Bearbeitet von Harald Bollbuck
1. Referenz↑
Handschrift:
Editionen:
- Scriptorum centuria (Mader), fol. G3r–v.
- Scriptorum centuria (Merzdorf), 82f.
- Bubenheimer, Consonantia, 16f.
2. Inhaltliche Hinweise↑
Eine von – vermutlich
mehreren – anonymen Autoren verfasste Auflistung von Gelehrten der Universitäten Wittenberg, Leipzig
und Frankfurt/Oder mit dem Titel Catalogus illustrium virorum in Academia Lipsensi & Witebergensi, die teilweise auf Besuchen vor
Ort beruht und zwischen 1498 und 1514 entstand, widmet sich auch Karlstadt als einem herausragenden Professor
seiner Hochschule.1 Nach Auflistung der auf uns gekommenen
frühen philosophischen Werke Karlstadts De intentionibus pro vera opinione S. Thomae li. I[.] De Formalitatibus Thomistarum li.
I[.]
(KGK 1, und KGK 2) erwähnt der Anonymus einen Kommentar Karlstadts zur Metaphysik des Aristoteles in einem Buch: Andreas Bodenstein, Carolstatinus, arcium et sacre theol.
Doctor Archidiaconus et Canonicus Ecclesiae Collegiate et exempte omnium sanctorum in Wittenberg, Vir in divinis scripturis eruditus, et tam in iure canonico quam in
philosophia Aristotelica valde doctus: philosophus, orator, poeta, nec non theologus plurimum famigeratus,
ingenio subtilis ac vehemens, clarusque eloquio, hebraicarum, graecarum, latinarumque literarum non
ignarus, Dialecticus disputator acerrimus, Thomae pariter et
Scoti sectator vigilantissimus, metro insuper excellens et
prosa; Scripsit multa insignia opuscula quibus memoriam nobis sui (ut ita dicam) reddidit immortalem; De
quibus subnexa vidi, quia et quaedam impressa venduntur: […] Quaestiones in libros
Metaphys'icae'
Arist'otelis'
li'ber'
I.
Als Professor an der artistischen Fakultät las Karlstadt über die aristotelische
Metaphysik. Das Vorlesungsverzeichnis der Universität
Wittenberg vom 1. Mai 1507 (Rotulus doctorum Vittemberge profitentium) gibt
sogar eine genaue Uhrzeit – nachmittags um 3 Uhr – an: Hora tertia. […] Magister Andreas Carlstadt
metaphisicam Aristotelis.
2 Mit der Verleihung des Grades eines
Sententiars am 11. August 1508 ging Karlstadt als Lektor der ersten beiden Sentenzenbücher des Petrus Lombardus in die theologische Fakultät über.3 Damit endeten seine Aristotelesvorlesungen in der artistischen Fakultät, sodass dieses
Datum als terminus ante quem für seinen Metaphysikkommentar anzusehen ist.4 Laut Widmungsbrief von De Intentionibus
(fol. 3r) sind diese wesentlich durch Fragen entstanden, die sich den Studenten in der
Metaphysiklektion erhoben. In De Intentionibus (fol. 30r)
erwähnt er auch, an einem Kommentar zur aristotelischen Interpretationslehre Peri
hermeneias zu arbeiten, der ebenso wie der Metaphysikkommentar entweder verloren oder nicht
fertiggestellt worden ist. Vermutlich ließ Karlstadt seine Studenten auch über die Metaphysik disputieren.
Vacat Vacatoben auf fol. 32r vor dem Abschnitt zu Johannes Paltz zeigt an, dass auch zeitgenössische Abschriften integriert wurden. Der Text stellt laut Prolog eine Ergänzung zu Johannes Trithemius’ Kompendium De ecclesiasticis scriptoribus dar.