570326
Matthias Flacius an Hartmann Beyer

Magdeburg, 26. März 1557.

UB Frankfurt a.M., Ms. Ff. H. Beyer, Nr. 175 Bl. 206r-v.

Autograph von Matthias Flacius. Deutsche Adresse von unbekannter Hand.

Papier, Format 2°.

Transkription: Ritter: Flacius, 67f.

Adresse: [206v] Dem Ehrwürdigen und Wohlgelahrten Herrn M. Hartmann Bayer/ Pfarrherrn zu Franckfordt am Mein/ meinem günstigen lieben Herrn. Franckf. am Mayn.

[206r] S[alutem]. Scripsi proxime […]a perb meum Ministrum Wilhelmum Rodensem, qui istuc profectus est, potissimum ideo, ut libros quosdam rariores nobis ad historiam nostram necessarios coëmeret.1 Est vero sine pecunia missus, pro ut nos abundamus. Dedi tamen ei quaedam vetera descripta, quae Bibliopolis venderet, si forte idem aliquid corradere possit. Sin minus ea via successerit, quaeso ut tu meo nomine de 4. aut 5. taleris pro talibus libris exponendis, fide iubeas. Recipies ubi & quando voles, sine mora. Migrabo Jenam statim post Pascha, ut tibi sim futurus vicinior.2 Tuus Thamerus iam varios phanatismos Mindae spargit.3 Dominus JEsus adsit Ecclesiae suae, Amen. Non credo Comitem Reineccensem quicquam amplius collaturum, neque ego eum orare volo, si quid tamen daret, recte in illos libros exponeret, coëmuntur enim ad hoc negotium.4 Vale in Domino JEsu foeliciter. Madeb. 26. Martii. T[uus] Illyricus.


Kritischer Apparat

a Unleserlich

b Nur ritter per


Sachapparat

1 Wilhelm Eck aus Rhade bzw. Neuenrade in Westfalen. Wirkte als Diener, Helfer und "studiosus" für die Zenturiatoren. Vgl. 530307, 580315, 580828, 580828A. 1560 auf Empfehlung Wigands Kaplan an der Ulrichskirche in Magdeburg, griff er im Heshusenstreit den Gymnasialrektor Siegfried Sack an und wurde 1562 aus der Stadt gewiesen. Eck begann seine Laufbahn als Mönch, wann er zum Luthertum konvertierte, ist unbekannt. Scheible: Entstehung, 55f. sieht in ihm nach Ritter: Flacius, 54f. bereits den Überbringer von 530307.

2 Am 18. Mai 1556 nahm Hz. Johann Friedrich d. M. die nach dem Tod seines Vaters 1555 ins Stocken geratenen Verhandlungen über eine Berufung Flacius' als Professor an die Universität in Jena wieder auf. ThHSTA Weimar, EGA O 597, Bl. 1r-v. Flacius antwortet am 6.7.1556 mit der Bitte um Aufschub bis zum nächsten Sommer, da er noch intensiv an den Zenturien arbeite: „Es ist aber hieneben eine vnuermeidliche hinderung vorhanden, die mir im weg steht, darumb Ich nicht aufs erst, solichen euer F. D. begeren, vnd meinem willen genug thuen khan. Vnd ist nemblich diese, wie ich E. F. D. auch vor einem Jar angezeigt, das wir alhie eine hochwichtige schwere arbeit, eine notwendigen Kirchen Historien zuesamen zuetragen, vorgenummen haben. Von welchem Ich noch zur zeit mich nicht wol abreißen khan.“ ThHSTA Jena, EGA O 597, Bl. 3r-v. Die Berufung nach Heidelberg durch Kurfürst Ottheinrich, die Flacius gerne angenommen hätte, sorgte für zwischenzeitliche Querelen, doch konnte der Kurfürst nichts mehr bewirken: Herzog Johann Friedrich d. M. bestand darauf, dass Flacius die gegebene Zusage einhielt und schickte einen Reiter nach Magdeburg, der den neuen Professor mitnehmen sollte. Am 27.4.1557 zog Flacius endlich nach Jena. Preger: Flacius 2, 105-108 und Diener: Centuries, 128-130. Beyer berichtet er am 15. Mai 1557 von der Übersiedlung. SUB Frankfurt a.M.: Ms. Ff. H. Beyer A, Nr. 163. Vgl. 570505.

3 Thamer war 1552 Prediger am Dom in Frankfurt und als ehemaliger Wittenberger Kommilitone Beyers Gegner geworden. Vgl. Schade: Westphal, 95f. Anm. 266 und Steitz: Beyer, 85-98. Beyer hatte eine Schrift gegen Thamer verfasst: Ein Stück Predigt Theobaldi Thameri, des abtrünnigen und irrigen Predigers zu Franckfurt im Stift zu St. Bartholomä, Frankfurt 1552, [gbv]. Siehe auch Melanchthons Beyer lobenden Brief vom 6.10.1553, CR 8, 158.

4 Graf Philipp III. von Rieneck gehörte zu den treuesten Mäzenen, die die Arbeit an den Zenturien finanziell unterstützten. Vgl. Flacius: Preger 2, 429. Er hatte die Grafschaft seit 1544 mit der Berufung des Schaffhauseners Johann Conrad Ulmer auf die Predigerstelle in Lohr sukzessive reformiert. Die Kirchenordnung von 1552 orientierte sich an der Mecklenburgs. Kirchenordnungen 11, 696. Flacius befand sich mit Ulmer im Briefwechsel. Die Handschriften befinden sich heute in der Stadtbibliothek Schaffhausen, Cod. Min. 128, 75f., 377, 531f. Da Graf Philipp III. kinderlos geblieben war, investierte er einen Teil seines Vermögens in die Arbeit der Zenturien. Vgl. Theodor Ruf: Die Grafen von Rieneck. Genealogie und Territorienbildung, 2 Bde, Bd. 1: Genealogie 1085 bis 1559 und Epochen der Territorienbildung, Würzburg 1984, 113f. Allerdings fiel die Grafschaft nach seinem Tod 1559 an das Hochstift Mainz und wurde seit 1603 rekatholisiert.

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