Einführung

Ivo Hueber: Theatrum Annuum Historico-Morale Heroinarum
Nikola Roßbach

1. Titel
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Theatrum Annuum Historico-Morale Heroinarum. Oder: Jährliche sittliche Geschichts Schau-Bühne der Heldinen. Bestehend In unsterblicher Bedächtnus würdigen Tugenden/ Als inbrünstigen Glaubens-Eifer/ Unverwelckter beständiger Ehelicher Treu/ mit eigenem Blut verfochtener Jungfrauschafft/ unerschrockenem Martialischem Heldenmuth/ außbündiger Weisheit/ wunderlichen Begebenheiten/ und anderen seltsamen denckwürdigen Sachen. Welche Auß vilen alten und neuen/ so Geistlichen/ als profanen Bücheren nicht ohne Mühe zusamen gesucht/ und mit allerhand rären Biblischen Concepten außerlesenen Sprüchen der heiligen Vätteren/ sambt anderen nutzlichen Moralitäten und Lehr-Stucken gezieret/ Nicht nur dem Hoch-Löblichen Frauen-Volck zum Lobe und Nachfolge/ sonder auch denen Herren Predigern zu sonderlichem Vorrath In vier Theil verfasset/ und mit fünf-fachen Indice versehen/ Deren Der I. die Authores, welche in disem Werck angezogen. Der II. die Frauen-Bilder/ so mit Namen aufgeführt. Der III. die Text der H. Schrifft/ die mit Sinn-reichen Concepten beleget. Der IV. die Historien oder Geschichte. Der V. alle merck- und denckwürdige Sachen gantz richtig vor die Augen leget. Erster Theil Einschliessend die Monat Januarium, Februarium, und Martium. Eröffnet Von P. Fr. Ivone Hueber, Ord. Min. S. Francisci Reform. Provinciae Austriae Lectore, & Praedicatore Generali. Mit Röm: Käys: Majest: Gnad und Freyh: wie auch Erlaubnus der Obern. Augspurg und Grätz/ In Verlag Philipp/ Johann/ und Martin Veith Gebrüder/ 1717. Augsburg und Graz: Gebrüder Veith, 1717. - Titelblatt (Kupfertafel), 829 pag. S., 4°. [opac ↗138972524]

2. Verfasser
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Ivo Hueber war laut Titelvermerk ein österreichischer Franziskanermönch, der im Kloster Feldbach in der Steiermark lebte (siehe Widmungsvorrede, unpag. [S. 9, 11]. Von ihm sind keine weiteren Schriften bekannt.

3. Publikation
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3.1. Erstdruck
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1717 erschien in Augsburg und Graz bei den Gebrüdern Veith der erste Band für die Monate Januar bis März. Weitere Bände der als Periodikum angelegten „Jährlichen sittlichen Geschichts Schau-Bühne der Heldinen“ wurden nicht realisiert. Ein Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek (Sign. 4 Biogr.c. 63-1) besitzt die handschriftliche Datierung 1716.


Standorte des Erstdrucks

3.2. Weitere Ausgaben
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3.2.1. Digitale Ausgaben
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  • München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 Biogr.c. 63-1.
  • Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. 4 Biogr.c. 63-1.

4. Inhalt
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Huebers Heldinnentheater hat den Anspruch, vielfältige Themen zu behandeln, die mit dem weiblichen Geschlecht in Zusammenhang stehen: Liebe und Glauben, Treue und Verrat, Jungfrauenschaft und Ehe sowie geschlechtsspezifisch kodierte Tugenden und Laster. Den Stoff dazu bieten einschlägige geistliche und säkulare Texte, die „nicht ohne Mühe zusamen gesucht“ und zu religiös-moralischer Belehrung „mit allerhand rären Biblischen Concepten außerlesenen Sprüchen der heiligen Vätteren/ sambt anderen nutzlichen Moralitäten und Lehr-Stucken gezieret“ wurden. Adressaten sind laut Titel Frauen, denen erbauliche Leitbilder vorgeführt werden sollen, und Prediger: Um das versammelte Datenmaterial für die homiletische Praxis zweckfunktional und gezielt abrufen zu können, werden vier (anstelle von den im Titel angekündigten fünf) alphabetische Register geboten: Der nicht paginierte „Index Authorum Hoc In Opere Adductorum“ listet über drei Seiten lang die referierten Autoren auf; konkrete Zitatbelege findet man im Haupttext auch jeweils an Kapitelenden. Es folgt der etwa vierseitige „Index Heroinarum Hoc in Theatro nominetenùs exhibitarum“, der die dargestellten Heldinnen durch Seitenverweise erst auffindbar macht. Im Anschluss an den thematischen Hauptteil folgen zwei weitere paginierte Register: ein 13-seitiges Bibelstellenverzeichnis („Index Locorum sacræ scripturæ conceptibus exornatorum ex utroque Testamento.“) sowie das über 14 Seiten lange, nach zentralen Figuren oder Themen geordnete „Innhalt-Register aller Geschichten/ so in disem Werck begriffen“. Hueber gibt seine Kompilation nicht nur im Titel als solche zu erkennen, sondern referiert konsequent in Anmerkungen auf seine Quellen. Das Datenmaterial ist thematisch geordnet, nicht etwa biographisch: Wenn man sich über eine bestimmte Frauengestalt informieren möchte, kann man sie nur über den „Index Heroinarum“, nicht über die Kapitelüberschriften finden.

Auf über 800 Seiten werden Informationen zu berühmten Frauen präsentiert: Der beachtliche Umfang der Sammlung steht konträr zum Vorhaben eines monatlich erscheinenden Periodikums – übrigens ein Unikum innerhalb der Theatrum-Literatur – und ist sicherlich auch der Grund dafür, dass dieses Vorhaben scheiterte: Knapp 300 Seiten pro Monat bzw. eine ‚Vorstellung’ von rund zehn Seiten pro Tag sind für Produzent und Rezipient nicht durchzuhalten. Das Aus des Publikationsprojektes bereits nach dem ersten Vierteljahresband verwundert nicht.

Der Franziskanermönch Hueber nimmt die Theatrum-Metapher so ernst wie wenige seiner Schriftstellerkollegen – er bezeichnet Kapitel sogar als ‚Vorstellungen‘. Die ausführliche Widmungsvorrede „Ihro Hoch-Gräflichen Excellentz Der Hoch- und Wohl-Gebohrnen Frauen/ Frauen Mariæ Eleonoræ, Deß Heil: Röm: Reichs Gräfin von Ursin und Rosenberg“ stellt die Theatrum-Mundi-Metapher an den Anfang: Das „Welt-Gebäu“ gleiche „einem Grossen und Herrlichen Theatro, oder Schau-Bühne/ auf welcher soviel Actores, als vernünftige Innwohner/ so die ihnen von dem Allmächtigen Schöpffer an- und aufgetragene Personen/ nach dem Præscript deß Gött- und Natürlichen Gesatzes so lang vertretten/ bis ihnen der Tod die Comœdi-Kleider außziehet/ von der Schau-Bühne abführet/ in die Ewigkeit versetzet/ allda den Lohn ihres Wolverhaltens zu empfangen“ (Widmungsvorrede, unpag. [S. 1f.]). Gott habe dem Menschen „anbefohlen/ die Actiones seines Lebens/ auf diser offentlichen Schau-Bühne/ nach dem Göttlichen Gesatze zu regulieren [...]“ (Widmungsvorrede, unpag. [S. 2]).

Zu den Akteuren auf dem Theatrum Mundi gehörten nun – so leitet Hueber über zum eigentlichen Thema – „auch die zarte und schwache Frauen-Bilder“, die oft unerwartet heldenhaft agierten und „unsterblichen Ruhm“ erlangten (Widmungsvorrede, unpag. [S. 4]). Es folgen bekannte Topoi der frühneuzeitlichen Frauenapologie, die die vorliegende Sammlung motivieren. Deren Ziel ist es, „denen Herren Prediger gnugsame Materi zu dem Lob deß Fraulichen Geschlechts [...] an die Hand zu geben“ (Widmungsvorrede, unpag. [S. 5]). Mit seiner Verteidigung des weiblichen Geschlechts stellt der Verfasser sich explizit in die Nachfolge des Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob (1250/60-1318).

Hueber begnügt sich nicht mit der Welttheatermetaphorik, sondern legitimiert seine Titelwahl ganz analog zu anderen Verfassern der Theatrum-Literatur mit der epistemologischen Funktion seines Werks: „Enzyklopädische Wissensspeicherung, organisation und –vermittlung werden durch metaphorische Neuperspektivierung zum theatralen Ereignis.“ (Roßbach 2005, S. 22) Zugleich zitiert er die Memorialfunktion der Theatrum-Literatur: „Wan nun die alte Römische Theatra, Amphi-Theatra, Circi, und wie sie nach ihrer Arth alle benamset werden/ meistens von harten Steinen aufgeführt/ wie deren über bleibselen die Ansehende noch in Erstaunung setzen/ also hab ich dise meine Sittlich-Historische Schau-Bühne der Heldinnen ebenfalls auf einen Stein/ und zwar auf einen harten Kisel fundieren wollen/ da ich selbige [...] der Welt eröffne/ und die Heldenmüthige Frauen-Bilder vor die Augen stelle.“ (Widmungsvorrede, unpag. [S. 7]) Immer wieder mischt Hueber die beiden metaphorischen Konzepte von Welt- und Buchtheater: Die Widmungsträgerin verdiene, „auf die Schau-Bühne besagter Heldinnen“ gestellt zu werden, ebenso wie diejenigen, die „von der Grossen Welts-Schau-Bühne abgetretten“ seien (Widmungsvorrede, unpag. [S. 7]).

Zu ihnen gehören Herrscherinnen und Herrschergattinnen, geistliche Frauen und Heilige, biblische und antike Persönlichkeiten – natürlich fehlt auch die berühmte Anna Maria van Schurmann nicht, die der von Hueber rezipierte Frauenapologet und Zeitgenosse Huebers, Christian Franz Paullini, in seinem Frauenzimmerkatalog Das Hoch- und Wohl-gelahrte Teutsche Frauen-Zimmer (1705) bewundernd-erschrocken ein ‚monstrum naturae‘ nennt (zit. nach Woods/Fürstenwald, S. XVII).

Die ‚Vorstellungen‘ des Theatrum Annuum Historico-Morale Heroinarum, in denen die berühmten Frauen auftreten, vereinen jeweils verschiedene Geschichten, Anekdoten, Weisheiten, Figuren unter einem thematischen Fokus. Unübersehbar ist die große Vielfalt der Themen einerseits, ihre gängige Topik andererseits, die beispielsweise auch frühneuzeitliche Ehetexte (dazu Roßbach 2009) prägt. Geschichten über Treue und Untreue, Keuschheit und Jungfernschaft, Mutterschaft und Ehe wechseln ab mit spezielleren Anekdoten über tapfere, heldenhafte, gar kriegerische Frauen. Einige Geschichten (so etwa diejenigen über Mutter- und Gattinenmord) scheinen allerdings weniger der Dokumentation des weiblichen Heroismus zu dienen als der Unterhaltung sensationslustiger Leser, die sex and crime, Mord und Totschlag goutieren. Die von Hueber präsentierten Heroinen retten ihre Männer aus dem Gefängnis und beweisen jederzeit, auch etwa bei der Trauer um den Tod eines Kindes, barocke Standhaftigkeit. Sie verteidigen Familie und Vaterland – wenn auch nicht so radikal wie ihre Jungfernschaft, um die etliche Kapitel redundant und geradezu manisch kreisen: „Die denen Käyserlich und Königlichen Cronen vorgezogene Jungfrauschafft.“ (S. 81); „Die Christum liebende anatomirte Jungfräuliche Hertzen.“ (S. 259); „Die mit Blut tapffer verfochtene Jungfrauschafft.“ (S. 278); „Die durch wunderliche Mittel erhaltene Jungfrauschafft“ (S. 364); „Die auch nach dem Todt keusche und schamhaffte Jungfrauen.“ (S. 435); „Die mit Blut theils gerochen/ theils beschützte Jungfrauschafft.“ (S. 494); „Die seltzame List und Kunst-Stückel die Jungfrauschafft zu erhalten.“ (S. 569); „Die auf seltzame Weiß erhaltne Jungfrauschafft.“ (S. 797).

Eine Aufzählung sämtlicher Überschriften dokumentiert das breite Themenspektrum:

Im Januar werden 31 ‚Vorstellungen‘ geboten: „Erste Vorstellung. Die treulich und beständig geliebte Ehe-Frau.“ (S. 1), „Die Andere Vorstellung. Die wunderlich beschützte Eheweibliche Keuschheit.“ (S. 11); „Die Dritte Vorstellung. Die Mütterliche in Himmel tringende/ und von GOtt erhörte Flüche.“ (S. 19); „Die Vierte Vorstellung. Die Heldenmüthige und unerschrockene Frantzösische Amazon.“ (S. 27); „Die Fünffte Vorstellung. Die den Wein über den Todt fliehende Frauen-Bilder.“ (S. 38); „Die Sechste Vorstellung. Die von denen Frauen-Bildern bezaumte Augen.“ (S. 47); „Die Siebende Vorstellung. Das von denen Frauen tapffer beschützte Vatterland.“ (S. 58); „Die Achte Vorstellung. Die wunderlich aus äusserster Noth von GOtt errettete Frauen-Bilder.“ (S. 67); „Die Neundte Vorstellung. Die denen Käyserlich und Königlichen Cronen vorgezogene Jungfrauschafft.“ (S. 81); „Die Zehende Vorstellung. Das hochweise und gelehrte Frauen-Zimmer.“ (S. 93); „Die Ailffte Vorstellung. Die so gar von denen Hunden und anderen Thieren geliebt und geehrte Frauen-Bilder“ (S. 102); „Die Zwölffte Vorstellung. Der von denen Frauen mit Blut ritterlich verfochtene Glaub.“ (S. 110); „Die Dreyzehende Vorstellung. Die wunderliche Bekehrung sündhaffter Frauen-Bilder.“ (S. 119); „Die vierzehende Vorstellung. Der von denen Frauen/ nach blutigem Krieg gemachte Fried.“ (S. 128); „Die Fünffzehende Vorstellung. Die verwunderliche Demuth unterschiedlicher Frauen-bilder.“ (S. 138); „Die sechzehende Vorstellung. Die treue und fleissige Dienst-Mägde.“ (S. 149); „Die siebenzehende Vorstellung. Die von denen Müttern starckmüthig übertragene Kinder-Todt.“ (S. 159); „Die Achzehende Vorstellung. Der höchlich gestraffte Ehe-Bruch.“ (S. 169); „Die Neunzehende Vorstellung. Die von hohen Damen besiegte Ambition und Regiments-Sucht.“ (S. 178); „Die zwantzigste Vorstellung. Die blutgierige Mörder ihrer Gemahlinnen.“ (S. 189); „Die ein und zwantzigste Vorstellung. Die unerschrockene Martial- und kriegerische Frauen-Bilder.“ (S. 202); „Die zwey und zwantzigste Vorstellung. Die verfolgte und hart gehaltene Kindelbetterin.“ (S. 211); „Die drey und zwantzigste Vorstellung. Die Erstaunungs-würdige weibliche Keuschheit.“ (S. 220); „Die vier und zwantzigste Vorstellung. Die von denen Söhnen ermordete Mutter.“ (S. 230); „Die fünff und zwantzigste Vorstellung. Die auf wunderliche Weiß erworbene Braut.“ (S. 242); „Die sechs und zwantzigste Vorstellung. Die von denen Frauen geschmuckte und gezierte Kirchen.“ (S. 250); „Die sieben und zwantzigste Vorstellung. Die Christum liebende anatomirte Jungfräuliche Hertzen.“ (S. 259); „Die acht und zwantzigste Vorstellung. Die von ihren Ehe-Frauen wunderlich aus der Gefangenschafft erlößte Männer.“ (S. 267); „Die neun und zwantzigste Vorstellung. Die mit Blut tapffer verfochtene Jungfrauschafft.“ (S. 278); „Die dreyßigste Vorstellung. Die dem Frauenzimmer zu Ehren angestellte prächtige Auffzüg und köstliche Tractement.“ (S. 287); „Die ein und dreyssigste Vorstellung. Die wundersame Würckungen der mütterlichen Einbildung.“ (S. 298).

Im Februar, eingeleitet durch den Zwischentitel „Theatr Annui Historico-Moralis Heroinarum Liber Secundus Seu Mensis Februarius. Sittlichen Der jährlichen Geschichts-Schau-Bühne deren Heldinen Anderes Buch Oder Der Monath Februarius.“, werden auf Huebners Theatrum 28 verschiedene Themen präsentiert: „Erste Vorstellung. Der von denen Frauen-Bildern geflohene leichtfertige Täntze.“ (S. 309); „Die andere Vorstellung. Der höchst-verwunderliche Glaubens-Eifer bey denen Weibs-Bildern.“ (S. 317); „Die dritte Vorstellung. Die unerhörte Weibliche Eheliche Treu und Keuschheit.“ (S. 326); „Die vierdte Vorstellung. Barmhertzig seynd die Frauen gegen die Seelen in dem Fegfeuer.“ (S. 334); „Die fünffte Vorstellung. Der von denen Frauen erhaltene Fried und eheliche Einigkeit.“ (S. 341); „Die sechste Vorstellung. Die von ihren keuschen Gemahlinnen bekehrte Ehebrecher.“ (S. 348); „Die siebende Vorstellung. Die vor Gericht beschützte Wittwen.“ (S. 357); „Die achte Vorstellung. Die durch wunderliche Mittel erhaltene Jungfrauschafft“ (S. 364); „Die Neundte Vorstellung. Die exemplarisch büssende Frauen.“ (S. 373); „Die zehente Vorstellung. Die Weissagende/ und Hertzens: Geheimnus erkennende Frauen.“ (S. 384); „Die Eilffte Vorstellung. Die gegen den Armen und Betrangten barmhertzige Frauen.“ (S. 392); „Die Dreyzehende Vorstellung. Die unschuldig von ihren tyrannischen Ehe-Herren beeyfferte Frauen.“ (S. 410); „Die vierzehente Vorstellung. Die von denen Frauen promovirte Andachten.“ (S. 418); „Die funffzehende Vorstellung. Die Heldenmüthige und tapffere Regentin.“ (S. 426); „Die Sechzehende Vorstellung. Die auch nach dem Todt keusche und schamhaffte Jungfrauen.“ (S. 435); „Die siebenzehente Vorstellung. Die köstliche und prächtige den Bräuten zu Ehren angestellte Hochzeit-Mähler.“ (S. 443); „Die Achtzehende Vorstellung. Die an den Tag kommende Unschuld/ deren ohne Grund beeyfferten Frauen.“ (S. 451); „Die neunzehende Vorstellung. Die ihre Zungen ansehnlich bemeisterende Frauen.“ (S. 459); „Die zwantzigste Vorstellung. Die ihren Feinden wegen Christum verzeihende Frauen-Bilder.“ (S. 467); „Die ein und zwantzigste Vorstellung. Die eitle und flüchtige/ doch weise Männer verführende weibliche Schönheit.“ (S. 476); „Die zwey und zwantzigste Vorstellung. Der durch den Tod des Ehrenrührers beschützte gute Nam der Frauen.“ (S. 486); „Die drey und zwantzigste Vorstellung. Die mit Blut theils gerochen/ theils beschützte Jungfrauschafft.“ (S. 494); „Die vier und zwantzigste Vorstellung. Die wegen guter Kinder-Zucht berühmte Mütter.“ (S. 503); „Die fünff und zwantzigste Vorstellung. Die der Music beflissene Frauen-Bilder.“ (S. 512); „Die sechs und zwantzigste Vorstellung. Die aus Lieb gegen ihren verstorbenen Männern sich verbrennende Ehefrauen.“ (S. 522); „Die sieben und zwantzigste Vorstellung. Die auf unterschiedliche Art und Manier/ Mariam verehrende Frauen-Bilder“ (S. 533); „Die Acht und zwantzigste Vorstellung. Die von dem Teuffel beschützte Keuschheit deren Frauen-Bildern.“ (S. 541).

Der dritte und letzte Monatsband, „Theatri Annui Historico-Moralis Heroinarum Liber Tertius Seu Mensis Martius. Der jährlichen sittlichen Geschichts-Schau-Bühne deren Heldinen Drittes Buch Oder Der Monath Martius.“, hält erneut für jeden Tag eine Vorstellung bereit: „Die erste Vorstellung. Die verwunderliche Lieb unter den angehenden Ehe-Leuten.“ (S. 553); „Die andere Vorstellung. Die von denen Söhnen getreu und hertzlich geliebte Mutter.“ (S. 560); „Die dritte Vorstellung. Die seltzame List und Kunst-Stückel die Jungfrauschafft zu erhalten.“ (S. 569); „Die vierte Vorstellung. Die das löbliche Frauenzimmer schimpffende gestraffte Poëten.“ (S. 578); „Die fünffte Vorstellung. Der verwunderliche Gehorsam deren Frauen gegen ihren Ehe-Herren.“ (S. 585); „Die sechste Vorstellung. Die Persianische Generalissima.“ (S. 590); „Die sibende Vorstellung. Die vor Gericht beschützte und gschwind expedierte Wittwe.“ (S. 600); „Die achte Vorstellung. Die im Heurathen unglückliche Braut.“ (S. 607); „Die neunte Vorstellung. Die herrliche und Welts-berühmte Regentinen.“ (S. 617); „Die zehende Vorstellung. Die/ nach ihrer Bekehrung/ büssende Frauen.“ (S. 624); „Die ailffte Vorstellung. Das Hochgelehrte und Kunstreiche Frauen-Zimmer.“ (S. 637); „Die dreyzehende Vorstellung. Die durch Weiber wunderlich zu dem Closter-Leben beruffene Männer.“ (S. 653); „Die vierzehende Vorstellung. Die unschuldig von ihren Männeren beeyferte Frauen.“ (S. 662); „Die fünfzehende Vorstellung. Die von dem Himmel absonderlich beglückte Heurathe etlicher Jungfrauen.“ (S. 670); „Die sechszehende Vorstellung. Die eyfrige Andacht zu dem Hochwürdigsten Altar-Sacrament deren Frauen.“ (S. 680); „Die sibenzehende Vorstellung. Der ungemeine Catholische Religions-Eyfer bey denen Frauen.“ (S. 688); „Die achtzehende Vorstellung. Die immer grünende Lieb und Treu gegen ihren Ehe-Männern deren Frauen.“ (S. 697); „Die neunzehende Vorstellung. Die gegen die Arme und Krancke barmhertzige Frauen.“ (S. 707); „Die ein und zwaintzigste Vorstellung. Die wunderliche Zucht und Unschuld deren Ehe-Frauen.“ (S. 733); „Die zwey und zwantzigste Vorstellung/ Die Erstaunungs-würdige Lieb und Treu der Ehe-Frauen gegen ihre Ehe-Herrn.“ (S. 745); „Die drey und zwantzigste Vorstellung/ Die durch ihre getreue Ehe-Liebsten aus der Gefangenschafft erlöste Männer.“ (S. 758); „Die vier und zwantzigste Vorstellung/ Die fleissige und Arbeitsame Frauen-Bilder.“ (S. 766); „Die fünff und zwanzigste Vorstellung/ Die köstliche an unterschiedliche hohe Bräute gegebene Præsenten.“ (S. 773); „Die sechs und zwanzigste Vorstellung/ Die von denen Ehe-Frauen bestraffte Ehebrecher.“ (S. 782); „Die siben und zwanzigste Vorstellung/ Die das Kind selbst saugende Mutter.“ (S. 790); „Die acht und zwanzigste Vorstellung/ Die auf seltzame Weiß erhaltne Jungfrauschafft.“ (S. 797); „Die neun und zwanzigste Vorstellung/ Die verwunderliche Begierd zu den Closter-Leben/ deren Frauen-Bilder.“ (S. 805); „Die dreyßigste Vorstellung/ Die tapffere unerschrockene und Martialische Kriegs-Heldinnen.“ (S. 814); „Die ein und dreyssigste Vorstellung/ Die von ihren Ehe-Weiberen bestraffte Vollsauffer.“ (S. 821).

5. Kontext und Klassifizierung
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Huebers Theatrum Annuum Historico-Morale Heroinarum steht im Kontext eines der frühneuzeitlichen Gelehrtenkultur verpflichteten Genres: der Frauenzimmerkataloge und –lexika. Die Anfänge derartiger geschlechtsspezifischer Exempelsammlungen liegen im Spätmittelalter; Boccaccios De claris mulieribus (1361/1362) stellt die erste ‚Galerie‘ berühmter und starker Frauen vor. Im 17. Jahrhundert ist das Genre besonders populär, so dass Baumgärtel von einer „neue[n] Kultur der Galerie des femmes illustres“ (Baumgärtel, S. 150) spricht.

Im 17. Jahrhundert erschienen unter anderem Johann Frawenlobs Lobwürdige Gesellschaft Der Gelehrten Weiber (1631) und Madeleine de Scudérys Femmes illustres (1642-1644). An sie knüpfen im 18. Jahrhundert Johann Pasch (Gynaeceum Doctum sive Dissertatio historico-literaria/Vom Gelehrten Frauenzimmer, 1701), Christian Franz Paullini (Das Hoch- und Wohl-Gelahrte Teutsche Frauen-Zimmer, 1705), Johann Gerhard Meuschen (Courieuse Schau-Bühne Durchläuchtigst-Gelahrter Dames, 1706), Johann Caspar Eberti (Eröffnetes Cabinet Deß Gelehrten Frauen-Zimmers, 1706), Georg Christian Lehms (Teutschlands Galante Poetinnen, 1715) und Gottlieb Sigmund Corvinus’ (Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon, 1715) an (ausführlich zu diesen und weiteren Frauenzimmerkatalogen Woods/Fürstenwald; Woods 1987; Brockmann-Norren, S. 55-84). Offenbar hat Hueber jedoch seine großen, auch die sehr zeitnahen Vorgänger mit Ausnahme Paullinis nicht rezipiert – auch nicht das ein Jahr jüngere Historische Helden- und Heldinnen-Lexicon (1716) Johann Friedrich Gauhes. Einflussreich für Huebers Sammlung war jenseits der enzyklopädischen Frauenlobliteratur vor allem die moraltheologische Traktat- und Erzählliteratur, speziell die Ehelehre.

Mit seiner frauenapologetischen Tendenz ist das Theatrum Annuum Historico-Morale Heroinarum außerdem im Kontext der querelle des femmes zu verorten, die bereits im Mittelalter einsetzt und in der Frühen Neuzeit kulminiert: die Debatte über die (Un-)gleichheit der Geschlechter bzw. die Unter- oder Überlegenheit des einen oder anderen. Dabei stehen misogyne Schriften neben frauenapologetischen, die das weibliche Geschlecht rühmen und gar – wenn auch rein als rhetorische Versuchsanordnung – das Geschlechterverhältnis auf den Kopf stellen (Roßbach 2003).

6. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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