Bearbeitet von Alejandro Zorzin
1. Überlieferung↑
Editionen:
- Olearius, Scrinium (1671), 35–37 [Digitalisat]
- Olearius, Scrinium (1698), 35–37.
- Gerdes, Scrinium, 313f.
Literatur:
- Barge, Karlstadt 1, 135 u. Anm. 9.
- Bubenheimer, Andreas Rudolff Bodenstein, 19.
- WA.B 1, 213 Anm. 3.
2. Inhalt und Entstehung↑
2.1. Inhalt und Entstehung↑
Karlstadt ist aus Meißen von der bischöflichen
Rüstkammer
zurück; einem Brief Spalatins an ihn
entnimmt er, dass keiner der von ihm an Spalatin gesandten
Briefe diesen erreicht hatte. Mit einem Priester als Boten hatte Karlstadt am 13. Oktober eine Sendung an
Spalatin geschickt; er vermutet, der Bote könnte der Pest zum
Opfer gefallen sein und entschuldigt sich bei Spalatin für das,
was verloren gegangen war (u. a. Karlstadts Verteidigung, Spalatins Klagen der dunklen [Männer] und ein Brief des Dr. [Bartholomäus Arnoldi aus]
Usingen). Was Spalatin ihm
vom Hass der Leipziger
[gegen die Wittenberger] berichtet, überrasche ihn nicht. In Meißen habe der Domdekan [Johannes
Hennig] ihn keines Wortes gewürdigt; mit den Herren [Magnus] Hund und [Hieronymus Dungersheim aus]
Ochsenfurt habe Karlstadt geredet, jedoch ohne Erfolg. Beim Versuch,
herauszufinden, was sie planten, stieß er einzig auf Hass. Er habe aus Liebe zur Wissenschaft beschlossen,
gegen sie zurückzustechen. Er werde es ohne Hinweis auf Namen und Titel tun, aber so, dass ihnen deutlich
wird, dass sie damit gemeint seien. Philipp
[Melanchthon] findet er liebenswert und loyal, sehr gelehrt und begabt; Karlstadt setzt
große Hoffnungen in ihn und befürchtet nicht, dass er Wittenberg
verlassen wird. Er schickt Spalatin zwei Exemplare
[seiner Defensio], damit er sie weiterleitet und bittet ihn,
Karlstadt dem Kurfürsten und einigen Hofleuten
anzuempfehlen.
2.2. Inhalt und Entstehung↑
Am Montag, den 18. Oktober 1518, hatte in Meißen die Konsekration des
Johann VII. von Schleinitz1 zum Bischof stattgefunden. Wohl zu diesem
Anlass war Karlstadt nach Meißen gereist und nutzte seinen Aufenthalt,
um im Kreis der Domherren (den er ironisch bischöfliche Rüstkammer nennt) Gespräche zu führen. Am Mittwoch,
den 20. Oktober, war er wieder in Wittenberg zurück und entnahm einem
während seiner Abwesenheit eingetroffenen Brief Spalatins (KGK 95), dass mehrere Briefe und eine Sendung Karlstadts –
die er am 13. Oktober abgeschickt hatte – verlorengegangen waren. Karlstadt Angaben zum Sendungsinhalt
([…] apologeticam nostram, tuas […] obscurorum miseras lamentationes, ac literas Doctoris
Vesingii[…]
) lassen sich folgendermaßen interpretieren: als erstes könnten entweder die Apologeticae Conclusiones (KGK 85)
oder, wahrscheinlicher, die Defensio gegen Eck (KGK 90) gemeint sein; mit Spalatins
jämmerlichen Klagen der dunklen [Männer]
könnte es sich um einen
Spalatintext, aber wohl eher um eine Schrift gehandelt haben, die dieser Karlstadt ausgeliehen hatte. Spalatins und Karlstadts Interesse an Reuchlin und seinem Prozess (vgl. KGK 14, und KGK 28) legen nahe, dass es sich möglicherweise um ein
Exemplar der im März (bzw. August) 1518 in Köln gedruckten Lamentationes obscurorum
virorum gehandelt haben könnte.2 Beim dritten
Hinweis auf […] den Brief Doktor Vesingis, der unsere Anmerkungen (notae) ausdrücklich gutheißt […]
, könnte es sich um einen Brief des
Augustiners und Erfurter Dozenten Bartholomäus Arnold
(aus Usingen)3 an Karlstadt (?) gehandelt haben, in dem sich der wohlwollend zu Thesen des
Wittenbergers äußerte (vielleicht aus den Apologeticae Conlusiones).
Ortwino Gratio auctore) wurde im August 1518 veröffentlicht (vgl. Gratius, Lamentationes 1, 328–416).
Cum doctore Usingen pluribus quam cum omnibus aliis egi, ut persuaderem (Erat enim socius vectureae), Sed nescio an quid profecerim. Cogitabundum et mirabundum reliqui.).