Bearbeitet von Alejandro Zorzin
1. Überlieferung↑
Editionen:
- Olearius, Scrinium (1671), 9–15 [Digitalisat].
- Olearius, Scrinium (1698), 9–15.
- Gerdes, Scrinium, 297–301 [Digitalisat].
- WA.B 1, 141–144 (zu Nr. 59).
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 110f.
- Bubenheimer, Consonantia 124 Anm. 213 und 226 Anm. 135.
2. Inhalt und Entstehung↑
2.1. Inhalt und Entstehung↑
Karlstadt plant, bald ein Büchlein über die Buße
herauszugeben, die in Jesu Aufforderung, das Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen,
zusammengefasst sei. Ein Eingehen auf Spalatins
[1.] Frage, inwiefern man Ablässe verdienen müsse und was sie seien
, wird
damit nebensächlich. Zu Spalatins anderer [2.] Frage, wie ein Mensch sein Werk zu
einem Werk Gottes machen könne
, verweist Karlstadt ihn auf Augustins Schrift Gegen zwei Briefe der Pelagianer1 und die des Ambrosius
Von der Berufung aller Heiden.2 Die in letzterer angeführte Stelle Mt 15,13 (Jede Pflanze, die nicht der himmlische Vater gepflanzt
hat, wird ausgerissen) reiche aus, den Wert eigener Leistungen zunichte zu machen. Karlstadt bekräftigt die biblische
Beweisführung unter Bezug auf Jesus’ Auseinandersetzung mit Petrus (Mt 16,21–23) und folgert, dass der Mensch […] durch kein Bemühen seine
eigenen Werke zu Werken Gottes machen könne
. Er verweist Spalatin auf drei Stellen in seinem Augustinkommentar und gibt an, eine Fülle weiterer Beweisstellen
in den Erläuterungen zu seinen [151] Thesen gesammelt zu haben.
Diese wolle er gerne drucken lassen, benötige dafür jedoch (wegen seiner durch Bücher verursachten
Geldnot) eine kurfürstliche
Unterstützung von 30 Gulden für das Papier. Mit Anklängen an einschlägige
Bibelstellen unterstreicht er die Unfähigkeit des Menschen zu guten Taten und dessen Abhängigkeit von Gottes
Initiative; abschließend fasst er die nötige Grundhaltung in der Bitte zusammen: Herr Gott, gib mir
die Werke, die ich nach deinem Befehl machen soll. Gib mir das, was du befiehlst, gewähre mir, was du
anordnest.
Eine weitere [3.] Frage Spalatins (an welchen Stellen die Logik für die
Theologie notwendig ist
) beantwortet er (unter Verweis auf 1. Kor 3,19 und Kol 2,8) negativ; dialektische Fertigkeit
könne genauso an Bibelstellen eingeübt werden, die schwierig und rätselhaft sind
. Das bedeute
jedoch nicht, dass der Unterricht der
Dialektik ausgemerzt werden müsse, aber ein Buch (wo jetzt zehn verwendet werden) würde dazu
reichen. Änderungen des Studiums in Wittenberg will er
lieber im persönlichen Gespräch mit Spalatin erörtern.
2.2. Inhalt und Entstehung↑
Zwei der (drei) Fragen, mit denen sich Spalatin vor dem 5.
Februar 1518 an Karlstadt wandte, richtete er kurz darauf auch an Luther.3 Im Vertrauen schrieb dieser Spalatin zurück, dass die Ablässe nichts als Täuschung der Seelen seien und nur denen nützten, die
auf dem Weg Christi faul sind. Und wenn unser Karlstadt diese Meinung nicht hält, ist mir doch
gewiss, dass er sie [= die Ablässe] für nichts achtet.
4 In
einem Antwortbrief an Spalatin (in der zweiten Märzhälfte
15185) spricht Luther das Thema wieder an, jetzt unter Bezug auf die Spalatin von Rom zugestandenen
Ablassvollmachten und Beichtprivilegien.6 Letztere scheinen auch im Hintergrund von Karlstadts Antwort an Spalatin anzuklingen.7
Spalatin war auch noch im März 1520 mit der Ablasspraxis an der
Wittenberger Schlosskirche und den dort
angehäuften Reliquien involviert. Das bestätigt der Einblattdruck zum grossen Aplas der weysung des hochwirdigen heiligthumbs in Aller Heiligen stifftkirchen zu
Wittenberg (vom 18. März 1520)8, auf
dem sich Korrekturen von Spalatins Hand befinden.9
Im Brief verweist Karlstadt Spalatin auf bestimmte Passagen seines Kommentars zu Augustins De spiritu et littera; damit setzt er voraus, dass der sie in einem gedruckten Exemplar desselben nachlesen konnte.10 Zugleich trägt er ihm das Anliegen vor, dem Kurfürsten eine Spende von 30 Gulden für Papier nahezulegen, auf das Karlstadts Erläuterungen zu seinen 151 Thesen (vom 26. April 1517) gedruckt werden sollen. Das deutet nicht nur an, wie wichtig Karlstadt die Veröffentlichung derselben zu jenem Zeitpunkt war11, sondern auch, wie kostspielig sich die Drucklegung eines solchen Werkes für ihn als Autor gestaltete.
Ambro. de voca. omn. gen. li. i. c. ii. ad fi[nem]. et iii.
indulgentiis stationibus(!).