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Nonne im Kloster Lüne an eine Verwandte
vor 21. März, wahrscheinlich 1488
Ankündigung der bevorstehenden Profess — Notice about the upcoming clothingKloster Lüne, Hs. 15, Lage 19, fol. 14r
Niederdeutsch
Schlotheuber, Klostereintritt (2004), S. 156-174; Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 74; Brief 224; Brief 264; Brief 268.
Die Absenderin lässt die Empfängerin wissen, dass der lange erwünschte Tag des Übertritts in den geistlichen Stand am Tag des hl. Benedikt kurz bevor steht. Von da an wird sie das Leben des Gehorsams führen, den schwarzen Schleier tragen und nur noch das besitzen, was die Klosterleitung zulässt. Darüber ist sie froh, denn als Lohn wird sie nach diesem Leben mit den Aposteln im himmlischen Jerusalem sein. Ihr Bräutigam Christus wird ihr die Krone aufsetzen. Sie bittet die Empfängerin um Verzeihung für alle in der Kindheit, vor dem Eintritt ins Kloster möglicherweise begangenen Verfehlungen in Worten und Taten. Die Empfängerin soll auch eine weitere Verwandte um Nachsicht bitten. Sie bittet um Fürbitte, damit sie die Ordensregel gänzlich erfüllen und Christus ohne Verdruss dienen kann. Sie wünscht sich, wie eine blühende Weinranke zu gedeihen.
The nun writes to a female relative and lets her know that her clothing is forthcoming on St Benedict’s day. From that point she will only have what the convent leadership grants her but in return will be with the apostles in heavenly Jerusalem. Her bridegroom Christ will place a crown on her head. She asks the recipient for forgiveness for her misdeeds in words and deeds in childhood before entering the convent, which were done not out of bad will but through lack of knowledge and childishness. She asks her other relatives for forgiveness. She asks that they intercede on her behalf that she will follow the rules of the order and therefore serve Christ without disappointment and flourish in virtues and good works like a vine branch.
1 Jesuma Christum den alder lefhebbelkesten brudegham der junchvrowen
2 de dar is eyn soteb wunnich schynende glans der gotliken vader
3 liken clarheyt. en wunne vnde vrolicheit der enghele. en crone
4 vnde en ere aller hilgen. en sote mylde trost vnde en vullenkomen
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16 segghe de lofte de en ghestlik mynsche plichtich is to holden
17 de. horsam to wesende mynen ouersten vnde willighen armod
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vmme de leue mynes alder leuesten brudeghammes.
19 des in en teken wert my den up ghesettet de swarte clar.4 wente
20 ik uan dem daghe an nicht meer hebben mach men so uele
21 alze use regule uth holt. vnde wo uele my uan mynen ouersten to
22 laten wert dat myk en sunderlick vroude is an mynem her
23 ten wente dar vor scal ik na desseme leuende to dele ghan myd
24 den hemmelschen vorsten alze myd den twolf apostelen. de ok vmme
25 de leue Godes h. vorlaten alle dingh. dar se nu vor h. ent=
26 fanghen dat hundert voldegheste lon. vnde besittet de ewighen
27 rikedaghe in derd hogen hemmelee hemmelschen stat Jerusalem de de
28 ghebuwet is uan eddelen durbaren stenen. bouen dat so wel my
a J in mg. als figürliche Initiale
b hier gestrichen sote
c in der Hs. Tintenklecks über w
d zu korrigieren in der
e hier gestrichen hogen hemmele
1 Vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 74 (21. März 1488): Eodem anno fecerunt XXXVI sorores professionem in die gloriosi patris nostri Benedicti, cuius festum tunc occurebat feria sexta post Letare; vgl. auch Brief 224; Brief 264 und Brief 268.
2 Ein Lehnwort von lat. clarere. Das mnd. Verb claren (erleuchten; reinigen; erheben) bezieht sich auf die Reinigung in der Profess, vgl. Brief 264 und Brief 267.
3 21. März.
4 Seltene Bezeichnung für den Nonnenschleier, vgl. UB LEK, Abt. 2, Bd. 1, S. 873.
5 Verweis auf die himmlische Krönung durch Christi nach dem Modell der Marienkrönung für das geistliche Martyrium der Jungfräulichkeit. Die Nonnenkrone, die den Nonnen in Lüne bei der Jungfrauenweihe überreicht wurde, besaß eigentlich nur Verweischarakter auf die Krönung durch Christus. Vgl. Schlotheuber, Klostereintritt (2004), S. 156: „Die Nonnenkrönung bildete als Jungfrauenweihe den Höhepunkt und Abschluss der Aufnahmefeierlichkeiten der Nonnen, deren Liturgie in den Statuten auch den größten Raum einnimmt“; und bes. S. 161-162.
6 Diese Entschuldigungen bei den Eltern waren offenbar vor der Einkleidung und Profess üblich.