Bearbeitet von Martin Keßler und Ulrich Bubenheimer
‖ [52v] Dem durchleuchtigsten und hochgeborn Fursten und Heren Friderichen Herzogen zw Sachsen des Heiligen R'omischen' Reichs Erzmarschalh und Curfursten Landgraven zw Doringen Margkgraven zw Meissen meynem g'nedig'sthen Curf'ursten' und Hern
Her Euren curf'urstlichen' gnad'en' sein mein gebeth und
unterdeinig dinst mit vleis zuvor bereit⟨.⟩
Gnedegster curf'urst' und H'err'/ ich hab dem hochgelarten hern doctor Jeronymo1/ dem e'uer' curf'urstlich' g'nad' und mir ein commission2 auff ansuchgen der von Tumen3/ gnediglich getan hoit/ gebeten/ das obgnanter doctor mein furderer/ wie era wol weis/ antwerten sal/ dan es zcimett mir nicht/ ym ersten Curfurstlichen bevhell/ anders zetun dan das ich den genen/ So grossers verstandts und erfarungb/ reden und schreiben laß/ wie er dan anzweifel e'uren' curf'urstlichen' g'naden' allenthalben des handels gnanter von Tumen untericht getan hat und bedarff meiner antwurt oder schreibens nit allein. das ich E'uren' curf'urstlichen' g'naden' demutig danck sag/ welchs ich also hie mit cgetan wil h ctun/ und ich danck euren curf'urstlichen' g'naden' auch vleissig und sonderlich umb die wonung welche mir E'uer' curf'urstliche' g'nad' auffim Sloß alhie gnediglich/ das sterben lang gelihen/ weil aber der almechtig got unß so gnediglich und gute anzeig tut/ das wir unß deß sterben nit befaren4/ hab ich mir ein wonung bey der Kirchen gelegen gemittet5 und dancke E'uren' Curf'urstlichen'g'naden' gantz unterdeinig⟨.⟩ Was aber E'uer' curf'urstliche' g'nad' mir abwesenden/ von wegen der pfar zw Ulstet und dem Capittell haben lassenn schreiben6 ‖ [51v] hab ich eingenomen7 und mich zcimlicher8 antwurt vernemen lassen9/ uber die selben Bith ich E'ure' curf'urstliche' g'naden' wissen/ das ich gemelt pfar eher verlihen hab dan ich hab konnen merken/ das umants10 in E'uer' churf'urstlichen' g'naden' hoff von soliger verledigung bewust ghatd/ etc. Wan auch E'uer' Curf'urstliche' g'nad' meinem vicarien solich ius patronatus liber dan mir gundetet/ wiewol mir das selbich zusteet/ idoch wil ich E'uren' curf'urstlichen' g'naden' zw gefallen/ das lassen gescheen/ das aber unser keiner haben solt/ mag mit gutem gewissen und recht/ nit bescheen/ hoit aber E'uer' Curf'urstlich' g'nad' umants der mich/ das auß der bullen Julii11 oder auß dene rechten vorstendigen kan/ daß solig veranderung tunlich sey ich wil mich gern lernen lassen und den selbigten als meinen maister eren/ wan aber/ das an sundt und an uberfarung12 godtlicher gesecz nit furgnumenn und gevodert13 werden mag/ So bithe E'ur' Curf'urstlich' g'nad' wollen mich zu sunden/ der ich doch an derselbenn sonst vol bin/ nit betringen Sonder den handel/ mit E'ur' Curf'urstlichen' g'naden' gut gewissen und gerechtigkeit zu recht lassen versprechen14/ wie ich mich ym Latin15 schon erboten hab/ Dan ich bin in allen sachen E'uren' Curf'urstlichen' g'naden' gehorsam zw leisten gutwillig und bereit⟨.⟩ Bithe ‖ [52r] auch E'uer' curf'urstliche' g'nad' wellen mir deß eilens schreiben nit verargen/ dan ich hab nit ein halb stun16 zu schreiben gehabt und das E'uer' curf'urstliche' g'nad' mein gnediger Her sein wolle das wil ich mit meinem gebeth und willigen diensten unterdeinige zu verdien alzeit mit vleiß bereit seyn⟨.⟩/ eyling zw Wittemberg geben/ dinstags nach dem Sontag judica xvii
E'uer' Curf'urstlichen' g'naden'
unterdeiniger
williger capellan
Andres Carolstadt
doctor
archidiacon
zu recht lassen versprechen: einen Rechtsspruch einholen zu lassen. In KGK 52, hatte Karlstadt vorgeschlagen, ein unabhängiges Urteil einer auswärtigen Universität einzuholen.