520907
Leihschein für Caspar von Nidbrucks Buchleihe in Melk

Melk, 7. September 1552.

ÖNB Wien, Cod. Vind. 9737i, Bl. 379r-v.

Sekretärshand. Letzter Abschnitt Autograph Nidbrucks.

Papier, Format 2°.

Transkriptionen: Keine.

[9737i.379r] Libri 1. Tractatus M[agistri] Joannis Gerson de ecclesiastica potestate & origine iuris & legum cum caeteris. D. 72.1

2. Epistolae Petri Blessensis, cum caeteris. H. 922

3. Historia de gestis Alexandri magni, & de bello Troiano, cum caeteris. H.E 22.3

4. Responsiones ad primum articulum Bohaemorum de communione sacramenti Eucharistiae sub utraque specie H. 894

5. Responsiones ad 2. articulum Bohaemorum de punitione publicorum peccatorum cum ipsius replica facta in concilio Basiliensi &cet. H. 905

6. Responsiones & earum replica ad 3. & 4. articulum Bohaemorum facta in concilio Basiliensi. H. 91.6

7. Tractatus de communione sub utraque specie Laicorum editus in concilio Constantiensi. I. 47.7

8. Liber Sacramentorum Innocentii Papae III. K. 6.8

9. Assertio omnium articulorum M[artini] Lutheri per bullam Leonis X. cum caeteribus.9 Fratris Joannes Geyer.

[9737i.379v] 10. Ritus Ecclesiasticus H. 183.10

11. Ein Hüpsch Schwebisch Buoch gereimhet H.9.11

12. Liber Joannis Beleth12 K. 112

13. Flores Chronicarum Austriae conscripti per F[ratrum] Jacobum Kloyber seniorem huius Monasterii Melicensis. In sacco est hic liber.a 13

b Dise oberzelte buecher hab ich Gaspar von Nidbruck Ko[nigliche] m[ajestaet] Zu Beheim rhat, alhier zu Melck in crafft meiner habenden commission, so [?] Ko[nigliche] m[ajestaet] vfferlegtc entpfangen, versprich derohalben hiemit das nach dem dieselben gemainem nutz zu guetem gebrauch worden sind, das ich doran sein will, uff das gemelte buecher dem gotzhause ver<m>ogd obgenanter commission nach zugestelt werden. Hab mich zu vrkhundt hierunden vnderschrieben vff heut 7 Septembris 1552

Gaspar von Nidpruck

Leonhardus alberus discedet, veluti Magistri eius scholae coniurunt. e


Kritischer Apparat

a Textergänzung am linken Rand durch Caspar von Nidbruck In bis liber.

b Handwechsel zu Caspar von Nidbruck

c Textergänzung am linken Rand so bis vfferlegt

d unsichere Lesart vermog

e Folgt gestrichen Ego prius unsichere Lesart qui incipit Tractatus universitatis Cracoviensis pro[?]


Sachapparat

1 Johannes Gerson: De ecclesiastica potestate, Gerson: Oeuvres, ed. Glorieux 6, 210-250. Vgl. Schulte: Canonisches Recht 2, 383; Posthumus Meyjes: Gerson, 247-285. Die von Nidbruck geliehene Handschrift konnte im Flaciusbesitz identifiziert werden: Cod. Guelf. 313 Helmst. Vgl. Hartmann: Humanismus, 107; 229; Glassner: Schreiben, 315 Anm. 309. Sie setzt ein mit Johannes de Segovia: Tractatus de ecclesiastica potestate (Bl. 1r-49v), auf Bl. 88v-103r befindet sich Gersons Traktat. Bl. 1r enthält ein Inhaltsverzeichnis von der Hand des Zenturiensekretärs, wahrscheinlich angefertigt Anfang 1557 in Regensburg. Von dort gelangte sie nach Magdeburg, vgl. 570618. Eine aus Melk stammende Handschrift in Flacius' Besitz, die in den Entleihungen Nidbrucks nicht aufgeführt wird, ist Cod. Guelf. 16.5 Aug. 4°. Sie enthält Texte von Arnold von Villanova und Raimundus Lullus. Vgl. Hartmann: Humanismus, 60; 93; 107; 248. Cod. Guelf. 376 Helmst. war ebenfalls in Flacius' Besitz und enthält auf Bl. 131r-223r und Bl. 338r-353r die gleichen Traktate, stammt aber vermutlich nicht aus Melk.

2 Petrus Blessensis: Epistolae. PL 207, 2-560; Later Letters, ed. Revell. Sowohl Cod. Guelf. 462 Helmst. als auch 707 Helmst. enthalten Briefe des Petrus von Blois und stammen aus Melk, beide waren Bestandteile der Flaciusbibliothek, die letztgenannte Handschrift trägt eine Signatur dieser Sammlung: „No 83“. Vgl. Glassner: Schreiben, 314 Anm. 297.

3 Verschollen. Im Bibliothekskatalog des Klosters Melk von 1517 (Melk, Cod. 704/1, Bl. 103v) ist aufgeführt: "Historia de Alexandro Magno et de bello Traiano et antiqua carmina. Vgl. Glassner: Schreiben, 317 Anm. 331.

4 Die folgenden fünf Antworten des Konzils auf Artikel der Hussiten ereigneten sich auf dem Basler Konzil zwischen Januar und April 1433. Auf die Konzilsantworten reagierten wiederum die hussitischen Vertreter, darauf erneut das Konzil usw. Vgl. Hefele: Conciliengeschichte 7, 500-525. Die Responsiones auf den ersten Artikel der Hussiten zum Abendmahl in zweierlei Gestalt von Jan Rokycana lieferte auf Konzilsseite Johannes von Ragusa. Mansi 29, 699-868; 30, 337B-388D. Vgl. Helmrath: Basler Konzil, 360. Die hier ausgeliehene Handschriften entstand zwischen 1433 und 1438 im Kloster Melk, heute Cod. Vind. 5138, Bl. 1r-138v. Vgl. Gottlieb: Niederösterreich, 140 Anm. 1, Glassner: Schreiben, 314 Anm. 300. Eine weitere grundlegende Handschrift des ersten Artikels samt Responsion befindet sich in der UB Basel, Mss. lat. A I 29, Bl. 175r-185r. Die Responsiones auf den ersten Artikel sind Gegenstand des Quellenaustauschs in 570618.

5 Dieser Disput über die Bestrafung von Todsünden wurde zwischen Nikolaus Biskupek und Gilles Carlier geführt. Mansi 29, 868C-972A; 30, 391C-456D; 338-388D. Vgl. Helmrath: Basler Konzil, 360f.; Vooght: Thèses, 120-136. Die von Nidbruck ausgeliehene Handschriften entstand nach 1433 im Kloster Melk, heute Cod. Vind. 4255, Bl. 1r-90v. Vgl. Gottlieb: Niederösterreich, 140 Anm. 1, Glassner: Schreiben, 314 Anm. 298.

6 Der dritte Artikel über die Predigtfreiheit der Christen und der vierte über die Abschaffung des weltlichen Besitzes der Kirche, disputiert von Ulrich von Znaim und Heinrich Kalteisen sowie Peter Payne und Juan Palomar. Mansi 29, 971B-1044; 1045-1104; 1105-1168; 30, 306D-391C; 456D-475C; 475D-485. Vgl. Helmrath: Basler Konzil, 361. Die Handschrift, die Nidbruck auslieh, befindet sich noch heute in Wien: Cod. Vind. 4220, Bl. 1r-119v (Kalteisens Responsio) und 121r-172v (Palomars Responsio). Vgl. Gottlieb: Niederösterreich, 140 Anm. 1, Glassner: Schreiben, 314 Anm. 297.

7 Verschollen. Im Katalog von 1517 (Melk, Cod. 704/1, Bl. 134r) unter der Signatur I 45. Vgl. Glassner: Schreiben, 317 Anm. 334.

8 Gemeint sind hier sicherlich die "Legis et Sacramentis Eucharistiae Libri Sex". PL 217, 763-915. Im Katalog der Handschriften, die bis um 1400 entstanden und sich noch immer in der Bibliothek des Melker Stifts befinden, nicht aufgeführt. Glassner: Melk. Innozenz III. (um 1160-1216) hatte auf dem Laterankonzil 1215 die Lehre von der Transsubstantiation dogmatisiert.

9 Luthers Bekräftigung der 41 von Papst Leo X. verdammten Lehrsätze: Assertio omnium articulorum M. Lutheri per bullam Leonis X. novissimam damnatorum, Wittembergae: Lotter, 1520 [opac], WA 7, 91, 94-151. Im Melker Bibliothekskontext verschollen. Vgl. Glassner: Schreiben, 317 Anm. 335. Zur Entstehung der Assertio vgl. Christopher Speer: Luther und das Konzil. Zur Entwicklung eines zentralen Themas in der Reformationszeit, Tübingen 2010, 258 [opac].

10 Verschollen. Im Bibliothekskatalog von 1517 (Melk, Cod. 704/2, Bl. 258v) aufgeführt. Vgl. Glassner: Schreiben, 317 Anm. 332f.

11 Leopold von Österreich: Chronik von den 95 Herrschaften, geschrieben von dem Melker Konventualen Lienhard Peuger. Vgl. Gottlieb: Niederösterreich, 140 Anm. 1, Glassner: Schreiben, 314 Anm. 306.

12 Jean Beleth war ein Liturgiker des 12. Jahrhunderts. Nidbruck hatte dessen "Summa de ecclesiasticis officiis" (= CCCM 41A) entliehen, heute Cod. Vind. 1639. Vgl. Andreas Fingernagel/ Friedrich Simader: Ergänzungen und Nachträge zum Katalog der deutschen romanischen Handschriften, 2007 [Online]. Dort auch eine Abbildung der von Nidbruck für den Transport zu Flacius vergebenen "Φ"-Signatur. Vgl. auch Glassner: Schreiben, 313 Anm. 284. Die Schrift wurde 1559 erstmals gedruckt: Rationale divinorum officiorum ... nunc demum opera Cornelii Laurimani in lucem ed., ac diligenter a mendis compluribus repurgatum, Antverpiae: Beller, 1559. [gbv].

13 Die Flores chronicarum Austriae waren eine in Melk Anfang des 16. Jahrhunderts entstandene Kompilation landesgeschichtlicher Quellen. Das Autograf ging verloren. Vgl. Glassner: Schreiben, 317 Anm. 336. Die heute älteste Überlieferung Ms. 1569 stammt aus dem Jahr 1599. Vgl. Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften, Hannover 1909, hg. Joseph Seemüller, LXVVII-LXXIII, CCXXXV-CCLII [opac], Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs,Graz 1963, 456 [opac], Die gelehrte Korrespondenz der Brüder Pez. Texte, Regesten, Kommentare, hg. Thomas Stockinger und Thomas Wallnig, Bd. 1:1709-1715, Wien 2010, 769. Der Melker Senior Jakob Kloyber/ Kleuber ist nicht weiter bekannt.

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