Bearbeitet von Harald Bollbuck
1. Referenz↑
Handschrift:
Editionen:
- Scriptorum centuria (Mader), fol. G3r–v.
- Scriptorum centuria (Merzdorf), 82f.
- Bubenheimer, Consonantia, 16f.
2. Inhaltliche Hinweise↑
Die anonym verfasste Liste von Gelehrten der Universitäten Wittenberg, Leipzig und Frankfurt/Oder und ihrer Werke unter dem Titel Catalogus illustrium virorum in Academia Lipsensi & Witebergensi, deren Beschreibung 1514 endet,
erwähnt neben den überlieferten Schriften De intentionibus (KGK 1) und Distinctiones (KGK 2) sowie einem unbekannten Metaphysikkommentar (KGK 3) noch weitere verschollene Arbeiten Karlstadts:
Epigrammata quoque et Epistolas. Comportavit insuper novas concordantias seu convenientias ad
forum contentiosum pertinentes videlicet iuris tam canonici quam civilis et doctorum scholasticorum sancti
Thome et subtilissimi Scoti: in quibus necessitudinem et nexum duorum studiorum scilicet theologici et Iuridici
ostendit, sperans dummodo impresse fuerint, eas utilitati et admirationi profuturas; Ceterum quum
litterarum amore et mutue agnicionis platonico more hoc anno (quo hec scribo)1 visitassem, et indicem lucubrationum, operumque ipsius
expostulassem, exposuit quotidie una hora in conventu minorum legens doctorem subtilissimum per eundem
doctorem, i. e. Scotum per Scotum, et fecit concordantias multo labore, quas sperat Scotistis admodum profuturas, ita enim
suos auditores sentire intellexit.
2 Es ist nicht bekannt, ob die erwähnten Epigrammata quoque et
Epistolas
eine handschriftliche Sammlung der Gedichte und Briefe oder eine Art Briefbuch Karlstadts mit eingestreuten Epigrammen darstellten,
doch bezeugt diese Angabe einen weitaus reicheren Briefverkehr als den auf uns gekommenen.
Der folgende Eintrag verweist auf Karlstadts Arbeit
an einer theologisch-juristischen als auch thomistisch-skotistischen Konkordanz, die die Verbindungen
der theologischen und juristischen bzw. der zivilrechtlichen und kanonistischen Studien und ihre Notwendigkeit
aufweist.3 Der unbekannte Verfasser des
Autorenkatalogs4 erwähnt zudem, dass er Karlstadt im Jahr der
Niederschrift – vermutlich also 1514 – besucht und um eine Auflistung seiner Werke und Arbeiten gebeten habe,
worauf er von dessen Vorlesung über
das Werk des Scotus erfuhr, abgehalten täglich um 1 Uhr im
Franziskanerkonvent.5 Schon in den Distinctiones
suchte Karlstadt, Differenzen zwischen Scotus und Thomas von Aquin zu vermindern, indem er diese mit unterschiedlichen
Begriffsverwendungen erklärte.6 In der Folge
scheint er sich den Positionen des Scotus weiter angenähert zu
haben, sodass er hier als Thomae pariter et Scoti sectator
7 bezeichnet wird, er selbst sich später, in der
Widmungsvorrede zum Augustinkommentar, sukzessive als Carpeolusanhänger bzw. Thomist
und daraufhin als Skotist tituliert.8 Karlstadts Arbeit an der Konkordanz ist im Rahmen seiner
Tätigkeit als Archidiakon am Allerheiligenstift zu
sehen, für die er kirchenrechtliche Aufgaben ausübte und weshalb er letztlich das juristische Doktorat
anstrebte.9 Konkordanzen dieser Art,
die unterschiedliche, scheinbar widersprüchliche Aussagen der Tradition zusammenstellten und nach Möglichkeit
harmonisierten, bildeten eine breite zeitgenössische Literaturgattung auf der Basis der
scholastisch-dialektischen Methode.10 Der Einfluss dieser Harmonisierung
findet sich noch in Karlstadts Apologeticae conclusiones.11
eum.
Carolstadts […] solte wol umb eins lessen. dieweil aber doctor Martinus dieselbige stunden liest, so liest ehr umb vier. Luther liest um 1 Uhr nach essen in Bibel im Stift.Vgl. UUW, 76f. nach ThHSTA Weimar, EGA Reg. O 234, Bl. 10–13.
viae Scoti et Thomaein Wittenberg gegen die Nominalisten.