Bearbeitet von Alejandro Zorzin
1. Überlieferung↑
Editionen:
- Olearius, Scrinium (1671), 32–34 [Digitalisat].
- Olearius, Scrinium (1698), 32–34.
- Gerdes, Scrinium, 311f. [Digitalisat]
- Löscher, Reformations-Acta 2, 648–650 [Digitalisat].
- Eck, Briefwechsel, Nr. 61 [Digitalisat].
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 126.
- Eck, Defensio (Greving) 9, Anm.6.
- Kruse, Universitätstheologie, 169.
2. Inhalt und Entstehung↑
2.1. Inhalt und Entstehung↑
Karlstadt hat Ecks Brief erhalten und kann ihm nicht verhehlen,
dass ihm dessen Kritik an Luther sehr missfallen hat, denn er
habe ihm Majestätsbeleidigung vorgeworfen und ihn als aufrührerischen Böhmen beschrieben. Geschriebenes – so
Scotus – mache seiner Natur nach Dinge öffentlich und sichtbar.
Widerspruch dagegen war notwendig, deshalb habe er gegen einige von Ecks Thesen eine Verteidigung veröffentlicht; sie werde bereits im Umkreis Wittenbergs verkauft. Wenn Geschehenes ungeschehen gemacht werden könnte, wollten
sie die Kritik lieber mit Geduld ertragen als kämpferisch angehen. Wegen Ecks Gewandtheit und Scharfsinnigkeit habe Karlstadt ihn und nicht den
ungelehrten Inquisitor
[Tetzel1] als Gegenüber haben
wollen. Er hoffe, dass Eck vom Saulus zum Paulus werde und sich ihnen anschließt. Karlstadt habe keinen streitenden
Esel
, sondern einen edlen Löwen, einen redegewandten [Evangelisten]
Markus
als Gegenüber gesucht, damit er durch dessen
Stileleganz und klaren Gedankenaufbau selbst herausgefordert ist. Eck möge geschehene Kränkungen entschuldigen; wenn er weiter Kritik vorbringen wolle, sollte er
abwägen, ob sie gegen einen Menschen oder gegen die Heilige Schrift gerichtet ist. Karlstadt hat
beschlossen, ohne Rücksicht auf seine eigene Person lieber Krieg und tyrannische Bedrängnis
auf sich zu nehmen, als einen falschen Frieden
zum Schaden der göttlichen
Zeugnisse
. Er wünsche Eck nichts Böses, wolle aber
erreichen, dass Gottes Wort, das in unserem unglücklichen Zeitalter unselig im Verborgenen ist,
süßer, deutlicher, ja sogar strahlender werde
. Luther
lebe hoch, der es unternommen hat, das Gesetz Gottes im Mark freizulegen
. Eck, der Freund, lebe auf seine Art hoch; wenn dennoch Feind, dann möge er ein
aufrichtiger Liebhaber der Wahrheit sein.
2.2. Inhalt und Entstehung↑
Karlstadt geht in seinem Antwortschreiben auf die von Eck in
seinem Brief vom 28. Mai 1518 angesprochenen Punkte ein. Er lässt dessen Argument, er habe seine Vorwürfe
gegen Luthers Thesen privat und nicht öffentlich geäußert, unter
Verweis auf Scotus nicht gelten. Karlstadt spricht Luther in diesem Brief seine uneingeschränkte Anerkennung aus,
wobei er Luthers Leistung auf das Sichtbarmachen des
Gesetzes Gottes
fokussiert. Mit seiner durchdachten und bestimmten Antwort an Eck will Karlstadt weder die in ihren Anfängen liegende
Freundschaft aufkündigen, noch jene theologischen Grundaspekte verschweigen, die ihrer Rivalität Vorschub
leisten. Ecks zeitnächste Antwort an Karlstadt findet sich am
Ende seiner Defensio, in der an Andreas
adressierten Schlussrede
vom 1. August 1518.2