Nr. 62
Explicationes zu Andreas Karlstadts 151 Conclusiones
[1517, Sommersemester]

Einleitung

Bearbeitet von Ulrich Bubenheimer und Bearbeitet von Alejandro Zorzin

1. Referenz↑

Augustinkommentar (KGK 64)1; Brief Karlstadts an Spalatin vom 5. Februar 1518 (KGK 69); Defensio (KGK 90).

2. Inhaltliche Hinweise↑

Aus dem Brief an Spalatin vom 5. Februar 1518 geht hervor, dass Karlstadt Erläuterungen zu Thesen von ihm verfasst hatte, die er zu diesem Zeitpunkt im Druck veröffentlichen wollte.2 In seiner Anfang September 1518 verfassten Defensio gegen Eck (KGK 90) verweist Karlstadt auf Erläuterungen zu seinen Erstlingsthesen3 und stellt in Aussicht, sie drucken lassen zu wollen, wenn Eck darum bitte.4 Dass Karlstadt sich im Brief an Spalatin sowie in der Defensio auf dasselbe Werk bezieht, ist naheliegend. Dabei handelte es sich um Erläuterungen zu seinen 151 Conclusiones vom 27. April 1517 (KGK 58), die Thesenreihe, mit der Karlstadt zuerst seine neuen durch intensive Augustinlektüre gewonnenen Anschauungen dokumentiert. Das Briefdatum (5. Februar 1518) bietet somit den terminus ante quem für die Fertigstellung dieser Erläuterungen, die er auch probationes5 nennt. Der Hinweis in Karlstadts Defensio macht zudem klar, dass sie im September 1518 immer noch nicht gedruckt worden waren. In seinem Augustinkommentar verweist Karlstadt öfters auf seine [Erstlings-]Thesen bzw. auf Erläuterungen zu denselben. Dabei ist besonders folgender Verweis aufschlussreich: Viele [Belegstellen] über diese Sache und vollständiger habe ich in der Erklärung der 23. These diktiert.6 Das bedeutet: Karlstadt hat seine 151 Conclusiones in einer Vorlesung oder Kolleg erklärt und – in dem damals üblichen Stil – seinen Studenten diktiert. Deshalb – und nicht, weil er die Studenten auf den künftigen Druck hinweisen will, wie Kähler zu suggerieren scheint7 – kann Karlstadt die Studenten in seiner Augustinvorlesung wiederholt auf diese Erläuterungen hinweisen.8 Es bedeutet, dass die Studenten in ihren Nachschriften nachlesen können, jedenfalls soweit sie die Vorlesung über die 151 Conclusiones gehört haben. Über diesen Weg sind Karlstadts Erläuterungen zu seinen 151 Conclusiones handschriftlich verbreitet worden.9