Fasciculus V - hrsg. von Brigitte Hoppe, Wolfgang Michel
Kurzbiographien der durch Kaempfer in Amoenitates Exoticae 1712 erwähnten Personen
und pflanzenkundlichen Werke
zusammengestellt von Brigitte
Hoppe
- A
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Alpini, Prospero, 1553–1617, als Leibarzt (1578
Dr.
med.
Universität Padua) des
venezianischen Botschafters in Kairo
1580–1583 erforschte er die ägyptische
Heil- und Pflanzenkunde. Nachdem er in Genua und Venedig praktiziert
hatte, wurde er 1593 Professor der Botanik („lettore dei semplici“) und 1603–1616 Direktor des Botanischen Gartens in Padua.
Hauptwerke: De balsamo
dialogus. Venedig 1591; De medicina Aegyptiorum. Venedig
1591; De plantis Aegypti liber. Venedig 1592;
De plantis exoticis libri duo [hg. posthum von dem Sohn Alpino
Alpini]. Venedig 1627.
Lit.: DSB I, 1970, S. 124 f; Giuseppe
Ongaro: Contributi alla biografia di Prospero Alpini. In: Acta med.
hist. Patavina 8–9, 1961–1963, S. 79–168.
-
Avicenna
(arab.
Abū ۢAlī al-Husayn ibn
ۢAbdallāh Ibn Sīnā), ca.
975/980–1037, wirkte an mehreren
(hauptsächlich an jetzt iranischen) Fürstenhöfen als vielseitiger Gelehrter,
der die aristotelische und die neoplatonische Philosophie mit islamischer
Theologie in einer originellen Synthese verband. Besonders seine
medizinischen Schriften wurden vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit
kommentiert, übersetzt und verbreitet.
Hauptwerk: Al-Qānūn fī
al-tibb (Textausgabe, fünf Bücher in drei Bänden, Teheran 1867–1868).
Kairo 1877, Nachdruck Beirut o. J.; (lat.
Textausgabe u. a.:) Canonum medicinae libri V. Venedig
1507, Nachdr. Hildesheim 1964.
Lit.: DSB XV = Suppl. 1, 1978, S. 494–501;
E. Savage-Smith: Medicine. In: R. Rashed (Hg.): Encyclopedia of
the History of Arabic Science, Vol. 3. London, New York 1996, S.
903–962, bes. 921–928.
- B
-
Bauhin, Caspar (Gaspar),
1560–1624, Bruder von J.
B., gehörte der Familie eines Arztes an, der als
Hugenotte aus Frankreich
1541 nach Basel,
Schweiz, fliehen musste. Hier
schloss C. B. seine Studien mit
dem Dr.
med.
1581 ab; 1582 wurde er
Prof. für Griechisch und seit 1584
„consiliarius“ an der Medizinischen Fakultät,
wo er 1589
Prof. der Anatomie und Botanik sowie 1614
Prof. für Praktische Medizin und Stadtarzt in Basel wurde. Neben Lehrbüchern der Anatomie
veröffentlichte er eine Übersicht über die gesamten Pflanzenkenntnisse
seiner Zeit mit ca. 6000 Pflanzendiagnosen und Synonymen.
Hauptwerke: Phytopinax. Basel 1596; Theatrum anatomicum.
Frankfurt a. M. 1605; Prodromus theatri botanici. Frankfurt
a. M. 1620; Pinax theatri botanici. Basel 1623.
Lit.: DSB I, 1970, S. 522–525.; Hans-Peter
Fuchs-Eckert: Caspar Bauhin — Erster ordentlicher Professor der Anatomie
und Botanik an der Universität Basel, in ders.: Die Familie Bauhin in
Basel. In: Bauhinia 7/2, 1981: 45–62.
-
Bauhin, Jean (Johannes d.
J.), 1541–1613,
Bruder von C.
B., nach dem Studium der Medizin seit 1555 in Basel
unternahm er 1561 bis 1562 Studienreisen
zu C. Gesner, Zürich, mit botanischer Exkursion in
die Alpen, zu G. Rondelet, Montpellier, und U. Aldrovandi, Bologna; 1562 wurde er
Dr.
med., ab 1563 Stadtarzt in Lyon, 1568 in Genf; 1570
Prof. für Rhetorik und 1571 für
Medizin an der Universität
Basel; ab 1572 Hof- und Stadtarzt in Montbéliard (Mömpelgard, unter der Regentschaft des Herzogs
Friedrich von
Württemberg). Hier konnte er sein Prachtwerk mit über 5000
Pflanzenbeschreibungen und –abbildungen zusammen mit seinem Schwiegersohn
Jean Henri Cherler
fertig stellen und einen Botanischen Garten anlegen.
Hauptwerk:
Historia plantarum universalis (posthum hg. von Dominique
Chabrey), Bd. 1–3. Yverdon 1650–1651.
Lit.: DSB I, 1970, S. 525–527.
-
Boccone, Paolo, 1633–1704, (als Frater
Silvio seit 1683 Mitglied des Ordens der
Zisterzienser), seine hauptsächlich in Messina erworbenen medizinischen und naturkundlichen Kenntnisse,
vervollständigte er in Florenz und Padua sowie auf ausgedehnten Reisen durch
Italien und das Mittelmeergebiet, Frankreich, Westeuropa bis Schottland
und Mitteleuropa bis Polen. Er war als Hofbotaniker der
Großherzöge der Toskana und als
Prof. an der Universität Padua tätig. Aufgrund weiter
Reisen gelangen ihm viele Erstbeschreibungen von Samenpflanzen (Spermatophyta) und in seiner Zeit wegweisende Moos-
und Pilzstudien. Gleichermaßen trat er durch die Entwicklung eines
Verfahrens des Naturselbstdrucks hervor.
Hauptwerke: Recherches
et observations naturelles touchant le corail […]. Paris 1672, Amsterdam
1672; Icones et descriptiones rariorum plantarum Siciliae,
Melitae, Galliae et Italiae. E theatro Sheldoniano, hg. von Robert
Morison. Oxford 1674; Museo di fisica e di esperienze
variato […]. Venedig 1697; Museo di piante rare della
Sicilia, Malta, Corsica, Italia, Piemonte e Germania […]. Venedig
1697.
Lit.: I. Sermonti Spada: Boccone, Paolo. In: Dizionario
Biografico degli Italiani, Vol. 11. Roma 1969, S. 98 f.; H.
J. Roth: Paolo Silvio Boccone (1633–1704) — Mönch und Botaniker. Ein
Zisterzienser als Gewährsmann für Linné. In: Cistercienser Chronik 117,
H. 2/3, 2010: 318–330.
-
Bondt, Jacob de (lat.
Bontius), 1592–1631, geboren in Leiden studierte er bis zum Dr.
med.
1614 und praktizierte daselbst. 1627 schiffte er sich als Arzt der Vereinigten Ostindischen Kompanie nach Batavia (jetzt Jakarta) ein. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt auf den Molukken lebte er seit 1628 bis zu seinem Tod in Batavia, wo er naturkundliche und medizinische
Studien anstellte, die größtenteils posthum veröffentlicht wurden.
Hauptwerke: De medicina Indorum libri IV. Leiden 1642;
Historiae naturalis et medicae Indiae orientalis libri VI, hg. von
W. Piso in: De Indiae utriusque re naturali et medica. Amsterdam 1658,
Nachdruck ebenda 2007.
Lit.: M. A. von Andel (Hg.): Bontius tropische
geneeskunde. Bontius on tropical medicine (Opuscula selecta
Neerlandicorum de arte medicina, 10). Amsterdam 1931.
-
Breyne, Jacob (lat.
Breynius), 1637–1697, nach Studien an der Universität Leiden erhielt er als
Kaufmann das Bürgerrecht der Stadt Danzig. Dort folgte er bei der Pflege eines Gartens und auf
regionalen Exkursionen seiner Neigung zur Botanik. Er tauschte mit
bedeutenden westeuropäischen Botanikern seiner Zeit Briefe und
Herbarpflanzen aus. Mehrere Reisen nach den Niederlanden ließen ihn exotische Pflanzen
kennenlernen, von denen er besonders amerikanische, afrikanische und
ostindische in mehreren Publikationen beschrieb, zu denen seine Töchter
Illustrationen lieferten, während sein Sohn Johann Philipp B., der ein
Medizinstudium in Leiden absolviert
hatte, das botanische Werk fortführte.
Hauptwerke: Exoticarum
aliarumque minus cognitarum plantarum centuria prima. Danzig
1678; Prodromus fasciculi rariorum plantarum anno 1679 […]
observatarum secundus. Danzig 1689.
Lit.: Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2. Aufl., hg.
von R. Vierhaus, Bd. 2, München 2005, S. 76; Alette Andrea
Fleischer: Holland’s hortus and Baltic botany: transforming and
transporting „mother nature“ along the „mother of all trades“ route. In:
Ders.: Rooted in fertile soil: Seventeenth-century Dutch gardens and the
hybrid history of material and knowledge production. Proefschrift
Universiteit Twente 2010; J. Kuijlen: De Danziger botanicus
en koopman Jacob Breyne (1637–1697) en zijn betekenis voor de Hollandse
plantkunde. In: Tijdschrift voor de Geschiedenis der Geneeskunde,
Natuurwetenschappen, Wiskunde en Techniek 5/3, 1982, S. 116–118;
H. Roob und C. Hoff: Jacob und Johann Philipp Breyne, zwei
Danziger Botaniker im 17. und 18. Jahrhundert. Gotha 1988
(Veröffentlichungen der Forschungsbibliothek Gotha, 27).
- C
-
Clusius, Carolus (frz.
L’Éscluse, Charles de), 1526–1609, nach einem Studium der Medizin
in Montpellier
1551–1554 gab er mehrere naturkundliche
Werke in lat. Übersetzungen heraus; Sammelergebnisse einer
Spanienreise 1564–1565 als Begleiter von
Jacob Fugger beschrieb er
1576. 1573–1576 wirkte er, ab 1575 auch als
Vorsteher des Botanischen Gartens, am Hof Maximilians II. von Habsburg in Wien. Als Protestant durch Rudolph II. verfolgt, gewährte ihm
ein Adliger Asyl auf Burgen in Pannonien, wo er seine Naturforschung fortsetzte bis zur
Übersiedlung 1587 nach Frankfurt a. M.
1593 erhielt er einen Ruf als Professor der Botanik
an die Universität
Leiden, wo ihm der Aufbau des 1587
gegründeten Hortus Botanicus anvertraut wurde.
Hier konnte er unter Verwertung von seltenen Objekten aus
Naturaliensammlungen sein umfangreiches Werk über exotische, auch als
Heilmittel wichtige Naturobjekte vollenden.
Hauptwerke: Rariorum
aliquot stirpium per Hispanias observatarum historia. Antwerpen
1576; Rariorum aliquot stirpium per Pannoniam, Austriam […]
observatarum historia. Antwerpen 1583; Rariorum plantarum
historia, Tl. 1–2. Antwerpen 1601; Exoticorum libri decem. Leiden
1605.
Lit.: DSB VIII, 1973, S. 120 f.; Esther van
Gelder: Tussen hof en keizerskroon. Carolus Clusius en de ontwikkeling
van de botanie aan Midden-Europese hoven, 1573–1593. Leiden 2011;
F. W. T. Hunger: Charles de l’Escluse (Carolus Clusius):
Nederlandsch Kruidkundige, 1526–1609, Bd. 1–2. ‘s Gravenhage
1927–1943; F. Egmond: The world of Carolus Clusius. Natural
history in the making, 1550–1610. London 2010.
-
Cornut, Jacques Philippe
(lat.
Cornutus), 1606–1651, als Sohn eines Arztes studierte
er Medizin in Paris, wo er danach
praktizierte. Neben einer Flora des Umlands von Paris veröffentlichte er eine Abhandlung über
kanadische Pflanzen.
Hauptwerke: Canadensium plantarum aliarumque
nondum editarum historia. Cui adjectum est […] enchiridion botanicum
Parisiense. Paris 1635.
Lit.: S. Le Tourneur: 7. Cornu. In: Dictionnaire de
Biographie Française, Tome 9. Paris 1961, Sp. 702; F. A.
Stafleu and R. S. Cowan: Taxonomic Literature, Vol. 1. Utrecht 1976, S.
550 f.
- D
-
Dioscorides (griech. Dioskurides),
Pedanios, aus Anazarbos (in
Kilikien, südl.
Kleinasien), Wirkungszeit
ca.
50–70 n. Chr.; als römischer
Militärarzt nahm er an mehreren Kriegszügen der Kaiser Claudius und Nero teil. Um 65 n.
Chr. vollendete er seine Beschreibung in fünf Büchern
sämtlicher Naturgegenstände, die damals Heilmittel lieferten, sowie deren
Zubereitungsformen und Anwendungen mit ihren Indikationen. Auch die
griechischen, römischen und ägyptischen Synonyme von ca. 600
Pflanzen, 35 tierischen Produkten und 90 sogenannten Mineralien sowie
Hinweise auf das Vorkommen der Naturobjekte sind enthalten. Mitunter wurden
Einflüsse des Klimas und Standorts auf die Wirksamkeit besonders von
Pflanzen beachtet. Diese „Materia medica“ wurde in
zahlreichen Übersetzungen und Bearbeitungen als Standardwerk der
Heilmittellehre bis zur Frühen Neuzeit verbreitet.
Hauptwerk:
Peri hylēs iatricēs (lat. De materia medica) (Textausgabe:) M.
Wellmann, Bd. 1–3. Berlin 1906–1914, Nachdruck Berlin 1958.
Lit.: DSB IV, 1971, S. 119–123.
-
Dodonaeus (frz.
Dodoens, Rembert), 1516–1585, als Arzt, seit 1548 als Stadtarzt wirkte er in Mechelen (heute Malines in
Belgien). Nach Veröffentlichung
einer ersten botanischen Abhandlung 1552, gab er
1554 eine niederländische Fassung (Cruydeboek) von „Stirpium
historia“ des L.
Fuchs heraus, in der er im Gegensatz zu Fuchs die Pflanzen nicht
alphabetisch, sondern nach (hauptsächlich morphologischer) Ähnlichkeit
anordnete. 1574 wurde er Leibarzt von Kaiser Maximilian II.
(anschließend Rudolph II.) in Wien. Nach Aufenthalten in Köln und Antwerpen seit 1580 wurde
er 1582
Prof. der Medizin an der Universität Leiden.
Hauptwerk:
Stirpium historiae pemptades sex sive libri XXX. Antwerpen
1583.
Lit.: DSB IV, 1971, S. 138–140; Ph. J. van
Meerbeeck: Recherches historiques et critiques sur la vie et les
ouvrages de Rembert Dodoens (Dodonaeus). Mechelen 1841, Nachdruck
Utrecht 1980.
- H
-
Hermann, Paul, 1640–1695, aus Halle
(Saale), erwarb den Dr.
med.
1670 in Padua
und vollendete 1671 seine Studien in Leiden. Als Arzt im Dienst der Vereinigten Ostindischen Kompanie
segelte er 1672 nach Ceylon (jetzt Sri Lanka).
Bereits während des ersten Aufenthalts am Kap der Guten Hoffnung begann er Herbarien
anzulegen und Sämereien zu sammeln, welche Tätigkeiten er mit reicher
Ausbeute in Ceylon bis 1677 fortsetzte. Nach seiner Rückkehr wurde er 1679
Prof. der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens in Leiden; 1686
erhielt er zugleich eine Professur für Praktische Medizin und übte die Ämter
des Dekans der Medizinischen Fakultät (1689) und
des Rektors der Universität (1690) aus. Nachdem er
selbst noch einige außereuropäische Gewächse in seinem Katalog des Leidener
Gartens (1687) beschreiben konnte, gaben sein
Meisterschüler, der bei J.
P. de Tournefort (ca.
1656–1708) in Paris ausgebildete englische Botaniker William Sherard (1659–1728), posthum als „Paradisus Batavus“ 1698
und der Botaniker in Amsterdam
Johannes Burman (1707–1779) als „Thesaurus Zeylanicus“ 1737 sowie C. Linné in seiner
„Flora Zeylanica“ 1747 Pflanzensammlungen von P. Hermann heraus. Dessen Spiritus-Präparate
von exotischen Tieren wurden 1711 verkauft.
Hauptwerke: Horti academici Lugduno-Batavi catalogus. Leiden
1687; Paradisus Batavus. Leiden 1698.
Lit.: J. Heniger: Der wissenschaftliche Nachlass von Paul
Hermann. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg 18, 1969, S. 527–560; P. Smit: P. Hermann
(1646–1695). Ein Vertreter der niederländischen Botanik des 17.
Jahrhunderts. In: Wissenschaftliche Beiträge der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 2, 1969, S. 69–88;
Ders.: Hendrik Engel’s Alphabetical List of Dutch
Zoological Cabinets and Menageries, 2. Aufl. Amsterdam 1986.
- L
-
L’Obel, Mattias de (lat.
Lobelius), 1538–1616, wurde in Lille geboren und vollendete seine Studien in Naturkunde und
Medizin 1565 bei G. Rondelet in Montpellier. Sein erstes botanisches Werk „Stirpium adversaria nova“ (1570) mit 1200–1300 Beschreibungen von Pflanzen aus Mitteleuropa erarbeitete er
zusammen mit Pierre Pena; die
zweite, erweiterte Auflage erschien 1576. Aus
politischen Gründen wanderte L’Obel nach England aus, wo
er königlicher Botaniker und Gartenverwalter wurde. Seine Kräuterbücher
enthalten Ansätze zur Klassifikation von Pflanzen.
Hauptwerke:
Stirpium adversaria nova […]. London 1570 (zusammen mit P.
Pena); Plantarum seu stirpium historia. Antwerpen
1576; Kruydtboeck. Antwerpen 1581.
Lit.: DSB VIII, 1973, S. 435 f.; L. Legré:
La botanique en Provence au XVIième siècle, Vol. 1: Pierre Pena et
Mathias de Lobel. Marseille 1899; W. de Backer, F. de Nave
(Hgg.): Botany in the Low Countries, Plantin-Moretus Museum exhibition
(The Plantin-Moretus Museum and the Stedelijk Prentenkabinet
publication, 27). Antwerpen 1993.
- M
-
Markgraf, Georg (lat.
Marcgravius),
1610–1644, stammte aus Sachsen. Seine Studien in
mathematischen Fächern sowie in Medizin und Botanik an mehreren
Universitäten schloss er in Leiden ab.
Von 1638 an nahm er als Gehilfe von W. Piso, dem Leibarzt des Gouverneurs
der Niederländischen Westindischen
Kompanie, des Grafen Johann Moritz von Nassau-Siegen,
an einer Expedition in Brasilien
teil. Auf weiteren Reisen ins Landesinnere setzte er seine naturkundlichen
und geographischen Studien fort. Während Graf J. M. v. Nassau und W. Piso
1644 in die Niederlande zurückkehrten, begab sich Markgraf zu neuen naturhistorischen
Beobachtungen nach Afrika, wo er aber
kurz nach seiner Ankunft verstarb. Seine Aufzeichnungen aus Brasilien gab J. de Laet
1648 heraus.
Hauptwerk: Historia rerum
naturalium Brasiliae libri octo, enthalten in: De medicina Brasiliensi.
Leiden, Amsterdam 1648.
Lit.: DSB IX, 1974, S. 122 f.; C. Stücken:
Leben und Werk des Georg Marcgraf <1610–1644> (Kleine Beiträge zur
europäischen Überseegeschichte, 17). Bamberg 1992.
-
Mattioli, Pietro Andrea
Gregorio (lat.
Matthiolus), 1500/1501–1577, stammte aus Siena und studierte bis zum
Dr.
med.
1523 in Padua.
Nach ärztlicher Tätigkeit an mehreren oberitalienischen Orten setzte er sich
1528 in der Region Trentino fest. Sein Kommentar zur Materia medica des Dioscorides erschien in mehreren
Ausführungen und Sprachen von 1544 bis 1744 in mehr als 60 Auflagen. Nachdem er 1554 bis 1570 am Hof in Prag verbracht hatte, lebte er in Trento.
Hauptwerk:
Commentarii in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei. Leiden,
Venedig 1554.
Lit.: DSB IX, 1974, S. 178–180; J. Stannard:
P. A. Mattioli: Sixteenth Century Commentator on Dioscorides. In:
University of Kansas Libraries, Bibliographical Contributions, Vol. 1.
Lawrence, Kansas 1969, S. 59–81.
-
Möller (auch Moller und Muller), Nic[olaus]suppl. edd., um
1675–1700
[genaue Lebensdaten nicht
zu ermitteln]suppl. edd. Mitglied einer mit Kaempfer befreundeten Familie, die
in Batavia (jetzt Jakarta) lebte, und an die Kaempfer aus Dejima im Herbst 1690 einen Brief sandte. Er erhielt aus deren Garten durch
seinen „Freund D.
Nic.
Möllerus“ zwei Exemplare der Orchidee Dendrobium moniliforme
(L.) Sw.
übersandt (AmEx, 1712, S. 866).
Lit.: D. Haberland (Hg.): Engelbert Kaempfer, Briefe
1683–1715 (Engelbert Kaempfer, Werke, Krit. Ausg. in Einzelbänden, Bd.
2). München 2001, S. 387 f., Brief 108 mit Kommentar.
- N
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Nakamura, Tekisai, 1629–1702, als Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie in
Kyoto wurde er ein
neo-konfuzianischer Gelehrter in der Anfangszeit der Edo-Periode. Seit 1683 lebte er zurückgezogen als Eremit. Neben
konfuzianischen veröffentlichte er naturkundliche Schriften. Kaempfer
erarbeitete sich seine Kenntnisse über japanische Naturgegenstände und deren
Bezeichnungen mittels des japanischen Bilderlexikons von Nakamura.
Hauptwerk: Kinmōzui [Bilderlexikon]. (Vorwort von
1666, gedruckt wahrscheinlich zwischen 1673 und 1688); (2.
Ausg. o. O. [1668]). Nachdruck mit Kommentar von Sugimoto,
Tsutomu. Tōkyō: shōwa 50 [1975].
Lit.: Kodanska Encyclopedia of Japan. Tōkyō 1983, S.
315; W. Michel und B. J. Terwiel (Hgg.), Engelbert
Kaempfer: Heutiges Japan (Engelbert Kaempfer Werke, Krit. Ausg. in
Einzelbänden, Bd. 1, 2). München 2001, S. 152–156.
- O
-
Orta, Garcia da (lat.
Garcia ab
Horto), ca.
1500–1568, als Sohn spanischer Juden
wurde er über den Tod hinaus verfolgt; seine Studien beendete er gegen 1523 in Spanien.
Nach ärztlicher Tätigkeit in seiner portugiesischen Heimat Castelo de Vide ging er als Leibarzt des
portugiesischen Vizekönigs nach Goa in Südindien, wo er auch verstarb.
Hauptwerk: Coloquios dos simples e drogas, he cousas mediçinais da
India […]. Goa 1563; (lat. Übers.:) Aromatum et simplicium
aliquot medicamentorum apud Indos nascentium, latina facta a Carolo
Clusio. Antwerpen 1567; idem 1574.
Lit.: M. de Jong: Garcia da Orta et son livre sur les
simples et drogues de l’inde. In: Clusius, Carolus: Aromatum […] 1567,
Faks. Ausg. Antwerpen 1963, S. 7–23; Anabela Mendes und
Gabriela Fragoso (Hg.): Garcia de Orta e Alexander von Humboldt. Lisboa:
Universidade Católica Editora 2008 (Colóquios, Centro de Estudos de
Comunicação e Cultura).
-
Outhoorn, Cornelis van [Junior]suppl. edd.,
ca.
1630–1715, Sohn von C. van Outhoorn (1609–1653), Gouverneur von Banda, und Bruder von W. van Outhoorn (1635–1720). Er war Kaufmann bei der Niederländisch-Ostindischen Kompanie in Gamron sowie dreimal (1688, 1690 und 1695) jeweils für ein Jahr Oberkaufmann der Kompanie in Dejima. 1708
kehrte er nach Holland zurück, wo
er in Utrecht lebte.
Lit.: Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek, hg. von
P. C. Molhuysen, P. J. Blok und F. K. H. Kossmann, Tl. VI. Leiden 1924,
Sp. 1087–1089; D. Haberland (Hg.): Engelbert Kaempfer,
Briefe 1683–1715 (Engelbert Kaempfer, Werke, Krit. Ausg. in
Einzelbänden, Bd. 2). München 2001, S. 382–384, 419 f.
-
Outhoorn, Willem van, 1635–1720, wurde auf Ambon geboren und verstarb in Batavia (Jakarta) auf Java. Er war ein Bruder von C. van Outhoorn
[Junior]suppl. edd.. Nach dem Studium der Rechte 1653–1659 in Leiden, Holland, kehrte er als Justizrat
nach Java zurück und kam 1671 in den Dienst der Niederländisch-Ostindischen Kompanie. 1688 wurde er Generaldirektor der Kompanie und 1690–1704 Generalgouverneur von Niederländisch-Indien. Seinen Garten
in Batavia besuchte Kaempfer 1689, wo ihm die Orchidee Epidendrum flos-aeris
L., jetzt
Arachnanthe
moschifera Blume auffiel (AmEx, 1712, S. 868).
Lit.: Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek, hg. von
P. C. Molhuysen, P. J. Blok und F. K. H. Kossmann, Tl. VI. Leiden 1924,
Sp. 1087–1089; D. Haberland (Hg.): Engelbert Kaempfer,
Briefe 1683–1715 (Engelbert Kaempfer, Werke, Krit. Ausg. in
Einzelbänden, Bd. 2). München 2001, S. 419 f., 448–456.
- P
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Plukenet, Leonard, 1642–1706, in Westminster geboren und ausgebildet (möglicherweise zusätzlich an
einem College in Oxford), wirkte er
vermutlich als Arzt und autodidaktischer Botaniker, der sein privates
Vermögen zum Ankauf von Herbarien und zur Veröffentlichung von botanischen
Werken einsetzte, die viele damals in Europa unbekannte Pflanzen enthielten. Er wurde zum „Queen’s botanist or Royal Professor of Botany” in
London ernannt. Sein
ca. 8000 Belege umfassendes Herbarium gehört zu den
frühesten Sammlungsobjekten des Natural History Museums in London. Er unterstützte J. Ray bei der
Ausarbeitung von dessen umfangreicher Pflanzenkunde.
Hauptwerke:
Phytographia, 4 Tle in 3 Bde. London 1691–1696;
Almagestum botanicum. London 1696; Amaltheum
Botanicum […]. London 1705; Opera omnia botanica. London
1720.
Lit.: D. E. Allen: Plukenet, Leonard. In: Oxford
Dictionary of National Biography, Vol. 44. Oxford 2004, S.
602–604; J. Britten and J. E. Dandy (Hgg.): The Sloane
Herbarium. London 1958, S. 183–187; F. A. Stafleu and R. S.
Cowan: Taxonomic Literature, Vol. 4. Utrecht 1983, S. 298–301.
- R
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Ray, John (lat.
Raius), 1627–1705, studierte 1644–1649 Alte Sprachen und Theologie am Trinity College in Cambridge, England, und befasste sich mit naturkundlichen
Studien. Als Fellow lehrte er dort ab 1649
Klassische Sprachen und Naturgeschichte; 1660 wurde
er zum Diakon ernannt. 1662 gab er aus politischen
Gründen den Dienst am College und in der Kirche auf, um sich zusammen mit
F. Willughby
(1635–1672) Forschungen (u.
a. auf einer Reise auf dem Kontinent 1663–1666) zur Naturgeschichte zu widmen. 1667 wurde Ray aufgrund
seiner Flora Englands (Catalogus plantarum Angliae.
London 1667) Mitglied der Royal Society. Die Ergebnisse der ausgedehnten
Sammelreisen konnte Ray als
Privatgelehrter nach dem frühen Tod von Willughby mittels des Vermächtnisses einer lebenslänglichen Rente
aus dessen Vermögen selbstständig auswerten. Durch seine umfangreichen
Pflanzen- und Tierkunden, die auch Materialien anderer Forschungsreisenden
sowie die morphologischen Abhandlungen von J. Jungius (1587–1657) einbezogen, erneuerte er die botanische und
zoologische Systematik, auf der Carl
von Linné aufbaute.
Hauptwerke: Ornithologiae libri
tres. London 1676; Methodus plantarum nova. Amsterdam
1682; Historia generalis plantarum, 3 Bde. London
1686–1704; De Historia piscium. London 1686, Repr. New York
1978; The Wisdom of God. London 1691 (4. Aufl.
1704); Historia insectorum. London 1710 (posthum).
Lit.: DSB XI, 1975, S. 313–318; C. E. Raven:
John Ray – naturalist. Cambridge, England 1942, 2. Aufl. 1950, Nachdruck
Cambridge, England 1986; G. L. Keynes: John Ray 1627–1705:
a bibliography. London 1951, 2. Aufl. Amsterdam 1976.
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Rheede tot Drakenstein, Hendrik
Adriaan van, 1636–1691, nach der
Geburt in Utrecht in einer
einflussreichen Familie wurde er mit vier Jahren Waise und verließ in seinem
14. Lebensjahr Holland. 1656 trat er zuerst als Soldat in den Dienst der Niederländisch-Ostindischen Kompanie
ein und kam 1657 nach Batavia (jetzt Jakarta) auf Java. Seit 1661 als Leutenant an der Malabarküste stieg er dort durch mehrere Ämter
der Verwaltung bis zum Kommandeur von Malabar (1670–1677) auf.
Während der dabei erforderlichen Reisen untersuchte er seiner, durch seine
Vorgesetzten jedoch wenig geschätzten Neigung folgend die indische Flora.
Nach Holland
1678 zurückgekehrt vervollständigte er seine
Pflanzenbeschreibungen, deren erster Band 1678 in
Batavia erschienen war. Die
endgültige Fertigstellung seines umfangreichen Werkes überließ der
Autodidakt Rheede den damals
hervorragenden niederländischen Botanikern Jan Commelin (1629–1692), Professor der Botanik und Direktor des Botanischen
Gartens in Amsterdam, und Johann Munnicks (1652–1711), Professor der Anatomie und
Botanik in Utrecht. Rheede wurde
1684 zum Generalkommissar der Kompanie für
sämtliche südwestasiatischen Niederlassungen ernannt.
Hauptwerk:
Hortus Indicus Malabaricus, Bd. 1–12. Amsterdam 1678–1703.
Lit.: J. Heniger: Hendrik Adraan van Reede tot
Drakenstein (1636–1691) and Hortus Malabaricus. A contribution to the
history of Dutch colonial botany. Rotterdam, Boston 1986.
- S
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Serapion, lat.
Übertragung des Eigennamens Sarābiyūn, d. Ä., 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts, war der
Vater zweier Ärzte und wurde besonders mit Yūhannā bereits im Mittelalter verwechselt. Er lebte als
christlicher Arzt in Damaskus und
schrieb das Handbuch der gesamten Medizin „Kunnāš“
(Kunnasch, lat.
Pandectae), das bald durch mehrere Autoren ins
Arabische übersetzt wurde. Dessen längere Fassung bestand aus 12 Büchern;
die Kurzfassung aus sieben Büchern wurde in der lat.
Übersetzung von Gerhard von
Cremona als „Practica Johannis Serapionis
dicta Breviarium“ vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, dann in
dem Erstdruck Venedig 1479 und in weiteren Druckausgaben, weit
verbreitet. Aus arabischen und lat. Fassungen von medizinischen
Schriften, die den drei, jeweils nicht eindeutig zu unterscheidenden Autoren
unterschoben wurden, bezogen die frühen Ärzte Angaben über die Wirksamkeit
von Drogen gegen bestimmte Erkrankungen.
Hauptwerke: Practica
Johannis Serapionis dicta Breviarium; Liber de medicamentis
simplicibus (wahrscheinlich ebenfalls von einem dieser Autoren).
Lit.: G. Keil: Serapion. In: Lexikon des Mittelalters,
Bd. 7. München 1995, Sp. 1775 f.; vgl. F. Sezgin:
Geschichte des arabischen Schrifttums, Bd. 3. Leiden 1970, S. 228
f.
- T
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Theodor, Jakob, gen.
Tabernaemontanus, zwischen
1520 und 1530 bis 1590, stammte aus Bergzabern, Pfalz. Nachdem er
vermutlich Apotheker in Hornbach, Elsass, und Weißenburg, Bayern, gewesen war, studierte er in Montpellier und Heidelberg Medizin bis 1562 und praktizierte an mehreren Orten, auch als kurfürstlicher
Leibarzt in Heidelberg, wo er
ebenfalls als Professor der Medizin und Botanik wirkte. Das Vorbild der
Veröffentlichungen des in der Pfalz
tätigen Hieronymus Bock
(lat.
Tragus, 1498–1554) regte Theodor zu botanischen Studien an, die er in umfangreichen
Kräuterbüchern, die zudem eine Quelle von vorlinnéischen Pflanzensynonymen
für C. und J. Bauhin wurden, niederlegte.
Hauptwerke: New Kreuterbuch, Tl. 1. Basel 1588; Neuw
volkommenlich Kreuterbuch […] Das Ander Theil, posthum bearb. und hg.
von Nicolaus Braun. Frankfurt a. M. 1591; Neuw und
vollkommentlich Kreuterbuch, bearb. von Caspar Bauhin. Frankfurt a. M.
1613; Neu Vollkommen Kräuter-Buch, bearb. von Caspar
Bauhin, bearb. und hg. von N. Braun, erg. von Hieronymus Bauhin, 3 Tle
in 2 Bde. Basel 1731, Faksim. Nachdr. München 1975; Eicones
plantarum seu stirpium […]. Frankfurt a. M. 1590.
Lit.: K. Bergdolt: Jacobus Theodorus Tabernaemontanus,
ein Arzt und Botaniker des frühen 16. Jahrhunderts. In: Würzburger
Medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 201–223; U.
Bofinger: Das Kräuterbuch des Jakob Theodor Tabernaemontanus, Aspekte
der Interpretation. Naturw. Diss der Univ. Heidelberg 2004.
- W
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Wheler, George, Sir, 1651–1724, anglikanischer Geistlicher und Gelehrter,
wurde in Breda, Holland, geboren, wo seine Eltern als
königstreue Engländer im Exil bis 1652 lebten.
Während seiner Ausbildung am Lincoln College in Oxford ab
1668 eignete er sich unter anderem durch
eifrigen Besuch des Physic Garden’s Pflanzenkenntnisse an. 1671 wurde er in den „Middle Temple“
der Tempelritter aufgenommen. Seit 1673 führten ihn
Reisen nach Frankreich, der Schweiz und nach Italien; 1675 lernte er in
Venedig den Arzt und Archäologen
Jacques Spon (1647–1685) aus Lyon kennen, mit dem er seine Reise nach Griechenland und dem Vorderen Orient fortsetzte, von der er außer
gepressten Herbariumspflanzen eine Sammlung von Münzen, Inschriften und
Marmorkunstwerken mitbrachte. Nach seiner Rückkehr wurde er 1677 Fellow der Royal Society, die ihn jedoch 1685 wieder ausschloss. Nachdem er 1682 in den Ritterstand erhoben worden war, wurde er um 1683 zum Priester geweiht und stieg in eine Reihe von
geistlichen Ämtern bis zum Rektor von „Houghton-le-Spring“ in der Grafschaft Durham auf. Von seiner Reise ins Mittelmeergebiet
brachte er seltene Pflanzen mit, von denen er in seiner Reisebeschreibung
(1682) berichtete und Exemplare an John Ray, L. Plukenet und den Botaniker
in Oxford (seit 1669) Robert Morison (1620–1683) übergab, die diese in ihren Werken erwähnten. Mit
seinem Werk von 1689 wurde er zum Begründer einer
christlichen Archäologie.
Hauptwerke: A Journey into Greece.
London 1682; Voyage de Dalmatie, de Grèce, et du Levant,
frz. Übers. Amsterdam 1689; Repr. LaHaye 1723;
An account of the churches or places of assembly of the primitive
Christians. London 1689.
Lit.: N. G. Wilson: Wheler, Sir George. In: Oxford
Dictionary of National Biography, Vol. 58. Oxford 2004, S. 452 f.