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Wissen als Erbauung – zur Theatralität der Präsentation von Wissen aus aller Welt im Neuen Welt=Bott
Renate Dürr

1. Einleitung
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1.1. Wissen als Erbauung
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Seit geraumer Zeit diskutiert die neuere Wissenschaftsgeschichte den Zusammenhang und die wechselseitigen Implikationen von ‚Religion‘ und ‚Wissenschaft‘ in der Vormoderne. Deutlich wurde, dass, was zunächst auf einen kleinen Kreis von Physikotheologen konzentriert erschien, im 16. bis 18. Jahrhundert die Naturerforschung und die Wissenschaften überhaupt beförderte (Dixon; Fried; Trepp 2009). Natur- und Gotteserkenntnis, Gotteslob und Wissenschaften gehörten bis weit ins 18. Jahrhundert hinein über die Konfessionen hinweg zusammen. Ebenfalls seit einiger Zeit werden der Zusammenhang und die wechselseitigen Implikationen zwischen europäischer Expansion und Expansion europäischer Wissenschaften diskutiert (Dürr/Engel/Süßmann 2005; O’Malley; Liebau/Nehring; Millones Figueroa/Ledezma). Die entstehenden Wissenschaften profitierten von den zahlreichen Beobachtungen, die Europäer im Zuge der Entdeckungen und Eroberungen machten. Nicht selten erhielten solche Unternehmungen sogar explizite Forschungsaufträge (Brendecke; Angster). Im Zentrum dieser Bemühungen standen leitmotivisch die ‚(eigene) Erfahrung‘ und ‚Erkenntnis‘ im Unterschied zum gelehrten Bücherwissen, auch wenn die Rhetorik des ‚Neuen‘ manchmal lauter war als die dann tatsächlich vollzogene Abkehr von antiken Wissensidealen (Daston/Park). Entscheidend daran ist jedoch, dass dieser Prozess nun weniger als eine ‚Revolution der Wissenschaften‘ durch einige zentrale Forscherpersönlichkeiten beschrieben wird denn als ein langwieriger Weg der Ablösung (Shapin). Seither geraten auch die vielen Missionare in den Blick, die nicht nur als ‚cultural brokers‘ zwischen Europa und West- wie Ostindien vermittelten, sondern auch an diesem Prozess der Sammlung und Klassifikation neuen Wissens entscheidenden Anteil hatten (siehe Dürr 2010a mit weiterer Literatur). Denn sie bewegten sich häufig an den Rändern der den Europäern bekannten Welt, hielten sich in diesen Räumen häufig jahrzehntelang auf und bemühten sich (wenn auch mit wechselndem Erfolg) seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts um Verständigung. Sie erhielten darum Einblicke in Kulturen sowie die dortige Fauna und Flora, die anderen oft verwehrt blieben. Im 16. und 17. Jahrhundert spielten vor allem Jesuiten in diesem Wissenstransfer eine nachhaltige Rolle; seit dem 18. Jahrhundert kam außerdem die pietistische, etwa die hallisch-dänisch-englische Mission hinzu. Jesuitische wie pietistische Missionare wurden angehalten, regelmäßig Bericht zu erstatten, wobei diese Berichte der internen Kommunikation über die weiten Entfernungen hinweg und der Information potentieller Spenderkreise dienten (Friedrich 2007; Friedrich 2008; Gleixner 2010). Zugleich hatte die schriftliche Selbstreflexion sowohl in pietistischen Kreisen als auch im Jesuitenorden eine religiös-meditative Selbstvergewisserungsfunktion (Hausberger 1995; Clossey; Gleixner 2005; Dürr 2007b). Diese über Jahre hinweg eingeübte Praxis hatte außerdem Folgen für die Erfassung und Beobachtung naturkundlicher Phänomene selbst, wie Paul Nelles gezeigt hat (Nelles). Denn die ignatianischen Meditationsübungen beförderten eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, des Beobachtens und systematischen Erfassens, wie auch eine bestimmte Form der schriftlichen Fixierung, die jedem Detail, dem Außergewöhnlichen wie auch dem Typisch-Allgemeinen, besondere Bedeutung zumaß (zu dem langsamen Wandel der Wahrnehmung vom Besonderen zum Allgemeinen siehe z.B. Daston 2000).

Seit dem 18. Jahrhundert begann man das in diesen Missionen erworbene Wissen über periodisch erscheinende Publikationsorgane einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, wobei die Indienstnahme des Mediums Zeitschrift für den Wissenstransfer und die Erbauung noch einmal den engen Konnex zwischen der europäischen Respublica litteraria und den Missionaren zu dieser Zeit offenbart, können doch Zeitschriften seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert als das zentrale Mittel des Wissensaustausches innerhalb der europäischen Gelehrtenwelt betrachtet werden (Gierl; siehe auch van Dülmen 2002). Den Anfang machte eine von dem Jesuiten P. Le Gobien herausgegebene Sammlung, die seit dem zweiten Band des Jahres 1703 den Zusammenhang von Wissen und Erbauung explizit im Titel trägt: Lettres édifiantes et curieuses écrites des Missions étrangères par quelques missionnaires de la Compagnie de Jésus. Dabei erscheint dieser Titel als eine bewusste Zuspitzung des Inhaltes dieser Briefe, hatte P. Le Gobien doch seine Sammlung im ersten Jahr noch sehr allgemein Lettres de quelques missionnaires de la Compagnie de Jésus überschrieben (siehe die bibliographische Übersicht über die Lettres édifiantes in: Vissière/Vissière, S. 29-32, hier S. 29f.).

Es folgten seit 1710 die pietistischen Halleschen Berichte (Kamath Rajan; Trepp 2010; Liebau), seit 1726 der jesuitische Neue Welt=Bott (Stöcklein, Bd. 1; siehe dazu an neueren Forschungen Hausberger 2007; Dürr 2007a; Dürr 2007b; Strasser; Borja González, S. 124-166). Alle diese Zeitschriften erschienen über Jahrzehnte hinweg. Allen wird eine weite, jeweils über den engeren Kreis konfessioneller Zugehörigkeit hinausgehende Leserschaft bescheinigt. So verwies P. de Querbeuf 1780 in der Vorrede zur neuen Ausgabe der Lettres édifiantes et curieuses auf die vielen Dissertationen, die von den Berichten der Missionare profitiert hätten, wie er im Übrigen diese Neuausgabe auch damit begründete, dass sie Anreiz für alle zukünftigen Missionare sein könne, noch viel zielstrebiger ihre freie Zeit den Wissenschaften zu widmen und damit Frankreich einen Dienst zu erweisen (Querbeuf, S. IX).

Auch die im Folgenden im Zentrum dieses Artikels stehende Briefsammlung, der Neue Welt=Bott, steht in dieser Tradition, wie ebenfalls dem Titelblatt zu entnehmen ist, auf welchem P. Joseph Stöcklein explizit auf die Lettres édifiantes et curieuses Bezug nimmt. Auch er verweist über das Titelkupfer (Abb. 1) und in verschiedenen Vorreden auf die doppelte Zielsetzung der Wissensvermittlung und der Erbauung durch die Veröffentlichung dieser Briefe (dazu ausführlich Dürr 2007a).

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Abb. 1: Der Neue Welt=Bott, Titelkupfer
Sehr viel expliziter als die Herausgeber der Lettres édifiantes et curieuses hat dabei Joseph Stöcklein den ‚interessierten Leser‘ im Blick, dem er über verschiedene Lesehilfen den Zugang zu dem ausgebreiteten Wissen zu erleichtern versucht. Das wird in seinen vierfach untergliederten Vorreden deutlich. Nach einer vergleichsweise kurzen Widmung „An Die so wol im Himmel bereits frolockende/ als auf Erden wider die Hölle in allen Vier Welt=Theilen annoch streitende Missionarios der Gesellschaft JEsu“ (Stöcklein, Bd. 1, „Zuschrifft“, unpag. [S. 1]) wenden sich die übrigen drei Teile an den Leser dieser Berichte (hingegen richten sich die Vorreden der Lettres édifiantes et curieuses allein an die Ordensbrüder), dem zunächst das Werk als Ganzes vorgestellt und anschließend erläutert wird, wie die Sammlung zu verstehen, wie sie zu nutzen sei. Expliziter noch als die Lettres édifiantes et curieuses scheint mir darum der Neue Welt=Bott ein explizites Projekt der Wissenspopularisierung zu sein (dazu allgemein Dürr 2011). Nicht zuletzt darum bemühte sich Stöcklein um Begrenzung der Druckkosten, indem er nur wenige Abbildungen beifügte, wie er schreibt (Stöcklein, Bd. 1, „Vorbericht an den Leser“, unpag.).

Außerdem erläutert Stöcklein, was immer er für das Verständnis der Briefe für wichtig hält (Stöcklein, Bd. 1, „Allgemeine Vorrede des Verfassers über dieses gantze Werck“; „Vorbericht an den Leser. Alles was dem günstigen Leser zu sagen hab/ besteht kürtzlich in folgenden Stücken“; „Von etlichen zur Schiffahrt und zur See=Kunst gehörigen Worten“, alle unpag.): sein Vorgehen beim Sammeln, Zusammenstellen, Kürzen und Übersetzen der Briefe; die Aussprache fremdsprachlicher Ortsbezeichnungen; eine kleine Einführung in die Schifffahrtskunst und die entsprechenden Begrifflichkeiten, womit er schon an dieser prominenten Stelle auf den Zusammenhang von ‚Fahren‘ und ‚Erfahrung‘ oder allgemein von Erfahrung und Wissenserwerb verweist. Schließlich erklärt er in seinen Vorreden ausführlich, wie der Leser sich in der Flut von Informationen zurecht finden könne. So hat Stöcklein, im Unterschied zu der buntgemischten Zusammenstellung der Missionsberichte in den Lettres édifiantes et curieuses, die Briefe chronologisch und nach Weltregionen sortiert, den Stoff darüber hinaus formal und sprachlich vereinheitlicht. Einer leichteren Orientierung dienen außerdem die kleinen Inhaltszusammenfassungen vor jedem Brief, die noch dazu typographisch herausgehoben sind, und die ausführlichen Register am Ende jedes Bandes. Für eine bessere Lesbarkeit der Briefe achtete Stöcklein außerdem auf thematische Abwechslung, damit er den Leser zugleich „erbauete und ergötzte“ (Stöcklein, Bd. 1, Teil 6, „Vorrede“, unpag. [S. 2]), und die Anschaulichkeit der Berichte, die sich dadurch ergibt, dass er das Wissen in ihren jeweiligen Geschichten belässt: einem „Schau=Spiel“ gleich, „in welchem/ wie in dem Schach=Spiel/ allerhand Personen auf der Bühne sich denen Zuschauern“ vorstellen (Stöcklein, Bd. 1, Teil 4, „Vorrede“, unpag. [S. 1]).

Auch mit dieser Theatermetapher konnte Stöcklein Assoziationen zu den Momenten Erbauung und Wissensvermittlung wecken. Denn erstens ist das Theatrum mundi in der europäischen Tradition ein Sinnbild für die Vergeblichkeit von Welt und die Hoffnung auf göttliche Lenkung und Besserung, wie es wenig später auch Johann Gottlieb Zedlers Universal-Lexicon formuliert, in dem es mit Anspielung auf 1. Kor. 4,9 heißt: „Wenn der Apostel saget, dass er und andere der Welt ein Schauspiel geworden, so war in selbigem, dem äusserlichen und zeitlichen nach, viel trauriges und betrübtes zu sehen, dabei sich aber innerlich Trost und Freude, und endlich ein Ausgang ewiger Herrlichkeit und voller Vergnügung fand.“ (Zedler, Bd. 34, Sp. 1035-1036) Zugleich verweist die Metapher auf das erfolgreiche Jesuitentheater, in welchem ebenfalls die Frage nach der göttlichen Providenz und die Evozierung von Furcht und Freude im Vordergrund standen (Rädle). Zweitens war seit dem 17. Jahrhundert eine geradezu ausufernde Theatrum-Literatur entstanden, in der unter dem Stichwort ‚Theatrum‘ oder ‚Schauplatz‘ die enzyklopädische Zusammenstellung von Wissensbeständen aus aller Welt angestrebt wurde (Quecke, S. 17; Roßbach 2005; Roßbach 2008; Roßbach 2012; Roßbach 2012; Meierhofer, S. 8f.; zur europäischen Tradition der Theatrum mundi-Metapher siehe Christian; Euringer 2000).

Die These, die ich im Folgenden zur Diskussion stellen möchte, lautet darum, dass die jesuitische Missionszeitschrift Der Neue Welt=Bott mit der Theatrum-Literatur eng verbunden ist, auch wenn der Titel darauf keinerlei Bezug nimmt. Zentral erscheint mir dabei, dass Stöcklein das Wissen in den Geschichten beließ. Wissen im Rahmen ganzer Geschichten zu präsentieren, betont die Singularität des Wissens und der jeweiligen Erkenntnisprozesse. Dazu gehört eine konkrete zeitliche wie räumliche Lokalisierung der Geschehnisse, die Stöcklein so essentiell erschien, dass er sich weigerte, Briefe ohne exakte Orts- oder Zeitangabe abzudrucken (Stöcklein, Bd. 1, „Vorbericht an den Leser“, unpag. [8tens]). In allen Briefen finden sich folglich zahllose Ortsangaben in detailverliebter Kleinteiligkeit. Und Stöcklein bemühte sich um Kartenmaterial, mit dem er die Berichte und Geschehnisse noch einmal und anschaulicher, wenn auch in vielen Fällen für europäische Leser kaum erhellender, genau zu verorten versuchte. Im Folgenden möchte ich darum am Beispiel einiger Karten und Skizzen die Implikationen dieser Verortungen für das Denken in Geschichten diskutieren.

1.2. Der Neue Welt=Bott
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Zwischen 1726 und 1761 erschien der Neue Welt=Bott in insgesamt 40 Teilen, die zusammen etwa 4500 eng bedruckte Folio-Seiten umfassen und 812 durchnummerierte Schreiben von Jesuiten aus den verschiedensten Gegenden der Welt enthalten (dazu ausführlich Dürr 2007a). In diesen Reisebeschreibungen und Berichten schildern die Missionare aus ihrer Perspektive die Gefahren des Meeres und des Urwaldes, den ersten Kontakt mit den Menschen fremder Länder, deren Sitten und Gebräuche, klimatische Bedingungen ihrer neuen Lebensräume, die dortige Fauna und Flora sowie die Fortschritte und Rückschläge ihrer Missionsarbeit. Im Neuen Welt=Bott wird folglich das präsentierte Wissen als Teil einer Geschichte performativ in Szene gesetzt. Trotz seiner radikalen Kürzungen auf etwa ein Viertel des Gesamtumfanges der eingegangenen Briefe und seiner Behauptung, Wiederholungen streichen zu wollen (Stöcklein, Bd. 1, „Vorbericht an den Leser“, unpag. [2tens]), lässt Stöcklein wichtige Eckpfeiler der jeweiligen Geschichte stehen. Dazu gehören zum einen die einleitenden Anredefloskeln, weil sie Authentizität verleihen können. Des Weiteren behält Stöcklein auch meist die häufig sehr ausführlichen Reisebeschreibungen bei, in welchen vor allem der mühselige und gefahrvolle Weg von Europa in die Welt und damit der entbehrungsreiche Weg zu den neuen Erfahrungen beschrieben wird. Vermutlich belässt er sie trotz oder gerade wegen ihrer immer wiederkehrenden Ähnlichkeit, weil diese – einem Versuchsaufbau gleich – die Voraussetzungen für die vielen Informationen, die auf den Leser anschließend warten, eloquent in Szene setzen.

Insgesamt kommt der Neue Welt=Bott fast ohne illustrierendes Material aus. Das einzige Gliederungsprinzip der Seiten sind die Einteilung in zwei Spalten und die Nummerierung sowie die etwas herausgehobene Zusammenfassung des Inhaltes vor dem einzelnen Brief. Auf den insgesamt etwa 900 Folioseiten des ersten Bandes sind nur drei Abbildungen zu finden: eine chinesische Glocke, ein Märtyrer in China und eine Abbildung chinesischer Schriftzeichen. Im Unterschied dazu druckte Stöcklein immerhin elf Karten im ersten Band ab (zu der bei Stöcklein greifbaren Kartenproduktion auch Strasser). Dass sich dahinter das Prinzip der genauen Lokalisierung verbirgt – und nicht etwa nur das zufällige Ergebnis der Sendungen widerspiegelt – ist einem ausführlichen Eintrag im Anschluss an das Register zu entnehmen, in welchem Stöcklein bedauert, die „so sehnlich verlangte Land=Karten“ des Paters Bouchet nun doch noch nicht erhalten zu haben, sie aber unverzüglich „nachstechen und abdrucken [zu lassen]/ damit sie entweder in ihr behöriges Ort/ oder/ wann es zu spath wäre/ dem IX. Theil einverleibet werde“ (Stöcklein, Bd. 1, „Index rerum memorabilium“, unpag.).

2. Zur Dynamik der Wissenspräsentation im Neuen Welt=Bott
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2.1. Das Wissen in den Karten
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Abb. 2: Der Neue Welt=Bott: Mission bei den Moschen, Karte
Karten sollten eine genaue Lokalisierung der Berichte erleichtern (Abb. 2). Sie haben insofern die Funktion einer Authentifizierung dieser Berichte, die sich jedoch manchmal gleich auf mehrere Schreiben übertragen lässt, wie man etwa bei der Karte über die Mission bei den Moschen nachlesen kann. Sie gehört zu einem Brief des böhmischen Jesuiten Stanislaus Arlet, könne aber auch die Lektüre des 90. Schreibens im vierten und des 112. Berichtes im fünften Teil erleichtern, wie Stöcklein schreibt (Stöcklein, Bd. 1, 5. Teil, Nr. 112, nach S. 62). Dieser Hinweis zeigt im Übrigen, wie langfristig Joseph Stöcklein das Erscheinen der Berichte im Voraus geplant und die Briefe unterschiedlichen Teilen zugewiesen hatte. Die Karte selbst stellt einen Ausschnitt des Vizekönigreiches Peru im Gebiet des heutigen Bolivien dar. Während die mächtigen Kordilleren nur angedeutet sind, stellen – wie üblich zu dieser Zeit – die Flussläufe das wichtigste interne Orientierungsmoment dar. Den Ausschnitt selbst konnte, wer sich mit Längen- und Breitengraden auskannte, anhand der am Rand der Karte verlaufenden Zahlenangaben situieren. Abgesehen davon allerdings, dass die Frage der Längengradberechnung in dieser Zeit noch keineswegs zufriedenstellend gelöst war, ist ein solches nautisches Wissen beim durchschnittlichen europäischen Leser solcher Briefsammlungen kaum zu erwarten (Andrewes; Wepster). Dass sie dennoch beigefügt wurden, lässt sich zum einen als Authentifizierungsstrategie interpretieren; zum anderen zeigt dies, dass diese Karten nicht in erster Linie für den europäischen Leser hergestellt worden sind, sondern zunächst einmal interne Hilfsmittel für die Reisenden vor Ort, dabei wohl vor allem für die Missionare dieser Gegend, darstellten. Entsprechend exakt sind die Positionen der Reduktionen und Städte des Vizekönigreiches sowie die Wiedergabe der Flussläufe eingetragen, auch wenn diese mit ihren Schlängellinien durchaus stilisiert erscheinen.

Anders verhält es sich mit internen Maßangaben, wie etwa denjenigen in einer Karte über das südindische „Königreich Carnate“ (Abb. 3), die von einem französischen Jesuiten erstellt worden ist und für die deutsche Leserschaft nun durch Stöcklein eine deutsche Meilenlegende erhält (Stöcklein, Bd. 1, Teil 3, Nr. 76, nach S. 64).

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Abb. 3: Der Neue Welt=Bott: Königreich Carnate, Karte
Auch hier finden wir wieder die Lokalisierung über die Breiten- und Längengrade und einen Hinweis auf die genordete Perspektive dieser Karte. Ansonsten aber wirkt sie seltsam leer. Außerdem sind die wenigen genannten Orte (mit Ausnahme der Residenzstadt) keineswegs zentrale Städte dieses Königreiches gewesen. Wenn man diese Skizze etwa mit der Karte über das Königreich Carnate von Jacques-Nicolas Bellin von 1752 (Abb. 4) vergleicht, wird deutlich, dass man außer der Hauptstadt Cangivaron (heute Kanchipuram) im Südwesten des Landes keinen Ort wiederfinden kann.
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Abb. 4: Jacques-Nicolas Bellin: Karte des Königsreichs Carnate (1752)
Auch wird die Position der Hauptstadt (im Unterschied etwa zur Karte von Bellin) um etwa zwei Grad nördlicher als tatsächlich angegeben. Schließlich stellt die Karte – auch wenn die beigefügten Grenzlinien etwas anderes nahelegen – keineswegs das Regnum Carnate dieser Zeit dar, sondern einen Ausschnitt von etwas über 15 deutsche Meilen Ausdehnung in nord-südlicher wie west-östlicher Richtung. Offenbar ging es hier weniger um die genaue Verortung der Städte und Dörfer selbst. Stattdessen diente die Karte der besseren Orientierung beim Lesen des Berichtes, dem sie beigelegt worden war, hatte P. Mauduit doch sämtliche Orte dieser Karte im Verlaufe einiger Wochen bereist. Sie dient also der Visualisierung von Reisestationen über einen Ausschnitt, der wie mit einer Lupe vergrößert, aus dem Zusammenhang gerissen, die Perspektive dieses Missionars wiedergibt. Der Reisebericht selbst geht die einzelnen Unterkünfte ab, in denen der Pater untergekommen ist und welche er stets mit unterschiedlichen Geschichten verbindet; Geschichten im Übrigen, die von keinerlei Verständnis für die dortige Kultur und Bevölkerung gekennzeichnet sind (Stöcklein, Bd. 1, Teil 3, Nr. 76, S. 64-69).

Heutzutage würde man die perlenartig aufgereihten Geschichten des Pater Mauduit entlang seiner Reise vermutlich weniger mit der Theater- als mit einer Filmmetapher zu fassen versuchen. Denn die Orte wechseln; verbunden werden sie durch die eine Perspektive des reisenden Missionars und seine Interpretationen der Erlebnisse. Viel stärker an eine Theaterszene erinnert dagegen die nun zu erläuternde Karte über das Umfeld von Nagasaki (Abb. 5), die, nach dem beigefügten Maßstab zu urteilen, die letzten zweieinhalb Meilen des Flusslaufes von Nagasaki vor der Mündung ins Meer zeigt (Stöcklein, Bd. 1, Nr. 98, nach S. 30).

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Abb. 5: Der Neue Welt=Bott: Nagasaki, Karte
Der Ausschnitt wird also kleiner, der Maßstab größer; die Perspektiven werden vielfältiger. Diese Karte liegt einem 17 Folioseiten starken Bericht des P. Jean de Fonteney aus dem Jahre 1704 bei. Sie selbst wird auf etwas mehr als einer Folioseite erklärt, wobei die Funktion dieser ganzen Szenerie in diesem ausführlichen Bericht über die komplexe Situation in China wohl vor allem darin liegt, die offene Haltung Chinas um 1700 der abweisenden Handels- und Glaubenspolitik Japans gegenüberzustellen (siehe dazu die Überblicksdarstellung bei Collani). Auf Nagasaki kommt der französische Pater aus Anlass der Beschreibung der Verhältnisse in Nimpo zu sprechen, einer von Nagasaki nur drei bis vier Tage Schiffsfahrt entfernten chinesischen Hafenstadt. Nach seiner eigenen Schilderung fasst er zusammen, was er von Pater Gollet erfahren habe, der sein Wissen seinerseits den Berichten zweier handelsreisender Chinesen verdankte. Von ihnen stammt auch der beigefügte Riss, von dem es heißt, dass ihn Pater Fontenay „also, wie ich ihn empfangen hab“, eingefügt habe (Stöcklein, Bd. 1, Nr. 98, S. 31). Dass es sich bei dieser Skizze indessen um eine Bearbeitung durch Joseph Stöcklein handelt, zeigt der Vergleich mit der französischen Karte in den Lettres édifiantes et curieuses, über die es im Übrigen ebenfalls heißt: „Les Chinois m’ont tracé un crayon de l’entrée de la riviere de Nangazacki: le voici tel qu’ils me l’ont donné.“ (Lettres édifiantes et curieuses des mission étrangeres, Paris 1708, Bd. 8, nach S. 126). Beide Karten wurden jedoch vermutlich bearbeitet, wenigstens über die beigefügten Erläuterungen, wie Abb. 5 (Stöcklein, Bd. 1, 5. Teil, Nr. 98, nach S. 30) und Abb. 6 (Lettres édifiantes et curieuses des mission étrangeres, Paris 1708, Bd. 8, nach S. 126) zeigen.
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Abb. 6: Lettres édifiantes: Nagasaki, Karte
Darüber hinaus sind in Stöckleins Fassung einige Änderungen festzustellen, die wohl kaum zufällig sind. So lässt er Informationen weg, die ihm unwichtig erscheinen, wie den Namen des Generals unter B, die Erläuterung der gestrichelten Linie um die Stadt unter A oder die Erläuterung im Bild selbst, dass die mächtigen Berge das gesamte Areal dominierten, die hier nur noch beschrieben werden als „Berge, wo die Christen seind gemartert worden“. Dafür fügt er auf einem der Berge zwei stilisierte und im Maßstab übergroße Kreuzeszeichen ein, die in der französischen Vorlage fehlen, deutet auf einer der vorgelagerten Inseln einen kleinen, gerade Rauch absondernden Vulkankrater an und markiert gleich an drei Stellen die Fließrichtung des Flusses, der damit ungeheuer dynamisch wirkt. Auch überträgt er Meilenangaben in die für eine bestimmte Strecke benötigte Zeit. Dies passt zusammen mit den langen Schattenwürfen in der deutschen Version, die die Illusion einer bestimmten Tageszeit hervorrufen – auch wenn die Sonne danach im Norden stehen müsste (die unten angefügte Erläuterung „Oriens“ muss ein Fehler sein; gemeint war wohl Okzidens; dies fehlt ebenfalls in der französischen Vorlage). Diese Skizze ist folglich weniger als Karte denn als eine Momentaufnahme zu lesen, einer Theaterskizze vergleichbar, die anzeigen soll, wo die Protagonisten stehen und wohin sie sich im Folgenden wenden. Das ist bei der hier bearbeiteten Szenerie umso bemerkenswerter, als es sich ja gerade nicht um eine Geschichte im engeren Sinne, sondern um einen Zustand handelt, der die Situation der Chinesen und Niederländer (die die einzigen zugelassenen Handelsnationen waren) in Nagasaki betrifft. Über die Skizze indessen wird diese Zustandsbeschreibung wenigstens andeutungsweise zu einer Geschichte mit klaren Raum- und Zeitkoordinaten.

2.2. Das Wissen in den Geschichten
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‚Erbauen und ergötzen‘ also wollte Stöcklein mit seiner Briefsammlung; und das bedeutete für ihn, die Informationen und Nachrichten aus aller Welt in Geschichten zu belassen und diese konkret zu verorten. Geschichten wiederum sind emotional aufgeladen. Vor allem die Affekte Furcht und Freude haben in den Schilderungen der Jesuiten eine herausragende Bedeutung: die Furcht etwa im Zusammenhang mit den Gefahren der Reise, einer in feindlicher Umgebung schwierigen Missionsarbeit oder gar dem Märtyrertod, dem Stöcklein über die Märtyrerlisten am Ende jeder Lieferung noch einmal besondere Aufmerksamkeit schenkt; die erlösende Freude wiederum über größere oder kleinere Missionserfolge schwingt auch da, wo nichts dergleichen zu berichten ist, als Hoffnung wenigstens implizit immer mit in der Erwartung von Gottes wunderbarer Unterstützung. Dabei hält sich Joseph Stöcklein diesbezüglich ganz im Zeichen seiner in Aufklärung begriffenen Zeit recht bedeckt, wie er in den letzten Zeilen des ersten Bandes noch einmal bekräftigt: „Drittens bezeuge ich abermal gantz feyerlich/ daß/ was ich in diesem gantzen Buch und in dessen Index von Heiligen/ von Martyrer/ Blutzeugen/ Heiligthümern/ Mirackeln/ Wunderzeichen und dergleichen Sachen geschriben hab; ich alles nach der Bulla Urbani VIII. P.P. will verstanden haben/ mithin einem jeglichen/ was er hiervon glauben solle und wolle/ frey heimstelle; biß der H. Apostolische Stuhl/ oder die H. allgemeine Christliche Kirch darüber werden ausgesprochen haben.“ (Stöcklein, Bd. 1, Index, „Beschluß“, unpag.)

Geschichten und Emotionen prägten also den Erkenntnisprozess der Missionare, den sie nun über ihre Berichte und den Abdruck im Neuen Welt=Bott auch an europäische Leser weitergaben. Mit diesem Ansatz der Belehrung über die Hervorrufung von Emotionen oder Affekten kann Stöcklein an die zeitgenössische, jesuitische Theatertheorie anknüpfen, die sich im 17. Jahrhundert detailliert mit dem antiken Ideal „prodesse et delectare“ auseinandersetzte (Erlach; Paschoud, S. 4). Wenn auch gewiss unter dem Vorbehalt, dass Ergötzen kein Selbstzweck werden dürfe, so bestätigen die von Thomas Erlach in seiner Studie über das Jesuitentheater untersuchten Autoren, für wie wichtig das Ergötzen für das Verstehen gehalten wurde und wie explizit man dieses als didaktisches Mittel für die Theateraufführungen anzuwenden gedachte. Ausführlich erläuterten die Autoren dabei den Zusammenhang von Affekt und Wirkung und damit auch den Zusammenhang von Affekt und Wissen. Damit bewegte man sich in den Bahnen der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Affektenlehre, die Emotionen im aristotelischen Sinne als eine Bewegung der Seele interpretierte, welche ihrerseits zu Erkenntnis führe. Mit Rückgriff auf Thomas von Aquin galt diese Bewegung der Seele und damit Erkenntnis als eine Folge des Wirkens Gottes im Menschen (Newmark; siehe auch mit Diskussion der religiösen Implikationen dieses Zusammenhangs Dürr 2013).

Wissen in Geschichten zu belassen kann demzufolge im Sinne der Theatermetapher als ein didaktisches Mittel interpretiert werden. Denn die über Geschichten hervorgerufenen Affekte galten als die Basis von Erkenntnis, verstanden als Wissen und Erbauung. Insofern hat die genaue Lokalisierung der Geschichten auch die didaktische Funktion einer imaginativen Anschaulichkeit, unabhängig von dem tatsächlichen Informationsgehalt der Ortsangaben und Karten für europäische Leser. Wissen in Geschichten zu belassen implizierte aber darüber hinaus, die Erfahrung des jeweils berichtenden Missionars und dessen Lebensumstände hervorzuheben. Dieser Ansatz lässt sich folglich auch in die seit dem 16. Jahrhundert immer nachhaltigeren Debatten über den Stellenwert von Erfahrung im Gegensatz zu gelehrter Tradition einbetten. Seit dem 16. Jahrhundert ist diese Debatte auch im Jesuitenorden geführt worden, etwa durch José de Acosta, der in seinem weithin beachteten Missionshandbuch De procuranda indorum salute von 1588 die ‚oculata experientia‘ der Missionare vor Ort dem toten Bücherwissen gelehrter Theologen gegenübergestellt hatte (dazu ausführlich Dürr: Early Modern Translation Theories [i.Dr.]). Diese ‚oculata experientia‘ war für Acosta zunächst einmal die ausschlaggebende Bedingung für eine erfolgreiche Mission. Sie bezog sich darüber hinaus aber auch auf alle übrigen Momente des jeweiligen Wirkungsortes. José de Acosta selbst hat in seiner ebenfalls vielbeachteten Historia natural y moral de las Indias von 1590 den Zusammenhang von naturräumlichen Bedingungen und kulturellen Entwicklungen diskutiert und damit Thesen vorweggenommen, die in Europa ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert allenthalben vertreten werden sollten (Acosta). Noch Alexander von Humboldt setzte sich ausführlich mit der Historia natural y moral auseinander (Rebok).

Insofern als die genaue Kenntnis der kulturräumlichen und natürlichen Begebenheiten vor Ort als eine Voraussetzung für Mission angesehen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass jesuitische Gelehrte in aller Welt begannen, die Sitten und Gebräuche der einheimischen Bevölkerung sowie deren Sprachen zu erforschen, die Naturgegebenheiten zu erkunden und Karten zu zeichnen, sich mit der Fauna und Flora der Gegend auseinanderzusetzen und dickleibige Kompendien zu schreiben (dazu ausführlich Dürr 2010a; Dürr 2010b). Jesuitischer Missionar zu sein, implizierte, ein Spezialist der kulturellen und natürlichen Bedingungen vor Ort zu werden. Und trotz des im Jesuitenorden so eloquent verteidigten Gehorsamsgebotes gibt es viele Beispiele innerhalb des Jesuitenordens, die zeigen, dass im Zweifelsfalle der Kenntnis vor Ort der Vorrang vor der europäischen Tradition oder einer in Rom getroffenen Entscheidung gegeben würde (siehe dazu die eben fertiggestellte Dissertation von Fabian Fechner). Daraus entwickelte oder festigte sich ein für den ganzen Orden typisches Denken vom Einzelfall her, und das wiederum bedeutete im Zusammenhang mit Missionen in aller Welt ein Denken, das die jeweilige Situation vor Ort für sehr wichtig hielt.

Diese Kenntnis des Einzelfalls beruhte auf der persönlichen Erfahrung und den jeweils damit verbundenen Geschichten. Das Singuläre gehörte folglich immer zu einem – wenn auch spezifischen – Ganzen. Die aus Furcht und Freude durch göttlichen Einfluss gewonnene Erkenntnis bezog sich damit immer auf die ganze göttliche Weltordnung, wenn auch in einer zum Teil geradezu relativistischen Perspektive. Dies kann zum Beispiel an den vielen Registereinträgen zu Tieren abgelesen werden, von denen die jesuitischen Missionare in ihren Briefen berichten. Denn in den meisten Fällen werden die Tiere als Elemente der jeweiligen Gegend begriffen. So lauten die Einträge über den Tiger etwa folgendermaßen: „Tigerthier in America. I.52. in China. IV.5. in Paraquaria. II.56. seqq. in Java. III.4. in Ost=Indien. III.49. in Persien. IV.75. in Bengala am Ganges IV.94. an dem Marannon. II.71. in Abyssina. VIII.57.“ (Stöcklein, Bd. 1, „Index Rerum Memorabilium“, unpag. [T.]) Der Tiger wird also als Element seiner Umgebung begriffen mit je spezifischen Eigenheiten; erst in zweiter Linie können alle Einträge zusammen auch etwas über das Verständnis vom Tiger dieser Zeit überhaupt verdeutlichen.

Die Vorstellung eines engen Zusammenhangs von Natur- und Kulturbegebenheiten wird in anderen Einträgen noch deutlicher, so beispielsweise in Bezug auf das Krokodil, über das man laut Registereintrag Folgendes erfahren könne in den Briefen: „Crocodill, ein Lindwurm in Ost= und West=Indien. I.52. ist nirgend ärger/ als an dem Ganges-Strom. IV.95. Die Crocodill werden in Madura und der Gegend in denen Stadtgräben ernehrt; weil sie zur Zeit der Belagerung dem Feind grossen Abbruch thuen. VII.119.“ (Stöcklein, Bd. 1, „Index Rerum Memorabilium“, unpag. [C.]) Der enge Zusammenhang von Natur- und Kulturbeschreibungen wird deutlich, insofern etwa der eine Bericht von den Krokodilen im Ganges nahtlos übergeht in eine Diskussion über die religiöse Bedeutung des Flusses für die Hindus, die diesen trotz aller Gefahren verschiedentlich nutzten (Stöcklein, Bd. 1, Teil 4, Nr. 93, S. 95), oder wenn ein anderes Schreiben von den Krokodilen in den Gräben der derzeitigen Residenzstadt des Königs von Madura, Trischirapali, direkt überleitet zu einer Reflexion über die aufwändigen und teuren Befestigungsanlagen dieser Stadt sowie die Nutzungsregeln der vier Stadttore, von denen eines zugemauert, das andere allein dem weiblichen Hofgesinde vorbehalten sei (Stöcklein, Bd. 1, Teil 7, Nr. 183, S. 119). Die Neigung Stöckleins, auch Zustandsbeschreibungen in Geschichten zu kleiden, wird auch hier noch einmal deutlich, ist doch der Registereintrag über die Krokodile länger als die entsprechende Passage im Text: „Der Wasser=Graben/ so die Vestung umringet/ ist tieff und bereit/ auch mit etlichen Crocodillen noch mehrers versichert. Er muss ein grosses Geld gekostet haben […]“ (ebd.).

Stehen bei den bislang zitierten Registerstichworten die Tier-Mensch-Beziehungen im Vordergrund, so gibt es schließlich Einträge, in denen die Besonderheiten der Tiere überhaupt als Ausdruck einer bestimmten Kultur vor Ort interpretiert werden, wie etwa hinsichtlich der Affen, von denen es im Register heißt: „Affen reiten zu Pferdt und fahren zu Schiff I. 38. ihre Menge und Art. I. 52. seynd gut zu essen. I. 68. Affenbrücke zwischen der Fischerküste in Ost=Indien und der Insel Ceilan. III.48. Affen sollen schwehre Krieg geführt haben. ibidem. Sie werden als Götter angebeten III.65. auch sonst in Ehren gehalten IV.89. Affen=Spithal IV.90. Affen thuen denen Holländern Abbruch. IV.99. werden als Götter bey denen Tempeln in Indien verehrt. V.115. Affen in Abyssinâ kurtzweilig. VIII.57.“ (Stöcklein, Bd. 1, „Index Rerum Memorabilium“, unpag. [A.])

Doch Wissen in Geschichten zu präsentieren, das zeigt sich hier, bedeutet Assoziationen zu wecken, ohne deren Implikationen grundlegend diskutieren zu müssen. So geraten die Beschreibungen der Affengesellschaften, ob nun bewusst oder nicht, unversehens zu einer Allegorie für die barbarische Kultur, die die Europäer fast überall anzutreffen meinten. Besonders anschaulich geriet dies P. Mancher, der 1682 von den Philippinen Folgendes berichtet: „Dern Affen siehet man gantze Kriegs=Heer/ welche auf dem Feld hin und her ziehen/ sich auf die Pferd setzen/ und wie Männer herum reiten. Bey denen Flüssen aber steigen sie in die Schiffe/ auf welchen sie rudern/ auch wie Steuer=Leuthe mit denselben auf= und abfahren: in denen Wäldern seynd sie nicht so kurtzweilig; dann sie verfolgen und greiffen die Leuthe an/ gemeiniglich zu ihrem eignen Verderben/ denn sie werden gefangen. In ihrem Leib und in den Hirschen wird der kostbare Stein Bezoar gefunden.“ (Stöcklein, Bd. 1, Teil 1, Nr. 12, S. 38) Bei Pater Mauduit, von dessen Reise durch das Königreich Carnate ja schon die Rede war, wird der Affe zum Symbol für die Götzenanbetung, gegen die der Missionar mit Kruzifix und Gesängen vorzugehen versucht: So schreibt er über seine Station in Ayankolam: „Ich hielte mich allda eine kleine Weil bey einem lieben Christen/ den ich unlängst getaufft hatte/ auf/ und gienge weiters biß zu einem Tempel/ in welchem ein Aff als GOtt verehrt wird/ und bliebe in diesem Götzen=Haus über Nacht. Ich henckte daselbst das Crucifix=Bild an einen Pfeiler/ vor welchem ich mich samt meinen Catechisten auf das Angesicht geworffen/ und das Lob des wahren GOttes mit heller Stimm eine Zeit lang abgesungen hab.“ (Stöcklein, Bd. 1, Teil 3, Nr. 76, S. 65) Affengesellschaften als Symbol für barbarische Kulturen, Affenanbetung als Kennzeichen für heidnisches Götzentum – mit diesen Tiergeschichten sagen die Jesuiten vor allem etwas über die eigene pejorative Sicht auf die zu missionierende Gesellschaft aus.

Schließlich impliziert das Verfahren, Wissen in Geschichten zu präsentieren, vielerlei Deutungen möglich zu machen, die Stöcklein nur sparsam kommentiert, etwa über die Vorreden zu jedem Teil, die Zusammenfassungen vor dem einzelnen Brief und die Registereinträge am Ende des Bandes, in denen er bestimmte Geschichten oder Ereignisse hervorhebt, andere übergeht. Sind auch die meisten Berichte von einer grundlegend eurozentrischen Sicht der Geschehnisse geprägt, so finden sich daneben auch Erzählungen mit überraschenden Einsichten, wie etwa diejenige des P. de Tartre, der an seinen Vater über die kleine Insel Gorée gegenüber der Küste Senegals Folgendes schreibt: „Ihre Speiß bestehet aus Hirs/ maßen der Boden kaum was anders hervor bringt; dannoch leben diese arme Leute damit gantz vergnügt/ gehen lächlend daher/ und halten gäntzlich dafür/ ihr wiewol unfruchtbares und sprötes Land seye das irrdische Paradeis/ welches sie mit keinem andern Vatterland vertauschen würden/ wann nicht die Brügel deren Europäern ihnen das sonst so süsse Leben versäuerten. Sie schätzen sich um so viel besser/ dann andere Völcker in Africa, als sie dieselben an Schwärtze übertreffen; da sie seynd liechtschwartz/ wie das Eben=Holtz/ und glauben/ die weisse Farbe stehe denen Menschen übel/ denen Teuffeln aber wohl an.“ (Stöcklein, Bd. 1, Teil 3, Nr. 65, S. 3) Oder um mit der gewohnten Prägnanz des Pater Stöckleins in seinem Register über diese Episode zu schließen: „Schwartze Farb ist in Mohrenland Englisch; die weisse hingegen teufflisch. III.3. Jene ist in Ost=Indien so gar Göttlich. IV.96.“ (Stöcklein, Bd. 1, „Index Rerum Memorabilium“, unpag. [S.])

3. Schluss
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Missionszeitschriften wie der Neue Welt=Bott sind – darauf habe ich eingangs hingewiesen – eng mit den sich im 18. Jahrhundert noch einmal intensivierenden Kommunikationsformen der europäischen Respublica litteraria verbunden. Sie sind als Projekte einer Wissenspopularisierung außerdem als Teil der europäischen Aufklärung zu interpretieren. Schließlich spiegeln sich in diesen Briefen und Zeitschriften erste Momente einer Globalisierungserfahrung im 18. Jahrhundert (Osterhammel; Conrad/Eckert). Diese Globalisierungserfahrung wiederum hat in erster Linie etwas mit der ungeheuren Menge an Informationen zu tun, die nach Europa gelangte. Wie erwähnt, sind im Neuen Welt=Bott im Verlaufe der vierzig Jahre seines Bestehens 812 Schreiben von Missionaren erschienen, die zusammen etwa 4500 Folioseiten umfassen. Doch obwohl Stöcklein bei seiner Bearbeitung der Briefe vor allem Wiederholungen weggelassen hat, wie er selber betont, diskutiert zwanzig Jahre später der neue Herausgeber des Welt=Botts, Peter Probst, die Wahrnehmung von Redundanz auch der gedruckten Berichte. Denn vielen Briefen seien kaum mehr „Seltsamkeiten“ zu entnehmen, weil man nun alles schon sehr oft gelesen und gehört habe. Weil man aber mit diesen Erfahrungsberichten die eigene Reise in die jeweiligen Länder vorbereiten könne, befürworte auch er weiterhin deren Abdruck (Probst, Bd. 4.1, Vorrede). Zumindest in den Köpfen der Herausgeber ist folglich in den zurückliegenden zwanzig Jahren die Welt zusammengewachsen. Joseph Stöcklein jedenfalls hatte in seiner Vorrede zum 1. Band von 1726 den Abdruck der Reiseschreibungen noch damit begründet, dass man mit ihnen das Reisen vermeiden könne, weil nun „ein neugieriger Leser [nun, R.D.]/ ohne einen Schritt zu thuen/ zu Hauß sitzend mit blosser Lesung dergleichen Schrifften die gantze Welt durchwandern“ könne (Stöcklein, Bd.1, Allgemeine Vorrede des Verfassers über dieses gantze Werck, unpag. [S. 1]).

Die Welt ist also kleiner geworden im 18. Jahrhundert, wenigstens in den Köpfen der lesekundigen Europäer. Die Informationsdichte wiederum, dabei vor allem der kleine Fokus der hier versammelten Berichte, ist so erschlagend, dass man sich fragen muss, ob und in welcher Weise diese Nachrichten überhaupt rezipiert werden konnten. Denn sie erzählen mit unterschiedlichem Schwerpunkt und keineswegs widerspruchsfrei den Lebensweg, die Erlebnisse und Sichtweisen einzelner Missionare. Sie fokussieren unverbunden auf sehr verschiedene Räume, die nur sparsam in einen größeren Kontext eingebettet werden. Und sie berichten höchst unterschiedlich: mal stärker von persönlichen Erfahrungen, mal stärker über politische Ereignisse, dann wieder im Duktus einer Länderbeschreibung von den Sitten und Gebräuchen, der Fauna und Flora einer Region. Man kann diesen Briefen pharmazeutische Rezepte entnehmen. Man kann sie als christliche Erbauungsberichte lesen. Man kann aber auch vieles über die Agency der einheimischen Bevölkerung erfahren. Intransigenz steht neben einer erstaunlichen Offenheit gegenüber anderen Kulturen, eurozentrische Sichtweise neben einer impliziten oder expliziten Europakritik, Tierbeschreibungen neben Städtelob und so fort.

Diese Vielfalt der Einblicke war dem Herausgeber des Neuen Welt=Botts, Joseph Stöcklein, nicht nur bewusst, sondern er hielt sie für ein besonderes Signum seiner Sammlung. Denn er bezeichnet sie als einen „Jahrmarck“ (Stöcklein, Bd. 1, Allgemeine Vorrede des Verfassers über dieses gantze Werck, unpag. [S. 2]) der Informationen, bei dem sich jeder das ihn Interessierende heraussuchen könne (siehe auch Dürr 2005). Zugleich versuchte Stöcklein, Ordnung in diese Vielfalt zu bringen und damit der Beliebigkeit von Weltsichten entgegenzuwirken. Offenbar ging schon mit dieser ersten Globalisierungserfahrung das Gefühl einer Überforderung durch zu viele, zu disparate Informationen einher. Die einführenden Vorreden, das kommentierende Register, die kleinen Zusammenfassungen vor jedem Brief und auch die Präsentation der Informationen in ihren Geschichten dienten der Informationsreduktion. Der Jahrmarkt wurde damit zum Theater.

4. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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4.1. Quellen
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  • José de Acosta: Historia natural y moral de las Indias. Hg. v. José Alcina Franch. Madrid 1987 [gbv]
  • Petrus Probst (Hg.): Der Neue Welt=Bott mit allerhand nachrichten deren Missionarien Soc. Jesu Allerhand So Lehr= als Geist=reiche Brief/ Schrifften und Reis=Beschreibungen/ Welche von denen Missionariis der Gesellschafft JEsu Aus Beyden Indien/ und anderen Über Meer gelegenen Ländern, Meistenteils von An1730. bis 1740. in Europa angelangt seynd. Aus handschrifftlichen Urkunden, und anderen bewehrten Nachrichten/ zusammen getragen von Petro Probst, einem Priester der selben Gesellschaft. Wien 1748, Bd. 4/1
  • P. de Querbeuf: Préface, in: Ders. (Hg.): Lettres édifiantes et curieuses, écrites des missions étrangères. Nouvelle édition. Paris 1780, Bd. 1, S. VII-IX [gbv]
  • Joseph Stöcklein (Hg.): Der Neue Welt=Bott mit allerhand nachrichten deren Missionarien Soc. JESU Allerhand So Lehr= als Geist=reiche Brief/ Schrifften und Reis=Beschreibungen/ Welche von denen Missionariis der Gesellschafft JEsu Aus Beyden Indien/ und anderen Über Meer gelegenen Ländern Seit An. 1642. Biß auf das Jahr 1726. in Europa angelangt seynd. Jetzt zum erstenmal Theils aus Handschrifftlichen Urkunden/ theils aus denen Französischen Lettres Edifiantes verteutscht und zusammen getragen von Joseph Stöcklein, gedachter Societät JEsu Priester. Augsburg, Grätz, Bd. 1, 1726 [gbv]
  • Isabelle Vissière, Jean-Louis Vissière (Hg.): Lettres édifiantes et curieuses des jésuites de Chine, 1702-1776. Paris 2001
  • Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. 68 Bde. Halle, Leipzig 1732-1754, Bd. 34 (1742) [opac]

4.2. Forschungsliteratur
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  • William J.H. Andrewes (Hg.): The Quest for Longitude. Cambridge Mass. 1996 [gbv]
  • Julia Angster: Erdbeeren und Piraten. Die Royal Navy und die Ordnung der Welt, 1770-1860. Göttingen 2012 [opac]
  • Galaxis Borja González: Jesuitische Berichterstattung über die Neue Welt. Zur Veröffentlichungs-, Verbreitungs- und Rezeptionsgeschichte jesuitischer Americana auf dem deutschen Buchmarkt im Zeitalter der Aufklärung. Göttingen 2011 [opac]
  • Arndt Brendecke: Imperium und Empirie. Funktionen des Wissens in der spanischen Kolonialherrschaft. Köln [u.a.] 2009 [opac]
  • Lynda G. Christian: Theatrum mundi. The History of an Idea. New York, London 1987 [gbv]
  • Luke Clossey: Salvation and Globalization in the Early Jesuit Missions. Cambridge 2008 [opac]
  • Claudia von Collani: Von Jesuiten, Kaisern und Kanonen. China und Europa – eine wechselvolle Geschichte. Darmstadt 2012 [opac]
  • Sebastian Conrad, Andreas Eckert: Global, Globalisierung, multiple Modernen: Zur Geschichtsschriebung der modernen Welt, in: Sebastian Conrad [et al.] (Hg.): Globalgeschichte. Theorien, Ansätze, Themen. Frankfurt/Main 2007, S. 7-49 [gbv]
  • Lorraine Daston: Eine kurze Geschichte der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. München 2000 [opac]
  • Lorraine Daston, Katherine Park: Introduction: The age of the New, in: Lorraine Daston, Katherina Park (Hg.): The Cambridge History of Science. Cambridge 2006, S. 1-17
  • Thomas Dixon [et al.] (Hg.): Science and Religion. New Historical Perspectives. Cambridge 2010 [gbv]
  • Richard van Dülmen: Gespräche, Korrespondenzen, Sozietäten. Leibniz’ dialogische Philosophie, in: Richard van Dülmen, Sina Rauschenbach (Hg.): Denkwelten um 1700. Zehn intellektuelle Profile. Köln [u.a.] 2002, S. 123-140 [gbv]
  • Richard van Dülmen, Sina Rauschenbach (Hg.): Denkwelten um 1700. Zehn intellektuelle Profile. Köln [u.a.] 2002, S. 123-140 [gbv]
  • Richard van Dülmen, Sina Rauschenbach (Hg.): Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Köln [u.a.] 2004 [opac]
  • Renate Dürr, Gisela Engel, Johannes Süßmann (Hg.): Expansionen in der Frühen Neuzeit. Berlin 2005 [opac]
  • Renate Dürr: Der "Neue Welt-Bott" als Markt der Informationen? Wissenstransfer als Moment jesuitischer Identitätsbildung, in: Zeitschrift für historische Forschung 34 (2007), S. 441-466 [opac]
  • Renate Dürr: Wechselseitiger Kulturtransfer – Jesuiten und Guaraní in den Reduktionen von Paraguay, in: Nation – Europa – Welt. Identitätsentwürfe vom Mittelalter bis 1800, hg. v. Ingrid Baumgärtner u.a., Frankfurt am Main 2007, S. 422-440 [opac]
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  • Johannes Fried: Aufstieg aus dem Untergang. Apokalyptisches Denken und die Entstehung der modernen Naturwissenschaft im Mittelalter. München 2001 [opac]
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  • Andreas Gardt, Mireille Schnyder, Jürgen Wolf (Hg.): Buchkultur und Wissensvermittlung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Festschrift für Claudia Brinker-von der Heyde. Berlin [u.a.] 2011 [opac]
  • Martin Gierl: Korrespondenzen, Disputationen, Zeitschriften. Wissensorganisation und die Entwicklung der gelehrten Medienrepublik zwischen 1670 und 1730, in: Richard v. Dülmen, Sina Rauschenbach (Hg.): Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Köln [u.a.] 2004, S. 417-438 [opac]
  • Ulrike Gleixner: Pietismus und Bürgertum. Eine historische Anthropologie der Frömmigkeit Württemberg 17.-19. Jahrhundert. Göttingen 2005 [opac]
  • Ulrike Gleixner: Expansive Frömmigkeit. Das hallische Netzwerk der Indienmission im 18. Jahrhundert, in: Heike Liebau, Andreas Nehring (Hg.): Mission und Forschung: Translokale Wissensproduktion zwischen Indien und Europa im 18. und 19. Jahrhundert. Halle 2010, S. 57-66 [gbv]
  • Mark Häberlein, Alexander Keese (Hg.): Sprachgrenzen – Sprachkontakte – kulturelle Vermittler. Kommunikation zwischen Europäern und Außereuropäern (16.-20. Jahrhundert). Stuttgart 2010 [opac]
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  • Claudia Jarzebowski, Anne Kwaschik (Hg.): Performing emotions. Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Politik und Emotion in der Frühen Neuzeit und in der Moderne. Göttingen 2013 [gbv]
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  • Ulf Küster (Hg.): Theatrum mundi. Die Welt als Bühne. München 2003 [gbv]
  • Heike Liebau: "Alle Dinge, die zu wissen nöthig sind". Religiös-soziale Übersetzungsprozesse im kolonialen Indien, in: Geschichte und Gesellschaft 38 (2012), H. 2, S. 243-271 [opac]
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  • Ariane Martin, Nikola Roßbach (Hg.): Begegnungen: Bühne und Berufe in der Kulturgeschichte des Theaters. Tübingen 2005 [gbv]
  • Christian Meierhofer: Alles neu unter der Sonne. Das Sammelschrifttum der Frühen Neuzeit und die Entstehung der Nachricht. Würzburg 2010 [opac]
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  • John O’Malley SJ. [et al.] (Hg.): The Jesuits. Cultures, Sciences, and the Arts, 1540-1773. Toronto [u.a.] 1999 [opac]
  • Jürgen Osterhammel: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. 4. Aufl. München 2007 [gbv]
  • Adrien Paschoud: Le monde améridien au miroir des ‚Lettres édifiantes et curieuses’. Oxford 2008 [opac]
  • Nicolas Pethes [et al.] (Hg.): Das Beispiel, Epistemologie des Exemplarischen. Berlin 2007 [opac]
  • Helmuth Puff, Ulrike Strasser, Christopher Wild (Hg.): Cultures of Communication. Theologies of Media. Toronto [i.Dr.]
  • Ursula Quecke: Quod erat demonstrandum. Schauplätze der Wissenschaft des 16.-18. Jahrhunderts, in: Ulf Küster (Hg.): Theatrum mundi. Die Welt als Bühne. München 2003, S. 17-21 [gbv]
  • Fidel Rädle: Gottes ernstgemeintes Spiel. Überlegungen zum welttheatralischen Charakter des Jesuitendramas, in: Franz Link, Günter Niggl (Hg.): Theatrum mundi. Götter, Gott und Spielleiter im Drama von der Antike bis zur Gegenwart. Berlin 1981, S. 135-159 [opac]
  • Sandra Rebok: Alejandro de Humboldt y el modelo de la Historia Natural y Moral, in: Humboldt im Netz, Nr. II, 3 (2001)
  • Nikola Roßbach: Theatermetaphorik in Wissenschaft und Wissenschaftstheorie um 1700: Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ariane Martin, dies. (Hg.): Begegnungen: Bühne und Berufe in der Kulturgeschichte des Theaters. Tübingen 2005, S. 15-29 [gbv]
  • Nikola Roßbach, Thomas Stäcker (Hg.): Welt und Wissen auf der Bühne. Die Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit. Repertorium. Unter Mitarbeit von Flemming Schock, Constanze Baum, Imke Harjes und Sabine Kalff. Wolfenbüttel 2012
  • Nikola Roßbach, Flemming Schock, Constanze Baum (Hg.): Das Theatrum Europaeum. Wissensarchitektur einer Jahrhundertchronik. Unter Mitarbeit von Désirée Müller. Wolfenbüttel 2012 [opac]
  • Flemming Schock, Oswald Bauer, Ariane Koller, metaphorik.de (Hg.): Dimensionen der Theatrum-Metapher in der Frühen Neuzeit. Ordnung und Repräsentation von Wissen. Hannover 2008 [opac]
  • Steven Shapin: Woher stammt das Wissen in der wissenschaftlichen Revolution?, in: Michael Hagner (Hg.): Ansichten einer Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt/Main 2001, S. 43-103 [opac]
  • Ulrike Strasser: Die Kartierung der Palaosinseln. Geographische Imagination und Wissenstransfer zwischen europäischen Jesuiten und mikronesischen Insulanern um 1700, in: Geschichte und Gesellschaft 36 (2010), H. 2, S. 197-230 [gbv]
  • Anne-Charlott Trepp: Von der Glückseligkeit alles zu wissen. Die Erforschung der Natur als religiöse Praxis in der Frühen Neuzeit. Frankfurt/Main 2009 [opac]
  • Anne-Charlott Trepp: Von der Missionierung der Seelen zur Erforschung der Natur. Die Dänisch-Hallesche Südindienmission im ausgehenden 18. Jahrhundert, in: Geschichte und Gesellschaft 36 (2010), H. 2, S. 231-256 [gbv]
  • Steven Wepster: Between Theory and Observation. Tobias Mayer’s Explorations of Luna Motion, 1751-1755. Berlin 2010

4.3. Abbildungsnachweise
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  • Abb. 1: NWB Titelkupfer, Württembergische Landesbibliothek.
  • Abb. 2: NWB, Bd. 1, Nr. 50, nach S. 62, Württembergische Landesbibliothek.
  • Abb. 3: NWB, Bd. 1, Nr. 76, nach S. 64, Württembergische Landesbibliothek.
  • Abb. 4: De La Carte de l' Inde de Deca du Gange, IIe Feuille von Jacques-Nicolas Bellin 1752 (Stand: 9.10.2012).
  • Abb. 5: NWB, Bd. 1, Nr. 98, nach S. 30, Württembergische Landesbibliothek.
  • Abb. 6: Lettres édifiantes, Bd. 8, 1708, n S.126, Evangelisches Stift Tübingen.
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