Vorwort
Auf den ersten Blick scheint eine Neuedition von Justus Lipsius' Syntagma de Bibliothecis wenig sinnvoll. Es liegen gut
überlieferte ältere Ausgaben vor und in den verschiedensten Bibliotheken und
auch online finden sich zahlreiche Exemplare, so dass der Text leicht verfügbar
ist. Dennoch fehlt bis heute eine moderne Edition und, was angesichts der
Bedeutung des Werkes für die Bibliotheksgeschichtsschreibung vielleicht noch
mehr überrascht, es liegt keine deutsche Übersetzung vor. Der Grund mag darin zu
suchen sein, dass man früher in Deutschland dank guter Lateinkenntnisse nicht
die Not empfand, es zu übersetzen, entscheidender dürfte aber der Umstand sein,
dass man anders als den zentralen Werke Lipsius' wie den politicorum
libri oder de constantia dem Syntagma, das in eine Reihe
historischer Arbeiten zur Antike gehört, wie de cruce,de
amphitheatro, de gladiatoribus oder de militia Romana,
außerhalb von Bibliothekskreisen kaum Beachtung schenkte. Erst in jüngster Zeit
rückte das Werk im Zuge der Behandlung von Fragen der Funktion frühneuzeitlicher
Bibliotheken wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit und wurde auch in größeren
thematischen Zusammenhängen gewürdigt.1 Ohne behaupten zu wollen, dass es sich um einen Schlüsseltext im Schaffen
Lipsius' handelt, hat er doch Wirkung entfaltet. Nicht nur übte er auf die
europäische Bibliotheksgeschichtsschreibung beträchtlichen Einfluß aus, er
erlaubt auch einen konzisen Blick auf Lipsius' Arbeitsweise und Denken und
vermag das Bild, das wir uns von Lipsius als Gelehrten machen, konturierter vor
Augen treten zu lassen.Die Edition sollte von Anfang an in digitaler Form erscheinen, nicht zuletzt, um
die sich bietenden neuen editorischen Möglichkeiten einer webgestützten Edition
auszuloten. Als man 2005 den Entschluss fasste, gab es zwar theoretische
Vorüberlegungen zum Potential von XML basierten Editionen, doch nur wenig
ernsthafte Bemühungen, es auch wirklich zu tun. Die Lage hat sich mittlerweile
geändert, doch immer noch begleitet die digitale Edition trotz bahnbrechender
theoretischer Studien2 eine Aura
des Mißtrauens. Das mag an dem Risiko liegen, das ein Editor eingeht, der sich
auf ein völlig neues Terrain begeben und auf ein Publikationsmodell einlassen
muss, dessen Tragweite er kaum abzuschätzen weiss. Unbeantwortete Fragen der
Stabilität, der angemessenen Repräsentation oder auch der Langzeitverfügbarkeit
schüren Ängste. Gerade bei größeren Editionen lässt die Furcht um die Fürchte
jahrelanger Arbeit Editoren eher traditionell denken und den sichereren Weg der
gedruckten Edition einschlagen. Dass dieser Weg angesichts einer sich zusehens
digital ausrichtenden Geistes- und Kulturwissenschaften seinerseits mit Risiken
behaftet ist, wird dabei leicht übersehen. Es mag durchaus der Fall eintreten,
dass schon in wenigen Jahren gedruckten Editionen dasselbe Schicksal widerfährt
wie seinerzeit den gedruckten Universalkatalogen und -bibliographien, die heute
so gut wie vergessen sind und nur noch in elektronischer Form genutzt werden.
Dabei geht es weniger um wissenschaftliche Qualität oder editorische
Zuverlässigkeit - diese bleibt auch in der digitalen Form eine unverzichtbare
Forderung3 - als um neue mediale Funktionen,
die als Anforderung an eine Edition herangetragen werden, allen voran
elektronische Suchbarkeit und Vernetzungsmöglichkeiten, aber auch die durch die
Bibliothek gewährte freie Zugangsmöglichkeit oder Nachnutzbarkeit des Textes in
anderen technischen und funktionalen Zusammenhängen.4 Der Herausgeber hofft mit dieser Edition den unterschiedlichen Anforderungen
Genüge tun zu können, indem sie einerseits einen zuverlässigen Text mit
Sachkommentar, Stellenverzeichnis sowie eine deutsche Übersetzung
bietet - denn Übersetzungen, wie schon Lipsius bemerkt, sind eine nützliche
Sache5 - ,
andererseits indem sie nach Möglichkeit die neuen Medienbedingungen in die
Gestaltung der Edition einbeziehen. So wurden Teile der Edition im Sinne eines
work in progress bereits früh online gestellt (seit 2006) und laufend weiter
entwickelt, so die Transkription, gefolgt von der Übersetzung, nun der
Einleitung und dem Kommentar. Sie eröffnete seinerzeit eine neue Reihe der
Herzog August Bibliothek, die Editiones
Electronicae Guelferbytanae. Darin, dass diese Reihe mit
Lipsius' Syntagma de Bibliothecis eröffnet wird, erweist nicht nur
die Bibliothek ihre Reverenz an den Altvater der
Bibliotheksgeschichtsschreibung, sondern es soll damit auch zum Ausdruck kommen,
dass man sich hier und in den folgenden Editionen dem philologische Genie
Lipsius' verpflichtet fühlt. Abschließend bleibt noch Dank abzustatten an alle, die zum Gelingen dieser
Edition beigetragen haben. Zu großem Dank verpflichtet bin ich Jeanine de Landtsheer, Herausgeberin der Briefe Lipsius', die mir
zahlreiche Hinweise gegeben hat und mich auch Einblick nehmen liess in noch
nicht veröffentlichte Briefe. Namentlich erwähnt sei auch Karin Hartbecke, die in einem Praktikum an der Herzog August
Bibliothek zahlreiche der von Lipsius genutzen oder möglicherweise genutzten
Quellen bibliographisch ermittelt und mit dem Katalog der Bibliothek verlinkt
hat. Last but not least auch Christian Heitzmann, mit dem
zusammen die Übersetzung des Textes in vielen lucubrationes entstanden ist und dessen Rat in allen Dingen
unverzichtbar war.Ausgaben
- Ivsti LipsiI De Bibliothecis Sytagma. Antverpiæ, Ex Officina
Plantiniana, Apud Ioannem Moretum. ↀ. ⅼↃ ⅭⅡ. Cum Priuilegiis Cæſareo
& Regio.AntwerpenJohannes Moretus160234 S., [1] Bl. : Druckerm. (Kupferst.). ; 4°508480221
I, 59 900, L
144L
13( Im Archive Plantin-Moretus ist de
bibliothecis in MPM, ms. 39, f. 17r (= 1602) als Buch 15
gelistet: Iusti Lipsi Syntagma de bibliothecis in 4°. Es
wurde mit einer Auflage von 1050 Exemplaren gedruckt. Nach MPM, Arch.
786, f. 143 (links), wurde eine Zahlung von 10 Florinen an den Setzer
Arnoldus Fabri getätigt, und zwar für beide, de
bibliothecis und die dispunctio. - Arch 786
trägt die Überschrift Livre des compagnons de l'imprimerie tenu par
feu mon père. In dieser Handschrift finden sich auf f. 139
(rechts) Zahlungen an die Drucker Joos Claes und Philips van der Haghen
datiert vom 27. Juli, und auf f. 142 (rechts) an die Drucker Adrian
Aartery und Willem Verelst, datiert vom 3. August. Arch. 174, f. 119v
weist aus, dass Lipsius am 6. August 12 gebundene Exemplare erhielt, für
die er 13 fl. 6st. zahlen musste. Er erhielt zudem 50 freie ungebundene
Exemplare sowohl von de bibliothecis als auch der
dispunctio . Beide wurden hintereinander und offenbar
um die selbe Zeit gedruckt. Die Widmungen datieren vom 10. Juni für die
dispunctio und 20. Juni für de
bibliothecis (Angaben nach schriftlicher Auskunft von Jeanine de Landtsheer)) (
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- Sign. M: QuN 59.9 (1)(Handschriftliche Notiz, die das Exemplar als Geschenk des Autors ausweist: Dono auctoris CL(arissimi) V(iri) I(usti) LipsI(i) [Link] . Der Band enthält ferner ein Exlibris des Fürsten Ludwig Rudolf (1671-1735) sowie des Collegium Carolinum in Braunschweig (gegründet 1748) [Link] . Nach 1890 kam der größte Teil der alten Collegiumsbibliothek nach Wolfenbüttel. Wem Lipsius diesen Band in der Zeit von der Enstehung, also nach 1602, bis zu seinem Tode 1606 geschenkt hat, ist zwar nicht sicher zu bestimmen, es dürfte aber Aubertus Miraeus gewesen sein,6 denn der Sammelband enthält 5 Werke, darunter die zeitnah erschienen Dispunctio (2) und De Vesta (3). Auf dem Titelblatt von De Vesta findet sich folgender Widmungseintrag an Aubertus Miraeus :Rev(eren)do et doct(issi)mo viro D(octori)Auberto Miraeus canonico J(ustus) Lipsius d(ono) d(edit). [Link] 7 )
-
Museum Plantin-Moretus, Antwerpen
- A 347 (Exemplar zusammengebunden mit der Dispunctio notarum Mirandulani codicis ad Cor. Tacitum (1602) und den Clariss. viri Iusti Lipsii musae errantes (1610). 1879 durch das Museum bei Kockx (Antwerpen) erworben.8 )
-
Universitäts- und Forschungsbibliothek, Gotha
- Phil 2° 00115/03 (01)
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- A: 19 Quod. 2°
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- Sign. H: QuH 142 (3)
-
Universität- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- A: 572.1.1 Quod. (1)
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- Sign. Wt 498
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- Sign. M: Ba 474
-
Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin
- Libri impr. cum notis mss. oct. 428
-
Dombibliothek, Hildesheim
- 4 Cf 0040 [3 an
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- M: Li 2° 97
- H: P 593-594.2° Helmst.
-
Bayerische Staatsbibliothek, München
-
Universitätsbibliothek, Princeton
- Goertz 220
- D 9103 RES (unvollständig) [Link]
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- A: 588.4 Quod. (2)
- M: Pc 27
-
Biblioteca Nazionale Centrale Rom
-
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel
- Xb 9122:3
-
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen
Standorte
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Überlieferung
Es existiert keine handschriftliche Überlieferung des Syntagma. Auch das
Exemplar seiner Bibliothek mit Korrekturen, das der nach seinem Tod
erstellte handschriftliche Katalog seiner Bibliothek erwähnt, ist nicht
erhalten.10 Jedoch ist aus Briefen bekannt, dass les
Moretus respectaient scrupuleusment le texte de l'auteur. En outre, nous
avons des preuves de ce que non seulment l'Officine, mais également
Lipse même corrigeaient attentivment les épreuves.11 Die Ausgaben von 1602 und
1607 dürften daher weitgehend den Vorstellungen von Lipsius entsprochen
haben. Die Druckgeschichte des Syntagma stellte erstmals Thomas D.
Walker 12 vollständig dar. Es erfreute sich im 17. und
18. Jahrhundert außerordentlich großer Beliebtheit. Nach Walker erschienen
allein von der lateinischen Ausgabe 25 Ausgaben, übersetzt wurde es in 4
Sprachen, in Französisch, Englisch, Niederländisch und Spanisch. Die
Druckgeschichte des Syntagma ist vor allem mit dem Haus
Platin-Moretus verbunden, bei dem Lipsius zeit seines Lebens publizierte.
Platin wirkte seit 1583 in Leiden und kehrte 1585 nach Antwerpen zurück.
Sein Schwiegersohn Frans van Ravelingen (Franciscus
Raphelengius) führte sein Geschäft in Leiden fort, von 1613 an dort
jedoch nur noch als Buchladen, der 1617 schloss.13 Bei Platin-Moretus erschien neben den
erwähnten Ausgaben von 1602 und 1607 1619 noch eine dritte gegenüber der
zweiten unveränderte Ausgabe. Eine zweite Überlieferungslinie bildet überraschenderweise eine Reihe von
Helmstedter Drucken, ausgehend vom Universitätsdrucker Lucius, der 1614
offenbar einen Raubdruck veranstaltete. Die Helmstedter Universitätsdrucker
haben mit Sicherheit auf einen direkten Bedarf der Universität Helmstedt
reagiert, der mit Blick auf die Lipsiusrezeption an der Universität
Helmstedt näher untersucht werden müsste.Als dritte Überlieferungsline könnte man die in Lyon 1613 erschiene Ausgabe
in den Opera Omnia nennen. Allerdings findet diese keine sichtbare
Fortsetzung, bildet aber die Grundlage für die spanische Übersetzung Das Syntagma erscheint als Separatdruck (Antwerpen 1602, 1607, Helmstedt
1614, 1620, 1627), in Sammelbänden wie der von Mader/Schmidt (Helmstedt
1666, 1702) oder von Ackersdijck/Zyll (Utrecht 1651, 1658) und in den Opera
Omnia Ausgaben (Lyon 1613, Antwerpen 1614, 1637, Wesel 1675). Darüber hinaus
entstehen, vermutlich für den Schulgebrauch, auch Bearbeitungen, enthalten
in den Anthologien Facis historiae compendium (Straßburg
1617, 1629, Padua 1628, Marseille 1671, Venedig 1741) und Roma
illustrata (Leiden 1645, 1650, Amsterdam 1657, 1689, London
1692, 1698).Eine Übersicht über die Editionen und ihre Abhängigkeitsverhältnisse bietet
das von Walker14 erstellte Stemma der Ausgaben. Die niederländischen und
französischen Ausgaben basieren auf der Ausgabe von 1607, die deutschen bzw.
Helmstedter auf der Ausgabe von 1602.Antwerpener Ausgaben
Die Erstausgabe erschien 1602 bei Moretus in Antwerpen in 1050
Exemplaren.15 Eine
in der älteren Literatur gelegentlich erwähnte, angeblich
Antwerpen 1595 erschienene Ausgabe ist nicht
nachweisbar16 Die
Erstausgabe erscheint zusammen mit der dispunctio,17 die Lipsius beide Charles de Croy widmet.18 Als
Dank erhält er vom Herzog eine goldene Kette mit dessen Portrait und
einen goldenen Becher.19 Schon 1603 kündigt Moretus Lipsius an, eine Neuauflage veranstalten zu
wollen, woraufhin ihm dieser Korrekturen schickt.20 Doch
Moretus hielt, anders als zugesagt, dieses Exemplar zurück, bis die
erste Auflage verkauft war. Die zweite verbesserte Auflage letzter Hand
erscheint bei Moretus erst 1607,21 kurz nach Lipsius' Tod. Eine dritte
unveränderte Ausgabe aus dem Hause Moretus folgte 1619. Lipsius hat anlässlich der zweiten Auflage einge Passagen korrigiert. Es
ist nicht untypisch für Lipsius Arbeitsstil, dass frühere Ausgaben in
späteren korrigiert werden.22
So findet sich in der ersten Auflage noch die Bemerkung Denn dass
es [sc. das Büchlein] sie Tempel nennt, hat nichts zu sagen, sondern
es meint damit nur Orte, die einem öffentlichen Zweck dienen. Selbst
wenn andere Indizien darauf hinweisen, dass sie sich oft in Tempeln
oder nahe bei Tempeln befanden, habe ich hier solches nicht
gelesen. In der zweiten dann die neue Erkenntnis:
Tempel sagt es jedoch, weil sich, was Plinus erwähnt, in diesem
Portikus der Tempel der Juno und Statuten von berühmten Männern
befanden Auch sachliche Korrekturen werden vorgenommen: Auf welche Weise
mit Elfenbein? Hier lässt er
in der Ausgabe von 1607 den Gedanken fallen, dass Boethius die
Seitenwände der Bücherschränke gemeint habe.Zu den Ergänzungen und Abweichungen der Ausgabe 1607 gegenüber der
Ausgabe 1602 s. nachstehende Tabelle. Berücksichtigt sind hier nur
signifikante Abweichungen, keine Satz- oder Rechtschreibvarianten.1602 | 1607 |
(S. 15) | Imò plures ibi Bibliothecae posteà: & Hardianus Imp. Jovis Panellenij aedem Athenis struxit, & in eâ Bibliothecam Pausaniae scriptum. (S. 15) |
eaipsa (S. 17) | ea ipsa (S. 17) |
Nam quòd Templa appellat, nihil est: & Loca intellegit tantum, publico usui consecrata. Etsi in templis, aut iuxta, saepè fuisse, alia ostendunt: sed hîc tale non legi. (S. 21) | Templa autem dicit, quia in hac Porticu Iunonis aedes fuit, & nobiles in eâ statutae: quod Plinius dicet. (S. 21) |
Tybure (S. 25) | Tibure (S. 25) |
(S. 25) | Sicut Tyrannio Grammaticus, Sullae temporibus : qui tria millia librorum possedit.(S. 25) |
(S. 25) | item(S. 25) |
Quomodo ebore? nempe ut ipsa Armaria sive Loculi, fuerint eburna. Luxus an elegantia veterum ita habuit: et in Legum libris hodieque legimus: Bibliotheca aliâs Locum significat, aliâs Armarium. sicut cùm dicimus, Eboream Bibliothecam emit. Armaria igitur ex ebore: sed Vitrum cui rei? Opinor, ipsa Armaria antrorsus & in fronte clausa vitro fuisse : ut & à sordibus libri immunes praestarentur, & tamen nobiles ac conspicui per vitrum adventoribus essent. Nos etiam in Armariis quibusdam, ubi sacra aut eorum reliquiae, usurpamus. (S. 27) | Quid, parietes laterales? non ergo Armaria aut Plutei ad parietes (neque enim conspicuus sic ille ornatus fuisset) sed in medio disposita, ut hodie quoque publicae ferè Bibliothecae usurpant. Sanè Vitra olim in quadras, orbes, ova, aut rhombos distincta parietes ornabant, non aliter quàm marmoreae crustae: saepiùs tamen cameras, & lacunar. Ita enim Plinius, libro XXXVI. Pulsa ex humo pavimenta in cameras transiere, è vitro : novitium & hoc inventum . Novitium ita, ut tamen esset Neronis & Senecae aevo. Nam ut de re vulgatâ Seneca, epist. LXXXVI. de Balneis: Nisi vitro absconditur camera : atque ibi me vide. Tamen in parietibus etiam fuisse, praeter Boëtium, Vopiscus ostendit, in Firmo: Nam & vitreis quadraturis, bitumine aliisque, medicamentis insertis, domum induxisse perhibetur . Bitumen autem hic ad committendum nectendumque parieti accipio insertum, non ad ipsas quadras iungendas: quas decorè magis ebur (ut in Boëtio) distinxit. Atque id etiam in Armariis ipsis fuit: unde Eborea Bibliotheca in Pandectis legum : & in Senecâ, Armaria cedro atque ebore aptantur .(S. 27) |
(S. 31) | Certerùm minores illae imagines sive statutae pluteis plerumque impositae videntur, ante suos quaeque libros. Iuvenalis: Et iubet archetypos Pluteum servare Cleanthas Veteris distici ea mens, quod Imagini tali Virgilianae subscriptum fuit: (S. 31) |
(S. 31) | Lucis damna nihil tanto nocuêre poëtae(S. 31) |
(S. 31) | Quem praesentat honos carminis & Plutei. (S. 31) |
(S. 31) | Significat, videri vivere, qui in libris & imagine vivit. Inde & Sigilla Plutealia apud Ciceronem, ad Atticum. Nam iamtunc Bibliothecas exornabant deorum, si non auctorum sigillis. (S. 31) |
Helmstedter Ausgaben
Bereits 1614 druckte der Helmstedter Universitätsdrucker Jakob Lucius -
er selbst nennt sich auf dem Titelblatt nicht - auf der Grundlage der
Ausgabe von 1602 die Schrift nach.23 Die Ausgabe von 1607 war in dieser Zeit
in Deutschland anscheinend unbekannt, denn noch Reimann hielt die
Ausgabe von 1614 für die zweite nach der Ausgabe von 1602.24 Sie
enthält ein neues Vorwort. Die Widmungsepistel an Charles de Croy und
das Vorwort Lipsius' an den Leser wird anders als in den Antwerpener
Ausgaben dem Text nachgestellt (C2). In einem Vorwort an die Leser nennt er dafür
satztechnische Gründe: Wir wollten Dir hier keine leeren Seiten
bieten und befanden es daher für gut, das, was im Büchlein des
Lipsius am Anfang zu lesen war, hierher zu verschieben.
(C2) . Die Marginalien der Ausgabe 1602 werden in den Text
gesetzt. Eine weitere Ausgabe erschien 1620.25 Diese folgt dem Muster von 1614, stellt also
Widmungsschreiben an den Herzog und Lipsius' Vorrede an den Leser nach,
übernimmt auch das Vorwort des Druckers, lässt allerdings die
Erläuterung, warum Widmung und Vorrede nachgeheftet sind, weg. Das
Syntagma erscheint hier erstmalig in Verbindung mit einem Auszug aus
Isidors Etymologien und Ursinus' Bibliothekstraktat.26 Das
Widmungsschreiben wird nachgestellt (so auch in den Mader/Schmidtschen
Ausgaben von 1666 und 1702, in der Reihenfolge Isidor-Lipsius-Ursinus; es entfällt
das Widmungsschreiben der Ausgaben von 1614 und 1620. Das Vorwort der
Ausgabe von 1614 wird jedoch wieder abgedruckt.27 Während die Ergänzung des Ursinus wegen der inneren Verbindung zu Lipsius
plausibel ist, ist der Isidor wohl nur ein Füssel. Vgl. die Marginalie,
die beide Mader/Schmidt Ausgaben dem Isidor beigeben: Damit diese Seite nicht leer bleibe, gefiel es
uns, dies Exzerpt aus Isidor voranzuschicken.28 Beide Ausgaben erscheinen ohne
Vorwort und Widmung, aber die Widmung Ad Illustrissimum et
Excellentiissimum Principem Carolum Ducem Croiium et Arscotanum
wird neu im Titel aufgenommen. Die Widmung der Ausgaben 1614 und 1620
entfällt. Justus Lipsius
Über die allgemeine Bedeutung von Justus Lipsius für die frühneuzeitliche
Geistesgeschichte und seine Rezeption seit der Aufklärung kann an dieser Stelle
nicht gehandelt werden. Verwiesen sei stellvertretend auf die bündige
Darstellung von Waszink in seiner Einleitung zu den politicorum libri,
insb. S.6-14 mit weiterer Literatur. Ausgezeichnete Forschungsberichte liefern
für die ältere Literatur Gerlo für die Jahre bis 1987 und De Smet ab 1987 bis 1997. Die herausragende Bedeutung, die Lipsius für die Philologie u.a. durch seine
bahnbrechende Tacitus- und Sencaedition zukommt, kann kaum überschätzt werden.
Nicht minder gilt dies für sein politisches und philosophisches Werk, vor allem
für die korrespondierenden de constantia und politicorum
libri, die ihm den Ruf des Begründers des Neostoizismus eintrugen
und auf die Entwicklung der zeitgenössischen Staatswissenschaften enormen
Einfluss hatten. Seine im engeren Sinn historischen Werke treten demgegenüber
etwas zurück, auch wenn Lipsius im Laufe seines Lebens immer wieder als
Professor für Geschichte tätig war, so in Jena, Leiden und Löwen.Gleichermaßen kann hier nicht umfassend auf seine Vita eingegangen werden.
Stellvertretend für die zahlreichen Quellen sei auf die online verfügbaren
Einträge in der ADB/NDB, und die Standford
Encyclopedia of Philosophy verwiesen.Dennoch soll die Zeit der Abfassung des Syntagma um 1600 kurz in den Blick
genommen werden, um die Entstehung des Werkes im biographischen Kontext besser
verorten zu können.29 Justus Lipsius (eigentlich Joest Lips; * 18.
Oktober 1547 in Overijse (Flämisch-Brabant); † 23. März 1606 in Löwen) befand
sich zur Zeit der Abfassung der Schrift in Löwen. Er hatte sich 1591 von Leiden
unter dem Vorwand, sich zur Stärkung seiner schwachen Gesundheit einer Kur im
Reich unterziehen zu wollen, abgesetzt und reiste zunächst auf dem Seeweg über
Amsterdam nach Hamburg, Lüneburg Braunschweig, Seesen, Northeim, an
Gießen vorbei über Kassel nach Frankfurt
und Mainz, wo er seine jesuitischen Freunde
traf und sich mit dem katholischen Glauben versöhnte. Weiter ging es nach
Koblenz, von wo aus er einen Abstecher nach Köln machte. Er gelangte schließlich
über Trier und Luxemburg zum Kurort Spa. Von
dort reichte er Anfang Juni sein Gesuch um Entlassung aus dem Dienst in Leiden
ein. Danach führte ihn sein Weg nach Lüttich, wo er trotz attraktiver Angebote aus dem Ausland den Ruf
seiner Heimatstadt Löwen zur Übernahme des Lehrstuhls für Geschichte
annahm.30 Am 12.9.1592 hielt er in Löwen seine
Antrittsvorlesung. Am 24.11. kam ein Lehrstuhl für das Fach Latein hinzu, der
vom berühmten Collegium Trilingue finanziert wurde. Mit der Annahme des Rufes
kehrte er nicht nur an seine frühere Wirkungsstätte, sondern zugleich auch
offiziell in den Schoß der katholischen Kirche zurück, eine Konversion, die ihm
schon zu Lebzeiten den Ruf eintrug, in religiösen Dingen gleichgültig oder sogar
wankelmütig zu sein. Welche Motivation hinter diesem erneuten Konfessionswechsel
stand - in Jena war er bereits zum Protestantismus konvertiert - , ist aus
heutiger Sicht schwer zu beurteilen. Sicher war in diesem Fall nicht das Geld
ausschlaggebend, denn seine Bezüge in Löwen fielen mit 800 Florien um 200
Florinen geringer aus als in Leiden,31 wo er von 1578 bis 1591
gelehrt hatte. Schaut man in seine Schriften, so ist der Gesinnungswechsel
durchaus greifbar und lässt sich nicht mit einem, heute vielleicht plausiblen
pragmatischen Agnostizismus oder, weniger freundlich: Opportunismus32 begründen. Dazu sind seine
Aussagen etwa im Vorwort an den Leser der Admiranda sive De Magnitudine
Romana, 33 in dem er dem Papst in Analogie zum römischen Kaiser
die Rolle des dictator zumisst, zu deutlich, als dass man sie lediglich
als Opportunismus abtun könnte 34 und selbst, wenn man nach heutigen Maßstäben nur
Unverständnis empfinden kann, dass sich der große Gelehrte mit wundertätigen
Marienbildern35 befasst,36 so gehört es doch zur Biographie Lipsius'. Entsprechend
deutlich fiel die zeitgenössische protestantische Kritik aus.37 Insofern sollte man Vorsicht walten lassen und nicht zu
schnell aus moderner Sicht unerwünschte Äußerungen als nebensächlich beiseite
schieben. Dass daher die Konfession tatsächlich nur ein Etikett war, wie
Nordman 38
behauptet, oder dass Lipsius auch nach dem Konfessionswechsel seiner irenischen
und konsiliatorischen Grundhaltung treu blieb und sich gegenüber Religionsdingen
und christlicher Exegese gleichgültig zeigte, wie Martin Gosselin an Hand von
Lipsius' erster in Löwen veröffentlichter Schrift, de cruce zu
belegen sucht,39 lässt sich bei aller Wünschbarkeit aus den vorliegenden Quellen nicht
belegen. Sicher ist jedoch, dass er in Dingen der Theologie aus, wie er selbst
versicherte, Gründen der fachlichen Kompentenz Zurückhaltung übte und auch
Wünsche abwehrte, sich stärker in diesem Feld zu betätigen.40 Am meisten Plausibilität gewinnt vor diesem Hintergrund die
Vermutung De Smets, der sich vor allem auf Funde von Landtsheer stützt, dass
Lipsius in Leiden unter dem Eindruck der Auseinandersetzung mit Cornhert und den
sich verschlechternden politischen und religiösen Rahmenbedingungen41 dem Einfluss seiner jesuitischen
Freunde, zu denen das Band nie abgerissen war, nachgegeben und einen sicheren
Hort für sich gesucht hat. Dass durch seine Entscheidung nahezu alle Kontakte zu
seinen früheren gelehrten Freunden abrissen, verdeutlicht zugleich, dass Lipsius
als Stoiker, dem die Freundschaft als hohes Gut gelten musste, es sich nicht
leicht gemacht hat. Seine Entscheidung bedeutete den fast vollständigen Bruch
mit seinem früheren Leben und war unumkehrbar.42 In dieser für ihn schwierigen Phase des Umbruchs begann er noch in
Leiden die Arbeiten an der Fax, der in der Folge auch das
de bibliothecis syntagma zugerechnet werden kann (s. unten).In Löwen setzte er bis zu seinem Tod 1606 seine philologisch-historischen, aber
auch philosophischen Arbeiten fort. In die Zeit fallen die Herausgabe seiner
beiden Werke über den Stoizismus, die manuductio ad Stoicam
philosophiam und physiologia Stoicorum (beide 1604)
und vor allem des Seneca (1605). Jenseits dieser großen Werke
erscheinen in der Löwener Zeit auch mehrere Opuscula, die eine intensive
Beschäftigung mit der römischen Geschichte bezeugen. Dazu zählen das bereits
erwähnte de cruce, (1593-1594), de militia Romana
(1595-1596), poliorceticωn sive de machinis, tormentis, telis
(1596) und admiranda sive de magnitudine Romana (1598) . Es
folgen das de bibliothecis syntagma (1602) und de vesta et
vestalibus syntagma (1603). De Bibliothecis als Werk der römischen Sittengeschichte
Lipisius antiquarische Werke hingen unzweifelhaft mit seiner Lehrtätigkeit
als Professor für Geschichte an den Universitäten Jena, Leiden und Löwen
zusammen, waren zugleich aber auch Bestandteile eines umfangreicheren Plans
zu einer römischen Kultur- und Sittengeschichte. In der Vorrede zu de militia Romana kündigt er ein
Kompendium über die Sitten der Römer mit dem Titel Fax
Historica an (id est, ut mores Romanos publicos
privatosque proferam). Der Plan zu dieser Fax geht noch auf die
Leidener Zeit zurück.43 In seiner Einführung an den Leser im
Seneca nennt er die Fax Historica bzw. tam &
ritualium ein Unternehmen, für das er schon seit 25 Jahren
Material gesammelt habe. Allerdings fehlte ihm Zeit und Gesundheit, es
zusammenzuführen und zu ordnen. Als Begründung führt er an, dass er wie ein
Lexikon für Wörter er ein Nachschlagewerk für Sachen bzw. Riten und
Gebräuche herstellen möchte: Sicut Lexika quaedam verborum utiliter
habemus: sic haec rerum volebam esse.44 So spare man sich bei einem Autor zu erwähnen, was
doch bei fast allen gilt. Die Gegenstände sind de sacerdotibus, de
magistratibus, de ludis, de militia, de nuptiis, de funeribus et qui
tales. Die Sittengeschichte ist so auch ein philologisches
Hilfsmittel für das Verständnis der wichtigen Autoren der Antike.Die Ausführung dieses Planes einer umfassenden gleichsam
hilfswissenschaftlichen Sittengeschichte wie auch dem zu einer universellen
Geschichte blieben ihm durch seinen Tod versagt.45 Den ersten Teil der Fax bilden
de militia, den zweiten das poliorceticon,
den dritten de triumphis.46 Weitere Werke der Fackel sollten folgen, si auctor
ille vitae nostrae dabit vitam, sed et vires.47 Dieser Plan konnte sich auf Kenntnisse aus erster Hand stützen, die sich
Lipsius bereits früh in den Jahren 1567 bis 1569 als Sektretär des Kardinals Antoine Perrenot de
Granvelle in Rom erwarb (vgl. unten).
Diese hatten schon den Stoff zu früheren Arbeiten geliefert, wie die
Saturnalium libri duo oder de amphitheatro
liber, die ebenfalls von den mores der Römer handeln. Zu erwähnen ist in diesem
Zusammenhang auch der aus der Leidender Zeit stammende tractatus ad
historiam Romanam cognoscendam apprime utiles48 oder die Anmerkungen
zur Geschichte des Livius, die wohl in eine Edition ausmünden sollten.49 Es scheint daher naheliegend die admiranda sive de magnitudine
Romana wie auch die beiden letzten historischen Werke Lipsius',
die Syntagmata de bibliothecis und de vesta et
vestalibus , als Teile dieses Unternehmens zu werten; und auch
die Zeitgenossen Lipsius' empfanden es so, wie z.B. die nach Lipsius Tod
erschiene Kompilation von Johann Joachim von Rusdorf Facis historicae
compendium ex Justi Lipsii operibus summo studio concinnatum
belegt, die die antiquarischen und historischen Schriften Lipsius' unter dem
Titel Fax zusammenfasst.50 Die Einordung von de
bibliothecis in diese Reihe ist deswegen nicht ohne Bedeutung,
als die Überlieferung, wie noch zu zeigen sein wird, diesen Charakter des
Werkes als Abhandlung über die römischen Sitten partiell verdrängte und
daraus eine von diesem Zusammenhang unabhängige Abhandlung über antike
Bibliotheken gemacht hat. Die Beschäftigung mit römischen Sitten und Bräuchen ist nicht neu, jedoch in
dieser Dichte und Stringenz eine Besonderheit des Historikers Lipsius, der
sich mehr und anders als seine Vorgänger und Zeitgenossen für
Kuturgeschichte interessierte, was Nordman dazu brachte, ihn einen der ersten Kulturhistoriker der Neuzeit51 zu nennen. In der Darstellung folgte er einer von Flavio Biondo eingeführten Einteilung in
antiquitates sacrae, publicae, militares und
privatae.52 Anders als in anderen historischen
Werke der Zeit haben bis auf die Saturnalia keines seiner Werke einen
Index.53 Das muss verblüffen, wenn
anders es nach Lipsius eigener Auskunft um "Nachschlagewerke" gehen sollte.
Der eigentlich humanistische oder stoisch-moralische Anspruch, den er neben
den philologischen Interessen mit diesen Werken verband, blieb in der
früheren Literatur meist unberücksichtigt.54 Lipsius selbst hat freilich dazu beigetragen, dass der humanistische Anspruch
seiner historischen Werke wenig zur Geltung kam. Z.B. bringt er in einem
Brief an den Präsident des geheimen Rates, Jean Richardot,55 die Entstehung der vesta mit seiner
Krankheit in Verbindung.56 Er sei krank gewesen und habe sich nicht mit
Wichtigerem befassen können, er habe es zu seinem Vergnügen und um den Leser
zu instruieren geschrieben, ja, sie habe ihn von Wichtigerem abgehalten. In
einem Brief an Scaliger nennt er de Vesta ein tenue et
in languore opusculum.57 Das scheint mehr
zu sein als ein rhetorischer Bescheidensheitsgestus und darauf hinzudeuten,
dass Lipsius selbst in diesen kleinen antiquarischen Schriften lediglich
Hilfsmitel sah.Schlüsseltexte für die Bewertung und Einordnung seiner geschichtlichen bzw.
antiquarischen Werke sind vor allem drei Briefe, auf die bereits Nordmann
hingewiesen hat.58 Der erste stammt aus dem Jahr 1596 und ist an den
Humanisten Guillaume d'Assonleville gerichtet,59 der zweite aus dem Jahre 1600 richtet sich an einen gewissen Nicolas de Hacqueville, einen Schüler Lipsius',60 der
letzte aus dem Jahre 1605 an Nicolas Oudaert .61 Der wichtigste ist sicherlich der zweite Brief, die epistula de historiarum
lectione, die nach dem Tode des Verfassers mehrfach
veröffentlicht wurde (1615, 1641, und 1659) und ein vielfältiges Echo
gefunden hat.62 Interessant daran ist nicht nur die ungewöhnliche, ja
moderne Gliederung des Stoffes, die möglicherweise von Jean Bodin beeinflust
war,63 sondern dass Lipsius es offenbar nicht für nötig
befand, diesen aus heutiger Sicht bedeutenden Stoff mit einem eigenen Werk
zu bedenken, sondern ihn in verschiedenen Briefen gleichsam versteckte. Das
deutet darauf hin, dass es Lipsius tatsächlich weniger um eine theoretische
Darstellung der Geschichtswissenschaft als solcher, als um, wie es der
Kontext seiner Darstellung ja nahelegt, eine ratio
studiorum, eine Studienanleitung, ging. Aus diesem Blickwinkel
scheint es nach dem Lipsius' eigenem Selbstverständnis ratsamer, die
kleineren kulturhistorischen bzw. antiquarischen Schriften eher als Beiträge
zur universitären Lehre und gewissertmaßen Hilfsmittel (s. oben seine
Bemerkungen zur Fax im Seneca) denn als kulturhistorische
Werke von eigenem theoretisch-philosophschem Rang zu lesen. Dass es
Verschränkungen mit den großen Werken gibt und dass Lipsius auf
Grundgedanken seiner stoischen Philosophie zurückgreift, versteht sich dabei
von selbst.Was dem Lehrer der Geschiche, vor allem der antiquitates, dabei jedoch
auch vor Augen stand, findet sich im letzten Brief an seinen Freund Nicolas
Oudaert, nämlich dass die Geschichte als civilis et moralis
Philosophiae speculum et exemplum64 diene. Das ist einerseits ein Ciceronianischer Gemeinplatz der
Geschichte als magistra vitae, andererseits aber auch ein Programm,
dem Lipsius in seiner Beschäftigung mit den Sitten und Bräuchen der Römer
explizit folgt. Mit Hilfe der Geschichte, genauer der historia
narrativa, hält er der Gesellschaft im allgemeinen und den
weltlichen und geistlichen Herrschern im besonderen einen Sittenspiegel vor,
der sie zu vortrefflichem und tugendhaften Handeln ermuntern und anregen
soll; sie ist keine Wissenschaft um der Wissenschaft willen, sondern ethisch
motiviert65 : Auditis Principes?
Imitamini. Haec cognitio ad gloriam honestumque excitat; haec parandi
vias ostendit. Antiquitatis cognitio etiam ipsis Principibus utilis et
gloriosa66 Inofern ist die Geschichtsschreibung Lipsius' über
die Mitte des Aufweises der historischen Wahrheit (die fax
historica) bzw. die similitudo temporum maßgeblich immer
auch Paränese, wie es sich auch am Beispiel des de bibliothecis
syntagma zeigen lässt. Es ist Ausdruck seiner Grundüberzeugung,
dass alle antiquarischen Studien eine praktische Relevanz für die eigene
Zeit haben.67 Antike Bibliotheksgeschichte als Paränese
Üblicherweise bezeichnet das griechische Lehnwort Syntagma in
dieser Zeit nicht mehr als Abhandlung. Lipsius verwendet den
Begriff im Titel neben dem de bibliothecis syntagma auch im
de Vesta syntagma . Andere Werken wie den llber de
amphitheatro charakterisiert er als Syntagma.68 In de Vesta benutzt er auch den den Deminutiv
Syntagmation. 69 In de Vesta erläutert er
seine Absicht, dass er das, was andere nur oberflächlich bearbeitet haben
(sparsim ... libarunt), nach der Ordnung methodisch
(ordine et methodo) darlegen will. Eine ähnliche Diktion
findet sich in de bibliothecis, wenn er im Vorwort an den
Leser formuliert: utiliter saepe (ita confido) eruimus, digerimus,
illustramus- Beide Syntagmata, de bibliothecis
und de Vesta, haben die einleitende Wendung breve
hoc. Lipsius versteht also unter einem Syntagma eine bündige
bzw. kurze, klar gegliederte, methodische Abhandlung. Ob, wie Schmock
behauptet, die Charakterisierung als critisch onderzocht
angemessen ist,70 hängt
davon ab, was man darunter versteht. Lipsius selbst gibt an verschiedenen
Stellen seines Werkes - etwa die Vorrede an den Leser in de
amphitheatro, die abschätzige Charakterisierung im Brief an
Richardot (s.o.), der Deminutiv Syntagmation
in de Vesta oder die Charakterisierung n'est pas si
serieux im [Brief an Moretus] - zu erkennen,
dass er diese Art Abhandlung eher als gelehrte Fingerübung, oft in Eile oder
in einer Zwischenzeit verfasst (er begann die Ausarbeitung der Fax in der
kritischen Phase zwischen Leiden und Löwen), denn als vollumfängliche
wissenschaftliche Arbeit begreift.Die Einordnung des de bibliothecis syntagma in die
antiquarischen Schriften Lipsius', die als Teil der fax
historica über die Schilderung römischer Sitten und Gebräuche
die caligines71 aufhellen sollte, stimmt nicht mit dem
überein, als was man das Sytagma über lange Zeit hinweg betrachtete, nämlich
als Anfang der Bibliotheksgeschichtsschreibung.72 Dass spätere Gelehrte die
Abhandlung lediglich als bibliothekshistorische Facharbeit eines
herausragenden Humanisten verstanden, vermochte über lange Zeit die Frage zu
verstellen, welchem Zweck die Schrift eigentlich diente, hat aber im
Gegenzug eine eigene - durchaus sehr produktive - Rezeptionsgeschichte
herbvorgebracht. Als Beleg für den Perspektivwechsel kann man die erste
französische Übersetzung von Peignot heranziehen, der
bezeichnenderweise die als sachfremd empfundene Dedikationsepistel und die
das Thema störenden apostrophischen Textunterbrechungen wegläßt
(s. Rezeption und Übersetzungen). Henry W. Kent argumentiert in seiner Einleitung
zur englischen Übersetzung von Dana ähnlich, indem er die Bedeutung Lipsius'
in philologischen und theologischen Dingen relativiert, ihm aber Relevanz
für die Bibliotheksgeschichte einräumt: To Lipsius bibliophiles owe
their thanks because he published the first history of libraries, in the
modern sense of the word,—a history which is as fresh and useful to-day
as it was when it was written.73 Erst Untersuchungen der jüngeren Zeit haben wieder, wenn auch nicht explizit,
die sich aus dem antiquarischen Geschichtsverständnis Lipsius ergebende
paränetische Grundintention des Werkes hervorgehoben. Es ist vor allem
Schmook zu danken, dass dieser Zusammenhang von
historia narrativa und sittlich-moralischer Forderung an den
Leser wieder deutlicher hervortrat, indem ihm in der Einleitung zu der von
Sobry besorgten niederländischen Übersetzung des Werkes der Nachweis gelang,
dass die Entstehung des de bibliothecis syntagma in einem
konkretisierbaren historischen Zusammenhang zu stellen ist und damit auch
eine praktische Implikation enthält. So gewinnt seine Darstellung eine
Doppelfunktion. Sie ist einerseits eine historische Abhandlung mit
nützlichen Informationen zum Verständnis der antiken Welt, genauer zum
Verständnis ihrer Literatur. Sie hat andereseits aber auch einen moralischen
Anspruch im Sinne der historia als magistra vitae, der sich zudem auf einen konkreten
Anlass in einer bestimmten zeitlichen Konstellation beziehen lässt. Der Widmungsempfänger, der Herzog Charles de Croy sollte allem Anschein
nach aufgefordert werden, seine durchaus beachtliche Bibliothek von Beaumont
nach Heverlee zu bringen und der Löwener Akademie zu stiften.74 Im bereits erwähnten [Brief an Jean Moretus] 75 schreibt er, er wolle das Büchlein dem Herzog von Arschot
widmen, damit es die Widmung der dispunctio begleite. Denn
der Herzog plane die Einrichtung einer Bibliothek und man müsse ihn darin
bestärken.76
Sieht man das Werk in diesem Licht, werden nicht nur bestimmte Passagen in
der Einleitung, sondern auch die von Peignot weggelassenen Stellen im Werk,
die eine direkte Anrede an den Herzog enthalten, verständlich.77 Man sollte sich nach dem oben Gesagten jedoch hüten, diesen konkreten Anlass
überzubewerten, denn er ist durchaus in eine umfassendere
Argumentationsstruktur eingebettet, die allerdings, anders als es die
Bibliothekstraktatistik des 18. bis 19.Jh sah, immer einen paränetischen
philsophischen Grundzug behält. Am Anfang von Buch IX benennt Lipsius diese
Absicht, indem er zusammenfasst: haec satis ad stimulum et exemplum -
Doch möge dies als Anreiz und Beispiel genügen.. Das hat auch
der Zensor deutlich empfunden, als er formulierte: Libellus iste
utiliter admodum in lucem proferetur, quòd praeter Bibliothecarum
originem ac fructum, ea contineat, quae ad stimulum conferant &
exemplum. Es geht nur bedingt oder vielleicht nicht einmal in erster
Linie um die Bibliotheksgeschichte, sondern darum, die zentralen Punkte
herauszuarbeiten, aus denen der Herzog seine Lehren ziehen kann. Worum aber geht es Lipsius genau? Seine Intentionen werden deutlicher, wenn
man das gleichfalls Charles de Croy gewidmete und etwa in der gleichen Zeit
entstandene Lovanium (1605) heranzieht, in dem Lispius
ausdrücklich auf de bibliothecis Bezug nimmt: Fuit
& Alexandriae Museum, sed viris doctis institutum: pulcherimo
invento, & quod dilaudavi ac proposui in libello De bibliothecis. At
cui bono? pauci legunt , pauciores attendunt: & mihi credite, pigere
incipit salutarium monitorum, quae suggerimus, quo, nisi conscientiae,
fructu? Neglectus optimarum rerum est, imo contemptus: & brevi de
bonis honestisque licebit dicere, Vixerunt.78 Lipsius stellt in Lovanium in einem
Gespräch mit einem Zuhörer einen Vergleich zwischen den alten und neuen
Wissenschaften an, er legt dar, dass man früher Rhetorik und Philosophie,
heute Theologie, Recht und Medizin, früher anders als heute keine
Gelehrtenämter außer durch Verdienst besaß und dass in der Regel früher die
Studenten nicht wie heute in Collegien versorgt wurden.79 Dann kommt er, wie zitiert,
auf das Museion zu sprechen, das er als pulcherimum inventum der
alten Zeit hervorhebt. Um dieses Museion, so deutet der Passus an, scheint
es sich vor allem in de bibliothecis zu drehen: dilaudavi
ac proposui. Bemerkenswert ist die Klage, die Lipisius anstimmt.
Wenige, so Lipsius, lesen das Buch, noch weniger nehmen es sich zu Herzen,
so dass er die dort vorgebrachten salutaria monita zu bereuen
beginne. Indirekt könnte man das an die Adresse von Charles de Croy
gerichtet lesen, den Lipsius in de bibliothecis
verschiedentlich ermahnt hatte. Doch hat dies kaum eine Grundlage in einer
wirklichen Entfremdung von Lipsius und Charles de Croy, auch wenn aus der
Zeit nach 1605, dem Jahr des Todes der ersten Frau von de Croy, keine Briefe
mehr überliefert sind.80 Charles III. de Croÿ (1560
-1612) war für seinen Kunstsinn und Sammeleifer bekannt. Seine Bibliothek
zählte mit rund 3000 Drucken zu den größten Bibliotheken seiner Zeit81 und Lipsius stand mit ihm von 1597 bis 1605 in einem
regelmäßigen, ja vertrauten Briefwechsel.82 Sie verband eine gemeinsame akademische Ausbildung. Beide hatten das
collegium trilingue in Löwen besucht und
denselben Lehrmeister, den Latinisten Cornelius
Valerius, gehabt. Lipsius widmete Charles de Croy drei kleinere
Werke. Neben de bibliothecis, die dispunctio notarum
Mirandulani codicis ad Cornleium Tacitum (Antwerpen 1602) und
das zu etwa der gleichen Zeit wie de bibliothecis entstandene
Lovanium (Antwerpen 1605). Der an de Croy herangetragene
Wunsch auf Einrichtung oder Stiftung einer Bibliothek ist kein
ungewöhnliches Anliegen, auch andere Gelehrte haben Besitzer fürstlicher
Sammlungen aufgefordert, ihre Bibliothek ad usum publicum zur
Verfügung zu stellen.83 Doch Lipsius' Vorstellungen scheinen, wie die
Hervorhebung des Museions im Kontext von Heverlee, das zu dem Besitztum von
Charles de Croy gehörte, noch weiter zu gehen. Lipsius schlägt in
Lovanium wie so oft mutatis mutandis (neque hac item
facie aut formâ, 101) den Bogen von der Antike zur Gegenwart und
insinuiert damit eine Tradition von akademischen Einrichtungen, die ihren
Ausgang vor allem von Alexandria nehmen (ergo loca fuêre, ubi docerentur
(sc. disciplinae). Inter quae Alexandria postmodum eminuit, & à
conditore illo coepit, 102). Es folgt eine längere Beschreibung des
Museions und Brucheions mit dem Hinweis auf die internationale Strahlkraft
(totius orbis hominibus olim frequentatae, 103) so dass implizit
eine Traditionsline der Löwener Akademie mit der berühmten Bibliothek von
Alexandria entwickelt wird, wobei es nicht nur um die Bibliothek geht,
sondern auch um ein antikes Vorbild für eine staatliche Akademie.Lipsius bleibt darin seiner Devise moribus antiquis treu, dass er die
Geschichte als magistra vitae auftreten lässt und aus ihr nützliches
Wissen für Politik und Verwaltung ableitet.84 Wie oben
bereits gezeigt, geht er auch hier über die üblichen humanistischen
Gemeinplätze hinaus, indem er aus einer similitudo temporum85
heraus den Vergleich mit dem Alten nutzt , um konkrete Handlungsanweisungen
abzuleiten: Wie schmieden sie heute neue Lehren und verachten dabei
die althergebrachten und wahren. Ihnen könnte man mit Recht zurufen:
Obwohl der Weg da ist, suchst du den Pfad . Sie werden schon
sehen! Wir halten uns an das Altbewährte.86 Lipsius legt mit dem nos prisca adhaeremus dem Herzog die
Gründung einer Gelehrtenakademie nach dem Vorbild des Museion inmitten des
von Lipsius so innig geliebten Gartens in Herverlee ans Herz,87 zu der die Brabanter
Sammlungen des Herzogs den Grundstock bilden.Das neue Alexandria, das hier entstehen sollte,88 brachte den Stoiker und Senecaverehrer
Lipsius allerdings vor eine Schwierigkeit, die mit Senecas Kritik an der
Gründung von Bibliotheken aus Prunksucht zusammenhängt.89 Alexandria als Ort der Bücher war schon im Altertum
Gegenstand der Bewunderung, aber auch der Kritik.90 In de bibliothecis sucht er
denn auch Senecas Vorwurf91 zu entkräften: Das ist schlecht! Ich gebe es
zu. Gleichwohl, ich wünschte, dass auch unsere Reichen dieserart
schwelgten! Wenn schon nicht zu ihrem eigenen, dann wenigstens zum
Nutzen und Vorteil eines anderen 92 Zitate
Der intensive Gebrauch klassischer Zitate verdient eine Bemerkung.
Lipsius bediente sich, wie viele Gelehrte in seiner Zeit, eines
Florilegiums bzw. einer loci communesSammlung. In der
Universitätsbibliothek in Leiden befinden sich vier loci
communes Handschriften von seiner Hand93 Anders als in den
politicorum libri, in denen diese Zitate zu einem
kunstvollen cento94 geflochten wurden, ist hier die Absicht zwar
auch, Autoriäten als Belege anzuführen, allerdings werden die Zitate
nicht dissimulativ verwendet. Waszink hat in seiner Einleitung zu der
Edition der politicorum libri überzeugend dargelegt, wie dort das
Flechten der Zitate als Stilmittel gebraucht wurde, um für die Zeit
hochbrisante Ideen im Gewand des klassischen Zitat zu verschleiern.95 Im Syntagma werden Zitate jedoch stärker in modernem
Sinne als historische Belege verwendet, was sich z.B. in der kritischen
Diskussion von der Glaubwürdigkeit einiger Äußerungen zeigt. Folglich
weicht auch das Druckbild sichtbar von dem der politicorum
libri ab. Marginalien werden fast ausschließlich für
Zitatnachweise, nicht aber für Schlag- oder Stichworte zum Text
verwendet.Im Großen und Ganzen sind die klassischen Quellen, die Lipsius benutzt,
bereits soweit kanonisiert, dass sie nicht wesentlich von heutigen
Ausgaben abweichen. Sinnentstellende Fälle kommen nicht vor. Hilfreich
sind Textvarianten zur Festellung, welche Ausgabe Lipsius benutzt haben
könnte, z.B. Gell. 19,5,4, wo sich im Text quae tunc in Herculis
templo satis commode erat, in heutigen Ausgaben quae
tunc in Herculis templo satis commode instructa libris erat
findet.Auffällig ist das gänzliche Fehlen von Stellennachweisen bei den
Ergänzungen zur Ausgabe von 1607. Man gewinnt den Eindruck, dass Lipsius
diese Passagen aus dem Kopf zitiert hat. Möglicherweise erklärt es auch,
warum das Zitat Fundo legato libros que & Bibliothecas, quae
in eodem fundo sunt, legato contineri., das auf den
Rechtsgelehrten Paulus (Digesten) zurückgehen soll, nicht
identifizierbar war. Ermitteln ließ sich nur eine ähnliche Passage aus
den Digesten, die jedoch nicht auf Paulus zurückgeht und das Gegenteil
behauptet, nämlich dass die Bücher nicht im Legat enthalten seien (D. 32,52,3). Inhalt und Bedeutung des Syntagma
Kap. 1 und 2 des Syntagma behandeln ägyptische Bibliotheken, wobei
Lipsius unter ägyptisch die Region, nicht die Kultur versteht, denn die in
Kapitel 2 behandelte Bibliothek von Alexandria ist eine hellenistische Gründung.
Der erste, von dem eine Bibliothek bekannt ist, sei, wie von Diodorus (1,49,3) überliefert, Osymandes (Rames II; ca. 1300-1213 v.Chr.)
gewesen. Dies, wie auch der Umstand, dass Bibliotheken sich vor allem in
Tempeln unter der Aufsicht von Priestern entwickelten, findet sich auch in der
neueren Literatur.96 An Hand der abwegigen Geschichte des Homer, der seine Werke in Ägypten gestohlen
habe, zeigt sich die historische Methode Lipsius. Der Gedanke soll nicht nur
durch umfangreiche Belege aus den unmittelbaren Quellen, sondern auch aus der
allgemeineren Literatur belegt werden, um Sachverhalte mit literarischen oder
erfundenen Geschichten zumindest als denkbar und den
Zeitumständen entsprechend zu plausibilisieren. Eine eingehendere Geschichte der
ägyptische Bibliotheken bietet er nicht, weil er, wie er in Kapitel 3 schreibt,
nicht mehr Material gefunden habe. Er ist aber davon überzeugt, dass das
Beispiel dieser ältesten Bibliothek Bestand hatte, und es seither in
Ägypten immer Bibliotheken gab, vor allem in Tempeln und unter der Aufsicht
von Priestern. Die Analogie liegt auf der Hand. Die Tat des Herrschers Rames II in
Verbindung mit dem Klerus sorgt für die literarische Überlieferung und sichert
dem Herscher den Ruhm und der Nachwelt das literarische Erbe. Dass Lipsius in
einer antiquarischen Schrift im Umkreis der Fax überhaupt die
ägyptischen Bibliotheken thematisiert, hat seinen Grund vermutlich am zentralen
Interesse an der alexandrinischen Bibliothek. Um deren geistigen Ahnherrn geht
es hier.Mit Kap. 2 thematisiert Lipsius die Bibliothek, die für seine Abhandlung
den Leitfaden bildet, die Bibliothek von Alexandria und deren Gründer. Die
Geschichte der Entstehung der Bibliothek von Alexandria, ihr Umfang und Art
ihres Untergangs sind umstritten und wohl nicht mit letzter Gewissheit
aufzuklären. Als sicher gilt, wie auch Lipsius darstellt, dass unter den
Ptolemäern, Soter I und Philadelphus II, die Bibliothek ihren Aufschwung nahm.
Insbesondere Philadelphus schickte Emissäre in alle Welt, um Bücher zu kaufen
oder Kopien anfertigen zu lassen. Berühmtheit erlangte er durch seine
Übersetzungsinitativen, denen wir auch die Herstellung der Septuaginta zu
verdanken haben.97 Für Lipsius erfüllt Alexandria in vielerlei Hinsicht
eine Vorbildfunktion, nicht nur als Gegenstand fürstlicher Großzügigkeit. So
versäumt er nicht, aus Alexandria eine Programmatik abzuleiten, dass
meines Erachtens die Sorge um die Übersetzung fremdsprachiger Bücher,
der ihr Fürsten euch auch heute noch annehmen solltet, nützlich ist.Alexandria ist als Symbol der Fürstenpanegyrik und Paränese allerdings belastet
bzw. ambivalent. Gaius Julius Caesar war nach dem Verständnis der Zeit
verantwortlich für ihre Zerstörung, da er ihm Hafen einen Brand auslöste, der
auf die Bibliothek übergriff und weite Teile zerstörte. So hatte die Bibliothek
nicht nur einen Herrscher, der sie errichtete, sondern auch einen, der sie
zerstörte. Die Motive und Konsequenzen dieser Zerstörung mussten daher für
Lipsius' Argument eine zentrale Rolle spielen. Die Diskussion um den Brand von Alexandria hält bis heute an. Canfora hat 98
gegen Wendel99 und andere
versucht glaubhaft zu machen, dass es nicht der von Caesar in den Wirren des
Bürgerkrieges verursachte Brand gewesen sei, dem die Bibliothek im Museion zum
Opfer fiel. Barnes macht geltend, dass es nur die in Lagerhäusern
zwischenzeitlich untergebrachten Bücher betroffen habe.100 Mit diesem Argument
spricht auch Orru Caesar von Schuld frei.101 Neuere Studien legen aber nahe, dass der Brand doch în
irgendeiner Form die Bibliothek betroffen habe.102 Lipsius folgt zwar der aus Gellius, Plutarch und Marcellinus konjizierten
Tradition, die von einem Brand der Bibliothek spricht, nähert sich aber der
modernen Erkenntnis an, indem er geltend macht, dass es mit deren Behauptungen
Probleme gibt, u.a. daraus, dass zu späterer Zeit dort weiter eine Bibliothek
nachweisbar ist. So nimmt er an, dass sie erneuert wurde, allerdings nicht am
selben Platz, sondern im Serapeum. Ihre Verluste seien durch die pergamenische
Bibliothek teilweise wettgemacht worden, die Antonius Cleopatra geschenkt habe.
Lipsius verweist in diesem Zusammenhang auf Plut. Antonius 58,3. Canfora103 hat jedoch zurecht darauf hingewiesen, dass
Plutarch der Geschichte wenig Glauben schenkte, und es ist kaum anzunehmen, dass
Lipsius sich dessen nicht bewusst war. Er stützt daher seine Theorie mit
Tertullian (Apol. 18) und hebt dieses Zitat auch eigens hervor:Heute
werden beim Serapeum die Bibliotheken des Ptolemäus zusammen mit den
hebräischen Schriften gezeigt. Man beachte - wie man von Strabo und anderen
erfahren kann -, dass sie sich wieder beim Serapeum, d.h. in dessen
Säulenhallen und in der Nähe des Hafens und Dockanlagen, befand. Man beachte
auch, dass es wieder die Bibliotheken des Ptolemaeus heißt . Canfora
bespricht interessanterweise dieses Tertulianzitat nicht. Entscheidend für
Lipsius ist, dass die Bibliothek, auch wenn sie Schaden genommen hat, es dennoch
vermochte dank fürstlicher Zuwendungen zu altem Glanz zurückzufinden und damit
den Gedanken ihres Gründers lebendig zu halten. Bis zur Zerstörung durch die
Christen in der Zeit des Theodosius - Lipsius verschweigt diesen Umstand nicht -
wirkte sie als Garant des Wissens im Altertum.In unserem Zusammenhang ist die Apologie Caesars bemerkenswert. Anders als in
de constantia, wo er die Art seines Todes als Beispiel göttlicher
Strafen für aperte scelesti et aliorum oppressores anführt104 oder ihn mit o pestem
perniciemque generis humani apostrophiert,105 folgt Lipsius hier in der de Croy dedizierten
Schrift der römischen Tradition, die den Vorfall als Versehen entschuldigt und
dafür Hilfstruppen verantwortlich macht. Ebenso fehlt nicht ein Hinweis auf
Caesars Verbundheit mit den Wissenschaften. Lipsius' schwankende Haltung
gegenüber Caesar mag in der Person und dem Selbstverständnis des Fürsten von
Arschot begründet sein, der sich im Sinne einer imitatio Caesaris dem
antiken Feldherrn und Herrscher verbunden fühlte, auch wenn sie unter den
Herrschenden seiner Zeit nicht sehr ausgeprägt war.106 Sicher
belegen lässt es sich nicht. Kapitel 3 widmet sich den griechischen Bibliotheken und vor allem der des
Peisistratos und des Aristoteles. Lipsius konzenriert sich auf Peisistratos vor
allem deswegen, weil er in Athen als erster Bücher der freien Fächer
öffentlich zum Lesen bereitgestellt hat. Er habe dafür gesorgt,
dass der Homer korrigiert und in die rechte Ordnung gebracht wurde, was Lipsius
zu dem Ausruf veranlasst, dass einst die Sorge um den rechten Text in den
Händen von Fürsten, ja sogar Königen lag. Hier wird der
paränetische Grundzug der Abhandlung deutlich sichtbar. Der bedeutenden
Bibliothek des Aristoteles gilt verständlicherweise Lipsius besondere
Aufmerksamkeit. Doch schenkt er der von Strabo berichteten abenteuerlichen
Geschichte wenig Glauben, sondern nimmt mit Athenaeus an, dass sie nach
Alexandria gelangt sei - Bestätigung seiner Auffassung, dass Alexandria das
Sammelbecken aller großen Literatur des Zeitalters gewesen ist. Am Rande findet
wegen ihrer großen Zahl die Bibliothek in Byzanz Erwähnung. Er rechnet diese
aber Thrakien und nicht Griechenland zu.Kapitel 4 behandelt die zweite große namhafte Bibliothek des Alterums, die
pergamenische. Sie geht auf Eumenes, den Sohn des König Attalos zurück. Er
berichtet von dem Wettstreit, der zwischen der pergamenischen und
alexandrinischen Bibliothek ausbrach, in dessen Verlauf angeblich das Pergament
erfunden wurde, weil Alexandria die Zufuhr von Papyrus stoppte. Lipsius
problematisiert die nicht passenden zeitlichen Aussagen in der Literatur und
verteidigt die alexandrinische Bibliothek als die ältere, wobei es ihm offenbar
darum geht, das Argument des Vitruv zu entkräften, Ptolemaios habe, von
maßlosem Ehrgeiz und heftigem Verlangen angestachelt, versucht
Pergamon zu übertrumpfen. Hier schwingt wieder das Bemühen Lipsius' mit, das
Verdikt des Senca zu entkräften, dass Fürsten Bibliotheken bloss aus Prunksucht
und Ehrliebe errichtet hätten. Auch die pergamenische Bibliothek verband sich
schließlich mit der alexandrinischen. Sie wurde von Antonius der Kleopatra zum
Geschenk gemacht, wie Lipsius nach Plutarch berichtet.Das 5. Kapitel wendet sich den römischen Bibliotheken zu. Genannt werden zunächst
Aemilius Paulus, Lucullus und Sulla. Alle diese Feldherren haben Bücher aus
Kriegszügen mitgebracht. Lipsius bemerkt, sie hätten ihre Bücher zwar nicht
vollständig der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, doch rühmt er mit einem
Plutarchzitat die Freizügigkeit, mit der Lucullus seine Bibliothek öffnete und
sich in geistige Gespräche mischte. Dies kommt nicht von ungefähr, denn Lipsius
hatte Charles de Croy als Belgischen Lucullus bezeichnet. Er unterbricht an
dieser Stelle seine Darstellung zu einer Apostrophe, mit der er sein Anliegen
explizit macht: Daran siehst du, Durchlauchtigster Fürst, wie diese
Bibliotheken öffentlich zugänglich waren, und wie er, obwohl er sich das
Eigentumsrecht vorbehielt, den Gelehrten dennoch die Benutzung gestattete,
was auch ihr gnädig zu tun pflegt. Auf die gelehrten Interessen des
Herzogs spielt er an, indem er darauf hinweist, dass sich Lucullus immer auch
unter die Gelehrten mischte, sich nicht nur in der Rolle des Gönners und
Mäzenaten gefiel, sondern auch Interesse an der Sache nahm. Gleichwohl schwingt
leise Kritik mit, wenn er schreibt, dass Lucullus die Bibliohek der
Öffentlichkeit nicht vollständig zugänglich machte. Der erste, der den
Gedanken zu einer öffentlichen Bibliothek fasste, war Caesar, auch wenn es ihm
nicht vergönnt war, sie ins Werk zu setzen. Der Fingerzeig, sich mit Caesar bzw.
den Caesaren zu vergleichen und es den römischen Kaisern gleichzutun, ist
unüberhörbar. Fast möchte man glauben, dass Lipsius sich hier in der Rolle des
Varro sieht, den Caesar beauftragt hatte, diese Bibliothek zu planen, oder des
Asinius Polio, der gleiches später für Augustus tat, wie Lipsius ausführt. Auch
bei der von Pollio im Auftrag des Augustus erichteten oder auch erneuerten
Bibliothek auf dem Aventin liegt das vornehmliche Interesse Lipsius' in dem
Umstand, dass sie öffentlich zugänglich war. Kap. 6 behandelt zwei weitere Bibliotheksgründungen des Augustus, die Octavia
und die Palatina. Er geht hier auch auf bauliche Details und die Bibliothekare
bzw. Kustoden ein. Als Bibliothekar der Palatina wird der Grammatiker Gaius
Julius Hygin genannt. Ein interessantes Detail ist, dass Lipsius darauf
hinweist, dass Hygin ungeachtet seines Amtes auch gelehrt hätte, was wieder mit
dem Akademiegedanken zusammenstimmt, den Lipsius gegenüber dem Herzog
hervorhebt. Die Bibliothek solle entweder als Ort des gelehrten Gesprächs wie in
der Lucullischen Bibliothek oder als Ort des Unterrichts wie in der Paltina
nicht nur Stätte der Lektüre, sondern auch Ort der geübten wissenschaftlichen
Praxis und der Musen sein, worauf auch die Erwähnung der Statue des Apoll
hindeutet, dem Gott der Musen und zugleich dem Gott, den die Bildungspolitik des
Augustus sich in programmatischer Weise zu eigen machte. Bemerkenswert ist der
Hinweis auf die Verbrennung von heidnischen prophetischen Schriften aus dieser
Bibliothek durch Gregor den Großen. Immer wieder weist Lipsius in seiner kleinen
Schrift auf die Vernichtung heidnischer Schriften durch das Christentum hin,
hält sich aber verständlicherweise mit einem Urteil zurück und lässt offen, was
daraus für die Gegenwart zu lernen sei. Das 7. Kapitel nennt die Bibliotheken des Tiberius, des Trajan, des Vespasian
und die kapitolinische Bibliothek. Lipsius erkennt in parenätischer Absicht in
der Gründung der Bibliotheken einen Wettstreit unter den Herrschern. Er belegt
deren Existenz und Geschichte jeweils kurz aus der Literatur. Bei der
kapitolinischen, von der er vermutet, dass Domitian sie gegründet habe, verweilt
er etwas länger, indem er schildert, dass der Kaiser es sich besonders angelegen
sein ließ, die durch ein Feuer zerstörte Bibliothek wiederherzustellen. Ein
besondere Rolle spielten dabei Abschriften aus der Bibliothek von Alexandria
als die Stammmutter der anderen. Wenn diese Schaden gelitten
hatten, konnten sie aus dieser wieder hergestellt und ausgestattet
wurden, eine Art Nationabibliothek avant la lettre.Der Tiburinischen Bibliothek und den Privatbibliotheken widmet sich das 8.
Kapitel. Die Bibliothek von Tibur lag ausserhalb der Stadt. Tibur war
Rückzugsort des Kaisers Hardrian und man kann darin eine Analogie zur Idylle
Heverlees erkennen. Nach den öffentlichen Bibliotheken erwähnt Lipsius auch eine Reihe von
Privatbibliotheken, die vermögende Männer um des Nutzens und Ruhms willen
aufgebaut haben. Hier kommt es vor allem auf die Qualität an, denn es ist
nicht so sehr die Masse als die Qualität mit Geschmack zu suchen. Auch
Privatbibliotheken konnten eine beachtliche Größe erreichen. Die des Sammonicus
Serenus umfasste 62.000 Bände. Er vermachte sie Gordianus d.J., der dadurch zu
hohen Ehren gelangte. Dies wiederum ist Lipsius Anlass, sich mit einer
Apostrophe an den Herzog zu wenden: Siehe, durchlauchtigster Fürst, wie
die Sorge um die Bibliothek Dank und Ruhm zeugt, den ihr Großen euch
unentwegt angelegen lassen sein müsst.. Im Folgenden geht Lipsius
auf den luxuria-Vorwurf Senecas ein. Denn das Wort gerade des von Lipsius
hochgeschätzten Stoikers musste Gewicht haben. Die Widersprüchlichkeit wird (s.
oben) auch nicht wirklich aufgelöst und bleibt für
Lipsius ein Problem, selbst wenn er behauptet: Gleichwohl, ich wünschte,
dass auch unsere Reichen dieserart schwelgten! Wenn schon nicht zu ihrem
eigenen, dann wenigstens zum Nutzen und Vorteil eines anderen. Mit der Thematisierung der Bibliotheksdekoration im 9. und der
Bibliotheksportraits im 10. Kapitel verlässt Lipsius die historischen
Entwicklung der Bibliotheken - Doch möge dies als Anreiz und Beispiel
genügen - und wendet sich
deren Interieur zu. Diese beiden Kapitel stehen deutlich im Zusammenhang mit
Lipsius geplanter römischer Sittengeschichte und versucht dem Leser das Bild der
tatsächlichen Gegebenheit und Ausstattungsdetails vor Augen zu führen. Er
erläutert die Verwendung der Materialien Elfenbein und Glas und das vorhandene
Mobiliar: Schränke, Regale, Pulte und Sitzbänke. Dabei legt er den Akzent eher
auf funktionale Aspekte, wie der Hinweis verdeutlicht, dass grüner Mamor gut für
die Augen sei und Bücherschränke mit Glas die Verschmutzung verhindern. Auch
hier schwingt wieder das Bedürfnis mit, den luxuria-Vorwurf Senecas zu
entkräften. Auffällg ist die sehr ins Detail gehende Behandlung der
Mosaikendecke. Es handelt sich dabei um Korrekturen zur Erstausgabe.In Kapitel 11 kommt Lipsius schließlich auf die Bibliothek von Alexandria zurück,
die, wie eingangs erwähnt, auch den Kulminationspunkt seines
Bibliothekstraktates darstellt. Alexandria ist unter dem Gesichtspunkt der
Fürstenparänese und -panegyrik weit mehr als die bedeutenste Büchersammlung der
Antike, die Glanz auf ihre Gründer wirft. Sie ist für Lipsius Vorbild für ein
akademisches Leben. So lenkt Lipsius den Blick auf den Nutzen
der Bibliothek, für den ihre Gründer gesorgt haben: Und zusammen mit
ihnen errichteten sie das Museum ..., in dem es möglich sein sollte, den
Musen zu dienen, frei von allen anderen Beschwernissen, ja sogar frei von
der Sorge um den Lebensunterhalt . Alexandria bietet den Gelehrten Unterhalt und schafft einen
sorgenfreien Raum für die Wissenschaft. Lipsius würdigt auch das Bestreben der
Herrscher, sich selbst an den gelehrten Gesprächen zu beteiligen. Alexandria ist
jedoch kein Ort der Ausbildung. Hier finden sich nur verdiente Gelehrte. Heute
würde man sagen: Spitzenforschung. Wieder unterbricht sich Lipsius mit dem
Einwurf: Wo seid ihr Fürsten, in denen das ehrenvolle Feuer brennt und
euch anstachelt, darin mit ihnen zu wetteifern? Damit und mit dem resümierenden
Aufruf des letzten Absatzes lässt Lipsius die Darstellung der antiken
Bibliotheksgeschichte erneut als Paränese erkennen, als Maßstab und exemplum107 gegenwärtigen
Handelns: Durchlauchtigster Herzog, ich rufe auch dich, der du von
bedeutender Abkunft und zu Bedeutendem bestimmt bist, auf, diesen Weg wahren
Ruhmes weiter zu beschreiten und Deinen Namen durch die Verbreitung von
Büchern und der Wissenschaft unsterblich zu machen. Das
Syntagma ist somit Aufforderung, die Antike als Vorbild zu
nehmen (imitatio) und mit ihr zu wetteifern (aemulatio).108
Er bedient zugleich den Topos des gelehrten Fürsten, der Bibliotheken einrichten
möge, auch wenn diese Auffassung in der Zeit der Abfassung des Syntegma schon
zunehmend von der durch Seneca vermittelten negativen Konnotation überlagert
wird, dass Fürsten aus luxuria sammeln.109 Übersicht über die behandelten Bibliotheken
Lipsius behandelt in seinem Traktat griechische und römische Bibliotheken.
Auch wenn er mit Alexandria und Pergamon Bibliotheken nennt, die im
damaligen Ägypten bzw. Orient liegen, werden sie doch als zur
griechisch-römischen Welt zugehörig wahrgenommen und mit der
antiquitas, der alten römischen Geschichte,110 verbunden. Gleiches gilt
für die byzanthinischen Bibliotheken. Die Bibliotheken werden nach dem
Regionalprinzip (Asien [Ägyten, Pergamon], Griechenland [mit einem Hinweis
auf die Byzanthinische Bibliothek, die aber eher Thrakien und nicht
Griechenland angehört] , Rom und Umgebung) behandelt oder
zumindest erwähnt. Im Einzelnen sind dies nach der Reihenfolge ihres
erstmaligen Auftretens im Text die Bibliothek des Ramses II, die Bibliothek
von Alexandria, des Aristoteles, Polykrates, des Peisistratos, Euklids,
Nikokrates, Euripides, Hadrians (in Athen), die Byzanthinsche Bibliothek,
die Bibliothek von Pergamon, des Paulus, Lucullus, Sulla, Caesar, die
Bibliotheca Asinii Pollonis111 , die im Atrium
Libertatis ,112 die Bibliotheca Porticus Octaviae,113 die Bibliotheca
Apollinis Palatini,114
die Bibliotheca Domus Tiberianae,115 die Bibliotheca Templi Pacis des
Vespasian,116
die Bibliotheca Capitolina,117
des Hadrian in Tibur, der Grammatiker Tyrannius, Epaphroditus Chaeronéus und
Serenus Sammonicus, der sie Gordianus d.J. vermacht. Auch wenn man bei der Lektüre den Eindruck gewinnen mag, dass Lipsius zu
referieren scheint, was auf der Grundlage des damaligen Wissens über
Bibliotheken bekannt sein konnte: dies habe ich über die Bibliotheken
Ägyptens gefunden, oder: und ich entsinne mich nicht
etwas anderes Erwähnenswertes über Griechenlands Bibliotheken gelesen zu
haben, wählt er nach Maßgabe seines Oberthemas aus. Es geht ihm
nicht darum, eine vollständige Darstellung aller antiken Bibliotheken zu
verfassen, sondern diejenigen Sammlerpersönlichkeiten oder diejenigen
staatlichen Einrichtungen hervortreten zu lassen, die den Geist des Lucullus
atmen, als welchen er Charles de Croy eingangs tituliert hat, und die als
Vorbild für die Schaffung und Zugänglichmachung von Bibliotheken für die
gelehrte Welt dienen können.118 Wenn er daher
Peisitratos Bibliothek erwähnt, so deswegen, weil dieser angeblich der erste
war, der sie öffentlich zugänglich gemacht hat. Andere Bibliotheken, wie die
des Polykrates, Euripides, Euklid oder Nikotrates erwähnt er zwar, behandelt
sie aber nicht weiter. Folglich bleibt vieles unerwähnt, obwohl man davon
ausgehen kann, dass er es hätte wissen können, so z.B. Hinweise auf die
Schulbibliotheken der Ärzteschulen in Knidos oder Kos - der Bestand der
letzteren bildete den Grundbestand des Corpus Hermeticum119 -
oder auf weitere griechische Haus- bzw. Privatbibliotheken, wie die des
Euthydemos, Eukleides, Alexis und anderen.120
Gleiches gilt für die Athener Philosophenschulen. Zwar wird die Bibliothek
der Stoa implizit thematisiert (Aristoteles, Theophrast, Demetrios von
Phaleron), doch nicht die der Akademie.121 Bei den Privatbibliotheken nennt
er die des Tyrannion und Epaphroditos, nicht jedoch die des Favorin oder
auch Galen.122 Gerade die privaten Bibliotheken werden, wenn sie
nicht öffentlich zugänglich waren, übergangen. So wird zwar Serenus
Sammonicus wohl wegen der Übernahme seiner Bibliothek durch den Kaiser
Gordianus erwähnt, nicht aber Persius, Martial oder Silius Italicus.123 Auch wenn das damalige Wissen beschränkt war und
archäologische Befunde, wie wir sie heute kennen, etwa die berühmte
Bibliothek des Celsus in Ephesus,124 Lipsius nicht oder in nur sehr
begrenztem Maße zur Verfügung standen, müssen diese Lücken unmittelbar
überraschen und erklären sich, wie gesagt, nur daraus , dass er in der
Darstellung nicht historische Vollständigkeit anstrebte, sondern es ihm
darum ging, sein Argument zu belegen, indem er aufzeigte, welche
Bibliotheken öffentlich nutzbar waren, genauer, wo herausragende
Persönlichkeiten Bibliotheken zum öffentlichen Gebrauch und zur Förderung
der Wissenschaft gegründet und zugänglich gemacht haben. Umgekehrt ist
erstaunlich, in welchem Umfang Lipsius das seinerzeit verfügbare Wissen über
eben diese öffentlichen Bibliotheken aggregiert. So hat er von den heute 9
bekannten öffentlichen antiken Bibliotheken in Rom125 immerhin 7 identifiziert. Die
Bibliothek des Kaisers Alexander Severus konnte er nicht kennen, da sie nur
über ein Papyrusfragment bekannt ist.126 Quellen des Syntagma
Tatsächlich kann Lipsius als einer der ersten gelten, der antike Bibliotheken
systematisch untersucht hat.127 Das heisst nicht, dass er
sich nicht auf Vorarbeiten stützte. Erwähnt werden im Syntagma ägyptische,
griechische und römische Bibliotheken, die als einzelne auch in anderen Werken
seiner Zeit oder in der früheren Literatur behandelt wurden. Werle vermutet
daher, er habe Anregungen aus Contzens128 oder Gregorius'129 Bibliothekskapiteln erhalten.130 Neben dem Werk von Fulvio Orsini (s. unten)
lieferte ihm vermutlich auch Michael Neanders (1525-1595)
Graecae linguae erotemata131 und Florian Treflers (1482-1565)
Methodus132 Material und
Anregungen für seine Schrift.133 Dessen
ungeachtet ist es vor allem Lipsius' stupende Belesenheit und umfassende
Kenntnis der antiken Literatur, die ihm das Material liefert. Hinzu treten Kenntnisse aus erster Hand, die er sich in
seiner römischen Zeit als Sekretär des Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle
(1567-1569) angeeignet hat.134 In Rom schloss er Bekanntschaft mit zahlreichen
Humanisten, mit denen er sich über griechische und römische Altertümer
austauschte. Besonders eng war die Beziehung zu Fulvio Orsini
(1529-1600),135 dessen Abhandlung
A bibliothecis136 das de
bibliothecis syntagma direkt beeinflusst hat,137 sichtbar
nicht nur in der Zitation zweier Inschriften
aus den Imagines des Orsini, sondern auch in der Zuweisung der
Errichtung der Bibliotheca Capitolina an Tiberius im 7. Kap.138 Die Helmstedter Drucküberlieferung trägt dem Rechnung, indem sie Lipsius'
Syntagma zusammen mit Orsinis Abhandlung abdruckt. Die Beigabe des Isidor
scheint dagegen eher dem horror vacui geschuldet.139 Ob die enzyklopädische Zusammenfassung Isidors
auf Lipsius Darstellung Einfluss gehabt hat oder ob es eher die dahinter
liegenden antiken Quellen waren, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden.Rezeption
M'etant apperçu que beaucoup d'auteurs modernes, qui ont parlé des
bibliothèques anciennes, avaient disséqué le SYNTAGMA DE BIBLIOTHECIS de
Juste Lipse, sans le citer, je me suis decidé à restituer à ce savant
critique ce qui lui est dú, en traduisant en entier cet opuscule, et en le
plaçant en tête de mon ouvrage. So charktersiert Peignot das
Syntagma im Vorwort seines Manuel Bibliographique (1800),
dem er eine französische Übersetzung des Syntagma beigibt. Er hebt damit nicht
nur die Schlüsselrolle von Lipsius' Traktat für die
Bibliotheksgeschichtsschreibung hervor,140 mit der Eingliederung in seine Bibliographie bzw.
Bibliologie wird zugleich sichtbar, dass das Syntagma um 1800 herum der
Tradtion der Gelehrtengeschichte bzw. historia litterara zugeordnet
wird bzw. allgemeiner formuliert, dass die Kenntnis von Bibliotheken einen
festen Platz in der historia litteraria innehatte, eine Verbindung,
die vermutlich auf Gabriel Naude zurückgeht.142 Entsprechend empfiehlt Peignot in der
Einleitung zu seinem Manuel: il doit connaître les principales
bibliotheèques qui ont existé avant et au commencement de l'ère vulgaire
.... Damit hat das Syntagma eine neue Stellung eingenommen und steht
in einem anderen Interpretationszusammenhang, als es noch bei Lipsius
humanistischen Zeitgenossen Miraeus, Puteanus, Scaliger oder Valerius Andreas gewesen ist. Die Zuordnung zur historia
literaria scheint auch andere Rezeptionskomplexe überlagert zu haben,
die Lipsius Bibliothekslehre etwa aus christlicher Perspektive adaptiert
haben.143 Auch wenn sich Lipsius Einfluss besonders deutlich im deutschen Polyhistorismus
des spätern 17. und 18. Jh. zeigt,144 tritt er in Vorformen bereits im Kontext des
beginnenden Interesses an der historia literaria Anfang des 17.
Jahrhundert in Erscheinung145 Im
Vorwort der Helmstedter Ausgabe von 1614 stellt der Drucker fest: das Syntagma
bzw. Lipsius non parum etiam rem literariam iuuvit146 . Die Motivation für den Nachdruck, so der Drucker, läge
darin, dass das Werk in der Gegend - gemeint ist das Einzugsgebiet der
Universität Helmstedt - bisher nur in wenigen Exemplaren verfügbar sei.
Interessant daran ist, dass offenbar in dieser Zeit ein besonders ausgeprägtes
Interesse an den Schriften Lipsius in Helmstedt bestand. So gibt z.B. Christoph Heidmann, seit 1612 Prof. für Eloquenz an der
Universität Helmstedt, die Epistolica Institutio des Lipsius'
heraus147 und würdigt in seiner 1622 veröffentlichten
Rede zur Überführung der Julischen Bibliothek nach Helmstedt ausdrücklich
Lipsius als seine maßgebliche Quelle: Justus Lipsius, einer der
herausragensten Männer unserer Zeit und wie nur wenige zu bewundern,
schreibt in seiner gelehrten Abhandlung Über die Bibliotheken, deren ich
mich bei Abfassung dieser Rede vielfach bedient zu haben freimütig gestehe
....148 Man kann daher vermuten, dass der Drucker sein Ziel
erreicht hat und diese Ausgabe bzw. die ihr zugrunde liegende Erstausgabe von
1602 die maßgebliche Quelle für die Verbreitung des Syntagma im Norden
Deutschlands wurde. Noch die bekannte Sammlung bibliotheksgeschichtlicher
Traktate von Mader, die man auch
als eine Übersicht über die wichtigsten Quellen der Helmstedter Historia
Literaria-Studien zur Bibliotheksgeschichte lesen kann, nimmt diese Ausgabe zur
Grundlage und bezeugt in der nachgehefteten Vorede an den Leser die große
Nachfrage, die nach ihr bestand, denn, wie Mader dort ausführt, sei es das
ursprüngliche Ziel der Publikation gewesen, auf Bitten des Druckers eine
Neuauflage von Lipsius Syntagma herzustellen, da es selbst in der Helmstedter
Offizin bereits vergriffen gewesen sei. In diesem Zusammenhang weist Mader auch
auf die bereits erschienen Ausgaben hin.149 Auch in anderen Ausgaben der Zeit finden sich Belege für diese Adaption des
Syntagma. Im Vorwort der gegenüber der Ausgabe von Utrecht 1658, die Texte von Vossius und Lipsius
versammelt, bemerkt der Drucker: Damus tbi hìc varia opuscula de
studiorum Ratione, deque iis bene Instituendis ....150 Damit weist er den
Text, wie Morhof et alii auch, als Bestandteil einer Studienanleitung aus, wie
sie in der historia literaria-Tradition geläufig waren.151
Geradus Vossius selbst beschäftigt sich intensiv mit der historia literaria, s.
insb. sein Werk de philologia, wo er im 14. Kap. (Para. 8) die
historia litteraria beschreibt. Bei zahlreichen Autoren dieser Tradition finden
sich Hinweise auf Lipsius' kleine Schrift, darunter Conrings
Epistula ad Boineburg. 152 Hottinger,153 Daniel Georg Morhof,154 Jacob Friedrich Reimmann155 oder Erhardus
Reuschius.156 Die späteren Ausgaben der
Introductio, die unter dem Namen Burckhard Struves
erschienen, erwähnen Lipsius am Anfang der Bibliotheksgeschichtsschreibung.157 Allerdings wird auch Mitte des 18. Jh., wohl mit
Bezug auf Morhoff, noch der Unterschied gesehen: In seinem Syntagma
behandelt er die antiken Sitten und Gebräuche im Umkreis des
Bibliothekswesen und wird deswegen wohl zutreffender den Alterums-, als den
Bibliothekshistorikern zugerechnet..158 Das hinderte nicht, dass er
zunehmend dem Kanon der Bibliothekshistoriker - und damit -theoretiker
zugerechnet wurde, wie auch schon Reimann in seiner Idea (vgl. [Appendix 2] ) betont.
Spätestens im 19. Jahrundert hat sich diese Auffassung durchgesetzt, wie seine
Nennung in einschlägigen Handbüchern oder bibliothekswissenschaftlichen
Beiträgen belegt. (Vgl. Peignot, der die Übersetzung des
Syntagma an de Spitze seines Manuel Bibliographique
(1800) stellt, Arnim Graessel, der ihn im Handbuch der
Bibliothekslehre. (2. Aufl. 1902), S. 3, unter der
Überschrift Begriff der Bibliothekswissenschaft. Literatur
zitiert (vgl. a. S.10), oder der Stammvater der Bibliothekswissenschaft,
Karl Dziatzko, der ihn in der RE s.v. Bibliotheken (1897) aufführt) Aus dieser Perspektive steht Lipsius am Anfang einer Tradition der Behandlung der
Bibliothek als Gegenstand der historia literaria, die wiederum in
der öffentlich zugänglichen Bibliothek ihren natürlichen Ort sah.159 In der Folge
wurde der Traktat Bestandteil eines Kanons zur Bibliotheksgeschichtsschreibung
innerhalb der Bibliothekswissenschaft. Die ursprüngliche Intention, einen
paränetischen Beitrag zur römischen Sittengeschichte zu schreiben, ist
weitgehend aus dem Blick geraten. Eine vollständige, alle europäischen Länder einschließende Rezeptionsgeschichte
dieses einflussreichen Werkes kann an dieser Stelle naturgemäß nicht geleistet
werden, dennoch scheinen zumindest für die deutsche Rezeption die Grundlinien
deutlich.Editorische Anmerkungen
Maßgeblich für die Überlieferung sind die Ausgaben von 1602 und 1607, die beide
wiedergegeben werden. Aus Sicht des Autors, Justus Lipsius, stellt die Ausgabe
von 1607 die maßgebliche Fassung dar. Die Transkription folgt aus genetischer
Perspektive der Erstausgabe von 1602 und notiert die textlichen Abweichungen der
Ausgabe von 1607. Dabei werden im Stil von Greg/Bowers160 nur
substantielle, nicht aber akzidentielle Abweichungen wie Druck-, Trennungsfehler
oder Layout- oder Schreibvarianten, insbesondere Abbreviaturen, notiert. So
findet sich z.B. anders als in der Ausgabe 1602 in der Ausgabe von 1607
reliquẹ statt reliquae oder secūdus statt
secundus. Die Texgestaltung folgt modernen Gepflogenheiten (vgl. a.
Waszink 2006,
217 und ILE, Bd. I, 1979 17).
Abbreviaturen wurden stillschweigend, Ligaturen, wie z.B. æ zu ae, aufgelöst.
Die Schreibung von u/v und i/j wurde nach moderner Schreibung normalisiert,
bedeutungstragende Akzente übernommen, Zeilenumbrüche nur in den Titelangaben
und Versen wiedergegeben. Die Angaben zur Position der Marginalien (nur in der
XML Quelle) beziehen sich ausschließlich auf die Ausgabe von 1602,
exemplarspezifische Angaben, wie zu Unterstreichungen oder Anmerkungen, auf die
jeweiligen Exemplare der Herzog August Bibliothek. Besonderes Gewicht wurde auf die Erfassung und Normalisierung von Personen- ,
Ortsnamen, Werken und Zitaten gelegt. Ein Ziel der Edition ist es, durch
Verlinkungen möglichst viele Anknüpfungspunkte zu schaffen, die es erlauben,
über eindeutige Identifer, z.B. die GND und TGN Nummer, in einer
Internetumgebung bzw. einem semantischen Netz weiterführende Informationen zu
einer Person oder einem Ort zu gewinnen oder aber durch Auflösung der
normalisierten Zitate, anderweitig vorhandene Volltexteditionen einzubinden. Bei
klassischen Zitaten wurde bevorzugt die Perseus Digital Library genutzt, da sie
ihre Daten über einen Webservice auch in XML anbietet und so eine optimale
Integration in die Editon ermöglicht, ohne dass Texte kopiert werden müssten.
Gelegentlich musste auf The Latin Library oder andere Quellen
zurückgegriffen werden, die zwar keine XML Ausgabe, aber immerhin die
Durchsuchbarkeit des Textes ermöglichen. Bedauerlicherweise sind diese
Internetausgaben nicht immer fehlerfrei (z.B. findet sich in H.A. Gord. 18,2 qui censebantur as sexaginta statt
qui censebantur ad sexaginta). Es
mag daher von Fall zu Fall sinnvoll sein, auf die gedruckten Ausgaben
zurückzugreifen. Sofern keine elektronische Edition verfügbar war, wurde hilfsweise auf
Digitalisate verlinkt. Zugleich wurde der Versuch unternommen, die Ausgaben die
Lipsius benutzt haben könnte, zu identifizieren und zu verlinken. Bevorzugt
wurden Ausgaben mit Persistent Identifier. Bei der Verlinkung von
digitalisierten Quellen wurden auch bei griechischen Originalen (z.B. Galen)
lateinische Versionen verlinkt, da nicht unwahrscheinlich ist, dass Lipsius
lateinische Übersetzungen benutzt hat. Bei dieserart Verlinkung ist zu
berücksichtigen, dass in den meisten Fällen eine eindeutige Identifizierung der
benutzten Ausgabe auf der Grundlage der schmalen bibliographischen Angaben bei
Lipsius nicht möglich ist. An dieser Stelle ist vor allem Karin Hartbecke zu
danken, die in einem längeren Praktikum an der Herzog August Bibliothek in
mühevoller Kleinarbeit viele dieser Ausgaben im Bestand der HAB sowie Personen-
und Ortsidentifier an Hand der Personennormdatei und des Getty Ortsthesaurus
ermittelt und nach chronologischer Wahrscheinlichkeit den von Lipsius genannten
Ausgaben zugeordnet hat. Kodierungspraxis
Die Edition besteht aus verschiedenen XML, XSLT, XSD und CSS Dateien, die ihre
Regel- und Textstruktur beschreiben und vermittels eines Parsers (getestet
wurden libxml, saxon, xalan) für die Anzeige verschiedener Sichten sorgen. Eine
Übersicht der vorhandenen Dateien kann der Datei mets.xml
entnommen werden. Alle Dateien können im Sinne des open source Gedankens
heruntergeladen und unter einer Creative Commons BY-SA Lizenz frei
genutzt werden. Sofern Images nicht von der Herzog August Bibliothek stammen,
gelten für sie unter Umständen abweichende Rechte.Die Ausgabe folgt den Kodierungsvorschriften der Wolfenbütteler Digitalen
Bibliothek (Stand: 1.12.2016). Kodiert wurden in der Transkription u.a - Lesarten der Ausgaben 1602 und 1607 mit <rdg>. Layoutvarianten wurden nicht markiert. Als Siglen wurden @wit='s_1602' und @wit='s_1607' verwendet. Neben den Zeilenumbrüchen (<pb>) der Ausgaben von 1602 und 1607 wurden auch die der ersten deutschen Ausgabe von 1614 mit der Sigle @ed='s_1614' ergänzt. Als Siglen dienen die von Walker eingeführten Bezeichnungen. Die Übersicht der verwendeten Siglen finden sich in der Datei tei-transcript.xml in <witness> im <teiHeader> , dazu gehörende vollständigen bibliographischen Angaben in tei-introduction.xml.
- Personen und Ortsnamen mit <rs @type='person' ref="#N.N."> bzw. <rs @type='place' ref="#N.N.">. Die vollständigen Angaben zu den Personen bzw. Orten befinden sich in den Dateien register-person.xml bzw. register-place.xml. Sofern vorhanden wurden für die Personen GND Nummern und für Orte Identifier des Getty Thesaurus for Geographic Names (TGN) vergeben.
- Zitate mit <cit> und/oder <quote> und in der Regel in normalisierter Form in <ref>/@cRef. Sofern identifizierbar, wurden in der HAB vorhandene zeitnahe Ausgaben in einer Fußnote mit Angabe des Autors in @resp sowie Angabe der Katalognummer (PPN) mittels <ptr> vermerkt. Mittelalterliche Autoren wurden, soweit möglich, nach Patrologia Latina (PL) oder Graeca (PG) zitiert. Neuere Ausgaben, maßgeblich ist vor allem das Corpus Christianorum (CC), bieten eine Konkordanz, so dass Stellen leicht identifiziert werden können. Verlinkungen sind wegen der urheberrechtlichen Schranken leider nur auf die PL oder PG möglich.
- einzelne wichtige Sachbegriffe in der Transkription mit <term> bzw. <index>
- sachliche Erläuterungen in Fußnoten mit <note> mit dem Attribut @footnote. Die zugehörigen Stellen in der Übersetzung sind mit <anchor> markiert
- Marginalien mit <note> und @place (bezogen auf die Ausgabe von 1602)
- Inhaltsangaben zum jeweiligen Kapitelanfang mit <argument>
Liste der verwendeten XML Dateien
Folgende XML Dateien liegen der Edition zugrunde:- tei-introduction.xml
- tei-transcript.xml
- tei-translation.xml
- bibliography.xml (TEI Fragment)
- register-person.xml (TEI Fragment)
- register-place.xml (TEI Fragment)
- appendix.xml (TEI Fragment)
Einleitung:
Transkription:
Übersetzung:
Bibliographie:
Liste der Personen:
Liste der Orte:
Appendix (Zusatzmaterialien):
Die Übersetzungen
Justus Lipsius Sytagma de bibliothecis lag bisher nicht
in deutscher Übersetzung vor. Dies war einer der Hauptbeweggründe für diese
Edition. Es sollte einer der Schlüsseltexte der frühneuzeitlichen
Bibliothekstraktatistik in einer gut lesbaren Form auch dem deutschsprachigen
Publikum zugänglich gemacht werden. Die Übersetzung basiert auf den Ausgaben von
1602 und 1607 und verfolgt einen mittleren Weg zwischen Texttreue und
Lesbarkeit. Sie entstand über einen längeren Zeitraum in gemeinsamen lucubrationes von Christian Heitzmann und Thomas
Stäcker. Um einen möglichst unverstellten Zugriff auf den Text zu gewinnen,
wurden zunächst die anderen moderneren Übersetzungen nicht zu Rate gezogen und
erst im Nachgang problematische oder unklare Stellen mit ihnen verglichen. Die Übersetzer bemühten sich um weitgehende Worttreue. Soweit möglich wurde
versucht, den Ton von Lipsius' Sprache zu treffen. Dabei teilen die Übersetzer
die Behauptung des englischen Übersetzers, John Cotton Dana, nicht, Lispius
schreibe ein rather crabbed Latin.161 Übersetzungen von Zitaten
stammen, wenn nicht anders vermerkt, von den Übersetzern und richten sich,
anderes als etwa die niederländische Übersetzung von Sobrey, der den Text
moderner Ausgaben zugrunde legte (vgl. z.B. A. Gellius 19,5), grundsätzlich nach
der Vorlage, weil eines um das andere Mal deutlich wurde, dass die von Lipsius
verwendeten Textfassungen nicht mit modernen Editionen bzw. den mittlerweilen
kanonischen Textformen übereinstimmten (z.B. Kürzung bei Strabos in [13,1,54] , timore
statt tenore bei Ovid [Tr. 3.1] , in Herculis templo instructa satis commodè
erat statt wie in modernen Ausgaben in Herculis templo satis
commode instructa libris bei A. Gellius [19,5] oder instrumentum statt
ornamentum in [Sen.Tranq. 9,7] .Bei griechischen Zitaten, die von Lipsius regelmäßig ins Lateinische übersetzt
werden, wurde die Lateinische Fassung übersetzt.162 Folgende Übersetzungen des Sytagma sind bis heute
erschienen: - Peignot, Gabriel: Traité des bibliothequès, traduit du Latin de Juste Lipse. In: Manuel bibliographique ou Essai sur les bibliothèques anciennes et modernes.Paris 1800. [Nachweis im GBV] [Link] ,1-39.(Peignot legt seiner Übersetzung die Ausgabe von 1602 zugrunde. Die Ausgabe von 1607 scheint er nicht zu kennen (vgl. seine bibliographischen Angaben zu Lipsius, S. XII-XIII). Die Dedikationsepistel sowie die Widmung an den Leser sind entfallen. Erstere hält er, ganz im Geiste der Aufklärung, für eitle Fürstenschmeichellei: nous avons cru devoir supprimer l'épitre dédicatoire, qui ne contient que de fades adulations pour le prince auquel elle s'adresse.(XI). Ebenso tilgt er alle Ansprachen an Charles de Croy im Text, mitunter unter Belassung vonTeilsätzen, z.B. übersetzt er Iterùm repeto, pulchrum: &, te Illustrissime praeëunte, cur non usurpamus? mit: Je le répète, c'était un trèsbon usage; pourquoi ne le suivons nous pas?. Auch weitere kleinere Textstellen fehlen, über die im einzelnen die niederländische Übersetzung von Sobry informiert)
- John Cotton Dana (Hrsg.; Übers.) / Henry W. Kent (Hrsg.): A brief outline of the history of libraries by Justus Lipsius. Translated from the second edition (Antwerp, the Plantin Press John Moretus, 1607. The last from the hand of the author. Chicago 1907. ND 1967. [Nachweis im OPAC] [Link] (Die Übersetzung enthält eine kurze Einleitung von Kent zur Übersetzung von Dana. Nach Titelblatt folgt die Übersetzung der Ausgabe von 1607, allerdings stiftet Dana Verwirrung hinsichtlich der benutzten Ausgabe (23), da er behauptet, er lege der Übersetzung die zweite Ausgabe (sic!) von 1602 zugrunde. Faktisch folgt er aber der Ausgabe von 1607 (belegbar an vielen Stellen, z.B. übersetzt er den Passus Templa autem dicit, quia in hac Porticu Iunonis aedes fuit, & nobiles in eâ statutae: quod Plinius dicet. (73). Der Hinweis auf die aedes der Juno findet sich in der Ausgabe von 1602 nicht. Dana übersetzt zwar die Widmung an den Leser, aber wie Peignot die Widmungsepistel an Charles de Croy nicht. )
- Sobry, C. (Übers.): Justus Lipsius: De Bibliothecis syntagma uit het Latijn in het Nederlandsch vertaald. Inleiding tot de door Dr. C. Sobry bezorgde vertaling van Justus Lipsius' ‘de bibliothecis syntagma’door G. Schmook. In: De Gulden Passer [Nachweis im GBV] . 19 (1941), 1-98 (Basiert auf der Ausgabe von 1607. Sobry übersetzt sowohl die Widmungsepistel als auch das Vorwort an den Leser. Die Übersetzung enthält einen Sachkommentar. Klassische Zitate werden nicht nach kanonischen Ausgaben aufgelöst. Die vorzügliche Einleitung von Schmook bietet einen umfassenden Einstieg in das Werk und eine detailreiche Erläuterung seines Entstehungszusammenhanges)
- López de Toro, José (Herg. u. Übers.): Las Bibliothecas en la Antigüedad. Valencia 1948. [Nachweis im OPAC] (Übersetzung auf der Grundlage der Opera Omnia Ausgabe Lyon 1613. Sie enthält eine kurze Einleitung mit einer allgemeinen Einführung. Walker erwähnt eine handschriftliche spanische Übersetzung von Diego, die zwischen 1613 und 1617 entstanden163 und 1888 im Druck erschienen sein soll. Dies scheint ein möglicherweise durch den Prolog der spanischen Übersetzung von Lopez verursachtes Missverständnis zu sein, denn die Handschrift von Fray Diego de Arce bzw. Arze (1552-1617) ist erstens früher, etwa auf das Jahr 1608, zu datieren,164 zweitens handelt es sich anders als Walker165 behauptet, nicht um eine Übersetzung, sondern allenfalls um eine Teilparaphrase.166 Diego hat zwar Lipsius benutzt, wie er selbst im Vorwort angibt,167 doch im Übrigen den Stoff eigenständig bearbeitet oder zumindest aus verschiedenen Quellen kompiliert. So schließt er u.a. hebräische und zeitgenössische Bibliotheken ein und auch die Quellen von Zitaten weichen gelegentlich ab.168 Die erste spanische Übersetzung, die diesen Namen verdient, stammt von Jose Lopez de Toro (Valencia 1948). Er hat das Abhängigkeitsverhältnis von Diego zu Lipsius im Prolog zu seiner Übersetzung folgendermassen charakterisiert: Son [sc. Diegos] XIV capítulos y un Prólogo de contextura y desarrollo igual al Syntagma de Bibliothecis de Justo Lipsio, que nostros [sc. des Lopez] traducimos al pie de la letra, tomando el texto del tomo II de sus Opera Omnia (Editio secunda, et ab ultimo Auctoris manu) (páginas 889-899).169 Walkers Stemma (55) muss demzufolge korrigiert werden. Die Schrift von Diego ist gleichwohl eine wichtige Quelle für die frühe Rezeption von Lipsius)
Französisch:
Englisch:
Niederländisch:
Spanisch:
Bibliographie
Quellen
- Epitaphium, manes, symbolum et alia quaedam. [s.l.] 1606. [Nachweis im OPAC]
- Bie, Jacques de: Imperatorum Romanorum a Julio Caesare ad Heraclium usque numismata aurea excellentissimi nuper dum viveret Caroli Ducis Croyi et Arschotani, &c. magno et sumptuoso studio collecta.Editio altera priore auctior. Antverpiæ, Apud Petrum & Ioannem Bellmeros, 1627 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Burman, Pieter (Hrsg.): Sylloges Epistolarum A Viris Illustribus Scriptarum Tomi Quinque : Nomina Exhibebit Post Tomum Quintum Index Primus. Leidæ, Apud Samuelem Luchtmans, 1727 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Conring, Hermann: De Bibliotheca Augusta Quae est in arce Wolfenbuttelensi Ad ... Joannem Christianum L. Bar. a Boineburg Epistola qua simul de omni re Bibliothecaria disseritur] Hermanni Conringii De Bibliotheca Augusta Quæ est in arce Wolfenbuttelensi Ad .̤ Joannem Christianum L. Bar. a Boinebvrg Epistola Qua simul de omni re Bibliothecaria disseritur. Helmestadii : Müller, 1661 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Contzen, Adam: Politicorum Libri Decem : in quibus De Perfectae Reipubl. Forma, Virtutibus, Et Vitiis, Institutione civium, Legibus, Magistratu Ecclesiastico, civili, potentia Reipublicae; itemq[ue] Seditione et bello, ad usum vitamq[ue] communem accomodatè tractatur. Coloniae : Kinckius ; Moguntiae : Lippius, [1621] [Nachweis im OPAC] (Zur Bibliothek s. insb. lib.4, cap.16, § 20f.)
- Diego de Arze, Fray: De las librerías : de su antigüedad y provecho, de su sitio, de la estimación que de ellas deben hacer las repúblicas y de la obligación que los príncipes, así seglares como eclesiásticos ... Madrid 1888 [Link] .( Das digitale Exemplar der BNE hat eine abweichende Seitenzählung. Möglicherweise gibt es verschiedene Ausgaben: R/35229)
- Gevaerts, Jan Gaspard (Hrsg.): Regvm et imperatorvm Romanorvm nvmismata aurea, argentea, ærea, a Romvlo et C. Ivl. Cæsare vsqve ad Ivstinianvm Avg. Curâ & impensis [...] Caroli, dvcis Croyiaci et Arschotani, [...] olim congesta, ærique incisa : nunc insigni auctario locupletata & breui commentario illustrata [...]. Antverpiæ, Apud Henricvm Aertssens, 1654 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Heidmann, Christoph: Oratio De Bibliotheca Iulia : Qua Illustrißimo Principi, Friderico Ulrico, Duci Brunsvicensi ac Lunaeburgensi, de tam illustri ornamento Academiae suae concesso, gratias, senatus Academici decreto egit, & argumentum hoc plenius aliquanto persecutus est. Helmaestadi[i] : Lucius, 1622 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Gregorius, Petrus: De Republica Libri Sex Et Viginti. Editio Germaniae Altera. Francoforti 1609 [Nachweis im OPAC]
- Hottinger, Johann Heinrich: Bibliothecarius Quadripartitus. Tiguri : Stauffacherus, 1664 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: Admiranda sive de magnitudine romana libri quattuor.Tertia editio correctior, auctiórque.Antverpiae : Moretus, 1605 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: De Amphitheatro Liber: In quo forma ipsa Loci expressa, & ratio spectandi; Cum æneis figuris. Antverpiæ: Moretus, 1598 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: Dispunctio Notarum Mirandulani Codicis ad Cor. Tacitum. Antverpiae: Moretus, 1602 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: Epistolarum selectarum centuria quarta miscellanea postuma. Antwerpen 1607 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: Epistola, De Historiarum Lectione : [Lovanii, III. Non. Decemb. M.DC.]Helmaestadi[i] : Mullerus, 1541 [i.e. 1641] [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: Lovanivm: siue Opidi Et Academiæ Eivs Descriptio : Libri Tres. Antverpiae : Moretus, 1605. [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus (Hrsg.): L. Annaei Senecae opera quae extant omnia, Antwerpen: J. Moretus, 1605 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: De Vesta et Vestalibvs Syntagma. Antverpiae : Moretus, 1603. [Nachweis im OPAC] [Link]
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- Reimmann, Jacob Friedrich: Idea Systematis Antiqvitatis Literariæ Generalioris & Specialioris Desiderati Adhuc In Republica Eruditorum Literaria. Hillesheim ... Sumptibus Ludolphi Schröderi, 1718 [Nachweis im OPAC]
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- Sobry, C. (Übers.): Justus Lipsius: De Bibliothecis syntagma uit het Latijn in het Nederlandsch vertaald. Inleiding tot de door Dr. C. Sobry bezorgde vertaling van Justus Lipsius' ‘de bibliothecis syntagma’ door G. Schmook. In: De Gulden Passer. Jaargang 19 (1941) 1-2 [Nachweis im OPAC] . [Link] "
- López de Toro, José (Hrsg.; Übers.): Las Bibliothecas en la Antigüedad. Valencia 1948 [Nachweis im OPAC]
Editionen
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- Christoph Heidmanns Oratio de Bibliotheca Julia. Hrsg. u. übers. von Th. Stäcker und Ch. Heitzmann). Wolfenbüttel 2013 [Nachweis im OPAC] [Link] .
- Lipsius, Justus: De constantia : Lateinisch - Deutsch = Von der Standhaftigkeit. Übers., kommentiert und mit einem Nachw. von Florian Neumann. Mainz 1998 [Nachweis im OPAC]
- GVLa Correspondance de Juste Lipse conservée au musée Plantin-Moretus. Introduction, correspondance et commentaire, documents, bibliographie. Hrsg. Alois Gerlo, Hendril D.L. Vervliet [u.a.]. Antwerpen 1967 [Nachweis im OPAC]
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- Lipsius, Justus: Politica : six books of politics or political instruction. Hrsg. v. Jan Waszink Assen : Van Gorcum, 2004 [Nachweis im OPAC]
- Iusti Lipsii Saturnalium sermonum libri duo, qui de gladiatoribus : eine textkritische Ausgabe mit Übersetzung, Einführung und Anmerkungen. Hrsg. v. Andrea Steenbeek. Leiden 2011 [Nachweis im OPAC] [Link]
- Lipsius, Justus: Vesta et les vestales (De Vesta et Vestalibus) / texte édité, traduit et annoté par Filip Vanhaecke ; préface de Rudolf De Smet : Dudley, MA [u.a.] 2006 [Nachweis im OPAC]
- Suidas Lexicographi Graeci : recogniti et apparatv critico instrvcti. Bd:1: Svidae lexicon. Hrsg. v.Ada Sara Adler, Lipsiae : Teubner, 1900- [Nachweis im OPAC]
- Fulvii Ursini de Bibliothecis Commentario - Transkription und Anmerkungen. Herg. v. Nadine Hecht. Wolfenbüttel 2016 [Link]
Forschungsliteratur
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- Patrologiae cursus completus sive bibliotheca universalis, integra, omnium ss. patrum, doctorum, scriptorumque ecclesiasticorum, sive Latinorum, sive Graecorum ... / accurante J.-P. Migne. Lutetiae Parisiorum : Migne ; Parisiis : Sirou ; Parisiis : Vrayet ; Parisiis : Garnier, 1841- [Nachweis im OPAC] Series Latina: PL (Patrologia / Series Latina) Patrologiae cursus completus / A J.-P. Migne ed. Series Latina [Nachweis im OPAC] [Link]
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- Ferrari, Giorgio E.: Le immagini dei grandi scrittori nelle biblioteche (rievocando un capitolo del Lipsio dopo tre secoli e mezzo). In: Academie e biblioteche d'Italia, XXV, 1957, S. 98-106
- Géal, François: Un aspect méconnu de l'influence de Juste Lipse : le de bibliothecis syntagma et les théories bibliothéconomiques en Espangne au deébut de XVIIe siècle. In: Les Falndres et la culture espagnole et italienne aux XVIe et XVIIe siècles 1998 [Nachweis im GBV] , S. 241-250
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- Zbikowska-Migoń, Anna: Anfänge buchwissenschaftlicher Forschung in Europa : dargestellt am Beispiel der Buchgeschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts. Übers. von Andreas Fleischer. Wiesbaden 1994 [Nachweis im OPAC]
3Eggert 2009,
67: ... consensus on what texts are and how they function has not
changed with technology
9VH
bezieht sich auf Gustave van Havres Marques
typoyraphiques des Imprimeurs et libraires
anversois. 2 Bde. Antwerpen [u.a.] 1883-184, und
dessen Les marques typographiques de l'imprimerie
plantinienne. Antwerpen 1911
20ILE 03-03-17, s. [Appendix 4] ; und die Antwort in ILE
03-03-21 ( noch nicht erschienen), nach Landtsheer 2008, Anm. 16:
De Biblioth(ecis) correctum accepi,
in proximas autumnales nobis recudendum
22Vgl. zur Vesta
2006, 25, Anm. 33, Brief an Chiocci (ILE
03 09 16 C.): La bibliothèque universitaire de Lede (cf.
salle Dousa, catalogue n° 765, livre 18) conserve un exemplaire
de l'édition de 1603 dans lequel Lipse a fait de sa propre main
des annotations en vue de la deuxième edition...
24Vgl. Reimann 1718, 347:
Memini non neminem qui A.C. 1614 secundam huius opusculi
editionem procuravit, & prima vice in Germania sub prelum
ire iussit. Vgl. [Appendix 2]
25Lipsius selbst hatte ausdrücklich nur dem Johannes Moretus die
Druckerlaubnis für das Syntagma erteilt, vgl. dispunctio
1602, E6
30Zum Itinerar s. Landtheer 1994; Landtsheer,
2000; Landsheer [u.a.] 2006, S. 221ff. (Darstellung im Geo-Browser [Datenset als CSV])
34Ob die Aussage hier in
einem Hobbesischen Sinne vornehmlich politisch und nicht religiös zu
verstehen ist, muss dahingestellt bleiben. Zum Rombild der Zeit und dessen
Instrumentalisierung s. Papy 2004, Anm.
2; Laureys, 2001,
130
35Diva virgo Hallensis
(Antwerpen 1604) und Diva Virgo Sichemensis
(Antwerpen 1605)
37Vgl. z.B. Sagittarius 1614; Epitaphium. Manes,
Sybolum 1606; dazu auch Nordmann 1932, 31; s..a.
Gerlot 1988,
10-13
43Zur Genese der Fax s. Landtsheer
2001, 104f. mit Hinweis auf die Briefe [ILE 91 01 13 O und M] , in
denen Lipsius seine Absicht bekundet, sich intensiv der Fax widmen zu
wollen
46Das Fragment
zu diesem nicht erschienen Teil de triumphis befindet
sich in der Universitätsbibliothek Leiden (ms. Lips. 10, f.53-6, nach
Landtsheer 2001, 106); Nordman 1932, 41,
Anm. 1
49Vgl. Nordman 1932, 38. Zu
den in Wolfenbüttel befindlichen Anmerkungen s. Livius,
Historiarum ab urbe condita decadis tertiae, quae est de secundo
bello punico, liber primus. Lugduni Batavorum: Raphelengius, 1588
[Nachweis im OPAC] . Siehe dazu auch Kreyssigius.
50Facis historicae compendium
1617, 369; vgl. Papy 2004,
102. Enthalten sind Kurzfassungen von de militia
Romana, de machinis tormentis,
admiranda, de gladiatoribus, de
amphitheatro, de cruce, de vesta et
vestalibus und eben auch de bibliothecis.
Weitere Werke, die im diesem Zusammenhang erschienen sind, listet Papy
2012, 84
54Papy 2004, 99: Although Lipsius's antiquarian treatises remained classical
sourcebooks for more than two centuries, they have not been
understood from the perspective of Lipsius's own humanistic,
pedagogical intentions.; zum stoischen Grundzug der historischen Arbeiten siehe auch
Steenbeek 2011,
Einführung, die jedoch in ihrer Argumentation
gelegentlich auf Abwege gerät, wenn sie etwa behauptet, Lipsius habe
sich mit dem grausamen Thema des Gladiators deswegen befasst,
weil es ihm angenehm war, bei Themen wie Mord und Tod zu
verweilen, dass er den Gedanken an Menschen, die unter Zwang auf
Leben und Tod miteinander kämpfen sollten, genoss(28). Die
Einleitung von Steenbeek wimmelt bedauerlicherweise von sprachlichlichen
und grammatikalischen Fehlern und auch die Übersetzung ist nicht frei
von sprachlichen Schnitzern
65Oestreich 1989, 194:
Die römische Wissenschaft von Lipsius dient aber dem Leben,
nicht der Historie
66Zitiert nach Papy
2012, 89. (=C. Cornelii Tacitii Opera quae exstant: Iustus
Lipsius ... Antwerpen: J.Moretus 1607, 65 s.v. utilitas cognoscendae
antiqutatis):
68De Amphitheatro, 4; nicht jedoch im Titel, wie Schmock 1941, 3,
fälschlicherweise behauptet: syntagma de amphitheatris.
71Lipsius, Opera Omnia. Bd.3., Antwerpen 1637,
, Vorwort, 9: hanc caliginem nostra face ... imus
depulsum
74Schmock 1941, insb. 26 u. 31;
Lipsius en het Plantijnse
Haus 1997, 185 (Nr.45), Papy 2000, 19 ; Tournoy
1997, Nr. 29
78Lipsius, Lovanium
1605, 112 Vgl. den Antwerpener Drucker der 1654er Ausgabe von de
Croys Münzsammlung, der im Vorwort an den Leser mit Bezug auf Lipsius
Syntagma rühmt: Quin & eundem LVCVLVM BELGICVM indigitare non veretur
[sc. Lipsius], ob Louaniensis Academiae suburbanum magnificis
operibus, Praetoriis, Hortis, Fontibus & Viridariis ab illo
excultum, tesquis, locisque confragosis excisis penitus &
aequatis. Croy,
Numismata, 1654, Typographus Lectori
83Vgl. z.B. Heidmanns
Dankesrede zur Übergabe der Julischen Bibliothek an die
Universität Helmstedt. Heidmann nimmt dort bezeichnenderweise in seinem
Eingangszitat auf Lipsius Bezug: Hos tales in bonis altisque consiliis confirmare, aut et
inflammare, optimo publico censeo equidem fieri. Quam pauci
magnaum se eo dant! Quam ad pristinas sordes et tenebras omnia
videntur ire [Link] ; vgl. auch das Geleitwort des Druckers an den Leser zu de Croy
Münzsammlung, er habe seine Münzsammlung und
Bibliothek ad publicum usum bereitgestellt. Vgl.a. Bepler
2007, 709
95On a general level, we are dealing here with a
fundamental diffenernce between the Renaissance and modern
way of quoting in non-literary texts: the Renaissnace
reception and re-use of other (e.g. ancient) texts allows
for the possibility that citations receive a completly new
meaning or significance without however losing
the authority of the original sourceWaszink
2006, 69
96Reallexikon für Antike und
Religion. Bd. 2. Stuttgart 1954, S. 232f.. Nach heutigen
Kenntnissen ist die Bibliothek des Ramses nicht die älteste gewesen und
Bibliotheken fanden sich nicht nur in Tempeln, sondern auch in so geannten
Lebenshäusern. Zum aktuellen Forschungsstand vgl. Burkhard, Günter:
Bibliotheken im alten Ägypten (1980). Im Erscheinen begriffen:
Zinn, Katharina: Bibliotheken, Archive und Erinnerungskultur im Alten
Ägypten : eine kulturhistorische Rekonstruktion. Diss: Leipzig
2013
102Hatzimichali
2013, 182, s.a. 170f.: The fire of 48 BC, even though it
did not bring an end to Alexandria's wealth in books, caused material
damage
103139
117Lipsius ordnet sie dem
Domitian zu. Das ist aber nur eine Vermutung, wie er selbst einräumt.
Vgl. Balensiefen 2011, 131, Anm. 39; LTUR, I 196
125Balensiefen 2011, 130-132; Boyd
1915, 3, nennt noch die sonst unbekannte Bibliothek im
Tempel des Aesculap.
126Balensiefen 2011,
126
127Nelles 1996, 227; Geal 1998,
241f.: Le De Bibliothecis ... constitua la première véritable enquête
consarcrée aux bibliothèques de l'Antiquité et alimenta égalment une
réflexion théroretique qui eut des prolongements considérables au cours
des XVIIe et XVIIIe siècles
136Publiziert als Appendix
zu Imagines et elogia virorum illustrium et eruditorum ex
antiquis lapidibus et numismatibus expressa.Venedig
1570, 102-104. Vgl. Editon von Hecht 2016
137Nelles
1996, 227; Bracke 1998, 86; Papy 2004, 107; Landtsheer
2008, 85, Anm. 10; Geal 1998, 243ff.
144Nelles 1996, 238: C'est sur
les polyhistoriens alemands que Lipse exerça l'influence la plus
importante, durant la période 1660-1720.; Werle 2007, 313:
Das Syntagma de bibliothecis avanciert zu einem der
einflussreichsten Bibliothekstraktate des 17.
Jahrhunderts
150Wir bieten Dir (sc. dem Leser) hier verschiedene
kleinere Studienanleitungen und deren rechte Anwendung.... . Das
Vorwort des Druckers fehlt in der Ausgabe 1651
158In
Syntagmate hoc eius de ritibus variis & antiquitatibus circa rem
bibliothecariam agit, adeoque rectius inter scriptores antiquitates, quam
bibliothecarios refertur. (152 Anm.
L(ilienthal))
159Nelles 1996, 239; Lipsius en leuven, Nr.
29, S.119: trendsetter voor dergelijke
bibliotheekwetenschappeliijke literatur
164Geal 1998, 241;Meseguer 1972, 15; Vgl. auch den Katalog
der Biblioteca National (MS 9525 und MS 17568; die in der Literatur zu
findende Angabe Mss Bb 222 scheint nicht (mehr)
korrekt)
168Diego zitiert Seneca
Tranq. 9,7 Iam enim inter balnearia, et thermas
Bibliotheca quoque ut necessarium domus ornamentum expolitur (Diego 1888, 292 und
321), nach den Handschriften, denen auch moderne
Ausgaben folgen. Die Lipsiusaussgaben 1602 und 1607 geben
diese Stelle mit necessarium domus instrumentum expolitur wieder
169Gemeint ist die Opera Omnia
Ausgabe, Lyon 1613