Einführung

Friedrich Roth-Scholtz: Deutsches Theatrum Chemicum
Stefan Laube

1. Titel
[arrow up]

Bd. 1: Deutsches Theatrum Chemicum. Auf welchem der berühmtesten Philosophen und Alchymisten Schrifften/ Die von dem Stein der Weisen/ von Verwandlung der schlechten Metalle in bessere, von Kräutern, von Thieren, von Gesund- und Sauer-Brunnen, von warmen Bädern, von herrlichen Artzneyen und von andern grossen Geheimnüssen der Natur handeln, welche bißhero entweder niemahls gedruckt, oder doch sonsten sehr rar worden sind. vorgestellet werden durch Friederich Roth-Scholtzen. Herrenstadio-Silesium, Erster Theil, Nürnberg bey Adam Jonathan Felßeckern, 1728. Bd. 2: Deutsches Theatrvm Chemivcm, Auf welchem der berühmtesten Philosophen und Alchymisten Schrifften, Die von dem Stein der Weisen, von Verwandelung der schlechten Metalle in bessere, von Edelgesteinen, von Kräutern, von Thieren, von Gesund- und Sauer-Brunnen, von warmen Bädern, von herrlichen Artzneyen und von anderen grossen Geheimnüssen der Natur handelen, welche bißhero entweder niemahls gedruckt, oder doch sonsten sehr rar worden sind. Vorgestellet werden durch Friederich Roth-Scholtzen/ Herrenstadio Silesium. Zweyter Theil. Nürnberg, bey Adam Jonathan Felßecker. A.C. 1730. Bd. 3: Deutsches Theatrvm Chemicvm, Auf welchem der berühmtesten Philosophen und Alchymisten Schrifften, Die Von dem Stein der Weisen, von Verwandelung der schlechten Metallen in bessere, von Edelgesteinen, von Kräutern, von Thieren, von Gesund- und Sauer-Brunnen, von warmen Bädern, von herrlichen Artzneyen und von andern grossen Geheimnüssen der Natur und Kunst handeln, welche bißhero entweder niemals gedruckt, oder doch sonsten sehr rar worden sind, Vorgestellet werden durch Friederich Roth-Scholtzen/ Herrenstadio Silesium. Dritter Theil. Nürnberg, bey Adam Jonathan Felßecker. AC. 1732. Nürnberg: Felßecker, 1728/1730/1732. - Bd. 1 (1728): Titelseite (Kupfertafel), 1192 pag. S., Ill., 12°. - Bd. 2 (1730): Titelseite (Kupfertafel), 935 pag. S., Ill., 12°. - Bd. 3 (1732): Titelseite (Kupfertafel), 960 pag. S., Ill., 12°. [opac ↗058624309]

2. Verfasser
[arrow up]

Der aus dem niederschlesischen Herrnstadt (heute Wasosz in Polen) stammende Friedrich Roth-Scholtz (1687-1736) – zeitgenössische Schreibweise oft Rothscholtz – erlernte in Breslau den Beruf des Buchhändlers. In Nürnberg und Altdorf wurde er durch die Herausgabe von Sammelwerken zu bestimmten Themen populär. So stellte er nicht nur die vorliegende Sammlung alchemistischer Bücher zusammen und verfasste dazu auch einen Katalog (Bibliotheca chemica oder Catalogus von chymischen Büchern, 1727-35, Reprint 1971). Zudem gab er Kurzviten und Kupferstiche, besonders von Gelehrtem, heraus (Icones virorum omnium, 1725) sowie Sammlungen von Wappen und Münzen, Buchhändler- und Buchdrucker-Zeichen (Icones bibliopolarum et typographorum, 1742). Auch die Geschichte des Buchhandels war ihm ein besonderes Anliegen. Er korrespondierte intensiv mit den Gelehrten seiner Zeit und ließ zahlreiche Kupferplatten stechen. In Nekrologen attestieren ihm Zeitgenossen von eitlen Momenten nicht freie Charakterzüge. So soll er sich nicht nur für einen großen Schriftsteller gehalten haben, sondern auch für einen Adepten.

3. Publikation
[arrow up]

3.1. Erstdruck
[arrow up]

Die dreibändige Abhandlung erschien erstmalig beim Nürnberger Verlag Felßecker in den Jahren 1728, 1730 und 1732.


Standorte des Erstdrucks

3.2. Weitere Ausgaben
[arrow up]

Nachdruck aller drei Bände beim Georg Olms Verlag (Hildesheim) 1976. Dem Reprint liegt das Exemplar der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Soest (Sign. 5 J 14.21) zugrunde.

3.2.1. Mikroform-Ausgabe
[arrow up]

New Haven: Research Publications 1973 (= German baroque literature, Harold Jantz collection no. 3281, reel 592). No. 2156. Vorlage: Exemplar der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. XFilm 1:445-446.

3.2.2. Digitale Ausgabe
[arrow up]

4. Inhalt
[arrow up]

Das dreibändige Kompendium gibt 52 Traktate zur Alchemie im Wortlaut wieder, meist in deutscher, in wenigen Fällen auch in lateinischer Sprache. In der Vorrede zum ersten Band beruft sich der Autor so emphatisch auf Gott „als unser höchstes Gut“ (summum bonum) – ihm sei „weder Gold noch Silber zu vergleichen“ (Bd. 1, S. 0) –, als ginge es darum, die eingehende Beschäftigung mit Alchemie zu rechtfertigen. Neben der durch die Bibel vermittelten „ewigen Weisheit“ und der „himmlischen Glückseligkeit“ gebe es in den Schriften der Philosophen und Naturforscher die „Weißheit zur zeitlichen Glückseligkeit“ (Bd. 1, S. 3).

In der Vorrede zum ersten Band empfiehlt Friedrich Roth-Scholtz, die „wahre Weißheit, und die grossen Geheimnüsse der Natur“ (Bd. 1, S. 7) bei denjenigen zu studieren, die zu den unumstrittenen Autoritäten der alchemistischen Wissenschaft gehören. Die Texte, die gleichsam wie Schauspieler eine Bühne betreten, sollen den Leser unterhalten: „so werden auf diesem sogenannten Deutschen Theatro Chemico, nach und nach mehrere auftretten, welche die Kunst-Verständigen, und Natur-Geheimnüß suchenden Liebhaber vergnügen sollen“ (Bd. 1, S. 4f.). Roth-Scholtz gibt hier den Topos vom Geheimnis der Natur wieder, worunter man Ureinsichten der Naturerscheinungen versteht, die den Sinnen verborgen bleiben, aber gleichwohl mit dem Verstand zu erkennen sind. Es ist bemerkenswert, dass Roth-Scholtz die verschiedenen hermetisch-arkanen Zugänge zur Natur durch die Metapher des Theatrums verknüpft, die sich aus Transparenz speist. Dazu passt auch, dass die meisten Traktate der Alchemie – oft erstmals – auf Deutsch abgedruckt sind, denn die Texte wollen verstanden werden. Daher stehen auch keine komplexen Rezepte und chemische Prozesse im Zentrum seines Interesses, sondern vielmehr übergreifende philosophische Gedanken (Bd. 1, S. 6). Roth-Scholtz beruft sich in der Vorrede auf eine Abhandlung Graf Bernhards – damit ist der wirkmächtige italienische Alchemist adliger Herkunft namens Bernardus Trevisanus (1406-1490) gemeint, auf den sich auch eine Reihe von Abhandlungen im 16. Jahrhundert beziehen –, dessen Ausspruch „In Summa, wer die Philosophos recht verstehet, der siehet ohne Brille“ (Bd. 1, S. 8) er sich zu eigen macht.

Der erste Band umfasst 13 Texte: 1) Jo. Francisci Buddei Untersuchung von der Alchemie (S. 1-146); 2) Georg Philipp Nenters Bericht von der Alchemie (S. 147-218); 3) Wilhelm Greyherr von Schröderns Unterricht zum Goldmachen (S. 219-288); 4) Treuhertzige Warnungs-Vermahnung an alle Liebhaber der Natur-gemesen Alchemie (S. 289-312); 5) Leonhard Müllners gründlicher Bericht von der Generation und Geburth der Metallen (S. 313-330); 6) Bericht von Generation und Regeneration der Metallen (S. 331-358); 7) Josaphat Friederich Hautnortons, oder Johann Harprechts, dritter Anfang der Mineralischen Dinge vom Philosophischen Saltz (S. 339-390); 8) Chrys du Puris, Pontische oder Mercurial-Wasser der Weisen (S. 391-415); 9) Eugenii Phialethae, Euphrates, oder die Wasser vom Anfang (S. 415-480); 10) Jo. Friederich Helvetii, guldenes Kalb (S. 481-556); 11) Joh. Pordaesche, Philosophisches Sendschreiben von dem Stein der Weisheit (S. 557-596); 12) Johannes de Monte Raphaim, Vorbothe der am Philosophischen Himmel hervor brechenden Morgenröthe (S. 597-638); Register (S. 638-651) 13) Fr. Basilii Valentini, TriumphWagen des Antimonii, mit Theodori Kerckringii Anmerckungen. Deme noch vorgesetzet: Herrn D. Georg Wolfg. Wedels, berühmten Professoris zu Jena, Anno 1704 in einem Programmate von Basilio Valentino ertheilte Nachricht und recommentation (S. 654-668: Vorrede von Friedrich Roth-Scholtz), dann neue Seitenzählung: S. 1-350, S. 331-350: Register).

Der zweite Band ist Franz Anton Reichsgraf von Sporck (1662-1738) – „großer Philosoph und Liebhaber der Welt-Weißheit“ (Bd. 2, S. 6) – gewidmet (siehe dazugehöriges Widmungsbild). Graf von Sporck hatte am Ufer der Elbe in Nordostböhmen eine von Kurbädern umgebende skurrile Residenz errichtet (Schloss Kuks).

Der zweite Band enthält 17 Texte: 14) Bened. Nicolai Petraei, Critique über die Alchymistischen Schriften (S. 1-86); 15) Bedencken über die Frage, ob die Transmutatio Metallorum möglich sey? (S. 87-113); 16) Responsum einer berühmten Juristen-Facultät: da sich ein Ehemann belehren lässet: Ob ihm das seiner Frauen in Gold transmutirte silberne Gefässe nicht zukomme? Oder doch wenigstens der usus fructus davon? (S. 113-118); 17) Isagoge, d.i. Einleitung zur wahren Erkänntnuß des Drey-einigen Gottes und der Natur. Worinnen auch viele vortreffliche Dinge von der Materia des Philosophischen Steins enthalten sind (S. 119-196); 18) Pantaleonis, Tumulus Hermetis Apertus; oder: das eröffnete Hermetische Grab (S. 197-258); 19) Pantaleonis Examen Alchymisticum, oder: Alchymistische Prüffung (S. 259-312); 20) Pantaleonis Bisolium Metallicum, das ist: Metallisches Zweyblat (S. 313-380); Joel. Langelotts, Send-Schreiben von der Chymie; samt der Philosophischen Mühle in Kupffer gestochen (S. 381-406); 22) Johann Heinrich Rudolffs, Unterricht von der Amalgamation (S. 407-430); 23) Johann Heinrich Rudolffs, Extra-Ordinair Bergwerck, durch die Amalgamation mit Qucksilber (S. 431-498); 24) Johannis Garlandii, seu Hortulani, Compendium Alchimæ, oder Erklärung der Smaragdischen Tafel Hermetis Trismegisti (S. 499-530); 25) Tabula Smaragdina Hermetis (S. 531-532); 26) M. Arnoldi de Villanova, Erklärung über den Commentarium Hortulani (S. 533-550); 27) Send-Schreiben von der Vortrefflichkeit der Chymischen Schrifften Petri Joh. Fabri (S. 551-566); 28) Bartholomäi Korndorffers Beschreibung der Edelgesteine (S. 567-619); 29) D. Joh. Joachim Bechers Oedipus Chymicus, oder Chymischer Rätseldeuter (S. 619-822); 30) Joannes d´Espagnets geheime Werck der hermetischen Philosophie (S. 823-912).

Der dritte Band besteht zu einem großen Teil aus Schriften von Roger Bacon (1220-1292). Er beginnt mit einer Vorrede von Roth-Scholtz, in der er sich zunächst mit John Dee (1527-1608) (S. 7-13) auseinandersetzt. Auch hier zeigt sich der kritische Ansatz von Friedrich Roth-Scholtz, da er die legendär aufgeladene Überlieferung von Dee zurechtrücken will. Auch die Schriften von Roger Bacon leitet Roth-Scholtz mit einer ausführlichen Vorrede ein (S. 1-23).

Band 3 vereint 22 Texte: 31) Rogerii Baconis, Chymisch- und Philosophische Schrifften, die zum Theil in Deutscher Sprache nach niemals gedruckt; sondern zum erstenmal aus dem Englischen übersetzet worden; Vorrede von Friedrich Roth-Scholtzen (S. 1-22); 32) Rogerii Baconis, Radix Mundi oder Wurtzel der Welt. Verdeutscht nach dem Englischen von William Salmon (S. 23-72); 33) Rogerii Baconis, Medulla Alchemiæ, darinnen vom Stein der Weisen, und von den vornehmsten Tincturen des Goldes, Vitriols und Antimonii, gehandelt wird (S. 73-102); 34) Rogerii Baconis, Tractat vom Golde, oder gründlicher Bericht von der Bereitung des Philosophischen Steins, so aus dem Golde gemacht wird (S. 103-128); 35) Rogerii Baconi, Spiegel der Alchemie (S. 105-179); 36) Rogeri Baconis, Tractat von der Tinctur und Oel des Vitriols, welchen er als ein edel, köstlich, und allergewissestes Secretum und Medicin der Menschen und Metallen, seinem geliebten Bruder Wilhelmo communiciret (S. 180-203); 37) Rogeri Baconis, Tractat von der Tinctur und Oel des Antimonii, von der wahren und rechten Bereitung des Spießglases, menschliche Schwachheiten und Kranckheiten dadaurch zu heilen, und die imperfecten Metallen in Verbesserung zu setzen (S. 205-226); 38) Epistel oder Send-Brief des Kayser Alexandri, welcher zuerst in Griechenland und Macedonien regieret hat, auch ein Kayser der Persianer gewesen: Darinnen der Stein der Weisen durch ein Gleichnüß und Parabel sehr lustig und wohl beschrieben erkläret wird (S. 227-244); 39) Rogerii Baconis, Send-Schreiben von geheimen Würckungen der Kunst und der Natur, und von der Nichtigkeit der falschen Magiæ (S. 246-286); 40) Epistola de Secretis operibus artis & naturæ, & de nullitate Magiæ. Opera Johannis Dee, è pluribus exemplaribus castigata olim (S. 287-348); 41) Resonsum ad Fratres Rosaceæ Crucis illustris (S. 349-356); 42) Gloria Mundi, sonsten Paradeiß-Tafel: das ist: Beschreibung der uhralten Wissenschaft, welche Adam von Gott selbst erlernet, Noa, Abraham, und Salomon, als eine der höchsten Gaben Gottes gebraucht (S. 357-510); 43) Ein anander Tractätlein gleiches Inhalts mit dem vorigen (S. 511-537); 44) Alethophili Philosophische Betrachtung von Verwandelung der Metallen. Aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzet (S. 537-560); 45) Warnungs-Vorrede wider die Betrüger, welche ein Anonymus A. 1670 und A. 1691 in Hamburg des Johannis Ticinensis, Anthonii de Abbatia und Edovardi Kellæi Chymischen Schriften vorgesetzet hat (S. 561-606); 46) Johannis Ticinensis, eines Böhmischen Priesters, Chymische Schrifften; oder Proceß vom Stein der Weisen (S. 607-650); 47) Anthonii Abbatia, eines in der Philosophischen Kunst erfahrnen Priesters, ausgefertigtes Send-Schreiben von dem Stein der Weisen, und von Verwandlung der Metallen. Aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzet (S. 651-680); 48) Reverendissimi Archipresbyteri Magistri Anthonii de Abbatia Epistolæ duæ (…) (S. 681-732); 49) Edovradi Kellæi, Buch von dem Stein der Weisen. An den Römischen Kayser Rudolphum II. ANNO MDXCVI. In Lateinischer Sprache geschrieben; Hernach in die Deutsche übersetzet (S. 733-798); 50) Fragmenta quædam Edov. Kellæi ex ipsius Epistolis excerpta (S. 799-800); 51) Edovardi Kellæi, Via Humida, sive Discursus de Menstruo Vegetabili Saturni (S. 801-854); 52) Aula Lucis, ider: Das Hauß des Lichts, durch S. N. * * * in Englischer Sprache beschrieben, und Anno 1690 in das Deutsche übersetzet durch Johann Langen/ M.C. (S. 855-892).

Bildgehalt: Vor den jeweiligen Vorreden ist eine emblematische Szene abgedruckt, bestehend aus einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln, einem Dreieck, von dem Strahlen ausgehen, Kreuz etc. Alle Bände sind mit einem Register versehen.

Das Frontispiz des ersten Bandes zeigt ein Porträt von Friedrich Roth-Scholtz. Buddeus’ Abhandlung Untersuchung von der Alchemie wird durch zwei Kupfertafeln mit der Frontalansicht von Münzen (S. 78-81), u.a. mit dem Bildnis Gustav Adolfs, illustriert. Den Beginn der 350-seitigen Abhandlung TriumphWagen des Antimonii von Basilieus Valentini ziert ein Frontispiz mit einem barock ausgeschmückten Triumphwagen, auf dem sich zahlreiche Figuren in bewegter Pose tummeln. Dass Roth-Scholtz durchaus über einen kritischen Zugang zur Alchemie verfügte, zeigt die Tatsache, dass er den Autor Basileus Valentinus für eine Fiktion hält. Vielmehr seien seine Schriften von Johann Thölde unter diesem Namen kompiliert worden (S. 659). Ein weiteres Kupfer in der Abhandlung zeigt zwei miteinander verbundene Behälter, Circulatorium genannt, mit der Funktion, Substanzen zu extrahieren (S. 198). Auf Seite 182 befindet sich eine ausklappbare Bildtafel, die einen alchemistischen Ofen zeigt.

Band 2 wird mit einem Porträtkupfer Roger Bacons sowie einem Widmungsemblem für Franz Anton Graf von Sporck eingeleitet. Eine ausklappbare Bildtafel zeigt den Abriss einer Philosophischen Mühle (S. 395). Übersichtlich werden die Namen ihrer Bestandteile gezeigt.

Das Frontispiz Oedipus Chemicus leitet die gleichnamige Abhandlung von Johann Joachim Becher (1635-1682) ein (S. 395). Man sieht eine Art Laboratorium. In einem offenen Ofen ist partiell ein dampfender Kessel zu sehen, vor dem ein Alchemist wie an einem Schreibtisch sitzt. Statt eines Schreibgeräts hat er einen Blasebalg in Händen. Neben ihm steht eine Figur, deren Attribute sie als Merkur erkennen lassen. Behälter und Symbole, eine Fensteröffnung, die eine Landschaft mit Mischwesen zeigt, vervollständigen die übersichtliche Szenerie.

Das Frontispiz des dritten Bandes zeigt ein Porträtkupfer John Dees, das Titelkupfer zeigt das Porträt von Eduardus Kellaeus (S. 561).

5. Kontext und Klassifizierung
[arrow up]

Trotz der Angriffe rationalistischer Denker, die die Alchemie skeptisch beurteilten und als Exempel menschlicher Leichtgläubigkeit abwerteten, scheint auch noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der wissenschaftliche Zeitgeist von einem starken Interesse an alchemistischen Fragen geprägt gewesen zu sein. Zahlreiche Einzelschriften wurden publiziert und auch große Sammelwerke auf den Markt gebracht, wie die Bibliotheca Chemica Curiosa (1702) von Johann Jacob Manget (1652-1742). Das Deutsche Theatrum Chemicum steht in der Tradition alchemistischer Theatrum-Werke aus dem 17. Jahrhundert (siehe „Betitelung von Sammelwerken“ bei Kopp, Tl. 1, S. 334-342). Als pionierhafte Abhandlung kann das Theatrum Chemicum (Straßburg 1602) von Lazarus Zetzner (1551-1616) gelten, das zunächst in drei Bänden zentrale alchemistische Texte aus der Renaissance versammelte; in der letzten sechsbändigen Edition (1659-1661) waren mehr als 200 Texte vereinigt. Bekannt geworden ist auch das Theatrum Chemicum Britannicum (1652) von Elias Ashmole (1617-1692), eine Zusammenstellung von Texten britischer Alchemisten.

Wissenschaftsgeschichtlich wurde die Abhandlung in einer Zeit veröffentlicht, als sich die Chemie in Abgrenzung von der Alchemie zur eigenen Wissenschaftsdisziplin entwickelte. Alchemistische Verfahren wurden zunehmend mit dem Verdikt der Unwissenschaftlichkeit versehen und als Interessengebiete geheimer Gesellschaften marginalisiert. In gewisser Weise markiert das Kompendium von Friedrich Roth-Scholtz den Beginn des Niedergangs des alchemistischen Zeitalters in der Aufklärung.

6. Rezeption
[arrow up]

Roth-Scholtz’ Deutsches Theatrum Chemicum kann als die umfangreichste deutsche Sammlung alchemistischer Texte gelten. Seine Bedeutung besteht vor allem darin, schwer zugängliche Texte in deutscher Sprache einem interessierten Publikum vermittelt zu haben. So machte er den deutschen Sprachraum mit den alchemistischen Schriften Roger Bacons bekannt. Jede wissenschaftliche Gesamtdarstellung zur Alchemie, wie die von Kopp (1886) oder Lippmann (1931), profitiert von dieser Fundgrube.

7. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
[arrow up]

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000060/tei-introduction.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/rules/styles/projekte/theatra/tei-introduction2.xsl