Einführung

Anonym: Genealogischer Schauplatz des ietztherrschenden Europae
Flemming Schock

1. Titel
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Genealogischer Schauplatz des ietztherrschenden Europae, Auf welchem nach einer kurtzen Einleitung in die heutigen Geschichte der Europäischen Reiche die ietztlebenden Durchl. hohen Häupter, Chur-Reichs- und andre Fürsten, Hertzoge und Grafen, dann einige Reichs-Freyherren, Lords u. Marchesen, mit Ihren Häusern und Familien, meistens in Genealogischen Tabellen aufgeführet werden. Nebst einem Supplemento. Breßlau und Leipzig, Bey Michael Hubert, 1724. Breslau und Leipzig: Michael Hubert, 1724. - Titelblatt (Kupfertafel), 702 pag. S., 8°.

2. Verfasser
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Der Genealogische Schauplatz des ietztherrschenden Europae wurde anonym publiziert.

3. Publikation
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3.1. Erstdruck
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Erschien 1724 bei Michael Hubert in Breslau und Leipzig.


Standorte des Erstdrucks

3.2. Weitere Ausgaben
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3.2.1. Mikroform-Ausgabe
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München: Bayerische Staatsbibliothek. Film R 2001.281,BUWrC-0347#ab Bildnr. 630. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. Geneal. 87.

3.2.2. Digitale Ausgaben
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  • Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. Geneal. 87.

4. Inhalt
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Genealogische Kompendien oder „Geschlecht-Register“ (Vorbericht, unpag.) waren zu Beginn des 18. Jahrhunderts keine Seltenheit. Der Autor des anonymen Genealogischen Schauplatzes des ietztherrschenden Europae rekurriert auf diesen Trend des Marktes schon zu Beginn seiner Vorrede. Vor allem die Neugier werde durch die Publikation genealogischer Werke befriedigt. So habe sich „bißhero eine grosse Menge Bücher hervor gethan, die von beyden so viel, als zu dem gegenwärtigen Zustande der Europäischen Reiche gehört, zusammen fassen, und damit dem Verlangen der neubegierigen Welt ein Genügen leisten wollen“ (Vorbericht, unpag.). Dazu zählt der Autor vor allem das ebenfalls in Breslau erschienene mehrteilige Werk Die Heutigen Christlichen Souverainen von Europa, Das ist: Ein kurtzer Genealogischer und Politischer Abriß (1698-99) von Ferdinand Ludwig von Bressler und Aschenburg. Sein eigenes Werk möchte der Autor des Genealogischen Schauplatzes des ietztherrschenden Europae daher offensichtlich in einer Reihe mit vorherigen genealogischen Werken sehen. Sein Vorbild macht er auch explizit – Johann Leus drei Jahre zuvor publizierte Die vornehmste jetztlebende Häupter Franckreichs (Zürich 1721): „Das ietztlebende Franckreich, welches vor kurtzer Zeit in der Schweitz ans Licht getreten, hat auch viel Liebhaber gefunden, und wofern dessen gelehrter Autor, so wie zu hoffen, auch die andern Europäischen Reiche, auf gleiche Art, künfftighin beschreibet, wird dieses Werk unter denen Genealogischen Büchern unsrer Zeit mit Recht einen ansehnlichen Platz verdienen“ (Vorbericht, unpag.). Auch einer der erfolgreichsten Vertreter der genealogischen Gattung im 18. Jahrhundert, Johann Heinrich Hübners mehrfach aufgelegte Genealogische Tabellen (Leipzig ab 1708), wird lobend hervorgehoben. Trotz der Leistungen und Vorarbeiten auf diesem Gebiet sei eine „Vollkommenheit“ genealogischer Projekte schlechterdings jedoch nicht möglich – schließlich veränderten sich die Welt und damit auch die „Geschlechtes Stamm-Tafeln“ (Vorrede, unpag.) in zu hohem Tempo. Der Autor illustriert diese Einsicht mit der gängigen Welttheater-Metaphorik: „Das aber bleibt wol eine ausgemachte Sache, daß viel Ursachen im Wege stehn, die uns verhindern in Genealogicis zu einer rechten Vollkommenheit zu gelangen: Denn die Welt selbst ist ein Schauplatz nach dem Auspruch der vornehmsten Weltweisen, das heist, sie verändert sich täglich durch hoher Personen Geburten und Todes-Fälle; wie kann also ein Buch, das Geschlechts-Register in sich hält, iemals vollkommen seyn?“ (Vorrede, unpag.) – anders gewendet: Die einmal fixierte, imaginäre Bühne des Buches hält mit der Dynamik des sich durch Geburt und Tod permanent verändernden Weltschauplatzes nicht mehr Schritt: „Und wie ist es zu ändern, wenn die Bogen schon aus der Presse?“ (Vorrede, unpag.) Daneben betont der Autor auch die Mühen, überhaupt „glaubwürdige Nachrichten von Vornehmen Familien zusammen zu klauben“ (Vorrede, unpag.). Bemerkenswert auch die Funktion, die den „Studii Genealogici“ zugeschrieben wird – sie seien „ein edler Zeit-Vertreib“ (Vorrede, unpag.) und der eigentliche Entstehungsimpuls des Werks: „Da nun sein [des Autors] Genealogischer Vorrath und die gesammleten Nachrichten zeithero, besonders aber dadurch, angewachsen, als Ihm vor zwey Jahren ein Genealogisches Werk zu Handen kommen, welches die fleißige Feder desjenigen, dessen das allgemeine Historische Lexikon in der Vorrede mit wohlverdientem Ruhm gedencket, mit vielen sonderbaren Anmerckungen bereichert, hat er den Abriß zu gegenwärtigem Wercke gemacht, und dabey glauben können, daß es nicht unangenehm seyn werde, die Häuser der ietztlebenden Durchlauchtigsten hohen Häupter [...] kennen zu lernen“ (Vorrede, unpag.).

Der Haupttext des Genealogischen Schauplatzes des jetztherrschenden Europae ist in insgesamt elf Kapitel strukturiert, die wiederum in einen Text- und Tabellen- bzw. genealogischen ‚Listenteil’ untergliedert sind. Das erste Kapitel beginnt in geographischer Perspektive mit dem westlichsten Land Europas: „I. Von Portugall“: „Diejenigen, so die Feder angesetzt, das von uns bewohnte Theil der Welt, Europam, zu beschreiben, machen fast alle den Anfang mit Portugall, welches gegen Mitternacht und Morgen Spanien, gegen Abend und Mittag das Atlantische Meer zur Seiten findet“ (S. 1). Die summarisch-historische Einführung beginnt bei den ersten portugiesischen Königen im 12. Jahrhundert und geht dann in eine narrativ gehaltene chronologische Liste der Potentaten über, deren Sterbedaten jeweils an der Seitenmarginalie ausgewiesen werden. Eine der typischen, anekdotenhaften Kurzwürdigungen der Regenten lautet: „Petrvs I. war ein Herr, der die Gerechtigkeit auf alle Art und Weise befördert; und es ist bekandt, daß, wenn ein Tag vorbey gangen, in welchem er niemanden einige Wohlthat erzeigen können, er wider seine Räthe sich folgender Worte gebraucht: An diesem Tage bin ich kein König gewesen“ (S. 3). In nur wenigen Seiten erfolgt ein Durchlauf bis ins frühe 18. Jahrhundert, auf den die im Vorwort bereits versprochenen genealogischen Tabellen folgen – neben den Königen werden hier auch „Einige in Portugall itzo florirende Familien“ samt einiger biographischer Kurznotizen (S. 12) aufgelistet. Ab S. 14 schließt Spanien an (Kapitel II) – auch hier bedient sich der historische Kurzabriss extremer Verknappung: Der Zeitspanne vom 5. bis zum 15. Jahrhundert gönnt der Genealogische Schauplatz des jetztherrschenden Europae nicht mehr als zwei Seiten. Das Urteil über Karl I./Karl V. (1500-1558) fällt angesichts seines Kaisertums auch über Deutschland entsprechend milde aus: „Carovls [...] ward König aller ererbten Spanischen Reiche, und bald hernach beförderte ihn seine Tugend auch zu dem Römischen Kayserthum“ (S. 17). Im Anschluss an Carlos III./Karl VI. (1685-1740) folgen nach dem Muster des ersten Kapitels erneut die – mit insgesamt 35 Seiten weit umfassenderen – genealogischen Tabellen (ab S. 24) sowohl von königlicher Seite als auch gewisse „Vornehme Familien in Spanien“ (S. 26) etc. Frankreich folgt im nächsten Kapitel ab S. 59. Die historische Einleitung bedient sich hier erstmals eines spöttischen Tons (möglicherweise ist das den Unterhaltungsintentionen des Autors geschuldet): „Die alten Gallier [...] unterstunden sich in dem 386. Jahre vor Christi Gebuhrt Italien zu besuchen, und Rom, welches noch nicht vier Saecula erreicht hatte, in seinen Mauren zu erschrecken“ (S. 59). In rund 20 Seiten arbeitet sich der Autor bis zu Ludwig XIV. (1638-1715) vor – die Größe von dessen Namen habe vor allem darin bestanden,„daß er seinem kleinen Ur-Enckel ein verarmtes und in Schulden steckendes Reich hinterlassen“ (S. 78). Der genealogische Anhang ist noch umfassender als jener über Spanien (über 60 Seiten); zudem setzt der Autor hier zum ersten Mal ein alphabetisches Ordnungsmuter ein: „Einige andre vornehme Familien dieses Königreichs in Alphabetischer Ordnung“ (S. 115). „Von Groß-Brittanien und Irrland“ (Kapitel IV) handelt der Genealogische Schauplatz des jetztherrschenden Europae ab S. 139. Auch hier liefert der Text einen historischen Kurzabriss, angefangen mit der römischen Besatzungszeit Englands. Auf den ‚jetztregierenden’ König Georg I. (1660-1627) folgt der genealogische Teil ab S. 157. Als fünftes Land folgt ab S. 197 darauf Italien (Kapitel V). Anders als in den vorigen Kapiteln beginnt der historische Teil nicht chronologisch, sondern mit einer Einschätzung der gegenwärtigen politische Lage: „Als gegen Mitternacht mit denen Alpen, auf allen andern Seiten aber mit dem Meer umschränckte Italien, ist in dem Zustande, wie wir es heutiges Tages finden, ein unter viele Souverainen und Republiquen zertheiltes Land [...]“ (S. 197). Hier interessieren den Autor vor allem die Ansprüche des deutschen Reichs auf italienische Gebiete, was er auch mit autoritativen Referenztexten unterstreicht: „Und Florentz, so sehr es auch zu unsern Zeiten für seine Freyheit oder Independenz schreiben will, bleibt doch gleichfalls ein Stück des Königreichs Italien, mithin auch unter der Gewalt der Teutschen Kayser. Und der gelehrte Autor der weitberühmten Schrifft: De Jure Imperii in magnum Ducatum Etruriae, hat vor weniger Zeit deutlich gewiesen, daß es uns weder an glaubwürdigen Urkunden, noch an vortrefflichen Zeugnissen der besten Geschichtschreiber, solches bestätigen können, fehle“ (S. 200). Es schließt sich die Genealogie römischer Päpste und italienischer Fürsten und Herzöge an (ab S. 203). Hier werden selbst „Unterschiedne kleine Italienische Fürsten“ tabellarisch aufgeführt (ab S. 208).

Ab Kapitel VI (S. 233) wendet sich der Genealogische Schauplatz des jetztherrschenden Europae zum Alten Reich zu. Seine ‚reichspatriotische’ Perspektive verleugnet der Text nicht und berichtet etwa über „Die alten Teutschen, die ihre tapffere Thaten nicht mit der Feder, sondern durch die über ihre Feinde erhaltene Siege, bekandt machen [...]“ (S. 233). Der Umfang der historischen Einführung ist ungleich umfassender als in den vorigen Kapiteln, dennoch ist die Darstellung auch hier nach weniger als drei Seiten im 8. Jahrhundert angelangt, bei dem „I. Periodus der Carolingischen Kayser“ (S. 235); ab S. 241 folgt der „II. Periodus der Sächsischen Könige und Kayser“ (S. 241), ab S. 246 der „III. Peridous der Franckischen Könige und Kayser“, ab S. 250 der „IV. Periodus der Schwäbischen Kayser“, ab S. 256 der „V. Periodus. Kayser, aus unterschiednen Häusern“, ab S. 260 der „VI. Periodus der Kayser aus dem Ertz-Herzogl. Hause Oesterreich“. Hier heißt es in einer einleitenden Einschätzung: „Von dieser Zeit fangen wir den glückseligen Periodum der Teutschen Kayser aus dem Ertz-Hertzoglichen Hause Oesterreich an“ (S. 260). Die biographische Reihe habsburgischer Kaiser schließt mit der Regentschaft Karls VI. (1685-1740), verbunden mit dem Wunsch, dass „[...] der Höchste das täglich anwachsende Glücke des Aller-Durchl. Ertz-Herzogl. Hauses Oesterreich mit männlichen Erben vermehren, befestigen, und biß an das Ende der Welt erhalten wolle“ (S. 271). In der sich anschließenden „Genealogische[n] Betrachtung des H. Röm. Reiches“ (ab S. 272) trennt der Autor zwischen „I. Dem Röm. Kayser, aus dem Aller-Durchlauchtigsten Ertz-Hertzoglichen Hause Oesterreich“ sowie – auf einer untergeordneten Ebene – „II. Die Chur-Fürsten, Fürsten und Grafen des Heil. Röm. Reichs“. Der erste Teil ist mit rund 100 Seiten der umfangreichste genealogische Abschnitt (bis S. 376). Im zweiten Teil werden zunächst die zur Kaiserwahl befugten Kurfürsten und Erzbischöfe aufgeführt, im Anschluss jedoch auch Reichsprälaten (S. 388) und viele weitere wie Markgrafen, Herzöge, Landgrafen; zudem jene Häuser, „so im verwichnen XVII. Saeculo in den Fürsten-Stand erhoben worden“ (S. 433) und auch Reichsgrafenkollegien das „Wetterauische Collegium“ (S. 557).

Erst ab S. 585 folgt das Kapitel VII „Von Polen“. Der 15-seitige Kurzabriss polnischer Regentschaften endet bei Friedrich August II. von Sachsen und König von Polen (1696-1763) (S. 600). Die Tabellen zu diversen polnischen Herrscherhäusern füllen lediglich 5 Seiten, ab S. 605 folgt bereits das achte Kapitel zu Preußen. Die Zeit vor der Erhebung Preußens zum Königtum (1701) ist der Darstellung weniger als 3 Seiten wert, ab S. 610 folgt lediglich eine genealogische Tabelle (im Digitalisat nicht erfasst). Dänemark widmet sich der Genealogische Schauplatz des ietztherrschenden Europae im Kapitel IX ab S. 611. Einmal mehr spielt die länger zurückliegende Vergangenheit keine Rolle, eine Entscheidung, die der Autor mit dem Mangel an verlässlichem Quellenmaterial legitimiert: „Die Geschichte dieses Reiches, welches nach allgemeinem Beyfall aller Scribenten eines der ältesten ist, haben unter ihren Haupt-Veränderungen schon vor [...] unsers Heylandes Gnaden-reicher Gebuhrt Könige aufzuweisen, deren Thaten aber bey den Mangel glaubwürdiger Urkunden entweder gar unbekandt, oder aber wegen unrichtiger Zeit-Rechnung und Vermischung mit allerhand Fabeln dunckel und zweiffelhaft sind; daher wird auch die erstern Periodus nur mit wenigem berühren [...]“ (S. 611). S. 621-627 folgen wiederum die obligatorischen, teils ausklappbaren Genealogietabellen. Schweden folgt mit Kapitel X ab S. 628 – hier setzt die Regentenfolge in der Einführung mit dem 16. Jahrhundert sogar noch später ein als in den Abrissen zu Dänemark (genealogischer Teil S. 639-648). Das letzte und elfte Kapitel handelt „Von Moscau oder Rußland“ (ab S. 649). Den Genealogischen Schauplatz des ietztherrschenden Europae beschließt ein „Supplementum Desjenigen Was noch beyzufügen und anzumercken für nöthig erachtet“ (ab S. 661).

5. ↗Kontext und Klassifizierung
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Das Erscheinungsjahr des Genealogischen Schauplatz des ietztherrschenden Europae ist symptomatisch: Ebenfalls 1724 erschien in Lemgo Johann Ehrenfried Zschackwitz’ Historisch-genealogischer Schauplatz. Die beiden Schauplätze sind exemplarische Titel aus dem breiten Feld der genealogischen Literatur der Frühen Neuzeit, deren Popularität besonders im frühen 18. Jahrhundert noch einmal zunahm. Nach Volker Bauer lassen sich zwei Haupttypen innerhalb des genealogischen Feldes unterscheiden: die universalgenealogischen, das heißt dynastieübergreifenden Werke, und die partikulargenealogischen Werke, die sich den Abstammungsverhältnissen lediglich einer Dynastie widmen (Bauer, S. 278). Der Genealogische Schauplatz des ietztherrschenden Europae folgt – wie bereits der Titel deutlich macht – der dynastisch übergreifenden Perspektive, die den Blick auf das ‚gesamteuropäische Theater’ der Herrscherhäuser und –familien eröffnet. Auch hier folgt das vorliegende Werk klaren zeitgenössischen Konventionen: Schon 1697 erschien etwa das mehrfach aufgelegte universalgenealogische Handbuch Das Itzt-herrschende Europa Oder Vorstellung aller Christlichen Potentaten (Hamburg 1697) von Peter Ambros Lehmann. Auch strukturell zeigt sich der Genealogische Schauplatz des ietztherrschenden Europae mit seiner Mixtur aus genealogischer ‚Datenmasse’ und narrativ-historischen Abschnitten, die rahmende bzw. einleitende Funktion übernehmen, als typisch. Zur Ganztextlektüre wird gleichwohl keines der genealogischen Kompendien gedacht gewesen sein, vielmehr als konsultierendes Nachschlagewerk. Im Zusammenhang der konkreten Funktion genealogischer Enzyklopädien zeigt sich beim Genealogischen Schauplatz des ietztherrschenden Europae eine durchaus originelle Komponente: Während die meisten genealogischen Werke juristisch-legitimatorische Medien dynastischer Selbstvergewisserung waren und solcherart „das soziale Kapital des Herkommens“ (Graf/Walter, S. 427) sowie Besitzansprüche sicherten, überrascht der Autor des vorliegenden Werks mit der Betonung des vermeintlichen Unterhaltungswerts: So sei die Genealogie laut der Vorrede auch „ein edler Zeit-Vertreib“ (Vorrede, unpag.). Diese Aussage verweist möglicherweise auf den engen Zusammenhang von Genealogie und frühneuzeitlicher Zeitungslektüre (dazu Bauer), die nicht zuletzt ein Neugier- und Unterhaltungsinteresse bediente: Bereits die periodischen Zeitungen des 17. Jahrhunderts enthielten eine Fülle an dynastischen Nachrichten, die durch ‚flankierende’ Medien wie genealogische Texte erläutert und kontextualisiert wurden. Zudem ähnelten sich Zeitungen und Genealogien durch ihren seriellen Charakter: Beide waren prinzipiell unabschließbare Medienformen, wie sich auch im ergänzenden „Supplementum“ des Genealogischen Schauplatz des ietztherrschenden Europae zeigt.

Von genealogischen Texten des späten 18. Jahrhunderts unterscheidet sich das vorliegende Werk zudem dadurch, dass ein historisch-kritischer Anspruch noch vollkommen fehlt.

6. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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