[Meilenm.] | |
Nach dem wir gestriges abends vnsere
pfingstpredigt gelesen, seindt wir heütte fortgereyset, von Soye auff, klein Ammergau, |
1½ |
Groß, Ammergau, oder ObernAmmergaw
Jst das Dorff, darinnen die pawren, so schöne künstliche sachen von holz schnitzlen, wie in der Bayrischen kunstkammer zu sehen. |
½ |
Vber daß waßer die Ammer genannt, welche
|| [[Handschrift: 32v]]
Bayern.gar fischreich, sonderlich von fohren vndt Eschen.
Daß Benedictiner closter Etal,
eine viertel meile, von Groß Ammergaw,
von welchem kloster, wir einen hohen berg
hinab gemußt.
Es ist vndter den bergen ein spiziger
hoher felß bey gemeltem Ammergaw,
allda die pawren au<n> ihrem pfingst-
Montag zu tanzen pflegen.
Nicht weit darvon soll es auch einen
schönen roten Marmelbruch haben.
[Meilenm.] | |
Bartemkirch, Mittages futter, | 2 |
Mittenwaldt nachtlager | 3 |
Jst also von Soye nach Mittenwaldt
vnsere Tagreyse <Sieben meilen>.
Jn dem thal bey<darinnen> Mittenwaldt lieget,
hat es hohe spizige berge, waldicht vndt
felsicht. Durchs thal, welches zimlich
lustig, fleußt die Jser.
Sonsten seindt die meisten berge so wir
heütte gesehen, voller Gemsen, vndt wildpret,
auch federwildpret als Awerhanen, Schneehennen,
Spielhennen, etcetera[.] So hat es auch stadtliche
trifften vndt viehezucht auff den bergen, welche
sie verleyhen, vndt guten nuzen darvon haben. Sie
heißen, dieselbigen trifften, hier zu lande Alben.
Meilenm. | |
Von Mittenwaldt, nach einem dorff,
welches das erste dorff in der Graf- schafft Tyrol ist, vndt vber die Jser- brücke darbey der Marckstein, welcher die gräntze zwischen Bayern vndt Tirol, scheidet. |
1 |
Daß kloster Sefeldt | 2 |
Sereyt ein dorff
vor demselben einen hohen berg hinab, in das schöne Jnthal, welches fruchtbar an korn vndt lustigem wiesewachs, darinnen viel Städel zum hew seyn. |
1 |
Cirle ein Marckfleck
Da Eine halbe meile darvon, ist das creütz in einer höle am felsen, zu sehen, allda sich Kayser Maximilian 1. nach den gemsen verstiegen. Vnten zimlich weit darvon an der straße siehet man die rechte höhe deßelbigen creüzes welches oben gar klein scheinet, vndt hat man länger, als eine stunde, hinauff zu klettern. |
1 |
Jm Jnnthal seindt feine schlößer vndt
feine dörfer nicht weit von einander. |
|
|| [[Handschrift: 33v]] | |
Jnspruck von Cirle
Jst die haüptstadt in Tirol, dadurch der Jnn fleüßt, vndt ligt im Jnthal zwischen den bergen, <die residentz an izo Erzherzogs Leopoldj des Kaysers bruder.> |
2 |
Nota Bene[:] Gegen gemeltem crucifix ist das
Jägerhauß, da die Erzhertzoge des Nachts
pflegen zu verbleiben, wann sie die gemsen
verfolgen.
Ob ich zwar vnbekandt zu Jnspruck,
habe sein wollen, vndt mich deßwegen
beym Stadthalter dem herren von Bemmel-
bergk anmelden laßen, so hat doch
der Erzherzog Leopoldus zu mir geschickt,
einen Graffen von Turn, mich ins Schloß
führen laßen, freündtlich entpfangen,
wol tractiret, viel mit mir geredet,
vndt mit sich eßen laßen. Nach dem
eßen, seindt wir im garten spatziret,
die pferde besichtiget, welche er eines
theils vorziehen laßen, vndt hat mein
Bayerisch pferdt mir aufbehalten.
[Dienstag, 3. Juni]
Dienstag♂ den 3. ⁄ 13. Iunij. Dieweil sich der Erzhertzog
mit dem fieber endtschuldigen laßen, vndt
ich auch albereit gestern abschiedt von ihme
|| [[Handschrift: 34r]]
Tirolgenommen, hab ich mich ferrners auf
die rayse gemacht, vndt zuvoren
den alten herren von Freyberg ange-
sprochen. Der Graff von Thurn, <des Conte
Raymundo
sohn, des Erzherzogs
kammerherr,> hat
mich eine meile weges hinauß be-
gleitet vndt abschiedt darnach genommen.
[Meilenm.] | |
Von Jnspruck auff Mattre
allda wir zur Mittage verblieben. Jn ein zimliches holzichtes vndt ber- gichtes thal gekommen, dadurch daß waßer die Sille, mit vngestümm, fließen thut, doch ist das korn, an ein theils orten, fein gestanden. |
3 |
Von Mattre auf Sterzingen
Nachtlager. |
4 |
Zwischen weges, ohngefehr auf eine halbe
stundt von Mattre fähet sich der
berg Brenner genannt, an, welcher
der höheste so wir auf dieser rayse
in dem Alpischen gebürg zu paßiren.
Es ist aber so leicht hinan zu kommen, daß
man fast nicht weiß ob es ein berg ist,
vndt bringt man wol ein anderthalb stunden
zu, hinauff zureiten, Oben auff hat es einen
See, Jtem ein badt das brenner bad genandt.
|| [[Handschrift: 34v]]
Auff den seytten hat es vberall hohe
berge.
Wir haben auch zwischen Mattre vndt
Sterzingen einen ort gesehen, allda
vor 15 Jahren, ein berg herab gefallen,
(inmaßen es die felsen vndt steine
auch die lücke in dem berge klärlich
außweisen,) mit einem solchen gedöne
daß man es zu Jnspruck soll gehö-
ret haben.
Es ist fast auf hal 2½ meile von
Mattre ein paß, vnterm Lueh
genannt, allda man<wir> die fede, von
Augspurg vndt Jnspruck, weysen,
vndt sich anmelden müßen.
Nicht ferrne darvon ist eine kupferne
Taffel an der landstraße zusehen,
wie Kayser Carll der 5. vndt
sein bruder Ferdinandus, mit vielen
königreichen gezieret vndt vermehret
anno 1530 einander alda begegnet.
Sterzingen ist ein Städtlein.
Nota Bene[:] Daraus ist die höhe des Brenners ab-
zunehmen, daß die waßer nach Suden vndt
Norden, recht contrarie herab fließen. perge
Meilenm. | |
Von Sterzingen nach Brixen
Jst ein schloß vndt städtlein auch stifft dem Erzherzog Carll zu- ständig. Vff eine halbe meile von Brixen seindt wir durch einen verwahr- ten paß kommen, welches der ander paß auf diesem wege. |
4 |
Von Brixen, nach Atzwangen zum
külen keller Nachtlager. <Auf ½ weg ist die Clausen, dabey ein schloß in der höhe.> |
4 |
Nota Bene[:] Eine meile von Sterzingen zu
Mauls genandt ist eine antiquitet,
an einem stein, deßen vberschrifft:
En Monumentum Ethnicum,
Infra Situma M. DC. XV. D. M.
Die rechte schrifft heißt also:
Dis Manibus Aureliæ Ruffinæ, Matrj,
Ælius Quartinus.
Den heütigen ganzen weg, haben wir eine
schöne gegendt, von weinwachs, wiesewachs,
holtz, getreyde, schönen flecken vndt heüsern,
in dem thal, dadurch der strenge fluß
Eysack fleüßt, <zu raysen> gehabt. et cetera
Meilenm. | |
Von Atzwangen nach Botzen
Jst eine feine stadt, vndt eben der vmbgang des papistischen Fronleichnamstag, auch Jahr- marck gewesen |
2 |
Von Bozen (Bolsano), nach Neü- marck nachtlager |
3 |
Wir haben heütte einen lustigen
weg, zwischen schönen feldern, wein-
wachs, getreyde, gärten, sonderlich
vmb Bozen herumb, allda feigen-
baüme, Granaten, <Mandeln[,] pomeranzen> vndt andere
Jtaliänische früchte wachsen, gereyset.
Bozen ist fast noch halb mal so groß
meines erachtens als Brixen, vndt
seindt beyde mit gängen vntern
haüsern, wie Padua gebawet.
Vnterhalb Bozen kömpt die Etsch,
l'Adige, ein strom so nach Verona
vf Trento zu fleüßt, auß den bergen
herab, vndt wirdt durch den Eysack,
so hineyn rinnet, zu einem zimlichen waßer- || [[Handschrift: 36r]]
strom gemacht.
Zwischen Botzen vndt Neẅmarck <vf eine
kleine
meile von
Neümarck>, haben
wir auch zur rechten handt vber der
Etsch den berühmbten flecken, Tra-
münde, da der gute wein wächset,
liegen laßen.
Wegen großer hize haben wir
heütte keine größere tagreyse
nehmen können, doch hat sichs gegen
abendt aufgekület, geregnet vndt gewittert.
Man heißet das landt, dadurch die
Etsch rinnet vndt wir dran herziehen,
so lang es Oesterreichisch ist, das Etsch-
landt, vndt hat viel wein wachs, es
ist sich aber vor vber maß derselbigen weine,
dieweil sie in die glieder schlagen, vorzusehen.
[Meilenm.] | |
Von Neümarck nach Trent
in einem lustigen weg, zwischen den bergen her, welche <oben auff> sehr fruchtbar sein sollen. So hat es hin vndt wieder schöne weingärten, wiesen, getreyde vndt holtz, auch flecken vndt dörfer, dißeyt vndt ienseit der Etsch, (l'Adige)[.] Trent ist eine alte stadt vndt Erzstifft dem Cardinal Madratz zuständig, wegen des Concilij. |
4 |
|| [[Handschrift: 36v]] | |
Von Trent nach Borgo di Val Sugana
Nachtlager, d<e>inem von Dietrichstain<Welsperg> zuständig. |
4 |
Vndterwegens abermals einen lustigen weg
gehabt vndt die Nachtigall lieblich singen
hören.
Auf zwey meilen von Trient, ligt Perzine
schloß vndt flecken, von dannen vf eine
meile weges ligt, Levego auch ein flecken,
Man fänget zu Neümarck albereit an,
welsch zu reden, vndt so fort an, wie wol
doch auch vberall die deütsche sprache gere-
det wirdt.
Es hat auch heütte auffm wege, viel
welsche Obsbeüme gehabt.
Von Neümarck, seindt wir auff Salurn
zukommen, ist ein schloß vndt städtlein, auf
eine meile von Neümarck. Von dannen
auff Nevis, oder L'Avis, zwey meilen
von Salurn, vndt dann auf Trent eine.
[Meilenm.] | |
Vom Borgo auff Grigno
Vndter wegens das Castel divan einem herren von Wolckenstein, wie auch Grigno zuständig. |
2 |
Eine welsche meile oberhalb Borgo, entsprin- || [[Handschrift: 37r]] Jtalia.get daß waßer die Brenta vndt rinnet hinunter auf Bassan Primolan, Bassan, Padoua vndt Venedig. |
|
Von Grigno auf Bassan | 4 |
Eine meile von Grigno ligt Primo-
lan, allda sich die Marca Trevisana
vndt Venediger gebiet anhebet.
Wir haben vns am Lazaret angeben,
vndt vnsere zeügnüße Lettere dj fede,
aufweysen müßen, welche dann an
vielen orten vndterwegens, vnter-
schrieben worden.
Eine gute halbe stunde von Primolan
ligt zur lincken handt am berge,
die Oesterreichische festung, il cobolo
genannt. Jst 36 klafter hoch, in
einen felsen, als ein blockhauß ge-
bawet. Hat ordinarie 12 soldaten,
vndt sieben stücke vndt falckoneten,
welche auff die <enge> landstraße (als welche
schmal auf der rechten seytten daß waßer,
auf der lincken den waßerfluß Brenta haben)
commandiren können, vndt soll auff 4 Jahr,
proviantiret seyn. Wir haben einen trunck gethan.
Daß waßer
Sonsten hat es hin vndt wieder feine
flecken, vndt ein landt wie gestern,
ohne gegen Bassan, allda das landt
viel schöner noch, mit weingärten,
korn, obs<fruchtbarn> baümen als Öelbaümen,
Maulbeerbaümen, Castanienbäu-
men, <feigenbaümen perge> in menge gezieret ist, dann
waß die Nußbaüme anlanget,
haben wir derer ein tag drey hero
so viel gesehen vndt heütte daß wir
derselben vberdrüßig worden.
Wir ziehen noch immer, zwischen den
bergen her, welche holz vollauff
haben, aber doch ein tag zwey hero
sich verkleinern thun.
Bassan ist eine lustige stadt, vndt
Schloß, in der Marca Trevisana
gelegen, der herrschafft Venedig zustän-
dig, vndt hat feine gärten darinnen
pomerantzen[,] Citronen vndt andere
köstliche früchte aufwachsen.
Daß Oesterreichische gebiet beym Cobolo,
gehet vber einen büchsenschuß nicht,
vndt haben wir allda einen Soldaten sich sehen
am Seyl hinauff vndt herab laßen, dann
sonsten kein weg hinauff. et cetera
[Meilenm.] | |
Von Bassan auff Courteruolo
Vndterwegens, auf Cittadella, zu kommen, ein lustiges Städtlein. Zu Courteruolo haben wir einen lustigen pawrentantz gesehen, welcher mit vnserer ho ver- wunderung, dem Frauenzimmer sonderlich erbar vndt wol, wegen schöner ordnung vndt cadentz angestanden. |
2½ |
Von Courteruolo nachmittages vollends
gen Padoua Vndterwegens ein schöner flecken Limina vndt schöner pawrentantz. |
2½ |
Der weg ist so schön eben, wie es in
der Lombardia pfleget zu seyn, zwischen
schönen geraden baümen welche albern oder
alberj genennet werden, wiewohl sonsten
insgemein, alle baüme alberj <auf lombardisch, auff
Toscanisch
aber arborj,> heißen, doch
wirdt dieser in spetie albero genennet.
Es fleüßt das waßer die Brenta, b durch
Padoua, vndt fährt man Täglich, darauff,
ab vndt zu, nach Venedig.
Padoua ist eine große vndt <zimlich> feste stadt der
herrschafft Venedig zuständig, berühmbt wegen
ihres allters, vieler kriege so sie außgestanden,
vndt daß ihre Jnnwohner Venedig helfen aufbauen
zu Attilæ zeiten, Jtem wegen der Academie allda
sonderlich aber der Medicin so allda in flore.
Padua. So hat es auch das vhralte grab des Anthenoris
derselben stiffters als er von Troja kommen alda,
Jtem des Titj Livij, vndt ist sonsten vieler
vornehmer leütte vatterlandt. Hat feine
haüser, schöne kirchen, vndt lustgärten, daß
man gleichsam in der Stadt vndt im felde
zugleich seyn kan, <sonderlich aber
ists schön in
der stadt weil
es allenthalben
gänge oder
porticus
darinnen im
truckenen zu
gehen.> vndt hat einer ein vierdt-
halb stunden zu gehen, der herumber gehen will.
So ist der wall vndt die pasteyen herumb
mit baümen besezet, welches lustig anzusehen.
Jch hab mich anno 1614 in dieser Stadt den
winter vber, auffgehalten, vndt hat es
Ritterspiel genugsam alldar.
Ein hauß zu Padoua, bestellet.
Einen gauckler, welcher seltzame sachen, mit
karten, vndt sonsten gemacht, zugesehen, <dann
er vnter andern eine karte des Tisches lang gehen machen.>
Brieffe nach Venedig, vndt nach hauß ge-
schrieben.
Den Juden viel kleider abgekaufft.
Jn mein hauß gezogen, welches im Divinal, aller
nähest beym Santo, alda wel<so ich vmb> 10 kronen
den Monat gedinget, vndt ist mit allem haußgeräthe
versehen, 5 kammern vndt einem Sälchen, auch küche
vndt keller, weißem zeüge etcetera daß wir nichts dann
eßen vndt Trincken vndt holtz herein zu schaffen haben. <Nota Bene[:] vel quasj
dann wir es
hernachmals wol
inne worden.>
Jn des Lipsij constantia, nach vollendetem gebeht
gelesen, vndt in dem principe Christiano, traducirt.
Den Francesco Makob zu gaste gehabt.
Mit dem Morello conversirt. Dem Peter Tervis, vnserm reitt-
botten abschied gegeben.
Den Obersten Obentraut, welcher mich besucht,
angesprochen.
Doctor Spiegel, hat mich, heimbgesucht.
Jch hab Börsteln vndt Hallweylern,
nach Venedig geschickt.
Jch bin mit Stammern hinauß auffs Pra
della Valle vndt al Santo: (Sankt Antonio)
spaziren gegangen, welches die haüptkirche
hüpsch gebawet, vndt mit einem schönen
altar gezieret. Vor der kirchen ist die
bildnüß des berühmbten Obersten Gatta-
melata, auff einem pferde <in Metall
gehauen> zu sehen.
Als ich anno 1613 vndt 1614 alhier gewesen,
hab ich diese dinge alle besichtiget vndt aufge-
zeichnet, was ich zu Venedig, Padoua, Verona, Vicenza,
Genua, Florentz, Mantua, Parma, Siena, Livorno,
Pisa, Luca, Boloigna, Piacenza[,] Modena, Treviso,
Tortona, Regio, Cremona, Legnago etcetera ge-
sehen.
Jst der Doctor Spiegel, zu mir gekommen.
Jch hab mit dem Morello, die Spannische
sprache, zu lernen, angefangen.
Jm Melleficio Historico gelesen.
Donnerstag♃ den 12. ⁄ 22. Iunij.
Hat mir Doctor Spiegel der deutschen Medicus
<vndt Cavallier zu
Sankt Marco,> etwas eingegeben, die weil ich so voller hitze,
vndt er mir auch, die warmen bäder,
brauchen will.
Morello, hat mich, h in der Spannischen sprache,
vndterwiesen.
Jch hab gelesen vndt in kegeln geschoben.
Morello bey mir gewesen, <nach dem Doctor.>
Bey dem Tantzmeister Piccot angefangen,
auf der Mandore spielen lernen.
Jm Mellificio Historico, vndt sonsten gelesen. et cetera
Spatziren gegangen.
Hallweyler, vndt Börstel, seindt von Venedig
|| [[Handschrift: 40r]]
wiederkommen.
Die heyraht mit Spannien vndt Engellandt, soll noch vnge-
wiß seyn: Spannien will haben, man soll in Engellandt
vberall das exercitium Päbstischer Religion frey
laßen, die Spannier so mit hineyn ziehen werden,
der Englischen bottmeßigkeit nicht vnterwerffen,
vndt alle Engelländer so wieder Spannien dienen
bey straff der confiscation ihrer güter abfordern,
welche conditiones dann das Englische Parlament
nicht eingehen will, solte es gleich der König thun.
Die Liga zwischen Franckreich[,] Savoye vndt Venedig
<ist zwar,> gemacht, weil aber die ministrj Hispanisirt,
will es nicht recht fortgehen. Doch hat Franck-
reich dem Manßfelder 6 mille Mann zugeschickt.
Daß Feltlin bleibt in vorigem wesen.
Doctor Spiegel bey mir gewesen.
Jch habe für mich selbst etwas gelesen vndt traducirt.
Dieweil heütte der Papisten Johannis
fest, haben wir keine exercitia bey den Meistern,
vornehmen können.
Nachmittags in die Comedie gegangen, vndt daß
rahthaus im rückwege besichtiget, welches schön mit Mar-
melsteinen Seülen gezieret vndt mit bley bedecket ist.
|| [[Handschrift: 40v]]
Padua. Sonderlich ist darinnen denckwürdig der
schöne große Saal, welchen wir 118 schuch
lang vndt 37 breit gemeßen, auch einer
wol proportionirten höhe, ganz ohne seülen, ohne
daß es in der höhe eyserne klammern hat, welche
ihn zusammenhalten. Es ist darinnen des
Titi Livij, bild[n]üß, vndt Epitaphium
zu sehen, vndt sonsten vieler gelehrten Männer
bildnüße als des Speron Speronj, Jtem
des Petro d'Abano, vornehmer Philosophen,
wie auch des Tyrannen Eccelin de' Roman.
Oben auff an der wandt, sollens lauter Mathe-
matische, vndt Magische figuren seyn, darauß ein
ieglicher gleichsam seine Nativitet vndt wohin
er inclinire soll sehen können, wann er ein
wenig, dieselbe kunst, verstehet.
Doctor Spiegel bey mir gewesen.
Nach gehaltenem gebeht, vndt gesang, in des Scultetj
postille gelesen, daß das gesinde zugehöret, <der 1. Sontag, nach Trinitatis
vom Reichen Mann, vndt armen Lazaro.>1
Jm Französischen Märterbuch, gelesen.
Jn die Comedie spatziret Florinda ingannata.2
Die wochenrechnung, vbersehen.
Hat Geyer angefangen auff meinen verlag <beym Signor Antonio> reiten zu lernen.
Doctor Spiegel hat mir artzney gebraucht.
Jch hab mich mit dem Morell in der Spannischen
sprache, exercirt, vndt mit dem Tantzmeister
in der Mandore.
Nota Bene[:] die gesellschafft, die wir gestern die Come-
dien spielen sehen, ist vortrefflich gut, vndt ist
noch der alte vndt weitberühmbte Harlequin,
meister darüber. Sonsten seindt sie, vom Herzog
von Mantua bestellet.
Jn der Comedie gewesen.
<Hab ich Rohren, fechten
laßen lernen.>
Doctor Spiegeln, abends, zu gaste gehabt.
Hab ich angefangen beym Ian Simon <einem Napolitaner>
reiten zu lernen, vndt zum ring gerennet.
Zeitung daß die Holländer, Calis Malis in
Spannien, <vndt> Macao in Jndien eingenommen,
nach dem sie vor etlichen wochen, Sankt Jago
geplündert.
Morello vndt der Tantzmeister bey mir gewesen.
Jn die Comedie.
Auf der reitschule lection genommen.
Doctor Spiegel hat mir durch einen Wundarzt,
den fango oder Schleim von Sankt Piero
bey Abano, zur stärckung meiner
rechten achsel (wegen entpfangener
wunden, vor Prag) adhibirt. Solchen
fango hat man, beynebens dem waßer
der warmen bäder, durch zwey träger,
bringen laßen. Das waßer aber, hat er
nicht anders gebraucht, als daß er den fango
mitt abgewaschen, nach dem er ihn bey einer
stunde darauf liegen laßen, vndt darnach
mit öele den arm bestrichen.
Morell vndt mit der sprache, vndt daß
Tantzmeisterlein mit der Mandore, welche
beyde mit mir zue Mittag gegeßen.
Auffs eßen, (wie gewöhnlich), in vnser gärtlein, ge-
spatziret.
Jn die Comedie gegangen.
Donnerstag♃ den 19. ⁄ 29. Junij.
Den lettich oder fango, in gegenwart Doctor Spiegels
wiederumb gebrauchet.
Weil es feyertag, keine exercitia vornehmen
können.
Jn die kirchen al Santo, vndt inß kloster
Santa Justina gegangen, welches kloster
eines von den 4 fürnemsten in Jtalien ist.
Hat 130 Mönche Benedictiner ordenß,
vndt 140 mille Ducatj Venezianj einkommens.
Es ist eine große wolgebawete kirche,
mit Marmel gepflastert, vndt oben mit
runden Cupolen, thürnen[!] <wie auch
il Santo> (Cupole genannt)
gezieret. Der Chor ist sehwürdig, darinnen
<am altar,> Sanctæ Justinæ leichnam begraben ligt. Zur
rechten handt <zimlich
weit vom
altar> ist ihres bruders bildnüß in
weißem marmel oder allabaster gehauen.
Zur lincken Opilio Patauricus der stifter
dieses klosters. Daß holzwerck an den stülen
im Chor, seindt alles künstliche außgeschnittene
Historien aus der Bibell. Die kirche
ist noch nicht vollkömlich außgebawet, doch ge-
schicht es auß vorsatz, damit sie dem Pabst
nichts geben dörffen. Daß kloster hat
zwey große vndt drey kleine höffe, mit
genugsamen zellen, Refectorio, gärtlein, <küche vndt
keller> etcetera
versehen, vndter andern auch mit einem come-
dienSaal darinnen, Sie zu Faßnachtszeiten,
agiren.
Padoua. Der Cavallier, di Sankt Marco, Doctor Spiegel,
hat mit mir zue Mittag, gegeßen.
Nachmittags [in] der Comedie, le Astutie
di Harlequino genannt, vndt ihne selbsten
den berühmbten alten 75Jährigen Harle-
quin von angesicht, ohne larven gesehen.
<Sonsten in der Comedie hat er gewaltige fälle gethan.>
Geritten, vndt zum ring gerennet.
<Den fango gebraucht.>
Spannische sprache, mit Morell gevbet.
Auff der Mandore mit dem Tantzmeisterlein.
Brieffe, von herrvattern, FrauMuttern,
Henrich Börsteln, Monsieur la Beausse, Adolff
Börsteln, vndt bruder Ernsten entpfangen.
Zeitung daß herzog Christian, sich in vnser landt, ins ampt
Ballenstedt, einquartieret hat, vndt großen
schaden sein volck thue, ob sie zwar vorgeben,
Sie wollen dem Tilly, entgegen ziehen. <Dann die zeitungen geben daß
Herzog Christian des
Kaysers perdon
mit füßen soll
getretten haben.>
Geritten.
Die Spannische sprache, vndt Mandore
gevbet.
Den fango wiederumb gebrauchet,
welcher mir iedesmal durch einen
Balbierer in gegenwart Doctor Spiegels
gebraucht wirdt.
Nachmittages nach vollbrachtem
Schlaff, (dieweil solcher zu nachts,
durch die wantzen verstöret wirdt,)
in die Comedie gegangen, welche
vbergewöhnlich schön gewesen, dann
es hat sich der Dottore Gratian Brancalone<Boccalone>
trefflich sehen laßen, vndt mit männig-
lichs verwundern durch alle <freyen> künste, historien,
vndt handtwercke, gleich als ob er in
allen Meister, seine wißenschafft,
beredtsamkeit, stadtlich gedächtnüß,
vndt verstandt, herfür blicken<mirabiliter> gethan, <das
es wol schade, das er ein Comœdiant sein soll.>3
An statt einer predigt, in des Scultetj
postille zu hauß gelesen.
Den Cavallier Spiegel Doctorem Medicinæ
zu gaste gehabt, welcher vns künste
gelernet.
Nachmittags, in sein hauß kommen, ihne besucht,
vndt allerhandt feine sachen gesehen.
Geritten.
Mich in dem fango gesölet, an der rechten achsel
in gegenwart Doctor Spiegels.
Morell vndt Picot, bey mir gewesen, einer
zur Spannischen sprache, der ander zur Mandore,
Darnach haben Sie beyde mit mir gegeßen.
Nachmittags, Getantzt, beym Picot, auf
seiner schule, das erste mal, vndt hernacher
der Comedie zugesehen.
Es ist zeitung kommen, als sollte der hertzog
von Weymar, mit seinen beyden Regimenten[!]
vom Tilly, im lande zu Heßen geschlagen
worden seyn,
Jn die Comedie.
Auf die reitschule. <Doctor Spiegel
mit dem
fango.> Spannische sprache. perge Mandore. perge
Tantz. perge Comedie. Morello vndt Piccot
zu gaste gehabt. Jn die Comedie gegangen.
Brieffe, an herr vattern, Fraw Muttern,
Henrich, vndt Adolff Börstelln.
Morell, mit der Spannischen sprache.
Doctor Spiegel bey mir zur Mittagsmalzeit
gewesen.
Nachmittages in die Comedie gegangen.
Stammer ist kranck worden.
Geritten. Doctor Spiegel, mit dem fango.
Spannische sprache.
Mandore. Getantzt.
Morell mit vnß gegeßen.
Zeitung, daß der Printz aus Engellandt,
in Spannien, Päbstisch worden.
An Son Altesse geschrieben, durch die See.
Geritten, vndt zum ring gerennet,
wie ordinarie.
Den Hinike, Heßlern, vndt Brösiken,
beynebens dem Doctor Spiegel, zu gaste
gehabt.
Morello, ist zuvor, von wegen der
Spannischen sprache, zu mir kommen.
Rohr, der Edelknabe, ist auch, kranck
worden.
Zeitung kommen, daß zu Constantinopel,
Nota Bene[:] Es ist
falsch. die Türcken abermalß vneins worden
ihren Kayser vndt noch einen welcher Kayser
sein sollen vmbgebracht, vndt also ein
blutbadt von 40 mille personen vervrsachet.
Wir seindt nachmittags in die Comedie
gegangen, welches eine treffliche schöne
pastorelle gewesen, <beynebens einer lieblichen Musica
des Orphej.4>
Doctor Spiegel mir den fango adhibiren laßen.
Jch habe an statt einer predigt, in des
Scultetj postill etwas verlesen.
Nota Bene Zeitung daß der Churfürst von Saxen sich
wieder den Kayser declariret.
Jtem, daß der König in Franckreich,
in Artois, vndt Niederlandt einfallen will.
Jtem: daß die Holländer eine armada,
naher WestJndien, geschickt, in die provintz
Chily einzufallen.
Jtem: daß die Holländer die angebottene
trefues oder Stillstandt nicht einwilligen
wollen. Begehren endtweder einen guten
sicheren frieden, oder offenen krieg.
Jtem: daß der iunge Printz von Vrbin, todes
verblichen, welches die Venediger, nicht
gerne hören, dieweil ihnen der Pabst
(als dem es, wofern keine erben mehr
vorhanden )<sein werden> heimfället) auf der nacht-
barschafft zu mächtig werden möchte.
Nachmittags in die Comedie gegangen,
allda sich Harlequin gewaltig sehen laßen,
gestriges tages aber die Florinda, welche
sonsten sehr wol agiret vndt gestern des
Orphej person beynebens einer lieblichen
Musica repræsentiret hat. So seindt der
Pantalon5, der Lælio, die Lydia, vndt sonderlich der
Doctor Gratian6 in dieser gesellschafft außbündig.
Wegen haüptwehe vndt grimmen von
der großen hize welche diese Tage endt-
standen hab ich das reyten vnterlaßen,
vndt nach dem gewöhnlichen Morgen-
gebeht, in Doctor Spiegels gegenwart, den
fango gebraucht.
Es ist zeitung kommen, als sollte der
Manßfelder, den Cordoua geschlagen
haben. Die zeitung aber von Con-
stantinopel ist nichts. So viel ist
gewiß, daß der primo Vizier, abge-
setzt worden.
Nachmittags wiederumb getantzt,
auff der Mandora mich gevbt, vndt
in die Comedie gegangen.