540813
Matthias Flacius an Wolfgang Waldner

Unbekannt, 13. August 1554.

Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha Gotha, Chart. A 127, Bl. 3rv.

Autograph Flacius. Adresse von anderer, unbekannter Hand wie in 540906. Auf der Adresseite "IIII" als alte Briefnummerierung von unbekannter Hand.

Papier, Format 2°.

Parallelüberlieferung: BU Wrocław: R 2199, 64, Nr. 62.

Transkription: Keine.

Adresse: [3v] a DEm herrn Wolffgango Waldnern prediger tzw Norinbergk. tzwn predigern. Norimbergk

[3r] b S[alve]. Charissime in domino frater. Nuper prolixius scripsi ad te tum de vestrae Ecclesiae difficultatibus & remediis tum de Saltzburgensi mandato, quod te ad me missurum aiebas.1 Scripseram etiam ne ullo modo consultationem senatui vestro offeri patereris.2 Quae omnia tibi curae esse ac fore non dubito. Iam nec habeo, quod scribam, nec prae capitis molestiis possum. Membrana hanc adiunctam M[agistro] Hellero dabis.3 Saepe oravi de libro apud minoritas. Si haberi posset, daretis huic nuncio, qui istac redibit. Saluta amante & reverenter D[ominum] M[agistrum] Hieronymum & illos bonos amicos ac fratres.4 Indica quid spei sit de inquisitione aliorum scriptorum in longinquis regionibus. Vale 13 Augusti

M[atthias] Illyricus


Kritischer Apparat

a Handwechsel zu unbekannter Hand

b Handwechsel zu Matthias Flacius


Sachapparat

1 Nürnberg als langzeitige Wirkungsstätte Lucas Osianders hatte nach dessen Tod im November 1552 mit dem Erbe seiner Rechtfertigungslehre zu kämpfen. 1555 wurde ein gegen Osiander gerichtetes Bekenntnis der Nürnberger Prediger beschlossen. Worauf sich Flacius mit dem Salzburger Mandat bezieht, ist unklar. Eher unwahrscheinlich erscheint ein Interesse für die auf der Synode von Mühlberg 1553 angenommene Instruktion für die Salzburger Provinz, aus der sich Katechismen, Beichtbüchlein und Examensrichtlinien entwickelten. Vgl. Handbuch der Bayerischen Kirchengeschichte, hg. Walter Brandmüller, Bd. 2, St. Otilien 1993, 560f.

2 Vermutlich meint Flacius das eigene Gutachten zur Kirchengeschichtsschreibung 540300A, das er - teilweise in Vorstufen - an etwaige Projektpartner wie Caspar von Nidbruck, Hartmann Beyer, aber auch Herzog Albrecht von Preußen verschickte. Vgl. 530307, 541022.

3 Der Mathematiker und Astronom Joachim Heller war seit 1546 Rektor des Aegidiengymnasiums in Nürnberg; 1556 wurde er von diesem Amt entbunden, 1563 als Flaciusanhänger aus der Stadt vertrieben. Welchen Pergamentband ihm Flacius übersenden ließ, ist nicht bekannt, doch fragte er in 540906 nach, ob die Sendung angekommen sei.

4 Hieronymus Besold war während seines Studiums in Wittenberg ab 1537 Luthers Haus- und Tischgenosse. 1547 wurde er zum Prediger am neuen Spital in Nürnberg berufen. Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch, 23, 304. Er war durch die Heirat mit der Tochter Catharina eng mit Andreas Osiander verbunden, unterschrieb aber 1555 die "Confessio Anti-Osiandrica". Aus den Grüßen von Flacius lässt sich schließen, dass er bereits zu dieser Zeit eine Abkehr von den Lehren seines Schwiegervaters vollzogen hatte.

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