Einführung

Jacob Leupold, Joachim Ernst Scheffler: Theatri Machinarvm Svpplementvm
Nikola Roßbach

1. Titel
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Theatri Machinarvm Svpplementvm Das ist: Zusatz zum Schau-Platz der Machinen und Instrumenten, Darinnen vornehmlich enthalten Eine Sammlung aller noch übrigen Geometrischen Instrumenten und was sonst bey Ausmessung der Linien, Flächen und Cörper in acht zu nehmen vorkommt; darbey zugleich befindlich die Vergleichung der üblichen Maaße; die zu Messung des Weges sowohl zu Land als zur See bisher gebrauchte Machinen, wie auch einige derjenigen Instrumenten, die zu Abnehmung der Höhen geschickt; ingleichen was zu Copierung der Figuren vor Instrumente dienlich, wie auch alle bekannte Marckscheider-Instrumente und die in der Stereometrie nöthige Visir- und Caliber-Stäbe oder Riemen, denen annoch folget Ein Beytrag Von mancherley Schleussen, derselben Pfahl- Grund- und Ramm-Wercke, derer darbey vorkommenden Thüren und Dreh-Brücken nebst einer besonders breiten und noch einer andern ungemein langen Aufzieh-Brücken; eine neue Arth allerley Schrauben und andre krumme Linien auf die nicht gemeine Weise zu drechseln, Verbesserung der Picardischen Wasser-Wagen, Beschreibung der Dantziger Wasser-Kunst, Alles mit vielen nöthigen Figuren in XL Kupffer-Platten vorgestellt, Nebst einem Allgemeinen vollständigen Register so wohl über dieses Supplement, als auch über die andere vorhandene acht Theile des Theatri Machinarum ehemals herausgegeben von Jacob Leupold, Mathematico und Mechanico, Königl. Pohln. und Churfürstl. Sächs. Rath und Bergwercks-Commissario, der Königl. Preuß. wie auch Sächß. und Forlischen Societät Mitglied seel. Zu finden bey dem Autore und Bernhard Christoph Breitkopf. Leipzig, 1739. Leipzig: Breitkopf, 1739. - Titelblatt (Kupfertafel), 100 pag. S., 40 Ill., 2°.

2. ↗Verfasser und Verleger
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Joachim Ernst Scheffler, der Unterzeichner der Widmung, ergänzt und verschlagwortet Leupolds Theatrum Machinarum-Enzyklopädie im vorliegenden Supplement.

3. Publikation
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3.1. Erstdruck
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Erschienen 1739 im Selbstverlag und bei Bernhard Christoph Breitkopf in Leipzig.


Standorte des Erstdrucks

3.2. Weitere Ausgaben
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Wiederaufgelegt 1774 bei Bernhard Christoph Breitkopf in Leipzig.

3.2.1. Neuedition der Quartausgabe
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Hannover: Edition „Libri Rari“ Schäfer 1982.

3.2.2. Mikroform-Ausgabe der Quartausgabe
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Göttingen: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. Vorlage: Exemplar der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Sign. 2 BIBL UFF 458.

3.2.3. Digitale Ausgaben
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4. Inhalt
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Es ist das Verdienst Joachim Ernst Schefflers, aus Leupolds Nachlass diesen thematisch heterogenen, bibliographisch als Band 8 des Theatrum Machinarum gezählten Ergänzungsband zusammengestellt zu haben. In einer an Kaiser Karl VI. gerichteten Widmung knüpft er an seinen berühmten Vorgänger an: „Eurer Käyserl. und Catholischen Majestät überreiche hier in allertieffster Unterthänigkeit das in dem Theatro Arithmetico-Geometrico ehemahls versprochene Supplement des Leupoldischen Theatri Machinarum.“ (Widmung, unpag. [S. 2]) Scheffler betont die internationale Einzigartigkeit des Leupold’schen Werks, dessen „Beschluß“ hier nun vorliege (Widmung, unpag. [S. 2]), und stellt den großen Nutzen der mechanischen Wissenschaften nicht nur für Künste und Professionen, sondern auch für den Handel heraus.

Es folgt eine auf den 6.10.1739 datierte, mit „Der Autor“ unterzeichnete „Vor-Rede. Nach Standes-Gebühr Hoch und Werth-geschätzter, Hochgeneigter Leser“, die nochmals die Wichtigkeit des „Machinen-Wesen“ (Vorrede, unpag. [S. 1]) hervorhebt. Es sei Leupolds Verdienst, das technische Wissen „zum gemeinen Besten, in öffentlichen Schrifften bekannt“ gemacht und in den erschienenen sieben Bänden seines Theatrum Machinarum„den ausführlichsten Unterricht“ davon gegeben zu haben (Vorrede, unpag. [S. 2]). Schließlich gibt Scheffler dem Leser Hinweise zur Benutzung seines Registers.

Der Vorrede schließt sich ein Inhaltsverzeichnis an, das einen Überblick über die zwölf Kapitel und fortlaufenden 159 Paragraphen des Theatri Machinarvm Svpplementvm verschafft.

Der Hauptteil besteht in einer heterogenen Darstellung verschiedenster Maschinen und Instrumente, wobei Messinstrumente den größten Anteil ausmachen: Zu Beginn stehen geodätische Instrumente, die auch ein anderes Theatrum in den Mittelpunkt des Interesses stellt; es folgen Schrittzähler, Waagen und Höhenmesser, Kompasse und Visierstäbe. Immer wieder finden sich darunter eigene Erfindungen Leupolds: „Leupolds verbessert Proportional-Instrument“ (S. 51), „Leupolds Machine, die ungestalten Bilder und Figuren zu dem Cylinder-Spiegel zu zeichnen, welche in solchen wiederum in rechter Gestalt und Proportion erscheinen.“ (S. 54); „Leupolds andere Machine, die ungestallten Bilder damit zu zeichnen, zu den Conischen Spiegeln.“ (S. 56).

Kurios erscheint dem heutigen Leser eine umständliche Auslassung zur Maßeinheit Schuh (= Fuß). Eine internationale Einheitlichkeit bei der Größen- und Längenmessung war lange vor der Etablierung des metrischen Maßsystems (Einführung der Längeneinheit Meter in Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts; in der Folge allmähliche internationale Durchsetzung; 1875 internationale ‚Meterkonvention’) nicht gegeben. Verwirrende Vielfalt und Zufälligkeit von Maßeinheiten, die Leupold/Scheffler vom wissenschaftlichen Standpunkt aus beklagen, spiegeln sich in einer gleichfalls umständlichen Darstellungsweise: „Der Schuh ist wie an sich selbst, also auch in seiner Theilung ungleich. Auch giebt es an einerley Ort offt zweyerley Schuh, nemlich der Stadt- und Werck-Schuh. Der Werck-Schuh hat allezeit 12 Zoll; die Stadt- und Land-Schuh sind aber unterschieden. An einigen Orten wird er in 14 und 15 Zoll getheilet; in Franckreich und Italien besteht dessen Theilung in 16 Zollen.“ (S. 8) Trotz der kuriosen Umständlichkeit des Messens mit vielerlei Maß verblüfft nichtsdestoweniger dessen Präzision: Der Leser erfährt beispielsweise, dass ein Zoll eines Nürnberger Werkschuhs „um 8/9 eines Gerstenkorns kleiner, als ein Zoll eines Stadt-Schuhes“ (S. 8) sind. Eine Schuh-Umrechnungstabelle (S. 9) wird aus Johann Georg LeutmannsGeometria repetita oder kurtz gefasste geometische Grund-Lehren (1725) übernommen.

Bemerkenswert ist, dass das Theatri Machinarvm Svpplementvm die im Theatrum Hydrotechnicarum als Defizit benannten Schleusenbeschreibungen (siehe Tileman van der Horst und Jacob Polleys Theatrum Machinarum Universale) ansatzweise nachholt: Beschrieben werden „Die Harlemmer Schleusse“ (S. 92); „Eine Block-Schleusse im Mehden-Strohm im Land Hadeln an der Elbe“ (S. 93) etc.

Auf 100 Textseiten folgen ein dreiseitiges Begriffsregister sowie 40 Kupfertafeln mit detaillierten Maschinenzeichnungen, auf die der vorausgegangene Textteil referiert. Schefflers besondere Leistung ist das anschließende rund achtzigseitige Begriffsregister, mit welchem er das Leupold’sche Theatrum Machinarum einschließlich der vorliegenden Ergänzungen aus dem Nachlass einem konsequenten Systematisierungs- und Ordnungswillen unterwirft und so als Ganzheit begreift und begreifbar macht. Ein achtseitiges Autorenregister rundet die Leistung Schefflers ab.

5. ↗Kontext und Klassifizierung
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6. ↗Rezeption
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7. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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