Artikel
Zitieren: http://diglib.hab.de/ebooks/ed000081/id/ebooks_ed000081_05/start.htm

‚Gustav Adolf’ und der ‚Vesuvausbruch’: Darstellungsstrategien in Merians Theatrum Europaeum am Beispiel von inszenierten Landschaften des Jahres 1631
Anna Schreurs-Morét

1. Beitrag
[arrow up]

Dieser Beitrag bringt zwei Gedanken zusammen, die die Autorin bereits an anderer Stelle publiziert hat: Mit dem Kupferstich des Vesuvausbruchs, für den der deutsche Maler Joachim von Sandrart den Entwurf lieferte, beschäftigte sie sich in dem Aufsatz „Der Vesuvausbruch von 1631, ein Spektakel auf der Weltbühne Europa. Anmerkungen zu Joachim von Sandrarts Beitrag zum Theatrum Europaeum von Matthäus Merian“, 2008; den weltoffenen Ideen des Publikationsprogramms im Verlagshaus Merian widmete sie einen Beitrag mit dem Thema: „Den Leser ‚aus dem Käfig befreien’ - Frankfurts kosmopolitischer Blickwinkel. Zu den Publikationen des Verlagshauses Matthäus Merians“, 2010. In diesem Aufsatz werden die Ansätze der früheren Beiträge resümiert, aufgenommen und als Grundlage für weiterführende Ergebnisse ausgewertet.

Abbildung
Abb. 1: Hinrichtung der Aufständigen von Fidenae, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 2. Teil. Frankfurt a.M. 1630, S. 101.
Inmitten einer Gruppe römischer Soldaten findet ein Gemetzel statt (Abb. 1). Kein Kampf, keine Schlacht, sondern eine Hinrichtung: Die vornehmsten Stadtväter der latinischen Stadt Fidenae, die zum Aufruhr gegen die junge römische Republik aufgerufen hatten, ließ der Bürgermeister Roms „auff den Marckt führen/ entblössen/…/ und mit der Axt enthaupten“ (Gottfried, Chronik, Bd. 2, 1630, S. 101). Vor dem Hintergrund römischer Prachtbauten ist die nach vollbrachter Tat erhobene Axt ebenso eindrücklich ins Bild gesetzt wie die vom Leib getrennten Köpfe und der Schwall des Blutes. Es ist keine Abbildung aus dem Theatrum Europaeum, die hier den Einstieg in das Thema bieten soll, sondern eine aus der umfangreichen Weltchronik von Johann Ludwig Gottfried, die das Verlagshaus Merian zwischen 1629-1634 gewissermaßen als Vorläufer desselben herausbrachte. Eine kurze Betrachtung der Abbildungen darin soll als vorbereitende Folie für die Beschäftigung mit den inszenierten, und so gänzlich anderen Darstellungen von Kriegsgeschehnissen und spektakulären Ereignissen im Theatrum Europaeum dienen.

Abbildung
Abb. 2: Frontispiz und Titelblatt, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik 1674 [Ed princeps 1629].
Gottfrieds Historische Chronik (Historischer Chronica oder Beschreibung der Fürnemsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt biß auff das Jahr Christi 1619, siehe Abb. 2), die in acht Bänden die Weltgeschichte von der Schöpfung bis zur Gegenwart umfasste, enthält 329 Kupferillustrationen, fast alle von der Hand Matthäus Merians (Wüthrich 1993b, S. 63). Die Szenen, die sich noch heute oft in Geschichtsbüchern wiederfinden, führen meist die dramatische Kernszene eines historischen Geschehens anschaulich vor Augen. Ob es die Ermordung des französischen Königs Heinrich IV. 1610 in seiner königlichen Karosse ist (Abb. 3) oder der Aufstand der Delfter Frauen 1616 gegen die Binnenzoll-Politik des Stadtrats (Abb. 4), stets werden alle Beschreibungen des Textes, und auch kleine Details, aufgenommen: Beim Beispiel des Mordes in Paris ist die enge, zudem wegen der Menschenmenge schwer befahrbare Gasse ebenso einprägsam dargestellt wie die unachtsamen Edelleute und der unbemerkt hervorgetretene, also hier isoliert stehende Königsmörder Ravaillac. Bei den Frauen in Delft vermittelt der Stich deren Rage und Empörung, zeigt aber auch die im Text erwähnte blaue Fahne („so von einem Schurz-Tuch gemacht war“, Gottfried, Chronik, Bd. 8, 1634, S. 1177) und den schwer drangsalierten Zollmeister.

Abbildung
Abb. 3 u. 4: Links: Ermordung des französischen Königs Heinrich IV. 1610, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 8. Teil. Frankfurt a.M. 1634, S. 1110. Rechts: Aufstand der Delfter Frauen 1616, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 8. Teil. Frankfurt a.M. 1634, S. 1178.

Das enge Verhältnis von ‚Text’ und Bild’ in Gottfrieds Chronik erlaubt dem Leser einen direkten Vergleich dieser beiden Darstellungsmedien: Entsprechen sie sich im Detailreichtum und in der Lebendigkeit der Schilderung, verleihen die Illustrationen doch gleichzeitig dem Geschehen eine Dramatisierung, die die Lektüre des Textes alleine nicht erreichen würde. Das Beispiel der geköpften Bürger von Fidenae mag dies vor Augen führen (Abb. 1).

Abbildung
Abb. 5: Große Niederlage der Sarazenen (998), aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 5. Teil. Frankfurt a.M. 1631, S. 495.
Vor allem bei den Darstellungen von Schlachten ist zu erkennen, dass die historischen Figuren in den Vordergrund gerückt sind. Die Darstellung orientiert sich eng am Text und rückt das Geschehen sehr nah an den Betrachter heran. Bei der sogenannten „Großen Niederlage der Sarazenen (998)“ (Abb. 5) befindet sich der Leser/Betrachter in nächster Nähe zur militärischen Aktion, er flankiert die Reiter unter dem Kommando des spanischen Königs Bermudo II. von Leon beim Angriff gegen die Truppen des umayyadischen Herrschers Almansor und beobachtet direkt dessen Untergang.1

Abbildung
Abb. 6: Ermordung Wallensteins 1634, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1639, Tafel 7.

Diese eindrucksvolle und suggestive Nahsicht, die Fokussierung auf die Hauptakteure, begegnet uns nun in den insgesamt 720 Kupfertafeln des Theatrum Europaeum nur noch in seltenen Ausnahmefällen, zu denen selbstverständlich die hochberühmte und vielfach reproduzierte Szene mit der Ermordung Wallensteins im Februar 1634 gehört, der wir als Leser des dritten Bandes des Theatrum Europaeum sehr direkt beiwohnen (Abb. 6). Diese in hohem Maße textgebundenen szenischen Darstellungen stellen aber rare Einzelfälle dar, betrachtet man die Illustrationen der umfangreichen Jahrhundertchronik im Ganzen. Es dominieren die Portraits (693 insgesamt, siehe Wüthrich 1993b, S. 117) – hier gezeigt dasjenige des schwedischen Königs Gustav Adolf II. (Abb. 7).

Abbildung
Abb. 7: König Gustav Adolf II., aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633, nach „An den Leser“, unpag.
Daneben sind dem Text zahlreiche Karten (z.B. „Europa“, Abb. 8) und einige großformatige Stadtlandschaften beigefügt, die sich durch ihren ‚distanzierten Blick’ grundlegend von den Abbildungen in Gottfrieds Chronik unterscheiden.
Abbildung
Abb. 8: Europa, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633.
Damit wären wir beim Herzstück dieses Beitrags angekommen: erörtert werden sollen hier zwei ‚Landschaften’, bei denen das historische Ereignis stark in den Hintergrund geraten ist. Beide befinden sich im zweiten Band des Theatrum Europaeum, jenem Band also, der den Zeitraum von 1629 bis 1633 behandelt. Trug dieser in der ersten Auflage von 1633 noch den Titel Historische Chronick Oder Warhaffste Beschreibung aller vornehmen und denckwürdigen Geschichten … (Abb. 9), so änderte sich der Titel in der zweiten Auflage von 1637, indem der Reihentitel Theatrum Europaeum nun vorangestellt wurde: Theatri Europaei, Das ist: Historischer Chronick / Oder Warhaffter Beschreibung aller fürnehmen und denckwürdigen Geschichten… (Abb. 10).

Abbildung
Abb. 9: Frontispiz und Titelblatt, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633.
Abbildung
Abb. 10: Titelblatt, aus: TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637. [Exemplar der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Schulenb. Gc 24:1].

Betrachten wir den „Einzug des Königs Gustav Adolf in Frankfurt“ darin genauer (Abb. 11): Überschrieben ist die Szene recht ausführlich mit dem Titel: „Contrafactur der Statt Franckfurt am Main. Und wie Königl. May. Zu Schweden Daselbst mit ihrer Armee ein und Durchgezogen. Den 17 Novem. 1631.“ Der Kupferstich befindet sich seit der ersten Ausgabe des Bandes von 1633 in allen weiteren Ausgaben (1637, 1646, 1679). Der Text schildert den historischen Sachverhalt präzise. Nachdem der schwedische König in einer Art Drohgebärde mit der ganzen Armee zu Wasser und zu Land am Mittwoch, den 16. November in der Gegend von Offenbach angelangt war „unnd die Statt den Ernst und die große Macht/ welcher sich zu widersetzen sie nicht bastant were/“ erkannte, erklärte sie sich bereit, der Majestät freien Durchzug zu gewähren. „Auff solches ist der König den 17. Novembris mit 74 Fahnen zu Fuß unnd 45 Corner Reutern neben vielen Stücken Geschütz unnd andern Kriegsbereitschafften in schöner Ordnung durch Sachsenhausen über die Maynbrücken mitten durch die Statt/ und zum Bockenheimer Thor wider hinauß auff Höchst zu marchiret. Ihre Mayest. haben sich im durchreiten überauß Heroisch und sehr freundlich gegen der Bürgerschafft/ mit entblöstem Haupt erzeiget/ also daß die Freund- und Leutseeligkeit dieses tapfern Heldens nicht genugsamb zu rühmen unnd zubeschreiben unnd männiglichen sich ab seiner Ankunfft erfrewete.“ (TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, S. 448).

Abbildung
Abb. 11: Einzug Gustav Adolfs in Frankfurt, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633, nach S. 448.

Der Text widmet sich jenem Moment im Dreißigjährigen Krieg, an dem sich Gustav Adolf nach dem Sieg seiner Truppen in der Schlacht bei Breidenfeld gegen das kaiserliche Heer unter Tilly (17.9.1631) in das Kernland des Reiches, das Rhein-Main-Gebiet, begab. Zunächst waren die führenden Kreise Frankfurts dem Begehren der schwedischen Abgesandten, eine Besatzung einzulagern, mit Ablehnung begegnet, denn auch alle kaiserlichen Versuche zur Einlagerung von Truppen hatte man abgewehrt. Doch Drohungen von Seiten der Wetterau und Hessen-Kassels, die mit Schweden verbündet waren, hatten Erfolg: Die Schweden zogen Ende November 1631 in die Stadt ein und lagerten eine Garnison in Sachsenhausen ein (Koller, S. 5).

In der Darstellung verbindet sich das Geschehnis des Einzuges nun mit einem Stadtportrait von besonderer Qualität und Schönheit. Vor den Hügeln des Taunus erstreckt sich die Stadt zu beiden Seiten des Mains. Der Blick führt über die Stadtmauern Sachsenhausens und über die alte Brücke hin zur mächtigen Stiftskirche St. Bartholomäus. Zahlreiche der Türme und Kirchen der Stadt, ebenso wie die kleinen Orte in den nahen Hügeln, sind nicht nur detailgenau gezeichnet, sondern zudem durch Ziffern und Legende exakt bestimmt. Der erhöhte Standpunkt des Betrachters rückt jedoch auch den Zug der schwedischen Soldaten in geraume Distanz. Dem Text gemäß sind sie in „schöner Ordnung“ dargestellt, die Schiffe auf dem Main deuten auf die „große Macht“ der militärischen Präsenz (TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, S. 448). Doch der tapfere Held Gustav Adolf selbst? Heroisch und sehr freundlich, mit bloßem Haupt in Leutseligkeit mit den Frankfurtern hätte ihn eine Darstellung in Gottfrieds Chronik wohl in Nahsicht vor Augen geführt. In der Theatrum-Darstellung dieses für die Geschichte der Stadt Frankfurt dramatischen Ereignisses hingegen muss der Protagonist geradezu mit der Lupe gesucht werden. Immerhin weist die Legende ihn mit der Nr. 1 aus, so dass Gustav Adolf in den langen Reihen der Soldaten zu finden ist (Abb. 12).

Abbildung
Abb. 12: König Gustav Adolf zu Pferde, Detail aus: Einzug König Gustav Adolfs in Frankfurt (siehe Abb. 11).
Ganz offensichtlich war es hier nicht der fokussierte Blick auf den Helden, sondern die Perspektive seines Wirkens, die anschaulich gemacht werden soll: Zum Zeitpunkt der Entstehung des Kupferstichs 1633 wurden die schwedischen Truppen als siegreiche Macht im weltpolitischen Geschehen wahrgenommen: Gustav Adolf selbst hatte sich nach kurzem Aufenthalt im Rhein-Main-Gebiet wieder Richtung Süddeutschland bewegt, wo seine Truppen in den ersten Monaten des folgenden Jahres 1632 Bayern besetzten (Koller, S. 6). Die Schlacht bei Lützen am 17.11. endete siegreich für die Schweden, doch kam der schwedische König auf dem Schlachtfeld um. Erst 1634 sollte der neue Regent – Reichskanzler Axel Oxenstjerna - mit den schwedischen Truppen in der Schlacht von Nördlingen (am 6.9.) gegen das spanische und das kaiserliche Heer unter Bernhard von Weimar und Feldmarschall Horn unterliegen (Koller, S. 6).

Der auch im Text als friedvoll und ruhig geschilderte Einzug findet seine Entsprechung in der landschaftlichen Inszenierung der Stadt Frankfurt. Kleine Wolken markieren die Salutschüsse, die man den Belagerern entgegenbringt. In der Darstellung der Truppen der Schweden dominiert die Lust am Ornament der Ordonnanz. Zwar sind im Vordergrund einige Kanonen auszumachen, doch gruppiert sich die Menge der Soldaten in graphischen Blöcken und in so großer Distanz, dass keine einzelne Waffe auszumachen ist. Dieses positive Bild einer Besatzung entspricht den Aussagen im Text einige Seiten weiter: „Hingegen wolten auch Ihre Mayestat die Statt nicht lassen/ sondern dieselbe jederzeit schützen und schirmen…“ (TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, S. 450). Die Darstellung zeigt eine unversehrte Stadt mit all ihren Wahrzeichen, die in Kunst und Kultur unter der Obhut und dem Schutz des schwedischen Königs blüht. Für Merian als Protestant gingen die Vorteile der königlich-schwedischen Besetzung der Stadt wohl noch weiter: Als protestantische Macht verwirklichten die Schweden dort „die eigentliche Vollendung der Reformation“ – so Wilhelm Bingsohn (S. 25), d.h. eine weitere Durchsetzung ihrer Rechte (Wettengl, S. 20). Die Verlagsunternehmen, vor allem dasjenige von Merian, und die protestantischen Drucker und Verleger profitierten davon, dass zwischen 1631 und 1635 Produktion und Verkauf von Büchern nicht mehr durch die Zensur beeinträchtigt wurden.

Sowohl der Protagonist der Darstellung, Gustav Adolf, als auch das Geschehen selbst treten in der Wahrnehmung in den Hintergrund. Damit wird gerade die geschützte und in der Schönheit all ihrer Monumente gezeigte Stadt Frankfurt zum wesentlichen Bildinhalt des Einzugsgeschehens: Durch die Besatzung und den König, der verspricht, die Stadt jederzeit zu schützen und zu schirmen, kann sie unversehrt und unbehelligt bleiben. So die Perspektive von 1633. Die Geschichte nahm einen anderen Verlauf, doch dies würde hier zu weit führen. (dazu Schreurs 2006, S. 30). Fassen wir zusammen: In der Darstellung des Einzugs von Gustav Adolf mit seinen Truppen betont die friedliche Stadtvedute die positiven Wirkungen der Besetzung durch den schwedischen König. Gleichzeitig überblenden sich aber auch die verschiedenen Interessen des Verlegers, nämlich ein historisches und ein geographisch-topographisches, das sich bei den späteren Publikationen des Verlagshauses ganz in den Vordergrund schieben wird. Die Ansicht der Stadt, die Merian in aller Schönheit, mit Liebe zum Detail und unter Berücksichtigung aller Wahrzeichen darstellt, wird den Zerstörungen des Krieges entgegengehalten. In seinen topographischen Ansichten bewahrt er ihr Bild auch über eine – durch kämpferische Geschehen verursachte – Veränderung der Stadtgestalt hinausgehend für künftige Zeiten. Indem Merian dem Leser die Schönheit der unversehrten Städte vor Augen führt, nimmt er indirekt auch zu dem zerstörerischen Kriegsgeschehen Stellung. Dass er durch die Vielzahl der topographischen Illustrationen außerdem, ebenso wie grundsätzlich durch das parallele Angebot von Text und Bild, möglichst viele verschiedene Leser erreichen möchte, steht außer Frage. In jedem Fall bedienen die Illustrationen dabei hier viel weniger als in der Historischen Chronik die Lust am Spektakulären und sogar Grausamen. Eher zielen sie darauf, die Kenntnisse des Lesers zu mehren und seinen Horizont – im wahrsten Sinne des Wortes – zu erweitern.

Diese fehlende Lust am Spektakulären und der betont nüchterne Zugriff zeigen sich noch deutlicher bei unserem zweiten Beispiel, der Darstellung des Vesuvausbruchs von 1631 (Abb. 13).

Abbildung
Abb. 13: Der Vesuvausbruch von 1631, aus: TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, nach S. 490.
Die Abbildung sticht aus den übrigen Kupferstichen des Theatrum Europaeum insofern heraus, als in den meisten anderen historische Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges dargestellt sind. Sie befindet sich im gleichen Band wie der „Einzug Gustav Adolfs in Frankfurt“, demjenigen also, der die Zeit von 1629 bis 1633 behandelt. Der Stich lässt sich allerdings erst ab der zweiten Ausgabe des Bandes von 1637 nachweisen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der Maler Joachim von Sandrart, der die Zeichnung für den Kupferstich lieferte, kehrte 1635 aus Italien nach Frankfurt zurück. Als Freund Merians überließ er ihm einige seiner Zeichnungen, die in Rom und Süditalien entstanden waren. Die Zeichnung des Vesuvausbruchs kam dem Verleger gerade recht, um ihn in die zweite Ausgabe seines zweiten Theatrum-Bandes, in dem das spektakuläre Naturschauspiel und dessen Auswirkungen beschrieben wurden, aufzunehmen.

Seine dramatische, an Details reichhaltige Schilderung des Vesuvausbruchs von 1631 wird in dem Band von 1637 also von einem ganzseitigen Kupferstich begleitet. Die Überschrift des Blattes weist darauf hin, dass der Künstler die „Warhaffte Contrafactur des Bergs Vesuvij, und desselbigen Brandt […] nach dem leben gezeichnet“ habe (TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, S. 493). Der Kupferstich ist als Panoramasicht entwickelt: Aus nordwestlicher Richtung erblickt man vom äußersten Rande Neapels den Vesuv sowie in weiter Ferne die vom Ausbruch betroffenen Städte. Der Vordergrund wird von den Ufern des Flusses Sebeto und der dominanten Ponte della Maddalena (von Sandrart in der Legende irrtümlich als „Brücke(n) la Nunciata“ bezeichnet) bestimmt. Im Hintergrund vollzieht sich ein Naturschauspiel ersten Ranges vor den Augen des Betrachters: Gewaltige Wolkenformationen bekrönen den brennenden Berg mit den hoch auflodernden Flammen. Doch sind die Hänge des Berges und der Bildvordergrund nicht wirklich von der Katastrophe geprägt: Bei dem Zug von Menschen, die sich mit beladenen Eseln vom Ort des Geschehens weg bewegen, soll es sich wohl um fliehende, um ihr Leben, Leib und Gut ringende Menschen handeln. Doch zunächst erscheinen sie wie Reisende oder Händler, die ohne Eile ihren Weg hinter sich bringen. Das Pärchen im ruhigen Wortwechsel rechts und die Bauern, die ihr Vieh in Richtung Vesuv treiben links, entdramatisieren das Bildgeschehen erheblich. Statt eines ‚Katastrophen’-Bildes zeigt die Darstellung einen Vulkanausbruch, der sich innerhalb einer idyllischen Landschaft vollzieht und sich klassischer visueller Topoi bedient (Koppenleitner, S. 178f.). Die Legende verstärkt diesen Eindruck, indem sie nüchtern auf topographische Gegebenheiten hinweist: die schneebedeckten Gipfel in Richtung Apulien (Buchstabe K.) und die Weinberge mit Zitronen-, Granat- und Pomeranzenbäumen (Buchstabe L.) an den fruchtbaren Hängen des Vesuvs. Hier zeigt sich eine Parallele zum Text, der seine Schilderung der Ereignisse mit dem Hinweis auf die schönen Städtlein und Dörfer beginnt: „Sehr reich unnd überflüssig von Weinwachs unnd herrlichen Früchten/ als Citronen/ Limonen/ Pomeranzen/ Mandeln/ Datteln und andern edlen Gewächsen/ also daß es gleichsamb für ein irdisches Paradeyß geachtet worden.“ (TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, S. 491)

Doch folgt darauf eine ausführliche Schilderung des Vulkanausbruchs, die an drastischen Aussagen über Zerstörung, Verzweiflung und Leid nicht spart. Eindrücklich werden die Bußprozessionen geschildert. Darin formierten sich Menschen („Manns- und Weibspersonen in unsäglicher Anzahl“) barfüßig zu langen Reihen, sie tragen Säcke in Art von Mönchskutten, Totenköpfe oder Gebeine ihrer Vorfahren in den Händen, Dornenkronen auf dem Haar, schwere Steine um den Hals, große Kreuze auf dem Rücken, sie geißeln sich selbst. Auch andere zeitgenössische Quellen, darunter Hieronymus Welsch in seiner Warhafftige Reiß-Beschreibung, auß eigener Erfahrung, von Teutschland, Kroatien, Italien, denen Insuln Sicilia, Maltha, Sardinia … von ihme selbst beschrieben und verfertigt (S. 81) berichten von dieser Form der öffentlichen Bußfertigkeit, die in sogenannten Geißler-Prozessionen ihren Ausdruck fand (Richter, S. 56). Merians Bericht endet mit dem Hinweis auf die Ausmaße der Schäden. Ganze Ortschaften sind „dem Erdreich gleich gemacht“, Brände breiten sich aus, der Text spart nicht an Drastik: „So hat man auch etliche Stück von schwarzer verbrandter/ löchericht und truckener Matery gefunden/ welches man vor Menschenfleisch gehalten.“ (TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, S. 493).

Abbildung
Abb. 14: Darstellung des Vesuvausbruchs von 1631. Deutsches Flugblatt, Augsburg 1631/32. Verleger Daniel Manasser, aus: W. Harms: Deutsche illustrierte Flugblätter. I, 213, IP 16, S. 439.
Von all dem ist in dem Kupferstich nichts zu sehen (Abb. 13). In keiner Weise steigert er die Dramatik des Textes oder reflektiert sie auch nur. Dies erstaunt auch, wenn man die Illustrationen jener Flugblätter hinzuzieht, die bereits kurz nach dem Ausbruch den deutschen Leser über die Katastrophe in Kenntnis setzten und Merian als Text-Quelle dienten: In einem Augsburger Flugblatt beispielsweise, das bereits um die Jahreswende 1631/32 gedruckt worden war (Abb. 14), stehen die Beobachter auf Balkonen weit entfernt vom Ort des Geschehens. Als Repoussoirfiguren vertreten sie die Weltöffentlichkeit, an die sich das Flugblatt wendet. In einer merkwürdigen Zoomsicht ist dabei das Geschehen des Ausbruchs derart nahe herangerückt, dass die fliehenden Personen und Toten deutlich zu erkennen sind. Der Ausbruch des Vesuvs erscheint hier mit den überdimensionierten, geschleuderten Felsbrocken wie eine bedrohliche Explosion des gesamten Berges (ausführlicher Schreurs 2008, S. 314ff.). Der Kupferstich nach der Zeichnung Sandrarts verzichtet völlig auf diese Dramatik. Eher fordert er zur leidenschaftslosen Sicht der Dinge auf. Die Eruption erweist sich als ein faszinierendes Naturschauspiel. Deutlich ist das Interesse zudem in Richtung einer topographischen Erfassung der Landschaft verlagert. Ganz ähnlich hatte Martin Opitz in seiner großen Kriegsdichtung Vesuvius (1633), die der Naturkatastrophe von 1631 in Italien gewidmet ist, den Vulkanausbruch aus der Perspektive des grausamen Ereignisses befreit und den Blick hin zu einer Betrachtung geführt, bei der die positiven Auswirkungen der vulkanischen Landschaft aufgezeigt werden (Opitz, S. 67) und die Katastrophe als naturgegeben ihre Schrecken verliert: „Ist dann nun umb und an/ So vieler Felder Grund mit Schwefel angedünget/ Wie kann es anders seyn als dass er etwas bringet/ Was die Natur ihn heißt?“ (Opitz, S. 68). Fast lakonisch führt der Dichter weiter aus, dass es keinen Unterschied mache, ob der Mensch durch einen Vulkanausbruch oder auf andere Weise zu Tode komme, da er doch unter der Erde landen werde: „Jedoch was ist es mehr ob mich ein Mensch begräbt/ Er/ oder die Natur? Ob ich in wenig Erde/ Geleget/ oder ja in viel verschorzen werde?/ Meynst du/ Campanien sey nur ein Orth der Noth?/ So weit du sehen kanst/ mein Freund/ da wohnt der Todt?/ Dein Vesu[v]ius ist hier. Der Leib der Seele Wagen/ Der Kercker den der Mensch muß an dem Halse tragen/ […] Was soll die Erde thun? Wir kommen doch hinein/ Wiewol wir auff ihr sind. Was darff mich diß bewegen/ Ob ich sie/ oder sie sich selbst mir auff wird legen?“ (Opitz, S. 78). Subtil eröffnet Opitz dem Leser, dass nicht der von der Natur herbeigeführte Vulkanausbruch, sondern der vom Mensch veranlasste, in Europa wütende Krieg die eigentliche und bereits eingetretene Katastrophe darstellt (hierzu weiterführend Zittel, der eine neue Lesart des Gedichtes vorschlägt).

Wie aber ist die starke Divergenz zwischen ‚Text und Bild’ zu erklären? Im Vorwort zum Theatrum Europaeum erklärt Merian, dass der Text die zeitgenössischen Ereignisse wahrhaftig wiedergeben soll: „Erstlich [möchte] die Erzehlung der Geschichten an sich selbst auff den vesten Grundt der unlaugbaren blossen Warheit/ welche die einige Substanz und Seel der Historien ist/ fundirt werden“ (Merian in: TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, Vorwort, unpag.; siehe auch Scholz Williams, S. 345). Die Kupferstiche seien zur Ausschmückung und Zierde, ja auch zur „Belustigung“ des Lesers hinzugefügt worden (Merian in: TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, Vorwort, unpag.). In der Tat zielten zahlreiche Stiche auf die höhere Attraktivität der Bände, die zu einem wahren Verkaufsschlager wurden (Scholz Williams, S. 345). Durch Text und Bild konnte Merian aber vor allem verschiedensten Leserinteressen genügen. So konnte der ‚Text’ das Gleis des emotional aufgeladenen Augenzeugenberichtes wählen und gleichzeitig – mit dem Ziel, eine große Bandbreite an Lesern zu gewinnen – ganz unterschiedliche Ansprüche bedienen: die Lust an Ausdeutungen prophetischer Art, ein humanistisches, ein historisches und ein geographisches Interesse sowie die Neugier auf wissenschaftliche Erklärungsmodelle der Naturphänomene. In der Art eines Potpourris wird vieles angeschnitten, das eigentlich unvereinbar, doch unkommentiert nebeneinander steht. Der Kupferstich richtete sich zudem an den späthumanistischen, gelehrten Leser, dem Berichte von Vulkanausbrüchen antiker Autoren ebenso bekannt waren wie die Schilderungen der idyllischen süditalienischen Landschaft mit ihren Schauplätzen mythologischer Geschichten. Die Behandlung des ‚Vesuvausbruchs’ in Text und Bild ist damit exemplarisch für Merians Konzeption des Theatrum Europaeum, in dem er möglichst viele Perspektiven und Deutungsmöglichkeiten unter einen Hut zu bekommen sucht, ohne jeweils einen Blickwinkel zu stark herauszukehren. So wird zwar im Text immer wieder auf biblische Katastrophen angespielt; eine explizite Mahnung des Menschen, den Ausbruch oder auch andere Wunderzeichen als Warnung Gottes zu deuten, bleibt aber aus. Was den Kupferstich angeht, so demonstriert dessen mehrfache Wiederverwendung seine Bandbreite – ursprünglich gedacht als ‚wahrhafte’ Darstellung einer Katastrophe innerhalb einer historischen Chronik wurde er zur Landschaftsvedute in späteren topographischen Publikationen. Merian selbst publizierte ihn ein zweites Mal 1640 in Martin ZeillersItinerarium Italiae nov-antiquae oder/ Raiß-Beschreibung durch Italien (nach S. 174, vor einer Landkarte des „Regno di Napoli“). Ein Nachstich in leicht veränderter Form fand schließlich Eingang in den monumentalen Band Nouveau theatre d’Italie, den der gleichnamige Sohn des berühmten Kartographen und Kupferstechers Joan Blaeu 1704 in Amsterdam herausbrachte (Abb. 15).

Abbildung
Abb. 15: „Vesuvius Mons“ gestochen von Pierre Mortier, aus: Joan Blaeu: Nouveau theatre d’ Italie. Amsterdam 1704, Tafel 9.
Ohne die Überschrift wird der Inhalt auf die geographischen Aussagen reduziert: Zu sehen ist der „Vesuvius Mons“, dessen Ausbruch nicht mehr als europabewegende Katastrophe, sondern viel eher wie ein bloßes Erkennungszeichen für den süditalienischen Berg erscheint.

Kommen wir abschließend zurück auf den Wandel vom dramatischen Zoombild, bei dem das Hauptgeschehen oder der wesentliche Protagonist in Nahsicht gezeigt wird, zum distanzierten Weitwinkel, der bei allen Schlachten, Spektakeln und Katastrophen eine ruhige Überschaulandschaft vor Augen führt (Abb. 16).

Abbildung
Abb. 16: Gegenüberstellung „König Gustav Adolfs Einzug in Frankfurt“ und „König Bermudos Angriff der Saraszenen“ (Abb. 5 und Abb. 11).
Dieser Weg führte bei Merian von den Icones Biblicae, der Bilderbibel, mit Illustrationen im Stile der Gottfriedschen Chronik, über die Chronik selbst [ab 1629], hin zum Theatrum Europaeum [ab 1633], in dem sich die Wende zu den topographischen, vom Geschehen abgerückten Darstellungen andeutet. Er führt weiter zu seinem Hauptwerk, der Topographia Germaniae ab 1642. Doch zwischen dem Theatrum und der Topographia lag die Herausgabe noch eines weiteren Werks, in dem – so vermute ich – der Schlüssel für den Weg zum distanzierten Blickwinkel und zum weiten Horizont gefunden werden kann:

Abbildung
Abb. 17: Frontispiz und Titelblatt, aus: J. L. Gottfried: Newe Archontologia Cosmica. Frankfurt a.M. 1646.
Abbildung
Abb. 18 u. 19: Oben: Matthäus Merian: Jerusalem, aus: Archontologia cosmica. 2. Buch. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 12. Unten: Matthäus Merian: „Constantinopolitana Urbis effigies ad vivum expressa MDCXXXV“, aus: Archontologia cosmica. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 630.
In der Newe Archontologia Cosmica publizierte Merian 1638 einen von Johann Ludwig Gottfried ins Deutsche übersetzten Text des französischen Gelehrten Pierre d’Avity, nämlich eine Beschreibung „aller Kayserthumben, Königreichen und Republiken der gantzen Welt“ (Abb. 17). In dieser Herrschergeschichte werden alle Territorien der damals bekannten Welt mit ihrem Klima, den politischen Institutionen, dem militärischen Aufbau, den wirtschaftlichen Ressourcen und dem religiösen Leben abgehandelt (hierzu ausführlicher Schreurs 2010, S. 243ff.). Dem ursprünglich nicht illustrierten Band fügte Merian eine Vielzahl von topographischen Ansichten und Landschaften hinzu, die sich von Ausgabe zu Ausgabe immer weiter steigerten, von anfänglich 59 Stichen auf bis zu 200 Abbildungen in der letzen Ausgabe. Die Städtebilder, u.a. von Jerusalem (Abb. 18), Konstantinopel (Abb. 19) sowie die Karten, u.a. von Moskau (Abb. 20) und Amerika (Abb. 21) sind es, die die weltumspannenden Ziele des Verlegers bekunden. Hinzu kam schließlich das von Sandrart entworfene Frontispiz (Abb. 22): Es zeigt die auf der Weltkugel thronende Personifikation der Europa, umgeben von den Verkörperungen der anderen bekannten Erdteile, Asia, Africa und America, die durch ihre Nacktheit als heidnische ‚Wilde’ charakterisiert werden. Die deutliche Herrschaftspose der Europa entspricht der Vorrangigkeit, die dem eigenen Kontinent in allen frühen Darstellungen der Erdteilallegorien zukam, wobei der europäische Primat durch das Christentum als der einzig wahren Religion - auch in Abgrenzung der westlichen Länder von der islamischen Kultur - begründet wurde (Poeschel, S. 274).

Abbildung
Abb. 20: Matthäus Merian: „Moscva“, aus: Archontologia cosmica. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 284.

Abbildung
Abb. 21: Matthäus Merian: Karte von America, aus: Archontologia cosmica. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 304.
Das umfangreiche Vorwort der Archontologia kommt einer Abhandlung über die Bedeutung der kosmographischen Studien gleich, die deutlich theologisch fundiert ist. Dominant sind darin zudem die Metaphern aus der Feder des flämischen Philosophen Justus Lipsius, der mit seiner programmatischen Schrift De Constantia (1584) die stoischen Gedanken Senecas vielen Gelehrten und zahlreichen Künstlern des 17. Jahrhunderts nahegebracht hatte. Vor allem für die der konfessionellen Streitigkeiten müden Gebildeten im Norden Europas hatte diese Schrift das Fundament für eine neue Geisteshaltung, den sogenannten Neostoizismus dargestellt. Die ausharrende Constantia, die Unveränderlichkeit des allein durch die Vernunft gesteuerten Willens, galt dabei als höchste Form der Tugend. Der unpathetische Blick und der weite Horizont manifestieren sich in bester Weise in dem berühmten, von Lipsius seiner Zeit vermittelten Zitat Senecas (Naturales quaestiones, I, 8f.), nach dem jeder Streit um die Ländergrenzen lächerlich ist, wenn man die Welt mit größerer Distanz betrachtet: „Meinst du das diß wenige/ das zwischen diesen Bergen und Wassern ist/ das Vatterland sey? Du irrest weit: die ganze Welt ist unser Vatterland/ wo auch nur Menschen sein unnd wohnen mögen. Der Socrates hat vorzeiten/ als ihn einer gefraget/ wo er zu Haus horte/ gar herrlich geantwortet: In der Welt. Dann ein gros und auffgericht Gemüte lesset sich in diesen geringen Grenzen/ so der Wahn gezogen/ nicht einschliessen/ sondern begreifft mit den Gedancken unnd Sinnen diese ganze Welt/ als wenn sie ihm zugehörete und sein eigen were.“ (Lipsius/ Ed. Viritius 1601, Fol. 23v).

Abbildung
Abb. 22: Frontispiz nach Zeichnung von Joachim von Sandrart, aus: J. L. Gottfried: Newe Archontologia cosmica. Frankfurt a.M. 1638/1646.
Als Ziel der Archontologia Cosmica beschreiben die Herausgeber die Darlegung der Welt in ihrer Mannigfaltigkeit als Spiegel Gottes (Gottfried 1646, unpag. Vorwort, S. 4). Zur wahren Tugend und zur echten Weisheit komme der Mensch nur durch die Beschäftigung mit dem gesamten Kosmos: „Wer nun recht weiß/ klug und verständig werden will/ der muß sich umb andere Völcker und Leute Zungen und Sprachen/ Gesetze und Recht/ Sitten und Tugenden/ eyfferig annehmen/ dieselbe zu erforschen.“ (Gottfried 1646, unpag. Vorwort, S. 6) Im Folgenden widmet sich der Text den Gefahren, die der Welt durch verschiedene Typen der Borniertheit drohen: Ein erster Typus interessiere sich nur für sich selbst (Gottfried 1646, unpag. Vorwort, S. 7), ein zweiter zeige nur am eigenen Land Interesse, er müsse aber wissen, „[…] daß er und sein Vatterland nicht aller Weißheit/ Kunst/ Tugend/ guten Gesetzen und Sitten den Kopff abgebissen/ sondern kan im Gegentheil wol seyn/ dass sein Orth und Land/ darinnen einer geboren und erzogen oder wonhafft/ wol nur ein Keffig ist/ voller albern und unverständigen/ oder auch wol böser/ untugendhaffter und ungezähmbter Leuthe.“ (ebd.) Die Metapher der Welt als Käfig voller Narren ist dem Quellentext entnommen („car que scavent-ils si la Republique qui les embrasse est une cage de fols“, Avity, S. 7), entspricht aber auch einem gängigen, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland verbreiteten Sprichwort: „Die Welt ist der Narren Käfig, und ich und du stecken auch darin.“ (Opel, Cohn, S. 371) Ein dritter Typus lebe schließlich in der Meinung, das Studium der alten Völker reiche völlig aus (Gottfried 1646, unpag. Vorwort, S. 7; ausführlicher Schreurs 2010, S. 254f.). Für die Gefahren der Borniertheit wählen Gottfried und Merian eine Metapher aus Lipsius De Constantia: Der niederländische Philologe hatte darin seine Vorsicht vor zu extremen Standpunkten in das Bild des Schiffers in felsiger See gegossen (Lipsius/ Ed. Viritius 1601, Fol. 64r/v). In diesem Sinne wird der Leser der Archontologia vor den Klippen gewarnt, die jede Form der Engstirnigkeit bedeuteten: Er möge sich „wann er sich auff diesem Meer vor etlichen Scopulis und Klippen verwahren und wol vorsehen/ daß er nicht an diesselbige anstosse und Schiffbruch leide […]“ (Gottfried 1646, unpag. Vorwort, S. 7).

Wie der Autor der französischen Ausgabe erkennen die deutschen Herausgeber ihr Ziel darin, mit Blick auf die Vielfalt der Länder und Völker diese Formen der Engstirnigkeit zu überwinden: Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges und der vor allem in Deutschland fehlenden Einheit des christlichen Bekenntnisses versuchen sie, die Horizonte zu öffnen und - im weiten Rahmen der ganzen Welt wie im engen des eigenen Landes - zur Toleranz aufzurufen. Die Vehemenz, mit der Merian und sein Autor Gottfried gegen jede Form der nationalen Engstirnigkeit vorgehen, lässt an eine programmatische Aussage denken. Ebenso wie die Archontologia Cosmica können auch die anderen Publikationen der Merianschen Offizin im Kontext des Neostoizismus gelesen werden: Auf der Basis der Überzeugung, nach dem ein ‚großes und aufrichtiges Gemüt sich nicht in den engen Grenzen einschließen läßt, sondern mit Verstand und Sinnen die ganze Welt umfängt’.

Wenn Merian im Vorwort der Archontologia Cosmica davon spricht, er wolle dem Leser die Menschen des ganzen Kosmos „gleichsam auf ein Theatrum [führen]“ (Gottfried 1646, unpag. Vorwort, S. 12), meint er damit die möglichst lebendige und unmittelbare Vermittlung des Wissens, die er anstrebt: Es solle alles „mit natürlichen lebendigen Farben aufgestrichen sein“, damit die Menschen und deren Gebräuche dem Leser wie lebendig vor Augen stünden und sie „gleichsamb im Gemüth mit ihnen selbsten [umgehen]“ (ebd.) könnten. Diese Absicht wird ebenso deutlich im Theatrum Europaeum, in dem das übersichtlich und begreiflich vermittelte Wissen den eigenen Landsleuten, die in den engen Welten des Kriegsdenkens gefangen saßen, nicht nur half, die Geschehnisse zu verstehen, sondern auch den Horizont kosmopolitisch zu erweitern. Die Kupferstiche im Theatrum Europaeum mit ihrem distanzierten Blick könnten in diesem Zusammenhang als weiterer Versuch gedeutet werden, den befangenen Leser ‚aus dem Käfig zu befreien’. Die Geschehnisse sind aus weiter Entfernung ‚aufgenommen’. Den Protagonisten sind die Zeichen von Aggression oder Kampfentschiedenheit genommen, eher wirken sie wie die Teilnehmer einer umfassenden Choreographie. Das Leiden, die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges, sind in jedem Fall ausgeblendet. Dies wird vor allem deutlich, wenn man Merians Darstellungen mit jenen des Jacques Callot vergleicht, der in seinen Stichserien Les Petites Miseres und Les Grandes Miseres das Elend von Tätern und Opfer schilderte (Abb. 23, siehe Choné, S. 415).

Abbildung
Abb. 23: Jacques Callot. Szene aus den Grandes Misères de la Guerre 1633.

Mit der Distanz zum Geschehen nimmt Merian eine Perspektive ein, die nicht polarisiert, indem sie nicht oder nicht übermäßig Partei ergreift. Er betrachtet die historischen Ereignisse – und lässt sie durch den Leser betrachten – wie es Seneca für den Stoizisten empfiehlt, ohne Pathos, leidenschaftslos im positiven Wortsinn. Vor dem Hintergrund der Kriegserfahrungen hatte Lipsius in seiner De Constantia das Ideal der Apathie etabliert, der Passionslosigkeit, durch die es gelingen sollte, das tugendhafte Ziel der Beständigkeit, der constantia animae, zu erreichen (Newmark, S. 90f.). Die weite Entfernung zum Geschehen, der merkwürdig leidenschaftslose Blick würden dann in diesem Denkrahmen ebenfalls ihre Grundlage haben: Der distanzierte Blick, der weite Horizont, der größere Abstand zum Geschehen, der sich in den Illustrationen erkennen lässt, ermöglichen es dem Leser, frei von Pathos das Weltgeschehen zu beobachten. Ob darin der Versuch eines übergeordneten Standpunktes abzulesen ist, der auf hohe Verkaufserlöse zielt, oder sich, wie es hier vermutet wird, eine Weltanschauung manifestiert, die in den geistesgeschichtlichen Ideen des Neostoizismus ihren Bezugsrahmen hat, sollte künftig diskutiert werden.

2. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
[arrow up]

2.1. Quellen
[arrow up]

  • Pierre d´Avity: Les estats, empires, royaumes, et principautez du monde: representez par l´ordre, et veritable description des pays, mœurs des peuples, … Auec la noble et celebre origine de tous les ordres militaires & de cheualerie de toute la chrestienté, … Par le sieur D.T.V.Y. … Exactement reueue, corrigée et augmentée en ceste derniere edition, d´vn grand nombre de tres-curieuses recherches de tous les dirs estats, … A Paris (chez Pierre Chevalier, rue sainct lacques à l´image sainct Pierre) 1628. Exemplar der Biblioteca Nazionale Firenze, MAGL. 19.1.12 [1628]
  • Joan Blaeu: Nouveau theatre d’ Italie. Bd. 3. Amsterdam 1704 [gbv]
  • Johann Ludwig Gottfried: Historische Chronica oder Beschreibung der fürnembsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt biß auff unsere zeitten zugetragen/ durch Johan Ludwig Gottfriedt/ Mit viel schönen geschichtmessigen Kupfferstückhen […] geziert/ an tag geben unnd Verlegt/ Durch Matthaeus Merian. Frankfurt a.M. 1636, hier zitiert nach der Ausgabe von 1674 [vd17]
  • ders.: Newe Archontologia Cosmica, Das ist, Beschreibung aller Kayserthumben, Königreichen und Republicken der gantzen Welt, die keinen Höhern erkennen: […] Vom Anfang biß auff unsere Zeit, das Jahr Christi 1646, zusammen gelesen. Mit […] in Kupffer gestochenen Land-Taffeln und Stätten gezieret, und verlegt von Matthaeo Merian. Frankfurt a.M. 1646 [ed. princeps 1638, hier zitiert nach der Ausgabe von 1646]. Exemplar der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Schulenb. E 6 [vd17] [opac]
  • Justus Lipsius: Von der Beständigkeit, zwey Bücher. Darinnen das höchste Stück menschlicher weisheit gehandelt wird. Jetzt außm Latein ins Teutsche bracht durch Andream Viritium. 2. Aufl. Leipzig 1601. Faksimile. Hg. von Leonard Forster. Stuttgart 1965 [vd17]
  • Matthaeus Merian: Theatrum Europaeum. 21 Bde., Frankfurt a.M. 1633-1738 (). [opac]
  • Martin Opitz: Weltliche Poemata. Hg. von Erich Trunz. 1. Teil. Frankfurt a.M. 1644. Faksimile, Tübingen 1975. [opac]

2.2. Forschungsliteratur
[arrow up]

  • Wilhelm Bingsohn: Matthaeus Merian, sein soziales Umfeld und die Geschichte der Stadt Frankfurt a.M. 1590-1650, in: Ausst.-Kat. Matthaeus Merian, Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main (1993), Kunstmuseum Basel (1994). Frankfurt a.M. 1993
  • Paulette Choné: Die Kriegsdarstellungen Jacques Callots: Realität als Theorie, in: Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe. Hg. von Benigna von Krusenstjern und Hans Medick. Göttingen 1999, S. 409-426 [opac]
  • Edith Koller: Dreißigjähriger Krieg - Zeitleiste, in: Gudrun Gersmann, Torsten Reimer (Hg.): München im Dreißigjährigen Krieg. Ein universitäres Lehrprojekt. 1. Version vom 6.12.2000
  • Vera Koppenleitner: Bilder vom brennenden Berg: zur Darstellung von Katastrophenereignis und Naturgewalten am Beispiel des Vesuvausbruchs 1631, in: Wind und Wetter: die Ikonologie der Atmosphäre. Hg. von Alessandro Nova u. Tanja Michalsky. Venedig 2009, S. 163-189 [gbv]
  • Catherine Newmark: Passion – Affekt – Gefühl: philosophische Theorien der Emotionen von Aristoteles bis Kant. Hamburg 2008 [opac]
  • Julius Otto Opel, Ludwig Adolf Cohn: Der dreißigjährige Krieg. Eine Sammlung von historischen Gedichten und Prosadarstellungen, Halle 1862 [opac]
  • Sabine Poeschel: Europa – Herrscherin der Welt? Die Erdteil-Allegorie im 17. Jahrhundert, in: Europa im 17. Jahrhundert. Ein politischer Mythos und seine Bilder. Hg von Klaus Bußmann und Elke Anna Werner. Wiesbaden 2004, S. 269-287 [opac]
  • Dieter Richter: Der Vesuv. Geschichte eines Berges. Berlin 2007 [gbv]
  • Gerhild Scholz Williams: Formen der Aufrichtigkeit. Zeitgeschehen in Wort und Bild im Theatrum Europaeum (1618-1718), in: Claudia Benthien (Hg.): Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert. Tübingen 2006, S. 343-373 [opac]
  • Anna Schreurs: Ein europäischer Künstler aus Frankfurt. Joachim von Sandrart (1606-1688), Ausst.-Kat. Historisches Museum Frankfurt am Main. Frankfurt a.M. 2006 [gbv]
  • Anna Schreurs: Der Vesuvausbruch von 1631, ein Spektakel auf der Weltbühne Europa. Anmerkungen zu Joachim von Sandrarts Beitrag zum Theatrum Europaeum von Matthäus Merian, in: Flemming Schock, Oswald Bauer, Ariane Koller, metaphorik.de (Hg.): Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit. Ordnung und Repräsentation von Wissen. Hannover 2008, S. 305-341, zugleich in metaphorik.de 14 (2008). Hannover 2008, S. 297-332 [opac]
  • Anna Schreurs: Den Leser „aus dem Käfig befreien“ – Frankfurts kosmopolitischer Blickwinkel: Zu den Publikationen des Verlagshauses Matthäus Merians, in: Frankfurt im Schnittpunkt der Diskurse. Strategien und Institutionen literarischer Kommunikation im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Hg. von Robert Seidel und Regina Toepfer. Frankfurt a.M. 2010, S. 235-260 [opac]
  • Kurt Wettengl: Georg Flegel in Frankfurt am Main, in: Georg Flegel, 1566-1638, Stilleben (Ausst.-Kat. Frankfurt a.M.). Stuttgart 1999, S. 16–28 [gbv]
  • Lucas Heinrich Wüthrich: Matthaeus Merian d.Ä. Biographie, in: Ausst.-Kat. Matthaeus Merian, Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main (1993), Kunstmuseum Basel (1994). Frankfurt a.M. 1993a, S. 5-19
  • Lucas Heinrich Wüthrich: Das druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ae. Bd. 3: Die grossen Buchpublikationen: Bibel/Gottfrieds Chronik/Theatrum Europaeum/De Brys Reisen/Archontologia/Totentanz. Hamburg 1993b [opac]
  • Claus Zittel: La terra trema: Unordnung als Thema und Form im frühneuzeitlichen Katstrophengedicht (ausgehend von Martin Opitz: Vesuvius), in: Zeitsprünge 12 (2008), H. 3/4, S. 385-427 [opac]

2.3. Abbildungsnachweise
[arrow up]

  • Abb. 1: Hinrichtung der Aufständigen von Fidenae, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 2. Teil. Frankfurt a.M. 1630, S. 101.
  • Abb. 2: Frontispiz und Titelblatt, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik 1674 [Ed princeps 1629].
  • Abb. 3: Ermordung des französischen Königs Heinrich IV. 1610, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 8. Teil. Frankfurt a.M. 1634, S. 1110.
  • Abb. 4: Aufstand der Delfter Frauen 1616, aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 8. Teil. Frankfurt a.M. 1634, S. 1178.
  • Abb. 5: Große Niederlage der Sarazenen (998), aus: J. L. Gottfried: Historische Chronik. 5. Teil. Frankfurt a.M. 1631, S. 495.
  • Abb. 6: Ermordung Wallensteins 1634, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 3, 1639, Tafel 7.
  • Abb. 7: König Gustav Adolf II., aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633, nach „An den Leser“, unpag.
  • Abb. 8: Europa, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633.
  • Abb. 9: Frontispiz und Titelblatt, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633.
  • Abb. 10: Titelblatt, aus: TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637. [Exemplar der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Schulenb. Gc 24:1].
  • Abb. 11: Einzug Gustav Adolfs in Frankfurt, aus: TE, 1. Aufl., Bd. 2, 1633, nach S. 448.
  • Abb. 12: König Gustav Adolf zu Pferde, Detail aus: Einzug König Gustav Adolfs in Frankfurt (siehe Abb. 11).
  • Abb. 13: Der Vesuvausbruch von 1631, aus: TE, 2. Aufl., Bd. 2, 1637, nach S. 490.
  • Abb. 14: Darstellung des Vesuvausbruchs von 1631. Deutsches Flugblatt, Augsburg 1631/32. Verleger Daniel Manasser, aus: W. Harms: Deutsche illustrierte Flugblätter. I, 213, IP 16, S. 439.
  • Abb. 15: „Vesuvius Mons“ gestochen von Pierre Mortier, aus: Joan Blaeu: Nouveau theatre d’ Italie. Amsterdam 1704, Tafel 9.
  • Abb. 16: Gegenüberstellung „König Gustav Adolfs Einzug in Frankfurt“ und „König Bermudos Angriff der Saraszenen“ (Abb. 5 und Abb. 11).
  • Abb. 17: Frontispiz und Titelblatt, aus: J. L. Gottfried: Newe Archontologia Cosmica. Frankfurt a.M. 1646.
  • Abb. 18: Matthäus Merian: Jerusalem, aus: Archontologia cosmica. 2. Buch. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 12.
  • Abb. 19: Matthäus Merian: „Constantinopolitana Urbis effigies ad vivum expressa MDCXXXV“, aus: Archontologia cosmica. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 630.
  • Abb. 20: Matthäus Merian: „Moscva“, aus: Archontologia cosmica. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 284.
  • Abb. 21: Matthäus Merian: Karte von America, aus: Archontologia cosmica. Lat. Ausgabe 1638, nach S. 304.
  • Abb. 22: Frontispiz nach Zeichnung von Joachim von Sandrart, aus: J. L. Gottfried: Newe Archontologia cosmica. Frankfurt a.M. 1638/1646.
  • Abb. 23: Jacques Callot. Szene aus den Grandes Misères de la Guerre 1633.

1Merian übernahm diese nur legendäre, für die islamischen Kämpfer vernichtende Schlacht von Calatañazor, die nach Meinung der Historiker niemals stattgefunden hat und ausschließlich der Stärkung der christlichen Moral dienen sollte, aus Quellen, die letztlich auf die Chronicon mundi des Lucas de Tuy von 1236 zurückgehen. Mit seiner Visualisierung des Geschehens untermauert er die Wahrhaftigkeit des Ereignisses, das 1881 schließlich als ahistorisch herausgestellt wurde, siehe Reinhart Dozy: Sur la battaille de Calatañazor, in: Recherches sur l’histoire et la littérature de l’Espagne pendant le Moyen Âge. Bd. 1, 3. Paris, Leiden 1881, S. 193-202.
XML: http://diglib.hab.de/ebooks/ed000076/tei-transcript.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/ebooks/ed000081/tei-ebooks.xsl