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Notizen zur produktiven Rezeption unhandlicher Folianten. Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch und das Theatrum Europaeum
Hans-Joachim Jakob

1. Grimmelshausen und seine Quellen
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In der höchst turbulenten, sowohl von schlimmen Drangsalen als auch von lustigen Schelmenstücken überbordenden Lebensgeschichte des Simplicius Simplicissimus ist sein Aufenthalt in Westfalen eine der wenigen Ruhezonen in der aktionsreichen Handlung. In Lippstadt widmet sich Simplicius der Lektüre von Liebesromanen – namentlich Philip Sidneys Arcadia1 – und setzt die aus dem Roman gewonnenen Erkenntnisse umgehend mit Lippstädter Bürgerstöchtern in die Tat um.2 Auf der anderen Seite freundet er sich mit einem altehrwürdigen Pfarrer an und beleiht fleißig seine Pfarrbibliothek. In schönster selbstreferentieller Manier trifft Simplicius schließlich den Pfarrer an, der in Simplicius’ Histori vom Keuschen Joseph in Egypten aufmerksam liest.3 Der Theologe beargwöhnt denn auch umgehend die farbenfrohe Schilderung der fleischlichen Gelüste von Potiphars Ehefrau Selicha, die Joseph zu verführen versucht – mithin eine Beschreibung, die für einen der Erbauung und der Gottesnähe förderlichen Text wohl kaum als angemessen erscheinen kann. So schließt der Pfarrer nahtlos auf die höchst weltlichen Interessen seines lesewütigen Bekannten, zumal einer am besten auß seinen Schrifften erkennet werde (ST, S. 319). Selichas Begierden hätte er wohl kaum so anschaulich zu Papier bringen können, wenn der Herr nicht selbsten wüste wie einem Buler umbs Hertz ist/ so hätte er dieses Weibs Passiones nicht so wol außführen/ oder vor Augen stellen können (ebd.). Simplicius sieht sich durch die scharfsinnigen Ausführungen seines Gesprächspartners in nicht unwesentliche Bedrängnis gebracht und betont den zutiefst konstruktivistischen Aspekt des Keuschen Joseph: Jch antwortet/ was ich geschrieben hätte/ das wäre mein eigene Erfindung nicht/ sondern hätte es auß andern Büchern extrahirt/ mich umb etwas im Schreiben zu üben (ebd.). Durchaus doppelbödig erscheint diese Verlagerung der Verantwortlichkeit für die Josephs-Historie: Mit einiger Mühe versucht Simplicius seine Autorschaft und die damit verbundenen Kenntnisse erotischer materia abzuschwächen. Andererseits beruft er sich – topisch für die Rechtfertigungsmuster von gelehrten Schriftstellern in der Frühen Neuzeit – auf die unbedingte Autorität seiner Quellen, die idealiter der historia verpflichtet sind und die Selicha-Joseph-Handlung nun einmal so niedergelegt haben und nicht anders.4

Aus welchen Büchern Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen extrahirt hat, als er seine zahlreichen Werke verfertigte, beschäftigt die Grimmelshausen-Forschung seit ihren Anfängen. Bereits Heinrich Kurz weist in seiner kommentierten Ausgabe des Barocksimplicissimus von 1863 auf mögliche Quellen hin – auch auf die berühmte Chronik Theatrum Europaeum (Kurz, S. 437, 444f., 447f., 452-454, 458f.). Weitere spektakuläre Erfolge konnten Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Reihe von Aufsätzen erzielt werden.5 Der Marburger Archivar Gustav Könnecke erforschte zudem jahrzehntelang die Zusammenhänge zwischen dem Leben, dem Werk und den Quellen Grimmelshausens, so dass sein bis heute aufschlussreiches Standardwerk zum Thema in den 1920er Jahren postum von Jan Hendrik Scholte herausgegeben werden musste.6 Vier Jahrzehnte später präsentierte Günther Weydt 1968 die Erträge der seitdem vorgenommenen Quellenforschungen und eine Fülle von Neuentdeckungen auch im Hinblick auf das zeitgenössische astrologische und astronomische Schrifttum.7 Eine chronologische Übersicht über mögliche Bezüge zum Theatrum Europaeum bieten schließlich die mehrhundertseitigen Kommentare der von Dieter Breuer herausgegebenen Grimmelshausen-Ausgabe in der Bibliothek der deutschen Klassiker. Diese Kommentare haben als Basis für alle folgenden Untersuchungsschritte zu gelten.8 Als besonders ertragreich sind hier in erster Linie die Romane Simplicissimus Teutsch9, Courasche10 und Der seltzame Springinsfeld11 anzuführen. In Grimmelshausens Ewig-währendem Calender finden sich ebenfalls vereinzelte mögliche Anknüpfungspunkte an das Theatrum Euopaeum.12 Somit kann Grimmelshausens Werk ein besonders günstiger und für die Barockforschung nahezu einmaliger Status im Hinblick auf die möglichen Einflusslinien zu den dickleibigen Folianten des Theatrum zugesprochen werden. Andererseits stellen Einfluss- und Rezeptionsuntersuchungen zum Theatrum in der bislang eher punktuell zugeschnittenen Forschungslandschaft zur Chronik ein besonderes Desiderat dar. Weitergehende Informationen zu Nutzungs- und Intertextualitätsaspekten des Theatrum Europaeum lassen sich allerdings möglicherweise versteckt in größeren Studien auffinden. Auf anderen Gebieten konnten zumindest Teilergebnisse erzielt werden, die sich in erster Linie auf die Erkenntnisinteressen von Historikern13 und Kunsthistorikern14 beziehen. Aber auch die Kulturwissenschaft allgemein und die Literatur- und Medienwissenschaft haben sich bevorzugt in der jüngsten Zeit immer wieder mit der Chronik befasst.15

Diese – bezogen auf Grimmelshausen – zu Optimismus Anlass gebende Ausgangssituation erhält schon dann einen leichten Dämpfer, wenn man Breuers Kommentarteile zum Simplicissimus, zur Courasche und zum Springinsfeld vergleicht. So weisen die Theatrum-Erwähnungen im simplicianischen Erstling eine eher sporadische, über den ganzen Roman verstreute Präsenz auf. In der Courasche ist die Frequenz schon etwas gesteigert, im Springinsfeld begegnet dem aufmerksamen Kommentarbenutzer das Theatrum Europaeum hingegen auf Schritt und Tritt. Eine Untersuchung der beiden simplicianischen Sprossromane erscheint also weitaus nahe liegender als die des Simplicissimus. Breuers Kommentar verzeichnet für die Sprossromane allerdings durchgängig eine Quellenkonkurrenz zum Theatrum Europaeum. Es ist der Teutsche Florus des Emmericher Historiographen Everhard von Wassenberg, eine Chronik der Kriegstaten der Kaiser Ferdinand II. und III., von 1618 bis, zunächst einmal, zum Jahr des erstmaligen Erscheinens 1639, wonach in den späteren Auflagen die Darstellung ständig um die jüngsten Ereignisse erweitert wurde.16 Die Beweislast für den Teutschen Florus erscheint einigermaßen erdrückend, zumal Arthur Bechtold und Könnecke bereits Anfang des 20. Jahrhunderts umfangreiche Synopsen von Passagen aus der Courasche, dem Springinsfeld und Florus-Stellen vorgelegt haben.17 So scheint es kein Zufall zu sein, dass das Theatrum in der Grimmelshausen-Forschung eine eher beiläufige Existenz in bevorzugt älteren Quellenstudien fristet, während der Florus im vergangenen Jahrzehnt eine regelrechte Neuentdeckung erfuhr. Nicola Kaminski hat die Courasche und den Ernewerten teutschen Florus beide als Pamphlete gelesen, die sich als Spott- und Streitschriften gegen eine vorangegangene Publikation wenden. Courasche polemisiert gegen die Lebensdarstellung ihres ehemaligen Liebhabers Simplicius, im Ernewerten teutschen Florus wird Front gemacht gegen die angebliche Unzuverlässigkeit des Teutschen Florus (Kaminski 2002, S. 95-102; dies. 2004, S. 430-442).

Scheinen die Verifizierung und der Verwendungskontext des Florus für Grimmelshausen also auf der Hand zu liegen, so stellt sich beim Theatrum weitergehend die gravierende Frage des Zugriffs des simplicianischen Autors auf die kiloschweren Folianten. In Grimmelshausens vermutlich nie von größeren Reichtümern geprägten Leben dürfte die Chronik wohl unerschwinglich gewesen sein. Dieses Problem betrifft in den mit vielen gelehrsamen Anspielungen operierenden Texten Grimmelshausens aber keinesfalls exklusiv das Theatrum Europaeum. Günther Weydt spricht in einer Erweiterungsstudie aus dem Jahr 1988 zu seinem Standardwerk von 1968 von einem Gegenwert der zitierten Bücher von 230.000 D-Mark und muss diese Summe in der Folge noch weiter erhöhen (Weydt 1988, S. 340). Die Forschung hat daher die These aufgestellt, dass der simplicianische Autor in einer benachbarten Kloster- oder Adelsbibliothek Zugang zu gelehrten Werken bekommen hat. So hält Breuer in seinem Grimmelshausen-Handbuch fest: Doch hatte er [Grimmelshausen] in der Gaisbacher und in der Renchener Zeit wohl auch in den Bibliotheken der benachbarten Klöster Allerheiligen, Schuttern und Ettenheimmünster Leih- und Lesemöglichkeiten auf immer anspruchsvollerem Niveau, auch die Bibliothek des gleichaltrigen Freiherrn Philipp Hannibal von Schauenburg in Oberkirch kommt in Frage. (Breuer 1999, S. 18)18 So schließt sich – im Rahmen der Konstruktion – der Kreis zum Theatrum Europaeum, wenn der Historiker Gert Dethlefs zum Verbreitungsgrad der schwergewichtigen Publikation vermerkt: Das Werk [das Theatrum Europaeum] ist in fast jeder älteren Fürstenbibliothek, in vielen Adelshäusern und reichsstädtischen Bibliotheken zu finden. (Dethlefs, S. 153) Hatte Grimmelshausen also die Möglichkeit der Benutzung einer oder mehrerer Adels- oder Klosterbibliotheken, dann ist es weitergehend nicht unwahrscheinlich, dass diese Bibliotheken auch Bände des Theatrum enthielten und Grimmelshausen somit Einsicht nehmen konnte.

Unweigerlich verlagert sich hier die gesicherte Quellenforschung zu einer Reihe von – zugegebenermaßen solide begründeten – Thesen. Ist also schon Grimmelshausens Zugriff auf das Theatrum nicht zweifelsfrei rekonstruierbar, so hat die Barockforschung es aus guten Gründen bislang nicht unternommen, Synopsen zwischen dem Theatrum und dem Simplicissimus aufzustellen. Anschauliche Ergebnisse wie z.B. beim Florus und dem Springinsfeld waren nicht zu erwarten.19 Die Zusammenhänge zwischen der mehrbändigen Chronik und dem Pikaro-Erstling sind – wenn sich der Zusammenhang überhaupt herstellen lässt – weitaus subtiler. Sie beziehen sich eher auf einzelne Informationspartikel aus dem im Theatrum Europaeum auffindbaren Faktenwust zum Dreißigjährigen Krieg und sind im Einzelfall genau abzuwägen. Eine derartige methodische Vorsicht ist schon deshalb ratsam, weil Grimmelshausen das Theatrum nie explizit – wie viele andere gelehrte Werke auch nicht – in seinen Texten genannt hat und damit keinen Hinweis auf eine rekonstruierbare Intertextualität bereitgestellt hat. Explizite Erwähnung erfahren z.B. Sidneys Arcadia oder Tomaso GarzonisPiazza universale, wenn im Ewig-währenden Calender der anagrammatisch zu entschlüsselnde Dialog Zonagri Discurs von Waarsagern ins gemein beginnt.20 Somit kann man bei Grimmelshausen im Hinblick auf das Theatrum Europaeum allenfalls von Rezeption reden. Andererseits bleibt die bloße Feststellung von Intertextualitäts- oder Rezeptionsphänomenen unterkomplex, wenn man nicht in einem zweiten Schritt Grimmelshausens Aneignungs- und Verarbeitungsstrategien von fremden Texten erörtert.21 Diese Prämisse sollte auch angesichts der bei Könnecke immer wieder durchscheinenden Kritik am simplicianischen Autor berücksichtigt werden, zumal Könnecke historische Ungenauigkeiten im Simplicissimus seinem Verfasser regelrecht ankreidet und anscheinend keinerlei künstlerische Subjektivität gelten lassen will.

Beim Durchgang durch Breuers Stellenkommentar zum Simplicissimus und ergänzender Hinzuziehung von Könneckes Erwähnungen des Theatrum bieten sich insbesondere sechs Stellen an, die eine nähere Betrachtung besonders lohnenswert erscheinen lassen: 1. Die Schilderung des Gubernators von Hanau im Vergleich mit seinem historischen Vorbild James Ramsay, speziell Simplicius’ ironische Strafpredigt für den Gubernator während einer Hofgesellschaft (ST II, Kap. 11); 2. Die Schlacht bei Wittstock (ST II, Kap. 27); 3. Die Erwähnung der Merode-Brüder (ST IV, Kap. 13); 4. Die Belagerung von Breisach (ST IV, Kap. 14); 5. Das unfreiwillige Bad im Rhein von Simplicius’ gutem Freund Ulrich Herzbruder (ST IV, Kap. 26); und 6. Simplicius’ Überlegungen, einen gesundheitsförderlichen Sauerbrunnen anzulegen und damit zu großem Reichtum zu gelangen (ST V, Kap. 17).

2. Der Gubernator von Hanau
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Nach dem Tod seines frommen Mentors und Lehrers, des Einsiedels, gelangt der junge Simplicius in die Festung Hanau und hat sich umgehend vor dem Gubernator zu verantworten (ST, S. 73).22 Realhistorisches Vorbild für die auftretende Figur ist der schottische Adlige, Heerführer in schwedischen Diensten und von 1634 bis 1638 Gouverneur von Hanau, James Ramsay (1589-1638).23 Es stellt sich heraus, dass der Einsiedel der Schwager des Gubernators war.24 Der literarisierte Gouverneur, der Simplicius nun wie sein eigen Kind halten (ST, S. 83) will, ist in der Folge vielmehr für eine Kette von handfesten Gewalttätigkeiten gegen den simplicianischen Helden verantwortlich. Dabei stellt seine Zurichtung zum Hofnarren, dem sogenannten Hanauer Kalb, den spektakulärsten Angriff auf die körperliche und geistige Gesundheit des Simplicius dar. Darüber hinaus bildet der Gubernator die Spitze der Hanauer Kriegsgesellschaft und ist wie seine Untergebenen hoffnungslos von den Sieben Todsünden infiziert, deren Ausprägung Maßlosigkeit in einer denkwürdigen Bankettsequenz hemmungslos gehuldigt wird (ST I, Kap. 30). Gerade über solche sich eher im privaten Raum abspielenden Vorfälle erfährt man im einschlägigen dritten Band des Theatrum Europaeum wenig.25 Die Informationspartikel zu Ramsay beziehen sich strikt auf militärische Ereignisse wie die, die schließlich zu seiner Inhaftierung 1638 in Dillenburg führten (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 908911). Bei dieser Gelegenheit kann auch gleich ein ansehnlicher Porträtstich des Schotten präsentiert werden (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 910). Bechtold hat allerdings aus der im Theatrum abgedruckten, überaus ausführlichen Hanauische[n] Deduction über deß Ramsays unbefugten Proceduren (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 927932) einzelne Details herauspräpariert, die Grimmelshausen übernommen haben könnte. So zitiert der Gubernator ohne Duldung von Widerspruch den örtlichen Pfarrer zum Frühstück nach dem verheerenden Bankett herbei (ST, S. 125). Auch Ramsay pflog mit der Hanauer Geistlichkeit einen eher direktiven Umgang.26 Kurz darauf äußert sich der Gubernator höchst abfällig über den zur Kontrolle abgesandten schwedischen Feldkriegskommissar: Er [der Gubernator] wünschte/ daß ihm [dem Commissarius] der Teuffel den Hals in tausend Stück brechen/ ehe er in die Vestung käme! (ST, S. 130). Ramsay war laut Deduction für seine despektierlichen Tiraden sowohl gegen seine schwedischen Vorgesetzten als auch gegen andere in- und ausländische Würdenträger berüchtigt.27

Etwas konkreter werden mögliche Bezüge zum Theatrum Europaeum in der Strafpredigt des inzwischen in einen Hofnarren verwandelten Simplicius, der den verblüfften Gubernator über denmüheseeligen und gefährlichen Stand eines Regenten (ST, S. 154) unterrichtet. Die militärische Hierarchiespitze hat für die Eintreibung der Kontributionen zu sorgen und muss ihre Soldateska notgedrungen auf erbarmungslose Beutezüge schicken: Schickest du die Deinige zu solchem End hinauß/ so ist rauben/ plündern/ stelen/ brennen und morden ihre beste Arbeit/ sie haben erst neulich Orb geplündert/ Braunfels eingenommen/ und Staden in die Asche gelegt (ST, S. 155), so der Hofnarr zu seinem Herrn.28 In der Tat sind die kriegerischen Vorgänge aus den Jahren 1634 und 1635 für die drei Orte aus dem Umkreis von Hanau im Theatrum aufgezeichnet. Ramsay und seine Verbände wurden östlich von Hanau aktiv, welche dann etliche viel der Käyserischen niedergemacht/ auch gefangene von ihnen einbracht/ und etwas Beuthen gemacht/ sonderlich in dem Stättlein Urb (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 383). Die Rückeroberung von Braunfels durch verbündete Truppen gestaltet sich ebenso überraschend wie verlustarm, und also dieser Orth ohn verlust einigen Manns/ ausser wolgedachten Herrn Obr. Sattelknechts/ welcher durch den Kopff geschossen/ und der Oberst selbst mit einem grossen Stein/ doch ohn Gefahr/ auff den Kopff geworffen/ wieder erobert worden. (TE 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 404) Die Einnahme von Braunfels ist darüber hinaus zuvor auch der Anlass für das bereits erwähnte Bankett: DEß andern Tags hatte mein Herr seinen Officiern und andern guten Freunden/ eine Fürstliche Gasterey angestellt/ weil er die angenehme Zeitung bekommen/ daß die Seinigen das veste Hauß Braunfels ohne Verlust einigen Manns eingenommen (ST, S. 102). Hier gleichen sich die Formulierungen ungewöhnlich stark: ohn verlust einigen Manns (Theatrum Europaeum), ohne Verlust einigen Manns (Simplicissimus).29 Etwas anders verhält es sich mit Staden. Als Ramsay erfuhr, daß des Obersten Sparren Regiment sich in Staden in der Wetteraw einlosiret, schickte er Truppenkontingente dorthin, welche solche gegen Morgens unversehens überfallen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 458). Im Theatrum ist nicht die Rede davon, dass Staden eingeäschert wurde, wohl aber die beiden Ansiedlungen Eychen und Ostheim (ebd.) – das aber nicht von Ramsays Soldaten (wie von Grimmelshausen angegeben), sondern von feindlichen Truppen, ein Umstand, den Könnecke gewohnt kritisch vermerkt hat.30

3. Die Schlacht bei Wittstock
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In der älteren Forschung galt die anschauliche und mit vielen grausigen Details aufwartende Schilderung der Schlacht bei Wittstock (ST II, Kap. 27) als vorzüglicher Beweis für Grimmelshausens Augenzeugenschaft der blutigen Auseinandersetzung.31 Die Beiträge von Hans Geulen und Walter Holzinger aus den späten 1960er Jahren haben aber gezeigt, dass die Schlachtbeschreibung mit nahezu wortgetreuen Entlehnungen aus der deutschen Übersetzung von Sidneys Arcadia operiert, die im Simplicissimus lediglich eine aktualisierende Einbettung in die militärische Begrifflichkeit des Dreißigjährigen Krieges erfahren hat.32 Die Vergleichspunkte mit dem Theatrum Europaeum sind angesichts der Hauptquelle nur wenige. Simplicius, der gerade als Spion und Schwarzkünstler verdächtigt wird, soll der Folter übergeben werden, die Schlacht rettet ihn: Aber ehe man diesen strengen Process mit mir ins Werck setzte/ geriethen die Banierische den Unserigen in die Haar/ gleich anfänglich kämpfften die Armeen umb den Vorthel/ und gleich darauff umb das schwere Geschütz/ dessen die Unserige stracks verlustigt wurden (ST, S. 215).33 In der Tat ist in dem sehr ausführlichen Wittstock-Bericht im Theatrum die Rede von langwierigen Truppennavigationen der kaiserlichen und der schwedischen Partei, um eine möglichst vorteilhafte Kampfposition zu erlangen: Als solches Ih. Churf. Durchl. zu Sachsen verkundschafft/ haben sie folgenden Tags frühe den 24. Sept. styl. vet. dero Armee an einem ziemlich vortheilhafftigem Orth in eine Schlachtordnung bringen/ die meisten Stücke plantiren/ und etliche Reduyten auffwerffen lassen. (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 708) Darauf folgen ausgedehnte Kampfhandlungen, in deren Verlauf die Artillerie zum Stillstand kommt, wie schließlich bilanziert werden muss. Der kaiserliche Generalleutnant von Hatzfeld habe sich auch erkundigt/ wie es mit ihrer (der Käys. und Chur-Sächs.) Artollerey und Fußvolck bewant: und als von den Generaln der Artollerey berichtet/ daß die Munition-Pferde fast alle entritten/ und dahero alle Artollerey im Feld stehen blieben wäre (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 709; dazu Könnecke, Bd. 1, S. 199f.). Grimmelshausen stellt diesen Vorgang an den Anfang der Schlacht, der laut Theatrum Europaeum viel später geschah.34 Recht unspezifisch erscheint schließlich der Hinweis von Könnecke auf die durch die Schweden am Ende der Schlacht versprengten kaiserlichen Truppen. So konstatiert Simplicius: Die Schwedische Sieger trieben unsere Uberwundene von der Stell/ darauff sie so unglücklich gefochten/ nachdem sie solche zuvor zertrennt hatten/ sie mit ihrer schnellen Verfolgung vollends zerstreuende. (ST, S. 216f.) Das Theatrum berichtet lediglich, dass die Reste der kaiserlichen Infanterie über die Elbe gesetzt wurden, die verbliebene Kavallerie hingegen über die Havel (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 709).35

4. Simplicius als Merode-Bruder
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Simplicius’ Karriere in der Kriegsgesellschaft des 17. Jahrhunderts hat ihre Höhen und Tiefen, dem Aufstieg auf eine bestimmte Position folgt in der Regel kurz- oder mittelfristig der Fall. Seine Entscheidung, sich den sogenannten Merode-Brüdern anzuschließen, dürfte kaum einen Baustein für eine soldatische Erfolgsgeschichte abgeben.36 Recht ausführlich beschreibt Simplicius die marodierenden Kriegsprofiteure, die hordenweise mit den Truppen mitzogen. Sie waren keinerlei militärischer Disziplin oder Gerichtsbarkeit verpflichtet und plünderten und brandschatzten noch vor den Soldaten die Ortschaften am Wegesrand. Gelegentlich wurden die Marodierer von der militärischen Obrigkeit aber auch drakonisch bestraft (ST IV, Kap. 13). An dieser Stelle gewinnt der Zugriff Grimmelshausens auf die Chronik beträchtliche Evidenz, zumal Könnecke teilweise bis in den Wortlaut übereinstimmende Formulierungen aus dem dritten Band des Theatrum Europaeum für das Jahr 1637 dingfest machen konnte (Könnecke, Bd. 1, S. 296). So finden sich im Theatrum die Textelemente von der Armee sich begeben, Stätte und Dörffer gebrandtschätzet, geplündert, die Unterthanen […] ermordet, theils hencken, Rumor-Meister und in den Eysen gehen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 796), allesamt Formulierungen, die bei Grimmelshausen in abgewandelter Reihenfolge wieder auftauchen.37 Die Überlegungen des Erzählers zur weiteren Verwendung der Merode-Brüder und das Ende des Kapitels weisen gewisse Ähnlichkeiten mit dem Abschnittsende im Theatrum Europaeum auf. Laut Chronik greift die Obrigkeit schließlich hart durch, ein paar Merode-Brüder kommen lebend davon: Worauff man den Rädelsführern vorgesetzten Proceß gemacht/ die übrigen/ so nicht also tyrannisiret/ haben in den Eysen gehen/ und an den gefährlichsten Orthen gegen dem Feind schantzen müssen. (ebd.) So überlegt Simplicius, man solle die marodierenden Horden in den Guarnisonen kriegen lernen/ oder gar auff die Galleern schmiden/ wenn sie nit auch zu Fuß im Feld das ihrige thun wolten (ST, S. 399). Seine eigene Karriere als Merode-Bruder und die seiner Genossen nimmt ein ähnliches Ende, als sie von den Weymarischen gefangen werden, also von französischer Seite unter dem Herzog Bernhard von Weimar,38 und wieder reguläre Kriegsarbeit verrichten müssen, denn sie luden uns Mußqueten auff/ und stiessen uns hin und wieder unter die Regimenter (ST, S. 400).

5. Die Belagerung von Breisach
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Unter Weimarischer Regie wird der Militärdienst denn auch weiter fortgesetzt, zumal Simplicius umgehend zur Belagerung von Breisach eingespannt wird. Die Arbeitsbedingungen finden bei ihm wenig Anklang, da ich denn wie andere Mußquetier Tag und Nacht wachen und schantzen muste (ST, S. 401). Auch die Verpflegung während der harten Arbeit ist deutlich verbesserungswürdig: Jm übrigen aber war es lausig bey mir bestellt/ weil je zwo oder drey auffeinander sassen/ der Beutel war läer/ Wein/ Bier und Fleisch ein Rarität/ Aepffel und halb Brod genug mein bestes Wildpret. (ebd.)39 Die mühselige und entbehrungsreiche Verfertigung des Schanzwerks ist im 1638er Abschnitt des Theatrum Europaeum explizit vermerkt: Umb solches desto fertiger ins Werck zu setzen/ hat man an besagten Schantzen Tag und Nacht streng arbeiten müssen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 983; dazu Haselier, S. 355). Die tatsächliche Versorgungslage inner- und außerhalb Breisachs gestaltet sich nach der Schilderung in der Chronik sehr verwickelt, zumal immer wieder Lieferungen abgefangen wurden. Andererseits schien die Lage im Herbst 1638 außerhalb der Festung nicht über die Maßen besorgniserregend zu sein, das Brodt aber war überflüssig/ und kondte man im selben Gäns/ Hüner/ Saltz/ Speck/ Käß/ Eyer/ und dergleichen/ alles umb ein rechten Pfenning bekommen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 983).40 Abgesehen davon sind die unterschiedlichen Phasen in der Belagerung von Breisach sowohl außer- als auch innerhalb der Festungsmauern zu unterscheiden. Mit Könnecke gilt es festzuhalten, dass Simplicius vor den unfassbaren Ereignissen innerhalb der Festung zum Schanzen herangezogen wurde, die Breisach zu einem weithin wahrgenommenen Fanal grausiger, durch die Zwangslage erzwungener, Unmenschlichkeit in Flugblättern und Flugschriften erhob. Darüber legen auch die letzten Seiten der 1638er Abteilung des Theatrum Europaeum beredtes Zeugnis ab. Als Bernhard von Weimar im Dezember 1638 in der gefallenen Festung Nachforschungen zu einigen seiner Soldaten anstellte, die von der Breisacher Garnison gefangen genommen worden waren, musste er feststellen, daß 30. von ihren gefangenen Soldaten zu Brysach im Stockhaus gestorben/ und 8. derselben von den andern ihren Cameraden/ wegen grosser Hungersnoth auffgezehret worden wären TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 1024). Schließlich schwenkt der Textduktus im Theatrum zu dem recht pathetischen Ton eines Lamentos über, das Breisach in Form einer direkten Anrede adressiert und die anthropophagischen Gräuel, die besonders die Zivilbevölkerung betrafen, nochmals explizit herausstellt: Must du nicht auch mit hertzbrechendem Schmertzen erfahren/ daß in einem einigen Tag acht deiner vornehmen Kinder auff einmal verlohren/ und ohne Zweiffel mit hungerigen Zähnen zerrissen worden? (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 1026)41

6. Der vergebliche Befreiungsversuch Breisachs
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Simplicius trifft seinen alten Freund Herzbruder wieder, der als zerlumpter und gesundheitlich schwer angeschlagener Bettler durch die Lande zieht (ST IV, Kap. 26). Seinen elenden Zustand verdankt er seiner Mitwirkung an dem vergeblichen Entsatz, also der Befreiung der wohlbekannten Festung Breisach, im Gegensatz zu Simplicius auf der Seite des Generals Graf Johann von Götz, auch das noch vor den unbeschreiblichen Vorgängen innerhalb der Stadt (dazu grundlegend Landmann). Auf einer Schiffsbrücke kommt es zum erbitterten Kampf mit den Franzosen, bei dem Herzbruder nicht nur angeschossen, sondern auch niedergeschlagen wird, und weil ich fein gekleidet war/ von etlichen in der Furi außgezogen/ und vor todt in Rhein geworffen wurde. (ST, S. 442) Mit Mühe gelangt er an Land und erhält ausgerechnet von etlich Merode-Brüdern (ebd.) erste Hilfe. Die Abfolge von einer mit größter Härte geführten Auseinandersetzung und der in der Folge häufigen Todesursache des Ertrinkens vermerkt auch die 1638er Abteilung des Theatrum Europaeum in ihrem Bericht über die Kampfhandlungen in Breisach (dazu Haselier, S. 356). So seien die Franzosen dermassen hefftig auff die Kayserischen getroffen/ daß sie nicht allein die vorbemelte 400. Götzische Mann/ so auff die Brücken kommen/ alle nieder gemacht und ersäufft/ sondern auch die Schantz wieder an fünff Orthen Mannlich gestürmet/ und erobert. (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 992)42

7. Das Bäderwesen und die Wunderbrunnen
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Schließlich gelangt Simplicius im Mummelsee in das geheimnisvolle Unterwasserreich der Sylphen (ST V, Kap. 12–17). Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die Wassermännlein über alle auch nur denkbaren Aspekte der Hydrologie – auch der überirdischen – ausgezeichnet informiert sind. Auf dem Weg in das Sylphenreich wird Simplicius von seinen wasserfesten Reisebegleitern gefragt, welchen Wunsch er an den Sylphenkönig zu richten gedenke. Daraufhin kündigt Simplicius an, von ihm einen Gesund-Brunnen auff meinen Hof zu begehren/ wie der jenige wäre/ der neulich von sich selbst in Teutschland entsprungen (ST, S. 512). Die Wasserwesen äußern sich dazu skeptisch. In der Tat bekommt Simplicius vom Sylphenkönig aber einen Stein von seltzamen varirenden Farben, den man nur auf den Boden legen muss, um an jeder Stelle eine herrliche Sauerbrunnen-Quell (ST, S. 515) entspringen zu lassen. Auf der Rückreise vom Sylphenreich imaginiert Simplicius in leuchtenden Farben den zukünftigen Sauerbrunnen und eine komplette dazugehörige balneologische Dienstleistungsindustrie, die von ihm koordiniert wird und deren Erträge in seine Tasche fließen, zumal seine oberste Maxime lautet, meinen Gästen/ ob zwar nicht den Rucken/ doch aber ihre Beutel dapffer zu schrepffen. (ST, S. 517)43 Auch im Theatrum Europaeum finden sich immer wieder Hinweise auf jüngst entsprungene Wunderbrunnen, so im von Grimmelshausen bislang genutzten dritten Band auf eine Heilquelle in der Nähe von Kassel.44 Im fünften Band ist sogar eine überaus ausführliche Schilderung mit dem Titel Vom Vrsprung/ Progreß/ und Thaten/ deß wundersamen Heil Brunnens/ so zu Hornhausen entsprungen im Stift Halberstatt (TE, 2. Aufl., Bd. 5, 1651, S. 1079-1082) niedergelegt, die dezidiert den enormen Zustrom an Heilungsbedürftigen vermerkt.45 Andererseits sind die Brunnenabschnitte im Theatrum ein gutes Beispiel für die Grenzen der Quellenforschung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Grimmelshausen das Bäderwesen aus dem regionalen Umfeld seines späteren Lebens, also der Ortenau, gut gekannt hat (Heßelmann 2003, S. 196-198). Der Peterstaler und der Griesbacher Sauerbrunnen spielen in den Werken des simplicianischen Autors immer wieder eine wichtige Rolle gerade als Knotenpunkte, in denen Erzählfäden zusammengeführt werden und sich kreuzen. (Heßelmann 2003, S. 190) Die durchscheinende profunde Kenntnis balneologischer materia kann keineswegs nur aus der kursorischen Lektüre des Theatrum Europaeum stammen. Ist Könnecke zufolge also schon Grimmelshausens Konsultation der Chronik für das Kriegsjahr 1638 zweifelhaft, da der simplicianische Autor für seine Schilderung der kriegerischen Ereignisse auch auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen haben könnte, so gewinnen die Wunderbrunnen von Kassel und Hornhausen allenfalls illustrative Kontur, hingegen wenig oder gar keine Repräsentanz als Quelle.46

So gestaltet sich der Vergleich des Romans mit der Chronik durchaus zwiespältig und liefert keinesfalls ähnlich nachvollziehbare Ergebnisse wie die anderen genannten Untersuchungen zu Grimmelshausens Quellen und seinen eigenen Texten. Die Einflechtung der Informationen aus dem Theatrum hinterlässt einen ausgesprochen beiläufigen Eindruck, der einen nachvollziehbaren Rückbezug zum Chroniktext nahezu vollständig tilgt. Der trockene, in den Schlachtbeschreibungen technokratisch-distanzierte und mit umständlichen Endlossätzen operierende Kanzleistil der Chronik löst sich im Prozess der Aneignung und Verarbeitung vollends im komplexen simplicianischen Erzählverfahren auf. Die narratio perspektiviert und ironisiert das grausame Treiben der Soldateska und das allgegenwärtige Kriegsgeschehen zur conditio humana im Zerrspiegel einer verkehrten Welt.47 Aller narrativen Überformung zum Trotz dürfte die Dignität der historia und mit ihr auch die Autorität des Theatrum Europaeum aber kaum zur Disposition stehen, zumal so spitzfindig wie en passant regionale Scharmützel aus der Kriegschronistik der Jahre 1634 bis 1638 in den Romantext einfließen und damit den Zusammenhang mit der empirischen Realität des Dreißigjährigen Krieges immer wieder beglaubigen. Von beträchtlicher Brisanz bleibt abschließend die Frage, ob Grimmelshausen auf bestimmte Flugblätter und Flugschriften, die als Textbasis für das Theatrum dienten, nicht direkten Zugriff hatte und sich somit mit der Chronik – zumindest im Hinblick auf die im Kleinschrifttum behandelten Ereignisse – gar nicht erst auseinandersetzen musste. Weitergehende Erkenntnisse in dieser Richtung würden es aber erforderlich machen, zunächst genaue Untersuchungen zu den Quellen des Theatrum vorzunehmen.48 So kann das Theatrum Europaeum für Grimmelshausen in erster Linie den Charakter eines Informationshandbuchs gewinnen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

8. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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8.1. Quellen
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  • Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicissimus Teutsch, in: ders.: Werke. Bd. I.1. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt a.M. 1989, S. 9-551. [opac]
  • Matthaeus Merian: Theatrum Europaeum. 21 Bde., Frankfurt a.M. 1633-1738 (ausführliches Siglenverzeichnis). [opac]
  • Philip von Sidney: Arcadia der Gräfin von Pembrock. Frankfurt a.M. 1643 [ND Darmstadt 1971]. [gbv]

8.2. Forschungsliteratur
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  • Astrid Ackermann: Die Erfolgsgeschichte eines "deutschen Helden“. Herzog Bernhard von Weimar (1604-1639) in populären historischen Darstellungen und in der Unterhaltungsliteratur, in: Historisches Jahrbuch 129 (2009), S. 201-229. [opac]
  • Rainer Alsheimer: Art. "Theatrum Europaeum Denckwürdiger Geschichten“, in: Rolf Wilhelm Brednich (Hg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Berlin, New York 2008, Bd. 13, Sp. 471-474.
  • Friedrich Bachmann: Die alten Städtebilder. Ein Verzeichnis der graphischen Ortsansichten von Schedel bis Merian. Leipzig 1939. [opac]
  • Italo Michele Battafarano: Vom polyhistorischen Traktat zur satirischen Romanfiktion. Garzonis Piazza Universale bei Albertinus und Grimmelshausen, in: Ders. (Hg.): Tomaso Garzoni. Polyhistorismus und Interkulturalität in der frühen Neuzeit. Bern [u.a.] 1991, S. 109-124. [opac]
  • Arthur Bechtold: Zur Quellengeschichte der Simplicianischen Schriften, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften 26 (1910), S. 275-303. [opac]
  • Arthur Bechtold:Zur Quellengeschichte des Simplicissimus, in: Euphorion 19 (1912), S. 19-66, 491-546. [opac]
  • Hermann Bingel: Das Theatrum Europaeum. Ein Beitrag zur Publizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Lübeck 1909 [ND Wiesbaden 1969]. [opac]
  • Dieter Breuer: Stellenkommentar [zum Simplicissimus], in: Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Werke. Bd. I.1. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt a.M. 1989, S. 794-984.
  • Dieter Breuer: Stellenkommentar [zur Courasche], in: Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Werke. Bd. I.2. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt a.M. 1992, S. 770-803. [opac]
  • Dieter Breuer: Stellenkommentar [zum Springinsfeld], in: Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Werke. Bd. I.2. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt a.M. 1992, S. 825-871. [opac]
  • Dieter Breuer: Stellenkommentar [zum Wunderbarlichen Vogel-Nest II], in: Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Werke. Bd. I.2. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt a.M. 1992, S. 956-1021. [opac]
  • Dieter Breuer: Stellenkommentar [zum Ewig-währenden Calender], in: Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Werke. Bd. II. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt a.M. 1997, S. 963-987.
  • Dieter Breuer: Der Erzähler Grimmelshausen als Historiker und die Vollkommenheit der Histori, in: Simpliciana XX (1998), S. 37-48. [opac]
  • Dieter Breuer: Grimmelshausen-Handbuch. München 1999. [opac]
  • Dieter Breuer: Grimmelshausen und das Kloster Allerheiligen, in: Simpliciana XXV (2003), S. 143-175. [opac]
  • Gerd Dethlefs: Schauplatz Europa. Das Theatrum Europaeum des Matthaeus Merian als Medium kritischer Öffentlichkeit, in: Klaus Bußmann, Elke Anna Werner (Hg.): ‚Europa‘ im 17. Jahrhundert. Ein politischer Mythos und seine Bilder. Wiesbaden 2004, S. 149-179. [opac]
  • Ulrike Valeria Fuss: Matthaeus Merian der Ältere. Von der lieblichen Landschaft zum Kriegsschauplatz. Frankfurt a.M. [u.a.] 2000. [opac]
  • Ulrike Valeria Fuss: Momentaufnahme und Monumentalansicht. Ein Vergleich zwischen Valentin Wagner und Matthäus Merian d.Ä., in: Holger Thomas Gräf, Helga Meise (Hg.): Valentin Wagner (um 1610-1655). Ein Zeichner im Dreißigjährigen Krieg. Aufsätze und Werkkatalog. Neustadt an der Aisch 2003, S. 173-184. [opac]
  • Guillaume van Gemert: Der Emmericher Historiograph Everhard Wassenberg und seine „Aurifodina“ (1672): Ein Appell an das Reich zur Solidarität mit den bedrängten Niederlanden, in: Rhein-Maas 1 (2010), Bd. 1, S. 65-121. [gbv]
  • Hans Geulen: „Arcadische“ Simpliciana. Zu einer Quelle Grimmelshausens und ihrer strukturellen Bedeutung für seinen Roman, in: Euphorion 63 (1969), S. 426-437. [opac]
  • Holger Thomas Gräf: Die Schrecken des Krieges. Bilder vom Kriege aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges – Jacques Callot, Matthäus Merian und Valentin Wagner, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde N.F. 59 (2001), S. 139-166. [opac]
  • Martin Günther: Zur Quellengeschichte des Simplizissimus, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift X (1922), S. 360-367. [opac]
  • Hermann Hallwich: Art. „Merode: Johann“, in: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde., Leipzig 1875-1912, Bd. 21 (1885[a]), S. 448-451. [opac]
  • Hermann Hallwich:Johann Merode. Ein Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Leipzig 1885[b]. [gbv]
  • Günther Haselier: Geschichte der Stadt Breisach am Rhein. Halbbd. 1. Von den Anfängen bis zum Jahr 1700. Breisach am Rhein 1969. [opac]
  • Peter Heßelmann: Grimmelshausens Stoltzer Melcher und Wassenbergs Frantzösische Gold-Grube: „der Fridens-satten-vnd gern-kriegenden teutschen Jugend zum Meßkram verehret“, in: Simpliciana IX (1987), S. 79-100. [opac]
  • Peter Heßelmann: „Es gung so Kurraschy her!“ – Die Literarisierung der Griesbacher und Peterstaler Sauerbrunnen bei Moscherosch und Grimmelshausen, in: Simpliciana XXV (2003), S. 187-220. [opac]
  • Peter Heßelmann: Zum Judenbild bei Grimmelshausen. Christian Gersons Der Jüden Thalmud (1607), Michael Buchenröders Eilende Messias Juden-Post (1666) und Das wunderbarliche Vogel-Nest II (1675), in: Simpliciana XXVIII (2006), S. 115-134. [opac]
  • Alexander Holland: Johann Friedrich Eosander genannt von Göthe (1669-1728). Anmerkungen zu Karriere und Werk des Architekten, Ingenieurs und Hofmanns am Hof Friedrich I. von Preußen. Weimar 2002. [gbv]
  • Walter Holzinger: Der Abentheurliche Simplicissimus and Sir Philip Sidney’s Arcadia, in: Colloquia Germanica 3 (1969), S. 184-198. [opac]
  • Ariane Jendre: Diplomatie und Feldherrnkunst im Dreißigjährigen Krieg. Herzog Bernhard von Weimar im Spannungsfeld der französischen Reichspolitik 1633-1639. Diss. masch. FU Berlin 1998. [gbv]
  • Nicola Kaminski: Reine des Bohémiens. Politische Utopie und ‚zigeunernde‘ Textur in Grimmelshausens Courasche, in: Simpliciana XXIV (2002), S. 79-121. [gbv]
  • Nicola Kaminski: EX BELLO ARS oder Ursprung der „Deutschen Poeterey“. Heidelberg 2004. [opac]
  • Marion Kintzinger: Chronos und Historia. Studien zur Titelblattikonographie historiographischer Werke vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Wiesbaden 1995. [opac]
  • Gustav Könnecke: Quellen und Forschungen zur Lebensgeschichte Grimmelshausens. Hg. von J.H. Scholte. 2 Bde., Marburg 1926-1928 [ND Hildesheim, New York 1977]. [opac]
  • Heinrich Kurz: Anmerkungen [und Nachträge], in: Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicianische Schriften. Zweiter Theil. Hg. und mit Erläuterungen versehen von Heinrich Kurz. Leipzig 1863, S. 366-463. [gbv]
  • Helmut Lahrkamp: Everhard Wassenberg und Johann von Alpen, die Historiographen des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Köln H. 198 (1995), S. 111-125. [opac]
  • Karl Johann Casimir von Landmann: Art. „Götz: Johann Graf“, in: Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 56 Bde., Leipzig 1875-1912, Bd. 9, S. 510f. [gbv]
  • Herbert Langer, János Dúdas: Die Kämpfe in Ungarn 1684 bis 1686 und die Rückeroberung Budas im Spiegel des „Theatrum Europaeum“, in: Acta Historica 34, H. 1 (1988), S. 17-25.
  • Volker Meid, Peter Heßelmann: Art. „Grimmelshausen, Johann (Hans) Jacob (Christoph) von“, in: Wilhelm Kühlmann (Hg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. Berlin, New York 2009, Bd. 4, S. 428-435. [opac]
  • Christian Meierhofer: Alles neu unter der Sonne. Das Sammelschrifttum der Frühen Neuzeit und die Entstehung der Nachricht. Würzburg 2010. [opac]
  • Max Meißner: Zur Geschichte der Simplicianischen Schriften, in: Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 11 (1907), S. 259-304. [opac]
  • Gerhard Menk: Marburger Archivar und Kulturhistoriker: der Grimmelshausen-Biograph Gustav Könnecke, in: Simpliciana XXV (2003), S. 255-276. [opac]
  • Gerhard Menk: Gustav Könnecke (1845-1920). Ein Leben für das Archivwesen und die Kulturgeschichte. Marburg 2004. [opac]
  • Paul Michel, Rosmarie Zeller: „… auß andern Büchern extrahirt“. Grimmelshausens Schwankvorlagen im Simplicissmus, in: Gabriela Scherer, Beatrice Wehrli (Hg.): Wahrheit und Wort. Festschrift für Rolf Tarot zum 65. Geburtstag. Bern [u.a.] 1996, S. 307-322. [opac]
  • Walter Müller: Hornhausen 1646 – eine kulturgeschichtliche Darstellung vom Badeleben vergangener Tage, in: Zeitschrift für Heimatforschung: Geschichte, Tradition 5 (1996), S. 95-108. [gbv]
  • Daniela Nieden: Matthäus Merian der Jüngere (1621-1687). Göttingen 2002. [opac]
  • Julius Petersen: Grimmelshausens „Teutscher Held“, in: Euphorion 17 (1924), Ergänzungsheft, S. 1-30. [opac]
  • Hubert Rausse: Zur Geschichte des Spanischen Schelmenromans in Deutschland. Münster 1908. [opac]
  • Tamara Rüegger: „… du bedünckest mich vor ein Kalb viel zu verständig zu seyn“. Zur Kunst der Transformation von enzyklopädischen Quellen in Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch, in: Variations 15 (2007), S. 77-91. [gbv]
  • Ernst Samuel: Johann Baner als Ermattungsstratege in den Feldzügen 1634-1639. Gießen 1921. [gbv]
  • Michael Schilling: Bildpublizistik der frühen Neuzeit. Aufgaben und Leistungen des illustrierten Flugblatts in Deutschland bis um 1700. Tübingen 1990. [opac]
  • Michael Schilling: Flugblätter als Wegbereiter Grimmelshausens, in: Simpliciana XXXII (2010), S. 121-135. [opac]
  • Wolfgang Schmale: Das 17. Jahrhundert und die neuere europäische Geschichte, in: Historische Zeitschrift 264 (1997), S. 587-611. [gbv]
  • J.H. Scholte: Zonagri Discurs von Waarsagern. Ein Beitrag zu unserer Kenntnis von Grimmelshausens Arbeitsweise in seinem Ewigwährenden Calender mit besonderer Berücksichtigung des Eingangs des Abentheuerlichen Simplicissimus. Amsterdam 1921. [gbv]
  • Gerhild Scholz Williams: Formen der Aufrichtigkeit. Zeitgeschehen in Wort und Bild im Theatrum Europaeum (1618-1718), in: Claudia Benthien, Steffen Martus (Hg.): Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert. Tübingen 2006, S. 343-373. [opac]
  • Gerhild Scholz Williams: Sensationslust, Tabu und Scham. Öffentlichkeit und Berichterstattung im 17. Jahrhundert: Thurneysser, Pierre de Lancre, Theatrum Europaeum, in: Anja Hesse [et al.] (Hg.): Tabu. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham. Berlin 2009, S. 75-99. [gbv]
  • Helmar Schramm: Kunstkammer – Laboratorium – Bühne im ‚Theatrum Europaeum‘. Zum Wandel des performativen Raums im 17. Jahrhundert, in: ders., Ludger Schwarte, Jan Lazardzig (Hg.): Kunstkammer – Laboratorium – Bühne. Schauplätze des Wissens im 17. Jahrhundert. Berlin, New York 2003, S. 10-34. [opac]
  • Anna Schreurs: Der Vesuvausbruch von 1631, ein Spektakel auf der Weltbühne Europa. Anmerkungen zu Joachim von Sandrarts Beitrag zum Theatrum Europaeum von Matthäus Merian, in: Flemming Schock, Oswald Bauer, Ariane Koller, metaphorik.de (Hg.): Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit. Ordnung und Repräsentation von Wissen. Hannover 2008, S. 305-341, zugleich in metaphorik.de 14 (2008). Hannover 2008, S. 297-332. [opac]
  • Ulrich Stadler: Der einsame Ort. Studien zur Weltabkehr im heroischen Roman. Bern 1971. [opac]
  • Josef Trostler: Zur Quellengeschichte des Simplicissimus, in: Euphorion 21 (1914), S. 695-702. [opac]
  • Silvia Serena Tschopp: Zum Verhältnis von Bildpublizistik und Literatur am Beispiel von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch, in: Dietmar Peil, Michael Schilling, Peter Strohschneider (Hg.): Erkennen und Erinnern in Kunst und Literatur. Kolloquium Reisensburg, 4.-7. Januar 1996. Tübingen 1998, S. 419-436. [opac]
  • Theodor Verweyen: Der polyphone Roman und Grimmelshausens Simplicissimus, in: Simpliciana XII (1990), S. 195-228. [opac]
  • Friedrich Vollhardt: Die interpretatorische Relevanz nichtfiktionaler Elemente in literarischen Texten der Frühen Neuzeit (Grimmelshausen), in: Ursula Peters, Rainer Warning (Hg.): Fiktion und Fiktionalität in den Literaturen des Mittelalters. Jan-Dirk Müller zum 65. Geburtstag. München 2009, S. 243-266. [opac]
  • Ernst Wangerin: Johan Baner, schwedischer Feldmarschall im 30jähr. Kriege. (Geboren 23. Juni 1596, gestorben 10. Mai 1641). Eine biographische Skizze. Teil I. Baners Leben bis zur Landung Gustav Adolfs in Deutschland (1596-1630). Duisburg 1905. [gbv]
  • Richard Maria Werner: Historische und poetische Chronologie bei Grimmelshausen, in: Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 8 (1908), S. 75-112. [gbv]
  • Günther Weydt: Nachahmung und Schöpfung im Barock. Studien um Grimmelshausen. Bern, München 1968. [opac]
  • Günther Weydt: Nochmals zum Schreibort Grimmelshausens – das dreifache Publikum, in: Simpliciana X (1988), S. 331-348. [opac]
  • Günther Weydt, Friedrich Gaede: Der Gubernator: James Ramsay, in: Simpliciana IV/V (1983), S. 123-136. [opac]
  • Lucas Heinrich Wüthrich: Das druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d.Ae. Bd. 3. Die grossen Buchpublikationen I. Hamburg 1993. [opac]
  • Lucas Heinrich Wüthrich: Matthaeus Merian d.Ä. Eine Biographie. Hamburg 2007. [opac]
  • Rosmarie Zeller: Fabula und Historia im Kontext der Gattungspoetik, in: Simpliciana XX (1998), S. 48-62. [opac]
  • Rosmarie Zeller: Simplicius liest die Arcadia – Der Simplicissimus Teutsch zwischen Pikaro-Roman und heroischem Roman. Mit einem Anhang zu den Übersetzungen von Sidneys Arcadia, in: Simpliciana XXVII (2005), S. 77-101. [opac]

1Grimmelshausen, S. 315. – Der Roman wird im Folgenden mit Seitenangabe oder Angabe des jeweiligen Buches (römische Ziffer) und des jeweiligen Kapitels (arabische Ziffer) in runden Klammern zitiert (Sigle ST). – – Für das Theatrum Europaeum wird die digitale Ausgabe der Universitätsbibliothek Augsburg zugrunde gelegt (s. ausführliches Siglenverzeichnis). Bei dem in der Folge behandelten Bd. 3 handelt es sich um die Ausgabe Frankfurt a.M. 1670 (Erstdruck Frankfurt a.M. 1639, Berichtszeitraum 1633-1638), bei Bd. 5 um die Ausgabe Frankfurt a.M. 1651 (Erstdruck Frankfurt a.M. 1647, Berichtszeitraum 1643-1647). Zu den genauen Titelaufnahmen der Bände Wüthrich 1993, zum TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 126-128, zum TE, 2. Aufl., Bd. 5, 1651, S. 130f.
2Zum Lippstädter Lektüreprogramm des Simplicius auch Zeller 2005.
3Grimmelshausen veröffentlichte seinen Keuschen Joseph im Jahre 1666.
4Zu dieser Stelle und den Beglaubigungsstrategien im Keuschen Joseph eindringlich Breuer 1998, S. 37-48; aus jüngster Zeit Vollhardt, S. 244-247.
5Meißner; Werner, S. 79-83, 87, 93f., 99, Anm. 1, 101, 102, Anm. 2, 108, 109, Anm. 1 zum TE (wobei Werner aber keine zwingend notwendige Quellennutzung durch Grimmelshausen annimmt); Bechtold 1910, S. 278, 291f. zum TE; Bechtold 1912, S. 26, 50-54, 511-513 zum TE; Trostler; Günther, und Petersen, zum TE S. 8-11.
6Könnecke, zu möglichen Bezügen zum TE das Stellenverzeichnis im Register von Bd. 2, S. 367, und die Feststellung gleich zu Beginn von Bd. 1: Daneben hat Grimmelshausen als kriegsgeschichtliche Grundlage noch das ‚Theatrum Europaeum‘ benutzt, wie gleichfalls für jeden einzelnen Fall nachgewiesen werden wird. (S. 6) – Zu Könneckes Grimmelshausen-Forschungen Menk 2003; ders. 2004, S. 54-65.
7Weydt 1968, zum TE S. 410f., als Ergänzung Weydt 1988, bes. S. 340-342, zum TE S. 341: Auch vom Theatrum Europaeum, einem vielbändigen Unternehmen, dessen Continuatio III (nach Könnecke) zu Grimmelshausens Schilderung des Dreißigjährigen Krieges beitrug, dürfte nicht nur dieser eine Band zur Verfügung gestanden haben.
8Ähnlich ist die Vorgehensweise von Rüegger. Sie nutzt Breuers Stellenkommentar als Richtschnur für ihre Textbeispiele (Rüegger, S. 78, Anm. 5).
9Breuer 1989, zum TE S. 823, 847, 853, 857, 868, 871, 890, 924, 926, 971f. und 979. – Der Vergleich mit den Stellenangaben im Kommentar von Breuer und den zugrunde gelegten Augsburger Exemplaren des TE ist fallweise nicht deckungsgleich, zumal es sich bei den Digitalisaten um andere Vorlagen handelt als die, die von Breuer zu Rate gezogen wurden. Die späteren Auflagen des TE weisen teilweise andere Paginierungen auf. Dazu die Übersicht von Wüthrich 1993, S. 120.
10Breuer 1992 (Stellenkommentar zur Courasche), zum TE S. 789, 791, 797 und 801.
11Breuer 1992 (Stellenkommentar zum Springinsfeld), zum TE S. 846f., 849-866 und 869.
12Breuer 1997, zum TE S. 972, 976, 981 und 985f. – Eine TE-Quellenzuweisung, die Breuer für den zweiten Teil von Grimmelshausens Wunderbarlichem Vogel-Nest vorgenommen hat – Breuer 1992 (Stellenkommentar zum Wunderbarlichen Vogel-Nest II), S. 991 –, wurde von Peter Heßelmann falsifiziert: In der Forschung wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß der Autor [Grimmelshausen] für den im Frühjahr 1675 erschienenen Roman auf Berichte über das Auftreten und das Schicksal Sabbatai Zwis, des berühmtesten der falschen Messiasse, sowie über das große Freudenfest der Amsterdamer Judengemeinde im Jahr 1666 im zehnten Teil des Theatrum Europaeum zurückgegriffen habe. Zudem wurde dieser Band des Theatrum Europaeum als Indiz angeführt, um die Entstehung des Romans 1673 wahrscheinlich zu machen. Hier ist eine Korrektur angebracht. Der zehnte Teil des Theatrum Europaeum, der die Berichtszeit 1666 bis 1671 umfaßt, ist erstmals 1677 erschienen, also nach Publikation des Vogel-Nest II und nach Grimmelshausens Tod. (Heßelmann 2006, S. 117).
13Als Überblick nach wie vor Bingel, weiterhin Bachmann, S. 34-40; Langer/Dúdas; Kintzinger, S. 67-101; Schmale, S. 588-597; Gräf, S. 145-149,und Dethlefs.
14Kunsthistorisch ausgewiesen sind Wüthrich 1993, S. 113-272, der sich ausführlich mit den Bildbeständen im TE befasst (zur Kritik an Wüthrichs Titelblattbeschreibungen allerdings Dethlefs, S. 169, Anm. 60); Fuss, S. 138-168, 231-236; Holland, S. 112-116 (Eosander als Verleger und das Theatrum Europaeum), und Nieden, S. 276-283 (Verzeichnis der anonymen Blätter von Merian dem Jüngeren im TE); aus jüngerer Zeit Wüthrich 2007, S. 324-336, und Schreurs.
15Den Standpunkt der Theater- und Wissensgeschichte bezieht Schramm; einen knappen Überblick im Sinne der historischen Erzählforschung gibt Alsheimer; literatur- und medienwissenschaftliche Interessen verfolgen Scholz Williams 2006; Scholz Williams 2009, S. 90-95, und Meierhofer, S. 89-118.
16So die Charakterisierung des Teutschen Florus in der neuesten Untersuchung zu Wassenbergs Werken und zur einschlägigen Forschung von van Gemert, S. 100. Van Gemert geht zudem explizit auf den Florus als Quelle Grimmelshausens ein (S. 101) und erwähnt auch die Einflusslinien zwischen Grimmelshausens Flugschrift Der stoltze Melcher und Wassenbergs Aurifodina Gallica, deren deutsche Übersetzung den Titel Frantzösische Gold-Grube/ Denen Römischen Reichs-Ständen eröffnet trug (S. 106, Anm. 219), dazu bereits Heßelmann 1987. – Zum Aspekt der Quellenkonkurrenz der wichtige Hinweis von Lahrkamp, S. 113, Anm. 10: Wassenbergs Florus ist auch von Grimmelshausen für seine Simplicianischen Schriften benutzt worden. Sein Konkurrent war Johann Peter Lotichius, der den 5. Teil des Theatrum Europaeum für 1643-47, Frankfurt 1647, bearbeitete und die Rerum Germanicarum sub Matthia, Ferdinandis II. et III. imp. gestarum libri, Frankfurt 1646 und 1650, verfaßte […]. Ihre wechselseitige Beeinflussung müßte noch untersucht werden.
17Bechtold 1910, S. 278, und die Gegenüberstellung von Textabschnitten aus der Courasche und dem Florus S. 280-284, aus dem Springinsfeld und dem Florus S. 284-291, zum Springinsfeld und dem Ernewerten teutschen Florus hingegen S. 292-298. Ebenfalls mit ausführlichen Präsentationen von Parallelstellen operiert Könnecke, Bd. 1, S. 11-28 (zur Courasche) und S. 29-93 (zum Springinsfeld). Dagegen Zeller 1998, S. 55f., die das TE als wichtige Quelle der Courasche reklamiert.
18Dazu auch die detaillierte Fallstudie von Breuer 2003; ferner Weydt 1988, S. 344: Es bleibt also nichts anderes übrig, als für Grimmelshausen die unmittelbare und andauernde Benutzung einer nächstgelegenen und wohlgesicherten Adelsbibliothek – es kommt vor allem die Schauenburger in Frage – anzunehmen. Aktuell Meid/Heßelmann, S. 429: Später boten wahrscheinlich das nahe Straßburg, die Büchersammlung seines [Grimmelshausens] Arbeitgebers Dr. Küeffer u. die Bibliothek des benachbarten Klosters Allerheiligen Zugang zu Büchern.
19Eindrucksvolle Aufstellungen von Parallelstellen finden sich auch bei Rausse, S. 98-102: aus dem Gusman von Alfarche und aus dem ST, S. 104f.: aus dem Lazarillo de Tormes und aus dem ST; bei Trostler: aus der Lustigen Schaubühne von Erasmus Francisci und aus dem ST; bei Scholte, S. 3f.: aus dem Gusman von Alfarche und dem ST, S. 9-11: aus Tomaso GarzonisPiazza universale und aus Grimmelshausens Ratio Status, S. 17-63: aus der Piazza, dem Gusman und dem Ewig-währenden Calender, S. 119-142: aus der Piazza, dem Gusman und dem ST; bei Günther: aus dem von den Gebrüdern de Bry zusammengestellten Reisewerk Orientalisches Indien, aus Grimmelshausens Continuatio und aus The Isle of Pines von Henry Neville, und wieder bei Rüegger: aus Pierre BoaistuausThéâtre du Monde und dem ST.
20Zu Garzoni wiederum Battafarano.
21Wegweisend bereits Verweyen, S. 198: So bedeutsam die sog. Quellenfrage aber auch immer ist, zur vollen Wirksamkeit kommt sie erst, wenn die literarischen und außerliterarischen Vorgaben nicht nur als Stofflieferant und Materialspender oder als biographisch-bildungsgeschichtliches Zeugnis veranschlagt werden. Vielmehr wären sie zur Geltung zu bringen im Sinne eines Mediums, in dem sich simplicianisches Erzählen realisiert, und im Sinne des ‚verbal-ideologischen‘ Horizonts, auf den sich simplicianisches Erzählen mittels ironischer, parodistischer, travestierender, polemischer oder anderer ‚Intonationen‘ des Vorbehaltes bezieht. In ähnlichem Tenor Michel/Zeller, S. 308: Häufig wird die Verwendung fremder Texte durch Grimmelshausen nur aufgezeigt, ohne daß deren Integration untersucht wird. Aktuell Vollhardt, S. 262: Nimmt man sie [die Quellenforschung] zur Kenntnis, erfährt man viel über Traditions- und Motivgeschichten sowie die Arbeitsweise des Autors (auf seine Entlehnungen aus Garzonis Piazza universale hat Grimmelshausen selbst hingewiesen); beschränkt man sich nicht auf eine synoptische Darstellung der Zitationspraxis, kann nach der Fiktionalisierung des Materials gefragt werden, über die das Verhältnis von literarischer Imagination und dem außerliterarisch Imaginären zu erschließen ist.
22Breuer 1989, S. 823. – Werner glaubt auch kurz vorher mögliche Zusammenhänge zum TE herstellen zu können. Simplicius baut sich aus nicht abgeerntetem Getreide ein Nachtlager, weil es grausam kalt war (ST, S. 69). Laut TE war es Ende 1634 in der Tat ziemlich frostig: Umb diese Zeit ist ein solche Kälte unversehens eingefallen/ und hernach beharrlich angehalten/ daß die Elb (so wol auch andre grosse Wasser) dermassen in 3. Tagen vollends zugangen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 399). Am nächsten Tag gelangt Simplicius in das geplünderte Gelnhausen, dessen desolaten Zustand Werner in die Kriegsereignisse im Hanauer Raum Ende 1634 und Anfang 1635 einordnet (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 394f., S. 402), Werner, S. 79f. Dazu auch Breuer 1989, S. 822.
23Zu Ramsay insbesondere Weydt/Gaede, zu Grimmelshausens potenzieller Nutzung des TE S. 127: Bei Grimmelshausen ist eine synthetische Gestalt entstanden. Der Dichter wird als Flüchtlingskind nach der Zerstörung Gelnhausens den allgewaltigen Beherrscher von Hanau ehrfurchtsvoll wahrgenommen haben. Er muß sich später weitere Kenntnisse über sein Wesen und Wirken aus dem Theatrum Europaeum (und anderen Quellen) verschafft haben.
24Im TE wird tatsächlich der Schwager Ramsays erwähnt, der aber mitnichten ein Dasein als Einsiedler fristete: Jetztgedachter Herr General Wachtmeister Dromond/ soll/ als man schreibet/ deß Herrn General Major Ramsayen/ gewesenen Schwedischen Commendanten in Hanaw/ Schwager seyn (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 919). Dazu Bechtold 1910, S. 53, Anm. 1.
25Im Hinblick auf andere Quellen zu Ramsay auch Weydt/Gaede, S. 125: Aber ob er [Ramsay] zum Beispiel Feste feierte, Orgien zuließ, wie sie sich die prassende Offiziersgesellschaft im Simplicissimus angesichts der hungernden und darbenden Bevölkerung in Hanau erlaubte, wissen wir nicht. – Die katastrophale Versorgungslage der Bevölkerung in der Wetterau wird sowohl im Roman als auch im TE erwähnt. Angesichts der grotesken Mengen an Lebensmitteln während des Banketts beklagt sich Simplicius, dass der arme Lazarus/ den man damit hätte laben können/ in Gestalt vieler 100. vertriebener Wetterauer/ denen der Hunger zu den Augen herauß guckte/ vor unsern Thüren verschmachtete/ weil naut im Schanck war. (ST, S. 107) Die Kriegshandlungen im Hanauer Umkreis führen zu großen Entbehrungen bei den Bauern, und hat solches die Wetteraw schier am härtesten betroffen/ in derer das miserere umb ein gutes grösser/ als das benedicere gewesen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 358). Dazu Werner, S. 82, Anm. 1.
26Bechtold 1912, S. 51. Die entsprechende Stelle ist ein weiterer Beleg für die Hybris, die Ramsay von seinen Gegnern zugemessen wird: So hat er [Ramsay] jedoch Ihr. Gn. in der That und in dem Werck selbsten nicht mehr vor einen Herrn ihrer Statt und deß Landes erkennt/ massen er einsmals den Pfarrherrn der Alten-Statt/ als er selbige zur Mahlzeit beruffen lassen/ zumuthen dörffen vor Ihr. Gn. als regierenden Landherrn/ auff der Cantzel nicht mehr zu bitten/ dieselbe aber ihme darauff geantwortet/ daß Gottes Wort/ ihre Pflichten und Gewissen sie viel ein anders lehreten/ und daß ein solches zuthun zumahl unverantwortlich seye/ inhalts ihrer von sich gegebenen schrifftlichen Attestation/ in Summa sich in allem dergestalt gebähret/ als wäre er der rechte absolute Herr über alles/ I. Gn. aber hingegen sein untergebener Leibeygener. (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 930). – Bechtold datiert die Deduction allerdings fälschlicherweise auf 1636, sie findet sich im TE-Abschnitt zum Jahr 1638.
27Bechtold 1912, S. 51f. Im Tenor der vorangegangenen TE-Stelle: Es wäre dann vielleicht Sache/ daß er General Major [Ramsay] nochmahls auff deren Meynung bestehen wolte/ wie offtmals von ihme gehört worden/ daß er der Cron Schweden seine Dienste resignirt habe/ und keinen Superiorem oder Ober-Herrn mehr erkenne/ deme er Red und Antwort von seinen Actionibus zugeben hätte. Inmassen er General Major/ dann von hohen Potentaten/ insonderheit der Königl. Majestät in Franckreich/ und deroselben vornehmen hohen Ministris, wie auch weyland Herrn Landgraff Wilhelms Fürstl. Gn. wolseliger Gedächtnuß/ und andern (von der Kayserl. Maj. und andern Chur-Fürsten und Ständen/ weil er dieselben vor seine Feind gehalten/ wil man dißmal nichts melden) dermassen schimpff- despectier- und verächtlich offtmals/ mit vieler ehrlicher Leuth Verwunderung/ geredt hat/ daß nicht wohl zuermessen/ ob es auß übertriebenem Stoltz/ Hochmuth und allzu grosser Einbildung von sich selbsten/ oder aber einer Aberwitz und Unvernunfft geschehen sey. (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 931f.).
fn28Breuer 1989, S. 847, zu Braunfels ergänzend S. 829. – Bei der Angabe auf S. 847 irritiert der Stellennachweis aus dem TE in Form von fol. 342, zumal die Chronik mit Seitenzahlen auspaginiert ist.
29Klärend zur historischen Situation Könnecke, Bd. 1, S. 160. – Der Hinweis auf den ähnlichen Wortlaut bereits bei Werner, S. 81f.
30Könnecke, Bd. 1, S. 164. – Als sich Simplicius einigermaßen in der Hanauer Kriegsgesellschaft eingerichtet hat, wird er von kroatischen Reitern entführt (ST II,Kap. 14) und sowohl zu alltäglichen Arbeiten als auch zum Narrenspiel herangezogen, seine neuen, überaus ungehobelten Mitstreiter und Vorgesetzten traktieren ihn mit Grobheiten und Brutalitäten (ST II, Kap. 15). Die Kroaten waren laut TE für ihre Gräueltaten berüchtigt (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 459: Der Kayserisch. vergeblicher Anschlag auff Eschwegen). Dazu Bechtold 1910, S. 54, und zuvor Werner, S. 83.
31Breuer 1989, S. 868. – Als aktuellen Forschungsstand zur Schlacht siehe die Vorträge der Tagung der Grimmelshausen-Gesellschaft Die Schlacht bei Wittstock (1636) und ihre Folgen. Krieg und Frieden im Werk Grimmelshausens und in der Literatur der Frühen Neuzeit vom 1. bis 3. Juli 2011 in Wittstock.
32Zu Grimmelshausen, der Schlacht bei Wittstock und Sidneys Arcadia die Beiträge von Geulen und Holzinger (beide wiederum mit aussagekräftigen Synopsen); außerdem Stadler, S. 89-105, zur Kritik an Könneckes TE-Quellenzuweisung wiederum S. 101f. – Aus jüngerer Zeit Zeller 2005, zur Schlacht bes. S. 87f. – Die Schlachtbeschreibung findet sich bei Sidney, S. 502-516.
33Bei den Banierischen handelt es sich um die schwedischen Truppen unter Johann Baner, Breuer 1989, S. 868. Zu Baner - abgesehen von Untersuchungen aus dem 19. Jahrhundert - Wangerin und Samuel.
34Petersen, S. 9: Grimmelshausen setzt den Kampf ‚um das schwere Geschütz, dessen die Unserige stracks verlustig wurden‘, gleich an den Anfang der Schlacht, während es nach der historischen Darstellung erst bei dem in der Nacht erfolgenden Abzug der Kaiserlichen zurückgelassen wurde […].
35Könnecke, Bd. 1, S. 202. Dagegen auch Petersen, S. 9: ‚Die schwedische Sieger trieben unsere Überwundene von der Stelle, darauf sie so unglücklich gefochten, nachdem sie solche zuvor zertrennt hatten, sie mit ihrer schnellen Verfolgung vollends zerstreuende‘, während nach dem Theatrum Europaeum der nächtliche Rückzug ein geordneter war. – Breuer hat am Ende der Schlacht einen weiteren möglichen, wenn auch zu einer anderen Schlachtbeschreibung gehörigen, Bezugspunkt ausgemacht. Ulrich Herzbruder befiehlt einem Soldaten, Simplicius’ Widersacher, den Profos, mit einer Axt zu todt (ST, S. 217) zu schlagen. Ähnliche Grausamkeiten werden im TE vom Philippsburger Treffen berichtet (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 102). Breuer 1989, S. 868, und Kurz, S. 448. – Direkt im Anschluss an das Wittstock-Kapitel findet sich laut Bechtold eine weitere mögliche Anspielung auf das TE, zumal die Rede von einer Cavalcada mit einer starcken Parthey in Westphalen (ST, S. 219) ist, die sich auf eine ähnliche Schilderung in der Chronik beziehen könnte (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 810). Dazu Bechtold 1912, S. 511. Breuer kommentiert die Erwähnung des Graf von der Wahl als Befehlshaber einer Cavalcada durchs Stifft Münster gegen der Vecht/ Meppen/ Lingen (ST, S. 271) aber erst an späterer Stelle, Breuer 1989, S. 890.
36Breuer 1989, S. 924: Gemeint sind vermutlich die plündernd umherstreifenden (marodierenden) Mannschaftsreste (Fußsoldaten) vom Regiment des schwedischen Obristen Werner von Merode, das 1635 meuterte und sich in führerlose Haufen auflöste, nicht die Truppen des kaiserlichen Generals und Reiterführers Johann II. Graf von Merode (1589-1633). In der älteren Forschung wurde der Zusammenhang noch über Johann von Merode hergestellt, dazu Hallwich 1885 [a], S. 451: Wol nur die häufige Entlassung vieler von ihm [von Merode] kaum geworbener wallonischer Söldner, besonders in den Jahren 1627-29, trug ihm im Volksmund durch ein Wortspiel mit dem viel älteren Wortspiel ‚Maraŭd‘ den Namen eines Vaters der ‚Merodebrüder‘ ein. Ausführlicher ders. 1885 [b], S. 14-16.
37Die entsprechenden Formulierungen im ST: unter der Armee herumb streicht (ST, S. 398), Rumormeister, eiserne Silbergeschirr, auffhencken, Dorff […] verbrennt wird (ST, S. 399), plündern (ST, S. 399f.), nider machen (ST, S. 400).>
38Zu Bernhard von Weimar – abgesehen von zahlreichen Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert – Jendre, zur Belagerung Breisachs etwa S. 204-216, 321-324; zum Weimar-Mythos hingegen eindringlich Ackermann.
39Breuer 1989, S. 926: Die Hungersnot bei der Belagerung von Breisach, die bis zum Kannibalismus führte, ist in Flugblatt und Kriegschronik (z.B. im Theatrum Europaeum III 927-931) der Jahre 1638/39 eindringlich dargestellt worden. – Zur Belagerung ausführlich Haselier, S. 352-370.
40Könnecke vermutet hinter der Kritik an der Verpflegung in erster Linie dramaturgische Gründe: Aber Grimmelshausen braucht das Hungerleiden vor Breisach im Romane als treibendes Motiv, um seinem Helden den Abzug aus den Schanzgräben erwünscht erscheinen zu lassen.Könnecke, Bd. 1, S. 301, dort auch zu der einschlägigen TE-Stelle. Dazu zuvor Werner, S. 93, Anm. 3: Er [Simplicius] gedenkt seiner harten Arbeit, des Schanzens bei Tag und Nacht (Theatr. Europ. III, 983a), aber auch der Not, was mit der Schilderung im Theatr. Europ. III, 983f. nicht stimmt.
41Auch bereits bestattete Leichen dienten als Nahrung: Must du nicht mit blutthränenden Augen ansehen/ daß die todten Cörper/ so schon etliche Tag in der Erden vergraben gelegen/ wiederumb herauß gescharret/ auffgeschnitten/ und ihre inwendige Gedärme weggefressen worden? (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 1026) – Zu dieser TE-Stelle und den möglicherweise ausgewerteten Flugschriften Haselier, S. 362-364.
42Dazu Könnecke, Bd. 1, S. 305f. Er plädiert an dieser Stelle für Grimmelshausens eigenes Erleben der geschilderten Vorgänge. Die Repräsentanz des 1638er Abschnitts aus dem Theatrum Europaeum schätzt er ohnehin als gering ein: Es hat sich schon wiederholt herausgestellt, daß Grimmelshausen bei Erzählung oder Erwähnung geschichtlicher Ereignisse das ‚Theatrum Europaeum‘ herbeigezogen hat, jedoch für die Geschichte des Jahres 1638 hat er es nur selten, vielleicht auch gar nicht benutzt. (S. 307) – Dagegen Haselier, S. 370: Vielmehr ist anzunehmen, daß Grimmelshausen die Vorkommnisse jener Tage aus dem 3. Band des Theatrum Europaeum kannte und mit dichterischer Phantasie und Freiheit den ‚Herzbruder‘ in jenen Kampf hineinstellte.
43Zu dieser Stelle im werk-, biographie- und diskursgeschichtlichen Kontext Heßelmann 2003, S. 193f.
44Breuer 1989, S. 971, und Kurz, S. 458. So notiert das TE: Umb diese Zeit ist in Hessen drey Meyl von Cassel zwischen Netz und Böhne ein neuer Wunderbrunnen entsprungen (TE, 3. Aufl., Bd. 3, 1670, S. 81), der umgehend drei an Lähmungen leidende Menschen und einen Blinden geheilt habe.
45Breuer 1989, S. 972. Zum Wunderbrunnen von Hornhausen im TE Müller, bes. S. 95f., 98f., Fuss 2000, S. 173-177, und Scholz Williams 2006, S. 357f.
46Auch im weiteren Verlauf des Romans sind einzelne Entlehnungen aus dem TE denkbar. Simplicius gelangt schließlich nach Moskau und bekommt vom Zaren den Auftrag, eine Pulvermühle zu bauen. Da fallen die Tataren ins Land ein, weilen sich die Tartarn bereits vier Meilen weit auff 100 000. Pferd starck befanden (ST, S. 537). Der fünfte Band des TE berichtet von tatarischen Angriffen (etwa TE, 2. Aufl., Bd. 5, 1651, S. 1193f.). Breuer 1989, S. 979, und Werner, S. 102, Anm. 2.
47Aufschlussreich wäre in diesem Zusammenhang ein Vergleich der eher emotionslosen und deskriptiven Gewaltdarstellung im TE mit den unterschiedlichen narrativen Näherungs- und Distanzierungsmodi gewalttätiger Interaktion im ST. Als aktuellen Forschungsstand Bd. XXXI (2009) der Simpliciana, insbesondere die Beiträge von Thomas Kossert (S. 75-84), Rüdiger Zymner (S. 85-97), Matthias Bauer (S. 99-126), Andreas Merzhäuser (S. 127-141), Michael Kaiser (S. 183-208) und Dirk Niefanger (S. 209-225).
48Zu den möglichen Berührungspunkten Grimmelshausens mit der Tagespublizistik Tschopp; aktuell Schilling 2010; zur Verwendung von Flugblättern im TE wiederum Schilling 1990, S. 123-125.
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