Das Forschungs- und Editionsprojekt Controversia & Confessio dokumentiert die nach dem Augsburger Interim von
1548 ausgetragenen theologischen Kontroversen.
Am Anfang des Projekts stand im Jahre 2003 eine umfassende Quellenrecherche in den Beständen der Herzog August Bibliothek (HAB).
Ca. 80 % der in den Streitigkeiten gewechselten Schriften, die sodann in Mainz
in einer im Internet frei zugänglichen Datenbank erschlossen wurden, sind in Wolfenbüttel vorhanden.
Die Herzog August Bibliothek war daher von Anfang an ein prominenter Kooperationspartner
des zunächst von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten und seit 2007 im
Langzeitprogramm der Union der Deutschen Akademien situierten Projekts.Diese Kooperation wurde durch die Teilnahme von Controversia & Confessio an dem ebenfalls
von der DFG finanzierten Unternehmen „AEDit Frühe Neuzeit – Archiv-, Editions- und Distributionsplattform für
Werke der Frühen Neuzeit“ in eine neue, vielversprechende Richtung weiterentwickelt. Denn die Plattform ermöglicht,
die ursprünglich als eine Reihe von 8-9 Bänden geplante Print-Edition digital im Internet verfügbar zu machen.
Begonnen wurde mit dem seit 2007 gedruckt vorliegenden Band 8,
der sich mit den Debatten um die Wittenberger Abendmahlslehre und Christologie (1570-1574) beschäftigt.
Dass dieser Band nun als online-Edition vorliegt, ist ein Fortschritt nicht nur in Bezug auf die Editionstechniken,
sondern auch im Blick auf die dem Leser gebotenen Recherche- und Auswertungsmöglichkeiten.Der hier durchgeführte Schritt von der Print-Edition zur digitalen Fassung war für alle Beteiligten auch ein Lern- und Reflexionsprozess, der
zum Nachdenken über die von digitalen Editionen einzuhaltenden Qualitätsstandards geführt hat. Der von uns beschrittene Weg macht bewusst
keine Kompromisse. Denn über die Digitalisierung des Originals und seiner Transkription hinaus werden – wie dies jeder Benutzer von einer
Printausgabe ganz selbstverständlich erwartet – erschließende textkritische und sachliche Kommentierungen geboten sowie die Schriften jeweils
über Einleitungen im historischen Kontext situiert. Die durch Print-Editionen vorgegebene heilsame Beschränkung auf das zum Verständnis
Wichtigste muss auch bei digitalen Editionen leitend sein. Unsere digitale Version ist deshalb in dieser Hinsicht mit der Print-Ausgabe des Bandes
deckungsgleich. Darüber hinaus aber bietet sie den Mehrwert einer digitalen Erschließung und Verknüpfung des Texts mit weiteren Informationsquellen.
Wir hoffen, in Zukunft dem Benutzer auch weitere Bände von Controversia & Confessio als ein solches „Tandem“ von Print- und digitaler Fassung bieten zu können.Dass dieses Vorgehen mit dem hier vorliegenden „Band“ einen gelungenen Auftakt gefunden hat, ist allen an dem Vorhaben Beteiligten zu danken.
Stellvertretend sind hier Timo Steyer von der Herzog August Bibliothek sowie Dorian Winter auf Seiten des Mainzer Editionsvorhabens zu nennen.
Sie leisteten vielfach regelrechte Pionierarbeit, die stets nur dann gelingen kann, wenn – wie hier – Begeisterung für das Neue und unentwegte
Bereitschaft auch zu langwieriger Detailarbeit zusammen kommen.
Alle Projektpartner verbinden mit der Freischaltung dieses digitalen Editionsabschnitts die Hoffnung, dass die Bereitstellung von Controversia & Confessio
in der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek der Edition eine breite Rezeption und erfolgreiche Nutzung bescheren wird.Mainz, im Juli 2014
Irene Dingel