Bearbeitet von Alejandro Zorzin
1. Überlieferung↑
Editionen:
- WA.B 1, 208, Nr. 96 (unvollständig).
- Bainton, Boston.
- WA.B 12, 13–15, Nr. 4214.
Das Autograph wurde auf einer Unterlage fixiert, daher ist die Blattrückseite (möglicherweise mit der Adressierung) nicht einsehbar.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 126 Anm. 174f.
- Bainton, Boston.
- Brecht, Luther 1, 242.
- MBW 1, Nr. 27.
2. Inhalt und Entstehung↑
2.1. Inhalt und Entstehung↑
Nach Ankunft in Nürnberg will Luther trotz Versuchen, ihn davon abzubringen, weiter nach Augsburg reisen. Ecks Ansehen sei geringer als vermutet;
er agiere gegen die Wittenberger. Ein Büchlein, das Luther
mitschickt, verstärke diesen Verdacht. Ein mehr als heidnischer Dichter
habe es
zusammengetragen1; darin
werde deutlich, was Eck und seine Anhänger gegen Luther und die Seinen planen. Morgen reise Luther mit Wenzeslaus
[Linck] u. a. nach Augsburg weiter;
dorthin strömten auch die Dominikaner, wie Wölfe zum Lammfraß.
2.2. Inhalt und Entstehung↑
Bei den von Luther in der ersten Briefzeile als optimi
viri
angesprochenen Adressaten wird es sich um den Kreis seiner Wittenberger Bezugsgruppe handeln. Im Schreiben,
das Luther zehn Tage darauf aus Augsburg an Karlstadt richtete, bat er ihn, es […] unseren theologis, dem [Nikolaus von] Amsdorf, dem Philippo [Melanchthon], dem Otten [Beckmann] und anderen
zu zeigen.2 Bei dem libellus, den Luther an sie mitschickt und
auf den er in Nürnberg aufmerksam wurde, handelte es sich mit großer
Wahrscheinlichkeit um eine von Riccardus
Bartholinus3 verfasste Beschreibung des Augsburger Reichstags.4
In dieser in Augsburg gedruckten Schrift erwähnt der als Kaplan des
Kardinals Matthäus Lang, als Hofpoet und Historiograph tätige
Bartholinus kurz ein Gespräch mit Eck am Rande des Reichstages und dass dieser ihm seine Verteidigungsschrift gegen
Anhänger Luthers, die ihn verunglimpft hätten, gezeigt
habe.5 In der darauf folgenden Passage übt
Bartholinus Kritik an von Missgunst geleiteten
Theologen, die alles verwechselten, wobei er wahrscheinlich die Wittenberger im Sinn hat.6
Luthers stark von biblischen Bezügen durchwirktes Schreiben macht durch den erst seit 1962 bekannten (auf Eck bezogenen) Mittelteil7 deutlich, mit welcher Aufmerksamkeit er – und der Wittenberger Kreis – die von Eck betriebenen kirchenpolitischen Aktivitäten verfolgte.8
Diese offenbar von einem Humanisten […] verfasste Schrift ließ sich nicht ermitteln.
[…] venit ad me Echius, vir sane doctus: post verba utrinque habita libellum ostendit. in quo obiecta quaedam sibi satis erudite diluebat, et quantum potui coniectura assequi, cuiusdam fratris Luther sectatores, qui, cum Echius ecclesiasticam dignitatem ac veritatem fortasse ipsam defenderet, in eum gravius quam ut Theologos deceret, invecti fuerant. Ego cum haec et similia fere animo repeto, stultos illos, immo stultissimos esse iudico, quorum opera ac studium solum in iis quae sibi nil praeter detrimentum ac iacturam parere possint versantur, a quibus tanto cautius abstinere debemus, quanto frequentioribus exemplis instrui possumus. ne contra parietem caput illidamus, cum hiis temporibus plus odii ac invidiae quam benivolentiae ac premii literati consequantur.Dazu am Rand:
Contra Theologos nostri temporis, qui omnia confundunt.(Bartholinus, De conventu (1518), 269, §31f.).