. Camerarius hat neben dem gemeinen Erdpin /
so mit der Ziffer I. gezeichnet / noch einen mit Ziffer II. abmahlen lassen /
der soll sehr schön / subtil / und gleichsam mit gelben härlein bekleidet seyn.
Mit viel zerschnittenen blättern und einer wollichten blumen / wird er in
Oesterreich und Ungarn an vielen orten angetroffen.
2. Der Oesterreichische Erdpin / Chamaepitys coerulea Austriaca, C. B. Ist ein
sehr schönes Kraut / nach seiner erwachsung bringet er schuhes-hohe stengel /
welche bißweilen nur spannen-lang werden / sie sind viereckicht / starck / mit
einer Wollen beschweret / und mit vielen gewerben umbringet / an welchen auff
beyden seiten blätter herfürkommen / so sich den vorigen vergleichen / sind
jedoch breiter / und in vier auch bißweilen mehr spält getheilt / oben grün und
gläntzend / unden adericht und graulicht / sie geben keinen unlieblichen geruch
/ und einen hitzigen doch nicht unangenehmen gesch mack von sich. Die oberen
theil der stengelein werden wirtel-weiß mit rauchlichten kelchlein umbringet /
auß welchen sehr schöne / grosse Viol-braune blumen herfür schiessen / so unden
etwas weißlicht / und mit blutigen düpflein besprengt sind. In jedem kelchlein
ligen gemeiniglich vier ablange / eckichte und schwartz-gläntzende same-körner.
Die wurtzel ist hart / zaßlicht und schwartz / welche jährlich neue stengel
herfür bringet. Er wächßt viel auff den Rucken des Bergs / so an das Dorff
Radaun stosset / nicht weit von Petersdorff / anderthalb Meil von Wien in
Oesterreich. Carolus Clusius hat auff einem andern Berg-rucken / nicht weit von
Stareberg / ihne häuffig mit rothen / auch eine art mit aschen-farben blumen /
wargenommen. Er wird auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen.
Vermeinter Frantzösischer Erdpin.
Pseudo-Chamaepitys Gallica.
3. Der vermeinte Frantzösische Erdpin / Pseudo-Chamaepitys Gallica. Chamaepitys
spuria, multifido folio, Lamii flore, C. B. hat ablange / haarige / und in drey
theil zerschnittene blätter. Der gestriemte stengel wächßt spannen-hoch /
welcher oben purpur-braune blumen trägt / so auß fünff blättlein bestehen / und
in der mitte gar lange fädemlein haben / sie vergleichen sich den
Ochsenzungen-blümlein / sind jedoch länger. Die wurtzel ist holtzicht / krum /
und oben in etliche ästlein zertheilet. Das gantze Kraut riecht wol / und ist
etwas bitterlicht. Er wächß in Franckreich umb Castelneuf an stein- und
bergichten orten.
|| [800]
Eigenschafft.
Der Erdpin hat ein hartzicht - balsamischen / mit saurlicht - gelind - flüchtigen
theilen vermischten Safft / und dadurch die eigenschafft zu erwärmen / zu
tröcknen / zu eröffnen / zu heilen / das Hirn / Leber und nerven zu stärcken /
zu erdünneren / den harn / monatliche weiber - reinigung / todte frucht und
nachbürdelein abzutreiben.
Gebrauch.
Dieß Kräutlein gedörrt / mit der besten Rhebarbara - wurtzel und
Tausendguldenkraut - schößlein zu pulver gestossen / jedes gleich viel vermischt
/ hernach ein sehr lange zeit eines quintleins schwer morgens nüchter mit einem
gläßlein voll Selering- oder Brunnkresse - wasser eingenommen / heilet (Podagra.) das Podagram / bringt die Leuth wider
auff gute Füß / und verhütet absonderlich / daß solche Kranckheit nicht offt
widerkomt.
(Scharbockisch versaltzen Geblüt / Wunden / Schäden /
Haupt - un̅ Schalgflüß.) Die mit Branntenwein
außgezogene Essentz / hat eine krafft das scharbockische und versaltzene Geblüt
zu reinigen / Glieder zu stärcken / Wunden und Schäden zu heilen / Haupt- und
Schlag - flüß zu vertreiben:??? Man kan biß 20. tropffen auff einmahl davon
einnehmen.
(Kalte Gebresten des Haupts / schwindel / fallende Sucht
/ schlag / verstopffung der Leber / Miltz und Nieren / Gelbsucht /
versteckter Harn und monatliche reinigung.) Ein handvoll Erdpin in
einer maß weissem Wein gelegt und darab gatruncken / ist gut zu den kalten
Gebresten des Haupts / für den Schwindel / fallende Sucht und den Schlag /
dienet wider die Verstopffung der Leber / Miltzes und Nieren / vertreibt die
Gelbsucht / treibt den Harn und die monatliche Reinigung der Weibern.
Das destillierte Erdpin - wasser ist gut zu den kalten Gebresten des Haupts / der
Verstopffung der Leber und Gelbsucht / so man darvon morgens nüchtern ein paar
loth (Kalte Gebresten des Haupts / Verstopffung der
Leber / Gelbsucht.) trincket.
Die Conserva Chamaepityos, oder der Erdpin - zucker / dienet wider den Schlag /
fallende Sucht und die Glieder - kranckheiten / so man nach belieben einer
Muscatnuß-groß gebraucht. Im übrigen hat der Erdpin (Schlag / fallende Sucht / Gliederkranckheit.) gleiche würckung mit
der Gamanderlein.
CAPUT LXXII.
Beronien. Betonica.
Namen.
BEtonien heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Betonica, Serratula, Vetonica, von den Spanischen Völckeren
Vetonibus, die sie erstlich sollen erfunden haben. Italiänisch / Betonica,
Bettonica, Vettonica. Frantzösisch / Betoine. Spanisch / Bretonica. Englisch /
Betony. Dänisch und Niderländisch / Betonie.
Gestalt.
Die Betonien gewinnet einen subtilen / viereckichten / rauchen und elen-hohen
stengel. Sie hat lange weiche blätter / die sind etlicher massen dem Eychenlaub
ähnlich / zurings herumb zerkerfft / gleich wie ein sägen / (daher sie etliche
Serratulam nennen /) und geben einen feinen guten geruch von
† Braune und * weisse Betonien.
† Betonica purpurea & * alba.
sich. Die blätter / so nahe gegen der wurtzel stehen / sind grösser als die
oberen. An dem spitz des stengels bringt sie braune geährte blumen. Nach der
Blüth folget langer / eckichter und schwartzer samen / in löcherigen ähren. Die
wurtzel ist zasicht und subtil / wie an der weissen Nießwurtz. Sie wächßt
gemeiniglich in den wäldern / auff den wiesen / rechen / an den wegscheiden und
strassen. Blühet im Brach- und fürnemlich im Heumonat. Wächßt allhier auch bey
Michelfelden / und auff dem Muttentzer- und Crentzacher - berg. Es wird in
Oestereich und Ungarn kein berg / wald noch wiesen angetroffen / auff welchen
die braune Betonien von zweyerley art nicht herfürkommet. Die einte hat ein
kürtzere blumen - ähre / und blühet früh. Die andere bekomt ein längeres /
weicheres und braunschwartzes blumen-ähre / blühet später / und wächßt höher /
obwohlen beyde an einem ort gesehen werden.
Die weisse Bekonien hat viel runtzlichte und etwas haarige blätter / so sich im
übrigen mit der vorigen vergleichen / auß deren mitte kommen viereckichte /
gläichichte / haarige und schuh-hohe stengel herfür / die sich oben in
nebenzweiglein wie flügel außtheilen. Bey jedem gläich / an einem ort umbgeben
den stengel die blätter / welche kleiner sind als die underen blätter / sie
haben keine stiel / geben ein guten geruch / und ein bitterlichten geschmack von
sich. Der stengel und nebenzweiglein tragen oben ein dickes ähre / auß deren
schneeweisse blumen entspringen. Der braunschwartze samen ligt in seinem
hülßlein. Die wurtzel stosset alle Jahr frische stengel herfür. Sie wachßt in
Oestereich auff dem Neuberg / Etscherberg [801] und am allermeisten aber bey Zerhof / ein meil under Gamingen /
gegen Herrenalben und Dürrestein. Sie blühet im Hewmonat. So man sie in die
Gärten pflantzet / kommet sie zierlich herfür. Leonhardus Fuchsius schreibet /
man finde sie auch viel umb Rotenburg am Necker. Johannes Bauhinus hat sie in
der Fürstl. Mümpelgartischen Herrschafft / zwischen dem Dorff Isle und
Longeville / wie auch umb Besort und Raupach angetroffen.
Eigenschafft.
Betonien - blätter und blümlein / welche man in dem Mäy und Brachmonat
einzusamien pflegt / führen ein alkalisches bitterlichtes / etwas balsamisches
saltz / und haben dadurch die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / das Haupt
und Nerven zu stärcken / die Brust / Nieren und Mutter zu reinigen / zu eröffnen
/ zu erdünneren / zu säuberen und zu heilen. Die wurtzel muß in dem Vollmond des
Aprill-monats: die blätter aber zu end des Mäy / oder im Brachmonat samt den
Blumen gesamlet werden.
Gebrauch.
Die Betonien ist in ihrer Krafft so fürtrefflich und berühmt / daß auch des
Römischen Käysers Augusti Leib-Artzt / Antonius Musa, ein Büchlein davon
geschrieben / und daher ein Italiänisch sprichwort lautet: Tu hai più virtu, che
non hà la Betonica, Du hast (Koder auff der brust un̅ lungen / verstopffte leber / miltz nierenstein fallende
sucht / schwindel / Schlag / Krampff / zittern und erslarren der glieder /
kalte kräckheiten des Haupts / schwacher magen un̅ däwung /
Gelbsucht / schwache leibsfrucht weisser mutterfluß Flüß des Haupts.)
mehr Tugend als die Betonien. Denn keine kranckheit den menschen angreiffen kan
/ zu welcher die Betonien nicht nutzlich gebraucht wird.
Es hat die lange erfahrung bezeuget / daß die braune Betonien / so man sie in
weissen Wein leget / und darab trincket / die Brust und Lungen von allem Koder
reinige / die verstopffte Leber und Miltz eröffne / und den Stein in den Nieren
fort treibe. Also dienet sie auch wider die fallende Sucht / den Schwindel /
Schlag / Krampff / das Zitteren und erstarren der Glieder / und alle kalte
kranckheiten des Haupts. Uber das stärcket sie auch den schwachen Magen /
befürderet die Däwung / vertreibet die Gelbsucht / erhält die Frucht im Leib /
und reiniget die Mutter von dem weissen Fluß.
Das Pulver der Betonien-blumen in die Nasen geschnupfft / reiniget das Haupt von
den Flüssen.
Betonien-safft in frische wunden gethan / (Wunden
hauptwunden.) behält sie rein / und hefftet sie zu / ist sonderlich
gut zu den wunden des Haupts.
Das destillierte Betonien-wasser stärcket (blöder
undäwiger / kalter / verschleimter magen / unwillen / verstopffung der Leber
/ miltz / wassersucht / gelbsucht / grieß / sand stein der nieren und blasen
/ kalter seich / schmerlich oder tröpflingharnë / kalte mutter Koder auff
der brust / lungen / husten schwaches und kaltes haupt.) den blöden /
undäwigen / kalten / verschleimten Magen / stillet den Unwillen desselbigen /
eröffnet die verstopffung der Leber und Miltzes / wehret der Wassersucht und
Gelbsucht / reiniget die Nieren und Blasen vom Grieß / Sand und Stein / hilfft
denen / so mit dem kalten Seich / schwerlich oder tröpfling-harnen beschweret
sind. Es erwärmet die kalte Mutter / reiniget die Brust und Lungen von Koder und
Eyter / benimt den Husten / stärckt und erwärmet das schwache und kalte Haupt /
verhindert den Schlag und die fallende Sucht / so man darvon nach belieben ein
paar loth trincket.
Die Conserva florum Betonicae, oder der Betonien blumen - zucker / ist dienlich
zu allen Kranckheiten / in denen das destillierte wasser gebraucht wird.
Insonderheit aber stärcket es das schwache Haupt / Ma en und Glieder /
widerstehet der fallenden Sucht / wendet die Ohnmachten des Hertzens / ist denen
(Conserva florum Betonicae.) nutzlich / so
von dem Schlag berühret / oder Lungensüchtig sind / man soll davon offt einer
Muscatnuß groß nehmen.
Das in den Apothecken zubereitete Betonien (Verstopffte
leber / gelb- und wasser sucht / böse feuchtigkeiten des magens / schleim
der nieren.)-saltz eröfnet die verstopffte Leber / bekommet wol in der
Gelb- und Wassersucht / verzehret die bösen feuchtigkeiten des Magens / und
treibt den Stein auß den Nieren fort / so man zehen gran in einem trüncklein des
destillierten Betonien-wassers einnimt.
Das in den Apothecken gemachte Betonien-pflaster ist trefflich gut in den
Hauptwunden (Hauptwunden spreissen von der
hirnschalen.) übergelegt / denn es bringet sie zur heilung / und
ziehet die spreissen der Hirnschalen herauß / soll deßhalben von den
Wund-Aertzten in solchen zufällen fleissig gebraucht werden.
(Schmertzen des Haupts.) Wenn man dieses pflaster
mit Indianischem Balsam / Rauten-öl / Agstein-öl / dem Tacamahaca-pflaster / und
dergleichen vermischt / hernach auff leder gestrichen / auff den rasierten
scheitel des Haupts legt / so vertreibt es allen schmertzen des Haupts.
Die gedörrten blätter von diesem kraut / lassen sich für Thee / komlich und
nutzlich gebrauchen / weilen sie einerley Tugenden mit dem Thee haben.
Die mit Brantenwein davon außgezogene Essentz / und hierauß endlich gemachtes
Extractum, kan man in allen obangeregten Kranckheiten sehr heilsamlich
gebrauchen.
Man pflegt auß den blümlein der braunen Betonien auch eine Tinctur mit dem
destillierten / un durch den eigenen Spiritum (Hauptschmertzen / migräne / Flüsse / Wundens Fieber / fallende
sucht.) saurlicht gemachten Vitriol - wasser (ist Phlegma Vitrioli spiritu
proprio acidulatum) zu bereiten / welche in den Hauptschmertzen / Flüssen /
Migräne / und denen Fieberen / welche auff Geschwär / oder empfangene wunden
erfolgen / ja in der fallenden Sucht selbsten ein herrliches mittel ist / 12.
biß 20. tropffen auff einmahl davon offteingenommen.
Der in den Apothecken gemachte Syrup von Betonien / hat schöne Tugenden in allen
Haupt - kranckheiten / wie auch bey heilung der wunden un̅ schäden
/ man pflegt ihne mit anderen Artzneyen vermischt ein zugeben.
Die in dem Frühling frisch außgegrabene und geessene Betonien - wurtz solle das
Hirn dumm / und den Menschen / also wie der Wein / truncken machen.
CAPUT LXXIII.
Schartenkraut. Serratula tinctoria.
Namen.
SChartenkraut / Ferber-scharten / oder Sichelkraut heißt Lateinisch / Serratula
tinctoria, Serratula, Jacea aromatica, Jacea caryophyllata, Serretta,
Centauroides aut Centaurium majus sylvestre Germanicum. Italiänisch / Serratola,
Fior de tintore.
|| [802]
Schartenkraut. Serratula tinctoria.
Frantzösisch / Herbe des giang teinturiers. Dänisch / Engeskiar. Englisch /
Daw-wort.
Gestalt.
Das Schartenkraut hat eine braunschwartze wurtzel / welche auß vielen dünnen
würtzelein bestehet / die geben im Frühling / ehe das Kraut seine stengel
bekommet / einen lieblichen Würtz-geruch von sich. Die blätter sind grün / groß
/ breit / rauch / hart / und rings herumb mit kleinen scharffen scharten / wie
ein Sichel zerkerfft. Die stengel werden rund / dünn / braun / elen-lang und
auch länger / auff welchen und den neben-zweiglein erscheinen zu end des Sommers
schöne purpur - braune blumen / auß ihren rauchen / schüppichten häußlein oder
köpfflein. Es wächßt viel hin und wider am Rheinstrom in den feuchten Wäldern /
sonderlich im Wormser-gaw / an dunckeln orten / wie auch umb Cronweissenburg /
bey dem Berghauß St. Paul und St. German / und auff vielen andern Bergen und
Wäldern. Man findet es auch häuffig in Böhmen / Engelland / Normandey und
Holland. In Dennemarck und Schonen komt es viel herfür / allda es auch in andere
Länder zur Färberey versendet wird. Dieses Kraut änderet sich an den blättern /
etliche sind überall gekerfft / wie ein Sichel / andere bringen bey der wurtzel
gantze blätter / die übrigen aber sind tieff zerschnitten / die dritten werden
mit gleichen spälten an beyden orten zertheilt.
Eigenschafft.
Schartenkraut ist warm und trocken im andern grad; führet etwas alkalisches /
heimlich scharfflichtes Saltz / dadurch es die krafft hat zu erdünnern / zu
erweichen / zu eröffnen / zu zertheilen und zu heilen.
Gebrauch.
Zwey handvoll Schartenkraut in anderthalb maß weissem wein gesotten / biß der
dritte theil verzehret ist / alsdenn durch ein tuch gesiegen / und alle morgen
nüchtern ein halb quart warmlicht getruncken / zertheilet das (Gerunnen Blut von einem Fall.) von einem Fall
gerunnen Blut im Leib.
Das Schartenkraut ist auch ein gutes Wundkraut / daher es auch zu den
Wundtränckern gebraucht wird.
Die Tuchmacher bedienen sich dieses Krauts zu dem färben.
CAPUT LXXIV.
Grosse Matterwurtz. Bistorta major.
Namen.
NAtterwurtz oder Schlangenwurtz heißt Lateinisch / Bistorta, Serpentaria,
Colubrina. Italiänisch / Bistorta. Frantzösisch / Bistorte. Spanisch / Bistorta.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Natterwurtz / Bistorta major, Ger. major rugosioribus foliis, J. B.
radice minùs intortâ, C. B. überkommet ein viereckichte wurtzel / die ist
außwendig schwartz / inwendig roth / am geschmack streng / und wie ein Natter in
einander geschrencket. Die blätter so bald sie herfür gehen / sind spitzig /
gestaltet wie zünglein / und mit rother farb vermischet / hernach werden sie
lang / breit / runtzlicht / herumbgebogen / auff einer seiten schwartz - auff
dem rucken aber blau-grün / und stehen meistentheils nahe bey der wurtzel. Der
runde / zarte und elen-hohe stengel ist mit gar wenig kleinen / spitzigen / und
reinen zünglein ähnlichen blättern bekleidet. Auff dem gipffel des stengels
erscheinen im Mäyen oder Brachmonat geährte leibfarbe blumen / denen der samen
nachfolget / so sich dem Sauramffer-samen vergleichet. Sie wächßt in grosser
menge auff den Gebürgen / welche Böhmen und Schlesien von ein [803] ander scheiden / allda auch
die Elbe ihren ursprung nimmet. Bey uns findet man sie an schattichten orten /
auff den Wiesen / wie auch auff dem Schwartzwald / Odenwald / Spessart / und an
der Eyfel auff dem Ydar bey Veldentz an der Mosel. Dieses Gewächs änderet sich /
denn bißweilen sind die wurtzeln mehr / und zu zeiten weniger in einander
geschrenckt / auch werden die blätter bißweilen grösser und runtzlicht /
zuzeiten aber kleiner und glatt.
2. Die grosse Berg-Natterwurtz / Bistorta Alpina maxima, C. B. hat ein verwirrte
und gläichichte wurtzel / die ist außwendig schwartzlicht / inwendig weiß / und
mit haarigen zaseln behencket / auß welcher knöpffichte / gestriemte / zwey elen
hohe und meistentheils nackende stengel herfür kommen / deren jeglicher ein vier
zoll langes ähre mit leibfarben blumen trägt. Die blätter sind länglicht /
spitzig / adericht / oben grün unden aber bleich-blau oder auch grau / deren
etliche elen-lang wachsen / sind aber schmal / und nur drey zoll breit. Man
findet sie in Schlesien auff den höchsten Bergen.
Wittlere Berg- Natterwurtz. Bistorta Alpina media.
3. Die mittlere Berg-Natterwurtz / Bistorta Alpina media, C. B. minima, J. B.
kommet mit der ersten meistentheils überein / allein ist sie viel kleiner / und
sind die blätter am rand mit kleinen düpfflein gezieret / als wären sie gar
subtil gekerfft. Sie wächßt auff den Schweitzerischen und andern Alp-gebürgen /
wird häuffig auff dem Leberberg oder Jurten gefunden.
4. Die kleine Natterwurtz / Bistorta Alpina minor, C. B. hat einen dünnen und
gläichichten stengel / der ist bißweilen drey quer hand - gemeiniglich aber
spannen-hoch / und trägt oben geährte weißlichte blümlein. Die blätter werden
viel kleiner als an der ersten / sind oben grün - unden aber graulicht / sie
bedecken selten ein finger - nagel / bißweilen aber wachsen sie grösser / und
werden am umbkreiß mit etlichen äderlein underschieden. Die wurtzel ist klein /
zusammen gebogen und in einander geschrenckt / aussen schwartzlicht / inwendig
weiß / und mit vielen dünnen zaseln behenckt. Sie und das gantze Kraut gibt
einen herben geruch von sich. Man findet sie auff den höchsten Bergen in
Oestereich und Steyrmarck / wird auch allda in die Gärten gepflantzet / in
welchen sie ihre gestalt und grösse nicht verlieret.
Eigenschafft.
Die Natterwurtz führet grobe / alkalische / rauche theil / und hat dadurch die
tugend zusammen zu ziehen / zu stopffen / zu heilen / und gerunnen Blut zu
vertheilen. Ist kalt und trocken biß in den dritten grad / wird gesamlet / wenn
die Sonn in Krebs gehet.
Gebrauch.
(Bauchflüß / starcke monatliche Weiberreinigung
/) Wider allerley Bauchflüß und starcke monatliche Weiber-reinigung. Nim
Natterwurtz und Tormentillwurtz jedes ein loth / siede solches in zwey maß
Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / und laß den Krancken nach belieben
davon trincken. Solches Tranck ist auch dienlich denen / welche mit der Pest
angegriffen worden / oder welche (Pest / Gifft.)
vermeinen / daß ihnen Gifft beykommen seye.
(Unzeitige Geburt / starcke monatliche reinigung)
Das Pulver der Natterwurtz / auff zehen Pfeffer-körnlein schwer / in einem
weichen Ey / morgens nüchtern / etliche tag nach einander eingenommen / bewahret
die schwangeren Weiber für unzeitiger Geburt / und wehret der starcken
monatlichen Reinigung.
Ein halb quintlein der Natterwurtz tätlich morgens nüchtern in gestäheltem wasser
(Samenfluß.) eingenommen / ist eine
sonderliche Artzney wider die Gonorrhoeam oder den Samenfluß / jedoch soll der
Leib zuvor gereiniget seyn / wie Camerarius recht berichtet.
Die Natterwurtz ist sonderlich kräfftig in (Wundenbluten.) frischen Wunden das Blut zu stellen / wie Agerius
solches nicht mit weniger nutzbarkeit zu vielmalen gewiß und wahr befunden: denn
zu dem daß dieses Pulver das Blut gewaltiglich ohne schärffe stillet / trocknet
es auch die Wunden / und fürderet sie zur Heilung.
Das destillierte Natterwurtz-wasser stillet (Rothe Ruhr
/ Durchlauff starcke monatliche reinigung / Gifft / Pest / Wunden / alte /
faule / umb sich fresseude Geschwär / Krebs.) die rothe Ruhr / den
Durchlauff / die starcke monatliche Reinigung der Weiber / widerstehet dem Gifft
und der Pest / so man solches auff zwey oder drey loth trincket. Es hat auch
dieses Wasser ein groß Lob das Blut zu stillen / die Wunden / und alte / faule /
stinckende / umb sich fressende Geschwär / damit fleißig außgewaschen / zu der
heilung zu befürdern. Wie es denn auch zu dem Krebs an dem Rucken und der Nasen
gleicher weiß gebraucht wird.
(Nachbürdelein / Mutterblutfluß.) Wenn einem Weib
nach der Geburt ein stücklein Nachgeburt in der Mutter geblieben ist / und
dadurch ein Blutfluß / wie es gemeiniglich zu geschehen pflegt / entstunde / so
ist folgendes sehr bewehrt erfunden worden. Nim Natterwurtz drey loth / Majoran
/ [804] Hyssopen- und Poley-kraut jedes
ein halbe handvoll: zerhacke alles under einander / siede es in frischem
Brunnwasser / und wenig Weins / seige es durch ein tuch / mische ein wenig
Zimmet-wasser darunder / und gib der Patientin offt davon zu trincken.
CAPUT LXXV.
Brauner Weiderich. Lysimachia purpurea.
Namen.
WEiderich heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lysimachium, Lysimachia, Salicaria. Italiänisch / Lisimachia.
Frantzösisch / Corneole, Soulsie d’eau, Percebosse, Lysimachie. Spanisch /
Lysimachia. Englisch / Willowherb. Niderländisch / Wederyck.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der braune Weiderich / Lysimachia purpurea, quibusdam spicata, J. B. spicata
purpurea fortè Plinii, C. B. hat viereckichte / röthlichte und zwey elen hohe
stengel / auß deren gläichen oder gewerben kommen seine blätter herfür / die
sich dem Weiden-laub vergleichen / sind jedoch grüner und dünner. Mitten
zwischen diesen blättern entspringen zarte zweiglein / an denen kleinere blätter
/ als an den stengeln wachsen. Die wurtzel ist lang / vielfältig / und steckt
nicht tieff in der erden. Oben bringt er geährte braune blumen im Brach- und
Hewmonat. Er wächßt bey den bächlein / im nassen oder feuchten erdreich. Der
stengel wird gemeiniglich von zweyen / bißweilen auch von dreyen / selten aber
von vier blättern auff beyden seiten umfasset. Ein kleinere art dieses Krauts /
dessen rothe blumen nicht geähret / sondern nur auß sechs blättlein bestehet /
wird an vielen orten in Ungarn auff feuchten matten / und in den Insuln der
Donau / meistentheils aber oberhalb Preßburg im Brach- und Hewmonat angetroffen.
Lysimachia rubra non siliquosa, C. B. purpurea Pannonica, J. B.
Gelber Weiderich. Lysimachia lutea.
2. Der grosse gelbe Weiderich / Lysimachia lutea major, quae Dioscoridis, C. B.
lutea, J. B. überkomt ein geringe / und seitwerts wachsende wurtzel / welche
viel starcke / runde / etwas eckichte / und zwey oder drey schuh hohe stengel
mit vielen gläichen herfür bringet / an deren jedem zwey / drey oder vier
länglichte schmale blätter stehen / den Weidenblättern fast gleich / allein sind
sie nicht zerkerfft. Oben an den zweiglein erscheinen gelbe blumen / welchen ein
kleiner runder same̅ wie Coriander nachfolgt. Erwächßt an
obgemelten orten / wird allhier bey Michelfelden gefunden / und allein zur
Artzney gebraucht.
3. Der Oestereichische gelbe Weiderich / Lysimachia lutea minor, soliis nigris
punctis notatis, C. B. lutea minor, J. B. hat ein starcken / wollichten / harten
/ und mit haarlocken überzogenen stengel / so elen-hoch / und bißweilen höher
wächßt / an welchem gemeiniglich vier / auch bißweilen nur drey weiche und graue
blätter / in gewisser ordnung / mit ihren stielen gegen einander über stehend
gesehen werden / so unden mit schwartzen pünctlein gezeichnet sind: diese geben
erstlich einen saurlichten geschmack von sich / hernach ziehen sie den speichel
fort. Bey dem oberen theil des stengels entspringen auß der schoß der blättern
seine mit etlichen gelben blumen beschwerte ästlein. Auff dem gipffel aber des
stengels erscheinen im Brachmonat die gelbe blumen für sich selbst / welche auß
fünff spitzigen blättlein / und so viel gelben fäsemlein bestehen. Die wurtzel
ist gläichicht / und kommen auß jeglichem gläich neue sprossen herfür / sie
bringet auch ihre faseln / mit welchen [805] sie sich in dem boden fest anhält. Er wächßt häuffig auff den Oestereichischen
Alp-ge-bürgen / und in den Thäleren / Haw-wälden und Matten der benachbarten
Landschafften. Nicht weil von Wien findet man ihne am Wasser / wird auch im
Fürstlischen Eystettischen Lustgarten angetroffen.
4. Der schotichte Weiderich / Lysimachia siliquosa hirsuta magno flore, C. B.
siliquosa hirsuta, majore flore purpureo. J. B. hat ein runden / haarigen /
holen / und zwey elenhohen stengel / so in neben-zweiglein getheilet wird. Die
blätter sind ablang / schmal / ein wenig gekerfft / haarig / auch wegen ihrer
Wollen grau und weich. Oben auff den gerten erzeigen sich lange / zusammen
gefaßte schoten / auff deren gipffel purpurbraune und vierdlättige blumen im
Sommer erscheinen / in den schoten aber liget ein kleiner / weisser oder
röthlichter / und in Wollen eingewickleter same. Man findet noch tin kleinere
art / lysimachia siliquosa hirsuta parvo flore, C. B. siliquosa hirsuta flore
minore, J. B. welche auß ihrer dünnen und zaßlichten wurtzel ein oder den andern
wollichten schuhhohen stengel herfürbringet / in dem übrigen hat er auch
kleinere blätter und schoten. Beyde wachsen bey uns an sandichten orten am
Wiesen-fluß.
5. Der Schweitzerische Berg-Weiderich / Lysimachia chamaenerion dicta Alpina, C.
B. Hat ein zaßlichte wurtzel / auß welcher runde / und am obern theil weißlichte
stengel herfür kommen / die einer spannen-bißweilen auch schuhes-hoch wachsen /
und mit zweyerley blättern umbgeben sind / denn etliche den Roßmarin-blättern
ähnlich werden / sind jedoch kürtzer / schmäler / und ohne ordnung gesetzt /
andere aber scheinen sehr kurtz / welche entweder zwischen den vorigen ligen /
oder auß ihrer schoß entspringen. Oben auff den stengeln sitzen mit langen
blauoder weißlichten stielen / schöne purpur- oder weiß-blaue / vier-blättige /
und zimlich grosse blumen / denen vier kurße und grüne blätter unterlegt sind
auß der mitte der blumen entspringen etliche fäsemlein / denen lange und enge
schöttlein nachfolgen / in welchen und kleiner mit Wollen beiprengter samen
verschlossen ist. Er wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen. Von die sem
Geschlecht sind allein der grösse der blättern und blumen halben unterschieden /
der breit- und der schmal-blättige Wiesen-Weiderich / mil langen / viereckichten
/ röthlichten Samen-schoten / und purpurfarben / vier-blättigen Leucojen-blumen
/ Lysimachia Chamaenerion dicta latifolia, C. B. speciosa, quibusdam Onagra
dicta, Siliquosa, J. B. Et, Lysimachia siliquosa, speciosa, angustifolia, Ejusd.
Lysimachia Chamaenerion dicta angustifolia, Ejusd.
6. Der grosse und kleine schottichte / glatte Weiderich / Lysimachia siliquosa
major & minor, C. B. Wächßt bey uns in wasser- und felsichten Orten.
7. Der himmel-blaue Weiderich / Lysimachia coerulea galericulata, vel Gratiola
coerulea, J. B. Hat ein geringe wurtzel / so nicht tieff in die erden gehet /
auß welcher dünne / schmale stengel herfür kommen / die fast schuhes-hoch
wachsen. Seine blätter sind länglicht / spitzig / und am umbkreiß ein wenig
gekerfft / zwischen welchen blau-lichte blümlein erscheinen. Man findet ihne
auff feuchten Wiesen / auch bey etlichen bächlein in Teutsch-Nider- und
Engeliand / allda er auch mit weissen blumen gesehen wird. Allhier wächßt er bey
Michelfelden in sumpffichten orten / und bey kleinen Hüningen. Ein paar handvoll
dieses Krauts in zwey maß Wasser gesotten / und davon nach belieben getruncken /
soll das dreytägige Fieber vertreiben / dahered er von Theodoro (Dreytägig Fieber /???) Tabernaemontano,
Tertianaria, Fieberkraut / genennt wird. So man mit diesem gesottenen Wasser den
Mund außschwencket / ist es sehr gut für die Bräune im Halß.
Eigenschafft.
Der Weiderich ist kalter und trockener natur: Führet viel irrdische / grobe und
saltzichte theile / daher er die eigenschafft hat anzuha ten / zu stopffen /
zusammen zu ziehen und zu heilen.
Gebranch.
Dioscorides schreibt / Lib. 4. Cap. 3. Wenn die Naßlöcher mit diesem Kraut
gestopfft (Nasenbluten / schlangen und fliegen
dertreiben.) werden / so lasse das Nasenbluten alsobald nach. Der
Weiderich angezündet / gibt von sich einen scharffen Hampff oder Rauch / welcher
die Schlangen vertreibt / und die Fliegen tödtet.
Das auß dem Weiderich destillierte Wasser / ist sehr dienlich wider den Leberfluß
/ und die starcke monatliche Reinigung der Weibern / wie auch wider die rothe
Ruhr / so man davon nach belieben etliche loth trincket.
CAPUT LXXVI.
Wegtritt. Polygonum.
Namen.
Wegtritt / Weggraß / Denngraß oder Blutfraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Polygonum, Sanguinaria,
Centumnodia, Corrigiola. Italiänisch / Poligono, Correggiola. Frantzösisch /
Corrigiole. Spanisch / Corriola, Correhuela. Englisch / Knotgrasse. Dänisch /
Urygraß / Hundrede-knuder / Housegrdeß. Niderländisch / Weghgras / Duysendknoop.
Geschlecht und Gestalt.
l. Der Wegtritt Männlein / Polygonum mas vulgare, Ger. latifolium, C. B.
Polygonum sive Centinodia, J. B. Kriecht jährlich auß einer grossen / weissen
und zasichten wurtzel mit vielen zarten zincken und reifflein herfür / daran ein
jedes gläich keinen fingers-breit vom andern ist / und stehen an jedem zwey
schmale blätter gegen einander über / so sich dem welschen Quendel vergleichen /
zwischen welchen ein weiß oder leibfard blümlein erscheinet / deme ein
dreyeckichtes sämlein nachfolget. Dieses Kraut wächßt etwan so lang an einander
/ daß man grosse Burde Graß darmit binden kan. Er wächßt auff ungebautem /
trockenem erdreich und neben den Strassen / allhier auch auff den grossen
Plätzen in der Statt.
|| [806]
Wegtritt Männlein. Polygonum mas.
Wegtritt Weiblein. Polygonum foemina.
2. Der Wegtritt Weiblein / oder Thannenwädel / Polygonum foemina, Matth. Dod.
Tab. Equisetum palustre brevioribus foliis polyspermon, C. B. hat ein
roth-schwartzlichte / zarte und gläichichte wurtzel / so sich überzwerch
außspreitet / dem leimichtenboden anhanget / und mit haarigen zaseln begabet ist
/ auß welcher im anfang des Frühlings / ehe die stengel sich erzeigen / etliche
dolden / oder spargen herfükommen / die sind zart / weißlicht / gut zu essen und
wie ein ähre gestaltet / sie werden gemeiniglich für seine blumen gehalten. Er
bringt zu zeiten einen / bißweilen drey- oder vierfache / gerade / runde und
glatte stengel / die sind dem zarten rohr ähnlich / aber viel dicker als die
Bintzen / auch mit dicken gewerben underschieden / und wachsen höher als ein
ele. Auß den gewerben kommen furtze / schmale / weiche und grüne blätter nicht
weit von einander herfür / deren undere de kleinen Leinfraut-die oberen aber den
Than̅en-blätteren sich vergleichen / an welchen bißweilen
zehen oder mehr ablange und röthlichte körner bey den gewerben in zierlicher
ordnung wachsen / zu zeiten aber werden keine daran gesehen. Man findet ihn an
nassen orten / bey den bächlein und stillstehenden wasseren / allhier auch bey
Michelfelden. Er wird von D. Casparo Bauhino under die geschlechter des
Schafftheues nicht unbillich gerechnet / mit welchem er auch in seinen fräfften
übereinfom̅et. Deßwegen er auch bereits droben in dem 8.
Capitel des anderen Buchs / under den Schafthewen kürtzlich beschrieben worden /
allwo er billicher als hier stehen kan.
3. Der Felsen-Wegtritt / Polygonum saxatile, C. B. hat ein dünne / weisse und
holtzichte wurtzel / mit haarigen zaseln. Er kriecht mit vielen ablangen /
glälchichten ästlein hin und wider / unb welche rundlichte blätter stehen / die
sind ein zoll lang / ein halben zoll breit / oben grün / unden weiß und
gleichsam mit staubmehl besprenget / auch werden sie nach und nach kleiner / auß
den gewerblein kom̅en leibfarbe blumen herfür. Er wächßt zwischen
den spalten der felsen an hohen Schlösseren / allhier findet man ihne an den
felsen des Schlosses Waldenburg und benachbar ten Schlösseren.
Der breite Meer-Wegtritt. Polygonum maritimum.
(???olnischer Weg???tritt mit Beeren.)
|| [807]
4. Der breite Meer-Wegtritt / Polygonum Maritimum latifolium, C. B. marinum, J.
B. ligt auff dem boden / ist gantz weiß / aber dicker und kürtzer / alß der
erste. Er hat ein schwartze / dicke / holtzichte / verwirrte und spannen-lange
wurtzel / auß welcher röthlichte gertlein herfür kommen / so mit gläichen
underschieden / und mit dünnen weissen schüpplein begabet. Seine blätter sind
dick und grün / welchen weisse / glatte und gläntzende blätlein bey den gläichen
angesetzt werden. Die blümlein erscheinen röthlicht / auch bißweilen weiß und
vierblättig / denen ein schwartzer dreyeckichter same nachfolget / so in weissen
hülßlien liget. Er wächßt am gestad des Adriatischen Meers. Ein viel grössere
und schönere art hat D. casparus Bauhinus an dem gantzen bezirck des
Mittelländischen Meers in dem Narbonesischen Frankreich angetroffen.
5. Der Polnische Wegtritt / Polygonum Polonicum cocciferum, J. B. cocciferum
& Cam. ep. C. B. hat ein kleinere wurtzel als die vorige / auß welcher
auch kürtzere reißlein und gläichichte stengelein herfür kommen / welche dünne
und spitzige blättlein umbgeben. Oben auf den stengelein erscheinen weisse
blümlein zwischen grünlichten schüpplein. Bey der wurtzel bringet er seine beere
/ darauß die Polacken ein schöne rothe farb zu ihrem grossen nutzen bereiten. Er
wächßt in Polen an sandichten orten.
6. Des Wegtritts / so in Westrich Knawel genennet wird / Polygonum angustissimo
gramineo folio, C. B. tetium Dodonaei, sive tenuifolium, J. B. findet man in den
feuchten Jahren auff den äckeren vom Lenßen an biß in Herbst / fürnemlich aber
in den Rübenfelderen. Er ist ein dranschlicht und 3. quer hand hohes stäudelein
/ dessen ästlein und zincken von gewerblein angefüllet sind. Seine kleinste
aschenfarbe blättlein werden spitzig. Er bringet viel grünfarbe gestirnte
blümlein und samen / als Hirsenkörnlein / so einen starcken geruch von sich
geben. Die wurtzel ist von zaseln haaricht / und nicht fingers-lang / er gibt
dem Rindvieh ein gutes futter.
7. Der Spanische Wegtritt / Polygonum minus candicans, C. B. Paronychia Hispanica
Clusii, s. Anthyllis nivea, J. B.
8. Der kleine weißlichte Wegtritt / Polygonum littoreum minus flosculis spadiceo
albicantibus, C. B.
9. Der kleine Wegtritt / oder das Harn- oder Bruchkraut / Polygonum minus, sive
Millegrana major, C. B. Herniaria, Dod. Tab. Ist ein klein glatt oder haarig
gewächs / so sich auff der Erden weit außbreitet. Er hat ein geringes und in der
Erden steckendes würtzelein / auß welchen schwancke und schmale / mit vielen
gläichen und zarten Linsen-blättlein besetzte reißlein herfürkommen / an welchen
der kleine zusammen gedrungene samen häuffig wächßt / daher er auch Millegrana,
Tausendkörner / genennet wird. Man findet ihne an trockenen und sandichten /
etwan auch an feuchten orten bey den wasserbächen. Vor zeiten nennete man ihne
zu Pariß Herba Holleriana, wie Antonius Valesius in Exercit. ad lib. I. de
Intern. Morb. cap. 62. berichtet / denn es hatte der berühmte Parisische
Rleiner Wegtritt / oder Harnkraut.
Polygonum minus, vel Herniaria.
Artzet / D. Jacobus Hollerius, dieses Kräutlein wider die Brüche mit grossem
nutzen sehr viel gebrauchet / derowegen es auch den namen Hernia, Bruch-kraut
erlanget.
Eigenschafft.
Es führet der Wegtritt viel indische / grobe / alkalisch-saltzichte theilgen bey
sich / und hat deßwegen die Eigenschafft zu stopffen / anzuhalten / zusammen zu
ziehen / Wunden und Schäden zu reinigen / und zur heilung zu befürderen.
Gebrauch.
(Bauchflußrotheruhr / Weiberfluß / blutspeyen /
nasenbluten.) Der Wegtritt hat ein gute krafft / allerley Flüß des
Leibs zu stillen und zu stopffen / als da sind Bauchflüß / rothe Ruhr /
Weiberfluß / Blutspeyen / Nasenbluten / so man ein handvoll dieses Krauts in
einer maß weissen Weine siedet / und davon dem krancken zu trincken gibet. So
man zu diesem (Sehrigkeit / Schädigung un̅ verletzung an heimlichen orten bey Mann und Weib.) Tranck ein wenig
Honig thut / soll es ein über die massen heilsame und bewehrte Artzney seyn /
für die Sehrigkeit / Schädigung und Verletzung an heimlichen orten / bey, Mann
und Weib / denn es solcher orten die äussersten Schäden heilet / wie solches,
Nicolaus Agerius berichtet.
(Inner-un̅ äusserliche Hitz der leber /
magë / Mutter / haupt / nieren un̅ andern Gliederë / bauchflüß
/ rothe und weisse ruhr / drey-un̅ viertägig Fieber /)
Das destillierte Wegtritt-wasser hat ein grosses Lob überkommen / wider alle
innerund äusserliche Hitz / wo dieselbige nur zu spühren ist / es seye an der
Leber / Magen / Mutter / Haupt / Nieren / oder anderen Gliedmassen / stopfft
alle Bauchflüß / rothe und weisse Ruhr / so man 4. oder 5. loth davon trincket /
widerstehet auch also dem drey- und vier-tägigen Fieber / wenn man, es vor dem
Paroxysmo oder Anstoß des Fiebers einnimt. So jemand ein gar starcke Purgation
eingenommen hat / solle er von [808] (stein / grieß / Sand / Würm.) diesem Wasser
trincken. Es führet auch den Stein / Grieß / Sand und Harn fort / reiniget die
Nieren und Blasen / tödtet die Würm bey jungen und alten Leuthen.
(Schöne. Rothlauff wild Feur / hitzige wundë / alte
Schäden an heimlichen Gliedern Man̅s un̅
Weibs.) Dieses Wasser löscht alle äusserlich Hitz von der Schöne /
Rothlauffen oder wilden Fewer / wehret allen bösen Zufällen der hitzigen Wunden
und alten Schäden / sonderlich aber an heimlichen Gliedern der Männern und
Weibern / leinene tüchlein darinn. genetzt / und übergelegt.
Eine handvoll Harnkraut in eine maß weissen Weins gesotten / und darvon
getruncken (??? und Blasen-stein.) / treibt den
Nieren- und Blasen??? Kindern vom Pulver des Harnkrauts ein messerl???lein-voll
in der Pappen sehr offt eingibet / heilet es ihnen die Brüch / wenn sie darbey
ein dienliches bändlein tragen. Nach folgendes Pulver (Brüch bey jungen kindern und andern.) ist auch köstlich wider die
Brüch der jungen Leuthen / so man morgens nüchter ein messerspitz-voll in der
Pappen oder dem destillierten Harnkraut-wasser eingibet / und darbey ein
komliches band trägt: Nim Wahlwurtzel ein halb loth / Harnfraut / Durchwachs /
Sanickel / Garbenkraut jedes 1. quintlein / stosse alles zu einem reinen Pulver
unter einander.
(Verstopffung der Leber / Gelbsucht / versetzter Harn /
Sand und Stein / Bruch.) Das auß dem Harnkraut destillierte Wasser /
öffnet die Verstopffung der Leber / vertreibt die Gelbsucht / reiniget die
Nieren / und führet den versetzten Harn / Sand und Stein auß. Vorgemeldter
Valesius rühmt es sehr wider die Brüch / und vermeldet darbey / daß zu seiner
zeit ein Jüngling zu Pariß / welcher vom starcken springen / ein grossen
Leisten-bruch bekommen / nachdem er neben einem dienlichen band und überlegung
des Emplastri contra rupturam oder Bruch-pflasters / ein guten trunck dieses
Wassers zu sich genommen / in etlichen tagen gäntzlich (Würm in den Wunden oder Gesch wärë der Pferdë.) seye geheilet worden.
Das Pulver des Harnkrauts in die Wunden oder Geschwär der Pferden gestrewet /
tödtet die Würm derselben.
CAPUT LXXVII.
Weißwurtz. Polygonatum.
Namen.
WEißwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Polygonatum, Sigillum Salomonis, Sigillum S. Mariae, Italiänisch /
Frassinella, Ginochietto. Frantzösisch / Seau de Salomon, Signer de Salomon.
Spanisch / Fraxinela. Englisch / Solomons Seale / Whiteroote or celij scala.
Dänilch / Houidrod / Salomons segel / Salolomons signete / Verckun / Ledurt.
Niderländisch / Salomons segel.
Geschlecht und Gestalt.
l. Die grosse breitblättige Weißwurtz / Polygonatum latifolium vulgare, C. B.
Polygonatum vulgò Sigillum Salomnis, J. B. übelkomt ein runden / glatten /
elen-hohen und offt höhern stengel / der ist zu beyden seiten mit schönen grünen
/ und der länge nach gestrinemten blättern bekleidet / die vergleichen sich dem
Lorbeer-laub / sind jedoch breiter und
Grosse Weißwurtz. Polygonatum majus.
glätter / eines stehet neben dem andern / auch etwan zehen oder zwölff an jedem
stengel / sie haben ein zusammen ziehenden geschmack wie die Quitten und
Granat-äpftel. Zwischen den blättern kommen im Mäyen schöne weisse / und mit
grüner farb vermischte blumen herfür / an der gestalt wie kleine Zwibellin / und
wachsen derselbigen allzeit mehr als der blättern / denn auß jedem winckel der
blättern zwey / drey oder mehr blumen herfür schlieffen. So sie verblühet /
werden runde körner darauß / in der grösse der Erbsen / die sind erstlich grün /
hernach schwartz. Ihre wurtzl fladert auff dem grund / ist weiß / weich / lang /
knöpficht / daumens-dick / starck / und riechet wohl. Sie wächßt meistentheils
auff den Büheln und Bergen / wird auch bißweilen auff den Feldern und in den
Wäldern im fetten grund angetroffen. Allhier findet man sie zwischen den Hägen /
nicht weit von Mönchenstein.
2. Die gemeine schmalblättige Weißwurtz / Polygonatum vulgatius. Latifolium flore
majore odoro, C. B. Polygonatum floribus ex singularibus pediculis, J. B. hat
eine weisse knopffichte wurtzel / die under der erden überzwerch friecht / und
voll schleimigen saffts ist. Im Frühling stoßt sie ihre weiche und weißlich???e
dolden oder spargen herfür / an welchen im anfang die blätter herumb gewelßt
sind / die sich / wenn die schößlein grösser werden / hernach weiters auffthun /
und den blättern des Zungen-blatts ähnlich scheinen. Bey dem ursprung der
blättern wachsen weisse / ablange und etwas grünlichte blümlein / welche in
schwartze beere verwandlet werden / so dem Ephew oder Heidelbeeren sich
vergleichen / in denen weisser und harter samen verschlossen ligt. Sie blühet
|| [809]
Gemeine Weißurtz. Polygonatum vulgatius.
Im Mäy / die beere aber werden erst im Augstmonat reiff; wäckßt in Ungarn /
meistentheils auff den waldichten Bergen / als auff dem Leytenberg oberhalb
Manderstorff / Brutersodorff / und andern Unganrischen Bergen über der Donau;
wie auch jenseit dem Drav-fluß / bey dem Schloß Greben. Sie wird auch underhalb
Franckfurt am Mäyn in den Wäldern angetroffen.
3. Die größte Weißwurtz / Polygonatum latifolium Maximum, C. B. majus vulgari
simile, J. B. wächßt zwey mahl höher als die vorigen / überkomt dickere wurtzel
und stengel / wie, auch breitere blätter / trägt vielmehr blumen und grössere
beere. Sie wächßt zwischen der vorigen in Oestereich und Ungarn an schattichten
orten.
4. Die Oestereichische Weißwurtz / Polygonatum latifolium Ellebori albi, C. B.
amplitudinis foliorum Ellebori albi, J. B. überkomt ein gleichen stengel wie die
vorigen / so bißweilen höher wächßt / und mehr zuruck gebogen wird. Die blätter
sind zweymahl breiter alß an den übrigen / und vergleichen sich bißweilen an der
breite mit den weissen Nießwurtz-blättern. Sie werden hart / adericht / glatt /
heiter-grün / und geben im anfang ein saurlichten / hernach ein scharffen
geschmack von sich. Die Blumen sind der vorigen ähnlich / jedoch ohne geruch /
und hangen jwey oder drey blumen an einem ablangen stiel: die frucht wird der
gemeinen gleich / die wurtzel aber ist lang / krum und gläichicht. Sie wächßt
häuffigin Oestereich / zwischen Brunn und Weißpach / auch in andern bergichten
Wäldern / und blühet mit den vorigen.
5. Die Baßlerische Weißmurtz / Polygonatum latifolium minus flore majore, C. B.
hatein weisse / runde und zaßlichte wurtzel / auß deren mitte ein gestriemter
stengel entspringt / so nicht gar schuhs-hoch wächßt / ein wenig gebogen / und
mit stärkeren blättern als an der gemeinen bekleidet ist. Auß jedem winckel der
geflügelten blättern hangt an einem cheil des stengels ein grosse weisse blum
herfür / so keinen geruch von sich gibet / und auff ihrem besondern kurtzen
stiel sitzet / deren die beere nachfolgen / welche nach der zeitigung
kesten-braun werden / und ein harten samen in sich haltë. Sie wächßt an
steinichten orten allhier auff dem Muttezer-berg / wird auch in der
nachbarschafft auff dem Crentzacherberg gefunden.
6. Die Brasilianische Weißwurtz / Polygonatum latifolium perfoliatum Brasilianum,
C. B. wächßt in Brasilien bey den Tuobinambous.
7. Die schmale Weißwurtz / Polygonatum angu???tifolium non ramosum, C. B.
angustifolium, J. B. wächßt in den bergichten wüldern / insonderheit auff dem
Schwartzworld / wie auch in Böhmen / Mähren und Steyrmarck. Man findet sie auch
auff dem Solothurnischen Berg Wassertfall.
8. Die Virginische Weißwurß / Polygonatum Virginianum, Park. wird in der Insul
Virginien gefunden.
Eigenschaffr.
Die Weißwurtz / davon die wurtzen meistens gebraucht werden / führet ein
flüchtigscharffes saltz bey sich / und hat dadurch die eigenschafft zu wärmen /
zu zertheilen / faule garstige Schäden / Geschwär und Wunden zu säuberen / die
unreine haut rein zumachen. Man samlet sie im Mäy oder Brach-monat / die Beere
sollen eine klafft haben über und under sich zu purgieren.
Gebrauch.
Für die Sommer- oder Laubflecken habe ich nichts besser gefunden / als folgend
Salb (Sommeroder Laubflecken.) und Wasser. Nim
Pomaden, dritthalb loth / des weissen von Gänßeyern ein hald loth / gedörrte und
zu pulver gestossene Weißwurtz anderthalb quintlein / weissen Praecipitat,
Rindergall jedes ein quintlein / Weinstein-saltz / Aronwurtz-pulver / jedes ein
halb quintlein / mische alles in einem gläsernen mörsel wol under einander /
schmiere in dem ersten Frühling alle nacht die Sommerflecken wol an / doch daß
der Augen verschonet werde / den folgenden morgen / ein stund zuvor ehe man in
den Lufft gehet / wasche das Angesicht mit folgendem lau-gemachten wasser sauber
ab: nim destilliert Weißwurtz-wasser / weiß Gilgen-wasser / Rosenwasser /
Bonenblust-wasser / destilliert Mäyen-thau jedred drey loth / des zu Wasser
geflossenen, Weinstein-saltzes (Ol. Tart. per deliq.) ein halb loth / mische
alles wol durch einander.
(Blaue Mähler vom schlagen.) Die Weißwurtz
zerstossen / und auff die vom schlagen verursachten blauen Mählergelegt /
zertheilet das gerunnen Blut in wenig tagen
(Milben im Haar / flüßig Haupt / Grind.) Die
Weißwurtz in laugen gebeitzt und damit gezwagen / vertreibt die Milben im haar /
heilet das flüßige Haupt und den Grind.
Das destilliene Weißwurtz wasser äusserlich gebraucht / nimt hinweg alle Flecken
/ Masen und blaue Mähler / so von stossen schlagen oder fallen verursache werden
/ ma [810] chet das Angesicht und die
Händ schön weiß / glatt und wolgestalt. Die scheutzlichen Mutter mähler offt
darmit gewaschen / und von ihm selbst trocknen lassen / sollen davon mit der
zeit vertrieben werden.
CAPUT LXXVIII.
Gemeiner Singrün. Clematis Daphnoides flore simplici.
Namen.
SIngrün / Ingrün / Ewiggrün / Streit- oder Beerwinek heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Clematis Daphnoides,
Clematis Pervinca, Vinca pervinca. / Italiänisch / Provenca Frantzösisch /
Pervenche. Spanisch / Pervinca. Englisch / Perwincke / Pervincle. Dänisch /
Singrön / Ingrön / Vintergrön. Niderländisch / Vinckoorde.
Geschlecht und Gestalt.
Der gemeine Singrün / Clematis Daphnoides flore coeruleo & albo, J. B.
Daphnoides major & minor. C. B. Clematis Daphnoides flore simplici.
Kriecht auff der erden hin und wider / er gewinnet schwancke / knöpffichte / und
bintzen-dicke gertlein / die haben zu beyden seiten glatte / etwas breite und
länglichte bläter / ein paar nach dem andern / dem Lorbeerlaub ähnlich / allein
daß sie viel kleiner / grüner / steiff und starck sind. Im Mertzen bringt er
zwischen den blättern schöne braunblaue blumen herfür / anzusehen wie
Burretsch-blumen / die hangen an langen stielen / und ist jede blum mit vier
oder fünff blättlein ohn allen geruch besetzt. Er hat viel dünne würtzelein / so
in der erden fladern. Dieses Kraut bleibt allzeit grün / darumb macht man im
Winter kräntzlein darauß / welche von etlichen auch den verstorbenen
Junggesellen und Jungfrauen auffgesetzt werden / dahero man es Todten-kraut
nennet. Hieronymus Tragus meldet im 1. Theil von der Kräutern unterscheid im
130. cap. er habe im Jahr ???535. an S. Marcus-tag einen Todten-kopff sehen
außgraben / welcher mit diesem Kraut gekrönet / und es unversehrt auff dem kopff
verblieben ware. Der gemeine Singrün trägt bißweilen auch weisse / selten aber
rothe oder braunlichte blumen / zuzeiten schließt eine blum in der mitte die
andere ein. Er wächßt gern an schattichten orten / in den Graßgärten / auff den
mauren / hinder den zäunen / under den hecken und an den felsen. Ein andere art
mit breiteren blättern / dickern gertlein und grössern braun-blauen blumen
wächßt an vielen orten in Spanien und im Narbonensischen Franckreich /
insonderheit aber in grosser menge umb Montpelier.
Gefüllter Singrün. Clematis flore pleno.
Der gefüllte Sinngrün / Clematis Daphnoides flore pleno, stellet uns ein überauß
schönes Gewächs vor / die farb der zierlich gefüllten blumen zieht sich von
himmel-blau auff braun-roth. Ist erstlich auß Oestereich in den Fürstlichen
Eystettischen Lustgarten / wie auch in andere Gärten des Teutschlandes gebracht
worden.
Eigenschafft.
Singrün führet ein balsamisches / heilsames / alkalisches / irrdisches Saltz bey
sich / dadurch er die eigenschafft hat Wunden und Geschwär zu heilen /
anzuhalten zusammen zu ziehen / aller säure zu widerstehen / und das etzende
Gifft der Wunden und Schäden zu tödten. Man samlet es im Brachmonat.
Gebrauch.
Weilen der Singrün ein so fürtreffliches [811] Wundkraut ist / als werden auch seine blätter fleissig zu den meisten
Wund-tränckern gebraucht / da man neben dem Singrün auch andere heilsame Kräuter
in halb wasser und weissen Wein / Bier / oder auch in Wasser allein siedet / und
offt davon trincket.
Wallwurtz / Singrün / spitzen Wegerich / und Wullkraut-blumen in Gerstenwasser
gesotten / hernach das gelbe von einem Ey / samt ein paar loth Rosen-öl under
solch wasser gemischt / ein Clystier darauß gewacht / und in rechter wärme den
Menschen (Rothe Ruhr.) beygebracht / heilet die
rothe Ruhr sonderlich.
(Milchmangel der säugenden.) Frische
Singrün-blätter auff heisser herdstatt ein wenig gedemt / hernach auff die
Brüste gelegt / vermehret den Säugenden die Milch.
Wenn man solche blätter im Wasser wol (Halßwehe
Zapflein- und Mandeln geschwulst / Kehlsucht / Bräune.) siedet / und
damit offt warm den Halß gurgelet / ziehet es allen Schleim von Mandeln und
Zäpfflein auß / stillet hiemit das Halßwehe / erweckt bessern und leichtern
Athem / und zertheilet die Kehlsucht / Bräune und Entzündung des Rächens. Es muß
das Krau zu solchem end erst im Herbstmonat eingesamlet werden.
(Starcker Werberfluß.) Welchen Weibern ihre
monatliche Reinigung zu starck fliesset / die sollen ein handvoll Singrün mit
einem loth Tormentillwurtz in einer maß rothen Wein sieden / und (Fluß der Guldenader.) davon nach belieben
trincken. Dieses Kraut dienet auch wider den starcken fluß der Gulden-ader.
Matthiolus schreibet / daß die Weiber so ihre monatliche Reinigung zu starck
haben / (Starcker Weiberfluß / unzeitige geburt.)
frischen Singrün oben an beyde Schenckel binden sollen. Er lasse auch also
getragen / die schwangeren Weiber in kein unzettige Geburt gerathen.
Wider das Nasen-bluten soll man das grüne Kraut zerstossen / und auff die
Scheitel (Nasenbluren.) des Haupts legen. Auch
ist es gut / daß man die blätter im Mund halte / davon sich auch das
Nasen-bluten stillet / wie solches Johannes Costaeus Lib. 1. de univers. stirp.
natur. cap. 24 anzeiget.
Es wird dieses Kraut sehr gerühmet von (Trüder
abgefallener Wein.) den Weinhändlern / die trüben abgefallene Wein in
kurtzer zeit widerumb lauter damit zu machen: man muß den Wein in ein ander Faß
ablassen / Singrün darein legen / und es widenrumb zuschlagen.
(Durchbruch.) Das destillierte Singrün-wasser ist
dienlich denjenigen welche mit dem stetigen Durchbruch behafftet sind / so man
nach belieben darvon ein paar loth trincket.
CAPUT LXXIX.
Leinen oder Waldreben. Clematis.
Namen.
LEinen oder Waldreben heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Clematitis, Clematis altera. Italiänisch / la
Clematide. Frantzösisch / l’Herbe aux Geneux. Englisch / Climber / or
Travellers-jop.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Leinen oder Waldreben mit weissen
Leinen oder Waldreben mit weissen Blumen. Clematis flore albo.
Blumen / Clematitis sylvestris latifolia, C. B. latifolia sive Atragene
quibusdam, J. B. Ist fast allenthalben gemein / wächßt gern in trockenen Gräben
an den Zäunen und Mauren: in etlichen büschen und hecken sihet man dieses
gewächs die bäum hinauff kriechen. Ihre blätter vergleichen sich dem Ephemlaub /
haben am umbkreiß kleine spalten / und wachsen gemeiniglich fünff
scharffschmäckende / mit etzendem Safft begabte blätter an einem stiel /
anzusehen wie das Kraut an den welschen Bonen. Der stamm ist den jungen
Weinreben ähnlich / gantz schwanck / zähe / und binden fast dienlich / darzu sie
auch am meisten gebraucht wird. Im Hewmonat bringt sie schneeweisse /
vier-blättige / wolriechende / und bißweilen gefüllte blumen / oder Linden-blüth
gleich / denen gefiderte und wollichte köpfflein wie ein grauer Bart /
nachsolgen / das ist der samen / so ein hitzigen / scharffen geschmack wie der
Hanenfuß / von sich gibet. Die Natur spielet wunderlich mit den Spalten dieser
blättern / und wird ihr Rebholtz bißweilen Arms-dick.
2. Die Leinen oder Waldreben mit braunen Blumen / Clematis coerulea vel purpurea
repens, C. B. Clematis s. Flammula flore coeruleo & purpureo scandens,
J. B. Uberkomt ein gar zasichte und bey dem stengel dicke wurtzel / welche lange
/ runde / zähe / schwancke und röthlichte stengel mit Neben-zweiglein
herfürstosset / so sich an die zäun und bäume wie der Hopff oder Weide hänget.
An den Stengeln oder Reben gewinnt sie lange stiel / an welchen länglichte und
breite blätter mit zween oder drey spalten wachsen. Oben trägt sie braune blumen
von 4.
|| [812]
Leinen oder Waldreben mit braunen Blumen. Clematis flore purpureo.
blättlein / denen der scharffe und brennende samen nachfolget.
3. Die Ungarische Leinen oder Waldreben / Clematis Pannonica flore coeruleo
surrecta, J. B. Clematitis coerulea erecta, C. B. Wächßt von sich selbsten in
Ungarn auff den Matten bey Stampffen / 2. Meil jenseit Preßburg / und an dem
gestad des Donau-flusses oberhalb Preßburg. Sie blühet im Mäy und Brachmonat /
der Samen aber wild im Augstmonat zeitig.
4. Die Brennwurtz oder Blatterzug heißt Lateinisch / Flammula, Flammula Jovis,
Flammula recta, C. B. Clematis s. Flamula surrecta alba, J. B. Italiänisch /
Flamola. Frantzösisch / Espece de Liseron. Spanisch / Vitalba recta. Hat eine
weisse / zaßlichte und vielfache wurtzel / darauß etliche / röthlichte /
bißweilen auch grüne / glatte / runde / hohle / knodichte stengel biß 2. elen
hoch / gerad über sich steigen / ohne daß sie sich an etwas anhengen. Die
blätter stehen an den ästlein etwas lang / zugespitzt / auff einer seiten etwas
grau-haarig / anderseits aber schwartz-grün. Oben auff dem stengel erscheinen
viel weisse / vier-blättige / mit grünlichten gipffelein gezierte blümlein /
welchen der samen wie in der Waldreben nachfolget. Wächßt häuffig in
Nider-Oesterreich und Ungarn in allen Hau-wäldern / insonderheit aber umb das
Gestad derjenigen Flüssen / welche sich in die Donau ergiessen. Man findet sie
auch in Sachsen umb Dreßden und Wittenberg.
Eigenschafft.
Die Brennwurtz ist warm und trocken im vierten grad: Hat scharffe / corrosivische
saltz-theilgen / und dadurch die eigenschafft
Brennwurtz. Flammula recta.
zu etzen / Blasen zu ziehen / zu erdünnern und zu zeitigen.
Gebrauch.
(Geschwär.) Welcher ein hart Geschwär hat / das
zu keiner zeitigung sich wendet / dieser zerstosse Brennwurtz-kraut mit Oel /
und lege es wie ein Pflaster über / so macht es dasselbige zeitig / und etzet es
auff.
CAPUT LXXX.
Grosse Wallwurtz. Symphytum majus.
|| [813]
Namen.
WAllwurtz / Schwartzwurtz / Schmeerwurtz un̅ Beinwell heißt
Griechisch / [Greek words]. Lateinisch /
Symphytum alterum, Symphytum majus, Consolida major, Solidago, Inula rustica.
Italiänisch / Consolida maggiore. Frantzösisch / Oreille d’Asne, Grande Consire,
Grande Consoulde, Grande Consolide. Spanisch / Suelda mayor, Consuelda mayor.
Englisch / Walwort / Conmfrey. Dänisch / Consolide / Storconsolide /
Kongsalverod / Storundurt / Kulsuckerrod. Niderländisch / Waelwoortel /
Walwortel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Wallwurtz / Symphytum consolida major, C. B. Symphytum magnum, J.
B. Ist aussen kohl-schwartz / inwendig aber gantz weiß / kleberig und
schlipfferig wie Schmaltz / auch darzu dick / und gehet etwan zwey elen tieff in
die erden. Jhr stengel wächßt elen-lang und bißweilen länger / er wird dick /
eckicht / und an den ecken mit außgewachsenen linien erhaben / ist hohl wie der
Hasen-köhl / und mit langen blättern bekleidet / welche ein geschmack als der
Burretsch von sich geben. Die blätter / so gegen der erden stehen / sind breiter
und länger / aber die am stengel werden kleiner und schmäler. Der stengel und
die blätter sind haarig und rauch / wenn man sie anrühret / jucken sie die Haut.
Sie trägt im Brach- und Hew-monat junge / hohle Schellen den Schlüssel-blumen
gleich / und bringt den samen in grünen hülßlein. Sie wächßt gemeiniglich auff
den Wiesen / Graß-gärten / feuchten Auen und Wasser-gestaden. Allhier findet man
sie in den feuchten Matten bey Muttentz und Michelfelden. Etliche unterscheiden
diese grosse Wallwurtz in das Männlein und Weiblein. Das Männlein trägt
purpurfarbe oder braun-blaue blumen / das Weiblein aber bringt weisse oder
bleich-gelbe / selten aber gold-gelbe blumen / wie im Fürstlichen Eystättischen
Lustgarten zu sehen ist.
2. Die knodichte Wallwurtz / Symphytum tuberosum, J. B. majus tuberosâ radice, C.
B. Hat einen eckichten stengel / der voll saffts ist / und gemeiniglich
schuhes-hoch wächßt / an welchem weniger blätter als am vorigen herfürkommen /
sie sind auch kleiner / zarter / nicht so rauch / und schier ohne geschmack.
Auff den Neben-ästlein erscheinen ablange / hole / bleiche blumen wie an der
ersten / sie geben kein geruch von sich / werden am umbkreiß in fünff kerffe
getheilt / und haben in der mitte fünff fäsemlein neben einem zäpflein. Der
samen vergleicht sich dem vorigen. Die wurtzel ist lang / ästicht / zart /
brüchig / kleinen fingers-dick / mit vielen knoden und haarigen faseln begabet.
Man findet sie in Oesterreich und Ungarn in allen Wäldern / an schattichten
orten / insonderheit unter den Stauden. Joachimus Cametarius hat dieses Gewächs
auch umb Saltzburg angetroffen / allda sie von sich selbsten herfürkomt. Jhre
blätter und gelbe blumen sind viel kleiner als ander ersten. Sie kriecht sehr
umb sich.
Knodichte Wallwurtz. Symphytum tuberosum.
Die wurtzel ist weiß und gar knodicht / wie die Figur * außweiset. Man pflantzet
sie in Teutschland auch in die Gärten.
3. Die Americanische Wallwurtz / Symphytum Americanum.
Eigenschafft.
Wallwurtz führet neben schleimicht-balsamischen theilgen / auch ein miltes /
alkalisches heimlich-flüchtiges Saltz bey sich / und hat hiemit die Tugend und
eigenschafft zu kühlen / zu erweichen / anzuhalten / zu erdickern / die schärffe
der feuchtigkeiten zu lindern / das blut zu stillen / und zu heilen. Man
gebraucht die wurtzel zur Artzney / welche in dem Vollmond des Mertzen oder
Aprillen muß außgegraben werden. Etliche bedienen sich auch der in dem Mäy und
Brachmonat eingesamleten blättern und blumen.
Gebrauch.
Man destilliert das Wasser auß dem kraut und wurtzel zu end des Mäyen: auß den
blumen läßt sich ein Zucker bereiten: auß der wurtzel aber pflegt man die
Essentz und das Extract zu machen. Giesse über den schleim welcher auß der in
Wasser gekochten Wallwurtzen gemacht / und dicklicht gesotten worden /
Brantenwein / lasse es etliche tag über in dem warmen Sand stehen / hernach
schütte die Essentz gemächlich oben ab / und bediene dich deroselben nach
belieben und nothdurfft (Blutflüß / Ruhr / rothe ruhr
Leistenbruch / Beinbruch. Wunden.) / in allerhand Blutflüssen / Ruhren
/ rothen Ruhren / Leistenbrüchen / Beinbrüchen / und Wunden; man gibt 12. biß
20. und mehr tropffen auff einmahl / und das offt ein. Wenn man den Brantenwein
hievon biß auff die dicke des Honigs abzieht / so bleibt das Extract übrig /
welches man auf 15. biß 30. gran auff einmahl in gleichen Kranckheiten einnehmen
kan.
Etliche bereiten die Essentz auff folgende [814] weiß: zerhacke und stosse die frische Wallwurtz (Essentz un̅ Exmact.) zu einem Muß /
mische ein viertheil Läib Rocken- oder Weitzen-brot wol darunder / besprenge es
mit gutem Malvasier- oder Frontiniacker-wein / in einem glaß mit einem engen
langen Halß / vermache es mit Spanischem Wachs wol zu / digerirs eine zeitlang
im Marienbad / oder Roßmist: trucks hernach auß / digeriers noch ein wenig /
scheide die an dem boden sitzende Hefen und unreinigkeiten davon ab / und
behalte die blutrothe Essentz entweder gantz zum gebrauch auff / oder ziehe die
geistreichen feuchtigkeiten ein wenig auff gelindem Sandfeur ab / daß du den
Extract davon bekommest.
Wenn man die wurtzel lang im Wasser kocht / so wird es davon gantz schleimerig /
daß mans ohne widerwillen nicht trincken kan.
Die Wundärtzt sollen die Wallwurtz in ehren (Starckes
Bluten.) halten / denn sie zu allen Wunden / Brüchen und Schäden sehr
nutzlich ist. Sie machen darvon eine gute Blutstellung / denn sie nehmen das
Pulver der Wallwurtz / vermischen es mit warmen Wasser und Hanffen-werck /
schlagen es über / es bacht sich an / wird bald hart / und stopfft fein.
(Rotheruhr starcker weiber-fluß Lungen-un̅
Nieren-geschwär / samenfluß / blutiges harnen. Offene schäden / überbein /
Krätze / Frantzösische oder außsätzige Raub.) Ein loth gedörrter
Wallwurtz in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / und davon getruncken /
dienet wol wider die rothe Ruhr / starcken Weiber-fluß / Brüch / Lungen- und
Nieren-geschwär / Blutspeyen / Samenfluß / und blutig harnen.
Die wurtzel zerschnitten / zerstossen und hernach starck außgepreßt / gibt ein öl
oder fettigkeit von sich / dieselbige eine zeitlang an der Sonnen destillirt /
ist gut für die offene Schäden / Uberbein / Krätze / Frantzösische und
außsätzige Raud / damit gesalbet.
Der in den Apothecken zubereitete Wallwurtz-Syrup ist sehr dienlich in der
Lungensucht / denn er die Brust von allem Eyter (Lungsucht) reiniget und die Lungen stärcket. Man mischt ihne auch
nutzlich under die Wundträncker.
Wenn man dieß Kraut samt der wurtzel wol in dem wasser zu einem Bad siedet / und
die jungen Wittweiber darinnen bißweilen baden macht / so werden sie wider
gleich als die Jungfrauen.
In den Wunden und Beinbrüchen stosse (Beinbrüch
Wunden.) Gottsgnaden-kraut / frische safftige Wallwurtzen jedes gleich
viel / in einem steinernen Mörsel zu einem Muß-pflaster undes einander / mische
das pulver von Bruch-Wall- oder Beinstein darunder; schlage demnach solch
Pflaster offt über die Wunden und Beinbrüch / so werden sie ehender davon heil.
Gleiches thut dieses pulver / mit dem Wallwurtz-extract vermischt und über
geschlagen. Sonderlich aber mag diese wurtzel allein zu einem schleimigen Muß
gestossen / oder die dürre wurtzel mit Wein zu einem Muß-pflaster gekocht / und
offt warmlicht übergeschlagen (Entzündung / brand und
schmertzen der Sehnadern und Nerven.) / die Geschwulst / Entzündung /
ja den Brand selbsten der verwundten Gelencken / Sehn- und Spann-adern / samt
allem Schmertzen sehr geschwind hinweg nehmen und vertheilen; auch wenn das
Glied schon auffgelauffen / und schwartz-braun worden wäre.
(Wundsalb oder Pflaster.) Ein köstliches Heil- und
Wund-pflaster / so von D. Barbette erfunden / auch von mir bewährt gefunden
worden: nim Rosen-öl 24. loth / des schleims von Wallwurtzen / Bleyweiß jedes
12. loth / gelb Wache 8. loth / Minien / Gold-glätte / und zubereiteten
Gallmey-stein jedes 6. loth. Mische alles nach der Kunst wol durch einander zu
einem pflaster oder salbe / welche man äusserlich bey heilung der Wunden
fürtrefflich befunden.
(Brüch / verwundung / blutspeyen Lungsucht / bauchflüß
/ blut harnë / rothe ruhr. Wunden / geschwär / schrunden der lefftzen /
brüsten / händen un̅ füssen. Rothe ruhr bauchflüß / unmäßige
reinigung der weiber / blutharnë / schleim der Brust und Lungen / blutspeyen
Lungsucht.) Das destillierte Wallwurtz-wasser dienet alle innerliche
und äusserliche Versehrung / Brüch und Verrenckung zu heilen / wehret dem
Blut-speyen / der Lungsucht / allen Bauch-flüssen / Blut-harnen und der rothen
Ruhr / so man davon 4. oder 5. loth trinckt. Tüchlein darinn genetzt und
übergelegt / heilet die Wunden / Geschwär / Schrunden der Lefftzen / Brüsten /
Händen und Füssen.
Die mit Zucker eingemachte Wallwurtz ist dienlich wider die rothe Ruhr und andere
Bauchflüß / stillet die unmäßige monatliche Reinigung der Weibern und das
Blut-harnen / reiniget die Brust und Lungen von allem Eyter und Schleim / wehret
dem Blutspeyen und der Lungsucht / so man darvon nach belieben ein stücklein
isset.
CAPUT LXXXI.
Braunellen. Brunella.
Namen.
BRaunellen oder St. Antoni-kraut heißt Lateinisch / Brunella, Consolida minor,
Prunella vulgaris. Italiänisch / Consolida minore. Frantzösisch / Herbe au
Charpentier, Prunelle. Englisch / Bugle. Dänisch / Brunell. Niderländisch /
Bruynelle. Braunellen hat ihren Namen / dieweil sie zu der Bräune der Zungen
sehr dienlich ist.
|| [815]
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Braunellen / Prunella vel Brunella vulgaris, Park. flore minore
vulgaris, J. B. major folio non dissecto, C. B. Hat ein dünne wurtzel mit vielen
haarigen zaseln / auß welcher ein viereckichter / fetter und haarichter stengel
herfür komt / so spannen-hoch und zu zeiten höher wächßt. Die satt-grünen und
rauchlichten blätter vergleichen sich fast dem Balsam oder der Müntz / sie sind
gantz / und bißweilen nur obenhin gekerfft. Auff den gipffeln der stengeln und
Neben-ästlein erscheinen geährte / purpurfarbe oder himmel-blaue / selten aber
weisse blumen. Sie wächßt auff den Wiesen / Büheln und in den Wäldern an
trockenen orten. Blühet vom Frühling an biß in Herbst. Allhier findet man sie
bey den Dörfferen Muttentz / Mönchenstein / Lörch und Crentzach.
2. Die Oesterreichische oder Ungarische Braunellen / Brunella coeruleo magno
flore, C. B. flore magno, folio non laciniato, J. B. Hat einen weichen /
haarigen / gläichichten und drey quer-hand hohen stengel / an jedem gläich
stehen zwey blätter gegen einander über / die sind ein wenig haarig / und kommen
schier mit der gemeinen Braunellen überein. Ihre köpfflein werden oben auff den
gipffeln der stengeln grösser als an der vorigen. Die blumen vergleichen sich an
der Gestalt mit der gemeinen / wachsen aber viel grösser / sie geben keinen
unangenehmen geruch von sich / und ist ihr helm gemeiniglich braun-roth /
bißweilen weißlicht / und zu zeiten aschenfarb / in jedem hülßlein ligen vier
samen-körner. Die wurtzel ist schwartz / und mit vielen dicklichten / weissen
zaseln begabet / sie bringt jährlich ihre neue schoß herfür. Man findet sie in
Oesterreich und Ungarn / wie auch in Beyeren und Francken / an den Wegen in
rauchem und leimichtem grund. Sie blühet im Brach-Hew- und Augst-monat / alßdenn
auch der samen zeitig ist. Ferners wird in Oesterreich und Ungarn an graßichten
orten eine art der Braunellen angetroffen / derer blätter lang / und in tieffe
spalten zerschnitten sind. Ihre blum komt mit der gemeinen überein / aber sie
endert sich an der farb / denn sie wird weiß / grau / leibfarb / braunroth / und
blühet bißweilen schon im Mäyen.
3. Die Braunellen mit zerschnittenen blättern und weissen kleinen blumen /
Brunella folio laciniato, C. B. Prunella flore albo parvo, folio laciniato, J.
B.
4. Die kleine / weisse Braunellen / Brunella minor alba, laciniata, C. B.
Prunella flore magno albo vel purpureo, folio laciniato, J. B. Beyde wachsen bey
uns auff den Matten an dem Wiesen-fluß.
5. Die Braunellen mit schmalen Hyssopen-blättern / Prunella angustifolia, J. B.
Hyssopifolia, C. B.
Eigenschafft.
Braunellen ist mit einem alkalischen / mild-flüchtigem saltz / neben vielen
irrdischen theilgen begabet / davon die eigenschafft entstehet / zu kühlen / zu
zertheilen / entzündungen zu stillen / zusammen zu ziehen / zu säubern und zu
heilen. Man samlet sie im Mäyen oder Brachmonat gegen dem Vollmond.
Gebrauch.
Die Braunellen ist ein köstliches Wundkraut / denn sie sänfftiglich heilet / und
alle Versehrung mildert: daher man sie zu den Wund-tränckern gebraucht.
An etlichen orten isset man die jungen blättlein zum Salat.
(Versehrung des Munds / Bräune / Mundfäule.) Das
destillierte Braunellen-wasser ist ein treffliche Artzney für alle Versehrung
des Mundes / insonderheit in der Bräune und Mundfäule / so man offt den Mund
damit gurgelet / oder nachfolgend Gurgelwasser darauß machet. Nim
Braunellen-wasser / Wegrich-wasser jedes sechs loth / Granatensyrup /
Rosen-honig / Maulbeer-safft jedes 1. loth.
(Entzündung und versehrung an heimlichen orten bey Mann
und Weib.) Dieses Wasser soll auch in Entzündung und Versehrung an
heimlichen orten bey Mann und Weib laulicht gebraucht werden / leinene zarte
tüchlein darinn genetzt / und des tags offtmahls so bald es ertrocknet /
widerumb frisch übergelegt.
CAPUT LXXXII.
Guldengünsel. Consolida media.
Namen.
GUldengünsel oder St. Laurentzkraut heisset Lateinisch / Consolida media,
Consolida Sarracenica, Solidago Sarracenica, Bugula, Symphytum medium, Herba St.
Laurentii. Italiänisch / Morandula, Herba Laurentiana. Frantzösisch / Herbe au
charpentier. Englisch / Bugle. Niderländisch / Senegroen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der blawe oder leibfarbe Guldengünsel / Consolida media pratensis coerulea
& purpurea, C. B. media, quibusdam Bugula, J. B. [816] überkommet eine wurtzel wie der
Wegerich / so sich nicht tieff in die erde pflantzet / auß welcher ein haariger
/ zarter / holer und spannen-hoher stengel entstehet / der mit vielen / weichen
/ braunen blättern besetzet ist / am stengel erscheinen geährte blumen / deren
etliche zwischen den blättern / andere aber auf dem gipffel des stengels gesehen
werden. Er wächßt auff den Matten / Feldern und Aeckeren / wird auch in den
Gärten gezielet. Dieses kraut änderet sich an den blätteren und blumen / die
blätter werden bißweilen breiter / und zu zeiten schmäler / auch ein wenig
zerkerfft / die blume wird gemeiniglich himmelblau / selten aber aschenfarb /
offt leibfarb. An vielen orten / sonderlich umb Dillingen / auff sumpffichten
Wiesen findet man ihne groß und schön mit weissen blumen. Man solle ihne im
Brachmonat im Newmond einsamlen / wenn die Sonn in Zwilling gehet / vor ihrem
auffgang.
2. Der gelbe Guldengünsel / Consolida media flore luteo, C. B. ist kleiner als
die vorigen / hat runde gekerffte blätter / und trägt ein gelbe blum / scheinet
nur eine andere art vorigen Geschlechts zu seyn.
3. Der Italiänische Guldengünsel / Consolida media coerulea Alpina, C. B. An
Consolida media Genevensis, J. B. überkommet ein zaslichte wurtzel / der stengel
ist viereckicht / gestriemt / ein wenig haarig / schuhs-hoch / und mit etlichen
ablangen blättern begabet / die werden schmal / dick / rauch und am umbkreiß
gekerfft / sie hangen an länglichten stielen / und stehen je zwey blätter gegen
einander über. Auff dem gipffel des stengels erscheint die geährte him̅el-blawe blum. Man findet ihne auff dem Berg Baldo in Italien /
wie auch umb Genff.
Eigenschafft.
Der Guldengünsel ist mit einem subtilen nitrosisch-balsamischen saltz / und
vielen irrdischen theilgen begabet; hat daher die eigenschafft zu kühlen / zu
eröffnen / zu säuberen / und zu heilen / auch wohl das gerunnene geblüt / und
andere zähe feuchtigkeiten zu zertheilen; man muß es im Mäy und Brachmonat
einsamlen.
Gebrauch.
Der Guldengünsel hat gleiche krafft und würckung / wie die Braunellen / darumb er
auch in solchen Kranckheiten gebraucht wird / von welchen im vorher gehenden
Capitul meldung geschehen.
(Gerunnen Blut / Gelbsucht / Verstopffung der Leber und
Miltz / inwendige Wunden / Darmbrüch.) Ein handvoll des Guldengünsels
in einer Maß frisches Brunnwassers gesotten / und darvon getruncken / zertheilet
das gerunnen Blut / dienet wider die Gelbsucht / Verstopffung der Leber und
Miltzs / heilet die inwendigen Wunden und Därmbrüch.
Das destillierte Guldengünsel-wasser hat gleiche würckung / so man insonderheit
morgens nüchtern / und Abends zwey stund vor (Frantzösische Schäden.) dem Nachtessen / 5. oder 6. loth trincket:
die Frantzösischen Schäden damit gewaschen / bringet sie zur heilung.
CAPUT LXXXIII.
Steingünsel. Symphytum petraeum.
Steingünsel. Symphytum petraeum.
Namen.
STeingünsel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Symphytum petraeum, Consolida petraea, Alum Plinii. Italiänisch /
Simphito petreo.
Gestalt.
Der Steingünsel hat ein lange / röthlichte wurtzel / die ist fast fingers-dick /
auß welcher viel zarte / dünne ästlein kommen / so mit kleinen schmalen
blättlein besetzt sind / gleich wie der Quendel / seine blumen werden blau /
eines guten geruchs und süssen geschmacks. Er wächßt gemeiniglich auff den
Steinfelsen und ungebawten orten.
Eigenschafft.
Der Steingünsel ist mittelmässiger Natur: hat ein milt-scharfflichtes /
alkalisches saltz bey sich / und dadurch die eigenschafft zu eröffnen / zu
reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
(Schleim und Speichel im Mund.) Die Blum des
Steingünsels in dem Mund gekewet / ziehet den Schleim und Speichel im Mund an
sich.
CAPUT LXXXIV.
Berg-Sanickel. Sanicula Alpina.
Namen.
BErg-Sanickel oder Bären-öhrlein heißt Lateinisch / Auricula ursi, Sanicula
alpina, Arthritica alpina, Lunaria arthritica, Paralytica alpina, Primula veris
pachyphyllos. Italiänisch / Orechia orso. In Oestereich nennet man ihne
wolschmeckende Schlüsselblum. In dem Schweitzerland wird er genennt Flüeblum /
dieweil er auff
|| [817]
Gelber Berg-Sanickel. Sanicula Alpina vel Auricula ursi lutea.
den Schweitzer-gebürgen oder Alpen / welche wir Flüe nennen / gar gemein ist.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gelbe Berg-Sanickel / Sanicula Alpina lutea, C. B Auricula ursi flore
luteo, J. B. überkomt fette / dicke / gelblicht und am umbkreiß gefaltene
blätter / in der grösse des mitleren Wegrichs / er hat ein runden / fetten / und
spannen-hohen stengel / darauff erscheinen viel blümlein den wohlriechenden
gelben Schlüsselblumen ähnlich / dahero er von Camerario Berg-Schlüsselblum
genennet wird. Die wurtzel ist vielfaltig und zaßlicht / wie die weisse
Nießwurtz / er wächßt auff den hohen Bergen / zwischen den grossen Felsen /
insonderheit in Wallis und Safoyen. Man findet ihne auch in grosser menge in
Oestereich und Steyrmarck auff dem Schneeberg / Newberg / Etscher und
Glinsen-feld. Im Schweitzerland kommet er auf dem Bernischen Stockhorn und
Nessenberg / wie auch auff dem Lucernischen Fracmont herfür. In den Gärten wird
er an schattichten orten gepflantzet / allda er lang dauret. Dieses kraut
änderet sich mit den blättern und blumen / die blätter werden bißweilen glatt /
grün oder graw / zu zeiten dick / dünn / groß oder klein / seine Blumen
erscheinen bißweilen bleich- oder goldgelb / gar selten aber weiß oder blaw / zu
zeiten grösser oder kleiner / je 10. 20. oder 30. an der zahl.
2. Der röthliche Berg-Sanickel / Sanicula Alpina purpurea, C. B. Auricula ursi,
s. Primula veris Alpina flore rubente, J. B. Man findet ihne auff den
Tyrolischen Bergen / bey Inßbrug.
3. Der schmalblättige Berg-Sanickel / Sanicula Alpina angustifolia, C. B.
Auricula ursi angustifolia, colore rubente, J. B. hat ein dicklichte wurtzel mit
vielen weissen haarigen zaselen / auß welcher je 5. oder 6. safftige / fette und
schmale blätter herfür kommen / so am umbkreiß von der mitte biß zum spitz des
blats / wie ein segen gekerfft / und ein bitteren geschmack von sich geben.
Zwischen ihnen entspringt sein blosser / glatter un̅ drey zoll
langer stengel / auff welchem ein zusammen gedrungen köpfflein stehet / auß deme
je vier oder fünff schöne rothe Blumen herfür schiessen / die auß fünff
zweyspaltigen blättlein bestehen. Er wächßt in Kerndten und Ober-Steyrmarck auff
etlichen Alpgebürgen / fürnemlich aber auff dem Thauen- und Judenberg. Er blühet
zu end des Hewmonats / wenn der Schnee abgehet. In den Gärten bringet man ihne
nicht fort. Ein gleiche art mit kleineren blättern hat R. P. Gregorius de Regio,
ein Capuciner und fleissiger nachforscher der Kräuteren auff den Tyrolischen
Bergen angetroffen / und es genant / Sanicula Alpina Tyrolensis.
4. Der kleinste Berg-Sanickel / Sanicula Alpina, minima carnea, C. B. It. Alpina
minima nivea, Ejusd. Auricula ursi minima, flore carneo & niveo, J. B.
Wächßt auff dem höchsten gipffel des Schneebergs.
5. Der Berg-Sanickel / mit ungekerfften blätteren / Sanicula Alpina rubescens,
folio non serrato, C. B. Auricula ursi carnei coloris, foliis minimè serratis,
J. B. Man findet ihne auff dem Schneeberg / und in grosser menge auff den
Steyrmarckischen Alpgebürgen.
Breitblättiger Berg-Sanickel.
Sanicula montana.
6. Der breitblättige Berg-Sanickel / Wund-glöcklein / Heil-glöcklein /
Alp-Sa [818] nickel / H.
Dreyfaltigkeit-glöcklein / Sanicula montana latifolia, laciniata, C. B. Cortusa,
J. B. überkommet viel graw-schwartze würtzelein an dem underen theil des
stengels / wie die Christwurtz / von denen wachsen im Frühling herfür / viel
runde / eckichte und dicke blätter / jedes auff seinem dicklichten stiel / die
sind in viel kleine underscheid zerschnitten und darzwischen zerkerfft / am
oberen theil aber voll aderen / gläntzend / und ein wenig wollicht / zwischen
den blätteren schießt herfür ein starcker / gerader / runder und blosser stengel
/ der wird röthlicht / schuhes-hoch / haaricht und ohne blätter / auff welchem
im ende des Mäyens und Brachmonats neun oder zehen schöne purpurrothe rößlein
sich erzeigen / die vergleichen sich etlicher massen den Schlüsselblumen / und
hangen an ihrem stiel wie kleine glöcklein / inwendig am boden aber sind sie
weiß / und haben gelbe fäsemlein / eines sehr anmüthigen geruchs / denen
auffrechte köpflein nachfolge̅ / so einen schwartz-braunen samen
in sich halten. Man findet ihne in den hohen Gebürgen zwischen Bisantz und
Mümpelgart / wie auch im Veschgebürg / und auff den Lottringischen Bergen /
zwischen Spinal und Fontenau. In Oestereich und Steyrmarck wächst er auff allen
Alp-gebürgen an schattichten orten. In Italien komt er nirgends herfür als im
Vicentinischen bezirck / so man Valle stagna nennet / allda er auch mit
braun-blawen und weissen blumen gesehen wird. Die Hirten im Veschgebürg nen̅en ihne der H. Dreyfaltigkeit-glöcklein / dahero auch Theod.
Tabernaemontanus ihme den nahmen Campanula S. Trinitatis gegeben hat. Er hat
auch von den Hirten wargenom̅en / daß er ein trefflich heilsam
wundkraut (Schäden / Wunden /) seye / alle
Schäden und Wunden zu heilen / so man von dem außgepreßten safft dieses krauts
in dieselbige treuffet. Die Hirten (Husten der Schafen
und des Rindviehs Keuchen der Pferden) stossen ihne zu pulver /
vermischens mit saltz / und gebens den Schaffen und dem Rindvieh wider den
Husten ein. So man dieses kraut zerschneidet / und den Pferden under ihr Futter
vermischt / solle es ihnen das keuchen vertreiben.
7. Der rund-blättige Oestereichische und Steyrmarckische Berg-Sanickel / Sanicula
Alpina foliis rotundis, C. B. Sanicula Alpina major Austriaca. Hat viel runde
blätter / die sind mit langen stielen begabet / am umbkreiß zerschnitten / oben
grün / unden aber etwas weißlicht und sehr haarig. Die grünen / haarichten
stengel wachsen schuhs-hoch / auch bißweilen höher / und werden oben in viel
neben-zweiglein getheilet / auff welchen je drey oder vier weisse blümlein
sitzen / so auß fünff blättlein bestehen / und inwendig gleichsam mit blutigen
düpflein gezeichnet sind / den mittleren theil der blumen besitzen zweyspaltige
hülßlein mit zehen fäsemlein / so ein schwartzes sämlein in sich halten. Die
wurtzel ist oben schüppicht und etwas dicklicht / auch mit vielen weissen zaseln
begabet. Er wächßt auff allen Bergen in Oestereich und Steyrmarck an
schattichten orten / man findet ihne auch häuffig auff dem Leberberg oder Jura /
und auff dem Solothurnischen Wasserfall. Blühet im Brachmonat / auch
Rund blättiger Oestereichischer Berg-Sanickel. Sanicula Alpina Austriaca foliis
rotundis.
bißweilen später. So man ihne in die Gärten pflantzet / bleibet er gar gern / und
blühet eher. Er ist wegen seiner schönheit werth daß man ihne darinn auffer
ziehe / wird auch (Wunden.) zur heilung der
Wunden sehr gelobt.
8. Der Schweitzerische Berg-Sanickel / Auricula Ursi Helvetica. Sanicula alpina
flore variegato, C. B. Auricula ursi, flore rubro, maculis exalbidis, foliis
subhirsutis. J. B. Wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen.
9. Der fette Berg-Sanickel / Sanicula montana flore calcari donato, C. B.
Pinguicula Gesneri, J. B. ist ein schönes Kraut / überkommet bey der wurtzel je
vier / fünff oder mehr breite / bleichgrüne / dicke / fette und safftige blätter
/ so in ein spitz außgehen / und ein bitteren geschmack von sich geben / auß
deren mitte etliche zarte / dünne / blosse und spannen-hohe stengelein
entspringen / auff welchen weisse oder purpurfarbe blumen mit einem länglichten
spörlein oder schwäntzlein sitzen / denen runde / und mit einem spitzlein
begabte köpflein nachfolgen / so ein lang-schwartzlicht sämlein in sich halten.
Die wurtzeln sind dünn / zaßlicht und weiß. Er kommet von sich selbst in
Oestereich auff dem Schneeberg / Dürrenstein / und anderen Alp-gebürgen an denen
orten herfür / welche von dem zerschmoltzenen Schnee noch angefeuchtet sind. Man
findet ihne auch auff dem Lucernischen Fracmont und in Bäyern. Die Wund-ärtzt
pflegen ihne nicht zu den Wundtränckern zu gebrauchen / denn er das Gliedwasser
leichtlich verursachen solle.
Eigenschafft.
Der Berg-Sanickel ist mit einem wassericht-balsamischen und alkalischen Saltz [819] begabet / und hat die tugend zu kühlen
/ zu tröcknen / gelind zusammen zu ziehen / zu säubern / zu heilen / die
scharff-sauren feuchtigkeiten des geblüts zu miltern / und zu versüssen.
Gebrauch.
Diese gattung Kräuter kan man in den Wund-tränckern am besten gebrauchen / zu
(Geschwär / versehrung Wunden / Lungsucht /)
Heilung innerlicher und äusserlicher Geschwären / Versehr- und Verwundungen / zu
der Lungen- und Lebersucht. Es lassen sich die Kräuter auch dörren und zu pulver
stossen / welches denn in gedachten kranckheiten eben trefflich bewähret ist;
indem sie / sonderlich das letzte Geschlecht / der fette Berg-Sanickel / schon
wunder gethan haben in (Husten /
Lungen-geschwär.) Heilung der Wunden und Schäden; wie auch in Husten von
Flüssen und Lungen-geschwären / man kan entweder das pulver des Krauts mit Honig
vermischt / oder das davon mit wasser gesottene tranck gebrauchen.
Die Jäger brauchen die wurtzel des Berg-Sanickels (Schwindel) wider den Schwindel / derowegen sie ihne Schwindel-kraut /
und Krafft-kraut nennen.
Conr. Gesnerus schreibet in seinem Büchlein de Herbis Lunariis, daß der
Berg-Sanickel mit den gelben blumen / welcher am besten under allen andern
riecht / in Wein gethan (Zahnwehe von kalten
Flüssen.) / ihme einen sondern guten geruch mittheile / und wider das
Zahnwehe von kalten Flüssen dienlich seye / so man ihne wol im Mund zerbeisse.
CAPUT LXXXV.
Sanickel. Sanicula.
Namen.
SAnickel / Sennickel oder S. Laurentzen-kraut / heißt Lateinisch / Sanicula à
sanando, vom heilen / dieweil der Sanickel alle Wundkräuter mit seiner heilsamen
krafft übertrifft / Diapensia, Herba S. Laurentii. Italiänisch nennet man ihne
auch Sanicula. Frantzösisch / Sanicle. Englisch / Sanikle / Sanikell. Dänisch /
Sanickel. Niderländisch / Sanickel / Sanicle.
Gestalt.
Der Sanickel hat ein schwartz-zaselichte wurtzel / der Christwurtzel fast ähnlich
/ ist inwendig weiß / eines herben und bittern geschmacks. Die blätter sind rund
/ wie die blätter des Taubenfußs / in fünff unterscheid zertheilet wie das
Fünffsinger-kraut / von farben liecht-grün un̅ glatt / sie werden
neben herumb auch weiter / ein jedes in zwey theil zerschnitten / und gerings
herumb zerkerfft / jegliches blatt hat seinen besondern stengel / von farben
roth-braun / welcher stengel und blätter viel von seiner wurtzel herfür wachsen.
Mitten auß dem stöcklein dringet ein dünner / glatter / bintzichter stengel /
ohn alle gewerb oder gläichlein / auff die anderthalb spannen hoch herfür / der
breitet sich oben auß in viel kleine / darauff erzeigen sich im Brachmonat viel
schöne / drauschlichte / weisse blümlein / gleich wie kleine krönlein / auß
welchen hernachmals ein samen folget wie kleine Klettlein / der sich an die
kleider hencket wie der samen des Kleberkrauts oder Odermenigs / die geben
widerumb junge stöcklein. Wiewol der Sanickel über den Winter unter allem Schnee
und Eiß schön grün und unversehrt bleibt / verwelcken doch die blätter gegen dem
Frühling und verdorren / erjüngen sich aber jährlich im anfang des Aprillen
wider mit neuen blättern. Dieses kraut wächßt nach Tabemaemontani bericht /
nicht allein in dem hohen Gebürg / sondern auch in den feuchten Thälern und
dunckeln Wäldern / ist in Teutschland sehr gemein / und wird überflüßig darinn
gefunden. An denen orten / die den Bergen und Wäldern entlegen sind / wird es
von wegen seiner vielfältigen nutzbarkeit in den Gärten gezielet. Es erfordert
der Sanickel ein fett schwartz erdreich und dunckeln ort / da die Sonn nicht
hinkommen mag. Dieses kraut wird im Brachmonat mit seinen blumen zu mancherley
nothdurfft eingesamlet / und im schatten getrocknet. Er wächßt allhier auff dem
Muttentzer- und Crentzacher-berg.
Eigenschafft.
Der Sanickel führet viel alkalisches / mit balsamischen theilgen vermischtes
Saltz / ist deßwegen warm und trocken im andern grad / hat die eigenschafft das
geblüt zu reinigen / zu säubern und versüssen / alle sauren / scharffen
saltz-feuchtigkeiten zu eröffnen / säuberen und zu heilen. Wird im Brach- und
Hewmonat gesamlet.
Gebrauch.
Der Sanickel ist unter allen Wund-kräutern das gebräuchlichste Kraut bey den
Wund-ärtzten / dessen sie sich täglich in ihren Wund-tränckern bedienen / damit
sie auch viel außrichten.
(Innerliche verwundung der Brust / eingeweyds /)
Ein handvoll Sanickel in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / so lang als
man ein hart Ey siedet / heilet die innerliche Verwundung der Brust / Eingeweids
und [820] der Därm / und stillet die
unmäßige weibliche Monatblum.
Das destillierte Sanickel-wasser ist ein heilsame Artzney zu den innerlichen
Brüchen (Innerliche Brüch / versehrung / Wunden /
mundfäule Geschwär des Halses / versehrung und löcher heimlicher
örter.) und Versehrungen / heilet die Wunden inwendig von grund herauß /
so man morgens nüchter vier oder fünff loth trincket. Esheilet die Mundfäule und
die Geschwär des Halses / so man damit laulicht gurgelt. Die Versehrungen und
Löcher der heimlichen örter offtermahls darmit gewaschen / leinene tüchlein
darinn genetzt / und darüber gelegt / bringt dieses Wasser auch zur heilung.
Auß dem Sanickel kan man mit Branntenwein (Essentz.) auch die Essentz außziehen / welche denn fürtrefflich ist zu
allen Wunden und Schäden / solche außzuheilen. Man nimt sie auff 15. biß 30.
tropffen übers mahl.
(Weisse un̅ rothe ruhr / weisser
weiber-fluß.) Wenn diese Essentz biß zur Honig-dicke abgeraucht wird /
so hat man das Extract von Sanickel / welches in pillen-form / mit andern
Artzneyen vermischt / kann gebraucht werden / sonderlich in der weissen oder
rothen Ruhr / und in dem weissen Fluß der Weibern.
(Kräuter zum wundtranck für die Soldaten.) Zu den
Wund-tränckern für die verwunten Soldaten / dienen folgende: nim Sanickel vier
händvoll / Sinnau / Wintergrün / Ehrenpreiß / In- oder Sin-grün / jedes drey
händvoll / Betonien / Schlangenkraut / Odermenig / Samanderlein / Spitzen oder
Breiten Wegrich / rothe Rosen jedes zwey händvoll / Beyfuß / Maußöhrlein /
Genserich jedes ein handvoll. Zerhacke alles klein under einander / und wenn
mans zu brauchen hat / so nimt man ein handvoll davon / siedets in einer oder
anderthalb maß wasser; wenn kein Fieber vorhanden / nimt man auch wol ein wenig
Wein darzu / wenns eine weile gesotten / so seigt mans durch ein tuch / und gibt
dem Patienten oder verwundten täglich zwey oder drey mahl davon zu trincken.
CAPUT LXXXVI.
Rittersporen. Consolida regalis.
Namen.
RIttersporen heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Consolida regalis, Consolida regia, Herba sive flos
S. Otiliae, Flos regius, Equitis calcar, Equestre calcar, Pes alaudae,
Calcatrippa, Delphinium vulgare. Italiänisch / Consolida regale, Sperone di
cavalliero. Frantzösisch / Pied d’aloüette. Englisch / Larckes clawe / Larckes
spurre. Dänisch / Ridderspore / Hanespore / Blaahanefod / Blaaknob / Knob /
Korurt. Niderländisch / Ridderspoore. In Teutscher Sprach wird er auch genent /
St. Otilienkraut oder blum / Ritter-blum und Lerchenklawe.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der wilde Rittersporen / Consolida regalis arvensis, C. B. regalis flore
minore, J. B. Delphinium arvense, Park. hat ein schlecht / dünn / weiß und
holtzicht würtzelein / darauß wächßt nur ein eintziger stengel mit vielen
nebenzincklein / die samt dem hauptstengel / mit tieff zerkerfften blättlein
bekleidet sind /
Wilde Rittersporen. Consolida regalis arvensis.
und im Brachmonat viel schöne purpur / blaue blumen ohne geruch herfür bringen /
an einer jeden blum wird das einte blättlein lang / hol / spitzig und
herumbgebogen / wie ein sporen der Alten. Wenn die blumen abfallen / folgen
länglichte schöttlein nach / in welchen ein grau-schwartzes sämlein liget. Er
wächßt häuffig in Teutschland / in den Korn-äckeren und Frucht-felderen /
darinnen er sich selbst vom außgefallenen samen erjüngert. Der wilde
Rittersporen änderet sich mit seinen einfachen und gefüllten blumen / denn sie
erscheinen auch weiß / roth und vielfärbig. Dr. Leonhard Rauwolff berichtet im
1. theil seiner Reiß in die Morgenländer / im 1. cap. daß er den Rietersporen
mit gelben wohlriechenden blumen / in der Frantzösischen Provence, drey meil von
Nimes / zu Pontegard auff dem uhralten und herrlichen Gebäw gesehen habe.
2. Der Neapolitanische Rittersporen / Consolida regalis latifolia parvo flore, C.
B. regalis peregrina parvo flore, J. B. regalis Neapolitana. Die blumen
vergleichen sich mit der vorigen / werden jedoch öffters kleiner / welchen
ablange schöttlein nachfolgen / so ein kleinen samen in sich halten. D. Casparus
Bauhinus hat ihne von Ferrando Imperati Apotheckeren zu Neapoli empfangen /
darauf ist er allhier auch in unsere Gärten gepflantzet worden.
3. Der zahme Rittersporen / Consolida regalis sativa, Ger. regal. Hortensis flore
majore, aut minore, simplici vel pleno, coloribus variis. vergleicht sich an
seiner wurtzel / stengel / blätteren / blumen / und samen mit der wilden / er
wächßt jedoch grösser und schöner. Seine einfachen oder gefüllten Blumen
erscheinen gemeiniglich himmel-blaw / werden aber zu zeiten auch leibfarb /
weißgrau / [821] braunroth und gesprengt /
welche mit ihren anmüthigen farben die. Lustgärten trefflich außzieren / und in
dem Fürstl. Eystettischen Lustgarten zu sehen sind.
Eigenschafft.
Der Rittersporen ist mittel-mässiger natur / wird derohalben in hitzigen und
kalten Kranckheiten gebraucht; führet ein alkalisches / gelind-balsamisches
saltz / neben vielen irdischen theilgen bey sich / und hat die eigenschafft zu
eröffnen / zu linderen / die scharffen und sauren feuchtigkeiten zu versüssen /
das Hirn und nerven zu stärcken / verstopffungen zu eröffnen / durch den harn zu
treiben / zu zertheilen / auch würm zu tödten.
Gebrauch.
(Verstopffung des Miltzs / verstandener harn / Stein /
Grieß / Sand / blödes gesicht / Würm.) Rittersporen in weissem Wein
gesotten / und von dem durchgesiegenen Wein Morgens und Abends ein Bächerlein
voll getruncken / eröffnet die verstopffung des Miltzs / reiniget die Nieren und
Blasen / treibet fort den verstandenen Harn / führet auß den Stein / Grieß und
Sand / stärcket das blöde und dunckele Gesicht / und tödet die würm.
Ein bewährtes Tranck für die würm im Leib: Nim Rittersporen 2. hand voll /
Wasser-bathengel ein hand voll / Maußöhrlein / Osterlucey-kraut jedes ein halbe
hand voll / zerschneide alles klein / legs in ein sauber geschirr / schütte
darüber zwey maß weissen Wein / lasse es bey dem Feur sieden / so lang als man
ein hart Ey siedet / alßdenn seige den Wein durch ein sauber tuch / und gib dem
Krancken Morgens und Abends drey stund vor dem essen ein bächer voll warmlicht
zu trincken. Th. Tabernaemontanus vermeldet / er habe mit diesem Tranck einem
Jüngling geholffen / der jahr und tag grossen schmertzen im Leib von den Würmen
erlitten / es seye darauff ein Wurm von ihme kommen / der nahe zwey elen lang
ware.
Die Wund-ärtzte brauchen die Rittersporen auch zu ihren Wund-tränckern / denn es
ein heilsames Wundkraut ist.
Das destillierte Rittersporn-wasser ist gut (Grimmen
darmgicht Reissen im Leib / Gichter / Husten Brust-geschwär / verstandener
Harn junger kindern rothe Augen.) wider das Grimmen und die Darmgicht
/ 4. oder 5. loth davon getruncken / den jungen Kindern ist es dienlich / wider
das reissen und wehethumb im Leib / die Gichter und Kindleinwehe / wider den
Husten und inwendige Brust-geschwär / befürdert auch bey jhnen den verstandenen
Harn / so man ihnen offt ein paar Löffel voll eingibet. Es nimmet hinweg die
röthe der Augen / so man bißweilen etliche tröpfflein darein lässet tropffen.
Die Conserva Consolidae regalis, oder der Rittersporn-zucker / wird wie der
Rosen-zucker gemacht / ist ein erfahrne Artzney wider (Soth / Reissen un̅ darmgicht der jungen Kinder.) den
Soth / so man davon einer Muscatnuß groß nimmet / dienet auch den jungen Kindern
/ vor das reissen und die Darmgicht / wenn man ihnen davon ein Messerspitzlein
voll offt eingibet.
Dieweil die blawe Farb dem Gesicht anmüthig / ist der gemeine Mann beredt /
welcher die Rittersporn-blumen des Tages einmahl beschawe / der werde
desselbigen Tags am Gesicht nicht beschädiget / darumb hencken etliche die
auffgedörrten Blumen in büschlein gebunden / in die Gemach und Schlaff-kammern /
damit sie es ohn underlaß beschawen können.
CAPUT LXXXVII.
Groß Mauß-öhrlein. Pilosella major.
Namen
MAuß-öhrlein heißt Lateinisch / Pilosella, Auricula muris lutea. Italiänisch /
Pilosella, Orecchio di topo. Frantzösisch / Piloselle, Oreille de rat, Oreille
de souris. Spanisch / Oreja de raton. Englisch / Mouse car. Dänisch / Müßören.
Niderländisch / Muysoore / Naghelkruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine kriechende grössere Mauß-öhrlein / Pilosella minor vulgaris,
repens, Park. major, repens, hirsuta, C. B. majore flore, f. vulgaris repens, J.
B. kriecht mit seinen dünnen zasichten würtzelein in der erden hin und wieder /
nehrt sich also selber / und bringet viel newe sprossen. Es ist durch das gantze
Jahr mit seinen blätteren auff dem grund außgespreitet / die sind weiß / rauch /
haarig / eines trocknenden geschmacks / und dem Maßlieben-kraut ähnlich / ein
jedes blättlein ist anzusehen wie die ohren der Mäusen. Gegen dem Mäyen trägt es
schöne bleichgelbe / auch bißweilen goldgelbe / gefüllte und zirckelrunde blumen
auff dünnen haarichten stielen / deren es etwan 6. oder 7. auch underweilen
weniger bekommet / nach dem das kraut mit seinen wurtzein weit umb sich
gekrochen ist. Auß diesen Blumen wird endlich ein grawer oder schwartzer /
dün [822] ner / ablanger /
kleiner haarichter same / welcher leichtlich davon fliegt. So man in dieses
kraut schneidet / gibt es ein bittere milch von sich. Es wächßt allenthalben
auff magerem / sandigem und graßichtem Erdreich.
Gemeines Mauß-öhrlein Pilosella vulgaris.
2. Das kriechende kleinere Mauß-öhrlein / Pilosella major repens, minùs hirsuta,
C. B. minor folio angustiore minùs piloso, repens, J. B. bringt oben und unden
linde / glatte und grüne / schmale blätter / an deren seiten sich sehr leichte
haar erzeigen / es bekomt ein oder das ander bloß und spannen-hohes stengelein /
so mit keinen oder doch wenig haaren begabet ist / und entweder nur ein grosse /
oder zwey biß drey kleine blumen trägt. Die übrigen stengelein kriechen wie die
vorigen auff dem boden herumb / so auß einer rothen und zaßlichten wurtzel
entspringen. Es wächßt an graßichten orten.
3. Das auffrecht-stehende Mauß-öhrlein / Pilosella major erecta, C. B. minore
flore, hirsutior & elatior non repens, J. B. Wächßt bey der
Churfürstlichen Statt Heidelberg / auf dem Gebürg hinder Aller Heiligen-berg /
und an vielen orten auf dem Ostwald / auch bey uns an den Stattmauren / und auff
dem Crentzacher-berg.
4. Das ander auffrechte Mauß-öhrlein / Pilosella major erecta altera, C. B. major
prima, Tab. Wächßt an vorgemelten orten / sonderlich in feuchtem sandichtem
boden.
Eigenschafft.
Maußöhrlein führet ein bitteres / groblichtes / mit irrdischen theilgen
wolvermischtes Saltz / neben wenigem Milchsafft / und hat also die eigenschafft
gelind zu wärmen / zu tröcknen / zusammen zu ziehen / anzuhalten und zu stopffen
/ auch wol die wunden und geschwär zu säubern und zu heilen. Es muß im Mäyen
oder Brachmonat / da es milchsafftig ist / gesamlet werden.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber / gelbsucht.)
Maußöhrlein- und Erdbeer-kraut jedes ein handvoll in einer maß weissen Weins
gesotten / und denn morgens und abends ein halb quartal getrunken / eröffnet die
Verstopffung der Leber / und vertreibet die Gelbsucht / ist ein guter Tranck
wider den Nieren- und Blasenstein.
Maußöhrlein-kraut und Geißbart-blätter in dem Mäyen und anfang des Brachmonats
frisch genommen / gestossen / den safft darauß gepreßt / und etliche wochen lang
morgens und abends vier loth davon mit ein wenig Zucker vermischt / getruncken /
ist eine (Fallende Sucht / versehrung geschwär /
wunden / Blutspeyen.) Artzney wider die fallende Sucht / heilet auch
alle innerliche und äusserliche versehrungen / Geschwär und Wunden / vertreibet
das Blutspeyen. Man kan auch nach belieben die under einander gestossenen
Kräuter in gutem rothem Wein sieden / durchseigen / und so wol morgens als
abends ein glaßvoll davon trincken.
Maußöhrlein-kraut / Geißbart-blätter / Singrün / Wegerich / und
Tausendguldenkraut in Wein gesotten / mit solchem Wein alle (Wunden faule schäden / Fistel.) Morgen und Abend
die Wunden / böse (Wunden faule schäden /
Fistel.) faule Geschwär / auch wohl fistulosische löcher und schäden damit
außgewaschen / hernach das rein gepülverte Maußöhrleinkraut-pulver entweder
trocken / wenn der ort feucht / oder mit Rosen-honig und Terbenthin in
Eyerdotter zertrieben / vermischet / eingestrewet / heilet trefflich wol und
bald auß.
Maußöhrlein-kraut zu einem reinen Pulver (Schwache
verwundte und verblute menschen.) gestossen / und desselbigen einer
halben Ducaten schwer offt in einem weichen Eygegeben / bringet die schwachen /
verwundten und verbluteten Menschen widerumb zurecht / gleich als wenn sie vom
Tod erlöset wurden / derowegen dieses kräutlein in hohen würden von erfahrnen
Wund-ärtzten gehalten wird. Es hat ein solche gewaltige krafft zu stopffen / daß
wen̅s die Schaffe auff der Weide essen / gerahten sie in eine
solche verstopffung des Bauchs / daß sie offtermals davon sterben müssen /
darumb denn auch die fleissigen Schaff-hirten ihre Schaff nicht in die Thäler
und Felder treiben / da des Maußöhrlein-krauts viel wächßt / gemeldtes übel zu
verhüten.
Ein hand voll Maußöhrlein-kraut in einer (Unmässiger
Blutfluß der Weiber / hefftiges erbrechen von der von der Gallen / rothe
ruhr Bauchfluß / wunde̅ Brüch.) Maß weissen Weins
gesotten / Morgens nüchtern und Abends ein halb quartal darvon getruncken /
stillet den unmässigen Blutfluß der Weiber / vertreibet das hefftige Erbrechen
von der Gallen / ist dienlich in der rothen Ruhr und starcken Bauchflüssen /
heilet Wunden und Brüch / derowegen es auch zu den Wund- und Bruchtränckern
gebraucht wird.
Maußöhrlein-kraut mit seinem würtzlein im Mäyen gesamlet / gewaschen / in dem
(Brüch der jungen Kindern.) schatten
gedörret / darnach zu einem reinen pulver gestossen / ist ein gutes mittel für
die Brüch der jungen Kindern / so man ihnen in der Pappen oder einem Breylein /
Morgens und Abends einer Haselnuß groß eingibet.
|| [823]
So ein Dorn oder Holtz jemanden im fleisch stecket / der nehme frisch
Maußöhrlein-kraut / stosse es mit Hasen-schmaltz / und (Spreissen / dorn / und Nägel im fleisch.) lege es über wie ein
pflaster. Wenn es aber im Winter wäre / daß man das Kraut nicht grün haben könte
/ alsdenn stosse man das Kraut zu einem pulver / und vermische es mit
Hasen-schmaltz zu einer Salbe / streichs auff ein tüchlein und legs über / es
ziehet spreissen / dorn und nägel auß.
So man ein handvoll Maußöhrleinkraut in einem quartal Wasser und weissen (Mundgeschwär / zahnweh / nasenbluten.) Wein siedet
/ und damit den Mund offt gurgelt / heilet es die Löcher und Geschwär des Munds
/ ist auch ein bewehrtes mittel für das Zahnweh. Das Kraut zu pulver gestossen /
und ein wenig davon in die Nasen gethan / stillet das Nasen-bluten.
Wider den Feyffel der Pferden ein gute (Feyffel der
pferden.) Artzney. Nim Maußöhrlein-kraut / Gundelreben und Sevenbaum
jedes drey loth / stosse es zu einem pulver / und gib dem Pferd je zu achtzehn
wochen ein loth under dem futter vermischt / zu essen.
(Geschwulst an schenckelen und füssen der pferden und
des rindviehs.) Wenn ein Pferd an den schenckeln und füssen
geschwollen ist / so siede Maußöhrleinkraut wol mit weissem Wein / binde es also
warm dem Gaul über die Geschwulst. Solches bekomt auch dem Rindvieh in diesem
zustand wol.
(Dunckele Augen der Roß.) So ein Roß dunckele
Augen hat / schneide Maußöhrlein klein / und gib es ihme under seinem Futter
vermischt zu essen.
(Versehrung der pferd vom vernageln.) Wenn ein
Pferd vernagelt worden / soll man ihme den Nagel außziehen / Maußöhrlein-kraut
klein geschnitten / in seinem Futter zu essen geben / und es etliche tag in dem
Stall stehen lassen / so heilet die versehrung / wenn es schon schwüret / und
das Roß sehr hincket. Theod. Tabernaemontanus hat solches offtermals mit grosser
verwunderung gesehen / und selbsten erfahren / derowegen das Maußöhrlein auch
Nagelkraut genennt wird.
(Blutspeyen / verstopffung der Leber / Wasser- und
Gelbsucht. rothe Ruhr.) Das destillierte Maußöhrlein-wasser dienet
wider das Blutspeyen / eröffnet die verstopffung der Leber / wehret der Wasser-
und Gelb sucht / rothen Ruhr und Bauchflüssen / heilet die versehrten Därm /
Brüch und Wunden / stopffet den unmässigen Blutfluß der Weiber / und tödet die
Würm / so (Bauchflüß Würm.) man Morgens und
Abends 4. oder 5. Loth davon trincket. Es dienet auch wider die geschwär (Geschwär und löcher des munds Zahnfleisches / halß und
heimlicher orten.) und löcher des Munds / Zahnfleischs und Halß /
offtermals damit gewaschen / den Mund außgespühlet / und den Halß lawlich damit
gegurgelt: heilet die Löcher / Geschwär und Schädigung der heimlichen Orten /
damit gewaschen / Tüchlein darinn genetzt / und in die Schäden gelegt.
CAPUT LXXXVIII.
Scabiosen. Scabiosa.
Namen.
SCabiosen heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Scabiosa. Italiänisch / Scabiosa. Frantzösischl /
Scabieuse. Spanisch / Escabiosa. Englisch / Scabius. Dänisch /
Grosse Scabiosen mit schüppichten köpflein. Scabiosa major capitulis squam̅atis.
Srabioß / Skaburt. Niderländisch / Scabiose. In Teutscher Sprach wird sie auch
genennt Apostemen-kraut / Postemenkraut und Grindkraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Scabiosen / Scabiosa major capitulis squam̅atis, C.
B. major, Matth überkomt ein weisse / lange / schlechte und dicke wurtzel / mit
wenig neben-würtzlein / die ein süssen geschmack von sich gibt. Ihre blätter /
so anfangs von der wurtzel herfür schiessen / werden lang / breit / spitzig /
und nicht gekerfft / wenn diese nun vergehen / folgen alsdenn andere hernach mit
tieffen kerffen und schnitten. Sie bringt auß der wurtzel runde / gestriemte /
und zwey elen hohe stengel mit vielen neben-zweiglein / die blätter an diesen
sind kleiner als die understen bey der wurtzel / und noch mehr zerschnitten.
Auff den stengeln und neben-zweiglein erscheinen im Brachmonat runde / dünne und
schüppichte köpfflein / darauß schlieffen schöne braune blumen / denen ein
kleiner schwartzer same nachfolget. Sie wächßt im ungebauten erdreich /
insonderheit im Wormser- und Altzeyer-gaw neben den strassen / bey dem rand der
äckeren / und etlichen orten auff den bergen / wie sie denn allhier auff dem
Muttentzer-berg angetroffen wird.
2. Die gemeine Scabiosen / Scabiosa pratensis hirsuta, quae officinarum, C. B.
major vulgaris Ger. major communior folio laciniato, J. B. überkomt ein gerade /
lange / weisse / fingersdicke wurtzel mit etlichen neben-würtzelein. Die blätter
sind lang / breit / weich / wollicht / und offt nicht so tieff zerspalten wie
der ersten / sonsten eines scharfflichten geschmacks. Der stengel ist rund /
haaricht und safftiger
|| [824]
Gemeine purpur-blaue Scabiosen.
Scabiosa pratensis hirsuta.
als der vorgemelten. Er wächßt fast zwey elen hoch / und kommen daran wenig
kleine / mit zweyen oder dreyen schärtlein zertheilte blätter herfür. Auff dem
gipffel der stengeln erscheinen schöne / runde / breite und purpur-blaue blumen
/ wie ein schatthütlein / die sind von vielen blümlein zusammen gesetzt / gleich
den Bienen-häußlein. Sie wächßt in grasichten Hüglen / in le michten gebauten
Feldern / auff den Wiesen und Bergen.
3. Die Frantzösische Berg-Scabiosen / Scabiosa fruticans angustifolia alba, C. B.
montana calidarum Regionum major Lobelii, J. B. In der Provintz Franckreich und
Languedock / wie auch in Saphoyen / wächßt sie in zimlicher menge von sich
selbst / in Teutschland und Holland wird sie in die Gärten gepflantzet.
4. Die Elsaßische Scabiosen / Scabiosa fruticans latifolia alba, C. B. Item alba
gemino capite, Ejusd. montana calidarum Regionum major Lobelii, J. B. Item
glabra foliis rigidis viridibus, Ejusd. Man findet sie im Elsaß / insonderheit
bey Schlettstatt.
5. Die Oestereichische Scabiosen / Scabiosa multifido folio, flore flavescente,
C. B. multisido folio, albo flore, vel potiùs [Greek
words]J. B. Man findet in Oestereich kein Wiesen oder Acker / auff
welchem diese Scabiosen nicht gesehen wird. Sie wächßt auch in Sachsen /
Thüringen / Meyssen / Hessen / Beyern / Steyrmarck und Mähren an dem rand der
äckeren und sonnreichen orten.
6. Das sechßte Geschlecht der Scabiosen / Scabiosa prolifera folio latiore, aut
tenuiore, item foliis Gingidii, C. B. prolifera, J. B. Lob. wird wegen seiner
zierd in die Lustgärten gepflantzet.
7. Die Berg-Scabiosen mit glatten blätteren / Scabiosa montana glabra foliis
Scabiosae vulgaris, C. B. glabra carnosis foliis virentibus, flore ex coeruleo
purpureo, J. B. wächßt in Oestereich und Steyrmarck auff dem Schneeberg /
Schneealben und anderen hohen Gebürgen / an grasichten orten. Umb Wien findet
man sie auff den Büheln / sie blühet alda im Brach- oder Hewmonat.
8. Die rothe Scabiosen mit gantzen blättern / Scabiosa latifolia non laciniata
secunda, C. B. latifolia rubro flore, J. B. Wächßt im Veschgebürg / in dunckelen
orten und in den Wäldern. Man findet sie auch schier in allen Hauwäldern neben
den hägen / an schattichten orten durch gantz Oestereich und Ungaren / allwo
noch ein andere art gesehen wird / so grössere schwartze blätter / und
schwartz-braune blumen trägt / welche auch allhier auff dem Muttentzer-berg und
auff dem Roßberg bey Maß-Münster angetroffen werden: Scabiosa montana latifolia
non laciniata rubra & prima, C. B. latifolia purpurascente ex nigro
flore, J. B. Item Scabiosa maxima dumetorum folio non laciniato, Ejusd.
9. Die Italiänische Grabiosen / Scabiosa argentea angustifolia, C. B. graminea
argentea, J. B. Italica. Wächßt in Italien bey Vicentz / auff dem Berg Sumano.
10. Die Indianische Scabiosen / Scabiosa peregrina rubra, capitulo oblongo. C. B.
rubra Indica, Ger. rubra peregrina, quibusdam Indica, J. B. Wird von den
abgebrochenen schossen in den Gärten fortgepflantzet / und in dem Fürstl.
Eystettischen Lustgarten angetroffen. Jacobus Bontius berichtet / lib. 6. Hist.
Natur. & Med. cap. 61. daß eine art der Indianischen Scabiosen in Java
häuffig wachse / Scabiosa Javanica, Boni. welche nicht so viel blätter als die
Europeische herfür bringe / und himmel-blawe Blumen trage / die mit blättlein
alß einem kelchlein bedeckt werden. Sie ist gleicher würckung mit der unserigen.
Die Maläyer gebrauchen sie zum Gemüß / und halten sie auch für ein köstliche
Artzney in allen Brust-kranckheiten.
11. Die kleine wohlriechende Scabiosen / Scabiosa minor capitulo globoso odoro,
C. B. parva odorata floris foliis maculis infestis, J. B. wächßt in den Felderen
/ Aeckeren / auff den Büheln und Wiesen / und gibt ein bitteren geschmack von
sich. Man findet noch etliche andere arten der kleinen Scabiosen / Scabiosa
capitulo globoso foliis in tenuissimas lacinias divisis, C. B. welche in grosser
menge gegen dem Gebürg am Rheinstrom / auff grasichten dürren hügeln / und auff
den Bergen / an sonnreichen orten wachsen / wie auch auf den bergichten Matten /
so in den Thäleren zwischen dem Gebürg ligen / sonderlich am Mäyn- und
Necker-strom / zwischen Moßbach und Neckergemünde.
12. Die allerkleineste Scabiosen / Scabiosa stellata minima, C. B. wächßt auff
den Bergen im kalcksteinichten Erdreich.
13. Die Spanische grosse Scabiosen / Scabiosa major Hispanica, Ger. stellata
folio laciniato major, C. B. major cum pulchro semine, J. B. Wächßt in Spanien
an den strassen / ungebauten orten und Weingärten. In Teutschland wird sie von
dem Spanischen [825] samen in die Lustgärten
gezielet / denn sie bey uns wegen der spathen blüth und einfallender kälte
schwerlich zur zeitigung des samens gelanget.
Eigenschafft.
Die Scabiosen / sonderlich das andere Geschlecht / welches in der Artzney
meistens pflegt gebraucht zu werden / führet ein alkalisches / gelind
balsamisches / etwas flüchtiges Saltz bey sich / und hat daher die eigenschafft
milt zu wärmen / und zu tröcknen: durch den schweiß zu treiben / allem Gifft zu
widerstehen / zu eröffnen / Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen / auch
den schleim der Brust zu erdünnern und zum außwurff zu befördern. Man samlet sie
zu end des Mäyen gegen dem Vollmond.
Gebrauch.
(Koder und zäher Schleim auff der Brust und Lungen /
Geschwär und innerliche Apostem der Brust und Lungen.) Die Scabiosen
wird zu vielen Gebrechen / innerlich und äusserlich gelobt. Man geblauchet sie
heutiges tags fürnemlich zu der Brust und Lungen / dieselbige von allem Koder zu
reinigen / den zähen Schleim abzulösen / die Geschwär und innerliche
Brust-apostemen / sonst Pleuritides und Empyemata genennt / zu erweichen und zu
zertheilen in welchen zuständen nachfolgendes tranck sehr dienlich ist. Nim
geschaben Süßholtz ein halb loth / fünff rothe Brustbeerlein / drey frische
Feigen / (Hefftiger und unruhiger Hussë Engigkeit umb
die Brust / kurtzer Athem / zaher Schleim der Brust / Lungen koder /
Apostemen der brust / lungen und seiten / wust und eyter der Brust /
beschwerlicher Außwurff. Purpeln) Scabiosen / Roßhuben jedes ein
handvoll / Aniß-samen ein quintlein. Zerschneide alles / und siede es in zwey
maß Wasser / so lang als man ein hart Ey siedet / alsdenn thue vier loth Zucker
darzu. Davon kann der Krancke nach belieben trincken / und solches an statt
seines ordinari-trancks gebrauchen. Es benimt den hefftigen und unruhigen Husten
/ machet weit umb die Brust / und einen leichten Athem / zertheilet allen
innerlichen zähen Schleim der Brust / und den Lungen-koder / erweichet die
Apostemen oder Geschwär der Lungen / Brust und Seiten / reiniget den Wust und
Eyter davon / und machet leichtlich außwerffen.
Scabiosen-wurtzel den Kindern an den Halß gehenckt / verhütet daß die Purpeln
ihnen die Augen nicht verderben.
(Milben im Haar.) Scabiosen-kraut in die Laugen
gelegt / und das Haupt darmit gezwagen / vertreibet die Milben im Haar.
Ein gute Grind-salbe: Nim Scabiosensafft (Grind.)
vier loth / Loor-öl drey loth / lasse es über einer linden gluth mit einander
sieden / biß sich der safft verzehret hat / darnach trucke es durch ein tuch /
und vermisch darmit (Fisteln / alte fliessende Geschwär
/ krebs-schäden.) rein gepülverten Schwefel und Silberglette jedes ein
quintlein.
Wider die Fisteln / alte fliessende Geschwär und Krebs-schäden ist folgender
Wund-tranck sehr dienlich. Nim Scabiosen-wurtzel zwey loth / Benedicten-wurtzel
ein loth / Schwalben-wurtzel ein halb loth / Scabiosen-kraut zwey hand voll /
Ehrenpreiß / Odermenig und Sanickel jedes ein handvoll: Zerschneide alles / thue
es in ein saubere kannen / schütte darüber zwey maß weissen Wein und ein maß
Wasser / vermache die kanne wol / stelle sie hernach in einen kessel mit
siedendem Wasser / und lasse sie darinn vier stund sieden / folgends thue sie
herauß / lasse es also erkalten / damit nichts verrieche / hernach sichte den
tranck durch ein saubertuch davon ab / behalte ihn an einem kühlen ort / und gib
dem Krancken alle morgen und abend ohngefehr ein halb quartal davon zu trincken.
(Husten / Brust geschwär / seiten stich / schleim /
koder und deyter auff der Brust und ???ungen / un???eines Geblüt / Außsatz /
Frantzosëkranckheit / Pocken / gifftiger Lufft. Pest.) Das
destillierte Scabiosen-wasser ist fast dienlich wider den Husten /
Brust-geschwär / Seiten-stich / reiniget die Brust und Lungen von allem Schleim
/ Koder und Eyter / so man bißweilen vier oder fünff loth trincket. Es säubert
auch das Geblüt von aller Unreinigkeit / daher es denen fast nutzlich / welche
zu dem Außsatz geneigt / oder mit der Frantzosen-kranckheit behafftet sind /
treibet die Pocken oder Blattern der Kindern gemählich auß / erweckt gelinden
Schweiß / stärcket das Hertz wider den gifftigen Lufft.
Welchen die Pest angestossen hat / der soll alsobald ein quintlein schwer des
besten Theriacks in einem Trunck Scabiosen-wasser einnehmen / und darauff wol
schwitzen.
(Seitenstich / oder Brust geschwar.) Ein
quintlein Schab-pulver von eines wilden Schweins Zahn / oder zubereitete
Krebsstein / in einem Trunck Scabiosenwasser in ein oder zweymahl eingenommen /
ist gut wider den Seiten-stich oder Brustgeschwär.
(Versehrung / schäden und löcher der heimlichen
Glieder.) Scabiosen-wasser ist eine heilsame Artzney wider die
Versehrung / Schäden und Locher der heimlichen Glieder bey Mann und Weib /
laulicht damit gewaschen / leinene tüchlein darinn genetzt und übergelegt.
(Brustigeschwär / husten / koder un̅
s???leim der Brust.) Der in den Apothecken zubereitete Scabiosensyrup
/ dienet wider die Brust-geschwär und den Husten / reiniget die Brust von allem
Koder und Schleim / so man nach belieben ein löffelvoll nimt.
Die Conserva florum Scabiosae, oder der Scabiosen-blumen Zucker hat gleiche
würckung wie der Syrup / so man nach wolgefallen einer Mulcatnuß groß
gebrauchet.
(Engbrüstigkeit / Pest / Frantzosen / Außsatz /
grind.) Das in den Apothecken zubereitete Scabiosen-saltz wird nutzlich
gebraucht wider die Engbrüstigkeit / Pest / Frantzosen / Aussatz und den Grind /
so man 15. gran schwer davon morgens in einem trüncklein Scabiosen-wasser
einnimt.
Ende des Vierten Buchs.
|| [826]
Das Fünffte Buch /
Von den Kräuteren /
CAPUT I.
Wassernuß. Triblulus aquaticus.
???(Wassernüsse.)
(Die Frucht.)
(Die Blätter.)
(Die Blum.)
Burtzeldorn. Tribulus terrestris.
Namen.
WAssernuß heißt Greichisch / [Greek words].
Lateinisch / Tribulus aquaticus, Tribulus aquatilis, Tribulus lacustris.
Italiänisch / Tribolo acquatico Spanisch / Abrojo, Abrollo. Frantzösisch /
Chastagne d’eau, Saligot, Trufe, Chastagne de riviere. Niderländisch / Waternoot
/ Minckysers. In Teu scher Sprach nennet man sie auch Spitznuß / Seenuß /
Stachelnuß und Weihernuß denn diese Nüsse in den Fischweihern und Wassergräben
wachsen.
Gestalt.
Die Wassernüsse haben breite / scheibichte und dicke blätter mit viel adern /
sind auff dem rucken mit wackeln besprengt / am umkreiß ein wenig zerkerbt / und
hangen an langen und dicken stielen. Der stengel ist oben dicker als unden. Die
wurtzel ist lang und mit etlichen haarichten zäserlein behengt. Sie bringen nach
den kleinen weissen blümlein / so im Brachmonat erscheinen / eine schwartze
Frucht / in der glösse einer Castanien / die hat drey stacheln oder spitzen /
anzusehen als drey hörner. Die äusserste rinde ist hart / das marck inwendig
weiß / am geschmack den Castanien nicht ungleich / derhalben sie in
Frantzösischer Sprach Chastagnes d’eau, Wasser-castanien genen̅t
werden.
Das arme Volck isset die Wassernüß wie Castanien / sonderlich in theurer zeit
kochen sie diese Frucht / dörren und mahlen sie / und dachen Brot darauß.
Eigenschafft.
Die Wassernüß sind etwas feuchtes Natur / haben doch balsamisch temperierte /
saltzichte / mit wolgejohrnen / irrdischen vermischte theilgen / und also die
eigenschafft zimliche nahrung / und dem geblüt eine gute complexion zu geben.
|| [827]
Gebrauch.
Dioscorides schreibt lib. IV. cap. 15. Die Thracier / welche bey dem Wasser
Strymona wohnen / mesten ihre Pferd mit dem grünen Kraut der Wassernüß / und
machen auß ihren süssen kernen Brot.
Man finder noch eine Stachelnuß / so man Burtzeldorn nennet / Tribulus
terrestris. J. B. terrestris Ciceris folio, fructu aculeato, C. B. wächßt auff
den wüsten Hoffstetten / auch neben den fliessenden Wassern und am Meer. Er hat
lange / dün̅e / runde / rothe / gläichichte und haarige gertlein /
die fladern auff dem grund. Die blätter vergleichen sich den Linsen /
außgenommen daß ihrer mehr an einem stiel zu beyden seiten stehen / sind auch
kleiner. Die blum erscheint in dem Hewmonat / auff langen stielen / gelb /
fünffblättig; die frucht aber ist mit fünff harten starrigen stacheln besetzt /
und hat in der mitten ein erhaben köpfflein. Die wurtzel ist dünn / zasicht /
weiß einfach und etwas hart. Er wird viel an dürren / sandichten orten / umb
Montpelier in Franckreich / und bey Verona in Italien gefunden.
CAPUT II.
Weisser runder Steinbrech. Saxifraga rotundifolia alba.
Namen.
STeinbrech heißt Lateinisch / Saxifraga, Saxifragia. Italiänisch / Sassifragia.
Frantzösisch / Saxifrage, Cassepierre. Englisch / Saxifrage. Dänisch und
Niderländisch / Steenbrecke.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der weisse Steinbrech / Saxifraga rotundifolia alba, C. B. alba, radice
granulosa, J. B. überkomt runde / und ein wenig gekerffte blätter wie die
Gundelrebe / sie werden aber fetter / linder / und ligen gemeiniglich auff der
erden außgespreitet / obwohlen etlichewenige auch am stengel wachsen. Mitten auß
dem stöcklein dringet ein runder / gerader / dünner / haarichter und esen-hoher
stengel mit wenig nebenzweiglein herfür / so auf ihren gipfeln weisse /
fünffblättige blumen tragen / wie die Kräntz-nägelein gestaltet / sind jedoch
viel kleiner / und lassen ein zwey-gehörnet hülßlein nach sich / in welchem der
kleine same wie staub verschlossen liget. Die wurtzel ist braun und zaßlicht /
an deren viel körnlein hangen / anzusehen wie der Eyerstock in der Hennen / denn
also wachsen diese runde / leibfarbe körnlein an einander in der erden / sie
scheinen nicht grösser als Coriander-same / sind am geschmack bitter / und
werden in den Apothecken für den samen verkaufft. Er wächßt insonderheit in
Teutschland und Böhmen / an dürren / rauchen / steinichten und sandigen Bergen /
wie auch in den Bergwiesen und sandigen Graßgärten. Allhier findet man ihne auch
an sandichten orten hinder dem Neuenhauß. Er blühet im Mäyen / zu welcher zeit
man ihne einsamlen soll / denn hernach verschwindet er. Dieser wird gemeiniglich
zur Artzney gebraucht. Ein kleinere art mit goldgelben blümlein wächßt häuffig
in Engelland / Braband und Flandern an feuchten und wässerigen orten.
Italiänischer Steinbrech. Saxifraga Italica.
2. Der Italiänische Steinbrech / Saxifraga Italica, Satureja spicata, C. B.
Satureja foliis tenuibus, s. tenuifolia S. Juliani quorundam, J. B. hat ein
kleine zertheilte wurtzel / darauß viel schmale stengelein wachsen / die sind
mit spitzigen schmalen blättlein besetzt. Oben auff dem stengelein erscheinen
geährte purpurfarbe blumen. Man findet ihne auff den felsen und rauhen orten. Er
änderet sich an den blättern. Auffdem Berg S. Juliani umb Pisa bringeter
garschmale blätter / welcher aber zu Rom und Neapoli auff [828] den tächern und an den wänden herfür
komt / erzeigt sich mit breitern blättern. Dieses Kraut ist von Matthiolo unter
die Steinbrech gesetzet worden / gehöret aber eigentlich under die Saturey zu
dem 121. cap. des Andern Buchs.
Frantzösischer Steinbrech. Saxifraga Gallica.
3. Der Frantzösische Steinbrech / Saxifraga Gallica, secunda, Cam. Ep. Matth.
Satureja montana, C. B. durior, J. B. bringet in gewisser weite an seinen
stengelein kleine / schmale / dicke und länglichte blätter / denen allzeit
kleinere nachfolgen / so sich oben häuffig erzeigen / und nicht so weit von
einander stehen. Auff den gipffeln der stengelein erscheinen purpurfarbe oder
weisse blumen von keinem unlieblichen geruch. Die wurtzel ist holtzicht. Er
wächßt auch auff den felsen und steinichten orten in Franckreich. So man ihne in
die Gärten pflantzet / bringet er breitere blätter als der wilde / wie denn
beyde allhier abgemahlet worden.
4. Der grosse Steinbrech / Saxifraga magna, Mattb. Caryophyllus saxifragus, C. B.
vergleicht sich beynahe einem stäudlein / er hat ein holtzichten / zusammen
gewundenen und fingers-dicken stengel / mit vielen dünnen und harten
neben-schossen. Er bringet lange spitzige blättlein. Die blümlein erscheinen
weiß / denen kleine bälglein / so oben ringsherumb mit außgekerfften krönlein
versehen / und sich der wilden Basilien vergleichen / alsdenn nachfolgen / in
welchen kleiner rother same ligt. Die wurtzel ist also in die felsen
eingewachsen / daß man sie ohn deren zersprengung nicht herauß bringet. Er
wächßt in Italien bey Verona auff dem Berg Baldo. Ein kleinere art wird in
Thüringen gefunden / und sehr viel wider den Stein gebraucht.
Grosser Steinbrech. Saxifraga magna.
4. Der schmalblättige Herbst-Steinbrech mit gelber getüpffelter blume / Saxifraga
angustifolia autumnalis, flore luteo guttato, Breyn.
5. Der weisse Steinbrech / so da knorren oder kolben bey den blätteren trägt /
Saxifraga alba altera bulbifera, Park. Saxifraga ad folia bulbos gerens, C. B.
Eigenschafft.
Das erste / als das wahre Geschlecht des Steinbrechs führt ein bittres
nitrosisch-miltflüchtiges saltz bey sich / und hat die Eigenschafft gelind zu
wärmen / den schleim zu erdünneren und zu zertheilen / verstopffung zu eröffnen
/ den Harn zu treiben / auch wunden und geschwär zu säuberen / und zu heilen.
Man samlet das kraut und wurtzen im Mäy oder Brachmonat / im Hew- und Augstmonat
aber den Samen.
Gebrauch.
(Grieß / Sand / Stein.) Es wird der Steinbrech
für ein köstliche Artzney gehalten / wider den Grieß / Sand und Stein in den
Nieren / und der Blasen / daher er auch seinen Namen haben sol / daß er für
andern Kräutern den Stein zerbreche und außführe. Man nimt ein hand voll
Steinbrech-kraut / siedet es in einer Maßweissen Weins / so lang als man ein
hart Ey siedet / davon kann man nach belieben ein Trunck thun.
(Verstandener harn / grieß Sand / Schleim und Stein der
Nieren und Blasen) Das zu end des Mäy / oder anfang des Brachmonats
destillierte Steinbrech-wasser morgens nüchtern auff 4. oder 5. loth getruncken
/ befördert den verstandenen Harn / reiniget die Nieren und Blasen vom Grieß /
Sand / Schleim und Stein.
Die mit Brantenwein auß dem kraut und wurtz in dem Brachmonat außgezogene Essentz
/ ist sehr gut zu allen obangeregten [829] zufälllen; 15. biß 20. tropffen / offt davon (Wunden
/ Schäden.) genommen. Sie beförderet auch die heilung der Wunden und
Schäden; man kan sie auch außwendig in denen digestiv-sälblein nutzlich
gebrauchen.
Sonsten läßt sich dieß kraut auch in waser sieden zu den Lenden- und
Nieren-wasser-Bäderen.
Ein köstlich Grieß-pulver ist folgendes: Nim Steinbrech-samen 1. loth /
Kressen-samen / Mespelnstein / Fenchelsamen jedes ein halb loth / präparierte
Krebstein / Cardobenedicken-saltz / jedes anderthalb quintl. Zucker anderthalb
loth / zerstoß alles zureinstem pulver under einander; von welchem denn die mit
dem Grieß und Nieren-schleim beladene Persohnen / offt / sonderlich aber in dem
Neu- und Vollmond 1. quint. übers mahl in gesottenem (Harnwinde / kalte Seich.) Süßholtz-wasser einnehmen können. Es
reiniget die Nieren gewaltig / vertreibet auch die Harnwinde / und kalte Seiche.
CAPUT III.
Vermeinter rother Been. Limonium s. Been rubrum officinarum.
Namen.
LImonium oder vermeinter Been heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Limonium, Leimonium. Italiänisch / Limonio.
Englisch / See Lavender.
Geschlecht und Gestalt.
1. Limonien oder vermeinter rother Been / Limonium s. Been rubrum officinarum
maritimum majus, C. B. majus multis aliis Been rubrum, J. B. Hat eine dicke /
rothe / am Geschmack zusam̅enziehende / in etliche häuptlein
zertheilte wurtzeln / darauß blätter wachsen wie an dem Lendenkraut / aber
kleiner / glätter / und gläntzender / nicht schwartz / sondern schön grün:
zwischen denselben steigë dünne / nackende / in viel neben-ästlein außgetheilte
stengel schuhs-hoch empor / an welchen die weiß-blawen / kleinen / einblättigen
/ und fünfffach eingeschnittenen / mit röthlichtem kelchlein understützten
blümlein häuffig und dick erscheinen / und einen ablangen / schwartz-röthlichten
samen nach sich bringen. Wächßt in saltzichten Sümpffen an dem Meer. Einer
kleineren art dieses krauts / mit kürtzeren / aber etwas außgespitzten blättern
wird von Casp. Bauhino, in dem Pinace gedacht / deren Figur allhier auch
abgebildet / stehet / Limonium alterum, C. B. Matth.
Weer-Limonium. Limonium s. Been album.
2. Das Meer-Limonium mit öl-blätteteren / Limonium s. Been album minus maritimum
oleae folio, C. B. parvum Narbonense oleaefolium, Lob. vergleicht sich mit dem
vorigen zimlich / hat jedoch nidrigere / nichtso ästichte stengel / kleinere /
auff der Erden außgebreitete / dicke / den ölblätteren sich etlicher massen
vergleichende blätter; und viel / dick in einander stehende / weissere blümlein:
die wurtzel ist hart / roth / eines herben zusam̅en ziehenden
geschmacks / wächßt in felsichtem Meergestad in der Provintz Franckreichs.
3. Das kleine Meer-Limonium mit dicken / glatten / rundlichten hertz-blättern /
Limonium maritimum minus, foliis cordatis, C. B. Wächßt an dem Meer bey
Montpelier in Franckreich. Ein gleiches geschlecht aber mit längeren blätteren
hat Bocconus, und nach jhme Joh. Rajus in Sicilien umb Panormo und Augusta
häuffig angetroffen / Limonium Siculum folio cordato, Boccon.
4. Das nidrige Limonium mit wilden Maßlieben-blätteren / Limonium maritimum minus
foliis cordatis, C. B.
5. Das kleine Limonium / mit blätterich [830] ten blätteren / Limonium minus annuum bullatis foliis, vel
echioides, Botan. Monsp.
6. Das Syrisch Limonium / Limonium peregrinum folio Asplenii, C. B. quibusdam
rarum, J. B. foliis sinuatis. Ger. Leonhard Rauwolff hat es in Syrien bey der
Statt Joppe angetroffen / und wird auch in dem Fürstl. Eystättischen Lustgarten
gefunden.
7. Das holtzichte / Galläpffelein auf den blätteren tragende Limonium / Limonium
Lignosum gallas ferens, Boccon.
8. Das kleineste / haarichte Meer-Limonium / Limonium maritimum minimum, C. B.
marinum fruticosum hirsutum, Bocc.
9. Das nidrige in einander geflochtene Limonium / Limonium reticulatum supinum,
Bocc.
Eigenschafft und Würckung.
Es führet das Limonium viel saltzicht-irdische grobe theilgen. Daher der samen so
wol als die wurtzel eine krasst haben zu tröcknen / anzuhalten / zusammen zu
ziehen / und zu stopffen. Wird in der Artzney nicht sonderlich gebraucht. In
etlichen Apothecken pflegt man diese wurtzel an statt der wahren Arabischen
rothen Been-wurtzel / welche allein in Armenien wächßt / und eine wolriechende /
krum in einander gedrähete wurtzel hat / zu gebrauchen; ich wolte aber lieber
die Tormentill- oder die Natterwurtz darfür zu nutz ziehen.
CAPUT IV.
Peruvianische Wunder-Veiel. Mirabilis Peruviana.
Namen.
PEruvianische Wunder-Veiel / Indianische Veiel / gescheckt Indianische Blum /
heißt Lateinisch / Mirabilis Peruviana. Ger. Solanum Mexicanum flore magno, C.
B. Jasminum Mexicnum, sive flos Mexieanus multis, J. B. Spanisch / Mirabillas
del Peru. Englisch / the Marvel of the World.
Gestalt.
Die Indianische Wunder-Veiel ist ein sehr schönes und anmüthiges Gewächs / fast
anderthalb elen hoch / hat eine grosse / dicke / zersyaltene / lange / mit wenig
faseln begabte / von aussen schwartze / inwendig weisse / dem geschmack nach
ansänglich todte / hernach aber scharfflichte / und etwas beissende wurtzel:
daraus ein daumens-dicker / starcker / safftiger / gelblicht-grüner / ästichter
/ mit vielen knoden begabter stengel auffsteigt / und bey jedem knoden zwey
gegen einander stehende / bey dem stiel breite / hernach zugespitzte / glatte /
schön grüne / mit vielen äderlein durchzogene / safftige / unlieblichen / auff
die letzt scharfflichten geschmack von sich gebende blätter trägt. An den
stengeln erscheinen schöne wolriechende blumen / mit mancherley saubern farben
gezieret / deren etliche schön zinnober-roth / etliche gelb / etliche auch halb
gelb und roth / andere widerumb weiß und bleich / oder gescheckt / gantz lustig
und lieblich anzusehen / unden auß spitzig / oben herumb rund / und weit von
emander gethan / inwendig mit sechs länglichten krummen fäßlein. Diese blumen
stehen in runden hülßlein mit vielen zincken / gleich wie im Taback-kraut. Es
blühet von dem Hewmonat biß in den Weinmonat / wenn keine reiffen fallen / so
daß wenn eine blume verwelcket / andere wider frisch herfür kommen. Der samen
ist anfänglich grün / hernach braun / und hat ein weisses marck bey sich.
Dieß Gewächs ist zu erst auß America in Spanien / hernach von dannen in andere
Europäische Länder kommen / und durch den samen in die Lustgärten zur zierde
gepflantzet worden. Es pfleget auch auff das nachfolgende Jahr von der wurtzel
wider auffs neue außzuschlagen / wen sie von der Winterskälte nicht verletzet
worden.
CAPUT V.
Wintergrün. Pyrola.
Namen.
WIntergrün / Holtzmangold / Waldmangold oder Waldköhl / heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Pyrola, Pirola,
Beta sylvestris. Italiänisch / Pirola. Frantzösisch / Pirole. Englisch /
Wintergreen. Dänisch / Wintergrön / Winterlilie. Niderländisch / Wintergreon. Er
wird also genant / dieweilen er über den Winter grün verbleibet.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Wintergrün / Pyrola vulgaris, rotundifolia major, C. B. Pyrola, J.
B. bekomt auß jedem stäudelein fünff oder sechs rundlichte / dicke / glatte /
gläntzend-schwartzgrüne / auff langen stielen stehende / steiffe und satte
blätter wie das Birenlaub / sie werde jedoch kleiner: zwischen denselben steigen
zarte / runde / und spannen-hohe / mit etlichen
|| [831]
Gemeiner Wintergrün. Pyrola vulgaris.
kleinen spitzigen blättlein begabte stengel herfür / welche in dem Mäyen
schneeweisse und wolriechende blumen wie Mäyen-blümlein tragen / die sind mit
fünff blättlein also besetzt / daß die zwey oberen einem helm / oder aber einer
zweyspältigen Lippe gleich sehen / in der mitte haben sie gelbe fäsemlein wie
die Rosen / denen ein rother / pulver-reiner same in rothem häuptlein
nachfolget. Die wurtzel ist weiß / und fladert hin und wider. Er wild in
Teutschland / Oestereich / Ungaren / Böhmen und Mähren in den wäldern / allhier
aber auff dem Muttentzer-berg / und umb Mönchenstein gefunden. Der geschmack des
gantzen krauts ist bitter und zusammen ziehend.
2. Der Wintergrün mit gekerfften blättern / Pyrola folio mucronato, ferrato, C.
B. folio serrato, J. B. secunda tenerior Clusii, Ger. Wächßt auff den hohen
Gebürgen in Oestereich und Steyrmarck an schattichten orten. Man findet ihne
auch bey Losannen auff den Bergen so an den Genffer-See stossen. Er blühet im
Brach-Heu- und Augstmonat. Allhier wächßt er auff dem Mönchensteiner-berg / dem
Solothurnischen Wasserfall und Crentzacher-berg. Auff dem Lucernischen Fracmont
wird eine art mit kleineren blättern und einer leibfarben blum angetroffen.
3. Der kleinste Wintergrün / Pyrola rotundifolia minor, C. B. minima, Eyst.
4. Der Schlesische Berg-Wintergrün / Pyrola Alsines flore Europaea, C. B. Herba
trientalis, J. B.
5. Der Brasilianische Wintergrün / Pyrola Alsines flore Brasiliana, C. B.
6. Der staudichte Wintergrün mit grösseren weiß-purpurichten blumen / Pyrola
fruticans J. B. frutescens, Arbuti folio, C. B.
Eigenschafft.
Der Wintergrün in dem Mäyen gesamlet hat ein bitteres / grobes / mit wenig
balsamischen mischen theilgen vermischtes saltz / neben vielen irdischen theilen
/ und dadurch die eigenschafft zu kühlen / zu trocknen / Wunden und Geschwär zu
säuberen und zu heilen. Die drey erstern geschlecht sind bey uns im gebrauch.
Gebrauch.
Der Wintergrün hat grosses Lob die (Wunden / fliessende
Schäden / und Fifleln) Wunden / fliessende Schäden und Fisteln zu
heilen / wie solches die erfahrung bezeuget / darumb es die Wund-ärtzt in die
Wundträncker gebrauchen. Ein gutes Wundtranck (Wundtranck.) wird also gemacht: Nim Wintergrün / Ehrenpreiß / Singrün
/ Betonien / Sinaw / Sanickel jedes ein hand voll / Scabiosen / spitzen Wegrich
jedes ein halbe hand voll. Zerschneide die Kräuter klein / binde sie in ein
säcklein / und lege sie in eine zwomäßige kannen / gieß darüber anderthalb Maß
weissen Wein / und ein halb maß frisch Brunnen-wasser / laß in einem Kassel mit
siedendem Wasser sieden / biß der dritte Theil sich schier verzehret. Von
solchem Tranck gib dem Verwundten Morgens und Abends ein bächer voll zu
trincken.
(Geschwär der Nieren.) Ein hand voll Wintergrün
mit einem loth Wahlwurtz in einer maß weissen Wein gesotten / und davon
getruncken / heilet die Geschwär an den Nieren.
(Wunden / alte faule Schäden.) Das destillierte
Wintergrün-wasser alle tag Morgens nüchter auff 6. loth getruncken / heilet die
Wunden / und reiniget äusserlich alte faule Schäden / damit gewaschen.
Folgendes Wundtranck ist schon bey vielen sehr bewährt erfunden worden: Nim
Heidnisch Wundkraut samt den Blumen / Wintergrün / Sanickel / Beyfuß oder rothe
Bugglen / rothen Mangold / Ehrenpreiß / rothe Rosen / Cardobenedieten / jeder
gattung gleich viel / im Mäyen und Brachmonat gesamlet / dörre solche Kräuter /
stosse sie zu grobem pulver under einander / und behalte solches in einer
blechenen oder zinnenen Büchsen / oder in einer schachtel wol auff; wenn man es
nun brauchen wil / so nemt so viel man zwey oder dreymahl zwischen fünff
singeren fassen kan / thuts in eine zinnerne Kannen oder Flaschen / gießt ein
halb maß weissen alten Wein / sambt einer halb maß Wasser darüber / vermachts
wol / stellts in einen Kessel mit warmem wasser / und laßts ein halb stund lang
auf gelindem fewr wol sieden; hernach sichtet man es / und gibt dem patienten
alle Morgen und Abend / ja auch wohl drey mahl des Tags ein glaß voll zu
trincken. Es tröcknet wol (Wunden / Geschwär.)
auff / und beförderet die heilung aller innerlichen und äusserlichen
versehrungen / wunden und schäden; wenn man ein paar messerspitz voll Linden-
oder Eichenkohlen mit Essig abgelöscht und zu pulver gestossen / wie auch ein
guten messerspitz voll gepülverter Sevenbaum-blätteren darzu mischt / so
vertheilet es auch alles gerunnen blut / und ist (Fall.) also ein rechtes Falltranck bey denen be [832] wehrt / welche ein schweren
Fall gethan. Man muß aber das pulver von Sevenbaum außlassen / wo ein ergiessen
des Bluts zu förchten.
Mit Brantenwein läßt sich auch eine Essentz außziehen / welche zu heilung der
wunden und geschwären / auch der Lungen und anderer innerlichen versehrung
nutzlich kan gebraucht werden / 20. biß 30. tropffen täglich ein paar mahl in
Wegrich-wasser eingenommen.
CAPUT VI.
Gemeine Benedictenwurtzel. Caryophyllata vulgaris.
Namen.
BEnedictenwurtzel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Lagophthalmus, Oculus leporis, Caryophyllata,
Herba benedicta, Geum Plinii. Italiänisch / Garofanata, Gariofillata, Herba
benedeta. Frantzösisch / Herbe galiot, Resize, Benoiste, Salmonde, Sanemonde.
Spanisch / Sanamonda. Englisch / Avens / Avenes. Dänisch / Benedicteurt /
Benedictroed / Bentzurt / Veylckeroed. Niderländisch / Nagelcruyt /
Gariophilaet.
In Teurscher Sprach heißt sie auch Benedictenkraut / Sanamundkraut / Nardenwurtz
/ Garafelwurtz / Hasenaug / Heyl aller Welt / und Gariofilat.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Benedictenwurtzel / Caryophyllata vulgaris, C. B. vulgaris flore
parvo luteo, J. B. überkommet eine mit vielen zaseln behenckte wurtzeln / die
wild aussen schwartz / inwendig roth / und kleinen fingersdick / auch unten
stumpff / als wenn sie abgenagt / und im boden abgefaulet / sie gibt grün und
dürr / einen angenehmen geruch / wie die Nägelein von sich / insonderheit wenn
sie im Frühling gegraben / gereiniget und am schatten getrocknet wird; jhre
blätter sind rund / eckicht / an dem rand gekerfft / und tieff zerspalten wie
das Erdbeerkraut / von farben grün / und am angriff rauch / als der Odermenig /
deren wachsen gemeiniglich untenher fünff an einem stiel / die untersten sind
sehr klein / und zwey gegen einander über gesetzt / die oberen aber werden groß
/ jedoch dem stengel herauff widerumb kleiner. Dieses gewächs bringet alle Jahr
ein newen stengel / neben dem alten / so im Winter verdorret / er wird
braun-roth / rund / haarig / und fast anderthalb elen lang / oben theilet er
sich in etliche nebenzweiglein / die tragen bleich- oder saffran-gelbe
fünffblättige blumen / so bißweilen grösser / auch zu zeiten kleiner werden /
und sich den Blumen der Tormentill / oder des Genserichs bedienen. Wenn diese
abfallen / folgen hernach rauche knöpflein / in der grosse unserer Haselnussen /
die werden grün-braun / und wie kletlein anzusehen / jedoch sind die spitzlein
nicht scharff / sonder lind und weich / ein jedes spitzlein hat unten ein dickes
kölblein / das ist der same / so dieser zeitig worden / zerbricht das kölblein /
darvon alßdenn widerumb junge stöcklein herfürwachsen. Sie ist allenthalben in
Teutschland gemein / man findt sie im harten feuchten Erdreich / sonderlich an
schattichten orten / als an den Mauren / hinder den Zäunen / in den Hecken / und
Dornbüschen / sie wird von vielen wegen ihrer trefflichen nutzbarkeit in die
Gärten gepflantzet: Allwo man sie demnach auch mit grösseren Blumen antrifft /
Caryophyllata vulgaris majore flore, C. B.
Wasser-Benedictenwurtzel. Caryophyllata aquatica.
|| [833]
2. Die Wasser-Benedictenwurtzel / Caryophyllata aquatica nutante flore, C. B.
aquatica flore rubro striato, J. B. vergleicht sich der ersten mit ihrem stengel
und blättern / also daß sie beyde schwerlich zu unterscheiden sind. Allein ist
ihre wurtzel drey quer hand lang / braun-roth und fingers-dick / sie hat
wenigere zaseln / und gibt einen bitterlichten geschmack / und kein starcken
nägelein-geruch von sich. Jhre blumen erscheinen bleichlicht / mit etwas wenigs
purpurfarb vermischt / und werden einer schellen ähnlich. Endlich verursacht der
haarige same ein grösser knöpflein als am ersten / welches gemeiniglich nach
abfallung der blumen auff einem braun-rothen kelchlein sitzet. Sie wächßt in den
wäldern / sumpffichten orten / und auff den feuchten matten / für nemlich in
Braband und Engelland. Ist Hieronymo Trago erstlich auß dem Gengebacher-wald
hinder Offenburg zukommen. Man findet noch ein art mit gefüllten blumen / so
allhier neben den einfachen abgebildet ist; Caryophyllata aquatica flore
multiplici altera, C. B.
Berg-Benedictenwurtzel. Caryophyllata montana.
3. Die Berg-Benedictenwurtzel / Caryophyllata mo̅tana, Ger. alpina
lutea, C. B. montana flore magno luteo, J. B. hat wurtzë mit wenigeren zaseln /
und riecht auch nicht so starck als die erste / ist am geschmack herb und
trocken / wächßt fingers- und bißweilen daumens-dick / die blätter vergleichen
sich auch den vorigen / allein daß sie runder / liecht-grüner / und drey oder
viermahl grösser sind: ein jedes blat wird gemeiniglich in drey spalten
zertheilt / und mit kleinen schnittlein umkerfft. Der stengel wird rund / fast
anderthalb elen lang / und wie das gantze kraut mit raucher wolle überzogen /
auff welchem schöne gelbe / selten aber braun-rothe oder weisse blumen von sechs
blättern / wie Cisten-rößlein erscheinen / denen ein schwartzlichter same
nachfolget. Sie wächßt auff den bergen an grasichten orten / als im Vesch-gebürg
/ Waßgaw / in Oestereich / Ungarn / Normandey und Engelland. Petrus Andreas
Matthiolus hat sie erstlich in Böhmen auff dem Berg Corcomos angetroffen / allwo
der Elbfluß entspringet. Man pflantzet sie auch in die Gärten. Es hat noch ein
kleinere art dieses Geschlechts / Caryophyllata Alpina minor, C. B.
4. Die Bündnerische Benedicten-wurtzel / Caryophyllata Alpina quinquefolia, C. B.
pentaphyllata, J. B. Wächßt auff den Bündnerischen Alp-gebürgen nicht weit von
Cleven.
5. Die Benedicten-wurtzel mit Gundelräb-blättern / Caryophyllata foliis Hederae
terrestris, C. B.
6. Die Italiänische Benedicten-wurtzel / Caryophyllata Alpina Apii folio, C. B.
Eigenschafft.
Die Wurtzel von diesem Gewächs wird allein in der Artzney gebraucht / und
deßwegen in dem Mertzen und Aprill bereits außgegraben. Führet ein balsamisches
/ miltflüchtiges / mit irdischen theilen wolvermischtes Saltz / und hat daher
die eigenschafft zu eröffnen / gelind zu wärmen / zu tröcknen / anzuhalten oder
zusammen zu ziehen / Flüsse zu verhüten / das Haupt / Hertz / Miltz und Magen zu
stärcken / gerunnen Blut zu zertheilen und zu heilen.
Gebrauch.
(Schwaches Haupt und Hetz / blödes Gesicht / grimmen /
Mutterweh / kalter verschleimier magen / geschwär der Lungen / verstopf fung
der Leber / versehrung inerlicher glieder / blutspeyë, blutharnen /
melancholey / närrische Phantasey / unsinnigkeit. Geschwär und löcher im
Halß-Zahnweh. Weisser weiber-fluß) Die Benedicten-wurtz stärcket das
schwache Haupt und Hertz / ist gut wider das blöde Gesicht / vertreibet das
Grimmen und Mutterweh / bekommet wol dem kalten verschleimten Magen / bessert
die Däwung / reiniget die Geschwär der Lungen vom Eyter / eröffnet die
Verstopffung der Leber / und heilet die Versehrung aller innerlichen Glieder /
so man ein loth in einer maß weissen Wein siedet / und nach belieben davon
trincket. Also gebraucht / ist sie auch gut wider das Blutspeyen / Blutharnen /
Melancholey / närrische Phantasey / und behütet vor der Unsinnigkeit.
So man Geschwär oder Löcher im Halß hat / soll man Benedicten-wurtzel und Kraut
in halb Wasser und weissen Wein sieden / und den Mund offt damit gurgeln.
Der Rauch der Benedicten-wurtzel in den Mund gelassen / stillet das Zahnweh.
Benedicten-wurtzel gepülvert und den dritten theil einer Ducaten schwer in rothem
Wein genommen / stillet den weissen Weiberfluß.
(Frische un̅ alte Wunden / Geschwär /
Fistel.) Ein nutzliches Wundtranck zu frischen und alten Wunden /
Geschwären und Fisteln. Nim Benedicten-wurtzel zwey loth / Benedicten-kraut /
Sanickel / Ehrenpreiß / Wintergrün / Heidnisch Wundkraut jedes ein handvoll /
zerschneide alles klein / thue es in ein saubere kanne / schütte darüber ein maß
weissen Weins und frisch Brunnwassers / verbinde die kannen wol / stelle sie in
einen kessel mit siedendem Wasser / lasse es darinn sieden / alsdenn thue die
kanne herauß / wenn es kalt worden ist / seihe es durch ein sauber tuch /
behalte den tranck auff / und gib dem krancken morgens und abends ein glaß voll
davon zu trincken.
|| [834]
(Löcher un̅ Wunden der Pferden auff dem
Rucken.) Benedicten-wurtzel und kraut zu pulver gestossen heilet die
löcher und Wunden die vom reiten oder sattel verursacht worden / darin
gestrewet.
Welcher ein schweren fall erlitten hat / deme (Fall.) soll man ein halb quintlein schwer gestossene Benedicten-wurtzel
mit Körbleinkraut-wasser mehrmahlen eingeben.
(Haupt- un̅ Brust-flüß.) Wider die
Haupt- und Brust-flüß / nim Sassafras-holtz 4. loth / Benedicten-wurtzel
anderthalb loth / frisch grüne Roßmarinschößlein ein loth. Zerhacke alles under
einander / thue es in eine kanne oder flasche / gieß 2. maß köstlichen Wein
darüber / vermachs wol / setze es in einen kessel mit Wasser / koche es demnach
vier oder mehr stund auff gelindem feur / laß erkalten / und gib täglich zwey
mahl davon ein glaß voll zu trincken.
Die Benedicten-wurtz im Mund gekäwet / (Stinckender
Athem.) vertreibt den stinckenden Athem und übeln geruch des Mundes.
(Abgefallener Wein oder Bier.) Wenn ein Wein oder
Bier abgefallen ist / und den geschmack verlohren hat / soll man
Benedicten-wurtzen darein hencken / so komt er widerumb zu recht / und gewinnet
ein lieblichen geruch und geschmack davon.
(Schwaches Haupt und Hertz / Grimmeu / mutterweh Löcher
und Geschwär im Halß.) Das destillierte Benedictenkraut-wasser
stärcket das schwache Haupt und Hertz / stillet das Grimmen und Mutterweh / so
man darvon etliche Löffel voll gebrauchet; damit gegurgelt heilet die Geschwär
und Löcher des Halses.
Auß der Benedicten-wurtzel wird ein nutzlicher Kräuterwein bereitet. Nim
Benedicten-wurtzel sechs loth / Alant-wurtzel zwey loth / braune Betonien /
Scabiosen-kraut / Ehrenpreiß / Cardobenedicten jedes drey hand voll /
Tausendgulden-kraut / Wermuth jedes zwey hand voll / schütte darüber ein halben
Ohmen weissen Weins / und laß es vierzehen Tag stehen / alßdenn trincke alle
(Kalter undäuiger Magen / schwaches Haupt un̅ Hertz / pest / verstopffung der Leber / koder auff der Brust
/ Frantzosen-kranckheit.) morgen nüchter und bey dem mittagessen nach
der suppen ein gläßlein voll darvon. Dieser Wein ist alten Leuten fast nutzlich
/ und denen so ein kalten undäwigen Magen haben / er stärcket das schwache Haupt
und Hertz / verhütet vor der Pest / eröffnet die Verstopfung der Leber /
reiniget die Brust vom Koder / er dienet auch wider die Frantzosen-kranckheit /
und ist denen ein nutzlicher Tranck / welche viel Fisch / kalte speisen und
frücht essen.
CAPUT VII.
Burretsch. Borrago.
Namen.
BUrretsch / Burrage / Burres / heißt Lateinisch / Borrago. Italiänisch /
Borragine. Frantzösisch / Bourroche, Bourrache. Spanisch / Barraja, Borraza.
Englisch / Borage. Dänisch / Borras / Boratz. Niderländisch / Bernagie.
Gestalt.
Der Burretsch / Buglossum latifolium, Borago, C. B. Borrago floribus coeruleis
& albis, J. B. wächßt fast allenthalben in den Gärten / mit breiten /
länglichten / rauchen / stachlichten und geruntzelten blättern. Der stengel
Burretsch. Borrago.
wird elen-hoch / bißweilen höher / darzu fett / hol / mit sehr kleinen /
stachlichten dörnlein besetzt / und oben auß in viel zweiglein zertheilt / die
tragen liebliche / gantz himmelblaue blümlein / mit fünffblättlein gestirnt / in
der mitte stehet ein schwartzspitzlein. Und ob wol diese blumen gemeiniglich
himmelblaw erscheinen / so findet man doch auch etliche / die schneeweiß /
andere die leibfarb und bleich sind. So diese vergehen / wachsen schwartze
kernlein darnach / etwan zwey oder drey neben einander / die fallen auß / und
pflantzen sich stets selber / es seye gleich im Frühling / Sommer oder Herbst /
denn wo der Burretsch einmahl hingerathet / ist er nicht bald zu vertreiben. Der
same kan in dem erdreich vor der frost wol unbeschädigt bleiben / so fern er den
Mäusen nicht zu theil wird / die ihme wegen seines süssen Geschmacks hefftig
nachsetzen. Die wurtzel ist glatt / weiß / rund / daumens-dick / spannenlang /
am Geschmack süß und klebicht.
Eigenschafft.
Der Burretsch führet ein subtiles flüchtiges / balsamisches / temperiertes saltz
mit sich / neben seiner übrigen wasserrichten feuchtigkeit. Er wird zur Artzney
gesamlet / wenn die Sonn in Zwilling oder Krebs gehet: man kan die wurtzel /
blätter / und blümlein gebrauchen / die haben eine Tugend gelind zu wärmen / das
Hertz zu stärcken / die Lebensgeister zu erfrischen / die verstopffung des
Miltzes zu eröffnen / ein frölich gemüth zu machen.
Gebrauch.
(Ohnmachten / Hertzklopffen /) Das destillierte
Burretsch-wasser erfrewet und erquicket das Hertz / wehret den Ohnmachten und
dem Hertzklopffen / reiniget [835] (Meläncholen / schwere Träum.) Das Geblüt / benimt
die Melancholey und schwere Träume / so man darvon nach belieben 6. oder 8. Loth
trincket.
Die conserva florum Borraginis, oder der Burretsch-zucker wird wie der
Rosenzucker gemacht. Er stärcket das Hertz und die lebendige Gifft /
traurigkeit. Geister / widerstehet allem Gisst / fürnemlich aber ist er gut
wider die Traurigkeit / so man darvon einer Mustatnuß groß nach belieben offt
nimmet.
Viel Medici rathen in der Melancholey zu auffweekung der Ledens-geisteren / den
Burrelsch in brühen gesotten; aber hiedurch verliehret er sein subtiles
flüchtiges saltz / von welchem die fürnembste würckung herrühret; weßwegen denn
besser gelhan wird / wen̅ man neben dem Burretsch / auch
Scorzoncren-wurtzel / Melissen / Bibernellen / Körbleinkraut und Ochsenzungen
nimt / und in einem wolverdeckten hafen mit brühen siedet; so werden solche
brühen desto kräfftiger und kan man sie eine geraume zeit Morgens und Abends
einnehmen.
Will man einen Gyrup davon haben / so fan man auß dem frischen und annoch zarten
kraut den safft außtrucken / denselben stehen lassen / biß sich alles grobe zu
boden gesetzt / den lauteren safft nehme man oben ab / und destilliere ihn in
dem Marien-bad / biß daß von zwölff pfund saffts / drey pfund in dem Helm zuruck
bleibet; diese drey pfund giesse folgende über frische gestossene blümlein von
Burretsch / laß vier und zwantzig stund an einem warmen ort stehen / giesse
hernach den safft wiederumb über frische blümlein / laß widerumb stehen; solches
thue man so fort zu dem dritten mahl: Trucke hernach den safft wol durch ein
tuch / laß ihn stehen / biß er flar wird / mit diesem klaren safft vermische
ferners drey pfund gestosse nen Zucker / laß in einem wol vermachten glaß eine
weile an der Sonnen oder einem warmen ort stehen / biß der Zucker wol vergangen;
so hat man einen sehr guten Syrup / davon offt ein oder zwey löffelvoll
eingenommen / stärcket das Hertz / erquicket und belustiget die von Traurigkeit
ermatteten Lelensgeister; und ist also den Melancholischen sehr dienstlich. Man
kan aber solchen Syrup wol mit dem auß dem safft in dem destillieren überzogenen
wasser zu einem Julep vermischen; ja bißweilen mit solchem Burretsch-wasser /
das destillierte Melissenwasser auch vermischen.
Die blümlein von Burretsch werden heut Zu tag auch under die Salät gemischet /
nicht allein für die zierd / sondern auch wegen ihrer gesunden trafft / und
heilsamer würckung.
Ein sehr lieblich und Hertzstärckend (Krafftwasser.) Krafftwasser in allen Kranckheiten / da der Patient
schwach ist / nutzlich zu gebrauchen / ist folgends: Nim Borretsch-wasser 3.
loth / Violen-wasser / Schlehenbust-wassser / Zim met-wasser / Rosen-wasser jed.
2. loth / Lindenblust-wasser / anderthalb loth / Melissen-wasser / schwartz
Kirschen-wasser jedes ein loth / Rosen-julep / oder Citronen-syrup 2. loth /
vermisch alles under einander / und gebrauch es löffelweiß.
Äuß den blümlein läßt sich Mit Branntenwein (Burre???
Essentz.) eine Essentz ziehen / welche auf 20. oder mehr tropffen offt
genommen / sehr hertzstäkend / und frölich machend ist. Besser und kräfftiger
wird die Essentz / so man sie mit der Spießglaß-tinctur / und der Essenß von
Ringelblumen vermischt.
Das Zimet-wasser pflegt man auch heut zu tag mit dem außgepreßten Burretsch-safft
zu destillieren / danmit es desto hertzstärcken cker werde.
Wenn man das Kraut sampt den blümlein (Burretsche
gent.) lein zerhackt / in die fermentation setzt / hernach destilliert /
so kriegt man den Burretschgeist / oder Spiritum, welchen man in allen
obangeregten Kranckheiten auff 15. biß 20. tropffen offt geben kan.
CAPUT VIII.
Gemeine Ochsenzung. BugIossum vulgare.
Namen.
DSchsen-zunge heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Buglossum, Lingua bubula, Lingua bovis, dieweil die blätter sich
einer Ochsenzungen vergleichen. Italiänisch / Buglossa, Frantzösisch / Buglose.
Spanisch / Borraja. Englisch / Buglosse / Oretongue. Dänisch / Oxetunge.
Niderländisch / Buglosse.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemcine Ochsenzunge / Buglössum vulgare, J. B. angustifolium majus, C. B.
überfomt längere blättet als der Burretsch / sie sind aber auch rauch un̅ stachlicht. Die rundë stachlichten / rauch-haarigen stengel
wachsen fast 2. elen hoch / daran stehen viel ausgereckte zweialein / so
purpur-farbe / und bitzweilen weisse oder schwartze blümlein tra [836] gen
Ochsenzung mit schwartzen / braunen / und weissen Blumen. Bunglossum flore nigro,
purpureo & albo.
(A. schwartze)
(B. braune)
(C. weisse blumen)
darauß schwartzer samen entspringet / die wurtzel vergleicht sich mit der
Burresch wurtzeln / sie wächßt an sand. chten or en / und. wird wegen ihrem
trefflichen nutzen in die Gärten gepflantzet. Dieses kraut änderet sich an den
blätteren und blumen: die blätter werden zu zeiten breiter / auch bißweilen
schmäler / die blumen erscheinen himmelblaw / weiß / roth / violen-farb und
gescheckt. Ein grössere kommet in Italien und Franckreich / ein kleinere art
aber inTeutschland hei sür. 2. Die schmalblätlige kleine zahme Ochsenzunge /
Buglossum angustifolium, minus, C. B. vulgare angustifolium minus, J. B.
3. Die wilde grosse schwartze Ochsenzunge / Buglossum sylvestre majus nigrum, J.
B.
4. Die kleine wilde Ochsenzunge / Buglos sum sylvestris minus, C. B. Echiun
Fuchsii s. Borrago sylvestris, J. B.
5. Die wilde kleine rauchere Ochsenzunge / Buglossum syvestre minus alterum
& aspetius, C. B. Wächßt bey uns viel auff den Felderen.
6. Die jährige Ochsenzunge mit fleinen dunckel-erdfarbigen blünilein / und
Samenebläßlein / Buglossum annuum pullo flore minimo vesicarium, Raji.
7. Die Candische gescheckte Ochsenzunge mit wolrtechender Blum / Borrago muralis
variegata flore odorato Cretica, Zanoni. Buglossum Lusitanicum bullatis foliis,
Moris Praelud.
8. Die Spanische Ochfenzunge mit Burretsch-blätteren / Buglossum latifolium
semper bringt breite und rauche blätter herfür / deren erste mit weissen flecken
gemeiniglich bezeichnet sind / auß welcher schoß hernach schwartze / grüne
entspringen / die an einem rauchen und elen-hohen stengel hangen / und zu oberst
schöne himmelblawe blümlein tragen / die wurtzel ist zasicht / zertheilt und
daurhafft / der samen wird schwartz und viel kleiner als Burmsch-samen / also
kommet er im Fürstlichen Eystettischen Lustgarlen herfür. Man pflantzet ihne
auch in Engelland / Holland und Braband in die Gärten / und wird allda zur Speiß
und Artzney viel gebraucht.
Eigenschaffe.
Die gemeine Ochsenzung komt an Eigenschaft und Tugend mit dem Burretsch überein /
also daß man eines für das andere gebrauchen kan. Wird im Blachmonat / oder zu
end des Mäyen zum gebrauch gesamlet.
Gebrauch.
Es wird auß der Ochsenzungen ein wasser destilliert / und auß den Blumen ein
Zucker gemacht / haben gleiche würckung wie das destillierte Burretsch-wasser
und det Burretsch-zucker.
CAPUT IX.
Weich stachlichter Distel. Cirsium.
Namen.
DEr Weich-stachlichte Distel heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Cirsium, Carduus spinulis mollioribus, Spina
mollis. Frantzösisch / Cirsion. Italiänisch und Spanisch / Cirsio. Englisch /
Single headed Thistle. Niderländisch / Groote Dauw-distel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die frembde allhier abgemahlte Ochsenzunge / Cirsium foliis non hirsutis,
floribus [837] compactis. C. B. Carduus
Cirsium Monspeliacum folio longo glabro Matthioli, J. B. hat blätter wie die
gemeine Ochsenzungen / auß genommen / daß sie länger sind / an den enden
stachlicht / und sonst allenthalben ein wenig rauch und weißlicht. Ehe das Kraut
in stengel tritt / ligen gemeldte blätter auff der Erden / außgespreitet wie die
Rosen / darnach wenn der stengel herfür stoßt / nimt er die blätter mit sich /
und bekleidet sich darmit. Der stengel ist zart / dreyeckicht / zwener elen hoch
/ trägt ein runden rauhen knopff / daran hangen braun-blawe Blumen drauschlicht
bey einander / die verstiege mit der Zeit.
2. Der breitblättige weich-stachlichte Wie sen distel / mit glattem /
gestreifftem / zwey elen hohem stengel / bleich-grünen / langen / weichen /
eingeischnittenen oder gekerfften / brtiten, blättern / grossen / weichen /
bleichgelben blumen-köpffen; Carduus pratensis latifolius, C. B. pratensis
Tragi, J. B. wächßt bey uns auft allen feuchten Wiesen / und neben ben Bächlein.
3. Der weich-stachlichte Wiesen-distel / mit folbichter Affodill-wurtzel /
Carduus pratensis Asphodeli radice latifolius, C. B. bulbosus Monsp. sive
Acanthus sylvestris quibusdam, foliis laciniatis, J. B.
4. Der weich-stachlichte Wiesen-distel / mit langen / breiten / schwartz-grünen /
tieff eingeschuittenen / glatten / grünen / stachlichten blättern /
blatt-reichen / ästichten stengeln; einfachen / schüppichten / purpurfarben
blum-köpffen / und dicker / safftiger / mit langen faseln begabter
Affodill-wurtz; Carduus pratensis Asphodeli radice, foliis profundè &
tenuiter laciniatis, C. B. Carduus Cirsium dictus folio laciniato nigrius,
& idem cum Asphodeli radicibus bulbosis, J. B. Jacea aculeata s.
tuberosa, Tab. wächßt bey uns auff den wiesen bey Michelfelden / wie auch auff
den feuchten Berg-matten hin und wider.
5. Der Wiesen-distel mit einfacher faßlicher wurtz / rundem / gestriemtem /
geradem / steiffem / manns-hoch auffsteigendem / blattreichem / astigem / lang-
und rauch-haarigem stengel / schmalen / tieff eingeschnittenen purpurfarbichten
/ scharff-stachlichten blättern / vielen / fleinen / schüppichten /
purpur-köpffen / carduus, palustris, C. B. wächßt bey uns auff den wiesen bey
Michelfelden / wie auch auff dem sandichten feuchten Grund dem Wiesenfluß nach.
Eigenschaffe.
Diese Distel führen samtlich viel grobe / irdische / bittere / wenig ölichte
Saltz-theilgen / dadurch sie gelind wärmen / durch den Harn und schweiß treiben
können; sie werden aber in der Artzney nicht gebraucht.
CAPUT X.
Rothe Ochsenzung. Anchusa.
Namen.
ROthe Ochsenzung heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Anchusa, Buglossum rubrum. Italiänisch / anchusa,
Frantzösisch / Orchanette. Spanisch / Soagen
Rothe Ochsenzung. Anchusa puniceis floribus.
Ancusa. Englisch / Alchanet / Orchanet. Dänisch / Rädoxetunge.
Gelchlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht / Anchusa Echii foliis & floribus, C. B. Item,
Anchusa puniceis floribus, Ejusd. Monspeliaca, J. B. hat blätter wie die gemeine
Ochjenzung / sind doch härger / raucher / länger / grüner / und eher denn der
stengel herfür komt / ligen diese blätter auff der erden allenthalben
außgespreitel / haben gar subtile Dörnlein / der stengel ist elenhoch / rauch /
mit subtilen kleinen stachelnbesetzt / zertheilet sich oben in etliche zweige /
darauff stehen braun-rothe blumen / wie an der wilden Ochsenzungen / auß diesen
blumen entspringet der äschfarbe / länglichte samen. Der geschmack des krauts
findet sich wie in der Ochsenzungen / nicht unlicblich / aber schärffer und
tröcknender. Die wurtzel ist fingers-dick / holtzicht / roth / lang / und gibt
zur zeit der Ernd einenso rothen safft / daß sie zwischen den fingern zerrieben
/ die hand blutroth färbet. Es wächßt auff fettem Erdreich / am meisten auff
ungebauten orten und auff den Acker-reinen.
2. Die gelbe grosse rothe Ochsenzung / Onosma, C. B. Matth. Ich halte dafür es
seye eigentlich Anchusa lutea major, C. B. major floribus luteis, J. B hat eine
lange / dicke / mil vielem rothem safft begabte wurtzel; davon sehr viel lange /
schmale / an dem rand rauch-haarige blätter hervor kommen / und sich über der
erden außbreiten; zwischen denselben aber steigt ein dünner / rauchhaariger
stengel schuhes-hoch / auch höher empor / und bringt auff dem gipffel ein
büschelein holer / gelber blümlein / darauff der ascharbe / gläntzende / mit
schwartzen düpfflein bezeichnete / dreyeckichte samen folget. Blühet im
Brachmonat bey Lyon auff magern äckern.
|| [838]
Rothe Ochsenzung. Onosma, s. Anchusa lutea major.
Rleine gelbe rothe Ochsenzung. Anchusa lutea minor.
3. Die gelbe kleine rothe Ochsenzunge / Anchusa lutea minor, C. B. J. B. Hat ein
kleinere / lange / mehrfache / rothe wurtzel in dem Mäy / hernach wird
sieholtzicht / außwendig mit schwartzlichter etwas haariger Rinde bedecket:
davon wachsen etliche nidrige / Höhe / rothe / weiß-haarige / rauche / mit
schmalen rauch-haarigen / ablangen / aber doch fürtzern als in vorigem
Geschlecht / begabte stengel / so biß anderhalb schuh hoch auffsteigen / und
oben in zwey schößlein getrennet werden / welche voll länglichter / gelber /
holer / fünfffach eingeschnittener / honig-safftiger blümleirt stehen / davon
ein jedes vier ablange / haarige samen nach sich bringet. Blühet im Mäy.
Schmalblättige rothe Ochsenzung.
4. Die schmalblättige rothe Ochsenzung / Anchusa angustifolia, C. B. minor
lignosior, J. B. ist ein staudicht gewächs / mit einer starcken / holtzichten
röthlichten wurtzel; rauchen / holtzichten / haarigen gerten wie in dem
Roßmarin. Die. blätter vergleichen sich der gestale nach den Hyssopen-blättern /
sind rauchhaarig / hart / ohne geruch und geschmack. Die blümlein stehen an den
äussersten schößlein / kommen auß langen felchlein / purpurfarb / in fünff
einschnitt gecheilet: darauff erscheinen die samen wie in der gemeinen
Ochsenzungen / groß / aschfärbig. Wird bey Montpelier auff magern feldern
gefunden.
Eigenschafft.
Die rothe Ochsenzunge hat viel nitrosisch-irdische / mit schwefelichten
vermischte theil / und daher eine frafft zu kühlen / zu säubern / zu heilen und
zu zertheilen. Wird in der Artzney wenig gebraucht.
Gebranch.
Von dem Geschlecht der wilden Ochsenzungen schreibet Dinscorides Lib. IV. cap.
24. also: Die blätter und wurtzeln sind gut wider die gifftigen Thier / und
sonderlich wider der Nattern biß geessen / getruncken / oder angchenckt. Denn
wenn femand die blätter oder wurtzel fäwet / und darmit einem giff [839] tigen Thier in den mund speyet
/ stirbt es alsobald darvon.
Es wird die wurtzel zu der so genanten (Jungfran-milch) Jungfran-milch gebraucht / welche auff folgende weiß
gemachtwird: Nemtein viertelmaß Brantenwein / so da viermahl rectificirt seye /
Storar / Benzoin jedes 4. loth / drey oder vier kleine wurtzeln von rother
Ochsenjungen / zerhackt und zerstoßt alles under einander / gießt den
Brantenwein darüber / daßer 4. biß 6. quer finger über die matery außgehet;
laßts auff gantz gelindem glut-fewer ein wenig sieden; oder stellts für acht
oder mehr tag in warm sand / wolvermacht; seiget hernach die roche Tinetur durch
fließ-papier. Von dieser Tinctur ein wenig mit weiß Gilgen- und Rosen-wasser
vermischet / gibt eine milch ab / mit deren man das Angesicht und Hände waschen
(Angesichts unreinigkeit) kan. Nimt die
unreimgkeint des Angesichts hinweg / kühlet ab / und hält die haut sauber und
rein / kühlet die hitzen wol ab.
Die Färber brauchen diese wurtzel / damit das tuch / und die Mahler das Holtz und
Wachs roth zu färben.
Mit dieser wurtzel pflegen etliche in Teutschland einen rothen Butter zu machen.
Man nimt ungesaltzenen Butter / ein wenig Wein / und ein theil dieser wurtzel /
siedet es so lang / biß es eine rothe farb überkommet. Dieser Butter ist denen
nutzlich (Fall.) / welche hoch gefallen sind /
innerlich und äusserlich zu gebrauchen.
CAPUT XI.
Gemeitte wilde Ochsenzunge.
Echium vulgare.
Namen.
WIld Ochsenzung heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Echium. Italiänisch / Buglosa salvatica.
Frantzösisch / Buglose sauvage. Spanisch / Yerva bivorera, Yerva de la bivora.
Englisch / Wilde Buglosse.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine wilde Ochsenzung / chium vulgare, C. B. J. B. hat lange / haarige
/ rauche und stechende blätter / wie die obgemeldte rothe Ochsenzung / allein
daß sie kleiner sind. Von einer wurtzel stoßt sie runde / rauche und stachlichte
/ mit schwartzen tüpfflein bezeichnete stengel / an denen stehen zu beyden
seiten blätter als zween flügel / rauch haarig / ablang / schmal / ungekerfit /
die für und für gegen dem gipffel übersich kleiner und fürtzer werden. Bringt am
gantzen stengel / so bißweilen 2. oder 3. singer breit wächßt / neben den
blättern gemeinlich him̅elbaue / un̅ zuzeiten
purpur-rothe oder aschen-farbe blumen / darauff folget ein röthlichter samen /
an der gestalt anzusehen wie ein Schlangenköpfflein. Die Wurszel ist nicht
fingers-dick / etwas schwarß und zertheilt. Wächßt auff den äckern an den reihen
/ sonderlich bey der strassen.
Wild Ochsenzung mir weissen blumen.
Echium flore albo.
2. Es wird ein Art der wilden Ochsenzungen Mit weissen blumen an berg- und
sandichien orten in Teutschland gefunden / ist der vorigen gleich / allein etwas
grösser und raucher / wächßt grad auff / und mird in viel Neben-zweige
zercheilet. Man pftantzet sie lusts halben in die Gärnen. Echium majus &
asperius flote albo. C. B. albo flore majus. J. B.
3. Die Oestereich ische wilde Ochs???zung / Echium sylvestre lanuginosum. C. B.
pallo note. Clus.
4. Die Ungarische wilde Ochsenzung / Echium sylvestre hirsurum maculatum, C. B.
rubro flore. J. B.
|| [840]
5. Die Spanische wilde Ochsenzung / Echium Hispanicum, flore calcari donato, C.
B.
Eigenschafft.
Dieß Kraut hat ein groblichtes / alkalisches / mit wenig balsamisch-ölichten
vermischtes saltz / und daher die eigenschafft zu trocknen / gelind zu wärmen /
durch den schweiß zu treiben / und allem Gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
Nachdem Alcibius von einer Natter an seinem knie gestochen worden / hat er dieses
kraut in dem mund gekäwt / den safft herab geschluckt / und die zerknirschten
blätter auff die Wunden gelegt / ist also von dem Gifft erlediget worden / wie
solches der alte Nicander berichtet / daher diese kraut den namen Alcibion
überkommen.
CAPUT XII.
Gemeine Hundszungen. Cynoglossum vulgare.
Namen.
Hunds zungen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Cynoglossum, Cynoglossa, Lingua canina. Italiänisch / Frantzösisch
/ Langue de chien. Spanisch / Lengua de perro. Englisch / Hounds tongue /
Dogstongue. Dänisch / Hundelunge / Uldborrer. Niderländisch / Hondstonghe.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Hunds zungen / Cynoglossum vulgare, J. B. majus vulgare, C. B. hat
eine dicke / außwendig schwartze / inwendig weisse / dem geruch nach stinckende
/ sonsten aber unlieblich süß schmäckende wurtzel; bringt über elen hotze /
ästichte / mit dem alter hole / wollichte simgel; welche in dem ersten Jahr
breitlichte / nachgehends aber / da sie erst den stengel trägt / schmälere /
gespitzte / weiche / wollichte / scharff-riechende / und stinckende blätter. Die
blümlein erscheinen röthelstein-roth / einfach / aber fünfffach eingeschnitten /
kommen auß einem haarigen kelchlein / darauff folgen vier stachlichte / etwas
flache läpplein / darinnen nur ein einiger samen sich sindet. Wächßt
durchgehends an ungebawten / jedoch fettlichten orten / und blühet im
Brachmonat: wenn sie in die Gärten gepflantzt wird / wächßt sie höher. Eine
kleinere art hat es annoch / welche an mageren orten wächßt / Cynoglosae
vulgaris minor species, & candidior, J. B. So denn eine grosse in denen
Niderländischen Gärten viel gepflantzte / Hunds zungen / Cynogloffum maximum
Belgicum, C. B.
2. Die grosse Berg-Hundszungen mit röthlichtem stengel / Cynoglossum sylvaticum
rubente caule, C. B. Cynoglossa montana maxima frigidarum Regionum, Col.
3. Die kleine Hundszungen mit blawer blum / Cynoglossum minus, C. B. J. B. minus
flore coeruleo, Park.
4. Die breitblättige Candianische stinekende Hundszungen / Cynoglossum Creticum
latifolium foetidum, C. B. Creticum secundum Clusii, J. B.
5. Die Hundszunge mit vielfarbiger blume / Cynoglossum fructu umbilicato, C. B.
6. Die schmalblättige Berg-Hundezunge mit gebüschelter Blum / Cynoglossum globoso
flore, C. B. Cynoglossa media montana incana, angustifolia altera, flore
globoso, frigidarum Regionum, Columm.
7. Die Candianische Hundszungen mit schmalen silberfarben blätteren / Cynoglossum
Creticum argenteo angusto folio, C. B. Cynoglossa media argentea, Apula,
campestris calidarum Regionum, Col.
8. Die stättzgrünende Hundszungen / Cynoglossum sempervirens, C. B. Cynoglossa
folio virenti, J. B. Vergleichet sich in vielen mit dem ersten geschlecht der
Hundszungen / hat aber nicht so einen starcke Geruch / und keine grauweisse
blätter. Es blühet im April und Mäyen auff den schattichten Bergen im Elsaß
gegen Lothringen. Johannes Bauhinus berichtet Tomo 3. Histor. Plant. univers.
lib. 33. cap. 10. daß er dieses Kraut erstlich auf einem Berg bey Maß-Münster
gefunden / und von dannen in den Fürstlichen Mümpelgartischen Garten versetzet
habe.
9. Die Oestereichische Hundszungen / Cynoglossum medium, C. B. Wächßt in
Oestereich bey der Statt Wien / an den wegen / äckeren und auff den rauchen
umbligenden Bergen / wie auch in Ungarn und Mähren an dürren orten.
Eigenschafft.
Die Hundszungen führet viel unreine / grobe / stinck ende / ölichte / mit
alkalischem / miltflüchtigem Saltz vermischte theilgen / und hat dadurch die
eigenschafft anzuhalten / zu tröcknen / schlaffen zu machen / zu kühlen / zu
erdickern / zu stopffen / Flüsse zu stillen / und allen schmertzen zu lindern.
Man bedienet sich allein des ersteren Geschlechts / und samlet die wurtzen im
Mäy un̅ Brachmonat.
|| [841]
Gebrauch.
(Rothe Ruhr / Samenfluß) Die wurtzel der
Hundezungen gedörrt / zu pulver gestossen / und ein quintlein schwer davon in
rothem Wein genommen / dienet wider die rothe Ruhr und den Samenfluß.
(Hitz und schmertzen der Feigwartzen.) Die wurtzel
mit teig über zogen / in heisser aschen gebraten / darnach den teig darvon
gethan / und die gebratene wurtzel in den After gestossen / nimt die hiß und
schmertzen der Feigwartzen / und fördert sie zur heilung.
(Allte schäden / böse Blattern / Grind Fisteln.)
Es wird auß dem Hundszungen-safft ein Salbe gemacht / welche zu den alten
Schäden / bösen Blattern / Grind / und Fisteln dienlich ist. Nim Hunds
zungen-safft / Rosen-honig jede gleich viel / siede es sittiglich / biß sich der
safft zum theil verzehret / darnach mache es mit Terbenthin zu einer Salbe / mit
welcher man die bemelte Schäden bestreichen soll.
(Löcherige Geschwär an heimlichen orten.
Feigwartzen.) Das destillier Hunds zungen-wasser ist gut wider die
Feigwartzen und löcherige Geschwär an heimlichen orten / so man sie damit wäscht
/ leinene tüchlein darinn netzt und (Geschwär des
Mundes von der Frantzösichen seuch. Flüß / hustë schmertzen / verlohrner
schlaf / ruhr blut-flüß / Haup-un̅ brust-flüß.)
überlegt. Unter die Gurgelwasser vermischt / heilet es die bösen Geschwär des
Munds / welche von der Frantzösischen Seuche herkommen.
In den Apothecken werden Pillen auß der Hundszungen-wurtzel bereitet / von
welchen zwey biß vier gran bißweilen ein genommen / nicht nur Schlaff bringen /
sondern auch Schmertzen / und starcken / trockenen / von dünnen scharffen
Flüssen herrührenden Husten stillet / Ruhren und Blutflüß vertreidet / und denen
Haupt- und Brust-flüssen wehret.
CAPUT XIII.
Wilde Bastlien mit weisser blum. Ocymastrum flore albo.
Namen.
WIlde Bastlien oder Widerstoß heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Ocymoides, Ocymastrum, Lychnis sylvestris.
Italiänisch / Basilico salvatico. Frantzösisch / Basilic sauvage. Spanisch /
Albahaca montesina. Englisch / Wilde Basil.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die wilde Basilten mit weisser blum /
Lychnis sylvestris alba simplex, C. B. Ocymastrum, s. Ocymoides, Matth. Ocymoides
album multis, J. B. gleichet mit den blättern der zahmen Basilien / sind
adericht / fett und etwas rauch / hat eine daurhaffte / lange / ze???theilte /
bitterlicht-scharffe wurtzel. Der stengel ist elen-hoch / haarig / eckicht /
rund / Knodicht / hol / und hat viel zweige / die tragen weisse / und bißweilen
rothbraune / mit fünff runden / in der mitte tieff eingeschnittenen / und auß
einem langen kelchlein herfür kommenden blumen / darauß entspringen hülsen wie
im Bilsenkraut / mit einem weiten bauch und engen halse / wie krüglein / sind
auch oben zinckicht / darinnen ligt schwartzer samen / (so er zeitig) dem
schwartzen Coriander gleich. Wächßt auff den Wiesen / unter dem Getreyd / neben
den Zäunen / und auff den äckern an den rechen.
Wilde zu Nacht wolriechende Basilien.
Ocymastrum noctiflorum.
2. Die nachts-blühende wolriechende Basilien / Lychnis noctiflora, C. B.
Ocymoides non speciosum, J. B. Ocymastrum noctiflorum. Trägt nur des nachts im
Augst- und Herbstmonat ein schöne leibfarbe / weisse blume / die gar lieblich
riecht / am tag aber thut sie sich gantz und gar wider / als wenn sie verwelckt
wäre. Das hülßlein darauß sie wächßt / ist nicht also auffgeblasen wie an [842] den andern / sonst siehet es ihnen
gleich / ist aber klebricht anzugreiffen / daß die Mucken / so darauff sitzen /
daran kleben bleiben. Bekomt eine einfache / dicke / weisse / holtzichte
wurtzel; davon nur ein runder / haariger / steiffer / ästichter stengel
elen-hoch auffsteigt / und spitze / gegen einander stehende / schwartzgrüne /
haarige blätter vorbringt. Diese art wehret nur zwey Jahr / und verjünget sich
darnach wider vom samen / da dargegen die andern viel Jahr bleiben. Sie wächßt
auch nicht so hoch als dieselben.
Wilde Basilien mit gefüllten weisse blumen. Ocimastrum flore pleno albo.
(* Wilde Basilien mit rothen einfachen blumen.)
3. Die wilde Basilien mit gefüllten weissen blumen / Ocymastrum flore pleno albo,
Lychnis sylvestris alba multiplex, C. B. Ist dem ersten Geschlecht durchauß
gleich / nur daß es breitere blätter / und gefüllte blumen trägt / wird in den
Gärten gepflantzet / und allein darinnen gefunden.
4. Die wilde Basilien mit rothen einfachen blumen / Lychnis sylvestris flore
rubello, Ger. sylvestris s. aquatica purpurea simplex, C. B. Ozymoides purpureum
multis, J. B. hat eine weisse / fingers-dicke / bitter-sccharfflichte / mit
vielen faseln begabte wurtzel / davon etliche knodichte / haarige / hole /
bißweilen röthlichte stengel elen-hoch auffsteigen; und bey jedem glätch mit
zweyen ablangen / breiten / zugespitzten / haarigen / weichen / gegen einander
stehenden Wegerich-blättern bekleidet werden; auff deren gipffel etliche / schön
rothe / oder purpur-farbe auß fünff eingeschnittenen blättlein bestehende blumen
zwischen zwey blättern zugleich an länglichten stielen / auß gestriemten
wollichten / grün-röthlichten kelchlein herfürkommen. Wächßt hin und wider an
den hägen / feuchten gräben / und schattichten feuchten wäldern. Man findet sie
auch mit gefüllter blum in den Gärten / Lychnis purpurea multiplex, C. B. Ja
bißweilen mit gefüllter grüner blum / Lychnis prolifera flore viridi, C. B.
Ocymastrum flore viridi, Cam. Ep. Matth.
Wilde staudichte Basilien. Ocymastrum frucicosum.
Kaden- oder Korn nägelein.
Pseudomelanthium.
|| [843]
5. Die wilde staudichte Basilien / Ocymastrum vel Ocimoides fruticosum, Camer.
Lychnis frutescens myrtifolia, Been albo similis, C. B. Been albo Officinarum
similis, planta semper virens, J. B. hat blätter wie der Myrtenbaum / gleissend
/ grün / mit schönen röthlichten blumen / welche auch zuweilen / jedoch etwas
leibfarber / gar gefüllt gefunden werden.
6. Die Raden- oder Korn-nägelein / Pseudomelanthium, J. B. Mauh. Githago, Trag.
Lychnis segetum major, C. B. hat ein weisses einfaches würtzelein / darauß runde
/ knodichte / hole / haarige / in etliche äste getheilte stengel über elen hoch
auffsteigen / mit schmalen / langen / außgespitzten / lang-haarigen / weißgrauen
blättlein bekleidet / und auff dem gipfel mit fünffblättigen / purpur-rothen /
in des mitte eingeschnittenen / und schwartz getüpfelten / auß ablangem /
gestriemtem haarigem kelchlein herauß kommenden blumen gezieret sind; darauff
folget ein ablanges / fast eychel-formiges / mit grossem eckichtem / gestriemtem
/ schwartzlichtem bitterem samen außgefülltes hülßlein. Blühet im Mäyen und
Brachmonat unter dem Geträide auff de feidern.
7. Die wilde / reche Feld-Basilien / Lychnis segetum rubra, foliis Perfoliatae,
C. B. Vaccaria. J. B. Dod. Myagrum Vaccaria quorundam, Tab. Blühet bet uns in
dem Brach- und Heumonat auff den Feldern / under den Früchten / sonderlich gegen
Michelfelden.
8. Wilde Marien-nägelein / Lychnis sylvestris, quae Been album vulgò, C. B. Been
album officinarum, J. B. Papaver spumeum, Lob. Herba articularis, Tab. Wächßt
bey uns auff allen Feldern; trägt bißweilen auch etwas haarige blätter.
9. Die breithlättige wilde Basilien mit gestriemten und geschwollenen
blumen-kelchlein / Lychnis sylvestris latifolia, caliculis turgidis striatis, C.
B. Muscipula major calice turgido ventricoso, J. B. Wächßt bey uns auff den
Hüninger-feldern.
10. Die schmalblättige wilde Basilien mit gestriemtem geschwollenem
blumen-kelchlein / Lychnis sylvestris angustifolia, caliculis turgidis striatis.
C. B. Muscipulae majori, calice ventricoso similis, J. B.
11. Die wilde klebichte / breitblättige / weisse Berg-Basilien / oder hoher
Steinbrech / so da zu end des Mäyen und im Brachmonat eine weisse blume trägt /
Lychnis montana viscosa alba latifolia, C. B. Saxifraga elatior, Lon. Polemonium
petraeum Gesneri, J. B. wächßt bey uns auff dem Muttentzer- und
Crentzacher-berg.
12. Das gemeine Seyffen-fraut / Saponaria major laevis, C. B. vulgaris, J. B.
Wächßt bey uns an den Zäunen / und dem Rheinstrom nach / auch hin und wider an
den wasserbächlein.
Eigenschafft.
Alle Widerstoß oder wilde Basilien halben neben vielen irdischen theilgen ein
bitteres / alkalisch-temperiert-ölichtes saltz / und daher die eigenschafft
gelind zu wärmen / zu tröcknen / zu eröffnen / anzuhalten / und allem Gifft zu
widerstehen / Wunden und Schäden zu heilen.
Das Seiffen-kraut hat mehr flüchtigscharffes Saltz / und daher noch mehr
eigenschafft zu eröffnen / zu zertheilen / die monatliche Reinigung zu befördern
/ den Schweiß und Harn zu treiben; Wunden und Geschwär zu säubern und zu heilen
/ die Schäbigkeit und Raud zu vertreiben: Kröpff und andere Geschwulsten zu
vertheilen; die wurtzel kan hierzu in dem anfang des Brachmonats gesamlet
werden.
Die destillierten Wasser von diesen kräutern sind gut zu zertheilung der
Augenschmertzen und Entzündungen.
CAPUT XIV.
Wärgenrößlein. Lychnis coronaria.
Namen.
WArgenrößlein heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Lychnis coronaria, Rosa Mariana, Coeli rosa, Flos
coeli, Rosula coelestis, Flamma vel Flammula Jovis. Italiänisch und Spanisch /
Lychnide coronaria. Frantzösisch / Oeillet. Englisch / Rose campion.
Niderländisch / Christus voghen. In Teutscher sprach wird es auch genennt
Frawenrößlein / Marienrößlein und Himmelrößlein.
Gestalt.
Das Märgenrößlein ist von den Alten Lychnis coronaria genennt / darumb daß seine
blumen zu den kräntzen / die blätter aber zu den Lucernen sind geblaucht worden.
Wiewol man auß mangel seiner Beschreibung nicht eigentlich wissen kan / welches
das wahre Lychnis der Alten seye / so wächßt doch in Böhmen gemeiniglich in den
Gärten ein Kraut / welches Matthiolus für das rechte Lychnis hält. Es hat
purpur-braune Rößlein oder blumen / gestaltet wie die weisse Veieln / darzu
lange blätter wie die Ringelblumen / sind aber aschenfarb / grün und haarig oder
wollicht. Der stengel ist auch haarig / einer elen hoch / darauß entspringen
viel zweiglein / die tragen oben am Gipffel rauche / länglichte / streiffichte
knöpfflein / darauß schlieffen die schönen blumen aber ohn geruch. Es bringt
einen runden / kleinen und gelblichten samen.
|| [844]
Die Märgenrößlein änderen sich mit ihren blumen / denn etliche bringen
liecht-rothe / andere leibfarbe blumen. Man findet sie auch mit weissen blumen /
und rothen oder leibfarben linien oder tüpfflein besprenget. In etlichen
Lustgärten werden sie auch mit gefüllten rothen blumen angetroffen.
Die Märgenrößlein von Jerusalem / oder die Constantinopolitanische blum / Lychnis
hirsuta flore coccineo major, C. B. Flos Constantinopolitanus miniatus, albus
& varius, J. B. überkommet ein lange wurtzel / so in dünne
neben-würtzelein zertheilet wird / und ein bitterlichten geschmack von sich
gibet / auß welcher viel dünne / hole / rauche und zwey elen hohe stengel
herfürkommen / die mit etlichen gläichen abgetheilet sind / daran zwey
länglichte / spitzige / rauche und schwartz-grüne blätter hangen. Oben an den
stengeln erscheinen viel zusammen gesetzte köpflein / darauß die schönen blumen
/ den Ringelblumen ähnlich / doch ohne geruch / im Brach- und Hewmonat herfür
schiessen. Der röthlichte kleine same ligt in langen / spitzigen hülßlein. In
dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten wird dieses schöne Gewächs mit weissen
/ zinnober- und leibfarben blumen angetroffen.
Eigenschafft
Der samen der Märgenrößlein ist mit etwas flüchtigem Saltz begabt / und deßwegen
warm und trocken im andern grad: eröffnet / durchtringet / zertheilet / und
widerstehet dem Gifft.
Gebrauch.
Dioscorides schreibt Lib. 3. c. 115. Wenn an den Scorpionen dieses kraut anhält /
so werden sie nach etlicher Außsag davon faul / träg und unkräfftig zu
beschädigen.
CAPUT XV.
Leberblümlein. Gramen Parnassi.
Namen.
LEberblümlem oder Parnasser-graß / weisser Wintergrün / heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Gramen
Parnassi, Gramen hederaceum. Hepatica alba, Flos hepaticus, Gramen Parnassi
flore albo simplici, C. B. Parnassi Dodonaeo, quibusdam Hepaticus flos, J. B.
Englisch / Graß of Parnassus. Niderländisch / Graß van Parnasso. Frantzösisch /
Gramen de Parnasse.
Gestalt.
Dieß Kraut hat ein kleines / erdfarbiges braunes / inwendig weisses / mit vielen
haarzäselein belangtes / mit grundichtem / tröcknendem / gantz gelind zusammen
ziehendem geschmack begabtes würtzelein; darauß viel rundlichte / etwas
zugespitzte / von farben liechtgrüne / den blättern des Ephews sich
vergleichende / jedoch kleinere / und gantz nicht eckichte / safftige blätter an
langen stielen auffwachsen. Zwischen solchen blätteren steigen demnach auch
dünne / kahle / sünffeckichte / hole / oder mit wenigem märck angefüllte
stengelein über halb spannen hoch
Leberblümlein. Gramen Parnassi.
gerad empor. Ein jedes stengelein hat nur ein eintzeles blatt / von welchem es
also umbfasset wird / gleich ob es durchgewachsen wäre. Am oberen theil aber des
stengeleins erscheinet in dem Hewmonat ein weissel / fünffblättiges / grosses /
mit wasserfarben äderlein durchzogenes / wolriechendes blümlein; welches mit
einem fünff- und rund-blättigen / grünen / von jedem ecke des stengeleins
außwachsenden kelchlein understützet wird; und inwendig viel weisse / mit gelben
runden köpfflein gezierte zäserlein hat. Nach verwelckung der blum folget ein
dickes / eckichtes / auffgeblasenes / oben zugespitztes / bleich-röhtlichtes
knöpfflein / in der grösse einer kleinen Haselnuß / welches viel kleine /
ablange / gelb-rothe sämlein bey seiner zeitigung in sich hält. Wächßt in
feuchten wiesen und gründen / bey uns umb Michelfelden / bey dem Schloß
Gundeldingen / wie auch auff unserer Landschafft in den feuchten Berg-matten /
bey dem Dorff Rigetschweil sehr häuffig. In dem Jahr 1691. habe ich es mitten im
Hewmonat bey dem Dörff St. Margarethen in dem Rheinthal / (als ich mit Herren
Dr. Anhorn / berühmtem Statt-Artzt zu St. Gallen / und anderen werthen Freunden
/ alldorten an dem Gestad des Rheins vor Mittag ohngefehr spatzierete) bereits
blühend angetroffen / da ein jedes blümlein mit einem lieblichen Bisam-geruch
jederman ergetzte.
Man findet annoch eine art dieses krauts mit schöneren / grösseren und
gedoppelten Blumen / anzusehen wie ein Stern / da die blättlein der blumm nicht
rund / wie in dem vorigen / sondern etwas gespitzt sind. Es soll in Braband von
sich selbsten wachsen; sonsten wird es in den Gärten auch gepflantzet: Gramen
Parnassi albo pleno flore, C. B.
|| [845]
Eigenschafft.
Das Leber-blümlein hat neben vielen irdischen und sehr wenig flüchtig-öligen
theilgen auch ein alkalisches / groblichtes saltz / und dadurch die eigenschafft
zu kühlen / zu trocknen / anzuhalten / Wunden und Geschwär zu säuberen und zu
heilen. Man kan zu dem end dieß kraut in dem Hewmonat / oder anfang des
Augstmonats einsamlen / der same wird erst im Herbstmonat / oder später zeitig /
und wird gerühmet zum Harntreiben / und verstopffungen zu eröfnen.
Gebrauch.
Es kan dieses kräutlein gleich dem Wintergrün / oder Sanickel gebraucht werden /
weilen sie einerley krafft zusammen haben.
Ich habe mithin eine Essentz von diesem kraut mit Brantenwein gemacht / und
solche ein wenig inspissirt, welche mir demnach herlich (Wunden und Schäden.) zu heilung allerhand wunden
und schäden gedienet / so wol äusserlich als innerlich auf 20. und mehr tropffen
täglich gebraucht.
(Schleim und Grieß der Nieren) Ein quintlein von
dem samen bißweilen eingenommen / treibt schleim und grieß durch den Harn und
reiniget die Nieren.
Ein köstliches Wund - tranck: Nim Sassafraß-holtz 2. loth / Leberblümlein-kraut
und blumen / drey handvoll / Wintergrün ein handvoll / Sanickel / Singrün /
Mäyenblüm??? in / Lindenblüt / jedes ein halbe handvoll / zerschneide diese
stück under einander / thue sie in ein Kannen / giesse anderthalb maß
destilliert Betonien-wasser darüber / vermache oder verlutiere den deckel der
Kannen wol / laß es in einem kessel mit wasser 4. stund lang wol sieden / seige
es folgends und trucke es durch ein grobes tuch / und gibe einem verwundten
Patienten alle Morgen und Abend 4. loth davon zu trincken. Ist sonderlich (Hauptwunden.) in denen Wunden des Haupts bewährt
gefunden worden / da man äusserlich zugleich das Betonien-pflaster
gebraucht.
CAPUT XVI.
Gliedtraut. Sideritis.
Namen.
BLiedkraut heißt Griechisch / [Greek words],
Lateinisch / Sideritis, Heraclea, Ferruminatrix. Italiänisch / Siderite.
Englisch / Wallsage. Niderländisch / Glidkruyt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Gliedkraut / Sideritis vulgaris hirsuta erecta, C. B. vulgaris
hirsuta, J. B. hat eine kleine / gelb- und zaselichte wurtzel. Die blätter
vergleichen sich dem Andorn / außgenommen daß sie länger sind / etlicher massen
den Salbeyen- und Eychen-blättern gleich / aber kleiner / rauch / runtzlicht /
und gerings herumb mit vielen schnittlein zerkerfft. Die stengel sind
viereckicht und haarig / fast anderthalb spannen lang / haben viel
neben-zweiglein / zwischen den blättern erscheinen runde knöpflein / den Spinn -
wirteln gleich / wie an dem Andorn auch zu sehen / die stehen voller schöner
weißgelder Blümlein / welchen ein schwartzer Samen
Gemein Gliedkraut. Sideritis vulgaris hirsuta.
nachfolget. Dieses Gewächs hat ein zimlich lieblichen Geruch / und ist am
Geschmack etwas herb und zusammenziehend. Man findet es an steinichten /
trockenen hügeln und rechen / deßgleichen auff den bergen / die der Sonnen wol
gelegen sind / und dieweil es hin und wider in unserë Teutschland wol zu
bekommen ist / wird es nicht in den Lustgärten gezielet. Es wächßt viel umb Wien
in Oestereich.
2. Das nidrige Gliedkraut / Sideritis Alsines Trissaginis foliis, C. B. hat ein
kleine dünn-harige wurtzel. Der stengel ist schuhslang / viereckicht / und ein
wenig rauch von haaren / welcher alßbald bey seinem ursprung in neben - ästlein
/ und diese widerumb in andere auff die Erden gebogene nebenzweiglein /
außgetheilet wird / gleich wie an dem Hünerdarm mit Gamanderlein - blättern /
welchen es doch an grösse weit übertrifft: der blättern find wenig / an gestalt
des vorgedachten Hünerdarms / jedoch grösser und am umbkreiß zerkerfft: bey dem
anfang der blättern erscheinen / auß rauchlichten kelchlein oder knöpflein /
liechtblawe / ablange blumen / welchen ein kleiner rundlichter samen nachfolget.
Dieses wird umb Straßburg gefunden.
3. Das dritte geschlecht des Gliedkrauts / Sideritis arvensis latifolia glabra,
C. B. glabra arvensis, J. B. wächßt allhier am gestad des Wiesenflußs gegen
kleinen Hüningen / wie auch umb Montpelier und Languedeck / in Franckreich.
4. Das vierte geschlecht des Gliedkrauts / Sideritis hirsuta procumbens, C. B.
Sideritis Clusio Hispanica, hirsuta, J. B. wächßt bey Regenspurg auff den Matten
/ nicht weit??? von der Donaw. Man findets auch am Meer [846] ligenden orten bey den Apenninischen
Gebürgen / und im Narbonesischen Franckreich.
Gemein Gliedkraut oder Zeisigkraut.
Sideritis arvensis angustifolia.
5. Das fünffte geschlecht des Gliedkrauts Sideritis arvensis angustifolia rubra,
C. B. Ladanum segetum, quorundam flore rubro, J. B. so allhier under dem namen
Zeisigkraut abgemahlet / hat ein viereckichten stengel / der drey quer hand hoch
/ wie auch höher wächset / und in viel neben-ästlein getheilet wird. Die blätter
werben länger als am Andorn / und vergleichen sich der Salbey / sie sind krauß /
weißlicht und geben kein unanmütigen geschmack von sich / seine bleiche blumen
kommen würtelweiß oben am stengel Herfür / es wächßt an dürren orten.
6. Das sechßte geschlecht des Gliedkrauts / Sideritis hirsuta vulgaris humilior,
C. B. secunda Clusio capitato flore, J. B. Wächßt viel auff den äckeren zwischen
dem Geträid in Nider-Oestereich und Ungarn.
Eigenschafft.
Das Gliedkraut ins gemein hat ein bitterlichtes / alkalisches / etwas
ölicht-balsamisches saltz / neben vielen irdischen theilgen / und daher die
eigenschafft zu tröcknen / anzuhalten / zu eröffnen / zu reinigen / Wunden und
Schäden zu säuberen und zu heilen / man samlet sie im Brach- und Heumonat.
Gebrauch.
(Wunden / Geschwär / weisser Weiberfluß.) Alle
Gliedkräuter dienen fürtrefflich zu den Fall- und Wund - tränckeren / in halb
Wasser und weissen Wein gesotten / und davon getruncken; mögen allerhand Wunden
vonstich / hieb / und schüß außheilen. Mithin reinigen und heilen sie auch
innerliche Geschwär / und treiben gelind durch den Harn / und stillen die
weissen Mutterflüß.
Das grüne zerstossene / oder auch dürre (Wunden /
Brand.) und zu pulver geriebene Gliedkraut mit Rosenhonig zu einem
sälblein angemacht / hat eine krafft allerhand Wunden zu heilen / und den Brand
zu löschen.
CAPUT XVII.
Breit Heidnisch Wundkraut. Virga aurea latifolia.
Namen.
HEidnisch oder Gulden Wundkraut heißt Lateinisch / Virga aurea, Solidago
Saracenica, Consolida Saracenica. Italiänisch / Verga aurea. Frantzösisch /
Verge d’or. Englisch / Golgenrod. Dänisch / Gyldenvundurt. Niderländisch /
Güldenroede.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das breite Heidnisch Wundkraut / Virga aurea latifolia serrata, C. B. aurea
sive Solidago Saracenica latifolia serrata, J. B. hat glatte Oliven-blätter /
allein sind sie länger und breiter / sonderlich die nahe bey der wurtzel stehen
/ sie haben auch am umbkreiß subtile kerfflein. Die stengel werden braunroth /
holszicht / und ein oder zwey elen hoch. Oben trägt es im Augstmonat seine
geährte / gelbe blumen / so nach der zeitigung davon fliegen. Mart findts in den
wäldern und bergichten orten im fetten boden / wie auch auf den büheln / am rand
der äckeren und in den Weingärten. Es wächßt allhier auff dem Muttenszer - berg
und im Hüninger - wald. Dieses kraut änderet sich an den blätteren / denn sie
werden länger / breiter / kürszer und wie ein Segen gekerfft / auch bißweilen
mit weissen striechen gezeichnet.
2. Das schmale Heldnisch Wundkram / Virga aurea angustifolia minùs serrata, C. B.
|| [847]
Schmal Heidnisch Wundkraut.
Virga aurea angustifolia.
aurea vulgaris latifolia, J. B. hat ein zertheilte überzwerch in die Erden
gehende / braunschwartze / weiß-faselichte / mit aromatischem geschmack begabte
wurtzel; davon etliche gestriemte / etwas haarige / mit dickem marck angefüllte
stengel über elen hoch gerad auffsteigen / und wechselweiß unden bey der wurtzel
breitere / oben auff schmälere / außgespitzte / schwartzgrüne / dißweilen ein
wenig gekerffte / und haarichte blätter herfürbringen. Die blumen erscheinen in
dem Augstmonat an eigenen länglichten stielen / oben an dem stengel hinauff gelb
/ und wie sternen gebildet / welche in einen flaumichten samen außgehen. Wächßt
an schatt- und waldichten feuchten orten / bey uns umb Hüningen / wie auch auff
den Schauenburger-Muttetzer- und Mönchensteiner-bergen.
3. Das Mexicanische Heidnische Wundkraut / so in den Gärten gepflantzet wird;
Virga aurea Mexicana, C. B. Virga aurea Limonii folio panicula uno versu
disposita, Hort. Reg. Paris.
4. Das grosse Heidnische Wundkraut / Virga aurea major vel Doria, C. B. Alisma
Matthioli, sive Doria, J. B. blühet im Hew- und Augstmonat / bey Montpelier an
dem gestad des Baches Lade.
5. Das gröste Americanische Wundkraut / Solidago maxima Americana, Cornut.
Eigenschafft.
Das gemeine breite und schmale Heidnische Wundkraut hat ein bitteres /
alkalisches / miltflüchtiges / balsamisch-ölichtes saltz bey sich / und daher
gute krafft gelind zu wärmen / zu tröcknen / wunden zu säuberen und zu heilen /
die innerlichen verstopffungen der Leber / Miltz und Nieren auffzulösen / wie
auch sonderlich den Stein / Schleim / und Sand zu treiben / das gerunnen blut zu
vertheilen / dem Gifft zu widerstehen / und Würme in dem Leib zu tödten. Man muß
es erst in dem Augstmonat samlen.
Gebrauch.
(Verstopffungen / versteckter Harn / Sand und Schleim
der Nieren Wunden / Geschwär.) Auß den Wurtzen / blättern und blumen
under einander zerhackt / läßt sich mit zugiessung gul???en Wein-branntenweins
eine Essentz außziehen / welche auff 30. tropffen offt eingenommen herrliche
tugend hat alle säure des geblüts zu versüssen / Verstopffungen zu eröffnen /
Harn zu treiben / Sand und Schleim auß den Nieren auß zuführen / und fürnemlich
Wunden und Schäden zu reinigen und außzuheilen.
Das Heidnisch Wundkraut wird nicht allein zu den äusserlichen / sondern auch zu
den innerlichen Wunden gar nutzlich gebraucht / daher es billich zu den
Wund-tranckern solle genommen werden. Es berichtet Matthiolus und Dodonaeus
stirp. Hist. pempt. (Stein / Nierenweh Sand.) I.
lib. V. cap. 26. daß dieses Kraut ein sonderliche krafft habe wider den Stein
und das Nieren-weh / also daß es den Sand und Stein außführe / über das reinige
es auch die Nieren und Harngäng von allem schleim / dadurch offtermahls der Harn
auffgehalten wird. Man siedet ein handvoll dieses krauts / in halb weissen
durchtringenden Wein und Wasser / und gibt dem Krancken nach belieben davon zu
trincken.
(Alte / offene fliessende Schäden.) Man kan auch
das Pulver gebrauchen zu den alten offenen und fliessenden Schäden / daß man
dasselbige darein strewe / denn es verzehret und trocknet auß alle böse
feuchtigkeit / so sich darinn versamlet / macht die Wunden widerumb frisch /
behält sie rein / und bringet sie widerumb zusammen.
Sonsten kan die wurtzel und das kraut zu pulver gestossen / und biß auff ein
quintlein davon underschiedliche mahl in brühen eingenommen / allen Sand / Stein
und dicken Schleim auß den Nieren und Blasen fürtrefflich treiben.
(Sand / Schleim / Stein / rothe Ruhr.) Das
destillierte Heidnisch Wundkrautwasser befürdert den Harn / führt den Sand /
Schleim und Stein auß den Nieren und der Blasen / ist dienlich wider die rothe
Ruhr / so man davon drey oder vier loth öffters trincket.
(Versehrung des Munds.) In der Versehrung des
Munds wird es zu den Gurgel-wassern nutzlich gebraucht.
CAPUT XVIII.
Winde. Convolvulus.
Namen.
Winde / Zaunglocken / Windenkraut und Baumwinde / heißt Lateinisch / Convolvulus,
Volubilis. Italiänisch / Vilucchio, Herba campanella. Frantzösisch / Liset,
Herbe aux cloches. Spanisch / Campanilla yerva. Englisch / Bindtweed.
Niderländisch / Winde / Wranghe.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Winde / Convolvulus major albus, C. B. major, J. B. Smilax laevis,
Matth. hat eine lange / weisse und zasichte wurtzel / auß welcher seine
vielfaltige / runde und
|| [848]
Grosse Winde. Convolvulus major.
schwancke stengel oder Reben / umb die bäum / zäun / und alles was sie erreichen
/ sich umbwinden und umbwickeln. An den reißlein überkomt sie lindere und weiche
blätter / welche beynahe wie ein pfeil gestaltet sind / den blättern des Ephews
fast gleich. Die blumen sind schön weiß und rund / inwendig hol wie ein
klöcklein / oder wie Litien-blumen anzusehen. Wenn die blumen vergehen / folgen
runde Bollen hernach mit dünnen häutlein / in welchen ein eckichter schwartzer
und bißweilen röthlichter samen ligt. Es ist dieses kraut gar übel zu vertreiben
/ dieweil die wurtzel allzeit neue und junge Spargen wie an den Hopffen herfür
stosset. Etliche pflantzen sie für die fenster / da man sie artlich in die höhe
gewehnen kan / auch dick in einander wächßt / und wie ein grüner teppich
anzusehen ist.
Kleine Winde. Convolv. minor.
2. Die kleine Winde / Convolvulus minor arvensis, C. B. Helxine, Cissampelos
multis, sive Convolvulus minor, J. B. Ist der ersten mit wurtzeln / stengelein /
blättern und blumen gantz und gar gleich / außgenommen / daß sie in allen
ermelten stücken kleiner ist. Die blumen riechen etwas lieblich / sind von
farben weiß / leibfarb / und bißweilen mit rothen purpur-braunen striemlein
durchzogen / die sind hol wie kleine klöcklein; so die abfallen / findet man
schwartzen jamen in runden knopfflein verschlossen: auß den stengeln kriechen
etliche auff der erden herumb / andere aber umbwinden alles was sie ergreiffen
können / und drucken also andere fruchte und kräuter zu boden. Beyde Geschlechte
wachsen neben den zäunen in den Weingärten / und blühen im Sommer: sind auch mit
einem Muchsafft angefüllet.
3. Die blaue Winde / Convolvulus coeruleus hederaceo anguloso folio, C. B. Nil
Arabum quibusdam sive Convolvulus coeruleus, J. B. hat ein kleine / weisse /
zasichte wurtzel / auß welcher viel runde / glatte und schwancke stengelein wie
strick herfür wachsen / an denen grüne und weiche blätter sich erzeigen / die
grösser sind als am kleinen Ephew. Die blumen erscheinen schön blau und etwas
zertheilt / denen runde schöt lein nachfolgen / in welchen der same verborgen
ligt. Sie wird in Italien / Franckreich und Holland viel in die Gärten
gepflantzet.
4. Die schwartze oder Buch-Winde / Convolvulus minor, semine triangulo, C. B.
niger, Dod. Volubilis nigra, Tab. überkomt eine geringe kurtze wurtzel / auß
welcher viel dünne / schwancke und röthlichte ästlein herfür wachsen / mit denen
sie sich umb die nächsten bäume / stauden / oder was sie erreichen kan / von
unden an biß oben auß umbwindet / zieht alles so viel ihr immer möglich zu boden
/ und sie bleibt oben schweben. Ihre blätter werden etwas lang / breit und
spitzig / fast wie der Ephew / außgenommen daß sie dünner und weicher sind. An
den ästlein trägt sie im Sommer weisse beysammen stehende blümlein / denen ein
dreyeckichter / schwartzer kleiner same in röthlichten häutlein nachfolget. Sie
wächßt neben den zäunen / in den Weingärten und Flachs-feldern / welche sie zu
boden ziehet.
Eigenschafft.
Die Winden haben ein scharffes / etzendes Saltz / neben übrigen wenig
schwefelichten / vielen irdischen und safftigen theilgen / auch daher die
eigenschafft / durch den stulgang allerhand feuchtigkeiten außzutreiben / und zu
purgieren; allen schleim zu erdünnern / auch wol etwas durch den Harn zu
treiben.
Gebrauch.
(Verstopffung des Leibs.) Die Bauren pflegen
zuweilen ein haudvoll dieses Krauts / mit oder ohne wurtzel / neben ein wenig
Fenchel- oder Aniß-samen / oder Weckholder-beeren in halb Wasser / halb weissen
Wein / oder auch in Wasser allein zu sieden / und dieß tranck morgens frühe
außzutrincken / welches denn offt den Leib sänfftiglich zu mehrmalen durch den
Stulgang reiniget.
(Röthe der Augen.) Auß den klöcklein der Winden
wird ein Wasser destillirt / welches die röthe der Augen hinweg nimt / so man
etliche tröpfflein darein thut.
(Harn winde.) Morgens und abends ein paar loth
dieses Wassers getruncken / dienet wider die Harnwinde.
CAPUT XIX.
Elatine. Elatine.
|| [849]
Kundblättige Elatine. Elatine folio subrotundo.
Spitzblättige Elatine. Elatine folio acuminato.
Namen.
ELatine / heisset Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Elatine, Linaria Elatine dicta. Englisch / Fluellin / or Speedwell.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die rundblättige Elatine / Linaria Elatine dicta folio subrotundo, Raji.
Elatine folio subrotundo, C. B. mas folio subrotundo, J. B. Veronice foemina,
Matth. treibt auß einer einfachen / weissen / dünnen / wenig zaßlichten /
gerad???in die erden dringenden wurtzel / einen dünnen / runden / kaum quer hand
hohen stengel über sich; die zweiglein aber / so über der erden hin außgebreitet
sind / werden bißweilen spannen-lang. Die blätter erscheinen daran wechselweiß
rundlicht / bleichgrün / oder grawlicht / haarig / weich / ins gemein an dem
rand gantz und gleich / bißweilen aber auch ein wenig gekerbt / und mit gantz
kurtzen stielein begabet. Neben diesen blättern kommen in dem Hew- und
Augstmonat einfache / lange dünne stiel / mit kleinen gelblichten
spörlein-blümlein / wie an dem Lein- oder Flachs-kraut gestaltet / welche wol
auffgesperrt / ein grün-gelblichtes Lipplein / und das obere blättlein erdfarbig
/ und eingeschnitten haben. Das kelchlein aber der blümlein ist fünfffarbig;
endlich folget ein hochlichtes in zwey hölein getheiltes samen-gefäßlein /
darinnen der kleine samen ligt. Wächßt hin und wider auff den feldern nach der
Ernd.
2. Die spitzblättige Elatine / Elatine folio acuminato, flore luteo, C. B.
Linaria Elatine dicta folio acuminato, Raji. Elatine, Matth. folio acuminato,
seu foemina foliis angulosis, J. B. Ist von dem vorigen anderst nicht
unterschieden / als daß es kleiner ist / und kleine / außgespitzte / mit öhrlein
unden begabte / haarige / am geschmack herbe / und etwas zusammen ziehende
blättlein hat / dem blättern der Winde an der Figur nicht ungleich. Wird in den
Frucht-äckeren hin und wider / bey uns auff dem Birß-feld / auch denen Hüninger-
und Haltinger-feldern gefunden.
Eigenschafft und Gebrauch.
In diesen Kräutlein findet sich ein alkalisches / ölicht-balsamisches / bitteres
saltz / neben vielen irdischen theilen; daher sie die (Krebssische Schäden und Geschwär.) tugend haben zu tröcknen / alle
schädliche säure zu tödten / böse Schäden / faule krebsische Geschwär / auch
Wunden zu säuberen und glücklich außzuheilen. Wozu denn sonderlich das doppelt
destillierte Wasser / oder der darauß gepreßte safft / innerlich und äusserlich
gebraucht / nutzlich ist.
CAPUT XX.
Egelkraut. Numularia.
Namen.
EGelkraut / Schlangenkraut / klein Natterkraut oder Pfennigkraut heißt Lateinisch
/ Numularia, Hirundinaria, Serpentatia, Centummorbia, Lunaria minor. Italiänisch
/ Lunaria minore Dineraria. Frantzösisch / Herbe monnoyere, Herbe à cent
maladies. Englisch / Twopenny graß. Dänisch / Pengeblad / Pengeurt / Krybendys
Pengeurt. Niderländisch / Penninckkruyd / Eghelkruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine / grosse Egelkraut / Numularia major lutea, C. B. Numularia, sive
Centummorbia, J. B. hat ein dünnes würtzelein / mit etlichen kleinen zaseln
behenckt / auß de [850] nen
Egelkraut. Numularia.
viel dünne / zarte reißlein wachsen / mit welchen es under andern kräutern / wie
eine Schlang hin und wider schleiffet / daher es auch Schlangenkraut oder
Egelkraut genennet wird / an den zweiglein hat es sehr kleine fäselein / mit
denen es sich auff dem boden anhencket. An den reißlein wachsen zu beyden seiten
runde / fette / dicke / und aderichte / grüne blätlein / fast eines fingers
breit oder auch breiter / welche einem Pfenning gleich sind / daher man es auch
Pfenningkraut nennet. Zwischen den stengeln und blättern überkomt es im Mäyen an
kleinen stielen / goldgelbe / gestirnte blümlein / denen am gelben Hahnenfuß
fast gleich. Es blühet im Mäyen / und wächßt in feuchten wiesen / rheinen und
grasichten wäldern / (allhier in dem Münchensteiner- und Wieler-wald.) Ist ein
edel Wundkraut / und im Hewmonat in seiner würckung am kräfftigsten. So mans in
die Gärten pflantzet / kommet es in allem grösser herfür.
2. Das kleine Schlangenkraut mit sehr dünnen / über der Erden her kriechenden
stengelein / und purpurfarben blumen / Numularia minor flore purpurascente, C.
B. rubra, J. B. blühet in sumpfichtem erdreich / mitten im Sommer.
3. Das Africanische Schlangenkraut / mit gauchhaarigen blätteren / Numularia
mucronata Promont. bonae spei, Bod. à Stapel.
Eigenschafft.
Das im Hewmonat gesamlete Schlangenkraut hat viel irdische / mit nitrosischem /
durchtringendem / bitterlichtem Saltz vermischte theilgen / und also die
eigenschafft zu kühlen / zu tröcknen / zu säubern / zu heilen / das saure /
gesaltzene / scharfflichte geblüt zu reinigen und zu verbessern / auch gelind
anzuhalten.
Gebrauch.
Von dem gebrauch des Egelkrauts schreibet Nicolaus Agerius in dem 1. theil seiner
Teutschen Apotheck an dem 65. cap. auff nachfolgende weise. Uber alle erzehlte
Wundkräuter hab ich kaum eins dermassen schnell / sauber und rein heilen sehen /
denn eben das Egelkraut / und lange Zeit bey mir selbst als ein besonder offt
bewehrt und erfahren (Aeusserliliche und innerliche
schäden.) stuck gehalten / denn in heilung äusserlicher und
innerlicher schädigung kaum ein kräfftigers gefunden werden mag. Ich habe in der
Nothdurfft / als mir kein ander Wundkraut bequemlich in der eil zum Schaden in
frembden Ländern bey der hand war / dieß Egelkraut als ein höchsten nothhelffer
allzeit gebraucht / und seine wunderbarliche tugend (Sorgliche Wunden.) befunden / in manchen sorglichen wunden /
sonderlich der zeit / als ich dieser Kunst täglicher Erfahrnuß zu lieb durch
Schlesien in Pohlen gereiset bin. Manche Wundtränck hab ich von diesem Kraut
allein bereitet / in mangel anderer Wund-kräuter / und hat solches allezeit zum
besten erschossen. Dieses kraut mit W???in gesotten / und täglich genutzt /
zertheilt das gelieffert blut / (Gerunneu Blut im
Leib. Alte Wunden.) so von dem schlagen / fallen und stossen im leib
zusammen gerunnen ist: Es reiniget die alten Wunden von allem Eiter und fäulung
/ darumb es fleißigen Wund-ärtzten fürnehmlich gebräuchlich seyn soll. Diß
heilsam kraut haben die Schlangen erstlich angezeigt / welche wenn sie verwundt
sind / sich (Bruch bey den jungen Kindern.)
darmit heilen. So viel D. Agerius.
Wenn ein Kind mit einem Bruch behafftet ist / soll man ihme morgens nüchter ein
halbe Ducaten schwer des gepülverten Egelkrauts (Blutspeye̅ Lungsucht / Bauchflüß starcke monatliche
reinigung der weiber Mund-geschwär un̅ Scharbock Versehrung
der Lungen / Leber und Gedärm / Durchlauf rothe ruhr starcker weiberfluß.
Bräune.) in der Pappen eingeben.
Ein handvoll Egelkraut in einer halben Maß Wasser und Wein gesotten / ist gut
wider das Blutspeyen / Lungsucht / Bauchflüß und starcke monatliche Reinigung
der Weiber: das Kraut in Milch gesotten / und damit laulicht gegurgelt / heilet
die Mund-geschwär und den Scharbock.
Das auß dem Egelkraut destillierte Wasser dienet wider die Versehrung der Lungen
/ Leber und Gedärm / stopffet die Durchläuff / rothe Ruhr und Weiber-flüß /
davon nach belieben etliche loth getruncken. Es ist auch ein sonderlich mittel
wider die Bräune des Halses / damit fleißig gegurgelt.
Die auß dem Egelkraut mit Branntenwein außgezogene Essentz / ist eine treffliche
Wund-Essentz / davon man offt 15. biß 20. tropffen auffs mahl einnehmen kan.
CAPUT XXI.
Sonnenthau. Rorella.
Namen.
DEr Sonnenthau heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Rorella, Ros Solis, Drosium. Frantzösisch / Rosée de Soleil.
Englisch / Rosa Solis / or Sundey. Niderländisch / Loopich-cruyt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der rundblättige Sonnenthau / Rorella rotundifolia, Ros Solis folio rotundo,
J. B. C. B. treibt auß einer zaßlichten / dünnen wurtzel /
|| [851]
Rund- und breit-blättiger Sonnenthau. Rorella rotundifolia & latifolia.
viel runde / in mitte wie ein löffel etwas hole / an länglichten stielen hangende
/ bleichgrüne / an dem umbkreiß mit dünnen / röthlichten haar-fädemlein gezierte
/ und auch in der größten Sommerhitze mit tröpfflein gleichsam des thaues /
behengte und angefeuchtete blättlein. An dem undern theil dieser blättlein
finden sich ebener massen biß auff die helffte dergleichen haar-fäserlein /
welche aber kürtzer sind. Mitten zwischen den blättern steigen zwey oder drey
runde / dünne / röthlichte / nackende stengel fast biß spannen-hoch empor / und
werden oben auß mit weissen / auß länglichten in fünff einschnitte getheilten
kelchlein gehenden blümlein gezieret / denen ablange / an der figur und grösse
einem Weitzenkörnlein nicht ungleiche / mit samen angefüllte samen-gefäßlein
nachfolgen. Blühet im Hewmonat / auff feuchten / sumpfichten wiesen und matten.
2. Der lang-blättige Sonnenthau / Rorella longifolia, Ros Solis folio oblongo, C.
B. J. B. ist allein den blättern nach von dem vorigen unterschieden / als welche
in diesem Geschlecht nicht circkelrund / sondern ablangrund sich erfinden.
3. Der rund-blättige Sonnenthau / mit stäts grünender wurtzen / Rorella
rotundifolia radice perenni, foliis erectis. Wächßt in Engelland.
4. Der lang-blättige Sonnenthau mit stäts grünender wurtz / Rorella longifolia
perennis. Wächßt bey Doncestres in Engelland.
5. Der lang-blättige größte Sonnenthau / Rorella longifolia maxima.
Eigenschafft.
Der Sonnenthau führet viel scharffes / flüchtiges / durchdringendes Saltz / so
daß es äusserlich auffgelegt / die Haut beynahem auffbeißt und geschwären
machet; hat deßwegen eine krafft zu wärmen / zu trocknen / allen zähen Schleim
zu erdünnern / und in eine bewegung zu bringen / den Koder von der Brust
abzuführen / Verstopfungen zu eröffnen / durch den Schweiß und Harn zu treiben /
Stein / Sand und Grieß von den Nieren abzuführen / und die Lebens-geister zu
erwecken. Etliche samlen den davon außschweissenden Gummi-safft. Sonsten aber
wird dieß Kraut zu end des May oder anfang des Brachmonats / in dem Vollmond
eingesamlet.
Gebrauch.
Es ist vermuthlich / daß in diesem kraut mehr kräfften stecken / als man bißher
wargenommen.
(Engbrüstigkeit / husten Lungun̅schwindsucht / sand un̅ schleim der nieren / verlohrene blum
der Weibern / Wunden / Schaden.) Der Safft auß dem frischen kraut
getruckt / mit Zucker vermischt / und bißweilen davon ein löffelvoll eingenommen
/ hat trefliche würckung in der Engbrüstigkeit und Husten / so von zähem Schleim
herkomt / mag auch gar die noch nicht zu starck angesetzte Lung- und
Schwindsucht auß dem grund außheilen. Reiniget die Nieren und Blasen von allem
Sand und Schleim / bringet wider die versteckte Monatblum der Weibern / säuberet
/ reiniget / und heilet alle Wunden und Schäden.
(Hertzklopffen / Ohnmacht / Schwachheit / glieder
zittern Schlagflüsse / Husten / Engbrüstigkeit Stein und Sand der Nieren /
Bauchgrimmen.) Auß diesem mit weissem Wein angefeuchteten kraut
destilliert man auch ein Wasser / welches sehr nutzlich gebraucht wird
löffelweiß in dem Hertz-klopffen / Ohnmachten / Schwachheiten / Glieder-zitteren
/ Schlagflüssen / Engbrüstigkeit und Husten / Stein und Sand der Nieren und
Blasen. Es stillet auch das von Winden herrührende Bauchgrimmen. Man kan auch
Zuckercandel / oder einen lieblichen Syrup damit vermischen / und also
gebrauchen.
Das Ros Solis, Rossoglio solle ehdessen auß dem Safft dieses krauts neben
allerhand gewürtzen gemacht und zubereitet worden seyn.
Dodonaeus aber / als ein erfahrener Artzt verwirfft den innerlichen gebrauch
gäntzlich / und sagt daß es allzu scharff seye / und gleichsam wie Gifft würcke.
Kan seyn / daß es an einem ort mehr kräfften bekommet / als an dem andern.
CAPUT XXII.
Hexenkraut. Circaea.
Namen.
HExenkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Circaea, Solanifolia Circaea dicta major. C. B. Ocymastrum
verrucarium, J. B. Circaea Lutetiana, Lob. Englisch / Enchanters Night-schade.
Gestalt.
Das Hexenkraut hat ein weisse mit vielen knödlein überzwerch in der Erden
kriechende / wenig zaßlichte wurtzel / von welcher ein
|| [852]
Hexenkraut. Circaea.
gerader / dünner / mit marck angefüllter / runder / wenig und kurtz-haariger
stengel / schuhes-hoch ohne ästlein empor steigt / und je zwey und zwey gegen
einander stehende / breite / außgespitzte / wenig gekerbte blätter an halb zoll
langen stielen herfür bringen; oben auff aber eine ähre voll weisser / kleiner
mit zweyen eingeschnittenen blättlein / wie auch zweyen fäserlein / einem
stielein / und zwey-blättigen kelchlein begabte blümlein trägt. Auff welche die
runden / nidsich gebogenen samen folgen. Wächßt in schattichten / feuchten
gründen / bey den zäunen / und in wälderen; bey uns in dem Wielerwäldlein.
Ein kleinere art dieses krauts wächßt auf den Alpgebürgen hin und wieder /
Solanifolia Circaea Alpina, C. B.
CAPUT XXIII.
Mohren-weitzen. Melampyrum.
Namen.
MOhren-weitzen / Kühe-weitzen / Brand / Braun Fleischblumen / heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch Melampyrum
Italiänisch / Melampiro. Frantzösisch / Blé noir de vache, de boeuf. Englisch /
Cow-wheat. Niderländisch / Peerdbloem.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die roth-ärige Mohren-weitzen / Melampyrum purpurascente comâ, C. B.
Melampyrum multis s. Triticum vaccinum, J. B. Crataeogonon flore vario, Park.
hat ein kleines / holtzichtes / mit wenig fäßlein begabtes würtzelein / davon
ein viereckichter / haariger / purpurrichter stengel fast gerad empor steigt /
Mohren-weitzen. Melampyrum.
und mit gegenstehenden / schwartz-grünen / langen / rauchlichten /
Flachskraut-blättern bekleidet / oben auff aber zwischen den kürtzeren blättlein
/ mit purpurricht- und gelben etwas haarigen blümlein / daran das helmlein
purpurfarb / das lipplein gelbroth / der rucken gelb / und das übrige
purpurricht ist / gezieret wird: darauff hernach lange / geschwollene / in zwey
häußlein getheilte / und mit zwey oder drey kleinen schwartzen samen angefüllte
gefäßlein folgen.
2. Die kleinste gelbe allhier zugleich abgebildete Kühe-weitzen / Melampyrum
luteum minimum, C. B. luteum, Tab.
3. Die Himmelblawe Kühe-weitzen / Melampyrum coeruleâ comâ, C. B. Melampyro
affinis Parietaria coerulea quorundam, J. B. wächst in bergichten Wäldern bey
Grenoble in Franckreich.
4. Die gelbe breitblättige Mohren-weitzen / Melampyrum Sylvaticum flore luteo, s.
Satureja lutea sylvestris, J. B. luteum latifolium, C. B. Wächßt bey uns in der
oberen Hart / wie auch auff dem Muttentzer-berg / und der Wasserfall.
5. Die gelbe Purpurricht-gelbe Mohrenweitzen / Melampyrum cristatum, J. B. luteum
angustifolium, C. B. wächßt bey uns an obigen orten.
6. Die Griechische haarige Mohren-weitzen / Melampyrum lanuginosum Boëticum, C.
B.
Eigenschafft.
Die Mohren-weitzen hat irdische balsamische / milt-flüchtige theilgen / und
dadurch ein temperierte Tugend. Wird in der Artzney nicht gebraucht / schadet
auch under dem Mehl nichts / wenn es schon etwan under dem Getreid darunder
komt.
|| [853]
CAPUT XXIV.
Rödelkraut. Pedicularis.
Namen.
Rödel / Rödelkraut / Läußkraut / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Pedicularis, Crista Galli, Ruta pedicularia,
Fistularia. Englisch / Cocks-Comb / Rattle. Niderländisch / Hanekamekens /
Ratelen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das braune allhier abgebildet stehende Rötelkraut / Pedicularis pratensis
purpurea, C. B. quibusdam Crista Galli flore rubro, J. B. Alectorolophos. Hat
ein weisse / runtzlichte / bittere / dicklichte / mit zaseln begabte wurtzel.
Auß welcher kleine / kurtze / dünne / eckichte stengel auffwachsen / deren
etliche über der Erden her ligen / etliche aber auffrecht stehen. An diesen
stengeln wachsen demnach kleine / graw-grüne / krause zinnelichte blätter / fast
wie die Läuse anzusehen. Die Blumen erscheinen auß weichen / glatten /
röthlicht-grünen bläßlein / und sind roth / bißweilen leibfarb / oder weiß /
deren oberes eingeschnittenes blättlein wie ein schnabel gestaltet / daß undere
lipplein aber drey einschnitt hat; inwendig finden sich in zwey hölein vier
gelbe zäserlein / neben dem purpurfarben stielein in der mitte. Darauff folget
der schwartz-braune / runde samen in grossen geschnäbelten hülßlein. Blühet im
Brachmonat / wächßt allhier in sumpfichten Wiesen bey Michelfelden.
2. Das purpurrothe Wasser-Rödelkraut / welches viel grösser ist / als das vorige
/ und ein haariges kelchlein trägt; Pedicularis palustris rubra elatior, Raj.
3. Das Berg-Rödelkraut / mit weisser wurtz und bleicher Blumen-ähre / Crista
Galli montana, floribus pallidis in Spicam congestis, Raj.
4. Das Alpen-Rödelkraut mit schwartzer wurtz und vielen Farnkraut-blättern /
Pedicularis Alpina Filicis folio major, C. B. major Dalechampii, J. B.
5. Das gemeine gelbe Läußkraut / Pedicularis pratensis lutea, vel Crista Galli,
C. B. Crista Galli foemina, J. B. Blühet im Brachmonat / bey uns auff allen
dürren Matten und Felderen: der samen wird bald zeitig. Joh. Bauhinus gedenckt
annoch des Läußkraut-Männleins / welches in allen seinen theilen das vorige weit
übertrifft / und umb Genff auff allen Matten neben dem erstern gefunden wird /
Crista Galli mas, J. B.
6. Das Sieilianische grosse gelbe / oder auch gescheckte Läußkraut / Crista Galli
spicata flore luteo magno Messanensis, Raj. Item Crista Galli spicata flore
vario ex albo & purpureo, Ejusd.
7. Das gelbe Alpen-Läußkraut / Crista Galli Alpina lutea, C. B. Alpina flore
luteo, radice nigra, J. B.
8. Das schmalblättige Berg-Läußkraut / mit bleicher blum / so auff etlichen
Bergen umb unser Statt wächßt / Crista Galli angustifolia montana, C. B.
9. Das büschel-blumige gelbe Läußkraut / Crista Galli umbellata, C. B.
Eigenschafft und Gebrauch.
Diese Kräuter samtlich haben viel irdische / wenig andere nutzliche theil bey
sich / derowegen sie in der Artzney nicht gebraucht werden.
CAPUT XXV.
Fingerhut. Digitalis.
Namen.
FIngerhut / Fingerhutblumen / Waldglöcklein heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Digitalis, [854] Nola sylvestris. Italiänisch /
Gantelli. Frantzösisch / Digitale, Gantelez, Gant nostre Dame, Doigtier.
Niderländisch / Fingerhoet cruyt. Dänisch / Fingerurt. Englisch / Foxglove.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gelbe Fingerhutblum / Digitalis lutea magno flore, C. B. Flore majore,
folio latiore, J. B. hat eine kurtze / krumme / mit vielen faseln behengte
wurtzel / auß welcher etliche ekichte / wenig haarige stengel elen-hoch
auffwachsen / und mit langen / spitzigen / breiten / gekerfften /
bitterlicht-scharffen / oben auff glatten und schwartz-grünen / unden aber von
haarigen aderen runtzlichten blätteren / bekleidet werden. Oben an den stengeln
erscheinen im Brach- und Hewmonat grosse / gelbe / von innen und aussen haarige
/ an kurtzen stielen hangende / einblättige Glocken-blumen / formieret wie ein
Fingerhut; wenn diese verfallen / so findet man einen breiten und langen samen
in hülßlein verschlossen. Wächßt bey uns auff dem Muttetzer- und umbligenden
anderen Bergen.
2. Der gelbe Fingerhut mit kleiner bleichgelber Blumen und schmäleren blätteren;
Digitalis lutea vel pallida parvo flore, C. B. It. angustifolia lutea parvo
flore, Ejusd. flore minore subluteo, angustiore folio, J. B. wächßt umb
Mönchenstein herumb.
3. Die gemeine purpurfarbe Fingerhutblumen / Digitalis purpurea folio aspero, C.
B. purpurea, J. B. Ist ein grösseres kraut / als an der gelben / bekomt offt ein
fingers-dicken / eckichten / haarigen / röthlichten stengel; purpurfarbe blumen
/ und ablange / zugespitzte / haarige / gekerffte / oben schwartzgrüne / unden
grawe an langen stielen hangende blätter / und endlich einen kleinen samen. Von
diesem geschlecht hat es auch noch etliche arten / mit weisser / fleischfarber /
rothgelblichter blumen.
4. Der grösseste Fingerhut mit schmalen / eisengrawen Blumen / Digitalis
angustifolia flore ferrugineo, C. B. ferruginea flore angustiore, J. B.
Eigenschafft und Gebrauch.
Das Fingerhut-kraut und Blumen hat ein bitter etzendes scharffes saltz / und
dadurch eine krafft über und under sich zu purgieren. Wird in der Artzney wenig
gebraucht: Ein gute handvoll davon in halb Wasser halb Wein gesotten / und das
Tranck offt getruncken / solle eine krafft haben durch purgieren (Fallende Sucht.) die fallende sucht auß dem grund
auß zu heilen; man kan aber noch Engelsüß und andere Kräuter damit vermischen.
Das (Wunden.) Kraut in Wein gesotten / und die
Wunden und Schäden damit fleissig außgewaschen / befürderet die heilung
deroselben trefflich.
CAPUT XXVI.
Genserich. Anserina.
Namen.
GEnserich heißt Lateinisch / Anserina, Argentina, Potentilla, Argemone altera.
Italiänisch / Potentilla. Frantzösisch
Genserich. Anserina.
/ Bec d'oye, Aigremoine sauvage, Argentine. Spanisch / Agrimonia salvage.
Englisch / wilde Tansey / Silverweed. Dänisch / Storroellicke / Genserick /
Soelffurt. Niderländisch / Ganseyck / Silverkruyd. In Teutscher Sprach wird er
auch genent Grensing / Gänß-kraut / Grinsing / Gränsich / Grunsing und
Silberkraut.
Gestalt.
Der Genserich ist fast jederman bekant. Er hat eine lange zasichte wurtzel / die
blätter ligen auff der Erden / sind vielfaltig zerspalten / und gerings herumb
zerkerfft / den blättern der Odermenig / oder des Reinfahrns ähnlich / doch von
farben gantz weiß / oder äschenfarb-graw / und gläntzend wie ein Silber auff der
oberen seiten / lind und zart an dem griff von der Wollen damit sie überzogen
sind. Die wurtzel stosset neben den blättern viel lange / dünne / runde Fäden /
so hin und her auf der Erden umb sich kriechen / welche auch außsprossen und
kleine zäserlein an statt der wurtzeln und blättern bringen / gleich wie das
Fünfffinger-kraut oder Erdbeer-kraut / darauß denn junge und newe stöcklein
werden / mit solchem fladern und hin und wider kriechen / spreitet sich das
gemelte kraut hefftig und weit auß / also daß von einem stöcklein mehr als
zwantzig werden. An den hin und her kriechenden fäden oder stielen wachsen
schöne / bleichgelbe blümlein / von fünff blättlein gerings herumb besetzt / den
blümlein des Tormentills oder Fünfffinger-krauts ähnlich. Dieses Gewächs hat
keinen sonderlichen Geruch oder Geschmack. Man findet es allenthalben an
graßichten Awen und feuchten Gärten / die kurtz Graß haben / und uneben oder
bühelicht sind / deßgleichen an den grasichten [855] Wasser-gestaden / fürnemlich da die Gänß weiden. Derowegen etliche
dafür halten / dises kraut habe den Namen Genserich daher bekommen / daß es von
den Gänsen sehr geliebet / und abgeweidet wird.
Eigenschafft.
Der Genserich ist kalter und trockner Natur / führet ein salpetrisches /
durchtringendes saltz bey sich / und hat daher gute kräfften den Harn zu treiben
/ Stein und Grieß von den Nieren abzuführen / verstopffungen zu eröffnen / zu
säuberen / zu heilen. Die wurtzel davon ist lieblich und gut zu essen.
Gebrauch.
(Bauchflüß starcke monatliche reinigung der weiber
blutspeyen brüch / wunden / wacklende Zähn / luckes zahnfleisch /
zanschmertzen / gafallen Zäpfflein des munds) Ein handvoll Genserich
in einer halben maß Wasser und weissen Wein gesotten / und davon getruncken /
stellet die Bauchflüß und starcke monatliche reinigung der Weiber / ist gut
wider das Blutspeyen / heilet die Brüch und Wunden. So man ein wenig Essig darzu
thut / und damit lawlicht gegurgelt / stärcket es die wacklende Zähn und luckes
Zahnfleisch / mildert die Zahnschmertzen / und hebt auff das gefallene zäpflein
des Munds.
Wider den weissen Weiberfluß: Nim Genserichkraut ein loth / geschaben Helffenbein
ein halb loth / weisse Corallen und Agstein / ohne fewr zubereitet Hirtzenhorn
jedes (Weisser weiberfluß.) ein quintlein. Stosse
alles zu einem reinen pulver / und gibe Morgens nüchter ein halb Ducaten schwer
von diesem pulver in destilliertem Genserich-wasser ein. Man solle auch das
kraut in Wein legen und stetig darab trincken.
Genserichkraut in halb Wasser und weissen (Mundfäule /
löcher im hals / wacklende Zähn / zahnweh.) Wein gesotten / darnach
die brühe durch ein tuch gesiegen / den Mund und Hals öffters damit gegurgelt /
heilet die Mundfäule und löcher des Hals / stärcket die wacklenden Zähne / und
milteret das Zahnweh.
(Rothe ruhr / blutflüß.) Genserich-kraut an die
Fußsolen gebunden / oder darauff gegangen / soll die rothe Ruhr / auch andere
Blutflüsse stillen.
In dem Mäyen / morgens da ein Thaw gefallen / Genßrich-kraut / und
Rockenckornkraut genommen / zerhackt / den safft davon außgepreßt / mit rothem
Wein vermischt / durch fließpapier fliessen lassen / und drey oder mehr Morgen
nach einander allezeit (Nierenstein / grieß un̅ schleim der Nieren.) 14. loth davon getruncken / ist
ein treffliches mittel wider den Nieren-stein / zermalmet ihne / und treibt auch
allen Schleim und Grieß fort:
Gleiche würckung hat auch das von dem Genserich gemachte saltz; und die davon mit
Brantenwein / oder dem Mäyenthaw-Spiritu außgezogene Essentz / auff 20. und mehr
tropffen auff einmahl genommen.
(Hitze der Fiebern.) Genserich mit Saltz und Essig
gestossen / und über die Fußsohlen gebunden / wehret der Hitz in den Fiebern.
Des destillierten Genserichkraut-wassers / (Nierenstein
ruckenweh / weisser fluß der weiber versehrung der därm / rothe Augen /
flecken der Augen.) Morgens und Abends / jedesmal 4. oder 5. loth
getruncken / ist ein bewehrte Artzney / den Nierenstein auß zuführen / das
Ruckenweh zu vertreiben / den weissen Fluß der Weiber zu stillen / und die
versehrung der Därmen zu heilen: äusserlich gebraucht / dienet es wider die
rothe Augen und deren flecken.
In Engelland brauchet man dieses wasser / (Flecken und
masen des Angesichts.) die flecken und masen des Angesichts damit
gewaschen / zu vertreiben.
CAPUT XXVII.
Odermenig. Agrimonia.
Namen.
ODermenig heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Eupatorium Veterum, Eupatorium verum, Eupatorium
Graecorum, Hepatorium, Hepatitis, Agrimonia, Agrimonium. Italiänisch / Agrimonia
Frantzösisch / Aigrimoine, Eupatoire. Spanisch / Agrimonia. Englisch /
Agrimonii. Dänisch / Aggermane. Niderländisch / Agrimoni In Teutscher Sprach
nennet man sie auch Agermeng / Agrimonien / Adermenig / Bruchwürtz /
Leber-kletten und Königskraut.
Gestalt.
Die Odermenig ist ein wol bekant kraut / hat ein schwartz-braune wurtzel / mit
vielen Zincken / die ist hart und höltzicht / grösser und länger als die wurtzel
des Benedictenkrauts / hat keinen Geruch / aber ein bitteren geschmack / mit
einer zusammenziehung. Die blätter sind in viel kleine blättlein zerspälten /
gleich wie das Genserich-kraut / von farben graw oder aschenfarb / dieselbige
neben-zerschnittene blättlein sind widerum gerings herumb mit kleinen
schnittlein zerkerfft / wie die Sicheln / oder wie die kerff am Fünffingerkraut.
Im ende des Mäyens kom̅en gemeiniglich von einer wurtzel zween
lange / holtzichte / rauche und haarichte stengel / die wachsen gerad über sich
auff / einer elen hoch / und auch bißweilen höher: an denen erscheinen kleine /
bleich-gelbe / gestirrnte [856] blümlein
eines an dem andern / gerings herrumb biß oden auß: wenn die blümlein vergangen
und abgefallen / erscheinen kleine / rauche kletlein / die hengen sich an die
Kleider der fürgehenden / darinnen findet man weisse und süsse Körnlein / das
ist der samen / darauß junge Stöcklein wachsen. Dieses kraut wächßt hin und
wider in den hecken / auff den strassen / neben den wegen / an den rechen der
äcker / auff nidrigen büheln / hinder den zäunen und mauren / und auch etwan in
trockenen wiesen und wäldern. Blühet fast den gantzen Sommer durchauß.
In Italien / sonderlich bey Capra rola, und in Franckreich / findet man eine
sondere art der Odermenig / welche gar wol riecht / will aber nicht gern bey uns
in den Gärten gewohnen; Eupatorium odoratum, C. B.
Eigenschafft.
Die Odermenig ist mit einem bitterlichbalsamischen Saltz begabet / deßwegen warm
und trocken im ersten grad: er öffnet / reiniget / treibet durch den Harn und
Schweiß / und tröcknet die Flüsse.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber und Miltzes / Gelb- und
Wassersucht / alte faule Fieber / würm versteckter Harn und weiblicher
monatfluß kalter Harn.) Es ist die Odermenig ein edel Leberkraut /
denn sie fürnemlich vor anderen Kräuteren der Leber dienlich / eröffnet die
Verstopffung derselbigen / so man ein handvoll Odermenig in einer maß Wasser
siedet / und davon nach belieben trincket. Solches tranck eröffnet auch das
verstopffte Miltz / vertreibet die Gelb- und Wassersucht / und die faulen alten
Fieber / welche von Verstopffung der Leber und des Miltzes herrühren. Es tödtet
auch die Würm / bringet den weiblichen Monat-fluß / und treibet den Harn. Ist
ein gut mittel zu dem kalten Harn. Die Lebersüchtige sollen die Odermenig in
weissen Wein legen / darüber zu trincken.
(Bett harnen.) Agrimonien-kraut zu pulver
gestossen / und dessen ein halb quintlein zu nacht vor dem Schlaff eingenommen /
ist gut denen / welche den Harn lassen in das Bett lauffen.
Oder nim Agrimonien-kraut ein quintlein / Eichlen ein halb quintlein / Weyrauch
20. gran / Coriander-samen / Armenischen Bolus / Arabisch Gummi jedes 10. gran /
präparierte Hüner-magen auß der Apotheck ein halb loth / Zucker zwey loth.
Stosse alles zu einem pulver- und gib davon morgens und abends ein gute
messerspitz voll in Wein.
(Gelbsucht.) Wider die Gelbsucht ist nachfolgendes
tranck bewehrt erfunden worden. Nim Odermenig zwey handvoll / Wegwart und
Taubenkropff-kraut jedes ein handvoll / Schellkraut-wurtzel zwey loth / Aniß und
Fenchelsamen jedes ein quintlein. Zerschneide alles klein / thue es in eine
saubere kannen / schütte darüber zwey maß frisch Brunnwasser / verbinde die
kanne wol / und setze sie in einen kessel voll siedenden Wassers / laß es
etliche stund mit einander sieden / alsdenn thue die kannen herauß / und wenn es
erkaltet seige es durch ein sauber tuch / und gib dem Gelbsüchtigen morgens und
abends ein trunck davon.
Odermenig gepülvert / und eine halbe Ducaten (Viertägig
Fieber.) schwer mit warmem Wein getruncken / vertreibt das viertägig
Fieber / wenn manes ein zeitlang brauchet / sobald man vermeinet daß das Fieber
vorhanden seye / man muß aber darauff niderligen. Es ist auch gut so man drey
handvoll Odermenig in zwey maß Wasser siedet / und den krancken davon nach
belieben trincken läßt.
(Erbgrind.) Wider den Erbgrind des Haupts. Nim
Agrimonien-safft / und schmiere den Kopff offtmahls warm damit. Das Kraut in
Wein gesotten / und das Haupt damit gezwagen / heilet auch den Erbgrind.
Nim Sauramffer-wurtzel gedörret ein loth / Odermenig zwey handvoll / Salsaparill
und Sassafraß jedes ein loth / siede solches (Schwacher Magen und Leber / scharff Geblüt / Frantzosenkranckheit.)
in zwey maß Wasser / so lang als man ein hart ey siedet / alsdenn siechte es /
und behalts zum gebrauch. Solches tranck stärcket den schwachen Magen und Leber
/ reiniget das geblüt von seiner schärffe / und ist denen insonderheit dienlich
/ so mit der Frantzosen-kranckheit behafftet sind.
(Geschwulst der Gemächt oder Hoden. Schrunden an füssen
von kälte oder Fersen Außbruch.) So man die Odermenig in Eßig oder
Wein siedet / und wie ein pflaster über die Gemächt oder Hoden schlägt / soll es
die Geschwulst allda vertreiben.
Wenn man Odermenig mit Alant-wurtzel in Wasser siedet / und die Füß darinn badet
/ heilet es die schrunden an den Füssen von kälte oder der Fersen Außbruch.
Der rauch der Odermenig solle die Mucken / Wespen und alle gifftige Thier
vertreiben.
Die Agrimonien wird auch zu den Wundtränckern gebraucht / denn sie ein trefliches
Wundkraut ist.
(Frische Wunden.) Ein gut Wundtranck zu den
frischen Wunden. Nim Odermenig-kraut zwey handvoll / Sanickel / Betonien /
breiten Wegrich / jedes ein handvoll. Zerschneide alles klein / thue es in ein
kanne / schütte darüber zwey maß frisches Brunnwassers / verbind die kanne wol /
und lasse es in einem kessel mit Wasser sieden / seige den tranck darnach ab /
und lasse den Verwundten alle morgen und abend ein halb quartal trincken.
(Verstandner Harn.) Die Agrimonien wird auch zu
den Lenden-bädern gebraucht / den verstandenen Harn fort zu treiben.
(Müdigkeit der Füssen.) Die Agrimonien im Wasser
gesotten / und ein Fußbad davon gemacht / zieht alle Müdigkeit auß den Füssen.
(Mangel der Leber und Miltz / Gelbsucht / viertägig
Fieber / Wassersucht / Würm.) Das destillierte Agrimonien-wasser ist
sehr dienlich zu allen mängeln an der Leber und Miltz / denn es eröffnet die
Verstopffung derselben / vertreibt die Gelbsucht / viertägig Fieber und
Wassersucht / tödtet die Würm / abends und morgens jedes mahl vier oder fünff
loth getruncken. Joachimus Camerarius berichtet in Horto Medico p. m. 7. (Nierensand.) daß der Cardinal Petrus Bembus
darvor gehalten / zur Außführung des Nieren-sands seye kein besseres mittel /
als der fleißige gebrauch dieses Wassers. Es dienet auch wider (Geschwär und Löcher des Halßs / versehrung des munds
Mundfäule / Essen im Mund der jungen Kindern.) die Geschwär und Löcher
des Halses / Versehrung des Munds / Zahnbiller und die Mundfäule / ihne wol
darmit gewaschen und außgespület. Es heilet auch das essen im Mund der jungen
Kindern / so man ihnen die Zunge und dm Mund offt darmit außwäscht.
|| [857]
CAPUT XXVIII.
Gemeiner Wasserdost. Eupatorium vulgare.
Namen.
WAsserdost / Hirtzklee / oder St. Kunigundis-kraut / heißt Lateinisch /
Eupatorium vulgare, Eupatorium Avicennae, Herba S. Kunigundis. Italiänisch /
Eupatorio volgare, Eupatorio d'Avicenna. Frantzösisch / Eupatoire vulgaire.
Dänisch / Flocksurt / Kunigunds-urt / Hiorte Klefver / Niderländisch /
Boelkens-cruyt / Manneken. Englisch / Hemp-or Dutch-Agrimony.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Wasserdost / Eupatorium vulgare, Eupatorium cannabinum, C. B.
adulterinum, J. B. hat ein lange zasichte wurtzel / mit vielen zincken / die
kriecht hin und her im grund wie die wurtzel des Attich-krauts. Die blätter sind
lang / von farben sattgrün / und ein wenig rauch / mit kleinen schnitttlein
zerkerfft / wie die blätter am Hanffkraut. Er gewinnet ein runden / roth-braunen
stiel / der wird zwey und auch bißweilen drey elen lang / inwendig mit weissem
marck angefüllt / und außwendig auch ein wenig rauch / mit etlichen
nebenzweiglein / an dem obern theil derselbigen bringet er in dem Hewmonat
schöne Dolden oder Kronen / mit vielen kleinen leibfarben blümlein / den blumen
des Baldrians ähnlich / so dieselben zeitig werden / so wird ein wollichter
samen darauß / der wird von dem Wind hinweg getrieben. Dieses Kraut bringet alle
Jahr neue stengel herfür / ist eines bitteren geschmacks / und zimlich guten
geruchs. Es wächßt an feuchten orten auff den rechen / nahe bey den fliesenden
bächen / und auff den Wasser-gestaden hin und wider / ist sehr gemein und
bekant. Wenn man es in den Garten pflantzet / wird es zimlich lang / und wächßt
wol / doch will es auch gern begossen seyn / so harret es darinn in das dritte
Jahr und darüber. Man findet es allhier bey den Bächlein / und in feuchten orten
bey Michelfelden / und anderstwo.
2. Das ander Geschlecht des Wasserdosts / Cannabina aquatica folio tripartito
diviso, C. B. Verbena supina, Trag. Verbesina sive Cannbina aquatica flore minùs
pulchro, elatior & magis frequens, J. B. überkomt eine zaßlichte wurtzel
/ mit vielen dünnen beywürtzelein. Die blätter wachsen an ihrem stiel und
neben-stengeln gegen einander über / ein gesätz über dem andern / auß ihren
gläichen oder gewerben / sie sind den vorigen ähnlich / werden jedoch spitziger
/ länger und tieffer zerkerfft / aber nicht rauch. Der stengel ist braun-roth /
wie auch die nebenzweiglein / fast anderthalb elen hoch / und nicht so holtzicht
wie der vorige / er wird auch mit glaichen underschieden / darauß von unden an
biß oben auß seine nebenästlein herfür wachsen / schön und lustig anzusehen /
als ein drauschlicht blümlein. Die blumen so oben am haupt-stengel und an den
neben-zweiglein zwischen den blättern auff ihren stielen erscheinen / sind gelb
/ und wird ein jede blum umb ihren apffel mit acht blättlein besetzt / anzusehen
wie die blumen des gelben Sternkrauts / die erzeigen sich von dem understen
neben-zweiglein / biß oben auß / der apffel wird auch gelb / und mit schwartzen
düpflein oder pünctlein bezeichnet / eines starcken geruchs / wie Thann- oder
Pinn-hartz. Der same ist dem Bertram-samen ähnlich / lang / zusammen gedruckt
und rauch / also / daß er sich an die kleiner henget / er wird im Herbstmonat
zeitig. Das gantze Kraut ist am geschmack fast bitter / blühet im Hew- und
Augstmonat. Es wächßt viel in wasserigen und feuchten orten / hin und wider am
Rheinstrom / und an den außgelauffenen Wassern / auch nahe bey dem Gebürg / am
gestade der frischen bächlein / und darinnen / allwo das das wasser nicht so
streng lauffet. Allhier findet man ihne / wie auch den nechstfolgenden / an
feuchten orten bey Michelfelden. Joachimus Camerarius meldet in Horto Medico,
daß der berühmte Conradus Gesnerus von Zürich an ihme selber erfahren / daß die
wurtzel dieses Wasserdosts der weissen Nießwurtzel an der würckung nachkomme.
3. Das dritte Geschlecht des Wasserdosts / Cannabina aquatica folio non diviso,
C. B. Verbesina pulchriore flore luteo, J. B. vergleicht sich mit seiner wurtzel
der vorher gehenden / auß welcher ein brauner / runder / gläichichter / und
anderthalb eien langer stengel herfürkomt / so in viel neben-zweiglein getheilet
wird / die blätter werden gemeiniglich in drey / bißweilen aber in fünff oder
sechs theil wie die finger zerschnitten. Im Augstmonat bringet er schwartz-gelde
/ runde / ungestirnte / und doch gefüllte blumen / und ist ein jede blum in ein
grünes rundes rädlein gesetzt / anzusehen wie ein Aug mit braunen brauen. Der
same hat zwey spitz [858] lein / damit
er sich an die kleider hencket. Er wächßt an feuchten wässerigen orten / auff
den Gräben / an den Pfützen / und ist in Teutschland sehr gemein.
Eigenschafft und Gebrauch.
Der Wasserdost führet bitter-saltzichte / alkalische / und etwas schwefelichte /
durchtringende theilgen / daher er wärmet und tröcknet / die Verstopffung der
Leber / Miltze und Faulfleisches eröffnet / auch wol durch den Harn treibet /
und die Wunden und Geschwär säuberet und reiniget / und zur Heilung beförderet.
Hie wurtzel solle gelind über sich und under sich purgieren / wenn man / so viel
als zwischen fünff finger mag gefasset werden / in Wein kocht / und das tranck
trincket. Das kraut aber des Wasserdosts kommet in seiner würckung mit der
Odermenig überein / daher er auch in solchen Kranckheiten nutzlich für
geschrieben wird / in welchen man die Odermenig gebrauchet. Ist ein gutes
Wundkraut; äusserlich und innerlich zu gebrauchen.
Solch Kraut in halb Wasser / halb weissen Wein gekocht / vertreibt nicht allein
die (Gelbsucht /) Gelbsucht / sondern heilet auch
allerhand Wunden / säuberet und reiniget die Geschwär.
Man gibt ihne auch den keichenden Pferden / (Keichen der
Pferdë / Husten des Rindviehs) und dem hustenden Rindvieh. Die Jäger
haben wargenommen / daß die geschossenen Hirsch dieses Kraut essen / und sich
damit heilen.
CAPUT XXIX.
Leberbalsam. Ageratum Graecorum.
Namen.
LEberbalsam heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Ageratum, Eupaetorium Mesue, Mentha corymbifera
minor, Balsamita minor. Italiänisch / Herba giulia, Agerato, Eupatorio di Mesue.
Englisch / Everlasting / Cottonweet / Mothweed / Mandelein. Niderländisch /
Leverbalsem.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht des Leberbalsams vorgestellt.
Das erste Geschlecht / Ageratum foliis serratis, C. B. Ageratum ple???isque,
Herba Julia quibusdam, J. B. Costus minor hortensis, Gesn. hat eine überzwerche
/ holtzichte wurtzel / eines kleinen fingers dick / mit zaseln behencket /
darauß wachsen viel stengel / die sind dünn / rund / holtzicht / und etwas rauch
/ auff die anderthalb schuh lang / mit vielen länglichten / rauchen blättern
bekleidet / den blättern des Tausendgulden-krauts oder Ysops ähnlich /
anßgenommen / daß sie etwas breiter / und nicht so spitzig / gerings herumb mit
tieffen schnittlein / gleich einer sägen zerkerfft sind. Oben an den stengeln
gewinnet es schöne / gelbe dolden oder blumen / von farben und gestalt wie die
gefüllten Rheinblumen / oder wie die blumen des Frauenkrauts / allein daß sie
kleiner sind / die blühen fast den gantzen Somner hinauß. Das gantze Kraut ist
am geschmack sehr bitter / und eines guten geruchs. Dieses gewächs wird allein
bey uns in den Lustgärten gezielet / denn von sich selbst wächßt es nicht in
Teutschland / aber in der Italiänischen Landschafft Toscanien wird es in grosser
menge gefunden / und wächßt gern in sonnreichen orten. Valerius Cordus vermeldet
/ es werde auch auff den bergen bey Würtzburg angetroffen.
Klein Leberbalsam. Ageratum flore albo.
|| [859]
2. Das zweite Geschlecht / Ageratum foliis serratis, flore albo, C. B. hat auch
ein harte / holtzichte wurtzel / die theilet sich von ihrem Haupt in drey oder
vier theil / mit wenig Zaseln oder neben-wurtzeln. Die stengel und blätter
vergleichen sich dem ersten in allen dingen / außgenommen daß die blätter etwas
breiter und kürtzer / und die blumen weiß sind. Dieses wird wie das erste bey
uns allein in den Gärten gezielet / aber in der Provintz / Franckreich und
Languedock wächßt er nach Theodori Tabernaemontani bericht von sich selbst
überflüßig / allda auch das erste Geschlecht gefunden wird.
Es gibt sonsten noch ein Geschlecht mit ungekerfften blättern / Ageratum foliis
non serratis, C. B. Wie auch ein Africanischer Leberbalsam mit eingeschnittenen
blättern / Ageratum Africanum foliis laciniatis inodorum, Raj.
Eigenschafft.
Der Leberbalsam ist warm im ersten / und trocken im andern grad; führet ein
alkalisch-bitterlicht-balsamisches Saltz / und hat also die eigenschafft zu
eröffnen / zu erdünnern / zu säuberen / zu heilen / Würm zu töden und
außzutreiben.
Gebrauch.
(Bauchwürm der Kindern.) Die obersten schößlein
samt den blumen und dem kraut / über nacht in weissen Wein gebeitzet / und den
Kindern morgens nüchtern / drey stund vor der mahlzeit / ein klein
Pfenning-gläßlein voll darvon zu trincken geben / tödet und vertreibet die
Bauchwürm / wird also in Italien viel gebraucht. Der samen von diesem kraut den
jungen Kindern eingeben / wie man den Wurmsamen ein zugeben pflegt / hat gleiche
würckung die Würm zu töden und außzutreiben.
Leberbalsam-kraut ein halbe handvoll / (Zahnweh von
kalten Flüssen.) mit ein wenig Roßmarin und Bertramwurtzel / in einem
quartal weissen Weins gesotten / und mit der durchgesiegenen brühen den Mund
gespühlet / dienet wider das Zahnweh / so von kalten Flüssen herkomt.
(Verstopffung der Leber / langwierige Fieber / anfahende
Gelb- und Wassersucht / mutter grimmen.) Das destillierte
Leberbalsam-wasser ist ein köstliche Artzney wider die Verstopffung der Leber /
langwierige Fieber / anfangende Gelb- und Wassersucht / morgens und abends /
drey oder vier loth darvon getruncken. Also gebraucht / treibet es den Harn /
stillet das Mutter-grimmen / und tödet die Würm bey jungen und alten Menschen /
den jungen mittelmäßigen Menschen gibt man vier loth / den Kindern von zehen biß
auff fünff Jahr / drey loth / den vierjährigen und die darunder sind /
anderthalb loth / und den gar jungen Kindern / ein loth.
Das Leberbalsam-kraut und Natter zünglein oder Gottsgnaden-kraut / mit einander
verstossen / hernach in gutem Baumöl gesotten / durch ein tuch getruckt / und
ein wenig Wachs / Pech / und Terbenthin darunder zerlassen / gibt ein trefflich
Wund pflaster (Wunden und Schäden.) ab / Wunden
und Schäden damit auß zuheilen. Man kan Silberglette auch darunder mischen.
CAPUT XXX.
Fünfffinger-kraut. Quinquefolium.
Namen.
Fünfffingerkraut oder Fünffblat heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Quinquefolium, Pentaphyllon. Italiänisch /
Cinquefoglio. Frantzösisch / Quintefeullie, Cinquefeullie. Spanisch / Cinco en
rama. Englisch / Cinquefoile / Floefingergrasse. Dänisch / Feinfinger-urt.
Niderländisch / Vyfvingerkruyd / Vyfbladerkruyd.
Gemein Fünfffingerkraut. Quinquefolium vulgare.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Fünfffingerkraut / Quinquefolium vulgare, Ger. majus repens, C. B.
Pentaphyllum sive Quinquefolium vulgare, repens, J. B. überkomt ein lange
dunckelbraune wurtzel / sie ist nicht fast dick / ???fladeret hin und wider mit
ihren neben-würtzelein / und gibt ein herben geschmack von sich. Die blätter
ligen auff dem boden / spreiten sich weit auß / und hengen sich mit ihren langen
fäden an den grund. Im end des Mäyens trägt es gelbe Blumen / welche beyderseits
an dünnen stielen / zwischen den blätteren herfür schiessen / und sich des
Genserichkrauts-blumen vergleichen / so hernach verschwinden / und kein Frucht
noch Samen bringen / denn es sich selbs von den fäden erjüngeret. Man findet es
an grasichten reinen / hinder den zäunen und ungebawenen orten / die wurtzel
soll gegraben werden / wenn die Sonn im Widder ist.
2. Das Fünfffingerkraut mit silberfarben blättern / Quinquefolium erectum folio
argenteo, C. B. Pentaphyllum erectum, foliis profundè sectis, subtus argenteis,
flore luteo, J. B. überkomt ein lange schwartze holtzichte wurtzel / so ein
rauchen geschmack wie die Tormentill-wurtzel von sich gibet. Seine blätter
werden silberfarb / und auff beyden seiten mit wollichten härlein überzogen /
sie
|| [860]
Fünfffingerkraut mit silberfarben blättern. Quinquefolium foliis argenteis.
sind lind / auch tieffer zerschnitten als andere Geschlecht / deren fünff und
etliche mahl sieben blätter bey einander stehen. Der stengel wächßt anderthalb
spannen hoch / mit vielen nebenzweiglein / die oben bleichgelbe fünffblättige
blümlein tragen / auß welchen samen-bringende knöpfflein werden / so sich des
Tormentil-samen knöpfflein vergleichen. Man findets in steinichten / dürren
gründen / in den hecken / an den felsen / mauren / alten gebäwen und sandigen
graßplätzen.
3. Das Fünfffingerkraut mit weissen blumen / Quinquefolium album majus alterum,
C. B. Pentaphyllum album, J. B. Quinquefolium flore albo. überkomt ein zasichte
wurtzel / wie der Sanickel / von welcher viel blätter auff runden stielen / und
auff einem jeden stiel ein besonder blatt herfür wächßt / so in fünff blätter
getheilet wird / sie sind am oberen theil schön grün / unden aber gantz
aschenfarb / es werden auch die understen und breitesten blätter gar nicht
gekerfft / wie am gemeinen Fünfffingerkraut / hingegen haben die obersten
längere und schmälere blätte sehr kleine kerfflein / so man kaum sehen kan.
Theod. Tabernaemontanus hat an ihme niemahlen keinen samen wahrgenommen / man
findet es in trockenen wäldern / auff dem Spessart und im Waßgaw / nicht weit
von der Statt Käysers-Lautern: es wird auch im Fürstl. Eystättischen Lustgarten
angetroffen / alda zugleich vom samen nichts gemeldet ist. Hingegen berichtet
Carolus Clusius, daß nach abfallung der Blumen ein wollicht kelchlein gesehen
werde / so einen glatten samen in sich halte / der sich dem Hanenfuß-samen
vergleiche. Es wächßt in Oestereich???
Fünfffingerkraut mit weissen Blumen. Quinquefolium flore albo.
auff einem waldichten Bühel oberhalb Mantersdorff / wie auch in allen bergichten
Wäldern / welche sich von dem Donaw-fluß an die Alpgebürg ziehen. Es blühet im
Aprillen / Mäyen und bißweilen erst im Herbstmonat. Ein kleinere art wird auf
den Oestereischen und Steyrmarckischen Alpgebürgen angetroffen: Quinquefolium
album minus alterum, C. B.
Roth Wasser-Fünfffinsgerkraut. Quinquefolium palustre rubrum.
|| [861]
4. Das rothe Wasser-Fünfffingerkraut / Quinquefolium palustre rubrum, C. B.
Pentaphyllum vel potiùs Heptaphyllum flore rubro, J. B. bekomt ein lange / linde
und schwartze wurtzel / so mit gläichen underschieden wird / an welcher viel
zaselen oder würtzelein hangen. Seine linde / lange / und hohlkählichte stengel
/ die von der wurtzel herauß stossen / ligen auff der Erden / darvon
nebenästlein über sich wachßen / daran 5. und bißweilen 7. blätter auff einem
stiel gesehen werden / welche sich dem gemeinen Fünfffingerkraut vergleichen /
sind aber schmäler und länger / oben grün und unden aschen-farb / über der mitte
des stengels und ferners hinauff erscheinen gestriemte purpur-braune blumen /
von fünff oder sechs blättlein: darauff folger ein rothe harte frucht den
unzeitigen Erdbeeren ähnlich / inwendig trocken / und eines herben geschmacks.
Man findet es in feuchten sumpffichten Wiesen / und anderen wässerigen orten im
Waßgaw / hin und wider.
5. Das Walenstadische Fünfffingerkraut / Quinquefolium album majus, C. B.
6. Das Bündnerische Fünfffingerkraut / Quinquefolium album minus, C. B. Wächßt an
felsichten orten in Bünten bey der Statt Chur.
7. Das nidrige Alpen-Fünfffingerkraut / Quinquefolium minus repens Alpinum
aureum, C. B. Pentaphyllum Alpinum splendente aureo flore, J. B. Wächßt an
grasichten orten auff den Oestereichischen Alpgebürgen.
8. Das Oestereichische Fünfffingekraut / Quinquefolium repens minus lanuginosum
luteum, C. B. Pentaphyllum minus molli lanugine pubescens, J. B. Ist sehr gemein
an den wegen in Oestereich / Ungarn / Mähren und Böhmen / und fängt an mit dem
eingehenden Frühling zu blühen. Bey ihm wächßt noch ein kleinere art / dessen
dünnere stengelein nicht grün / sonder purpurfarb werden. Quinquefolium minus
repens aureum, C. B. Pentaphyllum parvum hirsutum, J. B.
9. Das neunte Geschlecht des Fünfffingerkraut / Quinquefolium rectum luteum, C.
B. Pentaphyllum rectum majus, J. B. Findet man an feuchten grasichten rheinen /
an den bächen / und neben den strassen / insonderheit im Elsas. Wird auch /
dieweilen es nicht allenthalben gemein ist / in die Gärten zum gebrauch der
Artzney gepflantzt. Dieses kraut verändert sich an den blättern und blumen. Es
überkomt drey / fünff / sechs gemeiniglich aber sieben blätter an einem stiel /
seine blumen erscheinen bleichgelb / weiß und roth. 10. Das Elsaßische
Fünfffingerkraut / Quinquefolium fragiferum, C. B. findet man viel in dem
Elsassischen Gebürg bey Obernähem / an Sonnreichen orten / wächßt auch in Ungarn
zwischen dem Raab-Muhr- und Draw-fluß.
11. Das eilffte Geschlecht des Fünfffingerkrauts / Quinquefolio fragifero
affinis, C. B. Wächßt gern an grasichten orten / erjüngert sich auch selbs /
denn es sich im hin und her fladeren einwurtzlet / also daß es in kurtzer zeit
einen zimlichen platz einnimt.
12. Das kleinste Fünfffingerkraut / Quinquefolium minus repens luteum, C. E.
Pentaphyllum minus folio subtus albicante, J. B.
13. Das gelbe Berg-Fünfffingerkraut / Quinquefolium montanum luteum erectum
hirsutum, C. B. Wächßt nicht weit von hier auff dem Cräntzacher-Berg.
14. Das Schweitzerische Fünfffingerkraut / Quinquefolio similis Enneaphyllos, C.
B. Wächßt auff den Schweitzerischen Alpgebürgen.
Eigenschafft.
Alle Fünfffingerkräuter / sonderlich aber das erste und grosse Geschlecht / und
fürnemlich desselben wurtzel hat viel irdische / alkalische / groblichte
saltz-theilgen / und dadurch die eigenschafft zu trocknen / anzuhalten / auch
wol zu eröffnen / allem sauren zu widerstehen / das scharffe Gifft zu töden /
wunden und schäden zu säuberen und zu heilen. Man muß es aber im Aprill und
Mayen außgraben / samlen / und am schatten dorren.
Gebrauch.
(Schwaches Haupt / Flüß / Ruhr / bauchflüß / viertagige
Fieber.) Ein Loth Fünfffingerkraut-wurtzel in einer maß Wasser
gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / und darvon nach belieben
getruncken / stärcket das schwache Haupt / denn es die flüß außtröcknet.
Tabernaemontanus vergleichet diese Wurtzel der köstlichen China-wurtzel. Dieses
Tranck ist auch dienlich wider die rothe Ruhr / allerley Bauchflüß / und das
viertägige Fieber.
(Zahnweh / Mund-geschwär.)
Fünfffingerkraut-wurtzel täglich im mund getewer / verwahret die Jähn unverletzt
/ und verhütet das Zahnweh. Deßgleichen thut auch die wurtzel / so man sie in
weissen Wein siedet / und alle Morgen den Mund und Zähn darmit außwäscht / also
heilet sie auch die Mundgeschwär.
(Unfruchtbarkeit der Weibern.) Wenn die
Unfruchtbaren Weiber die Fünfffingerkraut-wurtzel zu pulver stossen / und
sechtzig Tag nacheinander davon alle Morgen ein halbe Ducaten oder quintlein
schwer in Wein einnem̅en / soll es sie fruchtbar machen.
(Lungsucht.) Wider die Lungensucht nim frisch
außgepreßten und geläuterten Fünfffingerkraut-safft / sauberen Jungfrawen-Monig
/ und frischen Mäyen-butter jedes acht loth / thue es in ein pfänlein / und
lasse es über einem kohlfeurlein sieden / biß es zur dicke einer Latwerg wird /
hernach bewahre es in einem Zucker-glaß: von diser Latwerg solle der
Lungsüchtige alle Morgen ein halben löffel voll nehmen / solches sittiglich im
Mund vergehen / und gemächlich herunder schleichen lassen.
(Wunden.) Nachfolgendes Wund-tranck ist zur
heilung aller Wunden dienlich: Nim Fünfffingerkraut anderthalb handvoll /
Sanickel / Hirtzklee / Wegrich / Natterwurtz-kraut und Ehrenpreiß jedes ein halb
Hand voll / zerschneide alles klein / thu es in ein saubere Kannen / schütie???
darüber zwey maß Brunnwasser / und ein halbe maß weissen ???Wein / verbinde die
Kannen wol / stelle sie in einen Kessel voll siedenden wassere / lasse es
etliche stund darinn sieden / wenn es alsdenn erkaltet / seige den Tranck durch
ein sauber tuch / und bewahr es zum gebrauch. Von [862] diesem Tranck solle der verwundte alle
Morgen und Abend ein glaß voll zu sich nehmen.
(Wilchmangel der Geissen.) So man will daß die
Geissen viel Milch geben / muß man ihnen etliche tage nacheinander frisch
Fünfffingerkraut zu fressen ge ben / che man sie trincken läßt.
(Geschwär des munds versehrung des Halßs.)
Fünfffingerkraut und wurlzel zu pulver gestossen / und mit Honig zu einem
sälblein vermischt / darmit die Geschwär des Mundes angestrichen / heilet
dieselbigen / und alle andere Versehrung des Halses: darneben soll man auch das
Kraut und wurtzel in wasser sieden / solches hernach durch ein sauber tuch
seigen / ein paar löffelvoll Rosen-honig darzu thun / und den Mund des tags
offtermahls damit außwalchen.
(Mundfäule / Geschwär des Halses / Scharbock) Zu
der Mundfäule und Geschwär des Halß ist nachfolgendes Mund-wasser dienlich / so
auch den Scharbock heilet: nim Fünfffingerkraut mit der wurtzel ein hand vo /
Scabiosen / Wegrich und Rolen-blätter jedes ein halbe handvoll. Siede es in
einer halben maß frisch Brunnwassers / biß ohngefehr der halbe theil eingesotten
/ alsdenn seige es durch ein sauber tuch / thue darzu 5. loth Rosen-honig /
gebranten Alaun ein qu. damit wasche den Mund und Zahnfleisch offtermahls
laulicht / und gurgele auch den Halß damit.
(Stinckender geruch der zähnen und mundes.)
Fünfffingerkraut mit der wurtzel in Wasser ser gesotten / und mit der
durchgesiegenen brühe den Mund offtermahls warm gewaschen / auch lang im Mund
gehalten / vertreibt den übelen geruch der Zähnen und Munds.
(Verruckung oder Geschwulst der Füssen an den
Pferden.) Wenn ein Pferd den Fuß verruckt hat / oder an demselbigen
geschwollen ist / so nim ein guten theil Fünfffingerfrauts / siede es in Wein /
thue darzu ein. klumpen Butter / lasse solches sieden / biß das fraut weich wird
/ alsdenn binde es morgens und abends dem Pferd umb den Fuß / so warm als es zu
erleiden ist / thue solches fünff tag nach einander / so wird dem Pferd
geholffen.
Auß dem Fünfffingerkraut und wurtzel wird nachfolgender nutzlicher Wein
zubereitet: nim Fünfffingerkraut-wurtzel acht loch / Tormentill-wurtzel vier
loth / Benedicten-wurtzel drey loth / Fünfffingerkraut / Betonien sechs handvoll
/ Gamanderlein / Erdpin / Cardobenedicten / Tausendguldenkraut / Wermuth jedes
drey handvoll / zerschneide alles groblicht / thue solches in ein sauber fäßlein
/ so ein Ohmen oder dreyßig maß hält / schütte darüber so viel guten weissen
Most / laß alles wohl verjäsen / und ein Wochen sechs oder acht stehen / alsdenn
(Schwindsucht / flüß / Zipperlein Hufftschmertzen /
glidersucht verstopffung der Leber / Miltzes und Nieren / Stein in ben
Nieren und Blasen / lahme Glieder /) trincke morgen nüchter oder bey
dem mittagessen nach der Suppen ein gläßlein voll. So kein guter Most zu
bekommen wäre / kan er auch mit gutem alten weissen Wein angesetzet werden.
Dieser Wein ist fürtrefflich gut den flüßigen Menschen / so zur Sckwindsucht
geneigt sind / er verzehret die Flüß / dienet wider das Zipperlein /
Hufft-schmertzen / Kniewehe und alle Gliedersucht / eröffnet die Verstopffung
der Leber und Miltz / treibt den Harn / läßt den Stein in den Nieren und Blasen
nicht wachsen / stärcket die lahmen schwachen Glieder / (Schlag / bauchflüß / weisser weiberfluß /
unfruchtbarkeit. Nasenbluten.) verhütet den Schlag und alle
Kranckheiten so von Flüssen herkommen / er stopffet auch alle Bauchflüß / ist
dienlich wider den weissen Weiber-fluß / und befürdert die Empfängnuß.
So man die Fünfffingerkraut-wurtzel in der hand behält / biß sie erwarmt / soll
sie das Nasen-bluten stillen.
(Verstopffung der Leber / Miltz Nieren und Blasen /
Grieß / Stein / viertägig Fieber / offene schäden / fiflelnkrebs / zittern
der Händen.) Das destillierte Fünfffingerkraut-wasser morgens und
abends auff vier loth getruncken / eröffnet die Verstopffung der Leber und Miltz
/ treibet den Harn / reiniget Nieren und Blasen / führet auß Grieß und Stein /
und vertreibt das viertägig Fieber / es heilet auch offene Schäden / Fistlen und
den Krebs / so man tüchlein darinnen netzt und warmlicht auff den schadhafften
ort schlägt. Die Händ offtermahls mit diesem wasser gewaschen / und von sich
selbst lassen trockin werden / vertreibt das Zittern.
CAPUT XXXI.
Tormentill. Tormentilla.
???(Ein jung würtzlein / wie solches zu zeiten neben
den andern in Gärten gepflantzet zu wachsen pfleget.)
(Die grosse Berg-Tormentill.)
(Ein sonderilche art mit sehr langen wurtzeln auß der
Schweitz.)
Namen.
TOrmentill heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Tormentilla, Heptaphyllum. Italiänisch / Tormentilla, Herba
Settefoglia. Frantzösisch / Tormentille. Spanisch / Set en rama. Englisch /
Setfoile / Tormentill. Dänisch / Tosmentille / Roednee / Blodroed. Niderländisch
/ Tormentille. In Teutscher sprach wird sie auch genennt Hertzwurtz /
Siben-Fünfffingerkraut / Feigwurtz / Blutwurtz / Rothguntzel / Rothwuntz / roth
Heilwilrtz / Ruhrwurtz und Birckwurtz / dieweil dieses Gewächs gemeiniglich in
denen onten gefunden wird da viel Birckenbäum stehen. In Sachsen nennet man es
Heydecker.
|| [863]
Gestalt.
Die gemeine Tormentill / Tormentilla vulgaris, Park. Matth. officin. sylvestris,
C. B. hat eine länglichte wurtzel / mit viel knorren / rund / un̅
von farben braun-schwartz / mit vielen zaseln / inwendig aber ist sie schön roch
un̅ leibfarb / am geschmack zusammenziehend / trocken und
rauch wie die Eycheln. Von dieser wurtzel kommen jährlich im Aprillen herfür
dünne / runde und zarte Stengelein / wie die Bintzen-hälmer / die werden nicht
viel über spannen lang / etwann vier oder fünff und bißweilen mehr / dieselbigen
sind von unten an biß oben auß / etwann gläichs lang von einander / mit
tieff-zerspaltenen blättlein bekleidet / ein jedes blatt in sieben / und auch
etwann in 5. doch mehrentheils in 7. underschiedliche blättlein zercheilet /
un̅ gerings herum mit kleinen schnittlein zerkerfft. Im Mäyen
erscheinen bleichgelbe blümlein / den Fünfffingerkrauts-blümlein ähnlich /
außgenom̅en / daß sie nur 4. blättlein haben. Wenn die
blättlein abfallen und vergehen / folgen hernach kleine knöpfflein / die sind
anzusehen wie die anfangende Erdbeerknöpflein. Nach Theod. Tabernaemontani
Bericht wächßt dieses Kraut viel in dem Gebürg / im Waßgaw / Ostwald / Spessart
und Schwarßwald hin und wieder / gemeiniglich aber da es viel Birckenbäume hat:
In etlichen orten auff dem Schwartzwald / und anderen obgemelten orten /
sonderlich da es kühl und dunckel ist / wird die Tormentillwurtzel drey oder
viermal grösser / als sie in den gemeinen Birckenwälderen wächßt.
In dem Tirolischen Gebürg / insonderheit umb den Piler-see / da viel gute Kräuter
wachsen / hat Camerarius ein art der Tormentill gefunden / welche viel grösser
ist als die gemeine / denn die Wurtzel scheint sehr groß und blutroth /
derowegen sie im Schweitzerland und anderen orten Rothwurtz genant wird / sie
gibt auch einen lieblicheren geruch / daher sie billich vor der gemeinen soll
gebraucht werden. Ist allhier auch abgemahlet / wächßt häuffig und kräfftig auff
den Schweitzerischen Alp-gebürgen; Tormentilla Alpina vulgaris major, C. B.
Diese Wurtzel samt den blumen der röthlichten Nessel in dem Bachofen gedörrt /
und hernach zu Pulver gestossen / solches alßdenn (Wundenbluten.) in die Wunden gestreuet / solle das hefftige bluten
gewaltig stillen.
Eigenschafft.
Die in dem Mäy und Brachmonat gesamlete Tormentill-wurtzel ist mit einem
bitterlichten groben Saltz / und vielen irrdischen alkalischen etwas
schwefelichten theilgen begabet / tröcknet deßwegen / ziehet zusammen /
wiederstehet dem Gifft / und stillet allerhand Bauch- und Blut-flüsse.
Gebrauch.
(Flüß des Haupts / fallende Sucht / schwindel / Hauptweh
von kalten Flüssen) Es ist die Tormentill-wurtzel ein herrliche
Artzney wider die Flüsse des Haupts / Fallende Sucht / Schwindel / und Hauptweh
von kalten Flüssen / man kan ein loth dieser Wurtzel in einer maß Wasser sieden
/ so lang als man ein hart Ey siedet / und nach belieben davon trincken. Dieser
tranck (verwunte Brust und Geschwär der Lungen Gifft /
Pest allerley Bauchflüß rothe rubr Würm / Frautzosëkranckbeit.) heilet
auch die verwundte Brust und Geschwär der Lungen / stäreket das Hertz / treibet
das Gifft auß dem Leib / dienet wider die Pest / allerley Bauchflüß / und die
rothe Ruhr / tödtet die Würm und ist dienlich in der Frantzosen-kranckheit.
Die krafft und Würckung der Tormentill-wustz / ist nach Tabernaemontani meinung /
deren ich gäntzlich beypflichte / nicht außzugründen / noch zu beschreiben. Man
hat diese wurtzel durch langwierigen gebrauch dermassen wider die Pestilentz
bewehrt befunden / daß man heutiges tages schier kein mittel angiebet / die
pestilentzische Vergifftung zu verhüten oder außzutreiben / es muß die
Tormentill-wustzel dabey seyn.
(Starcker schauder oder frost / Pest.) Wenn
jemanden ein starcker schauder oder frost anstiesse / und wüste nicht / was
dalauß werden wolte / es wäre gleich in Sterbens-läufften oder zu andern zeiten
/ der nehme alsobald ein halb quintlein Tormentillwurtzel und so viel Theriacks
/ vermische es mit drey loth Sauramff-wasser / trincke es auff einmahl ein / und
schwitze wol darauff im Bett / so gehet die Kranckheit durch den Schweiß hinweg.
Diese Artzney soll man auch denen gebrauchen / welche von der Pest sind
angegriffen worden / denn sie bewähret ist.
(Bauchflüß weisse und rothe ruhr) Ferners findet
man unter allen wurtzeln kaum eine / die da besser ist wider alle bauchflüß /
rothe und weisse Ruhr / man gibt??? den Krancken ein quintlein schwer der
gestossenen Tormentill-wurtzel in einem Trüncklein Wegrich-wasser auff zwey mahl
ein.
(Rothe Ruhr.) Wenn die roche Ruhr regieret /
sieden etliche ein loch Tormentill-wurtzel in einer maß Wasser / so lang als man
ein hart Ey siedet / und vermischen darnach ihren Wein darmit. Andere legen die
wurtzel zerschnitten in ihren Wein / und trincken darüber: beydes ist wol
gethan.
(Unmäßiger blutgang der Weiber.) Den unmäßigen
Blutgang der Weiber zu stillen / ist bald kein dienlichere Artzney / als die
Tormentill-wurtzel / man soll der Frauen ein quintlein schwer dieser gestossenen
wurtzel in zwey mahl morgens und abends eingeben. Deßgleichen sollen die Weiber
diese wurtzel in Wein legen / oder ein loth (Starcker
fluß der gulden Ader.) in einer maß Brunnwasser sieden / und darvon
nach belieben trincken. Solcher Tranck stillet auch den starcken Fluß der gulden
Adern.
(Schwache Leibsfrucht unzeitige Geburt.)
Tormentill-wurtzel klein geschnitten und in Wein gelegt / ist ein nutzliche
Altzney den schwangeren Weibern / so sie darvon trincken / denn sie stärcket die
schwache Frucht in Mutterleib / und verhütet die frühzeitige Geburt. Solches
thut auch das pulver / bißweilen den dritten theil eines auintleins mit einem
weich-gesottenen Ey eingenommen.
(Weisser Mutterfluß.) Ein loth Tormentill-wurtzel
in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / und solches ein Monat lang
getruncken / ist gut wider den weissen Mutter-fluß.
(Wacklende Zähn / übler geruch berfelben.)
Tormentill-wurtzel in Wasser gesotten / und von der durchgesiegenen brühen im
Mund gehalten / das Zahnfleisch auch damit gewaschen / befestiget die
wacklenden [864] (Gifft / Flüß des Haupts / innerliche versehrung der
Brust und Gedärm / rothe Ruhr unmäßige Weiber???reinigung / Geschwär und
versehrung heimlicher orten bey Mann un̅ Weib.) Zähne /
und vertreibet den übelen geruch derselbigen.
Das destillierte Tormentill-wasser dienet wider alle Gifft / stärcket das Hertz /
stillet die Flüß des Haupts / heilet die innerlichen Versehrungen der Brust und
Gedärm / erhält die Frucht in Mutterleib / ist qut für die rothe Ruhr / und
wehret der übermäßigen Weiber-reinigung / so man bißweilen ein paar löffel voll
davon nimmet. Es dienet auch zu den Geschwären und versehrungen an heimlichen
orten bey Mann und Weib / damit laulicht gewaschen / leinene tüchlein darinnen
genetzt / und warmlicht übergelegt.
CAPUT XXXII.
Erdbeerkraut. Fragaria.
(Berg-Erdbeerkrant.)
Namen.
ERdbeer-kraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Fragaria, Fragula, Herba fragae, Trifolium fragiferum. Italiänisch
/ Fragolaria. Frantzösisch / Fraisier. Spanisch / Mayvere. Englisch /
Strawberybusch. Dänisch / Jordbärlyß / Jortbärurt. Niderländisch /
Aerdbesienkruydt. Erdbeer heißt Lateinisch / Fragum. Italiänisch / Fragola,
Fraga. Frantzösisch / Fraise. Spanisch / Mayvera. Englisch / Strawbery. Dänisch
/ Jordbär. Niderländisch / Aerdbesie.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden gemeiniglich drey Geschlecht des Erdbeerkrauts gefunden.
Das erste Geschlecht des Erdbeerkrauts hat eine schwartz-braune und zasichte
wurtzel / die ist inwendig bleichgelb / eines zusammenziehenden trocknen
Geschmacks / wie die Tormentill-wurtzel. Von deren stossen die blätter im
Mertzen herfür / die sind erstmals runtzlicht / zusammen gefallten wie die
Wiesen-klee / deren findet man nicht mehr als drey auff einem stiel: wenn sie
sich auffthun und fortwachsen / werden sie grösser / schier anzusehen wie die
blätter des Agrimonienkrauts / sind doch breiter und kürtzer / auffder seiten
gegen der erden gantz aschenfarb / runtzlicht / mit vielen rippen / ein jedes
blatt gerings herumb wie ein sägen zerkerfft / gleich wie die blätter der
Betonien. Dieses Gewächs flechtet weit umb sich hin und wider auff der erden /
mit seinen langen / zarten und dünnen fäden / welche sich widerumb mit fast
kleinen zasichten würtzlein an den grund anhengen / und also von sich selbst
junge stöcklein herfürbringen. Es gewinnet dieses kraut keine stengel / sondern
von der wurtzel wachsen herfür zwey oder drey lange / rauche / haarichte
stielgen zwischen den stielen darauff die blätter wachsen / die bekommen am
obertheil schöne grüneknöpfflein / thun sich im Aprillen auff / und werden
schöne / weisse und fünffblättige blümlein darauß / deren jedes inwendig ein
gelbes bützlein oder äpfflein hat / auß welchen hernachmahls / so die weissen
blättlein der blümlein abfallen / schöne / grosse / rothe Beer / mit vielen
kleinen knöpfflein im Mäyen werden / die sind innerlich gantz weiß / und voller
kleiner sämlein / eines süssen anmüthigen geschmacks und lieblichen geruchs.
Dieses kraut wächßt nach Th. Tabernaemontani bericht in grosser menge in unserem
Teutschland von sich selbst / neben den Hecken / in den Bergen / Matten /
grasichten Rechen der Weinbergen / und in den Ködern oder abgehauenen Wäldern
hin und wider. Wiewol man aber das gemelte Gewächs allenthalben häuffig von sich
selbst wachsend findet / wird es doch gleichwol der lieblichen anmuthigen Frucht
halben dieser zeit gemeiniglich in den Lustgärten gezielet / darinnen sie denn
viel grösser wachsen. Das Erdbeerkraut / so auff den Bergen wächßt / und allhier
auch abgemahlet worden / ist ein mager kräutlein / mit einer kleinen und etwas
ungeschmackten Frucht. Diese Erdbeer-frucht änderet sich an ihrer grösse und
farb / etliche wirdroth / die andere hält das mittel zwischen weiß und roth. Man
findet auch insonderheit in den Holländischen Gärten die Frucht zweymahl grösser
als die gemeine / so mit grüner / gelber / bleicher und weisser farb besprengt
ist. In Engelland und in der Insul Virginia kommen die größten Erdbeer herfür.
In dem Fürstlichen Eystettischen Lustgarten werden sie in der gestalt einer
kleiner Pflaumen angetroffen. Simon Pauli schreibt Class. III. Quadripart.
Botan. p. m. 306. er habe auff eine zeit Erdbeer gesehen / welche sich einem
nicht gar zeitigem Pfersich verglichen. In Italien auf den Burgeischen
Alp-gebürgen trägt dieses Gewächs zwey mahl Frucht / als im Frühling und Herbst
/ sie wird zusammen gedrungen / gestriemt / und gibt ein geschmack wie die
Himbeer von sich.
Das andere Geschlecht ist mit wurtzel / kraut und blumen dem jetztgemeldten
durchauß gleich / außgenommen / die Beeren oder
|| [865]
Weisse Erdbeer. Fraga alba.
Frucht werden an diesem schneeweiß / haben auch wie die andern einen süssen
anmuthigen geschmack und lieblichen geruch. Dieses Geschlecht ist nicht gemein
in Teutschland / wie das vorige / doch wird es heutiges tags auch in grosser
menge fast in allen Lustgärten gepflantzet. Es wächßt im Schweitzerland bey
Ober-Baden / wie Conradus Gesnerus in Hortis Germaniae berichtet. Johannes
Thalius meldet in Harcynia Saxono-Thuringica, p. m. 43. Die blätter werden etwas
kleiner und schwärtzer / die Frucht seye nicht so kernicht / aber süß und gantz
weiß / bißweilen aber am underen theil schneeweiß / am oberen aber / so man sie
gegen der Sonnen hält / röthlicht. Wenn man sie abbreche / gebe sie ein
scheinbar geräusch von sich / dahero man sie Knackelbeer und Preßling nenne. Es
wächßt in rauhen orten / und sonnreichen büheln auff dem Sachsen-Thüringischen
Hartzwald.
Das dritte Geschlecht ist den vorgemelten gleich / aber die blätter sind viel
haar- oder wollichter / auff beyden seiten aschenfarb und gläntzend wie die
blätter des Genserichs. Die Frucht wird nicht gantz roth / sonder bleibet
leibfarb / oder halb roth und halb weiß / am geschmack fast anmuthig und
lieblich / ist im Brach- und Hewmonat zeitig. Sie wächßt auff grasichten rechen
und plätzen / deßgleichen auff den wiesen in dem Wormbsergaw / da ihrer denn am
meisten gefunden wird. Man nennet sie Lastbeer und Haarbeer. Werden heutiges
tages auch in den Lustgärten gezielet.
Eigenschafft.
Die wurtzel samt dem Erdbeerkraut und Frucht ist kalter und trockner natur;
führet neben vielen irdischen theilgen sonderlich ein nitrosisch milt-flüchtiges
Saltz bey sich / und hat die eigenschafft zu kühlen / zu eröffnen / zu reinigen
/ und durch den Harn zu treiben.
Gebrauch.
(Durst / hitziger Magen und Nieren.) Die Erdbeere
sind ein schöne und anmuthige Frucht / sie löschen den durst / bekommen wol dem
hitzigen Magen und Nieren. Nach dem sie gewaschen / soll man kräfftigen Wein /
guten Zucker und ein wenig Zimmetpulver / oder auch guten Kirschen-branntenwein
mit Brunnwasser wol geschwächt / und mit Zucker versüßt darüber schütten / und
also geniessen / aber man muß sie essen vor andern speisen / wenn der Magen leer
ist / denn diese Frucht bleibet nicht lang / fordert den Stulgang und Harn. So
man die Erdbeer nach den Speisen isset / verderben sie die Däwung / und erwecken
leichtlich das Fieber / darumb es ein böser brauch bey uns Teutschen / daß man
diese Frucht zum beschluß der mahlzeit geniesset.
Theod. Tabernaemontanus schreibt / es seye ein wunderbarlich ding an den
Erdbeeren zu mercken / daß wiewol ihr kraut hin und wider auff der erden ligt /
und Schlangen / Nattern / Blindschleichen / und ander gifftiges Ungezieffer ohn
unterlaß darüber kricht / die Frucht oder das kraut gleichwol nicht bald von
ihnen vergifftet werde / wie auch die tägliche erfahrung solches bezeuge /
sintemahl das Baursvolck und die Kinder Sommers-zeit diese Beeren abpflücken /
solche ungewaschen essen / und ihnen doch niemahlen ein eintziger schaden
derwegen zugestanden / welches ein anzeigung seye / daß dieses kräutlein und
seine Frucht dem Gifft widerstehen. Aber Johann von Bevervick vermeldet im 2.
Buch vom Schatz der Gesundheit cap. 5. wie es übel gethan seye / daß etliche die
Erdbeer ungewaschen auff die tafel bringen / in dem sie meinen / daß sie trocken
/ wenn sie nur mit reinen händen abgepflückt worden / besser seyen / als
gewaschen. Aber ausser dem / daß bißweilen etliche kleine Spinnen oder Würmlein
/ wie er D. Beverwick selbsten solches vielmahl wargenommen / darunter seyn
können / so pflegen sie auch zuweilen von den Krotten und Schlangen / durch
ihren gifftigen athem / speichel oder harn besudelt und vergifftet zu werden /
und dem davon essenden Menschen grosse und gefährliche kranckheiten anzurichten
/ wie denn Fabr. Hildanus dessen ein sonderbar Beyspiel in der 38. Anmerckung
des Fünfften Hunderts an den tag gegeben.
Die rohen Erdbeer sollen alte / flüßige und kalte Leut meiden / deßgleichen die
ein kalten undäuigen Magen haben / und zu den Fiebern und Grimmen geneigt sind /
denn sie leichtlich diese Kranckheiten erwecken. Wenn solche Menschen aber ihnen
nicht abbrechen können / sich dieser Frucht zu enthalten / sollen sie dieselbige
auß einem guten Elsaßischen / Rheinischen / Malvasier oder Spanischen Wein
essen.
(Weisse Weiberkranckheit / Samenfluß.) D. Simon
Pauli vermeldet / so man das Erdbeerkraut im rothen Wein zu einem Pflaster siede
/ und zwischen zweyen tüchern auff die Scham warmlicht lege / solle es die
weisse Weiber-kranckheit und den Samenfluß stillen.
Ein loth Erdbeerkraut-wurtzel in einer maß frisches Brunnwassers gesotten / so [866] (Miltzsucht
Verstopffung der Leber / Gelbuscht / verwundung der Brust / entzündete Leber
und Miltz / rothe Ruhr / unmäßiger Blutfluß der Weiber / Grieß und Stein
verstandener Harn / Geschwär den Nieren) lang als man ein hart Ey
siedet / und darvon nach belieben getruncken / ist gut den Miltzsüchtigen /
dienet wider die Verstopffung der Leber und die Gelbsucht / heilet die
verwundung der Brust / löschet die Hitz der entzündeten Leber und Miltz /
reiniget die Nieren und Blasen / stillet die rothe Ruhr / und den unmäßigen
Blutfluß der Weiber / führet auß das Grieß und den Stein / treibet fort den
verstandenen Harn / und heilet die Geschwär der Nieren.
Herren D. Rolfincii vortrefflich Grießwasser. Nim frische Erdbeer vier pfund /
Malvasier-Wein zwey pfund / Wachholderbeerwasser anderthalb pfund /
Peterleinwurtzwasser zwey pfund / Gundelreben vier hand voll / weisse
Steinbrech-wurtzel zwey loth / Pfersing-kernen und schwartz Kirschen-kernen
zerstossen jedes anderthalb loth / lasse es in einem wolvermachten Gefäß ein
Monat durch stehen / als denn destilliers und behales auff in einem sauberen
glaß. Welche das (Grieß / Stein.) Grieß und Stein
besorgen / nehmen davon bißweilen ein oder zwey löffelvoll; die aber von dem
Grieß oder Stein angegriffen worden / sollen morgens nüchter / oder wenn der
Magen leer ist / drey oder vier löffelvoll gebrauchen.
(Verstopssung der Leber und Miltzes / Gelbsucht / Nieren
stein / Außsatz / viel schwitzen.) Erdbeerkraut-wasser ist kräfftig
die Verstopffung der Leber und Miltzes zu eröffnen / die Gelbsucht zu vertreiben
/ die Nieren / Harngäng und Blasen zu reinigen / das Grieß und den Nierenstein
zu brechen und außzuführen / den Außsatz zu verhüten / dem viel schwitzen zu
wehren / morgens und abends vier oder fünff loth getruncken.
(Schwaches Hertz / Durst / erhitzte Leber hitzige Fieber
/ innerliche Hitz / hitzige Nieren / unsauber geblüt / hitzige Lungen /
verstandener Harn / Grieß / Außsatz.) Das Erdbeer-wasser ist ein ebel
Wasser das Hertz / so von hitz schwach ist / zu laben und zu stärcken /
derowegen es nicht unbillich zu den hertz-stärckenden Wassern gebraucht wird.
Ferners löschet es den Durst / kühlet die erhitzte Leber / dienet wol in
hitzigen Fiebern / wehret aller innerlichen Hitz / bekomt wol den hitzigen
Nieren / reiniget das / unsaubere Geblüt / machet weit umb die Brust / kühlet
die hitzige Lungen / treibet den verstandenen Harn und Grieß fort / bewahret vor
dem Außsatz / so man morgens und abends jedes mahl vier oder fünff loth
trincket.
(Masen / Flecken / rothe blätterlein des Angesichts
Geschwär des munds mundfäule) Das Angesicht mit Erdbeer-wasser
gewaschen / vertreibet die masen / flecken / rothe und hitzige blätterlein
desselben / den Mund mit diesem Wasser gegurgelt / heilet die Geschwär
desselbigen und die Mundfäule.
Casparus Hoffmannus Lib. II. de Medicam. Officinal. cap. 95. rathet denjenigen /
so die (Wassersucht / versetzung des Harns.)
Wassersucht oder einige Versetzung des Harns im Leib besorgen / sie sollen sich
des in den Apothecken bereiteten Erdbeer-syrups bedienen. Zeiget auch an / er
habe eine persohn gekennt / welche nach dem sie zu viel Erdbeer geessen / habe
sie viel stücklein derselben durch den Harn von sich gegeben / daß man vermeinte
/ es verfliessen ihro die Nieren. Also tringen die Erdbeere den Nieren zu.
CAPUT XXXIII.
Gemeiner Augentrost. Euphrasia
Namen.
AUgentrost heist Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Euphrasia, Euphragia, Eufrasia. Italiänisch / Eufragia, Eufrasia.
Frantzösisch / Eufraise. Spanisch / Eufragia. Englisch / Eyebrigt. Dänisch /
Oynetroest. Niderländisch / Oogentroost / Claerooge.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Augentrost / Euphrasia vulgaris, Park. officinarum, C. B. Ist ein
schön / drauschlicht kräutlein / wächßt span̅en hoch / und hat ein
gering würtzelein / auß welchem seine blümlein zwischen den blättern
herfürkommen / die sind gemeiniglich von dreyerley farben / als weiß / blaw und
mit gelben düpfflein. Die blätter werden schwartzgrün / krauß und klein / rings
herumb etwas zerkerfft / am geschmack ein wenig zusammen ziehend / und etwas
bitter. Er wächßt auff den Wiesen / und blühet im anfang des Herbsts. Man findet
ihne alhier häufftig bey dem Wiesenfluß / und auff den Michelfeldischen Matten.
Camerarius hat ein grössere art des Augentrosts fast mit gelben blumen gefunden
in Francken / bey dem Margräffischen Flecken Bajersdorff / sie wächßt auch in
Oestereich und anderstwo / dahero Casparus Bauhinus den Augentrost in den
grösseren und kleineren unterscheidet. Der grössere ist vielästig / und bringt
kürtzere blätter. Der kleinere überkomt breitere blätter / und hat schier
allezeit auf den Bergen nur einen stengel / so bißweilen auff den
Schweitzerischen Alp-gebürgen mit gelben Blumen kurtz wächßt. Die farb der
Blumen ändert sich / gemeiniglich scheint sie gelbweiß / zu zeiten wird sie
himmelblaw. Beyde werden in dem [867] Fürstlichen Eystettischen Lustgarten / under dem namen Augentrost mit weisser
und purpur-blaulichten Blumen / vorgestellet. Diese wird allein zur Artzney
gebraucht und gesamlet / wenn die Sonn in Krebs gehet.
2. Der Italiänische Augentrost / Euphrasia pratensis Italica latifolia, C. B.
Wächßt häuffig auff den Matten in Italien / also daß er an etlichen orten die
Erden wie ein braunrother teppich zieret / wird auff den Römischen strassen /
und zu Rom auff dem Berg Testatio gefunden / wie auch hin und wider im
Königreich Castilien / insonderheit umb Escurial. Er ist bitter / und wird nach
dem bericht Fabii Columnae für den anderen Augentrost Matthioli, von den
Apoteckeren in Italien gebraucht.
3. Der schüppichte Augentrost / Euphrasia pratensis lutea, C. B. Coris
Monspessulana lutea, J. B. Wächßt in rauchen / feuchten und bergichten orten in
Ober-Oestereich: man findet ihn auch auff den Schweitzerischen Bielischen
Alp-gebürgen / wie auch bey dem Gottshauß Einsiedlen / und in den Pirenäischen
Bergen.
4. Der braune Augentrost / Euphrasia pratensis rubra, C. B. parva purpurea, J. B.
wird ein schön drauschlicht kräutlein / so sich einem bäumlein vergleichet. Es
wächßt allenthalben auff den Wiesen und grasichten feuchten Gründen. Es wird
auch ein kleinere art gefunden / dessen blümlein schön liechtgelb erscheinen.
Theod. Tabernaemontanus hat es erstlich in Hoch-Burgund nicht weit von Bisantz
in grasichten orten angetroffen / darnach in der oberen Graffschafft
Catzenelenbogen / wenn man von Darmstatt auff Franckfort reiset / da es neben
der Landstrassen in grosser menge wächßt: beyde findet man allhier. Ee wird
dieses kräutlein Augentrost genennet / nicht nur daß es wider die
Augen-kranckheiten zu gebrauchen seye / sondern auch / dieweilen es die Augen im
anschawen erlustiget / denn es als ein liebliches gewächs anzusehen ist. Es hält
nach dem bericht vorgemelten Herrens der gemeine Mann darfür / daß die Rinder
und Pferde von diesem Kraut viel Läuse überkom̅en / wenn sie
dasselbige essen.
Eigenschafft.
Der Augentrost ist warmer und trockener natur im anderen grad: führet ein
alkalisches etwas flüchtiges / mit vielem irdischen umbfangenes saltz / und hat
dadurch die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / gelind zu wärmen / zu
eröffnen / zu vertheilen und zu reinigen. Ist sonderlich den Augen ein
dienstliches kraut.
Gebrauch.
Es hat dieses Kräutlein seinen Namen daher bekommen / dieweil es zu den dunckelen
Augen und stärckung deß Gesichts gar nutzlich gebraucht wird.
Ein hand voll dieses Krauts in ein maß (Blödes Gesicht /
Gelbsucht.) weissen Wein gelegt / Morgens und Abends ein Trunck darvon
gethan / stärcket das blöde Gesicht / dienet auch wider die Gelbsucht / wie
Hieronymus Tragus berichtet.
Auß diesem Kraut wird ein nutzliches Pulver also bereitet: Nim Augentrostkraut
und Blumen ein loth / Zimmet ein halb loth / weissen Ingber / Cardamömlein /
Cubeben / Muscatblüth / Fenchelsamen jedes 1. quintl. feinen Zucker 12. loth /
stosse alles zu einem reinen Pulver wie ein Träsney. Von diesem Pulver strewe
Morgens und Abends ein halben Löffel voll / auff eine mit gutem (Abnehmen des gesichts bey alten Leuten kalte Flüß des
haupts schwache gedächtnuß / blöder Magen / schwindel.) Wein erweichte
schnitten Brot / und geniesse es alßdenn. Dieses ist ein gute Artzney das
abnehmende Gesicht bey alten Leuten zu erhalten / reiniget das Haupt von kalten
Flüssen / stärcket die schwache Gedächtnuß und blöden Magen / vertreibet den
Schwindel. So man wil / kan man den Zucker in Augentrost-wasser vergehen lassen
/ und täfelein darauß giessen / von welchen man nach belieben eines nimmet.
Welche hitzige Augen haben / sollen dieses Pulvers und Täfelein / wie auch des
Augentrosts-wein müssig gehen / denn solche ihnen zu hitzig sind.
(Blödes Gesicht von kalten Flüssen / Gelbsucht /
Stein.) Das destillierte Augentrost-wasser stärcket das blöde Gesicht / so
von kalten Flüssen herkomt / vertreibet die Gelbsucht / und bricht den Stein /
so man Morgens nüchter drey oder vier loth trincket.
(Blödes Gesicht / kalte flüß des haupts
Gelbsucht.) Die Conserva Euphrasiae, oder der Augentrost-zucker / wird wie
der Rosenzucker gemacht / ist fürnemlich gut zu dem Gesicht / denn er erhält
dasselbige / stärcket zugleich das schwache Haupt / reiniget es von kalien
Flüssen / und dienet wider die Gelbsucht / so man Morgens und Abends einer
Muscatnuß groß darvon nimmet.
Castor Durantes schreibet in seinem Kräuterbuch von dem Augentrost also: Etliche
legen ihn zur zeit des Herbsts in Most / und lassen ihn darüber jähren / er
macht die alten verdunckelten Augen gleichsam widerumd jung und frisch / und
nimt alle mängel darvon hinweg / es seye der Mensch so alt er immer wolle /
derowegen wo solche mängel auß kalten groben Feuchtigkeiten entstanden / da
halte mit solchem Wein ein gantzes Jahr an: du komst derselbigen samtlich ab /
also daß du ferners keiner Brillen bedarffst / ob du wohl sie zuvor viel Jahr
gebraucht / sintemal solcher Wein seine kräfte in den kalten flüssen sonderlich
zu erzeigen pflegt: So viel Durantes. In einer maß des Mosts kan man ein kleine
handvoll Augentrosts nehmen / und ihne wol verjähren lassen / alßdenn trincke
man ihne.
CAPUT XXXIV.
Taubkorn. Phoenix.
Namen.
TAubkorn heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Phoenix, Anchiops, Hordeum murinum, Hordeum sterile, Lolium
murinum, Lolium rubrum, Triticum murinum, Lolium sylveltre, Frumentum tectorum.
Italiänisch / Fenice, Gioglio salvatico. Frantzösisch / Yuroye sauvage, Yuroye
de souris. Spanisch / Alcacer del muro. Englisch / Waldbarly / Waybenet /
Reddarnell. Niderländisch / Muysenkoren. In Teutscher
|| [868]
Taubkorn. Phoenix.
Rosenwurtz. Radix Rhodia.
Sprach wird es auch genent / Mäußgersten / Mäußkorn / wilder Dinckel / und in
Sachsen und Meissen / Fürsthaber.
Gestalt.
Das Taubkorn / Phoenix Lolio similis, J. B. Gramen loliaceum angustiore folio
& spicâ, C. B. hat ein zasichte wurtzel wie das Lulch / die blätter sind
den blättern der Gersten ähnlich / außgenommen / daß sie kürtzer und schmäler
scheinen. Die halme werden zweyer spannen hoch / mit knoden und gewerben
unterschieden / derer sind gemeiniglich sieben oder acht von einer wurtzel /
darauff wachsen lange vielfältige Aehren / von farben Castastanien-braun / ein
jedes Aehr ist in viel kleine Aehrlein zertheilet. Es wächßt auff den Feldern /
neben den strassen und auff den Tächern.
Eigenschafft.
Das Taubkorn ist mit vielen irdischen / und etwas groben irdischen theilgen
begabet / daher kühler und trockener Natur; wird in der Artzney nicht gebraucht.
Gebrauch.
Diosuorides schreibet von dem Taubkorn also; Etliche sagen / es hab die besondere
eigenschafft / daß es in braunrothe Wollen gebunden und angehencket / alle
Verblutungen gewaltig stille.
CAPUT XXXV.
Rosenwurtz. Radix Rhodia.
Namen.
KOsenwurtz heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Rosea radix, Rhodia radix. Italiänisch / Radice Rhodia.
Frantzösisch / Racine sentant les roses. Spanisch
Rosenwurtz. Radix Rhodia.
/ Rays Rhodia. Englisch / Rosewort. Dänisch / Rosenrod. Niderländisch /
Roosenwortel.
Gestalt.
Die Rosenwurtz wächßt viel in Kärnten / Ungarn und Steyrmarck auff den Gebürgen /
bringt runde stengel / etlicher massen hol / darzu Arms-lang / umb und umb mit
blättern besetzt. Diese blätter sind länglicht / auffgespitzt / fett und dick
wie Burgel oder Haußwurtz / und an dem Umbkreiß subtil zerkerfft. Oben an dem
Gipffel trägt sie grüne Dolden / wie die Wolffsmilch Tithymalus cyparissias
genant / so sie aber verblühet hat / werden gemeldte Dolden röthlicht. Ihre blum
ist bleich oder rothfarb / die wurtzel wird uneben / knollicht / dick / dem
vermeinten Costo, welchen man von dem Berg Gargano bringt / ähnlich / hat ein
glatte scheinbarliche Rinden / und dieweil die wurtzel frisch ist / scheint sie
aussen braunlicht / inwendig weiß / so sie aber dürr worden / ist sie in̅erlich röthlicht / und aussen schuppicht. Wenn man sie zwischen
den Fingern zerreibt / gibt sie einen lieblichen Rosen-geruch von sich / daher
sie auch den namen bekommen. Weiter so ist sie under allen wurtzeln die
werhafftigste / denn so man sie außgegraben hat / und behält sie an einem ort /
da es nicht allzu dürr sey / nach etlichen Monaten mag man sie widrumb pflantzen
/ so wächßt sie von neuem. Ihr wohnung ist auff den höchsten Bergen. Man findet
sie auff den Alp-gebürgen nicht weit von Saltzburg / wie auch auff den
Genfischen und Savoyschen oder Piemontesischen Bergen: wird in Italien /
Franckreich / Engelland und Holland wegen ihres lieblichen Geruchs in allen
Lustgärten gepflantzet / allda sie an schattichten orten gern herfür komt.
|| [869]
Eigenschafft.
Die Rosenwurtz hat ein mittelmässige natur. Wenn sie alt und wol trocken / ist
sie an Gestalt und Geschmack der fremden China-wurtzel so ähnlich / daß man
leicht darmit betrogen wird; wiewohl auch dieser betrug so groß nicht ist /
weilen sie beyde einerley tugend bey nahem haben.
Gebrauch.
So man an die Rosenwurtz riecht / wird das Haupt dadurch gestärckt.
Rosenwurtz frisch zerhackt / mit Gundräblein (Hauptschmertzen.) vermischt / und über den Scheitel und Stirn
gebunden / vertreidt allen Hauptschmertzen. Gleiche würckung hat das wasser /
darinnen die Rosen-wurtz gesotten worden / so man damit auß Pfersing-Cucumern-
und Kürbis-kernen / neben einem wenig zerstossenen weissen Magsamen / eine Milch
macht / solche laulicht und offt darinnen genetzte tücher über die Stirn
schlägt.
CAPUT XXXVI.
Grosse Bibernell. Pimpinella saxifraga major
Namen.
BIbernell heißt Lateinisch Pimpinella, Pampinula, Pampinella, Tragoselinum, Apium
hircinum, Petroselinum hircinum, Pimpinella hircina, & saxifraga.
Italiänisch / Pimpinella, Petrossllo salvatico. Frantzösisch Pimpinelle.
Spanisch / Pimpinela. Englisch / Burnet. Dänisch / Quoesurt. Niderländisch /
Bevernelle / Bevrenaert / Pimpernelle. In Teutscher Sprach nennet man sie auch
Steinpeterlein / und Bocks-peterlein.
Die grosse Bibernell heißt Lateinisch / Pimpinella major, Tragoselinum majus,
Pimpinella saxifraga major umbellâ candicâ, C. B. Saxifragia hircina major, J.
B. Italiänisch / Pimpinella maggiore. Frantzösisch / grande Pimpinelle. Spanisch
/ Pimpinela major. Englisch / greot Burnet. Niderländisch / groot Bevernelle.
Klein Bibernell. Pimpinella saxifraga minor.
Die kleine Bibernell heißt Lateinisch / Tragoselinum minus, Pimpinella saxifraga
minor, C. B. Saxifragia hircina minima, Pimpinella crispa Tragi, J. B.
Italiänisch / Pimpinella minore, Petrosillo, salvatico minore. Frantzösisch /
Petite Pimpinelle. Englisch / littel Saxifrage. Niderländisch / kleyn Bevernell.
Diese wird gemeiniglich Pimpinella, oder Bibernell von den Artzten und
Apoteckeren ohne einigen ferneren zusatz genennt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Bibernell überkomt ein lange / glatte und weisse wurtzel / so sich
der gemeinen Gartenpeterlein-wurtz vergleichet / am geschmack räß und zanger wie
der Ingber ist / auch nach ihrer verletzung ein hitzigen scharffen und
gelblichten safft von sich gibet. Die blätter sind schwartz-grün und gläntzend
an einem theil / am anderen aber gar nicht / bißweilen werden sie zerschnitten
und underschieden biß zum mittleren stengelein / zu beyden seiten anzusehen wie
der grosse Peterlein / oder die kleinen Pastenachenblätter. Gegen dem Mäyen
stosset von der wurtzel herfür ein knöpffiger / langer und holer stengel / mit
vielen nebenzincklein / auf welchem cronen oder dolden wie schatthüttlein mit
vielen weissen blumen erscheinen / denen ein wolriechender same nachfolget / so
dem gemeinen Peterlein-samen sich vergleichet / ist jedoch hitziger und
schärffer auff der Zungen. Er wächßt in steinichten Matten / auff den rechen der
Weinberg / und anderen [870] grasichten orten
/ in den Zwingeren und Bäumgärten. Allhier wächßt sie auff den Muttenzer-matten
und Erentzacher berg. An etlichen orten werden bey der wurtzel keumen gefunden /
deren marck sich in ein rothe farb verwandlet / so man zum Carmesin in färben
gebrauchet. Auff dem Lucernischen Fracmont oder Pilatus-berg / findet man sie
mit schönen purpurfarben cronen / die wurtzel ist starck und voll saffts;
Pimpinella faxifraga major, umbellâ rubente, C. B.
2. Die kleine Bibernell hat eine lange / dünne wurtzel / ohne zaseln oder
nebenwürtzelein / ist an dem geschmack schärffer unb hitziger auff der Zungen /
alß die wurtzel der grossen Bibernell. Die blätter / blumen und stengel
verglieben sich auch der grossen aller gestalt nach / allein daß sie viel
kleiner / und die stenglein und ripplein etwas braunroth seind: sie blühet auch
im Mäyen. Der samen ist gleich dem falschen und grossen Ammeysamen / wolriechend
/ schärffer und zangerer / als der samen der grossen Bibernell. Sie wächßt auff
den steinichten Bergen / graß- und sandichten rechen / die in der höhe ligen:
auch überall in den Matten.
3. Die kleinere Bibernell mit Sperbenkraut-blätteren / Pimpinella saxifraga major
altera, C. B. faxifraga minor, foliis Sanguisorbæ, J. Raj. Saxifragia hircina
minor, foliisSanguisorbæ, J. B.
4. Die Sfricanische grosse Bibernelle / Pimpinella saxifraga Africana major. J.
Raj.
Eigenschafft.
Die Bibernell ist mit scharffem / flüchetigem / wenig öhlichtem saltz begabet /
und hat die eigenschafft zu wärmen / zu tröcknen / zu erweichen / zu zertheilen
/ dem Gifft zu widerstehen / durch den Harn und Schweiß zu treiben / und die
Monatliche Weiber-reinigung zu beförderen. Soll gesamlet werden / wenn die Sonn
in Löwen gehet.
Gebrauch.
Die Bibernell bewahret den Menschen vor allerhand Gifft / ist dem gartzen Leib
dienlich / denn sie erwärmet den Magen / die Leber / Nieren und Blasen / und
stärcket sie. Diese wurtzel soll in Sterbens-läuffen fleissig gebraucht werden.
Das rohe Bibernellen-kraut / wenn es noch jung ist / brauchet man auch zum Salat
/ dem Magen den Lust zur Speiß wider zu bringen / den (Grieß / Sand / Stein.) Harn zu fürdern / die Nieren und Blasen von
dem Grieß / Sand und Stein in reinigen. Darneben ist die Bibernell auch ein
(Frische wunden / alte schäden.) treffliches
Wundkraut / das nicht allein die frischen Wunden / sondern auch die alten
schäden heilet / derowegen sie zu den Wundtränckern gebraucht wird / die
Erfahrung hat (Hauptwunden.) bezeugt / daß sie
gar nutzlich zu den Hauptwunden seye.
In Franckreich ist man der meinung / welcher (Wütender
hundsbiß.) Mensch die Bibernell fleissig gebrauche / diesem können der
wütenden Hunden biß keinen Schaden zufügen.
Dahero berichtet Johannes Palmarius Constantinus in lib. de Morsu canis rabidi
& Hydrophobia cap. 3. Es habe Heinrichs des anderen Königs in
Franckreich Jäger / als er an einer schweren Kranckheit darnider lage / dem
berhümten Artzet Johanni Fernelio, bey guter trew angezeigt / was massen die
Bibernell (Wasserfurcht / biß der wütenden
hunden.) wider die Kranckheit der Wasserfurcht nach empfangenem tauben
Hundsbisse / ein solche krafft besitze / daß welcher sie etliche Morgen /
entweder in einem Salätlein / oder auff ein andere weiß zubereitet / nach dem
biß des wütenden Hunds / als von welchem solche Wasserfurcht herrühret gebrauche
/ davon keine ungelegenheit empfange. Vorgemeldter Jäger hat es erstlich an den
Königlichen Hunden wargenommen / welchen er solch kraut nach dem sie von einem
rasenden Hund gebissen worden / zu essen gegeben.
(Mangel der Milch bey den Säugammen.) Die kleine
Bibernell hat ein wunderliche Art die Milch zu mehren / denn wenn sie die
Säugammen nur im Busen auff der haut tragen / bringet sie in sechs stunden die
milch so gewaltig / daß man das kraut hinweg thun muß / wie solches Dr. Sebizius
in seinen Anmerckungen zu Herren Tragi Kräuterbuch berichtet.
(Grieß / Sand / Stein und schleim in den Nieren und
blasen / erkalte mutter / verftandene Monatblum. Gifft / unsauber geb üt /
Pest / erkalter Magen / grimmen / Pest / erkalte mutter / Grieß / Schleim
und Stein in den nieren und der blasen.) Das destillierte
Bibernellen-wasser / so man Morgens 4. oder 5. loth davon trincket / führet das
Grieß / Sand und Stein / treibet den Harn / reiniget die Nieren / Harngäng und
Blasen von dem schleim / erwärmet den Weibern die erkaltete Mutter / und bringet
ihnen die verstandene Monatblum / dienet wider das Gifft / reiniget das
unsaubere Geblüt / bewahret vor der Pest.
Die Bibernell-wurtzel wird mit Zucker eingemacht / wie die Wegwart-wurtzel. So
man Morgens und Abends ein stücklein davon isset / bekomt sie wol dem erkalteten
Magen / befürderet die Däwung / stillet das Grimmen / erwärmet die erkaltete
Mutter / bewahret vor der Pest / und reiniget die Nieren und Blasen von dem
Grieß / schleim und Stein.
So man die Blumen der Bibernell mit Zucker wie den Rosen- oder Betonien-zucker
(Melancholey / grillen hauptfluß / schwindel /
kalter seich magen sieber / grimmen / gifft / hauptweh mangel an der gedecht
nus / stein / husten verstopffung der Leber.) einmachet / und
bißweilen einer Muscatnus gros darvon einnimmet / vertreibt er die
Melancholische grillen und Phantaseyen auß dem kopff / stärcket das Haupt /
zieht die Flüß herauß / dienet wider den Schwindel und kalten Seich. Er ist auch
gut wider die Magen-sieber / stillet das Grimmen / bewahret vor Gifft / und
treibt das empfangene Gifft widrumb wom Hertzen; stillet das Hauptweh / stärcket
die Gedächtnuß / ist gut wider den Stein / Husten und verstopffung der Leber.
CAPUT XXXVII.
Groß Sperbenkraut. Sanguisorba major.
Namen.
DAs groß Sperbenkraut heißt Lateinisch / Sanguisorba major, Sanguisorba
pratensis, Pimpinella sanguisorba major, C. B. Sanguisorba majore flore
spadiceo, J. B. Pimpinella Italica major. Italiänisch /
|| [871]
Groß Sperbenkraut. Sanguisorba major.
Sorbastrella maggiore, Strella maggiore. Frantzösisch / Grande Sanguisorbe. In
Teutscher Sprach wird es auch genent / groß Blutkraut / groß Italiänische
Pimpernell / groß Kölbleinkraut / groß Blut-tröpfflein und Wurmwurtz / dieweil
es wider den außwerffenden Wurm der Pferde dienlich ist / und denselben
vertreibet. Die anderen Namen hat es daher / daß es etlicher massen der
Bibernellen / so viel die blätter belangt / ähnlich ist / und wider die
Bauchflüß dienet.
Klein Sperbenkraut. Sanguisorba minor.
Das kleine Sperbenkraut heißt Lateinisch / Sanguisorba minor, J. B. Pimpinella
Italica minor, Pimpinella sanguisorba minor hirsuta, C. B. Item, sanguisorba
minor hirsuta laevis, Ejusd. Italiänisch / Sorbastrella minore Strella minore.
Frantzösisch / Petite Sanguisorbe. In Teutscher Sprach wird es auch genent /
klein Italiänisch Pimpinell / klein Blutkraut / Herrgotts-bärtlein / klein
Kölblein-kraut / klein Blutströpfflein und Megelkraut.
Geschlecht und Gestalt.
Das grosse Sperbenkraut hat eine lange / krumme und holtzichte wurtzel / die ist
röthlicht / und eines herben zusammen ziehenden Geschmacks. Die blätter sind
länglicht / rauch und gerings herumb zerkerfft / schier anzusehen wie die
blätter des Betonienkrauts / werden doch linder / dünner / zärter und etwas
blawfärbig. Die stengel wachsen elen elen-lang / und auch bißweilen länger /
grün und rund / wie die Rockenhälmer / braunfarb / mit vielen neben-zweiglein /
die sind wie stengel glatt und doch mit härlein / einer zarten Wolle ähnlich /
ein wenig über zogen Auff den stengeln erscheinen an statt der blumen schöne
Kästen-braune kölblein / die sind voller löchlein oder häußlein / thun sich
gegen dem Brachmonat auff / darauß kommen kleine grüne blümlein / die haben in
der mitte gelbe härlein / wenn die vergehen / so komt hernach ein raucher
eckichter / grawer samen / darauß wider jung??? stöcklein wachsen. Man findet
dieses krau???viel an dem gantzen Rheinstrom / auff den dürren Wiesen /
ungebawten Aeckern und Graß-feldern / so die Sonne stäts haben mögen.
Das kleine Sperbenkraut hat ein kleinere wurtzel / die ist etwas gelbfarb /
ziehet doch nicht desto weniger den Mund zusammen / so man die kewet / wie die
erste / ist sonst der jetztgemeldten mit blättern / blumen und samen durchauß
gleich / außgenommen daß es viel kleinere / lustigere / zartere und auch
drauschlichte blätter hat. Beyde Geschlecht des Sperbenkrauts / haben einen
Geruch wie die Cucumern / doch ist der Geruch des kleinen Geschlechts
anmüthiger. Es wächst viel in dem Gebürg und / steinichten Leitengrund / an den
hügeln und rechen der strassen / hin und wider an dem Rheinstrom / deßgleichen
im Ostwald und Franckenland. Dieweil auch dieses Gewächs zätiet und linder ist /
denn das grösser / als wird es fast in allen Gärten gepflantzt zu den Saläten /
Suppen und andern Speisen / dadurch es denn noch geschlachter / und in der Speiß
zu gebrauchen milter wird.
Eigenschafft.
Die beyde Geschlecht der Sperbenkräuter haben ein mittelmässige / kühlende und
trocknende Natur; | sind mit einem temp???tirt-balsamischen flüchtigen saltz
begabt / uns haben die eigenschafft zu eröffnen / zu erdünneren / das saure
scharffe geblüt zu versüssen und zu reinigen; das Herr zu stärcken / anzuhalten
/ zu säuberen / und zu heilen / auch / die Flüsse zu verhüten; kan im Mäy und
Brachmonat gesamlet werden.
|| [872]
Gebrauch.
Das klein Sperbenkraut ist so gemein worden / daß auch die Köch dessen in der
Küche nicht entbehren wollen / denn es nicht allein täglich zu den Saläten
gebraucht / sondern auch nutzlich mit andern kräutern zu den Suppen vermischet
wird. Dises kraut wird auch heutiges Tages in dem Mäy und Brachmonat frisch in
den Wein gelegt / darab zu trincken / denn es demselben (Starcke haubtflüß Lung und Schwindsucht /
Melancholey.) ein anmüthigen Geschmack mittheilet / ist denen dienlich /
so mit starcken Haupt-flüssen beladen sind / sonderlich so dieselben auff die
Brust und Lungen fallen / denn es verhütet vor der Lungen- und Schwindsucht. Ist
auch den melancholischen Menschen (Unmässiger Blutgang
der weiber.) nutzlich. Ferners stopffet es den unmässigen Blutgang der
Weiber / vor allen andern Kräutern / so man es in Kost nutzet / oder aber in
Wein legt / und darab trincket.
(Mißgeburt.) Gleicher gestalt gebraucht / dienet
es den schwangern Weibern sehr wol / denn es verhütet sie vor der Mißgeburt.
(Außwerffender wurm der Pferden.) Wider den
außwerffenden Wurm der Pferden / ist das groß Sperbenkraut ein gewisse erfahrne
Artzney / derowegen es auch Wurmwurtz genent wird. Man soll dem Pferd die
wurtzel des Krauts anhencken / und das Kraut klein zerschnitten mit dem Futter
vermengen. Das Kraut auh in sein Trincken legen / und darab trincken lassen.
Oder man kan das Kraut zu pulver stossen / und Pferd des Tags dreymal / jedes
mahl ein loth / mit Wasser zertrieben einschütten. Man gebrauche nun das gemeldt
Kraut / wie man wil / so ist es gut und hilfft / welches Theodorus
Tabernaemontanus etlich mahl selbst erfahren / und auch andere gelehret / die es
allwegen bewehrt erfunden. Diese Kunst hat ihme Käysers Caroli V. Huffschmid
effenbahret / der es vor ein sonderlich Geheimnuß hielte.
(Versehrung der Lungen / därm und aller innerlicher
glieder.) Das Sperbenkraut-waser Morgens und Abends auff 3. oder 4.
loth getruncken / heilet alle verschrungen der Lungen / Därm und aller
innerlicher Glieder.
CAPUT XXXVIII.
Stein-Leberkraut. Lichen petræus.
Namen.
LEberkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lichen, Lichen petraeus. Lichen saxatilis, Hepatica, Hepatica
saxatilis, Hepatica, sive Jecoraria fontana. Italiänisch / Lichene, Epatica.
Frantzösisch / Hepatique, Porcorau. Spatnisch / Empeynè. Englisch / Leverwort /
Ston Leverwurdt. Dänisch / Steenlefverurt / Oxemule. Niderländisch /
Steenleverkruyt. In Teutsher Sprach nennet man es auch Stein-Leberkraut /
Steinflechten / Mooßflechten und Brunn-Leberkraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Stein-Leberkraut / Lichen petraeus latifolius, sive Hepatica
fontana, C. B. Lichen, s. Hepatica fontana, J. B. kriecht weit
Stein-Leberkraut. Lichen petræus.
umb sich / mit vielen schuppichten fetten blättern. Die wurtzel ist wie eine
haarichte weiche wolle / damit es sich an die Felsen der Brunen anknüpffet. Das
Kraut ist auff der einen seiten satter-grün / mit vielen feiten blättern
überschossen / und durch einander gefalten oder gerumpffet / auff der andern
seiten aber braunlicht. Auff der grünen seiten gewinnet es gegen dem Mäyen viel
kleine blättlein / gleich wie die Meer-linsen / darauß fette / kurtze und dünne
stiel wachsen / gleich als Netzfäden / auff einem jeden stiel sihet man ein
schönes blümlein / wie sternlein oder rädlein gestaltet. Es wächßt an kalten /
feuchten und schattichten orten / bey den brunnen und an den steinen / blühet im
Mäyen. Allhier findet man es in der Carthuß an den feuchten mauren / und bey dem
brunnen zu Briglingen; wie auch hin und wider in feuchten Höfen und schattichten
matten.
2. Das krönlichte Stein-Leberkraut / Lichen perraeus umbellatus, C. B.
3. Das Stein-Leberkrauf mit gestirnten moosichten blümlein / Lichen petraeus
cauliculo calceato, C. B.
4. Das kleinste Stein-Leberkraut mit grünen blättern und weissen erhöhten
düpflein / Lichen petraeus minimus, fructu Orobi, C. B. Lichen alter acaulis
[Greek words], Col.
5. Das moosichte Stein-Leberkraut mit bleich-grünen etwas haarigen blättern /
Lichen petraeus muscosus racemosus C. B.
6. Das Stein-Leberkraut mit Mond-gestalteten blümlein / Lichen sive Hepatica
lunulata [Greek words], Raj.
7. Das kleinste Stein-Leberkraut mit gekerfften blättern / Lichen minimus,
foliolis laciniatis, Raj.
Eigenschafft.
Das Stein-Leberkraut führet neben vielen irdischen theilgen / auch ein
schleimigölichtes / wässeriges und flüchtiges Saltz / ist daher eines wässerigen
/ etwas wenigs [873] bitterlichten geschmacks
/ und hat die eigenschafft allem sauren zu widerstehen / die scharffen
feuchtigkeiten zu versüssen / das versaltzen geblüt zu reinigen / Verstopffungen
der Wasser-äderlein / und der innerlichen Drüsen zu eröffnen / auch trefflich
die Wunden / Geschwär und Schäden zu heilen. In dem übrigen kühlet und trocknet
es. Man kan es in dem Frühling und Herbst / etliche Monat durch zum gebrauch
samlen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber / Gelbsucht / Hitz der
Leber.) Es ist dieses kraut der Leber sehr dienlich / daher es auch den
namen Leberkraut überkommen. So man ein handvoll in ein maß weissen Wein legt /
und darvon trinckt / stärcket es die Leber / eröffnet die Verstopffung
derselbigen / dienet wider die Gelbsucht / und wehret der Hitz der Leber.
(Samenfluß.) Etliche geben ein halb quintlein des
gestossenen Leberkrauts in einem weich gesottenen Ey denen / welche mit der
Gonorrhœa oder dem Samenfluß behafftet sind.
Das destillierte Leberkraut-wasser löschet (Ve stopffung
und nunatürliche Hitz der Leber / Gelbsucht / hitzig Fieber und
Bauchfluß.) die unnatürlich Hitz der Leber / eröffnet die Verstopffung
derselbigen / vertreibet die Gelbsucht / dienet wider die hitzige Fieber und
Bauchflüß / so man morgens und / obends drey oder vier loth trincket.
Dieß kraut gedörrt zu pulver gestossen / alle morgen und abend ein halb quintlein
davon mit brühen eingegeben / hat eine (Lungsucht /
Wassersucht / Schwindsucht / Husten / Blutaußwerffen rothe und weisse Ruhr /
Samenfluß.) verwunderiliche würckung in allen innerlichen Geschwären /
in der Lungsucht / Wassersucht / Abnehmen und Schwindsucht der Kindern. Es
vertreibet allen Husten / reiniget die Brust von allem Schleim / versüsset alle
scharffe gesaltzene Feuchtigkeiten / stillet alles Blut-außwerffen durch den
Husten / wie auch die rothen und weissen / und den Samen-fluß bey Manns - und
Weibs-bildern. Es lebt dermahlen noch eine Frau bey uns / welche vor sechs und
mehr Jahren zum zweyten mahl vollkommen lungsüchtig / und davon bereits gantz
außgezehret gewesen / so aber jedesmahl durch hülff dieses pulvers / wie auch
des saffts von diesem kraut gäntzlich wider genesen / zu gutem fleisch kommen /
und seit der zeit gesund ohne einigen Husten und Engbrüstigkeit gelebet.
Widerumb habe ich verschiedene junge Knaben / welehe an dem gantzen Leib mit
einer Wasser-geschwulst angefochten / und dadurch mercklich geplagt wurden / mit
dem pulver dieses krauts in zeit vollkommen zu recht gebracht / dabey ich aber
dieses frische zerhackte kraut in ihr gesotten ordinaritranck / da es annoch
warm ware / werffen lassen.
Man kan auch auß diesem Kraut einen Syrup machen / dabey aber muß man wol acht
haben / daß man ihne nicht zu starck / sondern nur gantz gelind koche / damit er
nicht schleimischt und zähe werde / welches denn gern geschiht / weilen viel
schleimichtes (Husten / Lungengeschwär /
Lungsucht.) safft in dem Kraut sich findet. Dieser Syrup löffelweiß offt
genommen / reiniget die Brust / säuberet und heilet die Lungen-geschwär und
Lungsucht / ja andere innerliche Geschwär und Schäden / stillet auch allen
Husten.
CAPUT XXXIX.
Stern-Leberkraut / oder Waldmeister. Hepatica stellata, s. Matrisylva.
Namen.
SIern-Leberkraut / Waldmeister oder Hertzfrewd / heißt Lateinisch / Hepatica
stellata, Asperula sive Rubeola montana odora, Matrisylva. Italiänisch /
Asperella odorata, Asperella cordiale, Stellaria. Frantzösisch / Muguet.
Englisch / Woodbinde / Honeysuckles. Dänisch / Buckar / Skowmercke / Mysker.
Niderlädisch / Levereruyt / Waldmeester.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Stern-Leberkraut / Hepatica stellata, Tab. Asperula, S. Rubeola
montana odora, C. B. Matrisylva, Trag. Rubiis accedens Asperula quibusdam, s.
Hepatica stellaris, J. B. hat weisse und zarte würtzlein / auß denen
viereckichte stengel einer spannen hoch herfür kommen / welche mit gestirnten /
grünen und rauhen blättern / so dem weissen Megerkraut ähnlich sind /
gläichs-weit von einander umbgeben werden. Die weissen vierblättigen blümlein /
deren vielan dem obern theil der stengeln drauschlicht sitzen / geben einen
lieblichen geruch / welchen rauche köpfflein nachfolgen / darinn der kleine
haarige samen verschlossen ist. Blühet im Mäyen / wächßt in den Wäldern. In
Holland wird es in die Gärten gepflantzet. Es wächßt viel von sich selbsten in
Oerstereich und Ungarn. Man findets allhier auff dem Muttentzer-berg und
anderstwo häuffig.
2. Das Stern-Leberkraut mit blauen / ablangen / unden haarigen / gebüschelten /
an langen stielen hangenden / vierblättigen blümlein / Asperula cœrulea
arvensis, C. B. Ru [874] bia cœrulea
erectior, elatiorvè, J. B. Wächßt bey uns auff denen Birß-felderen / auch
anderstwo / und bringt einen hohen stengel.
3. Das kleine / kriechende / blaue Stern-Leberkraut / Rubeola arvensis repens
cœrulea, C. B. Rubia parvo flore, cœrulea se spargens, J. B.
Eigenschafft.
Das erste Geschlecht des Stern-Leberkrauts / als der Waldmeister / welchen man zu
end des Mäyens samlen soll / hat ein miltflüchtiges und subtiles alkalisches
Saltz / neben wenig balsamischen theilgen / und dadurch die Eigenschafft gantz
gelind zu wärmen / das unreine geblüt zu reinigen / die sauren melancholischen
saltze dar auß zu führen / verstopffungen der Leber / Miltz / und Mutter zu
eröffnen; die Monatliche reinigung zu beförderen / das Hertz zu stärcken / und
zu erquicken.
Gebrauch.
Man pflegt das frische Kraut den Mäyen durch etwan in brühen zu kochen / und
solche täglich zu reinigung deß geblüts / und eröffnung aller innerlichen
verstopffungen zu geniessen.
Eine gleiche würckung kan die davon mit Branntentwein außgezogene Essentz haben /
so man davon öffters biß 20. tropffen einnimmet.
In dem Sommer / wenn dieses Kraut noch frisch ist / pfleget man es in den weissen
Wein zu legen / und darab zu trincken / stärcket die Leber erfreuet das Hertz /
befürdert die Däuung / und bringet lust zur speiß.
(Verstopffung der Leber Gelbsucht.) Das
destillierte Wasser auß diesem kraut / ist dienlich wieder die Verstopffung der
Leder und die Gelbsucht.
CAPUT XL.
Lungenkraut. Pulmonaria.
(1. Lungenkraut.)
(2. 3. Andere zwo Arten.)
(4. Eyprian Hößlein / wächßt in dem mooß oder under dem
gemeinen Lungenkraut / an alten häumen / wie Hößlein.)
Namen.
LUngenkraut heißt Lateinisch / Pulmonaria, Muscus pulmonarius, Lichen arboreus
sive Pulmonaria arborea, J. B. Muscus arboreus pulmonatius, C. B. Italiänisch /
Polmonaria. Frantzösisch / Herbe aux pulmons. Englisch / Lungwort. Dänisch /
Lungeurt Niderländisch / Longerkruyd.
Gestalt.
Lungenkraut von seiner Gestalt und Krafft also genant / ist ein gewächs an
moosichten Eych- oder Buch-bäumen / und auff den Steinfelsen / in den dunckelen
Wäldern. Hat weiche blätter / die sind breit / gerümpffet / über einander
geschossen / weit von einander zerkerbt / mit vielen grüblein / oben schön grün
/ unden aber weiß / mit gelber farb vermischt / und mit vielen mackeln
besprengt.
Eigenschafft.
Das Lungenkraut ist ein wenig warmer und trockner natur: hat viel irrdische /
rauhe theile / und dadurch die krafft zu tröcknen und zusammen zu ziehen.
Gebrauch.
Es hat dieses Kraut ein sonderlich lob überkommen (Lungsuch.) wieder die Lungsucht / daher man es auch Lungenkraut
nennet. Man stosset es zu einem pulver / vermischt ein halb loth mit vier loth
Honig / zu einer Latwerg / davon soll der Krancke nach belieben einer Muscatnuß
groß nehmen.
(Husten / Engbrüstigkeit / blutspeyen bauchfluß /
unmäßige Weiberzeit.) Ein hanbvoll Lungenkraut in eine maß weissen
Wein gelegt / und darab getruncken / ist gut wieder den Husten / die
Engbrüstigkeit / Blutspeyen / langwirigen Bauchfluß und die unmäßige Weiberzeit.
Die Hirten stossen das Lungenkraut zu (Keichen un̅ Husten des Rindviehs) pulver / vermischen es mit Saltz
/ und geben es dem Rindvieh wieder das Keichen und den Husten.
CAPUT XLI.
Rheinblum. Stœchas citrina.
Namen.
DIe Rheinblumen haben daher ihren namen / dieweil sie an dem Rheinstrom /
zwischen Speyer und Wormbs in grosser menge wachsen. Etliche nennen sie
Motten-blumen / denn sie die Motten und Schaben von den kleidern treiben. Andere
heissen sie Jüngling / darum daß die blumen nicht verwelcken. Die Rheinblumen
nennet man Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Stœchas citrina, Amaranthus luteus, Chrysocome, Coma aurea.
Italiänisch / Amaranto giallo. Frantzösisch / Herbe aux tignes. Dänisch /
Heidelblommer / Reinblomme. Niderländisch / Mottenkruyd / Kynblomme.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine teutsche Rheinblumen / Elichryson sive Stœchas citrina latifolia,
C. B. Stœchas citrina Germanica latiore folio, J. B. Hat zarte runde stengel und
zweiglein / auch lange und schmale blätter / wie der Hysop /
|| [875]
Rheinblum. Stoechas citrina.
(* Eine art auß Candien.)
Frembde Rheinblumen. Stoechas citrina exorica.
aschenfarb / wollicht / und am geschmack bitter. Ein jedes stengelein bringt oben
am gipffel gold-gelbe / runde / knöpffichte Blumen im Brach- und Heumonat: diese
blumen verwelcken nimmer / sondern behalten allezeit ihr farb / daß man auch
mitten im Winter kräntze darauß machen kan / sind am geruch lieblich / und am
geschmack ein wenig bitter. Die wurtzel ist dünn / schwartz und nicht lang.
Wächßt auff rauchem / trocknem / sandichtem Erdreich / und dürren Heyden / an
dem Rheinstrom / zwischen Worms / Speyr / und anderstwo.
Eigenschafft.
Die Rheinblumen sind warmer und trockner natur: haben viel ölicht-flüchtiges
bitteres Saltz bey sich; eröffnen / tröcknen / vertheilen / säuberen / heilen /
und treiben durch den Harn.
Gebrauch.
(Würm / Verstopffung der Leber / Gelbsucht.) Ein
Handvoll Rheinblumen in einer maß weissen Wein gesotten und darab getruncken /
tödtet die Würm / wie solches Tragus auß eigener erfahrung berichtet. Dienet
auch also wieder die verstopffung der Leber und Gelbsucht; treibet den Harn /
und löset den Schleim und Sand von den Nieren ab.
(Milben und Nüß des haupts) Die Rheinblumen in
laugen gesotten und damit gezwagen / verjagt die Milben und Nüß auff dem Haupt.
(Motten und Schaben der Kleidern.) Wenn man die
Rheinblumen zu den kleidern legt / vertreiben sie die Motten und Schaben.
Man findet in Italien und anderen warmen Ländern / ein schöne wolriechende art
der Rheinblumen / hat viel subtilere blätter / und oben kleinere blümlein
beysammen / darauß raucher / wollichter samen wird / welcher alßdenn verpfliegt
/ und ungern auffgehet. Aber das Gewächs kan man durch die zweiglein / wie
Roßmarin oder Eypreß überflüßig pflantzen / auch sehr fein buschicht und rund /
wie kleine bäumlein ziehen. Der stamm wird holtzicht: Elychryson s. Stoechas
citrina angustifolia, C. B. Stoechas citrina tenuifolia Narbonensis, J. B.
Dessen wilde Art wird umb Nimes und Montpelier in Franckreich gefunden / ist
gantz grau von farben / und eines schuhs hoch / hat aber keinen geruch / und ein
klein würtzlein: wächßt gern an altem gemäuer. Die blumen sind der andern gleich
/ und der samen / welcher gern auffgehet: Elychryson foliis oblongis, Stoechadi
citrinae similis, C. B. Stoechas citrina tenuifolia altera, J. B.
CAPUT XLII.
Sonnen-Goldblum. Helichrysum Dioscoridis.
Namen.
SOnnen-Goldblum heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Helichrysum. Italiänisch / Helicriso. Englisch /
Goldenmothewort.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht der Sonnen-Goldblumen vorgestellt.
Das erste Geschlecht / welches das wahre Helichrysum Dioscoridis ist /
Helichrysum, Matth. Elichryson foliis Abrotani, C. B. Heliochryson quorundam
foliis Abrotani, J. B. hat eine kleine holtzichte wurtzel / mit vielen zaseln /
darauß wachsen gerade / weiß - grüne stengel / einer elen lang / die sind mit
starcken tieff zerschnittenen Blättlein bekleidet / je ein
|| [876]
Sonnen-Goldblum. Helichrysum Dioscoridis.
Italiänische Sonnen-Goldblum. Helichrysum Italicum.
gesätz gläichs weil über dem andern / den blättern der Stabwurtz etlicher massen
ähnlich. Am obern theil bringt es schöne / goldgelbe / knöpffichte Blumen /
Kronen - weiß zusammen gedrungen / gleich wie die Blumen des Reinfarns / welche
ihre gläntzende schöne goldfarb lange zeit behalten. Es wächßt bey uns in
Teutschland nicht von sich selbst / sondern wird allein in den Lustgärten
gezielet. In der Provintz / Franckreich und Languedock aber / wächßt??? es viel
in rauhen / dürzen / sandichten und ungebawten Matten. Wird auch in Hispanien
und Candien gefunden.
Das ander Geschlecht / die Italiänische Sonnen-Goldblumen / Helichrysum Italicum,
Matth. Millefolium tomentosum luteum, C. B. Stratiotes lutea, Clus. Ist mit der
wurtzel dem ersten gleich / mit den blättern aber und gekräuselten, Blumen
kleiner??? / die blätter wachsen gleich von der wurtzel herauß / und nicht also
Gesetz-weiß an den stengeln über einander / anzusehen wie die kleinen
Straußfederen / wiewol es auch an den stengeln??? etliche blättlein gewinnet /
die sind aber eintzig / und deren wenig. Dises wäcyßt von sich selbst in Italien
/ und wird allein bey uns in den Garten gezielet.
Eigenschafft.
Beyde Geschlecht der Sonnen-Goldblumen sind warm und trockner Natur / und haben
gleiche eigenschafft mit den Rheinblumen.
Gebrauch.
(Motten / Schaben.) Die Sonnen-Goldblume zu den
Kleidern gelegt / behütet sie vor den Motten und Schaben.
CAPUT XLIII.
Gemein Eisenkraut. Verbena communis.
Namen.
Das gemeine Eisenkraut oder Eisenkraut - männlein heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Peristereum, Ju???onis
lacryma, Verbena mas, Verbenaca, Verbena recta, Verbena communis, [877] toeruleo flore, C. B. Verbena mascula,
Verbena vulgaris, J. B. Italiänisch / Verminacola, Verbena, Berbena.
Frantzösisch / Verveine. Spanisch / Verbena. Englisch / Vervaine. Dänisch /
Jernurt. Niderländisch / Ysercruyt / Yserhert. In Teutscher Sprach wird es auch
genent Eisenreich / Eisern / Eisenhart und Taubenkraut.
Das Eisenkraut-weiblein heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Verbenaca supina, J. B. Verbenaca foemina,
Verbena tenuifolia, C. B. Hierobotane. Italtänisch / Verbena femina.
Flantzösisch / Verveine femelle. Spanisch / Verbena femina. Englisch / Spanisch
Vervaine / holce Vervaine. Niderländisch / Eleyn Spaensch Ysercruyt. In
Teutscher Sprach wird es auch Spanisch Eisenkraut / Italiänisch Eisenkraut / und
klein Eisenkraut genent.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Eisentraut oder Männlein / Verbena communis coeruleo flore, C. B.
überkomt ein lange dünne und zasichte wurtzel / auß welcher harte / rippichte /
viereckichte und dünne stengel herfür wachsen / so selten über elen hoch mit
vielen nebenästlein von unten auff erscheinen / welche mit außgeschnittenen
blättern besetzt sind / die sich dem jungen Eychenlaub vergleichen / jedoch
werden sie kleiner / schmäler / auff der einen seiten sattgrün / auff der
anderen aber weißlicht / und ist ein jedes blatt schier anzusehen wie ein
Hanenkam̅. Auff den gipffeln der stengeln erzeigen sich grüne
knöpflein / darauß werden himmelblawe / bißweilen auch weißlichte fünffblättige
blumen / deren man selten über vier oder fünff an den stengeln sihet / wenn die
blumen abfallen / folget ein kleiner länglichter same nach in obgemelten
knöpftlein / so dem rothen Wegrich - samen umb etwas ähnlich ist. Das grüne
kraut gibt ein zimlichen guten geruch von sich / wird aber am geschmack etwas
bitter. Man findet es allenthalben in Teutsch- und Welschland in den Dörfferen /
hinder den zäunen / an den mauren / auff den Kirchhöffen / neben den strassen /
und an anderen harten / rauchen ungebauten orten / also daß es keiner anderen
pflantzung nöthig ist. Das kraut soll zur Artzney gesamlet werden / wenn die
Sonn in die Jungfraw tri???tet / die blümlein aber wenn die Sonn in Löwen gehet;
die Verbena Indica Bontii komt mit diesem Geschlecht überein.
2. Das Eisenkraut-weiblein / Verbena tenuifolia, C. B. vergleicht sich mit seiner
wurtzel dem Männlein / die viereckichten stengel wachsen selten über anderthalb
spannen hoch / und ligen mit ihren ästlein untenher auff dem boden. Seine
blätter sind des Männleins blättern fäst ähnlich / allein werden sie tieffer und
subtiler gekerfft / und von farben grün auff blaw geneigt. Die Blumen erscheinen
schön Leibfarb-blau / sind aber kleiner / wie auch der Same / als am Männlein.
Es wächßt in Apulien und Spanien: In den Niderländischen Lustgärten wird es vom
Spanischen Samen gezielet. Das Peruanische stäts grünende Eisenkraut ist eine
grössere art von diesem geschlecht / Verbena Peruana, C. B.
3. Das Italiänische Eisenkraut / Verbena nadiflora, C. B. J. B. Wächßt in Italien
umb Neapoli / ist erstlich von Ferrante Imperato, einem vornehmen
Neapolitanischen Apotheckern D. Casparo Bauhino zugeschickt worden.
4. Das Canadensische Eisenkraut / mit Neßlen-blätteren / Verbena Vrticae folio
Canadensis, Hort. Paris. & Lugd. Bat.
Eigenschafft.
Das Eisenkraut ist warm und trockener natur; hat ein milt-flüchtiges /
balsamisches saltz / neben vielen irdischen theilgen / und daher die lugend zu
eröffnen / zu zertheilen / zu säuberen und zu heilen / das Haupt und Leber zu
stärcken / den verstandenen Harn zu beförderen / Grieß / Sand und Schleim der
Nieren abzutreiben / Schmertzen zu stillen / und die Haupt-Augen- und
Zahn-flüsse zu vertreiben.
Gebrauch.
(Schmertzen des haupts.) Eisenkraut ist ein gutes
Kraut wider alle schmertzen des Haupts. Forestus lib. 9. observat. med. cap. 52.
erzehlet / er habe einem Diener / welcher vor grossen Hauptschmertzen gleichsam
verzweiflen wolte / dieses Kraut frisch an den Halß gehenckt / darvon alsobald
der schmertzen gewichen seye.
(Verstopffung der Leber und miltzs / Gelbsucht /
verstandener Harn / Stein.) Ein handvoll Eisenkrauts in einer maß
weissen Weins gesotten / und davon Morgens nüchtern und Abends getruncken / ist
gut wider die verstopffung der Leber und Miltzs / vertreibet die Gelbsucht /
befürdert den verstandenen Harn / und führet den Stein auß.
Es haben die Heyden mit dem Eisenkraut viel Fabelwerck getrieben / wie bey dem
Plinio libr. 25. histor. natur. cap. 9. zu lesen ist.
(Taubsucht) Wenn ein Mensch nicht richtig in dem
Haupt wäre / und solches von der Melancholey herkäme / diesem mache nachfolgende
Laugen / und lasse den Krancken alle Tage damit zwagen / wird ihme wol bekommen.
Nim Eisenkraut zwey handvoll / Majoran / Haselwurtz mit dem kraut / Wegwarten /
Ochsenzung / Beyfuß und Quendelkraut jedes ein handvoll: diese stuck soll man
zerschneiden / und in drey maß Laugen den dritten theil einsieden lassen /
alßdenn dieselbige gebrauchen / wie angezeiget.
(Hitzige geschwulst insonderheit an den
Gemächten.) Es wird in den Apothecken ein sälblein auß dem Eisenkraut
gemacht / welches man Unguentum Jovis nennet. Solches wehret allen hitzigen
Geschwulsten / insonderheit aber die sich an den Gemächten erzeigen / wenn man
sie damit ansalbet.
Wenn man Eisenkraut in ein Taubhauß leget / sollen sich die Tauben darinn gern
halten / und andere frembde Tauben sich daselbst versamlen / denn sie haben
einen desondere Liebe zu diesem Kraut.
(Verstopf-???pfung der Leber und Miltzes / Gelbsucht /
Würm / Grieß / Stein / drey und viertägig Fieber /) Das destillierte
Eisenkraut-wasser löset auff die verstopffung der Leber und des Miltzes / führet
auß die Gelbsucht / tödet die Würm / vertreibet das Grieß und den stein / ist
dienlich für das drey- und viertägige Fieber / Morgens und Abends 3. oder 4.
loth davon getruncken: Es soll auch das Eisenklaut-wasser den Säugmüttern viel
Mich [878] (Milchmangel.) machen / auff angezeigte weiß gebraucht / wie solches
glaubhaffte Leuth bezeugen.
Eisenkraut-wasser ist ein köstliches mittel (Hauptweh) wider das Haupt-wehethum / leinene tüchlein darinn genetzet /
übes die Stirn laulicht gebunden / und so offt solches trocken / wider
erfrischet. So man aber dieses Wasser kräftiger zu diesem Gebrechen haben wollte
/ soll man zu einem becher voll Wasser zwölff Pfersing-kernen nehmen /
dieselbigen schelen / darnach klein stossen / und mit dem Eisenkraut-wasser
durchstreichen wie ein Mandelmilch / leinene tüchlein darinn netzen / und
laulicht überschlagen.
(Flüßige / dunckele / trübe Augen.) Das
Eisenkraut-wasser ist auch ein gut Augen-wasser / denn es die flüßige Augen
tröcknet / und die trüben dunckelen Augen erläutert / so man etliche tröpfflein
darein giesset.
Eisenkraut-wasser heilet die Mundfäule / (Mundfäule /
versehrung des Halß / Geschwär an beimlichen orten.) und alle
Versehrung des Halß / den Mund offt laulicht damit gegurgelt und außgespühlet.
Es dienet auch zu den Geschwären der heimlichen örter bey Mann und Weib /
dieselbigen offtmahls damit gewaschen / leinene tüchlein darinn genetzt und
übergelegt.
(Melancholey / hauptflüß / schwaches Hertz und
Gedächtnuß / Husten / Würm.) Auß den blumen des Eisenkrauts wird eine
Lattwerg oder Zucker wie von den Rosen / gemacht / die ist sehr gut den
melancholischen oder schwermüthigen Leuten / sie machet frölich / vertreibt die
schweren Gedancken / darauß viel kranckheiten entspringen / dienet wider die
Flüsse des Haupts / stärcket die Gedächtnuß / und schwaches Hertz / vertreibt
den Husten und die Würm auß dem Leib / so man morgens und abends einer Muscatnuß
groß darvon eine lange zeit nimmet.
Der auß dem frischen zerhackten kraut außgetruckte Safft / mit dem auß weissem
Magsamen / oder Bilsen-samen außgepreßten (Hauptschmertzen.) öl vermischt / und an die Schläffe gestriechen /
vertreibt alle grosse Haupt-schmertzen. Gleiche würckung hat das Kraut / wenn
man es frisch zerhackt / und über die Scheitel / die Stirn und die Schläffe
bindet.
(Unzeitige Geburt.) Wenn man die unzeitige Geburt
verhüten will / so nehme man Eisenkraut-wasser acht loth / Kinder-balsam zwey
loth / präpariertes pulver von wolgedörr???en Krebsschalen ein halb loth /
Zucker ein loth / mische alles under einander / und geb dem schwangeren Weib
täglich etliche löffel voll davon ein.
(Harte Miltz- und Leber-geschwulst.) Wer ein
auffgeschwollen und erhartete Miltz oder Leber hat / der zerhacke das frische
safftige Eisenkraut / vermische es mit Eyerklar / und Gersten- oder Rocken-mehl
zu einem dicken pflaster oder Cataplasma, und binde es also warm etliche Nächte
über / so wird sich die Geschwulst verwunderlich ohn einigen schmertzen
vertheilen. Es ziehet aber einen rothen schweiß auß / gleich ob es blut wäre.
CAPUT XLIV.
Hyacinth. Hyacinthus.
Gemeiner Hyacinth. Hyacinthus vulgaris.
Namen.
HYacinth oder Mertzen-blum heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hyacinthus. Italiänisch / Hiacinto, Cipolla
di cane, Cipolla canina. Frantzösisch / Jacinthe. Spanisch / Mayas.
Niderländisch / Jacinth. Englisch / Hyacinth.
Geschlecht und Gestalt.
Von denen sehr vielen Hyacinthen-geschlechtern werden allhier nur fünffe
fürgestellet.
Der gemeine Hyacinth / Hyacinthus comosus major purpureus, C. B. maximus
botryoides comâ coeruleâ, J. B. Hyacinthus vulgaris, Matth. hat eine zwibelichte
wurtzel / darauß ein dünner / glatter und graß-grüner stengel wächßt / fast
einer spannen hoch / bißweilen auch höher. Mitten an diesem stengel biß oben auß
überkomt er schellichte blumen / deren etliche blau sind / etliche purpur-braun
/ ein theil weiß auch gelb / und ein theil leibfarb; wenn die blumen zeitigen /
so neigen sie sich gegen der erden / und bleiben lang hangen / ehe denn sie
verwelcken: die blätter vergleichen sich fast den Knoblauch - blätteren / deren
etliche schmal / andere aber etwas breiter sind. Der samen ligt in kleinen
hülsen.
Der Tripolitanische Hyacinth / Hyacinthus Tripolitanus, J. B. exoticus, flore
Phalangii, C. B. blühet in dem Monat Aprill / hat lange und gar schmale blätter
/ wächßt zimlich hoch / und gewinnet zu oberst vier schöne blumen / an welchen
die blättlein mit ihrer farb und grösse den dreyen auffgerichteten blättlein in
der blauen Lilien ähnlich sind. Die wurtzel ist zwibelicht / aber nicht groß /
wie solchen D. Leonhard Rauwolff im I. theil seiner Reißbeschreibung im 9. cap.
beschrieben / und ihne neben andern zierliehen Gewächsen Hr. Camerario
zugesendet hat.
|| [879]
Tripolitanischer Hyacinth. Hyacinthus Tripolitanus.
Orientallischer Hyacinth. Hyacinthus Orientalis.
Der Orientalische Hyacinth / Hyacinthus orientalis caule maculato. C. B.
orientalis, Matth. orientalis coeruleus, Tab. orientalis, quibusdam
Constantinopolitanus, J. B. komt mit Lilien-blättern herfür / sind aber kleiner
/ schmäler / fetter / und steigen mit ihren spitzen ob sich. Der stengel ist
dick / an welchem die himmelblauen blumen / an gestalt der Lilien doch etwas
kleiner / sich erzeigen. Die wurtzel ist zwibelicht und schüppicht.
Ein anderer Orientalischer Hyacinth.
Hyacinthus Orientalis alter.
Tranblichter Bisaiffi???-Hyacinth. Hyacinthus racemosus moschatus.
Der andere Orientalische Hyacinth / Hyacinthus orientalis maximus, C. B.
orientalis alter, Matth. ist diesem gar gleich / weder allein / daß die blätter
breiter / fetter / und an dem oberen theil stumpff sind. Matthiolus hat diese
beyde von Jacobo Antonio Cortuso [880] auß
Padua empfangen / welchem sie auß Orient zugeschickt worden.
Der traublichte Bisam-Hyacinth / Bulbus vomitorius, Matth. Hyacinthus racemosus
moschatus, C. B. Hyacinthus odoratissimus dictus Tibcadi & Muscari, J.
B. bringt auß einer grossen / weissen / mit dicken zaseln begabten
Zwibel-wurtzen fünff oder sechs über der erden außgebreitete / dicke / safftige
blätter; zwischen welchen in dem Frühling ein dicker / safftiger / runder /
nackender / schwacher stengel auffwächßt / so mit vielen purpuricht-grünen /
oder weißlichten blumen-zincken / wie ein Wasser-krüglein gestaltet / gezieret
wird. Wenn nun diese anheben zu verwelcken / so geben sie den lieblichsten
Bisam-geruch. Darauff folget der schwartze runde samen in einem grossen
dreyeckichten köpfflein.
CAPUT XLV.
Magsamen. Papaver hortense.
Namen.
MAgsamen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Papaver. Italiänisch / Papavero. Frantzösisch / Pavot. Spanisch /
Dormidera, Rosella. Englisch / Poppie. Dänisch / Valmue / Mankop. Niderländisch
/ Mancop / Heul / Eul. In Teutscher Sprach wird er auch genennt Oelmagen /
Oelsamen / Mön / Män und Mahe.
Geschlecht und Gestalt.
Der Magsamen ist männiglich bekant / wird gepflantzet im Acker-feld und in den
Gärten. Seiner sind viel Geschlecht / allein an den farben / blumen und samen
unterschieden / sonst kommen sie mit wurtzeln / kraut / stengeln und milch
überein.
Gefüllter Magsamen. Papaver pleno flore.
Der erste Magsamen blühet gantz schneeweiß / und bringet weissen samen.
Der ander bringt braun-leibfarbe oder rothe blumen / und schwartzen samen.
Des dritten blumen sind weiß / gegen den köpfflein mit rothen flecken besprengt.
Der samen ist bleichgelb.
Der vierte trägt blumen / die sind gegen dem köpfflein weiß / mit braunen
tüpfflein scheckiert / und hat grau-farben samen.
Es werden viel arten des Magsamens hin und wider gefunden. Unter andern ist
sonderlich ein schöne art weisses Magsamens / welcher umb Venedig / und nicht
weit vom Meer in Holland gesäet wird / und grosse knöpff wie ein zimlicher
Granat-apffel trägt / voll schönen / süssen und weissen samens. Die stengel
wachsen drey oder vier elen hoch / darauff stehen schöne / grosse / schneeweisse
blumen / zum meisten mit vier blättern / die zuweilen gantz / zuweilen am
umbkreiß wie flammen zertheilet / welches man auch an dem andern Magsamen / was
farb er immer ist / wahrnimt / denn man auch schönen feur-rothen / oder gar
leibfarben / oder weiß mitten in der blum / außwendig gerings herumb roth / oder
auch viel andere farben findet. Es ist aber zu unsern zeiten der allerschönste
in vielen Gärten gemein worden / mit schönen grossen gefüllten blumen allerley
farb / welche auch bißweilen von gantzen blättern zusammen gesetzt / und
inwendig umb den knopff lustig gekräuselt / bißweilen sind die blätter alle in
kleine fasen gleich zerschnitten / und sehr seltzam durch einander verwirret /
daß es lieblich anzusehen ist. Der samen aber ist in den knöpffen viel weniger
und kleiner / als in dem ungefüllten Magsamen / denn die grosse menge der
blätter an den blumen nimt ihm die krafft: sol [881] che / wenn man sie nicht zu
rechter zeit säet / werden widrumb einfach. Das Kraut an allen Magsamen ist
haarig / zerkerbt / zimlich breit und lang / aschenfarb-grün / am geschmack
bitter / wächßt ohne stiel am stengel / der ist fingers-dick / rund und haarig.
Die blumen / wie gemeldet / sind schön und groß von farben. Wenn sie abfallen /
folgt der samen in köpfflein verschlossen / am geschmack etwas süß und ölicht.
Eigenschafft.
Der Magsamen ist kalt im vierten oder letzten grad. Der weisse wird sicherer
gebraucht als der schwartze. Er führet ein klebichtes / mit saurlicht-flüchtigem
scharffem saltz vermischtes öl / und hat dadurch die tugend die Lebens-geister
zu hemmen / zu undertrucken / ihren einfluß in die Nerven zu hindern / oder
gäntzlich zu stillen / allen schmertzen zu lindern / Ruhren und andere
Ergiessungen zu stillen / Schlaff zu bringen / und dem von scharffen flüssen
herkommendem Husten zu wehren.
Gebrauch.
In den Apothecken wird ein Syrup auß dem weissen Magsamen gemacht / Syrupus (Mangel des schlafs.) de Papavere albo simplex
genennet. Er bringt dem Menschen den Schlaff widerumb / man soll ihne nicht
höher als anderthalb loth einer gestandenen persohn eingeben. Jungen Leuthen von
sechs Jahren gibt man ein halb loth / von zwölff Jahren ein gantzes loth / von
acht und zwantzig biß viertzig oder mehr Jahren / anderthalb loth / zu nacht /
wenn man pflegt schlaffen zu gehen.
(Subtile / hitzige / versaltzene / scharffe flüß /
Husten / häisere stimm.) Ferner bereitet man in den Apothecken runde
täfelein auß dem weissen Magsamen / welche man Diacodion in solido usitatum
nennet / sind trefflich gut die subtilen / hitzigen / versaltzenen scharffen
flüß / und den davon herkommenden Husten zu stillen / dienen wider die häisere
stim̅ und rauhe kehlen / so man davon nach belieben nimmet.
Der weisse Magsamen wird auch in den Apothecken zu dem Brustbeerlein-Syrup / zu
dem Diacodio J. B. Montani, zu dem Brustpulver / genant Pulvis anonymus, und zu
anderen sachen mehr gebraucht / welche denn samtlich in obangezogenen zufählen /
wie nicht weniger zu stillung der Schmertzen / und verursachung des Schlaffs
gebraucht werden können / und zwar läßt sich von dem Brustbeerlein-safft / zwey
/ von dem Diacodio Montani aber ein löffel voll / und von dem Brustpulver ein
halb quintlein übers mahl in Scabiosen- oder Hyssopenwasser offt einnehmen.
Opium, Indianischer Magsamen-safft.
Der Indianische Magsamen-safft wird also bereitet. Nach dem der Morgenthaw
verschwunden ist / nehmen die Indianer die grossen Magsamen-köpff / wenn sie
voller safft sind / verwunden solche mit einem Messer fein gemächlich / und
nicht tieff wie ein Stern / und lassen den safft in ein Geschirr hinein fliessen
/ welcher alßdenn gemeiniglich von sich selber trocknet. Nach art der
Landschafft verändert sich sein Farb. Der weisse Safft wird auß Cayr / der
schwartze und harte auß Aden / der gelbe und weiche / (welcher auch der beste
ist) auß Cambaja und Decan zu uns gebracht. Vor etlichen Jahren hat die
Landschafft Thebais / an Egypten stossend / diesen Magsamen-safft überschickt /
daher man ihne Thebaischen Magsamen-safft genennet / heut zu Tag wird er auß dem
Egyptischen Cayr / auch dem Arabischen Aden / meistentheils aber auß dem
Ost-Indischen Cambaja und Decan in Europam und Teutschland gesendet.
Obwolen etliche Medici den Gebrauch der Artzneyen / welche auß dem Indianischen
Magsamen-safft gemacht sind / für sehr gefährlich halten und außruffen / so hat
jedoch Hr. Matthias Tillingius, weitberühmter Prof. Medicus auff der
Hessen-Schaumburgischen Universität zu Rinteln / in seinem Buch / Anchora
salutis sacra, seu de Laudano opiato, genent / welches er An. 1671. in truck
gegeben / genugsam erwiesen / daß es ein vorgefaßter wahn und vergebliche Forcht
seye.
Demnach auch in Hoch-loblicher Eydgnoßschafft / von etlichen Jahren hero /
weiland des wohl-erfahrnen Chymici, Herren D. Exii Pilulen / welche von diesem
Indianischen Magsamen-safft bereitet sind / wegen ihrer fürtrefflichen
Würckungen in grossen Ruff kommen / sie aber von gewinnsüchtigen Apotheckern
meistentheils anderst gemacht werden / habe ich auß sonderbahrer Liebe und
schuldiger pflicht gegen meinem gemeinen Vatterland / dieses Hochwerthen Stands
/ die wahre ohnverfälschte composition oder Zubereitung dieser Exischen Pilen /
an das Tagliecht geben sollen. Nim Indianischen Magsamen-safft / oder des besten
Opii acht loth / Orientalischen Saffran ein loth / Bisam / Ambra / Magisterium
der Perlein jedes ein scrupel / destilliertes Aniß-Zimmet- und Muscatnuß-öl
jedes 20. tropffen / des besten Melissen-spiritus 2. gemein pf. oder 64. loth.
Den Indianischen Magsamensafft un̅ Saffran zerschneide klein
absonderlich / alßdenn vermische es / hernach extrahiere es dreymal nur hinder
dem warmen Ofen / jedesmal mit so viel Melissen-spiritus, biß es ein rothe farb
überkomme. Die zwey ersten mal separiere es per inclinationem, das letzte mal
aber exprimiere die klare Tinctur / hernach filtriere die drey Tincturen
zusammen in ein Kölblein / und ziehe sie ab in dem Balneo Mariae zu einer
weichen massa, under welche / wenn sie noch warm ist / die andern species
ordenlich müssen gemischet werden.
Den abgezogenen Spiritum Melissae hat Hr. D. Matthias Harscherus, weyland
wohlverdienter Professor in loblicher Universität und Statt-Artzt allhier /
welcher die Beschreibung dieser Exischen Pilen mir mitgetheilt / in den
Mutter-kranckheiten nutzlich gebraucht / so auch dahero in hiesigen Apothecken
(Kopff??? / Zähnschmertzen / Grimmen Erbrechen
Nieren Miltz und Mutter??? / ??? /) Aqua hysterica D. Matthiae
Harscheri genennt worden.
Diese berühmte Exische Pilulein sind sehr nutzlich / in dem grossen Kopffweh /
Zahnschmertzen / Grimmen / Erbrechen / in den schmertzhafften Nieren-Miltz- und
Mutterkranckheiten / Podagra / Glieder-sucht / und in allen anderen
Leibs-beschwerden / wo kein [882] gifftig
hitziges Fieber / Ohnmachten / und (schmerhafte
kranckheiten / mangel des schlafs.) keine schlaffsucht sich erzeiget.
Sie stillen den schmertzen in allen Kranckheiten / und verursachen ohn einige
schwächung der Natur ein sanfften Schlaff. Man nimt auff einmal nur ein Pilulein
/ so ein gran wiget.
Von diesem Opio wäre noch viel zu schreiben / und sonderlich von allerhand
schönen darauß gemachten Artzney-mittlen / weilen aber gefährlich mit dem
gebrauch (Opii schädlichkeit.) deroselben
umbzugchen / als halte ich besser seyn / solche stillschweigend zu übergehen /
den̅ dergleichen zweyschneidig Schwert / denen in der Artzney
schlecht erfahrenen Leuten in die hand zu geben: denn ob gleich gemelte
Artzneyen in Schmertzen / Husten / Bauchgrimmen / Schlafflosigkeit / und
etlichen anderen Kranckheiten fürtreffliche würckungen thun können / so sind sie
hingegen in anderen zufällen ein lauteres Gifft: wie denn heut alle
vernünfftigen und wolerfahrenen Practici diesen Magsamen-safft in folgenden
Kranckheiten höchstens verbieten / als da sind Schlagflüß / Fallende Sucht /
Schwindel / Schlaffsucht / schwache Gedächtnuß / Lahmheit / Contractur /
Seitenstich / Ohnmachten / Hertzklopffen / schwach Gesicht / Taubsucht /
schlecht Gehör / Engbrüstigkeit vom Schleim der Brust / Kehlen-entzündung /
Kinder-pocken / Hitzig- und Flecken-Fieber / Wassersucht / und viel andere mehr.
Bey den Kinderen / jungen Knaben und Mägdlein soll man des Opii gäntzlich müssig
gehen.
CAPUT XLVI.
Kornrosen. Papaver erraticum.
Namen.
KOrnrosen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Papaver erraticum, Papaver fluidum, Papaver rubrum. Papaver
erraticum majus, [Greek words], Dioscor.
Theophr. & Plinio, C. B. erraticum rubrum campestre, J. B. Italiänisch /
Papavero salvatico, Papavero del la biada, Papavero di campo. Frantzösisch /
Pavot sauvage, Pavot de blé, Coquericoq, Pavot de champs. Spanisch / Amapola.
Papola. Englisch / Wild redde popie. Dänisch / Vild valmue. Niderländisch /
Rooden huel / Korenroosee. In Teutscher Sprach heissen sie auch Klapperrosen /
Feldmagsamen und Grindmagen.
Gestalt.
Die Kornrose wächßt auff dem Feld / beynahe in allen Früchten / und bißweilen in
so grosser menge / daß auch das gantze Feld anzusehen ist / als wäre es mit
diesen Rosen überzogen. Man findet sie vom Mäyen an biß in den Herbst. Gewinnet
dünne / runde / gerade stengel und äste / die sind gantz rauch und haarig /
elen-hoch / hat blätter wie der weisse Gartensenff / tieff zerspalten / doch
länger und raucher: der knopff am stengel ist mit zweyen grawen härigen Häutlein
beschlossen / so bald die blum herfür wil / fallen diese häutlein von einander /
und schlägt also die schöne rothe Blum oder Rose herfür. Die blätter an dieser
blumen fallen ab / alßdenn erscheinet ein länglichter knospen / rings umbher mit
schwartzem Haar besetzt. In demselbigen findet man Samen / an der farb ein wenig
braun / und am geschmack etwas bitter. Die wurtzel ist fingers dick / weiß /
etwan gelb / mit vielen nebenwurtzeln gezieret und bitter. Sie wird von etlichen
in die grössere und kleinere Klapperrosen unterschieden.
Carolus Clusius hat Camerarium berichtet / daß er die Kornrosen mit gefüllten
Blumen ohngefehr in einem Acker zwischen den Früchten angetroffen habe. Sie wird
gar selten mit einer weissen Blumen gefunden. Auff den Pyrenäischen Gebürgen
kommet sie mit einer grossen / einfachen / vier-blättigen und gelben Blumen
herfür / wie solches Casparus Bauhinus in prodromo Theatri Botanici lib. 5. cap.
3. berichtet.
Eigenschafft.
Die Kornrosen sind kalter Natur biß in dritten grad: haben ein
scharfflicht-bitteres flüchtiges saltz mit balsamisch-ölichtem vermischt / davon
die eigenschafft entstehet zu linderen / zu eröffnen / schmertzen zu stillen /
Husten zu zertheilen / schlaff zu bringen.
Gebrauch.
Zu Trient in Tyrol pflegen die Bauren die ersten blätter der Kornrosen wie ein
gemüß zu sieden / vermischen Käß und Butter darunder und gebrauchen es also zur
speiß.
(Seitenstich.) Wider den Seiten-stich ein
bewährtes mittel: Nim Kornrosen-blumen / Krebsstein / Eberzahn / Hechtküfel /
Bersigstein / Cardobenedicten-samen jedes ein quintl. stosse alles zu einem
reinen pulver / davon gibe dem jenigen welcher vom Seiten-stich angegriffen
worden / nach vorhergegangener Aderlässe / auff dem Arm der krancken seiten /
etliche mahl ein halb quintlein in einem Trunck Scabiosen-wasser ein.
Ein handvoll Kornrosen in einer maß weissen Wein gesotten / und darvon
getrun [883] cken
(Starcke monatliche reinigung. Hitzige fieber /
Seiten-stich / Bräune / starcker weiberfluß Entzündung des halß / bräune /
mund fäulung. Schöne / rothlauff / wildfewr / versehrung oder verunreinigung
der heimlichen orten bey mann und weib. Rothe stecken des angesichts. Husten
/ Seitenstich / hitzige Fieber / dürrer halß / brustkranckheit.) / ist
den Weibern dienlich / wider den starcken Fluß der monatlichen Reinigung.
Das auß der Kornrosen gebrante Wasser ist nutzlich in allen hitzigen Fiebern /
wider den Seiten-stich / die Bräune und den starcken Weiber-fluß / so man davon
ein paar loth trincket. Es wird auch under die Gurgelwasser vermischt / denn es
wehret aller entzündung des Halß / der Bräune und Mundfäulung / so man lawlicht
damit gurgelt. Das Kornrosen-wasser ist auch ein köstliches Mittel wider die
Schöne / Rothlauff / Wildfewr / versehrung oder verunreinigung der heimlichen
orten / bey Mann und Weib / mit einer hitzigen geschwulst / so man Tüchlein
darinnen netzet / und lawlicht überschlägt.
Es nimt auch die rothen flecken des Angesichts hinweg / so man sie des Tags zwey
mahl damit wäscht.
In Syrien umb Alepo macht man auß Kornrosen-blumen mit Zucker eine Latwerg /
welche die Einwohner allda viel wider den Husten gebrauchen. Sie ist nunmehr in
Teutschland auch bekant / und in dem Seitenstich / hitzigen Fieberen / dürrem
halß und anderen Brust-kranckheiten sehr dienlich.
Der auß den Kornrosen in den Apothecken zubereitete Syrup / demmet die starcke
(Hitzige fieber / bräune / seitenstich.)
enttzündung in den hitzigen Fiebern / wehret der Bräune / und ist insonderheit
wider den Seiten-stich und allen Husten dienlich / so man davon nach belieben
ein löffelein voll offt nimmet.
CAPUT XLVII.
Wilder gehörnter Magsamen. Papaver cornutum.
Namen.
WIlder gehörnter Magsamen heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Papaver cornutum, Papaver corniculatum.
Italiänisch / Papavero cornuto. Frantzösisch / Pavot cornu. Spanisch / Dormidera
marina. Englisch / Horned poppie. Niderländisch / Horenet heul / Horne heul.
Gestalt.
Der gehörnte Magsamen hat aschenfarbe / rauche / fette Blätter / die sind an dem
umbkreiß tieff zerspalten. Sein Stengel ist elen-hoch / rund / rauch / trägt
bißweilen gelbe / zuzeiten auch braunrothe und himmelblawe Blumen. So dieselben
abfallen / kommen lange / gekrümte schotten oder hörner hernach / wie im
Fenugreck oder Bockshorn / oben mit dreyen kleinen spitzlein versorget. In
diesen schotten ligt ein häutlein / darzwischen findet man sehr kleinen und
schwartzen samen. Die wurtzel ist dick / schwartz / und nicht tieff in die Erden
geheft. Der gelbe gehörnte Magsamen / wie Dioscorides anzeiget / wächßt an den
wilden rauhen orten / so am Meer ligen. Castor Durantes hat an dem Adriatischen
Meer bey Loreto ihne viel gesehen. In Teutschland wird er nicht viel gefunden /
muß in den Gärten gepflantzet werden. Den rothen Magsamen hat Matthiolus in
Böhmen und Mähren in grosser Menge gesehen / auff der Strasse die gegen Wien
gehet.
Eigenschafft.
Der gehörnte Magsamen ist nach der meinung Leonhardi Fuchsii und Castoris
Durantis warm und trockner natur.
AEtius Tetrab. IV. serm. 1. cap. 45. schreibet / daß der gehörnte Magsamen ein
gifftige Natur an sich habe / ist derowegen nicht im Leib zu gebrauchen.
Der stachlichte Magsamen bekomt auß seiner dünnen / ablangen und zaßlichten
wurtzel / ein runden und holkehligen stengel / welcher mit den kleinsten
stacheln begabt / voll weissen marcks / anderthalb spannen hoch / auch bißweilen
höher / und in neben-astlein zertheilet ist: die blätter / so erstlich auß dem
samen herfür kommen / sind ablang und schmal / die nachfolgenden aber / wie auch
die an dem stengel / findet man gleich wie der gehörnte Magsamen zerschnitten /
nicht haarig / sondern lind und gläntzend / welche den mitlern stengel umbgeben
/ sind drey oder vier zoll lang / zwey zoll breit / und an dem rand mit gelben
und spitzigen stacheln bewaffnet: an dem oberen theil erscheinen die blätter
grün / mit weißlichten Nerven / als mit zartem pulver besprengt / an dem underen
theil aber grau / mit nerven als kleinen stacheln gespitzt. Auff den gipffeln
der nebenästlein sitzet ein gelbe blum / welche auß fünff oder sechs / bißweilen
aber nur vier blättlein bestehet / und den geruch des grossen Schellkrauts in
etwas von sich gibet: welcher ein ablanges / fünff / sechs oder viereckichtes
köpflein nachfolget / so mit vielen gelben fädemlein umbgeben wird: an seinem
obern theil / wenn es noch jung und zart / ist es roth / so es
|| [884]
Stachlichter Magsamen. Papaver spinosum.
aber zeitig / wird es schwartzlicht / und von vielen steiffen dörnlein rauch. Es
ligt gantz voll schwartzen samens / der sechs mahl grösser ist als anderer
Magsamen / rund / außgespitzt und zierlich gestriemet. Er blühet in dem Hew- und
Augstmonat / und muß in dem Herbst gesäet werden. Der samen dieses Gewächs ist
unter dem namen Figo del inferno, Höllischer Feigen / erstlich von D. Joachimo
Camerario dem Jüngern / auß Engelland nach Nürnberg gebracht worden. Das gantze
kraut steckt voll gelben saffts / wie das grosse Schellkraut / derowegen
zweifele ich / ob es nicht das Glaucium Dioscoridis seye? denn derjenigen
meinung kan man nicht wol beypflichten / so es für das Schellkraut oder
Lieb-apffel / wie auch für den braun-rothen gehörnten Magsamen halten.
Vorgemelter Joachimus Camerarius hat den samen auch Johanni Bauhino geschickt /
welcher ihne in den Fürstlichen Mümpelgardischen Garten gepflantzet / auß deme
das Gewächs herfür kommen / in dem Augstmonat geblühet / und in dem
nachfolgenden Jahr sich von dem abgefallenen samen verjüngert hat. Er wird auch
im Fürstlichen Eychstettischen Lustgarten angetroffen.
CAPUT XLVIII.
Römischer Fellriß. Hypecoum Matthioli.
Namen.
ROemischer Fellriß / Kornkümmel / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Hypecoum, Hypecoon, Cyminum
corniculatum. Italiänisch / Hypecoo. Englisch / Hypecoum.
Römischer Fellriß. Hypecoum Matthioli.
Gestalt.
Der Römisch Fellriß oder die Venediger Pappel / Hypecoon, C. B. Hypecoum
siliquosum, J. B. wächßt in Italien auff den Aeckern / mit Taubenkropff- oder
Erdrauchblättern / aber viel grösser / derer hangen gemeiniglich drey an einem
stiel / sind an dem umbkreiß zerspalten / ein wenig rauch und weißlicht. Sein
stengel ist arms-hoch / rauch / und mit viel neben-zweigen besetzt / die sind
auch rauch / darzu biegig und schwanck. Bringet bleichgelbe blumen wie
Bilsenkraut / doch sind sie unden bey den kelchlein / darauß sie schlieffen /
ein wenig purpur-braun. Mitten in den blumen erscheinet ein schönes gold-gelbes
pützlien. Nach den blumen folgen runde / auffgespitzte / streiffichte / haarige
knospen / mit einem dünnen häutlein bedeckt / haben oben ein klein deckelein
oder hütlein / wie ein sternlein. In diesen knospen ligt ein schwartzer und
raucher samen eingewickelt. Man nennet sie auch Wetterrößlein. Wird in
Teutschland in die Gärten gepflantzet.
Eigenschafft und Gebrauch.
Dieses Kraut hat gleiche theilgen / und hiemit auch gleiche eigenschafft mit dem
Magsamen; wie denn D. Hermannus erfahren / daß der safft des Krauts schlaffen
gemacht.
CAPUT XLIX.
Gemein Bilsenkraut. Hyoscyamus vulgaris.
Namen.
BIlsenkraut / Bilsam oder Bilsen heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hyoscyamus, Apollinaris, Faba suilla.
Italiänisch / Jusquiamo, Fava porcina. Frantzösisch / Jusquiame, Jusquiance,
Hanchane, Hanebane. Spanisch / Velenno. Englisch / Henbane. Dänisch / Bulme /
Sowbonne / Husebone / Fandensnasser.
|| [885]
Gewein Bilsenkraut. Hyoscyamus vulgaris.
Niderländisch / Bilsen / Mal-kruyd. In Teutscher Sprach wird es auch genent
Bilsamen / Bilsamkraut / Schlaffkraut / Säwbonen / Rindswurtzel und
Zigeunerkraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Bilsenkraut / Hyoscyamus niger vel vulgaris, C. B. vulgaris, J. B.
Hat breite / lange / aderichte / fette / rauche und dunckel-aschenfarbe blätter
/ bißweilen sind sie außgeschnitten und in spitzige fält getheilt / zu zeiten
aber werden sie gantz / es bringt fette / runde und wollichte stengel / so von
der mitte an viel nebenzweiglein bekommen / daran stehen bleichgelbe schellen
nach der ordnung biß oben auß / jedoch nur auff einer seiten. Der Samen so
darinnen zeitiget / vergleicht sich dem Magsamen / ist jedoch grauer. Die
safftige und weisse Wurtzel wächßt spannen-lang in das Erdreich. Das gantze
Gewächs gibt ein starcken unlieblich-stinckenden geruch von sich. Man findets an
ungebauten orten / neben den strassen und äckeren; allhier kommet es häuffig vor
dem Aeschemer- und St. Johanns-Thor / und bey Michelfelden herfür.
2. Das weisse Bilsenkraut / Hyoscyamus albus, J. B. albus major vel 3. Dioscor.
& 4. Plin. C. B. item Hyoscyamus albus minor, J. B. & C. B. Ist
dem gemeinen fast gleich / doch sind die blätter ein wenig weicher / wollichter
/ fetter / und stehen nicht so dick in einander. Mit den blumen vergleicht es
sich auch dem ersten / sie werden jedoch bleicher / und bißweilen gantz weiß. Es
trägt nicht so viel schellen wie das gemeine / welche linder sind und einen
weissen samen bringen. Man findet es viel in Franckreich um die Statt Aurange,
und weiter biß an den Ronenfluß.
Weiß Bilsenkraut. Hyoscyamus albus.
In Teutschland / Engelland und Holland pflantzet mans in die gärten / es bleibet
aber selten über ein Jahr.
Gelb Bilsenkraut. Hyoscyamus luteus.
3. Das gelbe Bilsenkraut / Hyoscyamus luteus, Ger. Hyosc. Peruvianus, Tabern.
Nicotiana minor & Eyst. C. B. Priapeja, quibusdam Nicotiana minor, J. B.
Hat ein lange / weisse und fingers dicke Wurtzel / auß welcher ein
|| [886]
runder haariger stengel herfürkomt / so bey nahe anderthalb elen hoch wächßt /
mit andern nebenzweiglein / an denen ein zarte wolle gefunden wird. Die blätter
sind nicht so zerkerfft wie die vorigen / sondern rund / fett / weich / wollicht
und eines starcken geruchs. Die blumen erscheinen auß einem haarigen kelchlein /
gelb / in fünff einschnitte getheilet / denen runde knöpfflein nachfolgen / in
welchen viel schwartz-gelber samen verschlossen ligt. Es wird auch in den gärten
gezielet / da denn von dem samen ein grosse menge herfür schiesset / aber
jährlich vergehet. Dieses Kraut tödtet die Flöh / denn so man mit demselben oder
seinem safft die haut der Hunden anreibt / fallen ihnen die Flöh ab. Sonsten kan
man diß gewächs eigendlich under die geschlechter des Tabacks zehlen.
Candisches grosses Bilsenkraut. Hyoscyamus Creticus luteus major.
4. Das Candische grosse Bilsenkraut / Hyoscyamus Creticus luteus major, C. B.
luteus minor, J. B. Bekomt elen-hohe / starcke / ästige / runde und mit einer
weichen wolle überzogene stengel / die blätter sind breit / rundlicht /
eingeschnitten / gleichsam umbnaget / haaricht und mit einem langen stiel
begabet / auß deren neben-blättlein kommen wollichte stielein herfür / so auß
einem haarichten und fünffspitzigen hülßlein entspringen. Die drey oberen
blätter der Blumen sind grösser und gelb / die underen aber bleich / auß deren
mitte fünff purpurfarbe fädemlein mit gelblichten spitzen neben einem ablange̅ griffel gleicher farb entspringen: wenn die Blumen abfallen /
werden die hülßlein hart / welche ein kleinen röthlichten samen in sich halten.
Josephus Casaubonus hat ben Samen erstlich auff Stuttgard geschickt / da ihne D.
Johannes Bauhinus in dem Fürstlichen Mümpelgardischen Garten gepflantzet / und
hernach seinem Bruder D. Casparo Bauhino zugeschickt. Man findet in Candien noch
ein kleinere art dieses Bilsenkrauts / welches für ein sonderbar geschlecht
gehalten wird / Hyoscyamus Creticus luteus minor, C. B.
Syrisch Bilsenkraut. Hyoscyamus Syriacus.
5. Das Syrische Bilsenkraut / Hyoscyamus Syriacus, Cam. Hyosc. rubello flore, C.
B. peculiaris flore purpurascente, J. B. Wächßt in den gärten elen-hoch / und
überkomt einen steiffen / mit grauer wolle umgebenen stängel / in der dicke des
kleinen fingers / an diesem sind die blätter hin und wider zerstreut / und dem
gemeinen Bilsenkraut nicht ungleich / sie sind jedoch kleiner an und vielen
zerkerfft / allweil die blätter noch jung / wachsen sie mit einer langen wolle
herfür. Der obere theil des stengels wird in etliche schwanckende und
eingebogene nebenästlein zertheilet / die zwischen den kleineren / schmälern und
unzerkerffteren blättern ihre kelchlein tragen / auß welchen die blumen von
anfang bleich wachsen / so hernach grösser werden und eine anmüthige braunrothe
farb überkom̅en. Den blumen folgen auffgeblasene köpfflein nach /
in welchen der same liget. Bernhardus Paludanus hat den samen mit sich auß
Syrien gebracht und Carolo Clusio übersendet / von welchem dieses gewächs auch
in seinem garten herfürkommen ist.
6. Die andere art des Syrischen Bilsenkrauts / Hyoscyamus cauliculis
spinosissimis, AEgyptiacus, C. B. Hyosc. Syriacus, J. B. Ist diesem nicht
ungleich / und D. Camerario von einem aschenfarben samen gewachsen / allein
bringt sie grössere blätter und trägt mehrere blumen / welche von anfang
bleich-gelb / hernach etwas braunlicht und kleiner scheinen.
|| [887]
Ein andere art des Syrischen Bilsenkrauts.
Hyoscyamus cauliculis spinosissimis, AEgyptiacus.
Diese beyde geschlecht halte ich mit Joh. Rajo gäntzlich für eines.
Eigenschafft.
Das Bilsenkraut ist hitziger Natur wie solches seine würckung mit sich bringet;
hat ein scharffes flüchtiges saltz / neben groben schwefelichten unsauberen
theilgen / und dadurch die Eigenschafft die Lebensgeister in ihrem einfluß zu
hemmen / oder etwann auch in einen wuth zu bringen / schmertzen zu stillen /
flüsse der Brust zu erweichen / schlaff zu bringen / und anzuhalten. Innerlich
gebraucht mannur den samen auff 3. biß 5. gran übers mahl / und diß auch selten
/ zu stillung der schmertzen / anhaltung der Blutflüssen / und Ruhren.
Gebrauch.
(Blutspeye̅.) Wider das Blutspeyen
dienet folgende Latwerg trefflich / nim rothen Rosen-zucker / Violen-zucker /
jedes 2. loth / Quitten-latwerg / 1. loth / Praeparierte Corallen / und
Blutstein jed. 30. gran / Kirschenbaum-gummi 20. gran / Bilsensamen 40. gran /
Quitten-syrup so viel nöthig eine Latwerg darauß zu machen / mische alles wol
durch einander / und lasse dem Patienten alle drey oder vier stund ein guten
messerspitz voll davon einnehmen. Es dienet aber auch diese Latwerg (Husten flüsse der Brust. Ruhr / Gliederschmertz /
Schlafflosigkeit.) widel die flüsse der Brust / und den starcken
Husten / erwecket guten Schlaff / stillet alle Ruhren / wie auch den schmertzen
der Glieder. Gleiche würckung hat auch folgendes Pulver; Nim Bilsenkraut-samen /
weiffen Magsamen jed. 30. gran / praeparierten Coriander 40. gran / Fenchelsamen
20. gran / Mastix 10. gran / Weyrauch 5. gran / gepülverten Blutstein 1. quintl.
Zucker ein loth / zerstosse alles zu reinem Pulver under einander / und gibe ein
halb quintlein übers mahl davon ein.
Auß dem gepülverten / und ein wenig gerösteten Bilsenkraut-samen wird ein Oel
außgepreßt / welches zu stillung allerhand schmertzen äusserlich sehr nutzlich
gebraucht wird. In dem (Hauptschmertzen.) wird
es an Hauptschmertzen. die Schläff gestrichen / man Pflegt es auch under andere
Oele zu mischen / und also außwendig (Steitenstich.) zu gebrauchen. In dem Seitenstich übergeschmirt / ist es
fürtrefflich.
Die frischen und auff heisser herdstatt ein wenig welck gemachten
Bilsenkraut-blätter (Podagrische schmertzen.)
über die mit podagrischen schmertzen angegriffene glieder gebunden / vertheilet
alle Geschwulst und Schmertzen.
(Zahnschmertzen.) In dem Zahnschmertzen mische
Bilsensamen-öl / Gewürtznägelein-öl jed. gleichviel under einander / duncke es
in holen schmertzenden Zahn / so wird die Pein davon bald vergehen.
(Zähn ohne schmertzen außreissen.) Wiltu daß dir
ein fauler Zahn ohne schmertzen außgerissen werde / so mische Bilsenkraut-samen
/ Ammoniar-gummi / und Zucker jed. anderhald quintl. zu einem einen Pulver under
einander / rühre es under Gänß-schmaltz / ein wenig Wachs und Terbenthin zu
einer salb / damit schmiere etliche mahl das Zahnfleisch wol an / so wird der
Zahn in dem außreissen wol lassen.
Doch soll das Bilsenkraut mit seinen blumen und samen nicht ohne sonderbahre
vorsichtigkeit in Leib genommen werden / denn es nicht allein dem Menschen /
sondern auch dem Viehe schädlich und tödlich ist. Solches kan man auch an den
Fischen im Wasser warnehmen / denn wenn man Bilsensamen ins Wasser wirfft /
werden die Fische tobend davon / springen auff / und kehren zu letzt das weisse
über sich / also daß man sie mit den händen fahen kan. Die Hüner auff den
balcken fallen herab / wenn sie mit Bilsensamen beräuchert werden / und so sie
den samen essen / sterben sie gar darvon. Also macht er auch die Menschen
schlaffend und toll / wenn sie diesen samen gebrauchen. Matthiolus hat
Bauren-kinder gekant / welche ihne geessen / die wurden also unsinnig davon /
daß die Eltern vermeinten / ihre Kinder seyen vom bösen Geist besessen / daher
nennen es die Bauren in Italien Disturbio.
So die wilden Schwein von diesem kraut essen / kommet sie der krampff an / werden
aber beym Leben erhalten / wenn sie Wasser trincken und darinn baden. Die Krebs
helffen ihnen auch widerum zu recht. So jemand sich besorgt / er habe
Bilsenkraut oder den samen genossen / der trincke von stund an Geißmilch / oder
nehme Zwibeln oder Knoblauch mit Wein zu sich.
CAPUT L.
Psyllienkraut. Psyllium.
Namen.
PSyllienkraut oder Flöhsamen-kraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Psyllium, Herba pulicaris, Cynops.
|| [888]
Psyllienkraut. Psyllium.
Italiänisch / Psillio. Frantzösisch / Herbe de puce, Herbe aux puces. Spanisch /
Zargatona. Englisch / Fleawort / Fleabane / Fleesede. Dänisch / Psillieurt /
Loppeurt. Nidersändisch / Bloykruyt.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden allhier unter einer Figur zwey Geschlecht des Psyllienkrauts mit A. und
B. bezeichnet / fürgestellet.
Das 1. Geschlecht / Psyllium majus erectum, C. B. J. B. hat ein lange weisse
wurtzel mit vielë zaseln. Der stengel wird selten über ein schuh hoch / mit
vielen neben-zweiglein / hat blätter des Hirschhornskraut-blättern fast ähnlich
/ außgenommen / daß sie länger / grauer und raucher ohne zincken sind. Das
gantze kraut / wenn es erstmahls herfür komt / ist wie das gemeine graß
anzuschen. Gegen dem Brachmonat kommen allererst die stengel herfür mit ihren
dünnen neben-ästlein / die bringen am obersten der gipffel kurtze gedrungene
knöpfflein / welche sind graufarb / mit fast kleinen gelben blümlein / die
blühen im Hew- und Augstmonat. Wenn dieselben abfallen und vergehen / folget der
kleine samen / welcher bey seiner zeitigung hart und schwartz / allerdings den
Flöhen gleich wird / daher er denn auch seinen namen empfangen hat. Er wächßt in
Italien und in etlichen orten Teutschlands / im harten / rauhen / ungebauenen
erdreich / auch etwann in äckern und weinbergen / wird aber / nach Th.
Tabernaemontani bericht / an vielen orten / den mehrentheil in den Lustgärten
vom samen auffgezielet / blühet fast den gantzen Sommer über / in dem ende des
Augstmonats fängt der samen an zu zeitigen / welcher von diesem Gewächs am
gebräuchlichsten ist / und in dem Herbst zur Artzney gesamlet wird.
Das andere Geschlecht / Psyllium majus supinum, C. B. J. B. theilet seine wurtzel
in viel theil auß / mit vielen grauen / haarichten und angehenckten zäserlein /
hat viel mehr nebenästlein als das vorige / mit vielen unzählichen blättern
bekleidet / und durch einander verwirret / die sind auch graulicht und haarig /
aber länger und dünner / denn die blätter des ersten Geschlechts. Es hat auch
mehr knöpflein / aber ein wenig kleinere als des vorigen / sonst sind sie an
gestalt und dem samen dem ersten gleich. Dieses Geschlecht wird allein bey uns
in den Lustgärten gezielet. Wohin man es aber einmahl pflantzet / besamet es
sich alle Jahr selbst / und ist darnach (gleich wie auch das erste Geschlecht)
nicht leichtlich außzureutten.
Eigenschafft.
Das Psyllienkraut hat ein Eigenschafft zu kühlen / denn der samen ist kalter
natur biß in den andern grad / und führet ein schleimicht-scharfflichtes saltz
bey sich / dadurch er die krafft hat / zu erweichen / zu zertheilen / zu kühlen
und zu heilen.
Gebrauch.
Demnach das Psyllienkraut umb etwas ein gifftige eigenschafft in sich hält / als
solle es nicht in dem Leib gebraucht werden.
(Augen- und Kehlenentzündung) Außwendig aber wird
der mit Burglen-Wegrich- oder Fenchelkraut-wasser außgezogene schleim sehr
nutzlich zu den Augen- und Gurgel / wassern / in der Augen- und
Kehlen-entzündung gebrauchet.
CAPUT LI.
Gemeiner Nachtschatten. Solanum vulgare.
Namen.
NAchtschatten oder S. Barbarakraut heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Solanum hortense, Morel [889] la, Uva lupina, Uva vulpis.
Italiänisch / Solatro, Herba morella. Frantzösisch / Morelle. Spanisch / Yerva
mora. Englisch / Nightshade / Morell. Dänisch / Natteskade / Sacobär / Suineurt
/ Hundeurt. Niderländisch / Nachtschaed.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Nachtschatten / Solanum bacciferum I. sive Officinarum, C. B.
hortense seu vulgare, J. B. ist ein staud mit vielen neben-ästlein und zincken /
etwan elen-hoch. Die blätter sind schwartzgrün / lind / weich / voller safft.
Die blümlein erscheinen gestirnt und bleichweiß / stehen drauschlicht bey
einander / ein jedes blümlein ist anzusehen wie die Blumen des Je länger je
liebers / haben inwendig ein gelbes zäpfflein. Wenn dieselben abfallen / kommen
die runden Beer hernach in der grösse wie Weckholder / darinn steckt kleiner
samen. Die farb an diesen beeren ist nicht einerley / denn etliche sind
grünlichs / oder braunroth / andere schwartz / und etliche gelb. Die wurtzel ist
weiß / schlecht und fasicht. Man findet den Nachtschatten hinter den zäunen /
neben den mauren / an schatlichten orten und in den Gärten. Blühet den Sommer
über / und wird seine Frucht in dem Herbst zeitig. Ist ein recht Sommerkraut /
denn so bald ein kalte frost darüber geht / muß es verderben / daher es alle
Jahr von newem wächßt / und nicht von der wurtzel außschlägt. Allhier zu Basel
in sandichten orten bey Michelfelden / kome̅t er kaum ein spannen
hoch herfür.
2. Der baumichte Nachtschatten / Solamun fruticosum bacciferum, C. B.
Strychnodendros, J. B. ist eine zwey / biß drey elen hohe staude / die wurtzel
wird holtzicht / ablang und weiß. Er hat viel sattgrüne äste / an welchen viel
schmale und am umbkreiß ein wenig gleichsam zernagte und spitzige blätter sich
erzeigen / zwischen denen weisse blumen an ihren eigenen stielen hangen /
welchen rothe beere wie Corallen oder Kirschen nachfolgen / so in ihrem safft
glatten / weissen samen in sich halten. Also komt er im Fürstlichen
Eystettischen Lustgarten herfür. Er wird auch in anderen Europäischen Gärten
angetroffen.
Eigenschafft.
Der gemeine Nachtschatten ist kalt im 2. grad / in dem trocknen und feuchten
mittelmässig / hat ein zusammenziehende und zuruck treibende Natur: führet ein
flüchtiges / scharfflichtes / mit etwas grobem schwefelichtem vermischtes saltz
/ dadurch er die Lebensgeister in ihrem lauff hemmet / schmertzen stillet /
entzündungen zertheilet / und allerhand gifftige Schäden reiniget und heilet.
Gebrauch.
Der gemeine Nachtschatten wird nicht sicher in Leib gebraucht.
(Hitz an heimlichen orten.) So jemand an
heimlichen orten ein grosse hitze spüret / der soll zarte Tüchlein in
destilliertem Nachtschatten-wasser netzen / und solche warmlicht überlegen.
(Grosses Harnbrennen.) Das destillierte
Nachtschatten-wasser / so es ein drey Jahr alt ist / wird gelobet wider das
grosse Harnbrennen / darvon Morgens und Abends ein paar loth getruncken.
(Umb sich fressende Krebsschaden.) Der
außgepreßte Safft von der Nachtschatten soll äusserlich zu den umb sich
fressenden Krebeschäden gebraucht werden.
Herr Nicolaus Agerius in dem 1. theil der Teutschen Apotheck im 112. Cap.
berichtet / (Hitziges jucken oder hefstiges beissen in
den Beinbrüchen / böse Hitz und Entzündung in den Schäden / sonderlich / an
hiemlichen orten.) daß auß dem Nachtschatten-safft ein sehr nützliches
Sälblein auff nachfolgende weiß bereitet werde / welches das hitzige jucken und
hefftig beissen in allen Beinbrüchen stillet / und alle böse hitz oder
Entzündung in einem jeden Schaden / sonderlich aber an heimlichen Orten /
löschet. Nim des saffts von der gemeinen Nachtschatten / und Wegrichsafft jedes
anderthalb loth / Granatäpffel-safft ein loth / grün Baum- und Rosen-öl jedes
vier loth / frische Populeon- und Rosen-salb jedes zwey loth / Gold- und
Silberglett jedes vier loth / bereitete Tutia drey quintlein / Bleyweiß und
abgewaschenen Kalck / jedes anderthalb loth. Diese stück läßt man von einem
Apothecker nach der Kunst durch einander mischen / welcher zuletzt ein halb
quintlein gepülverten Campffer darzu thun solle.
Egyptischer Nachtschatten. Solanum AEgyptiacum.
Nach dem bericht Herrn Dappers / in seiner Beschreibung von Africa / wird in
Egypten ein sonderbare Art der Nachtschatten gefunden. Dieses gewächs hat eine
lange / dicke und röthlichte wurtzel / welche sehr starck riecht. Der stiel / so
einfach / breit und rund ist / und vier oder fünff elenbogen hoch auffschießt /
wird in unterschiedliche Zacken vertheilt: daran dunckel-braune blätter hangen /
die auff beyden seiten tieff eingeschlitzt sind. Die Blume / die einen
lieblichen Geruch hat / ist schön / unten schmal und oben breit / von aussen und
von innen weiß / darauß wird eine rundhafftige Frucht / welche mit einer
dornichten schale / wiewol sie auch bißweilen keine schale hat / umbgeben ist /
und viel gelbe samenkörnlein in sich hält / die endlich bleich werden.
Wer diesen samen isset / wird dumm / sinnloß und truncken; wiewol er endlich
wieder zu sich selbst kommet. Eben dieselbe Krafft schreibet man auch den Blumen
zu. Die Spanischen Aertzte vertreiben diese Sinnlosigkeit sonderlich mit
Erbrech-tränckern / und starcken Abspielern oder Clystieren.
CAPUT LII.
Rother Nachtschatten. Solanum halicacabum vulgare.
Namen.
DEr rothe Nachtschatten heist Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Solanum halicacabum, Vesicaria, Solanum
vesicarium. Italiänisch / Halicacabo. Frantzösisch / Culebol, Coqueret,
Alquaquenge, Baguenaude, Cerise d'outre mer. Spanisch / Acarreodor de suenno,
Bexiga de petro, Alquecangi, Arquilexios. Englisch / Alkakingie / Wintercherry.
Niderländisch / Kriecken ouer zee. In Teutscher Sprach wird er auch genent
Boborellen /
|| [890]
Rother Nachtschatten. Solanum halicacabum vulgare.
Schlutten / Judenkirschen / Judenhüttlein und Judendöcklein.
Gestalt.
Im Aprillen stossen die jungen Dolden der rothen Nachtschatten herfür / darauß
werden stengel Arms-lang / und neigen sich zu der Erden. Die blätter sind der
gemeinen Nachtschatten etwas gleich / doch breiter und steiffer. Er bringt auch
weisse Blumen / aber grössere / darauß wachsen hole / grüne und gantz
verschlossene säcklein oder blasen / in der grösse einer welschen Nuß / und zu
zeiten grösser / mit acht striemen oder holkeelen nach der länge durchzogen /
diese Blasen werden zuletzt bleichroth / darinn ligt unden am boden angehefft
ein rund rothes beer / als ein rothe Kirschen anzusehen / doch glätter und
schöner / am Geschmack bitter / mit kleinem und weissem samen gefüllt. Die
wurtzel ist weiß / und verkriecht sich ins Erdreich hin und her mit ihren
zincken. Wächßt gemeiniglich in den Weingärten / darauß er nicht leichtlich kan
vertrieben werden / wo er einmal einwurtzelt. Er blüht den gantzen Sommer / aber
die frucht erzeigt sich im Augst- und Herbstmonat. Wächßt allhier inner der
Statt-maurenbey dem Closter St. Alban / wie auch in den hecken umb Brüglingen /
und in den Weingärten des Muttentzer-bergs.
Eigenschafft.
Der rothe Nachtschatten ist kalt und trocken im andern grad. Die beere führen ein
subtiles durch tringendes saltz / und haben ein außtreibende krafft / sollen zu
ende des Augsts- oder im Herbstmonat gesamlet werden / wenn sie hübsch roth
sind; führen sonderlich den Schleim und Sand von den Nieren ab.
Gebrauch.
Auß den Judenkirschen werden Zeltlein in den Apothecken gemacht / welche man
Trochisci alkekengi, oder de Halicacabo nennet. (Schwärung der Nieren und Blasen / eyter harnen. Hitz und schärffe des
harns.) Wenn man sie zu einem reinen pulver stosset / und ein
quintlein schwer darvon in Geißmilch einnimmet / ist denen gut / welchen die
Nieren oder Blasen schwären / und eyter harnen / benimt auch die hitz un̅ schärffe des Harns. So man wil / kan man eben wider solche
Zustände auß einem quintlein des Pulvers 60. Pilulein machen / und alle Morgen
10. darvon einnehmen.
Man pflegt auch zur Herbstzeit auß den Judenkirschen ein guten Wein zu machen.
Man nimt dieser rothen Beer 20. loth / legt sie in ein Ohmen oder 30. maß süsses
weisses (Sand / Grieß / Stein in den nieren und
blasen.) Mosts / und läßt alles wol verjähren. Alßdenn trincket man
Morgens nüchtern ein gläßlein voll: dieser Wein treibt den Harn / und mit
demselben Sand / Grieß und Stein auß den Nieren und Blasen.
(Schleim / sand / grieß und stein in den nieren /
harngäng und blasen / geschwär an den nieren eyterichter blutiger
harn.) Von den Judenkirschen wird ein nutzliches Wasser destilliert:
desselbigen Morgens und Abends jedes mal auff drey oder vier loth getruncken /
jungen Kindern aber auff ein loth eingeben / reinigt die Nieren / Harngäng und
Blasen / von allem schleim / Sand / Grieß und Stein / ist auch denen gut /
welchen die Nieren schwären / Eyter und Blut harnen.
Indianische grüne Judendöcklein oder Schlutten. Solanum vesicarium Indicum.
Gestalt.
Dieses frembde Gewächs hat blätter wie die Boborellen / jedoch ein wenig zerkerst
/ der stengel ist eines fingers dick / offt dreyer elen hoch / eckicht und
knospicht mit vielen zweiglein / die Blume vergleicht sich auch mit den [891] Judendöcklein / ist jedoch mehr
zertheilt / welche inwendig blaulichte spitzlein hat. Die schöttlein sind wie an
der schlutten / bleiben aber stätig grün / oder da sie gegen der Sonnen stehen /
wenn sie gar zeitig sind / werden sie ein wenig braunlicht. Die Beer in diesen
schotten sind auch grüner farb / welche so groß werden / daß sie auch die
schotten entzwey reissen. Das gantze Gewächs hat keinen sonderlichen Geschmack /
ist von des Großfürsten zu Florentz Gärtnern Josepho Casabona erstlich Dr.
Camerario zugeschicket worden. Es wird auch im Fürstlichen Eystettischen
Lustgarten angetroffen.
CAPUT LIII.
Grosse Nachtschatten mit schwartzen Kirschen. Solanum melanocerasum.
Namen.
BRosse dolle oder Wald-Nachtschatten heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch / Solanum majus, Matth. Solanum hortense
nigrum, Trag. Solanum somniferum, Fuchs. Solanum [Greek
words]C. B. Mandrogara, Theophrasti. Italiänisch / Solano
maggiore, Herba Donna bella. Frantzösisch / Morelle, Mortelle. Spanisch / Yerva
mora mayor. Englisch / Dwale / Greate morell. Niderländisch / Groote Nachtschaed
/ Dullkruyt / Dullebesien.
Gestalt.
Der grosse Nachtschatten ist ein feine staud / wie ein bäumlein / mit vielen
nebenästlein zweyer oder dreyer elen hoch. Die stengel sind zum theil
kesten-braun. Die blätter
Italiänische grosse Nachtschatten.
Herba Donna bella.
vergleichen sich dem gemeinen Nachtschatten / allein daß sie grösser und von
farben schwärtzer sind. Im Mäyen und Brachmonat gewint er lange hole Blumen /
wie schellen / braunfarb und bleich. Wenn diese schellen außfallen / wachsen
runde / grüne Kirschen oder Beer hernach / ein jedes Beer sonderlich an seinem
stiel hinten zu / ist in einem außgeschnittenen oder gestirnten deckel halb
begriffen / die zeitigen gegen dem Augstmonat / werden schwartz und glatt / in
der grösse einer Weinbeer / inwendig gantz voll braunes saffts und kleiner
kernlein / auf der Zungen süß und ungeschmack. Die wurtzel ist bißweilen
Arms-dick / lang / weiß und safftig / verkriecht sich hin und her im grund.
Dises gewächs bleibt über das gantze Jahr / und im angehenden Frühling verjüngt
es sich. Er wächst in den Wäldern und Gebürgen in Ydar in der Graffschafft
Veldentz / auff der Nache / deßgleichen hat Hieronymus Tragus ihne auch umb
Harnbach / im Wald der Scheid genant / gefunden. Carolus Clusius hat ihne auff
den Oesterreichischen und Ungarischen Wald-bergen angetroffen. An etlichen orten
wird er in Teutschland in die Gärten gepflantzet / wäre aber besser / man liesse
ihne darauß. Man findet ihne zweyerley: Einer trägt kleinere blätter und blumen
/ der andere hat grössere blätter und blumen / und wird in Italien sonderlich
gepflantzet / trägt den Namen Donna bella, weilen das Italiänische Frawen-zimmer
mit desselben destilliertem Wasser / oder außgetrucktem safft das Angesicht offt
wäschet / und schön weiß oder blaß machet.
Eigenschafft.
Der grosse Nachtschatten ist kalter Natur im dritten grad; führet ein stinckendes
öl / neben scharffen / gifftigen saltz-theilgen [892] bey sich / darumb sie in der Artzney nicht gebraucht wird.
Gebrauch.
So jemand die Beer der grossen Nachtschatten isset / machen sie den Menschen fast
doll und unsinnig / als hätte ihn der Teuffel besessen / ja sie bringen ihn fast
gar umb das Leben. Matthiolus hat wargenommen / daß etliche Knaben / welche
diese Beere für Weinbeere genossen / davon gestorben / denn es haben dieselbe
ein lustiges ansehen / werden derohalben in Italien Herba Donna bella, das ist
schöne Frau genennt.
(Harte geschwulst und Krebs der Brüsten.) Die
frisch grünen / auff warmer Herdstatt welck gemachten blätter / auff die mit
harter / auch wol krebsischer Geschwulst angefochtene Brüste offt gelegt /
erweichet und vertheilet dieselben verwunderlich. So daß auch (Krebsisch geschwär.) der darauß gepreßte safft ohn
einiges bedencken sehr nutzlich in denen krebsischen Geschwären kan gebrauchet
werden.
CAPUT LIV.
Griebling-baum oder Tartuffeln.
Solanum tuberosum esculentum.
Namen.
GRiebling-baum / Tartuffeln / Nachtschatten mit knorrichten wurtzen /
Indianischer Papas / heißt Lateinisch / Solanum tuberosum esculentum, C. B.
Papas Americanum, J. B. Battata Virginiana, Ger. Picnocomus Dioscoridis, Cortus.
Papas Indorum Arachidna Theophrasti fortè, Papas Peruanum, Clus. Italiänisch /
Tartoffoli. Frantzösisch / Tartuffen. Englisch / Potatoes of Virginia.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der Indianische grosse Nachtschatten /
Des Indianischen Griebling-baums Frucht / Blumen und Wurtzen.
Papas Indorum fructus, flos & radix.
Solanum Indicum majus, welchen wir hieher ziehen / weil seine Frucht gut zu essen
/ wird von Jacobo Bontio Lib. 6. Hist. natur. & med. cap. 35. also
beschrieben. So viel man auß den blättern / blumen und der Frucht dieses Gewächs
abnehmen kan / ist mehr als gewiß / daß es ein Geschlecht des Nachtschatten seye
/ ohn allein daß die Früchte viel grösser sind als an der unsrigen / allermassen
sie zuzeiten eines arms länge übersteigen / und solch eine glatte Rinde haben /
daß man darin die menschliche gestalt wie in einem spiegel ersehen kan. Die
blätter an dieser Frucht sind haaricht / und gleichsam mit wolle überzogen. Die
Frucht ist fast eines arms dick / und voll kleines samens / dergleichen auch in
den Beeren unsers Nachtschattens gefunden wird. über das sind die Früchte in
diesem Land gar gut zu essen / und eines anmüthigen geschmacks / wenn sie mit
Wein und Pfeffer gekocht werden / alßdenn haben sie ein geschmack wie unsere
Artischock. Ist eine gemeine speiß bey den Indianern und den Unserigen allda /
gleich wie bey uns die Rüben sind. Sie geben ein gute Nahrung / und weil sie den
Harn befördern / sind sie in den Nieren-kranckheiten und dem Blasenstein
nutzlich.
2. Der Nachtschatten mit knorrichten wurtzen oder Grieblingbaum / Solanum
tuberosum esculentum, C. B. hat einen dicken / eckichten / gestreisten und etwas
haarichten stengel / welcher 2. oder 3. elen hoch / selten aber in Manns-höhe
herfür komt / wird in viel schwache neben-äst zertheilt / die sich / wofern man
sie nicht unterstützt / auff die erden legen. Auß deren Gewerben entspringen
dicke und eckichte stiel oder zweiglein / darauff die blumen sitzen. Die blätter
/ welche zum ersten herfür wachsen / vergleichen sich dem St. Barbelkraut oder
Winterkreß / sind schwartzbraun un̅ etwas haarig / die übrigen [893] aber bleich-grün / spannen-lang und
ohne stiel / darneben werden die an einem ripp hangende blätter / in sechs und
acht / mehr oder wenigere theil underschieden / sind gantz / und rund ablang /
zwischen jedem blat ligen zwey sechs mahl kleinere blätter / und wird allezeit
ein theil / welcher grösser als die andern und der siebende oder neunte ist / an
dem bord wahrgenommen. Seine zierliche blumen sind außwendig weißbraun /
inwendig purpurfarb oder himmelblau / an der zahl zehen / zwölff oder mehr /
under welchen etliche beschlossen / wenig aber offen stehen / die wenn sie groß
sind den Melantzanenblumen sich vergleichen. Sie bestehen von einem sonderbahrem
blatt / sind fünffeckicht / und mit gelblichten oder graßgrünen striemen
unterzogen / auß deren mitte gemeiniglich fünff röthlichte oder auch gelbe
fädemlein mit einem grünlichten / fürauß gehenden gipffel oder zäpfflein herfür
kommen: diese blumen geben einen geruch wie das Lindenblust von sich: mit
gefüllten blumen findet man es in Oestereich: ihnen folgen die runden früchte
nach / deren viel bey einander stehen / und mit langen stielen / wie die gemeine
Nachtschatten / begabet sind / mit ihrer grösse vergleichen sie sich etliche
einer kleinen Nuß / andere einer Haselnuß / etliche scheinen noch kleiner zu
seyn. Die unzeitigen früchte sind schwartzgrün / die zeitigen aber schwartz-roth
/ selten weiß und gestriemt / voll weissen lucken saffts / welches mit vielen /
kleinen / breiten / rundlichten und dunckel-schwartzen samen angefüllt. Die
Wurtzel ist knorricht / bißweilen einer faust groß / etwann einer hand lang /
zuzeiten klein / uneben / und mit etlichen merckzeichen begabet / allwo die
jungen schoß in dem zukünfftigen Jahr herfür kommen werden / ein schwartzbraunes
häutlein bedecket sie / und scheinet das marck satt und weiß. Man findet
zuzeiten / daß der knorren / auß welchem das kraut wächßt / wenn er außgegraben
wird / leer und welck ist. Bey dem ursprung des stengels fladern auff der erden
viel zaßlichte / ablange und weisse wurtzeln / so bißweilen tieff in die erden
kriechen / und denen noch andere knorrichte wurtzeln angewachsen sind / also daß
man / wenn das kraut gegen dem Winter außgegraben worden / viertzig knorren oder
runde wurtzeln / (andere haben fünfftzig gezehlet) daran wargenommen. Man grabt
die wurtzeln darumb auß / damit sie in dem Winter nicht faulen / und stellet sie
an ein warm ort: andere behalten sie in einem mit trockenem grund gefüllten
geschirr / und befehlen sie im Frühling widerumb dem erdreich. Die Burgunder
biegen die äst / und decken sie mit erdreich / auff daß sie mehr knorren
bekommen. Dieses Gewächs blühet bey uns im Hewmonat / offt biß in den Herbst
hinauß / und leidet von dem ersten Reiffen grossen schaden. Es ist erstlich auß
der Insul Virginia in Engelland / von dannen in Franckreich und andere ort
gebracht worden / etliche wollen / es seye erstlich auß America in Spanien / und
hernach in Italien kommen. Wird in Indien Papas Benzoni und Openauk genennt.
Herr Casp. Bauhinus hat dieses Gewächs unter die Nachtschatten gezehlet /
dieweilen seine blätter mit den Goldäpffels-blättern / die blumen mit den
Melantzanen-blumen / die frucht aber mit den beeren der gemeinen Nachtschatten
sich vergleichet / der samen und der geruch dieses Gewächs kommet auch mit dem
Nachtschatten überein.
Die Indianer bedienen sich der wurtzeln an statt des Brods: sie graben
dieselbigen auß / tröcknen sie an der Sonnen / brechen sie entzwey / und
bereiten auß den stücken eine speiß chunno genannt / welche sich lang hält: es
wird auch von ihnen der Papas grün / und bißweilen gekocht oder gebraten /
genossen / wie solches Josephus à Costa in seiner Indischen Histori berichtet /
welcher ferners anzeiget / daß in wärmerm Erdreich eine art der Papas
gepflantzet werde / auß welcher die Indianer eine speiß oder tracht Locro
genannt zubereiten. In der Insul Virginia / allda er an feuchten und pfützigen
orten wächßt / isset man die wurtzel in Wasser / oder auff eine andere weiß
gekocht. In Europa werden bißweilen die wurtzeln wie die Grübling in der aschen
gebraten / und nach abgezogener haut mit Pfeffer genossen. Andere schneiden die
gebratenen und gereinigten wurtzeln scheiblein-weiß / schütten ein fette
gepfefferte brühe darüber / und essen sie. Die Italiäner kochen sie mit
Hammelfleisch wie die Rüben und Pastenach / die Engelländer aber bereiten sie zu
mit Oel / Eßig und Pfeffer: also sollen sie die ehelichen Werck befördern / den
Samen mehren / und den Schwindsüchtigen nutzlich seyn. Casp. Bauhinus verme det
ferners / der gebrauch dieser wurtzeln / welche die Burgunder Indische
Artischock nennen / seye in Burgund verbotten / dieweil sie vermeinen / daß
dieses Gewächs den Außsatz oder die Maltzey verursache.
Nach Hr. Dr. Elsholtzen / Brandenburgischen Leib-Artzten / bericht / können diese
Tartuffeln durch samen fortgebracht werden / wiewol langsam: derohalben nehmet
die rothen knollen deroselben / und leget sie in den Fasten mit dem Vollmond ein
/ zwey zoll tieff / und vier von einander / gleichfals in ein fett / mürbes /
und etwas sandig erdreich / so wachsen sie wol / vermehren sich mercklich /
blühen im Sommer schön purpur-weiß / und bringen hernach runde äpfelein voller
samen. Im Weinmonat / weil sie den Winterfrost nicht wol ertragen / nehmet sie
auß der erden / leset die grösten auß zur speise / die kleinen leget im keller
in sand / oder thut sie nur bloß in einen korb / und setzet sie in ein von dem
frost befreytes gemach / davon könnet ihr denn auffs Frühjahr wider etliche in
die erden bringen. Will man sie aber im geländ behalten / so muß man sie nur
tieff eingraben / und mit stroh wol bedecken. Die Frantzosen pflegen solche wol
gekochten / und scheiblein-weiß geschnittenen Griebling in Pasteten / und
allerhand andere speisen / zu thun. Sonsten pflegt man auch die wolgekochten
Griebling mit Saltz und Pfeffer anzusprengen / hernach in Oel zu verwahren /
auch mit Rinderblasen umwickelt / in fremde Land zu versenden / da sie denn nur
herauß genommen / gesäuberet / [894] und also
mit Zimmet / oder Pfeffer und Zucker / oder mit Pfeffer und ein wenig Essig zu
essen / und einen guten trunck Malvasier-Spanischen- oder Frontiniacker-Wein
darauff zu thun.
CAPUT LV.
Schlaffbeer. Solanum somniferum verticillatum.
Namen.
SChlaffbeer heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Solanum somniferum. Italiänisch / Solano somnifeto.
Spanisch / Orvale.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht der Schlaffbeer fürgestellt.
Das erste / Solanum somniferum verticillatum, C. B. somniferum, Matth.
verticillatum, J. B. Ist ein kraut mit vielen zweigen / die lassen sich nicht
leicht biegen / sind holtzicht / und mit vielen fetten blättern bekleidet /
welche sich den Quitten-blättern vergleichen. Die blumen stehen zurings umb den
stengel / ein gesätze über dem andern / von farben röthlicht. Die Früchte sind
gelbe beere in Hülsen verwahret. Die wurtzel ist lang / steiff / bißweilen
arms-dick / mit einer röthlichten rinden bedeckt. Es wächßt an dem Meer und
steinigen orten. Carolus Clusius Lib. II. stirp. Hisp. cap. 58. & Lib.
V. rarior. Plantar. Hist. cap. 2. berichtet / man finde es viel in Hispanien bey
der Statt Malaga / komme in dem Hornung mit blumen und samen herfür / und
pflegen etliche Jahr zu bleiben. Bey uns muß man es alle Jahr säen / und bringt
doch schwerlich samen.
Das andere Geschlecht / Solanum somniferum bacciferum, C. B. somniferum alterum,
Matth. Cam. hat schmälere und sehr aderichte
Schlaffbeer. Solanum somniferum bacciferum.
blätter / gevierte stengel / purpur-weisse blumen / gestaltet wie ein Fingerhut /
die hangen an langen stielen. Auß diesen blumen werden schwartze oder
schwartz-braune beer / die haben inwendig viel körnlein. Gemelte beer sind mit
einem grünen deckelein oder schelffen halber bedecket / und ist dieses deckelein
am aussern theil zerkerfft wie ein krönlein / hat eine grosse knollichte weisse
wurtzel. Blühet im Mäyen / und im Brachmonat bringet es die Frucht. Wächßt in
grosser menge umb die Statt Gornitz / auff dem Berg Salvatin / und in Westphalen
/ sonderlich bey dem Schloß Teckelburg / allda man es Walckenbaum nennet.
Georgius Buchananus Lib. VII. Hist. Rer. Scotic. p. m. 204. vermeldet / wie
dieses kraut viel in Schottland wachse / man habe seinen Safft auff ein zeit
unter dem Wein / Bier und Brot vermischt / als solches nun in ihrer feind der
Dennemärcker Läger gebracht / und sie es unwissend gebraucht / sind sie davon
gantz schlaffend und unbesonnen worden / darauff die Schottländer wider die
Dennemärcker und ihren Fürsten Suenonem, den Sieg erhalten haben.
Eigenschafft und Gebrauch.
Weilen dieß gewächs viel flüchtig-scharffes etzendes saltz / neben unreinen /
groben / schwefelichten theilen führet / und dadurch die Lebensgeister des Leibs
in ihrem ein fluß hemmet / und in gantz unordenliche bewegung bringet / als wird
es in der Artzney nicht gebraucht.
CAPUT LVI.
Rauchapffel. Stramonia.
Namen.
RAuchapffel oder Stechapffel / heißt Griechisch / [Greek
words]
Latei [895] nisch
Rauchapffel. Stramonia.
/ Stramonia, Pomum spinosum, Solanum spinosum, Nux metella Arabum, Hyoscyamus
Peruvianus, Cord. hist. Solanum pomospinoso, rotundo longo flore, C. B. Solanum
multis dictum, s. Pomum spinosum, J. B. Stramonium fructu rotundo deorsum
spectante & aspero, Column. Italiänisch / Noce metella, Pomo spinoso,
Paracoculi. Frantzösisch / Pomme espineuse, Pomme de Peru. Englisch /
Thorneappel. Niderländisch / Dornappel.
Gestalt.
Die Rauchäpffel sind ein fremd gewächs / erstlich auß den Orientalischen Ländern
zu uns gebracht / welches man jetzund in etlichen Gärten / mehr zum lust als zum
nutz oder gebrauch / zielet / denn es ist schön anzusehen / sonderlich dieweil
es blühet und frucht trägt. Es wächßt elen-lang / mit einem dicken / runden /
steiffen stengel und nebenzincken / aschenfarb-grünen / weichen / und fetten
blättern / gestaltet wie der Milten oder Nachtschatten blätter. Am stengel und
zweigen bringt es lange / grüne / streiffichte knöpff / darauß schlieffen lange
/ weisse / striemichte Glockenblumen / schier wie weisse Lilien / eines
lieblichen geruchs / die erzeigen sich in den Hunds-tagen / stehen nur am morgen
offen / im mittag / und wenn die Sonne scheinet / thun sie sich zusammen. Nach
verfallung der blumen folgen hernach grüne und rauche äpffel / in der grösse
einer welschen Nuß / in der mitte mit einem fürchlein überzogen / voll glatten
samens wie in der Allraun. Die wurtzel ist in viel zaseln zertheilt. Dieses
Gewächs verdirbt von der kälte / muß jährlich widerum gesäet werden.
Eigenschafft.
Die Rauchäpffel sind kalt im vierdten grad: führen ein etzendes gifftiges saltz
neben unreinen ölichten theilgen.
Gebrauch.
Die Rauchäpffel sind ein gefährliche Speiß / denn so jemand ihren ein halb loth
einnimt / tödten sie den Menschen. Wenn sie einer unwissend gebraucht / der
solle alsobald einen trunck Wermuth-wein thun / oder ein quintl. schwer Theriack
einnehmen.
Stinckender Rauchapffel. Stramonia foetida.
Namen.
STinckender Rauchapffel / heißt Lateinisch / Stramonia foetida, Solanum spinosum
foetidum, Datura, Solanum foetidum pomo spinoso oblongo, C. B. Stramonia altera
major, sive Datura quibusdam, J. B. In Teutscher Sprach wird er Igelkolben oder
Stachelnuß genannt.
Gestalt.
Die stinckende Rauchäpffel kommen viel stärcker und grösser als die vorigen
herfür / denn sie eines Manns-hoch wachsen. Die blätter sind breiter und mehr
zerkerfft. Die Blume ist schneeweiß / der vorigen an der Gestalt gleich / aber
ein wenig kleiner. Die Frucht ist länglicht / in vier theil underschieden / sehr
stachlicht wie ein Igel. Inwendig hat es auch einen unterscheid / sehr artlich
zu sehen / der vierfacht von einander abgesöndert / mit schwartzem samen
außgefüllet / welcher ehe er reiff wird / so schön hell und weiß ist als ein
Perlein / darauß er jährlich auffgebracht wird / denn im Herbst verdirbt er wie
ander Sommer-gewächs. Das gantze Kraut stincket sehr heßlich / und ist ohne
zweifel wegen seines gifftigen / etzenden ölichten saltzes schädlich zu
gebrauchen.
CAPUT LVII.
Melantzen-äpffel. Mala insana.
|| [896]
Melantzen-äpffel. Mala insana.
Namen.
MElantzen-äpffel oder Melantzen / heissen Lateinisch / Mala insana, Ger. Solanum
pomiferum fructu oblongo, C. B. J. B. Pyra insana, Solanum hortense. Italiänisch
/ Petranciani, Melanzana, Melongena. Spanisch / Verangenas. Niderländisch /
Verangenes.
Gestalt.
Die Melantzen-äpffel sind ein frembdes gewächs in Teutschland / werden lusts
halben bey uns in den gärten und scherben gezielet / können aber kein frost
dulden / derhalben wo ein kühler Sommer und Herbst anstehet / zeitigen sie
selten oder gar nicht. Es hat nur einen runden / steiffen / rauchen / elen-hohen
/ röthlichten / fingers-dicken / von unden auff gleich ästichten stengel; der
bringt grosse / breite / lange blätter / fast wie die obgemeldte Rauch-äpffel /
sind auch rauch / und an dem umkreiß ein wenig gefalten / auff langen dicken
stielen sitzend / und gleichsam mit einem mehl-pulver besprenget. Die blumen
erscheinen in geöffneten häfelein gestirnt / doch nicht einerley farb / denn
etliche sind weiß / etliche schön purpur-farb oder rothbraun. So die blumen
vergehen / kommen gegen dem Herbst schöne / ablange oder runde / glatte und
weiß-braune / oder gelbe Aepffel / darinnen ist kleiner / gelber oder weisser
samen. Die wurtzel ist vielfaltig zertheilt und kurtz.
Eigenschafft.
Die Melantzen-äpffel sind feuchter und kalter Natur; haben viel irdische theile /
neben einem scharffen ölichten saltz / und geben eine ungesunde / zu gifftigen
Kranckheiten anlaß gebende speise.
Gebrauch.
In Italien sind die Melantzen-äpffel in täglichem Gebrauch. Man siedet diese
Aepffel in Wasser / darnach schälet man sie / und schneidet sie in stücklein /
die bestrewet man mit Meel / und röstet sie in siedendem öl oder butter /
alßdenn bestrewet man sie mit Pfeffer und Saltz / ist nicht ein unliebliche
Speiß / aber sie gibt dem Leib böse Nahrung / daher auch diese äpffel Mala
insana, ungesunde Aepffel / genennet werden / denn sie verursachen
melancholische Feuchtigkeiten / verstopffung / den Krebs / Außsatz / Hauptweh /
Traurigkeit / Verhärtung der Leber und Miltzs / und langwierige Fieber / wie
solches Castor Durantes bezeuget. Ist also besser / so diese Melantzen-äpffel
nicht gebraucht würden.
Goldäpffel / oder Liebesäpffel. Poma amoris, vel aurea.
Namen.
BOldäpffel oder Liebäpffel heissen Lateinisch / Poma aurea, Poma amoris, Ger.
Solanum pomiferum fructu rotundo striato molli, C. B. Mala aurea, odore foetido,
quibusdam Lycopersicon, J. B. Italiänisch / Pomi d' oro. Frantzösisch / Pomme d'
amour, Pomme d' or, Pomme doreé. Englisch / Goldappel. Niderländisch /
Guldenappel.
Gestalt.
Der Goldapffel hat ein zertheilte wurtzel / auß welcher sehr lange / schwache /
inwendig hole / langhaarige / zur erden sich neigende / ästichte stengel wachsen
/ an welchen die blätter hangen / etwas breit / groß / tieff zerkerfft /
bleichgrün / und eines starcken unfreundlichen Geruchs. Die Blumen sind an
kleinen stielen / von kleinen spitzigen blätlein / gelb / einblättig / aber in
fünff theil eingeschnitten / dessen kelchlein haarig / und [897] auff zoll-langen stielen sitzend; nach
denselben folgt ein runde breite Frucht / wie ein Apffel / von Farben roth /
goldgelb oder braun / wird offtermals sehr groß / und gehet jährlich vom samen
auff. Man pflantzet bey uns diese äpffel in den Gärten / blühen im Augst- und
Herbstmonat.
Eigenschafft.
Die Goldäpffel sind kalter und feuchter Natur; haben ein salpetrisch / flüchtiges
/ etwas ölichtes saltz / und dadurch die eigenschafft zu kühlen / zu zertheilen
/ und schmertzen zu linderen.
Gebrauch.
In Italien isset man die Goldäpffel mit Pfeffer / öl und Essig gekocht / aber es
ist ein ungesunde Speiß.
Der auß dem kraut frisch außgetruckte (Brennende
trieffende augen / überröthe / wildfeur.) und gewärmte safft / in die
Augen getreufft / und mit tüchlein darüber gebunden / heilet deroselben scharffe
/ trienffende flüsse / vertheilet auch die überröthe / und das wilde feur /
fleissig darüber geschlagen.
CAPUT LVIII.
Alraun Männlein. Mandragora mas.
Namen.
ALraun heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Mandragora. Italiänisch / Mandragora. Frantzösisch / Mandragore.
Spanisch / Mandragora, Mandragola. Englisch / Mandrake. Niderländisch /
Mandragora. Die Alraun wird von dem Pythagora [Greek
words], das ist Menschenförmig / geheissen / dieweil sie dem
Menschen / sonderlich an den Beinen etwas gleich ist / wie die Figur außweiset.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht der Alraun / das Männlein und Weiblein /
fürgestellt.
Das Alraun Männlein hat grosse breite blätter wie der Mangold / aber zart
bleichgrün / glatt / mit vielen Adern durchzogen / und auff der Erden zurings
umbher außgebreitet: hat kein stengel / sondern bringt etliche bleich-gelbe oder
grüne blumen an stielen / auff deren verwelckung ziemlich grosse saffran-farbe
Aepffel folgen / die einen starcken geruch / und inwendig ein weissen breiten
samen haben. Die wurtzel ist bißweilen Arms-dick / und in der mitte gleich wie
in zween Schenckel zertheilt.
Alraun Weiblein. Mandragora foemina.
Das Alraunweiblein hat schmälere / kleinere und schwärtzere blätter / vergleichen
sich etlicher massen den schmalen Lattich-blättern / und ligen außgebreitet auff
der Erden / eines übeln und starcken geruchs. Trägt kein stengel / kleinere
blumen und äpffel / nicht grösser als die Nespeln / inwendig voller samen wie
die kernen in den Biren. Die wurtzel ist außwendig schwartzlicht / inwendig weiß
/ mit einer dicken rinden überzogen.
Beyde Alraun wachsen in grosser menge in Griechenland und der Insel Candia / wie
auch an vielen orten in Italien / insonderheit in Apulien auff dem Berg Gargano.
Man zielet sie auch in den Gärten zu Neapel / Rom / Venedig und andern orten.
Der berühmte Casp. Bauhinus berichtet in seinen Anmerckungen über Herrn
Tabernaemontani Kräuterbuch / er habe zu Padua in den Gärten ein art Alraun
gesehen / welche viel kleinere und dunckelere blätter hatte / die blumen waren
blaw und viel grösser als an den vorigen / die äpffel scheinten rund /
bleichgelb und wolriechend / derer auch gedencket Carolus Clusius lib. 5.
rarior. plant. hist. cap. 3. & lib. 2. stirp. Hispan hist. cap. 57. und
vermeldet / wie sie in Hispanien über Gades [898] bey Xerex de Ie frontera, und auch zwischen Calpen und Malacam, im
Hornung zeitige Flucht bringe. Diese wild auch in dem Eystettischen Lustgarten
angetroffen: Mandragora flore subcoeruleo purpurascente, C. B.
Eigenschafft.
Die Alraun ist kalt im dritten und trocken im ersten grad: führet ein grobes
ölichtes / flüchtig-scharffes saltz / davon die eigenschafft / die Lebensgeister
in ihrem einfluß zu hemmen / schmertzen zu stillen / tumb zu machen / und
schlaff zu erwecken. Man soll sie wegen ihrer gifftigen art / in den Leib gantz
nicht brauchen. Hat ein sonderliche natur / denn je grösser die kälte Winters
zeit ist / je mehr sie unter die Erden schlieffet: der samen komt langsam / und
bißweilen erst nach einem Jahr herfür.
Gebrauch.
Allhier ist nothwendig anzumahnen / daß die wurtzel / so von den Landstreichern
feil getragen und verkaufft wird / nicht die wahre Alraun / sondern ein
verfälschte wurtzel seye: denn sie schneiden die Schmerwurtz / wenn sie noch
frisch ist / in eines Menschen gestalt / stecken Gersten -oder Hirß-körnlein an
die ort / da sie wollen haar haben / darnach verscharren sie diese geschnitzte
wurtzel in sand / biß auß gemelten Körnlein zäserlein wachsen / welches
gemeiniglich in dreyen wochen geschicht / alßden̅ graben sie es
wider auß / schaben die angewachlenen zäserlein mit einem scharffen Messer / und
machen sie also fein subtil / als wären haar an dem Haupt / Bart und bey der
Scham; damit werden die einfältigen betrogen / welchen diese verfälschte wurtzel
von den leichtfertigen Landstreicheren für die rechte Alraun verkaufft wird /
denn sie überreden die Leut / die rechte Alraun seye schwerlich zu bekommen /
müsse under dem Galgen mit grosser Lebens gefahr gegraben / und durch einen
schwartzen Hund an einem Strick außgerissen werden / der Außgräber aber solle
die Ohren wol verstopffen / denn so er die wurtzel höre schreyen / seye er
seines Lebens nicht sicher. Was ist das anderst? als wie man vom Farnsamen sagt
/ wer den Farnsamen wil holen / der muß keck seyn / und den Teuffel können
zwingen. Solchen Diebsbetrug machen diese Lottersbuben dem gemeinen Mann / quia
vulgus vult decipi, darumb sind wir hie / sprechen die Landstreicher / als
welche diese verfälschte wurtzel / oder falsche Alraun sehr theuer verkauffen /
geben leichtsinnig auß / sie mache du Leuth glückselig / und die Weiber
fruchtbar / man müsse sie alle Sambstag in Wein und Wasser baden / sauber
einwickeln / und heimlich auffbehalten. Damit aber diese Landstreicher ihre
Schelmerey / deren sie voll sind / besser bemänteln / bringen sie herfür / was
Flavius Josephus im 7. buch von den Jüdischen Kriegen im 23. cap. schreibt: aber
es wird allda der Alraun nicht mit einem wort meldung gethan / sonder allein der
wurtzel Baraas gedacht. Diese Buberey hat Matthiolo ein Landstreicher selbsten
offenbahret / als er ihne zu Rom an der Frantzosen-kranckheit geheilet / welcher
ihme etliche solcher geschnitzten wurtzeln gezeiget / und gesagt / er hätte
bißweilen den Reichen eine allein für dreissig Ducaten verkaufft.
Die Alraun ist em schädlich kraut / solle nicht in den Leib gebraucht werben.
Hamilcar der Carthaginenser / als er wider die Lybier einen Krieg führete / hat
unter ihren Wein Mandragoram, oder die Alraun vermischen lassen: nachdem diese
nun in einen tieffen Schlaff gefallen / sind sie von ihme in die Flucht gejaget
worden.
Außwendig hat die Alraun eine krafft / alle harten und krebsischen geschwulsten
zu erweichen und zu zertheilen / man vermischt den safft darvon mit Am̅oniac-gummi in destilliertem Essig oder Brantenwein verlassen /
zu einem pflaster / und legts fleissig über.
CAPUT LIX.
Wolffswurtz. Aconitum pardalianches, Matth.
Namen.
DIe Wolffswurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Aconitum. Italiänisch / Aconito. Frantzösisch /
Aconit. Englisch / Wolffebane / Libertsbane / Monkshood. Niderländisch /
Wolffswortel.
Geschlecht und Gestalt.
Es werden uns allhier neun Geschlecht der Wolffswurtzel fürgestellet.
1. Das erste Geschlecht der Wolffswurtzel / Aconitum pardalianches genant / hat
Matthiolus erstlich erfunden nicht weit von Trient / auff dem Gebürg des Thals
Ananiae, solches vielen gelehrten Leuthen dargestellet / und in die Hände
gegeben / unter welchen die fürnehmsten / alle Jhro Käyserlicher und Königlicher
Majestät Leib-Medici waren / als nemlich Julianus Alexandrinus, und Johannes
Odoricus Melchoirus von Trient / Stephanus Lauraeus auß Flandern / Joannes Crato
von Breßlaw / Ridera auß Hispanien / Franciscus Parthenus von Roboret: darauf
hat solches Wolffgang Meyerpeck von Freyberg abgemahlet / wie die Figur
außweiset. Es wächßt auff hohen kalen Gebürgen / doch an schattichten orten /
unter [899] den Felsen und Steinklüfften
/ hat drey oder 4. blätter / die vergleichen sich dem Schweinbrodt oder den
wilden Cucumern / außgenommen daß sie kleiner / und darzu ein wenig haarig sind.
Die stiel / daran sie hangen / sind ein wenig rauch: der stengel ist span̅en lang / und auch ein wenig rauch. Die wurtzel ist zimlich lang
und dick / gekrümt und gestaltet wie ein Scorpion-schwantz / darzu weiß und
gläntzend wie Alabaster. Camerarius in Epitome Matthioli vermeldet / es seye
dieses erste Geschlecht der Wolffswurtzel also rar und seltzam / daß es den
fleissigsten Nachforschern der Kräutern noch zur zeit nicht in das Gesicht
kommen / darumb er auch nichts gewisses von ihme schreiben könne: dieweilen aber
Matthiolus sich auff Zeugen beruffen / die es mit ihme gesehen / und allhier mit
Namen nennet / lässet es Camerarius dadey verbleiben. Der hochgelehrte Conradus
Gesnerus von Zürich hält es für ein Gedicht: die weitberühmten Botanici,
Johannes und Casparus Bauhini wollen auch von ihme nichts wissen.
Gelbe Wolffswurtz. Aconitum Lycoctonum.
2. Die gelbe Wolffswurtzel / Aconitum Lycoctonum luteum, C. B. folio Platani,
flore luteo pallescente, J. B. hat blätter dem Ahorn gleich / sind doch länger /
schwärtzer und an dem Umbkreiß mehr zertheilt / der stengel ist fast zweyer elen
hoch / trägt oben bleichgelbe / spitzige Hütlein / darauß wird schwartzer
eckichter samen / in underschiedlichen schotten verschlossen / welche sich der
Agleienshelffen vergleichen / sind aber kleiner. Die wurtzel ist schwartz und in
viel zincken zertheilt. Man findet es insonderheit auff dem Berg Baldo bey
Verona in Italien / wie auch auff den Oestereichischen und Steyrmarckischen
Bergen / häuffig aber auff einem Berg ob Petelstorff / zwey meyl von Wien / und
auff den Schweitzer-gebürgen / insonderheit auff dem Lucerner-Fracmont. Sie
wächßt auch auf dem Schwartzwald / Spessart / Waßgaw und Ydar / wie auch in den
Hawwälden / sonderlich wo viel graß stehet / bey Stolberg und Ilfeld. Sie wird
auch im Fürstlichen Eystättischen Lustgarten angetroffen. Auff den hohen Bergen
kommet sie mit einem grösseren stengel und breitern blättern herfür: an nidrigen
orten aber hat sie einen kleinern stengel und schmälere blätter / auch wird die
Blum bißweilen bleicher.
Blawe glatte Wolffswurtz. Aconitum coeruleum glabrum.
3. Die blawe Wolffswurtz / Aconitum coeruleum glabrum flore Consolidae Regalis,
C. B. Lycoctonum flore Delphinii, J. B. gewint einen dicken / fetten und
streiffichten stengel / zweyer elen hoch / und bißweilen höher. Die blätter sind
viel grosser / haben auch mehr und tieffere spalien als das ander Geschlecht /
auff dem rücken grauweiß / stehen an breiten außgehölten stielen. Der stengel
wird in der höhe in etliche zweige zertheilt / die sind mit purpurblawen Blumen
besetzt / fast wie der Rittersporn / doch etwas grösser / bringen folgends ihren
samen in rundierten Schöttlein. Die wurtzel ist vielfaltig wie die Christwurtz.
Sie wird auch auff etlichen Bernischen Alp-gebürgen gefunden / alda man sie
grosse Berg-Rittersporen nennet.
4. Die Berg-Wolffswurtz / Ranunculus montanus Aconiti folio, flore globoso, C. B.
Aconitum 3. Matth. Ranunc. flore globoso, quibusdam Trollius flos, J. B. hat
blätter wie der Hanenfuß / außgenommen daß sie viel grösser / mit weissen
Mackeln besprengt / rauch und scheutzlich anzusehen sind. Der Stengel wird rund
/ oben erscheinen Blumen von farben gelb / an gestalt wie die Rosen. Die
|| [900]
Berg-Wolffswurtz. Ranunculus Aconiti folio montanus.
wurtzel komt mit den zwey vorigen Geschlechtern überein / allein daß sie
schwärtzer ist. Sü kommet häuffig in Italien auff dem Berg Baldo herfür.
Winter-Wolffswurtz. Aconitum hyemale.
5. Die Winter-Wolffswurtz / Aconitum hyemale, Ger. unifolium luteum bulbosum, C.
B. Ranunculus cum flore in medio folio, radice tuberosâ, J. B. hat ein weisse /
scharffe und hitzige wurtzel / so auß vielen knorren wie die
Amonerößlein-wurtzel bestehet / und mit gläichen underschieden wird / auß
welcher keine stengel wachsen / sondern viel spannen hohe läre und dünne stiel
herfür kommen / an deren oberen theil ein eintziges blatt sich erzeiget / das in
viel theil / wie der Taubenfuß / oder das Eysenhütlein gespalten wird: in der
mitte des blatts erscheinet die gelbe Blum / so der Hanenfuß-blumen ähnlich /
und auß sechs blättlein bestehet / auß deren mitte viel spißlein herfür
schiessen / deren jedes ein gelb köpflein trägt. Wenn vie blume groß und ablang
wird / scheint sie bleichgelb / so sie aber kleiner ist / wird sie sattgelb. Den
Blumen folgen auff ihren stielen vier oder sechs gerade schotten nach / so
dünner sind als die schwartzen Nießwurtz-schotten / in welchen ein runder
zusammengedrungener und röthlichter same verschlossen liget. D. Casparus hat sie
auff den Euganeischen Bergen im Aprill blühend in Italien bey Padua angetroffen.
Wolffswurtz mir bleichen Blummen. Aconitum lycoctonum albis pallidisvé floribus.
6. Wolffswurtzen mit bleichen Blumen / Aconitum Lycoctonum albis pallidisvé
floribus, C. B. überkomt blätter wie das Blaweisenhütlein-kraut / sind aber viel
grösser / und mit weissen oder bleichen Adern durchzogen: die Blume ist
bleich-gelb.
7. Die schmalblättige gebogene Wolffswurtzel / soll sich mit ihren purpurfarben
Blumen dem jenigen vergleichen / welches Carolus Clusius lib. 3. stirp. Pannon.
Cap. 1. & lib. 5. rarior. plantar. histor cap. 9. Aconitum lycoctonum
comâ nutante, nennet; Aconitum comâ inflexâ foliis angustioribus, C. B.
8. Die ästichte Wolffswurtzel / Aconitum ramosum parvo flore, C. B. vergleicht
sich mit ihren blättern den Reben-blättern. Die
|| [901]
Schmalblärtige gebogene Wolffswurtz. Aconitum comâ inflexâ foliis angustioribus.
Grosse gebogene Wolffswurtz. Aconitum inflexâ comâ maximum.
Aestichte Wolffswurtz. Aconitum ramosum parvo flore.
Blumen sind röthlicht. Die wurtzel ist vierfach / welche von einem dicken Haupt
entspringet.
9. Das neunte geschlecht der Wolffswurtzel / Aconitum inflexâ comâ maximum, C. B.
Lycoct. comâ nutante maximum, J. B. hat ein doppelte außgestreckte wurtzel /
auch kleinere / rahne und mehr außgeschnittene blätter als das
Blaueisenhütlein-kraut: bekomt ein gelbe Blum.
10. St. Christoffelskraut / Aconitum racemosum, C. B. Christophoriana, Gesn.
hort. Tab. Dod. hat ein dicke und mit vielen zaseln behenckte wurtzel / die ist
außwendig schwartz / inwendig gelblicht / und stoßt alle Jahr frische stengel
und blätter herfür / die stengel sind dünn und schuhs-hoch / die blätter werden
breit / weißlicht / spitzig und ringsumbher gefärfft. An den stengeln erscheinen
zarte mosichte und weisse blümlein / welchen ein runde / schwartze Frucht / wie
ein Traube nachfolget / so mit einem striemen durchgezogen ist. Es wächßt in
Teutschland in den wäldern / so am Rhein und der Mosel ligen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Wolffswurtz ist ein sehr gifftiges / mit recht etzend-scharffen / ölichten
saltztheilgen begabtes kraut / und soll deßwegen gar nicht in Leib genommen
werden / denn sie tödtet den Menschen. So lang es auff dem Feld stehet / isset
kein Vieh darvon. Aber man dörret und stosset die wurtzel zu pulver / mischet
sie mit Fleisch / das streuet man in die Wälder / so alßdenn die Wölffe /???
Füchs und Hund darvon essen / müssen sie sterben.
CAPUT LX.
Grosse Waldenser Wolffswurtz. Tora Valdensis major.
Namen.
DIe Waldenser Wolffswurtzel heißt Griechisch / [Greek
words]. Latei [902] nisch
/
Grosse Waldenser Wolffswurtz. Tora Valdensis major.
Thora, vel Tora Valdensis; Aconitum Pardalianches.
Kleine Waldenser Wolffswurtz. Tora Valdensis minor.
Gestalt.
Die grosse Waldenser Wolffswurtz / Aconitum pardalianches 1. sive Thora major, C.
B. Thora folio Cyclaminis, J. B. Thora Valdensis, Clus. Pan. Tab. hat blätter
wie das Schweinbrot-kraut / sind an dem umbkreiß zerkerfft und rauch / aber
nicht haarig: von einer wurtzel kommen zwey / drey / vier auch fünff blätter
herfür: im anfang des Sommers bringet sie ihre blumen / welche mit dem samen
sich dem Hanenfuß blumen und samen vergleichen: hat viel wurtzeln / die von
einem haupt hersprossen / sind im anfang sehr weiß / wenn sie aber dürr werden /
bekommen sie ein rothe farb. Sie ist einer brennenden Natur / und übertrifft mit
ihrem Gifft das Blauey enhütlein-kraut. Die Jäger vergifften mit dem safft ihre
pfeile.
Die kleine Waldenser Wolffswurtz / Tora Valdensis minor, Aconitum pardalianches
alterum, sive Thora minor, C. B. Ranunculus grumosâ radice 3. Clus. hist.
überkomt kleinere blätter / deren sie auff das höchste drey / gemeiniglich aber
nur ein blatt hat: die blumen sind auch kleiner. Die wurtzeln haben ein
länglichten anhang / dem Scorpionenschwantz gleich / mit welchem sie sich
fortpflantzen. Beyde wachsen auff den Saffoyischen und Waldenser-gebürgen. Man
findet sie auch im Wallis.
CAPUT LXI.
Einbeer. Herba Paris.
Namen.
EInbeer / Wolffsbeer oder Sternkraut heißt Lateinisch / Aconitum salutiferum,
Herba Paris, Uva versa, Solanum quadrifolium, Uva vulpina. Italiänisch / Herba
Paris. Frantzösisch / Raisin de renard. Englisch / One berrie herbe truelone.
Dänisch / Itboer / Fireblad / Ulfsbär. Niderländisch / Wolsbesien.
Gestalt.
Matthiolus und Tragus beschreiben dieses [903] kraut also. Einbeer hat einglatten / runden stengel / welcher braun / länger
als ein spannen / und ohn alle knöpff ist. An der mitte??? desselbigen stehen
gemeiniglich vier schöne grüne blätter / bißweilen drey / fünffe oder sechse /
wie ein Stern von einander gesetzt. Ein jedes blatt ist gestaltet wie ein
Hartriegel- oder Nachtschatten-blatt. Oben am stengel erscheinen widerum kleine
und länglichte blätter / da ein schönes gestirntes blümlein mit dreyerley farben
zertheilet / erstlich mit vier schwartz-grünen kleinen blättlein / darnach acht
kleine gelbe härlein / und in der mitten desselben gestirnten blümleins sihet
man ein gantz purpur-braunes viereckichtes knöpfflein / wie ein äuglein
anzusehen / in welcher mitten ein schwartz-braun rundes Beer stehet / wie ein
groß Heydelbeer / eines wilden doch süssen geschmacks / darinnen viel kleiner
weisser samen ligt. Die wurtzel ist fast lang / erdenfarb / hin und wider
außgespreitet wie ein langer wurm. Es wächßt in dicken schattichten und feuchten
Wäldern / deßgleichen an etlichen reihen am Gebürg und bey den Hecken. Wächßt
allhier in schattichten orten des Muttentzer-Münchenstein- und
Reichensteinischen-beras / wenn es allda das erste mahl herfür komt / brinat???
es drey / hernach vier / und bißweilen fünff blätter.
Eigenschafft.
Einbeer sind kalter und trockner Natur / führen etwas ölichten /
schlaffbringenden saltzes mit sich / dadurch es die ???tugend hat die
Lebensgeister zu hemmen / schmertzen zu stillen / entzündungen zu vertheilen /
und schlaff zu bringen.
Sebrauch.
Matthiolus schreibt / daß sich die jenigen irren / welche Einbeer-kraut für das
erste geschlecht der Wolffswurtzel halten / denn es seyen die Beeren nich so
gifftig / als sie vermeinen / man habe etlichen / welche ihrer vernunfft gantz
beraubet gewesen / mit dem samen geholffen. Man gabe solchen Krancken alle
morgen drey Wochen nach einander ein quintl. schwer von den gedörrten kernern
oder samen auß den Beeren / in warmen Wein ein. Man soll aber gewarsam damit
umgehen.
(Schmertzen der Guldenader.) Auß den Beeren wird
ein Oel gemacht so den grossen Schmertzen der gulden Ader stillet / wenn man es
warm mit einem tüchlein offt überiegt.
D. Fridericus Hoffmannus lib. 4. Pharmac. Med. Chym. sect. 1. schreibt / man
solle die Beere einsamlen vor auffgangder Sonnen / wenn sie in Zwilling gehet.
Fünf / sechs biß neun gedörrte Beer zu Pulver gestossen / und (Fallende sucht verlierung des verstands / langwierige
Kranckbeiten.) in Lindenblust-wasser eingegeben / sey gut wider die
fallende Sucht: ein halb quintl. von disen gestossenen Beeren den jenigen
gebraucht so an dem Verstand nothleiden und verruckt an den Sinnen werden /
bekomme ihnen gar wohl / wie auch denen welche in langwirenden Kranckheiten oder
von Zauberey ihren Verstand verlohren haben.
CAPUT LXII.
Eisenhütlein. Napellus.
Namen.
EIsenhütlein heißt Lateinisch / Napellus, Aconitum coeruleum. Italiänisch /
Napello. Frantzösisch / Coqueluchon de Moine, Chaperon de Moine, Chaperon de
fou. Spanisch / Napello. Englisch / Wolfebane. Danisch / Blamünckskappe /
Stromhatt. Niderländisch / Monieckscappen / Wolfswortel. In Teutscher Sprache
nennet man es auch Blaueisenhütlein / Narrenkappen / Teuffels-wurtz / blau
Wolffs-wurtz / Rapen-blumen / und Münchs-kappen.
Gestalt.
Des Eisenhütleins blätter stehen auff langen dünnen ???stielen / sind auff dem
Rucken grau-weiß. Ein jedes haupt-blat ist in 6. zerspaltene neben-blätter
zertheilt. Der stengel komt zweyer elen hoch / röthlicht / streifficht / und
läßt sich bald brechen. Die blumen stehen oben an dem stengel nach einander
offen / von farben blau / und ist ein jede hole blum anzusehen nicht anderst als
ein Eisenhütlein. So diese blumen abfallen / folgen fleine auffgereckte
schöttlein hernach / drey an einem stiel / darinn ligt kleiner schwartzer samen
verborgen. Die Wurtzel ist rund und auffgespitzt / mit viel kleinen neben-zaseln
zu beyden seiten / die sind in einander geschrenckt wie ein Netz / und von
farben schwartz. Das Eisenhütlein änderet sich mit seinen blätteren und blumen.
Die blätter werden breiter und schmäler. Die blum erscheinet gemeiniglich him̅elblau / bißweilen aber auch braunroth / rosenfarb / weiß / oder
mit him̅elblauer und weisser farb vermengt / dahero es im Fürstl.
Eystettischen Lustgar [904] ten
gescheckt Ersenhütlein genennet wird. Es wächßt viel auff den Oesterreichischen
/ Schweitzerischen / Bündtnerischen / Saltzburgischen / Steyrmärckischen / und
Böhmischen Alp-gebürgen.
Eigenschafft.
Nach der Meinung Avicennae ist das Eisenhütlein warm und trocken im vierten grad
/ hat ein starck-etzendes Saltz bey sich / dadurch es alles auffbeißt / hiemit
ein rechtes unbrauchbares Gifft ist.
Gebrauch.
Vor diesem Kraut sollen alle Menschen ein grosses abscheuen tragen / dasselbige
keines wegs weder in Leib noch äusserlich gebrauchen / denn es das ärgste Gifft
ist. Wenn die Wurtzel des Eisenhütleins in der Hand des Menschen nur erwarmet /
tödtet sie ihne. Es ist auch dieses Gifft so starck / daß man ihme mit keiner
Artzney widerstand thun kan / wie solches Matthiolus mit nachfolgender Histori
beweiset / welche zu Prag Anno 1561. geschehen ist. Ihr Hochfürstliche
Durchleucht Ertzhertzog Ferdinand / hatte ein berühmtes Pulver wider allerley
Gifft / ist an vielen Persohnen bewähret worden / insonderhet an einem zum todt
verurtheilten Ubelthäter. Diesem gab man erstlich Arsenicum oder weiß
Rattenpulver / darauff zittert er wunderbahrlich / geschwal unter dem Angesicht
/ und gestellte sich / as bruckte ihn die hinfallende Sucht / darauff gab man
ihm Ihro Durchleucht Pulver / alßbald würget er das Gifft von sich / ward also
bey seinem Leben erhalten / und von der verdienten Leibs-straff befreyet. Da nun
Ihr Käyserliche Majestät in obgedachtem Jahr zu Prag Hof hielte / wolte man
obgemeltes pulver auch wider das Eisenhütlein oder den Napellum versuchen /
dieweilen dises kraut vor allen andern Gewächsen das ärgste Gifft ist. Man holte
das Eisenhütlein auff dem Böhmischen Gebürge / welches die Böhmen Krokonaß
nennen / da die Elbihren ursprung nimmet / ligt an der Gräntze zwischen Böhmen
und Schlesien / zwey meilwegs von dem Stättlein Hohenelb genannt / daselbst
wächßt dieses ertz-gifftige kraut in grosser menge. Von der wurtzel nam man ein
quintlein schwer zu pulver gestossen / und mit Rosen-zucker vermischt. Solches
gab der Scherg in gegenwart Ihrer Käyserl. Majestät / und Fürstl. Durleucht /
auch anderer namhafftiger Leuthen / einem starcken jungen Mann / der sein Leben
mit Diebstahl verwürcket hatte / und morgens solte gehenckt werden. Man gabs
ihme aber in der meinung / so er das Gifft durch obgenantes Pulver überstehen
würde / ihne loß zu lassen. Der arme mensch nahme das Gifft willig / denn er
wolte lieber also sterben / als offentlich vor allem Volck gehenckt werden /
darzu hoffet er / es würde ihm gelingen wie dem ersten / der das Arsenicum oder
weiß Ratten-pulver eingenommen hatte. Als er nun das Gifft zu sich genommen /
saß er bey anderthalb stund in der warmen stuben / und fühlet nichts
sonderliches von dem Gifft. Da vermeinten die Doctores, das Böhmische
Eisenhütlein wäre nicht so gifftig / wie die alten Lehrer von dem ihrigen
schreiben: darzu achteten sie / dieweil das kraut schon in stengel getretten /
blätter / blumen und samen getragen hatte / der wurtzel wäre die krafft nicht
wenig entgangen / derhalben sahen sie für gut an / man solte der blätter und
blumen beydes zusammen ein halb quintlein stossen / und es dem armen Sünder über
das vorig mit Rosen-zucker einzunehmen darreichen. Als solches geschehen /
fühlte er noch in zweyen stunden keine Beschwernuß. Nach gemelten zweyen stunden
klagte er / daß er am gantzen Leib müde werde / und seye ihme das Hertz schwer
und matt / doch redte er starck / und sahe frisch umb sich. Man greiffte ihm an
die Stirne und Pulß-aderen / an der Stirn empfand man einen kühlen schweiß / und
der Pulß fing an zu verschwinden. Da sich nun das Gifft dieser gestalt gnugsam
beweißte / gab man ihme alsobald offtgemeltes Pulver wider das Gifft in Wein zu
trincken. Da ers getruncken hatte / verwand er die Augen schcutzlich / sperrete
das Maul / krüm̅ete den Holß / saß auf einem stock / und wäre
dißmal auff die erden gefallen / wo ihne der Scherg nicht gehalten: dieweil
besprengte man ihm das Antlitz mit Weineßig / und rupfte ihn bey den haaren / da
kam er alsbald wider zu sich selbst / und machte sich unrein: darnach legte man
ihn auff stroh / alsobald klagte er / wie ihn ein schauder oder kälte anstiesse
/ nachdem übergab er sich / und speyete viel stinckenden wust oder gewässer auß
/ von farben ge??? und bleichschwartz / darauff saget er / fühlet er besserung /
aber nicht lang hernach wendet er sich auff die ander seiten / als wolte er
schlaffen / da man ihme doch den schlaff verbotte / starb also sanfft ohn alle
andere zufälle / gleicher weise als wäre er enischlaffen: das Antlitz wurde ihme
bleich-schwartz. Auß dieser Histori erscheinet klar und wahr zu seyn / was
Avicenna von dem Eisenhütlein oder Napello geschrieben / daß es namlich so ein
starck Gifft seye / welches sich mit keiner Artzney vertreiben lasse /
derohalben solle man sich vor diesem kraut wol fürsehen / daß man sich nicht
daran vergreiffe / wie solchesetlichen Krauffleuthen zu Antorff begegnet /
welche die wurtzel des Eisenhütleins im Salat geesen / und gleich darauff
gestorben sind.
Etliche vermeinen / der Bezoar- und Smaragd-stein widerstehen dem abscheulichen
Gifft des Eisenhütleins.
CAPUT LXIII.
Grosser Schirling. Cicuta major.
Namen.
SChirling / Schierling / Wutzerling oder Wüterich heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Cicuta, Cicutaria
vulgaris. Italiänisch / Cicuta. Frantzösisch / Cigue, Segue. Spanisch / Ceguta.
Englisch / Hemlock / Dänisch / Skarutyde / Hundekrecks. Niderländisch /
Dullekervell / Scheerlinck.
|| [905]
Grosser Schirling. Cicuta major.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der grosse Schirling / Cicuta major, C. B. Cicuta Veteribus &
Neotericis, J. B. hat ein stengel mit vielen knoden / ist etwan 7. schuh lang /
schier wie des Fenchels / und inwendig hol. Die blätter vergleichen sich dem
Kerffel-kraut / sind schwartz-grün / zinnelicht / mit vielen schnitten
zerspalten / am geruch starck und stinckend / bißweilen werden sie breiter / zu
zeiten aber dün̅er oder schmäler. In der höhe gewinnet er viel
nebenzweiglein / die tragen weisse gekrönte blumen wie der Aniß. So ist auch der
Samen dem Aniß nicht unähnlich / doch weisser und eines bösen geschmacks. Die
Wurtzel ist lang / schlecht wie der Pestnachen / und riecht übel. Das Kraut
blühet gegen dem Heumonat / wächßt allenthalben gern / sonderlich an ungebauten
orten / hinder den zäunen / in den kühlen schattichten zwingern / und alten
verfallenen Mauren unter den unkräutern. Wächßt allhier zu Basel inner der
Stattmauren bey dem Steinen-thor / und neben den wänden der gärten / zwischen
der Neuen- und St. Johanns-Vorstadt / wie auch an dem Weg der Cliben / und bey
dem Hauß Michelfelden. Man findet ihn häuffig in Bäyeren umb Landshut / wie auch
an der Schweiß bey Keyserstuhl / den allda nechsten Flecken und Dörfferen /
welche an dem Rhein ligen
Eigenschafft und Gebrauch.
Der Schirling erhitzet sehr / führet ein recht etzend-scharffes ölichtes Saltz /
wie solches der weitberühmte Herr D. Joh. Jac. Wepfferus in Historiâ Cicutae
aquaticae weitläuffig und gründlich beweiset. Ist der halben ein gantz schädlich
und tödtlich Kraut / so man es innerlich gebraucht. Er trägt billich den
tyrannischen Namen Wütrich / denn die Athenienser haben den Philosophum Socratem
mit Schirlingsafft getödet. Matthiolus und Tragus haben wargenommen / daß
etliche Schirling-wurtzel für Pestenach geessen / welche entweder gestorben /
oder doll und unsinnig darvon worden. Ferners gibt die erfahrung / wenn die Gänß
von dem Schirling essen / fahen sie an zu wüten. In der Landschafft Toscana in
Italien / so die Esel vom Schirling essen / fallen sie umb / und schlaffen so
hart / als wären sie todt. Es hat sich nach dem bericht D. Matthioli auff eine
zeit begeben / daß etliche Esel auff dem Feld also für todt gelegen sind / da
solches etliche Bauren wargenommen / und vermeinet / die Esel wären gestorben /
haben sie ihnen die Haut abziehen wollen / als sie nun dieses schier halb
vollendet / erwachten die Esel vom schmertzen / und die Bauern erschracken sehr.
Kleiner Schirling. Cicuta minor.
2. Man findet noch ein kleinere Art des Schirlings / welche mit dem Peterlein
sich vergleichet / daher ihne Theodorus Tabernaemontanus Gleiß- oder
Hunds-peterlein nennet; Petroselinum caninum, Tab. Cicuta minor Petroselino
similis, C. B. Cicutaria Apii folio. J. B. Er hat ein spannen-lange wurtzel /
der Peterlein-wurtzen ähnlich / ist aber kleiner / und gibt einen unlieblichen
geruch von sich. Die blätter sind dem Peterlein also gleich / daß man sie kaum
von einander unterscheiden kan / außgenom̅en daß der
Gleißsattgrüne und übelriechende / hingegen der Peterlein liecht-grüne und
wolriechende blätter hat. Es gewinnet der Gleiß auch einen runden stengel /
welcher im ersten Jahr seine weisse blümlein auff den krönlein oder dolden wie
der Peterlein bringet / darauff ein länglichter samen wie der Kümmel nachfolget:
da unterdessen der Peterlein erst im zweyten Jahr zum stengel auffschießt /
und [906] seine gelbe blumen trägt: auß
welchem der unterscheid gnugsam wahrgenommen wird. Er wächßt gemeiniglich in den
Gärten mit andern Muß-kräutern / sonderlich aber mit dem Peterlein: hat eine
gifftige Eigenschafft bey sich / denn er die Menschen doll und unsinnig machet /
wenn auß unachtsamkeit man ihne vor den rechten Peterlein in der Speiß
gebrauchet. Wird wegen seines unangenehmen Geruchs auch Stinckpeterlein genent.
3. Der grosse Wasser-schirling mit schmalen Baurensenff-blätteren / Cicuta
aquatica Gesneri, J. B. Sion Erucae folio, C. B.
4. Der breitblättige heßlich stinckende Schirling / Cicutaria latifolia
foetidissima, C. B. Seseli Peloponense Matthioli, sive Cicutaria quorundam, J.
B. wächßt bey uns hin und wider auff den Misthäuffen.
5. Der rechte Wasser-schirling / Cicuta aquatica, Wepfer. Cicutaria palustris
tenuifolia, C. B. Phellandrium, vel Cicutaria aquatica quorundam, J. B. wächßt
bey uns umb Michelfelden / in Schwabenland aber bey Doneschingen / im dem
Wasserbächlein. Herr Dr. Joh. Jac. Wepffer / weyland berühmter Statt-artzt in
Schaffhausen / und underschiedlicher Fürsten des Reichs / auch anderer fürnehmer
Herren gewesener Leib- Medicus, hat hievon ein sonderbahres Buch in offentlichen
Truck Lateinisch herauß gegeben.
CAPUT LXIV.
Schwämm. Fungi.
Namen.
DIe Schwämm werden Griechisch genennt / [Greek
words]. Lateinisch / Fungi. Italiänisch / Fongi. Frantzösisch /
Champignon, Potiron. Spanisch / Hongo. Englisch / Mushrome / Toadstoel.
Niderländisch / Kampernoel / Padden stoel.
Geschlecht und Gestalt.
Alle Schwäm̅e sind weder Kräuter noch Wurtzeln / weder Blumen noch
Samen / sondern nur ein überflüssige Feuchtigkeit der Erden / Bäumen / fauler
Höltzer, und anderer fauler Dingen / darumb sie auch ein kleine zeit wären /
innerhalb sieben tagen ist ihr geburt und abgang / denn was da bald auff komt /
nimbt auch bald ab: sonderlich aber kriechen sie herfür / wenn es donnern und
regnen wil / daher Juvenalis sagt:
Et facient laetas optata tonitrua coenas.
Die Schwämme werden komlich in zwey theil underschieden. Die ersten pfleget man
zu essen. Die andern sind zu der Speiß untauglich.
Von den Schwämmen / welche man pflegt zu essen.
Derer sind jehen Geschlecht.
Das erste Geschlecht / sind die Morchen / Morcheln oder Mourachen / allenthalben
bey uns gemein / den verleckerten Mäulern ein angenehme Speiß / sind an der
Gestalt rund / als ein Hüthlein / außwendig voller, Löchlein / wie die
Binen-häußtein / und an der Farb graw. Diese finder man in dem Mäyen allein /
wachsen auff fetten Wiesen / auch umb die Aecker an den Rechen. Werden in dem
heissen Wasser zuvor erquellet / darnach mit Butter und Gewütz zugerichtet.
Erd-morchen und gemeine
Morchen, Tubera.
Das ander Geschlecht nennet man Erdmorchen / an etlichen orten Erd-äpffel und
Grüblein / Griechisch heißt es [Greek words].
Lateinisch / Tuber, Boletus. Frantzösisch / Truffe. Italiänisch / Tortufo,
Tortufolo. Spanisch / Turma de tierra. Sie sind rund / wie die äpffel / mit
einer Schwartzen oder erdfarben haut bedeckt / die ist uneben / und har viel
schrunden. Ihrer sind zweyerley / denn etliche haben weiß Marck / die anderen
schwartzes / beydes ist mürb zu essen. Man findet [907] auch das dritte Geschlecht / ist aber
nicht so gut / wolgeschmackt und groß / hat ein rötthlichte glatte haut /
schwartz-blaw und klebericht Marck. Sie wachsen gern in dürrem / sandichtem
Erdreich / ohne adern und wurtzeln. In dem Frühling grabt man sie auß der Erden.
Sie haben keinen nutz in der Artzney / allein bratet man sie under heisser
Alchen / bereitet sie mit Saltz und Pieffer. Ist nicht ein unliebliche Speiß.
Wächßt häuffig in Italien / umb Hetrurien und Rom: man findet sie auch viel im
Elsaß bey Harburg / Würtenbergischer Mümpelgardischer Herrschafft / in dem Wald.
Das dritte Geschlecht / nen̅et man Herrnplitz / sind oben braun und
unden ein wenig gelb / müssen zuvor von dem Koch / ehe sie zur Speiß dienen /
abgeschelet werden / darnach zerschneidet und zerhackt man sie / und bereitet
sie mit Butter und Gewürtz.
Das vierdte Geschlecht / sind die Reißken / nidrige Schwämm / oben röthlicht /
unden streiffiche / die bratet man / bestrewet sie mit Saltz und Pfeffer / und
isset sie.
Das fünffte Geschlecht / sind die Pfifferling oder Pfefferling / welche man also
nennet / umb des hitzigen Geschmacks willen / der sich dem Pfeffer vergleichet:
sind von Farben gantz weiß / rund / und etliche breiter als ein Teller / welche
so sie zerbrochen werden / geben sie weisse / scharffe / hitzige Milch: diese
wachsen in hohen finstern Wäldern / und werden von den armen Leuthen auff
glüender Kohlen gebraten / und mit Saltz geessen.
Das sechste Geschlecht / sind die Heyderling oder Träuschling / den runden
breiten Hüthlein ähnlich / unden braun und oben bleichfarb: diese werden in dem
Brachmonat / wenn es feucht wetter ist / zum ersten ersehen biß in Augstmonat /
auff den Heyden / graßichten Aeckern / und dürren Wiesen / sonderlich wo das
Rindvieh zu weiden gehet. Diesen wird / ehe sie zur Speiß dienen / das obere
häutlein abgeschelet / darnach mit Gewürtz und Butter zubereitet.
Das siebende Geschlecht / sind die Rehling oder Hendel-schwäm / wachsen in den
feuchten Wäldern / sind einer gleissenden gelben gestalt: diese quellet man /
und nach dem sie gehackt / pflegt man sie mit Butter / Imber und Essig zu
bereiten.
Das achte Geschlecht / sind die Brötling / welche nicht grösser als die
Heyderling / sind gantz braun und geben weisse / süsse Milch / werden in hohen
Wäldern gefunden / und von etlichen also roh geessen.
Das neundte Geschlecht / sind die Eychschwämm oder Hasen-öhrlein / anzusehen wie
ein gekocht Kalbs-kröß / gantz graw und bleichfärbig: man findet sie im
Augstmonat bey den Wurtzeln der Eychbäumen: etliche pflegen sie wie andere
Schwämm zu bereiten.
Das zehende Geschlecht / sind die Röling / Rolschwäm oder Augstschwäm /
vergleichen sich mit den Henderling / sind doch etwas bleicher / kommen umb St.
Johanns Tag herfür / in außgebranten Sträuchen und Hecken.
Im Königreich Neavolis findet man Stein / die das gantze Jahr Schwäm geben / man
legt sie in Keller / bedeckt sie ein wenig mit guter Erden / und befeuchtet sie
mit einem lawlichten Wasser / so bringen sie in vier oder fünff tagen schwäm /
die gut zu essen und den Harn treiben sollen / wie denn auch der Stein an ihm
selbsten den Harn befürdert.
Von den Schwämmen / die zu der Speiß untauglich sind.
Das erste Geschlecht / ist der Lerchenschwam / von welchem droben in dem ersten
Buch im 78. cap. wie auch in dem dritten Buch im 81. cap. gehandelt worden.
Das ander Geschlecht / sind die Bubenfist / gantz runde / weißlichte schwäm / wie
ein grosse Leder-balle / welche offt in der grösse eines Kopffs gefunden werden
/ wenn sie dürr worden / reisten sie auff / und lassen ein gelben Staub von
sich. Wachsen auss den Awen und graßichten Feldern.
Das dritte Geschlecht / sind die Hirschschwämm / also genant / dieweil sie ihren
ursprung von den Hirschen haben / und gern wachsen / wo viel Hirschen sich
befinden / sie stecken under der Erden / und werden von den Hirschen selbst
offenbahret / wenn sie zu etlichen Zeilen des Jahr mit den vorderen Füssen in
die Erden schanen / daselbst findet man diesen Schwam. Er ist rund / uneben /
aussen schwartzlicht / inwendig weiß / eines schweren Geruchs / sonderlich weil
erfrisch ist / wenn nun die Hirschen diesen geruch empfinden / schanen sie
darauff.
Das vierdte Geschlecht / sind die Fliegenoder Mucken-schwäm / denn von diesen die
Mucken und andere Thier sterbem / so ihnen ein Aaß darauß bereitet wird. Diese
sind roth und mit weissen tüpfflein als mu blättern besprengt.
Das fünffte Geschlecht sind die grosse gelbe Schwäm / unter den Kyferbäumen /
deren das Rindvieh begierig ist / wird aber kranck darvon.
Das sechßte Geschlecht / die Bad- oder Meer-schwäm wachsen am steinichten Ufer
des Meers.
Welcher ein mehrers von den Schwämmen zu wissen begehret / der lese Caroli Clufii
historiam Fungorum rariorum plantarum Historiae additam. Johannis Bauhini tom.
???. histor. Plantar universal. lib. 40. à cap. 1. usque 81. Andreae Caesalpini
lib. 16. de Plantis cap. 36. & seqq.
Gebrauch.
Demnach die Schwäm, nicht anders sind / als ein überflüssige Feuchtigkeit der
Erden / werden sie als ein schädliche Speiß in den Leib gebraucht. Sie blähen
den Leib auff / machen viel Wind und Schleim / verursachen ein kurtzen Athem /
Verstaumung / Grimmen und den jähen Todt / daher der gemeine Verß recht lautet:
Boleti lethi causa fuêre mei.
Gewißlich ist sich, zu verwundern / daß nicht alleein bey den Alren / sondern
auch zu unsern Zeiten an grossen Herren Höfen / die Erd-morchen so hoch gehalten
werden. Die Römer waren sonderliche Liebhaber dieser Speiß / welche sie nach der
Aussaa Martialis. lib. 13. Epigrammar. 48. auch dem Gold und Silber vorgezogen:
|| [908]
Argentum atque aurum facile est laenam???ue togam???ue
Mittere, boletos mittere difficile est.
Dahero als der unhöffliche Caecilianus, bey seinem gehaltenen Gastmahl die
Morchen allein genossen / und den eingeladenen Gästen keine mitgetheilt / hat es
Martialem also sehr verdrossen / daß er ihme von des Käysers Claudii Morchen /
(welche nach dem bericht Taciti lib. 12. Annalium circa finem, ihm sein eigene
Mutter die Agrippina, nur damit ihr Sohn / der grausame Nero, zur Regierung
gelangen könte / mit Gifftt zubereitet / von denen er auch hat sterben müssen)
zu essen angewünscht / wie solches Martialis selbsten lib. 1. Epigrammat. 21.
bekennet.
Dic mihi, quis furor est? turbâ spectante vocatâ
Solus boletos Caeciliane voras.
Quid dignum tanto tibi ventre gulâ???; precabor, Boletum, qualem Claudius edit,
edas.
So jemand gifftige oder unbereitete Schwemm gessen hat / und vermeinet er müsse
davon ersticken / der soll alsobald vier loth frisch Mandelöl Mit einer
fleischbrühen trincken / und sich erbrechen / alßdenn ein Trunck Wermuthwein
thun / auch bißweilen ein Messer-spitz voll Theriac oder Mithridat zu sich
nehmen.
(Alte fliessende schäden / bluten.) Der dürre
Bubenfist mit seinem mehl und staub / dienet wol den alten fliessenden schäden /
sie werden davon trocken / und schicken sich zur heilung. Die Balblerer legen
ein stücklein von disem Schwam auf die Ader (Starcker
stuß der Goldader.) nach der Lässe / wen̅ sich das Blut
nicht stellen will: man strewet auch von diesem mehl auff die Goldader / wenn
sie zu starck fliesset.
Johannes Crato leget auch ein stücklein die ses Schwämme auff die Goldader: Es
stillet nicht allein das Geblüt / sonderen heilet auch die versehrten Ort besser
als einige Artzney: dessen man ihme als einem erfahrnen Medico Glauben zustellen
solle / wie er solches in consiliis Medicis à Scholzio collect. consil. 107.
außtrucklich bekennet.
Die rothen fliegen-schwäm soll man in Milch sieden / und den Fliegen darstellen /
darvon sterben sie / man soll aber sorg haben / daß niemand anders damit
geschädigt werde.
CAPUT LXV.
Erdnuß. Ornithogalum.
Namen.
ERdnuß / Vogelmilch / Feld- oder Acker-zwibel heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Ornithogalum luteum,
Bulbus sylvestris, Cepa agrestis, Sisyrinchium. Italiänisch / Ornitogalo.
Frantzösisch / Churle, Oignon blanc champestre. Spanisch / Cebolla blanca.
Geschlecht und Gestalt.
Von den vielen Geschlechten der Erdnüssen und Feld-zwibeln werden allhier zwey
Geschlecht vorgestellt.
1. Das erste Geschlecht / Ornithogalum umbellatum medium angustifolium, C. B.
vulgare & verius, J. B. Hat etliche dünne / schmale / lange und weiche
blätter / welche in der mitte mit einer milch-weissen linien durchzogen sind /
sie ligen auff der Erden / und umgeben
Erdnuß. Ornithogalum.
den underen theil des siengels / der zart / bißweilen anderthalb schuh hoch /
aber gemeiniglich kürtzer ist / an welchen etliche Nebenzincklein oder stiel
herfür kommen / die inwendig weisse / und außwendig graßgrüne sechs-blättige
blumen tragen / auß denen sechs-eckichte Hülsen werden / welche
zusammen-getrungenen schwartzen samen in sich halten. Ist mit einer weissen /
bitteren wurtzel begabt / an deren viel kleine zwiblein und zaseln hangen. Es
wächßt viel und schön in Sachsen umb Dreßden auf den wiesen; auch allhier in den
Weinbergen umb Bettingen.
2. Das ander geschlecht / Ornithogalum spicatum flore albo, C. B. spicatum albo
flore Monspess. J. B. Ist grösser / die blätter sind elen lang und singers-breit
/ welche einen starcken / runden / und anderthalb elen hohen stengel an dem
underen theil umgeben. Dieser ist mit vielen / einer ähren gleichen blumen
gezieret / die schier den halben theil des stengels besetzen / an der farb sind
sie der vorigen gleich / allein haben sie inwendig gelbe tüpfflein. Der samen
erscheint darauff in dreyeckichten köpfflein / ablang / schwartz / runtzlicht /
klein / ungleich / die Wurtzel ist einer Zwibel ähnlich / groß und weiß. Es
wächßt in schöner menge in Italien und Franckreich nahe bey Montpelier zwischen
der Saat. Beyde Geschlecht bringen keinen nutzen inder Artzney.
3. Der wilde gelbe Feld-zwibel / Ornithogalum luteum, C. B. Bulbus sylvestr.
Fuchsii flore luteo, s. Ornithogalum luteum. J. B. wächß???bey uns auff den
äckeren bey St. Jacob.
4. Der grössere breitblättige Feld-zwibel mit weißgrünen blumen / Ornithogalum
angustifolium majus floribus ex albo virescentibus, C. B. Asphodelus bulbosus
Dodonaei, sive Ornithogalum spicatum flore virente, J. B. [909] Blühet im Brachmonat umb den Berg
Saleve bey Genff.
5. Der breitblättige grösseste Feld-zwibel / Ornithogalum latifolium &
maximum, C. B. maximum floribus prosus niveis, J. B.
6. Der Neapolitanische Feld-zwibel mit grossen inwendig weissen / außwendig
bleichgrünen blumen / Ornithogalum exoticum magno flore, minore innato, C. B.
Neapolitanu, J. B.
7. Der groste gekrönnte Arabische Feldzwibel / Ornithogalum umbellatum maximum,
C. B. Lilium Alexandrinum s. Ornithogalum magnum Syriacum, J. B.
8. Der kleine Spanische Feld-zwibel mit weiß-blaulichten blümlein / Ornithogalum
umbellatum flosculis ex albo subcoeruleis, C. B. hispanicum minus, J. B.
9. Die gelb-grüne Indianische Vogelmilch / Ornithogalum luteo virens, Cornuti.
CAPUT LXVI.
Wahrer Hermodactylen. Hermodactylus verus.
Namen.
WAhrer Hermodactylen heißt Gritechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Hermodactylus, Iris tuberosa folio anguloso, C.
B. Het modactylus verus, Matth. Tab. Lugd. Englisch / Hermodactyles.
Gestalt.
Augerius Busbekius, da er im Namen Käyserlicher Majestät Gesandter an den
Türckischen Hoff ware / hat Anno 1562. den Hermodactylum, wie er allhier
abgemahlet / von Constantinopel gebracht / und Matthiolo neben andern schönen
Kräutern geschencket. Daß aber dieses Gewächs / wie es die Figur außweißt / für
den wahren Hermodactylum zu halten seye / haben Matthiolum zwey ursachen darzu
bewogen. Erstlich / dieweil dises Kraut zu Constantinopel und in den umligenden
Orten überall Hermodactylus genennet wird. Zum anderen / daß die Wurtzeln
zertheilet / außgespreitet und gestaltet sind / wie die Finger an des Menschen
Hand / darzu sihet man in jedem Fingeri oben ein Nagel / gleich wie eines
Menschen Nagel / denn Hermodactylus ist un Griechisch wort welches auff Teutsch
laulet ein Finger Hermetis. Das Kraut hat lange / schmale blätter / zweyer
spannen hoch / oder villeicht höher / die vergleichen sich den blattern des
Eschlaubs / oder der Affodillmurtz / außgenommen / daß sie viel schmäler und
grüner sind. Die blätter / welche unden bey der Wurtzel stehen / sind viel
kürtzer als die anderen. Er hat vier wurtzeln / die gehen auß eine Ursprung /
sind wie ge neldet anzusehen wie die Finger / an der farb bletch-roth / und die
Nägel weiß. Auch haben diese würtzeln an dem obertheil / das da auff dem grund
ligt / und da erstlich die blätter herauß schleichen / subtile zaseln / wie die
Haare / sonst sihet man solche zaseln nirgend an den wurtzeln. Mitten auß dem
Krautt tritt der stengel herfür. Die blum ist Matthiolo nicht zu sehen worden /
aber ein langlichterr krummer Knospen / gestaltet wie ein Birren / und fast wie
die Knospen der Wiesen-zeitlosen / von dannen hero ist der schädliche Irrthum
geflossen / daß man die Wiesen-zeitlosen für Hermodactylum fast in gantz Europa
gebraucht hat. Wird zu unserer zeit aup Syrien gebracht / und leichtlich
verfälscht. Es ist nicht ohn / daß der wahre hermodactylus wider die
Glieder-kranckheiten / und insonderheit / das Podagra / von vielen gerühmet wird
/ dieweilen er aber dem Magen schädlich / als sollen seine darvon bereiteten
Artzneyen ohn verwilligung eines Medici niicht gebraucht werden.
Falscher Hermodactylen. Pseudo-Hermodactylus.
|| [910]
Der falsche Hermodactylen / Pseudo-Hermodactylus, Matth. Dens canis latiore
rotundioreq???ue folio, C. B. Hermodactylus Mesuaei, folio maculoso, &
Dens canis, Gesn. hort. Ist ein schön Gewächs / bringt zwey und selten drey
blätter / fast wie Lilien oder Beer-knoblauch / mit vielen braunen Mackeln
besprengt. Die Blum wächßt auff einem glatten braunlichten stengel /
bleich-purpurfarb / mit braunen fäsemlein und einem weissen stifftlein in der
mitten gezieret. Die blättlein biegen sich übersich / so die Sonn warm scheinet
/ wenn sie aber abfallen / wächßt ein dreyeckicht knöpfflein / voll gelbes
samens. Die wurtzel ist länglicht / unden dicker als oben / deren offt etliche
beysammen gefunden werden / wie die Figur anzeiget. Er wächßt viel in
Steyrmarck: in Italien / Franckreich und Safoyen findet man es mit weissen
blumë.
Des wahren Hermodactylens wurtzen sind weiß / feste / hart / lassen sich aber
leicht zu Mehl zerreiben. Da hingegen die wurtzen der Zeitlosen / welche in den
Apothecken an statt der Hermodactylen gebraucht werden / bey ihrer außdörrung
runtzlicht und schwartz erscheinen. Dennoch / weil der wahre Hermodactylen nicht
wol zu bekommen / so bedient man sich der Zeitlosen mit weissen blumen / als
welche da nicht gifftig ist / wie andere Zeitlosen. Die wurtzen aber solcher
Zeitlosen werden auß den Orientalischen Ländern zu uns übergebracht.
Eigenschafft.
Es hat die wurtzel dieses Gewächs ein scharff / etzendes saltz / dadurch es die
Natur und Eigenschafft bekommen zu erwärmen / den Leib durch den Stulgang zu
reinigen / den zähen versaltzenen Schleim / auch auß den Gelencken abzulösen und
fortzutreiben / daher sie in der Gläichsucht / Podagra / und dergleichen nicht
unnutzlich gebraucht wird.
Gebrauch.
Die Hermodactylen-wurtzel wird in pulver von 20. biß 40. oder 50. gran in
starcken Naturen / mit ein wenig praeparierten Weinstein vermischt / eingegeben.
Sonsten pflegt man es in einem wasser / oder halb weissen Wein / halb wasser /
oder auch gar in gutem altem weissen wein allein auf ein halb loth / oder 3.
quintl. schwer über Nacht einzuweichen / worzu man denn auch annoch Fenchelsamen
/ praeparierten Weinstein / Scortzoneren- und Wegweisen-wurtzel thun kan / damit
die würckung desto gelinder und besser abgehe. Sonsten pflegt man auch ein
extract davon zu machen mit Brantenwein / oder dem Aeniß-geist / dem
Weckholderbeer-geist / dem Zimmetwasser / dem Melissen-geist / und dergleichen /
von welchem man hiß 15. oder mehr gran auffs mahl geben kan / und zwar in form
einiger Pillen.
(Podagra / gläichsucht hurensenche / oder
Frantzosen-kranckheit.) Solche Purgation ist vorzeiten wider die
Gelencksucht oder das Podagra gebraucht worden / und wird auch noch heut zu tage
von etwelchen dawider / gleich wie auch wider die Huren-seuche / oder Frantzosen
in den Schwitz-tränckern nutzlich angewendet.
Weilen man aber annoch nicht sonderbahr gewiß ist / der rechten würckung solcher
zumahlen nicht vollkommen bekanter wurtzel / als wollen die Fürnehmsten und
Erfahrensten Aertzte / heut zu tage / lieber die besser bekante Nießwurtz darfür
gebrauchen / wie sie denn hierdurch sicherer würckung hoffen können.
CAPUT LXVII.
Grosser Hünerdarm. Alsine major.
Namen.
Hünerdarm heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Alsine, Morsus gallinae, Hippia. Italiänisch / Gallinella, Centone,
Pavarina, Budella di gallina, Pizza gallina, Morso di gallina. Frantzösisch /
Mouron, Morgeline, Mor geline, Moron, Morron. Spanisch / Moruges, Murojes.
Englisch / Chickweed. Dänisch / Arffue / Jordarfne / Hoensebid / Gaaseheel.
Niderländisch / Muer / Muerkruyd / Nagelkruyd. In Teutscher Sprach wird er auch
genent Hünerbiß / Vogelkraut und Gänßkraut / dieweil er ihnen ein angenehme
Speiß ist / und dienlich / wenn sie kranck sind.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der grosse Hünerdarm / Alsine major, Matth. media, C. B. vulgaris sive Morsus
Gallinae, J. B. hat ein zasichte wurtzel / von welcher zwey elen hohe stengel
herfürkommen / auch öffters / wenn sie sich understützen können / in Manns-höhe
auffschiessen / welche von breiteren und längeren blätteren alß am kleinen /
umbgeben werden. Seine weisse gestirnte Blumen / in deren mitte sich rothe
fädemlein erzeigen / sitzen auff länglichten stielen / denen ablange hülßlein
nachfolgen / so ein gelbes sämlein in sich halten. Er [911] wächßt viel an feuchten orten in den
Stauden / Gärten und auff den grasichten äckerë.
Kleiner Hünerdarm. Alsine minor.
2. Der kleine Hünerdarm / Alsine minor multicaulis, C. B. item, minor Lini
capitulis, Ejusdem. it. minor foliis rotundis, Ejusdem. minima, J. B. findet
sich in allen Wein- und Krautgärten / je fetter dieselbigen sind / je frewdiger
/ grüner und safftiger dieses Kraut auff den grund sich lageret / und herumb
fladeret / seine wurtzeln sind allerdings zasicht wie dünne härlein / die
stenglein werben rund / weich / und durchauß safftig. Er gewinnet weisse
blümlein / zwischen seinen burtzlichten blättlein / auff beyden seiten der
stenglein / denen beschlossene gefäßlein nicht grösser als der Meerhirß
nachfolget / darinnen ein gelbes samlein liget.
3. Der grösseste / daurhaffte Wald- hünerdarm / Alsine altissima nemorum, C. B.
item Aquatica major. Ejusd. major repens perennis, J. B. wächßt in feuchtem /
morastigem Erdreich.
4. Der grosse schmalblättige Hünerdarm / Alsine angustifolia, C. B. maxima
Lugdunensis, J. B.
5. Der grösseste / breitblättige Berg-hünerdarm / Alsine montana latifolia flore
laciniato, C. B. nemorosa maxima montana, Joh. Raj.
6. Der haarige Feld-hünerdarm mit grosser Blum / Alsine arvensis hirsuta magno
flore, C. B. Auricula muris quorundam flore parco, vasculo tenui longo, J. B.
7. Der kleine ablang-blättige Wasserhünerdarm / Alsine palustris minor folio
oblongo, C. B.
8. Der kleinste Wasser-hünerdarm mit weissen Blümlein / und kleinem
Coriander-samen / Alsine palustris minima flosculis albis, fructu Coriandri
exiguo, Meniz.
9. Der glatte Berg-hünerdarm / Alsine alpina glabra, C. B. prod. Er wächßt gern
in feuchten steinichten orten / und wird häuffig umb das Sultzburger-bad in der
Oberen Marggraffschafft Baden gefunden. Man findet es auch in Bündten / auff dem
Spligelberg / allwo es aber in allem kleiner / nicht über ein halbe spannen hoch
wächßt / und mit einer holtzichten wurtzel herfür kommet.
10. Der Bintzen-blättige Berg-hünerdarm / Alsine alpina junceo folio, C. B. prod.
blühet in dem Mäyen / wächßt auff den Schweitzer- und Genffischen Bergen.
11. Der kleinste / glatte Berg-hüne darm / Alsine Alpina minima glabra, C. B. Er
blühet im Sommer auff den Schweitzerischen Gebürgen / dem Lucernischen Fracmont
und bey dem Pfeffers-bad.
12. Der kleine Hünerdarm mit gläichichten stengeln / Alsine Spergul??? facie. C.
B. Er wächßt allhter an den Wegen / insonderheit zwischen dem Newenhauß / und
dem Fürstl. Marggräffisch-Durlachischen Schloß Fridlingen genant.
Eigenschafft.
Der Hünerdarm ist kalter und feuchter Natur: führet ein nitrosisch-flüchtiges
miltes saltz bey sich / dadurch er die eigenschaft hat zu eröffnen / zu kühlen /
und dem Gifft zu widerstehen.
Gebrauch.
Es wird auß dem Hünerdarm ein wasser (Fieber /
Schwindsucht / grosse hitz. Gichter bey den Kindern.) destilliert /
ist gut denen / so da Fieber haben und Schwindsüchtig sind / wenn sie davon nach
belieben 4. oder 5. loth trincken. Dienet auch den Kindern welche mit glossen
Hitzen angegriffen worden / und bey denen man die Gichter besorget / so man
ihnen bißweilen ein Löffel voll gibet.
CAPUT LXVIII.
Saltzkraut. Anthyllis.
|| [912]
(Saltzkraut mit Linsen blättern.)
(Meersaltzkraut.)
Namen.
SAltzkraut / heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Anthyllis, Anthyllon. Itallänisch / Anthillide. Englisch /
Dea-Chickweed.
Geschlecht und Gestalt.
Es hat dieser Saltz-kräuter zwey Geschlechter / deren erstes / als das
Saltz-kraut mit Linsen-blättern / Anthyllis maritima lentifolia, C. B. Alsine
littoralis follis Portulacae, Ejusd. Anthyll. lentifolia Peplios effigie
maritima, J. B. Kriecht in sandichtem grund weit herumb / und ist mit vielen zur
erden sich neigenden / dünnen / viereckichten / biegigen / ästlein begabet;
diese ästlein aber werden mit kleinen dicken / safftigen / grünen / glatten /
nach saltz schmäckenden Hünerdarm-blättlein bekleidet; und an den aussern
gipffeln mit subtilen / grünlichten blümlein gezierei; denen zimlich grosse
samen-gefäßlein mit grossem samen folgen.
2. Das äschgrawe Meersaltz-kraut / Anthyllis maritima, Alsinefolia, C. B.
Paronichya s. Alsinefolia incana, J. B. hat ein einfache wurtzel / viel
röthlichte / querhand lange / in schößlein zertheilte / und mit sehr kleinen /
ablang runden / glatten / graulichten blättlein bekleidete stengelein / welche
mit kleinen / weissen / vierblättigen blümlein geziert / und den gantzen Som̅er durch blühend in den weinbergen um̅ Montpelier
gefunden werdë.
Eigenschafft.
Diese in dem Saltz-erdreich herfürkom̅ende kräutlein kühlen und
trocknen / haben viel nitrosisch-saltzichten saffts in sich / und daher die
eigenschafft durch den Harn zu treiben / auch äusserlich Wunden und Geschwär zu
säuberen und zu heilen.
CAPUT LXIX.
Wasserlinsen. Lens palustris.
Namen.
WAsserlinsen / Meerlinsen oder Wasser-mooß heisset Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Lens palustris, Lens
lacustris, Lens aquatica, Muscus palustris, Lenticula palustris. Italiänisch /
Lente de gli paludi, Lente aquatica. Frantzösisch / Lentille d'eau. Spanisch /
Lenteja, del aqua. Englisch / Duyckmeat. Dänisch / Aandemad. Niderländisch /
Waeterlinse / Endgroen / Endtengroen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Gemeine Wasserlinsen / Lens palustris, J. B. Lenticula palustris vulgaris,
C. B. Ist nichts anders / denn ein Wassermooß oder Fettigkeit der stillstehenden
Wassern. Schwimmet allwegen oben ohne wurtzel / und ist stets grün. Ein
sonderliche Speiß der Endten und Gänß / wie auch der Hüner / so man es mit einem
Sieb auß dem Wasser zeiht / mit Weitzen-kleyen vermischt / und den Hünern zu
essen gibt. Die Wasserlinsen sind ein anfang und Samen anderer Wasser-kräuter /
denn so bald diese Linsen auß den stillen Wasser-gräben etwan durch ein Fluth in
fliessende Bäch kommen / wo sie sich an dem Gestad erhalten mögen / werden sie
breiter / gewinnen kleine weisse zaseln under sich / darmit hencken sie sich an
die wasser-gestaden / mit der zeit wachsen auß denselbigen andere Bachkräuter /
dem Brunnkreß nicht ungleich. Solches glaubte Matthiolus, welches aber heut zu
tag von vielen billich in zweifel gezogen wird.
Vierblättige Wasserlinsen. Lens palustris quadrifolia.
2. Die vierblättige Wasser-linsen / Lens palustris quadrifolia, J. B. Lenticula
palustris quadrifolia, C. B. hat vier blättlein / kreutzweiß an einander
gesetzet / sind auch ein wenig rund / und hangen an langen stielen. Es [913] bringt gehäuffeten samen / in der
Gestalt und grösse der Linsen / doch nicht so flach / darzu ist er dunckel /
derb und hart. Dieses Kraut hat Jacobus Cortusus von Padua Matthiolo
zugeschickt. Casparus Bauhinus hat es nicht allein umb Padua / sondern auch im
Sundgaw gefunden.
Eigenschafft.
Die Wasser-linsen sind kalt und feucht im andern grad: führen ein nitrosisches /
flüchtiges / miltes saltz / und hat dadurch die eigenschafft zu kühlen / durch
den Harn zu treiben / und entzündungen zu vertheilen.
Gebrauch.
(Innerliche Hitz der sieber / Pest anfangend geschwulst
der brüsten und gemächten gifftige raud.) Das destillierte Wasser von
den Wasserlinsen / ist nutzlich wider die grosse innerliche Hitz der Fieber /
und zur zeit der Pest / davon offt 4. oder 5. loth getruncken. Leinene Tüchlein
darinn genetzt / und warmlicht über die anfangende geschwulst der Brüsten und
Gemächten gelegt / dienet wol / ist auch gut wider die gifftige Raud.
CAPUT LXX.
Klein Pfeilkraut. Sagitta minor.
Namen.
PFeilkraut heißt Lateinisch / Sagitta, Sagittalis, Sagittaria, Barba sylvana.
Italiänisch / Saetta. Frantzösisch / Queve d'arondelle. Niderländ.
Serpenstonghe.
Geschlecht und Gestalt.
Das kleine Pfeilkraut / Sagitta aquartica minor latifolia, C. B. minor, Matth. J.
B. hat blätter / unden mit zweyen / und oben mit einer spitzen / gestaltet wie
ein drey-spitziger Pfeil / an deren oberem theil erzeigen sich braune flecken.
Die stiele / daran sie stehen / sind dreyeckicht / zweyer elen lang / und
bißweilen länger / nach dem das Wasser / darinnen sie wohnen / tieff ist / darzu
sind die stiel inwendig luck. Der stengel steiget nicht höher als die blätter /
ist gerad / schön / glatt und luck / wie die Bintzen / trägt oben
neben-zweiglein / darauff erscheinen weisse blumen / ein jede mit dreyen dünnen
blättlein besetzt / die stiele darauff gemeldte Blumen / erscheinen gegen
einander / zwischen diesen stielen kommen runde / braune kügelein herfür / in
der grösse der Haselnüß / darinnen ligt ein dünner samen. Die wurtzel ist viel
faltig zertheilet / zasicht und weiß / mit faseln behengt.
Groß Pfeilkraut. Sagitta major.
2. Das grosse Pfeilkraut / Sagitta aquatica major latifolia, C. B. major, J. B.
Matth. gleichet dem kleinen / allein ist es in allen dingen grösser / sonderlich
in den blättern / und sind sie auch nicht so sehr auffgespitzt.
3. Das kleine schmalblättige Pfeilkraut / Sagitta aquatica minor angustifolia, C.
B. minor angustifolia, J. B. Diese Pfeilkränter hat Matthiolus in grosser menge
in Böhmen gefunden / nicht fern von dem Städtlein Chlunitz / und auch an den
Gestaden der Moldaw. Sind in keinem Gebrauch. Das grosse Pfeilkraut wächßt
allhier bey Michelfelden. Joh. Rajus hält darfür / daß diese drey Pfeilkräuter
nur ein geschlecht seyen.
CAPUT LXXI.
Haußwurtz. Sempervivum.
Namen.
HAußwurtz nennet man Donderbar / darumb daß ihnen etliche einbilden / wenn dieses
Kraut auff einem Hauß wachse / werde der Don̅er nicht darein
schlagen. Sempervivum heißt man es / dieweil es Sommer und Winter grün bleibt /
und von keinem Wetter verderbet wird.
|| [914]
Grosse Haußwurtz. Sempervivum majus.
Die grosse Haußwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Sedum majus, Sempervivum majus, Barba Jovis,
Caulis Jovis. Italiänisch / Sempervivo maggiore. Französisch / Grande joubarbe,
Grande jombarbe. Spanisch / Puntera, Siempreviva mayor. Englisch / Great
seagreen / Great houseleek / Great diegreen. Dänisch / Shmißloock. Niderländisch
/ Donderbaerd.
Die kleine Haußwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Sedum minus, Sempervivum minus, Crassula minor,
Vermicularis & Illecebra major, Vermicularis flore albo, Aizoon minus
foemina. Italiänisch / Sempervivo minore, Pignola. Frantzösisch / Petite
joubarbe, Trique madame. Englisch / Prickmadam. Niderländisch / Cleyn
Donderboerd.
Die kleinste Haußwurtz / Maurenpfeffer oder Kotzenträublein heißt Griechisch /
[Greek words]. Lateinisch / Vermiculatis,
Illecebra, Sempervivum minimum, Sedum minimum. Italiänisch / Granellosa,
Grassella. Französisch / Pain d'oiseau. Spanisch / Puntera minima, Siempreviva
minima. Englisch / Stonecrop / Stonehore. Niderländisch / Muerpeper.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Haußwurtz / Sempervivum majus, C. B. J. B. wächßt an den Mauren /
und auff den Häusern / ein jedes Stöcklein mit seinen fetten / dicken /
safftichten und auffgespitzten blättern / ist gedrungen / gefalten und hart
zusammen gesetzt / anzusehen wie ein gefüllter oder doppelter Stern / die ersten
fetten blätter sind krum gebogen zu der Erden. In dem Hewmonat wachsen auß
diesen gefüterten / gestirnten stöcklein / blaunrothe / haarichte / hole stengel
/ spannen-lang / die bringen in der höhe ihre blaune Blümlein neben einander
gesetzt / ein jedes blümlein aber für sich selbst vergleicht sich einem offenen
Flachs-knoten / vergehen gegen dem Herbst ohn allen samen / die blätter aber
bleiben unbeschädiget über den Winter grün.
Kleine Haußwurtz. Sedum minus.
2. Die kleine Haußwurtz / Sedum minus teretifolium album, C. B. Item minus luteum
ramulis reflexis, Ejusd. minus folio longiusculo tereti flore albo, J. B. wächßt
auff den Mauren / alten Dächern / und etlichen sandigen heissen Feldern und
Heyden Bleibt allezeit grün wie die grosse. Die stengel sind gedrungen voll
fetter / safftiger zäpfflein / ein jedes zäpfflein vergleicht sich einem
Weitzen-korn / ist doch ein wenig länger. Hat in der höhe ein graß-grüne oder
bleich-gelbe Sternblum. In etlichen ist dieseblum weiß.
Beyde diese Geschlechte sind kalter Natur im dritten grad; führen ein nitrosisch
/ flüchtiges / miltes saltz / in vielem safft verborgen / dadurch sie die
Eigenschafft haben / wohl zu kühlen / zu zertheilen / der Gallen sast zu demmen
/ verstopffungen zu eröffnen / und die Gichter und Kindlein-wehe zu vertreiben.
3. Die kleinste Haußwurtz / Sempervivum minumum, Matth. minus vermiculatum repens
acre, C. B. parvum acre flore luteo, J. B. wächßt auf den Steinen und Mauren der
Gärten. Ist an gestalt der kleinen Haußwurtz nicht sehr ungleich / allein daß
die stengel kleiner und subtiler sind / mit viel mehr und kleinern blättlein
allenthalben / und dick in einander gesetzt. Trägt gelbe gestirrnte blümlein.
Sie ist warmer Natur / scharff / räß / zerzerrt die haut / und frißt dieselbige
auff.
4. Die gebaumte Haußwurtz / Sedum majus arborescens flofculis candidis, C. B.
majus arborescens, J. B. derer allhier gesetzte Figur der Mahler umb etwas zu
klein gemacht /
|| [915]
Kleinste Haußwurtz. Sempervivum minimum.
Gebaumte Haußwurtz. Sedum arborcscens.
hat Camerarius abreissen lassen von einem frischen Gewächs / welches Ihro Durchl.
Herren Wilhelm / Landaraffen zu Hessen / neben andern schönen Kräutern in seinen
berrlichen Garten auß Italien nach Cassel gesendet ware. Matthiolus gedenckt in
Comment. ad lib. 4. Dioscorid. cap. 86. noch zweyer Geschlechten / deren das
einte / so grösser ist / und viel schoß trägt / Augerius Busbekius, ihme von
Constantinopel mitgebracht / das ander aber Jacobus Antonius Cortusus, auß der
Insul des Jonischen Meers Coreyra / zugeschickt. Beyder Figur ist allhier
abgemahlet.
AVGERII BVSBEKII
Gebaumte Haußwurtz von Constantinopel. Sempervivum arborescens
Constantinopolitanum.
JACOBI ANTONII CORTVSI
Gebaumte Haußwurtz auß der Insel
Corcyra. Sempervivum arborescens
Corcyranum.
Die gebaumte Haußwurtz wächßt bißweilen zwey elen hoch / ist Arms-dick / und
stosset nebenzu ihre äst herfür / so Daumens [916] dick / auch zuweilen dicker / und in andere stöcklein
getheilet sind / die in der höhe als in einen Ring oder Kreiß außgehen / welcher
auß vielen hart zusam̅en gesetzten blättern / wie in der grossen
gemeinen Haußwurtz / bestehet. Die blätter sind fett / safftig / und einer
Zungen gleich / denn sie sich von dem undern Theil allgemach in die breite
außtheilen / sie haben an dem Umbkreiß so subtile Kerffen / daß man deren kaum
wahrnimt. Das bäumlein ist mit einer dicken / fetten und safftigen Rinden
überzogen. Auf den Gipffeln der Aesten erscheinet bißweilen ein dicker und
gleichsam blättichter stengel mit vielen Bollen / welche mit der zeit in
bleich-gelbe und gestirnte Blumen außschlagen. Wenn diese nunmehr zeitig worden
/ und anfangen in samen zu gehen / wird der stengel dünner / und der same klein
und schwartz. Camerarius in Epitome Matthioli meldet / die Haupt-wurtzel werde
in viel neben-wurtzeln zerspalten. Dieses Gewächs grünet allezeit / denn ehe es
seine alte blätter abwirfft / kommen zuvor newe herfür. Es wird von den ästen
leichtlich gezielet. Carol. Clusius hat die gebaumte Haußwurtz erstlich gesehen
in einem Portugalischen Dorff Raguelos, alß er von Madrid nach Lisabona gereiset
/ allda von andern orten er sie auch auff den Dächern wahrgenommen. In Italien
Hispanien und Holland wird sie in erdenen Geschirren auffgebracht / und in die
Lustgärten gestellet / kan aber keine kälte leiden / daher man sie im Winter in
einem warmen Gemach versorgen muß. Camerarius zeiget an / daß dieses Gewächs von
sich selbsten gar viel in Candia / Rhodo / Zazinto / und den Insuln des
Mittelländischen Meers herfür komme. Carolus Clusius, Johannes Bauhinus und
Andreas Caesalpinus, halten es für die rechte grosse Haußwurtz Dioscoridis, denn
es mit ihrer beschreibung zimlich überein komt.
5. Die Indianische baumichte Haußwurtz / Sedum arborescens Indicum, arborescens,
Bontii. Frutex parasiticus baccifer Sempervivi aemulus flore odoratissimo, Joh.
Raj. beschreibet Jac. Bontius lib. 6. Histor. Natur. & Med. c. 36. also.
Diese Staude wächßt in Indien / nicht auff der Erden / sondern auff den Bäumen /
welche die Frucht Mangas tragen / oder auf einer sonderbaren Eychen / von den
Indianern Kiatigenant. Sie ist also diesen Bäumen angewachsen / gleich wie bey
uns der Mooß oder Eychen-mispel / welcher doch auch an den bemeldten Bäumen
gefunden wird. Die blätter dieses Gewächs vergleichen sich mit dem Geschmack der
Saurampffer / sie sind aber lang / den blättern des Flöh-krauts gleich / doch
viel dicker und safftiger / wie die blätter der Haußwurtz / die bey uns auf den
Tächern wächst / und in Niderländischer Sprach Huys-look genant wird. Sie hat
wunderliche und in die länge runde wurtzeln / auß welchen Zaseln wachsen / die
einen Stein oder Baum umbfassen / und ohne Erden angehefftet / also fort wachsen
/ in der grösse der Eycheln / an der Gestalt wie die Handhab eines Spieß oder
Lantzen / welchen die Persische und Türckische Reuter noch heutiges tags
Indianische baumichte Haußwurtz.
Sedum aborescens Indicum.
gebrauchen / und bey den Europäischen Völckern meistentheils in abgang kommen
ist. Sie trägt eine kleine Blumen / der Gauchheil-blumen gleich / ist aber weiß
/ und hat einen gewürtzten Geruch / dem Citronengeruch ähnlich / also daß ich
die Zeit meines Lebens kein anmüthigern geruch niemahlen gerochen habe. Bey den
Malajern vermeint man / wider die Kranckheiten des Haupts und der Nerven / seye
kein bessere Artzney als dieses kraut / daher auß seinen Blumen und (Gichter / Krampff / Cholera, oder brechruhr.)
blättern ein Conserva-zucker oder Lattwerg / als ein sonderliches mittel für die
Gichter / den Krampff und die Choleram, (ist ein Kranckheit in deren alles ob-
und undersich fort gehet) gemacht wird. Ich hab auch treffliche würckung an
diesem kraut wider (Rothe Ruhr.) die rothe Ruhr
gefunden / denn die blätter haben eine zusammenziehende krafft / und gleichen
geschmack wie vnser Vatterländischer Saurampffer / ist aber dem Mund viel
annehmlicher. Die eingemachten Blumen (Hertzens
schwachheit.) stärcken das hertz / gleich wie bey uns die Burretsch-
oder Ochsenzungen-blümlein. Die Frucht ist halben Fingers lang / eines
schleimichten und unangenehmen Geschmacks / so man dieselbige überzwerch
aufschneidet / erzeigt sich der samen ein wenig grösser als der Hirß / ist auch
schleimicht / welcher kreuß-weiß ligt / und schier ein schloß mit vier
Bollwercken gezieret / andeutet. So viel man auß dem Geschmack wahrnehmen kan /
ist dieses kraut kalt und trocken / mit seiner verborgenen Tugend aber
widerstehet es aller Fäulung und Verderbnuß / daher es billich wider obgemelte
Kranckheiten für ein sonderliches Hülff-mittel bey den Einwohnern gehalten wird.
Als ich dises schreibe / hat ein alter Malajer / welcher bey den seinigen die
Artzney-kunst glücklich geübet / [917] (Gifftige wunden.) mir angezeiget / es seye wider
die gifftigen Wunden der Javanischen Dolchen oder Spiessen kein bessere Artzney
/ als dises kraut. Dieweilen auch die grausamste Javanen / ihre Pfeil in dem
Geblüt der aller-gifftigsten Heydöcks / welche sie Cecco nennen / einzuduncken
pflegen / ist darauß abzunehmen / daß dieses kraut auch wider die Biß der
giftigen Thier nutzlich seye. Daher vorgemelter Herr Bontius disem Kraut / wegen
seiner fürtrefflichen würckung / nachfolgende verß zu Ehren auffgesetzt hat:
Rosa vale, & violae, quas Arcticus orbis adorat;
Nam meliùs multò complentur odoribus aurae
Flore hoc sedifero, quem dives Java virentem
Ostendit, diris pellit contagia morbis,
Ac gustu oxalidos gratum diffundit acorem,
Et semper toto viridis spectatur in anno;
Scorpius hanc plantam nec tanget araneus unquam,
Antidotum hinc Medicis adversus dira venena.
Ihr Rosen lebet wol / weicht ihr Violen weicht /
Die gantz Europa ehrt / weil hier die Luft durchstreicht
Viel besserer Geruch / den diese Haußwurtz hegt /
Die nunmehr Java zeigt / wenn sie zu grünen pflegt /
Die schweren Seuchen wehrt / daß sie nicht erblich sind /
Dem angenehme säur die Zung wie Saurampff find.
Die man durchs gantze Jahr beständig grünend sicht /
Die Blum die keine Spinn noch Scorpion je sticht /
Die Haußwurtz welche da dem allerstärksten gift
Von denen Aertzten wird zum gegengift gestift.
6. Die Felsen-haußwurtz mit gescheckter Blum / Sedum saxatile variegato flore, C.
B. hat neben seiner dünnen wurtzel / auch viel dünne und zween zoll hohe
stengelein / die auff dem Boden fladern / mit ihren kleinen zaseln dem Erdreich
anhangen / und mit vielen rundlichten / bleich-grünen blättern / die kleiner als
die Linsen anzusehen / bekleidet sind: an dem obersten theil der zweiglein
entstehen viel ablange und kleine stielein / deren jedes ein vier-blättige
Blumen trägt / die scheckiert / oder mit mancher Gattung / als weisser /
purpurbrauner und schwartzrother farb / neben einem schönen Anblick begabet ist
/ daher dieses kräutlein gleich wie ein hübscher Waasen oder Mooß die Felsen
außzieret. Es kommet häuffig herfür / zwischen Wallis und dem Augst-thal auff
dem Gletsch-berg / welcher bald das gantze Jahr über mit Schnee bedeckt ist. Auf
dem Gotthards-berg wird es allein mit schwartz-rothen / und auff den
Bündnerischen Alp-gebürgen mit himmel-blawen Blumen gefunden. Es wächßt auch
noch eins in Wallis / bey dem Leugger-bad / auf dem hohen Berg die Gemme genant.
7. Die rauche Berg-haußwurtz / Sedum alpinum foliolis crenatis asperis, C. B. Es
blühet im Hewmonat / und wird auf St. Bernhards grossem Berg / und dem Gotthard
gefunden.
8. Die Feld-haußwurtz mit röthlichter Blum / Sedum arvense flore rubente, C. B.
dieses kraut wird nicht weit von hier auff den Aeckern / umb und bey Hünningen /
in dem Herbstmonat schon dürr gefunden / welches auff den lettichten Aeckern /
bey den Pyreniäschen Bergen in Italien / aber etwas kleiner wachsen thut.
9. Die breitblättige Berg-haußwurtz / Sedum montanum latifolium flore purpureo,
J. B. Es wächßt auff den Bündnerischen und Tyrolischen Alp-gebürgen.
10. Die kleine gelbe Berg-haußwurtz / Sedum parvum montanum luteum, J. B. bringt
einen und zu zeiten etliche stengel / bißweilen einer spannen hoch / und mit
vielen blättern bekleidet / wird oben in neben-zincklein zertheilt / welche
schöne gelbe blümlein tragen. Die würtzlein spreiten sich auf dem Erdreich auß.
Es wächßt auf obgemelten Bernischen Bergen und dem Gotthard / wie auch auff dem
Lucernischen Fracmont / allda ferners eine Art mit den kleinsten Aschen-farben
blättlein und weissen blümlein gefunden wird.
11. Die kleine stachlichte Berg-haußwurtz / Sedum alpinum, hispidum, spinosum,
flore pallido, J. B. überkomt viel dünne / und drey zwerch hand hohe stengel /
an welchem schmale spitzige blätter gegen einander über stehen / und
insonderheit den undern theil des stengels umbgeben / oben wird er in
nebenzincklein zertheilt / deren jegliches ein bleiche blumen trägt / und ein
köpfflein dem Flachs ähnlich nachfolget / auß welchem ein schwartzer samen / wie
pulver herauß fällt. Johan. Henricus Cherlerus hat es auff dem Gotthards-berg
gefunden.
Eigenschafft.
Die meisten / sonderlich aber die gemeine Haußwurtz / führet ein heimliches
alkalisches flüchtiges saltz in vielem wasserichtem safft verborgen / und hat
dadurch die Eigenschafft / zu kühlen / Hitzen und Brand zu löschen / Durst und
allerhand Schmertzen zu stillen.
Gebrauch.
Auß der Haußwurtz wird ein Wasser destilliert / (Hirnwütende / hitz / Entzündung und geschwulst der zarten glieder / als der
Frauenbrüst und Heimlichkeit Weibs und Manns. Würm.) welches aber
wegen seiner grossen kälte nicht leichtlich soll in Leib gebraucht werden. So
man reine leinene tüchlein in diesem Wasser netzet / und laulicht über die Stirn
bindet / bringet es den Hirnwütenden ein stille ruh: dienet auch also für alle
Hitz / Entzündung und Geschwulst der zarten Glieder / als der Frauen Brüst und
Heimlichkeit Weibes und Manns.
Ein halb löffelein voll des Haußwurtzsaffts mit ein wenig weissen Wein
eingenommen / treibet die Würm auß.
D. Solenander rühmt den Haußwurtz-safft / (Schmertzen
der Goldader.) wider den schmertzen der Goldader / insonderheit so man
ihne mit dem Populeon-sälblein vermischt / darvon auff ein leinen tüchlein
streicht / und laulicht überlegt.
(Nasenbluten.) Wenn einer hefftig auß der Nasen
blutet / dem soll man Baumwollen in Haußwurtzsafft duncken / und in die
Naßlöchlein stecken. Es solle aber dieses alles nur von der grossen und kleinen
Haußwurtz verstanden werden.
(Sicht / kindleinwehe / nachschrecken.)
Insonderheit aber wird der frisch außgepreßte Safft der gemeinen Haußwurtzen
wider die Gichter / Kindlein-wehe / Fallende [918] Sucht / und Schlaffschrecken der zornmütigen alten und jungen
leuthen gut gefunden / löffelweiß bißweilen mit Zucker genommen.
(Mandlen- und Hals-Entzündung oder Kehl sucht.) In
den Hals- oder Mandlen-entzündungen ist nichts bessers als der außgepreßte
Haußwurtzen-safft mit Salmiax vermischt und destillieret; hernach mit
Kingertenblust-wasser / darinnen lebendig zerstossene Krebs gekochet worden /
vermenget / und offt lassen in Hals sprützen.
Das destillierte Haußwurtzen-wasser / oder auch der Safft / dienet äusserlich in
denen Augen-entzündungen laulicht mit tüchlein offt übergeschlagen.
(Geschwollene schenckel der Pferd.) Wenn ein Pferd
geschwollene Schenckel hat. Nim Haußwurtz / Holderblätter / Wolffskraut / Rauten
und Wullkraut / jedes ein Handvoll / zerstoß alles wol / siede es in Essig und
Butter / binds dem Pferd warm über / und wenn du das Pflaster abnimst / so
wasche es mit Wasser / darinn Tann-zapffen gesotten sind.
(Wartzen / Hühneraugen.) Der außgepreßte Safft
über die Wartzen und Hühneraugen offt gestrichen / und denn die zerknitschten
blätter übergebunden / vertreibt sie von grund auß.
(Trockne / harte Zunge.) Wer in den Friebern offt
ein trockene harte Zunge hat / der nehme offt ein blättlein Haußwurtz in Mund /
und keue es herumb. Man muß aber das aussere häutlein darvon thun.
Haußwurtzen-blätter zerstossen / ein wenig (Brand.) mit Schmeer oder Butter gekocht / gibt ein gute Brandsalbe ab.
Die Mutter- und Röhrgen-geschwär werden sehr wohl durch folgend sälblein
geheilet: Nim Haußwurtzen-safft 8. loth. Silberglette 2. loth / das gelbe von
zwey Eyern / rühre es wol und lang in einem bleyernen Mörsel undereinander /
davon muß man (Geschwär der mutter und Röhrgen.)
hernach in die Mutter der Weiberen / oder Röhrgen der Männeren offt laulicht
einsprützen.
Welsch Harnkraut. Cepaea.
Namen.
WElsch Harnkraut heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Cepaea. J. B. C. B. Matth. Italiänisch / Cepea.
Gestalt.
Das Welsch Harnkraut sihet der kleinen Haußwurtz / oder wie Dioscorides schreibet
/ dem Burgel gleich / allein daß die blätter gegen dem Burgel etwas schwärtzer
sind / hat ein dünne Wurtzel / und weisse oder gelbe blümlein. Es wächßt viel
auff den gebürgen bey Padua und Bononia. In Holland pflantzet man es in den
Gärten von dem samen / so auß Italien geschickt wird.
Gebrauch.
Die blätter dieses Krauts mit Spargenwurtzeln (Harnwind
räudigkeit der blasen.) in weissem Wein gesotten / und darvon
getruncken / dienet wieder die Harnwinde und Räudigkeit der blasen.
CAPUT LXXII.
Groß Nabel-kraut. Umbilicus Veneris.
Namen.
NAbelkraut heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Cotyledon, Umbilicus Veneris, Acetabulum.
Italiänisch / Ombilico di Venere, Coperchio della padella. Frantzösisch /
Escuelle, Nombril de Venus. Spanisch / Scudetes. Englisch / Pennywort /
Venusnavil. Dänisch / Nawelurt / Pigernesnawel. Niderländisch / Navelkruyd /
Venus navel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das groß Nabel-kraut / Umbilicus Veneris, Matth. Cotyledon major, C. B.
Cotyle [919] don vera radice
tuberosâ, J. B. Wächßt mit vielen runden / holen / eingebogenen blätlein / wie
ein Hafen-deckelein oder eines Menschen Nabel gestaltet / bringt dünne runde
stengel um und um / mit braunlichten blumen besetzt. Die Wurtzel ist einer
Oliven gleich / mit angehenckten zaseln. Man findet es auff den alten
verfallenen Mauren und Hoffstätten. In Italien / in der Landschafft Toscana, ist
es fast überall gemein.
Mittel Nabelkraut. Umbilicus Veneris alter.
2. Das mittel Nabelkraut / Umbilicus Veneris alter, Matth. Cotyledon media foliis
oblongis serratis, C. B. Sedum serratum, J. B. Hat viel fette / breite blätter /
gestaltet wie ein Zünglein / die sind um die Wurtzel gedrungen in einander
gesetzt / wie an der grossen Haußwurtz / eines zusammen ziehenden Geschmacks.
Hat einen eintzigen dünnen schuh-hohen stengel / der gehet mitten auß dem
Circkel der blätter / und trägt weisse fünffblättige blumen / so mit rothen
tüpfflein besprenget sind. Der same ist klein und schwartz. Die Wurtzel ist lang
/ dünn / mit viel umschweiffenden zäserlein. Man findet es auff ven Felsen / in
den Bergen bey Como / auff dem Gotthard / Oesterreichischen und Steyrmarckischen
Alp-gebürgen. Wächßt auch auff dem Bernischen Stockhorn und Nessenberg / wie
auch auff dem Genffischen Berg Saleve.
3. Klein Nabelkraut mit runblichten gekerfften Blätteren / Cotyledon minor foliis
subrotundis serratis, C. B. Hat eine dünne / zaselichte und schwartz-braune
Wurtzel / umb welche viel blätter stehen / so kleiner als ein halber Nagel / und
nicht wie in dem erstgemeldten Nabelkraut sich länglichten zünglein vergleichen
/ sondern rund / dick / weißlicht / und etwas zusammen ziehenden Geschmacks
sind: zwischen den blätteren komt ein halb-zu zeiten gantz spannen langer
stengel herfür / welcher rauchlicht / und mit wenig blättern umgeben ist. Auff
den stielen an dem gipffel erscheinen die blumen / so weiß und um viel kleiner /
als in dem vorgemeldten sind: bestehen auß fünff und bißweilen sechs blättlein /
auch haben sie in der mitten kleine fädemlein / als mit rothen tüpfflein
besprenget / und sind die blättlein der blumen zu zeiten wie mit dreyen Linien
durch zogen / so daß man vermeinet / die blumen wären einer bleich-purpurrothen
farb. Der samen ist schwartz / und ligt in kleinen köpfflein verschlossen. Es
wächßt auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen / klebet an den Felsen / und
blühet im Brach- oder Heumonat.
CAPUT LXXIII.
Zymbalkraut. Cymbalaria.
Namen.
ZYmbalkraut / kriechend Nabelkraut / heißt Lateinisch / Cymbalaria, C. B.
flosculis purpurascentibus, J. B.
Gestalt.
Dieses zarte Kräutlein wächßt auß den Mauren / und hanget herab mit gar viel
dünnen zarten stenglein / an welchen blättlein sind wie Ephew / doch etwas
fetter / an langen stielen. Die blümlein sind klein / gelb und blaulicht /
hänget sich an mit seinen krummen Fädemlein. Wächßt viel in Italien / sonderlich
zu Padua an den alten Mauren. Wird auch im Fürstlichen Eystettischen Lustgarten
/ deßgleichen allhier zu Basel hin und wider an den inneren Stattmauren / und
anderstwo angetroffen.
Eigenschafft.
In dem Zymbalkraut steckt ein heimlich flüchtiges / alkalisches / miltes saltz /
und hat dadurch die Eigenschafft gelind zu wärmen / zu eröffnen / zu vertheilen
/ das scharffe / me [920] lancholische
/ versaltzene Geblüt zu reinigen.
Gebrauch.
(Weisser Weiberfluß.) Etliche geben dieses Kraut
den Weibern wider den weissen Fluß / mit Essig und Oel wie ein Salat zu essen.
Man kan es auch in allen Leber-Miltz- und Mutter-zuständen gebrauchen.
CAPUT LXXIV.
Römische Nessel. Urtica Romana.
Namen.
NEssel heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Urtica. Italiänisch / Ortica. Frantzösisch / Ortie. Spanisch /
Ortiga, Hortiga. Englisch / Nettle. Dänisch / Nelde. Niderländisch / Netel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Römische Nessel / Urtica Romana, Ger. Matth. Urens pilulas ferens, prima
Dioscoridis, semine Lini, C. B. Romana s. mas cum globulis, J. B. Hat ein runde
holtzichte Wurtzel / mit vielen zaselen / auß welcher ein runder / holer und
raucher stengel herfürkommet / so fast zweyer elen hoch wächßt. Die blätter sind
etwas schwartzgrün / rauch und tieff zerkerfft / wenn man sie anrühret / brennen
sie sehr. Zwischen den blätteren erscheinet ein rothe oder bleichgelbe und
zasichte blüth / ne???en welcher runde / rauche / und stachlichte knöpfflein
oder bollen stehen / darinnen ein glatter same verschlossen liget / der ist
erstlich am geschmack süß / hernach hitziger als Pfeffer / und vergleicht sich
etwas dem Leinsamen. In Teutschland wird sie auß dem samen in die gärten
gepflantzet.
2. Die gemeine grosse Nessel / Urtica major vulgaris, J. B. urens prima &
secunda, sive
Gemeine grosse Nessel. Urtica major.
Heiter-Nessel. Urtica minor.
urens maxima & altera urens, C. B. Hat ein gelbe lange Wurtzel / so hin
und her durcheinander in die erden kriechet / gegen dem Frühling stosset sie
jährlich neue dolden herfür / darauß wachsen etwann von einer wurtzel fünff oder
sechs / mehrere oder wenigere / rauche und viereckichte stengel / die ein theils
mit rothbraunen / ander theils mit schwartzgrünen blätteren bekleidet / und wie
ein Sägen gekerfft sind / auch sehr übel brennen. [921] Zwischen den blätteren wächßt der same
an den stengeln in außgebreiteten purpurbraunen hülßlein / welcher / so man ihne
außreibet / ist er weiß / und dem Hirß nicht ungleich jedoch kleiner / sie
wächßt etwan drey elen hoch / und werden die Stengel und Wurtzeln bißweilen
röthlicht.
3. Die Heiter-nessel / Urtica urens minor, C. B. minor annua, J. B. Ist am
stengel und blätteren kleiner alß die vorige / sie wächßt selten drey spannen
hoch / der stengel wird rund / die Wurtzel ist kurtz / die blätter sind
schmäler. Sie wird billich Sommer-nessel genannt / denn sie kan die kälte nicht
leiden / und muß sich jährlich vom außgefallenen samen erjüngeren / so grösser
ist alß in der vorigen. Beyde wachsen hinder den zäunen / bey den alten Mauren
und anderen ungebauten orten.
4. Die stachlichte Nessel mit gekerbten blätteren / Urtica aculeata foliis
serratis, C. B. Wächßt bey uns auff den Felderen.
5. Die Römische Nessel mit St. Peterskraut-blätteren / Urtica Romana s.
Pilulifera altera Parietariae foliis, Hort. Paris.
Es ist nicht ohn / daß man gemeiniglich darfür hält / die brennende krafft der
Nesseln komme von einem sale caustico, oder brennenden Saltz her / welches von
Helmontio sal urticale, Nessel-saltz genennet wird. Aber Fridericus Hoffmannus,
Clave pharmaceutica Schroederiana p. m. 367. berichtet / so man die Natur und
Eigenschafft der Nesseln recht betrachte / befinde sich die sach anders.
Offenbahr ist / daß von fürtrefflichen Medicis die Nesseln wider die Brust- und
Lungenkranckheiten / in welchen man alle scharffe und brennende Artzneyen
verbietet / gelobet werden. Ferners sihet man durch das Microscopium, an der
gantzen Nesseln kleine dörnlein / wie ein drey-spitzige Nadel gestaltet / welche
so man sie anrühret / an der Haut solches jucken verursachen. Dominicus
Chabraeus in Append. Sciagraph. stirp. p. 649. und vor ihme Rembertus Dodonaeus
pemptad. 1. stirp. histor. l. 5. cap. 35. vermeinen / daß die Nessel brenne /
verursache ein rauche wollen / die als ein Angelsteche / dahero dieses kraut
nicht von sich selbsten / sonderen mit den angeln ein hitzige Geschwulst an der
Haut erwecke / derohalben so man die Nesseln zerstosse oder koche / brenne sie
nicht mehr / weilen dardurch diese rauche Wollen ihre krafft verliere. Andere
schreiben die brennende krafft der Nesseln nicht den nadeln oder angeln zu /
sondern vielmehr einem durchscheinenden safft / mit welchem diese Dörnlein
umgeben sind / solcher safft werde auch durch das Microscopium an den
Nessel-blumen gesehen / so man nun ihn außtrucke / lasse sich das Kraut ohn
einige ungelegenheit anrühren.
Eigenschafft.
Die Nessel ist warm und trocken im dritten grad. Führet ein alkalisch-miltes
saltz bey sich / und hat davon die Eigenschafft zu eröffnen / zu zertheilen /
das Geblüt zu reinigen / zu säuberen / zu heilen / durch den Harn zu reinigen /
und den Stein zu treiben.
Gebrauch.
Wol-vorgemelter Herr Fridericus Hoffmannus vermeldet ferners / man solle an St.
Mariae Magdalenae Tag / wenn die Sonn in den Löwen geht / morgens früh / den von
dem Thau noch angefeuchteten Nessel-samen samlen / und ihne an dem Schatten
trocknen. Alßdenn nim von diesem samen sechs loth / gedörret zartes Eychen-laub
oder blätter und Süßholtz / jedes vier loth / stosse alles zu einem reinen
Pulver / und thue darzu Zucker / so viel zur Lieblichkeit nothwendig ist: von
diesem Pulver gebrauche alle Wochen / insonderheit aber in dem Neu- und Vollmond
/ ein halb oder gantzes quintl. Diese Artzney (Stein.) treibet den Stein wie Sand fort.
Die grosse Nessel-wurtz hat ein sondere krafft / den Menschen vor dem Stein zu
bewahren / so man sie dörret / zu Pulver stosset / und dessen ein halb oder
gantzes quintl. einnimmet.
So man die grosse Nessel-wurtz in Wein siedet / und alßdenn Zucker darzu thut /
ist (Husten / Engbrüstigkeit.) dieser Tranck
dienlich wider den Husten und Engbrüstigkeit / welche von einem dicken oder
zähen Schleim herkommet.
Auß dem Nessel-samen bereitet D. Hoffmannus in Thesauro pharmaceut. sect. 1. num.
(Schweinung der äusserliche Glieder.) 8. ein
wasser für die Schweinung der Glidern also: Nim des kleinen oder
Heyternessel-samen 12. loth / Heydenreich oder wild Meerrettich 6. loth /
Aron-wurtzel / langen Pfeffer jedes 48. loth / schütte darüber Malvasier /
Rheinischen oder anderen starcken Wein / laß es 14. Tag stehen / schüttle es
alle Tag zwey oder dreymal auff / hernach destilliere es in einem Alembico oder
Helm / und behalte es. In diesem Wasser soll man ein Tuch netzen / und alle Tag
zwey oder dreymal das schweinende Glied darmit starck anreiben.
Die Wurtzel der Nesseln gewaschen / und mit ein wenig Saffran wol gestossen /
darnach den Safft mit einem weissen Wein darauß gedruckt / davon ein paar
löffelvoll etliche tag nach einander eingenommen / und darauff geschwitzt / ist
dienlich in der langwärenden (Gelbsucht.)
Gelbsucht.
Honoratus Castellanus ein berühmter Medicus in Franckreich hat befohlen / zu
verhütung des Grieß und Steins / vom Frühling biß auff den Mäyen / die zarten
Schößling der Nessel zu sieden / und darvon zu trincken.
Joachimus Camerarius in Horto medico p. m. 183. berichtet / daß zu seiner Zeit
der fürnehmste Medicus zu Pariß / den zu pulver gestossenen Nessel-samen / in
dem Violenoder (Seitenstich / brustgeschwär.)
einem andern Brust-syrup / wider den Seiten-stich und Brust-geschwär gebraucht
habe.
Prosper Alpinus in libro de plantis AEgypti cap. 42. meldet / daß die Weiber zu
Alexandria (Verstopffung der monatlichen
reinigung.) in Egypten wider die Verstopffung der monatlichen Reinigung /
sich des Nessel-samens nutzlich bedienen / sie kochen ihn mit Myrrha / und
lassen den Dampff zu sich.
(Offene böse und um sich fressende schäden.)
Wider allerley offene böse Schäden / so umb sich fressen: Nim die oberen
schößlein von den Nesseln / weil sie Blumen und Samen tragen / darnach drucke es
durch ein Tuch / so gehet ein grüne feuchtigkeit darauß / damit bestreiche den
Schaden.
|| [922]
(Nasenbluten.) So man den safft der Heiter-Nesseln
in die Nasen thut / stillet er das bluten.
(Starcker weiberfluß) Nach dem rath Dr. Hoffmanni
ist wider den starcken Weiberfluß nichts bessers / als der safft der grossen
Nesseln / so man gegen Abend umb 6. Uhren 10. oder 12. loth einnimt / ihne mit
Weitzen-mehl auch vermischt / und auff den undern Ort des Leibs leget. Gegen
Mitternacht muß man beydes noch einmal a???so gebrauchen. Oder man zerstosset
das gemeine Nesselkraut / und bindet es auff die Fuß-sohlen / und auff die höle
der Händen / wie solches Petrus Borellus Centur. 1. Observ. med. 95. berichtet.
(Seitenstich / unreine wunden) Das destillierte
Nesselkraut-wasser / ist gut für den Seiten-stich / befürdert den Außwurff / und
reiniget die Wunden / so man sie damit wäschet.
Die blätterlein der Nesseln heilet Rosenöl und Rosen-wasser / mit Eyerweiß
zerklopft und angestrichen.
(Drey oder viertägig Fieber. Verstopffung des Kröses /
faulfleisch / gelbsucht / wassersucht.) In denen drey oder viertägigen
Fiebern / wie auch in verstopffung des Kröses / Faulfleisches / der Leber / und
Nieren / hiemit in der Gelbsucht / Wassersucht / Schleim der Nieren dienet
fürtrefflich / der auß frischen brennenden zerstossenen Nesseln außgepreßte /
und gesiegte safft / auff vier und mehr loth / täglich ein paar mahl etliche
wochen durch getruncken. Er reiniget auch das (Scharff
/ zähe geblüt / seitenstich.) scharffe / zähe geblüt / vertheilet den
Seitenstich / und ist auch äusserlich zu säuberung und heilung der Wunden und
Geschwären zu gebrauchen.
CAPUT LXXV.
Hertzgespan. Cardiaca.
Namen.
HErtzgespan oder Hertzgesperr heißt Lateinisch / Cardiaca, J. B. Melissa
silvestris, Marrubium Cardiaca dictum, fortè primum Theophrasti, C. B.
Frantzösisch / Creneuse. Agripaume. Englisch / Motherwort. Dänisch / Hiertespan
/ Seiurt. Niderländisch / Hertengespan. Hertzgespan oder Hertzgesperr wird
dieses kraut genennt / dieweil es zu dem Zittern oder klopffen des Hertzens /
und dem Bresten / so man Hertzgespan an den Kindern nennet / dienlich gebraucht
wird.
Gestalt.
Der Hertzgespan ist ein zinnelicht kraut mit hohen / viereckichten /
knöpffichte̅ und schwartzen stengeln. Die blätter sind dem
grossen Nesselkraut nicht sehr ungleich / schwartz und tieffer zerkerfft / ein
paar gläichs hoch von dem andern. Die Blumen erscheinen braun mit weiß vermischt
/ und stehen zurings umb den stengel. Die wurtzel ist gelb / krum und zasicht.
Wächßt fast allenthalben bey den alten Mauren. Blühet am meisten im Heumonat.
Man findet es allhier bey den Zaünen oder Hägen umb St. Jacob.
Eigenschafft.
Der Hertzgespan ist warm im andern und trocken im dritten grad: führet ein
flüchtiges / miltes saltz / neben etwas schwefelichten theilgen bey sich /
dadurch er zertheilet / eröffnet / stärcket / durch den schweiß und harn treibt.
Gebrauch.
(Hertzgespan der Kindern / hertzklopffen /
zur???bleibender harn / monatliche reinigung und geburt) Das auß dem
Hertzgespan destillierte wasser ist den Kindern gut / welche das Hertzgesperr
haben / so man ihnen bißweilen ein paar Löffel voll gibet. Ferners auff vier
oder fünff loth getruncken / stärcket es das Hertz / wehret dem Hertzklopffen /
treibet den Harn und monatliche Reinigung der Weiber / und befördert die Geburt.
CAPUT LXXVI.
Braunwurtz Männlein. Scrophularia mas.
|| [923]
Namen.
BRaunwurtz heißt Lateinisch / Scrophularia, Millemorbia, Ficaria, Ferraria,
Castrangula, Scrophularia major. Italiänisch / Scrofolaria. Frantzösisch /
Scrofulaire, Grande scrophulaire. Englisch / Greatfigwort / Kernellwort. Dänisch
/ Brunrot / Sowrod / Ormurt. Niderländisch / Groot Spenkruyd / Groot Helmkruyd.
In Teutscher Sprach nennet man sie auch Groß Feigwartzen-kraut / Knodenkraut und
Sauwurtz.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die stinckende Braunwurtz Män̅lein / Scrophularia mas,
Scrophularia nodosa foetida, C. B. vulgaris & major, J. B. überkomt auß
seiner wurtzel viel eckichte / röthlichte und anderthalb elen hohe stengel / an
denen starcke / schwartzlichte / und ein wenig gekerffte blätter hangen / so
sich den Nesseln vergleichen / sind jedoch etwas glatter / und am geruch starck
/ so man sie zerreibet. Auff dem gipffel der stengeln und nebenästlein /
erscheinen braunrothe blümlein / wie ein helm oder holes Schnecken-häußlein / so
zu runden außgespitzten knöpflein voller samen werden. Die wurtzel ist weiß /
groß und knollicht. Es wächßt an feuchten und bißweilen trockenen orten / bey
den Hägen und alten Mauren. Man findets allhier bey Michelfelden.
Braunwurtz Weiblein. Scrophularia foemina.
2. Das Braunwurtz Weiblein / oder die weisse Nachtschatten / Scrophularia
foemina, Scrophul. aquatica major, C. B. maxima radice fibrosâ, J. B. vergleicht
sich dem Männlein mit den blumen / samen / blätteren / stengeln / und dem
geruch. Der underscheid ist an der grösse und farb. Der stengel und die blätter
sind sattgrün / das gantze kraut wächßt in Manns-höhe / die wurtzel hat gar
wenig knollen. Man findets bey den Wasser-gruben. Welche braune stengel und
blätter trägt und nicht stinckt / wird Wasser-betonien genent / Betonica
aquatica minor, Park. Scrophularia palustris non foetida, s. Aquatica minor, C.
B.
3. Die frembde Braunwurtz / Scrophularia peregrina, Cam. Park. folio Urticae, C.
B. flore rubro Camerarii, J. B. hat keine knollen / ihre blätter und rothe
blumen sind schöner als an der vorigen / sonsten kommen sie mit einander überein
/ sie erjüngt sich jährlich von ihrem samen.
4. Die Braunwurtz / Hundsraute genant / Scrophularia Ruta canina dicta vulgaris,
C. B. Scrophularia tertia Dodon. tenuifolia, Ruta canina quibusdam dicta, J. B.
wächßt bey uns hin und wider am gestad des Rheins.
5. Die kleine Hundsraute / Scrophula???ia Ruta canina dicta minor, Moris.
6. Die Candianische breitblättige Hundsraute / Scrophularia foliis Filicis modo
laciniatis, vel Ruta canina latifolia, C. B.
7. Die Braunwurtz mit gefalteten blättern / Scrophularia foliis laciniatis, C. B.
8. Die Portugesische Braunwurtz / Scrophularia Lusitanica, Hort. Leyd.
Scorodoniae foliis, Moris.
9. Die frembde Braunwurtz mit Wundkraut-blättern / Scrophularia peregrina,
Telephii folio, non descripta, Hort. Lugd. Bat.
Frembde Braunwurtz. Scrophularia peregrina.
10. Die Braunwurtz mit gelber Blume / Scrophularia flore luteo, C. B. lutea magna
amplis foliis, J. B. Sie blühet im Mäyen und Brachmonat / der same aber wird in
dem Augstmonat zeitig. D. Leonhardus Doldius, [924] hat den Samen auß D. Camerarii Garten von Nürenberg / D. Casparo
Bauhino zugeschickt / welchem dieses schöne Gewächs etlich Jahr allhier in
seinem Garten glücklich herfür kommen.
Eigenschafft.
Die Braunwurtz ist mit stinckend-ölichtem / miltem saltz begabet / deßwegen
warmer und trockener Natur; eröffnet die verstopffungen / zertheilet / reiniget
und heilet.
Gebrauch.
Die Braunwurtz wird mehr äusserlich (Kalte geschwär /
Drüsen / Kröpff / allerhand gewächs / halßdrüsen.) als innerlich
gebraucht.
Nicolaus Agerius berichtet / die Braunwurtz habe auß vielfältiger erfahrung den
ruhm bekommen / die kalten Geschwär / Drüsen / Kröpff / allerhand Gewächs / und
was sich von kaltem zähen Schleim erweckt / zu milteren / zu erweichen / zu
lösen und zu vertreiben / sonderlich aber die gefährlichen Halßdrüsen / wenn
dieselbigen anfahen zu schwären / darvon denn scheutzliche Löcher kommen. Man
muß die wurtzel wol säuberen / und zu einem dünnen Muß in einem steinern Mörsel
stossen / Pflaster-weiß streichen / und also überlegen. W???nn diese Halß-drüsen
offen sind / soll man die Braunwurtz und das kraut in Wein wol sieden / alßdenn
mit dem Wein den Schaden behen / und die wurtzel und kraut wol zerstossen / wie
gesagt / Pflaster-weiß überlegen.
(Kröpff.) Etliche rühmensehr die Braunwurtz wider
die Kröpff / dahero sie auch Scrophularia genent wird / sie vermeinen / wenn man
die wurtzel nur an den halß hencke / so vertreibe sie die Kröpff. Camerarius
hält mehr darvon / so man die Braunwurtz mit gesaltzenem Butter wol zerstosset /
alßdenn bey einem kleinen Feur siedet / solches durchtreibet / und pflaster-weiß
überlegt.
Auß der Braunwurtz wird ein bewehrte (Grind /
Räudigkeit.) Salb zu allerhand Grind und Räudigkeit gemacht / von
welcher Hieronymus Tragus also schreibt. Im Mäyen nim das kraut mit den wurtzeln
schön gewaschen und wol gesäubert / darnach gestossen und den Safft außgedruckt
/ denselbigen Safft behalt übers Jahr in einem engen Glaß wol verstopfft / und
so man ein Salb darauß wil bereiten / sol man nehmen des außgetruckten Saffts /
Wachs und Baumöl / jedes gleich viel / mit einander erwallet auff einem
Kohlfeuer / alßdenn vermischt zu einer Salbe. Ich sag dir fürwahr / daß damit
grosse Bresten / so man schier für Aussatz halten wolte / geheilet sind worden /
darmit gesalbet. Hab sie auß Christlicher Lieb nicht allein mögen behalten. Dr.
Fridericus Hoffmannus wil / man solle die wurtzel in dem Hewmonat zwey Tag nach
dem Vollmond / bey dem Nidergang der Sonnen einsamlen.
(Schmertzen der Guldenadern.) Der Safft der
Braunwurtz wird auch äusserlich zu den Schmertzen der Gulden-Adern gebraucht.
Henricus ab Heer lib. 1. observat medic. 20. meldet. So jemand mit den
Schmertzen der Gold-adern sehr geplaget werde / der solle etwas wenigs von der
Braunwurtz oder dem Kraut in der Speiß oder dem Tranck einnehmen. Es werden
darauff die Schmertzen sich stillen.
Die gedörrte wurtzel von diesem Gewächß / wird von vielen mit under die
Kröpffpulver gemischet / und mit guter würckung gebraucht.
CAPUT LXXVII.
Meermoß. Muscus marinus.
Namen.
MEermoß oder Corallenmoß heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Muscus maxinus, Muscus maritimus, Corallina
officinarum. Italiänisch / Corallina. Frantzösisch / Coraline, Mousse de mer,
Mousse marine. Spanisch / Malorquiama. Englisch / Zeamosse. Niderländisch /
Seemos.
Gestalt.
Der Meermoß wächßt an den Felsen und Klünsen des Meers / die von dem Anstoß des
Wassers befeuchtet werden. Man findets auch in den Muscheln und
Schnecken-schalen. Etliche schreiben / es wachße an den Zweigen der Corallen /
daher soll es den Namen Corallen-moß bekommen haben. Dieweil dieses kraut grün
und frisch / ist es anzusehen / wie ein subtil klein kräutlein / wenn es trocken
und dürr worden / hat es fast ein gestalt wie der gemeine Baummoß ist am
Geschmack gesaltzen. Der beste Meermoß ist ein wenig röthlicht.
Man findet underschiedliche Art dieses Meermoß. Camerarius hat allhier sieben
fürgebildet. Der erste ist jetzund beschrieben. Der ander ist ein klein
zweiglein schwefelfarb / von vielen als gelencken zusammen gesetzt. Der dritte
wächßt auff weissen Tof [925] steinen
/ von farben auch schwefel-gelb. Der vierte auff röthlichten Steinen. Der fünfte
auff Muscheln / deßgleichen auch der sechßte und siebende / ist schön weiß oder
etwas blaw-grünlicht / wird auch röthlicht gefunden / doch wachßen sie alle
dicker in einander / denn sie allhier des Mahlers Unfleiß angedeutet hat.
Eigenschafft.
Der Meermoß ist mit saltzicht-irdischen theilgen angefüllet / hat daher die
Eigenschafft / zu tröcknen / zu stillen / anzuhalten / die Würm zu treiben.
Gebrauch.
Der Meermoß dienet trefflich wider die Bauch-würm / wie solches die erfahrung
bezeuget / denn so man ihne zu einem pulver gestossen / in weissen Wein oder
Milch (Würm.) einn???mmet / treibt er alle Würm
durch den Stulgang ohn alle deschwernuß fort.
Matthiolus hat wargenommen / daß von einem Kind durch diese Artzney 70. Spulwürme
gegangen sind. Den Kindern / welche under vier Jahren / gibt man den dritten
theil eines quintleins / denen aber die darüber sind / ein halb quintlein / alte
Leuth können ein quintle n schwer einnehmen. Aber dieser Moß soll nicht alt oder
verlegen seyn / dar zu muß man ihn erst zu einem pulver stossen / wenn man ihn
gebrauchen wil / auch soll das pulver nicht gar zu rein / sondern ein wenig
groblicht seyn / damit es desto länger im Magen und den Gedärmen verbleide???.
Ein andere Art des Meermoß.
Muscus marinus alius.
Gestalt.
Dieser Meermoß hat ein gar andere gestalt als der vorige / wie es die Figur
genugsam anzeiget. Er gewinnt blätter wie der Lattich / die sind in einander
gerümpfft / gehen unten auß einer wurtzel ohne stengel. Wächßt an den Meerfelsen
und Schalen der Meerfischen / die mit Erden beklebt sind.
CAPUT LXXVIII.
I. Mannsharnisch. Androsaces.
II. Mannsharnisch. Androsaces altera.
Gestalt.
DEr Mannsharnisch / Androsaces, Matth. Androsac. Matth. sive Fungus petraeus
marinus aut Umbilicus marinus, J. B. Androsaces Chamaeconchae innascens, vel
minor, C. B. It. Androsaces petrae innascens, vel major, Ejusd. ist ein klein
Meer-gewächß [926] lein / man
findet es auff den gestriemten Muscheln / mit glatten / kleinen / glantzichten
stielen / darauff stehet ein klein schildlein / gestaltet wie ein Nabel / darumb
es auch Umbilicus marinus, Meernabel genennet wird. Unter dem wasser ist es
grünlicht / wenn es aber dürr wird / ist es weißlicht.
Der ander Mannsharnisch / Androsaces Matthioli altera, J. B. Alsine affinis
Androsace dicta major, C. B. wächßt offt zwey spannen hoch / trägt weißlichte
Blumen / und nach benselbigen folget in kleinen knöpfflein ein braun Sämlein.
Carolus Clusius hat ihne viel in Oesterreich umb Wien und Baden angetroffen.
CAPUT LXXIX.
Samkraut. Potamogetum.
Namen.
SAmkraut oder Seehalten-kraut / heist Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Potamogetum Fontinalis. Italiänisch /
Potamogeto. Frantzösisch / Espi d’eau herbe des estenges. Spanisch / Vezina de
rios, Espigada. Niderländisch / Fonteyn-kruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Samkraut Potamogiton rotundifolium, C. B. rotundiore folio, J. B.
wächßt in stillen Wassern und Gräben / hat lange / runde / knodichte stengel /
und viel blätter daran / wie Wegrich-blätter / welche im wasser ein wenig empor
schwim̅en. Im Heumonat bringet es leibfarbe / geährte Blumen /
wie der grosse Wegrich / die werden nach der verfallung zu kleinen runden
knöpfflein / darinn ligt harter Samen verschlossen.
2. Rembertus Dodonaeus pempt. 6. stirp. hist. lib. 5. cap. 2. beschreibet noch
ein ander Samkraut / welches hat viel runder stengel / breite und länglichte
zugespitzte blätter / sind aber kleiner als an dem gemeinen: zwischen den
blättern bringt es viel kleine weisse blumen; darauß ein breiter samen / wie an
den wilden Wicken / entspringet. Es wächß under den wasseren / die nicht tieff
sind / daß nur das oberste ein wenig herauß gehet / wird viel in Holland
gefunden / von Dordrecht biß gehn Breda: Potamogetum aquis immersum folio
pellucido lato, oblongo, acuto, Raj. foliis angustis splendentibus, G. B.
Fontinalis lucens major, J. B.
3. Samkraut mit krausen blättern / Potamagiton foliis crispis sive Lactuca
ranarum, C. B. Fontinalis media lucens, J. B.
4. Das graß- und ästichte Samkraut / Potamogiton gramineum ramosum, C. B. J. B.
Potamog. millefolium s. foliis gramineis ramosum, Raj.
Eigenschafft.
Das Samkraut führet viel irdische / Alkalische / wenig saltzichte theilgen in
seinem safft / und hat daher allein die krafft zu kühlen / zu trucknen / und
anzuhalten.
Gebrauch.
(Bauchfluß rothe ruhr.) Es wird das Samkraut gar
selten gebraucht / dennoch ein handvoll in einer maß weissen Wein gesotten / und
davon getruncken / stillet den Bauchfluß / und heilet die rothe Ruhr.
CAPUT LXXX.
Hunds - köl. Apocynum.
Namen.
HUnds-köl heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Apocynum, Cynocrambe, Brassica canina, Periploca. Italiänisch /
Apocino.
|| [927]
Geschlecht und Gestalt.
1. Der rund-blättige Hunds-köl / Apocynum folio subrotundo, C. B. folio rotundo
flore ex albo pallescente, J. B. Ist eine Staud mit langen Räblein / die sind
zähe und schwang wie ein band / lassen sich nicht leicht brechen. Gleichet mit
den blätteren dem Ephew / außgenommen daß sie weicher und spitziger sind / geben
einen gelben safft und schweren geruch. Die blümlein erscheinen weiß / und
fünffblättig / darauff folgen die kleinen / harten / schwartzen samen / in
langen spitzigen wollichten Schotten verschlossen. Dieses Kraut wächßt viel in
der Insul Creta / um Tripoli und in Syrien / daher es Matthiolus bekommen. Die
erfahrung lehret / daß die Hunde von diesem Kraut sterben / aber so man ihnen
die Schwalden-wurtz darauff gibet / soll es ihnen nichts schaden.
Kriechender Hunds-köl. Apocynum repens.
2. Der kriechende Hunds-köl / Apocynum repens, Matth. Folio oblongo, C. B.
Apocynum sive Periploca scandens, folio longo, flore purpurante, J. B. Wächßt
sehr hoch / und hält sich an die nechsten stauden an / wo sie deren keine
erreichet / muß sie auff der Erden ligen: die underen blätter sind zugespitzt /
die oberen vornen stumpff / bringet viel blümlein bey einander / von farben
schwartz-roth: darauff folgen lange schotten oder hörner / je zwey und zwey an
einander / in denselbigen ligt wollichter samen / grösser als des ersten / die
blätter und das gantze Gewächs ist voller scharffer Milch. Wächßt viel in
Apulien und Calabrien.
Eigenschafft.
Es hat der Hunds-köl viel scharffes etzendes Saltz / und soll daher in den Leib
nicht gebraucht werden.
Gebrauch.
So man die blätter des Hunds-köls mit Schmaltz stosset / ein Teig darauß machet /
und den Wölffen oder Füchsen zu essen gibet / werden sie lahm und sterben davon.
CAPUT LXXXI.
Groß weiß Garbenkraut.
Millefolium majus.
Namen.
GArbenkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Millefolium, Myriophyllum. Italänisch / Millefoglio. Frantzösisch /
Millefueille. Spanisch / Mil en rama. Milhoja. Englisch / Milfoile / Yarrow /
Noseblede. Dänisch / Roellicke / Garbe. Niderländisch / Gaerwe / Garwe / Garbe /
Duysenbladt. In Teutscher Sprach heißt es auch Tausendblatt / Garb / Gerbel /
Gerwel / Schabab und Schaffripp.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das groß weiß Garbenkraut / Millefolium majus, Matth. vulgare album, C. B.
Millefolium Stratiotes pennatum, J. B. Vberkomt ein lange / schwartze und
zasichte Wurtzel / so hin und wider fladert. Seine blätter / ehe denn es in
stengel trittet / werden zinnelicht zerspalten / kleiner als der Fenchel / und
dem Krottendill ähnlich / allein sind sie schwartz-grüner. Gegen dem Brachmonat
gewinnet es runde / hole stengel bey anderthalb elen hoch / die mit vorgemelten
blättern biß oben auß bekleidet werden. Je höher seine blätter den stengel
hinauff wachsen / je schmäler und kleiner sie scheinen / gestaltet wie die
Augbrauen oder flügelein der jungen Vöglen. Am oberen theil der stengeln
erscheinen schöne kronen mit weissen blumen / [928] an länglichten stielen / des wilden Bertrams blumen ähnlich. Wenn
die vergehen / wächßt der Same im inneren Apffel / so mit dem Chamillen-samen
überein stimt / man findets allenthalben an harten orten / in dürren wiesen /
graß-gärten / an grasichten rechen / und neben den Wegstrassen.
Groß roth Garbenkraut. Millefolium purpureum majus.
Klein Garbenkraut. Millefolium minus.
2. Das grosse rothe Garbenkraut / Millefolium purpureum majus, C. B. Hat ein
zimlich dicke Wurtzel / auß welcher viel einer oder anderthalb elen hohe stengel
herfür kommen. Die blätter vergleichen sich den vorigen. Es trägt ein grosse
Krone von schönsten braun-rothen und fünffblättigen blumen / auß deren mitte
bleichgelbe spitzlein entspringen / welche sie noch anmüthiger machen. Es wächßt
viel in Italien und wird in Teutschland in die gärten gepflantzet.
3. Das kleine rothe Garbenkraut / Millefolium vulgare purpureum minus, C. B. Komt
mit dem ersten überein / allein es wird in allem kleiner / und trägt
purpurbraune blumen.
4. Das Candische Garbenkraut / Millefolium incanum Creticum, C. B. Hat holtzichte
/ runde / graue und anderthalb spannen hohe stengel. Die blätter sind ablang /
wie Zähn zerkerfft / grau und den vogel-federn ähnlich. Oben theilen sich seine
stengel in nebenästlein auß / so ein dicke kron von weißgelben blumen tragen. Es
wächßt in Candien.
5. Das Alp - Garbenkraut / Millefolium Alpinum incanum, carneo flore, C. B.
Alpinum Clusii, parvum, nonnihil incanum, carneum, J. B. Ist ein artliches
kräutlein / so spannenhoch wächßt / bey der Wurtzel ligen viel graulichte und
dünn zerschnittene blätter / alß wenn sie auß den kleinsten blättlein bestünden.
Seine weisse stengelein sind zimlich dick mit gläichen / doch kleineren
blätteren umgeben. Die leibfarbe Blumen-kron wird sehr dick; die Wurtzel ist
zasicht / und vergleicht sich mit der ersten. Man findet es in den
Steyrmarckischen Alp-gebürgen / auff dem Juden-berg und Spital.
6. Das gelbe Garbenkraut / Millefolium tomentosum luteum, J. B. C. B.
7. Das kleine wolriechende Garbenkraut / Millefolium odoratum minus
Monspeliensium, Hort. Blaes.
Eigenschafft.
Das Garbenkraut ist mittelmässiger Natur / erwärmet und trocknet sänfftiglich.
Führet alkalische / etwas ölichte / irrdische saltz-theilgen / und hat davon die
Eigenschafft allerhand Ruhren / und Bluten zu stillen / innerliche und
äusserliche Geschwär zu säuberen und zu heilen.
Gebrauch.
Hieronymus Tragus schreibt. Das Garbenkraut seye einer widerwärtigen Natur /
(Blutige Wunden.) denn so man es zerknitscht
/ und auff die blutigen Wunden leget / gestehet das Blut / hingegen wenn einer
ein blättlein in die Nasen thut / über ein kleine weile folget das Blut hernach.
Es ist eines von den fürnehmsten Wundkräuteren / dahero es zu den Wundtränckern
billich gebraucht wird.
Ein hand voll Garbenkraut in einer Maß weissen Wein gesotten und darvon
getruncken / bewahret die schwangern Weiber / daß sie nicht vor der Zeit um die
Leibsfrucht kommen.
(In̅erliche versehrung.) Das
destillierte Garbenkraut-wasser heilet alle innerliche Versehrung / und die
Brüche (Brüch / gerunnen Blut / unmässiger und
Bkutfluß / und weisser mutterfluß spulwürm / mundfäule geschwär des
Zahnfleischs un̅ Halses / versehrung heimlicher
Glieder.) / zertheilet das gerunnene Blut / stillet den unmässigen
Blutfluß / und den weissen Mutterfluß der Weiber / führet auß die Spulwürm /
morgens und abends drey oder vier loth getruncken. Eusserlich gebraucht unter [929] die Gurgelwasser / heilet es die
Mundfäule / und Geschwär des Zahnfleisches und des Halses. So man leinene
tüchlein darinn netzet und laulicht überlegt / heilet es die versehrung der
heimtichen Glieder bey Manu und Weib.
Wasser-Garbenkraut mit dün̅en und kurtzen blättern.
Millefolium aquaticum capillaceo breviq???ue folio.
Wasser - Garbenkraut oder Wasser-Violen mit einem glatten stengel.
Millefolium sive Viola aquatica caule nudo.
Namen.
WAsser - Garbenkraut heisset Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Myriophyllum, Millefolium palustre, Millefolium
aquaticum, Foeniculum aquaticum, Maratryphyllum palustre. Italiänisch /
Miriophyllo, Millefoglio acquatico. Frantzösisch / Millefeuille d’ eau,
Millefeuille aquatique. Spanisch / Milhoia de agua. Englisch / Watermilfoile /
Waterparrow. Niderländisch / Watergaerwe / Watervenckel. In Teutscher Sprach
heißt es auch Wassergarb / Fenchelgarb und Wasserfenchel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das Wasser-Garbenkraut mit dünnen kurtzen blätteren / Millefolium aquaticum
umbellatum capillaceo brevi???ue folio, C. B. hat eine wurtzel mit wenig zaseln
/ die ist kinds-fingersdick / trägt auch nur einen eintzige̅ /
zarten stengel / umb welchen viel dünne kurtze blätter stehen / so sich den
Fenchel-blättern vergleichen / dahero es auch Fenchel-Garbenkraut genennt wird.
Der stengel ist roth / von mancherley gestalt / alß wäre er mit fleiß
zubereitet. Oben überkommet er viel gelbe blumen auff kronen; es gibt ein
geschmack und geruch wie das Wasser-Schaftheu von sich. Es wächßt in den pfützen
und außgelauffenen stillstehenden wassern.
2. Das Wasser - Garbenkraut oder die Wasser-violen mit einem glatten stengel /
Millefolium aquaticum s. Viola aquatica caule nudo, C. B. überkomt ein lange
dünne wurtzel / die hat unden am ende viel zaseln wie ein Roßschwantz. Die
blätter werden etwas breiter und länger als des vorigen / und ligen auff dem
Wasser. Der stengel ist zwey oder drey schuh lang / glatt / gestriemt und hol.
Am obern theil des stengels erscheinen fünffblättige weisse blumen. Es wächßt
gern in alten wassern / die von dem außlauffenden Rhein stehen bleiben /
sonderlich umb Worms / allda man es. häuffig findet.
3. Das dritte Geschlecht des Wasser-Garbenkrauts / Millefolium aquaticum foliis
Abrotani, Ranunculi flore & capitulo, C. B. Wächßt auch an wasserichten
orten und in den Lachen.
4. Das vierte Geschlecht des Wasser-Garbenkrauts / Millefolium aquaticum foliis
Foeniculi, Ranunculi flore & capitulo, C. B. findet man an sandichten
Lachen und stillstehenden Wassern.
5. Das gestirnte Wasser-Garbenkraut / Stellaria aquatica, Lob. Icon. C. B. findet
man in stillstehenden bächlein.
6. Das gefiderte und geärte Wasser-Garbenkraut / Millefolium aquaticum pennatum
spicatum, C. B. wächßt gern in den Fischweyern.
7. Das gehörnte Wasser-Garbenkraut / Millefolium aquaticum cornutum majus
& minus, C. B. wächßt allhier in dem bächlein bey dem Schloß
Hiltelingen.
8. Das Wasser-Garbenkraut mit kahlem stengel / Millefolium aquaticum
Equisetifolium caule nudo, C. B.
|| [930]
9. Das Wasser-Garbenkraut mit gelber blum / Millefolium aquaticum lenticulatum,
C. B. aquat. flore luteo galericulato, Lob.
CAPUT LXXXII.
Wullkraut Weiblein. Verbascum foemina flore albo.
Namen.
WUllkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Verbascum, Candela regia, Candela Regis, Candelaria, Lanaria,
Tapsus barbatus. Italiänisch / Verbasco, Tasso barbasso, Barbaroschio.
Frantzösisch / Bouillon. Spanisch / Gordolobo, Barnasso. Englisch / Mullein.
Dänisch / Jernurt. Niderländisch / Wolkruyd / Wolblaederen. In Teutscher Sprach
wird es auch genennt Kertzenkraut / Brennkraut / Himmelbrand / Feldkertz und
Königskertz.
Geschlecht und Gestalt.
Man hat viel Geschlecht der Wullkräuter / doch sind die zwey fürnehmsten das
weisse und schwartze. Des weissen findet man widerumb zwey Geschlecht / das
Weiblein und das Männlein.
1. Das weisse Wullkraut Weiblein / Verbascum foemina flore albo, C. B. Item,
Verbascum foemina flore luteo magno, Ejusd. Verbascum maximum Meridionalium
odoratum duplex, luteum & album, J. B. Gewinnet viel grosse / breite
blätter wie der Alant / sind doch linder und weicher / darzu weiß / aschenfarb /
grün und wollicht. Bringt einen dicken stengel / der ist umb und umb mit
blättern bekleidet / diese je höher sie an dem stengel hinauff stehen / eins an
dem andern / je kleiner und schmäler sie sind. Oberhalb den blättern erscheinen
die gold-gelben / bißweilen auch weissen / wolriechenden blumen / zurings umb
den stengel biß oben auß / ein jede Blum ist gestaltet wie ein klein Rößlein /
mit fünff blättlein unterschieden. Nach verfallung dieser blumen folgen runde
haarige bollen oder knöpfflein voll kleines samens. Der lange stengel ist mit
seinen blumen anzusehen wie ein schöne leuchtende Kertz / daher es auch
Königskertz genennt wird. Die wurtzel ist zimlich lang / holtzicht /
fingers-dick / schwartzlicht / am geschmack herb und streng.
Wullkraut Männlein. Verbascum mas angustioribus foliis, floribus pallidis.
2. Das Wullkraut Männlein / Verbascum mas foliis angustioribus, floribus
pallidis, C. B. Pulverulentum flore luteo parvo, J. B. Hat eine weisse / bittere
/ nicht sonderlich dicke wurtzel; daran wachsen runde / mit weissem Mehl
überzogene stengel biß zwey elen hoch empor. Die understen blätter erscheinen
offt schuhes-lang / auch länger / hand-breit oder breiter / ohne stiel / sind
wollicht / an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft / finden sich wechselweiß den
stengel hinauff; und haben / da man sie zerreibt / einen starcken geruch / und
erdichten Krautgeschmack. An den gipffeln der stengeln formieren die
zusammengedrungenen / auff kurtzen stielen stehenden / einblättigen /
bleichgelben blümlein / gleichsam ein Aehre.
3. Das schwartze Wullkraut / Verbascum nigrum flore ex luteo purpurascente, C. B.
nigrum flore parvo, apicibus purpureis, J. B. Bringt hohe / gestriemte /
purpurfarbichte / wenig haarige stengel: kleinere / wenigere / wechselweiß auff
langen purpurichten stielen sitzende / etwas gekerffte / grüne / stinckende /
nicht sonderlich wollichte blätter / in gestalt der Salbeyen-blättern / aber
grösser.
|| [931]
Schwartz Wullkraut. Verbascum nigrum flore ex luteo purpurascente.
Bringt an den gipffeln der stengeln wenig kleine / saffran-gelbe / mit
purpurfarben zäserlein begabte blümlein / und samen wie in dem gemeinen
Wullkraut. Wächßt bey uns in sandichtem grund nahe der Wiesen.
Salbeyen-blättig breites Wullkraut. Verbascum latis Salviae foliis.
4. Das Salbeyen-blättige breite Wullkraut / Verbascum latis Salviae foliis. C. B.
Salvia fruticosa lutea, latifolia, s. Verbascum sylvestre quartum Matthioli,
Park. bringt auß einer holtzichten mit vielen faseln in die erde tringenden
wurtzel / underschiedliche viereckichte / graulichte stengel; an welchen
runtzlichte / breite / rund außgespitzte / graue Salbeyen-blätter / jedoch
grösser erscheinen / und an dem gipffel kleine büschelein voll gelber
Salbeyen-blümlein nachbringen. Dahero auch Johan. Rajus dieß Gewächs / gleich
wie das nechst folgende mit under die Salbeyenkräuter nicht unbillich gesetzet.
5. Das Salbeyen-blättige schmale Wullkraut / Verbascum angustis Salviae foliis,
C. B. Monspeliense flore luteo hiante, J. B.
6. Das gemeine / gelbe / grosse / breitblättige Wullkraut Männlein / Verbascum
mas latifolium luteum, C. B. bringt auß einer weissen Steckrüben-wurtzel einen
steiffen / geraden / glatten / bißweilen Manns-hohen / daumens-dicken /
ästichten stengel / mit vielen / schön gelben / grossen / süß riechenden / an
zoll-langen / haarigen stielen stehenden blumen gezieret / darauff ein
schwartzer samen folget. Wächßt bey uns am Wiesen-fluß.
Klein Wullkraut mit gehörnten Wagsamen-blättern.
Verbascum nigrum folio Papaveris corniculati.
7. Es wird ein klein Wullkraut gefunden mit blättern wie des gehörnten Magsamens
/ sonst mit blumen und samen dem Wullkraut ähnlich / Verbascum nigrum folio
Papaveris corniculati, C. B. crispum & sinuatum, J. B. Solches ist
Matthiolo vom samen auffgangen / derowegen seine Figur auch hieher gesetzt
worden. Es wächßt von sich selbst in Franckreich und Engelland hin und wider
auff ungebauten sandichten äckern / auff den strassen / an den rechen / und
hinter den zäunen.
8. Das Wullkraut mit kleiner weisser blum / Verbascum Lychnites flore albo parvo,
C. B. flore albo parvo, J. B. wächßt hin und [932] wider bey uns / sonderlich an dem Wiesenfluß.
9. Das schmal- und dick-blättige / ästichte Wullkraut / mit goldgelber blum /
Verbscum angustifolium ramosum, flore aureo, folio crassiore, J. B.
10. Das Salbeyen-rundblättige Wullkraut / Verbascum subrotundo Salviae folio, C.
B. sylvestre Salviae folium exoticum folio rotundiore, J. B.
11. Das nidrige Dänische Wullkraut / Verbascum Danicum humile, Park.
Eigenschafft.
In den blumen und blättern des Wullkrauts stecken viel schleimicht-balsamische /
mit alkalischem saltz begabte theilgen / dahero die eigenschafft fürnemlich
schmertzen zu stillen / auch Wunden innerlich und äusserlich zu säubern und zu
heilen.
Gebrauch.
(Wartzen.) Der Safft des Wullkrauts an die Wartzen
gestrichen / soll sie vertreiben / wie Agerius anzeiget.
(Gestochene wundë der Pferden von Dörneren und Standen.
Vernaglete Roß.) So ein Pferd sich in die dörner oder stauden
gestochen hat / nim Wullkraut / siede es in Wasser / und wasche den schaden mit.
Wenn ein Roß vernagelt worden / so nim Wullkraut / zerknirsche es zwischen zwey
steinen / und schlage es dem Roß ein.
Das Wullkraut-öl wird also bereitet. (Geschwulst un̅ schmertzen der Goldader.) Nim frische Wullblumen /
thue sie in ein glaß / schütte darüber gut Baumöl / laß es etwas zeit an der
Sonne wol zugedeckt stehen. Dieses öl ist sehr gut wider die Geschwulst und
Schmertzen der Gold-ader / so man sie darmit laulicht ansalbet.
CAPUT LXXXIII.
Schabenkraut. Blattaria.
Namen.
SChaben- oder Motten-kraut hat seinen namen daher bekommen / dieweil es die
Schaben zu sich zieht / und so es auff die erden geworffen wird / kriechen die
Schaben darzu. Man nennet es auch Gold-knöpflein / denn die Jungfrauen seine
knöpflein vergulden lassen / und alsdenn solche zu ihren kräntzen gebrauchen.
Lateinisch heißt es Verbasculum, Blattaria. Italiänisch / Blattaria.
Frantzösisch / Blattaire, Herbe vermineuse, Herbe aux tignes. Englisch /
Mothmallin. Dänisch / Mallurt. Niderländisch / Mottenkruyd.
Gestalt.
Das gemeine Schabenkraut / Blattaria lutea folio oblongo laciniato, C. B. lutea,
J. B. ist dem Wullkraut ähnlich / außgenommen / daß die blätter nicht so weiß
und haarig / sondern grün und rings herumb zerkerfft sind. Es trägt viel
stengel. Am obersten theil der stengel bekomt es gelbe blumen / am geruch und
gestalt dem grossen Wullkraut gleich. So bald die blumen verwelcken / werden
knöpfflein darauß wie an dem Flachs / darinnen ligt der samen. Wächßt gern an
denWegstrassen / neben den Weingärten / auff den Rechen / und bißweilen neben
den fliessenden Wassern.
Dieses ist zweyerley / das einte wächßt vier elenbogen hoch / und hat drey / vier
/ fünff oder mehr köpfflein beyeinander. Das andere ist niderer / trägt jedes
köpfflein absonderlich / und überkomt viel gemeine blätter.
Man findet eine Art des Schabenkrauts bißweilen mit weissen oder grünen blumen /
welches roth-braune oder blaue Violenblumen trägt / hat schwärtzere blätter / so
nur ein wenig gekerfft sind / Blattaria flore coeruleo vel purpureo, J. B. flore
purpureo, C. B.
CAPUT LXXXIV.
Schlüsselblum. Primula veris.
Namen.
DIe Schlüsselblum heißt Lateinisch / Primula Veris, Herba paralysis, Herba
arthritica, Verbasculum odoratum, Clavis S. Petri, Primula pratensis.
Italiänisch / Fiore di prima vera, Brache di cuculo. Frantzösisch / Primevere,
Braye de cocu. Spanisch / Bellorita, Vellorita. Englisch / Primrose /
Coweslyppe. Dänisch / Oxendriff / Oxendroewel / Koblomster / Rodriff / Haneleeg
/ Marrenögel. Niderländisch / S. Peeterskruyd / Schlutelbloem. In Teutscher
Sprach wird sie auch genennt Himmelschlüssel / St. Peters-schlüssel /
Handschuhblum und Fastenblum.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die wolriechende Schlüsselblum / Verbasculum pratense odoratum, C. B. Primula
Veris odorata flore luteo simplici, J. B. Wächßt in trocknen wiesen und
graß-gärten / ligt auff der Erden außgebreitet / mit weißfarbigen geruntzelten
blättern. Zwischen denselbigen
|| [933]
Schlüsselblum. Primula Veris.
Wilde Schlüsselblum. Primula Veris flore inodoro.
komt ein runder / glatter stiel herfür / spannen hoch und aschenfarb. Am gipffel
eines jeden stiels hangen dottergelbe blumen eines lieblichen geruchs / die
schleichen auß holen weissen Säcklein / nicht anders als auß kleinen Cymbalen
oder Schlüsselröhrlein / etwann eilff mehr oder minder auß einem stiel. So die
blumen außgefallen / werden kleine Magsamen-köpfflein darauß / mit kleinen
schwartzen samen gefüllt. Die Wurtzel ist weiß und zasicht wie des Wegrichs.
2. Die wilde Schlüsselblum / Verbasculum pratense vel sylvaticum inodorum, C. B.
Primula Veris caulifera, pallido flore inodoro, aut vix odoro, J. B. findet sich
gemeiniglich auff den Bergen und in den Wäldern. Ist dem ersten gleich /
außgenommen daß es breitere blätter hat. Die blumen sind ohne Geruch gantz
bleichgelb / schier weißfarb und zu zeiten gar weiß.
Camerarius schreibt / man finde neben diesen beyden Geschlechtern noch viel Arten
der Schlüsselblumen. Die schönste ist groß / gelb und gefüllt. Die anderen sind
bleichgelb / auch gefüllt / offt vier mal so groß als die gemeinen / kommen
erstlich auß Engelland / man muß aber ihnen fleissig abwarten / sonst werden sie
einfach / und zuweilen wider gefüllt. Das dritte Geschlecht ist auch gelb /
gefüllt / als wenn zwey kleine blumen in einander wären gesteckt. Die einfachen
findet man auff feuchten wiesen in Tyrol / Bäyern / Oesterreich / und anderswo /
schön purpurfarb / zu zeiten leibfarb: welche wol riechen / sind zweyerley Art /
klein und groß / unter denen auch gar weisse sind / sie bleiben nicht gern in
den gärten / sondern in schattichten feuchten orten: darnach ist ein ander
Geschlecht / welches auff den Schweitzerischen Alp-gebürgen wächßt / und auß
einer Wurtzel viele bleiche blumen auff einem grossen Stock bringet / ein
jegliche hat ihren kurtzen nidrigen stiel / welcher im Frühling unter dem Schnee
/ und darnach wider im Herbst biß in Winter blühet / hat schöne / gelbe /
dotterfarbe blümlein. Letztlich ist eine kleine Art mit grünlichten und
kraußlichten blümlein / die auch in Engelland gefunden wird.
Eigenschafft.
Die Schlüsselblumen sind warmer und trockener natur: Führen ein flüchtiges /
balsamisches / aluminosisches saltz / davon sie die kräfften haben zu tröcknen /
zu eröffnen / die Nerven und das Hirn zu stärcken / denen Lebens-geistern ihre
natürliche bewegung wider zu geben / die Flüsse zu stillen. Die blätter und
blumen werden sonderlich / bißweilen auch die wurtzel / gebraucht; welche man
denn im ersten Frühling samlen muß.
Gebrauch.
Joachimus Camerarius in Hort. Med. p. m. 22. vermeldet / daß die wurtzel der
Schlüsselblum gepülvert / so man den Kindern darvon gibet / nutzlich wider die
Würm gebraucht werde.
(Würm.) Johannes Schroederus Lib. IV. Pharmacop.
Med. Chym. class. 1. berichtet / so man die Schlüsselblum-wurtzel in Eßig beitze
/ und davon ein wenig in die Nasenschnupffe / soll es das Zahnwey wunderlich
stillen.
(Zahnweh.) Etliche Weiber nehmen Schlüsselblumen
und Weißwurtz / beitzen es in weissen Wein / (Flecken
/ Masen un̅ Sprenckel des Antlitz.) alßdenn destillieren
sie es. Mit solchem Wasser waschen sie das Angesicht / in hoffnung es soll alle
flecken / masen und sprenckel des Antlitzs vertreiben.
(Schlag / Gicht / kaltes Hirn / verfallene Sprach /
schwaches Hertz und leibsfrucht) Das destillierte
Schlüsselblumen-wasser ist denen dienlich / welche der Schlag ge [934] rühret / und mit den Gichten
behafftet sind / erwärmit das kalte Hirn / bringt wider die verfallene Sprach /
stärcket die Frucht in Mutterleib / und das schwache Hertz / darvon nach
belieben ein paarlöffel voll genommen. Gleiche würckung hat der
Schlüsselblumen-zucker / welcher wie der Rosen-zucker gemacht wird / so man
darvon nach belieben einer Muscatnuß groß nimt.
Auß den wolriechenden blumen und blättern dieses Krauts läßt sich eine
fürtreffliche Glieder-Essentz mit Kirschen-branntenwein außziehen / welche
innerlich tropffen-weiß eingenommen / äusserlich aber übergeschlagen / (Schmertze̅ von kalten Flüssen / erlahmte
Glieder von schlagflüssen.) und die Glieder damit gewaschen / die von
kalten Flüssen herrührende Schmertzen stillet / ja auch die von Schlag-flüssen
erlahmte Glieder / wen̅ es nicht lang angestanden / wider zu ihrer
vorigen bewegung bringet. Wen man dieß Gewächs in sich selbsten fermentiren und
johren läßt / und hernach destilliert / so gibt es einen herrlichen Ge???st /
oder Spiritum per fermentationem ab / welcher oberzehlte würckung hat / auch
offt über den (Schlaffsucht.) Scheitel des Haupts
warm geschlagen / alle Schlaffsucht benimt / und Schlagflüsse vertheilt.
Auß den wolriechenden blumen bereitet man auch den Zucker / wenn man sie zu einem
reinen Muß verstoßt / und gleiches gewicht Zucker darunder mischt / hernach an
der Sonnen wol vergehen läßt.
CAPUT LXXXV.
Mohrenkraut. AEthiopis.
Namen.
MOhrenkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Italiänisch / Ethiopida. Englisch / Ethiopian Clary. Lateinisch / AEthiopis,
Matth. multis, J. B. foliis sinuosis, C. B. item AEthiopis foliis in profundas
lacinias divisis, Ejusd. Sclarea AEthiopica, s. AEthiopis laciniatis &
non laciniatis foliis, Park.
Gestalt.
Das Mohrenkraut gleicht mit den blättern dem Wullkraut / denn sie sind überauß
rauch und haarig / neben der wurtzel dick in einander gesetzt. Sein stengel ist
viereckicht / dick / rauch / und zwey schuh hoch / hat oben viel neben-ästlein /
an welchem seine weisse blumen der länge nach gesetzt sind. Der samen ligt in
hülsen / je ein paar neben ein ander / in der grösse wie der Erven. Die wurtzel
ist zasicht und tieff gefladert / so sie verdorret / wird sie schwartz und hart
wie ein Horn. Es wächßt in Mohrenland / Griechenland und Illyrien / daher es
erstlich zu uns gebracht worden. Es bleibet gern in unsern Gärten / trägt das
erste Jahr keinen samen / und ist gar wollicht. Er wird in dem Fürstlichen
Eystettischen Lustgarten angetroffen. Joh. Rajus hat es mit unter die wilde
Salbeyen / oder Scharlachkräuter gesetzet.
Eigenschafft und Gebrauch.
Das Mohrenkraut hat durchauß gleiche Natur und eigenschafft mit dem gemeinen
Wullkraut.
CAPUT LXXXVI.
Hasen-öhrlein. Bupleuron.
Namen.
HAsen-öhrlein heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Bupleuron, Auricula leporis, Isophyllon. Englisch / Hares-ear.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das allhier abgebildete schmal-blättige Hasen-öhrlein / Bupleuron folio
subrotun [935] do, sive
vulgatissimum, C. B. item Bupleuron angustifolium, Ejusd. Catal. Plant. Basil.
Auricula leporis, umbellâ luteâ, J. B. Herba vulneraria, Trag. hat ein kleine /
runtzlichte / scharff schmäckende / erwas grüne und zaßlichte wurtzel; davon ein
dünner / runder / glatter / gestriemter / mit vielen knödlein begabter / holer /
ästichter / bißweilen röthlichter stengel elenhoch empor steigt; und lange /
rundlicht zu sammen gebogene / mit vielen adern durchzogene blätter; auch an den
gipffeln kleine / gelbe Fenchel-blümlein in dolden-büschelein trägt; worauff
endlich der kleine scharfflichte samen / wie Peterlein-samen / folget. Wächßt in
Teutschland und Italien in bergichten wäldern häuffig / wird bey und neben den
zäunen bey St. Jacob / wie auch auff dem Muttentzer-berg angetroffen.
2. Hasen-öhrlein mit scharffen breitern blättern / Bupleuron folio rigido, C. B.
Auricula leporis altera, s. rigidior, J. B. Bupleuron latifolium, Tab.
3. Das kleine schmalblättige Hasen-öhrlein / Bupleuron minus angustifolium
Monspeleinse, Joh. Raj. annuum angustifolium, Botan. Monsp.
4. Das kleinste Hasen-öhrlein / Bupleuron angustissimo folio, C. B. Auricula
leporis minima.
Eigenschfft und Gebrauch.
Obwolen dieß kraut ein ölicht-scharffes / flüchtiges / miltes saltz / sonderlich
in dem samen führet / und daher eine eigenschafft hat zu wärmen / zu eröffnen /
zu zertheilen / durch den harn und Schweiß zu treiben / auch Wunden und Geschwär
zu säubern und zu heilen / so wird es dennoch wenig oder gar nicht gebraucht.
CAPUT LXXXVII.
Durchwachs. Perfoliata.
Namen.
DUrchwachs heißt Lateinisch / Perfoliata, Perfoliatum, Herba perforata.
Italiänisch / Perfogliata. Frantzösisch / Percefeuille. Englich / Troughwax /
Thorowwaxe / Thorowleafe. Dänisch / Igiennemvext. Niderländisch / Deurwas.
Dieses Kraut wird Durchwachs und Stopffsloch genennt / dieweil seine stengel
durch die blätter wachsen / und das loch gleichsam verstopffen. Man nennets auch
Bruchwurtz / denn es viel zu den Brüchen gebraucht wird.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Durchwachs / Perfoliata vulgatissima, sive arvensis, C. B. Perf.
simpliciter dicta, vulgaris annua, J. B. hat einen runden / dünnen und braunen
stengel / mit vielen nebenzweiglein / wie ein drauschlicht bäumlein. Die stengel
der zweiglein gehen durch die aderichten und aufferhebten blätter / als wären
sie dadurch gezogen / sie werden nicht rund / sondern ein wenig auffgespitzt /
den Erbsen-blättern nicht fast ungleich / jedoch zarter und glatter. Auf dem
gipfel der zwieglein erscheinen gekrönte / gelbgrüne blümlein. Der same wird
graw-schwartz / die wurtzel ist schlecht / weiß und zasicht. Man findet ihne
auff den Feldern / am rand der Aeckern / in den Weingärten und anderen orten.
Die Stein- und Bruchschneider pflantzen ihn in ihre Gärten.
Krauser Durchwachs. Perfoliata crispa.
2. Auß dem gemeinen samen wächßt bißweilen der krause Durchwachs / voller blätter
und blumen / so auch allhier abgemahlt ist / Perfoliata crispa s, muscosa, Cam,
flore multiplici, C. B.
3. Der langblättige Berg-Durchwachs /
|| [936]
Berg-Durchwachs. Perfoliata montana
Perfoliata montana latifolia, C. B. item alpina angustifolia media, Ejusd. Alpina
magna longifolia, J. B. hat längere blätter als der gemeine mit mehr gefüllten
blumen. Er schlägt von der wurtzel alle Jahr widerumb auß / welche scharff und
eines gewürtzten geschmacks ist.
4. Der Schweitzerische Alp-Durchwachs / Perfoliata alpina latifolia minor, C. B.
hat ein röthlichte wurtzel mit wenig dünnen zaseln / der stengel ist dünn / rahn
/ glatt / hol und mehr als elen-hoch / und wird in nebenzweiglein wie in ein
dolden zertheilt / dessen mitte umgeben glatte / aderichte un̅
anderthalb zoll breite blätter / so des Kühkrauts-blättern sich vergleichen.
Auff den gipffeln der stengelein er scheinen blümlein als schautthütlein / denen
ein schwartzer / lang- und eckichter samen nachfolget. Er wächßt auff den
Schweitzerischen Alp-gebürgen.
5. Der Wallisser Durchwachs / Perfoliata alpina angustifolia minor, C. B. Wächßt
in Wallis auff den Alp-gebürgen.
6. Der kleine Durchwachs mit gebogenen ästlein / Perfoliata minor ramis inflexis,
C. B. annua longioribus foliis, J. B.
7. Der kleine Durchwachs mit Hasen-öhrlein-blättern / Perfoliata minor
angustifolia Bupleuri fol. C. B. Auriculae leporis affinis Odontitis lutea
Valerandi & Dalechampii, J. B.
8. Der schmalblättige grosse Alp-Durchwachs / Perfoliata Alpina angustifolia
major, sive folio anguloso, C. B.
9. Der schmalblättige kleinste Alp-Durchwachs / Perfoliata Alpina angustifolia
minima s. Bupleurum angustifolium Pyrenaicum, C. B.
10. Der großblättige Alp-Durchwachs / Perfoliata alpina gramineo folio, sive
Bupleurum angustifolium Alpinum, C. B.
Der berühmte Königliche Botanicus in Franckreich / Hr. Pitton Tournefort, zehlet
alle geschlechte des Durchwachs under die Bupleura, oder Hasen-öhrlein / und
will sie anderst nicht genennet haben.
Eigenschafft.
Der Durchwachs ist warmer / jedoch mehr trockener Natur; führet viel schleimicht
/ irdische und grobe alkalische saltztheigen; hat daher die Eigenschafft
anzuhalten / gelind zusammen zu ziehen / zu säuberen und zu heilen.
Gebrauch.
Der samen des Durchwachs zu pulver gestossen / und darvon einer Erbs groß den
jungen Kindern in der Pappen offt eingeben / (Brüch
junger Kinder.) heilet ihnen die Brüch: man soll ihnen auch alle
Morgen nüchtern ein trüncklein destillierten Durchwachs-wassers zu trincken
geben.
(Uberbein.) Auff die Uberbein legt man die
zerstossene Durchwachs-blätter mit nutzen.
Auß dem Durchwachs-kraut kan man mit Brantenwein ein treffliche Essentz außziehen
/ welche denn herrlich gut ist / allerhand (Wunden
Schäden.) Wunden und Schäden zu reinigen und bald zu heilen / inwendig
auff 15. biß 20. (Nabel-un̅
Leistenbruch.) tropffen öffters eingenommen. Sie dienet auch zu
heilung der Nabel- und Leisten-brüchen.
Das gedörrte Kraut / oder auch der Samen davon zu pulver gestossen / wie auch der
auß dem kraut gepreßte lafft wird sehr nutzlich zu den Wund-pflastern / und
Salten gebraucht / wie auch zu den Bruch-pflastern.
CAPUT LXXXVIII.
Groß Kletten. Lappa major.
Namen.
BRoß Kletten heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lappa major, Bardana, Personata. Italiänisch / Lappa maggiore.
Frantzösisch / Le gros Glatteron, grande Glouteron, grande Bardane. Spanisch /
Lampazo, Bardana, Paganeacera mayor. Englisch / Great Burdock / [937] Clot-burr. Dänisch / Storskreppe /
Tordenskreppe / Burrer / Storburrer / Agerburrer / Agerskreppe. Niderländisch /
Groote klisse.
Geschecht und Gestalt.
1. Die gemeine grosse Kletten / Lappa major, Arctium Dioscoridis, C. B. Personata
s. Lappa major aut Bardana, J. B. Hat sehr breite / lange / schwartz-grüne
blätter / die sind an der seiten gegen der Erden aschenfarb. Der stengel ist
rund / wieß und mit purpurroth vermischt: hat viel neben-zweig / daran wachsen
grosse Kletten-knöpff mit viel gebogenen Häcklein / damit sie sich an die
Kleider hencken. Diese Kletten sind erstlich grün / darnach blühen sie schön
licht-braunroth. Der same ist lang und graufard. Die Wurtzel wird schlecht /
lang / aussen schwartz / und inwendig weiß. Wächßt an wüsten Orten / und auff
Misthäuffen bey den zäunen. Ein schöne Art dieser grossen Kletten wird bey
Leipzig gefunden / ist von der gemeinen an dem knopfflein unterschieden / denn
bey desselbigen blumen viel dicke blätter / wie an dem Rosen-wegerich / zusammen
gesetzt sind / deren jedes in einen zarten spitz außgehet. Casparus Bauhinus in
prodromo Theatri Botanici lib. 5. cap. 21. nennet sie Lappam roseam,
Rosen-kletten: ist ihme von Ludovico Langermanno Professore zu Giessen
zugeschickt worden.
2. Ein andere Art hat sein Bruder Johannes Bauhinus bey Befort wargenommen /
welcher köpfflein mit zarter Wolle durchzogen sind / in dem übrigen ist sie der
gemeinen Kletten nicht ungleich: Personata altera cum capitulis villosis, J. B.
Lappa major montana capitulis tomentosis, sive Arctium, C. B.
Eigenschafft.
Die grosse Kletten sind warmer und trockner Natur; führen miltflüchtige /
nitrosische / saltzichte theilgen mit etwas ölichten vermischet / davon die
Eigenschafft / zu eröffnen / zu erdünneren / zu zertheilen / den Athem zu
erleichteren / durch den Harn und Schweiß zu treiben / Wunden und Geschwär zu
säubern und zu heilen.
Gebrauch.
Auß der grossen Kletten-wurtzel wird in den Apothecken ein Wasser zubereitet: ist
vor etlichen jahren von den Augspurgischen Medicis wider die Pest mit grossen
Nutzen gebraucht (Pest.) worden. Es befördert den
Schweiß kräfftiglich: man gibt es auff drey oder vier loth etlich mal nutzlich /
denn dardurch das Pestilentzische Gifft auß dem Leib getrieben wird. Wenn
solches Wasser auß dem Kraut und der Wurtzel doppelt destillieret wird / so
(Podagrische schmertzen.) ist es ein
treffliches Mittel wider die Podagrischen Schmertzen / man wärmt es nur ein
wenig auff dem Glut-feuer / dunckt ein leinen zart tuch darinnen / und schlägt
es über die Podagrischen / mit schmertzhaffter Entzündung und Geschwulst
gekränckte Glieder / so wird der Schmertz in wenig stunden sich verlieren / und
dem Patienten bald wider auff die Füsse helffen. Man muß aber das Wasser im
Mäyen / oder mit außgehendem Augstmonat destillieren.
Der samen der grossen Kletten wird wider (Stein.)
den Stein sehr gebrauch; ein quintl. alle 14. tag / oder alle Monat davon
eingenommen.
(Husten nu̅ Lungsucht der Schafen.)
Die Hirten pflegen den hustenden und lungsüchtigen Schaffen die wurtzel der
grossen Kletten klein geschnitten / unter ihr Futter nut nutz zu gebrauchen.
(Möhnig und andere gebresten der Augen der
Pferden.) Wenn ein Roß möhnig ist / oder andere Gebresten der Augen hat /
soll man ihme Kletten-kraut / Wolgemuth / Baldrian und Entzian unter dem Futter
zu essen geben.
Die zerknitschten und welck gemachten blätter über die alten Wunden / Geschwär /
(Wunden / Geschwär / Gelenckaußweichung.)
außgewichene / und wider eingerichtete gelencke offt geschlagen / heilet sie
sehr bald und wol auß.
Die Wurtzel kan man mit Zucker einmachen / (Grieß /
Sand / Schleim der Nieren Engbrüstigkeit / Husten.) oder candieren /
und denen nutzlich zu essen geben / welche mit Grieß / Sand und Schleim der
Nieren behafftet sind; ja welche einen kurtzen Athem / trockenen Husten / oder
auch mangel an Liebes-reitzung haben.
Die Wurtzel in gutem Wein gekocht / gesichtet / und davon offt ein glaßvoll
eingenommen / (Viertägig Fieber.) heilet das
viertägige Fieber auß dem grund auß.
Das Kraut und Wurtzel frisch grün zerhackt / (Brand vom
Feur.) und in Butter gekocht gibt eine herrliche Brandsalbe ab /
welche offt übergeschmiert / die vom Feur verbrannten Glieder bald wider heilet
/ und den brennenden Schmertzen geschwind stillet.
Wenn man das Kraut und Wurtzel verbrennet / so speyet es Feuer von sich wie der
Salpeter / wovon man denn geurtheilet / daß ein solches Saltz darm̅en sich finden müsse.
CAPUT LXXXIX.
Kleine Kletten. Lappa minor.
Namen.
KLeine Kletten heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lappa minor, Xanthium. Italiänisch / Lappa minore. Frantzösisch /
Petit Glatteron. Spa [938] nisch /
Bardana menor. Englisch / Lesse burre / Lowse burr-dock. Dänisch / Gaaseskreppe
/ Spitzeburrer. Niderländisch / Cleyne clisse. In Teutscher Sprach nennet man
sie auch Bettlerläuß / Bubenläuß / Igelskletten und Spitzkletten.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die kleine Kletten / Lappa minor, Xanthium Dioscoridis, C. B. Xanthium s.
Lappa minor, J. B. Hat einen stengel Elenbogens hoch / fett / eckicht / und mit
vielen tüpfflein besprengt. Die blätter sind den Miltenblättern etwas gleich /
lind / weich / aschenfarb und zerkerfft / am Geschmack dem Gartenkressen
ähnlich. Die Frucht ist rund in der grösse einer Oliven / stachlicht wie ein
Igel / henckt sich an die Kleider. Die Wurtzel ist roth und zasicht. Wächßt gern
auff alten Hoffstädten / hinter den Zäunen / sonderlich aber auff den
brachäckern. Mit diesen Kletten haben etliche ein sonderbahre erfahrung. Denn
wenn man im Herbst / so obgemeldte Kletten zeitig und auffgethan werden / in
einer jeden deroselben zwey Gerstenkörner verschlossen findet / soll es ein gut
und fruchtbar Jahr bedeuten: werden aber zwey spitzige Haber-körnlein gefunden /
halten sie das gegentheil / nemlich ein künfftige Theurung der Früchten. Aber
dieser Auffmerckung gibt Camerarius schlechten Glauben.
2. Die Canadensische dickere kleine Klette / Lappa Canadensis minori congener,
sed procerior, Hort. Reg. Paris.
Eigenschafft.
Die kleine Kletten ist warmer und trockener Natur; hat viel scharffe / etwas
bittere / ölichte saltz-theilgen / und dadurch die eigenschafft zu erwärmen / zu
zertheilen / zu eröffnen / das unreine / auch maltzichte geblüt zu reinigen /
und durch den Harn zu treiben.
Gebrauch.
Die kleine Kletten-wurtzel zu pulver gestossen / mit guter Rhebarbara vermischt /
und davon öffters mit Wein eingenommen / (Aussatz.) solle die wurtzet des anfangenden Aussatzes hinweg nehmen / wie
Matthiolus berichtet.
CAPUT XC.
Gemeiner Taubenkropff. Fumaria vulgaris.
Namen.
DEr gemeine Taubenkropff heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Fumaria, Fumus terrae. Italiänisch / Fumoterra.
Frantzösisch / Fumeterre. Spanisch / Palomilla. Englisch / Fumitory / Fumiterre.
Dänisch / Jordroeg / Jordroegsurt. Niderländisch / Duynekernel / Grysecom. In
Teutscher Sprach heißt es auch Erdrauch / Tauben-körbel und Katzen-körbel.
Der gelbe Taubenkropf heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Fumaria lutea, Fumaria corydalis, Illyrica
& montana. Englisch /
Gemeiner Taubenkropff. Fumaria vulgaris.
Vellwfumitory. Niderländisch / gele Erdroock.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Taubenkroff / Fumaria vulgaris, J. B. non bulbosa I. seu
officinarum & Dioscoridis, C. B. Item Fumaria minor folio oblongo
capillaceo, Ejusä. hat ein dünne spitzige und lange wurtzel mit vielen zaselen /
an welcher seine blättlein im anfang des Aprillen sich erzeigen / die
vergleichen sich dem Coriander / sind jedoch zarter / weicher und graw. Der
stengel wächßt halb elen hoch / mit vielen nebenästlein / die werden wie die
stengel viereckicht / an deren gipffel lustige zusammen gedrungene und
purpur-braune blümlein im Mäyen herfür kommen. Nach der blüt besamet er sich
rund / wie der gemeine Coriander / er ist am geschmack bitter / und wenn er
beschnitten wird / so traufft er / und wäinet wie die beschnittene Räben im
Mertzen. Man findet ihne allenthalben in den Weingärten / Zwibel- und
Cappes-gärten / Gersten- und Flachs-felderen / deßwegen er gemein und männiglich
bekandt ist / denn wo er einmahl eingewurtzlet / läßt er sich nicht widerumb
außtilgen. Umb Montpelier in Franckreich bekomt er sehr dünne blätter mit
weissen blumen.
2. Der kleine Taubenkropff / Fumaria minor tenuifolia, C. B. minor sive
tenuifolia surrecta, J. B. Ist kleiner und zarter asl der vorige. Er ist auch am
geschmack bitter wie der gemeine. In Teutschland findet man ihne nicht von sich
selbst / sondern muß in den Gärten vom Samen gezielet werden / in denen er gern
und bald wächßt / auch wo man ihne einmahl hinsäet / komt er jährlich widerumb
herfür / und besamet sich also widerumb selbsten. In der Provintz Franck [939] reich / Langendock und
Montpelier / wie auch in Spanien wächßt er von sich selbst / sonderlich in
kiesicht- und sandichten orten. Diser kleine Taubenkropff ändert sich / seine
stengelien wachsen bißweilen gerad auff / zuzeiten fallen sie nidsich. Die blume
erscheint zuzeiten purpurbraun / zuzeiten aber wird sie von rother / weisser /
grüner und gelber farb besprengt. Er wird auch im Fürstlichen Eystettischen
Lnstgarten angetroffen.
Gelber Taubenkropff. Fumaria lutea.
???(Gelber Tauben kropff mit Samen.)
(Mit der Blum.)
3. Der frembde gelbe Taubenkropff / Fumaria lutea, C. B Fumaria Corydalis,
quibusdam Split. Matth. hat viel wurtzeln / die sich in der Erden von einander
außbreiten / sie sind klein / lang / weißlicht und der Christwurtz ähnlich / auß
welchen sieben oder acht dünne / zarte und anderthalb spannen hohe stengel
herfür kommen / so viel blätter tragen / welche sich den blätteren des
Hanensporen / oder der Hohlwurtzel vergleichen / sind aber kleiner und graw. Im
Heu- und Augstmonat trägt er oben an dem stengel schöne gelbe blümlein / welchen
länglichte schöttlein nachfolgen / in denen ein schwartzer / gläntzender und
runder same liget. In den Windischen Ländern / Italien und der Provintz
Franckreich / wächßt er von sich selbst / auff den Bergen und Hügeln. In
Teutschland pflantzet man ihne in die Gärten. In Apulien solle man ihne auff dem
Engelsberg Gargano mit weissen blümlein antreffen.
4. Der breit Taubenkropff / Fumaria claviculis donata, C. B. cum capreolis, J. B.
Im Mäyen trägt er auff den stengeln und nebenästlien / schöne weißlichte und mit
liechtrother farb vermischte blümlein / den gemeinen ähnlich / doch sind deren
nicht so viel / sonder etwan vier oder fünff neben einander. Man findet ihne im
Gülcher-land / sonderlich im Hertzogthumb Bergen und Zutphen / in den Hecken /
hinder den Zäunen / und an den Rechen der Feldern. Ein grössere art wird in
Flandern zwischen Gent und Bruck / bey Kneßlaw angetroffen.
Eigenschafft.
Der Taubenkropff ist warm im ersten und trocken im andern grab. Er wird zur
Artzney in dem Mäyen und Brachmonat vor auffgang der Sonnen eingesamlet. Ist mit
einem milt-flüchtigen / bitteren / scharffen / wenig ölichten saltz begabet /
dadurch er die eigenschafft hat zu erdünneren / zu eröfnen / das geblüt zu
reinigen / und von denen gesaltzenen melancholischen feuchtigkeiten zu erledigen
/ wie auch durch den schweiß zu treiben / und allem gifft zu widerstehen. Ist
dem Hertzen / Leber und Miltze sehr dienstlich.
Gebrauch
Geißmilch mit Taubenkropf gescheiden / und davon alle Morgen / durch den gentzen
Mäyen ein Bächer voll getruncken / ist denen (Unrein
geblüt / krätz) dienlich / welche ein unrein geblüt haben / und mit
der Krätz geplagt werben. Der Taubenkropf-saffe ist ein nutzliche Artzney /
(Frantzosen-kranckheit.) denen welche mit
der Frantzosen-kranckheit behafftet sind / so sie dessen 4. loth / ein Monat
oder 40. Tag lang / alle Morgen und Abend / drey stund vor dem Mittag- und
Nachtessen trincken. Mit dieser Artzney ist einem Goldschmied und Schreiber
geholffen worden / wie solches Tabernaemontanus bezeuget. Diesen Safft kan man
über das gantze Jahr behalten / wenn man ihne auß dem frischen kraut preßt /
einmal bey dem Kohlfeuer läßt erwallen / durch ein Tüchlein seichtet / ein wenig
Baumöl darauff gießt / und oben wol zustopffet.
(Unfauber geblüth / Grind / Schäbigkeit / krätz /
beissen der haut flechten / mägerey / maltzey / frantzosen kranckheit böfe
verunreinigung der haut. Böfer giftiger beissiger griud??? aussatz.)
Das destillierte Taubenkropff-wasser etliche wochen durch Morgens nüchter auff
6. loth getruncken / reiniget das unsaubere geblüt / vertreibet den Grind / die
Schäbigkeit / Krätz / beissen der Haut / Flechten und Mägerey. Ist ein sehr
nutzlich Wasser denen / so zu der Maltzey / Frantzosen-kranckheit und böser
Verunreinigung der Haut geneigt sind.
Die jenigen / so mit dem bösen gifftigen beissigen Grind behafftet sind / und
sich vor dem Aussatz förchten / sollen alle Monat ein quintlein des besten
Theriacks einnehmen / sechs loth Taubenkropff-wasser darauf trincken / und wol
schwitzen: darneben müssen sie im Frühling und Herbst / zum wenigsten drey
wochen lang / alle Morgen und Abend / jedesmal 4. loth Taubenkropff-wasser mit
2. loth Hopffen-wassen vermischt / trincken.
(Schleim des hirus / verlohrner??? geruch.)
Taubenkropff-wasser in die Naßlöcher eingesupt / reiniget das Hirn vom Schleim /
und bringt wider den verlohrnen Geruch.
Unsere Leuth haben im Gebrauch / daß / ehe sie in das Bad gehen / sie zuvor ein
wenig Holder-Attich- oder Wachholder-muß mit einem Trüncklein
Taubenkropff-wasser einnehmen / denn sie halten darfür / es treibe den Schweiß
tapffer auß / wie denn solches wahr ist.
Die Conserva Fumariae, oder der Tauben [940] kropff-zucker(Unrein / verbrandt
melancholisch geblüt grind / kräß / flechten / iucken der haut /
frantzosenkranckheit wasser un̅ gelbsucht.) in den
Apothecken zubereitet / ist gut denen / so ein böß / unrein / verbrandt und
melancholisch Geblüt haben / und mit dem Grind / Krätz / Flechten und Jucken der
Haut geplaget sind. Dienet wider die Frantzosen-kranckheit / Wasser- und
Gelbsucht / so man darvon nach belieben einer Mußcat-nuß groß einnimk.
Man pflegt auch mit Branntenwein die Essentz auß Taubenkropff zu ziehen / welche
denn sehr gut ist in allen oberzehlten Kranckheiten / von 10. biß 25. tropffen
übers mahl täglich davon viel tage oder wochen lang eingenommen.
Bey uns wird das destillierte Taubenkropff-wasser denen Kindern sehr nutzlich
off??? zu trincken gegeben / bey welchen die Pocken (Kindsblättern.) oder Kinds-blatteren außbrechen; denn es sie sehr
gelind außtreibet.
CAPUT XCI.
Gemeine Holwurtz. Fumaria bulbosa radice cavâ.
Name.
NAch Herren Theodori Tabernaemontani und Matthioli gründlichem berich / hat man
die Holwurtzel vor die techte runde Osterlucey in die Apothecken fälschlich
eingeführet / welcher Irrthum / wiewol er von vielen angezeigt / wird er doch
noch heutiges tags in den Apothecken erhalten / so doch die Holwurtz gantz und
gar keine gemeinschafft oder einige vergleichnuß mit der Osterluceyen hat. Es
ist aber dieses kraut mit allen seinen Geschlechtern eine art des Taubenkropffs:
Griechisch heißt es / [Greek words] Lateinisch
/ Capnus chelidonia, Capnium chelidonium, Capnus phragmitis, Fumaria altera,
Fumaria bulbosa, Fumaria tuberosa, Aristolochia adulterina, Radix cava.
Italiänisch / Capno chelidonio. Frantzösisch / Racine creuse, Espece de
Fumeterre, ayant la racine fassonnée en bulbe. Englisch / Hollowroote. Dänisch /
Hulroed / Roodhanekam. Niderländisch / Holwortel.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Holwultz / Fumaria bulbosa radice cavâ major & minor, C.
B. radice cavâ flore purpurascence & albo, J. B. hat eine runde wurtzel
wie die Erdscheiben / derer sind zweyerley Arten / denn die eine ist inwendig
gar hol / als wenn sie außgehölt wäre / und die andere gar nicht / haben zimlich
viel kleine nebenwürtzlein oder zaseln / sind außwendig graw / inwendig
dunckel-gelb / eines bitteren geschmacks. So bald im Hornung der schnee abgangen
/ und das eiß zerschmoltzen ist / stossen beyde geschlecht ihre dolden herfür /
im Mäyen folgen hernach runde / glatte stengel / die werden einer spannen lang /
mit zerkerfften / satt-grünen blättern / breiter als des Taubenkropffs besetzt /
und vergleichen sich fast den blättern der Ackeley oder Schellwurtz. Am gipffel
kommen bald hernach die schönen purpur-braune gedrungene blumen / an jedem
stengel eine / die ver gleichen sich der blumen am Bynsaug oder Taubenkropff /
und sind im anfang des Aprillens in voller blüth. Nach der blüth folgen kleine
schötlein / wie die schötlein am Entzian / darinnen ist ein schwartzer / glatter
und gläntzender samen verschlossen: an einem jeden sämlein hanget ein weiß
würmlein / damit es an die schötlein angehefftet ist. Im Mäyen wird der samen
zeitig und fällt auß. Die blätter verwelcken so bald es donnert / denn dieses
Gewächs den Donner nicht leiden kan / und verlieren sich mit ihren stengeln. Die
wurtzeln bleiben den Sommer und Winter über / biß wider der Frühling komt / in
der erden verborgen. Man sindet dieser Kräuter vier Geschlecht / nur mit den
blättern unterschieden / denn an einem die blätter breiter und grösser / an dem
andern schmäler und tieffer zerschnitten sind / sonsten mit den blumen einander
gleich / die sind schön purpur- oder presilgen-braun / und werden diese vier
Geschlecht für die Männlein gehalten. Unter diesen hat auch ein jedes sein
Weiblein / welches seinem Männlein mit wurtzeln und blättern gleich ist / allein
daß die blumen nicht purpur- oder presilgen-braun / wie am Männlein / sondern
schnee-weiß sind / dadurch sie denn unterschieden werden. Alle diese kräuter
wach sen gern an kühlen orten / in starckem Erdreich / hinter den jäunen / an
den hecken / weingärten und zwingern / neben den Wegstrassen und etlichen
Gebürgen und dunckelen Wäldern. Es ist wol zu mercken / daß dieses Kraut mit der
gantzen wurtzel nicht gefunden wird wo das mit der außgehölten wurtzel wächßt /
doch werden sie beyde an obgemelten orten angetroffen / aber ein jedes besonder
/ als wenn gleichsam diese beyde Gewächs von Natur einen besondern haß zusammen
trugen.
2. Der andere grosse und kleine Kolbenwurtzige Taubenkropff mit gantzen und [941] nicht holen wurtzeln / Fumaria bulbosa
radice non cavâ major & minor, C. B. bulbosa radice solidâ, calcari
& folio cristato, J. B.
3. Der Spanische Felsen-Erdrauch mit breitern blättern / Fumaria Hispanica
saxatilis, foliis amplioribus cordatis, semine compresso, Tournef.
4. Der Canadensische Erdrauch mit schuppichter wurtzel / Fumaria Canadensis
radice tuberosâ squamatâ, Dodart. Mem.
5. Der knorrichte wurtzlige Erdrauch / Fumaria tuberosa insipida, Cornut.
Eigenschafft.
Die Holwurtz ist warm im andern und trocken im dritten grad; un̅
mit einem scharffen / bittern / milt-flüchtigen saltz begabet.
Gebrauch.
Die Holwurtz fomt der würckung halben mit dem Taubenkropff und der Osterlucey
meistentheils überein.
CAPUT XCII.
Welscher Körffel. Myrrhis.
Namen.
MYrrhen-Körffel / welscher Körffel / wilder Körbel heißt Griechisch / [Greek words] Lateinische / Myrrhis, Conile.
Italiänisch / Myrrhide, Mirrade finochiella. Frantzösisch / Cerfueil musque,
Persil d' Asne. Englisch / Sweete Chervil. Dänisch / Kösfvel.
Gestalt.
Der Welsche oder Spanische Körffel / Myrrhis magno semine longo sulcato, J. B.
major vel Cicutaria odorata, C. B. Ist mit seinen blätteren dem Schiering gantz
ähnlich / bringt einen hohen stengel / mit viel rippen oder streiffen in die
länge durchzogen. Oben erscheinen weisse kronen oder blumen / darauff folget
spitziger / langer samen. Die wurtzel ist lang / rund / zart / und eines guten
geschmacks wie die gelben Rüben. Ein kleine Art dieses Gewächses findet man viel
in Savoyen / Myrrhis minor, C. B.
Eigenschafft.
Der welsche Körffel ist warmer natur im anderen grad; hat durchauß gleiche
theilgen / und hiemit auch die tugend mit dem Körffelkraut.
Gebrauch.
Der welsche Körffel mit Fleischbrühen gekocht / befördert den verstandenen
Harn.
CAPUT XCIII.
Gemeine Angelick. Angelica satica.
Namen.
ANgelick heißt Lateinisch / Angelica, Smyrnium Cordi. Italiänisch / Angelica.
Frantzösisch / Angelique herbe. Spanisch / Angelica. Englisch / Angelied.
Dänisch / Angelicke / Engelurt. Niderländisch / Angelica. In Teutscher Sprach
wird sie auch genennt / H. Geist-wurtz und Engelwurtz / umb ihrer fürtrefflichen
Kraffe wider das Gifft / gleich als wenn her H. Geist / oder die lieben Engel
dem Menschlichen Geschlecht diese heilsame Wurtzel insonderheit geoffenbahret
und gezeiget.
Gischlecht und Gestalt.
1. Die gemeine gebräuchliche Angelick / so wir die zahme nennen / (dieweil sie
bey uns allein in den Gärten gepflantzet wird / wiewol sie anderstwo von sich
selbsten in dem [942] Gebürg wächßt) Angelica
sativa, C. B. J. B. hat eine dicke lange wurtzel / die von einem haupt sich in
etliche wurtzeln außtheilet / mit zimlichen zaseln oder neben-würtzlein /
außwendig braun und inwendig weiß / eines sehr anmuthigen / guten und lieblichen
geruchs / an dem geschmack räß / hitzig und bitter. So man die wurtzel
auffschneidet / gibt sie einen gelben hartzichten safft / der ist an dem
geschmack sehr scharff und hitzig. Die blätter sind länglicht und rund / wie die
blätter des Alexandrinischen Peterleins zerschnitten / und gerinse herumb
zerkerfft / von farben sattgrün / und an dem geruch nicht unlieblich. In dem
dritten und auch bißweilen in dem vierten Jahr steiget von der wurtzel herfür
ein dicker und grosser rohrichter stengel / mit knorren und gläichen / wie der
stengel des Liebstöckels / der wird fast dreyer und auch bißweilen vier elen
hoch. An dem stengel gewinnt sie auffgeblasene säcklein / auß denselben kommen
herfür schöne dolden oder kronen / wie schatthütlein / gleicher weiß wie an dem
Fenchel / die tragen gelbe blümlein / darauff folget ein breiter dünner samen /
der vergleichet sich dem samen der Beerenklauen / ist doch blätterichter /
dünner und leichter / hat einen guten geruch und scharffen geschmack / wie die
wurtzel. Von dem samen zielet man junge stöcklein / den säet man umb St.
Martins-tag / auff folgende weiß. Man legt den samen über nacht in ein frisch
wasser / des morgens wird er in ein gut schwartz erdreich geworffen / der thut
sich an dem Frützling auß dem grund / wie der samen des Körffels / und sind die
ersten blättlein dem Peterlein-traut gleich. Diese junge stöcklein jetzt man in
dem Neuen-licht im Mäyen auß / auff die anderthalb schuh von einander. In dem
vierten Jahr stossel der stengel herrür / bringet blumen und samen / wenn der
abfällt / wird der stengel und die wurtzel holtzicht / und verderben. So man die
Angelick in ein guten fetten grund setzt / besamet sie sich selbst / darauß denn
junge stöcklein wachsen / die man versetzen kan / sie müssen aber einen
wolgebauten grund haben / und auch vom Unkraut gereiniget / und offtermahls mit
überschlagenem wasser begossen werden. So man die wurtzel zum gebrauch der
Artzney samlen / und über Jahr halten will / soll solches im Frühling geschehen
/ ehe sie den stengel stossen / zn welcher zeit sie denn am kräftigsten sind /
und muß man sie / wenn sie zuvor sauber gewaschen / und von dem grund gereiniget
/ in einer warmen stuben aufftröcknen / alßdenn bleiben sie lang gut / sonsten
werden sie von wegen ihrer fetten feuchtigkeit bald schimmelicht und verderben.
Wächßt von sich selbst in grosser menge auff dem Risen-berg in Böhmen / und an
den Schlesischen grentzen. Die se änderet sich an der wurtzel, welche bey uns
dicker wird / und leichtlich verdirbt / in Böhmen aber wächßt sie kleiner und
schwartz / läßt sich auch länger auffbehalten.
2. Die wilde grosse Angelick / Angelica sylvestris major, C. B. sylvestris magna
vulgatior, J. B. Angelica aquatica, Raj. vergleicht sich der vorigen mit wurtzel
/ stengel / blättern
Wilde grosse Angelick. Angelica sylvestris major.
und blumen / allein ist sie in allem kleiner. Die blätter werden bleichgrüner /
und die wurtzel weiß-farbiger. Die blum erscheint gelb oder weiß. Ist am geruch
und geschmack milter. Sie wächßt in schattichten dunckelen orten an den
Wasser-gestaden / Bächen / und in graßichten Baumgärten. In feuchten orten
bringt sie dünnere blätter herfür. Man findet sie allhier bey Michelfelden. Eine
Art mit grossen gelben oder weissen Cron-blumen / wird in Norwegen / Ißland /
Pommern / Schonland / ja auch bey uns in feiten / feuchten Gründen etwan
angetroffen / Archangelica s. Angelica Tabernaemontani s. Scandiaca, Hort. Leyd.
Angelica aquatica, C. B. Archangelica, Lob.
3. Die Berg-Angelick / Angelica sylvestris montana, C. B. Ist der erstgemeldten
mit wurtzeln und blättern gar ähnlich / allein gibt sie am geruch und geschmack
der gemeinen nichts vor / wild jedoch kleiner. So man den stengel am obern theil
der wurtzel abschneidet / gibt sie ein mehrern und schärffern geschmack von sich
als die zahme. Theodorus Tabernaemontanus hat sie viel angetroffen am Gebürg der
Graffschafft Zweybrücken / und auff den Bergen so Lothringen / Hoch-Burgund und
das Elsaß scheiden.
4. Die wilde kleine Angelick / Angelica sylvestris minor s. erratica, C. B.
sylvestris repen, J. B. Wächßt bey uns viel hin und wider an den zäunen.
5. Die wilde haarige Angelick / so nichts riecht / Angelica sylvestris hirsuta
inodora, C. B. J. B.
6. Die gläntzende Canadensische Angelick / Angelica lucida Canadensis, Cornus.
7. Die bey den knödlein blühende Berg-Angelick / Angelica Alpina ad nodos
florida, Tournef.
|| [943]
8. Die Canadensische Angelick mit Affodill-wurtzel / Angelica Canadensis
tenuifolia, Asphodeli radice, Tournef.
Eigenschafft.
Die zahme Angelick ist warm im dritten und trocken im zweyten grad. Führet viel
aromatisch / flüchtiges / scharfflicht-miltes saltz / dadurch sie krafft hat
allem Gifft zu widerstehen / das Hertz zu stärcken / Schweiß zu treiben / die
Monatliche Weiber-Reinigung zu beförderen / Würm zu töden / Verstopffungen zu
eröffnen / auch Wunden / alte Schäden und Geschwär zu heilen. Man soll die
Wurtzel zur Artzney einsamlen / wen̅ die Sonn in Zwilling / und
der Mond in den Krebs gehet.
Gebrauch.
Die Salsen der Angelick sind bey den Engelländern gebräuchlich / sie machen auch
Suppen von den Blättern / die wol schmäcken / sonderlich wenn sie von dem jungen
kraut der wilden Angelick bereitet werden.
(Pest.) In sterbens-läuffen ist die Angelick ein
treffenliche vorbewahrung wieder die Pest / so man die Wurtzel in dem Mund
behält und keuet / insonderheit zur zeit wenn man außgehen wil. So aber jemand
von der Pestilentz angegriffen worden / dem solle man alsobald ein halb
quintlein zerstossener Angelica-wurtzel / und ein quintl. Theriac / in einem
trüncklein Cardobenedicten-wasser eingeben / und ihne in dem Beth wol zugedeckt
schwitzen lassen.
(Unnatürliche Schäden.) Man hat durch den
täglichen Gebrauch der Angelick erfahren / daß dieselbe grosse hülff leiste /
die unnatürlichen Schäden zu heilen / so etwan nach einer schmertzhafften
Geschwulst auffbrechen / darauß den̅ bißweilen Abenteurliche ding
gehen / als Liechtputzen / alle Lumpen / Werck oder Garn / und andere
dergleichen dinge mehr / die geachtet werden / daß sie durch Zauberey herkom̅en / wie es denn dem bösen Feind ein geringe Kunst ist / solche
ding (so es von Gott dem Herren ihme zugelassen wird) durch seine Werckzeug in
ein Glied zu gaucklen: ob schon aber solche Schäden scheinen unnatürlich zu seyn
/ können sie jedoch durch fleissiges und einbrünstiges Gebett zu Gott mit
natürlichen mitteln widerumb geheilet werden. Solche Schäden hat Theod. Taber
naemontanus sonsten mit nachfolgendem Wund-tranck curi rt. Nim Angelick-blätter
zahme und wilde / Teuffelsabbis-kraut / die obersten Gipffel von St. Johanskraut
/ Ingrünkraut / Sanickel / Widerthon / Beyfuß jedes ein halbe hand voll / frisch
Brunnwasser ein maß / weissen alten Wein ein halb maß Zerschneide die Kräuter /
thue sie in ein grosse zinnerne Flaschen / schütte das Wasser und den Wein
darüber / lasse es in einem Kessel mit heissem Wasser sieden / wenn es kalt
worden ist / alßdenn thue die Flaschen auff und nicht eher / damit die Geister
nicht verriechen / denn seichte es durch ein tuch und gib dem schadhafften
menschen morgens und abends auff die 6. loth warmlicht davon zu trincken.
Wenn jemand unrein Wasser getruncken hat / und er sich beförchtet / daß ihme
davon (Lebendige Thier in des Menschen Leib.)
ein lebendiges Thier in dem Leib gewachsen seye / der soll alle Tag ein halb
quintl. gestossener Angelica-wurtzel in einem trüncklein Wein einnehmen.
(Angelick-Essenß.) Nim Angelica-wurtz /
Benedicten-wurtz / Pestilentz-wurtz / Cardobenedicten / Betonienkraut /
Wacholderbeer jedes ein loth / Wermuth ein halb loth / zerschneide alles wol
under einander / thue es in ein groß Glaß / welches oben weit seye / schütte
darüber so viel Spiritus vini, oder destillierten Branntwein / daß er alles
bedecke / und etwan eines daumens-dick darüber gehe / mache das Glaß wol zu /
und laß es also vierzehen Tag stehen / darnach thue den Branntwein darvon / und
verwahre ihn in einem wolverstopfften Glaß. Man kan nach belieben auch Zucker
(Kalte-Magen-kranckheiten / Grimmen von Kalte /
Würm / Pest.) dazu mischen. Von diesem Spiritu solle man zwölff oder
fünffzehen tropffen in weissen Wein / Morgens nüchtern einnehmen. Er ist gut für
alle kalte Magen-tranckhei???n / und Grimmen von Kälte / treibet auß die Würm /
und bewahret den Menschen vor der Pest.
So man gestossene Angelica-wurtzel und (Mutterkranckheiten.) Zitwen / jedes ein halb quintlein in
Melissenwasser auff zweymahl den Weibern eingibt / ist es ein dienlich mittel
wider die Mutterkranckheiten.
(Trunckenheit zu verhüten.) Wenn man ein
stücklein dieser wurtzel in einer Bohnen grösse gebraucht / soll es die
Trunkenheit verhüten.
Etliche beitzen die Angelica-wurtzel in Essig / ist aber nicht recht gethan /
denn die besie krafft in dem Eßig zuruck bleibet.
Andere Leuth sind beredet / wenn sie die (Zauberey /
böß Gespenst / Pest.) Angelica-wurtzel bey ihnen traqen / soll ihnen
kein Zauberey oder böß Gespenst schaden können. Andere hengen sie auff die
blosse Haut an den Halß / zur verhü???ung der Pest.
(Grimmen von Kälte / Mutterschmertzen / Nachweh / Gisst
/ Pest.) Das destillierte Angelica-wasser / stillet das Grimmen im
Leib / von kälte verursachet / vertreibet die Mutter-schmertzen und Nachweh /
befürdert die Geburt und Nachgeburt / widerstehet allem Gifft und der Pest / so
man darvon nach belieben ein paar loffel voll einnimt.
Auß der wurtzel wie auch dem samen der Angelick läßt sich nicht nur mit
Branntenwein ober dem Salmiac-geist eine Essentz / und Extract außziehen; welche
in Pest- und andern ansteckenden zeiten sehr nutzlich gebraucht werden; sondern
man pflegt auch das öl darauß zu destillieren / welches denn mit Zucker in
täfelein gebracht / und zu einem praeservatif wider die Pest / und andere
ansteckende Seuchen / in den Mund zerlassen und geschlucket / oder wider
außgespyen wird.
(Magenwehe / Blähung des Bauchs / Mutterwehe.)
Destilliert Angelick-öl mit Muscatnuß-öl vermischet / und über den Nabel wacker
gesalbet / vertreibet das Grimmen bey Kindern und erwachsen. Etliche tropffen
davon eingenommen vertheilet das ängstende Magenwehe und Blähung des Bauchs /
wie auch das Mutterwehe.
(Gisst / zähe Gall des Magens / Verstopfiung der
mutter.) Auß der aschen der verbrannten Angelick wird ein Saltz
gezogen und außgelauget / welches ein treffliches mittel ist wider alles Gifft /
wider die zähe und schleimige Galle des Magens / wider die Verstopffung [944] der Mutter / und bringet die Monatzeit
wider; man nimt 10. biß 20. gran auffs mahl.
CAPUT XCIV.
Gemein Sternkraut. Aster Atticus vulgaris.
Namen.
STernkraut heißt Griechisch / [Greek words]
Lateinisch / Aster Atticus, Bubonium, Amellus. Italiänisch / Aster Attico,
Amello. Frantzösisch / Petite Aspergoutte, Petit Muguet, Estoile herbe. Spanisch
/ Estrella yerva.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Sternkraut / Aster Atticus coeruleus vulgaris, C. B. bringet zwey
/ drey oder mehr und bißweilen nur einen stengel herfür / so gerad / steiff /
holtzicht und gelbschwartz wird / und oben gestirnte / gläntzende blumen trägt /
welche sich den Chamillen-blumen vergleichen / sie haben inwendig ein gelbes
äpffelein / so gemeiniglich mit himmelblauen und bißweilen purpurfarben
blättlein besetzet ist / denn selten das äpffelein gantz weiß wird. Die blätter
am stengel sind länglicht / auffgespitzt / rauch / schwartz-grün / und am
geschmack ein wenig bitter / je höher sie am stengel stehen / je kleiner
scheinen sie gegen den understen. Die wurtzel ist in viel theil zertheilt / und
riecht ein wenig nach Nägelein. Es blühet im angehenden Herbst. Den blumen aber
folget ein eckichter same nach / welcher von dem Lufft oder von dem Wind
leichtlich verfliegt. Man findet es auff den Gebürgen / in den Thälern / und
beschorenen Wald-wiesen / allhier auch auff dem Muttetzer-berg. Dieses ist
zweyerley / denn eines hat breitere / das andere schmälere blätter. Welches früh
blühet / steigt nicht so hoch / als das jenige / so späth mit seiner blüth
herfür komt: beyde werden unter dem namen des grossen und kleinen Sternkrauts im
Fürstlichen Eystettischen Lustgarten angetroffen. Man findet sie auch beyde in
Oestereich / Ungarn und Mähren.
Klein Alp-Sternkraut. Aster Atticus Alpinus alter.
2. Das kleine Alp-Sternkrauf / Aster Atticus Alpinus alter, C. B. Item, Aster
montanus coerleus magno flore, foliis oblongis, Ejusd. Aster purpureus montanus,
J. B. wächßt kleiner als das vorige / deme es sich mit se nen blättern und
himmelblauen blumen vergleichet / welches obwohlen es sich von der wurtzel
fortpflantzet / bekommet es jedoch wollichten samen: bißweilen wach sen bey der
wurtzel haarichte bläßlein an den blättern.
3. Das frembde Sternkraut / Aster Atticus peregrinus, Aster luteus foliolis ad
florem rigidis, C. B. Atticus Massilioticus, Tab. hat ein zasichte wurtzel / so
sich weit zertheilt: auß derselben kommen herfür drey oder vier harte / rauche
und haarichte stengel / an welchen lange / rauche / schwartzgrüne und haarichte
blätter stehen / die werden zuzeiten breiter / und bißweilen schmäler / auch der
spitzen Salbey ähnlich. Im Sommer erscheint oben am stengelein gold-gelbe blum /
so mit fünff oder sechs schmalen / spitzigen / halten und rauchen blättern
besetzt ist. Es wächßt für sich selbst in Spanien und Franckreich / an feuchten
orten. In Teutschland pflantzet man es in die Gärten.
4. Das gelbe Sternkraut / Aster Atticus lureus montanus villosus magno flore, C.
B. hat ein kriechende wurtzel / mit vielen nidsich hangenden zaseln / die wol
riechen / und mit ihrem geschmack sich etwas dem Zimmet vergleichen. Seine
stengel sind mittelmäßig /
|| [945]
Frembd Sternkraut. Aster Atticus peregrinus.
Gelb Sternkraut. Aster Atticus luteus.
und schiessen an gewissen orten auß der wurtzel herfür. Oben am stengel
erscheinen 3. oder 4. neben-zweiglein / welche goldgelbe blumen mit einem
gespitzten scheiblein tragen / so endlich davon fliegen. Die haarige̅ blätter stehen ohne stiel an den stengeln gegen einander über /
als wenn sie dieselben gleichsam wie flügel umbfasseten. Es wächßt in dicken
Wäldern oder Forsten. In America kommen seine stengel zwey elen hoch herfür.
5. Das Oestereichische Sternkraut / Aster luteus major foliis Succisae, C. B.
Pannonicus major, sive 3. Austriacus 1. Clus. hat ein dicke und krumme wurtzel /
mit vielen weißlichten zaseln / so neben zu seine schößlein herfür stoßt / auß
welcher im anfang viel grünlichte blätter kommen / die sich den Scabiosenoder
Abbis-blättern vergleichen / mit einer zarten wollen begabet / und am geschmack
etwas scharff und bitterlicht sind. Zwischen den blättern entspringt ein runder
stengel / so gemeiniglich röthlicht und elen-hoch / auch bißweilen höher wird /
an welchem spitzige und etwas gekerffte blätter stehen. Zu oberst ist der
stengel in etliche nebenästlein getheilt / die grosse blumen tragen / und auß
viel fünffblättigen / runden / gelben blümlein wie ein köpfflein bestehen /
welche von ablangen / breiten und ebenen blättern umbringet werden / so mit
einer schönen gelben farb / jedoch ohne geruch / begabet sind. Ihnen folget ein
eckichter same nach / der in den köpflein zwischen einer haarlockigen materi
ligt. Es wächßt hin und wider auff den Oestereichischen und Steyrmarckischen
Alpgebürgen / wie auch auff den Wienerischen hügeln / allwo dessen noch etliche
andere geschlechte / welche wir benöthigter kürtze halben über gehen / gesehen
werden.
Eigenschafft.
Das Sternkraut ist kühler Natur. Wird nicht bald zur Artzney gebraucht.
CAPUT XCV.
Gemein Sinnaw. Alchimilla vulgaris major.
|| [946]
Namen.
SInnaw heißt Lateinisch / Alchimilla, Pes Leonis, Stellaria, Leontopodium
Herbariorum, Drosera, Drosium vel Psiadium Cordi. Italiänisch / Stellaria, Piede
de leon Frantzösisch / Pied de lion. Spanisch / Pie de leon. Englisch / Ladies
mantle / Great santole / Great Sanikel / Lionsfoote. Dänisch / Loewefod / Synaw.
Niderländisch / Synnauwe / Onser vroawen mantel. In Teutscher Sprach heißt er
auch unser Frauen Mantel / Sindawe / Löwen-fuß / Löwen-tappen / und
Gulden-gänserich.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Sinnaw / Alchimilla vulgaris major, C. B. Pes leonis s.
Alchimilla, J. B. Hat ein Wurtzel / die ist außwendig schwartz / Fingers-lang /
holtzicht / wächßt über zwerch in der Erden / und hat viel zaseln oder
angehenckte würtzlein / am Geschmack bitter und rauch. Die blätter sind rund /
zusammen gefalten / gekräuselt / und gerings herum mit kleinen Kerfflein
zerkerfft / in neun oder zehen spitzige underscheid zerspalten / wie ein Stern
oder auffgethaner Löwen-fuß / von farben falb. Die langen und rauchen stiel /
darauff die blätter stehen / ein jedes blat auff seinem eigenen stiel / kommen
im Frühling bald von der Wurtzel herfür / darneben wachsen auch herauß dünne /
runde stenglein / fast anderthalb spannen lang / welche sich oben in etliche
zincklein oder nebenzweiglein außspreiten. Zwischen den gewerblein der
gemeldeten neben-zweiglein / wachsen nechst den stenglein viel kleinere / doch
auch runde und zerkerffte blätlein biß oben auß. Am gipffel und den enden
derselbigen erzeigen sich im Mäyen und Brachmonat gemeiniglich drauschlichte /
grüne oder bleiche / selten aber weisse blümlein / denen folget ein kleiner
samen nach im Hewmonat / dem Magsamen ähnlich / ist doch von farben gelblicht /
in grünen böllelein verschlossen. Nach Hrn. Theod. Tabernaemontani bericht /
wächßt er gern an graßichten orten / in feuchtem grund / und in den Wiesen so im
Gebürg ligen / an Haldungen und Rechen / wird von wegen seines vielfältigen
gebrauchs in den Gärten gezielet / und im Brachmonat gesamlet / wenn er in
voller blüth ist.
2. Der Berg- oder Silber-Sinnaw / Alchimilla argentea, Matth. Alpina
Pentaphyllos, Raj. Pentaphyllum s. potiùs Heptaphyllum argenteum, flore muscoso,
J. B. Tormentilla Alpina folio sericeo, C. B. Hat ein dicke / schwartzlichte /
und drey quer-hand lange wurtzel / auß welcher drey oder mehr runde / starcke /
gläichichte und spannen-hohe zweiglein herfürkommen. Seine blätter sind mit
langen stielen begabet / und werden gemeiniglich in sieben (bißweilen aber in
fünff oder neun) theil biß an den stiel zertheilt / sind oben grün / unden aber
von silbern Haaren gläntzend / wie ein Stern gestaltet / und am rand gekerfft.
Auff den zweiglein sitzen viel drauschlichte / gestirnte weisse blümlein / denen
ein grün-gelbes sämlein in seinem hülßlein verschlossen / nachfolget. Er wächßt
auff den Schweitzerischen Gebürgen / sonderlich
Berg- oder Silber-Sinnaw.
Alchimilla argentea.
auff dem Lucernischen Fracmont / wie auch auff den Bündtnerischen und Savoyschen
Alpen / an graßichten orten und Wiesen. Man stoßt die wurtzel zu pulver / (Blutflüß-Nasenbluten. Rothe Ruhr.) und gibt davon
wider allerley Blutflüß. Etliche hencken die Wurtzel an Halß für das
Nasen-bluten. Von der gepülverten Wurtzel in Brühen eingenommen / ist wider die
rothe Ruhr dienlich.
3. Der kleinste Alp-Sinnaw / Alchimilla montana minima, Column.
4. Der fünff-blättige Alp-Sinnaw / Alchimilla Alpina quinquefolia, C. B. Alpina
minor, Tournefort. Wächßt in der Schweitz / auff dem grossen Berg St. Bernhard
und Gotthard genannt. Blühet im Augstmonat.
Eigenschafft.
Der Sinnaw ist mit milt-flüchtigen / balsamischen / alkalischen theilgen begabet
/ und hat also ein mittelmäßige oder temperierte natur / daß er nicht zu viel
erkältet noch erwärmet / ziehet zusammen / reiniget das versaltzene / versüsset
das scharffe Geblüt / widerstehet aller säure / säubert und heilet. Wird
gesamlet vor der Sonnen Auffgang / wenn sie in die Zwilling oder Krebs gehet.
Gebrauch.
Under die rechten Wundkräuter gehöret der Sinnaw / denn er heilet nicht allein
die Wunden / sondern löschet auch die Hitz derselbigen.
(Bruch.) So ein Mensch gebrochen ist / er seye
jung oder alt / der lasse zwey handvoll Sinnaw in einer Maß Wasser sieden / so
lang als man ein hart Ey siedet / und trincke davon. Den jungen Kindern soll man
auch ein messer [947] spitzlein
(Starcke monatliche reinigung / weisser
Weiberfluß.) voll von der Sinnaw in der Pappen morgens und abends
eingeben. Dieses Tranck stillet auch die starcke monatliche Reinigung / und den
weissen Weiber-fluß.
Ein hand voll Sinnaw in einem quartal frischen Brunnwassers gesotten / darnach
(Löcher / Verwundung / Geschwar im Halß und Mund.
Mundfäule / Versehrung und Schaden im Mund und Halß. Fliessung des Harns
nach der Geburt.) durchgesiegen / ist ein heilsam Wasser zu allen
Lochern / Verwundung und Geschwären des Halses und Munds / damit zum offtermal
warmlicht gegurgelt / und den Mund außgespühlet. Es heilet auch die Mundfäule
und alle andere Versehrung und Schäden in dem Mund und Halß.
Wenn ein Fraw nach der Geburt den Harn nicht halten kan / soll sie nehmen ein
handvoll Sinnaw / Rheinfarn / Heydnisch Wundkraut / Beyfuß und weiß Wullkraut
jedes ein halbe handvoll / diese stuck in wasser sieben / und des tags dreymal
den Dampff darvon empfangen.
(Geschossene Wunde̅.) Ein heilsam
Wundtranck zu den geschossenen Wunden / welcher den Brand des Pulvers löschet /
die Wunde vom grund außheilet / und keine Entzündung darzu schlagen läßt: Nim
Sinnaw-kraut ein handvoll / Beyfuß / Gauchheil / Maußöhrlein-kraut / Steingünsel
/ Wintergrün jedes ein halbe handvoll / Schwalbenwurtz ein loth / zerschneide
alles klein / vermischs durcheinander / thue es in ein Kannen oder Flaschen /
schütte darüber ein maß Brunnwasser und ein halb maß weissen Wein / vermach die
kannen wol / lasse sie in ein kessel voll siedenden wassers ein stund stehen /
alßdenn siechte es durch ein sauber tuch / und gib dem geschossenen morgens und
abends ein glaß voll laulicht darvon zu trincken. Dieß Wund-tranck dienet in
allerhand andern Wunden und Schäden.
Man vermischt auch den Safft außdiesem Kraut mit denen Wund-salben / gleich wie
das gedörrte und zu pulver geriebene Kraut mit den Wund-pflastern.
Ja es läßt sich auch auß demselben eine Wund-Essentz ziehen / und tropffen-weiß
inwendig gebrauchen.
(Brüch / versehrte Gedärm / starcker Weiberfluß /
Mundfäule / Versehrung des Munds / verwundter / versehrter un̅
schwüriger Halß.) Das destillierte Sinnaw-wasser morgens und abends
jedesmal 4. oder 5. loth getruncken / ist denen fast dienlich / die gebrochen
sind / sonderlich aber den jungen Kindern / so man ihnen bißweilen ein paar
löffel voll darvon zu trincken gibt. Darneben heilet es die versehrten Gedärm /
und stillet den starcken Weiber-fluß. Mit diesem Wasser den Mund öffters
laulicht gewaschen / und den Halß darmit gegurgelt / heilet die Mundfäule / und
alle Versehrung desselbigen / wie auch den verwundten / versehrten und
schwürigen Halß. Das Wasser mit leinenen tüchlein auff die Brüst gelegt / soll
verhüten / daß sie nicht grösser werden.
(Weisser Weiberfluß / versehrte Gedärm.) Die
Conserva Alchimillae, oder der auß den Sinnaw-blümlein zubereitete Zucker / ist
ein edle Artzney den Weibern / welche mit dem weissen Mutter-fluß belästiget
sind / er heilet auch die versehrte Gedärm / so man unterweilen einer
Muscatnuß-groß darvon nimt.
CAPUT XCVI.
Isopyron.
Gestalt.
DIoscorides schreibt von dem Isopyro also. Das Kraut / Griechisch und Lateinisch
Isopyron, und von etlichen Phaseolus genant / dieweil seine blätter / welche den
Aniß-blättern ähnlich sind / am obersten theil gedrehete Zincken haben / wie die
Welsche Erbsen / die man Phaseolos nennet: auff dem obersten theil des stengels
bekomt es kleine zarte köpflein / welche voller samen sind / an dem Geschmack
dem schwartzen wolriechenden Coriander gleich. Camerarius hat des Matthioli
Figur außgelassen / dieweil sie mit der beschreibung des Isopyri nicht überein
komt / dahero an dieser stell des Theodori Tabernaemontani Figur ist beygesetzt
worden / welche aber in warheit nichts anders fürbildet / als einen schwartzen
Kümmel oder Schadab / an welchen unden etliche Aniß-blätter angemahlet sind; und
der sonsten oben in dem 23. Cap. des vierten Buchs under dem Namen des
schwartzen wilden Corianders / Nigellae angustifoliae flore majore simplici
coeruleo, C. B. beschrieben worden.
CAPUT XCVII.
Kampfferkraut. Camphorata.
Namen.
KAmpfferkraut / Gampffer / heißt Lateinisch / Camphorata, Chamaepeuce, Selago.
Englisch / Stincking. Wird Kampfferkraut genennet / weilen / so man es
|| [948]
Kampferkraut. Camphorata.
zwischen den Fingeren zerreibet / einen geruch wie Kampffer von sich läßt.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das allhier abgebildete Kampfferkraut / Camphoratae congener, C. B. Camphorata
altera, Tab. Anthyllis altera Italorum, Germ. bringt sechs oder sieben
spannen-lange stengelein von einer kleinen / holtzichten / etwas faßlichten
wurtzel herfür; daran die kleinen außgespitzten blättlein etwas grösser / und
nicht so dich in einander erscheinen / als an dem gemeinen haarigen
Kampfferkraut. Am oberen theil der stengelein kommen zwischen den blättlein
herfür kleine / zarte / wollichte / bleichgelbe blümlein / ohne sonderen geruch
/ und trucknendem geschmack.
2. Das kleine kahle Kampfferkraut / so bey uns hin und wider auff den Aeckern /
sonderlich gegen Bintzen und Oetlingen wächßt / Camphorata glabra, C. B. Ist
vielleicht mit vorigem ein geschlecht / wenigst nicht viel davon underschieden.
3. Das haarige gemeine Kampfferkraut / Camphorata Monspeliensium, J. B. hirsuta,
C. B. hat eine bey nahem fingers-dicke / harte / holtzichte wurtzel / mit wenig
zaseln / oder nebenwürtzelein; darauß wachsen holtzichte / weisse / haarige /
und ästichte stengel schuhhoch auff / und bekommen wechselweiß hin und wider
knödlein / so da mit vielen / kleinen / haarigen / zarten / steifflichten / mit
scharffem geschmack / und aromatischem würtz-geruch begabten blättlein umbgeben
/ anzusehen / wie die Lerchen-blättlein. Blühet im Augst- und Herbstmonat / und
bringt ein krautiche gefäßlein / darauß vier kleine / mit rosen-farben gipfelein
begabte zäserlein wachsen; darauf folgt demnach der schwartze ablange samen.
Wächßt umb Montpelier und Nimes in Franckreich.
Eigenschafft und Gebrauch.
Das Kampfferkraut hat flüchtig-balsamische saltz-theilgen bey sich / und daher
die krafft zu wärmen / zu trucknen / zu eröffnen / zu säuberen und zu heilen.
Die Leib- und Wund-Aertzt in Langendock / gebrauchen es zu allerhand innerlichen
und äusserlichen Wund-Artzneyen.
CAPUT XCVIII.
Studentenkraut. Scoparia.
Namen.
STudentenkraut heißt Lateinisch / Scoparia, Linaria Scoparia, C. B. Herba
Studiosorum, Tab. Linaria Belvedere dicta, J. B. Scoparia s. Osyris Graecorum,
Ger, Italiänisch / Bel vedere. Englisch / Broome tode Flaxe.
Gestalt.
Das Studentenkraut hat eine dicklichte / mit schwartzen zaseln begabte wurtzel /
davon viel zerbrüchliche / rauche zweige / fast elenhoch auffsteigen / und mit
vielen länglichten / am geschmack etwas bittern Leinkrautblättern bekleidet
werden. Die blümlein erscheinen dabey sehr klein / krauticht / in fünf theil
getrennet / bißweilen purpurfarbicht / darauff folget sehr kleiner / runder /
schwartzlichter samen in dem Augst- und Herbstmonat. Wird in Italien / wegen
seiner stäten grüne nicht nur in den Gärten gepflantzet / sondern auch in die
erdene geschirr geziehlet.
Eigenschafft.
Das Studentenkraut ist mit einem alkalischen / flüchtig-balsamischen saltz
begabet / [949] und hat daher die
eigenschafft zu säubern / zu heilen / die Krätze zu vertreiben / wird aber
dennoch wenig gebraucht.
CAPUT XCIX.
Braun-blawe Veiel. Viola purpurea.
Namen.
BLaue Veiel oder braune Violen heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Viola, Viola purpurea. Italiän. Viola
porporina, Viola pavonazza, Viola mammola. Frantzösisch / Violette, Violette de
Mars. Spanisch / Violeta. Englisch / Violet. Dänisch / Fioler. Niderländisch /
Vioole / Violette.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die braune blaue Veiel / Viola purpurea Martia. J. B. Martia purpurea flore
simplici odoro, C. B. hat runde blätter schier wie der Ephew / sind jedoch
zarter / kleiner und ligen auff der erden. Sie haben keine stengel / sondern
dünne / fingers-lange stiel / deren jeder ein wolriechendes braun-blaues
blümlein oder Veiel trägt / so gemeiniglich auß fünff blättlein bestehet / das
mittelste under diesen blättlein bringet ein hol hütlein / inwendig mit einem
gelben düpfflein besprengt / auß diesen Veieln werden runde / graßfärbige
Hülßlein / oder verschlossene Böllelein voller samen wie Hirß. Die wurtzel ist
lang / dünn und zasicht. Die Veiel-stöcklein / nach dem sie verblühet / erjüngen
sich zweyfaltig / einmahl vom außgefallenen samen / zum andern thun sich die
stöcklein hin und wider mit ihren langen fäden außbreiten / hencken sich an die
erden / und wachsen von einem etwan zehen oder zwölff stöcklein / welche man
ferners wie junge Erdbeer-stöcklein auffziehenkan. Für die besten Veieln werden
gehalten / welche bald im Mertzen blühen / denn ihre krafft von der heissen
Sonnen noch nicht außgetrocknet / oder vom nassen wetter ertruncken ist. Sie
wachsen gemeiniglich an schattichten orten / in Zwingern / bey den Mauren /
Gärten / Zäunen und Büheln / und werden allein zur Artzney gebraucht.
2. Die wilde Hunds-Veiel / Viola Martia inodora sylvestris, C. B. coerulea Martia
inodora sylvatica, in cacumine semen ferens, J. B. hat ein weiß / lang und
runtzlicht würtzelein / die blum ist himmelblau und bißweilen weiß / ohne
geruch. Sie bringt zuzeiten grössere und runde / bißweilen lange / spitzige und
schmälere blätter.
3. Die weisse Mertz-Violen / Viola Martia alba, C. B. Martia flore albo odorato,
J. B. ist der ersten ähnlich / allein werden die blumen weiß / sie gibt
bißweilen einen lieblichen / zuzeiten aber keinen / oder nur einen geringen
geruch von sich / und bekommet diese auch rahnere blätter. Die weissen Veieln
wachsen in grosser menge im Ananiensischen bezirck / allda sie im Monat Aprill
häuffig blühen / daß so man sie von weitem ansihet / sie das gesicht betriegen /
und für weisse außgespante tücher gehalten werden.
4. Die gefüllte Veiel / Viola Martia multiplici flore, C. B. wird schön und gantz
wolriechend / sie hat gefüllte blumen / die sich an der farb änderen / denn sie
werden purpurbraun / leibfarb / weiß / und scheckiert oder gesprengt / so
offtermahls im Herbst widerum blühen. Wenn man sie zu viel samen läßt tragen /
und an gelegene warme ort nicht außsetzet / werden sie öffters widrum ein???ach.
Joh. Costaeus schreibet / daß zu Constantinopel eine art der gefüllten Veiel in
der grösse einer Bisem-rosen herfür komme / so besser rieche als die Europeische
/ derer zwey blumen im anfang des essens genommen / den Leib öffnen sollen.
5. Die gelbe Veiel / Viola Alpina rotundifolia lutea, C. B. Martia lutea, J. B.
6. Die rundblättige glatte Wasser-Violen / Viola palustris rotundifolia glabra,
Moris.
7. Die grosse haarige / nicht riechende Mertzen-Violen / Viola Martia major,
hirsuta, inodora, Moris.
8. Die kleinblättige purpurfarbe Berg-Violen / Viola alpina purpurea exiguis
foliis, C. B. montana purpurea solidiore folio, J. B.
9. Die Berg-Violen mit zerschnittenen blättern / so in Pündten wächßt / Viola
alpina folio in plures partes dissecto, C. B. montana folio multifido, J. B.
10. Die Americanische Violen mit Granadillen-blättern / Viola Americana foliis
Granadillae, Hort, Reg. Par.
Eigenschafft.
Die wolriechenden Violen müssen im ersten Frühling Morgens / da der Thaw noch
darauff sitzt gesamlet werden. Sind mit einem heimlich scharfflichten /
nitrosischen saltz / und flüchtig-ölichten theilgen begabt / und haben also die
eigenschafft zu kühlen / zu erweichen / gelind zu laxieren / zu lösen / und zu
eröffnen. Der samen davon wird auch zum laxieren in den Nieren-Kranckheiten
sonderlich gebraucht. Die blätter aber die [950] nen sonderlich den Leib zu erweichen / in Clystieren und
Pflastern.
Gebrauch.
(Entzündetes Haupt / Hertz und Leber / Hitz der Fieber /
trockner Husten. Grosse hitz Leibs-verstopffung / Gichter / Durst /
Seitenstechen junger kinder.) Das destillierte Violen-wasser stärcket
und kühlet das entzündete Haupt / Hertz und Leber / löschet die Hitz der Fieber
/ ist gut für den trocknen Husten / so man davon nach belieben 4. oder 5. loth
trincket.
Die Conserva Violarum, oder der Veielzucker / wird den jungen Kindern sicher
eingeben / wenn sie grosse Hitz befinden / dieselbige lindert er / hält ihnen
auch den Leib offen / stärcket das Hertz / und bewahret sie vor den Gichten /
leget den Durst und das Seitenstechen.
Der berühmte Veiel-syrup wird also gemacht. Man nimt der gereinigten und von den
knöpffen abgezupfften Violen-blätter ein pfund oder 32. loth / gießt darüber
vier quartal sauberes heisses Wassers / das fast schon hat wollen auffwallen /
dieses läßt man über Nacht stehen: hernach drucket man es zwischen einer
zinnenen Preß / oder zween stöcken in einem sauberen leinenen Tuch wol auß / von
diesem außgedruckten blawen Safft nimt man ein pfund / und rein gestossenen
Zucker 2. pfund / thut es zusam̅en in ein zinnen oder wol gelöscht
erden Geschirr / das oben kan zugemacht werden / (desser aber sind die zinnenen
Flaschen / so man sie haben kan /) darauff setzt man solches in einen Kessel mit
Wasser / und läßt es auff dem Fewr so lang stehen / (jedoch daß man underweilen
mit einem höltzenen Koch-löffel den Zucker in dem Safft wol auf- und umbrühre)
biß das Wasser einmal oder zwey auffgesotten seye: auff diese weiß wird der
Zucker gäntzlich zerlassen / und der Safft in rechter dicke seyn / welchen man
also heiß durch ein sauberes leinen Tuch in ein erden Geschirr schütte / und so
er erkaltet / in einem anderen trocknen und sauberen Geschirr zu dem Gebrauch
auffbehalte.
(Grossehitz / durst und verstopffung bey jungen kindern
/ seitenstechen / rauhe der kehlen / und husten Hitziges hauptweh.)
Der Veiel-syrup wird nutzlich den jungen Kindern gebraucht / wenn sie grosse
Hitz haben / Durst leiden / und verstopfft sind: Er dienet auch wider das
Seitenstechen / Rauhe der Kehlen und den Husten / davon nach belieben ein Löffel
voll genommen.
Das Veiel-öl an die Schläff und Stirn gestrichen / stillet das hitzige Hauptweh /
insonderheit so man auch Rosen-öl darzu thut. Wird gemacht wie das Rosen-öl.
(Schrundë der händen füssen / affter / geburts-glieder
und der wärtzlein an den frawen brüstë Hitzige geschwulst / seitenstich /
entzündete Leber und Nieren.) Ein Sälblein von Veiel- und Rosen-öl mit
weissem Wachs bereitet / heilet die Schrunden der Händen / Füssen / Affter /
Geburts-glieder und der Wärtzlein an den Frawen-brüsten.
Die hitzige Geschwulsten mit Veiel-öl angesalbet / zertheilt sie / linderet den
Schmertzen des Seitenstichs / kühlet die entzündete Leber und Nieren / so man
den ort damit anschmieret.
Den Nabel mit Violen-öl warmlicht gerieben ist nutzlich wider das Harn-brennen.
(Harnbrennen.) Auß dem zerstossenen samen mit
Pfersingkernen vermischt / macht man mit zugiessung Pappelen- nnd
Erdbeere-wassers ein Milchlein / welches den Leib und die Nieren von ihrem
schleim wol reiniget. Man muß ein loth Violen-samen / und ein halb loth
Pfersing-kernen hiezu nehmen für eine erwachsene Persohn.
Auß den frischen Violen wird die purpurblaue Farb sich in das zugegossene heisse
Brunnwasser gern ziehen / und also die Violen-tinctur abgeben / welche lieblich
under dem Wein / oder allein zu trincken ist / und sehr wol abkühlet / auch die
Leber stärcket / und allen Durst löschet.
Wenn man aber die Violen in grosser menge zusammen thut / und under sich johren
oder fermentiren läßt / hernach destilliert / so bekomt man einen sehr
trefflichen Violengeist über / welcher dem Rosen-geist an Lieblichkeit und
kräfften nichts nachläßt.
CAPUT C.
Auffrecht wachsendes Freysamkraut.
Viola erecta.
Namen.
FReysamkraut heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Viola jacea, Herba Trinitatis, Viola tricolor,
Viola flammea. Italianisch / Jacea, Herba de la Trinita. Frantzösisch / Pensees,
Menues pensees. Englisch / Penses / Hearts case. Dänisch / Floejels blomster /
Fiols blomster / Trefoldigheds blomster / Stiffmoder. Niderländisch / Penseen.
In Teutscher Sprach nennet man es auch Dreyfaltigkeits-blumen und Jesusblümlein.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das auffrecht wachsende Freysamkraut / Viola tricolor erecta, an Jovis flos
Theophrasti 6. Hist. 6. C. B. item, Viola Martia arborescens purpurea, Ejusd.
Jacea tricolor surrectis caulibus, quibusdam arborea dicta, J. B. hat [951] gerade / steiffe / und elen-hohe
stengel; ihre blätter werden breit / gespitzt / und am rand gekerfft. Die blumen
erscheinen blau und weiß / fünffblättig / auff länglichten stielen sitzend /
derer zwey seiten-blättlein an dem inwendigen theil mit weissen haaren und
strichlein bezieret. Hierauff folgen lange schöttlein / in drey hölein getheilet
/ darinnen ein kleiner weisser samen wächßt. Die wurtzel ist zaßlicht und
daurhafft / das gantze kraut aber mit einem schleim-geschmack begabet.
Zahm Freysamkraut. Viola tricolor hortensis.
2. Das zahme Freysamkraut / Viola tricolor hortensis repens, C. B. Jacea
tricolor, sive Trinitatis flos, J. B. wird in den Gärten gepflantzet / und zu
den Blum-sträussen und Kräntzen gebraucht. Der stengel ist dreyeckicht /
streifficht / knöpfficht / und inwendig hol. Die blätter sind erstlich rund /
darnach wachsen sie in die länge / haben kerffen an dem umkreiß / hangen an
zimlich langen stielen. An dem ursprung eines jeden stiels stehen andere kleine
blätter. Es wachsen auch auß den Knöpffen oder Gewerben andere lange / blosse /
dünne stiel / darauff erscheinen die schönen Blumen / von vielen und fürnemlich
dreyen Farben zusammen gesetzt. Ein jedes Blümlein hat fünff blättlein; die zwey
obersten sind gemeiniglich gantz veyelbraun / die andern zwey weiß / und das
fünffte gelb. Etliche dieser Blumen haben zwey him̅el-blawe
blättlein neben den braunen / mit schwartzen striemlein unter zogen / aber
mitten in der gantzen Blum werden diese am meisten in den gelben Sternlein
wahrgenommen: Zum dritten findet man auch drey blawe blättlein / under den zweyë
veyel-braunen gesetzt. Mitten in denen allen sihet man das Sternlein. Diese
Blumen sind zwar lustig anzusehen / aber ohne Geruch. Wenn sie abfallen /
gewinnt dieses Kraut seinen gelb-farben samen / in bollen oder knöpflein
verschlossen / und so derselbige zeitig wird / reissen sich die bollen auff /
alßdenn sihet man die kleinen gold-farben sämlein neben einander gesetzt. Die
wurtzel ist nicht lang / aber dargegen mit vielen härlein zasicht.
Wild Freysamkraut. Viola bicolor arvensis.
3. Das wilde Freysamkraut / Viola bicolor arvensis, C. B. Jacea bicolor frugum
& hortorum vitium, J. B. wächßt von sich selbst auf den Aeckern /
gleichet dem zahmen fast in allen Dingen / aber die blätter und blumen sind
kleiner / und von Farben nicht so schön / sondern gelb und blaw / oder gelb und
weiß. Beyde Geschlecht / zahm und wild / kom̅en im Frühling nach
den braunen Veieln herfür / und blühen den gantzen Sommer hinauß.
Uber diese Blumen ist sich wegen des grossen underscheids zu verwunderen / denn
wiewol sie gemeiniglich dreyerley Farben haben / jedoch sind sie also vermischt
/ daß fast allezeit ein Blum anders sihet als die ander. Man findet sie auch
offt gar weiß / gelb oder braun.
4. Es wächßt noch ein viel grössere Art in den Schweitzerischen Gebürgen / mit
grossen gelben Blumen / jedoch schön braun gestreiffet / riechen gar wol / und
werden die Blumen gegen dem Herbst offt gar gelb. Viola montana lutea
grandiflora, C. B.
5. Man findet noch ein Geschlecht / mit gar grossen wolriechenden braunen Blumen
/ welches auß dem Fürstlichen Garten zu Stutgard Camerarius bekommen hat: Viola
montana tricolor odoratissima, C. B. Ja [952] ceae tricolotis sive Floris Trinitatis genus flore luteo
& purpureo magno, repens non annuum, J. B.
6. Das nidrige schmalblättige Berg-Freysamkraut mit weissen Blumen / Viola
montana pumila angustifolia flore niveo odoro, C. B.
7. Das Spanische / langblättige / staudichte Freysamkraut / Viola Hispanica
fruticosa longifolia, Tournef.
8. Das Pyrenäische lang-geschweiffte Freysamkraut / Viola Pyrenaica longiùs
caudata, Teucrii folio, Tournef.
Eigenschafft.
Das Freysamkraut hat etwas flüchtignitrosisch-ölichten saltzes in einem
schleimichten safft verborgen / und dadurch die eigenschafft das geblüt gelind
zu reinigen / alle schärffe und säwre gewaltig zu linderen / und zu versüssen /
gemächlich innerliche verstopffungen zu eröffnen / zu kühlen / den schweren
Athem zu erleichtern / und allerhand Schäden und Geschwär zu säuberen und zu
heilen.
Gebrauch.
(Freisam oder Sichter.) Das destillierte
Freysamkraut-wasser / ist gut den jungen Kindern / welche mit dem Freysam oder
Gichter / von grosser hitz geplaget (Lungenkranckheiten.) sind / so man ihnen oft ein paar Löffel voll
gibet: wird auch in den Lungenkranckheiten gebraucht.
(Rothlauff.) Etliche Weiber / die mit dem
Rothlauff behafftet sind / trincken sechs oder acht loth dises Wassers / und
schwitzen darauff in dem Beth.
(Frantzosen-kranckheit.) Camerarius meldet / daß
dieses Freysamkraut-wasser nutzlich von den jenigen gebraucht werde / welche die
Frantzosen-kranckheit haben; man soll ihnen neun oder mehr Tag / Morgens und
Abends jedesmals 6. Loth zu trincken geben / und sie darauff schwitzen lassen:
aber der Leib soll zuvor wol gereiniget seyn.
(Raud.) Welche sehr räudig sind / die sollen offt
6. oder 8. loth dieses Wassers trincken / alßdenn in ein Badstub gehen / und wol
schwitzen.
Die Blümlein gesamlet / so die Sonn in Zwilling gehet / darauß ein Lattwerg mit
(Geschwär und verstopffung der Lungen und Leber /
keichen und husten / flüß / melancholey / gifft / Pest.) Zucker / wie
die Rosen-Lattwerg gemacht / und davon offt einer Muscatnuß groß genommen / ist
gar köstlich wider die Geschwär und verstopffung der Lungen und Leber /
vertreibet das Keichen und Husten / beförderet den Außwurff / reiniget das Haupt
von den Flüssen / stärcket das Gesicht / behält den Menschen bey guten Sinnen /
dienet wider die Melancholey / wehret dem Gifft und der Pestilentz.
CAPUT CI.
Gemein Zahnkraut. Dentaria pentaphyllos.
Namen.
ZAhnkraut heißt Lateinisch / Dentaria, Consolida dentaria, Symphitum dentarium,
Sanicula dentaria, Dentaria quinquefolia,
Gemein Zahnkraut. Dentaria pentaphyllos.
Viola dentaria, Dentaria minôr. Italiänisch / Dentaria minore.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Zahnkraut / Dentaria pentaphyllos, C. B. Coralloides prima
quinquefolia, J. B. hat eine lange ungleiche wurtzel / von vielen knödlein oder
gläichen zusammen gesetzt / so man die von einander absöndert / sind sie
anzusehen wie Menschen-zähn / daher es auch den Namen Zahnkraut überkommen. Die
blätter sind breiter / und grösser als des Fünfffinger-krauts / je fünff an
einem stiel / gerings herumb zimlich tieff zerkerfft / fast den blättern des
Hanffkrauts ähnlich / außgenommen daß sie kürtzer werden. Es gewinnet ein
schmalen runden stengel / der wird nicht viel über spannen lang / darauf wachsen
purpurbraune schöne blümlein / die sind den braunen Garten-veieln ähnlich. Wenn
die abfallen und vergehen / so folgen auch solche schöttlein hernach / wie die
schöttlein der gemeldten Violen / darinnen ist der samen verschlossen. Dieses
Kraut wächßt in den dunckeln / feuchten Wäldern / in den Gebürgen / fürnemlich
aber in dem Schwartzwald / und auff dem Gebürg unten am Feldberg bey Königstein
/ und anderen mehr Orten. Es bringt seine Blumen im end des Aprills und im
Mäyen. Man findet es allhier auff dem Muttetzer- und Reichensteinischem Berg.
Dieses änderet sich mit seiner wurtzel und blätteren. Die wurtzel hat bißweilen
mehrere / zu zeiten mindere knödlein / so wie Menschen-zehen gestaltet sind. Die
blätter werden an etlichen satt-grün und rauch / an anderen aber bleich-grün und
weich.
2. Das ander Geschlecht des Zahnkrauts / [953] Dentaria heptaphyllos, C. B. Coralloides altera s. septifolia, J. B. wächßt in
finstern wäldern im Waßgaw und auff dem Donnersberg.
3. Das dritte geschlecht des Zahnkrauts / Dentaria heptaphyllos baccifera, C. B.
Coralloides minor bulbifera, J. B. wächßt im Thüringer-wald / und an dunckelen
orten des Spessarts und Schwartzwalds / wie auch in andern bergichten Wäldern
des Teutschlands.
4. Das vierte geschlecht des Zahnkrauts / Dentaria triphyllos, C. B. enneaphyllos
Clusii, J. B. findet man in den Gebürgen / dunckeln orten und wäldern /
insonderheit in Oesterreich / Steyrmarck / Kärnten und Ungarn.
5. Das fünffte geschlecht / das Eystettische Zahnkraut / Dentaria baccifera
foliis Ptarmicae, C. B. findet man allein im Eystettischen Lustgarten.
Eigenschafft.
Das Zahnkraut hat viel irrdische / zusammen ziehende / und etwas scharfflichte /
grobe saltz-theilgen / dannenher die eigenschafft zu tröcknen / etwas zu wärmen
/ zusammen zu ziehen / und zu heilen.
Gebrauch.
Das Zahnkraut komt mit dem Sanickel in seiner würckung überein / daher es billich
zu den Wund-tränckern soll gebraucht werden.
Dieses Kraut zu pulver gtstossen / und (Brüch junger
Kinder.) den jungen Kindern welche gebrochen sind / alle morgen ein
messer-spitz voll in der pappen / oder einem löffel voll Sanickel-wasser
eingegeben / heilet die Brüch.
CAPUT CII.
Gemein Zungenblat. Laurus Alexandrina fructu pediculo insidente.
Namen.
ZUngenblat heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Hypoglossum, Laurus Alexandrina, Uvularia,
Bislingua. Bonifacia. Italiänisch / Bislingua, Bonifacia. Frantzösisch / Herbe
appelleé lingua pagana, Bislingua. Spanisch / Lengua de cavallo. Englisch /
Horsetonge / Bubletonge. Niderländisch / Tonghenblad / Beelkruyd. In Teutscher
Sprach nennet man es auch Zapffenkraut / Hanckblat / Hackenblat / Auffenblat und
Keelkraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das Zungenblat / Laurus Alexandrina fructu pediculo, vel etiam folio
insidente, C. B. Bonifacia s. Bislingua, J. B. Hypoglossum, Matth. Hat blätter
wie der Mäußdorn / doch viel grösser / steiff / adericht / und oben mit
scharffen Zippen. Die blätter stehen je zwey und zwey gegen einander / und
mitten darunter schiesset ein klein blättlein herfür / anzusehen wie ein
zünglein. Auß desselbigen blättleins Ursprung wachsen beere / die sind erstlich
grün / darnach werden sie roth / wie in dem Rusco, oder Mäußdorn. Die stengel an
diesem Kraut sind rund / streifficht / grün und schwanck / wie an der Weißwurtz.
Die Wurtzel ist schier allerding dem Mäußdorn gleich. Es wächßt in den Gebürgen
/ und sonderlich in nassen Orten. Man findet es viel in Ungarn / Franckreich und
um Genua.
Scheißlorbeer-kraut. Chamaedaphne.
2. Scheißlorbeer-kraut / Chamaedaphne, Matt. Laurus Alexandrina &
Chamaedaphne, Col. Ist ein Staud anderthalb elen hoch mit vielen ästen und
zweigen / die sich als die Riemen biegen lassen. Die Rinde an den ästen ist
gantz zäh. Die blätter / welche von der mitten an auffwerts an den ästen stehen
/ vergleichen sich dem Lorbeerlaub / sind doch weicher / zärter / kläbericht /
lassen sich auch nicht [954] gern brechen:
sind scharff und brennend im Mund und Rachen. Die blumen erscheinen etwas weiß
und leibfarb / am Geruch nicht unlieblich: darauß werden erstlich rothe /
darnach wenn sie zeitig / schwartze beer. Die Wurtzel ist holtzicht und lang.
Wächßt gern in hohen Wäldern. Demnach diese beer sehr hitzig und scharff sind /
werden sie nicht in der Artzney gebraucht.
Eigenschafft.
Das Zungenblat ist warmer und trockner natur: führet alkalisch-irrdisehe
saltztheilgen / und hat davon die tugend zu zertheilen / zu säuberen und zu
heilen.
Gebrauch.
(Gefallen Zäpfflein im Halß / feucht geschwollenes
Hauffblat / Geschwär im Halß / Mundfäule.) Ein kleine Hand voll
Zungenblat in einem quartal frisch Brunn-wasser gesotten / und den Mund damit
laulicht gegurgelt / dienet wider das gefallene Zäpfflein im Halß / trocknet das
feuchte geschwollene Hauffblat des munds / heilet die Geschwär desselbigen / und
die Mundfäule. Gleiche krafft soll es haben / wenn man nur darüber trincket.
(Brüch.) Das Pulver des Zungenblats wird auch zu
den Brüchen gerühmet / dessen ein halb quintlein alle morgen in einem trüncklein
destillierten Wallwurtz-wasser eingenommen / und wiewol es dem jenigen / so es
also gebraucht / in den ersten tagen bedunckt / als wolle ihm alles Gedärm durch
den Bruch auß dem Leib herauß weichen / so heilet es doch denselbigen nachmahls
fein zu / daher in den gemeldten ersten tagen die darzu gehörige Bänd erforderet
werden / die das Gedärm zu ruck halten / wie solches Matthiolus und Castor
Durantes berichten.
CAPUT CIII.
Zapffenkraut. Hippoglossum.
Namen.
ZApffenkraut / Hauckblat / Auffenblat / Keelkraut / heißt Lateinisch /
Hippoglossum, Lugd. Laurus Alexandrina, Matth. Polygonatum latifolium ramosum,
C. B. J. B. Uvularia, Bonifacia, Lingua pagana.
Gestalt.
Das Zapffenkraut hat fast blätter wie der Mäußdorn / sind doch grösser / und
streifficht / stehen an dem stengel ohne stiel. Zwischen den blätteren und
stengeln bringet es an langen / nidsich hangenden / dünnen stielen / blümlein
wie Mäyenblümlein / welche unden mit schwartzen flecklein gesprenget. Darauff
folgen rothe beere in Erbsen grösse. Seine zweige sind spannen-lang / offt
länger / darzu schwanck / und biegig. Die Wurtzel findet sich dick / weiß /
knollicht / und sehr zasicht / wie in dem Mäußdorn / doch grösser / weicher und
wolriechender. Wächßt auff den hohen Gebürgen / sonderlich dem Dürrenstein und
Wechsel in schattichten wälderen. In Teutschland wird es auch wol in den Gärten
geziehlet.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Wurtzel führet ein scharfflichtes saltz / dadurch sie wärmet / eröffnet /
trocknet / säuberet / und die monatliche Weiberblumen bringet.
CAPUT CIV.
Purpurbrauner Orant. Antirrhinum purpureum.
Namen.
DRant heißt Griechisch / [Greek words]Lateinisch
/ Antirrhinum, Caput canis, Caput vituli. Italiänisch / Antirrino. Frantzösisch
/ Oeil de chat, Teste de veau, Museau de veau, Gueule de veau, Mouron violet.
Spanisch / [955] Cabeza de ternera. Englisch
/ Caluessnout / Snapdragon. Niderländisch / Orant / Knaptandekens-kruyt /
Kalfsmuyl / Kalfsneusel / Kalfssnuyte. In Teutscher Sprach nennet man ihn auch
Dorant / Sterckkraut / Brackenhaupt / Kalbsnasen und Hundskopff.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der Purpurbraune Orant / Antirrhinum purpureum, Ger. vulgare, J. B. majus
alterum folio longiore, C. B. Ist ein staudicht Gewächs / auff schwartz geneigt
/ mit viel zweigen und blättern. Diese blättern sind länglicht / dick / ein
wenig rauch / an dem Umkreiß gar nichts zerkerbt. Der stengel in der mitte ist
dick und steiff / mit viel nebenzweigen besetzt / läßt sich also das gantze
Gewächs ansehen / wie ein klein bäumlein. An den gipffeln der zweige bringt es
viel purpur-braune blumen / schicht-weise nach einander gesetzt / vergleichen
sich den blumen Fingerhut genant / sind nicht offen / sondern zugethan. Nach
abfallung dieser blumen folgen knöpffe oder bollen / einer Bohnen groß /
allerdings gezeichnet wie ein Kalbskopff / darinnen ligt kleiner samen. Es hat
viel Wurtzeln / in der dicke des kleinen Fingers / mit viel kleinen angehängten
zäserlein.
Grosser Feld-Orant. Antirrhinum arvense majus.
2. Der grosse Feld-Orant / Antirrhinum arvense majus, C. B. angustifolium
sylvestre, J. B. ist dem ersten fast gleich / mit blättern / blumen und knöpffen
/ außgenommen daß die blätter schmäler sind / und an dem obertheil der zweiglein
gestaltet schier wie ein Stern. Die blumen sind leibfarb / mit einem gelben
schlund des Löwen mund ähnlich.
3. Der kleine Feld-Orant / Antirrhinum arvense minus, C. B. vergleicht sich mit
dem vorigen / allein ist er kleiner / denn er gar selten
Kleiner Feld-Orant. Antirrhinum arvense minus.
einer elen hoch wächßt: trägt kleine weisse blumen / und hat auch einen sehr
kleinen samen / welcher der nasen eines Kalbskopffs gleich sihet. Wächßt in den
Wein-gärten und auff den Aeckern.
Felsen-Orant. Antirrhinum saxatile, foliis Serpilli.
4. Der Felsen-Orant / Antirrhinum saxatile foliis Serpilli, C. B. kommet mit
seinen blättern und blumen mit dem vorigen überein / [956] allein sind sie auch kleiner: die
purpurfarbe blumen wachsen nicht an dem obern theil / sondern neben dem ursprung
der blättern herfür / auß welchen dünne köpfflein werden / der Kalbs- oder
Affen-hirnschalen ähnlich / in denen kleiner samen ligt. Wächßt gemeiniglich an
dem rand der Gärten und andern ungebauten orten.
5. Der gelbe Orant / Antirrhinum lute??? flore, C. B. flore luteo grandi, Camer.
6. Der weisse Orant mit zerschnittenen blättern / Antirrhinum folio dissecto, C.
B. album serrato folio, J. B.
7. Der schmal - blättige / grosse / frembde Orant / mit hoch - rother Blume /
Antirrhinum angustifolium majus peregrinum ruberrimo flore, Hort. Reg. Paris.
8. Der lang-blättige Orant / mit grosser milch - weisser Blume / Antirrhinum
longifolium majus Italicum flore amplo niveo lactescente, Hort. Reg. Paris.
9. Der Spanische / haarige Orant / Antirrhinum Hispanicum villosum, Valerianae
rubrae folio, Tournef.
10. Der Spanische Orant mit Costentzblättern / Antirrhinum Hispanicum villosum,
Origani folio, Tournef.
11. Der hohe / Spanische Orant mit schmalen Blättlein / Antirrhinum Hispanicum
altissimum, angustissimo folio, Tournef.
Eigenschafft.
Der Orant hat viel irrdische / saltzichte theilgen / und also die eigenschafft zu
tröcknen / anzuhalten / und zu heilen.
Gebrauch.
(Gespenst und Sauberey.) Die alten Weiber brauchen
den Orant wider die Gespenst und Zauberey / hencken ihn entweder an / oder
beräuchern sich darmit / legen ihn in die Schuh / in das Beth / und in das Hauß.
Matthiolus schreibt / er habe in eines Herren Schloß an einem Ketten - hund
wargenommen / der sonst stäts thät bellen / wenn er frembde Leuth sahe / daß
derselbige Hund in acht tagen nicht gebellet hab / und dieweil man vermeint der
Hund wäre durch böse Leuth bezaubert / die vielleicht etwas arges in demselbigen
Schloß zu begehen im Sinn hätten / hat man dieses Kraut in die Hunds - hütten
gelegt / bald darnach hat der Hund widerumb gebellet. Bartholomaeus Carrichter
beschreibt in seinem Kräuterbuch an vielen orten etliche Artzneyen / welche er
auß dem Orant wider die Zauberey zubereitet / und den Krancken gebraucht habe /
dieweilen aber darbey wichtige / und von den Theologis und Medicis noch nicht
erörterte Fragen einfallen / ist allhier weiters davon zu schreiben nicht
nöthig.
CAPUT CV.
Frawen-Haar. Adiantum.
Namen.
Frawen - Haar oder Venus - Haar / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Adiantum, Capillus Veneris, Capillus
terrae. Italiänisch / Capelli di Venere. Frantzösisch / Cheveu de Venus, Capil
vener herbe,
Frawen - Haar. Adiantum.
Chevelure de Femme. Spanisch / Culantrillo de Pozo. Englisch / Venus hart-Dänisch
/ Venushaar / Fruerhaar. Niderländisch / Vrouwenhayr.
Gestalt.
Das Frawen - Haar hat ein haarige / schwartze wurtzel; auch zarte /
braun-schwartze / gläntzende stengel: die blätter sind klein und rundlicht /
vergleichen sich dem Coriander / dieweil er jung und noch nicht in die stengel
gestiegen ist / sind darzu weißlicht / zurings herumb zerspalten und zerkerbt.
Es bringt weder blumen noch samen. Wächßt viel in Franckreich umb Montpelier /
in Italien und Piemont / von dannen es zu uns in Teutschland zur Artzney
gebracht wird.
Eigenschafft.
Das Frawen - Haar hat ein mittelmäßige natur / zwischen kalt und warm. Führet ein
gelind alkaliches / etwas ölichtes saltz bey sich / und hat dadurch die
eigenschafft zu eröffnen / das scharffe melancholische Geblüt zu reinigen und zu
versüssen / den Harn und Schweiß gelind zu treiben / aller Fäulung zu
widerstehen / zu säubern / zu heilen / die verstopfften Leber- und Miltze -
trüsen auffzulösen.
Gebrauch.
(Schwerlicher Athem / Keuchen / Gelbsucht / Blutspeyë /
Seitenstechen / versteckter Harn und monatliche reinigung der weiber.)
Eine hand voll Frawen - Haar in einer maß frischen Brunnwassers gesotten / und
davon getruncken / ist gut wider den schwerlichen Athem oder Keuchen / die
Gelbsucht / stillet das Blutspeyen und Seitenstechen / befürdert den versteckten
Harn und die monatliche Reinigung der Weibern.
Frawen - Haar hat seinen Namen daher / dieweil es dick und schön Haar machet /
wenn [957] (Mangel des Haars / Schuppen des Haupts.) man es in der Laugen
brauchet / und darmit zwaget / soll auch das außgefallene Haar widerumb wachsen
machen / und die Schuppen des Haupts vertreiben.
(Stäter husten / keuchen / Engbrüstigkeit.) Das
destillierte Frawenhaar-wasser ist gut wider den stäten Husten / das Keuchen und
Engbrüstigkeit / reiniget die Brust von allem Koder / eröffnet die Verstopffung
der (Koder auff der Brust / Verstopffung der Leber und
Miltz.) Leber und Miltz / führet auß den Nieren- und Blasen - stein /
so man morgens nüchtern 5. oder 6. loth davon trinckt.
Der in den Apothecken zubereitete Syrupus (Nieren- un̅ Blasenstein.) Capillorum Veneris simplex, oder
einfache Frawenhaar - syrup / wird gebraucht wider die hitzigen Gebresten der
Brust / eröffnet die Verstopffung der Lungen / Leber / Miltz / Nieren und Blasen
/ befürdert den Außwurff / dienet im Seitenstich.
CAPUT CVI.
Widertodt. Trichomanes.
Namen.
Widertodt heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Trichomanes, Polytrichum officinarum, Herba capillaris, Barba
Herculis, Adiantum rubrum. Italiänisch / Politrico. Frantzösisch / Politrichon.
Spanisch / Politrico. Englisch / Common / Maiden haire. Niderländisch /
Wederdoot. In Teutscher Sprach nennet man ihn auch Abthon / Widerthon / roth
Steinbrech und Steinfeder.
Gestalt.
Der Widertodt scheint ein Geschlecht des Frawen - haars zu seyn. Wächßt auß alten
Mauren / an dunckeln und feuchten orten / sandichten Felsen / in Wäldern und an
den Brünnen. Ist ein wasicht stöcklein / ungefehr spannen - hoch. Die stengel
sind Kästen - braun / ein jedes auff beyden selten mit runden kleinen blättlein
durchauß besetzt / wie ein kleine Strauß-feder / oder dem Farrnkraut gleich /
doch viel kleiner. Diese blätter sind an der einen seiten gegen der Erden mit
vielen braun - gelben tüpfflein besprengt / bringt weder blumen noch samen. Die
wurtzel ist schwartz / auß vielen kleinen härlein oder fäsemlein zusammen
gesetzt. Dieses Kraut soll im anfang des Herbsts gesamlet werden. Man findets
bißweilen grösser und zuzeiten kleiner / gibt dem Frauenhaar an der krafft
nichts vor. Nach dem bericht Nicolai Braunii, ist sein destilliertes Wasser
denjenigen sehr gut / welchen die Leber zu faulen anfängt. Hat sonderlich eine
krafft die verstopfften Kröß-adern zu eröffnen / und also das Abnehmen und
Schwindsucht zu heilen.
CAPUT CVII.
Maur - Kauten. Ruta muraria, s. Paronychia prima, Matth.
Namen.
MAur-Rauten heißt Lateinisch / Ruta mutaria, C. B. J. B. Paronychia, Ruta
muralis, Salvia vitae, Park. Adiantum candidum sive album. Italiänisch /
Paronychia, Ruta della muraglia. Frantzösisch / Rüe de muraille, Rüe de mur,
Sauve vie. Spanisch / Ruda de muralla. Niderländisch / Steenruyte. Englisch /
Wall - Rüt / Tentwort.
Gestalt.
Hieronymus Tragus beschreibet die Maurrauten also. Die Maurraut wächßt auß den
Rissen und Fugen der Mauren / gewinnet kurtze stengelein / fingers-lang / etwan
40. oder 50. auß einem waßichten schwartzen würtzlein / das sind nichts anders
denn blätlein / welche allesambt gleich lang / wachsen [958] neben einander gantz drauschlicht /
sind mit ihren Kerffen zerspalten / wie der junge Coriander / aber mit der
Gestalt den Weinrauten- blättlein gantz gleich / auff der lincken seiten
gewinnen diese Rauten-blättlein jhre gold-gelbe Tüpfflein / nicht anderst als
der Engelsüß / und das nimt man im Heumonat am ersten wahr: das Maur-büschelein
gewinnet kein andern stengel oder blumen / bleibet also mit seinen blättlein
über den Winter grün / welches ein sonderlich wunder der Natur ist / daß ein
kleines kräutlein in trockenen Felsen und Steinen / im Winter und Sommer / grün
unversehret bleiben kan / fahet nicht an zu verderben / es seyen denn zuvor
andere junge und newe blättlein vorhanden / die kriechen jährlich gegen dem
Aprillen zwischen den alten blätlein herfür / gantz stumpff / rumb gebogen wie
die ersten blätter an der Hirtzzungen.
Die Maurrauten hat gleiche Krafft / wie das Frawen - haar / daher eines für das
ander wol kan gebraucht werden.
Fridericus Hoffmannus in Clave pharmaceutica Schroederiana p. m. 537. schreibet;
Es (Brüch der Knaben.) l???ige ein sonderbare
kraft in der Maurrauten / die Brüch der Knaben zu heilen / wen̅
man ihnen dieses Kraut zu pulver gestossen / zehen Tag nach einander eingibet.
CAPUT CVIII.
Finger-nagelkraut. Paronychia altera Matthioli.
Namen.
DAs Finger-Nagelkraut heißt Lateinisch / Paronychia altera, Matth. Anthyllis
maritima Alsinefolia, C. B.
Gestalt.
Das Finger-Nagelkraut ist ein drauschlicht Stäudelein / hat ein runde / weisse
und zasichte wurtzel / kaum eines Fingers lang / auß welcher schmale ästlein
kommen / beynahe einer spannen hoch / mit vielen gewerblein / an denen kleine
aschenfarbe blätter wachsen / die werden bißweilen rund / und zuzeiten länglicht
/ auff den gipffeln der ästlein überkomt es seine dolden von weissen blümlein /
nach welchen der samen folget /(Finger-geschwär /
Stein.) wie Hirsen-körnlein / eines starcken geruchs. Es wächßt am
Meer / wird gelobt wider die Finger-geschwär / daher es den Namen bekommen.
Matthiolus rühmet es wider den Stein.
CAPUT CIX.
Leinkraut Osyris.
Namen.
LEinkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Osyris, Linaria. Italiänisch / Linaria. Frantzösisch / Linaire.
Spanisch / Linaria. Englisch / Wild Line or Flax / Linewort / Roadflax. Dänisch
/ Wildhoer Wildtorskemund / Skideurt. Niderländisch / Wild Vlaß. In Teutscher
Sprach nennet man es auch Harnkraut / Krotten-flachs / wilder Flachs / unser
Frawen Flachs / Nabelkraut und Flachskraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das gemeine Leinkraut / Linaria vulgaris lutea flore major, C. B. lutea
vulgaris, J. B. Ist der kleinen Wolffsmilch so gleich / daß man sie kaum von
einander underscheiden kan / aber das Leinkraut gibt kein Milchsafft wie die
Wolffsmilch / daher der alte Lateinische Reim lautet: Esula lactescit, sine
lacte Linaria crescit. Seine stengel sind gerad / schwartzlicht / zart / zäh und
elen-hoch. Die blätter stehen allenthalben umb den stengel dick an einander /
von unden biß oben an / sind länglicht und den Flachs-blätteren gleich / doch
kleiner und schmäler / erstlich schwartz-grün / darnach röthlicht. Die Blumen
erscheinen liecht-gelb / gestaltet wie Rittersporen. Mitten in diesen Blumen /
siehet man gantz dotter-gelbe striemlein ohn allen [959] geruch / die werden zu runden knöpffen
oder bollen / darin ligt breiter schwartzer samen wie Entzian. Die wurtzel ist
schlecht / davon andere würtzelein entspringen / so neben herumb kriechen.
Blühet den gantzen Sommer über biß gegen dem Herbst. Es wächßt auff ungebauten
Rechen und den Mauren / in den Gärten / hinder den Zäunen.
2. Das Leinkraut mit weissen Blumen / wird bey Michelfelden / und auff dem
Reichensteinischen Berg angetroffen / Linaria montana flosculis albicantibus, C.
B.
3. Das Dalmatische Leinkraut mit breiten blätteren und gelben grossen Blumen /
Linaria latifolia Dalmatica, C. B. maxima foliis Lauri Dalmatica, J. B.
4. Das dreyblättige grosse Leinkraut / Linaria latifolia triphyllos major, C. B.
5. Das kleine dreyblättige Leinkraut / Linaria triphyllos minor lutea, C. B.
trifolia, J. B.
6. Das Sicilianische Leinkraut mit vielen stengeln / Linaria Sicula multicaulis,
Molluginis folio, Boccon.
7. Das vierblättige grawblumige Leinkraut / Linaria quadrifolia exiguis flosculis
cinereis. C. B.
8. Das vierblättige gelbe Leinkraut / Linaria quadrifolia lutea, C. B.
9. Das gelbe Berg-Leinkraut / Linaria lutea montana Genistae tinctoriae folio, C.
B.
10. Das Leinkraut mit kleinster gelber Blum / Linaria lutea flore minimo, C. B.
11. Das nidrige gelbe Leinkraut / Linaria pumila supina lutea, C. B. lutea parva
serpens, Joh. Bauh.
12. Das Ungarische Leinkraut mit bleicher Blum / Linaria flore pallido rictu
aureo, C. B. Pannonica flore luteo minore quàm in vulgari, J. B.
13. Das fettblättige nidrige Leinkraut / Linaria pumila foliis carnosis,
flosculis minimis flavis, C. B. lutea parva annua. J. B.
14. Das grosse Purpurfarbe wolriechende Leinkraut / Linaria purpurea major
odorata, C. B. purpurea magna, J. B.
15. Das auffrechte / blawe Feld-Leinkraut / Linaria arvensis coerulea erecta, C.
B. odorata Monspessulana minor coerulea, J. B.
16. Das nidrige purpurfarbe Leinkraut / Linaria purpurea parva, J. B. quadrifolia
supina, C. B.
17. Das haarige Felsen-Leinkraut / Linaria saxatilis Alsines, vel etiam Thymi aut
Polygoni folio villoso, Tournefort.
18. Das kriechende blawe Leinkraut / Linaria coerulea repens, C. B. purpurea
parva foliis sine orline dispositis, J. B.
19. Das bleichblumige Leinkraut / Linaria flore pallido, rictu purpureo, C. B.
20. Das Spanische haarige Leinkraut / Linaria Hispanica Numulariae folio: Item
Hispanica tenuifolia villosa & viscosa: Item Hispan. trifolia &
latifolia villosa, Turnefort.
Neben diesen hat es noch viel mehr Leinkräuter / weilen sie aber meistentheils
frembd / als finden wir unserem fürhaben zu wieder / deren samtlich zu
gedencken.
Eigenschafft.
Das gemeine Leinkraut führet ein scharffes nitrosisch-flüchtiges saltz / und hat
davon die eigenschafft zu wärmen / zu zertheilen / zu tröcknen / durch den Harn
starck zu treiben / allen versessenen zähen Schleim zu erdünneren / die
verstopffungen der Kröß-aderen / Leber / Miltz und Mutter zu eröffnen / die
Monatliche Weiber-reinigung zu beförderen / Geschwär und Schäden zu säuberen und
zu heilen / auch die entzündung der guldenen Aderen zu zertheilen.
Gebrauch.
(Wassersucht / Gelbsucht / versteckter Harn
verstopffung der Leber und Miltzes.) Das destillierte Wasser des
Leinkrauts ist trefflich wider die Wassersucht / denn es treibet den versteckten
Harn gewaltig fort / dienet auch wieder die Gelbsucht / eröffnet die
Verstopffung der Leber und Miltzs / so man morgens nüchtern fünff oder sechs
loth davon trincket.
Das auß dem Leinkraut in den Apothecken (Geschwulst
un̅ schmertzen der Gulden-Ader.) zubereitete
Sälblein / Unguentum de Linaria genant / wird hochgelobt wider die Geschwulst
und Schmertzen der gulden Ader / so man davon auff ein reines tüchlein streichet
und warm überleget. Man bereitet es also: Nim Leinkraut mit den blumen / ein
oder zwey handvoll / zerstosse es wol / kochs mit Schweinen-schmaltz / drucke es
nachmals durch ein Tuch / was nun durchgangen / vermisch mit einem oder mehr
Eyerdotter / daß ein Sälblein darauß werde / davon man wie angezeigt gebrauchen
solle. Als Herr D. Wolffius diese bewehrte Artzney Weyland dem Durchleuchtigen
Fürsten und Herren / Herren Ludwig dem Aeltern / Landgraffen zu Hessen /
geoffenbahret / hat er ihme dafür jährlich ein gemästeten fetten Ochsen verehren
lassen.
CAPUT. CX.
Schwartze Nießwurtz. Helleborus niger.
|| [960]
Namen.
SChwartze Nießwurtz oder Christwurtz heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Helleborus niger, Veratrum nigrum.
Italiänisch / Hellebolo negro. Frantzösisch / Ellebore noir. Spanisch /
Verdegambre negro, Veratro negro. Englisch / Blacke helledore. Niderländisch /
Zwart nieskruyd.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das erste Geschlecht der schwartzen Nießwurtz / Helleborus niger, Matth. niger
hortensis flore viridi, C. B. niger vulgaris flore viridi vel herbaceo, radice
diuturnâ, J. B. Hat neun blätter an einem stiel. Die blätter sind lang / schmal
/ zurings herum zerkerbt / schwartzlicht / und an dem Angriff ein wenig scharff.
Der stiel ist lang und holkehlicht. Das Kraut bringt einen starcken stengel und
blumen / gestaltet wie die Rosen / der umsatz an disen blumen ist von fünff
weissen / braunrothen / oder gelb-grünen blättlein besetzt / denn die Blum
erscheint von anfang weiß hernach purpurfarbig und endlich grün. Mitten in
dieser Blum stehen auffgespitzte schöttlein mit fünff oder mehr fächlein an
einander / darinnen ligt länglichter schwartzer samen verwahret. Die Wurtzel ist
wasicht / schwartz und in einander geschrenckt / am Geruch starck / fast wie der
Holunder / auff der Zungen bitter / scharff und widerwertig. Man findet sie auff
den Bergen und Büheln.
Schwartze Nießwurtz mit Rosenfarber Blum. Helleborus niger flore roseo.
2. Das ander Geschlecht der schwartzen Nießwurtz / Helleborus niger flore roseo,
C. B. niger flore albo, interdum etiam valde rubente, J. B. gewinnet steiffe
blätter / wie Löwentapp / deren blätter stehen sieben an einem langen runden
stiel / sind auch an dem umkreiß zerkerbt / aber die äussersten blätter auß
diesen sieben an beyden enden / sind dem nächsten blatt zugethan an einem stiel:
die andern drey stehen in der mitte frey / das ist / ein jedes an seinem
besondern stiel. Der stengel ist rund / glatt / fest / nicht einer elen hoch.
Die blumen erscheinen an langen / runden / glatten stielen / gestaltet wie die
Rosen / von farben gleich purpurbraun. In der mitte stehen zusammen gedrungene
schöttlein / acht neben einander / zwischen weissen fäsen / darinn ligt
länglichter samen. Hat unzehlich viel wurtzeln / wie die erste / sind doch
schwärtzer und dicker / am Geschmack bitter / scharff / unangenehm / und am
Geruch unlieblich. Diese wächßt auff ebenen ungebauten Orten / und neben
fliessenden Wassern. Man findet sie in grosser menge in Ober-Oesterreich um die
Stadt Steier / vier Meil von Lintz gelegen / wie auch auff den Bergen in
Schwaben / Meissen / Thüringen / Sachsen / und andern orten Teutschlands. Sie
blühet im Jenner biß auff den Aprill / ob sie schon mit Schnee bedeckt ist.
Matthiolus hält dafür / daß diese von den Apotheckern zu den Artzneyen solle
gebraucht werden.
3. Noch ein sonderlich geschlecht der schwartzen Nießwurtzel / Elleborus niger
Saniculae folio minor genennt / beschreibet Caspar. Bauhinus in prodromo Theatri
Botan. lib. 5. cap. 9. Es hat viel schwartze wurtzeln / und hangen von einem
kleinen köpflein gar viel zaseln hinab: die blätter mit langen stielen begabet /
sind rundlicht / daumen-nagels breit / in sieben kurtze und schmale underscheid
biß auff die mitte zerschnitten / und rings herum zerkerfft / an dem stengel
aber mit kurtzen stielen sehr subtil zerspalten: zwischen den blättern entstehen
zwey oder drey glatte stengelein / einer spannen hoch / und mit einem oder ein
paar blättern bekleidet / an deren gipffel erzeigen sich bißweilen nebenzu
kleine stielein / welche weisse / zusammen gerollte und flockichte blumen
tragen. In summa dieses Geschlecht komt in allem mit dem Veratro nigro, oder
schwartzen Nießwurtzel Dodonaei, und der Astrantia nigra, oder schwartzen
Meisterwurtz Lobelii überein / allein wird es kleiner. Wächßt auff den
Alp-gebürgen / dem Lucernischen Fracmont / Bündnerischen Spliegel / und den
Pirenäischen Bergen. Ob aber diese schwartze Nießwurtz oder kleine schwartze
Meisterwurtz eine starcke purgierende krafft / wie die gemeine schwartze
Nießwurtzel in sich halte / zweiffle ich sehr. Denn die grosse schwartze
Meisterwurtz ein zusammen ziehende eigenschafft hat / und gar wenig wie die
Rhabarbara purgiret / wie solches Theod. Tabernaemontanus in dem 1. Buch der 3.
Section im 15. cap. berichtet.
Eigenschafft.
Die schwartze Nießwurtz ist hitziger und trockner Natur im dritten grad: führet
ein scharffes etzendes / vitriolisches Saltz bey sich / und hat dadurch die
eigenschafft starck zu purgieren / zu erdünnern und zu eröffnen.
|| [961]
Gebrauch.
Man solle die schwartze Nießwurtz innerlich nicht brauchen / sie werde denn von
einem wolerfahrnen Medico eingerathen. Gleichwol pflegt man das davon mit
branntenwein außgezogene Extract, wie auch die wurtzeln in denen purgierenden
Kräuterweinen nutzlich zu gebrauchen.
Vermeinte schwartze Nießwurtz. Pseudohelleborus Matth.
Namen.
VErmeinte schwartze Nießwurtz heißt Lateinisch / Pseudohelleborus, Helleborus
Hippocratis, Buphthalmon Dioscoridis, Helleborus niger, ferulaceus Theophrasti,
Helleborine tenuifolia, Helleborastrum nigrum, Helleborus niger tenuifolius
Buphthalmi flore, C. B.
Gestalt.
Die vermeinte schwartze Nießwurtz wächßt zweyer spannen hoch / mit zarten /
weichen stengeln / und kleinen subtilen blättlein / wie die Stabwurtz oder
Fenchel: bringet goldgelbe gläntzende blumen wie Kühdill / doch ein wenig
grösser: darauß entspringen länglichte knöpffe / fast anzusehen wie die Brombeer
/ hat auch schwartze wurtzeln / wie die schwartze Nießwurtz / doch nicht so viel
/ sind auch zärter. Wächßt in Böhmen in grosser menge / und sonderlich umb die
Statt Prag / blühet in dem Aprillen und Mäyen. Man findet sie auch in
Teutschland an vielen orten / sonderlich umb Jena in Thüringen / und umb Wien in
Oesterreich / da sie die Kräuter-weiber für die rechte schwartze Nießwurtz zu
Marckt bringen / soll aber nicht darfür (wie es offt von den Apotheckern
geschicht) gebraucht werden.
Läußkraut. Consiligo.
Blumen und Samen des Läußkrauts. Flos & semen Consiliginis.
Gestalt.
Der vermeinten schwartzen Nießwurtz hat Matthiolus annoch das Läußkraut
zugesellet: Helleborus niger foetidus, Consiligo Plinii, C. B. niger sylvestris
adulterinus, etiam hyeme virens, J. B Seine wurtzel ist dick / und mit vielen
zaseln behenckt / auß welcher ein hoher stengel wächßt / so in etliche
zweiglein [962] abgetheilet wird / deren
jedes neun blätter trägt / daher man es Enneaphyllum nennet. Die bleich-grüne
blumen kommen fast mit der schwartzen Nießwurtz blumen überein / sind inwendig
mit einem schöttlein besetzt / darinn der schwartze samen ligt. Das gantze
Gewächs stinckt übel / blühet im anfang des Sommers: wächßt auff rauhen und
steinichten bergen / bißweilen grösser und zu zeiten kleiner. Man soll es nicht
in den Leib gebrauchen / denn es die Läuß / davon es den namen Läußkraut hat /
nicht allein tödet / sondern es sterben auch die Füchs und Wölff darvon / wenn
sie es genossen haben. Wächßt allhier hin und wider in zimlicher menge.
CAPUT CXI.
Weisse Nießwurtz. Helleborus albus.
Namen.
WEisse Nießwurtz heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Helleborus albus, Veratrum album. Italiänisch /
Helleboro bianco. Frantzösisch / Ellebore blanc. Spanisch / Verdeyambre blanco,
Yerva de ballesta. Englisch / White ellebore. Niderländisch / Wit niescruyd.
Gestalt.
Die weisse Nießwurtz / Helleborus albus flore subviridi, C. B. albus, J. B. hat
einen stengel elen-hoch / bißweilen höher / inwendig hol / außwendig mit
etlichen häutlein bedeckt / welche sich abschelen / wenn er dürr wird. Die
blätter vergleichen sich dem Wegerich oder Entzian / sind aber nicht so lang /
mit braunlichten striemen durch zogen. Zwischen den blättern / und oben am
gipffel des stengels zu beyden seiten / erscheinen viel drauschlichte /
grünlichte / und bißweilen schwartz-rothe blümlein wie sternlein / darauß werden
kleine schöttlein / darinnen ligt der samen. Die wurtzel ist dicker als ein daum
/ außwendig braun erdfarb / inwendig aber weiß und luck / mit viel weissen /
zarten neben-wurtzeln rings herumb besetzt / am geschmack scharff und hitzig /
so man sie kewet / ziehet sie den speichel wie Bertram. Wächßt gern auff den
kalten wilden Gebürgen / überall in Teutschland / als im Schweitzerland /
Schwartzwald / Elsaß und andern orten. Sie wird auff dem Bernischen Nesso oder
Niessen-berg / als von welcher er seinen namen bekommen / in grosser menge
gefunden. Allda findet man noch eine andere art / so dieser in allem gleich /
weder daß sie kleinere blättlein hat / den spitzen Wegrichblättern ähnlich / und
schwartz-rothe blumen / deren jegliche auff ihrem eigenen stielein sitzet / den
stengel umbgeben. Man findet die weisse Nießwurtz auch auff dem Lucernischen
Fracmont oder Pilatus-berg.
Eigenschafft.
Die weisse Nießwurtz ist mit einem scharff etzenden vitriolischen saltz oder
gifft begabet / deßwegen warm und trocken im dritten grad; purgieret sehr starck
über und under sich / und wird deßwegen inwendig nicht sonderlich mehr
gebraucht.
Gebrauch.
(Schlaffsucht.) So jemand von der Schlaffsucht
angegriffen worden / also daß man ihne kaum erwecken kan / soll man ihme einer
Erbs groß von der gepülverten weissen Nießwurtz durch einen Federkengel in die
Naß öchlein blasen.
Die weisse Nießwurtz sol nicht in Leib gebraucht werden / denn sie den Menschen
lo hart zum Erbrechen treibet / daß er auch davon ersticken kan.
Wenn man die Fliegen vertreiben will / soll man Nießwurtz in Milch sieden und es
ihnen fürstellen / soviel davon essen müssen sterben. Deßgleichen mit Mehl
vermischet und den Mäusen dargestellt / tödet sie auch.
CAPUT CXII.
Vermeinte weisse Nießwurtz. Helleborine.
Namen.
VErmeinte weisse Nießwurtz / Helleborin-kraut / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Helleborine, Elleborine,
Epipactis. Englisch / White Hellebore.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das breit-blättige Helleborin-kraut / Helleborine montana latifolia, C. B.
Elleborine Dononaei, J. B. bringt auß einer weissen / bittern / zaßlichten
wurtzel / ein oder mehr fast elen-hohe / runde / und gleichsam mit Mehl
angesprengte stengel / an welchen die aderichten / ablang zugespitzten / bittern
blätter ohne stiel wachsen / und wechsel-weiß siehen. Die helffte des stengels
wird mit blumen gezieret / welche bey nahem denen in der Stendelwurtz gleich
kommen / und mit zweyen weissen samt dreyen grünlichten blättlein also begabet /
daß sie einer Mucken mit auffgesperrtem Rachen gleich sehen. Unter
|| [963]
Vermeinte weisse Nießwurtz. Helleborine.
jedem blümlein stehet ein holes auff kurtzem stielein sitzendes köpfflein / in
welchem endlich ein sehr kleiner same wie reines pulver / wächßt. Blühet im
Sommer in schattichten Wäldern; bey uns auff dem Muttentzer-Mönchensteiner- und
andern nahe ligenden Bergen. Wird zuweilen mit weissen / grünen / leibfarben und
purpur-rothen blumen in Oesterreich und Ungarn gefunden.
2. Das schmal-blättige Wasser-Helleborinkraut / Helleborine angustifolia
palustris sive pratensis, C. B. Damasonium flore herbaceo intus nonnihil
albicante, J. B. Wächßt allhier auff den feuchten Matten bey Michelfelden.
3. Das Helleborin-kraut mit schwartzrother Blum / Helleborine altera atro-rubente
flore, C. B. Elleborine botryoides s. Alisma racemosum, J. B. Item, Helleborie
montana angustifolia, spicata, C. B. J. B. Wächßt bey uns auff dem
Muttentzer-berg.
4. Das weiß-blumige Helleborin-kraut / Helleborine flore albo, vel Damasonium
montanum latifolium, C. B. Damasonium Alpinum sive Elleborine floribus albis, J.
B. Wächßt bey uns in den Mönchensteiner- und Schauenburger Berg-wäldern.
5. Das schmal-blättige / purpurfalbe Berg-Helleborinkraut / Helleborine montana
angustifolia purpurascens, C. B. Damasonium purpureum dilutum, s. Elleborine 6.
Clusii, J. B. Wächßt allhier auff dem Muttentzer- und Mönchensteiner-Berg.
6. Das fleischfarbige Helleborin-kraut / Helleborine flore carneo, C. B. J. B.
7. Das weiß-gelblichte Helleborin-kraut / Elleborine albo-sublutea, J. B.
8. Das kleine drey-blättige Helleborinkraut / Elleborine tenella tribus in caule
folus praedita, J. B. Helleborine 7. Clusii, C. B.
9. Das Alpen-Helleborinkraut mit gelber Blum / Damasonium Alpinum floribus
luteis, J. B.
10. Das Helleborin-kraut mit runder Blum / Helleborine flore rotundo sive
Calceolus, C. B. Damasonii species quibustlam s. Calceolus Mariae, J. B.
CAPUT CXIII.
Zweyblat. Ophris.
Namen.
ZWeyblat oder wilder Durch wachs heißt Lateinisch / Ophris, Bifolium, Ophris
bisolia, C. B. Pseudo-orchis. Italiänisch / Helleboro bianco falso. Englisch /
Twayblade. Niderländisch / Twecblad.
Gestalt.
Matthiolus hat dieses Kraut hieher gesetzt / dieweil es mit seinen blättern recht
wie die weisse Nießwurtz gestaltet ist / ader derer sind nur zwey / dar zwischen
schießt der stengel herfür / der bringt bald von der mitte an biß oben auff
grün-gelbe / und zuzeiten weisse blümlein / mit jhren außgereckten Zünglein wie
Vögelein auffgethan. Die wurtzel ist dünn / mit vielen angehenckten zaseln /
eines guten geruchs. Es wächßt gern auff den feuchten / wasserichten Wiesen /
und blühet im Mäyen. Man findet es allhier groß und klein auff dem Berg bey dem
Dorff Muttentz. Ein andere Art auch groß und klein mit dreyen blättern / wird
bey dem Schloß Landskron gefunden; Ophris trifolia, C. B.
Eigenschafft.
Das Zweyblat ist warmer unb trockener [964] natur; Führet einige nitrosisch-balsamische theilgen bey sich / und wird in
der Artzney sonderlich nicht gebraucht.
CAPUT CXIV.
Einblat. Unifolium.
Namen.
EInblat heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Monophyllon, Unifolium. Italiänisch / Unifoglio. Frantzösisch /
Unefeüille. Englisch / Oneblade. Dänisch / Itblad. Niderländisch / Eenbladt.
Gestalt.
Einblat hat subtile / zasichte wurtzeln / mit welchen es hin und wider kriecht /
auß der wurtzel wächßt ein einiger stengel / dünn / bintzicht / nicht über
spannen-hoch / daran es vor seiner Blüth ein Blatt bekomt / welches rund und
doch ein wenig gespitzt ist / wenn es aber blühet / so gewinnt es noch eines /
oben am stengel trägt es weisse gestirnte / wolriechende blümlein / darauß
endlich rothe beerlein werden. Es wächßt an schattichten orten / und blühet in
dem Mäyen. Man findet es allhier auff dem Crentzacher-Berg.
CAPUT CXV.
Wunderbaum. Ricinus.
Namen.
WUnderbaum heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Ricinus, Cataputia major. Italiänisch / Mirasole, Girasole.
Frantzösisch / Herbe du Soleil, Palme de Christ. Spanisch / Higuera del
infierno.
Gemeiner Wunderbaum. Ricinus vulgaris.
Englisch / Palma Christi. Dänisch / Undertroe / Kaarstroe. Niderländisch /
Molenkruyt / Wonderboom. In Teutscher Sprach nennet man jhn auch Creutzbaum /
Zeckenkörner / Mollenbaum / Römischer oder Türckischer Hanff.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Wunderbaum / Ricinus vulgaris, J. B. Ist als ein fremder gast zu
uns kommen. Wird in den Gärten gepflantzet von dem samen. Wenn dieser samen die
Keimen herfür stoßt / bringt ein jedes korn erstmahls zwey runde blätter / jedes
einer doppelten Ducaten breit. Folgends kommen runde / breite blätter / zwischen
denselbigen ein runder / holer / rohrichter zarter stengel / mehr denn
Manns-hoch / ist braun und ein wenig weißfarb / darzu schmutzig / als wäre er
mit mehl bestrewet / mit grossen schwartzen blättern gezieret. Ein jedes
Haupt-blatt hangt an einem glatten / runden und langen stiel / ist zertheilt /
eines in sieben / das ander in acht oder neun blätter / und sind an dem Umbkreiß
zerkerfft. So Regenwetter angeht / thun sich die blätter übersich und empfangen
den Regen / daß man etwan über drey tag wasser darinn findet. In der höhe
gewinnt der stengel ästlein mit jhren gewerben und knöpffen / und an jedem
gipffel derselbigen ästlein wächßt ein traubichter dold länger als ein spannen /
der bringt zweyerley blüth / gelb und roth. Der erste oder underste ist gelbfarb
/ ehe die auffgehen / sind es runde spitzige knöpfflein / so die verblühen /
fallen sie ab ohne Frucht. Die andere blüth ob derselbigen ist roth / wie die
Saffran-blumen / nach deren kommen dreyeckichte / länglichte / bartichte körner
/ als wären sie mit weichen und subtilen stacheln besetzt / von farben
grün-weiß. Wenn die zeitig werden [965] thun sie sich auff / und fällt der graue glatte samen herauß / welcher
sich einem grossen Hundszecken der gestalt nach vergleichet. In diesem samen ist
ein fett Marck / darauß haben die Egyptier zu ihren Ampeln und Liechtern öl
gemacht. Die wurtzel ist spannen-lang / und in vier theil zertheilt / gehet doch
nicht tieff in das erdreich. Dieser Wunderbaum ist ein recht Sommer-gewächs /
mag in Teutschland kein reiffen oder frost erleiden / muß jährlich im Aprillen
vom samen in den Gärten auffgebracht werden.
2. Der grosse Americanische Wunderbaum mit schwartzem samen / Ricinus major,
semine nigro, C. B. major Americanus Curcas dictus & Faba purgatrix
Indiae occiduae, J. B.
3. Der grosse Africanische oder Syrische Wunderbaum / Ricinus major Africanus,
Sytiacus, vel AEgyptiacus, Park.
4. Der kleine Americanische Wunderbaum / Ricinus Americanus minor, C. B.
5. Der Americanische Wunderbaum mit klein zerschnittenen blättern / Ricinus
Ameticanus tenuiter diviso folio, Breyn.
6. Der kleine Indianische Wunderbaum mit Nachtschatten-blättern / Ricinus minor
Indicus Solani foliis, Breyn.
7. Der grosse Africanische Wunderbaum mit kno???ichtem stengel / Ricinus
Africanus maximus, caule geniculato rutilante, Hort. Reg. Par.
8. Der grosse Americanische Wunderbaum mit grünem stengel / Ricinus Americanus
major, caule virescente, Hort. Reg. Par.
Eigenschafft.
Dieweil der Wunderbaum / sonderlich in seinen körnern / ein starck es etzendes
saltz und gifft hat / und dadurch den Leib nicht nur allzu starck bewegen /
sondern auch sehr gefährliche Entzündungen und Brand darinnen erwecken kan / als
soll er keines wegs zur Artzney inwendig gebraucht werden.
CAPUT CXVI.
Springkraut. Lathyris.
Namen.
SPringkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Lathyris, Cataputia minore. Frantzösisch / Grande espurge. Spanisch
/ Tartago. Englisch / Spurge. Niderländisch / Sprinck kruyd / Sprinckkoren. In
Teutscher Sprach nennet man es auch Springkörner / Springwurtz und Treibkraut.
Gestalt.
Springkraut bringet einen eintzigen setngel / der ist braunfarb / elen-lang /
fingersdick / hol / mit langen fetten blättern bekleidet / anzusehen wie die
Mandel-blätter / sind doch schmäler / linder / auff der einen seiten weißfarb /
und mitten mit einer weissen rippen durchzogen. Am gipffel gewinnt der stengel
viel ästlein und neben-zweiglein / daran stehen viel kleinere blätter denn unten
/ den Ephew-blättern etlicher massen gleich / sind nahe an den zweigen hol.
Zwischen diesen
Springkrant. lathyris.
blättern bringet ess seine Frucht / das sind die grüne Nüßlein / ein jedes mit
dreyen fächlein oder häußlein unterschieden / und in einem jede fächlein ein
samkörnlein wie Hanff. Alsbald die Nüßlein dürr werden / springen sie mit einem
knall von der Sonnen hitz auß. Die körner / so man sie schelet / sind weiß /
fett und süß / zuletzt aber brennen sie als der Aron. Die wurtzel ist klein und
holtzicht. Das gantze Kraut gibt weisse zähe milch. Wächßt gern an sandigen doch
gebauten orten und in den Gärten.
Eigenschafft.
Das Springkraut ist warm im dritten / und trocken im ersten grad: führet ein
gifftig etzend / ölichtes saltz / dadurch es dem Leib gefährliche Entzündungen
und Brand zufügen kan.
Gebrauch.
Die Springkörner sind ein sehr gefährliche Artzney / deßhalben sie nicht
innerlich sollen gebraucht werden. Nicolaus Agerius berichtet / daß die
Landstreicher mit diesen Körnern viel Menschen getödet haben.
CAPUT CXVII.
Wolffsmilch. Tithymalus.
Namen.
WOlffsmilch heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Tithymalus, Herba lactaria, Esula officinarum. Italiänisch /
Titimalo, Tortumaglio, Frantzösisch / Herbe à lair, Tithymale. Spanisch /
Lechetrezna. Englisch / Scalettice / Wolfesmilcke / Milke / Thistle.
Niderländisch / Wolffsmelck.
|| [966]
I. Sonnenwendende Wolffsmilch. Tithymalus helioscopius.
II. Cypressene Wolffsmilch. Tithymalus cyparissias.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt der Wolffsmilch sehr viel Geschlecht / von welchen wir allhier etliche in
der Figur vorstellen / und annoch etlicher anderen anregung thun.
1. Die Sonnenwendende Wolffsmilch / Tithymalus helioscopius, aut solisequus, J.
B. Helioscopius, C. B. Matth. wird also genennt / die weil es sich mit den
gipffeln nach der Sonnen wendet. Wächßt hinter den alten Gebäuen / Mauren und
wüsten Orten. Hat blätter fast wie der Burgel / doch etwas runder und dünner.
Stost von der wurtzel drey oder vier stengel / die sind spannen-hoch / rund /
zart / fett / röthlicht und voller Milch: blühet gelb / darauff folgen runde
knöpfflein in der grösse deß Corianders / darinnen ligt kleiner samen eines
brennenden geschmacks. Die wurtzel ist weiß mit angehenckten zäserlein.
2. Das ander Geschlecht ist die Cypressene Wolffsmilch / Tithymalus cyparissias,
Matth. J. B. C. B. item Tithymalus cupressinus, J. B. wächst spannen-hoch. Der
stengel ist rund / holtzicht / bleichroth / scharff / mit viel neben-zweigen und
ästlein / die sind mit schmalen langen blättlein bekleidet / fast wie Eypressen.
Oben trägt es rothgelbe Dolden mit kleinen samen. Die wurtzel ist vielfaltig und
weißlicht. Das gantze Kraut ist voller Milch. Man findet es gemeiniglich auff
den sandichten Heyden und feuchten Auen. Es gibt von diesem Geschlecht etliche
sonderbahre gattungen / als zum Exempel / da die blätter dem Fiechten-laub
ähnlich / Tithymalus foliis Pini, fortè Dioscoridis Pityusa, C. B. Tithymalo
Cyparissiae similis, Pityusa multis, J. B. wie auch eine art / deren blätter mit
saffran-gelben düpflein gezeichnet sind / Tithymalus cyparissias foliis punctis
croceis notatis, C. B.
III. Wolffsmilch. Tithymalus characias.
3. Das dritte geschlecht der Wolffsmilch / Tithymalus characias, Matth. Tab.
Characias rubens peregrinus, C. B. Amygdaloides s. Characias, J. B. wächßt mit
einem / oder mehr rothen / fingersdicken stengeln elen-hoch / und etwan höher.
Die blätter vergleichen sich [967] dem
Olivenlaub / sind aber schmäler und länger / beneben schön grün / dick / hart /
und milchsafftig. In der höhe theilt es sich in viel neben-äste / zirckelweiß
gesetzt / mit breiten holen knöpflein / die sind gestaltet wie ein kleine Wanne
oder Badstande / bringen in tieffen kelchlein einige schwartze blümlein / und
haben kleinen samen. Die wurtzel ist dick und holtzicht. Das gantze Gewächs ist
voller Milch. Man findet es in rauhen und bergichten Orten.
IV. Wolffsmilch. Tithymalus myrsinites.
4. Das vierdte Geschlecht der Wolffsmilch / Tithymalus myrsinites latifolius,
& angustifolius, C. B. myrsinites, J. B. Matth. hat blätter den
Myrten-blättern gleich / sind doch grösser / steiff / spitzig und stechend. Die
stengel werden anderthalb schuh hoch. Bringt seine Frucht ein Jahr umb das ander
/ eines scharffen beissenden Geschmacks.
5. Das fünffte Geschlecht / Tithymalus paralius, J. B. Matth. maritimus, C. B.
ist spannen-hoch / mit fünff oder sechs bleichrothen stengeln und schmalen
langen blättlein / bringt einen bundfarben samen / bey nahe wie die Erven / in
runden knöpfflein. Die blume ist weiß / die stengel und blätter geben einen
Milchsafft. Man findet es in Italien bey Hetruria, in grosser menge / an dem
Berg Argentano, und umb die Statt Aquilegia.
6. Das sechßte Geschlecht / Tithymalus dendroides sive arboreus, Matth. J. B.
myrtifolius arboreus C. B. breitet sich weit auß / mit vielen drauschlichten
ästen / wie ein kleines Bäumlein / und bleich-rothen stengeln / ist voll
Milchsafft. Die blätter sind zarter denn das Myrten-laub / der same ist klein.
7. Die kleinste Wolffsmilch / Tithymalus
V. Wolffsmilch. Tithymalus paralius.
VI. Wolffsmilch. Tithymalus dendroides.
leptophyllus, Matth. minimus angustifolius annuus, J. B. Tithym. s. Esula exigua,
C. B. hat ein ablanges dünnes würtzelein / darauß entspringen etliche zweiglein
/ welche mit schmalen und spitzigen blättern umbgeben sind.
8. In den Schweitzerischen hohen Bergen / thälern und wäldern / wie auch allhier
|| [968]
VII. Die kleinste Wolffsmilch. Tithymalus leptophyllus.
auff dem Muttetzer-berg / findet man ein kraut / das ist mit stengel / blumen /
blättern / milchsafft und wurtzeln der Wolffsmilch oder Springkraut so gar
ähnlich / daß mans kaum underscheiden kan / aber die wurtzel und der Milchsafft
ist gantz süß / brennet gar nicht / wie die Treibkörner. Die Blume erscheint
grün oder roth. Der kleine gelbfarbe same / so auch außspringet / ist rund und
dem Hirse gleich / Tithymalus montanus non acris, C. B. Esula dulcis, Gesn.
hort. Non acris flore rubro, J. B.
9. Die wilde Wolffsmilch / mit Mondblumen / Tithymalus sylv. lunato flore, C. B.
wächßt bey uns in Wälderen.
10. Die Myrten-blättige Wolffsmilch / mit Wartzen-gestalteter Frucht / so bey und
auff dem Muttetzer und Chrischone-berg wächßt / Tithymalus myrsinites fructu
Verrucae simili, C. B. verrucosus, J. B.
11. Die Leinkraut-blättige Wolffsmilch / Tithymalus Linariae folio, C. B. Catal.
Pl. Bas. vel Tithymalo maritimo affinis Linariae folio, Ejusd. amygdaloides
angustifolius, Tab. wird allhier in dem Wald under Hünningen gefunden.
12. Die breitblättige / Teutsche Feld-Wolffsmilch / Tithymalus arvensis
latifolius Germanicus, C. B. platyphyllos Fuchsii, J. B. wächßt allhier in den
Rüben-felderen.
13. Die kleine Felsen-Wolffsmilch / Tithymalus exiguus saxatilis, C. B. J. B.
14. Die dornichte Meer-Wolffsmilch / Tithymalus maritimus spinosus, C. B.
15. Die Meer-Wolffsmilch mit purpurfarben blumen / Tithymalus maritimus
purpurascentibus floribus, C. B. Esula rara in Lio Venerorum Insulâ.
16. Die Wolffsmilch mit gekerften blättern / Tithymalus characias folio serrato,
C. B. serratus Dalechampii, J. B.
17. Die stäts-grünende Wolffsmilch / Tithymalus characias amygdaloides, C. B.
sylvaticus toto anno folia retinens, J. B.
18. Die Indianische Wolffs-milch / Esula Indica, Bont. Bekomt eine solche höhe /
daß sie auff die grösten Bäum steiget / ist offtmals dicker als ein Arm / hat
gar viel dornichte Knorren / welche doch / weil sie lind sind / nicht stechen /
seine blättlein wachsen hin und wider / und sind den blättern der jenigen
Haußwurtz sehr ähnlich / so man in der Niderländischen Sprach Huys-loock zu
nennen pflegt. Sein stengel ist dreyeckicht / und wenn er verwundt wird / so
springet der Milchasafft wie auß der Wolfsmilch herfür / also / daß so man sich
nicht hütet / leichtlich die Kleider / und was noch ärger ist / das Angesicht
und Augen beflecke werden / welchen er von wegen seiner brennenden krafft sehr
zu wider ist. Auß diesem Safft wird ein nutzliches Extractum gemacht wider die
mißfarb des Leibs / Wassersucht / Lähme und übrige kalte Gebrästen / welche mit
geringen Artzneyen nicht können hinweg genommen werden / man gibts von 10. biß
20. gran. Es ist kein unterscheid weder an der Gestalt / noch dem Wachsthum /
zwischen diesem Kraut und dem jenigen / welches den gelben Safft von sich gibet
/ den man in den Apothecken Gutta gemou, vel Cambodia, bey den Indianeren aber
Lonan Cambodia nennet / weilen es in Cambodia, so dem Königreich China nahe
gelegen / herfür komt / allwo auch die beste Aloe häufsig außgepreßt wird. In
Europa wird dieser Safft Gummi Gutta oder Gutta gamandra geheissen / welcher die
wässerigen Feuchtigkeiten / die sich in dem gantzen Leib lange zeit versamlet
haben / oben und unten außführet / darum er in der Wassersucht / drey- und
viertägigem Fieber sehr nutzlich gebraucht wird: Dr. Verzascha bezeuget / daß er
mit dieser Artzney etlichen Manns- und Weibs-personen geholffen / welche von der
Wasser-sucht / drey- und viertägigem Fieber angegriffen waren: und habe diese
Artzney den Krancken zwey- oder drey mal nicht höher als auff zehen gran mit
Wegwart-wasser oder Rosen-lattwerg vermischt eingeben / man kann sie von drey
hiß auff sieben / auch zehen gran nach dem alter des Krancken gebrauchen: sie
ist ferners dienlich wider alle ansteckende Raud / Grind und den Anfang des
Aussatzs. Jacobus Bontius Method. medend. Indica cap. 9. berichtet / daß die
Wassersucht bey den Indianern gar gemein seye / und mit dieser Artzney glücklich
curiert werde.
19. Die Teuffelsmilch / Tithymalus palustris fruticosus; & Tithym. foliis
brevibus aculeatis, C. B. Magnus multicaulis, sive Esula major, J. B. Wächßt
elen-hoch / und bißweilen höher / mit vielen zusammen gedrungenen kleinen
spitzigen blättern. Bringt ein klein purpurfarbiges blümlein / und ein breites
sämlein wie die Linsen. Die Wurtzel ist dick / weiß und milchsafftig. Man
bringet sie von dem Berg Gargano auß Apulia, wird fälschlich für Turbetum oder
Turbith verkaufft.
|| [969]
Teuffelsmilch. Pityusa sive Esula major.
Sie wächßt auch in der Schlesien an etlichen Orten / und umb Basel bey
Michelfelden / und Schaffhausen.
Hundsmilch. Peplis.
20. Hundsmilch / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Peplis, Peplium, Peplis maritima folio obtuso, C.
B. Italiänisch / Peplio. Spanisch / Peplide. Ist ein kleines stäudlein / mit
sehr viel kleinen / zarten / rothen oder weissen ästlein / und gläntzenden
stenglein / fast anderthalb spannen hoch. Die blätter sind zärter als an der
runden Wolffsmilch. Die blumen erscheinen bleichgelb / nach welchen der samen
folget / fast wie an der runden Wolffsmilch / doch ein wenig grösser / voll
scharffer Milch. Wächßt am Ufer des Tyrrhenischen und Adriatschen Meers.
Runde Wolffsmilch. Peplus.
21. Die runde Wolffsmilch heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Peplus s. Esula rotunda, C. B. J. B. Italiänisch
/ Peplo. Frantzösisch / Resueille matin des vignes. Spanisch / Peplo. Ist ein
staudichtes Kräutlein / voll weissen saffts wie Milch / mit kleinen blättern /
den Weinrauten-blättern ähnlich / allein daß sie breiter sind. Unter den
blättern hat es einen kleinen runden samen / gleich dem weissen Mohnsamen / ist
doch kleiner. Es wächßt in den Gärten unter den Reben und neben den Zäunen.
Eigenschafft und Gebrauch.
Weilen die Geschlechter der Wolffsmilch meistens ein etzend-scharffes / recht
gifftiges saltz in sich haben / als werden sie zu der Artzney nicht gezogen.
CAPUT CXVIII.
Seidelblast von Montpelier. Alypum.
Namen.
DEr Seidelblast von Montpelier / heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Alypum, Matth. Penae, Tab. Thymelaea foliis
acutis capitulo Succisae, s. Alypum Monspeliensium, C. B. Alypum Monspelianum s.
Frutex terribilis, J. B. Englisch / Herb terrible. Frantzösisch / Herbe
terrible.
|| [970]
Seidelblast von Montpelier. Alypum.
Gestalt.
Herren Matthiolo ist das Alypum vom samen auffgangen / wie es allhier mit dem
Buchstaben A. gezeichnet ist. Erstlich wächßt es auß seiner harten / holtzichten
/ dicken / schwartzen wurtzel fett und dick / aber im Herbst wird es je länger
je dünner wie kleine Gertlein / die untersten blätter fallen ab / die obersten
aber bleiben / wenn es alt wird / ist es gar ein subtil staudicht Kräutlein mit
rothen stengelein / wie es Matthiolus abgemahlet / und mit dem Buchstaben M.
bezeichnet. Trägt purpurfarbe / auff schuppichten kelchlein sitzende blümlein.
Die blätter sind dick / schmal und zugespitzt. Das gantze gewächs ist voller
Milch / darumb es auch von Matthiolo unter den Wolffsmilch-kräutern seinen ort
gewonnen. Ist eines sehr bitteren geschmacks / und hat viel etzend-scharffe /
starck-purgierende / ölichte saltz-theilgen bey sich / darumb es auch in der
Artzney nicht gebraucht wird.
CAPUT CXIX.
Wild Aurin. Gratiola.
Namen.
WIld Aurin heißt Lateinisch / Gratiola, J. B. Centauroides, C. B. Limnesium,
Gratia Dei. Italiänisch / Gratiola, Stanca cavallo. Frantzösisch / Grace de
Dieu.
Gestalt.
Der wild Aurin bringt auß einer Federkiel dicken / weissen / über
zwerch-wachsenden / mit vielen weissen zäserlein begabten
Wild Aurin. Gratiola.
wurtzel / unterschiedliche runde / von unden röthlichte / oben auff weiß-grüne
stengel / anderthalb spannen lang. Die blätter vergleichen sich etlicher massen
dem Hysop / sind doch breiter / linder / ein wenig geschartet / und stehen an
dem stengel allwegen zwey gegen einander. Zwischen den blättern erscheinen
gemeiniglich purpur-braune / bißweilen aber gelbe blümlein. Wächßt viel in
Italien / auff den feuchten Wiesen und Awen / auch in dem Berner-Gebiet bey
Yverdon, und andern Orten. Mit weissen Blumen wird er im Fürstlichen
Eystättischen Lustgarten angetroffen. Joh. Bauhinus gedenckt eines Berg-Aurins /
welcher sehr klein seye / Gratiola Alpina, J. B.
Eigenschafft.
Der wild Aurin ist warm und trocken im andern grad: Führet ein ölicht-bitteres /
scharffes / vitriolisches saltz bey sich / und hat daher die Tugend über- und
under-sich starck zu purgieren / zu eröffnen / zu reinigen / zu säubern und zu
heilen.
Gebrauch.
Demnach der wild Aurin den Magen und die Leber hefftig schwächet / als soll er
nicht leichtlich in den Leib gebraucht werden / Die Pferd / wenn sie auff der
Weid von diesem Kraut essen / gewinnen sie den Durchlauff darvon / und werden
mager / daher die Friauler / bey denen es in grosser menge wächßt / dasselbe
Stanca cavallo nennen.
Auß dieses Krauts blättern pflegt man in den Italiänischen Spitälern ein Zucker
und Latwerg zu bereiten / wie man bey uns den Rosen-zucker macht / darvon man
den armen Krancken eingibet / die Gallen und Schleim auß dem Leib zu treiben /
wenn kein Fieber vorhanden ist. Dienet wider die [971] (Gelbsucht / Hufftweh / Wassersucht /
Würm.) Gelbsucht / Hufftweh / Wassersucht / und tödtet die Würm.
Die frischen oder auch gedörrten blätter dieses Krauts in Wein gekocht / mit
solchem Wein täglich die Wunden zweymal warm (Wunden.) außgewaschen / demnach solche Blätter in die Wunden gethan / und
endlich ein leinen tuch in diesem Wein getunckt / und warm übergeschlagen /
heilet die Wunden sehr glücklich und geschwind / so daß es von etwelchen darumb
für ein Geheimnuß gehalten wird.
CAPUT CXX.
Syrische Scammonien. Scammonia Syriaca.
Namen.
SCammonien oder Scammonia heißt Griechisch / [Greek
words]. Lateinisch / Scammonia, Scammonium, Matth. Scammonia Syriaca,
C. B. Syriaca flore majore Convolvuli, J. B. Italiänisch / Scammonia.
Frantzösisch / Scammonée. Spanisch / Escamonea. Englisch / Scammonie.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die Syrische Scammonien / bringt auß einer wurtzel viel zähe / schwancke /
dreyer elen lange zweige. Die blätter vergleichen sich dem Ephew oder
Zaunglocken / außgenommen / daß sie weicher sind / und dreyeckicht fast wie ein
Pfeil. Bringt weisse / runde / hohle blumen / gestaltet wie die Körblein / unten
eng / oben weiter / eines schweren geruchs. Die wurtzel ist lang und dick wie
ein Arm / darzu weiß / auch eines schweren geruchs und voller saffts. Diesen
Safft samlet man auß der wurtzel / läßt ihn trocken werden / alßdenn wird er
Scammonium genennt: man bringt ihn von Alexandria auß Egypten und Syrien gen
Venedig. Es ist sich nicht zu verwundern / daß dieser Safft gefälscht zu uns
gebracht wird / dieweil die Barbarischen Völcker ihres Nutzens halben die
wurtzel samt den blätteren zerschneiden / und den Safft mit gewalt herauß
trucken / damit sie viel verkauffen können / da der rechte Safft nur auß der
wurtzel ein wenig hinwider zerschnitten herauß lauffen solle. Daß aber bißweilen
auß einem stück eine grosse Dosis ohne beschwernuß / hingegen eine kleine Dosis
hefftig purgiert / ist die ursach / dieweil die Scammonien gar offt mit der
Wolffsmilch verfälscht wird. Die beste wird von Antiochia gebracht / ist wie ein
Gummi / hell / brüchig / gelb / nicht sonderlich schwer / an die Zung gehalten /
milchicht / doch nicht scharff erhitzend / sonsten es auch eine anzeigung wäre /
daß Wolffsmilch darunter vermischt seye. Die Scammonien ist nun durch den samen
auch in unsere Gärten kommen / darinnen sie offt / wenn man sie im Winter
außsetzt / biß in das dritte Jahr bleibet / bringet aber nicht gern reiffen
samen.
Scammonien von Montpelier.
Scammonia Monspeliensis.
2. Die Scammonien von Montpelier / Scammonia Monspeliensis, Gesn. hort.
Monspeliaca foliis rotundioribus, C. B. Monspeliaca flore parvo, J. B. wächßt
zwey oder drey elen hoch / und bißweilen auch höher. Die wurtzel ist zasicht /
schoßreich / mürb / elen-lang / und kleinen fingers dick / inwendig bleichgelb /
außwendig dunckel-schwartz / und ein wenig röthlicht / wenn man sie kewet
knastlet sie / und so man sie lang in dem mund hält / ist sie scharff mit einer
süsse: durch die mitte der wurtzel gehet ein gelbes ripp / welches wenn es
gebrochen wird / voll kleiner löchlein stecket. Die stengel sind hol / im anfang
auff [972] recht / hernach
kriechen sie hin und wider wie die Winde. Die blätter scheinen aschenfarb / rund
/ gehen in ein spitz auß / und haben ein krummen stiel. Sie trägt gestirnte
blumen mit fünff weissen blättern. Der samen ist eckicht. Blühet im Brach- und
Hewmonat. Das gantze Gewächs stecket voll weissen saffts wie Milch. Ist scharff
und hitzig im dritten grad. Etliche gebrauchen diesen safft für die rechte
Scammonien. Daher die Maßilienser in Franckreich mit der Montpelierischen
Scammonien und der Colophonien / die wahre Scammonien also wissen zu verfälschen
/ daß man den betrug schwerlich finden kan. Sie wird auch im Fürstlichen
Eystettischen Lustgarten angetroffen.
Eigenschafft.
In den Apothecken nennet man den rohen safft auch Scammonium, wenn er aber
präparirt ist / wird er Diagridium genannt. Dieser safft ist hitziger natur /
führet ein scharffes / hartzichtes saltz bey sich / und hat dadurch die
Eigenschafft den leib starck zu purgieren / auch wol / da man ihne nicht
vorsichtig eingibt / Entzündungen zu erwecken.
Gebrauch.
Paulus AEgineta meldet / daß dieser safft dem Magen schädlich seye / und ihne
leichtlich verderbe. Mesues setzet noch hinzu / daß er auch die Därm im Leib und
alle andere innerliche Glieder verletze / das Geäder eröffne / und dem Hertzen
zu wider seye. Fernelius zeigt an / man solle diesen safft keinem jungen oder
alten Menschen / auch keiner schwangeren Frauen / oder schwachen Persohnen
eingeben / sondern allein starcken Leuten. Es sollen auch ihne diejenigen nicht
gebrauchen / so mit einem hitzigen Fieber / oder sonst einer geschwinden
schwachheit angegriffen sind. Dieweil denn dieser safft so gefährlich purgiert /
muß man mit gutem bedacht darmit umbgehen / auff daß er nicht mehr schaden als
nutzen bringe.
Dieses solten etliche gewinnsüchtige Apothecker / welche sich als Doctores nicht
allein dem gemeinen Mann / sondern auch hohen Stands-personen vorstellen /
billich zu hertzen nehmen / denn gleich wie sie sich gemeiniglich mit der
Scammonien betriegen lassen / also geben sie hernach diese wider alle
Kranckheiten ehrlicher Leuten ein / dadurch bey vielen nicht die edle gesundheit
/ sondern der bittere todt befürdert wird. Was nun für unheil diese mit ihrer
verfälschten Scammonien anrichten / verursachen andere mit den Spießglaß- oder
antimonialischen Täfelein und Erbrech-tränckern / wie auch mit den
Purgier-säcklein / von der schwartzen Nießwurtz gemacht / dessen Dr. Verzascha
ein sonderliches Exempel in seinen Observationibus Medicis Observ. 73.
dargestellet hat. Von diesen unbillichen Apotheckern schreibet der Königl.
Dänische Leib-Medicus, Thomas Bartholinus, an den Frantzösischen Medicum,
Guidonem Patinum, Centur. II. epist. med. 1. recht und wol. Die Haut beisset
also diese Salbenmacher unter allen Völckern / daß ihnen unmöglich ist / sich in
den schrancken ihres beruffs zu halten / denn sie / als schnöde Prahler bey den
Krancken sich verstohlner weiß eindringen / und da sie solten derselbigen
underen Schlund allein außwaschen / unterstehen sie sich frefentlich den oberen
Schlund zu beflecken / verlassen also ihre pflicht und dienst / welche sie den
Herren Medicis zu erzeigen schuldig sind / nur darmit dieser guter namen und
wohlfart sie hinderlistig nachstellen können: welches alles Lissetus Bonancius
in seiner Frantzösischen gedruckten Erklärung der Fehlern und Betrugs / welche
von solchen Apotheckern begangen werden / genugsam erwiesen: welche Thomas
Bartholinus mit dem Italiänischen Gespräch Joh. Ant. Lodetti, von gleichem
Inhalt in Latein trucken lassen.
Gleichwol läßt sich theils das Magisterium dieses Purgier-saffts / theils auch
das mit Schwefel-rauch durchzogene Scam̅onienpulver annoch sehr
wol und nutzlich / andere Purgier-Artzneyen damit zu stärcken / gebrauchen. Man
muß aber allezeit präparirten Weinstein / oder Wermuth-saltz / oder andere
dergleichen Kräuter-saltz darzu mischen / damit sich der Purgier-Scammonien
safft in den Därmen nicht anhänge / und brand erwecke.
CAPUT CXXI.
Erdbyr. Apios.
Namen.
ERdbyr heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Apios, Tithymalus tuberosus.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Erdbyr / Apios, J. B. Matth. Tithymalus tuberosâ pyriformi radice,
G. B. ist ein kleines Kräutlein mit zwey oder drey röthlichten zweiglein / so
sich ein wenig über die Erden erheben. Die blätter sind ein [973] wenig lang / schmal und grün / der
samen ist klein / die wurtzel gleicht einer Byrn / außwendig schwartz / inwendig
aber weiß und safftreich. Ist ein frembd Gewächs in Teutschland / wird in
Candien / Cypern und Apulien gefunden. Zuweilen bekomt sie eine dicke grosse
wurtzel / beneben kleinere schößlein / und blättlein; offt aber auch kleinere
wurtzen und hingegen längere stengel / und grössere blätter.
2. Erdbyr mit ablanger wurtzen / Tithymalus tuberosâ oblongâ radice, C. B. Apios
s. Ischias altera, J. B.
3. Die Teutsche kolbicht-wurtzlichte Erdbyr / Tithymalus tuberosus Germanicus, C.
B.
CAPUT CXXII.
Erdnuß. Pseudoapios.
Namen.
ERdnuß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Pseudoapios, Matthioli. Chamaebalanus, Dod. Panis porcinus, Lon.
Glandes terrae, Lob. Ger. Lathyrus arvensis repens tuberosus, C. B. Englisch /
Carthnutpease. Dänisch / Jordnadder / Heelenoedder. Niderländisch / Eerdnoten /
Eerdeekel / Eerderkelen / Nuysen met steerten. In Teutscher Sprach nennet man
sie auch Erckelnuß / Erdtfeige / Erdtmandel und Säubrot.
Gestalt.
Hieronymus Tragus beschreibt die Erdnuß also. Die wurtzeln der Erdnuß sind
zimlich dick / und ein wenig lang / wie kleine Rüblein oder wilde Biren /
erdenfarb / inwendig weiß / eines süssen Castanien-geschmacks. Es hangen etwan
drey oder vier Nüßlein als lange Feigen an einem dünnen Faden / und ligen tieff
im Letten-grund verborgen. Welche Nüßlein / wo sie mit dem Pflug nicht zerstoret
werden / stossen sie ??? Jahr newe Frücht / die bleiben im selben Jahr weiß und
zart. Wenn die Schwein dieser Nüß gewahr werden / wühlen sie hefftig darnach.
Dieses Gewächs bringet im Brachmonat seine liebliche / wolriechende / Rosenfarbe
Blumen / nach welchen kleine schöttlein erfolgen / darinnen der same ligt. Bey
uns umb Basel findet man es in den Weitzen-Gersten- und Speltzen-feldern. An
etlichen Orten werden die Blumen gesamlet / und ein Wasser darauß gezogen /
welches fälschlich für Rosen-wasser gegeben wird. Wird in der Artzney nicht
gebraucht.
CAPUT CXXIII.
Farnkraut Männlein. Filix mas.
Namen.
FArnkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Filix. Italiänisch / Felce. Frantzösisch / Fougiere, Fougere,
Feuchiere. Spanisch / Helecho. Englisch / Fearne brake. Dänisch / Bregne /
Flacktoere / Keyservaaben. Niderländisch / Vaeren / Varen.
Geschlecht und Gestalt.
1. Das Farnkraut Männlein / Filix mas, Matth. non ramosa dentata, C. B. Filix
vulgò mas dicta, s. non ramosa, J. B. ist an dem rücken liecht-grüner als vornen
/ hat weder Blum noch frucht. Die blätter stehen an einem langen / rippichten /
auffgereckten stiel / zu beyden seiten wie gefiedert / doch nicht gerad gegen
einander / rings herumb zerspalten. Sind im Mäyen / auff der seiten gegen der
Erden / mit viel kleinen tüpfflein besprengt / wie das Geschmeiß der Raupen. So
bald diese tüpfflein / welche die blümlein / und den staubichten samen außmachen
zeitig werden / fallen sie ab wie ein meel oder [974] staub. Hat ein zusammen gepackte wurtzel / gantz haarig / über
einander gedrungen als ein Wasen / oder wie die Wurtzel an der Hirsch-zungen.
Farnkraut Weiblein. Filix foemina.
2. Das Farnkraut Weiblein / Filix foemina, Matth. ramosa major, pinnulis obtusis
non dentatis, C. B. major & prior Trago, s. ramosa repens, J. B.
gleichet mit den blättern dem Männlein: der underscheid ist / daß es viel
zweiglein an ihm hat / darzu stehen die blätter höher und weiter vom stammen als
an dem Männlein. Die wurtzel ist roth / ein wenig mit schwärtze vermischt / und
sind ein theil der wurtzeln blutroth.
Das Farnkraut wächßt allenthalben in tunckelen / schattichten / feuchten /
sandichten Gründen und Thälern / deßgleichen an den Rechen und Sandfelsen / aber
am liebsten in den Wäldern. Die wurtzel soll man im Herbst außgraben. Allhier
wächßt das Männlein auff dem Muttentzer-berg / das Weiblein aber in dem Wald bey
Augst.
Wenn man die wurtzel des Männleins zerschneidet / erscheinet auff jeder seiten
der zerschnittenen wurtzel ein schwartzer auffgethaner Vogel / anzusehen als ein
Adler mit zweyen köpffen in einem weissen Feld / das ist aber nichts anders als
die schwartze äderlein / so zertheilet sind / darumb hat Tragus offt gewettet /
er wolle des Käysers Wapen mit einem schnitt mahlen: er solle sich auch in den
unzeitigen Cucumeren und in den köpffen der Meer-krebsen erzeigen. Man findet
auch an den blättern des Männleins / sonderlich an den jungen Stöcken eine
wollichte Matery / welche eigendlich der samen ist / und mit der zeit abfället /
davon hernach das Farnkraut auffgehen solle / wie solches Andreas Caesalpinus
lib. 16. de plantis cap. 2. berichtet.
3. Ein wunderliches Farnkraut / welches in Indien in den Virginischen Insuln
wächßt / beschreibt Johannes Bodaeus à Stapel, in commentar. ad lib. 4. hist.
plant. Theophrasti cap. 3. so sich mit dem Farnkraut vergleichet / in wässerigen
oder sumpffichten orten gefunden / und von Matthia Lobelio, wie auch
gemeiniglich in Holland Osmunda genennet wird: Filix Indica Osmundae facie, Bod.
à Stap. Hort. Paris. Diese blätter (welches ja wunderlich) können das anrühren
der Menschen nicht leiden / denn an welchem ort sie betastet werden /
entspringet allda ein rubiginosa macula, gleichsam ein rostiger Flecken /
welcher / wie der kalte Brand an dem menschlichen Leib / das gantze blatt
verderbet / so alsdenn erst abfällt / wenn ein new blatt herfür kommet.
4. Das kleine ästichte / gezähnlete Farnkraut / Filix ramosa minor pinnulis
dentatis, C, B.
5. Das kleinblättige / und sehr dünn gezähnlete Farnkraut / Filix non ramosa
pinnulis tenuissimis, & tenuissimè dentatis, C. B. wächßt allhier dem
Wiesen-fluß nach.
6. Das weisse Frawenhaar / mit Farnkraut blättlein / Filicula fontana major, s.
Adianthum album Filicis folio, C. B.
7. Das kleine Wasser-Farnkraut / Filicula fontana minor, C. B. fontana, Tab.
8. Das stachlichte grosse und kleine Farnkraut / Filix aculeata major &
minor, C. B. beyde findet man auff dem nicht weit von hier gelegenen Berg
Wasserfall.
Eychfarnkraut. Filix querna.
9. Das Eychfarnkraut / Filix querna, C. B. arborea, Trag. Dryopteris, Matth.
wächßt an den stäm̅en der alten mooßichten Eychbäumen. Man findet
es auch an den Steinen / und bißweilen an feuchten Orten. Ist dem Farnkraut
ähnlich / außgenommen daß es mit vielen kleineren schnittlein zerkerfft ist.
Seine wurtzel ist in einander geflochten / rauch / am geschmack herb und
zusammenziehend. Dieweil dieses kraut sich dem Engelsüß umb etwas vergleichet /
haben [975] es etliche Apothecker darfür
gebraucht / aber es ist nicht recht / denn diese wurtzel schädlich / auch sind
die blätter nicht so rauch wie am Engelsüß.
Eigenschafft.
Das Farnkraut ist warm im ersten und trocken im dritten grad: hat
alkalisch-irdische / etwas schwefelicht-bittere grobe saltztheilgen / und
dadurch die eigenschafft zu eröffnen / zu säubern und zu reinigen / zu heilen /
aller säure zu widerstehen / und fürnemlich alle Kranckheiten des Miltzes zu
steuren.
Gebrauch.
Die Weiber sollen sich vor der wurtzel des Farnkrauts hüten / denn welche
schwanger sind / kommen dadurch umb die Leibsfrucht / die aber nicht schwanger
sind / werden unfruchtbar / wie solches Nicolaus Agerius berichtet.
So man ein stück dieser wurtzel einem (Gefallen
Pferd.) Pferd so nidergefallen / und man nicht wissen kan / was es für ein
gebresten seye / unter die Zungen legt / fängt es bald an zustallen / und stehet
widerumb auff / wie solches Matthiolus anzeiget.
(Brand des Feurs / heissen Wassers / Oel und
dergleichë.) Ein sonderliches Mittel Herrn Matthioli für den Brand des
Feurs / heissen wassers / öls und dergleichen. Nim die wurtzel des Farnkrauts
zerstossen / und zwing den safft herauß: wenn die wurtzel zu trocken ist / so
befeuchte sie mit Rosenwasser oder gemeinen Brunnwasser / stosse sie / alßdenn
gibt sie auch einen schleimigen safft: dieses soll nicht für den Brand zu
bezahlen seyn / denn wo er nicht wil leschen / ist diese Artzney die beste /
dessen man sich billich muß verwundern.
(Alte Schäden.) Ein treffliches Mittel zu den
alten Schäden / welches Matthiolus auch jederzeit gut befunden hat. Nim die
wurtzeln von Farnkraut ein han dvoll / säubere sie / schneide sie zu kleinen
stücklein / gieß zwey pfund alten weissen Wein darüber / und laß es halb
einsieden: mit diesem Wein wasche den Schaden / und streue das pulver von der
gedörrten wurtzel darein.
(Würm.) Die wurtzel des Farnkrauts zu pulver
gestossen / und darvon ein halbes oder gantzes quintlein nach dem alter des
menschen eingenommen / treibet die würm wacker auß / dannenher solche Artzney
von Frid. Hoffmanno in Clave Pharmaceut. Schroeder. p. m. 475. eine rechte Pest
der langen und breiten würmen genennet wird.
CAPUT CXXIV.
Engelsüß Polypodium.
Namen.
ENgelsüß heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Polypodium, Filicula. Italiänisch / Polipodio. Frantzösisch /
Polypode. Spanisch / Polipodio, Filipodio. Englisch / Polypody / Okeferne.
Dänisch / Engelsoede / Eegebregne / Mariebregne. Niderländisch / Boomvaren /
Eyckenvaren. In Teutscher Sprach nennet man ihne auch
Gemein Engelfüß Polypodium vulgare.
Süßfarn / Süßwurtzel / Baumfarn und Tropffenwurtz.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der gemeine Engelsüß / Polypodium, J. B. vulgare, C. B. Ist ein Kraut ungefähr
einer spannen hoch. Seine blätter sind dem Farnkraut ähnlich / und in spalten
zertheilt / beyderseits des stiels stehen diese gespaltene blätter ungleich
gegen einander / sind inwendig überall glatt / aber auff dem rucken haben sie
roth-gelbe / erhebte und rauche tüpflein: darinnen die blümlein und der samen
stecket. Die Wurtzel begibt sich nicht tieff in die Erden / fladert doch
überzwerch auff dem grund / ist krum und knorricht / mit viel kleinen fäßlein /
außwendig roth-schwartz / inwendig aber grün-farb / am geschmack süß mit einer
geringen bitterkeit. Gewinnt weder stengel noch blumen. Das Kraut grünet den
gantzen Winter über / behält auch seine blätter biß auff den Frühling / die
verwelcken erst / und fallen ab / wenn andere neue hernacher folgen. Soll zu end
deß Augstmonats gesamlet werden. Er wächßt an den Felsen / Eychbäumen / alten
Mauren / und auch zwischen den Steinen in den brünnen. Der beste wird in den
Eychbäumen gefunden.
2. Der Britannische Engelsüß mit eingeschnittenen fider-blättlein / Polypodium
Cambro-Britannicum pinnulis ad margines laciniatis, Raj.
3. Der Engelsüß auß der Insul Ilva. Polypodium Ilvense, Lugd. J. B.
4. Der Indianische Engelsüß mit Eychblätteren / Polypodium exoticum foliis
Quercûs, C. B. Indicum, J. B.
5. Der grosse goldgelbe Engelsüß / Polypodium majus aureum, Plumer. 25.
|| [976]
6. Der Engelsüß mit kleiner kriechender wurtzel / Polypodium radice tenui
& repente, Plumer. 25.
7. Der schwartze dünn-geschnittene Engelsüß / Polypodium nigrum tenuiùs sectum,
Plumer. 26.
8. Der Engelsüß mit weiten einschnitten / Polypodium incisuris Asplenii, Tournef.
Eigenschafft.
Die Wurtzel von der gemeinen Engelsüß führet ein zimlich temperiertes / jedoch
mehr scharfflichtes / wenig ölichtes saltz / neben vielen alkalischen irrdischen
theilen bey sich / ist deßwegen süß / eröffnet sonderlich die verstopffungen der
Leber / des Miltzes und Faulfleisches / purgieret sehr gelind / und reiniget
sonderlich das melancholische / saure / schwere Geblüt / wärmt und tröcknet
gantz gelind.
Gebrauch.
Es wird der Engelsüß mit anderen Artzneyen (Miltzkranckheiten.) zu den Kranckheiten des Miltzes gebraucht.
Fürnemlich aber in denen Purgierenden und anderen geblüt-reinigenden
Kräuter-weinen / zu denen man sie biß zwey loth und mehr nehmen kan.
(Schweinsterben. Ubriges Nasenfleisch.) Wenn die
Schwein anfangen zu sterben / soll man ihnen Engelsüß zu essen geben.
Die Engelsüß-wurtzel gepülvert / und darvon in die Nasen gethan / sol das übrige
Fleisch Polypus genannt / verzehren.
(Melancholisch geblut Außsatz / Husten / schwere Träum /
viertägig Fieber.) Wenn man ein Wasser darauß brennen wil / soll man
den Engelsüß nehmen / welcher in den Eychbäumen gefunden wird: diesen muß man
mit kraut und wurtzeln zerhacken / und ein wasser darauß destillieren. Es
reiniget das melancholisch Geblüt / verhütet den Aussatz / befördert den
Außwu???ff / vertreibet die Melancholey und schwere Träume / ist gut wider das
viertägig Fieber / so man nach belieben fünff oder sechs loth offt darvon
trincket.
CAPUT CXXV.
Ringelblum. Calendula.
Namen.
RIngelblum heißt Lateinisch / Calendula, Caltha. Italiänisch / Fior rancio, Fior
d'ogni mese. Frantzösisch / Solsie, Soulsie. Englisch / Marigold. Dänisch /
Soelficke / Morgenfro. Niderländisch / Gondbloeme.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die gemeine Ringelblume / Calendula vulgaris, C. B. sativa, Raj. Caltha, J. B.
Ist ein Kraut wie ein stäudlein. Der holtzichte stengel wächßt ungefährlich
arms-hoch. Die blätter sind lang / und fornen ein wenig zugespitzt / doch
etliche mehr rund als spitzig. Auff den stengeln erscheinen erstlich und vor den
blumen die knöpfflein / wie grüne Flachs-bollen / die thun sich denn auff /
darauß werden schöne saffran-gelbe gestirnte blumen / innen und außwendig eines
angenehmen doch starcken geruchs. Wenn die blumen verfallen / folgen runde
köpfflein
Kingelblum. Calendula.
hernach / das ist der samen. So mans von einander thut / ist ein jeder same
zusammen gebogen / wie ein Circkel oder Scorpionschwantz. Die wurtzel ist
schlecht / weiß und zasicht. Blühet im Mäyen / und wehret in steter blüth für
und für / biß an den kalten Winter: wird fast allenthalben in den Gärten von dem
samen geziehlet / denn wo sie wächßt / besamet sie sich alle Jahr selbst. Der
gröste unterscheid / so an der Ringelblumen gespüret wild / ist allein an den
blumen / denn etliche werden gefüllt / andere ungefüllt. Etliche haben den
unterscheid an den nebenblümlein / dieweil auß den blumen viel andere
neben-blumen mit langen stielen herfür wachsen / deren bißweilen acht /
offtmahls neun oder mehr gezehlet werden / dahero man sie auch prolificam nennet
/ als wenn sie gleichsam andere junge blumen gebähreten. In dem Fürstl.
Eystettischen Lustgarten und anderstwo wird die volle Ringelblume mit
neben-blümlein / die volle gelbe Ringelblum / wie auch die Ringelblum mit
roth-gelbem grund oder butzen; und die bleich-gelbe Ringelblum angetroffen.
2. Die wilde Feld-Ringelblum / Caltha arvensis, / C. B. minima, J. B.
Eigenschafft.
Die Ringelblumen sind mit einem balsamischen / gelind-flüchtigen alkalischen
saltz begabet / und haben die eigenschafft milt zu wärmen / zu tröcknen / das
Hertz / Leber und Mutter zu stärcken / auch deren verstopfungen zu eröffnen /
dem Gifft zu widerstehen / den Schweiß und monatliche Weiber-blum zu befördern /
die schwere Geburt zu erleichsteren / zu reinigen und zu heilen.
Gebrauch.
Das Kraut samt den blumen in weissem (Schleim auff der
Brust.) Wein gesotten und davon getruncken / reiniget die Brust von
allem Schleim / stärcket [977] (Blöder magen / Geibsucht / versteckte monatliche
reinigung der Weiber.) den blöden Magen / vertreibt die Gelbsucht /
(wenn kein Fieber sich erzeigt) benimt das Hertzklopffen / so den Weibern von
verhaltung ihrer monatlichen Reinigung herkomt / die dieses Kraut befürderet /
dergleichen würckung verrichtet es / so man das frische junge Kraut im Salat
gebraucht. Nicolaus Agerius schreibt / daß die Frantzosen es in die Eyer-kuchen
bachen / und gebens den Weibern zu essen / welchen die monatliche Reinigung zu
wenig fließt.
Ringelblumen und Kraut gedörrt / angezündet / (Versteckte Nachgeburt. Gelb Haar zu machen.) und den Rauch von unden
auff empfangen / befürdert die Nachgeburt.
Die blumen mit laugen gesotten / macht ein gelb haar.
(Verstopffte Leber und Mutter / versteckter monatlicher
Weiber-fluß.) Das in den Apothecken zubereitete Ringelblumen-saltz
eröffnet die verstopffte Leber und Mutter / dienet wider die Gelbsucht / und
befürdert den monatlichen Weiberfluß / so man 10. gran davon in seinem
destillierten wasser etliche mahl einnimt.
Die mit Branntenwein davon außgezogene Essentz / und darauff gemachtes oder
erdickertes Extract, auff 12. 15. biß 20. tropffen oder gran übers mahl
eingenommen / dienet in allen bereits angezogenen auch folgenden Kranckheiten
fürtrefflich wol.
(Hitzige Fieber.) Der Ringelblumen-eßig wird wie
der Rosen-eßig gemacht / ist dienlich in den hitzigen Fiebern / so man leinene
tüchlein darin netzt und sie auff die Pulß-adern der Händen und die Fußsolen
bindet.
(Wartzen.) Wenn man die Ringelblumen an die
Wartzen reibt / daß sie feucht werden / alsdenn mit Pferd-harn abwäscht / von
sich selbst trocknen läßt / und solches drey oder viermal verrichtet / fallen
die Wartzen hinweg / wie solches Frid. Hoffmannus in Clave pharmac. Schroeder.
p. m. 428. berichtet.
(Nachgeburt / weisser Weiberfluß / würm
Gelbsucht.) Joachim. Camerarius in Hort. med. p. m. 33. lobet den dampff
von der Ringelblumen zu beförderung der Nachgeburt / die in dem ofen gedörrte
blätter wider den weissen Weiberfluß / den samen für die Würm / und den von dem
Kraut und blumen gekochten tranck (Verstopffung der
Leber / Gelbsucht / versteckte remigung der weiber Pest.) für die
Gelbsucht.
Das destillierte Ringelblumen-wasser ist gut wider die Verstopffung der Leber /
darvon die Gelbsucht verursacht wird / befördert die versteckte Reinigung der
Weiber / und dienet wider die Pestilentz / so man darvon nach belieben 3. oder
vier loth trincket.
CAPUT CXXVI.
Scorpionkraut. Scorpioides.
Namen.
SCorpionkraut heißt Lateinisch / Scorpioides Matth. Telephium Scorpioides, J. B.
Telephium Dioscoridis, s. Scorpioides ob siliquarum similitudinem, C. B. Item,
Scorpioides Portulacae folio, Ejusd. Joh. Rajus mischet dieß Kräutlein unter die
Kleeblatt.
Gestalt.
Scorpionkraut ist ein kleines Kräutlein / stoßt viel stengelein von einer wurtzel
/ an derselbigen stehen je drey blätter beysammen / ein gesätz über dem andern /
und zimlich weit von einander / an den gipffeln bringt es schotten /
Scorpionkraut Scorpioides Matth.
die sind mit vielen knoden zusammen gepackt und gebogen / anzusehen wie ein
Scorpion-schwantz / daher es auch den namen Scorpionkraut bekommen. Die wurtzel
ist dünn / weiß und vielfaltig. Dieses (Scorpionstich.) Kraut ist warm und trocken. Gestossen und auffgelegt
heilet den stich des Scorpions.
CAPUT CXXVII.
Grosse Krebsblum. Heliotropium majus.
|| [978]
Namen.
KRebs-blumen heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Heliotropium, Solsequim, Cauda scorpionis, Herba cancri.
Italiänisch / Heliotropia. Frantzösisch / Tourne sol, Herbe au cancre. Spanisch
/ Torna sol, Girasol, Heliotropia. Englisch / Turnsole / Scorpionstayle. Dänisch
/ Scorpions-urte / Soelwender / Scorpionrumpe / Krebsblomster / Vorteurt.
Niderländisch / Kreeffteruyd. In Teutscher Sprach nennet man sie auch
Scorpionkraut / Sonnenwend / Scorpion-schwantz / und Wartzenkraut.
Geschlecht und Gestalt.
1. Die grosse Krebsblumen / Heliotropium majus. Matth. majus flore albo, J. B.
majus Dioscoridis, C. B. gewinnt blätter wie die Basilien / sind doch grösser /
raucher und weisser / wenden sich mit der Sonnen. Auß der wurtzel gehen drey
oder viel / und offtmahls mehr stengel mit vielen gläichen. An dem obertheil der
stengel erscheinen viel weisse oder bleich-gelbe blumen / auff zwey zertheilten
sprößlein / die biegen sich gegen einander in der gestalt wie ein
Scorpion-schwantz oder Krebs-scheeren. Auß den blumen werden beyderseits kleine
/ grüne und rauche knöpfflein darinnen ligt der samen verschlssen. Die wurtzel
ist schlecht / gering und mit wenig faseln behenckt. Wächßt auff den Feldern /
Büheln und Weingärten / (allhier bey St. Jacob und der Cliben) im Elsaß stehen
die acker voll. Es thut sich nicht eher herfür als im Sommer. Man findet es auch
in unsern Gärten / darinnen es sich besamet / und nicht bald widerumb herauß zu
bringen ist.
Eigenschafft.
In diesem Kraut werden viel irrdische / grob-ölichte / und alcalische /
milt-scharffe Saltz-theile gefunden / davon die eigenschafft entstehet zu wärmen
/ zu trucknen / schleim zu erdünneren / verstopffungen zu eröffnen / aller
etzender säure zu widerstehen / wüste / garstige Geschwär zu säubern und zu
heilen.
Gebrauch.
Dioscorides lib. IV. cap. 193. schreibt. Daß seines samens vier körner ein stund
vor dem (Drey / und viertägig Fieber.) eingang
des viertägigen Fiebers / mit Wein getruncken / dasselbe vertreibe / drey körner
aber solcher massen gebraucht / das dreytägige Fieber hinweg nehme. Camerarius
setzt recht hinzu. Ist vielleicht an der Zahl nicht so viel gelegen.
(Krebsschäden.) Der safft dieses Krauts dienet
wider die Krebs-schäden / sie darmit angefeuchtet.
Matthiolus vermeldet / dieses Kraut seye den Ameysen so hefftig zu wider / daß so
man es auff einen Ameysen-hauffen lege / und die löcher darmit verstopffe /
sterben sie allesamt.
Etliche schreiben / wenn man mit einem zweiglein dieses Krauts umb das loch / in
welchem ein Scorpion wohnet / einen zirckel ziehe / gehe der Scorpion nimmer
herauß / sondern müsse darinnen verderben.
Der same dieses Krauts mit saltz vermengt (Wartzen.) und auffgelegt / soll die Wartzen vertreiben.
Kleine Krebsblumen. Heliotropium minus.
Gestalt.
2. Die kleine Krebsblumen / Heliotropium minus, Matth. minus supinum, C. B. minus
quorundam s. supinum, J. B. hat blätter wie die grosse / außgenommen daß sie
runder sind. Bringet einen hangenden runden samen. Wächßt in den Mooßlacken /
und neben den stehenden Wassern. Man nennet dieses Gewächs Heliotropium
tricoccum Plinii, weil es 3. beerlein beyeinander in einer hülsë hat. Man findet
es viel in Italien und Franckreich bey Narbonen / allda die Bauren im
Herbstmonat solche Beerlein häuffig samlen / und verkauffen es den Färberen /
die eine schöne braune Farb Tournesol genant / darauß bringen / darinn färben
sie Tüchlein / damit man den Wein und anders roth machet. Diese kleine
Krebs-blumen gehet auch in unseren Gärten wol auff / kommet aber nicht zum
samen.
CAPUT CXXVIII.
Läußkraut. Staphisagria.
Namen.
LEußkraut heißt Griechisch / [Greek words].
Lateinisch / Staphisagria, Herba pedicularis. Italiänisch / Staphisaria.
Frantzösisch / Staphisaigre, Herbe aux pous, Spanisch / Fabaraz, Habarraz,
Paparraz. Englisch / Licebane / Staves-acre. Dänisch / Luußurt / Staphis-ander.
Niderländisch / Luyskruyd. In Teutscher Sprach nennet man es auch
Stephans-körner / Speichelkraut / Bißmüntz / Mäuß- und Rattenpfeffer.
|| [979]
Läußkraut. Staphisagria.
Griechischer Sesel. Thapsia.
Gestalt.
Die blätter des Läußkrauts vergleichen sich dem laub der wilden Räben / in sieben
oder sechs / und zu zeiten weniger theil zerschnitten. Die Blumen wachsen auff
sonderen stielen / sind schön himmel-blaw / und ist ein jede blum in sechs under
schiedliche blätlein getheilt. Nach abfallung der Blumen folgen grüne schelffen
oder Häußlein / darin̅ ligt dreyeckichter schwartzt-brauner samen
beschlossen / inwendig weiß und an dem Geschmack scharff. Die wurtzel ist
schlecht und holtzicht. Es wächßt in Apulien / Calabrien / Dalmatien und im
Friaul / bey dem Meer. Man zielet es in Teutschland in etlichen Gärten / aber
der same gehet langsam auff.
Eigenschafft.
Das Läußkraut ist warm und trocken biß in den vierten grad. Ist mit einem
scharffen brennend-flüchtigen ölichten saltz begabet / dadurch es die tugend hat
under und übersich sehr starck zu purgieren / den Speichelfluß zu erwecken /
Läuse zu töden.
Gebrauch.
Dieweil dieses kraut ein gefährliche Artzney ist / und den Menschen leichtlich
erstecket / wird es nicht in den Leib gebraucht.
Ein quintlein des samens zerstossen / und mit einem Loth frischem Butter durch
einander vermischt / vertreibt und tödet die Läuß.
CAPUT CXXIX.
Griechischer Sesel. Thapsia.
Namen.
GRiechischer Sesel / Thapsia / oder Turbith / heißt Griechisch / [Greek words]. Lateinisch / Thapsia, Turbith.
Italiänisch / Thapsia. Englisch / Scortchinus Fennel. Hat seinen namen von der
Insul Thapso bekommen / in welcher es erstlich erfunden worden.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der Griechische Sesel / Thapsia, Matth. Carotae folio, C. B. Carotae facie, J.
B. it. Turbith Garganicum s. Thaps. semine latissimo, Ejusd. Ist dem Gertenkraut
oder der Ferulae gleich / hat aber zartere stengel / blätter wie Fenchel / oben
ein dolde / wie der Dill / an jedem zweiglein ein gelbe blumen / und einen
breiten same̅ / wie das Gertenkraut oder Ferula, aber etwas
kleiner. Die wurtzel istaußwendig schwartz / inwendig weiß / lang / scharff /
und mit einer dicken Rinden bekleidet / derohalben etliche Landbetrieger sie für
Turbethum, oder Turbith verkauffen / denn sie sind einander gleich. Es wächßt in
grosser menge in Apulien auff dem Berg Gargano / von dannen bringt man die
Rinden der wurtzel zu uns. Man pflantzt es auch in Italien in etlichen Gärten.
2. Das grösseste Turbith mit sehr breiten blättern / Thapsia maxima latissimo
folio, C. B. Th. Salmanticensis, s. 3. Clusii magna flore luteo, semine lato, J.
B.
3. Das Turbith mit Fenchel-blätteren / Thapsia Foeniculi folio, C. B. Thaps. 2.
Clusii flore luteo, foliis tenuioribus Foeniculi penè instar, J. B.
4. Das sehr stinckende Turbith / Thapsia foliis Libanotidis foetidissima, C. B.
4. Clusii, Tuero dicta, foliis glutinosis, radice nigrâ foris, J. B.
Eigenschafft und Gebrauch.
Die Thapsia ist sehr hitzig und scharff / mit etzendem scharffen / vitriolischen
etwas ölichtem saltz begabet / wird derowegen gefährlich in den Leib gebraucht.
|| [980]
Wenn Käyser Nero in der Nacht auff der Gassen Händel angestellt / und davon Stöß
in dem Angesicht bekommen / hat er mit dem Safft der Thapsiae, Weyrauch und
Wachs alsobald die Streichmähler bestrichen / damit man dieselbige auf
nachfolgenden Tag an ihme nicht wahrnehmen könte / wie solches Plinius lib. 13.
histor. natur. cap. 22. berichtet.
CAPUT CXXX.
I. Spanische Pfrimmen.
Genista Hispanica.
Namen.
PFrimmen heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Spartium. Italiänisch / Spartio. Frantzösisch /
Genest d'Espagne. Spanisch / Espartio, Retama, Incestra. Englisch / Broome.
Niderländisch / Spaensche Braem.
Geschlecht und Gestalt.
1. Der Spanische Pfrimmen / Spartium, Matth. Genista Hispanica, Juncea, J. B.
Spartium arborescens seminibus Lenti similibus, C. B. Ist ein Art der Ginst /
wächßt mit langen Gerten und wenigen kleinen blättern / die sind gerad und zäh /
lassen sich nicht bald zerbrechen / damit werden auch die Weinreben gebunden:
Bringt gold-gelbe blumen wie die gilbe Veieln / darauß kriechen rauche
länglichte schöttlein / darinn ist samen den Linsen ähnlich / verschlossen.
Wächßt in grosser menge in Hispanien und Africa / allda bereitet man bänder
darauß zu den Schiffen. Die Armen machen ihnen geflochtene Schuh auß diesem
Gewächs / und brauchen es für Hanff zum Gespinst / wenn er zuvor in warmem
wasser ertränckt ist.
II. Spanische Pfrimmen. Spartium sive Genista Hispanica.
2. Spanische Pfrimmen mit rundem samen-gefäß und einfachem samen; Spartium
alterum monospermum semine reni simile, C. B. Hispanicum Lobis rotundiusculis,
flore luteo, J. B.
3. Spanische Pfrim̅en mit weisser blum / Spartium Hispanicum flore
candido, J. B. tertium flore albo, C. B.
4. Drey-blättige Spanische Pfrim̅en / Spartium triphyllon, C. B.
Genista radiata s. stellaris, J. B.
5. Purgierende Pfrimmen / Genista sive Spartium purgans, J. B.
6. Candianische Pfrimmen / Spartium Creticum, Alpin. exot.
7. Baumichte Pfrimmen / Genista arborea Cretica folio perpetuo, Zanon.
8. Vermeinte Spanische Pfrimmen / Genistae Hispanicae Affinis, C. B.
CAPUT CXXXI.
Ginst. Genista.
Namen.
GInst / Genst oder Genster heißt Laeinisch / Genista. Italiänisch / Genestra.
Frantzösisch / Genest. Spanisch / Genesta, Hiniesta. Englisch / Broome. Dänisch
/ Gifuel. Niderländisch / Braem.
Gestalt.
Die gemeine Ginst / Genista angulosa & scoparia, C. B. angulosa trifolia,
J. B. Ist eine Staude Manns-hoch / mit einem krummen Stamm / daran ist die Rinde
/ aussen gelblicht / inwendig schwartzlicht / fest und zähe / man macht gute
Bögen darauß zu den Armblüsten. Auß dem stamm gehen
|| [981]
Ginst. Genista.
viel Ruthen / die sind dünn / gerad / grün / weich / zähe / schwang / ohne Knoden
/ am obern theil stachlicht / und inwendig mit weissem Marck gefüllt. Mit diesen
Ruthen hefftet man die Weinreben / man macht auch andere Bänder darauß. Die
Blätter an gemeldten Ruthen sind länglicht / fast wie in dem Flachs / doch
dicker. Das gantze Gewächs ist am geschmack bitter. Es trägt viel gold-gelbe
blumen / darauß werden runde / lange schöttlein / in welchen der samen
verschlossen ist / den Wicken nicht ungleich: dieser same ist außwendig schwartz
und inwendig gelb. Der Ginst wächßt an den sonnreichen Büheln. In dem
Hertzogthum Florentz findet man ihne in grosser menge. Im Mäyen und Brachmonat
blühet er / alßdenn ist offt ein gantz Feld oder Bühel mit Ginst überzogen / und
lustig anzusehen / wegen der gold-gelben dlumen / deßgleichen man auch in
Teutschland warnimt. Diese Blumen sind den Bienen angenehm / daher pflegt man
sie umb die Bienen-stöck zu legen.
Eigenschafft.
Der Ginst ist mit einem ölicht-milten / groblichten / alkalischen saltz / und
vielen irrdischen theilgen begabet / und hat die eigenschafft zu erdünneren / zu
eröffnen / gelind zu wärmen / zu tröcknen / den Harn zu treiben.
Gebrauch.
An etlichen orten da die Pfrimmen häuffig wachsen / beitzet man die
Pfrimmenknöpfflein / darauß die blümlein kommen / in Eßig und Saltz ein / und
braucht sie an statt des Cappern / daher sie auch Teutsche Cappern genennt
werden. Sie wachen lust zum essen / eröffnen Miltz und Leber / treiben den Stein
auß.
(Unlust zur Speiß / verstopstes Miltz und Leber /
Stein.) Die Conserva Florum Genistae, oder der auß den Blumen der
Ginst / in den Apothecken zubereitete Zucker / befürdert den Harn und Stein /
eröffnet das versteckte Miltz und Leber / ist gut wider das Podagram / so man
nach belieben einer Muscatnuß groß nimt.
(Podagra. Nieren un̅ Blasenstein /
verstandener Harn / Wassersucht.) Das auß den Blumen der Ginst
destillierte Wasser / treibet den Stein auß den Nieren und der Blasen /
befürdert den verstandenen Harn / und ist gut wider die Wassersucht / so man
darvon morgens nüchtern 5. oder 6. loth trincket.
Vngarischer Ginst. Genista Pannonica.
Gestalt.
Der Ungarische Ginst / Chamaegenista sagittalis, C. B. Genistella herbacea sive
Chamaespartium, J. B. hat ein holtzichte wurtzel / auß welcher viel schmale /
harte Gertlein herfürkommen / mit wenigen / schmalen und länglichten blättern:
oben an den stengeln erscheinen seine gelbe geährte Blumen / denen länglichte
und schwartze schöttlein nachfolgen. Wird viel in Ungarn gefunden. Wächßt auch
umb unser Statt hin und wider.
CAPUT CXXXII.
Filtzkraut. Cuscuta.
Namen.
FIltzkraut heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Cuscuta, Cassutha, Cassytha, Podagra aut angina
lini. Italiänisch / Cuscuta. Frantzösisch / Gutte de lin. Englisch /
Wood-dodder. Dänisch / Hoersilcke /
|| [982]
Filtzkraut. Cuscuta.
Cuskurt / Skurwpaahumle. Niderländisch / Schorfte / Wranghe. In Teutscher Sprach
nennet man es auch Seidenkraut / Flachsdotter / Range und Flachsseiden.
Gestalt.
Das Filtzkraut ist gleich einem verwirten Garn / mit viel fäden durch einander
geflochten. Es hencket sich an die anderen gewächs / ohne wurtzel und blätter:
bringet weisse blumen. Die früchte sind runde knöpflein / voller kleines samens
/ wie in den Klapper-rosen. Die fäden oder Haarlocken sind zu zeiten weiß /
bißweilen roth / in der grösse als die Säiten auff den Geygen. Das weisse wächßt
gemeiniglich auff etlichen dürren wiesen / daselbst über zieht es das Graß /
gleich als ein Spinnen-gewüppe / dardurch es nicht wol mag übersich wachsen. Das
rothe findet man viel in dem Flachs / auch an den zäunen / Bäumen / Stauden und
anderen gewächsen / daran flechtet es sich so dick / daß es auch bißweilen die
stauden zu boden ziehet. Das beste Filtzkraut wird an der Pfrimmen gefunden.
Eigenschafft.
Filtzkraut ist warm im ersten und trocken im andern grad: führet neben vielen
irrdischen theilgen / auch ein alkalisches saltz / und hat davon die
Eigenschafft das versaltzene / unreine saure Geblüt zu reinigen / und die
verstopffung der Leber / Miltz und Nieren zu eröffnen.
Gebrauch.
(Verstopffung der Leber und miltz / gelbsucht /
wassersucht / viertägig Fieber.) Ein Handvoll Filtzkraut in einer maß
weissen Wein gesotten / so lang als man ein hart Ey siedet / und davon nach
belieben getruncken / ist gut wider die verstopffung der Leber und Miltz /
dienet in der Gelbsucht / Wassersucht und viertägigen Fieber.
(Gelb- und Wassersucht / stein Grieß / versteckte
weiber-blum / unreines Geblüt / Aussatz / viertägig Fieber.) So man
von dem destillierten Filtzkraut-wasser morgens und abends fünff oder sechs loth
trincket / ist es gut für die Gelb- und Wassersucht / befürderet den Stein / das
Grieß und die Weiberblum / reiniget das Geblüt / behütet vor dem Aussatz / und
dienet in dem viertägigen Fieber.
Thymseiden. Epithymum.
Namen.
THymseyden heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Epithymum, Cuscuta minor, Cassuta minor.
Italiänisch / Epitimo, Gamba del thimo. Frantzösisch / Teigne de thym. Spanisch
/ Cabellos o flores del thomilho.
Gestalt.
Matthiolus schreibet von der Thymseyden / daß sie seye ein Geschlecht des
Filtzkrauts / und könne wol klein Filtzkraut genennet werden / dieweil sie viel
kleine fäden und haarlocken habe. Man nennet sie Epithymum oder Thymseyden /
dieweil sie auff dem Thymo oder Thymien wachse. Dioscorides meldet / ihre blumen
seyen den fremden Thymian gleich / habe dünne leichte knöpfflein / mit kleinen
stielein / wie Haar. Casp. Bauhinus hat sie nicht allein auff dem Thymian /
sonderen auch auff der Saturey / Polium / Dictam / Gamanderlein / Isop / Quendel
/ Majoran / Dosten und anderen / wachsen gesehen.
Eigenschafft.
Die Thymseiden ist warm und trocken / führet ein scharfflichtes saltz / neben
etwas ölichten theilgen / und hat die Eigenschafft nicht nur zu eröffnen /
sondern auch gelind zu purgieren.
Gebrauch.
Dieweil die Thymseyden zimliche Hitz [983] und
Durst bringet / soll sie nicht leichtlich allein gebraucht werden.
CAPUT CXXXIII.
Wilder Saffran. Cnicus.
Namen.
WIlder Saffran heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Cnicus s. Cartamus, J. B. Crocus Sarracenicus,
Cnicus s. Carthamum officinarum, C. B. Italiänisch / Zaffrano salvatico,
Zaffrano Saracinesco, Zaffrano detto cartamus, Grana per li papagalli.
Frantzösisch / Saffran bastard, Saffran sauvage, Cartame, Graine au perroquets.
Spanisch / Alazor, Azafran, Borde o romin, smiente de papagayo. Englisch /
Bastard saffron / Mock saffron. Dänisch / Vild safran. Niderländisch / Wild
bastaert safraen.
Gestalt.
Der wilde Saffran bringt einen eintzigen stengel / der ist zweyer elen hoch /
rund / gerad / streifficht / hart und holtzicht / darzu mit vielen neben-zweigen
besetzt. Er gewin̅t nicht viel blätter / und die blätter die er
hat / sind länglicht / dick / hart / adericht / grün / vornen und auch an dem
umkreiß mit schwachen stacheln besetzt / hangen an keinem stiel / sondern stehen
hart an dem stengel und zweigen. Je höher sie an dem stengel und zweigen stehen
/ je kleiner sie sind. An den gipffeln des gemeldten stengels und der zweygen
sihet man runde / stachlichte Distel-köpffe / die sind aussen an dem umkreiß mit
kleinen blättern zu rings herumd staffiert / anzusehen wie ein Stern. Wenn sich
diese Distelköpff zu der blüht auffthun / bringen sie schöne / gelbe / gefüllte
/ wolriechende blumen / nahe wie der rechte Saffran. So man diese Saffran-blumen
nicht bey zeiten samblet / verfligen sie. Der same ist weiß / eckicht / mit
einer harten und glatten rinden bedeckt / fast gestaltet wie die Gerstenkörner /
doch ein wenig grösser / inwendig mit weissem / fettem / süssem Marck gefüllt.
Die Wurtzel ist lang / dünn / zasicht / hat keinen nutz in der Artzney. Wird in
den gärten und äckeren gepflantzet.
Eigenschafft.
Der samen des wilden Saffrans ist warm im dritten grad. Führet ein scharffes /
etzendes saltz / und hat die Eigenschafft starck zu purgieren.
Gebrauch.
Die armen Leuth brauchen die gedörrten blumen des wilden Saffrans zu der Kost /
wie den rechten Saffran / er färbet die speiß gelb / und macht den Stulgang
fertig.
Es wird offt der rechte Saffran von betrüglichen Krämern / mit dem wilden Safran
verfälschet.
Der samen des wilden Saffrans ist den Papageyen ein gemeine und annehmliche Speiß
/ purgieret sie aber nicht / da er doch sonsten starck purgieret.
CAPUT CXXXIV.
Gifftheyl. Antora.
Namen.
GIfftheyl oder Heylgifft heißt Griechisch / [Greek
words]Lateinisch / Antora, Antitora, Antura, Anthora, Aconitum
salutiferum, Zedoaria Avicennae & Serapionis, Napellus Moysis.
Italiänisch / Antoro. Frantzösisch / Antolle. Englisch / The Counter poysonto
Moncks-hood / or salutary Wollffs-bane.
|| [984]
Wurtzeln vom Gifftheyl. Antorae radiees.
Gestalt.
Nach der beschreibung Theod. Tabernaemontani hat das Gifftheyl ein zweyfache
Wurtzel / auch unterweilen ein dreyfache / vergleichet sich der runden
Eyperwurtz oder Knabenkrauts-wurtzel / ist außwendig schwartzbraun / gerümpfft /
und inwendig weiß / eines sehr bitteren / unlieblichen geschmacks. Der stengel
wird anderthalb spannen lang und bißweilen länger / ist rund und steiff. Die
blätter daran / deren es viel hat / sind breit / und in viel schmale zincken
tieff und subtil zerspalten / den blättern des Napellenkrauts gleich /
außgenommen daß sie viel zarter und kleiner zerschnitten sind / je ein Gesetz
über dem anderen / oben am stengel / deßgleichen über der mitte desselben /
zwischen den blätteren herauß / bringet es bleichgelbe und bißweilen blaue
blumen / die sind den blumen des Eisenhütleine ähnlich / wenn die vergehen /
folgt ein schwartzgrauer samen / fast dem Narden-samen gleich / in kleinen
Häußlein verschlossen. Dieses Gewächs findet man in dem Gebürg bey Genff und
Saphoyen / auch in den Alpen des Schweitzerlands und Bündten / von dannen es zu
uns gebracht wird. Man zielet es auch bey uns in den gärten / und wächßt gern /
so es mit der Wurtzel also grün und frisch gesetzt wird. Von dem samen aber komt
es langsam herfür / denn es selten vor dem dritten Jahr auffgehet. Dieses
Gewächs hat nicht allzeit gleiche Wurtzel / wie die Figur anzeiget. Denn etliche
sind eintzig und rund / andere haben zwey Wurtzeln bey einander / welche zu
zeiten lang / bißweilen etwas rund sind. Etliche haben drey wurtzeln bey
einander / andere vergleichen sich einem Scorpion / wie Camerarius berichtet.
Eigenschafft.
Das Gifftheyl ist warmer und trockner Natur: führet ein bitterliches scharffes /
ölichtes saltz / und hat die Eigenschafft zu purgieren / allem Gifft zu
widerstehen / das Geblüt zu reinigen / und zu eröffnen.
Gebrauch.
Die Wurtzel des Heylgiffts wird höchlich (Gifft /
gifftiger Thierbiß / Pestilentz / Gifft des krauts Thore und
Napellenkrauts.) gelobt wider alles Gifft / und die gifftigen Thier-biß /
deßgleichen auch wider die Pest / und das tödtliche Gifft des krauts Thorae oder
Waldenser Wolffswurtz und des Napellen-krauts / welches alles andere Gifft weit
übertrifft / also daß auch der beste Theriack ihme kein widerstand thun mag: so
man dem Krancken ein quintlein schwer dieser Wurtzel in Cardobenedicten-wasser
eingibet / führet er das Gifft durch den Stulgang / Harn und Erbrechen auß.
CAPUT CXXXV.
Rebkresse oder Lämmer-lattich.
Lactuca agnina.
Namen.
REbkresse / Lämmer-lattich / Feld-lattich / Acker-lattich / Winter-lattich /
Lämmer-weyd / Niesel-kraut / Nössel-kraut / Nitzlein-kraut / heißt Lateinisch /
Lactuca agnina, Lactuca arvensis, Gratia Gallinae, Locusta. Frantzösisch /
Sallade de Chanoine. Niderländisch / Veld-croppen. Englisch / Lambes-lettuce or
Corn-sallet.
Gestalt.
Der gemeine Rebkresse / Locusta herbae prior, J. B. Lactuca agnina, Ger.
Valeriana campestris inodora major, C. B. Ist ein durch gantz Teutschlands
bekanntes Kraut / hat ein kleines / dünnes / weisses / mit süßlichtem / [985] oder fast keinem geschmack begabtes
würtzelein / mit etlichen zaselen; die blätter / wenn sie im Hornung erstmahls
herfürkommen / sind den blätteren des jungen Lattichs ähnlich / daumens breit /
lind / weich / von farben liecht-grün / rundlicht / ohne stiel / am geschmack
den wurtzen gleich. Im Mäyen wachsen von der wurtzel etliche / dünne / eckichte
/ in zwey ästlein zertheilte stengelein / an welchen die blätter kleiner
erscheinen; oben auff den gipffeln deroselben aber erscheinen kleine / weißblaue
/ ablange / fünffach eingeschnittene / schöne blümlein; und darauff ein runder /
weisser / etwas flacher same. Wächßt hin und wider bey uns in den Felderen /
weinbergen / und gräßgärten.
Es hat noch eine art dieses Krauts mit grösseren blumen und wurtzen / deren
blätter oben an den stengeln etwas gekerfft sind: Wächßt hin und wider in
Flandern und Braband; Lactuca agnina s. Valerianella foliis serratis, Raj.
Locusta altera foliis serratis, J. B.
Eigenschafft und Gebrauch.
Es führet dieses Kraut viel nitrosischsaltzichte / durchtringende / und
wasserigsafftige theile / und hat dadurch die Eigenschafft zu kühlen / zu
erweichen und zu linderen.
Es werden diese Kräuter in den Küchen gebraucht / sonderlich bey abgehendem
schnee in dem Winter / biß zu ende des Aprillen / da es anhebt den stengel zu
stossen. Man bereitet davon gute Salät mit Essig / Baumöl / Saltz / und wem
beliebig / ein wenig Pfeffer. In dem Mertzen pflegt man die jungen Rapuntzeln
mit ihrem Kraut darunder zu mischen / welches denn sehr liebliche / und den
gallichten Naturen sonderlich dienstliche Salät abgibt.
(Leibs verstopffung. Gallengrimmen.) In der
Leibes-verstopffung / und Gallengrimmen ist die Brühe / darinnen diß Kraut wol
gesotten worden ein treffliche Artzney / offt warm getruncken.
CAPUT CXXXVI.
Tabac. Tabacus.
Namen.
DAs Kraut Tabac hat diesen Namen von dem Americanischen Ländlein Tabaco, in der
neuen Hispanischen Provintz Jucaton, bey 44. Meilen oberhalb Mexico, von den
Spaniern das Land der sieghafften Mutter Gottes / Terra beatae Virginis
victoriosae, genennet / weilen der eroberer der neuen Hispanien Ferdinandus
Cortesius einen stattlichen Sieg von den Barbaren daselbst erhalten. Dieses
Kraut ward von den Spaniern in selbiger gegend am ersten gefunden / und
derowegen auch darnach genennet / denn bey den Einwohneren derselben Ländern hat
es andere Namen. Die Peruaner und Brasilianer nennen es Petum, die übrigen
Indianer Picielt, welches / wie Nicolaus Monardes meldet / daselbst sein
gemeinster Namen ist. In Europa wird es gemeiniglich Nicotiana genennet /
REMBERTI DODONAEI
Peruvianisch Bilsenkraut oder Tabac.
Hyoscyamus Peruvianus sive Tabacum.
diesen Namen hat es bekommen von Johanne Nicotio, welcher Francisci II. Königs in
Franckreich / Rath und Gesandter an dem Königlichen Hoff in Portugal gewesen.
Dieser als er Anno 1560. zu Lisabona sich auffhielte / allwo dazumal die
Königliche Hoffhaltung gewesen / ward ihme von einer Holländischen Adels-persohn
/ dieses frembde und erst neulich auß der Landschafft Florida überbrachte
gewächs / verehrt. Welches er als etwas rares oder seltsames mit sonderbahrem
wolgefallen auff- und mit sich nach Hauß nahme / in seine Lustgarten pflantzen
liesse / und viel junge Pfläntzein darauß zeugete. Nach diesem schickte er den
samen davon seiner Königin Catharinae de Medices, mit bericht von der Tugend
dieses Krauts / die liesse es in des Königs Lustgarten pflantzen und zielen /
und als es dem bericht nach in allen proben köstlich und heilsam erfunden worden
/ wollte sie es mit keinem andern als ihrem eigenen Namen ferner außkommen
lassen. Daher wurde es genennt / Herbe de la Reine Mere, das Kraut der alten
Königin / wie auch Catharinen-kraut und Herba Medicea. Andere Frantzosen nennen
es Herbe du grand Prieur, das Kraut des grossen Priors, weilen dieser auff einer
Meerreiß zu Lisabona außtrettend / und bey gedachtem Gesandten zukehrend / von
ihm etliche solche Pfläntzlein empfangen / und also der erste dieß Kraut in
Franckreich solle gebracht haben. In Italien wird es genennet Tornabona, weilen
es von einem Bischoff und Gesandten dieses Namens Nicolao Tor [986] nabono, von dem Frantzösischen
Hoff erstlich dorthin geschickt worden. Andere wollen der Cardinal de S. Cruce,
damahliger Päbstlicher Nuncius oder Gesandter / habe es auß Portugal mit sich
nach Rom gebracht / daher es Herba S. Crucis, das Kraut des H. Creutzes /
genennet worden. In Engelland hat es der trefliche Admiral Franciscus Dracke,
umb das Jahr Christi 1586. erstlich eingebracht / und bekannt gemacht. Von Casp.
Schvvenckfeldio wird es Herba Sancta & Sana Sancta, das heilige und
heilsam heilige Kraut / von Camerario das Ost-Indianische Wundkraut / von andern
Buglossum antarcticum, Mittländische Ochsenzungen / und Panacea, Heil aller Welt
/ auch Indianische Beinwelle genennet. Rembertus Dodonaeus pempt. 3. Lib. 4.
Cap. 22. nennet es Hyosciamum Peruvianum, Peruvianisch Bilsenkraut. Der Namen
Tabac aber ist gleichsam sein eigener / gemeinster / und aller Welt
gewoh???licher Namen. Dänisch heißt er Toback / Nicotian / Necotian / Indianske
vundu???. Englisch / Tabaco.
Geschlecht und Gestalt.
Johannes Neander beschreibt in sua Tabacologia, dreyerley Geschlecht des Tabacs.
1. Das erste Geschlecht / genennt der grosse / breitblättige Tabac / Nicotiana
major latifolia, C. B. major sive Tabacum majus, J. B. Hat ein holtzichte /
starcke / aber kurtze wurtzel / mit vielen sprößlein und zäserlein unterwachsen
/ von aussen weißlicht / aber inwendig gelb und bitter. Es wächßt auff einem
geraden stengel / in der dicke eines gemeinen stocks / 4. oder 5. Schuh /
offtmals wenn er in ein warm und sett erdreich gesäet ist / so viel elen hoch.
Dieser stengel ist grün / mit zarter Wolle überzogen / fett und ölicht /
(zumahlen wenn er außgewachsen) mit weissem Marck angefüllet und ästicht / rund
und hart: an demselben herumb wachsen die blätter zimlich geräumig / und etwas
grösser als an der Wallwurtz / von der mitten an / da sie am breitesten und also
gleichsam bucklicht sind / sich allgemach und wohl lang zuspitzend / grün /
gelblicht / harten geruchs / safftig / und gleichsam etwas leimicht / daher das
kleine Ungezieffer daran behangen bleibet / scharffen geschmacks / klebericht /
an den Enden glatt und unzerkerbt. Oben an den gipffeln oder neben, ästlein
wachsen Blumen / auß eingekerbten Blatt-kelchlein / jede auff einem besondern
stiel / von unten enge / oben sich erweiterende / und in ein fünff-eckichtes
Glöcklein (fast wie eine Trompeten gestaltet) sich endende / bleich - roth oder
fleisch - farbig: mitten darinnen wird ein liecht-grünes herfürragendes kölblein
/ von fünff zarten fädemlein umbgeben. Wenn die Blum verwelckt ist / so wird ein
hülßlein darauß / in demselben wächßt ein gar kleiner runder samen / welcher
erstlich grün ist / hernach aber wenn er gezeitiget / schwartz - roth wird.
Dieses wird von etlichen das Männlein genennet.
2. Das andere Geschlecht / genennt der grosse / schmal-blättige Tabuc / Nicotiana
major angustifolia, C. B. Nicotiana s. Tabacum folio angustiore, J. B. Hat eine
holtzichte /
Grosser schmal-blättiger Tabac.
Nicotiana major angustifolia.
viel-sprößichte und gantz haarichte wurtzel. Der stengel wächßt anderthalb el???n
hoch / ist runtzlicht / grün und ästicht. Seine blätter hangen an einem stiel
wie an dem Solano oder Nachtschatten / Bella donna genennt / doch etwas breiter
und grüner / sind wollicht / länglicht / dick und safftig. Die Gipffel des
stengels und der ästlein tragen purpur-röthlichte blümlein / fast in der form
der vorigen. Auff die blumen folgen kleine hülsen / welche oben ein länglichtes
grüblein haben / auß dessen mitte ein dickes / kurtzes und rothes fädemlein
herfürgehet. An beyden ecken des grübleins ziehet sich ein fürchlein hinunter
biß auff den boden / welcher mit einem gelben Ringlein gezieret ist. Sie tragen
gelblichten samen / aber dessen gar wenig. Dieses nennt man das Weiblein.
AEgidius Everhardus berichtet / wie dieses ander Geschlecht zuzeiten auß dem
samen des ersten wachse: denn so des Männleins samen / wenn es in saat
geschossen ist / sich hin und her verstrewet / und auff die erde fällt / so wird
übers Jahr das Weiblein darauß wachsen: ja wenn man das Männlein nicht in
hitzigen / fetten / wohl umbhackten und gemisteten boden / sondern in ein dürr
und sandicht erdreich säet / sowächßt kein Männlein / sondern das Weiblein
darauß / und zwar so häuffig / daß es nicht mehr von dannen außzureuten / und
des säens nicht mehr vonnöthen ist.
3. Das dritte Geschlecht / der kleine Tabac genennt / Nicotiana minor &
Eyst. C. B. Priapeja, quibusdam Nicotiana minor, J. B. Ist anderthalb schuh
hoch. Die wurtzel wächßt untersich / ist weiß / einer spannen lang und fingers
dick. Der stengel ist rund / fett / zart / rauch und bleich-grün. Die [987] blätter hangen an etwas kürtzern
stielen als des vorigen / sind grün / rundlicht / fett / safftig / und ein wenig
haarig. Die blume ist gelb-roth / und gestaltet wie die vorhergehende / aber
viel kleiner / im übrigen hol / und in fünff zwey-getheilte Zünglein sich
endend. Das kelchlein vergleicht sich mit der ersten Art / gleich wie auch der
samen / nur daß er etwas grösser und gelbliche ist / welcher nach abwelckung der
blumen / in einem rundlichten knöpfflein erwächßt.
Die Erzielung dieses Krauts belangend / so wird davon geschrieben / daß es in der
Insul Hispaniola / in Spanien / und anderen warmen Ländern / umb die Herbst-zeit
gesäet werde. Die erfahrung gibt es / daß es auch unsern boden nicht verschmähet
/ und bey uns wohl bekommet / wenn nur seiner fleißig gewartet wird. In unseren
Ländern pflegt dieß Gesäm nicht eher / als biß das Jahr von dem Frühling etwas
erwärmt / und zu anfang des Monats oder mitten im Aprill / darnach das Feld oder
Jahr-gang ist / in die erde zu kommen. Clusius heißt es im Augst-ode
Herbst-monat säen / weilen so kleiner same lang in der erden ligen müsse / ehe
er außkeimet / wie es denn / wenn er im Mertzen oder Aprill gesäet / allererst
im Augstmonat blumen treibet und samet. Aber die erfahrung hat ein anders
gelehret / nemlich daß dieser samen / wenn er im Monat Aprill zur erden gebracht
worden / viel eher und glücklicher auffgangen / auch viel fruchtbarere und
längere stengel / viel grössere und fettere blätter getrieben / als wenn man ihn
im Herbstmonat gesäet. Im zunehmen des Monds wird er gesäet / und im abnehmen
geblättert. Der same läßt sich schwerlich überwintern / wenn er nicht in
höltzernen oder irrdenen gefässen / oder in flechten und körben auffbehalten /
und in den Kellern / Stuben und Speiß-kammern / oder in andern warmen orten
beygesetzet wird / solcher gestalt kan er biß ins dritte und vierdte Jahr
unverdorben bleiben.
Dieses Kraut bekommet nicht wohl in sandichten und thonichten Feldern / sondern
es wil ein gutes / fettes / und in diesen unseren kalten Ländern ein wohl
gemistetes erdreich haben / also daß die Dung verweset / und gantz in die erden
verwandlet seye / soll demnach allemal über das andere Jahr Küh-mist mit
untergemenget werden. Man findet / die etwas von der reinsten und durch die
reuter getriebenen Asche darunter vermischen / aber also pflegt es langsam zu
wachsen / und späth zu zeitigen. Es hat gleichsam einen grossen durst / und
lechtzet stäts nach wasser / darumb wil es zum öfftern / doch sänfftiglich /
begossen seyn / sonderlich wenn es heisse Sonnen- und Sommer-tage gibet / und
die erde lang nicht vom Himmel durch Regen befeuchtet worden. Der platz muß
platt und eben / schatticht und feucht / und die Feldlein wol / und etwan drey
schuh breit seyn / damit es raum habe / denn wo es eng stehet / so wächßt es
nicht gerad auff / auch nicht in die höhe / grösse oder breite. Es wil auch
heisse Mittags-sonne / und zuruck ein Mauren haben / damit ihm der Nord-wind
nicht schädlich sey / und einen Widerstrahl von der Sonnen haben möge / denn vor
den Winden wil es geschützet seyn / weil es hoch / aber schwach und geschwanck
zu wachsen pflegt. Doch so es wohl tieff eingewurtzelt ist / mag ihm alßdenn
kein Wind mehr schaden. Kein Kälte / wie gesagt / kan es leiden / darumb wenn
man diese Saat wil überwinteren / so muß ein besonderer warmer ort im Garten
darzu erwehlet / oder es muß mit Stroh und Flechten bedeckt / unter einer
Schupffe oder Wetterdächlein / an die Schutzmaur gesetzt werden. Wenn aber die
Mittags-sonne scheinet / so soll man ihm die Mittags-lufft geben / und zu dessen
behuff ein thürlein gegen Mittag öffnen. Wenn man säet / soll man mit dem Finger
oder stock ein grübelein fingerstieff in die Erde machen / darnach zehen oder
zwölff körnlein oben und unten mit Kühmist gefüttert / zugleich hinein werffen /
und alßdenn das grüblein wider zuscharren. Denn weilen der same so gar klein ist
/ stehet zu förchten / es möchte derselbe unter der Erden ersticken / wenn man
weniger körnlein einsetzte. Etliche pflegen es / wie sonst den Lattich und
andere Kräuter / den samen mit Erden vermischend / und den Grund wol durch
einander rührend zu säen. Es stoßt gar langsamb auff / wenn es aber hervorkeimet
/ und noch jung und zart ist / muß es vor kälte und frost wol bewahret / und des
nachts zugedeckt werden.
Wenn es auffgangen / und in die grösse einer Kraut-pflantze erwachsen ist / weil
auß jedem körnlein ein besonders und eigenes schößlein und stengel außwächßt /
und die jungen fasichten wurtzeln sich in einander verwirren / weilen auch im
auffwachs die grossen blätter einander berühren / und also beschädigen möchten /
so soll man mit einem grossen Messer einen umkreiß / tieff in die Erden umb die
wurtzeln herumb schneiden / die Erde sambt Wurtzel und Kraut außgraben und
außheben / alßdenn nach dem der Grund von der Wurtzel abgelößt worden / das
Kraut in einen Züber voll wassers werffen / die jungen schößlein empor und
auffschwimmen lassen / eins nach dem andern herauß nehmen / und jedes
pfläntzlein besonders wider mit seiner eigenen abgelößten Erden / darauß sie
gewachsen / bekleiden / und also wider einsetzen: sie müssen aber drey Schuh
breit von der Maur / und jedes ein paar oder anderthalb Schuh breit von dem
andern gesetzt werden. Wenn der Grund nicht zum besten ist / wie er seyn soll /
so muß das Erdreich auff obbemelte weisse verbessert / und mit stetem begiessen
und jungen Sätzlingen dem wachßthum zu hülff gekommen werden. Ferners / wenn er
sich so ferrne in die höhe gestreckt / daß nun die Blumen an den gipffeln
herfürbrechen wollen / soll man / ehe denn sie daher knöpffen / alle spitzen und
kiemlein abkneipen / auch alle seiten-schößlein und neben-blättlein / so
zwischen den andern und grossen hervor treiben / hinweg schneiden. Denn den
Tabac soll man in diesen Landen keines wegs Blumen tragen / und in den samen
schiessen lassen / (ein paar feldlein außgesetzt / daß man den samen habe) wenn
er seine völlige krafft behalten soll / [988] weilen das beste theil derselben sich in die blüthe ziehet. Uber das so werden
gemeiniglich unten am stengel zwey blätter (die Spanier nennen sie Bascheros)
gefunden / welche dem Tabac allen geschmack benehmen / wenn sie den andern
untermengt werden: diese nun samt den andern überflüßigen blättern muß man
beyseits thun / und allein zehen oder zwölff grosse blätter an dem stengel
hangen lassen. Jetztbesagte abgeschnittene junge blätter / schößlein und
blum-knöpfflein / doch die zwey untern Bascheros genant / nicht mit gemeint /
(welche gar müssen hinweg geworffen werden) soll man zusammen in einem mörser
stossen / und den außgepreßten safft in einem guten neuen Spanischen Wein oder
Malvasier (in Holland nehmen sie Dantziger Vier darzu) auffsieden lassen /
fleißig abschaumen / und wenn er verschaumt / ein gut theil soltz darzu thun /
also daß er einen saltzichten Meerwasser-geschmack bekomme: darnach muß man Aniß
und Ingwer auffs kleinest gepülvert reichlich darein werffen / und ihn widerum
eine stund lang sieden und auffwallen / nach solchem verkühlen / untersitzen
lassen / endlich das lautere davon abschütten.
Dieser safft oder brühe (in Spanien Caldo genennet) kan in einem wolvermachten
gefäß auffbehalten und wol verwahret werden / daß es nicht lufft habe / und die
krafft nicht davon außduffte. Wenn nun die am stock gelassene blätter (in
welchen die gantze krafft des krauts steckel) gezeitiget / so müssen sie hart am
stengel abgeschnitten / und jedes absonderlich in jetztgedachtem safft / nach
dem er zuvor beym feur biß zum sud (sieden aber darff man ihn nicht lassen /
denn also würde er abermahl seine krafft verdufften) warm gemacht worden /
eingetuncket werden. Wolte es zu langweilig und beschwerlich fallen / ein blatt
nach dem andern ein zutuncken / so kan man ein leinen tuch auff einer Tenne in
einer Schewer / oder sonst an einem ort / da die Sonne und der Wind nicht zu kan
/ auff- und außbreiten / eine reihe blätter / auff das allerengste an einander /
darauff und auff diese wider ein andere legen / alßden̅ einen
Sprengwadel in mehr gedachten safft eintuncken / und solche blätter damit
besprengen und anfeuchten / nach diesen wider ein paar reihen legen und
besprengen / und so fortan / biß der reihen so viel werden / daß sie eine höhe
von anderthalb schuh machen. Solcher massen besprenget / muß man dieß
blätter-werck in der eile / und weil es noch warm ist / in mehr leinene tücher
fest zusammen wickeln: im fall aber solcher tücher nicht genugsam wären die
wärme zu halten / so kan man Pferdmist darumb herlegen / und ihm also auch von
aussen wärme geben / damit die blätter in stätem brudel verbleiben; auff daß sie
aber nicht zu sehr erhitzt werden / mag man täglich darzu schauen / und sie also
lana brühen / biß daß sie die farb verändern. Wenn sie nun durch würckung dieses
brudels roth oder nur röthlicht worden (welches leichtlicht zu erkennen / wenn
man sie gegen das liecht hält) so ists zeit / daß man sie wider auffwickle / und
von einander nehme: denn zu viel gebrühet / wurden sie schwartz werden / welches
ein anzeigung wäre / daß sie verbrand und verdorben seyen. Muß demnach dieses
mit sonderm fleiß verhütet werden / als welches hierinnen das hauptwerck ist.
Hierauff müssen diese blätter an einem dicken faden oder seilgarn / welchen man
unten durch die dicke nerven oder sturtzeln ziehet / angereihet / und also an
einem lustigen aber nicht sonnichten on auffgehengt werden. Wenn sie nun also
auch wol auffgetröcknet sind / müssen sie mit stricken büschel-weiß auffs
festeste / welches ja fleißig zu beobachten / zusammen geraittelt / und rund
über einander gewalcket werden / der gestalt daß ein jeder solcher bund in der
rundung die breite eines Spanischen Thalers bekomme. So denn werden sie endlich
gleicher weiß gantz eng und dichte in die küsten gepacket / eingepresset / und
also fort verführet und verschicket. Solch ein fleißige wart / pflege und
zubereitung wird erfordert / wenn der Tabac soll gut und kräfftig werden.
Dieweilen aber demselben in unsern Ländern wenig nachgekommen wird / sonderlich
im bauen / ist es kein wunder / wenn dieß Kraut auch bey uns nicht so gut wächßt
/ damit es solchen unfleiß räche / und die schlechte wartung so ihm widerfähret
/ mit schlechtem wachsthum vergelte. Wiewol nach der güte desselben nicht viel
mehr gefragt wird / wenns nur Tabac ist / und viel Gelt einträgt. Diese art und
weiß erwehnter massen auß Spanischem Wein und Malvasier einen safft abzukochen /
und den Tabac damit zu brühen / haben die Spanier erfunden. Doch ist vermuthlich
/ die Wilden in America werden / bevor unser Wein über Meer zu ihnen kommen /
auß ihrem Palmen-tranck / oder ihrem Wein Decoccos, oder sonst auß einem saft /
oder vielleicht auß nachtwasser / wie man ihnen schuld gibt / eine brühe
abgesotten habë.
Sonsten in unsern Ländern wird er auff etwas andere weise / als zuvor erwehnet
ist / zubereitet. Zuvorderst pflegt man ihn / wenn er von der staube abgenommen
worden / nicht so gar und etwann eine quer hand dick auff einander zu legen /
auch nicht über vier und zwantzig stund also ligen zu lassen / anderst wurde er
sich selber anzünden / und über einander vermodern. Demnach so wild er alsobald
mit einer nadel / blatt vor blatt angehefftet / und als denn auff einem boden /
da der lufft durchstreichen kan / damit er trocken werde / auffgehänget / beydes
aber wol eng beysammen: wenn er getrocknet / wird er etwas schwartzlich: von den
Faden wird er wider abgenommen bey feuchtem wetter / denn bey warmen und
trockenen wetter pflegen die blätter sich zu verbröckeln / welcher staub und
mist denn gar nicht zu gebrauchen. Wenn er also wider vom boden genommen / und
auß dem faden gezogen worden / wird er / weil er etwas zusammen laufft / auß
einander gestrichen / und die aber / so in der mitten ist / herauß gezogen. Wenn
er nun auch geädert ist / wird er widerumb auß einander gestrichen / mit der
brühe angefeuchtet / mit der hand überfahren / folgends ein blatt ins ander
gelegt / ungefehr fingers-dick und elen-lang / und also (welches man würste
nennet) fest in einander gedrehet und ge [989] sponnen / damit sie nicht leichtlich auß einander gehen.
Nach diesem wird er in die baiß oder brühe ungefehr vier und zwantzig stund lang
gelegt / da er denn durch und durch feucht wird / und die farbe besser annimt:
hiernechst wird er noch immer feucht angesprenget / und mit feuchten händen in
kleine rollen zu ein und zwey pfunden auffgewicklet / überall mit zwecken
gehefftet / und fest auff einander geschlagen. Endlich wird er in gantze und
halbe küstlein geschlichtet / und feucht eingepresset / biß er fast auff
einander verquollen / und also Kauffmannsgut worden.
Eigenschafft.
Von der Eigenschafft dieses Krauts gibt es ungleiche meinung. Monardes und
Dalechampius halten den Tabac vor warm und trocken im andern / Eduardus Donc im
dritten / Sebizius vor warm im andern und trocken im ersten / Caesalpinus vor
warm im ersten und trocken im dritten grad. Andere wollen ihm die wärme gar
absprechen / und daß er von natur kalt seye / damit beweisen / weil dessen rauch
gleichsam eine Entgeisterung zu erwecken pfleget / und die Vernunfft verrucket /
daher wollen sie / wie droben erwehnt / ein Geschlechts-art mit dem Bilsenkraut
darauß machen. Matthias Lobelius setzt ihn warm oder vielmehr hitzig im andern
grad / weil er eines scharff-beissenden geschmacks ist. Paulus Renealmus macht
einen unterscheid unter dessen grünen und dürren blättern / und eignet jenen den
andern / diesen den dritten grad der wärme und trockne zu. Gewiß ist es / daß
der Tabac einen scharffen geschmack hat / durstig machet / und die Sinne
verrucket / welches ohne hitz schwerlich geschehen kan. Demnach muß man dieß
gestehen / daß ein scharffes / flüchtiges / etzendes / vitriolisches saltz /
neben groben / schwefelichten theilgen in dem Tabac sich finde / und davon die
eigenschafft entstehe / über sich und under sich starck zu reinigen /
Speichel-fluß zu erwecken / niesen zu machen / Wunden und Schäden zu säuberen /
zu heilen / Schmertzen zu stillen / der Fäulung zu widerstehen.
Gebrauch.
Die krafft und würckung des Tabacs ist in Europa am allerersten in oben gedachtem
Lisabona bekant worden / denn als vorermelten Frantzösischen Gesandtens / Herrn
Nicotii, Kammer-Edelknab ihm angezeigt / wie daß seiner Bluts-verwanten einer /
ein anderer Kammer-Edelknab / von dem Kraut / so er von ihm empfangen / genommen
/ dasselbe zerstossen / und also mit samt dem saftt (Offener Schaden im Angesicht.) auff einen offenen Schaden / denn er
im Angesicht hart an der Nasen hatte / und der schon biß auff das Knorbel-bein
hinein gefressen / übergelegt / und sich wol darauff befunden / hat der Gesandte
denselben Page oder Edelknaben zu sich erfordert und befohlen / daß er das Kraut
ferner also gebrauchen solte. Wie er nun solches neun oder zehn tage nach
einander gethan / (inzwischen aber offtmahls zu des Königs in Portugal
vornehmsten Leib-artzt / umb sich zu besichtigen / und die würckung des Krauts
erlernen zu lassen / sich verfüget) ist der schade gantz und gar erstorben /
auch vollkommenlich / sauber und rein damit außgeheilet worden. Nach der zeit /
als eben dieses Gesandten Koch ihm selber den Daumen fast gantz und gar mit
seinem scharffen Küchenmesser abgeschnitten hatte / lieff der Hoffmeister
eilends zu dem frischen Kraut / und legt es über: als nun dieses fünff oder
sechsmal nach einander beschehen / da war auch dieser schade geheilet: darauff
kame dieses Kraut in der gantzen Statt / seiner herrlichen tugend halber / in
grossen ruff / und ward wie oben erwehnt / das Kraut des Gesandten genennet.
Wenig tag hernach kam ein Edelmann / des gedachten Page oder Edelknaben / der
den schaden im Angesicht gehabt / Vatter / vom Land hinein zu dem Gesandten /
der hatte fast zwey Jahr lang einen offenen schaden (Offener Schaden am Schenckel.) an einem Schenckel gehabt / und bate /
daß er ihm doch auch von seinem Kraut mittheilen wolte / welches er leichtlich
erhielte; als er es nun ohngefehr zehen oder zwölff tag angedeuter massen
übergelegt und gebraucht / konte er mit einem gesunden Schenckel / und gantz
heil / sich wider auff seine Güter begeben. Nach dieser dritten Wunder-würckung
fienge diß Kraut erst recht an im gantzen Land berühmt zu werden / und lieffe
Jederman von allen Enden zu / auß begierde von diesem Kraut zu haben und zu
gebrauchen. Unter anderen kame auch ein Weib / die hatte ein Geschwär / welches
ihr (Geschwärdes Angesichts.) gantzes Angesicht
überzoge / daß sie mehr einer heßlichen Larffe / als einem Menschen gleich sahe
/ da sie aber diß Kraut erlangte und gebrauchte / ward auch sie in zehen tagen
geheilet / kame wider / und zeigte sich dem Gesandten viel anderst / als er sie
zuvor gesehen. Als er nach der zeit wider in Franckreich ware / und ungefähr ein
Hauptmann ihm auffstiesse / der seinen Sohn / welcher einen Kropff hatte / zum
König führen (Kropff.) wollte / daß er geheilet
würde / (denn man gibt vor / wie daß die Könige in Franckreich die Gnade von
Gott haben / die Kröpffe mit ihrem Anrühren zu heilen / wobey sie diese Wort
sprechen: le Roy te touche, Dieu te gueri! der König rühret dich an / Gott heile
dich!) An diesem gedachte er die Tugend dieses Krauts auch zu prüfen / und als
derselbe solches obbeschriebener massen etliche tag nach einander über den
Kropff gelegt / ist solcher nach und nach verschwunden. Die beste würckung
dieses Krauts muß man in den blättern / oder bey abgang derselben / in dem samen
suchen: doch ist dieser nicht so kräfftig als jene. Die blätter gebraucht man
entweder weil sie noch grün / frisch und wol zeitig sind / oder trocken und
gebeitzt / wie denn im Winter geschehen muß / oder man pflegt sie gedörrt gar
klein zu pulver zu stossen. Grün sind sie am kräfftigsten / wie sie aber über
Winter / Jahr und Tag grün zu erhalten / wird von etlichen diese anweisung
gegeben. Man thut sie in ein gefäß voll öl / und wenn man sie gebrauchen wil /
schüttet man das öl auß / und tröcknet die blätter zwischen einem leinenen tuch
ab / denn sollen sie so gut zu nutzen seyn / als wenn sie frisch vom Stock
herkämen.
|| [990]
(Tabacvulver.) Will man aber das pulver davon
haben / so geschiehet es auff nachfolgende weiß: man nimt der mittelmäßigen und
schönsten blätter / reihet sie an einen faden / und hengt sie in eine kammer /
da keine Sonne / Wind oder Feur zukomme. Also läßt man sie hangen / biß man
ihrer vonnöthen hat: alsdenn nimt man sie herab / pülvert und gebraucht (Gifftige Wunden.) sie. Daß der Tabac wider das
Gifft ein heilsame Artzney seye / haben die Spanier in Indien gelernet. Denn als
die Canibalen / (welches wilde Völcker sind / und ihre pfeile auffs schädlichste
zu vergifften pflegen) auff der Insul S. Johannis de portu divite einen Streiff
thäten / und daselbst in der Anlände etliche Spanier verwundeten / und es ihnen
an Branntenwein (welchen sie sonsten in dergleichen Wunden zu giessen pflegten)
mangelte / nahmen sie / von einem Indianer darzu angewiesen / den außgetruckten
safft dieses Krauts / liessen ihn in die Wunden trieffen / und legten ein
Tabacblatt oben darüber: damit wurden ihnen nicht nur die schmertzen gestillet /
und andere Zufälle / welche dergleichen Gifft nach sich zu ziehen pfleget /
abgewendet / sondern auch die Wunden auß dem Grund geheilet. Die Indianer / wenn
sie zu Krieg ziehen / tragen allemahl ein starckes Gifft (welches bald tödtet /
wenn man nur biß auffs Blut geschossen worden) in einem Hirschfuß / in einem
andern Gefäß aber den außgepreßten safft dieses Krauts bey sich / pflegen also
mit jenem ihre Feind zu tödten / mit diesem aber sich selber bey Leben zu
erhalten. Wenn sie aber das grüne und frische Kraut nicht haben können / so
tragen sie es gedörret bey sich / welches auff die Wunden gelegt eben (Gifft.) dasselbe verrichtet. Zu Antorff / wie
AEgidius Everhardus in seiner Panacaea gedencket / hat dieser safft mit Butter
einer Katzen eingegeben / ihr das beygebrachte Gifft wider (Gifftige Thier-biß.) abgetrieben. Daher ist es
auch ein gut Hülff-mittel wider die gifftigen Bisse der rasenden Hunde oder
Wölffe / wenn in einer viertelstund hernach / ober zehlter massen / der safft
hinein getreufft / und das Kraut auffgeleget (Frische
Wunden.) wird. Andere frische Wunden / wenn sie nicht tieff sind /
werden durch diesen safft und Kraut in einem tag geheilet. Wenn aber die Wunde
zu tieff ist / muß man sie zuvor mit weissem Wein sauber außwaschen / mit einem
reinen schwamm oder tuch außtröcknen / alsdenn leinene tüchlein in den safft
einnetzen / und mit den zerstossenen blättern überschlagen. Man kan auch / daß
sie desto eher heile / dieselbe in- und außwendig mit gemeltem safft waschen und
säubern. Wenn keine frische blätter zu bekommen sind / mag man die dürren
pülvern / und in die Wunden strewen / wenn sie zuvor gesäubert worden / denn das
pulver hat alle die würckung die das frische Kraut hat. Mit diesem safft
denselben überschlagend / kan man auch die (Pestilentzäysen / offene schäden.) gifftige Pestilentz-äysen / wie
nicht weniger alte offene Schäden / wenn sie auch schon biß auffs Bein hinein
gefressen hätten / außheilen. (Frantzösische Nasen
geschwär.) Herr D. Sebizius hat damit zwey abscheuliche
Frantzosen-hafftige Nasen-geschwär heilen / und unzehlich viel Würme außtreiben
sehen. Die Indianer / wie Nicolaus (Hunger und
Durst.) Monardes schreibet / pflegen mit diesem Kraut ihren hunger und
durst zu stillen / folgender gestalt. Sie brennen die Muscheln gewisser
Wasser-schnecken / und pülvern sie: darnach nehmen sie solches pulver und
Tabac-blätter / eines so viel als des andern / knetten es zusammen / und
gleichsam zu einem teig / auß diesem formiren sie kleine kügelein / etwas
grösser als die Erbsen / trocknen sie an einem schattichten ort / und heben sie
denn zum gebrauch auff. Wenn sie nun durch die grossen Sand-wüsten / da weder zu
beissen noch zu brocken ist / reisen müssen / nehmen sie ein küglein nach dem
andern in den Mund / und saugen daran / daß sie vergehen / und der safft in den
Magen fliesset. Solcher gestalt können sie ohne minderung der Leibs-kräfften
drey oder vier tage ungeessen und ungetruncken bleiben.
(Tabacrauch.) Gewiß ist es / daß der Tabac-rauch
/ wenn er mit maß gebraucht wird / nutzlich seye den Phlegmaticis, oder denen /
welche kalter Natus (Schleim auff der Brust / kaltes
Haupt.) sind / denn er führet den Schleim und die übrigen
Feuchtigkeiten von der Brust und auß dem kalten Haupt / erwärmet und stärcket
dasselbige. Hingegen ist er hochschädlich denen hitzigen Naturen / denn er ihnen
leichtlich Hauptweh verursacht.
(Tabacpfeiffen.) Die Pfeiffen oder Tabac-trinck
gefässe belangend / so sind die längsten die besten: denn solcher gestalt
verkühlet und läutert sich der rauch in etwas / bevor er in den Mund (Feuchtes Gehirn.) eingehet / oder nach dem Gehirn
steiget. Nachfolgendes Compositum wird denjenigen mitgetheilet / die eines
rauchs vonnöthen haben / das feuchte Gehirn zu trocknen / das kalte Haupt zu
erwärmen / aber den blossen Tabac-rauch nicht wol vertragen können. Ist vor ein
Hoch-Fürstliche Person von einem berühmten Hoff-Medico auffgesetzt worden. (Sonderlicher Tabac) Nim Calmus / Galgant-wurtz
jedes ein loth / Nägelein zwey scrupel / Lavander-blumen / rothe Rosen /
Nägelein-blumen / Muscaten-blüth / Roßmarin / Majoran / Lorbeerblätter jedes ein
scrupel / Indianischen Tabac ein loth / Coriander / Cubeben / Cardamömlein jedes
einscrupel / Weyrauch / Mastix / Styrax calamit / Benzoin / weissen Agstein /
Ladanum jedes zwey scrupel / gelben Santal / Rosenholtz / Zimmetrinden jedes ein
quintlein / Bisam zwey gran. Diese stück zusammen gehackt / so klein als man den
Tabac schneidet / in die pfeiffen eingefüllet und angezündet / gibt einen
überauß lieblichen rauch / welcher nicht allein dem Haupt trefflichen nutzen
bringet / sondern auch das gantze Zimmer an statt eines Rauchwercks wolriechend
machet.
Ferner ist das Tabac ulver eine kräfftige Artzney / durch Niesen das Haupt von
(Kalte flüß.) kalten Flüssen zu erleichtern
/ und durch die Nase außzuführen / insonderheit so man es mit andern stärckenden
pulvern vermischt. (Nutzliches Schnupffpulver.)
Ein nutzliches Nieß- oder Schnupff-pulver wird also gemacht. Nim Majoran /
Betonien-blümlein / Mäyen-blümlein / Indianischen Tabac jedes 1. quintl. Amber
2. gran / Bisam 1. gr. stosse alles zu einem reinen pulver. Man muß aber dieses
pulver nicht zu viel gebrauchen / denn durch das stätige schnupfen und
vielfältigen niesen das Haupt [991] gefährlich erschüttert wird / dadurch leichtleich ein Ersteck-fluß erfolgen
könte.
Der Tabac-schmauch oder rauch in den Mund gezogen / dient auch sonderlich denen /
welche bey langwirigen Kranckheiten viel verstopffung des Affters leiden; in dem
er (Leibsverstopffung.) den Leib eröffnet / und
das Fließ-wasser allgemach wider in eine natürliche Bewegung durch die Drüsen
bringet. Hiezu läßt sich aber an statt des Weins lieber Bier trincken / als
wordurch die öffnung öffters viel besser befördert wird.
Etliche sind auch her / welche den Tabacsrauch (Rauch-Clystier.) wie ein Clystier in den Affter blasen / und also die
Oeffnung geschwind zuwegen bringen; mag wol angehen / wo es nur nicht zu offt
practicieret / oder zu viel rauch auff einmahl eingeblasen wird / als wordurch
die Drüsen des Affterdarms zu sehr außgetrocknet / oder auch verstopffet werden
könten.
(Gliederschmertzen. lahmigkeit) In allerhand
Glieder-schmertzen / ja auch in der Lahmigkeit pfleget der Tabac-rauch offt
wunder zu thun; sonderlich bey denen / welche an das schmauchen noch nicht
gewehnet sind. So habe ich in dem Weinmonat deß 1694. Jahrs zu Wien in
Oesterreich einem Fürnehmen Herren öffters auffgewartet / welcher in dem 64.
Jahr seines Alters so frisch und bering als ein dreyssigjähriger Mann herumb
gieng; Dieser hatte vor 18. Jahren den lincken Arm ohngefehr also starrend und
mit solchem Schmertzen umbfangen bekommen / daß er bey 19. Wochen lang / so tags
so nachts / keine Ruhe / kein Schlaff / auch schlechten Appetit zum Essen hatte
/ und also gäntzlich außzehrete: den Arm konte er währender dieser zeit nicht
zum Leibe bringen. In solchem Zustand bediente er sich hunderterley mittel /
reisete hin und wider herumb / bey fürnehmen Medicis etwann Hülff zu finden; und
nach deme weder die geistreichen äusserlichen noch innerlichen Mittel etwas
verfangen wolten / fienge er endlich an auß einrathen des berühmten Dr. Bontekoe
Tabac zu schmauchen / dessen er zuvor gar nicht gewohnt war; wordurch er denn
anfangs gleich dürmlicht ward / und über eine stund schlaffen kunt. Er fuhr also
mit dem schmauchen fort / gerieth darüber wider in einen Schlaff / in welchem er
die übrige Nacht sehr ruhig zubrachte / und des morgens seinen Arm wider zum
Leibe zu bringen vermochte. Wordurch er denn bewogen worden mit diesem Mittel
fort zu fahren / nicht nur biß er vollkommen wider genesen / sondern auch die
übrige Zeit des lebens / umb die edle Gesundheit neben beobachtung bester Diaet
zu bewahren. Es erfuhre aber bemeldter Herr von diesem Tabac-schmauchen annoch
einen anderen sehr merckwürdigen Nutzen / denn als er bey 12. jahren her
allezeit im Frühling und Herbst ein sehr starckes Blutspeyen (Blutspeyë.) nicht ohne gefahr bekommen / und dabey
in wenig stunden bey drey oder mehr pfunden Blut verlohr / ward er nach dem
Tabac-schmauchen von dieser beschwerde zu mahlen gäntzlich entlediget.
(Ansteckende seuchen.) Zu denen zeiten / da
gifftige Kranckheiten und ansteckende Seuchen umbgehen / findet sich der
Taback-rauch als ein sonderliches Bewahrungs-mittel / zumahlen da der Mensch des
tags nur etliche wenig Pfeiffen voll schmauchet / und keinen überfluß damit
begehet.
Die frisch grünen / etwas gestossenen / und auff warmer Herdstatt welck gemachten
Tabac-blätter über die Gelenck gebunden / (Podagra.) zertheilen die Podagrischen Schmertzen und Geschwulst.
(Schleim / Sand / Greiß und Stein der Nieren.)
Das destillierte Wasser von Tabac-kraut bißweilen auff vier oder sechs loth
getruncken treibt verwunderlich allen Schleim / Sand / Grieß / und Stein auß den
Nieren.
Das destillierte Oel von Tabac ist so scharff / daß wenn mans nur auff wenig
tropffen einer Katze / Fuchs / und anderen thieren / sonderlich aber denen
geflügelten eingibet / sie alsobald davon sterben müssen.
Dürre oder grüne Tabac-blätter in Wein (Schupichte
Raud.) gesotten / und mit solchem die schuppichte Raud des Haupts /
und anderer Gliederen warm öffters gewaschen / heilet solche. Kranckheit
allgemach sehr wol.
Tabac über Nacht in Wein gelegt / und den folgenden Morgen solchen
durchgesiegenen Wein getruncken / purgieret über sich und under sich / und
reiniget also den Magen und Därm wacker auß.
Auß den frischen safftigen blätteren wird auch der Safft außgepreßt / und ein
Syrup davon gekocht / welcher Löffelweiß bißweilen (Husten / Engbrüstigkeit / Lungsucht.) genommen / trefflich ist wider
den Husten / Engbrüstigkeit und Lungsucht.
In dem ich dieses zu Papier bringe / langt mir ein schreiben von einem guten
Freund und geistlichen Herren ein / dessen Inhalt / so fern er diese
Tabac-Materi betrifft / ich hiemit beyzusetzen nicht unnutzlich erachtet / als
womit ich so wol die Beschreibung des Tabacs / als auch des gantzen Kräuterbuchs
enden will.
IM übrigen ist mir noch ohnentfallen / was ich vor einem Jahr (da mich Jhr
Excellenz, als wir in Juncker *** Behausung in St. Gallen beysam̅en gewesen / in der Küche mit dem Feurtrichter erwischt) und seither / öffters
zugesagt; Nemlich die Ursachen schrifftlich einzugeben / welche mich bewogen
nicht allein selbst den Trinck-tabac zimlich zu gebrauchen / sondern auch dem
weit-meisten theil unsers Climats-bewohnern sehr heilsam zu schätzen; welches
versprechen nunmehr zu entbinden ich allein empirice, nicht aber auß
medicinalischem Grund reden wil: Es haben es viel andere subtilere Köpff
allbereit gewagt / sonderlich aber auff der bejahenden seiten neulich Anno 1691.
Doctor Peintema sub tit. Panacea: Auff der läugnenden seiten / Doctor Screta in
seinem Tractat de Febri Castrensi, allwo ich aber an statt einiger einkommender
Trivialien / weitere verfängliche Haupt-gründe erwartet hätte: Die Mittelbahn
hat gehalten Doctor Tappius Orat. de Tabacco, zu Helmstätt / Anno 1673. welches
die Gelehrtesten sind / so ich von dieser Materi auffgeschlagen. Mir
zweiffelt [992] nicht Ihr Excellenz werde
in Dero Opere Botanico, vermittelst des aller-grundmäßigsten Aussatzes / mich
erfahren lassen / ob das jenermahlige voltegieren wider den Tabacrauch in
schertz oder ernst gemeint gewesen? Mich betreffend / hatte ich selbigen annoch
vor einem halb-dotzet Jahr hertzlich gehaßt: und wie man einst die Canalien auß
den Badstuben mit dem stinckenden Rauch des angezündeten Lülchsamens
weggebracht: Plin. I. XVIII. 17. also dorffte man kein andere Peitschen mich zu
verjagen als Tabacrauch: Ich wußte nicht wofür ich die Leuth halten müsste / die
die Pfeiffen immer am Maul hatten / als wie Polyphemus die seinige am Halß.
Virgil. AEn. l. III. Enfin, ich meinte / niemand hätte wahrhafftiger geredt /
als der den Tabac ein pestilentzisch-schädlich-höllisches Gifft benamset / wie
H. Benzo in Hist. N. Orb. l. I. 26. Aber / wie mehrmahl die gescholtene Kräutgen
selbst müssen genossen werden / so ergienge es auch mir endlich nicht anderst.
Ich war von Jugend auff sehr ungesund / mit vielen heillosen Catharren, (Hauptflüß / Zahnschmertzen / Zahnfleisches- und
Antlitzesgeschwulsten.) sonderlich unsinnigem Zahn-schmertzen / und
darneben erwachsenen Zahnfleisches- und Antlitzes-geschwulsten / die
meistentheils inwerts außgebrochen / ungläublich tormentiert / am studieren /
predigen / außgehen / schändlich verhindert / und fast drey viertheil der guten
Zeit verdrießlich beraubet. Wider diese Lumpen-Kranckheit nun hatte ich von
langer zeit unsäglich viel langsame Curen und Hand-mittel vorgenommen / wie mir
jeder Artzt / Land-terminierer / alte Frau / ja die desperation selbst gerathen
/ purgieren / Aderlässe / Schrepffen / außhüngeren / abzäpffen des Schlums /
räucheren / Blater-ziehen / mouches, mineralien / Chymische Essentzen /
Zelltlein / Wurtzen / etzen / brennen / wärme / bewegung / ruhe / zerknitschte
Kräuter in die Ohren / Baumwollen mit hunderterley Liquoren in den Mund gesteckt
/ kurtz zu sagen:
Promtius expediam, quot amaverit Hippia moechos,
Quot Themison aegros autumno occiderit uno:
Damit ich zuweilen nur predigen könte / hatte ich in der noth den Mund mit
siedend-heissem / von Pfeffer und Saltz durchmischten Eßig gefüllt / und halbe
Stunden voll gehalten / daß ich denn auff der Cantzel umb das Maul geschienen
wie ein abgestandener Fisch / sc. und alles ohne einigen / oder mit so geringem
effect, daß es sich der Müh und Plagerey nimmer nicht verlohnte. Also zu leben
ware wahrhafftig ocio nojoso, ja ein unerduldliche Folter- banck / daß ich
endlich zu peremptorischen entschlüssen genöthiget worden: Einsmals reißte ich
in halber desperation nach der nächst-gelegenen Statt St. Gallen / woselbst mir
ein erfahrener Chirurgus auff der Stelle vier starcke Zähn außreissen müssen /
und hätten sicherlich noch einige daran sollen / wenn jener darzu zu bringen
gewesen wäre; durch dieses gewaltsame verfahren nun brachte ich meinen Feind
auff andere / aber nicht schönere maximes, denn an statt die Zahnschmertzen sich
verlohren / zeigt sich der Unrath etliche tag hernach in dem untersten Gläich
des lincken Mittel-fingers mit einer hitzig-rothen / so schmertzlichen
Geschwulst / daß ich in ein dotzet Tagen kaum ein stündige Nacht-ruh genossen.
Ich liesse ihn durch dienliche Pflaster zeitigen und herauß citieren / so denn
auch geschehen durch vier nachgesetzte Löcher / die ein zimliche Zeit offen
gehalten / und endlich mit grosser müh zugeheilt werden müssen. Bald kam das
ohngemach mit gleicher manier in den Daumen / letztlich noch in einen andern
Finger / ohne daß mir jemand zu sagen wußte / wie dise kurtzweil abzuschaffen
wäre: Endlich ließ ich mich bereden / oder recht zusagen / erbitten / von einem
nechstwohnenden trefflichen Gönner / diesen letsten Probschuß zuthun / und
ordenlich Tabac zu rauchen: welches / so schwer es mich anfangs angekommen / so
nutzlich / ja wunderthätig hat es nachmahls / und Gott sey danck! bißher in 6.
Jahren außgeschlagen / daß ich in dieser gantzen Zeit kaum drey oder vier mahl
(und zwar so ich des Tabacs etwan entrathen / und intercalieren gemust:) sehr
geringe / kurtze Zahnschmertzen gefühlt / und aller Catharren und vorigen
ohngelegenheiten wundersam entladen lebe / wie alle / die mich kennen und zuvor
gekannt haben / mit Bestürtzung bekennen müssen: so hat sich auch bey jüngeren
jahren ein sonderes übel offtmals bey mir vermercken lassen / üble und schlechte
Däuung (Schlechte Magendäuung.) des Magens /
Dyspepsia frequens & mira, unâ cum Dysuria saepè quadam, dessen ich
nunmehr auß des Tabac-dunsts Gunsten lange zeit vergessen / ausser vor einem
Jahr / da ich etliche Tag mit der Hemitritea zu schaffen / und wegen der lang
underbleibenden Egestion oder Leibs-öffnung grosse Angst und Schmertzen
außgestanden; die gebrauchten Mittel wollten / weiß nicht warumb / nichts
fruchten / daß ich mir endlich eine Tabacs-pfeiffen ins Beth bringen lassen /
(Verstopffung des Leibs.) mit sothanem
Effect, daß stracks etliche Sedes erfolgt / und ich mich eh alß vermuthet /
durch des Höchsten Gnad / wider völlig ermunteret. Anderer Würckungen / so ich
bey geringen Lymphae exundantiis, oder Reumen sc. vielmahl handgreiflich
beobachtet / wil umb kürtze geschweigen. Ihr Excellenz kennet so wol als ich
einen Hochedlen / Fürtrefflichen Freund / und kan so wol auß vielmahliger
ansicht / als auß dessen Correspondenz, genugsam beobachtet haben / wie
verdrießlich selbiger mit verschiedenen Catharren, (Augenentzündung.) sonderlich aber einer obstinaten Augen-plag und
Entzündung lange Jahr sich schleppen müssen; diesem hab ich vor ungefehr 3.
Jahren oder mehr / wiewol mit grosser Mühe / das Tabac-fumiren / welches mir so
wohl zu statten kommen / auch auffgeschwätzt / ob wol Er es nun nicht starck
gebraucht / hat es dennoch dessen Augen so perfect curiert / daß Er diese gantze
zeit über nicht das geringste Ungemach mehr verspühret. Ich wil jetz geschweigen
/ was auff mein einrathen der Tabac-rauch bey vielen andern gefruchtet: Item,
wie selbiger mir vielmahl an gefährlichen orten / dahin mich meine
Beruffs-geschäfft getrieben / vor das einige Praeservatif [993] sansam gedient. Also kan ich Ihr
Excellenz nicht verhalten / daß ich den Tabac-rauch / nicht zwar auff unmäßige
Schmeckscheidtierers manier / sondern nach meiner Nothdurfft / doch fleißig /
und allerding täglich / sonderbar bey und gegen der Nacht / gebrauche / und mich
/ nächst des Höchsten Gedeyen / dabey sehr wol / auch diese Schlußfolg
unaußnehmlich befinde / daß wir öffters etwas außschelten / und hassen / welches
uns / recht verstanden / zu ersprießlichsten Diensten taugen kan. Ich wil zwar
mit Peintema auß dem Tabac-kraut kein Panacea oder Universal-Artzney machen /
denn die andern Kräuter möchten mit AEsopo sagen: Wenn der Tabac alles kann / so
können wir andern nichts. Auch wil ich mit den Virginischen Heyden ihn nicht den
Götteren opffern / noch darfür halten / er stille in das Wasser geworffen das
Ungewitter: Ross. de Rell. p. 180. Auch wurde ich vielleicht irren / wenn ich
beredt seyn wollte / der Tabac wäre die rechte / schon so lang verlohrene
NEPENTHES / von dem Homero gepriesen:
- - - -[Greek words].
Iliad. ???. Aber ich kan auch nicht beytretten dem Wahn derjenigen / die ein
pestilentzischhöllisch Gifft darauß machen / oder auß dessen gebrauch per se ein
Laster formiren wollen. Hinderet mich auch wenig / daß dieser Meinung auch
Fürnehme und Hoch-verrühmte Medici, und andere sonst verständigste Leuthe
beypflichten: den̅ auch sie wissen und mercken nicht alles / sind
auch zuweilen durch ihre affecten und eingewurtzelte Vorurtheil heßlich
incantirt. Ich selbst habe vor Jahren einen welt-beruffenen alten Medicum sagen
hören / die Circulatio Sanguinis sey ein Diabolicum inventum: ja meines
entsinnens habe eben diese Wort auch de Venaesectione bey dem weitbekanten Georg
Hornen gelesen. Also ist kein wunder / daß solchen auch der Tabacs-gebrauch /
der mit seiner temperirten Wärme des Geblüts Kreißlauff und die Bewegung anderer
Leibs-säfften mercklich förderet / als ein neue Invention, so die alte Zeiten
und Lehrsätze billich jaloux machen kan / höchlich mißfället; ich glaube vor
gewiß / wenn der Tabac etwelchen Herren Medicis so gewinnträchtig wäre / als
andere simplicia, die bey ihrem Gebrauch etwas mehreren Ceremonien anlaß / und
deßwegen vortheilhafftige Bemühungen geben können / es solte weit milter davon
geurtheilet werden. Ich habe nicht allein von den nachtheilen / die sie ihm
beymessen wollen / keinen verspüret / sondern auch niemanden gekant / der bey
reguliertem Gebrauch etwas ohngelegenes verspürt habe. Man ladet dem Tabac
sonderlich auff / er truckne hefftig auß / und mache den Gebraucher dürr und
hager; welches ich wol glaube / wo man den MODUS IN REBUS auß der acht läßt:
Alßdenn thut es nicht der Tabac / sondern der stete Rauch / ob er schon von
Stroh oder Papier wäre. Item / wenn man gantze Krausen des stärckest- und
hitzigsten Weins dazu außstürtzet: Sonst kan ich Ihr Excell. versichern / daß
ich erst angefangen etwas fleischicht zu werden / seit ich den Tabac ordenlich
gebrauche: werde es aber ihm gern dancken / so ich enthebt bin feist oder
bewanstet zu werden: wiewol man solcher Leuthe wol so viel under den
Tabac-schmauchern findet / als nicht under andern. Obbenantes Becher-stürtzen
bey dem Tabac / kan vielleicht auch eine ursach seyn / warumb bey manchem
unordenlichen Tabac-schmaucher sich übermäßige Galle zeuge / das Geblüt erhitzet
/ die Pori außgestopffet / ein kupferichtes antliß gemachet / Gezitter in den
Gliedern verursacht / Semen vitale minuirt, die Däwungs-krafft samt dem Eßlust
zerstöret / und ander beklagendes Unheil mit Roß und Karch selbst geholet wird:
und ist beyneben keine von diesen Ungelegenheiten / die sich nicht ausser der
Tabac-zunfft eben so frequent einstelle. Ich / der ich bey meinem gemäßigten
Tabac-schmauchen selben excess weder begehen soll / noch pflege / habe / Gott
lob / dergleichen niemahl verspüret / vielmehr (Mangel
der Däwung und Eßlusts.) aber den Gegentheil / sonderlich was die
Däwung und Estlust belangt / da ich zuvor an diesen beyden sonderlichen mangel
gehabt. Das verdrießlichste / so man dem Tabac aufbürdet / ist / daß sein
Gebrauch unter die Sünden / Aergerlich- oder üppigkeiten / oder doch schändliche
Gewohnheiten gezehlet / und von einigen Gassen-Englen / mit weiß nicht wie
Theologischen Anathematen angefochten wird / die mit dem bekanten Scriverio
sagen; wer Wein / Bier und Tabaclieb habe / könne keine Geistes und
Gottseligkeits-funcken in seinem Gemüthe empfangen. sc. Ich habe ohnlängst bey
einer ansehenlichen Zusammenkunfft an anderm ort / ein ohngefehr umb den weg
ligendes Buch / under dem stoltzen Titul / Ehrenholds zufällige Andachten /
auffgeschlagen / und erster ansicht ein Histörgen gefunden / von einem Mann /
der spaten Abends von dem Gelach heimwollend / in einen Weyer gestürtzt und
ersoffen: weil nun dieser an statt des Habermanns eine Tabac-pfeiffen in dem
Schiebsack soll gehabt haben / so verdammt ihn der Author deßwegen in das
höllische Feur zu allen Teufften. Diesen Auffschlag hab ich / ohne worrsprechen
/ einem beystehenden trefflichen Herren meines Stands / den seine Complexion
auch zu gebrauch des Tabacs gemüssiget / dargereicht; ohnmöglich ist mir zu
erzehlen / mit was vor ungedult und mißfallen er diesen Blacker wider die Wand
geschmissen: Ich hatte ihn gleichwol entschuldigt / daß er vielleicht in dem
Wahn gestanden / man könte ohne den Habermann so wenig betten / alß ohne die
Tabacpfeiffen schmauchen. Dieses habe zur kurtzweil erzehlen wollen. An solchen
Rhadamantischen urtheilen nun haben sonder zweifel die einige Schuld / die
Mißbraucher des Tabacks / so darauß ein ununderbrüchliches Passetemps, und
truckne Debauche machen / wie jener die Schärstuben also benamt / ein heiloses /
oder wol üppiges Leben darzu führen / allerhand garstige Zotten und
unziemlichkeiten mit dem Rauch außspeyen / ja wol herrlich gar Hauß und Hoff mit
der entfallenden Glut in den Brand stecken / sc. Wie dergleichen / ohn [994] geläugnet / nunmehr auff allen
gassen / leider! zu sehen. Aber laßt uns abusum ab usu sönderen / und bekennen /
daß Tabacschmauchen kein Moralische Action ist / die an sich selbst gut oder
böse seyn könne. Viel weniger / alß Wein-trincken / denn Weintrincken ist ein
Müssiggang / und kan anderst / alß bey feyrender Arbeit nicht geschthen. Vina
parant afinos, faciunt???que furoribus apros. Der Wein / wenn er auff fähigen
Zunder fället / alarmiert. Dagegen ist der Tabac ein gantz unschuldiges Kraut /
auff dessen Glut unreine Mücken nicht bald zu sitzen kommen: Ich glaube der alte
Hieronymus, der sich zu entgifften so manche selbstmarter ersonnen / hätte nicht
wenig darauff gehalten. Würde deßwegen mancher nicht das unrechtere thun / wenn
er an statt des Tabacs das übrige Wein-trincken / fressen allerhand hitziger
Gewürtzen / Roman-lesen / Dantzen / und anders missen wurde. Auch hindert das
Tabac-schmauchen keine / auch wichtigste Geschäffte / wenn es nicht dieselbige
gar förderet. Wer mit einem feuchten Haupt und Hirn behafft lebet / wird keine
bessere Gedächtnuß-stärckung antreffen / alß ein mäßiges Tabac-schmauchen / wie
ich selbst handgreifflich erfahren. So vertreibet auch der Tabac die
Schlaff-sucht / und underhält die Geister in fertiger Bewegung. Er ist ein
beförderer des stillschweigens / welches zu allen verrichtungen die gröste
Bequemlichkeit; weil man da (nach Socratis redensart) lehret eine glüende Kohlen
im Mund halten / so lehrnt man auch Heimlichkeiten verschweigen. Stob. p. m. 50.
Darumb wünschet jener / daß bey wichtigen zusammensprachungen Tabac möchte
geraucht werden / damit einer oder andrer sich weil machen könte den
vorgebrachten sachen nachzudencken / und von überflüssigem plauderen abgehalten
wurde. Worp. Pan. cap. 10. v. 9. Und wil uns eben diser Author bereden / daß der
Tabac wunderthätige Krafft habe den Geist selbst zu schärffen / fertige und
sinreiche Einfälle zuhegen / zu sonderem nutzen aller Studierenden / worüber die
jenige keine verächtliche Lache auffschlagen werden / welche considerieren / daß
zu den operationen des Gemüths in dem Hirn / die Leibes-Structur und
Rechtmässigung des Geblüts mächtig viel / wo nicht das meiste beytrage / und
hiemit was zu diesem dienlich / jenem keine schlechte Dienst erweisen könne. Ich
hatte vor diesem etwann schertzweiß philosophieret / daß sich die vorhandne
Ideae in dem blauen Tabac-wölcklein / welches in das Gehirn steiget / erspieglen
/ sichtbar / und gegenwärtig werden / ja sich reverberieren und vervielfältigen
/ wie der Regenbogen in den underschiedlichen stellungen der Wolcken. Das ist so
gar nicht zu läugnen / daß die erlegene Sinne dadurch hurtiger werden / wie ein
träges Pferd under dem man ein Feur anzündet. Ich lasse mir von einem der aller
herrlichsten Theologen dieses Seculi erzehlen / daß er alle seine Schrifften /
die bey den Gelehrten in mächtigem werth sind / bey diesem räuchlein abgefaßt /
dem er mit den Augen nachsteigend / seine Einfälle empfangen. Und was sol ich
sagen / wie mancher melancholischer Grill / der an Gemüth und Leib überlästig
ist flieget nicht mit dem Tabac-rauch in die Lufft? Man sagt mir von den
Froschen in dem Nil-fluß / daß sie ein Rohr überzwerch in das Maul nehmen / und
damit verhinderen / daß sie von Crocodilen nicht können verschlungen werden /
AElianus, nî fallor, Author est. Also komt / glaube ich / under irrdischen
mittlen / die Pfeiffe in dem Maul manchem wol zu statten / daß er nicht vom
Grißgrammen / und Schwermütigkeit gar verschlungen wird. Ich selbst habe etwas
davon handgreifflich erfahren. Der Ursach steht ein andermahl nachzudencken. Im
übrigen / wenn auch die gröste Hässer des Tabac-schmauchens gleichwol gestehen /
daß er eine von den allerheilsamsten und wunderthätigsten Kräuteren / so uns die
grosse Apotheck des Höchsten darreichet / so möchte ich sie gern fragen /
welches Kraut oder Artzney sich dem Menschen so vortrefflich appliciert / alß
der Tabac? da nicht das materialische Kraut selbst mit samt seinen faecibus,
auch nicht der Rauch / sonder allein die reinste und defaecierteste Geisterlein
/ das Haupt durchreisen: und dessen inn- und äusserliche poros benöthigter weiß
eröffnen? worauß leichtlich zu schliessen / wie wenig er / so gebraucht /
schaben könne? Sind demnach einige die mit Gewalt ein Arsenicum oder Opium
gleichwol darauß machen wollen / so laß ich ihnen ihren Wahn / und dancke Gott /
daß ich es besser weiß / und erfahren habe. Mir behaget zu zeiten eine Pfeiffe
anzustecken / und befinde mich in dieser Einsamkeit / sonderlich bey sothanen
langweiligen Winternächten / die vielleicht ein anderer mit Gläser-stürtzen und
Spielen sc. abkürtzet / wol dabey.
Dum mea contorquet nocturno stamina fuso
Uxor, & haud fesso pollice fila vocat:
Cantillo interdum & nigrantem exugo Tabaccum,
Lassus quippe libris, non satiates eis.
Multa super Priamo narrat, super Hectore multa,
Non responsurum garrula multa rogat.
Hanc ego dum vitam contemplor, saepe videtur
Cum Junone mihi Juppiter esse sua!
So hab ich ohnlängst einen guten Freund berichtet. Aber zur Sach zu kommen / muß
eins und anders bey dem Tabac-schmauchen in acht genommen werden / dessen einige
underlassung vielleicht alles Unheil anrichtet. Alß da ist der MODUS IN REBUS:
Peintema erlaubet täglich zwantzig Tabac-pfeiffen / aber mich duncket auch der
dritte theil zu viel seyn. Beneben sind die Lüffte und Zeiten / item Wohn-orte /
Speisen / Complexionen / Kräfften / Zufälligkeiten / sc. ohngleich / nach
welchen allen sich underschiedlich zu richten ist. Das Wein- oder Bier-sauffen
bey dem Tabac halte vor höchst-schädlich / und ob wol der Gebrauch der
Choccolate, Coffé, Thé und anderer tränckern zuträglicher ist / so finde doch
das beste seyn / daß man gar nicht / oder wenig dazu trincke / dagegen sich
gewehne / die Salivam durch stetes außspeyen nicht allzusehr auß [995] zulähren. Morgens / sonderlich
nüchter / Tabac-schmauchen / dünckt mich schädlicher alß nutzlich / wiewol
einige das Gegentheil halten / denn der Rauch scheint sich dennzumahl allzusehr
ni???sich zu ziehen / und dem Magen durch verliehrung des Eßlusts und anderen
Ohngelegenheiten beschwerlich zu seyn. Also habe befunden / daß er stracks vor /
oder nach dem Essen nicht tauget. Wenn ich zu dem Tabac-schmauchen etwas schaffe
/ mich bewege / sprache / verspüre ich ihne dienlicher. Ich liebe dazu ein
Zimmer / daß nicht zu kalt / sonderlich aber nicht zu warm. An dem Tabac selbst
befinde viel gelegen zu seyn / denn einiger ist verfälscht / schimmlicht / übel
gedörrt / schwartz / halbfaul / mit viel Salpeter vermischt / sc. den ich vor
vergifftet halte und fliehe. Ich gebrauche kleine Pfeiffen / mit engen röhrlein
/ damit der Rauch nicht zu starck nachgehe; lang / damit er sich etwas abkühle /
ehe er in den Mund kommet / und verachte deßwegen nicht den Gebrauch der Persier
die den Rauch ledig durch das Wasser in einem halbvollen wolverschlossenen
gefäßlein gehen lassen / so beyneben seine artige Curiosität hat. Vid. Olearius
Itin. Pers. l. 15. 17. Item ich liebe saubere Pfeiffen / theils damit kein
gewaltsames ziehen / welches ich überauß nächtheilig erfahren / erforderet
werde; theils damit nicht die ölichte / acescierende / stinckende Materia,
welche sich endlich in den tubis samlet / nach / in den Mund / gehe / und alß
eine gewalthätige Purgation ohngelegenheit mache / sc. Haben nun einige der
alten von einzelen Kräutern gantze Lob-bücher abgefast / alß Chrysippus vom
Kappes / Pythagoras von der Meer-zwibel / Marchion von dem Rettich / Diocles von
den Rüben / Phanias von der Nessel / Apulejus von der Bethonien (villeicht auch
einer von dem Tabac selbst / denn ich starcke Vermuthungen habe / daß dieser vor
alters nicht so unbekant gewest / alß ohnlängst uns:) so wird mir nicht verargt
seyn / wenn ich / in dem ich doch von dieser Materi schon so viel Wort gemacht /
zur Kurtzweil beyfüge eine
ELEGIA TABACCARIA.
DEspretus plantas inter dixisse Tabaccus
Fertur: surgetis, non procul hora, mihi.
Ceu quondam Linum stolidae sprevistis, & illud
Inter vos tandem sceptra corusca tulit.
Si mihi difficilis natura negavit odorem
Melleolum, & pictas invidet illa genas,
Virtute, ingenio pensabo, oleriq???ue virenti
Torrida quantumvis praeferar herba: Scio.
Macte Tabacce pater! coepit complerier augur
Hoc melos, & jamjam tollis in alta gradum:
Te celebrant doctiq???ue libris, & carmine vulgus,
Te procul à Zephyris plurima pinus agit:
Te pius aurelo circumplicat institor ostro,
Te sectusq???ue elephas, cultaq???ue gemma tegit:
Te petit aurato spacians in limine Princeps,
Mars amat, & fumum torva Minerva tuum.
Te quoque, praetextum variè mentita, virago
Inter, purpureo, nos trahit, ore, sedens:
Quem capitis torpor, lippi quem morsus ocelli,
Quem stomachi aut dentum crux maledicta coquit,
Auxilium petit ille tuum, te vulnera jungit,
Mille tuo pestes igne regente fugit.
Lurida maestitiae piceo sata sanguine nubes
Irruit? en nubem pellere nube venis!
Nepenthen vatis cultam te pollice credunt
Maeonii, qualem cura dolorq???ue pavent.
Nota diu non illa fuit: Te reddere clamant,
Quâ breve, quâ longum Sol jacit orbe jubar.
Hoc forsan mordet, crepitante quòd ustulat igne
Te quicunque usus in, jubet ire, suos?
Sed fletus moderare frutex! sic itur ad astra,
Sic meliore secas aëra parte Tui!
Quâ super expires, portatilis AEthna, tenellis
Argillis vigili ducta labore nitet.
Ustrinam fugiant thus, aurum, sanguine laurus
Juncta Tibi, nunquam gloria talis erit.
Quisque Tabaccicremâ cum coerulam arundine nubem
Eglomerat, laudes vertit in, ora, tuas:
Jungere amicitias, detergere mentis acumen,
Volvere consilium, laetitiámque clues.
Fortunate frutex! si quid mea carmina possunt,
Ipse choragus, ages mactus honore, canit.
Post reliqui proceres, nec abest qui ritè favillas
Pallentes grandi condus honore legat.
Quae, malùm! erat, didicisse velim, tam vita tuenda,
Quam tu tam pulchrae prae velis ire neci?
Quàm Te Zelotypo felix! perstringit ocello
Caetera per campos turba neglecta suos!
Lilia, gelsiminum, biferique rosaria Paesti
Tollere syrma Tibi, lingere sputa velint;
Hoc meditans fatis contraria fata repende,
Et placida raucum suscipe fronte melos:
Fors factus septem melior post secula vates
Carmine magnicrepo Te venerabor. Abi.
In dem ich aber dieses alles sage / so protestiere gleichwol / daß wo man mir mit
verfänglichen Gründen wird weiß machen können / daß ich mich bey meiner gewiß
vermeinten Erfahrung betriege / entweder Veratrum pro antidoto gebrauche / oder
über die Schnur der Anständigkeit damit hauwe / ich alle Augenblick entschlüssig
seyn wolle / mit meiner Tabac-pfeife zu procedieren / wie einst Minerva mit der
Hirtenpfeife / da sie gewahret / daß durch deren Gebrauch ihr Angesicht
verstellet worden / Ovid. art. II.
I procul hinc, dixit, non es mihi TIBIA tanti? Sonderlich aber werde Ihr
Excellenz hiemit erbitten dem gutachten sehr viel deferieren / und verbleibe
damit ???
|| [ID01012]
Register der Kräutern / in Hoch-Teutscher Sprach.
NB. Es beliebe dem Leser zu beobachten / wo diese wort (und geschlecht) in dem
Register stehen / sie allwegen bedeuten / daß mehrere Figuren oder Geschlechter
solgen.
- ABbißkraut 619
- Abrahams-baum 200
- Abrauten 513
- Abthon 957
- Abend-Violen 436
- Ackeley 624
- Acker-wurtz 345
- Adams-apffel 34
- Adermenig 855
- Adoniß-rößlein 560
- Aeschlauch 361
- Aeschwurtz 672
- Affodill-wurtz 330
- gelb Affodill-wurtz 331
- weiß Affodill-wurtz 331
- Affrusch 513
- Ageley 624
- Agermeng 855
- Agley 624
- Garten-Agley 625
- Agrimonien 855
- Agstein 293
- Ahorn und geschlecht 167
- Alaternen-baum 111
- Alandt 528
- Aland-wurtzel 528
- Alber-baum 171
- Aloe 655
- stachlichte Aloe 657
- stachlicht blühende Aloe 657
- Aloes-holtz 217
- Alraun und geschlecht 897
- Amarellen-baum 77
- Amber 295
- Ambrosien-kraüt 761
- Ammey 718
- Amomen 192
- Ampffer und geschlecht 751
- Indianischer Saurampffer 451
- Cretischer oder Candischer Saurampffer 451
- Grosser Saur-ampffer 451
- Kleiner Saurampffer 451
- wilder Ampffer 457
- Anblat 382
- Andorn und geschl. 739. 740. 743
- Anemone-Rößlein und geschl. 614
- Angelick und geschlecht 941. 942
- Angurien 579
- Anis 699
- St. Antoni-kraut 814
- Antivien 488
- Apffel / Apffel-baum 1
- Apostemen-kraut 823
- Aron und geschl. 605. 606. 607. 608
- Artischock 643
- Artischoß 643
- Aspen 171
- Astrantz 714
- Attich 115
- Auffenblat 954
- Augentrost 866
- Augentrost-graß 299
- Augen-wurtz 521
- Aurin 629
- wild Aurin 970
- Azedaraeth 61
A.
- BAccharis 771
- Bachbungen 682
- Bacillen und geschlecht 587
- Baldgreiß 501
- Baldrian und geschlecht 521
- Balsam und geschlecht 677
- kleiner Balsam 671
- Balsambaum und geschlecht 284
- Balsam-apffel 257
- Balsam-apffel Weiblein 257
- frembd Balsam-apffel-kraut 544
- St. Bärbara-kraut 888
- Basilgram 591
- Basilien und geschlecht 591
- wilde Basilien und geschlecht 841
- Basilien-kraut 591
- Bathengel und geschlecht 732. 733
- Baumleinkraut 474
- Baum-bonen 283
- Baumbällichen 786
- Baumwoll 535
- Baum des Lebens 165
- Bdellion 290
- Been und geschlecht 829
- Beerenklaw und geschlecht 722
- welscher Beerenklaw 649
- Beeren-öhrlein 816
- Beerlapp 527
- Beersanickel 816
- Beerwurtz 516
- Beer- oder Streitwinck 810
- Beinholtz 235
- Beinwell 813
- Beisse 463
- Benedicten-kraut 832
- Benedicten-wurtzel und geschl. 832
- Benzoin 289
- Bergmeister-wurtz 715
- Bergmüntz 668
- Berthram und geschlecht 719. 720
- wilder Berthram 405
- Groß Besemkraut und geschl. 427
- Betonien 800
- Betle 268
- Bettlersläuß 938
- Beyfuß 758
- Türckischer Beyfuß 760
- Biberhödlein 626
- Biberkraut 629
- Bibernell und geschlecht 869
- Bienen-kraut 741
- Bienensauge 741
- Bilsam oder Bilsamen 884
- Bilsamkraut 884
- Bilsen 884
- Bilsenkraut und geschlecht 884
- Peruanisch Bilsenkraut. 985
- Bingelkraut und geschlecht 474
- welsch Bingelkraut Männlein und Weiblein 470
- wild Bingelkraut Männlein und Weiblein 475
- Bintzen und geschlecht 301. 302
- Binetsch 455
- Bircken 175
- Birckwurtz 862
- Birnbaum 7
- Bißmüntz 978
- Bitterwurtz 631
- Blamanderle 733
- Blaumanderle 733
- Blaterkraut 609
- Blaterzug 812
- Blumenkraut 382
- Blutkraut 805. 871
- Blutwurtz 862
- Boborellen 889
- Bochsblum 506
- Bockenwurtzel 252
- Bocksbart 593. 781
- Bockshorn 533
- Bocksdorn 263. 652
- Bonen 539
- Feygbonen zahme / wilde 5. 47. 548
- Italiänische Bonen 545
- Schmückbonen 545
- Windbonen 545
- wide Bonen 540
- Säwbonen 885
- Bracken haupt 955
- Bresilien-baum 219
- Braunellen 814
- Braunwurtz und geschlecht 922. 923
- Bremen / Bremenbeer 265
- Brennkraut 609. 930
- Brennwurtz 812
- Brombeer 265
- Bruchwurtz 627. 855. 935
- Brustbeerlein 54
- Bryßlauch 361
- Bubenkraut 609
- Bubenläuß 938
- Bubenstreel 641
- Buchbaum 143
- Buchbrod 751
- Buchspick 496
- Buck 785
- rothe Buckten 785
- Burgel 560
- Burrage / Burres / Burretsch 834
- Burtzel 560
- wilder Burtzel 561
- Meer-Burtzel 470
- Burtzeldorn 826
- Butterblum 609. 757
- Buxbaum 107
- Buxdorn 242
- Byrn und geschlecht 7
B.
|| [ID01013]
- CAcao 35
- Cajous-frucht 267
- Calaminth 680
- Camelhew 526
- Camelstroh 526
- Camomillen 510
- Campher 152
- Campherkraut 947
- Canarien-graß 330
- Candisch-hew 526
- Cappern 243
- wild Cappern 244
- Cappes 441
- Cardamom Jacobi Bontii klein und groß 598
- Cardobenedict 645
- Cardomömlein 598
- Carmosinbeer 140
- Cassia 184
- Catechu 268
- Castanien 144
- Roß-Castanien 144
- St. Catharinenblum 725
- Catharinenkraut 985
- Cederbaum und geschlecht 97
- Camillen und geschlecht 510. 511
- Cerinthe 792
- Römische Chamillen 510
- Chinawurtzel 252
- Chondrillenkraut blau 499
- bintzichtes Condrillenkraut und geschlecht 500
- Christianwurtz 537
- Christwurtz 960
- Citronen und Citronenbaum 26
- Citrullen 579
- St. Clarae-kraut 521
- Coffe 102
- Colmar-kraut 618
- Coloquint 579
- Corallenkraut 562
- Coriander 704
- Römischer Coriander und geschlecht 725
- Cornelbaum männlein 45
- falscher Cornelbaum 46
- Costentz 686
- Costwurtzel 353
- Creutzbaum 964
- Creutzbeer 230
- Creutzkraut 501
- Creutzwurtz 501
- Cubeben 221
- Cucumern 575
- Spanische und Türckische Cucumer 576
- Esel- und wilder Cucumer 581
- Cuciofera 68
- Cunradskraut 797
- Cypressenbaum 92
- Feld-cypressen 798
- Garten-cypressen 513
- Cypreßkraut 513
- Cysten-rößlein und geschlecht 529
- Gummi-Cystenrößlein 531
C.
- DActeln 62
- Dactelbaum 62
- Darant 405
- Daschelkraut 432
- Degenkraut 306
- Denngraß 805
- Denmarck 521
- Deschelkraut 432
- Deyment 677
- Dictam und geschlecht 672. 673
- Dill und Dillkraut 701
- Beerendill 516
- Him̅eldill 724
- wilder Dill 516
- Kühdillen 509
- Dinckel 317
- wilder Dinckel 868
- Distel 642. 643
- Bracken-distel 653
- Dudistel 481
- Gänßdistel 481
- gesegnete Distel 645
- Karten-distel 640
- Kraußdistel 653
- Marien-distel 648
- Radendistel 653
- Saudistel 481
- Schillendistel 648
- Frauendistel 648
- Vehedistel 648
- Walddistel 653
- Weberdistel 649
- weichstachlichter Distel 836
- weiß Wegdistel 648
- welsch Distel 643
- Wallendistel 653
- Donderbar 913
- Dorant 955
- Bocksdorn 263. 652
- Hagdorn 231
- Radendistel 653
- Sanddorn 228
- Saurdorn 231
- Spillen- oder Spindeldistel 648
- Egyptischer Schotten- und Schlehendorn 200
- Schlehendorn 50
- Stechdorn 228
- Dollkörner 220
- Dorschen / Dorsen 442
- Dort 299
- Dosten und geschlecht 668
- Bocksdosten / Tragedosten 670
- Wasserdost 857
- Wirbeldost 732
- Dotterblum 757
- Drachenbaum 165
- Drachenblut 458
- Drachenwurtz und geschlecht 604
- gelb Drachenwurtz 345
- Dragant 652
- Dragoncel / Dragonkraut 404
- Dreyfaltigkeits-blum 950
- Durchwachs und geschlecht 935
- Durt 300
- Dürrwurtz und geschlecht 769. 771
- Dyll 701
D.
- EBenholtz 211
- Eberwurtz und geschlecht 639 640.
- Ebrich 513
- Egelkraut 849
- Ehrenpreiß Männlein und Weiblein 664
- Eibenbaum 84
- Eibisch 557. 558
- Einbeer 902
- Einblat 964
- Eniß 699
- Eisenhart 876
- Eisenhütlein 903
- Eisenkraut und geschlecht 876
- Eisenreich / Eisern 876
- Elatine 849
- Elephanten-lauß 221
- Elß / Eltz 659
- Endivien und geschlecht 488. 489
- Engeltranck 794
- Engelsüß 975
- Engelwurtz 941
- Ewig-grün 810
- Entzian und geschlecht 631
- Epff 709
- Ephew 244
- Erd-Ephew und geschlecht 621
- Eppich 705. 709
- groß Eppich oder Liebstöckel 710
- rechter Garten-Eppich 705
- Berg-Eppich 708
- Wasser-Eppich 567. 709
- Erbsel 231
- Erbsen 542. 543
- wilde Erbsen 541
- Kücher-Erbs / Ziser-Erbs 536. 537
- Erdapffel 602. 906
- Erdbeer und geschlecht 864
- Erdbyr 972
- Erdcastanien / Erdkästen 769
- Erdenkräntzlein 621
- Erdgall 629
- Erdkieffer 798
- Erdmorchen und gemeine Morchen 906.
- Erdmandel 973
- Erdnabel 602
- Erdpin und geschlecht 798. 799
- Erdrauch 938
- Erdscheiben 602
- Erdspinnenkraut 332
- Erdweyden 180
- Erlenbaum 173
- Eschbaum / Eschern 168
- Eschläuchel oder Eschallotten 360
- Eselsohren 541
- Erven 541. 546
- Ervenwürger 380
- Euforbium 287
- Eychbaum / Blüth und Galläpffel 134.
- Stech-Eychen 138
- Eychfarnkraut 974
- Eychtrauben 137
- Eyerblum 490
E.
|| [ID01014]
- Fällriß 559. 884
- Färberwurtz 728
- Farnkraut und geschlecht 973. 974 975.
- Faseolen oder Faseln und geschlecht 545.
- Fastenblum 932
- Faulbaum 81
- Feberkraut 506
- Feigen 17
- Erdfeige 973
- Indianische Feigen 263
- Egyptischer Feigenbaum 22
- kleiner Feigenbaum 18
- Feigblatern-kraut / Feigwartzenkraut 626. 923.
- Feigwurtz 862
- Felber / Felbinger 180
- Feldkertz 930
- Fenchel 716
- Beeren-fenchel 516
- Meer-fenchel 587
- Säw-fenchel 724
- Wasser-fenchel 929
- Fenich oder Fench 327. 328
- Ferulkraut 723
- Feuren 155
- Fichtenbaum und geschlecht 155
- Fieber-rinde 208
- Fieberkraut 629
- Filipendelwurtz 767
- Filtzkraut 981
- Fingerhut 853
- Fingernagel-kraut 958
- Flachs und geschlecht 533
- Krotten-Flachs / unser Frauen Flachs 958
- Flachsdotter 434. 982
- Flachskraut 958
- Flachsseiden 982
- Fleckenkraut 279
- Flöhekraut 415. 525
- Flöhsamenkraut 887
- schwartze Flockenblum 572
- Flüeblum 816
- Foenugreck 533
- Fornholtz 155
- Frantzosenholtz 212
- Frawenhaar 956
- Frawenkraut 741
- Frawenspiegel 396
- Freisamkraut 382
- wild Freisamkraut 951
- Fritillarien 370
- Fröschkraut 609
- Fuchsschwantz 327
- Fünffblatt 859
- Fünfffingerkraut und geschlecht 859
F.
- Gänßblum 786
- Gänßkraut 854. 910
- Gänßkröß 432
- gulden Genserich 946
- Galbenkraut und sein Gummi 696
- grosser und kleiner Galgan 348. 349
- wilder und runder Galgan 304
- Gamanderlein 734
- Gamillen 510
- Gamfferkraut / Ganserkraut 513
- Garaffelwurtz 832
- Garb 927
- Fenchelgarb 929
- Wassergarb 929
- Garbenkraut und geschlecht 927
- Gariofilat 832
- Garthagen / Garthan 513
- Gauchbrod 593
- Gauchheil und geschlecht 618
- Geißbart 781
- Geißblatt 249
- Gemsenwurtz und geschlecht 595
- Gensel 560
- Genserich 854
- Genst oder Genster 981
- St. Georgenkraut 521
- St. Georgenwurtz 382
- Gerbel 327
- Gerberbaum 146
- Geringsel 367
- Gersten 318
- Mäuß-gersten 868
- Gerstenwalch 300
- Gertel / Gertelkraut / Gertelwurtz 513
- Gertenkraut 723
- Gertwurtz 513
- Gerwel 927
- Geyfferwurtz 717
- Geyerlein / Gierlein / Girgele 549
- Gichtkraut 762
- Gichtwurtz 789
- Gifftheil 983
- Gifftwurtz 305
- Gilbkraut 622
- Gilbwurtz 355. 622
- Gilgen-Narcissen und geschlecht 337
- Gilgen 371
- blaue Gilgen 342
- weisse Gilgen 371
- Graß-gilgen 332
- Unser Frauen Gilgen 614
- Ginst und geschlecht 981
- Glaßschmaltz und geschlecht 272
- Gleißblum 609
- Gliedkraut 845
- Glitzenpfännlein 609
- Glockenblum und geschlecht 390
- Marien-glöcklein 390
- Görlein 549
- Goldäpffel 896
- Goldblum 508. 757
- Goldknöpfflein 932
- Goldwurtz und geschlecht 374. 622
- Gottesgnad und geschlecht 762
- Gränsich 854
- Granatapffel 23
- Graß und geschlecht 297
- Griechisch heu 533
- Grieblingbaum 892
- Griebling 906
- Grindheil 664
- Grindkraut 501. 823
- Grindmagen 882
- Grindwurtz 457
- Grinsig 854
- Griffelbeer 73
- Grießholtz 216
- Großried 306
- Grosselbeer 233
- Grunsig 854
- Grundheil 618. 664
- Grundreb 621
- Grütz 3???9
- Gürtelkraut 527
- gulden Günsel 815
- rothe Günsel 862
- stein Günsel 816
- Gummi Amoniac 695
- Gummi Anime 291
- Gummi Gutta 290
- Gummi Ladanum 541
- Gummi Carana 291
- Gummi Elemi 292
- Gummi Catechu 268
- Arabischer Gummi 200
- Serapin Gummi 297
- Gundelrab und geschlecht 621
- Gurcken / lange Gurcken 577
G.
- HAarbeer 266
- Haarstarck 724
- Haarstrang 724
- klein Haarstrang 725
- Habermalch 593
- Habermarck 593
- Haber 321
- Fürst-haber 868
- Habichkraut und geschlecht 492. 493
- Hagenbuch 177
- Hagendorn 231
- Hackenblatt / Hanckblatt 953. 954
- Handschuhblum 932
- Hanenfuß und geschlecht 609
- gelb Wald-hänlein 612
- Hanenkamm 472
- Hanff 793
- Römischer Hanff 964
- Türckischer Hanff 964
- Harnkraut 807. 958
- welsch Harnkraut 918
- Haarstrauch 779
- Harthew 797
- Hartriegel 46. 235
- Hartzbaum 155
- Hartzwurtz 779
- Haselnuß 129
- Haselstaud 129
- Haselwurtz 520
- Hasen-aug 832
- Hasen-fuß 750
- Hasen-öhrlein 934
- Haußwurtz und geschlecht 913. 914. 915. 916
- Hawhechel 650
- gelb Hawhechel 651
- Hechelkamm und geschlecht 584
- Heckholtz 235
- Hederich und geschlecht 412
- Heidnische blum 374
- Heilig Geist Wurtz 941
- Heilig und heilsam heilig kraut 986
- guter und stoltzer Heinrich 456
- Hennenfuß 609
- Hepffen 709
- Herrgotts-bärtlein 871
- Hermlein 510
- falsche??? und wahrer Hermodactylus 90???
- Hertz???ewd 873
- Hertz???espann und Hertzgesperr 922
- Hertz???men 544
- Hertzw???rtz 516. 862
- Hexenraut 851
- Heyd??? und geschlecht 226
- Heydcker 862
- Heydl 327
- Heydlbeer und geschlecht 72
- Heydlfench 327
- Heyliller Welt 832. 986
- Heylifft 983
- Hey???urtz 557. 693
- ro???e Heylwurtz 862
- Himeer 266
- Humelbrand 930
- Hi???elker 758
- Hinnelschlüssel 932
- Hindeer 266
- Hin???kraut 251
- Hirs???wurtz 721
- Hirs???zung 745. 746
- Hirs 324
- I???aliänischer und Indianischer
- H???ß 326
- klmer Hirß 327
- Neer-Hirß 791
- wder Meer-Hirß 792
- Hirtn-seckel / Hirtentesch 432
- Hirtzraß 569
- Hir???orn 569
- w???d Hirtzhorn 570
- Hoc???kraut 701
- biber-Hödlein 626
- Ha???-hödlein 74
- Ho???er / Holunder 112
- Indianischer Holunder 115
- Niderholder 115
- Wald-Holder / wilder Holunder 114
- Hollwurtz 940
- Hollwurtz die kleinste 612
- Honigblum 741
- Hopffen 260
- Hopffen ohne Frucht 260
- Huffeisen-kraut 785
- Hundgraß 298
- Hüffwurtz 557
- Hü???erdarm und geschlecht 910
- Hü???erbiß 910
- Hü???erferb 686
- Hünerfüll 684
- Hundsaug 769
- Hundsblum 490
- Hundskopff 955
- Hundsmilch 969
- Hundszunge 840
- Hyacinth und Geschlecht 878
H.
|| [ID01015]
- JAßmin 222
- Jalapa 256
- St. Jacobs-blum und geschlecht 502
- St. Jacobs-kraut 502
- Ibisch 557
- Je länger je lieber 251. 798
- Jesus-blümlein 950
- Igelkolben 895
- Igelsknospen 306
- Imber 350
- Teutscher Imber 605
- Immenblatt 741
- Indianisch-blum 505
- Ingber 350
- Ingwerkraut 402
- Ingrün 810
- Jochheil 618
- St. Johanns-beerlein 234
- St. Johanns-blum 786
- St. Johanns-brodt 82
- wild St. Johanns-brodt 83
- St. Johanns-gürtel 758
- St. Johannsgürtel-kraut 527
- St. Johannskraut un̅ geschlecht 796
- St. Johanns-pfersing 43
- St. Johanns-träubelein 234
- Joseplein 684
- Isop 665
- Garten-Isop / Kalbs-Isop / Zwiebel-Isop 684
- Isopyron 947
- Jucca 658
- Jungling 874
- Judas-baum 83
- Juden-apffel 26
- Juden-döcklein 890
- Indianische grüne Juden-döcklein oder Schlutten 860
- Juden-hüttlein 890
I.
- KAlbs-nasen 955
- Kalmuß 347
- Kaminruß 292
- Kannten-kraut 307
- Kapskraut 441
- Kattichbaum 93
- Kattichstrauch 93
- Käyserwurtz 714
- Katzenhelm 307
- Katzenkörbel 938
- Katzenkraut 681
- Katzen-nept 681
- Katzen-traubelein 914
- Katzenwadel 307
- Katzenzagel 307
- Keelkraut 953. 954
- Kellershalß und geschlecht 261
- Kerbelkraut 581
- Kermes-körner 140
- Kervelkraut 581
- Kertzenkraut 930
- Königs-Kertz 930
- Königskraut 855
- Kesten 144
- Keuschbaum 200
- Keyserskron 369
- Kilchenseplein 684
- Kinholtz 155
- Kinkinna 208
- Kirschen 74
- Judenkirschen 890
- Teuffelskirsche 254
- wilde Kirschen 79
- Kirschenbaum 74
- welsch Kirschbaum 45
- Lorbeer Kirschbaum 80
- Meer Kirschbaum 83
- Klapperrosen 882
- Kleberkraut 727
- Klee und geschlecht 746
- Geißklee und geschlecht 280
- Biberklee 747
- Buchklee 751
- Gauchklee 751
- Guckauchsklee 751
- Guldenklee 752
- Hartzklee 746
- Hasenklee 750
- Hasenfuß 751
- Hirtzklee 750
- Honigklee 857
- Katzenklee 690
- Schneckenklee 751
- Sawrklee 751
- Spitzklee 749
- Steinklee und geschlecht 691
- Garten-steinklee 690
- gemeiner steinklee 690
- Italiänisch steinklee 689
- Wiesenklee 748
- Kletten / Ackerkletten 589
- groß Kletten 936
- Igels Kletten 938
- kleine Kletten 937
- Leber Kletten 855
- spitz Kletten 938
- Klosterbeer 233
- Knabenkraut 375. 627
- Knoblauch 364
- Aber-knoblauch 366
- Beeren-knoblauch 367
- Lachen-knoblauch 736
- Moli-knoblauch 367
- Wald-knoblauch 367
- wilder Knoblauch 367
- Schlangen-knoblauch 367
- Knoblauchkraut 437
- Knollenkraut Portugesisch 538
- Knodenkraut 923
- Knospen / Igelsknospen 306
- Köhl 441
- Ackerköhl 488
- Buchköhl 496
- Bergköhl 447
- Beißköhl 463
- Blumköhl 441
- Hasenköhl 482
- blawer Hasenköhl 482
- wilder Hasenköhl 481
- Römischer-köhl 463
- Hünerköhl 686
- Hundsköhl 475. 476. 926
- Meerköhl 446
- Rübenköhl 441
- Waldköhl 830
- wilde-köhl 445
- Köhlkraut / glat / krauß 441
- Königskraut 855
- Königsblum 769
- Königskron 369
- Königslilien 369
- Körbelkraut 581
- groß Körbleinkraut 581
- Taubenkörbel 938
- Körffel 581
- Kletten-körffel 589
- Nadelkörffel 584
- Schnabel-körffel 584
- Syrisch körffelkraut 583
- welscher Körffel 941
- Kolben. Dettelkolben 313
- Igelkolben 895
- Ließkolben 313
- Moßkolben 313
- Maurkolben 313
- Meyerkolben 313
- Narrenkolben 313
- Wasserkolben 313
- klein Kölbleinskraut 871
- Korchbaum 141
- Korn 315
- Heidenkorn 329
- Indianisch Korn 323
- Mäußkorn 868
- Rockenkorn 320
- Stephanskörner 978
- Taubkorn 868
- Türckischkorn 323
- Zeckenkörner 964
- Kornrosen 882
- Kornblum und geschlecht 570. 571
- Krähenäuglein 222
- Krähenfuß und geschlecht 569
- Kräuselbeer 233
- Krametstaud 93
- Kraußbeer 73. 233
- Kraut der alten Königin 989
- des grossen Priors 989
- des heiligen Creutzes 989
- Krebs blum und geschlecht 977
- Kreen 401
- Kreß- oder Kressich und geschlecht 417
- kleiner Ber???gkressen 419
- Brunnenkreß 420
- Gänßkreß 432
- Gartenkreß 418
- Indianischer Kreß 424
- Rebkresse 984
- Teschlein-kreß 432
- Türckischer kreß 435
- wilder kreß 403
- Kreutzblum und geschlecht 376
- Krottenkraut 760
- Kudillen 509
- Küchern 536
- wilde Küchern 541
- Kühwurtz 474
- Kümmel und geschlecht 702
- grosser Italiänischer fremder kümmel 667
- Fischkümmel 700
- Gartenkümmel 702
- Kramkümmel 702
- Krämerkümmel 702
- Linsenkümmel 702
- Mattkümmel 700
- Möhrenkümmel 553
- Berg-Möhrenkümmel 553
- Cretischer Möhrenkümmel 553
- Elsaßischer Möhrenkümmel 554
- grosser Möhrenkümmel 554
- Pfefferkümmel 702
- Roßkümmel 692
- Römischer kümmel 667
- frembder kümmel 702
- Speißkümmel 700
- Venedischer kümmel 702
- Wegkümmel 700
- Wießkümmel 700
- Wiesenkümmel 700
- wilder kümmel 703
- Kümmich 702
- Feldkümmich 700
- schwartzer kümmich 725
- Künel 684
- Künlein 686
- Kürberen 45
- Kürbeeren 46
- Kürbis und geschlecht 572
- Indianische Kürbis 573
- Hundskürbs 254
- wilde Hundskürbßlein 581
- Springkürbs 581
- Kütten 10
- Kuchenschell 617
- gelb Kuchenschell 617
- St. Kunigundiskraut 857
- Kuttelkraut 513
- Kyfferholtz 155
K.
|| [ID01016]
- LAbkraut 730
- Lacca 55
- Lactucke 477
- Lämmerweyd 984
- Langenblum 510
- Lattich und geschlecht 477
- Ackerlattich 984
- Berghufflattich 756
- Brandlattich 755
- Feldlattich 984
- Hufflattich 755
- Hundslattich 490
- Lämmerlattich 984
- Struplattich 457
- Weglattich 490
- Wiesenlattich 490
- wilder Lattich 480
- Winterlattich 984
- Läußbaum 81
- Läußkraut 853. 961. 978
- Laubspickel 710
- Lauch 361
- Aeschlauch 361
- Fleischlauch 361
- Schnittlauch 361
- wilder Lauch 362
- Laugenkraut 794
- Laurell 261
- St. Laurentzenkraut 730. 815. 819
- Lavendel 519
- Leberbalsam 858
- Leberblumlein 844
- Leberkraut und geschlecht 872
- edel und gulden Leberkraut 752
- Steinleberkraut 872
- Sternleberkraut 873
- Leckritz 637
- Lein 533
- Leindotter 434
- Leinen und geschlecht 811
- Leinkraut 958
- Lendenkraut 457
- Leuschen / Leuschried 306
- Lerchenbaum / Lerchendannen 163
- Lerchenklaue 820
- Lerchenschwamm 628
- Leuchel 437
- Liebapffel 896
- Liebstöckel und geschlecht 710. 711
- Lilch 299
- Lilien. Blaue Lilien 342
- rothe Goldlilien und gescht 373
- Specklilien / Waldlilien 249
- Wasserlilien 779
- gelb Wasserlilien 345
- Persische Lilien 370
- weisse Lilien 337
- Limonien 30
- Limonium / Meer-Limonium 829
- Lindbast 76
- Lindenbaum 202
- Linsen und geschlecht 544
- welsche Linsen 282 544
- Schafflinsen 282
- Wasserlinsen 912
- Ließknospen 313
- Lolch 299
- Lorbeerbaum 99
- Lorbeerkraut 261
- Scheißlorbeer 953
- Löffelkraut 438
- Frösch-löffelkraut 564
- Löwenfuß 946
- Löwentappen 65. 946
- Löwenzahn 490
- Lucianskraut 794
- Lulch 300
- Lungenkraut und geschlecht 496 739 760. 874.
- edel oder gulden Lungenkraut 496
- fleckicht Lungenkraut 498
L.
- MAdlieblein 786
- Män 880
- Magdblum 506. 510
- Magistrantz 714
- Magsamen und geschlecht 880
- Indianischer M??? 881
- Feldmagsamen ???? 882
- Mahe 880
- Majoran 687
- Mandelbaum 117
- Erdmandel 973
- Mangolt 463
- Hirschmangold 498
- Holtzmangolt 830
- Römischer Mangolt 463
- rother Mangolt 463
- Waldmangolt 830
- wilder Mangolt 457
- wilder Mangolt mit blauen blumen 627
- Manna 169
- Manngraß 298
- Mannsharnisch 925
- Mannstrew und geschlecht 653
- Marillen und geschlecht??? 43
- Maseran / Maseron 687
- Margentrell 381
- Maßblümlein 786
- Maßholder 167
- Maßlieben und geschlecht 786
- Massüsselein 786
- Mastichkraut 689
- Mastixbaum 85
- Peruanischer Mastixbaum 87
- Matrenen / Matronkraut 506
- Maulbeerbaum und geschlecht 108
- Maulbeer-feigenbaum 22
- Maußöhrlein und ges. 627. 821. 822
- Mäußdorn und geschlecht 116
- Mäyenblümlein 737
- Mäyenkraut 626
- Mechoacana 255
- Meelbaum 16
- Meerfenchel 587
- Meernabel 926
- Megelkraut 871
- Megerkraut 729
- Mercurius-kraut 474
- Meisterwurtz 714
- Melantzen-äpffel 896
- Melissen und geschlecht 741. 742
- Melonen 577
- Melonen-distel 265
- Melten und geschlecht 467
- Mengelwurtz 457
- Menwenwurtz 457
- Mertzenblum 490. 878
- Mespelbaum 13
- Metterig / Meterkraut / Mettram und Meydkraut 506
- Meydblum 506. 510
- Meyenriß 737
- Meyer und geschlecht 465. 466
- Meylen 687
- Meyron 687
- Milten 467
- Miltzkraut 783
- Mispel / Mistel 246. 247
- Modelgeer und geschlecht 633. 634
- Mohrenkraut 934
- Möhren 549
- Klingenmöhren / Klitzelmöhre̅ 549
- Nadelmöhren 584
- rothe Möhren 550
- Sichelmöhren 587
- wilde Möhren 551
- Mön 880
- Mönchsblatt 490
- Mönchskappen 903
- Mönchsköpfflein 544
- Mollenbaum 964
- Molten 467
- Morchen 906
- Moß 481
- Mooß. Baum-mooß 527
- Corallen-mooß 924
- Merr-mooß 924. 925
- Wasser-mooß 912
- Mooßblum 757
- Morgenstern 593
- Moringa 88
- Moßflechten 872
- Mottenblumen 874
- Mottenkraut 932
- Muckenkraut 415
- Mundholtz 235
- Musa 69
- Muscatnuß 126
- Mutterkraut 506. 741
- Mutterwurtz 516. 794
- Muttri Schweitzerische 517
- Müntz und geschlecht 676
- Bachmüntz 678
- Balsam-müntz 677
- Bergmüntz 668. 680
- Fischmüntz 678
- Fröschmüntz 680
- Katzenmüntz 681
- Kornmüntz 680
- Krausemüntz 678
- Roßmüntz 677
- Spitzmüntz 677
- Steinmüntz / Wassermüntz 680
- Unser Frauen Müntz 677
- wilde Müntz 677
- Myrobalanen-baum 52
- Myrrha 150
- Myrrenkörffel 941
- Myrtenbaum und geschlecht 70
M.
|| [ID01017]
- NAbeskraut und geschl. 918. 958
- Nachtschatten und geschl. 888
- Egyptische Nachtschatten 889
- Nackethurn 340
- Näglein-blumen und geschlecht 600
- Feld-nägelein 601
- Nägel-veiel und gesthlecht 772
- Indianische Nägelein 505
- Kramer-nägelein 190
- Kraut-nägelein 190
- Nard. Celtischer Nard und geschlecht 517.
- Bergnard 518
- Indianischer Nard 302
- wilder Nard 521
- Nardekraut / Nardensamen 725
- Nardenwurtz 832
- Narcissen oder Narcissen-rößlein und geschlecht 333. 334
- Narrenkappen 903
- Natterkraut 849
- Natterwurtz 802
- Natterzünglein 608
- Nespel und geschlecht 13
- Nessel. Römische Nessel un̅ geschl. 920
- todte Nessel 777
- Neuheil 527
- Nießkraut 405
- Nießwurtz. Schwartze Nießwurtz und geschlecht 959
- weisse Nießwurtz 961
- Nieselkraut / Nietzleinkraut 984
- Nimbo 171
- Nöselkraut 984
- Nuß / Nußbaum 122
- Erckelnuß 973
- Erdnuß 908. 973
- Indianische Nuß 125. 132
- Seenuß / Epitznuß 826
- Stachelnuß 826. 895
- Wassernüsse / Weyernüsse 826
N.
- OChsenbrech 650
- Ochsenzung 835
- rothe Ochsenzung und geschlecht 837.
- wilde Ochsenzung 839
- Odermenig 855
- Oelbaum 57
- Böhmischer Oelbaum 60
- wilder Oelbaum 57
- Oelmagen 880
- Oelsamen 880
- Ohnblat 380
- Oleander 248
- Orant und geschlecht 954
- Osterblum 786
- Osterlucey und geschlecht 634. 635
- St. Otilienkraut oder blum 820
O.
- PEonien 789
- PPäonienblum 789
- Palmen 62
- Panikorn 327
- Panax und geschlecht 694
- Pantoffelholtz 141
- Papas. Indianischer Papas 892
- Papierried 314
- Pappeln und geschlecht 555. 557
- Pappelbaum und geschlecht 171
- Paradießholtz 217
- Parißkörner 598
- Parnassergraß 844
- Paßions-blum 574
- Pastemen - kraut 823
- Pastemen - röhrlein 490
- Pasteney / Past nachen 552
- Peltschen und geschlecht 538
- Penich 327
- Heydel - penich 327
- Perlehirß 791
- Pertrem 719
- Persianische Federpusch 370
- Pestemen - röhrlein 490
- Pestilentz - wurtz 754
- Pestnachen und geschlecht 525
- St. Peters - kraut 473
- St. Peters - schlüssel 932
- Peterlein 705
- Acker - Peterlein / Kletten - Peterlein 589
- Bocks - Peterlein / Stein - Peterlein 869
- Berg - Peterlein 707
- Brunnen - Peterlein 567
- Candischer Peterlein 706
- grosser Garten - Peterlein / Hirtz-Peterlein 708
- Alexandrinischer Peterlein 713
- Wasser - Peterlein 567
- Petersilg / Petersilien 705
- wilder Petersilg 589
- Pfaffen - binde 605
- Pfaffen - blatt / Pfaffen - kraut 490
- Pfaffen - röhrlein / Pfaffen - stiel 490
- Pfawen - kraut 415
- Pfeben 577
- Pfeffer / gemeiner Pfeffer 193
- Frösch - Pfeffer 609
- Indianischer Pfeffer 195. 196
- Jamaischer Pfefferbaum 198
- Mauren - Pfeffer 914
- Mohren - Pfeffer 195
- Mauß - pfeffer / Ratten - pfeffer 978
- Wasser-Pfeffer 415. 525
- Pfefferkraut 402
- Pfeilkraut 913
- Pfenning - kraut 849
- Pferdeisen - kraut 785
- Pferd - schwantz 306
- Pfersingbaum und geschlecht 38
- Pfersing - kraut 415
- Pflaumen 47
- gelbe Pflaumen 49
- Myrobalanen Pflaumenbaum 49
- Pfrimmen und geschlecht 980
- groß un̅ klein Italiän. Pimpernell 871
- Pimpernüßlein und geschlecht 121
- Pippau 490
- Poley 671
- Wasser- und wilder Poley 680
- Polium und geschlecht 753
- Pomerantzen 30
- Portulack 560
- Meer - Portulack 470
- Preisselbeer 231
- Presilienholtz gelb 61
- Pruniolen 49
- Psillienkraut 887
- Postemenkraut 823
P.
|| [ID01018]
- RAden oder Korn - nägelein 842
- Ramenhödlein 626
- Ramseren 367
- Range 982
- Rappen - blume 903
- Rappen - fuß 569. 609
- Rapuntzel und geschl 386. 387. 549
- Rassel 415
- Raßwurtz 254
- Rauchapffel 894
- stinckende Rauchäpffel 895
- Raucken und geschlecht 406
- Spanische Raucken 451
- Rauten / Wein-rauten / zahme Rauten 274
- Berg - rauten / Hermel - rauten / Türckische / wilde Rauten 278
- Geiß - rauten 279
- Maur - rauten 957
- Mon - rauten und geschlecht 784
- Raynritzen 730
- Reb / Grund - räb 621
- Veiel - räben 222
- Wald - räben 811
- Rechgraß 298
- Reiß 322
- Resedenkraut 451
- Rettich 397. 398
- Meer - rettich 401
- Wasser - rettich 400
- Rhapontic 462
- Rhebarbara 460
- Mönch - Rhebarbara 459
- Rheinblumen 874
- Rheinfaren 405. 504
- Rheinweiden 235
- Ried / Großried / Schwertelried 306
- Ringelblum 976
- Rindsaug - kraut 509
- Rinds - wurtzel 885
- Ritterblum 820
- Rittersporen gelb 424. 820
- Rockenblum 570
- Rodiser - holtz 218
- Rodelkraut 853
- Rohr und geschlecht 309
- Röhrlein - kraut und geschlecht 490
- Röthe und geschlecht 728
- Rosenholtz 218
- Rosen / Feld-rose / Heckrose / Heydrose / wilde Rosen 236
- Anemonerößlein / Windrößlein 614
- Benedicten - rosen / Pänignen-rosen / Pfingst-rosen / Pöonien rosen / Gicht - rosen 789
- Ernd - rose / Herbst - rose / Winter - rosen 555
- Gelbe und rothe Feld-rößlein 560
- Frauenrößlein / Him̅el-rößlein 843
- von Jericho 242
- Klapper - rosen / Korn - rosen 882
- Marienrößlein / märgenrößlein 843
- Sammat - rößlein 505
- Roßeisen - kraut 785
- Roßhub / Roßhuff 755
- Roßmarin 270
- frembder Roßmarin 721
- Roßschwantz / Roßwadel 307
- Rosenwurtz 868
- Rothguntzel 862
- Rothlauff - kraut 762
- Rothwurtz 862
- Rüben und geschlecht 383
- gelbe Rüben 549
- Klingel-rüblein 549
- Römische Rüben 254
- Steckrüben 397
- Waldrüben 602
- Ruhrkraut und geschlecht 765
- Ruhrwurtz 862
- Rungelsen 463
- St. Ruprechtskraut 762
- Rüstbaum 176
R.
- SAffran und geschlecht 357
- SMatten-saffran 340
- wilder Saffran 983
- Salbey und geschlecht 674
- Salßkraut 437
- Saltzkraut 911
- Samenaug 506
- Samenkraut 926
- Sammetblum 471. 505
- Sammetrößlein 505
- Candelholtz 215
- Sanamundkraut 832
- Sanickel und geschlecht 819
- Berg-sanickel 816
- Sarcocolla 291
- Sarbaum 171
- Sassafraß 209
- Saturey 684
- Saurdorn 231
- Säwblum 490
- Säwbonen 885
- Säwbrot 973
- Säwmelcke 481
- Sawrach 231
- Säwrüssel / Säwschnabel 490
- Säwwurtz 923
- Scabiosen und geschlecht 823
- Scammonien und geschlecht 971
- Garten-scariol 488
- Schabab 725. 927
- Schabenkraut 760. 932
- Schabziegerkraut 690
- Schaffmüllen 200
- Schaffripp 927
- Schäffernuß 769
- Schaffthew und geschlecht 306. 307
- Schaffzunge 564
- Scharbockskraut 626
- Scharlachbeer 140
- Scharlachgrän 140
- Scharlachkraut 775
- Scharley 775
- Schartenkraut 801
- Scheißkraut 757
- Scheißwurtz 254
- Schellkraut 622
- klein Schellkraut 626
- Schellwurtz 622. 762
- Schierling und geschlecht 904
- Schilff 309
- Schlag - kräutlein 798
- Schlaffbeer und geschlecht 894
- Schlaffkraut 885
- Schlangengraß 570
- Schlangenholtz 216
- Schlangenkraut 849
- Wasser - Schlangenkraut 605
- Schlangenmord 794
- Schlangenzwang 570
- Schlehenbaum 50
- Schlingbaum 148
- Schloßwurtz 513
- Schlutten 890
- welsche Schlutten 544
- St. Peters Schlüssel 932
- Schlüffelblum und geschlecht 932
- blaue Schlüffelblum 498
- Schmaltzblum 609
- grosse Wasser-Schmaltzblum 757
- Schmerbel 456
- Schmerbirren 16
- Schmerwurtz 254. 813
- Schnabelkraut blau 762
- Schnittlauch 361
- Schönhärlein 645
- Schottendorn Egyptisch 200
- Schupenwurtz 382
- Schwaden 298
- Schwalbenkraut 622. 762
- klein Schwalbenkraut 626
- Schwalbenwurtz 730
- mit weissen blümlein 730
- Schwämm 906
- Schwartzwurtz 813
- Schwebelwurtz 724
- Schweinbrot 602
- mit langen wurtzeln 603
- Schweißwurtzel 252
- Schwelckenbaum 114
- Schwelen 301
- Schwertel blau 342
- gelb Schwertel 345
- Himmel - schwerte 342
- Indianischer Schwertel 354
- klein Schwertel 354
- Schwertel-ried 306
- Schwertzen 415
- Schwindelwurtz 595
- Scorpionkraut 977. 978
- Scorpionschwantz 978
- Scorzonera 794
- Sebesten 53
- Seckelkraut 432
- Sedeney 684
- Seeblum und gesthlecht 778
- Seehaltenkraut 926
- Seidelblast 262
- Seidelblast von Montpelier 969
- Sellery 708
- Senet und geschlecht 281
- Senffkraut 402
- Senff und geschlecht 409
- Bauren - senff und geschlecht 427
- Seepuppen / Seepompen 779
- Sennickel 819
- Serapinsafft 287
- Sergenkraut 684
- klein Sesamoiden-kraut 500
- Sesamenkern 328
- Sesel und geschlecht 692
- Griechischer Sesel 979
- Sevenbaum 96
- Seydenkraut 982
- Sichelkraut 587
- Siebenfünfffinger-kraut 860
- Siebengezeit 690
- Siegwurtz 367
- Sigmarswurtz 559
- Indianisch Sigmarskraut 559
- Silberkraut 854
- Simeonswurtz 559
- Sindaw 946
- Sinngrün und geschlecht 810
- Sinnnaw und geschlecht 946
- Sisymber und geschlecht 678
- Cretisch Smyrnenkraut 713
- Sommerdorn 490
- Sommerwurtz 380
- Sonchenkraut 481
- Sonnenblum und geschlecht 698. 875
- Sonnenbraut 483
- Sonnenkraut 483
- Sonnenthau 850
- Sonnenwend 483
- Sonnenwend-gürtel 758
- Sonnenwirbel 483
- Sophienkraut und geschlecht 425
- Sorbäpffel 16
- Sorgsamen 325
- Spargen oder Sparglen 562
- Garten - spargen 562
- Stein - spargen 562
- Wasser - spargen 563
- wilde Spargen 562
- zahme Spargen 562
- Sperbiren 16
- Speerkraut 521
- Speichelkraut 978
- Speichelwurtz 717
- Speltz 317
- Sperbenkraut und geschlecht 870
- Sperwerbaum und geschlecht 16
- Speyerling 16
- Spicanard 519
- Spicant 783
- Spiegelblum 609
- Spilling 49
- Spinat oder Spinet 455
- Spindelbaum 74. 177
- Sporäpffel 16
- Springkörner 965
- Springkraut 965
- Springwurtz 965
- Squingnt 526
- Stabwurtz 513
- Männlein und Weiblein 513
- Stachelbeer 233
- Stachelgraß 299
- Stärckblum 509
- Stallkraut 650
- Stechapffel 107
- Stechaskraut 667
- Stechbaum 167
- Stechdorn und geschlecht 228
- Stechkraut 648
- Steckenkraut 723
- Steckpalmen 107
- Steinbeer rothe 73
- Steinblum 509
- Steinbrech und geschlecht 827
- Englisch Steinbrech 586
- rother Steinbrech 768
- Steinfeder 957
- Steinflechten 872
- Steinlinden 246
- Steinsamen 791
- Stendelwurtz und geschlechter 375
- Stephans - körner 978
- Sterckkraut 450. 955
- Sternkraut und geschlecht 902. 944
- Stichelbeer 233
- Stickwurtz 254. 255
- Stinckender baum 283
- Stopsloch 935
- Storcken schnabel und geschlecht 762
- Straußfeder 472
- Streichblum 509
- Streichkraut 450
- Streiffwurtz 457
- Streitt- oder Beerwinck 810
- Strobildorn und geschlecht 643
- Studenten - kraut 948
- Styrax 148
- Süßholtz 637
- Süßwurtz 975
- Syringsbaum und geschlecht 225
S.
|| [ID01019]
- TAbac 985
- Tacamahaca 291
- Tag und Nacht 473
- Tamarinden 66
- Tamariscen und geschlecht 177
- Tartuffeln 892
- Taubenfuß 762
- Taubkorn 867
- Taubenkraut 876
- Taubenkropff 938. 939
- Taubenrocken 307
- Tausendblatt 927
- Tausendgulden-kraut und geschl. 462
- klein Tausendgulden-kraut 629
- Tausendkorn 761
- Tausendschön 471. 786
- Tannenbaum und geschlecht 160
- Tannenwedel 806
- Terbenthin-baum 89
- Teschelkraut 431
- Teuffelsdreck 288
- Teuffels - Abbiß 619
- Teuffelswurtz 903
- Thee 204
- Theriacskraut 521
- Thierleinbaum 45
- Thunisblum und geschlecht 505
- Thym / Thymell 683
- Thymian 667
- Thymiankraut und geschlecht 683
- Thymseiden 982
- Till 701
- Waldenser Tora 902
- Tormentill 862
- Tragant 652
- Traubenkraut 758. 761
- Trebsen / Trespe / Trestdorp 300
- Trümmelkorn / Twalchweitzen 300
- Treibkraut 965
- Tropffenwurtz 975
- Tulipan 338
- Türckischer Bund 374
T.
- VChtblumen 340
- Veyel / blaue Veyel 949. 950
- Abend veyel / Winter-veyel 436
- gelbe Veyel und geschl. 772
- Peruanische Wunder - Veyel 830
- Veyelwurtz und geschlecht 341
- Beyelreben 222
- Venushaar 956
- Venusstrehl 584
- Verbrühte Küchle 282
- Vergiß mein nicht 733
- Versich 231
- Ulmenbaum 76
- Unholdenkraut 248
- Unkraut 299
- Unser Frauen Bethstroh 686. 730
- Distel 648
- Flachs 958
- Handschuh 771
- Lilgen 614
- Mantel 946
- Müntz 677
- Schühle 690
- Wegstroh 730
- Vogels - klauen 539
- Vogelkraut 618. 910
- Vogelmilch 908
- Vogelnest 381
V.
- WAchalter 93
- Wachholder 93
- Walchtrepse 300
- Waldblum 794
- Walddistel 107
- Waldeschern 167
- Waldholder 114
- Waldmeister 873
- Wallwurtz und geschlecht 812
- Walstroh 730
- Wandläuß - kraut 333
- Wantzenkraut 778
- Wartzen - kraut 487. 978
- Wartzce - wegwart 484
- Wasser-bathenig 736
- Wasserbungen 682
- Wasser - lilien 779
- Wassermänchen 779
- Wassermerck 567. 707
- Wassermorellen 567
- Wassernept 680
- Weberkarten 641
- Weckholderbaum und geschlecht 93
- Wegdorn 230
- Wegdorn-beer 230
- Weggraß 805
- Weglug 483
- Wegrich und geschlechter 564
- Wegtritt und geschlechter 805
- Wegwart und geschlechter 483
- Wegweiß 483
- Weichselbaum 77
- Weidenbaum und geschlecht 180
- Stein - Weiden 180
- Weiderich und geschlecht 804
- Weinkraut 527
- Weinstock 257
- Weißwurtz und geschlecht 808
- Weitzen 315
- Bockweitzen 329
- Buchweitzen 329
- Butzweitzen 327
- Mohrenweitzen 852
- Sorgweitzen 326
- Weitzen - walch 300
- Welge 180
- Welsamen 425
- Wermuth 659
- Berg - wermuth 659
- Feld-wermuth 659
- gemeiner Wermuth 659
- Meer - wermuth 661
- Frantzösischer Wermuth 661
- Pontischer Wermuth 660
- Weyd / zahmer Weyd 447
- wilder Weyd 448
- Weyrauch 154
- Erd - weyrauch 733
- Weyrauch - wurtzel 721
- Wiegenkraut 659
- Wicken 597
- Wogels - wicken 541. 597
- Esels - wicken 548
- Widerstoß und geschlecht 841
- Widerthon und geschlecht 332. 957
- Widertodt 957
- Wilgenbaum 180
- Winde und geschlecht 847
- Meer winde 446
- scharffe und stechende Winde 253
- Peruanische Stech - winden 253
- Wald - winde 249
- Auffrechte Waldwinden 250
- Winden - kraut 847
- Wintergrün 830
- weisser Wintergrün 844
- Wirbelkraut 537
- Wolgemuth 668
- Wolffsbeere 902
- Wolffsbonen 547
- Wolffsmilch und geschlecht 965. 966. 967. 968
- runde Wolffsmilch 969
- Wolffswurtz und geschlecht 898. 899. 900. 901
- blaue Wolffswurtz 903
- Wullkraut und geschlecht 930. 931
- Wunderbaum 964
- Wundkraut 627
- Heydnisch Wundkraut 847
- Ost-Indianisch Wundkraut 985
- Wurmkraut 504
- Wurmsamen 662
- Wurmwurtz 871
- Wutzerling / Wüterich 904
- Wyenschwantz 490
W.
|| [ID01020]
- ZAcharias - blum 570
- Zahnkraut 952
- Zahnsticher - kraut 583
- Zahnwurtz 719
- Zapffenholtz 81
- Zapffenkraut 953. 954
- Zaucken 737
- Zaungilg 249
- Zaunrüben 254
- Indianische Zaunrüben 255
- Zaunglocken 847
- Zeiland 261
- Zeitlosen und geschlecht 786
- Wiesen - Zeitlosen / Herbst - Zeitlosen 340
- Zigeunerkraut 885
- Zimmet - rinde 186
- Magellanische Zimmet-rinde 189
- Zeisigkraut 846
- Zirmet 692
- Ziser - erbs 536
- Zitterwurtz 457
- Zitwen 351
- wilder Zitwar 254
- Zucker und Rohr 310
- Zucker - wurtz 549
- Indianische Zucker - wurtz 400
- Zungenblatt 953
- Zürgelbaum 44
- Zweyblatt 963
- Zwetschgen 48
- Zwibel 359
- Acker - Zwibel / Feld - Zwibel 908
- gemeine Zwibel 359
- Mäuß-Zwibel / Meer-Zwibel 363
- Moli - Zwibel 367
- Schleiß - Zwibel / Schnitt - Zwibel 360
- Zwibel von Ascalon 360
- Zymbal - kraut 919
Z.
|| [ID01021]
Das Andere Register /
Von der gewissen und durch die lange Erfahrenheit der Gelehrten bestätigter
Krafft oder Würckung aller und jeder in diesem Kräuter-buch beschriebenen
Gewächsen wider alle Kranckheiten durch den gantzen Leib an Menschen und Vieh.
Welche Artzneyen meistentheils in Teutscher Sprach noch niemahlen offenbahret
worden / also daß sie in keinem andern Teutschen Kräuter-buch zu finden sind /
auch wider alle Kranckheiten in Abwesenheit und Gegenwart der Medicorum oder
Aertzten / als die besten Hauß-mittel nutzlich ohn einige Gefahr gebraucht
werden / daher dieses Register einen fleißigen Leser erfordert / welchen seine
Müh im Auffschlagen gewißlich nicht gereuen wird.
- ABkühlung des Geblüts / 74.
- Abnehmen des Gehörs / 540.
- Abnehmen des Gesichts / s. Gesichtsschwachheit.
- Abnehmen des Leibs / 60. 293. 405. 422. 425. 438. 740. 747. suche auch Schwindsucht.
- Abnehmen der Milch bey säugenden Weibern / s. Mangel der Milch.
- Aegersten-augen / s. Hüner-augen.
- Affters-außfall / 10. 51. 70. 323. 138. 148. 676.
- Affters-geschwär / 155.
- Affters hitzige Geschwulst / 44. 690.
- Affters trang / 91. 323.
- Alte Geschwär und Fistlen / s. Geschwär und Fisteln.
- Alter Husten / s. Husten.
- Alte äusserliche-Schäden des Leibs / 814. 138. 155. 210. 214. 252. 292. 313. 417.
- Alte Schäden der Beinen / s. Beinschäden.
- Alte Wunden / 90. s. auch Wunden.
- Anfang der Wassersucht / s Wassersucht.
- Angeloffene Bein / s. Beinfäulung.
- Angst / such Bangigkeit.
- Angesicht lauter und schön zu machen 33. 547.
- Angesichts Röthe / 33. 347. 866.
- Angesichts Seiren / 33. 120. 372.
- Angesichts Flecken und Masen / 33. 412. 440. 496. 540. 866. 883. 933
- Angesichts Finnen und Purpelen / 101 492. 347.
- Angesichts Schuppen / 120. 316. 320
- Angesichts unreinigkeit / 33. 78. 440. 839.
- Ansteckende Seuch / 270. 277
- Ansteckende Seuch der Thieren / 662
- Anmahl oder Muttermahl / 810.
- Apostem / 361. s. auch Geschwär.
- Apostem der Brust / s. Brust-geschwär
- Apostem der Lungen / suche Lungengeschwär.
- Apostem der Seiten / s. Seiten-geschwär.
- Appetit zu erwecken / oder Appetitsverlurst / 29. 105. 390. 437. 455. 486. 582. 584. 589. 647. 657. 671. 675. 752. 24. 33. 68. 78. 79. 351. 13. 17.
- Armbruch / 524
- Arßkützel / 203
- Arßzwang 203
- Athems-kürtze / s. kurtzer Athem.
- schwerer Athem / such Schwerer Athem.
- Athems-stincken / such stinckender Athem.
- Auffblähung der Därmen / suche Därmblähung.
- Auffblähung des Leibs / 260. 596. 703. 943. 66. 101. 105. 95. 112. 701. 782.
- Auffblähung des Magens / s. Magens-auffblähen.
- Auffblähung des Miltzes / s. Miltzblähung.
- Auffblähung der Mutter / s. Mutterblähung.
- Auffgelegne und geschundne Haut / 270.
- Auffsteigen der Mutter / s. Mutterauffstossen.
- Auffstossen des Magens / s. Magenauffstossen.
- Auffwachsend Fleisch bey den Nägeln / 70
- Augen-entzündung / 95. 105. 112. 277. 411. 495. 496. 557. 571. 707. 716. 748. 760. 777. 888.
- Augen-dünckele / s. dunckele Augen.
- Augenfell / 95. 480. 487. 524. 619. 717.
- Augen-fistel / s. Fistel.
- Augen-flüß / 205. 241. 295. 571. 614. 623. 878.
- Augen-flecken / 277. 480. 491. 492. 493. 524. 616. 623. 624. 796. 855.
- Augen-geschwärlein / 95. 105. 567. 627.
- Augen-kranckheiten / 717.
- Augen-kranckheiten der Pferden / 524. 937.
- Augenröthe / 12. 112. 184. 277. 358. 411. 492. 525. 571. 614. 666. 777. 848. 855. 897. 153. 155. 236. 241.
- Augen-trüßlein / 7. 95
- rothe fliessende und trieffende Augen / 12. 492. 557.
- Augen-schmertzen und Wehetag / 6. 105. 112. 277. 411. 412. 627. 707. 716. 748. 796. 897.
- Augenstärcken / 86.
- Augenwölcklein und Nebel / 95. 495.
- Auglids drüßlein / 105.
- Aüsserliche Schäden und Wunden / 240.
- Außfall des Affters oder Mastdarms / s. Affters-außfall.
- Außfall der Mutter / s. Mutter-außfall.
- Außfallen des Haars / such Haaraußfallen.
- Außgehender Affter / suche Afftersaußfall.
- Außsatz / 90. 180. 332. 738. 825. 866. 938. 939. 976. 982.
- Außweichung der Gelencken / 937.
A.
- BAngigkeit / 7. 210. 290. 292. 294. 424. 437. 742.
- Bauchfluß / Bauchlauff oder Ruhr / 10. 12. 13. 14. 15. 17. 25. 45. 51. 71. 74. 86. 93. 105. 115. 128. 133. 138. 142. 148. 46. 155. 232. 233. 234. 236. 240. 241. 267. 309. 321. 73. 426. 461. 486. 490. 530. 531. 545. 561. 564. 566. 569. 119. 602. 609. 621. 668. 678. 785. 803. 807. 811. 813. 822. 823. 850. 855. 861. 862. 863. 873. 874. 887. 926. 137. 192. 281. 527. 528.
- Bauchfluß der jungen Kindern / 13. 129.
- Bauchlauff des Rindviehs / 433. 316.
- Bauch-geschwulst der Kindern / 583.
- Bauchgrimmen oder Bauchweh 95. 119. 188. 192. 203. 271. 348. 381. 385. 699.
- Bauchwürm / such Würm.
- Bauchs-auffblähung / suche Auffblähung des Leibs.
- Bauchs-hartigkeit / 459. 789.
- Beulen / 702.
- Beinbruch / 286. 525. 814.
- Beinschäden oder fliessende Geschwär 97. 637.
- Beinfäulung / 56. 214. 288. 636.
- Beissen der Haut / s. Haut-beissen.
- Bein-schiefer / 409.
- Bett-harnen / 276. 856.
- Bienen-stich / 193
- Biß gifftiger Thieren / 133. 619. 153. 285. 459. 681. 697. 707. 712. 715. 796. 984.
- Biß der tobenden oder rasenden Hunden / 619. 364. 715. 870.
- Biß der Schlangen oder Vipern / 570. 619. 658. 771. 193. 332. 361. 364. 727. 771.
- Bitterkeit des Munds / 29
- Blähungen / s. Auffblähungen.
- Blasen-entzündung / 578.
- Blasen reinigen / 74. 89. 95. 801.
- Blasen-gebrechen oder Kranckheiten / 21.
- Blasen-geschwär / 90. 316. 319. 399. 578. 656. 890.
- kalte Blasen / 706.
- Blasen schleim / 51. 90. 801.
- Blasenstein / 175. 228. 325. 399. 437. 557. 564. 568. 651. 653. 701. 718. 783. 798. 801. 808. 828. 890. 957. 981.
- Blasenstein der jungen Kindern / 110. 169.
- Blasen-schmertz / 526.
- Blasen-sand und Grieß / s. Sand und Grieß.
- Blasen-versehrung / 55. 70. 90. 119. 561. 566. 567. 918.
- Bläst im Leib / such Wind.
- Blattern / 21. 169. 625.
- brennende hitzige Blattern / 496. 567. 137. 780.
- gifftige Blattern / 841. im Halß / 203
- Blätterlein der Zungen und des Munds / 110. 626.
- Blaue Mähler / 255. 402. 700. 809.
- Bleichsucht / 759.
- Blindheit / s. Gesichts-verlurst.
- Blödes Gesicht / such Gesicht so schwach.
- Blödes kaltes Haupt / s. Hauptsblödigkeit und kälte.
- Blöder Magen oder Blödigkeit / suche Magen-blödigkeit.
- Blödigkeit des Hertzens / s. Hertzens-schwachheit.
- Blut so geronnen / such gerunnen Blut.
- Blut so gestockt im Leib / s. Geblutsstockung.
- Bluten / 24. 25. 45. 46. 51. 53. 142. 184. 235. 260. 270. 320. 619. 814. 863. 908.
- Blutgeschwär / 361. 620.
- Blutspeyen / 51. 66. 70. 71. 137. 138. 142. 146. 155. 166. 179. 234. 236. 240. 241. 269. 309. 323. 420. 433. 434. 490. 499. 502. 531. 561. 562. 566. 567. 636. 707. 740. 788. 807. 822. 823. 833. 850. 855. 873. 874. 887. 956.
- eyterig Blutspeyen / 89.
- Bluten der Gulden Aderen / such Guldener-Adern bluten.
- Bluten auß der Nasen / such Nasenbluten.
- Bluts-reinigung / s. unrein Geblüt.
- Bluten der Wunden / 163. 536. 567. 803. 928.
- Blutfluß / 86. 137. 155. 166. 281. 434. 462. 528. 530. 531. 540. 841. 855. 928. 946.
- Blutflüß der Weibern / 66. 270. 309. 326. 433. 434. 561. 785. 803. 822. 863. 866. 872. 928.
- Blutfluß bey Mann und Weib / 155. 323. 785. 813.
- Blutfluß durch den Stulgang / 540. 785. 813.
- Blutharnen / such Harnbluten.
- Böse Augen / 112.
- Böse Dünst / 205.
- Böse Gelüst / 201. 479.
- Böser Grind / suche Erbgrind.
- Böse Geschwär / suche Geschwär.
- Böser Lufft / 125. 269. 271. 532. 676.
- Böser undäwiger Magen / suche magens undäwen.
- Böses Zahnfleisch / suche Zahnfleisch so böß.
- Brand / 6. 113. 152. 173. 241. 246. 361. 372. 438. 445. 502. 558. 574. 647. 814. 848. 918. 975.
- heisser Brand / 7. 459. 534.
- kalter Brand / 7. 148. 153. 547. 609. 656.
- Brand der Wassersüchtigen Füssen / 755.
- Brand vom Feur / 12. 317. 372. 385. 534. 567. 609. 628. 798. 937.
- Brandschäden / 236. 257.
- Brand von Büchsenpulver 7.
- Braune Hitzblateren an den Beinen / 138.
- Bräune des Halses / 12. 13. 50. 110. 236. 240. 503. 557. 592. 805. 715. 751. 811. 815. 850. 883.
- Brausen der Ohren / suche Ohrensausen.
- Brech-Ruhr / 916.
- Brennblateren an den Füssen / 137. 425. 492.
- Brennender Harn / such Harnbrennen.
- Brennen des Magens / 83. 487. 490.
- Bruch / 93. 257. 332. 524. 571. 607. 617. 628. 736. 822. 855. 936. 947.
- Brüch der Alten und Jungen / 51. 524. 607. 808. 813. 816. 928. 936. 946.
- Brüch bey jungen Kinderen / 177. 609. 628. 808. 822. 850. 936. 952. 954. 958.
- Brüst entzündung / 765. 319. 321. 434. 719.
- Brust erweichen / 112.
- Brustflüß / 86. 91. 94. 151. 159. 254. 286. 295. 313. 316. 399. 424 834. 887
- Brustgeschwär / 6. 119. 120. 499. 559. 594. 597. 649. 756. 760. 825. 921.
- Brust-kranckheiten / 51. 55. 69. 91. 170. 180. 205. 665.
- Brust so geschwollen / suche geschwullene Brüst.
- geschwär der Brüsten / 7. 316. 558.
- Brustkrebs / suche Krebs der Brüsten.
- Brustschleim / suche Schleim auff der Brust.
- Brüsten Schrunden / suche Schrunden der Brüsten.
- Brust reinigen / 89. 95.
- Brust-Wassersucht / 105.
- Brustwärtzlein-schrunden / und geschwärlein / suche Schrunden der Wärtzlein.
B.
|| [ID01022]
- DAempffung der auffsteigenden Gall / 64.
- Auffsteigende Dämpff / 705.
- Dämpff des Magens / suche Magen dämpff.
- Darmblähung / 699. 596.
- Darmbrüch / suche Brüch.
- Darmgicht / 105. 228. 529. 717. 738. 773. 821.
- Darmgicht der Kindern / 346. 821.
- Därmversehrung / 309. 609. 628. 752. 850. 855. 947. 203. 463. 789. 864. 872. 928.
- Däuung befürderen / schwache Däuung / s. Magens- undäulichkeit.
- Diabetes / suche Harnruhr.
- Dick schleimig Geblüt / 293.
- Dorn in dem Fleisch steckend / 399. 636. 823.
- Dörrer mund / suche Munds-dörre.
- Dörr-sucht / suche Schwindsucht.
- Dörre Zung / Halß und Kählen / 50. 79. 235. 638. 883.
- Dreytägig Fieber / suche Fieber.
- Drucken des Hertzens / suche Hertzdrucken.
- Drucken des Magens / such Magendrucken.
- Drüssen des Halß / 333. 924.
- Dummelicher und schwärer Kopff / 78. 423.
- Dunckele Augen oder Gesicht / 105. 110. 275. 277. 487. 525. 623. 624. 717. 718. 878. 495. 619.
- Dunckele und wässerige Augen der Pferden / 524. 823.
- Durchbruch oder Durchlauff / suche Bauchlauff.
- Durchfäule / suche Mundfäule.
- Durchlauff des Rindviehs / suche Bauchlauff.
- Durchlauff von der Leber / suche Leberfluß.
- Durchschlechte / suche Kindsblatteren.
- Dürre Zung / suche Dörre Zung.
- Durst / 24. 28. 29. 30. 33. 37. 50. 55. 68. 74. 78. 79. 105. 232. 234. 235. 240. 241. 267. 455. 479. 486. 562. 638. 751. 752. 781. 866. 950.
- Durst der Fieberen / 185. 579.
D.
|| [ID01023]
- Eckel zur Speiß / 486.
- Ehelicher Wercken schwachheit und verlurst / 38. 380. 390. 409. 625. 699. 720. 739.
- Eissen / suche Geschwär.
- Eiterig blutspeyen / suche blutspeyen.
- Eiterichte verstopffung der Nierengefässen 91.
- Empfindlichkeit verlurst / 294.
- Engbrüstigkeit / 21. 52. 59. 94. 105. 170. 205. 222. 250. 254. 255. 271. 286. 333. 356. 358. 360. 372. 385. 399. 411. 422. 431. 438. 498. 515. 529. 534. 634. 639. 662. 666. 667. 670. 673. 685. 695. 706. 710. 711. 715. 727. 771. 825. 851. 874. 921. 937. 957.
- Entgehn des Harnen / 92.
- Entzündte gelenck in der gläichsucht / 113. 917.
- Entzündung / 90. 252. 321. 639. 795.
- Entzündung der Augen / such Augenentzündung.
- Entzündung der Zung / 86. 917. des Zahnfleischs 86. 917.
- Entzündtes geblüth / 479. 480. 490.
- Entzündetes glied / 138.
- Entzündung des Halses / such Halßentzündung.
- Entzündung der Leber / 216. 486. 487. 578. 781. 866. 950.
- Entzündung der Mandeln / such Mandeln entzündung.
- Entzündung der samen-gefässen und gemächten / 90. 502. 540. 815. 917.
- Erbgrind / 90. 246. 533. 534. 557. 623. 678. 856.
- Erbrechen des Magens / 10. 12. 13. 17. 24. 45. 46. 66. 68. 71. 74. 86. 87. 155. 192. 105. 128. 129. 137. 150. 153. 234. 235. 241. 260. 321. 530. 561 602. 678. 718. 822. 881.
- Erdspinnenstich / 332.
- Erfrorene Füß / such Füß.
- Erkaltete geläich und nerven / 59. 101.
- Erkaltetes Hirn / such kaltes gehirn.
- Erkaltete Mutter / such Mutter-erkaltung.
- Erkaltete und schwache glieder / 95.
- Erkaltete Nieren / 101.
- Erysipelas, suche Rose oder überröthe.
- Essenslust erwecken / such Appetitsverlurst.
- Eyterbeulen / 160.
- Eyteriger Harn / 91. 656. 890.
E.
- FAhrende Gicht / suche gleichsucht.
- Fall / 462. 597. 646 794. 851. 834. 839.
- Fallende sucht oder siechtag / 92. 108. 113. 133. 137. 153. 188. 203. 214. 247. 252. 254. 255. 270. 277. 292. 294. 296. 363. 375. 427. 487. 520. 524. 597. 602. 620. 626. 629. 636. 655. 663. 668. 674. 676. 684. 688. 693. 695. 715. 720. 725. 738. 739. 768. 790. 791. 796. 800. 801. 822. 854. 863. 903.
- Faule bein / such beinfäulung.
- Faul fleisch / 148. in der Nasen / 423.
- Fäulung im Leib / 33.
- Fäulung in dem Hals und Mund / 110. 394.
- Fäule des Zahnfleischs / such Zahnfleischs fäulung.
- Fäulung des geblüts / 151. 152.
- Fäulung der Leber und Miltz / 422.
- Faule geschwär / 243. 255.
- Faule umbsich fressende geschwär / such geschwär.
- Faule schäden / such geschwär.
- Faule wunden / such wunden.
- Febrilischer Jast des geblüts / 267.
- Feigblateren / 534.
- Feigwartzen / 525. 626. 651. 841.
- Fell der Augen / such Augenfell.
- Fersen-auffbrüch und schrunden von der kälte / such schrunden der füssen.
- Fettigkeit des leibs / 106. 364. 439. 470
- Feuchtes haubt / 155. 293. 405. 599. 663. 676. 688. 790.
- Feucht zahnfleisch / 241.
- Feyffel der pferden / 823.
- Fieber / 24. 113. 234. 454. 479. 483. 486. 490. 630. 780. 801. 910.
- dreytägig Fieber / 169. 209. 217. 230. 240. 271. 320. 322. 325. 402. 422. 434. 440. 462. 492. 521. 564. 566. 567. 597. 630. 633. 634. 646. 647. 663. 683. 715. 716. 720. 727. 736. 747. 805. 807. 877. 922. 978.
- faule Fieber / 461.
- gallichte Fieber / 263.
- hitzige / gifftige Fieber / 24. 29. 30. 33. 34. 50. 56. 68. 78. 79. 101. 119. 184. 232. 234. 241. 254. 287. 292. 319. 325. 386. 399. 455. 492. 562. 578. 597. 649. 765. 781. 866. 873. 883. 977.
- kalte Fieber / 285.
- langwirige Fieber / 240. 859.
- pestilentzische Fieber / 24. 29. 30. 33. 34. 101. 232. 233. 280.
- tägliches Fieber / 411. 486. 524. 525. 633. 655. 792.
- viertägig Fieber / 119. 125. 152. 169. 179. 195. 209. 217. 228. 240. 244. 322. 402. 411. 422. 440. 462. 486. 492. 512. 521. 525. 566. 567. 590. 597. 606. 618. 633. 634. 642. 646. 655. 663. 676. 683. 715. 716. 720. 727. 736. 745. 747. 783. 807. 856. 861. 862. 877. 922. 937. 976. 982.
- Finger geschwär / 70. 148. 958.
- Fingerwurm / 97. 112. 243. 276. 320. 321. 642. 743. 778.
- Finnen des Angesichts / such Angesichts Finnen.
- Fistul oder Fistulierte schäden / 6. 56. 252. 285. 292. 417. 445. 492. 498. 503. 567. 605. 607. 622. 623. 631. 656. 657. 782. 822. 825. 831. 841.
- Fistel der Augen / 571. 623.
- Fistel des hinderen / 470. 642.
- Fistulosische geschwär / such fistulierte schäden.
- Flämlein in den Augen / 260.
- Flechten der haut / 320. 474. 567. 598. 939. 940.
- Flecken des Angesichts / 120. 203. 372. 623. 855. 866. 883.
- Flecken der Augen / suche Augenflecken.
- Flecken des Leibs / 176. 534. 625. 809. 866.
- Fleckfieber / 397. 597.
- Fleisch so bey den Nägeln auffwächßt / 70.
- Fleischbruch / suche Carnöffel.
- Fliessung des harns nach der geburt bey den Kindbetteren / 947.
- Fliessender Erbgrind / suche erbgrind.
- Fliessend??? schäden / suche geschwär.
- Flüß / 128. 205. 210. 256. 260. 291. 293. 295. 383. 653. 656. 663. 671. 717. 801. 841. 861. 861. 952.
- versaltzene Flüß / 148. 216. 269. 270. 881.
- Flüsse des haubts / such hauptflüß.
- Flüß der Augen / such Augenflüß.
- Flüß auff der Brust / such brustflüß.
- Fluß der Goldader / suche guldener Aderen fluß.
- Fluß im halß / 295.
- Fluß in den Ohren / such ohrenflüß.
- versaltzene Flüß / 756.
- Flüssige und trieffende Köpff der Kinderen / 465.
- Flüß der Zähnen / 241.
- Fontanellen rein und offen behalten / 246.
- Frantzosen-Kranckheit / oder Frantzösische Seuch / such Venerische seuche.
- Frantzösischer Samenfluß / such Venerischer Samenfluß.
- Frattigkeit der Kinder / 163. 240. 270. 317.
- Frauenzeit so versetzt / such versteckte Monatzeit.
- Frauenzeit befürderen / such versteckte Monatzeit.
- Freysam oder Gicht der Kinderen / suche Gicht.
- Frische Wunden / such Wunden.
- Frieren oder Frost der Fieberen / 101. 863. 195.
- Frucht in Mutterleib stercken / such Leibsfrucht.
- Fruchtbarkeit der Weibern vertreiben / 184.
- Fußgeschwulst / 152.
- Fuß so erfroren / 385. 465.
F.
- GAll so verderbt / 152.
- Gall zu dämpffen / 24. 33. 68. 79.
- Gall außzuführen / 68. 112. 230. 282. 461. 723.
- Gallen-hitz / 455. 479. 752.
- Gall des Magens / 29. 232. 290. 356. 461. 479. 943.
- Gallichte feuchtigkeiten des Leibs / 42. 461. 656.
- Geblüt reinigen / such unrein Geblüt.
- Geblüt so versaltzen / 210. 747. 782. 788. 800.
- Geblüts stockung / 29. 422. 788.
- Geblüts abkühlung / 74. 482.
- grob verbrant melancholisch Geblüt / 282.
- Gebrechen des Hals und Munds / 110
- Geburt-schmertzen / suche Kindswehe.
- Geburt so schwer / such schwere geburt.
- Geburt befürderen / 21. 295. 373. 553. 568. 655. 922.
- frühzeitige Geburt / s. unzeitige Geburt todte Geburt / 184. 295. 373. 593. 636.
- Gedächtnuß-schwachheit / such schwache Gedächtnuß.
- Gehör zu erhalten / 86. 321. 647.
- schwach und schwäres Gehör / 119. 411. 540. 701. 739.
- Geilheit / 184. 277.
- Gelb- oder Gellsucht / 33. 56. 68. 79. 82. 151. 397. 169. 188. 230. 240. 251. 252. 254. 271. 303. 319. 332. 356. 358. 409. 422. 431. 434. 438. 440. 461. 483. 486. 487. 490. 492. 498. 502. 510. 514. 517. 520. 521. 524. 564. 566. 571. 589. 621. 622. 625. 630. 636. 647. 649. 655. 663. 665. 671. 681. 689. 706. 707. 708. 710. 712. 718. 727. 729. 731. 736. 740. 745. 755. 759. 788. 791. 798. 800. 801. 808. 816. 822. 856. 858. 866. 867. 873. 874. 875. 877. 921. 940. 956. 97???. 977. 982
- schwartze Gelbsucht / 179. 597. 745. 783.
- Gelenck oder Geleichs-schmertzen / 87.
- Gelenck stärcken / 86. 101.
- Gelust der schwangeren Weiber zu unnatürlichen dingen / such schwangerer Weiberen gelüste / sc.
- Gersten-körnlein des Auglids / 95.
- Gerunnen blut im Leib / 113. 203. 293. 348. 420. 422. 490. 620. 684. 691. 695. 711. 736. 765. 789. 802. 816. 850. 928.
- Gerunnene milch in der Weiber brüsten / 567. 568. 582. 695. 707.
- Gesaltzene scharffe flüß / suche Flüß.
- Geschossen oder gefallen blatt / oder zäpflein / suche zäpflein so gefallen.
- Geschwär und schäden / 90. 265. 372. 417. 426. 437. 492. 498. 502. 533. 534. 607. 609. 616. 640. 655. 665. 691. 698. 710. 782. 789. 800. 818. 822. 829. 831. 841. 845. 90. 547. 849. 859. 937. 975.
- Geschwär so alt und faul / oder faule schäden / 438. 457. 567. 568. 607. 631. 636. 646. 656. 657. 731. 747. 798. 803. 822. 825. 831. 849. 908. 138. 210. 214. 192.
- Geschwär so um̅???sich fressen und gifftig 7. 60. 200. 266. 420. 445 459. 465 503. 567. 605. 619. 656. 921. 285.
- Geschwär der blasen / such Blasengeschwär.
- Geschwär der Brust / such Brustgeschwär.
- Geschwär der Därmen / 87.
- Geschwär der Finger / such Fingergeschwär.
- Geschwär des halß / such halßgeschwär.
- hitzige Geschwär des halses von der Ungarischen und Frantzösischen Seuch / 55. 665. 841. 929.
- Geschwär der Lungen / suche Lungengeschwär.
- Geschwär des Magens / s. Magengeschwär.
- Geschwär des man̅lichen glieds / 574. 656. 702. 841. 918.
- in̅erliche Geschwär / 110. 286 636. 850.
- Geschwär des munds oder rachens / suche mund-geschwär.
- Geschwär des munds von der Frantzösischen Seuch / 51. 665. 841.
- Geschwär der Mutter / suche Muttergeschwär.
- Geschwär an heimlichen orten bey Mann und Weib / 445. 622. 636. 647. 656. 808. 823. 878. 918.
- Geschwär der Nasen / suche Nasengeschwär.
- Geschwär der Samen-gefässe / 90. 917
- Geschwär der Nieren / such Nierengeschwär.
- Geschwär des Schinbeins / such schinbeins-geschwar.
- Geschwär der seiten / such seitengeschwär.
- Geschwar des zahnfleischs oder zahnbildern / suche zahnbilder-geschwär.
- Geschwärlein des Auglids / suche Augen-geschwärlein.
- Geschwollener Hals / suche Hals-geschwulst.
- Geschwollen Zäpflein / suche Zäpfleingeschwulst.
- Geschwulst / 112. 160. 265. 292. 295. 917
- Geschwulsten erweichen / 86.
- kalte Geschwulst / 101. 295.
- hitzige Geschwulst des Affters / 44. 502. 534.
- hitzige Geschwulst des halses von der Ungarischen und Frantzösischen Seuch / 51.
- Geschwulst der Brüsten / 7. 295. 415. 502. 533. 540. 707. 892. 913.
- Geschwulst der Feigwartzen / such Feigwartzen.
- Geschwulst der Füssen / 152.
- Geschwulst der Füssen von vieler Bewegung / 576. 683.
- Geschwulst der gemächten / 502. 537. 540. 690. 856. 877. 913.
- Geschwulst der Gold-ader / such guldene ader.
- harte Geschwulst der Leber / 415.
- Geschwulst der Mandeln / such mandel-geschwulst.
- Geschwulst der heimlichen orten / 537. 540. 765. 877.
- Geschwulst des Miltzes / suche miltzgeschwulst.
- Geschwulst des munds / 394. 621. 712.
- Geschwulst der Pferden an schenckel und füssen / 823. 862. 918.
- Geschwulst der zahnbilder / such zahnbilder.
- Geschwulst des zäpfleins / such zäpfflein / sc.
- Gesicht so schwach und blöd / 88. 493. 524. 589. 597. 602. 684. 687. 693. 699. 717. 821. 833. 867. 95. 105. 128. 260. 270. 276. 277.
- Gesicht stärcken / 95. 105. 351. 493.
- Gesichts-verlurst / 693.
- Gestanck der Füssen / 152.
- Gestockt blut / 59. 620. 789.
- Gichter / 78. 113. 153. 192. 203. 214. 222. 252. 254. 277. 286. 294. 295. 296. 351. 597. 626. 676. 715. 738. 739. 821. 916. 934. 950.
- Gichter der Kinder / 203. 276. 383. 490. 528. 599. 602. 674. 791. 910. 917. 952.
- Gifftiger lufft / 825.
- Gifft / 28. 29. 30. 34. 84. 95. 112. 141. 276. 277. 280. 352. 356. 364. 427. 486. 517. 525. 596. 597. 620. 633. 634. 636. 640. 646. 657. 662. 665 668. 672. 676. 689. 695. 715. 719. 731. 751. 803. 835. 863. 864. 870. 943. 952. 984.
- Gifftige blatteren / 6.
- Gifftige Geschwär / such Geschwär.
- Gifftige Fieber / such Fieber.
- Gifftige Kranckheiten / 782.
- Gifftiger Samenfluß / 287. 794.
- Gifftige Seuch / 125.
- Gifftiger Thier biß und Stich / such biß gifftiger Thieren.
- Giftiges ungeziefer zu vertreiben / 697
- Gleichsucht / Gliedersucht oder Glieder-kranckheit / 105. 162. 163. 211. 214. 252. 254. 256. 416. 800. 862. 149. 910. 87. 106.
- Glieder-Kranckheit / 254. 256. 663. 800. 862.
- Glieder-Kranckheit von hitz / 490. 492.
- Glieder Kranckheit oder schmertzen von kälte / 91. 351. 800.
- Glieder schmertzen oder Glieder-weh / 101. 286. 295. 319. 440. 697. 887. 88. 90. 189. 492.
- Glieder-Kranckheit von dem Scharbock. 162.
- Glieder-lähmung / 78. 92. 101. 163. 189. 351. 670. 742. 934. 255. 271. 288. 347. 520. 602. 614. 862.
- Glieder-starren / 534. 559. 801.
- Gliedwasser / 125.
- Gluxer / 702. 678.
- Gold-Adern / such Gulden-Ader.
- Grätze / such Raud.
- Grieß / such Sand und Grieß der Nieren und Blasen.
- Grimmen / 10. 21. 28. 29. 34. 42. 60. 66. 86. 90. 94. 105. 107. 119. 120. 124. 128. 129. 138. 189. 231. 271. 276. 277. 286. 294. 321. 322. 352. 365. 373. 381. 409. 438. 439. 445. 461. 474. 503. 505. 512. 515. 529. 534. 555. 557. 564. 582. 597. 599. 625. 626. 631. 646. 655. 663. 665. 666. 667. 671. 678. 681. 687. 691. 697. 699. 703. 708. 711. 715. 717. 723. 743. 760. 761. 821. 851. 870. 881.
- Grimmen der Kinder / 128. 358. 397. 475. 512. 663. 738. 798. 833. 834. 943.
- Grind / 35. 138. 143. 184. 260. 26???. 316. 372. 459. 502. 512. 529. 533.
543.|| [ID01025]616. 620. 665. 676. 678. 741. 809. 825. 841. 924. 939. 940.
- Grind auff dem Haupt bey jungen Kinderen / 97. 372. 512. 678.
- Gulden-Aderen geschwulst / 44. 361. 534. 628. 932. 959.
- Gulden-Ader hitz / 173.
- Gulden-Aderen schmertzen / 42. 385. 457. 525. 626. 628. 683. 903. 917. 924. 932. 959.
- Gulden-Aderen bluten oder Fluß / 66. 71. 166. 176. 234. 561. 627. 782. 811. 863. 908.
- Gulden-Ader verstopffung / 619.
G.
|| [ID01024]
- HAar außsallen / 42. 74. 133. 177. 332. 420. 957.
- Haar außfallen zu verhüten / 45. 148. 642. 707.
- Haar schön zu machen / 512. 630. 977.
- Haar wachsen machen / 108. 515.
- Haar-zöpff / 528.
- Haar zu vertreiben 51. 623.
- Halßbräune / such Bräune.
- Halses-entzündung / 12. 110. 385. 394. 434. 449. 490. 567. 883. 918.
- Halß-geschwar / 13. 21. 62. 112. 125. 531. 557. 558. 567. 745. 761. 823. 833. 834. 856. 929. 947. 954. 236.
- Halßgeschwulst / 25. 50. 110. 503. 712. 241.
- Halßschäden / 138. 833.
- Hals-räuche / such raucher hals.
- Halses versehrung / such versehung.
- Halß vor Pocken und Kindsblatern zu bewahren / 277.
- Halßwehe / 712. 8???.
- Harn-befürderen / 24. 29. 51. 78. 79. 89. 90. 94. 95. 113. 352. 399. 415.
- Harnbluten / 138. 433. 434. 558. 566. 567. 707. 814 833. 890. 71. 91. 323.
- Harnbrennen / 54. 55. 66. 69. 83. 90. 146. 319. 348. 385. 416. 537. 638. 639. 780. 889. 950. 557. 559. 561.
- Harnfliessen nach der Geburt / 947.
- Harngäng versteckt / 91. 589. 590.
- schneidender Harn / 133. 396. 890.
- Harnruhr / 71. 589.
- schmertzliches Harnen / 175. 394. 578. 717.
- Harnstrenge / 83. 200. 287. 317. 373. 396. 562.
- Harn so versteckt / 33. 89. 90. 100. 179. 184. 332. 348. 352. 360. 362. 365. 380. 390. 401. 422. 474. 505. 512. 514. 520. 525. 537. 553. 557. 571. 582. 584. 586. 589. 590. 600. 606. 621. 625. 633. 649. 651. 655. 674. 679. 683. 684. 685. 687. 689. 702. 706. 708. 711. 715. 718. 729. 733. 765. 769. 771. 798. 800. 808. 820. 828. 849. 856. 866. 877. 922. 956. 959. 981. 106. 128. 188. 210. 255. 261.
- Harn so ohne willen entgeht / 92. 491.
- Harns hinderhaltung bey den Pferden / 365.
- Harnwinde / 90. 159. 317. 322. 396. 416. 474. 515. 532. 552. 564. 582. 589. 698. 848. 918.
- Harte Brüst / 252. 547. 703.
- Harter Bauch / such Bauchs hartigkeit.
- Harte Geschwär / 90.
- Harte geschwulst oder knollen / 59. 193. 521. 604. 690. 702. 892.
- Harte Geschwär der Brust / 892.
- Hartes Miltz / 604. 210. 691. 696. 783. 878.
- Haubt so blöd / oder Haupts-blödigkeit / 128. 188. 219. 303. 346. 529. 801. 833. 834. 861. 700. 738.
- Haupt-entzündung / 950.
- Hauptfluß / 28. 86. 94. 104. 133. 252. 285. 286. 150. 323. 348. 405. 412. 670. 700. 718. 748. 773. 777. 791. 800. 801. 809. 834. 841. 863. 864. 870. 872. 877. 363.
- Haupt-kranckheit / 205. 801.
- Haupt so feucht / such feucht haupt.
- Haupts-kälte / 303. 700. 738. 743. 773. 777. 800. 801.
- Haupt-schleim / suche Schleim des Haupts.
- Haupt-schüppen / such schüppen des Haupts.
- Hauptschmertzen / oder Hauptwehe / 42. 68. 86. 94. 104. 113. 154. 155. 205. 218. 254. 271. 423. 507. 512. 646. 671. 688. 780. 801. 863. 869. 877. 878. 881. 887. 359.
- Haupt-stärcken / 70. 86. 687.
- Haupt-schmertzen / Hauptweh mit einem Fieber / hitzige Haupt-kranckheiten oder Hauptweh / 206. 207. 277. 294. 386. 486. 490. 578. 781. 950.
- Haupt-schwachheiten / suche schwach Haupt.
- Haupt-beissen / 939. 940.
- geschundene Haut / 173. 270.
- Heimlicher orten versehrung und löcher / 309. 317. 372. 807. 820. 825. 841. 864.
- Heisser Brand / such Brand.
- Haut unreinigkeit / suche unreine Haut.
- Heisserigkeit oder heissere Stimm / 52. 59. 66. 105. 119. 159. 271. 313. 415. 445. 498. 638. 639. 653. 666. 718. 881.
- Hertzens-Ohnmachten / such Ohnmacht.
- Hertzens-schwachheiten / 7. 12. 24. 29. 30. 33. 37. 78. 188. 286. 358. 487. 602. 738. 796. 833. 834. 916. 222. 240. 241. 267. 271. 486. 128. 270. 296. 688. 866. 878. 934.
- Hertzgesperr der jungen Kinderen / 761. 922.
- Hertzdrucken / 51. 620.
- Hertzklopffen oder Hertzzitteren / 7. 33. 105. 129. 141. 205. 217. 222. 234. 292. 294. 295. 358. 424. 427. 431. 437. 439. 487. 596. 594. 599. 602. 796. 834. 851. 922.
- schwaches Hertz / suche Hertzensschwachheit.
- Hertz-wurm / 422.
- Hertz zu stärcken / 6. 7. 10. 12. 28. 29. 30. 33. 34. 37. 68. 70. 78. 79. 313.
- Hitz der Fieberen / 173. 185. 232. 235. 240. 267. 752. 855.
- äusserliche Hitz und Brand / 241.
- Hirnwut der Pferden / 479.
- Hirnwuth / such Taubsucht.
- Hitzige Augen / such Augenröthe.
- Hitzige Blatteren / such brennende Blattern.
- Hitzige Dämpff des Magens / 44.
- Hitzige Fieber / suche Fieber.
- Hitzige Geschwär des Munds / 240.
- Hitzige und rothe Geschwulst / 241. 557. 567. 574. 756. 950. 138. 574.
- Hitzige Geschwulst der Gemächten oder heimlichen orten an Mann- und Weibs-persohnen / 138. 502. 534. 557. 877. 889.
- Hitzige Geschwulst der Gold-Ader und Affters / such Guldene Ader.
- Hitzige Geschwulst des Halses / 148. 487.
- Hitzige Geschwulst und Geschwär des Halses von der Ungarischen und Frantzösischen Seuch / 51.
- Hitzige Geschwulst an heimlichen orten bey den Weiberen / insonderheit nach einer gefährlichen Kindsniderkunfft / 502.
- Hitzige Geschwulst der Mutter / 201.
- Hitzig Geblüt / oder hitz des Geblüts / 28. 913.
- Hitzige Glieder-kranckheit / 185.
- Hitz innerer Gliedern / 235. 866. 913. 950.
- Hitz des Halses und Munds / 474. 567.
- Hitz des Leibs / 29. 30. 33. 60. 567.
- Hitzige Haupt-kranckheiten / oder Hauptweh / such Hauptwehe.
- Hitzige Geschwulst der Frawen Brüsten / 155. 950.
- Hitziges jucken und beissen in den Beinbrüchen / 889.
- Hitzige Kranckheiten / 79. 113. 233. 267. 358. 399. 455. 456. 479. 486. 487. 562. 781.
- Hitzige Kranckheiten des Haupts / 780.
- Hitzige Leber / 175. 241. 455. 483. 486. 487. 490. 562. 752. 866. 873.
- Hitzige Kranckheiten der Lungen / 498. 866.
- Hitziger Magen / 24. 51. 79. 235. 455. 486. 490. 562. 807.
- Hitzige Naturen / 68. 455. 807.
- Hitzige Nieren / 241. 490. 561. 562. 574. 781. 807. 866.
- Hitzige Schäden / 567. 889.
- Hitzige fressende Schäden an heimlichen orten / 236.
- Hitzige Wunden / 567. 808.
- Hitziger Harn / 54. 119. 385. 537. 639. 890
- Hornklufft der Pferden / 361.
- Hoger / 184.
- Hufftweh oder schmertzen / 87. 89. 255. 291. 403. 404. 515. 521. 580. 614. 621. 695. 862. 971.
- Rasender / tobender / unsinniger Hunds-biß / suche Biß.
- Hüneraugen / 184. 200. 372. 399. 467. 488. 623. 697. 918.
- Hurenseuche / suche Venerische seuche.
- Husten / 37. 51. 52. 55. 59. 66. 83. 87. 91. 94. 95. 105. 119. 149. 159. 164. 170. 189. 214. 216. 250. 269. 285. 289. 313. 316. 352. 372. 385. 419. 422. 425. 437. 438. 456. 473. 498. 529. 534. 551. 593. 606. 630. 638. 653. 666. 671, 673. 676. 681. 687. 700. 706. 710. 712. 718. 725. 738. 740. 756. 760. 771. 801. 819. 851. 873. 55. 78. 89. 521. 593. 681. 699. 788. 825. 841. 870. 874. 878. 881. 883. 887. 921. 937. 952. 957. 976.
- kalter Husten / 21.
- trockener Husten / 950.
- scharffer und hitziger Husten / 54. 55. 71. 110.
- Husten des Rindviehs / 759. 473. 498. 818. 858.
- Husten und Lungsucht der Schaffen / 937.
- Husten der Jungen Kindern / 788.
H.
|| [ID01026]
- JAst des Geblüts / 216.
- Jast der Gallen / 479.
- Jastende hitz des Leibs / 105.
- Innerliche Apostem / suche Geschwär.
- Innerliche versehrung oder verwundung / 91. 928.
- Jucken und Beissen der Haut / suche haut-beissen.
I.
- KAehlsucht / 811. 888. 918.
- Kählen verwundung / 110.
- Kalter Brand / 7. 148. 153. suche Brand.
- Kaltes Haubt oder kalte Kranckheiten des Hirns / 520. 602. 676. 678. 688. 689. 800. 801.
- Kalte Flüß des Haupts / 155. 269. 520. 602. 676. 685. 867.
- Kalte Flüß / 192. 211. 254. 270. 271. 288. 636. 684.
- Kalte gebrästen der Mutter und Gedärm / 192. 674.
- Kalte Geschwulsten / 101.
- Kalte Gebrästen des Hirns / 203. 271. 520. 668. 675. 676. 693. 800.
- Kalte Glieder-Kranckheiten / 255. 798.
- Kaltes Gehirn / 214. 218. 291. 520. 934. 188.
- Kaltes grimmen / 277.
- Kalter Harn oder Seich / 90. 474. 524. 564. 801. 829. 856. 870.
- Kalte Leber / 706.
- Kalte Nerven / 214.
- Kalter Magen / such Magen so erkaltet.
- Kalte Männer zu den Ehelichen wercken / 564. 684. 699. 715.
- Kalte Mutter / suche Mutter - erkaltung.
- Kalte verschleimte magenbläst / 195.
- Kalte wehe / sihe / Fieber so dreytägig.
- Keuchen oder kurtzer Athem / 89. 188. 348. 528. 593. 597. 620. 630. 639. 717. 952. 956. 957.
- Keuchen und auffblähen des Rindviehes / 507. 818. 858. 874.
- Kindbetterinnen starcker Blutfluß / 566.
- Kindbetterinnen schlechter Nachfluß / 106. 537. 636. 711. 743.
- Kinder wol trühend zu machen / 112.
- Kindern undäuiger Magen / 86.
- Kindsblatteren / 21. 25. 55. 56. 151. 234. 325. 358. 385. 397. 543. 597. 647. 940.
- Kindleinwehe oder Gichterische bewegungen / suche Gicht.
- Kindsnöthe / 34. 128. 597. 773. 792.
- Kindswehe / 134. 294. 597. 625. 508.
- Kleyen des Haupts / suche schüppen.
- Klingen der Ohren / suche Ohren-sausen.
- Kluren / 678. 702.
- Knollen von verstockter Milch in den Weiber-brüsten / 252. 598. 678. 756.
- Koder umb die Brust und Lungen / 21. 110. 473. 529. 593. 698. 717. 733. 736. 800. 801. 825. 834. 957.
- Kopff so dum̅elich und schwer / 78.
- Kopffwehe / suche Hauptweh ohne Fieber.
- Kraen-augen / suche Hüner-augen.
- Krätze / such Raub.
- Krampff / 95. 101. 171. 188. 192. 332. 348. 520. 534. 602. 676. 688. 801. 916.
- Kranckheiten von kälte / 188.
- Krancke Leber und Miltz / 201.
- Krimmen / suche Grimmen.
- Krebsschaden / 236. 292. 426. 445. 567. 623. 646. 647. 765. 803. 825. 849. 862. 889. 892. 978.
- Krebs an den Brüsten / 892. 767.
- Krebs an der Nasen und dem Rucken / 605.
- Kröpff / 47. 241. 326. 333. 567. 924.
- Kröpff der Pferden / 558.
- Kröses verstopffung / such verstopffung des Kröses.
- Krotten im Leib / 254.
- Kurtzer Athem / 21. 597. 676. 756. 760. 761. 825.
K.
- Lähme der Glieder / suche Gliderlähme.
- Lammigkeit / 424. 520. 697. 934.
- Lammung der Zungen / 347.
- Langwieriges Kranckheiten / 105. 903.
- Laubflecken des Angesichts / suche sommerflecken.
- Läußsucht / 99. 220. 507. 520. 580. 979.
- Lauter Angesicht zu machen / 6.
- Lebens-geister zu erquicken / 28. 29. 37.
- Leber so blöd und schwach / oder blöde Leber / 188. 486. 490. 526. 856.
- Leberfluß / 567. 805. 138.
- Leber harte geschwulst / 415. 878.
- Leber entzündung / such Entzündüng /
- Leber-geschwär / 952.
- Lebersucht / oder Kranckheit / 486. 631. 655.
- Leber unrath / 89.
- Leber-verstopffung / 53. 56. 79. 82. 90. 95. 105. 112. 121. 125. 179. 211. 216. 240. 244. 251. 255. 261. 282. 287. 293. 294. 346. 348. 358. 399. 405. 415. 420. 422. 436. 439. 455. 483. 486. 487. 490. 492. 498. 502. 515. 517. 520. 521. 526. 564. 568. 589. 590. 600. 606. 620. 625. 626. 640. 651. 667. 668. 673. 689. 708. 710. 712. 718. 729. 740. 745. 752. 755. 788. 791. 796. 798. 800. 801. 808. 816. 822. 823. 833. 834. 856. 859. 862. 866. 870. 873. 874. 875. 877. 957. 959. 977. 981. 982.
- abgestandene Leibesfrucht / 188. 358. 372. 534. 597. 672. 674. 695.
- Leibs-abnehmen / such abnehmen des Leibs.
- Leibs - frucht stärcken / 66. 801. 863. 128.
- Leibs - frucht so zuruck bleibt / 34. 188.
- Leibs - verstopffung / 6. 29. 50. 52. 54. 60. 68. 89. 90. 372. 385.
- Leibs - verstopffung bey jungen Kinderen / suche verstopffung.
- Leibweh / 46. 107. 120. 128. 138. 277. 286. 353. 422. 637. 68. 699. 702. 717. 118.
- Leibs-abnehmen / such Abnehmen.
- Leichten Athem machen / such schwerer Athem.
- Leisten-bruch / such Bruch.
- Lendengrieß / such Sand und Grieß.
- Lendenweh oder Schmertzen / 60. 78. 90. 91. 94. 113. 137. 373. 422. 438. 515. 552. 564. 583. 589. 663. 665. 673. 699. 717. 718. 723. 727. 707.
- Lendenstein / such Nierenstein.
- Liechtdörner / such Hüneraugen.
- Löcher an Gemächten / 841.
- Löcher im Hals / 834. 855. 856. 947.
- Löcher an heimlichen Orten / 841.
- Löcher der Manns-ruthen / 841.
- Löcher des Munds / 855.
- Löcher der Weiblichen Scham / suche Heimlicher Orten Versehrung.
- Luckes Zahnfleisch / s. Zahnfleisch so luck.
- Lufftröhren Kranckheiten / 55. 681.
- Lungen-geschwär / 87. 91. 636. 665. 788. 789. 814. 819. 825. 833. 863. 873. 952.
- Lungen-kranckheiten oder Gebrechen / 55. 69. 639. 666. 756.
- Lungsucht oder Lungen-geschwär / 30. 83. 91. 105. 119. 214. 240. 270. 289. 316. 319. 322. 346 372. 425. 498. 499. 528. 557. 5595. 64. 622. 634. 636. 653. 665. 670. 681. 685. 756. 788. 789. 814. 819. 850. 851. 861. 872. 873. 874.
- Lungen Versehrung / 37. 558. 567. 609. 850. 872.
- Lungen-fäule / 665.
- Lungen-verstopffung / 666. 755.
- Lust zur Speiß erwecken / s. Appetit zu erwecken.
- Lust zu den ehelichen Wercken erwecken / such ehelicher Wercken Verlurst.
L.
|| [ID01027]
- MAgens auffblähen / 105. 192. 663. 699. 943.
- Magens auffstossen / 12. 13. 128. 303. 150. 598. 662. 678. 705. 321.
- Magens-blödigkeit oder blöder Magen / 33. 53. 192. 321. 128. 346. 351. 409. 520. 529. 655. 663. 671. 700. 710. 801. 977. 188. 205. 241. 260. 777.
- Magens Dämpff / 10. 44. 665.
- den Magen zu beschliessen / 10.
- Magen-fieber / 463. 687. 870.
- Magens erbrechen / such Erbrechen.
- Magen-geschwär / 87. 316. 323.
- Magen reinigen / 114.
- Magen-schleim / 95. 114. 244. 399. 700.
- Magen stärcken / 12. 13. 17. 28. 29. 33. 34. 46. 53. 66. 68. 95. 351. 409.
- Magens Sod / 68. 83. 105. 137. 486. 487. 490. 561. 590. 598. 718.
- Magens unwillen / 13. 24. 455. suche Unwillen.
- Magenweh oder Schmertzen / 10. 29. 86. 94. 151. 210. 217. 512. 636. 666. 670. 678. 717. 943.
- Magen trucken und würgen / 13. 14. 796. 51. 105. 290. 128. 138. 155. 192. 352.
- hitziger Magen / 24. 37.
- kalter Magen / 13. 30. 33. 34. 37. 95. 125. 127. 129. 188. 189. 192. 313. 348. 364. 405. 411. 422. 520. 529. 599. 631. 633. 662. 663. 670. 676. 682. 684. 689. 701. 715. 718. 720. 740. 743. 801. 833. 870. 943. 286.
- schwacher Magen bey alten Leuten / 87. 150. 291. 364. 402. 419. 439. 445. 657. 662. 678. 680. 717. 777. 856. 126. 128. 218. 222. 270. 286.
- undäuiger Magen / schwache Däuung / 13. 29. 86. 657. 710. 801. 834. 30. 33. 34. 105. 125. 351. 348. 701. 715.
- Magerkeit / 552.
- Mager oder Mägerey der Kinder / 474. 505. 730. 939.
- Maltzey / 179. 261. 567. 939.
- Mandeln-entzündung / 437. 490. 918.
- Mandeln- geschwulst und Geschwär / 50. 62. 266. 394. 449. 752. 760. 811. 685. 752.
- Mandeln-schleim / 50.
- Mangel des Gehörs / 688.
- Mangel des Geruchs / such Verlohrner Geruch.
- Mangel des Haars / 173. 957.
- Mangel der Milch bey säugenden Weibern / 119. 133. 201. 281. 385. 479. 483. 649. 699. 700. 702. 717. 718. 723. 811. 870. 878.
- Mangel des Schlaffs / 479. 480. 881. 882.
- Mannsruthen Geschwulst / 309.
- Mannheit zu beförderen / 121. 380. 564.
- verlohrne Mannheit / 150. 380. 549. 551. 625. 640. 655. 699. 715.
- Masen des Angesichts / s. Angesichts Masen.
- Masen des Leibs / 809.
- Mastdarms Schrunden / 71.
- Mastdarms Vorfallung / 51. 70.
- Matte Glieder / 240. 759.
- Mattigkeit / 240. 241. 313.
- Mattigkeit des Hertzens / 24. 33.
- Mattigkeit der Lebens-geister / 37.
- Mause vertreiben / 332
- Melancholisches Geblüt / 192. 940. 976.
- Melancholey / 6. 7. 30. 141. 222. 271. 358. 487. 710. 732. 743. 747. 833. 834. 870. 872. 878. 952.
- Melancholische Feuchtigkeiten / 179.
- Micrene / 104. 205. 155. 465. 801.
- Milch der Säugenden vermehren / 66. 113. 319. 325. 385. 479. 483. 537. 649. 717.
- Milch-überfluß bey den Säugenden / 574.
- Milch-stockung in den Brüsten der Säugenden / 567. 568.
- Miltzes Angst und Blähung / 94. 411. 437. 439. 699. 700. 717. 128.
- Miltzes Geschwulst / 178. 411. 696. 783. 878. 415. 423.
- Miltz-kranckheiten oder Miltzsucht / 6. 7. 92. 169. 228. 295. 411. 422. 245. 333. 417. 431. 440. 455. 487. 552. 566. 665. 670. 681. 683. 739. 745. 747. 782. 866. 976.
- Miltze Verstopffung / 50???. 56. 62. 90. 92. 105. 112. 125. 128. 162. 179. 180. 211. 216. 244. 255. 282. 287. 293. 346. 348. 399. 403. 405. 415. 420. 422. 436. 439. 487. 520. 521. 590. 600. 621. 625. 626. 630. 640. 651. 655. 667. 668. 673. 707. 708. 710. 712. 717. 736. 740. 755. 788. 796. 800. 801. 816. 821. 856. 862. 866. 877. 957. 959. 981. 982.
- Miltzes Unrath 89.
- Milwen im Haar / 582. 676. 759. 809. 825. 875.
- Mißgeburt / 321. 503. 872.
- Möhnig Pferd / 937.
- Monatliche Zeit oder Reinigung der Weibern so sie versteckt / 79. 89 95. 97. 100. 101. 106. 117. 124. 149. 151. 162. 188. 193. 201. 210. 245. 254. 255. 261. 295. 332. 348. 350. 356. 365. 399. 411. 422. 437. 449. 474. 475. 486. 502. 505. 507. 512. 515. 517. 520. 526. 529. 532. 537. 566. 568. 571. 582. 584. 589. 590. 593. 605. 606. 616. 621. 622. 625. 630. 633. 634. 636. 649. 655. 663. 667. 668. 669. 670. 671. 672. 673. 674. 681. 682. 684. 688. 689. 697. 698. 703. 706. 718. 727. 729. 731. 733. 736. 740. 743. 755. 759. 761. 771. 773. 777. 800. 851. 856. 870. 921. 922. 956. 977. 982.
- überflüßige Monat - zeit / 180. 461. 545. 566. 567. 623. 678. 689. 803. 805. 811. 820. 850. 855. 864. 874. 883. 947.
- Motten der Kleidern / 875.
- Müdigkeit der Füssen / 205. 856.
- Mundfäule oder Durchfäule / 12. 25. 70. 110. 138. 152. 176. 236. 363. 372. 203. 218. 240. 266. 440. 557. 567. 592. 622. 626. 676. 752. 765. 815. 820. 855. 856. 862. 866. 878. 883. 947. 954. 394.
- Munds Bitterkeit / 29.
- Munds Dörre / 79. 97. 638.
- Munds Entzündung / 110.
- Mund - geschwar / 62. 70. 138. 531. 557. 567. 571. 642. 665. 751. 823. 850. 861. 862. 866. 947. 394.
- Mutter - geschwar / 918. 557.
- Mutter auffsteigen oder auffstossung / 95. 114. 438. 536. 552. 553. 571. 697. 773. 791.
- Mutter Außfall / 70. 532. 138. 182.
- Mutter - blähungen / 95. 114. 596. 670. 688. 697. 701. 710.
- blöde Mutter / 188. 294.
- Mutter - entzündung / 578.
- Mutter - erkaltung / 101. 188. 303. 350. 508. 512. 515. 593. 670. 676. 682. 706. 714. 718. 720. 743. 773. 801. 870. 128. 189. 157. 192. 211. 271. 286.
- Mutter - geschwulst / 353. 690.
- Mutter - gicht / 218. 254. 427. 438.
- Mutter - grimmen / Mutter- schmertzen oder Mutter - weh / 86. 91. 114. 151. 210. 277. 285. 289. 295. 322. 507. 515. 517. 555. 557. 597. 620. 625. 666. 671. 678. 681. 697. 715. 717. 719. 731. 743. 755. 796. 833. 834. 859.
- Mutter-kranckheiten / 188. 561. 567. 655. 943.
- Mutterflüß der Weibern / 15. 17. 25. 51. 71. 137. 142. 459. 461. 502. 561. 760. 782. 801. 803. 811. 814. 850. 862. 883. 922. 711.
- Mutter - Ohnmacht / 291. 602. 655. 796.
- Mutter reinigen / 86. 114. 589.
- Mutter verschleimung und unreinigkeit / 438. 589. 593. 707. 715. 773.
- Mutter-mähler / 810.
- Mutterwehe oder schmertz / suche Mutter-grimmen.
- Mutter-verstopffung / 151. 402. 521. 555. 712. 755. 760. 943. 977. 287. 358. 634. 640. 673.
- Mutter Melancholey / 780.
M.
|| [ID01028]
- NAbelwurm der Kindern 97.
- Nabelbruch / 936.
- Nachbürdelein / oder Nachgeburt so zuruck bleibt / 97. 347. 358. 365. 372. 505. 520. 526. 534. 568. 597. 636. 671. 672. 681. 684. 759. 792. 803. 211. 214. 255. 295. 347. 358. 365. 505. 520. 526. 534. 695. 712. 773. 977.
- Nachfluß der Kindbetterinnen so versteckt / 100. 517.
- Nachweh der Kindbetterinnen / 100. 119. 385. 512. 526. 534. 555. 597. 679. 701. 711. 715. 761. 943.
- Nagelgeschwär / 200.
- Nägeln auffwachsendes Fleisch / 70.
- Nagel im Fleisch / 637. 823.
- Nasenbluten / 45. 51. 66. 71. 138. 203. 269. 270. 323. 434. 462. 502. 527. 528. 566. 567. 647. 730. 765. 788. 805. 807. 811. 823. 862. 917. 922. 946.
- Nasen-geschwär / 70. 236. 465. 567. 605.
- Nasen-drüsen verstopffung / 423. 438 446. 688. 727.
- Nasen-wehethum von Hitz / 44.
- Nasen-fleischgewächs / 605. 976.
- Natterbiß / s. Biß der Schlangen.
- Nattern vertreiben / 144.
- Nerven-entzündung / 814.
- Neue Schäden / 90.
- Neue oder frische Wunden / s. Wunden.
- Nidergeschossen Zäpfflein oder Blatt / such Zäpfflein.
- Nieren-entzündung / 578. 950.
- Nieren-geschwär / 90. 316. 319. 399. 814. 831. 866. 890.
- Nieren-kranckheiten / 185. 346.
- Nieren reinigen / 78. 79. 89. 90. 94. 95. 114.
- Nieren-sand und Grieß / s. Sand und Grieß der Nieren und Blasen.
- Nierenstein / 15. 68. 95. 169. 175. 231. 241. 325. 399. 401. 402. 437. 438. 474. 537. 555. 557. 559. 564. 568. 569. 589. 590. 597. 602. 621. 622. 651. 653. 655. 656. 665. 683. 701. 712. 765. 798. 801. 808. 828. 851. 855. 866. 890. 957. 981.
- Nierenschleim / 15. 21. 51. 74. 78. 90. 106. 112. 113. 125. 193. 222. 294. 399. 409. 415. 437. 438. 474. 475. 555. 559. 586. 590. 712. 725. 728. 769. 777. 801. 845. 855. 870. 890. 937. 134. 162. 164. 286. 295.
- Nieren-versehrung / 55. 90. 119. 566. 567.
- unreine Nieren / 169.
- Nierenweh oder Schmertzen / 216. 252. 285. 303. 294. 526. 552. 564. 849.
- Nieren-entzündung / 781.
- Nieren-verstopffung / 95. 112. 294. 517. 589. 590. 645. 701. 760. 791. 798. 800. 862. 255. 347. 718.
- Nüß des Haupts / 875.
N.
- OElbein oder Schenckel / 254. 765.
- Offene Schäden / 862.
- Offene Schäden an den Schenckeln und Schienbeinen / 125.
- Offene Schäden an heimlichen orten bey Mann und Weib / 25.
- Offene Schäden der Pferden / 100.
- Ohnmacht / 7. 30. 33. 34. 141. 188. 192. 218. 235. 240. 241. 267. 276. 277. 286. 294. 352. 424. 427. 437. 593. 596. 597. 599. 602. 671. 676. 679. 688. 738. 739. 742. 743. 796. 835. 851. 358.
- Ohren-flüß / 60. 101. 150. 295.
- Ohren-läuten und sausen oder klinglen / 60. 101. 285. 603. 622. 670. 688. 739. 119. 125. 153.
- Ohren-schmertzen oder wehe / 42. 285. 320. 412. 703. 717.
- Ohren-wehethum von Hitz / 44. 168. 557.
O.
- PEst oder Pestilentz / 13. 78. 91. 101. 133. 152. 154. 235. 241. 276. 277. 280. 352. 524. 525. 597. 602. 605. 607. 614. 617. 618. 620. 633. 634. 636. 637. 640. 646. 647. 649. 656. 657. 663. 665. 708. 712. 715. 731. 733. 755. 786. 796. 803. 825. 834. 863. 870. 913. 937. 943. 952. 984. 84. 95. 124. 153. 260. 271. 455. 490. 715.
- Pestilentz-beulen oder Pest-beulen / 292. 361. 614. 620.
- Pestilentz-blattern / Carbunckel oder Kohlen / 125. 487. 607. 620. 623. 647.
- Pestilentzische Fieber / 24. 29. 30. 33. 101. 154. 486. 751. 796.
- Pferd-kranckheit / 316. 322. 492. 557. 561. 622. 623. 636.
- Pocken / 325. 385. 647. 825.
- Pfeil im Leib / 636. 717.
- Podagra / 89. 105. 162. 189. 206. 207. 211. 214. 252. 254. 316. 385. 416. 449. 459. 486. 502. 619. 656. 736. 738. 800. 862. 881. 910. 937. 981.
- Podagrische Geschwulst und Schmertzen / 291. 887.
- Purpeln / 825.
P.
- RAsender Hunde Biß / s. Biß tobender Hunden.
- Raucher Halß oder Kehl / 55. 105. 200. 456. 638. 950. 316.
- Rauche Stimm / 105. 638.
- Raud oder Räudigkeit / 35. 82. 124. 133. 143. 160. 176. 180. 211. 252. 266. 293. 420. 422. 425. 437. 459. 502. 528. 529. 543. 547. 590. 616. 665. 782. 814. 913. 924. 939. 940. 952.
- Rehe der Pferden / 486. 567.
- Reinigung der Weiber / s. Monat-zeit.
- Reissen in den Därmen bey jungen Kindern / 358. 821.
- Rinnende Augen / s. Augen-trieffen.
- Ritz im Hinderen / 201.
- Röhrlein-geschwär / 138. 142. 651.
- Rose / 113.
- Röthe des Angesichts / s. Angesichtsröthe.
- Rothe Augen / s. Augen-röthe.
- Rothlauff / 638. 707. 808. 883. 952.
- Rothe Fluß der Weibern / 15. 133.
- Rothe Ruhr / 10. 12. 13. 15. 17. 25. 45. 51. 53. 66. 71. 73. 86. 87. 91. 93. 105. 113. 128. 133. 137. 146. 148. 155. 159. 166. 203. 240. 241. 270. 317. 325. 420. 433. 434. 455. 459. 461. 467. 502. 503. 527. 528. 545. 557. 561. 567. 597. 609. 624. 669. 678. 728. 778. 781. 782. 789. 803. 805. 807. 811. 813. 814. 820. 822. 823. 841. 849. 850. 855. 863. 864. 866. 873. 916. 926. 946.
- Rothe Ruhr der Kindern / 13. 138. 325. 358. 433. 434. 455. 459. 461. 467.
- Rothsucht / 56. 169. 597.
- Ruckenweh / 90. 564. 582. 586. 855
- Ruhr / 12. 13. 17. 37. 46. 53. 66. 71 74. 86. 87. 119. 128. 137. 138. 145. 179. 189. 203. 232. 235. 269. 270. 286. 321. 352. suche auch Bauchfluß.
- weisse Ruhr / such Weisse Ruhr.
R.
- SAmenfluß / 15. 24. 25. 90. 138. 142. 153. 159. 160. 201. 233. 234. 241. 254. 277. 293. 214. 317. 414. 433. 479. 480. 486. 490. 492. 561. 597. 645. 728. 780. 802. 814. 841. 865. 873.
- männlichen Samens verlurst / 159. 492. 785. 802.
- Samen-gefässen Entzündung / suche Entzündung der Samen-gefässen.
- Samen-gefässen Versehrung / suche Versehrung der Samen-gefässen.
- Sand und Grieß der Nieren und Blasen / 15. 10. 21. 42. 51. 69. 74. 78. 90. 94. 95. 106. 112. 113. 117. 125. 128. 133. 134. 138. 159. 162. 169. 179. 184. 193. 216. 286. 294. 346. 356. 375. 399. 420. 422. 437. 449. 474. 475. 528. 529. 540. 552. 557. 559. 564. 579. 582. 586. 590. 647. 649. 651. 687. 688. 690. 691. 698. 701. 702. 707. 718. 725. 728. 729. 765. 769. 771. 789. 798. 801. 808. 821. 828. 849. 851. 855. 862. 866. 870. 877. 890. 937. 982. 185. 205. 206. 241. 254. 322. 385. 409.
- Saure faulende Schärffe des Geblüts / 166. 789.
- Säuer der Därmen / 425.
- Saussen der Ohren / s. Ohren-leuten.
- Schäbigkeit / s. Raud.
- Schäden / suche alte äusserliche Schäden / und offene Schäden.
- Schäden so fistuliert / such Fistulierte Schäden.
- Schäden oder Sehrigkeit an heimlichen orten bey Mann und Weib / 25. 309. 470.
- Schäden der Bein / 97. 637.
- Schäden des Viehs / 160.
- umb sich fressende Schäden / such Geschwär so umb sich fressen.
- Schäden von Zauberey / 133.
- unnatürliche Schäden / 943.
- Schädlichkeit des Trancks / 276.
- Scharbock / 30. 113. 152. 159. 162. 163. 214. 244. 252. 269. 402. 403. 411. 417. 420. 422. 424. 425. 431. 437. 439. 440. 449. 455. 502. 557. 566. 627. 647. 682. 710. 747. 748. 789. 850. 862.
- Scharbockisch Geblüt / 214. 800.
- Scharffe Brust - fluß / 290.
- Scharff gesaltzen Geblüt / 205. 856. 922.
- Scharffer Schleim der Brust / 83.
- Scharff - schneidender Harn / oder schärffe des Harns / 55. 83. 200.
- Schauder oder Frost / 863.
- Schieffer im Fleisch / 634.
- Schienbein - Geschwär und Löcher / 266. 426. 665. 683.
- Schlangen vertreiben / 515.
- Schlaff zu bringen oder Schlafflosigkeit / 42. 184. 781. 841. 887.
- Schlaffsucht / 192. 205. 286. 288. 359. 360. 411. 423. 424. 437. 520. 580. 668. 671. 682. 685. 715. 721. 725. 791. 934. 962.
- Schläfferigkeit / 104. 105.
- Schlag / 78. 86. 94. 141. 188. 192. 203. 270. 409. 520. 580. 602. 663. 668. 676. 685. 688. 705. 738. 743. 773. 790. 791. 801. 862. 933.
- Schlagflüß / 92. 94. 104. 218. 250. 254. 271. 277. 286. 294. 295. 296. 347. 359. 409. 411. 424. 427. 437. 580. 593. 597. 666. 670. 671. 715. 721. 738. 741. 773. 800. 801. 851.
- Schlangen Biß oder Stich / suche Biß der Schlangen.
- Schlangen im Leib / 254. 647.
- Schlechte Däuung / s. Magen - undäulichkeit.
- Schlechter Appetit / s. Appetits - verlurst.
- Schlechter Nachfluß der Kindbetterinnen / 106
- Schleim / 152. 162. 170. 176. 188. 216. 230.
- Schleimichte Feuchtigkeiten / 94. 256. 346. 789.
- Schleim in der Blasen / 51. 90.
- Schleim auff der Brust und Lungen / 37. 51. 52. 54. 78. 164. 200. 294. 346. 351. 362. 364. 385. 399. 415. 420. 437. 438. 532. 559. 593. 606. 620. 634. 638. 663. 665. 671. 681. 698. 712. 715. 717. 720. 825. 845. 269.
- Schleim des Halses / 50.
- Schleim in dem Haupt / 86. 420. 619. 708. 939.
- Schleim des Magens / 95. 205. 214. 267. 287. 290. 351. 399. 789.
- Schleim in der Leber / 164. 789.
- Schleim im Leib / 112. 789.
- Schleim der Mandeln / 50.
- Schleim der Mutter / 295. 789.
- Schleim in den Nieren / s. Nieren-schleim.
- Schleim des Zäpfleins / 50.
- Schmertzen der Augen / s. Augenweh.
- Schmertzen der Feigwartzë / 525. 841
- Schmertzen der Füssen und Schenckeln vom Scharbock / 440.
- Schmertzen der Gelenck oder geläich / such gläichsucht.
- Schmertzen der Geburts-gliederen / 512
- Schmertzen der gulden Ader / such gulden Ader - schmertzen.
- Schmertzen des Haupts / such Haupt-schmertzen.
- Schmertzen der Lenden oder Ruckgrats / such Lendenweh.
- Schmertzen des Miltzes / such Miltze stechen.
- Schmertzen des Magens / such Magen-schmertzen.
- Schmertzen der Nieren und Blasen / such Nieren und Blasen-schmertzë.
- Schmertzen der Ohren / s. Ohrenweh.
- Schmertzhaffte Kranckheit / 347. 882.
- Schmertzen der Zähnen / such Zahn-schmertzen.
- Schmertzhaftes und schwerliches harnen / such Harn.
- Schmertzhaffter Samenfluß / such Venerischer Samenfluß.
- Schnuppen / 688.
- Schöne / 808. 883.
- Schrättelein / 791.
- Schrecken im schlaff der Kindern / 917
- Schrunden / 320. 592. 765.
- Schrunden der Brüst / 44. 120. 592. 628. 950.
- Schrunden der Händen und Füssen / 505. 856. 950.
- Schrunden an heimlichen Orten / 470. 592. 950.
- Schrunden des Mastdarms oder Hindern / 71. 470. 642. 950.
- Schrunden der Wärtzlein an der weiber Brüsten / 12. 44. 124. 592. 950. 628. 317.
- Schuppen des Haupts / 101. 533. 582. 957.
- Schüppen des angesichts / s. angesicht.
- Schüppichte Raud / 420. 665.
- Schwachheit Ehelicher Wercken / s. Eheliche Werck und Mannheit.
- Schwachheite̅ des hertzens oder schwaches Hertz / s. Hertzens-schwachheit.
- Schwache Gedächtnuß / 104. 155. 218. 221. 269. 271. 291. 380. 676. 718. 739. 743. 870. 878.
- Schwache und erkaltete Glieder / 95. 205. 271. 773. 800.
- Schwach Gehör / such Gehör.
- Schwaches Gesicht / s Gesicht.
- Schwaches Haupt oder Hirn / 126. 582. 663. 833. 894. 861. 78. 563. 687. 738. 801.
- Schwaches Hertz / suche Hertzens-schwachheit.
- Schwaches Hirn / 141. 222. 240. 269.
- Schwache Leber / s. Leber so schwach.
- Schwache Lebens - geister / 351
- Schwacher Leib / 33. 34.
- Schwache Leibs-frucht oder schwache Kinder in Mutterleib / 127. 141. 490. 801. 863. 934.
- Schwacher Magen / such Magen-schwachheit und Blödigkeit.
- Schwache Mutter / 128. 218. 222.
- Schwache Nieren und Blasen / 380.
- Schwangerer Weibern gefährliche Kindsnöthe / s. Kindsnöthe und schwere Geburt.
- Schwangerer Weibern seltzame Gelüsten / 24. 30. 486. 490.
- Schwerer Athem / 37. 83. 313. 333. 356. 363. 346. 437. 514. 528. 534. 593. 594. 606. 633. 666. 681. 684. 696. 717. 736. 756. 956.
- Schwere des Haupts / 78.
- Schwere Geburt oder Kinds Niderkunfft / 21. 133. 151. 211. 250. 295. 358. 403. 520. 636. 672. 712. 738. 740. 759.
- Schwere Geburt bey dem Vieh / 693.
- Schwere Träum / 791. 835. 976. 179
- Schwermuth / 593. 243. 745.
- Schwärtze des Angesichts / 120.
- Schwartze Gelbsucht / s. Gelbsucht.
- Schwartze Hitz-blattern der Beinen / 138. 492.
- Schwartze Zähn / 105.
- Schwein - sterben / 634. 976.
- Schweinung an einem äusserlichen Glied / 711. 921.
- Schweiß - treiben / 94. 95. 112. 113. 114. 292.
- Schwermuth des Haupts / suche Schwermuth.
- Schwindel / 194. 128. 189. 192. 203. 210. 218. 222. 255. 269. 271. 281. 294. 296. 322. 348. 349. 352. 375. 411. 520. 596. 597. 598. 602. 606. 646. 647. 665. 668. 671. 676. 678. 687. 688. 701. 705. 717. 718. 725. 739. 743. 780. 791. 796. 800. 801. 819. 863. 870.
- Schwindsucht / 60. 119. 126. 293. 352. 358. 380. 422. 425. 440. 498. 549. 564. 566. 567. 578. 594. 623. 639. 747. 781. 851. 862. 872. 873. 911.
- Scorpionen - stich / 193. 977.
- Sennader - schmertzen und Entzündung / 814.
- Sehrigkeit der Kindern von dem Harn / 240. 807.
- Sehrigkeit heimlicher Orten / suche Versehrung.
- Seiren des Angesichts / suche Angesichts - seiren.
- Seiten-geschwär / 51. 55. 534. 557. 582. 647. 825.
- Seiten - stechen / 6. 51. 55. 119. 120. 133. 185. 255. 292. 293. 319. 362. 423. 486. 492. 534. 551. 583. 594. 597. 620. 638. 646. 647. 649. 723. 756. 780. 798. 825. 882. 883. 887. 921. 922. 950. 956.
- Seitenweh / 332. 348.
- Seltzamer gelust der schwangeren Weibern / s. Schwangerer Weibern Gelüste.
- Sod des Magens / s. Magensod.
- Sommerflecken / 153. 347. 352. 372. 642. 809.
- Spann - adern Contractur / 351.
- Speyen oder vieles speyen / 269. 323.
- Spinnen - stich / 332.
- Sprach - verliehrung / 78. 347. 372. 420. 520. 597. 663. 676. 688. 721. 739. 773. 934. 271.
- Spreissen / 636. 801. 823.
- Spulwürm / 446. 455. 929.
- Starcker Fluß der Gold - Ader / s. Gulden - Adern Fluß.
- Starcker Mutter - fluß / s. Mutter-fluß.
- Starcker Samen - fluß / s. Samen-fluß.
- Starcker Weiber - fluß oder monatliche Reinigung der Weibern / such monatliche Reinigung.
- Starren oder Starrfell der Augen / 95. 480. 493.
- Stein / 15. 33. 42. 51. 60. 74. 89. 90. 94. 95. 119. 133. 138. 160. 162. 184. 185. 205. 206. 207. 216. 241. 260. 266. 346. 385. 401. 402. 409. 505. 515. 528. 540. 568. 582. 586. 589. 590. 625. 651. 655. 656. 671. 683. 687. 708. 718. 745. 790. 792. 801. 808. 821. 828. 849. 866. 867. 870. 877. 921. 937. 958. 981. 982.
- Stein in den Nieren / such Nieren-stein.
- Stein in den Blasen / such Blasen-stein.
- Stich gifftiger thieren / such Biß.
- Stinckender Athem / 30. 86. 128. 188. 269. 270. 296. 352. 834. 320. 348. 600. 699. 700. 701. 705. 707. 715. 718.
- Stinckender Mund und Zähn / 862.
- Stockung des geblüts / such Bluts-stockung.
- Strenge und Husten der Pferden / ???
- Stulgang befürderen / 6. 42. 69. 373.
- überflüßige Stulgäng / such Bauchfluß.
S.
|| [ID01029]
|| [ID01030]
- TAegliches Fieber / such Fieber.
- Taubsucht / 154. 359. 619. 780. 877. 917.
- Tobender Hunds-biß / such Biß tobender hunden.
- Todte Leibesfrucht / 97. 133. 211. 214. 295. 505. 534. 636. 671. 672. 674. 684. 695. 697. 736. 759. 773.
- Trang / 138.
- Trang in der rothen Ruhr. 137.
- Traurigkeit / 7. 358. 606. 747. 782. 796. 835.
- Trockner Husten / 270.
- Trockner Mund / 234.
- Trockne Zunge und Kählen / 240.
- Tröffliches schmertzhafftes Harnen / 54. 62. 396. 537. 552. 555. 559. 561. 564. 578. 589. 590. 594. 651. 695. 801.
- Trübe Augen / 620. 642. 878.
- Trieffende Augen / such Augen.
- Trunckenheit / 30. 42. 105. 119. 205. 234. 943.
- Trüsen / such Drüsen.
- Trüßlein der Augen / 7. 95.
T.
- VBeldäuender Magen / such Magen undäulichkeit.
- Vberbein / 814. 936.
- Vberflüßige Frauenzeit / oder Monatliche Reinigung der Weiber / such Monatliche Zeit oder Reinigung der Weiber.
- Vberflüßiges Harnen / such Harnruhr.
- Vberflüßige wässerichte Feuchtigkeiten / 256.
- Vberröthe / 55. 113. 316. 321. 459. 897.
- Vbles Gehör / such Gehör.
- Verderbter Magen / 151. 152.
- Venerische Beulen und Geschwär / 214.
- Venerischer Samenfluß / 214. 794. 185. 295.
- Venerische Seuch ober Kranckheit / 94. 108. 210. 214. 417. 486. 490. 580. 582. 590. 620. 645. 655. 658. 825. 834. 856. 863. 910. 939. 940. 952. 211. 252. 254. 256.
- Verbrante böse feuchtigkeiten im Leib / 68.
- Vergifftes Viehe / 795.
- Verfinstertes Gesicht / 277.
- Verhütung frühzeitiger Geburt oder Niderkunfft bey schwangeren Weibern / 655.
- Verletzte Därm / 241.
- Verlierung der Kräfften / 119. 121.
- Verlierung des Verstands oder Vernunfft / 903.
- Verlohrener Appetit oder Eßlust / s. Appetits - verlurst.
- Verlorene sprach / s. sprach-verlierung.
- Verlohrener Geruch / 465. 515. 593. 688. 727. 939.
- Berlohrene Milch der Säugenden / such Milch.
- Verlohrene Reinigung der Weiber / such monatliche Reinigung.
- Vernageln der Pferden / 823. 932.
- Versaltzen Geblüt / such Geblüt.
- Verschleimte Brust und Lungen / s. Schleim auff der Brust.
- Verrenckung der Gliedern / 559.
- Verschleimter Magen / 789.
- Verschleimte Mutter / s. Mutter / sc.
- Verschwollener Halß / 110. 234.
- Versehrung der Blasen / s. Blasen.
- Versehrung oder Verwundung der Brust / 463. 498. 788. 928.
- Versehrung der Därmen / oder versehrte Därm / s. Därm-versehrung.
- Versehrung oder verletzung an heimlichen orten bey Mann und Weib / 486. 498. 515. 751. 765. 807. 815. 820. 825. 864. 878. 883. 929.
- Versehrung der Lungen / 37. 498. s. Lungen.
- Versehrung des Munds und des Halses / 240. 498. 815. 849. 856. 862. 878. 947. 110. 434.
- Versehrung der Nieren / 55.
- Versehrung oder versehrte Aederlein der Samen - gefässen / 90. 287.
- Versehrung des Zahnfleischs / 56.
- Versessene Wasser im Leib / 94.
- Versessener Harn / 169. 214.
- Verstandene Frauen - zeit / such versteckte monatliche Reinigung.
- Versteckte Gall / 79.
- Versteckte Nachgeburt / 188. suche Nachgeburt.
- Versteckter oder versetzter Harn / such Harn so versteckt.
- Versteckte Kindbetter - reinigung / 100. 791.
- Versteckte oder versetzte monatliche Reinigung oder Weiber - zeit / such monatliche Reinigung.
- Versteckte Naßlöchlein bey / jungen Kindern / 223. 688.
- Verstopffungen / 214. 461. 671.
- Verstopffter Bauch / 261. such Verstopffung des Leibs.
- Verstopffung der Leber oder verstopfte Leber / such Leber-verstopffung /
- Verstopffung des Faulfleischs / 287. 293. 436. 922.
- Verstopfftes Gekröß / 105. 287. 293. 346. 356. 415. 425. 436. 438. 486. 502. 600. 623. 707. 922.
- Verstopffung der innerlichen Gliederen / 282. 436. 461. 589. 833.
- Verstopffung des Leibs / 6. 50. 52. 54. 60. 68. 89. 90. 119. 282. 385. 456. 461. 475. 479. 557. 589. 723. 847. 848. 950.
- Verstopffung des Leibs bey jungen Kindern / 42. 950.
- Verstopffung der Lungen / 666. 718. 952.
- Verstopffung des Miltzes oder verstopfftes Miltz / 255. 282. 287. 293.
346. 348. 339. 403. 405. 415. 420.|| [ID01031]422. 436. 439. 487. 520. 521. 590. 600. 621. 625. 626. 630. 651. 655. 667. 668. 673. suche auch Miltz-verstopffung.
- Verstopffung der Mutter / s. Mutter-verstopffung.
- Verstopffung der Nieren / s. Nieren-verstopffung.
- Verstopffung der Nieren / Harngäng und Blasen / von Schleim / Sand und Steinlein / 117. 347. 517. 663.
- Verwundte Kehlen / 110. 947.
- Verwundte Nerven / Sehn- und Spann-adern / 288. 291. 798.
- Viehe so vergifftet / 794.
- Viertägig Fieber / suche Fieber.
- Umb sich fressende Schäden und Geschwär / s. Geschwär.
- Undäuiger Magen / suche Magens- undäulichkeit.
- Unempfindlichkeit der Glieder / 192.
- Unfruchtbare Weiber / oder Unfruchtbarkeit / 211. 271. 351. 475. 520. 552. 589. 590. 665. 676. 681. 688. 719. 777. 861. 862.
- Ungedäute Feuchtigkeiten / 125.
- Ungenant / 276.
- Ungezieffer vertreiben / 515. 697.
- Unkeuschheit / 276.
- Unkeusche Lust / 153. 561.
- Unlust zur Speiß / 346. 455. 479. 487. 740. 981.
- Unlust zum fressen der Pferden / 633.
- Unmuth / 782.
- Unnatürlicher falscher Gelust der schwangern Weibern / 14. 233. 235.
- Unrath der Brust / 89.
- Unreinigkeit des Angesichts / s. Angesicht.
- Unreines Geblüt / 261. 265. 825. 866. 870. 939. 940. 982. 151. 422. 440. 449. 710. 112. 356.
- Unreinigkeit der Haut / 420. 445. 712.
- Untüchtigkeit zu den ehelichen Wercken / s. ehlicher Wercken Verlurst.
- Unwillen des Magens / 13. 24. 121. 138. 188. 233. 234. 240. 663. 678. 718. 801.
- Unzeitige Geburt / 528. 527. 655. 803. 811. 863. 878. 928. 128.
- Vorfallung des Affters oder Mastdarms / s. Affters Außfall.
- Urschlechten / s. Kinds-blattern.
V.
- WAchen / 113. 358. 702. 780. 841.
- Wacklende Zähn / suche Zähn so wacklen.
- Brust-wärtzlein Schrunden / suche Schrunden.
- Wartzen / 173. 184. 352. 445. 475. 488. 593. 623. 642. 731. 918. 932. 977. 978.
- Wasser-geschwulsten / 101.
- Wasser im Leib außzuführen / 112. 154.
- Wasserichte Feuchtigkeiten im Leib / 42. 170. 176.
- anfangende Wassersucht / 188. 240.
- Wassersucht / 42. 82. 105. 112. 113. 115. 116. 117. 169. 176. 179. 201. 214. 230. 251. 252. 254. 256. 277. 290. 322. 332. 346. 356. 399. 420. 422. 431. 438. 440. 446. 461. 470. 474. 487. 507. 508. 517. 520. 521. 537. 540. 564. 566. 568. 583. 618. 623. 625. 630. 634. 637. 640. 645. 646. 649. 651. 655. 662. 663. 667. 671. 688. 689. 699. 700. 706. 707. 718. 789 798. 801. 823. 856. 858. 866. 873. 922. 940. 959. 971. 981. 982.
- Wehethum der Nasen von Hitz / 44.
- Wehetag des Gedärms / 119.
- Wehtag der Glieder und Sehnader von Kälte / 128.
- Wehthum der Ohren von Hitz / 44.
- Wehtag der Nutter / s. Mutterweh.
- Weibern übermäßiger Mutterfluß / suche Mutter- und Blutfluß der Weibern.
- Weibern versteckte monatliche Reinigung / such monatliche Zeit der Weibern so versteckt.
- Weiberfluß / such Mutterfluß.
- Weiberzeit so schlecht oder unordenlich fortgehet / 101. 360.
- Weisse Ruhr / 13. 25. 87. 728. 782. 827. 820. 863. 873.
- Weisser Fluß der Weibern / weisse Kranckheit der Weiber / oder weisser Mutter-fluß / 15. 25. 133. 148. 153. 189. 233. 234. 236. 271. 293. 295. 326. 517. 671. 678. 703. 712. 736. 777. 778. 780. 785. 789. 798. 820. 833. 848. 855. 863. 865. 920. 928. 947. 977.
- Weisse Sucht der Weibs-bilderen / 106. 431.
- Wild Feur / 60. 707. 808. 883. 897.
- Wind im Leib / 28. 29. 66. 92. 95. 101. 105. 127. 128. 129. 188. 189. 286. 291. 303. 321. 351. 385. 405. 419. 438. 505. 517. 520. 555. 596. 599. 670. 679. 682. 698. 700. 703. 712. 715. 717. 725. 742. 760. 201. 348.
- Windige Wassersucht / 699. 701. 708.
- Wölcklein der Augen / 95.
- Wolff am Hindern / 71. 445. 566.
- Wunden / 56. 59. 60. 88. 90. 91. 155. 159. 171. 176. 257. 265. 285. 313. 417. 425. 426. 433. 437. 459. 474. 498. 502. 525. 531. 594. 605. 609. 619. 620. 622. 628. 634. 640. 657. 665. 691. 698. 702. 712. 731. 782. 789. 798. 800. 801. 803. 813. 814. 818. 819. 822. 829. 831. 833. 845. 847. 848. 850. 851. 854. 859. 861. 863. 936. 937. 971.
- Frische Wunden / 169. 636. 656. 658. 702. 798. 833. 856. 870. 137. 287.
- Wunden des Haupts / 292. 801. 845. 870.
- innerliche und äusserliche Wunden / 257. 567. 582. 816.
- Wunden der Därmen / 558. 819
- Gifftige Wunden / 633.
- Wunden der Nerven und Spann-Aderen / 286. 292.
- unsaubere / faule / hole Wunden / 171. 636. 922. 426.
- Wunden der Pferden / 417. 834.
- Wunden der Brust / 788. 863. 866.
- Wunden von tauben Hunden / 361. 715.
- Geschossene Wunden / 947.
- Würgen des Magens / suche Magen-trucken.
- Wurm / 97. 36o. 470. 620. 736.
- Wurm im Leib / 25. 33. 34. 42. 54. 60. 94. 99. 101. 133. 151. 152. 171. 184. 218. 232. 241. 244. 254. 276. 294. 360. 409. 420. 437. 438. 445. 461. 465. 486. 487. 502. 505. 508. 515. 561. 568. 580. 596. 602. 630. 633. 634. 640. 646. 647. 656. 657. 667. 674. 679. 681. 684. 707. 712. 740. 759. 808. 821. 823. 856. 863. 875. 877. 878. 917. 925. 933. 943. 971. 975. 977. 365. 385.
- Würm in den Geschwären / 99.
- Würm an den Fingern / suche Finger-wurm.
- Würm der Kinderen / 42. 51. 54. 93. 105. 153. 248. 365. 385. 461. 525. 545. 547. 561. 567. 631. 662. 663. 684. 737. 738. 859.
- Würm der Pferden / 100. 320. 321. 470. 620. 662. 798. 808. 872.
W.
- ZAeher Schleim und Koder auff der Brust / such Koder und schleim auff der Brust.
- Zahnbilderen Geschwär oder Geschwulst / 22. 823. 929.
- Zahnfäule / 270. 614.
- Zahnfleisch so luck und blutend / 88. 567. 855. 929. 56. 57. 88. 236.
- Zahnfleischs-fäule / 25. 309. 440. 557. 670. 394.
- Zahnfleisch so böß / 25. 745. 929.
- Zahnfleischs Entzündung / 86.
- Zahn-geschwär / 12. 929.
- Zahnen der jungen Kindern zu milteren / 571.
- Zahn-schmertzen oder Zahnweh / 25. 87. 108. 110. 133. 153. 154. 192. 195. 214. 291. 385. 404. 405. 412. 417. 520. 562. 567. 570. 639. 667. 669. 670. 671. 702. 707. 708. 720. 819. 823. 833. 859. 861. 881. 887. 933.
- Zähn so wacklen / 25. 56. 57. 434. 520. 527. 855. 862. 148. 236. 269. 363.
- Zähn weiß machen / 105.
- Zäpfleins-entzündung / 437. 487.
- Zäpflein so gefallen oder geschossen / 25. 66. 110. 236. 507. 567. 670. 695. 745. 855. 954.
- Zäpfleins-geschwulst / 449. 487. 752. 760. 811. 241. 66. 394.
- Zäpfleins Schleim / 50.
- Zauberey verhüten / 943.
- Zipperlein / such Podagra.
- Zittern / 192. 270. 520. 597. 602. 663. 668. 688. 801. 851. 862.
- Zitteren der Händen / 168. 276. 676.
- Zittermahl / 173. 260. 266. 316. 320. 347. 445. 459. 474. 547. 598. 616. 620. 636. 715.
- Zornmüthigkeit / 455.
- Zungen-entzündung / 86. 917.
- schwartze trockene Zung / 918.
- Zungen-lammigkeit / 676.
- Zuruck-bleibende Leibes-frucht oder Geburt / 34. 188.
- Zuruck-bleibende monatliche Reinigung der Weibern / such Monatblum so versteckt.
- Zuruck-bleibendes Nachbürdelein / oder Affter-geburt / such Nachbürdelein und Nachgeburt.
- Zuruck-bleibende Reinigung der Kindbetterinnen / suche Kindbetterinnen Reinigung.
- Zwang zu dem Stullgang / 155.
Z.
|| [ID01032]
- ABgefallen Bier gut zu machen / 834.
- Abgefallener Wein wider gut zu machen / 834. 743. 811.
- Aeschbaum-öl zu destillieren / 169
- Alant-wein zu machen / 529
- Alkermes-confection, 141
- Amarellen-Latwerg zu machen / 78
- Amarellen mit Zucker einzumachen / 78
- Ambren-essentz / 739
- Angelica essentz / 943
- Apffelbaum so die Frucht vor der Zeitigung abwirfft zu heilen / 2
- Apffel und Birn in ein Gestalt zu bringen / 1
- Apffel halb süß halb saur zu machen / 1
- Apffel gantz roth / oder anderer farb zu machen / 1
- Apffel-syrup Königs Sapor zu machen / 6
- Apffelschnitz einzumachen / 7
- Aqua cerasorum nigrorum, 78
- Augen-balsam / 496
A.
- BAcillenkraut einzumachen / 589
- Balsamus Sulphuris terebinthinatus, 91
- Beerlein-most zu machen / 10
- Bier / das saur worden / wider zu recht zu bringen / 323
- Bier vor säure zu bewahren / 721
- Biren einzumachen / 10
- Biren-wein / 10
- Biren-schnitz zu backen / 10
- Bisam sälblein / 150
- Bisam apffel / 150. 289
- Blüthe an Weynachten zu haben / 76
- Brandsalbe zu machen / 361. 423
B.
- CAffé wol zu bereiten / 104
- Caffé-tranck / 103. 104
- Candierte Citronen-schalen / 29
- Capaunen fett zu machen / 316
- Citronen-balsam / 29
- Citronen einzumachen / 29
- Citronen-täfelein zu machen / 29
- Citronen Essentzial-saltz / 29
- flüchtig ölicht Citronen-saltz / 29
- Citronenschalen-zucker / 29
- destilliert Citronen-rindenwasser / 38
- Citronen- und dero Rinden syrup / 29
- Wegwarten-zucker oder Conserven, 487.
- Clystier bey Hauß zu machen / 90. 557
- Confectio Alkermes, 141
- Ereutzbeer-syrup zu machen / 230
- Cucümmerlein einzumachen / 577
C.
- EIngemachte Schlehen / 51
- Elaeosaccharum Citri, 29
- Elixier proprietatis Paracelsi zu machen / 151
- Elixier von Weckholder-beeren / 94
- Eau de la Reine d'Hongrie, 271
- Emplastr. de Baccis Lauri, 101
- Essentzial-saltz von Saur-klee / 752
- Essentz auß Holderbeeren / 114
- Essentz auß Holdermuß / 113
- Essentz auß Eichenschößlein / 137
- Essentia Lignorum Machaëlis, 210
- Essentia strobilorum Pini, 162
- Extract von Holderbeeren / sive Granorum Actes, 114
- Extract auß Tamariscen / 179
- Extract von Eichenschößlein / 137
E.
- FLiegen / such Mucken zu vertreiben.
- Flöhe und Wandläuß zu vertreiben / 727
- Flußrauch-pulver / 702
- Flüchtiger saurlichter Geist auß Weckholder-holtz / 94
- Franckforter Pillen zu machen / 657
F.
- GAenß fett zu machen / 316
- Gelbe Haar zu machen / suche Haar.
- Geheimnuß wider die fallende Sucht / 138
- Geißmilch nutzlich zu scheiden / 68
- Geistreich Wasser von Mastix leicht zu machen / 87
- Gersten auff mancherley weiß zu kochen / 319
- Gersten-wasser zu sieden / 319
- Gilgen-öl zu machen / 372
- Gurgel-wasser / 125. 394
- der Graffen von Hohenloh Schlagwasser / 738
- Gute schwartze Dinten zu machen / 138
- Gur wolriechend Bier zu machen / 192
G.
- HAar bey seiner Farb zu behalten / 743
- Haar gelb zu machen / 74. 108. 743. 780
- Haar schwartz zu machen / 70
- wolriechend Haar-pulver / 219
- Hagendornii Wund-essentz / 166
- Halb süsse halb saure Apffel zu pflantzen / 1
- Haupt-elixier / 666
- Haupt-läuse zu vertreiben / 74
- Haupt-stärckend Käpplein / 94. 149
- Haupt-wasser Dr. Verzaschae, 791
- Haupt-wasser Dr. Langen / 738
- Hertzstärckend Wasser / 141
- Heilpflaster zu machen / 90
- Heilsalbe oder Balsam / 90
- Holderbeer-wein zu machen / 112
- destillierter Holdergeist / 113
- Holdermuß-tinctur oder Essentz / 113
H.
|| [ID01033]
- KAlmuß mit Zucker einzumachen / 348
- Kirschenbaums-fäulung zu begegnen / 77
- Kirschen und Weintrauben auff einem Baum zu haben / 77
- Kirschen über den Winter zu behalten / 77
- Kirschen-syrup zu machen / 79
- Kirschenbäum bey rechter zeit zu versetzen / 76
- Kirschen und Weichsel ohne Kern wachsen zu machen / 77
- Kirschenbaum zu pflantzen / 76
- Kirschen underschiedlicher art auff einem Baum zu haben / 77 Kirschen-wein zu machen / 79
- Krafftwasser gut zu machen / 52. 141 gemein Krafftwasser zu machen / 78
- Kräuterwein zu Herbstzeit auß frischem Most zu machen / 346
- Kunststücklein die Schmarotzer zu vertreiben / 627
K.
- LAndschreyer-Theriac / 633
- Dr. Langen Haupt-wasser zu machen / 738
- Läuse des Haupts zu vertreiben / 74
- Laxier-kräuterwein zu machen / 346. 738
- Laxier Zwefschgen in den Saurbrünnen und Baden-curen zu machen / 50
- Lilien-öl zu machen / 372
- Limonade-tranck zu machen / 33
- Liquor Corn. Cervi succinatusa 294
- gut Lendenbad zu bereiten / 708
- Lorbeer-pflaster / 101
- gekocht Lorbeer-öl / 101
- Lübeckisch Kinderpulver / 791
L.
- MAckaronen zu machen / 119
- Magen-elixier / 666
- Magen-pflaster / 138
- Magen-täfelein / 351
- Magen-treßney / 34. 221
- Magen-pulver Dr. Birckmans / 606
- Mancherley gestalten den Früchten zu geben / 11
- Mandelmilch zu machen / 119
- Mandelmuß / 119
- Mandel-turten / 119
- Mannstreu-wurtzel mit Zucker einzumachen / 655
- Marggräfisch Gichtpulver zu machen / 791
- Marggräfisch Grießpulver / 15
- gemein Mastix-öl zu machen / 86
- destilliert Mastix-öl zu machen / 86
- Mastix-pillen zu machen / 86
- Maulbeersafft zu bereiten / 100
- Mäuß zu vertreiben / 332
- Meerzwibel-eßig zu machen / 363
- Meerzwibel-honig zu machen / 364
- Meerzwibel-wein zu machen / 364
- Melonen süß zu machen / 578
- Melonen nach Rosen oder Bisam riechen zu machen / 578
- Meisterwurtz-öl / 715
- Melissen-essentz / 743
- Melissen-geist / 742
- Meyenblümlein-essentz zu machen / 739
- Meyenblümlein Zucker zu machen / 738
- Mist den Kirschbäumen schädlich / 76
- Motten oder Schaben auß den kleideren zu vertreiben / 875 876
- Mucken zu vertreiben / 574. 805
- Muscatnuß einzumachen / 127
- Trefflich Mutter-wasser / 508
- Myrten-Syrup zu machen / 71
- Myrrhen-Essentz / 151
- Entract, 151
M.
- NIeßpulver / 688
- Nußbäum mit weichen Schalen zu pflantzen / 124
- Nuß mit Honig oder Zucker einzumachen / 125
- Nußschelffen-safft / Roob Nucum genant / zu machen / 126
- Köstliches Nußwasser / 125
N.
- PEst-praeservatif, 151
- Pillen Dr. Exen / 881
- Pomaden-salblein zum Angesicht / 120
- gemeine Pomaden / 120. 150
- wolriechende Pomaden / 225
- Frantzösische Ptisane zu bereiten / 705
- Praeservatif wider das Grieß / 706
- Pulver in der Kost zu den Speisen nutzlich zu gebrauchen / 188
- Pulver für die Wehemütteren / 134
- Wolriechend Haar- und Kleider-pulver / 347
- Baßlerisch gelb Küche-pulver / 358
P.
- QUitt-Apffel mit einem Menschen-Antlitz / oder anderer gestalt zu machen / 11
- Quitten mit Zucker einzumachen / 13
- Quitten-Latwerg zu machen / 13
- Quitten-Syrup zu machen / 13
- Quitten-Safft / Miva cydoniorum genant / zu machen / 13
Q.
- RAuch so lieblich / 528
- Rauchkertzlein / 150. 289
- Rauchtäfelein 150
- Raudsalbe 459
- Reißkohlen der Mahleren zu machen / 134
- Rosen-Essig / 241
- Rosen-Honig / 240
- Rosen-Julep / 240
- Rosen-öl / 241
- Rosen-Salbe / 241
- Rosen-Syrup / 240
- Rosen-Täfelein zu machen / 313
- Rosen-Zucker / 240
- Rosen-Zucker schön roth zu machen / 33
- Rothe Marmelade zu machen / 12
R.
- SAlbeyen-Wein zu machen / 676
- Essential-Saltz von Himbeeren / 267
- Salsen von dem Senff zu machen / 411
- Sälblein wider die hitzige Geschwulst zu machen / 877. 889.
- Selering-Spiritus, 710
- Schlangen und allerhand Ungeziefer zu vertreiben / 805
- k???stlicher Schlag-Balsam / 286
- Schaben auß den Kleideren zu vertreiben / 93. 727. 875. 876
- Seigeren und schweren Wein wider zu recht zu bringen / such Wein.
- Schlehen einzumachen / 51
- Schlehen-compost zu machen / 51
- Schlehen-Wein zu machen / 51
- Schmarotzer zu vertreiben / 607
- Schmertzen-stillend Säcklein / 325
- Schnup-Taback / 727. 739
- Schön Haar zu machen / 148
- Schwartz-Kirschen-wasser zu machen / 138
- Schwefelbalsam mit Terbenthin zu machen / 91
- Sonderlich Stopff-pulver / 53
- Spiritus Strobilor. Pini, 162
- Stahel-Essentz / 455
- destilliert Styrax-öl / 150
- Syrypus Chermes, 141
- Syrup zu reinigung des Geblüts / 422.
S.
- TAmarinden pulpam, oder geläuterten Safft zu machen / 68
- Tamarinden-Julep zu machen / 68
- Tamarinden-Latwerg zu machen / 68
- Tamariscen-Extract, 179
- Terbenthin komlich einzunehmen / 896
- Terbenthin-pillen zu machen / 90
- Vermischter Terbenthin-safft / 90
- Terbenthin zu destillieren / 91
- Theriac der Landschreyeren / 633
- Thierlein-Latwerg einzumachen / 46
- Thierlein-Wein / 46
- Tinctur auß Holdermuß 113
- Tinctura Granorum Actes, 114
- Trockne kühlende Syrup zu machen / 29
- Tinctura Curcumae, 356
- Tranck für die Prediger zu erhaltung der Stimm / 445
T.
|| [ID01034]
- VErborgene Schrifft / 33
- Violen-Syrup zu machen / 950
- Ungarisch Königlich Wasser gut zu machen / 271
- Violen-Zucker-Täfelein / 313
- Unziefer zu vettreiben / 574. 805
V.
- WAndläuß zu vertreiben / 93
- Weckholderbeer-Geist / 94
- Destilliert Weckholderbeer-öl 94
- Außgepreßt Weckholderbeer-öl 95
- Weckholderbeer-Elixir / 94
- Weckholder-Saltz / 94
- Weckholder-Brantenwein 95
- Weckholder-muß 95
- Wegwarten-wurtzel mit Zucker einzumachen / 486
- Weichßlen-Latwerg / 78
- Weichßlen mit Zucker einzumachen / 79
- Weichßel-Wein zu machen 79
- Wein so Säiger wider zu recht zu bringen / 528. 667. 707. 811. 834
- Dem Wein ein angenehmen Geschmack zu geben / 564. 777
- Weisse Gallerichte Marmelade zu machen / 12
- Weiß Gilgen-öl zu machen / 372
- Wermuth-Wein zu machen / 346
- Wolriechend Kleider-pulver zu machen / 149
- Wolriechend Rauchpulver / 150
- Wundbalsam zu machen / 59. 91. 798
- Wundbalsam Paracelsi, 91
- Wund-essentz Hagendornii, 166
- Wundpflaster / 91. 502. 814
- Wundsalb / 814
- Wundträncker für die Soldaten / 820
- Wundtranck / 831
- Wund-essentz oder Tinctur / 137
W.
|| [ID01035]
Register der Kräutern in Lateinischer Sprach.
- ABies & species 160
- Abrotanum ejus???ue species 513
- Absinthium & species 659
- Abutilon Avicennae 558
- Acacia AEgyptiaca 200
- Acanthium ejus???ue species 645. 649
- Acanthus 649
- Acer 167
- Acetosa & species 451
- Acicula 584
- Aconitum & species salutiferum 898
- salutiferum 983
- Acorum 347
- Acorus adulterinus 345
- Acrospelus 321
- Acus Moschata, Pastoris 762
- Acutella 650
- Acucia 584
- Adianthum 956. 957
- Adonis & species 560
- Ador, Adoreum 317
- AEgilops 300
- AEra 299
- AEthiopis 934
- Agallochum 217
- Agaricum 628
- Agaricus Laricis 628
- Ageratum & species 858
- Agnus castus 200
- Agrifolium 107
- Agrimonia, Agrimonium 855
- Agrio castanum 769
- Ajuga 798
- Aizoon minus foemina 914
- Alaternus 111
- Alcea & species 559
- Alchimilla & species 946
- Alisma 794
- Alleluja 751
- Alliaris 437
- Allium & species 364. & seqq.
- Alnus 173
- Aloë & species 655
- Alsine & species 910
- foetida 476
- Althea 557
- Alum Plinii 816
- Alypum 969
- Alyssum 429
- Alyssus 570
- Amara dulcis 251
- Amaracus 506. 687
- Amarago 483
- Amaranthus & species 471
- luteus 874
- Ambragrysea 295
- Ambrosia 761
- Ambubeja, Ambugia 483
- Amellus 944
- Ami 718
- Amica Solis 483
- Amium, Ammi, Ammium 718
- Ammoniacum 695
- Amomum 192
- Ampeloprasum 362
- Ampulla 483
- Amygdalus 117
- Anacardium 221
- Anagallis 618
- aquatica 567. 682
- Anagyris 283
- Anblatum 382
- Anchinops 867
- Anchusa & species 837
- Androsaces & spec. 925
- Androsemon 797
- Anemone & species 614
- Anethum & species 516. 701
- Angelica & species 941
- angina lini 981
- Anguria 579
- Anisum 699
- Anonis 650
- Anserina 654
- Anthemis 510
- Anthriscus Plinii 581
- Anthyllis, Anthyllon 912
- Antirrhinum & species 954
- Anthora, Antitora, Antora, Antura 983
- Aparine 727
- Aphaca Theophrasti 490
- Apiastrum 741
- Apios 972
- Apium & species 705
- aquaticum minus 567
- arvense 589
- fontanum 567
- hircinum 869
- Apocynum 926
- Apollinaris 884
- Aquilegia 624
- Arabis 435
- quorundam 413
- Aracus 541
- Arbor balsamifera Peruviana & spec. 284
- vitae 165
- Cinnamoni 186
- Judae 83
- Arbutus 83
- Argemone altera 854
- Argentina 854
- Arisarum ejus???ue spec. 607
- Aristolochia & spec. 634
- adulterina 940
- Aritium 361
- Aron & spec. 605
- Artanita 602
- Artemisia 758
- botroide 761
- tenuifolia 504
- Turcica 759
- Arthritica alpina 816
- Arum & species 605
- Arundo & spec. 309
- Asa dulcis 289
- foetida 288
- Asarum 521
- Asclepias 730
- Ascyron 797
- Asparagus & spec. 562
- Asperugo 727
- Asperula montana odora 873
- Asphodelus & spec. 330
- Asplenium 782
- sylvestre 783
- Aster Atticus & spec. 944
- Astragalus Lusitanicus 537
- Astrantia 714
- Athanasia vulgaris 504
- Atractylis 648
- hirsutior 645
- Atriplex & spec. 467
- Avena 321
- Avicularia 396
- Avila 584
- Avornus 81
- Auricula muris & spec. 627
- ursi 816
- leporis 934
- Azedaraeth 61
A.
- BAccae orientales 220
- Baccharis 771
- Balanocastanum 769
- Ballote 740
- Balsamina & species 257
- Balsamita minor 858
- Baptisecula 570
- Barba Jovis 914
- capri, hirci 781
- Herculis 957
- sylvana 913
- Barbarea muralis Joh. Bauh. 415
- Barbula hirci 593
- Bardana 936
- Basilicum & spec. 591
- Battata Hispanorum 400
- Virginiana 692
- Batis 587
- Batrachium 609
- Bdellium 290
- Becabunga 682
- Been album & rubrum officinarum 829.
- Belchon 290
- Bellis major & species 786
- Bellium majus ibid.
- Belzoinum officinar. 289
- Berberis 231
- Beta & spec. 463
- sylvestris 830
- Betle 268
- Betonica & species 800
- Betonica aut Veronica coronaria aut domestica 600
- Betula 175
- Bislingua 953
- Bifolium 963
- Bismalva 557
- Bisnaga 583
- Bistorta & spec. 802
- Blaptisecula 570
- Blattaria 932
- Blitum & spec. 465
- Bombax, Bombacium 535
- Bon s. Caffé 102
- Bonus Henricus 456
- Boletus 906
- Bonifacia 953
- Borrago 834
- Botrys 759
- ambrosia 761
- Branca ursina 649. 722
- Brasilia arbor 219
- Brassica & spec. 441
- canina 475
- Bromus 321
- sterilis 300
- Brunella 814
- Bruscus 116
- Bryonia 254
- mechoacana 255
- Bubonium 944
- Buglossum & species 835
- Bugula 815
- Bulbus agrestris 340
- sylvestris 908
- Bulbocastanum 969
- Bunias 397
- Buphthalmum & spec. 509
- Dioscoridis 961
- Bupleuron 934
- Bursa pastoris & spec. 431
- Butomus Theophrasti 306
- Buxus 107
B.
|| [ID01036]
- CAcalia 757
- Cacao 35
- Caffé, Cahvve 102
- Cachrys 721
- Caestus s. clava morion. 313
- Cajous 267
- Calabrina 783
- Calamindrina 733
- Calamintha & spec. 680
- Calamus 309
- aromaticus officin. 347
- Calcatrippa 820
- Cali & species 272
- Calendula 976
- Callionymus 738
- Caltha 976
- Africana 505
- alpina 794
- Camotes 400
- Campanula & spec. 386
- Camphorata 947
- Camphora 152
- Campsanema 721
- Canaria 569
- Candela regia 930
- Candelaria 930
- Canella Orientalis 186
- Cannabis & species 793
- Caphura 152
- Capillus terrae 956
- Veneris ib.
- Capnium chelidonium 940
- Capnus chelidonia & spec. 940
- Capparis & spec. 243
- Caprifolium 249
- Capriola 569
- Caput canis, vituli 954
- Caranna 291
- Carabe 293
- Cardamomum & spec. 598
- Cardiaca 922
- repens 544
- Cardamantiea 403
- Cardopatium 639
- Carduus 643
- anserinus 480
- benedictus 645
- fullonum 640
- lacteus 648
- Mariae, Marianus 648
- sanctus 645
- Veneris 640
- Careum 700
- Carex 306
- Carlina 639
- Caros 700
- Carota 550
- Carpinus 177
- Cartamus, Cartamum 983
- Carvi officinarum 757
- Carum 700
- Caryophyllata & spec. 832
- Caryophylli sylvestres 600
- Caryophyllum & species 190. 600
- Indicum 505
- Cassia fistula 184
- lignea 186
- Cassuta 981
- Castanea & species 144
- terrae, porcina 769
- Castrangula 923
- Catanance 450
- Cataputia major 964
- minor 965
- Catechu 268
- Cattaria 681
- Caucalis 589
- Canda caballina & sp. 306
- leonis 380
- scorpionis 978
- vulpis 617
- Caulis & species 441
- Cedrus & species 97
- Cenchrys 721
- Centaurium majus 462
- majus sylvestre Germanicum 801
- minus 629
- Centauroides 801. 970
- Centrum Galli 775
- Centummorbia 849
- Centumnodia 805
- Centunculus 765
- Cepa & species 359
- agrestis 908
- marina, muris 363
- Cepaea 918
- Cerasus & species 74
- sylvestris 79
- Cerefolium 581
- aciculatum 584
- Cilicium, Syriacum 583
- Cerinthe 792
- Cervaria 725
- Cervi cornu 569
- Ceterach officinarum 782
- Chairi 772
- Chaerephyllon 581
- Chamaebalanus 873
- Chamaecerasus dumetorum 250
- Chamaecissus & species 621. 530
- Chamaecyparissus 513
- Chamaecytinus 738
- Chamaeclema 621
- Chamaedaphne 953
- Chamaedrops 733
- Chamaedrys 733
- Chamaeficus 18
- Chamaeiris 342
- Chamaeleon albus 639
- niger 640
- Chamaemelum 510
- nobile 511
- Chamaemilla 510
- Chamaepeues 947
- Chamaepitis 798
- Chamaesyce 537
- Chamelaea 262
- Chamomilla 510
- Charantia 257
- Chelidonia major 622
- Chelidonium majus 622
- minus 626
- Cheston 483
- China radix 252
- China Chinae 208
- Chaova, Choava 102
- Chondrilla 499
- viminea 504
- Chrisanthemum & sp. 508
- latifolium 794
- Peruvianum 698
- Tunetanum 505
- Chrysocome 874
- Cicer & species 536
- Ciscerbita, Cicharba 480
- Cicercula 541
- Cichorea 483
- Cichorium & species 483
- Cicuta & species 904
- Cicutaria vulgaris 904
- Cinara 643
- Cinnamomum 186
- Circaea 851
- Cirsium 836
- Cistus mas 529
- foemina 529
- cum hypocistide 530
- Ladanifera 531
- Citrago 741
- Citrium malum 26
- Citroximum 483
- Citrullus 579
- Citrus 26
- Clavis S. Petri 932
- Clematis 811
- altera Dioscoridis 811
- daphnoides 810
- pervinca 810
- Clinopodium 731
- Clymenum 541
- Cnicus sylvestris 648. 983
- supinus 645
- sylvestris hirsutior ibid.
- Cochlearia 438
- palustris 564
- Coccognidium 261
- Cocculae officinarum 220
- Coccus baphica 140
- infectoria & tinctoria ibid.
- Coccygria 61
- Coeli rosa 843
- Coffe 102
- Colchicum & species 340
- Colocasia 608
- Colocynthis 579
- Colubrina 604
- Colutea 282
- Coma 593
- aurea 874
- Comarus 83
- Conile 941
- Consiligo 961
- Consolida dentaria 952
- major 813
- media 815
- media vulnerariorum 786
- minor 814
- petraea 816
- regalis, regia 820
- Sarracenica 815. 846
- Contrayerva 305
- Convolvulus & species 847
- maritimus 446
- Conyza & species 769. seqq.
- Corallina officinarum 925
- Corcorus 618
- Cordyla 692
- Coriandrum, Corium 704
- Coris 798
- Cornus 45
- Corona Monachi & Sacerdotis 490
- Imperialis 369
- Terrae 621
- Coronopodium, Coronopus 569
- Corrigiola 805
- Corruda 562
- Cortex Peruvianus febrifugus 208
- Winterani 189
- Cortusa 818
- Corylus 129
- Costa equina vel canina 564
- Costus 353
- Cotinus 61
- Cotoneum 535
- Cotyledon 918
- Cracca 597
- Crassula 627
- minor 914
- Crespinus 231
- Crethamus, Crethmum, Crethmus & species 587
- Crispinum 480
- Crista Galli 853
- Crithamum, Crithmum & spec. 587
- Crocodilla 382
- Crocum, Crocus & species 357
- Sarracenicus 983
- Cubebae 221
- Cuciofera 68
- Cucumis s. Cucumer & species 575
- Cucumis sylvestris 580
- Cucurbita & species 572
- agrestis 579
- Cuminum pratense & species 700
- Cunila 684
- Cunilago 769
- Cupressus 92
- Curcuma 355
- Cuscuta & species 981
- Custos viae 483
- Cyansu & species 570
- Cyclamen, Cyclaminus & spec. 602
- Cymbalaria 919
- Cyminum & species 702
- corniculatum 884
- Cynocrambe 475. 926
- Cynoglossa, Cynoglossum 840
- Cynops 887
- Cynosorchis & species 375. seqq.
- Cyparissus 92
- Cyperus & species 304
- Cytisus & species 280
C.
|| [ID01037]
- DActylus 569
- Damassonium 794
- Damnamene 450
- Datura 895
- Daucum, Daucus & species 553
- Delphinium vulgare 820
- Dens Leonis 490
- Dentaria & species 952
- aphyllos 382
- Dentellaria s. Dentilaria 525
- Dentiscalpiaria 583
- Diapensia 819
- Dictamnus 672
- Digitalis 853
- Dipsacus & species 640
- Doronicum & species 595
- Draba 412. 435
- Draco arbor 165
- herba 404
- Dracontium 604
- Dracuncellus, Dracunculus & spec. 404. 604
- Drosera 946
- Drosium 850. 946
- Dulcamara, Dulcis amara 251
- Dulcichinum 305
- Dulcis radix 637
D.
- EBenus 211
- Ebiscus 557
- Ebulus 115
- Echium & species 839
- scorpioides arvense 627
- Elatine 849
- Electrum 293
- Eleoselinum 709
- Elleborine 962
- Elymus 327
- Elxine 473
- Endivia & species 488
- Enthusicum Theophrasti 581
- Enula campana 528
- Epatica 752
- Ephemerum lethale 340
- non lethale 738
- Epimedium 752
- Epipactis 962
- Epithymum 982
- Equestre calcar 820
- Equisetum ejusque species 306
- Equitis calcar 820
- Erica & species 226
- Erigerum 501
- Eruca & species 406. seqq.
- Cantabrica 451
- Hispanica ibid.
- Ervilia 541
- Ervum 546
- Eryngium & species 653
- Erysimum & species 412
- Theophrasti 329
- Erythrolapathum 458
- Esula Indica 968
- major 969
- officinarum 965
- Eufrasia 866
- Eviscus 557
- Evonymus 74
- Eupatorium & species 855
- Euphorbium 287
- Euphragia 866
- Euphrasia ibid.
E.
- FAba & species 540
- crassa, inversa, pinguis 627
- suilla 884
- Fabaria 627
- Fagotriticum 329
- Fagus 143
- Falcaria herba 587
- Far 317
- Farfara 755
- Farrago 320
- Febrifuga 629
- Fel terrae 629
- Ferraria 923
- Ferrum equinum 785
- Ferruminatrix 845
- Ferula 723
- Foemina, Syriaca 696
- Ferulaceus Theophrasti 961
- Ferulago 696
- Festinago 300
- Ficaria 923
- minor 626
- Ficus 17
- AEgyptia 22
- Indica & species 263
- Pharaonis 22
- terrae 537
- Filicula 975
- Filix & species 973
- Filipendula 767
- Fistici 121
- Fistularia 853
- Flamma vel flammula Jovis 843
- Flammula recta 812
- Flos Africanus & Indicus 505
- amoris 471
- caryophyllorum 600
- coeli 843
- frumenti 570
- S. Jacobi 502
- Nnn nnn 3 Flos
- Flos Regius 820
- Passionis 574
- Chairi 772
- Hepaticus 844
- Solis Peruvianus 698
- Solis prolifer ibid.
- Tunetanus major & minor 505. 506
- Zachariae 570
- Adonis 560
- Foeniculum 716
- aquaticum 929
- marinum 587
- porcinum 724
- Foenugraecum 533
- Foenum camelorum 526
- Fraga alba 865
- Fragaria, Fragula, Fragum 864
- Frangula 81
- Fraxinella 673
- Fraxinus 168
- Fritillaria & species 370
- Frumentum 315
- Indicum & Turcicum 323
- Saracenicum 329
- tectorium 867
- Fuga Daemonum 796
- Fuligo 292
- Fumaria & species 938
- Fumus terrae 938
- Fungi 906
- Fuscus agrestis 648
F.
|| [ID01038]
- GAlanga & species 349
- Galbanum 696
- Galedragon Xenocratis 640
- Galega 279
- Galiopsis 777
- Galium, Gallium 729
- Gallaticum, Gallerium 730
- Galli crus 569
- Gallitricum 775
- Gelsiminum 222
- Genista & species 980
- Gentiana & species 631
- Geranium & species 631. seqq.
- Geum Plinii 832
- Giniber 350
- Gingidium 583
- Dioscoridis 583
- Gladiolus segetalis, Indicus 354. 355
- palustris 306
- foetidus 333
- Glans Jovis, Sardinia 144
- terrae 973
- Glastum 447
- Glycyrrhiza & species 637
- Gnaphalium & species 765
- Gordylium 697
- Gossipium 585
- Gramen & species 297. seqq.
- canariense 330
- cervinum 569
- serpentinum 569
- Parnassi 844
- hederaceum ibid.
- Granadilla 574
- Grana Paradisi 598
- Granum Gnidium 261
- tinctorium 140
- Grassula & species 627
- Gratia Dei 762. 970
- Gallinae 984
- Gratiola 970
- Grossularia 233
- rubra 234
- transmarina ibid.
- Gruina 762
- Gummi Animae 290
- Ammoniacum 695
- Arabicum 200
- Draconis 165
- Elemi 292
- Gutta Gamandra 290
- Panacis 695
G.
- HAlicacabus peregrinus 544
- Halicacabum repens ibid.
- Halimus 470
- Hammoniacum 695
- Harmala 278
- Hastula regia 330
- Hedera & species 244
- Cilicia 254
- humilis 621
- terrestris ibid.
- Hedypnois 490
- Hedysarum 538
- Helenium 528
- Helichrysum & species 875
- Heliotropium ejusque species 978
- coeruleum 483
- Helleborastrum nigrum 961
- Helleborine 962
- Helleborine tenuifolia 961
- Helleborus albus 962
- Hippocratis 961
- niger & species 960
- Hemerocallis 373
- Hemionitis Dioscoridis 746
- Hepatica 872
- sive jecoraria & spec. 872
- nobilis 752
- saxatilis 872
- alba 844
- stellata 873
- Hepatitis 855
- Hepatorium ibid.
- Heptaphyllum 862
- Heraclea 845
- Herba arthritica 932
- basilica 591
- benedicta 832
- cancri 978
- capillaris 957
- cati 681
- donna bella 891
- S. Clarae 521
- S. Crucis 985
- cuniculi 481
- felis 681
- fragae 864
- Galeni 279
- St. Georgii 521
- gattaria 681
- S. Jacobi 302
- Imperatoris 490
- S. Johannis 796
- S. Otiliae (seu flos) 820
- S. Kunigundis 857
- lactaria 965
- S. Laurentii 730. 815. 819
- S. Mariae Magdalenae 521
- Medicaea 985
- muralis 473
- paralysis 932
- Paris 902
- perforata 796. 935
- S. Petri 587
- pedicularis 978
- pulicaris 887
- regia 591. 758
- sancta & sana sancta 985
- scanaria 584
- studiosorum 948
- S. Simeonis 559
- Sophia 425
- stella 569
- tauri 380
- Trinitatis 752. 950
- tunica 600
- vaccae 380
- venti 617
- uva 759
- Zea 721
- Herniaria 807
- Hermines 570
- Hermodactylus verus Matth. 609
- Herpyllum 686
- Herpyllus ibid.
- Hesperis 436
- Hieracium & species 492
- Hierobotane 877
- Hippia 910
- Hippoglossum 953
- Hippolapathum 459
- Hipposelinum, vulgo Levisticum 710
- Hippuris 306
- Hirci spina 652
- Hirco-triticum 329
- Hirundinaria 730. 840
- major 622
- nigro flore 731
- Holostaeum AEginetae 299
- Holosteum 370
- Hordeum 318
- festuca 300
- Galaticum 322
- murinum 867
- sterile 867
- Horminum & species 775
- Husai s. Lilium Perscum 369
- Hyacinthus & species 878
- Hydropiper 415
- Hyoscyamus & species 884. 885
- Hypecoum Matthioli 884
- Hypericum & species 796
- Hypocystis 530
- Hyssopum 666
- Hyssopus 665
- Hypoglossum 953. 954
H.
- IAcea aromatica 801
- caryophyllata ibid.
- Jacobaea 502
- nigra 572
- Jalapa 256
- Jasminum & species 222
- Iberis 403
- Ibiscus 557
- Jeseminum 122
- Ilex 138. seqq.
- coccigera 140
- Illecebra 627. 614
- major 914
- Imperatoria & species 714
- Intubum ejusque species 488. seqq.
- Intybus 488
- erraticus, rusticus 483
- Inula rustica 813
- Josmenum 122
- Jovis flos 624
- Irio & species 412
- Iris & species 341. seqq.
- Isatis & species 447
- Isopyron 947
- Isophyllon 934
- Jucca 658
- Iva arthritica 798
- Juglans 122
- Jujubae 54
- Juncus ejusque species 301
- aromaticus 526
- avellana 305
- Juniperus & species 93
- Junonis lacryma 876
I.
|| [ID01039]
- LAbrum Veneris 640
- Laburnum 283
- Lacca 55
- Lacryma Draconis 165
- Lactero 480
- Lactuca & species 477
- agnina 984
- arvensis ibid.
- Lactucella 480
- Lacuturris 441
- Ladanum cum hypoladano 531
- Lagophthalmus & species 832
- Lagopodium 751
- Lagopus ibid.
- Lamium 777
- montanum Melissae folio 778
- Lampsana 488
- Lanaria 930
- Lancea Christi 608
- Lanceola 564
- Lapathum ejusque spec. 457. seqq.
- Lappa agrestis 589
- major 936
- minor 937
- Lappago 727
- Larix 163
- Laser medicum s. foetidum 288
- Laserpitium Germanicum 714
- Lathyrus 541
- Lathyris 965
- Lavendula 519
- Laver 567
- S. Laurentii Herba 730. 815. 819
- Laureola 261
- Lauro-cerasus 80
- Laurus & species 99
- Alexandrina 953. 954
- rosea 248
- Lens & species 544. seqq.
- Lenticula palustris 912
- Lentiscus 85
- peruviana 87
- Leonis ofculum 624
- Leontice 757
- Leontopetalum 652
- Leontopodium Herbariorum 946
- Lepidium & species 402
- Leporis pabulum 480
- Leucanthemum 299. 510
- odoratum 511
- Leucojum aureum 772
- luteum ibid.
- Levisticum 710
- Libanotis & species 721
- coronaria 270
- Libysticum 710
- Lichen & spec. 872
- Lignum Guajacum 212
- Brasilium 219
- coubrinum 216
- nephriticum 216
- Rhodium 218
- Ligusticum & species 710
- Ligustrum 335
- Lilac 225
- Lilium album & spec. 371
- convallium 738
- gramineum 332
- inter spinas 249
- Persicum 370
- Lilio-narcissus 337
- Limnesium 970
- Limonium 829
- Linaria 959
- Elatine dicta 849
- Scoparia 948
- Lingua bovis, bubula 835
- canina 840
- cervina officinarum 745
- ovina 564
- serpentina 608
- vulneraria 608
- Linozostis 474
- Linodrys 733
- Linum 533
- Liquiritia 637
- Lithospermum & spec. 791
- Locusta 984
- Lolium 299
- murinum 867
- rubrum, sylvestre 767
- Lonchitis aspera & sp. 783
- Longina 783
- Lotus 44
- campestris 751
- hortensis 691
- Lunaria 784
- arthritica 816
- minor 849
- Lupinus 547
- Lupulus 260
- Luteola 450
- Lutum herba 450
- Lychnis coronaria 845
- sylvestris 841
- Lycium 242
- Lysimachia & species 804
L.
- MAgistrantia 714
- Majorana 687
- Mala cydonia 10
- insana 896
- Persica 38
- Punica 23
- Malathram 290
- Maldacon 290
- Malva & species 555
- Malvaviscus 557
- Malum & species 1
- Armeniacum 43
- citrium 26
- cydonium 10
- granatum 23
- limonium 30
- Medicum 38
- aurantium 30
- Persicum 38
- Punicum 23
- terrae 602
- Mandragora 891. 897
- Manna 169
- Marathrum 716
- Maratriphyllum palustre 929
- Marrubiastrum 740
- Marrubium agreste 743
- album, candidum 739
- cardiaca distum 922
- nigrum 740
- Martagum & species 374
- Marum 689
- Mastiche 85
- Matricaria 506
- Matrisylva 249. 873
- Mechoacana 255
- Medium Dioscoridis 390
- Melfrugum 327
- Melampyrum 852
- Melanthemum 510
- Melanthium 725
- Meleagris 270
- Melica 325
- Melilotus Italica 690
- Meline 327
- Melissa & species 741
- sylvestris 922
- Mel???ssophyllum 741
- Melo 577
- Melocactus 265
- Melocarduus 265
- Melopepo 577
- Mentha & species 676
- corymbifera minor 858
- Menthastrum 677
- Mercurialis 474
- Mespilus 13
- Metopium 696
- Meum 516
- Mezereon Germanic. 263
- Milium 324
- Indicum 323
- Saracenicum 325
- soler, Solis 791
- Millefolium & species 927
- Millemorbia 923
- Mirabilis Peruviana 830
- Moly & species 367
- Cappadocicum 278
- Momordica 257
- Monophyllon 964
- Morella 888
- Moringa 88
- Moroficus 22
- Morsus diaboli 619
- Gallinae 910
- Morum, Morus 108
- Murucuja 574
- Musa 69
- Muscus & species 527. 924
- Muttelina 517
- Myagrum & species 517
- Myosota, Myosotis 627
- Myrica & species 177
- Myriophyllum 927
- Myrobalanus 52
- Myrrha 150
- Myrrhis 641
- Myrtacantha 116
- Myrtillus & species 72
- Myrtus & species 70
- acuta, sylvestris 116
- Myxa, Myxarium 53
M.
|| [12]
- NApellus 903
- Moysis 933
- Napium 488
- Napus 397
- Narcissus & species 33
- Nardus agrestis 521
- Celtica 517
- Celtica altera Lobel. 518. 794
- Indica 302
- montana 518
- Narthex 723
- Nasturtium & spec. 417
- Nenuphar 778
- Nepeta 681
- Nerium 248
- Nidus avis 381
- Nigella & species 725
- Nimbo 171
- Nola culinaria 617
- sylvestris 854
- Numularia 849
- Nux 122
- avellana, Herculea 129
- Indica 125. 131
- Metella Arabum 222. 895
- moschata 126
- vesicaria 122
- Nymphaea & species 778
N.
- OChrus 541
- Ocimastrum & spec. 841
- Ocimoides ibid.
- Ocimum & spec. 591
- Oculus leporis 832
- Oenanthe & spec. 767
- Oleander 248
- Oleaster 57
- Oliva & species 57
- Olus anserinum 480
- leporinum 480
- spinaceum 455
- Onobrychis 396. 548
- Ononis & species 650
- Onosma 837
- Ophioglosson 608
- Ophris 963
- Opium 881
- Opopanax 694
- Opuntia 263
- Orchis & species 375
- abortiva 381
- Ordelium 697
- Origanum & species 668
- Oreosolium 707
- Ornithogalum 908
- Ornithopodium 539
- Orobanche 380
- Orobus 546
- Orvala 775
- Oryza 322
- Ostrutium 714
- Osyris 958
- Oxalis 451
- Oxyacantha 231
- Oxyacanthus 231
- Oxylapathum 457
- Oxymyrsine 116
- Oxys Plinii 751
- Oxytriphyllum 751
O.
- PAlatum leporis 480
- Paliurus 230
- Palma & species 62. seqq.
- Indica nucifera s. coccifera 125
- Paludapium 709
- Pampinella 869
- Panacea 985
- Panax & species 694
- Panicum & species 327
- loculare 325
- Panis porcinus 602. 973
- Papas Indicum 892
- Papaver & species 880. seqq.
- Pagyrus 314
- Paralytica alpina 816
- Parietaria 473
- Paronychia 957
- Parthenium 506
- Pastinaca sativa lutea & spec. 5???9
- aquatica 567
- domestica 552
- sylvestris major 583
- tenuifolia sylvestris 551
- Patientia Italorum 759
- Pecten Veneris 584
- Pedicularis 853
- Peganium sylvestre 278
- Pentaphyllon 859
- Peplis, Peplium, Peplus 969
- Pepo 577
- Pera Pastoris 432
- Percepier Anglorum 586
- Perdicium 473
- Perfoliata & species 935
- Perfoliatum 935
- Periclymenum 249
- Periploca 926
- Peristerium 876
- Persicaria 415
- Personata 936
- Pervinca 810
- Pes alaudae 820
- asini 437
- avis 539
- columbinus 762
- cornicís, corvi 569
- corvinus 609
- Gallinaceus 589
- leonis 946
- leporinus, leporis 751
- locustae 386
- milvinus 569
- pulli 589
- vituli 605
- Petasites & species 754
- Petroselinum arvense 589
- hircinum 869
- Macedonicum verum & spec. 712
- marinum 587
- montanum 707
- vulgi 705
- Peucedanum, Peucedanus 724
- Phalangium & species 332
- Phalaris 330
- Phasiolus 545
- Phegopyrum 329
- Phellodrys 142
- Philantropon 727
- Phoenix 867
- Phu 521
- Phyllirea 246
- Phyllitis 745
- Phyllum 476
- Picea & species 160
- Picris 483
- Pilosella & species 821
- Pimpinella & species 869
- Pinus & species 155
- trivia 537
- Piper & species 193. seqq.
- aquaticum & species 415
- Jamaicense 198
- Piperitis 402
- Pirola 830
- Pistacea, Pistacia 121
- Pistacium sylvestre 122
- Pistolochia 637
- Pisum & species 542
- Vesicarium 544
- Pityusa 969
- Planta ursina 722
- Plantago & species 564
- Platanaria 306
- Platanus & species 167
- Platii cyminum 692
- Plumbago 525
- Podagra lini 981
- Poeonia & species 789
- Polium & species 752
- Polygonatum & species 808
- Polygonum & species 805
- Polypodium 975
- Polytrichum officinarum 957
- Poma amoris 896
- Pomum 1
- Adami 34
- aurantium 30
- Hierosolymitanum 257
- mirabile ibid.
- spinosum 895
- Populus & species 171
- Populago 757
- Porrum & species 361
- Portulaca domestica 560
- marina 470
- sylvestris 561
- Potamogetum 926
- Potentilla 854
- Poterium 263
- Praemorsa 619
- Prasium 739
- foetidum 740
- Primula veris & species 932. seqq.
- Prunella vulgaris 814
- Prunus & species 47
- Pseudoacorum 345
- Pseudo-chamaepytis Gallica 799
- Pseudoapium 973
- Pseudodictamnus Cretensis 673
- Pseudohelleborus 961
- Pseudohermodactylus 909
- Pseudoiris 345
- Pseudolotus 44
- Pseudomelanthium 842
- Pseudonardus 519
- Pseudoorchis 963
- Pseudo-Struthium 450
- Psiadium Cordi 946
- Psyllium 887
- Ptarmica & species 405
- Pulegium 671
- montanum 731
- Pulicaria 415. 769
- Pulmoniaria & species 496. 874
- Pulsatilla 332. 617
- Pyra insana 896
- Pyrethrum & species 719
- sylvestre 405
- Pyrola 830
- Pyrum ejus???ue species 7
- Pyxacantha 242
P.
|| [ID01041]
- RAdicula 397
- Radix cava 940
- Radix ursina 516
- Rhodia 868
- squammata 382
- Ranunculus ejus???ue species 609
- Raphanus ejus???ue species 397
- sylvestris 401
- Rapum & species 383
- terrae 602
- Rapunculus ejus???ue species 386
- Regina prati 781
- Remora aratri 650
- Reseda 451
- Resta bovis 650
- Rhabarbarum 460
- Rhamnus ejus???ue species 228
- Rhamnus catarcticus 230
- Rhaponticum vulgò 460
- Rheobarbarum 460
- Rhodia radix 868
- Rhododendron 248
- Rhododaphne ibid.
- Rhus 146
- Ribes, Ribesium 234
- Ricinus 964
- Rorella 850
- Robus 315
- Ros-Solis 850
- Rosa & species 236
- canina 529
- coelestis 843
- Hierichontea 242
- hyemalis 555
- Junonis 371
- Mariana 843
- ultramarina 555
- Rosea radix 868
- Rosmarinus & species 270
- Rostrum ciconiae & species 762
- porcinum 490
- Rubeola montana odora 873
- Rubia & species 728
- Rubus 265
- Idaeus 266
- Rumex 457
- Ruscus, Ruscum & species 116
- Ruta & species 274
- muralis 957
- muraria 957
- pedicularia 853
R.
- SAbina 96
- Saccharum 310
- Sagapenum 287
- Sagina 326
- Sagitta & species 913
- Sagittalis, Sagittaria 913
- Salicaria 804
- Salix & species 180
- amerina 200
- Salsaparilla 253
- Salvia & species 674
- Sambucus & species 112. & seqq.
- humilis 115
- parva 115
- Sampsuchum 687
- Sanguis draconis 165
- Sanguinaria 569
- Sanguisorba & species 870
- Sanicula & species 816. 819
- Santalum 215
- Sarcocolla 291
- Sassafras 209
- Satureja & species 684
- Satyrion officinale 375
- Savina 96
- Saxifraga, Saxifragia & species 827
- major 602
- montana 692
- rubra 767
- Scabiosa & species 823
- Scammonia 971
- Scandix & species 584
- Scarlea 975
- Schoenanthus 526
- Schoenoprason 962
- Scilla 363
- Scirpus 301
- Sclarea 775
- Scolopendria, Scolopendrium 745
- verum 782
- Scolymus aculeatus 643
- non aculeatus 644
- sylvestris 643
- Scordium 736
- Scorodoprasum 366
- Scoparia 948
- Scorpioides Dioscoridis 977
- Scorzonera 794
- Scrophularia & species 923. & seqq.
- Sebesten, Sebestena 53
- Secale 320
- Securidaca & species 538
- Sedum & species 914
- amarum Columellae 655
- Selago 947
- Selinitis 784
- Semen Canariense Hispanicum 330
- Sempervivum & species 913. & seq.
- marinum 655
- Sena 281
- Senecio 501. 502
- Seriola 488
- Seris erratica 483
- somnifera 490
- urinaria 490
- sylvestris 483
- Serium 488
- Serpentaria 604. 802. 849
- Serpentina 569
- Serpillum 686
- Serratula 733. 801
- tinctoria 801
- Serretta 801
- Sertula Campana 690
- Sesama, Servillum 549
- Sesamoides 451
- parvum 500
- Sesamum 328
- Seseli & species 692
- Seselinum 692
- Seselios ibid.
- Seselis ibidi
- Sferra cavallo 785
- Sideritis & species 845
- Sigillum St. Mariae 808
- Salomonis 808
- Silicia, Silicula 535
- Siliqua 82
- AEgyptia, Indica 184
- sylvestris 83
- Siliquastrum 195
- Silis 629
- Sinapi & species 410
- Sion 567
- Siphonium 321
- Siscr 549
- Sisarum Peruvianum 400. 549
- Sisymbrium & species 678. 679
- Sisyrinchium 908
- Sium 567
- alterum 568
- aquaticum 568. 682
- odoratum 567
- Smilax 84
- aspera 253
- hortensis 545
- Smyrnium & species 713
- Cordi 941
- Solanum & species 888. seqq.
- Soldanella marina 446
- Solidago 813
- minima Officinarum 786
- Saracenica 815. 846
- Solea equina 785
- Solsequium 978
- coeruleum 483
- Sonchus ejus???ue species 481. seqq.
- Sorbus & species 16
- Sorgum 325
- Sparganium 306
- Spartium & species 980
- Spatula faetida 333
- Speculum Veneris 396
- Spelta 317
- Spica domestica 519
- nardi 302. 519
- Spica celtica 517
- Spina acuta 231
- alba 642. 643
- alba tomentosa 649
- cervina, infectoria 230
- murina 116
- Selenitis Theophrasti 640
- molis 836
- Spinachia 455
- Spondilium 722
- Sponsa Solis 483
- Squilla 363
- Stachys & species 743
- Scaphisagria 978
- Staphylinus & species 549
- Staphylodendron 122
- Stella maris 569
- Stellaria 946
- Ster nutamentatoria 405
- Stichas 687
- Stoechas citrina 874
- Storax 148
- Stramen camelorum 526
- Stramonia & species 895
- Styrax 148
- Suber & species 141
- Succinum 293
- Succisa 619
- Succus panacis 694
- Sumach Arabum 146
- Sycomorus 22
- Sylvae mater 249
- Symphytum & species 813. 952
- Syringa 225
S.
|| [ID01042]
- TAcamahaca 291
- Tabacum 985
- Tamarice 177
- Tamarindi 66
- Tamariscus, Tamarix 177
- aegyptica 179
- Tanacetum & species 504. 505
- Tapsus barbatus 930
- Tarabacum 490
- Tardylion s. Tardylis 697
- Tarchon 404
- Taxus 84
- Telephium 627. 977
- Terebinthus 89
- Terra Japonica 268
- Testiculus & species 375
- Tetrapogon 593
- Teucrium 732
- Thalictrum 425
- Thapsia 979
- Thee, Thea 204
- Thlaspi & species 427. seqq.
- Thalspidium cornutum 437
- Thus 154
- Thyarus 299
- Thymbra 684
- Thymelaea 261
- Thymum, Thymus 683
- Tilia 202
- Tithymalus & species 965
- Tuberosus 972
- Tomentum 765
- Tora Waldensis 902
- Tordylium 697
- Tormentilla 862
- Tota bona 456
- Trachelium 390
- Tragacantha 263. 652
- Tragopogon & species 593
- peregrinum 794
- Tragopyrum 329
- Tragoriganum 670
- Tragoselinum 869
- Tragum 274
- Trasi 305
- Traximum 481
- Tribulus aquaticus & species 826
- Trichomanes 927
- Tricordium 751
- Trifolium & species 746. & seqq.
- Trinitas 752
- Trissago 733
- palustris 736
- Triticum 315
- faginum 329
- murinum 867
- Tulia & species 338
- Tuber terrae 602. 906
- Tuna 263
- Tubera 906
- Turbith 979
- Tussilago & species 754
- Tyarus 299
- Typha & species 313
T.
- VAleriana & species 521
- Veratrum album 962
- nigrum & species 960
- Verbasculum 932
- Verbascum & species 930. & seqq.
- Verbena & species 876
- Verbenaca 876
- Vermicularis & species 914
- Veronica 664
- Vesicaria 889
- Vetonica 800
- Viburnum 148
- Vicia 597
- Victorialis 367
- Vinca pervinca 810
- Vincetoxicum 730
- Viola & species 772. 949. & seqq.
- dentaria 952
- hyemalis 436
- Mariana 390. & seqq.
- Viperaria 764
- Virga aurea & species 846
- pastoris 641
- sanguinea 46
- Viscum 246
- Visnaga 583
- Vitex 200
- Viticella 257
- Vitis alba 254
- Idaea 72
- nigra 255
- septentrionalium 260
- silvestris Matthioli 251
- vinifera 257
- Vitraria 473
- Ulmaria 781
- Ulmus 176
- Umbilicus marinus 926
- terrae 602
- Veneris & species 918. 919
- Unedo 83
- Unguimilvia 450
- Unguis aquilae 587
- milvinus 450
- Ungula caballina 755
- equina 785
- Unifolium 964
- Volubilis 847
- marina 446
- Volucrum majus 249
- Urceolaria 473
- Urtica & species 777. 920
- Usnea officinarum 527
- Uva crispa 233
- lupina 889
- spina 233
- versa, vulpina 902
- vulpis 889
- Vulgago 521
- Uvularia 953
V.
|| [ID01043]
- ABricot 43
- Absinte 659
- demonts 659
- Aconit 898
- Acore 347
- Agaric 628
- Agrimoine 854
- sauvage 854
- Agripaume 922
- Aiguille de Berger 762
- Ail 364
- serpentin 367
- d'Ours 367
- Airelle 72
- Alisier 44
- Alliaire 437
- Aloe 653
- Aloyne 659
- Alquaquenge 889
- Aluine 659
- Amande 117
- Amandier 117
- Amarante 471
- Ambre 295
- jaune 293
- Amer doux 251
- Ammi 718
- Ammonia 695
- Ammome 192
- Ancolie 624
- Aneth 701
- Angelique herbe 941
- Anis 699
- Antolle 983
- Ancardes 221
- Aphrodille 330
- Arboisier 83
- Arbre appellé Agnus castus 200
- Arbre di Vie 165
- Arbre saint 61
- Arbre de Dattes 62
- Arbre portant des Grenades 23
- Arbre du degoute la poix 160
- Arbre de la Terebinthine 89
- Argentine 854
- Aristolochie 634
- Armoise 758
- Arreste boeuf 650
- Arroche 467
- sauvage 467
- Artichout 643
- Asperge domestique 562
- sauvage 563
- Aspergoutte petite 944
- Asphodile 330
- Aspie 579
- Atanasie 504
- Aubespine 231
- Aubifoin 571
- Aulx 364
- Aune 81
- noire 81
- Auronne 513
- Avelaine 129
- Avelainier 129
- Averon 300
- Avoine 321
A.
- BAguenaude 282. 889
- Baguenaudier ibid.
- Barbe de Chevre 781
- Barbe de Bouc 593
- de Renard 652
- Bardane grande 936
- Basilic sauvage 841
- Basilic 591
- Bassinet 626
- Bec de Cicogne 762
- sentent le musc 762
- de Grue 762
- de Grue de Dalmat. 762
- d'Oye 854
- Benoiste 832
- Berle 682. 567
- Bete 463
- rouge ibid.
- Betoine 800
- Bimauve 557
- sauvage 559
- Bislingua 953
- Bistorte 802
- Blattaire 932
- Blaveole 571
- Bled 313
- barbu 326
- des Indes 323
- Sarrazin 329
- Blete 465
- Bleuet 571
- Bled de Vache de Boeuf 852
- Bois dont on fait du glu 246
- saint 212
- nephretique 216
- d'Aloes 217
- de Roses 218
- de Couleuvre 216
- puant 283
- Bonnet du Prestre 74
- Bouglosse sauvage 839
- Bougrande 650
- Bougrave 650
- Boullion 930
- Bouis 107
- Bouleau 175
- Bourgespine 230
- Bourguespine 228
- Bourrache 834
- Bouis poignant 116
- Bourroche 834
- Bourse de Pasteur 432
- de Berger 432
- Branche ursine 649. 722
- Braye du Cocu 932
- Brionie 254
- Brusc 116
- Bruyere 226
- Bryone 254
- Buglosse 835
B.
- CAbaret 521
- Cacao 35
- Calament aquatique 680
- de champs 680
- Camfre 152
- Cameline 434
- Camomille 510
- Romaine 511
- vulgaire 510
- Camphre 152
- Cane 309
- Canelle 186
- Caphé 102
- Capil vener herbe 956
- Capres 243
- Capriole 569
- sauvage 569
- Cardamome 598
- Carde d'artichout 643
- Carline 639
- Carne 177
- Coroline 924
- Carouge 82
- Carotte 553. 550
- Cartame 983
- Carvi 700
- sauvage 757
- Casse laxative 184
- Cassepierre 827
- Castaigne d'eau 826
- de riviere 826
- Cedre 97
- Centaurée grande 462
- mineur 629
- Cerfeüil 581
- musque 941
- Cerice 74
- Ceris 549
- Cerise 74
- d'outre Mer 888
- Cerinte 792
- Cerisier 74
- Ceterac 782
- Champignon 906
- Chanvre 793
- Chaperon de Fou 903
- de Moyne 903
- Chardon benit 640. 645
- a carder 640
- de nostre Dame 648
- de Fullon 640
- a peigner les draps 640
- rouland 653
- testu 653
- a cent testes 653
- Chardonnette 640
- Charpantaire 363
- Chataigne 144
- Chataigner 144
- Chelidonie 622
- Cherme 74
- Chermine 74
- Chervy 549
- Chesne 134
- verd 138
- Cheve de Venus 956
- Chevelure de femme 956
- Chevre feüil 249
- feülle 249
- Chiches 536
- Chiendent 298
- China 208
- Chine 292
- Chou 441
- cabu à pomme 441
- de chien 475
- crespu 441
- de Cypre 441
- fleuri 441
- rave 441
- rouge 441
- sauvage 445
- verd 441
- Churle 908
- Cices 536
- Cichorée 483
- grande 492
- des Jardins 483
- jaune 492
- sauvage 483
- Cigue 904
- Cinquefeüille 859
- Cirsion 836
- Ciste 529
- Citron 26
- Citronier 26
- Citroulle 579
- Cloux de girofle 190
- Cochleaire 438
- Cocquelourde 617
- Coigner 10
- Coin 10
- Coloquinte 579
- Comin 702
- Concombre 575
- sauvage 581
- Consire grande 813
- Consolide grande 813
- de Coccicoque de Levant 220
- Consulde grande 813
- Coqueluchon de Moyne 903
- Coqueret 888
- Coquericoq 882
- Coraline 924
- Coriandre 704
- Corme 16
- Cormier 16
- sauvage 16
- Corne de Cerf 569
- Corneiller 45
- sauvage 45
- Corneole 804
- Corrigiole 805
- Coton 535
- Cotton 535
- Couillon de chien 375
- de Prestre 626
- Coulevrée 254
- Courge 572
- sauvage 597
- Creneuse 922
- Cresson 417
- de fontaine 420
- Cresson d' Inde ou Capucine 424
- Cretonart 351
- Culebol 889
- Cumin 702
- sauvage 703
- Cypres 92
- de jardin 513
- petite 513
- Cubebe 221
- Curcume 355
C.
|| [ID01044]
- DAlades sanguin blanc III
- Dattes arbre 63
- Dattier 62
- Dent de chien 298. 569
- de lion 490
- Dictame 672
- blanc 673
- Dragon 404
- Drave 435
- Du stechas 667
- Digitale 854
- Doitier 854
D.
- ELlebore blanc 962
- noir 960
- de l'Ebene 211
- Encens 154
- Endive 488
- Enule campane 528
- Erable 546
- Ers 541. 546
- Esclaire grande 622
- petite 626
- Escuelle 918
- Espargoutte 506
- Espaautre 317
- Espece de liseron 812
- de fumeterre, ayant la racine fassonée en bulbe 940
- Espi d'eau 926
- Espinart 455
- Espine de bouc 652
- cimette 231
- Espine blanche 642. 649
- Estoile herbe 944
- Eufraise 866
- Eupatoire 855
- vulgaire 857
E.
- FAseole 545
- Fau 143
- Fauteau 143
- Fenegré 533
- Fenouil 587
- marin 587
- de pourceau 724
- sauvage 516
- Fenugrec 533
- Ferule 723
- Feuchiere 973
- Fer de Cheval 785
- Feve 627
- espesse 627
- de Rome 541
- Fiel de terre 629
- Figue 17
- Figuier 17
- d'Egypte 22
- Filipende 767
- Filipendule 767
- Flambe 341
- bastarde 345
- demarais 345
- rivieres 345
- Fleur de S. Jacque 502
- du soleil 698
- de veloux 471
- d'Adonis 560
- Fongi 906
- Fougere 973
- Fougiere 973
- Foteau 143
- Fraine 168
- Fraisier 864
- Fraisne 168
- Framboyse 265
- Fraise 866
- Fresne 168
- Froment 315
- barbu 326
- des Indes 323
- Fumeterre 938
F.
- GAlban 696
- Galbanon 696
- Garance 728
- Garoupe 263
- Genest 980
- d'Espagne 980
- Gantales 854
- Gant nostre Dame 845
- Genevre 93
- Gentiane 631
- croisée 633
- Germandrée 733
- grande 732
- Gingembre 350
- Girofle jaun 600. 762
- des Dames 436
- oeillet 600
- Giroflée 436
- Glajeul 341. 394
- d'eau 306
- puant 333
- Glatteron grand 936
- gros 936
- petit 937
- Gobolet 609
- Goutte de lin 981
- Grace de Dieu 762. 970
- Grain perle 791
- Graine à teindre un escarlatte 140
- d'escarlatte ibid.
- de moustarde 410
- de Paradis 598
- au perroquets 983
- Grains des Indes Orientales 220
- Gramen di Parnasse 844
- Grand primevere 786
- Grande bardane 936
- centaurée 462
- cichorée 492
- consire 813
- consolde ibid.
- consolide ibid.
- espurge 965
- glouteron 936
- pimpinelle 869
- sanguisorbe 871
- scrophulaire 923
- sauge 674
- Grateron 727
- Gremil 791
- Grenade 23
- Grenadier 23
- Groselier 233
- Grosse maryolaine bastarde 670
- Grosselle d' outremer 334
- du Guajac 212
- Guede 447
- Gueule de veau 954
- Guimauve 557
G.
- HAche royale 330
- Hanchane 884
- Hanebane ibid.
- Hepatique 752. 872
- Herbe à cent maladies 849
- au aulx 437
- au chat 680
- de chat 681
- au chancre 978
- aux geneux 811
- terrible 963
- appellée 953
- vermineuse 932
- au charpentier 814. 815
- de chevre 249
- aux cloches 847
- du Cotton 767
- sans coste 608
- blanc d'eau 779
- des estanges 926
- galiot 832
- du grand Prieur 985
- S. Jacque 502
- S. Jean 758
- aux ladres 664
- d'eleine 528
- Herbe à lait 965
- dit lingua pagana 953
- mercuriale 474
- sauvage 475
- monnoyere 849
- mauvaise 300
- aux Perles 791
- au pous 978
- aux pulmons 874
- aux puces 888
- des puces 769
- de la Reine Mere 985
- du S. Robert 762
- du Soleil 964
- aux teigneux 457
- des teinturiers 802
- aux tignes 874. 932
- Hestre 143
- Hieble 115
- Hieuse 138
- Hissope 666
- Houbelon, Houblon 260
- Houx, Housson 107
- Hysope 666
H.
- JAcinthe 878
- Jasmine 222
- If 84
- Imperatoire 714
- Jombarbe grande 914
- Jonc 301
- Joubarbe grande 914
- petite ibid.
- des vignes 627
- Jougioline 328
- Jujube 54
- Jusquiame 884
- Jusquiance ibid.
- Ive artetique 798
- muscate ibid.
I.
- LAcca 55
- Laceron 480
- Laictue 477
- Laiteron 499
- Laitue 477
- Langue de cerf 745
- de chien 840
- serpent 608
- Larege 163
- Laurier 99
- Lavande 519
- Lente 544
- Lentile ibid.
- Lentille d'eau 912
- Lentisque 85
- L'espine cimette 231
- Liege 141
- Lierre 244
- terrestre 621
- Lilac 225
- Limon 31
- Lin 533
- Linaire 958
- Lis 341
- blanc 371
- Lis de Perse 370
- d'estang 779
- jaune 373. 374
- Liset 847
- piquant 253
- Liveche 710
- Lunaire petite 784
- Lupin 547
- Lysimachie 804
L.
|| [ID01045]
- MAche 313
- Mandragore 897
- Manna 169
- Marguerite 786
- Mariette 390
- Marioleine 687
- d'Angleterre 683
- Marone 687
- Maryolaine bastarde 668
- sauvage ibid.
- Marrube 739
- Marrubin ibid.
- noir 740
- puant ibid.
- Masse de jonc 313
- Masses ibid.
- Mastic 689
- Matricaire 506
- Mauvaise herbe 300
- Mauve 555
- de Jardin ibid.
- sauvage 559
- Melese 163
- Melisse 741
- Melon 577
- Mentastre 677
- Menta 676
- aquatique 679
- crespue 678
- de nostro Dame 679
- pointue 676
- Romaine 679
- sauvage 677
- Menues pensées 950
- Meure 108
- de ronce 265
- Meurier 108
- Meurte 70
- Mercuriale sauvage 475
- Mil 324
- Mille feüille 927
- aquatique 929
- d'eau ibid.
- Mille grain 759
- Mille pertuis 796
- Millet 324
- d'Inde 326
- Mirobalanes 52
- Morelle 889. 891
- Morgeline 618. 910
- Morgelline 910
- Moron 618. 910
- Morron 910
- Morsure au diable 619
- Mort au chien 340
- Mouron 910. 618
- violet 954
- Mousse 525
- Mousse de Mer 924
- marine 924
- terrestre 527
- Muguet 730. 738. 873
- petit 730
- Murte 70
- sauvage 116
- Museau de veau 954
- Myrrhe 140
- Myrte 70
- Myrte sauvage 116
M.
- NArcisse 333
- NArd gaulois 517
- d'Inde 302
- d'outre Mer 302
- de la montaigne 518
- sauvage 521
- Nasitort sauvage 403
- Naveau 383. 397
- Navet 383. 397
- Nefle 13
- Neflierr 13
- Nenufar 779
- Nerprun 228
- Nid d'Oiseau 381
- Nielle 725
- barbue 725
- Nimbo 171
- Noisette 129
- Noisettier 129
- Noisillier 129
- Noix 122
- d'Inde 125
- muscat 126
- Nombril de Venus 918
- Noyer 122
N.
- OEil de beuf 509
- de chat 954
- Oeillet 843
- d'Inde 505
- Oignon 359
- blanc champestre 908
- marin 363
- Oleandre 248
- Olivier 57
- sauvage 57
- Orange 31
- Orchanette 837
- Oreille d'asne 813
- d'homme 521
- du rat 627. 821
- de souris 821
- Orge 318
- Origan 668
- Orme 176
- Ormeau 176
- Ortie 920
- morte 777
- ne picquant point 777
- Orvale 775
- Oseille 451
- petite 451
- Otruche 714
- L'Onobrychis 396
- Ozeille 451
O.
- PAin de Cocu 752
- d' oiseau 914
- de pourceau 602
- Palais du lievre 481
- Palme 63
- de Christ 964
- Palmier 63
- Panic 327
- Panicaut 653
- Parelle 457
- Parietaire 473
- Paritaire 473
- Pas d'asne 755
- de cheval 735
- Pasquette 786
- Passerage 402. 403
- Passefleur 614
- Passevelours 471
- Pastel 447
- Pastenade 552. 550
- sauvage ibid.
- Pasture de chameau 526
- Pavot 880
- du ble 882
- de champs ibid.
- cornu 883
- sauvage 882
- Peigne de Venus 584
- Pensées 950
- Percebosse 804
- Percefeüille 935
- Persil 589. 705
- d'asne 941
- domestique 705
- de monts 707
- de marais 709
- sauvage 589
- Persepierre 586
- Pervenche 810
- Pesche 38
- Pescher ibid.
- Petasite 754
- Petite aspergoutte 944
- consire 786
- cypres 513
- esclere 622
- muguet 944
- pimpinelle 869
- porreau 362
- pyment 761
- roquette 406
- Sanguisorbe 871
- sauge 674
- Peucedane 724
- Peuplier blanc 171
- noir ibid.
- Pied d'Alexandre 719
- d'Alouette 820
- de Lievre 751
- Lion 946
- Lisandre 719
- pigeon 762
- veau 605
- Piloselle 821
- Pimpinelle 869
- grande ibid.
- Pimpinelle petite 869
- Pin 155
- Piretre 719
- Pisse au lit 490
- Pistache 121
- sauvage 122
- Pivoine 789
- Pirole 830
- Plane 167
- Plantain 464
- aquatil ibid.
- aquatique ibid.
- d'eau ibid.
- majeur ibid.
- Poire 7
- Poirier ibid.
- Pois 542
- Poivre 193
- d'eau 415
- des Indes 195. 196. 197
- Poivrette 725
- Politrichon 957
- Polium 753
- Polypode 975
- Pomme 1
- d'Adam 34
- d'amour 896
- d'orée 896
- d'or ibid.
- espineuse 895
- de grenade 23
- de merveille 257
- de Peru 895
- Pommier 1
- Poncire 34
- Porceleine 561
- Porcerau 872
- Porreau 361
- sauvage 362
- Potiron 906
- Pouliot sauvage 680
- Pourcelaine 561
- Pourpié 561
- sauvage ibid.
- Prele 306
- Primevere 932
- Prune 47
- de buisson 50
- Prunelle 47
- Prunellier ibid.
- Prunier 47
- sauvage 50
- Puliot 680. 671
- Pyment 759
- petir 761
P.
|| [ID01046]
Register der Kräutern in Erantzösischer Sprach.
- Raifort 397
- Raiponce 386
- Raisin de Renard 902
- Rame bouc 652
- Rave 383
- Refort 397
- sauvage 401
- Regalisse 937
- Reglize 637
- Reprise 627
- Resire 832
- Réveille matin des vignes 969
- Reubarbe 460
- de Moynes 459
- Rhapontique 462
- Riglisse 637
- Ris 321
- Riz ibid.
- Romarin 270
- Roquette 406
- petite ibid.
- sauvage ibid.
- Rosage 248
- Rosagine ibid.
- Rose 236
- d’outremer 555
- sauvage 237
- Rosée de soleil 850
- Roseau 309
- Rosier d’Indes 505
- Rosmarin 270
- Rue de Jardin 274
- mur 957
- muraille ibid.
- sauvage 278
- Rusc 116
- SAllade de Chanoine 984
- Sangue Dragon en l’armes 166
- Saffran 357
- bastard 983
- sauvage ibid.
- du Saindal blanc 215
- Saligot 826
- Salmonde 832
- Salsifix 794
- Sanemonde 832
- Sanguinaire 569
- Sanguisorbe grande 871
- petite ibid.
- Sanicle 819
- Sapin 160
- Sariette d’Angleterre 684
- Sassafras 209
- Sauge 674
- franche ibid.
- grande ibid.
- menue ibid.
- molle 743
- petite 674
- Sauvevie 957
- Saux 180
- Savinier 96
- Saxifrage 827
- Scabieuse 823
- Scammonée 971
- Scariole 488
- Scolopendre 782
- Scordion 736
- Scrofulaire 923
- grande ibid.
- Seau du Salomon 808
- Sebeste 53
- Segue 904
- Seigle 320
- Seleri 708
- Sené 281
- Senegrée 533
- Senesson 501
- Seneve 410
- sauvage ibid.
- Serpentaire 604
- Serpentaire d’eau 605
- Serpentine 604
- Serpolet 686
- Serpoulet ibid.
- Sicomore 22
- Signer du Salomon 808
- Siler mountain 692
- Siame 328
- Solsie 976
- Souchet 304
- long ibid.
- rond ibid.
- Soulsie 757
- d’eau 804
- Squille 363
- Squinant 526
- Staphisaigre 978
- Stechados 667
- Storax 148
- du Sucre 310
- Sumach 146
- Sureau 112
- Surelle 451
- Suseau 112
S.
- TAmarin 177
- Tamaris ibid.
- Tanisie 504
- Tartuffe 892
- Teigne de Thym 982
- Terebinthe 89
- Teste de veau 954
- Thym 683
- Til 202
- Tillet ibid.
- Timelée 261
- Tithymale 965
- Thée 204
- Tormentille 862
- Tourne sol 978
- Toute bonne 456
- Treffle 746
- odoriferant 691
- Trimole 171
- Trique madame 914
- Troesne 235
- Trufe 906
- Tuechien 340
- Tulipe 338
T.
|| [ID01047]
Register der Kräutern in Hriechischer Sprach.
- [Greek words] 513
- [Greek words] 513
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 628
- [Greek words] 858
- [Greek words] 200
- [Greek words] 107
- [Greek words] 57
- [Greek words] 403
- [Greek words] 50
- [Greek words] 278
- [Greek words] 298
- [Greek words] 844
- [Greek words] 867
- [Greek words] 837
- [Greek words] 956
- [Greek words] 914
- [Greek words] 914
- [Greek words] 914
- [Greek words] 171
- [Greek words] 300
- [Greek words] 533
- [Greek words] 791
- [Greek words] 579
- [Greek words] 165
- [Greek words] 299
- [Greek words] 474
- [Greek words] 200
- [Greek words] 934
- [Greek words] 769
- [Greek words] 920
- [Greek words] 649
- [Greek words] 642. 649
- [Greek words] 898
- [Greek words] 347
- [Greek words] 936
- [Greek words] 321
- [Greek words] 111
- [Greek words] 557
- [Greek words] 794
- [Greek words] 559
- [Greek words] 969
- [Greek words] 300. 655
- [Greek words] 910
- [Greek words] 471
- [Greek words] 687
- [Greek words] 761
- [Greek words] 718
- [Greek words] 695
- [Greek words] 727
- [Greek words] 727
- [Greek words] 254
- [Greek words] 257
- [Greek words] 117
- [Greek words] 117
- [Greek words] 618
- [Greek words] 567
- [Greek words] 283
- [Greek words] 557
- [Greek words] 954
- [Greek words] 467
- [Greek words] 560
- [Greek words] 914. 969
- [Greek words] 701
- [Greek words] 725
- [Greek words] 510
- [Greek words] 581
- [Greek words] 897
- [Greek words] 699
- [Greek words] 650
- [Greek words] 897
- [Greek words] 954
- [Greek words] 727
- [Greek words] 7. 972
- [Greek words] 926
- [Greek words] 435
- [Greek words] 541
- [Greek words] 93
- [Greek words] 557
- [Greek words] 634
- [Greek words] 450
- [Greek words] 278
- [Greek words] 564
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 605
- [Greek words] 758
- [Greek words] 504
- [Greek words] 450
- [Greek words] 13
- [Greek words] 521
- [Greek words] 730
- [Greek words] 562
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 782
- [Greek words] 944
- [Greek words] 537
- [Greek words] 569
- [Greek words] 546
- [Greek words] 562
- [Greek words] 330
- [Greek words] 645. 648
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 467
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 490. 597
- [Greek words] 659
- [Greek words] 382
A.
- [Greek words] 659
- [Greek words] 144
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 63
- [Greek words] 771
- [Greek words] 740
- [Greek words] 769
- [Greek words] 535
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 96
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 894
- [Greek words] 96
- [Greek words] 265
- [Greek words] 609
- [Greek words] 290
- [Greek words] 755
- [Greek words] 597
- [Greek words] 671
- [Greek words] 465
- [Greek words] 769
- [Greek words] 338
- [Greek words] 321
- [Greek words] 474
- [Greek words] 759
- [Greek words] 761
- [Greek words] 944
- [Greek words] 835
- [Greek words] 533
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 397
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 320
- [Greek words] 934
- [Greek words] 306
- [Greek words] 509
- [Greek words] 96
- [Greek words] 321
- [Greek words] 260. 526
- [Greek words] 924
- [Greek words] 254
- [Greek words]. 321
- T.
- [Greek words] 348
- [Greek words] 729
- [Greek words] 777
- [Greek words] 729
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 631
- [Greek words] 633
- [Greek words] 762
- [Greek words] 762
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 361
- [Greek words] 350
- [Greek words] 583
- [Greek words] 671
- [Greek words] 251
- [Greek words] 637
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- [Greek words] 441
- [Greek words] 697
- [Greek words]
- [Greek words] 569
- [Greek words] 853
- [Greek words] 553
- [Greek words] 589
- [Greek words] 99
- [Greek words] 953
- [Greek words] 557
- [Greek words] 672
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 624
- [Greek words] 640
- [Greek words] 545
- [Greek words] 450
- [Greek words] 80
- [Greek words] 450
- [Greek words] 435
- [Greek words] 604
- [Greek words] 850
- [Greek words] 134
- E.
- [Greek words] 557
- [Greek words] 57
- [Greek words] 160
- [Greek words] 849
- [Greek words] 709
- [Greek words] 301
- [Greek words] 674
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 528
- [Greek words] 875
- [Greek words] 962
- [Greek words] 960
- [Greek words] 473
- [Greek words] 327
- [Greek words] 591
- [Greek words] 301
- [Greek words] 962
- [Greek words] 982
- [Greek words] 564
- [Greek words] 862
- [Greek words] 536
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- [Greek words] 909
- [Greek words] 728
- [Greek words] 535
- [Greek words] 686
- [Greek words] 474
B.
|| [ID01048]
- [Greek words] 872
- [Greek words] 728
- [Greek words] 412
- [Greek words] 304
- [Greek words] 436
- [Greek words] 406
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 74
- [Greek words] 855
- [Greek words] 281
- [Greek words] 866
- [Greek words] 839
- [Greek words] 340. 853
- Z.
- [Greek words] 983
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 317. 721
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 354
- [Greek words] 177
- [Greek words] 350
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 299
- [Greek words] 54
- [Greek words] 535
- H.
- [Greek words] 41???
- [Greek words] 676
- [Greek words] 538
- [Greek words] 293
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- [Greek words] 373
- [Greek words] 549
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 510
- [Greek words] 501
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- [Greek words].
- [Greek words] 679
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- [Greek words] 547
- [Greek words] 46
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- [Greek words] 940
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- [Greek words] 299
- [Greek words] 684
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 261
- [Greek words] 683
- I.
- [Greek words] 222
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 403
- [Greek words] 557
- [Greek words] 492
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 877
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- [Greek words] 772
- [Greek words] 949
- [Greek words] 341
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 447
- [Greek words] 180
- [Greek words] 602
- K.
- [Greek words] 721
- [Greek words] 680
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 757
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 700
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 22
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- [Greek words] 324
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 82
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 483
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 811
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- [Greek words] 746
- [Greek words] 140
- [Greek words] 47
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 572. 579
- [Greek words] 572
- [Greek words] 579
- [Greek words] 572
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 704
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 57
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- [Greek words] 441
- [Greek words] 445
- [Greek words] 441
- [Greek words] 441
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 45
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- [Greek words] 318
- [Greek words] 587
- [Greek words] 332
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 587
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- [Greek words] 359
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- [Greek words] 703
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- [Greek words] 887
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- [Greek words] 304
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 235
- [Greek words] 280
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- [Greek words].
- [Greek words] 751
- [Greek words] 833
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- [Greek words] 541
- [Greek words] 457
- [Greek words] 488
- [Greek words] 829 830
- [Greek words] 441
- [Greek words] 872
- [Greek words] 652
- [Greek words] 624
- [Greek words] 757
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 270
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- [Greek words] 31
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 533
- [Greek words] 200
|| [ID01049]
- [Greek words] 244
- [Greek words] 804
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 954
- [Greek words] 843
- [Greek words] 44
- M.
- [Greek words] 555
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 897
- [Greek words] 716
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 85
- [Greek words] 354
- [Greek words] 852
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 510
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- [Greek words] 310
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- [Greek words] 327
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 741
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 13
- [Greek words] 14
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 882
- [Greek words] 1
- [Greek words] 26
- [Greek words] 38
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 10
- [Greek words] 43
- [Greek words] 1
- [Greek words] 26
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 38
- [Greek words] 10
- [Greek words] 31
- [Greek words] 42
- [Greek words] 31
- [Greek words] 546
- [Greek words] 516
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 84
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- [Greek words] 555
- [Greek words] 367
- [Greek words] 525
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 126
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 627
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 150
- [Greek words] 70
- [Greek words] 941
- [Greek words] 70
- [Greek words] 116
- [Greek words] 116
- [Greek words] 70
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 627
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- N.
- [Greek words] 410
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- [Greek words] 302
- [Greek words] 517
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 31
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- [Greek words].
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- [Greek words] 333
- O.
- [Greek words] 16
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- [Greek words] 16
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 737. 767
- [Greek words] 591
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- [Greek words] 227
- [Greek words] 650
- [Greek words] 451
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 231
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 668
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- [Greek words].
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 274
- [Greek words] 278
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- P.
- [Greek words] 228
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 869
- [Greek words] 23
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- [Greek words].
- [Greek words] 287
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- [Greek words] 310
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 328
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|| [ID01050]
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 888
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 22
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 813
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 816
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 107
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 301
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 526
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] ibid.
- T.
- [Greek words] 84
- [Greek words] 89
- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words].
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words].
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] ibid.
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- [Greek words] 727
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- X.
- [Greek words] 581
- [Greek words] 696
- [Greek words] 115
- [Greek words] 733
- [Greek words] ibid.
- [Greek words] 530. 621
- [Greek words] 639
- [Greek words] 640
- [Greek words] 510
- [Greek words] 72
- [Greek words] 798
- [Greek words] 65
- [Greek words] 263
- [Greek words] 622
- [Greek words] 626
- [Greek words] 307
- [Greek words] 927
- [Greek words] 499
- [Greek words] 508
- [Greek words] 862
- [Greek words] 874
- [Greek words] 467
- [Greek words].
- [Greek words] 141
- [Greek words] 345
- [Greek words] 973
- [Greek words] 673
- [Greek words] 46
- [Greek words] 887
- [Greek words] 800
- [Greek words] 823
- [Greek words].
- [Greek words] 591
|| [ID01051]
Register der Kräutern in Spanischer Sprach.
- ABetö 160
- Abrojo 826
- Abrollo 826
- Abrotano 513
- Acantho 649
- AccareodordeSuenno 889
- Acelga 463
- roxa ibid.
- Acoro 347
- falso 345
- Adelsa 248
- Agrico 628
- Agno casto 200
- Agrimonia 854
- salvage ibid.
- Agrumonia 855
- Aguayaque 695
- Ajo 364
- serpentino 367
- porruno 367. 437
- Alamo blanco 171
- negro 81. 171
- Alazor 983
- Albahaca 591
- montesina 841
- Albarcoque 43
- Alcacer del muro 867
- Alcaravea 700
- Alcapartas 243
- Alcornoque 141
- Alfenna 235
- Alhenna ibid.
- Alfocigo salvage 122
- Alforvas 533
- Alfozigo 121
- Algodon 535
- Alheli 600
- Alhenna 235
- Alholvas 533
- Aliongero negro 640
- Alisma 564
- Aliso 173
- Almaciga 85
- Almea 302
- Almendro 117
- Almendra ibid.
- Almeron 483
- Almez 44
- Almiron 483
- Almoradux 687
- Alosna 659
- montesina ibid.
- Alozna 659
- Alquecangi 889
- Alquetira 652
- Altamissa 758
- Altramuses 547
- Alvarcoque 43
- Amapola 882
- Ambar amarillo 293
- de las enentas ibid.
- Ammi 718
- Ancusa 837
- Anis 699
- Angelica 941
- Anora blance 254
- Apio montesino 707
- Arbol de almaciga 85
- del paradyso 200
- de la trementina 89
- Aristolochia 634
- Aristologia ibid.
- Armuella 467
- montesina ibid.
- Aron 605
- Arquilexios 889
- Arraihan 70
- Arrayan ibid.
- Aroz 322
- Artemisia 758
- Arveja 542
- Assarabacara 521
- Assenicos 659
- Assensios ibid.
- Atarfe 178
- Avellana 129
- Avellano ibid.
- Avena 321
- Axedrea 684
- Axehios 659
- Axenus 725
- Azafran 357. 983
- Azambaf 302
- Azebo 107
- Azebuche 57
- Azedera 451
- Azederilla ibid.
- Azeyruno 57
- Azofeifa 54
- Azuzena 371
- Azumbar montannero 518
A.
- BArba de cabron 593
- cabruna ibid.
- Bardana 936
- menor 938
- Barnasso 930
- Barroja 834
- Belido 609
- Bellorita 786. 932
- mayor 786
- Berros 420
- Berza 441
- crespa ibid.
- agreste 445
- Bexiga de Perro 889
- Biengranada 759
- Bisnaga 583
- Bistorta 802
- Bledos 465
- Bohordo 313
- Bonvaron 501
- Borde o romin 983
- Borraja 835
- Borraza 834
- Box 107
- Branca ursina 649
- Bredos 465
- Bretonica 800
- Brezo 226
- Brionia 254
- Brusco 116
- Buéy 650
B.
- CAbellos o flores del
- thomilho 982
- Cabeza de ternera 955
- Calabaza 572
- Cambron 228
- Camedreos 733
- de atroyos 736
- Camedro 733
- Camfor 152
- Camotes 400
- Campanilla yerva 847
- Canela 186
- Canna 309
- Fistulosa 184
- Cannaheja 723
- Cannahexa ibid.
- Cannamo 793
- Cantuesso 667
- Cantuerca ibid.
- Cardencha 640
- Cardo benedito 639. 645
- corredor 653
- blaco aliongero 639
- morto 501
- negro 640
- penteador ibid.
- pinto 639
- que se come 643
- santo 645
- Carrizo 309
- Castanna 144
- Castanno ibid.
- Cebolla 359
- albarannà 363
- blanca 908
- Cedro 97
- Ceguta 904
- Celidonia 622
- Celiduenna ibid.
- Cenouras 550
- Centeno 320
- Cernajas 480
- Cergnazos 529
- Cevada 318
- Cherivias 549
- Chirimas ibid.
- Ciafas 305
- Cicerchas 536
- Cicheres ibid.
- Cicoria 483
- domestica ibid.
- Cidra 26
- Cidral ibid.
- Cinco en rama 859
- Cirsio 836
- Cinroria 629
- Cipres 92
- Clavo de especias 190
- De girose ibid.
- Coaja de leche yerva 730
- Coco de Indias 125
- Codonero 10
- Cogombro 575
- Cogombrillo amargo 278
- Cohombrillo amargo 278. 581
- Cohombro 575
- Cojon de perrö 375
- Cola de cavallo 307
- de mula ibid.
- Coloquintide 579
- Cominos 702
- montesino 703
- Consuelda mayor 813
- Corazoncillo 796
- Cornejo 45
- Cornicabra 89
- Cornizo 45
- salvage 46
- Coronillo 570
- Correhuela 805
- Corriola ibid.
- Cuinda 75
- Cuindo 74
- Culantrillo de pozo 956
- Culantro 704
C.
- DAtil 63
- Detiene 650
- Diente de Leon 490
- Ditamo 672
- blanco 673
- Doradilla 782
- Dormidera 880
- marina 883
- Draguncia de agua 605
D.
- ELoendro 248
- Empeyne 752. 872
- Encienso 154
- Endibia 488
- Enebro 93
- Eneldo 701
- Entramocos 547
- Enzina 138
- Escabiosa 823
- Escambrones 228
- Escamonea 971
- Esclarimente 293
- Escorzonera 794
- Escudete del rio 779
- Espadaffna henionda 333
- Espantalobos 282
- Esparrago domestica 562
- silvestre ibid.
- agreste ibid.
- Espartio 980
- Espelta 317
- Espigada 926
- Espigasil 519
- Espina alba 642
- Espinacas 455
- Espino de maivelas 231
- Espliego 519
- Estoraque 148
- Estrella yerva 944
- Eufragia 866
E.
- FAbarar 978
- Fasol 545
- Filipendola 767
- Filipodio 975
- Flor de las Indias 624
- du sol 698
- Forviso 261
- Fraxinella 808
- Freno 168
- Fresno ibid.
F.
|| [ID01052]
- GAlbano 696
- Galvano ibid.
- Gallegna 279
- Gamarsa 278
- Gamon 330
- Gamonito ibid.
- Garrovo 82
- Gatara 681
- Gatillo casto 200
- Gatillos 650
- Gattinos ibid.
- Genesta 980
- Gengibre 350
- Gentiana 631
- Gilbadera 116
- Girasol 978
- Giuggiolena 328
- Gordolobo 930
- Grama 298
- Grana 140
- de paradyso 598
- de tintorero 140
- Granada 23
- Granado 23
- Granadero 23
- Gratia di Dios 762
- Guja bella 569
- Guinda 75
- Guindo 74
G.
- HAbarraz 978
- Hamapola 617
- Hava 540
- Haya 143
- Helecho 973
- Heliotropia 978
- Hiel de terra 629
- Higo 17
- del rio golfano 779
- Higuera 17
- de Egypto 22
- del infierno 964
- Hiniesta 980
- Hinoio 716
- porcino 724
- marino 587
- silvestre 516
- Hissopo 666
- Hongo 906
- Hortiga 920
H.
- IAzmin 222
- Incestra 980
- Inola 528
- Joyo 300
- Juncia 304
- avellanada 305
- olorosa 304
- retonda ibid.
- Junco 301
- amacorozado 313
- Jusbarda 116
I.
- LAbata 457
- Lampazo 936
- Larice 163
- Laurel 99
- Lechetrezna 965
- Lecsaha 477
- Lengua cervina 745
- de ciervo ibid
- de cavallo 953
- de cerdoro 564
- de perro 840
- Lenteja 544
- Del aqua 912
- Lhanten 564
- Liga ibid. 246
- Lima 31
- Limon ibid.
- Linaria 958
- Lino 533
- Lirio amarillo 373. 374
- blanco 371
- cardeno 342
- decoro de cielo ibid
- salvage 374
- Litia 246
- Livistico 710
- Llanten 564
- major ibid
- Lombriguera 513
- Lumbriguera 513
- Lupio 260
- Lupulo 260
- Lychnide coronaria 843
- Lysimachia 804
L.
- MAdreselva 249
- Madronno 83
- Magarza 506
- Majorana 687
- Malorquiama 924
- Malpica 417
- Malva 555
- major ibid.
- montesina 559
- Malavisca yerva cannamera 557
- Maluvisco ibid.
- Mandragora 897
- Mandragola ibid.
- Manzana I
- Manzano ibid.
- Manzanilla 510
- Romana ibid
- salvage ibid
- Marmello 10
- Marrubio 739
- negro 740
- Marruvio 739
- Mastuerzo 417
- Matalahuga 699
- Matricaria 506
- Mayas 878
- Mayvera 864
- Mayvere ibid.
- Melon 577
- Membrillo 10
- Mercuriales 474
- Myo 324
- saburro 326
- de sol 791
- Mil en rama 927
- Milhoja 927
- de agua 929
- Mirra 150
- Mirabillas del Paru 830
- Mora 108
- Moral ibid
- Mordedura de diablo 619
- Mostaza 410
- Murojes 618. 910
- Muruges ibid
- Musgo 527
M.
- NAbo 383. 397
- Napello 903
- Narania 31
- Nastuerzo 417
- montesino 403
- Neguilla 725
- Nevada 680
- Nevadera ibid
- Niespera 14
- Niespero 13
- Nogal 122
- Nuez ibid.
- de espacia 126
- muscada ibid
- Nueza blanca 254
N.
- OJo de buey 509
- Olivilla 263
- Olivo 52
- Olmo 176
- Opopanaque 694
- Oregano 668
- Oreja de raton 627. 821
- Orosuz 637
- Ortelana 676
- salvage 677
- crespa 678
- montesina 679
- Ortiga 777. 920
- muerta 777
- Orvale 894
- Oruga 406
- silvestre ibid
O.
- PAganea cera mayor 936
- Palma 62
- Palmatoria 723
- Palo de calanturas 208
- Palomilla 938
- Pampillos 762
- de Dalmatia ibid
- Pan poreino 602
- De puerco ibid
- Paniquero de flor blanco 427
- Panizo 327
- Paparraz 978
- Papavero salvatico 882
- de la biada ibid
- di campo ibid
- Passel 447
- Pastinacas 550. 552
- Palitre 719
- Peonia 789
- Peplide 969
- Pera 7
- Peral ibid
- Peregel de agua 567
- Perexil 705
- de agua 709
- de Jamar 587
- silvestre 989
- montesino 707
- Persego 35
- Pervinca 810
- Perego 38
- Pexiguera 415
- Pie de leon 946
- de liebre 751
- di paloma 762
- Pienso de camello 526
- Pimienta 193
- Pimiento 193. 200. 402
- Pimpinela 869
- major ibid
- Pinillo oloroso 798
- Pino 155
- bermejo 160
- Pirlitero 231
- Pirliritero ibid
- Platano 167
- Poleio 671
- Polio 753
- Polipodio 975
- Politrico 957
- Presera 727
- Prunas 47
- Pruna salvage 50
- Pruno 47
- salvage 50
- Puerro 361
- montesino 362
- Puntera 914
- minima 914
P.
- RAbacas 567
- Ramaca 457
- Rapontico volgar 462
- Ravano 397
- Rayz Rhodia 868
- Regaliza orossuz 637
- Repollo 441
- Retama 980
- Rinchaon 412
- Roble 134
- Robre ibid
- Romaza 457
- Romero 270. 721
- Rosa 236
- albadera 789
- gavanza 236
- perruna ibid
- silvestre ibid
- Rosella 880
- Ruda 274
- de muralla 957
- salvage 278
- Ruivia 728
- Ruyponces 386
R.
- Sabina 96
- Sacuo 11
- Sagorida 68
- Salvia 67
- grande ibd
- menor ibd
- Sambuco, Sambugo 11???
- Sanamunda 60???
- Sauze gatillo 2???
- Sanze 11???
- Scrofularia menor 6???
- Scudetes 9???
- Segurella 68???
- Seleri 708
- Sena 281
- Serpilo 686
- Serpol ibid
- Sarrajas 480
- Serva 16
- del muro 473
- Serval 16
- salvage ibid
- Set en rama 862
- Siempravia mayor 914
- minima ibid
- Siler montesino 692
- Simiente di romero 721
- Sisamo 328
- Smiente de papagayo 983
- Soagen 837
- Sombretera 754
- Spelta 317
- Suelda major 813
S.
|| [ID01053]
- TAmariz 178
- Taragoricia 604
- Tarache 178
- Taray ibid
- Tartago 965
- Teja 202
- Texo 84
- Tomillo salsero 683
- Tornasol 978
- Torongil 741
- Traguncia 604
- Trebol 746
- Trigo 315
- Turma de Tierra 906
T.
- VAladi 350
- Valeriana 521
- Velenno 884
- Velesa 581
- Veleza ibid
- Vellorita 932
- Verangenas 896
- Veratto negro 960
- blanco 962
- Verdolaga 561
- agreste idid
- Verzaperuna 475
- Vezina de rios 926
- Vinna 257
- Violeta 949
- amarilla 772
- Visco 246
- Visnaga 583
- Unna de aquila yerva 587
- De asno 755
- Urtiga muerta 474
- Uva spina 233
- crespina ibid
V.
- YAjo 300
- Yaro 605
- Yeros 546
- Yedra 244
- terrestre 621
- Yetva abejera 741
- artetica 798
- babosa 655
- ballesta 962
- bivorera 839
- de la bivora ibid.
- buena 676
- buena aguda ibid
- cana 581
- cannamera 557
- cidrera 741
- dulce 699
- estrella 569
- estrella montesina ibid
- giganta 649
- de las golondrinas 622
- de pereylos 640
- de las pulgas 769
- de sant Ivan 796
- mora 889
- mora mayor 891
- del muro 473
- viento 614
- Yva artetica 798
- Yervato 724
- Yervatum ibid
- Yezgo 115
- Yojo 300
Y.
- ABete 160
- Abrotono 513
- Femina ibid.
- Acacia 200
- Acanto 649
- Acetosa 451
- Acetosella ibid.
- Aco Moscato 762
- Aconito 898
- Acoro 347
- falso, bastardo 345
- Afaca 597
- Agarico 628
- Agerato 858
- Aglio 364
- de gli orsi 367
- orsirio ibid.
- serpentino ibid.
- Agno casto 200
- Agrifolio 107
- Agrimonia 855
- Albero spinoso 228
- di datteri 62
- Alliaria 437
- Alno 173
- Aloë 655
- Amandola 117
- Amandolo ibid.
- Amaranto giallo 874
- porporino 471
- Ambra gialla 293
- Ambrosia 761
- Amello 944
- Ammi 718
- Ammoniaco 695
- Amperlo 231
- Anagalli 618
- Anagallide ibid.
- Anagiri 283
- Anchusa 837
- Anemorie 614
- Aneto 701
- Anfodillo 330
- Anguria 579
- Angelica 941
- Aniso 699
- Anonide 650
- Anthillide 912
- Antirrino 954
- Antoro 983
- Aparine 727
- Aphaca 541
- Apio acquatico 567. 709
- domestico 705
- paludoso 567
- palustre 709
- montano 707
- Apocino 926
- Aquilegia 624
- Aquileja ibid.
- Arancio 31
- Arbore de gli Patre nostro 61
- Arbuto 83
- Aristolochia 634
- Aristologia ibid.
- Armellina 43
- Armoniaco 695
- Aro, Aron 605
- Arresta bue 650
- Artemista 758
- Articiocco 643
- Asaro 521
- Asclepiade 730
- Asparago coltivato 562
- domestico ibid.
- salvatico 562
- Asperella cordiale 873
- Odorata ibid.
- Asphodelo 330
- Aspleno 782
- Assentio 659
- montano ibid.
- Pontico ibid.
- Romano ibid.
- Affenzio 659
- Assenzo ibid.
- Aster attico 944
- Astragalo 537
- Atanasia 504
- Atriplice 467
- salvatico ibid.
- Attratile 648
- Avellane, avellana, avellano 129
- Avorello 283
- Azarolo 13
A.
- BAlsamina 257
- Bambace 535
- Bambagia ibid.
- Barba di becco 593
- Barbaroschio 930
- Basilico 591
- salvatico 841
- Basso 107
- Beeco di grue de Dalmatia 762
- di grue ibid.
- di oca ibid.
- Bel vedere 948
- Berbena 877
- Betula 175
- Betonica, Bettonica 800
- Bislingua 953
- Bieta 463
- Bietola 463
- rossa ibid.
- Biondella 629
- Bistorta 802
- Blattaria 932
- Blito 465
- Bogaja 231
- Bombace 535
- Bombagia ibid.
- Bonifacia 953
- Bonaga 650
- Borragine 834
- Botri 759
- Borsa di pastore 432
- Bosso 107
- Brache di cueulo 932
- Branca orsina 649
- Di orso ibid.
- Brancorsina 649. 722
- Brionia 254
- Brugna 47
- Bruscandolo 260
- Budella di gallina 910
- Buglossa 835
- Salvatica 839
- Buftalmo 509
- Bugranda 650
B.
- CAccia lepre 499
- Calamandrina 733
- Calamenta 680
- montana 680
- acquatica 680
- Camfora 152
- Camedrio 733
- Camepitio 798
- Camonilla 510
- Romana 511
- Canape 793
- Canella 186
- Canna 309
- Capelli di Venere 956
- Capno chelidonio 940
- Capparo 243
- Cappero ibid
- Capragma 279
- Caprifoglio 249
- Caranti 257
- Carciocco 643
- Carcioffo 643
- Cardamomo 598
- Cardi di panni 640
- Cardo 643
- benedetto, benedito, 645
- santo ibid
- di santa Maria 648
- di nostra donna ibid
- del latte ibid
- Cardoncello 501
- maggiore 502
- Carduo salvatico 648
- Carlina 639
- Caro 700
- Carobe 82
- Carobole ibid
- Carpino 177
- Carvo 700
- Caranti 257
- Cassia 184
- Castagna 144
- Castagno ibid
- Castanaria 475
- Castracane 279
- Cataputia minore 965
- Caucalide 589
- Cavolo 441
- capuccio ibid
- crespo ibid
- liscio ibid
- salvatico 445
- Cavoli siori 441
- Cece, Ceci 536
- Cedro 26. 97
- Cedrone 26
- Cefaglioni 65
- Celidonia maggiore 622
- mezzana 624
- minore 626
- salvatica 624
- Centaurea maggiore 462
- Minore 629
- Centone 910
- Centura 629
- Cepaea 918
- Cerefoglio 581
- Cerfoglio ibid
- Cerinte 792
- Cetrach 782
- Chameleone bianco 639
- nero 640
- Chocolare 36
- Chrysanthemo 508
- Ciano 570
- Cicerbita 480
- gentile 481
- lisua ibid
- fpinosa 480
- Ciclamino 602
- Cicorea 483
- domestica ibid
- salvatica 483
- volgare ibid
- Cicuta 904
- Cimino salvatico 703
- Cinnamomo 186
- Cinoglossa 840
- Cinquefoglio 859
- Ciparisso 92
- Cipero 304
- longo ibid
- rotondo ibid
- Cipolla 395
- canina 878
- di cane ibid
- marina 363
- Cipresso 92
- Ciregie 75
- Ciregio 74
- Cirsio 836
- Ciregiajo ibid
- Ciriegio 74
- Cisto 529
- Citiso 280
- Clinopodio 731
- la Clemaride 811
- Cocomero, cocumero 575
- salvatico 580
- asinino ibid
- Coda di cavalle 307
- Cola o rabo de mula ibid
- Colchico 340
- Coloquintida 579
- Colutea 282
- Comino 702
- Condrilla 499
- Coniella 684
- Consolida maggiore 813
- minore 814
- regale 820
- Conyza 769
- Coperchio della padella 918
- Corallina 924
- Coriandolo 704
- Coriandro ibid
- Corno cervino 569
- Cornio 45
- salvatico 46
- sanguineo, sanguinello ib.
- Coronopo domestico 569
- salvatico ibid
- Correggiola 805
- Costo 353
- Cotogno 10
- Cotone, cottane 535
- Crescione 420
- Crespino 231
- Crespine 480
- Crethamo marino 587
- Critamo ibid
- Crithmo terrestre 587
- Cumino 702
- Curcuma 533
- Cuscuta 981
C.
|| [ID1054]
- DAtteri 63
- Dattero 62
- Dauco 553
- Dentaria minore 952
- Dente di cane 490
- Dineraria 849
- Dossacp 640
- Dittanno bianco 673
- Di Candia 672
- Dolzolini 305
- Dolzolini 305
- Doronico 595
- Draba 435
- Dragone 404
- Dragoncello ibid
- Dragontea 604
D.
- EBulo 115
- Eghelo 283
- Egilopa 300
- Enanthe 767
- Endivia 488
- maggiore ibid
- minore ibid
- Enola 528
- Epatica 752. 872
- Epitimo 982
- Erica 226
- Eringio 653
- Erisimo 412
- Ervo 541. 546
- Ethiopida 934
- Eufragia 866
- Eufrasia 866
- Eupatorio volgare 857
- d’Avicenna ibid
- di Mesue 858
E.
- FAggio 143
- Fagivolo 545
- Falangio 332
- Falari 330
- Farfara 755
- Farfarella ibid
- Farro, farre 317
- Fava 540
- grossa 627
- porcina 884
- Favo scello 626
- Felce 973
- Fele di terra 629
- Fenice 867
- Fenocchio 716
- Ferola 723
- Fico 17
- di Egitto 22
- Ficomoro ibid
- Ficaja, ficajo 17
- Fieno greco 533
- Fien greco ibid
- Filipendula 767
- Finocchio 587. 716
- marino ibid
- porcino 724
- falvatico 516
- Fior d’Adono 560
- Fiore Africano 505
- campestre 570
- di fromerito ibid
- de India 624
- di amore 471
- Indiano 505
- di primavera 932
- maggiore di primavera 786
- minore di primavera ib.
- de tintore 801
- di veluto 471
- Fiore di santo Jacomo 502
- di sole 698
- rancio 757. 976
- d’ogni mese ibid
- Fragolaria 864
- Frangola 81
- Fongi 906
- Foraceso 260
- Formento 315
- Indiano 323
- Formentone 329
- Frassino 168
- Frassinella 808
- Fromento 315
- Fumoterra 938
- Fusano 74
F.
- Galangal 347
- Galbano 696
- Galega 279
- Galio 730
- Galla 136
- Gallinella 910
- Gamba del thimo 982
- Gantelli 854
- Gariofillata 832
- Garofano 600
- indiano 505
- Garofanata 832
- Garofolo 190
- Gattaria 681
- Gelsomino 222
- Genestra 980
- Gengebro, gengevro 350
- Gengiovo ibid
- Genziana 631
- minore 633
- Germandera 733
- Geranio columbino 762
- Gigaro 605
- Giglio azurro 341
- celeste ibid
- bianco 371. 779
- convallio 738
- di acqua 778
- di stagno 779
- giallo 345
- puzzulento 333
- pavonazzo 341
- rosso 374
- salvatico ibid
- Ginebro 93
- Gingidio 583
- Ginocchietto 808
- Gioglio salvatico 867
- Girasole 483. 964
- Giunco 301
- odorato 526
- Gladiolo 354
- Gnafalio 765
- Gomma ammoniaca 695
- Gorgolestro 567
- Gramigna 298
- Grana per li papagalli 983
- Granellosa 914
- Grano 315
- di India 323
- Saraceno 329
- Grani de tintors 140
- di scarlato ibid
- di paradiso 598