➨ Hinweis: Die Edition ist in Bearbeitung und daher nur eingeschränkt zitierfähig.
Zur Zeit sind Änderungen und Korrekturen am Text und in den Apparaten möglich.
Nach der endgültigen Veröffentlichung werden etwaige Korrekturen und Ergänzungen in einem Änderungsregister gelistet.
Nonnen im Kloster Lüne an ihre Mutter
vor dem ersten Adventssontag, unbekanntes Jahr
Ankündigung der bevorstehenden Profess — Notice about the upcoming clothingKloster Lüne, Hs. 15, Lage 19, fol. 15r
Niederdeutsch
Schlotheuber, Klostereintritt (2004), S. 156-174; Brief 263; Brief 278; Brief 281.
Die Absenderinnen, wohl zwei Schwestern, bedankten sich bei ihrer Mutter für alle ihnen von Kindesbeinen an erwiesenen Wohltaten, vor allem aber dafür, dass sie als Kinder in das Kloster gegeben hat, wo sie wie in einem Rosengarten und irdischen Paradies leben. Die Profess soll am ersten Advent erfolgen. Sie bitten um Fürbitte und um Vergebung für alle kindlichen Vergehen. Dank für die Auszeichnung, die ihnen zuteil geworden ist; durch die Aufnahme ins Kloster entkommen sie dem Jammertal der Welt. Hoffnung und Gebet, dass Christus als Bräutigam ihnen die Freude des ewigen Reichs zur Belohnung gibt.
The writer thanks a female relative for all her good deeds, above all for her entry into the convent where she lives in a rose garden and earthly paradise. She informs her that her clothing will take place on the first Sunday in Advent. She asks for forgiveness for all her childhood faults. She thanks again that she has been accepted into the convent and can escape the world, this vale of tears. She ends with a prayer for the reward in the joy of the eternal kingdom.
1 [J]esuma Christum den vorsten der engele
de dar is en sote honnich sem in
2 dem munde. eyn wolludende seydenspel in den oren. eyn frolick scal=
3 linghe in dem herten1 Dessen leuen begherliken soten Jesum
vsen vter
4 weleden brudegham sende we juw vor enen vroliken fruntliken
5 grod to voren Alder leueste N juwer leue late ik ghans fruntli
6 ken danken vor alle ghud dat gy us van user kyntheit wente
7 an dessen dach lefliken vnde gudliken dan hebbet. vnde us besorget
8 h. myd alle deme dat usem lyue behof wesen heft. des we juwer
9 leue vnde truwe so hochliken nicht danken kond alze we juk plich
10 tich synt
Sunderken danke we juk myd vrolicheit vnses herten
11 dat gy us offert vnde geuen h. in dyt closter2 dar we ane wesen moget
12 lustighen vnde rouwsam
liker wys alze in enen rosen gharden. vnde
13 an enen erdesken paradyse. an deme we moghen denenb syn dene=
14 rinnen
des ewighen almechtighen Godes des hemmelschen koninghes.
15 deme suluen we beghert to denende myd allen salighen in der
ho=
16 ghen stad eddelen sconen borch Jerusalem. Alderleueste N we juwen
17 leuen dochtere doth juwer leue vnde truwe fruntliken to wetende
18 dat me us des ersten sondaghes des hilgen aduentes ifft God wil=
a Textergänzung in mg. durch Nolte mit Bleistift J
b hier gestrichen denen
c hier gestrichen wel
d hier gestrichen us dor syne mylden gnade vnde barmherticheyt de groter | is wen alle der werlde bosheit
e supra lin. mit Verweiszeichen
f Korrektur in mg. am unteren Seitenrand. Verweiszeichen an dar
1 Zum Bernhard-Zitat vgl. Anm. zu Brief 263 Bernardus Claraevallensis, Sermones super Cantica canticorum, in: Bernhard von Clairvaux, Opera, hg. von Leclercq u.a. (1957–1977), Bd. 1.86.17-19: Jesus mel in ore, in aure melos, in corde iubilus; vgl. Carruthers, The Experience (2013), S. 91; Brief 263; Brief 278 und Brief 281.
2 Dieser Begriff bezeichnet eigentlich die Oblation. Diese, gänzlich durch die Eltern bestimmte, Form des Klostereintritts gab es allerdings nach der Einführung der Reform nicht mehr.
3 Ein Lehnwort von lat. clarere. Das mnd. Verb claren (erleuchten; reinigen; erheben) bezieht sich auf die Reinigung in der Profess, vgl. Brief 264 und Brief 266.
4 Im Niederdeutschen eine Bezeichnung für Amt, Zunft oder Stand.