Die Ethica Complementoria – Versuch einer
bibliographisch-stemmatologischen Rekonstruktion der Überlieferungverhältnisse
„
Dinge zu bezweifeln, die ganz ohne weitere Untersuchung
jetzt geglaubt werden, das ist die Hauptsache überall.
“
Georg Christoph Lichtenberg
Einleitung
Allgemeines
Mit den nachstehenden Ausführungen1 verfolge ich im Wesentlichen zwei Zielsetzungen: Zum
einen lege ich argumentativ die chronologische Abfolge sowie die
stemmatisch-genealogischen Beziehungen der Druckausgaben der Ethica Complementoria des 17. und frühen 18.
Jahrhunderts dar. Zum anderen dient eine solche Rekonstruktion – mittelbar –
als Grundlage für Erwägungen zur Wahl der Textgrundlage einer künftigen
Edition der Ethica. Vornehmlich geht es mir darum, die bibliographisch-textgeschichtliche Forschung zu einer der am häufigsten neu- und nachgedruckten deutschsprachigen Komplimentierlehren der Frühen Neuzeit ein gutes Stück voran zu bringen, indem ich das Verhältnis der einzelnen Ausgaben zueinander und ihre Abhängigkeit voneinander mit bibliographisch-druckanalytischen sowie textkritischen Methoden (Heuristik und Kollation) zu ermitteln versuche. Ich werde dabei einige der in der Forschung kursierenden Einschätzungen zur Überlieferung der Ethica-Drucke als fehlerhaft oder empirisch nicht belastbar zurückweisen können.
Die Ethica Complementoria
Die Ethica Complementoria, oder auch Complementierbüchlein, gehört zur Gattung der
Anstandsliteratur.2 Der verhältnismäßig kurze deutschsprachige Text
enthält praktische Anleitungen in Form von Erläuterungen und Exempla zur
situationsbezogenen Konversation – oder allgemein: zum normkonformen
Verhalten – vor allem bei Hofe. Sein Adressatenkreis sind junge,
unverheiratete Männer der emporstrebenden Schicht eines akademisch
gelehrten, kaufmännischen Bürgertums (oder niederen Adels). Verteilt auf acht Kapitel enthält die Ethica nach einem einleitenden Traktat über Tradition und Funktion des Komplimentierens im sozialen Kontext sieben Kommunikationssituationen: Komplimente bei Hofe (vor allem in hierarchisch asymmetrischen Konstellationen), Komplimente bei Wahlen oder Abstimmungen, bei Gesellschaften, bei Hochzeitsgesellschaften, für den Umgang mit unverheirateten Frauen (‚Jungfrauen‘), Komplimente beim gesellschaftlichen Tanz sowie Komplimente zur Haushaltsführung. Durchsetzt ist der Prosatext mit Versen in deutscher und – zu einem geringeren Teil – lateinischer sowie vereinzelt in griechischer und französischer Sprache.
Es gibt wenig Forschung zur frühneuzeitlichen Anstands- und Komplimentierliteratur im Allgemeinen3 und zur Ethica Complementoria im Speziellen. Eine Edition der Ethica ist ein Desiderat.4 Lediglich eine (unvollständige und z.T. fehlerhafte) chronologische Darstellung der Drucküberlieferung findet sich in den Personalbibliographien des Barock.5
Zum Vorgehen
Ich werde zunächst (2) die
Materialgrundlage (die überlieferten Ethica -Drucke
sowie die bibliographischen Informationen aus Katalogen und Verzeichnissen)
in Form einer chronologischen Übersicht bibliographisch-druckanalytisch
beschreiben.6 Diesem Abschnitt folgt (3)
die schematische Darstellung der von mir rekonstruierten Überlieferung: das
Stemma. Hiervon ausgehend werde ich die chronologischen und genealogischen
Relationen der Ethica -Drucke diskursiv
rekonstruieren. Hierbei werde ich im Besonderen auf die textlichen
Bearbeitungen und Erweiterungen eingehen (Varianz).
Ich stelle sodann meine Überlegungen zur Überlieferung der Ethica im 17. Jahrhundert diskursiv vor, wobei ich (i) für eine
Revision der Ausgabenchronologie – wie sie von
Gerhard Dünnhaupt (zuletzt 1991) vorgeschlagen wurde – argumentiere und (ii)
eine Unterteilung der Überlieferung in sechs distinkte Überlieferungsgruppen
(A–F) vornehme. In aller Kürze werde ich sodann (4) für eine Revision der
Autorschaftszuschreibung an Georg Greflinger argumentieren und (5) einige Überlegungen zur Wahl des
Editionsgegenstands für eine zukünftige Edition der Ethica vor dem Hintergrund der revidierten
Überlieferungsgeschichte anstellen. Materialgrundlage
Status quo
Grundlage jeder Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte von Drucken sind
die originalen Exemplare. Wo diese nicht mehr vorhanden sind, greifen wir
auf Abschriften derselben, Editionen, fotomechanische Reproduktionen oder
bibliographische Beschreibungen in Katalogen oder Verzeichnissen zurück. Es lassen sich 32 Ausgaben der Ethica im 17. und frühen 18. Jahrhundert ermitteln;7 von einer dieser Ausgaben gibt es keine erhaltenen Exemplare mehr. Die übrigen sind entweder unikal überliefert oder in sehr wenigen, teilweise fragmentarischen, Exemplaren.
Für diese Untersuchung konnten 23 Exemplare im Original eingesehen werden; bei weiteren zehn wurde auf digitale Reproduktionen zurückgegriffen. In der Bibliographie sind diese jeweils mit * (für Autopsie am Original) und ° (für Digitalisat) gekennzeichnet. Bei einigen wenigen Exemplaren musste auf die Angaben im Verzeichnis der deutschen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17),8 in lokalen Bibliothekskatalogen oder Bibliographien zurückgegriffen werden.
Gerade dort, wo nur noch ein einziges Exemplar einer Ausgabe überliefert ist, steht die stemmatologisch-genealogische Rekonstruktion vor Schwierigkeiten: abhängig vom Zustand der Exemplare kommt es mitunter zu Zeichen-, Text-, oder Seitenverlust. Darüber hinaus bleibt ausgabeninterne Varianz unsichtbar. Eine bibliographische Beschreibung einer Ausgabe auf Basis nur eines einzigen Exemplars heißt, eine Aussage nur über deren wahrscheinliche Beschaffenheit auf einer äußerst schmalen empirischen Basis zu machen. Ich werde dort, wo unikale Überlieferung vorliegt, die bibliographische Beschreibung entsprechend um Exemplar-Spezifika erweitern.
Ein Blick auf die Anzahl der Ausgaben in der Bibliographie Dünnhaupts9 wird dem aufmerksamen Leser zeigen, dass sich die Anzahl der Ausgaben, die ich ermittelt habe, im Vergleich geringer ausnimmt: 32 verifizierte Ausgaben gegenüber 38 Ausgaben in den Personalbibliographien des Barock, wobei ich acht Ausgaben gefunden habe, die Dünnhaupt unbekannt waren.10 Diese Diskrepanz erklärt sich daraus, dass ich diejenigen ‚Ausgaben‘ ausgeschlossen habe, die sich nicht in Bibliotheksbeständen11 nachweisen lassen. Dünnhaupt erstellt eine konservative Maximalbibliographie, vor allem auf Basis der Einträge in Katalogen, Verzeichnissen und älterer Forschungsliteratur. Durch die Digitalisierung der meisten Bibliothekskataloge, Massendigitalisierungen der historischen Bestände einiger Bibliotheken und einer damit einhergehenden Bestandsüberprüfung ist die Überlieferungslage heute viel genauer zu bestimmen.
Ich gehe daher bei der Ermittlung von Ausgaben zurückhaltend vor: Es muss mindestens ein Exemplar in einer Bibliothek tatsächlich vorhanden sein, um eine Ausgabe anzusetzen. Dort, wo durch Umlagerungen und Bestandsverluste während des Zweiten Weltkriegs vor 1945 physisch nachgewiesene Exemplare verschollen oder verloren sind, halte ich es für vertretbar, auch hier eine Ausgabe zu postulieren.12 Die so ermittelten Ausgaben habe ich entsprechend gekennzeichnet. Ich plädiere indes dafür, die Maximalbibliographie Dünnhaupts in der Hinterhand zu halten für den Fall, dass durch Ankäufe von Bibliotheken oder im Zuge von Digitalsierungsmaßnahmen Exemplare auftauchen, die sich den bei Dünnhaupt verzeichneten Ausgaben zuordnen lassen. Es ist auch hier stets mit einer künftigen Erweiterung der Ausgabenanzahl zu rechnen.13
Chronologischer Überblick der Überlieferung
Die folgende Bibliographie der Ethica Complementoria-Drucke ist chronologisch unter Angabe des Druckortes sowie Druckers resp.
Verlegers angelegt. Dort, wo Druckjahr oder Druckort nicht angegeben sind,
aber ermittelt werden konnten, stehen diese in eckigen Klammern. Die
Siglierung erfolgt ebenfalls in eckigen Klammern, wobei der Großbuchstabe
für die Überlieferungsgruppe steht und die Ziffer die chronologische Folge
indiziert. Der Titelaufnahme nach Weismann unter Beibehaltung der historischen Graphie 14 folgen (a) Angaben zum Erhaltungszustand und Standort der bekannten Exemplare, (b) Format und Kollation,15 (c) Referenz auf die Verzeichnisse von Dünnhaupt und das VD17 resp. VD18 sowie bei bislang unbekannten oder seltenen Ausgaben (d) eine Kurzbeschreibung ihres Inhalts.
Am Ende der Bibliographie ist eine Negativliste derjenigen Ausgaben angefügt, die bei Dünnhaupt oder an anderer Stelle verzeichnet sind, zu denen ich jedoch keine Exemplare habe ermitteln können.
Im Text finden sich schließlich neun Abbildungen von Kupfer- oder Holzschnittiteln unbekannterer Ausgaben der Ethica.
1643, Nürnberg [A1]
ETHICA | COMPLEMENTORIA | [Leerzeile] | Complemen- | tier-Buͤchlein / | Darin | Ein richtige
Art vnnd | Weiſe grundfoͤrmlich abge- | bildet wird / wie man ſo wol mit ho-
| hen Fuͤrſtlichen / als niedrigen Perſonen / | auch bey Geſellſchafften /
Jungfrawen | vnd Frawen / Hoffzierlich converſi- |
ren / reden vnd vmbge[hen] | muͤſſe. | [Zierstück] | Nuͤrnberg / | Jm Jahr /
1643. *°Bamberger Exemplar: Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: 22/Pol.d.48; unikal überliefert; Exemplar vollständig, Zeichenverlust durch Tierfraß auf A1a, A2a
Kollation: 12° A–D12
VD17 00. Dünnhaupt 00
In der Forschung war diese Ausgabe bisher unbekannt.
Inhalt: typographischer Titel, Vorrede an den Leser, acht Komplimente.
o.J. [nach 1643, vor 1647], Hamburg (Heinrich Werner) [A2]
ETHICA | COMPLEMEN- | TORIA, | [Leerzeile] | Complemen- | tier-Buͤchlein / | [Leerzeile] | Darinn | Ein
richtige Art vnnd | Weiſe grundfoͤꝛmlich abgebild- | det wird / wie man ſo
wol mit hohen | Fuͤrſtlichen / als nidrigen Perſonen / | auch bey
Geſellſchafften / Jungfrawen | vnd Frawen Hofzierlich | conver- | ſiren, reden vnd vmbge- | hen
muͤſſe. | [Zierstück] | Erſtlich gedruckt zu Hamburg / | bey Heinrich
Werner. *Wolfenbütteler Exemplar: HAB Wolfenbüttel, Signatur: 575.3 Quod. (2)
°Münchener Exemplar: BSB München, Signatur: J.pract. 151; Permalink des Volldigitalisats: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00033754-8 – das Münchener Exemplar ist unvollständig: es fehlen die Blätter B4 und B6; Textverlust durch Beschädigung des Originals auf D12a
Kollation: 12° A–D12
VD17 12:000669L. Dünnhaupt 7.2
Zur Datierung s.u.
1645, o.O. [A3]
ETHICA | COMPLEMENTORIA | Complemen- | tier-Buͤchlein / | Darin | Ein richtige
Art unnd | Weiſe grundfoͤrmlich abgebil- | det wird / wie man ſo wol mit
hohen | Fuͤrſtlichen / als niedrigen Perſonen / auch bey Geſellſchafften /
Jungfrawen | und Frawen / Hoffzierlich conver
ſ
i- | ren / reden und umbgehen | muͤſſe. | [Zierstück]
| [Linie] | Jm Jahr / 1645.
*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 569.7 Quod. (2); unikal überliefert
Kollation: 12° A-C12
VD17 23:279620U. Dünnhaupt 7.1
In der Forschung gilt diese Ausgabe als die editio princeps. Zur Diskussion s.u.
1647, Hamburg (Johann Naumann) [B1]
Complemen- | tier-Buͤchlein. | darin eine | Richtige
Art abgebil- | det wird / wie man ſo wol | mit hohen als niedrigen Per- |
ſohnen / auch bey Geſellſchafften vnd | Frauen-Zimmer hofzierlich | reden
vnd vmb gehen | ſol. | vermehret. | Dabey ein Anhang | Etlicher Alamodiſcher
Damen | Sprichwoͤrter. | [Zierstück] | Hamburg / | Bey Johan Naumann / |
Buchhaͤndlern. | 1647. *Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 572.2 Quod. (2)
Freiburger Exemplar: Universitätsbibliothek Freiburg, Signatur: F831
°Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Ph.pr. 304 x; Permalink des Volldigitalisats: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10040194-8 – im Digitalisat fehlen mehrere Seiten, einige sind unvollständig gescannt
Kollation: 12° A–E12, F6
VD17 23:000540S. Dünnhaupt 7.3
Inhalt: typographischer Titel, Musenanruf, Vorrede an den Leser, acht Komplimente, Anhang mit 219 sog. Alamodischen Damensprichwörtern. Zu den Erweiterungen s.u.
1648, Liebstadt [fingierter Druckort], Lambertini Remeleri [fingierter
Drucker] [B2]
Gesamttitel der Druckersynthese
[Kupfertitel] Cochleatio Novissima | [Bildteil] | Foelix quem faciunt aliorum | cornua cautum.
[Typographischer Titel] COCHLEATIO | NOVISSIMA. | Das iſt / | Ware Abbildung | der heut zu Tag zu viel | vblicher Kunſt der Loͤff- | lerey. | So erſtlich kurtz verfaſſet | durch den Hochverſtaͤndi- | gen Herrn | Davidem Seladon Oſna- | bruggenſem I.V.D. | Nun aber an vielen Orten ver- | beſſert / Durch Herrn | Gerardum Vogelium Mona- | ſterio VVeſtphalum der Loͤfflerey pra- | cticum veteranum. | Gedruckt zu Liebſtadt / | Typis Lambertini Remeleri | Jm hoͤlzern Loͤffel auff der | Reitgaſſen. | [Linie] | M. DC. XLVIII.
Zwischentitel des Complementierbüchleins
Complemen- | tier- | Buͤchlein. | darinn eine | Richtige Art abge- | bildet wird / wie man ſo | wol mit hohen als nidrigen | Perſohnen / auch bey Geſell- | ſchafften vnd Frawen-Zimmer | hoffzierlich reden vnd vmb- | gehen ſol. | vermehret | Dabey ein Anhang | Etlicher Alamodiſcher | Damen Sprich- | woͤrter.
*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Yz 1555
Oxforder Exemplar: Bodleian Library Oxford, Signatur 8° G 98 Linc.
*°Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Rem. IV 2042; Permalink des Volldigitalisats: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00104074-8
*°Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 165.10 Eth.
Kollation: 12° A–Q12, R4; durchgehend paginiert, pag. 3–391; das Complementierbüchlein allein: H10a–P4b (pag. [189]–344).
VD17 23:288651V. Dünnhaupt 7.5 / 12.2
Inhalt/Struktur: Das Complimentierbuch als Teil einer Druckersynthese,16 hier zusammen mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe. Die einzelnen Teile haben eigene Zwischentitel. Zur Herkunft der Löfflerey-Kunst s.u.
1648, Rinteln (Petrus Lucius) [D1]
Gesamttitel der Druckersynthese
[Kupfertitel] Newes Complementir: vnd Trincir-Büchlein. [Bildteil] Rinteln; Gedruckt vnd verlegt bey Petro Lucio. | Typogr.-Acad. 1648
Zwischentitel des Ethica-Teils
[typographischer Titel] Hoͤfliches vnd Vermehꝛtes | Complementier Buͤchlein / | Oder | Richtige Art vnd grundformliche Weiſe; | Wie man mit Hohen Fuͤrſtlichen: So wohl auch | Niedrigen vnd Gemeinen Stands Perſonen / vnd ſonſten bey Geſellſchafften / | Jungfrawen vnd Frawen / zierlich vnd hoͤflich converſiren / reden | vnd vmbgehen moͤge. | [Zierstücke] | Rinteln / Druckts vnd verlegts Petrus Lucius / der Vniverſitaͤt Buchdrucker / | [Linie] | Jm Jahr 1648.
Zwischentitel des Tranchier-Teils
[typographischer Titel] New Vermehrtes | Trincier-Buͤchlein: | Wie man nach rechteꝛ Jtalieniſcher auch jtzigeꝛ Art | vnd Manier allerhand Speiſen zierlich zerſchneiden / | vnd hoͤflich fuͤrlegen ſoll: | Alles mit zugehörigen Newen Kupfferſtuͤcken gezieret. | [Zierstück] | Rinteln / | Druckts vnd verlegts Petrus Lucius / der Vniverſitaͤt beſtalter Buchdrucker daſelbſt / | [Linie] | Jm 1 6 4 8. Jahr.
Nürnberger Exemplar: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Signatur: 8˚ Gs. 2038.
*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 166.1 Eth. (2)
Exemplare in Privatsammlung 17 und im Antiquariatshandel.18
VD17 23:288736A. Dünnhaupt 7.4.
Das Nürnberger Exemplar ist im VD17 nicht verzeichnet.
Inhalt/Struktur: Das Höfliche und Vermehrte Complementierbüchlein ist der erste Teil einer Druckersynthese mit dem Tranchierbuch. Die Ausgabe enthält einen Kupfertitel sowie eine Dedicatio des Druckerverlegers Lucius.
1649, Hamburg (Johann Naumann) [B3]
Complementier | Buͤchlein. | darin eine | Richtige
Arth abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen
Perſonen / auch bey Geſellſchaf- | ten und Frawen-zimmer hoffzier- | lich
reden und vmb gehen | ſol. | vermehret. | Dabey ein Anhang | Etlicher
alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter und itzt uͤb- | lichen Reyhme. | [Signet]
| Hamburg / | Bey Johan Naumann / Buchh. 1649.
°Hamburger Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur: Scrin A/1841; Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN730656381
Heidelberger Exemplar: Universitätsbibliothek Heidelberg, Signatur: Waldberg 3062 RES
Soester Exemplar: Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest, Signatur: 5 X 5. 17 (2 an)
Kollation: 12° A–F12
VD17 18:723608L. Dünnhaupt 7.6
Das Heidelberger und das Soester Exemplar sind nicht im VD17 verzeichnet.
Inhalt/Struktur: Die Ausgabe enthält gegenüber [B1] und [B2] zusätzlich das Gedicht Unterweisung heimlich zu lieben, 24 sog. Reime auf Konfektscheiben sowie die um ein Sprichwort erweiterten Alamodischen Damensprichwörter.
[1650], Nürnberg [A4]
[Kupfertitel] ETHICA | COMPLEMENTORIA | complemen- | tier Buchlein, darin | ein richtige
art vnd wei | ſe grundförmlich abge- | bildet wird, wie man | ſo wol mit
hohen Fürſt- | lichen, als niedrigen | perſonen; auch beÿ | Gseſelſchafften,
| Jungfrawen vndt | frawen, hofzier- | lich conversi- | ren reden vnd |
umbgehen muſſ- | se. | [Zierrat] | Nuͤrnberg. *Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Px 1465‹a› – Kupfertitel. Abb. 1
Nürnberger Exemplar: Stadtbibliothek Nürnberg, Signatur: Var. 8. 271; Exemplar beschädigt, Kupfertitel fehlt
Kollation: 12° A–D12
VD17 1:086510T. Dünnhaupt 00
Die Datierung ist aus dem VD17 übernommen, eine Begründung wird dort nicht angegeben. Diese Ausgabe hat keinen typographischen Titel.
1650, Rinteln (Petrus Lucius) [D2]
Gesamttitel der Druckersynthese
[Kupfertitel] New Complementir vnd Trenchier-Büchlein: Darinnen aūch von Taffeldecken. | [Bildteil] | Rinteln: Gedruckt vnd verlegt bey Petro Lucio. Typogr. Acad. 1650.
Bloomingtoner Exemplar: Lilly Library, Indiana University, Bloomington/Indiana (USA), Signatur: TX 885.N53 1650 [Transgraphiert nach der Reproduktion des Kupfertitels bei Frenzel 2012, S. 30]
Nürnberger Exemplar: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Signatur: 8° Gs. 1266; Fragment: Kupfertitel fehlt, vom Ethica-Teil sind nur sechs Blatt vorhanden und hier hinter dem Tranchier-Teil angebunden.
VD17 00. Dünnhaupt 00
1654, Hamburg (Johann Naumann) [B4]
Complementier | Buͤchlein / | darin eine | Richtige
Art abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen
Perſonen / auch bey Geſellſchaff- | ten und Frawen-zimmer hoffzierlich |
reden und umbgehen ſoll. | Vermehret | Dabey ein Anhang | Etlicher
alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter / und itzt üblichen | Reyhme. |
[Druckersignet] | Hamburg / | Bey Johan Nauman / Buchh. 1654 °Münchner Exemplar, Bayerische Staatsbibliothek München: Signatur: Ph.pr. 305; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10040196-9
Kollation: 12° A–F12
VD17 00. Dünnhaupt 7.9
1656, Liebstadt [fingierter Druckort] Lamprecht Raemmelern [fingierter
Verlag] [C1]
Gesamttitel der Druckersynthese
[Kupfertitel] Cochleatio Novissima. | Jterata atqvè aucta. | Eꝛneüete Löffleꝛei Kunſt.
[typographischer Titel] Cochleatio Noviſſima | iterata atque aucta. | Das iſt: | Erneuͤte und | vermehrte | Loͤfflerei-Kunſt | Abgefaſſet durch | David Seladon I.V.D. | verbeſſert von | Gerhard Vogelern. | mit angefugten | Bettelſtab der Liebe. | wie auch der | Ethica Complementoria. | Liebſtat | Bei Lamprecht Raͤmmelern | auf der Reitgaſſe im Hoͤlzern | Loͤffel. | Jm Jare. | [Linie] | D IV ngfern geht heran! N V n I ſt | g V t Ze I t z V freien: | Ihr MV ſſet e VC h D er E h f V r VV ar | ſonſt ganz V erze I en.
Zwischentitel des Ethica-Teils
Ethica | Complementoria | Das iſt: | Complementir-Buͤchlein / | in welchem enthalten / eine rich- | tige Art / wie man ſowol mit | hohen als nidrigen Standes- | Perſonen / | Bei | Geſelſchafften und Frauen- | Zimmer hoffzierlich reden | und uͤmgehen ſolle. | Neulichſt wider uͤberſehen / an | vielen Orten gebeſſert und | vermehrt | Durch | Georg Grefflingern / | gekroͤnten Poeten / und | Not. Pub. | Jm Jare. | [Linie] | M. DC. LVI.
*°Münchner Exemplar, Bayerische Staatsbibliothek München: Signatur P.o.germ. 236 f.; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10106905-4 – doppelseitiges Titelkupfer, linke Seite fast vollständig ausgerissen
VD17 12:639118S. Dünnhaupt 12.4
Kollation: 12° A–O12, P6. Ethica-Teil J12a–P6b.
Inhalt/Struktur: Die Ethica Complementoria ist Teil der Druckersynthese mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe. Der titelgebende Traktat zur Löfflerey ist der erste Teil, gefolgt vom Bettelstab der Liebe und der Ethica. Der Druck ist durchpaginiert; die einzelnen Teile haben jeweils eigene Zwischentitel. – Enthält im Ethica -Teil den Musenanruf, Alamodische Damensprichwörter, 24 Reime auf Konfektscheiben sowie im Anhang vier Lieder nebst Notation aus Seladons Weltliche Lieder (1651) [Nachweis im OPAC] .
1658, Hamburg (Johann Naumann) [B5]
Complementier | Buͤchlein / | Darin eine | Richtige
Art abgebildet wird / | wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen
Perſonen / auch bey Geſellſchaff- | ten und Frawen-zimmer hoffzierlich |
reden und umbgehen ſoll. | Vermehret | Dabey ein Anhang | Etlicher
alamodiſcher Damen | Sprichwoͤrter / und itzt uͤblichen | Reyhme. |
[Vignette] | Hamburg / | Bey Johan Nauman / Buchh. 1658. Coburger Exemplare: Landesbibliothek Coburg, Signatur Cas A 263 sowie Cas A 263a
*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: 578.2 Quod. (4)
Kollation: 12° A–F12
VD17 23:280354S. Dünnhaupt 7.11
Das VD17 und Dünnhaupt verzeichnen die Coburger Exemplare nicht.
1660, Hamburg (Johann Naumann) [B6]
COMPLEMENtier | Buͤchlein / | Darin eine | Richtige Art abgebildet wird / |
wie man ſo wol mit hohen als mit nie- | drigen Perſonen / auch bey
Geſellſchaff- | ten und Frawen-zimmer hoffzierlich | reden und umbgehen
ſoll. | Vermehret / | Dabey ein Anhang | Etlicher alamodiſcher Damen |
Sprichwoͤrter / und itz uͤblichen | Reyhme. | [Druckersignet] | Hamburg / |
Bey Johan Nauman / Buchh. 1660. *Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Bibl. Diez oct. 8137
*Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: P 248.12° Helmst. (2)
Kollation 12° A–F12
VD17 23:282790T. Dünnhaupt 7.13
1660, o.O. [C2]
Gesamttitel der Druckersynthese
ETHICA | Complementoria | Das iſt: | Complementir-Buͤchlein / | in welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſowol mit | hohen als nidrigen Standes- | Perſonen / | Bei | Geſellſchafften und Frauen- | Zimmer hoffzierlich reden | und umbgehen ſolle. | Neulichſt wider uͤberſehen / an | vielen Orten gebeſſert und ver- | mehret. | Durch | Georg Grefflingern / | gekroͤnten Poeten / und | Not. Pub. | Mit angefuͤgten | Zuͤchtigen Tiſch- und Leber- | Reimen / | J. Euphroſinen von Sitten- | bach. | [Linie] | M. DC. LX.
Zwischentitel der Tisch- und Leberreime
Euphroſinen von Sittenbach | Zuͤchtige | Tiſch- und Le-| ber-Reimen / | An jhre Geſpielinnen. | [Zierstück] | Zu Leberſtatt. Druckts Georg Gözke | [Linie] | M DC LX.
Zwischentitel des Tranchier-Teils
Trenchir Buͤchlein | Wie man rechter Art | und itzigen Gebrauch nach / | allerhand Speiſen ordentlich | auf die Tafel ſezen / zierlich | zerſchneiden und vorlegen / | auch artlich wiederum | abheben ſoll. | Hiebevor an verſchiedenen | Orten heraus gegeben / neu- | lichſt aber mit Fleiß uͤberſehen und | mit ſchoͤnen Kupfervorbildungen | ans Liecht gebracht / | Durch | Andreas Kletten | Cygn. Miſn. & | Jur.Stud. | [Linie] | M DC LX.
*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Putz.17 8 32 (Sammlung Walter Putz)
Londoner Exemplar: British Library London, Signatur: General Reference Collection 711.a.20
Kollation: 12° A–K, L5. Kupferstiche zum Tranchier-Buch im Anhang
VD17 14:693255U. Dünnhaupt 7.12
Inhalt/Struktur: typographischer Titel, Musenanruf, Vorrede an den Leser, acht Komplimente; in Druckersynthese mit den Tisch- und Leberreimen, auf welche „G. Greflingers N. P. Reimen auff Confectscheiben“ mit eigener Überschrift folgen. 19 Darauf folgt das Tranchier-Buch.
1663, Frankfurt (Georg Müller) [X1]
[Ethica Complementoria…], [Frankfurt/Main], [Georg Müller], [1663] Das einzige erhaltene Exemplar dieser Ausgabe ist ein Fragment, es fehlen die ersten 106 Seiten.
Zwischentitel des Tranchier-Buches
Neues | Trenchier- Buͤchlein / | Anleitende: | Wie man rechter Art und izi- | gem Gebrauch nach / allerhand | Speiſen ordentlich auf die Tafel ſezen / | zierlich zerſchneiden und vorliegen / | auch artlich wiederum | abheben solle. | Hiebevor an verſchiedenen | Orten heraus gegeben / neulichſt | aber mit Fleiß uͤberſehen und mit ſchoͤ- | nen Kupfervorbildungen ans | Licht gebracht / | durch | Andreas Kletten Cygn. Miſn. | & Iur. Stud. | [Zierstück] | Frankfurt / | [J]n Georg Müllers Verlag. | [Linie] | M DC LXIII.
Zwischentitel der Tisch- und Leberreime
Jungfer | Euphroſinen | von Sittenbach | Züchtige | Tiſch- und Le- | ber-Reime / | An ihre Gespielinnen. | [Zierstück] | Zu Leberſtat / | Drukts Georg Goͤzke. | [Linie] | M DC LXIII.
Überschrift der Reime auf Konfektscheiben
Den übrigen Blattraum zu- | füllen / folgen: | G. Greflingers N.P. | Reimen auff Con- | fectſcheiben /
*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Putz.17 8 49 (Sammlung Walter Putz); unikal überliefert; Fragment: Ethica-Teil herausgetrennt
Kollation: 12° [A–D12, E5] E6–12, F–J12, K8
VD17 14:693396H. Dünnhaupt 00
1665, Amsterdam [C3]
[Kupfertitel] Erneüertes | [Com]plementir- und | [Tren]chir Büchlein. [Typographischer Titel] ETHICA | Complementoria, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſo wol mit | hohen als nidrigen Standes-Per- | ſonen: bey | Geſellſchafften und | Frauen-Zimmer Hofzier- | lich reden / und uͤmgehen | ſolle. | Neulich wider uͤberſehen / und | an vielen Orten gebeſſert und | vermehret / durch | Georg Grefflingern / | gecroͤnten Poeten / und | Not. Pub. | Mit angefuͤgtem Trenchir- | Buͤchlein / | auch züchtigen Tiſch- und | Leber-Reimen. | AMSTERDAM. | [Linie] | Gedruckt Jm Jahr / 1665.
Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: 8" Np 15854; als Kriegsverlust bestätigt
Harvarder Exemplar: Harvard University Library, Signatur: Houghton Coll. H 5076.65*
*Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Res L.eleg.m. 411 Abb. 2
Princetoner Exemplar: Princeton University Library, Signatur: Rare Books (EX) 3447.242.333s
Kollation: 12° A–J, K8; Ethica-Teil A–D12, E5 (106 Seiten); 24 Kupferstiche zum Tranchier-Buch im Anhang.
VD17 12:644479M. Dünnhaupt 7.16
Inhalt/Struktur: Die Druckersynthese enthält einen eigenen Kupfertitel (s.u. Abb. 3) und typographischen Titel (A1a), den Musenanruf (A1b), die Vorrede an den Leser (A2a/b) und die acht Komplimente (A3a–E5a). Diesen folgen das Tranchier-Buch (E6a–H5b), die Tisch- und Leberreime (H6a–K4b) und die 24 Reime auf Konfektscheiben (K5a–K8b). Den Band schließen 24 zum Tranchier-Buch gehörende Kupferstiche ab.
1670, Amsterdam [C4]
ETHICA | COMPLEMENTORIA, | Das
iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine rich- |
tige Art / wie man ſo wol mit hohen | als niedrigen Standes-Per- | ſonen:
bey | Geſellſchafften und Frauen- | Zimmer Hofzierlich reden / und |
uͤmgehen ſolle. | Neulich wieder uͤberſehen / und an | vielen Orten
gebeſſert und ver- | mehret / durch | Georg Grefflingern / gecroͤnten Poeten
/ und | Not. Publ. | Mit angefuͤgtem Trenchier- | Buͤchlein / | Auch zuͤchtigen Tiſch- und
| Leber-Reimen. | AMSTERDAM / | [Zierband] | Gedruckt im Jahr / M. DC. LXX. *Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: Xb 6887; unikal überliefert – Kupfertitel. Abb. 3
VD17 23:683511A. Dünnhaupt 00.
1673, Amsterdam [C5]
ETHICA | Complementoria | Das
iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine | richtige
Art / wie man ſo wol mit | hohen als nidrigen Standes- | Perſonen: bey |
Geſellſchafften und | Frauen-Zimmer Hofzierlich | reden und umgehen ſolle: |
Neulichſt wider uͤberſehen / | an vielen Orten gebeſſert und | vermehret /
durch | Georg Grefflingern / | gecroͤnten Poe: und | N.
P. | Mit angefuͤgtem Trenchir- | Buͤchlein /
| auch züchtigen Tiſch und | Leber-Reimen. | AMSTERDAM. | [Linie] | M DC LXXIII.
°Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: ALT 2002 A 327; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN61591750X
Kollation: 12° A–J, K8
VD17 7:703412D. Dünnhaupt 00
Inhalt: typographischer Titel, Vorrede an den Leser, Musenanruf, acht Komplimente, das Tranchier-Buch, die Tisch- und Leberreime, sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben.
1674, Kopenhagen (Drucker: Christian Wering, Verleger: Wolff Lamprecht)
[F1]
[Titelholzschnitt] COMPLEMENTORIUM
[typographischer Titel] ETHICA | Complementoria | Das iſt: | Complementir | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine | richtige Art / wie man ſo wol mit hohen | als niedrigen Standes- | Perſonen: bey | Geſelſchaften / und Frauenzim- | mer Hoff zierlich reden und | umbgehen ſolle. | Neulichſt wieder uͤberſehen / an vie- | len Orten gebeſſert und vermeh- | ret / durch | Georg Grefflingern / | gekroͤnten Poeten / und | Notar. Publ. | Mit angefuͤgtem Trenchir- | Buͤchlein / | Auch zuͤchtigen Tiſch- und | Leber-Reimen. | [Linie] | Kopenhagen / Gedruckt bey Chriſtian Wering | Univerſt. Buchdr. Jm Jahr. 1674. Jm | Verlag Wolff Lamprecht.
°Hamburger Exemplar: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur: Scrin A/493; Holzschnitt. Abb. 4 Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-hamburg.de/goobi/PPN779366484
Kopenhagener Exemplare: Det Kongelige Bibliotek København, Signatur: 14,-475 8° sowie Hielmst. 2624 8°
Kollation: 12° A–J12, Ethica-Teil A–D12, E3; 21 von 23 gezählten, einseitigen Holzschnitten zum Tranchier-Buch im Anhang
1675, Amsterdam [C6]
[Kupfertitel] Erneüertes | [Co]mplementir- und | [T]renchir-Büchlein. [Typographischer Titel] ETHICA | COMPLEMENTORIA | Das iſt: | Complementir-| Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / ein | richtige Art / wie man ſo wol m[it] | hohen als niedrigen Stands-Per-| ſonen: bey | Geſellſchafften und Frauen | Zimmer Hofzierlich reden / und | umgehen ſolle. | Neulich wieder ůberſehen / und a[n] | vielen Orten gebeſſert und ver- | mehret / durch | Georg Grefflingern / gecroͤn[-] | ten Poeten / und Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier- Buͤchlein / | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen | [Linie] Amſterdam / | [g]edruckt im Jahr / M. DC. LXXV
Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: 8 POL I, 5660 RARA; unikal überliefert; [transgraphiert nach Fotographie]20
VD17 7:713552P. Dünnhaupt 7.20
1676, Hannover (Thomas Heinrich Hauenstein) [E1]
[Kupfertitel] Erneuertes | Complemeutir und |
Trenchir Büchlein [typographischer Titel der Ethica herausgetrennt]
Zwischentitel Tranchier-Buch
Neues | Trenchier- | Büchlein; | Anleitende | Wie man rechter Art | und jetzigen Gebrauch nach | allerhand Speiſen ordentlich auf | die Tafel ſetzen / zierlich zerſchnei- | den und vorlegen / auch artlich | widerum abheben | ſolle || Hiebevor an verſchiedenen | Orten heraus gegeben ) neulichſt | aber mit Fleiß überſehen / und mit | ſchönen Kupffer-vorbildun- | gen ans Liecht gebracht | durch | Andreas Kletten / | Cygn. Miſn. & Jur. Stud. | [Zierstück] | Hannover / | Bey Thomas Hein. Hauenſtein / | Jm Jahr 1676.
Zwischentitel Tisch- und Leberreime
Jungfer | Ephroſinen von | Sittenbach | Züchtige | Tiſch und Le- | ber-Reyme / | An ihre Geſpillinen. | [Zierstück] | Zu Leberſtatt / | Druckts | Georg Gözcke. | [Linie] | M. DC. LXXVI.
*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Np 15856; unikal überliefert; Exemplar stark beschädigt, Blatt- und Textverlust: typographischer Titel fehlt; Kupfertitel. Abb. 5
VD17 00. Dünnhaupt 7.21
1678, Kopenhagen (Drucker: Johann Adolph Baxman, Verleger: Wolfgang
Lamprecht) [F2]
ETHICA | Complementoria | Det
er: | Complementeer- | Bog / | Huorudi indholdis en rictig | Maneer /
huorledis mand ſaa vel | Med høye ſo[m med nedrige] Stands-Perſoner: | [v]ed
| Selſkab [oc] Fruentimmer | effter Hof[ve]-Skick zierligen tale | [oc]
omgaaes ſkal / | Nyligen igjen ofverſeet / paa | mange Steder forbedret oc |
formeeret / ved | Georg Grefflinger / | kronede Poet / oc Not. Pupl. | Med hosføyede Trencheer-Bog /
| oc dertil hørige Kaaber-Stycker. | Orſaa ſmucke Læver-Rjm offver | Borde
at bruge / nyligen fordanſket | Cum Gratia &
Privileg | [Linie] | Kiøbenhafn / | Tryct hos Joh. Adolph Baxman /
| Aar 1678. | Paa Wolfg. Lamprechts Bekoſtn | oc fin dis hos hannem til
kiobs | i Skindergaden. °Kopenhagener Exemplar: Det Kongelige Bibliotek København, Signatur: 14,-475 8°; Permalink des Volldigitalisats (Zugang via ProQuest LLC, Early European Books): http://gateway.proquest.com/openurl?url_ver=Z39.88-2004&res_dat=xri:eurobo:&rft_dat=xri:eurobo:rec:den-kbd-all-130018793254-001
*Osloer Exemplar: Universitetsbiblioteket Oslo, Signatur: Sikring 976
Trondheimer Exemplar: Norges Teknisk-Naturvitenskapelige Universitet Trondheim, Gunnerusbiblioteket, Signatur: GUNNERUS LibR Oct. 5698
Kollation: klein 6° A–Ee6, Ethica-Teil A–M6, N3
VD17 00. Dünnhaupt [7.24]21
Inhalt/Struktur: Übersetzung der Ethica (mit neuer Widmungsvorrede des Verlegers Lamprecht), des Tranchier-Buchs sowie eine Übertragung der Tisch-und Leberreime als geistliche und weltliche Leberreime ins Dänische. Die 24 Reime auf Konfektscheiben sind nicht enthalten.
1680, Amsterdam [C7]
ETHICA COM- | PLEMENTORIA, |
Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / eine
richtige Art / wie man | ſo wol mit hohen als niedrigen | Stands-Perſonen:
bey | Geſellſchafften und Frauē- | Zimmer Hofzierlich reden / und | umgehen
ſolle: | neulich wieder uͤberſehen / | und an vielen Orten gebeſſert | und
vermehret / durch | Georg Grefflingern / | gecroͤnten Poeten / und | Not.
Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier- Buͤchlein | auch
zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen. | [Linie] | Amſterdam / | Gedruckt im
Jahr / Anno 1680.
Münchner Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: L.eleg.m. 411 b [Transgraphierung nach den Schlüsselseiten im VD17]; Unikal überliefert
VD17 12:644711C. Dünnhaupt 7.25
1683, Amsterdam [C8]
[Ethica], [Amsterdam], [1683]Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: 8" Np 15858; unikal überliefert; als Kriegsverlust bestätigt. Der Katalog der Staatsbibliothek beschreibt das Exemplar als defekt, nur das Tranchier-Buch und die Tisch- und Leberreime seien erhalten, die Seiten 5–108 (der Ethica -Teil) fehlen.
Ein weiteres Exemplar im Antiquariatshandel.22
Zur Diskussion s.u.
VD17 00. Dünnhaupt 7.27
1684, Hannover/Frankfurt/Leipzig (Verleger: Thomas Heinrich Hauenstein
Erben) [E2]
[Kupfertitel] Der Erneuerte […] | Compl[…] | […] | T[…] | [Stechersignatur] [typographischer Titel] Der erneuerte und viel | vermehrte | [rot] Complimen-| [schwarz] tarius / | Und vollkommene | [rot] Trenchir | [schwarz] Meiſter. | [rot] Jn welchem enthalten ein | [schwarz] ſonderbahre Manier / wie man | ſowol mit hohen / als niedrigen Stands | Perſonen und Geſellſchafften auffs zier- und höflichſte converſiren und umgehen / inglei-| chen auch auff Collationen und Hochzeiten / | [ſo]wie Speiſen zierlich zerſchneiden / oder | trenchiren und vorlegen ſolle. | [rot] Nebſt angefuͤgten ſonder- | [schwarz] derbahren Tiſch- und Leber- | Reimen. | [Linie] | [rot] Franckfurt und Leipzig / | [schwarz] Jn Verlegung | [rot] Thomas Heinrich Hauenſteins | [schwarz] Seel. Erb. in Hannover. 1684.
Exemplar in Privatsammlung; unikal überliefert; [Titel transgraphiert nach der Reproduktion des typographischen Titels in Frenzel 2012, S. 103. Das Titelkupfer bei Frenzel ist entweder unvollständig reproduziert oder im Original stark beschnitten und daher nicht vollständig transgraphierbar.]
VD17 00. Dünnhaupt 00
1689, [Hannover, Wolfenbüttel] (Buchhändler: Gottlieb Heinrich Grentz)
[X4]
[Ethica], [1689]°Norrköpinger Exemplar: Norrköpings stadsbibliotek, Signatur: Finspongssamlingen, Nr. 3331; unikal überliefert; Exemplar beschädigt, typograpischer Titel sowie die ersten 4 Seiten des Ethica-Teils fehlen.
Inhalt: laut Katalog enthält die Druckersynthese die Ethica mit Tranchier-Buch und Leberreimen.
Das in der Forschung bisher unbekannte Exemplar konnte bisher nicht eingesehen werden.
VD17 00. Dünnhaupt 00
1695/1703,23 Hamburg (Thomas Wiering) [X2]
Neu A la modiſch | Nach itziger gebraͤuchlichen Arth
eingerichtetes | Complementir
- | Friſier-Trenchier- | und |
Kunſt-Buch. | Mit vielen nothwendigen Kupffern / alles bequemlich zu faſſen
/ ausgearbeitet | Gedruckt in Hamburg, bey Thomas von Wiering, im guͤlden A, B, C.
in dieſem Jahr. Berliner Exemplare: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: 8" Oo 13050 sowie 8" Oo 13050‹a›; beide als Kriegsverlust bestätigt.
Münstersches Exemplar: Von und zur Mühlen’sche Bibliothek Nünning, Senden-Bösensell, Signatur: E0655; unikal überliefert; [Transkription nach der Reproduktion des typographischen Titels bei Frenzel]24
VD17 00. Dünnhaupt 7.29
1700, Nürnberg [X3]
[Kupfertitel] Erneüertes | Complementir- und | Trenchir Büchlein. [typographischer Titel] ETHICA COMPLE- | MENTORIA, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthal- | ten / eine richtige Art / wie | man ſo wol mit hohen als | niedrigen Stands-Perſonen: | bey | Geſellſchafften und Frauen- | Zimmer Hofzierlich reden / | und umgehen ſolle. | Neulich wieder uͤberſehen / | und an vielen Orten gebeſſert | und vermehret / durch | Georg Graͤflingern / gecroͤn- | ten Poeten / und Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier-Buͤchlein / | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen / | [Zierband] | NÜRNBERG / | Gedruckt im Jahr / M. DCC.
*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Putz. 17 8 31 (Sammlung Walter Putz); mglw. unikal überliefert; Kupfertitel
Abb. 6
Exemplar im Antiquariatshandel.25
Kollation: 12° A–J, K8
VD17 14:695153G. Dünnhaupt 7.30
1705, Hannover/Wolfenbüttel (Verleger: Gottfried Freytag) [E3]
[Kupfertitel] Der Erneüerte und Vielvermehrte | Complimentarius | und |
Vollkommene | Trenchir-Meister [typographischer Titel] Der erneuerte und viel | vermehrte | [rot] Complemen- | [schwarz] tarius / | Und vollkommene | [rot] Trenchier- | [schwarz] Meiſter. | [rot] In welchem enthalten ein | [schwarz] ſonderbahre Manier / wie man | ſo wol mit hohen als niedrigen Stands- | Perſonen und Geſellſchafften auffs zier- und | höfflichſte converſiren und umgehen / inglei- | chem auch auff Collationen und Hochzeiten / | die Speiſen zierlich zerſschneiden / oder | trenchiren und vorlegen ſolle. | [rot] Nebſt angefuͤgten ſonderbahren | [schwarz] Tiſch- und Leber-Reimen. | [Strich] | Hannover und Wolffenbuͤttel / | [rot] Verlegts Gottfried Freytag / | [schwarz] Buchhaͤndl. in Hannover.
*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Np 15860; Kupfertitel
Bloomingtoner Exemplar: Lilly Library, Indiana University, Bloomington/Indiana (USA) Signatur: TX885. E7
Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: 8 POL I, 570826 Abb. 7
Wolfenbütteler Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur: Hm 66
Kollation: 12° A9, B11, C12, D11, E–K12
VD17 23:317690P. Dünnhaupt 7.31
Inhalt/Struktur: Enthält die Ethica (ohne den Musenanruf), das Tranchierbüchlein, die Tisch- und Leberreime sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben.27
1708, Kopenhagen (Drucker: Johann Jacob Bornheinrich) [F3]
ETHICA | Complementoria | Det
er: | Complementeer- | Bog / | Hvorudi indholdis en | rigtig Maneer /
hvorledis | mand ſaa vel med høye ſom nedri- | ge Stands-Perſoner: | Ved |
Selſkab og Fruentim̄er | effter Hofve-Skick zierligen tale | og omgaaes ſkal
/ | Nu paa ny ofverſeet / og paa | mange Steder forbedret og | formeeret /
ved | Georg Grefflinger / | kronede Poet / og Not.
Publ. | Med hosføjede Trencheer- | Bog / og
dertil hørige Kaaber- | Stycker. | Ogſaa ſmucke Læver-Rim | over Borde at
bruge / nyligen | fordanſket. | [Linie] | KJØBENHAVN / | Tryct og bekoſtet
af | Joh. Jacob Bornheinrich / 1708. Zwischentitel des Tranchier-Buchs
Ny | Trencher -Bog / | Hvorudi gives Anledning | Hvorledis mand ret / | maneerlig og ſom nu bruge- | ligt er / atſkillige Spiſe or- | dentlig ſkal paa Bordet ſætte / de | ſamme zirligen forſkiere og fore- | legge / ogsaa endeligen igien | artelig optage / Tilforne paa atſkillige | Stæder oplagt / nu nyligen | med Fljd overſeet / og med | ſkiønne Kaaber-Stycker | kommen til Liuſet | ved | Andreas Kletten Gyg. | Miſn. Jur. Stud. | Nyligen | Fordansket i Kiøbenhafn / | Tryckt / af Johann Jacob | Bornheinrich. | MDCCVIII.
Zwischentitel derGeistlichen Leberreime
Geiſtlige | Lever-Rjm / | at bruge | Over Borde og | ellers udi anden | Samquem. | [Vignette] | [Linie] | Tryckt i Kiøbenhafn / | Aar 1708.
Kopenhagener Exemplar: Det Kongelige Bibliotek Københaven, Signatur: 14,-475 8°
*Osloer Exemplar: Universitetsbiblioteket Oslo, Signatur: Sikring 977; Exemplar beschädigt: Blätter A2, A3, A6, sowie Ee6 fehlen
Kollation: 12° A–Z6, Aa–Ee6. Ethica A–M6, N3 (147 Seiten)
VD17 00. Dünnhaupt 7.31
1717, Amsterdam [C9]
[Kupfertitel] Erneūertes | Complementir- ūnd | Trenchir-Büchlein. [Typographischer Titel] ETHICA COMPLE- | MENTORIA, | Das iſt: | Complementir- | Buͤchlein / | Jn welchem enthalten / | eine richtige Art / wie man ſo | wol mit hohen als niedrigen | Stands-Perſonen: bey | Geſellſchaften u. Frau- | en-Zimmer hofzierlich reden / | und umbgehen ſolle. | Neulich wieder uͤberſehen / | und an vielen Orten gebeſſert | und vermehret / durch | Georg Graͤflingern / ge- | croͤnten Poeten / und Not. Publ. | Mit angefuͤgtem | Trenchier- Buͤchlein / | auch zuͤchtigen | Tiſch- und Leber-Reimen. | [Linie] | Amsterdam / | Gedruckt im Jahr/ M.DCCXVII.
Bamberger Exemplar: Staatsbibliothek Bamberg, Signatur: 22/.2 N 3
*Dresdner Exemplar: Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: 35.8.4365; Kupfertitel Abb. 8
Frankfurter Exemplar: Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Frankfurt am Main, Signatur: Biblioth. Hirzel 124
Kollation 12° A–J12, K4 (204 Seiten). Ethica-Teil A–D12, E5 (106 Seiten)
VD18 00. Dünnhaupt 7.33
Inhalt/Struktur: Kupfertitel, typographischer Titel, Musenanruf, Vorrede an den Leser, acht Komplimente; danach das Tranchier-Buch und die Tisch- und Leberreime; die 24 Reime auf Konfektscheiben sind nicht enthalten.
1727, o.O. (Civili Gratiano) [fingierter Herausgeber] [X6]
[rot] Buͤrgerliches | [schwarz] Auf allerhand Zufaͤlle eingerichtetes |
[rot] Complimentir- | [schwarz] Buͤchlein / | [rot] Aus welchem, die
mittlern Standes | [schwarz] ſind, erlernen koͤnnen, wie ſie in
oͤffentlichen Zuſam- | menkuͤnfften / als Hochzeiten / Kindtauffen / und
dergleichen / | wie auch in Privat-Beſuchungen und Geſellſchafften / ſo
wohl | gegen hoͤhere / als ihres gleichen Perſonen / inſonderheit aber |
dem loͤblichen Frauenzimmer / mit Gluͤckwuͤnſchung / Leid- | bezeugung
und annehmlichen Diſcurſen ſich | verhalten ſollen. | [Holzschnitt] |
Heraus gegeben von | [rot] CIVILI GRATIANO. |
[schwarz] [Linie] | Jm Jahr Chriſti, 1727. (6) °Göttinger Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: 8 POL I, 5716; unikal überliefert; Permalink des Volldigitalisats: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN627421849|LOG_0002
Kollation: A–F8
VD18 10880615. Dünnhaupt 7.34 [?]28
1728, o.O. [X5]
Das | Neu-alamodiſche / viel-vermehrte | nnd nach jetziger Art |
eingerichtete | Complementier- | Buͤchlein / | Worinnen eine ſonderbahre
Ma- | nier enthalten / wie man ſo wohl mit hohen | als niedern
Stands-Perſohnen / und ſonderbar | in Geſellſchafften mit Frauenzimmer
aufs zierlichſt | und hoͤfflichſte converſiren und ihnen | auffwarten
ſolle; | Nebſt einem Anhang unterſchiedlicher | Redens-Arten / auch
etlicher gewoͤhnlicher | Spruͤchwoͤrter und uͤblichen Reimen. |
[Holzschnitt] | Gedruckt in dem 1728 Jahr. *°Münchner Exemplar: Universitätsbibliothek, Ludwig-Maximilians-Universität München, Signatur: 8° Misc. 489/3; unikal überliefert; Titel mit Holzschnitt Abb. 9
Kollation: 8° A–G8
Inhalt: Typographischer Titel mit illustrierendem Holzschnitt, Musenanruf, Vorrede an den Leser, zehn Komplimente, Briefsteller und Gesprächsbeispiele.
VD18 00. Dünnhaupt 00
Nicht verifizierbare Ausgaben // Negativliste
Folgende bei Dünnhaupt (1991) und an anderer Stelle verzeichnete Ausgaben
lassen sich nicht verifizieren: Complementierbüchlein
1650, [Hamburg], 7.7
1651, [Hamburg], 7.8
1655, Amsterdam, 7.10
Ethica Complementoria
1663, Hannover (Hauenstein), 7.1429
1664, Hannover, 7.15
1665, Hannover,30 00 Dünnhaupt
1667, Nürnberg (Johann Kramer), 7.17
1671, Frankfurt, 7.18
1674, o.O.,31 00 Dünnhaupt
1675, Nürnberg,32 00 Dünnhaupt
1677, Nürnberg, 7.22
1677, Amsterdam, 7.2333
1678, o.O., 7.24
1681, Heidelberg, 7.26
1692, Amsterdam, 7.28
Löfflerey-Kunst
1654, Frankfurt, 12.3
1658, Liebstadt [fingiert], 12.5
Stemmatologische Rekonstruktion
Die Überlieferungsgruppen
Überlieferungsgruppe A: ‚Kern-Ethica‘
Ausgangspunkt für meine stemmatologischen Überlegungen ist der Nürnberger
Ethica-Druck von 1643 [A1]. Da dieser Druck
unikal überliefert ist, keine der Bibliographien oder Forschungsbeiträge
34 ihn verzeichnen und er
auch im VD17 bisher nicht nachgewiesen ist, beschreibe ich das erhaltene
Exemplar etwas ausführlicher. [A1] ist ein Druck in Duodez (12°) aus vier Bogen. Den Konventionen für volkssprachige Drucke der späteren Handpressenzeit entsprechend werden gebrochene Schriften (Fraktur, Schwabacher) sowie Antiqua verwendet: Textschrift ist die Fraktur; Hervorhebung einzelner volkssprachiger Wörter oder Passagen innerhalb des Frakturtextes ist mit Schwabacher realisiert; Antiqua wird zur Markierung lateinischer Wörter und Phrasen eingesetzt. Eine griechische Kursive wird einmalig verwendet. Kapitelanfänge werden durch dreizeilige Initialbuchstaben, jedoch nicht konsequent durch Seitenwechsel markiert, Kapitelüberschriften stehen in Fraktur (größerer Schriftgrad) im Axialsatz.
Der Satz ist durchgängig Blocksatz für die Prosateile, wobei eingestreute Verse links eingezogen in kleinerer Type (Fraktur oder Antiqua) stehen.
Der typographische Titel in Akzidenzfraktur ist im Axialsatz gesetzt. Es gibt keine Paginierung.
Der Druck besteht aus den folgenden makrostrukturellen Einheiten:
Typographischer Titel A1a
Vorrede an den Leser A2a–A2b
Kapitel 1: Über die Komplimentierlehre A3a–A6b
Kapitel 2: Hof-Komplimente, inklusive 20 Hofregeln A6b–B10a
Kapitel 3: Votier-Komplimente B10a–B12b
Kapitel 4: Gesellschaft-Komplimente C1a–C10b
Kapitel 5: Hochzeits-Komplimente C11a–D2a
Kapitel 6: Jungfern-Komplimente D2a–D5b
Kapitel 7: Tanz-Komplimente D6a–D9b
Kapitel 8: Hausführungs-Komplimente D10a–D12b
Die acht Kapitel sowie die Vorrede an den Leser machen – in der angegebenen Reihenfolge – den ‚Kerntext‘ der Ethica aus. Er dient in den folgenden stemmatologischen Überlegungen als textueller Referenzpunkt.
Ich gehe davon aus, dass der Nürnberger Ethica-Druck von 1643 [A1] die editio princeps darstellt. Ich gehe des Weiteren davon aus, dass die Vorlage des Erstdrucks ein Manuskript gewesen ist. Von wem dieses Manuskript stammt, ob es sich um das Werk eines einzelnen Verfassers oder um eine Kompilation aus den Werken verschiedener Verfasser handelt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt und auf der Basis des vorhandenen Materials nicht ermitteln. Ich stütze meine Überlegung, dass [A1] ein Manuskript zur Vorlage gehabt hat, auf einen Passus in der Vorrede an den Leser, wo es heißt:
„DEmnach der Author geſpuͤret / daſz diſz Buͤchlein von vornehmen verstaͤndigen Leuten / denen es privatim ertheilet / ſehr beliebet / Es aber deſz Abſchreiben halber mehr ſchwer als dienlich angeſtanden / als hat mans dem gemeinen Nutzen / auff dero anhalten / endlich zum Druck verfertigen wollen / (A2a)“
Betrachtet man den näheren Kotext (die Vorrede und weitere Paratextelemente) wie den generischen Kontext (Anleitungsliteratur) dieser Aussagen, so gibt es m.E. keinen Grund dafür, hier eine Art Herausgeber-Fiktion anzunehmen; bis zum Erweis des Gegenteils ist mithin davon auszugehen, dass diese Hinweise zu Textgenese und Drucklegung den Tatsachen entsprechen. Allerdings finden sich keine Angaben zu Zeitpunkt und Ort der Abfassung, zur Kompilation des Manuskripts oder zur Verfasserfrage. Was sich dem einleitenden Satz der Vorrede darüber hinaus entnehmen lässt, sind die pädagogische Ausrichtung der Ethica („denen es privatim erteilet“), das Zielpublikum bzw. der Adressatenkreis („vornehme[] verständige[] Leute“), sowie eine gewisse Popularität der dargestellten Praxis, resp. ein Bedarf an Unterweisung im Komplimentieren.
Neben [A1] habe ich noch drei weitere Drucke der Überlieferungsgruppe [A] zugeordnet. Dies sind: ein undatierter Druck von Heinrich Werner, Hamburg [A2], ein unfirmierter Druck von 1645 [A3] sowie ein in Nürnberg möglicherweise um 1650 entstandener Druck [A4].
Da [A1] bis dato unbekannt war, ist in den Bibliographien [A3] als Erstdruck angegeben. Auf Dünnhaupts Personalbibliographie gehen sowohl die Datierung von [A2] auf 1646 als auch die Zuschreibung von [A3] an Heinrich Werner bzw. den Druckort Hamburg zurück. Dünnhaupt selbst legt die Prämissen für seine Schlussfolgerungen nicht offen; vermutlich war sein Gedankengang dieser:
(i) [A2] und [A3] ähneln einander typographisch (Buchformat, Bogenanzahl, Einrichtung der Seite etc.) sowie grob – zumindest beim kursorischen Lesen – im Textbestand. Dies legt prima facie nahe, dass auch [A3] in Hamburg, mutmaßlich sogar in der selben Druckerei entstanden ist und – zumal in herstellungstechnischer Sicht – [A2] in zeitlicher Nähe zu [A3] erstellt wurde.
(ii) Vermutlich scheut Dünnhaupt sich, einem nicht datierten Druck den Status der editio princeps zuzuschreiben und geht daher stillschweigend vom zeitlichen Vorrang von [A3] aus.
(iii) Wir wissen von einer firmierten und datierten Ausgabe der Ethica bei Johann Naumann in Hamburg von 1647 [B1]. Diese Ausgabe unterscheidet sich jedoch typographisch wie inhaltlich sowohl von [A3] als auch von [A2].
(iv) Angesichts bestehender Ähnlichkeiten und Unterschiede scheint es somit plausibel, den undatierten Hamburger Druck [A2] zeitlichen zwischen dem oberflächlich ähnlichen, vermeintlichen Erstdruck von 1645 [A3] und der ‚Konkurrenz-Ausgabe‘ von 1647 [B1] einzuordnen.
Doch bereits innerhalb der so rekonstruierten Argumentation stellt sich die Frage, warum [A2] nach 1645 – dem Druckdatum von [A3] – entstanden sein soll. Denn ersichtlich trägt [A2] als Titelzusatz den Hinweis „erstlich gedruckt zu Hamburg“, was eher darauf hindeuten würde, dass es sich hierbei um den Erstdruck – zumindest in Hamburg – handelt, der demnach vor [A3] hergestellt worden wäre. Wie sich indes zeigen lässt, sind Dünnhaupts Schlussfolgerungen nicht nur in dieser Hinsicht korrekturbedürftig.
Mit dem Auffinden von [A1] hat sich die Überlieferungslage grundlegend verändert. Zunächst wird damit der Entstehungsort der Ethica vom norddeutschen Raum in den mitteldeutschen verlegt. Zweitens wird der Titelzusatz „erstlich gedruckt zu Hamburg“ in [A2] dadurch erklärbar, dass es eine frühere Ausgabe an einem anderen Ort gegeben hat. Auch unabhängig von der Frage, ob diese frühere Ausgabe die direkte Vorlage von [A2] (oder gar identisch mit [A1]) gewesen ist, legt der Zusatz den Schluss nahe,35 dass zumindest die Ethica als Werk, möglicherweise aber auch eine bestimmte Ausgabe derselben, einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hatte, sodass sich der Verleger/Drucker dazu veranlasst sah, zumal im Sinne eines werbenden Verkaufsarguments, seine eigene Ausgabe mit einem entsprechenden Hinweis zu markieren. Damit lässt sich festhalten, dass [A2] aller Wahrscheinlichkeit nach nach 1643 entstanden sein wird (terminus post quem).
Darüber hinaus wissen wir, dass Heinrich Werner, der Drucker von [A2] 1648 in Hamburg verstorben ist,36 was den absoluten terminus ante quem bezeichnet. Weiter lässt der o.g. Titelzusatz den Schluss zu, dass [A2] auf jeden Fall vor der mit 1647 datierten und firmierten Ausgabe [B1] hergestellt worden ist. Damit kann der Zeitraum für Herstellung und Publikation von [A2] auf nach 1643 und wahrscheinlich vor 1647, bestimmt aber vor 1648 eingegrenzt werden.
Dünnhaupt war davon ausgegangen, dass [A3] und [A2] die erste und zweite Ausgabe der Ethica mit unverändertem Textbestand aus der gleichen Offizin sind. Ich habe den Text von [A1], [A3] sowie [A2] miteinander verglichen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Die drei Ausgaben sind in jeweils verschiedenen Offizinen hergestellt worden. Dies liegt nahe einmal dadurch, dass (a) in zwei der Ausgaben verschiedene Druckorte angegeben sind: Nürnberg und Hamburg. Des Weiteren unterscheiden sich die Drucke (b) sprachlich deutlich voneinander: so weist [A3] im Vergleich zu [A1] und [A2] kaum die Form ‚-mb‘ für ‚m‘ oder ‚mm‘ im Auslaut auf. ‚Dir‘, ‚mir‘, ‚wir‘ werden durchgängig mit langem Vokal (‚dier‘, ‚mier‘, ‚wier‘) realisiert.
Im Vergleich von [A1] und [A2] sind die sprachlichen Unterschiede geringer, jedoch nicht weniger signifikant: im Anlaut wird ‚d/D‘ häufig mit ‚t/T‘ realisiert, das Dehnungs-h wird im Vergleich seltener in [A2] verwendet. Die maschinelle Textkollation ergab nur wenige substantielle Varianten,37 die sich nicht als druckereispezifische Sprachkonventionen erklären lassen. Die in beiden Drucken vorkommenden Presskorruptelen und Fehler lassen keinen konkreten Rückschluss auf etwaige Abhängigkeiten zu.
Darüber hinaus unterscheiden sich [A1] und [A2] von [A3] (c) stilistisch: in [A3] sind alle deutschen Verse und Sprichwörter umgearbeitet, die lateinischen Wörter und Phrasen sind getilgt.
Zu den chronologisch-genealogischen Relationen in der Überlieferungsgruppe [A] argumentiere ich zusammenfassend wie folgt: Erstausgabe ist die Nürnberger Ausgabe von 1643 [A1]. Wahrscheinlich geht [A2] – hergestellt zwischen 1643 und 1647 bei Heinrich Werner in Hamburg – direkt auf [A1] zurück. Die unfirmierte Ausgabe von 1645 [A3], die wahrscheinlich ebenfalls auf [A1] – vmtl. aber nicht auf [A2]38 – zurückgeht, ist weder in Nürnberg noch in Hamburg entstanden.
[A4] ist eine unfirmierte, undatierte Ausgabe, die statt eines typographischen Titels einen Kupfertitel (Abb. 2) mit der Ortsangabe „Nuͤrnberg“ enthält. Im Umfang sowie der Verteilung der Kapitel auf die Bogen ist [A4] identisch mit [A1]. Es ist nicht bekannt, auf wen die Datierung 1650 zurückgeht. Der fingerprint 39 schließt aus, dass es sich um ein Exemplar einer der anderen Ausgaben aus [A] mit alternativem Titelblatt handelt.
Überlieferungsgruppe B: Complementierbüchlein
Überlieferunggruppe [B] umfasst sechs Ausgaben: [B1] 1647, [B2] 1648, [B3]
1649, [B4] 1654, [B5] 1658, [B6] 1660. Die Drucke erscheinen mit Ausnahme
von [B2] in Hamburg bei dem Buchhändler Johann Naumann.40
Die erste Ausgabe der Gruppe [B] geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf [A1] – nicht auf den ebenfalls in Hamburg zeitnah hergestellten Druck [A2] – zurück, wie Textkollationen von [A1], [A2], [A3] mit [B1] ergeben haben.
Gruppe [B] konstituiere ich aufgrund (i) materiell-medialer Objekteigenschaften, (ii) paratextueller sowie (iii) textueller Eigenschaften:
(i) [B] ist 12°, gegenüber [A] aber um zwei vollständige Bogen (E–F) im Umfang erweitert.41
(ii) Gegenüber [A] ist (a) der Titel in [B] verändert: der lateinische Haupttitel „Ethica Complementoria“ ist verschwunden, der inhaltsbeschreibende Untertitel ist verkürzt um die Wortgruppe „und grundförmliche Weise“. Außerdem weist der Titel den erweiterungsmarkierenden Zusatz „vermehret“ auf sowie den Hinweis auf einen Anhang mit „alamodischen Damensprichwörtern“. Im Gegensatz zu [A] sind die Drucke in [B] datiert und firmiert.42 Alle Drucke in [B] haben (b) einen ‚Musenanruf‘ auf der verso-Seite des Titelblatts:
„Mome!
Pfy / ſchaͤme dich ins Hertz / was magſtu doch verlachen /
Was tauſend deiner Art nicht koͤnnen baͤſſer machen.
Plato!
Man wil durch dieſes Buch kein hohes Lob erjagen /
Nur jedem / der nicht weiß geſchickt zu ſeyn / was ſagen.
Euclio!
Du wirſt dich als ein Narr vielmehr vmb Geld bemuͤhen /
Als deinen Sohn geſchickt vnd hoͤfflich zuerziehen. (A1b)“
(iii) Textuelle Eigenschaften der Gruppe [B] gegenüber [A] lassen sich wie folgt systematisieren: (a) Hinzufügungen zum Kern-Text der Ethica: das sind zum einen zusätzliche volkssprachige Verse am Ende von Sinneinheiten, zum anderen neue Prosatext-Absätze in den Kapiteln 1, 2, 4, 6, 7. (b) Auswechslungen innerhalb des Kern-Textes, vor allem der volkssprachigen Verse. (c) Wegnahmen einzelner weniger Wörter sowie des lateinischen Spruchs am Ende: „Contentus hoc Catone; Genug vor dieſzmahl. Cœtera praxis habet.“ (d) Addenda im Anhang der Ethica: (1) 21943 so genannte ‚alamodische Damensprichwörter‘ – zumeist nur einige wenige Worte umfassende Sprüche und Erwiderungen für Gesprächsspiele44 – mit eigener Zwischenüberschrift
„Folget nun der Extract Der verbluͤmbten Reden und Spruͤch-woͤrter ſo von den Allmod Dahmen gebrauchet werden / auffs fleißigſte aus den manû ſcriptis zuſammen getragen. (E9a)“
Ab [B3] kommen als weitere Anhänge hinzu (2) das 12-strophige Gedicht Unterweisung heimlich zu lieben,45 unter der Überschrift:
„Zu Erfuͤllung des uͤbrigen Raums. Beliebe der guͤnſtige Leſer die Vnterweiſung heimlich zu lieben aus des Seladons Getichten. Jn der Melodey: Wer fragt darnach / etc. (F7a)“
Sowie (3) die 24 Reime auf Konfektscheiben. Auf diese „und itzt üblichen Reyhme“ wird ab [B3] auch im Titel zusammen mit den Damensprichwörtern hingewiesen. Die Überschrift im Anhang lautet:
„Reimen auff ConfectScheiben. 12. Vor Manns-Perſonen. […] Folgen 12. andre vor Frawen. (F10a)“
[B2] weicht von den übrigen Ausgaben in [B] in folgender Hinsicht ab: (i) [B2] ist Teil einer Druckersynthese mit einem satirisch-erotischen Traktat zur ‚Löfflerei‘ oder ‚Löffelkunst‘, d.h. einem Anleitungstext zur gesellschaftlichen Anbahnung sowie dem juristischen Rahmen vor- und außerehelicher sexueller Kontakte, der seinen Ursprung in der in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Tradition von ‚Lefflereyen‘ und ‚Hasereien‘ sowie vmtl. der 1644er Neuübersetzung der Ars Amatoria des Ovid ins Mitteldeutsche hat.46 Neben dem Complementierbüchlein enthält die Druckersynthese den kurzen Text Bettelstab der Liebe.47
(ii) Im ansonsten mit [B1] identischen Titel hat [B2] keine der firmierenden Angaben.
(iii) Am Ende der titelgebenden Löfflerey-Kunst ist das Gedicht Unterweisung heimlich zu lieben abgedruckt, welches ab [B3] im Anhang des Complementierbüchleins „zur Erfüllung des übrigen Raumes“ enthalten ist.
(iv) Der Kern-Text von [B2], einschließlich der Alamodischen Damensprichwörter, ist mit [B1] substantiell identisch.48
Gruppe [B] stellt gegenüber Gruppe [A] eine erhebliche textliche Bearbeitung (in Form rhetorisch-stilistischer Umarbeitungen sowie erläuternder Hinzufügungen) und gleichzeitig eine konzeptionelle Erweiterung (in Form der zum scherzhaften Gesellschaftsspiel beigegebenen Sprichwörter und Reime) der Kern-Ethica dar. Wie in [A] wird ein Verfasser oder Bearbeiter nicht genannt, trotz des Hinweises „vermehrt“ im Titel.
Überlieferungsgruppe C: Druckersynthese mit Tranchierbuch und Leberreimen
Der Gruppe [C] habe ich neun Ausgaben zugeordnet, die sich von [B] aufgrund
(i) materiell-medialer Objekteigenschaften, (ii) paratextueller sowie (iii)
textueller Eigenschaften unterscheiden: (i) Obwohl (a) das Format der Drucke in [C] und [B] drucktechnisch gesehen ein Duodez ist, sind die Drucke in [C] gegenüber [B] kleinformatiger mit Abmessungen zwischen 11,5 cm × 5,7 cm und 10,5 cm × 4,5 cm (Höhe × Breite). 49 (b) Einige der Ausgaben ([C3], [C4], [C8], [C9]) haben zusätzlich zum typographischen Titel einen Kupfertitel vorgebunden.50 (c) Bei allen Ausgaben in [C] handelt es sich um Druckersynthesen mit anderen Werken: in [C1] mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe,51 in den übrigen Ausgaben mit dem Tranchier-Buch 52 sowie den Tisch- und Leberreimen.53
(ii) Der Paratext ist in folgender Hinsicht von stemmatologischem Interesse: (a) Veränderungen des Titels: [C] enthält gegenüber [B] wieder den lateinischen Haupttitel „ETHICA COMPLEMENTORIA“ (wie in [A]). Der Hinweis auf die Alamodischen Damensprichwörter und die Reime auf Konfektscheiben wird ersetzt durch den Hinweis auf neuerliche Bearbeitung und Erweiterung des Textes, „Neulichſt wider uͤberſehen / an vielen Orten gebeſſert und vermehrt“, erstmals mit der namentlichen Nennung eines Bearbeiters: „Georg Grefflingern / gekroͤnten Poeten / und Not. Pub. “ [C3] bis [C9] haben darüber hinaus den – auf die in der Druckersynthese hinzugekommenen Werke verweisenden – Zusatz „Mit angefuͤgtem Trenchir-Buͤchlein / auch züchtigen Tiſch- und Leber-Reimen.“
[C1] und [C2] haben im Detail anderslautende Titel: [C1] enthält die Ethica in Druckersythese mit der titelgebenden Löfflerey-Kunst und hat einen eigenen typographischen Zwischentitel, in dem lediglich der Hinweis auf die Bearbeitung und Erweiterung sowie die Nennung Greflingers als Bearbeiter vorkommen, obwohl der Text dieser Ausgabe der Ethica ebenfalls die Alamodischen Damensprichwörter sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben enthält. [C2] fehlt im Titel der Hinweis auf das Tranchier-Buch, obwohl es sich – angesichts der durchgehenden Paginierung – um eine Druckersynthese handelt.54
(b) Alle Ausgaben in [C] haben für die Einzelteile der Druckersynthesen jeweils eigene Zwischentitel und sind durchpaginiert.
(iii) Textlich unterscheiden sich die Ausgaben in [C] von [B] vor allem durch eine Reihe von (a) Erweiterungen: So findet sich ein zweiseitiger Einschub im ersten Kompliment: im zweiten Kompliment kommen ein vierzeiliger Einschub, die Ergänzung einer Fußnote sowie eine lateinischen Sentenz hinzu. Ein französisches Sprichwort ist im vierten Kompliment eingefügt. Das sechste Kompliment ist erweitert um anderthalb Seiten Text sowie um ein deutsches Sprichwort. Im siebten Kompliment sind zwei Fußnoten sowie ein Literaturhinweis ergänzt. Das achte Kompliment schließlich ist um zwei Seiten Text erweitert. (b) Allgemein ist der Text einer gründlichen Bearbeitung unterzogen worden: die Verwendung lateinischer Synonyma ist gegenüber [B] deutlich reduziert, einige Historia sind dort, wo sie unverständlich waren, mit Erläuterungen versehen. Lateinische Wörter und Phrasen sind konsequent in Antiqua gesetzt. (c) Weglassungen im Anhang: Ab [C2] fehlen die Alamodischen Damensprichwörter, bereits in [C1] kommt die Unterweisung heimlich zu lieben nicht mehr vor.55 (d) Umstellungen innerhalb der Druckersynthese: Die 24 Reime auf Konfektscheiben wandern ab [C2] vom Anhang des Ethica -Texts ans Ende der Tisch- und Leberreime (also zum abschließenden Teil der Druckersynthese), wo sie mit der firmierenden Überschrift „G. Greflingers N. P. Reimen auff Confectscheiben“ versehen sind.56
Dünnhaupt schreibt die unfirmierte Ausgabe [C2] ebenfalls dem Hamburger Druckerverleger Johann Naumann zu.57 Konkrete Anhaltspunkte für diese Annahme gibt es m.W. nicht. Dagegen spricht vielmehr, dass im selben Jahr bei Naumann ein datierter und firmierter Druck des Complementierbüchleins mit den Alamodischen Damensprichwörtern und der Unterweisung heimlich zu lieben erscheint [B6], allerdings ohne das Tranchier-Buch und die Leberreime. Darüber hinaus lautet der Titel – wie in [C1] – „Ethica Complementoria“, während die übrigen sicher58 von Naumann stammenden Ausgaben [B1], [B3], [B4], [B5] und [B6] nur „Complementierbüchlein“ im Titel führen.59
Zusammenfassend stellen sich die genealogisch-stemmatologischen Verhältnisse innerhalb von [C] – sowie in Relation zur Gruppe [B] – folgendermaßen dar:
(i) Die Ethica-Teile in [C] gehen nicht unmittelbar auf Gruppe [A], die Kern-Ethica, zurück: sie weisen dagegen wie [B] den im Wortlaut veränderten Titel (die Wortgruppe „und grundförmliche Weise“ ist weggelassen), den Musenanruf sowie einige der Anhänge und alle textlichen Bearbeitungen und Erweiterungen auf.
(ii) Gegenüber [B] unterscheidet sich [C] indes durch den wiederum modifizierten Titel, vor allem aber durch den Formatwechsel, die Druckersynthese mit zwei weiteren populären Werken (dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen ) sowie durch substantielle sprachliche und inhaltliche Bearbeitungen und Erweiterungen.
(iii) Dabei kann festgehalten werden, dass der Ethica-Teil in [C1] (1656) textlich auf [B4] (1654) – und nicht etwa [B2] oder [B3] – zurückgeht. [B2] kommt, obwohl wegen der Druckersynthese mit der Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe naheliegend, nicht als Vorlage für [C1] in Frage, da sie zwar wie [B1] die Alamodischen Damensprichwörter im Anhang der Ethica enthält und auch die Unterweisung heimlich zu lieben60 mit abgedruckt ist, aber die Reime auf Konfektscheiben nicht vorkommen: diese treten erst ab [B3] hinzu. [B3] kommt ebenfalls nicht als Vorlage von [C1] in Frage, da sie als einziger Druck die um einen Spruch erweiterten und damit 220 Nummern umfassenden Alamodischen Damensprichwörter enthält, die in keinem weiteren Vertreter von [B] oder [C] auftauchen. [C1] enthält die ursprünglichen 219 Sprichwörter, wie sie in [B1] und [B4] enthalten sind. Chronologisch als Vorlage ausgeschlossen sind die Ausgaben [B5] (1658) und [B6] (1660). Daher wird [C1] aufgrund des kürzeren zeitlichen Publikationsabstands wahrscheinlich [B4] – oder möglicherweise die ältere Ausgabe [B1] – zur Vorlage gehabt haben.61
(iv) Innerhalb der Gruppe [C] gibt es signifikante Unterschiede vor allem zwischen den frühesten Ausgaben [C1], [C2] und [C3].
[C1] ist Teil einer völlig anders konzipierten Druckersynthese, wobei der Ethica-Teil mit seiner praktischen Anleitung zur norm-konformen gesellschaftsfähigen Konversation von der satirisch-erotischen Löfflerey-Kunst, die praktische (non-konforme) Anleitung zum Anbahnen vor- und außerehelicher Sexualkontakte geben will, subvertiert und konterkariert wird. [C1] ist unter diesem Aspekt [B2] ähnlich.
[C2] ist eine unfirmierte Ausgabe und die erste Druckersynthese mit den Tisch- und Leberreimen und dem Tranchier-Buch, wobei anders als in [C3] bis [C9] die Leberreime direkt auf den Ethica-Teil folgen, und zwar vor dem Tranchier-Teil. [C2] hat keinen Kupfertitel.
[C3] ist die erste Ausgabe in [C], die einen Kupfertitel enthält. Sie ist gegenüber [C2] ein Neusatz (drucktechnisch um anderthalb Blatt kürzer) unter Angabe des (vermutlich fingierten) Druckorts „Amsterdam“62 im Titel, den in der Folge alle weiteren Ausgaben in [C] tragen. Textlich gesehen unterscheiden sich die Ausgaben in [C] nur punktuell durch Fehlerkorrekturen und kleinere sprachlich-stilistische Bearbeitungen.
Die Gruppe [C] ist die zahlenmäßig größte und überlieferungsgeschichtlich einflussreichste: alle weiteren Ausgaben der Ethica gehen in ihrer konzeptionellen Anlage – als Druckersynthese mit Tranchier-Buch und Leberreimen – sowie dem erweiterten und bearbeiteten Textbestand unmittelbar auf sie zurück.
Überlieferungsgruppe D: Höfliches Complementier- und Tranchierbüchlein
In Rinteln im Verlag des Universitätsbuchdruckers Petrus Lucius63 erscheinen 1648 und 1650 zwei Ausgaben – [D1] und [D2] – der Ethica in Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch. Obwohl [D1] chronologisch nach dem Erscheinen der
ersten Ausgabe in [B] liegt, geht der Text der Ethica
auf die Gruppe [A], genauer auf [A1] zurück, gegenüber der er jedoch
inhaltlich und sprachlich überarbeitet und erweitert sowie mit einer
Widmungsvorrede des Verlegers – namentlich an Georg Wetzel, Obrist der
schwedischen Krone und Kommandant der Festung Mansfeld, und seine an der
Universität Rinteln studierenden Söhne Hans-Ernst und Julius Wetzel –
versehen ist. Gegenüber [A] ist [D] im Hinblick auf (i) materielle Eigenschaften in folgender Hinsicht verschieden: (a) zunächst handelt es sich um eine Druckersynthese der Ethica mit einem weiteren Werk, dem Tranchier-Buch. [D1] hat einen Kupfertitel, der beide Werkteile adressiert; die Einzelteile haben darüber hinaus eigene typographische Zwischentitel. Das Tranchier-Buch folgt auf den Text der Ethica. (b) bedingt durch die Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch 64 ist die Ethica in [D] in einem Oktavquerformat (8° quer) gedruckt. (c) Infolge des Formatwechsels sowie der Wahl einer verhältnismäßig großen Frakturtype für den Textsatz verteilt sich der Text der Ethica in [D1] auf fünfeinhalb Lagen (A–E8, F3) gegenüber vier Lagen in Duodez in [A].65
Bereits im typographischen Titel von [D1] wird mit dem Zusatz „hoͤfliches vnd Vermehrtes Complementier Buͤchlein“ auf (ii) die inhaltliche Bearbeitung der Ethica gegenüber der Vorlage hingewiesen. Es handelt sich um (a) Hinzufügungen im Umfang von einzelnen Sentenzen bis hin zu mehreren Absätzen in den Kapiteln 1, 3, 4, 6 und 8 sowie eine mehrseitige Dedicatio. (b) Ersetzungen in Form von Fehlerkorrekturen, druckereispezifischen sowie regionalsprachlichen Schreibungen wie auch stilistischer Anpassungen einzelner Wörter oder Phrasen – im Hinblick auf aptum und Stilebene für den hier eher als adlig anzunehmenden Adressatenkreis – kommen dagegen nur vereinzelt vor. Umstellungen und Weglassungen haben sich nicht feststellen lassen.66
Das Höfliche und Vermehrte Complementierbüchlein wird nach 1650 nicht mehr nachgedruckt oder als Vorlage für spätere Bearbeitungen der Ethica herangezogen.
Überlieferungsgruppe E: Erneuertes und vermehrtes Complimentirbuch
Einige der späteren Ausgaben der Ethica habe ich
einer neuen Gruppe zugeordnet. Diese Zuordnung ist jedoch unsicher: die
Ausgaben [E1] und [E2] sind unikal überliefert, z.T. stark beschädigt oder
Fragmente, Textvergleiche mit [C] und innerhalb der Gruppe [E] sind noch
nicht abgeschlossen.67 Die Ausgaben in [E] stehen inhaltlich und konzeptionell betrachtet
der Druckersythese der Ethica mit dem Tranchier-Buch und den Tisch- und
Leberreimen in Gruppe [C] nahe und gehen vermutlich auf eine oder
mehrere Ausgaben in [C] zurück. In Hannover erscheint 1676 bei dem Druckerverleger Thomas Heinrich Hauenstein die Ethica in Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch sowie den Tisch- und Leberreimen, die im Anhang die 24 Reime auf Konfektscheiben enthalten [E1]. Gegenüber [C] hat diese Ausgabe einen neuen, veränderten Kupfertitel (Abb. 4), mit dem die Ethica und das Tranchier-Buch gemeinsam angezeigt werden: „Erneuertes Complementir und Trenchir Büchlein“. Der typographische Titel der Druckersynthese ist vollständig überarbeitet: er zeigt die beiden Hauptwerke Ethica und Tranchier-Buch gemeinsam an, weist Bearbeitungen und Erweiterungen aus, enthält aber die Bearbeiter-Namen Georg Greflingers und Andreas Kletts nicht mehr.68
[E2] erscheint 1684 bei Thomas Heinrich Hauensteins Erben. Die Ausgabe war bisher unbekannt, das einzige erhaltene Exemplar befindet sich in Privatbesitz.
Bei dem Druckerverleger Gottfried Freytag erscheint 1705 nochmals eine im Titel gleiche Ausgabe der Ethica, die ebenfalls das Tranchier-Buch, die Tisch- und Leberreime sowie die 24 Reime auf Konfektscheiben enthält. Anders als [E1] und [E2] enthält [E3] den Musenanruf nicht.
Überlieferungsgruppe F: Die dänischen Ausgaben (Complementeer-Bog)
1674 erscheint eine firmierte Ausgabe [F1] der Ethica
in Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen in Kopenhagen im Verlag
Wolfgang Lamprechts69 und gedruckt in der Offizin Christian Jensen Werings.70 In textlicher Hinsicht ist sie weitgehend identisch mit den Ausgaben
der Ethica -Druckersynthese in [C] und [E]. Der Titelholzschnitt (Abb. 4) lässt hingegen darauf schließen, dass [F1] nicht etwa eine Ausgabe aus [C] zur Vorlage hatte, sondern aus [E]. Der Holzschnitt von [F1] zeigt ein Paar im Gespräch, wobei der rechtsstehende Mann im Vollprofil, die links neben ihm stehende Frau im Halbprofil dargestellt sind. Die männliche Figur hält einen Schlapphut in der linken Hand, das linke Bein ist gut sichtbar mit charakteristischem Beinkleid und Stiefel, die weibliche Figur trägt ein Tuch um die Schultern und eine lange, am Rock befestigte Zierkette. Diese Szene kommt in den Kupfertiteln aller übrigen Ausgaben der Ethica nur ein weiteres Mal vor: nämlich in der Ausgabe [E1], gedruckt in Hannover bei Thomas Heinrich Hauenstein 1676. Dort ist sie als Kupferstich mit größerem Detailreichtum der Kleidung sowie ausgestaltetem Hintergrund umgesetzt (Abb. 5). Diese bildliche Übereinstimmung ist stemmatologisch insofern relevant, als dass sie beide Ausgaben, [F1] und [E1], von der Gruppe [C] scheidet und gleichzeitig deren Abhängigkeit voneinander nahelegt.
Chronologisch betrachtet ist [F1] (1674) älter als [E1] (1676), so dass [F1] als die Vorlage von [E1] in Frage käme. Ich meine jedoch, dass aufgrund der Verwendung eines vereinfachenden Holzschnitts [F1] eher ein Bildnachschnitt eines früheren Druckes – mit Kupferstich – ist; hierbei stütze ich meine Überlegungen auf das Prinzip der Vereinfachung beim Herstellen von Nachdrucken. Möglicherweise gehen also sowohl [F1] als auch [E1] auf eine nicht mehr greifbare frühere Ausgabe in der Gruppe [E] zurück. Der wahrscheinlichste Kandidat hierfür könnte der sowohl bei Dünnhaupt als auch bei Frenzel im Antiquariatshandel nachgewiesene Druck von 1663 in Hannover bei Hauenstein sein:71
Die Ausgabe der Ethica-Druckersynthese, die in der Offizin Hauenstein 1684 [E2] erschienen ist, ist ein seitengetreuer Nachdruck von 1676 [E1]. Gehen wir nun davon aus, dass eine Ausgabe von 1663 aus der gleichen Offizin ebenfalls mit den erhaltenen [E1] und [E2] typographisch – einschließlich des gegenüber [C] neu gestalteten Kupfertitels72 – übereinstimmt, so wäre die Ausgabe bei Hauenstein von 1663 eine mögliche Vorlage für [F1], die Gruppe [E] also das Bindeglied zwischen [C] und [F].
[F2] (Kopenhagen 1678) und deren Nachdruck [F3] (Kopenhagen 1708) sind eine Übersetzung der Ethica-Druckersynthese ins Dänische, zunächst ebenfalls im Verlag Wolfgang Lamprechts, später bei dem Druckerverleger Johann Jacob Bornheinrich.
Ich gehe aufgrund der Übereinstimmungen des Druckorts Kopenhagen und des Verlegers Lamprecht in [F1] und [F2] davon aus, dass die dänische Übersetzung [F2] die deutsche Ausgabe [F1] zur Vorlage hatte.73
[F1] ist – mit Blick auf die interne Struktur – bis auf die firmierenden Angaben im typographischen Titel sowie den Zwischentiteln der Einzelteile der Druckersynthese und dem Titelholzschnitt von den Ausgaben in [E] nicht wesentlich verschieden. Die Ausgabe enthält ebenfalls den Musenanruf und im Anhang an die Tisch- und Leberreime die 24 Reime auf Konfektscheiben unter der Überschrift
„Den uͤbrigen Blat-Raum zu erfuͤllen / folgen G. Greflingers N. P. Zwoͤlff Reimen auff Confectſcheiben.“
Im Anhang finden sich 23 nummerierte Holzschnitte zum Tranchier-Buch,74 jeweils auf einer recto-Seite.
Die erste dänischsprachige Ausgabe [F2] erscheint mit Druckprivileg in der Offizin Johann Adolph Baxmann. Sie enthält gegenüber [F1] eine acht Druckseiten umfassende, auf den 12. Juli 1678 datierte Dedicatio des Verlegers Wolfgang Lamprecht an die Adligen Fredrich Juel Ofvesøn til Willestrup oc Lundbeck Gaarde und Fredrich Wind Holgersøn til Haarested-Gaard.
Weder [F2] noch [F3] enthalten dagegen den Musenanruf oder die 24 Reime auf Konfektscheiben. Ebenso ist in [F2] das Verfasserpseudonym „Euphrosine von Sittenbach“ und der Drucker „Georg Gözke“ 75 im Zwischentitel der Tisch- und Leberreime nicht enthalten.76 Eine wesentliche inhaltlich-konzeptionelle Überarbeitung erfahren die „züchtigen Tisch- und Leberreime“, die in der dänischen Ausgabe [F2] durch zwei mit jeweils eigener Überschrift ausgewiesene Teile – nämlich „geiſtlige Lefverrim“ (pag. 265–292) und „Verdſlige Rjm om Leveren“ (pag. 292–314) – ersetzt werden. Im eingesehenen Osloer Exemplar der Ausgabe [F3] sind dagegen keine „weltlichen Leberreime“ enthalten.77
In [F3] haben beide Werkteile – das Tranchier-Buch und die Leberreime – neue typographische Zwischentitel.
Ausgaben der Ethica ohne Position im Stemma
Die fünf verbleibenden Ausgaben der Ethica, [X1] in
Frankfurt bei Georg Müller 1663 gedruckt,78 [X2] in Hamburg bei Thomas Wiering zwischen 1695 und 1703 gedruckt,
[X3] in Nürnberg 1700 gedruckt, [X4] bei Gottlieb Heinrich Grentz 1689
gedruckt sowie [X5] 1728 ohne firmierende Angaben gedruckt, lassen sich zu
diesem Zeitpunkt noch nicht in das Stemma einordnen. Alle fünf Ausgaben sind
unikal überliefert, wobei [X1] ein Fragment ist: der Ethica-Teil der Druckersynthese ist nicht erhalten.79
[X1] unterscheidet sich in der Anordnung der Teile der Druckersynthese von der ersten Ausgabe dieser Synthese, [C2]: auf den (nicht mehr erhaltenen) Ethica-Teil folgt das Tranchier-Buch, danach die Tisch- und Leberreime mit dem Anhang der 24 Reime auf Konfektscheiben. Alle übrigen Ausgaben in Gruppe [C] haben die gleiche Abfolge der Einzelteile der Druckersynthese wie in [X1]. Ob dies bedeutet, dass [X1] in Gruppe [C] einzuordnen ist, kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Eine Textkollation mit [C2] ist aufgrund des vollständigen Verlusts des Ethica-Teils in [X1] nicht möglich.
[X2] ist ebenfalls eine Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch und anderen Werken, unterscheidet sich jedoch von den übrigen Ausgaben in den Gruppen [C] und [E] sowie von [F1], [X1] und [X3] durch (i) die Integration eines Frisier- sowie eines Kunstbuches und (ii) das veränderte Buchformat 8° quer gegenüber dem kleinformatigen 12°. Das unikal überlieferte Exemplar in der Von und zur Mühlen’schen Bibliothek Nünning (Senden-Bösensell bei Münster) konnte bisher nicht eingesehen werden und eine Textkollation mit anderen Ausgaben der Ethica steht aus. Sie könnte Aufschluss über die genealogischen Relationen und die Position von [X2] im Stemma geben.80
[X3] ist datiert und mit der Angabe des Druckortes Nürnberg versehen. Die Ausgabe stimmt in Bezug auf den Kupfertitel und den typographischen Titel, das Layout und die materiell-medialen Objekteigenschaften mit den Ausgaben der Gruppe [C] überein. Sie enthält ebenfalls die Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch und den Tisch- und Leberreimen, einschließlich der 24 Reime auf Konfektscheiben im Anhang. Verschieden ist sie lediglich hinsichtlich des anderslautenden Druckorts. Es ist möglich, dass es sich bei dieser Ausgabe ebenfalls um eine der Gruppe [C] zuzurechnende handelt. Eine Textkollation steht noch aus.
[X4] ist ausweislich des Bibliothekskatalogs der Stadsbibliotek Norrköping beim Buchhändler Gottlieb Heinrich Grentz 1689 gedruckt. Wiewohl der Titel der Druckersynthese sowie die ersten vier Seiten des Ethica-Teils verloren sind, lassen sich die Angaben wohl den Zwischentiteln entnehmen. Bisher konnte die Ausgabe noch nicht eingesehen werden, eine Einordnung in das Stemma ist daher bis auf weiteres nicht möglich. Das Exemplar stammt aus der Sammlung der Familie de Geer, die im 17./18. Jahrhundert angelegt worden und 1913 aus dem Bestand des Familiengutes Finspongsslott in die Stadtbibliothek übergegangen ist.
Das Bürgerliche Complimentierbüchlein [X4] ist eine umfassende konzeptionelle sowie inhaltliche Umarbeitung der Ethica. Ich rechne [X4] – anders als Dünnhaupt81 – daher nicht unter die Ausgaben der Ethica; der Vollständigkeit halber habe ich die Ausgabe dennoch in die Bibliographie aufgenommen.
[X5] nimmt eine Sonderstellung ein: als jüngste bekannte Ausgabe der Ethica enthält es als einzige eine Erweiterung der Kern-Ethica um zwei neue Komplimente, "Von galanten Complimentieren" sowie "Von wol-anständigen Complementen bey Gastereyen und Mahlzeiten", die als Kapitel II und III den Komplimenten der Kern-Ethica vorgeschaltet sind. Außerdem enthält [X5] im Anhang der Komplimente zwei weitere Abschnitte mit Gesprächsbeispielen für die Konversation mit Damen und "allerhand schöne Redens-Arten". Eine erste Durchsicht des Textes legt eine Verwandschaft von [X5] mit der Überlieferungsgruppe [B] nahe: so weist die 1728er Ausgabe weder das Tranchier-Buch noch die Leberreime der Ausgaben in den Überlieferungsgruppen [C], [D], [E] oder [F] auf, gegenüber der Gruppe [A] jedoch den Musenanruf. Sowohl die Vorrede an den Leser als auch die acht Komplimente der Kern-Ethica weisen mitunter umfangreiche Textbearbeitungen auf. Eine maschinelle Kollation soll die stemmatologische Hypothese der Zugehörigkeit von [X5] zur Überlieferungsgruppe [B] testen. Bis auf weiteres wird die Ausgabe jedoch unter [X] geführt.
Zur Löfflerey-Kunst
Die Überlieferungsgeschichte von Ethica und Löfflerey-Kunst ist, das habe ich mehrfach
angedeutet, eng verwoben: zweimal – in [B2] 1648 und in [C1] 1656 – ist die
Ethica Teil einer Druckersythese mit der
titelgebenden Löfflerey-Kunst und dem Bettelstab der Liebe. Einmal (1648) erscheint die Löfflerey-Kunst unabhängig von der Ethica [L]. Wir wissen bislang nur wenig über die Löfflerey-Kunst. Zum besseren Verständnis dennoch einige klärende Hinweise:
1648 erscheinen zwei textlich und konzeptionell verschiedene Ausgaben – [L] und [B2] – jeweils mit der fiktiven Drucker- und Druckortangabe „Lambert Remmler, Liebstadt“. Der Titel von [L] lautet:
1648, Liebstadt [fingierter Druckort] (Typis Lambertini Remeleri) [fingierter Drucker] [L]
Cochleatio Noviſſima, | Das iſt: | Waare Abbildung | der heut zu Tag zuviel uͤb- | licher Kunſt der Loͤfflerey. | So erſtlich kurtz verfaſſet / durch den hoch- | verſtaͤndigen Herꝛn | DAVIDEM SELADON OSNA- | bruggenſem, J. v. d. | Nun aber an vielen Orten verbeſſert / | durch Herꝛn | GERARDUM VOGELIUM MONA- | ſterio Weſtphalum der Loͤfflerey practi- | cum veteranum. | Sampt 219.. verbluͤmter Reden vnd Spruͤchwoͤrter / ſo von den | Alamodo Damen gebraucht werden | Nebens einem kurtzen Anhang | vom | Bettelſtab der Liebe. | Gedruckt zu Liebſtadt / | Typis Lambertini Remeleri, Jm hoͤltzern | Loͤffel auff der Reitgaſſen. | 1648.
Kollation: 8° A–K8
VD17 1:669768S. Dünnhaupt 12.1
*Berliner Exemplar: Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Yz 1551; unikal überliefert
Inhalt: In dieser Ausgabe der Löfflerey-Kunst ist die Ethica nicht enthalten, jedoch tauchen die Alamodischen Damensprichwörter hier auf.
Wir wissen nicht, auf wessen Initiative hin oder unter wessen Verfasserschaft die Löfflerey-Kunst entstanden ist. Es ist diskutiert worden, ob diese wie auch deren Synthese mit der Ethica von Georg Greflinger stammt, da er als Bearbeiter der letztgenannten ab 1656 (erstmals in der Druckersynthese [C1]) genannt wird.82 Die Zuschreibung, die aufgrund der Namensähnlichkeit ‚Seladon‘ (einer Schreibvariante des Schäfernamens Greflingers) mit der Verfasserfiktion ‚David Seladon I.V.D.‘ erwogen worden sein dürfte, ist jedoch im Hinblick auf die Popularität ‚Seladons‘ als nom de plume in Folge des einflussreichen Fortsetzungsromans Astrée (1607–1627) des Honoré d'Urfé [Nachweis im OPAC] nicht stichhaltig genug.
Neuerdings wurde die Hypothese aufgestellt,83 dass die Löfflerey-Kunst-Ausgaben in der Offizin Matthäus Kempffers84 in Frankfurt entstanden seien, wo 1644 die Neuübersetzung von Ovids De Arte Amandi publiziert worden ist. Neben der thematischen Ähnlichkeit (beide Texte enthalten Anleitungen zum Anbahnen intimer vor- und außerehelicher Bekanntschaften und richten sich an junge Männer), tragen die Drucke den fingierten Druckort „Liebstadt“ im Titel, der sonst in keinem anderen Druck des 17. Jahrhunderts verwendet wird.85 Darüber hinaus ist in De Arte Amandi die Unterweisung heimlich zu lieben (pag. 422–428) als letztes Gedicht – ohne Herkunftsangabe – unter der Rubrik Lieb und freundliche Reymen enthalten. Dieses Gedicht stammt aus der Sammlung Seladons beständige Liebe (1644) [Nachweis im OPAC] , die ebenfalls im Verlag Kempffers in Frankfurt erscheint. – In der Ausgabe der Löfflerey-Kunst von 1656 [C1] finden sich im Anhang vier Gedichte aus der Liedersammlung Seladons weltliche Lieder (1651), welche ebenfalls bei Kempffer publiziert worden ist; aus diesen Befunden wird sodann per analogiam geschlossen, dass Kempffer wahrscheinlich auch der Verleger (und Initiator) der Löfflerey-Kunst -Ausgaben gewesen ist.
Bei dieser Überlegung wird allerdings außer Acht gelassen, dass es eine weitere, textlich wie typographisch von [B2] verschiedene Ausgabe der Löfflerey-Kunst gibt, die keine Druckersynthese mit der Ethica, sondern lediglich mit dem Bettelstab der Liebe ist [L]. In dieser Ausgabe ist die Unterweisung heimlich zu lieben nicht enthalten, dafür hat sie die Alamodischen Damensprichwörter im Anhang zum Löfflerey-Traktat. Wir wissen nicht, welche der beiden Ausgaben – [L] oder [B2] – die frühere ist: beide datieren auf 1648. Sollte es sich bei [L] um die ältere Ausgabe handeln, ist eine Beteiligung Kempffers aufgrund des Fehlens der Unterweisung heimlich zu lieben nun eher unwahrscheinlich. Bis auf weiteres sollte m.E. daher davon Abstand genommen werden, alle Ausgaben der Löfflerey-Kunst – [L], [B2] und [C1] – dem Kempffer’schen Verlag und diesem nahestehenden Autoren zuzuschreiben.
Zur Verfasserfrage
Es ist hier nicht der Ort für eine ausführliche Diskussion von Fragen der
Autorschaft bzw. redaktionellen Bearbeitung der Ethica.
In keiner der Ausgaben wird ein Verfasser genannt und den firmierenden Angaben
auf den Titelblättern und dem Paratext lässt sich lediglich entnehmen, dass für
die Bearbeitungen und Erweiterungen in der Gruppe [C] resp. den auf dieser
basierenden Gruppen [F] und [E] Georg Greflinger als Redakteur fungiert haben
dürfte. Ab [C1] wird er namentlich im Titel genannt: „Neulich wider uͤberſehen / und an vielen Orten gebeſſert und vermehret / durch Georg Grefflingern / gecroͤnten Poeten / und Not. Pub.“
Ab [C2] ist er zudem als Verfasser der 24 Reime auf Konfektscheiben ausgewiesen: „G. Greflingers N. P. Reimen auff Confectscheiben“.86
Sofern sich aus diesen Angaben87 auf eine tatsächliche Bearbeitung des Textes auch der Ethica schließen lässt, – wie auch immer diese im einzelnen ausgesehen haben mag –, kommen für eine Beteiligung Greflingers nur die Ausgaben im Zeitraum von 1656, dem Publikationsdatum von [C1], bis 1677, dem vmtl. Todesjahr Greflingers, in Betracht. Meines Erachtens spricht indes nichts für Greflingers Autorschaft der ‚Kern-Ethica‘ bzw. speziell der Erstausgabe der Ethica von 1643 [A1]. Wie im Folgenden kurz angedeutet werden soll, hat dieses Ergebnis Konsequenzen für die Konzeption einer künftigen Edition.
Ausblick: Zur Wahl der Textgrundlage für die Edition
Was die Wahl der Textgrundlage(n) einer künftigen Edition der Ethica Complementoria betrifft, so stellen sich zunächst folgende
grundsätzliche Fragen: (i) Soll nur eine Ausgabe der – eher vagen und variablen – Werk-Einheit Ethica zum repräsentativen Editionsgegenstand gemacht werden? Oder soll (auch) der Versuch unternommen werden, durch synoptische Verfahren der Variantenpräsentation – oder zumindest durch die ‚parallele‘ Edition mehrerer Werk-Repräsentationen – Überlieferungsgeschichte und Bearbeitungspraxis augenfällig zu machen?
(ii) Wie genau soll eine, wie sollen mehrere Werk-Einheiten profiliert werden; anhand welcher Kriterien (textuelle, paratextuelle, materiell-mediale)? Im Prinzip wäre ja denkbar, (a) nur eine – noch näher zu bestimmende – ‚eigentliche Kern-Ethica‘ aus dem jeweiligen typographisch-biblionomen Kontext herauszulösen, oder (b) Drucker- bzw. Buchbindersynthesen als Werk-Einheiten zu begreifen; allerdings wäre in diesem Falle wohl nicht mehr von einer ‚Edition der Ethica‘ zu sprechen.
(iii) Gerade vor dem Hintergrund aktueller archivalisch-dokumentologischer Trends (zumal im Bereich digitaler Edition) stellt sich überdies die Frage, warum überhaupt ein exponierter Text nur einer als repräsentativ exponierten Ausgabe zur Editionsgrundlage gemacht werden sollte. Noch fragwürdiger als eine solche Beschränkung der Materialbasis erschiene hier freilich jeder Versuch, die Ebene der empirischen Faktizität des einzelnen Dokuments komparativ (Textidentität und Textvarianz) oder auf nicht-empirische Abstraktionen hin (Werk und Fassung) zu überschreiten. Akzeptabel wäre dieser Logik88 zufolge allein ein möglichst objektives Erfassen und Erschließen aller potentiell relevanten Informationen, um auf diesem Wege jeder denkbaren Nachnutzung der Daten durch gegenwärtige wie künftige Nutzer eine Grundlage zu bieten.
Eingedenk dieser Überlegungen sehe ich vor allem folgende Optionen:
(1) Eine pragmatische Minimallösung wäre zweifellos, die Erstausgabe [A1] zur alleinigen Grundlage einer Edition zu machen. Hierfür ließe sich etwa das (rezeptions-) theoretische Argument ins Feld führen, dass „[d]iejenige Fassung […] als Text ediert werden [muss], die am Schnittpunkt von Produktion und Rezeption Werkcharakter begründet hat“.89
(2) Alternativ hierzu käme freilich auch ein Vertreter der überlieferungsgeschichtlich einflussreichsten Gruppe [C] als Editionsgrundlage in Betracht; also etwa [C2], da hier zum ersten Mal die Druckersynthese mit dem Tranchier-Buch sowie den Tisch- und Leberreimen vorliegt und die textlichen Bearbeitungen des Ethica -Textes gegenüber den früheren Ausgaben in [A] und [B] am umfangreichsten sind, jedoch innerhalb der Gruppe [C] sowie in den von dieser abhängigen Gruppen [F] und [E] am stabilsten sind. Wollte man ergänzend oder alternativ hierzu eine textgenetische Perspektive eröffnen, wäre die synoptische Edition einer ganzen genealogischen Gruppe zu erwägen.
(3) Zu erwägen wäre alternativ die Edition derjenigen Ethica-Ausgaben, die aufgrund ihrer Seltenheit und im Hinblick auf Bestandsschutzmaßnahmen von Interesse sind: dies betrifft vor allem solche Ausgaben, die unikal überliefert, nicht digitalisierbar und/oder von der Benutzung ausgeschlossen sind oder aber aufgrund ihres Aufbewahrungsortes nur schwer zugänglich sind. Infrage kämen dann bspw. die Ausgaben [A3], [D2], [E1], [E2] (in Privatsammlung), [X2] oder [X5].
(4) Freilich käme grundsätzlich auch irgendeine ‚Ausgabe später Hand‘ in Frage. Zu bedenken ist allerdings, dass im Falle der Ethica der übliche90 Autorbezug (Stichwort: ‚der Editor als Testamentsvollstrecker‘) als Argument und Auswahlkriterium wegfällt.
(5) Wollte man ein rein textuelles Kriterium in Anschlag bringen, könnte diejenige Ausgabe gewählt werden, die faktisch den maximal erweiterten und revidierten Text der gesamten Überlieferung bietet – wenn ich recht sehe also: [E3] –, womit zumindest quantitativ ein Maximum an Repräsentativität erreicht wäre.91
(6) Nach dem oben zur Frage der Autorschaft Gesagten kommt die autor-zentrierte Edition im klassischen Sinne als konzeptioneller Bezugspunkt für die Wahl einer als ‚authentisch‘ exponierten Textgrundlage nicht in Frage und entsprechend lassen sich einem etwaigen Autorbezug kaum92 Argumente in der Spur ‚Fassung früher Hand vs. Fassung später Hand‘ entnehmen. Daraus folgt indes nicht, dass eine etwaige Revisions- und Bearbeitungspraxis sich überhaupt nicht – etwa mit dem etablierten Instrumentarium textgenetischer Edition – rekonstruieren und darstellen ließe; nur sind entsprechende Veränderungen hier eben auf das Handeln vieler verschiedener, meist anonymer Autoren bzw. Produktionsinstanzen zurückzuführen, von denen keine eine exponierte Stellung (scil. ‚Autorschaft als Werkherrschaft‘)93 beanspruchen kann.
(7) Eine weitere Option wäre schließlich, eine Druckersynthese als konzeptionelle Werk-Einheit zu definieren und zum zentralen (oder gar einzigen) Editionsgegenstand zu machen. – Gerade, weil eine kombinatorisch-kompilatorische Orientierung das Handeln zeitgenössischer Text- und Buchproduzenten faktisch angeleitet und dem auch entsprechende Rezeptionsgewohnheiten entsprochen haben dürften, verspricht eine auf typographisch-biblionome Einheiten fokussierende Edition ein Höchstmaß an historischer Stimmigkeit. Generell würde damit das Augenmerk von der ‚Arbeitsweise des Autors‘ auf die sozio-kulturelle Einbettung des Buchmediums verschoben. – Auch hier wäre indes zu klären, welche Druckersynthese genau als Editionsgrundlage dienen und ob (zusätzlich) eine komparativ-synoptische Perspektive eröffnet werden soll.
Ich kann an dieser Stelle keine elaborierte Editionskonzeption begründen und beschränke mich daher – abschließend – auf folgende programmatische Andeutungen:
(i) Da derzeit überhaupt keine Edition der Ethica vorliegt, muss kurzfristig gewährleistet sein, der Forschung einen zuverlässigen Referenz-Text zur Verfügung zu stellen. Aus rein pragmatisch-arbeitsökonomischen Gründen wird dies die – nach gängigen Erfassungs- und Auszeichnungs-Standards94 eingerichtete – digitale Edition des Erstdrucks [A1] sein.
(ii) Mittelfristig wird diese Basis-Edition um eine aktualisierte Version des oben entwickelten Stemmas sowie um eine schematische Struktur-Synopse der überlieferten Druck-Ausgaben erweitert werden. Letztere soll zunächst die auf der Makro-Ebene der Text- bzw. Dokumentstruktur bestehenden Varianz (Auswahl und Anordnung der einzelnen Elemente) erfassen und dann sukzessive auf die substantielle Varianz der Meso- und Mikro-Ebene (also etwa: Erweiterungen, Umstellungen, Ersetzungen, Weglassungen innerhalb einzelner Komplimente) ausgeweitet werden.
(iii) Erst längerfristig ist dann eine Erweiterung der Basis-Edition um eine der oben unter (2), (3), (6) und (7) angedeuteten Optionen zu erwägen.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Kupfertitel [A4] – Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur Px 1465‹a›
Abb. 2: Kupfertitel [C3] – Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur Res L.eleg.m. 411
Abb. 3: Kupfertitel [C4] – Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Signatur Xb 6887
Abb. 4: Titelholzschnitt [F1] – Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Signatur Scrin A/493
Abb. 5: Kupfertitel [E1] – Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Signatur Np 15856
Abb. 6: Kupfertitel [X3] – Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur Putz.17 8 31
Abb. 7 Kupfertitel [E3] – Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur 8 POL I, 5708
Abb. 8 Kupfertitel [C9] – Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur 35.8.4365
Abb. 9 Holzschnitt [X5] – Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München, Signatur 8° Misc. 489/3
Abb. 10: Stemmatologische Rekonstruktion