Einleitung

[Inhaltsverzeichnis]

1. Vorwort

„wurde ich ytzgemeltes büchlein zum tayle verlessen/ und in dem vinden so wunderbarliche und byßhere unerhörte dinge/“ (Jobst Ruchamer)1

Die Paesi Novamente retrovati. Et Novo Mondo da Alberico Vesputio Florentino intitulato, erstmals 1507 in Vicenza erschienen, stellen die erste umfassende Sammlung von Entdeckungsberichten dar. Mit dieser Digitaledition wird dieser wichtige Quellentext der Entdeckungsgeschichte einem breiten Publikum umfassend zugänglich gemacht: Neben dem Faksimile der italienischen Editio princeps von 1507 werden auch die Faksimiles aller drei bereits 1508 erschienenen Übersetzungen vorgehalten, so dass über diese Edition auf vier Sprachversionen des Textes (Italienisch, Frühneuhochdeutsch, Niederdeutsch, Latein) zugegriffen werden kann.

Der italienische Ausgangstext sowie die frühneuhochdeutsche Übersetzung liegen zudem in Transkriptionen vor, die bewusst so gestaltet wurden, dass dem Nutzer sowohl eine weitestgehend originalgetreue, also auch eine moderat modernisierte Version zu Verfügung stehen. Die Texte sind dadurch auch als Grundlage für sprachhistorische Forschungen nutzbar und mit korpuslinguistischen Methoden analysierbar.

Bislang ergaben sich für die historisch Sprachwissenschaftschaft grundsätzliche methodische Probleme dadurch, dass häufig auf Editionen zurückgegriffen werden musste, deren Herausgeber aus Gründen der Lesbarkeit, einer angestrebten sprachlichen Vereinheitlichung etc. erheblich in die Ausgangstexte eingegriffen hatten. Bei modernen Digitaleditionen ist es nunmehr prinzipiell möglich, beliebig viele mehr oder weniger originalgetreue Versionen eines Textes nebeneinander zu stellen; Editionen können somit auch den Anforderungen verschiedenster Forschungsinteressen genügen. Die Digital Humanities und digitale Editionen können der Wissenschaft also „newe landte“ erschließen, indem sie die Forschungsgrundlage nicht nur quantitativ, sondern gerade auch qualitativ verbessern.

2. Hinweise

Um dem Nutzer die für die Lektüre nötigen Hintergrundinformationen anzubieten, wurden alle Orts- und Personennamen mit den einschlägigen Datenbanken (GeoNames, Getty Thesaurus of Geographic Names, Gemeinsame Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek) verknüpft und gegebenenfalls mit einer Kurzkommentierung versehen.

Dem nachfolgenden Einleitungstext liegt ein Teil des dritten Kapitels meiner 2010 beim Verlag Frank & Timme erschienenen Dissertation2 zugrunde. Der Text wurde für die digitale Edition den TEI-P5-Guidelines gemäß aufbereitet, annotiert und in einzelnen Punkten aktualisiert.

3. Paesi novamente retrovati

3.1. Aufbau und Inhalt der Anthologie

Die Berichte der Anthologie sind in sechs Bücher mit insgesamt 142 Kapiteln gegliedert, dem eigentlichen Text ist nach dem Titelblatt das Inhaltsverzeichnis3 sowie ein Widmungsschreiben von Fracanzano da Montalboddo an Giovanni Maria Angiolello4 vorangestellt. Den Berichten folgt ein kurzer Kommentar zu den Christen in Indien sowie zur fehlerhaften Einordnung des Kapitels 128 im Buch VI,5 im Anschluss folgt der Kolophon.

Die Reisesammlung umfasst Berichte zu folgenden Reisen:

Die Anthologie schließt ein Bericht des Inders Joseph ab, der mit Cabrals Flotte nach Europa kam und sich vorübergehend auch in Venedig aufhielt (PNR VI,129-142).

3.2. Herausgeber, Adressat der Widmung und Drucker

3.2.1. Der Herausgeber: Fracanzano da Montalboddo

Wer die PNR herausgegeben bzw. zusammengestellt hat, ist in der Sekundärliteratur umstritten, neben Fracanzano da Montalboddo steht auch der Venezianer Alessandro Zorzi zur Debatte.

Irrtümlich wurde das Werk zuweilen Da Mosto zugeschrieben, da sein Bericht am Anfang der Anthologie steht und von den in die Anthologie eingegangen Berichten den bei weitem umfangreichsten darstellt. Pietro Martire d’Anghiera, Autor der in Latein verfassten De Orbe Novo Decadas, beschuldigt Da Mosto im siebten Buch der zweiten Dekade seines Werks des Plagiats (DOND II,7 Nr. 19-21): Dieser habe sich in seiner Geschichte der Portugiesen – Martire d’Anghiera bezieht sich dabei auf die PNR – der ersten drei Bücher der ersten Dekade seines Werkes bzw. seiner Briefe an die Kardinäle Ascanio Sforza und Giovanni Arcimboldi bedient und diese Berichte als eigene ausgegeben. Martire d’Anghiera räumt zwar ein, er habe venezianischen Botschaftern seine Texte zur Lektüre überlassen und auch der Anfertigung von Kopien zugestimmt, aber die Herausgabe seines Werks unter fremden Namen war ihm, seiner Reaktion nach zu schließen, wohl alles andere als recht.6 Alvise Da Mosto starb aber bereits 1483, so dass er als möglicher Herausgeber ausscheidet.

Als Herausgeber der Reiseberichtsammlung wird überwiegend Fracanzano da Montalboddo angenommen, der das Werk im Vorwort seinem Freund Giovanni Maria Angiolello widmet. In Vicenza wird Montalboddo in einem Testament vom 12. August 1495 als „francisco q vitalis de monte alboto marchiae anconitanae professore grammaticae7 erwähnt, ebenso in einem notariellen Dokument von 1497 (Monte Alboto ist identisch mit dem heutigen Ostra in der Provinz Ancona).8 Als Herausgeber trat er bereits 1499 bei dem Lehrwerk De nuptiis Philologiae et Mercurii von Martianus Capella in Erscheinung, das, wie später auch die PNR, bei Enrico Ca' Zeno in Vicenza gedruckt wurde. Im Vorwort erscheint er als „Francisc[us] Vitalis Bodian[us]“.9 In einem Brief vom 26. November 1504 an den venezianischen Drucker Aldo Manuzio unterzeichnet er mit „Franciscus Vitalis Bodianus tuus cognomento Fracantianus“, er spricht dort eine Tätigkeit als Privatlehrer an.10 In den Libri degli Estimi11 von Vicenza ist er, wohnhaft in der sindicaria12 des Doms, im Jahr 1505 als „Mo Franco da montealboto grammatico“ mit einer Steuerschuld von 5 soldi belegt,13 er wird dort auch in dem Band von 1519 noch aufgeführt.14

Alexander von Humboldt führt in seinem Examen critique de l’histoire de la géographie du nouveau continent et des progrès de l’astronomie nautique aux quinzième et seizième siècles an, dass Montalboddo zwar Herausgeber sei, die einzelnen Texte jedoch von Alessandro Zorzi zusammengetragen worden seien, was aus einem Vermerk in einem Exemplar der PNR der Bibliothek Magliabecchi hervorgehe. Nach diesem Vermerk soll Bartolomeo Colombo während einer Romreise 1505 für einen Kanonikus der Kirche San Giovanni di Laterano einen Bericht und eine Karte über die erste Reise seines Bruders Cristoforo angefertigt haben, der Kanoniker habe diese dann aber in Venedig später Alessandro Zorzi geschenkt.15

Die Bibliothek Magliabecchi bildete den Grundstock für die Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze, in der unter der Bezeichnung Codice Alberico eine umfangreiche Sammlung von handschriftlichen und gedruckten Reiseberichten vorhanden ist, in die auch die Druckfassung der PNR eingegliedert ist. Diese Sammlung ist dem Venezianer Alessandro Zorzi zuzuschreiben, es findet sich dort auch der von Humboldt angeführte Vermerk.

In einem Aufsatz von 1936 widerlegte Roberto Almagià diese angenommene Arbeitsteilung zwischen Sammler und Herausgeber: Ausgehend von einem Vergleich von zwei auf Zorzi zurückgehenden Reiseberichtssammlungen, dem Codice Alberico und einem in der Biblioteca Comunale Ariosteadi in Ferrara erhaltenen Manuskript (vgl. 5.5.2), mit den PNR stellt er dar, dass sich eine Beteiligung Zorzis an der Zusammenstellung und Herausgabe der PNR aus den Texten heraus nicht belegen lässt, Montalboddo und Zorzi aber teilweise aus gemeinsamen Quellen schöpften.16 Dennoch findet sich auch in der jüngeren Literatur noch immer die bereits von Humboldt behauptete Arbeitsteilung zwischen Zorzi und Montalboddo.17

3.2.2. Der Adressat der Widmung: Giovanni Maria Angiolello

Der Adressat der Widmung Montalboddos, Giovanni Maria Angiolello, wurde um 1451/1452 in Vicenza geboren. 1470 fiel er bei der Schlacht um Negroponte in die Hände der Türken und wurde als Sklave nach Konstantinopel gebracht, wo er Mustafâ, dem zweiten Sohn des Sultans Mehmet II. zugeteilt wurde.18 Aus dieser Zeit stammt Angiolellos Breve narrazione della vita et fatti degli Scià di Persia Ussun Hassan e Ismaele, die in der Anthologie von Ramusio enthalten ist; dieser Bericht wurde bereits 1490 von Leonardo da Basilea gedruckt, ist aber in dieser Fassung nicht erhalten. Nach dem Tod des Prinzen Mustafâ 1474 wurde Angiolello dem Palast des Sultans zugewiesen. Er begleitete den Sultan bis zu dessen Tod 1481 und wurde so wichtiger Zeitzeuge der Ereignisse dieser Jahre.19 Ab 1488 ist er wieder in Vicenza nachweisbar,20 zwischen 1507 und 1514 hielt er sich in Persien auf,21 ab 1517 ist er wieder in seiner Heimatstadt belegbar. Er starb zwischen dem 07. August 1523 und dem 11. April 1524.22

3.2.3. Der Verleger und Buchdrucker Enrico Ca' Zeno

Erstmals ist der Buchhändler und Drucker Enrico Ca' Zeno in Vicenza in einem Dokument vom 09. März 1480 anlässlich des Ankaufs von 100 Exemplaren von Ciceros De Oratore belegt,23 in einem Testament von 1497 finden er, sein Sohn Giovanni Maria Ca’ Zeno und ein Mitarbeiter seiner Buchhandlung Erwähnung.24 Aus den Jahren 1480 bis 1499 sind 22 von ihm gedruckte bzw. verlegte Buchtitel bekannt, aus den Jahren 1506 bis 1509 weitere acht; eine in der Literatur immer wieder erwähnte Edition der PNR von 1508 ist meiner Meinung nach sehr fragwürdig, der Literaturangabe dürfte wohl eine Verwechslung mit der Mailänder Edition (s. u.) zugrunde liegen.25 Von 1507 bis 1509 betrieb er die Druckerei zusammen mit seinem Sohn Giovanni Maria Ca' Zeno,26 der vor dem 03. April 1510 verstarb; Enrico ist noch in den Jahren 1523 und 1528 urkundlich belegt.27

3.3. Ausgaben und Übersetzungen

3.3.1. Die italienischen Ausgaben

Es sind insgesamt sechs italienische Ausgaben der PNR belegbar. Die Editio princeps wurde, wie bereits ausgeführt, 1507 in Vicenza von Enrico Ca' Zeno verlegt und von seinem Sohn Giovanni Maria Ca' Zeno gedruckt:

„Stampato in Vicentia cum la impensa de Magistro Henrico Vicentino: & diligente cura & industria de Zanmaria suo fiol nel .M.cccccvii. a di .iii. de Novembre. Cum gratia & privilegio per anni .x. como nella sua Bolla appare: che persona del Dominio Veneto non ardisca imprimerlo.“28

Wie sich aus dem Privileg ergibt, war der Nachdruck anderen Buchdruckern auf dem Gebiet der Republik Venedig für die Dauer von zehn Jahren untersagt. Die zweite Auflage erschien daher 1508 in Mailand, gedruckt von Giovanni Angelo Scinzenzeler für die Verleger Giovanni Giacomo da Legnano & Fratelli. Bei ihnen erschienen 1512 und 1519 zwei weitere Auflagen.29 Die Auflagen von 1508 und 1512 tragen den selben Titel wie die Editio princeps, bei der Auflage von 1519 ist <Alberico Vesputio Florentino> in <Alberico Vesputio Fiorentino> abgeändert.

In Venedig wurden durch Senatsbeschluss vom 01. August 1517 alle zuvor erteilten Druck-Privilegien aufgehoben und die entsprechenden Werke zum Nachdruck freigegeben;30 bereits am 18. August 1517 erschien daraufhin bei Giorgio Rusconi in Venedig eine Neuauflage der PNR, 1521 gab er schließlich auch die sechste und zugleich letzte italienische Auflage heraus.31 Diese beiden Ausgaben tragen den Titel Paesi novamente ritrovati per la Navigatione di Spagna in Calicut. Et da Albertutio Vesputio Fiorentino intitulato Mondo Novo. Die beiden venezianischen Editionen gehen, ungeachtet der vorangegangenen Mailänder Ausgaben, direkt auf die Editio princeps zurück, wie man aus der folgenden, exemplarischen Aufstellung von Fehlern bzw. deren Berichtigung erkennen kann:

Die fehlerhafte Anordnung und der entsprechende Hinweis finden sich auch in den beiden venezianischen Ausgaben,39 in den Mailänder Ausgaben hingegen ist die Anordnung berichtigt, der entsprechende Hinweis fehlt konsequenterweise.40

3.3.2. Übersetzungen

Die ersten Übersetzungen des Werks erfolgten ins Hochdeutsche und ins Lateinische.

Die Übersetzung ins Hochdeutsche geht auf den Nürnberger Arzt Jobst Ruchamer zurück (s. 4.2.1). Sie trägt den Titel Newe unbekanthe landte Und ein newe weldte in kurtz verganger zeythe erfunden und erschien 1508 bei Georg Stüchs.41

Als Vorlage kommt angesichts des Erscheinungsdatums nur die Editio princeps von 1507 in Frage. Dies belegt auch die Übernahme des Layouts des Titelbildes sowie die einiger der bereits oben erwähnten Fehler, die sich in der Mailänder Ausgabe von 1508 nicht mehr finden (vgl. 3.3.1):

Die Kapitelanordnung im sechsten Buch ist hingegen berichtigt.45

Die hochdeutsche Übersetzung diente ihrerseits einer niederdeutschen Übersetzung von Henning Ghetelen als Vorlage, die ebenfalls 1508 bei Georg Stüchs in Nürnberg gedruckt wurde: Nye unbekande lande Unde eine nye Werldt in korter vorgangener tyd gefunden. Auch hier wurde das Layout des Titelbildes übernommen.46

Die lateinische Übersetzung mit dem Titel Itinerarium Portugallensium e Lusitania in Indiam et inde in occidentem et demum ad aquilonem geht auf Arcangelo Madrignani, einen Zisterzienser aus Mailand, zurück.47 Als Vorlage kommt nur die Editio princeps in Frage, da das Werk bereits am 01. Juli 1508 fertig gestellt wurde.48

Bzgl. der oben angeführten Druckfehler bzw. der Kapitelanordnung fällt folgendes auf:

Ein direkter Zusammenhang zwischen der italienischen Mailänder Ausgabe von 1508 und der lateinischen Übersetzung lässt sich nicht belegen, beide Ausgaben sind offenbar unabhängig voneinander auf Grundlage der Editio princeps entstanden.

Wie ein Vergleich der Faksimiles zweier Exemplare ergab,53 erfolgte innerhalb der Auflage ein Austausch der Fol. B1v-B2r und Fol. B7v-B8v, was zum einen durch die Berichtigung des Namens „Ludovicus“ in „Aloisius“ und das Einfügen der ursprünglich fehlenden Überschrift des ersten Kapitels bedingt ist, zum anderen durch die Ergänzung der Überschrift des 10. Kapitels und entsprechende Verschiebungen auf den nachfolgenden Seiten.

Zahlreiche Auflagen erlebte die französische Übersetzung in Paris, die auf Mathurin du Redouer zurückgeht. Bezüglich der Datierung der einzelnen Ausgaben, die in der Literatur sehr unterschiedlich angegeben wird, stütze ich mich auf die Ausführungen von William Kemp.

Die erste Auflage erschien unter dem Titel Le nouveau monde et navigations faictes par Emeric de Vespuce florentin 1517 bei Galliot du Pré mit königlichem Privileg.54 Dieser folgten unter dem Titel Sensuyt le nouveau monde in den Jahren 1518, 1519 und zwischen 1523 und 1525 drei Auflagen, jedoch ohne Angabe von Drucker oder Verleger.55 Mit gleichem Titel erschien 1521 eine Auflage bei Jean Janot,56 eine weitere 1529 bei seinem Sohn Denis Janot, sowie 1535 eine bei seinem Cousin Philippe Le Noir.57

4. Newe unbekanthe landte

4.1. Aufbau

Die deutsche Übersetzung ist, wie die italienische Vorlage, in sechs Bücher gegliedert, sie enthält allerdings 143 Kapitel. Dem Titelblatt, dessen Graphik der italienischen Vorlage entspricht, nur mit deutscher Übersetzung des Titels im Spruchband, folgt eine Einleitung des Übersetzers. Dieser schließt sich unmittelbar das erste Buch an, das Widmungsschreiben Montalboddos der PNR ist nicht enthalten.

Das Kapitel 142 schließt mit der Angabe „Vigilia Laurentii .M.ccccc.viii.“,58 die Übersetzung der PNR wurde also am 09. August 1508 fertig gestellt. Die ursprünglich in den PNR anschließenden Anmerkungen des Herausgebers werden nicht wiedergegeben, die fehlerhafte Anordnung der Kapitel 126 bis 128 in der Vorlage wurde berichtigt.

Im neu hinzugekommenen Kapitel 143 folgt ein Brief des portugiesischen Königs an den Papst vom 12. Juni 1508 (NUL VI,143) und eine kurze Notiz, die auf einen Brief eines nicht namentlich genannten Kaufmanns vom 24. Juli 1508 aus Lissabon zurückgeht. In dieser Notiz wird vom Auslaufen einer gewaltigen portugiesischen Flotte berichtet. Der Brief an den Papst und diese Notiz wurden von Georg Stüchs 1508 auch als gesonderter Druck herausgegeben. Dieser trägt folgenden Titel:

„Ein abschrifft eines sandtbriefes So unserm allerheyligisten vater dem Bapst Julio dem andern gesandt ist/ von dem allerdurchleuchtigisten Fursten und herren/ herren Emanuel Kunig zu Porthogal etc. an dem zwelfften tag des Brachmonds/ im .M.ccccc.viii. iare/ von wunderbarlichen raysen und schieffarten/ und eroberung landt/ stet/ und merckt/ auch grosser manschlachtung der hayden/“.59

Dieser Titel wurde in der Überschrift des Kapitels 143 aufgegriffen, allerdings so abgeändert, dass der Bezug zum vorhergehenden Inhalt der NUL erkennbar ist:

„Das .c.xliii. Capitel. Ein abschrieffte eines Sandtbriefes (von den obgemelten wunnderbarlychen Rayßen und Schyffarthen gegem auffgange durch die Porthogalier volbrachte/ in welicher sie eroberthe und unther sich gebrachte haben/ Lande/ Stete/ und Merckte/ dasebste) so unserm allerheyligsten vater dem Babste Iulio/ dem andern/ gesandte ist worden/ Von dem allerdurchleuchtigsten fursten und herren/ herren Emanuel künig zu Porthogal etc. an dem zwolfften tage des Brachmondes/ In dem .M.ccccc.viii. Iare.“60

Der Text selbst ist, bis auf zahlreiche orthographische Varianten, identisch.

Die NUL schließen mit dem Kolophon, darauf folgt das Register.

4.2. Übersetzer und Drucker

4.2.1. Der Nürnberger Übersetzer Jobst Ruchamer

Der Drucker Georg Stüchs nennt den Übersetzer in der Nachrede der NUL „den wirdigen und hochgelarthen herren Jobsten Ruchamer der freyen künste/ und artzenneien Doctoren“.61

Jobst bzw. Jodocus Ruchamer ist Sohn des gleichnamigen Färbers Jobst Ruchamer. Dieser hatte 1464 das Bürgerrecht der Stadt Nürnberg erworben,62 im selben Jahr ist er auch als Färbermeister verzeichnet.63

Die Familie gehörte gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu den wohlhabenderen Familien Nürnbergs,64 die Tätigkeit des Handwerkermeisters als Gassenhauptmann bei der Steuererhebung von 1497 weist auf ein gewisses Ansehen hin.65 Das Wohnhaus der Familie befand sich in der Stadthälfte St. Lorenz im Elisabethviertel, Am Graben hinter dem Deutschen Hof.66 Der Färber verstarb am oder kurz vor dem 21.12.1503,67 seine Frau Margreth war bereits zwischen dem 15.12.1501 und dem 16.02.1502 verstorben.68 Aus dieser Ehe gingen neben Jobst noch der Sohn Jorg und die Töchter Cristine, Elsbeth und Gerhaus hervor.69

Der Arzt Jobst Ruchamer wurde am 13. April 1486 an der Universität Ingolstadt immatrikuliert.70 Laut einer handschriftlichen Notiz Ruchamers in einer Inkunabelausgabe der Summa logicales, schloss er das Studium dort 1488 mit dem Baccalaureat bei Magister Georg Wolf ab.71 Von 1489 bis 1494 war Ruchamer Stipendiat der Konhofer’schen Stiftung, in dem entsprechenden Revers vom 27. April 1489 verpflichtete sich Ruchamer, nach Abschluss des Studiums in den Dienst der Stadt Nürnberg zu treten.72 Am 10.04.1494 wurde ihm in Pavia die Doktorwürde verliehen, in der entsprechenden Urkunde ist auch Willibald Pirckheimer als Zeuge aufgeführt.73

1498 wird Ruchamer erstmals im Ämterbüchlein der Stadt Nürnberg als beschworener Arzt aufgeführt.74 In den darauf folgenden Jahren ist er ebenfalls in dieser Funktion verzeichnet,75 im Jahre 1510 ist sein Name im Ämterbüchlein gestrichen.76

Das letzte bisher bekannte Zeugnis Ruchamers ist das in Johannes Schöners Luculentissima quaedam terrae totius descriptio enthaltene, an Willibald Pirckheimer gerichtete Widmungsschreiben, in dem er diesem das Werk ans Herz legt. Das Schreiben ist auf den 05. April 1515 datiert und in Bamberg verfasst.77

4.2.2. Der Drucker Georg Stüchs

Der Drucker der NUL, Georg Stüchs, wurde 1484 als Nürnberger Bürger eingetragen. Aus erster Ehe stammten die beiden Söhne Johann und Lorenz, die später das Handwerk des Vaters fortführten. 1512 heiratete er in zweiter Ehe Magdalene Eschenloer. Er verstarb 1520.

Der erste datierte Druck von ihm stammt aus dem Jahr 1484. Später schränkte er seine Drucktätigkeit ein und widmete sich vor allem dem Buchhandel, ein letzter Druck von ihm ist 1517 nachgewiesen. Da die meisten Aufträge von kirchlicher Seite kamen, lag das Hauptgewicht seiner Drucktätigkeit im religiösen Bereich.78

Die hoch- und niederdeutsche Übersetzung der PNR stellen in Stüchs' Schaffen thematisch eher eine Ausnahme dar, außer dem 1508 gedruckten Brief des portugiesischen Königs (s. o.) ist bei ihm zu den Entdeckerfahrten, folgt man der von Baumann/Benzing erstellten Liste der Drucke der Werkstatt,79 nur noch eine deutsche Vespucci-Ausgabe 1505/06 erschienen. Der ebenfalls in der vorgenannten Liste enthaltene Druck Den rechten Weg auß zu faren von Lißabona gen Kallakuth von 1505/06 ist hingegen Wolfgang Huber zuzuschreiben und nicht Stüchs.80

4.3. Die Qualität der Übersetzung

Alexander von Humboldt, der sich in seinem Examen critique de l’histoire de la géographie du nouveau continent unter anderem mit den PNR und ihren Übersetzungen auseinandersetzt, schätzt den Stil von Ruchamers Übersetzung zwar als „extrêmement naïf“81 ein, bescheinigt ihr aber doch eine bessere Qualität als der lateinischen Übersetzung. Humboldt stößt sich vor allem an Ruchamers Eindeutschung der Personennamen, wodurch die Namen der berühmten Entdecker bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden; Humboldt weist jedoch auch darauf hin, dass dies zu Ruchamers Zeit allgemein gängige Praxis war.82

Max Böhme bezeichnet in seinem umfassenden Werk über Die grossen Reisesammlungen des 16. Jahrhunderts Ruchamers Übersetzung als gelungener als die lateinische und die französischen Übersetzungen, er fügt aber kritisch hinzu:

„Eine oft sehr naive Ausdrucksweise ist ihr eigentümlich, und ihre Lektüre hinterlässt den Eindruck, dass der Uebersetzer nicht gerade viel Kenntnisse über die Erweiterung des geographischen Horizontes in den letzten Jahren gehabt hat.“83

In ihrer Untersuchung Italienische und französische Reisberichte des 16. Jahrhunderts und ihre Übersetzungen bestätigt Christine Henschel, dass Ruchamer „den Inhalt der Vorlage weitgehend komplett und unverfälscht“ wiedergibt; dies geht so weit, dass Ruchamer auch inhaltliche Widersprüche der Vorlage übernimmt.84 Einige Passagen kürzt er jedoch, besonders auffällig ist dies bei den astronomischen Erläuterungen in PNR V,119, wo Ruchamer weniger als ein Viertel des Ausgangstextes (78 von 326 Wörtern) übersetzt und den Rest sowie die beiden graphischen Darstellungen der Sternenkonstellationen einfach unterschlägt.

Ruchamer ist auch bemüht, die semantische und stilistische Äquivalenz zu gewährleisten. Sprachlich weist die Übersetzung typisch deutsche Strukturen auf, Anlehnungen an die Syntax der italienischen Vorlage bilden die Ausnahme. Selbst nach heutigen Maßstäben wäre Ruchamers Text insgesamt als Übersetzung und nicht als Bearbeitung einzustufen. Heute ungewohnte Eigenheiten, wie z. B. das Übersetzen der Eigennamen oder die häufigen Tautologien sind seiner Zeit geschuldet.85

5. Die Berichte der Anthologie im Einzelnen

In den folgenden Ausführungen werde ich zunächst die Autoren der einzelnen Berichte, die in die Anthologie Eingang gefunden haben, kurz vorstellen. Ich werde weiterhin auf bekannte handschriftliche und gedruckte Überlieferungen der entsprechenden Texte eingehen, mich hierbei allerdings auf den Zeitraum bis etwa 1510 beschränken und nur ausnahmsweise spätere Überlieferungen einbeziehen; es sollen vor allem die Texte vorgestellt werden, die den PNR vorausgingen bzw. zeitgleich entstanden. Es schließt sich dann jeweils eine kurze Inhaltsangabe an.

5.1. Die Fahrten Alvise Da Mostos (PNR I,1-47)

Der Bericht über die beiden Fahrten von Alvise Da Mosto wurde von diesem selbst auf Venezianisch verfasst (PNR I,1).86

5.1.1. Alvise Da Mosto

Alvise Da Mosto wurde, wenn man seinen eigenen Angaben im Reisebericht folgt, um das Jahr 1432 geboren:

„Atrovandome adoncha io Alovise da Ca da mosto in la nostra cita de Venesia de l'anno domini .M.ccccliiii. essendo de etade de circa anni .xxii. […]“ (PNR I,2).87

Bei der Einschreibung zur Teilnahme am Losverfahren der balla d'oro für den Eintritt in den Maggior Consiglio bestätigte sein Vater Giovanni am 03. Dezember 1450, dass Alvise und sein Bruder Pietro das 18. Lebensjahr vollendet hatten und beide legitime Söhne von ihm und seiner Frau Giovanna waren.88 Giovanni Da Mosto hatte Giovanna Querini di Matteo di Giacomo 1428 geheiratet, Giovanna starb 1439 oder 1440. Aus dieser Ehe gingen neben Alvise die Söhne Pietro, Francesco und Antonio sowie die Töchter Regina und Diana hervor.89 Am 21. Juni 1440 heiratete Giovanni Da Mosto die Witwe Isabella Nogarola; aus dieser Ehe stammten die beiden Töchter Orsa und Cassandra.90

In den Jahren 1442 bis 1448 war Alvise Da Mosto an Unternehmungen des Andrea Barbarigo beteiligt. Im Rahmen dieser Geschäfte reiste er zusammen mit seinem Cousin Andrea Da Mosto 1445 auf den Barberia-Galeeren mit und 1446 nach Kreta (Candia). 1451 diente er als nobile balestriere (Armbrustschütze) auf den Alexandria-Galeeren unter dem Kommando von Alvise Contarini, in den Jahren 1452/53 auf den Galeeren nach Flandern unter dem Kommandanten Stefano Trevisan. Im August 1454 schiffte er sich, zusammen mit seinem Bruder Antonio, auf den Galeeren nach Flandern ein, diesmal unter dem Kommando von Marco Zen.91 Hier setzt der vorliegende Reisebericht ein.

Nach der Rückkehr von seiner zweiten Entdeckungsreise hielt er sich noch mehrere Jahre in Portugal auf. Am 1. Februar 1463 verließ er nach eigener Aussage schließlich die Iberische Halbinsel und kehrte nach Venedig zurück (PNR II,50);92 sofern Da Mosto hier die venezianische Zählweise verwendete, bei der das neue Jahr am 01. März begann, würde es sich um das Jahr 1464 handeln.93

1466 heiratete er Elisabetta Venier, aus dieser Verbindung gingen jedoch keine Nachkommen hervor.94 Für die Republik Venedig bekleidete er fortan verschiedenste öffentliche Ämter,95 1481 führte ihn seine letzte längere Seereise als Kommandant der Alexandria-Galeeren nach Ägypten.96 Er starb am 16. Juli 1483.97

Wann Da Mosto seinen Reisebericht verfasste, ist nicht nachweisbar, aber sofern das letzte Kapitel, in dem er seine Rückkehr nach Venedig erwähnt (PNR II,50),98 nicht nachträglich angefügt wurde, hat er diesen erst nach seiner Rückkehr von der Iberischen Halbinsel verfasst, also nach dem 01. Februar 1463 bzw. 1464.

Hierfür spricht, dass Da Mostos Bericht in Fra Mauros Weltkarte, das erhaltene Exemplar wurde 1459/1460 in Murano fertig gestellt,99 noch nicht eingeflossen ist. Fra Mauro beruft sich bzgl. der Westküste Afrikas explizit auf zeitgenössische portugiesische Quellen:

„[…] queli i qual la maiestà del Re de portogallo à mandato cum le suo caravele a çerchar e veder ad ochio, i qual dice haver circuito le spiaçe de garbin più de 2000 mia oltra el streto de çibelter […] E i diti hano fato nuove carte de quel navegar e hano posto nomi nuovi a fiumere, colfi, cavi, porti, di qual ne ho habuto copia.“100

In der Karte selbst findet sich im entsprechenden Küstenabschnitt zwar noch das <co verde>101 und das <co rosso>102 und der Hinweis, dass der Nordstern südlich des <cavo verde>103 nicht mehr zu sehen ist. Südlich davon wird die Darstellung sehr ungenau, es finden sich keine Toponyme mehr, die man mit Da Mosto in Verbindung bringen könnte, die Kapverdischen Inseln sind ebenfalls noch nicht aufgeführt. Grazioso Benincasa hingegen hat die von Da Mosto neu beschriebenen Orte in seine nach 1466 erstellten Karten aufgenommen.104

5.1.2. Überlieferung

Das ursprüngliche Manuskript Da Mostos ist ebenso wie die zugehörige Karte (PNR I,35)105 nicht erhalten. In der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig sind zwei handschriftliche Kopien erhalten (It., Cl. VI, 454 bzw. Coll. 10701 und It., Cl. VI, 208 bzw. Coll. 5881). Das Manuskript It. Cl. VI, 454 stammt, dem verwendeten Schrifttyp nach zu urteilen, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Text ist fortlaufend abgefasst, es gibt weder Überschriften noch eine Einteilung in Kapitel. Das Manuskript It., Cl. VI, 208 ist in einer Sammlung von Reiseberichten enthalten und wurde etwa 1520 von einem Franziskanermönch geschrieben. Gedruckt wurde Da Mostos Bericht erstmals in den PNR, eine weitere Version ist in Ramusios Werk Delle Navigationi et Viaggi, dessen erster Band 1550 erschien, enthalten.106

Einige Kapitel des Da Mosto-Berichts sind in portugiesischer Fassung, in abweichender Anordnung und teilweise stark gekürzt (z. B. PNR I,15; I,29-32; I,20-28, I,33-34)107 im Códice Valentim Fernandes (CVF) wiedergegeben; andere Teile des Da Mosto-Textes dienten als Quelle für dort enthaltene Berichte, wie die teilweise wörtliche Übersetzung einzelner Sätze oder Textpassagen belegt (z. B. PNR I,35).108 Der CVF enthält eine Sammlung handschriftlicher Berichte zur portugiesischen Expansion, die der in Lissabon tätige böhmische Buchdrucker Valentim Fernandes ab 1506/1507 sukzessive dem Augsburger Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547) übersandt hatte.109

5.1.3. Inhaltsangabe

Dem eigentlichen Bericht seiner eigenen Fahrten stellt Da Mosto einen kurzen Abriss der portugiesischen Entdeckungsfahrten unter dem Infanten Henrique (PNR: <Hurich, Heurich>) voran, in dem er das Vordringen der Portugiesen bis zu den Zenaga (PNR: <azenagi, azanagi>) schildert.

Da Mosto selbst schifft sich am 08. August 1454110 in Venedig auf den venezianischen Galeeren nach Flandern ein. Wegen ungünstiger Witterungsverhältnisse muss die Flotte in der Nähe des Cabo de S. Vicente ankern, wo sie von zwei Gesandten des Infanten Henrique aufgesucht wird, die von den portugiesischen Entdeckungsfahrten berichten und die Teilnahme als lukrative Unternehmung darstellen. Da Mosto verlässt daraufhin die venezianische Flotte und lässt sich vom Infanten Henrique eine Karavelle ausrüsten, am 22. März 1455 sticht er in See. Am 25. März 1455 erreicht er Porto Santo, am 27. März 1455 fährt er weiter nach Machico auf Madeira (PNR: <monchricho>).111 Von dort führt ihn der Weg weiter zu den Kanarischen Inseln, er geht dort in Gomera und Hierro an Land. Die Route führt von dort zum Cap Blanc, dann die Küste entlang bis zum Senegal, wo er auf die Wolof (PNR: <zilofi>)112 trifft. Südlich des Flusses geht er im Reich des Budomel an Land und verweilt einige Zeit in dessen Herrschaftsgebiet. Wieder in See gestochen, trifft er auf die beiden Karavellen des Genuesen Antoniotto Usodimare und eines portugiesischen Adligen; sie beschließen, die Expedition fortan gemeinsam fortzusetzen. Sie umrunden das Cap Vert und treffen auf die beiden Serer-Reiche von Saloum (PNR: <sereri>) und von Sine (PNR: <barbazini>).113 Der Versuch, mit den Serer Kontakt aufzunehmen, misslingt, ein Dolmetscher der Flotte wird von den Einheimischen am Strand getötet. Sie fahren weiter zum Gambia (PNR: <gambra>). Als sie in den Fluss einfahren, werden sie von Einheimischen mit Booten angegriffen. Sie können den Angriff zwar abwehren, als sie jedoch weiter in den Fluss vordringen wollen, verweigern sich dem die Matrosen. Die Flotte kehrt daraufhin nach Portugal zurück.

Im Jahr darauf rüsten Da Mosto und Usodimare erneut zwei Karavellen aus, der Infant Henrique stellt ihnen eine weitere zur Seite. Sie brechen Anfang März 1456 (PNR: <Mazo>)114 von Lagos auf und segeln an den Kanaren vorbei die Westküste Afrikas entlang nach Süden. Nachdem sie das Cap Blanc passiert haben, treibt sie ein Sturm in südwestliche Richtung ab, nach drei Tagen stoßen sie auf den Arquipélago de Cabo Verde. Sie gehen Ende April/Anfang Mai auf den Inseln Boa Vista und Santiago (PNR: <san Iacomo>) an Land. Von dort aus umrunden sie das Cap Vert und stoßen erneut in den Gambia vor, diesmal ohne auf Widerstand der Einheimischen zu stoßen. An einem Sonntag bestatten sie auf Dog Island (PNR: <isola di sancto Andrea>)115 einen Matrosen, dann folgen sie weiter dem Flussverlauf. Es gelingt ihnen, Kontakt mit den Einheimischen aufzunehmen, sie werden zu deren Herrscher Batimansa (PNR: <Batimaussa>) geführt, von diesem freundschaftlich empfangen und können schließlich mit den Einheimischen handeln. Sie verlassen den Gambia und segeln weiter nach Süden, sie umsegeln das Cap Roxo (PNR: <Capo rosso>) und stoßen noch bis zum Gêba-Delta116 vor. Da sie sich hier nicht mehr mit der einheimischen Bevölkerung verständigen können, beschließen sie, ihre Expedition zu beenden; sie kehren nach Portugal zurück.

Da Mosto beschränkt sich in seinem Bericht nicht auf die bloße Schilderung des Reiseverlaufs und der -route, er bietet vielmehr eine umfassende Beschreibung der jeweiligen Bevölkerung und deren Kultur sowie der jeweils typischen Flora, Fauna, der Agrarprodukte und Handelswaren, angefangen bei der Schilderung der Brandrodung auf Madeira bis hin zur Beschreibung der Flusspferde im Gambia.

5.2. Die Fahrt Pedro de Sintras (PNR II,48-50)

5.2.1. Der Autor

Der Bericht über die Fahrt Pedro de Sintras wurde von Alvise Da Mosto verfasst und ist in den vorgenannten Handschriften und Drucken (s. 5.1.2) enthalten, im CVF findet sich eine gekürzte portugiesische Fassung der Kapitel PNR II,49-50.117

Wie Da Mosto selbst erläutert, befand sich unter der Mannschaft von de Sintra ein Freund Da Mostos, ein junger Portugiese, der bereits als Schreiber an Da Mostos eigenen Fahrten teilgenommen hatte. Da Mosto befand sich selbst bei der Rückkehr von de Sintra in Lagos und ließ sich von diesem Freund, der in seinem Haus einquartiert war, den Verlauf und die Entdeckungen dieser Reise schildern (PNR II,48).118

5.2.2. Inhaltsangabe

De Sintra und ein portugiesischer Adliger segeln mit zwei Karavellen die Westküste Afrikas hinab, der Bericht setzt im Gêba-Delta (PNR: <rio grande>) ein, also dem südlichsten Ort, den Da Mosto selbst erreicht hatte. Sie landen auf zwei Inseln des Arquipélago dos Bijagós, fahren an der Mündung des Rio Grande de Buba vorbei (PNR: <rio de Besegue>)119 und erreichen das Cap Verga. Von dort aus folgen sie der Küste, umschiffen die Kaloum-Halbinsel und die Îles de Los (PNR: <Capo Sagres>), sowie das Cape Sierra Leone (PNR: <capo Liedo / Aliegro>) und die Banana Islands. Sie erreichen den Shenge Point (PNR: <capo Rosso>), umsegeln die Turtle Islands (PNR: <isoletta Discanni>) und Sherbro Island (PNR: <capo de Sancta Anna>) und gelangen schließlich zum Cape Mount (PNR <capo del Monte>). An der bewaldeten Region südöstlich des Kaps (PNR: <boscho de Sancta Maria>) ankern sie und versuchen, mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen.120 Dies scheitert aber daran, dass die mitgeführten Dolmetscher die Sprache der Einheimischen nicht beherrschen. Da eine Verständigung und somit weitere Erkundungen fortan nicht mehr möglich sind, kehrt die Flotte hier um.

Im Gegensatz zu den ausführlichen Berichten über Da Mostos eigene Reisen beschränkt sich dieser knapp gehaltene Bericht größtenteils auf die Angabe von Landmarken und den Entfernungen zwischen diesen; es werden allerdings zahlreiche Benennungen von Orten und die zugrunde liegende Motivation angeführt.

5.3. Die Fahrt Vasco da Gamas (PNR II,51-62)

5.3.1. Der Autor

Den Kapiteln PNR II,51-59 liegt ein Brief des Florentiner Kaufmanns Girolamo Sernigi von 1499 zugrunde, der in Lissabon selbst aktiv am portugiesischen Handel mit Afrika und Asien beteiligt war.121

Die Kapitel PNR II,60-62 gehen hingegen auf einen späteren Bericht Sernigis oder eines anderen Verfassers zurück, als wichtigster Informant wird ein von Vasco da Gama aus Indien mitgebrachter Jude, nach der Konversion zum Christentum später Gaspar da Gama genannt,122 angeführt: „[…] questo Iudeo ha dato gran lume ad ogni cosa.“123

In der Überschrift zum zweiten Buch der PNR ist angeführt, dass es sich bei den dort enthaltenen Berichten um Übersetzungen aus dem Portugiesischen handle, was aber zumindest bzgl. des Sernigi-Briefs unwahrscheinlich ist.124

5.3.2. Überlieferung

Von dem ersten Sernigi-Brief (PNR II,51-59) sind mehrere zeitgenössische Abschriften erhalten. Eine Kopie findet sich im Manuskript 2112bis der Biblioteca Riccardiana in Florenz, das um 1510 entstanden ist,125 eine zweite Abschrift ist im Manuskript 1990 der Biblioteca Riccardiana, dem Codice Vaglienti (CV), enthalten.126 Der Codice Vaglienti stellt eine umfangreiche Sammlung von Reiseberichten und anderen Texten dar, die bis Juli 1514 sukzessive von dem Florentiner Kaufmann Piero di Giovanni Vaglienti zusammengetragen wurde.127

Eine weitere Abschrift befindet sich in dem Trevisan Manuscript (TM) der Library of Congress in Washington.128 Diese Handschrift, in der die meisten der in den PNR eingegangenen Berichte enthalten sind, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in Venedig erstellt, sie befand sich ursprünglich im Besitz der Familie Malipiero.129

Die Kapitel 60-62 werden in der Literatur häufig auf einen zweiten, Sernigi zugeschriebenen Brief, zurückgeführt,130 von dem im Codice Vaglienti unter der Überschrift Copia della siconda letera dipoi venne el pidoto [sic!] eine Abschrift enthalten ist.131 Die sprachlichen und inhaltlichen Unterschiede zwischen den beiden Texten sind jedoch zu gravierend, als dass die Texte in einem direkten Verhältnis zueinander stehen könnten. Hier ein kurzer Auszug aus beiden Texten zur Verdeutlichung:

„cErcha le cose de India dil discoperto de costoro vi mandai una nostra piu particularmente: da poi venne quel pilotto: che preseno per forza: che perea schiavon & in fine sie iudeo nato in Alexandria: o in quelle parte per terra passo india molto zovene:“ (PNR, I,60),132

Copia della siconda letera dipoi venne el pidoto. […] El quale giudeo è nativo di Gerusalem, secondo lui dice, e parla taliano, quasi mezo veniziano, come schiavone e albanese, e sono circa d’anni XX che dal Cairo passò in India per terra […]“ (CV).133

5.3.3. Inhaltsangabe

Es wird berichtet, dass der König von Portugal vier Schiffe mit 180 Mann Besatzung unter dem Kommando von Vasco da Gama (PNR: <vascho de ghiman>) nach Indien entsandt hat. Die Flotte ist am 09. Juli 1497 von Lissabon aus in See gestochen, am 10. Juli 1499 kehrt eines der Schiffe nach Lissabon zurück. Das Schiff des Admirals befindet sich noch bei den Kapverdischen Inseln, die anderen beiden Schiffe sind aufgegeben worden. Von der Besatzung kehren nur 55 Mann zurück.

Die Schiffe haben das Kap der Guten Hoffnung umrundet (PNR: <capo de bona Speranza>) und sind der Ostküste Afrikas bis Malindi (PNR: <Melindi>) gefolgt. Dort haben sie freundschaftliche Beziehungen mit dem Herrscher aufgenommen und von diesem einen Piloten zur Verfügung gestellt bekommen. Sie sind schließlich nach Kozhikode (PNR: <Calicut>) gelangt, der Herrscher der Stadt hat die Portugiesen empfangen und die Botschaft des portugiesischen Königs entgegen genommen. Die Portugiesen sind vom 19. Mai 1498 bis zum 25. August 1498 in der Stadt geblieben.

Während der Bericht wenig über die Route und den Verlauf der Expedition enthält, werden hingegen die Bewohner Kozhikodes, ihre Nahrung, Kleidung, Sitten und Gebräuche ausführlich beschrieben. Die örtlichen Handelswaren, die Währungen, die Schiffe der dort verkehrenden Völker und ihre den Portugiesen unterlegene Bewaffnung werden geschildert, auch auf die Handelsroute der moslemischen Händler von Kozhikode bis Kairo wird eingegangen.

Bei der Beschreibung treten zwei Irrtümer zu Tage: Zum einen halten die Portugiesen die Hindus für Christen, obwohl sie zahlreiche Unterschiede hinsichtlich der Gotteshäuser und Riten feststellen. Zum anderen wird ein Bericht der Einheimischen über eine chinesische Flotte, die die Stadt etwa 80 Jahre vor den Portugiesen erreicht hatte, so verstanden, dass schon früher Europäer nach Kozhikode gesegelt seien.

Der zweite Teil des Berichts (PNR II,60-62) ergänzt die früheren Informationen und stellt einiges richtig. Es wird berichtet, dass der Jude, den die Flotte aus Indien mitgebracht hatte, aus Alexandria stammt und schon in jungen Jahren nach Indien gekommen war; diesem Juden sind viele der jetzt akkurateren Informationen zu verdanken.

Es gibt in Kozhikode entgegen der früheren Schilderungen keine nennenswerte christliche Bevölkerung, sondern nur Heiden, was dem Berichterstatter selbst auch glaubwürdiger als die früheren Informationen erscheint:

„[…] dichono che sonno in quelli paesi assai populi zentilli: cioe zente idolatria & che pochi christiani vi sonno: e quelli che diceno esser giese e campane sonno templi al modo de zentil: & glie sonno certe dipenture de idole & non de sancti: & questo me pare piu verisimile: che dire che siano christiani senza fare officii divini: ne sacerdoti ne sacrificii:“134

Auch der Priesterkönig Johannes ist nicht, wie erwartet, in Indien zu finden, sondern in Ostafrika. Es folgen Erläuterungen zu den Navigationsmethoden, den Schiffen der Inder und den Handelswaren, ebenso zu den indischen Kriegselefanten. Der portugiesische König sei gerade dabei, vier Naus und zwei Karavellen für eine neue Indienfahrt auszurüsten, die den Portugiesen notfalls mit Gewalt den Handel in Indien ermöglichen sollen. Laut Urteil des Verfassers sollten die Portugiesen dabei, angesichts ihrer waffen- und schiffstechnischen Überlegenheit, nicht auf Schwierigkeiten stoßen.

Die Erschließung des östlichen Seeweges nach Indien135

Alvise Da Mosto (1455, 1456) ‧‧‧‧‧▶ Bartolomeu Dias (1487-1488) ᅳ‧ᅳ‧▶
Vasco da Gama (1497-1499) ──▶ Pedro Álvares Cabral (1500-1501) ╴╴╴▶

5.4. Die Fahrt Cabrals (PNR II,63-III,83)

5.4.1. Der Autor

Der Autor dieses Berichts wird im Text nicht genannt, Berchet schreibt ihn Giovanni Matteo Cretico zu, von dem in den PNR auch ein Brief vom 27. Juni 1501 enthalten ist, in dem Cabrals Fahrt in kürzerer Fassung geschildert wird (PNR VI,125). Berchets These stützt sich auf die Erwähnung eines entsprechenden Werks Creticos in Angelo Trevisans Briefen an Domenico Malipiero.136 In einem Brief aus Granada vom 21. August 1501 schreibt Trevisan:

„[…] aspetamo de zorno in zorno da Lysbona el nostro doctor, che lassò lì el magnifico ambassador, el qua<l> a mia instantia ha facto una opereta del viazo de Calicut, dela qual ne farò copia a la Magnificencia vostra.“137

Im folgenden Brief geht Trevisan erneut auf diesen Bericht ein:

„Circa el desiderio ha la Magnificencia vostra de intender el viazo de Calicut, jo li ho scritto altre fiate che aspeto de zorno in zorno messier Cretico, qual me scrive haverne composto una opereta.“138

Zur Biographie Creticos verweise ich auf die Ausführungen unter 5.7.1.

5.4.2. Überlieferung

Eine Kopie dieses Berichts befindet sich im Trevisan Manuscript.139 Die Kapitel PNR II,63-72 sind inhaltlich ebenfalls identisch mit einem im Codice Vagliente enthaltenen anonymen Brief vom 20. Mai 1503, die beiden Texte sind sprachlich jedoch so unterschiedlich, dass anzunehmen ist, dass beide Texte auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen, jedoch unabhängig voneinander entstanden sind.140 Hier jeweils ein kurzer Auszug:

„A Di .xxiiii. de Aprile che fu el merchoredi in la octava di pascha hebbe la dicta armata vista de una terra: di che hebbe gran piacere: & arivorno a terra per videre che tera era: la qual trovorno terra molto abundante da arbore & gente: che per li andavano per lo litto del mare e gittorno anchora in la boccha di uno fiume piccolo:“ (PNR II,64).141

„E a dì XXIIIIo d’aprile, l’otavo di Pasqua, vedemo una terra che n’avemo molto piacere, e andamo a riconoscere detta terra. E quando noi fumo a essa, vedemo eser terra molto buona e piena d’alberi e gente che andavano [im Original: grande andavamo] lungo la marina pasegiando; e posamo a detta terra alla boca d’uno fosato picolo che usciva di detta terra.“ (CV).142

5.4.3. Inhaltsangabe

Im Jahr 1500 entsendet der portugiesische König Manuel unter dem Kommando von Pedro Álvares Cabral (PNR: <Pedro Aliares>) eine Flotte von 13 Schiffen nach Indien. Die Flotte sticht am 09. März 1500 in See, am 22. März erreicht sie den Arquipélago de Cabo Verde, am Tag darauf geht ein Schiff verloren. Am Mittwoch, dem 22. April 1500,143 stößt die Flotte unerwartet auf Land: Cabral entdeckt Brasilien.144 Die Portugiesen gehen an Land und nehmen mit den Einheimischen Kontakt auf. Cabral schickt ein Schiff mit der Nachricht der Entdeckung nach Portugal zurück, am 02. Mai 1500 setzt die restliche Flotte ihre Fahrt fort. Am 24. Mai 1500 gerät die Flotte in einen schweren Sturm, vier Schiffe sinken, die restlichen Schiffe werden vorübergehend voneinander getrennt. Die Schiffe folgen der ostafrikanischen Küste, in Kilwa (PNR: <chilloa>) treffen sechs Schiffe wieder zusammen. Am 02. August erreichen sie Malindi, wo sie freundschaftlich empfangen werden, am 22. August 1500 sichten sie schließlich Indien.

Sie gehen zunächst auf der Anjidiv Island (PNR: <Angradida>) an Land, um die Wasser- und Holzvorräte wieder aufzufüllen, am 13. September 1500 trifft die Flotte schließlich in Kozhikode ein, wo die Portugiesen zunächst wohlwollend vom Herrscher der Stadt empfangen werden. Da der Einkauf der Gewürze nur schleppend vorangeht, verlangt Cabral ein Handelsvorrecht der Portugiesen gegenüber den moslemischen Kaufleuten. Als er am 16. Dezember 1500 ein moslemisches Handelsschiff aufbringen lässt, kommt es in der Stadt zu Unruhen, denen der portugiesische Faktor und etwa 50 Portugiesen zum Opfer fallen. Cabral lässt daraufhin einige im Hafen liegende Schiffe plündern und verbrennen, danach beschießt er die Stadt.

Die Flotte fährt nach Kochi (PNR: <Cuchin>) weiter, wo sie erfolgreich Handel treiben können; Cabral nimmt zwei Christen aus dem benachbarten Kodungallur (PNR: <Carangallo>) an Bord,145 die gebeten hatten, mit ihm nach Europa fahren zu dürfen. Die Flotte segelt in Richtung Norden, am 15. Januar 1501 erreichen die Schiffe Kannur (PNR: <Chanonon>), wo sie vom Herrscher wohlwollend empfangen werden; die letzten freien Ladekapazitäten der Schiffe werden gefüllt. Am 12. Februar 1501 läuft ein Schiff auf der Rückreise auf eine Untiefe auf und muss aufgegeben werden. Am Palmsonntag (PNR: <Pascha fiorita>) umrunden sie das Kap der Guten Hoffnung, auf der Île de Gorée am Cap Vert (PNR: <bessenicha>) treffen sie auf das Schiff, das sie auf der Hinfahrt aus den Augen verloren hatten, sowie auf drei portugiesische Schiffe, die die brasilianische Küste erkunden sollen.146 Ende Juli kehrt die Flotte nach Lissabon zurück.

Dem Bericht schließt sich eine Liste an, in der die Einkaufspreise der Gewürze in Kozhikode und ihre jeweilige Herkunft zusammengestellt sind; indische und portugiesische Gewichtseinheiten und Währungen werden im Vergleich zu den venezianischen erläutert.

5.5. Die Fahrten von Colombo, Ojeda und Pinzón (PNR IV,84-113)

Die im Buch IV enthaltenen Berichte gehen größtenteils auf den Venezianer Angelo Trevisan zurück. Dieser hatte, wie er selbst erläutert, eine stark verkürzte Übersetzung der Schriften Pietro Martire d’Anghieras angefertigt147 und diese in vier Briefen aus Spanien an Domenico Malipiero übersandt.

5.5.1. Angelo Trevisan und Pietro Martire d’Anghiera

Trevisan war 1497 bis 1498 Sekretär von Domenico Malipiero, dem venezianischen Kriegsmarinebeauftragten (provveditore dell’armata navale), gewesen, seit 1501 war er Sekretär des venezianischen Botschafters Domenico Pisani in Spanien. Am spanischen Hof in Granada lernte Trevisan Colombo persönlich kennen und freundete sich mit diesem an: „[…] jo ho tenuto tanto mezo che ho preso pratica et grandissima amicitia cun el Columbo.“148

Nach der Rückkehr Pisanis nach Venedig wurde er 1503 Sekretär des Botschafters Vincenzo Querini, den er später noch nach Deutschland, England und Spanien begleitete. Er starb vor dem 28. April 1508.149

Martire d’Anghiera wurde am 02. Februar 1457 in Arona am Lago Maggiore geboren. Seit 1478 hielt er sich in Rom auf, wo er unter anderem in den Diensten der Kardinäle Ascanio Sforza und Giovanni Arcimboldi stand. Im Gefolge des spanischen Botschafters in Rom, Íñigo López de Mendoza, des Grafen von Tendilla, zog Martire d’Anghiera 1487 nach Spanien. Er beteiligte sich dort an der Reconquista, während der Belagerung Granadas lernte er 1491 Colombo kennen. 1492 wurde er von Königin Isabella damit betraut, die jungen Adligen am königlichen Hof zu unterrichten. Eine diplomatische Mission als spanischer Botschafter führte ihn 1501 über Venedig nach Alexandria; über diese Reise berichtete er in seinem Werk Legatio Babylonica. Im Jahre 1518 wurde er Mitglied des Consejo de Indias, 1520 zum Chronisten dieses Gremiums bestimmt, 1524 schließlich Consejero des neu konstituierten Rats. Im gleichen Jahr wurde er zum Abt von Jamaica ernannt, reiste aber selbst nicht mehr in die Neue Welt. Er starb 1526 in Granada.

Martire d’Anghiera hatte die spanischen Entdeckungsfahrten bereits seit ihren Anfängen verfolgt und schriftlich festgehalten. Da er persönlich Kontakt zu Colombo, Vespucci und anderen Entdeckern unterhielt und im Consejo de Indias Zugang zu den Berichten und den entsprechenden Karten hatte, gilt sein Werk als historische Quelle ersten Ranges. In seinem Werk betont er des Öfteren seinen guten persönlichen Kontakt zu den Akteuren: „Scripsit enim ad me Praefectus ipse marinus, cui sum intima familiaritate devinctus, sese mihi latissime quaecumque sors ostenderit significaturum.“ (DOND I,2 Nr. 82).150

Die erste Dekade seines Werks wurde, allerdings ohne sein Wissen, 1511 in Sevilla zusammen mit anderen Schriften von ihm unter dem Titel Opera. Legatio Babylonica. Oceani Decas. Poemata. Epigrammata. von Jacobo Cromberger gedruckt. Die erste von ihm autorisierte Fassung, herausgegeben von Antonio de Nebrija, erschien erst 1516 mit dem Titel De Orbo Novo Decades in Alcalá de Henares.151

5.5.2. Überlieferung

Ein Abschrift der Briefe Trevisans befindet sich in dem bereits erwähnten Trevisan Manuscript (TM). Da sich dieses Manuskript ursprünglich im Besitz der Familie Malipiero, also der Familie des Adressaten von Trevisans Briefen, befand, ist davon auszugehen, dass diese Abschrift dem Originaltext relativ nahe steht.

Eine weitere Kopie ist in einem Manuskript der Biblioteca Comunale Ariostea in Ferrara enthalten (Signatur Mss. cl. II,10), das auf den Venezianer Alessandro Zorzi zurückgeht und zwischen 1501 und 1507 verfasst wurde; in der Literatur wird es auch kurz Manoscritto di Ferrara (MF) genannt.

Aus zwei Textstellen geht explizit hervor, dass Trevisans Übersetzung dem MF als Vorlage diente:152

„Unionum […] multi […]. Me praesente, cum apud illustrem Methynae Sidoniae ducem invitatus pranderem Hispali, unam supra centum uncias venum ad eum tulerunt: […]“ (DOND, I,8 Nr. 63-64),153

„Le perle […]. Io ne ho visto grande quantità de esse.“ (TM),154

„Le perle […]. Et Anzol Trivisano secretario de la illustrissima signoria di Veniesia essendo in Ispagna, ne ha visto gran quantità de esse.“ (MF).155

Während sich die erste Person im lateinischen Text auf Martire d’Anghiera bezieht und im TM unklar bleibt, ob Trevisan hier schlicht übersetzt oder sich selbst meint, identifiziert der Verfasser des MF den Augenzeugen mit Trevisan, dem Verfasser seiner Vorlage.

Das gleiche Phänomen ist noch an einer zweiten Stelle zu beobachten:

„Id animal, licet mortuum, tu ipse mecum vidisti […]“ (DOND I,9 Nr. 31),156

„Questo animal […] et io lo vidi morto.“ (TM),157

„Questo animale […] et Missier Anzolo predicto, lo vide morto.“ (MF).158

Eine erste Druckfassung erschien bereits 1504 unter dem Titel Libretto de tutta la navigatione de Re de Spagna de le Isole et terreni novamente trovati (kurz Libretto) bei Albertino da Lessona in Venedig.

In der folgenden Tabelle sind die vier italienischen Überlieferungen sowie die lateinische Druckfassung von Martire d’Anghieras De Orbo Novo Decades (DOND) im Hinblick auf Übereinstimmungen bzw. Unterschiede bezüglich der Gliederung und des Inhalts des Textes gegenübergestellt. Bezüglich der DOND ist zu beachten, dass die früheste erhaltene Fassung erst 10 Jahre nach den Trevisan-Briefen gedruckt wurde; es ist daher nicht auszuschließen, dass im Vergleich zu der Fassung, die Trevisan vorlag, später noch sprachliche und textstrukturelle Änderungen erfolgten.

DOND159 TM160 MF161 Libretto162 PNR163
- Brief vom 21. August 1501 aus Granada, S. 27-29, Fol. 1r-2r - - -
I,1 Nr. 4 - I,2 Nr. 4 Primo libro dela prima navigatione […], S. 29-33, Fol. 2r-6v Successo della prima navicatione […], S. 23-33, Fol. 1r-6r Cap. I-VIII, Fol. A2r-A3v IV,84 - IV,91
- 2. Brief aus Granada, S. 34, Fol. 6v-7v - - -
I,2 Nr. 5-84 2o libro dela 2o navigatione […], S. 35-40, Fol. 7v-13v SECONDO LIBRO […], S. 34-49, Fol. 6r-16r Cap. IX-XIIIa, Fol. A3v-B3r IV,92 - IV,96a
- Brief vom 03. Dezember 1501 aus Écija, S. 41-42, Fol. 13v-14v - - -
I,3 Nr. 6-135 3o libro dela 3a navigatione […], S. 42-46, Fol. 14v-18v LIBRO TERCIO (nicht vollständig), S. 50-60, Fol. 16v-22v Cap. XIIIb-XV, Fol. B3r-B4v IV,96b-IV,98
I,9 Nr. 38-81 Superstition dela isola Spagnola, S. 46-50, Fol. 18v-22r - - -
- 4. Brief, S. 50, Fol. 22r - - -
I,4 Nr. 1-28 4o libro dela navigatione […], S. 50-51, Fol. 22r-23v (der Anfang des 4. Buches fehlt)a, S. 61-62, Fol. 23r-23v Cap. XVIXVIIa, Fol. B4v-C1r IV,99-IV,100a
I,4 Nr. 40 - I,5 Nr. 42 5o libro dela 5o navigation, S. 51-54, Fol. 23v-26r (4. Buch)b, S. 62-68, Fol. 23v-28r Cap. XVIIb-XXI, Fol. C1r-C2v IV,100b-IV,104
I,6 Nr. 1 - I,7 Nr. 57 - LIBRO QUINTO DELLI ANTIPODI, S. 69-78, Fol. 28r-34v Cap. XXII-XXV, Fol. C2v-C4v IV,105-IV,108
I,8 Nr. 1-64 Sexto libro dela 6a navigatione, S. 54-57, Fol. 26r-28v LIBRO SEX(T)O DE LI ANTIPODI, S. 79-86, Fol. 34v-39v Cap. XXVI-XXVIII, Fol. C4v-D2r IV,109-IV,111
I,9 Nr. 1-37 Septimo libro dela septima navigatione, S. 57-59, Fol. 28v-30r LIBRO SEPTIMO DELLI ANTIPODI, S. 87-91, Fol. 39v-44r Cap. XXIX-XXX, Fol. D2r-D3v IV,112-IV,113
I,6164 Ergänzung zu einer Expedition an die Küste von Paria, S. 59-62, Fol. 68v-71v - - -

Die PNR folgen exakt der Kapiteleinteilung, die im Libretto neu eingeführt wurde, an zwei Stellen überlappen Kapitel die Büchergrenzen des TM (Libretto Cap. XIII und XVII, PNR IV,96 und IV,100). Das MF nimmt eine Mittelstellung zwischen den gedruckten Überlieferungen und dem TM ein: Es folgt hinsichtlich der Gliederung des Textes in sieben Bücher grundsätzlich dem TM, das 4. Buch des MF umfasst jedoch das 4. und 5. Buch des TM. Der Inhalt des 5. Buchs des MF findet sich hingegen nicht im TM, wohl aber in den beiden Druckfassungen. Außer dem TM enthält keine der Überlieferungen die Anschreiben Trevisans oder den Abschnitt über die Superstition dela isola Spagnola.

Werfen wir noch einen Blick auf einige Fehler, die sich im Laufe der Überlieferung in den Text eingeschlichen haben:

DOND165 TM166 MF167 Libretto168 PNR169
„occidentem solem semper secutus“ (I,1 Nr. 10, S. 42) „sequendo sempre el sole occidente“ (S. 29, Fol. 2v) „seguendo sempre el sole occidente“ (S. 25, Fol. 1v) „sequente elsole occidente“ (Ca. II, Fol. A2r) „sequente isole occidente“ (IV,85, Fol. s4r)
Galanam hanc appellant.“ (I,2 Nr. 8, S. 54) „Questa isola la chiamarono Valana […]“ (S. 35, Fol. 7v) „E questa insula la chiamarono Croce.“ (S. 35, Fol. 6v) „Questa insula lachiamarono croce.“ (Ca. IX, Fol. A4r) „Questa insula lachiamarono Croce.“ (IV,92, Fol. t3v)
„Ipse […] locum ad civitatem condendam elegit […]“ (I,2 Nr. 83, S. 70) „Lo Admirante fece electione de uno loco […]“ (S. 40, Fol. 13v) „Lo Admirante fece el Cifrone, che è uno loco […]“ (S. 48f., Fol. 16r) „lO admirante prese locinfrone uno loco […]“ (Ca. XIII, Fol. B2v) „LO admirante prese Locinfrone uno loco […]“ (IV,96,Fol. v4v)
Petrus Alfonsus quidam, cognomento Nignus, […]“ (I,8 Nr. 3, S. 146) „uno Pietro Alonso, chiamato el Nigno“ (S. 54, Fol. 26r) „uno Pietro Alonso, chiamato el Nigro“ (S. 79, Fol. 35r) „uno pietro alonso chiamato el negro“ (Ca. XXVI, Fol. C4v) „uno Pietro alonso chiamato el negro“ (IV,109, Fol. z2r)
Ariesque Pinzonus, illius ex fratre nepos“ (I,9 Nr. 1, S. 156) „et Aries suo nepote“ (S. 57, Fol. 28v) „et Aries suo nepote“ (S. 87, Fol. 39v) „& aries suo fradello“ (Ca. XXIX, Fol. D2r) „& aries suo fratello“ (IV,112, Fol. z4v)

Auch hier fällt auf, dass das MF eine Zwischenstellung zwischen dem korrekteren TM und den fehlerhafteren Druckfassungen einnimmt und mit beiden Gemeinsamkeiten aufweist. Bemerkenswert ist das letzte Beispiel, da sich die Abweichung bzgl. <nepote> und <fratello> nur im Rückgriff auf den lateinischen Text erklären lässt.

Insgesamt lassen die strukturellen und inhaltlichen Unterschiede zwei Schlüsse zu: Entweder enthält das TM, das, es sei noch einmal ausdrücklich betont, nur eine Abschrift darstellt, nicht den kompletten Inhalt der Trevisan-Briefe, oder es gab in Venedig noch weitere italienische Übersetzungen der Schriften Martire d’Anghieras.

Für die letztere These spricht, dass sich Martire d’Anghiera in den Jahren 1501 und 1502 auf seiner diplomatischen Reise nach Ägypten zweimal in Venedig aufhielt.170 Nach Ansicht von Trevisan wollte Martire d’Anghiera dabei dem Dogen auch sein Werk vorstellen, Trevisan selbst hielt sogar einen Druck in Venedig für wahrscheinlich:

„El compositor de questa è lo ambassator de questi serenissimi Re che va al Soldano, el qual vien de lì cum animo de presentarla al serenissimo Principe nostro, el qual penso la farà stampar […]“.171

In diesem Zusammenhang sei noch angemerkt, dass dem venezianischen Verleger Francesco Consorti am 22. Februar 1504 ein Druckprivileg für ein Werk mit dem Titel Le Navigation facte per Spagnuoli et Portogalesi nele parte finitime a la India novamente gewährt wurde.172 Ob bzw. in welchem Zusammenhang dieses Privileg mit dem Libretto bzw. den PNR steht, die beide mit Privileg gedruckt wurden, muss allerdings weiterer Forschung vorbehalten bleiben.

5.5.3. Inhaltsangabe

Das spanische Königspaar stellt Colombo nach jahrelangem Drängen eine Flotte für eine Entdeckungsfahrt zur Verfügung, Anfang September 1492 sticht er mit einem Nao und zwei Karavellen in See. Er läuft die Kanaren an, von da an segelt er nach Westen, nach 33 Tagen auf See entdeckt er sechs Inseln, unter diesen Cuba (PNR: <zoanna>), und Hispaniola (PNR: <Spagnola>). Er folgt der Nordküste Cubas 800 milia, kehrt dann um und stößt wieder auf Hispaniola. Auf Hispaniola werden sie von den Indios freundlich aufgenommen; sie erfahren von diesen auch von den <Canibali>, den Feinden der Einwohner Hispaniolas. Colombo lässt schließlich 38 Mann der Besatzung auf Hispaniola zurück und nimmt zehn Indios mit zurück nach Spanien. Bei der Rückkehr werden er und seine Mannschaft vom spanischen Königspaar hoch geehrt, Colombo wird zum Atlantik-Admiral (PNR: <Admirante del Mare occeano>) ernannt.

Die erste Reise des Kolumbus 1492-1493 (Ausschnitt)173

Am 01. September 1493 bricht Colombo mit einer Flotte von 17 Schiffen und 1.200 Mann zu seiner zweiten Expedition auf, er passiert die Kanaren und nach weiteren 21 Tagen auf See stößt er auf die Kleinen Antillen. Als Colombo wieder nach Hispaniola kommt, stellt er fest, dass alle dort von ihm zurückgelassenen Männer getötet wurden, das von diesen erbaute Fort wurde zerstört.

Da der lokale Herrscher Guacranarillo vor Colombo ins Landesinnere flieht, schickt Colombo ihm mehrere Strafexpeditionen nach. Er lässt an der Küste die Siedlung Isabella anlegen und schließlich 12 Schiffe nach Spanien zurücksegeln. Nach kürzeren Expeditionen ins Landesinnere sticht Colombo mit drei Schiffen in See, er fährt die Südküste Cubas entlang und stößt auf Jamaica, bei Landungsversuchen kommt es dort immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Eingeborenen. In Hispaniola zurück stellt er fest, dass einige Adlige entgegen seinem Befehl nach Spanien zurückgekehrt sind; die Eingeborenen haben sich zwischenzeitlich gegen die Spanier erhoben, da sie deren Übergriffe nicht länger hinnehmen wollen. Colombo verspricht ihnen gegen eine vierteljährliche Tributzahlung Schutz; die Indios können dem allerdings nicht nachkommen. Colombos Bruder Bartolomeo bricht mit einem Trupp ins Landesinnere auf, in den Bergen südlich von Isabella stößt er auf reiche Goldvorkommen. Colombo kehrt nach Spanien zurück, Bartolomeo soll währenddessen den Goldabbau vorbereiten und den Tribut von den Indios eintreiben.

Die zweite Reise des Kolumbus 1493-1496 (Ausschnitt)174

Es treffen drei Karavellen mit Nachschub aus Spanien ein, 300 aufständische Indios werden als Gefangene nach Spanien gebracht. Im Süden der Insel wird die Festung Santo Domingo (PNR: <san Domenico>) angelegt, von dort aus stößt Bartolomeo wieder ins Landesinnere vor. Er lässt eine Reihe von Festungen anlegen und schlägt mehrere Indioaufstände nieder.

Colombo bricht am 28. Mai 1498 mit acht Schiffen zu seiner dritten Entdeckungsfahrt auf. Er läuft zuerst Madeira an, von dort schickt er fünf Schiffe nach Hispaniola, er selbst schlägt einen südlicheren Kurs ein und landet auf den Ilhas de Cabo Verde. Von dort aus überquert er den Atlantik, Ende Juli erreicht er Trinidad. Er erkundet den Golf von Paria, schließlich wendet er sich nach Norden, am 28. August 1498 erreicht er wieder Hispaniola. Dort sieht er sich mit einer Rebellion der spanischen Kolonisten unter Roldano konfrontiert und muss auch einen größeren Aufstand der Eingeborenen niederschlagen. Das spanische Königspaar, das von Colombo und seinen Gegnern widersprüchliche Nachrichten erhalten hat, entsendet einen Gouverneur zur Aufklärung der Vorfälle nach Hispaniola, dieser lässt Colombo und seinen Bruder in Ketten nach Spanien bringen. Dort angekommen werden beide wieder befreit und an den Hof gerufen.

Die dritte Reise des Kolumbus 1498-1500 (Ausschnitt)175

Alonso Niño (PNR: <Alonso Negro>) läuft mit einer Karavelle und 32 Mann Besatzung die Halbinsel Paria an und folgt der Küste in westlicher Richtung bis zur Region Curiana. Die Kontakte mit den Indios verlaufen friedlich, die Spanier tauschen erfolgreich Tand gegen Perlen ein. Niño stößt weiter nach Westen vor, Anfang November 1500 erreicht er die Region Canchiete. Er segelt noch zehn Tage weiter Richtung Westen, doch ein größeres Indio-Heer vereitelt jeglichen Versuch, an Land zu gehen. Niño kehrt daraufhin um, an der Küste von Curiana verweilen sie 20 Tage. Auf der Rückreise wehren sie erfolgreich den Angriff einer Kannibalenflotte ab, nach 16 Tagen Überfahrt erreichen sie mit einer großen Ladung Perlen Galicien.

Vicente Yañez Pinzón sticht am 18. November 1499 mit vier Karavellen von Palos aus in See. Er passiert die Kanaren und die Kapverdischen Inseln, von dort segelt er nach Südwesten, am 20. Januar 1500 kommt Land in Sicht. Die Kontaktaufnahme mit den Indios misslingt, bei einem Handgemenge werden mehrere Spanier getötet. Pinzón segelt die Küste entlang nach Norden und entdeckt die Amazonasmündung. Er folgt dem Küstenverlauf bis nach Paria, wo die Schiffe mit Brasilholz beladen werden. Von dort aus segelt er nach Hispaniola, wo er am 23. Juni 1500 eintrifft. Als er die Fahrt Richtung Norden fortsetzt, gerät die Flotte in einen schweren Sturm. Zwei Schiffe gehen verloren, die verbliebenen beiden Schiffe erreichen im September 1500 Spanien. Laut dem Verfasser des Berichts haben nach Pinzón noch andere diese neu entdeckten südlichen Gebiete erkundet; angesichts deren Ausdehnung sind alle davon überzeugt, dass es sich dabei um Festland handelt.

Die Brasilienfahrt des Vicente Yáñez Pinzón 1499-1500 (Ausschnitt)176

5.6. Die Fahrt Vespuccis (PNR V,114-124)

Dieser Bericht geht auf einen Brief Amerigo Vespuccis an Lorenzo di Pierfrancesco de' Medici zurück.

5.6.1. Amerigo Vespucci

Amerigo Vespucci wurde am 09. März 1452 oder 1454 in Florenz geboren. 1482 trat er in die Bank von Lorenzo di Pierfrancesco de' Medici ein, 1491 wurde er in die Filiale der Bank nach Sevilla entsandt. Am 10. März 1492 trat er dort einer Gesellschaft des dortigen Geschäftsführers der Bank, Giannotto Berardis, und Colombos bei, die die Ausrüstung der Schiffe für Colombos erste Entdeckungsfahrt finanzierte. Nach dem Tod Berardis übernahm Vespucci 1495 die Leitung der Bankfiliale in Sevilla, die Gesellschaft mit Colombo wurde aufgelöst. Nach dem Soderini-Brief nahm er vom 10. Mai 1497 bis zum 15. Oktober 1497 an einer ersten Fahrt nach Amerika teil. Eine zweite Fahrt führte ihn vom 18. Mai 1499 bis zum Juni 1500 unter Alonso de Ojeda und Juan de la Cosa nach Südamerika, von dieser Fahrt berichtete er Lorenzo di Pierfrancesco de' Medici in einem Brief vom 18. Juli 1500. Vom 14. Mai 1501 bis zum 07. September 1502 führte ihn eine weitere Fahrt unter Gonçalo Coelho, diesmal im Auftrag der portugiesischen Krone, an die Ostküste Südamerikas, diese Reise wird in dem in den PNR enthaltenen Bericht geschildert. Der Soderini-Brief berichtet noch von einer weiteren Reise Vespuccis im portugiesischen Auftrag vom 10. Mai 1503 bis zum 18. Juni bzw. August 1504. 1508 wurde er von der Königin Juana de Castilla zum Piloto Mayor ernannt, seine Aufgaben umfassten unter anderem die ständige Aktualisierung des Padrón real, der offiziellen Karte, auf der alle neu entdeckten Gebiete verzeichnet wurden. Er starb am 22. Februar 1512 in Sevilla.177

5.6.2. Überlieferung

Der Text stellt eine italienische Rückübersetzung des lateinischen Werks Mundus Novus dar, das wohl erstmals 1502/03 in Florenz und Paris gedruckt wurde; die erste datierte Ausgabe erschien 1504 bei Johann Otmar in Augsburg. Das Original Vespuccis, das der lateinischen Übersetzung, die auf Giovanni Giocondo zurückgeht,178 zugrunde liegt, ist nicht erhalten.179

In der Überschrift zum fünften Buch der PNR sowie in PNR V,124 wird angegeben, die italienische Fassung würde auf einer spanischen Vorlage beruhen: „DE Spagnola in lengua Ro. el iocondo interprete questa epistola ha traducta: acio che i latini intendeno quante mirande cose a la zornata se ritrovano:“.180 Es gibt hierfür jedoch keine Anhaltspunkte, so dass davon auszugehen ist, dass die Vorlage, ebenso wie die übrigen von Vespucci erhaltenen Briefe, auf Italienisch verfasst war.181 Hierfür spricht auch der entsprechende Hinweis im lateinischen Mundus Novus: „Ex italica in latinam linguam iocundus interpres hanc epistolam vertit […]“.182

Eine inhaltlich weitgehend identische Fassung dieses Briefes findet sich in dem oben erwähnten MF von Zorzi unter der Überschrift LIBRO OCTAVO DELLI ANTIPODI; diese Fassung beruft sich ebenfalls auf eine spanische Vorlage.183

Im Codice Vaglienti sind die Abschriften zweier Vespucci-Briefe vom 04. Juni 1501 und von 1502 enthalten, die wie der Mundus Novus ebenfalls an Lorenzo di Pierfrancesco de' Medici gerichtet sind und sich auf die gleiche Reise beziehen.184 Im Codice Vaglienti findet sich auch eine Abschrift des Vespucci-Briefs vom 10. September 1504 an Pier Soderini, in dem er diesem von insgesamt vier Reisen berichtet.185 Der Soderini-Brief wurde erstmals entweder von Antonio Tubini und Andrea Ghirlandi 1504 oder von Piero Pacini 1505/06 in Florenz gedruckt, bekannt wurde aber vor allem die lateinische Übersetzung,186 die unter dem Titel Quatuor Americi Vesputii Navigationes in Waldseemüllers Cosmographiae Introductio von 1507 enthalten ist.187

5.6.3. Inhaltsangabe

In einem vorangegangenen Brief hat Vespucci bereits von seiner Rückkehr aus den neu entdeckten Gebieten berichtet. Diese Gebiete können zu Recht Neue Welt genannt werden, da diese den Schriftstellern der Antike unbekannt waren; nach Ansicht der antiken Autoren sei in den südlich gelegenen Gebieten kein Leben möglich. Tatsächlich sind diese Gebiete aber reicher an Völkern und Tieren als Europa, Afrika oder Asien.

Am 14. Mai 1501 sticht die Flotte mit drei Schiffen von Lissabon in See, insgesamt ist sie 20 Monate unterwegs. Sie segeln zunächst an den Kanarischen Inseln vorbei bis zum Cap Vert, von dort aus wenden sie sich nach Südwesten. Nach schweren Stürmen sichten sie am 07. August 1501 Land. Sie folgen der Küste zunächst in östliche Richtung, an einem Kap ändert sich der Küstenverlauf dann Richtung Süden. Während der Fahrt gehen sie des Öfteren an Land und nehmen mit den Einheimischen Kontakt auf; manchmal bleiben sie mehr als zwei Wochen an einem Ort. Es gibt viele verschiedene Völker, die Menschen sind umgänglich und friedfertig; Kriegsgefangene werden allerdings von den Indios verzehrt, Vespucci hat mit eigenen Augen gesalzenes Menschenfleisch gesehen. Neben den Charakteristika der Indios beschreibt er auch mehrere Sternenkonstellationen, die er beobachtet hat und gibt die geographische Lage der neu entdeckten Gebiete im Bezug auf Lissabon an.

Vespucci erläutert, dass dies bereits seine dritte Reise war, er hatte bereits zuvor an zwei Fahrten unter spanischer Flagge teilgenommen. Er hat während dieser letzten Reise ein Reisetagebuch geführt, dies ist aber noch beim portugiesischen König in Verwahrung. Für die Zukunft plant er, ein Buch über Geographie oder Astronomie zu schreiben. Es steht bald eine vierte Reise an, zwei Schiffe wurden bereits entsprechend ausgerüstet.

Die Brasilienfahrt von Gonçalo Coelho und Amerigo Vespucci 1501 (Ausschnitt)188

Auffällig ist, dass im Gegensatz zu den Berichten über die spanischen Entdeckungen im Buch IV der PNR in dem gesamten Text keine Toponyme bzgl. der neu entdeckten Gebiete erwähnt werden; dies lässt sich interessanterweise auch in dem Brasilien-Abschnitt des Berichts zur Cabral-Fahrt feststellen (PNR II,64-66). Die Portugiesen hatten natürlich auch in diesen Gebieten die neu entdeckten Orte benannt; aus dem im Autograph erhaltenen Brief189 des Pêro Vaz de Caminha, dem Schreiber auf Cabrals Flaggschiff,190 vom 01. Mai 1500 gehen die Toponyme <Monte Pascoal>, <Tera da Vera Cruz, ilha da Vera Cruz> und <Porto Seguro> hervor,191 auch auf der Cantino-Karte von 1502 sind die beiden Toponyme <a vera cruz> und <porto seguro> sowie weitere nördlich und südlich hiervon aufgeführt.192

Angesichts des ausgeprägten Interesses Vespuccis für Geographie und seine von ihm selbst angeführten navigatorischen Fähigkeiten erscheint es doch seltsam, dass er sich diesbezüglich in absolutes Schweigen hüllt. Erklärbar scheint dies nur durch die Annahme eines ausdrücklichen Verbots seitens der portugiesischen Krone, entsprechende Informationen weiterzugeben.

5.7. Brief von Giovanni Matteo Cretico vom 27. Juni 1501 (PNR VI,125)

Der Brief wurde von Giovanni Matteo Cretico am 27. Juni 1501 in Lissabon verfasst, er ist an den Dogen gerichtet. Der Brief traf am 24. Juli 1501 in Venedig ein.193

5.7.1. Giovanni Matteo Cretico

Cretico stammte aus Camerino (Marche), er promovierte 1493 in Padua in Medizin, von 1500 bis 1502 war er Sekretär Domenico Pisanis, des venezianischen Botschafters in Spanien. Danach begleitete er den spanischen Prinzen Felipe, der den venezianischen Dogen um Creticos Dienste gebeten hatte, als Sekretär und Arzt. Er starb 1505 in Burgund.194

5.7.2. Überlieferung

Eine Kopie des Briefes findet sich in den Diarii des Girolamo Priuli,195 in dem zugehörigen Tagebucheintrag vom Juli 1501 weist er darauf hin, dass der Brief gedruckt wurde: „et fu posta in stampa questa littera“.196 Der Brief wird auch fast vollständig in einem Brief des Botschafters Domenico Pisani vom 27. Juli 1501 aus Lissabon wiedergegeben, von dem eine Abschrift in den Diarii des Marino Sanudo enthalten ist.197

Das 58-bändige Werk Sanudos, das die Zeitspanne vom 01. Januar 1496 bis zum 30. Juni 1533 umfasst,198 ist bis auf den zweiten Teil des ersten Bandes im Autograph erhalten,199 Priulis Tagebücher, die den Zeitraum vom 01. April 1494 bis zum 22. Juli 1512 abdecken,200 liegen ebenfalls als Autograph vor.201 Mit diesen beiden Tagebüchern verfügen wir über zwei zeitgenössische venezianische Vergleichstexte, die insbesondere im Hinblick auf die sprachliche Form der PNR von höchstem Interesse sind.

5.7.3. Inhaltsangabe

Der portugiesische König hat 13 Schiffe nach Indien entsandt, von denen nun sechs zurückgekehrt sind. Sie haben Afrika umrundet und sind nach 1.500 miglia in Kozhikode eingetroffen. Westlich des Kaps der guten Hoffnung haben sie zuvor bisher unbekanntes Land entdeckt. Auf der Hinfahrt haben sie vier Schiffe verloren, zwei Schiffe der Flotte wurden zu einer neuen Mine geschickt, sie gelten als verloren. In Kozhikode, wo sie zunächst freundlich empfangen werden, kommt es zu Unruhen, als die Portugiesen ein Vorrecht für den Einkauf beanspruchen. Der Faktor und 60 Portugiesen werden getötet, die Portugiesen beschießen daraufhin die Stadt. Der ortskundige Führer der Flotte, ein getaufter Jude, führt sie dann nach Kochi, wo sie zu sehr günstigen Bedingungen Gewürze kaufen können. Auf dem Rückweg kommen sie zu einer Insel, auf der der Heilige Thomas begraben liegt; der dortige Herrscher schenkt ihnen Reliquien und bietet ihnen weitere Gewürze an. Auf der Rückfahrt läuft ein Schiff auf eine Untiefe auf und muss aufgegeben werden. Am Abend des 24. Juni 1501 läuft das erste Schiff der Flotte wieder in Lissabon ein, es handelt sich um das Schiff, das vom Florentiner Kaufmann Bartolomeo Marchionni (mit-)finanziert wurde. Der portugiesische König lässt die Rückkehr feiern und bietet den Venezianern an, von nun an die Gewürze in Lissabon einzukaufen statt in der Levante; er werde auch eine weitere Flotte von 15 Schiffen für eine neue Indienfahrt ausrüsten.

5.8. Brief von Pietro Pasqualigo vom 19. Oktober 1501 (PNR VI,126)

Der Brief wurde von Pietro Pasqualigo am 19. Oktober 1501 in Lissabon verfasst, er ist an seine Brüder gerichtet.

5.8.1. Pietro Pasqualigo

Pietro Pasqualigo wurde 1472 geboren.202 Am 12. April 1501 wurde er zum venezianischen Sonderbotschafter für Portugal gewählt, Hintergrund der Entsendung war die Zusage des portugiesischen Königs, Venedig im Kampf gegen die Türken mit einer Flotte zu unterstützen.203 Am 20. August 1501 hielt er vor dem portugiesischen König in Lissabon seine offizielle Antrittsrede, in dieser Rede spricht Pasqualigo auch die Umrundung Afrikas durch die Portugiesen an:

„Omnis exterioris Libyæ ora: ab atlantico oceano: ad barbaricum usque sinum: qui erithreo iungit tuo iussu atque imperio est enavigata: […] tu rex invictissime in subteraneum usque hæmisphærium: & in antipodas promovisse imperium iure gloriari potes:“204

Der Text der Antrittsrede wurde am 22. Dezember 1501 in Venedig von Bernardino Vitali gedruckt.205 Im Frühjahr 1502 wurde Pasqualigo von Lissabon als Botschafter nach Spanien abberufen, wo er bis zum 15. Dezember 1504 blieb.206 Zurück in Venedig, erstattete er dem Senat am 10. März 1505 Bericht.207 Es schlossen sich weitere Botschafterposten bei Kaiser Maximilian und in Ungarn an, in diplomatischer Mission war er in Frankreich, England und Burgund unterwegs. 1515 wurde er zum venezianischen Botschafter für Frankreich gewählt, er verstarb noch im selben Jahr.208

5.8.2. Überlieferung

Eine Abschrift des Briefs findet sich im Trevisan Manuscript,209 ein Brief Pasqualigos vom 18. Oktober 1501 mit ähnlichem Inhalt findet sich in Marino Sanudos Diarii.210

5.8.3. Inhaltsangabe

Am 8. Oktober 1501 ist in Lissabon eine der beiden Karavellen eingelaufen, die der portugiesische König ein Jahr zuvor unter dem Kommando von Gaspar Corte Real ausgesandt hatte. Die Flotte ist in 2.000 miglia Entfernung in nordwestlicher Richtung auf Land gestoßen, sie sind der Küste 500 bis 600 miglia gefolgt, ohne dass ein Ende sichtbar wurde; man nimmt daher an, dass es sich um Festland handelt und dass es mit dem im Jahr zuvor im Süden entdeckten Land verbunden ist. Die Einheimischen sind sehr gut als Sklaven geeignet, sie haben sieben von dort mitgebracht, mit der zweiten Karavelle, deren Rückkehr in Kürze erwartet wird, werden fünfzig weitere eintreffen. In den neu entdeckten Gebieten gibt es gute Fischgründe und sehr viel Holz, das für den Schiffsbau verwendbar ist, weitere Nachrichten werden folgen, sobald die zweite Karavelle eintrifft.

Des Weiteren ist der portugiesische König dabei, eine neue Indienflotte zusammenzustellen; er möchte den Handel der Moslems mit Indien unterbinden, die Venezianer könnten dann fortan die Gewürze in Lissabon einkaufen. Pasqualigo sieht es als nahezu unmöglich an, den König noch von diesem Vorhaben abzubringen und ihn stattdessen zur Entsendung einer Flotte zur Unterstützung Venedigs gegen die Türken zu bewegen.

5.9. Brief von Giovan Francesco Affaitati vom 26. September 1502 (PNR VI,127)

Der Brief wurde am 26. September 1502 von Giovan Francesco Affaitati in Lissabon geschrieben, Adressat ist Pietro Pasqualigo, zu dieser Zeit venezianischer Botschafter in Spanien.

5.9.1. Giovan Francesco Affaitati

Giovan Francesco Affaitati wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Cremona geboren. Er leitete die Filiale des Familienunternehmens in Lissabon, das Kerngeschäft bildete dort der Handel mit Zucker aus Madeira. Affaitati war von Beginn an am Fortschritt der portugiesischen Indienfahrten interessiert und ließ 1502, nachdem er vom portugiesischen König die Erlaubnis erhalten hatte, seinen Handelsagenten Matteo da Bergamo an der zweiten Fahrt Vasco da Gamas teilnehmen. Der aus dieser Fahrt erzielte Gewinn ermutigte ihn, sich zu 1/12-Anteil an der Ausrüstung zweier Schiffe der nächsten Calicut-Flotte zu beteiligen. Affaitati unterhielt regelmäßig Schriftverkehr mit den venezianischen Botschaftern Domenico Pisani und Pietro Pasqualigo in Spanien und Portugal und informierte sie über den Fortgang der portugiesischen Indienfahrten, weiterhin sandte er über den Stammsitz des Unternehmens in Cremona sowie die Filiale in Venedig Nachrichten an den venezianischen Senat. Durch die Geschäftsentwicklung in Lissabon entwickelte sich der Kaufmann allmählich zum Bankier, aus den Zeiträumen 1508-1510 und 1511-1514 sind Kredite an das portugiesische Königshaus belegt. Sein anvisiertes Ziel, ein Handelsmonopol für die von den Portugiesen importierten Gewürze zu erhalten, konnte Affaitati zwar nicht verwirklichen, aber zumindest in Antwerpen konnte seine dortige Filiale eine Zeit lang exklusiv die von den Portugiesen angelieferten Gewürze vermarkten. Affaitati starb 1528 in Lissabon.211

5.9.2. Überlieferung

Eine Abschrift dieses Briefes ist in den Diarii des Marino Sanudo enthalten, als Abfassungsdatum ist dort am Ende des Briefes, wie auch am Kapitelende in den PNR, der 26. September 1502 angegeben; bei dem in der Kapitelüberschrift genannten 16. September 1502 handelt es sich also offenbar um einen Druckfehler.212

5.9.3. Inhaltsangabe

Ergänzend zu einem vorangegangenen Brief, in dem er die Ankunft von vier Schiffen aus Indien gemeldet hatte, präzisiert Affaitati nun die Informationen über die eingetroffenen Gewürze und deren Wert; die Ladung ist jedoch geringer als erwartet.

Die Flotte hat zuerst Kannur angelaufen, wo die Portugiesen erfahren haben, wie unglücklich Cabrals Aufenthalt in Kozhikode verlaufen ist und wie erfolgreich hingegen in Kochi. Sie segeln daraufhin nach Kochi, wo sie den von Cabral zurückgelassenen Faktor aufsuchen. Da sie jedoch kaum Bargeld, sondern nur Waren mitführen, die dort keine Nachfrage finden, können sie dort nicht handeln. Sie kehren nach Kannur zurück, wo sie ihre Waren ver- und dafür Gewürze einkaufen, sie können die Schiffe jedoch nur zur Hälfte beladen, da die mitgeführte Ware für den dortigen Markt nur schlecht geeignet ist.

Affaitati schließt daraus, dass der portugiesische König mangels Bargeld den Handel nur mit Gewalt erzwingen kann. Der König sei gerade dabei, eine neue Flotte zusammenzustellen, sieben Schiffe sind bereits in Lissabon versammelt. Fünf Schiffe hat der König selbst ausrüsten lassen, an zweien sind Kaufleute beteiligt, unter anderem Affaitati selbst zu 10%. Die Konditionen sind wie folgt: Der König rüstet die Schiffe aus, entlohnt die Matrosen und trägt die sonstigen Ausgaben, die Kaufleute stellen hingegen genügend Bargeld zur Verfügung, so dass in Indien reichlich Gewürze eingekauft werden können. Nach der Rückkehr erhalten beide Parteien jeweils die Hälfte der zurückgebrachten Gewürze und sonstigen Handelswaren. Die Kaufleute werden voraussichtlich noch die Ausrüstung von zwei oder drei weiteren Schiffen finanzieren.

5.10. Brief einiger Kaufleute aus Spanien oder Portugal an ihre Handelspartner in Florenz und Venedig (PNR VI,128)

5.10.1. Autor und Abfassungszeitpunkt

Weder der Autor des Briefes, noch der Abfassungsort oder -zeitpunkt werden im Text genannt, laut der entsprechenden Kapitelüberschrift der PNR handelt es sich um einen Brief von Kaufleuten aus Spanien oder Portugal an ihre Handelspartner in Florenz und Venedig.

Im Text wird auf eine am 15. Dezember 1503 eingelaufene Flotte Bezug genommen, hierbei muss es sich allerdings um einen Übertragungsfehler handeln, da sich die im Text geschilderten Ereignisse sowohl auf die 2. Indienfahrt von Vasco da Gama (1502/1503) als auch auf die folgende unter Afonso und Francisco de Albuquerque (1503/1504) beziehen, das erste Schiff der Flotte der Albuquerques unter António do Campo aber erst am 15. Juli 1504 wieder in Lissabon einlief.213 Der Inhalt des Briefes deckt sich zudem weitgehend mit dem eines Briefes von Giovan Francesco Affaitati vom 16. Juli 1504 an Pietro Pasqualigo, in dem Affaitati bzgl. seiner Quelle explizit auf das am Vortag eingelaufene Schiff hinweist.214

Wie aus dem Text hervorgeht, berichtete der Autor des Briefes offenbar bereits seit mehreren Jahren über die portugiesischen Indienfahrten:

„& non crediati che queste siano favole: tenete tutto percerto: perche sonno parechi anni me praticati: & sempre non scrivo punto piu de quello e: & per le cose che se ha dela india lo potete vedere de quello che sempre ve ho scripto: come reescano molto piu de quello ve ho dicto.“215

Die Nachrichten, die sich auf die Ereignisse in Kochi und auf die einzelnen Bedingungen des Friedensvertrags mit dem Herrscher von Kozhikode beziehen, weisen inhaltliche Überschneidungen mit einem Brief von Francisco de Albuquerque an den portugiesischen König vom 27. Dezember 1503 auf, von dem sich eine deutsche Übersetzung von 1504 im Nachlass des Augsburger Humanisten Konrad Peutinger befindet.216

5.10.2. Überlieferung

Eine weitere zeitgenössische Überlieferung dieses Briefes ist bisher nicht bekannt geworden.

5.10.3. Inhaltsangabe

Durch eine Flotte, die Lissabon im Mai 1502 verlassen hat und am 15. Dezember 1503 zurückgekehrt ist,217 wird der Friedensschluss zwischen dem Flottenadmiral und dem Herrscher von Kozhikode bekannt. Laut dem Friedensvertrag verpflichtet sich letzterer, den Portugiesen Reparationen für die bisher entstandenen Schäden zu leisten, Portugiesen und andere Christen sollen nicht der indischen Gerichtsbarkeit, sondern der des portugiesischen Faktoren unterstehen. Die Portugiesen genießen zudem Vorrecht beim Einkauf von Gewürzen.218

Als die Flotte, die 1503 ausgelaufen ist, in Kochi ankommt, stellen die Portugiesen fest, dass der dortige Herrscher vor einem Angriff des Herrschers von Kozhikode aus der Stadt fliehen musste, da er diesem nicht, wie gefordert, den portugiesischen Faktor ausliefern wollte. Die portugiesische Flotte schlägt die Streitkräfte aus Kozhikode zurück und bringt den Herrscher Kochis wieder auf seinen Thron, die Stadt soll fortan durch eine portugiesische Festung geschützt werden; auch in Kozhikode soll eine Festung errichtet werden.219

Die fünf Schiffe, die das Jahr zuvor dort verblieben sind, um den moslemischen Schiffsverkehr zu schädigen, haben reiche Beute gemacht, zwei Schiffe samt dem Kapitän Vicente Sodré (PNR: <el Capitaneo vincentin>) gingen jedoch bei einem Sturm verloren.220

Der portugiesische König hat die Bedingungen für die Beteiligung von Kaufleuten an den Indienfahrten geändert: Gegen eine Abgabe in Höhe von 29 % will er ihnen erlauben, eigene Schiffe nach Indien zu entsenden. Mit der Flotte ist auch ein Portugiese angekommen, der mehrere Jahre in Sofala (PNR: <zaffal>) verbracht hat und von den Reichtümern der dortigen Goldminen berichtet.

Der Verfasser des Briefes ist der Meinung, dass der portugiesische König den Indienhandel ausschließlich über die eigenen Faktoreien abwickeln lassen wird, in Kairo werden bald keine Gewürze mehr eintreffen und Lissabon wird zum neuen Umschlagplatz für Gewürze und Edelsteine werden.

Die Portugiesen haben auch den Herrscher von Kilwa unterworfen und diesen zu einem jährlichen Tribut verpflichtet.221 Da jetzt Friede mit Kozhikode herrsche, könnten die Portugiesen bald bis zu den Molukken (PNR: <Melucca>) vorstoßen, nur das von Plinius beschriebene Taprobane müsse man noch entdecken.

Europäische Handelswaren sind, im Gegensatz zu Alexandria, in Indien wenig gefragt, nach allen Quellen muss man Goldmünzen (PNR: <crutiati doro>) für den Einkauf mitführen.

5.11. Der Bericht des Inders Joseph (PNR VI,129-142)

5.11.1. Der Autor

Der Autor des Berichts ist unbekannt. Der Bericht geht auf Gespräche mit dem Inder und Thomaschristen Joseph in Venedig zurück, der in Kodungallur (PNR: <Carangonor>) zu Cabrals Flotte gestoßen war und im Juni 1501 mit dieser Lissabon erreichte. Von dort reiste er im Januar 1502 nach Rom weiter, im Juni 1502 kam er nach Venedig und hielt sich dort längere Zeit auf (PNR VI,129).

5.11.2. Überlieferung

Eine Abschrift dieses Berichtes befindet sich im Trevisan Manuscript.222

5.11.3. Inhaltsangabe

Der Bericht gibt vor allem landeskundliche Informationen über Indien.

Joseph ist etwa 40 Jahre alt, braunhäutig, von normaler Statur. Er stammt aus Kodungallur, wo Christen und Heiden (Hindus) wohnen.

Er berichtet zunächst vom Kastenwesen, von den Göttern, Tempeln und Ritualen der Heiden. Er geht auf die Witwenverbrennung ein, auf den Lebenswandel des heidnischen Herrschers, er schildert die Thronfolge, sowie Begräbnisrituale. In Kodungallur gibt es viele Christen, Joseph beschreibt ihre Häuser und den hierarchischen Aufbau der indischen Kirche. Er selbst war mit dem Bischof von Kodungallur zusammen zum Katholikos (PNR:<Catolicha>), dem Oberhaupt der Thomaschristen, gereist und von diesem zum Priester geweiht worden. Joseph erläutert die Bräuche, Riten und Feiertage der Thomaschristen, er geht auf die örtlichen Klimaverhältnisse, den Schiffsverkehr und den Schiffbau ein, auf die Währung, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Tiere.

Dann geht Joseph zur Beschreibung Kozhikodes über. Es gibt dort viele moslemische Händler, vor 80 oder 90 Jahren kamen auch Chinesen, diese seien Christen und weiß wie die Europäer. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Herrscher von Kozhikode hätten sie die Stadt mit einer großen Flotte angegriffen und zerstört, seitdem ist der Handelskontakt abgebrochen. Der Herrscher von Kozhikode heißt Baufer, er empfängt Heiden, Moslems, Juden und Christen jeweils in separaten Audienzräumen des ausladenden Palastes. Mehrere Male im Jahre werden in Kozhikode große Handelsmessen abgehalten, zu denen Kaufleute aus China, Indien und Persien anreisen. Auf die Frage, welche europäischen Länder man dort kenne, nennt Joseph Rom, Frankreich und Venedig und betont die Wertschätzung der venezianischen Münzen; Joseph zeigt Münzen aus der Regierungszeit des Dogen Steno vor, die er aus Indien mitgebracht hatte.

Joseph berichtet auch vom Reich Khambhat, das von einem moslemischen Herrscher regiert wird und von den Regionen in der Umgebung, den dortigen Bräuchen und Handelswaren; die Stadt Khambhat gelte als vornehmste Stadt Indiens. Joseph geht auch auf das Vijayanagara-Reich unter dem König Narasimha Raya II. (PNR: <Narsindo>), dessen Hauptstadt (PNR: <Besenegal>) und dessen gewaltiges Heer ein. Abschließend beschreibt er die Küste Indiens südlich und östlich von Kochi, er erwähnt eine gewaltige Kirche in Chennai/Mylapore (PNR: <Milapar>), in der der Leichnam des Heiligen Thomas bestattet sein soll. Joseph erwähnt noch die Inseln Sri Lanka (PNR: <Saylam>) und Sumatra (PNR: <Samotra>), letztere identifiziert der Verfasser des Textes mit Taprobane.


1 Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. a1v.
2 Vgl. Ankenbauer (2010).
3 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. +2r-+6r.
4 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. +6v.
5 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. D3r.
6 Vgl. Anghiera (2005), S. 258-261.
7 Archivio dello stato, ufficio del registro di Vicenza, testamenti in bombacina, 12 agosto 1495, Andromache fg Joannisfrancisci Perini.
8 Vgl. Biblioteca Civica Bertoliana, Archivio Brutto Revese, t. IX., Fol. 33; Bruzzo (1905), S. 285.
9 Vgl. Capella (1499), Fol. a1v, u5v.
10 Vgl. Nolhac (1887), S. 282-283.
11 Steuerverzeichnis, in dem die Bürger der Stadt und die jeweilige Steuerschuld, nach Verwaltungsbereichen gegliedert, verzeichnet sind.
12 Verwaltungsbereich, vergleichbar den sestieri in Venedig.
13 Biblioteca Civica Bertoliana, Archivio Torre, Estimo contribuenti 1505-[1518], busta 1525, Fol. 4r; vgl. Archivio dello stato, estimo di Vicenza, busta 2, Campion dell’Estimo 1505, Fol. 1r; vgl. Mantese (1964), S. 755.
14 Vgl. Biblioteca Civica Bertoliana, Archivio Torre, Estimo contribuenti 1519–1520, busta 1526, Fol. 7r; vgl. Mantese (1964), S. 755.
15 Vgl. Humboldt (1837), S. 79-80.
16 Vgl. Almagià (1936), S. 338-341, 346.
17 Vgl. Da Mosto (1966), S. XVI-XVII; Grieb (2007), S. 1278.
18 Vgl. Di Lenna (1924), S. 11-12.
19 Vgl. Babinger (1961), S. 275-278; Mantese (1962), S. 8.
20 Vgl. Mantese (1962), S. 9.
21 Vgl. Di Lenna (1924), S. 27.
22 Vgl. Mantese (1962), S. 13-14.
23 Vgl. Mantese (1975), S. 51.
24 Vgl. Mantese (1975), S. 52.
25 Vgl. Bernardo di Granollachs (1985), S. 13-18.
26 Vgl. Istituto Centrale per il Catalogo Unico delle biblioteche italiane e per le informazioni bibliografiche, editori, id. 3067.
27 Vgl. Mantese (1975), S. 53-54.
28 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. D3v. Eine Zusammenstellung der Titel und Kolophone aller Ausgaben findet sich im Anhang 1 zu Ankenbauer (2010), S. 313-315.
29 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1916), Fol. u3v (S. 166); Fracanzano da Montalboddo (1512), Fol. s3v; Fracanzano da Montalboddo (1519), Fol. u3v, zitiert nach Biblioteca nazionale Marciana/Archivio di Stato di Venezia (1957), S. 23.
30 Vgl. Castellani (1888), S. 133-134.
31 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1517), Fol. q8r; Fracanzano da Montalboddo (1521), Fol. q8r.
32 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. +2r; Fracanzano da Montalboddo (1517), Fol. A1v; Fracanzano da Montalboddo (1521), Fol. A1v.
33 Fracanzano da Montalboddo (1916), Fol. +1v (S. 2); Fracanzano da Montalboddo (1512), Fol. A1v.
34 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. h4r.
35 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1517) und Fracanzano da Montalboddo (1521), Fol. f1r.
36 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1916), Fol. f1v (S. 50); Fracanzano da Montalboddo (1512), Fol. e3v.
37 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. ꝶ1v-B2r.
38 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. D3r.
39 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1517) und Fracanzano da Montalboddo (1521), Fol. o6v-p6v, q8r.
40 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1916), Fol. r3v-t1r (S. 142-153), Fol. u3v (S. 166); Fracanzano da Montalboddo (1512), Fol. q1r-r2r, s3v.
41 Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. l4.
42 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. Reg.1.
43 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. h4r.
44 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. c5-c5.
45 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. i6-k4.
46 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508b), Fol. a1r, Fol. l4v.
47 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508a), Fol. B1r.
48 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508a), Fol. N6v.
49 Fracanzano da Montalboddo (1508a), Fol. aa1r.
50 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508a), Fol. E1v.
51 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508a), Fol. M1r-M8r.
52 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508a), Fol. aa2v.
53 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1508a) und Fracanzano da Montalboddo (1992).
54 Vgl. Kemp (1994), S. 279-283.
55 Vgl. Kemp (1994), S. 290, 297.
56 Vgl. Kemp (1994), S. 287.
57 Vgl. Kemp (1994), S. 294-296.
58 Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. l3.
59 Ein abschrifft eines sandtbriefes (1508), Fol. 1r.
60 Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. l3.
61 Fracanzano da Montalboddo (1508), Fol. l4.
62 Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 52b, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher, Nr. 305, Fol. 126r.
63 Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 52b, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher, Nr. 305, Fol. 21r.
64 Vgl. Fleischmann (1993), S. XXXI, S. 62, Nr. 2314, S. 301, Nr. 691.
65 Vgl. Fleischmann (1993), S. XXIV, 51, 62.
66 Vgl. Fleischmann (1993), S. 51, 62, Tafel 1.
67 Vgl. Burger (1961), S. 158, Z. 5050; vgl. Burger (1967), S. 192, Z. 3886.
68 Vgl. Burger (1961), S. 151, Z. 4806.
69 Vgl. Stadtarchiv Nürnberg, B14/I Nr. 23, Libri Litterarum, Fol. 46r-46v.
70 Vgl. Pölnitz (1937), Spalte 156, Z. 9-10.
71 Vgl. Bayerische Staatsbibliothek (2009).
72 Vgl. Stadtarchiv Nürnberg, A 1/UR 1489 April 27, Revers; Ebneth (1994), S. 234, 240.
73 Vgl. Sottili (1984), S. 33-34, 39.
74 Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 62, Ämterbüchlein Nr. 21, Fol. 9v. Bei der Zählung beginne ich jeweils mit der ersten Textseite des Ämterbüchleins, da dies der nur sporadisch vorhandenen historischen Blattnummerierung entspricht.
75 Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 62, Ämterbüchlein Nr. 22-26, jeweils Fol. 9v, Nr. 27-29, jeweils Fol. 11r.
76 Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. 62, Ämterbüchlein Nr. 30, Fol. 11v.
77 Vgl. Pirckheimer (1956), S. 534-536.
78 Vgl. Baumann (1954), S. 122-124, 127.
79 Vgl. Baumann (1954), S. 127-130.
80 Vgl. Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16), Nr. R 491.
81 Humboldt (1837), S. 87.
82 Humboldt (1837), S. 86-89.
83 Böhme (1904), S. 44.
84 Vgl. Henschel (2005), S. 136.
85 Vgl. Henschel (2005), S. 138.
86 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. a1r.
87 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. a2v.
88 Vgl. Da Mosto (1927), S. 207, Doc. 2.
89 Vgl. Da Mosto (1927), S. 174, 206-207, Doc. 1.
90 Vgl. Da Mosto (1927), S. 174-175.
91 Vgl. Da Mosto (1927), S. 187-189.
92 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. m1r.
93 Vgl. Da Mosto (1927), S. 191.
94 Vgl. Da Mosto (1927), S. 192, S. 214, Doc. 7.
95 Vgl. Da Mosto (1927), S. 195-203.
96 Vgl. Da Mosto (1927), S. 202.
97 Vgl. Da Mosto (1927), S. 204, S. 254, Doc. 57, S. 255, Doc. 58.
98 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. m1r.
99 Vgl. Da Mosto (1966), S. XXII.
100 Falchetta (2006), ID 149.
101 Vgl. Falchetta (2006), ID 568.
102 Vgl. Falchetta (2006), ID 563.
103 Vgl. Falchetta (2006), ID 561.
104 Vgl. Da Mosto (1966), S. XIV-XV.
105 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. g4r.
106 Vgl. Da Mosto (1966), S. XV-XVII.
107 Vgl. Fernandes (1997), S. 188-197.
108 Vgl. Fernandes (1997), S. 68.
109 Vgl. Fernandes (1997), S. XVII-XIX, XXVI-XXVII.
110 Tatsächlich stachen die Galeeren der Flotte vom 11. bis zum 13.08.1454 in See (vgl. Da Mosto (1927), S. 189)
111 Vgl. Da Mosto (1966), S. 270; Da Mosto (2003), S. 129.
112 Vgl. Da Mosto (1966), S. 278; Da Mosto (2003), S. 135.
113 Vgl. Da Mosto (1966), S. 283.
114 In den PNR findet sich <Mazo>, was als Mai zu übersetzen wäre. Da aber nach Da Mosto die Insel Santiago später nach dem Festtag der Heiligen Phillipus und Jacobus, also dem ersten Mai, benannt wurde, da sie an diesem Tag vor der Insel ankerten, muss es sich um einen Übertragungsfehler handeln: es ist wohl <Marzo> zu lesen (vgl. Da Mosto (1966), S. 284; Da Mosto (2003), S. 140).
115 Vgl. Da Mosto (1966), S. 289; Da Mosto (2003), S. 141. Die im Text angegebene Entfernung spricht eher für Dog Island als für die ebenfalls diskutierte James Island.
116 Vgl. Da Mosto (1966), S. 290; Da Mosto (2003), S. 143.
117 Vgl. Fernandes (1997), S. 195-197.
118 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. l1v-l2r.
119 Vgl. Da Mosto (2003), S. 143.
120 Vgl. Da Mosto (1966), S. 291-292.
121 Vgl. Vaglienti (2006), S. 131-137, 328-329.
122 Vgl. Hümmerich (1977), S. 54-56.
123 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. n3r-v.
124 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. l1v.
125 Vgl. Vespucci (2002), S. 126.
126 Vgl. Vaglienti (2006), S. 131-137, 328-329.
127 Vgl. Vaglienti (2006), S. 15-20.
128 Vgl. Dursteler (2000), S. 62.
129 Vgl. Trevisan (1993), S. 14, 23-24; Berchet (1892), S. 46.
130 Vgl. Böhme (1904), S. 18; Henschel (2005), S. 81-82.
131 Vgl. Vaglienti (2006), S. 137-141, 330.
132 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. n2r-v.
133 Vaglienti (2006), S. 137.
134 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. n2v.
135 Meyn (1984), S. 137.
136 Vgl. Berchet (1892), S. 86.
137 Trevisan (1993), S. 28.
138 Trevisan (1993), S. 34.
139 Vgl. Dursteler (2000), S. 62.
140 Vgl. Vaglienti (2006), S. 127-131, 145-150, 326, 331.
141 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. n4v.
142 Vaglienti (2006), S. 127-128, 327.
143 In den PNR ist Mittwoch, der 24. April 1500, angegeben, der Mittwoch fiel jedoch auf den 22. April 1500 (vgl. Caminha (2001), S. 20-22).
144 Vicente Yañez Pinzón hatte Brasilien bereits am 20. Januar 1500 entdeckt, Pinzóns Flotte erreichte aber erst im Juni 1500 Hispaniola und kehrte erst im September 1500 nach Spanien zurück, so dass dies beim Auslaufen von Cabrals Flotte noch nicht bekannt war (vgl. 5.5.3).
145 Einer der beiden Christen ist Joseph, auf den der Bericht in PNR VI,129-142 zurückgeht (vgl. PNR VI,129).
146 Es handelt sich um Vespuccis Expedition, von der dieser in seinem Mundus Novus berichtet, vgl. hierzu seinen Brief vom 04. Juni 1501, Vaglienti (2006), S. 117-121.
147 Vgl. Trevisan (1993), S. 28.
148 Trevisan (1993), S. 27.
149 Vgl. Trevisan (1993), S. 17.
150 Anghiera (2005), S. 70. Ich übernehme die weitere Unterteilung der Bücher in Teilabschnitte (Nr.) entsprechend der modernen Edition, da dies den Zugriff wesentlich erleichtert.
151 Vgl. Anghiera (2005), S. 9-15, 21; Almagià (1961), S. 257-258.
152 Vgl. Laurencich Minelli (1985), S. 13.
153 Anghiera (2005), S. 154. Übersetzung: Viele der Perlen […]. Als ich auf eine Einladung hin in Sevilla beim hochwürdigen Duca di Medina Sidonia zu Abend speiste, brachte man ihm in meiner Gegenwart eine von mehr als hundert Unzen, die zum Verkauf stand […].
154 Trevisan (1993), S. 57.
155 Laurencich Minelli (1985), S. 86.
156 Anghiera (2005), S. 162. Übersetzung: Du selbst hast mit mir zusammen das Tier, wenn auch nur tot, gesehen […].
157 Trevisan (1993), S. 58.
158 Laurencich Minelli (1985), S. 90.
159 Vgl. Anghiera (2005).
160 Vgl. Trevisan (1993).
161 Vgl. Laurencich Minelli (1985).
162 Vgl. Anghiera/Trevisan (1929).
163 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507).
164 Der Text des TM weist zwar einige wenige Überschneidungen mit dem sechsten Buch der ersten Dekade auf, die Unterschiede sind aber so zahlreich, dass sehr fraglich ist, ob hier wirklich von der gleichen Expedition die Rede ist (vgl. Trevisan (1993), S. 76-77).
165 Anghiera (2005).
166 Trevisan (1993).
167 Laurencich Minelli (1985).
168 Anghiera/Trevisan (1929).
169 Fracanzano da Montalboddo (1507).
170 Vgl. Trevisan (1993), S. 65.
171 Trevisan (1993), S. 28.
172 Vgl. Fulin (1882), S. 153-154.
173 Bitterli, Urs (1991), S. 62.
174 Bitterli, Urs (1991), S. 69.
175 Bitterli, Urs (1991), S. 76.
176 Bitterli, Urs (1991), S. 110.
177 Vgl. Vespucci (1993), S. 33-37; Vespucci (2002), S. 127-129.
178 Vgl. Vespucci (2002), S. 102.
179 Vgl. Vespucci (2002), S. 124.
180 Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. ꝶ1v.
181 Vgl. Henschel (2005), S. 105-111.
182 Vespucci (1504), Fol. 4v.
183 Vgl. Laurencich Minelli (1985), S. 93-108.
184 Vgl. Vaglienti (2006), S. 117-125.
185 Vgl. Vaglienti (2006), S. 181-203.
186 Vgl. Vespucci (2002), S. 125.
187 Vgl. Waldseemüller (1907), S. XLI.
188 Bitterli, Urs (1991), S. 114.
189 Vgl. Caminha (2001), S. 14.
190 Vgl. Caminha (2001), S. 131.
191 Caminha (2001), Fol. 1v (S. 50), Fol. 14r (S. 70).
192 Bini (2004), C.G.A.2, Bild 6.
193 Vgl. Fulin (1881), S. 155.
194 Vgl. Berchet (1892), S. 83-84.
195 Vgl. Priuli (1933), S. 154-155.
196 Priuli (1933), S. 154.
197 Vgl. Sanudo (1880), Sp. 99-102.
198 Vgl. Sanudo (1879-1902), Prefazione, S. 137-139.
199 Vgl. Sanudo (1879-1902), Prefazione, S. 123.
200 Vgl. Priuli (1912), S. VII-VIII.
201 Vgl. Priuli (1933), S. V.
202 Vgl. Weinstein (1960), S. 24.
203 Vgl. Weinstein (1960), S. 22.
204 Weinstein (1960), Fol. A2r (S. 37). Übersetzung: Die ganze Küste von Libya Exterior, vom Atlantischen Ozean bis hin zum Sinus Barbaricus, der hier auf das Arabische Meer trifft, wurde auf deinen Befehl hin umsegelt. […] Du, unbesiegbarer König, kannst dich zu Recht rühmen, deine Herrschaft bis zu den niederen Hemisphären und bis zu den Antipoden hin ausgedehnt zu haben (vgl. Weinstein (1960), S. 45-46).
205 Vgl. Weinstein (1960), S. 42.
206 Vgl. Weinstein (1960), S. 26-27.
207 Vgl. Berchet (1892), S. 39.
208 Vgl. Weinstein (1960), S. 27.
209 Vgl. Dursteler (2000), S. 51, 63.
210 Vgl. Sanudo (1880), Sp. 200-201.
211 Vgl. Bertelli (1960), S. 351-352; Greenlee (1938), S. 118.
212 Vgl. Sanudo (1880), Sp. 663-666.
213 Vgl. Aubin (1987), S. 47.
214 Vgl. Sanudo (1881), Sp. 55-57.
215 Vgl. Fracanzano da Montalboddo (1507), Fol. A1v-A2r.
216 Vgl. Greiff (1861), S. 139-157.
217 Tatsächlich bezieht sich der Verfasser auf das Schiff von António do Campo, das am 15. Juli 1504 in Lissabon einlief (vgl. Aubin (1987), S. 47-48). Do Campo war ursprünglich mit Vasco da Gamas Flotte im Februar oder April 1502 aufgebrochen (vgl. Hümmerich (1977), S. 71-72), hatte allerdings bei der Hinfahrt den Monsunwind verpasst und musste so zunächst, von der Flotte getrennt, in Malindi überwintern. Er segelte alleine nach Indien weiter und traf im August 1503 auf der Anjidiv Island auf das im April 1503 ausgelaufene Geschwader von Francisco de Albuquerque, dem er sich fortan anschloss. Anfang Januar 1504 wurde er vorab nach Lissabon zurückgeschickt, um vom Friedensschluss mit Kozhikode zu berichten (vgl. Aubin (1987), S. 12-14, 41).
218 Dieser Vertrag, der nur kurze Zeit Bestand hatte, wurde im Dezember 1503 von Francisco de Albuquerque mit dem Herrscher von Kozhikode abgeschlossen (vgl. Aubin (1987), S. 32).
219 Die Vorgänge in Kochi ereigneten sich im September 1503, sie betreffen die Flotte der Albuquerques (vgl. Aubin (1987), S. 4, 15-20).
220 Die beiden Schiffe von Vicente Sodré und seinem Bruder sanken Ende April, Anfang Mai 1503 bei den Khurīyā-Murīyā-Inseln (vgl. Danvers (1966), S. 94; Subrahmanyam (1997), S. 230-231).
221 Vasco da Gama hatte den Herrscher von Kilwa im Juli 1502 unterworfen (vgl. Subrahmanyam (1997), S. 201-203).
222 Vgl. Dursteler (2000), S. 51, 63-64.
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