Einführung

Arnoldus Mermannus: Theatrvm Conversionis
Sina Rauschenbach

1. Titel
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Theatrvm Conversionis Gentivm Totivs Orbis; Sive, Chronologia De Vocatione Omnivm populorum, & propagatæ per vniversum orbe[m] fidei, Christianæque religionis descriptio: Auctore F. Arnoldo Mermannio Alostano. Matth. XXVIII. Data est mihi omnis potestas in caelo, & in terra; euntes ergo docete omnes gentes. Marc. XVI. Illi autem profecti, praedicauerunt vbique, Domino cooperante & sermone confirmante sequentibus signis. Antverpiæ, Ex officina Christophori Plantini. Anno. M.D.LXXII. Antwerpen: Plantin, 1572. - Titelblatt (Holzschnitt), 192 pag. S., 8°. [opac ↗151738424]

2. Verfasser
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Arnoldus Mermannus (Arnould Meer[s]man, Arnoldus Alostanus; gest. 1578) war ein flämischer Minorit aus Alost, der in Löwen Theologie lehrte. Er verfasste vor allem kontroverstheologische Abhandlungen, in denen er gegen ‚Häretiker‘ für die Wahrheit des katholischen Glaubens eintrat. Neben dem Theatrvm Conversionis zählen zu seinen Schriften De quatuor plaustris haereticarum fabularum (1563), De rogationibus ac peregrinationibus, et hymnis et solennibus suplicationibus (1566) und Libellus de sancta Cruce eiusque religiosa adoratione et cultu (1566). Mermannus starb 1578 in Löwen an der Pest.

3. Publikation
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3.1. Erstdruck
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Erschienen in Antwerpen bei Plantin 1572.


Standorte des Erstdrucks

3.2. Weitere Ausgaben
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Antwerpen: Plantin 1573.

3.2.1. Digitale Ausgaben
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- Digitale Ausgaben des Erstdrucks

  • Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. H.eccl. 745.

- Digitale Ausgaben der Ausgabe von 1573

  • Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. H.eccl. 747.

4. Inhalt
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Mermannus‘ Theatrvm Conversionis ist eine Geschichte der christlichen Kirche von ihren Anfängen bis zum frühen Mittelalter, die darauf zielt, die Christianisierung von Juden und Heiden als sukzessiven Triumphzug des Katholizismus herauszustellen. Mermannus selbst erklärt in seiner Vorrede, dass er die Apostel und die Kirchenväter wie auf einer Bühne aufmarschieren lasse, um so ihre Missionstätigkeit und ihre Bedeutung für das Christentum zu dokumentieren (Vorrede, S. 2). Gleichzeitig geht es Mermannus darum, in Anlehnung an kosmographische Traditionen eine Tabelle („tabulam“) aufzustellen, aus der ersichtlich wird, zu welcher Zeit und unter welchen Aposteln, Herrschern etc. bestimmte Völker und Regionen zum Christentum bekehrt worden seien (Vorrede, S. 2). Insgesamt erhofft sich Mermannus von seinem Theatrvm Conversionis eine Bestätigung seiner Leser im Glauben: Wer seine Bühne geduldig betrachte, so der Autor in der Vorrede, könne nicht vom Christentum und der katholischen Kirche abfallen (Vorrede, S. 2). An den Text des Theatrvm Conversionis angeschlossen ist ein Fulgentio von Bragança gewidmeter Anhang („Colophon Atque Appendix Ad Illust. Dominum D. Fulgentium de Bragantia etc.“), in welchem dem Siegeszug des Christentums die Geschichte der Häresien als Erfolg des Antichristen gegenübergestellt wird (S. 165). Dieser Anhang ist insofern aufschlussreich, als er sich auch gegen die französischen Hugenotten und die niederländischen Geusen richtet, die Mermannus als die Häretiker seiner eigenen Zeit identifiziert und besonders als Bilderstürmer, Gottesmörder und Liturgieschänder („Iconomachi, & theomachi, ac misoliturgi“, S. 177) angreift. Nach dem Anhang folgen eine Anrede „an den reinen [wörtl.: weiß gekleideten] Leser der triumphierenden katholischen Kirche“ („Ad Lectorem Ecclesiae Catholicae Triumphantis Candidatum“, S. 193) und ein als Liste aller konvertierten Völker betitelter Index („S. Piscatoris Petri Sagena, sive, Catalogus Totius orbis populorum Christo olim, Christinan[a]eq[ue] fidei rite nuncupatorum, inde ab ipsa nascentis Ecclesiae Cathol. infantia prima, usq[ue] ad mundi huius decrepiti herniosiq[ue] extremum delirium“, S. 194). Mermannus‘ Buch schließt mit einer weiteren Rede über die triumphalen Erfolge des Christentums („Altera Lucana ΠΑΡΑΙΝΕΣΙΣ de Fastis Triumphalibus Evangelii“, unpag. [S. 201]).

5. Kontext und Klassifizierung
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Mermannus‘ Theatrvm Conversionis stellt den ersten bekannten Versuch eines katholischen Autors dar, die altkirchliche und mittelalterliche Missionsgeschichte zusammenfassend zu beschreiben. Dabei ging es Mermannus vor allem darum, auf die protestantische Deutung der Kirchengeschichte in den Magdeburger Centurien (1559-1574) mit einem gegenreformatorischen Entwurf zu erwidern. In diesem Entwurf wird die universale Ausbreitung des Christentums als Ausbreitung des Katholizismus und als Zeichen für die Wahrheit und Kontinuität der katholischen Kirche gedeutet (Frohnes, S. XVI-XVIII; für ähnliche Deutungen mit Blick auf die Missionierung der Neuen Welt siehe Holzem, S. 565-566). Wie aus dem Anhang hervorgeht, steht Mermannus‘ Werk aber vor allem im Zusammenhang der Französischen Religionskriege (1562-1598) und des Aufstands der Niederlande gegen die Spanier (1568-1648), den der Pater in Löwen selbst miterlebte. Bereits in den 1560er Jahren war es in den Niederlanden zu Bilderstürmen gekommen, die besonders im Süden ungekannte Ausmaße angenommen hatten und wahrscheinlich dazu beitrugen, dass Mermannus dem Ikonoklasmus in seinem Anhang über die Häretiker eine so prominente Position einräumt. Im April 1572, einige Monate bevor Mermannus‘ Theatrvm Conversionis erschien, nahmen die niederländischen Aufständischen, die sich selbst als Geusen (von frz. „gueux“) bezeichneten, mit Brielle ihre erste Stadt ein. In Frankreich, das bereits in den 1520er Jahren von Gewaltakten reformierter Bilderstürmer erschüttert worden war, war 1570 der dritte Religionskrieg mit dem Edikt von St. Germain und wichtigen Konzessionen an die Hugenotten zu Ende gegangen. Für 1572 wurde zur Versöhnung beider Religionsparteien die Hochzeit Heinrichs von Navarra (1553-1610) mit Margarete von Valois (1553-1615) geplant. Doch die Spannungen eskalierten, und genau in dem Monat, in dem Mermannus den Anhang seines Theatrvm Conversionis unterzeichnete, mündete die Hochzeit nicht in Frieden, sondern in die Bartholomäusnacht und den vierten Religionskrieg (1572-1574).

6. Rezeption
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Frohnes zufolge wurde Mermannus‘ Theatrvm Conversionis nicht nur 1614 im ersten Band von Johannes Gualterius‘ (Pseudonym für Jan Gruter; 1560-1627) Chronicon Chronicorum Ecclesiastico nachgedruckt, sondern auch von protestantischen Missionsgeschichtsschreibern wie z.B. Johann Albert Fabricius (1668-1736) oder Christian Gottlieb Blumhardt (1797-1838) für ihre Darstellungen herangezogen (Frohnes, S. XVI-XVII, Anm. 19). Entsprechend kann man davon ausgehen, dass das Buch mehr Einfluss hatte, als seine geringe Bekanntheit heutzutage vermuten lassen könnte. Über weitere Details zur Rezeption liegen aber bisher keine Informationen vor.

7. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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