Ethica Complementoria – Versuch einer bibliographisch-stemmatologischen Rekonstruktion der Überlieferungverhältnisse
Annika Rockenberger
[Inhaltsverzeichnis]

Die Ethica Complementoria – Versuch einer bibliographisch-stemmatologischen Rekonstruktion der Überlieferungverhältnisse

Dinge zu bezweifeln, die ganz ohne weitere Untersuchung jetzt geglaubt werden, das ist die Hauptsache überall.

Georg Christoph Lichtenberg

Einleitung

Allgemeines

Mit den nachstehenden Ausführungen1 verfolge ich im Wesentlichen zwei Zielsetzungen: Zum einen lege ich argumentativ die chronologische Abfolge sowie die stemmatisch-genealogischen Beziehungen der Druckausgaben der Ethica Complementoria des 17. und frühen 18. Jahrhunderts dar. Zum anderen dient eine solche Rekonstruktion – mittelbar – als Grundlage für Erwägungen zur Wahl der Textgrundlage einer künftigen Edition der Ethica.

Vornehmlich geht es mir darum, die bibliographisch-textgeschichtliche Forschung zu einer der am häufigsten neu- und nachgedruckten deutschsprachigen Komplimentierlehren der Frühen Neuzeit ein gutes Stück voran zu bringen, indem ich das Verhältnis der einzelnen Ausgaben zueinander und ihre Abhängigkeit voneinander mit bibliographisch-druckanalytischen sowie textkritischen Methoden (Heuristik und Kollation) zu ermitteln versuche. Ich werde dabei einige der in der Forschung kursierenden Einschätzungen zur Überlieferung der Ethica-Drucke als fehlerhaft oder empirisch nicht belastbar zurückweisen können.

Die Ethica Complementoria

Die Ethica Complementoria, oder auch Complementierbüchlein, gehört zur Gattung der Anstandsliteratur.2 Der verhältnismäßig kurze deutschsprachige Text enthält praktische Anleitungen in Form von Erläuterungen und Exempla zur situationsbezogenen Konversation – oder allgemein: zum normkonformen Verhalten – vor allem bei Hofe. Sein Adressatenkreis sind junge, unverheiratete Männer der emporstrebenden Schicht eines akademisch gelehrten, kaufmännischen Bürgertums (oder niederen Adels).

Verteilt auf acht Kapitel enthält die Ethica nach einem einleitenden Traktat über Tradition und Funktion des Komplimentierens im sozialen Kontext sieben Kommunikationssituationen: Komplimente bei Hofe (vor allem in hierarchisch asymmetrischen Konstellationen), Komplimente bei Wahlen oder Abstimmungen, bei Gesellschaften, bei Hochzeitsgesellschaften, für den Umgang mit unverheirateten Frauen (‚Jungfrauen‘), Komplimente beim gesellschaftlichen Tanz sowie Komplimente zur Haushaltsführung. Durchsetzt ist der Prosatext mit Versen in deutscher und – zu einem geringeren Teil – lateinischer sowie vereinzelt in griechischer und französischer Sprache.

Es gibt wenig Forschung zur frühneuzeitlichen Anstands- und Komplimentierliteratur im Allgemeinen3 und zur Ethica Complementoria im Speziellen. Eine Edition der Ethica ist ein Desiderat.4 Lediglich eine (unvollständige und z.T. fehlerhafte) chronologische Darstellung der Drucküberlieferung findet sich in den Personalbibliographien des Barock.5

Zum Vorgehen

Ich werde zunächst (2) die Materialgrundlage (die überlieferten Ethica -Drucke sowie die bibliographischen Informationen aus Katalogen und Verzeichnissen) in Form einer chronologischen Übersicht bibliographisch-druckanalytisch beschreiben.6 Diesem Abschnitt folgt (3) die schematische Darstellung der von mir rekonstruierten Überlieferung: das Stemma. Hiervon ausgehend werde ich die chronologischen und genealogischen Relationen der Ethica -Drucke diskursiv rekonstruieren. Hierbei werde ich im Besonderen auf die textlichen Bearbeitungen und Erweiterungen eingehen (Varianz). Ich stelle sodann meine Überlegungen zur Überlieferung der Ethica im 17. Jahrhundert diskursiv vor, wobei ich (i) für eine Revision der Ausgabenchronologie – wie sie von Gerhard Dünnhaupt (zuletzt 1991) vorgeschlagen wurde – argumentiere und (ii) eine Unterteilung der Überlieferung in sechs distinkte Überlieferungsgruppen (A–F) vornehme. In aller Kürze werde ich sodann (4) für eine Revision der Autorschaftszuschreibung an Georg Greflinger argumentieren und (5) einige Überlegungen zur Wahl des Editionsgegenstands für eine zukünftige Edition der Ethica vor dem Hintergrund der revidierten Überlieferungsgeschichte anstellen.

Materialgrundlage

Status quo

Grundlage jeder Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte von Drucken sind die originalen Exemplare. Wo diese nicht mehr vorhanden sind, greifen wir auf Abschriften derselben, Editionen, fotomechanische Reproduktionen oder bibliographische Beschreibungen in Katalogen oder Verzeichnissen zurück.

Es lassen sich 32 Ausgaben der Ethica im 17. und frühen 18. Jahrhundert ermitteln;7 von einer dieser Ausgaben gibt es keine erhaltenen Exemplare mehr. Die übrigen sind entweder unikal überliefert oder in sehr wenigen, teilweise fragmentarischen, Exemplaren.

Für diese Untersuchung konnten 23 Exemplare im Original eingesehen werden; bei weiteren zehn wurde auf digitale Reproduktionen zurückgegriffen. In der Bibliographie sind diese jeweils mit * (für Autopsie am Original) und ° (für Digitalisat) gekennzeichnet. Bei einigen wenigen Exemplaren musste auf die Angaben im Verzeichnis der deutschen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17),8 in lokalen Bibliothekskatalogen oder Bibliographien zurückgegriffen werden.

Gerade dort, wo nur noch ein einziges Exemplar einer Ausgabe überliefert ist, steht die stemmatologisch-genealogische Rekonstruktion vor Schwierigkeiten: abhängig vom Zustand der Exemplare kommt es mitunter zu Zeichen-, Text-, oder Seitenverlust. Darüber hinaus bleibt ausgabeninterne Varianz unsichtbar. Eine bibliographische Beschreibung einer Ausgabe auf Basis nur eines einzigen Exemplars heißt, eine Aussage nur über deren wahrscheinliche Beschaffenheit auf einer äußerst schmalen empirischen Basis zu machen. Ich werde dort, wo unikale Überlieferung vorliegt, die bibliographische Beschreibung entsprechend um Exemplar-Spezifika erweitern.

Ein Blick auf die Anzahl der Ausgaben in der Bibliographie Dünnhaupts9 wird dem aufmerksamen Leser zeigen, dass sich die Anzahl der Ausgaben, die ich ermittelt habe, im Vergleich geringer ausnimmt: 32 verifizierte Ausgaben gegenüber 38 Ausgaben in den Personalbibliographien des Barock, wobei ich acht Ausgaben gefunden habe, die Dünnhaupt unbekannt waren.10 Diese Diskrepanz erklärt sich daraus, dass ich diejenigen ‚Ausgaben‘ ausgeschlossen habe, die sich nicht in Bibliotheksbeständen11 nachweisen lassen. Dünnhaupt erstellt eine konservative Maximalbibliographie, vor allem auf Basis der Einträge in Katalogen, Verzeichnissen und älterer Forschungsliteratur. Durch die Digitalisierung der meisten Bibliothekskataloge, Massendigitalisierungen der historischen Bestände einiger Bibliotheken und einer damit einhergehenden Bestandsüberprüfung ist die Überlieferungslage heute viel genauer zu bestimmen.

Ich gehe daher bei der Ermittlung von Ausgaben zurückhaltend vor: Es muss mindestens ein Exemplar in einer Bibliothek tatsächlich vorhanden sein, um eine Ausgabe anzusetzen. Dort, wo durch Umlagerungen und Bestandsverluste während des Zweiten Weltkriegs vor 1945 physisch nachgewiesene Exemplare verschollen oder verloren sind, halte ich es für vertretbar, auch hier eine Ausgabe zu postulieren.12 Die so ermittelten Ausgaben habe ich entsprechend gekennzeichnet. Ich plädiere indes dafür, die Maximalbibliographie Dünnhaupts in der Hinterhand zu halten für den Fall, dass durch Ankäufe von Bibliotheken oder im Zuge von Digitalsierungsmaßnahmen Exemplare auftauchen, die sich den bei Dünnhaupt verzeichneten Ausgaben zuordnen lassen. Es ist auch hier stets mit einer künftigen Erweiterung der Ausgabenanzahl zu rechnen.13

Chronologischer Überblick der Überlieferung

Die folgende Bibliographie der Ethica Complementoria-Drucke ist chronologisch unter Angabe des Druckortes sowie Druckers resp. Verlegers angelegt. Dort, wo Druckjahr oder Druckort nicht angegeben sind, aber ermittelt werden konnten, stehen diese in eckigen Klammern. Die Siglierung erfolgt ebenfalls in eckigen Klammern, wobei der Großbuchstabe für die Überlieferungsgruppe steht und die Ziffer die chronologische Folge indiziert.

Der Titelaufnahme nach Weismann unter Beibehaltung der historischen Graphie 14 folgen (a) Angaben zum Erhaltungszustand und Standort der bekannten Exemplare, (b) Format und Kollation,15 (c) Referenz auf die Verzeichnisse von Dünnhaupt und das VD17 resp. VD18 sowie bei bislang unbekannten oder seltenen Ausgaben (d) eine Kurzbeschreibung ihres Inhalts.

Am Ende der Bibliographie ist eine Negativliste derjenigen Ausgaben angefügt, die bei Dünnhaupt oder an anderer Stelle verzeichnet sind, zu denen ich jedoch keine Exemplare habe ermitteln können.

Im Text finden sich schließlich neun Abbildungen von Kupfer- oder Holzschnittiteln unbekannterer Ausgaben der Ethica.

1643, Nürnberg [A1]

ETHICA | COMPLEMENTORIA | [Leerzeile] | Complemen- | tier-Buͤchlein / | Darin | Ein richtige Art vnnd | Weiſe grundfoͤrmlich abge- | bildet wird / wie man ſo wol mit ho- | hen Fuͤrſtlichen / als niedrigen Perſonen / | auch bey Geſellſchafften / Jungfrawen | vnd Frawen / Hoffzierlich converſi- | ren / reden vnd vmbge[hen] | muͤſſe. | [Zierstück] | Nuͤrnberg / | Jm Jahr / 1643.

*°Bamberger Exemplar: Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: 22/Pol.d.48; unikal überliefert; Exemplar vollständig, Zeichenverlust durch Tierfraß auf A1a, A2a

Kollation: 12° A–D12

VD17 00. Dünnhaupt 00

In der Forschung war diese Ausgabe bisher unbekannt.

Inhalt: typographischer Titel, Vorrede an den Leser, acht Komplimente.

o.J. [nach 1643, vor 1647], Hamburg (Heinrich Werner) [A2]

ETHICA | COMPLEMEN- | TORIA, | [Leerzeile] | Complemen- | tier-Buͤchlein / | [Leerzeile] | Darinn | Ein richtige Art vnnd | Weiſe grundfoͤꝛmlich abgebild- | det wird / wie man ſo wol mit hohen | Fuͤrſtlichen / als nidrigen Perſonen / | auch bey Geſellſchafften / Jungfrawen | vnd Frawen Hofzierlich | conver- | ſiren, reden vnd vmbge- | hen muͤſſe. | [Zierstück] | Erſtlich gedruckt zu Hamburg / | bey Heinrich Werner.

*Wolfenbütteler Exemplar: HAB Wolfenbüttel, Signatur: 575.3 Quod. (2)

°Münchener Exemplar: BSB München, Signatur: J.pract. 151; Permalink des Volldigitalisats: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00033754-8 – das Münchener Exemplar ist unvollständig: es fehlen die Blätter B4 und B6; Textverlust durch Beschädigung des Originals auf D12a

Kollation: 12° A–D12

VD17 12:000669L. Dünnhaupt 7.2

Zur Datierung s.u.

1645, o.O. [A3]

ETHICA | COMPLEMENTORIA | Complemen- | tier-Buͤchlein / | Darin | Ein richtige Art unnd | Weiſe grundfoͤrmlich abgebil- | det wird / wie man ſo wol mit hohen | Fuͤrſtlichen / als niedrigen Perſonen / auch bey Geſellſchafften / Jungfrawen | und Frawen / Hoffzierlich conver ſ i- | ren / reden und umbgehen | muͤſſe. | [Zierstück] | [Linie] | Jm Jahr / 1645.

*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 569.7 Quod. (2); unikal überliefert

Kollation: 12° A-C12

VD17 23:279620U. Dünnhaupt 7.1

In der Forschung gilt diese Ausgabe als die editio princeps. Zur Diskussion s.u.

1647, Hamburg (Johann Naumann) [B1]

Complemen- | tier-Buͤchlein. | darin eine | Richtige Art abgebil- | det wird / wie man ſo wol | mit hohen als niedrigen Per- | ſohnen / auch bey Geſellſchafften vnd | Frauen-Zimmer hofzierlich | reden vnd vmb gehen | ſol. | vermehret. | Dabey ein Anhang | Etlicher Alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter. | [Zierstück] | Hamburg / | Bey Johan Naumann / | Buchhaͤndlern. | 1647.

*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 572.2 Quod. (2)

Freiburger Exemplar: Universitätsbibliothek Freiburg, Signatur: F831

°Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Ph.pr. 304 x; Permalink des Volldigitalisats: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10040194-8 – im Digitalisat fehlen mehrere Seiten, einige sind unvollständig gescannt

Kollation: 12° A–E12, F6

VD17 23:000540S. Dünnhaupt 7.3

Inhalt: typographischer Titel, Musenanruf, Vorrede an den Leser, acht Komplimente, Anhang mit 219 sog. Alamodischen Damensprichwörtern. Zu den Erweiterungen s.u.

1648, Liebstadt [fingierter Druckort], Lambertini Remeleri [fingierter Drucker] [B2]

Gesamttitel der Druckersynthese

[Kupfertitel] Cochleatio Novissima | [Bildteil] | Foelix quem faciunt aliorum | cornua cautum.

[Typographischer Titel] COCHLEATIO | NOVISSIMA. | Das iſt / | Ware Abbildung | der heut zu Tag zu viel | vblicher Kunſt der Loͤff- | lerey. | So erſtlich kurtz verfaſſet | durch den Hochverſtaͤndi- | gen Herrn | Davidem Seladon Oſna- | bruggenſem I.V.D. | Nun aber an vielen Orten ver- | beſſert / Durch Herrn | Gerardum Vogelium Mona- | ſterio VVeſtphalum der Loͤfflerey pra- | cticum veteranum. | Gedruckt zu Liebſtadt / | Typis Lambertini Remeleri | Jm hoͤlzern Loͤffel auff der | Reitgaſſen. | [Linie] | M. DC. XLVIII.

Zwischentitel des Complementierbüchleins

Complemen- | tier- | Buͤchlein. | darinn eine | Richtige Art abge- | bildet wird / wie man ſo | wol mit hohen als nidrigen | Perſohnen / auch bey Geſell- | ſchafften vnd Frawen-Zimmer | hoffzierlich reden vnd vmb- | gehen ſol. | vermehret | Dabey ein Anhang | Etlicher Alamodiſcher | Damen Sprich- | woͤrter.

*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Yz 1555

Oxforder Exemplar: Bodleian Library Oxford, Signatur 8° G 98 Linc.

*°Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Rem. IV 2042; Permalink des Volldigitalisats: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104074-8

*°Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 165.10 Eth.

Kollation: 12° A–Q12, R4; durchgehend paginiert, pag. 3–391; das Complementierbüchlein allein: H10a–P4b (pag. [189]–344).

VD17 23:288651V. Dünnhaupt 7.5 / 12.2

Inhalt/Struktur: Das Complimentierbuch als Teil einer Druckersynthese,16 hier zusammen mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe. Die einzelnen Teile haben eigene Zwischentitel. Zur Herkunft der Löfflerey-Kunst s.u.

1648, Rinteln (Petrus Lucius) [D1]

Gesamttitel der Druckersynthese

[Kupfertitel] Newes Complementir: vnd Trincir-Büchlein. [Bildteil] Rinteln; Gedruckt vnd verlegt bey Petro Lucio. | Typogr.-Acad. 1648

Zwischentitel des Ethica-Teils

[typographischer Titel] Hoͤfliches vnd Vermehꝛtes | Complementier Buͤchlein / | Oder | Richtige Art vnd grundformliche Weiſe; | Wie man mit Hohen Fuͤrſtlichen: So wohl auch | Niedrigen vnd Gemeinen Stands Perſonen / vnd ſonſten bey Geſellſchafften / | Jungfrawen vnd Frawen / zierlich vnd hoͤflich converſiren / reden | vnd vmbgehen moͤge. | [Zierstücke] | Rinteln / Druckts vnd verlegts Petrus Lucius / der Vniverſitaͤt Buchdrucker / | [Linie] | Jm Jahr 1648.

Zwischentitel des Tranchier-Teils

[typographischer Titel] New Vermehrtes | Trincier-Buͤchlein: | Wie man nach rechteꝛ Jtalieniſcher auch jtzigeꝛ Art | vnd Manier allerhand Speiſen zierlich zerſchneiden / | vnd hoͤflich fuͤrlegen ſoll: | Alles mit zugehörigen Newen Kupfferſtuͤcken gezieret. | [Zierstück] | Rinteln / | Druckts vnd verlegts Petrus Lucius / der Vniverſitaͤt beſtalter Buchdrucker daſelbſt / | [Linie] | Jm 1 6 4 8. Jahr.

Nürnberger Exemplar: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Signatur: 8˚ Gs. 2038.

*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 166.1 Eth. (2)

Exemplare in Privatsammlung 17 und im Antiquariatshandel.18

VD17 23:288736A. Dünnhaupt 7.4.

Das Nürnberger Exemplar ist im VD17 nicht verzeichnet.

Inhalt/Struktur: Das Höfliche und Vermehrte Complementierbüchlein ist der erste Teil einer Druckersynthese mit dem Tranchierbuch. Die Ausgabe enthält einen Kupfertitel sowie eine Dedicatio des Druckerverlegers Lucius.

1649, Hamburg (Johann Naumann) [B3]

Complementier | Buͤchlein. | darin eine | Richtige Arth abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen Perſonen / auch bey Geſellſchaf- | ten und Frawen-zimmer hoffzier- | lich reden und vmb gehen | ſol. | vermehret. | Dabey ein Anhang | Etlicher alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter und itzt uͤb- | lichen Reyhme. | [Signet] | Hamburg / | Bey Johan Naumann / Buchh. 1649.

°Hamburger Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur: Scrin A/1841; Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN730656381

Heidelberger Exemplar: Universitätsbibliothek Heidelberg, Signatur: Waldberg 3062 RES

Soester Exemplar: Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest, Signatur: 5 X 5. 17 (2 an)

Kollation: 12° A–F12

VD17 18:723608L. Dünnhaupt 7.6

Das Heidelberger und das Soester Exemplar sind nicht im VD17 verzeichnet.

Inhalt/Struktur: Die Ausgabe enthält gegenüber [B1] und [B2] zusätzlich das Gedicht Unterweisung heimlich zu lieben, 24 sog. Reime auf Konfektscheiben sowie die um ein Sprichwort erweiterten Alamodischen Damensprichwörter.

[1650], Nürnberg [A4]

[Kupfertitel] ETHICA | COMPLEMENTORIA | complemen- | tier Buchlein, darin | ein richtige art vnd wei | ſe grundförmlich abge- | bildet wird, wie man | ſo wol mit hohen Fürſt- | lichen, als niedrigen | perſonen; auch beÿ | Gseſelſchafften, | Jungfrawen vndt | frawen, hofzier- | lich conversi- | ren reden vnd | umbgehen muſſ- | se. | [Zierrat] | Nuͤrnberg.

*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Px 1465‹a› – Kupfertitel.
Abb. 1

Nürnberger Exemplar: Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur: Var. 8. 271; Exemplar beschädigt, Kupfertitel fehlt

Kollation: 12° A–D12

VD17 1:086510T. Dünnhaupt 00

Die Datierung ist aus dem VD17 übernommen, eine Begründung wird dort nicht angegeben. Diese Ausgabe hat keinen typographischen Titel.

1650, Rinteln (Petrus Lucius) [D2]

Gesamttitel der Druckersynthese

[Kupfertitel] New Complementir vnd Trenchier-Büchlein: Darinnen aūch von Taffeldecken. | [Bildteil] | Rinteln: Gedruckt vnd verlegt bey Petro Lucio. Typogr. Acad. 1650.

Bloomingtoner Exemplar: Lilly Library, Indiana University, Bloomington/Indiana (USA), Signatur: TX 885.N53 1650 [Transgraphiert nach der Reproduktion des Kupfertitels bei Frenzel 2012, S. 30]

Nürnberger Exemplar: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Signatur: 8° Gs. 1266; Fragment: Kupfertitel fehlt, vom Ethica-Teil sind nur sechs Blatt vorhanden und hier hinter dem Tranchier-Teil angebunden.

VD17 00. Dünnhaupt 00

1654, Hamburg (Johann Naumann) [B4]

Complementier | Buͤchlein / | darin eine | Richtige Art abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen Perſonen / auch bey Geſellſchaff- | ten und Frawen-zimmer hoffzierlich | reden und umbgehen ſoll. | Vermehret | Dabey ein Anhang | Etlicher alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter / und itzt üblichen | Reyhme. | [Druckersignet] | Hamburg / | Bey Johan Nauman / Buchh. 1654

°Münchner Exemplar, Bayerische Staatsbibliothek München: Signatur: Ph.pr. 305; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10040196-9

Kollation: 12° A–F12

VD17 00. Dünnhaupt 7.9

1656, Liebstadt [fingierter Druckort] Lamprecht Raemmelern [fingierter Verlag] [C1]

Gesamttitel der Druckersynthese

[Kupfertitel] Cochleatio Novissima. | Jterata atqvè aucta. | Eꝛneüete Löffleꝛei Kunſt.

[typographischer Titel] Cochleatio Noviſſima | iterata atque aucta. | Das iſt: | Erneuͤte und | vermehrte | Loͤfflerei-Kunſt | Abgefaſſet durch | David Seladon I.V.D. | verbeſſert von | Gerhard Vogelern. | mit angefugten | Bettelſtab der Liebe. | wie auch der | Ethica Complementoria. | Liebſtat | Bei Lamprecht Raͤmmelern | auf der Reitgaſſe im Hoͤlzern | Loͤffel. | Jm Jare. | [Linie] | D IV ngfern geht heran! N V n I ſt | g V t Ze I t z V freien: | Ihr MV ſſet e VC h D er E h f V r VV ar | ſonſt ganz V erze I en.

Zwischentitel des Ethica-Teils

Ethica | Complementoria | Das iſt: | Complementir-Buͤchlein / | in welchem enthalten / eine rich- | tige Art / wie man ſowol mit | hohen als nidrigen Standes- | Perſonen / | Bei | Geſelſchafften und Frauen- | Zimmer hoffzierlich reden | und uͤmgehen ſolle. | Neulichſt wider uͤberſehen / an | vielen Orten gebeſſert und | vermehrt | Durch | Georg Grefflingern / | gekroͤnten Poeten / und | Not. Pub. | Jm Jare. | [Linie] | M. DC. LVI.

*°Münchner Exemplar, Bayerische Staatsbibliothek München: Signatur P.o.germ. 236 f.; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10106905-4 – doppelseitiges Titelkupfer, linke Seite fast vollständig ausgerissen

VD17 12:639118S. Dünnhaupt 12.4

Kollation: 12° A–O12, P6. Ethica-Teil J12a–P6b.

Inhalt/Struktur: Die Ethica Complementoria ist Teil der Druckersynthese mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe. Der titelgebende Traktat zur Löfflerey ist der erste Teil, gefolgt vom Bettelstab der Liebe und der Ethica. Der Druck ist durchpaginiert; die einzelnen Teile haben jeweils eigene Zwischentitel. – Enthält im Ethica -Teil den Musenanruf, Alamodische Damensprichwörter, 24 Reime auf Konfektscheiben sowie im Anhang vier Lieder nebst Notation aus Seladons Weltliche Lieder (1651) [Nachweis im OPAC] .

1658, Hamburg (Johann Naumann) [B5]

Complementier | Buͤchlein / | Darin eine | Richtige Art abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen Perſonen / auch bey Geſellſchaff- | ten und Frawen-zimmer hoffzierlich | reden und umbgehen ſoll. | Vermehret | Dabey ein Anhang | Etlicher alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter / und itzt uͤblichen | Reyhme. | [Vignette] | Hamburg / | Bey Johan Nauman / Buchh. 1658.

Coburger Exemplare: Landesbibliothek Coburg, Signatur Cas A 263 sowie Cas A 263a

*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 578.2 Quod. (4)

Kollation: 12° A–F12

VD17 23:280354S. Dünnhaupt 7.11

Das VD17 und Dünnhaupt verzeichnen die Coburger Exemplare nicht.

1660, Hamburg (Johann Naumann) [B6]

COMPLEMENtier | Buͤchlein / | Darin eine | Richtige Art abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen Perſonen / auch bey Geſellſchaff- | ten und Frawen-zimmer hoffzierlich | reden und umbgehen ſoll. | Vermehret / | Dabey ein Anhang | Etlicher alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter / und itz uͤblichen | Reyhme. | [Druckersignet] | Hamburg / | Bey Johan Nauman / Buchh. 1660.

*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Bibl. Diez oct. 8137

*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: P 248.12° Helmst. (2)

Kollation 12° A–F12

VD17 23:282790T. Dünnhaupt 7.13

1660, o.O. [C2]

Gesamttitel der Druckersynthese

ETHICA | Complementoria | Das iſt: | Complementir-Buͤchlein / | in welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſowol mit | hohen als nidrigen Standes- | Perſonen / | Bei | Geſellſchafften und Frauen- | Zimmer hoffzierlich reden | und umbgehen ſolle. | Neulichſt wider uͤberſehen / an | vielen Orten gebeſſert und ver- | mehret. | Durch | Georg Grefflingern / | gekroͤnten Poeten / und | Not. Pub. | Mit angefuͤgten | Zuͤchtigen Tiſch- und Leber- | Reimen / | J. Euphroſinen von Sitten- | bach. | [Linie] | M. DC. LX.

Zwischentitel der Tisch- und Leberreime

Euphroſinen von Sittenbach | Zuͤchtige | Tiſch- und Le-| ber-Reimen / | An jhre Geſpielinnen. | [Zierstück] | Zu Leberſtatt. Druckts Georg Gözke | [Linie] | M DC LX.

Zwischentitel des Tranchier-Teils

Trenchir Buͤchlein | Wie man rechter Art | und itzigen Gebrauch nach / | allerhand Speiſen ordentlich | auf die Tafel ſezen / zierlich | zerſchneiden und vorlegen / | auch artlich wiederum | abheben ſoll. | Hiebevor an verſchiedenen | Orten heraus gegeben / neu- | lichſt aber mit Fleiß uͤberſehen und | mit ſchoͤnen Kupfervorbildungen | ans Liecht gebracht / | Durch | Andreas Kletten | Cygn. Miſn. & | Jur.Stud. | [Linie] | M DC LX.

*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Putz.17 8 32 (Sammlung Walter Putz)

Londoner Exemplar: British Library London, Signatur: General Reference Collection 711.a.20

Kollation: 12° A–K, L5. Kupferstiche zum Tranchier-Buch im Anhang

VD17 14:693255U. Dünnhaupt 7.12

Inhalt/Struktur: typographischer Titel, Musenanruf, Vorrede an den Leser, acht Komplimente; in Druckersynthese mit den Tisch- und Leberreimen, auf welche „G. Greflingers N. P. Reimen auff Confectscheiben“ mit eigener Überschrift folgen. 19 Darauf folgt das Tranchier-Buch.

1663, Frankfurt (Georg Müller) [X1]

[Ethica Complementoria…], [Frankfurt/Main], [Georg Müller], [1663]

Das einzige erhaltene Exemplar dieser Ausgabe ist ein Fragment, es fehlen die ersten 106 Seiten.

Zwischentitel des Tranchier-Buches

Neues | Trenchier- Buͤchlein / | Anleitende: | Wie man rechter Art und izi- | gem Gebrauch nach / allerhand | Speiſen ordentlich auf die Tafel ſezen / | zierlich zerſchneiden und vorliegen / | auch artlich wiederum | abheben solle. | Hiebevor an verſchiedenen | Orten heraus gegeben / neulichſt | aber mit Fleiß uͤberſehen und mit ſchoͤ- | nen Kupfervorbildungen ans | Licht gebracht / | durch | Andreas Kletten Cygn. Miſn. | & Iur. Stud. | [Zierstück] | Frankfurt / | [J]n Georg Müllers Verlag. | [Linie] | M DC LXIII.

Zwischentitel der Tisch- und Leberreime

Jungfer | Euphroſinen | von Sittenbach | Züchtige | Tiſch- und Le- | ber-Reime / | An ihre Gespielinnen. | [Zierstück] | Zu Leberſtat / | Drukts Georg Goͤzke. | [Linie] | M DC LXIII.

Überschrift der Reime auf Konfektscheiben

Den übrigen Blattraum zu- | füllen / folgen: | G. Greflingers N.P. | Reimen auff Con- | fectſcheiben /

*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Putz.17 8 49 (Sammlung Walter Putz); unikal überliefert; Fragment: Ethica-Teil herausgetrennt

Kollation: 12° [A–D12, E5] E6–12, F–J12, K8

VD17 14:693396H. Dünnhaupt 00

1665, Amsterdam [C3]

[Kupfertitel] Erneüertes | [Com]plementir- und | [Tren]chir Büchlein.

[Typographischer Titel] ETHICA | Complementoria, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſo wol mit | hohen als nidrigen Standes-Per- | ſonen: bey | Geſellſchafften und | Frauen-Zimmer Hofzier- | lich reden / und uͤmgehen | ſolle. | Neulich wider uͤberſehen / und | an vielen Orten gebeſſert und | vermehret / durch | Georg Grefflingern / | gecroͤnten Poeten / und | Not. Pub. | Mit angefuͤgtem Trenchir- | Buͤchlein / | auch züchtigen Tiſch- und | Leber-Reimen. | AMSTERDAM. | [Linie] | Gedruckt Jm Jahr / 1665.

Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: 8" Np 15854; als Kriegsverlust bestätigt

Harvarder Exemplar: Harvard University Library, Signatur: Houghton Coll. H 5076.65*

*Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Res L.eleg.m. 411
Abb. 2

Princetoner Exemplar: Princeton University Library, Signatur: Rare Books (EX) 3447.242.333s

Kollation: 12° A–J, K8; Ethica-Teil A–D12, E5 (106 Seiten); 24 Kupferstiche zum Tranchier-Buch im Anhang.

VD17 12:644479M. Dünnhaupt 7.16

Inhalt/Struktur: Die Druckersynthese enthält einen eigenen Kupfertitel (s.u. Abb. 3) und typographischen Titel (A1a), den Musenanruf (A1b), die Vorrede an den Leser (A2a/b) und die acht Komplimente (A3a–E5a). Diesen folgen das Tranchier-Buch (E6a–H5b), die Tisch- und Leberreime (H6a–K4b) und die 24 Reime auf Konfektscheiben (K5a–K8b). Den Band schließen 24 zum Tranchier-Buch gehörende Kupferstiche ab.

1670, Amsterdam [C4]

ETHICA | COMPLEMENTORIA, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine rich- | tige Art / wie man ſo wol mit hohen | als niedrigen Standes-Per- | ſonen: bey | Geſellſchafften und Frauen- | Zimmer Hofzierlich reden / und | uͤmgehen ſolle. | Neulich wieder uͤberſehen / und an | vielen Orten gebeſſert und ver- | mehret / durch | Georg Grefflingern / gecroͤnten Poeten / und | Not. Publ. | Mit angefuͤgtem Trenchier- | Buͤchlein / | Auch zuͤchtigen Tiſch- und | Leber-Reimen. | AMSTERDAM / | [Zierband] | Gedruckt im Jahr / M. DC. LXX.

*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: Xb 6887; unikal überliefert – Kupfertitel.
Abb. 3

VD17 23:683511A. Dünnhaupt 00.

1673, Amsterdam [C5]

ETHICA | Complementoria | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſo wol mit | hohen als nidrigen Standes- | Perſonen: bey | Geſellſchafften und | Frauen-Zimmer Hofzierlich | reden und umgehen ſolle: | Neulichſt wider uͤberſehen / | an vielen Orten gebeſſert und | vermehret / durch | Georg Grefflingern / | gecroͤnten Poe: und | N. P. | Mit angefuͤgtem Trenchir- | Buͤchlein / | auch züchtigen Tiſch und | Leber-Reimen. | AMSTERDAM. | [Linie] | M DC LXXIII.

°Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: ALT 2002 A 327; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN61591750X

Kollation: 12° A–J, K8

VD17 7:703412D. Dünnhaupt 00

Inhalt: typographischer Titel, Vorrede an den Leser, Musenanruf, acht Komplimente, das Tranchier-Buch, die Tisch- und Leberreime, sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben.

1674, Kopenhagen (Drucker: Christian Wering, Verleger: Wolff Lamprecht) [F1]

[Titelholzschnitt] COMPLEMENTORIUM

[typographischer Titel] ETHICA | Complementoria | Das iſt: | Complementir | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſo wol mit hohen | als niedrigen Standes- | Perſonen: bey | Geſelſchaften / und Frauenzim- | mer Hoff zierlich reden und | umbgehen ſolle. | Neulichſt wieder uͤberſehen / an vie- | len Orten gebeſſert und vermeh- | ret / durch | Georg Grefflingern / | gekroͤnten Poeten / und | Notar. Publ. | Mit angefuͤgtem Trenchir- | Buͤchlein / | Auch zuͤchtigen Tiſch- und | Leber-Reimen. | [Linie] | Kopenhagen / Gedruckt bey Chriſtian Wering | Univerſt. Buchdr. Jm Jahr. 1674. Jm | Verlag Wolff Lamprecht.

°Hamburger Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur: Scrin A/493; Holzschnitt.
Abb. 4 Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN779366484

Kopenhagener Exemplare: Det Kongelige Bibliotek København, Signatur: 14,-475 8° sowie Hielmst. 2624 8°

Kollation: 12° A–J12, Ethica-Teil A–D12, E3; 21 von 23 gezählten, einseitigen Holzschnitten zum Tranchier-Buch im Anhang

1675, Amsterdam [C6]

[Kupfertitel] Erneüertes | [Co]mplementir- und | [T]renchir-Büchlein.

[Typographischer Titel] ETHICA | COMPLEMENTORIA | Das iſt: | Complementir-| Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / ein | richtige Art / wie man ſo wol m[it] | hohen als niedrigen Stands-Per-| ſonen: bey | Geſellſchafften und Frauen | Zimmer Hofzierlich reden / und | umgehen ſolle. | Neulich wieder ůberſehen / und a[n] | vielen Orten gebeſſert und ver- | mehret / durch | Georg Grefflingern / gecroͤn[-] | ten Poeten / und Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier- Buͤchlein / | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen | [Linie] Amſterdam / | [g]edruckt im Jahr / M. DC. LXXV

Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: 8 POL I, 5660 RARA; unikal überliefert; [transgraphiert nach Fotographie]20

VD17 7:713552P. Dünnhaupt 7.20

1676, Hannover (Thomas Heinrich Hauenstein) [E1]

[Kupfertitel] Erneuertes | Complemeutir und | Trenchir Büchlein

[typographischer Titel der Ethica herausgetrennt]

Zwischentitel Tranchier-Buch

Neues | Trenchier- | Büchlein; | Anleitende | Wie man rechter Art | und jetzigen Gebrauch nach | allerhand Speiſen ordentlich auf | die Tafel ſetzen / zierlich zerſchnei- | den und vorlegen / auch artlich | widerum abheben | ſolle || Hiebevor an verſchiedenen | Orten heraus gegeben ) neulichſt | aber mit Fleiß überſehen / und mit | ſchönen Kupffer-vorbildun- | gen ans Liecht gebracht | durch | Andreas Kletten / | Cygn. Miſn. & Jur. Stud. | [Zierstück] | Hannover / | Bey Thomas Hein. Hauenſtein / | Jm Jahr 1676.

Zwischentitel Tisch- und Leberreime

Jungfer | Ephroſinen von | Sittenbach | Züchtige | Tiſch und Le- | ber-Reyme / | An ihre Geſpillinen. | [Zierstück] | Zu Leberſtatt / | Druckts | Georg Gözcke. | [Linie] | M. DC. LXXVI.

*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Np 15856; unikal überliefert; Exemplar stark beschädigt, Blatt- und Textverlust: typographischer Titel fehlt; Kupfertitel.
Abb. 5

VD17 00. Dünnhaupt 7.21

1678, Kopenhagen (Drucker: Johann Adolph Baxman, Verleger: Wolfgang Lamprecht) [F2]

ETHICA | Complementoria | Det er: | Complementeer- | Bog / | Huorudi indholdis en rictig | Maneer / huorledis mand ſaa vel | Med høye ſo[m med nedrige] Stands-Perſoner: | [v]ed | Selſkab [oc] Fruentimmer | effter Hof[ve]-Skick zierligen tale | [oc] omgaaes ſkal / | Nyligen igjen ofverſeet / paa | mange Steder forbedret oc | formeeret / ved | Georg Grefflinger / | kronede Poet / oc Not. Pupl. | Med hosføyede Trencheer-Bog / | oc dertil hørige Kaaber-Stycker. | Orſaa ſmucke Læver-Rjm offver | Borde at bruge / nyligen fordanſket | Cum Gratia & Privileg | [Linie] | Kiøbenhafn / | Tryct hos Joh. Adolph Baxman / | Aar 1678. | Paa Wolfg. Lamprechts Bekoſtn | oc fin dis hos hannem til kiobs | i Skindergaden.

°Kopenhagener Exemplar: Det Kongelige Bibliotek København, Signatur: 14,-475 8°; Permalink des Volldigitalisats (Zugang via ProQuest LLC, Early European Books): http://gateway.proquest.com/openurl?url_ver=Z39.88-2004&res_dat=xri:eurobo:&rft_dat=xri:eurobo:rec:den-kbd-all-130018793254-001

*Osloer Exemplar: Universitetsbiblioteket Oslo, Signatur: Sikring 976

Trondheimer Exemplar: Norges Teknisk-Naturvitenskapelige Universitet Trondheim, Gunnerusbiblioteket, Signatur: GUNNERUS LibR Oct. 5698

Kollation: klein 6° A–Ee6, Ethica-Teil A–M6, N3

VD17 00. Dünnhaupt [7.24]21

Inhalt/Struktur: Übersetzung der Ethica (mit neuer Widmungsvorrede des Verlegers Lamprecht), des Tranchier-Buchs sowie eine Übertragung der Tisch-und Leberreime als geistliche und weltliche Leberreime ins Dänische. Die 24 Reime auf Konfektscheiben sind nicht enthalten.

1680, Amsterdam [C7]

ETHICA COM- | PLEMENTORIA, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine richtige Art / wie man | ſo wol mit hohen als niedrigen | Stands-Perſonen: bey | Geſellſchafften und Frauē- | Zimmer Hofzierlich reden / und | umgehen ſolle: | neulich wieder uͤberſehen / | und an vielen Orten gebeſſert | und vermehret / durch | Georg Grefflingern / | gecroͤnten Poeten / und | Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier- Buͤchlein | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen. | [Linie] | Amſterdam / | Gedruckt im Jahr / Anno 1680.

Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: L.eleg.m. 411 b [Transgraphierung nach den Schlüsselseiten im VD17]; Unikal überliefert

VD17 12:644711C. Dünnhaupt 7.25

1683, Amsterdam [C8]

[Ethica], [Amsterdam], [1683]

Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: 8" Np 15858; unikal überliefert; als Kriegsverlust bestätigt. Der Katalog der Staatsbibliothek beschreibt das Exemplar als defekt, nur das Tranchier-Buch und die Tisch- und Leberreime seien erhalten, die Seiten 5–108 (der Ethica -Teil) fehlen.

Ein weiteres Exemplar im Antiquariatshandel.22

Zur Diskussion s.u.

VD17 00. Dünnhaupt 7.27

1684, Hannover/Frankfurt/Leipzig (Verleger: Thomas Heinrich Hauenstein Erben) [E2]

[Kupfertitel] Der Erneuerte […] | Compl[…] | […] | T[…] | [Stechersignatur]

[typographischer Titel] Der erneuerte und viel | vermehrte | [rot] Complimen-| [schwarz] tarius / | Und vollkommene | [rot] Trenchir | [schwarz] Meiſter. | [rot] Jn welchem enthalten ein | [schwarz] ſonderbahre Manier / wie man | ſowol mit hohen / als niedrigen Stands | Perſonen und Geſellſchafften auffs zier- und höflichſte converſiren und umgehen / inglei-| chen auch auff Collationen und Hochzeiten / | [ſo]wie Speiſen zierlich zerſchneiden / oder | trenchiren und vorlegen ſolle. | [rot] Nebſt angefuͤgten ſonder- | [schwarz] derbahren Tiſch- und Leber- | Reimen. | [Linie] | [rot] Franckfurt und Leipzig / | [schwarz] Jn Verlegung | [rot] Thomas Heinrich Hauenſteins | [schwarz] Seel. Erb. in Hannover. 1684.

Exemplar in Privatsammlung; unikal überliefert; [Titel transgraphiert nach der Reproduktion des typographischen Titels in Frenzel 2012, S. 103. Das Titelkupfer bei Frenzel ist entweder unvollständig reproduziert oder im Original stark beschnitten und daher nicht vollständig transgraphierbar.]

VD17 00. Dünnhaupt 00

1689, [Hannover, Wolfenbüttel] (Buchhändler: Gottlieb Heinrich Grentz) [X4]

[Ethica], [1689]

°Norrköpinger Exemplar: Norrköpings stadsbibliotek, Signatur: Finspongssamlingen, Nr. 3331; unikal überliefert; Exemplar beschädigt, typograpischer Titel sowie die ersten 4 Seiten des Ethica-Teils fehlen.

Inhalt: laut Katalog enthält die Druckersynthese die Ethica mit Tranchier-Buch und Leberreimen.

Das in der Forschung bisher unbekannte Exemplar konnte bisher nicht eingesehen werden.

VD17 00. Dünnhaupt 00

1695/1703,23 Hamburg (Thomas Wiering) [X2]

Neu A la modiſch | Nach itziger gebraͤuchlichen Arth eingerichtetes | Complementir - | Friſier-Trenchier- | und | Kunſt-Buch. | Mit vielen nothwendigen Kupffern / alles bequemlich zu faſſen / ausgearbeitet | Gedruckt in Hamburg, bey Thomas von Wiering, im guͤlden A, B, C. in dieſem Jahr.

Berliner Exemplare: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: 8" Oo 13050 sowie 8" Oo 13050‹a›; beide als Kriegsverlust bestätigt.

Münstersches Exemplar: Von und zur Mühlen’sche Bibliothek Nünning, Senden-Bösensell, Signatur: E0655; unikal überliefert; [Transkription nach der Reproduktion des typographischen Titels bei Frenzel]24

VD17 00. Dünnhaupt 7.29

1700, Nürnberg [X3]

[Kupfertitel] Erneüertes | Complementir- und | Trenchir Büchlein.

[typographischer Titel] ETHICA COMPLE- | MENTORIA, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthal- | ten / eine richtige Art / wie | man ſo wol mit hohen als | niedrigen Stands-Perſonen: | bey | Geſellſchafften und Frauen- | Zimmer Hofzierlich reden / | und umgehen ſolle. | Neulich wieder uͤberſehen / | und an vielen Orten gebeſſert | und vermehret / durch | Georg Graͤflingern / gecroͤn- | ten Poeten / und Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier-Buͤchlein / | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen / | [Zierband] | NÜRNBERG / | Gedruckt im Jahr / M. DCC.

*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Putz. 17 8 31 (Sammlung Walter Putz); mglw. unikal überliefert; Kupfertitel

Abb. 6

Exemplar im Antiquariatshandel.25

Kollation: 12° A–J, K8

VD17 14:695153G. Dünnhaupt 7.30

1705, Hannover/Wolfenbüttel (Verleger: Gottfried Freytag) [E3]

[Kupfertitel] Der Erneüerte und Vielvermehrte | Complimentarius | und | Vollkommene | Trenchir-Meister

[typographischer Titel] Der erneuerte und viel | vermehrte | [rot] Complemen- | [schwarz] tarius / | Und vollkommene | [rot] Trenchier- | [schwarz] Meiſter. | [rot] In welchem enthalten ein | [schwarz] ſonderbahre Manier / wie man | ſo wol mit hohen als niedrigen Stands- | Perſonen und Geſellſchafften auffs zier- und | höfflichſte converſiren und umgehen / inglei- | chem auch auff Collationen und Hochzeiten / | die Speiſen zierlich zerſschneiden / oder | trenchiren und vorlegen ſolle. | [rot] Nebſt angefuͤgten ſonderbahren | [schwarz] Tiſch- und Leber-Reimen. | [Strich] | Hannover und Wolffenbuͤttel / | [rot] Verlegts Gottfried Freytag / | [schwarz] Buchhaͤndl. in Hannover.

*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Np 15860; Kupfertitel

Bloomingtoner Exemplar: Lilly Library, Indiana University, Bloomington/Indiana (USA) Signatur: TX885. E7

Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: 8 POL I, 570826
Abb. 7

Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: Hm 66

Kollation: 12° A9, B11, C12, D11, E–K12

VD17 23:317690P. Dünnhaupt 7.31

Inhalt/Struktur: Enthält die Ethica (ohne den Musenanruf), das Tranchierbüchlein, die Tisch- und Leberreime sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben.27

1708, Kopenhagen (Drucker: Johann Jacob Bornheinrich) [F3]

ETHICA | Complementoria | Det er: | Complementeer- | Bog / | Hvorudi indholdis en | rigtig Maneer / hvorledis | mand ſaa vel med høye ſom nedri- | ge Stands-Perſoner: | Ved | Selſkab og Fruentim̄er | effter Hofve-Skick zierligen tale | og omgaaes ſkal / | Nu paa ny ofverſeet / og paa | mange Steder forbedret og | formeeret / ved | Georg Grefflinger / | kronede Poet / og Not. Publ. | Med hosføjede Trencheer- | Bog / og dertil hørige Kaaber- | Stycker. | Ogſaa ſmucke Læver-Rim | over Borde at bruge / nyligen | fordanſket. | [Linie] | KJØBENHAVN / | Tryct og bekoſtet af | Joh. Jacob Bornheinrich / 1708.

Zwischentitel des Tranchier-Buchs

Ny | Trencher -Bog / | Hvorudi gives Anledning | Hvorledis mand ret / | maneerlig og ſom nu bruge- | ligt er / atſkillige Spiſe or- | dentlig ſkal paa Bordet ſætte / de | ſamme zirligen forſkiere og fore- | legge / ogsaa endeligen igien | artelig optage / Tilforne paa atſkillige | Stæder oplagt / nu nyligen | med Fljd overſeet / og med | ſkiønne Kaaber-Stycker | kommen til Liuſet | ved | Andreas Kletten Gyg. | Miſn. Jur. Stud. | Nyligen | Fordansket i Kiøbenhafn / | Tryckt / af Johann Jacob | Bornheinrich. | MDCCVIII.

Zwischentitel derGeistlichen Leberreime

Geiſtlige | Lever-Rjm / | at bruge | Over Borde og | ellers udi anden | Samquem. | [Vignette] | [Linie] | Tryckt i Kiøbenhafn / | Aar 1708.

Kopenhagener Exemplar: Det Kongelige Bibliotek Københaven, Signatur: 14,-475 8°

*Osloer Exemplar: Universitetsbiblioteket Oslo, Signatur: Sikring 977; Exemplar beschädigt: Blätter A2, A3, A6, sowie Ee6 fehlen

Kollation: 12° A–Z6, Aa–Ee6. Ethica A–M6, N3 (147 Seiten)

VD17 00. Dünnhaupt 7.31

1717, Amsterdam [C9]

[Kupfertitel] Erneūertes | Complementir- ūnd | Trenchir-Büchlein.

[Typographischer Titel] ETHICA COMPLE- | MENTORIA, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / | eine richtige Art / wie man ſo | wol mit hohen als niedrigen | Stands-Perſonen: bey | Geſellſchaften u. Frau- | en-Zimmer hofzierlich reden / | und umbgehen ſolle. | Neulich wieder uͤberſehen / | und an vielen Orten gebeſſert | und vermehret / durch | Georg Graͤflingern / ge- | croͤnten Poeten / und Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier- Buͤchlein / | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen. | [Linie] | Amsterdam / | Gedruckt im Jahr/ M.DCCXVII.

Bamberger Exemplar: Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: 22/.2 N 3

*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: 35.8.4365; Kupfertitel
Abb. 8

Frankfurter Exemplar: Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Frankfurt am Main, Signatur: Biblioth. Hirzel 124

Kollation 12° A–J12, K4 (204 Seiten). Ethica-Teil A–D12, E5 (106 Seiten)

VD18 00. Dünnhaupt 7.33

Inhalt/Struktur: Kupfertitel, typographischer Titel, Musenanruf, Vorrede an den Leser, acht Komplimente; danach das Tranchier-Buch und die Tisch- und Leberreime; die 24 Reime auf Konfektscheiben sind nicht enthalten.

1727, o.O. (Civili Gratiano) [fingierter Herausgeber] [X6]

[rot] Buͤrgerliches | [schwarz] Auf allerhand Zufaͤlle eingerichtetes | [rot] Complimentir- | [schwarz] Buͤchlein / | [rot] Aus welchem, die mittlern Standes | [schwarz] ſind, erlernen koͤnnen, wie ſie in oͤffentlichen Zuſam- | menkuͤnfften / als Hochzeiten / Kindtauffen / und dergleichen / | wie auch in Privat-Beſuchungen und Geſellſchafften / ſo wohl | gegen hoͤhere / als ihres gleichen Perſonen / inſonderheit aber | dem loͤblichen Frauenzimmer / mit Gluͤckwuͤnſchung / Leid- | bezeugung und annehmlichen Diſcurſen ſich | verhalten ſollen. | [Holzschnitt] | Heraus gegeben von | [rot] CIVILI GRATIANO. | [schwarz] [Linie] | Jm Jahr Chriſti, 1727. (6)

°Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: 8 POL I, 5716; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN627421849|LOG_0002

Kollation: A–F8

VD18 10880615. Dünnhaupt 7.34 [?]28

1728, o.O. [X5]

Das | Neu-alamodiſche / viel-vermehrte | nnd nach jetziger Art | eingerichtete | Complementier- | Buͤchlein / | Worinnen eine ſonderbahre Ma- | nier enthalten / wie man ſo wohl mit hohen | als niedern Stands-Perſohnen / und ſonderbar | in Geſellſchafften mit Frauenzimmer aufs zierlichſt | und hoͤfflichſte converſiren und ihnen | auffwarten ſolle; | Nebſt einem Anhang unterſchiedlicher | Redens-Arten / auch etlicher gewoͤhnlicher | Spruͤchwoͤrter und uͤblichen Reimen. | [Holzschnitt] | Gedruckt in dem 1728 Jahr.

*°Münchner Exemplar: Universitätsbibliothek, Ludwig-Maximilians-Universität München, Signatur: 8° Misc. 489/3; unikal überliefert; Titel mit Holzschnitt
Abb. 9

Kollation: 8° A–G8

Inhalt: Typographischer Titel mit illustrierendem Holzschnitt, Musenanruf, Vorrede an den Leser, zehn Komplimente, Briefsteller und Gesprächsbeispiele.

VD18 00. Dünnhaupt 00

Nicht verifizierbare Ausgaben // Negativliste

Folgende bei Dünnhaupt (1991) und an anderer Stelle verzeichnete Ausgaben lassen sich nicht verifizieren:

Complementierbüchlein

1650, [Hamburg], 7.7

1651, [Hamburg], 7.8

1655, Amsterdam, 7.10

Ethica Complementoria

1663, Hannover (Hauenstein), 7.1429

1664, Hannover, 7.15

1665, Hannover,30 00 Dünnhaupt

1667, Nürnberg (Johann Kramer), 7.17

1671, Frankfurt, 7.18

1674, o.O.,31 00 Dünnhaupt

1675, Nürnberg,32 00 Dünnhaupt

1677, Nürnberg, 7.22

1677, Amsterdam, 7.2333

1678, o.O., 7.24

1681, Heidelberg, 7.26

1692, Amsterdam, 7.28

Löfflerey-Kunst

1654, Frankfurt, 12.3

1658, Liebstadt [fingiert], 12.5

Stemmatologische Rekonstruktion

Vorläufiges Stemma

Abb. 10 Vorläufiges Stemma der Ethica Complementoria

Die Überlieferungsgruppen

Überlieferungsgruppe A: ‚Kern-Ethica‘

Ausgangspunkt für meine stemmatologischen Überlegungen ist der Nürnberger Ethica-Druck von 1643 [A1]. Da dieser Druck unikal überliefert ist, keine der Bibliographien oder Forschungsbeiträge 34 ihn verzeichnen und er auch im VD17 bisher nicht nachgewiesen ist, beschreibe ich das erhaltene Exemplar etwas ausführlicher.

[A1] ist ein Druck in Duodez (12°) aus vier Bogen. Den Konventionen für volkssprachige Drucke der späteren Handpressenzeit entsprechend werden gebrochene Schriften (Fraktur, Schwabacher) sowie Antiqua verwendet: Textschrift ist die Fraktur; Hervorhebung einzelner volkssprachiger Wörter oder Passagen innerhalb des Frakturtextes ist mit Schwabacher realisiert; Antiqua wird zur Markierung lateinischer Wörter und Phrasen eingesetzt. Eine griechische Kursive wird einmalig verwendet. Kapitelanfänge werden durch dreizeilige Initialbuchstaben, jedoch nicht konsequent durch Seitenwechsel markiert, Kapitelüberschriften stehen in Fraktur (größerer Schriftgrad) im Axialsatz.

Der Satz ist durchgängig Blocksatz für die Prosateile, wobei eingestreute Verse links eingezogen in kleinerer Type (Fraktur oder Antiqua) stehen.

Der typographische Titel in Akzidenzfraktur ist im Axialsatz gesetzt. Es gibt keine Paginierung.

Der Druck besteht aus den folgenden makrostrukturellen Einheiten:


Typographischer Titel A1a
Vorrede an den Leser A2a–A2b
Kapitel 1: Über die Komplimentierlehre A3a–A6b
Kapitel 2: Hof-Komplimente, inklusive 20 Hofregeln A6b–B10a
Kapitel 3: Votier-Komplimente B10a–B12b
Kapitel 4: Gesellschaft-Komplimente C1a–C10b
Kapitel 5: Hochzeits-Komplimente C11a–D2a
Kapitel 6: Jungfern-Komplimente D2a–D5b
Kapitel 7: Tanz-Komplimente D6a–D9b
Kapitel 8: Hausführungs-Komplimente D10a–D12b

Die acht Kapitel sowie die Vorrede an den Leser machen – in der angegebenen Reihenfolge – den ‚Kerntext‘ der Ethica aus. Er dient in den folgenden stemmatologischen Überlegungen als textueller Referenzpunkt.

Ich gehe davon aus, dass der Nürnberger Ethica-Druck von 1643 [A1] die editio princeps darstellt. Ich gehe des Weiteren davon aus, dass die Vorlage des Erstdrucks ein Manuskript gewesen ist. Von wem dieses Manuskript stammt, ob es sich um das Werk eines einzelnen Verfassers oder um eine Kompilation aus den Werken verschiedener Verfasser handelt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt und auf der Basis des vorhandenen Materials nicht ermitteln. Ich stütze meine Überlegung, dass [A1] ein Manuskript zur Vorlage gehabt hat, auf einen Passus in der Vorrede an den Leser, wo es heißt:


„DEmnach der Author geſpuͤret / daſz diſz Buͤchlein von vornehmen verstaͤndigen Leuten / denen es privatim ertheilet / ſehr beliebet / Es aber deſz Abſchreiben halber mehr ſchwer als dienlich angeſtanden / als hat mans dem gemeinen Nutzen / auff dero anhalten / endlich zum Druck verfertigen wollen / (A2a)“

Betrachtet man den näheren Kotext (die Vorrede und weitere Paratextelemente) wie den generischen Kontext (Anleitungsliteratur) dieser Aussagen, so gibt es m.E. keinen Grund dafür, hier eine Art Herausgeber-Fiktion anzunehmen; bis zum Erweis des Gegenteils ist mithin davon auszugehen, dass diese Hinweise zu Textgenese und Drucklegung den Tatsachen entsprechen. Allerdings finden sich keine Angaben zu Zeitpunkt und Ort der Abfassung, zur Kompilation des Manuskripts oder zur Verfasserfrage. Was sich dem einleitenden Satz der Vorrede darüber hinaus entnehmen lässt, sind die pädagogische Ausrichtung der Ethica („denen es privatim erteilet“), das Zielpublikum bzw. der Adressatenkreis („vornehme[] verständige[] Leute“), sowie eine gewisse Popularität der dargestellten Praxis, resp. ein Bedarf an Unterweisung im Komplimentieren.

Neben [A1] habe ich noch drei weitere Drucke der Überlieferungsgruppe [A] zugeordnet. Dies sind: ein undatierter Druck von Heinrich Werner, Hamburg [A2], ein unfirmierter Druck von 1645 [A3] sowie ein in Nürnberg möglicherweise um 1650 entstandener Druck [A4].

Da [A1] bis dato unbekannt war, ist in den Bibliographien [A3] als Erstdruck angegeben. Auf Dünnhaupts Personalbibliographie gehen sowohl die Datierung von [A2] auf 1646 als auch die Zuschreibung von [A3] an Heinrich Werner bzw. den Druckort Hamburg zurück. Dünnhaupt selbst legt die Prämissen für seine Schlussfolgerungen nicht offen; vermutlich war sein Gedankengang dieser:

(i) [A2] und [A3] ähneln einander typographisch (Buchformat, Bogenanzahl, Einrichtung der Seite etc.) sowie grob – zumindest beim kursorischen Lesen – im Textbestand. Dies legt prima facie nahe, dass auch [A3] in Hamburg, mutmaßlich sogar in der selben Druckerei entstanden ist und – zumal in herstellungstechnischer Sicht – [A2] in zeitlicher Nähe zu [A3] erstellt wurde.

(ii) Vermutlich scheut Dünnhaupt sich, einem nicht datierten Druck den Status der editio princeps zuzuschreiben und geht daher stillschweigend vom zeitlichen Vorrang von [A3] aus.

(iii) Wir wissen von einer firmierten und datierten Ausgabe der Ethica bei Johann Naumann in Hamburg von 1647 [B1]. Diese Ausgabe unterscheidet sich jedoch typographisch wie inhaltlich sowohl von [A3] als auch von [A2].

(iv) Angesichts bestehender Ähnlichkeiten und Unterschiede scheint es somit plausibel, den undatierten Hamburger Druck [A2] zeitlichen zwischen dem oberflächlich ähnlichen, vermeintlichen Erstdruck von 1645 [A3] und der ‚Konkurrenz-Ausgabe‘ von 1647 [B1] einzuordnen.

Doch bereits innerhalb der so rekonstruierten Argumentation stellt sich die Frage, warum [A2] nach 1645 – dem Druckdatum von [A3] – entstanden sein soll. Denn ersichtlich trägt [A2] als Titelzusatz den Hinweis „erstlich gedruckt zu Hamburg“, was eher darauf hindeuten würde, dass es sich hierbei um den Erstdruck – zumindest in Hamburg – handelt, der demnach vor [A3] hergestellt worden wäre. Wie sich indes zeigen lässt, sind Dünnhaupts Schlussfolgerungen nicht nur in dieser Hinsicht korrekturbedürftig.

Mit dem Auffinden von [A1] hat sich die Überlieferungslage grundlegend verändert. Zunächst wird damit der Entstehungsort der Ethica vom norddeutschen Raum in den mitteldeutschen verlegt. Zweitens wird der Titelzusatz „erstlich gedruckt zu Hamburg“ in [A2] dadurch erklärbar, dass es eine frühere Ausgabe an einem anderen Ort gegeben hat. Auch unabhängig von der Frage, ob diese frühere Ausgabe die direkte Vorlage von [A2] (oder gar identisch mit [A1]) gewesen ist, legt der Zusatz den Schluss nahe,35 dass zumindest die Ethica als Werk, möglicherweise aber auch eine bestimmte Ausgabe derselben, einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hatte, sodass sich der Verleger/Drucker dazu veranlasst sah, zumal im Sinne eines werbenden Verkaufsarguments, seine eigene Ausgabe mit einem entsprechenden Hinweis zu markieren. Damit lässt sich festhalten, dass [A2] aller Wahrscheinlichkeit nach nach 1643 entstanden sein wird (terminus post quem).

Darüber hinaus wissen wir, dass Heinrich Werner, der Drucker von [A2] 1648 in Hamburg verstorben ist,36 was den absoluten terminus ante quem bezeichnet. Weiter lässt der o.g. Titelzusatz den Schluss zu, dass [A2] auf jeden Fall vor der mit 1647 datierten und firmierten Ausgabe [B1] hergestellt worden ist. Damit kann der Zeitraum für Herstellung und Publikation von [A2] auf nach 1643 und wahrscheinlich vor 1647, bestimmt aber vor 1648 eingegrenzt werden.

Dünnhaupt war davon ausgegangen, dass [A3] und [A2] die erste und zweite Ausgabe der Ethica mit unverändertem Textbestand aus der gleichen Offizin sind. Ich habe den Text von [A1], [A3] sowie [A2] miteinander verglichen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:

Die drei Ausgaben sind in jeweils verschiedenen Offizinen hergestellt worden. Dies liegt nahe einmal dadurch, dass (a) in zwei der Ausgaben verschiedene Druckorte angegeben sind: Nürnberg und Hamburg. Des Weiteren unterscheiden sich die Drucke (b) sprachlich deutlich voneinander: so weist [A3] im Vergleich zu [A1] und [A2] kaum die Form ‚-mb‘ für ‚m‘ oder ‚mm‘ im Auslaut auf. ‚Dir‘, ‚mir‘, ‚wir‘ werden durchgängig mit langem Vokal (‚dier‘, ‚mier‘, ‚wier‘) realisiert.

Im Vergleich von [A1] und [A2] sind die sprachlichen Unterschiede geringer, jedoch nicht weniger signifikant: im Anlaut wird ‚d/D‘ häufig mit ‚t/T‘ realisiert, das Dehnungs-h wird im Vergleich seltener in [A2] verwendet. Die maschinelle Textkollation ergab nur wenige substantielle Varianten,37 die sich nicht als druckereispezifische Sprachkonventionen erklären lassen. Die in beiden Drucken vorkommenden Presskorruptelen und Fehler lassen keinen konkreten Rückschluss auf etwaige Abhängigkeiten zu.

Darüber hinaus unterscheiden sich [A1] und [A2] von [A3] (c) stilistisch: in [A3] sind alle deutschen Verse und Sprichwörter umgearbeitet, die lateinischen Wörter und Phrasen sind getilgt.

Zu den chronologisch-genealogischen Relationen in der Überlieferungsgruppe [A] argumentiere ich zusammenfassend wie folgt: Erstausgabe ist die Nürnberger Ausgabe von 1643 [A1]. Wahrscheinlich geht [A2] – hergestellt zwischen 1643 und 1647 bei Heinrich Werner in Hamburg – direkt auf [A1] zurück. Die unfirmierte Ausgabe von 1645 [A3], die wahrscheinlich ebenfalls auf [A1] – vmtl. aber nicht auf [A2]38 – zurückgeht, ist weder in Nürnberg noch in Hamburg entstanden.

[A4] ist eine unfirmierte, undatierte Ausgabe, die statt eines typographischen Titels einen Kupfertitel (Abb. 2) mit der Ortsangabe „Nuͤrnberg“ enthält. Im Umfang sowie der Verteilung der Kapitel auf die Bogen ist [A4] identisch mit [A1]. Es ist nicht bekannt, auf wen die Datierung 1650 zurückgeht. Der fingerprint 39 schließt aus, dass es sich um ein Exemplar einer der anderen Ausgaben aus [A] mit alternativem Titelblatt handelt.

Überlieferungsgruppe B: Complementierbüchlein

Überlieferunggruppe [B] umfasst sechs Ausgaben: [B1] 1647, [B2] 1648, [B3] 1649, [B4] 1654, [B5] 1658, [B6] 1660. Die Drucke erscheinen mit Ausnahme von [B2] in Hamburg bei dem Buchhändler Johann Naumann.40

Die erste Ausgabe der Gruppe [B] geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf [A1] – nicht auf den ebenfalls in Hamburg zeitnah hergestellten Druck [A2] – zurück, wie Textkollationen von [A1], [A2], [A3] mit [B1] ergeben haben.

Gruppe [B] konstituiere ich aufgrund (i) materiell-medialer Objekteigenschaften, (ii) paratextueller sowie (iii) textueller Eigenschaften:

(i) [B] ist 12°, gegenüber [A] aber um zwei vollständige Bogen (E–F) im Umfang erweitert.41

(ii) Gegenüber [A] ist (a) der Titel in [B] verändert: der lateinische Haupttitel „Ethica Complementoria“ ist verschwunden, der inhaltsbeschreibende Untertitel ist verkürzt um die Wortgruppe „und grundförmliche Weise“. Außerdem weist der Titel den erweiterungsmarkierenden Zusatz „vermehret“ auf sowie den Hinweis auf einen Anhang mit „alamodischen Damensprichwörtern“. Im Gegensatz zu [A] sind die Drucke in [B] datiert und firmiert.42 Alle Drucke in [B] haben (b) einen ‚Musenanruf‘ auf der verso-Seite des Titelblatts:


Mome!
Pfy / ſchaͤme dich ins Hertz / was magſtu doch verlachen /
Was tauſend deiner Art nicht koͤnnen baͤſſer machen.
Plato!
Man wil durch dieſes Buch kein hohes Lob erjagen /
Nur jedem / der nicht weiß geſchickt zu ſeyn / was ſagen.
Euclio!
Du wirſt dich als ein Narr vielmehr vmb Geld bemuͤhen /
Als deinen Sohn geſchickt vnd hoͤfflich zuerziehen. (A1b)“

(iii) Textuelle Eigenschaften der Gruppe [B] gegenüber [A] lassen sich wie folgt systematisieren: (a) Hinzufügungen zum Kern-Text der Ethica: das sind zum einen zusätzliche volkssprachige Verse am Ende von Sinneinheiten, zum anderen neue Prosatext-Absätze in den Kapiteln 1, 2, 4, 6, 7. (b) Auswechslungen innerhalb des Kern-Textes, vor allem der volkssprachigen Verse. (c) Wegnahmen einzelner weniger Wörter sowie des lateinischen Spruchs am Ende: „Contentus hoc Catone; Genug vor dieſzmahl. Cœtera praxis habet.“ (d) Addenda im Anhang der Ethica: (1) 21943 so genannte ‚alamodische Damensprichwörter‘ – zumeist nur einige wenige Worte umfassende Sprüche und Erwiderungen für Gesprächsspiele44 – mit eigener Zwischenüberschrift


„Folget nun der Extract Der verbluͤmbten Reden und Spruͤch-woͤrter ſo von den Allmod Dahmen gebrauchet werden / auffs fleißigſte aus den manû ſcriptis zuſammen getragen. (E9a)“

Ab [B3] kommen als weitere Anhänge hinzu (2) das 12-strophige Gedicht Unterweisung heimlich zu lieben,45 unter der Überschrift:


„Zu Erfuͤllung des uͤbrigen Raums. Beliebe der guͤnſtige Leſer die Vnterweiſung heimlich zu lieben aus des Seladons Getichten. Jn der Melodey: Wer fragt darnach / etc. (F7a)“

Sowie (3) die 24 Reime auf Konfektscheiben. Auf diese „und itzt üblichen Reyhme“ wird ab [B3] auch im Titel zusammen mit den Damensprichwörtern hingewiesen. Die Überschrift im Anhang lautet:


„Reimen auff ConfectScheiben. 12. Vor Manns-Perſonen. […] Folgen 12. andre vor Frawen. (F10a)“

[B2] weicht von den übrigen Ausgaben in [B] in folgender Hinsicht ab: (i) [B2] ist Teil einer Druckersynthese mit einem satirisch-erotischen Traktat zur ‚Löfflerei‘ oder ‚Löffelkunst‘, d.h. einem Anleitungstext zur gesellschaftlichen Anbahnung sowie dem juristischen Rahmen vor- und außerehelicher sexueller Kontakte, der seinen Ursprung in der in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Tradition von ‚Lefflereyen‘ und ‚Hasereien‘ sowie vmtl. der 1644er Neuübersetzung der Ars Amatoria des Ovid ins Mitteldeutsche hat.46 Neben dem Complementierbüchlein enthält die Druckersynthese den kurzen Text Bettelstab der Liebe.47

(ii) Im ansonsten mit [B1] identischen Titel hat [B2] keine der firmierenden Angaben.

(iii) Am Ende der titelgebenden Löfflerey-Kunst ist das Gedicht Unterweisung heimlich zu lieben abgedruckt, welches ab [B3] im Anhang des Complementierbüchleins „zur Erfüllung des übrigen Raumes“ enthalten ist.

(iv) Der Kern-Text von [B2], einschließlich der Alamodischen Damensprichwörter, ist mit [B1] substantiell identisch.48

Gruppe [B] stellt gegenüber Gruppe [A] eine erhebliche textliche Bearbeitung (in Form rhetorisch-stilistischer Umarbeitungen sowie erläuternder Hinzufügungen) und gleichzeitig eine konzeptionelle Erweiterung (in Form der zum scherzhaften Gesellschaftsspiel beigegebenen Sprichwörter und Reime) der Kern-Ethica dar. Wie in [A] wird ein Verfasser oder Bearbeiter nicht genannt, trotz des Hinweises „vermehrt“ im Titel.

Überlieferungsgruppe C: Druckersynthese mit Tranchierbuch und Leberreimen

Der Gruppe [C] habe ich neun Ausgaben zugeordnet, die sich von [B] aufgrund (i) materiell-medialer Objekteigenschaften, (ii) paratextueller sowie (iii) textueller Eigenschaften unterscheiden:

(i) Obwohl (a) das Format der Drucke in [C] und [B] drucktechnisch gesehen ein Duodez ist, sind die Drucke in [C] gegenüber [B] kleinformatiger mit Abmessungen zwischen 11,5 cm × 5,7 cm und 10,5 cm × 4,5 cm (Höhe × Breite). 49 (b) Einige der Ausgaben ([C3], [C4], [C8], [C9]) haben zusätzlich zum typographischen Titel einen Kupfertitel vorgebunden.50 (c) Bei allen Ausgaben in [C] handelt es sich um Druckersynthesen mit anderen Werken: in [C1] mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe,51 in den übrigen Ausgaben mit dem Tranchier-Buch 52 sowie den Tisch- und Leberreimen.53

(ii) Der Paratext ist in folgender Hinsicht von stemmatologischem Interesse: (a) Veränderungen des Titels: [C] enthält gegenüber [B] wieder den lateinischen Haupttitel „ETHICA COMPLEMENTORIA“ (wie in [A]). Der Hinweis auf die Alamodischen Damensprichwörter und die Reime auf Konfektscheiben wird ersetzt durch den Hinweis auf neuerliche Bearbeitung und Erweiterung des Textes, „Neulichſt wider uͤberſehen / an vielen Orten gebeſſert und vermehrt“, erstmals mit der namentlichen Nennung eines Bearbeiters: „Georg Grefflingern / gekroͤnten Poeten / und Not. Pub. “ [C3] bis [C9] haben darüber hinaus den – auf die in der Druckersynthese hinzugekommenen Werke verweisenden – Zusatz „Mit angefuͤgtem Trenchir-Buͤchlein / auch züchtigen Tiſch- und Leber-Reimen.“

[C1] und [C2] haben im Detail anderslautende Titel: [C1] enthält die Ethica in Druckersythese mit der titelgebenden Löfflerey-Kunst und hat einen eigenen typographischen Zwischentitel, in dem lediglich der Hinweis auf die Bearbeitung und Erweiterung sowie die Nennung Greflingers als Bearbeiter vorkommen, obwohl der Text dieser Ausgabe der Ethica ebenfalls die Alamodischen Damensprichwörter sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben enthält. [C2] fehlt im Titel der Hinweis auf das Tranchier-Buch, obwohl es sich – angesichts der durchgehenden Paginierung – um eine Druckersynthese handelt.54

(b) Alle Ausgaben in [C] haben für die Einzelteile der Druckersynthesen jeweils eigene Zwischentitel und sind durchpaginiert.

(iii) Textlich unterscheiden sich die Ausgaben in [C] von [B] vor allem durch eine Reihe von (a) Erweiterungen: So findet sich ein zweiseitiger Einschub im ersten Kompliment: im zweiten Kompliment kommen ein vierzeiliger Einschub, die Ergänzung einer Fußnote sowie eine lateinischen Sentenz hinzu. Ein französisches Sprichwort ist im vierten Kompliment eingefügt. Das sechste Kompliment ist erweitert um anderthalb Seiten Text sowie um ein deutsches Sprichwort. Im siebten Kompliment sind zwei Fußnoten sowie ein Literaturhinweis ergänzt. Das achte Kompliment schließlich ist um zwei Seiten Text erweitert. (b) Allgemein ist der Text einer gründlichen Bearbeitung unterzogen worden: die Verwendung lateinischer Synonyma ist gegenüber [B] deutlich reduziert, einige Historia sind dort, wo sie unverständlich waren, mit Erläuterungen versehen. Lateinische Wörter und Phrasen sind konsequent in Antiqua gesetzt. (c) Weglassungen im Anhang: Ab [C2] fehlen die Alamodischen Damensprichwörter, bereits in [C1] kommt die Unterweisung heimlich zu lieben nicht mehr vor.55 (d) Umstellungen innerhalb der Druckersynthese: Die 24 Reime auf Konfektscheiben wandern ab [C2] vom Anhang des Ethica -Texts ans Ende der Tisch- und Leberreime (also zum abschließenden Teil der Druckersynthese), wo sie mit der firmierenden Überschrift „G. Greflingers N. P. Reimen auff Confectscheiben“ versehen sind.56

Dünnhaupt schreibt die unfirmierte Ausgabe [C2] ebenfalls dem Hamburger Druckerverleger Johann Naumann zu.57 Konkrete Anhaltspunkte für diese Annahme gibt es m.W. nicht. Dagegen spricht vielmehr, dass im selben Jahr bei Naumann ein datierter und firmierter Druck des Complementierbüchleins mit den Alamodischen Damensprichwörtern und der Unterweisung heimlich zu lieben erscheint [B6], allerdings ohne das Tranchier-Buch und die Leberreime. Darüber hinaus lautet der Titel – wie in [C1] – „Ethica Complementoria“, während die übrigen sicher58 von Naumann stammenden Ausgaben [B1], [B3], [B4], [B5] und [B6] nur „Complementierbüchlein“ im Titel führen.59

Zusammenfassend stellen sich die genealogisch-stemmatologischen Verhältnisse innerhalb von [C] – sowie in Relation zur Gruppe [B] – folgendermaßen dar:

(i) Die Ethica-Teile in [C] gehen nicht unmittelbar auf Gruppe [A], die Kern-Ethica, zurück: sie weisen dagegen wie [B] den im Wortlaut veränderten Titel (die Wortgruppe „und grundförmliche Weise“ ist weggelassen), den Musenanruf sowie einige der Anhänge und alle textlichen Bearbeitungen und Erweiterungen auf.

(ii) Gegenüber [B] unterscheidet sich [C] indes durch den wiederum modifizierten Titel, vor allem aber durch den Formatwechsel, die Druckersynthese mit zwei weiteren populären Werken (dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen ) sowie durch substantielle sprachliche und inhaltliche Bearbeitungen und Erweiterungen.

(iii) Dabei kann festgehalten werden, dass der Ethica-Teil in [C1] (1656) textlich auf [B4] (1654) – und nicht etwa [B2] oder [B3] – zurückgeht. [B2] kommt, obwohl wegen der Druckersynthese mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe naheliegend, nicht als Vorlage für [C1] in Frage, da sie zwar wie [B1] die Alamodischen Damensprichwörter im Anhang der Ethica enthält und auch die Unterweisung heimlich zu lieben60 mit abgedruckt ist, aber die Reime auf Konfektscheiben nicht vorkommen: diese treten erst ab [B3] hinzu. [B3] kommt ebenfalls nicht als Vorlage von [C1] in Frage, da sie als einziger Druck die um einen Spruch erweiterten und damit 220 Nummern umfassenden Alamodischen Damensprichwörter enthält, die in keinem weiteren Vertreter von [B] oder [C] auftauchen. [C1] enthält die ursprünglichen 219 Sprichwörter, wie sie in [B1] und [B4] enthalten sind. Chronologisch als Vorlage ausgeschlossen sind die Ausgaben [B5] (1658) und [B6] (1660). Daher wird [C1] aufgrund des kürzeren zeitlichen Publikationsabstands wahrscheinlich [B4] – oder möglicherweise die ältere Ausgabe [B1] – zur Vorlage gehabt haben.61

(iv) Innerhalb der Gruppe [C] gibt es signifikante Unterschiede vor allem zwischen den frühesten Ausgaben [C1], [C2] und [C3].

[C1] ist Teil einer völlig anders konzipierten Druckersynthese, wobei der Ethica-Teil mit seiner praktischen Anleitung zur norm-konformen gesellschaftsfähigen Konversation von der satirisch-erotischen Löfflerey-Kunst, die praktische (non-konforme) Anleitung zum Anbahnen vor- und außerehelicher Sexualkontakte geben will, subvertiert und konterkariert wird. [C1] ist unter diesem Aspekt [B2] ähnlich.

[C2] ist eine unfirmierte Ausgabe und die erste Druckersynthese mit den Tisch- und Leberreimen und dem Tranchier-Buch, wobei anders als in [C3] bis [C9] die Leberreime direkt auf den Ethica-Teil folgen, und zwar vor dem Tranchier-Teil. [C2] hat keinen Kupfertitel.

[C3] ist die erste Ausgabe in [C], die einen Kupfertitel enthält. Sie ist gegenüber [C2] ein Neusatz (drucktechnisch um anderthalb Blatt kürzer) unter Angabe des (vermutlich fingierten) Druckorts „Amsterdam“62 im Titel, den in der Folge alle weiteren Ausgaben in [C] tragen. Textlich gesehen unterscheiden sich die Ausgaben in [C] nur punktuell durch Fehlerkorrekturen und kleinere sprachlich-stilistische Bearbeitungen.

Die Gruppe [C] ist die zahlenmäßig größte und überlieferungsgeschichtlich einflussreichste: alle weiteren Ausgaben der Ethica gehen in ihrer konzeptionellen Anlage – als Druckersynthese mit Tranchier-Buch und Leberreimen – sowie dem erweiterten und bearbeiteten Textbestand unmittelbar auf sie zurück.

Überlieferungsgruppe D: Höfliches Complementier- und Tranchierbüchlein

In Rinteln im Verlag des Universitätsbuchdruckers Petrus Lucius63 erscheinen 1648 und 1650 zwei Ausgaben – [D1] und [D2] – der Ethica in Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch. Obwohl [D1] chronologisch nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe in [B] liegt, geht der Text der Ethica auf die Gruppe [A], genauer auf [A1] zurück, gegenüber der er jedoch inhaltlich und sprachlich überarbeitet und erweitert sowie mit einer Widmungsvorrede des Verlegers – namentlich an Georg Wetzel, Obrist der schwedischen Krone und Kommandant der Festung Mansfeld, und seine an der Universität Rinteln studierenden Söhne Hans-Ernst und Julius Wetzel – versehen ist.

Gegenüber [A] ist [D] im Hinblick auf (i) materielle Eigenschaften in folgender Hinsicht verschieden: (a) zunächst handelt es sich um eine Druckersynthese der Ethica mit einem weiteren Werk, dem Tranchier-Buch. [D1] hat einen Kupfertitel, der beide Werkteile adressiert; die Einzelteile haben darüber hinaus eigene typographische Zwischentitel. Das Tranchier-Buch folgt auf den Text der Ethica. (b) bedingt durch die Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch 64 ist die Ethica in [D] in einem Oktavquerformat (8° quer) gedruckt. (c) Infolge des Formatwechsels sowie der Wahl einer verhältnismäßig großen Frakturtype für den Textsatz verteilt sich der Text der Ethica in [D1] auf fünfeinhalb Lagen (A–E8, F3) gegenüber vier Lagen in Duodez in [A].65

Bereits im typographischen Titel von [D1] wird mit dem Zusatz „hoͤfliches vnd Vermehrtes Complementier Buͤchlein“ auf (ii) die inhaltliche Bearbeitung der Ethica gegenüber der Vorlage hingewiesen. Es handelt sich um (a) Hinzufügungen im Umfang von einzelnen Sentenzen bis hin zu mehreren Absätzen in den Kapiteln 1, 3, 4, 6 und 8 sowie eine mehrseitige Dedicatio. (b) Ersetzungen in Form von Fehlerkorrekturen, druckereispezifischen sowie regionalsprachlichen Schreibungen wie auch stilistischer Anpassungen einzelner Wörter oder Phrasen – im Hinblick auf aptum und Stilebene für den hier eher als adlig anzunehmenden Adressatenkreis – kommen dagegen nur vereinzelt vor. Umstellungen und Weglassungen haben sich nicht feststellen lassen.66

Das Höfliche und Vermehrte Complementierbüchlein wird nach 1650 nicht mehr nachgedruckt oder als Vorlage für spätere Bearbeitungen der Ethica herangezogen.

Überlieferungsgruppe E: Erneuertes und vermehrtes Complimentirbuch

Einige der späteren Ausgaben der Ethica habe ich einer neuen Gruppe zugeordnet. Diese Zuordnung ist jedoch unsicher: die Ausgaben [E1] und [E2] sind unikal überliefert, z.T. stark beschädigt oder Fragmente, Textvergleiche mit [C] und innerhalb der Gruppe [E] sind noch nicht abgeschlossen.67 Die Ausgaben in [E] stehen inhaltlich und konzeptionell betrachtet der Druckersythese der Ethica mit dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen in Gruppe [C] nahe und gehen vermutlich auf eine oder mehrere Ausgaben in [C] zurück.

In Hannover erscheint 1676 bei dem Druckerverleger Thomas Heinrich Hauenstein die Ethica in Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch sowie den Tisch- und Leberreimen, die im Anhang die 24 Reime auf Konfektscheiben enthalten [E1]. Gegenüber [C] hat diese Ausgabe einen neuen, veränderten Kupfertitel (Abb. 4), mit dem die Ethica und das Tranchier-Buch gemeinsam angezeigt werden: „Erneuertes Complementir und Trenchir Büchlein“. Der typographische Titel der Druckersynthese ist vollständig überarbeitet: er zeigt die beiden Hauptwerke Ethica und Tranchier-Buch gemeinsam an, weist Bearbeitungen und Erweiterungen aus, enthält aber die Bearbeiter-Namen Georg Greflingers und Andreas Kletts nicht mehr.68

[E2] erscheint 1684 bei Thomas Heinrich Hauensteins Erben. Die Ausgabe war bisher unbekannt, das einzige erhaltene Exemplar befindet sich in Privatbesitz.

Bei dem Druckerverleger Gottfried Freytag erscheint 1705 nochmals eine im Titel gleiche Ausgabe der Ethica, die ebenfalls das Tranchier-Buch, die Tisch- und Leberreime sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben enthält. Anders als [E1] und [E2] enthält [E3] den Musenanruf nicht.

Überlieferungsgruppe F: Die dänischen Ausgaben (Complementeer-Bog)

1674 erscheint eine firmierte Ausgabe [F1] der Ethica in Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen in Kopenhagen im Verlag Wolfgang Lamprechts69 und gedruckt in der Offizin Christian Jensen Werings.70 In textlicher Hinsicht ist sie weitgehend identisch mit den Ausgaben der Ethica -Druckersynthese in [C] und [E].

Der Titelholzschnitt (Abb. 4) lässt hingegen darauf schließen, dass [F1] nicht etwa eine Ausgabe aus [C] zur Vorlage hatte, sondern aus [E]. Der Holzschnitt von [F1] zeigt ein Paar im Gespräch, wobei der rechtsstehende Mann im Vollprofil, die links neben ihm stehende Frau im Halbprofil dargestellt sind. Die männliche Figur hält einen Schlapphut in der linken Hand, das linke Bein ist gut sichtbar mit charakteristischem Beinkleid und Stiefel, die weibliche Figur trägt ein Tuch um die Schultern und eine lange, am Rock befestigte Zierkette. Diese Szene kommt in den Kupfertiteln aller übrigen Ausgaben der Ethica nur ein weiteres Mal vor: nämlich in der Ausgabe [E1], gedruckt in Hannover bei Thomas Heinrich Hauenstein 1676. Dort ist sie als Kupferstich mit größerem Detailreichtum der Kleidung sowie ausgestaltetem Hintergrund umgesetzt (Abb. 5). Diese bildliche Übereinstimmung ist stemmatologisch insofern relevant, als dass sie beide Ausgaben, [F1] und [E1], von der Gruppe [C] scheidet und gleichzeitig deren Abhängigkeit voneinander nahelegt.

Chronologisch betrachtet ist [F1] (1674) älter als [E1] (1676), so dass [F1] als die Vorlage von [E1] in Frage käme. Ich meine jedoch, dass aufgrund der Verwendung eines vereinfachenden Holzschnitts [F1] eher ein Bildnachschnitt eines früheren Druckes – mit Kupferstich – ist; hierbei stütze ich meine Überlegungen auf das Prinzip der Vereinfachung beim Herstellen von Nachdrucken. Möglicherweise gehen also sowohl [F1] als auch [E1] auf eine nicht mehr greifbare frühere Ausgabe in der Gruppe [E] zurück. Der wahrscheinlichste Kandidat hierfür könnte der sowohl bei Dünnhaupt als auch bei Frenzel im Antiquariatshandel nachgewiesene Druck von 1663 in Hannover bei Hauenstein sein:71

Die Ausgabe der Ethica-Druckersynthese, die in der Offizin Hauenstein 1684 [E2] erschienen ist, ist ein seitengetreuer Nachdruck von 1676 [E1]. Gehen wir nun davon aus, dass eine Ausgabe von 1663 aus der gleichen Offizin ebenfalls mit den erhaltenen [E1] und [E2] typographisch – einschließlich des gegenüber [C] neu gestalteten Kupfertitels72 – übereinstimmt, so wäre die Ausgabe bei Hauenstein von 1663 eine mögliche Vorlage für [F1], die Gruppe [E] also das Bindeglied zwischen [C] und [F].

[F2] (Kopenhagen 1678) und deren Nachdruck [F3] (Kopenhagen 1708) sind eine Übersetzung der Ethica-Druckersynthese ins Dänische, zunächst ebenfalls im Verlag Wolfgang Lamprechts, später bei dem Druckerverleger Johann Jacob Bornheinrich.

Ich gehe aufgrund der Übereinstimmungen des Druckorts Kopenhagen und des Verlegers Lamprecht in [F1] und [F2] davon aus, dass die dänische Übersetzung [F2] die deutsche Ausgabe [F1] zur Vorlage hatte.73

[F1] ist – mit Blick auf die interne Struktur – bis auf die firmierenden Angaben im typographischen Titel sowie den Zwischentiteln der Einzelteile der Druckersynthese und dem Titelholzschnitt von den Ausgaben in [E] nicht wesentlich verschieden. Die Ausgabe enthält ebenfalls den Musenanruf und im Anhang an die Tisch- und Leberreime die 24 Reime auf Konfektscheiben unter der Überschrift


„Den uͤbrigen Blat-Raum zu erfuͤllen / folgen G. Greflingers N. P. Zwoͤlff Reimen auff Confectſcheiben.“



Im Anhang finden sich 23 nummerierte Holzschnitte zum Tranchier-Buch,74 jeweils auf einer recto-Seite.

Die erste dänischsprachige Ausgabe [F2] erscheint mit Druckprivileg in der Offizin Johann Adolph Baxmann. Sie enthält gegenüber [F1] eine acht Druckseiten umfassende, auf den 12. Juli 1678 datierte Dedicatio des Verlegers Wolfgang Lamprecht an die Adligen Fredrich Juel Ofvesøn til Willestrup oc Lundbeck Gaarde und Fredrich Wind Holgersøn til Haarested-Gaard.

Weder [F2] noch [F3] enthalten dagegen den Musenanruf oder die 24 Reime auf Konfektscheiben. Ebenso ist in [F2] das Verfasserpseudonym „Euphrosine von Sittenbach“ und der Drucker „Georg Gözke“ 75 im Zwischentitel der Tisch- und Leberreime nicht enthalten.76 Eine wesentliche inhaltlich-konzeptionelle Überarbeitung erfahren die „züchtigen Tisch- und Leberreime“, die in der dänischen Ausgabe [F2] durch zwei mit jeweils eigener Überschrift ausgewiesene Teile – nämlich „geiſtlige Lefverrim“ (pag. 265–292) und „Verdſlige Rjm om Leveren“ (pag. 292–314) – ersetzt werden. Im eingesehenen Osloer Exemplar der Ausgabe [F3] sind dagegen keine „weltlichen Leberreime“ enthalten.77

In [F3] haben beide Werkteile – das Tranchier-Buch und die Leberreime – neue typographische Zwischentitel.

Ausgaben der Ethica ohne Position im Stemma

Die fünf verbleibenden Ausgaben der Ethica, [X1] in Frankfurt bei Georg Müller 1663 gedruckt,78 [X2] in Hamburg bei Thomas Wiering zwischen 1695 und 1703 gedruckt, [X3] in Nürnberg 1700 gedruckt, [X4] bei Gottlieb Heinrich Grentz 1689 gedruckt sowie [X5] 1728 ohne firmierende Angaben gedruckt, lassen sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in das Stemma einordnen. Alle fünf Ausgaben sind unikal überliefert, wobei [X1] ein Fragment ist: der Ethica-Teil der Druckersynthese ist nicht erhalten.79

[X1] unterscheidet sich in der Anordnung der Teile der Druckersynthese von der ersten Ausgabe dieser Synthese, [C2]: auf den (nicht mehr erhaltenen) Ethica-Teil folgt das Tranchier-Buch, danach die Tisch- und Leberreime mit dem Anhang der 24 Reime auf Konfektscheiben. Alle übrigen Ausgaben in Gruppe [C] haben die gleiche Abfolge der Einzelteile der Druckersynthese wie in [X1]. Ob dies bedeutet, dass [X1] in Gruppe [C] einzuordnen ist, kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Eine Textkollation mit [C2] ist aufgrund des vollständigen Verlusts des Ethica-Teils in [X1] nicht möglich.

[X2] ist ebenfalls eine Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch und anderen Werken, unterscheidet sich jedoch von den übrigen Ausgaben in den Gruppen [C] und [E] sowie von [F1], [X1] und [X3] durch (i) die Integration eines Frisier- sowie eines Kunstbuches und (ii) das veränderte Buchformat 8° quer gegenüber dem kleinformatigen 12°. Das unikal überlieferte Exemplar in der Von und zur Mühlen’schen Bibliothek Nünning (Senden-Bösensell bei Münster) konnte bisher nicht eingesehen werden und eine Textkollation mit anderen Ausgaben der Ethica steht aus. Sie könnte Aufschluss über die genealogischen Relationen und die Position von [X2] im Stemma geben.80

[X3] ist datiert und mit der Angabe des Druckortes Nürnberg versehen. Die Ausgabe stimmt in Bezug auf den Kupfertitel und den typographischen Titel, das Layout und die materiell-medialen Objekteigenschaften mit den Ausgaben der Gruppe [C] überein. Sie enthält ebenfalls die Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen, einschließlich der 24 Reime auf Konfektscheiben im Anhang. Verschieden ist sie lediglich hinsichtlich des anderslautenden Druckorts. Es ist möglich, dass es sich bei dieser Ausgabe ebenfalls um eine der Gruppe [C] zuzurechnende handelt. Eine Textkollation steht noch aus.

[X4] ist ausweislich des Bibliothekskatalogs der Stadsbibliotek Norrköping beim Buchhändler Gottlieb Heinrich Grentz 1689 gedruckt. Wiewohl der Titel der Druckersynthese sowie die ersten vier Seiten des Ethica-Teils verloren sind, lassen sich die Angaben wohl den Zwischentiteln entnehmen. Bisher konnte die Ausgabe noch nicht eingesehen werden, eine Einordnung in das Stemma ist daher bis auf weiteres nicht möglich. Das Exemplar stammt aus der Sammlung der Familie de Geer, die im 17./18. Jahrhundert angelegt worden und 1913 aus dem Bestand des Familiengutes Finspongsslott in die Stadtbibliothek übergegangen ist.

Das Bürgerliche Complimentierbüchlein [X4] ist eine umfassende konzeptionelle sowie inhaltliche Umarbeitung der Ethica. Ich rechne [X4] – anders als Dünnhaupt81 – daher nicht unter die Ausgaben der Ethica; der Vollständigkeit halber habe ich die Ausgabe dennoch in die Bibliographie aufgenommen.

[X5] nimmt eine Sonderstellung ein: als jüngste bekannte Ausgabe der Ethica enthält es als einzige eine Erweiterung der Kern-Ethica um zwei neue Komplimente, "Von galanten Complimentieren" sowie "Von wol-anständigen Complementen bey Gastereyen und Mahlzeiten", die als Kapitel II und III den Komplimenten der Kern-Ethica vorgeschaltet sind. Außerdem enthält [X5] im Anhang der Komplimente zwei weitere Abschnitte mit Gesprächsbeispielen für die Konversation mit Damen und "allerhand schöne Redens-Arten". Eine erste Durchsicht des Textes legt eine Verwandschaft von [X5] mit der Überlieferungsgruppe [B] nahe: so weist die 1728er Ausgabe weder das Tranchier-Buch noch die Leberreime der Ausgaben in den Überlieferungsgruppen [C], [D], [E] oder [F] auf, gegenüber der Gruppe [A] jedoch den Musenanruf. Sowohl die Vorrede an den Leser als auch die acht Komplimente der Kern-Ethica weisen mitunter umfangreiche Textbearbeitungen auf. Eine maschinelle Kollation soll die stemmatologische Hypothese der Zugehörigkeit von [X5] zur Überlieferungsgruppe [B] testen. Bis auf weiteres wird die Ausgabe jedoch unter [X] geführt.

Zur Löfflerey-Kunst

Die Überlieferungsgeschichte von Ethica und Löfflerey-Kunst ist, das habe ich mehrfach angedeutet, eng verwoben: zweimal – in [B2] 1648 und in [C1] 1656 – ist die Ethica Teil einer Druckersythese mit der titelgebenden Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe. Einmal (1648) erscheint die Löfflerey-Kunst unabhängig von der Ethica [L].

Wir wissen bislang nur wenig über die Löfflerey-Kunst. Zum besseren Verständnis dennoch einige klärende Hinweise:

1648 erscheinen zwei textlich und konzeptionell verschiedene Ausgaben – [L] und [B2] – jeweils mit der fiktiven Drucker- und Druckortangabe „Lambert Remmler, Liebstadt“. Der Titel von [L] lautet:

1648, Liebstadt [fingierter Druckort] (Typis Lambertini Remeleri) [fingierter Drucker] [L]

Cochleatio Noviſſima, | Das iſt: | Waare Abbildung | der heut zu Tag zuviel uͤb- | licher Kunſt der Loͤfflerey. | So erſtlich kurtz verfaſſet / durch den hoch- | verſtaͤndigen Herꝛn | DAVIDEM SELADON OSNA- | bruggenſem, J. v. d. | Nun aber an vielen Orten verbeſſert / | durch Herꝛn | GERARDUM VOGELIUM MONA- | ſterio Weſtphalum der Loͤfflerey practi- | cum veteranum. | Sampt 219.. verbluͤmter Reden vnd Spruͤchwoͤrter / ſo von den | Alamodo Damen gebraucht werden | Nebens einem kurtzen Anhang | vom | Bettelſtab der Liebe. | Gedruckt zu Liebſtadt / | Typis Lambertini Remeleri, Jm hoͤltzern | Loͤffel auff der Reitgaſſen. | 1648.

Kollation: 8° A–K8

VD17 1:669768S. Dünnhaupt 12.1

*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Yz 1551; unikal überliefert

Inhalt: In dieser Ausgabe der Löfflerey-Kunst ist die Ethica nicht enthalten, jedoch tauchen die Alamodischen Damensprichwörter hier auf.

Wir wissen nicht, auf wessen Initiative hin oder unter wessen Verfasserschaft die Löfflerey-Kunst entstanden ist. Es ist diskutiert worden, ob diese wie auch deren Synthese mit der Ethica von Georg Greflinger stammt, da er als Bearbeiter der letztgenannten ab 1656 (erstmals in der Druckersynthese [C1]) genannt wird.82 Die Zuschreibung, die aufgrund der Namensähnlichkeit ‚Seladon‘ (einer Schreibvariante des Schäfernamens Greflingers) mit der Verfasserfiktion ‚David Seladon I.V.D.‘ erwogen worden sein dürfte, ist jedoch im Hinblick auf die Popularität ‚Seladons‘ als nom de plume in Folge des einflussreichen Fortsetzungsromans Astrée (1607–1627) des Honoré d'Urfé [Nachweis im OPAC] nicht stichhaltig genug.

Neuerdings wurde die Hypothese aufgestellt,83 dass die Löfflerey-Kunst-Ausgaben in der Offizin Matthäus Kempffers84 in Frankfurt entstanden seien, wo 1644 die Neuübersetzung von Ovids De Arte Amandi publiziert worden ist. Neben der thematischen Ähnlichkeit (beide Texte enthalten Anleitungen zum Anbahnen intimer vor- und außerehelicher Bekanntschaften und richten sich an junge Männer), tragen die Drucke den fingierten Druckort „Liebstadt“ im Titel, der sonst in keinem anderen Druck des 17. Jahrhunderts verwendet wird.85 Darüber hinaus ist in De Arte Amandi die Unterweisung heimlich zu lieben (pag. 422–428) als letztes Gedicht – ohne Herkunftsangabe – unter der Rubrik Lieb und freundliche Reymen enthalten. Dieses Gedicht stammt aus der Sammlung Seladons beständige Liebe (1644) [Nachweis im OPAC] , die ebenfalls im Verlag Kempffers in Frankfurt erscheint. – In der Ausgabe der Löfflerey-Kunst von 1656 [C1] finden sich im Anhang vier Gedichte aus der Liedersammlung Seladons weltliche Lieder (1651), welche ebenfalls bei Kempffer publiziert worden ist; aus diesen Befunden wird sodann per analogiam geschlossen, dass Kempffer wahrscheinlich auch der Verleger (und Initiator) der Löfflerey-Kunst -Ausgaben gewesen ist.

Bei dieser Überlegung wird allerdings außer Acht gelassen, dass es eine weitere, textlich wie typographisch von [B2] verschiedene Ausgabe der Löfflerey-Kunst gibt, die keine Druckersynthese mit der Ethica, sondern lediglich mit dem Bettelstab der Liebe ist [L]. In dieser Ausgabe ist die Unterweisung heimlich zu lieben nicht enthalten, dafür hat sie die Alamodischen Damensprichwörter im Anhang zum Löfflerey-Traktat. Wir wissen nicht, welche der beiden Ausgaben – [L] oder [B2] – die frühere ist: beide datieren auf 1648. Sollte es sich bei [L] um die ältere Ausgabe handeln, ist eine Beteiligung Kempffers aufgrund des Fehlens der Unterweisung heimlich zu lieben nun eher unwahrscheinlich. Bis auf weiteres sollte m.E. daher davon Abstand genommen werden, alle Ausgaben der Löfflerey-Kunst – [L], [B2] und [C1] – dem Kempffer’schen Verlag und diesem nahestehenden Autoren zuzuschreiben.

Zur Verfasserfrage

Es ist hier nicht der Ort für eine ausführliche Diskussion von Fragen der Autorschaft bzw. redaktionellen Bearbeitung der Ethica. In keiner der Ausgaben wird ein Verfasser genannt und den firmierenden Angaben auf den Titelblättern und dem Paratext lässt sich lediglich entnehmen, dass für die Bearbeitungen und Erweiterungen in der Gruppe [C] resp. den auf dieser basierenden Gruppen [F] und [E] Georg Greflinger als Redakteur fungiert haben dürfte. Ab [C1] wird er namentlich im Titel genannt:


„Neulich wider uͤberſehen / und an vielen Orten gebeſſert und vermehret / durch Georg Grefflingern / gecroͤnten Poeten / und Not. Pub.

Ab [C2] ist er zudem als Verfasser der 24 Reime auf Konfektscheiben ausgewiesen: „G. Greflingers N. P. Reimen auff Confectscheiben“.86

Sofern sich aus diesen Angaben87 auf eine tatsächliche Bearbeitung des Textes auch der Ethica schließen lässt, – wie auch immer diese im einzelnen ausgesehen haben mag –, kommen für eine Beteiligung Greflingers nur die Ausgaben im Zeitraum von 1656, dem Publikationsdatum von [C1], bis 1677, dem vmtl. Todesjahr Greflingers, in Betracht. Meines Erachtens spricht indes nichts für Greflingers Autorschaft der ‚Kern-Ethica‘ bzw. speziell der Erstausgabe der Ethica von 1643 [A1]. Wie im Folgenden kurz angedeutet werden soll, hat dieses Ergebnis Konsequenzen für die Konzeption einer künftigen Edition.

Ausblick: Zur Wahl der Textgrundlage für die Edition

Was die Wahl der Textgrundlage(n) einer künftigen Edition der Ethica Complementoria betrifft, so stellen sich zunächst folgende grundsätzliche Fragen:

(i) Soll nur eine Ausgabe der – eher vagen und variablen – Werk-Einheit Ethica zum repräsentativen Editionsgegenstand gemacht werden? Oder soll (auch) der Versuch unternommen werden, durch synoptische Verfahren der Variantenpräsentation – oder zumindest durch die ‚parallele‘ Edition mehrerer Werk-Repräsentationen – Überlieferungsgeschichte und Bearbeitungspraxis augenfällig zu machen?

(ii) Wie genau soll eine, wie sollen mehrere Werk-Einheiten profiliert werden; anhand welcher Kriterien (textuelle, paratextuelle, materiell-mediale)? Im Prinzip wäre ja denkbar, (a) nur eine – noch näher zu bestimmende – ‚eigentliche Kern-Ethica‘ aus dem jeweiligen typographisch-biblionomen Kontext herauszulösen, oder (b) Drucker- bzw. Buchbindersynthesen als Werk-Einheiten zu begreifen; allerdings wäre in diesem Falle wohl nicht mehr von einer ‚Edition der Ethica‘ zu sprechen.

(iii) Gerade vor dem Hintergrund aktueller archivalisch-dokumentologischer Trends (zumal im Bereich digitaler Edition) stellt sich überdies die Frage, warum überhaupt ein exponierter Text nur einer als repräsentativ exponierten Ausgabe zur Editionsgrundlage gemacht werden sollte. Noch fragwürdiger als eine solche Beschränkung der Materialbasis erschiene hier freilich jeder Versuch, die Ebene der empirischen Faktizität des einzelnen Dokuments komparativ (Textidentität und Textvarianz) oder auf nicht-empirische Abstraktionen hin (Werk und Fassung) zu überschreiten. Akzeptabel wäre dieser Logik88 zufolge allein ein möglichst objektives Erfassen und Erschließen aller potentiell relevanten Informationen, um auf diesem Wege jeder denkbaren Nachnutzung der Daten durch gegenwärtige wie künftige Nutzer eine Grundlage zu bieten.

Eingedenk dieser Überlegungen sehe ich vor allem folgende Optionen:

(1) Eine pragmatische Minimallösung wäre zweifellos, die Erstausgabe [A1] zur alleinigen Grundlage einer Edition zu machen. Hierfür ließe sich etwa das (rezeptions-) theoretische Argument ins Feld führen, dass „[d]iejenige Fassung […] als Text ediert werden [muss], die am Schnittpunkt von Produktion und Rezeption Werkcharakter begründet hat“.89

(2) Alternativ hierzu käme freilich auch ein Vertreter der überlieferungsgeschichtlich einflussreichsten Gruppe [C] als Editionsgrundlage in Betracht; also etwa [C2], da hier zum ersten Mal die Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch sowie den Tisch- und Leberreimen vorliegt und die textlichen Bearbeitungen des Ethica -Textes gegenüber den früheren Ausgaben in [A] und [B] am umfangreichsten sind, jedoch innerhalb der Gruppe [C] sowie in den von dieser abhängigen Gruppen [F] und [E] am stabilsten sind. Wollte man ergänzend oder alternativ hierzu eine textgenetische Perspektive eröffnen, wäre die synoptische Edition einer ganzen genealogischen Gruppe zu erwägen.

(3) Zu erwägen wäre alternativ die Edition derjenigen Ethica-Ausgaben, die aufgrund ihrer Seltenheit und im Hinblick auf Bestandsschutzmaßnahmen von Interesse sind: dies betrifft vor allem solche Ausgaben, die unikal überliefert, nicht digitalisierbar und/oder von der Benutzung ausgeschlossen sind oder aber aufgrund ihres Aufbewahrungsortes nur schwer zugänglich sind. Infrage kämen dann bspw. die Ausgaben [A3], [D2], [E1], [E2] (in Privatsammlung), [X2] oder [X5].

(4) Freilich käme grundsätzlich auch irgendeine ‚Ausgabe später Hand‘ in Frage. Zu bedenken ist allerdings, dass im Falle der Ethica der übliche90 Autorbezug (Stichwort: ‚der Editor als Testamentsvollstrecker‘) als Argument und Auswahlkriterium wegfällt.

(5) Wollte man ein rein textuelles Kriterium in Anschlag bringen, könnte diejenige Ausgabe gewählt werden, die faktisch den maximal erweiterten und revidierten Text der gesamten Überlieferung bietet – wenn ich recht sehe also: [E3] –, womit zumindest quantitativ ein Maximum an Repräsentativität erreicht wäre.91

(6) Nach dem oben zur Frage der Autorschaft Gesagten kommt die autor-zentrierte Edition im klassischen Sinne als konzeptioneller Bezugspunkt für die Wahl einer als ‚authentisch‘ exponierten Textgrundlage nicht in Frage und entsprechend lassen sich einem etwaigen Autorbezug kaum92 Argumente in der Spur ‚Fassung früher Hand vs. Fassung später Hand‘ entnehmen. Daraus folgt indes nicht, dass eine etwaige Revisions- und Bearbeitungspraxis sich überhaupt nicht – etwa mit dem etablierten Instrumentarium textgenetischer Edition – rekonstruieren und darstellen ließe; nur sind entsprechende Veränderungen hier eben auf das Handeln vieler verschiedener, meist anonymer Autoren bzw. Produktionsinstanzen zurückzuführen, von denen keine eine exponierte Stellung (scil. ‚Autorschaft als Werkherrschaft‘)93 beanspruchen kann.

(7) Eine weitere Option wäre schließlich, eine Druckersynthese als konzeptionelle Werk-Einheit zu definieren und zum zentralen (oder gar einzigen) Editionsgegenstand zu machen. – Gerade, weil eine kombinatorisch-kompilatorische Orientierung das Handeln zeitgenössischer Text- und Buchproduzenten faktisch angeleitet und dem auch entsprechende Rezeptionsgewohnheiten entsprochen haben dürften, verspricht eine auf typographisch-biblionome Einheiten fokussierende Edition ein Höchstmaß an historischer Stimmigkeit. Generell würde damit das Augenmerk von der ‚Arbeitsweise des Autors‘ auf die sozio-kulturelle Einbettung des Buchmediums verschoben. – Auch hier wäre indes zu klären, welche Druckersynthese genau als Editionsgrundlage dienen und ob (zusätzlich) eine komparativ-synoptische Perspektive eröffnet werden soll.

Ich kann an dieser Stelle keine elaborierte Editionskonzeption begründen und beschränke mich daher – abschließend – auf folgende programmatische Andeutungen:

(i) Da derzeit überhaupt keine Edition der Ethica vorliegt, muss kurzfristig gewährleistet sein, der Forschung einen zuverlässigen Referenz-Text zur Verfügung zu stellen. Aus rein pragmatisch-arbeitsökonomischen Gründen wird dies die – nach gängigen Erfassungs- und Auszeichnungs-Standards94 eingerichtete – digitale Edition des Erstdrucks [A1] sein.

(ii) Mittelfristig wird diese Basis-Edition um eine aktualisierte Version des oben entwickelten Stemmas sowie um eine schematische Struktur-Synopse der überlieferten Druck-Ausgaben erweitert werden. Letztere soll zunächst die auf der Makro-Ebene der Text- bzw. Dokumentstruktur bestehenden Varianz (Auswahl und Anordnung der einzelnen Elemente) erfassen und dann sukzessive auf die substantielle Varianz der Meso- und Mikro-Ebene (also etwa: Erweiterungen, Umstellungen, Ersetzungen, Weglassungen innerhalb einzelner Komplimente) ausgeweitet werden.

(iii) Erst längerfristig ist dann eine Erweiterung der Basis-Edition um eine der oben unter (2), (3), (6) und (7) angedeuteten Optionen zu erwägen.



Abbildungsverzeichnis


Abb. 1: Kupfertitel [A4] – Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur Px 1465‹a›
Abb. 2: Kupfertitel [C3] – Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur Res L.eleg.m. 411
Abb. 3: Kupfertitel [C4] – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur Xb 6887
Abb. 4: Titelholzschnitt [F1] – Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur Scrin A/493
Abb. 5: Kupfertitel [E1] – Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur Np 15856
Abb. 6: Kupfertitel [X3] – Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur Putz.17 8 31
Abb. 7 Kupfertitel [E3] – Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur 8 POL I, 5708
Abb. 8 Kupfertitel [C9] – Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur 35.8.4365
Abb. 9 Holzschnitt [X5] – Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München, Signatur 8° Misc. 489/3
Abb. 10: Stemmatologische Rekonstruktion


Fußnotenapparat
1 Einen Teil der dem folgenden Aufsatz zugrundeliegenden Recherchen habe ich im Rahmen eines Digital Humanities Stipendiums der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel im August und September 2013 angestellt. Für kritische Hinweise zu früheren Fassungen dieses Aufsatzes danke ich herzlich Per Röcken (Berlin), Nina Maria Evensen (Oslo) und Christian Janss (Oslo).
2 Vgl. Karl-Heinz Göttert: Anstandsliteratur. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. v. Gert Ueding. Tübingen 1992, Bd. 1, S. 658–675 [Nachweis im OPAC] .
3 Immer noch einschlägig ist die umfassende Studie von Manfred Beetz: Frühmoderne Höflichkeit: Komplimentierkunst und Gesellschaftsrituale im altdeutschen Sprachraum. Stuttgart 1990 (Germanistische Abhandlungen. 67) [Nachweis im OPAC] . Einen knappen Forschungsüberblick geben Manfred Beetz: Komplimentierbuch. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hg. v. Klaus Weimar. Berlin, New York 2000, Bd. 2, S. 321–323 [Nachweis im OPAC] sowie Dietmar Till: Komplimentierkunst. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. v. Gert Ueding. Tübingen 1998, Bd. 4, S. 1211–1232 [Nachweis im OPAC] . – Neuere literatur-, sprach- und kulturwissenschaftliche Beiträge versammelt das Themenheft „Rhetorik und Höflichkeit“ des Internationalen Jahrbuchs für Rhetorik (31, 2012). Hg. v. Manfred Beetz [Nachweis im OPAC] ; vgl. weiterführend auch Cathrin Hesselink: Artige Schmeichelei oder schuldige Höflichkeit? Komplimentieren im 17. und 18. Jahrhundert. In: Das literarische Lob. Formen und Funktionen, Typen und Traditionen panegyrischer Texte. Hg. v. Norbert P. Franz, Georg Braungart, Bernd Engler und Volker Kapp. Berlin 2014 (Schriften zur Literaturwissenschaft. 36), S. 175–192 [Nachweis im GBV] ; Der gepflegte Umgang. Interkulturelle Aspekte der Höflichkeit in Literatur und Sprache. Hg. v. Dorothee Kimmich u. Wolfgang Matzat. Bielefeld 2008 [Nachweis im OPAC] ; Philippe Micha: „Der Endzweck einer veritablen Politesse muss tugendhaft sein“. Fortune et infortunes des notions cicéroniennes de decorum et d’honestum dans l’Allemagne du baroque tardif et de la Frühaufklärung. In: Études Germaniques 241.1 (2006), S. 5–47 [Nachweis im OPAC] ; Die Kunst der Aufrichtigkeit im 17. Jahrhundert. Hg. v. Steffen Martus u. Claudia Benthien. Tübingen 2006 (Frühe Neuzeit. 114) [Nachweis im OPAC] ; Henriette Burmann: Die kalkulierte Emotion der Geschlechterinszenierung: Galanterierituale nach deutschen Etikette-Büchern in soziohistorischer Perspektive. Konstanz 2000 [Nachweis im GBV] ; Manfred Beetz: The Polite Answer in Pre-Modern Conversation Culture. In: Historical Dialogue Analysis, Hg. v. Andreas H. Jucker und Gerd Fitz. Amsterdam 1999, S. 139–166 [Nachweis im GBV] ; Manfred Beetz: Leitlinien und Regeln der Höflichkeit für Konversationen. In: Geselligkeit und Gesellschaft im Barockzeitalter. Hg. v. Wolfgang Adam. Wiesbaden 1997 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. 2), S. 563–579 [Nachweis im OPAC] ; Manfred Beetz: Negative Kontinuität: Vorbehalte gegenüber barocker Komplimentierkultur unter Altdeutschen und Aufklärern. In: Europäische Barock-Rezeption. Hg. v. Klaus Garber. Wiesbaden 1991 (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. 20), S. 281–301. [Nachweis im OPAC]
4 Wird derzeit erarbeitet von der Autorin. Als dringliches Desiderat bereits benannt von Manfred Beetz: Anstandsbücher und Kommunikationslehren der Frühmoderne als gesellschaftsethische Wegweiser. In: Editionsdesiderate zur Frühen Neuzeit. Hg. v. Hans-Gert Roloff. Amsterdam 1997, Bd. 2, S. 729–738. [Nachweis im OPAC]
5 Gerhard Dünnhaupt: Georg Greflinger (1620?–1677). In: Personalbibliographien des Barock. Bd. 3: Franck–Kircher. Hg. v. dems. Stuttgart 1991 (Hiersemanns bibliographische Handbücher. 9), S. 1680–1751 [Nachweis im OPAC] . Einen ersten bibliographischen Überblick zu Komplimentierliteratur und verwandten Gattungen verschafft Hugo Hayn: Die deutsche Räthsel-Litteratur. Versuch einer bibliographischen Uebersicht bis zur Neuzeit: Nebst einem Verzeichnisse deutscher Loos-, Tranchir- und Complimentir-Bücher. In: Centralblatt für Bibliothekswesen 7/12 (1890), S. 516–556 [Nachweis im OPAC] . Ausgaben der Ethica und der mit dieser zusammen gedruckten Löfflerey-Kunst sind – mitunter innerhalb des Werkverzeichnisses zu Georg Greflinger – ebenfalls nachgewiesen in: Bibliotheca Germanorum Erotica et Curiosa. Verzeichnis der gesamten deutschen erotischen Literatur mit Einschluß der Übersetzungen, nebst Beifügung der Originale. 3., ungem. verm. Aufl. München 1912–1929, Bd. 1: A–C, S. 661–662 [Nachweis im OPAC] , Bd. 2: D–G, S. 669–670 [Nachweis im OPAC] , sowie Bd. 4: L–M, S. 227–231 [Nachweis im OPAC] .
6 Ich orientiere mich hierbei vor allem an Fredson Bowers: Principles of Bibliographical Desription. [With An] Introduction by G. Thomas Tanselle. 5. Aufl. New Castle/Delaware (USA) 1994. (St. Paul’s Bibliographies. 15) [Nachweis im OPAC] und Philip Gaskell: A New Introduction to Bibliography. Oxford 1972 [Nachweis im OPAC] sowie an Christoph Weismann: Die Beschreibung und Verzeichnung alter Drucke. Ein Beitrag zur Bibliographie von Druckschriften des 16. bis 18. Jahrhunderts. In: Flugschriften als Massenmedium der Reformationszeit. Hg. v. Hans-Joachim Köhler. Stuttgart 1981 (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit. Tübinger Beiträge zur Geschichtsforschung. 13), S. 447–614. [Nachweis im OPAC] – Auf dem jetzigen Stand der Forschung lässt sich noch keine allen Ansprüchen genügende Bibliographie erstellen; die hier beigegebene hat mithin vorläufigen Charakter und ist im Rahmen der Vorarbeiten zur digitalen Edition der Ethica entstanden: sie soll zunächst nur die vorhandenen Bibliographien und Verzeichnisse korrigieren und erweitern.
7 Die in der Bibliographie angeführte Ausgabe eines Komplimentierbuchs von 1727 ist hier nicht mitgezählt. Zur Diskussion siehe.
8 VD17 – Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts. Online-Ausgabe. http://www.vd17.de [gesehen am 02.11.2017].
9 Dünnhaupt 1991 (Anm. 5), S. 1680–1751, Nrn. 7.1 bis 7.34 sowie 12.1 bis 12.5.
10 Hesselink 2014 (Anm. 3), S. 177 zufolge sei die Ethica im Zeitraum 1643–1727 mit „45 […] Auflagen [sic] [nachgewiesen]“. Wie sie zu diesem – deutlich von meinen Recherchen abweichenden – Ergebnis gelangt, wird aus ihrem Beitrag nicht ersichtlich; eine Bibliographie ist dort nicht enthalten.
11 Ein Hinweis zur Arbeitsökonomie: Ich habe systematisch in Bibliotheken des deutschen Sprachraums (einschließlich Österreich und Schweiz) recherchiert. Darüber hinaus in Bibliotheken im europäischen (und nordamerikanischen) Ausland mit Sondersammelgebieten zu (deutschsprachigen) frühneuzeitlichen Drucken. Überprüft habe ich die Angaben in Dünnhaupts Bibliographie dort, wo ich keine Katalogauskunft online bekommen konnte, entweder vor Ort oder durch schriftliche Anfrage bei der jeweiligen Bibliothek.
12 Dies betrifft in zwei Fällen im Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz nachgewiesene Exemplare. Den Status ‚vermutlich Kriegsverlust‘ habe ich überprüfen und bestätigen lassen.
13 Es existieren wohl einige Exemplare der Ethica im Antiquariatshandel. In den Jahrbüchern der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen habe ich für den Zeitraum von 1980–2010 sechs verschiedene Exemplare in verschiedenen Antiquariaten ermitteln können. Welchen Ausgaben diese Exemplare jeweils zugehören, kann zurzeit nur vermutetet werden; ich habe entsprechende Angaben im Abschnitt zur Ausgabenchronologie gemacht. – Zu bedenken ist überdies, dass außerdeutsche, vor allem nord- und osteuropäische Bibliotheken ihre Bestände an frühneuzeitlichen deutschsprachigen Drucken ebenfalls sukzessive über digitale Kataloge zugänglich machen. Mit Neufunden ist hier daher stets zu rechnen.
14 In der Zitierweise folge ich weitestgehend den Empfehlungen Weismanns 1981 (Anm. 6) unter Bewahrung folgender typographischer Differenzierungen der Vorlage: ſ/s (Lang-s/Rund-s) und ꝛ/r (R-plenaire/R-articulo) sowie Umlaute mit e/o- Superskriptum (aͤ, oͤ, uͤ, ů) oder Umlautpünktchen (ü), Nasalstriche ā, ē, ō, ū und Geminationsstriche n̄, m̄, sowie Interpunktionszeichen ( / . , ) werden als Grapheme behandelt und zeichengetreu transgraphiert; vorkommende Ligaturen (ch, ff, fi, fl, ffi, ffl, ſt, tz, ß, ſſ ) werden dagegen aufgelöst. Zur Markierung eines Zeilenumbruchs in der Vorlage steht ein vertikaler Strich |. – Gebrochene Schrift in der Vorlage (Fraktur) wird hier mit Antiqua umgesetzt bzw. durch eine halbfette Antiqua (Schwabacher). Antiqua in der Vorlage wird durch Kursive umgesetzt, Kapitälchen im Antiquasatz entsprechend durch kursive Kapitälchen. Vgl. ausführlich zur vorlagengetreuen Transgraphierung Annika Rockenberger: Sebastian Brants Narrenschiff. Kritische Würdigung vorliegender Editionen und prinzipielle Überlegungen zu einer Neu-Edition. In: editio 25 (2011), S. 42–73, hier S. 68 [Nachweis im OPAC] sowie Annika Rockenberger, Per Röcken: Vom Offensichtlichen. Über Typographie und Edition am Beispiel barocker Drucküberlieferung (Grimmelshausens Simplicissimus). In: editio 23 (2009), S. 21–45, bes. S. 23f. [Nachweis im OPAC]
15 Dort, wo Exemplare nicht eingesehen werden konnten oder beschädigt sind, werden Format und Kollation nicht angegeben.
16 Ich spreche dann von einer Druckersynthese, wenn es einen gemeinsamen Haupttitel (typographisch oder als Kupfertitel) gibt und/oder durchgehende Paginierung sowie durchgehende Bogensignaturen vorhanden sind. Von einer Buchbindersynthese spreche ich, wenn mehrere eigenständige Werke zu einem Buch zusammengebunden sind, jedoch keine durchgehende Paginierung und Bogensignaturen und keinen gemeinsamen Haupttitel aufweisen. Bei Buchbindersynthesen kann es sich auch um nicht-zeitgenössische Zusammenstellungen von Werken handeln während Druckersynthesen immer zeitgenössisch sind. Druckersynthesen sind neue Werke, die aus (ehemals oder alternativ) eigenständigen Werken mit Werkintention seitens eines Kompilators/Verlegers/Druckers zusammengestellt und -gedruckt worden sind. Buchbindersynthesen haben keinen Werkstatus.
17 Ohne namentliche Nennung der Privatsammlung nachgewiesen bei Uwe Frenzel: Deutschsprachige Tranchierbücher des Barock (1620–1724). Limitierte Aufl. Hamburg 2012, S. 26–29. [Nachweis im OPAC]
18 Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen 41 (1990), S. 295. [Nachweis im OPAC]
19 Jutta Weisz – Das deutsche Epigramm des 17. Jahrhunderts. Stuttgart 1979, S. 200, Anm. 31 [Nachweis im OPAC] – zufolge finden sich zumindest einige der Reime auf Konfektscheiben als Nr. 178–191 im „Anhang Schimpff- vnd Ernsthaffter Gedichte“ zu der – in der Forschung meist Georg Greflinger zugeschriebenen – Sammlung Seladons Weltliche Lieder (Frankfurt 1651) [Nachweis im OPAC] . Auf Urheberschaft, Provenienz und Überlieferungsgeschichte des „epigrammatischen Sonderfalls“ dieser Reime (Weisz 1979, S. 55) kann ich an dieser Stelle ebensowenig eingehen wie auf die Frage, ob ihre erstmalige Aufnahme in eine Ethica-Ausgabe – nämlich: Hamburg 1649 [B3] – bereits für diesen Druck eine Beteiligung Georg Greflingers nahelegt. Als Bearbeiter der Ethica wird er namentlich erst 1656 in [C1] genannt; also nach seiner Krönung zum Poeta Laureatus durch Johann Rist (1654). Zu klären wäre auch, ob die namentliche Zuschreibung der Reime auf Konfektscheiben an Greflinger als Indiz für dessen tatsächliche Autor- oder zumindest Herausgeberschaft von Seladons Weltliche Lieder zu werten ist.
20 Mein Dank für die Anfertigung und Übersendung von Fotographien geht an Sibylle Söring, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
21 Die Angabe bei Dünnhaupt ist uneindeutig; vmtl. handelt es sich – angesichts der Standortangabe „Oslo Universitätsbibliothek“ – um diese Ausgabe.
22 Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen 35 (1984), S. 285.
23 Die bei Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 94 angegebene Datierung auf 1703 wird nicht begründet, fällt aber mit dem Ende der dokumentierten Wirkungszeit von Thomas Wiering (1684–1703) in Hamburg unter der Adresse „Im Güldenen A.B.C.“ zusammen. Siehe auch Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. 2., überarb. u. erw. Aufl. Wiesbaden 2015 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen. 51), S. 368 [Nachweis im OPAC] . – Die alternative Datierung der Ausgabe auf 1695 findet sich – ebenfalls ohne Begründung – bei Dünnhaupt 1991 (Anm. 5), S. 1687, Nr. 7.29.
24 Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 94.
25 Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen 55 (2004), S. 297.
26 Mein Dank für die Anfertigung und Übersendung von Fotographien geht an Christoph Hornig, Universität Göttingen.
27 Die Datierung stammt vom Zwischentitel des Tranchier-Buchs „Hannover und Wolffenbuͤttel / Verlegts Gottfried Freytag / Buchhaͤndler im Jahr 1705“ (E12a).
28 Ich vermute, dass es sich hierbei um den bei Dünnhaupt unter 7.34 als Ethica-Ausgabe von 1727 verzeichneten Druck handelt. Die Titelangaben stimmen jedoch nicht überein.
29 Dünnhaupt 1991 (Anm. 5), S. 1686, Nr. 7.14 verzeichnet eine Ausgabe in einem Auktionskatalog von 1975. Diese Ausgabe habe ich nicht verifizieren können. Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 120 gibt an „Antiquariat; Hamburg, Dörling. 1975, A84, Nr. 774“.
30 Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 102, setzt hier eine weitere Ausgabe der Ethica nach einem Exemplar in der Harvard Library, Boston, mit der (inkorrekten) Signatur: H004185240 an. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Exemplar jedoch um eines der Ausgabe [C3], Amsterdam 1665, mit der Signatur H 5076.65*. – Im Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen ist im Jahrgang 50 (1999), S. 249 [Nachweis im OPAC] ein Exemplar „Hannover 1665“ gelistet.
31 Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen 43 (1992), S. 368 listet ein unfirmiertes „Neues Complimentir- und Trenchier-Büchlein“, welches Holzschnitte, statt Kupferstiche enthält, auf.
32 Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen 61 (2010), S. 44 verzeichnet ein Exemplar einer Druckersynthese der Ethica mit dem Tranchier-Buch und einem weiteren Buchteil. Dieses Exemplar hat einen Titelkupferstich.
33 Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 102 gibt ein Exemplar dieser Ausgabe in einer Privatsammlung an. Titelinformationen werden nicht mitgeteilt.
34 Hesselink erwähnt in ihrem Beitrag (oben Anm. 3, S. 177) beiläufig den Nürnberger Druck von 1643, ohne näher auf dessen Bedeutung als Erstausgabe einzugehen.
35 Eine Suche nach der Phrase im VD17 ergibt 1086 Treffer bei 294.500 Titeln mit ca. 722.300 Exemplaren (Stand: Juli 2015). Link: http://www.vd17.de/index.php?article_id=25&clang=0 [gesehen am 04.05.2016]. Die Formulierung ist recht selten und bezeichnet in der überwiegenden Mehrheit der Fälle Drucke, die zunächst an einem anderen Ort gedruckt worden waren.
36 Reske ²2015 (Anm. 23), S. 366 und die GND geben als Wirkungsort Heinrich Werners Hamburg 1632–1648 an. Nach 1648 bis 1650 erscheinende Drucke der Offizin sind mit „Heinrich Werner Witwe“ resp. „Literis Wernerianis“ firmiert. Link: http://d-nb.info/gnd/1037505999 [gesehen am 02.11.2017].
37 Eine vollständige Dokumentation, Systematisierung und Erklärung der Varianz ist für die digitale Edition der Ethica vorgesehen. Zur Veranschaulichung der stemmatologischen Argumentation hier eine Auswahl:[A1] „Kurtzweil ohn Schaden / Fruͤhſtuͤck im Magen / Peltze in Wintertagen / Jſt alles wol zu tragen.“ (C2b); [A2] „Kurtzweil ohn Schaden / Fruͤſtuͤck im Magen / Peltz jm Winter tragen / Jſt alles wol zu tragen.“ (C2b) – [A1] „vera literatura“ (C5b); [A2] „re literaria“ (C5b) – [A1] „die holdſehligen Damen“ (D4a); [A2] „die holdſeligen Frawen“ (D4a) – [A1] „daſz wenn ſie nur jhr Jungfraͤwlich Freyens-Gebet Abends vnd Morgens fleiſzig repetiren / zu schieſzen jhnen vnd bey Edle Junggesellen anzubringen vnd zu helffen pflegen /“ (D4a); [A2] „daſz wenn ſie nur jhr Jungfraͤwliches Freyens-Gebet Abends vnd Morgens fleiſziglich repetiren / ſie jhnen zu helffen / vnd bey den edlen Jung-Geſellen anzubringen pflegen /“ (D4a)
38 [A1] und [A3] stehen sich sprachlich näher als [A1] und [A2] oder [A2] und [A3]. [A2] weist eine signifikant andere – regional gefärbte – Druckersprache auf.
39 Fingerprints werden zur Identifikation von Alten Drucken eingesetzt. Das VD17 führt die fingerprints der Ausgaben [A2] e-e, n-n, mtt, SiEr C, [A3] e-i- r-4. i-ss labe C 1645A und [A4] e.o- s:ur t.t, SiEr C. Den fingerprint von [A1] – e.o- l.en teer -mma C 1643C – habe ich selbst ermittelt.
40 GND-Datensatz http://d-nb.info/gnd/128772115 (gesehen am 02.11.2017), Lebensdaten 1627–1668.
41 In [B1] ist der Umfang lediglich um anderthalb Bogen (E12, F6) erweitert. Ab [B3] sind es dann zwei vollständige Bogen.
42 Ab [B3] hat das Titelblatt verschiedene Druckersignets von Johann Naumann.
43 Ausschließlich [B3] hat 220 Sprichwörter.
44 Vgl. hierzu und zur weiteren Tradition der Sprichwörter im 17. und vor allem 18. Jahrhundert auch die Bibliographie der im deutschsprachigen Raum erschienenen Rätselbücher bis 1800 von Heike Bismark: Rätselbücher. Entstehung und Entwicklung eines frühneuzeitlichen Buchtyps im deutschsprachigen Raum. Mit einer Bibliographie der Rätselbücher bis 1800. Tübingen 2007 (Frühe Neuzeit. 122), bes. S. 171 [Nachweis im OPAC] . Bismark nennt Georg Greflinger als den Urheber der Damensprichwörter (da sie der Forschungsliteratur folgend Greflinger für den Autor der Ethica resp. des Complimentierbüchleins hält). Sie kennt die beiden Ausgaben der Löfflerey-Kunst von 1648 und die darin enthaltenen, identischen 219 Damensprichwörter nicht.
45 Das Gedicht stammt aus der thematischen Gedicht- und Epigrammsammlung Seladons Beständige Liebe : SELADONS | Beſtaͤndtige | Liebe. | [Zierstück] | Franckfurt am Mayn / | [Linie] | Verlegt von Edouard Schleichen | Buchhaͤndlern. | [Linie] | M. DC. XLIV. [Nachweis im OPAC] Hier, pag. 6–11. Die Sammlung wird Georg Greflinger zugeschrieben.
46 Wir wissen über die Löfflerey-Kunst, von der insgesamt nur sechs Exemplare in drei Ausgaben erhalten sind, sehr wenig. Eine Edition sowie eine Studie zur Textgeschichte sind in Planung.
47 Ein Verfasser dieses Textes ist nicht bekannt. Meines Wissens kommt er ausschließlich in Druckersynthesen mit der Löfflerey-Kunst vor. Es handelt sich – grob gesagt – um einen narrativen Text, der Anweisungen zu verschiedenen Arten und Strategien der Werbung (‚Bettelei‘) um Gunst und (materielle) Gaben ‚schöner, tugendhafter Frauen‘ gibt; die narrativen Passagen in der Ich-Form sind durchsetzt mit Gedichten, Liedern (teilweise mit Notation), exemplarischen Briefen und Anekdoten.
48 Die Kollation des Volldigitalisats von [B2] mit dem von [B1] hat ergeben, dass es sich bei [B2] nicht um einen seitengetreuen Nachdruck sondern um einen Neusatz mit druckereispezifischen typographischen Konventionen handelt, der sich jedoch im Textbestand lediglich durch einige wenige regionalsprachliche Anpassungen, Fehlerkorrekturen sowie neue Setzerfehler unterscheidet.
49 Es konnten nicht von allen Exemplaren Abmessungen genommen werden: [C1] 10 cm × 6 cm, [C2] 10,5 cm × 4,7 cm, [C3] 9,9 cm × 5,6 cm, [C4] 11,1 cm × 5,3 cm.

50 Die überlieferten Exemplare von [C2], [C5] und [C7] enthalten keinen Kupfertitel. Da die Ausgaben jeweils unikal überliefert und Kupfertitel i.d.R. dem Buchblock vorgebunden sind, ist es denkbar, dass auch bei diesen Ausgaben ursprünglich Kupfertitel enthalten waren, die jedoch mit der Zeit verloren gegangen oder herausgetrennt worden sind.

51 Die in der Druckersynthese [C1] enthaltene Löfflerey-Kunst ist gegenüber der in der Druckersynthese [B2] enthaltenen im Ganzen stark bearbeitet und erweitert, wobei die Abfolge der Einzelteile und Anhänge ebenfalls verändert ist.

52 Laut Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 98–99, geht die Fassung des Tranchier-Buchs, die in der Druckersynthese mit der Ethica ab [C2] enthalten ist, auf die von Andreas Klett stark bearbeiteten Ausgaben Jena 1657 sowie Jena und Weimar 1659 (beide bei Kaspar Freyschmidt) zurück. Ein Volldigitalisat der erstgenannten Ausgabe (Dresdner Exemplar, unikal überliefert) findet sich unter dem Permalink: http://digital.slub-dresden.de/id313666830 . – Tranchierbücher sind eine weitere ‚Mode‘ des 17. Jahrhunderts. Sie stammen – wie die Höflichkeitstraktate – aus dem italienischen Kulturraum und sind seit der ersten deutschen Übersetzung des Tranchier-Buches des Giacomo Procacci 1620 in dutzenden Ausgaben erschienen. Die deutsche Tradition wird oft mit dem Namen Georg Philipp Harsdörffers in Verbindung gebracht, neuere Forschungsbeiträge konnten jedoch zeigen, dass die am weitesten verbreiteten und einflussreichsten Ausgaben nicht auf Harsdörffers Tranchier-Buch basieren sondern wesentliche konzeptionelle und inhaltliche Umarbeitungen anderer Autoren, unter anderem Andreas Kletts, sind. Eine kulturhistorische Aufarbeitung der Tranchier-Buch-Tradition ist nach wie vor Desiderat. Vgl. aber die umfassende Bibliographie von Frenzel 2012 (Anm. 17) sowie neuerdings Claudine Moulin: „Nach dem die Gäste sind, nach dem ist das Gespräch“. Spracharbeit und barocke Tischkultur bei Georg Philipp Harsdörffer. In: PerspektivWechsel oder: Die Wiederentdeckung der Philologie. Bd. 2: Grenzgänge und Grenzüberschreitungen. Zusammenspiele von Sprache und Literatur in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hg. v. Simone Schultz-Balluff und Nina Bartsch. Berlin 2016, S. 261–287, bes. S. 263 mit Anm. 23. [Nachweis im OPAC]

53 Tisch- und Leberreime haben eine lange Tradition, vor allem im niederdeutschen Sprachraum. Eine Recherche im VD17 hat keine eigenständigen Publikationen ermitteln können, sie tauchen jedoch in der aus der Ethica-Druckersynthese bekannten Form 1673 (sowie 1687 und 1693) als Anhang von Alberti Sommers Neu-vermehrte anmuthige Conversations-Gespräche: Sampt der zu End angehengten Jungfer Euphroſinen von Sittenbach zuͤchtigen Tisch- und Leber-Reimen [Nachweis im GBV] auf. Zitiert nach dem Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Np 15844. – „Euphrosine von Sittenbach“ ist nach Dünnhaupt (Anm. 5, S. 1685) Pseudonym des Stettiner Gymnasiallehrers und gekrönten Poeten Heinrich Schaevius. Problematisch ist diese Zuschreibung, da Dünnhaupt keine Begründung angibt; er übernimmt die Auflösung von Emil Weller: Lexicon Pseudonymorum. Wörterbuch der Pseudonymen aller Zeiten und Völker, oder Verzeichniss jener Autoren, die sich falscher Namen bedienten. Regensburg 1886, S. 527 [Nachweis im OPAC] , wo sie ebenfalls unbegründet bleibt. Vgl. allgemein zu den Leberreimen Herman Brandes: Zur Geschichte der Leberreime. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 14 (1888), S. 92–95 [Nachweis im OPAC] , L. H. Fischer: Zur Geschichte der Leberreime. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 14 (1888), S. 95–99 [Nachweis im OPAC] sowie Otto Friedrich Gruppe: Die Leberreime. In: Leben und Werke deutscher Dichter. Geschichte der deutschen Poesie in den drei letzten Jahrhunderten. Hg. v. dems. 2. Aufl., Leipzig 1872, S. 680–688. [Nachweis im OPAC]

54 Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 99 erwägt für [C2] keine Drucker- sondern eine Buchbindersynthese, da „[d]ie einzelnen Teile der Bücher […] vollständige Titelblätter [haben] aber nur in der ersten Ausgabe [gemeint ist [C2]] die Teile, durch den abgestimmten Lagenaufbau, separat herausgegeben worden sein könnten.“ Frenzel liegt mit seiner Einschätzung – die die durchgehende Paginierung unberücksichtigt lässt – falsch.

55 [C1] enthält dagegen einen Anhang mit vier Liedern einschließlich musikalischer Notation: Des Coridons Traum (pag. 348–350); Hans ohn Sorge (pag. 351–353), Der Ehelichen Liebe Nuzen (pag. 354–356) und Der unbeständige Liebhaber (pag. 357–360). Sie stammen aus der vermutlich von Georg Greflinger unter dem Schäfernamen Seladon herausgegebenen Sammlung SELADONS | Weltliche | LJieder. | Nechſt einem Anhang | Schimpff- vnd Ernſthaffter | Gedichte. | [Vignette] | Franckfurt am Mayn / | Jn Verlegung / | Caſpar Waechtlern / | Gedruckt / bey Matthias Kämpffern / | Jm Jahr Chriſti / | M. DC. LI.

56 In [C9] (Amsterdam 1717) sind die Reime auf Konfektscheiben nicht mehr enthalten.

57 In der Bibliographie steht hierzu lediglich „gleiche Kollation [12° A–F]“ in Bezug auf die datierte und firmierte Ausgabe von Naumann 1658 [B5] (Dünnhaupt 1991, Anm. 5, Nr. 7.11). Eine Überprüfung anhand des Dresdner Exemplars von [C2] hat demgegenüber ergeben, dass der Ethica-Teil der Druckersynthese lediglich die Bogen A–D12, E1–7 umfasst. Die durchpaginierte (pag. 3–252) und mit durchgehenden Bogensignaturen versehene Druckersynthese umfasst die Bogen A–K in 12° und den Halbbogen L.

58 ‚Sicher‘ heißt hier: die Ausgaben führen im typografischen Titel den Namen Johann Naumann als Verleger, resp. „Buchhändler“ und/oder sein Signet in Form einer Vignette mit dem Spruchband „Superata tellus sidera domat“.

59 Dünnhaupt war 1991 lediglich das Londoner Exemplar von [C2] bekannt (welches er vermutlich nicht im Original hatte einsehen können), das Dresdner Exemplar ist erst zusammen mit anderen Ausgaben des Tranchierbuchs aus der Sammlung Walter Putz im Jahr 2007 in den Bestand der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden übergegangen.

60 Dort jedoch im Anhang des Löfflerey-Kunst-Traktats.

61 [B1] und [B4] haben textlich betrachtet keine signifikante Varianz, um hier eine gesicherte Entscheidung darüber, welche Ausgabe als Vorlage gedient hat, treffen zu können.

62 Dünnhaupt 1991 geht davon aus, dass „Amsterdam“ nicht der tatsächliche Druckort war. Die Ortsangabe „Amsterdam“ auf deutschsprachigen Drucken des 17. Jahrhunderts ist ein gängiges Verfahren zur Verschleierung des tatsächlichen Druckortes bei sog. Raub- oder unrechtmäßigen Nachdrucken und solchen Drucken, die aufgrund ihres Inhalts Gefahr liefen, der Zensur zum Opfer zu fallen.

63 Petrus Lucius, in Rinteln als Drucker und Verleger der Universitätsdruckerei tätig von 1622 bis 1656. Siehe auch Reske 2 2015 (Anm. 23), S. 858–859. Permalink zum Personendatensatz in der GND http://d-nb.info/gnd/121946401 [gesehen am 02.11.2017].

64 Das Tranchier-Buch in [D1] geht Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 29, zufolge auf die von Matthias Gieger redigierte und von Paul Fürst in Nürnberg herausgegebene Tranchier-Buch-Ausgabe von 1642 zurück, ebenfalls in 8° quer. Der Tranchier-Teil in [D2] ist nach Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 35, ein bearbeiteter Nachdruck der Ausgabe des Trincir-Büchleins von Paul Fürst (Nürnberg 1649), die bisher nicht im VD17 oder bei Dünnhaupt nachgewiesen ist, wobei sich das unikal überlieferte Exemplar in Privatbesitz befindet. Eine Reproduktion des Kupfertitels sowie des typographischen Titels und des Zwischentitels finden sich in Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 32–34; eine bibliographische Beschreibung des Druckes ebd., S. 35. Gegenüber dieser Ausgabe sei der Text des Tranchier-Buchs in [D2] – vor allem im Vorwort – gekürzt, aber um einen Abschnitt zum ‚Tischzeugfalten‘ im Umfang von acht Blatt, die vor dem Komplementier-Teil eingefügt sind, erweitert.

65 [D2] ist in nur zwei Exemplaren überliefert, wobei das einzige in Europa nachgewiesene Exemplar im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ein Fragment ist. Das einzige vollständig erhaltene Exemplar in der Lilly Library der Indiana University, Bloomington, konnte nicht eingesehen werden.

66 Eine Textkollation von [D2] mit [D1] steht noch aus.

67 Kollationiert werden konnte bisher lediglich die bei Gottfried Freytag in Hannover und Wolfenbüttel verlegte Ausgabe [E3] anhand des Wolfenbütteler Exemplars.

68 Der Zwischentitel des Tranchier-Buchs enthält den Namen Andreas Klett, der der Tisch- und Leberreime den fiktiven Verfassernamen Euphrosine von Sittenbach. Die 24 Reime auf Konfektscheiben weisen Georg Greflinger als Verfasser aus.

70 GND http://d-nb.info/gnd/1037548647. Wirkungszeit in Kopenhagen 1653–1692.

71 Dünnhaupt 1991 (Anm. 5), S. 1686, Nr. 7.14 sowie Frenzel 2012 (Anm. 17), S. 102. Das Antiquariat Dörling, in dessen Auktionskatalog von 1975 diese Ausgabe gelistet ist, ist 1988 in Konkurs gegangen. Über den Verbleib der Ausgabe ist nichts weiter bekannt.

72 Die Kupferstiche in [C] haben die Begrüßungs- und Verbeugungsszenen wie in [C3], Abb. 3.

73 Ein genauer Textvergleich von [F2] und [F3] untereinander sowie mit der deutschen Ausgabe [F1] im Hinblick auf die Übersetzungs- resp. Übertragungspraxis steht noch aus.

74 Die Verwendung von Holzschnitten statt Kupferstichen lässt sich m.E. nur (druck)ökonomisch erklären: da sowohl Text als auch Illustrationen im gleichen Druckvorgang hergestellt werden können, lassen sich die Kosten reduzieren und die Fertigstellung des Drucks gleichzeitig beschleunigen. Es sind keine weiteren deutschsprachigen Ausgaben bekannt, die anstatt der illustrierenden Kupferstiche im Tranchier-Teil oder der Kupfertitel Holzschnitte enthalten.

75 Ein Drucker namens Georg Götzke (alternativ: Goetschius, Goezkius, Götsche) ist für den Zeitraum 1624–1663 in Stettin belegt, vgl. Reske 2 2015 (Anm. 23), S. 940. Es gibt keinen Nachweis eines Einzeldrucks der Tisch- und Leberreime in der Offizin Götzke.

76 [F1] hat dagegen noch den das Pseudonym enthaltenden Zwischentitel „Jungfer Euphroſinen Von Sittenbach Zuͤchtige Tiſch- und Leber-Reime / An jhre Geſpilinnen. [Zierstück] Kopenhagen / [Linie] Gedruckt bey Chriſtian Wehring 1674.“

77 Das Exemplar hat an verschiedenen Stellen – darunter am Ende des Druckes – Seitenverlust. Es ist nicht klar, ob die ‚weltlichen Leberreime‘ in dieser Ausgabe nicht enthalten oder nur in diesem Exemplar verloren sind.

78 Die firmierenden Angaben in [X1] sind dem ersten erhaltenen Zwischentitel (für das Tranchier-Buch) entnommen. Anders als bei den Tisch- und Leberreimen, deren firmierende Angaben teilweise fiktiv sind („Leberstadt bei Georg Gözke“), lässt sich ein Druckerverleger Georg Müller in Frankfurt am Main im entsprechenden Zeitraum (1652–1678) nachweisen. Siehe auch Reske 2 2015 (Anm. 23), S. 1099 sowie Permalink zur GND http://d-nb.info/gnd/1037659422 [gesehen am 02.11.2017].

79 Der typographische Titel des Tranchier-Buchs beginnt auf der unpaginierten Seite 109. Der Druck hat insgesamt 232 paginierte Seiten. Die durchgehende Paginierung lässt darauf schließen, dass es mindestens ein weiteres Werk in dieser Druckersynthese gegeben haben muss mit einem maximalen Umfang von 106 Seiten resp. 52 Blatt. Dies entspricht dem Umfang der Ethica-Ausgaben in 12° aus der Gruppe [C].

80 Eine Kurzbeschreibung der Ausgabe auf Basis des Münsterschen Exemplars findet sich bei Frenzel 2012, S. 94–96.

81 Bei Dünnhaupt mit dem Kurztitel „Complimentir-Büchlein… – o.O., 1727“ unter Nummer 7.34 verzeichnet. Eine Durchsicht des Volldigitalisats des unikal überlieferten Exemplars in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen hat ergeben, dass es sich um eine grundsätzliche Umarbeitung der Ethica (i.e. ein völlig anderes Werk) handelt.

82 Vgl. Dünnhaupt 1991 (Anm. 5), S. 1689: „Meine Attribution an Greflinger wird erhärtet durch das Ps[eudonym] ‚Seladon‘ im Titel sowie die beigedruckten Alamodischen Damen Sprüchwörter, die G. schon seiner [sic!] Ethica complementoria beigefügt hatte.“ Anders als bei Dünnhaupt und im VD17 wird bei Hayn/Gotendorf (Anm. 5), Bd. IV, S. 229–230 die Löfflerey-Kunst ohne Attribution an Greflinger katalogisiert. Erdmann Neumeister schreibt sie in: De Poetis Germanicis huius seculi præcipuis dissertatio compendiaria. 1695. [Nachdruck und Edition von Franz Heiduk und Günter Merwald. Bern, München 1978] [Nachweis im OPAC] dagegen Greflinger zu (S. 350), wohingegen Johannes Bolte: Zu Georg Greflinger. In: Anzeiger für deutsches Alterthum und deutsche Literatur 13 (1887), S. 103–144 [Nachweis im GBV] , hier S. 107 meint, bei Neumeisters Zuschreibung der Löfflerey-Kunst an Greflinger handle es sich um eine Fehlzuschreibung aufgrund des gleichlautenden Pseudonyms ‚Seladon‘. In keiner der Bibliographien wird auf die Tradition der Lefflereien und Hasereien, in denen die Löfflerey-Kunst steht, eingegangen. Ich habe bislang fünf weitere Drucke aus dieser Tradition, die bis 1593 zurückreichen, recherchieren können.

83 Vgl. Astrid Dröse: Georg Greflinger und das weltliche Lied im 17. Jahrhundert. Berlin, Boston 2015 (Frühe Neuzeit. 191), S. 178 [Nachweis im OPAC] .

84 Matthäus Kempffer, Druckerverleger in Frankfurt am Main, tätig von 1626–1665. Permalink zur GND http://d-nb.info/gnd/1037507002 [gesehen am 02.11.2017].

85 Eine Recherche nach dem Druckort „Liebstadt“ im VD17 listet nur die drei Ausgaben der Löfflerey-Kunst sowie De Arte Amandi bei Kempffer 1644 auf. [Nachweis im GBV]

86 Dünnhaupt 1991 (Anm. 5), S. 1684 schreibt bereits die Ethica-Ausgabe von 1645 [A3] Greflinger als Verfasser zu und führt gleichzeitig an, dass „Greflingers Autorschaft erst ab 1665 im Titel bestätigt [Hervorhebung AR] [wird].“ Zur Ausgabe Amsterdam 1665 [C3] heißt es dann bei dems., S. 1686, „S. 225–232 ‚Reimen auf Confect-Scheiben‘ von Greflinger, der hier erstmals [Hervorhebung AR] im Titel zitiert ist.“ Zur Ausgabe Amsterdam 1675 [C6] steht „Diese Ausgabe ausnahmsweise [Hervorhebung AR] mit G’s vollem Namen im Titel.“ (ebd., S. 1687). Bereits [C1] und in der Folge alle weiteren Ausgaben in [C] führen Greflingers vollen Namen einschließlich seiner Berufsbezeichnung „Notarius Publicus“ sowie dem Ehrentitel poeta laureatus („gekröhnten Poeten“) im Titel.

87 Auf weitere mögliche Indizien – wie etwa einzelne Übernahmen aus Greflinger zugeschriebenen Textsammlungen – und deren Beurteilung kann ich hier nicht näher eingehen.

88 Auf deren wissenschaftsprogrammatische, epistemologische, ontologische, editionspolitische usw. Prämissen kann ich an dieser Stelle nicht näher eingehen.

89 Herbert Kraft: Editionsphilologie. Darmstadt 1990, S. 29. [Nachweis im OPAC]

90 Vgl. etwa Bodo Plachta: Editionswissenschaft. Stuttgart 3 2013, Kap. 5 [Nachweis im GBV] oder Rüdiger Nutt-Kofoth: Schreiben und Lesen. Für eine produktions- und rezeptionsorientierte Präsentation des Werktextes in der Edition. In: Text und Edition. Positionen und Perspektiven. Hrsg. von Bodo Plachta u.a. Berlin 2000, S. 165–202, hier S. 184f. [Nachweis im OPAC]

91 Nicht in Frage kommt wohl – und zwar primär aus wissenschaftstheoretischen Gründen – die kontrafaktische Konstruktion eines idealen Mischtextes, der etwa eine Art Maximal-Repräsentation des Überlieferungsgeschehens bieten oder – als Repräsentation des ‚harten Kerns‘ der Überlieferung – all diejenigen Elemente beinhalten könnte, die in möglichst vielen (oder idealerweise: allen) Ausgaben enthalten sind.

92 Es sei denn, man wollte die Beteiligung einer zentralen, auch literarhistorisch exponierten Bearbeiter -Instanz als werk-konstitutiven Faktor ansehen und – orientiert an anachronistischen Vorstellungen literarischer Autorschaft – diejenigen Ethica-Ausgaben ins Zentrum editorischer Aufmerksamkeit rücken, für die eine Beteiligung Georg Greflingers zumindest wahrscheinlich ist.

93 Vgl. zu dieser Formulierung Heinrich Bosse: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit [1981] [Nachweis im OPAC] . München 2014 [Nachweis im GBV] ; vgl. zur weiteren Diskussion auch Carlos Spoerhase: Was ist ein Werk? Über philologische Werkfunktionen. In: Scientia Poetica 11 (2007), S. 276–344. [Nachweis im OPAC]

94 Die Textkodierung erfolgt nach dem XML-TEI P5-Standard für digitale, wissenschaftliche Editionen in dem vom Deutschen Textarchiv für die Erfassung und Kodierung deutscher Drucke des 17.–19. Jahrhunderts angepassten Basisformat (DTABf – http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat [gesehen am 02.11.2017]), welches ich im Detail modifiziert habe. Die Zeichenkodierung erfolgt nach dem Unicode-Standard, Version 8.0 (Stand Juni 2015), http://www.unicode.org/versions/Unicode8.0.0/ [gesehen am 02.11.2017]).


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