Reichenbach, 23. Februar 1562.
Stadtarchiv Regensburg, Ecclesiastica I, 59, 188.
Autograph.
Papier, Format 2°.
Transkription: Keine.
Adresse: [36064] Dem lieben Vnd Achtbaren Wilhelm Jachholzen1 Burger zu Regenspurg. Meinem […]a & gutem freundt
[36063] Mein freundlichen gruß zuuor lieber Jachholz, gueter freundt, ich gib euch zuuernemen, das der Herr Illyricus alhie etliche Bücher außgesucht, Vnd gebeten Jme dieselben auf ein Monat ungeferlich gen Regenspurg zu leihen.2 Wie wol ich Jme in solchem fall gern wilfarig erscheinen wolt, besorge ich doch mancherley gefar vnd nachred, Wie mir dan zuuor wegen Doctor Casparus Niderpruck auch begegnet, Vnd mir allerley Vrsach willen nit zuverantworten, gleichwol hab ich bemelte buecher in einem sackh verwaret, euch hiemit zueschicken wollen, dieselben dem Herrn Gallo zu vberantworten. Vnd das mit sein Briefb sein bekhenntnuß hirinnenc zuegeschickht hett, Vnd Illyricus mit nichts darinnen vermeld würd, Dann mir nit zweiffle, meine Herrn die Rhete zu Amberg werdens erfarn, das er alhie gewesen und vmb Buecher wieder angelangt habe, drums mir dann sonder nachteil (wo man nun erfarend khenn so ich dieselben hinaus gelihen) entstehen würdt.3 Hiemit Gott dem Almechtigen bevolen Datum eilents montagse nach Reminiscere Ao 1562. Michaël Abbt. zu Reichenbach.4
a Unleserlich
b unsichere Lesart Brief
c unsichere Lesart hirinnen
d unsichere Lesart erfaren
e unsichere Lesart montags
1 Unbekannt.
2 Die Liste der Bücher erscheint als Anhang zum Brief 620920. Sie gelangten zum größten Teil oder ausschließlich nicht nach Reichenbach zurück. Vgl. Schottenloher: Handschriftenschätze, 81f.
3 Die kurfürstliche Regierung saß in Amberg. Nach dem Tod des Kurfürsten Ottheinrich am 12. Februar 1559 war die Religionspolitik seines Nachfolgers Friedrich III. einem völligen Wandel unterworfen. Ottheinrich hatte sich mit Politikern aus dem ernestinischen Machtbereich umgeben: Erasmus von Minckwitz wurde 1556 sein Kanzler, Eberhard von der Tann Großhofmeister (der allerdings bereits im folgenden Jahr entlassen wurde) und Tileman Heshusius am 1. Mai 1558 Generalsuperintendent. Vgl. Press: Calvinismus, 207f., 219. Doch wurde dieser am 16. September 1559 entlassen, wobei er aktiv an der Demission mitwirkte, da er seinen konfessionellen Kontrahenten Wilhelm Klebitz mit dem Kirchenbann belegt und dem schlichtenden Schwager des Kurfürsten, Graf Georg von Erbach, ein Anathema angedroht hatte. In der Folge wurde für die Kurpfalz ein reformiertes Bekenntnis entworfen und 1563 als Heidelberger Katechismus angenommen, was zur Emigration vieler Lutheraner aus der Kurpfalz führte. Vgl. Wolgast: Kurpfalz, 33-73 und Press: Calvinismus, 221-234. Katzbeck kann sich zudem auf die schon einsetzende Fama des Flacius als Bücherdieb bezogen haben. Die Pasquillen aus Wittenberg in der zweiten Hälfte der 1550er Jahre, vornehmlich von Justus Menius, schrieben Flacius Bücherdiebstahl zum Zwecke der Verleumdung und Bereicherung an den für die Zenturien gesammelten Geldmittel zu. Vgl. Preger: Flacius 1, 422f. Zu dieser Diskussion etwas zu apologetisch Olson: Bücherdieb. Die Gebrauchsspuren vieler Codizes aus der Flaciusbibliothek in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel weisen einen anderen Befund aus. Erst nach Katzbecks Tod wurde 1570 ein Verzeichnis der in der Klosterbibliothek Reichenbach aufbewahrten Bücher ausgestellt. StA Amberg, Rel. und Ref. Nr. 57 Eintrag vom 19.7.1577 und 22.7.1578. Vgl. Weigel: Katzbeck, 15.
4 Michael Katzbeck, 1548 zum Abt des Benediktinerklosters Reichenbach gewählt, führte 1556 auf Befehl des Kurfürsten Ottheinrich die Reformation im Kloster durch. Im selben Jahr heiratete er. Ein Brief Melanchthons an Katzbeck vom 7. Oktober 1555 ist überliefert. MBW 7603. 1568 ist Katzbeck gestorben. Vgl. Weigel: Katzbeck, 11-16. Der Humanist Caspar Bruschius widmete Katzbeck zwei Schriften: Pictvrae Cvivsdam, Vniversam Christianorvm Doctrinam, ueriorem illam, nostro saeculo iterum patefactam, ueré, exprimentis, delineatio et explicatio uerissima/ Authore Gaspare Bruschio Poeta Laureato, [S.l.]: 1555 [opac] und Hodoiporikon Gasparis Brvschii Poetae Lavreati Pfreymbdense, [Regensburg: Kohl, 1554] [opac]. Das Kloster wurde noch 1562, im Jahr dieses Briefes, aufgelöst. LTK (3. Aufl.) 8, 1108.